182 116 12MB
German Pages 380 [384] Year 1988
Mensch und Organisation 16 herausgegeben von W. H. Staehle
Rüdiger Pieper
Diskursive Organisationsentwicklung Ansätze einer sozialen Kontrolle von Wandel
W DE Walter de Gruyter • Berlin • New York 1988
Dr. rer. pol. Rüdiger Pieper Wissenschaftlicher Mitarbeiter a m Institut für Unternehmungsführung - Fachrichtung Organisation und Personalwesen - der Freien Universität Berlin
Dieses Buch enthält 15 Abbildungen
CIP-Kurztitel der Deutschen Bibliothek Pieper, Rüdiger: Diskursive Organisationsentwicklung : Ansätze e. sozialen Kontrolle von Wandel / Rüdiger Pieper. - Berlin ; New York ; de Gruyter, 1988 (Mensch und Organisation ; 16) ISBN 3-11-011732-0 NE: GT
Copyright © 1988 by Walter de Gruyter & Co. Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Druck: Gerike GmbH, Berlin. - Bindearbeiten: Dieter Mikolai, Berlin. Printed in Germany.
Geleitwort des Herausgebers
Angesichts des heute zu beobachtenden technologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Wandels mit z.T. krisenhaften Auswirkungen auf wirtschaftliches Wachstum, Beschäftigung und Qualifikation wird von Seiten der Wissenschaft und Politik allenthalben die Forderung erhoben, diesen Wandel sozial zu steuern bzw. zu kontrollieren. Der vorliegende Band der Schriftenreihe 'Mensch und Organisation' diskutiert die Eignung des aus den USA stammenden Ansatzes der Organisationsentwicklung als Konzept der sozialen Kontrolle auf einzelwirtschaftlicher Ebene. Voraussetzung hierfür ist, daß dessen überwiegend sozialtechnologischer Charakter überwunden wird. Hierzu sind die möglichen Interessent e n ) an einer sozialverträglichen Organisationsveränderung auszumachen. Ausgehend vom gewerkschaftsorientierten Ansatz der Arbeitsorientierten Einzelwirtschaftslehre werden zunächst die arbeits-bzw. arbeiterorientierten Interessen diskutiert. Piepersieht im dualistischen Modell (Kapital - Arbeit) allerdings keinen Ansatz für eine soziale Kontrolle organisatorischen Wandels. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, ob Organisationsentwicklung als Sozialtechnologie überhaupt geeignet ist, dem Anspruch einer konsensualen Steuerung von Veränderungen zu genügen. Hierbei spielt das Konzept des 'herrschaftsfreien' Diskurses eine zentrale Rolle. Die Aufarbeitung der Theorie kommunikativen Handelns von Habermas sowie die Auswertung der Diskurs-Idee in betriebswirtschaftlichen Ansätzen bringen neuartige Erkenntnisse für die Nutzung betriebswirtschaftlichen Wissens und lassen die klassischen OE-Ansätze in einem völlig anderen Licht erscheinen. Organisationsentwicklung wird als ein Verfahren gesehen, das Organisationen und ihre Mitglieder überhaupt erst diskurs-fahig macht (personaler Aspekt) und darauf gerichtet ist, Diskurse zu institutionalisieren (strukturaler Aspekt). Letztlich wird mit dem ligaturischen Aspekt das Problem der Sinnvermittlung bzw. Sinnstiftung durch Organisationsentwicklung thematisiert. Ich begrüße, daß mit dieser Arbeit ein Weg hin zu mehr Demokratie auch im Wirtschaftsbereich gewiesen wird. Berlin, im Winter 1988
Wolfgang H. Staehle
VII I M H A l i T S V E R Z E I C H W I S EINLEITUNG: Diskursive Organisationsentwicklung als Alternative zu "neuen" Führungskonzepten
1
1.
DIE AUSGANGSBASIS DISKURSIVER ORGANISATIONSENTWICKLUNG: KRISENTENDENZEN UND HANDEL
16
1.1. 1.1.1. 1.1.2. 1.1.2.1. 1.1.2.2. 1.1.3.
Krisentendenzen auf gesellschaftlicher Ebene Empirische Fundierung der Krisenthese Gesellschaftstheoretische Fundierung der Krisentheorie Krise als Störung von Autopoiesis Krise als Störung von System- und Sozialintegration Gesellschaftlicher Vandel als Krise ?
16 17 19 19 22 27
1.2.
Die Krise dualistischer Kontrollansätze als Resultat gesellschaftlicher Ausdifferenzierungsprozesse Das dualistische Kontrollmodell Arbeits- und Kapitalorientierte Interessen im dualistischen Kontrollmodell Definition kapitalorientierter Interessen durch die BVL Definition arbeitsorientierter Interessen durch die AOEWL Ausdifferenzierung arbeitsorientierter Interessen Konsequenzen für ein Verfahren der sozialen Kontrolle organisatorischen Wandels Konsequenzen aus der Diskussion um eine Reform der Gewerkschaftsarbeit Ein zweistufiges Kontrollmodell
1.2.1 1.2.2. 1.2.2.1. 1.2.2.2. 1.2.3. 1.2.4. 1.2.4.1. 1.2.4.2.
29 30 32 32 33 35 37 38 41
2.
GESCHICHTE, DEFINITION UND TRADITIONELLE METHODEN DER ORGANISATIONSENTWICKLUNG
43
2.1. 2.1.1. 2.1.2. 2.1.3.
Die Geschichte von OE Laboratoriumstraining Survey-Feedback-Ansatz Weiterentwicklung und heutige Verbreitung
43 45 48 50
2.2.
Definition von OE
52
2.3. 2.3.1. 2.3.2.
Grundannahmen und Werte Das Menschenbild Das Bild der Organisation
59 60 63
2.4. 2.4.1. 2.4.2. 2.4.3.
Methoden und Akteure Personeller Ansatz Struktureller Ansatz Mehrdimensionaler Ansatz
65 66 68 71
VIII 2.4.3.1. Managerial Grid 2.4.3.2. Kontingenzansatz 2.4.4. Der Change Agent
72 74 75
3.
DISKUSSION EINIGER THEORETISCH-NORMATIVER GRUNDAXIOME VON OE
77
3.1.
Vissenschaftstheoretische Kategorisierung von OE
77
3.2. 3.2.1. 3.2.2.
Das Menschenbild von OE Immanente Widersprüche im Menschenbild Soziale und kulturelle Gebundenheit des Menschenbildes Das Menschenbild als Anspruch statt als Beschreibung der Realität
84 84
88
3.3. 3.3.1. 3.3.1.1. 3.3.1.2. 3.3.2. 3.3.3.
Die Annahme der Zielharmonie Definition der OE-Ziele Steigerung der Leistungsfähigkeit Humanisierung der Arbeit Das Verhältnis der OE-Ziele zueinander Interessen statt OE-Ziele als Ausgangspunkt
91 92 92 93 95 99
3.4. 3.4.1. 3.4.2.
Die Annahme der Notwendigkeit von Umweltanpassung Ergebnisse der Kontingenzforschung Ableitung der Umweltanpassungs-Norm aus der neoklassischen Wirtschaftstheorie Differenzierung der Anpassungsnorm nach Gailbraith
108 109
SOZIALTECHNOLOGIE UND PARTIZIPATION - DISKUSSION DER VEREINBARKEIT VON WISSENSCHAFTSTHEORETISCHER KATEGORISIERUNG UND POSTULIERTEM ANSPRUCH
112
3.2.3.
3.4.3.
4.
4.1.
85
106 107
4.1.5.
Bewertung der Kategorisierung von OE als Sozialtechnologie Sozialtechnologie als Begriff - abgeleitet aus Webers Theorie der Rationalisierung Sozialtechnologie als Kategorie der Kritik abgeleitet aus der Kritischen Theorie Die instrumentelle Rationalität von OE Die Unvereinbarkeit von Sozialtechnologie und Partizipation Eine vorläufige Definition von Partizipation
122 123
4.2. 4.2.1. 4.2.2.
Das partizipative Potential von OE Das emanzipatorische Potential des Menschenbildes Anspruchsparallelen zwischen OE und AOEWL
125 126 128
4.1.1. 4.1.2. 4.1.3. 4.1.4.
112 113 116 119
IX 4.3. 4.3.1. 4.3.2. 4.3.3.
Zwei Versuche, das partizipative Potential von OE zu realisieren OE als Verhandlungsprozefi Der arbeitsorientierte Ansatz Abschliessende Bewertung beider Ansätze
131 132 139 146
5.
GRÜNDZÜGE EINES PARTIZIPATIVEN OE-ANSATZES
148
5.1. 5.1.1.
Die Ausgangsbasis eines partizipativen OE-Ansatzes Einige notwendige Unterschiede zu traditionellen OE-Ansätzen 5.1.2. Normative Ableitung der Forderung nach Partizipation 5.1.2.1. Partizipation als Norm - abgeleitet aus dem Verfassungsanspruch der Bundesrepublik 5.1.2.2. Partizipation als Mittel - abgeleitet aus Dahrendorfs Begriff "Lebenschancen" 5.2.
Herrschaftsfreie Kommunikation als Idealfall realisierter Partizipation und Ziel einer partizipativen OE 5.2.1. Ausgangsüberlegungen und Zielsetzung der Theorie kommunikativen Handelns 5.2.2. Darstellung der Theorie kommunikativen Handelns 5.2.2.1. System und Lebenswelt 5.2.2.2. Technische und praktische Fragen 5.3.
OE als Verfahren zur Institutionalisierung von Diskursen in Organisationen 5.3.1. Entwicklung und Einsatz neuer Technologien als Beispiel einer praktischen Frage 5.3.1.1. Die irrationalen Auswirkungen eines als technische Frage behandelten technologischen Wandels 5.3.1.2. Die Nicht-Beherrschbarkeit einer als technische Frage behandelten technischen Entwicklung
148 148 149 150 152 160 160 164 164 169 174 176 178 181
6.
ANKNÜPFUNGSMÖGLICHKEITEN AN DISKURSTHEORETISCHE DISKUSSIONEN IM RAHMEN DER BWL
186
6.1.
Die Diskurs-Idee in der AOEWL - ein unvollendeter Ansatz
189
6.2.
Steinmann et. al.: Diskurs als Wissenschaftsprogramm der BWL 6.2.1. Reform der Unternehmensverfassung als Ausgangspunkt 6.2.2. Ableitung der Diskurs-Idee aus dem Konstruktivismus 6.2.2.1. Bausteine der Konstruktiven Philosophie 6.2.2.2. Theorie der Rechtfertigung und Theorie der Begründung als Kernpunkte der Konstruktiven Wissenschaftstheorie 6.2.3. BWL als normative Handlungswissenschaft
192 193 198 199 202 206
X
6.2.4. 6.2.4.1. 6.2.4.2. 6.2.4.3. 6.2.4.4. 6.3. 6.3.1. 6.3.2. 6.3.3.
Relevanz des Konstruktivistischen BWL-Ansatzes für eine soziale Kontrolle von Wandel Abgrenzungsprobiene zwischen Habernas und den Konstruktivisten Konkretisierung der Diskurs-Idee durch den Konstruktivisnus Der fingierte Dialog als Diskurs-Ersatz Der Konstruktivisnus als Analyse- und Kritiknethode Kappler: Diskurs, Aufklärung und das Dilemma Kritischer Theorie Elemente einer kritischen Betriebswirtschaftslehre Rekonstruktion der BWL statt Vertiefung von Einzelthemen Relevanz für eine soziale Kontrolle von Wandel
6.4.
P.Ulrich: Diskurs als Medium zur Transfornation der ökononischen Vernunft 6.4.1. Kritik der UnternehmensVerfassung als Ausgangspunkt 6.4.2. Ableitung der Diskurs-Idee aus dem Konstruktivismus 6.4.3. Konsens-Hanagement: Dialogorientierte Unternehmenspolitik und kulturbewuStes Management 6.4.4. Bausteine zur Rekonstruktion der ökonomischen Vernunft 6.4.5. P.Ulrichs Programm einer kommunikativ-ethischen Vernunft 6.4.5.1. Institutionalisierung kommunikativ-ethischer Vernunft 6.4.5.2. Ergänzung durch eine kritische Verantwortungsethik 6.4.5.3. Die politisch-ökonomische Konnunikationsgemeinschaft 6.4.6. Relevanz fflr eine soziale Kontrolle organisatorischen Wandels 7.
REALISIERUNGSWEGE EINER SOZIALEN KONTROLLE BAUSTEINE EINER DISKURSIVEN OE
7.1. 7.1.1.
Der strukturelle Ansatz Organisationstheoretische Bezugsmöglichkeiten des strukturellen Ansatzes Organisationstheoretische Aussagen der AOEWL Modelle der Organisationstheorie Das Linking-Pin-Modell und das Modell vernaschter Teams Teilautonome Arbeitsgruppen Grundprinzipien des strukturellen Ansatzes Dezentralisierung als Grundprinzip Institutionalisierung von Partizipation durch Fornen der Mitbestimmung Probiene des strukturellen Ansatzes
7.1.2. 7.1.3. 7.1.3.1. 7.1.3.2. 7.1.4. 7.1.4.1. 7.1.4.2. 7.1.5.
213 213 218 220 224 229 230 232 235 237 237 239 243 249 252 255 256 257 258 263 266 270 273 275 275 280 283 284 287 295
XI 7.2. Der personelle Ansatz 7.2.1. Wissen als generelle Voraussetzung für Partizipation 7.2.1.1. Fachwissen als Voraussetzung für konkrete Fälle von Partizipation und technische Fragen 7.2.1.2. Allgemeinwissen über die Organisation als Voraussetzung für strukturelle Änderungen 7.2.1.3. Wissen über Partizipationschancen als generelle Voraussetzung von Partizipation 7.2.2. Partizipationslernen aus traditioneller Sicht: Erwerb von Verhaltenskompetenzen 7.2.2.1. Kommunikationsfähigkeit 7.2.2.2. Kooperationsfähigkeit 7.2.2.3. Konfliktfähigkeit 7.2.3. Partizipationslernen aus holistischer Sicht: Partizipationskompetenz als soziale Kompetenz und Teil von Moralentwicklung 7.2.3.1. Konstruktivistische Lerntheorien als Alternative zu verhaltenswissenschaftlichen Ansätzen 7.2.3.2. Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung und ihre Weiterentwicklung durch Habermas 7.2.3.3. Konsequenzen für Partizipationslernen 7.3. 7.3.1. 7.3.2. 7.4.
Der ligaturische Ansatz Unterschiede zwischen einem sozialtechnologisch verstandenen Organisationskultur-Konzept und dem ligaturischen Ansatz einer diskursiven OE Modalitäten diskursiver Ligaturenbildung
297 303 303 305 306 307 308 311 312 313 316 317 323 326 328 330
Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen einer sozialen Kontrolle organisatorischen Wandels
335
LITERATURVERZEICHNIS
346
1 EINLEITUNG:
DISKURSIVE ORGANISATIONSENTWICKLUNG
ALS ALTERNATIVE ZU "NEUEN" FOHRUNGSKONZEPTEN Organisatorischer
Handel
ist
nicht
gerade
Spätestens seit der breiten Diskussion des tionsentwicklung
(kurz:
ein
neues
Thema.
Konzepts der Organisa-
OE) in den 7oer Jahren gibt
es
hierzu
eine Fülle an Literatur mit umfassenden Handlungsempfehlungen
für
die Unternehmenspraxis. Seit
dieser
Zeit
haben sich jedoch im
fundamentale Veränderungen ergeben, rischer
Umfeld
der
Unternehmen
die der Frage wie organisato-
Wandel bewußt erfolgen kann, eine neue Aktualität verlei-
hen. Denn die westlichen Industrienationen greifenden Wandlungsprozefi,
stecken in einem tief-
der zumindest partiell von der
Virt-
schaft selbst ausgeht, auf jeden Fall aber erhebliche Auswirkungen auf die
einzelnen Unternehmen hat. Dies gilt insbesondere für die
technologische Entwicklung,
deren Tragweite vielfach mit der ers-
ten industriellen Revolution verglichen wird (z.B. King 1984),
dem Vertewandel,
Toffler
der zu einer weitgehenden
198o;
Plurali-
sierung von Werten, Verhaltensweisen und Lebensformen geführt hat, sowie
für die grundsätzliche Krise der Arbeits- und
sellschaft, die u.a. aus der technologischen Wertewandel resultiert, Gefährdung
Wachstumsge-
Entwicklung und
dem
zum anderen aber auch mit der erkennbaren
der natürlichen Lebensgrundlagen der
durch die Industriegesellschaft zusammenhängt.
Menschheit
eben
Hierdurch sind in-
nerhalb der westlichen Gesellschaften neue Brüche und Konfliktfelder entstanden,
die z.T.
konträr zu den bis dahin von Sozialwis-
2 senschaftlern
als vorherrschend analysierten
Konflikten - vor allen dem
zwischen Kapital und Arbeit (vgl. Offe
zusammengenommen
1984) - stehen, und
ben - unabhängig davon,
gesellschaftlichen
krisenhaften
Charakter ha-
ob Krise systemtheoretisch als andauernde
Störung der Systemintegration oder handlungstheoretisch als soziale
Desintegration
Blickwinkeln
definiert wird.
Jedenfalls
aus diese Integrationsprobleme mit
sind
von
den
beiden
vorhandenen
Politikkonzepten nicht zu kitten (vgl. Habermas 1973). Ausdruck dieser Entwicklung ist, zialdemokratischen
daß das, was Dahrendorf als "so-
Konsens" in der westlichen Politik
bezeichnet
hat, nicht mehr existiert (Dahrendorf 1983). Daraus resultiert ein Suchen nach neuen bzw.
anderen politischen
Konzeptionen,
augen-
blicklich aber eher eine gewisse Rat- und Hilflosigkeit vieler Politiker,
ein
Surrogate, Grflnen, ungen
Aussitzen von Problemen oder Krisen-Management
als
das Entstehen neuer politischer Gruppierungen wie
der
und heftige,
über
nicht nur verbal geführte
Erscheinungsformen
Auseinandersetz-
und Auswirkungen
vor
allem
des
den
7oer
technischen Wandels.
Zudem
wird Wandel als solcher nicht mehr,
Jahren üblich, wertet: selbst bruch
wie noch in
mit Fortschritt gleichgesetzt und als positiv
be-
Vielen Menschen, nicht nur Konservativen, ist Fortschritt zweifelhaft geworden. innerhalb
Auch dies stellt einen
der westlichen Gesellschaften dar
eine neue Bruchlinie innerhalb der Gesellschaft,
Traditionsund
als daß
insofern derzeit
konservative Kreise noch am ehesten auf Fortschritt, vor allem auf
3
Technik, der
setzen,
Vergangenheit
und solche politischen Richtungen, als fortschrittlich
die sich in
definierten,
diesem
nun
skeptisch gegenüberstehen. Solche
Brüche
Unternehmen deutlich
und Konfliktfelder machen natürlich auch
nicht halt,
bemerkbar
vor
selbst wenn sie sich dort noch nicht
machen wie in anderen Bereichen
der
den so
Gesell-
schaft, was u.a. mit der ebenfalls aus dem gesellschaftlichen Wandel
resultierenden Schwächung der Einheitsgewerkschaft
hängt.
Sie
stellen die Unternehmen vor allem vor
zusammen-
folgende
Pro-
bleme: 1. Die Turbulenzartigkeit des Wandels, d.h. seine Nicht-Vorhersehund Berechenbarkeit zwingen die Unternehmen,
die
als offene Sys-
teme mit entsprechender hoher Umweltabhängigkeit aufgefaßt können,
zu erhöhten Reaktionsgeschwindigkeiten
Konzepten von 2.
bzw.
werden
flexibleren
Unternehmenspolitik (vgl. Vansina 1981).
Der Wertewandel
verlangt
ausgefeiltere
Integrationskonzepte
nach innen, gegenüber den Organisationsmitgliedern. Angesichts zunehmender
postmaterieller
Werte reicht hier eine eher
materiell
orientierte Integration nicht aus. 3.
Da die Unternehmen in der Öffentlichkeit als wesentlicher Ver-
ursacher gesellschaftlicher Probleme angesehen werden schmutzung, liche
Druck:
Rüstungsproduktion usw.),
(Umweltver-
verstärkt sich der öffent-
Die betroffenen Unternehmen geraten in den
Mittel-
punkt des öffentlichen Interesses. Hieraus ergibt sich die Notwen-
4 digkeit einer Integration auch nach aufien, sichtigung
öffentlicher
Interessen in
nämlich einer
der
Berück-
Unternehmenspolitik,
(vgl. bereits Dawson 1968 und 1971) Das
erste Problemfeld betrifft die schon seit langem
Frage,
inwieweit
lentem
Umweltwandel überhaupt noch möglich ist -
will
diskutierte
unternehmerische Planung angesichts von
turbu-
diesen
Komplex
ich hier allerdings auSen vor lassen - ; die beiden
anderen
beziehen sich auf Integrationsprobleme nach innen wie nach
aufien.
Genauso wie auf gesellschaftlicher Ebene ist es dabei auch für die Unternehmensebene zweifelhaft, ob klassische (Management-)Konzepte in der Lage sind, die erforderlichen Integrationsleistungen zu erbringen. wohl
Dem
Konzept der Organisationsentwicklung
Es ist zwar
nicht so recht zugetraut zu werden.
sische
Konzept geplanten organisationalen Wandels
tionalen Lernens,
scheint
und
wird aber weder in der deutschen
schaftslehre (kurz:
BWL) noch der amerikanischen
das
dies klas-
organisa-
BetriebswirtManagementlehre
noch intensiv diskutiert. Die aktuellen Diskussionen sind vielmehr geprägt
von einer Suche nach neuen theoretischen und
Konzepten,
Techniken und Forschungsansätzen,
praktischen
mit deren Hilfe die
Organisation bzw. die Unternehmensleitung auf die durch den Wandel bedingten Herausforderungen reagieren kann. Dabei scheint m.E. zunehmend
der Ausweg favorisiert zu werden,
der auf eine
stärkere
Führung des Unternehmens und der Unternehmensmitglieder durch Management setzt.
Dies
korrespondiert mit einer Renaissance kon-
servativen Gedankenguts in der westlichen Welt und dem damit bundenen
das
Ruf nach starken
politischen
ver-
Führungspersönlichkeiten.
5 Insbesondere in den USA,
von wo diese neue Blüte des Konservatis-
mus ausging, wird in der letzten Zeit von Wirtschaftswissenschaftlern,
die sich z.T.
in den 7oer Jahren noch schwerpunktmä&ig mit
OE befaßt haben, gefordert, das Management solle nicht nur verwalten (to manage), sondern mfisse auch führen (to lead) (z.B. Bennis/ Nanus
1985,
die explizit zwischen Manager und
Leader
differen-
zieren) . Führung solle sich dabei auf den Entwurf von Visionen und vor
allem auf die aktive Gestaltung der in der
Organisation
für deren Mitglieder geltenden Werte und Normen erstrecken. Gestaltung,
d.h.
wichtigsten
Aufgaben
Schein 1985). mentarium
der
der Organisationskultur, gehöre gar zu den des Managements (etwa
die
Mythen und Ritualen gezählt,
1984).
Deren
Hickman/Silva
1984;
Zu dem entsprechenden sozialtechnologischen Instru-
werden u.a.
ersetzen
und
sollen (z.B. Innerhalb
gezielte Kreierung und Anwendung die rationale Strategien
Deal/Kennedy 1982
und
1983;
der Organisationsforschung wird
tionskultur-Konzept sogar als
das
von
weitgehend Trice/Beyer Organisa-
neues Forschungsparadigma gehandelt
(vgl. zu dieser Diskussion Ebers 1985; Heinen 1987). Obwohl das Konzept als solches für die BWL neu ist, kann der damit verbundene gelten,
Ruf nach Führung kaum als ein
Krisenbewältiger
sondern stellt eher einen Rückschritt dar, innerhalb
Managementlehre zu klassischen (d.h. lischen) Ansätzen, im rung,
neuer
der
autoritären bzw. patriarcha-
Politikbereich in die Zeit
vor Beginn der Demokratisierung.
der Vor-Aufklä-
Denn statt auf
Befreiung
aus Unmündigkeit zielt er explizit auf die Schaffung von Unmündigkeit, jedenfalls für die Geführten.
6 Obwohl
dieser Weg zurück auch innerhalb der
beschritten wird,
Sozialwissenschaften
wo manche Neokonservative versuchen,
das
Ende
der Aufklärung einzuläuten, und bereits von der Zeit nach der Aufklärung reden (z.B. sprechend sein.
im
Zum
Lübbe 198o),
scheint er mir kaum
erfolgver-
Sinne einer produktiven Bewältigung von
Vandel
einen nämlich können die kollektiven Lernprozesse
letzten Jahrhunderte und die in der Aufklärung erfolgte
zu der
Entmytho-
logisierung und kommunikative Rationalisierung (vgl.Habermas 1981) nicht ohne weiteres rückgängig gemacht werden. bert
ist,
erhält die
alte Autorität nicht
Was einmal entzauwieder
(vgl.
ders.
1973: 22 - 24), gerade angesichts eines steigenden Bildungsstandes der meisten Menschen.
Selbst Verbote und Bücherverbrennungen kön-
nen im Zeitalter der Massenkommunikation einmal gewonnene Erkenntnisse nicht aus der Welt schaffen.
Solange Sozialtechnologien wie
das Konzept der Organisationskultur in allgemein zugänglichen blikationen
beschrieben werden
Pu-
und somit anders als in der
Zeit
vor der Aufklärung kein Exklusiv-Wissen der Anwender bilden,
kön-
nen von denjenigen, die entsprechend geführt werden sollen, rationale
und erfolgversprechende Gegenstrategien
Eine
derart entmythologisierte Führung kann sich m.E.
auf
Einverständnis
Zwischenweg,
den
oder aber
auf
entwickelt
Machtanwendung
somit
nur
berufen.
Der
Max Weber mit seinem Bürokratie-Modell
nämlich Führung bzw.
werden.
wählte,
Herrschaft rational zu legitimieren, scheint
mir inzwischen angesichts der weitverbreiteten Diskreditierung von Bürokratie im allgemeinen und der vielfach irrationalen,
von vie-
len
bürokra-
Bürgern als nicht legitim empfundenen
Auswirkungen
7 tischer
Entscheidungen und
derartiger
systemischer
Integration
verbaut zu sein. Der eine der somit verbleibenden Wege,
nämlich Führung
basierend
auf formaler Macht, ist aber angesichts des Wertewandels ebenfalls äuSerst
problematisch.
Anders als zur Blütezeit autoritärer
und
patriarchalischer Führungs- und Managementkonzepte gehört demokratisches Gedankengut nicht nur internalisiertem Weimarer
zum bloß proklamiertem,
Selbstverständnis
Republik,
wie
im
wie der
Länder. So hat sich trotz der derzeitigen vatismus die Idee der
und der
und der Selbstbestimmung,
der
anderen westlichen
Renaissance des Konser-
Emanzipation, der individuellen seit Ende der
ausgebreitet (vgl. z.B. Klages 1984). Dies dem
Kaiserreich
sondern ist (relativ) fester Bestandteil
politischen Kultur der Bundesrepublik
wirklichung
aber nicht
Selbstver6oer
Jahre
wird z.B. deutlich
geänderten Verhältnis zu abhängiger Arbeit,
das die
an
meisten
Bundesbürger inzwischen haben (vgl. Klipstein/Strümpel 1984, 1985; Noelle-Neumann/Strümpel 1984;
Pawlowsky 1985), an den Aktivitäten
von Bürgerinitiativen, die sich nicht nur aus linkem Potential und Minderheiten rekrutieren. Demokratisches Gedankengut bildet zumindest ein erhebliches Widerstandspotential Machtanwendung beruht bzw.
gegen Führung,
gegen solche Führungsideen
Interessanterweise schweigt sich die amerikanische
die auf
insgesamt.
Management-Li-
teratur, welche die Führungsidee propagiert, darüber aus, wie entsprechender Widerstand gebrochen werden kann.
Hinzu
kommt noch,
daß das
Unbehagen vieler Bürger gegenüber dem
8 derzeitigen Handel - insbesondere der - m.E.
technologischen Entwicklung
nicht mit als zu gering enpfundener Führung zusammenhängt,
sondern eher aus einem Gefühl der Ohnmacht,
des von der
Entwick-
lung Oberrollt-Verdens, resultiert. Toffler hat sein Buch über die möglichen
Auswirkungen der neuen
Technlogien
bezeichnenderweise
mit "Die dritte Welle" überschrieben (Toffler 198o).
Diese vermeintliche Naturwüchsigkeit,
auf die sich Politiker
und
Manager bei der Begründung ihrer Entscheidungen und Reaktionen oft zurückziehen, ten.
bildet eine der Hauptzielscheiben von Bürgerprotes-
Denn solch ungesteuerter und unkontrollierter Handel mit un-
vorhersehbaren Bürgern
und
nicht gewollten Auswirkungen wird von
als Gewalt empfunden,
vielen
durch die Leben und Oberleben
be-
droht sind, und die dementsprechend - zumindest moralisch - zu Gegengewalt
legitimiert.
Die Diskussion um die friedliche
Nutzung
der Atomenergie bildet das m.E. beste Beispiel hierfür. Das Resultat ist schließlich eine Legitimationskrise des gesellschaftlichen Systems, schaft,
zugleich die
aber auch einzelner Subsysteme wie
von vielen Bürgern als Ausgangspunkt
der
zumindest
Hirtder
technischen Gewalt empfunden wird. Ob diese Legitimationskrise und die Zweifel und Proteste, in denen sie
sich äufiert,
scheint
durch ein mehr an Führung gelöst
mir äufierst fraglich zu sein.
Problem,
das
Eher
kann,
zentrale
daß Handel als nicht von der Gesellschaft gesteuert
kontrolliert empfunden wird, aufhebbar.
So ist etwa
werden
und
durch eine Führung des Handels nicht
wird eine solche Führung von den so zu
Objekten
9 Degradierten als der Kern dessen aufgefafit,
was ihnen als
Gewalt
erscheint, ihre Einflußlosigkeit nämlich. Sie ermöglicht damit zugleich eine scheinbar rationale Erklärung dessen, auslöst und steuert, des Widerstandes.
was den
und bildet somit einen deutlichen
Wandel
Zielpunkt
Auf Vertrauen nämlich können die Führenden kaum
setzen: Schon heute wird Wissenschaftlern, Politikern und Managern eher miS-, z.B.
denn getraut.
Im Unternehmens-Alltag zeigt sich
bei der Implementation neuer Produktions- und
dies
Bürotechnolo-
gien, insbesondere bei einer bombenwurfartigen, auf Absprachen mit den Betroffenen verzichtenden Vorgehensweise, auf die in der Regel mit Widerstand,
Boykott,
teilweise sogar Sabotage reagiert wird.
Die irrationalen Auswirkungen des Wandels haben obendrein zu einer Rationalitätskrise geführt; Führung kann sich damit nicht mehr darauf berufen - wie noch Max Weber -, sie sei rational, und
daraus
ihre Legitimation beziehen.
Kurzum: Verjüngte alte Führungskonzepte scheinen mir nicht der Weg zu sein, wie produktiv auf die Herausforderungen durch den derzeitigen technologischen und gesellschaftlichen Wandel reagiert den kann.
Sie dürften vielmehr zu den unmittelbar aus dem
resultierenden Obendrein
dar:
Sie geben keine Antwort auf die
sind
selbst nur Technologien,
stellen sie auch keine eigentliche
dürfen.
Darüber
tischen
Selbstverständnis
Implementation
Wandel
Konfliktfeldern noch zusätzliche Konflikte
fen.
hinaus
stehen sie in Widerspruch der
westlichen
schaf-
Problemlösung
Herausforderungen,
die der inhaltlichen
sondern
Füllung zum
be-
demokra-
Gesellschaften.
hat daher mit Akzeptanzproblemen und
wer-
Ihre
Widerständen
lo zu rechnen. Ein möglicher
Ausweg besteht m.E. in einer Radikalisierung dieses
demokratischen Anspruchs, schaft
zu dem gehört,
daß die Bürger
und gesellschaftlichen Wandel willentlich und
stalten,
Gesell-
bewufit
ge-
sei es im Rahmen eines repräsentativen oder eines unmit-
telbaren Verfahrens. Liberalen
Auch dieser Heg ist nicht neu,
und der Arbeiterbewegung bereits Ende
sondern
des
von
19.Jahrhun-
derts diskutiert worden. Friedrich Naumann etwa forderte zu Beginn dieses Jahrhunderts den Industrie-Börger, der den Industrie-Untertan
ersetzen sollte,
entwickelte tie,
der Allgemeine
Deutsche
in der Weimarer Zeit Konzepte von
Gewerkschaftsbund Wirtschaftdemokra-
linksbürgerliche und sozialistische Kreise vertraten den Ge-
danken der Rätedemokratie. solcher
In der Bundesrepublik findet sich
ein
Anspruch in der gesetzlich verankerten Mitbestimmung
auf
Betriebs- wie Unternehmensebene wieder sowie in Forderungen raler,
libe-
sozialdemokratischer und grüner Kreise nach mehr unmittel-
barer Demokratie. Innerhalb der Betriebswirtschafts- und der Managementlehre zeigt er sich im Rahmen gewerkschaftlich Denkansätze
wie
der
Arbeitsorientierten
orientierter
Einzelwirtschaftslehre
(kurz: AOEWL), des Versuchs von Steinmann et. al., den Konstruktivismus als Grundlage für eine BWL "in praktischer Absicht" zuziehen (Steinmann et.
al.
1975;
Steinmann 1978),
heran-
in jüngster
Zeit im Zusammenhang mit der Diskussion um das Konzept der Organisationskultur
in
Forderungen nach einem
Konsens-Management
Ulrich 1983) und einer "Transformation der ökonomischen (ders. 1986).
(P.
Vernunft"
11 Dieser
Weg läuft auf eine Verlagerung der Zuständigkeit
organisatorischen Handel weg von Management, sationsmitgliedern
hinaus,
für
den
hin zu allen Organi-
auf demokratisch organisierten
statt
geführtem Vandel, und stellt zugleich ein Integrationskonzept dar. Habermas
hat die Richtung dieses Weges - wenn auch
lediglich
Zusammenhang mit der technologischen Entwicklung - m.E. lichsten formuliert, indem er
am
im
deut-
die Frage aufwarf, "wie ... die Ge-
walt technischer Verfügung (und damit zugleich von technologischem Vandel, Anm. d. Verf.) in den Konsens handelnder und verhandelnder Bürger zurückgeholt werden kann" (Habermas 1968:
114).
Wie
kann
Handel sozial - und das heifit für Habermas: konsensual - gesteuert und kontrolliert werden ?
Ich behaupte,
schaftlicher Ebene mittels OE möglich ist,
daß dies auf einzelwirtsofern diese aus ihrer
sozialtechnologischen Ausrichtung befreit und stattdessen in ihren normativen Grundlagen wie ihren Methoden auf ein individuelles und organisationales Erlernen von Demokratie
ausgerichtet,
d.h.
als
diskursive OE verstanden wird.
Folgende Grundgedanken bzw. Annahmen bilden dabei den Hintergrund: Die
erste Grundannahme ist die,
dafi der derzeitige Handel -
vor
allem der technologische - keine quasi naturwüchsige über die
Ge-
sellschaft hinwegrollende Helle und kein von aufien und anonym
ge-
setzter
Sachzwang
ist,
der
sondern dafi er gestaltbar ist, wirtschaftlicher Ebene.
zu
unbedingter
Anpassung
zwingt,
sowohl auf gesamt- wie auf einzel-
Stützen kann sich diese Annahme auf
schiedene, inhaltlich partiell sogar konträre
ver-
Theorien, mit denen
12 Wandel bzw. Evolution erklärbar sind, sowohl der von Marx, dem zufolge
die Produktivkräfte - etwa technologisches und
organisato-
risches Wissen und objektivierendes Denken - der Motor von sind,
wie
gänge,
der von Parsons, der als diesen Motor primär
moralische
Lernvor-
Einsicht und normative Integration,
allem die Produktionsverhältnisse,
Wandel
also
vor
ansieht. In jedem Fall gibt es
Handlungs- und Gestaltungsspielräume,
welche die Frage aufwerfen,
wie diese genutzt werden können. Eine genaue empirische Bestimmung ihrer Größe ist dabei nicht notwendig; diese dürfte vielmehr situativ bedingt sein,
auf einzelwirtschaftlicher Ebene u.a. abhängig
von Gröfie,
Finanzkraft,
Markt- und gesellschaftlicher Macht
jeweiligen
Unternehmens
wie von seiner Kreativität
tionsbereitschaft bzw. solcher
derjenigen
und
seiner Mitglieder.
Handlungsspielraum existent,
Innova-
Wäre
käme es lediglich
Dies ist aber eher ein
hier auf Experten-Wissen
technologisches Problem,
ankommt,
u.U. besser durch
kein
auf
korrekte Management der Anpassung der Unternehmung an ihre an.
des
das
Umwelt
das,
da es
Führung als
durch demokratische Abstimmung geklärt werden kann.
Die zweite Grundannahme ist die,
daß die technologische
lung nicht nur Gefahren in sich birgt,
Entwick-
wie dies von vielen Seiten
für unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft - und auch für
die
Arbeitsbedingungen in den Unternehmen - analysiert wird (z.B. Kongreßbüro
"Zukunft
der
Friedrichs/Schaff 1984;
Arbeit"
1982:
178ff;
Briefs
1984;
Myrell 1984; Ortmann 1984; Kubicek 1985),
sondern daß sie auch neue Möglichkeiten sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht
wie im Sinne einer Humanisierung der
Arbeit
erschließt
13
(vgl. zu letzterem
Kern/Schumann 1982 und 1984). Ohne eine solche
Annahme müSte es nicht darum gehen, von Wandel zu suchen, stoppen. fahren
Vege einer sozialen Kontrolle
sondern vielmehr darum, diesen überhaupt zu
So besteht das Problem darin,
dafi
den analysierten Ge-
adäquat begegnet und die sich eröffnenden Chancen
erkannt
und genutzt werden können. Zunächst einmal will ich,
ausgehend von den empirisch
baren
einerseits und den beiden
Entwicklungslinien
feststelldie
Gesell-
dominierenden Theoriestränge -
System-
theorie und Handlungstheorie - meine These spezifizieren,
dafi der
schaftswissenschaft z.Zt.
derzeitige Wandel
krisenhaften Charakter hat und somit neue Inte-
grationskonzepte erfordert. Dies bildet dann das gesellschaftliche Raster, wie
vor dem die einzelwirtschaftliche Frage untersucht
wird,
in einem Unternehmen Wandel sozial kontrolliert werden
kann.
(Kapital 1.1.) Die
Notwendigkeit neuer Integrationskonzepte zeigt sich aber auch
bei der Suche nach den möglichen Akteuren einer sozialen
Kontrol-
le. Denn das klassische Konzept einer Zweiteilung der Interessenslagen,
nämlich
Arbeitnehmer
denen der Kapitaleigner einerseits und denen
andererseits,
sierungstendenzen
und
ist durch gesellschaftliche
der
Plurali-
Ausdifferenzierungsprozesse innerhalb
der
Arbeitnehmerschaft weitgehend obsolet geworden. Auch dies kann gewissermafien als Ausdruck der Krisenhaftigkeit des Wandels gewertet werden, tions-
und
weil dadurch das traditionelle
Kontrollverfahren
der
bilateralen
Integra-
Verhandlungen
14 zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern,
durch die Gewerkschaften,
letztere
repräsentiert
zumindest partiell entwertet wird. Pro-
blematisch ist dies nicht nur ffir die Gewerkschaften,
die dadurch
in eine Krise geraten, sondern auch für die Unternehmen: Sie benötigen
neue interne Interessensabstimmungsmechanismen,
eben
neue
Integrationskonzepte. (Kapitel 1.2.) Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen, mit denen die Notwendigkeit
neuer Konzepte - auch aus Unternehmenssicht -
werden soll, Kontrolle,
unterstrichen
wird das hier vorgeschlagene Verfahren der
sozialen
d.h. der neue Integrationsmechanismus, nämlich OE vor-
gestellt, sowohl in ihrer geschichtlichen Entwicklung, ihrem klassischen
Selbstverständnis und - in Grobzügen - ihren
wichtigsten
Nethoden. (Kapitel 2) Zu hinterfragen ist dabei allerdings, normativen
inwieweit die
Grundlagen der klassischen OE den
theoretisch-
momentanen
gesell-
schaftlichen
Rahmenbedingungen noch entsprechen und welche Änder-
ungen
vorzunehmen sind, damit der hier vorgeschlagene Ein-
satz
dabei von
OE als Verfahren einer sozialen
Kontrolle
organisato-
rischen Kandels überhaupt realisierbar ist. (Kapitel 3) In
diesem Zusammenhang ist insbesondere die
wissenschaftstheore-
tische Einstufung von OE als Sozialtechnologie im Hinblick auf die hier anvisierte Zielsetzung von OE zu problematisieren.
Der
Her-
ausforderung etwa durch neue Technologien kann nämlich nicht durch Technik - also auch nicht durch Sozialtechnologien - begegnet werden, ohne dafi dabei auf die Basiswerte Emanzipation und Demokratie
15 verzichtet wird (vgl.
Habermas 1968). Daher bedarf es eines neuen
Grundverständnisses von OE. (Kapitel 4 ) Dieses
neue Grundverständnis will ich dann ausgehend von der
Habermas
entwickelten
Theorie kommunikativen
Handeln
von
(Habermas
1981) ableiten. Es läuft auf eine diskursive Behandlung von Wandel d.h.
eine diskursive OE hinaus,
Kontrolle darstellen,
und soll den Idealtpyus sozialer
an dem sich entsprechend der Einsatz von OE
zumindest näherungsweise orientieren kann. (Kapitel 5) Danach
will ich untersuchen, welche Rolle die Diskurs-Idee bisher
in der BWL gespielt hat. Unternehmenstheorie
Aus den vorliegenden Versuchen,
wie -praxis anzuwenden,
lassen sich
Rückschlüsse und Ansatzpunkte für ein Modell sozialer,
sie auf nämlich
d.h.
dis-
kursiver Kontrolle, ableiten. (Kapitel 6). Darauf aufbauend ist zu versuchen, umformulierten
die praktische Seite einer
OE aufzuzeigen und dabei Bausteine zu
so
entwickeln,
die dem Idealtypus trotz bestehender, auch mittels OE nicht zu beseitigender
Restriktionen entgegenkommen.
Hier werden vor
die
individuellen und organisationalen Lernverfahren
die
eine
schließlich
soziale Kontrolle und Diskurse die
Anwendungsmöglichkeiten
selbstkritisch problematisiert. (Kapitel 7)
allem
diskutiert,
erst
ermöglichen,
und
einer
diskursiven
OE
16 1. DIE AUSGANGSBASIS DISKURSIVER ORGANISATIONSENTWICKLUNG: KRISENTENDENZEN UND WANDEL Aus dem gesellschaftlichen und organisatorischen Wandel als solchen läßt sich der Bedarf nach neuen Gestaltungskonzepten desselben, der aus unterschiedlichen Richtungen artikuliert wird - von den
Apolo-
geten "neuer" Führungskonzepte und den Exponenten des sozialtechnologisch
verstandenen Organisationskultur-Konzepts ebenso
wie
von
Grünen und der "Ney Age"-Bewegung (etwa Capra 1983), teilweise auch aus der BWL (etwa P.Ulrich 1986) - noch nicht ableiten. Denn Wandel als
solcher ist ja ein Dauerphänomen und entsprechend
permanenter
Gegenstand von Gesellschafts- wie Unternehmenspolitik.
Neu ist da-
bei höchstens dessen akzeleriende Geschwindigkeit, die jedoch angesichts gleichfalls steigender Kapazität, und zu verarbeiten,
Informationen zu gewinnen
nicht das zentrale Problem darstellt. Vielmehr
hat der derzeit zu beobachtende Wandlungsprozefi einen Charakter angenommen,
krisenhaften
d.h. er verursacht nicht nur neue schwerwie-
gende Probleme, sondern scheint zu einem Punkt zu führen, an dem er existentielle Fragen aufwirft.
1.1. KRISENTENDENZEN AUF GESELLSCHAFTLICHER EBENE Auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene läßt sich die These der Krisenhaftigkeit des Wandels auf zwei Wegen ableiten,
nämlich
empirisch, d.h. aus den Resultaten der empirischen
Sozialforschung
(Kap.
1.1.1.)
(Kap. 1.1.2.).
wie aus
gesellschaftstheoretischen
sowohl
Globalmodellen
17 1.1.1. EMPIRISCHE FUNDIERUNG DER KRISENTHESE Bei einer empirischen Fundierung der These vom Krisencharakter Wandels
kann der Krisen-Begriff zunächst nur
eine
des
umgangssprach-
liche Verwendung als Notlage, Gleichgewichtsstörung oder Wendepunkt erfahren.
Nachzuweisen ist,
ernsthafte Probleme aufwerfen, lage
bzw.
daß die aktuellen d.h.
Entwicklungslinien
die Gesellschaft in eine Not-
an einen Wendepunkt bringen.
Problematisch bei
dieser
Vorgehensweise ist sicherlich die Schwammigkeit des Begriffes, anderen
auch das Fehlen einer Globalsicht,
additive Betrachtung einzelner, empirisch
so dafi lediglich
zum eine
nachweisbarer Trends und
der aus ihnen resultierenden Probleme möglich ist.
Die
m.E.
umfassendste Addition aktueller Wandlungsprozesse
von Naisbitt - allerdings primär mit Bezug auf die USA -
wurde
vorgenom-
men (Naisbitt 1984). Die von ihm diagnostizierten zehn "Megatrends" lassen
sich jedoch,
wenn sie mit europäischen
Studien
verknüpft
werden, auf vier zentrale Entwicklungslinien reduzieren: (1) der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsund Informationsgesellschaft (vgl. ders.: 1 - 33; Bell 1973; Poratt 1977; Toffler 198o; Friedrichs/Schaff 1984): Demzufolge nimmt die Bedeutung der Industrie relativ ab, diejenige des Dienstleistungssektors hingegen zu. Statistisch ablesbar ist dieser ProzeE sowohl aus der Entwicklung des Bruttosozialprodukts wie der Beschäftigtenstruktur. Als Krise stellt sich dieser Trend zunächst nur den unmittelbar betroffenen Organisationen des Industriesektors dar; erst vermittelt durch den mit ihm verbundenen Abbau von Arbeitsplätzen auch in anderen Wirtschaftszweigen, in denen Computer bzw. computergesteuerte Maschinen menschliche Arbeit substituieren, ohne daß gleichzeitig genügend neue Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor geschaffen werden, wirkt er sich auch gesamtgesellschaftlich krisenhaft aus. (2) Das Ende der Wachstuasgesellschaft (vgl. u.a. Meadows et. al. 1973; Dahrendorf 1975 und 1983; Barney 198o) resultiert aus den natürlichen, d.h. von der Natur bzw. dem ökologischen System gesetz-
18 teil Grenzen wirtschaftlichen Hachstuns, wie sie insbesondere vom Club of Rome und der Studie "Global 2ooo" analysiert wurden. Neben der Endlichkeit natärlicher Ressourcen spielt dabei die ökologische Krise eine zentrale Rolle, d.h. die aus dem derzeitigen Modus des Virtschaftens resultierenden Umweltschäden, welche bei unveränderter Fortsetzung langfristig die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit zu vernichten drohen, insofern also eine existentielle Krise darstellt. (3) Das Ende der Arbeitsgesellschaft ist zwar bereits in den 5oer Jahren von Arendt prognostiziert worden (Arendt 1958), erhält jedoch erst jetzt mit der Computerisierung und Automatisierung sowie den allmächlich erkennbaren ökologischen und nachfragebedingten Wachstumsgrenzen seine Relevanz (vgl. z.B. Dahrendorf 1975, 1979, 1982; Dallinger 1983; Gorz 1983; Matthes 1983; Atteslander 1984; Offe 1984; Prokop 1984). Lediglich im unwahrscheinlichen Fall einer Verdoppelung des Bruttosozialprodukts innerhalb der nächsten 15 Jahre wären die westlichen Industrieländer in der Lage, allein den technisch bedingten Arbeitsplatzabbau auszugleichen. Dahrendorf behauptet denn auch: "Der Weg zurück zur Arbeitsgesellschaft ist uns verbaut" (Dahrendorf 1982: 44). Entsprechend verliert Arbeit ihre Stellung als Schlüsselkategorie: Das Individuum kann sich bei steigender Arbeitslosigkeit und verkürzten Arbeitszeiten zunehmend weniger aus seiner Stellung im ArbeitsprozeS definieren: Aus der ökonomischen Krisentendenz wird gleichzeitig eine normative Krise (vgl. Gorz 1983; Matthes 1983; Offe 1984). (4) Die aus dem Vertewandel resultierende Pluralisierung von Werten, Normen und Lebensformen (vgl. u.a. Inglehart 1977; NoelleNeumann 1978; Huber 198o; Dahrendorf 1983; Klages 1984, 1985; von Klipstein/Strümpel 1984; 1985; Naisbitt 1984; Pawlowsky 1985): Zwar läfit sich ein eindeutiger Trend des seit Ende der 6oer Jahre nachweisbaren Wertewandels, etwa zu sogenannten postmateriellen Werten (Inglehart 1977), empirisch nicht nachweisen (vgl. Klages 1985), wohl aber eine Aufweichung der noch in den 6oer Jahren festen Wertstrukturen und eine Pluralisierungstendenz. Nachweisbar ist ein Wandel der Einstellungen von Pflicht- und Akeptanzwerten hin zu Selbstentfaltungswerten (Klages 1984), veränderte Einstellungen gegenüber Arbeit (von Klipstein/Strümpel 1984; 1985; Noelle-Neumann/ Strümpel 1984; Pawlowsky 1985) sowie eine Segmentierung der Gesellschaft in unterschiedliche Gruppen mit jeweils verschiedenartigen, teilweise sogar konträren Wertmustern und Lebensformen (vgl. Klages 1985). So verläuft die Bedeutungszunahme postmaterieller Werte in einigen Bevölkerungsgruppen parallel zu einem Erstarken des Wertekonservatismus in anderen. Solche Pluralisierungstendenzen können sich dann krisenhaft auswirken, wenn nicht gleichzeitig die Akzeptanz gegenüber anderen Werten und Lebensformen steigt, und aufgrund sich ausdifferenzierender Interessenslagen die Komplexität von Konflikten derart steigt, daß auf gesellschaftlicher wie organisationaler Ebene kaum noch Einigungsprozesse möglich sind. Traditionelle Politik- und Managementkonzepte, die auf einem repräsentativen Interessensvertretungsystem und Mehrheitsentscheidungen aufbauen.
19 werden damit weitgehend obsolet (vgl. Naisbitt 1984: 174ff). Diese vier Entwicklungslinien des gesellschaftlichen Wandels halten also Krisenelemente,
genommen
gra-
vierende Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes wie auf
ein-
zelwirtschaftliche
die
bereits für
Organisationen haben
sich
bein-
können.
Noch
deutlicher
aber wird dieser Krisencharakter, wenn die einzelnen Trends in Verbindung
mit gesellschaftstheoretischen Modellen
gebracht
werden,
d.h. eine Globalsicht eingenommen wird. 1.1.2. GESELLSCHAFTSTHEORETISCHE FUNDIERUNG DER KRISENTHEORIE Eine solche Globalsicht kann auf der Basis unterschiedlicher rie-Ansätze erfolgen,
Theo-
aus denen heraus dann auch der Begriff Krise
klar definierbar wird. Ich will hier exemplarisch zwei Ansätze herausgreifen, lichen einen
die m.E. am besten den
Diskussion
über
Stand der
sozialwissenschaft-
Gesellschaftstheorie
repräsentieren: zum
die Systemtheorie a la Luhmann und zum anderen
den
von Habermas, Handlungs- und Systemtheorie miteinander zu fen,
Versuch verknüp-
und daran anschließend versuchen, diese theoretischen Überle-
gungen
mit
den empirisch nachweisbaren Trends
in
Verbindung
zu
bringen. 1.1.2.1. KRISE ALS STÖRUNG VON AUTOPOIESIS Die Systemtheorie analysiert
Gesellschaft als ein
funktional aus-
differenziertes soziales System. Die einzelnen Funktionssysteme wie Virtschaft, Wissenschaft
und Politik
sind durch eine sie prägende
und nur für sie vorrangige Funktion sowie durch ihre Schnittstellen mit der Umwelt
definiert. Umwelt ist dabei die
Gesamtheit
aller
2o externen Umstände; die jeweils anderen Systeme
stellen
aus der Perspektive eines Systems ebenfalls als Umwelt Umwelt
ist prinzipiell
nämlich
nicht
dar.
komplexer als das System selbst: Element
Es
Diese kann
und
jeder Relation der Umwelt eine
zuordnen. Folglich
ist es dazu gezwungen, Umwelt-
jedem
eigene Leistung
sich damit
komplexität zu reduzieren. Auf der Ebene der Gesellschaft geschieht dies durch
funktionale
Ausdifferenzierung, also eine Erhöhung der
Eigenkomplexität, auf der Ebene der Funktionssysteme durch systematische Wahrnehmungs- und Verarbeitungsbeschränkungen, spezifischen
Kommunikations-
und
Operationsmodus
die aus
dem
des jeweiligen
Systems resultieren. Die
Gesellschaft
insgesamt
kann
Änderungen der Umwelt
ihre einzelnen Funktionssysteme erfassen und -
da
sie
nur über azentrisch
ist - auch nur auf diesem Wege reagieren. Jedes Funktionsystem kommuniziert und operiert aber nach einem jeweils anderen Huster:
ein
für das betreffende System spezifischer Code strukturiert die Wahrnehmung
sowie die interne und externe Komunikation, und Programmme
steuern die systeminternen Abläufe. Zugleich ist jedes System autopoietisch, d.h. in der Lage,
sich mittels interner zirkulärer
Ab-
läufe aus sich selbst heraus zu reproduzieren. Im Falle von Umweltänderungen deren um
den
und hierzu gehören eben auch Änderungen in einem an-
Funktionssystem - "bildet das autopoietischen
hört auf zu
System eigene Strukturen aus,
Prozeß weiterhin
zu ermöglichen, oder es
existieren" (Luhmann 1986: 36). Oberleben ist folglich
das primäre Ziel eines autopoietischen Systems; Rücksicht Umwelt ist Systemen fremd, (vgl. ders. 1984; 1986: ll-loo).
auf
die
21 Genau
hieran
griff
festgemacht Herden:
veränderungen nicht
ohne
kann im Rahmen der
Systemtheorie nun der Krisen-Be-
Eine Krise kann entstehen, wenn Umwelt-
den autopoietischen ProzeS gefährden und das
System
weiteres in der Lage ist, neue Strukturen aufzubauen,
welche die Selbst-Reproduktion auch weiterhin ermöglichen. Eine entsprechende Resonanz auf UmweltVeränderungen ist z.B. durch ein Auswechseln von
Programmen möglich: Hier liegt die Ebene der Änderung
von Systemen, (vgl. ders. 1986: 89ff). Zuwenig Resonanz besteht darin, dafi das System aufgrund der eigenen Codierung potentiell bestandsgefährdenden Umweltwandel nicht
wahr-
nehmen kann: Seine Informationsverarbeitungskapazität ist begrenzt. Zuviel
Resonanz
resultiert
eines Systems auf andere. tionssysteme
untereinander
aus der Übertragung von Turbulenzen
Dies hängt damit zusammen, dafi die Funkkommunikativ
interdependent sind: Sie
können nur die eigene Funktionserfüllung kontrollieren und sind dabei
davon abhängig,
erfüllt tuierbar
dafi andere Funktionen in anderen Teilsystemen
werden. Da die Funktionssysteme untereinander nicht sustisind, lösen
somit Funktionstörungen
in einem Teilsystem
zugleich Störungen in anderen Systemen aus. Solche Störungen können sich gegenseitig verstärken
und vervielfacht auf
Funktionssystem zurückwirken. Eine solche aber
nicht nur bei
Störungen, sondern
das
betreffende
Resonanzverstärkung gilt trifft generell auf Änder-
ungen in einzelnen Teilsystemen zu. Die jeweiligen Funktionssysteme können nur ihre internen nen
steuern; Anstöfie von aufien sind nicht
Operatio-
kontrollierbar.
Sobald
22 sie durch den systemspezifischen Code als Impuls wahrgenommen sind, werden sie im Rahmen der laufenden Programme verarbeitet. aufgenommenen Impuls kann sich das Virtschaft technischen
ist
zum Beispiel
Erfindungen so
Einem so
System nicht widersetzen.
"Die
wissenschaftlichen Entdeckungen gut wie
hilflos ausgeliefert,
und
sobald
diese sich wirtschaftlich verwerten lassen" (ebd.: 221). Krisen
können somit aus der Sicht der Systemtheorie als
Störungen
des autopoietischen Prozesses definiert werden, die ein Auswechseln von Programmen erforderlich machen oder aber, Codes ein Austausch nicht
möglich ist, das
da auf der Ebene der Oberleben
des Systems
überhaupt in Frage stellen. Sie entstehen aus den beschränkten Kommunikationsmöglichkeiten eines Funktionssystems heraus. 1.1.2.2. KRISE ALS STÖRUNG VON SYSTEM- UND SOZIALINTEGRATION Die sozialwissenschaftliche Brauchbarkeit eines solchen systemtheoretisch fundierten 7oer einer
Krisen-Begriffs ist von Habermas bereits in den
Jahren, also vor allgemeinen
worden. Er
der Verdichtung
des Luhmannschen Werkes zu
Theorie (insbesondere Luhmann 1984), bezweifelt
argumentiert
zum einem damit, dafi so "die internen Ur-
sachen für eine >systematische< Oberforderung von Steuerungskapazitäten (oder eine >strukturelle< Unlösbarkeit von men) nicht
berücksichtigt" werden
Steuerungsproble-
können. "Auch gesellschaftliche
Systemkrisen werden nicht durch zufällige Umweltänderungen erzeugt, sondern durch strukturell angelegte Systemimperative, die unvereinbar sind und doch nicht in eine Hierarchie gebracht (Habermas 1973:
werden können"
11). Diese Kritik hat Luhmann seitdem
aber
durch
23
durch die Einführung von Codes und Programmen, mit deren Hilfe solche Oberforderungen und Unlösbarkeiten benannt werden können, weitgehend
aufgefangen. Obrig bleibt
durch die werden
objektivistische
können:
Sprachgebrauch,
Gesellschaftsmitglieder erfahren und
Perspektive
"nur Subjekte, so können in
der Einwand, daß
Krisen
nicht
der Systemtheorie
erfaEt
lehrt der
vorwissenschaftliche
Krisen verwickelt werden. Erst wenn die
Strukturwandlungen
als
bestandskritisch
ihre soziale Identität bedroht fflhlen, können wir von
Krisen sprechen" (ebd.:
12). Der Krisen-Begriff müsse folglich den
Zusammenhang zwischen System- und Sozialintegration erfassen: "Krisenvorgänge verdanken ihre Objektivität dem Umstand,
dafi
sie
aus
ungelösten Steuerungsproblemen hervorgehen. Identitätskrisen stehen mit Steuerungsproblemen in Zusammenhang. Dabei sind die Steuerungsprobleme den handelnden Subjekten meistens nicht bewuSt; sie schaffen aber Folgeprobleme, die sich auf ihr BewuStsein in spezifischer Weise
auswirken - eben so, daS die
soziale Integration
gefährdet
ist" (ebd.: 13). Nun stammen aber die Begriffe Systemintegration und
Sozialintegra-
tion aus unterschiedlichen Theoriesträngen, nämlich der Systemtheorie einerseits und der Handlungstheorie andererseits. Diese zu verbinden und zu einer universalen Gesellschaftstheorie zusammenzufassen, steht
denn auch im
Habermas, die in seiner
Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit von Theorie kommunikativen Handelns
(Habermas
1981) kulminiert. Hierauf
wird noch
an späterer Stelle
ausführlich einzugehen sein
24
(siehe Kap. 5). An dieser Stelle will ich mich heren ten,
Versuch von
daher auf den
Habermas, einen sozialwissenschaftlich fundier-
nicht alleine, aber eben auch auf der Systemtheorie
Krisen-Begriff
frü-
zu entwickeln (insbesondere ders.
fußenden
1973), beschrän-
ken. Habermas benennt zunächst einige Konstituentien von
Gesellschafts-
systemen im allgemeinen: (1) Gesellschaftssysteme haben einen zweifachen Austausch mit ihrer Umwelt: Die äußere Natur wird durch Produktion angeeignet, die innere durch Sozialisation. Eine Steigerung der Steuerungskapazität kann folglich durch eine Verschiebung der Systemgrenzen in beide Richtungen erfolgen. Eine Vergesellschaftung der äuSeren Natur erfolgt durch die Produktivkräfte; hierzu ist eine Zunahme des technisch verwertbaren Vissens erforderlich. Die innere Natur wird durch normative Strukturen vergesellschaft; dies geschieht mittels recht f er t igungsbedflrf t iger Normen. (2) Das Entwicklungsniveau wird durch die institutionell ermöglichte Lernkapazität bestimmt, insbesondere davon, ob eine Gesellschaft die beiden Ebene der Steigerung ihrer Steuerungskapazität auseinander halten kann und ob sie zu Reflektion, d.h. zu diskursiver Einlösung von Geltungsansprachen, von Normen wie von technischem Wissen, in der Lage ist. (3) Gesellschaftliche Strukturveränderungen werden vom Stand der Produktivkräfte und dem Grad an Systemautonomie bestimmt. Kritisch, d.h. bestandsgefährdend, wird solcher Wandel dann, wenn er die von der Entwicklungslogik von Weltbildern fixierte Variationsbreite überschreitet. Hier zeigt sich am deutlichsten die Interdependenz von System- und Sozialintegration: Krisen entstehen, wenn Strukturveränderungen diese Variationsbreite verlassen und so die Sozialintegration gefährden. Sodann
differenziert Habermas bezogen auf die
derzeitige
Gesell-
schaftsformation, die er liberalkapitalistisch nennt und als dessen sie
definierendes
Organisationsprinzip
er
das
im
Privatrecht
fixierte Verhältnis von Kapital und Lohnarbeit analysiert, zwischen mehreren funktional ausdifferenzierten Teilsystemen, namentlich dem
25
ökonomischen, dem politischen und dem legitimatorischen bzw. soziokulturellen Krise
System. Da er zugleich zwei unterschiedliche Typen von
ausmacht, nämlich zum
deren eine der
einen eine Krise der System-, zum an-
Sozialintegration, kann
er eine Klassifikation un-
terschiedlicher Krisentendenzen erstellen (ebd.: 66ff; Abb.l): Entstehungsort
Systemkrise
Identitätskrise
ökonomisches System
ökonomisches Krise
politisches System
Rationalitätskrise
Legitimationskrise
soziokulturelles System
Motivationskrise
Abb.1.1.: mögliche Krisentendenzen (Habermas 1973: 67) Ökonomische die
Krisen
manifestieren sich in Output-Störungen, welche
systemkonforme Verteilung
>systemkonform
bloß
einsame< Entscheidungen unvemeidbar sind,
Situationen
die dann allerdings den
Betroffenen gegenüber gerechtfertigt werden müssen usw.
(vgl. Kap.
6.4.5.2.). Da P.Ulrich selbst davon ausgeht, daß erst im Rahmen von Versuchen,
die politisch-ökonomische Kommunikationsgemeinschaft zu
verwirklichen,
festgestellt
werden kann,
in welchem Mafie
solche
Restriktionen unvermeidbar sind, erübrigt sich eine Fortführung der Aufzählung:
"Die Grenze, bis zu der die ideale in der realen poli-
tischen Kommunikationsgemeinschaft verwirklicht werden kann, können wir - sofern es eine solche Grenze gibt - nur durch
geschichtliche
Praxis herausfinden" (P.Ulrich 1986: 316).
Relevant sind ferner P.Ulrichs Argumente gegenüber den
Skeptikern.
Zwar unterliegt er dabei oft einer moralisierenden Haltung,
die
-
überspitzt formuliert - in Predigt ausartet, dennoch gelingt es ihm m.E.,
die
Notwendigkeit der von ihm anvisierten und
postulierten
261 Transformation der ökonomischen Vernunft auzuzeigen: Die "zunehmend krisenhaften
Grundfragen
unserer
industriegesellschaftlichen
Lebenspraxis" zwingen zu einem Oberdenken dieser Praxis und der ihr zugrunde liegenden Rationalität (ebd.: sellschaft
Dies gilt für die Ge-
18).
insgesamt wie für die einzelwirtschaftlichen
Organisa-
tionen, in denen die funktionale Systemsteuerung mehr und mehr versage (vgl. ebd.: 431ff). "Die fortschreitende funktionalen Systemintegration
Perfektionierung der
kann nicht verhindern,
von einer kritischen Schwelle der sozialtechnologischen sierung des der
Unternehmens an zu einer
Rationali-
fortschreitenden Aufweichung
normativen Sozialintegration nach innen und aussen bis an
Rand des Zusammenbruchs kommen kann" (ebd.:
436).
Damit wird
Interessentenkreis für eine partizipative OE vergrößert: diejenigen Organisationsmitglieder, in
dass es
der
die bisher die
Organisation waren und keine oder nur
tionschancen hatten,
den der
Nicht nur
>Beherrschten
entschränkter< können in der Re-
institutionalisierten
(P.Ulrich 1986:
Hillensbildungsverfahren ausfallen"
314) - gefolgt wird, lä8t sich für den strukturel-
Ansatz einer diskursiven OE das Grundprinzip
sierung
Einheit
aufstellen.
der
Dezentrali-
Es gehört im übrigen - zumindest im
auf
Partizipation am Arbeitsplatz - bereits zu den
der
Human-Relations-Bewegung.
So setzt Luthans
Hinblick
Grundannahmen
Dezentralisierung
mit Humanisierung und Demokratisierung gleich, während er zentralisierte
Strukturen als autoritär und undemokratisch
(Luthans
1973).
abqualifiziert
Die Strukturierungsmodelle von Likert
und
Baum-
garten
gehören ebenso wie die Arbeiten des Tavistock Institute
dieser
Denkrichtung. Z.T. wird an dieser Einschätzung die "ideolo-
gische Komponente" kritisiert (etwa Staehle 1987:
4o6). Berechtig-
ter scheint mir aber eine Kritik in der Richtung zu sein, These
zu
zuweilen den Charakter einer Tautologie annimmt.
dafi So
die
nehmen
Hill/Fehlbaum/P.Ulrich die Anzahl an autonomen Gruppen im Vergleich zur Stellenzahl insgesamt als Indikator zur Bestimmung des Partizipationsgrades, gen
wobei das Maximum an Partizipation bei einer völli-
Dezentralisierung
in autonome
Arbeitsgruppen
vorliegt,
Minimum bei einem repressiven autoritären Führungsstil baum/P.Ulrich 1976).
das
(Hill/Fehl-
285
Trotz
solcher
Kritikpunkte untermauern Arbeiten
der
empirischen
Partizipationsforschung zumindest die prinzipielle Richtigkeit These.
So kommt Purg nach entsprechenden Studien in Frankreich und
den Niederlanden zu dem Ergebnis,
daß die Größe der Organisations-
einheit und das AusmaS an Partizipation positiv miteinander lieren
der
(Purg 1986).
Schumacher 1973),
Die Einschätzung "small is
korre-
beautiful"
(z.B.
die vor allem in alternativ-grünen Kreisen
weit
verbreitet ist, und die Forderung nach Schaffung kleiner Selbstverwaltungseinheiten im politischen Bereich, der These,
dafi in kleinen, überschaubaren
basieren gleichfalls auf Einheiten Partizipation
leichter realisierbar ist (vgl.- auch P.Ulrich 1986: deutet auch die politische Praxis hin:
314). Hierauf
Formen unmittelbarer
Demo-
kratie gibt es in der westlichen Veit nur noch in kleineren Gemeinden
der Schweiz und der USA;
Entscheidungsverfahren der
wo Einheiten größer
repräsentativen
werden,
werden
Demokratie eingeführt.
Auch rein logisch betrachtet ist Partizipation, so wie ich sie hier definiert habe, nämlich als unmittelbare Demokratie, nur in relativ kleinen Gruppen realisierbar: Jeder Betroffene muß ja zumindest die Chance haben,
an der Beratung teilzunehmen (vgl. Kap. 4.1.4.1. und
>
fA
e o
a
autoritativer Führungsstil
Entscheiddiskussion
hoher Partizipationsgrad
manipulati
repressiv
niedriger Partizipationsgrad
j partizipativer Führungsstil
Führungsstil-Ansatz
Abb.:
IS !2 s3
SU 23 < =3 T3 53
"3 •c 6 3 autonome Arbeitsgruppen
(struktureller Ansatz)
7.4: Die Dimension "Partizipationsgrad" (ebd.: 262)
286
Kap.
5.3.).
Da
die Beratung aufierdem argumentativ sein soll
Zielsetzung die Herstellung eines Konsenses ist, Verwirklichung zentraler
solcher
Partizipation
Struktur unmöglich zu sein:
gesellschaftlicher
Einheiten können
in
scheint m.E.
Großunternehmen
wohl
Verfahren
314).
mit
Grundsatzentscheidungen
sind aus pragmatischen Gründen nur beschränkt
fähig" (P.Ulrich 1986:
die
">VollversamBlungen< groSer
aber bereits durchdiskutierte Handlungsalternativen sie
und
treffen,
aber
argumentations-
Die bloSe Einfahrung repräsentativer
kann dieses Problem nicht lösen;
es garantiert
nämlich
nicht, daS das Diskussionsergebnis der Repräsentaten von den Repräsentierten akzeptiert wird, also auch einen faktischen Konsens darstellt. Daher ist ein Minimum an unmittelbarer Demokratie unabdingbar
(vgl.
ebd.:
315);
Repräsentationsverfahren sind
allerdings
ebenso - aus pragmatischen Gründen - unvermeidbar. Miteinander verbundene bzw. vermaschte Teams könnten bei mehrstufigen Beratungsverfahren ein struktureller Lösungsweg sein: wird in der einzelnen Gruppe eine Frage behandelt,
Zunächst
danach über die
Koordinatoren
auch in den über- oder nebengelagerten
Gruppen, und
zwar solange,
bis organisationsweit eine konsensuale
Obereinkunft
erzielt wird.
Da diese umständliche Prozedur nicht bei jedem Thema
eingehalten werden kann, wenn nicht die Aufgabenerfüllung der Organisation gefährdet werden soll, integration setzung,
ist neben einer effektiven Sozial-
ein hoher Autonomiegrad der einzelnen Gruppen
also
eine
weitgehende
Dezentralisierung:
die
Fragen werden lediglich in der betroffenen Gruppe behandelt.
Vorausmeisten
287
7.1.4.2. INSTITUTIONALISIERUNG VON PARTIZIPATION DURCH FORMEN DER MITBESTIMMUNG Das zweite Grundprinzip des strukturellen Ansatzes, tion
bzw.
dafi Partizipa-
Partizipationschancen durch rechtlich geregelte
der Mitbestimmung zu institutionalisieren sind,
Formen
entspricht rechts-
staatlichem Denken, denn nur so wird Partizipation für den potentiellen Akteur berechenbar. Durch eine Institutionalisierung entsteht ein Rechtsanspruch, ohne den Partizipation ein Zufallsprodukt wäre, abhängig vom Wohlwollen der jeweils in der Organisation
Herrschen-
den,
Als
i.d.R.
scheinlich
also
der Kapitaleigner und/oder Manager.
ist anzusehen,
eingesetzt würde,
dafi sie dann überwiegend
wahr-
instrumenten
nämlich nur dann, wenn mittels Partizipation die
Effizienz der Organisation erhöht werden kann,
womit sie
wiederum
als Sozialkategorie zu kategorisieren und zu kritisieren wäre (vgl. Kap.
4;
ähnlich
Kirsch/Esser/Gabele 1979:
298ff,
die in
einem
solchen Fall von Pseudo-Partizipation reden). Eine
Institutionalisierung von Partizipation ist auch deshalb
umgänglich,
"weil
sich
faire Voraussetzungen,
unter
denen
einigermassen rationaler politischer Willensbildungsprozefi werden
kann,
in einer vermachteten Gesellschaft nicht von
einstellen" (P.Ulrich 1986:
unein
geführt selbst
311). Zur institutionalisierung gehört
daher auch die Klärung und Absicherung von Verfahrensfragen;
durch
die Festschreibung von Verfahren sollen die notwendigen fairen Voraussetzungen geschaffen werden.
Diese Festschreibung von Verfahren
stellt zugleich einen Aspekt von Rechtssicherheit dar: sen
nämlich die Akteure,
in welchen Fällen sie welche
Nur so wisPartizipa-
288
tionschancen wahrnehmen können, müssen,
z.B. welche Schritte sie einleiten
um Beratungen zu initiieren,
und wie sie
ihre Interessen
und Argumente in solche Beratungen einbringen können. matischen
Gründen heraus nicht jede Entscheidung
Unternehmens
partizipativ getroffen werden kann,
Organisationsmitglieder
wichtig zu wissen,
Da aus prag-
innerhalb ist es
eines
für
die
wer in welchen
Fällen
Institutionalisierung von Partizipation erfolgt durch
Formen
welche Entscheidungskompetenzen hat. Eine
der Mitbestimmung,
wobei Hitbestimmung i.d.R.
definiert wird
als
"die Institutionalisierung von Partizipationsrechten im Bereich der Hirtschaft" (Backhaus 1979:
12).
schiedlichen
Die WSI-Projektgruppe
Ebenen geben.
einem siebenstufigen System aus,
Mitbestimmung kann es auf unterz.B.
von
wobei die ersten drei Stufen
auf
der einzelwirtschaftlichen Ebene liegen,
geht
nämlich Mitbestimmung
am
Arbeitsplatz,
im Betrieb und im Unternehmen bzw. Konzern (Projekt-
gruppe 1974:
27off). Die vier Stufen, die sich auf die gesamtwirt-
schaftliche klammere
Ebene,
ich
d.h.
hier aus,
auf den politischen
Bereich,
da OE ja ausschlieSlich
den
beziehen, einzelwirt-
schaftlichen Bereich betrifft. Traditionelle in
OE-Ronzepte sowie die meisten Humanisierungsprojekte
der Bundesrepublik wie den USA beschränken sich auf
die
erste
Ebene, eben ausgehend von der Einschätzung der Human Relations- und Human Resources Bewegung, zu
daß Partizipationsrechte am Arbeitsplatz
Effektivitätssteigerungen führen.
Diese Beschränkung
auf
die
erste Ebene gilt auch für das Konzept teilautonomer Gruppen, sofern
289
es nicht eingebettet ist in umfassende Programme zur Demokratie (z.B. mungssystem
industriellen
Eiden 1978). Das bundesrepublikanische Mitbestim-
hat hingegen seinen Schwerpunkt auf der
triebsverfassungsgesetz) und dritten Ebene das jugoslawische Modell der
zweiten
(Be-
(Mitbestimmungsgesetz);
Arbeiterselbstverwaltung ist ein Bei-
spiel für eine auch die gesamtwirtschaftlichen Ebenen einbeziehende Mitbestimmungsregelung (vgl. Gramatzki/Leman 1977: 24ff). Partizipation, wie ich sie hier definiert habe, bedingt eine Institutionalisierung von Mitbestimmung auf allen drei einzelwirtschaftlichen Ebenen;
nicht-partizipative Regelungen auf einer Stufe kön-
nen Partizipation auf anderen Stufen einschränken oder ausschlieBen.
u.U.
sogar
Dabei ist Partizipation auf der ersten Stufe m.E. am
leichtesten realisierbar;
hier liegen z.B. im Zusammenhang mit dem
Konzept teilautonomer Arbeitsgruppen umfassende praktische
Erfahr-
ungen vor, die auch aus kapitalorientierter Sicht fflr entsprechende Mitbestimmungsregelungen
am Arbeitsplatz
sprechen.
Dadurch,
dafi
neue Produktionstechnologien eine Dezentralisierung und einen hohen Autonomiegrad der Arbeitsgruppen (etwa Fertigungsinseln) nicht
nur
ermöglichen, sondern geradezu notwendig machen, werden entsprechende Bestrebungen zusätzlich erleichtert. Sowohl den
Mitbestimmungsregelungen auf der ersten Ebene - sofern
Charakter autonomer Gruppen annehmen - wie auch auf
sie
Betriebs-
und Unternehmensebene haben Auswirkungen auf die Struktur der Organisation (vgl.
Muszynski 1975: S. 137 - 176; Backhaus 1979: 35ff),
wobei allerdings im Rahmen des strukturellen Ansatzes einer diskur-
29o siven
OE
nicht
stehen sollte,
die Strukturänderung als sondern die angestrebten
solche
in
Nittelpunkt
Mitbestimmungsregelungen.
Die Organisationsstruktur wird dann eine Funktion aus diesen lungen und denjenigen Rontextfaktoren, die für nahmen
relevant sind (vgl.
hierzu
Staehle
Rege-
Strukturierungsmaß1987:
474ff),
sein.
Letztere können nicht ausgeklammert werden, da ihre Nicht-Beachtung die Aufgabenerfüllung der Organisation und damit ihr Oberleben
er-
heblich beeinträchtigt, was nicht Sinn einer OE-Maßnahme sein kann. Insofern ist der Spielraum für Strukturierungsmaßnahmen zur
Schaf-
fung von Partizipationschancen durchaus eingegrenzt. Partizipation im Sinne chancengleicher Interessensartikulation wie
allgemeiner und chancengleicher Teilnahme an diskursiven
soWil-
lensbildungsprozessen bedingt allerdings nicht nur eine Institutionalisierung sondern
im
erfordert
Sinne der ein
bundesrepublikanischen
zweistufiges
Konzept,
Hitbestimmung,
das
sich
und
an
der
praktischen
Habermaschen
Unterscheidung zwischen technischen
Fragen (vgl.
Kap. 5.2.2.2.) orientiert. Mitbestimmung im Sinne des
Betriebsverfassungsgesetzes und der Mitbestimmungsgesetze ist
näm-
lich charakterisiert durch repräsentative Verfahren, also eine Form indirekter Partizipation,
wie sie sich ja auch im politischen Sys-
tem der Bundesrepublik wiederfindet. der
Die Argumente und
Betroffenen werden danach nicht unmittelbar in
Interessen
Entscheidungs-
prozesse eingebracht, sondern durch gewählte Vertreter. Ein solches Verfahren
ist jedoch per definitionem für eine diskursive
Behand-
lung jedenfalls praktischer Fragen ungeeignet, da es bei diesen darauf ankommt,
verallgemeinerungsfähige Interessen herauszuarbeiten
291 und einen Konsens herzustellen, nicht aber per se auf einen Kompromiß
abzuzielen,
wie dies z.B.
im Verhandlungsansatz von
stock und Müller der Fall ist (vgl. nur herstellbar,
Kap.
Schien-
4.3.1.). Ein Konsens ist
wenn "prinzipiell die Betroffenen an der
prakti-
schen Beratung teilzunehmen zumindest die Chance haben
" (Haber-
mas
möglichst
1973:
148).
Nur bei einer Beteiligungsmöglichkeit
aller Betroffenen kann erwartet werden, daß diese in der Praxis den erzielten Konsens auch als solchen betrachten,
darin ihre Interes-
sen wiederkennen und sich mit ihm identifizieren sowie ihn als
für
sich handlungsrelevant akzeptieren. Bei Delegationsverfahren hingegen
besteht ähnlich wie beim stellvertretenden Dialog die
daß
einzelne Interessen vernachläßigt oder gar ausgeklammert
den.
Hier
können die gleichen Probleme auftreten wie bei
Team-Konzept,
bei
dem die Koordination
Gefahr, wer-
Likerts
zwischen den Gruppen über
Koordinatoren erfolgt. Die diskursive Behandlung praktischer Fragen verlangt daher basisdemokratische Verfahrensweisen; klassischen Verfahren Eiden
Demokratie-Modell
kleineren
einer Bürgerversammlung
parlamentarischer Demokratie (vgl.
1985).
u.a.
Eben solche Formen sind - wie bereits
Organisationen bzw.
sie kommt
dem
näher
Pateman
als 197o;
erwähnt -
in
dezentralen Organisationsstrukturen
leichter realisierbar. Verfahrensregelungen,
die
auf eine solche
aller Fragen und Probleme hinauslaufen,
diskursive
müßten jedoch zwangsläufig
zu einer Überlastung des Beratungsmechanismus führen: tischen tisch
Gründen heraus kann nicht jede Entscheidung getroffen werden (vgl.
P.Ulrich
Behandlung
1986:
Aus
pragma-
basisdemokra-
3o5ff).
Bei
einer
292 Differenzierung sich
zwischen praktischen und technischen
diese Schwierigkeit jedoch meistern.
Fragen
Da es sich nämlich
technischen Fragen um "die zweckrationale Organisation von und die rationale Wahl zwischen alternativen Mitteln bei Zielen" handelt (Habermas 1978:
11),
läfit bei
Mitteln gegebenen
können bei diesen problemlos
Delegationsverfahren und Gremienentscheidungen erfolgen. Hier kommt es ja nicht auf Akzeptanz und Identifikation an; betreffen
nicht
die Sozialintegration,
praktischer Fragen umfaSt. Fragen sie
Rein
die das
klassische
theoretisch sind bei
sogar mathematisch-oientierte
z.B.
technische Fragen Feld
technischen
Entscheidungsverfahren,
im Rahmen der entscheidungsorientierten
BWL
wie
erarbeitet
werden, oder Entscheidungen durch Experten erfolgversprechende Wege der auch
Beantwortung.
Praktisch hingegen sind bei technischen
Interessen berührt:
kann Auswirkungen haben,
eine vermeintlich
rationale
Mittelwahl
die von den nicht-entscheidenden
fenen nicht gewünscht sind,
so daß Entscheidungen
nicht alleine von Experten getroffen werden,
sondern zugleich eine
kann die konstruktivistische Forderung nach einer
vorgesehener
Handlungen Anwendung finden,
für Kontrolle gelegt wird,
Betrof-
sinnvollerweise
Kontrolle durch Repräsentanten der Betroffenen stattfinden Hier
Fragen
sollte.
Begründung
durch welche die
im Konfliktfall auch der
Basis
verhandlungs-
theoretische Ansatz von Schienstock/Müller.
Der problematische Kern eines solchen zweistufigen modells,
das
tischer
Fragen
zwischen
der basisdemokratischen
und der kontrollierten
technischen Fragen unterscheidet,
PartizipationsBehandlung
Experten-Entscheidung
ist die Klärung,
was als
prakbei prak-
293
tische und was als technische Frage anzusehen ist.
Sofern die Ent-
scheidung darüber nicht ebenfalls institutionell geregelt ist, wird die
Zweistufigkeit
eines
praktisch sinnlos.
Die
etwaige
Entscheidung
Gremiums darüber, ob eine Frage als praktische diskursiv
zu
behandeln ist, kann u.U. bereits eine Vorentscheidung über die Antwort
sein;
praktische
Fragen würden je nach
Interessenslage
zu
technischen umdefiniert und umgekehrt. Die geforderte Rechtssicherheit, auf
von der alle Beteiligten profitieren, muß sich folglich auch diesen
Rahmen
Komplex erstrecken.
Daher ist es
notwendig,
des OE-Verfahrens definiert und verbindlich
daß
fixiert
im
wird,
welche Fragen diskursiv und welche in Gremien behandelt werden. Ein solcher Katalog wird kaum vollständig und absolut sein
können;
er
kann nicht alle möglichen zukünftigen Fragen im voraus eingruppieren,
ähnlich
wie bei einer Verabsolutierung von
Verfahrensregeln,
bei ausschließlicher "Legitimation durch Verfahren" (Luhmann 1969), jene zu bloßer Verfahrens- Technik werden (vgl.
Ulrich 1986: 3o9).
Als Faustregel bietet sich m.E. folgendes an:
1.
Als
technische Fragen sind alle solchen
einzugruppieren,
bei
denen die Zielsetzung vorgegeben ist und die zu treffende Entscheidung folglich nur die Mittelwahl betrifft. Aufgabe der Experten ist die Erarbeitung von Handlungsalternativen;
die Kontrollgremien ha-
ben auf mögliche Nebenwirkungen zu achten. In diesen Bereich fallen Routine-Enscheidungen und alle anderen operativen Entscheidungen. 2. Als praktische Frage ist die Zielsetzung der Organisation einzustufen,
wobei hier angesichts der durch das Wirtschaftssystem vor-
294
gegebenen
Rahmenbedingungen nicht das Ziel der
tung als solches in Frage gestellt werden kann,
Gewinnerwirtschafsondern
lediglich
die Modalitäten der Gewinnerwirtschaftung, insbesondere deren wertmäfiige bzw. moralische Grenzen. Sofern dabei externe Interessen mit Hilfe
des stellvertretenden Dialogs (vgl.
werden,
kann vermieden werden,
Kap.
6.2.)
einbezogen
dafi sich die einzelwirtschaftliche
Zielerreichung gesamtwirtschaftlich irrational auswirkt. kretes Beispiel hierfür ist die Frage, Know-How Güter 1982),
seiner Mitglieder
produziert (vgl.
tion darauf angewiesen sind,
Rahmen
Beispiel
dem
nicht-militärische Hildebrandt/Penth
ob im Bereich der Atomenergie oder sogenannter alternativer
Energien investiert werden soll.
bzw.
kon-
ob ein Unternehmen mit
Rüstungsgüter oder
als konkretes
Ein
Gewinne erwirtschaftet, des
Da alle Mitglieder der
Organisa-
dafi das Unternehmen am Markt
besteht
können solche Entscheidungen nur
durch das Virtschafts- und
Gesellschaftssystem
systemisch) gesetzten Handlungsspielräume erfolgen.
Durch
(d.h. solchen
praktischen Diskurs über die Zielsetzung der Organisation wird einen erreicht,
im
zum
dafi sich die Oranisationsmitglieder mit den Zielen
der Organisation identifizieren können - was sich positiv auf Leistungsbereitschaft
auswirken dürfte - und es wird zugleich
ihre ein
Entscheidungsspielraum für die Behandlung der daraus resultierenden technischen Fragen durch Experten und in Gremien vorgegeben. 3. Ebenfalls als praktische Frage sind die lebensweltlichen Aspekte der Sozialintegration - nach Dahrendorf: deln,
d.h.
geltenden
die Ligaturen - zu behan-
die für die Organisation und die einzelnen Handlungsnormen,
womit
zum einen die
Mitglieder
Erwartungen
der
295 Organisationsmitglieder tion
hinsichtlich des Verhaltens der
in ihrer Gesamtheit nach aufien hin,
Organisa-
zum anderen das fttr
die
Organisation und ihre Zielerreichung relevante individuelle Verhalten,
etwa in den einzelnen Abteilungen und Teams, gegenüber Kunden
etc.
gemeint sind. Ferner gehören hierzu die fixierten Verfahrens-
regeln,
nach denen gemeinsam interessierende und betreffende Ange-
legenheiten abgewickelt
werden, also z.B.
Konfliktregelungsmecha-
nismen (vgl. Wellmer 1986: 76). Dies umfafit auch die Entscheidung darüber, gen Diskurse aufgenommen werden (vgl. rung, was als praktische und
unter welchen Bedingun-
Habermas 1978: 31); die Klä-
was als technische Frage zu behandeln
ist,
ist auf jeden Fall selbst eine praktische Frage.
sind
angesichts der abnehmenden Bedeutung der Arbeitswelt für
Allerdings das
Individuum nur solche Handlungsnormen in der Organisation diskursiv bzw.
überhaupt
Organisation
zu behandeln,
die sich auch unmittelbar
beziehen und nicht primär andere Lebens- und
tätsbereiche der Organisationsmitglieder betreffen. wie
auf
aufgezwungene
Dahrendorf 1979: Lebensbereiche
Ligaturen
Zeichen der
Denn
Unfreiheit
die
Aktiviähnlich
sind
(vgl.
13o), können auch solche Ligaturen, die sämtliche
detailiert
regeln
und
normieren,
zu
Unfreiheit
führen, indem sie nämlich Optionen drastisch reduzieren und so auch Lebenschancen insgesamt (vgl. ebd.: 124ff).
7.1.5. PROBLEME DES STRUKTURELLEN ANSATZES Trotz achtet
des
Vorhandenseins von
Strukturierungsmodellen
und
der beiden Grundsätze des strukturellen OE-Ansatzes
ungebleibt
296 das Problem der mangelnden theoretischen Fundierung auch bestehen. für
Auf entsprechende Forschungsergebnisse zu
ein praxisorientiertes Verfahren, wie dies OE
Ausweg
sein;
auch der Hinweis von Kappler,
tionskonzepte entscheidend seien,
weiterhin
warten,
kann
darstellt, kein
daS nicht
Partizipa-
sondern vielmehr der ProzeS
der
Partizipationsentwicklung (Kappler 1987a: 1639/164o).tröstet wenig, denn
auch für eine solche Entwicklung bedarf es zwar
nicht
eines
konkreten Strukturmodells, denn dieses soll ja erst von den Betroffenen entwickelt werden, schen Fundierung, existent ist. werden soll,
wohl aber einer entsprechenden
die - jedenfalls in ausreichendem Maße -
Daher können,
nur Entwicklungsversuche selbst, d.h. der OE-Einsatz, Insofern bietet es sich
Rahmen des strukturellen OE-Ansatzes Methoden der (vgl.
Moser 1975,
nicht
von der Implementation fertiger Konzepte in
nicht
wenn nicht auf Praxis ganz verzichtet
Impulse fflr Theoriebildung geben.
sondern
theoreti-
der
1977;
Organisationsmitgliedern
ein auf
zwischen
bei der eben
ausgegangen
dem
Berater
die jeweilige
im
Aktionsforschung
Kappler 198o) einzusetzen,
Zusammenarbeit
an,
wird,
und
den
Organisation
und
Problemlage zugeschnittenes Konzept erst entwickelt,
implementiert
und im zuge praktischer Erfahrung wieder verändert bzw.
weiterent-
wickelt wird.
In einem solchen Wechselspiel,
der Lage ist,
die Diskurs-Idee nicht erst nach der Implementierung
des
Strukturmodells aufzunehmen,
wicklung,
das als einziges
sondern bereits bei dessen
und so in jeder Phase die Betroffenen als Akteure
in
Entstatt
als Objekte betrachtet, kann sich Kappler zufolge die traditionelle Berater-Klienten-Beziehung aufheben:
sowohl der CA wie der
Klient
297 werden zu Lernenden (Kappler 1979: verlangt vom CA neue
41ff).
Dieses neue
Verhaltensweisen: In einen Aktionsforschungs-
ProzeS kann er nicht permanent derjenigen sein, -
Verhältnis
er sucht bei seinen Versuch der
der Antworten gibt
Theoriebildung vielmehr
selbst
nach diesen. Die Rolle des CA wandelt sich damit von beratenden Experten zum (mit)lernenden Moderator. Er kann dort, wo theoretisches Vissen verfügbar und erforderlich ist,
dieses Wissen in die
Bera-
tungen eingeben, und wird sich ansonsten auf die Moderation der gemeinsamen
Suche
und des Entwicklungsprozesses konzentrieren
(zur
Moderatoren-Rolle vgl. u.a. Schnelle 1973; Schnelle/Freimuth 1987).
7.2.
DER PERSONELLE ANSATZ
Beim personellen Ansatz geht es darum, in
die Lage zu versetzen,
chancen,
die Organisationsmitglieder
strukturell vorhandene
Partizipations-
d.h. Optionen, überhaupt wahrnehmen zu können; sie müssen
die hierzu erforderliche Partizipationskompetenz haben bzw. ben (vgl.
Kifiler 198o;
Kompetenz
können
und
Friedel-Howe 1985:
erwer-
232). Ohne eine solche
institutionalisierte Mitbestimmungsmöglichkeiten
andere Optionen von den betreffenden
nicht realisiert werden:
Organisationsmitgliedern
Partizipation bleibt dann reine
Theorie;
die Optionen blofte Makulatur. Angesichts der wiederholt vorgetragenen Einschätzung, publik
dafi die meisten Bürger - sowohl in der Bundesre-
wie mehr oder weniger in allen anderen,
sich als
demokra-
tisch verstehenden Gesellschaften - während ihrer Sozialisation
in
Familie, Schule und Beruf nur unzureichend Gelegenheit haben, Demokratie auch praktisch einzuüben,
d.h.
die mit einer
Realisierung
298
von Partizipation verbundene Existenz "einer Gesellschaft Bürger" (Habernas 1969: umfangreiche
16) eben nicht existent ist,
Lernprozesse notwendig:
wird zum Lernprozeß (vgl.
sind
hierzu
Demokratisierung als
solche
Kifiler 198o:
31ff).
Dabei besteht von
der von Kant ausgehenden Aufklärungsphilosophie, die des Menschen aus seiner selbstverschuldeten bis
auf Befreiung
Unmündigkeit abzielte,
hin zur Didaktik moderner politischer Bildung
1974;
mündiger
(etwa
Fischer 198o) Einigkeit in der Einschätzung,
Giesecke
dafi Partizipa-
tion lernbar ist (vgl. als Obersicht Kifiler 1977). Trotz
solcher Einigkeit kann sich der personelle
OE-Ansatz
weder
auf eine einheitliche, allgemein akzeptierte Definition dessen, was unter
Partizipationskompetenz
Friedel-Howe fundiertes
1985: Konzept.
zu
verstehen
ist,
stützen
232), noch auf ein entsprechendes
(vgl.
theoretisch
Bemerkenswerterweise unternimmt nicht
einmal
Kifiler, der einen detailierten Entwurf zum Partizipationslernen erarbeitet hat (Kifiler 198o),
den Versuch,
zu klären, welche Kompe-
tenzen denn erworben werden sollen. Beiträge zur Didaktik der politischen Bildung nennen zumindest Einzelelemente von Partizipationskompetenz, der
ohne allerdings den Begriff selbst zu benutzen:
dem Konstruktivismus nahesteht,
nennt als wichtigsten
Sutor, Aspekt
politische Rationalität, die er in Erklären, Verstehen und Argumentieren aufgliedert: positivistische rungsversuche, die
"Steigerung von Rationalität ...
Reduktion, über
nicht
sondern erfordert über kausale
Erklä-
Zweck-Mittel-Relationen und Prognosen
hinaus
verstehende Interpretation und die argumentative
setzung mit Werten,
heißt
Normen,
Überzeugungen und
Auseinander-
Sinnorientierungen
299 mit
den Ziel verantwortlicher Urteilsbildung" (Sutor
Holtmann,
198o:
132).
der sich eher an der Kritischen Theorie orientiert, for-
muliert als Ziel die "Ausdifferenzierung und Qualifizierung alltäglicher
Wahrnehmungsstrukturen:
grifflichkeit und der Methoden,
der Prämissen und Ziele,
der
Be-
der verfflgbaren Erkenntnisbereiche
und der Handlungsinteressen" (Holtmann
198o:
ebenfalls von der Kritischen Theorie ausgeht,
78).
Giesecke,
der
nennt fünf Teilziele
(Giesecke 1974: 139 - 159): -
Analyse aktueller Konflikte
-
Training systematischer gesellschaftlicher Vorstellungen, durch die der politische Handelnde erst in die Lage versetzt wird, >seinen Fall< in gröSere Zusammenhänge einzuordnen
-
historisches Bewufitsein
-
Training selbständiger Informationsermittlung und Informationsverarbeitung
-
Training praktischer Handlungsformen.
Vährend
sich
Giesecke somit eher für den ProzeS des
Erwerbs
Partizipationskompetenz interessiert (ähnlich Kappler 1987a: der explizit rät,"den Modus des Prozesses dem bisher den Modus der
von 164o,
vorherrschen-
Strukturbetrachtung vorzuziehen"), versucht Friedel-
Howe die zu erwerbenden Einzelelemente zu analysieren und zu
kate-
gorisieren.
denen
Sie
differenziert zwischen drei Bereichen,
an
Lernprozesse ansetzen müssen (Friedel-Howe 1985: 232 - 243): - kognitiven Elementen, wozu allgemeine Problemlösungsfähigkeit, Wissen und Kenntnisse gehören, - nicht-kognitiven Elementen, zu denen sie insbesondere Motivation zu Partizipation rechnet, und
die
3oo - Verhaltenselementen. zu denen vor allem Beziehungskompetenzen gehören. Diese drei Bereiche seien mit unterschiedlichen Methoden, aber auch unterschiedlichen
Erfolgsaussichten schulbar.
Friedel-Howe
sieht
vor allem die nicht-kognitiven Elemente als problematisch an: Hierfür gäbe es zwar didaktische Mittel, nämlich prozeßorientierte Verfahren wie das Sensitivitäts-Training, Erfolgsaussichten
aber zum einen seien
deren
aufgrund ihrer mangelhaften theoretischen
Fun-
dierung ungeklärt, zum anderen sei der Zeithorizont, innerhalb dessen Wirkungen erzielt und gemessen werden können, relativ grofi. Die nicht-kognitiven kaum
daher
weiterbildungsfähig (ebd.: 241/242).
P.Ulrich die
Elemente von Partizipationskompetenz seien
argumentiert ähnlich,
institutionellen bzw.
strukturellen
"entschränkten" Kommunikation, ethischen
Voraussetzungen"
Dahrendorfs
wenn er als >machbar