Als Unternehmer auf den Balearen [1 ed.] 9783896442772, 9783896732774

Das Buch »Als Unternehmer auf den Balearen« unterstützt alle Unternehmer und Existenzgründer bei ihrer Entscheidung, auf

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Als Unternehmer auf den Balearen [1 ed.]
 9783896442772, 9783896732774

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Fritz-René Grabau Stefan Roggenthin Irina Hundt

Als Unternehmer auf den Balearen

Verlag Wissenschaft & Praxis

Fritz-René Grabau Stefan Roggenthin Irina Hundt

Als Unternehmer auf den Balearen

Verlag Wissenschaft & Praxis

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 3-89673-277-3

© Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2006 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. 07045/930093 Fax 07045/930094

Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany

5

Vorwort Auswanderung ist hierzulande inzwischen ein Thema, das viele bewegt und auf Internetseiten heftig diskutiert wird. Die Frage lautet nur wohin? Für immer mehr Bundesbürger steht die Antwort inzwischen fest: Spanien. Denn Deutschland hat mit 5,2 Millionen Arbeitslosen einen neuen Nachkriegsrekord erreicht. Dagegen vermeldet Spanien robuste Wachstumsraten, die Binnennachfrage will nicht abebben, überall drehen sich die Kräne. Geht der iberische Boom weiter, wird das Königreich die Bundesrepublik Deutschland, den ehemaligen Wirtschaftsmotor Europas, in sechs Jahren überrundet haben – so wie zahlreiche andere EU-Staaten ebenfalls. Was ist daher natürlicher, als dass die Deutschen auf der Suche nach dem immer seltener gewordenen Arbeitsplatz auf die Balearen kommen? Die niedrigeren Löhne, das bislang noch belächelte Kranken- und Sozialsystem – all das sieht beim näheren Hinsehen gar nicht so schlecht aus. Die Sonne allein ist jedenfalls schon längst nicht mehr der einzige Grund, auf die Balearen zu ziehen. Sogar die Bundesagentur für Arbeit vermittelt inzwischen dorthin. Höchste Zeit also einzusehen, dass der Wohlstand in Europa nicht vom Norden gepachtet ist. Möglicherweise liegt in der Konkurrenz der Standorte sogar der Schlüssel und der Zwang, die in Deutschland überfälligen Reformen endlich anzupacken. Bei den Recherchen für dieses Buch haben wir an dieser Stelle einer Vielzahl von Personen unseren Dank gegenüber auszusprechen. Ohne sie wären uns viele Einzelheiten sicherlich verschlossen geblieben. Selbstverständlich können wir hier nicht alle nennen, sondern verweisen lieber auf das Gesprächsverzeichnis am Ende des Buches. Hervorheben möchten wir dennoch Frau Susanne Schumacher (Lluchmajor), Frau Rechtsanwältin Enriquetta Castello (Palma de Mallorca und Berlin) und last but non least die BWL-Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal. Berlin, Merseburg und Stendal im September 2005 Die Autoren

7

Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis..........................................................................................11 Abkürzungsverzeichnis.........................................................................................13 1 Einleitung..........................................................................................................17 2 Basisinformationen zu den Balearen.................................................................19 2.1 Geographische Einordnung der Balearen ....................................................................19 2.2 Allgemeine Wirtschaftsdaten der Balearen .................................................................21 2.2.1 Wirtschaftliche Entwicklung...................................................................................21 2.2.2 Heutige Wirtschaftsstruktur ....................................................................................22 2.2.3 Preise.......................................................................................................................24 2.2.4 Arbeitsmarkt............................................................................................................25 2.3 Gründe für die Auswanderung ....................................................................................26 2.4 Wege zur Integration auf den Balearen .......................................................................27 2.4.1 Sprachkenntnisse.....................................................................................................27 2.4.2 Geschichte und Kultur.............................................................................................28 2.4.3 Vereine und Clubs...................................................................................................30 2.4.4 Gestoria ...................................................................................................................30 2.5 Bevölkerung ................................................................................................................32 2.6 Bankwesen ..................................................................................................................35 2.7 Bildungswesen ............................................................................................................36 2.8 Homologisierung deutscher Berufsabschlüsse ............................................................39 2.8.1 Der Weg ..................................................................................................................39 2.8.2 Anerkennungskosten für ausländische Studien- und Berufsabschlüsse...................41 2.8.3 Anerkennung einzelner Klassen ..............................................................................43 2.8.4 Bezahlung der Gebühr.............................................................................................43 2.9 Interkulturelle Besonderheiten beim Geschäftemachen in Spanien ............................44 2.9.1 Unternehmenskultur ................................................................................................44 2.9.2 Verhandeln mit Behörden .......................................................................................46 2.10 Allgemeine und besondere Genehmigungen ...............................................................47 2.10.1 Aufenthaltsgenehmigung ........................................................................................47 2.10.2 Arbeitserlaubnis ......................................................................................................49 2.10.3 Gewerbeerlaubnis....................................................................................................49 2.10.4 Baugenehmigung.....................................................................................................52 2.10.5 Anzeige zur Betriebseröffnung und Arbeitsstättensicherheit ..................................52 2.10.6 Brandschutz.............................................................................................................53 2.10.7 Lärm- und Umweltschutzauflagen ..........................................................................53

8

INHALTSVERZEICHNIS

3 Der Weg zum Unternehmer ..............................................................................55 3.1 Idee als Ausgangslage .................................................................................................55 3.2 Businessplan ...............................................................................................................56 3.2.1 Inhalt .......................................................................................................................56 3.2.2 Geschäftsräume und Standortwahl ..........................................................................58 3.2.3 Finanzierung............................................................................................................60 3.2.4 Ausländische Investitionen......................................................................................64 3.2.5 Marketing ................................................................................................................64 3.3 Geschäftsübernahme und Gründung einer Niederlassung ...........................................65 3.3.1 Betriebsübernahme..................................................................................................65 3.3.2 Unternehmenskauf ..................................................................................................65 3.3.3 Niederlassung..........................................................................................................66 3.4 Wahl der Rechtsform ..................................................................................................67 3.4.1 Kriterien zur Wahl der Rechtsform .........................................................................67 3.4.2 Einzelunternehmen – Persona Física.......................................................................70 3.4.3 Personengesellschaften............................................................................................72 3.4.4 Kapitalgesellschaft ..................................................................................................74 3.4.4.1 Gesellschaft mit beschränkter Haftung – S.L. .................................................74 3.4.4.2 Die Aktiengesellschaft – S.A. .........................................................................78 3.4.4.3 Kommanditgesellschaft als Mischform ...........................................................80 3.5 Formalitäten bei der Gründung oder Inbetriebnahme eines Unternehmens.................81 3.6 Buchführungsvorschriften...........................................................................................84 3.6.1 Allgemeine Pflichten...............................................................................................84 3.6.2 Vorschriften zur Rechnungsstellung .......................................................................85

4 Analyse einzelner Branchen..............................................................................87 4.1 Fremdenverkehr ..........................................................................................................87 4.1.1 Allgemeine Daten zum Fremdenverkehr.................................................................87 4.1.2 Tourismus und Umwelt...........................................................................................91 4.1.3 Klassifizierung ........................................................................................................93 4.2 Bauwirtschaft ..............................................................................................................99 4.2.1 Allgemeine Daten zur Bauwirtschaft ......................................................................99 4.2.2 Zulassungsvoraussetzungen ..................................................................................101 4.3 Gesundheitswesen .....................................................................................................102 4.3.1 Allgemeine Daten zum Gesundheitswesen ...........................................................102 4.3.2 Zulassungsvoraussetzungen ..................................................................................103 4.4 Landwirtschaft ..........................................................................................................105 4.4.1 Allgemeine Daten zur Landwirtschaft...................................................................105 4.4.2 Zulassungsvoraussetzungen ..................................................................................107

INHALTSVERZEICHNIS

9

4.5 Franchise ...................................................................................................................108 4.5.1 Allgemeine Daten zum Franchising ......................................................................108 4.5.2 Administrative Anforderungen..............................................................................109 4.6 Industrie ....................................................................................................................110 4.7 Exkurs: Nautik als Zukunftsbranche .........................................................................112

5 Arbeits- und Sozialversicherungsrecht............................................................115 5.1 Gesetzliche Grundlagen ............................................................................................115 5.2 Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis ........................................................................116 5.2.1 Allgemeine Grundlagen ........................................................................................116 5.2.2 Arten von Arbeitsverhältnissen .............................................................................117 5.2.2.1 Ausbildungsverträge......................................................................................118 5.2.2.2 Zeitverträge ...................................................................................................119 5.2.2.3 Teilzeitverträge .............................................................................................120 5.3 Gestaltung der Arbeitsverhältnisse............................................................................120 5.3.1 Rechte und Pflichten des Arbeitgebers aus dem Arbeitsvertrag............................120 5.3.2 Probezeit ...............................................................................................................121 5.3.3 Löhne und Gehälter...............................................................................................122 5.3.4 Arbeitszeit .............................................................................................................123 5.3.5 Soziale Rechte.......................................................................................................124 5.4 Beendigung eines Arbeitsverhältnisses .....................................................................125 5.4.1 Allgemeine Gründe der Beendigung des Arbeitsverhältnisses..............................125 5.4.2 Formelle Grundlagen der Kündigung....................................................................127 5.5 Sozialversicherung ....................................................................................................130 5.6 Berufsgenossenschaft ................................................................................................133

6 Steuerrecht ......................................................................................................135 6.1 Steuerliche Pflichten .................................................................................................135 6.2 Steuerpauschalierung ................................................................................................136 6.3 Besonderheiten und Abweichungen der spanischen Besteuerung .............................139 6.4 Representante fiscal ..................................................................................................140 6.5 Doppelbesteuerungsabkommen.................................................................................140 6.6 Stellung des Selbstständigen im spanischen Steuersystem........................................141 6.7 Steuerarten ................................................................................................................142 6.7.1 Einkommensteuer..................................................................................................142 6.7.2 Körperschaftsteuer ................................................................................................145 6.7.3 Umsatzsteuer.........................................................................................................148 6.7.4 Gewerbesteuer.......................................................................................................149

10

INHALTSVERZEICHNIS

7 Unternehmerinterviews...................................................................................151 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6 7.7 7.8 7.9 7.10 7.11 7.12 7.13 7.14 7.15 7.16 7.17 7.18 7.19 7.20

Tischlereibetrieb........................................................................................................151 Rechtsanwaltskanzlei ................................................................................................153 Golfausstatter ............................................................................................................154 Nautikbranche ...........................................................................................................156 Malerbetrieb ..............................................................................................................158 Restaurantbesitzer .....................................................................................................160 Aloe Vera-Plantage ...................................................................................................163 Heilpraktiker .............................................................................................................167 Immobilienmakler .....................................................................................................171 Möbelhändler ............................................................................................................174 Betreuungsservice für Radsportgruppen ...................................................................176 Zahnarztpraxis...........................................................................................................178 Café und Kunstverkauf .............................................................................................179 Internetcafé ...............................................................................................................180 Hundewaschsalon......................................................................................................182 Alleinunterhalter .......................................................................................................183 Hundezüchter ............................................................................................................184 Lebensmitteleinzelhändler ........................................................................................185 Maler und Bildhauer .................................................................................................186 Bauträger–Altstadtsanierung .....................................................................................189

8 Abschließende Betrachtungen.........................................................................193 Literaturverzeichnis ............................................................................................195 Verzeichnis über Expertengespräche ..................................................................201

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

11

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19: Abb. 20: Abb. 21: Abb. 22: Abb. 23: Abb. 24: Abb. 25: Abb. 26: Abb. 27: Abb. 28: Abb. 29: Abb. 30: Abb. 31:

Lage der Balearen .................................................................................19 Bevölkerungsverteilung nach Inseln .....................................................20 Demographische Basisdaten .................................................................21 Verteilung der Wirtschaftssektoren.......................................................23 Importe und Exporte der Balearen ........................................................23 Personalkosten ......................................................................................25 Geschichtlicher Überblick der Balearen................................................29 Vereine und Clubs auf den Balearen.....................................................30 Bevölkerungspyramide .........................................................................32 Entwicklung der Bevölkerungsbewegung.............................................33 Ausländerverteilung auf Mallorca.........................................................34 Das spanische Schulsystem...................................................................37 Zahl der ausländischen Schüler auf den Balearen .................................38 Klassifizierung von Berufsgruppen.......................................................40 Kosten für die Homologisierung der Abschlüsse ..................................41 Vergleich der Schulklassen Deutschland – Spanien..............................42 Übersicht über vorzulegende Unterlagen ..............................................43 Vor- und Nachteile der Residencia .......................................................48 Gewerbeerlaubnis .................................................................................51 Inhalte eines Businessplanes .................................................................57 Eigen- und Fremdkapital im Vergleich .................................................60 Finanzierungsmöglichkeiten .................................................................63 Vergleich von Personen- und Kapitalgesellschaften .............................68 Betriebe nach ihrer Rechtsform.............................................................69 Gründungsschritte und Anforderungen für ein Einzelunternehmen ......71 Gründungsschritte und Anforderungen für die Comunidad de Bienes..73 Gründungsschritte und Anforderungen für die Socidad Limitada.........75 Wesentliche Gründungsformalitäten.....................................................83 Saisonale Schwankungen in der Tourismusbranche..............................88 Beweis der Saisonabhängigkeit.............................................................88 Entwicklung der Einreisenden auf dem Luftweg ..................................89

12

Abb. 32: Abb. 33: Abb. 34. Abb. 35: Abb. 36: Abb. 37: Abb. 38: Abb. 39: Abb. 40: Abb. 41: Abb. 42: Abb. 43: Abb. 44: Abb. 45: Abb. 46: Abb. 47: Abb. 48: Abb. 49: Abb. 50: Abb. 51:

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Einflussgrößen auf das Umweltbewusstsein in Hotelwesen..................92 Kategorien der gastronomischen Betriebe.............................................93 Restauranteinstufung.............................................................................96 Klassifizierung Bars oder Cafés............................................................97 Klassifizierung Cafeteria.......................................................................98 Vergleich des Wohnflächenquadratmeterpreises Spanien–Balearen.....99 Preise der Immobilien auf Mallorca....................................................100 Krankenhäuser und Kliniken...............................................................102 Landwirtschaftlicher Anbau der Balearen im Vergleich .....................107 Exportumsatz der Balearen nach Branchen.........................................110 Die wichtigsten Kennziffern nach Industriezweigen...........................111 Kündigungsschutz, Befristung, und Leiharbeit im Vergleich .............129 Höchst- und Mindestsätze der spanischen Sozialversicherung ...........131 Sozialversicherungsbeitragssätze der Arbeitnehmer und Arbeitgeber 132 Sozialversicherungsbeiträge 2005.......................................................133 Beispiel einer Berechnung zur Steuerpauschalierung .........................138 Einkunftsarten nach Art. 6 Abs.2 LIRPF ............................................143 Steuertarife Spanien (Residente).........................................................145 Körperschaftsteuersubjekte des LIS....................................................146 Abzüge bei der Körperschaftsteuer .....................................................147

13

Abkürzungsverzeichnis AAM

Associació Alemanya i Mallorquina – Deutsch-Mallorquinischer Verein

AEAT

Agencia Estatal de Administración Tributaria – Nationale spanische Steuerverwaltung

AG

Aktiengesellschaft

BGH

Bundesgerichtshof

BIP

Bruttoinlandsprodukt

BOE

Boletín Oficial del Estado – Staatliches Amtsblatt

BRD

Bundesrepublik Deutschland

CAEB

Confederación de Asociación Empresariales de Balears – Balearischer Arbeitgeberverband

CAIB

Conselleria d’Economia, Hisenda i Innovació – Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation

CC

Codigo Civil – Spanisches Zivilgesetzbuch

CE

Constitución Española – Spanische Verfassung

CIF

Código de Identificación Fiscal – Spanische Steuernummer für juristische Personen

CITTIB

Centre de Investigació i Tecnologies Turistiques de les Illes Balears

DBA

Doppelbesteuerungsabkommen

DDR

Deutsche Demokratische Republik

DL

Decreto Ley – Verordnung mit Gesetzeskraft

ET

Estatuto de los Trabajodores – Arbeitnehmerstatut

ETT

Empresa de Trabajo Temporal – Zeitarbeitsfirmen

EU

Europäische Union

EStG

Einkommensteuergesetz

EWR

Europäische Wirtschaftregion

FAZ

Frankfurter Allgemeine Zeitung

FENACO

Federación Española de Asociaciones Profesionales de Naturópatas – Spanischer Verband für Naturopatas

14

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

GESA

Gas y Electricidad S.A. – Stromversorger der Balearen

GG

Grundgesetz

GmbH

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GOB

Grup Balear d´Ornitologia i Defensa de la Naturalesa – Balearischer Naturschutzverband

GuV

Gewinn- und Verlustrechnung

IAE

Impuesto sobre Actividades Económicas – Gewerbesteuer

IBAE

Institut Balear d’Estadística – Statistisches Amt der Balearen

IFOC

Institut de Formació y la Ocupación de Calvià – Städtisches Institut für Berufsausbildung und Arbeit Calviá

IMES

Immigration, Integration, Emigration, Suisse

IMFOF

Institut Municipal de Formació – Städtisches Institut für Berufsausbildung und Arbeit

INE

Instituto Nacional de Estadistica – Spanisches Statistikamt

INEM

Instituto Nacional de Empleo – Nationales Anstalt für Arbeit

INSHT

Instituto Nacional de Seguridad e Higiene en el Trabajo – Staatliches Institut für Sicherheit und Hygiene

INSS

Instituto Nacional de la Seguridad Social – Sozialversicherungsanstalt

ISBA

Societat de Garantia Reciproca – Balearische Bürgschaftsbank

KMU

Kleine und Mittelständische Unternehmen

LCC

Ley de Convenios Colectivos – Tarifvertragsgesetz

LGSS

Ley General de Seguridad Social – Sozialversicherungsgesetz

LIAE

Impuesto sobre Actividades Económicas – Gewerbesteuergesetz

LIS

Impuesto sobre sociedades – Körperschaftsteuergesetz

LIRPF

Ley del Impuesto sobre la Renta de las Personas Fisicas – Einkommensteuergesetz

LIRNR

Ley del impuesto sobre la Renta de los No Residentes

LISOS

Ley sobre Infracciones y Sanciones de Orden Social – Gesetz über Verstöße und Sanktionen in der Sozialordnung

LIVA

Impuesto de Valor Añadido – Umsatzsteuer

LNF

Landwirtschaftliche Nutzfläche

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

15

LOPJ

Ley Orgánica del Poder Judicial – Gerichtsverfassungsgesetz

LOTC

Ley Orgánica del Tribunal Constitucional – Verfassungsgerichtsgesetz

LPL

Ley de Procedimiento Laboral – Arbeitsgerichtsgesetz

LSA

Ley de Sociedades Anónimas – Gesetz der Aktiengesellschaften

LSRL

Ley de Sociedades de Responsabilidad Limitada – Spanisches GmbHGesetz

MAPA

Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación – Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung

NIE

Numero de Identificación de Extranjeros – Steuernummer

NIF

Numero de Identificación Fiscal – spanische Steuernummer für Residenten

PYME

Pequeñas y Medianas Empresas – kleinere und mittlere Unternehmen

RD

Real Decreto – Königliche Verordnung

RETA

Régimen Especial de Trabajodores Autónomos – Spezialregelung für Selbstständige

SA

Sociedad Anonima – Aktiengesellschaft

SCom

Sociedad Comanditaria – Kommanditgesellschaft

SL

Sociedad Limidada – Gesellschaft mit beschränkter Haftung

SOIB

Servei d’ Ocupació de les Illes Balears – Ministerium für Arbeit und Ausbildung

SRL

Sociedad de Responsabilidad Limidada – Gesellschaft mit beschränkter Haftung

SLNE

Sociedad Limitada Nueva Empresa – Gesellschaft mit beschränkter Haftung für neue Unternehmen

S.C.

Sociedad de Responsabilidad Colectiva – Offene Handelsgesellschaft

ScomA

Sociedad Comanditaria por Acciones – Kommanditgesellschaft auf Aktien

UIB

Universitat de les Illes Balears – Universität der Balearen

UKV

Union Krankenversicherungs AG

USP

Unique Selling Proposition – Alleinstellungsmerkmal

WHO

World Health Organisation – Weltgesundheitsorganisation

17

1 Einleitung Die Baleareninsel Mallorca ist möglicherweise die weltweit bekannteste Insel im westlichen Mittelmeer. In vielen Sprachen wurde schon von den Stränden Cala Ratjada oder Cala Figuera geschwärmt. Unzählige haben ihren Blick über die Küste von Sant Elm schweifen lassen, um von dort die Insel Sa Dragonera zu bewundern. Hierbei fiel manch einem vielleicht auch eine Geschäftsidee ein, mit der er sich in dieser zweifelsohne wunderschönen Region niederlassen könnte. Warum nicht wirklich dort arbeiten, wo andere Urlaub machen? Doch für einen angehenden Unternehmer reicht es einfach nicht aus, entspannt und angeregt durch einen herrlichen Sonnenuntergang über Sa Dragonera von einer Karriere im sonnigen Süden zu träumen. Sicher ist eine hohe Eigenmotivation unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg, ist sie doch Triebfeder im nicht immer so entspannten und romantischen Unternehmeralltag. Zuerst muss sich der angehende Selbstständige von seinem Freizeitgedanken lösen und durch unternehmerische Qualitäten überzeugen. Qualität zeigt sich bereits in der Vorbereitung der wirtschaftlichen Tätigkeit, vor allem in einer gut durchdachten Geschäftsidee, Kenntnisse der wirtschaftlichen Besonderheiten der Region, in der man sich niederlassen möchte und nicht zuletzt die Fähigkeit zur Integration. Auch die Balearen sind schließlich Ausland mit eigenen Sitten, Gebräuchen, einer eigenen Bürokratie und vor allem einer eigenen Sprache. Nicht von ungefähr sind neun von zehn Existenzgründern nach spätestens einem Jahr nicht mehr auf der Insel. Wer aus den Fehlern anderer lernen und sich über wesentliche Aspekte der Unternehmensgründung oder einer Unternehmensnachfolge informieren möchte, findet in diesem Buch nützliche Hinweise und Tipps. Die getroffenen Aussagen und Feststellungen beziehen sich auf die gesamte Inselgruppe der Balearen. Durch die Größe sowie die kulturelle, gesellschaftliche und insbesondere wirtschaftliche Bedeutung liegt der Schwerpunkt der Betrachtungen jedoch auf Mallorca. Die Aussagen sind trotz allem für die gesamten Balearen und zum größten Teil auch für Spanien gültig.

19

2

Basisinformationen zu den Balearen

2.1

Geographische Einordnung der Balearen

Die Balearen bilden eine von vier Inselgruppen im westlichen Mittelmeer und sind als eine von 17 autonomen Regionen Spaniens seit 1983 unabhängig. Neben der größten und bekanntesten Insel Mallorca gehören zusätzlich Menorca, Ibiza und Formentera zu den Balearen.

Abb. 1: Lage der Balearen1 Die Inselgruppe und speziell Mallorca ist vor allem ein Sommerurlaubsziel mit vielen Stränden, mildem Klima und schöner Landschaft. Neben den guten klimatischen Bedingungen bietet die Inselgruppe aber auch Kulturelles. Hierzu zählen z. B. das Zentrum Palmas oder die als UNESCO Weltkulturerbe deklarierte Altstadt von Ibiza.

1

Reisezielinfo (2004).

20

BASISINFORMATIONEN ZU DEN BALEAREN

Abb. 2: Bevölkerungsverteilung nach Inseln2 Die Gesamtfläche der Balearen beträgt ca. 5.000 km², wovon die Insel Mallorca rund zwei Drittel der Fläche ausmacht. Die Inselhauptstadt ist Palma de Mallorca. Sie bildet das wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentrum der Inselgruppe und ist mit ca. 330.000 Einwohnern auch die größte Stadt der Balearen.3 Die Abb. 2 und Abb. 3 zeigen die Bevölkerungsentwicklung der Inseln und einige interessante demographische Basisdaten, so z. B. das Verhältnis von Einwanderungs- und Auswanderungsrate.

2 3

Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 35. Vgl. Grundmann (2003), S. 8 ff.

BASISINFORMATIONEN ZU DEN BALEAREN

21

Abb. 3: Demographische Basisdaten4

2.2

Allgemeine Wirtschaftsdaten der Balearen

2.2.1

Wirtschaftliche Entwicklung

Die Agrarwirtschaft prägte bis zum Einsetzen des Tourismus die Balearen. Die Inseln waren wirtschaftlich unbedeutend und kämpften mit dem Problem der Abwanderung junger Menschen. In den 50iger Jahren änderte sich dies schlagartig und insbesondere Mallorcas Wirtschaftsstandbein wechselte vom Agrar- zum Dienstleistungssektor. Im Laufe der Zeit etablierten sich eine Reihe von Dienstleistern, wie Flug-, Bus- oder Vergnügungsunternehmen. Zeitgleich begann die Baubranche durch zahlreiche Aufträge zu boomen.5 Es wurden Hotels und Apartmenthäuser, aber auch Supermärkte, Straßen und Flughäfen auf den einzelnen Inseln ge4 5

Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 43. Vgl. Damler (2003), S. 41.

22

BASISINFORMATIONEN ZU DEN BALEAREN

baut. Dieser schnelle Wandlungsprozess zog einen bemerkenswerten Anstieg des Einkommensniveaus nach sich. Bereits in den 50iger Jahren lag das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Inselbewohner 20 Prozent über dem spanischen Durchschnitt.6 Die Balearen vollzogen also die Tertiärentwicklung ohne vorhergehende Industrialisierung. Die Wirtschaft der Balearen expandierte bis zum Jahr 2001 ohne größere Einbrüche oder Rezessionen. Hierbei profitierten sie oft von Konfliktherden, wie in der Türkei, auf dem Balkan oder in Nordafrika. Die Balearen und insbesondere Mallorca stellten für die Touristen dann vielfach den schnelleren und konfliktfreieren Weg dar. Die Expansion des Fremdenverkehrs übertrug sich generell auch auf den Lebensstandard und ließ die Insel zu einer Wohlstandsinsel reifen.7 Vergleicht man aber die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes der vergangenen drei Jahre, so ist festzustellen, dass erhebliche Defizite unter anderem im öffentlichen Sozialsystem (Gesundheit und Bildung) bestehen. Da die Balearen bisher 100 Prozent der Kosten zur Umwelterhaltung sowie der sozialen und kulturellen Infrastrukturmaßnahmen selbst zu tragen hatten, sollen sich Reiseveranstalter und Touristen in Zukunft stärker an diesen Aufwendungen beteiligen.8 Denn von all diesen Verbesserungen profitieren nicht nur die Inselbewohner, sondern auch die Touristen. Klar ist, dass ein solcher Prozess natürlich nicht ohne Konflikte abgehen wird. 2.2.2

Heutige Wirtschaftsstruktur

Auf den Balearen hängen praktisch nahezu alle ökonomischen Aktivitäten direkt oder indirekt vom Tourismus ab. Das Dienstleistungsgewerbe trägt rund 80 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung der Balearen bei und beschäftigt 75 Prozent der arbeitenden Bevölkerung. Die verschiedenen Wirtschaftssektoren verteilen sich auf den Balearen wie folgt:

6

7 8

Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Regierung der Balearen (2002), S. 16 f. Vgl. Damler (2003), S. 42. Vgl. Gilet (2001), S. 36.

23

BASISINFORMATIONEN ZU DEN BALEAREN

Verteilung der Wirtschaftsektoren Industrie 9% Bauwesen 8%

Primärsektor 1%

Dienstleistung 82%

Abb. 4: Verteilung der Wirtschaftssektoren9 Die Aufteilung der Produktionsstruktur entspricht der eines hochmodernen Wirtschaftsraumes. Unter dem Niveau liegt verständlicherweise der Industriesektor, da sich auf den Balearen der direkte Übergang von der Landwirtschaft zur Dienstleitungswirtschaft vollzogen hat. Die Wirtschaftsstruktur der Balearen zeichnet sich durch zahlreiche kleine und mittlere Firmen aus. Insgesamt gibt es rund 70.000 aktive Betriebe, was einer Quote von 80 Unternehmen pro 1000 Einwohner entspricht. Diese ist die höchste Spaniens. Von den Unternehmen exportieren lediglich 0,85 Prozent ihre Produkte ins Ausland, da die Wirtschaft vom Import bestimmt ist. Lediglich Schuhe werden in größerem Stil exportiert. Die Abb. 5 verdeutlicht dieses Verhältnis und zeigt die Entwicklung der letzten Jahre. E x p o r te u n d I m p o r te in M io . E u r o 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0

Im p o rte E x p o rte

1995

1996

1997

1998

1999

2000

Abb. 5: Importe und Exporte der Balearen10

9

10

Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Regierung der Balearen (2002), S. 18. Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Regierung der Balearen (2002), S. 26.

24

BASISINFORMATIONEN ZU DEN BALEAREN

Die Exportrate beträgt rund 13 Prozent. Weiter bestimmen Großunternehmen, wie die Hotelketten Iberostar oder RIU, Fluggesellschaften aber auch Autovermietungen wie Rent a Car durch ihren internationalen Unternehmensgeist maßgeblich die Geschicke der balearischen Wirtschaft mit.11 Seit 1993 konnten die Balearen ein stetiges Wirtschaftswachstum verzeichnen. Mit Beginn des Jahres 2001 trat jedoch eine Stagnation der wirtschaftlichen Aktivitäten ein. Insbesondere durch die fehlenden deutschen Touristen (rund ein Drittel, die auf Mallorca Urlaub machen) sanken die Einnahmen in der Tourismusbranche um acht Prozent. Da die Fremdenverkehrsbranche erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Balearen hat, waren die Aussichten für die nächsten Jahre eher pessimistisch. Es wurde auch mit einer Abnahme der Wirtschaftstätigkeit im Baugewerbe gerechnet, die sich ebenfalls negativ auf die wirtschaftliche Lage ausgewirkt hätte. Wiedererwarten sorgten aber gerade die deutschen Touristen12 im Jahr 2004 für einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung.13 Nichtsdestotrotz bleibt festzustellen, dass die wirtschaftlichen Monostrukturen auf äußere Einflüsse14 extrem anfällig reagieren. Stagnation oder Umsatzverluste können die einseitig ausgerichtete Inselwirtschaft jederzeit erneut bedrohen. Auch wird der Wettbewerb durch die Erschließung neuer Urlaubsgebiete härter.15 2.2.3

Preise

Die Preise auf den Balearen können als stabil bezeichnet werden. Begünstigt wird die Preisstabilität durch die europäische Währungsunion und die damit verbundene Einführung des Euro. Der Lebensstandard16 liegt über dem europäischen und damit auch über dem spanischen Durchschnitt. Das durchschnittlich verfügbare Familieneinkommen ist aufgrund der Einnahmen aus dem Fremdenverkehr hoch und führt zu einer sehr hohen Kaufkraft. Die Insellage zieht allerdings folgerichtig Einfuhrkosten für viele auswärtige Produkte nach sich. Als Konsequenz ergibt sich ein Preisniveau, das über dem spanischen Durchschnitt liegt. Gerade im Sommer bestimmt auch die starke Nachfrage der Touristen den Preis entscheidend mit. Der

11

12

13

14 15 16

Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Regierung der Balearen (2002), S. 20 f. Waren es im Jahr 2000 noch 3,4 Mio. deutsche Gäste, so sank die Zahl im Jahr 2002 auf 2,7 Mio.; in diesem Jahr werden wieder deutlich über 3 Mio. erwartet. Vgl. Focus (Nr.23/2004), S. 128. Vgl. Focus 23/2004, S. 126 ff. Wurde insbesondere durch den Regierungswechsel und die damit einhergehende Tourismuspolitik bestimmt. Aus Expertengespräch mit Alfonso Flamen. So bedroht auch die Einführung von All-Inclusive die Existenz einiger Gastronomiegewerbe. Vgl. Damler (2003), S. 49. Die Werte werden durch sehr reiche Bürger der Insel verfälscht. Auf den Balearen gibt es auch viele Bürger, welche deutlich unter dem Lebensstandard leben.

25

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liegt zwar über dem spanischen Durchschnitt, orientiert sich aber an den Stabilitätsrichtwerten der EU.17 2.2.4

Arbeitsmarkt

Die Balearen haben neben Madrid und den Kanarischen Inseln die höchste Beschäftigungsquote.18 Mallorca weist die niedrigste Arbeitslosenrate auf. Insgesamt zählen 464.868 Personen auf den Balearen zur erwerbsfähigen Bevölkerung.19 Im Durchschnitt werden hier regelmäßig mehr Arbeitsplätze als in Spanien geschaffen. Entsprechend der wirtschaftlichen Verteilung liegt der Schwerpunkt der Beschäftigung auf den Dienstleistungssektor. Weitere tragende Säulen sind das Baugewerbe und der Handel. Hierbei ist eine Konzentration des Arbeitsmarktes auf die Urlaubsgebiete der Küstenregionen festzustellen. Bedingt durch den engen Bezug zum Tourismus geht eine saisonale Abhängigkeit des Arbeitsmarktes einher. Die balearische Arbeitsmarktpolitik hat das Ziel einer stabilen Vollbeschäftigung, die zugleich umwelt- und sozialverträglich ist. Obwohl die Qualität und Professionalität der Unternehmen sich ständig verbessern, wird in naher Zukunft die Arbeitslosenquote ansteigen. Grund hierfür sind die überproportionale Bevölkerungsentwicklung im Vergleich zur Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die schlechten Aussichten für das Baugewerbe. Auch die Personalkosten20 steigen. Die Abb. 6 zeigt die durchschnittlichen Kosten für einen Arbeitnehmer in den Sektoren Industrie, Bauwesen und Dienstleistungen. Durchschnittliche Kosten in Euro pro Sektor

Industrie Bauwesen Dienstleistungsbereich

Gesamtkosten

1.821,13

1.657,53

1.709,07

Lohnzahlungen

1.201,49

1.059,97

1.154,75

Andere Kosten

518,44

434,70

465,44

Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung

454,74

429,80

396,13

Zuschüsse und Vergünstigungen

14,15

13,04

14,67

Abb. 6: Personalkosten21 17

18

19 20 21

Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Regierung der Balearen (2002), S. 44. Die Erwerbsquote liegt bei 58,83 Prozent (Männer: 69,87 und Frauen 48,15 Prozent). Vgl. Instituto Nacional de Estadistica (2003), S. 22 ff. Vgl. SOIB (Juli 2004). Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 51. Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 51.

26

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Die wirtschaftliche Lage auf den Balearen ist trotz allem stabil. Die Gründe hierfür sind das relativ hohe Wohlstandsniveau und die noch niedrige Arbeitslosenrate. Diese wird durch die Mobilität eines Teils der Arbeitskräfte bedingt, die auf den Balearen nur für einen begrenzten Zeitraum einer Beschäftigung nachgehen.

2.3

Gründe für die Auswanderung

Waren es früher eher Rentner, die auf die Balearen auswanderten, so sind es heute immer mehr Berufstätige und Selbstständige. Als Indiz hierfür gelten das sinkende Durchschnittsalter der eingewanderten Bevölkerung22 und die steigende Zahl der ausländischen Beschäftigten im gleichen Zeitraum. Die Hauptmotive der Auswanderung sind dennoch annähernd identisch. Die klimatischen Verhältnisse sowie die Lebensqualität gelten als die häufigsten Beweggründe einer Übersiedlung.23 Eine Umfrage unter 2.000 deutschen Unternehmern bekräftigt, dass insbesondere der Lebensqualität eine hohe Bedeutung beigemessen wird.24 Aber nicht nur die Freizeitfaktoren, sondern auch die wirtschaftliche Infrastruktur wirken motivierend. Die im Sommer fast annähernd herrschende Vollbeschäftigung und das Wirtschaftwachstum lassen die Balearen, gerade unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Deutschlands, auch ökonomisch sehr attraktiv erscheinen. Speziell Unternehmer sehen für ihren Betrieb einen Markt mit Wachstumspotential und ein attraktives Wirtschaftsumfeld. Die zunehmenden technologischen Möglichkeiten und der generelle Trend zur Globalisierung unterstützen diesen Trend. Hierbei spielen besonders die Gewährleistung der ständigen Erreichbarkeit sowie die guten und günstigen Flugmöglichkeiten nach Mitteleuropa und speziell nach Deutschland eine Rolle.25 Gerade für Deutsche lässt sich das aus Deutschland gewohnte Leben nirgendwo anders so nahtlos, unter verbesserten meteorologischen Rahmenbedingungen, fortsetzen. Bekannte Fernsehprogramme, Zeitungen oder das deutschsprachige Inselradio, aber auch die zahlreichen deutschsprachigen Gaststätten oder auf Ausländer spezialisierte Unternehmen unterstützen die Übersiedlung.26 Für ausländische Unternehmer übernehmen die Gestorias27 die bürokratischen Angelegenheiten. Die Erfahrungen zeigen, dass es sich viele Ausländer, insbesondere Deutsche oder Eng22 23 24

25 26

27

Vgl. Adel (2004), S. 15. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 12. Studie zur Untersuchung des Konsumverhaltens und der Lebenssituation deutscher Unternehmer auf Mallorca, Projektarbeit von BWL-Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal 2002. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 12. Vgl. Untersuchung vom „Manager Magazin“, warum es so viele deutsche Top-Unternehmer auf die Baleareninsel zieht, vgl. Mallorca Zeitung Nr. 166 (28/2003). Vgl. Damler (2003), S. 160.

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27

länder, auf der Insel diesbezüglich sehr einfach machen. Auch sehen nicht wenige in der Übersiedlung auf die Balearen die Lösung für ihre persönlichen Probleme und verlassen z. B. nach einer gescheiterten Ehe oder beruflichen Schwierigkeiten ihr Heimatland und kommen auf die Insel. Die Integration auf den Balearen ist jedoch nicht so einfach wie sie erscheint. Es bedarf der Beachtung einiger Besonderheiten und vor allem der Anpassung an das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Im Folgenden werden einige Wege aufgezeigt, um schneller in das hiesige Leben aufgenommen zu werden.

2.4

Wege zur Integration auf den Balearen

2.4.1

Sprachkenntnisse

Ein wesentlicher Bestandteil zur Integration ist die Kommunikationsfähigkeit in der Landessprache28. Seit der Wiedererlangung der Autonomie im Jahre 1983 ist auf den Balearen nach und nach die katalanische Sprache wieder zur Amtssprache geworden. Das Katalanisch wird seitdem in Wort und Schrift in sämtlichen Amtsstuben gesprochen.29 Im öffentlichen Leben der Balearen wird jedoch zumeist noch ein inseltypischer Dialekt, das Mallorquin, verwendet.30 So wurden in den letzten Jahren sämtliche Straßenschilder ausschließlich in Mallorquin beschriftet. Aus diesem Grund ist es schon ratsam, auf Dauer das Katalanische bzw. noch besser den inseltypischen Dialekt zu erlernen. Somit besteht die Möglichkeit, sich positiv abzuheben und sehr viel leichter von den Einheimischen akzeptiert zu werden.31 Die amtlichen Formulare werden in den Behörden jedoch zumeist im Castellano32 ausgehändigt. Auch sprechen bis auf die sehr alten Inselbewohner alle das Castellano. Das eventuell aus der Schule oder aus dem Volksschulkurs bekannte Spanisch sollte also unbedingt in den Grundzügen vor der Übersiedlung beherrscht werden. Ist der Grundstein der Sprache gelegt, so wird sich die Sprachsicherheit bei den Gesprächen kontinuierlich verbessern. Die meisten Einheimischen freuen sich über jede Unterhaltung in Spanisch und tragen gerne zur Sprachförderung bei. Sprachliche Grundkenntnisse sowie die kontinuierliche Verbesserung der spanischen Sprache sind elementar, um sich als Unternehmer auf den Balearen niederzulassen. Ansonsten können neben Verhandlungen mit den Behörden oder Banken

28 29 30 31

32

Ausführliche Informationen zur Sprache auf den Balearen in Damler (2003), S. 31 ff. Auch in öffentlichen Schulen und der Universität (UIB) wird in Katalanisch unterricht. Der Inseldialekt heißt zwar Mallorqui wird jedoch auch auf den anderen Baleareninseln gesprochen. Interview mit dem Katalanisch-Experten Hans Ingo Radatz über die Rolle der Mallorca-Deutschen im Sprachenstreit, in der Mallorca Zeitung, Nr. 196 (06/2004). Castellano ist das an deutschen Bildungseinrichtungen gelehrte Hochspanisch.

28

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auch Probleme mit den einheimischen Lieferanten auftreten. Für Unternehmer wird es durch bessere Kommunikationsfähigkeit sowohl zu den Einheimischen als auch zu den Festlandspaniern leichter, neue Kunden zu gewinnen. Lediglich 40,7 Prozent der heutigen deutschen Unternehmer auf der Insel beherrschen bei ihrer Übersiedlung Spanisch.33 Wenn sie immer noch auf der Insel wirtschaftlich aktiv sind, ist es sicher möglich, für eine gewisse Zeit ohne Sprachkenntnisse auf der Insel zu leben. Auf Dauer ist das Spanisch aber für jeden Unternehmer ein fester Bestandteil, um unternehmerisch auf den Balearen erfolgreich und gesellschaftlich integriert zu sein.34 Hinweis: Die Sprache ist ein entscheidender Punkt, um sich als anpassungsfähig zu erweisen. 2.4.2

Geschichte und Kultur

Auch die Kenntnisse der wichtigen geschichtlichen Ereignisse der Insel wirken unterstützend bei Gesprächen oder politischen Diskussionen und tragen zur gesellschaftlichen Integration bei.35 Die nachfolgende Übersicht zeigt wesentliche Eckpunkte der Geschichte der Balearen: Jahr Um 4000 v. Chr.

Ereignis Erste Höhlenbewohner auf Mallorca.

2200 – 1400 v. Chr. Seefahrer aus dem östlichen Mittelmeergebiet landen auf Mallorca. 1400 – 800 v. Chr.

Siedlungen in Megalithbauweise entstehen (Bronzezeit) und es werden Festungs- und Wohntürme gebaut.

123 v. Chr.

Der römische Feldherr Quintus Caecilius Metellus besetzt die Insel und gründet Palma (Palmeria) und Pollentia (Ruinen bei Alcúdia) was zur ersten Blütezeit auf Mallorca führt.

3. Jhd. n. Chr.

33

34

35

Christianisierung der Insel.

Vgl. Studie zur Untersuchung des Konsumverhaltens und der Lebenssituation berufstätiger Deutscher auf Mallorca, Projektarbeit von BWL-Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal 2002. Das beweist auch die Studie, wonach lediglich 3,7 Prozent der befragten Unternehmer die Sprache zum Zeitpunkt der Befragung nicht beherrschen. Vgl. Studie zur Untersuchung des Konsumverhaltens und der Lebenssituation berufstätiger Deutscher auf Mallorca, Projektarbeit von BWL-Studenten der Hochschule MagdeburgStendal 2002. 2005 hat die Gemeinde Alcúdia eine Kampagne gestartet, um Immigranten das Einleben zu erleichtern. Dazu wurde eine Broschüre aufgelegt, die auf Katalanisch, Spanisch, Englisch und Deutsch über Service und Anlaufstellen der Gemeinde informiert. Ebenso werden Geschichte und Traditionen erklärt. Vgl. Mallorca Zeitung Nr. 253 (11/2005), S. 14.

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29

534

Byzantinische Herrschaft.

798

Karl der Große schließt einen Schutzvertrag gegen spanische Angriffe (Mallorca gehört bis 903 zum Oströmischen Reich).

903 – 1012

Arabische Herrschaft – zweite Blütezeit auf Mallorca.

1076

Balearen werden unabhängiges Reich.

1229

Christliche Wiedereroberung unter König Jaume I.

1235

Ramón Llull36, berühmtester Sohn der Insel, wird geboren.

1276

Jaume II, Sohn Jaumes I, ruft die Balearen zum Königreich Mallorca aus.

1349

Beginn des Niedergangs mit Zuführung zur katalonisch-aragonesischen Krone (Judenverfolgung).

1469

Mallorca fällt an das geeinte spanische Königreich.

1492

Mit der Entdeckung Amerikas verliert Spanien das Interesse an Mallorca.

1814

Mallorca erhält eine eigene freiheitliche Verfassung.

1838 – 39

Der polnische Komponist Frédéric Chopin verbringt mit seiner Geliebten George Sand einen Winter im Kloster von Valldemossa.

1867

Der österreichische Erzherzog Ludwig Salvador (Arxiduc genannt) kommt als 20-jähriger Student zum ersten Mal nach Mallorca.37

1901

Palmas Gran Hotel wird eröffnet.

1936 – 39

Im spanischen Bürgerkrieg nutzt Franco die Balearen als Truppenstützpunkt.

1956

Bau des ersten Flughafens bei Son Bonet.

1960

Beginn des Massentourismus unter General Franco.

1983

Die Balearen werden zu einer der 17 autonomen Regionen Spaniens (Demokratie). Das katalanische Kulturerbe erlebt nach der Franco-Ära eine Renaissance.

1997

Fertigstellung des neuen Großflughafens „Son Sant Joan“.

Abb. 7: Geschichtlicher Überblick der Balearen38 36

37

Begründer der katalanischen Schriftsprache, Prediger der Toleranz zwischen den Religionen. Siehe ausführlich in Vollmer (1996). Hat dann mit Unterbrechungen vier Jahrzehnte auf der Insel verbracht. Die Mallorquiner verehren ihn als Umweltschützer, Forscher, Schriftsteller und Künstler. Vgl. Vollmer (1996).

30

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2.4.3

Vereine und Clubs

Auf den Balearen gibt es eine Menge von Vereinen und Clubs, wobei etwa die folgenden Vereinigungen speziell für Deutsche von Interesse sind: Name des Vereins / Clubs

Ziel des Vereins / Clubs

Ciudadanos Europeos Baleares

Vereinigung aller europäischen Wahlmallorquiner.

Amigos de Mallorca

Wirtschaftliche Vernetzung einzelner Unternehmen, sowie soziales und kulturelles Engagement.

AAM

Integration deutscher Bürger ins mallorquinische Leben.

AAYRE

Vereinigung zur Selbsthilfe für Ausländer. Gegenseitige Hilfe und Erleichterung der Integration.

Abb. 8: Vereine und Clubs auf den Balearen39 Das Angebot wird durch verschiedene Nautik- und Golfclubs ergänzt. Aber auch die bekannten Clubs wie der Lions- und Rotaryclub (insgesamt gibt es acht auf der Insel)40 sowie Freimaurer sind auf der Insel vertreten. Diese Vereinigungen können natürlich zur Integration beitragen. Gerade zu Beginn der unternehmerischen Tätigkeit bieten sie eine Möglichkeit, Kontakte aufzubauen. So besteht beispielsweise die Chance, spätere Kooperationspartner zu finden. Zum Start stellen sie aber in jedem Fall erst mal eine Plattform dar, um sich auf den Balearen zu orientieren. In den meisten Fällen ist der Besuch von ersten Treffen oder Schnupperkursen frei. Die Termine und aktuellen Kontaktadressen werden auf Mallorca beispielsweise wöchentlich in der Mallorca Zeitung oder dem Mallorca Magazin abgedruckt. 2.4.4

Gestoria

Die Institution Gestoria hat sich seit vielen Jahren bewährt und macht aus der äußerst schwierigen spanischen Bürokratie ein Geschäft. Ein Gestor41 kümmert sich sowohl um die persönlichen als auch geschäftlichen Probleme des Mandanten. Sein Aufgabenspektrum kann dabei sehr umfassend sein. Es reicht von einfachen Genehmigungen, zivil- und arbeitsrechtlichen Fragen, Steuerproblemen, bis hin zur Buchhaltung, Unternehmensberatung oder Firmengründung. Die Hilfe kann gegen ein 38 39

40 41

Tabelle entwickelt aus Damler (2003), S. 21 ff. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 102 ff. Mallorca Zeitung Nr.251 (9/2005), S.30. Bedeutet auf Deutsch soviel wie „Geschäfte Führender“.

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31

entsprechendes Entgelt in Anspruch genommen werden. In den meisten Fällen fungieren die Gestorias als Gemeinschaftsbüros, in denen verschiedene Spezialisten ihre Arbeit verrichten. So bieten Anwälte, Wirtschaftsberater oder mit den Behörden vertraute Personen in der Regel eine gute Lösung des jeweiligen Problems an. Selbstverständlich gibt es qualitative Unterschiede zwischen den einzelnen Gestorias und der zunehmenden Verantwortung im öffentlichen Leben misst auch der Staat eine große Bedeutung bei. Der Schutz des Berufsstandes besitzt deshalb sehr hohe Priorität. Gestoren erhalten ihre Lizenz und die Eintragung in eine Standesrolle deshalb nur, wenn sie ein vierjähriges Jura- bzw. Wirtschaftsstudium nachgewiesen haben. Hinweis: Bei der Auswahl gilt der allgemeine Grundsatz: Die größte Gestoria ist nicht immer die beste. Als weiteres Qualitätsmerkmal gilt die Eintragung in die Berufsstandskammer (Camera de Gestores), bei der die Gestoren ihre Registrierungsnummer erhalten. Hieraus ergeben sich auch rechtliche Konsequenzen, da erst mit dieser die Gestoren für schuldhafte Verletzungen ihrer Pflichten haftbar gemacht werden können.42

42

Vgl. Damler (2003), S. 188 ff sowie Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 189 f.

32

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2.5

Bevölkerung

Die Bevölkerung der Balearen steigt kontinuierlich an.43 Zu Beginn des Jahres 2004 lebten 919.668 Personen auf den Inseln.44 Insgesamt ist festzustellen, dass die Bevölkerung jünger wird, so dass die 25-35-Jährigen die größte Bevölkerungsgruppe bilden.45

Abb. 9: Bevölkerungspyramide46 Waren es vor ca. 100 Jahren noch die Inselbewohner, welche nach Lateinamerika oder Westeuropa auswanderten, so werden die Balearen heute von immer mehr Emigranten besiedelt. Die Abb. 10 verdeutlicht die Entwicklung der letzten Jahre.

43 44

45 46

Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 35. 2004 sind erstmals mehr Menschen auf das Festland gezogen (21.872), als Einwanderer von dort auf die Inseln kamen (20894). Saldo minus 978. Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 37. Vgl. Adel (2004), S. 15. Siehe hierzu auch Bevölkerungspyramide in Abb. 6. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 37.

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33

Abb. 10: Entwicklung der Bevölkerungsbewegung47 Mit dem einsetzenden Tourismus zu Beginn der sechziger Jahre und der rasanten Entwicklung kamen zunächst Arbeiter vom spanischen Festland auf die Inseln. Wenig später siedelten die ersten ausländischen Rentner und Vorruheständler auf die Balearen über. Hierbei handelte es sich anfangs vornehmlich um Briten und etwas später um Deutsche.48 Sie wurden Bestandteil der Inselgesellschaft. In den folgenden Jahren entdeckten weitere Personen verschiedenster Nationalitäten die Insel für sich. So bekam die Inselbevölkerung durch den steigenden Bedarf an Arbeitskräften sowie die Reisefreiheit der EU einen international geprägten Charakter. Zu Beginn 2004 waren 126.000 Ausländer gemeldet. Der Ausländeranteil der Bevölkerung beträgt 13,55 Prozent.49 Die Zahl wird jedoch um einiges größer sein,50 da für viele EU-Bürger seit dem 14. Februar 2003 keine Meldepflicht mehr besteht. Im Einzelnen stammen die Ausländer zu 74 Prozent aus Europa, insbesondere aus Deutschland und England. Daneben wollen sehr viele Afrikaner (12 Prozent) und in den letzten Jahren auch vermehrt Mittel- und Südamerikaner51 (11 Prozent) auf den Balearen ihre Lebenssituation verbessern. 52 Die Abb. 11 zeigt den Umfang der ausländischen Bevölkerung auf Mallorca53, die Deutschen nach den Spaniern die dominierende Bevölkerungsgruppe bilden. In 32 Gemeinden führen sie das ausländische Melderegister an. Auch die Marokkaner (12 Gemeinden) und die Briten (4) sind auf der Insel stark vertreten. 47 48

49 50 51

52 53

Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 41. Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Balearen (2002) S. 14 f. Vgl. Adel (2004), S. 15 f. Vgl. Hampp (2004), S. 15. Immigranten Afrikas stammen am häufigsten aus Nigeria und die Mittel- und Südamerikaner besonders aus Ecuador und Argentinien. Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 44. Proportional stellt Mallorca auch das Spiegelbild für die anderen Inseln der Balearen dar. Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 38.

34

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Abb. 11: Ausländerverteilung auf Mallorca54 Die steigende Zahl der ausländischen Bevölkerung55 hat natürlich auch Konsequenzen. Zum einen stieg die Zahl der Arbeitslosen.56 Zum anderen waren die Einheimischen auf diese Einwanderungswelle nicht vorbereitet.57 Sie haben daher vermehrt Angst, ihre eigene Identität zu verlieren und versuchen deshalb trotz der grundverschiedenen Lebensstile und Pluralität der Bevölkerung ihre eigenständige Identität und Kultur zu bewahren.

54 55 56

57

Mallorca Magazin Nr. 205 (15/2004), S. 15. Die Einwanderungsrate betrug 2001 34 Prozent. Durch die Stagnation der Wirtschaft werden weniger Arbeitskräfte benötigt. Wenn, dann sind heute ausländische Fachkräfte gefragt. Viele Südamerikaner oder Afrikaner kommen jedoch ohne Qualifikation. Dies trifft insbesondere auch auf die Behörden zu, denen Mangel an Weitsicht bescheinigt wird. Vgl. Adel (2004), S. 15.

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2.6

35

Bankwesen

Das Finanzierungssystem der Balearen ist in die europäischen Finanzmärkte integriert und gilt als modern.58 Da lediglich der Geldmarkt einer direkten Kontrolle der öffentlichen Hand unterliegt, er aber für Banken oder Finanzvermittler frei zugänglich ist, gibt es eine große Anzahl von Finanzdienstleistern. Die Banken auf den Balearen besitzen jeweils ein eigenes Gebührensystem. Auch gibt es grundsätzlich eine andere Geldmoral bei Bürgern und Banken. Aus diesem Grund ist eine kritischere Analyse ratsam und der Aufbau von Vertrauen gegenüber Banken und Sparkassen sollte eher vorsichtig erfolgen. Zu den Problemen zählen Fehlbuchungen oder lange Reklamationszeiten. Auch werden Konten bei geringen Überziehungen sehr schnell gesperrt und Überweisungsaufträge nicht mehr ausgeführt. Ferner soll auf das fehlende Bankgeheimnis in Spanien hingewiesen werden. Somit können Finanzämter, Gerichte oder andere staatliche Organe jederzeit in die Konten Einsicht nehmen und gegebenenfalls Abbuchungen vornehmen.59 Hinweise: Spanien besitzt jedoch keine Organisation wie die deutsche „Schufa“ (Schutzgemeinschaft zur Kreditsicherung). Die Eröffnung eines Geschäfts- oder Privatkontos ist auf den Balearen völlig unproblematisch. Bei der Kontoführung zählen die Nicht-Residenten zu den bevorzugten Kunden, da auch Devisen anderer Währungen auf das Konto eingezahlt werden können.60 Vor der Eröffnung eines Kontos empfiehlt es sich dennoch, wie bei sehr vielen Dingen auf den Balearen, die Erfahrungen von Bekannten zu nutzen. Die größten Banken sind die Banca March und die Sa Nostra mit jeweils mehr als 200 Filialen auf den Balearen.61 Generell sind alle Banken sehr modern ausgestattet62 und besitzen internationale Kundenberater. Dennoch ist es gerade für die Verhandlungen sehr wichtig, zumindest die spanische Sprache zu beherrschen. Das Castellano wird in vielen Banken als „lingua franca“ akzeptiert. Dies nicht zuletzt 58 59

60 61

62

Vgl. Bové Montero (2004), S. 15. Vgl. Damler (2003), S. 208 f. Zum 1.7.2005 gilt zudem die EUweite Zinsrichtlinie, die die grenzüberschreitende Amtshilfe auch zwischen Spanien und Deutschland erleichtert. Vgl. Damler (2003), S. 208 f. Die Deutsche Bank auf den Balearen hat nichts mit der DB zu tun, sondern ist eine spanische Bank mit Sitz in Valencia. Trotz der elektronischen Vernetzung sind die Gebühren für Auslandsüberweisungen mit 14 bis 18 Euro pro Überweisung immer noch sehr hoch. Die Sa Nostra hat durch einen Kooperationsvertrag zur deutschen Sparkasse den Preis bei Überweisungen zwischen beiden Geldinstituten auf 6 Euro senken können. Vgl. Damler (2003), S. 210 f.

36

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deshalb, weil viele Angestellte der spanischen Banken, wie bei der Banca Santander, Entsandte der Hauptfilialen des Festlandes sind oder die Firmenphilosophie das Castellano vorschreibt. Die Sa Nostra und Banca March sind die traditionellen einheimischen Banken und somit zur katalanischen Sprache verpflichtet. Sie verstehen zwar das Castellano, dennoch sind, anders als bei anderen traditionellen Banken des Festlandes, alle Schriften und Formulare in Catalan. Es gibt zwar in den meisten Banken auch einen internationalen Ansprechpartner, welcher Deutsch oder zumindest Englisch spricht. Dennoch ist es äußerst hilfreich und manchmal auch zwingend erforderlich, mit den eigenen Spanischkenntnissen bis zu diesem vorzudringen. Die Ansprechpartner für internationale Kunden geben verbindliche Aussagen zu den jeweiligen Konditionen. Viele mehrsprachige Finanzvermittler oder Unternehmensberatungen bieten außerdem gegen Gebühr für Verhandlungen ihre Dienste mit Bankern an.63

2.7

Bildungswesen

Mit dem königlichen Erlass 1268/2001 vom 29. November 2001 wurde die Übertragung der von der INEM durchgeführten Verwaltungstätigkeit im Bereich Arbeit, Beschäftigung und Ausbildung auf die Autonome Gemeinschaft der Balearen besiegelt. Bis auf kleinere Abweichungen unterscheidet sich das Bildungssystem der Balearen jedoch nicht vom Ausbildungsmodell Spaniens.64 Nach dem zum Schuljahr 1991/92 in Kraft getretenen Gesetz65 zur Regelung des Bildungssystems liegt die schulpflichtige und kostenfreie staatliche Ausbildung zwischen dem sechsten und 16. Lebensjahr. Die Höchstgrenze ist gleichzeitig das Mindestalter für den Erhalt eines Arbeitsplatzes in Spanien. Abweichend vom deutschen Bildungssystem gibt es eine kostenlose Kinderfrüherziehung, die Educación infantil. Neben der frühen Bildung der Kinder hat das den Vorteil der automatischen Zusicherung eines Schulplatzes für die erste Ausbildungsstufe. Die so genannte Educación primeria gliedert sich in drei Stufen zu jeweils zwei Jahren. Hierbei werden das Basiswissen Lesen, Rechnen und Schreiben sowie ab dem vierten Jahr die erste Fremdsprache vermittelt. Anschließend folgt die vierjährige Bildung in der Sekundarstufe I, der Educación secundaria obligatoria. Hierbei werden die naturwissenschaftlichen Fächer, ein erstes berufliches Basiswissen sowie eventuell eine Zweitsprache als Wahlfach gelehrt. Zum Abschluss dieser gesetzlich vorgeschriebenen Ausbildungszeit wird das Ausbildungs63

64 65

Mittlerweile haben auch die Deutsche Bank oder die Bausparkasse BHW die Balearen als Markt entdeckt und besitzen etliche Filialen. Vgl. Damler (2003), S. 211. Ausführliche Informationen in Hidalgo / Machado / Rodríguez (2002). LOGSE - Ley de Organica de Ordinacion General del Sistema Educativo.

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37

zeugnis, das Titulo de Graduado en Educacion secundaria verliehen. Mit diesem Titel besteht die Möglichkeit einer Berufausbildung oder der weiterführenden schulischen Ausbildung in der Oberstufe (Bachillerato66). Bei der Berufsausbildung erfolgt eine praktisch orientierte Ausbildung, die mit der Formación professional especifica de Grado medio endet. Die nachfolgende Abbildung stellt das spanische Bildungssystem graphisch dar.

Abb. 12: Das spanische Schulsystem67 Das Bachillerato, oder Batxillerat auf Katalanisch, berechtigt zur Hochschulausbildung68. Auf den Balearen bietet die inseleigene Universitat de les Illes Balears in Palma sowie die Außenstellen auf Menorca und Ibiza eine universitäre Ausbildung an. Die Sprache in den Schulen und Universitäten ist das Catalan. Nur ausgewählte Kurse sind in Castellano.69 Es gibt aber auch viele private Schulen, in 66 67 68 69

Entspricht in etwa dem deutschen Abitur. Grafik aus dem internen digitalen Archiv des Mallorca Magazins. Ausführlich in Neuhaus / Neuhaus (2002), S. 96 ff. Marek (2004), S. 55. Viele Kinder der ausländischen Unternehmer haben aufgrund der katalanischen Sprache die Prüfungen nicht bestanden.

38

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denen das Castellano als Unterrichtssprache gelehrt wird. So ist eine deutsche Auslandsschule mit Deutsch als erster Unterrichtssprache auf Mallorca allerdings erst im Aufbau.70 Bei allen privaten Schulen besteht einerseits zwar der Sprachvorteil, es sind allerdings monatliche Kosten in Höhe von mindestens 200 Euro einzuplanen. Aber auch an staatlichen Schulen, wo die Bildung kostenlos ist, müssen Kosten für Schultransport sowie für Materialien berücksichtigt werden. Zahl der ausländischen Schüler auf den Balearen 9000 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 CURSO 96/97

CURSO 97/98

CURSO 98/99 PÚBLICO

CURSO 99/00

CURSO 00/01

CURSO 01/02

TOTAL

Abb. 13: Zahl der ausländischen Schüler auf den Balearen71 Die Berufausbildung erfolgt hier nur über die Mittel- bzw. Oberstufe. Eine Ausbildung in Betrieben wie in Deutschland gibt es nicht. Viele Jugendliche steigen bereits im Alter von 16 Jahren in den Beruf ein und arbeiten z. B. in den Hotels als Servicekräfte. Aus diesem Grund gilt der Bildungsstand oft als unzureichend.72 Diejenigen, welche den Berufsabschluss oder akademischen Grad in Deutschland erworben haben, müssen die Anerkennung der Abschlüsse in Madrid beantragen. Es gibt hierbei keine automatische Bestätigung, sondern es findet jeweils eine Einzelprüfung statt.73

70 71 72 73

DS Mallorca, www.schule-mallorca.de Interne Daten aus einem Expertengespräch mit Damiá Perelló Femenia. Deutsche Handelskammer für Spanien (2002), S. 8. Ausführlichere Informationen in Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 189 f.

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2.8

Homologisierung deutscher Berufsabschlüsse

2.8.1

Der Weg

39

In Europa gibt es keinen einheitlichen Standard zur Anerkennung von beruflichen Qualifizierungen.74 Die europäische Kommission hat lediglich eine Anerkennungsrichtlinie erarbeitet, nach der diverse Bildungs- und Berufsabschlüsse miteinander verglichen und dann möglicherweise gegenseitig anerkannt werden. Es besteht zwar der Grundsatz, dass Qualifikationen und Berufserfahrungen, die in einem anderen EU Staat erworben wurden, auch in anderen Mitgliedsstaaten Anerkennung finden. Dies gilt jedoch insbesondere für Berufe ohne besondere Qualifikationen. Qualifizierte Berufe sind jedoch nur bedingt anerkannt. Die Homologisierung des Abschlusses ist grundsätzlich in Madrid75 zu beantragen. Dazu sind stets die Prüfungszeugnisse und sonstigen Befähigungsnachweise in beglaubigter Form in die spanische Sprache zu übersetzen, notariell zu beglaubigen und mit einer Apostille zu versehen. Da es keine automatische Anerkennung gibt, sondern eine so genannte Einzelfallprüfung stattfindet, muss die Bestätigung trotz gemeinschaftlicher Beschlüsse und Richtlinien der EU jeweils extra beantragt werden. Aufgrund des in der EU-Verfassung niedergelegten Prinzips der allgemeinen Niederlassungsfreiheit in der EU ist Spanien allerdings dazu verpflichtet, eine solche Anerkennung vorzunehmen. Bei der Einzelprüfung wird untersucht, ob bei dem jeweiligen Beruf die Ausbildungsinhalte variieren. Beträgt die Ausbildungsdauer z. B. in Deutschland drei Jahre, in Spanien aber vier, so kann es sein, dass für die Anerkennung zusätzliche Berufserfahrung gefordert wird.76 Bei gravierenden Unterschieden in den Ausbildungsinhalten ist eventuell ein Anpassungslehrgang oder Eignungstest zu absolvieren.77 Wenige Probleme mit der Tätigkeit haben hierbei inzwischen selbst reglementierte Berufsgruppen wie Rechtsanwälte78 und inzwischen auch Architekten.79

74

75

76

77

78 79

Auskünfte über Arbeits- und Lebensbedingungen in Spanien erteilt die Informationsstelle für Auslandstätige und Auswanderer. Adresse: Postfach 680169, 50728 Köln, Tel.: 01888358-0, Fax: 01888358-2768. Ministerio de Educacion, Cultura y Deporte Secretaria General Tecnica, Unidad de directivas de la UE Subdireccion General de Titulos, Convalidaciones y Homologaciones. Paseo del Prado 28 – 5a planta, 28014 Madrid. Dies gilt zum Beispiel bei der Ausbildung zum Krankenpfleger, der in Deutschland ein dreijähriger Ausbildungsberuf ist und in Spanien ein vierjähriges Studium. Vgl. Ministerio de Educacion, Cultura y Deporte Secretaria General Tecnica im Internet am 06.11.2004 unter www.mec.es/inf/comoinfo/indiced.htm Diplomanerkennungsrichtlinie 89/48/EWF, Abl. EG Nr. L 19, S.16. Der Beruf des Architekten und die Tätigkeit auf dem Gebiet der Architektur sind Gegenstand der Richtlinie 85/384/EWG v. 10.6.1985 Abl. L 223 v. 21.8.1985, geändert durch die Richtlinien 85/614/EWG und 90/658/ EWG. Zu beachten sind zudem die innerstaatlichen Regelungen Königlicher Erlass Nr.1081/1989 vom 28.8.1989 geändert durch Königlichen Erlass Nr.314/1996 vom 23.2.1996. Für eine Anerkennung im Rahmen der Richtlinien kommen die in Deutschland erworbenen Befähigungsnachweise in Betracht (Diplom- Ingeni-

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Die Dauer des spanischen Verwaltungsverfahrens für die Abschluss- bzw. Titelanerkennung sollte erfahrungsgemäß drei Monate nicht übersteigen, beginnend allerdings ab dem Zeitpunkt der ordnungsgemäßen Vorlage sämtlicher Unterlagen.80 Angesichts der teilweisen Überbürokratisierung in Spanien kann hier allerdings gut und gerne ein weiterer Zeitraum von bis zu sechs Monaten ins Land gehen. Die folgende Klassifizierung der Berufe stellt dar, inwiefern in den einzelnen Berufen eine Anerkennung benötigt wird oder nicht. Anerkannte Tätigkeiten

Branche Dienstleistungsgewerbe

Handelstätigkeiten

Tätigkeiten, für die eine Anerkennung benötigt wird Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Fachkräfte aus Hotelwesen

Handwerkliche Bauwesen/ Handwerk Tätigkeiten

Architekten Ingenieure Facharbeiter aus den Bereichen Auto, Elektro, Elektrotechnik und Bau

Gesundheitswesen

Ärzte Krankenschwestern Hebammen Apotheker Psychologen

Bildung / Erziehung/ Wissenschaft

Lehrer

Landwirtschaft

Fachkräfte und -arbeiter der Landwirtschaft

Abb. 14: Klassifizierung von Berufsgruppen

80

eur, Diplom- Ingenieur FH). Wurde das Diplom in einem Drittstaat erworben, ist die Anerkennung fakultativ und fällt in die Zuständigkeit jedes Mitgliedstaates. Aus Expertengespräch mit Frau Sabine Friedel, Botschaft von Spanien (Bildungsabteilung).

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2.8.2

Anerkennungskosten für ausländische Studien- und Berufsabschlüsse

Seit 1. Januar 2003 wird für die Anerkennung von ausländischen Studien- und Berufsabschlüssen gemäß Artikel 24 Ley de Medidas Fiscales, Administrativas y del Orden Social eine Gebühr erhoben.81 Sie muss bei der Antragstellung auf die Anerkennung von ausländischen Universitäts- und nicht universitären Abschlüssen entrichtet werden. Universitätsabschlüsse a) Antrag auf Anerkennung eines Doktortitels: b) Antrag auf Gleichstellung mit dem spanischen Universitätsabschluss Licenciado, Ingeniero oder Arquitecto: c) Antrag auf Gleichstellung mit dem spanischen Universitätsabschluss Diplomado, Ingeniero Técnico oder Arquitecto Técnico:

120,36 Euros 81,60 Euros 40,80 Euros

Nicht-Universitätsabschlüsse d) Antrag auf Gleichstellung mit dem spanischen Abschluss Título Supe81,60 Euros rior de Música, Danza o Arte Dramático: e) Antrag auf Gleichstellung mit dem spanischen Abschluss Bachiller, Técnico Superior de Formación Profesional, Técnico Superior de Ar40,80 Euros tes Plásticas y Diseño, Técnico Deportivo Superior, o Título Profesional de Música o Danza: f) Antrag auf Gleichstellung mit dem spanischen Abschluss Técnico de Formación Profesional, Técnico de Artes Plásticas y Diseño, o Técnico 40,80 Euros Deportivo: g) Antrag auf Gleichstellung mit dem spanischen Abschluss Conservación y Restauración de Bienes Culturales:

40,80 Euros

h) Antrag auf Gleichstellung mit dem spanischen Certificado de Aptitud de las Escuelas Oficiales de Idiomas:

40,80 Euros

i) Antrag auf Gleichstellung mit einzelnen Kursen oder Modulen der spa20,40 Euros nischen, nicht-universitären Ausbildung:

Abb. 15: Kosten für die Homologisierung der Abschlüsse

81

Beträge nach Art. 62 des Gesetzes 61/2003 vom 30. Dezember zu den Allgemeinen Staatsbudgets für 2004.

42

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Der Nachweis der Begleichung der Gebühr ist für die Bearbeitung des Antrags unabdingbar. Für den Fall, dass die Bezahlung nicht in der entsprechenden Höhe erfolgte oder nicht ausreichend nachgewiesen werden kann, muss dies gemäß Artikel 71 der Ley 30/1992 de Régimen Jurídico de las Administraciones Públicas y del Procedimiento Administrativo Común vom 26. November 1992 nachgeholt werden. Hinweis: Der Antrag gilt als nicht gestellt, wenn die Gebühr nicht beglichen ist. Für die Anerkennung deutscher Schulabschlüsse oder der neunten Klasse gibt es folgende spanische Entsprechungen:

Deutsches Schulsystem – Spanisches Schulsystem 9. Klasse Hauptschule/Realschule oder 9. Klasse Gesamtschule oder 9. Klasse Gymnasium (Tercero de Educación Secundaria Obligatoria) 10. Klasse Hauptschule/Realschule oder 10. Klasse Gesamtschule oder 10. Klasse Gymnasium (Cuarto de Educación Secundaria Obligatoria y homologación al título de Graduado/a en Educación Secundaria) 11. und / oder 12. Klasse Gymnasium, Fachoberschule oder Gesamtschule Fachabitur (Primero de Bachillerato) 12. oder 13. Klasse Gesamtschule (Zweig: Gymnasium) oder Gymnasium mit Abitur (Segundo de Bachillerato y homologación al título de Bachiller)

Abb. 16: Vergleich der Schulklassen Deutschland – Spanien Hierzu sind die in der Abb. 17 aufgelisteten Unterlagen vorzulegen.

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Antragsformular



Beglaubigte Fotokopie folgender Dokumente:

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o Personalausweis, D.N.I. oder Pass. o Abschlusszeugnis mit der beglaubigten Übersetzung ins Spanische. o Für die Anerkennung des Abiturs oder des Fachabiturs beglaubigte Kopien der Zeugnisse der Klassen 10, 11, 12 und 13 (wenn sie nicht im Abschlusszeugnis enthalten sind) mit der beeidigten Übersetzung ins Spanische. Für die Anerkennung des Abiturs oder des Fachabiturs ist mit einem Bankbeleg nachzuweisen, dass die Gebühr bezahlt wurde. (Die Anerkennung der Abschlüsse, die dem Graduado/a en educacíon secundaria entsprechen, sind kostenfrei.) •

Volante für die bedingte Einschreibung in einer Schule, Universität oder für die Anmeldung zu offiziellen Prüfungen.

Abb. 17: Übersicht über vorzulegende Unterlagen82 2.8.3

Anerkennung einzelner Klassen

Wenn die eigenen Kinder die Schulausbildung in der Grundschule (Educación Primaria) oder Sekundarstufe (Educación Secundaria Obligatoria) bis zur 9. Klasse in Spanien fortsetzen möchten, so ist dafür keinerlei offizielle Anerkennung erforderlich. Die Einschulung in die entsprechende Klasse wird je nach Alter und gemäß den geltenden Vorschriften in der spanischen Schule vorgenommen, die die Kinder besuchen möchten. Im Fall von Abschlüssen, die oben nicht ausdrücklich genannt wurden, wird die Gebühr für gleichwertige Abschlüsse oder dem akademischen Niveau entsprechend erhoben. Keine Gebühr wird erhoben für den Antrag auf die Gleichstellung mit dem spanischen Titel Graduado en Educación Secundaria, für den Antrag auf Anerkennung von Abschlüssen von Spezialisierungen in Ciencias de la Salud oder für den Antrag auf Anerkennung von Berufsausbildungen nach EU-Richtlinien. 2.8.4

Bezahlung der Gebühr

Die Begleichung der Kosten für die Anerkennung erfolgt in Spanien über den offiziellen Vordruck Modelo 790, der bei den gleichen Stellen erhältlich ist, bei denen auch der Antrag auf Anerkennung gestellt wird. Dieser Vordruck wird bei jeg82

Vgl. Ministerio de Educacion, Cultura y Deporte Secretaria General Tecnica im Internet am 06.11.2004 unter www.mec.es/inf/comoinfo/indiced.htm

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licher Bank oder Sparkasse vorgelegt, die zur Gebühreneinnahme berechtigt ist. Die Gebühr muss bar bezahlt werden. Ein Exemplar verbleibt beim Geldinstitut. Die beiden anderen Exemplare, die mit dem maschinellen Zahlungsnachweis oder mit der autorisierten Unterschrift des Geldinstitutes sind, werden zusammen mit dem Anerkennungsantrag bei einer der entsprechenden Stellen83 vorgelegt. Nach der Registrierung des Antrags erhält der Antragsteller ein Exemplar als Beleg.

2.9

Interkulturelle Besonderheiten beim Geschäftemachen in Spanien 84

2.9.1

Unternehmenskultur

“España es diferente” – “Spanien ist anders”, hieß der Slogan der spanischen Fremdenverkehrsämter vor ein paar Jahren, der Urlauber einladen sollte, die Andersartigkeit des Ferienlands Spanien kennen zu lernen und zu genießen. Dass in Spanien neben Wetter und Sprache auch die Mentalität anders ist, bekommt nicht nur der Tourist zu spüren. Vor allem wird damit konfrontiert, wer den geschäftlichen Kontakt mit der Halbinsel sucht, sei es als Geschäftsmann, beim Immobilienerwerb oder im Rahmen unausweichlicher Behördengänge. Das Klischee von der „mañana, mañana”-Mentalität als Folge südländischer Lebensart hält sich hartnäckig, und das vermutlich nicht ganz grundlos. Wie aber wirkt sich das auf die Unternehmenskultur in Spanien aus? Zunächst ist festzuhalten, dass Spanier nicht gleich Spanier ist. Die historische Entwicklung, der Umbruch hin zum demokratischen Staat nach der jahrelangen Diktatur hat zur Folge, dass die spanische Geschäftskultur derzeit zwei Gesichter trägt: Ein älteres, das von der Franco-Ära geprägt ist, und ein junges, beeinflusst von Demokratie und europäischer Einheit. Führungskräfte der ersten Gruppe sind naturgemäß über 50 Jahre alt und verfolgen die klassisch-konservative Linie nach klaren hierarchischen Strukturen. Die neue Generation dagegen setzt auf Teamwork und delegiert zunehmend auf eigenständige Mitarbeiter, wobei die alten Strukturen nach und nach aufgebrochen und dem internationalen Zeitgeist angepasst werden. Dennoch regiert das spanische Unternehmensoberhaupt meist autokratisch.

83

84

Die Stellen sind im Artikel 38.4 der Ley 30/1992, de Régimen Jurídico de las Administraciones Públicas y del Procedimiento Administrativo Común, vom 26. November 1992, ausgeführt im Artikel 2 des Real Decreto 772/1999, vom 7. Mai, in dem die Antragstellung, Schriftstücke und die Kommunikation mit staatlichen Verwaltung geregelt wird, genannt. Der Abschnitt 2.9.1 wurde von Herrn Dr. Andreas Marek, Geschäftsführer der Amtlichen Spanischen Handelskammer für Deutschland, für dieses Buch zur Verfügung gestellt.

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Bei Geschäftsabschlüssen sollte daher darauf geachtet werden, dass der Geschäftspartner tatsächlich entscheidungsberechtigt ist. Eine zweite Unterscheidung innerhalb Spaniens ist zwischen dem Norden und dem Süden zu treffen. Den Katalanen beispielsweise werden vom restlichen Spanien gemeinhin ähnliche Attribute angeheftet wie den Deutschen in Europa: Fleiß, Ernsthaftigkeit, Zuverlässigkeit, aber gelegentlich auch Unflexibilität und Engstirnigkeit. Je weiter man dagegen nach Süden geht, desto deutlicher treten die Unterschiede zu unseren nördlichen Gepflogenheiten hervor. Der spanische Arbeitstag dauert allgemein länger und oft bis spät abends. Anderseits wird er, wie man bei telefonischer Kontaktaufnahme gelegentlich zu spüren bekommt, gerne von längeren Kaffeepausen unterbrochen. Auch für die Mittagspause kann im Minimum eine Stunde eingerechnet werden, die in vielen Betrieben als echte Siesta einen Umfang von bis zu drei Stunden am Stück annehmen kann. Wer mit Spanien telefonieren möchte, sollte das daher am Vormittag erledigen, denn bis Spanien aus der Siesta zurückkehrt, ist in Deutschland bereits vielfach der Feierabend angebrochen. Der zwischenmenschliche Umgang ist auch in der spanischen Geschäftswelt grundsätzlich herzlicher als in unseren Breiten. Es wird hier auf eine jederzeit angenehme Atmosphäre Wert gelegt. Das gilt für geschäftliche Beziehungen ebenso wie innerhalb der Firma. Als Basis jeder guten spanischen Geschäftsbeziehung gelten Vertrauen, Loyalität und die Stabilisierung einer persönlichen Ebene. Für Deutsche zunächst befremdlich ist dabei der schnelle Wechsel ins scheinbar vertrauliche Du. Verhandlungsgespräche – seien sie geschäftlicher Natur oder mit dem Vertreter einer Behörde – werden üblicherweise mit einer persönlichen Konversation eingeleitet, bevor das eigentliche Thema zur Sprache kommt. Meinungen oder negative Kritik werden längst nicht so direkt geäußert wie im deutschen Umfeld üblich, sondern geschickt in freundliche Konversation verpackt. Wer daher auf eine klare Zu- oder Absage wartet, muss sich zunächst auf ein längeres Gespräch einstellen und währenddessen lernen, zwischen den Zeilen zu lesen. Arbeitssitzungen – im Team oder mit Geschäftspartnern – sind weniger strukturiert und von langer Hand geplant, es bleibt viel Raum für spontane Improvisation. Gerade auf höherer Ebene ist es gang und gäbe, geschäftliche Besprechungen – insbesondere heikle Termine – mit einem ausgiebigen Mittagessen zu verbinden. Auch hier sind das Schaffen einer angenehmen Atmosphäre und der Aufbau persönlicher Beziehungen mit Hilfe emotionaler Bindungen das Motiv. Nicht selten finden diese Treffen im Beisein von Familienmitgliedern oder auch privat zu Hause statt. Bezahlt wird bei einem Restaurantbesuch übrigens niemals getrennt; ein erfolgreiches Gespräch schafft Gelegenheit zum Ausgleich beim nächsten Anlass.

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Trotz scheinbar informeller Umgangsformen gilt im Umgang mit Behörden und Würdenträgern ein strenges Protokoll, das es zu beachten gilt. Wer an Ämter, Ministerien oder gar das Königshaus schreibt, sollte sich vorab genau informieren, ob die Anrede „Estimado/a“ oder „Excelentísimo/a“ und „Sr./Sra“ oder „Don/Doña” angemessen ist. Geduld ist im Umgang mit Ämtern ebenso wie mit Handwerkern oder Geschäftspartnern von Vorteil. Auf der anderen Seite bringt diese Geduldsprobe den Vorteil mit sich, dass auch im eigenen Falle eines Engpasses ein Auge zugedrückt werden kann. Wenn es dann an die Unterzeichnung von Vereinbarungen geht, sehen deutsche Geschäftsleute sich oftmals einem weiteren interkulturellen Stolperstein gegenüber. Während hierzulande üblich ist, Verträge „wasserdicht“ auszuformulieren und alle Eventualitäten vorauszusehen und mit Klauseln abzudecken, sehen die Spanier auch hier den Vertragsabschluss eher als formale Besiegelung einer guten Geschäftsbeziehung auf Vertrauensbasis. Die schriftliche Aufsetzung der Vereinbarung schafft in erster Linie die Basis für das weitere Bestehen der Beziehung, in der auftretende Probleme erst dann, wenn und falls sie auftreten, gemeinsam in Angriff genommen und gelöst werden. Um sich im deutsch-spanischen Vertragsverhältnis auf eine Version zu einigen, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen, sollten beide Parteien mit diesem Kontextwissen und einem gewissen Maß an Sensibilität und Kompromissbereitschaft aufeinander zugehen. Die Spanische Handelskammer für Deutschland hat in den 75 Jahren ihres Bestehens viele Unternehmungen im deutsch-spanischen Geschäftskontext begleitet. Aus diesen Erfahrungen heraus ist im Jahr 2004, in Kooperation mit Cross-CultureCommunication, ein Buch mit dem Titel „Unternehmenskultur in Spanien“ erschienen, in dem über 30 Autoren aus ihrer täglichen interkulturellen Geschäftspraxis berichten. Das Ergebnis ist ein interkultureller Managementleitfaden, der dem Geschäfts- oder Arbeitssuchenden wertvolle Hintergrundinformationen und Anregungen für erfolgreiche Geschäfte mit Spanien geben kann.85 2.9.2

Verhandeln mit Behörden

Noch einige Worte zum Umgang mit Behörden: In vielen Dingen ist die Bürokratisierung in Spanien größer als in Deutschland. Man muss für nahezu jeden Antrag Kopien mitbringen und alles mehrfach belegen, in vielen Fällen sogar in beglaubigter Form mit Apostille. Selbst für die einfachsten Anträge werden Kopien der Personalausweise und Aufenthaltserlaubnisse verlangt. Dass die Verfahrensgänge

85

Vgl Marek, A. / Müller et al.: Unternehmenskultur in Spanien, Interkultureller Managementleitfaden, hrsg. von der Spanischen Handelskammer in Deutschland und Cross-Culture-Communication. Consulting-CoachingTraining, Frankfurt a. M. 2004.

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bei Behörden oft noch länger und schwieriger sind als in Deutschland, sei ebenfalls kurz angemerkt. In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens fehlen zudem Regelungen über vorläufige Genehmigungen oder sie sind unüblich. In einem solchen Fall teilt einem der Beamte auf Anfrage häufig mit „zwinkerndem Auge“ mit, dass man während des laufenden Antragsverfahrens mit dem Betrieb des entsprechenden Gewerbes trotzdem schon jetzt beginnen könne. Die Behörde werde schon still halten, was sie in der Regel dann auch tatsächlich tut. Derartiges ist in Deutschland undenkbar, in Spanien aber durchaus üblich. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass man oft nur einen Teil dessen, was man unternehmen möchte, tatsächlich beantragt und auch nur diesen teilgenehmigt erhält. In Wirklichkeit werden dann weitere gewerbliche Tätigkeiten ausgeübt, die die ursprüngliche Genehmigung gar nicht umfasst. Diese Praxis wird von den Behörden oft nicht verfolgt oder sogar bewusst geduldet.86

2.10 Allgemeine und besondere Genehmigungen 2.10.1 Aufenthaltsgenehmigung Die Aufenthaltsgenehmigung (Residencia) wurde mit dem Real Decreto 178/2003 vom 14. 02. 2003 für EU- und EWR-Staatsangehörige neu geregelt.87 Seitdem besteht ohne Aufenthaltsbewilligung das freie Recht auf Einreise, Aufenthalt und Ausreise sowie der Anspruch auf Ausübung einer selbstständigen oder unselbstständigen Tätigkeit. Auch gelten diese Regelungen für EWR-Bürger, welche auf den Balearen eine Ausbildung absolvieren.88 Für EU-Rentner und Personen, die kein Einkommen nachweisen können, bleibt die alte Regel89 bestehen, wenn sie sich länger als sechs Monate auf den Balearen aufhalten. Trotz der weitgehenden Abschaffung der Aufenthaltsgenehmigungspflicht kann diese freiwillig weiterhin beantragt werden.90 Wer als EU-Bürger in den Besitz einer Tarjeta de Residencia kommen möchte, braucht vor allem Geduld. Bis zu zwei Monate können von der Antragsübergabe 86 87 88 89

90

Vgl. Marek (2004) S. 173. Vgl. Eiferle (2004), S. 18. Ausnahme bilden Ehegatten und Kinder von Studierenden. Vor dem 14.02.2003 mussten alle, die ohne Unterbrechung länger als sechs Monaten auf der Insel verweilten, die Residencia beantragen. Das war aufgrund der Reisefreiheit in der EU sehr schwer zu kontrollieren, so dass lediglich ca. 25 Prozent aller deutschen Residenten in Besitz der Residencia waren bzw. sind. Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 8. Antragsformulare sind in der Ausländerbehörde C. Ciutat de Queretaro s/n, im Büro de Ciudadanos Europeos oder im Internet unter www.mir.es erhältlich.

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bis zur schriftlichen Benachrichtigung vergehen. Ein Termin für die Antragsübergabe kann auch nicht telefonisch eingeholt werden. Für die Beantragung sind ein gültiger Pass oder Personalausweis sowie eine Kopie davon, Original und Kopien des Antragsformulars und drei Passfotos mitzubringen. Nach Eingang der Bearbeitungsbestätigung ist eine Gebühr von 6,30 Euro zu entrichten. Weiter sind die Fingerabdrücke bei der Nationalpolizei abzugeben.91 Je nach Personengruppe werden weitere Unterlagen benötigt. Selbstständige beispielsweise müssen zusätzlich ihre Genehmigung für das Gewerbe vorlegen. Nach 30 Tagen kann die Tarjeta de Residencia im Gebäude der Policia Nacional abgeholt werden. Nach der Erstausstellung hat diese eine Gültigkeit von maximal einem Jahr. Sie kann später auf weitere fünf Jahre verlängert werden. Die folgende Abb. 18 verdeutlicht die Vor- und Nachteile der Beantragung einer Residencia. Vorteile der Residencia

Nachteile der Residencia

• Erleichterung bürokratischer Wege. • Vereinfachung der Vergabe von Bankkrediten und Leasingverträgen.92 • Rabatte von 33 Prozent auf alle Verbindungen zum spanischen Festland. • Anspruch auf eine vergünstigte Busfahrkarte. • Stimmrecht bei bestimmten Wahlen.

• Unbeschränkte Steuerpflicht. • Residenten dürfen offiziell keine „steuersparenden“ Ausländerkonten mehr führen und müssen 18 Prozent Quellensteuer auf sämtliche Zinseinkünfte abführen. • Verpflichtung zur Ummeldung des Kraftfahrzeugs und zur Umschreibung93 des Führerscheins (Führerschein muss ab dem 65. Lebensjahr jährlich wiederholt werden). • Sehr umständliche Beantragung.94

Abb. 18: Vor- und Nachteile der Residencia Die Residencia95 hat somit einige nicht unerhebliche Vorteile, jedoch wiegen die Nachteile und besonders die komplizierte Beantragung diese nicht auf. Davon zu unterscheiden ist die Anmeldung eines Zweitwohnsitzes (Tarjeta de Ciudadano) in einer konkreten Gemeinde auf den Balearen. Hierzu ist ein Antrag im jeweiligen Rathaus der Gemeinde zu stellen, bei dem z. B. mit einem gültigen Miet91 92 93 94 95

Vgl. Ciudadanos Europeos Balears (2004), S. 5. Vgl. Eiferle (2004), S. 18. Die Umschreibgebühr beträgt 12 Prozent des Fahrzeugwertes. Vgl. Damler (2003), S. 123. Siehe Eiferle (2004), S. 18 ff. Es gibt auch die Residencia fiscal. Der steuerliche Hauptsitz begründet sich demnach dort, wo der Steuerpflichtige mehr als 183 Tage im Jahr lebt.

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vertrag der Wohnsitz nachgewiesen wird. Anschließend erfolgt die Eintragung ins Melderegister, die als Empadromiento bezeichnet wird. Danach können ebenso die Vergünstigungen der Reisen auf das spanische Festland in Anspruch genommen werden. Auch besteht dann die Möglichkeit, zum Beispiel in Palma, den städtischen Busausweis zu beantragen. Weiter kann ein Auto mit spanischen Kennzeichen erworben werden.96 2.10.2 Arbeitserlaubnis In der EU herrscht Arbeitnehmerfreizügigkeit (Art 39 EGV). Dies umfasst: •

das Recht auf Arbeitsaufnahme in jedem europäischen Mitgliedsland,



das Recht auf freie Einreise,



ein Aufenthaltsrecht zum Zweck der Arbeitssuche und Arbeitausführung,



ein Bleiberecht nach Beendigung der Beschäftigung und



ein Diskriminierungsverbot gegenüber inländischen Arbeitnehmern.

Staatsbürger der EU-Staaten können somit auf den Balearen als Angestellte jeder beruflichen Tätigkeit nachgehen, ohne eine Arbeitserlaubnis beantragen zu müssen. Dabei haben sie dieselben Rechte wie spanische Staatsbürger im Hinblick auf Einkommen, Arbeitsbedingungen, Zugang zu Wohnraum, Ausbildung, Krankenund Sozialversicherung sowie Gewerkschaftsbeitritt.97 Von der Arbeitnehmerfreizügigkeit profitieren auch die nächsten Angehörigen, unabhängig von ihrer Nationalität. 2.10.3 Gewerbeerlaubnis Wer eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben möchte, muss einen Sitz für seine Firma angeben. Dies kann auch die private Wohnung sein, allerdings kann diese nur zu maximal 50 Prozent zu diesem Zweck verwendet werden. So genannte „Handy-Firmen“ kann es somit offiziell nicht geben. Die notwendige Gewerbeerlaubnis (Licencia apertura) ist bei der zuständigen Gemeinde zu beantragen. Ist der Betriebsbeginn in den vorgesehenen Räumen mit Umbauten verbunden, muss ein vorlageberechtigter Ingenieur eingeschaltet werden, der ein Bauprojekt erstellt, welches von der jeweiligen Gemeinde genehmigt werden muss. In Deutschland ist diese Verbindung von Gewerbeerlaubnis und dem Antrag für ein Bauprojekt unbekannt. 96

97

Vgl. auch Damler (2003), S. 125. Der deutsche Führerschein muss seit 2005 nicht mehr bei der Verkehrsbehörde registriert werden. Den vorgeschriebenen medizinischen Untersuchungen entgehen deutsche Autofahrer mit festem Wohnsitz auf den Balearen allerdings nicht. Vgl. INEM (2003), S.4. und Cremades (2004), S.14 ff.

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Der Ingenieur legt anschließend fest, welche vorläufigen Maßnahmen für das Geschäftslokal erforderlich sind, damit mit dem Betrieb vorläufig begonnen werden kann. Möglicherweise sind sogar ein Architekt und weitere Techniker einzuschalten. Diese Unterlagen nehmen den Umfang einer im Kopierladen gebundenen Diplomarbeit an. Die Kosten für die Erstellung derartiger Projektanträge sind wegen der vielschichtigen Zusatzanforderungen enorm. Europäische Anforderungen bezüglich Behindertengerechtigkeit oder Hygieneanforderungen (z. B. Größe und Ausstattungsmerkmale von WC) gehören dagegen auf den Balearen bisher nicht zu den Regelanforderungen. Dies kann sich allerdings in Zukunft schnell ändern. Mit Einreichung des Projektes bei der Gemeinde gilt die vorläufige Betriebserlaubnis (Permissio provisional) als erteilt und es kann mit der Geschäftstätigkeit bereits begonnen werden. Hinweis: Das Projektexemplar für den Auftraggeber gilt als Nachweis für die Betriebserlaubnis gegenüber den Behörden. Die Erteilung der eigentlichen Erlaubnis ist auf den Balearen sehr langwierig. Im Gastronomiebereich dauert dies zum Beispiel durchschnittlich drei Monate bis ein Jahr. In einigen Gemeinden wurde die Erlaubnis aber auch nach fünfzehn Jahren noch nicht erteilt. In der nachfolgenden Abb. 19 wird eine solche Gewerbeerlaubnis der Gemeinde Calvià im Original wiedergegeben.

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Abb. 19: Gewerbeerlaubnis

51

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2.10.4 Baugenehmigung Für alle geschäftlichen Neubauten sowie in Fällen erheblicher Umbaumaßnahmen wird zusätzlich eine Baugenehmigung verlangt. Hierbei ist zwischen dem so genannte kleinem Umbau (Obra menor) und großem Umbau (Obra mayor) zu unterscheiden. Letzteres liegt immer dann vor, wenn in die Statik des Gebäudes eingegriffen wird und nur in diesem Falle bedarf es einer Baugenehmigung. Dabei wird als Bedingung für die Erteilung der Genehmigung regelmäßig auf die qualitative Verbesserung und die Integration in das bauliche Gesamtkonzept (Flächennutzungsplan) geachtet. Bei Neubauten hat der Unternehmer heutzutage allerdings große Schwierigkeiten, diese auf den Balearen überhaupt durchzubekommen, weil nach dem Bauboom in den vergangen Jahrzehnten viele Gemeinden einen generellen Baustopp verhängt haben. Sollte ein Bauobjekt illegal errichtet worden sein, schreiten die Behörden kompromisslos ein und setzen den Abriss durch. 2.10.5 Anzeige zur Betriebseröffnung und Arbeitsstättensicherheit Es muss weiterhin eine Meldung über die Eröffnung einer Arbeitsstätte (Centro de Trabajo) gegenüber der arbeitsrechtlichen Behörde (Inspeccion provincial de Trabajo y Seguridad social) vor Ort erfolgen.98 Dies gilt sowohl bei Neuanmeldung als auch bei wesentlichen Erweiterungen. Die Anmeldung muss innerhalb von 30 Tagen nach Eröffnung oder Erweiterung vorgenommen werden. Die Anzeige erfolgt durch Einreichung des Meldeformulars in vierfacher Ausführung und muss alle kennzeichnenden Daten des Unternehmens, seinen Sitz, seine Tätigkeit sowie Anlagen über die Belegschaft enthalten. Hinweis: Das Meldeformular muss von einem Plan über Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz begleitet werden.

98

Vgl. Löber (2005), S. 129.

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Wird die Meldung vom Unternehmer nur mangelhaft ausgeführt, erhält er eine Nachricht, um die Mängel innerhalb von zehn Tagen abzustellen. Das Verstreichenlassen der Frist kommt einer Nichtanmeldung gleich und wird als Verstoß gegen die Meldepflicht geahndet. Theoretisch müssen zudem verschiedene europäische Vorschriften zur Arbeitsplatzsicherheit beachtet werden.99 Aber auch hier lassen sich die Balearen bei der Umsetzung viel Zeit. 2.10.6 Brandschutz Theoretisch sind genau wie in Deutschland eine Vielzahl von Brandschutzbestimmungen zu beachten. Die bisherige Kontrolle war in der Praxis jedoch eher gering. Nach dem verheerenden Hochhausbrand vom Frühjahr 2005 des Windsor-Gebäudes in Madrid wurden auch auf den Balearen die konkreten Sicherheitsbestimmungen von zahlreichen Gebäuden stärker überprüft. Nach Auffassung von Experten sind z. B. bei ca. 200 Gebäuden auf Mallorca extreme Risiken vorhanden. Insbesondere Bürotürme und Hotelkomplexe in Palmanova und Magaluf, die in den fünfziger und sechziger Jahren gebaut wurden, würden im Falle eines Brandes für die Feuerwehr unlösbare Probleme darstellen.100 Dasselbe trifft aber auch für zahlreiche Gebäude in Palmas Altstadt zu. Daher müssen ab 2006 bei allen Neubauten von über sieben Stockwerken Feuerwehrtreppen an der Fassade angebracht werden, da die Feuerwehrleitern in der Regel so hoch nicht reichen. 2.10.7 Lärm- und Umweltschutzauflagen Wer in seinem Unternehmen Livemusik anbieten möchte, muss dies gesondert beantragen und die damit einhergehenden Lärmschutzvorschriften beachten. Gerade bei lärmintensiven Dienstleistungsbetrieben wie Restaurants und Musikkneipen gilt die allgemeine Ordnungsauflage, dass die Nachbarn nicht durch Lärm gestört werden dürfen. Die Grenze liegt bei 78 Dezibel. Mehr Phonstärke darf nicht nach draußen dringen, jedenfalls nicht nach Mitternacht. Gerade an der Playa de Palma verfügt die Policia local dazu über eigene Messwagen, mit denen in der Touristenhochburg insbesondere in der Hochsaison intensive Kontrollen durchgeführt werden. Die Polizei wird aber auch auf Anzeigen hin tätig. Noch sind Spanien und speziell die Balearen in Bezug auf Umweltanforderungen aber um einiges lockerer als man es aus Deutschland gewöhnt ist. Für bestehende Firmen gilt außerdem Bestandsschutz. Europarechtliche Vorgaben hat Spanien als EU-Mitglied zwar ratifiziert, die Umsetzung lässt aber auf sich warten. Die Balea99

100

Rahmen-Richtlinie Hygiene; Richtlinie des Rates 80/1107 vom 27. November zum Schutz der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch chemische, physikalische und biologische Arbeitsstoffe bei der Arbeit. Mallorca Zeitung Nr. 253 (11/2005), S.8. Die Feuerwehr auf Mallorca verfügt nur über Leitern, die bis zum 10 Stockwerk reichen.

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BASISINFORMATIONEN ZU DEN BALEAREN

ren liegen von Brüssel, wie eine mallorquinische Richterin es einmal ausgedrückt hat, so weit entfernt, wie China von Europa. Auch Mülltrennung ist vor allem für Unternehmer keine gesetzliche Pflicht, sondern nur Sollaufgabe. Insgesamt muss die Kontrolle bei Verstößen gegen bestehende Umweltgesetze als eher lax eingeschätzt werden. Ab 2006 müssen alle gastronomischen Betriebe allerdings nunmehr Raucherzonen mit Luftabzug einrichten.101 Auch der Verkauf von Zigaretten an Minderjährige und die Tabakwerbung werden künftig streng geahndet.

101

Dies sieht das neue Betäubungsmittelgesetz vor, dessen Entwurf 2005 im Parlament beraten wurde. Mit dieser Regelung kommen die Balearen um etwa ein halbes Jahr einer spanienweiten Anti-Rauchergesetz zuvor. Vgl. Mallorca Zeitung Nr.253 (11/2005), S. 8.

55

3

Der Weg zum Unternehmer

3.1

Idee als Ausgangslage

Im Allgemeinen ist eine gute und durchdachte Idee die Grundvoraussetzung für den unternehmerischen Erfolg. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse und der guten Infrastruktur siedeln jedoch immer wieder Menschen mit unschlüssigen Ideen kurz entschlossen auf die Balearen über. Oft fehlen diesen Auswanderern Ideen oder eine wirtschaftliche Planung des Geschäftsvorhabens, um einen strategischen Wettbewerbsvorteil zu erzielen, von der Finanzierung ganz zu schweigen. Der Markt auch auf den Balearen ist dabei in vielen Bereichen sehr eng geworden. Schon deshalb ist ein in sich schlüssiges Konzept jedoch von grundsätzlicher Bedeutung. Unternehmer sollten, um erfolgreich eine Idee in die wirtschaftliche Realität umzusetzen, von dem Glauben Abstand nehmen, als Selbstständiger auf den Balearen ohne jegliche Planung überleben zu können. Die Balearen sind zwar für Touristen zum Ausruhen und Entspannen attraktiv, der Unternehmer jedoch ist zum Arbeiten hier.102 Dieses Bewusstsein muss jedem Firmengründer im Vorfeld klar werden.103 Zur Entwicklung und Umsetzung einer guten Idee ist es nach den Erfahrungen zahlreicher erfolgreicher Unternehmer ein entscheidender Vorteil, schon länger die Branche der Insel zu allen Jahreszeiten sowie die Sprache zu kennen. Daneben ist es auch wichtig, den Kontakt zu den Einheimischen zu pflegen. Erstens kann damit die Markttransparenz erhöht werden, da der Markt der Balearen zweigeteilt ist. Denn auf der einen Seite besteht ein Markt der Ausländer (Extranjeros) und auf der anderen Seite ein Markt der Einheimischen. Durch gute Kontakte ist der Zugang zu beiden Teilmärkten möglich. Zweitens können die Kontakte viele behördliche Wege vereinfachen und drittens stellt dies einen erheblichen Imagegewinn dar. Auch kennen die Einheimischen den Markt besser und können durch ihre Erfahrungen helfen, eine Nische zu finden. Hinweis: Es kommt mehr als anderswo auf gute Menschenkenntnis an.

102

103

Eine gute Geschäftsidee macht nur fünf Prozent eines Unternehmens aus. Die restlichen 95 Prozent sind harte Arbeit. Vgl. Confederación de Associación Empresariales de Balears (2003), S. 15. Dies bestätigen übereinstimmend Heilpraktiker Ziesse und Restaurantbetreiber Weisser in den beiden Expertengesprächen und formulieren prägnant: „Wir sind schließlich zum Arbeiten hier:“

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DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Einheimische Unternehmer gehen häufig weniger Risiko ein und sind vorsichtig in Bezug auf hohe Anfangsinvestitionen. Dies wird eher den ausländischen Investoren überlassen. Deutsche Unternehmen sind bis heute besonders wegen der überdurchschnittlichen Qualität und Zuverlässigkeit im Handwerk sehr gefragt. Neue Möglichkeiten der Firmengründung bieten der Telekommunikationssektor oder das Direktmarketing (Callcenter).104 Selbst wenn schon langjährige Erfahrungen in der Branche bestehen, bedarf es einer intensiven Beschäftigung mit dem Markt der Balearen, denn manches funktioniert im Ausland doch anders. Nur so gelingt es, eine wettbewerbsfähige Geschäftsidee zu entwickeln, die wohldurchdacht und absolut schlüssig ist, so dass der Unternehmer mit voller Überzeugung und Motivation hinter dem Vorhaben stehen kann.

3.2

Businessplan

3.2.1

Inhalt

Die konzeptionelle Gestaltung eines Geschäftsvorhabens ist für jeden selbstständig Tätigen bei Gründung, Wachstum oder planmäßiger Beendigung der Unternehmung unerlässlich. Ein Businessplan105 hilft, die Unternehmensidee in allen wirtschaftlichen Bereichen ausführlich zu durchdenken. Der Unternehmer besitzt somit eine Entscheidungsgrundlage und einen Erfolgsmaßstab, an dem er sich orientieren kann. Insbesondere dient der Geschäftsplan dazu, zukünftige Geschäftspartner oder potentielle Geldgeber106 vom Gesamtkonzept zu überzeugen. Für Personen, welche die ersten Erfahrungen in der Selbstständigkeit auf den Balearen sammeln, ist es oft ratsam, professionelle Unterstützung bei der Erarbeitung eines Businessplanes in Anspruch zu nehmen.107 Auf den Balearen müssen bei der Konzeptionsentwicklung die Besonderheiten des inseltypischen Wirtschaftsmarktes beachtet werden. Gesellschaftliche Eigenarten oder die saisonalen Schwankungen vieler vom Tourismus abhängiger Bereiche sollten hierbei in die Planungen einfließen. Die Risikoabschätzung muss sich besonders in den Finanzplänen des Businessplanes widerspiegeln. Generell liegt in der Finanzplanung sowie der Finanzierung das Hauptaugenmerk eines Businessplanes. Der Geschäftplan muss sachlich und unter Berücksichtigung möglichst aller Risiken dargestellt werden. Weiter sind insbesondere der Wettbewerbsvorteil, sowie 104 105 106 107

Confederación de Associación Empresariales de Balears (2003), S. 22. Auch Geschäftsplan genannt. Hierzu ausführlich Hundt / Neitz (2002). Unter anderem dient er auch zur Einreichung bei der ISBA, der balearischen Bürgschaftsbank. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 186.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

57

der spezielle Kundennutzen des Produktes bzw. der Dienstleistung nachvollziehbar herauszuarbeiten. Die folgende Abb. 20 verdeutlicht den Aufbau eines Geschäftsplanes: Bestandteile

Inhalte des Abschnitts

Inhaltsverzeichnis

Gegliederte inhaltliche Gesamtübersicht.

Management Summery

Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der Geschäftsplanung.

Persönliche Daten der Unternehmer

Berufliche Qualifikationen, arbeits- und unternehmerische Erfahrungen, Sprachkenntnisse.

Allgemeine Unternehmensdaten

Rechtsform, Produkte und Dienstleistungen, Leistungsumfang, Positionierung am Markt.

Unternehmensziel und Strategien

Zukünftige Unternehmensziele und Strategien, Wettbewerbsvorteil sowie der Kundennutzen.

Markt und Wettbewerber

Marktvolumen, Marktwachstum, Veränderungen Erfolgsaussichten und Chancen im Markt, geplanter Marktanteil, Wettbewerbsanalyse.

Marketing und Vertrieb

Kundenstruktur, Werbung, Vertriebs- und Preisstrategien.

Geschäftssystem und Organisation

Schlüsselpersonen, Personalstruktur, Aufbauorganisation.

Finanzplan

Liquiditätsplanung, geplante Gewinn- und Verlustrechnung sowie eine begründete Planbilanz.

Finanzierung

Kapitalbedarf und differenzierte Ausführungen zur Kapitalbeschaffung.

Anlagen

Erläuterungen, Modelle oder Verträge.

Abb. 20: Inhalte eines Businessplanes108

108

Die Vorgaben orientieren sich am Musterplan der ISBA sowie ergänzt durch Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 187.

58

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Nachfolgend werden nunmehr einzelne Bereiche des Geschäftsplans erläutert. 3.2.2

Geschäftsräume und Standortwahl

Die Standortwahl ist vom Unternehmenszweck abhängig. Für ein produzierendes Gewerbe ohne Direktverkauf ist der Standort weniger wichtig. Hingegen spielt gerade bei den vielen Unternehmen, die in Abhängigkeit vom Tourismus stehen, der Standort die entscheidende Rolle.109 Aus diesem Grund ist es wichtig, im Vorfeld den Unternehmenszweck klar definiert zu haben. Weiter hilft es, folgende Faktoren bei der Standortwahl zu berücksichtigen: •

Immobiliensituation,



Infrastruktur,



kommunale Steuer- und Abgabenlasten,



Standortkosten allgemein,



behördliche Auflagen,



Konkurrenz am Standort,



Personalangebot,



Kunden- und Lieferantennähe oder



wirtschaftliche und soziale Eigenheiten der verschiedenen Gemeinden der Balearen.

Nachdem der geeignete Standort gefunden ist, steht der Unternehmer vor der Frage, einen oder mehrere geeignete Geschäftsräume zu finden. Die Auswahl erfolgt hier genau wie in Deutschland. So können Immobilienmakler beauftragt werden oder es besteht die Möglichkeit, in den Anzeigen der Zeitungen bzw. Magazine110 zu recherchieren. Anschließend sollte unbedingt eine Besichtigung erfolgen. Bevor dann ein Miet- oder Kaufvertrag unterschrieben wird, ist im zuständigen Rathaus (Ayuntamiento) festzustellen, ob der Geschäftsstandort mit der vorgesehenen Nutzung der entsprechenden Zone (Plan de Ordinación urbana) im Einklang steht. Ist dies der Fall, sollten die vom Anbieter dargestellten Angaben sowie die Bestimmungen für die Geschäftstätigkeit von einem Sachkundigen111 überprüft werden. Sind Veränderungen notwendig, müssen diese in einem Plan zur technischen Durchführung (Plan de Proyecto téchnico) festgehalten und eingereicht werden. 109

110

111

Nach nicht einmal acht Monaten musste selbst der bekannte Boxer Graciano Rocchigiani seine Sportbar an der Playa de Palma schließen. Grund hierfür war insbesondere der schlecht gewählte Standort in der dritten Parallelstraße zur Strandpromenade. Die „Mallorca Zeitung“ sowie das „Mallorca Magazin“ bieten einen umfassenden Anzeigenteil. Das kostenlose Anzeigenblatt „Aviso“ beinhaltet ebenfalls eine Vielzahl von Angeboten. Ingenieur oder Architekt wären hierzu ideal.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

59

Eventuell ist dann die Beantragung einer Umbaugenehmigung (Licencia de Obras) erforderlich. Nach Abschluss aller Maßnahmen wird die Geschäfts- und Eröffnungslizenz (Licencia de Activitad sowie Licencia de Apertura) erteilt. Die Preise der Geschäftsräume richten sich nach der Ausstattung bzw. der Lage. Durch die Verknappung des Angebots an Immobilien steigen die Preise nach wie vor an. Normalerweise werden die Räume ohne jede Ausstattung angeboten. Ob die Geschäftsräume mit einen Telefon ausgestattet sind, hängt von der örtlichen Entwicklung ab. In den vergangen Jahren wurde in diesem Bereich jedoch erheblich aufgerüstet.112 Sollte das Gebäude über keinen Telefonanschluss verfügen, so kann eine Telefonleitung über das Unternehmen „Telefónica“ oder eine andere Telefongesellschaft gelegt werden. Die Installation der Telefonleitung und Schaltung der Verbindung kann zwischen sieben und 15 Tage dauern. Es ist hilfreich, sich vor Vertragsabschluss gut zu informieren, da große Unterschiede zwischen den Tarifen und Angeboten der einzelnen Anbieter bestehen. Die Rechnung muss fristgerecht bezahlt werden, da andernfalls die Versorgung gekappt wird. Die Energieversorgung erfolgt über den spanischen Stromnetzbetreiber Red Eléctrica de España, welcher auch die technische Überwachung und Wartung des Stromnetzes vornimmt. Aufgrund der Liberalisierung des Sektors wird der Stromvertrag jedoch mit dem regionalen Anbieter GESA113 geschlossen. Durch den ständig zunehmenden Stromverbrauch114 stößt die örtliche Stromversorgung hierbei oftmals an ihre Grenzen. Bis zum Jahre 2010 wird noch einmal mit einer Verbrauchssteigerung von 4,9 Prozent gerechnet. Mit der Übernahme der Stromgesellschaft durch den Energie-Konzern ENDESA sollen die Kapazitäten hierzu erweitert werden, um die inselweiten Zusammenbrüche der Stromversorgung in Zukunft zu verhindern. Eine Erdgaspipeline wird ab 2005 die Inseln Mallorca und Ibiza mit dem spanischen Festland verbinden. Das Gas soll langfristig Kohle und Öl zur Elektrizitätsgewinnung ersetzen und ab diesem Jahr 67 Prozent der Inselhaushalte mit Erdgas versorgen. Momentan sind Zentralheizungssysteme und elektrische Individualheizungen auf den Balearen üblich. Dennoch werden noch immer vielerorts Butangasflaschen verwendet.115 Die Kosten für das knappe Gut Energie sind schon jetzt aufgrund der Inseleigenschaft deutlich höher als in Deutschland116 und werden auch wegen der Kosten des Umstrukturierungsprozesses in den nächsten Jahren weiter ansteigen. 112

113 114 115 116

In den wirtschaftlichen Zentren rund um Palma oder Ibiza Stadt ist in vielen Fällen ein ISDN-Anschluss vorhanden. Adresse: GESA / ENDESA, C/. Joan Margagall 16, Palma de Mallorca. Am 24. Juni 2002 betrug der neue Tagesrekord 770 Megawatt. Vgl. Damler (2003), S. 222. Vgl. Damler (2003), S. 222 f. Die Stromkosten auf den Balearen betragen ca. 25 Cent pro kwh. In Deutschland liegt der Durch schnitt bei 17,50 Cent pro kwh.

60

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

3.2.3

Finanzierung

Jedes Unternehmen benötigt bei der Finanzplanung ein schlüssiges Finanzierungskonzept. Dies gilt umso mehr, wenn es eine Fremdfinanzierung in Anspruch nehmen will. Hierbei gilt der Grundsatz, dass zumindest das Gesellschaftskapital und die Anfangskosten durch den Unternehmer mit Eigenkapital finanziert werden sollten.117 Fremdkapital schließt die Finanzierungslücke, z. B. durch Kredite der Banken, Fördermittel oder Subventionen. Nachfolgend werden verschiedene Kriterien des Eigen- und Fremdkapitals verglichen: Kriterien

Eigenkapital

Fremdkapital

Rechtsverhältnis

Beteiligungsverhältnis

Schuldverhältnis

Mitbestimmung

Mitbestimmungsrecht vorhanden

Mitbestimmungsrecht nicht vorhanden

Fristigkeit

Unbefristet

Befristet

Verzinsung

Kein Anspruch auf Verzinsung

Anspruch auf Verzinsung besteht

Gewinnbeteiligung

Beteiligung am Gewinn

Keine Beteiligung am Gewinn

Verlustbeteiligung

Beteiligung am Verlust

Keine Beteiligung am Verlust

Finanzielle Kapazität

Begrenzt durch das Privatvermögen der Eigentümer

Abhängig von der Eigenkapitalausstattung, der Bonität und des Sicherheitspotentials

Steuerliche Absetzbarkeit

Gewinnanteile sind nicht ab- Fremdkapitalzinsen sind setzbar absetzbar

Abb. 21: Eigen- und Fremdkapital im Vergleich118 Die Abb. 21 zeigt die Probleme der Fremdfinanzierung und verdeutlicht, gerade vor dem Hintergrund der geringen Fremdfinanzierungs- und Fördermöglichkeiten ausländischer Unternehmer auf den Balearen, die Bedeutung von Eigenkapital. Die Konditionen der Banken basieren auf Verhandlungsbasis, da keine generellen Standards vorgegeben sind. Hierbei ist die Bank natürlich immer an einer maximalen Absicherung interessiert. Somit haben potenzielle Kunden mit geringen Sicherheiten von vornherein mit höheren Konditionen zu rechnen. Aus diesem Grund 117 118

Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 17. Vgl. Perridon / Steiner (2002), S. 354.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

61

ist es umso wichtiger, möglichst aussagekräftige Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Spanische bzw. mallorquinische Banken sind erfahrungsgemäß bei der Vergabe von Geldern für Unternehmen sehr zurückhaltend. Für das Risikokapital muss der Unternehmer in jedem Fall persönlich bürgen. Ein Grundstück auf den Balearen ist bei den Verhandlungen sicher ein Vorteil, da es als Sicherheit eingesetzt werden kann. Letztlich handelt es sich bei jedem Antrag zur Bewilligung von Kapital um eine Einzelfallentscheidung und ist immer von der Person abhängig. Unternehmerische Erfahrungen und Referenzen119 beeinflussen die Entscheidung dabei genauso wie das persönliche Auftreten oder das Gesamtkonzept in Form des Businessplanes. Wurde über einen längeren Zeitraum mit der Bank bereits Vertrauen aufgebaut, fällt es im Falle einer Unternehmensexpansion oder einer wirtschaftlichen Verbesserung deutlich leichter, durch neue Verhandlungen oft günstigere Konditionen zu vereinbaren.120 Hinweis: Zu beachten ist, dass im Bankensektor streng auf Förmlichkeiten geachtet wird und wichtige Bankgeschäfte notariell beurkundet werden. Die nationalen Fördermittel stehen ausländischen Investoren in der Regel nicht zur Verfügung.121 Es existieren nur wenige Förderprogramme, die sowohl für ausländische als auch inländische Unternehmer offen sind. Es handelt sich hierbei um bestimmte EU-Hilfen zur wirtschaftlichen Diversifizierung der Balearen und mit Ausnahmen auch um nationale Förderprogramme sowie um Fördermittel der Balearen122 oder der einzelnen Gemeinden.123 Die Fördermaßnahmen können dabei in Form von direkten Zuschüssen, zinsgünstigen Darlehen, steuerlichen Anreizen oder verbilligten Baugrundstücken ganz unterschiedlicher Art sein. Es gibt einige regionale Förderprogramme, welche nur unter den Voraussetzungen eines festen Wohnbzw. Firmensitzes sowie des Besitzes einer Epigrafe124 genutzt werden können. Welche Förderprogramme angewendet werden, hängt von jedem Einzelfall ab. Aus diesem Grund kann an dieser Stelle auch keine allgemein gültige Aussage getrof-

119

120 121

122

123 124

Kann durch die Solvenz erfolgen, welche durch deutsche Steuerbescheide und Bilanzen, Sicherheiten und Bankauskünfte nachgewiesen werden kann. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 195 f. Voraussetzung ist meist ein fester Wohn- oder Firmensitz, sowie ein Epigrafe der IAE. Vgl. Marek (2004), S. 25 ff zu den Förderprogrammen für Investitionen in Spanien. Ansprechpartner sind die Camera de Comercio sowie die CAEB. Momentan bevorzugte Bereiche sind: Schuhindustrie, Holz- und Möbelverarbeitung, Textil- und Lederherstellung, Softwareentwicklung sowie der Nautiksektor. Aus Unterlagen des Vortrages von Susana Munar Sandström. Ansprechpartner sind die jeweiligen Ajuntaments und die vom IMFOF geförderten regionalen Programme. Kennnummer der Gewerbesteuer, der eine Quote zugeordnet ist.

62

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

fen werden.125 Folgende Institutionen dienen als Informationsstelle und fördern verschiedene Projekte: •

Camara de Comercio und hier insbesondere das Ventanilla unica,



Consell de Mallorca,



Confederación de Accociaciones Empresariales de Baleares (CAEB),



Conselleriá de Trabajo y Formación,



Centro Coordinador de Información y Documentación para la Juventud,



Conselleriá de Comercio Industria y Energia,



Asociacón de Jovenes Empresarios de Baleares,



Instituto Nacional de Empleo (SOIB/INE),



Institut Municipal de Formacio Ocupacional i Feina (IMFOF),



Institut de Formación y Ocupación de Calvià (IFOC) sowie



Societat de Garantia Reciproca (ISBA).

Unternehmen können z. B. auch Zuschüsse erhalten, wenn sie Frauen über 45 Jahre einstellen. Hierbei werden 20 Prozent der Sozialversicherungsbeiträge übernommen. Die balearische Bürgschaftsbank ISBA ermöglicht auf Antrag hin Unternehmern durch Übernahme einer Bürgschaft eine bessere Verhandlungsbasis für mittel- und langfristige Kredite. Sie arbeitet dabei sehr eng mit der Camara de Comercio zusammen und unterstützt sowohl Personen- und Kapitalgesellschaften, Einzelunternehmen als auch Projekte. Hinweise: Fördermaßnahmen müssen in jedem individuellen Fall separat betrachtet und geprüft werden. Bei den nationalen Fördermöglichkeiten ist noch zu beachten, dass die Balearen zu den strukturstarken Regionen Spaniens zählen und aus diesem Grund je nach Gemeinde nur mit 10 bis 20 Prozent gefördert werden können. Generell erhalten die schwächeren Regionen, wie Murcia oder Extremadura, bei der Vergabe von Fördermitteln den Vorzug. Sie werden mit bis zu 50 Prozent gefördert.126 Sollte es dennoch eine Möglichkeit der Förderung geben, so müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

125

126

Informationen erteilt für ein spezielles Vorhaben die Camara de Comercio, Estudi General 7, Palma de Mallorca, Tel.: 971710188 und im Internet unter www.cambresbalears.com. Vgl. Auswandern.com (2004).

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

63



Die Unternehmensgründung muss finanziell und wirtschaftlich durchstrukturiert sowie technisch machbar sein (ausgereifter Businessplan).



Die Eigenfinanzierung muss mindestens 30 Prozent betragen.



Es müssen Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten werden.



Die Antragstellung muss vor der Investition erfolgen.

Da das Genehmigungsverfahren langwierig ist (maximal acht Monate), sind die Anträge so früh wie möglich zu stellen. Die Vergabe von Fremdkapital ist als kompliziert einzuschätzen. Sollte dennoch eine Möglichkeit bestehen, so dient ein geschlossenes Finanzierungskonzept immer als Grundvoraussetzung. Hierbei müssen auch alle möglichen Folgekosten in der Planung berücksichtigt werden. Erweiterungsinvestitionen oder auftragsbedingte Personalveränderungen sind bei der Antragstellung einzukalkulieren. Aber auch finanzielle Engpässe, welche beispielsweise durch die saisonalen Schwankungen in vielen Bereichen auf den Balearen entstehen können, sind zu bedenken. Die nachfolgende Übersicht soll die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten verdeutlichen. Finanzierung

Innenfinanzierung

Außenfinanzierung Eigen- und Beteiligungsfinanzierung

Mit oder ohne Bank

Kreditfinanzierung

Zuschüsse und Zuwendungen

InvestitionsKurz-, mittel-, oder zuschüsse langfristig

Selbstfinanzierung

offen oder still

Sonstige Finanzierung Sonstige Kapitalaus Gegenfreisetzung wert von

Abschreibungen oder Rückstellung

Sonderformen Factoring

Leasing

Abb. 22: Finanzierungsmöglichkeiten127

127

Vgl. Perridon / Steiner (2002), S. 356 f.

64

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Für den weiteren Unternehmensverlauf sind mögliche Formen der Innenfinanzierung in der Finanzplanung des Geschäftsplanes zu bedenken. 3.2.4

Ausländische Investitionen

Innerhalb der Europäischen Union gilt aufgrund der EU-Verfassung die generelle Kapitalverkehrsfreiheit. Davon profitieren auch ausländische Investoren auf den Balearen. Jedoch verbleibt für sie eine besondere Deklarationspflicht. Große Bedeutung kommt hierbei dem Gesetz über ausländische Investitionen128 und dem Gesetz über ökonomische Transaktionen129 zu. Die abzugebenden Erklärungen dienen aber grundsätzlich130 nur rein statistischen, wirtschaftlichen oder verwaltungstechnischen Zwecken und nach ihrer Übermittlung an das Registro de Inversiones hat der Unternehmer seine Pflicht diesbezüglich schon erfüllt. 3.2.5

Marketing

Der Marketingplan soll aufzeigen, wie die Umsatzprognose am Markt realisiert werden kann. Dazu definiert er Zielgruppen, erläutert geeignete Vertriebsstrategien und Vertriebskanäle, legt die Preiskategorie fest und gibt nicht zuletzt verkaufsunterstützende Maßnahmen und die Kosten des Vertriebes vor. Die traditionellen Werbeträger sind auf den Balearen die Printmedien. Insbesondere die deutschen Zeitungen „Mallorca Magazin“ und „Mallorca Zeitung“ schalten umfangreiche Anzeigen. In den letzten Jahren sind die dafür nötigen Aufwendungen allerdings erheblich gestiegen. Auch aktuelle Branchenführer wie „Der heiße Draht“ oder „Treffpunkt Mallorca“ werden gerne für Anzeigen genutzt. Diese Broschüren werden kostenlos auf den Balearen verteilt. Das Inselradio ist ebenfalls ein geeignetes Werbemedium. Beim Radio besteht jedoch eine hohe Streuung. Die potenziellen Kunden erreicht die Werbebotschaft nur dann, wenn das Radio genau in diesem Moment eingeschaltet ist und gleichzeitig keine Ablenkung erfolgt. Die Wahrnehmung der Werbung ist also sehr wichtig. Hierbei sollte ein so genannter USP131 publiziert werden, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Es können hierbei verschiedene Strategien verfolgt werden. Eine Möglichkeit besteht, sich über den Preis zu differenzieren. Diese Variante ist aufgrund der fehlenden finanziellen Möglichkeiten von KMU gegenüber den großen Anbietern allerdings selten mög128 129

130

131

Ley de Inversiones Estranjeras vom 18.Juli 18/1992. Ley 4.Juli 2003, 19/2003 sobre Regimen juridico de los movimentos des capitales y de las transacciones económicas con el exterior y sobre determinadas medidas de precención del blanqueto de capitals. Die spanische Verwaltung fragt zwingend jedoch nach der Mittelherkunft bei höheren Investitionen aus Steuerparadiesen (mehr als 3.005.060,52 Euro). Dazu Löber (2005), S. 79. Unique Selling Proposition (Alleinstellungsmerkmal). Die Malerfirma Weiss besitzt den USP der ersten deutschen Malerfirma auf der Insel und nutzt dieses Image der Tradition auch für Marketingmaßnahmen (siehe Kapitel 8)

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

65

lich. Die so genannten PYME132 der Balearen sollten daher eher die Produktstrategie verfolgen und außerdem einen überdurchschnittlichen Service anbieten. Der Mund-zu-Mund-Propaganda nach dem Schneeballprinzip kommt wegen der Inseleigenschaft werbetechnisch eine besondere Bedeutung zu. Auch persönliche Kontakte und gegenseitige Empfehlungen sind sehr wichtig. Das gilt auch bei der Suche nach optimalen Vertriebskanälen für die Produkte bzw. Dienstleistungen. Je nach Branche sollte versucht werden, einen großen Auftraggeber oder wenigstens einen Vermittler zu finden. Mit und durch diesen erhält das Unternehmen bessere Referenzen. Aufgebaute Kontakte können so schnell neue Möglichkeiten eröffnen, da viele wirtschaftlich einflussreiche Personen untereinander in engen persönlichen Beziehungen stehen.

3.3

Geschäftsübernahme und Gründung einer Niederlassung

3.3.1

Betriebsübernahme

Da in vielen Städten und Gemeinden eine restriktive behördliche Praxis gegenüber neuem Gewerbe besteht, wird bis heute mit der so genannte Betriebsübernahme (Traspaso)133 in Bezug auf Ladengeschäfte gearbeitet. Dieses stellt kurz gesagt die Übertragung der bisherigen Betriebserlaubnis auf den neuen Geschäftsinhaber dar. Neue „Traspasos“ dürfen seit 2003 allerdings nicht mehr erteilt werden, da die entsprechende gesetzliche Regelung aufgehoben wurde. Die Übergangsregelung läuft allerdings noch bis 2015. Da es sich somit um ein Auslaufmodell handelt, sollen diese kurzen Hinweise an der Stelle genügen. Bei der Betriebsübernahme sind dieselben inhaltlichen Prüfkriterien wie beim Unternehmenskauf durchzuführen, die im folgenden Abschnitt erläutert werden. 3.3.2

Unternehmenskauf

Eine weitere Möglichkeit, um als Unternehmer auf den Balearen tätig zu werden, ist der Unternehmenskauf (Geschäftsveräußerung). Eine eigenständige gesetzliche Regelung über den Erwerb eines Unternehmens kennt das spanische Recht nicht. Konsequenterweise müssen die Parteien im Vertrag im Einzelnen darlegen, welche Sachen und Rechte, materielle und immaterielle Bestandteile des Unternehmens, mit umfasst sind.134 Deshalb sollten dem Kaufvertrag ein Inventarverzeich132 133

134

Spanischer Begriff für KMU und bedeutet Pequeña y Media Empresas. Im Gegensatz dazu ist die neue gesetzliche Regelung der Abtretung (Cesión) vertraglich auszuschließen. Vgl. Löber (2005), S. 80. Vgl. Löber (2005), S. 76 ff.

66

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

nis, die letzte Bilanz, behördliche Konzessionen oder Unterlagen über gewerbliche Schutzrechte auf jeden Fall beigefügt werden. Zusätzlich gehen kraft Gesetzes sämtliche Arbeitsverhältnisse nach Art. 44 ET mit allen Rechten und Pflichten auf den Erwerber über. Dieser haftet mit dem Veräußerer zusammen gemeinschuldnerisch für die bis zum Betriebsübergang vorhandenen Arbeitgeberverpflichtungen. Alle Interessenten, die auf den Balearen eine der vielen zum Verkauf stehenden Betriebe, besonders in der Fremdenverkehrsbranche, übernehmen wollen, sollten besonders vorsichtig sein, da oftmals erhebliche Risiken mit einer Übernahme einhergehen. Unbedingt sollte zu Beginn eine kritische Auseinandersetzung mit dem gesamten Sachverhalt erfolgen und vor allem die Beweggründe des Verkäufers geklärt werden. Diese können zum einen alters- oder krankheitsbedingt, zum anderen aber auch rein wirtschaftlicher Natur sein. Im letzteren Fall sollte unbedingt Ursachenforschung betrieben werden. Hierzu ist es notwendig, mit dem Umfeld des Unternehmers in Kontakt zu treten. Weiter ist es generell empfehlenswert, Einsicht in sämtliche Bücher zu nehmen, um die Unternehmensentwicklung nachzuvollziehen und kritisch zu bewerten. 3.3.3

Niederlassung

Für nicht in Spanien ansässige Gesellschaften besteht die Möglichkeit, auf den Balearen Geschäfte auch über eine Niederlassung zu tätigen. Die Niederlassung beansprucht keine eigene juristische Rechtsfähigkeit. Sie hängt vielmehr von ihrem Stammunternehmen im Ausland ab. Ausschlaggebend für Geschäfte oder Beziehungen zu Dritten sind die nationalen Gesetze des Stammhauses. Die Gründung einer Niederlassung erfolgt mittels notarieller Urkunde und wird anschließend im Handelsregister eingetragen. Nach der Eintragung besitzt eine Niederlassung die gleichen Rechten und Pflichten eines spanischen Unternehmens.135 In dieser Urkunde legt die Niederlassung den Gegenstand ihrer Tätigkeiten fest. Bei der täglichen Ausübung der Geschäfte muss sich die Filiale dann auf diese festgelegten Aktivitäten beschränken. Ein fester Sitz auf den Balearen ist für die Niederlassung ebenso eine Grundvoraussetzung wie die Bestellung eines Fiskalvertreters für steuerliche Angelegenheiten. Eine weitere Bestimmung ist, dass die Niederlassung und das Stammhaus ein gemeinsames Konto besitzen müssen. Dieses muss jährlich der Generaldirektion für Internationale Wirtschaft und Außenhandelsangelegenheiten zur Einsicht vorgelegt werden.136

135

136

Normalerweise werden ins Ausland überwiesene Erträge mit einer Branch-Profits-Tax in Höhe von 15 Prozent besteuert. Diese entfällt aber durch das DBA mit Deutschland. Vgl. Bové Montero (2004), S. 28 f und Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 17.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

3.4

Wahl der Rechtsform

3.4.1

Kriterien zur Wahl der Rechtsform

67

Ist die Entscheidung gefallen, mit einem eigenen Unternehmen in den Markt einzutreten, ist eine geeignete Unternehmensform zu finden. Vorher sollte allerdings die Einholung der Geschäftslizenz (Licencia de Actividad oder Permiso de Actividad) nicht vergessen werden, die von der bereits oben beschriebenen Licencia apertura unterschieden werden muss. Viele Unternehmer glauben, diese Anforderung sei mit einer allgemeinen Beschreibung des Geschäftszweckes bereits erfüllt. Tatsächlich muss jedoch für jede einzelne und weiter ausgeübte Tätigkeit eine gesonderte Geschäftslizenz beantragt und erteilt werden. Außerdem ist es ratsam, sich auf dem aktuellen Stand der örtlichen Genehmigungspraxis zu halten. So sind in der Vergangenheit geübte Kombinationen von Cybercafé bzw. Literatur in Verbindung mit Café auf den Balearen in Zukunft nicht mehr zulässig, wenn es keine auch räumliche Trennung zwischen den beiden Bereichen gibt. Wer die Verbindung nach einer noch geduldeten Übergangszeit nicht auflöst, riskiert als Unternehmer in Zukunft die Schließung seines Unternehmens. Hinweis: Es ist anzuraten bei der Beantragung möglichst umfassende Oberbegriffe zu wählen, die eine Vielzahl von konkreten Tätigkeiten mit umfassen. Im spanischen Recht gibt es eine Reihe von Gesellschaftsformen, die mit denen in Deutschland weitgehend vergleichbar sind. Die Wahl der Gesellschaftsform sollte stets gut überlegt werden. Dabei sind besonders folgende Entscheidungskriterien zu beachten: •

Haftung,



Publizität und Rechnungslegung,



mögliche Einflussnahme auf die Unternehmensorganisation und



Finanzierungsformen.

Aus Sicht des Unternehmers spielt außerdem das Image der gewählten Rechtsform eine nicht unerhebliche Rolle. Steuerliche Gesichtspunkte spielen bei der Rechtsformenwahl dagegen eine untergeordnete Bedeutung, da das spanische Steuerrecht rechtsformunabhängig ausgestaltet ist. Die nachfolgende Abb. 23 zeigt einen Überblick der Vor- und Nachteile der beiden häufigsten Gesellschaftsformen, Personen- und Kapitalgesellschaft:

68

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Personengesellschaft • • • • • • •

Geringerer Gründungsaufwand. Keine Mindestkapitalisierung. Flexiblere Änderung des Gesellschafterkreises. Weniger formalisierte Entscheidungsstrukturen. Geringere bis gar keine Anforderungen an Buchführung und Bilanzierung. Höhere Kreditwürdigkeit. Größeres Ansehen.

Kapitalgesellschaft • • • • • •

Begrenzte Haftung auf das Gesellschaftsvermögen. Ausgestaltung je nach Geschäftszweck und Bedürfnissen möglich. Geringerer Steuersatz.137 Sehr geringes Mindestkapital bei S.L. Problemlose Umwandlung der S.L. in eine S.A. unter bestimmten Anforderungen möglich. Unternehmensanteile sind auf Dritte übertragbar.

sowie jedenfalls für eine S.A.: • Vereinfachung eines späteren Börsenganges. • Stärkeres Ansehen in der Öffentlichkeit. • Günstigere Ausgestaltung der Mitarbeiterbeteiligung.

Abb. 23: Vergleich von Personen- und Kapitalgesellschaften Die Entwicklung der letzten Jahre auf den Balearen zeigt in Abb. 24 ein stetiges Wachstum der Gesamtzahl der Betriebe. Vier Gesellschaftsformen kommen am häufigsten vor. Immer noch am meisten auf den Balearen vertreten sind die Einzelbetriebe.138 Einen überproportionalen Anstieg verzeichnet die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Socidades Limatada). Die Zahl der Aktiengesellschaften ist dagegen leicht zurückgegangen. Die Gütergemeinschaft (Comunidad de Bienes) ist für kleinere Immobiliengesellschaften gemäß der Landesstatistik der Balearen eine weitere häufig gewählte Gesellschaftsform, während die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (Socidad Civil), anders als in Deutschland, in der hiesigen Statistik gar nicht vorkommt. Relativ selten sind die offene Handelsgesellschaft und die Kommanditgesellschaft.

137

138

Die Besteuerung erfolgt generell mit 35 Prozent auf den Gewinn. Innerhalb von fünf Jahren können dabei die Gewinne mit Verlusten ausgeglichen werden. Auch die Gewerbesteuer ist im Vorfeld durch einen festen jährlichen Steuerbetrag, der von der Art der Tätigkeit und dem Ort der Gesellschaft abhängig ist, festgelegt. Sie werden in der Abb. 24 als Personas fisicas geführt.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

69

Abb. 24: Betriebe nach ihrer Rechtsform139 Alle Gesellschaftsgründungen erfordern stets fachgerechte Gründungsverträge, da die Erfahrungen zeigen, dass Verträge ohne sachkundige Unterstützung später in aller Regel viel Ärger (und damit auch Kosten) verursachen können. Daher bedarf es eines Vertrages, der die Rechtsbeziehungen der Beteiligten möglichst für alle erdenklichen Szenarien regelt. Die Form und der genaue Inhalt eines solchen Vertrages hängen nicht zuletzt von der gewählten Rechtsform ab. Generell lässt sich sagen, dass folgende Bereiche in jedem Fall geregelt werden sollten: 140 • • • • • • • 139 140

Rechtsform, Kreis der Gesellschafter, Höhe der Beteiligung des einzelnen Gesellschafters, Stimmberechtigung des einzelnen Gesellschafters, Ablauf der Gesellschafterversammlung, Gewinnentnahmen, Anteilsverkauf,

Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 115. Vgl. Kugler (o.D.).

70

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

• • • • •

Kündigung, Ausscheiden/Abfindung, Regelung für den Todesfall, Geschäftsführung/Vertretung und Einlagen.

Nachfolgend werden die einzelnen Gesellschaftsformen mit ihren Besonderheiten näher erläutert. 3.4.2

Einzelunternehmen – Persona Física

Der Einzelunternehmer benötigt zuerst einmal die N.I.E.-Nummer. Liegt diese vor, so ist die Aufnahme der Geschäftstätigkeit beim Finanzamt anzumelden.141 Der Firmeninhaber hat die Verpflichtung, sich bei der Sozialversicherung als selbstständig Erwerbstätiger (Autónomo) anzumelden.142 Der Hauptnachteil eines Einzelunternehmens gegenüber allen anderen Gesellschaftsformen besteht in der persönlichen Haftung des Unternehmers, die sein gesamtes Privatvermögen mit umfasst. Die Abb. 25 zeigt eine Übersicht, die vom Ventanilla Unica Empresarial, dem Beratungszentrum für Unternehmensgründungen in der IHK in Palma de Mallorca ausgegeben wird. Sie fasst wesentliche Gründungsschritte und Anforderungen für ein Einzelunternehmen noch einmal zusammen.

141

142

Dabei ist zu berücksichtigen, dass diverse Branchen (z.B. Hotels und Gaststätten) von einem Pauschal-SteuerSystem Gebrauch machen können. Ob dieses vereinfachte Steuersystem gewählt werden soll oder ob das Unternehmen in dem herkömmlichen System der Buchführung (Ermittlung des Gewinnes aufgrund der Einnahmen abzgl. der Ausgaben) arbeiten will, ist vor der Anmeldung zu klären. Die Einkommensteuersätze liegen zwischen 15 und 45 Prozent pro Jahr. Vgl. Cerdá (2004), S. 43.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Abb. 25: Gründungsschritte und Anforderungen für ein Einzelunternehmen

71

72

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Wird eine Beteiligung von mehreren Personen beabsichtigt, ist zu überlegen, ob eine Gründung als Personengesellschaft oder als Kapitalgesellschaft erfolgen soll. Diese werden nachfolgend erläutert. Auch werden die Möglichkeiten aufgezeigt, als Einzelperson eine Kapitalgesellschaft zu gründen. 3.4.3

Personengesellschaften

Zu den Personenhandelsgesellschaften zählt u. a. die Sociedad de Responsabilidad Colectiva (S.C.), die der Offenen Handelsgesellschaft (OHG) ähnelt. Sie besteht aus mindestens zwei Gesellschaftern, die sowohl natürliche als auch juristische Personen sein können. Die Gesellschafter sind im Unternehmen meist selbst aktiv. Jeder Gesellschafter der Personengesellschaft haftet persönlich, unbeschränkt und gesamtschuldnerisch. Für die Gründung einer S.C. ist ein notariell beglaubigter Gesellschaftervertrag nötig, der Angaben zum Gesellschaftszweck, der Dauer, den Gesellschaftern, dem Unternehmensnamen sowie der Höhe der Einlagen der Gesellschafter enthalten muss. Es ist zur Gründung kein bestimmtes Mindestkapital erforderlich. Nach der Gründung ist die Gesellschaft bei der Finanzbehörde anzumelden, wo sie eine eigene Steuernummer erhält. Es ist nicht notwendig, dass alle Gesellschafter eine Bareinlage in die Gesellschaft einbringen. Es genügt auch als Socio Industrial die Arbeitsleistung in das Unternehmen zu geben. Die Socios industriales nehmen jedoch in aller Regel nicht an der gemeinschaftlichen Geschäftsführung aller Gesellschafter teil. Auch sind sie von der persönlichen Haftung ausgenommen. Die Gesellschafter, die im Unternehmen aktiv tätig sind, müssen allerdings als Selbstständige (Autónomos) bei der Sozialversicherung angemeldet werden. Außerdem ist es wichtig, dass nur im Handelsregister eingetragene Gesellschafter die Firma gegenüber Dritten vertreten können. Die Gesellschafter haben umfassende Kontrollund Informationsrechte und können im Interesse der Gesellschaft handeln. Der Gewinn wird, wenn nicht anders vereinbart, entsprechend der Beteiligung ausgeschüttet. Bei einem Verlust sind generell die Beteiligungsverhältnisse anzuwenden. Die Gesellschaftsanteile können nicht ohne Zustimmung aller Gesellschafter auf Dritte übertragen werden; dies erfolgt mittels einer öffentlichen Urkunde.143 Weiterhin zählen die Comunidad de Bienes (Gütergemeinschaft)144 und die Sociedad Civil (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) zu den Personengesellschaften. Sie weisen ebenfalls die aufgezeigten Merkmale auf und unterscheiden sich nur unwesentlich von der Sociedad de Responsabilidad Colectiva. Eine Übersicht zur Comunidad de Bienes enthält die nachfolgende Abb. 26, die von der IHK in Palma de Mallorca stammt. 143

144

Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 42 ff und Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 17. In der Praxis kommt sie auf den Balearen häufig als Grundstücksgemeinschaft vor.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Abb. 26: Gründungsschritte und Anforderungen für die Comunidad de Bienes

73

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DER WEG ZUM UNTERNEHMER

3.4.4

Kapitalgesellschaft

Bei der Entscheidung für eine Kapitalgesellschaft besteht hauptsächlich die Wahl zwischen einer Socidad Limitada (S.L.), die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, und einer Socidad Anonima (S.A.), einer Aktiengesellschaft. Laut Spaniens statistischem Amt sind drei viertel aller Kapitalgesellschaften Socidades Limitadas. 145 Im Folgenden werden beide Formen näher erläutert.146 3.4.4.1 Gesellschaft mit beschränkter Haftung – S.L. Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (S.L.) wird häufig von kleinen und mittelständischen Unternehmen gewählt. Sie ist für die so genannten PYME die beliebteste Gesellschaftsform147, da der Unternehmer mit der Gründung einer Kapitalgesellschaft eine Haftungsbeschränkung bekommt. Der Gesellschafter der S.L. haftet lediglich auf sein eingezahltes Kapital. Die gesetzlichen Regelungen über die spanische GmbH (S.L.) sind niedergelegt im Ley 2/1995, vom 23. März, de Sociedades de Responsabilidad Limitada (LSRL). Die grundlegenden Eigenschaften der S.L. sind mit denen der deutschen GmbH annähernd identisch. Jedoch besteht die Gefahr, vorhandene Unterschiede zu übersehen. Das Stammkapital beläuft sich auf mindestens 3.006 Euro (Art. 4 LSRL) und besitzt keinen Maximalbetrag.148 Die S.L. hat damit das geringste Mindestkapital innerhalb der Eurozone. Es muss bei der Gründung vollständig gezeichnet und gezahlt werden. Die Einbringung kann sowohl als Bar- als auch als Sacheinlage erfolgen. Bei Sachgründungen ist ein Gutachten über den Wert der eingelegten Vermögensgegenstände zwar nicht erforderlich, aber dennoch empfehlenswert. Der Gesellschaftsname149 ist mit dem Zusatz S.L. zu versehen. Zur Gründung einer GmbH genügt ein Gesellschafter; sie ist nach oben nicht begrenzt (Art.125 LSRL). Die Gesellschaft benötigt weiterhin eine wirksame Satzung. Diese muss u. a. Angaben über den Unternehmenssitz und Zweck, zur Aufteilung des Gesellschaftskapitals und zum Geschäftsführungsorgan enthalten. Die Organe der S.L. sind die Gesellschafterversammlung150 und die Geschäftsführung. Die Gewinnverteilung 145 146

147 148 149

150

Vgl. INE (2003), S. 398. Im Vorfeld ist zu erwähnen, dass die Gesetze für beide Kapitalgesellschaften an die Richtlinien der EU angepasst wurden. Dies gilt insbesondere für solche Aspekte, die die Haftung der Verwalter, die Buchhaltungsnormen oder die Regelung der Jahresabschlüsse betreffen. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 193 f. Zum Vergleich: In Deutschland ist ein Stammkapital von 25.000 Euro erforderlich. Hierzu ist eine Negativbescheinigung über den Firmennamen beim zentralen Handelsregister Madrid einzuholen. Das Internetportal www.sl-kontor.de bietet für 52,20 Euro eine elektronische Anfrage an. Die Merkmale der Gesellschafterversammlung (Junta General) sind denen einer Hauptversammlung der S.A. ähnlich (siehe 3.4.4.2). Auf nähere Erläuterungen zu den unterschiedlichen Abstimmungsregelungen soll an dieser Stelle verzichtet werden. Nähere Informationen in Löber / Wendland / Fröhlungsdorf (2004).

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75

richtet sich grundsätzlich nach den Geschäftsanteilen und wird durch die Gesellschafterversammlung bestimmt. Vor der Gewinnausschüttung ist eine Einstellung in die gesetzliche Rücklage von zehn Prozent vorzunehmen. Dies ist solange der Fall, bis die Rücklagen mindestens 20 Prozent des Stammkapitals betragen.151 Eine gute Übersicht bietet das Informationsblatt der IHK Palma in Abb. 27.

Abb. 27: Gründungsschritte und Anforderungen für die Socidad Limitada 151

Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 48.

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DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Gründet eine Person eine S.L., so wird der Begriff Sociedad Unipersonal de Responsibilidad Limitada verwendet. Dem Gesellschafter werden dabei erhöhte Publizitäts- und Rechenschaftspflichten auferlegt. So müssen beispielsweise sämtliche Geschäftspapiere einen entsprechenden Hinweis besitzen. Weiterhin sind alle Entscheidungen zu protokollieren und die einzelnen Rechtsgeschäfte im Anhang des Jahresberichtes zu erläutern.152 Der erste Schritt zur S.L. ist die Abklärung des Namens beim zentralen Handelsregister in Madrid. Dort wird geprüft, ob der beantragte Firmenname nicht doch schon vergeben wurde. Von den Namen, die noch nicht existieren, muss dann einer als Firmenname ausgewählt werden. Im Anschluss wird ein Zertifikat mit dem Firmennamen nach ca. einer Woche ausgestellt, welches in der Regel immer am Geschäftslokal anzubringen ist. Hinweis: Es wird empfohlen, mit drei alternativen Namen die Anfrage beim Handelsregister vorzunehmen. Mit diesem Zertifikat wird ein betriebseigenes Bankkonto eröffnet, auf das das Stammkapital über mindestens 3006 Euro eingezahlt wird. Von der Bank wird anschließend ein weiteres Schriftstück ausgestellt, welches das eingezahlte Haftungskapital belegt. Mit beiden Zertifikaten wendet man sich an einen Notar. Dieser leitet die weitere Firmengründung mit dem Gesellschaftsvertrag ein. Hierin muss unter anderem genau definiert sein, welches der Unternehmenszweck ist und was er alles umfasst. Der Notar reicht zwei Exemplare des Statuts beim Mallorquinischen Handelsregister ein.153 Nach drei bis vier Wochen kommt die Eintragung vom Handelsregister wieder zurück. Im Anschluss daran wird die Steuernummer erteilt. Hinweis: Anders als in Deutschland gehen alle zwischen der notariellen Gründung und der Eintragung ins Handelsregister vorgenommenen Geschäfte automatisch mit der Eintragung auf die Gesellschaft über.

152 153

Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 49. Es gibt zudem eine Art Buch, die so genannte Acta de Reinspection. Diese wird vom Notar ausgehändigt, um darin jede Geschäftsänderung einzutragen und bei einer Überprüfung vorzulegen (Kann in jeder Buchhandlung gekauft werden).

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

77

Nach erfolgreicher Anmeldung kann dass Haftungskapital entnommen werden und für Investitionen Verwendung finden.154 Mit der Eintragung ins Handelsregister beginnt die Rechtsfähigkeit. Zu diesem Zeitpunkt tritt dann auch erst die Haftungsbeschränkung in Kraft, auch wenn die Gesellschaft durch einen möglichen Beschluss ihrer Gesellschafter schon vorher wirtschaftlich tätig wird. Vertreten wird die Gesellschaft durch einen oder mehrere Geschäftsführer. Je nach dem Willen der Gesellschafter sind diese einzeln oder gemeinsam zur Vertretung der Gesellschaft berechtigt. Auch besteht die Möglichkeit einen Verwaltungsrat zu bilden. Weiterhin müssen die Jahresabschlüsse beim zuständigen Handelsregister eingereicht werden. Geschieht dies nicht, tritt eine Handelsregistersperre ein, was in der Praxis die Gesellschaft gravierend beeinträchtigt. Hinweis: Alle Jahresabschlüsse sind für jedermann einsehbar und können direkt oder sogar per Internet abgerufen werden. Eine Sonderform der Gesellschaft mit beschränkter Haftung stellt die Sociedad Limitada Nueva Empresa (SLNE) dar.155 Sie soll die Gründung kleiner und mittlerer Unternehmen durch eine schnelle und flexiblere Abwicklung und einfachere Buchführungsvorschriften erleichtern. Es entfällt dabei vor allem die zeitaufwendige Nachfrage beim zentralen Namensregister in Madrid. Hinweis: Es genügt eine aus Vor- und Nachnamen eines Gründungsgesellschafters bestehende Bezeichnung, die mit einem Nummerncode versehen wird, so dass die Firma unverwechselbar bleibt. Der eigentliche Gründungsvorgang selbst wird durch die Verwendung elektronischer Medien auf 48 Stunden verkürzt. Hierzu trägt auch die zwingend zu verwendende Mustersatzung bei.156 Alle Daten werden elektronisch übermittelt. Allerdings müssen die Gründungsgesellschafter nach wie vor persönlich oder in ordnungsgemäßer Vertretung vor einem Notar zur Protokollierung der Satzung erscheinen.157 154 155 156

157

Anders als in Deutschland kann das Stammkapital somit aufgezehrt werden. Vgl. Löber (2005). Diese Gesellschaftsform wurde (Mitte 2005) auf den Balearen so gut wie nie angewendet. In dem Orden Ministerial Nr.1445/2003 vom 04.06.2003 veröffentlicht und unter: www.notariado.org herunterzuladen. Benötigt wird ein einziges elektronisches Dokument (Documento Unico Electrónico), um alle Verpflichtungen gegenüber staatlichen Einrichtungen mit elektronischer Datenübertragung zu erfüllen. Vgl. Krasselt-Priemer (2004), S. 51.

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Natürlich bestehen auch bei dieser Rechtsform einige Restriktionen. So darf das Gesellschaftskapital nicht weniger als 3.012,00 Euro und nicht mehr als 120.202,00 Euro betragen und ist vollständig als Bareinlage zu erbringen (Art 135 LSRL). Die Zahl der Gesellschafter ist auf maximal fünf begrenzt. Gesellschafter dürfen nur natürliche Personen sein (Art 136 LSRL).158 Die Geschäftsführung erfolgt durch mindestens einen Geschäftsführer, der zwingend Gesellschafter sein muss. Auch besteht die Möglichkeit eine Ein-Mann-SLNE zu gründen. In diesem Fall darf der alleinige Gesellschafter aber nicht Besitzer einer weiteren SLNE sein.159 Neben der beschleunigten Gründung sollen auch vereinfachte Buchführungs- und Rechnungslegungsvorschriften die Akzeptanz dieser Gesellschaftsform erhöhen.160 Die Erleichterungen bestehen in einem vereinfachten Tagebuch (Diario), einer vereinfachten Jahresbilanz und erleichterten Buchführungsregelungen. Abschließend ist zu erwähnen, dass die spanische GmbH es den Gesellschaften ermöglicht, sämtliche Arbeiten, wie z. B. auch handwerkliche Tätigkeiten in Deutschland161, auszuführen. Durch die in der EU geltenden Bestimmungen des Niederlassungslandes Spaniens162 wird dabei kein Meistertitel nach deutschem Recht verlangt. Jedoch muss die Gesellschaft mindestens drei Jahre in Spanien wirtschaftlich aktiv gewesen sein.163 3.4.4.2 Die Aktiengesellschaft – S.A. Die Sociedad Anónima (S.A.) ist neben der S.L. die wichtigste Form der Kapitalgesellschaft. Das Gesetz der spanischen Aktiengesellschaft ist das Ley de Sociedades Anónimas. Es entspricht im Wesentlichen dem deutschen Aktiengesetz. Somit stimmen auch die wichtigsten Charakteristika mit der deutschen AG überein. Die Aktiengesellschaft verteilt ihr Kapital auf Aktien. Zu den Rechten der Aktionäre zählen das Stimmrecht, das Zeichnungsrecht, das Recht auf Beteiligung am Gewinn, das Recht auf Anfechtung der Gesellschafterbeschlüsse sowie das Recht auf Information. Die Aktien können als Namens- oder Inhaberaktien emittiert werden. Bei den Namensaktien kann die freie Übertragbarkeit eingeschränkt sein. So158 159 160

161

162 163

Vgl. Bové Montero (2004), S. 27. Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 49. Real Decreto 296/2004 v. 20.02.2004 (BOE v. 27.02.2004), wobei die Aktiva nicht höher als eine Million Euro, der Nettoumsatz unter 2 Millionen Euro und die durchschnittliche Anzahl der Arbeitnehmer nicht höher als 10 sein darf. Der BGH hat mit Urteil vom 13. März 2003 (VII ZR 370/98E) entschieden, dass im Ausland gegründete Kapitalgesellschaften in Deutschland rechtsfähig sind. Im Falle einer spanischen S.L. wird auch die damit verbundene Haftungsbeschränkung in Deutschland anerkannt. Vgl. www.mallorca-pro.de. Dazu Borges (2003), S. 71 ff. Es wird in Spanien kein Meistertitel zur Führung eines handwerklichen Betriebes verlangt. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 194.

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79

lange der Nennwert der Aktien noch nicht vollständig eingezahlt ist, sind Namensaktien vorgeschrieben. Voraussetzung für die Gründung ist ein Stammkapital von 60.101,21 Euro.164 Dieses ist vollständig zu zeichnen. Weiter muss zur Gründung der Gesellschaft mindestens ein Viertel des Nominalwertes einer jeden Aktie eingezahlt sein. Die Restzahlung muss innerhalb einer Frist erfolgen, welche in der Satzung festgelegt ist. Gibt es diese Frist in der Satzung der AG nicht, so gilt die Frist, die von den Verwaltern (Adminstradores) bestimmt wurde. Erfolgt die Einzahlung der noch ausstehenden Einlagen in Sacheinlagen, so müssen diese innerhalb von fünf Jahren geleistet werden.165 Die Rechtsfähigkeit erreicht die Gesellschaft nach der notariellen Beurkundung der Gesellschaftsgründung und deren Eintragung ins Handelsregister. Handelt es sich bei Gründung um eine Ein-Mann-Gesellschaft, so ist dies explizit in der notariellen Beurkundung zu erwähnen. Existiert dieser Eintrag nicht, so ist dies nicht ordnungsgemäß gemeldet und der alleinige Gesellschafter haftet gesamtschuldnerisch für die Zeit, in der die Gesellschaft nur als Ein-Mann-Gesellschaft betrieben wurde. Generell wird die Haftung des Gesellschafters aber auf den Nennwert der gezeichneten Aktien beschränkt. Die Organe der Sociedad Anónima sind die Hauptversammlung der Aktionäre und der Verwaltungsrat. Dabei ist die Hauptversammlung die oberste Entscheidungsinstanz. Die ordentliche Hauptversammlung (Junta ordinaria) findet notwendigerweise jährlich in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres statt, um die Geschäftstätigkeit zu prüfen und den Jahresabschluss des abgelaufenen Wirtschaftsjahres sowie die Verwendung des Ergebnisses zu genehmigen. Die Entscheidungsfindung erfolgt mit einfacher Stimmenmehrheit.166 Zusätzlich können die Adminstradores der S.A. eine außerordentliche Aktionärshauptversammlung (Junta extraordinaria) einberufen, wenn sie dies für zweckmäßig und notwendig ansehen. Zur Einberufung der Hauptversammlung verpflichtet sind sie, wenn Aktionäre mit mehr als fünf Prozent der Anteile diese beantragen. Auch im spanischen Recht findet eine Unterteilung in Stamm- und Vorzugsaktien statt. Die Aktionäre einer Stammaktie besitzen das Recht, in der Hauptversammlung ihre Stimme abzugeben. Die Inhaber einer Vorzugsaktie sind in der Regel von dem Mitbestimmungsrecht ausgeschlossen. Dafür wird eine jährliche fixe oder variable Mindestdividende gewährt. Der Anteil der Vorzugsaktien darf 50 Prozent des Grundkapitals jedoch nicht über-

164

165 166

Das Kapital kann in Bar- oder Sacheinlagen erfolgen. Bei Sachanlagen ist zu beachten, dass deren Wert von einem durch das Handelsregister ernannten unabhängigen Gutachter zu bestimmen ist. Der Bericht muss der Gründungsurkunde beigelegt werden. Vgl. Bové Montero (2004), S. 26 f. Ausführliche Bestimmungen in FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 51 f.

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DER WEG ZUM UNTERNEHMER

schreiten.167 Jede Aktie erhält grundsätzlich einen Gewinnanteil, wobei die Höhe der Gewinnausschüttung durch die Hauptversammlung bestimmt wird. Die Gesellschaft wird durch das Verwaltungsorgan vertreten. Dieses Organ kann von einem oder von mehreren Verwaltern ausgeübt werden. Handeln die Verwalter gemeinsam, so bilden sie den Verwaltungsrat (Consejó de la Administración). Wird die S.A. als Ein-Mann-Gesellschaft gegründet, genügt die Bestellung eines einzelnen Verwalters.168 Grundsätzlich besteht für spanische Aktiengesellschaften die Pflicht zur Prüfung ihres Jahresabschlusses. Hierfür bestellt die Hauptversammlung unabhängige Wirtschaftsprüfer. Ausnahme bilden kleine Sociedades Anónimas, wenn zwei der folgenden drei Eigenschaften erfüllt sind: •

die Aktiengesellschaft beschäftigt weniger als 50 Angestellte,



der Nettojahresumsatz beträgt nicht mehr als 4.747.995,62 Euro oder



das Anlagevermögen ist größer als 2.373.997,81 Euro.169

Der Jahresabschluss ist spätestens einen Monat nach der Genehmigung der Hauptversammlung zusammen mit dem Lagebericht beim zuständigen Handelsregister einzureichen. 3.4.4.3 Kommanditgesellschaft als Mischform Das spanische Gesellschaftsrecht besitzt zwei Formen von Kommanditgesellschaften. Zum einen die Sociedad Comanditaria simple (SCom) und zum anderen die Sociedad Comanditaria por Acciones (SComA), die Kommanditgesellschaft auf Aktien. Beide vereinen sowohl Aspekte der Personen- als auch der Kapitalgesellschaften und können deshalb als Mischformen bezeichnet werden. Die Kommanditgesellschaft besteht aus zwei Arten von Gesellschaftern. Einmal gibt es einen oder mehrere persönlich haftende Gesellschafter (Socios Colectivos) mit unbeschränkter Haftung. Zusätzlich sind aber Kommanditisten (Socios Comanditarios) an der Gesellschaft beteiligt, deren Haftung sich auf die Höhe ihrer Einlagen beschränkt.170 Die Geschäftsführung obliegt nur den Komplementären, also Socios Colectivos der Gesellschaft und ist den Kommanditisten ausdrücklich untersagt. Zur Gründung ist kein Mindestkapital erforderlich. Bei der SComA wird das Kapital auf Aktien verteilt. Die Geschäftsführung erfolgt durch einzelne Aktionäre, die für Verbindlichkeiten ihrer Amtszeit unbeschränkt 167 168 169 170

Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 51. Vgl. Bové Montero (2004), S. 26 f. Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 54. Vgl. Bové Montero (2004), S. 28.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

81

und persönlich haften. Im Wesentlichen sind hierbei die Grundlagen des Aktiengesetzes in Verbindung mit den besonderen Bestimmungen hinsichtlich der unbeschränkten persönlichen Haftung der Kommanditgesellschaft anzuwenden. Diese Formen sind in der Praxis jedoch wenig gebräuchlich. Erklärungsgründe sind sicher Haftungsbestimmungen und Aspekte der Außendarstellung.

3.5

Formalitäten bei der Gründung oder Inbetriebnahme eines Unternehmens

Nachdem die Geschäftsidee in einem schlüssigen Gesamtkonzept entwickelt wurde, die Wahl der Rechtsform gut überlegt sowie die Finanzierung sichergestellt ist, kann der angehende Unternehmer seine Geschäftsidee umsetzen. Er muss aber vom Unternehmenskonzept absolut überzeugt sein und sollte unbedingt die Charakteristika der balearischen Wirtschaft kennen und sich ihr auch anpassen können. Für die Umsetzung bedarf es der Kenntnis verschiedener Formalitäten, da die Entscheidung über die Rechtsform oft den Umfang des administrativen Ablaufes einer Gründung oder auch Inbetriebnahme eines Unternehmens bestimmt. Die verschiedenen Besonderheiten einzelner Gesellschaftsformen wurden bereits erläutert. An dieser Stelle erfolgt aus diesem Grund ein allgemeiner Überblick. Als erstes hat sich jeder Unternehmer, egal in welcher Rechtsform, einen Namen für seine Firma zu überlegen. Der Vorschlag ist beim zentralen Handelsregister in Madrid171 einzureichen.172 Es bedarf einer Negativbescheinigung, aus der hervorgeht, dass in Spanien keine Gesellschaft mit dem gleichen Namen existiert. Auch wird geprüft, ob der Name für die beabsichtigte Gesellschaftsgründung verwendet werden kann. Die Bescheinigung hat zunächst eine Gültigkeit von zwei Monaten. Der Firmenname bleibt jedoch für 15 Monate reserviert. Sie stellt dennoch keinen Schutz des Handelsnamens für gewerbliche Zwecke (Patente) dar, sondern soll lediglich verhindern, dass zwei Gesellschaften mit demselben Namen auf dem spanischen Markt tätig sind. Somit können Identifizierungsschwierigkeiten und Verwirrungen vermieden werden.173 Diese Negativbescheinigung muss beim Notar eingereicht werden, welcher die Gründung174 durch einen notariellen Vertrag, der Escritura Publica de Constitucion 171

172

173

174

Registro Mercantil Central, Principe de Vergara 94, 28006 Madrid, Tel. 0034-915631252 im Internet unter: www.rmc.es. Normalerweise können bis zu drei Namen zur Sicherheit beantragt werden. Es wird dann der erste freie Name genehmigt. Eine Überprüfung der Marken oder Patentrechte muss beim Register für gewerbliche Schutzrechte separat durchgeführt werden. Bei der Gründung müssen, wenn es sich um eine Geldeinlage handelt, die nötigen finanziellen Mittel zum Zeitpunkt der Gründung auf das eröffnete Konto eingezahlt worden sein. Es besteht auch die Möglichkeit, es dem beurkundenden Notar bei der Gründungshandlung selbst auszuhändigen.

82

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

de Sociedad, beurkundet. Sobald die Negativbescheinigung vorliegt, kann bei einer spanischen Bank ein Konto auf den Namen der zu gründenden Firma eröffnet werden, auf das die Geldmittel der Gesellschaft zu überweisen sind. Alle Gesellschaften und Einzelunternehmer müssen in das spanische Handelsregister, dem Registro Mercantil, eingetragen werden.175 Das Handelsregister ist öffentlich. Kopien von Eintragungen oder von hinterlegten Dokumenten sowie informative Auszüge können jederzeit abgefordert werden. Die Eintragung hat konstitutiven Charakter176 und vollzieht somit die Unternehmensgründung rechtmäßig.177 Ferner sind die Gesellschaften und der Einzelunternehmer verpflichtet, die Daten der Eintragung auf ihren Dokumenten, wie Rechnungen oder Briefen anzugeben. Weiterhin ist die Steuernummer für die Gesellschaft beim zuständigen Finanzamt zu beantragen. Liegt diese vor, ist mit dem Formular 036/037 die Steueradresse beim für den Steuersitz verantwortlichen Finanzamt anzumelden. Hierbei ist dem Antrag eine Kopie der Escritura beizulegen. Weiter ist eine Gesellschaftsteuer von einem Prozent auf das Stammkapital zu entrichten.178 Sind diese Formalitäten erfüllt, müssen alle anfallenden Kommunalsteuern entrichtet und die arbeitsrechtlichen Anmeldungen vorgenommen werden.179 Bei der Gründung sind folgende Mindestkosten einzukalkulieren: • Kapitalverkehrsteuer in Höhe von einem Prozent auf das Grund- bzw. Stammkapital, • Gebühren für die Handelsregistereintragung180 sowie • Honorare für Notare, Rechtsanwälte etc. Die Kosten lassen sich im Einzelnen schwer beziffern. Die Preise der Rechtsanwälte auf den Balearen variieren sehr stark und dürfen zwischen drei und zehn Prozent des Grund- bzw. Stammkapitals ausmachen. Generell ist der Prozentsatz aber umso höher je niedriger das Grund- bzw. Stammkapital ist, z. B. ist für die Gründung einer S.L. mit einem Stammkapital 3.006,02 Euro ein Betrag von rund 2.105 Euro als Grundkapital anzusetzen.181 Dies entspricht 70,05 Prozent. Die Abb. 28 fasst die wesentlichen Gründungsformalitäten der vorgestellten Gesellschaftsformen noch einmal zusammen. 175 176 177

178 179 180

181

Sämtliche Änderungen sind im Anschluss vom Unternehmer unverzüglich anzuzeigen. Vgl. Cremades (2004), S. 73. Die Gesellschaft kann die Tätigkeit unmittelbar nach der Gründung aufnehmen, sofern es in der Satzung vorgesehen ist. Jedoch haften die Gesellschafter für alle Rechtsakte vor der Eintragung gesamtschuldnerisch, es sei denn, die Wirksamkeit dieser Rechtsakte wird von der Eintragung abhängig gemacht. Dies gilt nur für Kapitalgesellschaften. Vgl. Bové Montero (2004), S. 29 f. Durch die Pflichtmitgliedschaft zur Handelskammer ist jedes Unternehmens zur Beitragszahlung verpflichtet. Sie beläuft sich auf 1,5 Prozent der gewerblichen Gewinne. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 193. Vgl. Bové Montero (2004), S. 29 f.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Abb. 28: Wesentliche Gründungsformalitäten

83

84

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

3.6

Buchführungsvorschriften

Ähnlich wie im Bereich der Gründungsformalitäten hängen auch die Vorschriften der Buchführung oft von der Wahl der Gesellschaftsform ab. Nachstehend wird ein allgemeiner Überblick der Buchführung dargestellt. 3.6.1

Allgemeine Pflichten

Der veröffentlichte Kontenrahmen (Plan General de Contabilidad) stellt eine Standardisierung der spanischen Rechnungslegung dar. Insbesondere sollen hiermit die finanziellen Informationen transparent und vergleichbar gemacht werden. Das spanische Handelsgesetzbuch (Código de Comercio) verpflichtet alle Unternehmen mit Unternehmenssitz auf den Balearen, die Bücher und Aufzeichnungen in Euro zu führen.182 Die erforderlichen Bücher sind innerhalb von vier Monaten vom Handelsregister einzureichen und formell zu legalisieren. Der Unternehmer besitzt hierzu zwei Möglichkeiten. Einerseits können die gebundenen Bücher vor bzw. nach der Verwendung genehmigt werden. Anderseits erfolgt bei elektronischer Buchführung die Legalisierung durch Einreichen gebundener Ausdrucke, elektronischer Datenträger oder durch die Übertragung der Daten über das Internet.183 Das spanische Handelsgesetz schreibt für Unternehmer auf den Balearen die Führung folgender Bücher vor: •

Eröffnungsbilanz,



vierteljährliche Rohbilanzen,



Rechnungsabschlüsse,



Diarium mit den täglichen Einträgen der Geschäftsvorgänge sowie



ein Inventarbuch.

Bei den Gesellschaften ist außerdem ein Protokollbuch notwendig.184 Weiter müssen alle Belege über Aufwendungen und Erträge neben den Buchhaltungsbüchern über einen Zeitraum von sechs Jahren aufbewahrt werden. Die chronologische Aufschlüsselung der Geschäftsvorfälle soll gewährleisten, dass regelmäßig Inventare und Bilanzen aufgestellt werden können.185

182 183 184 185

Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 54. Vgl. Bové Montero (2004), S. 31 f. Für eine S.A. und eine Ein-Mann-Gesellschaft sind weitere Bücher zu führen. Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 20 f.

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

85

Die spanische Rechnungslegung orientiert sich stark an den EU-Richtlinien. Es ergeben sich folgende Prinzipien für den Jahresabschluss, der sich aus der Bilanz, der GuV und dem Anhang zusammensetzt: •

Vorsichtsprinzip,



Anschaffungswertprinzip,



Prinzip der Wechselwirkung von Einkünften und Aufwendungen,



Prinzip der Wesentlichkeit,



Grundsatz der Fortführung des Unternehmens,



Grundsatz der Belegbarkeit,



Grundsatz der Periodenabgrenzung,



Grundsatz der Einzelbewertung und



Grundsatz der Stetigkeit.

Spätestens drei Monate nach Abschluss des Geschäftsjahres muss der Jahresabschluss aufgestellt sein.186 Einer externen Unternehmensprüfung müssen sich beispielsweise börsennotierte Unternehmen, Banken oder andere Finanzinstitutionen bzw. Versicherungsgesellschaften sowie staatlich subventionierte Unternehmen unterziehen. Gleiches gilt auch für Unternehmen, deren Waren oder Dienstleistungen den Behörden angeboten werden. Bei Unternehmen mit einer verkürzten Bilanz bedürfen die Jahresabschlüsse keiner externen Prüfung. Die verkürzte Bilanz kann angewendet werden, wenn zwei der drei folgenden Kriterien, in zwei aufeinander folgenden Jahren zum Bilanzstichtag, erfüllt sind: •

Die jährliche Arbeitnehmerzahl liegt bei mindestens 50,



der Nettojahresumsatz beträgt mehr als 4.747.995,62 Euro oder



die Unternehmensaktiva sind größer als 2.373.997,81 Euro.187

3.6.2

Vorschriften zur Rechnungsstellung

Das Königliche Dekret Nr. 2401 vom 18. Dezember 1985 regelt die Rechnungsstellung in Spanien und somit auch auf den Balearen. Demnach muss jeder Unternehmer für alle von ihm bewirkten Umsätze eine Rechnung ausstellen und das Duplikat oder den Kontrollabschnitt aufbewahren. Die Rechnungen sind sofort bei Erbringung der Leistung auszustellen, es sei denn, der Leistungsempfänger ist ebenfalls Unternehmer. In diesem Fall gilt eine Frist von dreißig Tagen.

186 187

Vgl. Bové Montero (2004), S. 31 f. Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 108.

86

DER WEG ZUM UNTERNEHMER

Ähnlich wie in Deutschland haben sich die zu beachtenden Vorschriften an die ordentliche Rechnungslegung erheblich verschärft.188 Seit 2004 müssen in Spanien Rechnungen die folgenden Elemente enthalten: •

Fortlaufend nummerierte Rechnungsnummer,



Ort und Datum der Rechnung,

• Umsatzbeschreibung unter eindeutiger Ausweisung des anzuwendenden Steuersatzes, • Vor- und Zunamen, Firmenname oder komplette Geschäftsbezeichnung nebst Anschrift sowohl von Rechnungsaussteller wie -empfänger bzw. der Sitz der festen Niederlassung im Falle von gebietsfremden Steuerpflichtigen,189 • Beschreibung des ausgeführten Umsatzes, einschließlich des Stückpreises der Einzelware, • Datum, an dem der Umsatz ausgeführt oder die Vorauszahlung vereinnahmt wurde und • für den Fall der Umsatzsteuerfreistellung ist der Art. des LIVA auf der Rechnung zu vermerken. Bei der Rechnungsstellung sehen die Rechtsvorschriften keine Auflagen hinsichtlich der Sprache vor. Weiterhin kann in der Rechnung auf Angaben zum Leistungsempfänger verzichtet werden, wenn sich der Wert der bewirkten Umsätze auf höchstens 100 Euro beläuft. Beim Kunden darf es sich dabei aber nicht um einen im Rahmen seiner wirtschaftlichen Tätigkeit handelnden Unternehmer oder Freiberufler handeln. Die Leistungen eines bestimmten Leistungsempfängers können für einen Kalendermonat in einer Rechnung zusammengefasst werden.

188 189

Vgl. Real decreto 1496/2003. Handelt es sich bei dem Empfänger um eine natürliche Person, die kein Unternehmer ist, genügt die Angabe von Vor- und Nachnamen und der Personalausweisnummer.

87

4

Analyse einzelner Branchen

Nachfolgend wird auf ausgewählte Wirtschaftsbereiche separat eingegangen. Unternehmensbeispiele im Kapitel 7 helfen unterstützend aufzuzeigen, wie es Unternehmer geschafft haben, in diesen Bereichen ihre Existenz aufzubauen.

4.1

Fremdenverkehr

4.1.1

Allgemeine Daten zum Fremdenverkehr

Der Fremdenverkehr ist die wichtigste Einnahmequelle und bestimmt zu 80 Prozent die Wirtschaft der Balearen. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Bedeutung der Balearen für Spanien ist es besonders wichtig, die Tourismusförderung und die Vermarktung nachhaltig und sinnvoll zu gestalten. Hinweis: Die Balearen zählen aufgrund der Tourismusentwicklung wirtschaftlich zu den erfolgreichsten Regionen Spaniens. Dennoch kämpfen die Inseln gegen die Auswirkungen der intensiven touristischen Nutzung, welche insbesondere in den Sommermonaten die Kapazitätsgrenzen erreicht. Die Besucherzahlen und Bettenkapazitäten sind im Vergleich zu 1960 21-mal höher. Auf den gesamten Balearen gab es im Jahr 2003 297.738 Betten.190 Der rasante Anstieg hinterlässt auf den Inseln natürlich Spuren. 70 Prozent aller Hotels entsprechen heutzutage nicht mehr dem Standard und müssten dringend renoviert werden. Außerdem besteht ein Überangebot an Betten. Um das Tourismusgeschäft wieder rentabler zu machen, müssten die Bettenkapazitäten um 20 Prozent reduziert werden.191 Hierzu sind zwingend Modelle notwendig, die in Zukunft nachhaltig umgesetzt werden sollten. So werden beispielsweise an der Playa de Palma zahlreiche Hotels abgerissen.192

190 191 192

Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 95. Mallorca Zeitung Nr. 218, Woche 28/2004, S. 10. Vgl. Weber (2004), S. 6 f.

88

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Ein Merkmal der Tourismusbranche auf den Balearen ist die ausgeprägte Saisonabhängigkeit. Sie wird in den folgenden Abb. 29 und Abb. 30 verdeutlicht.

Abb. 29: Saisonale Schwankungen in der Tourismusbranche193

Geöffnete Monate pro Jahr 9 bis 12 Monate 23%

bis 6 Monate 51% 6 bis 9 Monate 26%

Abb. 30: Beweis der Saisonabhängigkeit194

193 194

Vgl. Conseleria de Turisme (2003), S. 4. Vgl. Gilet (2001), S. 143.

89

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

60 Prozent der Touristen kommen in den Sommermonaten Juni bis September. Knapp die Hälfte der Hotels ist deshalb weniger als sechs Monate im Jahr geöffnet. Das balearische Touristenministerium unterstützt inzwischen Investitionen und Projekte, die die Haupturlaubssaison entzerren sollen.195 Im Gegensatz zu den ausländischen Touristen besuchen die Festlandspanier die Inseln regelmäßig über das gesamte Jahr verteilt. Mit der zeitlichen geht eine räumliche Konzentration einher, bei der sich die touristische Infrastruktur sowie die Urlaubsziele auf die Küstengebiete beschränken. Dies ist eine Folge der frühen Tourismusphasen, bei denen der reine Strandtourismus im Mittelpunkt stand. Die Bettenburgen dominieren in vielen Gebieten, wie z. B. westlich und östlich von Palma, das Küstenbild. Ein Kennzeichen für den Tourismus ist demnach der hohe Flächenverbrauch, insbesondere in den touristischen Zentren. Dies gilt auch für den aktuellen Trend nach Zweitwohnsitzen im Landesinneren, so dass sowohl umweltverträgliche, als auch ästhetische Grenzen überschritten wurden. An dieser Stelle zerstört der Tourismus eindeutig seine eigene Attraktivität.196 Ende der 90er Jahre war eine Sättigungsgrenze erreicht, so dass, wie die Abb. 31, zeigt eine Stagnation eintrat. Entwicklung der Touristeneinreisenden

Anzahl in Tausend

10000 8000 Mallorca 6000

Menorca

4000

Ibiza und Fromentor Balearen gesamt

2000 0 1992

1997

2002

Jahr

Abb. 31: Entwicklung der Einreisenden auf dem Luftweg197 Zwar stieg die Zahl der Einreisenden immer noch um 600.000 Personen auf 10,3 Mio. an, dennoch verzeichneten die Balearen im Februar 2002 30 Prozent weniger Hotelbuchungen als im Vorjahr. Begründet wird die Entwicklung damit, dass ei-

195

196 197

Vgl. Interview mit Joan Flaquer, Balearischer Tourismusminister, Beilage zur ITB, Mallorca Zeitung 10. März 2005, S.02. Vgl. Gilet (2001), S. 35. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 99. Die Touristen reisen zu 98 Prozent auf dem Luftweg ein, so dass diese Abbildung repräsentativ ist.

90

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

nerseits immer mehr Besucher in privaten Unterkünften übernachten, und zum anderen die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 9,2 auf 8,4 Tage gesunken ist.198 Die Balearen stehen somit an einem entscheidenden Wendepunkt. Dieser Situation sind sich sowohl die Tourismusakteure als auch die Politiker der Insel bewusst und suchen nach Lösungen. In diesem Zusammenhang werden auch die Vor- und Nachteile von All-Inclusive Angeboten geprüft, bei denen die Nachfrage in den letzten Jahren sehr angestiegen ist. Einigkeit herrscht darüber, dass ein quantitatives Wachstum in der Hochsaison definitiv nicht möglich ist. Es ist deshalb nur noch ein Wachstum über die Qualität denkbar, wobei diese Strategie den Massentourismus nicht ausschließt.199 Das Augenmerk des heutigen Tourismus gilt der Angebotsdiversifikation. Die traditionellen Strandurlaubsangebote sollen durch neue Urlaubsformen erweitert werden. Für die Umsetzung wurde ein so genannter Markenplan erstellt, der die Gründung von acht Tourismusmarken auf den Balearen beinhaltet. Diese sind: •

Strand- und Badetourismus,



Fahrradtourismus,200



Agro- (Finca)tourimus,



Gesundheits- (Wellness-)tourismus,



Geschäftstourismus,



Wandertourismus,



Golftourismus201 und



Kulturtourismus.

Die einzelnen Marken wenden sich an gut voneinander abgrenzbare Personenkreise und umfassen Übernachtungseinrichtungen, die sich der jeweiligen Spezialisierung verpflichtet haben. Dadurch ermöglicht der Markenplan einen Zusammenschluss und eine Marketingkooperation kleinerer Beherbergungsbetriebe. Zu ihnen zählen beispielsweise der Fahrrad- oder Wandertourismus, aber auch der Agrotourismus202. Je nach Markenzugehörigkeit ergeben sich unterschiedliche Auflagen für

198 199

200

201

202

Vgl. Mallorca Magazin 6/2004, S. 3. Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Balearen (2002), S. 20. Nach einer Studie des balearischen Unternehmerverbandes CAEB haben sich auf Mallorca allein rund 150 Drei- und Vier-Sterne-Hotels auf Radtouristen spezialisiert. In Zukunft wird mit einer erheblichen Zunahme der russischen Touristen gerechnet, da Russland über nur drei Golfplätze verfügt. Mallorca Zeitung Nr.251 (9/2005), S. 5. Entwickelte sich von 518 im Jahr 1994 auf 2946 Betten im Jahr 2003. Vgl. CAEB (2004), S. 6.

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die Betriebe. Dabei ist jedoch festzustellen, dass viele Gäste zwar frische Milch und Ökofleisch mögen, aber nicht den Geruch von Kühen und Schweinen.203 Der Radtourismus stellt zur Saisonvorbereitung im März und April eine neue erhebliche Einnahmequelle dar. Rund 160 Hotels haben sich auf diesen Wirtschaftszweig spezialisiert und bieten den Radfahrern von Ende Februar bis Mitte Mai einen besonderen Service. Hierzu zählen z. B. eine individuell abgestimmte Ernährung sowie Fahrradgaragen oder Werkstätten. Im Jahr 2003 besuchten schätzungsweise 60.000 Radfahrer die Insel und setzten rund 40 Millionen Euro um. Bei den Radtouristen handelt es sich um die komplette Bandbreite des Radsports. Diese Touristen kommen zu 50 Prozent in regelmäßigen Abständen wieder auf die Insel.204 In Zukunft sollen auch der Gesundheits- und Geschäftstourismus205 als weitere Marken zur jährlichen Auslastung der Balearen beitragen. Die jüngst entdeckten Thermalquellen im Landesinneren von Mallorca sollen in den nächsten Jahren im großen Stil Kurtouristen anziehen. Unterstützend sollen neue Marketingstrategien in den Hauptmärkten Großbritannien (3,4 Mio. Besucher) und Deutschland (2,9 Mio. Besucher)206 kontinuierlich die Balearen vermarkten. Das Tourismusgeschäft der Inseln profitiert zugleich von der Einführung des Euro, dem so genannten Schengener Abkommen mit dem Wegfall aufwendiger Grenzkontrollen sowie von der vollzogenen Osterweiterung der EU im Jahre 2004.207 Hilfreich erweisen sich weiter ein gefestigtes Markenimage, ein bewährtes Fremdenverkehrsmodell, solide Erfahrungen im Tourismusmanagement, eine gute Infrastruktur und ein breites Zusatzangebot. 4.1.2

Tourismus und Umwelt

Die Umwelt (Medio Ambiente) wird als wichtigstes Wirtschaftsgut der Balearen angesehen. Gerade die balearische Landesregierung fördert ein umwelt- und sozialverträgliches Wachstum, das die natürlichen Ressourcen langfristig sichert.208 Der nachhaltige Erfolg dieser Maßnahmen hängt jedoch stark davon ab, ob es gelingt, insbesondere die Firmenleitungen nicht nur der Tourismusbranche, sondern aller Wirtschaftsbereiche in Sachen Umwelt zu sensibilisieren. Die Abb. 32 zeigt beispielsweise, dass die Firmenleitungen das Umweltbewusstsein in Hotels am stärksten beeinflussen, ohne dass man die anderen Einflussgrößen wie Kunden, Medien 203

204 205

206 207 208

Vgl. Brigitte Förster, Geschäftsführerin des balearischen Verbandes für Landtourismus in Mallorca Zeitung Nr.253 (11/2005), S. 7. Vgl. John (2004), S. 7. Z.B. eröffnete die Hotelkette Sol Melía ein elf Mio. Euro teueres Kongresszentrum mit neun Sälen. Vgl. Mallorca Magazin 9/2004, S. 48. Vgl. Mallorca Magazin 6/2004, S. 3. Vgl. Manso (2004), S. 32. Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Balearen (2002) S. 22 f.

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oder Banken unterschätzen darf. Das lässt zwei verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu. Erstens ist es die Leitung, die versucht, aus Eigenverantwortung die Initiative in Sachen Umweltschutz zu ergreifen. Zum anderen ist auch mehr eine praktische Interpretation möglich, da es ja schließlich immer die Geschäftsleitung ist, die als letzte Instanz oft die Vorgaben des Umweltministeriums auszuführen hat. Einfluss auf das Umweltbewusstsein im Hotel 5 4 3 2 1

Fi Ei rm ge en nt le üm itu er ng /A Re kt io ise n är ve e ra ns ta lte r Ku nd öf en fe nt No lic he rm Ve en rw al W t u Um et ng tb we ew lto er rg be an r isa tio ne An n ge M ed st el ie lte n /A rb eit Li er ef er an te n Si no ch r m er en he its f ir m en Ba nk en

0

Abb. 32: Einflussgrößen auf das Umweltbewusstsein in Hotelwesen209 Die Verantwortlichen im Tourismusbereich geben gerne Umweltaufgaben an die öffentliche Verwaltung ab. So haben die Gemeinden für den bestmöglichen Zustand der Strände zu sorgen, was z. B. durch den so genannten Küstensäuberungsplan des balearischen Tourismus- und Umweltministeriums koordiniert wird. Speziell die Reiseveranstalter spielen beim Umweltthema ihre natürliche Rolle als Diplomaten zwischen den Nachfragern (Touristen) und den Anbietern (Hoteliers), was zu sehr unterschiedlichen Verhaltensweisen gegenüber den Kunden führen kann. Ein und derselbe Reiseveranstalter kann die Umweltaspekte gegenüber einem Briten komplett ignorieren und gegenüber einem Deutschen sehr umweltbewusst auftreten. Wissenschaftliche Studien belegen den ökonomischen Sinn dieser Herangehensweise, weil sie zeigen, dass die Deutschen, Mitteleuropäer und Skandinavier das größte ökologische Verständnis besitzen und die Britten das geringste.210 Am Ende ist es demnach immer der Druck der Kunden, der die Tourismusunternehmen zwingt, die Verantwortung für die Umwelt auf sich zu nehmen. Letztendlich bleibt es aber eine gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten, das Umweltbewusstsein zu stärken. 209 210

Vgl. Gilet (2001), S.148 f. Vgl. Gilet (2001), S. 199.

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Problematisch bleibt die Frage, ob eine zweigleisige Vermarktung von Massenund Qualitätstourismus vereinbar ist, und ob die Einnahmeverluste aus dem nicht mehr ausschließlich gewollten Massentourismus über die Einnahmen aus dem Qualitätstourismus kompensiert werden können.211 4.1.3

Klassifizierung

Bei Hotels, Restaurants, Cafeterias und Bars gilt eine besondere Klassifizierung.212 Sie wird nach der Beantragung durch das Tourismusministerium der autonomen Region der Balearen (Conselleria de Turismo de la Comunidad de las Islas Baleares) vorgenommen. Sie richtet sich nicht nur nach der Qualität des Essens, sondern vor allem nach äußeren qualitativen Merkmalen, wie Abstandsflächen der Tische in den Gasträumen, Ausstattung der Sanitärräume oder von Warteräumen und Garderobe. Für die Anmeldung zur Zertifizierung bedarf es bereits vor der Geschäftseröffnung einer vorläufigen Bestätigung. Der Erhalt einer endgültigen Bestätigung von der Conselleria de Turismo zur Eröffnung (Autorizción de Aperatura) erfolgt nach der Prüfung einer Reihe von Dokumenten wie der Bauplanung, der Gewerbeerlaubnis oder der Prüfung beruflicher Kompetenzen und Erfahrungen. Nach der kompletten Dokumenteneinreichung überprüft das Tourismusministerium die örtlichen Gegebenheiten in einer Visitation und vergibt die Einstufung. Die Einordnung in Restaurant, Bar/Café und Cafeteria erfolgt wie in der Abb. 33 aufgezeigt. Typ

Merkmale

Bar/Café

Dürfen lediglich Produkte verkaufen, dessen Namen öffentlich in der Bar/Café sichtbar ausgestellt ist.

Cafeterias

Dürfen Gerichte anbieten, die im Ofen, in der Mikrowelle oder ähnlichen Geräten erwärmt werden. Hierzu zählt auch der Verkauf von Hähnchen oder Hamburgern, wobei der Herstellername sichtbar sein muss.

Restaurant

Pizzerien, Gasthäuser (Fondas) Tortilleria oder Mesón.

Abb. 33: Kategorien der gastronomischen Betriebe

211

212

Der Tourismusminister Juan Flaquer ist von der parallelen Umsetzung des Massentourismus sowie des Qualitätstourismus unter Berücksichtigung der Umwelt überzeugt. Er lehnt anders als sein Vorgänger Celesti Alomar die touristischen Steuern ab. Vgl. Focus (Nr.23/2004), S. 133. Orden de 6 de julio de 1992, por la que se desarolla el Decreto 2/1992, de 16 de enero, por el que se ordena y regala la Oferta Turistica Complementaria en la Comunidad Autonoma de las Islas Baleares.

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ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Alle Geschäfte dürfen dabei nur den Service der Gruppe anbieten, in der sie eingeordnet sind. Weiterhin gilt zu beachten, dass für jeden Außenplatz auf öffentlichen Straßen gesonderte Gebühren gegenüber der Gemeinde fällig werden. Bezüglich der Restaurants existiert eine Einstufung in fünf Kategorien, die als Gabeln (Tenedores) bezeichnet werden. Die Abb. 34 verdeutlicht die einzelnen Kriterien zur Verteilung der Gabeln. Kategorie Luxus Kategorie 5 Gabeln (Categoria Lujo: 5 Tenedores)

Bedingungen • • • • • • • •

• • • • • • •

Erste Kategorie 4 Gabeln (Primera Categoria: 4 Tenedores)

• • • • • • • •

Separater Eingang für Kunden und Personal. Garderobe. Warteraum mit Bar. Zwei Quadratmeter Platz für jeden Gast. Ungestörte Telefonkabine und Möglichkeit am Tisch telefonieren zu können. Klimaanlage. Separate Toiletten für Damen und Herren mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern, Händetrocknern und Seife. Bei 50 Plätzen muss die Größe der Sanitäreinrichtungen mindestens zehn Quadratmeter betragen. Die Ausstattung ist dabei mindestens jeweils zwei Wasch- und Toilettenbecken sowie zwei Pissoirs für die Herren. Für jede weiteren 50 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich. Abgetrennte Essräume. Bei mehrstöckigen Gebäuden einen Fahrstuhl. Hilfstische. Teller mit bedecktem Feuer. Ausgewähltes Weinangebot. Einen Parkplatz für jeden siebenten Platz. Die Gasträume sollten maximal 60 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Separater Eingang für Kunden und Personal. Garderobe. Warteraum mit Bar. 1,8 Quadratmeter Platz im Gastraum für jeden Gast. Benutzbares Telefon für den Klienten auch bis zum Tisch. Klimaanlage. Separate Toiletten für Damen und Herren mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern, Händetrocknern und Seife. Bei 60 Plätzen muss die Größe der Sanitäreinrichtungen mindestens zehn Quadratmeter betragen. Die Ausstattung ist dabei mindestens: jeweils zwei Wasch- und Toilettenbecken sowie zwei Pissoirs für die Herren. Für jede weiteren 50 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich.

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Zweite Kategorie 3 Gabeln (Segunda Categoria: 3 Tenedores)

• • • • • • •

Abgetrennte Essräume. Bei Mehrstöckigen Gebäuden einen Fahrstuhl. Hilfstische. Teller mit bedecktem Feuer. Ausgewähltes Weinangebot. Einen Parkplatz für jeden siebenten Platz. Die Gasträume sollten maximal 60 Prozent der Gesamtfläche ausmachen.

• • • • • •

Separater Eingang für Kunden und Personal. Garderobe. 1,8 Quadratmeter Platz für jeden Gast. Möglichkeit zur Telefonnutzung durch den Klienten. Klimaanlage. Separate Toiletten für Damen und Herren mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern, Händetrocknern und Seife. Bei 60 Plätzen muss die Größe der Sanitäreinrichtungen mindestens acht Quadratmeter betragen. Die Ausstattung ist dabei mindestens: jeweils ein Wasch- und Toilettenbecken sowie ein Pissoir für die Herren und ein Waschbecken sowie zwei Toiletten für die Damen. Für jede weiteren 50 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich. Abgetrennte Essräume. Bei Mehrstöckigen Gebäuden einen Fahrstuhl. Hilfstische. Teller mit bedecktem Feuer. Ausgewähltes Weinangebot. Einen Parkplatz für jeden siebenten Platz. Die Gasträume sollten maximal 65 Prozent der Gesamtfläche ausmachen.



• • • • • • •

Dritte Kategorie 2 Gabeln (Tercera Categoria: 2 Tenedores)

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• • • • • • •



Der Eingang darf während der Öffnungszeiten nicht von Lieferanten genutzt werden. Garderobe. 1,5 Quadratmeter Platz für jeden Gast. Benutzbares Telefon für den Kunden. Klimaanlage oder Kühlung. Separate Toiletten für Damen (jedoch nicht bereits ab dem Gastraum) und Herren mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern oder Händetrockner und Seifenflaschen. Bei 75 Plätzen muss mindestens jeweils ein Wasch- und Toilettenbecken sowie ein Pissoirs für die Herren und ein Waschbecken sowie zwei Toiletten für die Damen vorhanden sein. Für jede weiteren 50 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich. Die Gasträume sollen maximal 70 Prozent der Gesamtfläche ausmachen.

96

Vierte Kategorie 1 Gabel (Cuarta Categoria: 1 Tenedor)

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

• • • • • •



Der Eingang darf während der Öffnungszeiten nicht von Lieferanten genutzt werden. Garderobe. 1,5 Quadratmeter Platz für jeden Gast. Benutzbares Telefon für den Kunden. Separate Toiletten für Damen (jedoch nicht bereits ab dem Gastraum) und Herren mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern oder Händetrockner und Seifenflaschen. Bei 100 Plätzen muss mindestens jeweils ein Wasch- und Toilettenbecken sowie ein Pissoirs für die Herren und ein Waschbecken sowie eine Toilette für die Damen vorhanden sein. Für jede weiteren 50 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich. Die Gasträume sollen maximal 75 Prozent der Gesamtfläche ausmachen.

Abb. 34: Restauranteinstufung So müsste ein Restaurant mit fünf Gabeln beispielsweise einen Vorraum, eine Bar im Vorraum und zwei Quadratmeter Platz für jeden Gast nachweisen. Auf Mallorca wurde kein einziges Restaurant mit fünf Gabeln zertifiziert. Eine bestehende Klassifizierung wird entgegen den Gewohnheiten in anderen Ländern nicht regelmäßig kontrolliert, sondern gilt auf Dauer. Allerdings erfolgen auf Beschwerden (Denuncias) von Gästen oder auch von Konkurrenten gezielte Nachkontrollen. Zu Anzeigen von Konkurrenten kommt es dabei vermehrt im Falle von wirtschaftlichen Schwierigkeiten und unlauterem Wettbewerb, etwa wenn der erfolgreiche Konkurrent Essen serviert, obwohl er nur die Lizenz für eine Bar hat. Diese Einstufung wirkt sich auch auf die Höhe der zu zahlenden Gewerbesteuer aus. Je mehr Gabeln als äußeres Qualitätsmerkmal ein Restaurant hat, desto höher fällt die Gewerbesteuer aus, die die Gemeinde unabhängig vom erzielten Umsatz verlangt. Deshalb kann es sich für den Unternehmer sogar finanziell lohnen, die Zahl der Gabeln für seinen Betrieb zu reduzieren. Eine Herabstufung von zwei Gabeln auf eine Gabel kann z. B. die Höhe der Gewerbesteuer um bis zu 40 Prozent nach unten drücken. Bei Bars oder Cafés gibt es die Einstufung mit bis zu drei Gläsern. Dies ist zum Beispiel von der Berechtigung zum zusätzlichen Verkauf von selbst zubereiteten Speisen (die nicht nur gewärmt werden) oder der Raumausstattung abhängig.

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Bedingungen

Kategorie Spezielle Kategorie 3 Gläser (Categoria Especial: 3 Copas)

• • • • • • •

• •

Erste Kategorie 2 Gläser (Primera Categoria: 2 Copas)

• • • • • •

• •

Zweite Kategorie 1 Glas (Segunda Categoria: 1 Copa)

• • • • •

• •

Separater Eingang für Kunden und Personal. 1,8 Quadratmeter Platz im Gastraum für jeden Gast. Ungestörte Telefonkabine. Garderobe. Klimaanlage. Separate Toiletten für Damen und Herren mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern, Händetrocknern und Seife. Bei 50 Plätzen muss die Größe der Sanitäreinrichtungen mindestens acht Quadratmeter betragen. Die Ausstattung ist dabei mindestens: zwei Wasch- und ein Toilettenbecken sowie zwei Pissoirs für die Herren und ein Wasch- und zwei Toilettenbecken für die Damen. Für jede weiteren 50 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich. Separate Zubereitungsmöglichkeit der Bocadillos und Tapas. Die Gasträume sollten maximal 75 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Separater Eingang für Lieferanten während der Öffnungszeiten. 1,25 Quadratmeter Platz im Gastraum für jeden Gast. Telefon zur Nutzung durch die Kunden. Klimaanlage oder Ventilator. Separate Toiletten für Damen und Herren (aber nicht mit getrenntem Zugang) mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern oder Händetrocknern und Seife. Bei 100 Plätzen muss die Größe der Sanitäreinrichtungen mindestens sieben Quadratmeter betragen. Die Ausstattung ist dabei mindestens: ein Wasch- und ein Toilettenbecken sowie ein Pissoirs für die Herren und ein Wasch- und zwei Toilettenbecken für die Damen. Für jede weiteren 50 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich. Separate Zubereitungsmöglichkeit der Bocadillos und Tapas. Die Gasträume sollten maximal 80 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Telefon zur Nutzung durch die Kunden. Klimaanlage oder Ventilator. Ein Quadratmeter Platz im Gastraum für jeden Gast. Separate Toiletten für Damen und Herren (aber nicht mit getrenntem Zugang) mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern oder Händetrocknern und Seife. Die Sanitäreinrichtungen müssen bei 100 Plätzen mindestens ein Wasch- und ein Toilettenbecken sowie ein Pissoir für die Herren und ein Wasch- und Toilettenbecken für die Damen besitzen. Für jede weiteren 75 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich. Die Gasträume sollten maximal 80 Prozent der Gesamtfläche ausmachen Separate Zubereitungsmöglichkeit der Bocadillos und Tapas.

Abb. 35: Klassifizierung Bars oder Cafés

97

98

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Kategorie Spezielle Kategorie 3 Tassen (Categoria Especial: 3 Tazas)

Bedingungen • • • • • • •

• •

Erste Kategorie 2 Tassen (Primera Categoria: 2 Tazas)

• • • • • •



Zweite Kategorie 1 Tasse (Segunda Categoria: 1 Taza)

• • • • •

Separater Eingang für Kunden und Personal. 1,8 Quadratmeter Platz im Gastraum für jeden Gast. Ungestörte Telefonkabine. Garderobe. Klimaanlage. Separate Toiletten für Damen und Herren mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern, Händetrocknern und Seife. Bei 50 Plätzen muss die Größe der Sanitäreinrichtungen mindestens acht Quadratmeter betragen. Die Ausstattung ist dabei mindestens: zwei Wasch- und ein Toilettenbecken sowie zwei Pissoirs für die Herren und zwei Wasch- und Toilettenbecken für die Damen. Für weitere 50 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich. Bei mehrstöckigen Gebäuden einen Fahrstuhl. Die Gasträume sollten maximal 65 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Separater Eingang für Lieferanten während der Öffnungszeiten. 1,5 Quadratmeter Platz im Gastraum für jeden Gast. Telefon zur Nutzung durch die Kunden. Klimaanlage oder Ventilator. Separate Toiletten für Damen und Herren )aber nicht mit getrenntem Zugang) mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern oder Händetrocknern und Seife. Bei 100 Plätzen muss die Größe der Sanitäreinrichtungen mindestens acht Quadratmeter betragen. Die Ausstattung ist dabei mindestens: zwei Wasch- und ein Toilettenbecken sowie zwei Pissoirs für die Herren und zwei Wasch- und Toilettenbecken für die Damen. Für jede weiteren 50 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich. Die Gasträume sollten maximal 65 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Telefon zur Nutzung durch die Kunden. Klimaanlage oder Ventilator. 1,5 Quadratmeter Platz im Gastraum für jeden Gast. Separate Toiletten für Damen und Herren (aber nicht mit getrenntem Zugang) mit kaltem und warmem Wasser, Handtüchern oder Händetrocknern und Seife. Die Sanitäreinrichtungen müssen bei 100 Plätzen mindestens ein Wasch- und ein Toilettenbecken sowie ein Pissoir für die Herren und ein Wasch- und Toilettenbecken für die Damen besitzen. Für jede weiteren 75 Plätze ist jeweils ein zusätzliches Element erforderlich.

Abb. 36: Klassifizierung Cafeteria

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

99

Hotels kennen die Einstufung in fünf Sterne, wobei es aber keine jährliche Überprüfung gibt. Eine Herabstufung kann nur bei erheblichen Verstößen vorgenommen werden.213

4.2

Bauwirtschaft

4.2.1

Allgemeine Daten zur Bauwirtschaft

Die Bauwirtschaft umfasst sowohl das Bauhaupt- als auch das Baunebengewerbe und besteht auf den Balearen hauptsächlich aus kleineren und mittelständischen Unternehmen. Diese arbeiten eng mit dem Tourismussektor zusammen, so dass der Verlauf der touristischen Konjunktur den wirtschaftlichen Erfolg der Baubranche nicht unwesentlich beeinflusst. In den vergangenen sieben Jahren ist durch die Wertentwicklung des Bodens und die durchschnittliche Preisentwicklung der durchschnittliche Quadratmeterpreis für neu bebaute Wohnfläche stark gestiegen. Hierbei lässt sich feststellen, dass auf den Balearen im Vergleich zu Spanien, wie die Abb. 37 zeigt, diese Entwicklung nicht zuletzt auch wegen der Insellage bis 2002 sehr viel stärker ausgefallen ist. Der Grund hierfür liegt unter anderem in dem sehr knappen Angebot an Bauland.

Abb. 37: Vergleich des Wohnflächenquadratmeterpreises Spanien–Balearen214

213

214

Die Einstufung erfolgt nach dem § 45 des Real Decreto 2288/1993, de 27 de Julio, por el que se establece para los Hoteles la Categoria de Recomendado por su Calidad. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 76.

100

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Die bis 2003 im Amt befindliche Landesregierung der Balearen sorgte durch verschiedene politische Signale dafür, dass die Bautätigkeit und die Baupreise zuletzt stagnierten. Ursächlich waren hierfür unter anderem Befürchtungen, dass die Regierung Bauland zu Grünzonen erklären und eingereichte Bauprojekte durch Baustopps nicht mehr zur Realisierung zulassen würde. Auch die kurzfristige Einführung der Ecotasa traf nicht nur die Tourismus-, sondern auch die Baubranche, weil die Interessenten bei Ihren Investitionsentscheidungen sich danach zurück hielten. So sank die Bautätigkeit (2003) im Vergleich zu 1999 um 67 Prozent.215 Trotzdem brachen die Preise nicht ein, sondern blieben auf hohem Niveau stabil.216 Die Abb. 38 zeigt die Preise für Immobilien der Baleareninsel Mallorca für das Jahr 2004.

Abb. 38: Preise der Immobilien auf Mallorca217

215 216

217

Vgl. Mallorca Zeitung, Nr. 179 (41/2003). Die Preise für ein Haus und eine Wohnung auf den Balearen sind seit den 90 Jahren um 200 Prozent gestiegen. Eine mallorquinische Familie gibt für das Wohnen im Durchschnitt zwei Drittel ihres Einkommens aus. Vgl. Mallorca Zeitung Nr.251 (9/2005), S. 1, 9. Abbildung aus dem Mallorca Magazin 03/2004.

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

101

Es wird deutlich, dass speziell im Südwesten der Insel die Preise wegen der hohen Nachfrage, besonders unter Prominenten, am höchsten sind. Seit dem Regierungswechsel 2003 ist inzwischen wieder ein Preisaufschwung zu verzeichnen. Der vom Inselrat beschlossene Flächennutzungsplan schreibt ein Bauwachstum für Neubauten von jährlich maximal drei Prozent vor. Somit bleiben die Kapazitäten für neue Hotelbauten eingeschränkt, womit gleichzeitig das Marktsegment der Erweiterung bzw. Restauration gefördert wird. Die Instandsetzung vorhandener Gebäude hat insgesamt besondere Bedeutung gewonnen und stellt ein zukunftsträchtiges Tätigkeitsfeld da. Da der Immobilienmarkt in den Küstenregionen ausgereizt ist und in der Inselmitte oft sehr alte renovierungsbedürftige Gebäude existieren, hat sich die Bau- und Immobilienbranche dieser Objekte angenommen, die erhebliche Investitionen erfordern.218 Aber auch andere Gebäude vor allem der Residenten müssen ständig restauriert werden und sorgen für eine stabile Auftragslage für die Bauwirtschaft. 4.2.2

Zulassungsvoraussetzungen

Die im Rahmen der Bauwirtschaft anzutreffenden Handwerksberufe, wie Maurer, Maler oder Fliesenleger, stellen in Spanien keine Lehrberufe im eigentlichen Sinne da. Somit kann jeder Angelernte auf den Balearen, der eine gewisse Zeit auf einer Baustelle „mitgelaufen“ ist, die in Deutschland nur Personen mit Gesellen- bzw. Meisterprüfung vorbehaltenen Tätigkeiten ausführen. Da die Qualität und berufliche Erfahrungen der einheimischen Bauunternehmer oftmals nur mangelhaft sind, beauftragen viele Residenten deutsche Handwerker. Sie erhalten wegen der ihnen oftmals bescheinigten Qualitätsarbeit nicht nur von Deutschen Aufträge. Für Elektriker oder Gas- und Wasserinstallateure bestehen sowohl in Spanien als auch auf den Balearen besondere Zulassungsregelungen. Elektriker beispielsweise benötigen bei Umgang mit Starkstrom eine Genehmigung der Elektrizitätswerke (GESA). Die Vermarktung von fertigen und im Bau befindlichen Bauobjekten sowie Grundstücken übernehmen wie auch sonst üblich Immobilienmakler. Bis 2000 war dies ein geschützter Beruf. Ihn durften also nur zugelassene Mitglieder in einem Berufsverband ausüben. Mit dem Real Decreto vom 23 Juni (4/2000) wurde die gesetzliche Monopolstellung des Immobilienmaklers aufgehoben.219 Seitdem gibt es einige Freiberufler, die selbstständig arbeiten.

218

219

Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Balearen (2002), S. 24. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 191.

102

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

4.3

Gesundheitswesen

4.3.1

Allgemeine Daten zum Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen der Balearen weist heute in fast allen Fachrichtungen eine moderne Infrastruktur und gute Therapiemöglichkeiten auf. Die mehr als 3000 Krankenhausbetten verteilen sich auf acht staatliche und vierzehn private Krankenhäuser sowie zehn andere Verwaltungsstrukturen. Die folgende Abb. 39 verdeutlicht die Verteilung im Einzelnen. Mallorca

Menorca

Ibiza und Gesamt Formentera

Staatliche Krankenhäuser

6

1

1

8

Private Krankenhäuser

10

3

1

14

Militärkrankenhäuser

1

0

0

1

Gemeinnützige Krankenhäuser

2

0

0

2

Sonstige

5

1

1

7

Abb. 39: Krankenhäuser und Kliniken220 Ergänzt wird die medizinische Versorgung durch fast hundert auf die Gemeinden verteilte Ärztehäuser und Ambulatorien.221 Diese so genannten Centro de Salud dienen als erste Anlaufstelle und geben bestimmte gängige Medikamente aus. Außerdem werden hier Vorsorgemaßnahmen und Behandlungen bis hin zu kleineren chirurgischen Eingriffen ausgeführt. Weiter erfolgt die Zuteilung des Hausarztes für den Bürger, oder in schwereren Fällen die Überweisung in die großen Krankenhäuser.222 Die Regierung der Balearen bestätigt, dass auch die abgelegensten Orte der Inseln höchstens 30 Kilometer oder 15 Minuten von der nächsten Klinik entfernt seien.223 Im Norden Mallorcas beispielsweise kann es aber bis zur nächsten medizinischen Einrichtung aufgrund der Straßenführung und zum Teil auch der sehr hohen Verkehrsdichte in den Bergen schon einmal etwas länger dauern. 220 221

222 223

Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 157 ff. Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Balearen (2002), S. 36. Vgl. Grabau/ Hundt/ Nowack /Roggenthin (2004), S. 92 ff. Vgl. Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Balearen (2002), S. 36.

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

103

Die staatlichen und privaten Gesundheitseinrichtungen laufen auf den Balearen in einem ganzheitlichen Versorgungssystem zusammen. Dieses wird in der Praxis allen Anforderungen eines modernen Gesundheitsystems gerecht.224 Ein Grund für die generell hohe Quote an privaten Gesundheitszentren ist die starke Internationalität der Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund wird, um die Kommunikation mit dem Patienten zu erleichtern, in der Mehrzahl der Gesundheitseinrichtungen eine Betreuung in verschiedenen Sprachen angeboten. Auch haben vor allem deutsche, britische aber auch skandinavische Fachärzte auf den Balearen ihre Existenz aufgebaut. In etlichen Zentren sind Mitarbeiter aus den verschiedensten EU-Mitgliedsstaaten beschäftigt. Ergänzt wird das Netz des Gesundheitswesens durch die häusliche Krankenpflege. Auch in diesem Bereich gibt es zunehmend ausländische Dienstleister. Die gute Qualität des spanischen Gesundheitswesens wird durch den weltweit fünften Platz in einer Studie der WHO belegt. In allen Einrichtungen werden hochqualifizierte Fachkräfte beschäftigt. Im Gesundheitswesen hat insbesondere auch das Geschäft mit privaten Altersresidenzen Zukunft, da öffentliche Pflegeplätze mit qualifiziertem Personal rar sind. Dies gilt zum einen für Altersresidenten aus Mittel- und Nordeuropa, die ihren Lebensabend auf den Balearen verbringen möchten. Zum anderen gilt dies auch für die einheimische Bevölkerung der Balearen, von denen inzwischen 15 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sind. Der Markt im Bereich der mobilen und stationären Altenpflege wird somit weiter wachsen.225 4.3.2

Zulassungsvoraussetzungen226

Ein Arzt aus Deutschland, der sich auf den Balearen niederlassen will, benötigt zunächst einmal die Approbation. Die deutsche Ärztekammer bestätigt dann im „Letter of good Standing“, dass kein berufsrechtliches Verfahren gegen den Arzt vorliegt. Weiter muss in Verbindung mit dieser Bestätigung ein Führungszeugnis vorgelegt werden, welches nach der Beantragung direkt an die deutsche Ärztekammer gesandt wird. Voraussetzung ist weiter, dass die Approbation, das Zeugnis über die ärztliche Vorbereitungszeit als Medizinalassistent und das Staatsexamen eidesstattlich übersetzt und notariell beglaubigt werden. Im Anschluss daran erfolgt die Einreichung der Dokumente227 im Gesundheitsministerium zu Madrid.228 Bei Fach-

224 225 226

227

Vgl. Damler (2003), S. 198 ff. Vgl. Kramer (2003), S. 13. Rechtsgrundlage ist insbesondere das Real Decreto 1691/1989, das die EU-Richtlinien 93/16 und 81/1057 ins spanische Recht umsetzt. Für Zahnärzte gelten insbesondere die Real Decreto 970/1986, 1607/1987 sowie 675/1992, welche auf die EWG Richtlinien 78/687 und 78/686 zurückgehen. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 190. Zusätzlich ist die Bescheinigung des Bundesministeriums entsprechend der Richtlinie 93/16 EWG sowie einen Reisepass bzw. Personalausweiskopie einzureichen. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 190.

104

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

ärzten ist neben der Facharztbescheinigung auch eine Bescheinigung der zuständigen Fachärztekammer erforderlich. Bei erfolgreicher Begutachtung der Unterlagen wird der Ärztestatus ins spanische Recht legalisiert. Das Ministerium hat dabei eine gesetzlich vorgeschriebene maximale Bearbeitungszeit von drei Monaten. Die Homologisierung wird durch eine Urkunde bestätigt. Auf dieser ist dann die Fachrichtung ausgewiesen, die für die spätere Berufstätigkeit gut überlegt sein sollte. Mit dieser Urkunde beantragt man im Colegio Medico, der Ärztekammer in Palma oder Ibiza, seine Registriernummer. Sie beinhaltet gleichzeitig die Berufshaftpflicht und die Sozialversicherung. Bei Bedarf ist auch eine Altersvorsorge möglich. Facharztbezeichnungen werden auf dieselbe Weise in Spanien gleichfalls anerkannt229; ebenso unproblematisch erfolgt die Titelanerkennung der Zahnärzte230 sowie der Tierärzte. Die Anerkennung der außerhalb Spaniens erworbenen Abschlüsse des medizinischen Personals, wie der der Krankenschwester, des Krankenpflegers, des Krankengymnasten usw., ist ebenfalls möglich, wenn eine Ausbildung von mindestens drei Jahren nachgewiesen werden kann.231 Schwerer haben es dagegen Apotheker. Während die Titelanerkennung in Spanien als Licenciado en Farmacia232 unproblematisch wie bei den anderen Studien- und Berufsabschlüssen erfolgt, hat es ein deutscher Apotheker nicht leicht, auf den Balearen eine eigene Apotheke zu eröffnen. Dies ist auf verschiedene nationale Vorschriften in Spanien zurückzuführen, die die Neueröffnung von Apotheken erschweren und selbst den Erwerb bereits bestehender Apotheken reglementieren. Die Titelanerkennung des Heilpraktikers ist in Spanien ein Problem für sich, da es den Beruf so nur in Deutschland gibt. In der Bundesrepublik zählt der Heilpraktiker zu den Berufen höherer Ordnung und hat somit auch nur ein sehr eingeschränktes Werberecht.233 Weiter unterliegt er einer Gebührenordnung (Erstattungstabelle). In Spanien wird der Heilpraktiker zu den Gewerbetreibenden ohne Berufsabschluss gezählt, was unter anderem den Vorteil hat, dass er, anders als in Deutschland, Medikamente frei verkaufen kann.234

228

229 230 231 232 233

234

Zuständig für die Titelanerkennung ist das Ministerium für Erziehung, Kultur und Sport, Paseo del Prado 28, Tel.: 0034-915065600. Vgl. Deutsche Botschaft Madrid (02/2002), S. 1. Dazu Real Decreto 2072/1995. Dazu Real Decreto 970/1986, 1607/1987 und 675/1992. Real Decreto 1396/1995. Rechtsgrundlage für die Titelanerkennung ist hier das Real Decreto 1667/1989. Es ist dem der Ärzte sehr ähnlich aber nicht ganz so rigide. Der Arzt darf im Einzelfall sachlich und berufsbezogen informieren. Er muss dabei Übertreibungen und Irreführungen unterlassen. Mit der Rechtssprechung vom 26.08.2003 ist es erlaubt, im Internet sachgerechte und interessenbezogene Information darzustellen. Vgl. Liebscher (2003). In Deutschland ist es dem Heilpraktiker untersagt z.B. Ampullen für Injektionszwecke zu bevorraten. Er muss dem Patienten ein Rezept ausstellen und ihn in die Apotheke schicken, um die Medikamente zu holen.

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

4.4

Landwirtschaft

4.4.1

Allgemeine Daten zur Landwirtschaft

105

Im Rahmen der europäischen Union unterliegt Spanien und somit auch die Balearen einer gemeinsamen Agrarpolitik. Die Landwirtschaft befindet sich in einem tief greifenden Umstrukturierungsprozess mit den beiden vorrangigen Zielen der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit einerseits und dem Erhalt der Arbeitsplätze in den ländlichen Gebieten andererseits.235 Neben der Einführung von neuen Produktionstechnologien und Qualitätssicherungssystemen haben die Betriebe dazu auf eine Anpassung der Betriebsgröße und des Mechanisierungsgrades zu achten. Für die Verbesserung des Vertriebes sollen zudem neue Informations- und Vertriebskanäle geschaffen werden. Für diese Bereiche werden von der EU bevorzugt Fördermittel bereitgestellt.236 Hinweis: Da die meisten landwirtschaftlichen Flächen sich in einheimischem Familienbesitz befinden, können Ausländer selten größere landwirtschaftliche Flächen erwerben noch Pachtverträge abschließen. Förderungen erscheinen gerade deshalb notwendig, da die traditionelle Landwirtschaft der Balearen sehr stark durch die Entwicklung des Fremdenverkehrs beeinflusst wurde. Zwar bewirkte diese Entwicklung gleichzeitig eine gewisse Modernisierung,237 brachte die Landwirtschaft aber dennoch in eine Krise. Zu den Problemen zählen die erhebliche Überalterung der Landarbeiter238 und die Tatsache, dass die Rentabilität in anderen Wirtschaftsbereichen sehr viel höher ist.239 Obwohl die Produktivität der Landwirtschaft auf den Balearen höher ist als die durchschnittliche Produktivität auf dem spanischen Festland, ist das landwirtschaftliche Einkommen pro Einwohner auf den Inseln das niedrigste des Landes. Der hohe Anteil kleiner Betriebe (64 Prozent) und die Tatsache, dass die landwirtschaftlichen Arbeitskräfte überwiegend teilzeitbeschäftigt sind, zählen ebenso zu den Problemen, wie der Aspekt, dass der Fremdenverkehr vor allem in der Saison den größten Teil 235 236

237 238

239

Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Balearen (2002), S. 28. Siehe Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes in der autonomen Gemeinschaft der Balearen. Entscheidung Nummer K(2000) 3546 vom 24.11.2000 im Rahmen der Programme zur Entwicklung der ländlichen Regionen 2000-2006 der Europäischen Kommission für Landwirtschaft. Viele Bauern wurden durch den Landverkauf gerade in Küstengebieten sehr reich. Vgl. Damler (2003), S. 48. Zum Beispiel sind 66 Prozent der Landwirte älter als 55 und lediglich 0,4 Prozent jünger als 25 Jahre. Der Generationswechsel ist somit also nicht gesichert. Vgl. Europäische Kommission für Landwirtschaft (2000), S. 1 und Mallorca Zeitung Nr. 218 (28/2004). Heute gibt es noch 4.000 Landwirte, teils im Nebenerwerb. Vgl. Mallorca Zeitung Nr. 218 (28/2004), S. 8.

106

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

der Arbeitskräfte absorbiert.240 Auch der Zugang zu den Anbauflächen stellt ein erhebliches Problem der Bauern dar. Die Preise der Landflächen werden durch die Immobilienspekulanten zudem immer teurer. So lassen viele Grundbesitzer ihr Land lieber brach liegen als es an Landwirte zu verpachten, um die Chance des Verkaufes als Bauland zu bewahren. Auch der Ausbau der Infrastruktur zerstört die landwirtschaftliche Nutzfläche (LNF) und fördert die Bodenspekulation.241 Ungünstige Niederschlags-, Boden- und Reliefverhältnisse beinträchtigen weiterhin die Landwirtschaft, so dass sie insgesamt auch in Zukunft durch den Tourismus zurückgedrängt werden wird. Die bedeutendsten Bereiche des Sektors sind die Vieh- und Milchwirtschaft sowie der Gemüse- und Obstanbau. Darüber hinaus boomt die Pferdezucht mit mehr als 2000 Züchtern allein auf Mallorca.242 Außerdem gibt es inzwischen mehr als 30 Reitclubs auf der Insel, von renommierten mallorquinischen Vereinen wie dem Real Club Escuela Equitación Mallorca (RCEEM) oder dem besonders bei Deutschen beliebten Club Es Pas in Calvià, über das Reitsportzentrum Son Gual zwischen Establiments und Puigpunyent bis hin zum Ponyclub Calvià.243 Die LNF ist von 1982 bis 2002 um 28.000 ha zurückgegangen und macht 36,7 Prozent der Inselfläche aus (zum Vergleich 1982: 52 Prozent). Die als Ackerland genutzte Bodenfläche wird, wie die Abb. 40 bekräftigt, auf den Balearen vorrangig für den Obstanbau genutzt.

240 241

242

243

Vgl. Europäische Kommission für Landwirtschaft (2000), S. 1. Weiter zerstören heute viele, teilweise auch illegale, Immigranten das Image, so dass kaum mehr einheimische junge Nachwuchskräfte zu finden sind. Vgl. Calafat (2004), S. 8. Vgl. Mallorca Magazin 9/2005, S. 16. Auf Mallorca stehen inzwischen mehr Pferde pro Einwohner als irgendwo sonst in Spanien. Vgl. Mallorca Magazin 9/2005, S. 15.

107

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Ackerlandnutzung der Balearen im Vergleich 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

Spanien

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Balearen

Abb. 40: Landwirtschaftlicher Anbau der Balearen im Vergleich Den größten Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche insgesamt stellen Fruchtbäume wie Mandelbäume, Feigen, Kernobst und Zitrusfrüchte mit 53 Prozent. Gefolgt werden sie von Getreide und Futterpflanzen mit zusammen fast 35 Prozent und Olivenbäumen mit ca. fünf Prozent der genutzten Fläche. Momentan besteht der Wettbewerbsvorteil der Balearen gerade im Anbau der traditionellen Obst- und Gemüsesorten des Mittelmeerraumes. Weiter gelten ökologische Produkte, die mit Hilfe von umweltgerechten Produktionsverfahren hergestellt werden, als zukunftsträchtige Möglichkeit sich am Markt erfolgreich zu etablieren.244 4.4.2

Zulassungsvoraussetzungen

Zur Gründung, Erweiterung und Verlagerung von landwirtschaftlichen Verarbeitungsbetrieben bedarf es auf den Balearen keiner speziellen Genehmigungen. Das Landwirtschaftsministerium der Balearen245 führt ein Register, in dem Daten über den Maschinenpark, Energieinstallationen und umweltschützende Einrichtungen des jeweiligen Tätigkeitsbereiches aufgezeichnet werden. Für Milchverarbeitungsbetriebe sowie für die Abfüllung von Weinen geschützter Herkunftsbezeichnung bedarf es einer gesonderten Genehmigung des Landwirtschaftsministeriums.246 Seit 1994 obliegen dem Rat der Balearen für die ökologische Agrarproduktion die Berechtigung zur Kontrolle und Kennzeichnung. Den Landwirt trifft damit die Verpflichtung, alle Praktiken, Tätigkeiten und Vorkommnisse zu vermerken. Ferner müssen in regelmäßigen Abständen Bodenproben und/oder Muster der erzeugten 244 245

246

Generaldirektion für Wirtschaftsplanung des Ministeriums für Finanzen und Haushalt der Balearen (2002), S. 28. Consellerria de Agricultura, Pesca de les Islas Baleares, C/. Foners 20, Palma de Mallorca, Tel.: 0034-971176105. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 192.

108

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Produkte entnommen werden. Für den Verbraucher ist die Art der Produkte anhand von Etiketten oder nummerierten Gütesiegeln erkenntlich, die das Emblem und den Titel des „Rates der Balearen für ökologische Agrarproduktion“ tragen.247

4.5

Franchise

4.5.1

Allgemeine Daten zum Franchising

Franchising ist eine Wachstumsbranche in Spanien, bei der landesweit 634 verschiedene Franchise-Systeme präsent sind.248 Das Profil der Unternehmen umfasst 23 verschiedene Branchen. Es dominiert der Lebensmittelsektor mit 20 Franchisesystemen; ihm folgen auf Platz zwei und drei Hoteleinrichtungen und Unternehmen der Baubranche. Die viertgrößte Gruppe ist in der Bekleidungsindustrie mit Mode und Zubehör angesiedelt. Die spanischen Franchisenehmer haben sogar ihre eigene Organisation gegründet, die Asociación Española de Franquiciadores.249 Franchising bedeutet rechtlich die entgeltliche Gewährung eines Nutzungsrechts für Wettbewerbsvorteile an unabhängige Unternehmer, verbunden mit Weisungsrechten, Betreuung und Kontrolle. Das heißt, der Franchisegeber entwickelt ein Geschäftskonzept, wozu meist ein komplettes Produkt- und Leistungsprogramm gehört. Der Franchisenehmer hat das Recht, dieses Franchisepaket gegen Entgelt zu nutzen. Er ist dabei im eigenen Namen und auf eigene Rechnung tätig. Als Leistungsbeitrag liefert der Franchisenehmer Arbeit, Kapital und Informationen. Darüber hinaus ist er verpflichtet, sich genau an die Vorgaben des Franchisegebers zu halten. Auf diese Art und Weise erhält der Franchisegeber eine hervorragende Möglichkeit zur internationalen Expansion, mit der er einen neuen Markt rasch erobern kann und dies ohne die Kosten, die bei einer Expansion mit eigenen Mitteln über Vertretungen, Niederlassungen und Tochtergesellschaften notwendig wären. Der Franchisenehmer gehört einer Franchisekette an, mit einem vom Franchisegeber geschaffenen Marketingsystem, das ihm, unter dem Schutz einer renommierten Marke, einer Corporate Identity, Werbung und Know-how, Zugang zu Märkten und Sicherheit bei der Geschäftsabwicklung verschafft. Er agiert hierbei als rechtlich selbstständiger Unternehmer auf Grundlage eines langfristigen Vertrages in Form einer so genannten vertikalen Vertriebskooperation. Das System tritt dem Kunden gegenüber einheitlich auf und ist durch ein arbeitsteiliges Programm der

247 248 249

Vgl. Illesbalears (2004), o. S. Vgl. Marek (2004) S. 189 ff. Im Internet am 21.03.2005 unter: www.franquiciadores.com

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

109

Vertragspartner geprägt. Der Franchisegeber bietet im Einzelnen dem Franchisenehmer:250 •

ein Beschaffungs-, Absatz- und Organisationskonzept,



verschafft ihm ein Zugangsrecht für eine Marke (Firmenname),



bildet den Franchisenehmer aus,



übernimmt die Verpflichtung ihn aktiv und laufend zu unterstützen und



verpflichtet sich zur ständigen Weiterentwicklung des Konzepts.

Franchising hat für den Franchisenehmer als negative Auswirkung zur Folge, dass er in seinen eigenen unternehmerischen Entscheidungen stark eingeschränkt ist. Er muss sich in das System einfügen und ist darüber hinaus abhängig von der Geschäftspolitik. 4.5.2

Administrative Anforderungen

Natürliche und juristische Personen, die in Spanien als Franchisegeber tätig werden wollen, müssen sich unabhängig davon, ob sie in Spanien ansässig sind oder nicht, in das neue öffentliche Franchiseregister der Balearen eintragen lassen.251 Wer über die Balearen hinaus als Franchisegeber in einer weiteren spanischen Region tätig werden möchte, hat seine Anmeldung in Madrid vorzunehmen. Dem Antrag sind relevante Daten des Franchisegebers, die Bezeichnung der gewerblichen Eigentums- und Urheberrechte, welche Gegenstand des Franchisevertrages sind und die Beschreibung des Franchisegeschäftes beizufügen.252 Darüber hinaus sind dem künftigen Franchisenehmer mindestens 20 Tage vor Abschluss des Franchisevertrages eine gesetzlich festgeschriebene Zahl von Informationen auszuhändigen, damit dieser frei und mit Sachverständnis über seine Eingliederung in das Franchisewerk entscheiden kann.

250 251 252

Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2004), S. 272. Vgl. Marek (2004), S. 194. Vgl. Art 62 Gesetz 7/1996 v. 15. Januar. Näheres regelt Art 7 Real Decreto 2485/1998.

110

4.6

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Industrie

Die balearische Industrie253 besteht vornehmlich aus kleinen und mittleren Familienunternehmen, die sich durch Innovation und Flexibilität auszeichnen und sich auf wenige Branchen konzentriert.254 Traditionell dominieren Schuhfabriken sowie Modeschmuckmanufakturen. Die Abb. 41 verdeutlicht die Exklusivstellung der Schuhindustrie und zeigt einige weitere exportorientierte Industriezweige, wie z. B. die traditionell in Inca beheimatete Lederverarbeitung.

Exportumsatz der Balearen ( in 1000 Euro) 111079

8342

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Abb. 41: Exportumsatz der Balearen nach Branchen255 Neben dem Export ist für die Industriebetriebe der direkte Verkauf an Touristen die wichtigste Absatzmöglichkeit, die zugleich eine Abhängigkeit bedeutet. In Statistiken wird deutlich, dass die Absatzzahlen mit der Anzahl der einreisenden Touristen angestiegen sind, wie umgekehrt ein Absatzrückgang bei weniger Touristen zu verzeichnen war.256 Einige wichtige Kennziffern verschiedener Industriezweige der Balearen, wie Umsatz, Unternehmenskosten und Personalkosten, sind in der Abb. 42 dargestellt.

253

254 255 256

In Spanien zählen auch Handwerksbetriebe, die mehr als zehn Mitarbeiter haben, zur Industrie, da es sich hier um ein rein formales und nicht inhaltliches Abgrenzungsmerkmal handelt. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 80. Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 80. Vgl. u.a. Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 99.

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

111

Abb. 42: Die wichtigsten Kennziffern nach Industriezweigen257 Die industrielle Wirtschaftspolitik der balearischen Landesregierung zielt in Zukunft darauf ab, regionale Produktionssysteme durch die Einrichtung eines Netzes geeigneter Gewerbegebiete zu konsolidieren und damit den Sektor zu modernisieren. Dabei wird versucht, weitere Produktionsstätten zur Herstellung von Schuhen, Textilien, Modeaccessoires oder Lebensmitteln entstehen zu lassen und Kooperationsvereinbarungen aufzubauen. 257

Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Innovation (2003), S. 79.

112

4.7

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

Exkurs: Nautik als Zukunftsbranche

Der Nautikbranche258 wird ein großes Wachstumspotential bescheinigt.259 Laut einer Studie der balearischen Handelskammer werden jedes Jahr rund 46 Millionen Euro umgesetzt. Damit gibt es in diesem Wirtschaftszweig erhebliche Möglichkeiten für unternehmerisches Engagement. Die Balearen sind auf spanischer Ebene gleichzeitig Marktführer im Nautiksektor. Es konzentriert sich hier knapp ein Viertel des nationalen Marktes. Mit 19.000 Liegeplätzen und 64 Sporthäfen für Yachtbesitzer bilden die Balearen zudem einen der wichtigsten Standorte im Mittelmeer. Jeder 43igste Einwohner der Balearen besitzt also statistisch gesehen einen Liegeplatz. 80 Prozent aller Liegeplätze der Balearen befinden sich auf Mallorca.260 Die Zahl der mehr als 38.000 Sport- und Freizeitboote übersteigt die Liegeplatzkapazitäten bei weitem – Tendenz steigend. Denn noch immer gilt ein im Jahr 2002 von der damals rot grünen Landesregierung erlassenes Moratorium für den Bau und Ausbau von Sporthäfen. Danach dürfen keine Erweiterungen vorgenommen werden. Um jedoch im Wettbewerb mit Frankreich, Griechenland oder Kroatien zu bestehen, müssen einige Häfen der Balearen modernisiert werden. Auch ist es wichtig, die Wasser- und Umweltverschmutzung einzudämmen, um die Attraktivität der Küsten zu erhalten. Der Nautiksektor sieht sich nicht als Feind der Umwelt, sondern er will ein Mittel sein, um sie zu genießen.261 Weiter bilden hohe Preise und fehlende Servicequalitäten einen Wettbewerbsnachteil. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch einige Schlüsselfaktoren, die die Besonderheit des Nautikstandorts der Balearen erklären:

258

259 260

261



Landschaftliche Schönheit,



angemessene Wetterbedingungen für das Treiben von Wassersport,



Attraktivitätsteigerung durch Wassersportwettkämpfe,



Häfen, insbesondere Sporthäfen,



Flughafen (Palma liegt nur rund zwei Stunden von den wichtigsten europäischen Hauptstädten entfernt),



Zunahme der Häufigkeit der Flüge in andere Länder,



ergänzendes Angebot (Hotelanlagen, Gastronomie und Freizeit),

Nautik bedeutet soviel wie Schifffahrtskunde; die Branche beschreibt alle wirtschaftlichen Aktivitäten rund um das Boot. Vgl. Brockhaus (1999), S. 634. Vgl. Küster (2004), S. 19. Im Gemeindebezirk von Palma gibt es 3.413 Liegeplätze, was 20 Prozent der gesamten Liegeplätze der Balearen ausmacht. Vgl. IMFOF (2004), S. 7. Vgl. Küster (2004), S. 19.

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

113



hohe Freizeitmöglichkeiten für die Familien,



Zunahme von Personen, die sich Wassersport leisten können und



mögliches Substitutionsgut anstelle des Kaufes oder der Anmietung eines Zweitwohnsitzes.262

Die meisten Nautikunternehmen sind PYME. Begründet wird die geringe Unternehmensgröße durch die Saisonabhängigkeit, welche die Unternehmen zwingt besonders flexibel zu reagieren. Die steigende Zahl der Segeltouristen und die jährlich steigende Zahl von Bootsanmeldungen lässt in der Hochsaison die Hafenkapazitäten deutlich überschreiten. In der restlichen Zeit geht die Sporthafenvereinigung von einer Auslastung in Höhe von 60 bis 90 Prozent aus. Es gibt sieben Meeresschutzgebiete vor den Balearen, fünf davon vor Mallorca mit einer Gesamtfläche von knapp 52.000 Hektar.263 Wer dort im Rahmen eines Bootsausfluges fischen will, und das gilt auch für Sportfischer und Harpunentaucher, braucht eine Lizenz vom Landesministerium für Landwirtschaft und Fischerei.264 Wer das Papier bei Kontrollen der Guardia civil nicht vorweisen kann, riskiert Strafen von mehreren tausend Euro. Insgesamt schätzt man die Zahl der Sportfischer zurzeit auf 79.000 Personen. Der Nautikbereich befindet sich in einer erheblichen Entwicklung. So kamen im Jahr 2002 rund 55.600 Boote auf die Balearen. Die Nautiktouristen, bei denen die Deutschen die Hauptgruppe bilden, tragen erheblich zur Wirtschaft der Balearen bei. Die Charterfirmen setzten pro Jahr rund 20 Mio. Euro um. Bis zu 150 Euro kostet der Platz für ein zwölf Meter langes Boot pro Tag. Neben der Hafenmiete führen die Bootsbesitzer noch einmal rund 26 Mio. Euro an die balearische Wirtschaft ab. Jede Person setzt also pro Tag 67 Euro um.265 Es gibt jedoch auch Nachteile des Standortes Mallorca für den Nautiksektor. Durch eine wachsende Nachfrage bei konstantem Angebot ist in den letzen Jahren ein Preisanstieg der Liegeplätze zu verzeichnen.266 Es besteht auch ein Mangel an qualifizierten Serviceleistungen und Personal für die Boote der Nautiktouristen. Zusätzlich benötigt die Nautikbranche qualifiziertes Personal zur Instandhaltung der Schiffe, da die meisten in dieser Branche Tätigen keine spezielle Ausbildung besitzen. Aus diesem Grund müssen viele Schiffe für Wartungsarbeiten in Häfen der spanischen Ostküste wechseln. In diesem Bereich 262 263 264

265

266

Vgl. IMFOF (2004), S. 7. Mallorca Zeitung Nr.251 (9/2005) S. 1 und 6. Wer, wann und was fischen darf, ist auf der viersprachigen Website der Landesregierung http://dgpesca.caib.es oder in den Büros der Fischerverbände (cofradías) zu erfragen. Die Deutschen stellen mit 58 Prozent die Mehrheit der insgesamt rund 56.000 Yachttouristen. 18 Prozent sind Spanier und 7 Prozent Briten. Vgl. IMFOF (2004), S. 8.

114

ANALYSE EINZELNER BRANCHEN

besteht also ein erhebliches Wachstumspotential für Unternehmer.267 Die Möglichkeiten einer unternehmerischen Tätigkeit sind vielfältig. Grundsätzlich werden drei Bereiche unterschieden: • • •

Dienste im Zusammenhang mit Booten, Dienste für den Bootsfahrer, keine strikten Nautikdienste und Dienste, die an Tätigkeiten der Wassersportfreizeit orientiert sind.

Die folgende Liste zeigt einige spezielle Möglichkeiten einer Existenzgründung: • • • • • • • •

Mechanikwerkstatt für kleine Motoren, Organisation und Management von Wassersportaktivitäten, Schreiner-, Maler-, Polsterarbeiten und Instandhaltung für Boote, Lampenwerkstatt und Elektrik allgemein, Bootsreinigung, Winterdienste und Verwahrung von Booten, Qualitäts- und Umweltgutachter, Fachmann für Gefahrenverhütung bei Schiffen und Hafenanlagen sowie Sporthafenbetreiber oder Lehrer für Wassersportaktivitäten.

Die Nautikbranche bietet also gerade für ausländische Spezialisten eine gute Möglichkeit, als Unternehmer erfolgreich auf den Balearen tätig zu werden. Dabei sind jedoch einige besondere gesetzliche Formalitäten zu beachten. Zum einen ist gegebenenfalls die Eintragung bei der Consejería de Comercio, Industria y Energía und bei der Consejería de Obras Públicas oder Vivienday Transporte268 notwendig. Weiterhin ist eine Genehmigung der Hafenbehörde erforderlich, um Zugang zum Hafen zu haben. Eine Genehmigung der Hafenbehörde ist auch nötig für Charterunternehmen oder Unternehmen, die über das Eigentum von nicht zum Verkauf bestimmten Booten verfügen.269 Charterfirmen vermieten an den Küsten der Balearen rund 500 Boote. Besonders zu Buche schlagen für die Charterbranche neue gesetzliche Auflagen. Danach müssen die Schiffe seit Frühjahr 2004 mit einem so genannten Fäkalientank und einer Rettungsinsel ausgestattet sein. Für die deutschen Vercharterer kommt erschwerend hinzu, dass sie neben dem Germanischen Lloyd, einer Art TÜV für Schiffe, für das so genannte Certificado de Navegabilidad noch eine zusätzliche kostenpflichtige technische Abnahme der spanischen Behörden brauchen.

267 268 269

Vgl. IMFOF (2004), S. 8. Ministerium der Regionalregierung für öffentliche Bauten, Wohnungen und Transport. Vgl. IMFOF (2004), S. 11.

115

5

Arbeits- und Sozialversicherungsrecht

5.1

Gesetzliche Grundlagen

Das spanische Arbeitsrecht schließt im Gegensatz zu vielen anderen Ländern das Sozialversicherungsrecht mit ein.270 Es wird geregelt durch: •

staatliche Normen (Verfassung, Gesetze und arbeitsrechtliche Verordnungen),



Tarifverträge,



Gewohnheitsrecht und



Rechtsprechung.

Die spanische Verfassung271 garantiert u. a. das Grundrecht auf freie Berufswahl und Berufsausübung. Darauf bauen alle weiteren Prinzipien des Arbeitsrechts auf. Alle arbeitsrechtlichen Gesetze sind ausschließlich Sache des spanischen Zentralstaates. Die autonomen Gebiete, wie die Balearen, haben lediglich die Aufgabe, die Gesetze auszuführen. Das Ley de Estatuto de los Trabajadores 8/1980 vom 10. März gilt dabei als das wichtigste Arbeitsgesetz.272 In ihm werden alle grundlegenden Aspekte der Arbeitsverhältnisse geregelt.273 Daneben sind die aktuell gültigen Tarifverträge von Bedeutung. Sie regeln die Arbeitsbedingungen und Lohnansprüche der Arbeitnehmer eines bestimmten Wirtschaftssektors und der jeweiligen Region. Sie sind das Ergebnis aus den Verhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretungen und besitzen in Spanien Gesetzeswirkung und sind somit zwingend anzuwenden.274 Neben den gesetzlichen Regelungen empfiehlt es sich daher, immer den maßgebenden Tarifvertrag zu lesen. Nur beim Fehlen von gesetzlichen und tarifrechtlichen Regelungen findet das Gewohnheitsrecht275 Anwendung, es sei denn, es wird in den Regelungen ausdrücklich die Anwendung gestattet oder darauf verwiesen. Weiterhin gilt die Rechtsprechung

270 271

272 273 274

275

Vgl. Cremades (2004), S. 1. In Art. 35 der Constitución Española (CE) vom 27.12.1978 ist, ähnlich wie im Art.12 GG, das Recht auf Arbeit und freie Berufswahl garantiert. Ausführlich in Cremades (2004), S.2 f. Vgl. Bové Montero (2004), S. 18. Art.37.1 CE bestimmt ausdrücklich das Recht zu Tarifverhandlungen zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer und garantiert die Verbindlichkeit dieser Vereinbarungen. Die Arbeitsgrundbestimmungen sind in Art. 4.1 ET festgelegt. Hier ist auch das Recht auf Tarifverhandlungen ausgewiesen, was im Einzelnen durch Art. 82 ff. ET geregelt wird. Bezug genommen auf die gesellschaftlichen Gewohnheiten und Gebräuche wird in Art.3.4 ET.

116

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

des Tribunal Supremo276 als eine Quelle des Arbeitsrechts.277 Neben ihr besteht noch die Verfassungsrechtsprechung des Tribunal Constitucional278, die nach den Bestimmungen im Gerichtsverfassungsgesetz (Art.5.2 LOPJ) gegenüber sämtlichen Entscheidungen der Judikative und anderen Staatsorganen vorrangig ist. Daneben ist auf die Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) hinzuweisen, die erheblich auf das spanische Arbeitsrecht einwirken. Durch die Aufnahme von Arbeitnehmerschutzrechten in die europäische Grundrechtscharta wird schließlich das Recht auch vor europäischen Gerichten einklagbar. Alle Arbeitsverhältnisse sind beim Arbeitsamt, dem Instituto Nacional de Empleo, zu registrieren. Der Gesetzgeber verlangt von jedem Unternehmer zudem die Anlage eines Arbeitsbuches (Libro de Visitas), in dem die Anmerkungen der arbeitsrechtlichen Inspektionen eingetragen werden, die sich im Rahmen der Visiten ergeben haben. Dieses Buch muss fünf Jahre im Unternehmen aufbewahrt bleiben.279 Außerdem muss der Unternehmer das so genannte Libro de Matrícula führen, in dem der Unternehmer die Aufnahme des Arbeitsverhältnisses verzeichnen muss.

5.2

Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis

5.2.1

Allgemeine Grundlagen

Arbeitsverträge sind zweiseitige Rechtsgeschäfte zur Schaffung eines Arbeitsverhältnisses. Hierbei stellt der Arbeitnehmer seine Dienste gegen Entgelt dem Arbeitgeber zur Verfügung. Die Konditionen der Arbeitsverträge sind vorbehaltlich der gesetzlichen Bestimmungen frei verhandelbar. Für den Abschluss sind jedoch übereinstimmende Willenserklärungen im Sinne des „Gegenseitigkeitsprinzips“280 notwendig. Sie beziehen sich insbesondere auf die Arbeits- und Gehaltsleistung. Der Arbeitsvertrag unterliegt auch in Spanien gewissen Formvorschriften. Grundsätzlich kann der Arbeitsvertrag schriftlich oder mündlich abgeschlossen werden. Hinweis: In der Praxis ist ein mündlicher Vertrag nur selten anzutreffen und auch nicht empfehlenswert.

276 277

278 279

280

Ist mit dem Bundesgerichtshof in Deutschland zu vergleichen. Sind durch den obersten Gerichtshof (Tribunal Supremo) wiederholt bestätigte Auslegungen von Gesetzen, Gewohnheitsrechten und allgemeinen Rechtsprinzipien. Sie werden durch Art.1.6 CC als Quelle des Arbeitsrechts amtlich. Oberste Instanz der Verfassungsauslegung laut Art.1.1 des Gesetzes 2/1979 vom 03.Oktober 1979 des LOTC. Diese Pflichten bestehen nur für Betriebe, die mehr als 6 Arbeitnehmer beschäftigen und deren Arbeitsverträge eine Dauer von mehr als 30 Tagen aufweisen. Vgl. Löber (2005), S. 129. Vgl Cremades (2004), S. 27.

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

117

Für bestimmte Arbeitsverträge, z. B. im Falle der Beanspruchung von staatlichen Beihilfen oder bei befristeten Arbeitsverträgen, ist die Beachtung der Schriftform zwingend erforderlich (Art. 8 ET).281 Bei Verletzung dieser Pflicht wird ein mündlich abgeschlossener Vertrag prinzipiell als unbefristet betrachtet.282 Zu den wesentlichen Bestandteilen, die in einen Arbeitsvertrag unbedingt aufzunehmen sind, gehören die nachfolgenden Punkte. Wird keiner von ihnen vergessen, tragen sie dazu bei, Unklarheiten schon im Vorfeld zu klären und die Wahrscheinlichkeit von Konflikten zu vermindern:283 •

Arbeitsantritt – Fecha de Iniciación,



Probezeit – Periodo de Prueba,



Vertragsdauer – Duración de Contrato,



Stellenbezeichnung – Definición del Puesto,



Arbeitsort – Lugar del Trabajo,



Arbeitszeit und Urlaub – Tiempo de Trabajo y Vacaciones,



Bezahlung – Remuneración und



Klauseln zur Vertragsauflösung – Cláusas de Rescisión de Contrato.

Die Konzeption des Arbeitsverhältnisses beschreibt Art.1.1 ET als weisungsgebundene Tätigkeit. Keine Arbeitsleistungen im Sinne des Arbeitsgesetzbuches (Art.1.3 ET) sind dagegen beispielsweise:284 •

die aus Freundschaft oder nachbarschaftlicher Gefälligkeit erbrachten Leistungen oder



die für Familienangehörige285 erbrachten Leitungen, sofern sie nicht entgeltlich sind.286

5.2.2

Arten von Arbeitsverhältnissen

Grundsätzlich können in Spanien die Arbeitsverträge befristet und unbefristet abgeschlossen werden. Hierbei wird der unbefristete Kontrakt als Regelfall angesehen. Für befristete Verträge und Teilzeitverträge ist eine konkrete Darlegung der

281 282

283 284 285

286

Vgl. Cremades (2004), S. 40. Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 74 und Cremades (2004), S. 27 f. Vgl. Nobisrath (2001), S. 373. Art. 1.3 ET fasst alle Fälle, welche nicht als Arbeitsverhältnisse gelten zusammen. Familienangehörige in diesem Sinne sind Ehegatte, Verwandte aufsteigender Linie, Nachkommen und weitere Verwandte bis zum zweiten Grad sowie gegebenenfalls adoptierte Personen. Ausführlich in Cremades (2004), S. 28.

118

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

Befristungsgründe erforderlich.287 Im Folgenden werden die Vertragstypen näher vorgestellt, die Besonderheiten hinsichtlich der Arbeitszeit, der Dauer oder anderer Voraussetzungen aufweisen. 5.2.2.1 Ausbildungsverträge Zu einem Ausbildungsverhältnis gehört die Dualität aus theoretischer und praktischer Kenntnisvermittlung. Ziel ist es, den Auszubildenden zur selbstständigen Ausübung einer fachgerechten, oft handwerklichen Tätigkeit, auf einer bereits bestehenden Stelle des Unternehmens zu qualifizieren.288 Der Auszubildende muss bei Vertragsabschluss zwischen 16 und 21 Jahren alt sein. Ausnahmen bilden: •

behinderte Menschen,



ausländische Arbeitnehmer mit einer Aufenthaltserlaubnis in den ersten beiden Jahren ihrer Gültigkeit, es sei denn, sie besitzen eine entsprechende Berufsausbildung und Anerkennung,



diejenigen, die drei Jahre ohne Anstellung sind oder



z. B. durch Drogen gesellschaftlich abgerutscht sind.

Die Vertragsdauer muss mindestens sechs Monate und darf höchstens zwei Jahre betragen.289 Der Unternehmer ist verpflichtet, dem Auszubildenden eine theoretische Ausbildung, eine angemessene Arbeit, eine angemessene Vergütung und ein Zeugnis zu gewähren. Hinweis: Spezielle Praktika im Gesundheitswesen werden abweichend hiervon als Arbeitsverträge eingestuft. Auch die Praktikumsverträge290 zählen zu den Ausbildungsverträgen. Ziel dieser Arbeitsverhältnisse ist es, den Jugendlichen die Eingliederung in die Arbeitswelt zu erleichtern. Voraussetzung für den Abschluss dieses Vertrages ist ein Universitätstitel, ein mittlerer oder höherer Berufsausübungstitel oder ein amtlich anerkannter gleichwertiger Titel, der den Praktikanten zur Berufsausübung befähigt.

287 288

289

290

Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 74 f. Von den im Kapitel 7 vorgestellten Unternehmern bildet lediglich die Immobilienfirma Engel & Völkers jährlich aus. Auch sind hier regelmäßig internationale Praktikanten beschäftigt, die eine entsprechende Vergütung erhalten. Für Behinderte bestehen Besonderheiten. Beispielweise beträgt die maximale Vertragsdauer vier Jahre. Weiter erhält der Unternehmer das Recht, die Beiträge der Sozialversicherung zu kürzen. Vgl. Cremades (2004), S. 43 f. Geregelt wird die Rechtsstruktur im Real Decreto 488/1998 vom 27 März 1998 in Art.11.1 ET.

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

119

Hinweis: Studenten, deren akademische Ausbildung ein Berufspraktikum als Pflichtbestandteil vorsieht, sind von dieser Vertragsart ausgeschlossen. Der Titel muss innerhalb der vorangegangenen vier Jahre erworben worden sein. Die Dauer des Praktikumsvertrages variiert zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Die Vertragsart erfordert eine tatsächliche praktische Tätigkeit, die dem aktuellen theoretischen Bildungsstand angemessen ist.291 5.2.2.2 Zeitverträge Gemäß Art. 15 ET sind Zeitarbeitsverträge (Temporales) zulässig, wenn der Arbeitnehmer für die Vollendung eines bestimmten Werkes oder einer bestimmten Dienstleistung angestellt wird. Bei der Anwendung müssen die für Zeitarbeitsverträge geeigneten Aufgaben klar in den Verträgen dargestellt sein. Ist das Werk oder die Dienstleistung beendet, so erlischt der Vertrag. Hierzu muss allerdings eine der Parteien das Ende vorher angezeigt haben. Geschieht dies nicht, ist das Gesetz der Annahme, dass es sich um einen Vertrag auf unbestimmte Zeit handelt. Auch können Arbeitnehmer befristet eingestellt werden, um andere Arbeitskräfte, z. B. aufgrund einer Schwangerschaft, zu ersetzen. In diesem Fall ist von einem Aushilfsvertrag die Rede.292 Als besonderer Vertragstyp gilt der Saisonvertrag. Wird er zur Durchführung fester und regelmäßiger Arbeiten innerhalb des normalen Geschäftsumfangs abgeschlossen, so ist er unbefristet. Wenn in regelmäßigen Frequenzen mit großer Wahrscheinlichkeit Arbeitskräfte benötigt werden, wird von rein saisonal bedingten Arbeiten gesprochen. Hierfür wird ein befristeter Vertrag geschlossen. Der dafür benötigte schriftliche Arbeitsvertrag muss Angaben über die geschätzte Dauer der Tätigkeit, Arbeitsbeginn und die tägliche Arbeitszeit beinhalten. Darüber hinaus gibt es noch einen festunterbrochenen Arbeitsvertrag (Fijo discontinuo), bei dem der Arbeitnehmer in den folgenden Jahren einen Anspruch auf Wiedereinstellung im gleichen Zeitraum hat. Generell tritt die Art des Zeitarbeitsvertrages u. a. aufgrund der saisonalen Abhängigkeiten, insbesondere im Tourismussektor, sehr häufig auf.293 Besonders Unternehmen aus der Gastronomiebranche nutzen sie, um einem Übermaß von Aufträgen, z. B. zu Ostern, gerecht zu werden. Der Zeitarbeitsvertrag stellt deshalb auf den Balearen ein betriebswirtschaftlich sinnvolles Mittel dar, um das Personal dem konkreten Arbeitsumfang anzupassen und effektiv zu handeln. 291 292 293

Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 25 und Cremades (2004), S. 41 ff. Vgl. Cremades (2004), S. 44 f. Jeder Dritte besitzt auf den Balearen einen befristeten Arbeitsvertrag, so die Aussage aus dem Expertengespräch mit Damiá Perelló Femenia.

120

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

5.2.2.3 Teilzeitverträge In Art. 12 ET ist die Beschäftigung von Arbeitnehmern für eine gewisse Anzahl von Stunden pro Tag, Woche, Monat oder Jahr geregelt, die unter der eines üblichen Vollzeitarbeitnehmers in der Branche liegt. Der Vertrag kann befristet oder unbefristet294 sein. Die Arbeitszeit wird dabei proportional vergütet. Ein Vollzeitarbeitsvertrag kann nur auf Wunsch des Arbeitnehmers in einen Teilzeitarbeitsvertrag umgewandelt werden. Der Lohn und die Arbeitszeit dürfen minimal 25 Prozent und maximal 85 Prozent eines Vollzeitarbeitnehmers betragen. Sollte ein Arbeitnehmer im Rahmen des vorgezogenen Ruhestandes295 in Altersteilzeit gehen, so ist der Unternehmer verpflichtet, einen Arbeitslosen einzustellen. Dieser muss die zu ersetzende Arbeitszeit bis zum Zeitpunkt des endgültigen Ruhestandes abdecken. Erst zu diesem Zeitpunkt können die Konditionen des Arbeitsplatzes neu festgelegt werden. Das stellt eine wichtige Maßnahme zur Beschäftigungsförderung und zur Integration von Arbeitslosen in die Arbeitswelt dar.

5.3

Gestaltung der Arbeitsverhältnisse

5.3.1

Rechte und Pflichten des Arbeitgebers aus dem Arbeitsvertrag

Folgende Rechte des Arbeitgebers sind aus dem Arbeitsvertrag besonders zu erwähnen:296

294 295

296 297 298



Der Arbeitgeber hat als Gläubiger der geschuldeten Arbeit den Anspruch, dass der Arbeitnehmer die Arbeit ausführt.



Macht der Arbeitnehmer eine Erfindung, so stehen nach Art.15 ff des Patentgesetzes297 dem Arbeitgeber hierfür Ansprüche zu.298



Der Arbeitgeber besitzt eine Weisungsbefugnis und legt Leistungen und Arbeitsumstände jedes einzelnen Arbeitnehmers fest.



Mit Hilfe des Disziplinarrechts können Arbeitsverstöße des Beschäftigten sanktioniert werden.



Mit der Entscheidungsgewalt über Prämienzahlungen besitzt der Arbeitgeber gegenüber dem Arbeitnehmer die Möglichkeit, finanzielle Belohnungen für eine besondere Arbeitstätigkeit zu gewähren.

Hierbei sind die Voraussetzungen des Art.15 ET zu beachten. In Tarifverträgen ist es verboten zu bestimmen, dass Arbeitnehmer ab einem bestimmten Alter in den Ruhestand zu gehen haben. Vgl. Wirtschaft / Economia 02/2004, S. 47. Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S.24 und Cremades (2004), S. 30 ff. Ley 11/1986 de Patentes de Invención y Modelos de Utilitad. Ausführlich Cremades (2004), S. 31.

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

121

Es bestehen weiter aber auch folgende Pflichten für den Arbeitgeber:299 •

Die Vergütung der Tätigkeit seines Arbeitnehmers ist eine Hauptpflicht des Arbeitgebers (Art. 4.2.lit. f ET).



Dem Arbeitnehmer muss als Besonderheit des spanischen Rechts Arbeit angeboten werden, da sonst nicht nur seine Ausbildung und Perfektionierung behindert, sondern auch die Menschenwürde verletzt wird (Art. 4.2. lit. a ET). Bei Verletzung dieses Grundsatzes kann der Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis kündigen und Schadensersatz verlangen.300



Der Arbeitgeber muss dem Arbeitnehmer außerdem die Möglichkeit einräumen, an Kursen zur Weiterbildung teilzunehmen und dies mit der betrieblichen Arbeitszeit in Einklang bringen (Art. 4.2. lit. b ET und Art. 23 ET).



Der Arbeitgeber hat eine Reihe von Verpflichtungen in Bezug auf die Hygiene und die Sicherheit am Arbeitsplatz zu beachten.301 Die Arbeitnehmer müssen im Bereich der Vorbeugung und Vermeidung von Risiken z. B. durch Seminare geschult werden.302 Eine Reform der Arbeitsschutzvorschriften303 soll in Zukunft die Risiken am Arbeitsplatz vermindern. Demnach soll der Arbeitgeber durch ständige Beachtung und Bewertung potenzielle Gefahren erkennen und Maßnahmen zur Gefahrenminderung ergreifen, um noch stärker seiner Überwachungs- und Beschützerpflicht nachzukommen.304

5.3.2

Probezeit

Die Probezeit ist in Spanien, wie in Deutschland, der Zeitraum, in dem die tatsächlichen Fähigkeiten des Arbeitnehmers überprüft werden. Die Probezeit und besonders deren Dauer sind schriftlich vor oder mit Beginn des Beschäftigungsverhältnisses im Arbeitsvertrag zu vereinbaren. Erfolgt eine spätere Vereinbarung, so ist sie nichtig. Die Probezeit räumt beiden Vertragsparteien eine vorzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein. Sie richtet sich normalerweise nach dem gültigen Tarifvertrag, ansonsten greifen die gesetzlichen Grundsätze. Im letzteren Falle beträgt sie für Akademiker und höhere Angestellte maximal sechs Monate und für alle anderen Angestellten maximal zwei Monate. In Unternehmen mit weniger als 25 Beschäftigten darf sie nicht länger als drei Monate betragen.305 Überschreitet die Probezeit die gesetzlich vorgeschriebenen Regelungen, so ist sie nichtig und es be299 300 301 302 303 304 305

Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 24 und Cremades (2004), S. 30 ff. Gemäß des LISOS ist die Nichterfüllung dieser Verpflichtung sanktionsfähig. Sie sind in Art. 5 lit. b ET 19.2 ET geregelt und haben laut Art. 40.2 CE Verfassungsrang. Es erfolgt eine Unterstützung vom staatlichen Institut für Sicherheit und Hygiene (INSHT). Ley 54/2003 vom 12. Dezember. Vgl. Wirtschaft/Economia 02/2004, S. 44. Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 76 f. (Art.14 ET).

122

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

steht ein tatsächliches Arbeitsverhältnis. Die Probezeit wird durch Krankheit oder Streik unterbrochen, es sei denn, Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben es anders miteinander vereinbart.306 5.3.3

Löhne und Gehälter

Generell ist festzustellen, dass die Löhne307 und Gehälter auf den Balearen in der Regel geringer liegen als in Deutschland. So kostete 2002 spanienweit eine Arbeitsstunde in der verarbeitenden Industrie 14,68 Euro,308 während sich die Arbeitskosten in Deutschland (West) in diesem Bereich zur gleichen Zeit auf 26,16 Euro und in Deutschland (Ost) auf 16,96 Euro beliefen. Wer in Spanien eine Anstellung sucht, sollte sich dessen bewusst sein. Letztendlich bleibt es regelmäßig Verhandlungssache, was die Vertragsparteien in dem individuellen Arbeitsvertrag regeln. Hinweis: In Spanien hat man im Gegensatz zu Deutschland keinerlei Probleme, über sein eigenes Einkommen zu sprechen. Dennoch müssen gewisse Grenzwerte berücksichtigt werden. Zum einen ist das ein durch die Regierung jährlich festgesetzter Mindestlohn (SMI)309, der momentan bei 460,20 Euro pro Monat liegt. Zum anderen sind festgelegte Gehälter der einzelnen Berufskategorien aus den Tarifverträgen, welche jährlich neu abgeschlossen werden, zu beachten. Das derzeitige System der Tarifverträge deckt praktisch 100 Prozent der gewerblichen Tätigkeiten ab. Die Firma bestimmt jedoch den jeweils zuständigen Tarifvertrag. Zusätzlich hat ein Arbeitnehmer Anspruch auf mindestens zwei Sonderzahlungen pro Jahr (in der Regel im Juni und im Dezember), so dass sich das Jahresgehalt auf 14 Teilzahlungen verteilt. Es kann aber auch in den Tarifverträgen eine anteilige Verteilung der Sonderzahlungen auf zwölf Monatszahlungen geregelt sein.310 Außerdem findet man Varianten: Tarifverträge, die Abschlagszahlungen dieser Sondervergütungen über das ganze Jahr vorsehen und Tarifverträge, die 15 oder sogar noch weitere Gehaltszahlungen gewähren. Es ist empfehlenswert, das Gehalt mit den Mitarbeitern stets auf der Basis von Bruttojahresgehältern festzulegen. 306 307

308 309

310

Vgl. Cremades (2004), S. 49 f. Der Lohn ist gemäß Art.26 ET die Gesamtheit wirtschaftlicher Leitungen für die erbrachten Arbeitsleistungen der Arbeitnehmer, also Geld oder Naturalien. Die Naturalien dürfen allerdings nicht mehr als 30 Prozent des Gesamtlohns ausmachen. Vgl. Marek (2004), S. 67. Vgl. Marek (2004) S. 137 ff. Bei der Festsetzung werden Aspekte, wie das Bruttosozialprodukt oder die nationale konjunkturelle Situation berücksichtigt. Vgl. Bové Montero (2004), S. 18.

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

123

Dadurch lässt sich vermeiden, dass beim Verhandeln eines monatlichen Nettogehaltes die Zahlungsverpflichtung von 15 und noch mehr Monatsvergütungen entsteht. Die Zahlungen haben laut Art. 29 ET pünktlich zum vereinbarten Termin zu erfolgen und dürfen nicht länger als einen Monat auseinander liegen. Im Krankheitsfall hat der Arbeitgeber über den gesamten Zeitraum der Krankheit den Lohn zu entrichten, zahlt aber ausschließlich zwei Wochen in die Sozialversicherung.311 5.3.4

Arbeitszeit

Die Arbeitsdauer kann individuell geregelt werden, darf jedoch das gesetzliche Maximum nicht überschreiten. Diese Regelung des Arbeitsgesetzes312 hat zwingenden Charakter und schreibt eine durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit von maximal 40 Stunden fest. Ausnahme bilden tarifvertragliche Vereinbarungen in einzelnen Berufsgruppen. Häufig wird jedoch eine jährliche Arbeitszeit vereinbart, um eine größere Flexibilität zu besitzen, wie z. B. im Bau oder im Hotel- und Gaststättengewerbe. Unter Berücksichtigung der sehr langen Mittagspausen ist eine Überprüfung der gesetzlich vorgeschriebenen täglichen Nettoarbeitszeit von neun Stunden schwer möglich. Hinweis: Ständige Besprechungen, gemeinsames Essen; Telefonanrufe und persönliche Kontaktpflege zwingen die im Kundenkontakt stehenden Mitarbeiter dazu, außerordentlich flexibel in Anbetracht ihrer Arbeitszeit zu sein. Zwischen zwei Arbeitstagen muss eine Ruhephase von zwölf Stunden gewährleistet sein, und der Arbeitnehmer hat innerhalb einer Woche Anspruch auf eineinhalb Tage Erholung. Auch besteht die Möglichkeit, dem Arbeitnehmer drei Tage Erholung bei elf Tagen Arbeit zu gewähren. Bei Arbeitnehmern unter 18 Jahren gelten folgende besondere Regelungen: • • • •

Es sind zwei Tage Erholung pro Woche zu berücksichtigen. Die maximale tägliche Arbeitszeit beträgt acht Stunden. Die effektive Arbeitszeit enthält Lehr- und Ausbildungszeit. Es dürfen keine Überstunden geleitet werden.313

Generell ist es unzulässig, jährlich mehr als 80 Überstunden zu leisten. Hierzu zählen die Stunden, die über die vertragliche oder gesetzliche Arbeitszeit hinausgehen oder die täglich neun Stunden überschreiten. Das gilt nicht für Reparaturarbeiten 311 312 313

Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 22 f. Die gesetzliche Arbeitszeitbestimmung ist in Art. 34 ff. ET geregelt und in Art. 42.2 CE aufgenommen. Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 75 f.

124

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

bei Schadensfällen oder Notfällen. Diese ist mit einem Zuschlag von 75 Prozent des gewöhnlichen Stundenlohns zu vergüten. Auch kann eine bezahlte Erholungszeit in den folgenden vier Monaten gewährleistet werden.314 Die Regelurlaubszeit beträgt 30 Kalendertage pro Jahr. Bei der Urlaubsperiode werden die Sonntage und Feiertage mitgerechnet. Der Arbeitgeber muss gewährleisten, dass der Arbeitnehmer zwei Monate im Voraus weiß, wann er Urlaub nehmen darf. Sollte es keine Einigung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geben, so kann die entsprechende Arbeitsbehörde eingeschaltet werden. Deren Entscheidung ist laut Art. 126 LPL unanfechtbar. Der Urlaub kann auf den Balearen nicht in Geld ausgezahlt werden.315 Hinzu kommen maximal 14 bezahlte Feiertage, so dass die jährliche Arbeitszeit insgesamt rund 1.800 Stunden beträgt.316 Im Falle der Schwangerschaft wird der Vertrag für 16 Wochen unterbrochen und der Arbeitgeber muss nur die Sozialversicherungsbeiträge entrichten. Bei Wiederaufnahme der Tätigkeit sind zusätzliche Pausenzeiten von einer Stunde pro Tag zu bewilligen. Auch kann die tägliche Arbeitszeit um eine Stunde reduziert werden.317 Die Nichtbeachtung der gesetzlichen Vorschriften stellt eine strafbare Handlung dar und wird gemäß Art. 7.5 LISOS sanktioniert.318 5.3.5

Soziale Rechte

Die sozialen Rechte der Beschäftigten werden in der Verfassung garantiert und im Arbeitsgesetzbuch näher geregelt. Die Koalitionsfreiheit ist eine der wichtigsten hiervon und gibt den Arbeitnehmern den Anspruch, Gewerkschaften zu gründen und sich ihnen nach Wahl anzuschließen. Weiterhin ist im Gesetz das Streikrecht zur Wahrung und Verteidigung der Arbeitnehmerinteressen319 und die Bildung von Arbeitnehmervertretungen320 in jedem Unternehmen festgeschrieben.321 Seit 2003 gibt es eine spezielle gesetzliche Regelung zum Problem von Drogen und Alkohol am Arbeitsplatz. Da die Mittagspause oft zusammen mit den Kollegen mit dem Angebot eines Menu del Dia genutzt wird, und dieses meist mindestens eine Flasche Wein beinhaltet, setzen viele ihre Arbeit unter Alkoholeinfluss

314 315 316 317

318 319 320

321

Vgl. Cremades (2004), S. 56. Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 23. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 161. Diese Regelungen gelten sechs Wochen nach der Geburt, sowohl für den Vater als auch für die Mutter. Voraussetzung ist, dass beide berufstätig sind. Vgl. Cremades (2004), S. 54 ff. Vgl. Bové Montero (2004), S. 19. Ab 50 Beschäftigte können die Arbeitnehmer Betriebsräte bilden. Bei kleineren Unternehmen gibt es Beschäftigungsdelegierte. Vgl. Bové Montero (2004), S. 23. Ab 15 Beschäftigte kann ein Gewerkschaftsvertreter bestimmt werden. Vgl. INEM (2002), S. 18. Diese haben u.a. ein Auskunftsrecht zur wirtschaftlichen Lage des Betriebs.

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125

am späteren Nachmittag fort. Auf dem Bau beispielsweise kann das zu erheblichen Qualitätseinflüssen führen und stellt auch eine beachtliche Unfallgefahr dar. Im Gesetz heißt es, dass der Konsum so lange erlaubt ist, wie er die Arbeitsfähigkeit nicht beeinträchtigt.322

5.4

Beendigung eines Arbeitsverhältnisses

5.4.1

Allgemeine Gründe der Beendigung des Arbeitsverhältnisses

Die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses kann auf verschiedene Gründe zurückzuführen sein, und zwar: •

Vertragserfüllung,



Tod , Pensionierung oder Arbeitsunfähigkeit323,



Beendigung durch Eigenkündigung des Arbeitnehmers sowie



Kündigung durch den Arbeitgeber.

Das Erlöschen des Arbeitsverhältnisses aufgrund der Vertragserfüllung kann zum einen nach Ablauf der im Arbeitsvertrag vereinbarten Dauer bzw. nach Realisierung des Arbeitsauftrages erfolgen. Umgekehrt kann im Arbeitsvertrag sogar ein Kündigungsverbot für maximal zwei Jahre vereinbart werden.324 Zum anderen können aber auch im Vertrag rechtswirksame Gründe, wie: •

das Nichterreichen eines Befähigungsnachweises,



das Nichtbestehen einer vorausgesetzten Prüfung oder



das Nichterreichen von festgelegten Leistungsparametern

zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses führen. Hierbei darf jedoch kein offensichtlicher Rechtsmissbrauch des Arbeitgebers vorliegen. Die Vertragsauflösung im gegenseitigen Einverständnis, also mit übereinstimmender Willenserklärung, ist sicher die angenehmste Art der Vertragsbeendigung. Bei der Kündigung durch den Arbeitnehmer besitzt der Arbeitgeber laut Art. 1102 und 1103 CC grundsätzlich einen Schadensersatzanspruch. Bei der Beendigung eines Arbeitsverhältnisses müssen die gesetzlichen Vorschriften, wie die Kündigungsfrist, beachtet werden.

322

323 324

Ley 31/1995 geändert 2003, aus Vortrag über Drogen am Arbeitsplatz vom 04.05.2004 in den Räumen der CAEB. Hierzu sind die gesetzlichen Konzepte der Invalidität und Erwerbsunfähigkeit des Art. 137 LGSS zu beachten. Wenn der Arbeitnehmer seinerseits vorher kündigt, wird er für sämtliche Rechtsnachteile, die dem Arbeitgeber hierdurch entstehen, schadensersatzpflichtig. Umgekehrt gilt dies auch bei einer vorzeitigen Kündigung des Arbeitgebers. Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 26.

126

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

Auch ist eine Kündigung aufgrund der Nichterfüllung der Arbeitgeberverpflichtungen325 möglich. Der Arbeitgeber hat u. a. folgende Pflichten zu beachten: •

Die Veränderungen der Betriebsbedingungen dürfen sich nicht nachteilig auf die Berufsausbildung auswirken.



Die Menschenwürde darf nicht verletzt werden.



Die Lohnzahlung darf nicht ausbleiben bzw. ständig verspätetet erfolgen.

Eine einseitige Kündigung des unbefristeten Arbeitsvertrages durch den Arbeitgeber ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Die Kündigung des Arbeitgebers lässt sich dabei grundsätzlich in folgende Fälle unterteilen: • • • •

betriebsbedingte Kündigung, verhaltensbedingte Kündigung, Kündigung wegen höherer Gewalt und Massenentlassung.

Unter objektiven Gründen werden wirtschaftliche, technische, organisatorische oder in der Produktion begründete Umstände verstanden, die im Wesentlichen den betriebsbedingten Gründen des deutschen Rechts entsprechen. Als wirtschaftlicher Kündigungsgrund werden gemäß Art. 51.1 ET alle Maßnahmen angesehen, die dazu führen, eine unternehmensgefährdende wirtschaftliche Lage zu überwinden. Ähnlich liegen technische, organisatorische oder in der Produktion begründete Kündigungsmotive vor, wenn die Leistungsfähigkeit des Unternehmens durch einen angepassten Finanzplan aufrechterhalten werden kann. Eine schuldhafte schwere Verletzung der arbeitsvertraglichen Pflichten durch den Arbeitnehmer kann den Arbeitgeber zur verhaltensbedingten Kündigung veranlassen. Eine vertragliche Nichterfüllung326 liegt vor bei: • • • • • •

325 326

wiederholten und unentschuldigten Fehlzeiten sowie Unpünktlichkeiten, Disziplinlosigkeiten oder Nichtbefolgen von Anweisungen, Vertrauensbrüchen oder Verstößen gegen das Betriebsgeheimnis, verbalen oder körperlichen Angriffen auf den Arbeitgeber oder andere Betriebsangehörige sowie deren Familienangehörige, andauernder und beabsichtigter anzureichender Arbeitsleistung und ständiger Einnahme von Drogen, die sich negativ auf die Arbeitsfähigkeit auswirkt.

Art. 50 ET benennt die Kündigungsgründe hinsichtlich der Nichterfüllung der Arbeitgeberverpflichtungen. Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 77. Geregelt ist die vertragliche Nichterfüllung des Arbeitnehmers in Art. 54 ET. Rechte und Pflichten des Arbeitnehmers sind ausführlich auch in Cremades (2004), S. 33 beschrieben.

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

127

Bei schwerwiegenden Verstößen kann auch eine außerordentliche Kündigung gemäß Art. 54.2 ET ausgesprochen werden. Sie muss innerhalb der folgenden zehn Tage nach dem Verstoß erfolgen.327 Unter einer Kündigung wegen höherer Gewalt werden Umstände betrachtet, die eine Vertragserfüllung unmöglich machen. Hierzu zählen äußere Einflüsse wie Brand, Überschwemmungen, Terroranschläge oder Erdbeben, die nicht vorhersehbar bzw. unvermeidbar sind. An der Stelle soll jedoch auf eine genauere Betrachtung verzichtet werden. Auch der Punkt der Massenentlassung wird angesichts der fehlenden Großbetriebe nicht dargestellt.328 5.4.2

Formelle Grundlagen der Kündigung

Die Kündigung ist dem Arbeitnehmer mindestens 30 Tage vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses unter Angabe der Gründe schriftlich mitzuteilen.329 Im Zuge der schriftlichen Kündigung hat der Arbeitgeber dem betreffenden Mitarbeiter eine Abfindung von 20 Tagen pro Arbeitsjahr zu zahlen. Bei Unternehmen mit weniger als 25 Beschäftigten besteht im Falle von betriebsbedingten Kündigungen die Möglichkeit, dass ein staatlicher Fond330 40 Prozent der Abfindungssumme übernimmt. Das Kündigungsschreiben muss eine vollständige Begründung enthalten, da bei der gerichtlichen Prüfung auf Nichtigkeit331, Unangemessenheit332 und Wirksamkeit333 keine ausführlichere Begründung mehr nachgereicht werden kann. Eine Kündigung wird als unwirksam angesehen, wenn eine Diskriminierung vorliegt oder die Grundrechte bzw. Grundfreiheiten des Arbeitnehmers verletzt werden.334 Hierbei müssen die Motive und das Datum, ab dem die Kündigung rechtswirksam ist, eindeutig ausgewiesen sein. Weiter ist bei Gewerkschaftsvertretern oder Repräsentanten der Arbeitnehmer zunächst ein streitiges Verfahren einzuleiten, bei dem auch die übrigen Vertretermitglieder zu befragen sind. Bei Gewerkschaftsmitgliedern ist im Vorfeld ein Gewerkschaftsvertreter anzuhören. Stellt das Gericht eine Unangemessenheit bei der Kündigung fest, so ist das Unternehmen gemäß Art. 55.6 ET verpflichtet, den Arbeitnehmer wieder einzustellen oder eine höhere Abfindung zu zahlen. Diese entspricht dem Lohn von 45 Arbeits327 328 329

330 331 332

333 334

Vgl. Norbisrath (2001), S. 381. Ausführlich in Cremades (2004), S. 64 ff. Bei Massenentlassungen ist ein gesondertes Verwaltungsverfahren einzuhalten. Beschrieben in Cremades (2004), S. 69 f. Fondo de Garantía Salarial (FOGASA). Eine nichtige Kündigung (Despido nulo) liegt bei Verletzung der Formvorschriften gemäß Art. 55.1 ET vor. Bei Unangemessenheit ist die Kündigung rechtswidrig (Despido improcedente), das heißt die angebenden Gründe entsprechen nicht der Wahrheit. Bei einer wirksamen Kündigung (Despido procedente) besitzt der Arbeitnehmer keinerlei Rechte. Art. 55.5 ET sowie 108.2 und 108.3 LPL. Die Kündigung ist z.B. dann unwirksam, wenn sie während des Mutterschaftsurlaubes erfolgt. Art. 55.5 ET.

128

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

tagen pro Arbeitsjahr und umfasst maximal bis zu 42 Monatsgehälter. Weiter erhält der Arbeitnehmer die Gehälter für den Zeitraum der Kündigung bis zur Urteilsverkündung.335 Die Abb. 43 stellt abschließend wesentliche Aspekte zu Kündigungsschutz, Befristung, und Leiharbeit gegenüber. Sie dient dazu, dem Unternehmer die Unterschiede zwischen dem deutschen und spanischen Arbeitsrecht deutlich zu machen.

335

Vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 77.

129

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

Spanien

Deutschland

Kündigungsschutz (KSch) gesetzlich geregelt?

Ja

Ja

Schwellenwerte beim KSch?

Nein. Bei weniger als 25 AN übernimmt staatl. Fonds 40 Prozent der Abfindungszahlungen

10 AN (Übergangsregelungen)

Klagefristen

20 Arbeitstage

3 Wochen

Klage auf Weiterbeschäftigung möglich?

Grundsätzlich ja, aber bei Klagestattgabe durch das Gericht besteht Widerspruchsrecht des AG

Ja

Prüfungsintensität durch Arbeitsgerichte bei betriebsbedingter Kündigung

Inhaltliche Prüfung der Unternehmensentscheidung. Sozialauswahl auch bezogen auf Arbeitsmarktchancen, bes. Verfahren bei Massenentlassungen

Nur Prüfung, ob betrieblicher Grund vorliegt, Prüfung von Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten, Sozialauswahl. Besonderes Verfahren bei Massenentlassungen

Abfindungsansprüche ohne Rücksicht auf soziale Rechtfertigung

Nein Ja. Abfindung muss bei Kündigung übergeben werden, sonst ist die Kündigung unwirksam.

Abfindungsansprüche bei Beschäftigung/Leiharbeit

Ja

Nein

Sachgrundlose Befristung möglich?

Nein

Ja. Bis 2 Jahren, Existenzgründer: 4 Jahre.

Anteil befristeter Beschäftigung an Beschäftigung

30 Prozent (sehr hoher Anteil Saison-AN)

11 Prozent

Beschränkungen bei Leiharbeit

Keine limitierte Überlassungsdauer; Gleichbehandlung (Entgelt), erlaubnispflichtiges Gewerbe.

Überlassungsdauer nicht begrenzt, umfassende Gleichbehandlung, genehmigungspflichtiges Gewerbe.

Anteil der Leiharbeit an Beschäftigung

1 Prozent

1,2 Prozent

Abb. 43: Kündigungsschutz, Befristung, und Leiharbeit im Vergleich336

336

Quelle: Zachert 2004, WSI Mitteilungen 3/2004, S.134.

130

5.5

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

Sozialversicherung

Jeder Erwerbstätige auf den Balearen muss Beiträge in die spanische Sozialversicherung337, die Seguridad Social338, zahlen.339 Hierbei handelt es sich laut Art. 31.1 CE um eine öffentlich-rechtliche Verpflichtung.340 Der Arbeitgeber hat dabei gemäß Art. 100 LGSS die Pflicht der Anmeldung seiner Beschäftigten in die Sozialversicherung. Auch können die Arbeitnehmer parallel die Mitgliedschaft beantragen.341 Nur Gelegenheitsarbeit im Sinne so genannter „freundschaftlicher, wohltätiger oder nachbarschaftlicher Dienste“ schließt Art. 98 LGSS von der Versicherung aus. Die Seguridad Social beinhaltet die gesamte Sozialversicherung, also Kranken-, Renten-, Arbeitslosenversicherung sowie Berufsgenossenschaft. Die großen Krankenhäuser, die über dieses System in allen Krankheitsfällen angeschlossen sind, stellen in Fällen der Notfallmedizin, selbst für zusatzversicherte Spanier, die Adresse der ersten Wahl dar. Die ambulante Versorgung hat jedoch einige Nachteile. Man muss sehr lange auf einen Termin warten, die Wartezeiten bei den Ärzten sind sehr lang und es wird eine so genannte „Fünf-Minuten-Medizin“ betrieben. Auch Selbstständige müssen anders als in Deutschland, wo dies nur für ganz bestimmte Berufszweige gilt, der Seguridad Social beitreten. Sie wenden sich dazu mit der Aufenthaltserlaubnis und dem Steuerbescheid des Finanzamts an die spanische Sozialversicherung und bitten um Aufnahme als Selbständiger in die Sozialversicherung (Régimen especial de los Trabajadores autonomos). In diesem Fall zahlt der Autónomo selbst den gesamten Sozialversicherungsbeitrag. Da der Unternehmer kein festes Gehalt erhält, gibt er die Beitragsbemessungsgrundlage selbst an, wobei die Behörde die Annahme von 700 Euro als Ausgangswert zur Berechnung regelmäßig noch akzeptiert. Auch in dieses besondere System fallen die Freiberufler, die nicht als Angestellte arbeiten und nicht zwangsweise einer Berufsund Standesorganisation (Colegio profesionat) angehören, wie es z. B. für Betriebsund Volkswirte, Ingenieure, Immobilien- und Versicherungsmakler oder Rechtsanwälte vorgeschrieben ist. Alle Gesellschafter einer offenen Handelsgesellschaft und die haftenden Gesellschafter einer Kommanditgesellschaft, die in dem Betrieb der Gesellschaft gegen Entgelt gewohnheitsrechtlich mitarbeiten, unterliegen eben337 338

339

340

341

Ausführlich in Cremades (2004), S. 71 ff. Informationen zur spanischen Sozialversicherung sind im Internet unter: www.seg-social.es zu finden. Zusammenfassung bei Marek (2004) S. 141 ff. Nach Art. 41 CE bezieht das Sozialversicherungssystem alle Bürger Spaniens mit ein. Bei allen Arbeitsverhältnissen haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Verpflichtung, Beiträge nach bestimmten festgelegten Prozentsätzen zu zahlen. Bei Nichtzahlung der Sozialbeiträge ist gemäß Art. 18 LGSS gegen den Betrieb oder die verantwortlichen Personen ein rechtliches Verfahren einzuleiten. Die Rechtsverletzungen können mit einem Bußgeld zwischen 300,52 und 3.005,06 Euro (Art. 40 LISOS) geahndet werden. Vgl. Cremades (2004), S. 71 ff. In der Praxis wird die Anmeldung in die Seguridad Social durch den Arbeitgeber vorausgesetzt, da dies der Verwaltungsvereinfachung dient.

131

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

falls der Sozialversicherungspflicht in dem besonderen System für Selbstständige. Bei einer Kapitalgesellschaft ist mindestens eine Person der Gruppe I (leitende Angestellte) bei der Sozialversicherung anzumelden. Im Falle des Abschlusses eines Arbeitsvertrages342 können dies auch Verwalter, Vorstandsmitglieder, Aktionäre oder Gesellschafter einer S.L. oder S.A. sein. Leitende Angestellte müssen sich als Selbstständige versichern, wenn sie als Alleinverwalter agieren, gleichzeitig als Mitglied des Verwaltungsorgans arbeiten und über die Beratungsfunktion hinaus tätig sind.343 Die Mitgliedschaftsnummer wird nur einmalig vergeben und gilt für immer, so dass eine Versicherung auf Lebenszeit vorliegt. Das Sozialversicherungsverhältnis entsteht mit der Eintragung in die Seguridad Social. Der Arbeitgeberanteil für die Sozialversicherung der abhängig Beschäftigten liegt zwischen 75 und 80 Prozent. Der Restbetrag ist vom Arbeitnehmer zu entrichten, wird aber in einer Summe vom Arbeitgeber an die Sozialversicherung abgeführt.344 Die Höhe der Beiträge wird durch eine Einteilung der Arbeitnehmer in verschiedene Berufsgruppen bestimmt. Die jährlich angepassten Sätze enthalten für jede Berufsgruppe einen Mindest- und Höchstsatz. Derzeit gelten folgende Sätze: Berufsgruppe

Mindestbemessungs- Höchstbemessungsgrundlage grundlage

Ingenieure, Hochschulabsolventen

Euro/Monat 784,2

Euro/Monat 2.652,00

Technische Ingenieure, Gutachter, diplomierte Assistenten

650,7

2.652,00

Höhere Verwaltungsangestellte und Werkstattmeister Assistenten ohne Diplom

565,5 565,5

2.652,00 2.652,00

Verwaltungsangestellte

565,5

2.652,00

Bürogehilfen und Hilfskräfte Sachbearbeiter und Facharbeiter

565,5 17,55

2.652,00 88,40

Hilfsarbeiter

17,55 17,55

88,40

Arbeitnehmer unter 18 Jahren

88,40

Abb. 44: Höchst- und Mindestsätze der spanischen Sozialversicherung345 342 343 344

345

Es genügt wenn sie lediglich teilzeitbeschäftigt sind. Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 18. Vgl. Cremades (2004), S. 83 ff. Ab 2006 wird der Kraftstoff auf den Balearen voraussichtlich um 2,4 Cent teurer. Damit will die Balearenregierung das wirtschaftlich marode öffentliche Gesundheitssystem sanieren. Bové Montero (2004), S. 22.

132

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

Die Prozentsätze können sich mit zunehmendem Risiko der Arbeitsunfälle erhöhen. Zur Kostenreduzierung melden oftmals Arbeitgeber Mitarbeiter bei der Sozialversicherung mit wesentlich niedrigeren als den in Wahrheit intern vereinbarten Bezügen. Neben Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung beinhaltet die Sozialversicherung zusätzlich Leistungen der Familienfürsorge sowie der Ausbildung.346 Der Versicherungsschutz, bzw. die Leistungen, sind jedoch nur Grundleistungen und deutlich geringer als in Deutschland. Die Beitragssätze setzen sich wie folgt zusammen: Die prozentualen Beitragssätze der Arbeitnehmer und Arbeitgeber Arbeitgeber Kranken- und Rentenversicherung Arbeitslosenversicherung Ausbildung

Arbeitnehmer

Gesamt

23,6

4,7

28,3

6

1,55

7,55

0,6

0,1

0,7

Gehaltsgarantiefonds

0,4

0

0,4

Gesamt

30,6

6,35

36,95

Abb. 45: Sozialversicherungsbeitragssätze der Arbeitnehmer und Arbeitgeber Hinsichtlich der Zahlweise gibt es zwei Varianten. Bei der ersten streckt das Unternehmen die Leistungen vor, die bei zeitweiliger Arbeitsunfähigkeit bzw. Kurzarbeit fällig sind und verrechnet diese dann mit den abzuführenden Beiträgen. Bei der zweiten zahlt das Unternehmen gewisse Leistungen im Rahmen von Gesundheitsfürsorge oder zeitweiliger Arbeitsunfähigkeit direkt an die Arbeitnehmer aus. Dafür dürfen dann Abzüge an den Beitragsleistungen vorgenommen werden.347 Die Abb. 46 gibt die aktuellen Beitragsbemessungsgrenzen zur Sozialversicherung sowohl für die Angestellten als auch für die Selbstständigen an.

346 347

Vgl. Bové Montero (2004), S. 23. Vgl. Marek (2004) S. 142.

133

ARBEITS- UND SOZIALVERSICHERUNGSRECHT

BeitragspflichtiProzentsatz Arbeitgeber Arbeitnehmer ges Einkommen Gesamt in Euro Angestellte

28,30 Prozent

Selbstständige 29,80 Prozent

23,6 Prozent 29,80 Prozent

4,7 Prozent

Max Min. Max. Min.

32.778,00 6.447,00 32.778,00 6.447,00

Abb. 46: Sozialversicherungsbeiträge 2005 Abschließend sollen noch zwei Neuerungen im Sozialsystem erwähnt werden. Erstens können Selbstständige bei vorübergehender Erwerbsunfähigkeit die Leistung der Sozialversicherung bereits ab dem vierten Tag ihrer Arbeitsunfähigkeit in Anspruch nehmen.348 Weiter kann seit dem 01.10.2004 auf freiwilliger Basis der Versicherungsschutz erweitert und das Risiko von Berufsunfähigkeit in den Versicherungsschutz einbezogen werden.349

5.6

Berufsgenossenschaft

Zusammen mit dem Gesamtsozialversicherungsbeitrag (durchschnittlich 41 Prozent des Bruttogehalts) müssen auch Zahlungen an die Berufsgenossenschaften (Associaciones professionales de Previón contra Accidentales) vorgenommen werden, die zuständig für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sind. Die Beitragsbemessungsgrenzen liegt zwischen 537,30 Euro (Untergrenze) und 2.731,50 Euro (Obergrenze).350 Kommt es zu einem Arbeitsunfall, der zu einer längeren Krankheit führt, übernimmt die Berufsgenossenschaft anstelle der Krankenkasse die weiteren Zahlungen an den Arbeitnehmer, sofern von einem lizenzierten Arzt festgestellt wurde, dass eine längere Arbeitsunfähigkeit aufgrund eines Arbeitsunfalls vorliegt.

348 349 350

Real Decreto 1273/2003 vom 01. Oktober 2003. Vgl. Wirtschaft/Economia 01/2004, S. 44. Vgl. Marek (2004) S. 146.

135

6

Steuerrecht

6.1

Steuerliche Pflichten

Einer der wichtigsten Schritte vor der wirtschaftlichen Tätigkeit auf den Balearen ist die Beantragung der Steuernummer. In Spanien gibt es drei verschiedene Begriffe für die Steuernummer NIE, NIF, CIF.351 Die Numero de Identificación de Extranjeros (NIE) ist die Kontrollnummer der Polizei für natürliche Personen und wird auch im weiteren täglichen Leben, wie z. B. der Eröffnung eines Bankkontos oder dem Immobilienkauf auf den Balearen benötigt. Sie ist bei dem zuständigen Ausländeramt mit einem entsprechenden Formular zu beantragen. Das ausgefüllte Formular muss dann kopiert und zusammen mit der Personalausweis-/Reisepasskopie eingereicht werden. In der Regel ist eine Bearbeitungszeit von ca. vier Wochen nach Einreichung der Unterlagen einzukalkulieren. Die Beantragung der NIE allein löst keine Steuerpflicht oder die Vermutung einer Steuerpflicht aus. Sie dient lediglich der Identifizierung und hat eine unbefristete Gültigkeit. Bei der Beantragung einer späteren Residencia wird die Nummer in die Numero de Identificación fiscal (NIF) umgetauft. Sie dient den gleichen steuerlichen Zwecken wie die NIE. Die Anmeldung als Resident zieht dabei die unbeschränkte Steuerpflicht nach sich.352 Seit 2004 besteht in Spanien für berufstätige Residenten jedoch die Möglichkeit, in den ersten fünf Jahren als beschränkt steuerpflichtig, also wie ein Nichtresident, behandelt zu werden.353 Der Código de Identificación Fiscal (CIF) ist die Steuernummer für juristische Personen, also für Gesellschaften wie z. B. die spanische S.L. Sie wird ebenfalls beim zuständigen Finanzamt beantragt. Bei Aufnahme einer wirtschaftlichen Tätigkeit ist der nächste Schritt die steuerliche Anmeldung beim Finanzamt (Hacienda). Diese erfolgt mit dem Formular 036 bzw. 037 als Declaración censal bei der zuständigen Hacienda oder einer Zweigstelle der nationalen Steuerverwaltung (AEAT). 354 Sie ermöglicht insbesondere die Steuervorauszahlung.355 In diesem Formular werden bereits die Bedingungen für die späteren Zahlungen und Erklärungen gestellt. Unter anderem wird hier die Kennnummer356, die so genannte Fiscal Epigrafe, ausgewählt. Sie bestimmt die Tätigkeit und wirkt sich auf die Höhe der Gewerbesteu351 352 353 354 355 356

Vgl. Interconsult (2004), S. 10. Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 28. Vgl. Interconsult (2004), S. 11. Vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Steuerpolitik (2002), S. 56 f. Vgl. Interconsult (2004), S. 11. Vgl. Norbisrath / Battenfeld (2001), S. 43.

136

STEUERRECHT

er aus. Weiter wird hier die Veranlagungsform festgelegt. Die Balearen unterscheiden dabei verschiedene Veranlagungsformen:357 •

Estimación directa: Die erste Form ist die Veranlagung mit voller Buchführungspflicht. Neben allen Gesellschaften sind auch Einzelunternehmen mit einem Umsatz ab 600.000 Euro zu dieser Besteuerung verpflichtet. Eine spanische Besonderheit ist, dass die Bücher beim Handelsgericht registriert werden müssen. Bei dieser Form der Veranlagung muss auf alle Fälle neben den Büchern der Estimación directa simplificada ein Kassen- und Bankbuch geführt werden. Bei der direkten Veranlagung werden generell 20 Prozent von den Einnahmeüberschüssen als Vorauszahlung an das Finanzamt abgeführt.



Estimación directa simplificada: Die Veranlagungsform mit einer vereinfachten Form der Buchführung wird für Unternehmen angewandt, deren Vorjahresumsatz unter 600.000 Euro lag oder wenn der Steuerpflichtige im ersten Jahr seine Tätigkeit ausübt. Die vereinfachte Veranlagung entspricht in etwa der vereinfachten Gewinnermittlung nach der deutschen Einnahme-ÜberschussRechnung. Als Bemessungsgrundlage ist der um die damit zusammenhängenden Aufwendungen reduzierte Umsatz anzusetzen. Diese Art der Veranlagung verpflichtet den Unternehmer, Bücher für die Einnahmen, Ausgaben und Investitionsgüter zu führen.

6.2

Steuerpauschalierung

Für alle Unternehmer mit kleinem Ladengeschäft (z. B. Restaurationsbetriebe, Souvenirgeschäfte, kleine Hotel- bzw. Pensionsbetriebe etc.) kann es sich möglicherweise lohnen, auf Antrag beim Finanzamt die zu zahlende Steuer zu pauschalieren und nicht aufgrund des konkreten Gewinns auszuweisen. Man nennt diese Veranlagungsform Estimación objetive por Módulos. Der Unternehmer ist in dem Fall nicht buchführungspflichtig und behält lediglich die Verpflichtung, Eingangs- und Ausgangsrechnungen aufzubewahren. Zusätzlich ist ein Buch über die angeschafften Investitionsgüter zu führen. Der zu zahlende Pauschalbetrag wird vom Finanzamt festgesetzt. Die Anerkennung der Voraussetzungen durch das Finanzamt ist von mehreren Kriterien abhängig wie: • • • •

357

Verkaufsfläche, Fläche der Büro- und Lagerräume, Stromverbrauch oder Anzahl der Angestellten, welche im Unternehmen eine wichtige Stellung einnehmen.

Vgl. Interconsult (2004), S. 14 und Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 28 f.

STEUERRECHT

137

Unterschieden werden muss außerdem zwischen umsatzsteuerpflichtigen und umsatzsteuerfreien Unternehmen: Bei umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen erfolgt auf der Grundlage des ersten Quartals die Aufsummierung sämtlicher Kosten. Davon ausgehend legt das Finanzamt die zu zahlenden Pauschalen für die folgenden drei Quartale fest. Die gezahlte Mehrwertsteuer wird bei der Steueranmeldung am Ende des Jahres dann von den summierten Kosten abgezogen und verrechnet. Dadurch ergibt sich zum Schluss die Steuerpauschale für das vierte Quartal. Auch bei den umsatzsteuerfreien Unternehmen erfolgt eine Zusammenrechnung der Kosten (Miete etc.). Daraufhin legt das Finanzamt eine Vorausschätzung des Gewinns fest, der die Grundlage der Besteuerung bildet. Danach ergeben sich für alle vier folgenden Quartale des Jahres vier gleiche Werte. Die Abb. 47 zeigt die von einer Gestoria vorgenommene Berechnung für ein solches Unternehmen, bei der sich vier gleiche Steuerraten im Jahr über 289,73 Euro ergeben.

138

STEUERRECHT

Abb. 47: Beispiel einer Berechnung zur Steuerpauschalierung

STEUERRECHT

139

Hinweis: Die Wahl der Pauschalbesteuerung belässt dem Unternehmer bei guten Verkaufsumsätzen am Ende des Jahres oft einen höheren Gewinn, da die Schätzgrößen des Finanzamts bezüglich des Profits relativ niedrig sind. Die zu zahlende Pauschalsteuer fällt allerdings auch dann an, wenn kein Gewinn erwirtschaftet wurde. Das kann für den Unternehmer ein erheblicher Nachteil sein. Das Gesetz gibt deshalb dem Unternehmer die Möglichkeit, seine Entscheidung bezüglich der Pauschalierung jährlich (immer zum ersten Quartal hin) abzuändern.

6.3

Besonderheiten und Abweichungen der spanischen Besteuerung

Die Hauptunterschiede zwischen deutschem und spanischem Steuersystem bestehen in folgenden Punkten:

358

359 360



Es gibt vom Ausbildungstand und der Professionalität her keinen vergleichbaren Berufsstand wie in Deutschland den Steuerberater. Der spanische Assessor fiscal muss keine dem deutschen Steuerberaterexamen auch nur in etwa vergleichbare Prüfung ablegen und bietet zumeist ein viel geringeres Leistungsspektrum an.



Die spanische Steuerverwaltung ist zahlenmäßig mit Personal erheblich geringer ausgestattet als in Deutschland. Darunter leidet nach wie vor die effektive Durchsetzbarkeit des Systems, obwohl erst 2004 auf den Balearen einhundert neu ausgebildete Steuerinspektoren eingestellt worden sind.358



Das spanische Steuersystem beruht auf dem Prinzip der Selbstveranlagung, der Autoliquisación. Der Steuerzahler reicht seine Steuererklärung selbst ein und führt den selbst berechneten Steuerbetrag an das Finanzamt ab. Es erfolgt lediglich eine spätere Nachprüfung seitens der Steuerbehörde.359 Wird hierbei festgestellt, dass der Unternehmer keine oder eine unrichtige Steuererklärung abgegeben und nicht den wirklich geschuldeten Steuerbetrag abgeführt hat, gibt es anschließend einen strengen Sanktionsmechanismus mit hohen Zinsen und Strafen.360

Gerade in den letzten Jahren wurden jedoch mehr als 100 Inspektoren auf den Balearen eingestellt, die 2004 Steuerbetrügereien in Höhe von 255 Millionen Euro aufgedeckt haben. Vgl. Mallorca Magazin 9/2005, S.47. Vgl. Interconsult (2004), S. 10. Ausführlich in: Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 224 f.

140

STEUERRECHT

Weiterhin bestehen kleinere Unterschiede in einzelnen Steuern, die bei den verschiedenen Steuerarten erläutert werden. Abschließend sei noch erwähnt, dass in Spanien kein Steuergeheimnis existiert, so dass Banken hier ohne weiteres Mitteilungen an die Finanzverwaltung auch ohne ein Ersuchen der Steuerbehörde und ohne ein Einverständnis des Kunden weitergeben können.

6.4

Representante fiscal

Der Steuervertreter (Representante fiscal) muss von allen Unternehmern bestellt werden, die nicht in der EU oder einem anderen Land, mit dem ein vergleichbares Rechtshilfeabkommen besteht, ansässig sind. Er kann von allen Nichtresidenten mit Unternehmenssitz in der EU, den Kanarischen Inseln, Ceuta oder in Melilla gestellt werden.361 Die Nichtbeachtung dieser Verpflichtung stellt eine strafbare Zuwiderhandlung dar und zieht eine Geldstrafe in Höhe von 600 bis 6.000 Euro nach sich. Die Höhe liegt im Ermessen der zuständigen Finanzbehörde. Sofern der Representante fiscal eine natürliche Person sein soll, muss diese Person das 18. Lebensjahr erreicht haben. Auch eine juristische Person mit Sitz in Spanien kann als Steuervertreter agieren. Der Steuervertreter fungiert gegenüber der Finanzverwaltung als Zustellungsbevollmächtigter mit ständigem Wohnsitz auf den Balearen. Er kann nicht für die zu zahlenden Steuern des Nichtresidenten haftbar gemacht werden. Im Falle der Abgabe der Steuererklärung haftet er lediglich für deren Richtigkeit.362 In der Vollmachtsurkunde bei der Beauftragung des Steuervertreters sollte die Begrenzung der Vollmacht zum Ausdruck gebracht werden. Sie schützt vor „wilden Steuererklärungen“363.

6.5

Doppelbesteuerungsabkommen

Das seit 1968 bestehende Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Spanien bezieht sich u. a. auf die Einkommen-, Körperschaft- und auf die Gewerbesteuer. Generell liegt die unbeschränkte Steuerpflicht einer Person in dem Vertragsstaat vor, in dem sie mehr als 183 Tage des Jahres zubringt und wo der Mittelpunkt ihrer Lebensinteressen liegt (Art. 4 Abs. 2a DBA). Ausschlaggebend sind hierbei das persönliche, gesellschaftliche, politische und insbesondere wirtschaftliche Interesse. Ein Unternehmen gilt dann in Spanien als ansässig, wenn es einen Ort der Leitung, Zweigniederlassung, Geschäftsstelle, Produktionsstätte, 361 362 363

Vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Steuerpolitik (2002), S. 58 f. Vgl. Interconsult (2004), S. 11. Interconsult (2004), S. 12.

STEUERRECHT

141

Werkstätte oder Stätte zur Ausbeutung von Bodenschätzen unterhält bzw. länger als zwölf Monate eine Montage betreibt. Gleiches gilt für Personen, die über den bloßen Einkauf von Waren und Gütern hinausgehende Geschäfte tätigen. Ist eine dieser Bedingungen erfüllt, wird von einer ständigen Betriebsstätte, der Establecimiento permanente ausgegangen. Somit unterliegen die Gewinne, welche in der Betriebsstätte des ausländischen Unternehmens entstehen, der unbegrenzten Steuerpflicht.364 Das deutsch-spanische Doppelbesteuerungsabkommen bedient sich der so genannten Anrechnungsmethode. Die außerhalb Spaniens erzielten Einkünfte unterliegen auch in Spanien der Steuer, können jedoch in gewissem Umfang auf die spanische Steuer angerechnet werden.

6.6

Stellung des Selbstständigen im spanischen Steuersystem

Der Selbstständige (Autónomo) wird im spanischen Steuerrecht nach industriellkommerzieller und professioneller Tätigkeit365 unterschieden. Diese Unterscheidung wirkt sich insbesondere auf die Höhe der Gewerbesteuer aus. Die Gewerbesteuer ist bei den industriell-kommerziellen Tätigkeiten höher. Die Zuordnung der Tätigkeiten zu einer der beiden Gruppen ist sehr kompliziert. Nach spanischem Recht gilt allerdings die Vermutung, dass jede Tätigkeit als professionell gilt, die nicht industriell-kommerziell ist. Jede Beratertätigkeit, so z. B. auch die des Fremdenführers oder Graphologen, wird daher in Spanien als professionell angesehen.366 Eine steuerlich relevante Besonderheit der Geschäftsraummiete besteht für jeden Selbstständigen darin, dass er bei der Mietzahlung für ein Ladenlokal nur 85 Prozent der vereinbarten Miete an den Vermieter zahlen darf. 15 Prozent der monatlichen Mietzahlung muss er direkt an das Finanzamt leisten, was als Einkommensteuervorauszahlung für den Vermieter angerechnet wird.367 Ausnahmen des Einbehaltzwangs bestehen bei:

364 365

366 367



einem Katasterwert ( des Vermieters) von mehr als 601.012 Euro,



Leasingverträgen,



einer Jahresmiete unter 901,52 Euro,



der Anmeldung als gewerblicher Vermieter zur Gewerbesteuer.

Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 212 f. Dies ist in etwa vergleichbar mit dem so genannten Freiberufler, der in Deutschland gleichfalls nicht der Gewerbesteuer unterliegt. Vgl. Grabau / Hundt / Marcus / Wruck (2001), S. 29. Real Decreto 113/1998 vom 30. Januar 1998.

142

STEUERRECHT

Eine weitere Besonderheit gibt es bei allen Leistungen, die die Selbstständigen untereinander erbringen. Bei der Bezahlung solcher Rechnungen muss der Selbstständige ebenfalls einen Teilbetrag von 15 Prozent einbehalten und an die Finanzbehörde weiterleiten. Bei einem Autónomo, der sein Unternehmen noch nicht länger als zwei Jahre betreibt, ist der Steuersatz auf sieben Prozent zu reduzieren. Dies ist dem zur Zahlung verpflichteten Unternehmen durch eine entsprechende Bescheinigung mitzuteilen und muss der Rechnung beigefügt werden.368

6.7

Steuerarten

6.7.1

Einkommensteuer

369

Der Einkommensteuer unterliegen in Spanien nur Einzelunternehmer. Personenund Kapitalgesellschaften werden dagegen grundsätzlich der Körperschaftsteuer unterworfen. Um eine Diskriminierung oder Bevorzugung auszuschließen, werden für Einzelunternehmen weitgehend die Gewinnermittlungsregeln der Körperschaftsteuer angewandt. Kleine Unternehmen können lediglich eine Vereinfachung durch die Wahl der Veranlagungsform erfahren.370 Als Einkommen wird die Summe aller Einkünfte, Vermögensgewinne und Vermögensverluste und zugerechneten Einkünfte verstanden (Art. 2 Abs. 1 LIRPF), wobei die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Steuerpflichtigen das verfügbare Einkommen darstellt (Art. 2 Abs.2 LIRPF), von welchem das Existenz- und Familienminimum zuvor abgezogen werden muss.371 Genau wie im deutschen Einkommensteuergesetz wird auch in Spanien zwischen der unbeschränkten und beschränkten Steuerpflicht unterschieden. Die unbeschränkte Steuerpflicht setzt nach Art. 8 LIRPF entweder den gewöhnlichen Aufenthalt der natürlichen Person in Spanien voraus oder es müssen beim gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland die Voraussetzungen der Absätze 2 und 3 des Art. 9 LIRPF erfüllt sein. Ein gewöhnlicher Aufenthalt in Spanien liegt vor, wenn die natürliche Person dort mehr als 183 Tage des Jahres verbringt, oder wenn sich in direkter oder indirekter Weise der Kern oder die Grundlagen der wirtschaftlichen Tätigkeit oder Interessen in Spanien befinden. Eine widerlegbare Vermutung zum gewöhnlichen Aufenthalt in Spanien ist auch gegeben, wenn dort die abhängigen, minderjährigen Kinder oder der nicht

368 369

370

371

Vgl. Interconsult (2004), S. 30. Im Folgenden sollen ausschließlich die für die Unternehmen relevanten Steuern erläutert werden, während auf die, welche ausschließlich Privatpersonen betreffen, an der Stelle ganz verzichtet wird. Art. 26 LIRPF enthält Sonderregelungen, so dass die Einkünfte nach der normalen direkten, vereinfachten direkten oder objektiven Gewinnermittlung bestimmt werden können. Ausführlich in Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 198 und vgl. auch FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 91.

143

STEUERRECHT

getrennt lebende Ehegatte des Steuerpflichtigen den gewöhnlichen Aufenthalt haben. Der spanischen Besteuerung unterliegt bei der unbeschränkten Steuerpflicht nach dem „Universalitätsprinzip“372 das weltweit erzielte Einkommen, wobei eine begrenzte Abzugsfähigkeit für im Ausland gezahlte Steuern besteht.373 Beschränkt Steuerpflichtige, d.h. Personen, die in Spanien keinen gewöhnlichen Aufenthalt besitzen, versteuern in Spanien ihre dort erzielten Einkünfte nach einem speziellen Gesetz, dem Ley del Impuesto sobre la Renta de los No Residentes (LIRNR):

Arbeitseinkünfte

Einkünfte aus wirtschaftlicher Tätigkeit

Kapitaleinkünfte

gewerbliche Einkünfte Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit

Nettoeinkünfte nach Art. 15 Abs. 3 LIRPF = Differenz zwischen zuzurechnenden Einnahmen (Ingresas computables) und abzugsfähigen Ausgaben (Gastos deducibles)

Einkommen nach Art. 6 Abs. 2 LIRPF

Vermögensgewinne und -verluste

zugerechnete Einkünfte

außergewöhnliche Einkünfte

Abb. 48: Einkunftsarten nach Art. 6 Abs.2 LIRPF Für einen Unternehmer sind von den Einkunftsarten, die das Gesetz kennt, hauptsächlich die aus wirtschaftlicher Tätigkeit relevant. Dazu zählen sowohl gewerbliche Einkünfte als auch Einkünfte aus selbstständiger Arbeit, die durch Arbeitsleistung und/oder Kapital, bei denen der Steuerpflichtige den Einsatz der Produktionsmittel und/oder der Arbeit auf eigene Rechnung zur Herstellung und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen organisiert und lenkt, entstehen (Art. 25 Abs. 1 LIRPF). Die Ermittlung der Höhe der Einkünfte erfolgt dabei grundsätzlich

372 373

FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 89. Ausnahme: Ein DBA mit einem anderen Staat, was diesem das Besteuerungsrecht zugesteht.

144

STEUERRECHT

nach den Regeln des Körperschaftsteuergesetzes. Zur Berechnung des steuerlichen Gewinns ist das korrigierte Handelsbilanzergebnis maßgebend. Für die Einkommensteuer fordert die zuständige Finanzbehörde vom Unternehmer insgesamt fünf Steuererklärungen im Jahr. Neben der Jahreserklärung374 ist vierteljährlich die Einkommensteuer als Vorauszahlung auf die Steuerschuld zu leisten.375 Wenn natürliche Personen 75 Prozent der Einkünfte aus unternehmerischer Tätigkeit in Spanien erzielen, besteht die Möglichkeit, die gesamten Einkünfte nach spanischem Steuerrecht zu besteuern. Soweit die Einkünfte in keiner Betriebsstätte erzielt werden, sind die in Spanien erlangten Einkünfte mit einem Steuerabzug von 25 Prozent belastet. Ausgaben, mit Ausnahme von Spenden, Quellensteuern und Steuervorauszahlungen, bleiben unberücksichtigt.376 Abzugsfähig ist dabei grundsätzlich alles, was zur Erzielung von Einkünften dient. Bei Kraftfahrzeugen und Telefon muss jedoch eine ausschließlich betriebliche Nutzung vom Unternehmer nachgewiesen werden. Zur steuerlichen Geltendmachung eines Geschäftswagens wird dazu als formale Voraussetzung verlangt, dass ein zweiter Privatwagen zusätzlich vorhanden ist. Eine Unterteilung der Telefonkosten in private und geschäftliche Ausgaben ist in Spanien nicht möglich. Weiterhin können Beiträge für folgende Leistungen377 steuerlich abgezogen werden: •

Vorsorgeaufwendungen,



Arbeitnehmeranteil an Sozialversicherungsbeiträgen und



Abzüge für grenzüberschreitende Doppelbesteuerung gemäß dem DBA.

Bei den Steuertarifen ist zwischen Residenten und Nichtresidenten zu differenzieren. Für Nichtresidenten, also für Personen, die auf den Balearen Einkommen erzielen, ohne dort zu wohnen, legt ein am 10.Juni 2005 verabschiedetes königliches Dekret in Zukunft nur noch einen einheitlichen Einkommensteuersatz von 25 Prozent fest. Ziel dieser aktuellen Neuregelung ist es, damit neue Steuereinnahmen von in Spanien arbeitenden Managern ausländischer Firmen und hoch bezahlten Spitzensportlern zu erhalten, die sonst wie bisher üblich in so genannte Steuerparadiese abgewandert wären.378

374

375

376 377

378

Die Erklärung erfolgt mit dem Formular 190: Resumen anual Deretenciones e Ingresos a Cuenta del I.R.P.F. 190 im Januar. Die Erklärung erfolgt bei der Estimación directa mit dem Formular 130 Impuesto sobre la Renta de las Personas físicas jeweils zum 20. April, Juli, Oktober und Januar. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 200. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 199 und vgl. FAZ-Institut für Management-, Marktund Medieninformationen GmbH (2003), S. 91. Vgl. Spanien Finanznachrichten (17.6.2005) www.strongelement.com/news/

145

STEUERRECHT

Die Steuertarife der Residenten setzen sich aus einem zentralen und autonomen Anteil zusammen und haben eine Progression bis maximal 45 Prozent. Zusammengefasst sieht die Besteuerungstabelle für 2005 wie folgt aus: Besteuerungsgrundlage Steuerschuld bis Euros Euros

Restliche bis Euros

Steuersatz Prozent

0

0

4.080

15

4.080

612

9.996

24

14.076

3.011,04

12.240

28

26.316

6.438,24

19.584

37

45.900

13.684,32

En adelante

45

Abb. 49: Steuertarife Spanien (Residente) 6.7.2

Körperschaftsteuer

Im Wesentlichen ist die Körperschaftsteuer, die Impuesto sobre Sociedades (LIS), der Einkommensteuer sehr ähnlich, bezieht sich jedoch auf juristische Personen. Belastet wird hierbei das steuerliche Einkommen von Gesellschaften, wie die Sociedad Anónima oder die Sociedad Responsibilidad limitada. Mit der Eintragung von spanischen Personengesellschaften in das Handelsregister erhalten diese die volle Rechtspersönlichkeit und zählen rechtlich zu den juristischen Personen.379 Im Gegensatz zum deutschen Körperschaftsteuergesetz unterliegen somit auch sie der LIS. Körperschaftsteuersubjekte sind außerdem die zeitlich befristeten Unternehmensvereinigungen (Unión temporal de Empresas) oder Gesellschaften mit Einkünften aus freiberuflicher, künstlerischer oder sportlicher Tätigkeit. Lediglich die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (Sociedad civil) wird nicht als Körperschaft besteuert.380 Weiter werden, wie bereits erwähnt, auch Einzelunternehmen weitgehend den Regelungen der Körperschaftsteuer unterworfen. Die folgende Abb. 50381 verdeutlicht nochmals die Körperschaftsteuersubjekte.

379

380 381

Vgl. Arbeitsmarkt Spanien (2002), S. 15 und vgl. FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH (2003), S. 92 f. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 200. Hundt / Grabau (2002), S. 342.

146

STEUERRECHT

Kapitalgesellschaften • Aktiengesellschaft (Sociedad Anónima) • Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Sociedad de Responsabilidad limitada) • Kommanditgesellschaft auf Aktien (Sociedad en Comandita por acciones)

Körperschaftsteuersubjekte (Sujetos pasivos)

Sonstige Körperschaften • Stiftung (Foundación) • Genossenschaft (Cooperativa) • Verein (Asociación)

Personenhandelsgesellschaften • Kommanditgesellschaft (Sociedad en Comandita) • offene Handelsgesellschaft (Sociedad Regular Colectiva) • Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (Agrupación de Interés Económica)

Abb. 50: Körperschaftsteuersubjekte des LIS Bei der Besteuerung wird, ähnlich dem LIRPF, nach unbeschränkter und beschränkter Körperschaftsteuerpflicht unterschieden. Unbeschränkt steuerpflichtig sind demnach in Spanien ansässige Gesellschaften. Dies ist der Fall, wenn: •

die Gesellschaft nach spanischem Recht gegründet wurde,



die Gesellschaft ihren Sitz in Spanien hat und/oder



der Ort der tatsächlichen Geschäftsleitung sich auf spanischem Territorium befindet.382

Bei in Spanien ansässigen Gesellschaften ist wiederum die Gesamtheit der weltweit erzielten Einkünfte in Spanien zu versteuern. Dabei ist es gleichgültig, an welchem Ort die Einkünfte entstanden sind, oder wo der Zahler seinen Sitz hat. Der körperschaftsteuerlich korrigierte handelsrechtliche Gewinn gilt als Bemessungsgrundlage. Zu den abzugsfähigen Aufwendungen zählen all diejenigen Betriebsausgaben, die für die Erwirtschaftung des Einkommens notwendig sind. Insbesondere sind hier Gehaltszahlungen, Sozialabgaben oder Abschreibungen zu nennen. Gastos no deducibles, also nichtabzugsfähige Aufwendungen sind z. B. Geldstrafen oder Gewinnausschüttungen. Im Fall der Fremdfinanzierung durch einen ausländischen Anteilseigner sind die Zinsen nicht abzugsfähig, soweit die Verschul382

Vgl. Bové Montero (2004), S. 36 und Art. 8 Abs. 3 LIS.

147

STEUERRECHT

dung das Dreifache des Eigenkapitals des Unternehmens übersteigt. Ist die Bemessungsgrundlage negativ, so kann sie mit den Gewinnen der folgenden 15 Jahre verrechnet werden. Bei neu gegründeten Unternehmen gilt die Frist ab dem ersten Jahr mit positiver Steuerbemessungsgrundlage. Der Steuersatz beträgt einheitlich 35 Prozent der Bemessungsgrundlage.383 Die folgende Abb. 51 listet exemplarische Ausgaben auf, die den steuerlichen Gewinn innerhalb bestimmter Höchstbeträge oder Prozentsätze mindern dürfen. Ausgabenarten Wiederanlage von außerordentlichen Gewinnen Schaffung von Arbeitsplätzen für Behinderte Forschung und Entwicklung neuer Produkte Kulturgüter/Verlagswesen, Filmproduktion/ Koproduktion Gründung von Filialen und Niederlassungen im Ausland

Prozentsatz oder Betrag 20 Prozent 6.000 Euro 30 Prozent und 50 Prozent Kosten 20 Prozent Investitionen 15 Prozent/5 Prozent/ 20 Prozent/5 Prozent 25 Prozent

Kosten Schulung Personal

10 Prozent und 5 Prozent max.35 Prozent

Kosten Schulung Personal neue Technologien Informations- und Telekommunikationstechnik Beiträge zur Rentenvorsorge Investition in erneuerbare Energien Dividenden Spenden

5 Prozent oder 10 Prozent 10 Prozent 10 Prozent 10 Prozent 17,5 Prozent und 35 Prozent 35 Prozent

Abb. 51: Abzüge bei der Körperschaftsteuer Nicht in Spanien ansässige Gesellschaften werden mit ihren in Spanien erzielten Einkünften und Veräußerungsgewinnen ebenfalls mit 35 Prozent besteuert. Im Fall der Gewinnabführung aus einer Betriebsstätte auf spanischem Gebiet an ein nicht in der EU ansässiges Stammhaus wird eine Steuer von 25 Prozent erhoben (Quellensteuer). Bei Veräußerungsgewinnen erhöht sich diese auf 35 Prozent. Das steuerliche Veranlagungsjahr entspricht generell dem Kalenderjahr, es sei denn, die Gesellschaft hat ein abweichendes Wirtschaftsjahr bestimmt. Nach der Generalversammlung384, die u. a. den Jahresabschluss genehmigt, ist innerhalb von 25 383 384

Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 200 ff. Eine Generalversammlung müssen Körperschaftsteuersubjekte bis spätestens sechs Monate nach Beendigung des Wirtschaftsjahres abhalten.

148

STEUERRECHT

Tagen eine auf dem Jahresabschluss beruhende endgültige Jahressteuererklärung385 bei der zuständigen Finanzbehörde einzureichen. Zusätzlich sind jeweils zum 20. April, 20. Oktober und 20. Dezember steuerliche Vorauszahlungen386 zu leisten. 6.7.3

Umsatzsteuer

Das spanische Mehrwertsteuergesetz, das Ley del Impuesto de Valor Añadido (LIVA) ist dem deutschen sehr ähnlich, da die Mehrwertsteuer eine im Rahmen der EU weitgehend harmonisierte Steuer ist.387 Die Mehrwertsteuer bzw. Umsatzsteuer besteht aus zwei Teilen. Zum einen aus der Mehrwertsteuer (IVA devengado), die beim Verkauf auf den Nettoverkaufspreis aufgeschlagen wird und zum anderen aus der Vorsteuer (IVA soportado), die beim Einkauf an den Lieferanten zu entrichten ist. Die Umsatzsteuer stellt demnach eine Schuld, und die Vorsteuer eine Forderung gegenüber dem Finanzamt dar. Als Zahllast gilt die Differenz aus der Umsatzsteuer und der Vorsteuer. Beides hat der Unternehmer jeweils selbst zu berechnen und den positiven Zahlbetrag selbst an das Finanzamt abzuführen. Bei einem Vorsteuerüberschuss erfolgt die Rückzahlung erst am Jahresende, da das Finanzamt während der laufenden Periode keine Beträge erstattet. In Spanien werden drei Steuersätze für die Mehrwertsteuer unterschieden: •

allgemeiner Steuersatz (Tipo general) von 16 Prozent,



reduzierter Steuersatz (Tipo reducido) von 7 Prozent, z. B. bei Lebensmitteln, Wasser, Hilfsstoffen für Land- und Forstwirtschaft, medizinischen Geräten und Ausstattungen, Wohnungen, Garagen, Pflanzen und bei sonstigen Leistungen wie Personentransport, Leistungen der Hotels und Gaststätten, land- und forstwirtschaftliche Tätigkeiten sowie bei künstlerischen und kulturellen Leistungen,



besonders reduzierter Steuersatz (Tipo superreducido) von vier Prozent bei landwirtschaftlichen Lebensmitteln wie z. B. Brot, Mehl, Milch, Käse, Eiern, Früchten und Gemüse, beim Verkauf von Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Schulmaterial, bei Arzneimitteln, Prothesen und Fahrzeugen für Behinderte und bei Errichtung von Wohnungen, Garagen und Nebengebäuden im öffentlich geförderten Wohnungsbau.

Der Mehrwertsteuer (IVA) unterliegen Lieferungen und sonstige Leistungen, die durch einen Gewerbetreibenden oder Freiberufler, gegen Entgelt, im Geltungsbereich des spanischen Umsatzsteuergesetzes erbracht werden.

385 386 387

Auszufüllen ist das Formular 212: Impuesto sobre la Renta de las Persona físicas y sobre Sociedades. Auszufüllen ist das Formular 202: Impuesto sobre Sociedades/ Impuesto sobre la Renta de no residentes. “Allphasen-Netto-Umsatzsteuer” mit Vorsteuerabzug. Vgl. Löber (2005), S.98.

STEUERRECHT

149

Hinweis: Medizinische und soziale Dienste sind von der Umsatzbesteuerung ausgeschlossen, ebenso Versicherungsverträge und die Vermietung von unbeweglichem Eigentum. Dies erfasst das spanische Festland und die Balearen bis zu zwölf Seemeilen in dem dazugehörigen Luftraum.388 Außerdem fällt bei innergemeinschaftlichen Erwerbstätigkeiten die IVA an. Hierunter ist der Erwerb beweglicher Dinge, die aus einem EU Mitgliedsstaat in das spanische Geltungsgebiet versendet oder transportiert werden, zu verstehen. Aber auch Einfuhren aus EG-Staaten, die nicht den europäischen Vorschriften unterliegen, sind IVA-pflichtig. Normalerweise wird der Unternehmer steuerpflichtig, der die Ware liefert bzw. die Dienstleistung erbringt, sofern er in Spanien ansässig ist. Sollte der Erbringer der Leistung nicht in Spanien ansässig sein, jedoch der Empfänger, so kommt die Regel der Umkehrung des Steuersubjektes zur Anwendung. Hiernach wird der Empfänger umsatzsteuerpflichtig und muss die Umsatzsteuer selbst abführen. Der Abnehmer kann die Umsatzsteuer aber noch im selben Veranlagungszeitraum wieder absetzen.389 Die Vorsteuer muss vierteljährlich mit der Mehrwertsteuer-Voranmeldung (Declaración-Liquidación) aufgeführt werden.390 Bei Großunternehmen mit einem Umsatz von mehr als 6.010.121 EUR im vorangegangenen Kalenderjahr hat die Erklärung sogar monatlich zu erfolgen.391 Voraussetzungen für den Vorsteuerabzug sind: •

die Unternehmereigenschaft,



die steuerliche Meldung der Geschäftseröffnung und



die tatsächliche Aufnahme der Tätigkeit.

6.7.4

Gewerbesteuer

Der spanischen Gewerbesteuer392 (Impuesto sobre Actividades económicas) unterliegen natürliche und juristische Personen, die eine gewerbliche, freiberufliche oder künstlerische Tätigkeit ausüben. Bis Ende 2003 bestand mit der Gewerbeanmeldung die Verpflichtung zur Leistung einer Pauschale in Höhe von 15 Prozent.393 Für Neuanmeldungen besteht die Verpflichtung seither nicht mehr. Für die Gewer388 389 390 391 392

393

Vgl. Art. 3 LIVA in Victoria Sanchez (2004), S. 67. Deutsche Handelskammer für Spanien (2001), S. 113. Hierzu ist das Formular 390: Impuesto sobre el Valor Añadido - Declaración Resumen anual auszufüllen. Vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Steuerpolitik (2002), S. 61 f. Die Gewerbesteuer ist vierteljährlich zu entrichten. Die Erklärung erfolgt auf dem Formular 845 Impuesto sobre Actividades económicas. Dazu Löber (2005), S.100 ff. Dazu Löber (2005), S. 129.

150

STEUERRECHT

besteuerpflicht ist es unerheblich, ob die Tätigkeit in Geschäftsräumen, vorübergehend oder gewerbsmäßig ausgeübt wird. Von der Gewerbesteuer ausgenommen sind land- und forstwirtschaftliche Tätigkeiten, Viehzucht auf nicht selbstständiger Basis und Fischerei.394 Im Gegensatz zur deutschen Gewerbesteuer ist die spanische nicht am Gewinn bemessen. In Spanien bestimmt die Epigrafe die Höhe der Gewerbesteuer. Je nach Art und Umfang des Beschäftigungsfeldes wird der Gewerbesteuersatz in drei Größenordnungen erhoben und richtet sich nach: •

einem gemeindlichen Mindestsatz (Cuotas minimas municipales),



einem provinziellen Steuersatz (Cuotas provinciales)395 oder



einem nationalen Steuersatz (Cuotas nacionales).396

Der in offiziellen Tabellen festgelegte gemeindliche Mindestsatz findet dabei am häufigsten Anwendung. Er berechtigt zur Ausübung der Tätigkeit innerhalb der Gemeinde. Bei bestimmten Tätigkeiten wird der provinzielle bzw. nationale Steuersatz angewandt, wenn diese Tätigkeit in der gesamten Provinz bzw. in ganz Spanien ausgeübt wird. In dem Falle muss nicht der gemeindliche Mindestsatz bzw. der provinzielle Steuersatz entrichtet werden.397 Die Steuersätze sind grundsätzlich Festbeträge und sind einer Quote der jeweiligen Tätigkeit zugeordnet. Diese Quote erhöht sich durch einen Koeffizienten der einzelnen Gemeinden.398 Sie richtet sich zumeist nach der Einwohnerzahl. Des Weiteren wird den Gemeinden ermöglicht, einen weiteren Koeffizienten aufgrund der Lage der Geschäftsräume in die Gewerbesteuer mit einzuberechnen.399

394 395 396 397 398 399

Seit 2003 sind Unternehmen mit weniger als 1.000.000 Euro Umsatz von der Gewerbesteuer in Spanien befreit. Auf den Mindestbeitrag ist ein maximaler Zuschlag von 40 Prozent durch die Provinz möglich. Vgl. Norbisrath (2001), S. 43. Vgl. Grabau / Hundt / Nowack / Roggenthin (2004), S. 206. Art. 88 Ley 39/1988. Koeffizient liegt zwischen 0,8 und 2. Art. 89 Ley 39/1988. Koeffizient liegt zwischen 0,5 und 1,9.

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7

Unternehmerinterviews

7.1

Tischlereibetrieb

Holz 9 – Neuner (Autonomo) Tischlerei / Carpinteria (Herr J. Neuner) Via Puig de Randa 1, 07180 Santa Ponsa Mallorca Email: [email protected] www.holz9.com

F: Herr Neuner, sind Sie der typische Aussteiger?

A: Ich weiß nicht, was Sie hören wollen. Zusammen mit meiner Frau bin ich vor sieben Jahren auf die Insel gekommen. Zum Anfang stand tatsächlich nur die Idee, ein Jahr im Ausland zu arbeiten. Meine Frau arbeitete zunächst als Angestellte in einer Firma für Innenausstattung. Ich habe in demselben Unternehmen als Fachkraft beim Aufbau von Küchen gearbeitet. F: Wie kam es dazu sich selbstständig zu machen? A: Wie hatten beide gutgläubig all unser Geld in eine Immobilien S.L. eines Bekannten investiert, der kurz darauf insolvent wurde. Wir hatten ihm vertraut, weil wir auch persönlich gut mit ihm klargekommen sind. Dadurch haben wir nahezu unsere gesamten finanziellen Mittel verloren. Wir mussten unseren Wagen verkaufen, um wieder zu Geld zu kommen. F: Was haben Sie vor ihrem Umzug nach Mallorca gemacht? A: In Österreich hatte ich ein kleines Sägewerk. Ich bin gelernter Sägetechniker. F: Und Ihre Frau? A: Die ist Diplomjuristin. Das nutzt ihr hier auf Mallorca aber wenig. Um hier als Rechtsanwältin arbeiten zu können, verlangen die spanischen Behörden Nachprüfungen in Spanisch und dem spanischen Recht, um das Diplom anzuerkennen. F: Wie ging es nach dem finanziellen Debakel weiter? A: Wir haben uns entschieden zu bleiben. Unsere Arbeit hatten wir übrigens auch verloren, weil wir beide in der Firma des Freundes beschäftigt waren, die Konkurs gegangen ist. Danach habe ich mich selbstständig gemacht und eine kleine Autonomo gegründet, um im Holzgewerbe auf Mallorca Fuß zu fassen. Anfangs habe ich nur aus dem Kofferraum und von der Ladefläche meines Transporters heraus gearbeitet. Die feste Werkstatt mit dem kleinen Büro (60 m2 – 450 Euro/Monat) kam erst später hinzu. S: Wie sind Sie auf den jetzigen Standort für die Firma gekommen?

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A: Im Gewerbegebiet Son Bugadellas von Santa Ponsa stimmt für meine Branche die ganze Infrastruktur. F: Wie sah es mit Investitionen aus? A: Die benötigten Maschinen habe ich von meiner alten Firma in Österreich geholt. Dort besitzen wir noch ein kleines Lager mit 50 m2 (350 Euro/Monat). F: Können Sie uns etwas zur Kostenstruktur in Ihrem Unternehmen sagen? A: Die monatlichen Fixkosten belaufen sich auf ca. 2500 Euro inkl. Autos, Telefon, Miete usw. Meine Frau ist bei mir als Sekretärin angestellt. F: Und Sozialversicherung…? A: Ich zahle als Autonomo in die Securidad Social monatlich 225 Euro. Der Arbeitgeberanteil, den ich für meine Frau zu zahlen habe, beläuft sich auf ca. 80 Euro. F: Wie sieht es mit weiteren Mitarbeitern aus? A: Es ist sehr schwer, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Deshalb stellen wir nur ein, wenn wir größere Aufträge haben und dann auch nur mit Arbeitsverträgen, die auf die eine Baustelle befristet sind. Die Leute dazu werden in Kneipen angesprochen oder über Bekannte besorgt. Meistens machen wir Verträge vom Stundenumfang so, damit wir sie Pflichtversichern können. F: Wie setzt sich Ihre Kundschaft zusammen? A: Die besteht zu 80 Prozent aus deutschsprachigen Privatkunden und Firmen. Spanier weniger. Die bleiben unter sich und beauftragen lieber spanische Firmen. Unsere Firma ist außerdem noch Generalvertreter der Firmen Zorn Fenster, Bayerwald und Normstahl. F. Wie werden die Kunden auf Sie aufmerksam? A: Zum überwiegenden Teil durch „Mund-zu-Mund-Propaganda“. F: Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen? A: Wir möchten eigentlich um nichts in der Welt wieder zurück nach Österreich. Es gibt allerdings ein Problem. Unser Sohn kommt in drei bis vier Jahren ins schulfähige Alter und auf eine spanische Schule werden wir ihn auf keinen Fall schicken. Das bringt nichts. Deswegen können wir auch nicht länger vorausplanen, weil wir natürlich das Beste für unser Kind wollen.

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7.2

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Rechtsanwaltskanzlei

EBP-SL Steuern Recht Finanzen (Herr V. Borges) Av. Jaime III, 21 – 605, 07012 Palma de Mallorca Telefon: +34 – 971 - 906 606 Email: [email protected] www.ebp-web.com

F: Herr Borges, Sie sind Fachmann auf dem Gebiet des Internationalen Steuerrechts und haben sich auf deutsche Unternehmer und deren Unternehmensführung spezialisiert, die Sie in steuerlich-rechtlichen Fragen beraten. Was haben Sie getan, bevor sie nach Mallorca kamen?

A: 1995 habe ich mein erstes und 1998 das zweite Staatsexamen abgelegt. Dazwischen arbeitete ich als Referendar in einer Düsseldorfer Anwaltskanzlei. F: Wie sind Sie nach Mallorca gekommen? A: Meine Frau ist Spanierin und wollte irgendwann zurück. Da es in Deutschland auch für mich schwer war, sich auf eine Sparte zu spezialisieren und als Rechtsanwalt davon zu leben, haben meine Frau und ich uns für das Auswandern entschieden. F. Warum aber gerade Mallorca? A: Weil hier nun mal die meisten deutschen Firmen ansässig sind. Das sind meine Hauptkunden. Die leben und arbeiten hier. Mit den Deutschen, die hier ihren Lebensabend verbringen wollen, habe ich dagegen relativ wenig zu tun. F: Wie war Ihr beruflicher Start auf der Insel? A: Ich bin seit 1999 hier und arbeitete zunächst im Angestelltenverhältnis in einer Kanzlei, danach war ich Leiter einer Bankfiliale. So sammelte ich Erfahrungen und konnte Kontakte knüpfen. F: War die Selbstständigkeit von vornherein geplant? A: Ja, das stand für mich von Anfang fest. Aber nicht ohne professionelle Vorbereitung und lokale Erfahrungen. So habe ich mir das Vertrauen der Kunden aufgebaut. Das habe ich mir später wieder zunutze gemacht, um eigene Klienten zu gewinnen. F. Wo liegen die Schwerpunkte in Ihrer Praxis? A: Ich habe mich, wie schon eingangs erwähnt, auf die Unterschiede zwischen deutschen und spanischen Steuerverhältnissen spezialisiert. Es werden sehr viele Tochterunternehmen von ausländischen Muttergesellschaften in Spanien gegründet. Die brauchen meine Hilfe, und zwar sowohl bei der Gründung als auch beim laufenden Umgang mit den spanischen Finanzbehörden. Meine Erfahrung ist, dass jede Neugründung doch einen erheblichen bürokratischen Aufwand verursacht. Im Ge-

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gensatz zu Deutschland kontrollieren die spanischen Finanzämter eher weniger, solange man seine Buchführung in Ordnung hat und seine Steuern rechtzeitig und in richtiger Höhe entrichtet. F: Herr Borges, wie sieht es bei Ihnen mit Mitarbeitern aus? A: Ich beschäftigte eine Mitarbeiterin und kooperiere mit Kollegen, die sich auf verschiedene Länder mit unterschiedlichen juristischen und steuerlichen Sachverhalten spezialisiert haben. F: Gab es besondere Schwierigkeiten bei Ihrem Weg zum Unternehmer? A: Als größtes Hindernis habe ich die Sprachbarriere empfunden, vor allem da es zwischen Catalan und Castellano doch erhebliche Unterschiede gibt. Anders als in den Medien dargestellt, wurden mir keine Probleme oder Schwierigkeiten deshalb bereitet, weil ich Deutscher bin.

7.3

Golfausstatter

Golf Professional Superstore Mallorca S.L. (Herr E. Wellenbrink) Poligono Son Bugadelles – Calle Alicante, 1 07180 Santa Ponsa Mallorca Telefon: +34 - 971 - 698 480 Fax: +34 971 698 481 Email: [email protected]

F: Herr Wellenbrink, Sie betreiben den „Golf Professional Superstore“ in Santa Ponsa. Wie lange leben Sie schon auf Mallorca? A: Seit elf Jahren, aber die Firma betreibe ich erst seit knapp drei Jahren. Den Store habe ich mit einem Freund und einem weiteren Teilhaber gegründet. Bei drei Teilhabern treten bekanntlich doch öfter Probleme und Unstimmigkeiten auf, welche im Endeffekt auch bei uns zur Trennung geführt haben. In diesem Jahr habe ich bis auf einen kleinen Teil alle Anteile übernehmen können.

F: Warum Mallorca? A: Es gab für mich einige Gründe, hierher zu kommen, wie einerseits das Wetter, die Lebensart und auf der anderen Seite, was wohl nur mich betrifft, meinen damaligen Bekanntheitsgrad in Deutschland. Ich war der so genannte „Melittamann“. Dadurch fiel es mir schwer, ein normales Leben zu führen und ich hatte es satt, immer so sein zu müssen, wie es die Leute von mir erwarteten. Mit dem Umzug auf diese Insel ist für mich ein Traum wahr geworden, nämlich im mediterranen Ambiente arbeiten und leben zu können. Zu Melitta bin ich übrigens über Umwege gekommen. Als ich 1980 in einer Krise steckte, verhalf mir ein Freund zu einem Job, zunächst als Hospitant, später als

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Redakteur beim Bremer Fernsehen. Nach acht Jahren schubste mich der damalige Chefredakteur Ulrich Kienzle als Wetterfrosch „Egon Wetterbring“ vor die Kamera. Mit vollem Erfolg. Bis der Schweizer Kabarettist mich für Melitta dort als „Kaffeenase“ entdeckte. Die Entscheidung mit Melitta zusammenzuarbeiten fiel mir nicht schwer. Das Angebot, das Melitta unterbreitete, war so gut, dass ich sogar den sicheren Schoß der ARD verließ und dann zehn Jahre täglich als Werbefigur im Fernsehen für den Bremer Kaffeeröster warb. Früher war es mal mein Traum, von der Musik, meinem größten Hobby, zu leben. Leider konnte ich in diesem harten Business bisher nicht entscheidend Fuß fassen. F: Was gefällt Ihnen hier besonders? A: Ich genieße immer mehr, anonym zu sein. Heute verdiene ich mein Geld mit dem Verkauf und der Beratung im Golfsport, ein Sport, der wächst und auch auf der Insel prächtig gedeiht. In meinem Store kann man von der „Caddy-Tasche“ bis hin zum Schläger und der passenden Golf-Fashion alles rund um diesen Sport erwerben. Ich arbeite noch mit einem weiteren Store zusammen, der sich auf Änderungen des Equipments sowie Reparaturen spezialisiert hat. F: Wie sieht es mit Konkurrenz in Ihrer Branche aus? A: Meiner Meinung nach ist es wichtiger über Kooperationen nachzudenken als über die Konkurrenz. Man teilt nun mal auf der Insel die gleichen Kunden. Es gibt auf der Insel derzeit 18 Golfplätze sowie drei, die sich noch im Bau befinden. In Deutschland ist der Golfsport mittlerweile Massensport geworden, Hier ist es immer noch den oberen Zehntausend vorbehalten. Meine Kunden sind auf der einen Seite über 60 und bereits im Ruhestand und haben genug Zeit und Geld, sich dem Golfsport zu widmen. Auf der anderen Seite ist Golf in Wirtschaftskreisen und unter Geschäftsmännern sehr populär und wird gern als Plattform für Geschäfte genutzt. Die Spieler sollten aber darauf achten, dass sie einander ebenbürtig sind. Nur dann gelingt es, ein erfolgreiches Geschäft abzuschließen oder bei Verhandlungen die Nase vorn zu haben. F: Gibt es besondere Schwierigkeiten, mit denen Sie zu kämpfen haben? A: Genau wie in Deutschland wird Golf auf Mallorca saisonbedingt gespielt. Also wird auch nur in dieser Zeit das Equipment benötigt. Gute Umsätze machen wir hauptsächlich zwischen März und Juni, dann wieder erst von September bis Weihnachten, während in Deutschland Juni bis September wohl am umsatzstärksten sind. Als Unternehmer auf den Balearen empfinde ich es so, dass einem stets ein Damokles-Schwert über dem Kopf schwebt, wenn z. B. der Golf-Tourismus aus irgendwelchen Gründen nachlassen sollte. Denn die Kosten für zwei Festangestellte und die Hallenmiete u. a. fallen immer an.

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7.4

UNTERNEHMERINTERVIEWS

Nautikbranche

Inter Nautic Mallorca S.L., (Herr Meisinger) C/ Mediterráneo 50, 07180 Calviá (Sta. Ponca) Mallorca Telefon: +34 647 901 673 Email: [email protected] www.invernautic.com

F: Herr Meisinger, wie lange leben Sie schon auf der Insel? A: Seit vier Jahren. F: Was haben Sie zuvor gelernt?

A: Ich hatte in Österreich zunächst eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker, dann eine Umschulung zum Industriemechaniker. Da habe ich mich anschließend hauptsächlich mit Pneumatik und hydraulischen Anlagen beschäftigt. F: Wie sind Sie zur Nautik gekommen? A: Das hat sich so aus der beruflichen Situation ergeben. Mittlerweile sind Schiffe meine Leidenschaft und ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen. Seit acht Jahren bin ich Schiffsmechaniker. Bevor ich nach Mallorca kam, hatte ich eine kleine eigene Firma in Barcelona. Mein größter Auftraggeber war Caterpillar, welche mich vor Ort einsetzte, um als „schnelle Eingreiftruppe“ Schiffsmotoren spanienweit zu reparieren. F: Warum dann gerade Mallorca? A: Wegen der besseren Auftragslage und größerer Nachfrage. In Barcelona liegen zwischen 250 bis 300 Motorboote und kleinere Schiffe im Hafen. Auf Mallorca sind es ca. 3.000. Seit Oktober 2004 bin ich als Geschäftsführer der Filiale der „Inter Nautic S.L.“ eingesetzt. Mein Aufgabenbereich umfasst den An- und Verkauf von Motorbooten sowie deren Reparatur. Die S.L. leitet ein spanischer Geschäftsführer, der sich um weitere Belange des Unternehmens kümmert. Es gibt noch einen spanischen Finanzier, der sich jedoch im Hintergrund hält. F: Wie sieht es mit Ihren Fremdsprachenkenntnissen aus? A: Ich glaube gegenüber anderen Unternehmern den entscheidenden Vorteil zu besitzen, Deutsch, Englisch und auch Spanisch fließend zu sprechen. F: Wie viel Mitarbeiter beschäftigt die Firma? A: Zurzeit acht. Im Sommer kommen noch zwei Aushilfskräfte dazu, die sich mit weniger technisch anspruchsvollen Arbeiten beschäftigen, wie zum Beispiel dem Reinigen von Bootskörpern. F. Wie sieht Ihre Auftragsstruktur aus? A: Der Hauptteil der Geschäfte liegt im Verkauf von so genannten kleineren Motorbooten, die sich im Mittelklassewagen-Niveau bewegen. Diese werden nicht nur

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durch zahlungskräftige Kunden nachgefragt, sondern auch von ganz normalen Kunden, die sie sich als Hobby oder auch aus Leidenschaftsgründen zulegen. Diese Boote werden vor allem im Sportbootbereich, also als Schleppboote für WaveBoarding oder Wasserski benutzt. Die Marken „Trophy“ sowie „Maxum“ werden übrigens durch „Inver Nautic S.L.“ als einziger Firma balearenweit vertrieben. Da haben wir den Generalvertreter-Vertrag. F: Besitzen Sie selbst einen Bootsführerschein? A: Ja, der kann hier auf Mallorca leicht erworben werden und liegt ca. bei 300 Euro für Boote bis zu einer Länge von zwölf Metern. F. Wie laufen die Geschäfte? A: Die momentane Auftragslage ist gut und wird auch in Zukunft nicht stagnieren. Wir haben uns vorgenommen, vor allem in größere Projekte zu investieren. Dazu wird momentan ein weiteres Grundstück mit einer Größe von 800 m² erschlossen. Ein anderes geplantes Vorhaben hat eine Größenordnung von bis zu 50.000.000 Euro. Mehr kann ich an dieser Stelle noch nicht sagen, da wir uns noch in der Abstimmungsphase befinden. F: Sind Sie mit dem Standort Ihrer Firma zufrieden? A: Das ist inzwischen schon ein Problem. Die Zufahrtswege im Gewerbegebiet Son Bogadelles von Santa Ponsa lassen nur bestimmte Tonnagen zu. Die verstärkte Nachfrage und dem Bestreben der Firma, balearenweit das größte Unternehmen in dieser Branche zu werden, steht dies jedoch im Wege, da die größeren Boote eine weit aus größere Tonnage haben und auch von der Breite, Höhe und Länge die Zufahrtswege nicht mehr passieren können. Boote dieser Größenordnung werden jedoch zeitlich gesehen wenig aus dem Wasser geholt, um an ihnen Wartungsarbeiten durchzuführen. Sie sind korrosions- und witterungsbeständig. Alle anderen Boote müssen häufiger der Wartung und Reinigung unterzogen werden, wozu sie in die Firma kommen und behandelt werden. Dies ist ein weiteres Standbein des Unternehmens. Ein anderes ist auch die Einlagerung der Boote, die deren Eigner im Winter nicht in Betrieb halten und die somit aus dem Wasser kommen. Die Einlagerung ist auf dem firmeneigenen Gelände in einer Halle möglich; die Kosten errechnen sich aus: Länge mal Breite mal 9,90 Euro ist gleich die Miete pro Monat auf ein Jahr gesehen. F: Was haben Sie sich für die nächste Zeit vorgenommen? A: In Zukunft muss eine größere Halle gebaut werden, die Boote mit einer Länge über 40 Meter aufnehmen kann. Die Genehmigungszeiten bzw. Antragsverfahren in den Behörden dauern ewig. Das hängt mit der spanischen Mentalität zusammen. Denn „mañana“ bedeutet hier meist nicht morgen oder heute, sondern nächste Woche oder sogar nächsten Monat.

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7.5

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Malerbetrieb

Malerbetrieb Weiss & Sohn (Herr X. Weiss) C/. Olivo 42, 07160 Paguera, Mallorca Tel./ Fax + 34 971 695 490 www.malerweiss-mallorca.de

F: Herr Weiss, wie sind Sie nach Mallorca gekommen?

A: Ich betreibe seit zehn Jahren die 1971 von meinem Vater gegründete Malerfirma auf Mallorca. Mein Vater, der auch Malermeister ist, war damals 45jährig. Er stammt aus Berlin und erfuhr seinerzeit von einem schon lange auf der Insel tätigen befreundeten Hotelier, dass es keine einzige deutsche Malerfirma auf Mallorca gab. Nach einigem überlegen verkaufte mein Vater sein Unternehmen in Deutschland und siedelte mit uns nach Mallorca um. Seitdem wohnt die gesamte Familie auf Mallorca. F: War es für Sie nicht schwierig, mit der neuen Situation klar zu kommen? A: Nein, zu Beginn bereiteten die politischen Umstände uns eine mäßige Auftragslage. Daher war die Anfangszeit für das Geschäft recht schwierig. Nach dem Tod Francos 1975 und der Einführung der Demokratie wuchs in den folgenden Jahren jedoch das Vertrauen in die den Deutschen nachgesagte Qualitätsarbeit und die Auftragslage verbesserte sich bis heute stetig. Wir haben von dem Boom des touristisch orientierten Immobilien- und Baugewerbes durch die politische Konsolidierung der neuen, föderalistisch geprägten Staatsform in den achtziger Jahren nachhaltig profitiert. Im Anschluss daran überzeugten wir durch pedantische Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und saubere Qualitätsarbeit. Viele positive Referenzen haben zu einer großen Bekanntheit geführt. F: Wie alt waren Sie bei der Übersiedlung und welche Ausbildung haben Sie? A: Beim Umzug der Familie war ich 18 Jahre. Seitdem arbeite ich in der Firma auf Mallorca. Im Vorfeld hatte ich bereits mit 15 angefangen, im Betrieb meines Vaters zu lernen. Die Unternehmenstradition wird durch meinen zweiundzwanzigjährigen spanischen Sohn Alexander fortgesetzt. Er arbeitet bereits jetzt aktiv im Unternehmen mit. F. Welche Dienstleistungen bieten sie an? A: Das Angebot reicht über Malerarbeiten, Renovierungen oder exklusive Wischtechniken, Innen- und Fassadenanstriche bis hin zu Lackierarbeiten. Dabei gehen wir auf die spezifischen Kundenwünsche ein und gestalteten beispielsweise individuelle Innenanstriche mit Abstimmung auf Mobiliar, Ladeneinrichtungen oder Deckeninspirationen. F: Wie schätzen Sie ihre Sprachkenntnisse ein?

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A: Mein Spanisch ist gut und mein Englisch durchschnittlich. F: Fühlen Sie sich noch als Deutscher und als Spanier? A: Ich habe noch einige Kontakte zu Freunden in Deutschland, dennoch ist Mallorca in den jetzt 33 Jahren klar zu meinem Lebensmittelpunkt geworden. Ich fühle mich auf der Insel sehr wohl und besitze sehr viele Kontakte zu den Inselbewohnern. Unter anderem bin ich Mitglied in einem lokalen Schützenverein. Auch meine Familie fühlt sich auf der Insel sehr vertraut. Mein Sohn Alexander hat sogar die spanische Staatsbürgerschaft angenommen. Der fühlt sich bereits wie ein Einheimischer und spricht auch nur noch gebrochen Deutsch. F: Wie werben Sie um Kunden? A: Wir präsentieren uns in der Mallorca Zeitung und dem Mallorca Magazin. Weiter ist unser Unternehmen in Branchenführern oder dem kostenlosen Anzeigenblatt „El Aviso“ zu finden. Ergänzt wird dies durch einen Internetauftritt, der Informationen zum Unternehmen und zu den Dienstleistungen bietet. Besonders möchte ich den Service des Kontaktformulars erwähnen, der den Eingang der Anfrage bestätigt und bei der Beantwortung um Geduld bittet. F: Wie erreichen Sie Kundenbindung? A: Durch die gute Servicequalität, die perfekte Qualitätsarbeit und die Tradition hat sich das Unternehmen mit den Jahren zu einer Marke auf Mallorca entwickelt. Die Liste der Referenzen erweitert sich ständig. Die Empfehlungen von prominenten Auftraggebern, wie Prinz Michael von Preußen, Gunter Sachs oder Claudia Schiffer, tragen erheblich zu unserem Imagegewinn bei. Aber auch Privatkunden des gehobenen Mittelstandes oder namhafte Geschäftskunden erweitern im Schneeballprinzip den Kundenkreis. Somit steht die Kundenzufriedenheit im Mittelpunkt unseres Unternehmens. Zusätzlich sind die Kooperationen und gegenseitigen Empfehlungen zu anderen spanischen Betrieben aller Art förderlich. Als ein weiteres Qualitätsmerkmal sehe ich unsere Mitgliedschaft in der spanischen Malerinnung. F: Was haben Sie investiert? A: Uns gehört die Produktionsstätte, die ist unser Eigentum. Durch die harte Arbeit der vergangen Jahre konnten wir in neue Arbeitsmaterialien investieren, um die Qualität zu steigern. Der Aufbau unseres Kundenstammes half uns, durch entsprechende Zufriedenstellung und Weiterempfehlung immer neue Aufträge zu generieren. Die Produktpalette musste aufgrund der zunehmenden individuellen Anforderungen kontinuierlich ergänzen und verbessern. F: Sind Sie über das ganze Jahr gleichmäßig ausgelastet?

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A: Trotz einer stetig verbesserten Auftragslage sind auch wir von saisonalen Schwankungen im Sommer betroffen. Diese überbrücken wir mit Eigenkapital. Aufgrund der Rentabilität schließen wir im August und machen Betriebsferien. F: Was erwarten Sie für die Zukunft? A: Durch zunehmende Konkurrenz, besonders durch einige Billiganbieter, wird der Kampf um Marktanteile weiter zunehmen. Ich glaube jedoch, dass unser Familienunternehmen durch die lange Tradition und die sehr guten Referenzen in seiner Existenz gesichert ist. Dennoch müssen wir abwarten, inwiefern sich die generellen Probleme der Branche auf unser Unternehmen auswirken werden. Insgesamt gesehen zeigt unsere Firma, dass es bei einer Existenzgründung wichtig ist, mit der richtigen Idee und zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Es bedarf dann aber harter Arbeit, um diese Chance auch langfristig wirtschaftlich nutzen zu können.

7.6

Restaurantbesitzer

Pinos Restaurant – Bar-Jardi (Herr. O. W. Weisser) Sol de Mallorca, Urb. Las Villas del Sol, Mallorca Telefon: +34-971-133093

F: Wann haben Sie ihr Unternehmen gegründet?

A: 1998 habe ich das Restaurant umgebaut und wieder eröffnet, zunächst mit einem Partner zusammen als Comunidad de Bienes. Aber es gab Schwierigkeiten, die durch die nicht kompatible Arbeitsteilung entstanden. So war mein Partner für den Tresen und die Geschäftsabwicklung zuständig und ich für die Küche. Da generell in der Küche mehr Arbeit anfällt und mein Partner nicht alle Aufgaben sorgfältig erfüllte, gab es im Laufe der Zeit einige Probleme. Als Konsequenz erfolgte die Trennung. Seitdem führe ich das Unternehmen als Einzelunternehmen weiter. F: Was ist das besondere an Ihrem Unternehmen? A: Mein Restaurant unterscheidet sich von vielen anderen Gaststätten der Insel durch seine überdurchschnittlich große Zahl an Stammkunden. Dafür sind der Standort400 und die sehr gute Qualität entscheidend. Mein Restaurant ist umgeben von vielen Häusern wohlhabender Deutscher, Engländer aber auch Festlandspanier. Diese leben generell oder eine gewisse Zeit des Jahres auf der Insel. Somit kommen hier nicht die inseltypischen saisonalen Abhängigkeiten des Tourismus zum Tragen. Viele Gastronomiebetriebe in den Fremdenverkehrzentren müssen teilwei-

400

Zum Standort ist zu erwähnen, dass das Objekt in Sol de Mallorca gelegen ist. Die schlechte Verkehrsanbindung (der Bus fährt unregelmäßig und selten) des Restaurants zwingt Herrn Weisser, das Auto zu nutzen.

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se im Winter aufgrund fehlender Urlauber ihr Geschäft schließen. Das „Pinos“ dagegen wird über das Jahr relativ gleichmäßig besucht. F. Was ist ihr Kundenkreis? A: Dazu zählen der gut situierte Mittelstand aus Deutschland und England. Auch habe ich viele Festlandspanier und zwei mallorquinische Stammkunden. Gerade Engländer bringen einen sehr guten Umsatz. Drei Engländer geben im Durchschnitt 180 Euro aus. Im Vergleich hierzu setzen drei Deutsche 100 Euro pro Abend um. F: Warum sind Sie nach Mallorca gekommen? A: Das ist eine reine Wetterfrage. Letztendlich gab bei der Übersiedlung jedoch meine Frau den Ausschlag. Sie wollte aufgrund des Klimas unbedingt in den Süden. F: Welche Berufserfahrungen haben Sie? A: Nach meiner Ausbildung zum Koch arbeitete ich einige Jahre im Angestelltenverhältnis. Danach führte ich als Selbstständiger in Hannover einen Biergarten mit 400 Plätzen. Während meiner 19jährigen Berufserfahrung habe ich mich ständig weitergebildet und erste Auslandserfahrungen bei einem einjährigen Aufenthalt in Monaco gesammelt. F. Haben Sie Angestellte? A: Fünf Festangestellte und ich selbst. Von denen arbeiten drei im Service und drei in der Küche. Zusätzlich beschäftige ich bei Bedarf noch zwei Frauen im Service. F: Wie schätzen Sie ihre eigenen Fremdsprachenkenntnisse und die ihres Personals ein? A: Mein Englisch ist ganz gut. Obwohl ich mich in den Angelegenheiten des Gastronomiebereiches auf Spanisch verständigen kann, bewertete ich es als mangelhaft, weil ich in der Schule nicht in der Lage wäre, ein vernünftiges Diktat zu schreiben. Mit den Handwerkern oder Lieferanten kann ich verhandeln. Sollte ich mich einmal nicht verständigen können, so steht mir mein Personal zur Hilfe. Eine Servicekraft ist Kolumbianer und spricht Spanisch und Englisch. Eine Deutsche ist mit einem Spanier verheiratet und spricht fließend Spanisch und Englisch. Die dritte Servicekraft spricht fließend Englisch und lernt fleißig Spanisch. Weiter beherrscht, obwohl es nicht zwingend notwendig ist, auch das Küchenpersonal ein sehr gutes Englisch und Grundzüge des Spanischen. F. Wollen Sie in Zukunft hier bleiben? A: Ja, ich fühle mich, trotz einiger Zweifel, auf Mallorca sehr wohl. Seit 1998 bin ich erst fünfmal in Deutschland gewesen. F: Sie haben also Ihren gesamten Bekanntenkreis auf Mallorca?

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A: Naja, trotz der permanenten Anwesenheit beschränkt sich mein Kontakt auf die Personen, die ich für das Restaurant benötige. Obwohl ich viele Deutsche, Engländer und viele spanische Stammkunden über das Geschäft kennen lerne, widme ich meine knappe Freizeit fast ausschließlich meiner Familie. Auch verzichte ich darauf, mich sozial zu engagieren und gehöre keinem Verband oder Verein an. Ich bin nun mal zum Arbeiten hierher gekommen. F: Wie hat sich Ihre Familie eingelebt? A:Wir haben ein Haus in der Nähe des Restaurants gekauft. In Deutschland haben wir uns abgemeldet und gelten seither als spanische Residenten. Meine Familie ist privat krankenversichert und ich zahle für sie monatlich rund 250 Euro in die Pflichtsozialversicherung Seguridad Social ein. Mein Sohn besucht eine Privatschule, da anders als an einer staatlichen Schule im Castellano gelehrt wird. F. Wie machen Sie Kunden auf sich aufmerksam? A: Im ersten halben Jahr habe ich etwas ins Marketing investiert. Heute verzichte ich komplett darauf. Jedoch hielten sich auch zu diesem Zeitpunkt die Ausgaben in Grenzen, denn bereits bei der Sanierung des Gebäudes sind viele vorbeigefahren und wurden neugierig. Dann hat es sich rum gesprochen und der Laden war am ersten Abend sehr gut ausgelastet. Ich habe den Anspruch, gut genug zu sein, und behauptete, wenn es den Leuten gefallen hat, dann sagen sie es weiter. Ich glaube nicht an Gäste, die über ein Zeitungsinserat kommen. Wichtig ist es mir, dass sich die Leute im „Pinos“ wohl fühlen. Ich will sie durch Qualität und sehr guten Service langfristig an das „Pinos“ binden. F: Welche Investitionen haben Sie für ihr Unternehmen vorgenommen? A: Das Gebäude kaufte ich 1999 und sanierte es seither zum größten Teil selbst. Lediglich die Elektrik und die Küche habe ich im Fremdauftrag herrichten lassen. Ich hatte einen Kapitalbedarf von anfänglich 100.000 Euro. Im Anschluss waren noch einmal ca.50.000 Euro für die weitere Restauration nötig. Ich habe 70 Prozent eigenfinanziert und den Rest über eine spanische Bank als Darlehen. F: Welche Sicherheiten mussten Sie dafür der Bank einräumen? A: Hierzu benötigte ich die Escritura. Auf dieser ist ein Betrag x ausgewiesen, von dem, wenn man der Bank unbekannt ist, zumeist 50 Prozent finanziert werden (bei einem Zinssatz von 3 Prozent). Im Anschluss besteht die Möglichkeit einer Nachbelastung. Aufgrund meines guten Umsatzes war dies aber nicht notwendig. F: Wer unterstützte Sie bei der Unternehmensanmeldung?

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A: Das übernahm bei mir eine Gestoria. Ich erteilte ihr den genauen Auftrag, das Restaurant so anzumelden, dass ich es betreiben kann. Der Gestor hat dabei aber einiges vergessen, so dass ich rund 4.000 Euro Strafe an den Staat entrichten musste. Zum Beispiel fehlten Zertifikate der Inspektionen für Feuerlöscher und Notausgänge. Hierzu ist jedoch zu ergänzen, dass das Gebäude im Vorfeld schon 12 Jahre als Restaurant betrieben wurde, was lediglich eine Umbenennung vermuten lässt. Die Umbenennung der Gaststätte war erst nach vier Jahren abgeschlossen. Dennoch entrichte ich seit fünf Jahren Steuern auf das Restaurant „Pinos“ direkt in Calvia. F: In welchem Bereich bewegt sich Ihr Umsatz? A: Mein Jahresumsatz liegt im geringen sechsstelligen Bereich. Saisonale Schwankungen gibt es schon. Jedoch werden diese durch Ostern, Weihnachten oder Martinsgans am 11. November sehr gut verkraftet. F: Herr Weisser, was erwarten Sie von der Zukunft? A: Ich erwarte eine Verbesserung des Umsatzes für mein Unternehmen, da ich nicht von politischen und volkswirtschaftlichen Umständen berührt werde. Die Leute, die auf der Insel ihr Haus haben, sind sehr wohlhabend und werden immer wieder auf die Insel kommen. Sollte mal ein Kunde wegbrechen, so wird diese Lücke durch einen Neuen gefüllt.

7.7

Aloe Vera-Plantage

Plantas Caprice S.L. (Herr B. Wießener) Camino de la Asequia 0,7 km, 07199 Sant Jordi, Mallorca Telefon: +34 - 647 465 719 Fax: +34 - 971 707 437 www.plantas-caprice.com

F: Bernd Wießener, Sie besitzen als alleiniger Geschäftsführer die „Plantas Caprice S.L.“, eine Aloe Vera-Plantage auf Mallorca. Was versteht man unter Aloe Vera?

A: Aloe Vera ist eine Pflanze, welche als Aloe-Saft und in verschieden Produkten eine Naturheilende Wirkung findet. Es ist kein Ersatzmittel, kann aber Medikament begleitend verwendet werden, da es u. a. besonders gut die Abheilungsprozesse bei offenen Wunden beschleunigt.401 Der Aloe Vera Saft kann natürlich konsumiert werden und unterliegt nicht dem Kosmetikgesetz. F: Welche Produkte bieten Sie konkret an?

401

Anmerkung: Ausführliche Informationen zu Aloe Vera vgl. Peuser (2002), S.13 ff.

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A: Säfte, Gele, Massageöle oder Lippenpflegestifte aus Aloe Vera. Sie finden u. a. als Nahrungsergänzung bei Sonnenbränden oder Insektenstichen, bei Abschürfungen und Schnittwunden und zur Stärkung des Immunsystems ihre Anwendung. F: Was haben sie vor Ihrem Umzug nach Mallorca gemacht? A: Ich verfüge über 30 Jahre Berufserfahrung im Bereich des Garten- und Landschaftsbaus. Die gesundheitlichen Aspekte von Aloe Vera eignete ich mir aus eigenem Interesse an. F: Warum sind Sie nach Mallorca gegangen und seit wann sind sie hier ansässig? A: Nach 18 Jahren als Betriebsleiter in Deutschland mit einer täglichen Arbeitszeit von oft zehn bis vierzehn Stunden und auch am Wochenende, schaute ich mich nach Alternativen um. Durch Zufall entdeckte ich in der Fachzeitschrift „Taspo“ eine Anzeige über die Möglichkeit der Pacht einer Aloe Vera Plantage auf der Baleareninsel. Da ich mich bereits in Deutschland mit Aloe Vera beschäftigte, entschloss ich mich, mit Ende 40 auf der Insel selbstständig zu machen und eine Plantage zu übernehmen. Im Jahre 2002 kam ich auf die Insel, zog in das Haus und pachtete die Plantage und das Gebäude langfristig. Die Plantage am Rande des Flughafens ist heute mein ständiger Wohnsitz. F: Wie kam es überhaupt zum Unternehmenskauf? A: Der frühere Besitzer der Plantage konnte aufgrund eines Herzinfarktes seine Arbeit nicht mehr ausführen. Er hatte in den vergangen 25 Jahren ein System von Naturheilenden Stoffen aufgebaut und besaß 24 Beautyfarmen auf dem spanischen Festland, Mallorca und den umliegenden Inseln. Dabei nutzte ich die Kooperation mit einer in Valencia ansässigen Produktionsstätte zur Verarbeitung von pflanzlichen Produkten. Unter anderem produziert diese Aloe Produkte. F: Was haben sie sich für die Zukunft vorgenommen? A: In naher Zukunft will ich einen gewissen Teil der Pflanzen selbst produzieren. Auf der zwei Hektar großen Plantage stehen mir 15.000 Aloe Pflanzen zur Verfügung. Von diesen kann ich jedoch nur 11.000 nutzen, da die restlichen noch zu jung sind. F: Wie rechnet sich das Geschäft? A: Jede Pflanze besitzt acht Blätter, die einmal im Jahr beerntet werden können. Ich ernte dementsprechend 45.000 bis 50.000 Kilo an Aloe Vera. Hiervon können dann ca. 70 Prozent genutzt werden. So kann ich ca. 35.000 Liter im Jahr selbst produzieren. Bei Aloe Saft werden 98 Prozent benötigt, beim Gel 95 Prozent, bei der Creme 50 Prozent und bei den restlichen Produkten zwischen 10 und 30 Prozent. Nach der Ernte schicke ich die Pflanzen direkt nach Valencia. Dort werden Pflanzen aus verschiedenen Plantagen Spaniens weiterverarbeitet. Beim Einkauf

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wird dann ein gewisser Prozentsatz des Pflanzeneinganges verrechnet. Beim Vertrieb ist von einer Marge in Höhe von 50 Prozent auszugehen. F: Wie schätzen Sie ihre Fremdsprachenkenntnisse ein? A: Mein Spanisch und auch mein Englisch, glaube ich, sind mangelhaft. Meine Kunden sind aber überwiegend Deutsche. Auf lange Sicht möchte ich schon Spanisch lernen, wenn gleich mir die Motivation fehlt und es mir ja auch mit den vorhandenen Kenntnissen gelingt, den Verkauf an die ca. 10 Prozent nichtdeutschen Kunden abzuwickeln. F: Wie sieht es mit Familie aus? A: Meine Frau und mein Sohn sind in Deutschland geblieben. Deshalb bin ich hier auf mich allein angewiesen. Meine Frau betreibt dort auch ein Unternehmen, das Aloe Vera Produkte vertreibt. F: Wer unterstützt Sie bei Verwaltungsangelegenheiten? A: Bei den Behördengängen auf Mallorca steht mir eine Gestoria zur Seite. Diese übersetzt mir beispielsweise alle Dokumente. F: Haben Sie sich auf der Insel integriert? A: Ich glaube eher nicht. Ich habe lediglich Kontakte zu einigen Deutschen auf der Insel. Meine fehlenden Sprachkenntnisse und mein eher zurückhaltender Charakter helfen mir nicht gerade bei der Integration in das mallorquinische Leben. Für mich ist das eine Insel, wo die Leute kommen und gehen, genauso ist es mit Freundschaften. Es tritt hier besonderes komprimiert der Fall auf, dass man Freunde nur so lange hat, wie man gebraucht wird. F: Wie sieht Ihre Kundenstruktur aus? A: 90 Prozent meiner Kunden sind Deutsche. Weiter besuchen Mallorquiner, Staatsangehörige der Beneluxländer, Franzosen, Schweizer, Skandinavier, Portugiesen und Engländer die Plantage. F: Wie versuchen Sie ihr Unternehmen bekannt zumachen? A: Da die Plantage direkt an der Landstraße von der Playa de Palma nach Manacor liegt und die „Plantas-Caprice“ über keine Laufkundschaft verfügt, ist ein enormer Marketing-Aufwand zu betreiben. Meine Anzeigen schalte ich im „AOK Ratgeber“, im „Mallorca Magazin“, der „Mallorca Zeitung“ oder der „Golftime“. Die Anzeigen in den wöchentlich erscheinenden deutschsprachigen Zeitungen kosten jeweils 45 Euro. Weiter investiere ich alle zwei Monate 850 Euro für die Anzeige im „Treffpunkt Mallorca“. Anzeigen im „Aviso“ hatten keinen Erfolg, da ich in den zwei Jahren nicht einen Kunden über dieses kostenlose Anzeigenblatt bekommen habe. Das „Mallorca Magazin“ hingegen besitzt auch viele Leser in Deutschland

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und sogar dort zeigten sich Werbeerfolge, da Kunden extra aus Deutschland die Plantage in ihrem Urlaub aufsuchten. In naher Zukunft plane ich noch eine dreimalige Anzeigenausstrahlung im deutschsprachigen Inselradio. Im Moment würde das aber noch meine finanziellen Möglichkeiten sprengen.402 Weiter nutze ich Vorträge über die Reiseveranstalter TUI und Neckermann, um Kunden zu gewinnen. In Zukunft will ich mit ihnen auch über Busfahrten zur Plantage verhandeln. Einige bestehende Kontakte zu bekannten Deutschen auf der Insel nutze ich, um gegenseitige freundschaftliche Empfehlungen zu geben und Prospekte und Visitenkarten zu verteilen. Speziell arbeite ich mit Zahnärzten und Dermatologen zusammen. Hierzu hilft mir auch die Mitgliedschaft in der AAM. F: Welche Investitionen waren und sind notwendig? A: Nach der Übernahme der S.L. musste ich in den ersten beiden Jahren ca. 130.000 Euro an Eigenkapital aufbringen. Nach den gesundheitlichen Schwierigkeiten des Vorgängers stand die Plantage ca. ein Jahr still. Aus diesem Grund benötigte ich schon einen beträchtlichen Teil des Eigenkapitals zur Restaurierung. Hierzu musste ich sechs Mitarbeiter beschäftigen, die allein den Auftrag hatten, die Anlage wieder herzurichten. Neben den Personalkosten erforderte außerdem das Marketing einen vergleichsweise hohen finanziellen Aufwand. F: Wie schätzen Sie die Qualität Ihrer Mitarbeiter ein? A: Schlecht. Gerade die Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit weisen doch einige Mängel auf. F: Sind Sie mit dem Umsatz zufrieden und gibt es saisonale Unterschiede? A: Naja, der Umsatz entsprach zu Beginn nicht den Erwartungen, jedoch ist eine kontinuierliche Umsatzsteigerung zu erkennen. Ich bin stark vom Tourismus abhängig. Es ist ein erheblicher Umsatzrückgang im Winter zu verzeichnen, wo ich lediglich an eine kleine Gruppe auf der Insel lebender Stammkunden verkaufe. Die finanziellen Defizite überbrücke ich mit Eigenkapital und mit dem Verkauf der Produkte durch meine Frau in Deutschland. F: Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen? A: Ich habe sehr positive Erwartungen, da immer mehr Mediziner den Aloe Vera Saft verwenden und nicht zuletzt auch die Fernsehanstalten sich für diese Pflanze mehr interessieren. Für mich sprechen auch der anhaltende Gesundheitstrend in der Bevölkerung sowie die vermehrte Nutzung von Naturheilpflanzen in der Medizin. Ein ganz großes Problem bleibt für mich aber der enorme Einfluss der Pharmaindustrie auf die Medien. Auch bin ich sicher nicht vor politischen Entscheidun402

Anmerkung: Eine dreimalige Sendung pro Tag würde 180 Euro für die Spotherstellung und 1.260 Euro für die Ausstrahlungskosten.

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gen, die beispielsweise den rezeptfreien Verkauf von Aloe Vera Produkten untersagen, gefeit. Außerdem beeinflussen mich die abnehmende Aufenthaltsdauer deutscher Residenten, die jünger werdenden Reisenden oder die fehlende Kaufkraft. Ich werde versuchen, aufgrund der fehlenden Laufkundschaft die großen Reiseveranstalter für Ausflugsfahrten zur Plantage zu gewinnen. Vielleicht versuche ich die 200 Meter entfernte Landebahn des Flughafens zu nutzen, um weitere wirtschaftliche Möglichkeiten zu erschließen. Beispielsweise könnte ich die bereits bestehende Terrasse als Aussichtsplattform für Flugzeugfotographen oder interessierte Touristen vermarkten. Zusätzlich bietet sich auch die Gelegenheit, ein Restaurant unter der Mühle zu eröffnen. Warten wir aber erst einmal ab.

7.8

Heilpraktiker

Naturheilpraxis- Heilpraktiker Herbert Ziesse ( Herr H. Ziesse) Hotel Hipocampo Palace Calle S'Estanyol s/n, 07560 Cala Millor, Mallorca Telefon: +34 - 971 58 70 02 Email: [email protected] www.naturheilpraxisziesse.com

F: Herr Ziesse, Sie üben seit zehn Jahren ihre Heilpraktikertätigkeit selbstständig auf Mallorca aus. Was haben Sie vorher gemacht? A: Ich habe in Deutschland Betriebswirtschaft studiert. Aus individuellem Interesse begann ich dann 1982 mit der Ausbildung zum Heilpraktiker und erhielt drei Jahre später meine offizielle Zulassung. Meine erste Praxis eröffnete ich in Bad Liebenstein. Später zog ich mit meiner Frau ins europäische Ausland.

F: Was war Ihr Grund Deutschland zu verlassen? A: Meine verschiedenen Auslandserfahrungen, die ich zum Beispiel als Reiseleiter sammelte, ließen bei mir und meiner Frau den Wunsch nach einer Berufstätigkeit im Ausland reifen. Grund ist neben der Lebensqualität sicher auch der Status des Heilpraktikers in Deutschland mit seiner festen Gebührenordnung. In Spanien kann ich die Preise frei vereinbaren und Medikamente ohne Rezept an meine Patienten verkaufen. Aus diesem Grund wollte ich unbedingt nicht mehr in Deutschland arbeiten. Nachdem ich in Griechenland und in der Türkei aufgrund der fehlenden Infrastruktur gescheitert war, machte ich mich 1994 mit seiner Frau auf Mallorca selbstständig. F: Inwiefern unterscheidet sich hier denn die Infrastruktur? A: Der Vorteil ist der einigermaßen ganzjährige Tourismus. Dennoch gibt es saisonale Schwankungen in meiner Branche. Im Winter muss ich mit den älteren Residenten und Urlaubern für die Sommermonate vorsorgen, da im Sommer junge Leute für kurze Zeit die Insel besuchen. Sie sind aber für meinen Bereich nicht relevant.

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F: Wie haben Sie und Ihre Familie sich auf der Insel integriert? A: Gut, unsere beiden Söhne kamen ein halbes Jahr nach unserer Übersiedlung auf die Insel. Im Anschluss besuchten die Kinder eine Sprachschule und lernten in kürzester Zeit Spanisch. In der erster Unterrichtsstunde der spanischen Schule hat die Lehrerin sehr zur Integration des älteren Sohnes in das Klassengefüge beigetragen. Sie drohte den Mallorquinern, den Unterricht bei einem Lachen über die Sprache auf Deutsch fortzuführen. Mein Sohn war nach einem Jahr schon Klassensprecher und besitzt noch heute sehr feste Freundschaften zu seinen Klassenkameraden. Wir sehen unseren Aufenthalt eher zum Geld verdienen. Kontakt pflegen wir fast ausschließlich zu anderen Deutschen auf der Insel. F: Welche Behandlungsform bieten Sie als Heilpraktiker an? A: Als Nische entdeckte ich die Behandlung des Körpers durch die Entgiftung mit ionisiertem Sauerstoff403. Obwohl generell die Sauerstoff-Anwendungen verwendet werden, gibt es die CO² und O³-Kabinen-Anwendungen zum Entgiften jedoch nur ausgesprochen selten. Dazu kommt die Energetisierung nach Dr. Warnke mit den Chipkarten gesteuerten Systemen, die Osteopathie,404 sowie in Zukunft die Zelltherapie aus dem Sterillabor in Norddeutschland. Ich unterscheide mich durch die sinnvolle Kombination mehrerer, miteinander verknüpfter Anwendungen. F: Worum handelt es sich bei dieser Anwendung? A: Bei der Sauerstoff-Therapie können dem Körper bis zu fünf Millionen Ionen Sauerstoff pro Sekunde zugeführt werden. Durch die Freisetzung von körpereigenen Phagozyten werden Bakterien und Fremdzellen im Körper vernichtet. Somit werden Selbstheilende Mechanismen des Körpers aktiviert. Sie erhöhen die Leistungsfähigkeit, helfen bei Durchblutungsstörungen, stärken das Immunsystem oder lindern Rheuma und Migränebeschwerden. Die Diagnose erfolgt durch Elektronenakupunktur nach Dr. Voll und ist äußerst verlässlich. Sie stellt die einzige Möglichkeit in der Medizin dar, im Gewebe toxische Belastungen, d. h. mit Labortechnik nicht erfassbare Vergiftungen, festzustellen. F: Hatten Sie Unterstützung bei der formellen Unternehmensgründung? A: Ja, eine Gestoria hat mit geholfen und die Behördengänge übernommen. F: Sind weitere Mitarbeiter beschäftigt? A: Lediglich meine Frau. Sie unterstützt mich und kümmert sich um die Verwaltung. F: Wie schätzen Sie ihre Fremdsprachenkenntnisse ein? A: Ich spreche kein Spanisch und mein Englisch, denke ich, ist durchschnittlich. 403 404

Anmerkung: Sauerstoff der elektrisch geladen ist. Anmerkung: Sanfte Muskel-Sehnen Technik aus den USA.

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F: Erschwert dies nicht den Zugang zu den Mallorquinern? A: Klar, sowohl beruflich wie privat. Die Praxen in Cala Milor und an der Playa de Palma liegen inmitten von deutschen Urlaubszentren, so dass der Zugang auch mit Sprachkenntnissen schwierig wäre. F: Wie hat sich Ihr Unternehmen entwickelt? A: Wir sind in den vergangenen zehn Jahren gut vorangekommen. Angefangen habe ich 1994 mit einer kleinen Praxis an der Playa. Seit vier Jahren haben wir in Cala Milor eine zweite Praxis gemietet. Für die Sommermonate, aber auch zur besseren Kundennähe, bieten wir weiter in den Praxisräumen an der Playa de Palma unsere Behandlungen an. Ich investiere meine Einnahmen ständig in die Weiterentwicklung meiner Behandlungskapazitäten. F: In welchem Umfang? A: Im Laufe der Zeit ca. 150.000 Euro in beide Praxen. F: Sehen Sie die in Ihren Praxen zu behandelnden Personen als Patienten oder Kunden? A: Sehen Sie, ich leite ein Wirtschaftunternehmen, versuche den bestmöglichen Service anzubieten und alle gleich zu behandeln. Deshalb bevorzuge ich den Begriff „Kunde“. F: Wie akquirieren Sie „Kunden“? A: Nachdem ich mit Anzeigen und Gastkolumnen in den hiesigen Zeitungen keine Resonanz erzielen konnte, bestehen meine Hauptaktivitäten zur Kundengenerierung aus Vorträgen. Sie halte ich vor interessierten Touristen, die gerade im Hotel selbst oder den umliegenden Hotels untergebracht sind. Hierzu nutze ich insbesondere die Kooperationen zum Reiseveranstalter Neckermann und verschiedenen Seniorenprogrammen. Auch bestehen Verbindungen zu Ärzten, die unterstützend mitwirken und positiv publizieren. Die Lage der Praxis in einer Fünf-Sterne-Hotelgruppe ist zur Neukundengewinnung sehr hilfreich. F: Und wie setzt sich Ihre Kundschaft zusammen? A: Meine Kunden werden zwar immer jünger, aber dennoch liegt das Durchschnittsalter bei mehr als 50 Jahren. Zu mir kommen fast ausschließlich Deutsche. Durch die ständige Fluktuation auf der Insel haben wir wenige Stammkunden, insgesamt nicht mehr als zehn. Dennoch haben wir das Ziel, durch Qualität und saubere Arbeit Kunden langfristig an uns zu binden. Gerade auch weil die Behandlung nach ca. einem Jahr wiederholt werden sollte. F: Sind Sie als Heilpraktiker im Verband organisiert?

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A: Ja, im spanischen Verband für Naturheilpraktiker405 und im deutschen Heilpraktiker Verband.406 Die Mitgliedschaften gelten als Zertifikat für die Qualität und verpflichten mich, zweimal im Jahr an Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen, da ich ansonsten meine Zulassung verliere. F: Was kostet eine Behandlung bei Ihnen? A: Der Kunde zahlt 1.100-1.300 Euro. F: Wie sieht Ihre Kostenstruktur aus? A: Zur Deckung der Fixkosten muss ich im Monat ca. drei Patienten mit der Sauerstoff-Anwendung behandeln. Weitere Einnahmen bestehen in kleineren heilpraktischen Behandlungen. Allein die Miete im Hotel von Cala Milor beträgt monatlich 1.500 Euro. Hinzukommen die Miete der zweiten Praxis an der Playa de Palma in Höhe von 700 Euro sowie die Fahrtkosten für täglich 120 Kilometer vom Wohnort nach Cala Milor. Die variablen Kosten für eine Sauerstoffbehandlung belaufen sich auf ca. 60 Prozent der Behandlungssumme. Der Umsatz ist in den letzten Jahren zurückgegangen. F: Wie erklären Sie sich dies? A: Sehen Sie, betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer deutscher Residenten vor fünf Jahren noch drei Monate, so waren es 2003 gerade noch sechs Wochen. Je kürzer die Residenten allerdings auf der Insel verweilen, desto geringer ist die Chance der Inanspruchnahme meiner Behandlung. Weiter werden die Reisenden immer jünger. Meine Behandlung wird aber fast ausschließlich bei über 50jährigen durchführt. Insgesamt gesehen sind es aber viele Faktoren, die hier zu nennen wären. F: Was wollen Sie in Zukunft dagegen unternehmen? A: Ich werde nach neuen Möglichkeiten suchen. F: Welche sehen Sie da? A: In naher Zukunft will ich auch den Markt in Deutschland erschließen und die günstigen Flugangebote zwischen Deutschland und Mallorca nutzen. Die Umsetzung soll über das Direktmarketing in Form von Anschreiben an Rheuma- und Migräne- Patienten sowie bei Vorträgen geschehen.407 F: Wie sehen Sie generell Ihre Zukunft als Heilpraktiker? 405 406

407

Anmerkung: Fenaco - Federación Española de Asociaciones Profesionales de Naturópatas. Anmerkung: Durch die Mitgliedschaft im Landesverband Rheinland ist er gleichzeitig Mitglied im Bundesverband für Heilpraktiker. Anmerkung: Der Versuch in der BRD neue Patienten zu generieren scheiterte. Zwar war das Interesse der Bevölkerung über die Thematik (Rücken- u. Bandscheibenprobleme, Migräne, Arthrose) vorhanden, doch war der Leidensdruck der Betroffenen nicht stark genug, dafür nach Mallorca zu reisen.

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A: Durch die ständig zunehmende Umweltbelastung werden dem Körper neben Kaffee, Zigaretten und Alkohol ständig Giftstoffe zugeführt. Gleichzeitig herrscht in der Gesellschaft ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein vor. So investieren immer mehr Menschen in ihren Körper. Da ich mich genau in diesem Bereich spezialisiert habe, sollte unter Berücksichtigung eines generellen Wirtschaftswachstums meine Existenz langfristig gesichert sein. Hierfür wird es aber notwendig sein, neue Märkte zu erschließen.408 Im Zuge der geplanten Gesundheitsreformen und der damit verbundenen zunehmenden Eigenversicherung der Bevölkerung, müssen wir die Veränderungen abwarten. Da private Krankenversicherungen im Gegensatz zu den staatlichen teilweise die Sauerstofftherapie übernehmen, könnte dies eine neue Möglichkeit für uns sein. Unter Berücksichtigung der steigenden Kosten für die private Vorsorge könnten die Veränderungen anderseits auch ein Risiko darstellen. Es bleibt abzuwarten.

7.9

Immobilienmakler

Engels & Völkers (Herr M. Bonakdar) Calle Isaac Peral 50, 07157 Puerto de Antratx, Mallorca Telefon: +34 – 971 – 674780 www.engelsvoelkers.com

F: Herr Bonakdar409, Sie sind in der Immobilienbranche tätig?

A: Genauer gesagt bin ich Franchisenehmer des Hamburger Immobilienunternehmens Engel & Völkers, und zwar geschäftsführender Gesellschafter von sechs der insgesamt 18 Filialen auf Mallorca. Insbesondere habe ich mich auf den Südwesten Mallorcas spezialisiert. Jeder einzelne Shop wird aber wie ein Einzelunternehmen geführt. Alle sechs Shops zusammen gehören zur selben Unternehmensgruppe Mallorca South–West. Außerdem gehören mir noch ein Shop am Bodensee und ein zweiter in Dubai. F: Wie lange arbeiten Sie schon auf Mallorca? A: Ich bin bereits seit sieben Jahren auf der Insel. F: Wo haben Sie vorher gearbeitet?

408

409

Anmerkung: Durch seine Kontakte aus früherer Reiseleitertätigkeit, z.B. zum Geschäftsführer der LTU Touristik, wird er in naher Zukunft von diesen unterstützt und in den Reisekatalogen präsent sein. Die TUI – Vital hat den Redaktionsschluss des Jahreskataloges zwei Wochen verschoben, um sein Angebot noch mit auf zu nehmen. Weiter bestehen seit neusten Kontakte zu Globalia S.A. Zu diesem Konzern zählen u.a. die spanische Reisebüro Kette Halcon oder die Fluggesellschaft Air Europa. So bekam er den Auftrag ein Gesundheitsprogramm gegen das Burn Out Syndrom zu entwickeln, was dann der kompletten Kabinenbesatzung angeboten werden soll. Anmerkung: Herr Bonakdar hat inzwischen die sechs Shops auf Mallorca verkauft und ist nach Dubai übergesiedelt.

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A: Nach dem Abitur war ich in Deutschland sieben Jahre ebenfalls in der Immobilienbranche tätig. F: Warum haben Sie sich für Mallorca entschieden? A: Ich habe mir das vorher sehr genau überlegt. Aufgrund meiner beruflichen Erfahrungen wusste ich, dass Mallorca einen sehr lukrativen Immobilienmarkt besitzt. Wenn ich mich dann für etwas entschieden habe, verfolge ich es mit größter Zielstrebigkeit und es gibt keinen Weg mehr zurück. Zusätzlich haben für mich die günstigen klimatischen Bedingungen und die hohe Lebensqualität meine Entscheidung positiv beeinflusst. F: Über welche Fremdsprachenkenntnisse verfügen Sie? A: Sehen Sie, ich bin in Persien geboren und in Deutschland aufgewachsen. Deutsch beherrsche ich daher perfekt, mein Englisch und Spanisch halte ich für gut. Persisch spreche ich ebenfalls überdurchschnittlich gut. F: Wo fühlen Sie sich mehr zu Hause, in Deutschland oder auf Mallorca? A: Mit mir zusammen sind meine Frau sowie meine Mutter auf die Balearen übergesiedelt. Ich habe eine Wohnung gekauft und baue zurzeit mein eigenes Haus. Meine Familie ist mit der Übersiedlung „absolut gigantisch“ klargekommen. Meiner Mutter geht es jetzt mit 74 Jahren besser als mit 50 Jahren, weil das Klima ihre Gesundheit wesentlich verbessert hat. F: Wie sieht es mit Sozialkontakten aus? A: Meine familiären und freundschaftlichen Kontakte nach Deutschland habe ich behalten. Die sind mir sehr wichtig. Ich reise deshalb monatlich für zwei Tage nach Deutschland, um meine Freunde zu besuchen. Ansonsten führe ich täglich Telefonate oder halte per E-Mail Kontakt. Zu Mallorquinern besitze ich neben den berufsbedingten Kontakten keine weiteren Verbindungen. Hierfür fehlt mir auch die Zeit. In der wenigen Freizeit, die ich habe, beschäftige ich mich lieber mit meiner Familie. F: Wir haben gehört, dass Sie sich sozial sehr engagieren? A: Darüber spreche ich nicht gern. Es lässt sich aber wohl nicht verheimlichen, dass ich zusammen mit dem Rotary-Club vor kurzem ein Benefizkonzert veranstaltet habe, das von mir gesponsert wurde. Zum Rotary-Club habe ich ohnehin einen sehr guten Kontakt und bin dabei, dort einzutreten. F: Wollen Sie auf der Insel bleiben? A: Auf jeden Fall. Ich gebe zu, dass es auch Momente gegeben hat, in denen ich die Übersiedlung nach Mallorca bereut habe. Das hat mit der relativ hohen Konzentration an gescheiterten Existenzen zu tun, denen man leider allzu oft begegnet.

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Solche Menschen haben mir beruflich einige Alptraumaugenblicke verschafft, in denen ich mich nach meinem kleinen seriösen, gesunden, überschaubaren Deutschland zurückgesehnt habe, wo die Menschen einigermaßen sauber ticken. Ich habe z. B. kein Verständnis dafür, wenn ein erfolgloser deutscher Rechtsanwalt mit 40 Jahren nach Mallorca kommt und ohne Spanisch zu sprechen hier eine Rechtsanwaltskanzlei gründet, um so einen Neuanfang zu beginnen. Aber das gilt eigentlich für alle Wirtschaftsbereiche. F: Beschäftigen Sie Mitarbeiter und wenn ja wie viele? A: Ich habe neun Festangestellte, eine fest angestellte Halbtagskraft und 20 freiberufliche Mitarbeiter, die aus insgesamt 12 Nationalitäten kommen. Alle Beschäftigten sind über das ganze Jahr angestellt und, das möchte ich hervorheben, ihre Arbeitsmoral und Motivation liegt absolut im obersten Level. F: Was tun Sie, um Ihr Unternehmen bekannt zu machen? A: Engels & Völkers unterscheidet sich von anderen Firmen dadurch, dass es ein Franchise-Unternehmen ist, das weltweit agiert. Wir besitzen eine einheitliche Corporate Identity und ein internationales Netzwerk, speziell bei Great Estates, das von jedem einzelnen Shop unterstützt wird. Wir haben einen einheitlichen Filialaufbau und ein einheitliches Logo auf sämtlichen Dokumenten. Transparenz und Kundennähe steht für uns über allem. Dies erreichen wir durch die Eröffnung möglichst vieler Immobilienshops, die sich allerdings alle rechnen müssen. Jeder Shop liegt deshalb in bester Lage und bietet nur hochwertige Immobilien an. F: Setzen Sie spezielle Marketinginstrumente ein? A: Das sind einmal die üblichen wie Anzeigen oder das Internet. Darüber hinaus nutzen wir weitere Möglichkeiten wie Sponsoring, Events oder das eigene Magazin „Grund Genug“. Außerdem besitzen wir zahlreiche Kooperationsbeziehungen zu Steuerberatern, Rechtsanwälten sowie anderen Maklern, gerade auch zu solchen in Deutschland, die selbst nicht über ein eigenes Netzwerk im Ausland verfügen, wo es dann zu einem Kommissionssplitting kommt. F: Wie sieht Ihre Kundenstruktur aus? A: Wir bewegen uns in einem hochwertigen Sektor mit gehobener Klientel. Diese kommt zu 50 bis 60 Prozent aus Deutschland, da wir ein traditionsreiches deutsches Unternehmen sind. Die restlichen Kunden stammen aus vielen Nationen, wobei die Engländer die größte Gruppe bilden. F: Was kostet eine Franchise Lizenz? A: Dort, wo Engels & Völkers bisher nicht vertreten ist, kostet sie einmalig 20.000 Euro. Ein Shop in der Größenordnung 70 bis 80 m² kostet mit Einrichtung und Holzfassade ca. 100.000 Euro bis 120.000 Euro. Wenn es sich allerdings um den

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Kauf einer jahrelang vorhandenen Lizenz handelt, liegt die Investitionssumme gerade auf Mallorca im zweistelligen Millionenbereich. Das wäre in etwa der Kapitalbedarf. Dann kommt es noch darauf an, ob man die Geschäftsräume kauft oder mietet. Unsere Filialen sind alle gemietet, da ich persönlich nichts vom Kaufen halte. Jeder Lizenznehmer kann aber so handeln, wie er es aus kaufmännischem Verständnis am sinnvollsten findet. F: Wie schätzen Sie die Konkurrenz ein? A: Unser Unternehmen besitzt eine Oligopolstellung auf der Insel. Zusammen mit unserem Konkurrenten Kühn und Partner bestimmen wir die Immobilienpreise. Aus diesem Grund wird sich der Wert der Unternehmensgruppe auf Mallorca weiter steigern. F: Was erwarten Sie in Zukunft für sich und den Immobilienmarkt Mallorca? A: Bis auf das Jahr 2001 übertrafen die Umsatzzahlen stets meine persönlichen Erwartungen. Als Perspektive für den hiesigen Immobilienmarkt erwarte ich, genau wie vor sieben Jahren, in den nächsten zehn Jahren eine unglaubliche Entwicklung. Voraussetzung hierfür ist, dass keine politischen oder ähnlichen Einflüsse eintreten, die den Markt massiv beeinflussen.

7.10 Möbelhändler N.N.

F: Herr X.410, warum haben Sie sich für das Leben und Arbeiten auf Mallorca entschieden?

A: Sehen Sie, ich bin schon im Jahre 1980 von Deutschland ausgewandert. Bevor ich nach Mallorca kam, habe ich 16 Jahre lang in Luxemburg gelebt. In Deutschland und Luxemburg war ich in einem Textilgeschäft tätig. Irgendwann hatte ich aber diese strengen Geschäfts- und Arbeitszeiten endgültig satt. Also bin ich nach Spanien gezogen. F: Was gefällt Ihnen hier besonders? A: Die leichte mediterrane Lebensweise, die geringe Kriminalität und die allgemein ruhigere Lebensart, die mir sehr zusagt. Es war mir sehr wichtig, viel Freizeit zu haben und doch genügend Geld zu verdienen, um davon gut leben zu können. Außerdem ist Mallorca von Mittel- und Westeuropa aus sehr gut zu erreichen. F: Seit wann leben Sie auf der Insel? A: Ich bin 1998 zusammen mit meiner Frau hierher gekommen.

410

Anmerkung: Anonymisiertes Interview.

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F: Womit verdienen Sie Ihr Geld? A: Ich handele mit marokkanischen und indonesischen Möbeln, die ich direkt vor Ort einkaufe. Durch den Direktkauf spare ich sämtliche Zwischenhändler und beziehe die Möbel günstiger. Ich importiere die Möbel per Container. Dadurch, dass die Möbel handgefertigte Unikate sind, entfallen beim Import für mich sämtliche Zölle. F: Wer hat Sie auf diese Geschäftsidee gebracht? A: Ich bin darauf in den neunziger Jahren aufmerksam geworden, als exotische Möbel anfingen, einen wahren Boom zu erfahren. F: Wie schätzen Sie die jetzige Geschäftslage ein? A: Früher lief das Geschäft besser. Seit zwei Jahren ist ein Rückgang zu verzeichnen. F: Wie sieht es mit Ihren Sprachkenntnissen aus? A: Ich muss zugeben, dass ich der spanischen Sprache nicht mächtig bin. Meine Frau spricht es aber sehr gut und hilft mir, die Sprachbarrieren zu überwinden. F: Wie haben Sie sich auf die Unternehmensgründung vorbereitet? A: Ich habe eine gründliche Recherche vorgenommen und kann jedem nur dazu raten, vor einer Auswanderung bzw. Unternehmensgründung im Vorfeld ebenfalls eine solche Analyse zu betreiben. Mein Vorteil war, dass ich von Beginn an wusste, welche Unternehmensform mit welchen Besonderheiten ich zu wählen hatte, um alle möglichen steuerlichen Vorteile zu erhalten. F: Was meinen Sie damit? A: Für mich als Autonomo bestehen diese vor allem darin, dass ich nicht Umsatz bezogen besteuert werde, sondern pauschal. Diesen pauschalen Steuersatz hat mir ein Ingenieur ausgerechnet, der die Verkaufsfläche, die Fläche der Büro- und Lagerräume sowie den Stromverbrauch und die Anzahl der Angestellten ermittelt hat, welche in meinem Unternehmen eine wichtige Stellung einnehmen. Alles zusammen ergibt den Betrag, den ich vierteljährlich ans Finanzamt zu entrichten habe. Diese Steuerform gilt für den Zeitraum von jeweils drei Jahren. Allerdings kann ich steuerlich nichts absetzen. Dafür bin ich auch nicht buchführungspflichtig. Wie viel Umsatz im ganzen Jahr ich danach erziele, ist dem Finanzamt egal. Theoretisch könnte die Behörde bei einem zu hohen Umsatz, der den geringen Steuersatz nicht mehr rechtfertigt, auch einschreiten bzw. neu berechnen, doch ich habe selbst noch nie davon gehört. F: Wie setzt sich Ihre Kundschaft zusammen?

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A: Zum größten Teil Engländer und Deutsche, die restlichen 20 Prozent sind Spanier, Franzosen, Schweizer und Skandinavier. F: Wie sind Ihre Erfahrungen mit den spanischen Behörden? A: Auf eine Betriebsgenehmigung muss man ziemlich lange warten. Man kann zwar sein Geschäft schon vorher eröffnen. Wenn anschließend jedoch irgendein Problem auftritt, kann dies jederzeit wieder zur Schließung führen, bevor die offizielle Öffnung überhaupt stattgefunden hat. Mir ist das selbst passiert und ich musste mein Geschäft für eine Woche schließen. F: Nehmen Sie Hilfe beim Umgang mit den mallorquinischen Behörden in Anspruch? A: Anfänglich war ich bei einer Gestoria, die mit einem deutschen Anwalt zusammen arbeitete. Von der Gestoria habe ich mich später getrennt. Den Anwalt habe ich bis heute behalten. F: Was erwarten Sie von der Zukunft? A: Ich hoffe, dass mein Geschäft wieder besser läuft.

7.11 Betreuungsservice für Radsportgruppen Luxcom S.L. (Herr G. Schaltz) Email: [email protected] www.luxcom-mallorca.com

F: Herr Schaltz, Sie sind gebürtiger Luxemburger. Was haben Sie vor ihrer Übersiedlung gemacht? A: Früher war ich aktiver Radrennfahrer. Danach war ich für die Firma Neckermann als Reiseleiter weltweit tätig. F: Seit wann und warum sind Sie auf Mallorca?

A: Seit 1993, also seit zwölf Jahren. Mich haben das Flair und die herrliche Kulturlandschaft der Insel fasziniert. F: Wann haben Sie sich selbstständig gemacht? A: Die Firma „Luxcom“ gründete ich im Jahr 2000. Anfangs waren wir nicht im Radsportbereich tätig. Unsere ersten Geschäfte machten wir mit Wandern, Golf und geführten Touren. Der Radsport kam erst später hinzu, ist aber heute unser wichtigstes Standbein. F: Haben Sie dafür eine Erklärung? A: Wissen Sie, der Fahrradboom setzte Anfang der achtziger Jahre ein, als sich die Reisebedingungen von und nach Mallorca wesentlich verbesserten bzw. es auch für den Otto Normalverbraucher erschwinglich wurde, für längere Zeit hier Urlaub zu machen. Die äußeren klimatischen Bedingungen unterstützen das ganze zusätz-

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lich. So hat man im Winter eine Durchschnittstemperatur von 20°C und kaum Niederschlag. Ideal für Spitzensportler auf dem Rad aber auch für Freizeitfahrer. Außerdem kann man per Rad Höhenunterschiede von bis zu 800 Metern überwinden. Dies hatten Spitzensportler früh erkannt und für sich nutzen können. Die Rahmenbedingungen ließen es jedoch nun zu, dass jedermann es sich auch leisten konnte. Deshalb hat sich unsere Firma heute darauf spezialisiert, Radsportgruppen unterzubringen, zu betreuen, zu führen und sie beim Radsporttraining anzuleiten. Die Unterbringung erfolgt in verschiedenen Hotels hauptsächlich in der Nähe von Alcudia. Die Stadt hat für uns eine optimale Lage. Die Berge sind nicht sehr weit entfernt. Jedoch hat der Radfahrer zuerst genug flache Strecken, die einen leichten Einstieg ermöglichen. F: Woher kommt eigentlich der ungewöhnliche Firmenname? A: Darauf werde ich des Öfteren angesprochen. „Luxcom“ kommt von Luxemburg und .com von dem Internetkürzel. F: Wer hat Sie bei der Unternehmensgründung unterstützt? A: Ich habe damals die Hilfe eines dafür spezialisierten Anwalts in Anspruch genommen, wofür ich ca. 10.000 DM bezahlt habe. Meiner Meinung nach war dies für mich die simpelste Einstiegsmöglichkeit in den Markt, da ich so eine Menge Gründungsbarrieren umgehen konnte, Dinge die ich seinerzeit noch nicht kannte. F: Wie viele Angestellte beschäftigt Ihre Firma? A: Wir haben drei feste Mitarbeiter und in der Saison bis zu zwölf. Das reicht vom Masseur über Mechaniker und Gruppenleiter bis hin zu Mitarbeitern, die am Flughafen die An- und Abreise der Gruppen organisieren. F: Wie schätzen Sie die Konkurrenz ein? A: Es gibt wohl noch zehn bis elf Konkurrenten. Unsere Firma zeichnet sich jedoch besonders durch Professionalität, Service und das gute Rundum-Packet aus. F: Woher kommen hauptsächlich Ihre Kunden? A: Zu 90 Prozent aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, da der Radsport in diesen Ländern sehr populär ist. F: Welche Marketinginstrumente setzen Sie ein? A: Hauptsächlich unsere Webside. Gelegentlich annonciere ich in einschlägigen deutschsprachigen Fachmagazinen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda ist auch nicht zu unterschätzen. Darin sehe ich den Hauptgrund für unseren großen Kundenstamm. F: Wie stellen Sie sich die Zukunft vor? A: Ich hoffe, dass wir weiter expandieren.

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7.12 Zahnarztpraxis Zahnarztpraxis Erdmann (Herr P. Erdmann) C./ Marbella 22 Pillari Playa de Palma, Mallorca Telefon/ Fax: +34 - 971 - 49 02 25

F: Herr Erdmann, seit wann arbeiten Sie auf Mallorca? A: Ich habe vor zwölf Jahren die Zahnarztpraxis meines Vaters übernommen und bin seitdem als selbstständiger Unternehmer in Can Pastilla tätig.

F: Welche Ausbildung haben Sie aus Deutschland mitgebracht? A: Ich habe in Deutschland studiert und dort die notwendigen Praktika absolviert. Danach ergab sich die Möglichkeit zur Übernahme dieser Praxis. F: Das hört sich einfach und völlig unproblematisch an. A: Im Grunde schon. Um die Praxis meines Vaters übernehmen zu dürfen, waren mehrere Schritte nötig. Zeugnisse und Praktikanachweise musste ich in Deutschland ins Spanische übersetzen und von einem Notar mit einer Apostille beglaubigen lassen, damit sie hier in Spanien Rechtsgültigkeit bekommen. Mit den Originalen musste ich dann zu einer spanischen Universität, Abteilung für Zahnmedizin, die von den Dokumenten Kopien machte und diese dann nach Madrid zum zuständigen Amt für Zulassung von Ärzten geschickt hat. Nach 15 Monaten erhielt ich meine Zulassung als Zahnarzt und bin seither auch als solcher tätig. F: Haben Sie Familie? A: Ich bin mit einer Spanierin verheiratet und habe zwei Kinder. Die beiden sind noch nicht im schulpflichtigen Alter und besuchen einen privaten Kindergarten in Palma. Das kostet pro Monat so zwischen 200 bis 300 Euro. Übrigens, es handelt sich um einen sehr modernen Kindergarten, der komplett mit Webcams ausgestattet ist. So können wir uns als Eltern über das Internet einloggen und überprüfen, ob es unsern Kindern gut geht und sie gut behandelt werden. F: Diese Kosten kann sich aber nicht jeder leisten? A: Richtig. In Spanien gibt es, wie Sie wissen, generell auch kein Kindergeld – egal wie viele Kinder man hat. Ein staatlicher Kindergarten wäre in jedem Fall auch preisgünstiger. Man kann aber unter Umständen vom Staat eine Unterstützung für die Kosten des privaten Kindergartens erhalten. Dafür müssen jedoch bestimmte Kriterien erfüllt sein, wie zum Beispiel, dass die Frau berufstätig ist, eine bestimmte Anzahl von Kindern vorhanden sein muss und das Gesamteinkommen der Familie einen bestimmten Betrag nicht überschreitet. F: Wer unterstützt Sie bei Behördengängen?

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A: Ich habe dafür eine Gestoria, die schon mein Vater hatte. Die kümmert sich um alles, also vor allem um die abzuführenden Steuern und Sozialbeiträge. F: Haben Sie Mitarbeiter? A: Ich habe nur eine Teilzeitkraft. Gute Praxishelferinnen sind auf Mallorca schwer zu finden. Es gibt in Spanien zwar Berufschulen im zahnmedizinischen Bereich. Diese sind aber nur auf dem Festland zu finden. F: Wie stellen Sie sich die Zukunft vor? A: Ich möchte auf jeden Fall bleiben und hoffe, dass ich von meinen Kunden weiter gut leben kann.

7.13 Café und Kunstverkauf Café und Kunstverkauf Icono Sala de Exposiciones Gullerno (Herr L. Williams) C/. Santa Cruz 20 07012 Palma de Mallorca Telefon/ Fax: +34 – 971 - 720 961

F: Herr Williams, seit wann leben Sie auf Mallorca? A: Ursprünglich komme ich aus Argentinien und bin seit 1961 auf Mallorca zuhause. F: Wie kamen Sie dazu sich selbstständig zu machen?

A: Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten dies und das gemacht, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seit zwei Jahren betreibe ich nun dieses kleine Café als Hobby, um mit Leuten in Kontakt zu kommen beziehungsweise Kontakt zu halten. Und ich liebe die Kunst. Also versuche ich, beides miteinander zu verbinden. Café und Kunst, das ist meine Philosophie. Alle Kunstwerke, die Sie hier sehen, kann man übrigens auch kaufen. Ich habe viele Stammkunden. Nachbarn und Freunde treffen sich, um sich bei mir zu unterhalten, zu schauen und manchmal auch zu kaufen. Nur rauchen dürfen Sie hier nicht. Das bekommt den ausgestellten Kunstwerken nicht. F: Wie sind Ihre Erfahrungen mit der hiesigen Verwaltung? A: Seit zwei Jahren bin ich damit beschäftigt, für mein Geschäft eine vollständige Lizenz zu erhalten. Aber Sie sehen ja, man kann auch ohne arbeiten. F: Was ist der Hauptgrund, das es noch keine komplette Lizenz gibt? A: Meiner Meinung nach liegt das zum einen an den Behörden und zum anderen an der Tatsache, dass die Räumlichkeiten bei mir erst nach und nach ausgebaut beziehungsweise umgebaut wurden. Beim Bau und Sanieren sind Umbauvorschriften zu beachten, wie beispielsweise die Anordnung über Rauchmelder, Belüftung und Sanitär. Aber die vorhandene vorläufige Lizenz erlaubt es mir, mein Geschäft

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zu führen bis irgendwann einmal die vollständige Genehmigung von staatlicher Seite vorliegt. F: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? A: Ich hoffe, dass alles so weiter läuft wie bisher und die Wohngegend, in der ich lebe, seine Identität behält. Wenn Sie das nächste Mal wiederkommen, werde ich Ihnen einige Geschichten von meinem Stadtteil und den Menschen erzählen.

7.14 Internetcafé Conectado Services Solutions in Information Technology (Herr R. Patel) Paseo Mallorca 14, 07012 Palma de Mallorca, Telefon: +34 - 627 643 537 Fax: +34 971 714 618 Email: [email protected]

F: Herr Patel, wie verlief bei Ihnen der Start in die Selbstständigkeit?

A: Wie Sie sehen, betreibe ich zusammen mit einem weiteren Geschäftspartner ein Internetcafé. Bei der Unternehmensgründung hatte ich die Hilfe einer Gestoria. Im Großen und Ganzen hat diese Zusammenarbeit gut funktioniert. Nur zum Anfang erforderte es einiges an Geduld und Ausdauer, damit sie meine Wünsche und Vorstellungen richtig begreifen. Hier hatte ich wiederum ein wenig Glück. Mir hat nämlich ein englischer Geschäftsfreund geholfen, der schon eine Bar in Palma eröffnet hatte. Ich glaube, durch dessen Hilfe sind mir einige Probleme erspart geblieben. F: Wie lange dauerte es zwischen der ersten Idee und der Betriebseröffnung? A: Bis zur Eröffnung des Cafés dauerte ca. sechs Monate, aber der ganze Papierkram war erst nach über eineinhalb Jahren erledigt. Wer wie wir das Geschäft in Form einer Personengesellschaft führen möchte, kann dies in Spanien ganz einfach tun, denn im Prinzip benötigt man nur eine Steuernummer und den Namen des Geschäfts. Für das Anbieten von Essen und Getränken habe ich allerdings eine zusätzliche Lizenz, die immer wieder erneuert werden muss. F: Wie entstand Ihre Geschäftsidee? A: Die Idee mit dem Internetcafé ist mir schon in Amsterdam gekommen, wo ich mit meiner Freundin vor meinem Umzug nach Mallorca gewohnt habe. Ich habe zudem einige Erfahrungen im Computerbereich. Das ist mein zweites Standbein. Ich installiere bei Bekannten, Geschäftspartnern und Kunden Netzwerke und stehe Ihnen als Systemadministrator zur Verfügung. F: Warum gerade Mallorca?

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A: Meine Freundin hatte von ihrem Job ein „Burn-Out-Syndrom“ und anschließend keine Lust mehr, weiter als Marketingdirektorin zu arbeiten. So suchten wir nach einer Alternative. Da sind wir auf Mallorca gekommen. Bei unserer Ankunft haben wir uns sofort wohl gefühlt. Wir können hier endlich das Leben genießen, wie wir es uns vorgestellt haben. Gleichzeitig haben wir angefangen, nach einer Lokalität für unser Internetcafé zu suchen. Ursprünglich sollte das Café eigentlich mehr in einer touristischen Gegend entstehen. Durch Zufall wurde uns dann nach sechs Monaten diese Räumlichkeit über einen Freund angeboten. F: Wie kommen Sie mit den Mallorquinern klar? A: Im Grunde kann ich sagen, dass die Sprachbarriere die größte Schwierigkeit darstellt. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Einheimischen die Ausländer nicht mögen. Aber die Spanier vom Festland können sie auch nicht wirklich leiden. Viele Mallorquiner sind sehr verschlossen und haben eine recht eingeschränkte Sichtweise. Man muss vorsichtig sein, um nicht in Fettnäpfchen zu treten. F: Wie sieht Ihre Erfahrung mit Behörden aus? A: Ich glaube schon, dass Ausländer ein wenig benachteiligt werden. Jedoch könnte es auch viel schlimmer sein. F: Wie sehen Sie die Konkurrenz in Ihrer Branche? A: Meiner Meinung nach gibt es zwischen den Bars nicht wirklich ein Konfliktpotential. Nur mein Nachbar wollte erst Probleme machen. Vor acht Monaten wechselte dann der Besitzer und der Neue ist recht freundlich. Ich denke, dass es einfach daran lag, dass der Vorgänger später als ich sein Geschäft eröffnet hatte und es ihm finanziell nicht so gut ging. A: Was tun Sie für Werbung? A: Mit einem Geschäftspartner zusammen bin ich damit beschäftigt, ein kostenloses Informationsheft herauszugeben, welches sich mit Werbung finanzieren und über das Inselleben berichten wird. Es soll über die besten Partys, Ausstellungen, usw. Auskunft geben. Manchmal ist es allerdings schwierig, an die Informationen zu kommen, bevor sie schon publiziert sind. Dafür braucht man dann gute Beziehungen und es ist ein bisschen Geld notwendig.

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7.15 Hundewaschsalon Dirty Dogs S.L. (Herr C. Jackson) Telefon: +34 – 971 - 404 924 www.dirtydogs.net

F: Herr Jackson, wie kommt man aus Australien nach Mallorca, um Hunde zu waschen?

A: Sehen Sie, ich habe früher in Australien verschiedene größere Hotels geleitet. Irgendwann hat es mir dort einfach nicht mehr gefallen, denn Australien nähert sich immer mehr amerikanischen Verhältnissen an. Außerdem glaube ich persönlich, dass die europäische Wirtschaft die größere Zukunftsperspektive hat. F: Warum dann gerade Mallorca? A: Purer Zufall. Vorher hatte ich mein Glück in Italien mit einer eigenen Pension versucht. Dies hat jedoch nicht so recht funktioniert. Deshalb habe ich dann meine Zelte abgebrochen und bin nach Mallorca gekommen. Die Idee mit dem Hundewaschen haben mir englische Freunde erzählt. F: Wer hat Sie anschließend bei der Unternehmensgründung unterstützt? A: Ich habe mir einen Anwalt genommen, um eventuelle Konflikte zu vermeiden und um einen professionellen Rechtsbeistand zu haben. F: Wie meistern Sie die bürokratischen Probleme des Alltags? A: Die laufenden Behördengänge lasse ich über eine Gestoria erledigen, auch die Steuern. Anders als viele meiner Bekannten bin ich mit deren Arbeit vollkommen zufrieden. F: Wie lange dauerte es bei Ihnen zwischen Antragstellung und Geschäftsaufnahme? A: Die Gründung des Unternehmens war im Februar 2003. Die ersten Hunde habe ich im Mai desselben Jahres gewaschen. Seitdem ist mein Unternehmen am Wachsen, inzwischen beschäftige ich fünf Mitarbeiter. F: Was benötigen Sie für den Betrieb ihres Geschäftes? A: Meine Ausrüstung besteht aus einem Transporter. In dem befinden sich zwei große Tanks für sauberes und schmutziges Wasser im hinteren Teil. Dazu eine Badewanne für den Hund hinter der Fahrerkabine, die über eine Pump-Sauganlage mit den Tanks verbunden ist. F: Wo entsorgen Sie danach die gebrauchte Seifenlauge? A: Das Wasser wird, wenn es einer verlangt, als Dünger auf dem Grundstück abgelassen oder bei Autowaschanlagen entsorgt. Es gibt nämlich in Spanien keine genauen Vorschriften für die Entsorgung von Seifenlauge. Meiner Meinung nach

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ist der PH-Wert ohnehin viel niedriger als bei Autowäschen. Somit sehe ich da überhaupt keine Probleme. F: Brauchten Sie für den Umgang mit Tieren eigentlich eine spezielle Genehmigung? A: Das kann hier jeder machen. Dafür bedarf es keiner Lizenz. F: Wie setzt sich Ihre Kundschaft zusammen? A: Die besteht in der Regel aus Spaniern. Die nutzen regelmäßig meinen Service. F: Mit welchen Kosten müssen die Kunden rechnen? A: Eine Wäsche kostet zwischen 20 und 70 Euro. Das ist abhängig von der Größe und Haarlänge des Hundes. F: Wie sieht Ihr Werbekonzept aus? A: Ich versuche durch Aktionen, wie kostenlose Hundewäsche, auf mein Unternehmen aufmerksam zu machen. Ich biete auch bei Tierheimen meinen Service an und werbe bei Kunden mit diesen Aktionen. Das scheint anzukommen.

7.16 Alleinunterhalter Ramon Miranda – Alleinunterhalter

F: Herr Miranda, was können Sie uns zu ihrem Unternehmen sagen? A: Unternehmen ist zuviel gesagt. Seit mehr als 30 Jahren bin ich als Alleinunterhalter tätig.

F: Was haben Sie für eine Ausbildung? A: Ich bin gelernter Musiker und hier auf Mallorca geboren. F: Was hat man sich unter einem Alleinunterhalter konkret vorzustellen? A: Während der Winterzeit arbeite ich in sechs verschiedenen Hotels, in denen ich an mehreren Tagen in der Woche als Ein-Mann-Band sowohl singe als auch selbst musiziere. Im Sommer lohnt sich das für mich nicht, da es auf Mallorca in diesen Monaten ein hohes Angebot an Alleinunterhaltern gibt und daher der Lohn sehr niedrig ausfällt. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, in dieser Zeit mein Geld als Hochzeitsfilmer zu verdienen. Ich nehme die Hochzeiten auf, schneide die Filme selbst und verdiene damit sehr gut. F: Dürfen wir fragen wie viel? A: Soviel wie ich für sechs Auftritte als Alleinunterhalter bekomme. F: Wie sind Sie sozial abgesichert?

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A: Als Autonomo bin ich gesetzlich krankenversichert und führe die Sozialversicherungsbeiträge selbst ab. F: Hilft ihnen jemand im Umgang mit der spanischen Verwaltung? A: Auf die Hilfe einer Gestoria verzichte ich, da ich die Gebühren bei denen für zu hoch halte. F: Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen? A: Ich bin inzwischen 61 Jahre alt und möchte mich langsam zur Ruhe setzen, damit ich mehr Zeit für meine Familie und meine Enkelkinder habe.

7.17 Hundezüchter Hundezuchtstation Los Valientes (Herr G. J. Meijer) Apartado de correos 63, 07600 El Arenal, Mallorca Telefon: +34 - 635 614 17 176 Email: [email protected] www.delosvalientes.com

F: Herr Meijer, wie kamen Sie dazu Hundezüchter auf Mallorca zu werden?

A: Die Hundezuchtstation „Los Valientes“ fand ihren Ursprung vor dreißig Jahren, als mein Vater auswanderte. Der Hauptgrund Holland zu verlassen, lag in den dortigen strengen Züchterbestimmungen. Schon wenn die Augenfarbe nicht exakt der Zielfarbe entspricht, ist das Tier nicht mehr zur Züchtung geeignet und muss eine Private Bleibe suchen. Auf Mallorca hingegen bestehen kaum Regelungen, die die Zucht von Hunden einschränken. F: Wie wurden Sie auf Mallorca aufgenommen? A: Gut, obwohl die Mallorquiner damals aufgrund des fehlenden Bezuges zu ihren Haustieren nicht verstanden haben, wie wir auf die Idee mit der Hundezucht kommen konnten. F: Haben Sie bevorzugte Tiere? A: Ja, hauptsächlich die Zucht von Dobermännern und Schnauzern. F: Arbeiten Sie mit anderen Hundezüchtern zusammen? A: Ja, unser Familienbetrieb besitzt weltweite Kooperationen, um alle Hunderassen auf dem Markt anbieten zu können. So importieren wir Hunde aus Amerika, Belgien, Deutschland oder dem spanischen Festland. Des Weiteren bestehen gute Kontakte zu lokalen Hundezüchtern. F: Wie viel Tiere verkaufen Sie jährlich und wie sehen Ihre Vertriebswege aus? A: Das ist sehr unterschiedlich und variiert immer.

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7.18 Lebensmitteleinzelhändler Birgit Mini Markt – Paguera (Frau B. Schrader)

F: Frau Schrader, wie lange sind Sie schon auf Mallorca? A: Seit 1978. F: Dann ist die Sprache sicher kein Problem für Sie?

A: Nein, da ich auch mit einem Spanier verheiratet bin. F: Wie lange brauchten Sie für die Umsetzung Ihrer Geschäftsidee? A: Für die eigentliche Lizenz, die Certificate de Apertura Calvia, benötigte ich drei Jahre, von 1998 bis 2001. Sobald der Antrag eingereicht war, durfte ich mein Geschäft als Autonomo aber schon betreiben. Eine weitere Lizenz wurde notwendig, um mit offenen Lebensmitteln zu handeln, die so genannte Maniplador de Alimientos. Diese Lizenz kann kostenfrei erworben werden, in Deutschland kostet sie 20 Euro. F: Wie haben Sie sich auf die Selbstständigkeit vorbereitet? A: Um auf der Insel Fuß fassen zu können, benötigt man ein gewisses Stammkapital. Dies sollte ausreichen, um ein Jahr auf der Insel ohne weitere Einkünfte auszukommen. Es war für mich aber wichtig die Geschäftsidee gut zu durchdenken und auf ihre Realisierungsmöglichkeit zu prüfen. F: Wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten für deutsche Unternehmer, die diesen Schritt wagen? A: Dass es auf der Insel schon alles gibt. Die Leute, die in den Achtzigern mit einer guten Geschäftsidee nach Mallorca kamen, sind reich geworden, doch für neue Unternehmer wird es immer schwieriger. F: Wie hat sich Mallorca in den letzten Jahren verändert? A: Mit der Euroeinführung kam es auch hier zu Preissteigerungen, die sich vor allem in den Mietpreisen reflektiert haben. Die kälteren Winter führen zu höheren Heiznebenkosten. Die höheren Kosten zwingen viele Leute auf der Insel noch Nebenjobs anzunehmen. F: Dennoch gib es im Vergleich zu Deutschland immer noch eine geringe Arbeitslosenquote? A: Richtig, dies ergibt sich daraus, dass die Menschen hier auch für Tätigkeiten zu haben sind, die Deutsche in Ihrem Land nicht ausführen würden. F: Wie sieht es mit Konkurrenz in Ihrer Branche aus?

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A: Ja gibt es, aber das Konkurrenzverhalten ist nicht so ausgeprägt wie in Deutschland. Es gibt eher ein harmonisches Miteinander und ein Preiskollektiv. F: Unterliegen Sie saisonalen Schwankungen? A: Natürlich, in der Nebensaison schließen wir den Laden, da auch die meisten Hotels geschlossen sind. F: Was geschieht mit der nicht verkauften Ware? A: Dies kann nur funktionieren, weil alle Waren auf Kommission hier sind und von den Fabrikanten wieder zurückgenommen werden, wenn sie über die Sommermonate nicht verkauft werden. Für Fanta und Cola, die während der Nebensaison ablaufen würden, ist es beispielsweise so geregelt, dass die Getränke wieder zurückgehen und gegen Wasser getauscht werden. Nur unverderbliche Waren bleiben im Laden zurück, wie z. B. Spirituosen, jedoch werden die teureren im Keller zwischengelagert. F: Müssen Sie da nicht Angst vor Einbrüchen haben? A: Die Einbruchsrate in Paguera ist sehr gering. Aber wir schauen auch während der Ruhezeit alle paar Tage nach unserm Geschäft.

7.19 Maler und Bildhauer Bildhauer & Maler H.W. Hundrich (Herr H.W. Hundrich) C./ Fronton, 20 07510 Sineu, Mallorca Telefon: +34 – 971 – 520 221 Email: [email protected] www.hundrich.com

F: Herr Hundrich, Sie sind heute freischaffender Künstler auf Mallorca. Wie sind Sie zur Kunst gekommen? A: Im Alter von sechzehn, siebzehn Jahren manifestierte sich bei mir der Gedanke, Kunst zu studieren. Es war allerdings nicht einfach, den Traum in die Realität umzusetzen.

F: Was hat es so schwierig gemacht? A: Meine Eltern waren gegen eine Laufbahn als Künstler; sie nannten es brotloses Schaffen. Erschwerend kam noch hinzu, dass ich gerade in diesem Fach in der Schule eine recht eigenständige, rebellische Haltung einnahm, die sich nicht gerade förderlich auf die Benotung auswirkte. Aus seiner Sicht folgerichtig riet mein damaliger Kunstlehrer dringend von einem Kunststudium ab. Mein Vater war vielmehr der Meinung, ich sollte eine Ausbildung zum Grundstücksmakler beginnen. Mit diesem Standpunkt konnte er sich schließlich auch durchsetzen. In meinem Wirken als Grundstücksmakler kam ich allerdings schon in den Lehrjahren in heftigste Gewissenskonflikte, da es meiner Lebensauffassung nach nicht richtig sein

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kann, Familien ein Grundstück, Haus und eine Finanzierung aufzuschwatzen, die sie nicht tragen können oder rein rechnerisch betrachtet absehbar in finanzielles und entsprechend familiäres Desaster stürzt. F: Wie ging es dann weiter? A: Nach Abschluss meiner Lehre, also Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, einige Tage Bundeswehr (Marine), dann Kriegsdienstverweigerung (Zivildienst) in der Kinderheilanstalt Hannover, Psychosomatische Abteilung. Anschließend arbeitete ich in der gleichen Klinik für ein weiteres Jahr. So eine Mischung zwischen Kindergärtner und Beschäftigungstherapeut. Diese Arbeit fand ich gut und sinnvoll – trotzdem sah ich in ihr noch nicht meine wirkliche Erfüllung. Also habe ich mein Abitur nachgeholt und anschließend Kunst studiert. Zunächst in Hannover, dann bin ich nach Kassel gewechselt, da die Ausbildungsmöglichkeiten in Hannover nicht meinen Vorstellungen entsprachen. Der Kontakt nach Hannover ist jedoch nie wirklich abgerissen. Unter der Bedingung, auch als Student ein eigenes Atelier zu erhalten und recht ungestört meine Arbeit verrichten zu können, ging ich nach zwei Jahren wieder zurück nach Hannover, Schwerpunkt jetzt: Bildhauerei, Stein und Holz. Gerade in der Steinbildhauerei hatte ich einen sehr guten und strengen Lehrer. Derart, dass eigentlich niemand bei ihm studieren wollte. Für lange Zeit war ich sein einziger Student. Auf diesem Wege erhielt ich sozusagen an der Uni so eine Art Privatunterricht. Meine Arbeiten wurden recht schnell bekannt, künstlerisch, und durch die Arbeit am Stein erfuhr ich einen guten Ruf, der zum Teil auch öffentliche und private Auftragsarbeiten, Restaurationen, mit sich brachte. Die zwei wichtigsten großen Arbeiten waren der Auftrag der Stadt Hannover sowie ein Privatauftrag, ein Grabstein, Madonna mit Kind in Marmor. Im Grunde veränderte dieser Auftrag mein Leben, vielleicht gab er meinem Leben auch nur den berühmten Schubs in die richtige Richtung. Das ist einfach erzählt, eine Rechenaufgabe, ich verdiente mit diesem Auftrag gutes Geld. Ich beschloss, mir von diesem Geld mich in der Welt umzusehen. F: Wie konnten Sie als Künstler gerade in den Anfangsjahren leben? A: Ich verkaufte meine Kunstwerke günstig und führte Restaurationsarbeiten durch. F: Wie sind Sie später zur modernen Kunst gekommen? A: Ich denke, dass dies auf meine eineinhalbjährige Auslandsreise zurückzuführen ist. In Nepal, in den Bergen des Himalajas, haben drei unheimlich starke Impulse auf mich eingewirkt, die faszinierende Landschaft, die Totenverbrennungen und der Gesang von tibetischen Flüchtlingen, die ich als sehr arme, aber sehr fröhliche

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Menschen kennen lernte. Diese Mischung betrachte ich als Auslöser für meine abstrakte Kunst. F: Was motivierte Sie nach Mallorca zu gehen? A: Kurz noch einen Schritt zurück … nach meiner Asienreise; ich begann zu pendeln, örtlich, zwischen den Städten Hannover–Berlin, und künstlerisch, die vorherrschende Sichtweise der Malerei und Skulptur schränkten mich ein. Es begann die Zeit des experimentellen Gestaltens. Jede Problemstellung, auch die künstlerische, verlangt eine besondere Bearbeitung. Ich begann mit Tänzern und Musikern zu arbeiten, Film, Künstlerbücher, Landart und Installation. 1983 – da war diese Art der künstlerischen Herangehensweise noch nicht etabliert. Das schaffte entsprechende Unruhe – auch künstlerisch und privat. Um es kurz zu machen, es begann die Zeit des Normanen: Frankreich, USA, Frankreich, Deutschland, Bretagne. Dort lebte ich dann konzentrierter, intensivierte meine Arbeit und begann ungefähr 1988/89 mit Dynamit zu arbeiten. Nicht viel – nur einige Projekte – aber bedingt durch diese vielen Reisen, den unterschiedlichsten Menschen und Kulturen erkannte ich das kulturpolitische, soziale Konfliktpotential. Ganz klar: entweder wir konzentrieren uns auf Lösungen oder es knallt. Einfaches Problembewusstsein, Analyse und intellektuelle Schuldzuweisung reichen nicht mehr aus. Und wieder Umorientierung. Probleme verlangen Lösungen. Lösungsbewusstsein anstelle von Problembewusstsein. Auf einem Kurzbesuch, wieder in Hannover (1090), lernte ich meine Frau Uschi kennen, die den Entschluss fasste, nach Mallorca zu gehen. Ich ging mit, sah mir die Insel an und wusste, hier kann ich arbeiten. Damit begann für uns beide ein neuer Lebensabschnitt. F: War es für Sie leicht, mit Ihrem Beruf auf Mallorca Fuß zu fassen? A: Durch meine Auslandserfahrungen wusste ich, ich kann überall arbeiten. Trotzdem, diese Insel bot etwas Neues, neben der überwältigenden Schönheit und dem Licht. Es gibt auf der Insel kaum einen Zuwanderer, der nicht „über’s Ohr gehauen“ wurde. Solche Erfahrungen musste ich auch sammeln. Generell genieße ich als Künstler auf den Balearen einen guten Status. Eine Folge nicht nur meiner künstlerischen Arbeit, sondern auch meines kulturpolitischen Engagements. F: Was brauchten Sie an Papieren, um in Spanien arbeiten zu können? A: Papier und Farben, Materialien zum Arbeiten, den entsprechenden Mut, Disziplin und die Anmeldung beim Einwohnermeldeamt und Finanzamt. F: Steuerliche Erfassung? Was bedeutet das für Sie, als Künstler? A: Ich halte die steuerliche Erfassung für wichtig. Ich habe nichts dagegen Steuern zu zahlen. Schließlich bin ich ja Nutznießer der daraus resultierenden Einrichtungen. Die laufende steuerliche Abrechnung für meine Tätigkeit ist zudem etwas

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leichter als in Deutschland. Dies empfinde ich als besonders positiv, da den Künstlern nicht das gleiche wirtschaftliche Wissen unterstellt werden kann wie den Unternehmern in anderen Branchen. Meine Steuererklärung mache ich jährlich. F: Wie ist das Verhältnis zu anderen Künstlern? A: Natürlich existiert auf dieser Insel Konkurrenzdenken. Das stört mich aber nicht wirklich. Ich habe noch nie wirklich das Bestreben gehabt so eine Art Lokalmatador zu sein. Sondern meine Zielrichtung war immer: Global denken und regional handeln. Also mich den Problemen des offenen Weltmarktes zu stellen und regional zu engangieren. F: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? A: In meiner Arbeit weiter Erfüllung finden, d. h. mit künstlerischen Mitteln zu forschen, auf dem Weg nach Lösungen.

7.20 Bauträger–Altstadtsanierung La Lonja Inmuebles S.L, (Herr V. Görne) C./Santa ereu, no. 12 bajos, 07012 Palma de Mallorca Telefon: +34 - 971 - 22 72 75 Email: [email protected] www.altstadt-palma.de und www.casco-antiguo-palma.com

F: Herr Görne, wie kamen Sie nach Mallorca? A: Das war 1995, nachdem ich von Geschäftsfreunden erfahren hatte, dass hier ganz gutes Geld zu verdienen sei. Zu diesem Zeitpunkt war ich in Deutschland schon fünf Jahre lang selbstständig. F: Was konkret haben Sie dort gemacht?

A: Ich habe mich mit der Sanierung von ehemaligen DDR-Altbauten beschäftigt, was nicht immer ganz einfach war. Denn es gab genug Objekte, die nicht freigegeben werden konnten, da noch Ansprüche gegenüber möglichen Alteigentümern beim Amt für offene Vermögensfragen zu klären waren. F: Wie war Ihr Weg in die Selbstständigkeit? A: Auf Mallorca angekommen, machte ich mich zuerst mit den geschäftlichen Gegebenheiten und den ganzen Gesetzen vertraut. Von Oktober 1995 bis Juni 1996 dauerte die Vorbereitungszeit bei Notaren, Grundbuchamt. Weiterhin besuchte ich in München ein Seminar bei Prof. Dr. Peter Gantzer über spanisches ImmobilienRecht. Im Sommer 1996 bin ich dann auf den Markt gegangen. F: Was genau ist Ihr Spezialgebiet?

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A: Meine Tätigkeit besteht im Vermitteln von Immobilien, deren Renovierung, Sanierung, Versicherung und Betreuung (siehe www.altstadt-palma.de). Hier, denke ich, habe ich mir in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Mein Geschäftsgebiet beschränkt sich genau genommen auf drei Stadtteile der Altstadt, La Lonja, Calatrava und das Santa Catalina-Viertel. F: Wie sehen Sie die Konkurrenzsituation? A: Konkurrenz ist überall vorhanden. F: Bedarf es einer gewissen Aus- und Vorbildung als Makler? A: Grundsätzlich ja. Ohne fundiertes Fachwissen im Bau- und Rechtsbereich hat man keine Chance, auf dem Markt zu überleben. Vor einigen Monaten wurde aber das Gesetz gelockert, welches die Mitgliedschaft im Maklerverband auf Mallorca erleichtert. F: Was nehmen Sie für Provisionen? A: Sie belaufen sich in Höhe von fünf Prozent, zuzüglich 16 Prozent MwSt, die vom Verkäufer gezahlt werden. F: Wie können Sie sich absichern, dass der Kunde zahlt? A: Der Vertrag gilt als rechtskräftig, sobald ein Geldbetrag angezahlt wurde. Im Vergleich zu Deutschland muss nicht erst auf den Notar gewartet werden, bis der geprüft hat, ob nicht eventuell noch Forderungen an Dritte bestehen. Auch wir Makler prüfen grundsätzlich alle Grundbucheintragungen und weisen den Kunden auf eventuelle Ansprüche Dritter, Banken etc. hin. Die fünf Prozent Provision werden bei einer geleisteten Anzahlung von mehr als 40 Prozent im Bauträgerbereich fällig und dann auch eingefordert. Wenn erst einmal die komplette Vertragssumme geflossen ist, kann es sehr schwer sein, noch an seine Provision zu kommen. Es besteht außerdem die Möglichkeit in der öffentlichen Kaufurkunde seinen Provisionsanspruch eintragen zulassen. F: Und was passiert, wenn nicht? A: Bei einer ausstehenden Provision ist eine Klage theoretisch zwar möglich, jedoch in der Praxis sehr zeitaufwendig und nicht Erfolg versprechend. Daher muss man schauen, dass man an sein Geld kommt, sobald die Anzahlung von mehr als 30 Prozent auf den Kaufpreis geflossen ist. Die Vermittlung gilt als abgeschlossen, wenn bereits ein privatschriftlicher Vertrag zwischen den Vertragsparteien zustande gekommen ist und eine Anzahlung getätigt wurde. Die volle Provisionszahlung hat Bestand, da das Objekt als vermittelt gilt. Bei Nichtzustandekommen der Restzahlung bleibt das Objekt beim alten Eigentümer, dem Vermittler steht die volle Provision zu. Die Anzahlung des Verkäufers wird als Schadensersatz einbehalten.

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F: Wie bringen Ihre Kunden das Geld für eine Immobilie auf? A: Viele können oder wollen den vollen Betrag nicht in bar aufbringen und finanzieren in der Regel mit einer spanischen Bank maximal 80 Prozent vom Bankgutachten mit einer Laufzeit von maximal 30 Jahren. Kreditverträge von Deutschland aus sind nicht gang und gäbe. Sie machen in der Praxis auch wenig Sinn, denn oft werden die Gebühren doppelt fällig. F: Wer sind Ihre Kunden? A: Die meisten sind derzeit Spanier und Engländer, Schweizer und Österreicher. Die Deutschen bewegen sich im Moment in einer Spar- und Abwartementalität, was auf die wirtschaftliche und vor allem politische Lage in Deutschland zurückzuführen ist. Das Sparvermögen der Deutschen nimmt stetig zu. Die Verkaufszahlen, was den deutschen Kaufmarkt anbetrifft, sind auf Mallorca zurückgegangen. Aber wird nicht ewig so bleiben.

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8 Abschließende Betrachtungen Jeder Unternehmer, der Erfolg haben will, ist mittel- und langfristig darauf angewiesen, einen Ertrag zu erwirtschaften, um den Fortbestand seines Unternehmens zu sichern. Vor einer Investition bedarf es daher einer genauen Analyse des Umfelds. Die Beurteilung des Standortes und die dort geltenden Rahmenbedingungen ist dafür besonders wichtig, da Investitionsentscheidungen für Jahrzehnte relevant sind. Auch wenn ein Standort für Touristen sehr attraktiv gemacht werden kann, lässt sich das noch lange nicht bezüglich der Attraktivität für einen Unternehmer übertragen. Die Balearen bieten natürliche Bedingungen und eine touristische Infrastruktur. Die restriktiven gesetzlichen Rahmenbedingungen an touristischen Standorten werden für Unternehmer wirtschaftliche Investitionen in Zukunft aber eher erschweren. Die Regierung der Balearen legt bei der Unterstützung von Projekten großen Wert darauf, dass der Unternehmer mit seiner Investition einen positiven Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Inselgruppe leistet. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, durch gute Lobbyarbeit Ansehen bei Kommunen und Behörden zu gewinnen. Nur so kann gemeinsam mit den öffentlichen Einrichtungen an einem langfristig erfolgreichen Unternehmenskonzept gearbeitet werden. Die aufgezeigte Wirtschaftssituation der Balearen, die kulturellen, rechtlichen, gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Besonderheiten, aber vor allem auch die Erfahrungen einzelner Unternehmer, verdeutlichen die Schwierigkeiten, sich auf den Balearen selbstständig zu machen. Für alle, die sich hier ansiedeln wollen, ist es äußerst wichtig, sich im Vorfeld intensiv mit den Inseleigenheiten zu beschäftigen. Stichworte wie Sprachkenntnisse, Markt- und Branchenbesonderheiten, Kooperationsbereitschaft der Behörden, Steuerbelastungen oder Lohnnebenkosten sind wichtige Entscheidungsfaktoren und sollten im Vorfeld bedacht werden. Voraussetzung ist aber immer vor allem eine schlüssige Unternehmensidee, die konsequent in einen Businessplan eingearbeitet wird sowie die nötige Eigenmotivation, unternehmerische Eignung und Integrationsfähigkeit. Die nachfolgende Übersicht greift abschließend nochmals verschiedene Inselcharakteristika für Unternehmer auf den Balearen auf und fasst sie in zehn Merksätzen zusammen.

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ABSCHLIEßENDE BETRACHTUNGEN

Nicht ohne Spanischkenntnisse auf die Insel kommen. Mit fließendem Spanisch, Englisch, und Deutsch sind einem alle Türen geöffnet. Ohne Sprachkenntnisse kann man zum Spielball werden, wird abgezockt und wird nicht ernst genommen. Vor der eigenen Unternehmensgründung besser als Arbeitnehmer Erfahrungen sammeln, um die Lebensart und Umgangsformen der Inselbewohner kennen zu lernen. Mit einem Konzept auf die Inseln kommen, welches von herein gut durchdacht ist. Der Grundgedanke, hier den schnellen Euro zu machen, ist völlig fehl am Platz. Wer auf der Insel eine Million verdienen will muss erst einmal 3 Millionen mitbringen. Beim Scheitern Kopf nicht in Sand stecken, sondern als Erfahrung verbuchen und weiter machen. Viele Kontakte und Geschäftsbeziehungen entstehen über Mundpropaganda. Über ein gutes Netzwerk lassen sich Entscheidungen oft positiv beeinflussen.

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10 Verzeichnis über Expertengespräche Frau Dr. Ursula Luise Schaper, Ärztin für Lasertherapie in Son Serra de Marina, in LLucmajor am 15. 04. 2004 von 19.15 – 19.40 Uhr. Herr Andreas John, Redakteur der Mallorca Zeitung, in Palma de Mallorca am 22. 04. 2004 von 17.00 – 17.40 Uhr. Herr Bernd Siegert, Heilpraktiker und Diplombetriebswirt, in Can Picafort am 24. 04. 2004 von 16.00 – 16.15 Uhr. Herr Gerald Hau, Geologe und freier Mitarbeiter im GOB, in Can Picafort am 24. 04. 2004 von 18.00 – 19.45 Uhr. Frau Karin Köller, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland, in Palma de Mallorca am 27. 04. 2004 von 12.00 – 13.00 Uhr. Frau Esther Milían Fraile, Assistentin der Cambra de Comerc (Handelskammer), in Palma de Mallorca am 30. 04. 2004 von 10.00 – 10.20 Uhr. Herr Klaus Werner, Deutscher Resident auf Mallorca mit Erfahrungen beim Hausbau, in Palma de Mallorca am 04. 05. 2004 von 11.00 – 11.25 Uhr. Frau Margalida Payeras Llodriá, Leiterin der Wirtschaftsfakultät an der UIB, in Palma de Mallorca am 07. 05. 2004 von 10.25 – 10.45 Uhr. Herr Carlos Mayans Sintes, Technischer Leiter des Services zur Firmengründung der CAEB, in Palma de Mallorca am 10. 05. 2004 von 16.00 – 16.25 Uhr. Herr Rogilio Fernandez, Leiter der geccion del centro electional, in Palma de Mallorca am 11. 05. 2004 von 11 – 13 Uhr. Herr Damiá Perelló Femenia, Leiter der IBAE, in Palma de Mallorca am 13. 05. 2004 von 09.00 – 09.45 Uhr. Frau Susana Munar Sandström, Direktorin del Departamento de la Camara de Comercio und Leiterin des Ventanilla Uncia Empresarial, Vortrag in den Räumen der CAEB, in Palma de Mallorca am 13. 05. 2004 von 19.30 – 21.30 Uhr. Frau Maria Marquez, Generaldirektorin der Consejeria de Economía, Hacienda e Innovación del Gobierno de las Islas Baleares, in Palma de Mallorca am 24. 05. 2004 von 11.00 – 11.25 Uhr. Herr Alfonso Meaurio Flamen, Leiter der Federación Empresarial Hoteleria de Mallorca, in Palma de Mallorca am 13. 05. 2004 von 18.00 – 18.45 Uhr.

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Herr Alexandro del Campo Zafra, Rechtsprofessor der UIB, Vortrag in den Räumen der CAEB zum Thema: Rechte und Pflichten bei Unternehmensgründungen, in Palma de Mallorca am 07. 06. 2004 von 19.30 – 21.15 Uhr. Frau Nicole Simmank, Inhaberin der Buchhandlung „exlibris“, in Palma de Mallorca am 28. 06. 2004 von 10.00 – 10.45 Uhr. Frau Marta Forteza Cuanter, Angestellte der Banca March, in Palma de Mallorca am 01. 07. 2004 von 10.00 – 10.25 Uhr. Herr Josep Moll, Politiker, in Palma de Mallorca am 01. 03. 2005 von 10.00 – 12.00 Uhr. Herr Dr. Andreas Marek, Geschäftsführer der Cámara de Comercio Española, in Frankfurt a.M. am 03. 12. 2004 von 13.30 – 16.00 Uhr. Frau Sabine Fiedel, Mitarbeiterin der spanischen Botschaft (Bildungsabteilung), in Berlin am 17. 12. 2004 von 10.30 – 11.30 Uhr. Frau Enriquetta Castello, Rechtsanwältin in Palma de Mallorca und Berlin, in Berlin am 17. 05. 2005 von 17.30 – 20.30 Uhr.