6000 Jahre Werbung: Band 3 Das Zeitalter der Revolutionen [Reprint 2018 ed.] 9783110823172, 9783110008821


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INHALT
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
DRITTER TEIL
DAS ZEITALTER DER REVOLUTIONEN
DIE REVOLUTIONEN DER JAHRHUNDERTMITTE
ANMERKUNGEN
LITERATUR-VERZEICHNIS
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6000 Jahre Werbung: Band 3 Das Zeitalter der Revolutionen [Reprint 2018 ed.]
 9783110823172, 9783110008821

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BUCHLI

• 6000 J A H R E W E R B U N G

• B A N D III

HANNS BUCH LI

6000JAHRE WERBUNG G E S C H I C H T E DER WIRTSCHAFTSWERBUNG UND DER PROPAGANDA

Bandiii

Das Zeitalter der Revolutionen

Mit 44 Kunstdrucktafeln, 40 Abbildungen im Text und einer Falttafel

WALTER D E GRUYTER & CO. BERLIN 1966

Der „Stiftung der Schweizerischen Landesausstellung 1939 für Kunst und Forschung" und der „Ulrich Hoepli-Stiftung" sei an dieser Stelle für die großzügige Förderung gedankt, die die Fertigstellung dieses Bandes wesentlich erleichterte. Entgegen der ursprünglichen Planung macht die Fülle des Materials einen 4. Band erforderlich, der auch das notwendige Sach- und Personenregister enthalten und im Herbst 1967 erscheinen wird. Hanns Buchli

© Copyright 1966 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung / J . Guttentag Verlagsbuchhandlung / Georg Reimer / Karl J . Trübner / Veit & Comp., Berlin 30 — Alle Rechte, einschließlich der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vom Verlag vorbehalten. — Printed in Germany. — Archiv-Nr. 13 52 661. — Satz und Druck: Thormann & Goetsch, Berlin-Neukölln. — Klischees: Aberegg-Steiner & Co. AG., Bern. — Ausstattung: Johannes Boehlandf.

MEINER GELIEBTEN LEBENSGEFÄHRTIN L I S A ALS BESCHEIDENER DANK EINER NAHEZU FÜNFZIGJÄHRIGEN TREUEN KAMERADSCHAFT

INHALT DRITTER T E I L :

DAS Z E I T A L T E R

DER

REVOLUTIONEN

Die französische Revolution Die Volkssouveränität Die Rolle der Freimaurerei Allons enfants de la Patrie Das Alte stürzt Der Schatten Bonapartes Napoleon Bonaparte, Feldherr, Konsul und Kaiser Ein Machttraum zerrinnt Die industrielle Revolution Die moderne Wirtschaftswerbung wächst heran Ideen habe Beine Die katholische Restauration Der Aufstieg des geistigen Imperiums Roms DIE REVOLUTIONEN

DER

13 26 35 60 108 132 139 182 190 209 261 290 304

JAHRHUNDERTMITTE

Der Sonderbund in der Schweiz Die Februar-Revolution in Frankreich Der Reflex in Deutschland Die österreichische Revolution Der Kampf Italiens Das Ergebnis Nach den Stürmen von 1848 Die Geburt des Marxismus Proletarier aller Länder vereinigt euch! Von der Pariser Commune zu Lenin Eine Welt ohne Gott Extra ecclesiam nulla salus

321 329 338 386 392 396 411 427 433 469 489 492

ANMERKUNGEN

504

LITERATURVERZEICHNIS

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VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN Seite

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43.

Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika Graf Mirabeau (Tafel) Eine Seite aus der Gazette de France (Tafel) Zwei promonarchische Blätter Eine Titelseite des „Père Duchesne" Zwei französische Revolutionszeitungen Vier Hauptpersonen der französischen Revolution (Tafel) Persönlichkeiten aus der französischen Revolution (Tafel) Grausige Wirkungen der revolutionären Propaganda Die Assignaten General Bonaparte (Tafel) Napoleon I. (Tafel) Napoleon I. in der englischen Karikatur Eine englische Karikatur auf Napoleon 1 Englische Karikatur gegen Napoleon 1 Napoleon träumt von der Invasion Englands Napoleon I. in der englischen Karikatur Graham Bell Anzeige des amerikanischen Zirkus Barnum Werbung mit Fahrrad-Reifen (Tafel) Die erste elektrische Werbung (Tafel) Belgisches Werbeplakat (Tafel) Beispiel, wie man vor rund 80 Jahren inserierte Werbung eines Wirtes Werbung für Gärtner-Utensilien aus dem Jahre 1899 Inserat eines amerikanischen Holzhändlers Kein moderner Roboter Die Werbevignette eines amerikanischen Hutmachers Pariser Buchplakat von Célestin Nanteuil (Tafel) Originelle Anzeige eines Berliner Kleidergeschäftes (Tafel) Frühe Wein-Etiketten Ein Vorläufer der Plakatsäule Romantik und Jägerhemden Eine frühe Geschäftskarte aus der Schweiz Anzeige einer schweizerischen Seidenindustrie Plakat von Jules Cheret (Tafel) Frühes Plakat des Engländers Dudley Hardy (Tafel) Gewerbliches Plakat (Tafel) Frühe französische Buchwerbung (Tafel) Plakat für ein antiseptisches Waschmittel (Tafel) Die erste Leucht-Reklame in Berlin (Tafel) Ein Plakat aus dem Jahre 1888 (Tafel) Die Gerechtigkeit (Tafel) Abraham Lincoln (Tafel)

24 40 41 63 82 92 96 97 102 133 144 145 169 174 178 184 190 204 216 224 224 225 226 228 230 234 238 241 248 249 250 252 254 257 259

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Seite

44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92.

Harriet Beecher-Stove (Tafel) Phileas Taylor Bamum (Tafel) Lord George Gordon Byron (Tafel) Simon Bolivar (Tafel) Giuseppe Mazzini (Tafel) Papst Leo XIII. (Tafel) Louis Philippe d'Orléans (Tafel) Erklärung zum Sonderbundskrieg Aufruf des Schweizerischen Oberbefehlshabers Erklärung der Sonderbundskantone Karikatur von Daumier auf den Bürgerkönig (Tafel) „Le Roi Poire". Der König mit dem Birnenkopf (Tafel) Kaiser Napoleon III. (Tafel) Karikatur auf Napoleon III. (Tafel) Manifestationen aus dem Jahre 1848 Manifestationen vom Herbst 1848 Neue Anschlagsäulen (Tafel) Die Politiker (Tafel) Die erste Nummer des Kladderadatsch Kopf der Zeitung „Tante Voss mit dem Besen" Flugblatt gegen die deutschen Fürstenhäuser Gustav Struve Deutsches Flugblatt aus dem Jahre 1848 Proklamation König Friedrich Wilhelm IV Die erste Proklamation des Königs von Preußen Der Berliner Krakehler Flugblatt aus dem Jahre 1848 Revolutionäres Flugblatt aus dem Jahre 1848 Aufruf des Badischen Landesaussciiusses Ein bitteres Manifest Hamburger Karikatur auf König Friedrich Wilhelm IV. (Tafel) Vitorio Emanuele II. (Tafel) Graf Cavour (Tafel) Der Kladderadatsch (Tafel) Der russische Bär (Tafel) Der — Die — Das (Tafel) Völkische Erneuerung (Tafel) Das Europäische Gleichgewicht (Tafel) La Maudite (Tafel) Auguste Comte (Tafel) Louise Michel (Tafel) Pierre Joseph Proudhon (Tafel) Traum des Erfinders des Zündnadelgewehres (Tafel) Karl Marx (Tafel) Friedrich Engels (Tafel) Ferdinand Lasalle (Tafel) Wilhelm Weitling (Tafel) Pierre Joseph Proudhon (Tafel) August Blanqui

272 272 273 288 289 296 297 324 326 328 332 333 336 337 346—350 352/353 354 355 356 359 362/363 364 366 368/369 370 373—376 348/349 381 382 384/385 392 393 393 407 408 415 416 423 424 431 431 431 432

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DRITTER TEIL

DAS ZEITALTER DER

REVOLUTIONEN

Während die Fürsten stritten und sich in immer neue Machtkämpfe verwickelten, Länder eroberten und Länder verloren, ihre Landeskindeir zu blutigen Opfern zwangen und das Vermögen ihrer Nationen vergeudeten, bereitete sich im Schoß der Völker eine Wandlung vor, deren Auswirkungen das Schicksal des zu Ende gehenden 18. Jahrhunderts, wie dasjenige des 19. und 20. bestimmen sollten. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte sich die Entchristlichung mehr und mehr vertieft; das christliche Geschichtsbild begann zu zerfallen. Das Wissen des Menschen hatte sich in ungeahntem Umfang erweitert. Zunächst waren es die mathematischen und physikalischen Erkenntnisse, die audi das Gebrauchswissen weitgehend beeinflußten; dann begann die Chemie an Bedeutung zuzunehmen und die Medizin machte Fortschritte. Bald entdeckte der Mensch, daß viele dieser neuen Erkenntnisse zu den bisherigen christlichen Vorstellungen im Gegensatz standen. Bisher hatte der Glaube Gott als alleinige Macht gekannt; jetzt begann man der Wissenschaft und der menschlichen Vernunft mehr zu glauben. Mehr und mehr entzog der humanistische Rationalismus dem Christentum seinen Boden. Der Riß zwischen Offenbarung und Vernunft wurde immer sichtbarer. Eine neue Zeit war angebrochen. Nun begann auch die Saat der aufgeklärten Philosophen aufzugehen. Die Bildung wurde fortschreitend zum Gemeingut einer immer größeren Zahl von Menschen, namentlich von Adligen und Bürgerlichen. Trotz der Versuche der Höfe, die Erzeugnisse der Druckerpresse unter Kontrolle zu halten und unerwünschte Publikationen zu verhindern, wuchs die Zahl der im Umlauf befindlichen Bücher von Jahr zu Jahr, und auch eine zunehmende Zahl von Zeitungen sorgte für die Verbreitung neuer Ideen. Jeder, der dazu imstande war, setzte seinen Ehrgeiz daran, sich eine Bibliothek anzulegen, welche die philosophischen, technischen und literarischen Publikationen neben denjenigen der sich entwickelnden Wissenschaften enthielt. Universitäten und Klöster gingen darin voran, Adlige und reiche Bürger taten es ihnen gleich. Zwar ist das 17. Jahrhundert in Frankreich noch das große Jahrhundert des Königtums und der klassischen französischen Kultur, deren Einfluß an allen Höfen

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DAS ZEITALTER DER REVOLUTIONEN

Europas spürbar ist. Aber gerade die königliche Machtgröße — und deren unglaublicher Mißbrauch — sollten der Aufklärung ihre politischen, oppositionellen und schließlich revolutionären Impulse verleihen. Und durch sie wurde sich der Mensch allmählich bewußt, welche Macht ihm gegeben war, die Grundlagen der Gesellschaft zu erschüttern und umzugestalten. Jean Jacques Rousseau hatte in seinem „Contrat Social" die Freiheit des Individuums verkündet, seine Unterstellung unter den Gemeinwillen und die Souveränität des Volksganzen, was nichts anderes heißen will als das Selbstbestimmungsrecht, für welches bis heute viele Völker kämpfen. Andererseits waren die absolutistischen Herrscher noch ganz in den aristotelischen Auffassungen befangen: „Einige Menschen sind von Natur frei und andere sind Sklaven; für die letzteren ist die Sklaverei angemessen und gerecht zugleich... Der Sklave entbehrt jeder Fähigkeit zu denken." Zwar hatte Aristoteles mit den Demokraten für alle Bürger das Recht der Teilnahme an der Regierung verlangt. Es wäre jedoch ein schwerer Irrtum, daraus den Hinweis auf die später geborene Idee der Volkssouveränität ableiten zu wollen. Denn Aristoteles hatte sogleich erklärt, daß nicht nur alle Sklaven, sondern alle Mitglieder der produzierenden Klassen von der Bürgerschaft ausgeschlossen seien, und er stimmte völlig mit Piaton überein, daß die arbeitenden Klassen nicht regieren und die regierenden Klassen weder arbeiten noch Geld verdienen dürfen: Die Herrscher sind die Eigentümer des Landes, dürfen es aber nicht selbst bearbeiten; einzig Jagd, Krieg und ähnliche „Liebhabereien" wurden als Beschäftigungen betrachtet, welche der Herrscher würdig waren. Und so lebten auch die französischen Könige im 17. und 18. Jahrhundert, so dachten und handelten sie: Sic volo, sie jubeo! Tel est mon plaisir! Demgegenüber waren allerdings die Wünsche der sich scharenden Opposition noch bescheiden. Niemand dachte daran, an den Grundfesten der Monarchie zu rütteln. Aber überall trat das menschliche Subjekt und das menschliche Gemeinschaftsleben in den Vordergrund. Es bahnte sich eine tiefgehende Revolution der Geister an, nicht zuletzt dank der destruktiven Philosophie des 18. Jahrhunderts. Die Achtung vor den konservativen Mächten der Kirche, vor dem Geburtsadel und dem Gebaren des Absolutismus schwand. Aber „alle Revolutionen, die sich nicht bloß darauf beschränken, die politischen Formen und die regierenden Personen zu wechseln, sondern die Staatseinrichtungen zu verändern und die Eigentumsverhältnisse zu verrücken, bahnen sich lange unsichtbar ihren Weg, bevor sie, von den Umständen begünstigt, eines Tages gewaltsam ausbrechen" 1 . So bahnte sich auch die französische Revolution nur langsam an. Wir werden bei der Behandlung der revolutionären Propaganda sehen, daß sie jahrelang

DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION

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vorbereitet wurde. Ursprünglich eine bürgerliche Revolution mit Hilfe eines Teils des Adels, wurde sie mit der Zeit zu einer demokratischen Volksbewegung. Sie kann also als Initialzündung der bis in unsere Tage nicht mehr abreißenden Reihe revolutionärer Erhebungen angesprochen werden. „Was bedeutet uns die Geschichte Frankreichs von 1789 bis 1794?" So rief Jules Michelet, der große französische Patriot, aus und antwortete selbst: „Oft genug hat man uns mit den Greueln der Revolution die große Furcht einjagen wollen, oft genug die Männer der Revolution als blutberauschte Unmenschen dargestellt. Dagegen läßt sich zweierlei sagen: Aus dem Blut jener Jahre erwuchs die Freiheit. Die Sache der Revolution ist die Sache der Menschheit 2 !" Und sie ist es wirklich. Die Erhebung des Volkes von Paris in den Tagen des Juli 1830 war ein Signal für ganz Europa: Polen erhob sich gegen Rußland, Italien gegen Österreich, die Belgier gegen die Holländer und Paris neuerdings gegen die Bourbonen. Wieder ging es um die menschliche Freiheit, ging es um die Demokratie. 1848 war es wiederum Frankreich, das das Zeichen zur Auslösung aller jener revolutionären Ereignisse gab, die sich wie eine Kettenreaktion über Europa ausbreiteten: Über die deutschen Länder, Wien, Berlin, Ungarn, Böhmen, Oberitalien. Und die Resonanz der Ereignisse war bis nach Spanien, Schweden, Irland und Griechenland spürbar. Doch in den liberalen Kampf mischten sich nun bereits sozialistische Töne in größerer Lautstärke als bisher. Damit war schon der Startschuß zu den sozialen Umwälzungen der Jahre 1871, 1917 in Rußland, 1918 in Deutschland und zu all den blutigen, verwirrenden Ereignissen gegeben, welche wir Menschen von heute durchlebt haben und weiter erleben. Mehr als bisher spielte dabei die Propaganda eine ausschlaggebende Rolle. Hand in Hand mit diesen politischen Revolutionen kam es zu jener industriellen Revolution, wie sie durch die Ablösung der Handarbeit durch die Maschine und die unablässig folgenden technischen Errungenschaften und Entdeckungen gekennzeichnet ist und die ebenfalls bis in unsere Zeit noch kein Ende gefunden hat. Mit ihr hängt nicht nur die Entwicklung der sozialen Probleme zusammen, sondern auch der außerordentliche Aufschwung der Wirtschaftswerbung und der Propaganda, die in gleichem Maße von der industriellen wie von der technischen Entwicklung profitiert haben.

D I E FRANZÖSISCHE REVOLUTION Dieses weltumwälzende Ereignis, das nicht nur dem 19., sondern auch unserem 20. Jahrhundert den Stempel aufdrücken sollte, spielte sich in den

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letzten Jahren des 18. Jahrhunderts ab. Es hat eine Entwicklung angebahnt, die noch heute nicht abgeschlossen ist und die nicht eher abgeschlossen sein wird, ehe sich alle Völker der Erde dessen erfreuen, was die Französische Revolution in den Schlagworten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zusammenfaßte. Denn universell ist noch keine dieser Forderungen erfüllt. Wohl hat die Menschheit seither um diese Ideale in vielen Revolutionen gekämpft und sind Millionen von Menschen dafür in den Tod gegangen. Aber Machtstreben, Materialismus, Ideologien und Irrlehren haben sich immer wieder hindernd in den Weg gestellt und den vollen Durchbruch sowohl zur Freiheit als auch zur Gleichheit verhindert. Und die Brüderlichkeit scheint trotz aller Mahnungen der Propheten und Gottesstreiter immer noch das Ideal zu sein, das uns am fernsten liegt; ja, das trotz aller Beschönigungen und Boteuerungen beinahe unerreichbar scheint. Throne sind eingestürzt, Kronen sind gefallen, der Kolonialismus gehört — wie die Monarchien — nahezu der Vergangenheit an. Die Demokratie hat einen großen Teil der Welt erobert. Und doch wandern immer noch zahlreiche unbewältigte Probleme durch die Zeit. Wohl haben die Naturwissenschaften und die Technik zu ungeahnten Ergebnissen geführt. Aber die Technokratie führt ebensowenig wie der extreme Materialismus in die lichten Gefilde, von denen die Gläubigen, die Idealisten unserer Zeit träumen und die sie als Ziel der Menschheit sehen: Die humane Ordnung, gegründet auf sittlicher Lebensgestaltung. Noch heute wird die Vorgeschichte der Französischen Revolution als stark umstritten bezeichnet3. Sicher ist jedenfalls, „daß sie weder als legitimes Kind der ,gottlosen' Aufklärung anzusprechen ist, noch als bloße Reaktion auf die Schäden des „Ancien Régime". Dagegen weist uns offenbar Alexis de Tocqueville4 auf den richtigen Weg, wenn er sagt: „Die Französische Revolution ist eine politische Revolution, die sich in der Weise einer religiösen Revolution vollzogen und in mancher Hinsicht deren Charakter angenommen hat. Man achte auf die einzelnen und bezeichnenden Merkmale, die sie einer solchen ähnlich machen: Sie hat nicht nur wie diese in die Ferne gewirkt, sondern hat sich auch durch Predigt und Propaganda verbreitet. Eine politische Revolution, die zur Bekehrung aufruft, die man mit ebensolcher Leidenschaft den Fremden predigt, wie man sie bei sich selbst vollzieht — welch neues Schauspiel! Unter all dem Unbekannten, das die Französische Revolution der Welt dargeboten hat, ist dies sicher das Neueste." Und Alexis de Tocqueville (1805 bis 1859), ein französischer Aristokrat, ist sicher ein unverdächtiger und objektiver Zeuge; denn er sagte in seinem „Selbstbekenntnis", daß er wohl „Verständnis für die demokratischen Einrichtungen aus der Einsicht heraus" habe.

D I E FRANZÖSISCHE REVOLUTION

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„Aber ich bin Aristokrat aus Instinkt, d. h. ich verachte und fürchte die Masse." Weiter sagt er: „Die Französische Revolution ist bezüglich dieser Welt genau in der gleichen Weise verfahren, wie die religiösen Revolutionen im Hinblick auf die andere; sie hat den Bürger in einer abstrakten Weise aufgefaßt, außerhalb von jeder besonderen Gemeinschaft, ebenso wie die Religion den Menschen als allgemeines Wesen begreift, unabhängig von einem Lande oder einer Zeit. Sie hat nicht nach dem besonderen Recht des französischen Bürgers gefragt, sondern nach den allgemeinen politischen Pflichten und Rechten des Menschen." Außerdem weist er auf folgendes hin: „Untersuchen wir, was sich vom 11. Jahrhundert ab in Frankreich von fünfzig zu fünfzig Jahren ereignet, so entgeht uns nicht, daß sich nach jeder dieser Zeitspannen in der Gesellschaft eine doppelte Umwälzung vollzogen hat. Der Adlige steht tiefer auf der sozialen Leiter, der Bürger höher. Jener steigt hinab, dieser kommt hoch. Mit jedem halben Jahrhundert nähern sich die beiden, und bald berühren sie sich6." Gewiß lagen im Frankreich des 18. Jahrhunderts viele Gründe zu innenpolitischen Sorgen vor. Ludwig XIV. hatte bereits das französische Königtum moralisch stark erschüttert und die Staatsfinanzen in völliger Unordnung hinterlassen. Die letztere rührte von den, durch seine Kriege verursachten, übermäßigen Militärausgaben und der hemmungslosen Verschwendungssucht her, mit welcher der König und sein Hof mit den Staatsgeldern umgingen. Andererseits war Frankreich als die Revolution ausbrach ein reiches Land. Nur der Staat war arm. Der französische Außenhandel hatte schon im 17. Jahrhundert eine bedeutende Ausweitung erfahren, die sich auch im 18. Jahrhundert fortsetzte. Nutznießer war der sogenannte „Dritte Stand", die spätere „Bourgeoisie", die dadurch immer wohlhabender und kapitalkräftiger wurde. Andererseits verhinderten die unantastbaren Rechte und Privilegien des Adels und der Kirche, also der oberen Stände, die Schaffung einer leistungsfähigen Steuerverfassung; es war unmöglich die tatsächlich in allen Ständen vorhandene Wohlhabenheit für die Staatspolitik fruchtbar zu machen 7 . Der Adel konnte also die Bauern, welche seine Güter bearbeiteten, ungehindert aussaugen. Es kann allerdings nicht gesagt werden, daß sie schlechter lebten als in andern Ländern; ihre Situation war eher besser. Aber sie hatten zu viele Steuern zu bezahlen, die überdies auf drückende Weise erhoben wurden; sie besaßen nicht genug Land zu Eigentum und litten infolge des mangelhaften Transportwesens und der schlechten Verteilung der Lebensmittel häufig Not. Den Handwerkern, die zum größten Teil noch in strenge Zünfte eingegliedert waren, glückte es selten, sich aus der Armut emporzuarbeiten 8 . Und doch befand sich das Reich in vollem wirtschaftlichem Aufschwung. Abgesehen vom

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DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION

bereits erwähnten, von Jahr zu Jahr steigenden Export begann Frankreich seine Mineralschätze auszubeuten und seine industriellen Möglichkeiten zu nutzen. Arbeitskräfte gab es ja im Uberfluß und in unübertrefflicher Qualität. Sombart 9 berichtet, daß es im 16. und 17. Jahrhundert bereits eine ausgeprägte Manufaktur- und Fabrikperiode gegeben habe. „Es gab schon damals mechanische Fabriken, welche mit Wasserantrieb arbeiteten, vor allem im Textilgewerbe, wie Seidenmühlen, Spinnereien, Zwirnereien, Appreturen, Strickereien, Strumpfwirkereien, Sägemühlen. Sogar die Anfänge der chemischen Industrie gehen auf das 16. Jahrhundert zurück. Und die Entwicklung ging im 18. Jahrhundert weiter." Es gab Fabriken, welche Säuren, Soda, Vitriol, Chlor und Öl herstellten. Weiter bestanden Zuckerfabriken, Brauereien, Brennereien, Seifen- und Lichtefabriken (Kerzen); ebenso gab es Glasfabriken, Wäschereien, Gerbereien, Webereien. Seit langer Zeit existierte auch bereits eine Metallindustrie. Die Hütten gingen bereits im 17. Jahrhundert zur fabrikmäßigen Organisation über. Es gab Hochöfen, Hammerwerke, Drahthütten, metallurgische Betriebe, zahlreiche Gießereien; letztere übernahmen z. B. bereits im 17. Jahrhundert Aufträge für 200 Kanonen, da ja der Heeresbedarf der Könige stets enorm war. Entsprechend wichtig war der Bergbau. Auf dem Gebiete der Luxusindustrie gab es Tapetendruckereien, eine Tabakindustrie, eine Spitzenindustrie und eine Vielfalt von Gewerben aller Art. Auch der Schiffbau war bereits hoch entwickelt. Immerhin war von einem Klassenbewußtsein der Lohnarbeiter, deren es Hunderttausende gab, noch nicht die Rede. Diese fühlten sich immer noch dem Handwerker- und Bauernstand zugehörig. Sie sahen auch noch die Arbeitgeber als die berufenen Vertreter ihrer Interessen an. Frankreich hatte im 18. Jahrhundert das Monopol der Kolonialwaren. Seine Besitzung San Domingo lieferte allein die Hälfte des in der Welt verbrauchten Zuckers. Die französischen Spirituosen, Weine, Stoffe, Moden, Möbel wurden in ganz Europa gekauft. Das Creuzot-Werk, damals noch Montcenis, war eine mit den letzten technischen Vollkommenheiten ausgestattete Musterfabrik, und Dietrich, der Eisenkönig der Zeit, beschäftigte in seinen nach englischem Muster eingerichteten Hochofenanlagen und Hütten im Unterelsaß Hunderte von Arbeitern. Der Reeder von Bordeaux, Bonaffe, besaß 1791 eine Handelsflotte von 30 Fahrzeugen und ein Vermögen von 16 Millionen; und dieser Millionär war kein Einzelfall, im Gegenteil, es gab in Lyon, Marseille, Nantes, L e Hävre, Rouen etc. enorme Vermögen. Die Zahl der Banken vervielfachte sich zur Zeit Ludwigs XVI. Necker schrieb, Frankreich besitze fast die Hälfte des europäischen Bargeldes 10 . Andererseits schrieb allerdings Hypolite Taine, der Historiker des Auf und Ab der Hungersnöte in der zweiten Hälfte des

DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION

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18. Jahrhunderts: „Der Bischof von Chartres stellte fest, daß die Menschen Gras aßen wie die Schafe und wie die Fliegen starben." 1788 bestand eine Hungersnot, und Zeitgenossen bezeichneten den Hunger übereinstimmend als schlimmer denn Krieg und Pest. 1786—1788 hatte Frankreich eine heftige Wirtschaftskrise heimgesucht. Das aber beweist nur, wie unhaltbar die Zustände waren: Überfluß da, Hunger dort! Angesichts dieser wirtschaftlichen Situation kommt Sombart denn auch zur Uberzeugung, daß die französische Revolution alles eher als eine bürgerliche Revolution gewesen sei. „In Frankreich regierten neben dem König die Reichgewordenen: Reich gewordene Handwerker, Wucherer, Finanzleute, Steuerpächter, Grundbesitzer (Millionenbauern), Bergleute, Münzer, Gauner, Räuber, Uberseekaufleute, Sklavenhändler, Plantagenbesitzer, Spekulanten und Projektanten. Dazu kamen wenige reich gewordene Industrielle. In den Händen dieser Leute lag die Staatsgewalt. Das gilt für das absolutistisch regierte Frankreich ebenso wie für das parlamentarisch regierte England." Und weiter sagt dieser Autor: „Es ist eine schiefe Auffassung, wenn man die französische Revolution als den Kampf der Bourgeoisie' gegen den ,Feudalismus' betrachtet. In Frankreich sorgten Steuersystem und Ämterkauf dafür, daß in kurzer Zeit viele Leute reich wurden. Der Adel war mit diesen Leuten verschwägert und verbunden. Jedenfalls waren die letzten Könige völlig in der Hand dieser Emporkömmlinge. Aber die Parvenüs wahrten gesellschaftlich die Würde des Ancien Régime, Adel und Geldaristokratie gemischt 11 ." Auch Rohrbach 12 weist, wenn auch nicht in dieser drastischen Form auf die Verhältnisse hin, wenn er die Zerrüttimg der Staatsfinanzen und die sich häufenden Schulden nicht dem Absolutismus, sondern im Gegenteil der ungenügenden Stärke des Königtums zuschreibt und darauf hinweist, daß die Macht der Krone sich nur auf einem beschränkten Gebiet, vor allem in der Führung der auswärtigen Politik absolut betätigen konnte, während sie in der wichtigsten innerpolitischen Angelegenheit der Finanzen höchst beschränkt geblieben war. Und gerade um Ordnung in die Finanzen zu bringen und die Leistungen für den Staat erhöhen zu lassen, entschloß sich Ludwig XVI. zur Berufung der „Generalstände". Andere Autoren finden sich auf dieser Linie: „Niemals früher war der Wohlstand Frankreichs größer gewesen als vor dem Ausbruch der Revolution. Nicht das Elend der Bauern, sondern das Selbstbewußtsein des Bürgertums . . . war die treibende Kraft der Revolution 13 ." Ganz unzweifelhaft übten die englische Revolution von 1688 und die Erhebimg der amerikanischen Staaten gegen die Herrschaft Englands 1775 einen mächtigen Einfluß auf die französische Mentalität aus. Der geistige Austausch zwischen England und Frankreich war stets lebhaft gewesen. So kamen früh 2

Budili III

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DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION

englische Flugschriften und Broschüren nach Frankreich, von denen allein in der Zeit des „Langen Parlaments" von 1640 bis zur Rückkehr der Stuarts im Jahre 1661 in England mehr als 20 000 erschienen waren. Denn schon am Anfang übertraf die Publizistik der puritanischen Revolution bei weitem die beiden französischen Publizistiken, die ihr vorangegangen waren. „Das Wichtigste aber war, daß es sich hier um Volksliteratur, um Schriften für die Massen handelte; es waren keine lateinischen Wälzer mehr, sondern in der Landessprache geschriebene, billige Broschüren. Die Autoren wandten sich nicht an ihre Mitgelehrten, sondern an das Volk. Es bildete sich eine öffentliche Meinung. Schon die bloße Tatsache dieser politischen Literatur war revolutionär 14 ." Vor allem die „Gleichmacher"-Schriften, welche demokratische Reformen und das allgemeine Stimmrecht verlangten, wirkten auch im Ausland nach. Lilbume, der Führer jener Bewegung, schrieb damals: „Alle Menschen sind von Natur gleich und haben den gleichen Anspruch auf Macht, Würde, Autorität und Majestät. Die Regierungsmacht kann nur auf Grund gegenseitigen Einverständnisses und gegenseitiger Zustimmung, zu Nutz und Sicherheit eineis jeden gewährt, ausgeübt werden." Milton hatte 1660 verkündet: „Die Macht von Königen und Behörden ist nur eine abgeleitete, sie wird ihnen vom Volk anvertraut, um zum gemeinsamen Nutzen aller ausgeübt zu werden — doch bleibt sie im Grunde immer bei der Gesamtheit, kann ihr ohne Verletzung des natürlichen Rechtes nicht genommen werden." In seiner „Areopagitica" hatte er 1644 geschrieben: „Man darf die Geister nicht einsperren. Es ist Zeit, frei zu sprechen und zu schreiben über die öffentlichen Dinge. Siegen wird ohnedies nur die Wahrheit." Und John Locke, der politische Philosoph des „common sense", des Gemeinsinnes oder des gesunden Menschenverstandes, hatte sich geäußert: „Die Revolution löst nur die Regierung, nicht die Gesellschaft auf. Die Regierung muß auf der Zustimmimg der Regierten beruhen, ist der Gesellschaft verantwortlich und hat deren Wohlergehen zum Ziel." Vollends konnte die 1689 von den geistlichen und weltlichen Lords sowie vom Unterhaus verkündigte „Bill of Rights" in Frankreich nicht ungehört geblieben sein, welche erklärte: „1. Daß die angebliche Macht, durch königliche Autorität, ohne Zustimmung des Parlaments Gesetze oder ihre Vollstreckung außer Kraft zu setzen, ungesetzlich ist. 2. Daß die angebliche Macht, durch königliche Autorität von Gesetzen oder ihrer Vollstreckung zu entbinden, wie man es sich in letzter Zeit herausnahm und exerzierte, ungesetzlich ist. 3. Daß die Weisung zur Gründung des ehemaligen Gerichtes der

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Bevollmächtigten für kirchliche Angelegenheiten und alle andern Weisungen und Gerichte ähnlicher Art ungesetzlich und verderblich, sind. 4. Daß die Einhebung von Geld zum Nutzen der Krone, unter dem Vorwand der Prärogative ohne Zustimmung des Parlaments, für längere Zeit und in einer andern Form als dies bewilligt ist oder bewilligt werden wird, ungesetzlich ist. 5. Daß es das Recht der Untertanen ist, Bittschriften an den König zu richten, und daß jede Verhaftung und Verfolgung wegen Einreichung solcher Bittschriften ungesetzlich ist. 6. Daß innerhalb des Königreiches die Aushebung und Erhaltung eines stehenden Heeres in Friedenszeiten ohne Zustimmung des Parlaments dem Gesetz widerspricht. 7. Daß die Untertanen protestantischen Glaubens ihrer Stellung entsprechend und soweit es das Gesetz erlaubt, Waffen zu ihrer Verteidigung besitzen dürfen. 8. Daß die Wahl der Parlamentsmitglieder frei sein soll. 9. Daß die Freiheit der Rede, daß Debatten oder Verhandlungen im Parlament an keinem Ort oder Genaht außerhalb des Parlaments unter Anklage oder in Frage gestellt werden dürfen." Die Artikel 10—12 sicherten außerdem eine geordnete Rechtsprechung und Artikel 13 erklärt: „13. Das zur Abstellung aller Beschwerden und zur Verbesserung, Stärkung und Bewahrung der Gesetze, das Parlament häufig tagen solle 15 ." Schließlich wirkte außerdem das Zeugnis eines Franzosen, des Dichters Voltaire, der 1733/34 seine „Englischen Briefe" publizierte, und in seinem 9. Brief „über die Art der Regierung" sagte: „. . . Man hört hier weder von hoher, mittlerer und niederer Gerichtsbarkeit reden, noch auch von dem Rechte, auf dem Grundstück eines Bürgers zu jagen, der seinerseits nicht die Freiheit hat, auf eigenem Grund und Boden eine Flinte abzuschießen. Ein Mann ist hier keineswegs von der Entrichtung gewisser Steuern befreit, weil er ein Edelmann oder ein Priester ist; alle Auflagen werden vom Unterhause geregelt, das, wenn es auch das zweite dem Range nach, dennoch dem Ansehen nach das erste ist. Die Lords und die Bischöfe können wohl in Steuerfragen einen Gesetzesvorschlag des Unterhauses ablehnen; aber sie haben kein Recht, etwas daran zu ändern. Sie müssen ihn entweder annehmen oder ablehnen, ohne jeden Vorbehalt. Wenn der Vorschlag von den Lords bestätigt und vom König gutgeheißen worden ist, dann zahlt eben jedermann, und zwar nicht nach seinem Range, was albern ist, sondern gemäß seinen Ein-

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künften. Hier gibt es weder eine ,Taille', noch sonst eine willkürliche Kopfsteuer, sondern eine dem wirklichen Wert des Grundeigentums entsprechende Abgabe. Der gesamte Grundbesitz ist unter dem berühmten König Wilhelm III. (von Oranien) einer Einschätzung unterworfen worden . . . Die Grundsteuer bleibt sich immer gleich, obwohl der Bodenertrag gestiegen ist; so fühlt sich niemand bedrückt, und niemand beklagt sich. Der Bauer sieht seine Füße nicht von Holzschuhen zerschunden. Er ißt Weißbrot, ist gut gekleidet; er scheut sich weder seinen Viehstand zu vermehren noch auch sein Dach mit Ziegeln einzudecken, da er keine Angst haben muß, deswegen im folgenden Jahre mehr Steuern bezahlen zu müssen . . ," 16 Für die propagandistische Wirkung dieser Briefe spricht der Umstand, daß diese von den Regierungen in Frankreich als „eine Ärgernis erregende, der Religion und den guten Sitten feindliche, sowie die der Obrigkeit geschuldete Achtung untergrabende Schrift" bezeichnet und auf deren Geheiß vom Henker zerrissen und verbrannt werden mußten. Doch traf diese Maßnahme ihr Ziel nicht, denn die Briefe Voltaires wurden von Hand zu Hand weitergegeben und fanden eine riesige Verbreitung. Im 10. Brief schrieb Voltaire eine scharfe Satire auf den Adel und seine Haltung gegenüber dem Kaufmann, auf welchen er herabsieht. Auch Montesquieu äußert sich über die englische Verfassung, über die demokratische Staatsform und über die Freiheit, nahm aber nie ausdrücklich gegen die Monarchie Stellung; er schrieb aber doch so, daß der Unterschied zwischen den Zuständen in England und denen in Frankreich sofort deutlich in die Augen sprang. Er hat übrigens schon 1721 in seinen „Lettres Persanes" einen satirischen Angriff auf den französischen Absolutismus geschrieben. Eine ungeheure Wirkung hatte in Frankreich dann der Freiheitskampf der 13 amerikanischen Staaten, welche im Jahre 1775 das englische Joch abschüttelten und die Vereinigten Staaten von Nordamerika gründeten. Durch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung war es zur praktischen Verwirklichung der antimonarchistischen Staatsform gekommen. „Damit ergibt sich zum erstenmal eine bedeutende und dauernde Rückwirkung der neuen Welt auf die alte — eine Tatsache, die wir gleichfalls unter die Ankündigungen der modernen geschichtlichen Entwicklungsepoche rechnen müssen", sagt Rohrbach11. Dadurch, daß Frankreich den aufständischen englischen Kolonien in Amerika Truppen unter Führung französischer Offiziere zur Verfügung stellte und auch Schiffe ausrüstete, welche zur See gegen England kämpften, kam die französische Gesellschaft in direkte geistige Berührung mit der republikanisch-demokratischen Idee und Wesensart; und das geschah Verhängnis-

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vollerweise gerade zu einem Zeitpunkt, da die Achtung vor dem eigenen Königtum bereits tief gesunken war und die anarchischen Gedanken des sogenannten philosophischen Materialismus, wie ihn vor allem der Baron de Holbach, Julien de La Mettrie, Claude Adrien Helvetius und schließlich die Enzyklopädisten Diderot und D'Allembert propagierten, das sittliche Bewußtsein nicht weniger Menschen der höheren Stände verwirrten. Schließlich mußte die Unabhängigkeitserklärung der 13 Vereinigten Staaten von Nordamerika vom 4. Juli 1776, für deren Freiheit auch Franzosen gekämpft hatten und die Frankreich durch den ersten Botschafter der USA, Benjamin Franklin sowie durch Lafayette überbracht wurde, wie ein Fanal wirken. Angesichts ihrer Bedeutung geben wir sie im Wortlaut wieder: Einstimmige Erklärung der dreizehn Vereinigten Staaten von Amerika Wenn es im Zuge der Menschheitsentwicklung für ein Volk notwendig wird, die politischen Bande zu lösen, die es mit einem anderen Volke verknüpft haben, und unter den Mächten der Erde den selbständigen und gleichberechtigten Rang einzunehmen, zu dem Naturrecht und göttliches Gesetz es berechtigen, so erfordert eine geziemende Rücksichtnahme auf die Meinung der Menschheit, daß es die Gründe darlegt, die es zu der Trennung veranlassen. Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: daß alle Menschen gleichgeschaffen sind; daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; daß dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören; daß zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingesetzt werden, die ihre rechtmäßige Macht aus der Zustimmung der Regierten herleiten; daß, wenn immer eine Regierungsform sich als diesen Zielen abträglich erweist, es Recht des Volkes ist, sie zu ändern oder abzuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen und diese auf solchen Grundsätzen aufzubauen und ihre Gewalten in der Form zu organisieren, wie es ihm zur Gewährleistung seiner Sicherheit und seines Glücks geboten zu sein scheint. Gewiß gebietet die Weisheit, daß von alters her bestehende Regierungen nicht aus geringfügigen und vorübergehenden Anlässen geändert werden sollten; und demgemäß hat jede Erfahrung gezeigt, daß die Menschen eher geneigt sind, zu dulden, solange die Mißstände noch erträglich sind, als sich unter Beseitigung altgewohnter Formen Recht zu verschaffen. Aber wenn eine lange Reihe von Mißbräuchen und übergriffen, die stets das

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gleiche Ziel verfolgen, die Absicht erkennen läßt, sie absolutem Despotismus zu unterwerfen, so ist es ihr Recht und ihre Pflicht, eine solche Regierung zu beseitigen und neue Wächter für ihre künftige Sicherheit zu bestellen. So haben diese Kolonien geduldig ausgeharrt, und so stehen sie jetzt vor der zwingenden Notwendigkeit, ihre bisherige Regierungsform zu ändern. Die Regierungszeit des gegenwärtigen Königs von Großbritannien ist von unentwegtem Unrecht und ständigen Übergriffen gekennzeichnet, die alle auf die Errichtung einer absoluten Tyrannei über diese Staaten abzielen. Zum Beweise dessen seien der gerecht urteilenden Welt Tatsachen unterbreitet: Er hat Gesetzen seine Zustimmung verweigert, die für das Wohl der Allgemeinheit äußerst nützlich und notwendig sind. Er hat seinen Gouverneuren verboten, Gesetze von sofortiger und drängender Wichtigkeit zu erlassen, es sei denn, daß ihr Inkrafttreten bis zur Erlangung seiner Zustimmung suspendiert würde; und wenn sie derart suspendiert waren, unterließ er es vollkommen, sich mit ihnen zu befassen. Er hat es abgelehnt, andere Gesetze zugunsten großer Bevölkerungskreise zu verabschieden, wenn diese Menschen nicht auf das Recht der Vertretimg in der Legislative verzichten wollten, ein für sie unschätzbar wichtiges Recht, das nur Tyrannen furchtbar ist. Er hat die gesetzgebenden Körperschaften nach ungewöhnlichen und unbequemen Plätzen einberufen, die von dem Aufbewahrungsort ihrer öffentlichen Urkunden und amtlichen Unterlagen weit entfernt lagen, zu dem einzigen Zweck, sie durch Ermüdung zur Unterwerfung unter seine Maßnahmen zu bringen. Er hat wiederholt Abgeordnetenkammern aufgelöst, weil sie mit männlicher Festigkeit seinen Eingriffen in die Rechte des Volkes entgegengetreten sind. Er hat sich lange Zeit hindurch geweigert, nach solchen Auflösungen neue Vertretungen wählen zu lassen; dadurch ist die gesetzgeberische Gewalt, die untilgbar ist, an das Volk zurückgefallen, dem es nunmehr freisteht, sie auszuüben; der Staat aber bleibt in der Zwischenzeit allen Gefahren eines Einfalles von außen und Erschütterungen im Innern ausgesetzt. Er hat sich bemüht, die Besiedlung dieser Staaten zu hemmen; zu diesem Zweck hat er den Vollzug der Einbürgerungsgesetze für Ausländer behindert; sich geweigert, andere Gesetze in Kraft zu setzen, die deren

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Einwanderung nach hier fördern sollten; und die Bedingungen des Neuerwerbs von Land erschwert. Er hat die Rechtsprechung hintertrieben, indem er Gesetzen über die Erteilung richterlicher Befugnisse seine Zustimmung versagte. Er hat Richter hinsichtlich der Amtsdauer und der Höhe und des Zahlungsmodus ihrer Gehälter von seinem Willen allein abhängig gemacht. Er hat eine Unzahl neuer Behörden geschaffen und Schwärme von Beamten hierhergesandt, um unser Volk zu drangsalieren und seine Substanz aufzuzehren. Er hat in Friedenszeiten ohne Zustimmung unserer gesetzgebenden Versammlung auf unserem Boden stehende Heere unterhalten. Er hat danach gestrebt, das Militär von der Zivilgewalt unabhängig zu machen und es ihr überzuordnen. Er hat sich mit anderen zusammengetan, um uns eine Form der Rechtsprechung aufzuzwingen, die unserer Verfassung fremd und von unseren Gesetzen nicht anerkannt war; und er hat ihren Maßnahmen einer vorgeblichen Rechtsprechung seine Billigung erteilt: um starke Kontingente bewaffneter Truppen bei uns zu stationieren; um diese durch ein Scheingerichtsverfahren vor jeglicher Bestrafung für etwaige Mordtaten zu bewahren, die sie an den Einwohnern dieser Staaten verüben; um unseren Handel mit allen Teilen der Welt zu unterbinden; um uns ohne unsere Einwilligung Steuern aufzuerlegen; um uns in vielen Fällen des Rechtes auf ein ordentliches Verfahren vor einem Geschworenengericht zu berauben; um uns zur Aburteilung wegen angeblicher Vergehen nach Übersee zu verschleppen; um in einer Nachbarprovinz das freie Englische Rechtssystem zu beseitigen und dort eine Willkürregierung zu errichten und deren Befugnisse zu erweitern, um sie dadurch gleichzeitig zu einem Präzedenzfall und einem geeigneten Werkzeug für die Einführung der gleichen, absoluten Herrschaft auch in diesen Kolonien zu machen; um uns unsere Freibriefe zu entziehen, unsere wichtigsten Gesetze aufzuheben und unsere Regierungsform grundlegend zu ändern; um unsere eigene gesetzgebende Gewalt aufzuheben und sich selbst als mit der unumschränkten gesetzgebenden Gewalt über uns betraut zu erklären. Er hat seinen Herrschaftsanspruch hier dadurch aufgegeben, daß er

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uns als außerhalb seines Schutzes stehend erklärte und Krieg gegen uns führte. Er hat unsere Meere geplündert, unsere Küsten verheert, unsere Städte niedergebrannt und unsere Mitbürger getötet. Er schafft gerade jetzt große Heere fremder Söldner heran, um das Werk des Todes, der Verheerung und der Tyrannei zu vollenden, das er bereits mit Grausamkeit und Treuebrüchen begonnen hat, die ihresgleichen kaum in den bararidisten Zeiten finden und des Oberhauptes einer zivilisierten Nation völlig unwürdig sind. Er hat unsere auf hoher See gefangengenommenen Mitbürger gezwungen, die Waffen gegen ihr Land zu erheben, um zu Henkern an ihren Freunden und Brüdern zu werden oder selbst von deren Händen zu fallen. Er hat im Innern Aufstände in unserer Mitte angezettelt und versucht, unseren Grenzbewohnern die erbarmungslosen indianischen Wilden aufzuhetzen, deren Kriegsführung bekanntlich darin besteht, ohne Unterschied des Alters, Geschlechts oder Zustands alles niederzumetzeln. In jedem Stadium dieser Bedrückung haben wir in der untertänigsten Form um Abhilfe nachgesucht: Unser wiederholtes Bitten ist lediglich durch wiederholtes Unrecht beantwortet worden. Ein Monarch, dessen Charakter durch jede seiner Handlungen in dieser Weise gekennzeichnet wird, die einem Tyrannen zuzutrauen ist, kann nicht geeignet sein, über ein freies Volk zu herrschen. Wir haben es auch nicht an Aufmerksamkeit gegenüber unseren britischen Brüdern fehlen lassen. Wir haben sie von Fall zu Fall warnend auf die Versuche ihrer Gesetzgeber verwiesen, eine ungerechtfertigte Rechtsgewalt über uns zu erlangen. Wir haben sie an die Umstände gemahnt, unter denen unsere Auswanderung und Ansiedlung erfolgten. Wir haben an ihr natürliches Gerechtigkeitsgefühl und ihre Hochherzigkeit appelliert und sie bei den Banden unserer gemeinsamen Herkunft beschworen, von diesen Ubergriffen abzulassen, die unvermeidlich zum Abbruch unserer Verbindungen und Beziehungen führen müßten. Auch sie sind der Stimme der Gerechtigkeit und der Blutsverwandtschaft gegenüber taub geblieben. Wir müssen uns daher mit der notwendigen Folgerung aus unserer Trennung abfinden und sie wie die übrige Menschheit behandeln: als Feinde im Krieg, als Freunde im Frieden. Daher tun wir, die in einem gemeinsamen Kongreß versammelten

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N a m e n . . . auf gleicher Stufe zu verkehren. Die sozialen Unterschiede verwischten sich hier, ein kleiner Advokat darf einen Herzog und Pair von Frankreich ,Bruder' titulieren. Die Begeisterung für das Freimaurertum kannte keine Grenzen". Entsprechend dieser Organisation wuchs mit den Jahren der Einfluß der Freimaurerei in Frankreich in außerordentlichem Maße, ganz besonders seit dem Jahre 1773, in welchem die zentrale Organisation des „Grand Orient de France" gegründet worden war. Hatten die Logen in ihrem Tätigkeitskreis dank ihrer weitverzweigten Beziehungen schon einen weitgestedcten Einflußkreis, erweiterte sich dieser durch den Einfluß, den die Logen und ihre Mitglieder auch auf die Clubs, Salons, Gesellschaften, Vereine und Lesesäle nahmen. Zahlreiche dieser Organisationen waren außerdem Gründungen von Freimaurern zum Zwecke der Propagierung ihrer Ideen. Zunächst waren die Ideen der Philosophen und Encyclopädisten und ihr Suchen nach einer idealen Regierungsform eher dogmatische Spekulationen, und zwar auch in den Logen; denn an sich vertrugen sie sich durchaus mit dem Regime und bis ca. 1760 sollen auch die kühnsten Denker keinen besonderen Einfluß auf die öffentliche Meinung ausgeübt haben, wenn man Martin 44 glauben will. Dagegen spielte die Freimaurerei in der schließlichen Umformung der Gedanken der Philosophen eine erhebliche Rolle, indem sie die Theorien über Freiheit und Gleichheit zu politischen Regeln umformte, welche sich im Sinne der Volkssouveränität für die Praxis eigneten und realisierbar waren. Zunächst hatten sich die Logen nur theoretisch mit diesen Dingen befaßt; so hatten sie Diderot und seine Mitarbeiter bei der Abfassung der Enzyklopädie und auch bei deren Vertrieb unterstützt. Die Förderung des Absatzes ist durch eine Rede des Herzogs von Autun aus dem Jahre 1740 erwiesen. Dann aber wuchs das Interesse an einer konstitutionellen Reform ständig, wie die Engländer sie durchgeführt hatten. Schließlich wurde eine Änderung des Regimes auch praktisch angestrebt, allerdings nicht seine Abschaffung. Eine eigentliche Aktivität entwickelte die Freimaurerei im Jahre 1769 anläßlich der Auflösung der früheren Großloge und der Gründung des „Grand Orient de France", dessen Generalstab die alte Pariser Loge „Zu den neun Schwestern" bildete, der — wie wir sahen — schon damals zahlreiche später in der Revolution bekannt gewordene Männer angehörten. Etwa vom Jahre 1775 an setzte in den Logen die „militante Philosophie" ein. Aber wenn auch die Katholiken gleich wie die Protestanten dem Rationalismus huldigten, blieben sie doch gottgläubig und in der Mehrzahl der Kirche treu. Aber die aktuellen Probleme wurden intensiv diskutiert; doch unterschieden sich diese in geschlossenem Kreise geführten Diskussionen wesentlich von denjenigen in

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den Clubs, in denen sich der Einfluß der Masse geltend machte. Nachdem die einzelnen Logen die Probleme diskutiert hatten und deren Schlüsse festgelegt waren, faßte sie der „Grand Orient" zusammen und redigierte sie zu allgemein gültigen Resolutionen, die dann für alle Logen des Landes verbindlich waren. Da die Disziplin eine straffe war, kommt diesen Resolutionen gleichsam die Bedeutung von Befehlen zu, an die man sich zu halten hatte. Man wollte damit dem Unvorhergesehenen keinen Spielraum lassen und jede Improvisation verhindern. Was dies für die Vorbereitung der Revolution bedeutete, liegt auf der Hand 45 . Einen ganz besonderen Impuls erhielt die propagandistische Tätigkeit der französischen Freimaurerei durch den Freiheitskrieg der 13 amerikanischen Staaten gegen England. Wir haben bereits eingangs auf die Bedeutung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärungen hingewiesen. Unterstrichen wurde diese Verbindimg dadurch, daß die amerikanischen Staaten in der Person Benjamin Franklins in Paris einen hervorragenden Botschafter besaßen, der gleichzeitig auch Freimaurer und während längerer Jahre Meister vom Stuhl der bedeutendsten Loge „Zu den neun Schwestern" war. Wenn er auch sowohl philosophische wie literarische Interessen hatte, so überwogen schon zufolge seiner offiziellen Stellung als Botschafter der USA die politischen. Er wirkte denn auch sowohl durch Zeitungen, die er redigieren ließ, wie durch solche, die er selbst redigierte. Er konnte sich außerdem Freiheiten erlauben, die sich damals noch kein Franzose erlaubt hätte. Jedenfalls erwies er sich als ausgezeichneter Propagandist, denn es ist Benjamin Franklin zuzuschreiben, daß die französische öffentliche Meinung sich für die Unterstützung der amerikanischen Rebellion begeisterte, die nach der Kapitulation der englischen Armee bei Yorktown am 19. Oktober 1781 mit französischer Hilfe zu Land und zur See mit einem glänzenden Sieg endigte und im November 1783 zur Anerkennung der Vereinigten Staaten durch den Frieden von Versailles führte. Ein Jahr vorher hatte die Loge „La Candeur" (Zur Treuherzigkeit) noch an alle Logen ein Zirkular gerichtet, um eine Fregatte auszurüsten und sie dem König für die Führung des Seekrieges zwischen den Amerikanern und Engländern bzw. für die mit den Amerikanern kämpfende französische Flotte anzubieten. Als schließlich die Land- und Seestreitkräfte zurückkehrten, ergossen sich die amerikanischen Ideen wie ein Strom über Frankreich. Sie drangen nun über die Logen der Freimaurer hinaus in die Clubs und literarischen Gesellschaften, in die Kaffeehäuser und in andere gesellschaftliche Zirkel, und so wurden diese gleichsam „zu öffentlichen Schulen der Demokratie und des Aufstandes", wie sich ein Zeitgenosse ausdrückte. Der amerikanische Sieg wurde auch in Frankreich als Sieg der Freiheit über die Tyrannei

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gefeiert46, und er wirkte sich propagandistisch viel nachhaltiger aus, als alle Theorien der Philosophen. Denn im 18. Jahrhundert hatte noch ziemlich allgemein die Vorstellung gelebt, daß eine große Nation keine Republik sein könne: Nun hatte man den Gegenbeweis. Hier war ein Volk, das alles getan hatte, um die Sklaverei abzuschütteln, das kein Volk von Hofschranzen und keine Hammelherde sein wollte. Diese Revolution galt nicht nur der Zerstörung der Despotie, sondern auch der Aushöhlung der Staatskontrolle über das Individuum. „Die Gründer der amerikanischen Republik glaubten, daß sie das gemeinsame Interesse und die Einheit der Nation am besten schützen könnten, wenn sie ihren Schutz der privaten Initiative und der persönlichen Freiheit anvertrauten... Darin waren sie originell. Sie waren davon überzeugt, daß kein politisches Regime in der Geschichte der Menschheit den Fähigkeiten, der Intelligenz und dem guten Willen des Individuums genug Vertrauen geschenkt habe. . . . Die Unabhängigkeitserklärung legte auf die Schultern eines jeden seine volle Verantwortung, die ganze Last seines menschlichen Schicksals und nicht nur seines persönlichen Schicksals, sondern auch der Solidarität mit allen andern Menschen in der Gestaltung ihres gemeinsamen Schicksals. Außerdem proklamierte die Unabhängigkeitserklärung, daß Freiheit und Gleichheit nicht warten und daß das Leben ohne sie aufhört, menschlich zu sein. Sie proklamierte, daß die schlimmste Unordnung mit Freiheit und Gleichheit besser ist, als das schönste Werk der politischen und sozialen Baukunst ohne Freiheit und Gleichheit; denn alles was menschlich ist, ist wichtiger als die Gesellschaft. Der Mensch schafft die Gesellschaft, er ist nicht das Geschöpf der Gesellschaft. Das menschliche Schicksal und das menschliche Glück greifen allenthalben über das Gesellschaftliche hinaus. Die revolutionäre Hoffnung kennt keine Grenzen." So ist „die amerikanische Republik beschaffen: Sie ist zunächst und vor allem die freie Republik der freien amerikanischen Menschen". . . . Sie ist die Republik, von der Montesquieu träumte, als er schrieb: „Nichts ist so mächtig, wie eine Republik, wo die Gesetze nicht aus Angst und Vernunft, wie in Rom und Sparta, sondern aus Leidenschaft befolgt werden: denn da gesellen sich zur Weisheit einer guten Regierung alle Kräfte, die von einer kämpfenden Richtung mobilisiert werden können47." All diese neu ausgesprochenen Ideale des jungen Amerika deckten sich mit den Gedanken der Freimaurer und führten sie mit den amerikanischen Insurgenten zusammen. Bevor er als Botschafter nach Paris gekommen war, hatte Benjamin Franklin als Großmeister an der Spitze der amerikanischen Logen gestanden. Später waren 53 von den 56 Männern, welche die amerikanische Unabhängigkeitserklärung unterschrieben, Freimaurer. Während des Krieges hatte es Feldlogen gegeben, in welchen sich Amerikaner und Franzosen fanden

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und verbrüderten; diese Logen waren während der ganzen Rriegsdauer ein wichtiges Element des Zusammenhaltes. Nun sollte auch in Frankreich eine Ordnung errichtet werden, die auf Freiheit und Gleichheit der Rechte aufgebaut war und die herrschende Anarchie, von der die monarchische Regierung in ihrem anschwellenden Kampf mit den Privilegierten und vor allem mit den Provinzparlamenten so viele Beispiele gab, sollte vernichtet werden. Doch sollten die zu treffenden Reformen auf friedlichem Wege durchgeführt werden, und wenn die Freimaurer auch der Suprematie der Menschenrechte huldigten, und wenn sie eine demokratische Form im Staatsleben anstrebten, so standen sie dem König durchaus loyal gegenüber. Martin48 sagt, daß die Freimaurerei auch noch 1793 nicht republikanisch eingestellt gewesen sei. Sie begriff die Demokratie nicht im heutigen Sinne, sondern als Institution für die Elite. Sie öffnete sich auch niemals dem Pöbel. Auch Benjamin Franklin, der bis 1783 in Paris lebte, hatte niemals Propaganda gegen das Regime gemacht, trotzdem seine Auffassungen republikanische waren. Auch der ihm in seinem Amte als amerikanischer Botschafter folgende Thomas Jefferson verhielt sich gleich. Er genoß eine tiefgehende Verehrung; denn seine Erklärung aus dem Jahre 1773 war den französischen Freimaurern als erste Verwirklichung der Grundsätze erschienen, denen sie seit Jahrzehnten huldigten. Um ihre Postulate der ganzen Nation annehmbar zu machen, wurde von der Freimaurerei schon 1775 die Propaganda organisiert. Ferner wurde von da an den Wahlen ein besonderes Interesse geschenkt. Zunächst entwickelte sich die Propagandaaktion in den Logen des ganzen Landes, um schließlich von dort aus auf die Bearbeitung derjenigen Kreise überzugehen, die ihnen nicht auf direktem Wege zugänglich waren49. So entstand mit der Zeit eine vollkommen verläßliche Organisation. Nachdem in den Logen die sich stellenden Fragen in eifrigem Studium erörtert worden und die praktischen Konsequenzen erwogen waren, wurden die Leitsätze festgelegt, die im politischen und im sozialen Sektor zur Anwendung gelangen mußten. Die Aktion setzte in der Folge überall an. Im Adel war namentlich der Herzog von La Rochefoucauld tätig, der für die Propaganda große Gelder ausgab und sich später erst zurückzog, als die Revolution ausartete. Er war Meister vom Stuhl einer Loge und hatte Verbindungen bis in die königlichen Salons. 1789 wurde unter seinem Vorsitz ein Propaganda-Ausschuß ins Leben gerufen, dem auch der Marquis de Condorcet, der frühere Generalvikar de Tréguier und der Abbé Sieyès angehörten, mit dem Auftrag, die maurerischen Grundsätze in alle Kreise zu tragen. Die Propaganda war geschickt aufgezogen: Auf dem Wege über die Priester, welche der Freimaurerei nach wie vor treu waren, wurde vornehmlich die

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Jugend bearbeitet. Namentlich waren die Mitglieder der Mönchsorden, welche den Bannstrahl aus Rom nie tragisch genommen hatten, auf diesem Gebiet erfolgreich. Denn die Ordensleute spielten damals im Unterrichtswesen eine hervorragende Rolle und aus den jungen bürgerlichen Schülern gingen später die sehr tätigen Jugend-Ligen hervor. Doch war auch auf die kleinen Weltpriester durchaus Verlaß, von denen ebenfalls viele zu den Logenbrüdern gehörten und die stets deren offene Hand schätzten. Während die Ordensleute namentlich die bürgerliche Jugend bearbeiteten, waren diese kleinen Weltpriester durch ihren Einfluß auf die breite Masse von großem Wert. Man sieht aus diesen Tatsachen, daß das System der Propaganda nicht allzusehr von dem abwich, was wir über die kuriale Propaganda wissen. An den regelmäßigen Priesterversammlungen, in denen die Geistlichen unter sich waren, konnten die fernstehenden Kleriker bearbeitet werden. Ebenso wichtig waren die militärischen Logen innerhalb der Armee, um so mehr als dieselben stets gute Verbindungen zu den zivilen Logen pflegten. Auf dem Lande spielte es eine wichtige Rolle, daß zahlreiche Beamte zu den Freimaurer-Logen gehörten. Zur Intensität der Propaganda mag ein gewisser Mystizismus, wie er der Freimaurerei eigen ist, erheblich beigetragen haben. Natürlich wurden die Lehrsätze der Freimaurer durch die starke Verbreitung im Volk ihres dogmatischen Charakters entkleidet und weitgehend vereinfacht. Anders wäre das einfache Volk und wären die vielen spontanen Versammlungen namentlich auf dem Lande nicht zu überzeugen gewesen. Dagegen kam den Freimaurern ihre Beredsamkeit und die gründliche Schulung zugute, welche sie in ihren Logen durchmachten. Und durch die Vereinfachung bekamen die Ideen mehr überzeugende Kraft50. Es ist viel darüber diskutiert worden, ob die Initiative zur Propagierung der freimaurerischen Ideen nach außen von den einzelnen Logen ausgegangen sei oder ob sie einer zentralen Stelle entsprang. Da aber die ganze Aktivität zur Zeit einsetzte, als der „Grand Orient de France" errichtet und die Loge „Zu den neun Schwestern" reorganisiert wurde, ist als sicher anzunehmen, daß, besonders angesichts der straffen Organisation und der Einheitlichkeit des gemeinsamen Vorgehens, die Führung in der Hand der Großloge lag und die Logen deren Weisungen folgten. Zwar hat die Freimaurerei immer dargetan, daß sie „über den Dingen" stehen wolle. Die Wahrheit scheint darin zu liegen, daß sich der „Grand Orient" selbst nicht politisch betätigte und auch keine taktischen Weisungen erteilte, sondern sich lediglich um die klare Festlegung der Doktrin bemühte und für deren einheitliche Auslegung in den einzelnen Logen sorgte. Denn es kann mit Rücksicht auf die große Zahl derjenigen, welche Freimaurer-Ideen anhingen und die 1789 schließlich in die Versamm-

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lung der „Generalstände" gewählt wurden, keineswegs angenommen werden, daß keine freimaurerische Doktrin bestand. Da aber die meisten Brüder von der Notwendigkeit der angestrebten Reform überzeugt waren und sie als einer gemeinsamen Überzeugung entsprungen auffaßten, kann es als sicher gelten, daß die Großloge die propagandistische Tätigkeit begünstigte, etwa unter der Bedingung, daß sie sich außerhalb der Logen abspielte, was ja auch tatsächlich der Fall war: Sie sollte ja gerade außerhalb auf die profane Welt wirken. Diese Ansicht spricht auch Martin aus51. Man kann die Freimaurer demnach durchaus als die Kader der Revolution bezeichnen. Als Mittel dienten der freimaurerischen Propaganda in erster Linie die mündliche Bearbeitung der zu gewinnenden Bürger, ferner die Presse und die belehrende, aufklärende Schrift, dann natürlich die Klubs, d. h. die von den Freimaurern außerhalb der Logen ins Leben gerufenen gesellschaftlichen Scharungen. 1775 war die Presse noch nicht zu der Breite entwickelt, welche sie später in der vorrevolutionären und revolutionären Zeit erreichte. Immerhin nahm sie mit dem Regierungsantritt König Ludwigs XVI. einen großen Aufschwung. Im Jahre 1788 gab es kaum eine größere Stadt Frankreichs, welche nicht ihre Zeitung gehabt hätte, und in der Provinz gab es zahlreiche kleinere Blätter, die in verschiedener Periodizität erschienen. Die Redaktion war in der Regel sehr sorgfältig. In Rennes, in der Dauphine, in Grenoble, Montpellier und an manchen anderen Orten übten die Freimaurer einen direkten Einfluß auf die Presse aus. Die Blätter verfügten über einen für die damalige Zeit erstaunlich guten Nachrichtendienst, der ihnen zum großen Teil aus einem zentralen Büro in Paris geliefert wurde. Dieses zentrale Pressebüro ist ohne Zweifel vom „Grand Orient" ins Leben gerufen worden, und die Korrespondenten in den einzelnen Departements und Städten waren Angehörige der dortigen Freimaurerlogen. Viele von ihnen scheinen sogar mit den königlichen Residenten zusammengearbeitet zu haben. Wenigstens ist anzunehmen, daß die stets abnehmende Überwachung des öffentlichen Lebens, der Klubs, Salons, Kaffeehäuser etc. solchen Einflüssen zu danken war. Auch die Presse genoß eine erstaunliche Freiheit52. Um die Aktion der lokalen Logen in den Provinzen zu intensivieren, wurden bekannte Schriftsteller, welche sowohl durch ihr Talent als durch ihren revolutionären Geist bekannt waren, ausgesandt, um auf dem Lande und in den Provinzstädten das Volk aufzuwiegeln und aufzuklären. Sie besorgten das sowohl durch zahlreiche Reden wie durch Flugschriften, in welchen Freiheit und Gleichheit gegen die Privilegien ins Feld geführt wurden. So wirkte Mirabeau in der Provence, Volney in Anjou und in der Bretagne. Beide waren langjährige begeisterte Freimaurer. Sie arbeiteten aber auch in Paris und gehörten

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zu den tätigsten Propagandisten. Volney, ein talentierter Schriftsteller, spielte eine besonders hervorragende Rolle; als Agent des Herzogs von Orléans, von welchem noch zu sprechen sein wird, verfügte er über große Geldmittel. Im allgemeinen wurde in den Zeitungen, Flugschriften und Versammlungen zunächst von der Gleichheit der Menschen gesprochen, später wurde auf die Ungerechtigkeit der bestehenden sozialen Ordnung hingewiesen und allmählich der Haß gegen die Privilegierten geschürt, und zwar trotzdem zahlreiche derselben den Logen angehörten. Wie die Freimaurer das gewohnt waren, wurde sehr systematisch und methodisch vorgegangen. Man begnügte sich nicht mit revolutionären Ideologien. Für das Vorgehen typisch ist beispielsweise der „Catéchisme du droit naturel", ein eigentliches Kompendium der sozialen Philosophie mit Fragen und Antworten und ausgezeichnet als Instruktionsgrundlage zu gebrauchen; eine Technik übrigens, welche heute wie damals im politischen Kampf noch angewendet wird. Dieser „Referentenführer" spiegelt den Freimaurer-Geist in bester Form wider, und er fand denn auch große Verbreitung. Andere ähnliche Schriften entstanden mit der Zeit ebenfalls in großer Zahl. So auch diejenige von Cara, „L'Orateur pour les Etats généraux", in welcher er erklärte, daß das Volk der alleinige Souverän sei und der König dessen Subdelegierter. Zu den besonders tätigen Verfassern von Flugschriften gehörten Mancourit aus Rennes, der viele derselben verfaßt hat, Cerutti aus der Loge zu den „Neun Schwestern", der ein „Mémoire pour le Peuple Français" verfaßte, Condorcet aus derselben Loge, der u. a. die Schrift „Sentiment d'un Républicain" verfaßte, und der stets fruchtbare Abbé Sieyès. Neben der ungeheuren Masse bedruckten Papiers wirkte besonders die Schrift dieses früheren Generalvikars von Chartres, die 1789 erschien. In ihr umriß der Priester, Freimaurer und Freiheitskämpfer Sieyès das soziale Programm der Revolution. Auch er dachte damals nicht an die Abschaffung der Monarchie und verlangte von den Privilegierten lediglich die Gleichstellung des Dritten Standeis sowie die Verbesserung der Mißstände. Und auch ihm schwebte das Prinzip der Volkssouveränität vor. Die Schrift lautet: „Der Plan dieser Schrift ist ganz einfach. Wir legen uns nur drei Fragen vor: 1. Was ist der Dritte Stand? Alles. 2. Was ist er bis jetzt in der politischen Ordnung gewesen? Nichts. 3. Was verlangt er zu werden? Etwas. Der Dritte Stand ist eine vollständige Nation. Was ist zum Unterhalt und Wohlsein einer Nation erforderlich? Private Arbeit und öffendiche Dienstgeschäfte. Man kann alle private Arbeit in vier Klassen unterteilen:

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1. Da die Erde und das Wasser die erste Materie zu den Bedürfnissen der Menschen hergeben, so werden in der Ideenordnung alle Familien in die erste Klasse kommen, welche die Feldarbeiten verrichten. 2. Von dem Absätze dieser Waren bis zu ihrem Verbrauche oder Gebrauch gibt eine neue, mehr oder weniger vermehrte Handarbeit diesen Materien einen zweiten, mehr oder weniger zusammengesetzten Wert. So gelangt die menschliche Industrie zu der Vervollkommnung der Wohltaten der Natur, und das rohe Produkt verdoppelt, verzehnfacht, verhundertfacht seinen Wert. Das sind die Arbeiten der zweiten Klasse. 3. Zwischen der Produktion und dem Verbrauch, wie auch zwischen den verschiedenen Graden der Produktion, befindet sich eine Menge Zwischenagenten, die denen sowohl, welche produzieren als denen, welche verbrauchen, nützlich sind. Das sind die Kauf- und Handelsleute. 4. Die vierte Klasse umfaßt sowohl die ausgezeichnetsten, den Wissenschaften und freien Künsten angehörenden Stände als auch die, welche die niedrigsten häuslichen Dienste verrichten. Dies sind die Arbeiten, welche die bürgerliche Gesellschaft erhalten. Wer übernimmt diese Arbeiten? Der Dritte Stand. Die einträglichen und ehrenvollen Stellen allein sind von den Gliedern des privilegierten Standes besetzt. Die Ausschließung ist ein gesellschaftliches Verbrechen und eine wahre Feindseligkeit gegen den Dritten Stand. Was ist eine Nation? Eine Gesellschaft von Verbundenen, welche unter einem gemeinschaftlichen Gesetz leben, und deren Stelle durch eine und dieselbe gesetzgebende Versammlung vertreten wird, usw. Ist es nun nicht zu gewiß, daß der Adelsstand Vorrechte, Erlassungen genießt, welche von den Rechten des großen Ganzen der Bürger abgesondert sind? Er tritt dadurch aus der gemeinen Ordnung, aus dem gemeinschaftlichen Gesetze heraus. Also seine bürgerlichen Rechte machen schon aus ihm ein eigenes Volk in der Nation. Was seine politischen Rechte betrifft, so übt er sie auch besonders aus. Seine Stellvertretung ist für die Nation ganz fremd, erstlich durch ihren Ursprung, weil ihre Sendung nicht vom Volke kommt, und dann durch ihren Gegenstand, welcher darin besteht, nicht das allgemeine, sondern das private Interesse zu verteidigen. Der Dritte Stand umfaßt alles, was zur Nation gehört; und alles, was nicht der Dritte Stand ist, kann sich nicht als einen Bestandteil der Nation ansehen. Was ist der Dritte Stand bis jetzt gewesen? Nichs! Kurz zusammengefaßt: Der Dritte Stand hat bis jetzt bei den Reichsständen keine wahren

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Stellvertreter gehabt; er befand sich also nicht im Besitz seiner politischen Redite. Was verlangt der Dritte Stand zu werden? Etwas! Man kann das wahre Verlangen des Dritten Standes nur nach den authentischen Forderungen beurteilen, welche die großen Munizipalitäten des Reiches an die Regierung gerichtet haben. Was sieht man da? Daß das Volk etwas und wirklich das wenigste Etwas sein wolle. Es will haben: 1. Wahre Stellvertreter bei den Reichsständen, das heißt Abgeordnete, aus seinem Stande genommen, welche die Ausleger seines Willens und Verteidiger seines Interesses sein können. Allein wozu würde es ihm nützen, den Reichsständen beizuwohnen, wenn das dem seinigen entgegengesetzte Interesse dort die Oberhand hätte? Es würde durdi seine Gegenwart die Unterdrückung, deren ewiges Opfer es wäre, nur bestätigen. Also ist es wohl gewiß, daß es bei den Reichsständen nicht stimmen kann, wenn es da nicht einen wenigstens gleichen Einfluß mit den Privilegierten haben soll. Es verlangt 2. ebensoviele Stellvertreter wie die beiden andern Stände zusammen. Da aber diese Gleichheit der Stellvertretung vollkommen täuschen würde, wenn jede Kammer ihre abgesonderte Stimme hätte, so verlangt der Dritte Stand also 3. daß die Stimmen nach den Köpfen und nicht nach den Ständen gezählt werden sollen. Das sind die Forderungen, welche unter den Privilegierten Bestürzung zu verbreiten scheinen; sie haben geglaubt, daß dadurch die Verbesserung der Mißbräuche unvermeindlich würde." Die Flugschriften wurden in den Logen vertrieben und von dort aus profane Gruppen gebildet, welche für den Absatz in Stadt und Land zu sorgen hatten. Ihnen wurde zahlreiches Propagandamaterial neben klaren Instruktionen geliefert. Eine der besonders tätigen und von Freimaurern gegründeten profanen Gesellschaften war die „Société des Trentes", der sehr bekannte Maurer angehörten, wie der Herzog von La Rochefoucauld, Talleyrand, der frühere Bischof von Autun, Condorcet, Sieyès, Lafayette, Dupont de Nemours, Target u. a. m. Diese Gesellschaft vertrieb Flugschriften in großen Auflagen. Sie erschienen als Broschüren, kleine Büchlein, als Proklamationen und Flugblätter: „Avis au Public", „Avis aux bonnes gens", „Manière de l'assemblée" etc. Aile diese auf maurerische Initiative zurückzuführenden Gesellschaften, Clubs etc. übten einen außerordentlichen Einfluß aus, namentlich auch bei den Wahlen. Es schlössen sich ihnen auch Frauen an, die sicli an Agitationen gleichfalls be4

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teiligten. Den Hörern wurde die Devise „Liberté, Egalité, Fraternité" mit Nachdruck eingehämmert. Diese Organisationen erlaubten es den eigentlichen Freimaurerlogen, selbst im Hintergrund zu bleiben. Aber sie bildeten die Führer derselben heran oder stellten sie selbst. Den gleichen Zwecken diente auch die von Volney 1788 in der Bretagne und im Anjou ins Leben gerufene „Fédération des Jeunes". Sie spielte dort, wo ihr Gründer die Propaganda intensiv aufgezogen hatte und betrieb, eine wichtige Rolle. Ihre Sektionen sammelten sich in Rennes, Nantes, Angers, SaintBrieuc, Saint-Malo und rekrutierten sich aus bürgerlichen Kreisen, vor allem auch aus Studenten. Sie huldigten den sozialen Auffassungen Jean Jacques Rousseaus. Unter sich diskutierten sie die politischen Probleme lebhaft und hielten einen ständigen Ideenaustausch untereinander aufrecht. Es wurden dort auch Pläne für das aktive Vorgehen in den Reformen entworfen. Intern hatten sie sogar ein gewisses Zeremoniell von den Logen übernommen, unter deren Einfluß sie standen. Nach außen traten sie für Freiheit und Gleichheit ein. Die Mitglieder der Fédération waren sehr diszipliniert und standen unter scharfem Kommando. In Rennes stand diesen jungen Leuten der spätere General Moreau vor. Er führte eine eigentliche paramilitärische Organisation ein, die später als Zivilgarde diente. Aus diesen Sektionen rekrutierten sich dann 1792 auch zahlreiche Freiwillige für die Armee. Andererseits traten sie anarchistischen Banden entgegen und setzten sich gegen den in Rennes versuchten Terror der Aristokratie zur Wehr. Diese getarnten Organisationen bereiteten schließlich auch die Wahlen in die „Etats Généraux", die Generalstände vor, welche der König am 24. Januar 1789 zwecks Erörterung der Finanzlage des Reiches und der Behebung der mißlichen finanziellen Situation einberufen hatte, und in welche die Freimaurerei schließlich nicht weniger als 2 h aller Abgeordneten aller Stände zu stellen in der Lage waren. Denn inzwischen war aus all den Gleichgesinnten die Nationalpartei herausgewachsen, welche eine erheblich größere Zahl von Mitgliedern aufwies, als die gesamten Logen, deren Werk sie war. Bald umfaßte sie die ganze Nation. Und die Freimaurerei blieb nach wie vor ihre aktivste Wortführerin. Man kann sagen, daß die nationale Einheit im Jahre 1789 Tatsache war. Die Freimaurer kannten ohnehin keine Unterschiede, auch nicht zwischen Aristokraten und Bürgern, und die frappante Einigkeit der Nationalversammlung nach ihrem Zusammentritt 1789 war ein eklatanter Sieg der Logen. Darin zeigte sich der großartige Erfolg einer enormen propagandistischen Arbeit seit 1775, also während voller 15 Jahre, aus welcher schließlich die großen Reformen nach und nach hervorgingen. Die Wahlen waren minutiös vorbereitet worden. An Geld fehlte es nicht, es wurde durch Sammlungen und

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Stiftungen aufgebracht und floß reichlich. Und der Propagandaapparat lief auf hohen Touren und arbeitete mit allen Mitteln. Natürlich wurde den Freimaurern der Sieg schon deshalb nicht leicht gemacht, weil keine oppositionelle Partei bestand und auftrat. Immerhin war sich der Dritte Stand völlig einig und verlangte geschlossen eine Änderung der bestehenden Verhältnisse. Doch war es namentlich in ländlichen Gegenden nicht leicht, geeignete Kandidaten zu finden, da mit einer langen Session des Parlaments gerechnet werden mußte; die Abgeordneten mußten mit hohen Ausgaben rechnen. Es wurden deshalb nachdrücklich an die freimaurerische Solidarität appelliert, und es scheint, daß den freimaurerischen Abgeordneten Spesen bezahlt worden sind. Dagegen begünstigte der Mangel an geeigneten andern Kandidaten die Wahl der Freimaurer, besonders der Mitglieder des Club Breton, der eine entscheidende Rolle spielen sollte. Bei den Adligen war der Einfluß etwas weniger groß, weil sich dort Interessenkonflikte bemerkbar machten. Immerhin waren rund 100 der gewählten Adligen Freimaurer53. Lafayette z. B. blieb seiner liberalen Überzeugung treu, andere opferten ihre familiären Interessen. Doch stimmten sie am 23. Juni 1789 für die gemeinsame Verhandlung der Stände, wofür sich die Freimaurerei mit ihrem ganzen Einfluß eingesetz hatte; so bereiteten sie die Kapitulation der Aristokraten vor. Gemeinsam hat ihre Haltung schließlich zum Triumph der Reformen und zur Absetzung des Königs geführt. Man kann deshalb den Einfluß der Freimaurer auf die Entwicklung der Revolution gar nicht unterschätzen. Von den 603 Abgeordneten des Dritten Standes waren nicht weniger als 477, also mehr als zwei Drittel Freimaurer. In den andern Ständen war das Verhältnis weniger einseitig. Der Klerus umfaßte zwar gewisse notorische Freimaurer, wie Talleyrand; aber der größte Teil der aus dem Klerus hervorgegangenen Freimaurer gehörte zu den Orden, die beim Laienklerus keine große Sympathie fanden. Der hohe Klerus tendierte, wie wir wissen, eher nach Rom. Einige Priester, die Freimaurer waren, wie der Abbé Sieyès, wurden vom Dritten Stand gewählt. Zu den im Adel vertretenen Freimaurern gehörte vor allem die Mehrzahl der Neunzig, welche sich um den Herzog von Orléans scharten sowie um Lafayette. Diese verkehrten andererseits im Palais Royal. Andere besannen sich auf ihre Rassenvorurteile, als sie ihre Privilegien bedroht sahen. Immerhin kann zusammenfassend gesagt werden, daß rund die Hälfte der Generalstände den Logen des „Grand Orient de France" angehörte. Das ist im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung des damaligen Frankreich, die auf ca. 25 Millionen geschätzt wird, sehr viel, wenn man bedenkt, daß es damals nur 30 000 Freimaurer gab. Natürlich wurden sie nicht gewählt, weil sie Freimaurer waren, sondern aus Gründen der Persönlichkeit, des Besitzes oder des 4'

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Standes. Die Abgeordneten des Dritten Standes waren nach der Eliminierung des Adels und der Offiziere diejenigen, welche auf dem Lande und in den Kleinstädten die Intelligenz und Erfahrung in der Politik repräsentierten. In den Großstädten waren die Freimaurer prozentual weit weniger stark vertreten54. Bei den Wahlen hatten die Freimaurer ihren Einfluß auch bei der Aufstellung der Reformwünsche geltend gemacht. Diesem Zweck hatte eine Flut von Broschüren und Flugschriften gedient, welche zu Hunderttausenden verbreitet wurden. Die größte Verbreitung fanden die Schriften des Herzogs von Orléans, der seit 1772 Großmeister des „Grand Orient de France" war sowie des Abbé Sieyès. Die sog. „Cahiers de doléance" waren deshalb weitgehend freimaurerisch inspiriert und gleichen sich z. B. wie ein Ei dem anderen. Als die Generalstände schließlich in Versailles zusammengetreten waren, gewann die Arbeit der Freimaurer erneut an Wichtigkeit. Seit der Ankunft der Deputierten hatte sich der Antagonismus der Privilegierten und der Anhänger der Reform versteift und damit die Hoffnung auf eine geeinte, um den König gescharte Nation zunichte gemacht. Denn die Aristokraten und die hohen Würdenträger der Kirche widersetzten sich jeder Reform, die ihnen nicht gewaltsam entrissen wurde. So zeichnete sich der kommende zähe Kampf vom ersten Tage an ab. Besonders scharf waren die Abgeordneten der Bretagne und der Dauphiné gegen die Privilegierten aufgetreten. Es dauerte im übrigen Wochen, bis die Versammlung arbeitsfähig und organisiert war. Da half wieder die organisatorische Erfahrung der Freimaurer. Sie vereinigten ihre Mitglieder nicht als Logen, sondern gleichsam als Fraktion, und zwar dank der Initiative der Abgeordneten der Bretagne und der Anjou, denen sich die Abgeordneten der Franche-Comté und des Charolais anschlössen. Zu diesen stießen andere Freimaurer, wie der Marquis de la Coste, der Abbé Sieyès, Mirabeau, Bailly, die Brüder Lameth, Beauharnais, Barnave, du Port, Barère, Robespierre und liberale Grandseigneurs, wie der Herzog von Aiguillon. Bald erweiterte sich der Kreis durch den Maler David, Condorcet, die Journalisten Camille Desmoulins, Fréron, Gorsas und Brune, durch Ärzte, Wissenschaftler, Offiziere, Advokaten; die meisten waren Freimaurer, wenn auch nicht alle, jedenfalls aber sympathisierten sie mit den gleichen Auffassungen. So entstand der berühmte Club Breton, dessen starkes Gerippe immerhin die Freimaurer bildeten, die die Zusammenarbeit aus ihren Logen gewohnt waren und zu den besten Leuten gehörten, welche in ihrem Sinne arbeiteten: Gelehrte, Journalisten, Rechtsgelehrte, Militärs, aber auch Handwerker, welche sich als besonders eifrige Propagandisten bei den Arbeitern der Vorstädte eigneten und als Agitatoren in den Volksmassen. Diese Union des Dritten Standes

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blieb bis in den Oktober 1789 bestehen, und damit hatten die Freimaurer erneut der Revolution ihre guten Dienste geleistet. Denn der Club Breton war es, der über ihre erste Krise hinweghalf. Er blieb auch nachher ein Organ der Logen und schuf aus der Versammlung eine kraftvolle Maschine zur Durchführung der sozialen Erneuerung. Allerdings war diese Organisation nicht in der Lage, die Dinge aufzuhalten und zu verhindern, daß trotz gleichartiger Auffassungen die Ansichten über die anzuwendenden Mittel auseinandergingen. Später ging aus dem Club Breton derjenige der Jacobiner hervor, welche die zentralistische Organisation des „Grand Orient" übernahmen und mauerischen Ursprungs sind™. Auch für die Orientierung der Logen und ihrer Nebenorganisationen in den Departementen wurde eifrig gesorgt. Zu diesem Zweck wurde in Paris als wichtiges Instrument der revolutionären Propaganda ein „Bureau de correspondence" ins Leben gerufen, da eine zuverlässige Informationspresse erst im Entstehen begriffen war. Der Verkehr mit auswärts vollzog sich durch Kuriere und die Meldungen wurden, je nach Wichtigkeit auch gedruckt, um zu propagandistischen Zwecken unter das Publikum verteilt werden zu können. Man war auf diese Weise außerhalb von Paris stets rasch über die Ereignisse unterrichtet. Den Deputierten konnten auf dem gleichen Wege auch Instruktionen zugeleitet werden, und es scheint, daß zahlreiche einflußreiche Persönlichkeiten der Provinz es vorgezogen haben, auf diese Weise zu wirken, statt sich in die Nationalversammlung wählen zu lassen. Sie konnten dadurch im dunkeln bleiben. An sich hatte diese Art der Verbindung und Nachrichtenübermittlung bereits seit 1776 in ihren Anfängen bestanden. Aus dem Gesagten ist ersichtlich, daß die Abgeordneten nicht völlig frei in ihren Entschlüssen und Voten waren, sondern durch ihre Wähler und deren Repräsentanten überwacht wurden und daß sie deren Weisungen zu folgen hatten, was keineswegs ein Geheimnis war. Die Redaktion des „Gardien de la Constitution" in Nancy versuchte sogar, gegen Gratislieferung des Blattes mit der Loge „St. Johann von Jerusalem" ein Abkommen über die Belieferung mit dem Nachrichtendienst aus Paris zu schließen, wurde jedoch abgewiesen. Andererseits war der „Hérault de la Nation" in Rennes immer sehr gut über die Vorgänge in- und außerhalb der Bretagne unterrichtet, was beweist, daß nicht alle Logen so konservativ waren, wie diejenige in Nancy. Selbstverständlich fuhren die Freimaurer fort, auf der ganzen Linie die Haltung der ihr angehörenden Abgeordneten zu dirigieren, die Verbindungen mit den Logen aufrechtzuerhalten und das Publikum nach Bedarf zu bearbeiten56. Denn es lag ihnen daran, eine geeinte öffentliche Meinung zu erzielen. Nach den Wahlen wurde diese Propaganda in großen Versammlungen durchgeführt.

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bung zu seinen Gunsten nutzbar zu machen. Daß er nach dem Throne strebte, ist bekannt. Er setzte sich deshalb mit ganzer Persönlichkeit für die von den Freimaurern angestrebten Ziele ein, was aus einem Rapport aus dem Jahre 1793 hervorgeht. Es ist aber bekannt, daß er sich persönliche Agenten hielt, welche unter dem Volke agitierten und Aufstände auslösten, daß er geheime Klubs und der Bourbonischen Monarchie feindlich gesinnte Geheimgesellsdiaften finanzierte und daß er außerdem einen wesentlichen Einfluß auf die Journalisten ausübte, die um die Wette ihre Brander gegen das Staatsschiff losließen. Es gab ihrer eine Unzahl: Verbitterte Federfuchser, der Abhub des Advokatenstandes und der Literatenwelt. Es verging „kein Tag, an dem nicht irgendeine stinkende Verleumdung, eine amüsante Schmutzgeschichte, ein pestilenzialischer Witz geschleudert" wurde, „die alle zusammen um die Dynastie auf ihrer einsamen Höhe von Versailles einen Pfuhl von Kot und Gift bildeten58." „Sogar in den Polizeibüros wurden Schmähschriften verfaßt. Schmähschriften schneiten als Gratissendimg in die vornehmsten Häuser von Paris. Der König fand welche auf dem Tisch seines Arbeitszimmers. Anfangs belustigten sie ihn, später erfüllten sie ihn mit Abscheu und Schrecken89." Und es besteht ausreichender Grund anzunehmen, daß hinter vielen dieser Treibereien Orléans stand, der sich dabei auch ruinierte. Als er starb, stand seinem früheren Besitz von 114 Millionen Livres ein Schuldenberg von 75 Millionen gegenüber. Orléans hat auch Marat finanziert und ihm die Herausgabe seines „Ami du Peuple" ermöglicht, mit welchem er seine bluttriefende Propaganda trieb. Man muß sich bei der Betrachtung der freimaurerischen Propagandaaktion zur Vorbereitung der Revolution fragen, ob die Freimaurer die Ereignisse, wie sie sich 1789, 1790 und in den folgenden Jahren abgespielt haben, auch wirklich wollten. Dazu ist jedenfalls zu sagen, daß sie die fundamentalen Reformen in der Organisation des Reiches gewünscht haben. Sie studierten auch die Möglichkeiten und Mittel der Realisierung und führten die Bewegung. Aber da die Loge royalistisch und keineswegs republikanisch war, nachdem sie selbst dem englischen Konstitutionalismus huldigte, gingen ihre Wünsche nicht weiter, als wie sie in den „Cahiers des Etats" gefordert wurden. Als die Konstituante über diese Ziele hinaus ging, wurde die Loge mißtrauisch, und es bahnte sich bald ein Bruch an, und während nodi 1789 die Vaterschaft an der Revolution zugegeben wurde, wollte man ein Jahr später nichts mehr davon wissen. Und doch hatte die Freimaurerei die Führer erzogen und gewisse Praktiken herangebildet. Aubry80 meint denn auch, daß es angesichts der seit 1775 arbeitenden Propaganda als höchst fraglich gelten müsse, daß die Revolution, wie sie sich schließlich entwickelte, hätte verhindert werden

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können; besonders nicht angesichts der uneinsichtigen Geistesart des Königs, seiner Berater und der Königin, die es als sehr zweifelhaft erscheinen ließ, daß er schließlich in eine konstitutionelle Monarchie eingewilligt hätte. „Die Einberufung der Stände war ja ohnehin der schlimmste, der wahnwitzigste und nicht wieder gut zu machende Fehler eines Herrschers gewesen, der aus Unschlüssigkeit schon so viel begangen hatte. Anstatt sich aus eigener Kraft einer Läuterung zu unterziehen, erklärte sich die Monarchie dazu als unfähig und erteilte der Nation das Wort. In einer so trüben und unruhigen Zeitwende öffnete sie die Schleusen des Neides und der Beschwerde, dieser beiden eingewurzelten Laster der Franzosen, und stürzte sich kopfüber, ohne Ideen, ohne Programm in ein Abenteuer, dessen Peripetien und dessen Ausgang niemand voraussagen konnte." Demgegenüber standen die neuen Ideen, die nicht allein von den Logen erdacht und verbreitet wurden, die dies aber mit um so größerem Erfolg taten, dank ihrer Arbeitsmethoden, ihrer Disziplin und der organisatorischen Kraft der freimaurerischen Ordnung, dank der parlamentarischen Gewohnheit, dank ihrer Wendigkeit, mit denen sie zu den besten Propagandisten der neuen Doktrin wurden. Martin ist der Ansicht, daß sie sich in keines der geheimen Komplotte hätten verwickeln lassen, welche schließlich zur Revolution geführt haben, sondern daß die Tätigkeit der Freimaurer eine rein geistige gewesen und vielleicht gerade deshalb so intensiv wirksam gewesen sei. Allerdings hätten die Freimaurer ihre Rolle kaum spielen können, wenn nicht hinter ihnen ein wesentlicher Teil der Armee gestanden hätte. In mindestens der Hälfte der Regimenter bestanden schließlich Logen. Außerdem besuchten die Offiziere auch die Logen ihrer Garnisonsstädte. Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten lasen die Zeitungen und die vielen Pamphlete; in einzelnen derselben wurden die Soldaten aufgefordert, nicht zu schießen. Die Propaganda in der Armee war besonders intensiv. Viele Offiziere hatten am amerikanischen Krieg teilgenommen und huldigten den amerikanischen Auffassungen. Außerdem war Lafayette, der ruhmbedeckt aus diesem Feldzug heimgekehrt war, als Mitglied einer Pariser Loge der militärische Berater und technische Fachmann der Freimaurerei. Sein Einfluß in der Armee war groß und die junge Armee verehrte in ihm ihren Wortführer. Er war es auch, der im Jahre 1790 die Nationalgarde gründete, in welcher sehr viele Offiziere dienten, welche Freimaurer waren. Die Rekrutierung dieser Garde erfolgte auf Empfehlung. Innerhalb der Armee führte die Freimaurerei erfolgreich zu einer Annäherung zwischen Offizieren und Unteroffizieren. Als schließlich viele aristokratische Offiziere emigrierten, waren es tüchtige Unteroffiziere, wie Massena,

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Hoche, Moreau, Kleber, Augereau u. a. m., weldie das Gerippe der neuen Volksarmee bildeten. Audi von diesen Männern waren einige Freimaurer; alle aber bereiteten den neuen Ideen den Weg in die Armee. Audi hier haben sich also die Logen als ein gutes Instrument der nationalen Emanzipation erwiesen. Die maurerische Propaganda hat vor allem zur Spaltung der königlichen Truppen geführt. Sie erreichte, daß sich die Armee dem Volkswillen unterstellte und nicht mehr nur ein Instrument des Absolutismus blieb; das war ein entscheidender Beitrag zur Sicherung der neuen Errungenschaften. Die junge Armee bot denn auch der Koalition des monarchischen Europa erfolgreich die Stirne. So war schließlich die Freimaurerei zum Zentrum der aufgeklärten Bürger und aller reformatorischen Geister geworden, welche die Wünsche des Landes verkörperten und sie ihrer Erfüllung entgegenführten. Sie entsprach dem Geist der Zeit und trug deren Ideen weiter. Dazu verhalf ihr ein religiöser Sdiwung, welcher der Bewegung innewohnte und ihre Propagandamethoden so erfolgreich gestaltete®1. Die Freimaurerei hat ein außerordentliches Organisationstalent bewiesen, als sie so erfolgreich in die proletarischen Massen sowohl wie in die Verwaltung und in die Armee ihr Gedankengut infiltrierte. Die Wendigkeit, die ausgezeichneten Methoden verdienen gewürdigt zu werden, mit welcher sie es verstand, alle Unzufriedenen und alle gegen den Despotismus und für die Volkssouveränität eingestellten Menschen um sich zu scharen, welche ein besseres Los anstrebten. Wäre allerdings nicht die ganze Nation gleichgesinnt gewesen, so würde ihr der Erfolg versagt geblieben sein. In der ganzen Nation lebte damals bereits der Wille zur Freiheit und die Feindschaft gegen den Absolutismus. Die Freimaurerei hat es in 15 jähriger Arbeit verstanden, im Volk die Hoffnung auf bessere Zeiten zu wecken. Ohne sie wäre es vielleicht gar nicht zur Revolution gekommen. Es darf aber wohl andererseits gesagt werden, daß es ohne die Intransigenz der Privilegierten möglicherweise gelungen wäre, die Reformen auf friedlichem Wege durchzusetzen. Es ist im Zusammenhang mit der französischen Revolution und der propagandistischen Tätigkeit oft die Frage der ausländischen Einflüsse aufgeworfen worden. Es würde zu weit führen, sich hier eingehend mit dieser Frage zu befassen. Immerhin muß der Überzeugung Ausdruck verliehen werden, die auch Martin und andere Historiker teilen, daß davon nicht die Rede sein kann; zwischen den französischen und englischen Freimaurern waren die Beziehungen schon 1773 abgebrochen worden; das übrige tat dann der amerikanische Krieg. Zwar gab es schon 1740 Freimaurer, welche von einem Völker-

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bund sprachen; doch verkündete Voltaire zu jener Zeit: „Die Vaterlandsliebe heißt uns das Vaterland der andern hassen!" Seinerseits aber betonte der „Grand Orient" immer wieder: „Alle unsere A r b e i t . . . muß auf das allgemeine Wohl der Menschheit abzielen." Doch bedeutete das keineswegs eine Opferung der nationalen Gefühle. Im Grunde waren die französischen Freimaurer antienglisch und der sogenannte Internationalismus der Freimaurerei war zumindest im 18. Jahrhundert eine Legende und ist es bis heute geblieben. Die Gesellschaft war um 1785 durchdrungen vom Gedankengut der Philosophen, tolerant und liberal, aristokratisch in der Rekrutierung, demokratisch in der inneren Organisation, in welcher Freiheit und Gleichheit leitende Grundsätze waren, loyal ohne blind zu sein, die Menschheit liebend, ohne das eigene Vaterland opfern zu wollen. Auf die Einflüsse, wie sie ganz allgemein von der Überlieferung der Volkssouveränität, den englischen revolutionären Ereignissen und der Befreiung der amerikanischen Staaten herrührten, wurde bereits hingewiesen. Anschließend darf man hinsichtlich der Rolle, welche die Freimaurer bei der Vorbereitung der französischen Revolution gespielt haben, sicher den Thesen des französischen Historikers Gaston Martin zustimmen, welche lauten: „1. Die Freimaurerei war das beste Propaganda-Instrument, um die philosophischen Ideen zu verbreiten. Es steht fest, daß die Systeme außerhalb derselben entstanden sind und daß die Mehrzahl der Enzyklopädisten Freimaurer wurden, weil sie so den Weg zur Verbreitung ihrer Ideen sahen. Aber sie waren keine Freimaurer, als ihre Werke reiften. Der Eintritt Voltaires in die Loge „Zu den neun Schwestern" in den letzten Jahren seines Lebens ist in dieser Hinsicht typisch." „2. Wenn die Freimaurerei auch die reformatorischen Doktrinen nicht selbst geschaffen hat, so hat sie dieselben doch ausgearbeitet. Die Infiltrierung dieser Gedanken war nur in einer mit Autorität und Methode organisierten Gesellschaft möglich; unzweifelhaft war die Freimaurerei am besten geeignet, um diese delikate Rolle auszufüllen. Und sie hat sie erfüllt." „3. Die Freimaurerei hat sich nicht damit begnügt, die Grundsätze ihren Mitgliedern zu vermitteln. Sehr bald hat sie die Mittel und Wege gesucht und gefunden, um die Ideen auch zu verbreiten. . . . Auf diesem Wege wurde die Freimaurerei zur eigentlichen Schöpferin zwar nicht der Ideen, aber der revolutionären Praxis." „4. Die Freimaurerei wurde zur großen Propagandistin des modernen Evangeliums. Durch ihre Mitglieder erreichte sie alle kultivierten Kreise und kann sie so mit den neuen Ideen bekanntmachen. . . . Der

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Orden selbst hat sich als solcher nicht engagiert. Aber ohne seine Erziehung und Schulung hätten die Führer der Masse weder den Enthusiasmus aufgebracht, noch ein so aufnahmefähiges Publikum vorgefunden, welches auch seinerseits die neuen Ideen verbreitete62." Allerdings sollte den Freimaurern das Heft schon am 14. Juli 1789 anläßlich des Sturmes auf die Bastille aus der Hand gleiten, obschon sich gewisse Angehörige der Logen, wie z. B. Camille Desmoulins als Führer der Massen betätigten. Auch die Aufstände, welche sich im Anschluß an diese Ereignisse zwischen dem 16. und dem 31. Juli in der Provinz ereigneten, waren von den Freimaurern nicht gewollt, sondern sind der „spontanen Anarchie" der breiten Masse zuzuschreiben, auf welche der Sturm auf die Bastille wie eine Initialzündung gewirkt hatte. Denn die Nachricht war von den Korrespondenzbüros mit Windeseile in ganz Frankreich verbreitet worden. Die Privilegierten ihrerseits behaupteten, diese Aufstände bewiesen die Gefährlichkeit der neuen Ordnung, deren Konsequenzen die Anarchie sei. Die andere Seite fand darin ein Mittel, um den Privilegierten ihre Vorrechte zu entreißen oder ihnen damit den Verzicht auf dieselben abzutrotzen. Der Freimaurerei mißfielen diese Aktionen; sie war an Ordnung und Disziplin gewöhnt und wenn ihre Jugendbünde auf die Straße gingen, machten sie eher einen militärischen Eindruck und nicht denjenigen wilder Horden. Deshalb half sie auch bei der Formierung der Nationalgarden. Sie dachte konstruktiv. Aber jetzt waren die Dinge in Fluß geraten, und es gab kein Halten mehr.

ALLONS, ENFANTS DE LA PATRIE . . . ! Trotzdem die große Revolution seit mehr als einem Jahrhundert fortschreitend im Anzug war und dem sich sozusagen „von Tag zu Tag mehr sich vertiefenden Gegensatz zwischen der Wirklichkeit und den Gesetzen, zwischen den Einrichtungen und den Sitten, zwischen dem Geist und dem Buchstaben"63 entsprang, trotzdem die öffentliche Meinung der gebildeten Klassen seit Jahrzehnten die Reformen, wie die Beiteiligung aller Staatsbürger an der Regierung, gefordert hatte und sogar das niedrige Volk, das von den Neuerern unter den Philosophen, Schriftstellern und den Nationalökonomen nichts wußte, eine Änderung anstrebte, kam die französische Revolution sowohl ihren Urhebern wie ihren Nutznießern mit ihrer eruptiven Plötzlichkeit völlig überraschend. Plötzlich wollte sich Frankreich nicht mehr damit begnügen zu gehorchen; es hatte gelernt und überlegte und dachte jetzt selbständig, und die Atmosphäre dieser freiheitlichen Auflehnung gegen die frühere Bevormundung

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übertrug sich bald auf alle Klassen der Bevölkerung, trotzdem das monarchische Prinzip dabei in keiner Weise und von niemand in Frage gestellt wurde. Immer noch genoß das Königtum die allgemeine Verehrung; in ihm verkörperte sich der Stolz und das Selbstvertrauen des Landes. Nicht eine der großen Figuren, welche später die Revolution verkörperten, wie die Robespierre, Danton, Marat, Hébert etc., die nicht aufrichtige Royalisten gewesen wären. Pierre Robert Bamave z. B., der noch 1791 in einer vor der Nationalversammlung gehaltenen Rede feurig für die konstitutionelle Monarchie eingetreten war, wurde erst zum Revolutionär, als ein Adliger seine Mutter aus einer Theaterloge verwies. So war oft gekränkte Eigenliebe schuld64. Aber nicht nur unten im Volk, auch ganz oben begann die Rebellion. Selbst die Besten und Ehrgeizigsten sehnten sich nach einem aktiven Leben: der Hofadel, der dem König alles verdankte, war durchaus nicht etwa dankbar und anhänglich. Unfügsam und widerspenstig wollten diese Grandseigneurs eine wirkliche Rolle spielen und neigten deshalb den neuen Ideen zu. Die oppositionelle Gruppe, die sich am Hof bildete, scharte sich um die Männer, welche ihren Degen im amerikanischen Befreiungskrieg eingesetzt hatten, um Lafayette, Custine, die vier Brüder Lameth, die drei Dillons und andere, welche die amerikanischen Auffassungen propagierten. Der König war plötzlich von Feinden umgeben: Die schlimmsten sind seine Brüder. Der Graf von Provence intrigiert unablässig gegen ihn, neidisch und tückisch. Er bezahlt zahlreiche Libellisten, die gegen Ludwig XVI. die Propagandatrommel rühren, ihn in der Achtung des Volkes herabsetzen und seine Frau besudeln65. Insbesondere die berühmte Halsbandaffäre macht es dem Pamphletisten leicht, die Königin zu kompromittieren. Sie wird nicht nur vom Adel, sondern auch von den Geheimgesellschaften und den Agenten des Auslandes ausgebeutet und fügt dem Régime schweren Schaden zu. Auch im Dienste des Grafen von Artois standen Agenten und sogar Priester, die er besoldete, um vor allem im Süden einen Propagandafeldzug auszulösen, der zu royalistischen Unruhen führte, die nicht etwa den Interessen seines Bruders Ludwigs XVI., sondern seinen eigenen dienen sollten und die erst im Frühjahr 1791 zur Ruhe kamen. Zu den Brüdern des Königs gesellt sich als Intrigant für eigene Rechnung der Herzog von Orléans, den wir genügend kennen gelernt haben und der schon seit dem Tode Ludwigs XIV. plante, sich an die Stelle der Bourbonen zu setzen, und zwar unter Berufung auf die Prinzipien der Volkssouveränität. Das sollte zwar nicht ihm, wohl aber einige Jahrzehnte später seinem Sohn gelingen. Ludwig XVI. aber glaubte der öffentlichen Meinung dadurch entsprechen zu müssen, daß er das Parlament, das Ludwig XV. kurzerhand beseitigt hatte,

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wieder einsetzte. Er ahnte nicht, daß er damit den Verlust der Krone einleitete. Denn die Revolution war in den Geistern längst fertig, bevor sie sich in die Tat umsetzte. Es hätte einer starken Persönlichkeit bedurft, um der sich ankündigenden Krise zu begegnen. 1788 war die Staatsschuld auf 4,5 Milliarden Livres angestiegen. Sie hatte sich während der 15 Regierungsjähre Ludwigs XVI. verdreifacht. Der Schuldendienst beanspruchte ungefähr 300 Millionen und dies bei einem Einnahmebudget von wenig mehr als 500 Millionen. Zunächst erhoben sich die Finanzleute, und auf die Administration prasselte ein Hagel von in ihrem Sold geschriebenen Pamphleten nieder. An den Mauern von Versailles waren schon vorher jeden Morgen Plakate zu finden, welche während der Nacht angeklebt worden waren: „Schloß zu verkaufen, Minister zu henken, Krone zu verschenken"! Und gegen den Finanzminister schrieb sogar Mirabeau eine Schmähschrift mit dem Titel „Anzeige gegen die Spekulation". Calonne versuchte sich, vergeblich reinzuwaschen und gab viel Geld für eine Erwiderung aus, die in ganz Frankreich verteilt wurde. Er mußte trotzdem weichen und floh nach England. Sein Nachfolger Brienne, der den Protestanten die bürgerlichen Rechte zurückgab, lud sich damit den Haß der katholischen Kirche auf den Hals und fand ebenfalls keinen Ausweg. Das Parlament verweigerte ihm u. a. die Genehmigung eines Erlasses, mit welchem er Zeitungen, Plakate, Todesund Heiratsanzeigen mit einer Stempelsteuer belasten wollte. Von da ab kannte der Aufruhr des Adels keine Hemmung mehr; er verbreitete sich rasch im Bürgertum und griff auf die Straße über. Auf Brienne folgte Necker, nachdem Brienne die Zahlungen des Staates eingestellt hatte, so daß nun die Rentner ebenfalls zu den Unzufriedenen traten. Allenthalben wurde konspiriert, in der Partei „Amerikaner", bei den Anglomanen, bei den Patrioten, im Hochadel, wie im Großbürgertum. Aber immer noch war die konstitutionelle Monarchie das Ziel der Wünsche. In den Augen derjenigen, die auf England oder Amerika gerichtet sind, ist die Gleichheit vor dem Gesetz, die staatsbürgerliche Gleichheit und diejenige in der Besteuerung unveränderliche Basis ihrer Forderungen. Volney seinerseits erinnert in seiner „Sentinelle du Peuple" an die Gedankengänge der Zeiten der Henri III. und IV., also der Volkssouveränität, und überall werden gerade diese Gedanken wieder ausgegraben und in der Propaganda verwendet. Inzwischen hatte Necker dem dritten Stand ebensoviele Vertreter zugebüligt, wie den andern beiden zusammen. Auch auf dem Lande wurde eifrig diskutiert, denn dort hatte man in den Provinzial- und Bezirksversammlungen, die meist von den Freimaurern und ihren Mitläufern aufgezogen waren, eine politische Lehrzeit durchgemacht. Darauf waren auch die Unruhen zurück-

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3dwd SBenn ed (ich nicht um 9efriegung ber (t^^n 5Tan • tone, fonbern um ^erlleQung geftörter iKuhe unb Orbnung in anberen Äantonen hanbelt, »oju benn bie Uufjtcdung dor 9frmeebioi(1onen in ber £Daabt, in Sern, in €tolotbunt, 9(argau, 3ürid)/ Sefftn? 2>ad aufgebotene Sruppenforpd ¡(1 eine gegen bie (tebett JTantone in'd $e(b gerufene feinbliche tyrmee. 2>er Oberfommanbant bat bereitd Auftrag, mit benfelben ju banbeln, ber Jtciegdbefdiluf i(t a(fo gefaft, unb jebertyugenblidfanit und ben Hudbruch bed ftuch»drbig(len SQrgerfriegcd Per» Wnben. 5Bir möffen baher fcheiben, ba biejenigen, toelcbe ge> fchtooren, im ©(tief unb Ungftkt a(d SSrüber unb (Sibgcno(feR mit und |u (eben, bas @chnert gegen und gejogen hoben. Sie folgen lehnen roic pon und ab, unb »¿(¿en (ie auf bie, »eich« fte beraufbefebmoren hoben. £ie ©efanbtfchaften ber (leben ötänbe hatten bie bon ber ©efanbtfc^oft bed b. Ötanbed 3ug gedeQten Anträge aufgenommen, Otib fie a(d ©runb(agen einer Vermittlung hingest dt; (ie hottm (tef) in ^Pcioatfonfirenjfn bereit erfMfrt, nenn ihren ©tänben bie benfelben jufommenben fonfef* (ioneKen unb politifchen Rechte gefttbert »erben, bie Sefuitenunb Äiofterfrage bem fd)iebdricbterlid)en uIbio(igfeit erlaflen »ir mit biefer Eingabe unter heutigem Sage ein Sftanifeft an bad gefammte ^djroeijecDoif, an 9Rit> unb 91 ach weit, unb leg» cd ebenfafld in'd ^cotofoQ ber Sagfa^ung nieber. Sern, ben 29. Oftober 1847. £>ie ©efanbtföaft bed ^tanbed fiujern: Sernhorb OTeqec, €taatdfd)reiber. Oinjenj $ifcfcer. 2)ie ©efanbtfchaft bed etanbed Urp: darl Stuheim, tUihSanbammann. iDie ©efanbtfdjaft bed @tanbed : Oethifer, ©rofrathd^rä'fibent. J)te ©efanbtfdjoft bed @tanbed Unternatbeu nib bem 2Da(b: 5r. Durer, ^3olijeUS)ireftor. 2)ie ©efanbtfcfjaft bed Stanbed Unter»a(bes ob bem SBalb: SRicof. ^ermann, tttt-Sanbammann. 2)ie ©efflnbtfcf)aft pon 3ug: £ promforifch, unter SBorbehalt fpáterer Sluágtóchungen, an bie ©emeinben über, in beren ©emarfung e¿ liegt. Sirt. 4. U m alle in ben t>orficf>enben Slrtifeln enthaltenen (Erleichterungen ju (Ickern, Wirb eme « I i i gemeine (Erhebung beé S o l f e é angeorbnet. Sllle waffenfähigen SiSnncr » o n »ollenbetem achjehnttm btó jum wllenbeten t>ierjig|len 3 « h ( e ergreifen bie 5B5affen jur SÄettung b e i bebrofjten S8aterlanbe¿. S8on heute an ^eerfi^t ba¿ Sriegégefe&, bié baé b e u t l e SSolí feine greihetf errungen haben wirb. 3 m K a m e n ber ptot>¡forifchen SRegierung ©eutfchlanbtf © .

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Hauptquartier íórrach a m er fíen l a g ber b e u l t e n Stepublif, a m einunbjwaniigflen © e p í tember 1848.

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Deutfd)* BepubliK! SBoIjíftanb, SBííbung, greí&eit.fúr

Síííe.

Hauptquartier íórrach, ben 22. ©eptember 1848. © i e nad) bem babifd;en SKegicrungéblatt t>om 15. ©eptember 1848, K r o . 62, »erfúgte € r ; hóf>ung ber 3ollfá§e wirb t>icbuccf) um 10 «projent herabgefegt. S e t Sßerwalter beé goUeé rifíian 9 K ú ( ( e r wirb fjicburcf) angewiefen, hiernach ju »erfahren. 3 m K a m e n ber pro&iforifchen Regierung ©• ®ttu»e.

S e r Schriftführer: ftorl ®ltnb.

Cine beglaubigte Slbfórift geht an SBúrger 3olfoerwalter €!)• S K ú l l e r ¡um SBolIjug.

D E R R E F L E X IN D E U T S C H L A N D

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Huf bie 9!a$viet waffenfähigen ®amtfcf)aft »ott 18—40 naefy bettt Hauptquartier ju bewerffieUigen. liebet Sie, t»e(cf>e ftd) mitjujicijcn weigern, wirb aSolfägericfyt gehalten. etwaige 3tegierung$faffen ftnb mit Ssefcfjlag $u belegen unb fjterfjcc abjutiefecn. Ueberfiüffige Stoffen beögteic^en. 55olW»errStf)er follen in ©ewaf>rfam gebraut werben. Sie SSe&ötben, wie bie SSurger, finb für ben SSolljug biefei S5cfef)ii »eranfwortlidj bei @efaf>r »on ieib unb 2eben, mit SJnbrofmng bei ©tanbrecfyteS. 3m Sftamen ber profeifotifeften Dvegierung: Sie Sommiflare:

£c»ffd)c fllclmMif! ©er Hcberbringcr biefetf, Surger

f>at bie 58oUmad)f, bie SRannfc^aft »on jutti Jujug nad) ju »cranialen unb a((e f)iqu erforberlicf)en SflJittet «njuwenben. SBiberfpenfiige werben fianfci:etl« befoanbelt «Öauptquartiet tal bett

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3m tarnen ber proöifotifcfyen SRegierung ©eutfcfjlanbs.

DER REFLEX IN DEUTSCHLAND

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(93egleitfc&teiben ju ben etflen ÍBctfúaungcn, roelt&e t>ot t>et 5(u«sabe bets avegietungíSbíatteé befonfceiö abgebrucft unb ttetfenbet roorben fmb.) Sítt 6m repufcíifanifd)en Síuífóuf ju

IDeutfdie SGoblfitaní», SSilbunfl,

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SScifotgenb úéerfenbe icf) ®ucf) t>ie erffett aScrfugunflett ber promforifàen SKegierung Seuíffy («nW unb fptcctye babei bie ©wartung aui, baf 3f)t mit alien euem Sráften biefen SBerfúgungen SRac&brncí unb 2ínetf«muttg eerfdjaffí. 3m Síamcn ber prottiforifóen Siegierung Seutfcfjíanbé ©uftato < 2 t r a t t e .

Set e^rifffu^et: « a t l S8lin6.

#auptquarfter íórrad), ata ctfíett £age ber beutfctyen StepuMif, am 21. ©epf. 1848.

95 efesie be« prot>iforifd)cn fHegtetung. Ser Jráger btefeá, qjebro © u f a r , fjaf ben 35efe&[, ftc^ ber Srucfetci uott ©utfd) ju fórra$ jum 3werfe ber beuteten SKepublif $u bemächtigen, wobei úbrigené bem ©rucfereibeflger eine ben Um(lánben entfprec^enbe Sergútung wrtefjatten Meibf. 3n alien bie ©rurfereiangelegen* Reiten ber SRepuMif ju ífcracf)fcetreffenbenülngelegen&eiten ift beni genannten ípebro ©ufar genau golge ju (eificn. íorradf) ben 21. ©epfember 184». 3tn Kamen ber prot>iforifcf)en Regierung : ©. ©frutte. £>eutfd>e S t e p u W i f ! ©ai qJerfonal ber ©rueferei, wie ber Sßeftfcer, &a&en nur bem »ärger ©ufar «uf ferne« 55efef)l ju gehörten. isrracfy am 22. ©epfetnfcer 1848. »linfe Abb. 59. Manifestationen vom Herbst 1848 unter der provisorischen Regierung von Karl Struve.

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Budili III

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DER R E F L E X IN DEUTSCHLAND

so in Berlin „Die National-Zeitung", die auch später für ein starkes einiges Deutschland eintrat. Administrativ wurde dieses Blatt von Dr. Bernhard Wolff betreut, der auch das erste „Telegraphische Büro" eröffnete, eine Nachrichtenagentur, welche es der „National-Zeitung" in erster Linie ermöglichte, wichtige Nachrichten sehr schnell publizieren zu können. Auch die „UrwählerZeitung" hielt sich als Organ der Handwerker und Arbeiter. Sie trug später den Titel „Volks-Zeitung"; ebenso blieb die „Neue Preußische Zeitung" bestehen, welche man in der Regel „Kreuzzeitung" nannte, weil sie am Kopf das Eiserne Kreuz führte. Ihr stand Otto von Bismarck zu Gevatter. Sie wandte sich gegen alle freiheitlichen Bestrebungen und verfocht die Vorrangstellung Österreichs. Auch der „Kladderadatsch" blieb bestehen, der je und je den Satyr zu den großen Auseinandersetzungen der Tagespresse spielte. David Kaiisch, ein bekannter Possendichter, gründete dieses politisch-satirische Blatt. Zeitweilig verboten, erschien das Blatt außerhalb Berlins und wurde geheim vertrieben. Der „Kladderadatsch" wurde hauptsächlich durch sogenannte „fliegende Buchhändler" verkauft, als durch Kolporteure, die auch gewisse Bücher und Flugschriften mit sich führten. Anläßlich des fünfzigjährigen Bestehens des Blattes wurde der Siegeszug desselben geschildert. Die erste Nummer erreichte schon am Abend des Erscheinungstages einen Verkauf von 4000 Exemplaren, so daß neue Auflagen gedruckt werden mußten. Er war und blieb die verkörperte Satire auf den klaffenden Widerspruch zwischen Wunsch und Wirklichkeit im politischen Leben, ein Vorkämpfer der Freiheitsbewegung in einer Zeit rückwärtsgerichteter Strömunigen. Im ganzen wiederholte sich das Bild der französischen Revolution, bei welcher ebenfalls Dutzende von Zeitungen emporschössen, um zum größten Teil bald wieder zu verschwinden. Mit Friedrich Wilhelms IV., der erst 45jährig zur Macht gekommen war, hatten die Berliner ihren Spott, als er — ein überzeugter Anhänger der monarchischen Vollgewalt „von Gottesgnaden" — seinen großen Vorgänger, Friedrich den Großen, nachahmte. „Im Schlosse Sanssouci geht der Geist Friedrichs II. um, aber ohne Kopf", spotteten sie, nachdem er in das seit Friedrichs des Großen Tod unbewohnte Schloß wieder eingezogen war. Zwar amnestierte er zahlreiche sogenannte „Revolutionäre", setzte Emst Moritz Arndt wieder in sein Amt ein und berief die aus dem Hannoverschen Göttingen geflohenen Gebrüder Grimm nach Berlin. Er sprach auch oft über freiheitliche Ideen, setzte aber nicht eine einzige in die Tat um. Für die Forderungen der Zeit fehlte ihm jedes Verständnis, sondern er verfolgte nach Lust und Laune Leute, welche über die brennenden Probleme schrieben, und verbot auch Zeitungen. Der Dichter Georg Herwegh wurde aus Preußen ausgewiesen und

Abb. 61. D i e Politiker. Eine Karikatur aus dem Berliner Vormärz. Verspottung der politischen Kannegießerei und der kritiklosen Aufnahme von Zeitungsnachrichten. (Aus: Bauer, Öffentliche Meinung, a. a. O.)

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Hoffmann von Fallersleben, der Dichter des Liedes „Deutschland, Deutschland über Alles" wurde seines Amtes wegen Publikation volkstümlicher Gedichte enthoben. Es paßt in diese merkwürdige Zeit, daß der König von Preußen auch eine katholische Abteilung im preußischen Kultusministerium errichtete, und daß ein katholischer Priester aus Schlesien gleichzeitig Propaganda gegen Rom trieb und sowohl die lateinische Messe wie die Beichte und das Zölibat abschaffen wollte. All diese Skurrilitäten schlugen schließlich dem Faß den Boden aus. Aber die revolutionäre Mine sprang nicht zuerst in Preußen, sondern in Süddeutschland 2 ' 4 . Schon am 21. Februar 1848 war in der Badischen Kammer die Forderung nach einem deutschen Parlament wieder erhaben worden. Auch jetzt wurde nicht etwa von Revolution, sondern nur von Reform gesprochen. Trotzdem flammte bald die revolutionäre Bewegung auf, welche zuerst alle Mittelund Kleinstaaten erfaßte. In Massenversammlungen wurde die Pressefreiheit gefordert, außerdem wurde der Ruf nach Schwurgerichten und Volksbewaffnung laut. Audi wenn sie bisher den Forderungen nach einer Verfassung nur ein „niemals" entgegengesetzt hatten, nahmen die Monarchen nun Vertreter der bisherigen Opposition in ihre Regierungen auf, ja sie stimmten einem konstitutionellen Regime zu. Zu wirklichen Unruhen und Bauernaufständen kam es zunächst nur im Südwesten, namentlich in Baden, wo der unmittelbare Druck und die Propaganda der Flüchtlinge aus der Schweiz und dem Elsaß sich geltend machten. Mehr und mehr Flugblätter und Streitschriften erschienen und, ohne die Monarchie anzutasten, ergoß sich eine Flut von Propagandamaterial über das Land. In Baden forderten Struve und Hecker Presse-, Gewissens- und Lehrfreiheit, Schutz der persönlichen Freiheit, eine volkstümliche Wehrverfassung, gerechte Besteuerung, allgemeine Zugänglichkeit des Unterrichts, Geschworenengerichte, volkstümliche Staatsverwaltung, Ausgleich des Mißverhältnisses zwischen Kapital und Arbeit und schließlich die Abschaffung aller Vorrechte. Das waren die allgemeinen Thesen der liberalistischen und demokratischen Propaganda. Struve wirkte vornehmlich durch seine Zeitung „Deutscher Zuschauer", und er schreckte vor den radikalsten Forderungen nicht zurück. Regsam und zäh agitierte er zusammen mit seinem Gesinnungsgenossen, dem Mannheimer Advokaten Hecker, durch Reden, durch Flugblätter und Broschüren, und die radikale Presise Badens war ihr getreues Echo. In Mannheim wurde von der gesamten Opposition eine Resolution beschlossen, in welcher die Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere, eine unbedingte Pressefreiheit und die sofortige Aufstellung eines deutschen Parlamentes gefordert wurden. 23*

DER R E F L E X IN DEUTSCHLAND

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Jlß 1.

Sonntag, ben 7. ®!«i.

SÖoc&cttföiettfcer. £Ioataa bin 8. Jflai. 3ö»u 118?fflàbl«rndfbiefe Scilfttrift eri^elnt ìoè> £ djtnll.tninbrjlentftinmal, unb £ «j j»ar jeben Ditnflag, vai) £ 4 Umftänben jebcd) öfter, «inen & fyatfeen SBogrn mit fahjrifcfjen g «•et 3Uuflrafiontn. f>

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mit dem Besen. /reitas-

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28. 3tlli.

Abb. 63. Kopf der Zeitung „Tante Voss mit dem Besen". In Berlin gegründet 1848 für das naive Kleinstädtertum. Härte und Unduldsamkeit gegen den kirchlichen Frieden und jede ihnen unbequeme Freiheit agierten. Das Volk wurde von ihnen mit allen propagandistischen Mitteln verhetzt, so daß auch die Stellung zum König in Mitleidenschaft gezogen wurde. Als dieser sich gegen den Ultramontanismus zur Wehr setzte, wurde von jener Seite der Skandal um die Tänzerin Lola Montez propagandistisch geschickt aufgezogen. Zwar wies der König eine Denkschrift seiner (klerikalen) Minister zurück, in welcher gegen die Einbürgerung und Adelung der königlichen Geliebten Einspruch erhoben wurde. Aber schließlich mußte der König diese doch des Landes verweisen. Nun mußte er auch auf den andern Sektoren nachgeben und die Freiheit der Presse, das freie Koalitionsrecht und öffentliche und mündliche Gerichtsverfahren zugestehen. Er berief auch die Stände ein; doch zog er es schließlich unter dem Eindruck der gegen ihn entfesselten Hetze vor, am 20. März 1848 nach 23 jähriger Regentschaft abzudanken, vornehmlich um Enthüllungen über seine finanzielle Mißwirtschaft und Verschwendung zu verhindern. Die Ruhe für Bayern hielt

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DER REFLEX IN DEUTSCHLAND

dann aber nicht lange an. Am 5. Mai 1849 erhob sich die Rheinpfalz, wo eine provisorische Regierung eingesetzt, die bayrischen Beamten abgesetzt wurden und die Truppen mangels Befehlen aus München nicht eingriffen. Einzelne Truppenteile ginigen sogar zu den Aufständischen über. Die Pfälzer provisorische Regierung tat sich mit Baden zusammen, nachdem die badische Regierung als erste die Reichsverfassung anerkannt hatte. Dort waren die Grundredite bereits in Gesetzeskraft erwachsen. Die Verfassung Badens war die liberalste Deutschlands. Inzwischen waren die badischen Republikaner erstarkt. Sie durchsetzten ganz Baden mit ihren Vereinen und Clubs wie ein Netz und trieben eifrige und intensive Propaganda. Unter anderem wurde eine deutsche Föderativrepublik gefordert. Das Heer wurde bearbeitet, um es zum Abfall und Ungehorsam zu veranlassen. Die Propaganda wurde mit Geld, Tabak, Getränken, Eßwaren und Schmeicheleien untermauert, und das Echo war erheblich, um so mehr als die Mannschaften mit der schlechten Behandlung durch die Offiziere unzufrieden waren. Die politische Propaganda wurde auch vom Ausland her unterstützt und namentlich die Arbeiter im Elsaß und im Jura sagten tatkräftige Unterstützimg zu. Die deutschen Demokraten in Paris und deren Clubs organisierten Hilfstruppen und führten sie Deutschland entgegen, ein Zeichen für die Intensität und die Reichweite der republikanischen Propaganda. Durch den sozialistischen Minister Ledru-Rollin flössen den Republikanern auch Gelder und Waffen seitens der französischen Regierung zu. So konnte die republikanische Revolution in Baden gründlich vorbereitet werden. In ihren Propagandareden forderten Struve und Hecker die Abdankung des Großherzogs und eine Abstimmung über die Frage der Monarchie oder Republik. Zu den beiden republikanischen Propagandisten hatte sich auch der Konstanzer Joseph Fickler gesellt, der dort seit 1830 die „Seeblätter" herausgab. Er war ein ausgezeichneter Agitator, verfügte über eine gute Rednergabe und einen scharfen Verstand, sprach treffend und volkstümlich. Aber in Karlsruhe waren die Pläne ruchbar geworden. Fickler konnte verhaftet werden, während Struve und Hecker flohen und sich in Konstanz mit anderen Gesinnungsgenossen wiederfanden. Allen widrigen Prognosen zum Trotz wurde dennoch Losschlagen beschlossen. Eine Amnestie des Fünfzigeirausschusses des Vorparlaments wurde zurückgewiesen. Konstanz war am 14. April f ü r einen Tag Republik. Die Kämpfe, die sich dann entwickelten, führten zu einem restlosen Fiasko des Republikanismus. Daran konnte auch der Dichter Herwegh nichts mehr ändern, der mit 1000 Mann im Elsaß stand und bei Istein über den Rhein setzte. Diese „Legion" wurde von den Truppen zersprengt und teilweise gefangen gesetzt.

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Herwegh floh wie Hecker und Struve in die Schweiz. Damit war die republikanische Propaganda aber keineswegs zum Schweigen gebracht, sondern machte sich munter weiterhin geltend. Natürlich schwieg auch die Gegenseite nicht, und die Flugblätter und Pamphlete flatterten weiter in den Ländern umher. Und während der Wahlzeit zur Nationalversammlung stieg die Flut der bürgerlichen Propaganda noch mehr an. In der ersten deutschen Nationalversammlung saßen dann wohl zahlreiche demokratisch orientierte Abgeordnete, doch die Republikaner bildeten eine kleine Gruppe. Immerhin bekannte sich die Mehrheit zur Volkssouveränität. Die reaktionäre Opposition bildeten Vertreter deutscher Staaten und Österreichs von ganz rechts. Sie verfochten die „Rechte" ihrer Fürsten, während sich die Mehrheit darüber einig war, daß ein Verfassungswerk mit 39 Einzelregierungen niemals Zustandekommen könne. Die Nationalversammlung war am 18. Mai erstmals in Frankfurt zusammengetreten. Ihr wohnten auch Ernst Moritz Arndt und der Turnvater Jahn bei. Im Grunde war der Aufstand in Baden angesichts der weitgehenden Freiheitsrechte Badens eine rein demagogische Sache. Aber die revolutionäre Propaganda hatte jetzt auch auf dem Lande zu wirken begonnen; denn seit dem Herbst 1848 hatte die demagogische Bearbeitung des Volkes nie aufgehört. Die badische Presse, bestehend sowohl aus amtlichen Organen wie aus zahlreichen kleinen Lokalblättchen, hatte eine starke Verbreitung. Die größten Auflagen hatten die „Mannheimer Abendzeitung", die „Seeblätter" in Konstanz und „Die Republik" in Heidelberg. Die Redaktionen erhielten ihre Weisungen von einem revolutionären Landesausschuß. Für die Verbreitung der Zeitungen sorgte ein Heer von Agenten, welche die entlegensten Dörfer aufsuchten und die Leute in den Wirtshäusern bearbeiteten, denen in vielen Fällen die Zeitungen kostenlos geliefert wurden. Und das bewährte sich offensichtlich; denn schon damals stand ein großer Teil der Menschen Gedrucktem durchaus vertrauensselig gegenüber. Was gedruckt war und in der Zeitung stand, mußte doch wohl wahr sein. Damals herrschte auf dem Lande noch eine überaus harmlose Gläubigkeit; denn das Volk stand ja erst am Anfang seines politischen Lebens. So war es kein Wunder, daß das Volk der Propaganda willig glaubte und den Inhalt der demokratischen Zeitungen so gläubig hinnahm, als werde hier die lautere evangelische Wahrheit verkündet. Wenn die Zeitung beweglich über die „Tyrannen" in Karlsruhe klagte, wurde ihr das geglaubt. Nachdem die Grundrechte längst amtlich bekanntgegeben worden waren, wurde den guten Leuten eingeredet, man behalte sie ihnen vor. Von den Gesetzen, mit welchen die Grundrechte in Kraft gesetzt worden waren, hatten weite Kreise auf dem Lande keine Kenntnis!

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DER REFLEX IN DEUTSCHLAND

(«•in i>eutfdjeS ^ e d j e n ^ y e m t i e l . it Ijaben un$ bje argecttcfjc ^üi)c genommen, nad? einem aeneafocjifc&en ßalenbet bie gafyi ber fürft* ii$en ^Jliißtflöänflet beibetlei ©efcfcfedjts aufeujetcfjnen, weiche baö beutfc&e SBoiE füttert unb an* betet, um ftcfc uoit it>nen mit Ijoljen, f>öc^ftcti unb allerijodjflen Auftritten besnabi$en ju (äffen. S)aö Sajit unferet 9ie$nung, weiche bte männlichen unb roeiblic&en ©liebet bloß ber „regierenden K ä u f e r " umfaßt, ift folgenbeö: füttert männlt^e rociMtdie fuifttidl 2SÜ& $reufien . . . . . . 16 . 17 33 gufammm Oejtreib . . . . 24 . 39 . 15 . Sawm . . . . . . 26 9 . 19 . ©ürtemberj 24 . 51 . 27 . Hannover.... 4 1 Saufen . . . . 14 9 . SHedienburg Summit . . . 3 8 5 SWecflenhttg Strelifc 3 . 6 . . 3 . Saben . . . . 7 20 . 13 . SBeimar . . . . 7 . 14 Äurfceffen . . . . 7 . . 14 21 SRajfau . . . . 6 11 Dlbfnburg * 5 . 11 2 Sraunfdjroeig . 2 . — 9(nf>att Semburg . 2 1 . . . 1 . 5 25e{fau . 2 . 3 . = Stötten. 2 1 . « 12 Reffen Homburg 8 . . . 4 . 15 £o$enjoll. Riedlingen 11 . . . 4 . • Sigmaringen 5 . 11 . . 6 . 26 £id)tenfietn . . 12 . . 14 Sippe . . . . 7 4 11 8 Sippe Surg 9 . 2 Stubotilabt 1 7 3 . » ©onbetifiauftii 4 . 5 1 Battìi . . . . 2 Stuf.èttij . 1 1 — • ©tfiieij . 1 — 1 • «6(hij . . 28 33a« teutfe^i ¡Dänmact . . 12 . . 16 . 241 3ufammen 449 Summa 208 Älfe 449 regierenbe unb regierungsfähige SRüfigganger, bete» taglidj widjft, unterhält ba$ beutfdje SBotf ju feinem SRatiouat* Dftgnugen. einer anbern {Rechnung (Otyetn. Ja^tb. jut gefellfä. Steform 1845 S. 193) ergiebt ft$ eine fBnja^l dou 526. $aju »erben no$ 827 €tunet, fo baf in (Sangen 1353 futß(i$e Snbtoibuen fjetauilommen. 3n bem genannten 3a$rbu4> w^b beregnet, bafc Hefe 1353 Snbioibuen mittytenSRiniftern unb Diplomaten eint Summe »on 57 Millionen Xfjaler Dethlingen. SBit Ratten inbefi biefe Summe für viei ju gering. ¿Betrachtet man bie SSitltonen, bte allein in SBieit, 2Rünrlid>t Summe von 70 Millionen I^atcrn ergäbe. bem genannten 3afyrbu$e wirb beregnet, baf »on jenen 57 Millionen 285,475 Familien ober 1,427,375 2Renfd)eit ejifHren tonnten, wenn jebeftantilie)u 5 $erfonen angenommen, jodj hiermit ift bie Rechnung bei weitem no$ ni$t gefd>loffen. 3iplomatenfd>»arm in ®nfptub genommen. Sun tommt aber no$ bte #auptfa$e, nämlid» ba* ungeheure, in einem »emünftigen ober freien Staat tein überflüfiigen, aber jur Si^erung ber überflüfflgen $öfe umimgingtidj notyroenbige SRüjtyeug ooit ¿Beamten, $olijei unb SRUÜar. ®ür bie 8u4gabe,ttelt aufjuiveifcu, nie eure &ütfkn. StDer fte finb untergegangen,roeitp« ben Sßä^tigcrn im SBege waten unb ifjre Ssiflenj ndi>t „gtfe^U^" in en i em Solfipferi^ gefi^ett fabelt. Sie „Keinen" Siebe finb gelängt notbeu, bie „großen" pnb übrig geblieben uub werben je^t Von eu^ »auf gefe^iidiem SBetje" angebetet unb gefüttert, baiuit ftc eud> „auf gefe^U$cm 2ßege" plünbetu uub mi^anbetn, ba« ift bet Unterföteb! 2Bit fiaben von SHüfiggöngern gefpro^en.ffltrftnb ge»i(feni>aft unb »ollen fein Unrcdjt t(um. ©r^en mir alfo ju, womit ftc^ bie ^o^en fetten btc vertreiben, ©ie fielen nac^ einer bur^fc^märmten 9la^t ju einet ©tunbe auf, wo bie armen ilrbeiter fdjoit bc» ginnen matt )u werben. Sie machen Zoiiette, b. fte laffen fi(^ gai»nenb von Aammetbieneru unb jfammerfraueu bie Äieiber ftüdtvei« uut bie fauten ©liebet jietjen. Sic früljftüicn, vetje^ten Lüftern unb S^aiupagttet. Sie „empfangen" b. f). fie (äffen irgeub ^tmanb vor ft$ Sücfiinge macfit«, tod^e fie mit einftubitten SRanieren betfid^eritc^feitenotebern. Sie fahren fpajiereit. Sie mafytjeiten. Sie laffen ft^ votlefen. Siefölafett.Sie unterf^reiben ba« Urteil eine« au« 9iot^ SQerjmtifelteu obet geben einige Sefel;le jur SJH^aublung be« Softe«. Sie fahren in'« X§eater, obet geben einen 93aQ, obet vetfc^leubetn einige Saufenbe für ein fomebieu^afte« tübenbeffen. Sie werfen i^r S^nupftu^ einet Favoritin ^in uub ge^en jur iRu^e. Sa« ift bie fernere Arbeit be« 9litag«leben«. 3ut 9lbive^«lung gebt man auf bie 3agb, «bet ^äit eine $arabe ab, obet gibt au« Sangettveile Seft^le, au« bem Siutgelb be« Soft« bem Soft einftlmofenjurürfjumetfin, obet teu^eft eine Siettelfhmbe in bet Äirdje, obet läßt, einen $alaft bauen, ober ge^t auf {Reifen bur$ bie „$tovingen", na^ Stalten, na^ bet „©tytbe", na^f — SRuglanb, gu bem ©efi^ü^et unb SRuflet aller Solf«quä(et unb Sftaubrittet. Sa« iß bie Arbeit, ba« ftnb bie un* eutbeirli^eit 2erri$tungen, ba« tfi bet Soft«fegen,, tvofür 70 SRißtonen au«jugeben ftnb, uofüt auf ben itopf gegen 2 i^lr. fommen! Sa« iß bet Softifegeit, ju beffen Spaltung 9RQ i vinen ^ungern (nie fefct bte Obetfc^leftet), Milionen in ber Summ^eit erjogen werben, 3Jltflioneti f^on im Äcrfet obet in bet ^tembe vetjtttifelt .flnb! Sa« beutföe« Soft, ift bein ©lüd, beine G^re, beirt Stolj. 3«n« 1353 Stücf fitftli^e Snbivibuen, fämmtU^ „geliebt", fämmtli$ „^etaMaffenb", fammtli^ „angebetet", fämmtlid^ „er^al»cn", fäninttliij unb „$5t&rt Der 3nfanttrit entluDen (1$ von felbfi, ©otttot! o&nt Irgenb 3emanb ju treffen. (Sine Motte von fflöfctti^tern, meifi aué gremben beftc&enb, Die flifc feit einer SSocfje, obgltiifc aufgefuc&t, t>o ju verbergen geraupt tjatten, Jaben biefen Umltanb im ©inne i&rcr argen $(äne. burefc augenfócinlfít Cügt verbrebt unD Die ersten ©emfitfier von Stelen meiner treuen unb lieben Serifner mit 9lad)e*®ebanten um oermetnt(($ vergolfeneé Slut! erfüllt uní) flnD fo Die gráuli$en Urheber von Slutvergießen getvorben 2Mnt Iruppen, (Sure SrüDer unb Canbéleute baben erfl Dann Don ber SBaffe ©ebrau$ gemacht alé fíe bur$ »tele ©i>t ¡u »ermuthen, baf betfelbe noch bei bem ehemaligen 55unbetttaufenb SRenfcfjnt auf Dm ©trumpf ¡u bringen.

Ö ©Ott i|t bet ctfle SXesolutionär, bcnit er fcfjtcft ¡u ¡Resolutionen jebefc mal baä prncfjtigffe Wetter, ju ^utSigungöi, Sinljoluitgfc unb Ärönungitagen aber gett'ofynlid) einen ergel)i unb ftd) bamit befcf)afirigt, Kepubtifcn ¡u rieben,

©iefjt ber;

felbe auf ber ©träfe ieufe, unb feien ei autf) bloß ©frafienjungen, iro lebhaften ©efpraety, fo »erfolgt er fie bii in bie Käufer, erflart fie oljne SBeiteteiS für Xepublifaner unb (ieUt bie jjauöberaofjner jut Siebe, bafi fie folgen f r e i e n ©ubjeften Den eintritt oergönnen.

Siefet Jjert, ber |td) bereit« an mannen

Drten burtti feinen Sifer au«gejci(f>net f>at, i(! ein SBeamtcr unb &ei|it g i e g e i ober © R i e g e l .

S e r $ta(ef)tet erteilt if)m baä «Patent aii

,Mtpubiitttttied)tt" * S M Äotnmanbo ber ®ütgerwe&t leibet feit futjer Seit an bet SSIafen; franfbeit unb £ t o m m e l f e l l f u t f ) t .

Siefer 3ufianb i|t fo bebenfliety, baf man

ben Sfjicrarjt Urban ¡ur ijülfe gerufen i)af.

f Stuf bie ^tepofirion bei ®ini|ieriumi, ben $tin| t>on Ukeufien jurwf; juberufen, liaben bie SSetlinet einen 6 i n t t m r f gemacht, ber breien fefjr uns föulbigen $cn|tcrf(fyciben i&t Safein gefo(lct.

S » i ®tmifierium S a r a p f j a u f c n f>at beföloffen, bie fl&cf)ttg geworbene gute f r e j f e unb ben befcf)mnffen Untertfjancn»cr|tanb wieber lurttcf ¡u rufen um in D!ut)e regieren ¡u tonnen.

S i e gute treffe flubiert aber jc^t in Belgien

Sonflitution unb ber beföranfte llntetti)ttncn»er|lanb ifl auf einet SJJiflion naef) G&ina mit bem S a m f f ö i f f e „Saifer Sflicoiauö" gefcfjeitert.

A

SOIeinen greunben unb SMannten bie 3iacfjcid)t, baf mein Organ, ob;

fcfyon icf) in ber legten 3eit gcjwungen gewefen, mc(>c mie gcn>of>nlicf) ¡u f r e i e n , burdjau« nicfytö an feinet ©tatfe ocrlotcn i>at.

Sauer, OtQtuntr Gonfufion3=9Ut&. II S e r berühmte Kedienftmffter S a f t f e (>at autfgeretftnrt, baf ber 21n; tfccii aa bem 32ationakEigent()uin unter ben iinben per Äopf p !ff. Kupfer beträgt!

S i e « ¡ur 3}acfyricf)t allen benen, bie ba befugten, bie« (Eigentum ¡u

»etlieren.

S e t ^rofeffot unb nochmalige ®tni|?et ©atjignt), redetet fief» bie Ein; nafjrae für bie Sottegia, welche er noef; (»äffe galten flmten, wenn er nid)t 3Rini|ler geworben wate, für 40000 S^aler abfaufen unb In fluger SBorauiftdjf ber Singe, bie ba fotnmen würben, fiel) fein ©e&alt au^aljlen lief, l>at jefct ertlärf, er wolle wieber ^rofeffor werben, unb biefe ©umine nebff j !|)rocent Jinfen bem leer geladenen ©taatiföafce ¡urücfet|latten. — 3«t Jiacfiafjmung ben anbetn gp3)!iro(lern btingenb empfohlen.

376

D E R

REFLEX IN DEUTSCHLAND

A ®c micf> übcrieugt, bog batf alte Spllem unhaltbar geworben fei unb fallen muffe. 3i) scige beiljalb an, baj tef) mit 8eib unb ©tele bem neuen t gelungene Sompofition bei befannten 3iefle SOTufifa(i«tt()oinbIet. t Unfetet jjofi-üljne (iefjt ein gtojiet 3Jerlu|t beoor! gtäulein Siered nämlic^ 'C bet Ickten geit febr runb geworben; wenn baä fo fortgebt, wirb »om SBietfi gar nictyW übrig bleiben. Sie—et *) $at, ijt wal)lfal)íg alé Urweiler unb wál>lbar jum 3Bal)lmann. Auf je iooo (Seelen wirb ein 9£ßai)imann ernannt, auf je 100,000 (Seelen ein Abgeorbneter jum Parlament. Seber S)eutfcf)e, o(>ne 9vúcfftcl)t auf 9\ang, @tanb, Vermögen unb Religion fann 'löiitglieb biefeö^ar* (amenté werben, fobalb er baé 25fte £ebenéjat)r jurúc^ seiest í>at. Parlament wirb feinen in Frankfurt baben unb feine ©efcbáft^Orbnung feíbjí entwerfen. Unbebingte ^re{?freiljeit. Volljtdnbige SKeltgiottfy ©ewifien^ unb teljrfreiljeit. VolM)úmlicl)e 9vecl)téyjíege mit (Schwurgerichten. Allgemeines beutfdjeé @taatsbúrger=£Jvecf)t. ©érente Q3efteuerung nach bem Sinkommen. on Capital unb Arbeit. Volkstümliche unb billige (Staatsverwaltung. Verantwortlichkeit aller ^íinijíer unb (Staatsbeamten. Abfchaffung aller Vorreite.

DER REFLEX IN DEUTSCHLAND

382

3ftt

&eittf¡$fattó§

¿ t r i c a r !

© e t bíutbút|ttge, eertátljetifcíje gtiebticfc m gemotbeten B ü r g e r beugte, nadf)bem et öom SJoife befiegt roorben mar, erfjebt fein ¿>aupt jefct wíebet ftoíjer ató jemaíé. © e t ftteiljeit ©eutfdjlanbé f>at et ben Ätieg auf ^ o b unb £eben erficht; bie 9\eid)¿í öerfajfung bat et mit Süfjen getreten. @d)on büßten bie @ a $ f e n fc^roct für tljte

fammten @olbatenftanbe guropa'S ein großartige^ Q3eifpiel gegeben. Ijat e i n m ü t i g e t f l á t t , baé SBíut feinet ^ á t e t unb Q3túbet níd)t »ergießen ju wollen, fiel) nid)t ge* brauchen ju lajftn j u m (Schergen bet ^ t a n n e i . © a ö babifefce -öeet bat au« feinen (Keinen biejenigen S t ö r e t entfernt, weiche bie Siebte bes "Solfeé mit bem (Sc&roerte in bet «&anb befámpften, unb an beten ©teile ö f f n e t e erroáljlt, weiche bereit jinb, "Soff unb @olbaten|tanb ju einem großen 3$unbe ber §reiljeit j u »ereinigen. (Solbaten, beutfdje 35tubet! folgt bem Ijocfyljetjigen 35eifpiele bes babifc^en «&eere¿. •£>ótet auf, baé c 33oíf, bem t&r mit ben (jeiligften 53anben bet S t a t u t angehört', j u befámpfen; bulbet nicfjt in eurer 'Kitte bie Seinbe bes Sßolfeö, weiche aud) bie eutigen finb! «£>oret nid)t auf bie (Stimme eineé bíutbúrftigen unb »errätijetifcfjen £ónigé, fcotet auf bie (Stimme beé SBolfeé: jerbred)t euer ¿od) unb mit biefem jugleicf) bie Letten bei beutfcfjen SBatetlanbetf! Ä a r l ä r u f j e , ben 21. S K a i 1849.

IDer £ a n i » m u s f d ) u $ : SBanntoartii,ffiot&et,¡Damm, S«a«it, Rieflet, pappet, f&tnntäa,