Allgemeine Betriebswirtschaftslehre [3., verbesserte Auflage. Reprint 2018] 9783486784763, 9783486225778

Es gibt viele Bücher, in denen behauptet wird, ihr Gegenstand sei die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Gegenstand di

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German Pages 613 [620] Year 1993

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Table of contents :
Vorwort zur ersten Auflage
Vorwort zur zweiten Auflage
Vorwort zur dritten Auflage
Inhaltsübersicht
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
A. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
I. Die Konzeption der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre
II. Die Bedeutung des Allgemeinen für die Betriebswirtschaftslehre
B. Das wirtschaftliche Handeln als Gegenstand der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre
I. Wirtschaftliches Handeln und ganzheitliches Handeln im Überblick
II. Die Merkmale des wirtschaftlichen Handelns
III. Das wirtschaftliche Handeln als eine Kategorie des ganzheitlichen Handelns
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Faltplatten
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre [3., verbesserte Auflage. Reprint 2018]
 9783486784763, 9783486225778

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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

Von

Dr. Klaus Stüdemann Professor der Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln

Dritte, verbesserte Auflage

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Stüdemann, Klaus: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre / von Klaus Stüdemann. 3 . , v e r b . A u f l . - M ü n c h e n ; Wien : O l d e n b o u r g , 1 9 9 3 ISBN 3 - 4 8 6 - 2 2 5 7 7 - 4

©

-

1 9 9 3 R. O l d e n b o u r g Verlag G m b H , München

Das Werk außerhalb lässig u n d filmungen

e i n s c h l i e ß l i c h aller A b b i l d u n g e n ist u r h e b e r r e c h t l i c h g e s c h ü t z t . J e d e V e r w e r t u n g d e r G r e n z e n d e s U r h e b e r r e c h t s g e s e t z e s ist o h n e Z u s t i m m u n g des V e r l a g e s u n z u s t r a f b a r . Das gilt i n s b e s o n d e r e f ü r V e r v i e l f ä l t i g u n g e n , Ü b e r s e t z u n g e n , M i k r o v e r u n d die E i n s p e i c h e r u n g u n d B e a r b e i t u n g in e l e k t r o n i s c h e n S y s t e m e n .

Gesamtherstellung: Hofmann-Druck, Augsburg

ISBN 3-486-22577-4

Der schöpferischen G e d a n k e n sind nicht so viele, als daß sie nicht wie die Gestirne des H i m m e l s fixierbar wären. Maß und Menge der geistigen Substanz sind von der Natur genau so gezählt, wie die Sandkörner der Erde. Wie sie läßt sich auch der Vorrat der Ideen nicht vermehren oder vermindern. N u r die F o r m e n , in denen sie auftreten, sind verschieden, nur die Intensität schwankt, mit der sich die Wiedergeburt eines G e d a n k e n s vollzieht. H e r m a n n Kasack

Vorwort zur ersten Auflage

Es gibt viele Bücher, von d e n e n behauptet wird, ihr Gegenstand sei die Allgem e i n e Betriebswirtschaftslehre. Gegenstand dieses Buches ist eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Es sind mehrere Allgemeine Betriebswirtschaftslehren denkbar. G ä b e es sie, hätten sie sich durch die Bestimmung j e n e r Merkmale voneinander zu unterscheiden, die einerseits als wesentlich für die jeweilige Auffassung von Betriebswirtschaftslehre erachtet werden u n d die es andererseits gestatten, durch Aufzeigen der zwischen ihnen b e s t e h e n d e n Beziehungen zu n e u e n Einsichten über den Untersuchungsgegenstand zu gelangen. Die hier vorgelegte Allgemeine Betriebswirtschaftslehre wählt als derartige Merkmale alle diejenigen Eigenschaften des in den Betrieben zu beobachtenden Geschehens, die in ihrer Gesamtheit das „wirtschaftliche H a n d e l n " ergeben. Die hier dargestellte Allgemeine Betriebswirtschaftslehre wird deshalb „handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre" genannt. Die herkömmliche Betriebswirtschaftslehre hat, zumal in A n s e h u n g ihres vergleichsweise jugendlichen Alters, Beträchtliches geleistet. Das zumindest ist der Eindruck, den man gewinnen kann, wenn m a n so m a n c h e m ihrer Vertreter zuhört und so manche betriebswirtschaftliche Veröffentlichung liest. Wie immer man über die Wahrheit dieses Bekenntnisses aber auch denken und wie sehr man sich auch b e m ü h e n mag, A u s u f e r u n g als Weiterentwicklung, multa als m u l t u m zu begrüßen - eines jedenfalls ist die herkömmliche Betriebswirtschaftslehre zu leisten nicht imstande: der trügerischen H o f f n u n g entgegenzutreten, daß die S u m m e der von ihr mit großer Energie untersuchten Teile das G a n z e sei. An diesem Punkt setzt das Buch an. Es will in erster Linie Z u s a m m e n h ä n g e aufzeigen. Es ist als Übersicht und als verbindende Klammer gedacht, als allgem e i n e Beschreibung oder als Beschreibung des Allgemeinen inmitten einer nicht m e h r überschaubaren und einer nicht mehr zu bewältigenden Vielfalt an Einzeldingen und Besonderheiten. Es richtet sich deshalb an alle an der Wirtschaftswissenschaft Interessierten, vor allem aber an die Studierenden dieses Faches, an welchen Einrichtungen auch immer diese besondere F o r m der Wirklichkeitsbetrachtung gelehrt wird. Es ist gedacht als E i n f ü h r u n g für den Anfänger wie auch, im wahrsten Sinne des Wortes, als Möglichkeit der Nachlese für den Fortgeschrittenen, und es ist geschrieben in der Zuversicht, daß seine Lektüre für den einen nicht zu früh und f ü r den anderen nicht zu spät kommt. Dieses Buch ist ein Lehrbuch. Dies ist es wegen der Art seiner sprachlichen Darstellung, wegen der A n o r d n u n g des Textes, wegen der V e r k n ü p f u n g seiner einzelnen Teile durch Verweisungen, wegen der die einzelnen Kapitel zusammenfassenden Übersichten, wegen seiner Abbildungen und wegen seines nicht nur dem Finden, sondern vor allem dem Wiederfinden dienenden Stichwortverzeichnisses.

Vorwort

VII

E s ist e i n L e h r b u c h aber auch wegen der seit langer Zeit bei B ü c h e r n dieser Art u n g e b r ä u c h l i c h g e w o r d e n e n Fülle an F u ß n o t e n . Zwar darf ich mit Josef Kolbinger [Betriebswirtschaftslehre], S. VII, sagen: „Diese Arbeit e n t s p r a n g u n s e r e m Kopfe, nicht wie A t h e n e d e m K o p f e des Z e u s . " U m so wichtiger aber erschien, auch in K e n n t n i s der L e s e g e w o h n h e i t e n des m o d e r n e n S t u d i e r e n d e n , die E i n b i n d u n g des Dargestellten in die h e r k ö m m l i c h e Betriebswirtschaftslehre u n d die A n b i n d u n g a n v o r g e f u n d e n e , von der eigenen M e i n u n g gelegentlich a b w e i c h e n d e Ergebnisse. U n d so galt es d e n n , die Quellen z u m Leser zu bringen, w o der Leser den W e g zu d e n Q u e l l e n scheut. D i e s e m Anliegen war aber i n s b e s o n d e r e d a n n zu folgen, w e n n an f r e m d e s G e d a n k e n g u t u n m i t t e l b a r a n g e k n ü p f t w u r d e . Die Zurückhalt u n g , die hier in m o d e r n e n L e h r b ü c h e r n gepflegt wird, scheint mir u n a n g e m e s s e n zu sein - u n d das nicht n u r wegen der G e f a h r , sich zu e i n e m B e k e n n t n i s wie diesem g e z w u n g e n zu s e h e n : „Ich hatte bislang zu d e n H i n w e i s e n auf die Herk u n f t m e i n e r L e h r e geschwiegen, da es in der W i s s e n s c h a f t n u r auf den Wahrheitsgehalt einer Sachaussage, nicht auf deren H e r k u n f t a n k o m m e n sollte." (Hans WelzeI [ N e u e s Bild], S. IX) D a ß L e h r b ü c h e r der Betriebswirtschaftslehre lediglich nachvollziehend den jeweils gegenwärtigen Stand dieses F a c h e s wiederzugeben hätten, ist eine weitverbreitete M e i n u n g . Ich halte sie f ü r u n z u t r e f f e n d . D e n n : wie sollte wohl aus den r u n d 33.600 Seiten der im Text g e n a n n t e n , auf 90 Bände verteilten 64 L e h r b ü c h e r der (Allgemeinen) Betriebswirtschaftslehre der Stand dieser W i s s e n s c h a f t herausgefiltert werden k ö n n e n ? E h e r s c h o n läßt sich aus dieser A n h ä u f u n g der Ergebnisse w ü n s c h e n s w e r t e r Meinungsvielfalt der Zustand der Betriebswirtschaftslehre ablesen. Kann m a n sich n u n a b e r irgendeinen Z u s t a n d in der W e l t d e n k e n , der nicht v e r b e s s e r u n g s w ü r d i g oder verbesserungsfähig wäre? D a r u m w ü n s c h t e ich mir Gelassenheit angesichts der nicht i m m e r n u r b e l e g e n d e n , s o n d e r n d a n n und w a n n e r l ä u t e r n d e n u n d gelegentlich d a r ü b e r h i n a u s auch glossierenden A n m e r k u n g e n in diesem Buche. Sie ergeben ein Buch im Buche. Sie sind ein zusätzlic h e s A n g e b o t , nicht m e h r u n d nicht weniger. Ein Buch wie dieses sollte e n t w e d e r in verhältnismäßig j u n g e n J a h r e n geschrieb e n w e r d e n , w e n n U n b e k ü m m e r t h e i t noch ü b e r alle Bedenklichkeiten hinwegträgt, o d e r kurz vor d e m T o d e , w e n n die verbleibende Lebenszeit zu kurz ist, alle Zweifel auszutragen. Die e r s t g e n a n n t e Z e i t s p a n n e h a b e ich verpaßt, den letztgen a n n t e n Z e i t p u n k t nicht zu k e n n e n , ist des M e n s c h e n Los. U m dieses D i l e m m a zu ü b e r w i n d e n , m u ß t e das Buch nicht n u r jetzt geschrieben, s o n d e r n , was weit s c h w e r e r wiegt, auch abgeschlossen werden. Das eigene Bewußtsein des nur Vorläufigen und des A u s e i n a n d e r f a l l e n s zwischen d e m ideell Vorgestellten und d e m real Bewältigten k o n n t e h i e r d u r c h - und das ist der h o h e Preis f ü r die Beseitig u n g d e s D i l e m m a s - w e d e r beruhigt noch gar eingeschläfert w e r d e n . In dieser Lage ist es tröstlich, sich an die G r o ß e n und Starken a n l e h n e n zu k ö n n e n , von d e n e n e i n e r b e k e n n t : „So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, m a n m u ß sie für fertig erklären, w e n n m a n nach Zeit u n d U m s t ä n d e n das möglichste getan hat." (.Johann Wolfgang Goethe [Italienische Reise], S. 228) Es gibt zwei Arten von Lesern: die einen lesen ein Buch u n t e r d e m Gesichtspunkt, was darin b e h a n d e l t wird, die a n d e r e n u n t e r d e m G e s i c h t s p u n k t , was darin zu b e h a n d e l n unterlassen wurde. Im ersten Falle h o f f e ich u n d im zweiten Falle bin ich sicher, daß der Leser auf seine Kosten k o m m e n wird.

Vili

Vorwort

Mein Dank gilt all denen, die mich, lang- oder kurzfristig, bei der Abfassung dieses Buches unterstützt haben: so Frau Karin Reinwald, Herrn Diplom-Kaufm a n n Dr. H e l m u t Urbas, Herrn Diplom-Kaufmann André Dicken, desgleichen den studentischen Mitarbeiterinnen Frau Sandra Schaudt - ihr zumal - , Frau Sigrid Wolters u n d Frau Brigitte Seidel, die in ihrer fröhlichen Ernsthaftigkeit u n s Männer das Staunen lehrten. Zuletzt, aber an erster Stelle, sei Herr DiplomKaufmann T h o m a s Röhr genannt, dem ich initiativ- u n d verständnisreiche Anteilnahme an meiner Arbeit verdanke, so auch, neben sehr vielem anderem, die Reinzeichnung der Abbildungen; die unerschöpflich gutgelaunte Geduld, in der er mich auf d e m W e g von den ersten Entwürfen über ungezählte Abänderungen bis hin zu den Letztfassungen begleitete, ließ ihn mir z u m getreuen Ekkehart werden. Dank schulde ich schließlich auch dem Lektor für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Steuer u n d Recht im R. Oldenbourg Verlag, Herrn Diplom-Volkswirt Martin M. Weigert, diesem vielerfahrenen Odysseus. Dem inzwischen fast schon zur geläufigen Floskel gewordenen ehemals guten Brauch, in diesen vor der Öffentlichkeit ausgesprochenen Dank die Ehefrau mit einzubeziehen - etwa dafür, um in der in diesem Buche geführten Sprache zu reden, daß sie es eingerichtet hat, den eigenen derivativen Betrieb gegen störende Einflüsse des originären Betriebes und vor allem des Handlungsumfeldes abzuschirmen - , diesem Brauch möchte ich hier nicht folgen; das, fürwahr, ist eine Sache, die nur uns beide etwas angeht. Köln, im Mai 1988

Klaus Stüdemann

Vorwort zur zweiten Auflage

Seit d e m E r s c h e i n e n d e r n u n m e h r v e r g r i f f e n e n ersten Auflage m e h r e n sich die A n z e i c h e n d e r Bereitschaft, Einsicht in die N o t w e n d i g k e i t zu zeigen, d e r k a u m mehr ü b e r s c h a u b a r e n Vielfalt an B e s o n d e r e n Betriebswirtschaftslehren eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre zur Seite zu stellen. D a s „ E n t w e d e r - O d e r " scheint, w e n n auch z ö g e r n d , so doch u n v e r k e n n b a r , d e m „Sowohl - Als a u c h " zu weichen. D i e nicht zuletzt auch a u f g r u n d der e i n g e t r e t e n e n und d e r u n m i t t e l b a r b e v o r s t e h e n d e n politischen U m w ä l z u n g e n ständig w a c h s e n d e n A u f g a b e n d e r Betriebswirtschaftslehre w e r d e n erzwingen, d a ß diese B e k u n d u n g e n eines Interessenwandels nicht nur verbales S t r o h f e u e r bleiben, s o n d e r n den Beginn eines Umdenkens ankündigen. Die A l l g e m e i n h e i t d e r in diesem Buch v e r t r e t e n e n A u f f a s s u n g von Betriebswirtschaftslehre b e r u h t auf d e r Herauslösung d e s G e m e i n s a m e n , das allen betriebswirtschaftlich b e d e u t s a m e n T a t b e s t ä n d e n z u g r u n d e liegt. Dieses G e m e i n s a m e ist die wirtschaftliche H a n d l u n g . Sie gibt der hier entwickelten Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre ihren N a m e n : handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre. Eine wirtschaftliche H a n d l u n g ist diejenige H a n d l u n g , die im wirtschaftlichen Bereich und damit in j e n e m Teilbereich d e r zur „ W e l t " z u s a m m e n g e f a ß t e n R e a l i t ä t vollzogen w i r d , in dem Bedürfnisse gegen Leistung eines Entgelts befriedigt w e r d e n . H i e r a u s erwächst die A u f g a b e , b e s c h r e i b e n d , e r k l ä r e n d und e m p f e h l e n d den A b l a u f wirtschaftlicher H a n d l u n g e n von d e r Zielsetzung ü b e r die Zielverfolgung bis hin zur E r r e i c h u n g d e s Endziels, d e r B e d ü r f n i s b e f r i e d i g u n g , als einen P r o z e ß zu schildern, der darauf ausgerichtet ist, d a ß wirtschaftliche H a n d l u n g e n als ö k o n o m i s c h e wirtschaftliche H a n d l u n g e n sich erweisen, u n ö k o n o m i s c h e wirtschaftliche H a n d l u n g e n dagegen v e r m i e d e n w e r d e n . Die Dringlichkeit des mit der H e r v o r h e b u n g des A l l g e m e i n e n v e r t r e t e n e n Anliegens hat sich in den a n d e r t h a l b J a h r e n seit V e r ö f f e n t l i c h u n g d e r ersten Auflage e h e r verstärkt. D a s Klagen ü b e r die nicht m e h r als g r e i f b a r e m p f u n d e n e Fülle an L e h r - , Wissens- u n d Prüfungsstoff schwillt u n ü b e r h ö r b a r a n ; und i m m e r häufiger vern i m m t man wie ein E c h o den in unserem L a n d e o f f e n b a r zur schlechten T r a d i t i o n g e w o r d e n e n Ruf nach d e r obrigkeitlich r e g e l n d e n H a n d . Dieser Furcht vor d e m E r d r ü c k t w e r d e n einerseits und einer v e r a n t w o r t u n g s a b w ä l z e n d e n Sucht nach R e g l e m e n t i e r u n g andererseits k ö n n t e durch die verstärkte H i n w e n d u n g zur Entwicklung allgemeiner Darstellungen ausgleichend b e g e g n e t w e r d e n . D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e Betriebswirtschaftslehre versteht sich als ein Beitrag hierzu. Sie leistet diesen Beitrag, i n d e m sie die auf wenige wesentliche Aussagen z u r ü c k g e f ü h r t e G r u n d l a g e entwickelt, von d e r aus d a n n , je nach A u f g a benstellung, d e d u k t i v einzelne B e s o n d e r h e i t e n und d a r ü b e r hinaus in sich abgeschlossene B e s o n d e r e Betriebswirtschaftslehren abgeleitet w e r d e n k ö n n e n . D a m i t ist die A l l g e m e i n e Betriebswirtschaftslehre in Gestalt d e r handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre i m s t a n d e , ein Z w e i f a c h e s zu b e w i r k e n : Sie weitet den Blick f ü r d a s G a n z e und weckt zugleich das Interesse f ü r das B e s o n d e r e . Köln, im A p r i l 1990

Klaus S t ü d e m a n n

Vorwort zur dritten Auflage

Die dritte Auflage erscheint in einer Zeit, in der die - bereits im Vorwort zur zweiten Auflage angesprochenen - politischen, kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Umwälzungen fortdauern: großräumige Zusammenschlüsse von Staaten stehen in hartem Kontrast zu regionalen Verselbständigungstendenzen, der Nord-Süd-Konflikt tritt mit schärferen Konturen ins Blickfeld, der weltumspannende völkermordende Krieg löst sich auf in eine Vielzahl begrenzter völkermordender Kriege, die großen und die kleinen Religionen dieser Welt fordern gleichermaßen hoffnungs- wie furchterregend verstärkt Beachtung, die Seßhaftigkeit der Völker zerfließt in eine sich ständig ausdehnende Beweglichkeit bis hin zur erzwungenen oder freiwilligen Wanderschaft auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen, die Entpolarisierung von Reichen und Armen in einigen Teilen der Erde sieht sich der Entstehung neuen Reichtums und bitterster Armut in anderen Teilen gegenüber, die Ökonomie gerät in Konkurrenz zur Ökologie. Die hieraus erwachsenden Probleme sind ohne Beispiel und ohne Vorbild. Es ist zu befürchten, daß die in Deutschland gelehrte Betriebswirtschaftslehre auf diese Lage nicht vorbereitet ist, auf Grund ihrer Denkgewohnheiten auch gar nicht vorbereitet sein kann: Sowohl die unübersehbare Neigung vieler Betriebswirtschaftler, in der von ihnen betriebenen Geisteswissenschaft naturwissenschaftlichem Denken den Vorzug einzuräumen und damit vorgeblich an den faszinierenden Möglichkeiten zur exakten Zukunftsvoraussage teilzuhaben, als auch ihr weithin zu beobachtendes Streben, gleichsam zur Demonstration des ökonomischen Prinzips alle Kraft auf ein immer enger begrenztes Tätigkeitsgebiet zu konzentrieren, läßt die Betriebswirtschaftslehre zunehmend in ein Gemenge aus Besonderen Betriebswirtschaftslehren zerfallen. Schon sind gelegentliche Äußerungen der Befriedigung über wohlgelungene „Interdisziplinarität" zu vernehmen, wenn sich Vertreter verschiedener Besonderer Betriebswirtschaftslehren zu einem gemeinsamen Gespräch zusammenfinden. In Wahrheit ist der gelobte Anlaß nichts anderes als ein Anzeichen für das Auseinanderfallen und damit für den Niedergang der Betriebswirtschaftslehre als eines eigenständigen wissenschaftlichen Faches. Dieser offenbar nur schwer zu durchbrechenden Entwicklung will das Buch entgegentreten. Es wird unverändert von dem Leitgedanken getragen, daß die Probleme unserer Zeit nicht länger vorwiegend induktiv zu lösen sind, also durch Anwenden spezieller Techniken, die sich in der Vergangenheit bewährt haben. An die Seite dieser vom Einzelfall ausgehenden Sicht hat vielmehr in steigendem Maße eine generalisierende, durch Deduktion zu gewinnende, der Vielfalt der ungelösten und neuartigen Fragen gerecht werdende Betrachtungsweise zu treten. Ihre Darstellung ist Gegenstand des Buches. Köln, im Februar 1993

Klaus Stüdemann

Inhaltsübersicht A. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

3

I. Die Konzeption der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre

3

II. Die Bedeutung des Allgemeinen für die Betriebswirtschaftslehre 1. Die B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die h e r k ö m m l i c h e Betriebswirtschaftslehre 2. Die D a r s t e l l u n g d e s A l l g e m e i n e n 3. Die h e r k ö m m l i c h e A l l g e m e i n e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als Besondere Betriebswirtschaftslehre 4. Die B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e Betriebswirtschaftslehre

44

B. Das wirtschaftliche Handeln als Gegenstand der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre I. Wirtschaftliches Handeln und ganzheitliches Handeln im Überblick II. Die Merkmale des wirtschaftlichen Handelns 1. Die G R U N D K O M P O N E N T E oder der H A N D L U N G S I N H A L T a) D a s E s s e n t i a l m e r k m a l : • Bedürfnisbefriedigen b) Die M o d i f i k a t i o n s m e r k m a l e aa) Die a l l g e m e i n e n M o d i f i k a t i o n s m e r k m a l e a') • Ökonomisches Prinzip b') • Entscheidung c ) • Planung bb) D a s b e s o n d e r e M o d i f i k a t i o n s m e r k m a l : • Handlungskriterium c) D a s Z u s a m m e n w i r k e n von E s s e n t i a l m e r k m a l u n d Modifikationsmerkmalen 2. Die MODALITATSKOMPONENTE oder die HANDLUNGSFORM a) b) c) d) e) f) g) h)

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Handlungsziele Handlungsfaktoren Handlungsmethoden Handlungselemente Handlungsphasen Handlungsobjekte Handlungserfolge Handlungsergebnisse

3. Das Zusammenwirken der Merkmale des wirtschaftlichen Handelns

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119 119 146 146 146 198 199 203 206 208 227 230 230 255 274 287 291 316 335 364 366

III. Das wirtschaftliche Handeln als eine Kategorie des ganzheitlichen Handelns 383

Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung A. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre I.

Die Konzeption der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre 1. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Lehre vom wirtschaftlichen Handeln 2. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Lehre vom Betrieb a) Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Lehre vom Betrieb im räumlichen Sinne b) Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Lehre vom Betrieb im funktionellen Sinne 3. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Betriebswirtschaftslehre 4. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine auf die Lehre vom wirtschaftlichen Handeln gestützte Betriebswirtschaftslehre a) Das wirtschaftliche Handeln als erstes G r u n d prinzip der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre b) Die Unterscheidung von originären und derivativen Betrieben als zweites Grundprinzip der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre c) Das Z u s a m m e n w i r k e n der beiden Grundprinzipien der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre

II. Die Bedeutung des Allgemeinen für die Betriebswirtschaftslehre 1. Die Bedeutung des Allgemeinen für die herkömmliche Betriebswirtschaftslehre 2. Die Darstellung des Allgemeinen a) Die der Darstellung des Allgemeinen zugrundeliegende Problematik b) Die Entwicklung u n d der Inhalt des Allgemeinen aa) Der historische Urgrund des Allgemeinen bb) Der Inhalt des Allgemeinen a') Die Ableitung des Allgemeinen durch Abstraktion b') Die beiden Abstraktionsformen

XIV

Inhaltsverzeichnis

c') Die isolierende u n d die generalisierende Abstraktion als die beiden Abstraktionsarten d') Die Wesentlichkeit einer Eigenschaft als Abstraktionskriterium e') Definitionen des Allgemeinen P) Die Wirkung des Allgemeinen g') Das Disjungierend-Allgemeine u n d das Konjungierend-Allgemeine als die beiden Erscheinungsformen der Abstraktionsmodalität h') Das Konjungierend-Allgemeine als Inhalt einer Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre 3. Die herkömmliche Allgemeine Betriebswirtschaftslehre als Besondere Betriebswirtschaftslehre a) Die entscheidungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Besondere Betriebswirtschaftslehre b) Die handlungstheoretisch konzipierte Betriebswirtschaftslehre als Besondere Betriebswirtschaftslehre c) Die systemorientierte Betriebswirtschaftslehre als Besondere Betriebswirtschaftslehre 4. Die Bedeutung des Allgemeinen f ü r die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre a) Die Abgrenzung der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre von der herkömmlichen Betriebswirtschaftslehre b) Die Einbindung der herkömmlichen Betriebswirtschaftslehre in die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre B. Das wirtschaftliche Handeln als Gegenstand der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre I.

Wirtschaftliches Handeln und ganzheitliches Handeln im Überblick 1. Das wirtschaftliche Handeln als eine Kategorie des ganzheitlichen Handelns im Überblick a) Das ganzheitliche Handeln b) Das wirtschaftliche Handeln aa) Das wirtschaftliche Handeln u n d seine Beziehung z u m ganzheitlichen Handeln a') Das wirtschaftliche Handeln als Ausschnitt aus dem ganzheitlichen Handeln b') Das wirtschaftliche Handeln als eigenständiges ganzheitliches Handeln bb) Die Bedeutung des W o r t e s „wirtschaftlich"

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Inhaltsverzeichnis a') Die des b') Die des a") b") c")

qualitätsbezeichnende Bedeutung Wortes „wirtschaftlich" bereichsbezeichnende Bedeutung Wortes „wirtschaftlich" Der Bereich Der wirtschaftliche Bereich Das wirtschaftliche Handeln als Handeln im wirtschaftlichen Bereich cc) Das außerwirtschaftliche Handeln Die Merkmale des wirtschaftlichen Handelns im Überblick a) Die Z u s a m m e n f a s s u n g der Handlungsmerkmale zur G r u n d k o m p o n e n t e und zur Modalitätskomponente des wirtschaftlichen Handelns b) Die den Inhalt oder die G r u n d k o m p o n e n t e des wirtschaftlichen Handelns b e s t i m m e n d e n Merkmale im Überblick c) Die die Form oder die Modalitätskomponente des wirtschaftlichen Handelns bestimmenden Merkmale im Überblick d) Die Unterscheidung von allgemeinen, besonderen, abstrakten u n d konkreten Handlungsmerkmalen ie Merkmale des wirtschaftlichen Handelns Die den Inhalt oder die G r u n d k o m p o n e n t e des wirtschaftlichen Handelns b e s t i m m e n d e n Merkmale a) Das Essentialmerkmal des Handlungsinhalts aa) Die Darstellung der Bestandteile des Essentialmerkmals im Überblick bb) Die Darstellung der einzelnen Bestandteile des Essentialmerkmals a') Das Befriedigen von Bedürfnissen b') Das Befriedigen von wirtschaftlichen Bedürfnissen c') Das unmittelbare und das mittelbare Befriedigen von wirtschaftlichen Bedürfnissen d') Das Befriedigen von wirtschaftlichen Bedürfnissen durch G ü t e r a") Die Eigenschaften der G ü t e r a'") Die Unterscheidung von knappen und freien G ü t e r n b"') Die Unterscheidung von G ü tern erster und höherer Ordnung c'") Die Unterscheidung von wirtschaftlichen und außerwirtschaftlichen G ü t e r n

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XVI

Inhaltsverzeichnis

b") Zeit und Geld als Nicht-Güter a"') Die Zeit als Nicht-Gut b"') Das Geld als Nicht-Gut e') Die Bedürfnisbefriedigung als Abschluß des Befriedigens von wirtschaftlichen Bedürfnissen f ) Der Bedürfnisträger als Nutznießer der Bedürfnisbefriedigung g') Z u s a m m e n f a s s e n d e Beschreibung des Bedürfnisbefriedigens b) Die Modifikationsmerkmale des Handlungsinhalts aa) Die allgemeinen Modifikationsmerkmale a 1 ) Das ökonomische Prinzip b') Die Entscheidung c') Die Planung bb) Das besondere Modifikationsmerkmai „Handlungskriterium" a') Die Unterscheidung von wirtschaftlichen und außerwirtschaftlichen Handlungskriterien b') Die Ableitung der Handlungskriterien aus d e m Gesamthandlungsumfeld c') Die Bedeutung der Handlungskriterien für das wirtschaftliche Handeln im allgemeinen d') Die Bedeutung des Handlungskriteriums „Religion" für das wirtschaftliche Handeln im besonderen c) Das Zusammenwirken der d e n Inhalt des wirtschaftlichen Handelns b e s t i m m e n d e n Merkmale 2. Die die F o r m oder die Modalitätskomponente des wirtschaftlichen Handelns b e s t i m m e n d e n Merkmale a) Die Ziele des wirtschaftlichen Handelns aa) Das wirtschaftliche Handlungsziel und seine Realisation a') Die Zielrealisation bei Übereinstimmung von Ziel und Ergebnis b') Die Zielrealisation bei fehlender Übereinstimmung von Ziel und Ergebnis bb) Die Bedürfnisbefriedigung als das Endziel des wirtschaftlichen Handelns cc) Die Bedarfsdeckung als ein Zwischenziel des wirtschaftlichen Handelns a') Die Funktion des Bedarfs und der Bedarfsdeckung im wirtschaftlichen Handeln b1) Die vier Grundtypen des Bedarfs und der Bedarfsdeckung

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396] 396] 397]

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XVII

Inhaltsverzeichnis

dd)

b) Die aa)

bb) c) Die aa) bb) d) Die e) Die aa)

c') Die Fremdbedarfsdeckung im besonderen d') Die Bedarfsdeckung als Innen- oder Außenziel des wirtschaftlichen Handelns Der Z u s a m m e n h a n g zwischen den Handlungszielen der Bedarfsdeckung und der Bedürfnisbefriedigung Faktoren des wirtschaftlichen Handelns Die ursprünglichen Handlungsfaktoren a') Die Handlungsfaktoren Handlungsenergie und Handlungsgut im allgemeinen b') Die Handlungsfaktoren Handlungsenergie und Handlungsgut im besonderen a") Der Handlungsfaktor Handlungsenergie a'") Der Handlungsfaktor Arbeitsenergie b"') Der Handlungsfaktor Beschäftigungsenergie b") Der Handlungsfaktor Handlungsgut a'") Der Handlungsfaktor Kapitalgut b'") Der Handlungsfaktor Ergänzungsgut Der abgeleitete Handlungsfaktor Geld M e t h o d e n des wirtschaftlichen Handelns Die Kombination als Grundprinzip der Met h o d e n des wirtschaftlichen Handelns Die Erscheinungsformen der Kombination E l e m e n t e des wirtschaftlichen Handelns Phasen des wirtschaftlichen Handelns Die Einteilung der Handlungsphasen a') Die Einteilung der Handlungsphasen bei mittelbarem Bedürfnisbefriedigen a") Die die Handlungsphasen unterscheidenden Merkmale a'") Die von der Güterbeschaffungsphase eingeleitete Handlungsphasenabfolge b'") Die von der Güterverwendungsphase eingeleitete Handlungsphasenabfolge c'") Die von der E i n n a h m e n b e schaffungsphase eingeleitete Handlungsphasenabfolge d'") Die von der Einnahmenverwendungsphase eingeleitete Handlungsphasenabfolge b") Das den Handlungsphasen gemeinsame Merkmal

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XVIII

Inhaltsverzeichnis

bb)

f ) Die aa) bb) cc) dd) g) Die aa) bb)

b') D i e E i n t e i l u n g d e r H a n d l u n g s p h a s e n bei unmittelbarem Bedürfnisbefriedigen c') D i e drei G r u n d t y p e n der A b f o l g e v o n Handlungsphasen Die Z u o r d n u n g der H a n d l u n g s p h a s e n z u m Güter- und z u m Geldsektor a ' ) D i e Z u o r d n u n g der H a n d l u n g s p h a s e n z u m G ü t e r - u n d z u m G e l d s e k t o r im allgemeinen b') D i e Z u o r d n u n g der H a n d l u n g s p h a s e n z u m G ü t e r - u n d z u m G e l d s e k t o r im besonderen a " ) D i e k a u f e n d e wirtschaftliche H a n d lung b") Die tauschende wirtschaftliche Handlung c " ) Die kreditierende wirtschaftliche Handlung d") Die schenkende wirtschaftliche Handlung O b j e k t e des wirtschaftlichen H a n d e l n s Die Arten der Handlungsobjekte Die F o r m e n der Entstehung der Handlungsobjekte D i e O r d n u n g s s t u f e n der H a n d l u n g s o b j e k t e D i e H a n d l u n g s o b j e k t e als G l i e d e r v o n Mittel-Zweck-Relationen E r f o l g e d e s wirtschaftlichen H a n d e l n s D i e B e d e u t u n g des H a n d l u n g s e r f o l g e s f ü r das wirtschaftliche H a n d e l n D e r H a n d l u n g s e r f o l g in güterwirtschaftlic h e r u n d in geldwirtschaftlicher Sicht a ' ) D e r H a n d l u n g s e r f o l g in g ü t e r w i r t s c h a f t licher Sicht b') D e r H a n d l u n g s e r f o l g in g e l d w i r t s c h a f t licher Sicht c 1 ) D e r H a n d l u n g s e r f o l g in g e m i s c h t - g ü t e r wirtschaftlich-geldwirtschaftlicher Sicht a " ) D i e V o r a u s s e t z u n g e n des H a n d l u n g s e r f o l g e s in g e m i s c h t - g ü t e r w i r t schaftlich-geldwirtschaftlicher Sicht b") D e r W e r t als g ü t e r o r i e n t i e r t e s Mittel z u r M e s s u n g des H a n d l u n g s e r f o l g e s in g e m i s c h t - g ü t e r w i r t s c h a f t l i c h - g e l d wirtschaftlicher Sicht c " ) D e r Preis als g e l d o r i e n t i e r t e s Mittel z u r M e s s u n g des H a n d l u n g s e r f o l g e s in g e m i s c h t - g ü t e r w i r t s c h a f t l i c h - g e l d wirtschaftlicher Sicht

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XIX

Inhaltsverzeichnis

cc) Der Ausweis des Handlungserfolges in der Bilanz dd) Der Handlungserfolg und sein Verhältnis zum Handlungsendziel h) Die Ergebnisse des wirtschaftlichen Handelns

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III. Das wirtschaftliche Handeln als eine Kategorie des ganzheitlichen Handelns

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1. Das wirtschaftliche Handeln in Abgrenzung zu den anderen Kategorien des ganzheitlichen Handelns im allgemeinen

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387 [RN 387 [RN 389 [RN

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3. Z u s a m m e n f a s s e n d e Beschreibung des wirtschaftlichen Handelns a) Das Verhältnis der Merkmale des wirtschaftlichen Handelns zueinander b) Das Verhältnis zwischen den Handlungsphasen und den übrigen Modalitätsmerkmalen des wirtschaftlichen Handelns c) Das Verhältnis zwischen den Merkmalen des wirtschaftlichen Handelns und den Handlungsstadien aa) Die Bedeutung des Handlungsmerkmals Ziel für die Handlungsstadien bb) Das Verhältnis zwischen den Handlungsphasen und den Handlungsstadien a') Das Verhältnis zwischen einer einzelnen Handlungsphase und den Handlungsstadien b') Das Verhältnis zwischen mehreren Handlungsphasen und den Handlungsstadien c') Das Verhältnis zwischen der Zielrealisation und den Handlungsstadien

2. Das wirtschaftliche Handeln in Abgrenzung zu den Kategorien des technischen und des rechtlichen Handelns im besonderen a) Die Notwendigkeit der Abgrenzung b) Die Abgrenzungsmerkmale aa) Die ausgewählten Abgrenzungsmerkmale im Überblick bb) Das Abgrenzungsmerkmal „Seinsform" a') Die betriebswirtschaftliche Bedeutung der Seinsformen b') Die betriebswirtschaftlich bedeutsamen Seinsformen a") Die Seinsformen des Realen i.w.S. und des Irrealen b") Die Seinsformen des Realen i.e.S., des Ideellen und des Idealen

Inhaltsverzeichnis

c') Die Seinsformen des Materiellen und des Immateriellen a " ) Die Abgrenzung des Materiellen vom Immateriellen b") Die Substanz des Materiellen und des Immateriellen Die Seinsform des Immateriellen und ihre Untergliederungen a") Die Seinsform des Eigenständig-Immateriellen b") Die Seinsform des Akzessorisch-Immateriellen c") Die Seinsformen des materialisierten Immateriellen und des nichtmaterialisierten Immateriellen e') Die Seinsform des Realen und ihr Verhältnis z u m Nominellen P) Das Verhältnis der Seinsformen zueinander c) Die einzelnen Handlungskategorien a a ) Das technische Handeln bb) Das rechtliche Handeln c c ) Das wirtschaftliche Handeln d) Die gegeneinander abgegrenzten Handlungskategorien im Überblick Das Z u s a m m e n w i r k e n des wirtschaftlichen Handelns mit außerwirtschaftlichem Handeln a) Die wirtschaftliche Handlung u n d ihre Verbind u n g mit außerwirtschaftlichen Handlungskategorien b) Die wirtschaftliche Handlung und ihre Beeinflussung durch außerwirtschaftliche Handlungskriterien aa) Die Bedeutung außerwirtschaftlicher Handlungskriterien flir die wirtschaftliche Handlung bb) Die „besondere Betrachtungsweise" c) Außerwirtschaftliche Handlungen und ihre Beeinflussung durch wirtschaftliche Handlungskriterien aa) Die Bedeutung wirtschaftlicher Handlungskriterien für die außerwirtschaftliche Handlung bb) Die „wirtschaftliche Betrachtungsweise"

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[RN 988] [RN 994] [RN 994] [RN 996] [RN 1003]

430 [RN 1009] 431 [RN 1010]

431 [RN 1011]

435 [RN 1022]

435 [RN 1022] 439 [RN 1033]

441 [RN 1038]

441 [RN 1038] 445 [RN 1045]

XXI

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

453

Literaturverzeichnis

459

Stichwortverzeichnis

523

Falttafel Abbildung 16

589

Falttafel A b b i l d u n g 49

590

Falttafel A b b i l d u n g 55

591

Falttafel Abbildung 74

592

Vorbemerkung

1

Betriebswirtschaftslehre ist die Lehre von den Betrieben. Allgemeine Betriebswirtschaftslehre ist die Lehre von der den Betrieben gemeinsamen Eigenschaft. Die d e n Betrieben gemeinsame Eigenschaft ist ihre Funktion, Ort wirtschaftlichen H a n d e l n s zu sein. Diejenige Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, die das wirtschaftliche Handeln als das die Betriebe miteinander verbindende Element bereits in ihrer B e n e n n u n g betont, ist die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre.

3

A. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 2

U n t e r s u c h u n g s o b j e k t der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist das wirtschaftliche Handeln. Das wirtschaftliche Handeln wird d a m i t z u m z e n t r a l e n Begriff der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n Betriebswirtschaftslehre; a u f s e i n e r G r u n d l a g e entwickelt sie d i e ihr e i g e n e K o n z e p t i o n . D i e s e K o n z e p t i o n stellt sich in einigen g r u n d l e g e n d e n F r a g e n in W i d e r s p r u c h z u r h e r k ö m m l i c h e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e . G e r a d e auf diese A b w e i c h u n g e n v o n d e n t r a d i t i o n e l l e n L e h r m e i n u n g e n a b e r stützt sich der Anspruch d e r handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre, im G e g e n s a t z zu fast allen gegenwärtig v e r t r e t e n e n A u f f a s s u n g e n von Betriebswirtschaftslehre e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre zu sein.

3

F ü r d e n G r a d der V e r a l l g e m e i n e r u n g wird ein u n t e r s c h i e d l i c h g r o ß e s M a ß gewählt. H i e r a u s erklärt sich die U n t e r g l i e d e r u n g in e i n e n allgemeinen Teil u n d in e i n e n besonderen Teil der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e .

4

D e r E r k l ä r u n g dieser Z u s a m m e n h ä n g e dient d e r v o r l i e g e n d e A b s c h n i t t .

I. Die Konzeption der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre 5

Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist z u m e i n e n e i n e Handlungslehre; sie ist z u m a n d e r e n eine Betriebswirtschaftslehre. Als H a n d l u n g s l e h r e beschäftigt sie sich mit d e m w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n , als B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e erschließt sie den e i n z e l w i r t s c h a f t l i c h e n Teil d e r L e h r e von d e n B e t r i e b e n als d e n O r t e n des wirtschaftlichen H a n d e l n s .

A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

4

1. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Lehre vom wirtschaftlichen Handeln 6

D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e Betriebswirtschaftslehre ist z u n ä c h s t e i n m a l e i n e Handlungslehre, weil d e r v o n ihr u n t e r s u c h t e A u s s c h n i t t a u s d e r Wirklichkeit das m e n s c h l i c h e H a n d e l n betrifft. I n n e r h a l b dieses A u s s c h n i t t s k o n z e n t r i e r t sie sich w i e d e r u m a u f e i n e n T e i l b e r e i c h des m e n s c h l i c h e n H a n d e l n s . Dieser T e i l b e r e i c h u m f a ß t das wirtschaftliche Handeln. A u f g a b e der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n Betriebsw i r t s c h a f t s l e h r e ist d e m n a c h die B e s c h r e i b u n g der b e s o n d e r e n E i g e n s c h a f t e n , die ein nicht n ä h e r g e k e n n z e i c h n e t e s , g a n z h e i t l i c h e s m e n s c h l i c h e s H a n d e l n z u m w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n w e r d e n lassen. A u f g a b e d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist s o m i t die B e a n t w o r t u n g d e r Frage nach • d e m Was d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s , d e m Handlungsinhalt, und • d e m Wie d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s , d e r Handlungsform.

7

D e m g e g e n ü b e r spielt die U n t e r s u c h u n g der Frage n a c h • d e m Wo d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s , d e m Handlungsort, e i n e u n t e r g e o r d n e t e , gleichwohl aber wichtige Rolle. H a n d l u n g s o r t ist d e r Betrieb.

8

D i e F r a g e nach • d e m Warum d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s , d e m Handlungsgrund, wird nicht e r ö r t e r t . D i e s e F r a g e ist G e g e n s t a n d A n s ä t z e z u r E r k l ä r u n g wirtschaftlichen H a n d e l n s 1 .

verhaltenswissenschaftlicher

9

A u s d e r u n t e r s c h i e d l i c h e n G e w i c h t u n g dieser F r a g e s t e l l u n g e n e r w ä c h s t d e r A u f b a u der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e m i t ihrer G l i e d e r u n g in e i n e n allgemeinen Teil u n d in e i n e n besonderen Teil:

10

F ü r d i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist z e n t r a l e s Objekt d e r B e t r a c h t u n g das w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n in seiner a l l g e m e i n e n G e s t a l t . D i e a l l g e m e i n e G e s t a l t d e s wirtschaftlichen H a n d e l n s tritt a u s d e r Mannigfaltigkeit d e r das w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n als G e s a m t h e i t k e n n z e i c h n e n d e n E i n z e l e r s c h e i n u n g e n d a n n hervor, w e n n alle B e s o n d e r h e i t e n u n d D i f f e r e n z i e r u n g e n a u ß e r acht g e l a s s e n w e r d e n , die das wirtschaftliche H a n d e l n in B e t r i e b e n der u n t e r s c h i e d l i c h s t e n Art b e s c h r e i b e n u n d die als E r g e b n i s v o n B e o b a c h t u n g e n e i n z e l n e r B e t r i e b e ins B e w u ß t s e i n t r e t e n .

i S i e h e h i e r z u R N 551 F N 6.

I. Die K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

11

5

Diese verallgemeinernde Sicht führt zunächst zum Erkennen des Inhalts des wirtschaftlichen Handelns oder, in verkürzter Ausdrucksweise, des Handlungsinhalts. Der Handlungsinhalt ist die Z u s a m m e n f a s s u n g derjenigen in abstrakter Form wiedergegebenen Eigenschaften menschlichen Handelns, die einen noch näher zu b e s t i m m e n d e n Teil aus der G e s a m t m e n g e menschlicher Handlungen herausheben u n d auf diese Weise das wirtschaftliche Handeln vom außerwirtschaftlichen Handeln trennen. Der Handlungsinhalt gibt somit Antwort auf die Frage, was unter wirtschaftlichem Handeln zu verstehen ist.

12

Die die allgemeine Gestalt des wirtschaftlichen Handelns hervorhebende Betrachtungsweise führt des weiteren z u m Erkennen der Grundform des wirtschaftlichen Handelns oder, in verkürzter Ausdrucksweise, der Handlungsgrundform. Ein T u n , von dem ausgesagt wird, daß es die Handlungsgrundform darstelle, wird demzufolge ohne A n s e h u n g der in den unterschiedlichen Betriebsformen zu beobachtenden Eigentümlichkeiten des wirtschaftlichen Handelns und d e m e n t sprechend auch ohne A n s e h u n g der verschiedenen Ausprägungen beschrieben, in denen Betriebe in die Erscheinung treten. Deshalb spielt bei der Darstellung der Handlungsgrundform die Unterscheidung mehrerer möglicher Betriebsgestaltungen keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Wenn von der Handlungsgrundform die Rede ist, so wird also von einem Handeln gesprochen, das seiner G r u n d struktur nach ebenso in einem Einpersonen-Haushalt wie auch in einer Bank oder in einer Schuhfabrik oder in dem Büro eines Steuerberaters wie auch in einer staatlichen Behörde ausgeübt werden kann. Derartige unterschiedliche Betriebsgestaltungen werden allenfalls beiläufig in die Untersuchung einbezogen, etwa dann, w e n n einzelne Aspekte wirtschaftlichen Handelns für diesen oder j e n e n Betrieb unterschiedliche Bedeutung erlangen 2 . Gleichwohl steht hier in diesem Buch überwiegend, ob ausdrücklich erwähnt oder stillschweigend, zunächst noch das geläufige Bild von der U n t e r n e h m u n g Pate; von diesem bekannten Vorstellungsmuster zugunsten einer noch weiterreichenden Abstraktion abzurücken, scheint aus G r ü n d e n der besseren Veranschaulichung vorerst nicht angeraten zu sein. Vielmehr genügt es im Rahmen dieser Darstellung, d a r a u f h i n z u w e i s e n , daß die U n t e r n e h m u n g lediglich eine Betriebsform unter vielen anderen ist u n d daß sie infolgedessen, wenn in diesem Buch von ihr die Rede ist, lediglich die Funktion einer Stellvertreterin für alle anderen denkbaren Betriebsformen ausübt.

13

Aus der G r u n d f o r m des wirtschaftlichen Handelns können sodann die Sonderformen des wirtschaftlichen Handelns oder, in verkürzter Ausdrucksweise, die Handlungssonderformen 2

S o v o l l z i e h t sich z w a r w i r t s c h a f t l i c h e s H a n d e l n z.B. im H a u s h a l t u n d in d e r U n t e r n e h m u n g n a c h d e m g l e i c h e n G r u n d p r i n z i p ; d i e s schließt j e d o c h nicht V a r i a t i o n e n d i e s e s G r u n d p r i n z i p s a u s ; s i e h e z.B. R N 708.

6

A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

abgeleitet werden, indem Gesamtheiten oder Klassen von Betrieben mit einheitlichen M e r k m a l e n gebildet u n d die Eigenheiten des wirtschaftlichen Handelns in diesen Betriebsklassen untersucht werden 3 . Es sind drei Klassen von Betrieben zu unterscheiden: • die Betriebskategorie4, • die Betriebsgattung und • die Betriebsart. 14

Die Betriebsklassen stehen untereinander in einer bestimmten Beziehung. Sie läßt sich auf zweifache Weise kennzeichnen: Einerseits kann j e d e der drei Klassen als eigenständige, in sich geschlossene Einheit o h n e Berücksichtigung ihres Verhältnisses zu d e n jeweils beiden anderen Klassen angesehen werden. Auf diese Weise entsteht ein G e f u g e einzelner Betriebsklassen, die als voneinander losgelöst betrachtet werden können. Diese Art der Beziehung zwischen den Betriebsklassen ist in Abbildung 1 dargestellt. Andererseits können die Betriebsklassen aber auch in ein System wechselseitiger Abhängigkeiten eingefügt werden, so daß die drei g e n a n n t e n Betriebsklassen zu Unterklassen der Oberklasse „Betrieb" werden. Hierdurch entsteht ein Gefüge miteinander v e r b u n d e n e r Betriebsklassen, das die zwischen den einzelnen Betriebsklassen u n d die zwischen den einzelnen Betrieben b e s t e h e n d e n Beziehungen offenlegt. Diese Art der Beziehung zwischen den Betriebsklassen ist in Abbildung 2 dargestellt.

15

In beiden Fällen lassen sich die drei Betriebsklassen, wie die Abbildungen 1 u n d 2 ebenfalls zeigen, in Unterklassen bzw. in weitere Unterklassen aufgliedern. Diese Aufteilung ergibt

3

4

S i e h e z u r P r o b l e m a t i k d e r B i l d u n g von K l a s s e n Ernst Cassirer [SubstanzbegrifTj, S. 5-24; vgl. a u c h Nikoiaj 1. Kondakow [Logik], S t i c h w o r t „ G a t t u n g s b e g r i f f " , S. 174. In d e r P h i l o s o p h i e sind K a t e g o r i e n „letzte O b e r b e g r i f f e , die nicht m e h r U n t e r b e g r i f f e n o c h h ö h e r e r E i n h e i t e n sind u n d d e s h a l b Urbegriffe. . . h e i ß e n " ; sie bilden „ h ö c h s t e G a t t u n g e n " ( J o h a n n e s B. Lötz [Kategorien], S. 192; die Z i t a t e w u r d e n an d e n T e x t a n g e paßt). „ Ü b e r i h n e n s t e h t einzig das Sein, d a s z w a r selbst keine G a t t u n g ist, an d e m a b e r die K a t e g o r i e n als die u r s p r ü n g l i c h e n Seins-weisen t e i l n e h m e n . " ( J o h a n n e s B. Lötz, a.a.O.) Es sind e i n e r s e i t s „ S t a m m b e g r i f f e d e s reinen V e r s t a n d e s " (Immanuel Kant [ V e r n u n f t ] , S. 119), „von d e n e n d i e ü b r i g e n Begriffe ableitbar s i n d . . . , a n d e r e r s e i t s die Ur- u n d G r u n d f o r m e n des S e i n s d e r E r k e n n t n i s g e g e n s t ä n d e " (Heinrich Schmidt [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ) , S t i c h w o r t „ K a t e g o r i e " , S. 352). In d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e wird das W o r t „ K a t e g o r i e " im w e s e n t l i c h e n in zwei A n w e n d u n g s f o r m e n g e b r a u c h t : als „ B e t r i e b s k a t e g o r i e " u n d als „ H a n d l u n g s k a t e g o r i e " [RN 266]. In beiden F ä l l e n wird das W o r t in e i n e m n i c h t - p h i l o s o p h i s c h e n S i n n e z u r B e z e i c h n u n g einer d e r G a t t u n g ü b e r g e o r d n e t e n Klasse (vgl. h i e r z u Johannes Hoffmeister (Hrsg.) [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , S t i c h w o r t „ K a t e g o r i e " , S. 345; vgl. a u c h Heinrich Schmidt, a.a.O.), j e d e n f a l l s a b e r als ein „ g r u n d l e g e n d e r u n d a l l g e m e i n ster Begriff d e r W i s s e n s c h a f t " (Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.) [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , B a n d 1, S t i c h w o r t „Kategorie", S. 607) v e r w e n d e t .

I. D i e K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n

A b b . 1: D i e e i n z e l n e n

7

Betriebswirtschaftslehre

Betriebsklassen

^ ^ Die ^^)berklasse

|

gliedert sich in Unterklassen^^

Betriebskategorien

Betriebe

|

| originäre Betriebe |

private originäre Betriebe

Betriebsgattungen

i Haushalte

|

Betriebsarten

BetriebsA

BelneBs S

| derivative Betriebe |

öffentlicher originärer Betrieb |

|

\

Betriebs

C

Abb. 2: D i e m i t e i n a n d e r k o m b i n i e r t e n

_

öffentlicher derivativer Betrieb

private derivative Betriebe

""

Staat

|

/ \ Betriebs

Betriebs-

Betriebs

D

K

F

|

i Unternehmungen

/

Beinebs

/ \ Betriebs-

|

\

Bemebs

Betriebsklassen

• zwei Betriebskategorien: - die originären Betriebe und - die derivativen Betriebe [RN 59, 73, 75], des weiteren • drei Betriebsgattungen5: - die Haushalte, - die Unternehmen oder Unternehmungen u n d - den Staat, soweit er im Wirtschaftsbereich tätig wird, 5

M a n k a n n , wie sich a u s A b b . 2 a b l e s e n läßt, j e n a c h B e t r a c h t u n g s w e i s e e n t w e d e r drei o d e r vier B e t r i e b s g a t t u n g e n

unterscheiden.

A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

8

u n d schließlich die z a h l e n m ä ß i g nicht b e g r e n z b a r e n • Betriebsarten, so z.B.: - d i e A r b e i t n e h m e r - , die U n t e r n e h m e r - u n d d i e R e n t n e r h a u s h a l t e , - die U r p r o d u k t i o n - , die Industrie- u n d die D i e n s t l e i s t u n g s u n t e r n e h m e n , - d e r fiskalisch, d.h. als Privatrechtssubjekt, d e r schlicht h o h e i t l i c h , d.h. als T r ä g e r d e r D a s e i n s v o r s o r g e , u n d d e r hoheitlich, d.h. in A u s ü b u n g ö f f e n t l i c h e r G e w a l t h a n d e l n d e Staat 6 . H i e r v o n spielen f ü r die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e • die B e t r i e b s k a t e g o r i e n die b e d e u t e n d s t e , • die B e t r i e b s g a t t u n g e n e i n e wichtige u n d • die Betriebsarten e i n e u n t e r g e o r d n e t e u n d d e s h a l b h i e r n i c h t n ä h e r u n t e r s u c h t e Rolle. 16

Die H a n d l u n g s s o n d e r f o r m e n g e w i n n e n ihre K o n t u r e n also d a d u r c h , d a ß das wirtschaftliche H a n d e l n nicht n u r in e i n z e l n e n B e t r i e b e n , s o n d e r n in g e d a n k l i c h v o l l z o g e n e n Z u s a m m e n f a s s u n g e n von B e t r i e b e n u n t e r s u c h t wird, e b e n in d e n B e t r i e b s k a t e g o r i e n u n d in d e n B e t r i e b s g a t t u n g e n sowie in d e n in d i e s e m B u c h vernachlässigten B e t r i e b s a r t e n . I n f o l g e d e s s e n sind auch die f ü r die Betriebskategorien u n d die f ü r die B e t r i e b s g a t t u n g e n g e l t e n d e n H a n d l u n g s s o n d e r f o r m e n v e r a l l g e m e i n e r n d e B e s c h r e i b u n g e n w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s ; allerdings ist bei i h n e n der G r a d d e r K o n k r e t i s i e r u n g in R i c h t u n g auf d a s in d e r Wirklichkeit zu b e o b a c h t e n d e H a n d e l n w e i t e r fortgeschritten als bei d e r H a n d l u n g s g r u n d f o r m 7 . Es m ü s s e n also • z u m einen das wirtschaftliche H a n d e l n in e i n z e l n e n B e t r i e b e n s c h l e c h t h i n , also o h n e B e r ü c k s i c h t i g u n g ihrer Z u g e h ö r i g k e i t zu e i n e r Betriebskategorie o d e r e i n e r Betriebsgattung (Handlungsgrundform) und • z u m andern das wirtschaftliche H a n d e l n in originären u n d in derivativen B e t r i e b e n (Handlungssonderformen der Betriebskategorien) s o w i e das w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n in H a u s h a l t e n , in U n t e r n e h m u n g e n u n d im Staat (Handlungssonderformen der Betriebsgattungen) unterschieden werden.

17

Die Handlungsgrundform

wie auch die H a n d l u n g s s o n d e r f o r m e n sind

durch

6 S i e h e z u m Staat: Hans J. Wotff, Otto Bachof [ V e r w a l t u n g s r e c h t ] , §§ 3 1, 23 (S. 18-20, 104112); f e r n e r : Walter Jellinek [ V e r w a l t u n g s r e c h t ] , S. 20-28; Ernst Forsthof/'[Verwaltungsrecht], V o r b e m . vor § 20 (S. 368-373); Norbert Achterberg [ V e r w a l t u n g s r e c h t ] , S. 72. 7 Vgl. h i e r z u Nicolai Hartmann [Reale Welt], S. 344: „ E s gibt w o h l ein M e h r u n d W e n i g e r d e s A l l g e m e i n s e i n s , j e n a c h d e m , U m f a n g ' d e r G l e i c h a r t i g k e i t , a b e r es gibt kein M e h r u n d W e n i g e r an Einzigkeit."

I. D i e K o n z e p t i o n der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

9

Abstraktion g e w o n n e n e B e s c h r e i b u n g e n des wirtschaftlichen H a n d e l n s . Es sind also abstrakte Handlungsformen. I h n e n stehen die konkreten Handlungsformen g e g e n ü b e r , die das wirtschaftliche H a n d e l n in e i n e m b e s t i m m t e n einzelnen Betrieb m e i h e n . 18

Sowohl die Handlungsgrundform als a u c h die Handlungssonderformen sind A u s p r ä g u n g e n der v o m H a n d l u n g s i n h a l t zu u n t e r s c h e i d e n d e n Handlungsform u n d d a m i t B e n e n n u n g e n der Art u n d W e i s e wirtschaftlichen H a n d e l n s . Sie geben also, m i t a n d e r e n W o r t e n , in unterschiedlich h o h e m Abstraktionsgrad Antwort auf die Frage, wie o d e r in welcher Weise wirtschaftliches H a n d e l n sich vollzieht.

19

I n n e r h a l b der hier h e r v o r g e h o b e n e n Betriebskategorien u n d Betriebsgattungen wie a u c h innerhalb der hier nicht weiter erörterten Betriebsarten stellt der einzelne Betrieb ein E l e m e n t dieser drei Betriebsklassen dar. Im S i n n e der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre ist u n t e r d e m e i n z e l n e n Betrieb j e d o c h nicht d e r einzelne individuelle Betrieb mit konkreten, von Betrieb zu Betrieb v e r s c h i e d e n e n Eigenschaften zu v e r s t e h e n . Im Sinne der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n Betriebswirtschaftslehre ist u n t e r Betrieb v i e l m e h r ein typisierter Betrieb, ein Betriebstyp o d e r ein Betriebstypus zu v e r s t e h e n u n d damit ein Betrieb, der die G r u n d f o r m , die Urgestalt eines Betriebes zeigt; diese G r u n d f o r m liegt der Mehrheit der K l a s s e n e l e m e n t e z u g r u n d e , sie spiegelt die Mannigfaltigkeit der in den Betriebskategorien u n d Betriebsgattungen z u s a m m e n g e s c h l o s s e n e n E l e m e n t e am d e u t l i c h s t e n wider u n d drückt die weniger durch Abstraktion als d u r c h Intuition, d u r c h „ a n s c h a u e n d e s D e n k e n " g e w o n n e n e , den „ W e s e n s k e r n " b e s c h r e i b e n d e G e s a m t v o r s t e l l u n g dessen aus, was als Betrieb a n g e s e h e n wird 8 .

20

E i n a n d e r g e g e n ü b e r z u s t e l l e n sind also einerseits das wirtschaftliche H a n d e l n im typisierten e i n z e l n e n Betrieb u n d andererseits das wirtschaftliche H a n d e l n in d e n Betriebsgattungen u n d Betriebskategorien, in d e n e n ihrerseits w i e d e r u m typisierte e i n z e l n e Betriebe z u s a m m e n g e s c h l o s s e n sind; e i n a n d e r g e g e n ü b e r z u s t e l l e n 8

S i e h e Johannes Hoffmeister (Hrsg.) [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , S t i c h w o r t „ T y p u s " , S. 6 2 3 - 6 2 4 , sowie Heinrich Schmidt [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , S t i c h w o r t „Typus", S. 7 0 9 - 7 1 0 ; z u m Teil w ö r t l i c h e W i e d e r g a b e . S i e h e z u m U n t e r s c h i e d z w i s c h e n (klassifikatoris c h e m ) Begriff u n d T y p u s ( b e g r i f f ) : Carl G. Hempel, Paul Oppenheim [TypusbegrifT], S. 1-3; Arnold Koller [ T y p u s l e h r e ] , S. 9-43; Klaus Stüdemann [ R e c h t s f o r m ] , Sp. 3362, mit w e i t e r e n L i t e r a t u r h i n w e i s e n . - In d e r R e c h t s w i s s e n s c h a f t , v o r allem im G e s e l l s c h a f t s r e c h t , ist e i n e g e w i s s e , u.a. d u r c h d e n A u f s a t z v o n Hans-Joachim Mertens [Grundtypenvermischung] e i n g e l e i t e t e N e i g u n g z u r W e n d u n g v o m klassifikatorischen Begriff h i n z u m T y p u s b e g r i f f f e s t z u s t e l l e n . D i e s e E n t w i c k l u n g ist, i n s b e s o n d e r e a u s w i r t s c h a f t l i c h e r Sicht [ R N 10451057], z u b e g r ü ß e n . A l l e r d i n g s wird sie n i c h t a l l g e m e i n g u t g e h e i ß e n . S o s c h r e i b t z. B. Klaus Tipke [ S t e u e r r e c h t ] , S. 107: „ Ü b e r a l l da, wo es in b e s o n d e r e m M a ß e u m R e c h t s s i c h e r h e i t u n d B e r e c h e n b a r k e i t g e h t , sollte d e r G e s e t z g e b e r d e n o f f e n e n T y p u s b a l d m ö g lichst d u r c h e i n e n a b s t r a k t e n Begriff e r s e t z e n . . . "

10

A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

sind d e m n a c h , mit anderen Worten, die Handlungsgrundform und die Handlungssonderformen. A u s der im Verhältnis zur H a n d l u n g s g r u n d f o r m zurücktretenden Bedeutung der Handlungssonderformen 9 erklärt sich die Untergliederung der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre in zwei Teile. Diese beiden Teile heißen: Allgemeiner Teil der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre als Lehre von der Grundform des wirtschaftlichen Handelns und Besonderer Teil der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre als Lehre von den Sonderformen des wirtschaftlichen Handelns. 21

Bestimmend für die Gliederung der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre ist d e m n a c h die Handlungsform und damit, den Erfordernissen einer praxiszugewandten Wissenschaft entsprechend, das Wie des wirtschaftlichen Handelns. Der Handlungsinhalt u n d damit die Frage danach, was unter wirtschaftlichem Handeln zu verstehen ist, verliert hierdurch jedoch im Verhältnis zur Handlungsform nicht an Bedeutung. Der Handlungsinhalt bildet vielmehr z u s a m m e n mit der H a n d l u n g s f o r m eine Einheit, und zwar unabhängig davon, ob die Handlungsform als H a n d l u n g s g r u n d f o r m oder als eine der Handlungssonderformen in Erscheinung tritt. Diese Einheit von Handlungsinhalt und Handlungsform wird betont durch Z u s a m m e n f a s s u n g beider Teile der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre zur handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre als Lehre von dem Inhalt und der Form wirtschaftlichen Handelns oder schließlich, unter Außerachtlassung der Untergliederung in einen Allgemeinen Teil u n d in einen Besonderen Teil und d e m e n t s p r e c h e n d o h n e Berücksichtigung der Unterscheidung von Handlungsgrundform und Handlungssonderformen, zur handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre als Lehre vom wirtschaftlichen Handeln.

22

Gegenstand dieses Buches ist der Allgemeine Teil der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre und damit die Lehre von der Grundform des wirtschaftlichen Handelns.

9 S i e h e h i e r z u R N 425-433.

I. Die K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

11

23

Mit d e r K e n n z e i c h n u n g der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als eine L e h r e v o m w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n ist die g r u n d l e g e n d e B e d e u t u n g d e s wirtschaftlichen H a n d e l n s f ü r die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e h e r v o r g e h o b e n . D e r Begriff „wirtschaftliches H a n d e l n " u n d d u r c h seine V e r m i t t lung der Begriff „ w i r t s c h a f t l i c h e H a n d l u n g " sind f ü r d i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e d e s h a l b g r u n d l e g e n d , weil allein die in der Wirklichkeit zu b e o b a c h t e n d e E r f ü l l u n g d e r M e r k m a l e dieses Begriffes d a r ü b e r e n t s c h e i d e t , o b ein z u m W i s s e n s c h a f t s b e r e i c h der B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e g e h ö r e n d e r Sachverhalt vorliegt o d e r o b er nicht vorliegt.

24

Z u r s p r a c h l i c h e n K l ä r u n g der die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e in dieser W e i s e k e n n z e i c h n e n d e n Begriffe „ H a n d l u n g " u n d „ H a n d e l n " soll folgendes festgelegt w e r d e n : 1. Handlung ist j e d e s w i l l e n s g e s t e u e r t e , zielgerichtete u n d mit e i n e m b e s t i m m t e n Ergebnis oder Teilergebnis abschließende menschliche Verhalten. 2. Handeln b e z e i c h n e t die S u m m e m e h r e r e r H a n d l u n g e n , das a u s m e h r e r e n Handlungen be ste he nde Tätigkeitsgefüge. 3. H a n d e l n b e d e u t e t v o n e i n e m M e n s c h e n a u s g e ü b t e s T u n . D i e j e n i g e P e r s o n , die h a n d e l t , heißt Handlungssubjekt. 4. U n t e r H a n d e l n als Bestandteil der W o r t f ü g u n g „ h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e Betriebsw i r t s c h a f t s l e h r e " ist wirtschaftliches Handeln zu v e r s t e h e n ; „wirtschaftliches Handeln" und „Wirtschaften" werden synonym gebraucht. 5. D a s die w i r t s c h a f t l i c h e H a n d l u n g a u s ü b e n d e H a n d l u n g s s u b j e k t h e i ß t Wirtschaftssubjekt o d e r Wirtschaftender. 6. Z u m w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n wird ein H a n d e l n d a n n , w e n n es a u f Bedürfnisbefriedigung a u s g e r i c h t e t ist. 7. B e d ü r f n i s b e f r i e d i g u n g ist die B e f r i e d i g u n g wirtschaftlicher Bedürfnisse. 8. D a s wirtschaftliche H a n d e l n stellt e i n e b e s t i m m t e Handlungskategorie u n d s o m i t e i n e n A u s s c h n i t t a u s d e m m e n s c h l i c h e n Gesamthandeln o d e r ganzheitlichen Handeln d a r mit f l i e ß e n d e n Ü b e r g ä n g e n zu d e n a n d e r e n H a n d l u n g s k a t e gorien. 9. D a s w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n vollzieht sich in Betrieben - mit d e r u m k e h r e n d e n S c h l u ß f o l g e r u n g , d a ß j e d e r Ort, an d e m wirtschaftlich g e h a n d e l t wird, ein Betrieb ist.

12 25

A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

/. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre ist auf der Grundlage des wirtschaftlichen Handelns aufgebaut. Sie ist deshalb eine Handlungslehre. 2. Wirtschaftliches Handeln ist eine Kategorie des Gesamthandelns (= ganzheitlichen Handelns). 3. Wirtschaftliches Handeln bedeutet Bedürfnisbefriedigen. 4. Bedürfnisbefriedigen heißt Befriedigen wirtschaftlicher Bedürfnisse. 5. Jeder Ort, an dem wirtschaftlich gehandelt wird, ist ein Betrieb. 6. Das wirtschaftliche Handeln ist gegliedert - in den Handlungsinhalt (= Was ist wirtschaftliches Handeln?) und - in die Handlungsform (= Wie wird wirtschaftlich gehandelt?). 7. Die Handlungsform ist gegliedert Handlungsgrundform - in die (= Grundform des wirtschaftlichen Handelns) und - in die Handlungssonderformen (= Sonderformen des wirtschaftlichen Handelns). 8. Die Handlungsgmndform wird unabhängig von der jeweiligen Betriebsklasse vemirklicht. 9. Die Handlungssonderformen berücksichtigen die unterschiedlichen Arten des wirtschaftlichen Handelns in den Betriebsklassen. 10. Es können drei Betriebsklassen unterschieden werden: - die Betriebskategorie, sie umfaßt die originären und die derivativen Betriebe; - die Betriebsgattung, sie umf aßt die Haushalte, die Unternehmen und den wirtschaftlich handelnden Staat; - die Betriebsart, sie umfaßt einzelne, individuelle, z.B. nach Geschäftszweigen geordnete Betriebe.

I. Die K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

13

2. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Lehre vom Betrieb 26

Die

handlungsorientierte

B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist ü b e r d i e

Handlungslehre

h i n a u s e i n e Lehre v o m Betrieb, weil sie d i e ( t y p i s i e r t e n ) E i n z e l w i r t s c h a f t e n

oder

( t y p i s i e r t e n ) B e t r i e b e z u m G e g e n s t a n d h a t . I n h a l t d i e s e r L e h r e ist d e m n a c h

die

F r a g e , wo w i r t s c h a f t l i c h e s H a n d e l n sich abspielt, u n d d a m i t die B e s c h r e i b u n g d e r Orte, an denen wirtschaftliches H a n d e l n 27

stattfindet.

D i e B e t r i e b e als O r t e w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s k ö n n e n u n t e r z w e i G e s i c h t s p u n k ten beurteilt werden: unter räumlichem und unter funktionellem

Aspekt.

a) Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Lehre vom Betrieb im räumlichen Sinne 28

Betriebe im räumlichen Sinne1 s i n d d e r A n s c h a u u n g z u g ä n g l i c h e , i n n e r h a l b e i n e s dreidimensionalen stände

zum

einzelne

Ort

R a u m e s angeordnete Orte, an d e n e n Personen u n d

Zwecke

wirtschaftlichen

wirtschaftlichen

Handelns

Handelns

kann

zusammengefaßt seinerseits

als

2

GegenJeder

abgeschlossener

B e z i r k i n n e r h a l b d e s R a u m e s u n d d a m i t s e l b s t w i e d e r als e i g e n e r ,

1

sind2.

selbständiger

Vgl. h i e r z u s e h r plastisch Heinrich Nicklisch [Betrieb], Sp. 1044: „ D a s W o r t , B e t r i e b ' hat s e h r v e r s c h i e d e n e B e d e u t u n g . V o l k s t ü m l i c h a n g e w a n d t . . . k a n n sein I n h a l t mit d e r W e n d u n g , L e b e n in d e r B u d e ' u m s c h r i e b e n w e r d e n . " D a s W o r t Ort hat e i n e b e w e g t e G e s c h i c h t e , d e r e n W u r z e l n bis ins Sanskrit h i n e i n r e i c h e n . S e i n e u r s p r ü n g l i c h e B e d e u t u n g ist „ S c h n e i d e " , „Spitze", „Ecke", a u c h „ W i n k e l , w o r i n e b e n f a l l s n o c h die V o r s t e l l u n g d e s S c h a r f e n u n d S c h n e i d e n d e n liegt, da sich in d e m E n d p u n k t e zwei L i n i e n s c h n e i d e n u n d e i n e Spitze b i l d e n . . . . D e r Begriff Spitze, Ecke g e h t ü b e r in j e n e n d e s ö r t l i c h e n o d e r z e i t l i c h e n A n f a n g s - o d e r E n d p u n k t e s , im w e i t e r e n S i n n e des v o r d e m o d e r h i n t e r n E n d e s , d e r G r e n z e , d e s R a n d e s , d e r Seite. . . . D e r Begriff v o n E n d - o d e r A n f a n g s p u n k t . . . d e h n t s i c h " schließlich a u s zu d e m „ e i n e s f e s t e n P u n k t e s o d e r T e i l e s im R ä u m e , e i n e s S t a n d p u n k t e s u n d Platzes, e i n e r Stelle u n d S t ä t t e " bis hin zu d e r B e d e u t u n g „ a b g e g r e n z t e r , u m s c h l o s s e n e r R a u m " . (Jacob und Wilhelm Grimm [ W ö r t e r b u c h ] , Band 13, Stichwort „Ort", Sp. 1350-1355; die S c h r e i b w e i s e des Originals w u r d e abgeändert.) U n t e r R a u m d a g e g e n „ v e r s t e h t m a n g e w ö h n l i c h e i n e a u s g e d e h n t e Leere, in d e r sich die K ö r p e r g l e i c h s a m wie in e i n e m B e h ä l t n i s b e f i n d e n " (Nikolaus Junk [ R a u m ] , S. 315); als „ E r f a h r u n g s - o d e r E r l e b n i s - R a u m " b e z e i c h n e t e r „die d u r c h d e n W a h r n e h m u n g s h o r i z o n t b e g r e n z t e u n d m i t m a t e r i e l l e n D i n g e n e r f ü l l t e , . . . gegliederte A u s g e d e h n t h e i t " n a c h L ä n g e , Breite u n d H ö h e (Max Müller, Alois Halder (Hrsg.) [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , S t i c h w o r t „ R a u m " , S. 225; s i e h e f e r n e r Johannes Hoffmeister (Hrsg.) [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , S t i c h w o r t „ R a u m " , S. 508). Vgl. im G e g e n s a t z dazu Immanuel Kant [Vern u n f t ] , S. 67: „ D e r R a u m ist kein e m p i r i s c h e r Begriff, d e r von ä u ß e r e n E r f a h r u n g e n a b g e z o g e n w o r d e n . . . . D e r R a u m ist e i n e n o t w e n d i g e V o r s t e l l u n g a priori, die allen ä u ß e r e n A n s c h a u u n g e n z u m G r u n d e liegt." Z u r V e r b i n d u n g von O r t u n d R a u m ä u ß e r t sich b e r e i t s Newton wie folgt: „ D e r O r t ist ein Teil d e s R a u m e s , w e l c h e n ein K ö r p e r e i n n i m m t . . ." (zitiert nach Horst B. Hiller [ R a u m ] , S. 122). H i e r n a c h ü b e r w i e g t b e i m Ort die V o r s t e l l u n g v o n e t w a s P u n k t u e l l e m u n d b e i m R a u m die V o r s t e l l u n g von e t w a s A u s g e d e h n t e m .

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A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

R a u m mit den Dimensionen Länge, Breite u n d H ö h e begriffen werden. Als Folge hiervon ergibt sich eine Ineinanderschachtelung unterschiedlichster Räume, die ihrerseits wiederum Orte wirtschaftlichen Handelns enthalten. Auf diese Weise entstehen komplexe Gebilde von Orten wirtschaftlichen Handelns. Sie zeigen sich • z.B. als Einfamilienhäuser oder W o h n u n g e n und als Plätze an häuslichen Wickeltischen, Herden oder Waschmaschinen (Haushalte); sie zeigen sich ferner • z.B. als Fabriken, als kaufmännische und technische Abteilungen, als Büros, als einzelne Arbeitsplätze (Unternehmungen); sie zeigen sich schließlich • z.B. als Ministerien, Rathäuser, Gemeindeverwaltungen und Behörden (Staat). 29

Betriebe im räumlichen Sinne sind hiernach: • die W o h n u n g , • die Fabrik, • das G e b ä u d e der Kreisverwaltung. Betriebe im räumlichen Sinne können hiernach aber auch sein: • der Platz am Kochherd, • der Platz am Fließband, • der Platz am Kartentisch des Katasteramts. 3 Ob män eine Untergliederung dieser Art vornimmt und ob m a n die hierdurch e n t s t e h e n d e n Einheiten als eigenständige Betriebe oder lediglich als Betriebsabteilungen bezeichnet, ist eine Frage von geringer allgemeiner Bedeutung; ihre Beantwortung hängt von dem gesetzten Untersuchungsziel ab, also etwa davon, • ob man die wirtschaftlichen Verhältnisse eines geschlossenen Haushalts oder lediglich die der Küche innerhalb dieses Haushalts, • ob man die wirtschaftlichen Verhältnisse eines ganzen Konzerns oder einer ganzen U n t e r n e h m u n g oder an einer einzelnen Drehbank, • ob man die wirtschaftlichen Verhältnisse des Staates insgesamt oder des Arbeitsplatzes eines für die Einziehung von H u n d e s t e u e r verantwortlichen G e meindebeamten untersuchen will.

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Den von Personen und Gegenständen z u m Zwecke wirtschaftlichen Handelns erfüllten, räumlich begriffenen und damit real wahrnehmbaren Ort als Betrieb anzusehen und ihn dementsprechend als Betrieb im räumlichen Sinne zu bezeichnen, entspricht nicht der üblichen betriebswirtschaftlichen Terminologie. Diese redet m e h r sibyllinisch als eindeutig von Betrieben im Sinne technischer, sozialer, organisatorischer, wirtschaftlicher oder wirtschaftlich-technischer Ein3

Vgl. Heinrich Nicklisch [Betrieb], Sp. 1046, s o w i e dens. [Betriebswirtschaft], u. a. S. 168 ( „ G l i e d b e t r i e b e " ) , 174, 193.

I. Die K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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heiten 4 , deren Zweck dann gegebenenfalls noch etwas näher beschrieben wird: so z. B. G ü t e r zu erstellen und abzusetzen oder wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen 5 oder die Unsicherheit bei der Erzielung von E i n k o m m e n zu verringern 6 . Die babylonische Sprachvielfalt, die sich hier an einem der Grundbegriffe der Betriebswirtschaftslehre erprobt, führt allerdings spätestens dann zu Unzuträglichkeiten, wenn die für die praktische Arbeit der Rechnungslegung wichtige Unterscheidung von Betrieb und Unternehmung getroffen werden m u ß und es gilt, das kaufmännische Rechnungswesen aufzugliedern einerseits in die Finanzbuchhaltung der U n t e r n e h m u n g mit der Bilanz als Rechenabschluß und andererseits in die Betriebsbuchhaltung des Betriebes mit den verschiedenen F o r m e n der Betriebsabrechnung als Rechenabschluß. Dann zeigt sich, daß mit Betrieb wiederum etwas anderes gemeint ist, nämlich nicht die irgendwie präzisierte Wirtschaftseinheit, sondern die Stätte der technischen Produktion im Gegensatz zur U n t e r n e h m u n g als dem organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Überbau, der den (technisch gedeuteten) Betrieb umschließt. Der Betrieb in diesem Sinne ist dann „das Bewirkte", die U n t e r n e h m u n g „das Bewirkende" 7 ; der Betrieb in diesem Sinne ist also ein Teil der U n t e r n e h m u n g . Die dergestalt ins Blickfeld der Betriebswirtschaftslehre gerückte Institution U n t e r n e h m u n g wiederum leitet sich ab vom Unternehmer und damit von einem seit einem runden Jahrhundert höchst umstrittenen, zur Kultfigur überhöhten und von Ideologien aller Schattierungen eingefärbten Personenbild. In den Himmel gehoben und in den Schmutz gezerrt, gepriesen und geschmäht in einer Art und Weise der Zuwendung, wie sie ähnlich dauerhaft ansonsten nur noch Religionsstiftern zu widerfahren pflegt, übt dieses Bild eine unangefochten und anhaltend tiefgreifende, menschheitsspaltende Wirkung aus, ohne daß eine allgemein vollzogene W e n d e zur nüchternen Beurteilung abzusehen wäre. Die theoretische Grundlage für eine derartige von Emotionen freie Beurteilung indessen steht seit langer Zeit zur Verfügung; sie war spätestens dann geschaffen, als es von einer b e s t i m m t e n Stufe der wirtschaftlichen Entwicklung an erforderlich wurde, zwischen E i g e n t ü m e r - U n t e r n e h m e r n und Manager-Unternehmern zu unterscheiden 8 . N u n m e h r war der Weg zu der Erkenntnis frei, daß das herausragende Merkmal des U n t e r n e h m e r s nicht in der Bereitschaft zur Kapitalhingabe, sondern in der Ü b e r n a h m e der Verantwortung zu suchen ist, und daß es demzufolge im wesentlichen nichts anderes als die Bereitwilligkeit zur Wagnis- oder Risikoübernahme ist - d. h. zur Ü b e r n a h m e der G e f a h r des Verlusts mit der

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5 6 7 8

Vgl. die r e f e r i e r e n d e u n d a n a l y s i e r e n d e Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r Betriebs- u n d U n t e r n e h m e n s b e g r i f f e bei Erwin Grochla [Betrieb], Sp. 543-553; s i e h e a u c h Erich Hruschka [Betrieb], S. 38-48. S o z. B. Günter Wöhe [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 2-5, i n s b e s . S. 4. Dieter Schneider [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , u. a. S. V, 5. Erich Schäfer [ U n t e r n e h m u n g ] , S. 81. Vgl. h i e r z u z. B. Werner Sombart [Kapitalismus], D r i t t e r B a n d , E r s t e r H a l b b a n d , S. 14; vgl. a u c h s e i n e kritische A n m e r k u n g i m Z w e i t e n H a l b b a n d , S. 735: „Die A k t i e n g e s e l l s c h a f t ist d a s Spiegelbild d e r m o d e r n e n D e m o k r a t i e ; in d e r F i k t i o n h e r r s c h t d a s Volk (die A k t i o n ä r e ) , in W i r k l i c h k e i t ein k l e i n e r K l ü n g e l von M a c h t h a b e r n , d e r in d e r A k t i e n g e s e l l s c h a f t v e r s c h i e d e n z u s a m m e n g e s e t z t ist." S i e h e z u r W ü r d i g u n g d e r S t e l l u n g d e s U n t e r n e h m e r s in d e r G e s e l l s c h a f t a u c h Waldemar Wittmann [ U n t e r n e h m e r ] , S. 5-6. [RN 615 mit F N 34]

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A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

kompensierenden Chance des Gewinns n e h m e r w e r d e n läßt.

die ein W i r t s c h a f t s s u b j e k t z u m U n t e r -

I n z w i s c h e n m e h r e n sich allerdings die A n z e i c h e n , d a ß das Bild v o m Risiko t r a g e n d e n u n d d e s h a l b G e w i n n e r z i e l e n d e n o d e r , in u m g e k e h r t e r Blickrichtung, das Bild v o m G e w i n n e r z i e l e n d e n , weil Risiko t r a g e n d e n U n t e r n e h m e r zu verb l a s s e n d r o h t u n d die T r a g w e i t e des darin z u m A u s d r u c k g e b r a c h t e n G e d a n k e n s a u s d e m a l l g e m e i n e n B e w u ß t s e i n verdrängt wird. An d i e s e m P r o z e ß d e s V e r g e s s e n s sind viele beteiligt, die es a n g e h t : U n t e r n e h m e r , A r b e i t n e h m e r u n d D r i t t e wie z. B. V e r b r a u c h e r u n d d e r Fiskus 9 . G l e i c h w o h l hat d e r G e d a n k e v o m U n t e r n e h m e r als Risikoträger a u c h in der G e g e n w a r t nichts v o n s e i n e r u r s p r ü n g l i c h e n B e d e u t u n g v e r l o r e n ; in d e r l e b e n s v o l l e n S p r a c h e der A u t o r e n , d e n e n im f o l g e n d e n d a s W o r t ü b e r l a s s e n wird, zeigt sie sich mit g r o ß e r Eindringlichkeit: „ A b e r die L e i s t u n g e n d e s f ü r e i g e n e R e c h n u n g a r b e i t e n d e n U n t e r n e h m e r s u n d d e s b e s o l d e t e n Stellvertreters sind, w e n n auch b e i d e g l e i c h e F ä h i g k e i t e n und Kenntnisse besitzen, dennoch sehr verschieden. In s o l c h e n Z e i t e n , w o d u r c h die W e c h s e l f a l l e d e r K o n j u n k t u r das G e s c h ä f t g r o ß e V e r l u s t e bringt, u n d das V e r m ö g e n wie die E h r e d e s U n t e r n e h m e r s a u f d e m Spiele s t e h e n , ist d e r Geist d e s s e l b e n von d e m e i n e n G e d a n k e n , wie e r das U n g l ü c k von sich a b w e n d e n k a n n , erfüllt - u n d der Schlaf flieht ihn a u f s e i n e m Lager. A n d e r s verhält es sich in e i n e m s o l c h e n Fall mit d e m b e s o l d e t e n Stellvertreter. W e n n dieser a m T a g e redlich g e a r b e i t e t hat u n d a m A b e n d e r m ü d e t n a c h H a u s e k o m m t , schläft er mit d e m B e w u ß t s e i n e r f ü l l t e r Pflicht r u h i g ein. A b e r d i e s c h l a f l o s e n N ä c h t e des U n t e r n e h m e r s sind nicht u n p r o d u k t i v . H i e r f a ß t er Pläne u n d k o m m t auf G e d a n k e n z u r A b w e n d u n g s e i n e s M i ß g e schicks, die d e m b e s o l d e t e n A d m i n i s t r a t o r , wie ernstlich d e r s e l b e auch s e i n e Pflicht zu erfüllen s t r e b e n mag, d o c h v e r b o r g e n b l e i b e n - weil sie erst a u s d e r h ö c h s t e n A n s p a n n u n g aller auf e i n e n P u n k t g e r i c h t e t e n G e i s t e s k r ä f t e hervorgehen."10 „ G e n a u so ist es bei e i n e r wirtschaftlichen U n t e r n e h m u n g . A u c h hier m u ß e i n e nicht a b w ä l z b a r e G e f a h r d u n g g e g e b e n sein, w e n n a n d e r s die Bezeichn u n g g e r e c h t f e r t i g t sein soll. In d e m A u g e n b l i c k , in d e m wir zu e i n e r Wirts c h a f t s f o r m g e l a n g e n , die ein risikofreies W i r t s c h a f t e n z u l ä ß t , hat die U n t e r n e h m u n g a u f g e h ö r t zu sein. D e n n sie m u ß m i ß l i n g e n k ö n n e n , sie m u ß die 9

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D a s V e r w a l t u n g s r e c h t b e z e i c h n e t als „ F i s k u s " die T r ä g e r d e r ö f f e n t l i c h e n V e r w a l t u n g , s o w e i t sie d u r c h p r i v a t r e c h t l i c h e BeschafTungstätigkeit (z. B. Bau von A m t s g e b ä u d e n ) u n d e r w e r b s w i r t s c h a f t l i c h e B e t ä t i g u n g (z. B. staatliches W e i n g u t ) das F i n a n z - u n d Verwaltungsvermögen erhalten, vermehren oder veräußern, ohne dadurch hoheitliche A u f g a b e n zu e r f ü l l e n . S i e h e d a z u HansJ. Wolf]', Otto Ä 7 c / w / ' [ V e r w a l t u n g s r e c h t ] , § 23 I, II (S. 105-110). W e i t e r g e h e n d v e r s t e h t die F i n a n z w i s s e n s c h a f t u n t e r F i s k u s „ d e n Staat als Träger aller staatshoheitlichen wie aber auch privatrechtlichen Finanzrechte . . . I n s b e s o n d e r e wird in d e r F i n a n z w i s s e n s c h a f t von , f i s k a l i s c h e n ' Z w e c k e n o d e r v o n e i n e r . f i s k a l i s c h e n ' B e t r a c h t u n g s w e i s e g e s p r o c h e n , w e n n lediglich an die F i n a n z i e r u n g s a u f g a b e g e d a c h t , a b e r die , n i c h t f i s k a l i s c h e n ' Z w e c k e u n d die R ü c k w i r k u n g e n in w i r t s c h a f t l i c h e r o d e r s o z i a l e r B e z i e h u n g u n b e a c h t e t b l e i b e n . " (Robert Noll von der Nahmer [Finanzwissenschaft], S. 3) Johann Heinrich von Thiinen [Staat], S. 481; (aus d e m J a h r e 1850).

I. D i e K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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Möglichkeit h a b e n , K o n k u r s zu m a c h e n , u m ihren N a m e n zu v e r d i e n e n . U n d d i e G e f a h r m u ß in d e m M o m e n t b e g i n n e n , da m a n sich ernstlich a u f die S a c h e e i n g e l a s s e n hat. . . . D a s Risiko d e s U n t e r n e h m e r s b e s t e h t g r u n d s ä t z l i c h darin, daß er b e t r ä c h t liche I n v e s t i t i o n e n m a c h e n m u ß , d e r e n geldliches G e s c h i c k d u r c h a u s u n gewiß ist. - D a sind e i n m a l die f e s t e n A n l a g e n . . . F ü r die B e m e s s u n g des Risikos an i h n e n ist n e b e n i h r e m W e r t v o n Wichtigkeit die lange D a u e r d e r V e r h a f t u n g an die A u f w e n d u n g e n , die oft 10, 20 u n d m e h r J a h r e w ä h r t . So lange ist der U n t e r n e h m e r an sie g e b u n d e n ; er k a n n nicht wie ein M a u r e r s e i n e Arbeit nach Belieben n i e d e r l e g e n u n d an e i n e r a n d e r e n Stelle w i e d e r a u f n e h m e n . W e r weiß, was in e i n e m so langen Z e i t r a u m alles g e s c h e h e n k a n n ! Selbst w e n n im A u g e n b l i c k d e r G r ü n d u n g alles in s c h ö n s t e r O r d n u n g ist, w e n n kein Zweifel b e s t e h t , daß j e t z t mit e i n e r b e s t i m m t e n F a b r i k a t i o n g l ä n z e n d e G e s c h ä f t e zu m a c h e n sind, so darf m a n sich nicht d a r ü b e r h i n w e g t ä u s c h e n , daß erst das letzte J a h r e n t s c h e i d e t . So lange darf nichts e i n t r e t e n , w a s u n s e r e P l ä n e stört, sonst ist u n s e r e R e c h n u n g falsch. . . . D e r A n g e s t e l l t e , d e r ein Jahr lang a r b e i t e t gegen ein G e h a l t von M 5000.u n d der d a n n stellenlos wird, kann i m m e r h i n b e h a u p t e n , er h a b e d i e s e n Betrag v e r d i e n t . A n dieser T a t s a c h e ist n i c h t s m e h r zu ä n d e r n , gleichviel, wie lange s e i n e Stellenlosigkeit d a u e r t . D e r U n t e r n e h m e r kann ü b e r s e i n e n G e w i n n d e s h a l b n i c h t s a u s s a g e n , weil er i m m e r w i e d e r sein Kapital a u f s Spiel setzt u n d n e u e Risiken eingeht. I n f o l g e d e s s e n kann er i m m e r a u f s N e u e verlieren, u n d zwar in e i n e m U m f a n g e , d a ß alle v o r h e r i g e n G e w i n n e d a d u r c h illusorisch w e r d e n . " Die G e w i n n e „ h ä n g e n v o l l k o m m e n v o n d e m e f f e k t i v e n G e l d e n d e ab, das s e i n e U n t e r n e h m u n g e i n m a l n i m m t . - Bis d a h i n k ö n n e n n o c h viele J a h r e v e r g e h e n - d a n n m u ß er sich e b e n so lange g e d u l d e n . Die S t e u e r tut es freilich nicht, das ist w a h r , aber die k a n n sich ü b e r m a n c h e B e d e n k e n leicht h i n w e g s e t z e n . . . " " „In der f r e i e n Volkswirtschaft ist mit d e r F r e i h e i t n o t w e n d i g e r w e i s e Korrelat v e r b u n d e n , die V e r a n t w o r t l i c h k e i t .

ein

M ö g e n die B e t r i e b e A n l a g e n b a u e n , e r w e i t e r n o d e r u m b a u e n , m ö g e n sie f a b r i z i e r e n , was sie f ü r gut halten, m ö g e n sie ihren A b s a t z s u c h e n , w o sie ihn zu f i n d e n g l a u b e n , u n d m ö g e n sie Preise stellen, wie sie es f ü r z w e c k m ä ß i g h a l t e n ; dieses alles aber sollen sie in d e r freien Volkswirtschaft auf e i g e n e V e r a n t w o r t u n g t u n . G e l i n g t i h n e n e i n e s ihrer V o r h a b e n nicht, so m ü s s e n sie d e n S c h a d e n in voller H ö h e auf sich n e h m e n . Sie m ü s s e n sogar d a m i t rechn e n , daß sie dabei z u g r u n d e g e h e n . D a ß es sich bei d e r V e r a n t w o r t l i c h k e i t d e r U n t e r n e h m e r nicht u m T h e o r i e , s o n d e r n u m Wirklichkeit h a n d e l t , beweist die Konkursstatistik. . . . D a s beweist, daß die V e r a n t w o r t l i c h k e i t d e r U n t e r n e h m e r eine e r n s t e S a c h e ist. D i e ö f f e n t l i c h e M e i n u n g sieht vor sich d i e j e n i g e n B e t r i e b e u n d U n t e r n e h m e r , d e r e n W a g n i s erfolgreich war. U n d w e n n die ö f f e n t l i c h e M e i n u n g d u r c h z a h l r e i c h e N i c h t v e r m ö g e n d e gebildet wird, so ist leicht zu b e g r e i f e n , d a ß sie d i e j e n i g e n , die d u r c h ein U n t e r n e h m e n w o h l h a b e n d o d e r reich g e w o r d e n sind, b e n e i d e n , u n d der N e i d e r wird leicht u n z u f r i e d e n u n d gehässig. A b e r 11

Wilhelm

Riegel' [Privatwirtschaftslehre], S. 17, 19, 217; ( a u s d e m J a h r e 1928).

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A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

m a n sieht nicht die z a h l r e i c h e n B e t r i e b e u n d U n t e r n e h m e r , die u n t e r g e g a n g e n sind." 1 2 1 3 33

Aus der Bestimmung dieser den U n t e r n e h m e r charakterisierenden Eigenschaft d e r R i s i k o b e r e i t s c h a f t läßt sich d a n n a u c h die B e s c h r e i b u n g der Unternehmung als ein g e g e n ü b e r d e m Staat a u t o n o m e s , e i g e n e s Risiko t r a g e n d e s G e b i l d e ableiten. B e t r i e b e mit den g e n a n n t e n M e r k m a l e n als U n t e r n e h m u n g e n zu b e z e i c h n e n , ist z u r weit v e r b r e i t e t e n Ü b u n g geworden 1 4 .

34

W i e i m m e r aber a u c h von d e r h e r k ö m m l i c h e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e Betriebe, U n t e r n e h m u n g e n u n d d a s V e r h ä l t n i s z w i s c h e n Betrieb u n d U n t e r n e h m u n g g e s e h e n w e r d e n - letztendlich wird stets die r ä u m l i c h e A b g e s c h l o s s e n h e i t d e r als B e t r i e b o d e r U n t e r n e h m u n g a n g e s p r o c h e n e n W i r t s c h a f t s e i n h e i t m i t in die D a r s t e l l u n g e i n b e z o g e n ; a u s d r ü c k l i c h e r w ä h n t wird diese o f f e n b a r als selbstverständliche Voraussetzung betrieblichen G e s c h e h e n s betrachtete räumliche K o m p o n e n t e allerdings selten 1 5 .

35

A u c h f ü r die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist die R ä u m l i c h k e i t d e s B e t r i e b e s V o r a u s s e t z u n g w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s . Sie spielt hier allerdings n u r e i n e u n t e r g e o r d n e t e Rolle. Die wichtigste A u f g a b e des Begriffs v o m Betrieb im r ä u m l i c h e n S i n n e b e s t e h t v i e l m e h r darin, die B e s o n d e r h e i t e n seines G e g e n b e griffs zu v e r d e u t l i c h e n , d e s Begriffs v o m Betrieb im f u n k t i o n e l l e n S i n n e .

b) Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Lehre vom Betrieb im funktionellen Sinne 36

Nach dem Sprachgebrauch der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre vollzieht sich w i r t s c h a f t l i c h e s H a n d e l n im Betrieb. Überall dort also, wo wirtschaftlich g e h a n d e l t o d e r , mit a n d e r e n W o r t e n , g e w i r t s c h a f t e t wird, ist ein Betrieb; u n d u m g e k e h r t : n u r in B e t r i e b e n wird wirtschaftlich g e h a n d e l t . Wirtschaftlic h e s H a n d e l n u n d H a n d e l n im Betrieb sind d e m n a c h inhaltsgleiche F o r m u l i e r u n gen.

37

D e r sich in dieser Sicht v e r d e u t l i c h e n d e Betrieb ist d e r Betrieb im funktionellen Sinne. Er f ü h r t zu der A u s s a g e : Ort w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s ist d e r Betrieb. 12

14 15

Eugen Schmalenbach [Wirtschaft], S. 19; (aus d e m J a h r e 1949). B e r e i t s bei Adam Smith [ W o h l s t a n d ] , S. 72, f i n d e t sich f o l g e n d e S c h i l d e r u n g : „In g u t e n J a h r e n g e b e n D i e n s t b o t e n o f t ihre Stelle im V e r t r a u e n auf, sie k ö n n t e n ihren L e b e n s u n t e r h a l t s e l b s t ä n d i g v e r d i e n e n . . . . In N o t j a h r e n , w e n n es s c h w e r fallt u n d u n s i c h e r ist, s e l b s t ä n d i g s e i n e n L e b e n s u n t e r h a l t zu v e r d i e n e n , k e h r e n viele w i e d e r g e r n e z u r alten B e s c h ä f t i g u n g z u r ü c k . . ."; (aus d e m J a h r e 1789). Vgl. h i e r z u Erich Gutenberg [ G r u n d l a g e n ] , E r s t e r Band, S. 507, 508. D i e s s c h e i n t a u c h f ü r Gerhard Mann [ E m p i r i s c h e F o r s c h u n g ] , S. 13, zu g e l t e n , d e r im ü b r i g e n aber, im G e g e n s a t z zu vielen a n d e r e n A u t o r e n , w e n i g s t e n s klarstellt, wie e r d e n „ B e t r i e b " im S i n n e der „ h e r r s c h e n d e n L e h r e " interpretiert, n ä m l i c h als e i n „(Real-) P h ä n o m e n " mit e i n e m „ s o g e n a n n t e n w i r t s c h a f t l i c h e n T e i l " u n d d e m e n t s p r e c h e n d , a l l e r d i n g s o h n e dies a u s z u s p r e c h e n , mit e i n e m a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e n Teil. F o l g e r i c h t i g a l l e r d i n g s im W i d e r s p r u c h zu d e r hier als „ h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e " d a r g e s t e l l t e n A u f f a s s u n g - spricht er d e n n a u c h v o m „ W i r t s c h a f t e n im B e t r i e b " (S. 7, im Original nicht kursiv).

I. D i e K o n z e p t i o n der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

38

19

A u s s c h l a g g e b e n d f ü r diese A u f f a s s u n g v o n O r t ist nicht seine A n o r d n u n g im R a u m o d e r die d e m Ort selbst z u g e s p r o c h e n e R ä u m l i c h k e i t , s o n d e r n s e i n e E i g e n schaft, Stätte e i n e r F u n k t i o n s a u s ü b u n g o h n e B e r ü c k s i c h t i g u n g seiner R ä u m l i c h keit zu sein. Z u u n t e r s c h e i d e n sind also • d e r Ort w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s als A u s d r u c k einer mit den S i n n e n w a h r n e h m b a r e n R ä u m l i c h k e i t und • d e r Ort w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s als A u s d r u c k e i n e r n u r ideell e r k e n n b a r e n F u n k t i o n s a u s ü b u n g . Es k a n n d e s h a l b nicht v e r w u n d e r n , d a ß d e r Betrieb im f u n k t i o n e l l e n S i n n e mit d e m Betrieb im r ä u m l i c h e n S i n n e h ä u f i g d e c k u n g s g l e i c h ist; im Regelfall wird d e r Betrieb im f u n k t i o n e l l e n S i n n e allerdings n u r e i n e n T e i l b e r e i c h des B e t r i e b e s i m r ä u m l i c h e n S i n n e u m f a s s e n , oft allerdings a u c h u n a b h ä n g i g von e i n e m B e t r i e b im r ä u m l i c h e n S i n n e existieren. G e r a d e d e s h a l b a b e r m ü s s e n beide B e t r i e b s b e g r i f f e a u s e i n a n d e r g e h a l t e n w e r d e n . D i e s e s E r f o r d e r n i s b e s t e h t i n s b e s o n d e r e f ü r die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ; d e n n sie interessiert sich v o r n e h m lich f ü r die mit d e m Vollzug w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s a u s g e ü b t e F u n k t i o n u n d erst in z w e i t e r Hinsicht f ü r den R a u m , i n n e r h a l b d e s s e n wirtschaftliches H a n d e l n stattfindet.

39

Diese B e t r a c h t u n g s w e i s e f ü h r t in d o p p e l t e r H i n s i c h t zu wichtigen K o n s e q u e n z e n : Z u m einen: D e r Begriff Betrieb im r ä u m l i c h e n S i n n e e r s c h w e r t u n n ö t i g e r w e i s e die B e g r e n z u n g d e s v o n d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e e r f a ß t e n U n t e r s u c h u n g s o b j e k t s , weil in e i n e m r ä u m l i c h v e r s t a n d e n e n B e t r i e b in d e r T a t eine Vielzahl von H a n d l u n g e n der unterschiedlichsten Handlungskategorien ausgeführt werden können, Unters u c h u n g s o b j e k t der B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e a b e r n u r wirtschaftliche H a n d l u n g e n sind. D i e A b g r e n z u n g des B e t r i e b e s im f u n k t i o n e l l e n S i n n e v e r m e i d e t d i e s e Schwierigkeit wie ü b e r d i e s viele u n f r u c h t b a r e U m w e g e bei d e r B e s t i m m u n g d e s s e n , was w i r t s c h a f t l i c h e s H a n d e l n ist 16 . Zum anderen: Mit d e m B e t r i e b im r ä u m l i c h e n S i n n e sind b e s t i m m t e u n d , wie sich i m m e r w i e d e r zeigt, tief e i n g e w u r z e l t e V o r s t e l l u n g e n v e r b u n d e n , die e i n e r vollständigen Erfass u n g d e s b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n U n t e r s u c h u n g s o b j e k t s h i n d e r n d im W e g e s t e h e n . H i e r n a c h ist Betrieb n u r ein g a n z b e s t i m m t e r Ort w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s wie etwa die Fabrik, die W e r k s t a t t d e s H a n d w e r k e r s , das E i n z e l h a n d e l s g e s c h ä f t , das B ü r o des W i r t s c h a f t s p r ü f e r s , die Arztpraxis u n d das K r a n k e n h a u s . D a g e g e n hat sich bis h e u t e die I n t e r p r e t a t i o n d e s H a u s h a l t s als Betrieb u n d die I n t e r p r e t a t i o n d e s Staates als Betrieb n i c h t d u r c h s e t z e n k ö n n e n , m i t d e r F o l g e , d a ß mit W i r t s c h a f t l i c h e m z u s a m m e n h ä n g e n d e s H a n d e l n in diesen V e r a n s t a l t u n gen n i c h t o d e r allenfalls s e h r z ö g e r n d als w i r t s c h a f t l i c h e s H a n d e l n g e d e u t e t wird. F ü r die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e d a g e g e n b e d e u t e t d i e E i n b e z i e h u n g v o n H a u s h a l t e n u n d Staat in i h r e n U n t e r s u c h u n g s b e r e i c h n i c h t n u r k e i n e Schwierigkeit, s o n d e r n e i n e aus d e m f ü r sie m a ß g e b e n d e n G r u n d b e g r i f f d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s abgeleitete N o t w e n d i g k e i t . S i e h e hierzu R N 323 F N 3.

A. D i e handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine A l l g e m e i n e Betriebswirtschaftslehre

20 40

Wirtschaftliches

Handeln

ist

also

unabhängig

von

äußeren

Gegebenheiten.

Z w i s c h e n d e m multinationalen K o n z e r n u n d d e m alten M u s e l m a n e n , der sich m i t s e i n e m e i n z i g e n K a p i t a l g u t , e i n e r P e r s o n e n w a a g e , an d e r G a l a t a - B r ü c k e I s t a n b u l p o s t i e r t u n d in w ü r d e v o l l e r G e d u l d a u f K u n d e n w a r t e t , b e s t e h e n

in

dem-

nach n u r graduelle U n t e r s c h i e d e : beide handeln wirtschaftlich und bilden deshalb einen Betrieb, u n d zwar einen Betrieb im funktionellen Sinne. D a r ü b e r

hinaus

s i n d s i e B e t r i e b e i m r ä u m l i c h e n S i n n e ; i m e i n e n F a l l ist d e r B e t r i e b v e r a n s c h a u licht

etwa

Anlagen,

durch im

öffentliche 41

die

anderen

Ansammlung Fall

durch

abgegrenzter

Grundstücke

die s t u n d e n w e i s e

und

in A n s p r u c h

baulicher

genommene

Bodenfläche.

W e g e n d i e s e r B e d e u t u n g d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s für d i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e v e r l i e r t a u c h die U n t e r s c h e i d u n g v o n B e t r i e b u n d Unternehmung

an Bedeutung.

Die O r t e w i r t s c h a f t l i c h e n

Handelns heißen

t r i e b e . O b d i e s e B e t r i e b e i n s g e s a m t o d e r l e d i g l i c h bei E r f ü l l u n g g e w i s s e r m a l e ü b e r d i e s als U n t e r n e h m u n g e n

b e z e i c h n e t w e r d e n , ist m ö g l i c h e r w e i s e

Einzelfall j e nach dem Untersuchungsanliegen zweckdienlich, generell

Be-

Merkim

dagegen

u n e r h e b l i c h . Dies hindert nicht, einzelne Wirtschaftssubjekte, deren wirtschaftliches H a n d e l n sich durch bestimmte

Merkmale von anderen

F o r m e n des wirt-

s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s a b h e b t , als U n t e r n e h m e r z u b e z e i c h n e n .

42

/. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre verlegt den Ort wirtschaftlichen Handelns in die Betriebe; sie ist deshalb nicht nur eine Handlungslehre, sondern zugleich auch eine Lehre vom Betrieb. Hieraus erklärt sich ihre Bezeichnung als handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre. 2. Es sind Betriebe im räumlichen Sinne und Betriebe im funktionellen Sinne zu unterscheiden. 3. Betriebe im räumlichen Sinne sind in Räumen angeordnete Orte, an denen Personen und Gegenstände zum Zwecke wirtschaftlichen Handelns zusammengefaßt sind. Unter Betrieb im räumlichen Sinne wird also die sinnlichwahrnehmbare Grundlage des wirtschaftlichen Handelns verstanden. 4. Betriebe im funktionellen Sinne sind Zusammenfassungen von Personen und Gegenständen zum Zwecke wirtschaftlichen Handelns ohne Rücksicht auf ihre Beziehung zu einem Ort. Unter Betrieb im funktionellen Sinne wird also die Ausübung der Funktion des wirtschaftlichen Handelns unter Hintanstellung ihrer sinnlich-wahrnehmbaren Grundlage verstanden. 5. In der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre kommt dem Betrieb im funktionellen Sinne die größere Bedeutung zu. Die Interpretation des Betriebes im funktionellen Sinne ermöglicht die Einbeziehung der Haushalte und des Staates in das der Betriebswirtschaftslehre eigene Untersuchungsfeld. 6. Die Unterscheidung von Betrieb und Unternehmung ist für die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre von untergeordneter Bedeutung. Unternehmung und privater derivativer Betrieb sind synonyme Bezeichnungen, von denen der Terminus Unternehmung die Bereitschaft des Betriebsleiters zur Übernahme wirtschaftlichen Risikos zum Ausdruck bringt.

I. Die Konzeption der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre

21

3. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als Betriebswirtschaftslehre 43

O r t e wirtschaftlichen H a n d e l n s sind die Betriebe. Bezieht m a n die zwischen den B e t r i e b e n b e s t e h e n d e n V e r b i n d u n g e n m i t in d i e B e t r a c h t u n g ein, g e l a n g t m a n z u r Wirtschaftswissenschaft.

44

U n t e r s u c h u n g s o b j e k t d e r Wirtschaftswissenschaft o d e r Wirtschaftslehre ist d a s w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n . J e d e r O r t , a n d e m w i r t s c h a f t l i c h g e h a n d e l t w i r d , ist e i n B e t r i e b . I n f o l g e d e s s e n ist e i n e r s e i t s W i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t z u g l e i c h Betriebswissenschaft und andererseits W i r t s c h a f t s l e h r e z u g l e i c h Betriebslehre.

45

D i e W i r t s c h a f t s l e h r e im S i n n e v o n B e t r i e b s l e h r e i h r e r s e i t s w i r d ü b l i c h e r w e i s e in z w e i g r o ß e U n t e r s u c h u n g s f e l d e r a u f g e g l i e d e r t : in d i e L e h r e v o m e i n z e l n e n Betrieb unter weitgehender Vernachlässigung seiner Verbindung mit den übrigen B e t r i e b e n u n d in d i e L e h r e v o n d e r G e s a m t h e i t d e r e i n z e l n e n B e t r i e b e u n t e r vorrangiger Berücksichtigung ihrer gegenseitigen Abhängigkeiten u n d Verbind u n g e n . I m e r s t e n Fall wird die W i r t s c h a f t s l e h r e z u r L e h r e v o m e i n z e l n e n B e t r i e b oder zur Betriebswirtschaftslehre 1 ,

1

Im Sinne der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre - so im Ergebnis auch Friedrich Leitner [Wirtschaftslehre], S. 23: „tautologische Wortbildungen" - ist der Ausdruck „Betriebswirtschaftslehre" ein Pleonasmus, da es nach dieser Auffassung von Betriebswirtschaftslehre keine „Betriebswirtschaft" als Bezeichnung eines einzelnen Betriebes geben kann; denn hiernach gibt es keine Betriebe, in denen nicht gewirtschaftet (= wirtschaftlich gehandelt) wird, und hiernach wird ausschließlich in Betrieben gewirtschaftet. Aber auch im Sinne der herkömmlichen Betriebswirtschaftslehre ist der Ausdruck „Betriebswirtschaftslehre" nur sehr schwer aus ihrem Untersuchungsobjekt abzuleiten, weil hier wohl von „Einzelwirtschaften" (z. B. Heinrich Nicklisch [Betriebswirtschaft], u. a. S. 6, Günter Wöhe [Betriebswirtschaftslehre], S. 2), aber nur sehr selten von „Betriebswirtschaften" gesprochen wurde und immer noch gesprochen wird (so z.B. Edmund Meinen [Betriebswirtschaftslehre], u.a. S. 16,48,72; ders. (Hrsg.) [Unternehmenskultur], S. 2, 4; Hans Raffee [Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre], S. 5; Fritz Sehönpßug [Untersuchungen], S. 81, 137, 141, insbes. S. 153-156; Rudolf Seyffert [Betriebswirtschaftslehre], u.a. S. 8; siehe auch Willi Prion [Wirtschaftsbetrieb], S. 22-24, der vom „Wirtschaftsbetrieb" im Gegensatz zu Betrieben außerhalb der Wirtschaft, z. B. dem „Haushaltsbetrieb", spricht; siehe ferner hierzu die Übersicht bei Erwin Grochla [Betrieb], Sp. 545-546). Aus der Sicht der herkömmlichen Betriebswirtschaftslehre verständlich wird der Ausdruck „Betriebswirtschaft" allenfalls dann, wenn man ihn entweder, wie Winfried Risse [Betriebswirtschaftslehre], S. 164, 166, dies möchte, als Oberbegriff für „Haushaltungswirtschaft" und „Unternehmungswirtschaft" einsetzt oder wenn man ihn, so z. B. Max Rudolf Lehmann [Betriebswirtschaftslehre], S. 33, der „Hauswirtschaft" gegenüberstellt und zum Oberbegriff für diese Arten von Betrieben die „Einzelwirtschaft" wählt. Ungeachtet dessen ist diese Terminologie

22

A. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

im z w e i t e n Fall z u r L e h r e v o n d e n m i t e i n a n d e r v e r b u n d e n e n B e t r i e b e n o d e r z u r Volkswirtschaftslehre 2 . B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e a l s o ist die L e h r e v o m w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n u n t e r K o n z e n t r a t i o n a u f d e n e i n z e l n e n Ort d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s , V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e ist d i e L e h r e v o m w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n u n t e r K o n z e n t r a t i o n a u f die V e r b i n d u n g m e h r e r e r O r t e wirtschaftlichen H a n d e l n s i n n e r h a l b eines geographisch abgegrenzten, zumeist innerhalb der G r e n z e n eines Staates liegenden Territoriums. D i e d a m i t a u f g e z e i g t e Z w e i t e i l u n g d e r W i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t läßt sich s c h l i e ß lich a u c h n o c h in a n d e r e r W e i s e k e n n z e i c h n e n , nämlich durch das Begriffspaar Einzelwirtschaft f ü r Betrieb und Gesamtwirtschaft für Volkswirtschaft u n d d e m e n t s p r e c h e n d durch das weitere Begriffspaar Einzelwirtschaftslehre für Betriebswirtschaftslehre und Gesamtwirtschaftslehre f ü r Volkswirtschaftslehre. D a s bietet d i e Möglichkeit, d a s w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n e i n e r s e i t s als

verwirrend, weil sie den Begriff „Wirtschaft" als Sammelbezeichnung für alles, was mit dem Wirtschaften zusammenhängt, zusätzlich zur Bezeichnung einer Ortlichkeit verwendet, sei es alleinstehend, sei es in Wortfügungen wie Konsum-, Kräfte-, Haus-, Erwerbswirtschaft; (vgl. z. B. statt vieler Kart Hax [Betriebswirtschaftslehre], S. 3, der die Einzelwirtschaften in „Produktionswirtschaften" (= „Betriebe") und in „Verbrauchswirtschaften" (= „Haushalte") untergliedert). In dieser - örtlichen - Bedeutung jedoch sollte der Begriff „Wirtschaft" getrost einer sehr speziellen Betriebsform überlassen bleiben, nämlich der Schenke, der Kneipe, der Pinte oder, liebenswürdiger, in kölnischer Mundart: der Weetschaff. Eine andere, ältere Meinung kann offenbar auf den Begriff „Betriebswirtschaftslehre" gänzlich verzichten, indem sie die „Einzelwirtschaftslehre" (untergliedert in die Lehre z. B. von den „Konsumwirtschaften" und den „Erwerbswirtschaften", siehe Friedrich Leilner [Wirtschaftslehre], S. 2) der „Volkswirtschaftslehre" gegenüberstellt; siehe z. B. Leon Cornberg [Handelsbetriebslehre], S. 14; Friedrich Leitner, a.a.O. Letztendlich ergibt sich die nächstliegende Erklärung der Bezeichnung „Betriebswirtschaftslehre" aus ihrer Polarität zu der anderen großen Teil-Wirtschaftslehre, der Volkswirtschaftslehre. Allein dann, wenn diese Polarität von Betriebs- und Volkswirtschaftslehre unterstrichen werden soll und wenn die hierdurch gekennzeichneten beiden möglichen Weisen zur Betrachtung wirtschaftlicher Vorgänge betont werden sollen, ist es schließlich - wie dies geschehen ist [RN 26] und im folgenden geschieht [RN 46] - vertretbar, neben dem Begriff „Betrieb" auch den Begriff „Einzelwirtschaft" zu verwenden (vgl. hierzu auch Rudolf Seyffert [Betriebswirtschaftslehre], S. 8, Anm. 1). 2 Vgl. dazu Erich Gutenberg [Wissenschaft], S. 7: „Es gibt also heute zwei wirtschaftswissenschaftliche Disziplinen, die Volkswirtschaftslehre und die Betriebswirtschaftslehre."

I. D i e K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

23

einzelwirtschaftliches Handeln u n d a n d e r e r s e i t s als gesamtwirtschaftliches Handeln zu d e u t e n ; d a m i t w e r d e n nicht zwei v e r s c h i e d e n e A r t e n v o n w i r t s c h a f t l i c h e m H a n d e l n u n t e r s c h i e d e n : es verbleibt v i e l m e h r bei e i n e m e i n z i g e n , w e n n a u c h u n t e r zwei v e r s c h i e d e n e n G e s i c h t s punkten beurteilten wirtschaftlichen Handeln. 47

D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist e i n e Betriebswirtschaftslehre, weil sie sich auf e i n z e l n e A b s c h n i t t e o d e r S e q u e n z e n d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s k o n z e n t r i e r t , wie sie sich in e i n e m - r ä u m l i c h v e r s t a n d e n e n - Betrieb abspielen o d e r wie sie Inhalt eines - f u n k t i o n e l l v e r s t a n d e n e n - B e t r i e b e s sind. G e g e n s t a n d der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist s o m i t das einzelwirtschaftliche wirtschaftliche Handeln ( = das w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n u n t e r e i n z e l w i r t s c h a f t l i c h e m A s p e k t = das w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n u n t e r B e r ü c k s i c h t i g u n g d e s H a n d l u n g s o r t e s ) . Im G e g e n s a t z d a z u ist G e g e n s t a n d d e r V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e das gesamtwirtschaftliche wirtschaftliche Handeln ( = d a s wirtschaftliche H a n d e l n u n t e r g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e m A s p e k t = das wirtschaftliche H a n d e l n u n t e r B e r ü c k s i c h t i g u n g des H a n d l u n g s g e b i e tes).

48

I m f o l g e n d e n soll die Volkswirtschaft a u s d e r B e t r a c h t u n g allerdings weitestgeh e n d a u s g e s c h l o s s e n b l e i b e n . I n f o l g e d e s s e n ist es a u s r e i c h e n d , d e n G e g e n s t a n d o d e r das Erkenntnisobjekt d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e wie folgt zu b e s t i m m e n : Gegenstand der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre ist das wirtschaftliche Handeln; oder: Gegenstand der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre ist das Handeln im Betrieb. 3

49

D i e s e B e s t i m m u n g d e s E r k e n n t n i s o b j e k t s b e d e u t e t nicht, d a ß in d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e die V e r b i n d u n g des j e w e i l s u n t e r s u c h t e n e i n z e l n e n Betriebes zu a n d e r e n e i n z e l n e n B e t r i e b e n , i n s b e s o n d e r e zu e i n z e l n e n B e t r i e b e n a n d e r e r B e t r i e b s g a t t u n g e n , a u s g e k l a m m e r t wird. D a s G e g e n t e i l ist d e r Fall. G e r a d e a u s der N a t u r des w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s als eines kontinuierlic h e n Prozesses ergibt sich v i e l m e h r d i e N o t w e n d i g k e i t , die V e r b i n d u n g • z u m einen zwischen Haushalten u n d U n t e r n e h m u n g e n , • z u m a n d e r e n z w i s c h e n H a u s h a l t e n u n d Staat u n d • z u m dritten z w i s c h e n U n t e r n e h m u n g e n u n d Staat mit in die B e t r a c h t u n g e i n z u b e z i e h e n . A u c h d u r c h d i e s e n e r w e i t e r t e n Blickwinkel 3

Soll die A b g r e n z u n g v o m E r k e n n t n i s o b j e k t der V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e b e t o n t w e r d e n , sind d e n b e i d e n B e s t i m m u n g e n d e s E r k e n n t n i s o b j e k t s d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n Betriebswirts c h a f t s l e h r e die W o r t e h i n z u z u f ü g e n : „ u n t e r e i n z e l w i r t s c h a f t l i c h e m A s p e k t " .

A . D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

24

u n t e r s c h e i d e t sich die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e h e r k ö m m l i c h e n Betriebswirtschaftslehre.

Betriebswirtschaftslehre von

der

50

Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e Betriebswirtschaftslehre u n t e r s c h e i d e t sich im übrigen auch, w e n n m a n der D a r s t e l l u n g von Akio Mori folgt, von der durch die amerikanische und die d e u t s c h e Betriebswirtschaftslehre stark b e e i n f l u ß t e n Betriebswirtschaftslehre in Japan. Die japanische Betriebswirtschaftslehre („Keieikeizaigaku") hat sich in d e n letzten drei J a h r z e h n t e n zur „Betriebslehre" („Keieigaku") entwikkelt 4 . Mit dieser j a p a n i s c h e n Variante des Begriffs „Betriebslehre" [RN 44] soll ausgedrückt w e r d e n , daß im Betrieb nicht nur wirtschaftliche, s o n d e r n auch „betriebstechnologische, betriebssoziologische und betriebspsychologische Fragestellungen" 5 zu b e h a n d e l n sind. Als e i n e der negativen Seiten dieser Entwicklung gibt Mori „geringe Reinheit der Betriebslehre als Wirtschaftswissenschaft" u n d „Neigung z u r chaotischen Integration v e r s c h i e d e n e r Disziplinen z u m Fach ,Keieigaku'" 6 an. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre vermeidet diese Nachteile o h n e Verlust der Vorteile: d u r c h E i n f ü h r u n g des das wirtschaftliche H a n d e l n k e n n z e i c h n e n d e n besonderen M o d i f i k a t i o n s m e r k m a l s „ H a n d l u n g s kriterium" [RN 284,468] gibt sie Raum zur Berücksichtigung außerwirtschaftlicher Bereiche, b e t o n t damit j e d o c h zugleich den wirtschaftlichen K e r n der Betriebswirtschaftslehre u n d u n t e r s t r e i c h t auf diese W e i s e die „Reinheit der Betriebslehre als Wirtschaftswissenschaft".

51

1. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre ist eine Betriebslehre, weil die Betriebe als Orte des wirtschaftlichen Handelns ihr Untersuchungsgegenstand sind. 2. Ein anderer Ausdruck

für Betriebslehre ist

Betriebswirtschaftslehre.

3. Die Betriebswirtschaftslehre ist der eine Teil der Wirtschaftslehre (= schaftswissenschaft). Der andere Teil der Wirtschaftslehre ist die Volkswirtschaftslehre.

Wirt-

4. Untersuchungsobjekt der Wirtschaftswissenschaft ist das wirtschaftliche Handeln. Untersuchungsobjekt der Betriebswirtschaftslehre ist das einzelwirtschaftliche wirtschaftliche Handeln. Untersuchungsobjekt der Volkswirtschaftslehre ist das gesamtwirtschaftliche wirtschaftliche Handeln. 5. Bei Nichtberücksichtigung der Volkswirtschaftslehre gilt: Untersuchungsobjekt der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre das wirtschaftliche Handeln. Oder: Untersuchungsobjekt der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre das Handeln im Betrieb.

ist

ist

6. Alts der Einbettung der Betriebswirtschaftslehre in die Wirtschaftslehre ergibt sich für die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre die Notwendigkeit, den Betrieb Haushalt und den Betrieb Staat in ihr Untersuchungsobjekt mit einzubeziehen. 4 5 6

Akio Akio Akio

Mori Mori Mori

[ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 921; „ K e i z a i " = „ W i r t s c h a f t " . [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 921, s i e h e a u c h S. 933. [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 9 3 2 .

25

I. Die K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

4. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine auf die Lehre vom wirtschaftlichen Handeln gestützte Betriebswirtschaftslehre 52

In der handlungsorientierten

Betriebswirtschaftslehre werden zwei

Denkansätze

miteinander verknüpft: 1. d e r

Gedanke

vom

wirtschaftlichen

Handeln

als

Untersuchungsobjekt

der

Betriebswirtschaftslehre, 2. d e r G e d a n k e v o n d e n

B e t r i e b e n als d e n O r t e n d i e s e s w i r t s c h a f t l i c h e n

Han-

delns, die ihrerseits w i e d e r u m o r i g i n ä r e r o d e r derivativer N a t u r sein

können.

Beide Ansätze bilden die die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre tragend e n E l e m e n t e o d e r i h r e Grundprinzipien.

a) Das wirtschaftliche Handeln als erstes Grundprinzip der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre 53

D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist „ e i n e "

Betriebswirtschafts-

lehre u n d nicht „die" B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e , weil es v e r s c h i e d e n e

Sichtweisen

z u r B e u r t e i l u n g d e s v o n M e n s c h e n in B e t r i e b e n v o l l z o g e n e n G e s c h e h e n s gibt. 1 - 2 Die Eigenart der hier entwickelten u n d vertretenen

Betriebswirtschaftslehre

d i e W a h l d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s als Basis, A u s g a n g s t a t s a c h e o d e r

ist

Fun-

d a m e n t . D i e s e B e s o n d e r h e i t w i r d d u r c h i h r e B e z e i c h n u n g als handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre b e t o n t .

1

2

An dieser, im S i n n e d e r F ö r d e r u n g g a n z h e i t l i c h e n D e n k e n s d r i n g e n d e r f o r d e r l i c h e n E i n s c h r ä n k u n g lassen es m a n c h e L e h r b ü c h e r f e h l e n u n d t ä u s c h e n d a d u r c h eine d e n Teil für d a s G a n z e a u s g e b e n d e Universalität vor; vgl. z. B. Edmund Heinen [Betriebswirts c h a f t s l e h r e ] , u. a. S. 22, 30, mit d e n in R N 165-166 a u f g e f ü h r t e n Z i t a t e n , in d e n e n stets von „ d e r " B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e g e s p r o c h e n wird. Vgl. in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g a u c h Karl Raimund Popper [Suche], S. 222: „Es g i b t . . . u n e n d l i c h viele W a h r h e i t e n . U n d d a r a u s folgt weiter, d a ß es u n e n d l i c h viele W a h r h e i t e n gibt, die wir n i e m a l s w i s s e n k ö n n e n : Es gibt u n e n d l i c h viele, f ü r u n s u n e r k e n n b a r e W a h r h e i t e n . A u c h h e u t e n o c h gibt es viele P h i l o s o p h e n , die d e n k e n , d a ß die W a h r h e i t n u r d a n n v o n B e d e u t u n g f ü r u n s sein k a n n , w e n n wir sie b e s i t z e n ; also w e n n wir sie mit S i c h e r h e i t w i s s e n . A b e r g e r a d e d a s W i s s e n u m die T a t s a c h e , d a ß es V e r m u t u n g s w i s s e n gibt, ist von g r o ß e r B e d e u t u n g . Es gibt W a h r h e i t e n , d e n e n wir n u r in m ü h e v o l l e m S u c h e n n ä h e r k o m m e n k ö n n e n . U n s e r W e g f ü h r t fast i m m e r d u r c h d e n I r r t u m ; u n d o h n e W a h r h e i t k a n n es k e i n e n I r r t u m g e b e n . ( U n d o h n e I r r t u m gibt es keine F e h l b a r k e i t . ) . . . D a ß g e r a d e u n s e r b e s t e s W i s s e n v o n V e r m u t u n g d u r c h w e b t u n d u n s i c h e r ist, war m i r d u r c h Einstein klar g e w o r d e n . D e n n er zeigte, d a ß N e w t o n s T h e o r i e d e r G r a v i t a t i o n , trotz ihrer g r o ß a r t i g e n E r f o l g e , V e r m u t u n g s w i s s e n ist, e b e n s o wie a u c h E i n s t e i n s e i g e n e G r a v i t a t i o n s t h e o r i e ; u n d e b e n s o wie j e n e , so s c h e i n t a u c h d i e s e T h e o r i e n u r e i n e A n n ä h e r u n g an die W a h r h e i t zu sein. . . . X e n o p h a n e s g l a u b t e u r s p r ü n g l i c h an das W e l t b i l d H o m e r s , so wie ich an d a s W e l t b i l d N e w t o n s . D i e s e r G l a u b e w u r d e bei i h m wie bei m i r e r s c h ü t t e r t : bei i h m d u r c h s e i n e e i g e n e Kritik an H o m e r , bei m i r d u r c h E i n s t e i n s Kritik an N e w t o n . S o w o h l X e n o p h a n e s wie Einstein e r s e t z t e n d a s kritisierte W e l t b i l d d u r c h ein n e u e s ; u n d b e i d e w a r e n sich b e w u ß t , d a ß ihr n e u e s W e l t b i l d n u r e i n e V e r m u t u n g war."

26

A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

54

W e n n G r u n d t a t b e s t a n d d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e das w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n d e r H a n d l u n g s s u b j e k t e ist, d a n n b e d a r f es z u n ä c h s t d e r K l ä r u n g d e s s e n , was u n t e r „wirtschaftlich" zu v e r s t e h e n ist. „ W i r t s c h a f t l i c h " ist z u m M o d e w o r t , z u r W o r t h ü l s e g e w o r d e n , die mit Inhalt a n z u r e i c h e r n n u r allzu oft d e r P h a n t a s i e d e s Z u h ö r e r s o d e r Lesers ü b e r l a s s e n bleibt. So will d e r j e n i g e , d e r zu v e r s t e h e n gibt, d a ß er „aus w i r t s c h a f t l i c h e n G r ü n d e n " d i e s e s o d e r j e n e s u n t e r l a s s e n habe, h ä u f i g n i c h t m e h r u n d nicht w e n i g e r m i t t e i l e n , als daß i h m das G e l d a u s g e g a n g e n sei. In e i n e m a n d e r e n Fall wird erklärt, d a ß „in w i r t s c h a f t l i c h e r B e t r a c h t u n g s w e i s e " die D i n g e sich so u n d so darstellen w ü r d e n ; hier wird in W a h r h e i t die A b s i c h t verfolgt, gleichsam d e s P u d e l s K e r n a u f z u z e i g e n , u n d das W o r t „wirtschaftlich" als A u s d r u c k des „ W a h r e n " , des „ T a t s ä c h l i c h e n " z u r Abg r e n z u n g von der j u r i s t i s c h e n G e s t a l t u n g v e r w e n d e t , die d a m i t indirekt in den R u c h der Schlitzohrigkeit gerät. O d e r es weist j e m a n d d a r a u f hin, daß er „wirts c h a f t l i c h " dies o d e r das n i c h t v e r t r e t e n k ö n n e , w e n n er m e i n t , d a ß er sich a n d e renfalls d e m V o r w u r f d e r V e r s c h w e n d u n g a u s s e t z e n w ü r d e . W i e oft g e n u g bei h ä u f i g v e r w e n d e t e n u n d a u s e i n e r F a c h s p r a c h e in die U m g a n g s s p r a c h e ü b e r n o m m e n e n oder umgekehrt von einer Fachsprache der Umgangssprache entlehnten A u s d r ü c k e n b e o b a c h t e t w e r d e n kann, ist also a u c h der T e r m i n u s „wirtschaftlich" keineswegs eindeutig.

55

In d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist wirtschaftliches Handeln g l e i c h b e d e u t e n d m i t Bedürfnisbefriedigen. W i r t s c h a f t l i c h h e i ß t d e m e n t s p r e c h e n d alles, was auf B e d ü r f n i s b e f r i e d i g e n hinzielt [RN 317, 319, 328-338, 370-372, 435445], H i e r b e i ist u n t e r B e d ü r f n i s das wirtschaftliche Bedürfnis zu v e r s t e h e n [RN 321, 324, 339-348, 369],

56

W e n n von w i r t s c h a f t l i c h e m H a n d e l n die R e d e ist, d a n n wird d a m i t i n f o l g e d e s s e n ausgesagt, d a ß e i n e A b g r e n z u n g gegen H a n d l u n g e n mit a n d e r e n E i g e n s c h a f t e n g e w ü n s c h t ist, etwa g e g e n e i n e t e c h n i s c h e o d e r g e g e n e i n e r e c h t l i c h e H a n d l u n g [RN 265, 272, 994-1002], E s wird damit b e t o n t , daß das u n t e r s u c h t e H a n d e l n z. B. das Ziel d e r B e f r i e d i g u n g v o n B e d ü r f n i s s e n nach k n a p p e n G ü t e r n verfolgt - u n d n i c h t etwa das n a c h E r l a n g u n g von F u n k t i o n s f ä h i g k e i t o d e r das n a c h E r l a n g u n g v o n R e c h t s f r i e d e n - u n d d a ß die E r ö r t e r u n g e n somit auf e i n e r v o r n e h m l i c h w e r t b e z o g e n e n [RN 859-860] u n d nicht auf einer m a t e r i e - o d e r n o r m b e z o g e n e n Betrachtungsweise beruhen.

57

D a m i t ist das die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e c h a r a k t e r i s i e r e n d e erste Grundprinzip umrissen.

b) Die Unterscheidung von originären und derivativen Betrieben als zweites Grundprinzip der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre 58

W i r t s c h a f t l i c h e s H a n d e l n vollzieht sich in d e n Betrieben. In i h r e r G e s a m t h e i t b i l d e n sie d e n Bereich der Wirtschaft o d e r d e n Wirtschafts-Gesamtbereich. Er k a n n s o w o h l u n t e r volkswirtschaftlichen als a u c h u n t e r b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n G e s i c h t s p u n k t e n beurteilt w e r d e n .

1. Die K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

27

J e n a c h d e r E i g e n a r t d e s in d e n B e t r i e b e n v o l l z o g e n e n w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s k ö n n e n , a u f b a u e n d auf d e r v o n Heinrich Nicklisch e i n g e f ü h r t e n 3 u n d vor allem von Rudolf Seyffert a u f g e g r i f f e n e n 4 E i n t e i l u n g , die b e i d e n bereits g e n a n n t e n Betriebskategorien u n t e r s c h i e d e n w e r d e n [RN 15]: • die ursprünglichen oder originären Betriebe 3 ( H a u s h a l t e u n d ein Teil des wirtschaftlich h a n d e l n d e n Staates) und 3 Die E i n t e i l u n g in „ u r s p r ü n g l i c h e " u n d „ a b g e l e i t e t e " B e t r i e b e f i n d e t sich e r s t m a l s ( s i e h e hierzu n a c h f o l g e n d e F N 7) bei Heinrich Nicklisch [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t ] (im f o l g e n d e n g e n a n n t e S e i t e n z a h l e n b e z i e h e n sich h i e r a u f ) . Nicklisch geht z u n ä c h s t o h n e B e g r ü n d u n g d a v o n a u s , d a ß a u c h H a u s h a l t e B e t r i e b e s e i e n : „ G e g e n s t a n d d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist das L e b e n d e r E i n h e i t e n d e r W i r t s c h a f t , d i e B e t r i e b e h e i ß e n . D a b e i sind a u c h H a u s h a l t s w i r t s c h a f t e n als B e t r i e b e a n g e s e h e n . . . " (S. 6; s i e h e z u r B e n e n n u n g der H a u s h a l t e , H a u s h a l t s w i r t s c h a f t e n o d e r H a u s w i r t s c h a f t e n als B e t r i e b e f e r n e r u. a. S. 95, 163, 166, 168, 189, 196, 203 ( „ H a u s h a l t s b e t r i e b e " ) , s o w i e b e r e i t s in [ G r u n d f r a g e n ] , S. 11, 12). D i e schließlich an s e h r v e r s t e c k t e r Stelle g e g e b e n e B e g r ü n d u n g h i e r f ü r s i e h t Nicklisch im „ W e r t u m l a u f , d e r ihr W e s e n a u s m a c h t " (S. 166; f e r n e r u. a. S. 159, 163, 167). E i n e B e g r ü n d u n g f ü r die B e n e n n u n g als „ u r s p r ü n g l i c h e " u n d „ a b g e l e i t e t e " B e t r i e b e (vor allem S. 175, f e r n e r S. 56, 74, 95, 103, 106-109, 372) wird nicht g e g e b e n , s o n d e r n läßt sich allenfalls a u s d e m G e s a m t z u s a m m e n h a n g d e s W e r k s a b l e i t e n . Die V e r w e n d u n g d e r A b g r e n z u n g s m e r k m a l e „ u r s p r ü n g l i c h " u n d „ a b g e l e i t e t " in a n d e r e n Z u s a m m e n h ä n g e n (ursprüngliche und abgeleitete Möglichkeiten der Naturbeherrs c h u n g , S. 9; u r s p r ü n g l i c h e u n d a b g e l e i t e t e W e r t e , S. 87; u r s p r ü n g l i c h e u n d a b g e l e i t e t e B e d ü r f n i s s e , S. 10, 11, 95, 103) m a g h i e r f ü r e i n e gewisse H i l f e s t e l l u n g g e b e n , m e h r a b e r a u c h n i c h t , z u m a l Nicklisch u n t e r a b g e l e i t e t e m B e d ü r f n i s n u r d a s B e d ü r f n i s zu W i r t s c h a f ten v e r s t e h t (vgl. R N 411 F N 64). Im ü b r i g e n liegt o f f e n s i c h t l i c h a u c h d e m W e r k e von Nicklisch die bis h e u t e n o c h a l l g e m e i n v e r t r e t e n e E i n t e i l u n g in k o n s u m i e r e n d e H a u s h a l t e u n d p r o d u z i e r e n d e U n t e r n e h m u n g e n z u g r u n d e , w o b e i Nicklisch die „ S e p a r a t i o n " d e r „ E r z e u g u n g s b e t r i e b e " v o n d e n H a u s h a l t e n als Folge der „Arbeitsteiligkeit d e r W i r t s c h a f t " a n s i e h t (S. 51; vgl. a u c h S. 145). Nicklisch g e h t also e n t s p r e c h e n d d e r bis h e u t e u n v e r ä n dert ü b l i c h e n M e i n u n g d a v o n aus, d a ß in d e n H a u s h a l t e n n u r k o n s u m i e r t , nicht d a g e g e n z u s ä t z l i c h a u c h n o c h p r o d u z i e r t wird. W e n n er g l e i c h w o h l v o n „ E r z e u g u n g " in d e n H a u s h a l t e n s p r i c h t , so m e i n t er d a m i t V o r g ä n g e , die n a c h der in d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r ten B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e v e r t r e t e n e n A u f f a s s u n g z u m i n d e s t teilweise sich b e r e i t s im a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e n Bereich n a c h a b g e s c h l o s s e n e r B e d ü r f n i s b e f r i e d i g u n g a b s p i e l e n : „Die E r z e u g u n g erfolgt in d e n a b g e l e i t e t e n B e t r i e b e n ; a b e r a u c h in d e n H a u s h a l t e n . . . D a ß a u c h das H i n e i n f ü h r e n d e s G u t e s in d e n V o r g a n g d e s V e r b r a u c h s als L e i s t u n g a n z u s e h e n ist, d e r e n W e r t d e m G u t e n o c h z u w ä c h s t , ist o f f e n b a r . D a s s e l b e gilt f ü r die V o r b e r e i t u n g d e r B e f r i e d i g u n g s w e r t e f ü r d e n V e r b r a u c h . " (S. 102) A u f s e i n e A n s i c h t , d a ß sich die P r o d u k t i o n in d e n U n t e r n e h m e n k o n z e n t r i e r t , d e u t e t a u c h s e i n e U n t e r s c h e i d u n g von „ G ü t e r w i r t s c h a f t " (S. 165) u n d „ K r ä f t e w i r t s c h a f t " (S. 166) h i n ; ( s i e h e h i e r z u die v o r b e r e i t e n d e Ä u ß e r u n g auf S. 36: „zwei v e r s c h i e d e n e L e b e n s k r e i s e " ) . A l l e r d i n g s zeigt sich g e r a d e an d i e s e n B e n e n n u n g e n , d a ß Nicklisch ungeachtet der offensichtlichen V e r n e i n u n g von P r o d u k t i o n im H a u s h a l t d e s s e n b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e B e d e u t u n g l ü r den ü b e r die reine Bedürfnisbefriedigung h i n a u s g e h e n d e n Prozeß des Wirtschaftens sehr wohl e r k e n n t , o h n e d a ß dieser G e d a n k e i m m e r so klar z u m A u s d r u c k g e b r a c h t w ü r d e wie in d e n f o l g e n d e n S ä t z e n : „Die Z u b e r e i t u n g d e r G ü t e r f ü r d e n V e r b r a u c h ist n i c h t s als ein H i n z u f ü g e n n e u e r L e i s t u n g s e i n h e i t e n zu d e n W e r t e n , die sie b e r e i t s e n t h a l t e n . A b e r d a s E n d e r z e u g n i s d i e s e s P r o z e s s e s wird nicht v e r ä u ß e r t , s o n d e r n v e r b r a u c h t , w o z u alles übrige n u r v o r b e r e i t e t . U n d d e r V e r b r a u c h bringt n o c h nicht die W e n d e v o m H i n - z u m R ü c k l a u f . D a s t u t erst d i e V e r w e n d u n g d e r d u r c h i h n e r h a l t e n e n , g e f o r d e r t e n , entwickelten K r ä f t e zur A r b e i t , d u r c h die d a s E i n k o m m e n e r w o r b e n wird, a u s d e m d i e A u s g a b e n

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A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

• die abgeleiteten oder derivativen Betriebe 6 ( U n t e r n e h m u n g e n u n d d e r a n d e r e Teil des wirtschaftlich h a n d e l n d e n Staates) 7 . H i e r d u r c h ist die M ö g l i c h k e i t e r ö f f n e t , die ü b l i c h e G l i e d e r u n g e i n e r Volkswirts c h a f t in H a u s h a l t e , U n t e r n e h m u n g e n u n d Staat d u r c h ein System von o r i g i n ä r e n

f ü r d e n V e r b r a u c h b e s t r i t t e n w e r d e n k ö n n e n . " (S. 166) H i n w e i s e auf d i e s e V o r g ä n g e f i n d e n sich b e r e i t s in [Privatwirtschaftslehre], S. 32, w o v o n d e r U m w a n d l u n g v o n „Befried i g u n g s w e r t e n " in „ p e r s ö n l i c h e Kräfte ( k ö r p e r l i c h e u n d geistige)" d u r c h K o n s u m t i o n s o w i e d a v o n g e s p r o c h e n wird, d a ß „die e r z e u g t e n K r ä f t e in der W i r t s c h a f t , d a s heißt m i t B e z i e h u n g a u f w i r t s c h a f t l i c h e G ü t e r , tätig sind". D i e K e n n z e i c h n u n g d e r Z u s a m m e n f a s s u n g d e r H a u s h a l t e als K r ä f t e w i r t s c h a f t läßt die H e r v o r b r i n g u n g v o n Kapital d u r c h den H a u s h a l t a u ß e r Betracht. G l e i c h w o h l wird sie v o n Nicklisch b e h a n d e l t , w e n n a u c h w e n i g e r d e u t l i c h als die H e r v o r b r i n g u n g von K r ä f t e n ; S. 49, 103 ( „ Ü b e r l a s s u n g von K a p i t a l n u t z u n g " ) , 104-117, 372, 373 ( „ A b l e i t u n g " v o n Kapital a u f die a b g e l e i t e t e n Betriebe). O b w o h l sich Nicklisch in d e r d a r g e l e g t e n W e i s e d e s H a u s h a l t s a n g e n o m m e n hat, wird m a n a b e r g l e i c h w o h l z u s a m m e n f a s s e n d mit Kurt Laub [ H a u s w i r t s c h a f t ] , S. 368, f o l g e n d e s f e s t s t e l l e n k ö n n e n : „ T r o t z d e m hat auch er in erster Linie d i e V e r h ä l t n i s s e in d e n P r o d u k t i o n s w i r t s c h a f t e n u n t e r s u c h t , w ä h r e n d die z u m v o l l s t ä n d i g e n E r k e n n e n d e s K r e i s l a u f s n o t w e n d i g e E r f o r s c h u n g d e r W e r t s t r ö m e in den H a u s w i r t s c h a f t e n m e h r P r o g r a m m g e b l i e b e n ist." Hans Raffee [ G e g e n s t a n d d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 6, a k z e n t u i e r t d e m z u f o l g e zu stark, w e n n e r schreibt: „Mit d e r E i n b e z i e h u n g d e r privaten H a u s h a l t e in d e n Kreis der B e t r i e b s w i r t s c h a f t e n wird in w o h l s e h r f r u c h t b a r e r W e i s e e i n e T r a d i t i o n w i e d e r a u f g e g r i f T e n , wie sie von e i n e m der b e d e u t e n d s t e n , A l t m e i s t e r ' der Betriebswirts c h a f t s l e h r e , Heinrich Nicklisch, weitsichtig b e g r ü n d e t w u r d e . . ." D e n Staat b e h a n d e l t Nicklisch nicht; ein A n s a t z h i e r z u läßt sich allerdings a u s e i n e r B e m e r k u n g auf S. 204 h e r a u s l e s e n . 4 Rudolf Seyffrt [Begriff], S. 50; [Betrieb], Sp. 738; [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 10; [ H a n del], S. 527-531. V o n origo, lateinisch, U r s p r u n g . 6 V o n derivatio, lateinisch, A b l e i t e n , A b l e i t u n g , derivare, a b l e i t e n . 1 D i e E i n t e i l u n g Nicklischs in u r s p r ü n g l i c h e u n d a b g e l e i t e t e B e t r i e b e ist s p ä t e r v e r e i n z e l t a u f g e g r i f f e n w o r d e n , sei es z u s t i m m e n d o d e r z u m i n d e s t b e r i c h t e n d , sei es indirekt d u r c h Ü b e r n a h m e d e s G e d a n k e n s v o m H a u s h a l t als Betrieb, u n d zwar n e b e n Rudolf Seyffert [FN 4] u n d d e n in R N 93 F N 41 g e n a n n t e n A u t o r e n u. a. v o n : Erwin Grochla [Betriebsverb a n d ] , S. 20-22; Wilhelm Hasenack [Privathaushalt], S. 154-158; ders. [ S t e u e r l e h r e ] , S. 267; Walter Heinrich [Wirtschaftspolitik], S. 246-254; Erich Kosiol [ W e r d e g a n g ] , S. 99; ders. [ W e g b e r e i t e r ] , S. 233; ders. [ B u c h h a l t u n g ] , S. 256; ders. [ U n t e r n e h m u n g ] , S. 26-27; Kurt Laub [ H a u s w i r t s c h a f t ] , vor allem S. 368, 373, 376, 381; Hanns Linhardt [Betrieb], S. 258; ders. [ B e g r ü n d u n g d e s W e r t e s ] , S. 340; Josef Löffelholz [ W i s s e n s c h a f t ] , S. 40-41; Walter Mahtherg [BetriebsbegrifT], S. 4-7; Konrad Mellerowicz [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , 1. B a n d , S. 9-10; Dieter Pohmer [Steuerlehre], S. 36-46; Hans Raffee [Haushalt], S. 184-185; ders. [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 48-59,90-94; ders. [ W i r t s c h a f t s l e h r e d e s H a u s h a l t s ] , Sp. 17941795, 1799-1800; ders. [ G e g e n s t a n d d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 5; Erich Schäfer [ U n t e r n e h m u n g ] , S. 8-12; Henner Schierenbeck [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 22-23; Fritz Schmidt [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 9; Ralf-Bodo Schmidt [ W i r t s c h a f t s l e h r e ] , Band 1, S. 11, 41; Eritz Schönpflug [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 13; Marcell Schweitzer [Betriebswirts c h a f t s l e h r e ] , S. 15-25; Hans Seischab [ G r u n d b e g r i f f e ] , S. 16; Hans Weidmann [Hauswirtschaft], S. 218, 224; Harald Winkel [ W i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t ] , S. 68. Z u e i n e r w e s e n t l i c h e n V e r t i e f u n g der von Nicklisch v o r g e s c h l a g e n e n E i n t e i l u n g f ü h r t e n die w e i t e r e n B e a r b e i t u n g e n allerdings n i c h t ; im Regelfall e r s c h ö p f e n sie sich in der G e w i n n u n g v o n G e s i c h t s p u n k t e n zur U n t e r g l i e d e r u n g v o n B e t r i e b e n . Im ü b r i g e n stellt bei der M e h r z a h l d e r g e n a n n t e n A u t o r e n die B e z e i c h n u n g d e s H a u s h a l t s als Betrieb fast

I. Die Konzeption der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre

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u n d derivativen Betrieben zu ersetzen. Diese K o n z e p t i o n fiihrt zur A u f t e i l u n g des B e r e i c h s d e r W i r t s c h a f t ( = W i r t s c h a f t s - G e s a m t b e r e i c h ) in z w e i Wirtschafts-Teilbereiche. Sie w e r d e n h i e r Originärwirtschaft und Derivativwirtschaft g e n a n n t . J e d e r d i e s e r W i r t s c h a f t s - T e i l b e r e i c h e k a n n w i e d e r u m v o n privater o d e r v o n öffentlicher N a t u r s e i n . 60

D i e h e r k ö m m l i c h e , in A b b i l d u n g 3 [S. 30] w i e d e r g e g e b e n e V o r s t e l l u n g v o m A u f b a u e i n e r V o l k s w i r t s c h a f t 8 g e h t s o m i t in e i n e A u f f a s s u n g ü b e r , wie sie in A b b i l d u n g 4 [S. 31] i h r e n A u s d r u c k findet.

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D i e b e r e i t s m e h r f a c h a n g e s p r o c h e n e U n t e r g l i e d e r u n g d e r B e t r i e b s k a t e g o r i e n in B e t r i e b s g a t t u n g e n [ R N 13-15, A b b . 1 u n d 2: S. 7] s t i m m t n u r d e m ä u ß e r e n A n s c h e i n n a c h mit d e r g e n a n n t e n ü b l i c h e n G l i e d e r u n g d e r V o l k s w i r t s c h a f t ü b e r e i n . Die G e w i n n u n g der Betriebsgattungen durch Ableitung aus den Betriebskategor i e n v e r d e u t l i c h t v i e l m e h r , d a ß es sich h i e r b e i u m F o r m e n d e s B e t r i e b e s h a n d e l t , u n d zwar • bei d e m H a u s h a l t g e n a n n t e n B e t r i e b u m einen originären Betrieb, • bei d e m U n t e r n e h m u n g g e n a n n t e n B e t r i e b u m einen derivativen Betrieb und • bei d e m Staat g e n a n n t e n B e t r i e b teils u m e i n e n o r i g i n ä r e n , teils u m e i n e n d e r i v a t i v e n B e t r i e b .

62

D i e M ö g l i c h k e i t , d e n Staat v o n d e n H a u s h a l t e n u n d U n t e r n e h m u n g e n a b z u grenzen, beruht auf der Eigenschaft der Betriebe, e n t w e d e r privater oder öffentl i c h e r N a t u r zu s e i n . D i e s e E i g e n s c h a f t h a t z u r F o l g e , d a ß e s sich a n b i e t e t , • • • •

private originäre Betriebe, den öffentlichen originären Betrieb, private derivative Betriebe u n d d e n öffentlichen derivativen Betrieb

s

durchweg ein Lippenbekenntnis dar: die Einbeziehung in das Untersuchungsgebiet der Betriebswirtschaftslehre unterbleibt weitestgehend oder, dies in der Mehrzahl der Darstellungen, gänzlich. Siehe hierzu auch Klaus Stüdemann [Einnahmenbesteuerung], S. 145-148 mit Anm. 24. Siehe zum Haushalt auch RN 93 FN 41, sowie zum Staat RN 93 FN 42. Dieser Vorstellung wird allerdings nicht einhellig gefolgt. Es scheinen vielmehr gelegentlich Einordnungsschwierigkeiten zu bestehen, denen man mit dem uneleganten Mittel der Bildung von Sondergruppen zu begegnen versucht. So heißt es bei Heinz Frisch [Volkswirtschaftslehre], S. 22: „Die Volkswirtschaftslehre unterscheidet vier Typen von Wirtschaftssubjekten, nämlich private Haushalte, öffentliche Haushalte, Unternehmungen und Banken."

A . D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

30

private Haushalte

Unternehmungen

M il

ik y

r

Staat

Volkswirtschaft Abb. 3: D i e Gliederung der Volkswirtschaft in traditioneller Sicht

zu u n t e r s c h e i d e n . H i e r v o n s t e l l e n d i e b e i d e n zu e i n e r E i n h e i t z u s a m m e n g e f a ß t e n ö f f e n t l i c h e n B e t r i e b e d e n w i r t s c h a f t l i c h h a n d e l n d e n Staat dar. Die U n t e r s c h e i d u n g von privater Originärwirtschaft und öffentlicher Originärwirtschaft e r k l ä r t sich d a r a u s , d a ß j e d e s W i r t s c h a f t s s u b j e k t im G r u n d s a t z entweder • f ü r sich allein, o h n e V e r b i n d u n g m i t d e n ü b r i g e n B e t r i e b e n oder

I. Die K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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Abb. 4: Die Gliederung der Volkswirtschaft in betriebsorientierter Sicht

• mit a n d e r e n B e t r i e b e n zu e i n e r E i n h e i t v e r s c h m o l z e n , als Mitglied e i n e s rechtlich o r g a n i s i e r t e n , auf d e r G r u n d l a g e g e s e t z t e r V e r f a s s u n g e n b e s t e h e n d e n Gesamtverbandes handeln kann. Als Mitglied • d e r privaten O r i g i n ä r w i r t s c h a f t k a n n es s e i n e E n t s c h e i d u n g e n o h n e Rücksicht auf d i e übrigen B e t r i e b e t r e f f e n , sich also auch zu privatrechtlichen o d e r h a n d e l s r e c h t l i c h e n G e s e l l s c h a f t e n zusammenschließen; als Mitglied • d e r ö f f e n t l i c h e n Originärwirtschaft ist es an die E n t s c h e i d u n g e n d e s V e r b a n d e s g e b u n d e n .

A. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

32 64

Der Unterschied zwischen privater Derivativwirtschaft und öffentlicher Derivativwirtschaft liegt in e r s t e r L i n i e in d e n v o n e i n a n d e r a b w e i c h e n d e n Z i e l e n d e r in i h n e n z u s a m m e n g e s c h l o s s e n e n Betriebe.

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D i e b e s o n d e r e n E i g e n s c h a f t e n der privaten u n d der ö f f e n t l i c h e n Betriebe sind G e g e n s t a n d des hier nicht b e h a n d e l t e n B e s o n d e r e n Teils der handlungsorientiert e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e . O b w o h l sich d i e A u s f ü h r u n g e n d i e s e s B u c h e s a u f alle in d e n B e t r i e b s g a t t u n g e n z u s a m m e n g e s c h l o s s e n e n B e t r i e b e b e z i e h e n l a s s e n , f o r d e r t e s d a s V e r s t ä n d n i s , w e n n sie z u n ä c h s t e i n m a l m i t p r i v a t e n o r i g i n ä r e n B e t r i e b e n u n d m i t p r i v a t e n d e r i v a t i v e n B e t r i e b e n - b e i d e als t y p i s i e r t e B e t r i e b e v e r s t a n d e n [ R N 19] - in V e r b i n d u n g g e b r a c h t w e r d e n ; h i e r b e i ist es t u n l i c h , d e m privaten derivativen Betrieb ( U n t e r n e h m u n g ) zur besseren A n k n ü p f u n g an ü b e r k o m m e n e u n d e i n g e f a h r e n e D e n k m u s t e r d e n V o r r a n g e i n z u r ä u m e n [ R N 12]. D e r w i r t s c h a f t l i c h h a n d e l n d e Staat als K o m b i n a t i o n d e s ö f f e n t l i c h e n o r i g i n ä r e n u n d d e s ö f f e n t l i c h e n d e r i v a t i v e n B e t r i e b e s soll d e s h a l b in d i e s e m B u c h e i m m e r d a n n a u ß e r Betracht gelassen werden, w e n n nicht ausdrücklich auf ihn hingewiesen wird.

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Die U n t e r s c h e i d u n g von (privaten) originären u n d (privaten) derivativen Betrieb e n ist f ü r d i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e v o n w e s e n t l i c h e r B e d e u t u n g . D e r die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e i n s o w e i t t r a g e n d e G r u n d g e d a n k e ist d e r , d a ß d e m o r i g i n ä r e n B e t r i e b u n d d a m i t d e m I n d i v i d u u m d i e h e r r s c h e n d e , allen ü b r i g e n - d e r i v a t i v e n - B e t r i e b e n d a g e g e n n u r e i n e d i e n e n d e R o l l e z u z u e r k e n n e n ist. D a s g e g e n s e i t i g e V e r h ä l t n i s d e r b e i d e n B e t r i e b s k a t e g o r i e n ist d e m z u f o l g e d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , d a ß d i e in d e n o r i g i n ä ren Betrieben produzierten G ü t e r Arbeitsenergie u n d Kapital den derivativen Betrieben gegen Entgelt zur N u t z u n g überlassen werden, w ä h r e n d ihre P r o d u z e n t e n o d e r T r ä g e r , die W i r t s c h a f t s s u b j e k t e , in d e n o r i g i n ä r e n B e t r i e b e n lokalisiert b l e i b e n . G r u n d l e g e n d ist m i t h i n d i e V o r s t e l l u n g , d a ß d a s I n d i v i d u u m , s o f e r n e s als W i r t s c h a f t s s u b j e k t tätig wird, s e i n e n S t a n d o r t u n d d e n M i t t e l p u n k t s e i n e s L e b e n s a u s s c h l i e ß l i c h im o r i g i n ä r e n B e t r i e b h a t u n d i h n i n f o l g e d e s s e n a u c h d a n n d o r t b e i b e h ä l t , w e n n es i m d e r i v a t i v e n B e t r i e b A r b e i t v e r r i c h t e t o d e r K a p i t a l e i n s e t z t . D e m d e r i v a t i v e n B e t r i e b stellt es d e m z u f o l g e n i c h t sich s e l b s t als P e r s o n , s o n d e r n g l e i c h s a m n u r T e i l w i r k u n g e n s e i n e r P e r s ö n l i c h k e i t o d e r an s e i n e P e r s o n g e b u n d e n e Befugnisse zur Verfügung: nämlich z u m einen seine Handlungs- o d e r Arbeitsenergie u n d z u m a n d e r e n das N u t z u n g s r e c h t an H a n d l u n g s m i t t e l n , w o v o n d u r c h i h r e n E i n s a t z im d e r i v a t i v e n B e t r i e b die A r b e i t s e n e r g i e z u A r b e i t u n d d i e H a n d l u n g s m i t t e l zu i n v e s t i e r t e m Kapital w e r d e n . D a s W i r t s c h a f t s s u b j e k t s e l b s t als Q u e l l e d e r A r b e i t s e n e r g i e s o w i e als T r ä g e r d e s e t w a im E i g e n t u m k o n k r e t i s i e r ten H e r r s c h a f t s r e c h t s an den H a n d l u n g s m i t t e l n dagegen bleibt d e m Bereich d e s originären Betriebes zugeordnet9. 9

Rainer Mau [Betrieb], S. 57, ist im Gegensatz hierzu der Auffassung, daß das „Modell des Individuums der entscheidungsorientierten Betriebswirtschaftslehre" anerkenne, „daß der arbeitende Mensch eine Ganzheit ist, die sich nicht in einen Produktionsfaktor und

I. Die K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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D a m i t ist d a s zweite die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e b e s t i m mende Grundprinzip gekennzeichnet. c) D a s Z u s a m m e n w i r k e n der b e i d e n G r u n d p r i n z i p i e n der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e erfaßt e i n e n A u s s c h n i t t a u s d e r Wirklichkeit. D a s K r i t e r i u m , d u r c h das dieser A u s s c h n i t t von d e m nicht e r f a ß t e n Bereich a b g e g r e n z t wird, ist d u r c h • das erste G r u n d p r i n z i p : das Prinzip des wirtschaftlichen Handelns, gekennzeichnet; die e i g e n t ü m l i c h e Art d a g e g e n , wie sich dieses erste G r u n d p r i n z i p entfaltet, wird durch

eine P r i v a t p e r s o n z e r l e g e n läßt". Mit e i n e r s o l c h e n A u f l a s s u n g i n d e s s e n wird d e m a r b e i t e n d e n M e n s c h e n ein B ä r e n d i e n s t e r w i e s e n . G e r a d e d u r c h - b e g r i f f l i c h e o d e r z u m i n d e s t g e d a n k l i c h e - T r e n n u n g z w e i e r o d e r m e h r e r e r Seiten ein u n d d e r s e l b e n P e r s o n wird ihre Individualität b e t o n t u n d h e r v o r g e h o b e n , d a ß n u r ein b e s t i m m t e r Teil i h r e r selbst v o m w i r t s c h a f t l i c h e n Bereich e r f a ß t wird, w ä h r e n d der h i e r v o n nicht e r f a ß t e Teil, g e g e b e n f a l l s a u c h zu i h r e m S c h u t z e , u n b e r ü c k s i c h t i g t zu b l e i b e n hat. N u r s o ist g e w ä h r l e i s t e t , d a ß z. B. nicht „ b e s o n d e r e G c w a l t v e r h ä l t n i s s e " e n t s t e h e n , wie sie e t w a f ü r B e r u f s b e a m t e a u f g r u n d ihrer B i n d u n g an die h e r g e b r a c h t e n G r u n d s ä t z e d e s B e r u f s b e a m t e n t u m s (Art. 33 Abs. 5 G G ) n o t w e n d i g e r w e i s e i m m e r n o c h gelten ( s i e h e h i e r z u Klaus Stern [Staatsrecht], § 11 IV, S. 363-383), in w e i t a u s v e r s t ä r k t e m M a ß e a b e r , d i e g a n z e P e r s o n des B e a m t e n e r f a s s e n d , n o c h bis v o r w e n i g e n J a h r z e h n t e n g e g o l t e n h a b e n . D a s schließt j e d o c h nicht aus, d a ß a u c h a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e B e l a n g e des M i t a r b e i t e r s im w i r t s c h a f t l i c h e n Bereich mit d e r g l e i c h e n S e l b s t v e r s t ä n d l i c h k e i t zu b e r ü c k s i c h t i g e n sind, wie die R e g e l n d e s R e c h t s , d e r M o r a l , d e r T e c h n i k b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n ; d a s H a n d l u n g s m e r k m a l d e s „ H a n d l u n g s k r i t e r i u m s " e r ö f f n e t die M ö g l i c h k e i t , d i e s e a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e n Belange z u m - u n t e r U m s t ä n d e n ä u ß e r s t wichtigen u n d u n v e r z i c h t b a r e n Bestandteil d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s w e r d e n zu lassen [RN 471-484], D a s schließt a b e r e b e n s o w e n i g aus, d a ß der M i t a r b e i t e r s e i n e r s e i t s z u m a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e n Bereich g e h ö r e n d e K o m p o n e n t e n s e i n e r P e r s ö n l i c h k e i t mit in das A r b e i t s v e r h ä l t n i s e i n f l i e ß e n läßt, auch e i n f l i e ß e n lassen sollte. So k a n n m a n die B e f u g n i s z u r N u t z u n g der A r b e i t s e n e r g i e e i n e r P e r s o n g e g e n E n t g e l t e r w e r b e n , nicht aber s e i n e Loyalität in e i n e m d e r rechtlichen Regelung unzugänglichen Sinne. Die T r e n n u n g von w i r t s c h a f t l i c h e n u n d a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e n M e r k m a l e n g e r a d e bei d e r B e u r t e i l u n g von sozialen B e l a n g e n bietet d e n g r o ß e n Vorteil, daß a u c h s o l c h e G e s i c h t s p u n k t e b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n k ö n n e n , d i e u n t e r rein w i r t s c h a f t l i c h e m A s p e k t u n b e a c h t e t b l e i b e n m ü ß t e n . So k ö n n t e e t w a die S c h l i e ß u n g e i n e r U n t e r n e h m e n s a b t e i l u n g a u s w i r t s c h a f t l i c h e n G r ü n d e n zu b e j a h e n , a u s sozialen G r ü n d e n d a g e g e n zu v e r n e i n e n sein. Bei T r e n n u n g b e i d e r F r a g e n b e r e i c h e b e s t e h t f ü r die B e t r o f f e n e n e i n e b e s s e r e C h a n c e , daß d e n s o z i a l e n G r ü n d e n ein g r ö ß e r e s G e w i c h t b e i g e m e s s e n wird als d e n wirtschaftlic h e n G r ü n d e n ; g e r a d e weil d e r A r b e i t n e h m e r n i c h t n u r P r o d u k t i o n s f a k t o r , s o n d e r n zusätzlich I n d i v i d u u m ( u n d das h e i ß t d o c h , mit a n d e r e n W o r t e n : M e n s c h ) ist, erhält sein a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e s A r g u m e n t im R a h m e n e i n e r d a s g a n z h e i t l i c h e H a n d e l n in d e n Blick f a s s e n d e n B e u r t e i l u n g e r h ö h t e B e d e u t u n g . U m g e k e h r t b e s t e h t a l l e r d i n g s a u c h die M ö g l i c h k e i t , d a ß g e r a d e das Ü b e r g e w i c h t des s o z i a l e n A r g u m e n t s z u r S c h l i e ß u n g der A b t e i l u n g f ü h r t , u m die A r b e i t s p l ä t z e d e r ü b r i g e n U n t e r n e h m e n s a n g e h ö r i g e n zu erhalten. [RN 591 m i t F N 15, 908]

A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

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• d a s zweite G r u n d p r i n z i p : das Prinzip der Unterscheidung von originären und derivativen Betrieben, beschrieben. 69

H a n d e l n b e d e u t e t willensgesteuertes T u n . I n f o l g e d e s s e n v e r m ö g e n n a c h u n s e r e r h e u t e n o c h h e r r s c h e n d e n A u f f a s s u n g von d e r N a t u r u n d nach d e m g e g e n w ä r t i g e n S t a n d d e r T e c h n i k n u r M e n s c h e n zu h a n d e l n . W i r t s c h a f t l i c h e s H a n d e l n wied e r u m ist n u r e i n e b e s o n d e r e F o r m , e i n e spezielle F a c e t t e m e n s c h l i c h e n Verhalt e n s , d e m n a c h v o n g l e i c h e m Rang u n d gleicher B e d e u t u n g wie v o n M e n s c h e n a u s g e ü b t e s T u n in politischer, sozialer, ökologischer, m e d i z i n i s c h e r , t e c h n i s c h e r , rechtlicher, kultureller, e t h i s c h e r , m o r a l i s c h e r , religiöser o d e r s o n s t w i e g e a r t e t e r H i n s i c h t . N u r w e n n d e r M e n s c h wirtschaftlich h a n d e l t , heißt sein jeweiliger S t a n d o r t „Betrieb". D e r Betrieb bildet also n u r f ü r Teile seiner Aktivitäten d i e Basis. Die d a r ü b e r h i n a u s g e h e n d e n , also etwa die t e c h n i s c h e n , r e c h t l i c h e n , m o r a l i s c h e n T ä t i g k e i t e n k e n n z e i c h n e n im G e g e n s a t z hierzu s e i n e n als a u ß e r w i r t schaftlich a n z u s e h e n d e n L e b e n s b e r e i c h . Sowohl d e r wirtschaftliche als a u c h d e r a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e L e b e n s b e r e i c h k ö n n e n ihrerseits w i e d e r u m e n t w e d e r v o n originärer o d e r v o n derivativer N a t u r sein.

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D a m i t u n t e r s t r e i c h t die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e , daß sie lediglich e i n e b e s o n d e r e Sicht des als G e s a m t h e i t z u b e g r e i f e n d e n E r f a h r u n g s o b j e k t s „Ganzheitliches Handeln" vermittelt u n d s o m i t n u r e i n e n b e s o n d e r e n A s p e k t darstellt, u n t e r d e m der einheitliche L e b e n s t a t b e s t a n d „ G a n z h e i t l i c h e s H a n d e l n " b e u r t e i l t wird. Die sich hieraus e r g e b e n d e E i n b e t t u n g der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e in e i n e n g r ö ß e r e n , sowohl w i r t s c h a f t l i c h e s als a u c h a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e s H a n d e l n u m f a s s e n d e n B e z u g s r a h m e n läßt sich wie folgt v e r d e u t l i c h e n :

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J e d e r M e n s c h ist ein I n d i v i d u u m , d.h. ein „ E i n z e l w e s e n (das ,Singuläre'), das nicht geteilt w e r d e n kann", o h n e d a ß es „seine Eigenart" verliert u n d „seine E i g e n e x i s t e n z , die n u r in seiner G a n z h e i t beruht" 1 0 . J e d e r in dieser W e i s e als Individuum verstandene Mensch • v e r f ü g t ü b e r e i n e n persönlichen Lebensbereich", • e n t f a l t e t sich i n n e r h a l b e i n e s persönlichen Lebensraums o d e r • bewegt sich in e i n e m persönlichen Handlungsfeld.

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D e r U m f a n g u n d die A u s s t a t t u n g dieses p e r s ö n l i c h e n H a n d l u n g s f e l d e s sind v o n d e m K u l t u r k r e i s abhängig, d e m das I n d i v i d u u m a n g e h ö r t . Sie w e r d e n des weit e r e n v o n d e n politischen u n d w e l t a n s c h a u l i c h e n V e r h ä l t n i s s e n b e s t i m m t , die auf das H a n d l u n g s f e l d e i n w i r k e n . So „hängt in d e r S o w j e t u n i o n die erste, die g r u n d l e -

10

11

Heinrich Schmidt [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , S t i c h w o r t „ I n d i v i d u u m " . S. 312. (Individ u u s , lateinisch, u n t r e n n b a r , unteilbar.) D a m i t s i n d die e i n e m I n d i v i d u u m ganz e i g e n e S p h ä r e , d e r private, n u r die e i g e n e P e r s o n b e t r e f f e n d e B e r e i c h u n d die d i e s e n Bereich b e t r e f f e n d e n V e r h ä l t n i s s e u n d A n g e l e g e n h e i t e n g e m e i n t . Vgl. d a z u a u c h Walter Brugger, Hermann Josef Fisseni [Persönlichkeit], S. 287289, s o w i e Heinrich Schmidt [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , S t i c h w o r t „ P e r s ö n l i c h k e i t " , S. 520, 521.

I. D i e K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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g e n d e E i n s c h ä t z u n g e i n e r P e r s ö n l i c h k e i t d a v o n ab, w e l c h e s V e r h ä l t n i s d e r M e n s c h z u m A u f b a u der k o m m u n i s t i s c h e n G e s e l l s c h a f t hat u n d wie e r sich an d i e s e m A u f b a u beteiligt" 1 2 . In d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d wird das p e r s ö n liche H a n d l u n g s f e l d w e i t e s t g e h e n d d u r c h die in Art. 1 - 19 des G r u n d g e s e t z e s g e r e g e l t e n sog. G r u n d r e c h t e beeinflußt 1 3 . 73

I n n e r h a l b des p e r s ö n l i c h e n H a n d l u n g s f e l d e s kann eine U n t e r s c h e i d u n g d a n a c h g e t r o f f e n w e r d e n , o b das I n d i v i d u u m wirtschaftlich h a n d e l t u n d a u f diese W e i s e z u m W i r t s c h a f t s s u b j e k t wird o d e r o b es nicht wirtschaftlich h a n d e l t und d e s h a l b lediglich H a n d l u n g s s u b j e k t ist. D e r j e n i g e Teil d e s p e r s ö n l i c h e n H a n d l u n g s f e l d e s , d e r w i r t s c h a f t l i c h e m H a n d e l n g e w i d m e t ist, ist sein originärer Betrieb. In A n l e h n u n g hieran kann das p e r s ö n l i c h e H a n d l u n g s f e l d a u c h als das originäre Handlungsfeld des M e n s c h e n b e z e i c h n e t w e r d e n . Es b e s t e h t nach d e m G e s a g t e n a u s d e m wirtschaftlichen Teil, d e m o r i g i n ä r e n Betrieb, u n d aus d e m außerwirtschaftlichen Teil ( A b b i l d u n g 5 [S. 36]). D e r wirtschaftliche Teil d e s o r i g i n ä r e n H a n d l u n g s f e l d e s ist S c h a u p l a t z d e r originären wirtschaftlichen Handlungen; im a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e n Teil des o r i g i n ä r e n H a n d l u n g s f e l d e s spielen sich d i e originären außerwirtschaftlichen Handlungen ab.

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Der zentrale, j e d e m anderen Aktionsbereich übergeordnete Verhaltensraum des M e n s c h e n ist d e m n a c h sein persönliches oder originäres Handlungsfeld. Es ist die G r u n d l a g e all seines T u n s . D i e s e n - d e m w i r t s c h a f t l i c h e n o d e r a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e n Bereich z u z u o r d n e n d e n - S t a n d o r t behält das I n d i v i d u u m in allen L e b e n s l a g e n bei, u n d zwar, o h n e Rücksicht auf die ä u ß e r e n U m s t ä n d e , f ü r die D a u e r s e i n e s L e b e n s . Es verläßt ihn i n f o l g e d e s s e n erst mit s e i n e m T o d e ; es kann d a h e r nicht sich selbst in d e n L e b e n s b e r e i c h eines a n d e r e n I n d i v i d u u m s ü b e r t r a g e n o d e r gegen s e i n e n W i l l e n d o r t h i n ü b e r t r a g e n w e r d e n , wie etwa d e r Sklave o d e r d e r L e i b e i g e n e f r ü h e r e r Z e i t e n .

75

A l l e r d i n g s k a n n das I n d i v i d u u m - v e r g l e i c h b a r mit der F r ü c h t e z i e h u n g bei Sachen 1 4 - sich b e s t i m m t e r L e b e n s ä u ß e r u n g e n b e g e b e n . E n t s c h l i e ß t e s sich hierzu, 12

Artur W. Petrowski (Hrsg.) [Psychologie], S. 107 (die W o r t f o l g e w u r d e v e r ä n d e r t , A u s l a s s u n g e n sowie im Original kursiv g e s e t z t e W o r t e w u r d e n nicht g e k e n n z e i c h n e t ) . ^ V e r f a s s u n g e n s t e h e n im R u f der U n v e r b r ü c h l i c h k e i t . D a ß sie g l e i c h w o h l ein s e h r b e w e g tes E i g e n l e b e n f u h r e n u n d , wie j e d e s a n d e r e G e s e t z , d u r c h a u s d e r I n t e r p r e t a t i o n f ä h i g s i n d , b e z e u g t d a s W i r k e n d e s B u n d e s v e r f a s s u n g s g e r i c h t s . W e l c h e Rolle d e r I n t e r p r e t a tion z u k o m m t , beweist z.B. a u c h d i e V e r f a s s u n g d e r U d S S R , die z.T. ä h n l i c h e R e c h t e wie d a s B o n n e r G r u n d g e s e t z , z u m Teil s o g a r w e i t e r g e h e n d e R e c h t e b e g r ü n d e t (UdSSRVerfassung, S. 99-112): z. B. das R e c h t a u f Arbeit (Artikel 118; A b s . 2: „ D a s R e c h t a u f A r b e i t wird g e w ä h r l e i s t e t d u r c h d i e sozialistische O r g a n i s a t i o n der V o l k s w i r t s c h a f t , d a s s t e t i g e W a c h s t u m d e r P r o d u k t i v k r ä f t e d e r S o w j e t g e s e l l s c h a f t , die A u s s c h a l t u n g d e r M ö g l i c h k e i t v o n W i r t s c h a f t s k r i s e n u n d die L i q u i d i e r u n g d e r Arbeitslosigkeit."); d a s R e c h t auf E r h o l u n g (Artikel 119); d a s R e c h t auf B i l d u n g (Artikel 121); S c h u t z d e r U n v e r letzlichkeit d e r W o h n u n g u n d d e s B r i e f g e h e i m n i s s e s d u r c h das G e s e t z (Artikel 128). Vgl. h i e r z u a u c h Richard Schifter [ M y t h o s ] , i-t S i e h e hierzu e t w a § 99 Abs. 1 B G B .

36

A . D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

persönlicher Lebensbereich = persönliches Handlungsfeld = originäres Handlungsfeld (Gesamtmenge, bestehend aus der Teilmenge 1 und der Teilmenge 2)

originäres außerwirtschaftliches Handlungsfeld (Teilmenge 1)

originares wirtschaftliches Handlungsfeld (Teilmenge 2)

persönlicher Lebensbereich = persönliches Handlungsfeld = originäres Handlungsfeld (Gesamtmenge, bestehend aus der Teilmenge 1 und der Teilmenge 2)

Abb. 5: D a s originäre Handlungsfeld

verlagert es b e s t i m m t e W i r k u n g e n u n d Ä u ß e r u n g e n seiner Individualität - also n i c h t s e i n e P e r s o n u n d die hieran g e k n ü p f t e Individualität selbst 1 5 - in das i h m zuzurechnende außerpersönliche oder derivative Handlungsfeld. W i e d a s originäre H a n d l u n g s f e l d , so k a n n a u c h d i e s e s derivative H a n d l u n g s f e l d in e i n e n w i r t s c h a f t l i c h e n Teil u n d in e i n e n a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e n Teil u n t e r g l i e d e r t w e r d e n . D e r wirtschaftliche Teil des derivativen Handlungsfeldes ist identisch mit dem derivativen Betrieb. H i e r v o l l z i e h e n sich die derivativen wirtschaftlichen Handlungen des d u r c h s e i n e

15

V g l . z u d e n r e c h t l i c h e n A u s w i r k u n g e n R N 591 mit F N 15.

I. Die K o n z e p t i o n der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

37

H a n d l u n g e n z u m H a n d l u n g s s u b j e k t u n d d u r c h die b e s o n d e r e A r t s e i n e r H a n d l u n g e n z u m W i r t s c h a f t s s u b j e k t g e w o r d e n e n I n d i v i d u u m s . D e r außerwirtschaftliche Teil des derivativen Handlungsfeldes bildet d e n R a h m e n f ü r die derivativen außerwirtschaftlichen Handlungen. 76

D i e Ü b e r t r a g u n g v o n T e i l w i r k u n g e n der P e r s ö n l i c h k e i t eines M e n s c h e n kann freiwillig, j e n a c h d e n U m s t ä n d e n aber a u c h u n t e r Zwang 1 6 g e s c h e h e n . Hier in d i e s e m Buch allerdings soll a u s n a h m s l o s die auf f r e i e m Willen b e r u h e n d e Teilh a b e an der P e r s ö n l i c h k e i t e i n e s M e n s c h e n i n t e r e s s i e r e n . Sie w i e d e r u m kann u n e n t g e l t l i c h o d e r g e g e n E n t g e l t erfolgen. Z u d e n k e n ist dabei in erster Linie an d e n Einsatz d e r Fähigkeit des M e n s c h e n , A r b e i t zu leisten, an das Z u r v e r f ü g u n g stellen seiner A r b e i t s e n e r g i e also. E i n e wichtige Stätte dieser F o r m s e i n e s Wirk e n s ist d e r derivative Betrieb. Ein derivativer Betrieb als Ort m e n s c h l i c h e n H a n d e l n s liegt i m m e r d a n n vor, w e n n das mit d e r H a n d l u n g verfolgte Endziel die B e d ü r f n i s b e f r i e d i g u n g ist. Ist das H a n d e l n d e s H a n d l u n g s s u b j e k t s auf ein a n d e r e s Ziel gerichtet, vollzieht es sich wohl im derivativen H a n d l u n g s f e l d , a b e r nicht in d e s s e n w i r t s c h a f t l i c h e m , s o n d e r n in d e s s e n a u ß e r w i r t s c h a f t l i c h e m Teil.

77

D i e D o m i n a n z d e s originären H a n d l u n g s f e l d e s g e g e n ü b e r d e m derivativen H a n d l u n g s f e l d b e s t e h t u n a b h ä n g i g d a v o n , o b das derivative H a n d l u n g s f e l d s e i n e r s e i t s auf das originäre H a n d l u n g s f e l d e i n e s H a n d l u n g s s u b j e k t s z u r ü c k w i r k t o d e r nicht z u r ü c k w i r k t . Derartige R ü c k w i r k u n g e n sind m ö g l i c h , sogar d i e Regel. Ihre U r s a c h e n w e r d e n Bestandteil d e s das originäre H a n d l u n g s f e l d u m g e b e n d e n H a n d l u n g s u m f e l d e s [RN 471]17.

78

D i e V e r b i n d u n g d e s originären H a n d l u n g s f e l d e s mit d e m derivativen H a n d l u n g s feld ergibt, wie die A b b i l d u n g e n 6 [S. 38] u n d 7 [S. 39] v e r a n s c h a u l i c h e n , das Gesamthandlungsfeld d e s M e n s c h e n o d e r das Feld s e i n e s g a n z h e i t l i c h e n H a n delns. Es ist e i n g e b e t t e t in ein Gesamthandlungsumfeld [RN 471].

16 17

S i e h e z.B. Alexander Sotschenizyn [Gulag], S i e h e hierzu als Beispiel die g e g e n ü b e r e i n e r k a t h o l i s c h e n L e h r e r i n a u s g e s p r o c h e n e u n d v o m B u n d e s a r b e i t s g e r i c h t ( B A G ) f ü r r e c h t e n s erklärte f r i s t l o s e K ü n d i g u n g d e s Arbeitsv e r h ä l t n i s s e s n a c h i h r e r s t a n d e s a m t l i c h e n T r a u u n g mit e i n e m g e s c h i e d e n e n k a t h o l i s c h e n M a n n , worin der A r b e i t g e b e r u n d i h m f o l g e n d d a s G e r i c h t „ e i n e n s c h w e r w i e g e n d e n u n d f o r t d a u e r n d e n V e r s t o ß g e g e n d e n k a t h o l i s c h e n G l a u b e n s s a t z von der U n a u f l ö s l i c h k e i t d e r E h e . . . u n d d a m i t a u c h g e g e n ihre a r b e i t s v e r t r a g l i c h e n P f l i c h t e n " s a h ; u n v e r ö f f e n t lichtes Urteil d e s B A G v o m 18.11.1986, Az. 7 A Z R 274/85. S i e h e a u c h Urteil d e s B A G v o m 31.10.1984, Az. 7 A Z R 232/83, in: Hueck-Nipperdey-Dieti [ A r b e i t s r e c h t l i c h e Praxis], A r t . 140 G G , (Nr. 20), m i t ä h n l i c h e m S a c h v e r h a l t ( L e h r e r i n f ü r M a t h e m a t i k u n d G e o g r a p h i e an e i n e m k a t h o l i s c h e n M i s s i o n s - G y m n a s i u m , an d e m a u c h acht e v a n g e l i s c h e L e h r e r u n t e r r i c h t e t e n ) . D i e F r a g e , ob e i n e „ a u c h in die private L e b e n s f ü h r u n g h i n e i n r e i c h e n d e L o y a l i t ä t s o b l i e g e n h e i t . . . o h n e w e i t e r e s mit j e d e m A r b V e r h . zu e i n e r kirchl. E i n r i c h t u n g v e r b u n d e n " sei (Bl. 585), b e a n t w o r t e t das G e r i c h t u. a. wie folgt (Bl. 586): „ D e r U m s t a n d , d a ß die Kl. d e r r ö m i s c h - k a t h . Kirche a n g e h ö r t , b e d e u t e t f ü r sie, d a ß sie als kath. L e h r e r i n d e n b e s o n d e r e n E i g n u n g s e r f o r d e r n i s s e n e i n e r kath. M i s s i o n s s c h u l e n u r d a n n g e n ü g t , w e n n sie a u c h im a u ß e r s c h u l i s c h e n Bereich d e n t r a g e n d e n G l a u b e n s - u n d W e r t v o r s t e l l u n g e n der kath. K i r c h e R e c h n u n g trägt. Bei d e n nicht d e r r ö m i s c h - k a t h . K i r c h e a n g e h ö r e n d e n L e h r e r n b e s t e h e n d e m g e g e n ü b e r u n t e r s c h i e d ! . E i g n u n g s v o r a u s s e t z u n g e n , die sich b e r e i t s a u s d e r Z u g e h ö r i g k e i t zu e i n e r a n d e r e n christl. K i r c h e e r g e b e n . "

38

A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e Betriebswirtschaftslehre als eine A l l g e m e i n e Betriebswirtschaftslehre

Gesamthandlungsumfeld

Abb. 6: Das vom Gesamthandlungsumfeld umschlossene Gesamthandlungsfeld

79

Die U n t e r s u c h u n g des im G e s a m t h a n d l u n g s f e l d vollzogenen H a n d e l n s ist Geg e n s t a n d v e r s c h i e d e n e r W i s s e n s c h a f t e n , u. a. der Philosophie. Dieses H a n d e l n kann im U n t e r s c h i e d zu b e s t i m m t e n , abgegrenzten, speziellen F o r m e n des H a n d e l n s [RN 81], wie sie den Inhalt der hier so g e n a n n t e n Handlungskategorien bilden [RN 266], u n d im Unterschied auch z u m nicht n ä h e r spezifizierten ganzheitlichen H a n d e l n [RN 245] als allgemeines Handeln bezeichnet werden 1 8 . Es ist gewissen allgemeinen Prinzipien u n t e r w o r f e n , zu d e n e n u. a. das Rationalprinzip [RN 1041] gehört.

80

Die Berücksichtigung der zusätzlichen U n t e r s c h e i d u n g von privaten u n d öffentlichen Betrieben f ü h r t

18

S i e h e hierzu z. B.: Bodo Abel [Menschliches H a n d e l n ] , Gary S. Becker [Menschliches Verhalten], Friedrich Kaulbach [Philosophie d e s Handels], Jürgen Mittelstraß (Hrsg.) [Gesellschaftliches Handeln], Richard Münch [ T h e o r i e des Handelns], Helmut Seiffert [Wissenschaftstheorie], S. 15-32, Wilhelm Vossenkuhl [Praxis],

I. D i e K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

39

Gesamthandlungsfeld

persönlicher Lebensbereich

außerpersönlicher Lebensbereich

= persönliches Handlungsfeld

= außerpersönliches Handlungsfeld

=

=

originäres Handlungsfeld

originäres wirtschaftliches Handlungsfeld

1

originäres außerwirtschaftliches Handlungsfeld

originärer Betrieb

derivatives Handlungsfeld

derivatives außerwirtschaftliches Handlungsfeld

derivatives wirtschaftliches Handlungsfeld

1

derivativer Betrieb

Abb. 7: Der Standort des originären Betriebes und der Standort des derivativen Betriebes im Gesamthandlungsfeld

. zur Abbildung (abgeleitet a u s . zur Abbildung (abgeleitet a u s

8 [S. 40] A b b i l d u n g 6) und 9 [S. 41] A b b i l d u n g 7).

Beide A b b i l d u n g e n d i e n e n hier an d i e s e r Stelle lediglich dazu, e i n e n Ü b e r b l i c k ü b e r die G e s a m t h e i t d e r in der h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e u n t e r s c h i e d e n e n Klassen von Betrieben zu v e r m i t t e l n ; die A b b i l d u n g e n g e h ö r e n insoweit z u m G e g e n s t a n d des B e s o n d e r e n Teils d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e . A n der i n n e r h a l b dieses B u c h e s f ü r nützlich b e f u n d e n e n K o n z e n t r a t i o n des Blicks auf die - v o r n e h m l i c h derivativen - privaten B e t r i e b e soll sich h i e r d u r c h nichts ä n d e r n [RN 12. 65],

40

A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

öffentliches originäres Handlungsfeld

privates originäres Handlungsfeld \

I

\

l

/

/

1

l

origif närer Bet rieb

1 J

deriv ativer Bet 'ieb

j 1

/ /

\ \

privates derivatives Handlungsfeld

öffentliches derivatives Handlungsfeld

Gesamthandlungsfeld Abb. 8: D a s in private und in öffentliche Handlungsfelder aufgeteilte Gesamthandlungsfeld

W i r t s c h a f t l i c h e s H a n d e l n ist eine spezielle Form g a n z h e i t l i c h e n m e n s c h l i c h e n H a n d e l n s . W e n n G r u n d l a g e des g a n z h e i t l i c h e n m e n s c h l i c h e n H a n d e l n s d e r p e r s ö n l i c h e L e b e n s b e r e i c h o d e r das originäre H a n d l u n g s f e l d ist, d a n n ist G r u n d lage d e s m e n s c h l i c h e n H a n d e l n s in F o r m d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s d e r originäre Betrieb. D e m derivativen Betrieb h i n g e g e n ist n u r insofern G e w i c h t b e i z u m e s s e n , als in i h m die L e i s t u n g e n der originären Betriebe z u r E r z e u g u n g jener andersartigen, neuen Leistungen z u s a m m e n g e f ü g t werden, deren der Mensch zur Befriedigung seiner Bedürfnisse oder zur Unterstützung seiner H a n d l u n g e n bedarf. H i e r a u s folgt, daß die b e i d e n Betriebskategorien o r i g i n ä r e r Betrieb u n d derivativer Betrieb u n t e r e i n a n d e r in e i n e m Ü b e r - u n d U n t e r o r d n u n g s v e r h ä l t n i s s t e h e n . Es läßt sich wie folgt b e s t i m m e n :

I. Die Konzeption der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre

41

Gesamthandlungsfeld

originäres Handlungsfeld

originäres wirtschaftliches Handlungsfeld

privates originares wirtschaftliches Handlungsfeld

öffentliches originäres wirtschaftliches Handlungsfeld

derivatives Handlungsfeld

originäres außerwirtschaftliches Handlungsfeld

privates originares außerwirtschaftliches Handlungsfeld

öffentliches originäres außerwirtschaftliches Handlungsleid

derivatives außerwirtschaftliches Handlungsfeld

öffentliches derivatives außerwirtschattliches Handlungsfeld

privates derivatives außerwirtschaftliches Handlungsfeld

derivatives wirtschaftliches Handlungsfeld

öffentliches derivatives wirtschaftliches Handlungsfeld

privates derivatives wirtschaftliches Handlungsfeld

Abb. 9: Der Standort des Haushalts, des Staates und der Unternehmung im Gesamthandlungsfeld

D a s w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n ist e i n d y n a m i s c h e r P r o z e ß . D i e O r t e s e i n e s V o l l z u g s b i l d e n die in ein B e z i e h u n g s g e f ü g e v o n u n ü b e r s c h a u b a r e r Vielfalt e i n g e b u n d e n e n B e t r i e b e . D i e s e r in B e t r i e b e n sich g e s t a l t e n d e P r o z e ß w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s , als A u s s c h n i t t a u s d e m G e s a m t s t r o m m e n s c h l i c h e r A k t i v i t ä t e n b e g r i f f e n , ist o h n e A n f a n g u n d o h n e E n d e . D i e Z ä s u r e n , die g l e i c h w o h l g e l e g t w e r d e n u n d d e n P r o z e ß in e i n z e l n e H a n d l u n g s p h a s e n , H a n d l u n g s e l e m e n t e , H a n d l u n g s schritte und Handlungsstadien zergliedern, markieren deshalb nur gedanklich zu b e s t i m m e n d e A n f a n g s - u n d E n d p u n k t e . N u r in d i e s e m S i n n e k a n n B e g i n n u n d A b s c h l u ß d e s w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s in d i e e i n e o d e r in d i e a n d e r e d e r b e i d e n Betriebskategorien gelegt werden. Da die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e Betriebswirts c h a f t s l e h r e das w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n als d a s sie b e s t i m m e n d e G r u n d p r i n z i p

42

A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

erkennt und Träger der wirtschaftlichen Handlung der als Individuum verstandene Mensch ist, bietet es sich an, den Beginn des Handlungsprozesses ebenso wie sein Ende in den originären Betrieb zu verlegen. 83

So gesehen, gebührt dem originären Betrieb bei einer Betrachtung der Welt unter wirtschaftlichem Aspekt das vorrangige Interesse. Er steht am Anfang und bildet das Ende des Prozesses des wirtschaftlichen Handelns. D e m derivativen Betrieb dagegen kommt nur insofern Bedeutung zu, als sich in ihm dasjenige Zwischenstadium dieses Prozesses abspielt, das den Handlungsanfang in das Handlungsende überführt. Die Gestaltung dieses Zwischenstadiums ist einerseits abhängig von den Mitteln, die der originäre Betrieb d e m derivativen Betrieb zur Verfügung stellt; die Gestaltung dieses Zwischenstadiums ist andererseits abhängig von den Anforderungen, die der originäre Betrieb an den derivativen Betrieb richtet.

84

Durch diese Sicht unterscheidet sich die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre von jeder anderen heute vertretenen Betriebswirtschaftslehre.

1. Die handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre beruht auf zwei Grundprinzipien. 2. Das erste Grundprinzip lautet: Grundlage der Beschreibung allen wirtschaftlichen Geschehens ist die wirtschaftliche Handlung. Wirtschaftliche Handlung bedeutet: auf Bedürfnisbefriedigung gerichtete Handlung. 3. Das zweite Grundprinzip lautet: Das wirtschaftliche Handeln vollzieht sich in originären und in derivativen Betrieben. Die originären und die derivativen Betriebe können ihrerseits jeweils in private Betriebe und in öffentliche Betriebe untergliedert werden. 4. Das erste Grundprinzip bewirkt die Abgrenzung des wirtschaftlichen Bereichs vom außerwirtschaftlichen Bereich. Das zweite Grundprinzip beschreibt die Art und Weise, in der sich das erste Grundprinzip entfaltet. 5. Der originäre Betrieb (= das originäre wirtschaftliche Handlungsfeld) ist ein Teil des vom Individuum in Anspruch genommenen originären Handlungsfeldes (— ein Teil des persönlichen Handlungsfeldes oder des persönlichen Lebensbereichs des Individuums). Der andere Teil des originären Handlungsfeldes ist das originäre außerwirtschaftliche Handlungsfeld. 6. Das originäre Handlungsfeld ist die zentrale Lebensgrundlage duums. Es ist der jedem anderen Aktionsbereich übergeordnete raum des Menschen.

des IndiviVerhaltens-

7. Das derivative Handlungsfeld (= das außerpersönliche Handlungsfeld) nimmt lediglich einen Teil der Lebensäußerungen des Individuums auf wie z. B. die Entfaltung seiner Arbeitsenergie. 8. Das derivative Handlungsfeld untergliedert sich in ein derivatives wirtschaftliches Handlungsfeld und in ein derivatives außerwirtschaftliches Handlungsfehl. 9. Die Verbindung des originären Handlungsfeldes mit dem derivativen Handlungsfeld ergibt das Gesamthandlungsfeld (= das Feld ganzheitlichen Handelns).

I. Die K o n z e p t i o n d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

10. Das Gesamthandlungsfeld

ist vom Gesamthandlungsumfeld

umgeben.

11. Das originäre wirtschaftliche Handlungsfeld umfaßt die Haushalte und den einen Teil des wirtschaftlich handelnden Staates. 12. Das derivative wirtschaftliche Handlungsfeld umfaßt die Unternehmungen und den anderen Teil des wirtschaftlich handelnden Staates. 13. Die Zusammenfassung aller originären Betriebe ergibt denjenigen Teilbereich der Wirtschaft, der Originärwirtschaft genannt wird. Die Zusammenfassung aller derivativen Betriebe ergibt denjenigen Teilbereich der Wirtschaft, der Derivativwirtschaft genannt wird. 14. In der Sicht der handlungsorientierten Betriebswirtschaftslehre ist der Ausgangs- und der Endpunkt betriebswirtschaftlicher Untersuchungen der originäre Betrieb. Im Verhältnis zum derivativen Betrieb gebührt ihm die Vorrangstellung.

43

44

A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

II. Die Bedeutung des Allgemeinen für die Betriebswirtschaftslehre 86

D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist die L e h r e v o m wirtschaftlichen H a n d e l n . Sie v e r s t e h t sich d a m i t als e i n e A l l g e m e i n e Betriebswirtschaftslehre.

1. Die Bedeutung des Allgemeinen für die herkömmliche Betriebswirtschaftslehre 87

Mit d e r Frage n a c h d e m A l l g e m e i n e n eines Dings, e i n e s G e d a n k e n s o d e r eines in sich g e s c h l o s s e n e n S y s t e m s von G e d a n k e n ist ein P r o b l e m a u f g e w o r f e n , das durch Gegenüberstellung des vermeintlichen Gegenbegriffs des Besonderen rasch gelöst u n d e i n e r v e r t i e f e n d e n B e h a n d l u n g nicht wert zu sein scheint. N u r so ist es zu erklären, d a ß die in L e h r b ü c h e r n u n d V o r l e s u n g s v e r z e i c h n i s s e n m a n c h e r U n i v e r s i t ä t e n v o r g e n o m m e n e U n t e r g l i e d e r u n g d e r h e r k ö m m l i c h e n Betriebswirts c h a f t s l e h r e in Allgemeine Betriebswirtschaftslehre u n d Besondere Betriebswirtschaftslehre o f f e n b a r als a u s sich selbst h e r a u s v e r s t ä n d l i c h a n g e s e h e n wird. D i e d a n e b e n zu b e o b a c h t e n d e S p r a c h v e r w i r r u n g , die z w i s c h e n Allgemeiner Betriebswirtschaftslehre (statt: G e n e r e l l e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ) u n d Spezieller B e triebswirtschaftslehre u n t e r s c h e i d e t , bestätigt n u r d e n sich a u f d r ä n g e n d e n Eind r u c k , daß an e i n e r e i n l e u c h t e n d e n B e g r ü n d u n g f ü r die ja n u n e i n m a l b e s t e h e n d e Z w e i t e i l u n g d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e w e n i g I n t e r e s s e b e s t e h t . So kann a u c h nicht a u s g e s c h l o s s e n w e r d e n , daß in dieser o f f e n k u n d i g e n Gleichgültigkeit g e g e n ü b e r d e m A l l g e m e i n e n der G r u n d d a f ü r zu s u c h e n ist, d a ß n u r s e h r w e n i g e b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e D a r s t e l l u n g e n f ü r sich in A n s p r u c h n e h m e n k ö n n e n , Allgemeines auszusagen.

88

G l e i c h w o h l wird d i e s e Problematik d e s A l l g e m e i n e n in d e r Betriebswirtschaftsl e h r e allem A n s c h e i n nach e n t w e d e r sehr g e n a u e r k a n n t o d e r d o c h z u m i n d e s t m e h r oder weniger diffus e m p f u n d e n . Dies b e w e i s e n d i e Titel der gegenwärtig g e b r ä u c h l i c h e n in die Betriebswirts c h a f t s l e h r e e i n f u h r e n d e n L e h r b ü c h e r ; sie h e i ß e n n u r in e i n i g e n Fällen „ A l l g e m e i n e Betriebswirtschaftslehre" 1 o d e r gar „ E i n f ü h r u n g in die Allge1

Franz Xaver Bca, Erwin Dichtl, Marcel/ Schweitzer (Hrsg.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (1300 S.); Dieter Beschorner [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (159 S.); Helmut Diederich [Betriebswirts c h a f t s l e h r e ] (691 S.); Rudolf Feilermann [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] ( U n t e r t i t e l : „ G r u n d l a g e n in v i s u e l l e r F o r m " ) (515 S.); Hermann Göppl, Klaus Zoller [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (479 S.); Herbert Jacob (Hrsg.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (1194 S.); Wolfgang Korndörfer [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (416 S.); Max Rudolf Lehmann [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (341 S.); Adolf E. Luger [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , B a n d 1 (391 S.); Adolf E. Luger, Hans-Georg Geisbüsch, Jürgen M. Neumann [Betriebswirtschaftslehre], B a n d 2 (352 S.); Konrad Mellerowiez [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (1147 S.); Otto Preitz (Hrsg.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (575 S.); Dieter Schneider [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (621 S.); Eberhard Schult [Betriebswirts c h a f t s l e h r e ] ( U n t e r t i t e l : „ E i n e E i n f ü h r u n g " ) (427 S.); Gerhard Vogler [Betriebswirts c h a f t s l e h r e ] (242 S.).

II. D i e B e d e u t u n g des A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e m e i n e Betriebswirtschaftslehre"2, im übrigen dagegen

45

„Betriebswirtschafts-

l e h r e " 3 , „ E i n f ü h r u n g i n d i e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e " - s e i es i m T i t e l 4 , sei e s im Untertitel5 - , des weiteren, jeweils bezogen auf die Betriebswirtschaftsl e h r e , „ G r u n d l a g e n . . ." 6 , „ G r u n d l a g e n u n d G r u n d b e g r i f f e . . ." 7 , „ G r u n d t a t b e s t ä n d e . . ." 8 , dium ..."",

„ G r u n d p r o b l e m e . . ," 9 ,

„Leitfaden

buch . . „ B a u s t e i n e

zum

„ G r u n d z ü g e . . ." I 0 ,

G r u n d s t u d i u m . . ."' 2 ,

. . ," 1 4 , f e r n e r „ K o m p e n d i u m d e r

„Grundstu-

„Praktisches

Lehr-

Betriebswirtschafts-

lehre"15, „ R e p e t i t o r i u m der Betriebswirtschaftslehre""', „Betriebswirtschaftliches

Grundwissen"17,

„Betriebswirtschaftslehre

f ü r Praktiker"18,

wirtschaft als S t e u e r f a c h ' " 9 , „ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

2

3

4

5

6 I 8

9 10 II

12 13 1" 15

16

17 18 19

„Betriebs-

für Juristen"20,

„Be-

Marlin Düppen [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ) (176 S.); Günter Wöhe [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (1341 S.). Alfred Heinz Bahn [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (331 S.); Jochen Drukarczyk, Lothar MüllerHagedorn (Hrsg.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] ( U n t e r t i t e l : „ E i n e E i n f ü h r u n g in die T h e o r i e der U n t e r n e h m u n g " ) (621 S.); Erwin Grochla (Hrsg.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (758 S.); Peter von dem Hagen [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (144 S.); Thomas Hummel [Betriebswirts c h a f t s l e h r e ] (140 S.); Sönke Peters [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] ( U n t e r t i t e l : „ E i n e E i n f ü h r u n g " ) (229 S.); Siegfried Suda, Karl W. Hennig, Gerhard Mann (u. a.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s lehre] (816 S.); Waldemar Wittmann [Betriebswirtschaftslehre/Buch] (Untertitel: „Ein e i n f ü h r e n d e s L e h r b u c h " ) (697 S.); Reinhard ^///'[Betriebswirtschaftslehre] (Untertitel: „ E i n e E i n f ü h r u n g u n t e r b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g ö f f e n t l i c h e r B e t r i e b e " ) (258 S.). Hermann Göppl [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (134 S.); Erich Gutenberg [ E i n f ü h r u n g ] (212 S.); Edmund Heinen [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (285 S.); Erich Kosiol [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (321 S.); Peter Mertens, Hans D. Plölzeneder, Freimut 5rJí/é77í/o/-/'[Betriebswirtschaftslehre] ( „ P r o g r a m m i e r t e E i n f ü h r u n g . . . " ) , B a n d 1 (349 S.); Peter Mertens, Hans D. Plölzeneder [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] ( „ P r o g r a m m i e r t e E i n f ü h r u n g . . ."), B a n d 2, B a n d 3, Band 4 (1210 S.); Heiner Müller-Merbach [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (239 S.); Friedrich W. Selcherl [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] („. . . in Ü b e r s i c h t s d a r s t e l l u n g e n " ) (175 S.); Volkmar WendtNordahl [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (180 S.); Robert Wittgen [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (392 S.). Erika Baumann [ U n t e r n e h m u n g ] ( „ D a s S y s t e m U n t e r n e h m u n g . E i n f ü h r u n g . . .") (196 S.); Erich Kosiol [ U n t e r n e h m u n g ] ( „ D i e U n t e r n e h m u n g als w i r t s c h a f t l i c h e s A k t i o n s z e n t r u m . E i n f ü h r u n g . . .") (281 S.); Erich Schäfer [ U n t e r n e h m u n g ] („Die U n t e r n e h m u n g . E i n f ü h r u n g . . .") (366 S.). Erich Gutenberg [ G r u n d l a g e n ] (1570 S.). Dieter Ahlerl, Klaus-Peter Franz, Wolfgang Kaefer [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (229 S.). Helmut Diederich [ G r u n d t a t b e s t ä n d e ] (116 S.). Hans Raffée [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (232 S.). Henner Schierenbeck [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (638 S.). Jürgen Firnkorn, Erich Fuchs (u. a.) [ G r u n d s t u d i u m ] (1174 S.). Elisa Krabbe (Hrsg.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (515 S.). Heinz K. Joschke [Betriebswirtschaft] (518 S.). Erich Kosiol [ B a u s t e i n e ] (592 S.). Uwe Bestmann (Hrsg.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (756 S.); Bahlens Kompendium [Betriebsw i r t s c h a f t s l e h r e ] (1130 S.); Hermann F. Weber [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ) (475 S.); Carl Zimmerer [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (659 S.). Dieter Janneschütz, Dieter Hering (Hrsg.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (434 S.); Josef Löffelholz [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (967 S.). Ferdinand Ziegler (Hrsg.) [ G r u n d w i s s e n ] (430 S.). Horst Heubaum [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] (184 S.). Hergen Sander [Betriebswirtschaft] ( U n t e r t i t e l : „ G r u n d z ü g e d e r a l l g e m e i n e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e " ) (226 S.).

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A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

triebswirtschaft f ü r Ingenieure" 2 1 , „Der Betrieb" 22 , „Rechtseinflüsse auf betriebswirtschaftliche Entscheidungen" 2 3 sodann „Betriebswirtschaftstheorie" 24 sowie, ohne ausdrücklichen Bezug auf die Betriebswirtschaftslehre, „Wirtschaftslehre der Unternehmung" 2 5 , „Die U n t e r n e h m u n g als produktives soziales System" 26 , u n d schließlich, als Teilgebiet der auch die Volkswirtschaftslehre einbeziehenden Wirtschaftswissenschaft, „Lehrbuch der Wirtschaftswissenschaften" 2 7 , „Einführung in die Wirtschaftswissenschaften" 2 8 . 2 9 Trotz der von den Verfassern dieser Werke bei der Wahl der Buchtitel geübten Vorsicht und Zurückhaltung gelten ihre Darstellungen in der landläufigen Meinung aber ebenso als Lehrbücher der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre wie jene Werke, die in ihrem Titel ausdrücklich versprechen, Allgemeines vorzutragen. Unabhängig nun davon, ob sich diese Werke als Lehrbücher der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre offen ausweisen oder ob sie durch ihre Art der Stoffbehandlung Anspruch hierauf erheben oder ob ihnen dieser Anspruch gewünschteroder nicht gewünschterweise zuerkannt wird: es handelt sich regelmäßig u m die Darstellung einzelner, unter bestimmten Gesichtspunkten ausgewählter Funktionen und Institutionen o h n e Offenlegung der sie verbindenden Elemente. Es

20

Helmut Brede [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] ( U n t e r t i t e l : „ E i n e E i n f ü h r u n g " ) (203 S.). 21 Wolf H. Bartzsch [Betriebswirtschaft] (S. 344). 22 Josef Evers, Manfred Floetemeyer, Joachim Heil (u. a.) [Betrieb] (1. Band), Rolf Döhring, Helmut Keim, Uwe Steffen [Betrieb] (2. B a n d ) (454 S.). 23 Klaus Backhaus, Wulff Plinke [ R e c h t s e i n f l ü s s e ] ( U n t e r t i t e l : „Ein L e h r b u c h z u r Allgem e i n e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e " ) (242 S.). 24 Walther Busse von Cölbe, Gert Laßmann ( B ä n d e 1 u n d 3; B a n d 2 zusätzlich:) Peter Hammann, [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s t h e o r i e ] (984 S.). 25 Ralf Bodo Schmidt [ W i r t s c h a f t s l e h r e ] (590 S.). 26 Hans Ulrich [ U n t e r n e h m u n g ] ( U n t e r t i t e l : „ G r u n d l a g e n der a l l g e m e i n e n U n t e r n e h m u n g s l e h r e " ) (355 S.). 27 Wilhard Ponta [ W i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t e n ] (676 S.). 28 Harald Winkel [ W i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t e n ] (270 S.). 29 D i e in d e n v o r s t e h e n d e n F N e n 1-28 g e g e b e n e Z u s a m m e n s t e l l u n g b e m ü h t sich u m V o l l s t ä n d i g k e i t , o h n e sie g a r a n t i e r e n zu k ö n n e n ; ein Q u a l i t ä t s u r t e i l ist mit d e m A u f f u h r e n e i n e s W e r k e s nicht v e r b u n d e n . A l s S t a n d a r d w e r k hat d a s B u c h von Günter Wöhe zu g e l t e n . Das Buch h a t b i s h e r 16 A u f l a g e n erlebt (1. A u f l a g e : 1960, 388 S.; 2.-6. A u f l a g e : 1962-1964, 582 S.; 7.-10. A u f l a g e : 1967-1970, 814 S.; 11. A u f l a g e : 1973, 1086 S.; 12. A u f l a g e : 1976, 1048 S.; 13. A u f l a g e : 1978, 1112 S.; 14. A u f l a g e : 1981, 1254 S.; 15. A u f l a g e : 1984, 1336 S.; 16. A u f l a g e : 1986, 1341 S.). Günter Wöhe g e b ü h r t das V e r d i e n s t , als e r s t e r die f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e m a ß g e b l i c h e n E i n z e l f a k t e n in e i n e r bis d a h i n nicht g e k a n n t e n V o l l s t ä n d i g k e i t z u s a m m e n g e t r a g e n , g e o r d n e t u n d i n t e r p r e t i e r t zu h a b e n . E n t s p r e c h e n d s e i n e m g r o ß e n E r f o l g f i n d e t d a s Buch nicht ü b e r a l l A n e r k e n n u n g , a u c h d o r t nicht, w o es s t e t s in G r i f f n ä h e s t e h t . D i e s ä n d e r t nichts d a r a n , daß d a s Buch das F a c h g a n z m a ß g e b e n d g e f o r m t hat. S e h r i n d i v i d u e l l e K o n z e p t i o n e n , von d e n e n sich einige zu e i g e n s t ä n d i g e n A u f f a s s u n g e n v o n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e entwickelt h a b e n , b i e t e n vor a l l e m die g e n a n n t e n W e r k e v o n Walter Busse von Cölbe (u. a.), Erich Gillenberg, Edmund Heinen, Erich Kosiol, Hans Raffee, Ralf Bodo Schmidt, Dieter Schneider, Hans Ulrich, Waldemar Wittmann. E i n e n e u e F o r m d e r k o m p e n d i e n h a f t e n Ü b e r s i c h t ü b e r d a s F a c h b i e t e n Franz Xaver Bea, Erwin Dichtl, Marcell Schweitzer (Hrsg.) [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] u n d Vahlens Kompendium.

II. D i e B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

47

h a n d e l t sich also in aller Regel u m die „in eklektischer Z u s a m m e n s t e l l u n g " 3 0 gegebene Beschreibung besonderer Aspekte, besonderer Aufgaben, besonderer V e r h a l t e n s w e i s e n der e i n z e l n e n Betriebe, o h n e d a ß die diese B e s o n d e r h e i t e n z u einer Einheit z u s a m m e n s c h l i e ß e n d e n Gesichtspunkte herausgestellt würden. Die B e r e c h t i g u n g z u r B e z e i c h n u n g dieser B e s o n d e r h e i t e n als „ A l l g e m e i n e s " wird a u f die B e o b a c h t u n g gestützt, d a ß alle diese B e s o n d e r h e i t e n in e i n e r gewissen g r u n d legenden F o r m - ungeachtet der damit zwangsläufig v e r b u n d e n e n Problemverk ü r z u n g u n d P r o b l e m v e r e i n f a c h u n g - in j e d e m e i n z e l n e n Betrieb g e g e b e n sind. Das d e r A u f l i s t u n g dieser B e o b a c h t u n g e n z u e r t e i l t e Etikett „ A l l g e m e i n e s " ist d a n n im S i n n e v o n „bei j e d e m E i n z e l n e n B e o b a c h t b a r e s " zu deuten 3 1 . Es wird sich zeigen, d a ß h i e r m i t gleichwohl n u r B e s o n d e r h e i t e n erfaßt sind. V o n d i e s e m Urteil wird m a n n u r d a n n a b r ü c k e n k ö n n e n , w e n n m a n an die B e s c h r e i b u n g des Allgem e i n e n a n d e r e A n f o r d e r u n g e n stellt, als sie f ü r die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e gestellt w o r d e n sind [RN 141, 154]. E i n e Parallele zu d i e s e m „ a n a l y t i s c h e n " V e r f a h r e n in a n d e r e n W i s s e n s c h a f t s b e r e i c h e n läßt sich o h n e Schwierigkeiten f i n d e n : A u c h in d e r M e d i z i n z. B. wird d a s e i n h e i t l i c h e E r f a h r u n g s o b j e k t „ M e n s c h " in e i n z e l n e u n d , wie es n u r allzu oft d e n A n s c h e i n hat, a u c h streng v o n e i n a n d e r g e t r e n n t e U n t e r s u c h u n g s f e l d e r a u f g e t e i l t ; auf diese W e i s e wird ein ziemlich g u t e s Bild d e r F u n k t i o n e i n z e l n e r O r g a n e u n d K ö r p e r t e i l e g e w o n n e n . D a ß die Z u s a m m e n f ü g u n g dieser Einzelbilder allenfalls die B e z e i c h n u n g „ A l l g e m e i n m e d i z i n " , nicht a b e r d e n e i n e n g a n z a n d e r e n Sachverhalt a u s d r ü c k e n d e n Titel „ A l l g e m e i n e M e d i z i n " verdient u n d das E r f a h r u n g s objekt „ M e n s c h " in seiner G e s a m t h e i t d u r c h a u s nicht w i e d e r z u g e b e n v e r m a g , lehrt die m i t u n t e r leidvolle E r f a h r u n g d e s Alltagslebens 3 2 .

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31

Erich Kosiol [Bausteine], S. 211. ( W a l t e r Brugger [Eklektizismus], S. 81: „ E k l e k t i z i s m u s n e n n t m a n die G e i s t e s h a l t u n g j e n e r P h i l o s o p h e n , d e r e n D e n k e n sich d a r a u f b e s c h r ä n k t , die E r g e b n i s s e der D e n k a r b e i t a n d e r e r zu p r ü f e n u n d , w a s i h n e n d a r a n w a h r u n d w e r t v o l l e r s c h e i n t , a u s z u w ä h l e n , o h n e d e n e r n s t h a f t e n V e r s u c h zu m a c h e n , die so g e w o n n e n e n S t ü c k e zu e i n e m g e s c h l o s s e n e n G a n z e n zu v e r e i n i g e n . " D i e s e r H i n w e i s s c h e i n t n ü t z l i c h zu sein, a u c h w e n n nicht s i c h e r ist, ob der zitierte A u t o r die g e n a n n t e W o r t b e d e u t u n g i m Sinn g e h a b t hat.) Vgl. h i e r m i t Theodor Litt [Das A l l g e m e i n e ] , S. 17: „Soweit das d u r c h s c h n i t t l i c h e B e w u ß t sein sich ü b e r h a u p t ü b e r d a s im D e n k e n G e l e i s t e t e G e d a n k e n m a c h t , s c h e i n t es i h m s e l b s t v e r s t ä n d l i c h , daß, was i m m e r an A l l g e m e i n e m in s e i n e m G e s i c h t s k r e i s a u f t a u c h t , n i c h t s a n d e r e s sein k ö n n e als das E r g e b n i s e i n e r d e n k e n d e n B e m ü h u n g , die a u s e i n e r Vielzahl von v e r g l e i c h e n d z u s a m m e n g e h a l t e n e n , F ä l l e n ' das i h n e n allen G e m e i n s a m e herausholt." A n g e s i c h t s d i e s e r M a n g e l s i t u a t i o n sollte a u c h d i e f o l g e n d e H o m m a g e a n die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e nicht ü b e r r a s c h e n : „ H i e r i n liegt e b e n der g r o ß e U n t e r s c h i e d z w i s c h e n d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e u n d d e n a n g e w a n d t e n N a t u r w i s s e n s c h a f t e n . W ä h r e n d in d e r W i r t s c h a f t s p r a x i s die B e d i n g u n g e n von U n t e r n e h m u n g zu U n t e r n e h m u n g u n d v o n Z e i t p u n k t zu Z e i t p u n k t variieren, sind in d e r N a t u r die D a t e n ü b e r R a u m u n d Zeit h i n k o n s t a n t . So ist, was die H u m a n m e d i z i n a n g e h t , d e r a n a t o m i s c h e A u f b a u v o n M e n s c h z u M e n s c h s o ü b e r e i n s t i m m e n d , d a ß z. B. der C h i r u r g die m e n s c h l i c h e n O r g a n e fast i m m e r u n d fast überall an der g l e i c h e n Stelle v o r f i n d e t . H i e r ist es sinnvoll, f ü r d i e m i t g e s e t z m ä ß i g e r R e g e l m ä ß i g k e i t w i e d e r k e h r e n d e n B e d i n g u n g e n o p e r a t i v e V e r f a h r e n zu e n t w i k keln u n d zu l e h r e n . " (Helmut Koch [ G r u n d f r a g e n ] , S. 593) Vgl. h i e r z u a b e r a u c h Hans-Rainer Duncker [ D e n k e n ] , S. 37: „In d e r E n t w i c k l u n g d e r M e d i z i n in d e n b e i d e n letzten J a h r z e h n t e n ist d e r V e r s u c h , die P s y c h o l o g i e in s t ä r k e r e m

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A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

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Die h e r k ö m m l i c h e Betriebswirtschaftslehre bietet im wesentlichen kein anderes Bild. Sie kann allerdings den großen Vorteil für sich verzeichnen, daß die angedeuteten Schwächen in ihrem Bereich nicht so deutlich zutage treten wie gerade in der als Beispiel genannten Medizin; existent sind sie allemal.

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N u n darf man allerdings auch nicht den Blick dafür verschließen, daß gegenwärtig - wie im übrigen auch in der jüngeren Vergangenheit - offenbar gar kein Interesse an e i n e m Entwurf besteht, der die Bezeichnung „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre" verdient. Als einziger Verfasser einer A l l g e m e i n e n Betriebswirtschaftslehre gilt Heinrich Nicklisch33. Allerdings blieb ungeachtet weithin positiver Beurteilung sein Grundanliegen von Kritik nicht verschont. So wurde ihm „irrationale Fundierung und Zielsetzung" 3 4 vorgeworfen und ihm des weiteren entgegengehalten, daß „aus der Anlage seines Werkes nicht ersichtlich wird, welche Ausgangslage er für seine Untersuchungen wählt und nach welchen Prinzipien er die Probleme aufzuschließen und zu ordnen bestrebt ist"35. A u c h epigonales G e h a b e machte nicht halt vor ihm, so, w e n n ihm hochnäsig nachgerufen wird, er habe sich durch Beharren auf der „betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise" Probleme eingehandelt, indem er „den gesamtwirtschaftlichen Z u s a m m e n h a n g ideell in e i n e m bombastischen Wortgebäude abbildet, dabei aber weder faktisch noch theoretisch der N a t i o n a l ö k o n o m i e irgendeinen nennenswerten Beitrag abverlangt oder zubilligt." 36 Urteile und Fehlurteile wie diese m ö g e n mit dazu beigetragen haben, daß Nicklisch keinen Nachahmer fand 37 . Damit wird das in der Betriebswirt-

M a ß e e i n z u b e z i e h e n , ein A u s d r u c k d e r Kritik an d e r b e s t e h e n d e n S i t u a t i o n u n d ein Ansatz zur Korrektur." 33 Mit s e i n e m W e r k [Betriebswirtschaft], 3-t Erich Kosiol [ W e g b e r e i t e r ] , S. 239. -15 Erich Gutenberg [ W i s s e n s c h a f t ] , S. 23 ( d a s Z i t a t w u r d e d e m T e x t a n g e p a ß t ) . S i e h e zur W ü r d i g u n g d e s G e s a m t w e r k s u n d des L e b e n s von Heinrich Nicklisch z. B.: Otto Hummel, Karl Roßte, Curt Sandig (u. a.) [Heinrich Nicklisch]; Erich Kosiol [ W e g b e r e i t e r ] , S. 237-241; Hellmut Nicklisch [ H e i n r i c h Nicklisch], S. 162-164; Fritz Schönp/lug [Betriebswirtschaftslehre], S. 154-226. -1f> Hartmut Wächter [ G e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e Bezüge], S. 7. S i e h e a u c h d i e s e s V e r f a s s e r s b e m e r k e n s w e r t e A u s f ü h r u n g e n ü b e r Eugen Schmalenbach, d e m er u.a. „ f a k t i s c h e B e d e u t u n g s l o s i g k e i t . . . in d e r N a c h k r i e g s - B W L " b e s c h e i n i g t (S. 13-14; s i e h e a u c h S. 9), s o w i e ü b e r Erich Gutenberg (S. 16-18). Vgl. s c h l i e ß l i c h a u c h die im g l e i c h e n Stil g e h a l t e n e A u f f a s s u n g v o n Bernd Schauenberg [ M a r k t r o m a n t i k ] , d e m z u f o l g e „viele g u t e G r ü n d e d a f ü r s p r e c h e n , Nicklischs W e r k als a b s c h r e c k e n d e n u n d f e h l l e i t e n d e n V e r s u c h b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e r T h e o r i e b i l d u n g e i n z u s t u f e n " (S. 34). 17 D i e s gilt a u c h f ü r Josef Kolbinger [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , d e r i m m e r h i n e i n i g e Elem e n t e e i n e r A l l g e m e i n e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e z u s a m m e n g e t r a g e n hat. Günther Schanz [ G r u n d l a g e n ] , S. 5, m a c h t auf s e i n e B e e i n f l u s s u n g d u r c h Nicklisch wie folgt a u f m e r k s a m : „ W e n n wir im M i t t e l p u n k t der v e r h a l t e n s t h e o r e t i s c h e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e d a s I n d i v i d u u m s e h e n , so ist darin gleichzeitig der V e r s u c h zu e r b l i c k e n , an d a s v o n H e i n r i c h Nicklisch initiierte P r o g r a m m a n z u k n ü p f e n . D a b e i darf freiIich nicht ü b e r s e h e n w e r d e n , d a ß d i e s e s nicht b e s o n d e r s e r f o l g r e i c h war." ( S i e h e a u c h dens. [ G r u n d l a g e n ] S. 6, 9; dens. [ W i s s e n s c h a f t s p r o g r a m m e ] , S. 54-56.) O b die I d e e n von Nicklisch e r f o l g r e i c h sind, wird sich erst n o c h h e r a u s s t e l l e n m ü s s e n ; Erfolg ist a u c h e i n e F u n k t i o n d e s V e r s t ä n d n i s s e s d e r j e n i g e n , von d e r e n Z u s t i m m u n g zwar nicht i m m e r die G ü t e e i n e r I d e e , w o h l a b e r ihre D u r c h s e t z u n g a b h ä n g t . So s c h r e i b t Rudolf Seyffert [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 53: „Ein w e i t e r e s Beispiel ist die L e h r e v o m P r o z e ß d e r

II. D i e B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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s c h a f t s l e h r e w e i t h i n zu b e o b a c h t e n d e D e s i n t e r e s s e an d e r E n t w i c k l u n g e i n e r A l l g e m e i n e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e j e d o c h n u r bestätigt. H i e r f ü r m a g es vers c h i e d e n e G r ü n d e g e b e n , d e n e n ihrerseits w i e d e r u m die u n t e r s c h i e d l i c h s t e n Folgen zugeordnet werden können. F o r s c h u n g s o b j e k t d e r h e r k ö m m l i c h e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e sind die Betriebe 3 8 ; sie sind in die Volkswirtschaft e i n g e b e t t e t . A u f diesen Z u s a m m e n h a n g wies bereits Walter Euchen u n m i ß v e r s t ä n d l i c h h i n : „Es ist ein v e r h ä n g n i s v o l l e r I r r t u m , zu m e i n e n , d e r N a t i o n a l ö k o n o m solle sich mit D o g m e n g e s c h i c h t e , M e t h o d e n l e h r e , a l l g e m e i n e n G e s i c h t s p u n k t e n u n d W i r t s c h a f t s g e s c h i c h t e b e s c h ä f t i g e n , a b e r nicht mit B e t r i e b e n u n d H a u s h a l t e n ; d e r Betriebswirt ausschließlich mit d e n H e r g ä n g e n in d e n e i n z e l n e n Betrieben. D e r N a t i o n a l ö k o n o m i e k ä m e es h i e r n a c h zu, g r o ß e Ü b e r b l i c k e zu g e b e n , d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e , die A n a l y s e der E i n z e l w i r t s c h a f t e n d u r c h z u f ü h r e n . Schädlich ist diese w e i t v e r b r e i t e t e dualistische H a l t u n g d e s h a l b , weil d a d u r c h eine erfolgreiche P r o b l e m b e h a n d l u n g v e r h i n d e r t wird. W e n n die N a t i o n a l ö k o n o m i e nicht von d e n H e r g ä n g e n im e i n z e l n e n H a u s halt u n d im e i n z e l n e n Betrieb a u s g e h t u n d n i c h t v o n d e r e n U n t e r s u c h u n g zu d e n G e s a m t z u s a m m e n h ä n g e n vordringt, läuft sie G e f a h r , den B o d e n u n t e r d e n F ü ß e n zu verlieren u n d z u r , S t r a t o s p h ä r e n - N a t i o n a l ö k o n o m i e ' zu werd e n . E i n e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e aber, die im e i n z e l n e n Betrieb v e r h a r r t , kann nie d e n eigentlichen Sinn d e r e i n z e l b e t r i e b l i c h e n O r d n u n g s f o r m u n d d e r e i n z e l b e t r i e b l i c h e n G e s c h ä f t e e r f a s s e n , die n u r als Teile e i n e s wirtschaftlichen G e s a m t z u s a m m e n h a n g s wirksam sind, u n d sie bleibt trotz aller t e c h n i s c h e n V e r f e i n e r u n g an d e r O b e r f l ä c h e . " 3 9 Die M a h n u n g Euchens i n d e s s e n blieb u n b e a c h t e t . A n die Stelle e i n e r g l o b a l e n , die G e s a m t h e i t w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s e r f a s s e n d e n B e t r a c h t u n g trat ein D e n k e n in Sparten. D i e üblich g e w o r d e n e A u f t e i l u n g d e r Volkswirtschaft in U n t e r n e h m u n g e n o d e r Betriebe, H a u s h a l t e u n d Staat [RN 60] u n d die V e r b a n n u n g d e r H a u s h a l t e u n d des Staates aus d e m U n t e r s u c h u n g s f e l d d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s lehre f ü h r t d a z u , d a ß g r o ß e Teile des w i r t s c h a f t l i c h e n Bereichs v o n der b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n F o r s c h u n g u n b e r ü c k s i c h t i g t gelassen w e r d e n . D i e s e d a s G e sichtsfeld e i n e n g e n d e B e t r a c h t u n g s w e i s e kann d a m i t erklärt w e r d e n , daß m a n sich o f f e n b a r daran g e w ö h n t hat, als B e t r i e b e n u r g a n z b e s t i m m t e O r t e wirtschaft-

E r t r a g s v e r t e i l u n g v o n Nicklisch (1920), d e r e n G r u n d ü b e r l e g u n g e n ü b e r ein J a h r z e h n t a u c h von der M e h r z a h l d e r W i s s e n s c h a f t l e r als zu t h e o r e t i s c h k o n s t r u i e r t a b g e l e h n t w u r d e n u n d d i e h e u t e g e r a d e in d i e s e n G r u n d ü b e r l e g u n g e n sich als p r a k t i s c h e R i c h t s c h n u r in d e n F r a g e n d e r M i t b e s t i m m u n g u n d B e t e i l i g u n g d e r B e t r i e b s a n g e h ö r i g e n b e w ä h r e n . " D i e von Eugen Schwalenbach v e r t r e t e n e A u f f a s s u n g v o n der Bilanz als e i n e s d y n a m i s c h zu i n t e r p r e t i e r e n d e n R e c h e n w e r k s ist ein w e i t e r e s Beispiel. V o n F o l g e n l o s i g keit (Günther Schanz [ G r u n d l a g e n ] , S. 5) k a n n m a n allein s c h o n a n g e s i c h t s des p o s i t i v e n E r g e b n i s s e s d e r v o n Schanz e n t w i c k e l t e n v e r h a l t e n s t h e o r e t i s c h e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e nicht s p r e c h e n . [RN 551 F N 6] A l s o nicht, wie in d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e , d a s H a n d e l n i m Betrieb. w Walter Eucken [ N a t i o n a l ö k o n o m i e ] , 3. A u f l a g e , S. 93; s o bereits, n a h e z u wörtlich ü b e r e i n s t i m m e n d , 1. A u f l a g e , S. 63. S i e h e a u c h dens. [ G r u n d l a g e n ] , S. 142, 143, 237.

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A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

liehen H a n d e l n s a n z u s e h e n , wofür d a n n auch B e n e n n u n g e n wie

Unternehmung

oder Firma gebraucht

werden.

Die einschneidendste

F o l g e d i e s e r B e s c h r ä n k u n g d e s F o r s c h u n g s f e l d e s ist

Fehlen eines geeigneten Beurteilungskriteriums oder Ansatzes zur

das

einheitlichen

E r f a s s u n g a l l e r in d e r W i r k l i c h k e i t zu b e o b a c h t e n d e n u n d z u m B e r e i c h d e r W i r t schaft gehörenden Vorgänge unter betriebswirtschaftlichem Aspekt.

Untersucht

w i r d v i e l m e h r t r a d i t i o n s g e m ä ß v o r n e h m l i c h d a s w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n in

der

U n t e r n e h m u n g 4 0 , m i t V o r l i e b e sogar d a s w i r t s c h a f t l i c h e H a n d e l n in d e r G r o ß u n t e r n e h m u n g ; das wirtschaftliche H a n d e l n im Haushalt dagegen wird im allgemein e n in d e r g l e i c h e n W e i s e u n b e r ü c k s i c h t i g t g e l a s s e n o d e r z u m i n d e s t

vernachläs-

sigt w i e das W i r t s c h a f t e n d e r Ö f f e n t l i c h e n H a n d . D i e w e n i g e n D a r s t e l l u n g e n , die sich ausdrücklich oder beiläufig mit d e m Haushalt befassen41, lassen weitgehend s e i n e V e r b i n d u n g m i t d e n U n t e r n e h m u n g e n u n d m i t d e m S t a a t a u ß e r a c h t ; in d e r gleichen Weise

b e z i e h t d i e e r s t in d e n A n f ä n g e n

ihrer Entwicklung

stehende

B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e d e r ö f f e n t l i c h e n Betriebe die V e r f l e c h t u n g d e s

Staates

m i t d e n H a u s h a l t e n u n d d e n U n t e r n e h m u n g e n i n n u r u n z u r e i c h e n d e m M a ß e in ihre B e t r a c h t u n g e n ein42. E s w e r d e n

damit zwei Sektoren des

wirtschaftlichen

40 S i e h e h i e r z u R N 201 m i t F N 100. 41

42

Z u d e n A u t o r e n , die sich s e h r e i n g e h e n d mit d e m v o n i h n e n als Betrieb i n t e r p r e t i e r t e n H a u s h a l t b e f a s s e n , hierbei j e d o c h w i e d e r u m d i e V e r b i n d u n g mit d e m d e r i v a t i v e n B e t r i e b a u ß e r B e t r a c h t lassen, allenfalls b e i l ä u f i g b e h a n d e l n , g e h ö r e n Hans-Achim Dubberke [ H a u s h a l t ] , S. 20-21; Carl Ruberg [ A u f w a n d s r e c h n u n g ] , S. 8; ders. [ H a u s h a l t ] , Sp. 26532654; Hermann Schulz-Borck [Privathaushalt], S. 19-26, 42-54 ( h i e r wird die V e r b i n d u n g z w i s c h e n d e m H a u s h a l t u n d e i n e m s p e z i e l l e n derivativen Betrieb, der „ l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n U n t e r n e h m u n g " , b e h a n d e l t ) ; Albrecht Sommer [Privathaushalt], S. 14; Bernd! Tschammer-Osten [Haushalt], S. 11, 130; ders. [ H a u s h a l t s w i s s e n s c h a f t ] , S. 11-14. A l s A u t o r e n , d i e sich e b e n f a l l s s e h r speziell d e m H a u s h a l t w i d m e n , die E i n o r d n u n g d e s H a u s h a l t s als Betrieb a b e r a b l e h n e n o d e r o f f e n l a s s e n , sind zu n e n n e n : Karl Otwin Becker [ H a u s h a l t ] , S. 22; Lore Blosser-Reisen (Hrsg.) [ H a u s h a l t s f ü h r u n g ] ; Erich Egner [Studien], S. 75-90; ders. [ E n t w i c k l u n g s p h a s e n ] , S. 8, 24; ders. [ S t r u k t u r w a n d e l ] , S. 17; ders. [Haushalt], S. 29-42; ders. [ Ö k o n o m i k ] ; Rosemarie von Schweiner [ H a u s h a l t s a n a l y s e ] , S. 18, 171; Maria Silberkuhl-Schulte [Privathaushalt]. N u r z u r A b g r e n z u n g von s e i n e m U n t e r s u c h u n g s o b j e k t , d e r U n t e r n e h m u n g , b e f a ß t sich Friedrich Leitner [ W i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 1-25, mit d e m v o n i h m „ K o n s u m w i r t s c h a l t " , „ K o n s u m t i o n s w i r t s c h a f t " , „ H a u s h a l t u n g s w i r t s c h a f t " o d e r „ U n t e r h a l t s w i r t s c h a f l " (S. 2-3) g e n a n n t e n Haushalt. Z u d e n A u t o r e n der G e g e n w a r t (ab 1945), die d i e E i n b e z i e h u n g d e r privaten H a u s h a l t e in d e n F o r s c h u n g s b e r e i c h d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e sogar a u s d r ü c k l i c h a b l e h n e n , z u m i n d e s t d u r c h s t r e n g e U n t e r s c h e i d u n g v o n B e t r i e b u n d H a u s h a l t eine A b l e h n u n g d e r E i n b e z i e h u n g e r k e n n e n l a s s e n , g e h ö r e n u. a. Helmut Diederich [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 18; Karl Hax [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 4; Max Rudolf Lehmann [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s lehre], S. 51; Hanns Linhardt [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s i c h r e ] , S. 130, 141 (siehe zu d i e s e m A u t o r a u c h o b e n R N 59 F N 7); Sänke Peters [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 5-6; Eberhard Schult [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 58, 61, 77; Hans Ulrich [ U n t e r n e h m u n g ] , S. 33; Günter Wöhe [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 4. D e r Staat wird in d e n D a r s t e l l u n g e n der B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e n a h e z u gänzlich a u s g e k l a m m e r t , sogar in d e n e n der B e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n S t e u e r l e h r e . E i n e d e r w e n i g e n A u s n a h m e n ist z. B. die D a r s t e l l u n g von Klaus von Wysocki [Staat]. Es b e s t e h t allerdings eine noch sehr junge, eigenständige und Spezielle Betriebswirtschaftslehre der

51

II. Die B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e Handelns ausgeklammert,

die v o n z u n e h m e n d

großer Bedeutung

werden:

die

H a u s h a l t e , w e i l s i c h in i h n e n in A n b e t r a c h t d e r V e r k ü r z u n g d e r L e b e n s a r b e i t s z e i t bei im D u r c h s c h n i t t w a c h s e n d e m L e b e n s a l t e r ein i m m e r u m f a n g r e i c h e r w e r d e n d e r Teil des w i r t s c h a f t l i c h e n H a n d e l n s abspielt43; der Staat, weil sich sein A n t e i l am

wirtschaftlichen

Handeln

entsprechend

seinem

ständigen

Machtzuwachs

laufend vergrößert. A b e r selbst innerhalb desjenigen Ausschnitts aus d e m

Wirtschaftsbereich,

t r a d i t i o n s g e m ä ß von der Betriebswirtschaftslehre erfaßt wird, führt die gend

zu

beobachtende

Schwerpunktfeldern

Behandlung

ohne

die

von

Teilproblemen

erforderliche

Einordnung

und in

die Bildung eine

der

überwievon

betriebswirt-

schaftlich orientierte Gesamtschau u n d o h n e ausreichende Betonung der gegenEinsichten zu Unzuträglichkeiten,

vor

allem zu einer trügerischen Sicherheit bei der Beurteilung der erarbeiteten

seitigen B e d i n g t h e i t e n aller g e w o n n e n e n

Er-

k e n n t n i s s e . S o k a n n z. B . o h n e d i e E i n b e z i e h u n g d e r H a u s h a l t e in d e n chungsbereich der Betriebswirtschaftslehre das Wirken der Banken

Untersu-

ebensowenig

e i n d e u t i g e r k l ä r t w e r d e n 4 4 , w i e e s a n d e r e r s e i t s u n m ö g l i c h i s t , in d e r B e t r i e b s w i r t schaftlichen Steuerlehre etwa die E i n k o m m e n s t e u e r

systematisch

zu

analysie-

ren43. D i e V o r s t e l l u n g v o n d e r U n t e r n e h m u n g als e i n e m S y s t e m w u r d e , i n s b e s o n d e r e s e i t d e n A r b e i t e n v o n Hans

Ulrich46,

in d i e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

zwar

hineingetragen, aber nicht ü b e r die G r e n z e n des hergebrachten u n d ernstlich nie

43

44 45

46

Ö f f e n t l i c h e n B e t r i e b e (siehe hierzu z. B. Klaus Chmielewicz [ Ö f f e n t l i c h e V e r w a l t u n g ] ; Peter Eichhorn [ Ö f f e n t l i c h e H a u s h a l t e ] ; Dieter Grosser (Hrsg.) [Staat]; Karl Oettle [ G r u n d fragen]; Alfons Rehkopp (Hrsg.) [ D i e n s t l e i s t u n g s b e t r i e b ] ; Christoph Reichard [ Ö f f e n t l i c h e V e r w a l t u n g ] ; Albert Schnettler [Betriebe]; Theo Thiemever [ Ö f f e n t l i c h e B e t r i e b e ] ; Hans Winckelmann [ Ö f f e n t l i c h e V e r w a l t u n g ] ) s o w i e , als Z w e i g d e r V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e , d i e d e n Ö f f e n t l i c h e n H a u s h a l t u n t e r s u c h e n d e F i n a n z w i s s e n s c h a f t ( s i e h e z. B. Anton Tautscher [ Ö f f e n t l i c h e W i r t s c h a f t ] ; vgl. a u c h die U n t e r s u c h u n g des Staates in G e s t a l t d e s S t a a t s h a u s h a l t s bei Erich Egner [Haushalt], S. 428-460). Die S t e l l u n g d e s Staates in d e r B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist G e g e n s t a n d d e s B e s o n d e r e n Teils d e r h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e . E i n e wichtige Rolle spielt die w a c h s e n d e „ f r e i e Z e i t " ; sie b e t r u g g e m ä ß Gesellschaftliche Daten, S. 156, an e i n e m D u r c h s c h n i t t s w e r k t a g ( M o n t a g bis Freitag) im J a h r e 1964 5,7 S t u n d e n , im J a h r e 1980 7,5 S t u n d e n . Vgl. h i e r z u R N 60 mit F N 8. S i e h e hierzu Günter Wöhe [ S t e u e r l e h r e ] , S. 71-73. Wöhe stellt hier die F r a g e , o b die P r o b l e m e d e r U n t e r n e h m e r u n d G e s e l l s c h a f t e r „im R a h m e n e i n e r b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n S t e u e r l e h r e ü b e r h a u p t zu b e h a n d e l n " s e i e n , da „die E i n k o m m e n s t e u e r die B e t r i e b e als s o l c h e ü b e r h a u p t n i c h t " t r e f f e (S. 71). Die Frage wird von i h m a n s c h l i e ß e n d u n t e r A u f f ü h r u n g von s e c h s G r ü n d e n b e j a h t , die j e d o c h allenfalls auf d e m B o d e n d e r h e r k ö m m l i c h e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als s t i c h h a l t i g a n g e s e h e n w e r d e n k ö n n e n . F a ß t m a n d a g e g e n , wie hier g e s c h e h e n , a u c h die H a u s h a l t e als B e t r i e b e auf, löst sich d a s v o n Wöhe zu R e c h t a u f g e w o r f e n e P r o b l e m v o n selbst, allerdings nicht d u r c h E i n s c h a l t u n g v o n Hilfserwägungen, sondern aufgrund der Einheitlichkeit des Feldes wirtschaftlichen H a n d e l n s . D i e F r a g e läßt sich also allein d u r c h z w e c k e n t s p r e c h e n d e I n t e r p r e t a t i o n d e s T e r m i n u s „ b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h " klären. - Vgl. z u r F r a g e der „ V e r n a c h l ä s s i g u n g d e r B e s t e u e r u n g in vielen b e t r i e b s w i r t s c h a f t l i c h e n U n t e r s u c h u n g e n " , vor allem in L e h r b ü c h e r n zur A l l g e m e i n e n B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e , a u c h Gerd Rose [ W a h l r e c h t e ] , S. 351. [ U n t e r n e h m u n g ] , A b e r a u c h f ü r d i e s e n A u t o r gilt die a n g e m e r k t e B e s c h r ä n k u n g d e s F a c h g e b i e t s ; s i e h e R N 93 F N 41. S i e h e a u c h R N 207-227.

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A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

in Frage gestellten Forschungsbereichs hinaus zu Ende gedacht. Auf diese Weise wird das Verständnis insbesondere der Studenten der Betriebswirtschaftslehre f ü r die Komplexität dieses Faches und die Einsicht in die Interdependenz seiner Teilprobleme außerordentlich erschwert. Die Vermittlung einer den vollen Bereich des Handelns in Betrieben ergreifenden G e s a m t s c h a u des Faches, zudem noch in seiner Verzahnung mit Nachbardisziplinen und in seinem Eingebundensein in die Gesamtheit historisch gewachsener L e b e n s ä u ß e r u n g e n scheint allerdings in der gegenwärtig herrschenden geistigen A t m o s p h ä r e nicht einmal m e h r erstrebenswert zu sein. Angesichts der ständig z u n e h m e n d e n Ausweitung des Faches, angesichts des damit verbundenen Ausu f e r n s der zu verarbeitenden Stoffmenge u n d angesichts der zudem noch ansteig e n d e n Zahl der das Fach Betriebswirtschaftslehre Studierenden 4 7 gewinnt dagegen offenbar die Auffassung an Boden, daß die Universität ihrer Aufgabe, für den vom Studierenden innerhalb einer gewissen Bandbreite bereits vorbestimmten künftigen Beruf zu bilden und auszubilden 4 *, vornehmlich durch die Vermittlung eines soliden, handwerksähnlichen Wissens in Form ausgewählter, möglichst aufeinander abgestimmter und vielleicht gar noch in einem Ausbildungsplan festgeschriebener Einzelfakten zu genügen vermöge 4 9 . Damit soll u. a. auch erreicht werden, daß aus G r ü n d e n der Ausbildungsstraffung Wiederholungen und Ü b e r s c h n e i d u n g e n vermieden werden, selbst unter Preisgabe der Chance, das

47

48

4y

S i e h e h i e r z u die U n t e r s u c h u n g von Paul L.erbinizer [ S t u d e n t e n b e r g ] , die E r g ä n z u n g v o n Horst Albach [Lehre] u n d die E n t g e g n u n g v o n Herbert Hax, Peter von Hinten [ S t u d e n t e n berg], vor a l l e m S. 184. S i e h e h i e r z u Michael Plathow [Bildung], S. 89-100, u. a. mit f o l g e n d e r B e m e r k u n g : „ D i e U n i v e r s i t ä t ist der Ort von F o r s c h u n g u n d L e h r e , u n d als s o l c h e r soll er der v o n A u s b i l d u n g u n d B i l d u n g sein. E i n e g r o ß e V e r a n t w o r t u n g tragen die H o c h s c h u l e n d a m i t , d e n n die U n i v e r s i t ä t ist s o z u s a g e n Ort der Z u k u n f t . . . D i e Universität soll also Ort d e r A u s b i l d u n g u n d B i l d u n g sein. Sie ist aber in fast a u s s c h l i e ß l i c h e m M a ß e Stätte Tür A u s b i l d u n g g e w o r d e n . " (S. 95) Vgl. hierzu auch Bertram! Russell [Wissen] z u r U n t e r s c h e i d u n g v o n „ n ü t z l i c h e m " u n d s o g e n a n n t e m „ u n n ü t z e m W i s s e n " . S i e h e schließlich a u c h Karl Jaspers [Idee], S. 31-35, 44-50. E i n e e i g e n e , an der Universität zu Köln in 10 V e r a n s t a l t u n g e n w ä h r e n d 4 S e m e s t e r n im Z e i t r a u m v o n 1983-1987 v o r g e n o m m e n e B e f r a g u n g von 1922 S t u d i e r e n d e n (39 % im 1. S e m e s t e r , 37 % im 3.-5. S e m e s t e r ) - die F r a g e n w u r d e n w e d e r v o r b e s p r o c h e n n o c h e r l ä u t e r t - f ü h r t e zu f o l g e n d e n E r g e b n i s s e n : 1. W a s e r w a r t e n Sie von der A u s b i l d u n g in d e r U n i v e r s i t ä t ? a) B e r u f s e r l e r n u n g mit d e r Folge, daß d e r g e w ä h l t e B e r u f o h n e g r o ß e A n l a u f s c h w i e r i g k e i t e n u n m i t t e l b a r n a c h B e e n d i g u n g des S t u d i u m s a u s g e ü b t w e r d e n kann ( = mit d e m E x a m e n hat m a n e i n e n B e r u f e r l e r n t ; z u m V e r g l e i c h : G e s e l l e n - oder M e i s t e r b r i e f ) . = 10 % b) V e r m i t t l u n g e i n e s speziellen W i s s e n s als V o r b e r e i t u n g d e r (später e r f o l g e n d e n ) E r l e r n u n g e i n e s b e s t i m m t e n B e r u f e s ( = mit d e m E x a m e n hat m a n e i n e e n g e , aber t i e f g e h e n d e Basis z u m E r l e r n e n e i n e s b e s t i m m ten, b e r e i t s b e k a n n t e n B e r u f e s erlangt). = 53 % c) V e r m i t t l u n g e i n e s a l l g e m e i n e n W i s s e n s als V o r b e r e i t u n g d e r (später e r f o l g e n d e n ) E r l e r n u n g e i n e s n o c h zu b e s t i m m e n d e n B e r u f e s ( = mit d e m E x a m e n hat m a n eine breite, a b e r w e n i g e r t i e f g e h e n d e Basis z u m E r l e r n e n m e h r e r e r , zur Z e i t m ö g l i c h e r w e i s e n o c h gar nicht e x i s t i e r e n d e n B e r u f e erlangt). = 37 %

II. Die B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r d i e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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B e w u ß t s e i n f ü r die Vielfältigkeit u n d Vielseitigkeit ein u n d d e s s e l b e n B e t r a c h t u n g s g e g e n s t a n d e s zu s c h ä r f e n . Mit d e m H i n w e i s auf die w ü n s c h e n s w e r t e Steiger u n g d e r P r a x i s n ä h e wird d e s h a l b nicht selten die Frage nach d e m „ W a r u m ? " d e r Frage nach d e m „ W i e ? " g e o p f e r t ; e i n e r v o n d e n vielen e i n z e l n e n B ä u m e n wird e i n g e h e n d u n d voller Akribie u n t e r s u c h t - d e n Blick auf d e n W a l d zu l e n k e n , versagt m a n sich. H i e r b e i bleibt im a l l g e m e i n e n o f f e n , was eigentlich u n t e r Praxis zu v e r s t e h e n ist; Ü b e r e i n s t i m m u n g s c h e i n t n u r insoweit zu b e s t e h e n , als in ihr die G e g e n p o s i t i o n z u r T h e o r i e g e s e h e n wird - u n g e a c h t e t des Satzes, daß es n i c h t s Praktischeres als e i n e g u t e T h e o r i e gibt 3 0 . 5 1 W i e weit die hierin z u m A u s d r u c k g e b r a c h t e geistige H a l t u n g von den A n s p r ü c h e n sich e n t f e r n t , die 1945 in d e r politischen u n d kulturellen S t u n d e Null u n t e r d e m E i n d r u c k der totalen i n n e r e n u n d ä u ß e r e n Z e r s t ö r u n g d e r U n i v e r s i t ä t e n in D e u t s c h l a n d e r h o b e n w u r d e n , u n d in w e l c h e m A u s m a ß das w i e d e r g e w o n n e n e P f u n d verspielt w u r d e , anstatt d a m i t zu w u c h e r n , wird deutlich, w e n n m a n die folgenden beschwörenden, aber auch warnenden und prophezeienden Worte liest: „In solcher Lage als so g e w o r d e n e M e n s c h e n sollen wir n u n d i e wieder a u f b a u e n . . . . D i e s e E r n e u e r u n g kann einzelnen, der Forscher geistigen L e b e n s . Diese Universität z u r F ü h r u n g

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Universität

in d e r Tat n u r g e s c h e h e n d u r c h die A r b e i t d e r u n d d e r S t u d e n t e n , in der G e m e i n s c h a f t ihres G e m e i n s c h a f t m u ß die u n v e r g ä n g l i c h e I d e e d e r h a b e n , die I d e e der H o c h s c h u l e , w e l c h e d e r F o r -

2. W a s b e v o r z u g e n Sie im U n t e r r i c h t d e r U n i v e r s i t ä t ? a) S c h w e r p u n k t m ä ß i g e V e r m i t t l u n g von E i n z e l f a k t e n . = 8 % b) S c h w e r p u n k t m ä ß i g e V e r m i t t l u n g von Z u s a m m e n h ä n g e n zwischen (mehr am Rande erwähnten) Einzelfakten. = 92 % 3. W e l c h e s Ziel sollte I h r e r M e i n u n g n a c h die U n i v e r s i t ä t vorrangig v e r f o l g e n ? a) V e r m i t t l u n g v o n W i s s e n . = 40 % . b) F ä h i g k e i t , W i s s e n zu e r l a n g e n = die F ä h i g k e i t zu l e r n e n . = 60 % (Die H o f f n u n g , die e r t e i l t e n A n t w o r t e n k ö n n t e n d i e wirklichen W ü n s c h e der M e h r z a h l der S t u d i e r e n d e n w i d e r s p i e g e l n , w ä r e w o h l e i n e Illusion.) Vgl. h i e r m i t Immanuel Kam [Theorie], S. 313: „ W a s a u s V e r n u n f t g r ü n d e n f ü r die T h e o r i e gilt, d a s gilt a u c h f ü r die Praxis." S i e h e a u c h Alfred Schmidt [Praxis], S. 1108: U n t e r Praxis kann z. B. „ein oft g e ü b t e r B r a u c h " o d e r „ein b e r e i t s in H a n d l u n g e n u m g e s e t z t e s , vergegenständlichtes Wissen" verstanden werden. K e i n e s e h r g u t e F i g u r gibt der „ P r a k t i k e r " bei Egon Friedell [ K u l t u r g e s c h i c h t e ] , S. 1269, ab: „ W e r m a c h t die Realität? D e r , W i r k l i c h k e i t s m e n s c h ' ? D i e s e r läuft h i n t e r ihr her. . . . D i e v o r h a n d e n e W i r k l i c h k e i t , m i t der d e r Realist r e c h n e t , b e f i n d e t sich i m m e r s c h o n in A g o n i e . . . . Die P r a k t i s c h e n , P o s i t i v e n , d e m , T a t b e s t a n d ' Z u g e w a n d t e n l e b e n u n d w i r k e n , n ä h e r b e t r a c h t e t , gar n i c h t in d e r Realität. Sie b e w e g e n sich in e i n e r W e l t , die nicht m e h r w a h r ist. Sie b e f i n d e n sich in e i n e r ä h n l i c h s e l t s a m e n Lage wie e t w a d i e B e w o h n e r e i n e s S t e r n s , d e r so weit von s e i n e r S o n n e e n t f e r n t wäre, d a ß d e r e n Licht erst in ein o d e r zwei T a g e n zu i h m g e l a n g t e : die T a g e s b e l e u c h t u n g , die d i e s e G e s c h ö p f e e r b l i c k t e n , w ä r e s o z u s a g e n n a c h d a t i e r t . In e i n e r s o l c h e n f a l s c h e n B e l e u c h t u n g , f ü r die a b e r der A u g e n s c h e i n spricht, s e h e n die m e i s t e n M e n s c h e n d e n Tag. W a s sie G e g e n wart n e n n e n , ist e i n e o p t i s c h e T ä u s c h u n g , h e r v o r g e r u f e n d u r c h die U n z u l ä n g l i c h k e i t ihrer S i n n e , die L a n g s a m k e i t i h r e r A p p e r z e p t i o n . Die W e l t ist i m m e r v o n g e s t e r n . " Vgl. zu d i e s e r B e t r a c h t u n g a u c h das in R N 932 F N 22 e r w ä h n t e H ö h l e n b e i s p i e l v o n Piaton.

54

A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

s c h u n g u n d L e h r e zugleich und in E i n e m d i e n t , L e h r - u n d L e r n f r e i h e i t als B e d i n g u n g v e r a n t w o r t l i c h e r Selbständigkeit aller e i n z e l n e n D o z e n t e n u n d S t u d e n t e n f o r d e r t , den bloßen S c h u l b e t r i e b u n d die sich a b s c h l i e ß e n d e n S p e z i a l i s i e r u n g e n verwirft, v i e l m e h r die E i n h e i t d e r W i s s e n s c h a f t e n in d e r l e b e n d i g e n K o m m u n i k a t i o n u n d d e m geistigen K a m p f zur E n t f a l t u n g bringt."'' 2 „ U n s e r e A u f g a b e sind die W i s s e n s c h a f t e n . E s gilt als selbstverständlich, daß diese W i s s e n s c h a f t e n mit ihren in L e h r b ü c h e r n d a r g e b o t e n e n E r g e b n i s s e n g e l e r n t u n d . . . g e p r ü f t w e r d e n , - daß sie nützlich sind f ü r eine R e i h e von B e r u f e n , die a k a d e m i s c h e n Berufe, - u n d daß j e d e r sich s e i n e n B e r u f u n d die d a z u g e h ö r e n d e L e h r e wählen k a n n . In e i n e m g e o r d n e t e n S t u d i e n p l a n lernt m a n in d e r g e h ö r i g e n R e i h e n f o l g e , was m a n b r a u c h t . U m das ü b r i g e k ü m m e r t m a n sich nicht. D i e Universität ist ein Aggregat von F a c h s c h u l e n . D i e s e r Z u s t a n d n u n , obgleich e r eine Realität ist, u n d diese A u f f a s s u n g , o b g l e i c h sie verbreitet ist, sind d e r T o d d e s l e b e n d i g e n G e i s t e s d e r Universität. . . . A b e r die G e f a h r ist groß. Der soziale K ö r p e r trägt die Universität. E r wird sie v e r n i c h t e n u n d n u r e i n e Schule f ü r L e i s t u n g s f ä h i g k e i t e n u n d W i s s e n s s t o f f übrig lassen, w e n n ihre A u f s a u g u n g d u r c h die Instinkte d e r M a j o r i t ä t a m E n d e gelingt. D a s wird still, u n m e r k l i c h g e s c h e h e n , w e n n die Mitglieder d e r U n i v e r s i t ä t selber diese Instinkte v e r t r e t e n . D i e s e r Sieg kann aber e n d g ü l t i g n u r e i n t r e t e n , w e n n alle E i n z e l n e n es w o l l e n , weil sie sich a u f g e b e n . " 5 3 - 5 4 Die s p ä t e r e n J a h r e u n d J a h r z e h n t e h a b e n gezeigt, daß diese W o r t e in d e n W i n d g e s p r o c h e n w u r d e n . Die e r n e u t e F e h l e n t w i c k l u n g , die u n g e a c h t e t d e r d e n A u f b r u c h zu n e u e n U f e r n v e r h e i ß e n d e n S t i m m u n g n a c h 1945 sich vollzog, wird h ä u f i g mit d e r E r k l ä r u n g gerechtfertigt, daß die g e g e n w ä r t i g e S i t u a t i o n an d e n U n i v e r s i t ä t e n j e d e s a n d e r e als das n u n m e h r verfolgte A u s b i l d u n g s z i e l in das Reich d e r Illusion verweise. Dabei k a n n allerdings nicht a u s g e s c h l o s s e n w e r d e n , d a ß in W a h r h e i t die Begeisterung f ü r das eigene, n o t g e d r u n g e n z u n e h m e n d e n g e r w e r d e n d e F o r s c h u n g s f e l d das Interesse an h i e r m i t nicht u n m i t t e l b a r z u s a m m e n h ä n g e n d e n F r a g e n i m m e r m e h r e r l a h m e n läßt 5 5 ; u n d so f ü h l e n sich h i e r v o n

52

KarI Jaspers [ E r n e u e r u n g ] , S. 139-140. 53 KarI Jaspers [Geist], S. 160, 172. 54 S i e h e a u c h Rudolf Reinhardt [Universität], d e r (1951), u n t e r d e m E i n d r u c k von „der V e r g e w a l t i g u n g u n d d e m C h a o s " , die U n i v e r s i t ä t e n m i t B u r g e n „ g e g e n ü b e r e i n e r U m w e l t " vergleicht, „die i m m e r w i e d e r d e r L e i d e n s c h a f t , d e m H a ß , der L ü g e , d e r V o r e i n g e n o m m e n h e i t u n d n i c h t z u l e t z t der kritiklosen S e l b s t t ä u s c h u n g verfällt" (S. 3), u n d d e r d a n n f o r t f a h r t : „ D i e A u f g a b e d e r E r z i e h u n g d e r a k a d e m i s c h e n J u g e n d in d e r Universität d a r f m a n d a h e r nicht v e r w e c h s e l n mit S c h u l u n g s a u f g a b e n t a g e s p o l i t i s c h e r A r t " (S. 7). Die d a m i t g e ä u ß e r t e n G e d a n k e n w e r d e n v o n d e n H e u t i g e n w o h l allein s c h o n d e s h a l b h o f f e n t l i c h n i e m a l s n a c h v o l l z o g e n w e r d e n k ö n n e n , weil sie o f f e n b a r an V o r a u s s e t z u n g e n geknüpft sind, deren erneutes Eintreten n i e m a n d w ü n s c h e n kann. Als w e i t e r e r , w e n n n i c h t sogar d o m i n i e r e n d e r G r u n d ist der s t ä n d i g z u n e h m e n d e Z e i t d r u c k , v o r a l l e m d u r c h W a h r n e h m u n g von P r ü f u n g s - u n d S e l b s t v e r w a l t u n g s a u f g a b e n bei g r o t e s k w a c h s e n d e r B ü r o k r a t i s i e r u n g zu n e n n e n , w o b e i nicht v e r h e h l t w e r d e n sollte, d a ß d i e Last d i e s e r P f l i c h t e n j e nach der p e r s ö n l i c h e n N e i g u n g der B e t r o f f e n e n sicherlich u n t e r s c h i e d l i c h stark e m p f u n d e n wird.

55

II. Die B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e b e t r o f f e n e W i s s e n s c h a f t l e r i m m e r m e h r g e d r ä n g t , d a s Bild v o m s i c h s e l b s t schränkenden

Meister zu pflegen u n d

der alten Weisheit

be-

entgegenzuhandeln:

„ W e s d a s H e r z v o l l ist, d e s g e h t d e r M u n d ü b e r . " 3 6 V e r t r e t e r d i e s e r

Forschungs-

richtung verweisen nicht selten sogar mit e i n e m gewissen Stolz auf ihren Ausbildungserfolg,

den

sie

daran

messen,

inwieweit

von

ihnen

Ausgebildete

nach

Abschluß des Studiums unmittelbar zur Ü b e r n a h m e praktischer Aufgaben gerüstet w a r e n ; v o m späteren V e r s a g e n wird e n t w e d e r nicht g e s p r o c h e n oder, weit s c h l i m m e r noch: es wird nicht e i n m a l

bemerkt'7.

W i r d diese E i n s c h ä t z u n g n o c h von e i n e m gewissen V e r s t ä n d n i s f ü r die geschild e r t e S i t u a t i o n g e t r a g e n , s o ist a l l e r d i n g s a u c h e i n e p e s s i m i s t i s c h e r e

Einstellung

z u m gegenwärtigen Zustand der Betriebswirtschaftslehre denkbar. N i m m t

man

e i n e n s o l c h e n S t a n d p u n k t e i n , s o z e i c h n e t s i c h d i e in d e r G e g e n w a r t g e l e h r t e u n d g e h a n d h a b t e Betriebswirtschaftslehre u.a. d a d u r c h aus, d a ß es d e n a u s d e r wendigkeit zur Vertiefung spezieller Fragen geborenen s o g e n a n n t e n

Not-

Speziellen

B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e n h ä u f i g n i c h t g e l u n g e n ist, d e r V e r l o c k u n g z u r

Separa-

tion z u w i d e r s t e h e n : an die Stelle e i n e r Art geistiger O s m o s e tritt die g e g e n s e i t i g e A b s c h o t t u n g . Die Loslösung von der g e m e i n s a m e n G r u n d l a g e aller Teilgebiete u n d die d a m i t v e r b u n d e n e V e r e n g u n g d e s Blicks a u f das e i g e n e F a c h - oft als e i n e F o r m der Rationalisierung eigener Schöpferkraft entschuldigt38 - hat nicht i m m e r p o s i t i v e A u s w i r k u n g e n in T h e o r i e u n d P r a x i s , n i c h t z u l e t z t a u c h a u f d e n S t u d i e -

56 Matthäus, Kapitel 12, V e r s 34 ( L u t h e r - B i b e l , 1984). 57 So g e h e n - u m n u r ein Beispiel v o n vielen zu n e n n e n - m a n c h e S t e u e r w i s s e n s c h a f t l e r d e n S t e u e r p r a k t i k e r n m a g dies, z u m a l a n g e s i c h t s d i e s e s Vorbildes, nicht v e r ü b e l t w e r d e n - s o g a r so weit, „das" R e c h t in d e n z. B. g e m . Art. 108 A b s . 7 G r u n d g e s e t z von d e r B u n d e s r e g i e r u n g zu d e n e i n z e l n e n S t e u e r g e s e t z e n e r l a s s e n e n u n d d a m i t „ q u a s i - a m t l i c h " gewordenen, aber gleichwohl nur die Behörden der Finanzverwaltung b i n d e n d e n „ R i c h t l i n i e n " zu s u c h e n (z. B. H i n k o m m e n s t e u e r - R i c h t l i n i e n 1987 [RN 1042 F N 93]). D a die F i n a n z v e r w a l t u n g - hier a u f g r u n d i h r e r W e i s u n g s g e b u n d e n h e i t - die A u s b i l d u n g d e r F i n a n z a n w ä r t e r n a c h d e m s e l b e n M u s t e r b e t r e i b t , lassen sich s o g e n a n n t e A u s b i l d u n g s e r folge k a u m v e r m e i d e n . In W a h r h e i t wird j e d o c h lediglich das Risiko, mit d e r F i n a n z v e r w a l t u n g nicht ü b e r e i n z u s t i m m e n , v e r r i n g e r t , der i m m e r h i n m ö g l i c h e n A b w e i c h u n g v o m R e c h t aber V o r s c h u b geleistet. S o b e s t e h t d e n n a u c h hier, m e h r o d e r w e n i g e r , ein w e i t e r e s Mal G r u n d zu d e r u r a l t e n Klage: „ E s e r b e n sich G e s e t z u n d R e c h t e / W i e e i n e e w g e K r a n k h e i t fort; / Sie s c h l e p p e n v o n G e s c h l e c h t sich z u m G e s c h l e c h t e / U n d r ü c k e n sacht von Ort zu Ort. / V e r n u n f t wird U n s i n n , W o h l t a t Plage: / W e h dir, d a ß d u ein E n k e l bist! / V o m R e c h t e , das mit u n s g e b o r e n ist, / V o n d e m ist, leider! nie die F r a g e . " ( J o h a n n Wolfxanx Goethe [Faust], S. 201-202, F a u s t , D e r T r a g ö d i e e r s t e r Teil, V e r s e 1972-1979) 58 Vgl. z.B. Norbert Szyperski [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 264; w e n n er d o r t , sicherlich mit Z u s t i m m u n g vieler s e i n e r F a c h k o l l e g e n , feststellt: „ H e u t e d ü r f t e es k a u m n o c h m ö g l i c h sein, d a s g e s a m t e f a c h l i c h e W i s s e n s y s t e m a t i s c h in e i n e r Schrift z u s a m m e n z u f a s s e n ; die Z e i t d e r , S u m m e n ' in der B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e s c h e i n t a u s z u k l i n g c n . . .", d a n n m u ß die F r a g e gestellt w e r d e n , zu w e l c h e r Z e i t u n d in w e l c h e m W i s s e n s c h a f t s b e reich e i n e s o l c h e „ Z u s a m m e n f a s s u n g " j e m ö g l i c h g e w e s e n sein soll, s o f e r n h i e r m i t d e r G e d a n k e an V o l l s t ä n d i g k e i t v e r k n ü p f t wird. D a s Z i e h e n von „ S u m m e n " i m S i n n e e i n e r A d d i t i o n v o n e i n z e l n e n B e s t a n d t e i l e n wird zu j e d e r Z e i t als u n m ö g l i c h e r s c h i e n e n s e i n . U m s o wichtiger a b e r ist die H e r a u s a r b e i t u n g g r u n d l e g e n d e r u n d allen T e i l g e b i e t e n g e m e i n s a m e r G e d a n k e n . A l l e r d i n g s s c h e i n t die V e r w i r k l i c h u n g d i e s e s Ziels in u n e r r e i c h b a r e F e r n e g e r ü c k t zu sein a n g e s i c h t s d e r weit v e r b r e i t e t e n N e i g u n g , a u s d e r (Spezialisie-

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A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

r e n d e n selbst. Mit E i n z e l f a k t e n bis z u m B e r s t e n vollgepackt, s c h w e b t er t r o t z d i e s e s G e w i c h t s z w i s c h e n den W o l k e n , o h n e V e r b i n d u n g z u m F u n d a m e n t ; „ D a n n hat er d i e T e i l e in s e i n e r H a n d , F e h l t , leider! n u r das geistige Band" 5 9 . A u f diese W e i s e wird die seltene, m ö g l i c h e r w e i s e u n w i e d e r b r i n g l i c h e G e l e g e n h e i t v e r p a ß t , d e m S t u d i e r e n d e n das V e r w o b e n s e i n e i n e r speziellen Frage in das N e t z d e s G e s a m t f a c h e s u n d d a r ü b e r h i n a u s die E i n b i n d u n g d e s G e s a m t f a c h e s in e i n e alle D i s z i p l i n e n ü b e r g r e i f e n d e W i s s e n s c h a f t vor A u g e n zu f ü h r e n . Die G r u n d l a g e f ü r die später i m B e r u f s l e b e n so häufig a n z u t r e f f e n d e B o r n i e r t h e i t u n d z e m e n tierte U n a u f g e s c h l o s s e n h e i t g e g e n ü b e r P r o b l e m e n , d e r e n L ö s u n g n u r d u r c h E i n b e z i e h u n g d e s s p e z i f i s c h e n P r o b l e m u m f e l d e s m ö g l i c h ist, scheint d a m i t gelegt zu sein. 99

D a s sich hierin ä u ß e r n d e S p e z i a l i s t e n t u m f i n d e t e i n e n eindrucksvollen G e g e n p o l in d e r z. B. in J a p a n w e i t g e h e n d b e v o r z u g t e n U n i v e r s i t ä t s a u s b i l d u n g z u m G e n e r a listen. Z w a r u n t e r s c h e i d e n sich die d o r t i g e n gesellschaftlichen u n d sozialen V e r h ä l t n i s s e u n d hier i n s b e s o n d e r e die B e z i e h u n g e n z w i s c h e n U n t e r n e h m u n g e n u n d U n t e r n e h m e n s a n g e h ö r i g e n von d e r bei u n s insoweit h e r r s c h e n d e n S i t u a t i o n so g r u n d l e g e n d , d a ß Ü b e r t r a g u n g e n o d e r N a c h a h m u n g e n n u r b e d i n g t in Erwäg u n g g e z o g e n w e r d e n k ö n n e n . Dies darf j e d o c h nicht d a r ü b e r h i n w e g t ä u s c h e n , daß die W u r z e l n d e s v o n Japan im In- u n d A u s l a n d erzielten w i r t s c h a f t l i c h e n E r f o l g e s nicht z u l e t z t a u c h in der Flexibilität zu s u c h e n sind, die o f f e n s i c h t l i c h ein E r g e b n i s d e r s p e z i f i s c h e n j a p a n i s c h e n A u s b i l d u n g s p h i l o s o p h i e sind 6 ". [RN 500]

100

A b e r a u c h d a n n , w e n n ein Interesse an d e r S u c h e nach d e m A l l g e m e i n e n in d e r Betriebswirtschaftslehre bestünde oder geweckt werden könnte, würde i m m e r n o c h die w e i t e r g e h e n d e F r a g e nach der E i g n u n g d e s F a c h e s Betriebswirtschaftsl e h r e u n d d e r B e r e i t s c h a f t seiner V e r t r e t e r gestellt w e r d e n m ü s s e n , sich e i n e r G e s a m t s c h a u ihres in die W e l t e i n g e b u n d e n e n e n g b e g r e n z t e n E r f a h r u n g s - u n d B e o b a c h t u n g s s p e k t r u m s zu ö f f n e n . Es ist n ä m l i c h zu b e f ü r c h t e n , d a ß die h e r k ö m m l i c h e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e wie a u c h die ihr v e r w a n d t e n W i s s e n s c h a f t e n m i t e i n e r d e r a r t i g e n Sichtweise ü b e r f o r d e r t sind, u n d dies aus m e h r e r e n G r ü n d e n . „ D i e G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n , vor allem die W i s s e n s c h a f t e n , die Staat u n d G e s e l l s c h a f t , W i r t s c h a f t s - u n d S o z i a l o r d n u n g erklären u n d d a m i t begreifbar u n d h a n d h a b b a r m a c h e n sollen, sind nicht n u r ü b e r f o r d e r t , weil der d u r c h die N a t u r w i s s e n -

59 6(1

r u n g s - ) N o t e i n e T u g e n d zu m a c h e n , wie sie z. B. Helmut Koch [ W i s s e n s c h a f t vom H a n deln], S. 30, a u s d r ü c k t : „ A u f das Prinzip w i s s e n s c h a f t l i c h e r Spezialisierung u n d A r b e i t s t e i l u n g k a n n im I n t e r e s s e w i s s e n s c h a f t l i c h e n F o r t s c h r i t t s nicht v e r z i c h t e t w e r d e n . A u f g r u n d d e r s c h i e r u n ü b e r s e h b a r e n M a t e r i a l f ü l l e in j e d e r Disziplin, d e r D i f f e r e n z i e r t heit u n d V i e l z a h l d e r in d e n etablierten W i s s e n s c h a f t e n e r a r b e i t e t e n a n a l y t i s c h e n M e t h o d e n ist e b e n e i n e e f f i z i e n t e F o r s c h u n g w e i t e r h i n n u r in s t r e n g e r S p e z i a l i s i e r u n g m ö g l i c h . I n t e r d i s z i p l i n ä r e s A r b e i t e n hat sich, i n s o w e i t es als F o r s c h u n g a n g e s p r o c h e n zu w e r d e n v e r d i e n t , fast i m m e r n u r als ein Ü b e r g a n g s s t a d i u m z u r Bildung e i n e r n e u e n Disziplin als s i n n v o l l e r w i e s e n . Eine R ü c k k e h r zu d e m m i t t e l a l t e r l i c h e n Ideal d e r U n i v e r s a l g e l e h r s a m k e i t ist, so s y m p a t h i s c h es a u c h sein m a g , a b s o l u t l e b e n s f r e m d . " So bereits, n a h e z u w ö r t l i c h , ders. [ M e t h o d e n p r o b l e m ] , S. 225-226, A n m . 2. - S i e h e z u r Spezialisier u n g s w e l l e a u c h Konrad Engelmann [ E i n z e l w i r t s c h a f t ] , S. 33-34. Johannn Wolfgang Goethe [Faust], S. 201, F a u s t , D e r T r a g ö d i e erster Teil, V e r s e 1938-1939. S i e h e d a z u z. B. Malcolm Trevor [Generalists], mit w e i t e r e n N a c h w e i s e n .

II. Die B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

57

Schäften e r z e u g t e M o d e r n i s i e r u n g s s c h u b g r ö ß e r ist als die Fähigkeit der G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n , ihn a u f z u a r b e i t e n u n d zu erklären. Sie sind a u c h ü b e r f o r d e r t , weil sie d u r c h die i m m e r s t ä r k e r e A u f t e i l u n g in E i n z e l g e b i e t e die Fähigkeit v e r l o r e n h a b e n , die E n t w i c k l u n g u n d das W i r k e n m e n s c h l i c h e r G e s e l l s c h a f t in ihrer G a n z h e i t l i c h k e i t zu b e g r e i f e n u n d d e n Ordnungen n a c h z u s p ü r e n , die das G a n z e bestimmen."61 101

Will m a n sich d e m d a m i t g e z e i c h n e t e n Leitbild f ü r die E r f o r s c h u n g u n d V e r m i t t l u n g des F a c h e s B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e nicht a n s c h l i e ß e n , w e r d e n die A k z e n t e a n d e r s gesetzt w e r d e n m ü s s e n . Die f ü r das S t u d i u m a u f g e w e n d e t e , o f t sogar g e o p f e r t e L e b e n s z e i t fällt r e g e l m ä ß i g in die intellektuell a u f n a h m e f ä h i g s t e P h a s e e i n e s M e n s c h e n l e b e n s . Sie nicht d a z u zu n u t z e n , ü b e r die V e r m i t t l u n g d e s u n a b d i n g b a r e n Einzel- o d e r F a k t e n w i s s e n s h i n a u s eine Basis zu s c h a f f e n , d i e breit u n d tragfähig g e n u g ist, f ü r die D a u e r e i n e s B e r u f s l e b e n s m ö g l i c h s t w e i t g e h e n d allen A n f o r d e r u n g e n zu g e n ü g e n , heißt, wichtige J a h r e im L e b e n d e r den U n i v e r sitäten a n v e r t r a u t e n M e n s c h e n zu v e r g e u d e n . D a m i t rückt die Z u k u n f t d o m i n i e r e n d ins Blickfeld. A n g e s i c h t s ihrer z u n e h m e n d b e w u ß t w e r d e n d e n U n g e w i ß h e i t darf es nicht länger auf das V e r m ö g e n z u r Bewältigung g e g e n w ä r t i g e r , s o n d e r n es m u ß e n t s c h e i d e n d auf die Fähigkeit z u r L ö s u n g z u k ü n f t i g e r , z u r Zeit n o c h u n b e k a n n t e r P r o b l e m e a n k o m m e n . Die V o r b e r e i t u n g h i e r a u f i n d e s s e n verlangt, nicht ausschließlich i r g e n d e t w a s zu e r l e r n e n , s o n d e r n in erster Linie das L e r n e n zu lernen.

102

Z u e i n e m in d i e s e m S i n n e g e d e u t e t e n , das l e b e n s l a n g e L e r n e n e r m ö g l i c h e n d e n u n d d u r c h A u s b i l d u n g zu l e g e n d e n F u n d a m e n t g e h ö r t auch u n d vor a l l e m das Ö f f n e n des Blicks f ü r die E i n o r d n u n g e i n e r Frage in das G e f ü g e e i n e s S y s t e m s , e i n e r O r d n u n g , einer G a n z h e i t 6 2 . Die E r k e n n t n i s von d e m E i n g e b u n d e n s e i n e i n e s Einzelproblems, dessen Struktur von den unterschiedlichsten Lebensdisziplinen geprägt wird, schärft - d u r c h G r e n z z i e h u n g - nicht n u r den Blick f ü r d i e s e eine spezielle Frage, s o n d e r n erschließt ü b e r d i e s - d u r c h G r e n z ü b e r s c h r e i t u n g - die Möglichkeit, auch a u s d e m U m f e l d g e w o n n e n e B e u r t e i l u n g s k r i t e r i e n f ü r ihre B e a n t w o r t u n g f r u c h t b a r zu m a c h e n . N u r so k a n n v e r h ü t e t w e r d e n , daß z. B. d e r a m g e g e n w ä r t i g e n S t e u e r r e c h t g e s c h u l t e S t u d e n t d e r W i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t in s e i n e m B e r u f etwa als S t e u e r b e r a t e r z u m t e c h n o k r a t i s c h e n , im E i n g e ü b t e n e r s t a r r t e n N o r m e n b ü t t e l , zu e i n e r A r t g e i s t i g e m W i d e r k ä u e r wird, anstatt sich z u m e i n f a l l s r e i c h e n u n d gleichwohl - o d e r g e r a d e d e s w e g e n - g e s e t z e s t r e u e n R e c h t s a n w e n d e r zu entwickeln. Richtig v e r s t a n d e n e R e c h t s a n w e n d u n g a b e r - u m dieses Beispiel f o r t z u f ü h r e n - b e d e u t e t L o s l ö s u n g v o m B u c h s t a b e n d e r e i n z e l n e n , aus d e m Z u s a m m e n h a n g gerissenen Rechtsvorschrift und Erforschung dessen, • was R e c h t ist, a u s der G e s a m t h e i t der einschlägigen R e c h t s n o r m e n [RN 997]. D i e R e c h t s n o r m ist s o m i t - e b e n s o w e n i g das R e c h t selbst, wie etwa die d i m e n s i o n i e r t e , e i n e n V e r m ö g e n s g e g e n s t a n d in der Bilanz k e n n z e i c h n e n d e Ziffer der G e g e n s t a n d selbst ist [RN 844-845]; R e c h t s n o r m wie Bilanzziffer h a b e n g e m e i n s a m , d a ß sie lediglich A b b i l d u n g e n sind, die zwar R ü c k s c h l ü s s e auf das A b g e b i l d e t e z u l a s s e n ,

61 Kurl H. Biedenkopf [Utopie], S. 58. 62 S i e h e h i e r z u a u c h Karl Jaspers [Idee], S. 47: „ F o r s c h u n g u n d F a c h s c h u l u n g h a b e n b i l d e n d e W i r k u n g , weil sie nicht n u r K e n n t n i s s e u n d K ö n n e n v e r m i t t e l n , s o n d e r n I d e e n des G a n z e n erwecken und eine Haltung der Wissenschaftlichkeit entwickeln."

58

A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

aber nicht mit i h m identisch sind. D i e Fähigkeit j e d o c h , das V o r d e r g r ü n d i g e z u d u r c h s c h a u e n , u m das die Einzelteile m i t e i n a n d e r v e r k n ü p f e n d e geistige Band z u erkennen,

ist n i c h t B a l l a s t , s o n d e r n R ü s t z e u g f ü r d i e P r a x i s , d i e i m m e r

mehr

n e b e n der E i g n u n g , Fragen z u beantworten, die B e h e r r s c h u n g der Kunst erford e r t , F r a g e n z u f o r m u l i e r e n u n d h i e r d u r c h d a s G e w u ß t e in F r a g e z u s t e l l e n . 6 3 - 6 4 103

D a m i t w i r d d a s W i s s e n d u r c h d a s V e r s t e h e n e r g ä n z t . N u r v e r s t e h e n d e s W i s s e n ist s i n n v o l l v e r w e n d b a r . I m g e g e n t e i l i g e n Fall - „ e r w e i ß v i e l , v e r s t e h t n i c h t s " - d r o h t U n h e i l . E s w ä c h s t in d e m M a ß e , in d e m d e r W i s s e n d e , a b e r N i c h t - V e r s t e h e n d e a n Macht und Einfluß gewinnt.

104

D a s g e z e i c h n e t e B i l d v o n d e r E i n s e i t i g k e i t d e s D e n k e n s ist k e i n e s w e g s n u r a u f d i e U n i v e r s i t ä t b e s c h r ä n k t . E s läßt s i c h k a u m ü b e r s e h e n , d a ß a u c h d e m Wirtschaftspraktiker die Übersicht über die Vielfalt der B e z i e h u n g e n

erfahrenen zwischen

d e n z u m B e r e i c h d e r W i r t s c h a f t zu r e c h n e n d e n K o m p o n e n t e n e r s c h w e r t ist u n d l a u f e n d m e h r e r s c h w e r t w i r d . D i e s gilt v o r a l l e m f ü r d i e B e u r t e i l u n g d e s g e g e n s e i -

w Vgl. h i e r z u Hans-Rainer Duncker [ D e n k e n ] mit s e i n e r U n t e r s c h e i d u n g von „ s e q u e n z a n a l y t i s c h e m D e n k e n " ( „ D e n k e n in K a u s a l b e z i e h u n g e n " ) u n d „ D e n k e n in O r d n u n g s z u s a m m e n h ä n g e n " (S. 28, 29) s o w i e seiner h i e r a n a n k n ü p f e n d e n F o r d e r u n g , „dualistisch z u d e n k e n " (S. 38): „ D a s E r k e n n e n , L e r n e n u n d N e u k o m b i n i e r e n von M u s t e r n o d e r S y s t e m e n , d i e s e e n t s c h e i d e n d e K o m p o n e n t e aller kulturellen E n t w i c k l u n g , hat s e i n e G r u n d l a g e in d e m D e n k e n in k o m p l e x e n , vielschichtigen Z u s a m m e n h ä n g e n . D i e s e s D e n k e n ist d a m i t die G r u n d l a g e allen kreativen H a n d e l n s . . ." (S. 32) „ P e r s o n e n mit starker A u s p r ä g u n g e i n e s r e i c h e n g e s t a l t h a f t e n , in O r d n u n g s s y s t e m e n o r i e n t i e r t e n D e n k e n s f i n d e n wir h e u t e s e l t e n . Bei i h n e n m u ß t e e i n e starke A n l a g e sich g e g e n T e n d e n z e n der Zeit d u r c h s e t z e n u n d e n t f a l t e n . Wir m ü s s e n aber, w o l l e n wir die a n s t e h e n d e n P r o b l e m e u n s e r e r G e s e l l s c h a f t l ö s e n , d a s D e n k e n in O r d n u n g s z u s a m m e n h ä n g e n im g a n z e n S c h u l - u n d U n i v e r s i t ä t s b e r e i c h stark i n t e n s i v i e r e n . . . . W i r h a b e n in dieser Beziehung eine Korrektur unserer geistesgeschichtlichen Entwicklung durchzuf ü h r e n , w o l l e n wir nicht d u r c h e i n e w a c h s e n d e U n f ä h i g k e i t , die k o m p l i z i e r t e n S t r u k t u r e n u n s e r e r g e g e n w ä r t i g e n K u l t u r richtig zu h a n d h a b e n u n d w e i t e r z u e n t w i c k e l n , die G r u n d lagen u n s e r e r E x i s t e n z g e f ä h r d e n . " (S. 34) „ N i c h t die b e g r e n z t e A n z a h l der kausalen F u n k t i o n s b e z i e h u n g e n kann u n s die fast u n e n d l i c h e M a n n i g f a l t i g k e i t l e b e n d e r S y s t e m e , d i e s e n i m m e n s e n R e i c h t u m in i h r e n i n n e r e n F u n k t i o n e n u n d d e n darauf b e r u h e n d e n F o r m e n v e r s t ä n d l i c h m a c h e n , s o n d e r n n u r das E r f a s s e n ihrer k o m p l e x e n u n d h i e r a r c h i s c h v i e l s c h i c h t i g e n S t r u k t u r g e s e t z e . " (S. 35) „ V o n e i n e r kreativen P e r s o n m ü s s e n wir e r w a r t e n , d a ß sie in i h r e m T ä t i g k e i t s b e r e i c h nicht n u r e i n z e l n e P r o z e ß a b l ä u f e in i h r e n M e c h a n i s m e n d u r c h s c h a u t , s o n d e r n d a ß sie die m a n n i g f a c h e n V e r k n ü p f u n g e n der b e t e i l i g t e n P r o z e s s e u n d S t r u k t u r e n in i h r e r V i e l s c h i c h t i g k e i t e r k e n n t . D a z u ist eine gut e n t w i c k e l t e Sensibilität n o t w e n d i g . . ." (S. 39) „ W i r v e r d a n k e n d e m b e d i n g u n g s l o s e n u n d u n b e g r e n z t e n D e n k e n in K a u s a l z u s a m m e n h ä n g e n die u n g e h e u r e n E r f o l g e in der S t e i g e r u n g u n s e r e s L e b e n s s t a n d a r d s . D i e w e i t e r e e i n s e i t i g e A n w e n d u n g birgt aber die G e f a h r in sich, d a ß wir die u n s e r e r G e s e l l s c h a f t z u g r u n d e l i e g e n d e n h o c h d i f f e r e n z i e r t e n S t r u k t u r e n z e r s t ö r e n , weil wir es v e r l e r n t h a b e n , in i h n e n zu d e n k e n , sie u n s e r e n E r f o r d e r n i s s e n e n t s p r e c h e n d w e i t e r z u e n t w i c k e l n . " (S. 45-46) (4 ' Vgl. zu d e r G e s a m t p r o b l e m a t i k auch Klaus von Wysncki (Hrsg.) [Bildung], S i e h e desgleic h e n Günther Schanz [ G r u n d l a g e n ] , S. 17-23.

II. D i e B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r d i e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

59

tigen Verhältnisses zwischen dem Staat und den - heute so gern als Bürger angesprochenen - Staatsangehörigen. Gerade in diesem bedeutenden Lebensverhältnis scheint ungeachtet aller auf die Demokratie geleisteten Schwüre einerseits die Loslösung vom absolutistischen, sich als Hoheitsträger gebärdenden Obrigkeitsstaat ebensowenig nachhaltig abgeschlossen wie andererseits die Metamorphose vom Untertan zum Mitglied einer Staat genannten Gemeinschaft vollendet zu sein; es ist im Gegenteil der erstaunliche und beunruhigende Widerspruch unserer Zeit, daß die anwachsende und auch tätig w a h r g e n o m m e n e , vom Gesetz und von der Rechtsprechung geschützte und geforderte Stärkung der Persönlichkeitsrechte des einzelnen mit einem Anschwellen der verbandsrechtlich oder hoheitlich organisierten Macht Hand in Hand geht. So ist auch das Verhältnis zwischen dem als Fiskus bezeichneten Teil des Staates u n d den insoweit zu Steuerpflichtigen degenerierten Staatsmitgliedern keineswegs ungetrübt - eine Tatsache, für die beide daran beteiligten Seiten offenbar gleichermaßen die Verantwortung tragen. Es besteht G r u n d zu der A n n a h m e , daß die Ursache für diese Erscheinungen auch in dem fehlenden Verständnis für die als wirtschaftlich anzusprechenden Elemente in der Struktur der gegenseitig bezogenen Positionen und damit in d e m Unvermögen zur Einsicht in die offenbar zwischen ihnen bestehenden Interdependenzen gesucht werden müssen. Zusätzlich zu den aufgeführten M u t m a ß u n g e n über die - unmittelbar dem Bereich der Wirtschaftswissenschaft e n t n o m m e n e n - Ursachen für das fehlende Interesse an der Frage nach dem Allgemeinen ist schließlich noch ein weiterer, die einzelnen Wissenschaftsbereiche übergreifender und in der Zeitanschauung wurzelnder G r u n d zu nennen. Es zeigt sich nämlich „auch noch, daß dieses Problem, das scheinbar nur die wissenschaftstheoretische Reflexion angeht und beschäftigt, in Wahrheit den Kreis des in theoretischer Hinsicht Belangvollen weit überschreitet. Wie stets, so ist auch h e u t e und gerade heute die wissenschaftliche Frage der theoretische Ausdruck einer Verlegenheit, die dem allgemeinen Bewußtsein der Zeit zu schaffen macht. W e n n eine Epoche von T e n d e n z e n beseelt ist, die dem ,Allgemein-Menschlichen' . . . den Krieg machen, ja geradezu das Dasein bestreiten, dann kann es nicht ausbleiben, daß die darin liegende Abneigung ihr Ursprungsgebiet überschreitet und das Allgemeine als solches, das Allgemeine überhaupt und schlechthin ergreift. Verdammungsurteile, die das Allgemeine in jeder Gestalt, also auch in Gestalt des allgemeinen Begriffs, vernichten wollen, sind heute an der Tagesordnung. Das Allgemeine gilt als Zuflucht jener schwankenden und feigen Seelen, die der Entscheidung für die konkrete Wirklichkeit (die stets eine einmalige und besondere sei) ausweichen m ö c h t e n und sich deshalb in eine Zone der charakterlosen Indifferenz zurückziehen. Auch die Wissenschaft wird, soweit sie dem Allgemeinen zustrebt, den Verfallserscheinungen zugezählt, die das g e s u n d e n d e Zeitalter zu überwinden habe" 65 .

65

Theodor Litt [ D a s A l l g e m e i n e ] , S. 10-11. D i e zitierte Schrift gibt e i n e n V o r t r a g w i e d e r , d e n Litt 1941 vor d e r S ä c h s i s c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n hielt. Es b e s t e h t kein A n l a ß , d e m Zitat, bei e n t s p r e c h e n d e r I n t e r p r e t a t i o n , n i c h t a u c h h e u t e n o c h volle G ü l t i g k e i t z u z u s p r e c h e n , s o f e r n m a n , wie hier g e s c h e h e n , die W o r t e „im N a m e n d e s rassisch u n d völkisch sich B e s o n d e r n d e n " a u s k l a m m e r t .

A. D i e handlungsorientierte Betriebswirtschaftslehre als eine A l l g e m e i n e Betriebswirtschaftslehre

60 106

D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e will e i n e n B e i t r a g d a z u l e i s t e n , d e m aufgezeigten

u n d als m a n g e l h a f t e m p f u n d e n e n

Zustand aus

s c h a f t l i c h e r S i c h t e n t g e g e n z u t r e t e n u n d d a s V e r s t ä n d n i s für die d e s W i r t s c h a f t e n s in a l l e n B e r e i c h e n d e s L e b e n s z u 107

Ein

Schlüssel

zum

Verständnis

für

das

Anliegen

betriebswirt-

Einheitlichkeit

fördern. der

handlungsorientierten

B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ist d i e K e n n t n i s d e s s e n , w a s u n t e r d e m A l l g e m e i n e n z u v e r s t e h e n ist.

108

1. Die üblich gewordene Aufteilung der herkömmlichen Betriebswirtschaftslehre in eine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und mehrere Besondere Betriebswirtschaf ¡¡ehren entspricht nicht der Forderung nach Entwicklung einer der Betriebswirtschaftslehre zugrundeliegenden AI¡gemeinen Betriebswirtschaftslehre. 2. Die herkömmliche Betriebswirtschaftslehre befaßt sich nahezu ausschließlich mit der Unternehmung unter Vernachlässigung von Haushalt und Staat; sie untersucht also lediglich einen Ausschnitt aus dem wirtschaftlichen Bereich. 3. Die hierdurch eintretende Blickverengung wirkt sich nachteilig auf die Ausbildung aus, weil wohl das Wissen der gegenwärtig zu beobachtenden Fakten vermittelt, nicht aber die Fähigkeit zur Lösung von Zukunftsproblemen geweckt und gefördert wird. 4. Die einseitige Entwicklung von Spezialistentum ohne gleichzeitige Förderung des Einblicks in die Grundlagen des Faches Betriebswirtschaftslehre und ohne seine Einbindung in die Realität wirkt sich nachteilig in der Praxis aus.

II. D i e B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

61

2. Die Darstellung des Allgemeinen a) Die der Darstellung des Allgemeinen zugrundeliegende Problematik 109

Z u r V e r d e u t l i c h u n g d e s P r o b l e m s , das mit d e r B e s c h r e i b u n g d e s A l l g e m e i n e n a u f g e w o r f e n wird, soll v o n f o l g e n d e m Beispiel a u s g e g a n g e n w e r d e n :

110

J e m a n d b e o b a c h t e t drei v e r s c h i e d e n e B ä u m e u n d stellt hierbei fest: D e r e r s t e B a u m hat leicht kantige, r o t b r a u n e T r i e b e ; d i e Blätter sind lang gestielt u n d h a n d f o r m i g gespalten mit f ü n f fein g e s ä g t e n dreieckigen L a p p e n . D e r zweite B a u m hat b r a u n g r a u e T r i e b e mit korkigen, h e l l b r a u n e n Rissen; die Blätter h a b e n etwa zwei Z e n t i m e t e r lange Stiele, sind lederartig d e r b u n d h a b e n die F o r m e i n e s F ä c h e r s . D e r dritte B a u m hat g r ü n b r a u n e , leicht b e r e i f t e T r i e b e ; die Blätter h a b e n k u r z e Stiele mit j e d e r s e i t s vier bis f ü n f r u n d l i c h e n , bis z u r M i t t e d e r h a l b e n Spreite eingeschnittenen Lappen. D e r e r s t e B a u m ist ein A m b e r b a u m , d e r zweite ist ein G i n g k o b a u m , der dritte ist e i n e Stiel-Eiche.

111

D e r B e t r a c h t e r hat hier drei e i n z e l n e B ä u m e a u f j e zwei M e r k m a l e hin u n t e r s u c h t u n d erhält auf diese W e i s e , z u m a l w e n n er s e i n e B e o b a c h t u n g auf weitere M e r k m a l e a u s d e h n t , in s e i n e m B e w u ß t s e i n ein Bild o d e r A b b i l d dieser drei in d e r Natur stehenden Pflanzen. Der Grad der Ü b e r e i n s t i m m u n g (Kongruenz) des A b b i l d e s m i t d e m b e o b a c h t e t e n Objekt h ä n g t dabei v o n der A n z a h l der u n t e r s u c h t e n M e r k m a l e a b ; eine v o l l k o m m e n e Ü b e r e i n s t i m m u n g ist a n g e s i c h t s d e r F ü l l e d e r M e r k m a l e allerdings w e d e r g e w ü n s c h t n o c h möglich. W ü r d e m a n d i e s e n B e o b a c h t e r n u n d a n a c h b e f r a g e n , was e i n „ B a u m " sei, m ü ß t e er bei d e m bis j e t z t g e w o n n e n e n Stand s e i n e r E r k e n n t n i s etwa f o l g e n d e s a n t w o r t e n : „Ein B a u m ist ein Ding, das e n t w e d e r r o t b r a u n e T r i e b e u n d Blätter m i t langen Stielen o d e r b r a u n g r a u e T r i e b e u n d Blätter mit m i t t e l l a n g e n Stielen o d e r g r ü n b r a u n e T r i e b e u n d Blätter mit k u r z e n Stielen hat." D a s m a g b e l u s t i g e n d klingen; in W a h r h e i t a b e r w e r d e n , z u m i n d e s t im Alltagsleben, viele, w e n n nicht sogar die m e i s t e n der mit „ W a s i s t . . . ? " b e g i n n e n d e n F r a g e n in dieser W e i s e b e a n t w o r t e t .

112

Ein u m f a s s e n d e r e r E r k e n n t n i s s t a n d wird d a n n vermittelt, w e n n v o n allen o d e r z u m i n d e s t einigen E i g e n t ü m l i c h k e i t e n d e r h e r a u s g e g r i f f e n e n M e r k m a l e abgeseh e n u n d n u r n o c h der v e r b l e i b e n d e Rest g e s o n d e r t f ü r sich v e r m e r k t wird. D i e F r a g e n a c h d e m B a u m k ö n n t e d a n n wie folgt b e a n t w o r t e t w e r d e n : „Ein B a u m ist ein Ding, das T r i e b e u n d Blätter hat." D a m i t w ä r e bereits e i n e b e s s e r e A n n ä h e r u n g an d e n Begriff „ B a u m " erreicht, ein Vorteil, d e m allerdings d e r b e w u ß t in K a u f g e n o m m e n e Nachteil g e g e n ü b e r s t ü n d e , d a ß d e r A b s t a n d zu d e n e i n z e l n e n b e o b a c h t b a r e n E r s c h e i n u n g s f o r m e n des „ B a u m e s " i m m e r g r ö ß e r wird. E i n e n n o c h g r ö ß e r e n G e n a u i g k e i t s g r a d in d e r B e s c h r e i b u n g d e s s e n , was u n t e r „ B a u m " zu v e r s t e h e n ist, w ü r d e schließlich die wie folgt g e f a ß t e A u s s a g e zeigen: „Ein B a u m ist ein Ding, das W u r z e l n , das ein S p r o ß s y s t e m m i t S t a m m , Ä s t e n , Zweig e n , T r i e b e n u n d K n o s p e n , das Blätter, das B l ü t e n u n d das F r ü c h t e hat." Ein Lehrbuch der Allgemeinen Dendrologie könnte demnach folgenden Aufbau zeigen:

A. D i e h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

62 1. 2. 3. 4. 5. 113

Die Das Die Die Die

Wurzeln des Baumes, S p r o ß s y s t e m des Baumes, Blätter des B a u m e s , Blüten d e s B a u m e s , F r ü c h t e d e s Baumes. 1

Vergleicht m a n h i e r m i t die G l i e d e r u n g d e s Standardwerkes der A l l g e m e i n e n Betriebswirtschaftslehre u n d die G l i e d e r u n g eines weiteren, inzwischen sehr b e k a n n t e n L e h r b u c h e s u n d f ü h r t m a n sie auf die w e s e n t l i c h e n P u n k t e zurück, z. T. u n t e r F o r t l a s s u n g vor allem einiger einleitender Kapitel, so erhält man z u m einen2: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Die Die Der Die Der Die Das

P r o d u k t i o n s f a k t o r e n des Betriebes, R e c h t s f o r m d e s Betriebes, S t a n d o r t d e s Betriebes, P r o d u k t i o n d e s Betriebes, Absatz des Betriebes, Investition u n d die Finanzierung des Betriebes, R e c h n u n g s w e s e n des Betriebes,

und zum anderen3: 1. Die Ziele d e r U n t e r n e h m u n g , 2. Die F ü h r u n g der U n t e r n e h m u n g , 3. Der L e i s t u n g s p r o z e ß der U n t e r n e h m u n g , a) Die Bereitstellungsplanung der U n t e r n e h m u n g , b) Die P r o d u k t i o n s p l a n u n g d e r U n t e r n e h m u n g , c) Die A b s a t z p l a n u n g der U n t e r n e h m u n g , 4. Der F i n a n z i e r u n g s p r o z e ß der U n t e r n e h m u n g , 5. Das R e c h n u n g s w e s e n der U n t e r n e h m u n g . 114

Alle drei G l i e d e r u n g e n h a b e n folgende G e m e i n s a m k e i t : Sie zeigen an, daß diejenigen M e r k m a l e a b g e h a n d e l t werden, die an jedem e i n z e l n e n E l e m e n t einer Klasse von G e g e n s t ä n d e n - hier: der Klasse von ( L a u b - ) B ä u m e n u n d der Klasse von Betrieben - b e o b a c h t e t werden k ö n n e n , daß dagegen diejenigen M e r k m a l e nicht abgehandelt w e r d e n , die nur an einem e i n z e l n e n E l e m e n t der jeweiligen Klasse zu b e o b a c h t e n sind.

115

Die M e r k m a l e der ersten G r u p p e werden üblicherweise allgemeine Merkmale, die der zweiten G r u p p e besondere Merkmale g e n a n n t .

116

Mit dieser Einteilung u n d B e n e n n u n g k ö n n t e m a n sich z u f r i e d e n g e b e n , w e n n d u r c h V e r m i t t l u n g der zuerteilten N a m e n ( = „allgemeine M e r k m a l e " , „ b e s o n d e r e M e r k m a l e " ) lediglich zwei G r u p p e n von M e r k m a l e n v o n e i n a n d e r geschieden w e r d e n sollen. Ein solches Unterscheiden von M e r k m a l e n d u r c h H e r a u s f i n d e n 1

Z u r F o r m u l i e r u n g d e r v o r s t e h e n d e n A b s ä t z e w u r d e n h e r a n g e z o g e n : Max G. Eiselt, Rudolf Schröder [ L a u b g e h ö l z e j , S. 9-38, 297; Alan Mitchell [ W a l d b ä u m e ] . S. 54, 252-253, 280. 2 Vgl. Günter Wöhc [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. 1X-XXX; der z w i s c h e n Z i t i e r 3. u n d 4. e i n z u o r d n e n d e G l i e d e r u n g s p u n k t „C. D e r Z u s a m m e n s c h l u ß v o n U n t e r n e h m e n als E n t s c h e i d u n g s p r o b l e m " (S. XIV-XV) w u r d e h i e r f o r t g e l a s s e n , da er sich u n t e r ZilTer 2. e i n o r d n e n läßt. [ B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e ] , S. V - I X mit S. 159. 3 Vgl. Henner Schierenbeck

II. Die Bedeutung des Allgemeinen für die Betriebswirtschaftslehre

63

g e m e i n s a m e r Eigenschaften i n n e r h a l b einer oder m e h r e r e r Klassen von D i n g e n ließe sich schließlich fast beliebig f o r t f ü h r e n : so h a b e n z. B. die e r w ä h n t e n B ä u m e mit a n d e r e n L e b e w e s e n w i e d e r u m g e m e i n s a m e E i g e n s c h a f t e n , u n d so h a b e n die Betriebe als Orte wirtschaftlichen H a n d e l n s mit Orten außerwirtschaftlichen H a n d e l n s ebenfalls g e m e i n s a m e Eigenschaften 4 . A u f diese Weise erhielte m a n zusätzlich zu den bereits g e f u n d e n e n a l l g e m e i n e n M e r k m a l e n gleichsam noch allgemeinere Merkmale, so daß es sich a n b i e t e n würde, besser von M e r k m a l e n erster, zweiter, dritter, . . . , n - t e r O r d n u n g zu sprechen, u m deutlich zu m a c h e n , daß die M e r k m a l e aller O r d n u n g s s t u f e n auf dieselbe m e t h o d i s c h e Art des Vorgeh e n s g e f u n d e n w u r d e n 5 und sich allein d u r c h ihren Abstand von den e i n z e l n e n Ausgangsobjekten u n t e r s c h e i d e n . 117

In W a h r h e i t j e d o c h soll d u r c h das H e r a u s a r b e i t e n allgemeiner M e r k m a l e etwas ganz a n d e r e s erreicht werden. Es sollen nämlich mit der Beschreibung m e h r e r e r M e r k m a l s g r u p p e n nicht n u r unterschiedliche G r a d e der E n t f e r n u n g von d e n b e o b a c h t b a r e n u n d m i t e i n a n d e r vergleichbaren Einzelobjekten z u m A u s d r u c k gebracht werden; es sollen vielmehr, d a r ü b e r hinausgreifend, mit der A b s o n d e rung e i n z e l n e r M e r k m a l e u n t e r gleichzeitiger Z u s a m m e n f a s s u n g dieser Merkmale zu einer n e u e n Einheit w e i t e r r e i c h e n d e E r k e n n t n i s m ö g l i c h k e i t e n g e w o n n e n werden. Bei der S u c h e nach d e m A l l g e m e i n e n geht es also in W a h r h e i t nicht u m deklaratorisches Feststellen von bereits V o r h a n d e n e m , s o n d e r n u m konstitutives Erschaffen von bisher N i c h t v o r h a n d e n e m .

118

1. Die herkömmliche Betriebswirtschaftslehre behandelt in den Lehrbüchern der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre allgemeine Merkmale des Untersuchungsobjekts Betrieb. 2. Diese allgemeinen Merkmale unterscheiden sich von den besonderen malen lediglich durch den höheren Grad der Abstraktion. 3. Diese allgemeinen Merkmale beobachtet werden können. 4. Die Zusammenstellung üblichen Darstellungen

beschreiben

dieser allgemeinen der Allgemeinen

deklaratorisch

Merk-

Eigenschaften,

Merkmale bildet den Inhalt Betriebswirtschaftslehre.

5. Eine auf diese Weise gewonnene Allgemeine Betriebswirtschaftslehre dazu geeignet, neue Erkenntnisse zu vermitteln. 6. Zur Gewinnung neuer Erkenntnisse bedarf es vielmehr allgemeinen Merkmale zu einer neuen, eine ganzheitliche lichenden Einheit.

die der

ist nicht

der Verbindung der Betrachtung ermög-

7. Gegenstand einer Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre hat demnach die Darstellung der zu einer Einheit miteinander verbundenen allgemeinen Merkmale zu sein. 8. Die zu einer Einheit miteinander verbundenen schreiben konstitutiv neue Sachverhalte. 4

allgemeinen

Merkmale

be-

Siehe als weiteres Beispiel Leon Gomberg [Handelsbetriebslehre], S. 14: „Die a l l g e m e i n e W i r t s c h a f t s l e h r e würde sich mit Fragen beschäftigen, die sowohl für das Studium der Einzelwirtschaft als der Volkswirtschaft grundlegend sind, so: Bedürfnisse, Güter, Vermögen, Wert usw." * Nämlich durch Abstraktion [RN 132-147],

A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

64

b)

Die Entwicklung und der Inhalt des Allgemeinen

aa) Der historische Urgrund des Allgemeinen 119

„ D a ß es ein wirkliches A l l g e m e i n e s gibt, k a n n im strengen Sinne nicht b e w i e s e n , a b e r auch nicht widerlegt w e r d e n . Die Beweisbarkeit dieses Satzes w ü r d e b e d e u t e n , d a ß es e i n e n l o g i s c h e n bzw. a n a l y t i s c h e n Ü b e r g a n g von G e g e b e n e m auf N i c h t g e g e b e n e s , v o n e i n e r Existenz a u f a n d e r e E x i s t e n z u n d d.h. e i n e d e n k i m m a n e n t a u f l ö s b a r e u n d s i c h e r b a r e B e z i e h u n g v o n D e n k e n u n d Wirklichkeit gibt. . . . E b e n s o w e n i g kann aber a u c h d e r auf G r u n d von E r f a h r u n g praktisch m ö g l i c h e S c h l u ß auf N i c h t g e g e b e n e s mit l o g i s c h e n Mitteln widerlegt w e r d e n . O b e i n e e r w a r t e t e Folge von Ereignissen eintritt o d e r nicht, ist zwar faktisch nicht beliebig u n d d u r c h die E r f a h r u n g a u c h nicht in g l e i c h e m M a ß e e m p i r i s c h u n t e r s t ü t z t ; logisch sind aber b e i d e A l t e r n a t i v e n stets gleich möglich u n d ä q u i v a l e n t , s o l a n g e zwischen B e d i n g u n g u n d F o l g e kein W i d e r s p r u c h b e s t e h t . Die d e n S c h l u ß auf E x i s t i e r e n d e s b e g r ü n d e n d e A l l g e m e i n h e i t d e r g e d a c h t e n u n d sich r e a l i s i e r e n d e n B e z i e h u n g m u ß d e s h a l b f ü r ein reflektiertes auf sich selbst bezogen e s D e n k e n g r u n d s ä t z l i c h h y p o t h e t i s c h b l e i b e n , wie g r o ß a u c h i m m e r die bisherige e m p i r i s c h e B e s t ä t i g u n g u n d praktische G e w i ß h e i t d e r E r w a r t u n g ist." 6

120

D a s D i l e m m a , das hierin z u m A u s d r u c k k o m m t , also die wirkliche o d e r s c h e i n b a r e G e g e n s ä t z l i c h k e i t • von vorhandenem und nachweisbarem G e g e b e n e m oder Wirklichem und • v o n v o r h a n d e n e m , a b e r nicht n a c h w e i s b a r e m N i c h t g e g e b e n e m o d e r G e d a c h tem, b e s c h ä f t i g t die d e n k e n d e M e n s c h h e i t d e s O k z i d e n t s u n d des O r i e n t s seit J a h r t a u senden.

121

D i e A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit d e m A l l g e m e i n e n in G e s t a l t d e r A l l g e m e i n - o d e r G a t t u n g s b e g r i f f e wird in u n s e r e m K u l t u r k r e i s z u r ü c k g e f ü h r t bis a u f die V e r t r e t e r d e r g r i e c h i s c h e n N a t u r p h i l o s o p h i e Thaies (640-546), Anaximines (585-525) u n d Heraklit (544-483), von d e n e n der e r s t e das W a s s e r , der zweite die L u f t u n d d e r d r i t t e das F e u e r als d e n U r s t o f f der W e l t , als die „ g e m e i n s a m e G r u n d l a g e alles E x i s t i e r e n d e n " 7 a n s e h e n . Im V o r d e r g r u n d d e r Ü b e r l e g u n g e n s t e h t hier SinnlichW a h r n e h m b a r e s als A u s d r u c k des A l l g e m e i n e n .

122

V o n dieser V o r s t e l l u n g lösten sich die P h i l o s o p h e n d e r Folgezeit, b e g i n n e n d mit Anaximander (611-545) u n d gipfelnd schließlich in d e n g r u n d l e g e n d e n G e d a n k e n v o n Sokrates (469-399), Piaton (427-347) u n d Aristoteles (384-322). Bei i h n e n verlagert sich das A l l g e m e i n e i m m e r m e h r v o m Materiellen z u m Ideellen bis hin z u r p l a t o n i s c h e n I d e e n l e h r e . Dabei w e r d e n u n t e r s c h i e d l i c h e S t u f e n d e r V e r s e l b s t ä n d i g u n g d u r c h l a u f e n v o m A l l g e m e i n e n in F o r m v o n M a t e r i e l l e m ü b e r das

6 1

Friedrich Kümmel [ A l l g e m e i n e s ] , S. 224. Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.) [ P h i l o s o p h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , Band 1, Stichwort „ A l l g e m e i n e s " , S. 56.

II. D i e B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

65

A l l g e m e i n e als n e b e n d e m Materiellen b e s t e h e n d G e d a c h t e s bis hin zur A b s o l u t i e r u n g des A l l g e m e i n e n als selbständige, allein reale W e s e n h e i t , n e b e n d e m das S i n n l i c h - W a h r n e h m b a r e n u r Schein ist. 8 123

Die unterschiedlichen A u f f a s s u n g e n k o n n t e n auch später nicht z u m Ausgleich gebracht werden. Im Mittelalter schließlich fand das Ringen u m die Frage nach d e m A l l g e m e i n e n oder, wie es auch g e n a n n t w u r d e , nach den Universalien zwar seinen H ö h e p u n k t , nicht aber seinen Abschluß 1 '. Die Folgen dieses geistigen K a m p f e s , der als Universalienstreit in die G e s c h i c h t e eingegangen ist, h a b e n die J a h r h u n d e r t e vielmehr bis h e u t e ü b e r d a u e r t und sind in die G r u n d l a g e n j e n e s Weltbildes eingegangen, von d e m u n s e r heutiges D e n k e n getragen wird.

124

Der Universalienstreit als eine der großen u n d zentralen geistigen A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n u n s e r e r G e s c h i c h t e mit seiner Frage nach d e m W e s e n u n d der B e d e u t u n g der Allgemeinbegriffe u n d damit des A l l g e m e i n e n b e h e r r s c h t e die Zeit d e r Scholastik, also j e n e Zeit, in der die Philosophie v o r n e h m l i c h in den Klosterschulen, den scholae, als allein durch D e n k e n u n d nicht durch B e o b a c h t e n vollzogene Wissenschaft im Dienste der T h e o l o g i e betrieben wurde. E n t s p r e c h e n d d e r Beurteilung des A l l g e m e i n e n kann m a n die Scholastik in drei Perioden einteilen: 1. in die Zeit der Früh-Scholastik [zwei der H a u p t v e r t r e t e r sind Anselm von Champeaux (1070-1120)];

von Canterbuiy

(1033-1109) und

Wilhelm

es wird die Ansicht vertreten: Universalia sunt realia, universalia sunt a n t e res. Die Allgemeinbegriffe sind Realitäten, die Allgemeinbegriffe existieren vor den Dingen. Das b e d e u t e t : Den AllgemeinbegrifTen wird objektive Realität a u ß e r h a l b der Dinge u n d u n a b h ä n g i g von e i n e m diese Allgemeinbegriffe d e n k e n d e n M e n s c h e n zuerkannt. Diese A n s c h a u u n g wird extremer Realismus (Begriffsrealismus, I d e e n r e a l i s m u s ) genannt 1 0 .

8

9

10

S i e h e zu d e n b e i d e n v o r s t e h e n d e n A b s ä t z e n Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.) [Philosop h i s c h e s W ö r t e r b u c h ] , B a n d 1, S t i c h w o r t „ A l l g e m e i n e s " , S. 56-57. Vgl. z u r F o r t d a u e r d e s U n i v e r s a l i e n s t r e i t s : Erieh HeimeI [ U n i v e r s a l i e n p r o b l e m ] , S. 510; Georg Klaus [Logik], S. 181-182; Wolfgang Stegmüller [ U n i v e r s a l i e n p r o b l e m e i n s t u n d j e t z t ] ; ders. (Hrsg.) [ U n i v e r s a l i e n - P r o b l e m ] m i t A u f s ä t z e n m e h r e r e r A u t o r e n a u s d e n J a h r e n 1905-1964; Wilhelm Windelband [Philosophie], S. 256, A n m . 36. D e r A u s d r u c k R e a l i s m u s in d i e s e r B e d e u t u n g leitet sich ab v o n res, lateinisch, S u b s t a n zen, und betont hierdurch den substantiellen Charakter des Allgemeinen; Wilhelm Windelband [Philosophie], S. 248. Er h a t m i t d e m R e a l i s m u s m o d e r n e r P r ä g u n g n i c h t s g e m e i n s a m . I m V e r h ä l t n i s h i e r z u h a n d e l t es sich bei d e m R e a l i s m u s der Scholastik u m e i n e F o r m d e s I d e a l i s m u s ; Curt Friedlein [Philosophie], S. 104. Egon Friedeil [ K u l t u r g e s c h i c h t e ] , S. 101, 102, d e u t e t die f ü r u n s H e u t i g e s c h w e r v e r s t ä n d l i -

A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

66

2. in die Zeit d e r H o c h - S c h o l a s t i k [zwei der H a u p t v e r t r e t e r sind Albertus Aquin (1224-1274)];

Magnus

(1193-1280) u n d Thomas

von

es wird d i e A n s i c h t v e r t r e t e n : Universalia s u n t realia, universalia s u n t in rebus. D i e A l l g e m e i n b e g r i f f e sind Realitäten, die A l l g e m e i n b e g r i f f e existieren in d e n Dingen. Das b e d e u t e t : D e n A l l g e m e i n b e g r i f f e n wird Realität z u e r k a n n t , a b e r diese Realität existiert nicht a u ß e r h a l b der Dinge, s o n d e r n verwirklicht sich in i h n e n , u n d zwar e n t s p r e c h e n d d e r Vielfalt d e r D i n g e in jeweils a b g e w a n d e l t e r F o r m " . D i e s e A n s c h a u u n g wird gemäßigter Realismus genannt. 3. in d i e Zeit der Spät-Scholastik [einer der H a u p t v e r t r e t e r ist Wilhelm

von Ockham

(1285-1349)];

es wird die Ansicht v e r t r e t e n : Universalia sunt n o m i n a , universalia s u n t post res. D i e A l l g e m e i n b e g r i f f e sind n u r N a m e n , die A l l g e m e i n b e g r i f f e existieren nach den Dingen. Das b e d e u t e t : Die A l l g e m e i n b e g r i f f e existieren w e d e r vor n o c h in d e n D i n g e n , s o n d e r n sind H e r v o r b r i n g u n g e n d e s D e n k e n s . D i e s e A n s c h a u u n g wird Nominalismus genannt.

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c h e D e n k w e i s e wie folgt: „ W i r k l i c h ist n i c h t d a s I n d i v i d u u m , s o n d e r n d e r S t a n d , d e m es a n g e h ö r t . Wirklich ist n i c h t d e r e i n z e l n e Priester, s o n d e r n d i e k a t h o l i s c h e K i r c h e , d e r e n G n a d e n g a b e n er s p e n d e t : w e r e r ist, bleibt g a n z gleichgültig, e r k a n n ein Prasser, ein L ü g n e r , ein W ü s t l i n g sein, d a s b e e i n t r ä c h t i g t nicht die Heiligkeit s e i n e s A m t e s , d e n n er ist j a nicht wirklich. W i r k l i c h ist nicht d e r Reiter, . . . s o n d e r n d a s g r o ß e Ideal d e r ritterlic h e n G e s e l l s c h a f t , d a s i h n u m f ä n g t u n d e m p o r t r ä g t . W i r k l i c h ist nicht der K ü n s t l e r , . . . s o n d e r n der h o c h r a g e n d e D o m , d e n er in G e m e i n s c h a f t m i t vielen g e s c h a f f e n h a t : er s e l b s t bleibt a n o n y m . W i r k l i c h sind auch nicht die G e d a n k e n , die der m e n s c h l i c h e G e i s t in e i n s a m e m R i n g e n e r s i n n t , s o n d e r n die e w i g e n W a h r h e i t e n d e s G l a u b e n s , d i e er n u r zu o r d n e n , zu b e g r ü n d e n u n d z u e r l ä u t e r n h a t . " Vgl. hierzu Wilhelm Windelhand [Philosophie], S. 254: „ E i n e u n d d i e s e l b e a b s o l u t e W i r k l i c h k e i t ist in i h r e n v e r s c h i e d e n e n ,status' L e b e w e s e n , M e n s c h , G r i e c h e , S o k r a t c s . " Vgl. a u c h die v o n Albert Schweiler [Philosophie], S. 206, g e g e b e n e E r k l ä r u n g : „ N a c h d i e s e r A n s i c h t ist das A l l g e m e i n e n u r ein G e d a c h t e s u n d V o r g e s t e l l t e s , a b e r als s o l c h e s ist es n i c h t bloß ein P r o d u k t d e s v o r s t e l l e n d e n B e w u ß t s e i n s , s o n d e r n es hat a u c h s e i n e o b j e k tive Realität in d e n D i n g e n selbst, aus d e n e n es nicht a b s t r a h i e r t sein k ö n n t e , w e n n es n i c h t an sich in i h n e n e n t h a l t e n wäre."

II. Die B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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Von den genannten Anschauungen ist der als Gegenposition zum Realismus entstandene Nominalismus für die heutige Zeit von besonderem Interesse. Während die Vertreter des (extremen) Realismus nicht zuletzt zur Begründung der Existenz Gottes als des Allgemeinsten und des Allerrealsten von der realen Eigenständigkeit des Allgemeinen außerhalb des denkenden Menschen überzeugt sind, die Existenz „der W a h r n e h m u n g s d i n g e auf ein Teilhaben an Begriffen" zurückführen 1 2 und dementsprechend das Erkennen lediglich als das N a c h a h m e n der außerhalb des Denkenden bestehenden Wirklichkeit ansehen, sind f ü r Wilhelm von Ockham Universalien nichts anderes als Benennungen oder N a m e n , also „nomina". Als Begründer und Verfechter 1 3 des später so genannten Nominalismus wendet er sich ganz im modernen Sinne gegen eine „die Universalien in konkrete Substanzen" 1 4 verwandelnde Vergegenständlichung (Hypostasierung) der Begriffe und damit gegen den Glauben, J e d e m sprachlichen Ausdruck entspreche ein wirkliches Ding. . . . ,Du sagst: ich will nicht von den Ausdrücken, sondern ü b e r die Dinge reden; ich sage, daß dies, obschon du nur von den Dingen reden willst, nicht möglich ist ohne die Vermittlung durch Ausdrücke, Begriffe und andere Zeichen.' " b

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Der Theologe, Philosoph und Erkenntnistheoretiker Wilhelm von Ockham, wie andere Nominalisten auch, gelangte nicht in erster Linie aufgrund erkenntnisoder sprachtheoretischer Erwägungen, sondern vornehmlich aus der Kraft seiner religiösen Überzeugung zur Ablehnung des Realismus. Seine Absicht war nicht Gottesleugnung, sondern Festigung des keiner rationalen Rechtfertigung bedürfenden Glaubens an Gott durch strikte T r e n n u n g des verstandesmäßig Erkennbaren. Er bediente sich hierzu eines Denkmusters, dem gerade hier in der Philosophie des Mittelalters wiederzubegegnen m o d e r n e Wirtschaftswissenschaftler möglicherweise überraschen wird. Und doch ist es gerade die Anwendung dieses Denkmusters, die mit dazu geführt hat, daß sich die geistige Welt in der u n s bekannten Weise entwickelt hat. Es handelt sich bei diesem Denkmuster u m das des ökonomischen Prinzips16.

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Ganz im Einklang mit der theologischen Tradition seiner Zeit, steht im Mittelpunkt des D e n k e n s von Ockham die Allmacht Gottes. Ausdruck dieser Allmacht sei, daß Gott das, was er durch Vermittlung von Zweitursachen schaffen könne, auch unmittelbar und o h n e Inanspruchnahme dieser Zweitursachen zu bewirken imstande sei. Diesem Gedanken verleiht Ockham vielfältigen Ausdruck:

12 Wilhelm Windelband [Philosophie], S. 252. •-1 S i e h e h i e r z u a l l e r d i n g s kritisch Johannes Hirschberger [Philosophie], I. Teil, S. 563, s o w i e Wolfgang Siegmüller [ U n i v e r s a l i e n p r o b l e m einst u n d jetzt], S. 70. 14 Wolfgang Stegmüller [ U n i v e r s a l i e n p r o b l e m e i n s t u n d jetzt], S. 65. 15 Ruedi Imbach [ O c k h a m ] , S. 231-232 (das Zitat ist Guillelmi de Ockham, [Opera II], d i s t i n c tio 2, q u a e s t i o I, S. 47, e n t n o m m e n : „ S i d i c a s : n o l o loqui d e v o c i b u s sed t a n t u m d e r e b u s , d i c o q u o d q u a m v i s velis loqui t a n t u m d e r e b u s , t a r n e n h o c n o n est possibile nisi m e d i a n t i b u s v o c i b u s vel c o n c e p t i b u s vel aliis signis; . . . " ) . 1(1 U n t e r d i e s e r o d e r e i n e r ä h n l i c h e n B e z e i c h n u n g ( „ Ö k o n o m i e p r i n z i p " : Ruedi Imbach [Ockham], S. 231; „ P r i n z i p d e r Ö k o n o m i e " : Karl Bärihlein [Philosophie], S. 223) ist d i e d a m i t a u s g e d r ü c k t e V e r h a l t e n s v o r s c h r i f t a u c h in d e r P h i l o s o p h i e geläufig. Es w ä r e m ü ß i g , sich d a r ü b e r zu s t r e i t e n , o b die B e z e i c h n u n g „ R a t i o n a l p r i n z i p " g e r a d e in d e m hier a n g e s p r o c h e n e n Z u s a m m e n h a n g t r e f f e n d e r wäre [RN 1041],

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A. Die h a n d l u n g s o r i e n t i e r t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e als e i n e Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

P l u r a l i t a s n o n est p o n e n d a sine necessitate." 1 7 („Eine Vielheit darf nicht o h n e N o t w e n d i g k e i t gesetzt w e r d e n . " Oder: „ J e d e r A n s a t z e i n e r Mannigfaltigkeit (auch e i n e r g r ö ß e r e n statt einer g e r i n g e r e n ) b e d a r f e i n e r h i n r e i c h e n d e n Begründung." 1 8 )

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Erich Hochsteuer [ O c k h a m ] , S. 43; Ruedi Imbach [Ockham], S. 231; Helmar Junghans [ O c k h a m ] , S. 254. S i e h e Guillelmi ile Ockham [Opera V], q u a e s t i o XVIII, S. 404: „Et hoc, q u i a pluralitas n u n q u a m est p o n e n d a s i n e n e c e s s i t a t e , sicut s a e p e d i c t u m est." ( „ U n d das ist, weil j a e i n e V i e l h e i t nicht o h n e N o t w e n d i g k e i t gesetzt w e r d e n darf, v e r g l e i c h s w e i s e o f t gesagt w o r d e n . " ) Vgl. a u c h das bei PhHotheus Boehner [Notitia], S. 247-248, w i e d e r g e g e b e n e Zitat ( A n m e r k u n g s z a h l e n w u r d e n nicht v e r m e r k t ) : „ Q u a n t u m ad s e c u n d a m q u a e s t i o n e m p r o b a t u r , q u o d a n g e l u s s u p e r i o r intelligit per p a u c i o r e s s p e c i e s q u a m inferior, et u n i v e r s a l i o r e s : Q u i a D e u s , q u i est in fine intelligentis, intelligit o m n i a per u n u r n , p u t a per e s s e n t i a m suarn, et o m n i s n a t u r a intellectualis p r a e t e r D e u m intelligit diversa per diversa; sed q u a n t o n a t u r a est D e o p r o p i n q u i o r in p e r f e c t i o n e , t a n t o per p a u c i o r a intelligit; . . . E t p o n i t u r e x e m p l u m d e a u d i e n t i b u s , q u o r u m aliqui n o n p o s s u n t intelligere nisi per m a x i m a m e x p l i c a t i o n e m , aliqui per m o d i c a m , s e c u n d u m q u o d m a g i s et m i n u s vigent in naturalibus. C o n f i r m a t u r : Quia a r c h i t e c t o n i c a indiget p a u c i o r i b u s ad o p e r a n d u m q u a m ars inferior p r o p t e r sui p e r f e c t i o n e m ; . . . Ista o p i n i o . . . n o n potest e v i d e n t e r i m p r o b a r i per r a t i o n e s n a t u r a l e s ; t a r n e n v i d e t u r m i h i , q u o d pars o p p o s i t a est probabilior, et hoc q u i a n o n est p o n e n d a pluralitas s i n e n e c e s s i t a t e ; sed o m n i a p o s s u n t salvari s i n e s p e c i e q u a e s a l v a n t u r c u m s p e c i e ; e r g o n o n est necessitas ponendi eam." ( „ W a s d i e z w e i t e F r a g e a n b e l a n g t , s o ist e r w i e s e n , daß ein h ö h e r r a n g i g e r E n g e l z u m V e r s t e h e n w e i t a u s w e n i g e r Begriffe b e d a r f u n d sich z u d e m mit u n i v e r s e l l e r e n B e g r i f f e n zu b e g n ü g e n v e r m a g als ein u n t e r ihm s t e h e n d e r Engel: D e n n G o t t , d e r d e n h ö c h s t e n G r a d d e s V e r s t e h e n s erlangt hat, v e r s t e h t alles d u r c h e i n e n e i n z i g e n Begriff - u n d zwar d u r c h s e i n e e i g e n e W e s e n h e i t - , w ä h r e n d alles in d e r N a t u r , was ü b e r e i n e n V e r s t a n d verfügt, mit A u s n a h m e eben von Gott, Verschiedenartiges nur durch unterschiedliche Begriffe zu v e r s t e h e n i m s t a n d e ist. A b e r j e m e h r die N a t u r der V o l l k o m m e n h e i t G o t t e s sich a n n ä h e r t , u m so w e n i g e r Begriffe b e n ö t i g t sie z u m V e r s t e h e n ; . . . D i e s k a n n an d e m Beispiel von Z u h ö r e r n erklärt w e r d e n , v o n d e n e n m a n c h e n u r a u f g r u n d a u s g e d e h n t e s t e r E r l ä u t e r u n g e n das G e h ö r t e zu v e r s t e h e n in d e r Lage sind, w ä h r e n d a n d e r e lediglich e i n e r kurzen E r k l ä r u n g b e d ü r f e n , j e n a c h d e m , o b sie ü b e r weniger oder über m e h r natürliche Verstandeskräfte verfügen. U n d a u c h dies kann festgestellt w e r d e n : D i e A r c h i t e k t u r z. B. b e n ö t i g t in A n b e t r a c h t i h r e r A u s g e r e i f t h e i t w e n i g e r Mittel, u m b e s t i m m t e W i r k u n g e n h e r v o r z u b r i n g e n , als i r g e n d e i n e im Vergleich m i t ihr n i e d r i g e r e i n z u s t u f e n d e K u n s t f e r t i g k e i t ; . . . D i e A u f l a s s u n g , d a ß z u s ä t z l i c h e Begriffe v e r w e n d e t w e r d e n m ü s s e n , . . . k a n n zwar d u r c h n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h b e g r ü n d e t e B e w e i s e nicht widerlegt w e r d e n ; d e n n o c h ist es o f f e n k u n d i g , d a ß die e n t g e g e n g e s e t z t e M e i n u n g besser zutrifft, u n d dies d e s h a l b , weil es n i c h t zulässig ist, o h n e z w i n g e n d e n G r u n d v o n e i n e r Vielheit an Stelle v o n W e n i g e m o d e r e i n e m E i n z i g e n a u s z u g e h e n ; statt d e s s e n kann alles o h n e e i g e n s t ä n d i g e n Begriff b e i b e h a l t e n w e r d e n , was a n g e b l i c h nur z u s a m m e n m i t e i n e m Begriff G ü l t i g k e i t h a t ; also b e s t e h t a u c h keine N o t w e n d i g k e i t , d i e s e n Begriff a n z u s e t z e n . " ) S i e h e des w e i t e r e n die Z u s a m m e n s t e l l u n g bei PhHotheus Boehner [Philosophie], S. 155. i« Kart Bärthk'in [Philosophie], S. 223.

II. Die B e d e u t u n g d e s A l l g e m e i n e n f ü r die B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e

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„Frustra fit per plura quod potest fieri per pauciora; . . ."' 9 („Es ist sinnlos, für das, was mit weniger bewirkt werden kann, m e h r aufzuwenden.") „Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem." 2 0 („Die Dinge dürfen nicht o h n e Notwendigkeit vervielfältigt werden.") „Nihil debet poni sine ratione assignata nisi sit per se notum vel per experientiam scitum vel per auctoritatem scripturae probatum." 2 1 („Es darf nichts ohne vernünftigen G r u n d als existierend a n g e n o m m e n werden, es sei denn, es sei aus sich selbst heraus verständlich oder aufgrund von Erfahrung bekannt oder durch die Unwiderlegbarkeit der Heiligen Schrift bewiesen.") Das in dieser Weise von Ockham beschriebene Ökonomieprinzip mit seinem Verbot, „die Erklärungsgründe unnötig zu vermehren" 2 2 , wurde nicht von ihm selbst entwickelt, sondern läßt sich bis zu Aristoteles zurückverfolgen 2 3 . Aber Ockham machte den bis zu seiner Zeit weitestreichenden Gebrauch von ihm. Er bediente sich dieses Instruments vor allem dann, wenn es darum ging, überflüssiges, durch vermeidbare Erklärungen kompliziertes und verworrenes Gedankenwerk auszuräumen, es gleichsam „wegzurasieren" - weshalb dieses Prinzip, so wie es Ockham anwandte, auch als „Ockhams Rasiermesser" (rasor Ockhami) in die Philosophiegeschichte eingegangen ist. Zu diesem überflüssigen und deshalb zu beseitigenden Gedankenwerk gehörten nach Auffassung Ockhams indessen auch jene Dinge, „deren Existenz weder in der Erfahrung verifizierbar noch mit Hilfe der selbstevidenten Prinzipien deduzierbar noch durch die Offenbarung garantiert ist" 24 , und damit auch die verselbständigten Universalien der Realisten.

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Gitillelnü de Ockham [Opera III], distinctio 17, quaestio III, S. 475; siehe auch dens. [Opera IV], distinctio 26, quaestio I, S. 157. Bei Philotheus Boehner [Notitia], S. 254. findet sich die f o l g e n d e F o r m u l i e r u n g , a u f die a u c h Gordon Leff [Ockham], S. 35, A n m . 141 (in a n d e r e r S c h r e i b w e i s e ) , h i n w e i s t : „ H o c p r o b a t u r : Quia f r u s t r a fit per plura, q u o d potest a e q u a l i t e r fieri per p a u c i o r a ; . . ." („. . . was mit w e n i g e r gleich gut bewirkt w e r d e n k a n n . . .")

20 21 22 23

Hehnar Junghans [Ockham], S. 255. Helmar Junghans [ O c k h a m ] , S. 255. Kurt Flasch [ D e n k e n ] , S. 448. S i e h e Gordon ¿