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German Pages 221 [218] Year 1927
DIE YAST'S DES AWESTA ÜBERSETZT UND EINGELEITET
VON
HERMAN LOMMEL ,ht Namenh„to und Sachverzl:\ichni~
GÖTTINGEN
LEIPZIG
VANDENHOECK & RUPRECHT
J. C. HINRICHS'SC'HE BUCHHANDLUNG
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Das Recht der Übersetzung vorbehalten
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Druck von Hubert & Co. G m b. H. Gbtllngen
MEINEM FREUNDE
HANS FRIES geboren am 20. Juni 1887 gefallen am 28. Juni t 915 gewidmet
Nach Yäst 13:
Die starken Geister der Helden verehren wir
Vorwort. Eine Vorstufe dieser Arbeit war mein Geburtstagsgeschenk für Hans Fries im Jahre 1914. Damals galt mein Bemühen fast ausschließlich der sprachlichen Erfassung der Texte, und erst allmählich machte sich die Notwendigkeit der inhaltlichen Durchdringung geltend. Dabei hätte mir Hans Fries als Kenner von Religionen und Mythologieen, Sagen und Märchen viel helfen können. Die Einleitungen zu den übersetzten Stucken hätten seine besondere Anteilnahme gehabt; sie sind zuletzt gemacht. .Mögen sie auch ohne seinen Rat so ausgefallen sein, daß er damit zufrieden sem könnte! Ich habe damit gesagt, über wie lange Zeit sich meine Beschäftigung mit diesen Texten erstreckt. Warum die Fertigstellung der Übersetzung sich so verzögert hat, ist zu berichten nicht nötig. Zwischen Interlinearversion und künstlerischer Nachschöpfung gibt es verschiedene Arten von Übersetzung. Bei manchen Schriftdenkmalern kann der Übersetzer zweifeln, in wie weit er künstlerischem Drang nachgeben darf. Hier nicht. Der Dichtungswert ist, wo vorhanden, nur bescheiden; uns liegt an möglichst richtigem Verstehen des Inhalts, und das Ziel der Übersetzung kann nur sein die zutreffende Wiedergabe des elementaren Wortsinnes. Auch dies ist ja vielfach nur in beschränktem Maße erreichbar. Immerhin wurde versucht, ein lesbares und verständliches Deutsch zu bilden - glattes Deutsch, das nicht bisweilen erhöhte Aufmerksamkeit erforderte, war nicht immer zu erreichen. Hinsichtlich des Stils hat sich jedoch der Übersetzer so viel Freiheit nach oben genommen, daß er poetische Stellen, die durch innere und sprachliche Erhebung als solche erkennbar sind, wenigstens in würdiger Sprache wiederzugeben versuchte. Das keineswegs durchgängige Metrum ') der Texte hat auf die Form der Übersetzung keinen Einfluß gehabt. Der meines Wissens einzige Versuch einer metrischen Übersetzung ist die dänische von A. Christensen (Kopenhagen 1923) und soweit ich es bei der mir fremden Sprache beurteilen kann, ist das recht hübsch gelungen. Doch ist ein solcher Versuch nur bei einer Auswahl geeigneter Abschnitte möglich. ') Geldner, Über die Metrik des jüngeren Awesta, Tübingen 1877: H. Lommel, Zeit.sehr. I, 185 ff. und V, 1 ff.
VIII
Vorwort.
Die Interpretation eines auch dem bloßen Wortverstand nach oft unklaren Textes erheischt, daß das Unsichere als solches gekennzeichnet wird. Es ist aber nicht möglich, die verschiedenen Grade der Sicherheit und des Zweifels durch Zeichen deutlich gegen einander abzustufen. Öfters wird man bei wiederholter Prüfung aufs neue mißtrauisch gegen die schon festgelegte Übersetzung, seltener wird man sich auch in seinen Vermutungen bestärkt fühlen. Hier wurde völlig Unven,tändliches ausgelassen und durch ... (?) ') angedeutet und so auch an manchen Stellen verfahren, wo der Übersetzer etwa schon irgendwelche Vermutungen hegt, aber diese erst ruhen lassen und nicht ohne eine auf sprachliche und Uberlieferungsgeschichtliche Fragen eingehende Begründung vorlegen wollte. Sonst wurden schwierige Stellen und Wörter gekennzeichnet durch Fragezeichen, das in Klammern hinter dem betreffenden Wort steht, oder das bei emstlicherem Zweifel zusammen mit dem davon betroffenen Wort oder Abschnitt eingeklammert wurde. Doch besteht zwischen beiden Stufen der Ungewißheit keine rechte Grenze. Auch wollte ich die Vorsicht nicht bis zur Ängstlichkeit treiben und den Text nicht mit Fragezeichen durchsetzen. Unter den Hilfsmitteln hlitte neben Bartholomaes Altiranischem Wörterbuch (Straßburg 1904) die große kommentierte Übersetzung von Darmesteter obenan stehen sollen. Da dieses inhaltsreiche Werk aber in Frankfurt nicht vorhanden ist und von auswärts immer nur vorübergehend zu beschaffen war, ist vielleicht mancher nützliche Hinweis übersehen worden. Anführung von Einzeluntersuchungen in den Fußnoten dient nicht dem Urhebernachweis, sondern nur der Begründung einer Abweichung von der Auffassung angesehener Vorgänger. Daher sind Hinweise auf die eigenen Aufsätze des Übersetzers häufiger als der Zahl und dem Umfang derselben entspricht. - In den Anmerkungen wären dem Leser vielleicht mehr sachlich-inhaltliche Erkllirungen erwünscht und die sprachlichen Begriindungen und Bedenken sind ihm vielleicht lästig. Beim Übersetzer ists umgekehrt, weshalb der richtige Mittelweg für ihn schwer zu finden war. Von Wiedergabe der schleppenden Wiederholungen wurde nicht ganz abgesehen. Sie gehören nun einmal zum Text. Wenn der Leser buddhistischer Schriften nicht wenig solcher Wiederholungen sich gefallen läßt, braucht der Awesta-Leser damit nicht verschont zu werden. Übergehen der gleichförmigen Textstücke würde oft eine Zerstückelung mit sich bringen und ein Zusammensuchen der Anschlüsse not1) Auch wo das Fragezeichen fehlt, dürfte stets klar sein, ob die Punkte eine kurzende Auslassung oder eine unverständliche Stelle bezeichnen.
Vorwort.
IX
wendig machen, das kaum weniger ermüdend wäre als die Wiederholungen selbst. Wo allzu langatmige Doppelungen gekürzt wurden, ist Wert darauf gelegt, Deutlichkeit bezüglich der ausgeschiedenen Partieen und ihrer gegenseitigen Anschlüsse walten zu lassen. Fachgenossen wissen, daß bezüglich der Aussprache awestischer Wörter zur Zeit weitgehende Meinungsverschiedenheiten herrschen. Abweichende Ansichten über linguistische und besonders schriftgeschichtliche Fragen sind die Ursache davon. Diese rein philologischen Dinge sollen die Benützbarkeit einer Übersetzung nicht beeinträchtigen. Während ich also in sprach- und überlieferungsgeschichtlichen Untersuchungen einen sehr entschiedenen Standpunkt in diesen Fragen vertrete, habe ich hier in der Schreibung von Namen abgesehen von dem Versuch zu annähernder Wiedergabe der mutmaßlichen Lautform. Gleichwohl sind nicht alle Absonderlichkeiten der traditionellen Lesung und der herrschenden Umschreibung beibehalten worden. Vorwiegend aus praktischen Gründen und im Hinblick auf die Lesbarkeit und Sprechbarkeit. Erfahrungsgemäß spricht der Deutsche, wenn er satavaesa und haoma liest, dies als satava-esa und ha-bma aus, während es sich bei ae (ae) und ao (aö) meist') nur um einsilbige Diphthonge handelt. Meine Schreibungen Satavaisa und Hauma u. dgl. mehr sehen weniger fremdartig aus und fuhren zu einer mundgerechten und gar nicht so üblen Aussprache. Wer sie aber als Linguist und Iranist nicht billigen kann, möge sie als Verdeutschungen passieren lassen. :fra.rsa aber kann der deutsche Laie nicht wohl anders denn als erekss(ch)a oder günstigen Falles öröks-s(ch)a (örüchscha) aussprechen, und solche Dinge dann noch in der alphabetischen Anordnung eines Index zu finden, dazu gehört besondere Schulung oder Glück. Da habe ich denn ftir JrJ nach dem wahrscheinlichen annähernden Lautwert dieser Buchstabengruppe w· gesetzt. Das führte dann auch zu U1dv1 und Urti statt ArJdvi und Asi. Ferner ist x (x) mit eh verdeutscht, und da Buchstabengruppen wie chsch außer in bekannten Verbindungen (wie „nachschauen") schwer zu überblicken sind, habe ich das s der wissenschaftlichen Schreibweise nicht durch entsprechendes deutsches sch ersetzt. Dann weicht auch das Schriftbild von Zarathustra nicht so weit von der durch Nietzsche eingebürgerten Form ab, von der man in der Aussprache ja doch nicht wird lassen wollen. Ich gebe gar keine Regeln wie „zu sprechen ist", stelle vielmehr frei, z wie in französisch zigza,g oder in deutsch Zickzack und th wie im Englischen oder wie in deutsch Thee zu sprechen, wiewohl in beiden Fällen ') Mit Grund ist in Einleitung zu Yt 13 die Schreibung da~na beibehalten.
X
Vorwort.
ersteres der Ursprache näher käme 1). Da man nun ein anders woher bekanntes Asa oder Asi in der Gestalt von Urtom und Urti etwa nicht gleich wiedererkennen könnte, weist der Namenindex für Fälle wie diese und z. B. 8raetaona = Thraitauna die Identitlten nach. Dr. G. v. Selle hat mir bei der Korrektur geholfen und manche Einzelheit mit unser beider hochverehrtem Lehrer Professor F. C. Andreas besprochen. Beiden Herren danke ich fur diese Hilfe. Die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft hat fUr den Druck des Buches einen Zuschuß gewährt. Für diese Unterstützung spreche ich hier meinen besten Dank aus. 1 ) Meist ist j (wie in engl. Jack oder g in engl. geniu) durch i (wie g in franz genie) ersetzt; anf solche feinere Unterschiede kommt hier wenig an. Auch nicht darauf, ob iJ wie in italien. ctmto (richtiger) oder wie in der herkömmlichen Auasprache von lat. centum gesprochen wird. Schlimm wird es mit dem nicht umzu. bringenden Transkriptionsteufel erst, wenn ein diesen Dingen Femerstehender y (= deutsch J) und J (wie im Engl) durcheinanderbringt, und einen Gaya (ungefähr wie spätlatein. Gaius) zu Gaja (= Gadscha) macht. Doch passiert so etwas auch Fachgelehrten von Nachbargebieten und der Kundige, den es angeht, findet sich doch zu recht. - Unkonsequent war ich vielleicht in der Ausmerzung des etymologisch nicht berechtigten n vor h, um deswillen manchmal ftlr vorausgehendes a ein o geschrieben, das aber aurh manchmal belassen Ist. Sonstige Unstimmigkeiten, besonders Im Verhi~ltnis von Ü\JerRetzung und Einleitungen (wo z. B. Am01ia Spanta, nicht Amurto Sponto), wolle man rntßrhuldlgen.
Frankfurt a. M., Juli 1927.
Herman Lommel.
Nachtrag zu Yt. 1,7.
XI
Nachtrag zu Yt. I, 7. Das nicht übersetzte dritte Namenwort ava-tanvyö, Var. ave-, avi-, aovi; -tanoyö, -tanyö enthält n für r auf Grund des Zusammenfalls der Zeichen i und J in der (älteren) Pählävr-Kursive, ebenso wie vimanakara- Yt. 15, 53 statt vimarakara- (Ztschr. V, 71); dem ähnlich ist das Eintreten von n für v in pairishanana- ,,Keltergerät" V. 14, 7 für pairi.ihavana- (vgl. pairishavani-) und ferner die Verwechslung der schon inschriftlich gleichen Zeichen i und l in bavaiti Yt. 18, 5 für baraiti und fravaityanqm N. 54 für fraraiftyanrvn (Wb. 991). Das Wort ist also zu lesen: o-vi-tiirvyo und bedeutet „der Unüberwindliche".
XII
Abkilrzungen.
Abkiirzungen.
=
altindisch. • Aog. = AogemadaMä, ein Parsentraktat •.• , mit Übersetzung herausgegeben von W. Oelger, Erlangen 1878; Ubenetlt bei Darmeateter, Z. A.. m. 164tr. a.p. altpersisch. Ard. Vir. = Ardii. Virii.f (V-uaz) Nii.mlg, ed. with Trane!. by Hoaha.ng and Ha.ug, Bombay 1872. A. V. = A.rd. Vir.; S. 194: A.tharva. Veda. Aw., aw. = Awesta, awestisch. B., Arische Forschungen, Halle 1882-1887. Bartholomae, A. F. Bdh. = Bundehes, hrsg. und übers. von Justi, Leipzig 1868; übers. von West SEE. V. Bthl. = Bartholomae. D., Etudes, iraniennes, Paris 1883. Darmesteter, Et. ir. Darmcsteter, Z. A. = D., Le Zend-Avesta, s. S. 1. DLZ. = Deutsche Literatur-Zeitung. ERE. = Encyclopedia of Religion and Ethics, ed. by Hastings. G. - Gäb. g. aw. gathisch awestisch. B. Ocig,,r, Am~sa Spantas s. S. 7. 0., Drei Yasht aus dem Zendavesta, Stuttgart 1884. Oeldncr, :1 Yt, Geldner, Studien -~ G., Studien zum Avesta I, Straßburg 1882. GON. ·-= Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Gr. Bdh. --- Großer Bundeheil, nach Auszügen bei Darmesteter, ZA. Grdr. Grundriß der Iranischen Philologie, Straßburg 1896-190'; jedoch 8. 104: Brugma.nn, Grundriß d. vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen, Straßburg 1897 ff. Hdschr. = Handschrift(en). I. Anz. = Indogermanischer Anzeiger. I. Inm. ') Nur in einem Teil der Hdschr.
Die Einleitungs- und Schlußformeln der Yä.ats.
11
[und) den heiligen Unsterblichen rund] der wohlgeschaffenen, schöngewachsenen Kraft)'), dem vom Herrn geschaffenen Sieg und der siegreichen Überlegenheit zu Verehrung . . . Lob." in Yt. 15: ,,Huldigung (dem gute Weide bietenden Frieden)'), dem übermächtigen Winde, der anderen Geschöpfen verborgen ist, dem (Teile) von dir, o Wind, was von dir dem J leilig(:'11 Geist zugehört, zu Verehrung . . : Loh." in Yt. 16: ,,Huldigung der richtigsten Einsicht, der vom Weisen geschaffenen frommen (der guten mazdayasnischen Religion)') zu Verehrung ... Lob." in Yt. 17: ,,Huldigung der guten Segnung, der guten Einsicht, der guten ... (?), der guten Rasanstitt '), der glanzvollen, den vom Weisen geschaffenen Nutzen zu Verehrung ... Lob." in Yt. 18: ,,Huldigung dem vom Weisen geschaffenen Glücksglanze der Aryer zu Verehrung . . . Lob." in Yt. 19: ,,Huldigung dem Berge Usidarna, dem wonnevollen (und allen vom Weisen geschaffenen Dingen) '), dem vom Weisen geschaffenen königlichen Glücksglanze, dem vom Weisen geschaffenen lichtlosen Glücksglanze zu Verehrung . . . Lob." in Yt. 20: ,,Huldigung dem die Wahrheit fördernden Haoma zu Verehrung . . . Lob." in Yt. 21: ,,Huldigung dem vom Weisen geschaffenen Sterne Vanant zu Verehrung . . . Lob." Den Beschluß macht das sogenannte Ahuna-varya-Gebet (das hintort, entsprechend dem asam vohü mit den Anfangsworten ya&a ahu zitiert wird). Und zwar wird die Rezitation dieses Gebetes geteilt zwischen zwei Priestern. Den Anfang spricht der Raspi "): ,, 'Wie der Weltliche Richter' ... soll mir der Zaotar 3) aufsagen." Darauf spricht der Zöt (Zautar): ,, 'so ist auch der Geistliche Richter zu wählen entsprechend eben der Wahrheit, (als) ein Festsetzer der Handlungen des Guten Denkens. - Der Welt Herrschaft aber gehört dem Weisen Herrn, welcher (?) dem Landf!uchtigen einen Beherberger geben wird•), soll der \Vissende aufsagen." Die Schlußformeln enthalten ebenfalls einen Päzänd-Bestand2 ) Nicht näher bekannte Genie. ') Nur in einem Teil der Hdschr. ) Über Zaotar und Raspi vgl. Darmesteter, Zend Avesta III pgg. 129f.; neuerdings auch Modi, the rcligions ccremonies and customs of thc Parsees (HJ22) besonders pgg. /l/lö ff'. - Der Zaotar ist der Hauptpriester, dessPn vornehmste Aufgabt' bei drr Opferzeremonie ist, die Gäthsäs zu rezitieren. Der Raspi assistiert ihm, vor allem hat der den Hauma zu mischen. ') Übersetzung dieses Gebetes (Y. 27,"13) z. T. nach Andreas; statt yim "welchen" ist "welcher" übersetzt, als ob yo dastünde. Die Worte für "weltlicher Richter" und ,geistlicher Richter" habe ich an sonstigen Stellen mit ,Herr" und ,Meister" wiedergegeben.
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Die Einleitungs- und Schlußformeln der Yästs.
teil, von dem hier abgesehen wird. Im Übrigen umfassen sie teils einen Abschnitt, teils zwei. Wo dies der Fall ist, da ist der zweite Absatz gleich dem Schlußabsatz der übrigen Yästs, und der erste die auch im Innern der Yästs oft als Abschluß der einzelnen Teile (Kardä) des Yäst wiederkehrende Formel: „Wegen seiner (ihrer; je nach nach der Gottheit) Pracht und (seines, ihres) Glanzes will ich ihn (sie) verehren ... " Diesen Absatz habe ich bei jedem einzelnen Yäst übersetzt'). Daran schließt sich das Gebet: yenhe hät~m ... Dieses habe ich Ztschr. I, 20ff. zu deuten versucht. Darnach würde es bedeuten: ,, Von welchem (sing. msc.) unter den existierenden (sc. verehrungswürdigen Wesen) der Weise Herr gemäß der Wahrheit weiß, (daß) für ihn in der Verehrung das Beste (beruht) und von welchen (plur. fern.; sc. unter den Existierenden), diejenigen (plur. msc.) und diejenigen (plur. fern.) verehren wir." Im Grund ist das Gebet unübersetzbar und nur verständlich als zustandegekommen durch Verwendung, Umdeutung und Mißdeutung von Gathaworten (s. a. a. 0.). Was in diesem Fall den zweiten Teil der Schlußformeln ausmacht, bildet bei den andern YMts allein den Schluß und lautet: ,,ya!M ahn •.• "
„Verehrung, Anbetung, Kraft, Stärke ist mein Segenswunsch für ... " die Gottheit (mit zugehörigen Genien) des betreffenden Yäst. Diese ist in derselben Weise bezeichnet, wie in den oben mitgeteilten Sonderbestandteilen der Eingangsformeln 9). ') ,,Asam vohu ... " „Dem•) sei Reichtum und Glanz, dem des Leibes Gesundheit, dem des Leibes Kraft, dem des Leibes Sieg, dem viel Wonne bietendes Vermögen, dem edle Nachkommenschaft, dem lange Lebensdauer, dem das beste Dasein der Frommen (= Paradies), das leuchtende, alle W 01rnen bietende." ,,Tausend Heilmittel, zehntausend Heilmittel." ,, Komme mir zu Hilfe, o Weiser." .,Ai;am vohü ... " ') Vollständig Yt. H, 18, sonst meist abgrktirzt. ') (krinl,(nkt>n vnhren wir, dl'n Rit>ghaften Frirtlen, der uber alle Wesen gesetzt ist, das angeborene gultgeschaffene Wissen verehren wir, das mit den Ohren gehörte gottgeschaffene Wissen verehren wir. 7. Den vortrefflichsten Heiligen Unsterblichen, die beste Wahrheit, verehren wir, das Aryamanisya(-Gebet) verehren wir, das heldenstarke, gottgeschaffene verehren wir, den guten Nutzen, den weitblickenden, gottgeschaffenen frommen verehren wir, den Heiligen Unsterblichen Ersehntes Reich verehren wir, das geschmolzene Metall verehren wir, das Erbarmen, das den Flüchtling beschUtzt, verei1ren wir. 8. Die heilige gute Frommergebenheit verehren wir, die gute Gabe, die weitblickende, gottgeschaffene fromme verehren wir, den Heiligen Unsterblichen Heilsein verehren wir, die jährliche gute Wohnstatt verehren wir, die frommen Jahres(gottheiten), die Meister der Wahrheit verehren wir, den Heiligen Unsterblichen Nicht-Totsein verehren wir, strotzende Heerden verehren wir, nutzbringende Getreidefelder verehren wir, den heldenstarken gottgeschaffenen Gaukarna verehren wir. 9. Den Mithra mit den weiten Triften verehren wir, den gute Weide bietenden Frieden verehren wir, die beste Wahrheit und das Feuer , den Sohn des Weisen Herrn verehren wir, den erhabenen Herrn, den beherrschenden König Wasserkind mit seinen schnellen Rossen verehren wir und das gottgeschaffene fromme Wasser verehren wir. 1}
Hier folgt der SchlnB der Einleitungsformel
YäAt 2, 3.
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10. Die guten starken heiligen Schutzgeister verehren wir, die Frauen, die viele Söhne haben verehren wir, die jährliche gute Wohnstatt verehren wir, die wohlgefUge gottgeschaffene Kraft verehren wir, den gottgeschaffenen Sieg verehren wir, die sieghafte Überlegenheit verehren wir, den rechten Gehorsam, den schön gewachsenen siegreichen, der die Welt fördert, den frommrn Meister der Wahrheit verehren wir, den ganz genau abwägenden Raiinu verehren wir, die Aufrichtigkeit, die die Welt fördert und mehrt, verrhren wir. 11 '). Wodurch nun (?) also Zarathuifüa Teufel und Menschen überwinden wird. Wer(?) im Hause wahrlirh, o Spitrrma Zarathuifüa (? oder: Wo ... er, der Spifäma Zarathu.'.ilra?) diP LUgenteufelin töten wird, jede LUgenteufelin wird verschwinden, wo dieser Mann ihnen diese Worte ... 12.... Wer sie(?) ins Gedächtnis nimmt(?) die heiligen Unsterblichen, die gut herrschenden wohltätigen . . . Die mazdayasnische Religion, das fromme, gottgeschaffene roßgestaltige Wasser verehren wir. 13. 14. 16. Srhlußformel.
3. Ardabahist Yast 2). 1. Es sprach der Weise Herr zu Spitama Zarathustra: Als ich die beste Wahrheit erschuf, o Spitäma Zarathustra, du Preiser, Opferer, Rufer, Beschwörer, Verehrer, Segner und Sänger, die glänzenden Lichter, die sonnigen Behausungen bewohnend (?) zu unserer, der Heiligen Unsterblichen Verehrung und Anbetung. 2. Da sprach Zarathustra: Sprich doch wahrgesprochene Worte, o Weiser Herr, wie war es, als du die beste Wahrheit erschufest [o Spitama, du Preiser ... usw. wie § 1 bis ... Sänger], die glänzenden Lichter, die sonnigen Behausungen bewohnend, zu eurer, der Heiligen Unsterblichen, Verehrung und Anbetung")?. 1) Überlieferung schlecht, Übersetzung ungewiß In den folgenden §§ ists noch schlimmer 2 ) Übersetzt bei Geldner, Studien 104 f. 3 Wie ) Bruchstücke einer Unterredung zwischen Ahura Mazda und Zarathustra. sehr der Text in Verwirrung ist, zeigt der Umstand, daß die Anrede des Gottes an den menschlichen Unterredner ans § 1 in § 2, der eme Frage Zarathustras enthalt, verschleppt ist. Soll man nmstel!Pn nnd § 1 als Antwort auf § 2 betrachten? Oder 1st es ein Stürk mitten aus einer Unterredung und § 1 Antwort auf eine nicht erh1tltene Jend erschlägt, vernirhtet Krankheiten, vernichtet Tod, vermchtet ..... usw. dieselben wie § 7. Nach Geldners Vermutung ravo hitsayodqm, vgl Wb 256 Sogar die Ubersetzung von Bartholomae-W olff, die 1m Sinn der Rartholomae'schen Gramm.1t1k außerst gewissenhaft 1st, - bis zum Formalismus - tlbersetzt hier ,nach dem Smn" mit dem Bemerken ,der Wortlaut des Textes besagt das Gegenteil" Ich setze m1cl1 m etwas anderer Weise über die grammatikalischen Ungeheuerlichke1ten hmweg - Uherall e1gentlirh das aryamamsche der Gebete, das großte der Gebete usw. ') Allenfalls Prdtentum .lief fort" m allen folgenden Fallen ') Uller nordosthch, vgl Ze1tschr II, 218 1) 2
)
Yast 1
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11 vermchtet SchlangengezUcht, vermchtet . . . usw. dieselben wie § 8. 12. vernichtet verlogene Lügenrede, vermchtet ... usw cheselben wie§ 9 bis ... ostwesthche Wmde, ostwesthche Wmde geht zu Grund - Von diesem Schlangengezücht 13 Wenn emer von diesen Teufeln tausend mal tausend, zehntamirnd mal Zf'hntum,end erHrhlllgt, sturzte von ,1sselhe mit vier verschil'denen Dämonennamen. •) Nach ,ler Var narqm aiiaonqm. ') In einem Teil der Handsehriften. 6 ) Dath statt Genitiv (?), ') D. b. die männlichen Gt'schlcrhts: doch ist die Übl'rlieferung unbicher die mit Namen. die man srlmell (leicht) aussprechen kann (??) ") Diese (plur) rettet (sing) '') P1cbclben Damonennarncn wie in 2. 2
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Yast 4
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4. Wohin (wie?) wendet sich') der Weg der Frommen, wohin (wie) (der) der Gottlosen? Da sprach der Weise Herr: Wenn einer eme Furche zieht und mir dabei einen (Zauber-)Spruch (vernehmlich) hersagt, oder (nur) im Geist oder murmelnd hersagt, so kann er sich mit Leib (und Seele) 2) verbergen. 5. Eine jede, dich und die Lüge (Teufelm), die gegen die Wahrheit angeht (???) und Jede, die gegnerisch (??) 1st, und jede, die ... 3 ) ist, jede, dich und die Lüge (Teufelm) will ich für die arischen Statten vernichten, dich und die Lüge bmde ich, dich und die Lüge schlage ich nieder, dich und die Lüge schaffe ich fort in die unter(irdisch)e Region') 6. Drei Furchen macht er, drei (Namen)") fromme(r) Manner") sage ich her, 6 Furchen macht er, 6 (Namen) fromme(r) Männer sage ich her, neun Furchen macht er, neun (Namen) fromme(r) Manner sage ich her. 7. Die Namen derselben") wehren neunfach(?) 7) ab die Lügnerin; der l'rie~ff>r vernichtet ist die Narhkommen~rhaft (?) ') dPH Pfaffen Zmathuiil1a auq ,ler 1-\l'h1Pcl,liC"ho11 IIUIIP 1111l'l1 'IPIIIPrn W1IIP11 1111d lh•liehen, ganz wie e'l ihm belieht. 8. Nach Sonnepuntcrgang, nachdem (etwa = solange) die Sonne mcht aufgegangen"), vertreibt (schlägt) er die Leichenhexe, die ganz blutige, nach Westen hm mit mederschmetternder Waffe, die Unholdm ') urvasatft, vielleicht sclilerhte Schreibung fur eme Form wrn g aw urväxsat (vgl Ztschr III, 16H), doch ISt dies ganz unsicher Die verschiedenen Schreibungen dieses Wortes gleichen denen des m § 3 an letzter Stelle genannten (hier mcht ubersetzten) Ubels. Der gerhinkhche Zusammenhang mit dem Vorigen wie mit dem Folgenden 1st mir mcht erkennbar 2) Nur m emem Te!l der lfandsclmft, doch ansd1emend metnsrh erforderlich. 3 ) Alles, auch die Ubcrheferung und die Frage, ob der Text metrisch sem soll, ganz unsICher Ern anderer Ubersetzungsversnch bei Geldner, Stud 109, 112 Die Stelle 1st verwandt und zur Beurteilung der Uberheferung zu vergle1d1en mit dem gleichfalls unklaren Y t 11, 1i •) Vgl Ztschr II, 213 ") Um Zusammenhang mit dem Folgenden herzustellen, der allerdmgs bei der Unverstandhchke1t ton § 7 hypothetisch 16t, wurde gemaß 1/ 3 (Anm. 1) ubersetzt, ohwohl keme Var narqm asaonrtm vorhanden 1st 9) Oder nach P.1rn!lelube1hrfcrung drr he1hg-rn Unsterhhchcn. 7) Nnr eme ll,indschnft brntet na1,um karata, ,,,is etwa bedcutrn konntr, nken" sehr nuhnP 1:-legnung; es fand rste Abschnitt ist nach Form und Ausdruck nicht eine Verehrung, sondern nur eine Aufzählung von Bergen. Er scheint sprachlich jung zu sein und hat inhaltlich eine Parullelr an 1lem Uber die Berge handelnden Abschnitt des Bundehell, Kap. 12. Ich untrrlasse 'es, in den Anmerkungen alle an die einzelnen Bergnamen zu knüpfenden Bemerkungen heizuhringe>n. Mann der Bedeutung gerecht werden sollte. Ich setze daher für .ri 1ir.mah- in der Regel „Glücksglanz". Für das Adjektiv :i;varmahvante1gnet sich denn freilich ein entsprechendes „glücksglänzend" nicht, ich wechsle statt dessen nach Dafürhalten zwischen „glänzend" und ,,gluckhch". Sehon die bisherigen Angaben lassen erkennen, daß der Glaube an das Chvarna über den eigentlich zoroastrischen Bereich hinaus Geltung hat. Er ist denn auch nichts dem Awesta Besonderes und entstammt nicht der Lehre Zarathustras. In den Gnföas wird das Chvarna nicht erwähnt'); aus dem allgemeinen Volksglauben ist es in die Religion des jüngeren Awesta übernommen. Und zwar ist der Glaube an das Chvarna gemeiniranisch in dem weiten Sinn, daß wir ihn auch bei den Skythen durch Herodot bezeugt fu1tlen (IV, 5-6). Deren Könige heißen Paradata (bei Herodot IlaeaJ.diat mit A statt .1) gleich den Paraöata- (Pesdat) der sonstigen, vom Awesta bis F1rdousi reichenden Überlieferung 2), und gehören wie diese den Anfängen der Menschheit an. Die Sage von deren Herrscheranrecht ist verknüpft mit dem märchenhaften Motiv von dem Glücksvo1 zug des jüngsten von drei Briidern. Diesen erscheinen, vom Himmel herabkommend, symbolische Geräte aus Gold. Di3 beiden älteren Bruder versuchen vergeblich, diese Geräte zu ergreifen, denn das feurige Gold (xaioµl!vov xevaov) 8) brennt sie, nur der Jüngste kann es ergreifen und erweist sich somit als zur Herrschaft bestimmt. Er wird der Ahnherr der Paradatas. Dies ist nun die hauptsächlichste Rolle des Chvarna, das hier als feuriges Gold erscheint, daß es die göttliche Bestimmung eines Mannes xva~h.
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2 ') Y jl 18 xi•aPn&, AdJ ,ghicklich, glanzend" } Anders Jacobsohn, KZ 3 ) Das ermnert zugleich an die Rolle des erhitzten Metalls als gottliche 54, 27 4 Feuerprobe m der sonstigen iranischen Überlieferung und der Gerichtsbarkeit
Yäit 19, Einleitung.
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zur rechtmäßigen Herrschaft über Iran kundtut. Der Gl!icksglanz ist also der Ausdruck des Gottesgnadentums, der mystischen Auszeichnung des zum Königtum Berufenen vor andern Menschen. Man hat es daher, für diesen speziellen Gebrauch sehr treffend, mit Majestät oder Glorie übersetzt. Auch dem Kyros soll das Chvarna erschienen sein. Und zwar berichtet Cicero (de div. I, 23, 46) nach den Persica des Dion, daß er im Schlaf zu seinen Füßen die Sonne gesehen habe, was ihm die künftige Herr~chaft voraussagte. Daß die sichtbare Erscheinung eine solche Verkündigung bedeutet, ist einleuchtend, verwunderlich ahel' ist an dem Bericht, daß Kyros die Sonne umsonst mit Händen zu greifen versucht und, während in andern Fällen das vergebliche Trachten nach dem Glucksglanz erfolgloses Streben nach der Herrschaft bedeutet, hier das drt>imalige Haschen narh der Sonne auf dreißigjährige Herrschaft schließen lassen soll. Als besonders eindrücklichen Fall, wo das Chvarna den zum Königtum Brstimmten wiederholt kenntlich macht, erwähne ich noch die von Nöldeke BB. 4, H5ff. Uhersetzte GeHrhiehte 1les AnHislr i l'ilb!lgan. - ~ine vollstundigen• 8ammlu11g von Slt>IIPn, wo ,las Chvurna Ausdruck des Gottesgnadentums iranischer Könige ist, soll hier nicht geboten werden. tt Nach der Benennung der iranischen Könige als Kavi heißt der die Könige auszeichnende Glücksglanz der Kavi-sche (aw. lcavai'm xvarilnö- zu lesen: lcoviyom xvorno-): "der königliche Gl!icksglanz". Einige Bemerkungen über das Kavi-tum scheinen mir hier nötig zu sein; sie sind aber nicht gefestigte Ergebnisse einer abgeschlossenen Untersuchung, sondern nur meine einstweilige Ansicht. Das Wort kavi- ist im Awesta mit zwei ganz verschiedenen Bewctungen verbunden und bezeichnet 1) Könige, die Feinde der zarathustrischen Religion sind. In den Gathas ist dies die einzige Geltung dieses Worts. Zarathui;tra bezeichnet so im Gegensatz zu König Vii'.,taspa, seinem und seines Glaubens Beschützer, Fürsten, die sich seiner Lehre gegenüber ablehnend verhalten. Dabei handelt es sich um Lokalfürsten von geringer geschichtlicher Bedeutung und politischer l\Iacht, um Stammeskönige. Da Zarathulitra sie und die Karpans, offenba1· Priester der vorzarathui;trischen Religion (hier: ,,Pfaffen"), die ganz der Aus!ibung des herkömmlichen Rituals ergeben waren, sozusagen in einem Atemzug verurteilt, hat auch späterhin das Wort, formelhaft in dieser Verbindung gebraucht, einen abschätzigen Wert: es ist ein Schmähwort fUr eine bestimmte J{lasse von Religionsfeinden. - 2) Außerhalb dieser Verbindung und zwar nur im jüngeren Awesta, ist es höchst ehrenvolle Benennung, sei es Titulatur oder Beiname, sagenhafter
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YILit 19, Einleitung
Ko111ge, die gedacht sind als Gesamtherrscher Irans. Es enthält dabei keinen Hinweis auf den Gegensatz von Anhängern und Feinden der rnazdayasnischen Religion, die Wertschätzung, die es ausdruckt, ist in rehg1öser Beziehung neutral. Also ist dieser Gebrauch der ursprüngliche, 1m Volk lebendige, wie er sich denn auch in der weltlichen Sage fmdet. Der abschätzige Gebrauch ist die perstlnliche Prägung des Zarathubha, die swh ihm aus dem Rmgen um Anerkennung ergab und 1st am, seinem Mund in die priesterliche Am1drucksweise übergegangen, blieb terrnmus oder Schlagwort der theologischen Formelsprache '). Im Altindischen ist die Bedeutung von kavi- (Adj. und Subst.) „weu,e" und nach Ausweis der etymologischen Beziehungen dieses Worts zu andern verwandten Sprachen dürfte das auch die ursprüngliche Bedeutung sein. Auch diese Betrachtung fuhrt darauf, daß die ehrenvolle Geltung des Worts im Iranischen die ursprünglichere ist und läßt annehmen, daß es erst allmithlich auf den Gebrauch als Beiwort von Fürsten eingeschränkt wurde'). Halbwissenschafthche Bemühungen der Sassanidenze1t haben aus der Bezeichnung der Sagenkönige als kavi- (mp. np. klii, plur. kiiyan) eme Kayamer- (Kayaniden-) Dynastie konstruiert. J. Hertel, dem ich m manchen Punkten nicht beipflichte, hat m seiner Schrift „Achämeniden und Kayaniden" richtig dargelegt, daß die Annahme einer solchen Dynastie für das Awesta keine Geltung hat. Allen Königen der aw. Überlieferung ist das kavae:m x"arJnö, der „königliche Glücksglanz" gemein und noch Fitdousi gibt auch Königen, die nicht der manchmal so genannten Kayanier-Dynastie angehören, das Prädikat kayan"i.
Vom kavischen, d. i. königlichen Glücksglanz nicht wesentlich verschieden 1st das Chvarna der Arier, der iranische Glücksglanz. Nichtansehe Machthaber sind ja selbstverständlich mcht durch das Chvarna 1) Eme treffende Wiedergabe dieses Begnffs m wirklichem Deutsch durfte schwer zu finden sem Ich setze dafur "verstockte Fürsten" 2 ) Da a1 kavi- zunachst hauptsachlich von priesterlichen Weisen gebraucht wird (,,as allerdmgs mcht im Wort zu hegen braucht, sondern m der rem pnesterhchen SphMc der vedischen Literatur begründet sein kann) und die Kav1's, von denen Zarathu~t1,, spncht, m engster Verbmdung mit den Anh,mgern des Rituals (karpan-) und ,ds Hutcr der alten Volksrehg10n erschemen, kann man die Moghchke1t erwagen, daß durch d1csP~ Wort auf pne~terlirhe Funktion der alten Stammeskomge hmgedeutet wird Bemerkenswert 1st m diesem Zusammenhang, daß die Benennung der altesten mythischen Komge paradäta- etymologisch dem a1 purohita- gleich 1st, der Puroh1ta als Austiber der pnesterhchen Obhegenhe1ten des Komgs 1st geradezu sacerdos c1v1tatls Dem Wortsmn nach heißt allerdmgs paraJllda-, purohita- emfach "vorangestellt, der Vorgesetzte", muß also mcht auf Priestertum hmwe1sen Der Gedanke an em Staatspnestcrtum der alten iranischen Stammesk6mge, den ich auf Grund dieser Betrachtungen 1mmc1 hm fllr erwagenswert halte, bleibt also unerweishch
Yäit 11!, Einleitung.
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ausgezeichnet, während anderseits die Arier an dem Segen teil haben, den ihr Herrscher im Glanz seines königlichen G!Ucks genießt. Der arische G!Ucksglanz bedeutet also Überlegenheit der Arier und ist ein Ausdruck des nationalen Selbstgefühls, auch des Zusammengehörigkeitsgefuhls und bestll.tigt die gottgewollte Bestimmung der Arier zur Vormachtstellung. Wenn ein Nichtarier den königlichen Glücksglanz ergreifen konnte, wäre es auch um das GIUck der arischen Völker geschehen 1). So heißt es von dem Turanier fi'ra(h)rasyan, der den von König Yama entwichenen Gliicksglanz nicht an sich nehmen kann, daß es ihm nicht gelungen ist, das Chvarna det' arischen Völker zu gewinnen (Yt. 19, 64). In diesem Zusammenhang wird das Chvarna auch als ax''ar.Jfnbezeichnet. Was da mit gemeint und ob es eine besondere Art des Gliicksglanzes sei, ist schwer zu bestimmen. Ich habe meine Ansicht darüber in einem Aufsatz Ztschr. II, 225 zu begründen wrsuint zu sein, das nur besonderrn Günstlingen des Schickr;als das GlüC'k als strahlendes Licht erscheint und beiwohnt, anderen Menschen aber an ihnen nur in Gestalt anderer Symbole (Tiergestalt) ") oder gar 111cht sichtbar wird. Die Aufnahme des gemeiniranischen Chvarna-Glaubens in die mazdayasnische Religion ließ den sozusagen weltlichen Charakter, die politische Bedeutung des Glucksglanzes unverändert bestehen. Die Vergeistigung, die sich einstellte, war - soweit man urteilen kann nicht eine Veränderung des Überkommenen, sondern eine Hinzufugung von Neuem. Daß Gottheiten von der Majestät und Glorie des Glücksglanzes umgeben sind, mag als Selbstverständlichkeit erscheinen und als vorzoroastrischer Glaube gelten. Doch empfindet man einen Unterschied zwischen dem Verhältnis verschiedener Gottheiten zum Chvama. Dieses ist nämlich Yt. 6, 1 und Yt. 7, 3 ganz sinnlich als der Schein von Sonne und Mond gedacht; diese Anschauung dürfte einen Teil der ursprUnglichen Konzeption wiedergeben und dazu paßt es, daß nach der ersteren Stelle die Yazata's, worunter auch Gottheiten verstanden sein können, die dem altiranischen Heidentum entstammen, den Sonnenschein auf In der zoroastrischen Überlieferung des iranischen Sagenschatzes und auch bei Firdousi werden der iranische König und der turanische Gegner immer als fromm (zoroastrisrh) und gottlos (ht>idnisch) hmgestcllt. Indirekt und aus emer gewissen Naiv1tat heraus gerat so der Ehrenname Kavi doch in Zusammenhang mit religiosen Bewertungen. i) Im ,Schattrn des Hurnäs" (Ncildeke, Iran. Nat Epos § 4, S. 18ß 1. Aufl 4 2 Aufl.) scheinen die Sinrnrgh-Sage und die Vorstellung vom ,lichtlosen" Chvarna sich zu berühren 1)
174
Yäst 19, Einleitung.
die Erde weitergeben. Als zoroastrische, nachbildende Übertragung mutet es an, daß nach Yt. 7, 3 die Amasa Spanta's den Mondschein weitergeben, ihn auch selbst im Besitz halten. Deutlicher noch scheint, daß ein ursprüngliches Verhältnis besteht zwischen dem durchaus heidnischen Gott Apäm napät, dem König der Gewässer, der wohl in Zwerggestalt vorgestellt und deshalb "Wasserkiml" genannt wurde, und dem GlUcksglanz, der nach der Volkssage im Wasser ruht und da vom Turanierkönig Fra(h)rasyan vergeblich zu greifen versucht wird (§ 51). Daß Heil und Glanz der Arier im v\T eltmeer geborgen sind, wenn ihr König in Verbannung weilt und det' Feind sich der arischen Majestät zu bemächtigen sucht, ist ja eben der Ausdruck dafür, daß das vorübergehende Darniederliegen des iranischen Königtums nicht endgültigen Verlust von Glück und Macht zur Folge hat. Man hat daher diese Episode nicht mit Unrecht als Interregnum des Apäm napät bezeichnet und damit die enge Verflechtung des Wasserkinds als Herrn des Chvarna mit der Volkssage gekennzeichnet. Auch daß Mithra einen Teil des königlichen Glücksglanzes an sich nimmt (§ 35), ist - entsprechend der Einreihung dieses Zugs in die Sage und gemäß seiner Herrschernatur - eine Vorstellung des Volksglaubens, dem Mithra ja entstammt. Daß der Glücksglanz auf die höchste Gottheit zurückgeführt und darum als von Ahura Mazda geschaffen oder von ihm verliehen bezeichnet wird und daß auch die Amasa Spanta's ihn besitzen, dürfte eine allerdings naheliegende Übertragung sein. Als nicht ganz sinnvoll und etwas äußerlich mutet es mich dabei an, daß der Glücksglanz auch in diesem Zusammenhang als der königliche mit dem speziellen Wort "kavisch" bezeichnet wird. Und ganz gewiß entspricht es nicht dem ursprünglichen Wesen des glückverbürgenden Glanzes, daß die Schöpfung (§ 10) und die Verklärung der ganzen Welt am Ende aller Dinge durch Ahura Mazda (§ 11, 12) und die Amasa Spanta's (§ 19, 20) auf diese Himmelsmacht zurückgeführt wird. Vollends dem eigentlichen Sinn des Chvarna läuft es zuwider, daß ein Untertan des Königs die königliche Majestät besitzt. Aber der Verherrlichung der Zarathustra ist es gemäß, daß die lfajestät der Kavi's, die zu seiner Zeit dem König Vistäspa eigen war, auch ihm zugesprochen wird, der Reihenfolge nach vor seinem König, was hier natürlich einen Vorrang ausdruckt. Hierin spricht sich eine Vergeistigung des Chvarna aus; es ist auf diese Weise eine geistige und geistliche Macht geworden; wie der eigentliche und ursprüngliche G!Ucksglanz Sieg über die kriegerischen Feinde gewährleistet, so besiegt Zarathustra die Dev's, zwar vermöge des Gebets, das auch anderswo seine Waffe genannt wird, aber dem Zusammenhange nach doch kraft des Chvarna. Freilich
Yäst 19, Einleitung.
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gehen hier die geistliche und die weltliche Anschauung vom Glücksglanz durcheinander, indem es so hingestellt wird, als ob der turanische Feind nach dem Chvarna des Zarathustra strebte (§ 82), während es ihm doch in Wirklichkeit nur um die weltliche Macht, die königliche Majestät und die Herrschermacht unter den Ariern zu tun war. Und anderseits knüpft die Übertragung des Chvarna auf Zarathustra auch insofern an ursprünglichere Vorstellungen an, als dieses (Yt. 17, 22) speziell dem Leib Zarathustras zugesprochen, damit also wesentlich als Glanzerscheinung betrachtet wird. Am weitesten geht die Vergeistigung, wenn § 53 allen Menschen das Trachten nach dem Chvarna empfohlen und dafür Vorteil für das Heil der Seele verheißen wird (vgl. Ztschr. II, 231f.). Wie eine Unentschlossenheit in der Übertragung des Chvarna auf eigentlich zoroastrische Wesen mutet es an, daß am Schluß, wo nochmals die Verklärung der Welt verheißen wird (§ 94-96), nicht ausdrücklich gesagt ist, daß der Heiland das Chvarna besitzt, während rler ganze Passus nur unter dieser Voraussetzung hier seine herechtigte Stellung hat. Der Sausyant scheint da den Sieg über alles Übel zu erringen außer dmch seinen Blick durch eine traditionsreiche Waffe, die sich in der Reihe der großen Heroen der Nation vererbt und bei vielen Heldentaten gedient hat. Sie erscheint damit geradezu als Trägerin der wirksamen Kraft des Chvarna. Freilich ist das Wort, das wir hier durch „Waffe" übersetzen, nur an dieser Stelle belegt; es ist in dieser Bedeutung glaubhaft, aber nicht absolut sicher. Möge es auch etwas Anderes, irgend eine Potenz, bedeuten, jedenfalls ist es nicht das Chvarna selbst. Die Rolle des Chvarna, wo es in den eigentlich zoroastrischen Gedankenkreis hineingestellt ist, wird also eigentlich nirgends recht klar ausgesprochen. l.Jnd überhaupt hat die Übertragung des ChvarnaGlaubens in den Zoroastrismus keine einheitliche Idee geschaffen und keine völlige Durchbildung erfahren. Aber dennoch verspüren wir, daß diesem ursprünglich politischen und nationalen Ideal durch die Verknüpfung mit der höheren Religion eine Heiligung zu teil geworden und daß die geschichtskündende Sage dadurch in den Rahmen des Mythos vom ewigen Weltgeschehen hineingestellt ist. Der Text, dessen Kern der Preis der l\lajestät der Könige und des Ruhms der Nation ist, hat dadurch eine Erhebung des Inhalts erfahren und formale Rundung gewonnen. Daß die Verknüpfung· von Anfang und Schluß durch die Form der Wiederholung (§ 11, § 89) geschieht, entspricht dem Stil dieser Literatur und darf uns nicht hindern, den gewissen 8chwung, der darin liegt, zu erkennen. Übersetzt von Gelclner. 3 Yasht lff.; Bartholomae AF 1. 99.
Yä.st 19.
176
Yäst 19. 1. Als erstes Gebirge entstand, o Spitima Zarathulitra, auf dieser Erde die hohe Harati '), welches ganz um die östlichen Länder und um die westlichen herumliegt; das zweite ist das Zurdazo-Gebirge, jenseits(?) des Manusa (-Gebirges) 1); auch dieses liegt ganz um die östlichen Länder und um die westlichen herum. 2. Von da wachsen hervor Usida, Usidarna und der ... (?) Urzifya (-Berg)"), als sechster der Arzura, als siebenter der Bumya, als achter der Raudita, als neunter der Mazisvant, als zehnter der Antardahyu, als elfter der Urzisa, als zwölfter der Va;tigaisa. 3. Und Adarana und Bayana und der Fels (?) Upitrisaina ') mit Schnee von dem nur wenig schmilzt(?); die zwei Hamankuna, die acht Vasana-Berge, die acht "Renner"-Spitzen, die vier Vidvana-Rucken. 4. Und Aizacha und Mainacha und Vachdrika und Asaya und Tudaska und Vaisava und Drausivant und Sarivant und Nahusmant und Kakahyu und Antarkanha, 5. und Sicidava und Ahurana und Raimana und Urtastambana und Urunyavadimidka und Asanvant und Usauma und Ustachvarna und Syämaka und Vafriya und Vurusa, 6. und Yahmi~atara und Adutava und Spitavarna und Spontodata und Kadruaspa und Koirisa und der Gipfel Barosrayan und Barana und de1· Berg Frapaya und Udriya und der Berg Raivant und die (andern) Berge, denen die Menschen früher Namen gegeben haben ... (?) 7. Also zweitausend zweihundert und vier und vierzig Berge, o Spitäma Zarathustra. 8. Soweit sich diese Berge erstrecken, so weit hat er sie als Eigentum dem Priester und dem Krieger und dem seßhaften Bauern zugeteilt. I. 9. Den starken, königlichen Glücksglanz, den vom Weisen geschaffenen, verehren wir, den sehr gepriesenen, großmächtigen, wirksamen, kraftvollen, zauberkräftigen, den andern Geschöpfen verborgenen. 10. Der dem Weisen Herrn eigen ist, damit er erschüfe die Geschöpfe, die vielen und schönen, die vielen und wunderbaren, die vielen und wundervollen, die vielen und strahlenden;
-
') rncscs Gebirge, auch kllrzer Hari genannt, ist das kosmologische Urgebirge; s11'{jm mo(iyo.
Yama. 11.
19lS
ich gekeltert bin, wie einen zur Hinrichtung verurteilten 1) Dieb; ich bin .nicht lur ljinrichtung verurteilt 1), ich, der fromme, todabwehrende Hauma. 4. Mir hat mein Vater, der wahrhaftige Weise Herr, als Opferanteil zugewiesen die beiden Backen (oder: Kinnladen) mit der Zunge und das linke Auge"). 5. Wer mir diesen Opferanteil raubt oder stiehlt oder vorenthiilt, den mir der wahrhaftige Weise Herr gegeben hat, die beiden Backen mit der Zunge und das linke Auge, 6. in dessen Haus wird nicht ein Priester oder ein Krieger oder ein viehzüchtender Bauer geboren, sondern in seinem Hause werden geboren Dahaka's (?) u~ Muraka's (Blöde?) und vielerlei Varsna's (?). 7, Rasch sollst du dem sehr schnellen Hauma den Opferanteil vom Rind abschneiden, damit Hauma dich nicht bindet, wie er den Unmenschen band, den Turanier Fra(h)rasyan, den im mittleren Dri1tel der Erde von Erz umschlossenen°). 8. Dann sprach Zarathustra: Verehrung dem vom Weisen geschaffenen Hauma; gut ist der vom Weisen geschaffene Hauma, Verehrung dem Hauma. 9••..•••••.•••...... (?) 10. Ich übergebe dir, o frommer Hauma, der du die Wahrheit mit dir führst, diesen Leib, der schön von Wuchs anzusehen ist, um Rausch, Seligkeit und Wahrhaftigkeit (zu erlangen). Übergib mir auch du, o frommer, todabwehrender Hauma, das beste Leben (Paradies) der Frommen, das leuchtende, alle Wonnen bietende. 11. asam vohu . . . . . asam vohu ..... 12. asam vohu ....... . ya&a ahu .... Frei und nach Wunsch sollst du, o Weiser Herr, über deine Geschöpfe herrschen, frei über das Wasser, frei über die Pflanzen, frei iiber alles Gute, der Wahrheit entstammte. Macht den Wahrhaftigen mächtig, den Lügner ohnmlichtig. ') Wörtlich: .dessen Kopf verurteilt ist". Vgl. Sh. 1. sh. 11, ! (West, SBE 5,335).
1)
1
)
Vgl. Yt. 5, 41.
Anhang.
Das 2. Kapitel des Vendidäd. Einleitung. Dieser Text enthält keine Verehrung einer Gottheit und hat auch in seiner literarischen Form nichts mit den Ylfits gemein. Doch dürfte seine Mitteilung im Anschluß an die Yästs nicht unzweckmäßig sein, denn er ist neben diesen das wichtigste Zeugnis volkstümlicher Sage, das uns das Awesta bietet. Er behandelt die Sage von Yama, dem Herrscher des goldenen Zeitalters, die sich in anderer Weise Y. 9, 4ff.; Yt. 5, 25f.; Yt. 9, 8f.; Yt. 15, 15f.; Yt. 19, 28f. findet. Wegen seiner großen Wichtigkeit für die Sagenkunde, aber auch seiner sachlichen und sprachlichen Schwierigkeiten ist er viel behandelt worden. Über die dabei geltende mythische Chronologie hat Spiegel (E. A. I, 500ff.; ZDMG. 45, 190) gehandelt (vgl. auch Darmesteter, Z.-A. II, 17). Das Awesta kennt nicht die in späterer Zeit angenommene 616jährige Regierungsdauer Yamas, sondern mißt ihm 1000 Jahre zu, woraus sich sagengeschichtliche Folgerungen über die ursprüngliche Reihefolge der ersten mythischen Herrscher, speziell Uber die ursprüngliche Anfangsstellung Yamas ergeben, die ja auch durch den Vergleich mit dem Veda klar ist (Oldenberg, Rel. d. Veda 533). Auch unser Text setzt die 1000jährige Regierung voraus, gleichviel ob man deren ausdrückliche Nennung in § 20a als dem altep. Text zugehörig ansieht, oder sich nur vergegenwärtigt, daß mit dem § 16 genannten 900 Jahren seine Wirksamkeit noch nicht abgeschlossen ist, sondern eine nochmalige Erweiterung der Erde und natürlich noch eine gewisse Dauer der Herrschaft auf der nunmehr erst zu voller Ausdehnung gelangten Erde folgt. Was nun die dreimalige Ausbreitung der Erde durch Yama (§ 10, 11 ; 14, 15; 18, 19) betrifft, so hat Hertel (Himmelstore im Veda und Awesta, 1924; S. 23ff.) indische Zeugnisse gesammelt, in denen sich gleichfalls die Anschauung findet, daß die Erde ursprünglich nur klein auf dem Wasser schwimmt und durch Gottheiten oder sonstige Ubernaturliche Mächte ausgebreitet wird. Er hat damit urarisches Vorhandensein dieses verbreiteten Mythos wahrscheinlich gemacht. Allerdings ist in den von ihm beigebrachten indischen Versionen dieser
Anh11,11g, Das 2. Kapitel des Vendidid. Einleitung.
197
Sagenzug verbunden mit einem in unserem Awesta-Text sich nicht findenden Motiv; dieses besteht darin, daß ein Wesen in das Urgewlisser hinabtaucht und etwas Schlamm heraufholt. Dieser Bestandteil vom Meeresgrund wird nun zur Erde, die zuerst nur klein ist und daraufhin erst ausgebreitet wird. Hertel nimmt offenbar an, daß die Sage in dieser Verbindung beider Motive, Heraufholung vom Meeresgrund und folgende Ausbreitung indo-iranischer Gemeinbesitz sei, aber weist für ersteres Motiv kein iranisches Zeugnis nach. Doch finden sich in der Sagenliteratur auch dafür mancherlei Zeugnisse; in der Verbindung des Herauftauchens vom Meeresgrund mit der Ausbreitung ist die nächststehende mir bekannte Fassung in einer bulgarischen Sage bei Dänhardt, Natursagen I, 1907, S. 2 (nach Strauß, Die Bulgaren) angeführt. Dänhardt macht für sie iranischen Ursprung wahrscheinlich, womit denn das iranische Zeugnis beigebracht und Hertels Scharfblick bei diesem Punkt der sagengeschichtlichen Rekonstruktion bestätigt wäre. Nicht in gleichem Maß finden meinen Beifall andere auf die awestische Yamasage bezügliche Teile von Hertels genannter Schrift, die mit wertvoller Belesenheit in indischer Literatur und lebhafter Kombination nicht die nötige Behutsamkeit und die erforderliche Vertrautheit mit iranischen Dingen verbindet'). Es ist nötig, bei Besprechung unserer Sage deren Behandlung durch Hertel noch weiter zu berücksichtigen. Er führt nämlich die sagengeschichtliche Rekonstruktion weiter, indem er erzählt, auf der zunächst aus dem Meer aufgetauchten und dann erweiterten Erde sei eine Übervölkerung eingetreten, welche die Gefahr mit sich brachte, daß die überlastete Erde wieder im Meer versinke. Durch Abwanderung eines Teils ihrer Bewohner, die unter Führung Yama's in den Himmel zogen, sei diese Gefahr abgewendet worden. In unserem Text sei das Eingehen Yama's mit den vorzüglichsten Geschöpfen in den„ Vara" der Nachklang dieser Abwanderung in den Himmel. Dazu führt nun Hertel S. 26f. einen Text aus dem Mahäbhärata an, der gleichfalls vom ersten und vortrefflichsten Zeitalter der indischen Sage ausgehend und unter Anspielung auf Yama's Herrschaft die Übervölkerung der Erde schildert und zwar dies letztere mit auffallenden Anklängen an die awestische Yama-Sage-. Darauf hingewiesen zu haben ist gewiß ein Verdienst Hertels. Die MahäbhärataErzählung geht nun so weiter, daß die Erde ihre große Last nicht ') Gewiß ist V. 2, 24 schwierig. Aber wenn Bartholomae's (Wb. 96) Deutung von aw. abda- zweimal (S. 37 A.; S. 40) als ,ohne Ueden) Zweifel" richtig bezeichnet wird, ohne das mp. a{J,Jnn (awal und Salemann's (Manich. Stud. I S. 42) Bemerkungen dazu nur zu erwähnen, so ist man befremdet. - Naiv wirkt die Bemerkung über das "falsche t vor c" 8. 63.
198
Anhang. Das 2. KapJtel des Vendidid. Eillleitung.
mehr tragen kann, aber nicht durch die Abwanderung Yamas und der Seinen erlöst wird, sondern durch das Eingreifen· Vi~nu's. Es ist von Hertel klug und hübsch ersonnen, wenn er annimmt, eine vÜ}nuitische Überarbeitung habe erst die Entlastung der Erde durch die Hilfe Vi~nu's eingeführt an Stelle einer vermuteten ursprünglichen Fassung, in der Yama's Abzug die Erde entlastete. Was aber für diese Hypothese spricht ist eigentlich nur die von ihrem Urheber (S. 30) geltend gemachte Logik in der Abfolge der Ereignisse, nicht aber, wie er meint, der awestiRche Bericht von Yama's WelJzug. Denn dieser steht in so völlig anderem Zusammenhang, daß man ihn nicht einfach an die indi1:.che Erzählung anleimen kann, um den urarischen Mythos zu erhalten. Jrn wiedorgognl,rne 'l't•II an den sich Frage und Antwort anhängen, gehört aber wohl zum echten Text und entspricht dem ersten Satz von §§ 8, 12, 16.
206
Anhang. Vendidäd 2.
und Großvieh, von Menschen, Hunden und Vögeln und rot leuchtenden Feuern. - Dann mache die Höhle von eines Roßlaufs Länge an jeder der vier Seiten als Wohnung für die Menschen, von eines Roßlaufs Länge an jeder der vier Seiten als Stall für die Tiere. 26. Dorthin leite Wasser ein Häthra (= '!• Roßlauf = 1000 Schritt) Wegemacht hat. 42. Schöpfer der körperlichen Welt, wahrhaftiger, wer hat dort die mazdayasnische Religion verbreitet in jenen Höhlen, die Yama gemacht hat? Da sprach der Weise Herr: Der Vogel Karsiftar, o Spitäma Zarathustra. 43. Schöpfer der stofflichen Welt, wahrhaftiger, wer ist ihr Herr und Meister? Da sprach der Weise Herr: Urvatatnara, o Zarathustra und du, der Zarathustra. 1) Gemäß dem in § 30 konjekturell geanderten Satz nehme ich hier als Text an: aiwi ca ho varam svat an Stelle des Überlieferten ho (Variante hoi) varifsva
(Var. 1Jaram svat).
209
Namenhste und Sachverze1chms
:[raxsa
Namenliste und Sachverzeichnis m Auswahl Gewohnhche Zahlen Seiten der Emleitungen, kursive Zahlen Nummern der Texte (Yaiit unbeze1chnet, Y = Yasna, V = Vend1dad), kleme Zahlen Paragraphen Abwagen von Verdienst und Schuld 97, 146 Achtiya (Axtya) 5, •• .Äd1tya's 63 Aeiima - Aiiima, Zornteufel Afterkult 5,o•,••• 10,ao, 14,&8, 187 Paliana ~ Purtana 5, 100 Pesdat = Paradäta 170 Pfaffe, Wiedergabe von Karpan, Bezeichnung von Priestern, die vorzarathustrischem Ritual anhangen und als dem Zoroastrismus femdsehg gelten 171 Planet Venus 27 f Polarstern 46 Pourusaspa = Poruliäspa Vater Zarathustras
=
5, ,.,
y 9, 11
Priesterkomgtum 172 A Priesterwesen 66, 111 Purtana (Pasana) 5, 109 Ttüman, F'mdl'TI 144. 149f Rai\nu Hrif, 10, m, 13, ,ff. H.asp1 1 t A razista- 97 Rehg10n (datntl) als g/Jttlrches Wesen 154, 17, 18 Rmd, emz1ggeschaffenes 10, 57 Rituelle Brauche 4, ,ff, 5, 8, et ff, 10, .,ff, m,mff, 12, a, 15,aa, Y. 67, e, Y 9, ,ff, Y 10,11, Y 11,,
=
Rosseerhalterin Druva-aspä 57f Roßlauf, Streckenmaß 2 Häthra V, 3, u
=
Sagengesch1chte 7, 196 Sälm 128A Sanhavä~ Sohav~ Sarima 128A, 13, Satavaisa. (Satavaesa) em Fixstern 46, 49, 8,9, .. , 13, .. f Sausyant (Saosyant) Heiland 175 Schähnäma 3, 8, 36 A Schlafhexe (Büiiyanstä) 65, 87, 10, .,, ,., , 18, • Sehopfer des Rrnds 57 f Schopfung 102, 106, 146, 149, 5,•, 10,,, 11, ,., 13, •ff' 08, ,., 16, "• y 10, 10 Schut,igeist, Wiedergabe von frava1li, fro'DUrti 109 Segen = Segnung 159, Y. 9, •, •• 9 usw Segnung 158f, 8, ••• 10, e8, 13, ,o,, 17,, ff 18, .f Seele 102 Seele des Rmds 57f Sieg, Siegesgott, Vurthraghna 130ff Simürgh-Sage 173 A Smüs 46 Siröza 4 A, 6, 57 f Sogdiana = Sugda 10, " Sohaväc (Sa~hav~) 5, ••• 9,,., 15, ••, 17,•• Sonne 64, 169, 173, 6, oo, 6, ,ff, 13,67,•• Sonnenrad 64, 10, ,ae Spaher Mithras 64, 10, u u o , .. Spanta Marnyu = He1hger Geist Spitäma. Geschlechtsname Zarathustras Sprachcharakter des Jg A w 3 f , 29 f Sraulia (Sraolia) 85ff, 7,e&ff, 11, 1 ff, Y 57, ,ff Staatspriestertum? 172 A Stauta Yasnya (Staotayesnya) Bezeichnung gewisser Yasna-Texte 10, ,., Sternschnuppen 8, 8 Stillstehen von Fitissen 5, 11 f , - 13, ••• 18
=
211
Namenhste und Sacbverze1chn1s
Namenliste und Sachverzeichnis.
210
u,
Tachma Rupa (Urupi) 15, 11, 19, 08 Tagesritt als Streckenmaß, vgl Roßlauf u. Häthra 5, •• 101 Tanthriyavant (Tl\&ryavant) 5, 9, 01, 17, ., ' 19, 87 Teilnahme am Opfer verboten s Kult Teufel, Wiedergabe von Da1va (Daeva)
'°',
3, off, 9, •, 13, .. , eo, 19, ,o, Y 9, 11, Y 10, '' y 57, 17
Tod U7f, 198 Todesdamon Vidätu 149, 10, oa, 13, 11 Tös 36A Totengeist 107 Trita 131 Tusa 5, ••• A8 Treue 61 Uberschnften der Ya.lit's 5f, 26, 58, 89, 168, 189 Uberwiegen guter Taten 11, •o, Y 57, u Ungehorsam 85 (Trdv1 (Aradv1) s auch Anah1ta 28, V 2, •• Urmensch llOf„ 13, 86 f, u• Or-Rmd 10, 57 Ursa maJor 46 U1stat (Ariltat) Aufricht1gke1t (Geradheit) 166, 10,189' 11, 16' 13, 18 Urtavazda (Asavazda) 5 ,, Urtom = Alia s Wahrheit Urt1 (As1) Segnung 87, 158, 166 Urup1 s Tachma Rüpa Urvachiiaya (Urväxsaya) 15, ••, Y 9 10 Urvatatnara, em Sohn Zarathustras 13, 08, V
2,••
Urxsa (sprich Urchsa, wie es nach der hier angewandten Schre1bwe1se heißen sollte) = rn:raxsa 8, •• a, Urz1fya = rn:raz1fya ö, ,., 19, • Usa 5, '6, 14, a9 Ushindü s Indien Vahagn 131 Va1saka 6, ••• 01 Va1tahvat1 = Vitanuha1ti Vanant 46, 8, 11, 21 Vara 49A, 199ff Vata 143ff, 166 Väyu (Vayu) 143ff Vega 46 Vara.9-ra)'lla = Vurthraghna Vergeltung, Urtl (As1) 158 Verstockte Flirsten, W1dergabe von Kav1 als iramschen Fürsten, die dem Zoroastr1smus femdsehg gegenüberstehen unJ wohl vorzarathustnschen Kulten anhangen 172 Verteufelung 133A Vertrag 61, 10, • u o„ 10•, 111 Viisä 36A Vidätu s Todesdamon V1spered 10, , ..
Vistäspa, Kömg, Schutzherr Zarathu~tras 110, 174, 5,H, 106 1 9,H, 13,H, 15,ao, 17,