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German Pages 608 [606] Year 2022
Aedificiorum figurae Untersuchungen zu den Architekturdarstellungen des friihen zweiten Stils
DUTCH MONOGRAPHS ON ANCIENT HISTORY AND ARCHAEOLOGY EDITORS
P.W. DE NEEVE - H.W. PLEKET
VOLUME VII
Rolf A. Tybout Aedificiorum figurae Untersuchungen zu den Architekturdarstellungen des friihen zweiten Stils
Aedificiorum figurae Untersuchungen zu den Architekturdarstellungen des friihen zweiten Stils
Rolf A. Tybout
J.C. Gieben, Publisher Amsterdam 1989
This paperback was originally published as volume VII in the series Dutch Monographs in Ancient History by J.C. Gieben, Amsterdam, 1989 ISBN 978-90-04-52872-7 (paperback reprint, 2022) ISBN 978-90-04-52554-2 (e-book, 2022) ISBN 978-90-50-63042-9 (hardback, 1989)
CIP-KURZTITELAUFNAHME KONINKLUKE BIBLIOTHEEK, DEN HAAG Tybout, Rolf A. Aedificiorum figurae : Untersuchungen zu den Architekturdarstellungen des friihen zweiten Stils / Rolf A. Tybout. - Amsterdam : Gieben. - (Dutch monographs on ancient history and archaeology; Bd. VII) Dissertation Leiden. - Mit Lit. Aufg., Reg. ISBN 90-5063-042-1 Geb. SISO 732.4 UDC 75"-01" (043.3) Stichw.: Malerei; Geschichte; Altertum.
INHALTSVERZEICHNIS
v
1
1
Einleitung
1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 2
Zielsetsung .. ......... ... ... . Fragen und Uberlegungen zum zweiten Stil Tendenzen der Forschung ... ...... . Untersuchungen zum zweiten Stil: eine Verantwortung 1.3.1 Programm.. ... .. 1.3.2 Beschrankungen . ... ... ... .. ... .. Die Welten des zweiten Stils ..... ... .. ... .. Zur Chronologie des zweiten Stils: Kritik einer "Critique de la classification" . ... ... ... ... ... .. ... .
Vitruv iiber Wandmalerei
2.0 Einleitung . .. ... ... ... ... .. 2.1 Zielsetzungen und Arbeitsweise Vitruvs 2.1.1 Allgemeine Voraussetzungen. 2.1.2 Behandlung der Wandmalerei 2.2 Text und Ubersetzung .. ... ... 2.3-4 Interpretation . ... ... ... ... 2.3 Ex certis rebus certae rationes picturarum: Normen und Formen .. ... .. ... ... ...... ... .. ... . 2.3.1 Das Wesen der Malerei: Vorbild und Abbild... ... .. 2.3.2 Antiqui: Identitat und Funktion 2.4 Raum und Malerei . ... .. 2.4.0 Einleitung ....... 2.4.1 Loca: die Raumtypen 2.4.2 Genera: Malereitypen 2.4.2.1 Crustarum marmorearum varietates et conlocationes: Der Felderstil .. ... 2.4.2.2 Aedificiorum figurae und scaenarum frontes: Die Architekturmalerei .. . .. .. .. 2.4.2.3 Die nicht-architektonischen Malereitypen 2.5 Struktur und Gehalt ... ... 2.5.1 Die Struktur des Textes ... . 2.5.2 Der Gehalt des Textes . 2 6 Vitruv und der archaologische Befund
1 1 18 2 2 22 23 25 4 1 55
55 56 56 60 61 63 63 63
67
70 70
71 78
78
8 2 88 92 92 93 97
vi
INHALTSVERZEICHNIS
3
Hellenistische Architekturmalerei und ihr EinfluB auf den friihesten zweiten Stil 109
3.0 3.1
3.2
3.3 3.4 4
1 09 1 1 1 1 1 1 1 1 4 1 16 12 2 1 2 4 126 1 28 1 35 1 36 1 36 1 4 3 14 4 15 1
Architekturmalerei des zweiten Stils auBerhalb Italiens 155
4.0 4.1
4.2 4.3 5
. Einleitung .... . Die Fundstatten . 3.1.1 Italien .. . 3.1.2 Sizilien . 3.1.3 Makedonien . . 3.1.4 Thrakien . 3.1.5 Thessalien . . 3.1.6 Delos . . . . 3.1.7 Alexandria . 3.1.8 Palastina Hellenistische Architekturmalerei: . Klassifikation und Genese .............. 3.2.1 Architekturmalerei mit Stiitzenstellungen ..... 3.2.2 Architekturmalerei mit Stiitzenstellungen und Ausblick auf einen blauen Himmel ......... AnschluB des friihesten zweiten Stils an die filtere Architekturmalerei ................... Die Weiterentwicklung: Tradition, exogener EinfluB, heterogene Formen ...................
. Einleitung .... . Die Fundstatten .. . 4.1.1 Gallien ... 4.1.2 Makedonien . . 4.1.3 Griechenland und die griechischen Inseln . . 4.1.4 Alexandria . 4.1.5 Arabien .. . 4.1.6 Palastina . . 4.1.7 Kleinasien . . Der zweite Stil als spathellenistische Koine-Dekoration . Wanddekoration und Auftraggeber im spathellenistischen Osten .............................
Die Biihnenmalerei und der zweite Stil
5.0 Einleitung ................. 5.1 Das klassische Theater und die Anfange der illusionistischen Architekturmalerei .........
155 156 156 157 159 161 164 167 170 17 4 1 78
187
. 18 7
. 189
INHALTSVERZEICHNIS 5.2 Mogliche Anregungsquellen aus dem Theaterbereich 5.3 Verschlungene Traditionen . 5.4 Einzelne Wandschemen . ... ... 6
Gemalte und gebaute Architektur I: Motive der Vordergrundsarchitektur
6.0 Einleitung . .. ... .. . ... ... . . . . . . . . . 6.1 Saulen, Pfeiler und Pilaster auf Podien und Sockeln 6.1. 1 Die gemalten Formen 6.1.2 Die gebauten Formen 6.2 Partielle Jochverschliisse ... 6.2.1 Die gemalten Formen 6.2.2 Die gebauten Formen 6.3 Giebelformen . . . . . . . . . 6.3.1 Giebel mit unterbrochenem Horizontalgeison 6.3.1.1 Die gemalten Formen 6.3.1.2 Die gebauten Formen 6.3.2 Halbgiebel .. ...... ... . 6.3.2.1 Die gemalten Formen 6.3.2.2 Die gebauten Formen 6.4 Bogen . . . . . . . . . . . . . 6.4.1 Die gemalten Formen 6.4.2 Die gebauten Formen 6.5 Tiiren . . . . . . . . . . . . . 6.5.1 Die gemalten Formen 6.5.2 Die gebauten Vorbilder
7 Gemalte und gebaute Architektur II: Fassadengliederungen
7.0 7.1 7.2 7.3 7.4
8
Einleitung . .. .... Die gemalten Formen. Die gebauten Formen. Realitatsbezug der gemalten Fassaden Gemalte Fassaden und gebaute Innenarchitektur
Gemalte und gebaute Architektur III: Motive der Durchblicksarchitektur
8.0 Einleitung . .. ... ... .. 8.1 Peristylhofe . . . . . . . . . . 8.1.1 Die gemalten Formen
vu . 1 92 . 1 96 . 1 98 215 . 215 . 21 6 . 21 6 . 2 20 . 2 28 . 2 28 . 23 1 . 23 4 . 23 4 . 23 4 . 23 4 . 2 42 . 24 2 . 24 4 . 24 8 . 24 8 . 250 . 260 . 26 0 . 26 3 275 . 275 . 275 . 2 78 . 293 . 298 301 . 30 1 . 30 1 . 30 1
INHALTSVERZEICHNIS
viii
8.2
9
8.1.2 Die gebauten Formen Monopteroi . . . . . . . . . . 8.2.1 Die gemalten Formen 8.2.2 Die gebauten Formen 8.2.3 Zur vermeintlichen Bedeutung der gemalten Monopteroi . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zur 9.0 9.1 9.2
Herkunft einzelner Motive Einleitung . . . . . . . . . . Die "alexandrinische Frage" . . Architektonische Motive . . . . 9.2.1 Die unklassischen Gebalk-, Giebel- und Bogenmotive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.2.2 Kapitelle, Stiitzen, Basen, Konsolengesimse 9.3 Bildmotive . . . . . . . . . 9.3.1 Landschaftsmalerei . 9.3.2 F iguren auf Platten 9.4 Baumaterialien . . . . . . .
. . . .
306 315 315 316
. 321 325 . 325 . 326 . 327
. . . . . .
327 329 339 339 346 350
10 Zusammenfassung und Schlu6betrachtung 10.1 Zusammenfassung 10.2 Schlufibetrachtung 10.2.1 Form . . . 10.2.2 Funktion .
353 . 353 . 354 . 354 . 357
Anhang 1: Das Datum der Casa dei Grifi und der Anfang des zweiten Stils
373
Anhang 2: Das Datum des Grabes von Lyson und Kallikles
377
Literaturverzeichnis
381
Register
425
Vorwort Die vorliegenden Untersuchungen wurden 1989 von der Faculteit der Letteren der Rijksuniversiteit Leiden als Dissertation angenommen. Die Anregung zum Thema verdanke ich dem stimulierenden Unterricht von F.L. Bastet. H. Geertman hat die Arbeit betreut und durch standige Bereitschaft zum Gesprach und kritische Lektiire gefordert. Bei ihrem Zustandekommen wurde mir vielfaltige Hilfe zuteil. Besonderen Dank schulde ich H.W. Pleket, Paul Meyboom und Eric Moormann fiir an regende Diskussionen, hilfreiche Hinweise und die kritische Lektiire des fertigen Manuskripts. Mein Yater, C.R. Tybout, las den letzten Com puterauszug und hat mich auf diese Weise vor mehreren Druckfehlern bewahrt. Ganz besonders danken mochte ich Ronald Brand, der mit der ihm eigenen Hilfsbereitschaft und Energie den Computersatz und den Reindruck der Arbeit durchfiihrte. Dank der giitigen Vermittlung von W.J.Th. Peters, der Genehmi gung der damaligen Soprintendenten von Pompeji F. Zevi und M.G. Cerulli Irelli und finanziellen Zuschiissen der Leidener Faculteit der Letteren und der Niederlandischen Organisation fiir wissenschaftliche Forschung (NWO) konnten die Photographen P. Bersch und H. van de Sluis (Katholieke Universiteit Nijmegen) 1982 zahlreiche Neuaufnahmen von Wanden in Pompeji und Torre Annunziata anfertigen. Edith Binder hat friihere Fassungen der Abschnitte 2.1-4, 3.1 und 6 ins deutsche iibersetzt. Monica de Heer habe ich fiir die Computerverar beitung des Manuskripts dieser Textteile sehr zu danken. Die sprachliche Korrektur des gesamten Manuskripts hat mit grofier Sorgfalt Andrea Fuhrmann iibernommen. Alle verbleibenden Fehler entsprangen der Nei gung des Autors, Anderungen bis zur letzten Minute vorzunehmen. Auf drei nach Abschlufi des Manuskripts erschienene Aufsatze (We senberg 1988B; Hiller 1988; Schmaltz 1989) konnte in den Anmerkungen nur kurz verwiesen werden. Die Beobachtungen von B. Schmaltz decken sich in mehreren Punkten mit den hier in Abschnitt 1.4 angestellten Uberlegungen. Dafl die aedificiorum figurae aus den Musterbiichern der spatrepu blikanischen Wandmaler auch heute noch zu Neuschopfungen anregen konnen, hat Marcel van Scheepen mit seinem Bilde "Wederzijds be grip" ("Gegenseitiges Verstandnis") eindrucksvoll bewiesen. Ihm sei ganz herzlich gedankt fiir die Erlaubnis, es fiir den Umschlag dieses Buches verwenden zu diirfen. Leiden, im Oktober 1989
Kapitel 1
Einleitung 1.0
Zielsetzung
Gegenstand dieser Untersuchungen ist die illusionistische Architektur malerei des zweiten Stils in ihrer ersten Phase ( ea. 100-50 /40 v. Chr.) 1 . Ziel ist ein sachgerechtes Bild ihrer Entstehung und ihres Verhfiltnisses zu der gehauten Architektur zu gewinnen. Aus der Eigenart dieses Verhfiltnisses ergeben sich Konsequenzen fur die Frage nach Funktion und Bedeutung fiir die Auftraggeber. Es wird die Ansicht vertreten, da6 sich die Genese und Entwicklung dieser spezifi.schen Dekorationsform besser unter dem Aspekt der eigengesetzlichen Dynamik der Gattung Ar chitekturmalerei, als aus sozialhistorischer Sicht erlautern lassen. Indem diese Studien Fragen dieser Art beriihren, wollen sie auch einen Beitrag zur vexata quaestio des "romischen" hzw. "hellenistischen" Charak ters der spatrepublikanischen Kunst liefern, wenn sie auch keine fertige Losung des Problems vorzubringen haben, sondern vielmehr seine Kom plexitat an einem konkreten Beispiel herausstellen mochten.
1.1
Fragen und Uberlegungen zum zweiten Stil
Ohwohl die Wandmalereien der ersten Phase des zweiten Stils nur einen relativ geringen Teil des Gesamtmaterials darstellen, das uns auf dem Gebiet der antiken Wanddekoration erhalten ist - sie waren ja bereits zur Zeit des Vesuvausbruchs kosthare, antike Stucke -, erfreuen gerade sie sich seit der chronologischen Gliederung des Materials von H.G. Beyen 1
1n dieser Arbeit wird die von H.G. Beyen entwickelte Chronologie verwendet. Dazu u. 1.5. Im folgenden deutet "Stufe IA" stets "Phase I, Stufe A" usw. an. Zur Eigenart des lllusionismus des zweiten Stils s.u. 1.4.
1
2
KAPITEL 1. EINLEITUNG
im Jahre 1938 einer beachtlichen Popularitat in der Forschung. Der Grund dafiir liegt wohl zum Teil in der immer neu fesselnden Spannung zwischen Bildraum und Realraum, die ein wesentlicher Zug dieser Illu sionsmalerei ist. Noch bedeutsamer ist vermutlich der Umstand, dafi der zweite Stil sich schon bald nach seiner Einfiihrung in auffallender Verschiedenheit und Formenfiille manifestiert2 • Diese Vielfalt impliziert eine entsprechende Anzahl von realen Vergleichsbeispielen heterogener Art und damit viele mogliche Ansatzpunkte fiir die Forschung. An erster Stelle steht dabei die Frage nach dem Verhaltnis der gemal ten Architektur zu ihren gebauten Vorbildern3 • Die Wande der er sten Phase scheinen, im Gegensatz zu denen der Phase II, auf den ersten Blick die Darstellung wirklich existierender Architektur anzu streben. So bezeugt es augenscheinlich auch Vitruv, wenn er seinen Zeitgenossen die altere Architekturmalerei als Mafistab der ratio veri tatis vorhalt (7.5.1-2)4 • Eine allzu grofie Zuversicht im Hinblick auf den unmittelbaren Realitatsbezug des friihen zweiten Stils hat den Blick auf seinen genuin dekorativen Charakter afters verstellt 5 • Beson ders bei den komplexeren Wandschemen der Stufen IC und IIA se hen wir uns bis zum heutigen Tag mit gegensa.tzlichen Deutungen als mehr oder weniger pra.zise bestimmte Realitatsbereiche konfron tiert: z.B. Wande, die als getreue oder malerisch iiberhohte Nachah mung einer Biihnenkulisse oder eines Biihnengebaudes (s.u. 5), eines Peristylhofes6 oder Atriums7 im romischen Wohnhaus, von Teilen einer romischen Villa8 oder eines hellenistischen Fiirstenpalastes9 gewertet werden, u.a. 10• Zur Untermauerung solcher Thesen wird stets auf for male Ubereinkiinfte hingewiesen, die tatsachlich in jedem dieser Falle vorhanden sind. Zweifellos hat auch ein spatrepublikanischer Betrachter 2 In diesen Studien werden die nicht-architektonischen Motive nur am Rande behandelt. 3 Oder auch zu ihren gemalten Vorbildern, denn die gebaute Architektur kann iiber die Biihnenmalerei in das Repertoire des zweiten Stils eingegangen sein: s.u. Kap. 5. 4 S.u. 2.3.1; vgl. aber 82, 96. 5 Grundsii.tzlich richtig Beyen (1938) 6-7. Das dekorative Element betonten in jiingster Zeit Zanker (1979A) 464 und (1987) 38, Wesenberg (1985) 476 und Barbet (1985) 51-52. Borbein (1975) 62 und Lauter (1983) 287 weisen zu Recht darauf hin, daB bestimmte gemalte Konstruktionen sich nicht in tatsii.chliche Gebii.ude iibersetzen lassen. Vgl. jetzt Schmaltz (1989). Zurn folgenden s. auch u. 1.4. 6 Engemann (1967) 46-57. 7 Leach (1982) 148-149 und (1988) 103 Anm. 74. 8 Lehmann (1953) 82-131. Leach (1982) 151. 9 Fittschen (1976). Zanker (1979A) 463 Anm. 13. 10 Oder Kombinationen, etwa Heiligtiimer/Palii.ste auf Kulissen.
1. 1. FRAGEN UND UBERLEGUNGEN
3
die dargestellte Architektur in dieser oder jener spezifischen Weise lesen konnen. Das gattungseigene Raffi.nement dieser Malerei besteht aber gerade darin, dafi sie sich nicht auf einen dieser Realitatsbereiche festle gen la.fit, sondern mit Hilfe realer Einzelelemente autonome Welten baut (s.u. 1.4), die verschiedenen individuellen Assoziationen und Vorstel lungen Raum geben (s.u. 10.2.2). Sie bedient sich grofitenteils dersel ben allgemein-hellenistischen Formensprache und Kompositionsprinzi pien wie die gebaute Architektur, enthfilt sich aber fast durchgangig spezifischer Hinweise (s.u. 6-8). Auf einen einzigen Realitatsbereich eingeengte Deutungen konnen nur aufgrund selektiver Vergleiche mit wirklich gebauter Architektur zustande kommen. Selbstverstandlich verwendet die Architekturmalerei Motive und Si tuationen der realen Architektur. Ein systematischer Vergleich mit der vorangegangenen und zeitgleichen Architektur hat demnach durch aus seine Berechtigung. Dieser darf allerdings zum einen keinen gat tungsmafiigen oder geographischen Einschrankungen unterliegen, zum anderen sollte er nicht nur nach Ahnlichkeiten, sondern auch nach Un terschieden fragen. Denn gerade die Unterschiede konnen uns iiber die spezifische Leistung der Malerei informieren. Ein zweiter Fragenkomplex kann mit den Stichwortern "Ursprung", "Herkunft" und "Entstehung" angedeutet werden. Hier herrscht in der Forschung nicht selten unscharfe Begriffiichkeit: "Ursprung" kann sowohl auf geographischen ( = "Herkunft") wie auf genetischen Ursprung ( = "Entstehung", Anschlufi an filtere Formen der Architekturmalerei) verweisen. Bei der ersten Kategorie stellt sich besonders dann Ver wirrung ein, wenn die konstitutiven Motive und das Wandschema in seiner Totalita.t nicht klar voneinander getrennt werden, bei der zweiten, wenn das genus Architekturmalerei und die species "zweiter Stil" gleich gesetzt werden. Die unten (1.2) prasentierte Forschungsgeschichte mag diese Aussagen erlautern. Dariiber hinaus gibt es zwei weitere komplizierende Faktoren. Der eine bezieht sich auf den Uberlieferungszustand des zweiten Stils, der ein einseitiges und auf den ersten Blick eindeutiges Bild bietet: einer Fi.ille an Funden in Italien, insbesondere in den Vesuvsta.dten und auf dem Palatin in Rom, stehen geringe Reste im Osten gegeniiber. Beide Fundkomplexe zeichnen sich jedoch