Die vereinigten Niederlande, Helvetien, Schlesien und Glatz [5 ed.]


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German Pages 1110 Year 1792

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Die vereinigten Niederlande, Helvetien, Schlesien und Glatz [5 ed.]

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lorslett

D.

. engrootha Matili

Anton Frieðrich Büſching,

Königl. preuß. Oberconfiftorialraths, Directors des vereinigten Berliniſchen und Odlniſchen Gymnaſiums zu Berlin , und der davon abhangenden Schulen,

Erdbeſchreib

ung

Zehnter Sheila

welcher

die vereinigten Niederlande,

Helvetien ,

Schleſien und Glaßri

enthält.

Fünfte

Auflage.

Mit Kom . Kaif und Churf. Sáchr. wie auch der hochl. Eidgenoffenſchaft Zürich , Olarus, Baſel, Appenzell und der 1dbl. Reichsfädte St. Gallen , Mühlhausen und Biel, Freyheiten.

Hamburg , ben Carl Ernſt Bohn.

1792 .

ko

PR

digſtes allergnä VM EGI VIL ches

Kaiſerli PRI

.

Wir Joſeph der Andere , von Gottes Gnaden erwählter Römi: ſcher Kaiſer , zu allen Zeiten Mehrer des

Reichs., König ,

in

Germanien

zu : Jeruſalem Erbthronfolger der und

Mitregent und

Königreiche Hungarn , Bóheiin , Dalmatien, Croatien und Sclavonien , Erzherzog zu Deſterreich ,

Herzog zu Burgund und

£o

thringen ,

Groß-Herzog 311 Toſcana ,

Groß

Fürſt zu

Siebenbürgen ,

May

land ,

Bar , X. X.

Habsburg,

Flandern

Herzog zu

gefürſteter und

Graf

Tyrol

u.

zu 2.

Bekennen öffentlich mit dieſem Brief, und thun kund allermånniglich, daß Uns Uufer und des Reichs lieber Getreuer , Johann Carl Bohn , Buchhändler in Unſer und des Heil. Reiche Stadt Hamburg ,

unterthänigſt

zu vernehmen gegeben , was maaßen das ihme Sup plicanten von Unſerm Herrn Vater und nåchſten Vora fahrer am Reich , weyland Kaiſer Franz dem Erften glorwürdigſten Andenkens , über das Buch ſub titulo ; des Doctoris und Profefforis Anton Friedrich Büſchings neue Erdbeſchreibung, ausführlich und

in Auszug

oder Compendio ſowohl in Deutſcher als Franzöſiſcher, X2

Sprat

Kaiſerliches allergnädigſtes Sprache , in Octavo , unterm Sechszehnten Januarii Sieberzehnhunbert Acht und Funfzig gnädigſte ertheilte Privilegiuin impreſſorium zu exſpiriren beginne , und Uns dahero allerunterthänigſt gebeten , Wir ſothanes Privilegium renoviren und auf weitere Zehen Jahre jevrch a lapſu priorum , extendiren zu laſſen guådigſt gérubéu möchten . Wann Wir nun mildeſt angeſehen fold des Suppli

1

cantens demüthigſte ziemliche Bitte ; als haben Wir ile me Bohn , ſeinen Erben und Nachkommen , die Gnad gethan , und Freyheit gegeben ; thun folches auch hier: mit ' wiſſentlich in Kraft dieſes Briefs alſo und dergea ftalten , daß gedachter Johann Carl Bohn , ſeine Ers ben und Nachkominen , obbeſagt Anton Friedrich Bůs fchings neue Erdbeſchreibung ausführlich ,

und im

Auszuge oder Compendio ſowohl in Deutſcher als Fran: zöſiſcher Sprache , in O&avo ferner in offenen Druct auflegen , ausgehent, hin und wieder ausgeben , feilhas ben und verkaufen laffen mögen , auch ihnen folde nies maud ohne ihren Conſens , Wiſſen oder Willen innera halb dereu ferneren Zehn Jahren vom

Verlauf dieſes

borhergångigen Kaiferliden

an zit rechner

Privilegii

im heiligen Römiſchen Reide weber mit noch ohne Nas men des Verfaſſers, oder auch unter anderm Litul, wes der

ganz , noch extra & sweiſe ,

weder Deutſch uod

Franzöſiſch , in keinerley Format nachbruden und vers kaufen ſolle.

Und gebieten darauf allen und jeden Una

fern

Privilegium . fern und des Heiligen Reichs Unterthanen

und Ges

treuen , inſonderheit aber allen Buchdrudern , Buchfüh rern , Buchbindern , dung

und Buchhändlern , ben Vermeis

einer pon bou Zebn Mark Löthigen Golds ,

die

ein jeder , ſo oft er freventlich hierwieder thåte , Uns halb in Unſere Kaiſerliche Cammer , und den ändern halben Theil mehrbeſagtem Bohn , oder feinen Erben und Nachkommen

unnachlåßig

zu bezahlen

verfallen

feyn folle , hiermit ernftlich , und wollen , daß ihr , nody einiger aus euch felbft oder feinand von cuert wegen obangeregte Büſchings neue Erdbeſchreibung innerhalb denen beſtimmten ferneren Zehn Jahren obverſtandener maaßen weder mit noch ohne Namen des Verfaſſers von

denen

darinnen beſchriebenen

einzelen Lånderen,

weder Uuszåge , noch vielweniger ganz ſothanes Werk nachdrucket , diftrahiret, feil habet, umtraget oder verkaufet , noch auch

ſolches andern zu thun geſtattet,

in keinerley Weiſe noch Wegen alles bey Vermeidung Unſerer kaiſerlichen Ungnade und obbeſtimmter Pon der Zehn Mark ļothigen Golds auch Verlierung deſſelben kuren

Drucks , den vielgemeldter Bohn oder ſeine Ers

ben und Nachkommen oder deren Befehléhabere , mit Hülfe und Zuthun eines jeden Drts Obrigkeit, wo ſie dergleichen bey euch und einem jeden finden werden , alſo gleid

aus

eigener Gewalt

ohne

Berhinderung

månniglichen zu ſich nehrgen , und damit nach ihrem Gefallen handeln und thun mögen .

3 1

Himo

"Kaiſerl. allergnädigſtes Privilegium .

ry

Hingegen ſolle' er Bohn , bey Verlaſt dieſer Kais

Ferlichen Freyheit , sien bon

die gewöhnlichen Fünf Eremplas

jeder Form und Sprache zu Unjerm

førlichen Reichs's Hof - Rath zu

Kais

liefern , und diefeb

• Privilegium andern zur Nachricht und Warnung dem Werke voran druden zu laffen ſchuldig und verbuna den ſeyn .

Mit Urkund dieſes Briefs beſiegelt mit Unferin Kaiſerlichen aufgedructen Secret . Inſiegel , der geben ift zu Bien den Fünf und Zwanzigſten Auguſti Anno Siebenzehnhundert Sedys und Sechzig . Unſers Reichs in

Dritten , d Joſeph

mppr..

(L. S.)

Vt R. Graf Colloredo, mppr.

Ad mandatum Sac. Cæſ. Majeſtatis proprium Johann Georg Reizer.

Dors

Vorbericht. urch Gottes gnådigen Beyſtand habe ich 1760 zu Göttingen die erſte, 1763 zu St. Petersburg die zweyte , 1767 die dritre, und 1773 die vierte Auflage dieſes vierten Theils meiner Erdbeſchreibung ausgefertiget, und jest erſcheint die fünfte. Dieſer Theil , welcher Europa beſchließet, iſt eben ſo , wie die vorherges benden , ausgearbeitet, und verſchaffet eine weit fruchtbarere, richtigere, genauere und vollſtändigere Kenntniß der Darinn beſchriebenen Staaten , als man vorher ron denſelben gehabt hat.

Er hat aber

auch noch Mängel und Fehler , die ich nicht habe heben können, und die größtentheils die freundſchafte liche und gütige Hülfe erfahrner und geſchickter Pets fonen in den beſdıriebenen Ländern erwarten , um welche ich auch geziemend bitte. Daß eben die darinn abgehandelten Staaten , und keine andere, in demſelben zuſammengekommen ſind, rühret nidst von meinem erſten Entivurf, ſondern von zufälligen Urſachen her. Der erſte Staat, welchen ich in dieſem Theil beſchrieben habe, iſt die zuſammenges feßte Republik der vereinigten Niederlande. Ich habe den ruhmrvůrdigen Herrn Jacob de Jongh , geſchichten Ueberſeker der erſten Theile

meiner Erdbeſchreibung in die niederländiſche Spra che, X 4

Vorbericht. che, die Kenntniß des neueſten und beſten Hülfos mittels , zur Beſdireibung der Niederlande, zu vers danken Dieſer meldete mir 1759 aus Utrecht, daß Herr Willem Albert Bachiene, damaliger Pres diger zu Kuilenburg , den 1756 zu Amſterdam ges drucktem erſtem Theil ſeiner niederländiſchen Lebers feßung pon Johann Súbners ſo genannten volls ſtandigen Beographie ( im Niederl. Volkumen Geographie) einen geſchickten Auszug aus dem bes kannten Werke :

Tegenwoordige Staat der ver

eenigde Nederlanden , met niewe Kaarten en koftlick Print Verbeeldingen verziert , VII Deele, te Anu Aterdam by Izaak Tirion , 1929-1749 , groß 8. eins verleibet habe , welcher ſehr brauchbar fey. ließ mir alſo , um dieſes tůckes willen , die nieder ländiſche Ueberſekung der hübreriſchen Geographic aus Amſterdam kommen, und fand, daß Herr Bas chiene, welcher durch eine ſehr brauchbare Geogras phie von Paläſtina, ſeine geographiſche Geſchicklich, keit bewieſen hat, nicht nur einen guten Auszug aus dem angeführten großen Werk gemacht,ſondern auch Nigene und neue Nachrichten hinzugethan habe. Ich babe mich alſo ſeiner Abhandlung bedienet , aber eine andere Drdnung der Provinzen zum Grunde ger leget , nåmlich ihre eigentliche Rangordnung, babe auch ſonſt noch die Ordnung der Staatsverfaſſung der einzelnen Provinzen gemäßer gemad )t, und aus dem erſten Theil des obgedachten von Tirion hers ausgegebenen Werkes,welcher auch 175. zu Leipzig in hochdeutſcher Sprache unter dem Titel : Der wahre Zuſtand und Staarsverfaſſung der ver. etnigren Tiedertandez . gedrucktworden,ein meh, reres

10

1

Vorbericht. reres angeführet. Außerdem habe ich noch de Re publick der vereenigde Nederlande, door den Heer F.M : Janiçon , twede Druck van nieuws overzien , en van eenige Misftellingen verbetert, Haag 1736 , in klein Detao ,4 Theile, gebraucht,aus des Ductors I. le Francq van Berkhay natuurlyke Hiſtorie van Holland, und aus Zach . Conr. von tiffenbach merkwürdiger Reiſen driteem Theil, einige Ans merkungen gezogen, und aus meines vorzüglichſten Freundes ,

Heren

Joh . Hermann Barkbau,

fens , Predigers zu Tagebuch , von

Baſſum , woblabgefaſſeten

ſeitier 1756

mit

dem Herrn

Clamor Adolph Theodor von dem Busſche, Erbherrn zu Hünnefeld , Buddemühlen , Kiós

i nigsbrück, Nienburg , Steinhauſen und Tappen . burg, in und durd , die vereinigten Niederlande an geſtelleten Reiſe, unterſchiedene gute Anmerkungen

1 und Nachrichten genommen , dergleichen ich auch noch aus andern kleinen Reiſebeſchreibungen , Bus chern und Schriften , geſammlet habe. Fafonder, heit habe ich des IngenieursHauptmanns, Herrn Schuſters zu Maaſtricht, Gútigkeit zu rühmen , welcher mir von der Stadt Maaſtricyt, von der Grafſchaft Vroenhove, imd von dem Fande über Der Maas, ſehr gute Nachrichten durch den Herrn Chirurgien-Major Soffiann zu Maaſtricht, 1761 überſchicket hat,welchem lekten ich des erſten Freund: ſchaft zu danken habe. Zu der Beſchreibung der nod ) mehr zuſammengeſetzten Republik der Eida genoſſenſchaft, fammt den derſelben zu= gewandten Drten , haben mir vornehmlich ges . dienet ,

Joh. Jakob Scheuchzers Saturgeo Ichidate X 5

Borbericht. ſchichte des Schweizerlandes , famme Teinen Reiſen über die ſchweizeriſchen Gebirge , aufs neue herausgegeben, und mit einigen Änmers kungen verſehen von Johann Georg Sulzern , Zúrich 1746 ; eben dieſes Profeſſor Sutzers Bes fchreibung der Werkwürdigkeiten , welche er in einer 1742 gemachten Reiſe durch einige Orte des Schweizerlandes beobachtet hat; Johann Georgältmanns Verſuch, einer hiſtoriſchen und pbyfiſden Beſchreibung der helvetiſchen Lis : berge, Zürich 1751 ; Gottl. Siegmund Gruners

20

Befäreibung der Lisgebirge des Schweizer's landes ; Berii 1960 ( eigentlich 1761) in 3 Detado /

bånden ; Joſias Simler von dem Regiment lóblicher Eidgenoſſenſchaft; Hiſtoire de la Con federation helvetique par Alexandre Louisde Wata teville, Bern 1754 ; Jac. Chriſtoph Becks Eins leirung zu den helvetiſchen Geſchichten bis aufs Jahr 1743 ; Allgemeines helvetiſches, eids genoßiſches oder ſoweizeriſches Lepicon von Hans Jacob Leu , 14 Theile , von 1747 bis 1758 in Duart; Veuverinehrtes hiſtoriſches und geographiſches allgemeines Lepicon ,

giveyte

Auflage,miteiner Vorrede von Jacob Chriſtoph Iſelin, Baſel 1728 und 1729 ; Quarante tables po litiques de la Suiſſe par C. E. Faber, Baſel 1746 in Fol . nebſt derſelben deutſdien Ueberſekung, unter der Aufſchrift: C.E. Sabers vierzig politiſche Tabellen über die Oreyzehen Cantonen 1dblis cher Lidgenoſſenſchaft, derſelben zugewandten Orte und Unterthanen , mit einer Tabelle von dem

Kriegsweſen der Eidgenoſſen vermebrer, Bas

2

Vorbericht. Baſel 1756 , fot.

Daniel Langhans Berchreis

bung verſchiedener Herkwürdigkeiten des Sie menrbals , eines Theils des Berner Gebieths, Zúrich 1953 ; Joh . Jacob Sprengs Abhands lungen von dem Urſprunge und Alterthume der mehrcren und mindern Stadt Baſel , wie auch der rauracyiſden und baſeliſchen Kirche, Baſel 1766 ; Daniel Bruckners Verſuch einer Beſchreibung biſtoriſcher und natürlichet Lerkwurdigkeiten der Landſchaft Bafel, mit Landcharten und vielen Kupferſtichen , 23 Stücke, Baſel 1748 1763 ; Topographiſche Beſchreis bung der Serrſchaft Erguel, in den Abhands lungen und Beobachtungen der oconomiſchen Geſellſchaft zu Berii, des gten Jahrgangs 1768 Gabriel Walfers neue 2tem Stück, S. 154 f. Appenzeller Chronit , oder Beſchreibung des Cantons Appenzell, St.Gallen1140 ; Chriſtoph Trumpi neue Glarner Chronik , von 17743 Raetia , das iſt , ausführliche und wahrhafte Befdreibung der dreyen Isblichen Grauens bündten und anderer råtiſchen Volker , durch Johanſen Suter von Weinect ; Ausführung der Rechtſame des Gotteshausbundes über das Gochſtift zu Chur, auf Befehl ermeldten 1861.Bundes zum Druck befdudert, Chur 1755 fol. Hiſtoire de Geneve par Mr. Spon , rectifiée & con fiderablement augmentée & c. 1730 in 8 , 4 Theile. Ich habe auch einzelne Anmerkungen des ehemalis gen Präſidenten der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Cöttingen , von Baller , aus den gótringiſchen Anzeigen, und kleine Nachrichten aus andern Büs chern

Porbericht. chern geſammlet, auch von meinein freundſchaftlis chen Gönner, dem Herrn Zunfemeiſter von Salis zu Chur , deſſelben ſchriftliche Beſchreibung des Graubündner Landes erhalten ,und mein ehemaliger Freund und College , der verſtorbene Rath und Profeſſor franz , hat mir zu ſeiner Zeit eine Abs ſchrift von Thoma Schepfs geographiſdien Bes ſchreibung des Çantons Bern , mitgetheilet, welche mir einigen Nußen geſchaffet hat. Am meiſten hat zur Verbeſſerung meiner Beſchreibung von Helves tien , der gelehrte Herr Fúeßli, Prediger zu Feld Beim , beygetragen , welcher in den Züricher feeys. müthigen Nachrichten von neuen Büchern , pom 16ten Stück des 1763ſten Jahres an , bis ins safte , und hierauf in den Züricherwöchentlichen Anzeigen zum Vortheil der Liebhaber der Wifs ſenſchaften und Rünſte , bom erſten Stück des 1764ſten Jahres an , bis ins 22ſte, allerlev Anmer, kungen zur Verbeſſerung und Ergänzung derfelben geliefert bat. Ob nun gleich nur ein kleiner Theil Dieſer Anmerkungen für mein Budy nothig und brauchbar iſt ; ſo ſind ſie mir doch ſehr angenehm geweſen , und ich habe ſie , in ſo fern ſie für mein Buch paſſeten , in daſſelbige eingetragen .

Das

angeführte allgemeine helpetiſche Lexicon des Herrn Leu , Bürgermeiſters zu Zürich, hat mir porzug. lich viele und gute Dienſte geleiſtet: dennungeachtet ich wahrgenommen habe, daß viele kleine Derter Darinn fehlen,unddaß ſonſt mancher Irrthumdarinn begangen vorden rey , (welches auch bey einem ſo großen Werk unvermeidlich iſt ) , foliſt doch offens bar ,

daß der Verfaſſer folche Hülfsmittel in den Hans

Vorbericht. Händen gehabt, und geſchickt gebraucht hat, dergleis dhen ein Ausländer ſchwerlich erhalten wird . Meine Beſchreibung von Helvetien , hat die Ehre gehabt, in dieſem Lande beſondern Beyfall zu finden , ia ſie hat den in den hiſtoriſchen Wiſſenſchaften geübten und berühmten Herrn Prediger, Johann Conrad Fåfi, veranlaſſet, eine genauere und volftändigere Staars , und Bro . Beſchreibung der ganzen helvetiſchen Eidgenoſſenſdaft, derſelben ge. meinen Serrſchaften und zugewandten Orte; von 1765 an , in 4 Octavbånden herauszugeben, in welcher er meine Beſchreibung zum Grunde geleget, und eriveitert, auch hin und wieder verbeſſert hat. In dieſem ſchakbaren Werk ſind zwar auch no Mängel und Fehler, (undwelches hiſtoriſche Werk ijt ohne dergleichen ? ) ia in den beiden neueſten Aluss gaben meiner Beſchreibung Helvetiens , ſind nutz: lidhe Anmerkungen und Nachrichten zu finden, deren das Fåfiſche Werkermangelt; dieſes aber iſtnichts deſtoweniger von einem Liebhaber der Geographie febr hoch zu adyten. So lieb und ermunternd mir auch der Bevfall der Helvetier iſt: ſo kann ich doch unmöglich denjenigen billigen , welchen Benedict Hurter, Buchhandler zu Schafhauſen , mir durch den Nachdruck meiner Erdbeſchreibung hot bezeigen wollen .

Er hat ganz unleugbar widerrechtlich und

ſtrafbar gehandelt. Von dem Herzogthum Schleſien und der Grafſchaft Glaß , hat man noch keine recht taug. liche und vollſtändige Staatsbeſchreibung, welche die gegenwärtige Beſchaffenheit und Verfaſſung dieſer Die gede Lånder recht brauchbar vor Augen legte. graphiſche Abhandlung, welchedie wöchentlichen bres

Vorbericht.

breslauiſchen Frag, und Anzeigungsnachrichi ten von Num . 39 des Jahrs 1744 bis ans Ende des Fahrs 1747. zur Verbeſſerung der Hübneriſchen Geda gruphie, in Anſeyung Schleſiens , enthalten ,und die den Profeſſor Bure zu Brieg zum Verfaſſer gehabt habcurull,würde dergleichen nicht ausgemachthaben , wenn ſie gleidyFortgeſetzt worden wäre, und ſich nicht bloß auf einen allgemeinen Begriff von Schleſien , und hiernächſt auf die Fürſtenthümer Breslau, Liege nik, Fauer und Schweidnig erſtreckte. Unterdeſſen habe ich mich dieſer Abhandlung , ſo weit ſie reicht, wohl bedient , meine übrigen Hilfsmittel aber ſind gesveſen, Nicolai Henelii ab Hennefeld Sileſiographia renovata, neceſſariis fcholiis, obſervationibus & in dice aucta, vontliidiael Joſepb Fibiger ; Schles ſiens curieuſe Denkwürdigkeiten oder vollkomna icne Chronica von Obers und Tieder:Sbles ſien, ausgefertiget von Friedrich, Luca ; Silefi carum rerum fcriptores aliquot adhuc inediti, welche Friedrich Willhelm von Sommersberg , ein ſchleſiſcher Ritter, herausgegeben hat ; Linleitung in die Geſchichte des geſammten Ober- und Nieder -Schleſiens , zum Behuf academiſcher Vorleſungen, welche zu Halle geſchrieben , aber zu Leipzig 1755 gedruckt worden ; Sammlung allerin 1 dem ſouverainen verzogthum Schleſien und deſſen incorporirten Grafichafe Glag in fia nanz: Juſtiz- Criminals Geiſtlichen: Conſiſto . rials Kirchen Sachen c. publicirten und ers gangenen Ordnungen , Edicten,187andaren ,Reg ſcripten :c. weldie unter Regierung Friedridis , Königs in Preußen , vom 1 Dec. 1740 bis 1747 berausgekommen , und durch den Druck bes kannt

Vorbericht tannt gemachr worden ; Joh. Gottfi. Bayi mans geſammletes Kriegs- und Friedense Archiv , 5 Bånde von 1741544 ; Eben deffelben neueröffnetes Kriegst und Friedens -Archio, fortgefest von Joh. Seinr. Spindler, 7 Bande von 1744 bis 1748 , Beyträge zurneuern Staarsa und Kriegsgeſchichte, 7 Bånde von 1746bis 59'; Der heutigen ſchleſiſchen Kirchenhiſtorie i Th. darinn das bis 1748 lebende der ungeånderten augſpurgiſchenConfeßionzugethane ſchleſiſche Zion , nebſt deren Parochien , Kirchen, Betha häuſern und andern curieuſen Anmerkungen , Daniel Gomols ſich repräſentirt ,gefaminler von ken; Georg Thebeſii liegniesiſche Jahrbücher ; Leonh. Dav. BermannsMaslographia oder Bes ſchreibung des fichylefiſchen Maſſel im

Olss

bernſtådriſchen Fürſtenthum : Das aus ſeinem Brande und Ruinen ſich wieder verneuerte ro genannte polniſche Wartenberg, deſſen erſtere Erbauung , Beveſtigung und fünfmalige Abs brennung, - . beſchrieben von Daniel Gomols ken ; Denkwürdigkeiten der königl. preußiſchen ſouverainen Graffihaft Glass, von ihrem erſten Urſprunge bis auf gegenwärtige Zeiten , zufams mengetragen, don Joh. Gottlieb Kahlo ,1757 ; D. Gottfried Heinrich Burgharts hiſtoriſch phyſicaliſch und mediciniſche Abhandlung von den warmen Bådern bey Land Ecke in der .. Graffchaft Glas gelegen , 1744 ; Die vorhin ana geführte Sammlung aller in Sdleſien und Glatz ergangenen Ordnungen uc. inſonderheit das darinn befindliche Verzeichniß,welchezu jeder der in der Grafſchaft Glaß errichtetens Feuer :Societår ten

Vorbericht

ten gehören , S.250 : 265.

Ich habe auch aus des

ſchleſiſchen Ritters Johann Chriſtian von Rolia den und Riſchtern Beſchreibung des ganzent Erdkreiſes, Frf.und Leipzig 1723 in 8. die Beſchreis bung von Schleſien , S.342. bis 445, und die Erlåus terungen zu den vier Sauptkarten des faleſis fchen Atlas , von K. Breslau 1763. nachgeſehen. Von Gönnern und Freunden habe ich viele gute fchriftliche Nachrichten ſowohl zum erſten Entwurf meiner Beſchreibung von Schleſien, als zurnachmas ligen Verbeſſerung deſſelben , empfangen : und es ſind ſchon in der vierten Ausgabe neue Beſchreibungen der Fürſtenthümer Sagan und Dels erſchienen, auch hat ſchon in derſelben das preußiſche Antheil an Sdleſien dadurch eine ganz neue Einrichtung bekoms men, daß die Provinzen nach den beyden Krieges- und Domainen Kammern vertheilet worden . Am meis ften aber iſt meine Beſchreibung des preußiſchen Ans theils an Schleſien durch die vielenAnmerkungen vera beſſertworden welche auf Befehldes kón.preuß.wirks lichen geheimen Staats- und dirigirenden Finanz Miniſters Herrn vonvoym ,die beyden Krieger-und Domainen: Kammern zu Breslau und Glogau ,ſchon vor 4 oder 5 Jahren geliefert haben. In Anſehung des bóheimiſchen Antheils an Schleſien , hat mir der ver. ſtorbenerům .kaiſ. Regierungsrath von Taube einen Verbeſſerer anden rón. kaiſ. Rath Herrn Auguſtin

Kübnlenz verſchaffet. Für ſolche Verbeſſerungen bin und bleibe ich den gnädigen und gütigen Urhebern und Mittheilern derſelben dankbarlich verbunden , und wünſche, daß es meinem Buch auch in der künſtigen Zeit nicht an dergleichen fehlen möge. 19 Sept, 1782.

Berlin, ang

Die

1

Die

vereinigten

Niederl

ande .

4 Ch. 5 %.

W

! Einleitung in die vereinigten Niederlände. D. con den geſammten Tiederlanden , find åla tere und neuere ( andcharten in guter Anzahl Jener nicht zu gedenken, foge. vorhanden. V hören zu dieſen diejenigen, weldie Tic. Viſs

foder, deWitt ,Inſelin , Sanſon, Jaillor , Co vens und Mortier , Reinier und Jojita Ors tens, und die homanniſdien Erben 1747 nach Maiers Zeichnung, geſtoden haben . Von den vers einigten Tiederlanden infonderheit, hat man auch unterſchiedene Charten . Die beſten ſind diejenigen, wel. che Tic. Viſſcher, Fried . de Witt ,Peter Schenk, Jaillot, Covens und Mortier , Ottens, und 1748 die homanniſchen Erben nach Maiers Zeichnung geliefert haben, wiewohl die lekte beyy vielen Vorzügen Sonſt iſt aud) die vom de auch noch viele Fehler hat. n, l'Isle zu rühme welche Covens und XnIortier nach . geſtochen haben . DieCharten von jeder Provin ,will id ) hernac) anführen . 5.2. Der Name Tiederland, bedeutet allem an. ehen nach ſo viel , als

ieder : Deutſchland , und ist

1

Einleitung. iſt aus dieſer

3

leßten Benennung zuſammengezogen .

Uuf lateiniſch heißet dieſes land Belgium , und die Fran , goſen nennen es le païs bas . Die geſammten Nieder. lande liegen zwiſchen Deutſchland, Frankreich und der Nordſee. Man ſchåßet ihre größte Sånge von Sub. peſten nach Nordoſten auf 90 Stunden Gebens, und die größte Breite an der füdlichen Gränge ungefähr auf 60, gegen Norden aber nur auf 20 bis 30 Stun, ben Gehens.

Eine ſolche gemeine holländiſche Stunde

enthält 1500 rheinländiſche Kuthen, oder 1800 rheinlån. diſche Schuhe, und 191holländiſche Stunden machen Un geographiſdien Quadratmeilen einen Grad aus. betragen die geſammten Niederlande etwa 1300 . 9. 3. Die vereinigten Niederlande, (Belgium fæ . deratum ,) von welchen hier eigentlich die Rede ift, find der mitternachtige Theil der geſammten Niederlande, und grången , mit Einſdyließung der ſogenannten Gee neralitåtslande, gegen Mittag an das 8ſtreichiſche Flana dern und Brabant, gegen Morgen an das - Oberquare tier des Herzogthums Geldern , an bas Herzogthum Cleve, Bisthum Münſter, die Grafſchaft Bentheim, und das Fürſtenthum Ditfriesland, und gegen Mit. ternacht und Abend an die Nordſee. Sie machen uns gefähr 625 geographiſche Quadratmeilen aus . §. 4. Das land iſt fehr moraſtig, doch ſind ſolche Moråſte nid )t ganz unnük; denn ſie geben - Torf zum Brennen , und die Moråſte in einem Theil von Grp. ningerlande, in Overyffel und Drenthe, dienen der Rea publif gegen Deutſchland -jum Schuk, daher ihre Auß. trocknung und Unbauung pareibft verboten worden , welche aber doch nicht ganz unterbleibet. Inbeffen hat bas land wegen diefer Moråſte ſowohl, als wegen ſei. mer 2 %

Die vereinigten Niederlande. ner lage an der See , eine feuchte Luft , und oftmals ;. regenhaftes Wetter, welches ſowohl, als die ſtarken Neo bel, inſonderheit die häufigen und heftigen Weſtwinde bringen .

Gicht und Scorbut ſind die gewöhnlichen

Landkrankheiten ; Huftenund Schnuppen ſind auch ge: mein , und in den moraſtigen Gegenden an der See; wo der zur Zeit der Ebbe zurückbleibende Schlamm eis nen fauten Dampf verurſachet, und geſundes Waſſer fehlet, iſt das beſtändige Brechen ſehr gewohnlich, und die hißigen Krankheiten ſind mit Würmern begleitet. Das Land iſt mehrentheils eben , und in manchen Ge. genden niedriger als das Meer ; daher iſt es nicht nur gegen die Ueberſchwemmuugen des Meers und der Flüſſe durch koſtbare Deiche und Dåmme verwahret, ſondern auch zur Ableitung des Waſſers aus den imora. ſtigen Gegenden mit unzähligen Gråben durchſchnitten , aus welchen das Waſſer durch Windmühlen abgefüh. ret , und in Kanäle geleitet wird, aus dieſen aber vers mittelſt angelegter Schleuſen ſich in die Flüſſe ergießt. Dieſe Deiche, Gråben und Kanäle , geben dem Lande eine ſonderbare Geſtalt. Weil die Kanäle fchiffbar, und an denſelben ſchöne Alleen von Bäumen , Garten und Juſthåuſer angelegt ſind , fo gereichen ſie den Rei . fenden und Kaufleuten zu vielem Vergnügen , und zu großer Bequemlichkeit.

Die Treck , Schuyten oder

Fahrzeuge, welche von Pferden gezogen werden, gehen des Sommers tåglid ) und zu gewiſſen Stunden von einem Ort zum andern richtig ab. Well auch ein gro. Ber Theil des Erdbodens aus Heide und Sar.u: ober Dinen beſteht: po reidet er den Einwohnern keine hin. långliche Lebensmittel dar, und infonderheit verſchaffet ber Ackerbau lange ſo viel Getraide nidit , als ſie geo brau ,

11

Einleitung

5.

brauchen ; daher wird das meiſte durch Handel und Schiffahrt, und zwar überflüßig herbeygeſchafft, auch aus dieſem fremden Getraide gures Bier gebrauet und Branntemein gebrannt, und von beyden viel ausges führet. Hingegen die Viehzucht iſt wegen der reichen und fetten Weide ſehr gut und einträglich, und verſor. get nicht nur die Einwohner des Landes mit Milch, Butter und Kåſen reichlich, ſondern es wird auch von den beyden lektern Sandesgütern ungemein viel aụsges führet, und die nordholländiſchen oder ſo genannten edas mer , wie auch die tereler Kafe, ſind vorzüglich beliebt. Die Schafzucht iſt in Holland ziemlich groß , könnte aber noch größer reyn , wie man denn meynet , daß in dieſer Provinz leicht eine Million Schafe gehalten

1 werden könnte, wenn die gehörigen Anſtalten dazu ge. macht würden . Jyre Wolle gehöret unter die feinſte und beſte in Europa. Un unterſchiedenen Orten wird Labac , und in Seeland ſehr gute Fårberróthe oder Krapp, gebauer. Un Gartengewächſen fehlet es nicht, und einige Gegenden haben einen Ueberfluß an Baum frichten .

Die vornehmſten Brennmaterien find Torf

und Steinkohlen , welche lektern man aus England und Schottland bekommt; hingegen Holz wird wenig ge brannt,weil es felten und theuer iſt.

Xlles Bauholz,

welches man hier zubereitet, und theils im Sande geo beauchet, theils wieder ausführet, wird aus andern lån . dern geholet. Uus dem Seewaſſer wird an unteeſdjies denen Orten Salz gefotten. In der Grafſchaft Züte phen giebt es Eiſen . Außer ben angeführten, hat das Land Feine natürliche Güter , ſondern die Einwohner müſſen mit denjenigen , welche ſie ſonſt nod ) zur. Les bensnothburft und zum Vergnügen gebrauchen, aus anderen Ländern verſorgt werden.

6

Die vereinigten Niederlande.

Die Probinzen Seeland, Holland, Friesland und Groningerland liegen unmittelbar an der V7ordſee, die übrigen , nåmlich Utrecht , Gelderland und Ober. yffel, haben mit derſelben vermittelft der Süderſee (Zuyder - Zee) Gemeinſchaft. Dieſe iſt ein großer Meerbuſen , welchen die Provingen Holland, Utrecht, Gelderland , Dberyffel und Friesland umgeben , und hat folgenden Urſprung. Der dritte oder rechte Arm bes Rheins, (welcher anfänglich der druſiſche Kanal, oder die neue Yffel, hernach aber die alte Uffel bieß .) verwandelte vor Alters, nach der Aufnahme des Fluſſes Vecht, welcher jekt eine andere Mündung hat,) die nie. drigen und fumpfigen Gegenden , durch welche er floß , in einen See, dem Pomponius Niela den Namen Slevo gegeben hat , und welcher ſich eigentlich von dem jeßigen Enkhuiſer Sande,und von Tatezyl in Friesland an, gegen Süden erſtreckte, und in eine Infel, Namens Flevo , einſchloß, die da lag , wo jebt die kleinen Ina ſeln Urf und Emmeloort ſind.

Ungefähr da, wo nun

Cafezyl iſt , fekte der angeführte Arm des Rheins feia nen Lauf unter dem Namen Flevo weiter fort, und hats te ſeine Mündung zwiſden den jeßigen Inſeln Vlieland und Schelling, wofelbft er ſich in die Nordſee ergoß : daher auch noch heutiges Tages das Fahrwaſſer oder: der Strom .zwiſden den reichten Gegenden Breeland und der Provinz Friesland, bis an die Mündung 2106 ſchen den Inſein Vlieland und Schelling , het lange Vliet , ’t oude Vlie ; (das alte Vlie) oder ſchlechthin 'r Vlie und Vlieftiom genannt wird . Der jezige Meerbuſen ,welcher ſich von dem Enthuyſer Sande und . Tafezni an, bis zu den Inſeln Terel, Vlieland, Schel : ling , u. ſ. w. erſtrecket, und mit der Süderſee zuſam .. men .

Einleitung..

7

menhängt, iſt bis ins 13te Jahrhundert feftes Land ges Weſen, alſo daß Nordholland oder Weſtfriesland und Friesland.ſo nahe an einander gelegen haberi, daß, fie nur durch den vorhin genannten Strom Flevo getren . net worden : damals aber hat die Wuth des Meers das feſte {and in dieſer Gegend bedecker und weggeſpů. let , ſo daß ein Meerbuſen daraus geworden iſt , der im gemeinen Leben auch die Süderfee genennet wird, ob ihm gleich dieſer Name eigentlich nicht zukommt, weil ihn der vorhin beſchriebene See geführet hat, ehe dieſer Meerbuſen entſtanden iſt. In der ſelben ſind viale feichte Gegenden , zwiſchen welchen die Fahrwaſe fer Tereltrom , Vlieſtrom , und andere burchlaufen . Die

vornehmſten Flufſe des landes ſind , der

Rhein , die Maas' und die Schelde. Der Rhein fommt aus Deutſchland , und zwar zunächſt nus dem Herzogthum Cleve,und tritt bey der ehemaligen Schen . fenſchanze , in die Niederlande. Hier theilte er ſich ehedeſſen in zween Arme , nåmlich in die Waal, iat. Vahalis , welche über Nimmegen und Tiel geht , und ſich erſt über St. Andries, und hierauf abermals ben Loeveſtein mit der Maas vereiniget, und in den eigent. lichen Rhein , welcher vor Alters durch einen krummen auf.nach Urnhem gieng, und feicht war, nachdem

aber

1701 aus der Waal bey dem Dorfe Pannerben oder Panderen ein 7 Schuh tiefer , und 12 Ruthen breiter Kanal in den Rhein geführet worden , iſt das altefrum . me Bette des Rheins nach und nach vertrocknet, und das Waſſer geht nun den kürzeſten Weg durch die Waal und den panderſchen Kanal in den Rhein, wel. cher lebte durch den ſchnellen und ſtarken ( auf des Waſſers 23 Schuh tief, und 36 Ruthen breit gewor . ben 24

8

Die vereinigten Neberlande.

den iſt. Der Rhein theilet fich zooiſchen Hueſſen und Arnhem wieder in zwoeen Arme; einer geht durch den drufifchen Ranal, oder die neue Effel bis Does . burg , woſelbſt er fich mit der alten Yffel vereiniget, und endlid) in die Süderſee fälle: derzweyte aber geht unter dem Namen des Rheins nad) Urnbem , Wage. ningen , Rhenen und Wyk te Duerſtede, woſelbſt er fich abermals in zween Arme theilet.

Der vornehmſtë

wird der Leck genannt, geht nach Kuilenburg, Via nen und Schoonhooven , und vermiſchet fich bey dem Dorf Krimpen mit der Maas : der andere aber iſt ein fchmales Waſſer , welches ſich ben Wyk durch eine Sdileuſe unter dem Deich von dem leck abſondert, nach Utrecht geht, und daſelbſt der krumme Rhein genannt wird, hierauf etwas breiter wird, und nach Leiden geht, von bannen er vor Alters nach den Dörfern Catwnt op Rhyn und Catronk op Zee floß , und beym lekten fich in die Nordſee ergoß.

Allein , dieſe Mündung iſt ver.

ſtopfet,und der Rhein, an welchem man zu leiden fei. ne Beroegung mehr verſpåret , vertheilet fich daſelbſt in Kanäle, deren einer , welcher der Rhein genennet wird , unweit Noortronk in einem Graben , der weit

niedriger als ein anderer durch Kunft verfertigter Graben iſt , welchen man het Mallegat nennt , der . ſchwindet; bald hinter demſelben aber iſt ein anderer Kanal bis Catronk op Zee gezogen . Von Leiden aus kommt auch von dem Waſſer des Rheins ein Theil in das leibenſche Meer. Seitdem durch den pander. fchen Kanal fo viel Waffer nach dem Rhein geführet wird , find die lande zwiſchen dem Rhein und der Waal , und ſelbſt diejenigen , welche den Rhein ge gen Norden liegen , nåmlich die Provinzen Holland und

Einleitung. und Utrecht , der Gefahr der Ueberſchroemmung ſehr unterworfen , weil der Jeck , welcher bey der Wyf das meiſte Waffer des Rheins aufnimmt , zu enge für daſſelbe iſt , und nicht alles faſſen kann , und die ge ringfie Aufſchwellung die Deiche in die Gefahr des Durchbruchs reket. Man denkt alſo viel an der Ein. fchränkung des panderſchen Kanals. Die taas , lat. Mofa , machet die Gränge zwi.

fchen Gelderland und Brabant, und vereiniget fich zweymal mit der Waal. Das erſtemal geſdyicht rol des ben der Schanze St. Andries , und das andere mal bey ( oeveſtein oberhalb Workum , und nad , der legten Vereinigung nehmen bende den Namen Xery we an , von dem alten verfallenen Schloſſe Merwe oder Merwede, welches bey Dortrecht gelegen hat: Gegen Dortrecht über vertheilet ſich der Strom wie. der in zween Arme , von welchen der rechte, welcher bey Rotterdam fließt, bald die Maas, bald die Merwe, der linke aber beſtändig die alte Maas genennet wird . Beyde vereinigen fid) abermals gegen Vlaardingen über , und ergießen ſich endlich unter dem Namen der Maas in die Nordſee. Ehedefſen war eine ſtarke Schifffahrt auf der Maas, inſonderheit aus dem Bis. thum ſüttich nach den Niederlanden. Allein, weil ſie durch vieler Herren Lånder gehet , und zu häufige und fiarfe Zölle auf derſelben erleget werden müſſen , fo bat die Schifffahrt auf derſelben fehr abgenommen , und die meiſten Waaren werden nun auf der Achſe durch das Bisthum Lüttich über Hertogenboſd) und Breda; nach den vereinigten Niederlanden gebracht. Die Sdelde, lat. Scaldis , theilet ſich bey Zand . vliet in zween Arme, deren einer die Oſter -Sdelde genen . 3 5

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i er in e ed re i i e . N v D t n en ne en he m n c ch g d ſ e ſ o r d n i n diir , un voln Be et op Zo raen zw r ge e än w ß e d nſe n eerel r etnde e ie b e e l l di a f I n d , d nn a d tſ e d e nt r f d h r d r n e o e n c e i d od ge s ide :S W lan de w me, u d elean e e he r en n e c ſ ge A B . ſ u dF Z r n e . he in di No

Die Fiſcherey in den Bachen, Flüſſen und Seen iſt zwar beträchtlich , dienet aber mehrentheils nur zur Norhdurft des Landes : hingegen die Fiſcherey in der Nordſee iſt deſto wichtiger. Man theilet fie in die kleine und große ab. Unter der kleinen Siſches rey verſteht, man diejenige, welche auf den Küſten ges fchiehet , und zwar vornehmlich bey Doggerſand oder Doggersbank, zwiſchen England und Jütland , wo. felbft man Kabbeljau , Schelfiſch , Roggen , Schol. len , Bütten , Zungen und andere Seefiſche fånget. Der Kabbeljau wirb theils lebendig und friſch in den . ? auf der See eingeſalzen , und unter dem Namen {abberban oder Salzfiſch in

und außerhalb {andes

verhandelt. Unter der großen Fiſcherey , wird der Heeringsfang verſtanden, weil er von großem Nußen für die Niederländer ift. Denn ob er gleich nicht mehr , wie ehemals , für die Holländiſche Goldgrube gehalten werden kann , ſo haben doch noch wohl 20000 Haushaltungen gute Nahrung davon . Es wird aber der Heering in der Nordſee, unter den Küſten von Schottland und England, vom 24 Jun. bis zum 25 Nov. gefangen. Die Schiffe oder ſogenannten Heo ringsbüfen , welche zum Fange auslaufen , können durchgehends 25 bis 30 laſten tragen ; und die Saft Heringe foftet , eine in die andere gerechnet , 'unges fähr 120 holländiſche Gulden. Ehedeffen hat es Jahre geges

Einleitung.

II

gegeben , da wohl 1500 ſolcher Schiffe aus den nie . derländiſchen Hafen in die See ausgelaufen ſind : allein , nunmehr beträgt ihre Anzahl , ein Jahr ins andere gerechnet , felten über 200 , ja 1764 ſind ihrer nur 150 gewefen , und 1781, als Großbritannien der Republik den Krieg angekündiget hatte, fiel der He ringsfang ganz weg . Die angeſtellten Berechnungen der Vortheile, welche der Heringsfang verſchaffet , ge hen ſehr von einander ab , doch hålt man dafür, daß diejenigen ,welche die Heringsbüfen ausrüſten , in fol. dhen Jahren , da der Fang gut iſt, nach Abzug aller Un : foften, jährlid ) wohl a Millionen holländiſcher Gulden Wilhelm Beufelszoon, ein Fiſcher aus gewonnen. Biervliet in Flandern gebürtig , hat in der zweyten Hälfte des 14ten Jahrhunderts feine Landesleute ge . lehret, wie man den Hering ausweiben und einſalzen müſſe, und es hat bisher feine Nation mit dem Heringe ſo gut umgehen gewußt, als die Niederländer, daher aud, der holländiſche Heering vorzüglich beliebt iſt. Die Niederländer růſten und ſchicken auch jährlich un gefähr 250 Schiffe auf den Walfiſchfang nach Grón . land, Spißbergen, Nowaja Semla u . .w . aus. 5. 5. Die vereinigten Niederlande ſind wohl bee Die 7 Provinzen und Dren . bauer und bewohnet. the enthalten 113 Städte ; ' ungefähr 1400 Flecken und Dörfer , und etwa 2 Millionen Einwohner. Inden Um ſtarfſten und Generalirårslanden ſind 25 Städte. beſten iſt die Provinj Holland angebauet , welche in dieſer Abſicht iþres gleichen nicht hat. Die Städte Haben in Anſehung der Bauart , der Kanåle , von welden fie durchſchnitten werden, und an welchen Bån . mie gepflanzet find , und der Reinigkeit, emas unter. fdeis

12

Der vereinigten Niederlande .

fcheidendes : und dergleichen Dörfer, als man in Norde Holland findet, find auf dem ganzen Erdboden nicht. Die Landesſprache, iſt eine Mundart der platdeutſchen , und die lateiniſchen Wörter , die man darinn antrifft, rühren von dem ehemaligen Gebrauch der lateiniſchen Sprache beym Gottesdienſt , her. Die franzöſiſche Sprache iſt hier auch ſehr gebräuchlich , und die Un . terhandlungen zwiſchen der Republik und anderen Staaten , geſchehen faſt alle in derſelben . $ . 6. Zur Zeit der Reformation bekannten fich

die Einwohner zu der evangeliſch) lutheriſchen Lehre, und hielten ſich allein an das augſpurgiſche Glaubens, bekenntniß: allein 1562, ward für die niederländiſche Kirche ein anderes Bekenntniß errichtet , welches inić dem genfiſchen übereinkommt, zu deſſen Beſchirmung ſich die Staaten 1579 in der utrechtiſchen Vereinigung 1583 ſchlugen die Staaten von Hol. verbunden haben. land vor, durch gefanımte Stimmen der vereinigten Provinzen feſt zu regen, daß die reformirte Lehre fünf. tighin allein beſchüßet, und keine andere öffentliche Reo ligionsübung geduldet werden ſolle : es iſt aber über bieſes legte kein allgemeines Gefeß gemacht worden . Die legten Dordrechtiſchen Kirchenverſammlungen von 1618 und 1619, beſtåtigten die Lehre der Reformirten , ſo wie ſolche in dem 1571 .zu Emben abgefaßten Glaus bensbekenntniß der niederlândiſchen Kirchen , und in dem HeidelbergiſchenCatechiſmus'enthalten iſt, und verwarfen die Lehrfäße derRemonftranten . Im Jahre 1651 beſtåtigten die Stände der einzelnen Pro. vingen die reformirte Lehre , fo wie ſie auf der dore brechtiſchen Kirchenverſammlung fefigeſeget worden. Dem ungeachtet genießen doch ſowoohl alle andere chrift.

Einleitung.

13

chriſtliche Parteyen , als die Juden , Gewiffens, und Religions-Freybeit, ſo lange ſie nichts lebren oder thun, was ( dynurſtracks wiber die Grundgefeße des hieſigen gemeinen Wefens läuft, und die Unterthanen von dem Gehorſam gegen die obrigkeitlichen Befehle losſpricht; denn die Obrigkeit hat den vernünftigen Grundfak, daß die Herrſchaft über die Gewiſſen Gott allein zu. fomme. Indeſſen wird die hohe Regierung nur ſolu chen anvertrauet , welche der reformirten Kirche zuge. than ſind , und die vornehmſten Bedienungen werden Die gottesdienſtlichen auch nur mit ſolchen beſeger. Perſonen find von vierfacher Art, nåmlich öffentliche Lehrer der Theologie auf den Univerſitäten , Pradifan . Alle goto ten oder Prediger, Veſteſten und Diaconi. tesdienſtliche und Kirchen Sachen werden in gewiſſen Verſammlungen abgehandelt , die von dreyerlen Art ſind , nämlich der Kirchenrath , die Klaſſe , und In jeder Gemeine iſt ein Kirchen , der Synodus. rath , welcher aus den Predigern und Zelteſten beſteht, und in einigen Städten ſind Sie Diaconi auch Mit. Es werden tarinn olle die Dinge abgehan , glieder. Von delt , welche die Gemeine beſonders angehen . dem Ausſpruche deſſelben kann man an die Klaſſe appelliren , für weldie auch diejenigen Sachen gehår ren , welche ihrer Widytigkeit wegen von dem Kirchen. rath nicht haben können entſchieden werden , u . F. w. Eie beſteht aus der Verſammlung einiger benachbar. ten Kirchen , deren jede einen Prediger und Aćlteſten mit Vollmacht und Credentialien daju abſentet; und wird jährlich wenigſtens dreimal , an aber wohl ſiebenmal, gehalten.

einigen Orten

Die Anzahlder Klaſſen

in den landſchaften, werde ich ſogleich bey den Provin. zial .

14

Die vereinigten Niederlande.

zialfynoben angeben. Eine jede verordnet jährlich aus ihrem Mittel 2 oder mehrere Prediger, welche die Kirchen in den Städten und auf dem Sande unterſua chen müſſen.

Die Klaffen ſtehen unter den Synos

ten, welche in Provinzials und nacional Synos den abgetheilet werden. Eine Provinzial : Synode beſteht aus der jährlichen Verſammlung einiger bes nachybarten Klaſſen , deren jede 2 oder 3 Prediger und I oder Welteſten , dazu abfertiget . Die Anzahl und Namen derſelben , und die Anzahl der Klaſſen und Prediger, weldie zu jeder gehören , erhellet aus fola gender Tafel : Synoden Klaſſen Prediger. I bie Synode von Geldern hat 9 285 Südholland Nordholland 4 der Coetus von Seeland

It

5 die Synode von Utrecht 6 Friesland 7 Oberyſtel 8 Groeningen nåmlid, von der Stadt und ,

3 6

79 207

4

84

7 3:

161

3

6 4

dem Sande 9

Drenthe

331 220 163

40

Sumina der Klaſſen 53,der Pred.1570 , darzu noc ) 2 Prediger von der Inſel Amelant fommen, Außerdem die unter Feiner beſondern Klaſſe ſtehen. wird jährlich zweymal eine Ure einer allgemeinen Sya nobe der walloniſchen Rirden , welche in dieſen 7 Provinzen zerſtreuet find ., gehalten , auf welche die walloniſchen Kirchen in den vertheilten Niederlan . ben

We

Einleitung.

15

den gleichfalls Deputirte fenden.

Die Anzahl der

walloniſchen Gemeinen in den vereinigten Provinzen , Generalitåtslanden und Barriereftådten , beläuft ſich auf melyr als 50 , welche ungefähr 90 Prediger baben . In den Provinzen Holland , Seeland und Utrecht find auch unterſchiedene engliſche Presbyterianer: Geo meinen , deren Prediger größtentheils Mitglieder der niederländiſchen Klaſſen ſind, unter welche die Ståbre, Alle die ange. darinnen ſie ſich aufhalten , gehören . zeigten Provinzial- Synoden , ſtehen unter der allgem meinen oder national- Rirchenverſammlung , welche aus Dep: tirten der einzelnen Synoden dieſer {ande beftehet , und auf welchen auch ausländiſche Ab . geordnete erſcheinen : es iſt aber feit der Dordrechti. fdyen feine gehalten worden . Die Römiſchkatholiſchen Baben in den verei. nigten Provinzen ungefähr 350 Kirchen , welche durch beynahe 400 Prieſter verwaltet werden , und in den Generalitåtslanden iſt die Anzahl ihrer Kirchen und Prieſter auch groß. Unter jenen ſind 51 Kirchen und 74 Prieſter des Janſenius lehre zugethan , die übri. gen nehmen die påpſtliche Bulle Unigenitus an , ma. chen alſo den größten Haufen aus. Die Katholiſchen fónnen hier zu tande feine andere offentliche Hemter bekleiden , als Kriegsbedienungen , dod) ſind fie der Mian rechnet , Seldmarſchallswürde nicht fähig. daß fie den dritten Theil der Einwohner der vereinig. ten Niederlande ausmachen. Die Prieſter , welche die Conſtitution Unigenitus angenommen haben, wer . : den durchgehends von den påpſtlichen Geſandten berus fen , und von dem ſogenannten Kapitel der biſchöfli. chen Kirche zu Harlem beſtåtigt.

Es iſt þier auch ein

16

Die vereinigten Niederlande.

ein ſogenannter Erzbiſchof von Utrecht , von dem fogenannten let mird.

welcher

utrechtiſchen Kapitel erwäh.

Die Lutheraner genießen auch durchgängig in den Städten die freye Religionsübung , und ihre Kire chen find ordentliche Gebåude, die von außen für Rir. chen angeſehen werden müſſen. Auf dem Zande ſollten fie zwar , vermoge einer Verordnung von 1655 , feine Kirche haben, es ſind aber doch einige vorhanden. Sie kommen zu keinen öffentlichen Hemtern. In den ver . einigten Niederlanden und in der Staaten Brabant find 41 lutheriſche Gemeinen mit 53 ordentlichen Pree digern ; die Salzburger haben auch eine Gemeine in der Provinz Kadzand.

1

Die Remonſtra :iten , welche ihren Namen von einer Remonſtration oder Vorſtellung, die ſie 1610 der Verſammlung der Staaten von Holland übergaben, die Benennung der Arminianer aber von Jacob Arininius baben, werden nunmehr als friedſameUn. terthanen angeſehen und geduldet. Ihre Geſellſchaft oder Bruderſchaft in den Provinzen Geldern, Holland, Utrecht und Friesland, beſteht überhaupt aus 34 Geo meinen , welche 43 Prediger haben. Sie halten alle . Jahre wechſelsweiſe zu, Amſterdam und Rotterdam eine allgemeine Verſammlung. Die Wiederr& ufer ( Doopsgezisiden ) oder Iljen . noniten , machen unterſchiedene Secten aus , von weldien die Flämiſchen und die Waſſerlander die vornehmften find. Un cinigen Orten ſind Gemei. nen vereiniget , als Flåmiſche mit Waſſerländern , Flås miſdie mit Friesländern , Waſſerländer mit Frieslån. dern 2c.

Alle wiedertäuferiſche Gemeinen in den ver. einigten

Einleitung.

17

einigten Niederlande belaufen ſich ungefähr auf 186, (andere zählen 194) welche ungefähr von 312 Lehrern verſehen werden . Die Rheinsburger oder Collegianten , haben den erſten Namen von dem Dorfe

Rhynsburg bey

Jeiden , woſelbſt ſie ſich jährlich zweymal verſammlen, und das Abendmahl halten ; den zweyten aber von den Collegien , oder beſonderen Verſammlungen , die fie hier und dar angeordnet şaben , und deren etwa 18 bis 20 feyn mogen , bekommen . Sie ſind ums Jahr 1619 hieſelbſt entſtanden , und die Vertreibung der remonſtrantiſchen Prediger,þatAnlaß dazugegeben. Die Der Quaker find jeßt wenige im Sande . vereinigten evangeliſchen Brüder , von anderen Serrenhuter genannt, haben ziemlich viele Anhänger bekommen . Die armeniſchen Chriſten, welche ſich meiſtentheils zu Amſterbain aufhalten, haben daſelbſt freyen öffentlichen Gottesdienſt. Viele andere Anhän. ger beſonderer Meynungen , die keine ordentliche Ga meinen ausmachen , übergehe ich mit Stillſchweigen. Die Juden haben feit 1619 fréye öffentliche Res . Frey. ligionsübung, und genießen einerley Rechte und heiten mit anderen Einwohnern , nur daß ſie an eini gen Drten , wie zu Amſterdam , von den meiſten Zünften ausgeſchloſſen ſind. Sie werden in Portu : gieſiſche und Hochdeutſche einget &eilet; jene ſind 1530 und 1550 in großer Menge aus Portugal angefom . men , und ſehr willig aufgenommen worden. $ . 7. In Anſehung der ſchönen Künſte, haben fich die Niederländer vornåmlich in der Maler- und Kupferſtecher,Kunſtfehr hervorgerhan ; es feblet unter ihnen auch nicht an geſchickten Bildhauern. Die Prif ſens 476. 5.2 .

18

Die vereinigten Niederlande.

ſenſchaften find hieſelbſt ſeit einigen Jaşrhunderten 1 fehr geliebet und getrieben worden , und die Anzahl berühmter Gelehrten , welche entweder in den Nieder , landen geboren , oder dahin berufen worden, iſt ſehr an. Es giebt hier 5 hobe Schulen , nåmlich zu ſehnlich . Seiden, Utrecht, Harderwyd , Franecker und Gronins' gen, 2Gymnaſia, nämlich zu Amſterdam und Deven . ter, und andere anſehnliche lateiniſche Schulen , als zu Groningen, Middelburg, Breda, Rotterdam , u . a. m . Zu Harlem iſt eine Geſellſchaft der Wiſſenſchaften . Daß dieſe Niederlande fo volfreich und 5. 8. wohl angebauet ſind , rühret größtentheils von den Manufakturen und Fabriken , und von dem Handel Von jenen iſt zuerſt etwas anzuführen . Ich will der Menge der Ziegelofen , welche man in Süde her.

Holland und in der Provinz Utrecht findet, und der ſtarken Ausfuhr an gebrannten Steinen, nicht, ſondern vielmehr der Tabakspfeifen- und Topf- Brennerenen gedenfen , unter welchen die goudaiſchen inſonderheit Das Delfter unådhte Porzellan iſt vor bekannt ſind . der beſten Art , und Rießet bisweilen ſo ſchon, als ech tes Porzellan aus. Man bereitet in Holland guten Es giebt Borar , und läutert das gemeine Salz. viele Delmühlen , man machet auch weiße und blaue Nach den Niederlanden wird Stårke im Ueberfluſſe. ungemein viel leinen Garn , welches in Deutſchland geſponnen iſt, entweder roh oder gebleicht , gebracht, noch beffer zubereitet, und entweder gezwirnet, und als . dann zu feinen Spiken angewendet, oder zu allerley Leinwand verarbeitet. In der Provinz Friesland wird Die die allerfeinſte europäiſche Leinwand gewebet. Holländiſche Damaftleinwand iſt von der ſchönſten Art.

Einleitung.

19

Es wird auch viele Deutſche Leinwand von den Nieder . ländern gebleicher und verſchönert. Der Hanf wird auf mancherley Weiſe verarbeitet. Die Papiermůh. len liefern überaus viel Papier, und das beſte iſt von dem feinſten und ſchönſten in Europa.

In den

Schneidemühlen ,deren Anzahl in Holland groß iſt, wird das Holz, welches aus Norwegen und aus der Oſtſee geholet worden ,zum Schiff- und Haus.Baue zugeſchnits ten , und mit demſelben ein ſtarker Handel nach Spa. nien ,

Portugal und anderen { åndern getrieben : es

werden auch große Schiffe für andere europäiſche Nai tionen gebauet. oder gefäutert.

Es wird fehr viel Zucker raffinirt Die Baumwollen: Wollen- und Sei.

den .Manufakturen , ſind von guter und ſchöner Art : allein , fie nehmen ab .

Wiele Manufakturiſten ſind

theils durch die Vortheile, welche ſie in anderen Låndern gekoffet haben , oder ihnen wirklich angeboten und er : theilet worden , theils durch das Misvergnügen über die Sdjwächung ihrer Privilegien , und über die gar zu großen Auflagen, bewogen worden, aus dem Lande zu gehen , und ſich in anderen Ländern niederzulaſſen. Um meiſten blühen dieſe Manufakturen noch zu Harlem , Leiden , Amſterdam , in der Meyeren Herzogenbuſch, und im Sande über der Maas. Sonſt find auch gute Sederbereitungen und Wachsbleichen vorhanden .

$. 9.

Die zahlreichen und wichtigen Beförben

rungsmittel und Stůßen des Kandels , welchen die Einwohner treiben ,

ſind die Jage an der Nordſee ,

( ungeachtet es an bequemen und ſicheren Häfen fehlet,) die Süderfee, bie ( chiffbaren Flüffe und vielen Kanäle, die große gottesdienſtliche und bürgerliche Frenheit, die Menge

20

Die sereinigten Niederlande.

Menge und der Fleiß der Einwohner in Handwerkeri, Manufakturen und Fiſchereyen , die vielen Kauffar. thenſchiffe , der anſehnlicheVorrath an baarem Gelde, die Sparſamkeit und Gewinnbegierde der Nation, das gute Vertrauen, welches die Ausländer zu derſelben ha . ben, die ungemein wichtige und reiche Wechſelbank zu Amſterdam , und die oſtindiſche Handlungsgeſellſchaft. Der Handel und die Schifffahrt, haben die Republik ju Den geführten ſchweren Kriegen, und zur Erhaltung ih . rer Freyheit, vermogend gemacht. So wie der Hans del geſtiegen iſt, hat auch ihre Macht zugenommen, und ſo wie jener abnimmt , vermindert ſich auch dieſe. Daß der niederländiſche Handel nach und nad) gering ger werbe, iſt offenbar. Man ſchreibt folches der 2bnahme des Fleißes und der Sparſamkeit der Nie . derlånber zu : dir Haupturſache aber findet man ver : muthlich darinn , daß die Nachbaren und andere Na. tionen ihre Manufakturen , Handlung und Schiff fahrt immer höher treiben. Um der Handlung wieder aufzuhelfen , iſt ſowohl ein Freyhafen , als die Erleich terung der Schifffahrt auf den Stromen , inſonderheit auf der Maas,durch Verminderung der großen Zolle unterſchiedener Höfe , in Vorſchlag gebracht worden : allein , keiner von beyden Vorſchlägen iſt vollzogen wor.

) den ; undwenn ſie auch bewerkſtelliget würden, und wers den könnten , ſo iſt doch nicht wahrſcheinlich,daß der nie . derländifche Handel dadurch wieder zu ſeiner ehema. figen Große gelangen würde .

Jndeffen hat er doch

noch viel auf ſich , und beruhet vornehmlich auf der oſtindiſden Handlungsgeſellſchaft. Dieſe oſtindiſche Sandlungsgeſellſchaft iſt 1002 errichtet worden , und beſiget in Aſien anſehnliche lån .

Cinleitung

2

Sånder, welche ſie größtentheils den Portugieſen abe genommen hat. Sie hat daſelbſt unumſdrånfte Ge. walt ,

ernennet ihren General - Gouverneur und die

übrigen Glieder der Regierung ,

führet Krieg und

machet Frieden , empfängt die Geſandten der daſigen Könige , leget neue Colonien an , bauet Städte und Feſtungen , unterhält eine anſehnliche Kriegesmacht, nebſt einer großen Menge Schiffe, welche in Indien Handlung treiben , oder was die weitläuftigen ånder liefern , nach Europa bringen, und hat nun auch von den General . Staaten Erlaubniß erhalten, in den Münzſtåten der Republik Ducatons mit ihrem gewohne lichen Zeichen ſchlagen zu laffen. Unterbeffen ſtehet die. ſe Compagnie unter den General - Staaten , in deren Namen die Bündniſſe mit den indianiſchen Fürſten geſchloſſen werden müſſen . Sie iſt auch ſchuldig, zum Zeichen ihrer Unterwürfigkeit, von Zeit zu Zeit um Er neuerung ihrer Privilegien anzuhalten, dafür ſie 1696 , als ſie die Verlängerung derſelben bis 1740 erhiele, 3 Millionen Gulden in die Landeskaffe bezahlte. Sie hat auch ber ſchweren Zeiten der Republik Geld vor . geſchoſſen , oder Staatsſchulden übernommen . Bere moge eines Vergleichs von 15 März 1700 , bezahlet ſie für die Auflagen auf ein . umo ausgehende Waaren , die ſie aus Indien erhåle, oder dahin ſendet, jährlich 364000 fl. und & Stücke 24pfündige metallene Kas nonen .

Die ganze Verwaltung dieſer Geſellſchaft in

den Niederlanden , iſt 67 Vorſtehern anvertrauet, welz che aus den Haupttheilnehmern ernennet werden, und in 6 Collegia oder Kammern eingetheilt find, die ihre ordentlichen Zuſammenfünfte zu Umſterdam , Middela burg ,

Delft, Rotterdam , Hoorn und Enkhuizen hal

22

Die Vereinigten Niederlande.

Halten. Die Kammer von Amſterdam ,iſt die ſtårfſte , und anſehnlichſte. Eine jede verwaltet ihre eigenen Sachen , und befeßet die geringen Kriegsbedienungen bis auf die Sergeanten , die nach Indien geſchicket werden . Jährlich wird dreymal eine allgemeine Verſammlung gehalten , welche aus 17 Deputirten der einzelnen Kammern beſteht, und daher die Ver. ſammlung der Siebenzehner genennet wird; dazu fëmmt noch eine jährliche Verſammlung im Haag von 10 Vorſtehern.

Es werden dreymal im Jahre Schifa

fe nach Indien geſchicket, welche im Merz oder April, September oder October, und December oder Jenner abgehen.

Ihre Anzahl beläuft fich gemeiniglich auf

38 bis 40 , deren jedes außer der ladung auf 100000 Guiden geſchåbet wird , mit der Ladung und dem bad . ren Gelde aber muß man eines wenigſtens auf400000 Gulden fchåßen. Die zurückkommenden Sdyiffe, lau. fen vom October bis Jenner in 2 oder 3 Flotten von Batavia oder Ceylon aus, und haben insgeſammt ihren Sanunelplak ben dem Vorgebirge der guten Hoffnung, wo fie 2 bis 3 Wochen liegen bleiben , um Erfriſchun gen einzunehmen. In Friedenszeiten nehmen ſie zur Beſchleunigung der Reiſe den Weg durch den Kanal ; in Kriegszeiten aber Regeln ſie gemeiniglich um Hitland herum. Dieſe Compagnie hat ſeit ihrer Errichtung unſägliche Schåße in die Niederlande gebracht. Der Verfaſſer des wahren Zuſtandes und der Staatsa verfaſſung der vereinigten

Tiederlande,berechnet

die Unzahl der Schiffe,welche die Compagnie bis aufs Jahr 1740 aus Indien zurück erhalten har, ungefähr auf 2000 . Wenn man nun ein jedes auf 2Tonnen Goldes im Einkaufe, welches nicht zu viel iſt, und nur 1800 ;

Einleitung.

23

1800 Schiffe rechnet, ſo wird der ganze Einfauf der Compagnie 360 Milionen Gulden ausmachen ; und da man ferner ar.nimmt,

daß 20 Tonnen Goldes

Einfauf hier zu Sande 90 Tonnen betragen , ſo müſſen von dem ganzen Einkauf der Compagnie 16200 Tone nen Goldes , ober 1620 Millionen Gulden heraus. kommen ; welches vermuthlich noch nicht ſo viel iſt, als es in der That betragen mag. Man muß aber auch rechnen , daß die Compagnie bis zum genannten Jahr über 230 Schiffe durch Sturm und ſonſt vers loren hat , die nicht zurückgekommen find. Sonſt richnet man ben jährlichen Gewinn auf 3 Millionen Ducaten .

Die erſte Summe ,

welche bey Errich .

tung der Compagnie zuſammengeſchoſſen worden, hat aus 6459840 Gulden beſtanden , und iſt in Actien , jede von 3000 Gulden , eingetheilet worden : jeke aber iſt eine folche Actie faſt 18000 Gulden werth. Was die Regierung in Indien anbetrifft, ſo führet folche das Haupt derſelben , der General-Gouverneur des

niederländiſchen Indiens ,

welcher auf dem

Schloß zu Batavia feinen Sik hat.

Er wird von

der Compagnie ernennet, und muß ihr ſowohl, als den General Staaten den Eid der Treue ſchworen. Man kann ihn als General Capitain und Admiral von der Kriegsmacht der Compagnie in Indien ,anſehen. Sein Umtiſt eines der einträglichſten ; denn er hat monate lich 1400 fl. Beſoldung und 400 fl. Tafelgelder , und feine Hofhaltung wird beſonders bezahlt, der unerlaub. ten Vortheile nicht zu gedenken ; es iſt aber auch eines der beſchwerlichſten in der Republik . Nach ihm hat der General Directeur am meiſten zu ſprechen , und bende ſind die vornehmſten Mitglieder des Raths von In . 4.

24

Die vereinigten Niederlande.

Indien , der ungefähr aus 18 Perſonen beſteht, darun . ter 2 Secretåre ſind.

Außerdem hålt die Compagnie

in ihren aſiatiſchen Landen 8 Gouverneurs , 3 Direc cteurs, 4 Commandanten und einige Befehlshaber und Reſidenten. Die 8 Gouverneurs find auf den Inſeln Ceilon , Amboina , Banda , Ternate , zu Makaſſar , Malaka, auf der Küſte Koromandel ,umd auf dem Vor . gebirge der guten Hoffnung. Directeurs find in Ben gaten, zu Suratte und in Perſien.

Commandeurs hat

ſie auf der malabariſchen Küſte,auf Ceilon und Java ; Handlungsbediente, die Häupter, Reſidenten rc . gea nennet werden , find an vielen Orten in Aſia . Die Com . pagnie handelt auch nach China und Japan ,nachwels chem lektern Königreich fonſt keine europäiſche Nation Handeln darf. Sie gat ungefähr 150 Schiffe in Diena ften, die 20 bis 60 Kanonen führen, und 42 bis 50 fleis nere Fahrzeuge. Die Zahl ihrer regelmäßigen Trup pen , kann nicht eigentlich beſtimmet werden. Eine ge. nauere Nachricht von den Waaren, welche die Compa . gnie nach und aus Aſien bringt, und von dem Handel, den ſie aus einem aſiatiſchen lande in das andere treibet, ift zu weitläuftig an dieſem Ort.

Ich will nur fürze

lich anmerken, daß die Waaren , welche die Compagnie aus Ufier nach Europa bringt, vornehmlich in Gee würzen , nåmlich in Någelein, Muſcaten - Nüffen und Blüten, Zimmer ,Pfeffer und Cordamomen , imgleichen in Thee, Kaffe , Porzellan , Reis , Campher, Salpes ter, Gold , Perlen , Edelſteinen , Netteltuc), Zißen und ſeidenen Stoffen beſtehen . Die jeßige weſtindifche Compagnie, iſt privie legirt worden , nachdem die erſte 1674 untergegangen war, und hat das Recht bekommen , långft den afri. cani.

Einleitung

25

caniſchen Küſten, von dem Zirkel des Krebſes an, bis auf 30 Grad füdwårts der Linie , und auf allen dazwi. fchen liegenden Inſeln , wie auch nach den americani. fchen Inſeln Curacao, Druba, Buenos Ayres, und S. Euſtatius, ingleichen nach der Küſte von Efequebo zu Sie iſt in 5 Kammern vertheilet , welche

handeln.

find die von Amſterdam , Seeland, der Maas, Nord. holland, Stadt und Landſchaft Groeningen. Ihre wichtigſten Sachen werden in der Verſammlung der Zehner abgehandelt, die wechſelsweiſe 6 Jahre zu Anr ſterdam , and alsdann zwer Jahre zu Middelburg in Seeland, gehalten wird. Sie beſiket einige wichtige Plage in Africa und America , hat daſelbſt Gouver. neurs, Befehlshaber und Aufſeher über die Handlung ; und die Regierung iſt beynahe auf eben die Weiſe ein . gerichtet, wie in Oſtindien . Ob ſie gleich auch einige Schiffe auf ihre Koſten nach Africa und America ſchie det , ro beſteht doch ihr größter Vortheil in den li. centgeldern , die ihr von einzelnen Kaufleuten entrich . tet werden. Seit dem die Handlung nach Africa ei. nem jeden erlaubt iſt , werden aile Plåße, welche die Compagnie beſikt, von einzelnen Kauffarthenſchiffen beſuchet. Der Vortheil dieſer Geſellſchaft iſt gering, und beträgt ſelten mehr als 21 Procent ; daher ſind auch die Actien ſehr gefallen , wie man denn in neuern Zeiten 100 Gulden nur 40 werth geachtet hat. Die Sandlungsgeſellſchaft von Suriname, beſteht aus der Stadt Amſterdam , der meſtindiſchen Compagnie, und den Erben des Herrn von Sommels. dyd . Die Colonie zu Berbice , in der Landſchaft Guiana in Süd , America, wird in Holland von Dire. eteurs regieret, welche aus den Theilnehmern erwählet B 5 werden .

26

Die vereinigten Niederlande.

werden.

Sie bekamen 1732 von den General. Staas

ten Erlaubniß , die Schifffahrt nach ihrer Colonie für frey zu erklären, und ſowohl von den Einwohnern, als Den ein , und ausgehenden Schiffen gewiſſe Abgaben zu geben . Die Niederländer handeln faſt nach allen Gegen :

den und Ländern , und fahren entweder mit Fracht, in welchem Falle ſie ihre Schiffe an andere vermie . then : oder ſie führen ihre eigenen Waaren aus , und bringen andere zurück. Die vornehmſten Waaren , welche ſie andern zufiihren, ſind diejenigen , welche ſie auf oſt- und weſtindiſchen Schiffen bekommen , inſon derheit die Specereyen . Der Handel Kach ber mittellandiſchen See oder Italien , und nach der Levante , ſteht unter der Aufſicht einer Kammer , die 1624 errichtet worden , und von der Saft aller Schiffe , die nach der mittel. låndiſchen See gehen , einen Gulden , von den mei ſten Waaren aber, die aus der Levante kommen , eins von 100 hat. Alerandrien in Aegypten rechnen die Holländer auch mit zur Levante. Man nennet alle dieſe in die mittelländiſche See gehendenSchiffegemei niglich Straßenfahrer, weil ſie durch die Straße oder Meerenge bey Gibraltar fahren.

Nach Spanien ,

und von dar nach den ſpaniſchen Ländern in America, wird auch ſtark gehandelt. Der Handel nach Por , tugal iſt ſehr vortheilhaft : aus Frankreich aber werden weit mehrere Waaren abgeholet , als dahin gebracht.

Der Handel nach Großbritannien und

Ireland würde großer und vortheilhafter ſeyn, wenn nicht die Engländer die Einfuhr unterſchiedener Kaufmannswaaren ſcharf verboten , uno auf andere große

Einleitung. große Abgaben gelegt, und den Gewinn ſehr beſchnit. ten hätten. Die Schifffahrt nad Horwegen , Dås nemark , und alle an der Oſtſee belegene Länder und Handelsſtådte ,

iſt ſtarf.

Nach Deurichland und

den angränzenden Ländern , wird auf den Flüffen Elbe, Weſer , Rhein , Maas und Ems gehandelt , Bams burg aber am meiſten beſucht. Die Handlung nach den vertheilten Niederlanden , nimmt ſehr ab. 9. 10.

Das Münzweſen der dereinigten Nies '

derlande ,ſteht unter der Auffiche des General IVůngs Collegiums . Da eine jede Provinz für ſid , ſouverain iſt, ſo hat auch eine jede das Redt, Geld zu ſchlagen, doch müſſen alle Münzen, die in der ganzen Republik gangbar feyn follen , einerley innern Werth baben ; widrigenfalls verbiethet eine Sandſchaft die gering: Haltige INünze der andern. Die geringſte wirkliche Münze, iſt ein Deut von Kupfer, welcher zu 2 Heller h gerechnet wird. Ein Grot Flåmiſe, beſteht aus

4 Deuten , und ein Stüver aus 2 Groten , und be. trågt ungefähr 1Mgl. -2 Stüver machen ein Dúb , belchen aus.

Ein Schilling hat 6 Stüver , man

hat auch abgefekte Schillinge zu 51 Stüver; und Die 8 und 14 Stüver : Seſtehalve von 5 Stiver. ſtücke ſind nicht ſehr gemein .

Ein holländiſcher

Gulden hat 20 Stüver ; .es giebt auch halbe Gulden, und 3 Guldenſtücke , welche beyde lekten Sorten aber ſeltener vorkommen. Ein Goldgulden hat 28 Stů. Ein Rirthaler oder ver , ein Thaler 30 Stüver. Albertusthaler hat 2 Gulden 10 Stüver ;

man hat

auch halbe und Viertel- Rirthaler. Ein Löwenthas ler gilt 42 Stüver , und ein Ducaron 63 Stůver. Die goldenen Münzen, ſind die bekannten Ducaten zu

e Die vereinigten Niederland .

28

zu 5 holländiſchen Gulden 4 bis 5 Stüvern, und ganze Halbe und viertel Ruyder zu 14, 7 und 3 ; Gulden .

$. 11.

Vor Alters gepórten die Provinzen, aus

welchen die Niederlande beſtehen, zum deutſchen Reid ), und wurden von Herzogen , Grafen und Herren be. Der erſte Herzog von Burgund jüngerer die feffen . nie , Philipp der Kühne , brachte 1369 durch feia ne Vermählung mit Philipp ,

des legten Herzogs

von Burgund álterer Linie Witwe , Margaretha, Flandern , Artois , Mecheln und Antwerpen an ſein Haus.

Bon Herzog Karl dem Kühnen erbte fie

deſſelben Urenkel Karl , welcher unter den römiſchen Kaiſern der fünfte iſt, und brachte auch die übriger Provinzen an ſich , ſo daß die geſammten Niederlande im 16ten Jahrhundert unter der Herrſchaft des Hau. ſes Deſtreich ſtunden. Gedachter Kaiſer ſuchte ſehon , ſich zum unumſchränkten Herrn über dieſe Sande zu machen : allein , dadurch ſowohl,als durch die Religions. unterdrückungen , wurden die frenheitliebenden Nieder . lånder wider das öſtreichiſche Haus ſehr aufgebracht. Ihr Unwille wurde noch größer, als er ſeinem Sohne Philipp II die Regierung dieſer Sande auftrug, wela cher von keiner andern , als der rómiſchkatholiſdhen Re. ligion, wiſſen wollte ; daher über die ſogenannten Kes Ber eine blutige Verfolgung ergieng , zu welcher noch Dieſe Unterdrů . unerträgliche Schakungen kamen . chungen wurden

unter

Philipps Gouverneur, dem

Herzog von alba , Ferdinand von Toledo , am årg. ſten : daher die Niederländer ' ihre Freyheit zu bes fchüßen ſuchten , beren Vertheidigung fich vornehmlich der Prinz Wilhelm von Oranien , königl. Stacthalter über Holland, Seeland und Utrecht , und deſſelber Bru .

Einleitung .

29

Bruder, Graf Ludewig von Naſſau , annahmen, Die Staaten von Holland trugen jenem die Statthal. terſchaft über ihre Provinz in ihrem eigenen Namen auf, und es erklärten ſich nod) mehrere Stådte und Provinzen für ihn. Er arbeitete an einer allgemeinen Vereinigung der Provinzen, und brachte dieſelbe 1576 zu Gent unter dem Namen der Pacification von Gent zu Stande. Sie wurde aber bald zerriſſen , daher der Prinz alle feine Kräfte anwendete, um ein dauer. þafteres Bündniß zu errichten , welches ihm auch 1579 glückte , dadie berühmte urrectriſche Vereinigung geſtiftet ward , von welcher die vereinigten Wies derlande den Namen haben , und welche der Grund ihrer allgemeinen Verfaſſung iſt. Als man beynahe eins war , dem Prinzen von Oranien die Oberherr. fchaft über dieſe Sande aufzutragen , wurde er 1584 meuchelmorderiſcher weiſe erſchoſſen .

Jndeſſen bere

theidigten die vereinigten Niederlande die Freyheit, in welche ſie ſich gelegt hatten, mit gewaffneter Hand wi der Spanien.

Die engländiſche Königinn Eliſabeth

nahm ſie in Schuk ; der Krieg hatte einen glücklichen Fortgang , und der Handel blühete ſo ſehr, daß man 1602 die weltberühmte oſtindiſche Compagnie errichtes te (9.9.) Spanien wurde dyrch den langwierigen Krieg entblößet und entfråftet, mußte ſich endlich 1609 ju einem zwölfjährigenWaffenſtilleftande verſtehen und in deſſen erſten Artikel die vereinigten Niederlan, de für Frey und unabhängig erkennen .

Die Rz.

ik ſtieg in der Zeit dieſes Stillſtandes zu einera ſol. chen Grade der Macht , daß man folche feitdem nicht größer geſehen Kat. Als der Waffenſtilleſtand mit Spanien 1621 zum Ende gieng , fieng der Krieg im fol .

30

Die vereinigten Niederlande.

folgenden Jahr aufs neue an ,

in welchem

ſich der

Statthalter Prinz Friedrich Heinrich , ſehr hervor. that, und um die Republik verdient machte. Er endig. te ſich 1648 mit dem Frieden zu Münſter, in welchem der Konig von Spanien , Philipp IV, ſich alles Reches auf die vereinigren 17iederlande und derſelben Zugebór begab ,

und dieſelben für

frey und unabhångig erkannte, auch verſprach, des deutſchen Reichs Bewilligung darüber zu verſchaf. fen , welche aber bis dieſe Stunde nicht, ſondern nur von dem Kaiſer allein , erfolget iſt ; doch iſt das deuts ſche Reich mit dieſer Republik als mit einem unabhån umgegangen. 1652 kam es zwiſchen der. gigen Staat felben und England zum Kriege , welcher 1654 durch einen Frieden beygeleget, und in einem beſondern Ar. tifel von den Staaten von Holland verſprochen wur de , daß das Haus Oranien von der Statthalterſchaft ihrer Provinz auf ewig ausgeſchloſſen ſeyn ſollte. 1665 gieng der Krieg mit England wieder los , und wurde erſt 1667 durch den Frieden zu Breda benge. legt. Die Staaten von Holland und Weſtfriesland hoben durch das ſo genannte Edictum perpetuum die Statthalterſchaft in iþrer Provinz auf ewig auf. Als Frankreich ſich der ſpaniſchen Niederlande zu bemäch. tigen ſuchte, errichteten die vereinigten Provinzen ein Bündniß mit England und Schweden , zur Beſchů. kung gedachter Niederlande, dadurch Frankreich 1668 zu dem Wachener Frieden gendthiget ward . Es rås djete fid , aber , indem es das gedachte Bündniß zera riß, und ſich mit England und einigen andern wider die Republik verband ,

worauf der Krieg losbrach.

In dieſer Gefahr ernannte die Republik 1672 den jun. gen

Einleitung.

31

gen Prinzen von Oranien , Wilhelm III zu ihrem General - Capitain und General - Admiral , und die Staaten von Holland wurden von dem Pobel geno. thiget, das vorhin ergangene ewige Edict aufzuheben , und dem Prinzen die Statthalterſchaft aufzutragen ; ja 1674 erklärten Holland , Seeland und Utredit die Statthalterſchaft für erblich . 1678 wurde zu Nimmes gen mit Frankreich Friede gemacht, der aber nichtlange dauerte; denn als die Staaten 1688 ihren Statthal. ter zur Beſteigung des engliſchen Throns mit einer Flotte unterſtügten , wurde ihnen von Frankreich der Krieg angekündiget, welchen erſt der Ryſwicker Friede von 1697 endigte. Sie wurden aber bald mit in den ſpaniſchen Succeſſionskrieg verwickelt, der bis zum Utrechter Frieden von 1713. anhielt , und ihnen für die aufgewandten großen Unkoſten weiter feinen Vortheil brachte , als daß fie 1715 eine gewiſſe Anzahl Derter theils eigenthümlid), theils zu Beſaßungspläßen bes famen . Nach des Kaiſers Karls VI Tode, leiſteten ſie der Königinn von Ungarn und Böheim ,

wider

Frankreich Hülfe, wurden aber darüber angegriffen ; denn 1747 růckten die Franzoſen in das holländiſche Flandern ein, welches die Republik bewog, den Prin . zen von Oranien zu ihrem Erb - Statthalter, Genes ral-Capitain und Admiral einmüthig zu ernennen. 9. 12. Die vereinigten Niederlande beſtehen aus 7 Republiken , oder ſouverainer {andſchaften , welche ſich mit einander genau verbunden haben. Die Staaten der einzelnen landſchaften, ſtellen die hodiſte Gewalt vor , welche auf dem ganzen Körper ihrer Sandſdsaft beruhet. Sie beſtehen aus Edlen und Bürs gern, oder , wie man ſonſt ſaget, aus der Ritterſchafe und

32

Die vereinigten Niederlande.

und den Städten , und haben den Titel , der Edeln misgenden Gerren, die von Holland aber werden Edle Großmögende genennet.

Die einzelnen Res

publiken ſind nach ihrer von Alters her gewöhnlichen Rangordnung , Gelderland , holland , Jeeland , Utrectit, Friesland, Overyffel, die Stade und Landſchaft Groeningen . Unter ihrem Schuße, Die Gevollmach . ſteht die Landſchaft Drenthe. eigten

der Vereinigten Provinzen oder Republiken,

welche ihr gemeinſchaftliches Beſte beobachten und befördern, werden die Verſammlung der allgemei: nen oder General Staaten der vereinigten Wies derlande genennet. Sie entſcheiben Sadien , die tåglidh, vorfallen ,

und wenig erheblich ſind , oder

keinen Aufſchub leiden ,

ohne beſondere Vollmacht,

und ohne vorhergehende Benachrichtigung der Pros vingen : in allen andern Sachen aber müſſen ſie ſich nach der Vollmacht der Provinz , von welcher fie ab. geordnet worden , riditen , und wenn ſie folche über . ſchreiten, ſich der Beſtrafung ihrer Principalen unter: werfen . Die Deputirten von Holland bekommen von ihrer Provinz tåglich 4 Fl. und die von den an . dern Provinzen 6 Fl. Ihr Verſammlungsort iſt der Haag , und zwar das dafige Schloß der alten Grafen von Holland. Eine jebe Provinz fann ſo viel Deputirte ſchicken , als ſie wil , wenn ſie nur die Koften baju ſelber tråge; alle mit einander aber haben nur eine Stimme; denn es ſind fo viel Stimmen , als Landſchaften , nåmlich ſieben. Manchmal beläuft fich die Anzahl der Abgeordneten auf 40 bis 50. Die Rangordnung unter den Landſchaften , wird in der Werſammlung der General . Staaten nicht beobachtet. Der

Einleitung,

33

Der Vorfuß wechſelt möchentlich unter ihnen ab . Die General:Staaten falten ihre Verſammlung das ganze Jahr hindurch , ohne auszuſeßen. Der Statthalter kann zwar in ihre Verſammlung kommen , um Vors tråge zu thun , die das gemeine Beſte betreffen , er þat aber keinen ordentliden Sik in denſelben . Die Einſchrankungen ihrer Gewait ſind , daß ſie ohne ein. müthige Uebereinſtimmung aller Provinzen , weder Krieg noch Frieden machen , feine Kriegsvölker wer . ben ,

oder

Schakungen

ausſchreiben ,

und

keine

Bündniffe mit auswärtigen Mächten errichten fón : nen ; ferner können ſie zwar Geſeke machen , die zur Wohlfahrt der vereinigten Provinzen gereichen , fie find aber nur in den Provinzen gültig , die folche angenommen haben ; die Gefeße und Verordnungen, welche mit Einſtimmung der einzelnen Provinzen gea geben werden , fönnen von den General - Staaten nicht überſchritten werden ; und endlich haben ſich die Staaten einzelner Provinzen unterſchiedene Vorrechte ausdrücklich vorbehalten. Dieſer Einſchrånkung un . geachtet , erſtrecket ſich die Gewalt derſelben ſehr weit. Krieg- und Friedenshandlungen geſchehen im Namen der General - Staaten.

Geſandte und andere offenta

liche Miniſter, werden von ihnen geſchicket und ange. nommen . Der General der Armee , wenn einer vor. handen iſt , und die übrigen Kriegesbediente, leiſten ihnen den Eid der Treue.

Sie ſchicken zu Krieges.

zeiten einige Mitglieder ihrer Verſammlung , ober des Staatsraths, als Deputirte mit zu Felde , wele che mit den Generalen dem Kriegesrath benwohnen , i und die ſieben Majeſtäten der vereinigten Provinzen vorſtellen, und ohne deren Einſtimmung nichts Wich. C tiges 4 Ch. 5 A.

34

Die vereinigten Niederlande .

tiges vorgenommen werden darf.

Sie haben Macht,

einen Feldmarſd ;all zu regen. Sie ertheilen in Krie. geszeiten Freyheitsbriefe , regen Auflagen auf cin und ausgehende Waaren , und erlaſſen den Ueberlåų . fern die Strafe. Unterſchiedene Dinge , welche das. Münzweſen angehen , hången von ihnen ab. In den eroberten Zanden außerhalb ben 7 Provinzen , oder in ben ſo genannten Generalitåtslanden , haben ſie die Þódifte Gewalt. Sie feßen den Magiſtrat in den Städten , und die Befehlshaber in den Feſtungen , vergeben auch übrigens, alle anſehnliche Aemter. Sie verordnen unterſchiedene Commiſſionen von Mitgliedern ihrer Verſammlung.

Sie müſſen die meiſten Verorðnungen , welche ſie zum gemeinen Nua ßen gegeben , auch zur Vollziehung bringen , u.f.w.

Der Titel, welcher ihnen gegeben werden muß , ift, Bochmogende Serren , meine ýerren , die Ges neral -Stauiten der vereinigten Niederlande. In der Anrede, muß man ſie Ew. Socomogende nennen. Jhr Wapen, iſt ein goldener in die Höhe ſteigender Löwe im rothen Felde, der in der einen Pfote ein Schwerdt, und in der andern ein Bündelchen von 7 Pfeilen hålt. Unter dem mit einer långlichen Kro . ne gezierten Schilde,ſtehtder Wahlſpruch: Concordia res parvæ crefcunt. 8.13. Von den Generat- Staaten hängt wenige ſtens einigermaßen der Staatsrath ab, welcher aus 12 Abgeordneten von den Staaten der einzelnen Pro, vingen beſteht,

davon die meiſten nicht langer als dren Jahre fiken , oder ſo lange es die Landſchaften , von welchen ſie abhangen , für gut halten . Die Des pucirten von Holland , haben das meiſte barinn -zu fagen ,

Einleitung.

35

ſagen , weil dieſe Provinz dren Stimmen hat, da hin . gegen die andern nur eine oder höchſtens zwo Stim . men haben . Der Vorſik wechſelt wöchentlich unter den zwölf Mitgliedern ab . Die Zuſammenfunft des Staatsraths , wird alle Tage in einem Zimmer auf dem Schloſſe im Haag gehalten. Seine vornehınſte Beſchäftigung betrift Kriegesſachen , und die öffent lichen Einfinfte der Republik. Er beſorget nebſt den Deputirten der General- Staaten alles, was zu Kries ges- und Friedens- Zeiten zur Beſchüßungdes Landes er. fordert wird. Die Einfünfte, über welche er die Aufſicht þat , ſind diejenigen , welche die ſieben Provinzen und die landfdjaft Drenthe zur Kriegeskaffe, und die Gene. ralitåtslande in die allgemeine Sandeskapie liefern müſ. fen , dahin auch alles gehöret, was von Brandſchakuna gen in Kriegeszeiten , Confiſcationen , und dergleichen Fållen einfómmt. Zuweilen erſcheint der geſammte Staatsratk ' vor den General- Staaten ; wenn dieſe aber mit jenen in beſondere Unterhandlungen treten wollen , Ichicket Bas Collegium mur zwen oder dren abgeordnete zu den Gevollmächtigten der Staaten ab. Sein Titel ift ,

Edle mogende herrert.

Der

General-Scharmeiſter hat den Titel als Afeſſor im Staatsrach , fann -zwar ſeine Mennung ſagen , bat aber keine entſcheidende Stimme. Der Obereinneb . mer darf auch darim erſcheinen. Der Secretår des Staatsraths , wird von den General Staaten er . wåhlet, und wohnet der Verſammlung täglich bey . 5 8.14. Das Beneral Rectonings Collegium , oder die Generalitats ,Rekenkammer , befteht aus 14 Deputirten , beren jede Provinz zwery folicket, und feine vornehmſte Verrichtung iſt , die Abnahme und Stilit ..

36

Die vereinigten Niederlande.

3 ##1

Schließung der Rechnung der einzelnen Provinzen. Die Mitglieder führen den Titel : Edle magende Berren . Das Deneral.Sinanz- Colleginn iſt zwar ålter, aber von viel geringerem Unfehen, und ſteht unter jenem fowohl , als unter dem Staatsrath. Die Affeffores werden von den Grneral: Staaten ernennet, und beſtehen aus 4 Commiſſarien und einem Uctuga rius. Das General -TVůnz: Collegium , beſteht aus drey Råtgen , einem General-Minzmeiſter , einem General-Ming-Waradein , und einemSecretår. Alle dieſe Collegia haben ihren Siz im Haag , auf dem Schloß. Von den Admiralitats :Collegien will ich hernad) (S. 18.) Handeln. 9.15 . Vou dem Urſprung und der Geſchichte der Startbalterſchaft, iſt kürzlich folgendes zu bemeć. fen . Alls die vereinigten Niederlande zuerſt das ſpa: niſdie Joch abſchüttelten , brauchten ſie ein Haupt, welches ihre Freşfeit beſchüßte. Man fah dazu dén Grafen von Naſau und Prinzen von Oranien Bil · Belm I aus, welcher fönigl . ſpaniſder Statthalter von Holland , Seeland und Utrecht war . Er nahm ſich der Niederländer an , und wurde von fünf Provinzen zum Statthalter erklåret , wie ich oben ( . 11.) erzäh. let habe , warð auch zum General: Capirain und 10 miral gemacht , und hatte die hodifie Gewalt über Holland und Seeland vollkommen in Händen, würde auch die Oberherrſchaft über die ganze Republik er. halten haben , wenn ihn nicht ein Meuchelmorder er. ſchoſſen håtte. Sein Sohn Morię, trachtete vergeblich nach ſolcher Oberherrſchaft, nach welcher ſich ſein Stief. bruder Friedrich Heinrich auf eine geheimere Weiſe bes müfete . Nach dieſes Code, wurde ſeinem Sohn Wil. Helm

Einleitung .

37

helm II das Amt eines General - Capitains , und die Statthalterſchaft über fünf Provinzen, aufgetragen . Deſſelben Sokh Wilhelm III wurde zwar 1654 von Holland von der Statt alterſchaft ausgeſchloſſen, 1672 aber trug er ſie dod) davon , und ſie wurde ſo gar erbe lich gemadyt; er behielt ſie auch bey ; als er Kønig in England woard. Nach ſeinem Tode wurde ſie zwar von der Republik nicht abgeſchaffet : allein , die Staa . ten derwalteten ſie bis 1747 felbft , Friesland, Gros ningen und Geldern ausgenommen , welche den Prin. , jen von Oranien , Wilhelm Karl Heinrich Friſo, nache mals Wilhelm IV genannt, in dieſer Zwiſchenzeit zu ihrem Stattbalter erwahleten. Als aber 1747 die Fran . joſen in das holländiſche Flandern einrichten , und die vereinigten Niederlande in der größten Gefahr waren , drang die Stadt Tervedre in Seeland darauf , daß eben gedachter Prinz von Oranien , zum Statthalter yon Seeland gemachet werden ſollte, damit er der Pro. ving in der jeßigen Noth init ſeinem Rath zu Hilfe komme. Die Staaten von Seeland willigten darein, und ernenneten den Prinzen zu ihrem Stitchalter und General Capitain, und zum Admiral.

Die Provinzen

Holland und Weſtfriesland folgeten dieſem Benſpiel, und in kurzer Zeit war der Prinz Statrhalter und General Capitán urd Admiral aller vereinigs ten Provinzen.

Die General - Staaten erklåreten

ihn am 4ten Man in ihrer Verſammlung dazu , und am 16ten Nov. machten ſie die Statthalterſchaft für feine männlichen und weiblichen Nachkommen erblich, lektere aber ſollen ſich weder mit föniglichen noch chura fürſtlichen Prinzen vermählen . Dieſe Würde iſt ſehr anſehnlich ,

einträglich und wichtig , bringt aber die E 3 föchſte

38

Die vereinigteit Niederlande.

Höchſte Gemalt nicht mit ſich. Die Befugniſſe und Gerechtſame, welche ſie ertheilet, ſind aus der Commiſe fion zu erſehen , welche die Staaten von Holland und Weſtfriesland am achten März 1766 , und nach ih. rem Muſter , auch die übrigen Provinzen, dein Erba ftatthalter Wilhelm Vertheilergaben.

Laut derſelben ,

haben ſie ihn zum Erbſtatthalter,Erbgouverneur und erblichen Generalcapitain auch Admiral angenoms

,, men , bevollmächtiget, verordnet und ernannt, um die „ Größe , Gerechtſame und Privilegien dieſer Sande, und der in denfelben befindlichenDerter ,Mitglieder und . Elnwohner , 211 verbreiten, zu beſchußen , und zu er . „ halten , die Uusübung der chriſtlidhen reformirten Religion gegen alle Unterbrückungen , Unordnungen , Zerrůttungen oder Breinträchtigungen zu beſchir , men , Recht und Gerechtigkeit zu verwalten , und in „ Rechtsſachen allen denen , die einen den Geregen ge. „ måßen Benſtand verlangen , felbigen wiederfahren zu „ laſſen . Sie verſtatten ihm ferner, mit Genehmhal . „ tung des Präſidenten und Raths der Provinz , und mit Vorwiſſen gemeldeten Gerideshofs ,

Gnaden

Verzeifungs- und Abfolutions.Briefe zu ertheilen , welche gehöriger maßen einregiſtrirt werden müſſen , „ woben aber wohl zu verſtehen iſt, daß ben Morothas „ ten , vorleklichen und anderen groben Verbrechen fein „ Pardon ſtatt finde. In Anſehung der Krieges- und Polizen.Ungelegenheiten , hat er die Befugniß , nach den Inſtructionen der Staaten , und mit Vorwiſſen , ihres committirten

Conſeil ,

die

Bürgermeiſter,

Schöpfen und Gefeße, den Privilegien und Rechten der, verſchiedenen Sande gemäß, zu verändern , eine gu . , te Aufſicht über die, ſowohl auf dem feſten Land , als auf

Einleitung.

39

auf den Infeln liegenden Feſtungen zu haben , und endlich alles , ſowohl in Privat als in Staats - Une ngelegenheiten zu verrichten , was er vermöge der ihm » ertheilten Würde zu thun verpflichtet iſt , und durch ſeinen Eid verſprochen at ... Der Erbftatrhalter Wilhelm V , warb majoren , und trat die Verwaltung der Erbftatthalterſchaft an , als er 18 Jabre alt war. V. 16.

Was die Sandhabung der Gerech ,

tigkeit anbetrifft, ſo werden die rechttichen Urtheile und Husſprüche, nach den beſonderen Gereken der Stad . te und Provinjen , nach der Verordnungen der Staaa ten, und nad, dem romifchen Recht, abgefaffet. Eine jede Provinz hat ihren Gerichtshof , an welchen man von den Untergerichten der Städte und des platten landes appelliren kann , in peinlichen Sachen ausgea nommen . Berlangt die Partey, welche verloren hat, eine abermalige Unterſuchung ihrer Sache, ſo kann fie ſich an die Staaten ihrer Provinz wenden , welche also denn gewiſſe Perfonen , die der Landesgefeße und Gem wohnheiten fundig ſind, exnennen, den Rechtsausſpruch zu unterſuchen , und der Sache ihre leſte Entſcheidung zu geben .

Man rühmet, daß nirgends die Gerechtiga

keit redlicher gehandhabet werden als hier., 9.17. Die Abgaben , welche die Einwohner der vereinigten Niederlande und Generalitatstande auf,

bringen müſſen , ſind groß , und durch die ſchweren Kriege der Republik, und andere Koften , nothwendig ge . machet worden. Es find ihrer , inſongerheit in Hol. land , wo die Einwohner aflezeit mehrere Auflagen ha ben , als in den anderen Provinzen , ſo viele , daß je: mand nicht ohne Grund gefaget hat, alles ſey daſelble mit Auflagen beſchweret, die Luft, welche man in fich CA ziehe,

: 40

Die vereinigten Niederlande :

ziehe, ausgenommen . Die vornehmſten ordentlichen Auflagen, ſind 1) die Abgaben von ein- und ausges Henden Waaren , oder die Zölle und Sicente , welche. von den Admiralitäts . Collegien gehoben, und zur Un. terhaltung der Seemacht angewendet werden . 2 ) Die Abgaben ( 1) von Häuſern , lånberenen , Hornvich ac . Von den welche Verponding genennet werden. Kaufgelbern für alle liegende Gründe , darunter die Schiffe, die über vier Saften groß ſind , auch mit gea rechnet werden, wird der 40ſte Pfenning bezahler, wel. cher in Holland jährlich mehr als ſieben Tonnen Gola des Fl. bringen ſoll. (3) Von Erbſchaften in der Colla . teral- und aufſteigenden Linie der 20ſte Pfenning, wel= cher in Holland etwas weniger , als die vorhergehende Abgabe,bringen ſoll. (3) Von Perſonen ; denn in einis 3) Die Accife gen Provinzen wird Kopfgeld erlegt. von allen Lebensmitteln , die zur Nothdurft und zur Juſt gehören . Man rechnet die Acciſe von Brodt und Bier auf mehr als ein Drittel, vom Wein etwas weniger , und vom Torf auch ungefähr auf ein Drittel deſſen , was dafür bezahlet wird.

Dieſer Impoft wurde eben

Deſſen in allen Provinzen an die Meiſtbietenden ver . pachtet, 1748 aber wurden in einigen Provinzen, auf Heftiges Anhalten des Volkes , die Pächter abgeſchaf. fet, und an ihrer ſtatt Einnehmerbeſtellet: in den übris gen Provinzen aber ſind die Pächter geblieben. 4 ) Es wird auch von Dienſtboten , Pferden und Kutſchen ets was bezahlet ;

und das Stempelpapier , deſſen man

fich ben Rechtsſachen und faſt in allen Contracten be. dienen muß, bringt auch anſehnliche Summen .

Ju

Holtand foll es jährlid auf 4 Tonnen Goides Fl. brin . gen ; denn die Stempelbogen ſteigen dafelbft von 3 Stüber

Einleitung . Stůver bis 150 Fl.

41

In beſonderen Nothfållen,wenn

die ordentlichen Einkünfte nicht zureichen , werden die Ubgaben von den Häuſern und findereyen verdoppelt , auch einige andere Auflagen erhöhet. ' 1747 wurde eine freywillige Abgabe verordnet , welche im 5cften Pfente ning von dem Werth des geſammten Permogens ei. So viel iſt von den Einkünften nes jeden beſtund. der einzelnen Provinzen zu bemerken . Die ordentli. chen Einfünfte der ganzen Republik, beſtehen in den Abgaben, die von den Generalitåtslanden gehoben were, den , und in den ordentlidien und außerordentlichen Summen , welche die ſieben Provinzen und das Land Drenthe jährlich nach ihrem Unfchlag liefern , und die nach der Forderung , welche der Staatsrath den Gea neral. Staaten zur Beſtreitung der offentlichen Aus . gaben der Republik im folgenden Jahr vorleget , eine geridytet werden .

Der Beytrag , den eine jede Pro,

12

vinz dazu thun muß , iſt 1612 folchergeſtalt feſtgeſeget worden , daß wenn 100 Gulden aufzubringen ſind, Fl. St. Heller. Geldern darzu giebt 5 13 Holland Sceland

58

6

9

Utrecht Friesland

5 11

3 16 -

Oberyffel Groeningen

5

13 II 16

45 & 71

5 74

madt 100 Gulben . Die landſchaft Drenthe giebt überdieß 1 Gulden . Man ſcházet die ordentlichen Einkünfte der Republie auf 21 Millionen Gulden. Sie haben nicht zureichen weden ;

42 wollen ,

Die Vereinigten Niederlande.

die durch langwierige Kriege

Koſten zu beſtreiten , zumal

verurſachten

da 'manche Provinz,

( Holland allezeit ausgenommen ) in Xuforingung der bewilligten Contributionen , fo faumſelig geweſen ift . Daher iſt die Republik gendthiget worden , große Geldſummen von den Einwohnern aufzunehmen, und die einzelnen Provinzen haben auch große Schulden , vornehmlich Holland , weil es die bewilligten Auflagen jederzeit zeitig und richtig geliefert , und der Repub . lif anſehnliche Vorſdjuſe gethan hat. S. 18. Die vereinigten Niederlande bedürfen zu ihrer Beſchüßung einer beträchtlichen Kriegess macht, welche aber noch niche völlig auf einen recht, guten Fuß geſeket ift. Zur Zeit des Friedens , þåle die Republik felten mehr, als 40000 Mann, auf den Beinen , oftmals aber eine geringere Unzahl. Nach dem weſtphäliſchen Frieden von 1648, wurde die landa macht auf 29315 Mann geſeket, 1713 auf 40000, 1717 auf32064Mann. Nach dem aachenſchen Fries den von 1748 , geſchah die Verminderung nach und nach ; und als ſie vollendet war , betrug die land. macht 1759 nur 35497 Mann , nåmlich 7 Cavalleries Regimenter machten 2274 Mann , 3 Dragoner-Regie menter- 1008 Mann , 38 Infanterie:Regimenter 33150 aus , und der Ueberreſt beſtund in Artilleriſten , Mi Nirern und Ingenieurs. Unter dieſen Truppen was ren 2 Regimenter Schotten , zu 2000 Mann , und 6 Regimenter Schweizer zu 7120 Mann. 1780 war der Kriegsſtaat auf folgende weiſe befchaffen ; 1 ) Garden des Erbſtarthalters : 1) zu Pferde , Leibgarde 1 Eſcabron ,

Garbe zu Pfer.

Einleitung:

43

Pferde 3 Eſcadrons, Dragoner Garbe 4 Cfcas brons . Alle in Holland. 2 ) zu Fuß , Holländiſche 2 Bataillons , Schweis zer 2 Bataillons , Friesländiſche 1 Comp. Groes ningiſche i Compagnie. 2. Reuterey, 1)Kůraſſirer, 7Regimenter von 24Efcas drons und 48 Compagnien , zuſammen 2016 Mann, 2) Dragoner, 2 Regimenter von 8 Eſcadrons ober 16 Compagien, zuſammen 672 Mann .

3. Infanterie , 28 Regimenter von 56 Bataillons oder 392 Comp . zuſammreit20328 Mann. 4. Seetruppen , 2 Regimenter von 4 Bataillons oder 28 Comp. zuſammen 1452 Mann. 5. Wallonen, 1 Regiment von 3 Bat. oder 21 Comp: zuſammen 1089 Mann.

6. Schotten , 3 Regim. von 6 Bat. oder 42 Comp. zuſammen 2178 Mann.

8 Regimenter von 10 Bataillons 1 ober 60 Comp. zuſammen 6000 Mann . 8. Artillerie , 3 Bataillons von 15 Compagnien, 24 . ſammen 1800 Mann. 7. Schweizer ,

9. Minirer , 4 Comp. von 208 Mann. 10. Ingenieurs . Num . 2 bis 9 betrugen 35753 Mann. größten

Theil dieſer

Truppen

Den

unterhält die Pro.

vinz Holand , råmlich 4 Regimenter Kůraßirer , die Dragoner, 12 Regimenter Infanterie, den großken Theil der Garden , die Seetruppen, Wallonen, Echot ten , und einen Theil der Urtilleriſten . Vermuthlich wird man mit der Zeit einſehen , wie wenig brauch . þar ſolche Regimenter fmb, welche zur Zeit des Kriegs Reu errichtet werden , und wie ſchädlich die Abdankung ber

44

Die vereinigten Niederlande.

der Truppen nach wieder Hergeſtelltem Frieden fery; una geadter dadurch eine beträchtliche Sunime Geldes ere ſparet wird.

Sonſt pfleget auch die Republik der

vereinigten Niederlande, fu Kriegeszeiten ganze Nes gimenter von deutſchen Fürften in Sold zu nemen, und bis zur Wiederherſtellung des Friedens zu behalo Der oberſte Befehlshaber über das Kriegsheer, iſt der Statthalter , als Gmeral Capitain : feine Stelle aber wird in Kriegesſachen , inſonderheit zur i

Zeit des Krieges , fchalt vertreten.

durch

den

General- Felo -Mar..

Die Feſtungen werden wohl unter.

halten , und baben zum Theil eine ſehr vortheilhafte Jage. Ben vielen kann das umliegende land vermit.

1

tebſt der Flüſſe und Gewäſſer in kurzer Zeit unter: Waſı fer gefekt , und dadurch die Annäherung des Feindes verhindert werden. Von den jährlichen Unfoften des Kriegesſtaats Kabe ich folgendes angemerkt. 9844437 Gulben 1755 betrugen ſie 1756 9765004 1765 1766

I 1230059 11316123

In den 7 Provinzen haben die Feſtungen nur Cominandanten , und die Stelle der Gouverneurs vers treten in dieſen Städten die regierenden Burgermei. ſter : hingegen in den Generalitåtslanden find außer den Commandanten auch Gouverneurs , welche der Erbſtatthalter feber. Das Gouvernement von Sluis ift das einträglichfte; Denn es bringt jährlidy 20000 holländiſche Gulpen : alsdenn kommt Maſtricht, hiera nächſt Herzogenbuſch. § . 19. Ehedeffen iſt die Seemacht der Republik furchebar geweſen , denn fie Hat 3x Kriegeszeiten wohl 100

Einleitung.

45

Ico Kriegesſchiffe in der See gehabt: allein , in Fries denszeiten ſind gemeiniglich nur 30 vorräthig, und auch dieſe nur zum Theil im fegeffertigen Stande . 1762 beſtund die Flotte aus 5 Kriegesſchiffen von 60, und 10 vongo Kanonen ,aus 5 Fregatten von 40,5 von 36, und 5 von 20 fanonen. Sie war mit 7900 Nann beſikt, und koſtete monatlich 284400 Gulden.

Im

Anfang des 1781ſten Jahres beſtand die Flotte an Sdiffen, die in den Niederlanden , in Oft, und Weft. Indien und in dem mittelländiſchen Meer waren , aus 24 Kriegsſchiffen von 50 bis 76 Kanonen , ( zuſama men 1384 Kanonen,) und 8870 Mann , und aus 27 Fregatten von 20 bis 44 Kanonen , ( juefammen 906 Kanonen) und 5910 Mann .'

Die vorräthigen und

ausgerüſteten Schiffe, werden vornehmlich gebraudet, um die Kauffarthenſchiffe, welche in das mittellandiſche Meer gehen , wider die Seeräuber zu befdůken , und die aus Oſtindien zurücfkommenden Schiffe zu bedecken. Die Admiralitårs :Collegia (welche man we

gen der großen und unnügen Koſten , die ſie verurſa . chen , für eine laſt des Staais hålt ,) miſſen für die Sicherheit zur See , in den Hafen und auf den Flüſa fen, und für die ganze Schiffihrt ſorgen , Krieges: ſchiffe ausrüſten , und die Kauffarthenſchiffe wider Es ſind derfelbert Feinte und Seeräuber ſchůzen . fünfe , welche in nachgereeter Ordnung auf einander folgen : 1) Das Collegium auf der Maas, oder zu Rots terbom , 2 ) das Collegium zu Amſterdam , 3) das Collegium in Seeland , oder zu Middelburg, 4) nas 1 Collegium in Weſtfriesland oder Nordholland , wel. ches wechſelsweiſe zu Hoorn und Enkhuizen iſt, und 5) Das Collegium in Friesland zu Harlingen.

Ein jedes

ten

Die vereinig

46

ande .

Niederl

jedes forgetfür den ihm anbefohlenen Theil der Flotte. Zur Beſtreitung der dazu nöthigen Koſten ſind haupts fächlich die Auflagen auf die Schiffe und meiſten Kaufmannswaaren eingeführet worden , welche auch von den Homiralitårs-Collegien gehoben werden. In Kriegeszeiten, und bey außerordentlichen Zurüſtungen zur See, wird auch wohl eine außerordentliche Aufa lage auf die ein- und ausgehenden Schiffe und Waa. ren geleget , und die einzelnen Provinzen müſſen auch anſehnliche Summen dazu aufbringen.

Der Statte

Halter der vereinigten Niederlande, iſt zugleich Genèe ral : Admiral von der Seemacht der Republif. Er hat das Recht des Vorſißes in den Admiralitåts , Col. legien , und giebt bisweilen Befehle, wornach ſich die Flotten richten müſſen . Wenn eine Flotte fid ) in der See befindet, wird ſie vom General-Admiral: Sieutenant, oder wem ſonſt der Befehl über dieſelbe aufgetragen worden , gemeiniglid) in drey Geſchwä. der vertheilet , welche die Avantgarde, die Haupt. flotte, und die Arrieregarde genennet werden. 9. 20. Es folgen nun 1.

Die ſieben

vereinigten

Provinzent nach iğrer Rangorönung , und alſo 1.

Gelderland.

ober (Ticberrelderland, mit der dazu gehörigen Grafſchaft Zutphen , im Gegenſak von Ober Gel. berland , welches im weſtphäliſchen Frieden von 1648 davon abgeſondertworden

iſt.

Von dieſer Provinz har

Einleitung,

47

Haben, nach den åltern Sandcharten , fr. de Witt, Dankerts , p. Schenk und J. Ortens gute Landcharten geliefert : nod) beſſer aber iſt diejenige, welche Covens und Morticr nach einigen Verbeſs ſerungen des Predigers W. A. Badriene Heraus, Von den beſondern Quartieren des gegeben ( aben . { andes, und von noch kleinern Theilen deſſelben ſind auch Sie grånzet gegen Weſten { andcharten vorhanden. an Utrecht und Holland, gegen Norden theils an die Eiderſee theils an Oberyffel, gegen Oſten an das Bisthum Münſter und Herzogthum Cleve , und gea gen Süden wird ſie durch die Maas von Brabant ges Sie hat unter allen Provinzen die geſundes ſchieden. ſte Luft , auch größtentheils einen guten Boden, dochy beſteht der mittelſte Theil von der Veluwe , aus Sanibergen , Heiden und Gebufden , und ein Theil der Grafſchaft Zutphen hat auch einen Heibichten Bos Die Menge der Lepfel- Birn- und Kirſch . Biu . me ift fo groß , daß mit ifren Früchten alle übrige Provinzen hinlänglich verſorget werden können. Uckers den .

land Hat man ziemlich viel , und Weide zur Norýdurft. Es wird In der Grafſchaft Zutphen giebts Elfen. diefe Provinz durch den Rhein und ſeine 3 Urme Waal , Bffel und Lecť , gewaffert, und auf der Die mer er . füdlichen Gränze fließt die naas. gießet ſich wieder in den Rhein durdy einen neuen Spa . nal, der zu Bley bey Weſterwoord , eine Srunde von Zu den kleinern flur Arnhem, feineMündung hat. fen gehören die Linge , chedeflen Das Tange Warec genannt , welche zwiſchen dem Rhein und der Waal fließt, und zu Gorfum in die Merwe fällt , die alte Bffel , welche ben Doesburg, und die Berkel oder

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48

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en el r ßt che en utph el rk ,arwel oda Bo b nZ in diteraMtit flie , b e f ſ h f i d i c u a un die fch , eder Mag zu Z.uitt. lozf m re 6 n h f he e c 6 e i d d ſ e 17 : di . Or ph be un an Bac e w tem che ich en lu er der Viegeri , wel Hat n ſ ebn mit der Vrig r e n n e r i t i r e v ſ e ver t , neb e meh annd . Die Prø bt r lters ſt ie häl cke n å d t e o t 0 n n l 2enS e i ſs A 2F b.e V etu l r t e e ich or t ſ i g n reg vo Vo , hund der Am erbel r gew c r i e r b eſe t 9 ſ n o n g 7 i i h De . Ka He Vo di 10 IV er zu

94

einer Grafſchaft,zum Beſten ihres Beſikers Otto von Naſſau , welcher des leßten Grafen von Zutphen Tochter heirathete , und dadurch dieſe Graffdiaft ans Gelderland brachte. Heinrich von Maßau, Graf von Geldern und Zutphen , brachte das Land Veluwe an fich, und dem Grafen Otro III wurde 1248 , von dem römiſchen Rúnig Wilhelm , die Reichstadt Nimme: et gen mit ihrem Gebiet verpfånd . 1339 erhob,Kai. ſer Ludewig aus Bayern das Gelderland zu einem Her. zogthum , und Reinhold II war der erſte Herzog ſu Geldern. Nach Abgang feiner månnlichen Nachkom . men gelangte das Herzogthum juerſt an das Haus Jie lich, und hernad, an das Haus Egmond. · Arnold von Egmond , welcher 1423 als Herzog von Geldern und Graf von Zutphen die Huldigung einnahın , verpfän. dete das Herzogthum 1472 an Karl den Kühnen, Herzog zu Burgund , der es auch im folgenden Jahr, r 118 er abe a 1477 umfam , wurde Adolph, ein Sohn Herzogs Adolphs , wieder in den Beſiß des Herzogthums ges reget,welches er auf feinen Sohn Karl erbte. Dieſer wurde nach vielen Streitigkeiten genithiget, das Here ! zogthum 1528 an Kaiſer Karl V zu übergeben . 1543 bes ' gab ſich Herzog Wilhelm von Cleve alles feines Rechts an 1

! Gelderland.

an demſelben.

49

1579. traten drey Quartiere dieſes Her.

zogthums, welde jeßt die Provinz Gelderland ausma. chen , zu dem Utrechter Bunde. Dieſe drey Quartiere ſind, das von Timmegen ,das von Jutphen , und das von Arnhem . Jedes hat ſeine beſondern Staas ten , welche aus der Ritterfchaft und den Srádten beftehen , von welchen beyden Klaſſen eine jede, in un . fehung der Regierung, gleich viel zu ſagen hat. Die Anzahl der Edelleute, welche zu der Ritterſchaft gehören , iſt nicht feſtgelegt, fondern es werden alle , welche die erforderlichen Eigenſchaften beſigen, wenn ſie ein Alter von 22 Jahren erreicht Qaben , zu der Regierung zu . gelaſſen . Und obgleich die Anzahl der Städte ſelbſt, welche das Recht der Ausſchreibung haben , allezeit beſtimmt bleibt, fo fönnen doch die Mitregenten aus ihrem Mittel ſo viele zu den Quartiersverſammlungen abfertigen , als ſie für gut befinden, doch hat jede Stadt nur eine Stimme. Die Verſammlung der Staaten eines jeden Quartiers, geſchieht in der Hauptſtadt der. felben , von welcher er benannt wird , und der zu der Zeit regierende Bürgermeiſter derſelben ,hat den Vor: fik ben folcher Quartiersverſammlung, in welcher alle Sachen , welche die beſondere Haushaltung eines ſolo chen Quartiers betreffen , abgehandelt werden. Es werden auch jährlich wechſelsweiſe in den drey Haupt. ſtådten zwo allgemeine Verſammlungen der Staaten der ganzen Provinz angeſtellet , welche aus den Deo putirten der Staaten der drey Ouartiere beſtehen, nåm . lich eine iin Frühjaßr, und eine im Herbft. Man aennet ſie den Landtag ,oder die landſchaftsverſamm . tung : und die Deputirten zu derſelben , werden die Staaten des Fürſtenthums Heldern und der DO Graf 4.16.52 ,

Die vereinigten Niederlande. 30 Grafſchaft Zutphen , genennet . Durch dieſe wers, den alle Sachen , welche die ganze Provinz betreffen , abgethan , und der Burggraf des Reichs von Nim . megen, hat allezeit den Vorfin. Zu ver Verſammlung der General Staaten der vereinigten Niederfande, Zu Arnhem fchicket diefe Provinz 19 Deputirte ab. iſt der Sig des Provinzialhofs, oder des Hochften Gei richtes , und der Rechnungskammer dieſer Pros vinz . Was endlid, ibren kirchlichen Zuſtand bea trifft, ſo ſind die reformirten Prediger unter 9 Klaſſen vertheilet , welche ſind die von Nimmegen , don Thiel, von Bommel , von Zutphen , von Ober:Veluwe, von o -Veluw Niedere lande, von Herzogenbuſch , von Peet- und Kemp eigentlich nur die erſten zu dieſer Provinz, hingegen Zu allen 9 die 3 andern zu den Generalitätslanden . Klaſſen gehören 285 Prediger. Jede ſendet jährlich) Prediger und 2 Helteſten zu der Synode , welche im Anfänge des Auguſtmönats wechſelsweiſe zu Nimme. gen, Zutphen, Arnhem über Harderwyf gehalten wird . Die hieſigen Römiſchfatholiſchen machen 14,die Luthe. raner 4 , die Remonſtranten eine , und die Wiedertåue Die 3 Quartiere folgen ihrer fer 3 Gemeinen aus. Rangorönung nach alfo auf einander. I Das nimmegiſche Quartier, begreift den ſüdlichen Theil van Gelderland, und liegt zwiſden dem Rhein , der Waal undMaas.

Es iſt zwar das Flein .

ſte, aber das vornehmſte der drey Quartiere,trägt auch zu den Landesabgaben das meifte bey. Es enthält " folgende drer Stadte , welche allein auf den Sandtagen Siß und Stimme haben. 1) Nimo

Gelderland ,

SI

1 ) Klimmegen oder fymegen , von andern auch Wimwegen genannt , lat. Noviomagum , iſt dem Range nach die erſte Stadt , and die Hauptſtadt diefeo Quare tiers , und der Sie des Landtags - dieſer Provinz. Sie liegt auf unterſchiedenen Hügeln au der Waal , über wely de hier eine fliegende Brådte geht, und iſt an der landa feite ſtart befeſtiget, weil ſie gegen Oſten die äußerſte Granjo Feſtung der Niederlande iſt , bedarf aber wegen der Weito läuftigteit ihrer Außenverke, zur Zeit des Krieges, einer Rarken Beſatzung. Sie hat zwey hollånbiſche reformirte Kirchen unterswelchen die St. Stephanskirche die Haupts Kirche iſt , eine franzöſiſche, fünf, katholiſche und eine lug theriſche, Innerhalb der Stadt, an der Drtſeite, fteht auf einen hohen Hügel eine alte Burg , welche der Salleribof genennet wird , deren erſte Erbauung Kaiſer Karl dem Großen zugeſchrieben wird. Der Burggraf , welcher auf derfelben wohnet , iſt eines der anſehnlichſten Mitgliedeč der geldriſchen Ritterſchaft. Ben derſelben iſt ein ange. nehmer Spazierort, welcher mit unterſchiedenen Reihen Don Lindenbauineu bepflanzet" ift , imo Kalverboſch ges nannt wird . Auf dem Stadthaufe , welches in der Burge ftraße flebt, Berſammlen fich die Stånde dieſes Quartiere ; es wird auch der Landtag der Proping auf demſelben gea halten , und 1678 iſt der bekannte Friede auf demſelben ge. chloffen worden . Die Stadt hat ein hobes Alter .' Ches deffen iſtſie eine Reichs- und Hanſe :Stadt geweſen . Die Appellation ergieng vormals nicht an den Gerichtshof Arnhema , ſondern an den Schöppenſtuhl in der Reichsſtadt Aachen , welches aber unter der Statthalterſcbaft Bils helms des vierten abgeſchaffet iſt , während welcher dia Stadt auch gleich den andern Feſtungen , einen Gouveia neur bekommen hat. 1702 gedachte der franzöſiſche Mars fchal Boufleurs, ſich der Stadt, welche damals von Bes fazung entbloßet war , zu bemachtigen : allvin , ber bola Låndifche General Graf von Athlone, tam ihm zubor,und der Stadt glådlich zu Hülfe. Sonſt treibt fie guten Hans del mit dem Herzogthum Eleve , und es wird von hier siel gutes weißes Bier in großer Menge durdy alle 7 Pros

Die vereinigten Niederlande. Provinzen geführet. Unter dem Gebiet der Stadt ftes ben die drey nahegelegenen Dörfer Sees , Vleerboſch und Saatert. Der Stadt gegen über , an der andern Seite der Waal, lag ehedeffen die Roodfenburg , welches Schloß Prinz Morik erbanen ließ: es iſt aber wieder abgetragen wors den. Das neuere Feſtungdwerf Sollandia , welches ges gen Nimmegen åber geſtanden hat , iſt 1740 durch einen ftarken Eisgang verwüſtet, und vom Waſſer weggeſpület worden. Der Kanal, der 1608 vom Dorfe Lent , mels des der Stadt gegen über liegt , an , bis Ørnhem , auf Koſten bender Städte gegraben worden , iſt curch Vers abſåumung untief geworden , und wird jetzt felren ges braucht. 2) Tiel oder Thiel, die zweyte Stadt diefes Duars tiers , liegt an der Waal , ' in einer fruchtbaren und luſti: gen Segend. Sie iſt ſehr alt , und foll ebedeflen weit groffer geweſen ſeyn , als fie jeßt iſt , nachdem ſie in Kries geszeiten mehr alô einmal ganzverwüſtet und eingeåſchert worben. Ehedeffen war ſie auch eine ſtarke Feftung, und hielt einige Belagerungen aus , alb, 1528 von den Trups pen Kaiſers Karls V, allein , jetzt find die Außemverte ges ſchleift, und der Wal iſt auch an vielen Stellen ſehr vers fallen. Sonſt iſt die Stadt wohlbewohnt, und megen der Schiffahrt auf der Maas auch ziemlich nahrhaft ; man befürchtet aber eine Abnahme dieſer Nabrung , weil fid eine Sandbank an der Stadt zu leben angefangen hat , welche den Schiffen hinderlich iſt. Dieſe Stadt foll die Hauptfadt der Grafſchaft Teiſterband gewës Ten ſeyn . Vor dem burenſchen Thore entſpringt ein Urm des Fluffes linge , welcher die toote linge genennet wird , des Winters fahrbar iſt , und burd welche viel Getraibe und andere Lebensmittel von Tiel nach Buren , Leerdam , Kuilenburg und andern Dertern geführet werden. 3) Bommel oder Salt : Bommel, die dritte Stadt dieſes Quartiers , liegt auch an der Waal , auf der nordlis chen

Gelderland .

53

den Seite einer Inſel, welche nach derſelben der Bommels waard genannt wird. Sie war ehedeſſen eine Feftung, man hat aber die Werke verfallen laffen , nachdem Hero togenboſch an die Republit der Vereinigten Niederlande getommen ift. Seitdem ſich eine breite Sandbank ben der Stadt gelegt hat , iſt Schiffahrt und Handel, und folg . Ridh auch die Stadt in Abnahme gerathen . 2

Folgende fechs Aemter (Amtman .

fchappen ).

1 ) Das Reich " Timmegen , welches zwiſchen der Waal und Maas llegt, und allezeit den Burggras fen zu Nimmegen zum Amtmann hat. iſt durchgehends Sand.

Der Boden

Die Einwohner ſind große

tentheils, Römiſchkatholiſch. nen Dertern bemerfe ich :

Von den hier belege.

(1) Oy und Perſingen , zwey Dörfer im Herrlichteis ten , welde den Grafen von Byland gebdren. (2 ) "Upbergen , ein Dorf mit einem anſehnlichen Cas ſtell , gehöret den Grafen von Welderen . ( 3) Beet , eine Herrlichkeit, welche der Familie Rands , , ( 4 ) Bey den Dörfern Seumen im Walden, nimmt die Mooter Seide ihren Anfang , und erffredet fich bis Nimmegen . Sie hat den Namen von dem Dorfe Moot, 6 * welches zu dem Herzogthume Cleve gehöret. Auf derſels ben wurden 1574 dic Grafen Ludewig und Heinrich voit Nafſau , welche einige deutſche Truppen anführten , bon dem ſpaniſchen Generale Sandbo d'Avila geſchlagen . Sie war auch 1702 der Sammelplaß der Bundesgenoffen , unter dem erzoge von Marlborough. ( 5 ). Wichem , ein anſehnliches Dorf , mit einent Odloffe.

wyk

2 ) Das Amr MaasWaal , welches von der benden Fluffon dieſes Namens benannt wird , zwiſchen wel

54

Die vereinigten Niederlande.

welchen es liegt. Die Einwohner ſind großtencheils Römiſchkatholifch. Es gehören dahin

(1) Batenburg , ein Fleden an der Maas,welcher eix Er gehöret nebit großes und anſehnliches Schloß hat. Der Herrlichkeit , von welcher er der Hauptort ift , dem gråflichen Kaiſe Bentheim -Steinfurt. ( 2 ) Maas : Bommel, welche den Zunamen zur Unters fchiede bon dem oben angefährten Orte Bommel hat. ( 3 ) Die Herrlichkeiten Dieden , Druten und Borſſen .

Oijen , Dreumel,

Der ganze Strich 'Sandes zwiſchen dem Rhein und der Waal , durch welchen die Linge läuft , wird Betuwe genennet, und iſt ein Theil von der alten Infula Batavoruin , welche die aus Deutſchland gefom .

.

menen Batavier bewohner gaben . Er iſt in zwen Vemo, fer abgetheilet , von welchen das oftliche Ober: Betu .

3)

we , und das weſtliche Nieder : Betuwe genennet wird. 3 ) Das Amt Ober- Betuwe, in welchem man die Ueberbleibfel der ehemaligen Schenken Schans ze fieht , welche der Obriſte Martin Schenk 1586 an . geleget fat. Sie lag auf einer Inſel, Namens Gras penwaard , welche der Rhein machte, da wo fich die Waal davon abfonderte , und war ſehr feſt und groß , alſo daß fie außer den Kaſernen für die Soldaten, 800 Bürgerhåuſer begriff.

Allein , durch die oben S..7 .

beſchriebene Aenderung des Jaufes des Rheins, ift fie von der Betuwe geſchieden , und auf dem Boden des Herzogthums Cleve befindlich , und das Waſſer hat ihre Feftungswerfe nadj und nach verwüſtet. Es halten fich aber doch noch einige Zolbediente daſelbſt auf, welche von den vorbeyfahrenden Schiffen Zoll heben.

Gelderland .

35

heben. Das ehemalige Schloß Tolhuis ( 300haus ), auf welchem ſich vor Alters die Herzoge zu Geldern oftmals aufhielten , und an welches ebeteffen von den borbenfahrenden Schiffen ein Zoll erlegt worden , iſt ganz verfallen. Ben dem Dorfe Pannerden , oder wie es ges meiniglich genennet wird , Panderen , nimmt der neue Kanal feinen Anfang , durch welchen nunmehr das Waſſer des Rheins geht , und ſich von der Waal ſcheidet. F. oben S.7. f.

Gent, iſt eine Herrlichkeit, von welcher das alte Es lie abeliche Geſchlecht von Gent den Titel führet. gen hier auch die Herrlichteiten Lent, Valburg , Ref fen , Meinderswyť oder fürzer Meierswyt , dem Freherrn von Heide , mit der niedern und obern Gerichtsbarkeit , zugehörig , Randwyk , wovon ein adeliches Geſchlecht den Namen führet , Semmen und homoer . 4 ) Das Amt ieder -Betuwe, deffen Dörfer meiſtens am Rhein liegen. Bzendoorn iſt eine how he Herrlichkeit , welche durch Heirath an das Haus Waſſenaar- Katwyk gekommen iſt. Die hohe Herr lid ) feit Lynden , gehöret den Grafen von Byland. Ommeren , Eck und Taurik , ſind Herrlichkeiten . Bey dem Dorfe Ryswyk, ftehet das Haus Brakel, welches das Stammhaus des adelichen Geſchlechtes dieſes Namens iſt , und das Haus Boekenburg , welches den Grafen von Totleben zugehöret. Das Dorf Ravensway, mit dem Haufe Vredeſtein , gehoret auch den von Brafel. Das Dorf Zoelen an der linge, ift eine Herrlichkeit mit einem ſchönen Caſtell. Beym D4

56

Die vereinigten Niederlande.

Beiim Kirchdorf Avezaar , ſteht das Haus Teifters band , welches man für das Stammhaus der ehema. ligen Grafen von Teiſterband hält. Anmerkung. In obigen vler Ärmtern werden alle Elvils und Criminalſachen durch den Amtmann und die Amtsjunker gerichtet.

5) Das fünfte Amt, beſteht aus zwey beſonderen Theilen , welche durch dieWaal von einander geſchies den werden, nämlich aus dem Tieler- und Bommes ler - Waard , welche von den nächſt anliegenden Srådten Ziel und Bommel benannt ſind .

Mit der

Rechtspflege hat es hier eine etwas andere Bewand. niß , als in den obigen Aemtern . Es iſt nämlich die Civil- und Criminal, Gerichtsbarkeit unterſchiedenen Richtern anvertrauet. Die legte gehöret allein für den Amtmann und die Herren der Regierung der Stadt Bommel. Der Amtmann hat drey Richter unter ſich, einen aus der Stadt Bommel , und zwey aus dem Tieler- und Bommeler - Waard.

In Anſehung der

Civilgerichesbarkeit ftehen alle Dörfer unter vier Rechtsbånken von Schöppen , welche ſind die von Tuil , Deil , Driel , und Zuilichem .

Sie beſtehen

mehrentheils aus Bürgern , ohne daß die Edelleute dieſes Amtes als Umtsjunker etwas dabey zu befehlen haben . ?

Die Schoppen halten das Gericht allezeit in

der Stadt Borriel. ( 1) Die Dörfer , welche zu der Rechtsbank von Tuil ges bören , liegen an der Waal. Es gehören dazu die gemeis nen Herrlichkeiten Varil , vor Alters Banderik, Seefelt, Op: das iſt , Ober:) und Teder : Ynen , welche letzte nebſt dem Dorf Siern , welches auch Wardenburg von einem dabey ftehenden adelichen Hauſe genennet wird , den Grafen von Wied gehöret , die Dörfer und Herrlichkeiten Tuil,

Gelderland .

57

Tuil, Saaften , Seluw , Serwynen , nebſt dem Hauſo Wayenſtein , Ouren , pelche lebte dem Grafen von Byland gebdret , und Lift. Anmerkung. Die hobe Herrſchaft Dalem , fteht nicht unter dem Sodppengeridte Lull, ſondern bat ibe eigenes Gea sicht. ( 2) Die Dörfer, welche unter der Rechtsbant von Deil ſtehen , llegen an der Linge . Wadenoijen , Geldermals fen , mieteten, Deil , Enfpye, Kumpt und Gellekom , fiud Herrlichkeiten. ( 3 ) Die Dörfer , welche unter die Rechtsbant von Zuilichem geboren , liegen im Bommelerwaard . Das Dorf Zuilichem hat ein bekanntes Caftell . Bruchem , Kerfwyk, Delwynen und Aalſt, find gemeine Herrlich. keiten . Anmerkung. Jo der Nachbaridaft dieſer Dörfer find aud dnige , welche als hohe Gerrlichkeiten ihre beſondere Rechtós bant haben , als Poederoijen, neers Semert , dem Grafen von fynden zugehdeta, Wel, Amerzode , gemeiniglich Amelroy ges nannt , und Sedel oder Seel, welcbe lefte den Herren der Bechnungstammer des Gelderlandes geboret , die einen Droſten darüber beſtellen. ( 4) Unter der Rechtsbank von Driel, ftehen dren Dóra fer und eine Bauerfebaft. Driel iſt anſehnlich , und von unterſchiedlichen alter adelichen Schloffern umgeben. Unweit Roffum , aber jenſeits des fanals , welcher die Waal und Maas verbindet, liegt die Schanze S. Andries , welche aus einem regelmäßigen Fünfect beſteht, und 1599 durch den Kardinal Andreas von Deftreich angeleget wors den iſt , von dem fie auch den Nanien bat . Nicht weit davon , und an der Maas , lag ehedeflen die Schanze Voorn oder das Sort Vaſſau , welches 1672 von den Franzoſen geſchleifet worden , ſo daß wenige Ueberbleibel davon zu finden ſind. Zwiſsen beyden Schanzen , liegt das Dorf berwaars den oder Seeřewarden , weldes feine beſondere Rechtss bant hat. Die beyden Kandle , welche man noch in den Landchars ten bey der verfallenen Gdanze Boorn ſiebet, pflegten auch ebes

ten

Die vereinig

58

nde .

Niederla

ehedeffen die Baal und Maas zu verbinden, find aber 1730 durch Dammeverſtopfet worden . 6) Das AmrBeeſt , liegt an der Singe, und iſt klein ; denn es gehören nur dazu Beeſt , welches ebes deſſen ein anſehnlicher Flecken geweſen , aber nun ſebe verarmet und verfallen iſt, und das Dorf Renoy. Die hohe Herrlidyfeit Marienwaard , gedret den Grafen von Byland.

Sie iſt ehedeflen eine Abter

geweſen.

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*

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Zwiſchen dem nimmegiſchen Quartier , und den Provingen Holland und Utrecht, liegen die Grafichaf. ten Buren und Ruilenburg , welche zwar nicht fum Gelderlande gehören , hier aber wegen der Nach . barſchaft, und weil ſie vor Alters von den Herzogen zu Geldern zu sehn gegangen ſind , beſchrieben werd den tonnen . Die Grafſchaft Buren , wird von Geldet , land durch einen Queerdeid , getrennet, welcher ſid, von Jeffendyk bis an die linge erſtrecket, und der Alalsdyk genennet wird . Sie befteht meiſtens aus guten Aferland , und gehöret dem durchlauchtigſten Hauſe Dranien , an welches ſie durch Prinz Wilhelm I, mit Anna , hinterlaſſenen Tochter des Grafen Marie milian von Egmond, 1551 gekommen iſt. Die Derter in derſelben ſind , 1 ) Buren , eine kleine Stadt, die an einem Arm der (inge liegt , welcher der Mühlen . graben , ingleichen der Katrendarm genennet wirb. Sie hat nur zwo furze Straßen , welche einander freuzweife durchſchneiden , iſt aber wohl bebauet, hat ein

Gelderland.

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ein großes 1614 durch Maria von Naſſau, gräflich.ho. þenlohiſche Wittwe, geſtiftetes Waiſenhaus, in welches auch Kinder aus der Grafſchaft leerdam und Baronie Ýffelſtein aufgenommen werden , und außerhalb der Stadt liegt ein altes gutes Caſtell, welches mit einem Waſſer- und doppelten Graben umgeben iſt. Es hat foldhes der erſte Graf von Buren , Friedrich, ein Großvater des vorhin genannten Mafimilian von Egmond , erbauen laſſen , nadidem es 1493 Durch den geldriſchen Herzog Karl zerſtöret worden war. 2 ) Die Dörfer Erichem , Buur-Xalſen , Tridir, áſa , Joelmond , gemeiniglid) Sermond, und Beuſis den , welches legte das beſte ift.

Die Grafſchaft Kuilenburg, grånget an tie vorhergehenie. Das land , welches zunächli bey der Stadt Kuilenburg liegt, iſt hody und zum Setraide. bau ſehr bequem ; das niedrigere Sand aber , weil es des Winters ganz unter Waſſer ſteht, und ſpåt trou Dieſe Grafo den wird, ilt nur zur Weide brauchbar. ſchaft war chedeſſen in einem blühenden Zuſtande : alá lein, feit 1740 iſt ſie durch Wafferfluten ſehr beſchadiget Kaiſer Karl V Hat ſte"1555 geſtiftet. 1720 worben. kauften die Staaten des nimniegiſden Quartiers dies felbe für 800000 Gulden von Ernſt Friedrich , Her . 30g ju Sachſen -Hildburghauſen , an welchen ſie durch deſſelben Gemahlinn , eine Tochter des Fürſten Georg 1748 wur. Friedrichs von Walded , gekommen war. de fie von den Staaten dieſes Quartiers dem Erbo ſtatthalter Wilhelm IV geſchenfet, ſo das ſie nun dem Saufe Naſſau Dranien gehöret.

Die dahin gehöri.

gen Derter find , 1 ) Ruilenburg , ein Stadt am Lecf,

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Die vereinigten Niederlande.

Seck , welche aus drey Theilen beſtehet, davon jedes mit einer beſondern Mauer und einem Graben umé geben iſt, und welche die Binneſtad (innere Stadt), hieunſtad ( Neuſtadt), bey den Emwohnern gemei. niglich) Dieuwpoort ( Neuhafen ) genannt, und havendyk (Hafenteich ) heißen , und durch ſteinerne Brüden an einander gehånget ſind. Das erſte Theil iſt das älteſte, die zwey andern ſind in neuern Zeiten angeleget worden . Außer der reformirten Gemeine und Kirche, ſind hier auch eine lutheriſche Gemeine, welche in der Kirche des Gaſthauſes ihren Gottesdienſt hält , und die einzige lutheriſche Gemeine in den Nie. derlanden iſt, weldie ſich des Glocengeläutes bedienen darf, zwey römiſch katholiſche Kirchhäuſer , deren eiirts den Jeſuiten gehöret hat, und eins die Janſeniſten beſi. Ben,urid ein Haus, welches einige janſeniſtiſch geſinnete Karchåuſer bewohnen , die aus Frankreich geflohen ſind . Das alte Schloß der Grafen von Kuylenburg, iſt 1735 abgebrochen , und nur ein Hoher Thurm zum Angebenken übrig gelaſſen worden . Die Stadt treibt ziemlichen Handel mit Getraide.

Die hieſige Linnen.

manufactur , welche ehedeſſen beträchtlich geweſen iſt, þat abgenommen. 3) Die Dörfer Everdingen und Jyderveld. 3 ) Die Bauerſchaften Golber's dingen und Rekum .

II Das zutphenſche Quartier oder die Grafſchaft Zutphen ,wird durch die Pffel von der Veluwe getrennet.

Otto I von Naſſau , welcher der erſte Graf von Geldern geweſen ift , hat ſie im uten Jahrhunderte mit Sophia , nachgelaſſenen einzigen Tochter Grafen Gerlachs von Zutphen , erheurathet,

und

Gelderland .

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und feit der Zeit iſt ſie beym Gelderlande geblieben. an der weſtlichen und füdlichen Seite , und zwar an der Yffel und Alten . Yffel, iſt der Boden fo gut , als irgendwo im Gelderlande : allein , oftwårts nach den münſteriſden Grången zu , beſteht er bloß aus Morå. ften , Heiden und Gebüſchen. In dieſem Quar. tiere find

i Fünf Städte, welche Sik und Stimme auf ben Landtagen haben . . 1 ) Zutphen , Zutphania , die erſte und Hauptſtadt biefes Quartiers , von welder daffelbe den Namen bat. Sie liegt am rechten Ufer der Yffel, über welche hier eine Schiffbrüde geſchlagen iſt : und die auch hier die aus dem " Bisthum Münſter kommende Bortel oder Berkel aufs nimmt, welche die Stadt in zwey Theile abtheilet , nåms lich in die alte und neue Stadt. Jene iſt weit großer, als dieſe , zir beyden aber kommt noch eine große Vorſtadt, welche nach und nach audy mit in die Ringmauer einges foloſſen iſt, aber faſt bloß aus fuſthåuſern beſtehet. Die Stadt iſt mit guten Feſtungswerfen umgeben : die Werte der Vorſtadt aber find nidyt po ſtart , welches auch nicht nöthig iſt, weil das Land durch die Borket unter Waffer geſetet werden kann . Der Wall iſt großtentheils mit Båumen beſetzet, und alſo zum Spaşiren bequem und angenehm , darzu auch einige anderemit Bäumen befekte Plåße dienen , Bor Atters war die Stadt eine Hanſes ftadt , und reicer , als ſie jege iſt. Bey den Quartierss berſammlungen hat ſie mehr zu ſagen , als alle vier übris ge Städte zuſammengenommen , Die Stagten dieſes Quartiers, verfammlen fich in der ſo genannten gedeputeers de Rammer , welche nahe beim Stadthauſe ift. Der Hof der alten Grafen von Zutphen iſt abgebrochen. Die nies " derländiſchen Reformirten haben hier zwey Kirchen , es iſt auch hieſelbſt eine walloniſche , lutheriſche, katholiſche , fund mennonitiſche Gemeine.

Das Gymnaſium iſt 1686 geſtiftet

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Die vereinigten Niederlande.

geſtiftet worden , und hat ſechs Lehrer. 1570 wurde die Stadt von den vereinigten Niederländern eingenommen , 1572 von den Spanierit , und als ſie wieder an jene kam , wurde ſie von den Spaniern 1583. abermals erobert. 1584 und 1586 wurde ſie von den Niederlåndern vergeblid bes ' lagert, 1591 aber erobert. . 1672 bemachtigten ſich ihrer. die Franzoſen nach einer fünfrågigen Belagerung , und behielten ſie bis 1674. Unter ihrer Gerichtsbarkeit ſteht ein kleiner Strich fandes jenſeits der Uffel, und ein großes Stůd Weidelgudes , welches die Marſch genennet wird. 2 ) Doesburg , eine kleine wohlbefeſtigte Stadt berm Jene,welche Zuſammenfluß der neuen und alten Offel. auch der Oruſiiche Kanal heißt , iſt ein Kanal , welden Auguſts Stiefiohn Drufus aus dem Rhein bey Arnhem in die alte offel geführet hat, jetzt aber fielt fie gar Es wohnen hier viele nicht mehr wie ein Kanal aus . Katholiken . In der umliegendey Gegend wird Labac Die Stadt iſt von 1672 bis 1674 in den Hån . gebauet. ben der Franzoſen geweſen , welche bey ihrem Abzug die Feſtungswerke ſehr befchädigten , die aber wieder berges stellet und vermehret worden ſind. 3 ) Deutikem , oder Deutichem , eine kleine Stadt an der alten Yifel, deren Feſtungswerke verfallen find. Der Magiftrat hat 1763 der hieſigen evangeliſch - lutheris fchen Semeine eine Kirche zum Gottesdienſt eingeråumet. aus dem Eiſen , welches in der Grafſchaft Zutphen ges funden wird , werden hier Kugeln , Bomben und Sands granaten gegoffen. +

4 ). Cochem , ein Städtchen an der Borkel , deren ebes malige Feſtungswerke auch verfallen ſind. Unweit derſelo ben gegen Südoſten liegt ein von ihr benannter Berg. 5) Grol, ehebeffen Groenlo , eine kleine Stadt an einem Urm der Borkel , welcher die Slink genennet wird , auf der Grånze des Bisthums Münſter. Whedeffen war fie eine Grånzfeſtung , und wurde auf dieſer Seite für den Sblüffel zu dieſer Provinz gehalten, wie fie dean audio

Gelderland.

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zu unterſchiedenen malen belagert und erobert worden iſ . Allein , ſeit 1674 , da der Biſchof zu Münſter , Bernhard von Galen , die Feſtungsrerte hat in die Luft ſprengen laſſen , IR fie ein offener Ort. Es gehen hier viele aus Deutſchland Pommende Karren mit Kaufmannsgütern durch , welche hier Zoll und Licent entrichten,

2. Folgende vier große Aemter.

1 ) . Das Landdroſten : UmtZutpheri , unterwelches unterſchiedene Dörfer und abelide Häuſer gehören , alo , Steenderen mit dem Hauſe Spaanswaard , Bengelo mit dem Hauſe Bervel, Zelhem , von welchem eine Heide den Namen hat , das Haus Slangenburg , das Dorf Summelo , und bey demſelben die Häuſer Saagen , Sey : enoord, Ulenpas , und Lnghuizen . Ja diefem Diftrict liegt auch die hohe herrlich Peit Bronthorſt , an der Yffel , welche ehemals eine Grafs ſchaft geiveſen iſt, und eigene Grafen und Bannerherren gehabt hat. Der Sauptort, von welchem ſie den Nas men hat , war ehedeffen eine Stadt, iſt aber in dem ſpas niſchen Krieg alſo verwüſtetworden , daß es nur ein ges ringes Dorf ift . Ben demſelben ſteht noch das alte gráfa liche Schloß . Jekt gehdret die Herrlidhleu dem Geſchlecht von Ragsveld im Herzogthum Cleve. . : 2 ) Das Schulzenamt Zutphen , dahin 4 Dörfer, und 14 adeliche und Luft -Häuſer gehören . Bey dem Dorf Almen liegt vornehmlich das adeliche Haus Voorſt, wels des König Wilhelm III im Jahr 1700 mit großen Una toſten on und prachtig erbauen laſſen , und nachher an die Grafen von albemarle berehret hat, welche aber zuerſt die beſten Zugehörungen deſſelben veräußert haben , und 1756, auch das Gebäude nebſt dem Garten zum Berkauf ausboten . 3) Dan RichteramtDoesburg , begreift die Dörfer QidPappel, Drempt , Ungerlo und Kel. Innerhalb deffelben liegt auch die Serrlichkeit Keppel, dem adelis фка

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Die vereinigten Niederlande.

den Geſchlecht don Pallant zugehörig, welches in derſelben ein ſchönes Schloß hat. Segen Beſten grånzet an dieſes Richteramt die Bannerherrſchaft Baar und Cathum , welche ehedeffen von beſonderen Bannerherren befeſſen wors den iſt , nun aber zu den gederſchen Domainen gehöret, und unter den Herren der Rechnungskammer ſtehet. 4 ) Das Schulzenamt Cochem , begreift nur ein Dorf , nåmlich laar , hingegen 9 abeliche Häuſer. . Ja dieſem Diſtrict liegt auch die hohe Herrlichkeit Vers wolde,

3 Folgende beſondere Herrlichkeiten. 1) Die Serrlichkeit Borkelo , liegt an den Orången der Provinz Oberyffel und des Bisthums Münſter, auf bey's Sie hat vor Alters eis den Seiten des Fluſſes Borkel. Der letzte , Gers gene davon benannte Herren gehabt. hard , Herr zu Borkelo, lebte 1385 , und ſeine einige Toch ter brachte die Güter an ihren Gemahl, einen Grafen von Bronkhorſt. 416 Jobft , der letzte Graf vou Bronkhorſt, ohne Leibeserber ſtarb , nahm zwar Graf Hermann Georg von Limburg zu Styrum und Wiſch , Beſitz von deffelben Låndern , gerieth aber darüber mit ſeinem Schwager, Gras fen Rudolph von Diepholz , in Streit , während deren der Biſchof zu Münſter , Bernhard von Raesfeld , Fich zum Schiedsmanne aufwarf, die Herrſchaft Borkelo für ein erledigtes Mannlehn ausgab , welches Graf Gilbert von Bronkhorſt 1406 dem Hochſtifte freywillig übergeben habe, und ſie alſo einziehen wollte . Allein , die Generals Staaten behaupteten , die Herrſchaft gehöre zum Herzogs thum Geldern , und festen den Grafen vom Limburg Štý . rum durch einen Ausſpruch bes gelderiſchen Gerichishofes in den wirklidhen Beſitz der Herrſchaft: hingegen der Bis fchof zu Münſter machte die Sache beyin kaiſerlichen und Reids-'Kammergerichte anhångig , welchen aber nichts ausrichten konnte. Hierauf nahm Biſchof Bernhard von Salen 1665 die Herrſchaft mit Gewalt weg, mußte ſie aber 1666

1.

Gelderland ,

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1666 im cleviſchen Frieden wieder råųmen , in welchem ausgemacht wurde, daß es mit dieſer Herrſchaft in Anſes hung des dominii diredi et utilis in dem Siande bleiben ſolle, in welchem es vor dem Kriege geweſen. Der Biſchof entſagete, mit Einwilligung des Domkapitels , der Landes: Hoheit über dieſelbe , dem H. Nom. Reiche aber wurden feine Rechte auf dieſe Herrſchaft vorbehalten , und es eu . te darüber zwiſchen dem Kaiſer und den General: Staaten ein Vergleich getroffen werden . Der Bifchof zu Münſter nahm 1672 die Herrſchaft von neuem ein , doch gab er fie 1674 im colniſchen Frieden wieder zurück. Die Grafen won kimburg ! Styrum haben ſie 1726 an den Grafen Flo. drop Warrensleben verkauft, 1742 aber iſt ſie Páuflich an einen Grafen von Flemming, und 1772 an den polniſchen Fürſten Czartorinski, durch deſſelben Gemahlinn Iiabelle Gråfinn von Flemming, gekommen. Es gehdren babin ; ( 1 ) Borkelo , ein Stadtchen am Fluffe Borfel. alte Schloß iſt abgebrochen.

Das

( 2 ) Die Dörfer Beſſelaar mit dem Hauſe Bevervoot: de , Geefteten , hede , gemeiniglich Free , Lis bergen , Retten , und das adeliche Haus Meers veld . 2 ). Die Serrlichkeit Lichtenvoorde, welche den Frena herren von Heide zugehöret ,begreift das Stáitchen Lichs tenvoorde, bey welchem ein Schloß liegt , und die acelia chen Späuſer Vrageren , Tongerlo und Berveld . 3) Die gerrlichkeit Breedevoort , liegt an der dupa ferſten Gränge des Bisthums Münſter , und gehöret dem fürſtlichen Haufe Naſſau-Oranien. In derſelben ſind das Stádrchen Breedevoort , gemeiniglich Breevort , wels ches ziemlich befeſtiget, und won allen Seiten mit Moraft umgeben iſt , und die Dörfer Winterswyk , Aalten und Dinrperlo, 4 ) Die Bannerherrſchaft Wiſch , gehöret zum Theil den Grafen von 's Beerenberg , und enthalt 4.Th, 5. 4 .

( 1 ) Burg

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Die vereinigten Niederlande.'

(1) ' Burg oder ter Burg , ' eit offenes Städtchen mit einem Schloffe. ( 2) Die Dörfer Zilwolde und Varſeveld , neben dem adelidhen Hauſe Schuilenburg an der Y fel. Es liegt auch innerhalb dieſer Bannerherrſchaft die frene Serrlichkeit lidtenberg , die dem alten abeliden Geſchledyte vou sekeren gehöret, welches ein vorzüglidhet Unſeheu in der Grafſchaft Zutphen hat, 5 ) Die Grafſchaft's Beerenberg , welche gemeinige lich durch Berkürzung Berg génennet wird , war dor ut tero eine der 4 Bannerherrlichkeiten der Grafſchaft Zuth pben , und gehörere den davon benannten edlen Herrers, welche 1486 in den Reichsgrafenſtand erhoben werden. Es Faheint, daß von dieſem Geſchlechte die Herren von Berg herſtammen , welche noch heutiges Tages in der Ukers mark, im Herzogthum Medlenburg , und in Schwaben angeſeffen ſind , wie ſie denn auch das Wapen jenes Ges ſchlechtes führen . Heutiges Tages gehdret die Grafſchaft bem reichsfürftlichen Hauſe Hohenzollern : Sigmaringen , and enthält : *8 Seerenberg, ein Städtchen, ben welchem ein Schloß ſteht, welches 1735 abgebrannt, aber wieder aufgebauet wors den iſt. Die Dörfer Kletteroen ; Benderingen Etten , der dam , Didam , und Weſtervoort, gehören icht als eiuc Herrlichkeit der StadtUrnhem , welcbe ſie käuflich an fich gebracht ( at. Bey dem letztgenannten Dorfe, liegt an der Yffel die neu angelegte Schanze Gelderscord. Von den vielen adelichen Häuſern , welche durch die ganze Grafſchaft zera ftreuet liegen , ſind vornehmlich anzumerken ,Salſaf, Olde, Goor, Cunhorſt; Killer , Padefoort , Doorvorit und Zwanenburg. Anmerkung. Die Provint Geldern eignet fich aud ole Dberherri haft über die Gerrſchaft Anholt zu welche im 3ten Chelle der Erdbeſchreibung benm weſtphalichen Streiſe auf der 1077ften Seite der fesbiten Ausgabe , beichrieben worden . III Das

M

Gelderland .

+

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NI Das arnhemiſche Quartier, oder die Veluwe , wird von dem vorbergehenden Quartier durd) die

fel geſchieden .

Der Erdboden , iſt nicht

durdhgehends ſo gut , als im nimmegiſchen Quartier vornehmlid) in der Mitte , da das { and wegen der Gebüſche, Sandberge und Heiden , faſt einer Bild. niß gleich ſieht; hingegen an den Flüffen giebt es aii Fruchtbarkeit feinem andern Theil der Niederlande etwas nach . Ich beſchreibe

i Folgende fünf Städte , welche Sik und Stimme auf den Landtagen haben , nach ihrer Rang. ordnung . 1) Hrnhem , oder Urnen , Arenacum , oder beffer Arnhemia, die erſte und Haupt- Stadt dieſes Quartiers, ja man kann ſie als die Hauptſtadt der ganzen Provinz anſes hen. Sie liegt am Fuße der veluwijden Berge beyni Rhein , eine starke halbe Stunde Weges von dem Orte, ivo fich die yfel davon abſondert. Auf dem Rhein iſt hier eine Sofforide, welche nach der Beluwe führet, und vor dem Rheinthor iſt ein guter viereckichter Hafen. Die Fes ftungówerke an der Landſeite, find 1702 durch den Gene: ral Koehoorn beträchtlich vermehret werden , welcher anch eine Höhe, die der Stadt gegen Weſten liegt, und ihr zur Zeit einer Belagerung fdhådlich ſeyn fönnte, mit einer ſtarfen Linie verſehen hat , inuehall welcher biulanglicher Raum für ein kleines lager iſt. An der Nordſeite der Stadt fließt der Molebeek , welder die Stadtgraben mit Waffer anfiitet. Die angenehmeti muit finden und perut bepflanzten åtte , kann man in anderthalbeu Stunden bequein ungehen. Die Stadt iſt ziemlich wohl gebauet , tub wird von vielen Edelleuten bewohnet, wel , de den sister hier, und den Sommer auf ihre Land: gütern in der Belure zubringen. Sie iſt der Verfamins lungsort der Staaten dieſes Quartiers, und der Sitz des Pros

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Die vereinigten Niederlande .

Provinzialhofes, oder des höchſten Gerichts, und der Redha nungskammer der Provinz. Por Alters baben die Hers joge von Geldert , und nachher die Statthalter dieſer Provinz, Wieſelbſt ihren Siß gehabt , und den alten Hof bewohnet , welcher noch der Prinzenhof genennet wird, und die Wohnung des Erbſtatthalters iſt, wenu er hier auf der Landſchaftsverſammlung gegenvårtig iſt. Die Råthe des Provinzialbofes verſamılen fich in einem am großen Markte belegenen Gebäude , welches ſchlechthin der Hof , oder auch der nafſauiſche Hof genennet wird. In der Hauptkirche, welche dem Geil. Euſebius gewidmet iſt, find die Begråbniffe vieler gelderijder Grafen und Hers zoge, unter andern auch des unruhigen Herzogs Karl ron Eginond. Außer derſelben , iſt hier noch eine bolländis fdhe reformirte Kirdze , und eine franzöſiſche; es iſt auch hieſelbſt eine lutheriſche Gemeine. In der Gaſthausfirs che wird alle Sonntage des Nachmittags geprediget. Das Provinziai Zud)t: und Beſſerungs-Haus, iſt 1710 geſtiftet worden , und ehedeſſen eineKirche geweſen. Die Stadt i iſt 1585 den Spaniern abgenommen , 1672 von den Frans na joſen erobert, und bis 1674 behalten worden . 2 ) Sarderwyck , Harderovicum , die zweyte Stadt dieſes Quartiers, liegt an der Süderſee , und hat eine alts modiſche Befeſtigung. Es iſt hier die Münze der Provinz Gelderland, und eine 1648 errichtete Provinzialuniverſitat, mit welcher es aufänglich fo wenig fort wollte, daß die Staaten der Provinz 1675 ſolche wieder eingehen zu laſs ſen beſchloſſen : allein, auf Vorſprache des Königs Wilhelms III , wurde ſie 1692 ven neuem veſtåtiget. Die Einwoh, ner handeln ſtart mit Getraide und yolz , fangen auch viele Fiſche , und der hier bereitete Båding ift bekannt. Unter dem Schöppenamt dieſer Stadt, ſteht die Bauer: Tchaft Sierde , welche eine halbe Stunde dayou gegen Nordoſten liegt. 3 ) Wageningen , vor Alters Vado , die dritte Stadt dieſes Quartiers , liegt nicht weit vom Rhein , mit wels dem ſie vermittelſt eines bequemen Hafens , welder die Schifo

Selderland .

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Schiffe bis an die Stadt bringt ; Gemeinſchaft hat. Sie iſt klein , und ihre Befeſtigung bedeutet nidyt viel. Das alte Schloß , welches an der Ditreite der Stadt ges ftanden hat , iſt abgebrochen . Bey der Stadt wird biel Tabat gebaut. 4) Sattem , die vierte Stadt dieſes Quartiers , liegt nicht weit von der Vffel, und iſt klein . Die Einwohner legen ſich mit auf Viehzudit und Zabaksbau. 5) Elburg , die fünfte Stadt diefes Quartiers , liegt an der Süderfee , an welcher ſie einen Hafen hat. Sie iſt klein . Der Wal iſt mit Opernbåumen bepflanzet, und ein angenehmer Spaßierort. Die Einwohner legen fid ſtark auf die Fiſcheren , fangen auch viele wilde Enten .

2 Folgende Diſtricte. 1 ) Das Landdroſtenamt der Veluwe, erſtredet ſich aber den nordlichen und weſtlichen Theil diefes Quartiers , und wird in Ober- und T7ieder - Veluwe, hiernacht aber in neun Schulzenámter abgetheilet. Von den Fles den und Dörfern , welde dahin gehören , merke ich nur einige wenige an. In den Gegenden der Dörfer Benne: tom, Lede oder Le , Lunteren , welches ſchdu ift , und Otterloo oder Uanſtoot, wird viel Buchweizen gebauet, und ſtarte Bienenzucht getrieben . Barneveld , gemei: niglich Barreveld , iſt ein großer und anſehnlicher Fle. den . Nieuwlert iſt auch ein großer Fleden , und hat einen bequemen Hafen an der Süderſee. Putten iſt ein anſehnlides Dorf, bey welchem die ehemalige Abtev Kels dery liegt. Bey Ermel liegen die Commenthuren ' 8 Sees ren .Doo , und das Haus Zeeburg. Der avelichen Häus ſer iſt eine große Menge. 2) Das Richteramt Veluwe - Zoom, liegt am Rhein und der Viſel , und umgiebt die Südoftſeite des landdros ſtenamts der Veluwe, wie ein Saum ein Kleid , daher auch die Benennung deffelben råkret. Dieſer Landſtrich iſt ungemein fruchtbar , daher man im Sprichworte ſaget : Die Veluwe rey ein tabler Rock , aber mit einem köſtli. chen

1

70

Die vereinigten Niederlande.

chen Saume umgeben . Von den Dörfern , ung adelichert Lufthåuſern , welche vier belegen ſind, führe ich nur einige an . Das Dorf Voorſt , unweit der fel , inuß mit den oben genannten Cuſtbaufe dieſes Namens ,nicht verwecha felt iperden, Etiva cine halbe Stunde 2Beges bom Dorfe @ponteren , liegt das Lufthaus Dieren ben einer Bauer's ſchaft. welche gleidhen Namen hat. Prinz Wilhelm II von Dranien kaufte dieſen Strid ) Landes 1647 von des deutigen Ordens Balley zu Utrecht für 147000 Gulden, und fing den Bau des Hauſes an , welden fein Sohn III'voltFahrete. Das Gebäude iſt nidt con , typ bai auch nur einen mittelmeifigen Garten , die Spaßier: W ! ginge aber ſind ſehr angenehm . Beyni Dorfe ElcFont, Tiezt bas fajóne"Haus Miodagion , welches den Grafeit bou-Urhlone , die von dem Geſchlechte von Rheede ab ftaminen , gehöret. Nabe babei auf einem Berge liegt das fuft- und Jugo :Haus Rcumciiberg , welches König, Si der Nachbarſchaft des Wilhelm . III erbauet bat. Boulion und Overha: Hufer die . ftehen Delp Dorfes ge', den adelichen Geſchlechte von Spaan zugeborig. In dem Winkel, wo ſich die y ffel von dein Rhein abſondert, fieht man noch einige lleberbleibfel der verfallenen Schanze Breloort. Unweit Arnhem liegt das angenehme Tuft haus Klaarenbeť , weides vor Alters ein Kloſter , Nas meng Monnikhuizen , geivefen iſt. Der Landſtrich Ros zande iſt luſtig , und bey demſelben liegt das vormalige berühmte Kloſter Mariendaal, 3) Die hohe Serrlichkeit Coo , liegt beynahe mitten im g III ſtarb , wurá Tas Köni Wilhe de lie får verfallen erklåret , und mit dem Landdroſteramte Veiuwe vereiniger, 1749. aber wurde ſie von den Staaten dieſes Quartiers an den Erbſtatthalter Wilhelm IV init ins terſchiedenen Vorrechten übergeben, und die Dörfer Uppela doorn , Boelbergen und Coenen wurden darunter geleget.top Das Pufthans goo , beym Dorfe Appeldoorn , iſt ein von Backſteinen regelmäßig aufgeführtes Gebåude, welches fchon ausgeſchmütete Zimmer , einen ſehr idónen Gars. ten , und cand umler vortreffliche Adeen von Eichen und Lina

Holland.

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Linden hat. Weſtwärts von Loo', dicht bep Garderen, iſt der ſehr fifchreide Uddeler See. 3 Folgende Herrlichkeiten . $11) Die hohe und freye Serrlich Ecit Doornwaars , liegt am Rhein, zwiſchen Arnhem und Wageningen , und gehöret , ſo wie die Herrlichkeiten Roon und Pendrecht, Sie führet den Nartiet dem gräflichen Hauſe Bentinf. von dem Caſtell Doornenburg , welches mitten in der . felben liegt. Sie hat unterſchiedene Leben , welche durch die ganze Provinz zerſtreuet liegen . 2) Die hohe und freye Serrlich PeitXozendaal, ges håret dem adelichen Geſchlechte von Lork , und begreift nur ein Dorf mit einem Lufthauſe, bey welchem ein ſehr Ichöner und koſtbarer Garten ift. 3) Die Dörfer und Herrlichkeiten Scherpenzeel und Soevelaken. 2. Holland. 9.1 . Die Menge der allgemeinen und beſonderen Landcharten von dieſer Provinz, iſt ſeit der Zeit , da Ortelius die erſte allgemeine geliefert hat, groß gewor den .

Die allgemeinen von Tik . Viffcher, dem jún.

gern Schenk, de Witt, Reinier und Ortens , und anderen , ſind gut. Von dem erſten hat man auch beſondere Charten von Südholland, und beſondere von Nordholland ; noch anderer Charten zu geſchweigen .

9.2 . Es grånzet diefe Provinz gegen Süden an der Staaten Brabant, gegen Oſten an die Provinzen Gelderland und Utrecht, und an die Süberſee, gegen Norden aud) an die Süderfee und an die Nordſee, an Sie iſt welcher leßten auch die ganze Weſtſeite liegt. unter den 7 Provinzen diegroßeſte. Johann de Witt þat ehemals alles land auf 400000 Morgen gefchåket, andere geben noch 40000Morgen mehr an .

9.36

72

Der vereinigten Niederlande.

8.3. Sie liegt überhaupt ſehr niedrig , ung zum Theil niedriger, als das Meer, daher man ſie nidjt ruc wider die Ueberſchwemmungen durdy anſehnliche und fojtbare Deiche oder Dämme verwahret fat, ſondern ſie iſt auch von überaus vielen Graben und Kanalen durch fdynitten , durch welche das Waſſer zur Zeit der Ebbe abgeleitet wird .

Aus dem niedrigen Boden dieſes

Jandes kann man nicht mit Zuverſicht ſchließen , daß es eheinals ein Seeboden geweſen feys; denn die See kann vor Alters noch niedriger geweſen fenn , als ſie jekt iſt. Die Dünen oder Sandhügel an der Nord . Fee, dienen an ſtatt der Deiche. In denſelben , felbft dicht an der See , findet man häufige Ourellen von füſſem Waſſer , und unter dem Sande oft Eiſenſand, auch wohl Oferklumpen , und hin und wieder auch Bachſteine, (Kay) zu unterſt aberdurchgehends Sand, fo tief man auch gråbet: Der Thon iſt ſo yäufig zu Bakſteinen gegraben worden , daß es durch Verord . nungen hat eingeſchränket werden müſſen. Er wird auch zu Tobakspfeifen und Porcellan verarbeitet. Die Luft iſt unrein .

Der größte Theil der Provinz iſt ſehr

ſchönes Weideland , daher eine große Anzahl milch . reicher Kühe gehalten wird, und die Butter- und Kafe Bereitung die gewöhnlichſte Handthierung der Ein . wohner des platten Landes ift. Für die beſte hollån . diſche Butter hålt man diejenige, welche in der Geo gend von Delft und Seiden bereitet wird , inſonderheit die leßte, und für die beſten Kafe diejenigen , welche in der Gegend von Gouda und Nordholland gemachet werden: fektere nennet man Edamer Kåſe , weit: fie ehebeffen zu Edam am häufigſten verkaufet noorden ſind.

Im füdlichſten Theil der Provinz , welche Zees

14

1 Holand.

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geeland nahe liegt, ats, auf den Inſeln Over Vlacque, Voorn , Putten , Beterländ , und andern , imgleichen in dem ſogenannten Weſtlande, bringe der Erdboden gutes Getraibe hervor. ' Hingegen der mittlere Theil der Provinz, an ,benden Ufern des alten Rheins , bea ſteht faſt bloß aus Torf.Grunde, welcher zwar guten Torfliefert: allein , aus den vielen Forfgruben entſte. ben Seen , 'welche mit der Zeit gefährlich werden können . Zwiſchen Delft und Gouda find ſie ſehr håua fig.

In den Torf-Sümpfen (Vien) iſt die unterſte

{age Sand , und hin und wieder findet man Schiefer zwiſchen den Torf-lagen .

Unterſchiedene Seen find

abgelaſſen und eingedeidhet worden , und ſolche bedeichte Polder findet man am meiſten in Nordholland. Man iſt auch in neuern Zeiten auf den Entwurf gekommen, das Haarlemmer Meer ſolchergeſtalt abzulaſſen , weil es immer mehr {and verſchlinget. Außer den großen Flüſſen , welche durch die geſammten Niederlande fließen, und die Holland deswegen mit den anderen Pro vinzen gemein hat, hat dieſe Provinz noch ihre beſona deren kleineren Flüffe, als i) die Vecit, welche von Utredyt herkömmt , und bey Muiden in die Süderſee fällt, und die gewöhnliche Fahrt der Schiffe iſt, die vom Oberrhein nach Amſterdam befrachtet werden, weil fie ſo groß ſind , und ſo tief gehen , daß ſie durch die neue Schleuſe nicht in die krumme Umſtel kommen können, durch welche fonſt der nächſte Weg nach Amſterdam geht. 2 ) Die Amſtel, welche ben dem Dorfe Qumer. Ferk die krumme Niftel aufnimmt, und durch Am . ſterdamin das geht, 3) Die Zaan ,welche in Nord. holland fließt, und Ben Zaanredami in das X fällt.

OP Haarlem. 4) Der Fluß Spaaren , welcher aus dem LA mer E 5

Die Bereinigten Niederlande. mer Meer durch die Stadt Haarlem ben Sparendam in das Z geht, und auf welchem die großen Schiffe gehen , welche von Amſterdam nach Zeeland und an. derwårts fahren , die hernadı über das Haarlemmer Meer nach der alten Wetering gehen , und alsdenn die Reiſe durch Gouda fortfeßen. 5) Die Schie läuft durch Delft nach Schiedam , woſelbſt fie fich in die Maas ergießt , ſo wie die Rotte bey Rotter: dam. 6) Die Gouire kommt aus dem alten Rhein , und vereinigt ſich bey Gouda, mit der Yrſel. 7) Dieſe holandiſche Wffel empfängt ihr Waſſer aus dem fo genannten rheiniſchen Kanal , Zwiſchen Vreeswoy und Utrecht , läuft bey Yifelſtein , Montfoort , Du. dewater und Gouda , und fålle gegen dem Flecken yffelmonde über in die Maas oder Merwe. Das lehmigte Waſſer dieſes Fluſſes iſt ungefund ., Mit dieſem Fluſſe vereiniget fich auch 8 ) die Vlift , wel, che .zwiſdjen Schoonhoven und Haaſtrecht fließt. 9) Die Linge , kommt aus dem Gelderlande in die Proving Holland , und geht bey Gorfum in die Merwe. Dieſe Flülre find in vielen Gegenden durch Kas nále mit einander vereiniget , und dadurch iſt eine große Gemeinſchaft zwiſchen allen Städten , Flecken und Dörfern dieſer Provinz verurſachet worden. Man kann auf den Kanälen vermittelſt der Erec .Sduyten fiir ein geringes Geld tåglich , zu feſtgeſekten Stunden, von einem Ort zum andeřn reiſen , auch allerley Kaufinannswaaren verſenden , welches den innern Handel des Landes ſehr befördert.

B. 4.

Holland.

75

8. 4. Das breite Waffer , welches aus der Sie derſee ben Amſterdam vorbey geht, und die Provinz in Süd- und Nordstolland , oder in Solland und Weſt - Friesland, abtheilet , wird het X (welo ches her Ly ausgeſprochen wird) genennet , unb ben Beverwyk machet es das ſogenannte Wykermeer, An der Mündung deſſelben iſt het Pampus , doch wird dieſer Name eigentlich der Durchfahrt, welche daſelbſt zwiſchen zwoen Sandbånken iſt, bergeleget. Dieſe Durchfahrt iſt nicht ſo tief , daß ſchwer beladene Schiffe darauf gehen könnten , daher ſie erſt erleich . tert werden , und hernach die Fluch erwarten müſſen. 8.5 .

Dieſe Provinz iſt vortrefflich angebauet , und

ungemein volfreich): denn ſie enthält 37 Städte, 8 Fle. ofen , etwa 400 Dörfer, und 1732 hat man in derſela ben 1634h2 Häuſer gezählet, nåmlich in Südholland in den Städten 79957 , und auf dem Sande 46932, in Nordholland aber in den Städten 11154 , und auf dem Sande 25419 Häufer. Recynet man auf jedes 6 Menſchen , ſo kommen 980772 , oder beynahe 1 Mil. Eben dieſe Anzahl hat lion Menſchen , heraus. Wilhelm Kerſeboom 1743 durch anderweitige Rech. nung herausgebracht, indem er die Anzahl der 28000 Kinder, welche jährlich in dieſer Provinz geboren wer : den , mit 35 multiplicirte. Die Häufer in den Städ. ten , ſind gemeiniglich von Backſteinen erbauet. Nira gend auf dem Erdboden ſind ſo ſchöne, geſchweige denn ſdiónere Dörfer , als hier , und nirgends wird die Reinigkeit ſowohl in Anſehung der Derter überhaupt, als inſonderheit in Anſehung der Häuſer , ſo hoch, geo fchweige denn höher getrieben, als hier.

Am bewun . berns .

76

Die vereinigten Niederlande.

bernswürdigſten und übertriebenſten herrſchen Reinig . keit und Schmuck in Nordholland; denn daſelbſt fina det man Dörfer , deren Häuſer , und dieſer Zimmer und Hausgeråthſchaften, ſo ſauber und glänzend ſind ; als man ſichs gedenken kann , woſelbſt die Häuſer felbſt , die Fußboden , alle und jede höfjerne Gerår . fchaften , in und außer den Häuſern, ſelbſt die Sdlago båume , bie Pfahle aufden Wieſen , an welchen fich die Kühe reiben , ja ſo gar die Stämme der grünen Baume, bemaliet ſind : woſelbſt die Schornſteine, ja fogar die Kühſtålle, auf dem Boden und an den Seis fen mit Flieffen ausgeſeket find : woſelbſt die Hause wirthe in dieſen ſchönen Kuhſtållen wohnen , um ihrer weit ſchöneren Zimmer zu fchonen : und wofelbft die mit Backſteinen bemauerten Straßen aufs reinſte gewaſchen ,

und mit feinem weißen Sande bunt be.

ftreuet ſind. 1.6. Der Urſprung der ehemaligen Grafen von Holland wird gemeiniglich , aber ganz unwahrſchein . lich, ins zehnte Jahrhundert geſeket. Es ſcheint, daß die Kaiſer ſich um die Mitte des eilften Jahrhunderts einer unumſdyrånften Herrſchaft über Holland ange. maßet haben , welches ſich aber unter der Anführung Dieterichs , Marquis von Vlaarding , widerſekte, nach deffen Tode fein Bruder Florenz die Vertheidi gung der Frenheit des Vaterlandes fortgeſeket hat: Und dieſe Hålt man für die erſten Grafen von Holland. Es iſt aber merkwürdig , daß der Name Solland bber Grafſchaft vjolland , zuerſt in einem Schen. fungsbrief Kaiſer Heinrichs des vierten vom Jahr 1064 vorkommt, den er dem Biſchof zu Utrecht, Wilhelm , ertheilet hat.

Als Graf Johann l, 1999 ohne Erben ſtarb,

Holland.

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ftarb , kam die Grafſchaft Holland an dieGrafen von Hennegau.

Johann von Bayern, Herzog Albrechts

von Bayern und Grafens von Holland jüngſter Sohn, welcher 1425 ſtarb , vermachte in ſeinem lekten Wil. ten ſein Recht auf Holland dem Herzog Philipp dem guten von Burgund , von welchem

fie nadimals ans

öftreichiſche Haus kam . $. 7. Die benden Theile oder ſo genannten Quar. tiere , aus welchen diefe :Provinz beſteht ( 9. 4.) , har ben eine gemeinſchaftliche Staatsregierung , welche den Namen der Staaten von Solland und Wirts friesland führet, und aus den Edelleuten und Stim. Die Unzahl der Edel. me habenden Städten beſteht. "leute , welche zu der Verſammlung der Staaten kom , men dürfen , und berufen werden , iſt nicht feſtgeleget, und alſo auch zu allen Zeiten nicht gleich groß ; denn die Edelleute erwählen durch Mehrheit der Stimmen diejenigen , welche in ihre Gemeinſchaft aufgenommen werden ſollen : allein , ſelten iſt ſie über 10 geſtiegen , Der Stimme habenden Städte waren ben der erſten Grundlegung der Republik nur 6 , nämlich Dortrecht, Haarlem , Delft, Leiden , Gouda und Amſterdam ; allein ,* Wilhelm 1 ,

Prinz von Oranien , hat ihre

Anzahl mit 12 vermehret, ſo daß ihrer nun 18 find, nämlich in in Südholland, und 7 in Nordholland. Ehedeffero fendeten auch die kleineren Stådte ihre 2b, geordneten zu der Verſammlung der Staaten : ſie han ben aber dieſes Vorrecht entweder zur Erſparung der Unforten , oder um anderer Urſachen willen , verloren , Die Anjahl der Deputirten , welche jede Stadt zur Verſammlung der Staaten ſchicken fou , iſt nicht bes ſtimmet,

Die vereinigten Niederlande.

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ftimmét.: 1581 iſt ' s Gravenhage zum Verſammlungso ort der Staaten dieſer Provinz ernennet wordeti . Der Rath - Penſionarius,derfelben , iſt eine Perſon von großem Unſehen , ob er gleich keine entſcheidende Stimme hat. Er wird von den Staaten durch die Mehrheit der Stimmen erwähler, und fein Amt wah . ret eigentlich nur 5 Jahre, nach deren Verlauf aber wird ſeine Wahl erneuert und beſtåtiget. Er thut den Vortrag in der Verſammlung der Staaten , ift auch ihr beſtändiger Deputirter zu der Verſammlung der General Staaten , und hat in derfelben , im Nai men

ſeiner Provinz, den Vortrag.

Das zweyte

Collegiuin in dieſer Provinz, iſt das Collegium der depurirren Råthe , (de gecommitteerde Ras den) , welches nach den zweren Theilen dieſer Prod vinz in zwo Verſammlungen abgetheilet iſt. Die Südholländiſche beſteht aus 10 Deputitten , von wels chen einer aus dem Adel iſt , welcher den . Rang vor ben übrigen hat.

Sie beſorget fowohl das Finanze

als Krieges:Weſen, und ruft die Staaten der Provinz, Wann es nöthig iſt, zuſammen . Die nordholländiſche Verſammlung beſtehet aus 7 Deputirten der Städte dieſes Theils der Provinz , verſammlet fich zu Hoorn , und berathſchlaget ſich mit dem vorhin beſchriebenen Collegium alle Jahre im November gemeinſchaftlich : Die ganze Provinz fendet zu der Verſammlung der General Staaten einen Deputirten aus der Ritterſchaft, welcher den Rang vor ihren übrigen Deputirten hat, und 3 oder 4 im Namen 7 fid- und 3 nord-Holländiſcher Etådte.

$. 8. Die Provinzen Holland und Zeeland has ben zwey Gobe Gerichtshofe mit einander gemein , welo фе

Holland...

C

79

cheſind 1) der großeRath vonSolfand und Zees land, der aus einem Präſidenten , fechs Råthen der Provinz Holland, und brey Rathen der Provinz Zeea land beſteht. 2) Der Sof von holland oder der Provinzial :Geriditshof, welcher aus acht Rås then der Provinz Holland , und drey - Råthen eder Provinz Zeeland beftehet , der Präſiderit aber wird wechſelsweiſe aus beyden genommen . An denſelben ergehen die Appellationen von den Stadtgerichten ; vor demſelben har der Udel feinen erſten Rechtsgang; er richtet auch in tehn- und anderen Sachen . Por demſelben wird an den großen Rath von Holland und Zeeland appelliret. § . 9. In Anſehung des Rivchenſtaats, wird Holland auch in zwery Cheile abgetheilet , deren jedec ſeine beſondere Synode hat. Es iſt aber dieſe 26. theilung anders eingeriditet, als die politiſche, indem Haarlem und Umſterdam, welche nach der politiſchen Verfaſſung zu Súd :Holland gehören , nach der kirch, lichen zu Nord .Holland gerechnet werden . Zu der ſüd-holländiſchen Synode , gehören eilfKlaffen,når lich die von Dortrecht , Delft und Delftland , Leiden , und Mieder , Rheinland, Gouda und Schoonhoven, Schieland, Gorichem , Voorn und Putten , 's Gras venhage , Woerden und Ober - Rheinland , Buren , (dazu die Grafſchaften Buren , Leerdam und Ruilen . burg , und die Baronie Yifelſtein gerechnet werden , und Breda , welches unter der Staaten Brabant ges håret. In allen dieſen Klaſſen find 331 Prediger. Zu der nordholländiſchen Synode gehören fechs Klaſe fen , nämlich die von Alkmaar , Haarlem , Amſter. dam , Hoorn , Enkhuizen und Edam.

In dieſer Klafe

Die vereinigten Niederlande.

RO

Dle Berſammlungen, Klaffen find 220 Prediget . zu welchen jede Klaſſe drey Prediger und einen Helte, ften abſender , werden jährlich in Süd- Holland am Dienſtag nach dem erſten Sonntag im Juliusmonat, und in Nord-Holland am lekten Dienſtage deffelben Monats gehalten , und jede währet eilf Tage. Die Derter der Perſammlung ſind wechſelsweiſe alle dieſe Ståbte, von welden die Klaſſen den Namen füh. Rotterdam , Dortrecht, lei, Zu Amſterdam ren. ben und ' s Graverlhage, ſind Kirchen der engländiſchen Presbyterianet , und zu Amſterdam iſt eine englång difche biſchöfliche Kirche.

Die Römiſchkatholiſchen

Şaben ungefähr 250 Kirchen , und 235 Prieſter , bara unter etwa 40 janſeniſtiſche Kirchen und 60 Prieſter find. Die Lutheraner haben 19 Gemeinen und 28 Pre. diger , die Remonſtranten 30 Gemeiuen und 38 Pree diger , die Wiedertäufer 76 Gemeinen und 163 Lehrer, Die Collegianten haben hier ihre meiſten Collegia . Die Zu Amſterdam iſt eine Gemeine der Quafer. vereinigten evangelifdjen Brüder haben ihren Haupt, fie zu Herrendyk. S. 1o .

Ich beſchreibe nun die benden Hauptthelo

le, oder ſo genannten Quartiere dieſer Provinz genauet , und alſo I Süd - Holland , welches ſich von der bra. Esento erſtrecket. bantiſchen Gränze bis an das hålt A

Folgende Städte , und zwar

welche zu der Verfamm lung der Staaten dieſer Provinz Deputirte 1 die Stadre ,

abſenden .

Sie theilen ſich wieder ab 1) in

van

Holland.

81

1) in die großen Stáðre, dahin folgende6 gt. Hören , welche ich nach ihrer Kangorðnung anführe. ( 1 ) Dortrecht, gemeiniglich Dort , lat, Dordracuni, richtiger aber Dortrechtuin , die erſte Stadt dieſer Provinz, liegt an der Merwe auf einer Inſel, welche erſt 1421 in einer großen Waſſerfluth, die 72 Ddrfer und über 10cooo Menſchen verſcylang, entſtanden iſt . Dieſe ihre Lage ver: daffet ihr eine natürliche Feftigkeit , ſo daß ſie noch nie von einem Feinde eingenommen worden , ob ſie gleid teine Feſtungswerte hat.1732 hat ' mau in derſelben 3954 Häuſer gezählet. Es iſt hier die Münze von Súd: Hol land. Das Gymnaſium iſt 1635 geftiftet worden. Der Hafen iſt bequem , und der Handel iſt beträchtlich, welchen man hieſelbit vornämlich mit Setraide,Seinen, inſonderheit -Rheinmein , wie auch mit Holz , welches des Sommers aus Deutſchland auf dem Rhein und der Waal ant8mmt, und auf den vielen umliegenden Sågenmühlen zugefdhuit: ten wird , treibet . Die Stadt hat 1299 vom Grafen Jos Hann I das Stapelrechtin Anſehung atter Waaren , wel: dhe auf der Merme auf- und abgeführet werden , erhalten, welches darinn beſteht , daß ſie hier ünigeladen werden müſſen , wofür ein geriffes Stapelgeld bezahlet wird. 1618 und 1619 iſt hier eine berühmte Kirchenverſamma ling gehalten worden . Vor Alters iſt hier den Grafen von Holland gehuldiget worden , und ſie haben hieſelbſt ihre Hofhaltung gehabt. ( 2) Sarlem , die zweyte Stadt der Provinz, liegt eine Stundeweges von der See , am Fluß Sparen , welcher durch diefelbe hinfließt, und auf welchem ſehr viel Schiffe geven , die aus Friesland und andern Gegenden nach den holländiſchen und ſeeländiſchen Städten fahren , und keis nen andern Weg nehren können . Mit den Städten Ain . ſterdam und Leiden hat ſie durd) Kanale Gemeinſchaft. 1732 hat man in dieſer Stadt 7963 Häufer gezáhlet : e8 find aber wenige Reumodiſche und ſchone nnter penſelben. Es giebt hier vier holländiſche reformirte Kirchen, eine fram : zofijche, eine lutheriſche und unterſchiedene römiſchkathp , liſche, wie denn die Katholiken Hieſelbſt die Proteſtanten 4 Th. 5 A. &

82

igten

Die verein

lande .

Nieder

e fen - Das neue Diakoni : oder Ur: An Anzahl weit übertref s e h c i e l d n Gębåy . Die hieſigen men -Haus , iſt ein anſeh Luch : Seiden- und Linneu :Manufakturen , ſind heutiges Lages lange fo berråchtlich nicht mehr als ſie ebedeffen geweſen , aber doch noch erheblich . Die ſchönen Gärtent und Leinwandbleichen , ernähren viele Einwohner. Thes deſſen wurdehier ein außerordentlicher Handel mit Blumen , inſonderheit mit Tulipancu getrieben , welcher zu einer Seudje und Thörheit anšartete , jeßt aber iſt er viel gerin ger. Unterſchiedežie, inſonderheit holländiſche Schriftſtels ler , behaupten , daß Lorenz Johann Koſter 1440 Dieſelbſt die Buchdruderkunft zuerſt erfunden habe, und es iſt das Haus deſſelben von außen mit einer dieſes anzeigenden Injchrift und ſeinem Bildniß in lebensgroße, verſehen: als lein , es iſt gewiß, daß Johann Guttenberg, aus Mainz ges bürtig, die eigentlicheBuchoruderkunſi 1436 zu Straßburg erfunden habe, welche Peter Scoffer zu Maynz zur Polls kommenheit gebracht hat. Die EnordeidſcheaSchriftgiel g tto Bejeli Wiſa fenídaften hat 1752 ihren erſten Aufang genommen : es hat auch Pieter Ceyler van der Hulſt eine ziente Geſells chaft geſtiftet. 1347'und 1351 wurde die Stadt durch Feuersbrůnſte verwüſtet. 1559 ſtiftete Papſt PaulIV hies ſelbſt ein Bisthun , weldes aber wieder eingegangen iſt doch ſind bey der eheinaligen Stathedralfirche noch acht kus tholiſche Prieſter vorhanden ,welcheCanouici des haarleins miſchen Kapitels genennet werden , und von welchen e ner den Titel eines Dechants hat. Sie beſtätigen die von dem Pipſtlichen Geſandten berufenen Prieſter, welche die Bulle Ituigenitus annehmen . 1573 ward die Stadt von den Spaniern, nach einer langen Belagerung , erobert, weiche ein großes Blutbad in derſelben anrichteten . Un der Südſeite der Stadt ſind viele ſchöne Lufthauſer, und der FC gensinnte Haarlemmer Bild , welcher ein angenehmes Iz init Spaziergangen iſt. ( 3) Delft, Delphi, dle dritte Stadt dieſer Provins, liegt in ciner angenehmen und fruchtbaren Gegend an der Scie, Die Straßen find gerade und meiſtens pen . nål:

Holland .

83

noten durchidhnitten , inſonderheit aber durchſchneiden drey große Kanåle die Stadt von einem Ende bis zum andern . 1732 hat man hier 4870 Häuſer gezáhlet. In dem ſoges nannten Prinzenhof, welcher vor Alters ein Klofter gewes fen , ift Prinz Wilhelm I von Dranien, welcher zuerſt dars : innen gewohnet hat , 1584 meuchelmorderifcher Weiſe era ſchoſſen worden. Es iſt ihm in der neuen Kirche, auf Steſten der General-Staaten , 1609 ein prådhtiges Grabs mal errichtet worden , auch ſeit der Zeit in dieſer Kirche das Erbbegräbniß der Prinzen von Neſſau- Oranien gewes ſen. In der alten Kirche, find koſtbare marmorne Grab. male der berühmten Admirale , Martin Qarpert Tromp und Peter Hein , zu finden : das erſte ift prachtiger, aber nicht ſo (chon gearbeitet, als dasletzte. Außer dieſen iſt hier noch eine holländiſche reformirte Kirche, imgleichen ſind hier eine frangofiſche, eine lutheriſche, und einige römiſche katholiſche Kirchen. Man findet hier auch das Zeughaus der Provinz Golland , zwey hollándiſche und zwey Genes ralitåts. Pulverinagazine. Das unachte Porzellan , wela ches hier in großer Menge bereitet wird , iſt von der beſtere 1536 brannte die Urt, und geráty oft überaus ſchon . Stadt faſt ganz ab. Delfshaven , ein großer unb fchöner Fleden an der Maas, in deffen Hafen die oſtindiſchen Schiffe, Heringso båſen und andere Fahrzeuge der belftiſchen Kaufleute lies gen. Er hat ſeinen Urſprung der Freybeit zu danken, wele dhe Herzog Albrecht, Graf von Hollandund Seeland 1397 den Delftern verliehau bat , von dem Dorf Overſchie as aus der Schte in die Maas einen Kanal zu führen , an beffen Mündung ein Hafen nebſt einigen Häufern angelege worden , woraus der jebige Flecken entſtanden ift. (4 ) Ceiden , Lugdunum Batavorum ,Bor Alters Lug dunum ad Rhenum in Batavoruin inſula , Germaniarum caput , die vierte Stadt der Provinz , liegt am Rhein , iſteine anſehnliche, und nåchit Umſterdam die größte und çddnſte Stadtin Holland. 1732 hat man hier 1089F Håua fer gezáblet. Die Straßen find breit , lang und reist,und

84

Die vereinigte Niederland . n e

werden von ſchönen Kanälen durchſchnitten. Bon der als ten Burg , welde ungefiihr mitten in der Stadt am Ufer des Rheing auf einer Hdhe liegt , und von einigen für ein römiſches Werk gehalten wird , ſind nur noch die Mauern åbrig , in deren Mitte ein Frrgarten und ein tiefer Brunn iſt. Der Prinzenhof iſt ehemals ein Kloſter geweſen . Es find hier fünf hollándiſche reformirte Kirchen , eine frans zöſiſche, zwey lutheriſche, eine eugländiſche und eine mens nonitiſche Gemeine, und viele Verfammlungsdrter der Kas tholifen , weil dieſe den größten Theil der Einwohner auss machen . Die 1575 vom Prinzen Wilhelm I von Oranien geſtiftete Univerſitat, iſt die åltefte und anſehnlichſte in den bereinigten Niederlanden . In den akademiſchen Geb & us den findet man einen Bücherſaal, welder auffer einer be. trächtlichen Unzahl gedrudtter Bücher, auf 2000 morgens Jåndiſche, inſonderheit arabtfobe Handſchriften enthält, eine große Himmelskugel , nado Copernicus Meynung eingerichtet , welche vermittelſt eines Uhrwerks in Bewe gung geſetzet wird , einen anatomiſchen Schauplatz , ben welchem ein Zimmer iſt, darinn man ſchone praeparata anatomica , und andere merkwürdige und feltene Dinge antrifft, und eine Sternwarte ; es iſt hier auch ein guter botaniſcher Garten. Das Collegium der Theologanten , haben die Staaten von Holland und Zeeland geſtiftet, und es werden barinn junge Leute zu Kirchen &mtern zubereis tet. Das 1605 von einigen franzöſiſchen Kaufleuten ges Atiftete franzöſiſche Collegium , ift für die walloniſchen Ges meinen . Es iſt hier audy eiue lateiniſde Schule. Die bieſigen ſchönen Tuchmanufacturen , welche ebedefſen febr geblůbet haben , ſind in ſtarke Abnahme geraihen, ſeitdema der Abgang geringer geworden iſt. 1573 hat die Stadt pon den Spaniern eine ha.te und lange Belagerung auss gehalten . (5) Umſterdam oder 2 inſteldam , chedeflen Amſtelo redam , die fünfte Stadt dieſer Provinz , liegt am y , da wo die Umſtel, welchemitren durch die Stadt hingehet, und in welcher hier ein Damm oder eine Soleuſe anges legt ift, fid in daſſelbe ergießt. Sie iſt die vornehmſte Hans

Holland.

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Handelsſtadt in Europa ; und ob man gleich meynen roll. te, daß fie zum Seehandel nicht recht wohl gelegen ſer, weil der Pampus , auf welchem man auf der Süderſee dahin ſchiffen muß . Febr untief iſt, daher die großer Schiffe erleichtert werden müſſen , wenn ſie denſelben bes fahren follen, und weil die Schiffe auf den Ort oder Nords oſtmind, warten müſſen , um durch Marsdiep in die Nords fee zu kommen : ſo iſt doch ihre Lage darinn vortheilhaft, daß die übrigen Städte der Provinz ihre Waaren ſehr bes quem hieher ſenden , und andere zurůd empfangen können , und daßman , wenn der Wind gut iſt , in wenigen Stana den von hier aus nach allen nordbouảndifchen , frieslandia ſchen , oberyfſelſchen und gelberichen Städten fahren, auch von dannen hierher ſchiffen kann . Der Boden , auf wela . dem ſie ſteht , iſt moraſtig ; daher ſind die Gebäude auf eingerammelten langen Eichenpfählen aufgeführet. Die Stadt iſt iuwendig von einer ungemein großen Anzahl diffbarer Kanåle durchſchnitten , welche die Bequemlichs, keit des Handels , aud ) die Reinigkeit und Annehmlichkeit der Stadt befördern : es ſteigt aber bey' warmen und ſtillen Wetter ein ſtinkender Dampf davon auf , welcher noch ſchlimmer ſeyn würde , wenn nicht das Waſſer durch zmo große Waſſermühlen , welche beſtandig eins und ausmahs len, und durch eine Roßmühle , in beſtåndiger Bewegung erhalten würde . ) und in dunſeln Abenden und Nädten baben ſie zufälliger Weiſe vielen Menſchen das Leben gekoftet ; daher man an den Ranalen und auf den Strafa ſen Laternen angeleget bat , welche des Abends angezůno bet werden . Die Kanåle haben insgeſammt ihren Auss gang in das y und in die Umſtel, und diejenigen , welche weit in die Stadt hinein gehen , ſind von Duerkanalen durchſchnitten , vermittelſt deren man in die übrigen kom . menkann. Dieſe Kanäle gertheilen die Stadt in eine Mere ge Iuſelu , welche durch viele hölzerne und ſteinerne Brüs den an einander gehångt find. Die Stadt liegt in Geſtalt eines halben Zirtels am 9. Un der Landſeite iſt ſie mit einem Wall von 26 regelmäßigen Bollwerken umgeben, kann auch von dieſer Seite unter Waffer geſegt werden. Am

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Die dereinigten Niederlande.

Amy iſt ſie zwar nicht befeſtiget : alleint, es Find daſelbſt, zu ihrer Sicherheit, zwo Keihen Pfåhle , die einige Schua he hoch aus dem Waſſer hervorragen, und etwa 70 Schus 1 he von einander ſtehen , an gewiffen Orten aber find Deffa mungen gelaffen worden , durch welche die Schiffe eins und ausfahren , und welche des Nachts berſchloſſen werden . Sie machen eine Långe von 50000 Sduhen aus. Auf ſen vor diefen Pfåhlen liegen die fdzweren Schiffe in groa Ber Menge; und dieſes wird gemeiniglich de laag genen ner. Die vielen Maften , madjen einen Wald aus. Zwis fchen der Stadt und der innern Reihe Pfáble , wiinmele es von allerlen kleinen Schiffen und Fahrzeugen . Zwis fchen der innern und äußern Reihe Pfåyle , rind , von der Mitte der Stadt an zu rechnen , gegen Often und Weften breite Gegenden Durd Pfåhle abgeſondert, welche Schiffes håfen genannt werden , und darinn die Schiffe, welche nach Rorten und Pften fahren , des Winters aufgeleget werden . Um » , inſonderheit zwiſchen der alten Stadta herberge und Kattenburg , hat man einen angenehmen Spaßiergang , und eine Tchöne Ausſicht. In der Stadt verdienen die neuen Seeres Keyzers und Prynzen -Grafa ten , an weldien fchöne Gebäude ſtehen, die Binnen Ama ftel , welde niemals teer von Fahrzeugen iſt, und die Wieuwe Plantagie, daß man daſelbſt einen Spaziers gang vornehme. ' An friſchem und gutem Waſſer fehlet es , als welches aus der Bedyt hieher geführet werden muß , doch fammlet man auch Regenwaſſer. Die Umſtel theilet die Stadt in zwey Theile. Derjea nige Theil , welcher der Umfel gegen Often liegt , wird die alte Seite , und derjenige Theil , welder derſelben gegen Weſten iſt, die neue Seite genennet. Der Uma fang der ganzen Stadt begreift bennahe 894 Morgen Landes. 1732 hat man 26835 Håufer gezáhlet. Die Anzahl der Einwohner wird ungefähr und höchſtens auf 200000 geſchätzet ; denn von 1747 bis 1752 , und alſo in ſechs Jahren , find jährlich , ein Jahr in das andere gerechnet, 8247 geſtorben . Die Fremdlinge, welche ſich von Zeit zu Zeit bieſelbſt aufhalten , inachen auch eine gros

1

Holland.

87

große Anzahl aus. Die holländiſchen Reformirten har ben hier eilf Kirchen , unter welchen zwo Pfarrkirchen ſind , nånlich die alte und neue Kirche ; fonft ſind hier zwo franzöſiſche Kirchen , zwo englindiſche , eine arminiánis dhe oder remonſtrantiſche, wo lutberiſche, drey ,mens { nonitiſche, und eine qnaderiſche , und die Römiſchkatholis fchen haben mehrere Verſammlungsdrter, als alle vorhers gehende gottesdienſtliche Parteyen zuſammen genommen , wie denn der vornehmſten 24 find. Die Armenier haben aud) eine Kirche. Die Synagoge der portugieſiſchen Jus den , ift ein großes hohes und ſchönes viereckiges Gebius de , und inwendig ſehr reinlich , aber ohne Zierraten : die übrigen Juden haben unterſchiedene Synagogen. Die Anzahl der Armenhåuſer iſt betrådytlid , ihre Einkünfte Find anſehnlich , ujid die Bequemlichkeit und Reinlichkeit in benfelben , iſt vorzüglich groß. Die merkwärdigſien ſind das Almofenierhaus der alten , und das Almofenierhaus der neuen Seite , in welchen Brodt , Butter, Kåre und Torf ausgetheilet werden , das Gaſthaus für alte Männer und Frauen , welches aus unterſchiedenen Gebåuden bes ſteht , das alte Männer und Frauen - Haus , welches neu erbauet iſt , das Diaconie: alte Frauenhaus , welches das anfehnlichſte Gebäude unter allen iſt, darinn aber auch alte Menner unterhalten werden , unterſchiedene Waijena håufer, als das Almoſenier - Waiſenhaus , darinn oft an 2000 Kinder ſind , das Diaconie - Waiſenhaus, das Bürger - Waiſenhaus , u . a . m . Es ſind hier auch einige Zuchthäufer, nåmlich das Raſpelhaus, das Spinnhaus, das neue Werkhaus, und das Befferungshaus ; auch ift hier ein Rollhaus. Das anſehnlichſte und prächtigfte Gebäude. ſowohl in diefer Stadt , als in den geſammiten vereinigten Nieders lanben , iſt das Stadts oder Ratlı-Haus,welches auf dem Damme, und zwar auf einem freyen Plage , fteht. Es iſt von Bremer und Bentheimer Duaderſteinen erbauet, (bie ganze unterſte Gegend ausgenommen , welche von Badſteinen aufgeführet ift ), 282 Schuhe breit , 235 tief, 16 boch , den Zhurm ungerechnet , welcher 41 Schuhe aber 84

86

Am

Die dereinigten Niederlan

ift fie zwar nicht befeſtiget : allein, es

zu ihrer Sicherheit , zwo Reihen Pfåhle , die he hoch aus dem Waffer Hervorragen, und es he von einander ſtehen , an gewiffen Orten mungen gelaffen worden , durch welche die w ausfahren , und welche des Nachts verſchiwa auguetely es Sie machen eine Långe von 50000 Sdjuk ... fen vor diefen Pfåhlen liegen die dweren C. SIERER Ber Menge ; und dieſes wird gemeiniglich di net. Die vielen Maften , maden einen W .. fchen der Stadt und der innern Reihe Pfer es von allerlen kleinen Schiffen und Fahr: fchen der innern und äußern Reihe Pfåtle , k die Mitte der Stadt an zu redynen , gegen Often breite Gegenden Durd Pfahle abgeſondert, in hafen genannt werden , und darinn die Schi. nach Norten und Pflen fahren , des Winterit werden . Uin , inſonderheit zwiſchen der of herberge und Kattenburg , hat man einen Spaßiergang , und eine fchöne Ausſicht. " : verdienen die neuen Beeres Keyzers : und Prrin! ten , an welden fchöne Gebäude ſtehen , die Béis : ſtel, welde niemals leer von Fahrzeugen in Wieuwe Plantagie , daß nian daſelbſt eine iz"a 4ks gang vornehme. An friſchem und gutem etiche es , als welches aus der Bedit hieher gefinn muß , doch fammlet man auch Regenwaſſer. baru nie ind Die Umſtel theilet die Stadt in zwey Theilm , met wo) nige Theil, welcher der Umſtel gegen Often da, dhe pillon die alte Seite , und derjenige Theil, welcherunkowany gegen Weſten iſt , die neue Seite genennet. fang der ganzen Stadt begreift beynahe Sound at have done Landes . 1732 hat man 26835 åufer gezálta 1 Anzahl der Einwohner wird ungefähr und hochum , 200000 geidätet ; denn von 1747 bis 1752 , tym in ſechs Jahren , find jährlich , ein Jahr in den nye gerechnet , 8247 geſtorben . Die Fremdlinge , 17 yene von Zeit zu Zeit biefelbft aufhalten , inachen Tessen

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's ganze, am Flurte (111g swerte hat fie ? auch die umlies Die Stadt- treibet . 'berſchmiede und gefangen . 1375 * 1975 jung, liegt auf r Mündung der roßen und bes ist die ſtårffte re eigenen Ros 1942 Häuſer eget fich auf , welche die inaufführen . ben Krieges ninen mors * Waſſer lian , übers renheit der burde fie Set , 1616

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Die vereinigten Niederlande.

åber dem Dache erhaben iſt. Es fteht auf 13659 einges rammelten Maſten oder Bäumen , mit deren Einrammes lung am ao Jenner 1648. Der erſte Anfang gemacht, der erfte Grunoſtein aber erſt am 28 Oct. bieſes Jahres gelen get worden. Am 23 April 1655 hielt der Magiſtrat Feing erſte Berſammlung in demſelben , ob es gleich noch kein Dach batte. Der Eingang befteht aus fieben kleinen Thos ren , daß aber kein großes, der Pracht des Gebäudes ges máßes Thor , angelegt worden iſt , hält man für ein vors Inwendig iſt das Stadthaus mit reßliches Perfehen. Marmor , Faſpis , Bildhauerarbeit und Gemälden reichs lich gezieret. Ju den Kellern deſſelben , wird theils der große Shall der vieſigen weltberühmten Wechſelbant vers wahret , von welcher gleich ein mehreres , theils dienen ſie zu Gefängniſſen für Verbredyer , welche die Zodesſirafe In den zu erwarten haben , theils werden ſie bewohnet. oberſten Zimmern iſt ein ſo genanntes Zeughaus, oder Auf dent vielmehr eine Sammlung alter Rüſtungen . Zhurm iſt ein vortrefflictes Glođenſpiel ; man hat auch von demſelben eine ungemein odneAusſicht über die Stadt und die umliegende Gegend bis in die Süderſee. Von der Wechſelbank iſt noch etwas anzuführen . Sie ift 1609 ans geleget worden , und die Stadt hat ſich zum beſtändigen Banquier ihrer Einwohner gemacht, welche ihr dasjenige Gelo anvertrauen múffen, das ſie zur Bezahlung der Wechs felbriefe und der Waaren im Ganzen anzuwenden pflega ten. Es måffen alſo dergleichen Auszahlungen jederzeit in der Bant geſchehen , es wåre denn die Summe unter 300 Gulden . Die Schuldner bringen ihr Geld in die Bant , und die Gläubiger müſſen es darinn empfangen . Solchergeſtalt hat die Stadt den größten Theil des Gela des ihrer Einwohner in hånden , ohne daß dadurch die Was Freyheit im Handel und Wandel gehemmet wird. in der Bank liegt, iſt außer Gefahr ; niemand båbet etwas ein , und ein jeder bleibet fo reich , wie er war, ob er gleich Die Bant fein Geld nicht in eigener Verwahrung hat. fteht unter der Aufſicht der Bürgermeiſter, und das Ges Woolbe darf nicht anders , als in Gegenwart derſelben , gea

bffnet

Holland .

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dffnet werden . Niemand erfährt, wie hoch fich der baare Borrath belaufe ? und noch weniger , wie er ſich gegen den Credit der Bant perhalte : dieſer Credit aber beru . het nicht allein auf dem wirklich vorhandenen Golde und Silber , ſondern auf dem Credit der Stadt und ganzen Republik . Die übrigen Offentlichen Gebåube und Unſtale ten ſind , die dren Wagen, die Börſe, welche von Bads fteinen anſehnlich erbauet iſt, die Reihebant oder der Lom. bard , die lateiniſche Schule , das Gymnaſium illuftre, das Collegium anatomicum und chirurgicum , der mediciniſche Kråutergarten außerhalb der Stadt, der Schauplaß , der Seeraths- oder Admiralitåts Hof, rrelder ehedeffen der Prinzenhof genennet wurde , des Landes See . Magazin , der Admiralitats Schiffszimmerwerft, des Landes und der Admiralitåts Reperbahn , das oſtindifche Haus, das oſts indiſche See - Magazin , nebſt der Reperbahn dieſer Coms pagnie , das weftindiſche Haus, die Zeughduſer der Stadt, das Herren logement der alten Seite , wofelbft fremde Standesperſonen getneiniglich einzutebren , und die Herren des Magiſtrats ihre Mahlzeiten zu haben pflegen , das Herren Logement & der neuen Seite , die Doelens (Schieß . häuſer ) , welche nicht mehr zum Schießen , fondern als Wirthshäuſer gebrauchet werden , einige Stadtherbergen, 4. 6. m . Die-Nazahl der Manufacturiſten und Künſtler, ift hies felbſt groß. Die Regierung der Stadt beſteht ungefähr aus go Perſonen , welche aus der Bürgerſchaft erwåblet werden. Darunter ſind 36 Håthe , die man den Rath oder die Weisheit ( Broedſchap ) nennet, and welche den ganzen Körper der Gemeine vorſtellen , und die höchfte Ges walt haben ; ferner der Hauptídulze , der Oberſchulze, die Bürgermeiſter, die Schöppen , die Schatbewahrer der Stabt , die Waiſenmeiſter , die Rechenmeiſter , die Coms miffarien der Wechſelbank , der Heyrathsjachen , der Fleis nen Sachen , der Aſſurantie-Kaamer , der Seefachen , der Erbſchaften , welche zur! Tilgung der hinterlaffenen Schuls den nicht zureichen ( de deſolate Boedels) , der Leihebant, das 5

90

ten Niederlande.

Die vereinig

das Collegium der Ueciſenmeiſter , ferner drey Penſionairs , 3todif Secretairs , u. a. m. Die Stadt iſt eben nicht alt. Fhr allererſter Urſprung gehöret serinuthlich ins sate Jahrhundert. In einer Ura tunde von 1974 heißt ſie Umſtelredamme, und eher gea fchieht ihrer nirgends Meldung. 1370 war ſie ſchon eine der anſehnlichſten unter den europäiſchen Handelsftådten . 3480 bekam fie Thore, Thárme und Mauern. 1915 hata te ſie ſchon 2531 Håufer. Ju den Jahren 1585 , 1593, 1612 und 1658 iſt ſie ſehr vergrößert worden , und im letztgedachten Jahr, hat ſie ihren jegigen Umfang erlanget. 1650 ſtellte Wilhelm II , Prinz von Dranien , einen bers greblidhen Wer fuck an , ſie zu überrumpeln , (6) Gouda , gemeiniglich Tep Bouw , die rechte Stadt dieſer Provinz, liegt am fleinen Fluffe Gouwe, wela cher hier durch zwo Mündungen in die Ofel fållt, nachdem er theils durch die Stadt , theils um dieſelbe gefloffen ift . 1732 hat man 3974 Häuſer gezáhlet. Die dem 1. Johana ned dem Täufer gewidmete Kirche, welche eine der grofa ten in Holland , aber nur mit einen Gewölbe von Holy verſehen , auch nicht hoch iſt, hat außer andern Zierathena infonderheit ſehr ſchön und fünftlich bemalte Fenſter, wels che auf Koſten unterſchiedener vornehmer Wohlthäter, als Philipp II , Königs von Spanien , Margaretha 'bon Dea ftreich , Statthalterinn der Niederlande, Wilhelms I , Prinzen von " Oranien , u. d . M. durch die geſchidten Maler und Brüder Dirt und Wouter Crabbeth verfertis get worden, nachdem die Kirche nach der Feuersbrunſt, welde fie 1552 erlitten bat , wieder erbauet worden ; es machen aber dieſe Gemdide an den Fenſtern die Kirche dunkel. Es find hier viele Remonſtranten . Faſt alle Schiffe, verinittelſt welcher der Handel zwiſchen Holland und Zeeland und den Oftreichiſden Niederlanden getrieben wird , gehen durch dieſen Ort , nåmlich aus der Gouwe in die Ofel, und durch die Yfſel in die Merwe, und ſo weiter , und die Stadt unterbålt, zum Behufe der Durcha fahrt der großen Schiffe, die Schleuſen an dem leidenſchen Dainme zu Delft , Woerden und Gorperwel , wofår ihr Schleus

Holland.

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Schleuſengeld entrichtet werden muß . Bermittelft dieſer Edhleuſen tann auch die umliegende Gegend unter Waſſer geſetet werden , worinn die einzige Befeſtigung der Stadt, jur Zeit eines feindlichen Anfalles , beſteht, wie fie fichi denn auch derſelben 1672 gegen die Franzoſen bedienet hat. € 8 werden hier viele und gute Tabacképfeifen, zu welchen der Zbon aus dem Bisthum Låttich hierher gebradt wird , verfertiget, auch Garn und Taue oder Stride bereitet, und von dieſen Geſchäfften haben die Einwohner ihre vornehmſte Nahrung. Es iſt hier das Archiv der Proa vinz Holland. 2) In die kleinern Städte, daßin folgende 3 gehören

(1 ) Xotterdam , die ffebente Stadt dieſer Provinz, and nach Amſterdam und Haag die ſchönſte , liegt an der Raas.oder Merwe, welche hier die durd) die Stadt flieſs fende Rotte aufnimmt , ſehr breit, auch tief genug iſt, uin Schiffe, die weder ſehr groß noch idwer beladen ſind, aus der See zu empfangen ; wenn ſie aber tiefer als 15 Sqube gehen , müffen ſie ben Helvoetſluns aufs Haring -Vliet, und über Hollande - Diep , durch die dortſche Kil (dors trechriſde Tiefe).bey Dortrecht vorber , nach Rotterdain gehen , weil die rechte Mündung der Maas , die 5 Stuns ben weſtwårt8 von Rotterdam iſt, durch Sand von Zeit zu Zeit höher wird. Auf den tiefen Ranålen , welche die Stadt durchſchneiden , können die großten ediffe mitten in die Stadt tommen , und vor den Pachåuſern der Kaufo leute beladeu und geldſchet werden : daher wird hier nådiſt Umſterdam der ſtårtſte Handel getrieben, infonderheit nach England und Schottland . Die Börſe iſt noch prachtiger als die zu Umfterdam . 1732 záhlte man 6621 Häuſer. 1563 hat ffe zwar durch eine große Feuersbrunft viel ges litten , iſt aber beffer , als ſie vorhin geweſen , wieder cra . bauet worden. Es iſt hier das erſte Admiralitats : Colles, gium der vereinigten Niederlande, welches aus zwolf Rås Hußer vier holländiſchen reformirten Kira then beſteht. dhene

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chen , find hier noch eine franzöſiſche , eine engliſch prebo byterianiſche, eine engliſch: biſchöfliche, eine ſchottlandie ( che und eine lutheriſche, welche letzte neu und ichón ift. Die hieſige BataafſcheGeribotſchap der proofondervindelſe Wysbegerde, ift 1769 zuſammengetreten , und 1770 durch die Staaten von Holland und Weſtfriesland beſtåtigetwors den. Wo ich nicht irre , ſo iſt ſie eben dieſelbige Geſelle fchaft der Wiffenfebaften , der Stephan Hoogendhk 1771 ein Capital von 150000 holländiſchen Gulden geſcheufet hat. Uußer der reformirten Schule von ſechs Klaſſen, iſt hier auch ein reformirtes Gyınnaſium . Der anatomiſche Schauplan ift klein, aber gut eingerichtet. Das alte Måns ner-Haus , iſt ein ziemlich großes auch wohlgebautes ſteis nernes Gebåude. Die Stadt hat dem hier gebornen Des fiderius Erasmus zu Ehren , 1622 eine fchone metallene Bildſäule errichtet, welche auf der großen Bråđe über die Maas, nahe bey der Börſe ſteht.

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( 2 ) Gortum , gemeiniglich Gorichem oder Gorins chem , die achte Stadt in der Ordnung, liegt auf der gela derlandiſchen Grånze an der Merwe, in welche rich hier die Linge ergießet, nachdem ſie die Stadtin zwey Theile ges trennet hat. Sie iſt ziemlich befeſtigt , inſonderheit an der Bitfeite nach Gelderland zu , und auf den andern Seis ten fann ſie unter Waſſer geſetet werden . 1732 hat may 1398 Häuſer , hundert Jahre vorher aber 1609 gezáblet. Sie treiber einen ſtarken Handel mit Korn ; es werden auch hier in der Merwe viele fachle gefangeri. Por Alters hat fie , nebſt dem nahe gelegenen Lande Arkel, den Herren von Urkel,zugehöret. (3) Schiedam , die neunte Stadt in der Ordnung, Tiegt an der Muas , und hat den Namen von dem Fluſſe Schie, welcher hier durch eine Schleuſe in die Maas geht. Sie hat 1504 Håuſer. Die vermogendeſten Einwohner růſten Schiffe zum Seringsfange aus , und die geringern ſtriden Neße. Es wachſen hier ſehr viele Wacholderſtode. ( 4) Schoonhoven, die zehnte Stadt in der Ordnung, liegt am Led , welcher hier der durch die Stadt gebenden Flug

Holland.

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Fluß Vliet aufnimmt, hat nur 588 Häuſer, iſt aber wohls befeſtiget, und hat an der Landſeite rechs ganze, am Fluffe aber zwey halbe Bollwerke. Dieſe Feftungswerke hat ſie 1672 und 1673 bekommen . Man kann auch die umlies gende Gegend unter Waſſer feßen. Die Stadt treibet ziemlichen Handel; es ſind auch hier Silberſchniede und Papiermacher , und im Led werden kachle gefangen. 1375 und 1518 iſt die Stadt ganz abgebrannt. (5) Briel , die eifte Stadt in der Ordnung , liegt auf der Nordfeite der Inſel Boorne , unweit der Mündung der Maas , mit welcher ſie, vermittelft eines großen und bes Sie iſt die ftårffte quemen Hafens , Gemeinſchaft hat. Feſtung , welche die Provinz Holland auf ihre eigenen Kos ften unterhalt. 1732 hat man in derſelben 942 Häuſer gezáhlet. Der großte Theil der Einwohner leget fich auf die Fiſcheren ; es wohnen hier auch die Lorſen , welche die aus der See kommenden Schiffe die Maas hinaufführen. Die Stadt ift Bey dein Anfange des ſpaniſden Striegos die erſte geweſen , welche für die Staaten gewonnen wors den , ale fie nåmlich 1572 von den ſo genannten Waffer : Seuſen , unter Unfährung des Grafen von Luman , übers rumpelt , und dadurch zugleich der Grund zur Freyheit der bereinigten Niederlande geleget wurde. 1585 wurde ſie an die Königinn Eliſabeth von England verpfändet, 1616 aber wieder an die Staaten eingeräumet . 2 Die Städte, welche zwar jesst keine Des putirte zu der Verſammlung der Staaren dies fer Provinz abfenden, aber doch den Staaten unmittelbar unterworfen ſind. Unter denſelben find unterſchiedene Gränzfeſtungen und Schanzen die fer Proving, welche ihr an der Oſt. und Süb.Seite zur Beſchüßung dienen . 1 ) Paarden , eine gute Feſtung an der Süderfee, in welder 1732 find 747 Hlufer gezáhtet worden. Sie iſt. cine Pormauer pou Amſterdam , von welder Stadt lie Dick

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2) Muiden , ein Städtchen von 190 Häuſern , liegt an der Vecht , welche ſich hier in die Süderſee ergießt. Es iſt etwas befeſtiget, vornehmlich aber das Caſtell, wels des in der nordorftlichen Gegend des Ortes liegt. Seine beſte Beſchütung aber beſteht darinne , daß es im Noto's fall unter Waſſer geſetzet werden kann , wenn das Wafe fer aus der Süder ſee, vermittelft der in der Mündung der Pecht angelegten Schleuſe , eingelaſſen wird. Es veru dhaffet dieſer Fluß der Stadt den Vortheil der Durchfahrt aller großen Schiffe, welche von dem obern Rhein nach Amſterdam und von dannen zurück gehen. Sonſt wird hier viel Salz bereitet, und die Einwohner legen fid fart auf die Fiſcherey. 1356 wurde es von den Utrechtern eine geårdert. 3) Wezep oder Weep , eine Stadt von beynahe 500 Håuſern , liegt an der Vecht, und iſt an der Oſtſeite well befeſtiget. Aus der Vecht wird von hier, in beſonders das Bu eingerichteten Schiffen , füßes Waffer nach Amſterdam zum Bierbrauen und anderem Gebrauche geführét. 1356 ward die Stadt von den Utrechtern geplündert , und ist Brand geſtecket, und 1506 von dem Herzoge von Geldern eingenommen . 4 ) Vieuwerfluis , eineSchanze , dren Stunden von Bezop , an der Recht, welche mitten durch dieſelbe hins geht. Sie machet die Grånzídheiðung zwiſchen den Prost vingen Holland und Utrecht , ſo daß die eine Hälfte der Schange äiit rechten Ufer des Flufies auf dein holländis fchen , und die andre am linken Ufer auf dem utrechti, den Boden liegt. Bei dieſer Schange iſt die Vedat mit ber

1 Holland.

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1 der trummen Umſtel durch einen Kanal vereiniget, `auf welchem eine ſtarke Fahrt zwiſchen Umſterdain und 1 Utredyt ift. 5 ) Woerden , eine kleine Stadt am alten Rhein , wels cher mitten durch diefelbe hinläuft. 1732 záhlete man in berfelben 397 Håuſer. In derſelben ſteht ein altes Sdloß. Sie iſt gut be;eftiget , inſonderheit an der Ditreite. 1672 und 1673 hat ſie von den Franzoſen viel erlitten . 6 ) Die Wierider Schanze , liegt am linken Ufer des Rheins, ungefähr ein und eine halbe Stunde voù Woere den , und iſt 1673 errichtet. Nahe dabey, etwas weiter hinauf am Rhein, und zwar am rechten Ufer deſſelben , lag ehedeſſen die Schanze Vieuwet - Brug , welche aber geſchleifet worden iſt. 7 ) Oudewater , eine feſte Stadt an der durchlaufens ben Yel, hat 562 Häuſer. 1575 wurde ſie von den Spa niern mit ſtürmender and erobert , und in der erſten Wuth , ein großes Blutbad unter den Bürgern angerichtet. 1672 tam fie in die Hände der Franzoſen . K. Karl V gab ihr , um die große Raſeren, welche in der grauſament Verbrennung der Perſonen beſtand, die man thòrichter weiße ber Hererey beſchuldigte, zu hemmen, durch ein Privilegium das Redyt, alle ſolche beſchuldigte Perſonen öffentlich zu mågen , und diejenigen weldje über dreyßig Pfund gewos gen , (denn man erdichtete, eine wahre Here könne nitcht dreyßig Pfund wägen,) loszuſprechen. ſ. von Uffenbad) Reiſen Lh. Ž. S. 293. F. 8) Hieuwpoort, ein Befeſtigteß Städtchen von 143 Häufern , liegt am fedt , und iſt eine Dertlichkeit, welche Die Eins dem Hauſe von Nafſau : Dranien zugehöret. Es iſt wohner haben vom fachsfange ſtarte Nahrung. melrmalo, und zulegt 1750, vom Feuer ftail beſchadiget worden . 9) Coeveſteint, eine kleine Schanze auf der Wefilichen Spiße vom Bommelerwaard , und dicht auf der Grange des Gelderlandes , jedoch auf holländiſchem Boden . Hier fließen

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Die verein

fließen die Maas und Waal zuſammen und werden die Merwe genannt ; daher iſt dieſer Platz von großer Erheb . lichkeit für Holland. In der Mitte dieſer Seanze ſteht ein altes Schloß , dahin oft Staatsgefangene geſetzet worden find, z. E. 1619 Hugo Grotius ,und 1650 reches Staatsleute , welche fich ſtark gegen den Prinzen Wils helm II von Oranien geſetet hatten . Nach demſelben wure den die Häupter der Partey , welche wider die ſtatthalteris ſche Regierung war , die loewenſteiniſche Partey genemet. 10) Woudrichem , gemeiniglich Workum , ein wohl. befeſtigtes Städtchen von 158 Håuſern an der Merwe, int Lande Altena. M. II) Heusden oder Steder-Seusden , eine der ſtårkſten hollåndiſchen Feſtungen , liegt unweit der Maas , mit wels der fie vermittelft einer Tiefe vereiniget ift , dutch welche ehedeffen der Fluß ſelbſt ſeinen Lauf genommen hat. Sie har ungefähr 600 Häuſer. ' 1589 ward ſie von den Spa . niern vergeblich belagert. 12) Geertruidenberg , Mons S. Gertruidis , gemeia niglich der Berg ſchlechthin genannt , ' eine feſte Stadt von 456 Häuſern am Meerbuſen Biesboſch , welcher nach derſelben das Bergerveld genennet wird , ſonſt aber 1421 in einer großen Waſſerflutb entſtanden iſt , und hier den Fluß Dongen aufnimmt. Die Stadt hat den Titel einer Herrlichkeit, und gehöret dem Hauſe Nafſau Oranien ,wels ches in derſelben ein ſchönes Wohnhaus hat, das der Prins zenhof genennet wird . Die Einwohner ernähren fich hauptſächlich vom lachsfange. 1420 brannte fie ganz ab. 1588 wurde ſie von den Spaniern erobert, ihnen aber 1593 wieder entriſſen . 1710 wurden hier zwiſchen Frankreid ) und den Bundesgenoſſen vergebliche Friedensa unterhandlungen gepflogen . 13) Der Blundert , eine kleine Stadt und Feſtung, welche vor Alters ein Dorf , Namens Tiervaart oder Wieuwervaart geweſen , 1583 aber durch Silhelm I , Pringen von Oranien , mit Wallen umgeben , und zu einer Stadt gemacet worden iſt. Sie gehöret dem Hauſe Nas

Holland.

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Naſſau Dranien unter dem Titel einer Herrlichkeit. Das Waffer , an welchem fie liegt , wird die Rodevaart ga nennet, und an demſelben liegt noch eine Schanze, Naa mens Bloemendaal 3 s Gravenhage, gemeiniglich ſchlechthin der Saag , lat. Haga Comitis , eine fibone Stadt, in einer ſehr angenehmen Gegend . Sie hat weder Mauern noch Chore , aber doch Stadtgerechtigkeit, und iſt mit einem Graben uingeben , über welchen bey den Zugången zu der Stadt Zugbrücken angeleget ſind . 1732 hat man 6164 Hauſer gezahlet , die offentlichen Gebäude ungerechnet. Unter jenen find viele große und regelmäßige Gebånde. Einige große Pläße in der Stadt, ſind mit Binmen bes Feket , und dienen im Sommer zu Spatziergången , und an deni Graben , welcher die Stadt umgiebt, iſt auch ei. ne Atlee angeleget werden . Sie hat ihr Leben und ihre Nahrung von den einheimiſchen Generalitat : und Pron vinzial: Collegien , und von den auswärtigen Geſandten , Reſidenten und Agenten , weldie hier wohnen. Die Col: legia betreffen :) die Generalitåt , und find , die Generals Staaten der vereinigten Miederlande , der Staatsrath der Vereintgten Niederlande, der hohe Kriegedrath , die Generalitats -Rechenfammer , die Generalitats - Münzkams mer , und der Rath von Brabant und dem Lande über ber" Maas. 2) Die Provinz Holland , und ſind die Staas ter von Holland and Weſtfriesland , die deputirten Bås the von Holland und Weftfriesland , der Hof von Hols land, oder der Provinzial : Gerichtéhof, der große Rath, von Holland umd Zeeland , und unterſchiedene Rechena kammern. Der alte buf, welchen die elemaligen Grae fen von Holland bewohnet haben, gehöret nun dem Statta halter , und iſt ausgebeffert worden . Er hat eine widrige Sammlung von Geräiden , ein Naturalie cabinet und eine Bibliothed . In der Mitte des großen Platzes zwis Toen den Gebäuden dieſes Hofes , fteht der fo genannte große Saal, in welcher die von den Feinden ber Repub , lit zu Kriegeszeiten eroberten Siegebzeichen , als Flag. gene 4 Ch. 5 % ,

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Die vereinigten Niederlande.

gen, Standarten , Fahnen, Pauken , u. l.w. aufgehangen werden , er iſt aber alt und unanſehnlich ; es gehet auch ein ordentlicher Weg durch denſelben , man verkaufet dafelbft alte Bücher , und die öffentlichen Auctionen werden darinn angeſtellet. An der Weſtſeite fiebet man die Zimmer, in welchen die vorhin genannten Collegia fich verſammlen. Im Umfange dieſes Hofes, fteht auch die franzöfid refors mirte Kirche. Sonſt ſind hier drey Kirchen der niederlåna diſchen Reformirten , eine englåudiſche Kirche,und eine lue theriſche Kirche, welche feit 1766 einen hochdeutſchen und einen holländiſchen Prediger hat , imgleichen Kirchen der Katholiken , Kemonſtranten 2. und zwey jüdiſche Synds gogen , wie auch zwey große Armenhäuſer , ein Waifens baus und ein Spiunhaus. Auf die Reinigung der Kas nåle, wird nicht ſo großer Fleiß gewendet, als zu Amſters dam und an anderen Orten : und ob inan gleich dafür hålt, baß die hiefige Luft geſůuder rew , als an andereu Orten Hollande , ſo läuft doch das Gold und Silber hier eben fo fart, als an anderen Orten , an . 11 Die umliegenden Gegenden ſind luftig. Gegen Often fiehet man angenehme Weiden , gegen Süden ſchöne und prachtige Lufthåuſer, gegen Weften die Dünen oder Sande hågel an der Nordſee, dalin , und zwar nach dem daran gelegenen Dorfe Schevelingen , eine gerade mit Badſteia nen gepflaſterte Adee führet, nebſt 2 Nebenalleen für die Fußgånger , und gegen Norden iſt ein fchones Gehdize, welches der haagſche Boſch genennet wird , in welchem die ſtatthalteriſche Familie ein Luftſchloß hat , Oraniena faal, oder das Saus im Buſch , genannt , welches wegen der ſchönen Gemälde und Statåen berühmt iſt. Es gehen aud vom Haag aus Alleen nach dem Dorfe Loosduinen, und nach Delft. Zwiſchen dem Hauſe im Buſch und Kars wyk , ift 1765 ein Ranal gegraben worden , um am erſter Drte das Waſſer zu erfriſchen , und dadurch eine gefundere Luft zu verſchaffen . B) Folgende Aemter, deren jedes feine beſon. dere hohe Gerichtsbarkeit þat, vor weldzer alle Rechts. fachen

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fachen abgehandeltwerden , und aus dem Amtmann und den Schöppen beſteht,

I Das Amt Booiland , liegt an der Süberſee, in der Gegend von Naarden, und beſtehe größtentheils aus Sanda hågely und Heide, rrelde gemeine Weiden für Kühe und Sdure abgebent. Sonſt wiidfet hier etwas Roggen , vors nehmlich aber Buchweizen. Die merkwürdigſten Dorfer find : Suizen , woſelbft fich viele Einwohner vom Botten : fange náhreu , auch unterſchiedene Manufakturen find ; Silverſum , woſelbſt Euch und wollene Stoffe gewebet werden , und welches 1766 durch eine Feuersbrunſt die Hälfte ſeiner Gebåude , nåmlid, auf 200 , verloren hat, 's Graveland , welches das beſte Dorf., und mit ſchönen fufthåuſern angefüllet iſt , unter welchen ſich das Haus Trompenburg ter andern ausnimmt , und Muiderberg, auweit der Stadt Muiden , in deffen Gegend das febr fíchreiche MarbersMeerift. 2 Das Amt loosdrecht , grånzet gegen Südweſten an das vorhergebende , iſt klein, und hat lauter Heide. Die Dörfer Alt- und Scu :Loosdrecht , find anſehnlich. An der Weſtſeite der Becht liegt das Dorf Coenen, und gleich daber iſt das Schloß Kronenburg , welches audy an der Vecht lieget, und zu welchem die Herrlichkeit loenen gehöret, Jn der Geſchichte der Grafen von Holland, iſt es berahmt. 1672 wurde es von den Franzoſen verwüſtet,iſt aber wieder aufgebauet worden.

3 Las Amſtelland , hat ſeinen Namen von der Alms Atel, weldie mitten durch daffelbe hinfließet. Es beſteht aus Seide und gutem Weidelande. Beym Dorfe Ouder : Perl , ( Altenkirden) oder Ouderkerk aan den Amſtel, iſt der Kirchhof der portugieſiſchen Jubeit, welche zu Um . ſterdam wohnen . Das Dorf Diemen , liegt zwiſchen Ums terbam und Muiden . Bende Dörfer find Amtsherrlichs keiten , und gehören der Stadt Amſterdam . Das Dies mer: Neer und das Beilmer- Meer ſind ausgetro ¢ net, and urbar gemadhet worden . Das Dorf Umſtelveen ges böret

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Die vereinigten Niederlande.

hdret auch der Stadt Amſterdam , und Waverveen it cine Herrlichkeit. 4 Das Kennemerlang , liegt an der Nordfee, und Epirb in Goords und Zuid , Kennemerland abgetheilet : das leştere gehöret allein zu Süd -Holland , und in dieſem Autheil find die Dörfer Sparendam , Spaarwouw , Sloten , Sloterdyl , Seemſtede , Bennenbroeť niit dein Haufe Berlenrode , Jantvoort und Bloemens daal, belegen. 5 Das Rheinland, iſt das grüßte Ant in Südholland, Es beſteht und liegt an beyden Ufern des alten Rheins . mebrentbeile aus Zorflande. Die ausgeſtochenen Plate find trocken , und zu Weiden gemachet worden . In An , ſebung der firchlichen Verfaſſung, wird es in Ober- und Nieder- Rheinland abgetheilet, Bon den an der Nordſeite des Rheins , belegenen Dörfern, merke ich nur folgende an : 1) Oude: (Ult :) Wetering , ein Dorf, bey welchem die großen Schiffe , die von Amſterdam und Haarlem durch Gouda und Zeeland wollen , aus dem Haarlemmer Meer vermittelſt eines Sanals in das Braaſjemer Meer gehen . 2) Oudshoorn , ein Dorf, ben welchem die Wetering ober Seimanns .Wetering , durch welde alle vorhin ge . nannte Schiffe gehen , ſich mit dem alten Rhein vers miſchet. 3 ) Rhynsburg , ein Dorf am alten Nhein , woferoft vor Alters eine abelide Benedictiner Nonnenabtey serves Vou deinfelben werden die Collegianten , weil ſie ſen iſt. fic hieſelbſt jährlich ziveymal zur Haltung des Åbendmahls verſamınlen , Rhynsburger genelinet. 4) Safenheim , ein Dorf , bey welchem das in den alten Geſchichten bekannte Sans tcilingen liegt. 5) Bey den Dörfern roordwyl buyten Zee , und Coordwyl aan Zee , hat ehemals die Abrey Leenipena hoorſt gelegen. Vou den auf der Südſeite des Nheing belegenen Dörfern, ſind vornehmlich folgende anzumerken : 6)

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6 ) Katwyt op Khyn und Katwyf opZee, zwey Doro fer und Herrlichfeiten , welche nebit dem Dorfchen Zant, der Familie Waffenaar geboren , welche in Katink aan Zee ein prådstiges Lufthaus hat. Didyt ben dieſem Dorfe frund ehedeffen am Strante het Suis te Britten , Arx britannica , weldies Schloß Kaiſer Cajus Toll haben ers bauen laſſen , um von hier auf Britannien mächtige Sees fahrten anzuſtellen . Nad und nach iſt es von der Norde Ice úberidwenmet und verwüſtet worden , ſo daß es nun · von dem Baffir deo Meeres bebedet wird. 1520 , 1552 und 1562 , da das Waſſer fehr niedrig geweſen iſt, at man das Mauerwerf defieben geſehen , auch dazumal einige Steine mit römiſchen Funſchriften, imgleichen einige Müns zen gefunden , welche noch auf dem Hauſe zu Kanunk vers wahret werden. 175? ſaly nian im Dctober dieſe Steins baufen einige Tage lang , und faud ſie mumehr ungefähr 600 Sdritte weit gegen Nordoſten vou Katwnt , und 80 Edrifte von dem geineiniglid bluß liegenden Ufer ento fernet. 7 ) Die Dörfer Dalfenburg . Waſſenaar,von welchen die Herren von Waſſenaar den Namen führen , Bazaarts woude , eine Serrlichkeit der von Waffenaar, Alphen und Zwammerdam , geineiniglid) Damine, eigentlich aber Zwadeuburgeroam , welches ictzte die Franzoſen 1672 als lie Holland überfallen wollten , ausplunderten und Abbrannten , 6 das Amt Woerden , wird in den Landdarten hee Waterſchap van Woerden genannt , obgleich dieſe Was terſchap fich weiter erſtredet , als das Amt, nåmlich über ein Stúde der Proving Utrecht. Es hat feinen Namen von der Stadt Woerden , welche initten darim liegt , and beſtebet aus guten Weiden. Die Einwohner crndlys ren fich mehrentheils vom Raſemadyen . An beyden Ufern deb Rheins, welcher hindurch Fauft, find viele Steina and Pfannen:Oferi,vornehmlich an der Weftſeite von Woere den . Zu dieſem Amt gehören die Dörfer Bodegraven and Waarder, 7) Das

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Die vereinigten Niederlande,.

7 Das UmtSchieland , hat feixien Namen son der Schie , ob ſie gleich nur ein Stid der weſtliden Seite deſſelben berätret. Der Grund beſteht aus Seide, und aus großen mit Waffer angefülleteu Plåken , aus wela den Zorf geſtoden worden iſt. An der Maas und Yffel iſt etwas Saat- und Weide land . Von den dazu gehda rigen Dörfern find anzumerken : 1) Kralingen , eine Umtsherrlichkeit, welche der Stadt 31 Rotterdam zugehöret. 2) Oprrichie , gehydret theils nach Rotterdam , theils nach Delft. Gleich darneben liegt das Haus Starrenberg , ' vor welchen ſich eine Linie des raffinagríchen Geſchlechtes be nennet. Nidt weit davon iſt das verfalene Schloß Spanje, welches vor Alters berálmt war . 3) Zepenhuizen , eine Szerrlichkeit , mit dem Hauſe ten Dum . 4) Moordrecht , gemeiniglid ntoord , eine Amtea herrlichkeit der Siadt Rotterdain . Es iſt bey dickory Dorf ein Schifbau . In der Gegend dieſes Dorfes und der rotterdamſchen Dörfer Maieuwertert an den Fel, und Rapelle op den Yſſel , find viele Ziegelbrennerenen ; die Steine aber werden nicht , wie ſonſt durchgehende geſchiehet , auố tros denem Grund ausgeſtochen , Fondern aus dem tiefen Schlamm am Ufer der Uffel gemacht. 8 Das Amt Delfland, hat den Namen von der Stadt Delft, und enthält das ſchönſte und fruchtbarſte fand in Holland , welches alles hervorbringt , was zum Unterhalt de des Lebens gehöret , unter andern auch gute Baumfrüchte, infonderheit der weſtliche Cheil deffelben , welchen inan

durchgehends das Weſtland nennet. id bemerke dara innen : 1 ) Schevelingen , auch Schevening, ein Dorf,wela ches eine Stunde Gebend vom aag, an der Nordſee liegt, und den Haag täglich mit friſchen Fiſchen verfiehet, hat vom Meer viel erlitten , welches nec mehr von den Dünen wegnimmt.

Die Kirche ſtund eben beffen

Holland.

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deffen mitren im Dorf, nunmehr aber iſt ſie nahe beyma étrande. 2 ) loosduinen , ein Dorf , welches zur Hälfte dera Saufe NafſausOranien gehöret. In der Kirche zeiget man den leichtgläubigen , welche die Kabel von den 365 3 Kindern , die des Grafen Herrnianns son Henneberg Bes mahlinn, Margaretha , auf einmal geborenhaben ſoll, für walyr annehmen , zwen Beden , welche gebrauchet ſeyn ſollen , als dieſe Kinder in dieſer Kirche getaufet worden . Vor Mlters iſt hier eine weibliche Abtey Ciſtercienſer Drdens geweſen . 3 ) ter Beide, ein Dorf an der Nordſee , in deffen Ges gend 1653 ein merkwürdiges Seetreffen zwiſchen. Det nice derländiſchen und engländiſchen Flotte porfiel. 4 ) 's Graveſande, ein ſchöner gleden an den Du . nen ; Waaldwyl, ein Dorf mit dem ſchönen Luſtíchloß Soondslaardyt ; und Datering , ein Dorf, haben eine Zeitlang als Herrlichkeiten dem königlido preußiſchen Hauſe gehåret , an welches fie vermöge eines Vergleichs von 1732 ano Königs Wilhelms III Verlaffenſchaft gekommen ſind : König Friedrich Il aber hat diefe und alle feine åbrigen in Holland belegenen , und aus der oraniſchen Erbſchaft herrührenden Herrſchafter , Doinainen , fånderenen, Håus fer , lehns und Modial-Güter , mit ihren Zugehörungen , Medten , Einkánften , Geriditsbarkeiten 2c, auf ewig ait den Erbſtatthalter Wilhelm v får 700000 holländiſche Gulden , und die Meublen får 5000 Gulden , Verkaufet. Der Erbſtattbalter übernahm auch die damals darauf baftenden Sculoen , welche in 48302 Fl. und 'noch einis gen anderen Poften , beſtunden . 5) Ryswyk , ein luſtiges Dorf, in der Nachbarſchaft son dem Haag, dazu es als eine Herrlichkeit gehöret. Es hat ein ſchones Caſtell , Nemens ( Tieuwburg , welches dem Hauſe Nanau Oranien zuſtändig , und auf welchen 3697 der berähnte rygwydiſde Friebe geſohloffen wors? der ift. 6 ) Voorburg und ' t Woud , find Herrlichkeiten der Stadt Delft. 7 ). Taasa 4

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1

Die vereinigten Niederlande.

7 ) Maasland und Maaslands Sluis , oder lieber Mags :Sluis , ein anſehnlicher Flecken an einem Urm der Maas , welcher 't Scheur oder Sluiſche Diep genennet wird. Die Einwohner ernähren ſich mehrentheilö vom Seringss und Wallfiſdy-Fange. 8 ) Vlaardingen, ein anſehnlicher Fleden an der Maas , deffen Einwohner fich auch ſtark auf die Heringsfilderen legen ; wie denn aus dieſem einzigen Orte gemeiniglich in einem Jahr mehr Heringsbåſen in die See laufen , als aus allen niederländiſchen Hafen zuſammengenommen ; J. E. als 1753 hier zu lande 173 Heringsbåſen ausgerüſtet wurden, kamen aus Vlaardingen 112. 9 ) Südwärts von Schieland uud Delfland, liegen uns terſchiedene ziemlich große und wohlbemohnte Infeln, wels de mit zu Holland gerechnet werden . Einige Landbeſchreis ber nennen fie insgeſammt das Illac.sland, oder das Land über der Haas , weil ſie in Anſehung des feſten Landes von Holland , über oder jenſeits der Maas liegen , und zwar zunächſt an Zeeland , mit welcher Provinz lie in Ans febung der Be [chaffenheit ter fuft , des Bodents , und der Lebensart der Einivohner, viel ähnliches haben. Die Ges måffer , durch welche dieſe Fuſeln von einander geſchieden werden , ſind außer der Maas , oder alten Nilaas , das Saringoliet, welcher ſehr breite Strom aus dem Biesa boſch kömmt, und anfänglich Sollands Diep genennet wird , und das Volle Xal , welches ben weiterm Forts lauf Brammer , und endlich beyin Einfluß in die Nordſee, Bieningen oder Grevelingen genennet wird. Ade dieſe Inſeln ſind unter gewiffe Aemter vertheilet. Weil aber nicht eine jede Inſel ein beſonderes Aint ausnadet , ſona dern durd, die Abtheilungen in Aemter die Suſeln zerſtůs det werden : ſo will ich, um Berwirrung zu verhüten , eine Inſel nach der andern beſchreiben . (1 ) Das Land Voorne oder Oſt s Voorn , im Ges genſaße von Dver . Flacque oder Süd - Voorn , und. Goes ree oder Weſt - Boorn , welche zuſammen ein Amt ausma. chen , darunter auch die oben beſchriebene Stadt Briel ſteht. Dieſe Inſel wird von der Inſel Putten Durd das Waf:

Holland.

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Waffer Borniſſe geſchieden, und hat ihren Namen von den Dorf Ooft- Voorn , in deſſen Nachbarſchaft noch Uebers bleibfel von den Schloß Voorn ſind . Die merkwürdigſten Derter auf derſelben find : a. Seenvliet , ein Sådtden an der Bonniffe. • 1. D. Selvoetſluis , ein kleiner feſter Plak , welcher 1696 angeleget worden . In demſelben iſt eine Dode, zur Berwahrung der Kriegebidiffe des Landed, welche der Admiralitat von Rotterdam gehöret : es iſt hier auch ein Schiffzimmerwerft, und ein gutes Magazin . Der Hafen iſt zwar klein , aber gut , und die Rhede groß und ſicher. (2) Die Inſel Over : Slacque oder Zuid . Doorn , Tod : den erſten Namen entweder dager haben , weil ſie über ober jenſeits der Sandbant Slacque liegt , oder weil he ůber oder jenſeits des zwiſchen ihr unb Doſt : Born flieſo ſenden Waſſers, welches auch Flacque genennet wird , bes. tegen iſt , den zwerten Namen aber hat ſie im Gegenſas pon Poſts Voorn . Auf derſelben ſind viele große und volfreiche Dörfer, als Meliszand, Dirksland , 5crkinge, die Amtsherrlichkeit Grysoord , welche aus den Dörfern Alt : und $ 7cu - Tong beftehet, u. a . m . (3 ) Goerce , oder eigentlich Goede Reede , das iſt, gute Rhede , ſonſt auch Weeſt:Voorn , war chedeffen eine beſondere von Sver : Flacque abgeſonderte Infel :nadidem fich aber eine Sandbant zwiſchen beyden angefeget hat, und über dem Waffer hervorgeraget ift , hat man 1751 eis uen Damm zwiſchen beyden angeleget , pamit man fte endlich unter einerlen Bedeichung bringen könne. Auf Goeree liegen

a. Goeree , eine kleine Stadt , von welcher das Land den Namen bekommen hat. Sie war ehedeflen in weit beffers Umſtänden , als ihre gegenwärtigen find. b . Gutdorp, ein Dorf. * ( 4 ) Putten , liegt Poorn gegen Often , und der Maas, Borniſſe und dem Spuy eingeſchlosſen. Sie ges böret

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hbret der Benedictiner Abtey Abdinkhof zu Paderborn . Det Amımann über die Inſel, oder wie man ihn nennet , der Kuwaard van Putten , hat eine anſehulidhe Bedienung, und wird von dem Erbſtatthalter verordnet. Unter dems ſelben feben auch einige Dörfer von Dver- Flacque, Beiers land und Offchinonde. Der Hauptort dieſer Safelift Geervliet, ein offenes Städtchen ,welches nach dem Brand , byn 6 1743 erlitten bat , beſſer , als es vorhin geweſen , erbauet worden. Es liegen hier auch die Dörfer Spyles nes , Sekelingen , Simonshaven und Biert. ( 5 ) Beierland und Stryen , machen zuſammen eine Infel aus, welche de hoekſche Waard (der hoetſche Wers der oder Inſel) genennet wird. In der großeu Waſſerfluth Son 1421 , wurde auch dieſes Land åberſchwemmet und vers wüſtet , nachmals aber wieder eingebeidhet und bewohnet, Das Beierland, machet den' wefflichen Theil diefes Berders aus , und hat den Namen von 2 großen är berrlichkeiten , uits und 17eu -Beierland, von welchen der erſte Ort einer Stadt åhnlich iſt, die übrigen Dörfer aber find Piershil und Sitfert. Das Land Serpen , hat ſeinen Nameu vou dem Dorf Stryen , weldes 1759 cine große Feueråbrunſt erlitten hat. Gleich darneben ift die Schleuſe Stryenſche Sas , durch welche das Waſs fer aus dem Lande Stryen ſich in Hollands Diep ergießet. Hier gehet die gemeine Fähre über Hollands Diep nach Moerdut, welche diz Ueberfahrt aus Holland nach Brabant ift. Sie ift berüchtiget worden , als Johann Wilhelm Fris To , Prinz von Naſſau Dranien , 1711 auf derſelben , uuter bei Deiche vom Stryenſchen Saar, ertrant. Es find hier guch die Berrlidh feiten Maasdam, Anthoni-Polder, und noch 8 Dörfer, belegen. ( 6 ) Xfſelmonde, iſt eine Infel zwiſchen der Maas und alten Maas , und hat den Namen von dem Dorfe Xifels monde, welches in Ooſt- und Weſt - Affelmonde abg.ca theilet wird , und deſſen Einwohner ſich mehrentbeils auf den Schiffbau legen . Von dem Dorfe Ridderskert, vers türzt Xeyerskert , hat der daſelbſt belegene Riederwaard dan

Holland.

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den Namen , und von dem Dorfe Zwynbredht, wird der zwynorechtſche Waard benennet. Ich übergebe die übria gen Dörfer dieſer Infel , und führe nur noch die hohe Halsherrlichkeit Xhoon nebſt Pendrecht an , weldoe dens Grafen Bentink zugehöret, der hiefelbſt ein anſehnliches Solok bat : fie fteht aber, ſo wie auch 3 Dorfer diefer Inſel, unter dem Amtmann oder Ruwaard van Putten. Nahe dabey ift das adeliche Haus Valkenſtein . (7) Rozenburg , ein Infelchen mitten in der Maas , weldes erſt 1586 eingedeicbet iſt, und auf welchem nur das Dorf Blankenburg liegt. (8 ) Goudswaard , ein Infelchen gegen Putten über , Aufwelchem das Dorf Koorndye liegt. (9) Alles, was nun nodo vom fåolichen Theil der Pros ving Holland übrig ift , wird von einigen Sandbeſchreibern

inſonderheit Süds solland genennet , und noch andere. ziehen dieſen Namen allein auf das Amt Süd - holland , defſen Dörfer zerſtreuet liegen . Ich will die beſonderen Diſtricte , welche in dieſem Füdlichen Theile von Süda Holland gefunden werden , nad) einander nennen und beſchreiben . 1) Die dortrechtiſche Inſel, iſt ein kleines Ueberbleibfel von dem großen füd- holländiſchen Werder , welder nebit den darauf belegenen Dörfern, 1421 in der Nacht vom 18ten zuin igten Nov. in einer erfd redlichen Waſſerflüth untergegangen iſt. Gleich nach dieſer Ueberſchwemmung war die Inſel fo groß noch nicht , als ſie jetzt ift ; denn von allem , was der Merive gegen Süden liegt, blieb nidors, als die Stadt Dortrecht , übrig, foudern der Grund erhob fich nach und nach , und es ward ein Polber nach dem andern eingedeicht, bis endlich die jeßige Jufel herauss tam . Es ift nur ein Dorf auf derſelben , nämlich Dubs beldam . Eine halbe Stunde Gehens von Dortrecht gegen Ofen , rebet man auf der größten und weftlichen Inſel im Biese boſch, nod einiges Mauerwerk von dem ehemaligen Schloß Merwede, von weldoem der vorbey fließende Strom den Namen betommen hat, .) Der

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Die vereinigten Niederlande.

2) Der Alblaſſer,Waard (Werber) , welcher ſeinete Ramen von dem Fluß Alblas hat, der gegen Weſten mitten durchhinläuft, und ben Alblaſſerdam fich mit der Merwe vereiniget , beſteht mehrentheils aus Weiden, doch wachſet in einigen Gegenden auch viel Hanf. Er liegt zwiſchen der Merwe und dem led , und grånzet gegen Daten an Gurkum . und Vianen . Auf demſelben find 16 Dörfer . Es iſt auch hieſelbit die Baronie Liesveld belegen , wele che dem Haufe Naſſau -Oranien zugehöret. Das Schloß , davon ſie den Namen hat, iſt größtentheils abgebrochen ſonſt gehören die Dörfer Groots Ummers und Ottea Land dazu . 3 ) Der Krimpener : Waard , liegt zwiſchen dem Lect und der Offel , und beſtehet aus Weiden und Sanflande. Auf derſelben find Krimpen op de Led , von welchern Dorfe die Inſel den Naruen hat , Muderterk op den Wſſel, eine Herrlichkeit, und noch 7 Dörfer. 4) Der Loppikker-Waard , gehöret theils zu Holland, theils zu Utrecht. Zu jenem Antheil ſind die Dörfer Jaarsyeld und.Polsbroek. 5) Das Land Oorlum oder Arfel, wird vom Fluß Souwe, welcher auch Bafelone heißt , in das Land über und unter der Souwe zertheilet. In jenenı liegen : die Stadtchen und Herrlichkeiten Ufperen und Seufelum , und 5 Dörfer; in dieſen auch 5 Dörfer , unfer welden Urfel ift. 6 ) Die Sertlichkeit Vianen , iſt nach Abgang des mannlichen Stammes der von Brederode , an das burge gråfliche Haus Dohna , und mit des Burggrafen Chriftian Ulbrechts Lochter Amelia, an derſelben Gemahl, Simon . Heinrich , Grafen zu der lippe , gekommen, deffen Enkel , Graf Simon: Heinrich Adolph , fie 'wegen der großen : Sdulden , mit welchen ſie belåftiget geweſen , 1725 an Grafen Reinhard Bincent von Hernpeich abgetreten und überlaſſen hat , worauf die Staaten von Holland und Weſtfriesland dieſe Herrlichkeit für ungefähr 900000 Gulden an ſich gekauft haben , denex fie auch noch gehde fet. Sie eathält a , Vias

Holland.

lag

# Vianen , eine Heine Stadt am led , an beren Beſte feite man noch die Ueberbleibfel des alten Schloffes Bateſtein fiebt. Der Viaanſche Boſch , iſt eine febr angenehme Holzung, mit demi lufthauſe Amelies ſtein , welches Heinrich von Brederode erbauet, und nach ſeiner Gemahlinn Amelia Nieuwenaar , benens net hat. b. Die Dörfer Seiloop, Meerkerk, Lermond, Ameis de , gemeiniglico ter Miey genannt, und Tienhoven ,

Folgende Herrlichkeiten gehören zwar nicht zu der Provinz Holland, find aber doch im Umfange derſele ben belegen , und können alſo hier ain füglichſten aba gehandelt werden , ſie werden auch in Anſehung der kirchlichen Verfaſſung, zu Holland gerechnet. 1 Die Grafſchaft Leerdam , hat ebedeſſen den Grafen von Egmond gehdret, iſt aber durch Unna von Egmond an ihren Gemahl Wilhelm I, Prinzen von Dras nieu , gekommen , bey defſen Hauſe ſie noch jekt ift. Sie . beſteht mehrentheils aus Weideland. Es ſind darinn belegen : .1) Leerdant , eine kleine Stadt an der Linge , deren Das alte Etraßen regelmäßig angeleget find. Schluß , welches hier geiveſen , iſt abgebrochen worden . 2 ) Die Dörfer Schoonerwoerd, und Acquoy, weldes eine Baronie an ſich ſelbſt iſt.

2 Die Serrlichkeit Sageſtein , von welder Tlens hoven in der Provinz Utrecht , und die Dörfer Everdinger und Zyderfelo, welche zu der Grafſchaft Kuilenburg im Sels . derlande gehdren, zu Lehn gehen. Anmerkung. Der Pandftrich nutiden beth Diefont und Cous wendnt, welcher die Pånder Gortum , Vianen , Leerdam , Hagen Hein und einen Theil von Sculler.berg begreift, wird mit dem Nam men der fünf Gerren Lande beleget

Die vereinigten Niederlande:

3 Die Serrlichkeit fſelſtein , iſt auf eben diefelbe Meife , als die Grafſchaft feerdam , an das fürſtliche Haus Dranien gekommen . Sie enthält : 1) Affelſtein, eine kleine Stadt, nahe beyin Urſprunge der yfel. Nahe dabey iſt 2 ) 's Heerendyk, ein anſehnliches Gebäube, welches die vereinigten evangeliſchen Brüder 1735 angeleget haben . Es ſteht an der Offel. 3 ) Benſchop , ein Dorf. 4 Das Land Altena , wird durch die Merwe vom Lande Gorkum getrennet , und beſtehet aus gutem Uders ind Beide - lande, hat aber viel von Ueberſchwemmuns gen gelitten . Es hat ſeinen Namen von dem alten Schloß Altena. Ehedeffen gehörete es dein Grafen Philipp von Hoorn, welcher 1568 zu Brüffel enthauptet wurde, worauf es defſelben Wittwe für goocou Guinen an die Staaten von Holland verkaufte. Dieſe haben itt der neueſten Zeit die dazu gehörigen Dörfer als Umts . herrlichkeiten an einzelne Perſonen für einen geriffon Preis überlaſſen . Es hat ſeinen beſondern Droſten , wels cher zugleich Droſt von Woudrichem iſt. Die dazu gelids rigen Dörfer ſind, werkendam und Sleewyk; beyde an ber Merwe, Rystyl, Gießen , Oppers und Weder:Ans del, vertärzt Eel genannt , insgeſammt an der Maas bes legen , Uitwyk und Alibert. Ben dem letzten Dorfe bat das Schloß Altena geſtanden , welches Herzog Als brecht von Bayern , Graf von Holland , 1393 veriüftet hat. In gewiſſer Abſicht gehöret auch das DorfDuſſen dazu , ſteht aber in Anſehung der Gerichtsbarkeit unter dem Amte Süd - Holland. 's Das Land oder Droſtamt Seusden , bat feinen Namen von der Stadt Heusden , und begreift die Dörfer Sil, Babilonienbroek , Neuwen , Drongelen , Lethen, Benderen , Doveren , heesbeen ,Aalburg ,Wyt. Deen , in welchem Dorfe die auf der Maas auf- und abs fabrender Schiffe den holländiſchen Zoll bezahlen , wele der

Holland.

III

der ehedeffen zu Heusden entrichtet worden iſt , Dads Seusden , Baartwyt, Elshout, Ozenort, Dlymen , Serpt, Sedikhuizen, verkürzt Seleſen , und Engelent aid Dieft, dicht bei der Schanze Credecoeur, in welchem Dorfe der houảndiſche Zoll von den Schiffen , welche die Maas hinunter , und durch den Dieft nach 's Hertogenboſch faha ren , erleget wird. 6 Gegen Weſten am Engelen , liegt das Dorf und die Serrlichkeit Bokhoven , dem Biſchof zů Låtrich zugebos rig, woſelbſt lauter römiſd)- katholifdie Einwohner ſind, und ein anſehnliches Schloß ſtehet. 7 De Langeſtraat (die lange Straße), it ein Strid Landes nådiſt an der alten Maas , welchee fid von Heusden gegen Weſten bis an Biesboſch erſtrea det , und wegen feines vortrefflichen und häufigen Heues berübmt iſt , welches an der alten Waad wådſet, und ſtart ausgeführet wird. Es wobneu hier ſehr viele Schufter, welche ihre Schuhe weit umber auf die Freymárkte zum Befauf bringen . Es find auch auf den Dörfern biete franzöſiſche Koſtſchulen zur Erziehung der Kinder aus den bollándiſchen Ståcteu , welche hier viel wohlfeiler, als dnberwärts in dieſer Provinz , unterrichtet und unterhals ten werden können. Das Land ſtehet unter der hohen Gerichtsbank von Südbolland. Es begreift nur 6 Dór. fer , nåmlich Bezopen , Sprang , Kapelle mit dem Bunamen 8 Grevelduins Kapelle oder Kapelle in de langeſtraat, Waſpik, Raamsdonk, und ' s Gravemoet am Fluß Dongeu . 8 An der Weftſeite des Fluffel Dongen , liegen in dem 1o genannten Emiliapolder , die zu der Herrlichkeit Gers truidenberg gehörigen Dörfer. Made oder Mey und Drimmelen , 9 Noch weiter gegenWeſten, ſind die anſehnlichen Dörs fer und Herrlichkeiten soger:no Cage: Jwaluwe, welche der König von Preußen 1754 zugleid mit den oben ges nannten Herrlichkeiten , an den Erbftatthalter perkaufet bat. Io Gleid

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Die vereinigten Niederlande .

10 Gleich darneben , zn Moerdye, gelyet die Fähre åber Hollands Diep , oder , wie man es hier auch nennet,Wys senteet , auf welcher Johann Wilhelm Friſo , Prinz von Dranien , umgekommen iſt, wie oben bey dem Stryeuſchen Sas gemeldet worden. II Endlich liegt an den dußerſtea Grånzen von Hola land , unweit Klundert , der Flecken und die Herrlichkeit Zevenbergen an einen Kanal , welcher aus dem Fluß Merk in die Roovaart, und durch diefelbe in Hollands Diep führet. Sie gehöret dem Hauſe Naſſau : Oranien ,

II Nord-Holland oder Weſt- Friesland, (welcher legte Name aber im engſten und eigentli chen Verſtande nur dem nordlichſten Theil dieſes lan . des zukommt, iſt viel kleiner, als Süd -Holland, imd beynahe eine Infel, weil es von der Nord- und Sůs berſee faſt ganz umgeben iſt, außer daß es an det Südſeite durch eine Sandénge, welche zwiſchen der Nordſee und dem Wyker .Meer iſt , mit Süd . Hola land zuſammenhångt. In der Nordſeite find bohe Dámme oder Sandhügel, das übrige { and aber iſt ſehr niedrig. Ehedeffen war es voll von Wafferplåe Ben , die Einwohner aber haben dieſelben mit großer Müße trocken gemahlen , und in gute Weiden vers wandelt: ſie müſſen aber zur Ausmahlung des Waſs fers viele Windmühlen mit großen Koſten unterbal. ten . Ich beſchreibe A Die 7 Stimme Habenden Städter welche ſich abtheilen i In die großen Städte, welche Deputiete Ju der Verſammlung der General- Staaten ſenden . nämlich : D ) 2016

Bolland,

H3

1 ) Alkmaar, die erſte Stadt in Nordholland , welche beynahe in der Mitte deſſelben liegt. Sie iſt regelmäßig angeleget , und bekommt vou den breiten und reinlichen Kanålen ein gutes Unſehen . 1738 bat man 2581 Häuſer gezáhlet. In und außer der Stadt find angenehme Spas gierórter, zu welchen auch der Will geboret. Ehedeffen wurde fie unter die Feftungen gerechnet. Es ſind hier zwo res formirte Kirchen , eine remonftrantiſche, eine tutheriſche, eine mennonitiſche , und eine Judenicule. Ein großer heit der Einwohner ift rómifchfatholiſch. Es wird hier ein ſtarker Handel mit Getraide, Kife und Butter ges 1573 wurde fie von den Spaniern 7 Bochen trieben . Der von hier nach Hoorn Ficy kang bergeblid belagert. erſtreckende Kanal , ift im Anfange des 17ten Jahrhuns berts angeleget torden . Der Weg von Wikinaar nach der Bemfter, iſt im Som water fehr angenehm . Wan tóınmt gleid ben der Stadt in eine ſchnurgerade Allee , in irelcher man tien Viertel funde bleibt. In der Mitte ift ein breiter Kanal , und an benden Seiten deffelben find ganz ebene Wege , Deren jeder an der außern Seite mit Bäumen und einem Grae ben eingefaffet ift. Hieran grinzen auf benden Seis ten die ſchönſten Wiefen , aus viele Cårten und Luft häufer, 2) Soorn , die zwente Stadt in der Drdnung, liegt an der Siderſee, und hat einen bequemen Hafen . 1732 hatte ſie 2817 Häuſer. Es find Hier zwey reformirte.Kira chen , eine armenianiſche, eine lutheriſche , drey katholiſche , and drey mennonitilde. An der Landfeite , das ift , gegen Norden , iſt ſie einigermaßen befeſtiget , kann aber heuti, Es ift tier der ges Tageß keinen Biderſtand leiſten. Verfaminlungsort der Depatirten ( Gecommitteerde Raben ) bon Nordholland, und es bertamlet fidy mechielsweiſe, hier und zu Enkhuizen , das Uomiralitats Collegium und atle drey Monate geſchieher die Ubırxchfelung . Exit auch hier eine Kammer der oftindifchen Handers Compagnie, und wechſelsweiſe mit Enkhuizen und Wiedenblik die nords. hollándiſche Månze. Sonſt werden hier viele Arieges : und Kaufs 4.25 591

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Die vereinigten Niederlande.

Kauffarthenſchiffe erbauet ; mit Butter und Kåſe wird ein ftarker Handel getrieben, und die Einrohner handeln auch ſtart nach Dänemark, ben daher fie viele Dobfen holen . Bey dieſer Stadt ſind angenehme Spaziergånge, aus wela den man in eine mit Backſteinen gepflaſterte Ullee kommt, welche eine Stunde lang ift. Bald darauf, nachdem man ſie verlaſſen hat, geht eine Reihe an einander hangender Dörfer an , welche eine Straße ausmachen , die eine Stunde lang iſt , und ſich bis vor Enkhuizen erſtrecket. 3 ) Enthuizen , die dritte Stadt in der Ordnung, ift die grote unter allen nordholländiſchen Städten ; denn man hat 1732 in derſelben über 2600 Häuſer gezählet. Sie liegt an der Süderſee, und hat einen bequemen Has fen , welcher ſich in die Stadt erſtrecket. An der Nords und Weft-Seite iſt ſie mit einem guten Wall ungeben, wels der ſieben Bollwerte hat. Es giebt bier drey reformirte, eine lutheriſche , zwey mennonitiſche, und drey römiſchlaa tholiſche Kirden. Das Admiralitats : Collegium und die Månze von Nordholland , find wechſelsweiſe hier und zu Hoorn , auch ſind hier Kaminern der oft- und weft -indi. Kiben Handels- Compagnien , ein gemeines Landeomagazin und eine Stůdgießeren . Es wird auch hier aus dem in Schiffen herzugeführten Waffer der Nordſee , Salz gefots ten , und man Vauet viele Schiffe, inſonderheit Heringés büſen ; wie denn auch ehedeſſen von hier jährlich 400 bis 500 Heringsbåſen auf den Heringsfang auszulaufen pflegs ten : jegt aber ſteigt ihre Unzahl ſelten höher, als ſechzig.

2 In die kleinern Stadte. 1 ) Edam , die vierte Stadt in der Ordnung, liegt uns weit der Süderſce, mit welcher fie, vermittelſt eine ſehr guten Hafens , Gemeinſchaft hat, der ungefähr in der Mitte zwiſchen der Stadt und der See mit einer bequemen Schleuſe verſehen iſt. Sie iſt auch von Kanälen durch ſchnitten , und hat ungefähr 1000 Häuſer , ziey refors , mirte Kirchen , eine lutheriſche, eine katholiſche und eine mennonitiſche. Bon Feuersbrůnſten hat ſie mehr als eins mal beträchtlichen Schaden erlitten , unter anderu 1602. Sie

Holland.

15

Sie hat vom Holzhandel und vom Schiffbau gute Naha rung; es find hier auch einige Satzfiedereien und Zrahna brennerenen, Ehedeffen iſt hier ein großer Handel mit Kåſen getrieben worden , imd es wird noch heutiges Las ges aller Kåſe, welcher in Nordholland gemacht mird, edamiober Käſe genennet, weil hier der vornehmſte Kåſes markt geweſen iſt. 2) Monnikendam , Monachodamum , die fünfte Stadt in der Ordnung , hat weder Wal nod Mauer, und liegt an einem kleinen Meerbufen der Süderſee , welcher Mons nikendammer Gat genennet wird, und ehedeffen der Stadt zu einem guten Hafen gedienet hat , nun aber zum großen . Sdaden der Einwohner durch Sand verſtopfet ift . Sie hat ihren Namen von dem bey ihr befindlichen Monnites Meer , welches vermittelft einen Dammes , oder einer Soleuſe, mit der Süderſee in Verbindung fieht. Die Ans zahl der Håuſer fleigt noch nicht auf 700 , es Find aber Gebäude von giitem Unſeben unter denſelben . Man findet hier eine reformirte Kirche, eine lutheriſche, eine fatholiſche und eine inennonitiſche. Die Einrohner ernähren ſich inebs tenteils von der Fiſcherey , Seifenfiederen und Seis denweberen . 3 ) Medenblik , verkürzt Memelil , die rechſte Stadt in der Drdnung , liegt an der Sürerfee , iſt an der fand . feite befeſtiget , und hat ungefähr 700 Hiuſer , ein altes 1 Schloß , 2 reformirte Kirchen , in deren einer aber nur geprediger wird , I lutheriſche. I katholiſd )e und í mennos nitiſche . Der größte Handel der Einwobner wird mit Holz getrieben , welches ſie aus Norwegen und andern Ländern holen. Der Hafen iſt ſehr gut, und kann mehr als 300 Schiffen einen ſichern Aufenthalt geben. Man hålt dieſe Stadt für die älteſte in Nordholland , und für den Wolinſis der alten frieſiſchen Könige, wie denu der berådyrigte Radbod auf dem alten Sloffe gewohnet baben ſoll. 4 ) Purmerend, die ſicbente und letzte unter den Stimme habenden Städten in Nordholland , liegt am Ende des Polders Purmer, und hat ungefåtr 600 Häufer. Das vors malige alte und anſehnliche Schloß Purmerſtein, iſt 1741 2 abges

Die vereinigten Niederlande.

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abgebrochen worden . Es wird hier wochentlich ein Kdjes und Viehmarkt gehalten.

B

Die Aemter .

i Noord - Kennemerland , grånget gegen We. ften an die Nordſee, und gegen Süden an das Wy. fer Meer , faſſet auch das angemeer in ſich, aus wel. chein ein kleiner Fluß, Namens Ril, kommt, und in Das Wyker Meer fließet.

Die Jaan, weldje auch hies

felbft ihren Sauf hat , nimmt das meiſte Waſſer aus einem See , Namens Poel, auf. Die Städte und Dörfer ſind durch viele Kanäle mit einander verbun den . Von den vielen großen , anſehnlichen und volfreichen Flecken , Dörfern ac. welche bier belegen find , merke ich folgende an : I) Beverwye , oder Wye ſchlechthin , ein angenehmer Flecken an dein davon benannten Wyker Meer, hat den Its tel einer Umtsherrlichkeit. Die Einwohner deſſelben ſind mehrentheiló Gårtner, welcheAmſterdam mit unterſchidden Ren Gartengewachſen verſorgen . 2) Velzen , ein Dorf am Wyker Meer , nebſt der dars unter gehörigen Bauerſchaft Sandpoort, bey welcher noch einige Ueberbleibſel des Sloffes Brederode zu ſehen ſind, welches das Stammhaus des nun ausgeſtorbenen Ges fchlechtes dieſes Namens iſt. 3) Balkum , ein Dorf und frene Herrlichkeit. 4 ) Seilo, ein Dorf, weldes ben den umher wohnenden Ratholiken in großem Anſehen iſt , weil ſie dem Waſſer des hieſigen Willebrordus Put oder Heilo's Putje eine heils fame Kraft zuſchreiben . 5) Egmond binnen und Egmond buiten , oder Egmond op Jee und op den goeß, find 2 Dörfer, wels dhe nebſt einigen andern nahe gelegenen Dörfern vor Alters eineGrafſchaft ausgemachethaben ,die einem davon benanna ten Kaufe gehöret hat. Zu Egitond binnen , Fichet man noch das Mauerwerk von dem Kloſter einer alten Abtey, welche

Holland.

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welche Dietrich 1 , Graf von Holland , geſtiftethat , und zu Egmond op den Hoef, ſind die Ueberbleibfel von dem Sdloffe der alten Grafen von Egmond zu finden. 6) Bergen , ein Dorf und Herrlichkeit dem gråflichen Hauſe Naſſau zugehörig. : 7 ). Die Dörfer Schoorl, Groet , Kamp und Petteu , liegen an der Nordſee , in einem Striche Landes , welcher hondsboſch genennet wird . Beyin legten find Aufteras gruben angeleget worden , in welche man Auſtern ſetzet, die in Holland unter dem Namen der pettenſchen Auftern ges brauchet werden . 8) Die Sype, ein großer Werder , welcher ehedeffen ein unniter fchlammiger Sandgrund geweſen , nachmals aber bebeicht, und zu gutem Weidelande geinacht worden iſt. DieWege,welcheeinander allenthalben treußweiſe durchs Toneiden , find mit Häufern bebauet, deren reformirte Eins wohner zu 2 beſonderen Pfarren gehören , von welchen die eine 17cord - jype, und die andere Zuids Zype genennet wird. An der Seite der Zype liegt 9 ) Der Wieringer Waard , welcher Werder auch eine Kirche hat. Seine weſtliche Seite iſt durch einen ftar. ten Seedeich verwahret worden . 10 ) Die Dörfer Kalantsoog an der Nordſee, Suisduis Men und Selder. Das letzte iſt das außerfte norbhols låndiſche Dorf , und liegt am Marsdiep , durch welches der Zefjelſtrom fich in die Nordſee ergießt. Die meiſten Einwohuer derfelben ſind footfer , welche tåglich die eine und ausgehenden Schiffe durch das Marsdiep bringen. Zwiſchen dem erſten und den 2 leßtgenannten Dörfern, iſt eine Reihe von Sandhügeln , welche der Zandbył genens net wird, und ſowohl von Natur,als durch Arbeit , entſtans den , auch 1749 und 1750 , durd Borſorge des Erbftattu halters verbeſſert worden iſt. Zwiſchen denſelben und der Nordſee iſt eine Ebene , welche etwa eine halbe Stunde breit iſt, und wenn kohes Waſſer ift, ganz åberſchwema met wird . In der erhabenften Gegend diefer Ebene , nach Helder zu , hålt fich eine unglaublid große Menge von Kaninchen auf, deren Sagd theuer verpachtet iſt. Gegen H 3 Weſten

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Die vereinigten Niederlande.

Weſten von Helder iſt ein bequemer Ankerplag , welcher Landsdiep genennet wird , und woſelbſt zu Kriegeszeiten die Flotte des Landes fidh berſammlet. 11) Die Schermer oder das SchermersMeer , ein bes deichter Pulder,wird in die word: und Süd , chermer eingetbeilet, deren jede ein beſonderes Kirdſpiel ausmachet. Hiervon ſind die bedeichte Schermer und das Schermer Liland unterſdjieden , in welchen die Dörfer Schermers hoorn , Groot:Schermer, Driehuizen , Graft, Doſts und Weſt- Hraftdyť , liegen. Das Schermer - Eiland hat baber den Namen , weil dieſer Landſtrich ehedeſjen, als die Schermer noch ein landfee war, von dieſem und den andern daben gelegenen Seen , nämlich der Bemſter und dem Sters meer, als eine Inſel rund itmfloſſen geweſeu . 12 ) Xyp , ein anſehnliches Dorf , deffen wohlbegåterte Eimwohner fich ſtark auf den Herings und Wallfiſch - Fang legen . 13) Set Stermeir , ( das Stermeer ,) iſt ein bedeichter Werder, welder das Dorf Marken binnen enthalt. 14 ) Wormer, ein großes Dorf an der Oſtſeite der Zaan , iſt wegen ſeiner Zwiebadbac'erenen bekannt. 15 ) Zaandam oder Zaanredam , gemeiniglich Zars dam , Sardam , ein großer und reicher Fleden an der Zaan , wird in Dofts und Weft-Z.:andam eingetheilet, Hier wohnen viele und anſehnliche Kaufleute, die mit Holz, Getraide , Walfiichtrahn und anderen Waaren handeln ; es werden hier auch viele Schiffe gebauet, und die Anzahl der mannichfaltigen und ſehr hoch von Steinen erbaueten Winds Mühlen , als Såge: Erbſen : Dels fubens Balta Papier: Schnupftabat: Senf- und anderen Mühlen , iſt überaus groß. Die ſeltenſte unter denſelben iſt diejenige, auf welcher Kaffe gebrannt und gemahlen wird . Es find hier auch Buchdruckerepen , Buchlåden , und was man ſonſt in Ståoteu antrifft; wie denn der Ort viele holländis iche Stádre übertrifft. Die Reinigkeit der Straßen iſt großer , als in andern Låndern in Wohnſtuben , man darf aber in denſelben weder reiten noch fahren. Die Häufer find mit Farben angeftriden , aber ohne allen Geſchmad . 2 WMS

Holland .

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Waterland , im weitläuftigſten Verſtande ge. nommen , begreift alles land , welches zwiſchen Ken . nemerland und der Süderſee liegt. Es trägt dieſen Namen mit Recht , weil es allenthalben vom Waſſer durchſchnitten iſt, ja ehedeſſen war es mit vielen Seen angefüllet , welche mehrentheils trocken gemachet, und in Weiden verwandelt worden ſind. Dahin gehöret 1 ) Das eigentliche Waterland, oder das Amt Waterland, welches der füdlichſte Theil des Landes iſt. In demſelben ſind außer andern Dörfern belegen, ( 1) Die Dörfer Buikſloot , Tieuwendam , Schel lingwouw und Durgerdam , welde insgeſammt am 9 liegen . (2) Broef , mit dem Zunamen im Waterland , ein großes und ſehr ſchönes Dorf , welches ein Muſter der größten nordholländiſchen Reinigkeit iſt. Die Häuſer find alle von Holz, und faſt insgeſammt nur ein Stocwert boch erbauet, haben Dicher von Ziegelfteinen , ſind von oben bis unten mit Brettern benagelt, und nad) eines jeden Hauswirths Geſchmad bemalet, welche Bemalung oft wiederholet wird , ſo daß die Håuſer immer neu ausſehen. Sie find mit englåndiſchen Fenſtern verſehen , die ſelten gemeines Glas haben , inwendig aber mit ſchönen Gardis nen gezieret ſind. Das Innere des Hauſes iſt reiner und geſchmůdter , als man fichs gedenken kann. Wer vor ſeis nein Haufe ein wenig Erbe bat , hat ein ſchönes Garten , bette barous gemacht, und ſolches entweder mit buntem Sande, oder mit Muſchelwerke , Bildfäulen , kleinen Hes den und dergleichen ausgezieret, oder es iſt in niedrige bes malte Schranken eingeſchloſſen. Durch das Dorf find eis nige reine Kanåle gezogen. Die Straßen find durchgehends mit Badſteinen gepflaſtert, aufs reinſte gewaſchen , und mit weißem Sande , ja ſo gar hin und wieder blumenweiſe beſtreuet; und damit dieſe Reinigkeit und Zierrathen nicht geftoret werden mögen , ſind ſie ſo ſchmal,daß kein Wagen dars $ 4

Die vereinigten Niederlande. barauf fahren kann . Es darf aud das Vieh nicht in das Dorf koinmen , ſondern wird von den außerhalb an der Weiden wohnenden geringern Bauern aufgenommen , und die Durchreiſenden müffen in dem vor dem Dorfe beleges nen Wirthsbaufe einkehren. Nicht allein alles hôtzerns Seråth in den Håuſern , imgreichen, die Fußbodeu und Befenſtiele , ſondern auch die Schlagbåume, Gitter vor den Wieſen , und die auf den Wieſen eingeſchlagenen Pfåte , an welchen fich das Bieb reibet , find bemalet, die letzten auch oben mit Schnitwerke verſehen u.ſ.w. Die Einwohner treiben entweder Handet, oder feben von ihren Henten , und unter denſelben ſind oftnials quch reiche Bürger gus Amſterdam , welche hier ihr Leben in der Stille zubringen . 13) Die freyen Herrlichkeiten Ilpendam und Purs merland . 2 ) Die Jeevang, welche weiter gegen Morder und an der Süderſee liegt. Hier find einige Gegena den , in welchen Forf geſtochen wird . An der Süder's fee liegen die Dörfer Vollendam , Warder, Erecos bem und Schardam , ins land hinein aber Ous dendyk ; Beers , und noch 5 andere. 3) Die eingedeichten waterländiſchen Njeere oder Seen , unter welchen Poldern folgende die vor . nehmſten ſind : (1) Die Beemſter , iſt ein überaus fchoner Polder, deffen Bedeichung 1612 vollig zum Stande gekommen iſt, und welcher 7794 Morgen Landes enthält. Die vielen Kanale find fohnurgerade , und durchfdyneiden ſich alle in rechten infeln. Die zwiſchen 2 Kandlen befindlichen Mege, find mit allerband Bäumen, infonderheit ºpern , bes ſetzt, welche unabreblidhe, theils offene, theils oben zuges wachſene Atleen machen . Der fette Boden giebt vortreffa liche Weide für das Vieh ab. In dieſem Polder iſt nur eine Kirde, weldie ungefähr in der Mitte deſſelben ſtebt. 2 ) DK

Holland .

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12 ) Die Wormer , iſt 1626 bedeicht worden , und 1798 Morgen fandes groß. ( 3 ) Die Purmer, iſt 1622 bedeicht worden , und begreift 2981 Morgen Landes. 3 Das eigentliche Weſtfriesland, erſtrecket ſich von der Zype gegen Olten , und endiget fid in einer Efe, welche ſich ſo weit in die Süderſee hinein erſtres cet, daß ſie nur etwa 3 Meilen von Friesland ents fernet iſt. Man nennet fie Dregterland , unter wele chem Namen ſie in den alten niederländiſchen Geſchich . ten am bekannteſten iſt.

Das { and beſteht mehren.

theils aus Weiden , unter welchen auch einige trockene gemacite Seen , find , als Beer - Þuigenwaard, Berkmeir, Wogmeir, u . a. m . Sonſt wird das {and in -Roggen, (im Herzogthum Schleswig faget man Róge), abgetheilet , welche ſind die Dofter , Weſter : Zuider- und noorder : Roggen , u.ſ. wo . Die Anzahl der Dörfer in dieſem kleinen Bezirke, ift Unter den. betråd)tlich, wie ich denn 5 % gezählet habe. Felben ſind unterſchiedene frene Herrlich feiten ,als Ob. dam , welches einer Linie des Hauſes von Waſſenaar gehöret , Veenhuizen , welches eine Herrlichkeit des Haufes von Brederode geweſen iſt , und dagen , welcher arifehnliche Flecken , der 1415 Stadtrechte ers halten, feinen Namen von den Jütländern bekommen what , die ſich hier niedergelaſſen , und dieſen Ort nach einem bekannten jütländiſchen Orte, benennet haben . C Unterſchiedene Inſeln , welche in und an der Süderſee belegen , und vor Alters mit dem feſten Lande der nachſt anliegenden niederländiſdyen Pro. vingen verbunden geweſen , durch das ungeſtüme Meer aber davon getrennet worden ſind. Spre Ein. HS

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Die vereinigten Niederlande.

Einwohner ſind von Jugend auf der Schifffahrt ge. wohnet, und daher ſehr gute Seeleute; wie ſie ſich denn auch mehrentheils in Seedienſte,ſowohl aufKrieges,als Kauffahrtgen -Schiffe, begeben. i Terel , gemeiniglich Teſſel,wird durch einen Strom , welcher Marsdiep heißt , vom feſten Lande von Nordhol, land, abgeſondert , und iſt unter allen hieſigen Inſeln die großte, bornehmlich wenn man das Lierland dazu rechs net , welches ehedeffen eine beſondere Inſel geweſen, 1629 und 1630 aber durch einen Deich mit der Inſel Terel vera einiget worden iſt, ſonſt aber ſeinen Namen wahrſcheinli. cher Weiſe von den vielen Enern hat , welde die Seemees ven am Strande legen. Dieſe vereinigten Inſeln, haben einen frudytbaren Boden. Die Einwohner legen fich ſtart auf die Schafzudt, und treiben guten Handel mit der Wolle, machen auch aus der Schafmilch grünen Råſe, welcher unter dem Namen des Lereler Råjes verſendet wird . Es find hier 6 Dörfer vorhanden , nåmlich Burg , das vornehmſte , welches in der Mitte liegt , Roog op Teſſel, Ooſtereind , Waal,Schild und Soorn , wozu auch das Dörfchen Wefier -Lind oder die Weſten , gehöret. Auf der Gjilichen Küſte iſt eine bequemeRhede,welche die moss Eoviſche Rbede genennet wird. Auf derſelben verſamm : len ſich die oſtindiſchen Schiffe, welche für die Kainmern von Amſterdam , Hoorn und Enkhuizen , ausfahren , und werden dafelbſt durch eine Schanze , welche rabe bey Schild iſt , geſchůßet. Sie werden auch hieſelbſt gemus ftert , und warten auf Dits oder Nordoft-Wind , um durch das Marsdiep zu regeln , welches man im Terel liegen , nennet. Der Einlauf in Marsdiep zur Erreichung dieſer Rhede , iſt, wenn der Wind entgegen wehet, und inſonders heit, wenn ein Sturm iſt, Fehr gefährlich , vornehmlich wes gen zwoer Sandbanke , welche recht vor der Mündung deſo felben liegen , und die VoorSer: uit Zuider . Saats ges nennet werden , an weldien oftmals Schiffe verunglücken . Unter dieſer Inſel hielt ſich 1672 am 13 Ful, die englandis ſche Flotte unter dem Oberbefehl des Herzogs vou York, auf,

Holland.

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bermuthlich um auf derfelben eine lanbung vorzus auf nehmen : fie trurde aber an ihren Unternehmungen verhin . bert, weil die Ebbe, die forft allezeit nur 6 Stunden wahret, diefinal außerordentlicher Meife 12 Stunden lang dauerte, und auf diefelbe ein heftiger Sturm erfolgete , welcher die Flotte zum Abzuge ndtbigte , und ihr den Verluſt von 2 Schiffen verurſachte. 1653 und 1673 find aud ) Seeſchlach , ten in dieſer Gegend vorgefallen : in der erſten verlor der holländiſche Admiral Tromp ſein keben . 2 Slieland , hat den Namen vom Flieſtrome, welcher por Alters , da alles rund umber noch feſtes Pand war, bey der nordlichen Kafte dieſer Inſel in die Nordſee floß. Auf dieſer Inſel iſt jeßt nur ein Dorf, Namens Ooft Slieland, nachdem das andere, welches auf der weſtlichen Küſte geles gen, und Weft- Flieland oder Weft: Einde geheißen hat, wegs geſpület worden iſt. 3 Der oder Ter Schelling, ift großer und bewohnter, als Flieland. Die Aeder und Weiden find gut. Hier lies gen die Dörfer Ooſter: und Wefter Schelling, Midsland und Soorn mit dem Zunamen op ter Schelling. Anmerkung. Zwiſchen der zweyten und dritten Inſel, ift die Mündung des FlieAcomes, welche eine bequeme Durc )fabrt für die Schiffe iſt, die nady Nerden oder nad der Ditſee regeln . 4 Wieringen , hat den Namen von dem mannichfali tigen Wier oder Seegraſe, weldes rund umber auf dem Man bat borlängſt einen verfanfenen fande wadſet. Entwurf gemacht, dieſe Infel, vermittelft eines Deichs , mit dem feſten lande von Weſtfriesland zu verbinden , in Hoffaung, daß mit der Zeit der Baldhzand und das Meie bezuiden Wieringen , welche aus Sands und Klen- Grüns den beſtehen , hdher, und zur Bedeichung bequem werden mögten : er iſt aber noch nicht vollzogen. Dieſe Inſel hat zienlich gutes Aders und Weide land, die Einwohner zien hen auch viele Schafe. Die auf derſelben belegenen Dóra find : Sypolitushof, gemeiniglich Ipelshoef genannt, Dever, Ooſterland, Stroe und weſterland,

5 Mars

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Die vereinigten Niederlande .

starten , ein Inſelchen ,welches nur 2 Stunden Se hend im llmfange hat , liegt in der Såderſee , dicht unter ber nordhollandiſchen Karte, unweit Monnikendamm . Die Gegend der Süderſee , welche bey dieſer Inſel iſt , wird Goud: ( Gold-) Zee genennet. Die Einwohner der Inſel ernähren fich von der Fiſcheren und Seefahrt. Es iſt nur ein Dorf auf derſelben , welches Marken buiten ges nennet wird . 6 Urf , ein noch kleineres Infelchen , welches etwa aur balb ſo groß iſt , als das vorhergehende , gehöret in Anſes hung der Gerichtsbarkeit unter die Stadt Umſterdam , wels che fie 1660 gekauft hat. An der weſtlichen Seite liegt ein Dorf auf hohen Sandhügeln , deffen Einwohner von der Fiſcheren leben . Ben deinſelben ſind unterſchiedene Brunnen , welche füßes Waſſer haven . 7 Sdotland, liegt gegen Often von Urk, und iſt großer, als dieſe letzte Inſel. Der nordliche Theil derſelben , auf melchein das Dorf Emmeloort ſtelyt, gehöret zuder Provinz Holland, und zwar der Stadt Umſterdam : der ſüdliche Zheil aber, anfwelchem das Dorf Ens liegt, gehöret zu der Provinz Lber : 9 fel. Anmerkung. Die Jufeln urk und Schokland , ſind für die Schiffahrt auf der Süberſee ſehr betrådtlich ; denn auf bender Stüften feben Fcuerbaaten, nach welchen fich die Schiffer des Nachts richten , baber den Giddten Umferdam , Zwol und Kampen viet daran gelegen iſt , dieſe Inſeln zu behalten.

3 Zeeland. §. I. Nach des Grtelius , Mercators, Blaeu, Charten von dieſer Provinz,haben de Witt, Viſider, Allard, Smallegange , Ottens , le Rouge, und andere, beſſere geliefert. 8.2. Sie beſteht aus lauter Inſeln, welche von den Ärmen und Husfluffen der Schelde gemachet, und de Jeliſay Stromen genennet werden. · Gegen Norden hat fie Holland , gegen Dſten Brabant, ger

gen

4.

-

Zeeland.

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gen Süden Flandern , und gegen Weſten die Norde fee. Ihr Name bedeutet ein an und in der See ben legenes (and. Wider das ungeſtüme Meer werden die Inſeln Waldheren und Schouwen an ihrer weſtli. chen Seite durch Dünen oder Sandhugel, an den andern Seiten aber , ſo wie alle übrige Inſeln, durch große Deidre verwahret, weldse unten wohl 25 Ellen , oben aber ſo breit ſind , daß 2 Wagen neben einander fahren können , auch eine anſehnliche Höhe haben , und dennoch geben die Wellen , ben hohen Fluthen und Rarken Sturmwinden , an manchem Ort darüber meg. Jhre Anlage iſt ſehr koſtbar geweſen , und ihre Unterhaltung iſt es gleichfalls . Emanuel von Mete ren meldet im 16ten Buche ſeiner Commentarien , aus dem Zeugniſſe der zeeländiſchen Deichgråber, daß der Umfang der Länder dieſer Provinz, ſo weit fie mit Dei. then verwahret ſind , 40 Meilen betrage, jebe zu 1400 Ruthen geredynet, und daß jede Ruthe durcheinander gerechnet , wokl 10 Pfunde flämiſch gekoſtet habe ; es fame alſo die Anlage aller Aufſendeiche auf 34 Ton Men Goldes zu ftehen . 9. 3. Obgleich die Einwohner der andern Provine gen ,und andere Fremdlinge, die hieſige Luft befchwerlich, unangenehm und ungeſund finden : ro genieſſen doch die Einwohner , welche darinn geboren und erzogen find, eine gute Gefundheit. Die Fruchtbarkeit des Bo. dens iſt groß. Unter den Getraidearten , welche hier wachſen , iſt der Weizen von vorzüglicher Güte. Die hieſige Sårberróthe oder der Krapp, ( holl. Mees krapp ), welche Häufig gebauet wird, iſt berühmt. Auf der Inſel Sdoumen allein , bauet man jährlich etwa 1000000 Pf. und zu Zitfzce die beſte.

Man hat auf Schouwen

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n nde . Die vereinigte Niederla

Schouwen von einem Morgen 2409 Gulben gezogen , 28 wobey der Käufer nod ) die Koſten der Ausgrabung und Zubereitung der Krappe getragen hat. An guten Baumfrüchten fehlet es nicht.

Wegen der guten

Weide, iſt die Viehzucht ſehr gut, vornehmlid) aber iſt die Schafzucht anſehnlich. Die Strome, welche dieſe Inſeln umgeben, find reich an Fiſchen, Auſtern, Krebe ſen , auch großen und blanken Muſcheln. Man hat alſo einen Ueberfluß an Lebensmitteln. Hingegen fehlet es an Brennmaterien, infonderheit an Corfe, welcher aus anderen Provinzen herzugeführet, und theuer bezahlet werden muß. Man brennet auch viele engländiſche Steinkohlen . $. 4. Es find in dieſer Provinz 11 Städte und ito Flecken und Dörfer. Man záblet die pleſigen Eine wohner unter die reidyſten in den Niederlanden . Der . ſtarke Seehandel , welchen ſie treiben ,und zu welchem ſie alle erwünſchte Bequemlichkeiten haben, hat vieles zu ihrem Vermogen beygetragen. Man hålt auch dafür, daß die ſtarken Kaperenen , welche ſie zu Kriegeszeiten getrieben haben , ihnen fehr vortheilhaft geweſen ſind . Vor Alters war dieſe Provinz eine Grafſchaft, Hatte aber niemals beſondere Grafen , ſondern die Grafen von Holland waren zugleich Grafen von Seeland.

Bende

Provinzen ſind auch 1436 zugleich an das burgundiſche Haus gekommen. 3.5. Die Verſammlung der Staaten von Jees land, beſteßt aus 7 Mitgliedern. Das erſte iſt der erſte Edle der Provinz , welche Würde man der Markgrafe ſchaft Vliſſingen und Veere zuſchreibt,welche dem Prin . den von Naſſau Oranien zugeboret. Nadi dem Tode Königs Wilhelms III ließ man dieſe Würde eingehen : 1747

Zeeland.

'127

1747 aber wurde ſie von den Staaten der Provinz dem Statthalter Wilgelm IV von neuem aufgetragen, wela cher fie durch Jan van Bofſele van der Hoge verwalten ließ : nachher geſchah der Luftrag unter der Bedingung , daß dieſe Würde an kein gewiſſes Sand, Qualitåt odit Familie geknüpfet werden ſolle. Die übrigen Mitglie . der der Staaten dieſer Provinz, ſind die Deputirten der Stimme habenden Städte, Middelburg, Zirkzee, Goes , Tholen , Vliſſingen und Veere.

Es verſammlet ſich

dieſes Collegium eben ſowohl, als das Collegium , der deputirten Rärhe , allezeit in der Hauptſtade Middelburg : die deputirten Råthe filken auch in dem Admiralitats Collegio , welches in dieſer Proving iſt, und leiſten daher den General - Staaten den Eid. Zu Middelburg iſt auch die Redinungskammer der Provinz , welche die Domainen und Einkünfte derſelben beforget. Sie hat mit der Provinz Holland zwey hohe Geriditshëfe gemein , nåmlich den hohen Rarh , und den Provinzialhof, von welchen oben ben Holland Nachricht ertheilet worden iſt.

Zu der

Verſammlung der General - Staaten ſendet ſie vier Abgeordnete ab, welche dieſe Würde Lebenslang behale ten , und aus den Magiſtraten der Stimme habenden Städte wechſelsweiſe erwählet werden, außer daß Mid delburg allezeit einen abſendet, 9.6. Der Rirchenſtaat beſteht aus vier Klaſs fen , welche ſind , die von Walcheren , unter welche auch einige Kirchen in Staats- Flandern gehören , die von Schouwen und Duiveland , die von Zuid -Beves land , zu welcher auch einige in Staats -Flandern beo legene Kirchen gehören , und die von Tholen , zu wel . cher auch die Kirchen der Stadt und Markgrafſchaft Bers

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Die vereinigten Niederlande.

Bergen op Zoom gerechnet werden.

Zu allen dieſen

Klaffen gehören 163 Prediger. Der Synodus, oder, wie man hier ſaget, der Coetus, wird nicht jährlich, fondern nur alsdenn gehalten , wenn ihn die Staaten aus wichtigen Urſachen für nöthig halten , und zuſama men berufen , da derin von jeder Klaſſe zwey Depu : tirte abgeſendet werden , zu welchen noc ) zwery depus tirte Råthe kommen. Dieſe geſammten Deputirte thun die Sachen völlig ab , welche von einer oder der andern Klaſſe vermittelſt der Appellation an ſie , als bie höchſte geiſtliche Gerichtsbank , gelangen . 8. 7. Der rechte Arm der Schelde, welcher die Doſter : Schelde geennet wird , theilet dieſe Proving in zwey ſo genannteQuartiere ab,nåmlich in daoQuar. tier an der Ooſter: und das an der Weſters Schelde. Das legte iſt das vornehmſte. Ich beo fchreibe alſo I Das Quartier an der Weſter-Schelde (het Rivartier bewefter : Schelde), weld )es aus vier Inſeln beſieht. 1 Die Inſel Walderen , zu welder auch St. Jooſt- Land gerechnet wird, iſt zwar nicht die größte, aber die beſte und volfreichſte unter aflen ſeeländiſchen Inſeln , und wird durch das Waſſer Sloe von Süd . Beveland getrennet. Sie enthalt 1) Folgende Städte, welche in der Verſammlung der Staaten dieſer Provinz Siß und Stimme Gaben . (1) Middelburg , Mediobutgum , die Haupts and erfte Stadt der ganzen Provinz Seeland , liegt beynabe in der Mitte der Inſel, von welcher fage aud ihr Name hers rübrela

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Führet. Bermittelſt eines in den Jahren 1532 , 1533 und 1534 angelegten geraden Kanals, oder ſo genannten Has feus, welcher ungefähr eine halbe Stunde Gehens lang iſt, hat ſie Gemeinſchaft init dem Waffer , welches St. Fooſtland von Waldheren fcheidet, und folglich auch mit der bont oder Weſt: Sdjelde. Dieſer Hafen oder Kanal ift breit und tief genug får die großten Seeſchiffe, und mit demſelben ſteht die Schiffsdoce in Berbindung , wele che einen Theil des alten Stadtgrabens ausmachet. Die Stadt iſt eine der größten in den Niederlanden , mit eia ner Ringmauer und dreyzehn Bollwerken befeſtiget, und wohl gebauet. Sie iſt der Verſammlungcort der Staaten ber Provinz Seeland , und der deputirten Mathe, welche in der ehemaligen Abten St. Nicolai zuſammmen kommen ; fie iſt aud ) der Sit der Rechnungskammer , der udmiras lität und der Månze, hat ſechs Jonåndifche reformirte Kiré den , ein Gymnaſium illuſtre, and Kirchen der franzöfts Fichen , englåndiſchen , lutheriſchen , mennonitiſchen und rėmiſch - katholiſchen Gemeinen , ingleichen eine Judens Thule. Es hat auch hieſelbſt der Rath von Flandern , Feinen Siß , welcher der hohe Geridirshof für der Staas ten Antheil an Flandern iſt. Die Einwohner treiben far: ten Şandel . Papít Paul IV ſtiftete hier ein Bisthum , Helches aber nicht lange Beſtand hatte. 1574 gieng die Stadt nach einer zwenjáhrigen Belagerung an den Prins gen Wilhelm I von Oranien , oder an die Staaten über, bey welchen ſie auch feit der Zeit geblieben iſt. Zwiſchen dieſer und der folgenden Stadt, iſt eine mit Bäumen bepflanzte Strafe. ( 2) Plifingen , iſt dem Range nach die fünfte Stadt ber Provinz Seeland , liegt an der Mündung der Hone oder Weſter = Schelde, und iſt wohl befeſtiget. Sie hat mehr Bequemlichkeit zur Schiffahrt und Handlung , als irgend eine Stadt in den ganzen Niederlanden. Ihre 1688 quf Koſten der allgemeinen Stanten angelegte Docke, oder ihr Hafen , welcher in der Stadt, und 1700 rheinländiſche Ruthen lang und 200 breit iſt, kann eine Kriegesflotte von 80 großen Schiffen einnehmen. Weil aber 1744 Durdy Eing ន 4 Ch. 54

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Die vereinigten Niederlande.

Einftirzung der Seeſchleuſen der Eingang verſtopfet wor; den : ſo hat man 1750 durch Vorſorge des Erbftatthalters Wilhelms IV, wd unter der Aufficht des Admiral Schrys vers , den Anfang gemacht, die Schleuſen wieder herzuſtel len. Ungefähr in der Mitte dieſes Safens, iſt die ſo ges nannte trockene Dede , zur Ausbeſſerung der Schiffe. Un der rechten Seite des neuen Hafens ,' durch welden man in des landes Docke fåhrt, iſt ein großer Schiffzimmer: werft, uod mehr weſtwärts von dannen iſt der Eingang zum alten Hafen , welcher ſich in zwey Buſen theilet, und für die Kauffahrtenſchiffe dienet. Es find bier drey bols ländiſche reformirte Kirchen , eine françfiſche, cine engs landiſde, uud einememonitiſche. Seit 1765 iſt hier eine Geſellſchaft der Wifles fdhalten ,weldie feit 1769 die ſeelans diſche Geſellſchaft genannt wird . Bis 1400 ſah man hier nur eine Fihre zur Ueberfahrt nach Flandern , bey melcher einige wenige Hanſer jiunden , welchen Ort man Vliffingen oder Fliſſingen nannte: jetzt aber heißt er Alt: Dlifingen , und machet eine Vorſtatt an der weſtlichen Scite der Stadt aus . Dieſe war damals ein Dorf , wels : ches zu einer Stadt erwud )s , die erſt recht zu blühen an , fieng, als ſie ſich 1572 der ſpaniſchen Herrſchaft, entzog, und den Staaten freiwillig unterwarf , auch den Spa niera vielen Abbrud) that , daher ſie in eben dieſem Jahre zur Belohnung unter die Stimme führenden Städte oon Seeland aufgenommen , wohl befeſtiget, init guten öffents lichen Gebäuden gezieret , und mit vielen Vorrechten bes günſtiget wurde. 1585 wurde ſie nebſt Briel uud Rama metens an die Königinn Eliſabeth von England unters pfändlich eingeräumet, und mit engländiſchen Soldaten beſebzet. - König Jacob VI übergab ſie 1616 wieder an die Staaten , nachdem das Darlehn vergåtet worden war, 1749 brannte die Oſterkirche , der Prinzenhof und das Land-Seemagazin ab. Die Kirche wurde bald, hernach wieder erbauet, Von der Markgrafſchaft Bliſſingen und Beere, ſiehe den folgenden Artifel. (3 ) Veere , oder Ter Veer , vor Alters Kampveer, lat. Campoveria, iſt dem Range nach die ſechſte und legte

Zeeland.

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unter den Stimme habenden Städten ber Provinz Sees land. Sie liegt nicht weit von der Mündung der Oſters Echelde, welche in dieſer Gegend unterſchiedene Sands binke hat , die aber die Fahrt nicht hindern , weil dieſes Waffer an der Küſte der Waldberen , (man nennet es das Veerfche Tat ) , eine hinlängliche Tiefe für die ſchwer ? ften Schiffe hat. Den Namen Kampveer hat die Siadt daber bekommen , weil hier die Fåtre gewefen iſt,mit der man ſich nad dem Dorfe Kampen , auf der Inri Nords Beveland , welches aber weggeſpület worden iſt, überſetzen ließ. Die Stadt iſt viel kleiner , als Vliſſingen. Ihre Befeſtigung beſteht bloß in einem Walle mit fechs Bollmers fen . Es haben hier nur die Reformirten gottesdienſtliche Uebung, und die holländiſchen beſigen zwen Kirchen . Die Einwohner treiben ziemlich ſtarken Handel, inſonderheit nach Schottland, wie ſich denn auch unterſchiedene fchott: låndiſche Familien hiefelbſt niedergelaffen , welche eine eis gene Kirche und einen beſondern Prediger haben . Die Städte Vliſſingen und Veere waren chedeffen bea ſondere Herrlichkeiten , welehe Kaiſir Karl der fünfte 1555 zum Behufe Marimilians von Burgund zu ' einer Marks grafſchaft erhob. Der Markgraf war zugleich der erſte Edele der Provinz. 1581 brachte Wilhelm I, Prinz von Dranicn , dieſe Markgrafſchaft für 146000 Gulden an fich und fein Haus. Die Streitigkeiten , welche nach Königs Wilhelms III Tode zwiſchen dem Prinzen Wilhelm IV von Dranien und den Staaten wegen der Würde eines erſten Ebeln in dieſer Proving, und des Vorſiges in der Ver's Canımlung der Staaten geweſen , wurde 1747 bergeleget, und 1751 ließ ſich der Prinz als einen Markgrafen ſowohl zu Bliſſingen als Beere huldigen.

2) Folgende kleinere Ståbte. ( 1) Arnemuiden , gemeiniglich Armuijen genannt, war ehedeſſen eine ziemlidy große und wohlhabende Stadt: nachdem aber die Mündung des Hafens durch Sand vera ſtepft , und uufahrbar geworden iſt, iſt ſie ſehr verfallen, md jetzt eher ein Fleden , als eine Stadt zu nennen. Ins deſſen

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Die vereinigten Niederlande.

beffen iſt ſie unter den kleinen Städten dieſer Inſel die erfte. Der alte und erſte Ort dieſes Namens, ſtund nicht weit von dem iebigen an der Mündung des kleinen Fluf fes oder Kanals Urne , daher der Name kommt. Vor uls ters war dieſer Ort ein Eigenthum der Stadt Middels burg , iſt aber durch Wilhelm I, Prinzen von Dranien , 1574.in Freyheit geſeket worden . In dieſer Gegend, inſonderheit nach Middelburg zu , find viele Salzſiederepen , von welchen ſich die Einwohner vornehmlich ernähren . (2 ) Weft- Rappel , die zweyte kleine Stadt dieſer Ins fel, liegt auf der weſtlichen Gegend derſelben , welche durch einen koſtbaren Deich verwahret iſt, weil die Dünen weg , geſpület find. Por Ulters lag ſie weit weftlicher ; nads dem aber die See hier immer inehr fand abgeriſſen hat, ift ſie weiter einwirts verſcbct worden . Sie hat keine Mauern. Unter Wilhelm II , Grafen von Holland und Sieland , fiel 12,33 in dieſér Gegend zwiſchen deſiben Kriegesvollern und den Gruppen der Gråfinn Margares tha von Flandern , welche ſid) der ganzen Suſel Walcheren zu bemächtigen gedachte, eine ſehr blutige Schladyt zum Nachtheile der letzten bor . ( 3 ) Domburg , die dritte unter den kleinen Städten dieſer Infct, liegt nabye bey den Dünen , melde an der nordweſtlichen Küfte find. Sie hat weder Mauern noch Thore. 3) Folgende Schanzen. (1) Xammerens oder Xametjes, aucb Zeeburg ges nannt, iſt eine kleine Scanze an der Můrdung des Kas fens der Stadt Middelburg , zu deſſin Beſdirinung fie dienet , und von Kaiſer Karl dem fünften 1547 angeleget worden iſt. Sie war , wie oben angezeiget worden , mit an die Königinn Eliſabeth verpfåndet. ( 2) Sant, eine Scanze , eine kleine Stunde gegen Nordweſten von Beere, dienet zur Berdutzung des Veera fchen Gat. Des Nachts brennet hier eine laterne zum Nußen der ankommenden Schiffe.

4)

Fol

Zeeland.

133

4) Folgende anſehnliche Fleden und Dörfer, wela die zugleich Herrlichkeiten ſind : Doſts Kappel, Kles versterte,Brigdamme, verkürzt Breedamme, St. Laus rens , bey welchem das alte Schloß Popkensburg liegt, Gapinge nebſt einem baber belegenen Schloffe Seroosa Eerke , Čievevrouwe Polder , den Hauſe Dranien zuges hörig , Grypslerle , S.Nagtekert, #Telis erle , Bigs , genlerl , gemeiniglich Beebert , der Stadt Vliffingen zus ſtåndig , Roudelerle, Zoutelande, auch der Stadt Vliſs finger zugehörig , Ooft- und Weſt - Zouburg, und Rithem . Unmeir Veere find noch Ueberbleibrel des alten Schlofies Zandberg zu ſehen , welches nebſt der dabey gelegenen Herrlichkeit Zandyk, dem Hauſe Dranien zugehdret.

5) Die Inſel St.Jooſtland, wird mit zu Wala , cheren geredynet , ob ſie gleich durd) ein ſchmales Waffer davon abgeſmidert iſt. 1517 wurde ſie ganz vom Waffer åberſtrömet, und erſt 1631 von neuem eingebeidhet.ES iſt nur das einzige Dorf Wieuwland auf derſelben. 2 Die Inſel Zuid -Beveland, Bevelandia au. ftralis , iſt die größte und angenehmſte unter allen fees ländiſchen Inſeln .

!

Vor Alters iſt ſie nocy großer geo

weſen , und hat bis in die Ooſter. Schelde gereichet: allein , 1532 iſt dieſer oftliche Theil, (ſo wie die gange Infel), von einer hohen Waſſerfluth , mit welcher ein ſtarfer Sturm verbunden war , überftrómet, und feit der Zeit nicht wieder bedeidhet worden , wird auch, das Her in affen Sandcharten das verdronken Zuid-Bes veland genennet. Auf dieſem ertrunfenen Sandehat die Stadt Romerswaal, ( Reimerswaale, Rem . burswaale ) geſtanden, welche nach der gemeldeten Ues berſchwemmung noch vorhanden geweſen iſt, wie denn König Philipp II fich in denfelben 1549 hat als Grafen von Seeland huldigen laffen : allein, 1574.iſt ſie von den

1

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Die vereinigten Niederlande.

den Spaniern eingeäſchert, und hierauf nach und nach weggeſpület worden . Man findet auf der Inſel Zuid , Beveland , welche auch das Land van der Goes genennet wird, 1) Die Stadt Goes oder ter Goes , welche die einzige auf dieſer Irrel , und dem Range nach die dritte Stadt Sie liegt in der nordlichſten der Provinz Seeland iſt. von einemi Arme der Oſters weit , nicht Inſel Gegend der Schelde, welcher die Schenge genennet wird , und mit welchem fte , vermittelft eines Hafeng oder Kanals , Ges meinſibaft hat , welcher 1442 angeleget worden iſt, und der neue Hafen genennet wird , in Gegenſatze des alten , deftin Mündung durch Sand verſtopfet iſt , und der jetzt mur dazu dienet, den neuen Hafen in bequemen Stande zu erhalten , zu welchem Ende in dem zwiſchen benden bes findlichen Damme , eine Schleuſe angelegte worden iſt, welche zur Zeit der Flutl geoffuet wird , damit das Wafe fer aus dem neuen Hafen in den alten laufe : worauf die Schleuſe verſchloſſen, und erſt wieder geöffnet wird , wenn der neue Hafen zur Zeit der Ebbe trođen geworden iſt, da denn das aufgehaltene Waffer aus dein alten Safen mit ſolcher Gewalt durch den neuen Hafen nach der Schenge låuft, daß er aus dem neuen Hafen allen Sand und Schlamm mit fortführet , und ihm folchergeſtalt eine gehörige Tiefe erhalt . Weil er durch eine ſtarke Linie beſchützet wird , fo fann die Gemeinſchaft der Stadt mit dieſem Waffer nicht wohl abgeſchnitten werden . An der Mündung deſſelben ſind zivo Schanzen , welche die Dſters und Weſter - Schanze genennet werden . Die Stadt iſt Sie iſt einigermaßen , aber unregelmäßig , befeſtiget. nicht groß , aber nahrhaft . Man findet in derſelben eine holländiſch - reformirte Kirche, eine franzöſiſche ; eine mens Am Hafens nonitiſche , und eine römiſch - katholifde. auf 600 brannten 1554 deich ſind einige Salzfiedereyen. Håuſer ab. Von dieſer Stadt wird auch die ganze Ina ſel benennet.

2 ) Fol.

Zeeland.

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2 ) Folgende Flecken und Dörfer, welche zugleich Herrlichkeiten find. (1 ) Borſelen oder Monſter , ein Dorf und Baronie der von Borielen . In der Nachbarſchaft deffelben hat ehedeffen die Stadt Borſelen geſtanden , welche 1532 von der großen Waſſerfluth verſchlungen iſt, die auch das uma liegende Land unwohnbar gemacht hat , alſo , daß es tågs lich von der Fluth überſchweinmet wird, doch iſt 1616 der großte Theil derſelben durch die Regierung von Goes wies der bedeidt worden. ( 2) Ovezande, Driewegen, Ellewoutsdyk, Oudes lande , Baarland , Soedekenskerke , s ' Gravenpolder, Bicſelingen , Capelle, ( bey welchem Dorfe dren alte Cas fted ſtehen , nimlich Giſtelles , Brucelis und Maalſtede, von welchen die zwey erſten den Freyherren von Huffel ges hören , und das legte den Freyherren von Waſſenaar), Sihore , Vlate, Kruiningen, von da tåglich eineFähre nad Flandern geht , Waarden , Crabbendye, woben zivey Schauzen ſind , Kloetingen , Cattendyk, und noche eilf Dörfer.

3 Die Inſel Wolfersdyk, Wolferdi agger, liegt zwiſchen Zuid , und Nord . Beveland , iſt klein, und enthält nur ein Dorf, Namens Ooſterland: die übrigen Dörfer ſind im Waſſer untergegangen. Gleich darneben iſt noch eine kleinere Inſel, Namens Ooft Beveland , welche erſt 1708 bedeichet worden iſt. Auf derſelben ſtehen einige zerftrelite Häuſer , deren Eins wohner die Kirche zu Kats auf Noord - Beveland beſuchen . 4 Die Inſel Word-Beveland , Bevelandia feptentrionalis, wird durch das WaſſerZuidvliet,von Wolfersdyk getrennet. Vor Alters war ſie die ange. nehmſte und fruchtbarſte zeeländiſche Inſel, wurde aber 1530 und 1533 dergeſtalt überſch;wemmet, daß eine große Menge Menſchen und Vieh umkam , und von ber 34

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Die vereinigten Niederlande.

der ganzen Inſel nichts mehr zu ſehen war, als einige Thürme,welche aus dem Waffer Hervorrageten .' Eto wa 100 Jahre hernach; als der Grund durch Schlamm wieder erhöhet worden war , wurde die Inſel aufs nene bedeicht und bewohnet. ' Sie enthält 1 ) Wortgene , gemeiniglich Kortjyn , einen Fleden , welcher den Titel einer Herrlichkeit hat, und ehedeffen dem Hauſe Oranien zugehörte : allein , König Wilhelm III fchenkte ihn ſchon 1670 an Grafen Wilhelm von Nafſau . Doyk, deſſen Nachkommen ihn noch beſigen. Nicht weit davon hat ehedeflen die Stadt Kortgene geſtanden , welche in der vorhin angezeigten Ueberſchwema mung untergegangen ift. 2) Die Dörfer Wiſſenferie , Kolyns : Plaat, eine Herrlichkeit, dem Hauſe Dranien zugehörig, und Rais, Die Juſel Oriſant, weldoe gegen Nordoſten von Noorda Beveland tag , und fich bis Zirffee ceftreckte , iſt 1658 im Waſſer untergegangen . Der oftliche Theil liegt noch uns ter dem Waſſer , der weſtliche aber iſt mit Noord Beves land vereiniget.

+ Gegen Weſten von Nord : Bebeland , iſt das ſchmale Fahrwaſſer Roompot , zwiſchen den Saudbånfen Onruſt und Schotoman. 'Ueber daſſelbe müſſen alle Schiffe gee hen , welche aus Holland nad Middelburg Regeln : wenn es aber ſtürmiſch Wetter iſt , ſo iſt die Fahrt für diejenigen , welche das Fahrwaſſer nicht genau kennen , ſehr gefährlich. Das Waſſer gegen Norden von Noord : Beveland, wird auch wohl Rooinpot genennet. II Das Quartier an der Offer:Schelde ( bet Rivartier beooſter : Schelde), beſteht auch aus vier Inſeln. 1 Die Inſel Schouwen , lat. Scaldia, nach der vorber fließenden Schelde alſo genannt. Vor Atters

er.

Zeeland.

137

erſtreckte ſie ſich gegen Süden viel weiter, als jeßt, und die Doſter . Schelde, durch weldie ſie von Noord. Beveland getrennet wird, war ſo ſchmal, daß die Ein . wohner beyder Inſeln vom Ufer miteinander ſprechen konnten : allein , der Strom hat nach und nach vom lande fo viel abgeſpület, daß er in einigen Gegenden * auf eine hollånbiſche Meile breit geworden iſt. bemerke auf dieſer Inſel

Ich

1) Eine Stadt, welche in den Verſammlungen der Staaten der Provinz Seeland Siß und Stimme hat. Dieſe iſt Zirkzee, die vornehmfte Stadt auf dieſer Inſel, unter ben ſeeländiſchen Stimme habenden Städten aber dem Range nad) die zweyte. Sie iſt zum Seebandel wohl ges legen , weil ſie, vermittelft des neuen Hafens mit der Oſters Schelde Gemeinſchaft hat, daher auch der Handel bieſelbſt nod) gut blühet, indem die Stadt 70, 80, ja bis 90 Sdiffe in der See hat , die mehrentheils nach Spanien , Portus Es find hier gal und ardern Gegenden Fract fahren . zwey holländiſch - reformirte Kirchen , einefrauzdfiſche, eine lutheriſche, cine mennonitilde und eine römiſch)Fatboliſche. Es wird hier viel Salz gefotten , und viel Metr) gebrauet. In der Stadt ſind unterſchiedene Brunnen , in welchen ſie ſich fortpfianzen te , auf welchen aud hiernach) Bins ; man ,hatund werden aufbehalten Auſtern Hory Man vilt dieſe und antern Ländern geſendet werden . $Stadt für die altcfte auf Seeland. Sie bat biele Uits glúdsfälle erlitten , und iſt unter andern 1414 fajt halb abs gebrannt. 2) Eine kleine Stadt , nåmlich : Brouwershaven, welche am Waffer Grevelingen liegt, und eiven bequemen Hafen bat. Söre meiſter: Einwohner Sie hat viele Unglücksfalle find Schiffer und Fiſcher. vom affer, Brande und Kriege erlitten , und iſt dadurch I 5 bers

* 38

Die vereinigten Niederlande.

herunter gekommen . Bey derſelben findet man einigeAu fternbrunnen. In dieſer Gegend ficl 1426 zwiſchen Herzog Philipp von Burgund und Gumfry , Herzoge von Glo ceſter, eine wichtige Schlacht vor. Damals war ſie nur ein Dorf. Anmerkung. Etwa eine balbe Stunde Gebens von bier gegen Nordoſten , ftund ebedeffen die Stadt Bommene,welche anfangs lich der Provinz soyolland gebörte, 1686 aber an die Provinz Sees land übergeben wurde. Sie iſt aber nach und nach durch Waffers Authen , inſonderheit durch die von 1682 , vernichtet worden , for daß nichts mehr davon zu ſehen iſt. Nach der sand aber bat man in dieſer Gegend, jedoch mehr landwärts, neue Hdurer ers bauet, welche einen kleinen Ort ausmachen , der nun Views Bommene , oder Bommenede , genennet wird . 3) Von den Dörfern und Herrlichkeiten , welche auf dieſer Inſel liegen , führe ich nur folgende an . < ( 1 ) Diyfchor , ein Dorf, nebſt dem Schloſſe Wins denburg . (2) Eveineet, ein Dorf, von welchem ein anfehnlidies Geſchlecht in Holland den Namen hat. (3) Zaamſtede, das größte und ſchdnfte Dorf auf dies ſer Inſel. (1) Seroosterke , ein Dorf, von welchem das adetis dhe Geſchlecht Tuik in der Provinz Ittredt, ſich Zuil von Serooskerke nennet. Eben demſelben gehöret auch (5) Die SerrlichkeitWelland,welche aus dem Dorfe Koord -Welle und dem Polder Zuid Welle beſtelyt. (6) Xeniſſe oder Réneſſe, ein Dorf und Herrlichkeit, nebſt dem alten Sdílofſe Moermond. 2 Die Inſel Duiveland , wird von Schouwen durch das ſchmale Dykwater geſchieden. Gegen Süden iſt das Waſſer Rieten , und gegen Oſten das Waſſer Wydaars, welches die gemeine Fahrt für alle Sdyiffe iſt, die aus Holland nach Zeeland Regeln . Es þat den Namen von den vielen Tauben , welche ſich ehedeffen biefelbſt aufgehalten haben .

1530 wurde die ganje

Zeeland.

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ganze Inſel vom Seewaſſer überſtrömet, ſo daß viele Menſchen und viel Vieh umkamen ; nicht lange her. noch aber wurde ſie von neuem bedeicht. Uuf ders felben ſind die vier Herrlichkeiten , oder ſo genannten vier Bannen , nieuwerkerk,

Ouderkerk,

Cas

pelle und Botland. Die drer erſten find Dörfer. Alle vier gehörten eħedeſſen der Stadt Zirkzee , welche fie 1566 erkauft hatte : ſie haben ſich aber 1725 wie. Der frey gemacht. Ferner findet man hier die Herr. lichkeit seer Jansland , und die hohen Herrlichfel. ten Ooſterland und Bruiniſſe, welche legte auch Doſt Duiveland genennet wird , und das befte Dorf auf dieſer Inſel iſt.. Bey dem Dorfchen Vias nen , am Waſſer Keten , waren ehedeflen einige Salzkoten ; ſonſt iſt daſelbſt die gemeine Ueberfahrt von dieſer Inſel nach der folgenden . 3 Die Inſel ter Tholen, liegt an den Grånjen von Staats-Brabant.

Sie enthält :

1) Die Stadt Tholen oder ter Tholen , welde dem Kange nach die vierte Stadt der Provinz Seeland ift. Sie liegt am Fluſſe Lendradit , auf deffer andern Seite fie eine Art von Kronwerke hat, welches 1747 einigermaſs Fen wieder hergeſtellet worden iſt : an der fandfeile aber ift fie mit einem Erdwalle vou fieben Bollwerken umgeben . Es iſt hier nur eine hollrindiſch reformirte und franzöſist ſche Kirche. Es wird hiefelbſt ein fand- und Wafferzo erlegt, und davon ſoll die Stadt den Namen haben. 1712 wurde ſie von den Franzoſen überrumpelt und gepländert. 2) 8. Martensdyr, eine offene Stadt, melde als eine Herrlichkeit dem Dauſe Dranien gehöret , und aus der Erbſchaft Königs Wilhelms III iſt. Vor Alters , und icd, 1530 und 1532 macte fie , nebit dem umliegenden Lande, eine beſondere Infe ausr-3wilden welcher und der Fuſel

į

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Die vereinigten Niederlande.

ter Tholen bat Waſſer Pluimpot floß. Nachdem aber das felbe ausgetrodnet iſt, ſo werden beyde Inſeln nur für eine gerechnet. 3) Staveniſſe, ein Dorf, ben welchem 1631 ein Schaa Tuppengefedijt zwiſchen den Spaniern und Niederländer # vorfiel , in welchem der ſeeländiſche Admiral Hollard den Opaniern 76 platte Fahrzeuge wegnahm , und über 4000 Spanier zu Gefangenen machte. 4 ) Scherpeniſſe , ein großes und richones Dorf , wele dhes als eine Herrlichkeit dem Haufe Oranien gehöret. 5 ) Die Dörfer S. Anneland, Weſtferte, Poortvliet und Quo :Vosmar. Jenſeits des Fluffes Eendracht, iſt noch ein ſchmaler Strich Landes, welcher an Staats- Brabant grenzet, aber doch zu Seeland, und zwar zu der Inſel ter Zholen gerechs net wird . In demſelben liegt das Dorf Vieuw posmar nebſt dem dazu gehörigen Polder. Alle Einwohner bera Telben ſind Römiſchkatholiſch . 4 Die Inſel St. Philipps · Land , iſt von kleinem Umfange. Sie enthält nur ein Dorf glei. ches Namens. Gegen Weſten derſelben liegt die

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Sandbank Zype , welche den . Schiffern wohl be kannt iſt. III Zu der Provinz Zeeland gehöret auch der Free den Sommeldyk oder Zomerdyk , welcher aber auf der holländiſchen Inſel Over . Flacque liegt. Er iſt eine Herrlichkeit, welche dem

adelichen Geſchlechte

von Hartſen zuſtändig iſt.

4 Utrecht. 9. 1. Die ältern Charten von dieſer Provinz, find don Blaeuw , de Witt , Dankerts und Nico Viſſcher ; nachher har Bernard du Roy cine ana bere

Utrecht.nl

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bere gezeichnet, welche auch Vic. Vifiber in Kur pfer geſtochen bat, und hernach an P. Schenk geo kommen iſt. V. 2. Es iſt dieſe Provinz von Holland und Gelderland faſt ganz eingeſchloſſen , außer daß ein kleiner Strich derſelben gegen Norden an die Súder. ſee grånzet.

Sie hat gute Luft, und der Boden ift

in den meiſten Gegenden ſehr fruchtbar. An der Oſts feite nach den Gränzen der Veluwe zu , iſt der Boder hech und dürre; denn er beſteht aus fandigen Hügeln , oder kleinen Bergen , und dienet nur zum Holzwadiſe An der Südſeite zivis und zu geringen Weiden. ſchen dieſer bergichten Gegend und dem leckſtrome, fing det man gutes Aderland , und gegen Weſten iſt der, Boden dem holländiſchen gleich , fo , daß er megrena theils aus fettem Weidelande, jedoch auch in mancher Gegend aus Torflande beſteht , wie denn alles , was an das Gooiland und Umſtellano grånzet, von der lek. ' ten Art ist. Der Rhein theilet ſich ben der Wyf by Duerſtede in den Lock und krummen Rhein . Der legte,welcher von ſeinen vielen Krümmungen den Nas men bekommt , fließt ſehr langſam nach Utrecht, und Feket von dannen , unter dem Namen des Rheins, oder des alten Rheins, feinen Sauf durchWoerden nach Leiden fort, u . f. w. Gegen Vianen über iſt aus dem leck 1373 ein Kanal gegraben ,

weldier bei dem Dorfe

Vreeswyk anfångt , nach Utrecht geht , und alſo den leck mit dem alten Rhein vereiniger. Er wird de Vaartſche Rhyn genennet , und iſt für die Stadt Utrecht ſehr vorteilhaft, weil der frumme Rhein für einigermaßen ſchwer beladene Schiffe nicht tief genug iſt , und die Stadt dadurch von der Bequemlicykeite, ifren

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ifren Kaufhandel zu Waffer zu treiben , abgeſchnitten feyn würde: allein durch den angezeigten Kanat föns nen die größten Schiffe, welche von dem Oberrhein kommen ,nach dieſer Stadt, und ſo weiter nach Xm . ſterdam und allen andern holländiſchen Städten, kome men. Unterdeffen iſt den holländiſchen Städten , Dor. drecht und Rotterdam dieſe Fahrt eben ſo nachtheilig , als ſie den Utrechtern vortheilhaft iſt.

Aus dem alten

Rhein entſtehtbey der Stadt Utrecht die Veche, welche bey Muiden in die Süderſee gehet. Die kleinen Flüſſe Miye und die krumme mydrecht, machen gegen Weſten die Grånzſcheidung zwiſchen den Provinzen Holland und Utrecht : jene geht bey dem Dorfe Zwamo merdam in den alten Rhein , dieſe vereiniget ſich über dem Dorfe Thamen mit der Umſtel. Die Bem ent. ſteht aus unterſchiedenen Bächen , welche in der Ves luwe im Gelderlande entſpringen, und bey Amersfoort fidh vereinigen, und läuft nordwärts nadi der Süderſee. Endlich hat man hier die Grift oder Öreb , welche aus der Heide ben Veenendal fimmt, an der öſtlichen Grånze dieſer Provinz fließt, und eine Viertelſtunde über Rhenen in den Rhein gebet .

8. 3. In dieſer Provinz ſind 5 Städte und 65 Die Staaten beſtehen aus der Fleden und Dörfer . Die ſo Geiſtlichkeit, Ritterſchaft und den Städten . genannte Geiſtlichkeit , welche die erſte Klaſſe der Staaten ausmachet, beſteht nicht aus wirklich geiſtlt dyen Perſonen , ſondern aus adeliden und bürgerlichen Perſonen der reformirten Kirche,doch miſſen die ſo gee nannten Erwählten (Geëligeerden) , deren gemeinig= lich 8 ſind, aus den Kapiteln der 5 Kirchen zu Utrecht, ermåhtet werden ; und dieſe ſtelleir noch die alte Geiſto lichkeit

Utrecht.

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ftcykeit in der Verſammlung der Staaten vor. Die zweyte Klaſſe machen die Edlen oder die Ritterſchaft aus , die wegen ihrer Ritterſike zu der Verſammlung der Staaten berufen werden . Die dritte Klaffe besi ſteht aus den Deputirten der 5 Städte Utrecht, Amers ." foort, Wyk , Rhenen und Montfoort. Unter dene felben hat die Stadt Utrecht ein vorzigliches Anfehen ; ſie behauptet auch ,

daß die 4 übrigen Städte ben

Berathſd ;lagungen nur eine Stimme håtten : indefs ſep : iſt gewiß , daß dieſe Stadt fich den Meynungen der übrigen widerſeken könne , daß aber dieſe der Entſchließung, welche jene faffet, nicht widerſprechen dürfen . 9.4. Vor Alters machte dieſe Provin ; das Nies derſtift;Altrecht aus , über welches ſowohl, als über das Oberſtift ( Overnſſel) der Biſchof weltlicher Herr war . Der erſte Biſchof war Willebrord , welcher im Jahre 695 zu Rom vom Papſte Sergius dem ers ſten , unter dem Namen Clemens , zum Erzbiſchof über die Frifen eingeweihet wurde , und vermuthlid ) ums Jahr 719 zu Utrecht ein Kloſter und eine Kirche Erbauet , und dieſen Ort zum Siße ſeines Bisthums gemadt hat. Die Biſchöfe wurden von den 5 Kapis teln zu Utrecht erwähler , welche auch einiges Anteil an der Regierung des Landes batten. Der lekte Bio ſchof ,

welcher neben der geiſtlichen Gerichtsbarkeit

auch ein weltliches Gebieth hatte, war Heinrid ) von Bajern , der 1524 Bifchof ward , ein Mann von uno ruhigem Geiſte, daher auch ſeine Unterthanen einen Aufruhr nach dem andern wider ihn erregten , und die Pornehmſten mit dem Herzoge Karl von Geldern ſich in ein Verftåndniß einliefſen , welcher den Bifchof mit Kriegess

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Kriegesvolk überzog. Als ſich nun der Biſchof gegen den Herzog . nicht vertheidigen konnte., verkaufte er

& 1528 fein ganzes Bisthum oder weltliches Gebiety, mit völliger Sandeshoheit, an Kaiſer Karl V , dem in eben dieſem Jahre die weltliche Herrſchaft über die Stadt Utrecht und das ganze Niederſtift, als Herzoge von Brabant und Grafen von Holland , übergeben warð. 1536 verband eben dieſer Kaiſer , die Stadt, die Städte, und das Land Utrecht auf dieſer Seite der Yffel , auf ewig mit Holland, um von einem und eben demſelben Statthalter regieret zu werden : es follten auch die beyderſeitigen Stånde fünftig zugleich , zuſammenberufen werden. 1579 warb dieſes land durch ſeine Vereinigung mit den übrigen niederlåns diſden Provinzen , welche ſich in Freyheit feſten, ein Freyſtaat. $. 5. Das Collegium der deputirten Rås the dieſer Provinz, beſteht aus 12 Råtgen , zu wele chen jede Klaſſe der Staaten 4 hergiebt. Die Rechs nungskanımer iſt mit 4 Perſonen beſeket, und der Provinzial- Øerichtshof hat außer dem Präfidens ten und 6 ordentlichen Rathen , noch 3 außerordentli. che. Zu der Verſammlung der General - Staaten fendet diefe Provinz 3 Deputirte, nåmlich aus jeder Klaſſe ihrer Staaten Einen. S. 6. Die holländiſch-reformirten Gemeinen dies fer Provinz, ſind in 3 Klaſſen vertheilet , nämlich in die von Utrecht, von Amersfoort , und von Ryenen und Wyk. Zu allen gehören 79 Prediger. Der Synodus wird jährlich einmal zu Urrecht in Septem ber gehalten , und jede Klaffe fendet bazú 2 Prediget und einen Welteſten. Die Römiſchkatholiſchen gaben in

Utrecht.

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In dieſer Provinz über 30 Kirchen und 45 Prfeſter, die Lutheraner 2 Gemeinen und 3 Prediger , die Remon . ſtranten eben ſo viele, und die Wiedertåufer zwen . §. 7. Es hat dieſe Provinz eine andere allgea meine Abtheilung , als die übrigen ; denn es iſt nur Vor der bas platte land in 4 Quartiere eingetheilet. Beſchreibung derſelben aber muß eine Nachricht von den Stimme habenden Städten þergehen .

Ich bes

Rhreibe alfo I Die Stimme habenden Städte. 1 Utrecht, Ultrajectum , Trajectum vetus oder inferius, oder ad Rhenum , die Hauptſtadt dieſer Provinz , liegt in einer fornreichen und luftigen Gegend am alten Rhein , welcher fide bier in 2 Arme, oder in den alten und neuen

1

Graben , bertheilet , die bende die Stadt in ihrer fånge durchfließen , und ſich hierauf wieder vereinigen . Die Stadt iſt ziemlich groß, (denn ſie hat ungefähr eine und eine balbe Stunde Gebens im Umfange,) und volkreich , aber nicht befeſtiget. Am alten Graben wohnen faſt nur Kaufa und Handwerkseleute, am neuen Graben aber, welcher fpde ter , und zwar auf Koſten der Geiſtlichkeit und des Adels , angeleget worden , ſtehen viele ſchöne und anſehnlis che Hauſer , welche von den vornehmſten Einwohnern bes wohnet werden . Unter den 7 houdndiſchsreformirten Kirs shen , welche hiefelbſt ſind, iſt die dem heiligen Martin ges widmete Domkirche,welche mitten in der Stadt ſtehet , die vornehmſte ; fie iſt aber nur das Chor der alten Kirche, von welcher 1674 durch einen ſchredlichen Windſturm der größte Theil, welcher zwiſchen dem Chor und dem hober Zhurm geſtanden bat , berwüſtet worden ; , daher auch der Thurm reit dieſer Zeit von der Kirche abgeſondert iſt , bent man auf 380 Stuffen beſteiget , und albdenn eine Ichöne Ausfidat aber die Stadt und Gegend hat. Das Domkapitel beſteht noch , wie vor Ulters , aus 40 Perſos nen , welche dieſe Stellen für 6 bis 7000 Gulden laufen , Die 426.5 .

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Die übrigen Kapitellirchen in dieſer Stadt ſind , der alte Münſter oder die Kirche zu St. Salvator , et, Marie, St. Peter, und St. Johann . Im Chor der letzten ſtehet die Bibliothek der Univerfitåt , welche aber über dieſelbe wenig oder nichts zu ſagen hat , ſo daß fie beſſer die Stadt oder offentliche Bibliothek genannt werden kann . An Anzahl und Güte der gedrucren Bücher , giebt ſie der Leidenſchen wenig nach. Einen abgeſonderten Theil der Marienkirde gebrauchen die wenigen Englinter , welche hier wohnen zu ihreu gottesdienſtlichen Verſammlungen . In eittent Ziminer über derſelben , werden allerley Alterthümer und Seltenheiten verwahret . Die Peterskirche iſt der französ. fiſchen Gemeine zu ihrem Gottesdienſt eingeräuinet wors den. Die Lutherancr haben eine Kirche, die Remonftrana ten eine, die Mennoniten eine ; die Römiſchkatholiſcher aber haben unterſchiedene Häufer, in welchen ſie ihren Cota tesdierit verrichten. Es hat hier das Haupt der janfenia ftiſchen Katholifen in den Niederlanden feinen Sik , uib nennet ſich einen Erzbiſchof von Utrecht. Er wird von dem fogenannten utrechtiſchen Kapitel erwaltet, welches außer ihm aus 8 Canonicis beſteht, den Dechant mit geredynet. Die jeſuiti di geſinnten Katholiken haben dieſes Kapitel rie erkannt. In dieſer Stasi nerſammlen ſich die Staaten der Proving Utredyt , amd zwar in cinem Gebäude,welches die Staatenkaminer genennet wird ; es haben auch die übrigen Collegia ter Provinz hieſetbfi ilren Sitz. Das deutſche Haus, iſt dir Sitz des Landceinmenthurs von des deutfcien Rittero, dent Balley Utrecht. Die berahmte Univerfitat, iſt aus einem Gyusafio entſtandent, and am 16ten März 1636 eingeweihet worden. Sie ſteht nicht unter der ganze! Pros vinz, ſondern allein unter dem Stadtnagiftrat. Sie het einen mediciniſchen Studirender , iſt an der Oſtſeite der Stadt, und zwar gleich bey derſelben, die ſchöneund angenehme Maliebaan (Mailles Bahn ) angeleget worden , welche aus 7 geraden und über 2000 Schritte langen Alleen von großen Lindenblumen beftcht, von welchen die mittelfte eigentlid ) die Malitaan genennet wird . Sonſt iſt hier eine Seidenmanufactur, in welcher

Utrecht. :

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welcher die robe Seite zum Gebrauche zubereitet wird, umb die Maſchine zur ábhaſpelung der Seide , welche van der Moll erfunden , bat in neuern Zeiten zu den berühmten bies Figen Merkwürdigkeiten geboret : es iſt auch unweit der Stadt: eine Spiken : Manufaktur. 1579 iſt hier die bea rúbite Vereinigung zwiſchen den 7 niederlåndiſchen Pros binzeu geſtiftet worden . 1672 nahmen die Sranjoſon bon der Stadt ohne Widerſtand Beſitz. 1712 wurde hier eine berühmte Friedenszuſammenkunft eröffnet ,deren Erfolg die belanuten Friedensidytuffe von 1713 und 1714 waren . 1.2 Umersfoort , Canfänglich Eemsfort , hierauf Umega foort , und endlich Amersfoort) , die zwente Stadt der Provinz , liegt beym Fuße der von ihr benannten Berge, in einer angenehmen und fruchtbaren Gegend, am Fluſſe Eem , welcher hier aus unterſchiedenen Bachen entſteht, auch hier erſt ſeinen Namen enpfångt und ſchiffbar wird . Es werden hier alle die Güter zu Schiffe gebrachr, und nach Umſterdam geſendet , welche auf den ſo genannten Helſenkarren aus Deutſchland hieher geführet worden ſind. Die Stadt hat 2 bolländiſch reformirte Stircben. Sur eles maliger ſtarker Handel mit Bier , weldies hier gebrauet, und mit Tabad , welcher hier gepflanet und geſponnen worden , iſt ſehr in erfall gerathen . Nachber ſind die Die mitten: undBombazyne Manufacturen erbeblich geworden . Die Stadt iſt 1543 von den gelderſchen Soldaten ſehr vers wäftet, 1561 aber erweitert worden. 3 Rhenen , die dritte Stadt dieſer Provinz , liegt am bhang eines Berges , nidor weit vom Rhein , von wel. chem fie auch deu Namen hat. Sie iſt klein , und von geringem Anfehen. Ju demn ſo genannten Königshauſe, hat ſich 1621 der unglückliche Churfürjt zur Pfalz, Friedrich V , erwählter boheiniſcher König , aufgehalten . Vor Al ters hat es hier Grafeu von Rhenen oder Rhienen gegeben, von welchen der lebte , alt er Biſchof zu Utrecht ce rotoen war , die Stadt mit ihrem Diſtrict dem Bisthum chenfte, welchem ſie hierauf einverleibet wurde. In ihrer Gegend wird viel Labad gebauet. Etwa

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Die vereinigten Niederlande.

Etwa 'eine Viertelflunde von der Stadt, gegen Often : liegt derſo genannte Hermenberg , auf deffen Spiße zwis fchen Bäumen ein feinerner Tiſch ftehet, welcher die Kids nigstafel genennet wird , und woſelbft man eine weite und fchöne Ausſicht über die Betuwe bat. Dieſer Berg ift in ber áltern niederländiſchen Geſchichte durch eine Schlacht, welche dafelbft 1198 zwiſchen den Gelderſehen und Utrecho tern , zum Nachtheil der erſten , vorgefallen ift, bekannt geworden . 4. boyl , mit dem Zunamen te oder by Duurſtede, die vierte Stadt dieſer Provinz , liegt am Rhein , von wels dem ſich der Led Led abſondert. abſondert. Sie iſt jest in einem gerina gen Zuſtande, und geråth tåglich in großern Verfall,wora an der Mangel des Handels Schuld ſeyn ſoll . Bor Alters bat hier die Stadt Batavodurum geftanden . Sanz nahe bey der Stadt , fiebet man das verfallene Schloß Duurſtede, vor Alters Duroſtadium , von 'wels dem die Stadt Wyf ihren Zunamen bekommen hat. Zwi. roben demſelben und der Stadt, floß vor Atters der Rhein mit vollem Strome nach Utrecht: nun aber iſt nur ein fdmales Waffer davon übrig geblieben , welches hier durch eine Schleuſe aus dem Led kommt, und der Frumme Rhein genennet wird. 5 Montfoort , die fünfte Stadt diefer Proving, liegt an der holländiſchen Yffel , und iſt klein. Sie hat ihren Urſprung dem feſten Schloſſe zu danken , welches Biſchof Gottfried von Rhenen 1175 bieſelbſt zu einer Gränzfeſtung wider die Hollander erbauet bat. Ben demſelben ließen fich viele Leure zu ihrer Sicherheit wohnhaft nieder , und nach und nach entſtund die Stadt. Sie iſt lange Zeit eine Herrlichkeit unter dem Titel einer Burggrafichaft geweſen , welche dem brabantiſchen Geſchlechte von Merobe zugebos ret, Ferdinand Philipp bon Merode aber 1648 an die Staaten der Provinz Utrechr verkauft hat, welche ſie hier's auf ihrer Provinz einverleibet haben . Ihre ehemaligen Fer ftungsmerke haben die Spanier vernichtet , und das vors malige Schloß haben die Franzoſen 1672 in die Luft gefprens geta

Utrecht.

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get. Im Anfange des 17ten Jahrhunderts erlitt die Stadt großen Brandſchaden. II Das platte Land , welches in 4 Quartiere abgetheilet wird , deren jedes ſeinen beſondern Mar. ſchall hat, welcher das Umt eines Schulzen oder Rich. ters über die Dörfer verſiehet, und die alle unter dem Provinzialhofe ftehen. I Das Oberquartier, beſtehet aus dem füb. öſtlichen Theil der Provinz, und wird auch von der beynahe in der Mitte deſſelben liegenden Stadt Wyt benennet. Der größte Theil der Einwohner iſt der römiſchkatholiſchen , und der geringſte der reformir. ten Kirche zugethan. genen Derter find:

Die merkwürdigſten hier belee

1 ) Veenendal, gemeiniglich 't Veen , auch 't Xheen, fche Veen , ein febr voltreiches Dorf , welches zum Zheil . zum Gelderlande gehöret, doch ſteht die Kirche auf utrech . tiſchem Bodert. Die Einwohner ernähren ſich viel vom kammen und Spinnen der Wolle. Die reformirte Ges meine iſt ſehr zahlreich. Auf dem umliegenden Dorflande (Veenen ) wird guter Zorf geſtochen. Gleich barneben ſteht das Werfallene Haus ter Sorft. 2 ).Umecongen , ein ſchdner Fleden , welcher mit ſeio nem Zugehdre eine hohe und freye Herrlichkeit ausmachet, dazu er 1676 durch die Staaten dieſer Provinz erhoben worden , gehöret dem adelichen Geſchlechte von Rheede. Das alte Caftell haben die Franzoſen 1672 abgebrannt: es iſt aber ein neues an derſelben Stelle wieder erbauet worden . Unter dieſe Herrlichkeit gehören , die Bauerſchaft Gins kel , welche einer Linie derer von Rheeden zuſtändig iſt, die 1689 vom Könige Wilhelm III unter dem Titel von Athlone zur gråflichen Würde erhoben worden , und das baus Vlatwiſch , welches das Stammhaus einer adelis dhen Familie ift. 3) Leers * 3

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Die vereinigten Niederlande.

93) Deerfum , eine frene Herrlichkeit, welche nebit beste baben belegenen Lufthaufe Zuileſtein , dem Grafen von Ros chefort in England gehöret. 4 ) Driebergen , eine freue Herrlichkeit der Grafen von Naſſau , die vom Prinzen Morit abftammeu , und nad Dera felben benennet worden. 5 ) Zeyit , ein angenelym belegenes Dorf , bey melchem ein afteú ſteht. Es hat dem gråflidhen Hauſe Naffau zus gehöret, iſt aber von demſelben 1746 an einen amſterdamis Then Kaufmann , Nameus Schellinger, varkaufet wors ben , welder es den vereinigten evangeliſchen Brüdern eins geräumet bat. Das Caſtell beſteht aus einem Hauptges

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båude und 2 Flügeln . Von demſelben gebt eine uittee aus, an welcher für evangeliſche Brüder und Scweſtern 2 große biereckige Hofe angeleget , und mit ſchönen Gebäuden Die Handwerksa von Badteineu bebauet worden ſind. leute , welche darinn wohnen , machen allerley gute und ſchöne Arbeiten zum Verkauf, und die gewirkten, genånes ten und geſtidten Aibiten des Frauenziminers, find nicht Im Dorfe ſelbſt wohnen aud Brüder. weniger ſchon . Sie hitten ſich wegen der angenehmen Gegend,Gärten und Spatziergånge, keinen beffern Ort zum Aufenthalt pinjchen können , als dieſer iſt. Nahe ben Zevſt liegt das Luſthaus Stoerwegen . (6) Beverwaard, ein ſchones Schloß gegen dem Dorfe Berkhoven åber , wou welchein die Grafen von Maſſawe Beberwaard den Namen führen , 7 ) Obye, gemeiniglich Ojit, ein Dorf und frene Herra lichkeit, gehöret einer davon benannten Linie der Grafen on Naffau . 8 ) Schalkwyk , ein ſehr langes Dorf, mit einem alten Werfallenen Hauſe , welches ſo wie 9 ) Souten , eine Herrlidikeit, den von Napelle zur gehöret . 10) Wiltenburg oder Viltenburg, ein ſehr altes Haus, woſelbſt das Biệthum Utrecht, oderdie biſchöfliche Kirche, zuerſt geſtiftet worden . 31 ) Preese

4

Utrecht.

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11) Wrecswye oder de Vaart , ein Dorf am feď , geo Horet der Stadt Utrecht als eine Zerrlichkeit zu , welche einen Droſten darüber beſtellet. Hier iſt die ſogenannte vaartſche Schleuſe, durch welche alle Soiffe gehen und Zoll geben , die vom obern Rhein nach Utrecht und Am. Aterdam fahreni. 12 ) Jutphaas , ein Dorf am ſogenannten vaartſchen Xhelii , woſelbſt beym ſo genannten Durchſdlag ( eine Schleuſe, durch welche etwas Waſſer aus den vaartſchen Rhein nach der Yffel abgeleitet wird , um dieſe Fläſſe mit einander zu vereinigen ) , die Franzoſen 1672 eine Sdanze aufwarfen , die aber wieder ganz geſchleifet wora den iſt. 13) Sageſtein , eine hohe Herrlichkeit , welche von der Provinz Utrecht zu lehn geht , und dem adelichen Ges ſchlechte von Zuidewyk gehöret. Von derſelben geht wies der die Serrlichkeit Tienhoven zu ſehen , welche an der Gränze der Grafſchaft Kuilenburg liegt , und mit 2 ans deren Dertern gleiches Namens nicht verwechſelt werden

muß. 14) de Mars, ein bedeichter Polder, gegen Rhenen über, 2 Das Niederquartier , iſt das größte un ter allen 4 Quartieren , und wird auch von dem Dorfe Von den dazu gehörigen Der. Abkoude benennet. tern merke ich nur folgende an . 1 ) Znilen , eine Herrlichkeit, mit einem ſchönen Cas ſtell , gehöret dem abelichen Geſchlechte Tuil von . Sen rooskerke. 2) Waarſen , ein Dorf mit einer Herrlichkeit, gehos set dem adelichen Geſchlechte ter Meer , und iſt wegen der vielen ſchönen Buitenplaatſen ſehr angenehm . Su dieſem Dorfe wohnen viele Juden , welde auch hier eine Synas goge haben. 3 ) Abkoude , ein anſehnliches Dorf an der trummen Amſtel, welche durch einen anal mit der Vecht vereiniget ift, damit man durch einen fürzern Weg von Utrecht durch die neue Schleuſe nach Amſterdam fahren könne. 4 ) Mys . A4

Die vereinigten Niederlande. 4 ) Mybrecht, gemeiniglich Meyert, ein Dorf. 5 ) Der LopikerWaard ( Werder), welcher die Dör. fer Lopik und Rapelle enthält, wird durch die Baronie Uffelſtein von den ábrigen fåndern der Provinz Utrecht abgeſondert, gehdret aber doch dazu, und zu dieſem Quara tier. Es gehöret auch ein anderes abgeſonderten Stud hieher , welches in der Nachbarſchaft von Schoonhoven und Nieuwpoort durch den Lek von einander getrennet wird, ſo daß an der Nordſeite des Fluſſes das DorfWillige Dans geral, und an der Südſeite das Dorf Langerať übern Lel, nebſt dem Hauſe Langeraf liegt.

3 Eemland , iſt der nordlichſte Theit der Pro. vinz . und erſtrecket ſich in einem ſajmalen Strichezwie ſchen Gooiland und der Veluwe bis an die Süderſee. Es hat den Namen von der durchfließenden Eem . Ich bemerke 1) Bunſchoten , ein treffliches Dorf an der Såderſee, deffen Einwohner fich mehrentheils vom Fiſchfang ernåb , ren . Zu derſelben gehöret die Bauerſchaft Spalenburg. 2) Die Dörfer Lemnes buiten und binnen Drt's . 3 ) Soeſtdyk , ein Jagdhaus, nahe beym Dorfe Sgeſt, welches dem Hauſe Naſſau - Dranien zugehåret. König Wilhelm III hat es bauen laffen . Es ift nicht groß aber regelmäßig , und hat einen ſchönen Garten und einen Thiergarten . ) 4) Woudenberg oder Woudenburg , ein Dorf und Herrlichkeit, dem gråfliden Hauſe Naffau , welches vom Prinzen Morig herkommt , zugebdrig. Nahe dabey liegt das Lufthaus Groenewoude. 5) Renswoude oder Renswouw , ein Dorf und freye Herrlichkeit am lunterſchen Bache. 4 Das Quartier Montfort , hat von der Stadt Montfort den Namen , in deren Gegend es Itegt. Es iſt ſehr flein , und begreift keine Dörfer, fone dern nur die Herrlichkeiten Dykveld und Seeswyk.

5 Fries :

Friesland.

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5 Friesland. $. 1. Bon dieſer Provinz Haben ſchon Ortelius und Mercator Charten herausgegeben . Blaeuw und Janſſon lieferten diejenige ,welch Adrianus Mes tius und Gerh. Freitag gezeichnet hatten. Nachher

!

þat Schotanus a Sterringa eine Charte gezeicha net , welche fried. de Witt und nic. Viſſcher an das ſidst geſtellet haben. Eine beſſere haben Reis nier und Ottens , Covens und Mortier geliefert, und die beſte ift die von Salma, zu Utreche von C. Kribber ausgegeben. S. 2. Friesland , lat. Friſia , hat ſeinen Nan men von den Frieſen , einem alten ſtreitbaren Volfe ; woher aber die Frieſen ihren Namen haben ? 'dars ůber find die Gelehrten noch nicht einig. Eine der wahrſcheinlichſten Meynungen iſt, daß ein Frieſe, el. nen Gråber bedeute , von friſſen , graben ; denn die Frieſen haben ihr (and durdy das Graben, oder durch Aufwerfung eines Deiches gewonnen, und es dadurch der See und den Stromen entzogen. Bor Alters wohneten die Frieſen am deutſchen Meer , von der Schelde bis an die Weſer; diejenigen , welche zwi. ſchen den Mündungen der Schelde und der Mündung des Flieſtroms wohneten , hießen Weſtfrieſen, (wovon die Benennung eines Theils von Nordholland 1.it dem Namen Weſtfriesland, noch ein Undenfen iſt), die übrigen aber bis an die Weſer hießen Dſtfrieſen . Zu dem Landſtriche', welchen die lekten bewohnet Ga. ben , gehöret das Friesland , von welchem , als einer niederländiſchen Proving, hier die Rede iſt. Es liege zwiſchen dem Flieſtrom und dein kleinen Fluſſe Lau. wer , K 3

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Die vereinigten Niederlande.

wers, von welchem der Meerbuſen Lauwer See den Namen hat.

In nod) genauerer Beſtimmung , grån .

zet diefe Provinz gegen Norden an die Nordſee, geo gen Weſten an den Flieſtrom , gegen Süden an die Súderſee und an Overnſſel, gegen Oſten auch an Dver. yffel, ingleichen an Groningerland und Drenthe. §. 3. In Anſehung der Luft und des Bodens , iſt ſie der Provinz Holland ſehr ähnlich , vornehms lidh der nordweſtliche Strich, welcher niedriger iſt, als Þas Meer. Eben daſelbſt iſt gutes Weiteland, auf welchem nicht allein vortreffliche Odyſen , Küße und Schafe, ſondern inſonderheit auch viele und große Pferde gezogen, und die lekter Håufig nach Deutſchland und anderwärts ausgeführet werden. Jn anderen Ges genden , wo der Grund etwas höher iſt , wächſet auch gutes Getraide, und infonderheit iſt der hieſige Weißen ſehr beliebt , weil er ſehr weißes und viel Mehl giebt. Die frieſiſchen Erbſen ſind dorzüglich von angenehmen Gefchinacke. Es giebt hier auch viel Torfland ;wiewohl der hieſige Torf nicht ſo gut als der holländiſche iff. Viele Gegenden , aus welchen Torf gegraben iſt,ſind zu Seen geworden, dergleichen der Tjieuke-Sloter : Sijueſſen : sseeger-Snecker-und Bergumer :See, und mehrere andere find. Im füdöſtlichen Thcil der Provinz , nach Drenthe und Dveryffel zu, ſiehet man viele Heiden und Holzungen. Weil die Provinz an der See nirgends Dünen hat , fo muß fie fich durch koſtbare Deiche gegen die Ehebeſſen , als die Wuth des Meeres verwahren . Deiche noch den Eigenthümern der beſondern { ånde. reyen zugehöreten , waren ſie ſehr niedrig, und zum Theil im ſchlechten Stande , und konnten alſo der Ge. walt

"Friesland.

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walt der Wellen , infonderheit zur Zeit Heftiger Sturmwinde aus Nordweſten, feinen großen Wieder ſtand leiſten, ſondern ihre Durdybrůche fekten das {and unter Baffer , in welchem viele Menſchen und Thiere ümfanien. Um vor ſolchem Unglücke, ſo viel es möge lid ), bewaöret zu bleiben , hatten die Einwohner viele Hügel von Erde aufgeworfen , welche 20 bis 24, auch 25 Schuhe hoch, auch zum Theil von großem Umfan . ge waren , und auf welche fie , wenn ſie nicht zu geſchwind von der Ueberſchwemmung überfallen wur . den , neft ihrem Viehe und Hausgeråthe flüchteten , aud ) ſo lange,als die Ueberſchwemmung währete, auf Man nennete eine folche Höhe an . denfelben blieben. fånglich Waerd oder Wero , nadimals aber Terp ; und ſie ſind noch hin und wieder in Friesland zu ſehen . Auf unterſchiedenen derſelben find 'nachmals Häuſer, und endlich ganze Städte, Flecken und Dörfer angeles get worden , daher fich auch die Namen mancher fries . fåndiſchen Derter auf werd und terp endigen. Der ſpaniſche Statthalter, Kaſpar Robles , nahm 1570 Veränderung der Seedeiche vor : er lief eine heilſame fie nåmlich auf semeine Koſten breiter und ſånger mas chen , und feit der Zeit ſind ſie nicht ſo leidyt der Gea fahr des Durchbruchs unterworfen. Friesland iſt wohl ſo häufig von Kanålen durch . ſchnitten, als Holland. Sie füşren das iibetflüßige Waſſer nach der See ab , und dienen den Einwoha nern zur bequemen Fortbringung ibrer Güter und Waaren . Der vornehmſte, und welcher von den Reis fenben am meiſten gebrauchetwird , erſtrecket fidy von Saarlingen durch Franeker nach Leeuwarden und Dot, kum ,

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e n Die vereinigte Niederland .

fum , von dannen er nach Groeningen , ja bis an die : Grången von Oſtfriesland fortgeſeket worden iſt. D. 4. Die Provinz enthalt in Ståbte , und 336 Flecken und Dörfer , unter welchen legtern fein einzi. " ges den Titel einer Herrlichkeit hat. Man findet hier aber unterſchiedliche alte adeliche Caſtelle,welcheStine ſen, auch wohlStaten genennet werden.

Die Eingia

wohner behalten die alte und große frieſiſche liebe zur Freyheit, die alten Gewohnheiten und lebensart, und die frieſiſche Sprache ben. In Anſehung der lektern werden infonderheit die Sandleute von den übrigen Niederländern nicht verſtanden. Es werden hier dunne wollene Zeuge, und die allerfeinſten europäiſchen Lein . wande gewebet ; von den lebten Foſter die Elle 12 hollån . biſche Gulden. Die Einwohner ſind zwar mehrentheils.

der reformirten Kirche zugethan : es ſind aber auch in 5 viele Katholiken unter ihnen, und noch mehrere Mena noniten ; welches leßte um deſto weniger zu betoune dern iſt, weil Menno Simon , von welchem ſie den Namen führen , hieſelbſt zu Witmaarſum geboren iſt, und feine Lehre hier zuerſt ausgebreitet hat. Die Mennoniten haben 58 Gemeinen und 152 Lehrer , die Katholiken 24 Gemeinen und 31 Prieſter, die Luthera. ner 2 Gemeinen und 3 Prediger , die Remonſtranten

M eine, und die Collegianten einige Collegia . 8. 5. Die Staatsverfaſſung dieſes Jandes, hat oftmalige Verånderungen erfahren. Vor Alters hat es Fürſten , nachmals Herzoge , hierauf Könige, une ter welchen Radbod II inſonderheit bekannt iſt , und am långſten ſo genannte Podeftaten gehabt , welche lekten aus dem Volk ermåhlet worden, Schon 1436 kam ein Theil von Friesland an das burgundia lahe

Friesland.

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fche Haus: der größte Theil aber blieb unter der Re. gierung der Podeftaten . Kaiſer Marimilian I vers ordnete zwar 1497 den Herzog Albrecht von Sachſen zum Erbſtatthalter über Friesland , jedoch ſo , daß er den Frieſen ihre alten Frenheiten beſtätigte : allein , fie erkannten ihn nicht ; doch nahmen ſie ihn 1498 zum erblichen Schuherrn , und kaiſerl. Starchalter des { andes Weſtergo an , worauf er Willebrorden von Schomberg zu ſeinem Verweſer ernannte, welcher den übrigen Theil von Friesland auct; bald zur Unterwür . figkeit brachte. Nach Albreches Lode fam die Herri ſchaft über Friesland an deſſelben Sohn Heinrich, der 1514 fekte fich fie feinem Bruder Georg verkaufte. Herzog Carl von Geldern hiefelbft feft , trat aber 1517 ſein Recht auf Friesland dem Könige von Spanien, Carl, für 100000 Kronen ab, der e61523,da er römiſcher Kaiſer war , als Graf von Holland ganz unter ſeine Bothmäßigkeit brachte. Unter Konig Philipp II aber festen ſich die Frieſen wieder in Freyheit, und traten ju dem Utrechter Bündniſſe. 9. 6. Die ganze Provinz iſt in dren Quartiere vertheitet, welche ſind. Doftergo , Weſtergo und Zevenwolde, jedes Quartier aber iſt wieder in eigentlich Grietmannyen , (Præfe. cturas ) abgetheilet ; und jeder Grietenne ſteht ein Grietman vor , der den Borſię im Gerichte der

Grietenyen ,

Grietenne hat, welches außer ihm mit zwen oder dren Aus die Benfikern und einem Secretár, befeket iſt. fen Grietennen werden jährlich durch die Eingeſeffenen die ſo genannten Volmachren erwählet , deren in jeder zwer find , nåmlich einer von Adel , und ein fo genannter Eigen . Erfbe , welches allezeit ein reicher unb

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Die Vereinigten Nieberlande.

und angeſehener Sandmann aus der Grietenne ift. Weil Friesland 30 folder Grietenyen hat, ſo ſind dere

Vollmaditen 60,weldie nach den drey Duartieren uito terſchieden werden . Es kommt noch das vierte Quar. tier hinzu, nämlich das Quartier der Stadte , de ren eilf ſind. Von jeder werden zwey Mitglieder der a Regierung, als Vollmachten zu der Verſammlung der Staaten abgefertiger, deren alfo 22 ſind. Es beſteht daher die ganze Verſainmlung der Staaten, aus 82 Perſonen, und ſie wird alle Jahr einmal, und zwar gemeiniglich) im Unfange des Februars, zu Leeuwar. den in Gegenwart des Erbſtatijalters, welcher darin nen ſowohl, als in allen andern Collegien der Proving, Das eine befdíließende Stimme bat, angeſtellet. Collegium der deputirten Staaren dieſer Proving, beſtehet aus neun Perſonen , von welchen fechs aus den Grietenyen , und dren aus den Städten find, und Er voll. welche alle dren Jahre verandert werden . ziehet das, was die Staaten beſchloſſen haben , es bez treffe nun politiſche oder militairiſche Sachen , die Staatseinfünfte , Belegung einiger Hemter , oder Der Provinzialbof her andere dergleidyen Dinge. ftenet aus zwolf Råthen , einem General - Procurator und einem Secretár , richter in Eriminalſachen allein in Civilſachen aber ergeher von den Gerichten der Grieg tennen und Stadte die Appellation an denfelben. Die Kechnungskammer håle ihre Verſammiungen eben ſowohl, als alle vorhergehende Cliegia , zu deeur waarden. Zu der Verſammlung der General Staa. ten Fendet dieſe Provinz fünf Deputirte , nåmlich zwery aus den drey Duartieren, zmen aus den Städten, und den fünften erwählen die Städte und Zevenwolden. $. 7.

.

Friesland . $. 7.

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In Anſehung des Kirchenſtaats , wird

Friesland in fechs Klaffen abgetheilet, nåmlich in die von leeuwaarben , von Doffum , von Franeker , von Sneef , von Bolswerd und Workum , und von Zer venworden. Zu allen gehören 207 Prediger. Uus jeder Klaſſe werden jährlich zwen Prediger und zwery Helteſten zu der Synode abgefertiger , welche ad)t Tai ge nach Pfingſten in den Städten Leeuwarden , Dof. kum , Franeker, Sneek , Bolswerd und Harlingen , und wenn die Reihe an die Klaſſe von Zevenwpiden kömmt, in dem Flecken Heerenveen gehalten wird.

9. 8. Ich beſchreibe nun I

Die Stadte , welche ein beſonderes

Duartier ausmachen ,

inifrer Rangord :

nung. i Ceeuwaarden, nach der Landefausſprache Cicwese den , die woblgebauete Hauptſtadt der Provinz, und der Siß ihrer hohen Collegien , der mange, and des vornehms Ffen frieslincifchen Abe18 , iſt zugleich die größte , voil : reiſte und fchönſte Stadt in dieſer Provinz . Sie iſt nicht nur son vielen Kanålen durchſchnitten , fondern es foms, men audi fier unterſchiedene große Kanale zuſamment, welche zur Fortbringung der Kaufmannsgiter ſehr bequent find. Ihre Feſtuugewerte lågtman verfallen. So lange Friesland ſeinen eigenen Erbliatthalter hatte , irohnete derſelbe auf dem liefigen unanfeherlichen Prinzenhofe, und berſchaffete der Stadt viele Pebbaftigkeit und unſehen, wels dhes ſeit 1747.wegfällt, da Wilhelm IV Erbflatthalter der geſaminten vereinigten Niederlande wurde. Mit Erbauung des jetzigen anſehnlichen Stadt Hauſes oder Raths Hauſes iſt 1715 der Anfang gemochet worden . Die Hotåndifchen Reformirten haben tren Kirchen , und in der vornehmften , welche die große oder Facobeskirche genemiet wird , iſt ein Begräbnißort des eibſtatthalteriſchen Hauſes. Die franá zöſiſchen

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Die vereinigten Niederlande:

sofiſchen Reformirten haben eine Kirche, die Lutheraner auch eine, die Mennoniten dren , die Katholiken unters ſchiedene, und die Fuden eine Synagoge. Die Stadt fol erſt 1190 ihren Anfang genommen haben . Vor Ulters er. ftreckete fich aus der Nordſee bis hieher ein Meerbufen , welcher die Mittelfee genennet wurde, und den Doſter: und Weſtergo von einander ſchied : er iſt aber vorlängſt ausgeai trodnet, und angebauet worden . 1483 litte die Stadt 1 großen Brandſchaden . 1559 ftiftete Papſt PaulIV hieſelbſt ein Bisthum ,welches aber nichtlange Beſtand hatte. Por der Stadt ſteht das fürſtlich-nafſau oraniſche Lufte haus Marienburg. Der Kanal zwiſchen den Städten feeuwaarden und Dota kum , wird Le genennet. 2 Bolswerd , nach der Landebausſprache gemeiniglich Bolsward, eine fehr alte Stadt, eine und eine halbe Stuna be Gehens vom Flieſtrom , in einer Gegend , wo unters idiebene Ranále, welche die friefiſchen Städte mit einanı ber verbinden , fic durchſchneiden. Sie treibt ſtarten Handel mit Butter , und die frieſiſchen Savetten (eine Art dünner rollener Zeuge), welche håufig ausgeführet wers pen , werden größtentheils hieſelbſt gewebet. 1336 unb 1475 hat die Stadt großen Brandſchaden erlitten . Bor Ulters iſt ſie eine Hanſeſtadt geweſen . 3 franeler , eine Stadt an dem Kanal zwiſchen Kars lingen und leemvaarden , iſt weder groß noch befeſtiget, hat aber eine durch den frieslåndiſchen Statthalter ; Grafen Ludewig von Naſſau , geſtiftere, und am 29. Jul. 1585 eingeweihete Univerſitåt, deren offentliche Hörſale in einem ehemaligen Kloſter der Kreatbrüder find. Sie hat einen mediciniſden Krautergarten . Das alte mit einem Graben umgeben geweſenie Schloß Sjaardema, ift , nachdem e. por Ulter verfallen war , um die Mitte des jebigen Jahrs hunderts ganz abgebrochen worden . Uußerhalb der Stadt , nach Darlingen zu , find viele Bad- und Ziegelſtein :Brennereren,in welchen inſonderheit viele blau glaſurte Dachpfannen bereitet, und guten Theild nad anderen Gegenden verſendet werden. 4 Sneel

1 Friesland.

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4 Sneel, inder Landesſprache Snits, eine alte Stadt, von welcher der benachbarte fiſchreiche Landſee den Namen hat. Sie liegt in einer niedrigen und wafferigen Gegeud, und iſt weder groß , noch ſchôn , noch befeſtiget. Man findet hier 2 holländiſche reformirte Kirchen. 5.Dorfum , eine zwar nicht große , aber zum Handel wohl gelegene Stadt , weil ſie mir 2 Stunden von der Nordſee entfernet iſt, und mit derſelben , vermittelft des Dockumer Diep , Gemeinſchaft hat , weldes zur Zeit der Fluth die größten Schiffe tragen kann. Sie hat auch ius nerhalb der Mauern einen guten Hafen , und bey demſel. ben einen Schiffzimmerwerft. Es wird hier viel Salg bereitet. - 1572 wurde ſie von den Spaniern erobert,welche viele Bürger umbrachten, und die Stadt in Branr ftedren , da ſie den ungefähr 400 Häuſer verlor. Das umliegende land iſt meiſtens zum Aderbaue fehr gut. 6. Sarlingen , eine Stadt an der See, oder vielmehe am Flieſtrom, welche nach Leeuwaarden die größte, wohl, gebquetefte und volfreichſte Stadt in Friesland ift. Sie bat einen bequemen Hafen , welcher an fich tief genug für die ſchwereften Schiffe ift ; weil aber die Mündung Deffelben etwas durch Sand verſtopfet iſt, ſo müſſen die Schiffe erſt etwas erleichtert werden , ehe ſie einlaufen. An der Lands ſeite iſt die Stadt ziemlich befeſtiget, kann auch daſelbſt, wenn es ndchig iſt, unter Wafer geſetzet werden . un der Beſtſeite iſt ſie wider die Sewalt des Meeres burch ſtarte Deiche verwahret. Die holländiſch-reformirten Eiumobner baben 2 Kirchen ; die vieleur Mennoniten ſind die dermdgetis deften unter den Einwohnern ; auch find bier Lutheraner und Ratholiken. Es hat hier das frieslandifche Admiras litåto:Collegium ſeinen Sit. Man bereitet hier viel Salz, und in der Nachbarſchaft werden viele Badſteine und Dachpfannen gebraunt. 1472 brannte die Stadt großreue theils ab. 1580 bemådytigten ſid; ihrer die Staaten, und Idleifteu das ſtarte Caſtell, welches damals dicht an der See ſtund. 7 Staveren , eine kleine Stadt an der Süderſee auf der weſtlichen hohen Spiße von Friesland , welche son Weſto 4 Zb. 5 Å .

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Die vereinigten Niederlande.

Weſtfriesland nur dren Seemeilen entfernet ift. Sie war vor Ulters die großeſte , volfreichſte und anſehnlichſte Stadt in ganz Friesland, und iſt eine geraume Zeit der Sit der frieſiſchen Könige geweſen. Die Einwohner treis ben ſtarken Handel zur Sie , und ſollen die erſten gewefekt Tenn , welche durch den Derefund in die Oſtſee geſegelt ſind. Nachdem ſich aber vor dem Szafen der Stadt eine Sandbant angefebet hat , welche der Frauenſand genennet wird , und den Eingang beſchmerlich) , ja bisweilen auch ſehr gefährs lid madet ; fo find die vornehmſten Raufleute von hier weg , und nach anderen Seehafen gezogen , worüber die Stadt in Verfall gerathen iſt. Es haben auch die unges ftámen Wellen ein Stic nach dem andern von der Stadt abgeriffin und weggeſpület; ie hat auch noch andere Un : glüdsfalle erduldet, zu welchen ihre Abbrennung durch die Spanier im Jahr 1572 gehöret. Es wohnen hier -zwar noch unterſchiedene Rheder und Schiffer , welche Fracht fahren , ſie haben aber ihre Schiffe zu Umſteibam und in andern bequemen Häfen liegen . 8 Sloten , ein Städtchen , welches nur aus zwey Straßen beſtehet , die einander Freußweiſe durchſchneiden . Chedeffen iſt es ftark befeſtiget geweſen , nun aber find die Feftungswerte verfallen . Sonſt kann es , feiner fage nach) , da es faſt von allen Seiten mit Landfeen umgeben ift, eine gute Feftung abgeben . Aus dem nahe gelegenen Sloterſee koinmt ein fahrbares Waffer , die Ee genannt, weldjes mitten durch die Stadt lånft , und eine kleine Etunde unter derſelben durch eine Schleuſe in die Güter: Tee geht. Es gehen daljer viele Schiffe durch Sloten , ino fonderheit diejenigen , welche den friefiſden Torf über die Güder fee führen . 9 Workum , ehedeffen Wolderkum , ein Stadtden , welches eine Viertelfunde von der Såderſee liegt, auch von unterſchiedenen fiſchreichen Landſeen umgeben iſt. Es "ift nur mit einem Waſſergraben umgeben , beſteht audi nur aus einer langen Straße , welche in der Mitte durch das Waſſer geſchieden wird. An der Süderſee hat es ei nen Hafen , welcher lang und fchmal, nur für große Schiffe

Friesland.

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Schiffe nicht recht beguen iſt. In der Nachbarſchaft die. fes Ortes wird viel Kalt aus Seemuſchelſdaalen gebrannt. 10 Ylft, nach der Landesausſprache Drilft, ein Stadts den , welches nur mit einem Waſſergraben umgeben iſt, und aus zwey Reihen D & uſern beſteht, zwiſden welchen der fånge nach noch ein Waſſer fließt. Es werden hier viele Schiffe gebauet. IL Sindelopen , verkürzt sinlopen , eine tleine Stadt mit einem Hafen an der Süderſee. Ehedeffen iſt ſie anſehnlich geweſen, aber theils durch die Wuth der See, theils durch andere Unglüdsfälle, zu welden ihre faſt gångs liche Ubbrennung im Jahre 1500 inſonderheit gendret, frhr berringert worden . Die Einwohner , inter welden viele Mennoniten , ſind von den åbrigen Friefen in der Sprade und Kleidung ſehr unterſchieden . Sie ernähren ſich mehe rentheils vom Schiffbau und Fiſchfange. Il Doſtergo, pagus orientalis, hat Weſtergo gegen Weſten , Zevenwolden gegen Süden , wird gegen Diten durch den Fluß Lauwers vom Groninger. lande geſchieden , und erſtrecket ſich gegen Norden bis an bie Nordſee.

Daộin gehören eilf Grietenyen.

I Leeuwaarderdeel, hat den Namen von der Hauptſtadt der Provinz, und begreift vierzehn Dörfer, welche insgeſammt auf Terpeu oder Höhen liegen , als Suſum , Zwichum , Jelſum , Britſum , u. F. m. Ferwerderadeel, liegt an der Nordſee,und ents hålt eilf Dörfer , als Serwerd , Bley , bey welchen die Stinſen oder Staaten , das iſt, Caſtelle Ubinga und Unes Ben dem letzten ſteht ma ftehen , Sallum , u . a. m . das ſo genannte huis van berouw , d. i. Saus der Xcue , welches ein Hathöherr, Namens Jongſtall , prach tig crbauet , aber ſein ganzes Vermduen daran Berich wens det hat , und durch den Tod au deffeiben Bewohnung ges hindert worden iſt. Au der weſtlichen Grånze dieſer Grie: tenye & 2

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Die vereinigten Niederlande.

tenne ſind die ebemaligen Kröfter und übteven Mariene gaarde und Gennaard. 3 Weft.Dongerdeel, liegt auch an der Nordſee, und hat vierzehn Dörfer, als Jaanum , Raard , Borns werd , Solverd , Fies , an der Nordſee, U. 2. m . viies 4 Ooſt - Dongerdect, wird von der vorhergehen , den Grietenne durch einen kleinen Fluß geſchieden , und era ftredet ſich bis an den Lauwerſee . Hieber gehören auch bierzehn Dörfer, als Pazens an der Nordſee , Ooſtrum , woben das Haus Bumalda liegt, Le a. Am lauwers ſee liegt die Schanze Ooſtmahorn . 5 Rollumerland und Dieu - Rruisland , inaden zufanimen die fünfte Grietenye aus, welche am laus werſee auf den Gränzen von Groningerland liegt, aber nur rechs Dörfer enthält, von welden ich anmerke: 1) Kollum , ein großes und anſehnliches Dorf, welches einen guten Hafen, und vermittelſt deffelben mit dem Doks kumer Diep Gemeinſchaft hat, daher die Einwohner Sees handel treiben . Es wird hier auch Bieh mit gutem Vors theile fett gemacht ; und es ernähren ſich viele Einwoh ner coni Fiſdifange , wie denin der Kollumer Bot ſehr be: kannt iſt. Der Ort hat viele ſchöne Häuſer, eine lateinis dhe Sdule , einen jährlichen Pferdemarkt, und andere Vorredyte . 2 ) Uusbuir , welches Dorf auch Litle Wouwde genennet wird , und der Sik des Grietmanns ift. 3) Rollumer-Jaag , bey welchem Dorfe das ehemas Ilge Kloſter Veen liegt. 4) Burun , in deſſen Nachbarſchaft ein ehemaliges frauenklofter am Flußchen lauwers ſteht. Ben der Mündung des Lauwers iſt ein Dorf mit einer cleuſe , Nainens Monnetezyl. 6 Adhrkerſpelen , hat den Namen von den dars inn befindlichen acht Kirchſpielen , als Gerkesklooſter , Auguſtinusgaa , 4. ſ. w,

77 Dans

Friesland.

165

7 Dantumadeel , hat zwölf Dörfer , ald Dans tumwoude , Sibrandabuizen , neben welchem das chea malige Kloſter Blaarkamp ſteht, u. r. w. 8 Tjetjerkſteradeel, von 15 Dörfern ,alş Tjetjerk, Bergum , von weldein cin Landſee und eine Heide den Namen hat , Ooſtermeer, woſelbſt fo , mie in andern ums liegenden Dörfern , viele Feinweber ſind, Zuidmeer , Zuid woude, Lernwoude, u . 7.m. 9 Smallingerland , hat ſieben Dörfer, unter wel: den 17oorders und Zuider : Drachten die vornehmſten find. Beybe werden gemeiniglich nur ſchlechthin die Drach: ten genennet. Sie haben jekt nur eine Kirche, welche mitten zıriſchen beyden erbauet iſt. Sie find groß und volkreich , und es wohnen fehr viele Mennoniten in den: ſelben. 10 Idaarderadeel, hat 8 Dörfer, als Idaard, Gron, welches groß und ſchon iſt, u. 1. w. Il Rauwerderabem , hat 6 Dörfer , als Rau : werd , welches ein vortreffliches Dorf iſt, Poppinga. wier , u. ſ. w. III Weſtergo , Pagus occidentalis, Hat Ooſter go und Zevenwolden gegen Oſten , und grånzet gegen Norden und Weſten an die Nordſee und den Flieſtrom , und gegen Süden zum Theil an die Süderſee. Dahin geboren neun Grietenyen. i Menaldumadeel , beſteht aus zwölf Dörfern, als Menaldum , ein ſchönes Dorf am Kanal, welcher zwiſchen Leenwaarden und Franeker Fließt , Berlikum , welches auch groß und anſehnlich iſt, und jährlich 2 Pfers demärkte hålt , u. f. w . És iſt hier auch das Caſtel Glinis ftra belegen.

2 Franekeradeel , bat von der Stadt Franeker den Namen , und liegt auf beyden Seiten des Kanals, wele der zwiſchen Leeuwaarden und Franeker fließt. Dahin geho , £ 3

166

Die vereinigten Niederlande.

gehören eilf Dörfer,als Tzum , Doenjum , mit dem Schloſſe Goslinga, u. w .

1

3 Barradeel , hat 8 Dörfer , als Minnertsgai Sirdgum , ziviſchen welchen beyden das Caftell Groot Germana ift, Ooſterbierum , bey welchem das ehemalige Kloſter Cislum ift , Almenum , von welchem ein großer Zheil zu der Stadt Harlingen gezogen iſt, u. ſ. m . 4. Set Bilt , beſteht ganz aus neuerworbenem und eingedeichtem fande , und wird in Oudes und Tieuwes Bilt , und Zuidhoek eingetheilet. " Fetzt find 9 Dorfer und die Caftelle Semmemå unb rumbach oder Feudum darinnen, s Baarderadeel, liegt am Kanal zwiſchen Sneek und Leeumaarten , und begreift 16 Dörfer, al * Baard , mit dem Schloſſe Detama, weldes der lekte frieſiſche Pos deſtar, Julius Defama, erbauet hat, Jorwerd, der Hauptort der Grietenye, Wiewerd , ú . P. w. : Von dem legten hat der Wiewerder Boſch den Namen , barinn die labas diſten 1669 einige Gebäude zum gemeinſchaftlichen Leben und gottesdienſtlichen Gebrauch aufgeführet haben , mit

dem es aber hier keinen langen Beſtand gehabt hat. 6 Sennaarderadeel , hat 12 Dörfer , als Sens naard, Moſterend, Warrens , Aubaard, u. . w . 7 Wonferadeel, begreift 27 Dörfer, als Wons, Witmaarſum , ber welchem 098 Caſtell Uilva , das Stammbaus eines alten abelichen Geſchlechtes, geſtanden hat , Rimsweerd , Sigtum , wo der Grietmann wohnet , Hartwerd , ben welchem das alte Kloſter iſt, maklum , ein großer Fleden an der See, woſelbft Salzkoten, Ziegels und Saltbrennereyey find, deſſen Einwohner auch viel auf der See fahren , u , a , m . 8 Wimbritſeradeel , hat 28 Dörfer , als Schars nejoutum , Baw , Boppinga , seeg , von welchem ein Landſee den Namen hat, 3dzega , Oudega, u, a.m. 9 hemeluimer Oldepleert und170 * rdwolde, wird aucy Waterland genannt, weilder Grund diefer Gries

Friesland.

167

Grietenne mehrentheils aus Moråſten und Seen beſteht. Dahin gehören neun Dörfer , als Kemelum , ben welchem ehedeffen eine Abten gleiches Namens geweſen iſt ; Molts weren , deffen Einwohner eine ſonderbare Sprache , Kleis dung und lebensart baben , und deſſen Häuſer ſehr verwors ren ſtehen , daher es in Friesland zuin Sprůchworte gewor. den iſt ; Koudum , bey welchem das Schloß Grovcſtins ſteht, u . a. m, IV Zevenwolden , das ift , fieben Wålder, grånget gegen Weſten an Weſtergo , gegen Norden an Doftergo, gegen Oſten an die landſchaft Drenche, und gegen Süden an die Provinz Dveryfel und an die Süderſee. abgetheilet.

Dieſes Quartier iſt in zehn Grietenyen

I haaſterland , iſt ebemals zum Weſtergo gerecho net worden . Es begreift acht Dörfer , als Wylel , nado frieſiſcher UusſpracheWikkel,in deſſen Kirche der berühmte General Kvehoorn begraben liegt , u . a. m. 2 Doniawerftal, hat 14 Dörfer , unter welchen Doniaga, am See Tjieuke , ift. 3 Saskerland , hat ſieben Dörfer, als Olde: und Vye:Saste, u. d. m. 4 Uringerdeel, hat auch ſieben Dörfer , als Eimas ryp , ter borne , auf einein Infelden in Sneekerſee, Wes , u . a. m . 5 Opſterland , hat dreszehn Dörfer , als Sygers, wolde, und nicht weit von dennen auf der Grånze am Groningerlande die Schanze Srieſche Paalen, Wynjeterp, bey welchem das Kloſter S. Bonifacius Capel geſtiftet worden , u. a.m. 6 Angwiroen , hat nur fünf Dörfer , als Bers, loot , Tjalebirt , 4. a . m . 7 Schoterland , hat achtzehn Dörfer, als Oldce und Viye-Schoot , nebſt der dabey gelegenen Schooters ſchanze , Brongerga, bey welchem DAB Lufthaus Oranjes Woud 24

168

Die Vereinigten Niederlande.

Woud ſteht , welches Albertina Algnes, Gemahlinn deb frieslandiſchen Statthalters , Wilhelm Friedrich von Na Kau Diet , erbauet, aber nur 2 ſchöne Flügel , hingegen das Mittelgebäude nicht zu Stande gebrad )t hat , Seerens veen , ein großer und dydner Fleden , den man den frieſi: ſchen Saag nennet, und in deffen Gegend der beſte frieſiſche Lorf gegraben wird , u. a. m. 8 Stellingwerfe Ooſteinde , bat zehn "Dörfer. haule , ift das dußerſte frieståndiſche Dorf nach wie lande fdhaft Drenthe zu , und nicht weit davon liegt die Schanze Breeberg. Ben den Dörfern Olde- und Xye:Berloop liegt die Schanze Belof. 9 StellingwerfWeſteinde,hat zwanzig Dörfer, als Bevil , Blesdyk , Scherpenzeel, Spanjen , u.a. m . Der biefige gute Torf verſchaffet den Einwohnern ihre vors nehmſte Nahrung . 10. Lemſterland , hat fünf Dörfer. Das vora : nehmfte iſt Lemmer , welches groß , anſehulich und volts reich iſt , und an der Süderfee liegt. Durch daſſelbe nens men die Reiſenden ihren Weg , weldie von Amſterdam mit dem Beurtſchiffe nach Friesland und Groningerland geben . :

*

*

*

Unweit der frieſiſchen Küfte liegen in der Nordree zwei) Inſein , welche vor Alters mit dem

reften lande

vereiniget geweſen find, nun aber durch ein breites Waffer, welches man das Wad oder dieWadden nennet ,

davon

getrennet

worden .

Dieſes Waffer

wird zwar viel befahren , iſt aber wegen der häufigen Sandbånke ſehr gefährlich. Dieſe Inſeln fchüßen Friesland wider die Gewalt des Meeres zur Zeit hef tiger Sturmipinde. 1 Ameland , iſt die größte , und liegt Friesland gegen Weſten . Sie ift eine freue und ganz unabhängige Herre lichkeit,

1 Triesland.

169

Hidhkeit, und hat , als eine ſolche, dem adelichen frieblåndi. den Geſchlechte von Kammega zugehöret, deſſen Stamma baus noch daſelbe zu feben iſt; es bat fie aber des Erb . ftatthalters von Friesland , Heinrich Caſimirs von Naſs ſau Witrive, Umelia , Prinzeßimu vou Unhalt, für ihren eigenen Sohn , Sobann Wilhelm Friſo, gekauft , deffen Enkel , der Erbftatthalter Wilhelm V , ſie noch beſitzt, und ſich in unſehung derſelben einen ſouberainen Herrn von Ameland nennet. Auf derſe ben ſind die Dörfer Sollum , Hallum und Zes, deren Prediger zu keiner friesländiſchen Kluſſe gerechnet werden. 2 Schiermonigkoog , liegt der vorhergehenden Inſel und Friesland gegen Oſten , gegen der Mündung des Meer: buſens Lauwerſee über. Auf derſelben ſind keine beſondere Dörfer. Ihre Einwohner ernähren ſich , fo wie die von Ameland , mit der Fiſcherey ; es dienen auch viele auf der See.

6 Dver : Yffel. 9.1. Von der Provinz Over -Ofſel, Transiſala nia , oder Provincia Transiſalana, hat 17. ten have ein Charte gezeichnet, welche nik . Viſiter Herausgegeben , fr. de Mitt aber eine verbeſſerte Ausgabe derſelben beſorgt hat. Jene kam nachher anschenk, und dieſe an Covens und Niortier. Reinier und Ottens haben die Gaviſche Charte auch verbeſſert, und ans id )t geſtellet . S. 2. Es grånget dieſe Provinz gegen Weſten Süderfee , gegen Norden an Friesland und die an Drenthe , gegen Oflen an die Grafſchaft Bentheim und das Bisthum Münſter , gegen Süden an die Grafſchaft Zutphen und an die Veluwe , als Theile on Ihr Name zeiget an , daß ſie poin Gelderlande. Le e bl 15

zen

370

Die vereinigten Niederlande.

zen Holland, Utrecht und des Theils des eigentlichen Gelderlandes , welcher die Veluwe genennet wird. $ . 3. Der Boden iſt größtentheils moraftig, uno liefert nichts als Torf, doc) iſt gegen Weſten, nach der Yſſel zu, ſehr gutes Acerland, und an Weiden iſt auch Fein Mangel; więwohl ſie viel magerer ſind , als in anderen Gegenden , und diberhaspt gehören ſie nicht gewiſſen Perſonen eigenthümlid) zu , fondern den Ein . wohnern der nächſten Flecken und Dörfer gemeine ſchaftlich : hingegen die Wieſen an den Flüſſen , auf welchen Heu bereitet wird , ſind beſonderen Perſonen eigen.

Sonſt iſt der Boden in den mehreſten Gegens

den niedrig und eben , ungefähr in derMitte der Pros 2 ving aber iſt ein bergichter Strich , welcher fich von Süden gegen Norden erſtrecket. Die Jagd iſt ſehr gut. Die Zffel machet gegen Weſten die Grånje zwiſchen dieſer Provinz und der Veluwe , außer daß noch zwen kleine Stücke von jener an der Weſtſeite der Yffel liegen.

Das ſogenannte Zwarte Water

( Sdwarze Waſſer ), entſteht bey Zwol , wo es ſeinen Namen empfängt , aus unterſchiedenen Bå. chen , fließt gegen Norden , machet das zwolſche Mit demſelben Diep , und gehet in die Süderſee. vereiniger fich die Vecht , lat. Vedrus, welche mit der Vedit, die in den Provinzen Utredyt und Holland Sie entſpringt fließt, nicht verwechſelt werden muß. im Bischume Münſter , geht durch die Grafſchaft Bentheim , und trit aus derſelben in dieſe Proving. Unterhalb Ommen nim.mt ſie die Recge auf, die aus unterſchiedenen Bächen , unter welchen die da . DieSchiepbeet er . die vornehmſte iſt , entſtehet. gießet fid) bey Deventer in die Pffel.

Sie iſt allein im

Doer.Yffel.

171

mm Spåtjahr und des Winters für kleine Schiffe fahrbar.

Aus der Landſchaft Drenthe fommen un

terſchiedene kleinere Flüſſe , als die navelter : Ala, die Steenwyker da , und die Linde , welche letzte zum Theil die Gränze zwiſchen dieſer Provinz. und Friesland machet, und ben Kuinder in die Süs derfee fließet. § 4. Es iſt dieſe Provinz , wegen ihrer vorhin ( 5. 2.) beſchriebenen natürlichen Beſchaffenheit, nicht To ſtart bebauet und bewohnet , als einige der übrigen Prodingen. Sie hat zwar ſechzehn Städte , aber die Anzahl ihrer Dörfer wird nur auf achtzig geſchåket. Sie iſt in drey Quartiere abgetheilet, welche fino . Dic Salland , Twenthe und Vollenhoven. Staaten derſelben beſtehen aus der Ritterſchaft und den Städten : jede Klaſſe hat , in Anſehung der San . desangelegenheiten , gleich viel zu ſagen . Die Rits terſchaft iſt hier zahlreicher, als in einer anderen Prox vinz. Es muß aber ein Edelmann , welcher zu der Verſammlung der Ritterſchaft berufen werden will , nicht nur ſeinen Adel , und dag er der reformirten Kirche zugethan ſen, ſondern auch dieſes beweiſen , daß er über vier und zwanzig Jahre alt fen , und in dem Duartier. zu weldiem er berufen wird , einen ſogen nannten Havezaat, oder ein landgut, auf weldjem das Recht zur Berufung haftet, und bey demſelben unbewegliche Güter befiße, welche, (den Hauptſib mitgerechnet ) über 25000 Gulden werth ſind. Auch eia in Kriegesbienſten Rahender Edelmann , der dieſe Eigenſchaften hat; fann zum Mitgliebe der Regier rung angenommen werden ; doch muß er wenigſtens den Rang eines Hauptmanns haben , und wenn von Saches,

172

Die vereinigten Niederlande.

Sachen , die den Kriegesdienſt betreffen , gehandelt, wird , ſich vorher aus der Verſammlung wegbegeben . Die Stadte , welche ihre Deputirte zu der {and fchaftsverſammlung fenden , find Deventer , Kam . pen und Zwol.

In dieſen drey Hauptſtadten allein

Halten auch die Staaten ihre Verſammlungen , und zwar wechſelsweiſe in jeder derſelben ein Jahr. Den Porſig hat der Droſt von Salland, und in deſſelben Abweſenheit der Droſt von Twenthe ; wenn aber beybe fehlen , der Droſt von Vollenhoven. . 5. Am Ende des zehnten Jahrhunderts kam diefe Provinz unter die Herrſchaft der Biſchöfe zu Utredit, daher ſie vor Atters das Obere Stift gee nennet wurde.

Die Biſchofe regierten ſie in bürger .

lichen und kirchlichen Sachen gemeinſchaftlich mit den Staaten. Biſchof Heinrich von Bayern trat ſie zur gleich mit dem NiederſtiftUtrecht 1528 an KaiſerKarl V ab, dem fie in eben dieſem Jahr als Herzog von Bra . bant und Grafen von Holland die Huldigung leiſtete. Von dieſer Zeit an , vornehmlich aber feit 1536 , da das Niederſtift Utrecht mit Holland vereiniget worden, iſt das Dberſtift oder Overyffel von dem Niederſtift gånzlich abgeſondert geblieben, und eine beſondere Pro. ving, unter dem Titel einer Herrlichkeit, geweſen , auch mit von dem kaiſerlichen Gouverneur über Friesland, regieret worden . 1580 begab ſie ſich mit in das Utrecha ter Bündniß . . 6. Es iſt in dieſer Provinz ein Collegium , welches man als ihr Staats- uber vielmehr Finanze Collegium betrachten tann , und aus ſechs Perfonen befteht, von welchen der Udel drey , und die Städte, auch ören beſtellen . Es iſt auch eineRechnungskamı mer

OverYſſel.

173

mer und eine Kanzlen vorhanden . Die dren Saupt. ſtådte find , in Anſehung der Rechtspflege , feinem Höhern Gericht unterworfen ; hingegen die Urtheile, *Welche die Gerichte in den kleinen Städten , Flecken und Dörfern ſprechen, können vor ein höheres Geriche gezogen werden , weldies die Klaringe genennet,und Vor demſelben allein zu Deventer gehalten wird. haben auch die Edelleute ihren erſten Rechtsgang. Die Benſißer find theils aus dem Adel , theils au's den Hauptſtädten , und der Präſident wird Dingwårs der genennet. Zu der Verſammlung der Generale Staaten ſendet dieſe Provinz zwey Deputirte von der Ritterſchaft , ſtådte. 8.7.

und einen aus jeder der drey Haupt

In Anſehung des Kirchenſtaats iſt dite

fe Provinz in vier Klaſſen abgetheilet , nämlich in die von Deventer , von Kampen , von Zwol und von Vollenhoven und Steenwyk. Zu allen gehören filo Jede Klaſſe ſendet zu ver ben und achtzig Prediger. jährlichen Synode drey Prediger und einen Zelteſten Dieſe Synode wird wediſelsweiſe in den Ståð. ab. ten , von welchen die Klaſſen ihren Namen Gaben , gehalten , und zwar in einer der drey erſten alle vier Jahre , in einer der beyden leşten aber , welche mit einander abwechſeln , alle acht Jahre. Die Römiſch fatholiſchen haben in dieſer Provinz ſieben und zwan . zig Kirchen und drenßig Prieſter , die Wiedertäufer ſechzehn Gemeinen und fünf und drenßig Lehrer , die * { utheraner zwen Gemeinen und drey Prediger.

S. 8. Es folgen nun die drey Quartiere , in welde die Provinz abgetheilet wirb .

174

Die vereinigten Niederlande.

I Das Quartier Salland , landia,

zu

weldiem

auch

das

lat. " Ila

Droſtamt

Ylelmuiden gerechnet wird. Es machet den füb. weſtlichen Theil der Provinz aus , und hat die beſte Juft , und den beſten Boden . Man bemerke A

Das eigentliche Salland,

in wel

chem I die brey großen Städte dieſer Provinz, welche in der Verſammlung der Staaten Sik und Stimme haben. ander ,

1

Sie folgen ihrem Range nach alſo auf ein .

1) Deventer , Daventria , ver Ulters Devonturum , liegt in einer fruchtbaren und angenehmen Gegend an der yffel , über welche hier eine Schiffbrüde geleget iſt. Die Echipbeek , welche aus Twenthe kommt, läuft durch einen Theil der Stadt und in die fil . Die Stadt iſt mit eis nem guten Walle , und dieſer mit 8 guten Bollwerken , Ras velinen und andern Feſtungówerfen verſehen . Sie hat keinen großen Umfang, iſt aber didit gebauet und volta reich , treibt auch guten Handel, und verſendet viel von iha rem guten Bier. Die hieſigen Kuchen , ſind in allen Pros binzen bekannt. Es ſind hier drey holländiſche reformirte Gemeinen und Kirchen , eine franzöſiſde, eine lutheriſce, eine mennenitiſche und eine katholiſche Gemeine. Das Gymnaſium illuſtre iſt im Anfange des 17ten Fahrhunderts von den Staaten der Provinz peſtiftet worden . Sonſt hat die Stade das Recht, gold ne und ſilberne Münzen zu prågen , und nun auch eine Eiſengießeren . Bor Utters ift fie ſowohl eine freue Reichsſtadt, als eine Hanſeſtadt gewes fen . Papſt Paul IV errichtete hier 1559 ein Bischum, welches aber keinen langen Beſtand batte. 1589 fam fie durd Verråtherer in die Gervalt der Spanier , tenen ſie aber 1391 durch den Prinzen Moritz wieder abgenommen wurde. - 1672 wurde ſie, ohne große Gegenwehr, von den Frans

Over- Yiffel

175

Franzoſen , zum Behufe des Biſchofs von Münſter, erobert, deſſen Truppen fie bis 1674 beſeßt hielten . Senſeits des Fluſſes hat die Stadt einen angenehmen Epapierort, welcher de Werp genennet wird. Er iſtmit theils offenen , theils oben zugewachſenen Adren von fin. denbåumen befekt. 2) Kampen , liegt auch an der Yffel, welche ſich bier gegen ihren Ausfluß in die Süderſee in unterſchiedene Arme vertheilet , von welchen die zien vornehmſten eine Inſel machen , welche nach dieſer Stadt das Kamper - Eiland ges nennet wird . Ueber die Viel iſt eine fünftliche hölzerne Brüde geſdlagen , welche 723 Schube lang , und 20 breis iſt , und auf diden in den Grund geldlagenen Balken rute het , die ſo weit von einander ſtehen , daß es ſcheint, als ob die Brücke in der Luft hange. Ehedeffen wurde dieſe Briđe auf der andern Seite der Vlfel durch eine kleine Scanze bededt : fie iſt aber 1673 durch die můnfteriſchen Iruppen geſchleift worden . Die Stadt felbft fann , nach der heutigen Befeſtigungsart, nicht unter die Feſtungen fand no gerechnet werden : man fann aber das umliegende thigenfalls unter Waſſer fetgen . Sie iſt viel kleiner , als Desen er , auch nicht ſo dicht bebauet, ſonſt aber noch ziems lich nahrhaft; doch hats in dieſem Stüce ehedeffen beſſer mit ihr ausgeſehen , als die Mündung der Y fel,oder das ſo genannte Kamper Diep , noch nicht ſo ſeicht war . Dieſe Stadt hat auch das Recht , goldene und ſilberne Münzen zu prägen. Vor Alters iſt ſie eine freye Reiches ftadt und anſeſtadt geweſen. Es find hier dren hotlånbiſch reformirte Kirchen , in deren einen aber auch die franzöſiſche Gemeine ihren Gottesdienſt verrichtet. Die Mennoniten , futheraner und Katholiken haben freye Uebung ihres Soto teodienfted. 1072 bemåcbtigten ſich der Stadt franzöſis ſche und månſieriſche Truppen , und hielten darinn übel Haus. 3) Zwol oder Zwolle, liegt in einer luſtigen Gegend an der Aa , welche hier den Namen des ſchwarzen Waffers annimmt , ungefähr eine halbe Stunde von der Offel,und etwas weiter von der Bechte , mit welcher lebten ſie , ver: mittelft

176

Die vereinigten Niederlande .

mittelſ eines Kanals , welcher die neue Vecht genennet wird ,' Gemeinſchaft hat. Weil das ſchwarze Waſſer für große und ſchwer beladene Schiffe tief genug iſt; ſo hat die Stadt, vermittelſt deffelben , auch mit der Süderfee Gemeinſchaft. Sie iſt die ſchönſte und reichfte Stadt in ganz Overyffel, und wird von den Einwohnern klein Umſters bam genannt. Es läuft nicht nur die Ua durch den nord , Siden Theil der Stadt, ſondern dieſe iſt auch noc , vou zwey andern Ranålen durchſchnitten . · Vor dem Kamper: Sals fen- und Dieſer- Thor hat ſie ſchöne Poſtadre. Sie iſt auch eine anſehnliche Feſtung , weil fie mit einem Malle und eilf großen und guten Bollwerken , auch guten Augemiers Ten umgeben iſt , und gegen Südweſten nach der Offel zu drey Schanzen hat , welche, vermittelſt ſtarker Linien , in Gemeinſchaft unter einander und mit derētadt ſtehen, und aufgeführet worden ſind , damit die Stadt , zur Zeit einer Belagerung , allezeit und ungehindert von der Oberſeite der Yffet aus Gelderland Verſtärkung und Zufuhr erhalten tonne.' Die Hollándiſchreformirten halten ihren Gottess bienſt in drey Kirden ; es iſt hier auch eine franzöſiſche Oe: meine. Die Katholiken haben vier Kirchäuſer, auch find hier viele Mennoniten und einige Lutheraner. Vor Ulters iſt dieſe Stadt eine freue Reichsſtadt und Hanſeſtadt gewes fen. Sie hat aud ) das Münzrecht, wie die beyden vorbera gebenden Städte. 1572 wurde ſie von dem Biſchof zu Münſter erobert, und bis 1674 im Beſitze behalten . Nicht weit von Zwol auf dem S. Agmetenberge, hat Hor Alters ein Auguftiner - Mönchenfleſter geſtanden . Die Gegend uin Zwol iſt durch den Anbau ſchon geworden . Sie zeiget angenehme Landhauſer, und Alleen die zu denfels Ben führen , nebſt anderen Annehmlichkeiten. 2 Das Droſtamt, begreift die kleinen Städte und bas platte Lånd di fes Quartiers.

Der Droſt. Deſſel. ben iſt allezeit ein Edelmann , und dem Range nach die erſte und vornehmſte Perſon in der ganzen Provinz. Hieher gehören 1) fole

Friesland,

177

1) folgende kleine Städte : ( 1 ) Salſelt , eine kleine befeſtigte Stadt , liegt am Idwarzen Waffer , und iſt volfreich und nahrhaft an ihrer Südſeite iſt ein Graben , auf welchein der Torf , aus der Echter Venen nach dem ſchwarzen Waffer geführet wird. Eine gute halbe Stunde von hier iſt die Schanze lire in de Vecht, welche vaher den Nainen hat , weil fie recht por der Mündung der Vecht liegt. (2) Ommen , ein verfallenes Städtchen an der Vecht, welche unterhalb deffelben die Regge aufnimmt. Anderchalb Stunde davon , gegen Nordweſten , in den Echter: Benen , iſt die Ommerſchanze , und bey derſelben das neue Retranchement ( 3) Sardenberg , ein Städtcheu an der Vecht, und auf der Grenze der Grafichaft Bentheim mit einem verfallenen Soloſſe. 1708 brannte es bis auf die Kirche ab. 2 ) Von den Dörfern und adelichen Gütern beo merfe ich folgende. ( 1 ) Kolmſchaten , mit dem dazu gehörigen Amt , iſt an die Stadt Deventer verpfåndet. in dieſem Amt liegt

1 audh Rande , ein adelicher Sitz des Geſchlechtes von Koes verden . (2 ) Dellener , Monnikshave oder Mennigeshave, Seemze, Gramsberge, das Haus Kollendcorn ,'t laar, Dalfſen mit Dein Stammha ile Rechteren , und Weſters peld , gehören dem Grafen von Rechteren . (3 ) Schoonheten , langeveltlo , yenhuis ind Ooſterveen , gehören dem adelichen Geſchlecht von Bentints ( 4) Sellendoorn , verkürzt Selderen , ein Dorf, bey welchem das Haus ten Dam liegt, gehöret den von Heiden. ( ) Genemuiden , ein großer Fleden an der Mündung des ſchwarzen Waſſers , welches hier das zwolfde Diep genennet wird. Hier werden die feinen und groben Flurs oder Boden -Matten gemacht, welche man in Holland und anderwärts gebrauchet, 4 Ch.5

,

M

( 6 ) Mas

Die vereinigten Niederlande.

178

( 6 ) Maſtenbroel, ein großes Dorf, mitten in dem babon benannten Polder. 1 B Das Droſtamtyfelmuiden , hat von dem Dorfe Yffelmuiden den Namen, welches gegen

Yi

Kampen über liegt.

II

Das Quartier oder Droſtamt

Twenthe , zu welchem auch das Droſtamt Haarbergen gerechnetwird . Nach einiger Men. nung, muß der NameTwenthe auf lateiniſch Fubantia gegeben werden , und kommt von den Tubanten, den al. ten Einwohnern in dieſer Gegend, her :

andere aber

mennien, der Namen Geiße ſo viel, als der zweyte Theil, nämlich der Provinz. Man bemerke : A Das eigentliche Droſtamt Twenthe, und in demſelben i í Folgende kleine Stadte , welche mehrentheils unbemauert find . 1) Ryſſen , ein Städtchen, nichtweit von der Regge. 2) Almelo , eine kleine Stadt an der Becht, welche viele mohlgebauete Häuſer bar. Es wird hier ſehr feine feinewand gewebet und gebleichet , und die Einwohner treiben einen ſtarken Handel mit derſelben. Außer den Nes formirten, haben auch die Mennoniteu hieſelbſt eine Kirde. Die Stadt i;at den Titel einer Herrlichkeit , und gebdret den Grafen von Rechteren , die ſich von derſelben Rechteren von und zu Ulmelo nennen . Un der Südſeite ſteht ein. chönes gråfliches Caftell. 3) Wormarſum , ein Städtchen , welches das abeliche Geſchlecht der von Heiden unter dem Titel einer Herrlich keit beſitzt. Ehedeſſen iſt es befeſtiget geweſer, und bat zur Zeit der Spanier in Kriegeszeiten viel erlitten . 4) Oldenſaal, eine kleine Stadt, welche die Haupta ftadt dieſes Quartiers iſt. Ehedeffen iſt ſie eine Feſtung ges wefen , und oft belagert worden , 5 ) LNE

!

10 &

Friesland.

179

5) Enſchede, ein offenes Städtchen , welches durch eine große Feuersbrunſt von ſeinem ehemaligen 28oblftende bere untergetommen ift, doch hat es noch gute Baumwollen : und Baumſeiden -Manufacturen , dergleichen auch zu Sanges loo find. 6 ) Delden , ein offenes Städtchen , nabe bey welchem Twidel oder Twiđelo , ein Caſtell, liegt , weldes den Titel einer Herrlichkeit hat , und dem adeliden Ges fohlecht der von Waffengar von Obdam gehöret. 7) Goor, ein Städtchen , weldes ehedeffen den Titel einer Grafſchaft batte, der aber wieder erloſchen iſt. 2 Von den Dörfern und adelichen Gütern beo merfe ich folgende. 1 ) Martelo, ein Dorf, bey welchem die Håuſet OL denhof und Sulsbele liegen . 2) Seiten , das Stammbaud des alten adeliden Sea fohlechtes der von Heteren. 3) Drieſſeveen , ein Dorf und Herrlichkeit,und die ades lichen Siße Xoord :Deuringen und Borgbeuningen , gehören den Grafen von Rechteren. 4 ) Dubbeling and Oldenmolen , gehdren den von Münchauſen .

B Das Droſtamt Kaarbergen , enthält i Saarbergen , ein Dorf an der Grånze der Grafſchaft Zutphen. 2 Diepenheim oder Diepenhem , ein Stådtden , bep welchem das Haus zu Diepenheim fteht, welches den von Benrint gehdret. TII

Das Quartier und Droſtamt

Bollenhoven , begreift den nordlichſten Theil der Provinz an der Süderſee. Es gehören dahin 1 Folgende Städte. 1 ) Vollenhoven , die Hauptſtadt diefes Quartiers , if Klein . Sie liegt an der Süderſee , auf welcher die Eins wohner Schifffahrt und Handel treiben . In der umbera liegenden Gegend wohnen viel Edelleute, wovon die Stadt tein M 2

180

Die vereinigten Niederlande.

tein geringes Anſehen hat. Bifchof Gottfried von Rhenen ließ hier 1178 ein Caftell erbauen , um die benachbarten Friſen im Zaum zu halten , und ſeine Nachfolger hielten ſich oft auf demſelben auf, wenn ihre Gegenwart im Obers ſtifte udthig war. Es wurden auch oftmals gottesdienſts liche Perſonen , welche ihre Pflicht übertreten hatten , ges fånglich bieber gefeßer. In den bürgerlichen Kriegesunrus hen , unter dem Biſchof Heinrich von Bayern , iſt dieſes Schloß ganz verwüſtet worden. Unterbeffen bat es die Ans legung der Stadt veranlaſſet. König Philipp Il von Spas nien errichtete hier einen Gerichtshof zur höchſten Entſcheis dung der Rechtsſadjen dieſer Provinz. 2 ) Steenwyt , Stenovicum , eine kleine Stadt an einer davon benannten Uue. Ehedeflen war ſie eine ſtarke Fed ſtung , man hat aber die Feftungswerke verfallen laſſen . 1749 und 1749 gab es hier vicle Ünruhen. 3 ) Blokzyl oder Blokziel , eine Schanze an der Sů , derſee , da wo die Steenvnfer Ua,welche man hier die alte Aa nennet , durch 2 Ziele oder Schleuſen in dieſelbe geht. Sie iſt 1581 durch den oberſten Sonoy angeleget worden , als der Graf von Renneberg die Stadt Steenwyk belas gerte. Die Einwohner machten fich 1672 berühmt, als fie die můnfteriſden Truppen, welche ſich der Scharze be : måcbtiget hatten , mit Hülfe einiger frieſiſchen Soldaten hinaustrieben. 4) Kuinder oder Bilinre , eine Schanze auf der friega ländiſchen Grånze , an der Süderſee , da wo die finde in dieſelbe fließet. Sie iſt von großem Umfange. Ehedefſen hatte ſie den Titel einer Grafichaft. 1580 wurde ſie von dem vorhin genannten Grafen von Renneberg eingenommen, 1581 aber durch die Staaten wieder erobert. 1672 bemacha tigte ſich ihrer der Biſchof zu Münfter , mußte fie aber noch in demſelben Jahr wieder verlaſſen . 5 ) Zwarte Sluis , eine Schanze, da wo die Havelter Aa in das ſchwarze Waſſer fließet . Nach derſelben wird der beſte oberyffeliche Zorf gemeiniglich der ſchwarzſchleufis ſobe Torf genennet, weil er mehrentheils in hieſiger Ges gend geſtochen wird.

For

1

181

Groningerland.

2 Folgende Dörfer und adeliche Size : Die Dörfer Wannepervcen, Giethoorne, gemeiniglich Bieteren , die Häuſer St. Janskamp, Bontenhave,und Oldenhof , welche beyde letzten den Freyherren von Gansneb geboren , die Dörfer Baarle , Blankenbam , Beulake , Oldemarlt , Paaslo , bey welchem ein Haus gleiches Namens liegt, Strenwykerwolde, und das Haus Eefe, welches einer Linie der Grafen von Rechteren ges håret. 7 Groningerland. Vom Groninger- oder Groeningerland Hat Blaeui die Charte des Barthold Widering, Fried . deWitr eine beſſere , und eben derſelbige Her. nach eine noch beſſere herausgegeben , welche jeßt bei 5.1.

Covens und Mortier anzutreffen ſind.

Ortens

Vic . Viffcher gab erſt eine Charte iſt auch gut. Wittiſchen nicht unterſchiedene, hernach von den åltern aber diejenige Charte heraus, welche er von Ludolph Tjarða von Starkenburg bekommen hatte , und welche nun Schenk verkauft. $ . 2. Es grånzer dieſe Provinz gegen Norden an

die Nordſee , gegen Weſten wird ſie durch den Flei. nen Fluß Sauwers von Friesland geſchieden , gegen Süden iſt die landſchaft Drenthe, und gegen Oſten ſind das Bistyum Münſter und Fürſtentzum Dit. Friesland. 9. 3. Sie iſt in Anſehung der Luft und des Bo. dens der benadybarten Provinz Friesland ſehr ähnlich. Das Land liegt mehrentheils niedrig ,

und hat vore

nehmlich ſchöne Weiden , daher die Viehzucht das vornehmſte Nahrungsmittel der Einwohner ift. Uckerland iſt auch vorhanden .

Man hat hier aber

weder ſo vielen noch ſo guten Torf, als in Friesland. An der Südſeite nach Drentl;e zu iſt der Grund heide. und M 3

Die vereinigten Niederlande.

182

und fandartiger , und mit Holzungen beſeget. Die Nordſee machet an der Nord Oftfeite der Provinz, zwiſchen derſelben und Ditfriesland, einen großen Bu. fen , welcher der Dollert genennet wird , von deſſen Urſprung im erſten Bande des dritten Theils der Erdbeſdireibung, beym Fürſtenthum Dſtfriesland, geo handelt worden. Er vereiniger fich durch die Mün. bung der Lems, welche in die Oſter- und Weſters Lems eingetheilet wird , mit der Nordſee. Der vornehmſte Fluß in dieſer Provinz, iſt die Sunſe, wel. che aus unterſchiedenen kleinen Gewäſſern entſteht, die in der Stadt Groningen zuſammenfließen. Sie geht durch das Copen -Diep in den lauwerzee , welcher Meerbuſen der Nordſee bey Friesland angeführet wor . den iſt. Bey der Stadt Groningen entſteht auch die Fivel , welche ſich nordweſtwärts nach Delfjol wen. det, und daſelbſt in die Mündung der Eems fålle. Sie wird von dem Flecken Dam , auch das Damſter Diep generinet.

An der Oſtſeite der Provinz läuft

die Weſtwolder da , und und geht ben Sangeacker« Schanze in den Dollert. Zwiſchen dieſem Fluß und

der Hunſe, fließet die Renfel, welche zu einer bequemen Fahrt durch Winſchoten nach der neuen Schanze, und von dannen nach Otfriesland, diener. Es iſt dieſe Provinz auch eben ſo, wie Friesland, allenthalben mit Gråben undKanålen, zur Abführung des überflüßigen Waſſers, durchſchnitten. 9.4.

In derſelben ſind nur dren Städte,die

ne

Die jahl der Dörfer aber wird auf 165 geſchåget. Staaten derſelben beſtehen aus den Deputirten der Stadt Groningen , und aus den Deputirten der Dm. melanden , das iſt , der um Groningen ber liegenden Ianbe.

Groningerland.

183

Die legten werden theils vom adel , theils von den Bauern geſtellet , und beyde müſſen eine geo

Sande.

wiſſe Unzahl {ånderenen in der Provinz beſigen. Die Verſammlung der Staaten geſchiehet in der Stadt Gro . ningen , und zwar gemeiniglid) im Februarmonat. S. 5. Dieſe Provinz iſt eine alte Herrlichkeit. Im zehnten Jahrhundert wurde ſie durch einen Vogt regieret, welcher im folgenden Jahrhundert den Nam men eines Burggrafen führete. Sie war reichsfren , und richtete ſich nach ihren eigenen Statuten. Por 1046 hatte der Burggraf zu Groningen , vermoge der ihm vom Kaiſer verliehenen Gewalt , die Gerichts. barkeit über den Drenthewald, welcher Geutiges Tages das Gorecht genennet wirb : allein , vom genannten Jahr an wurde ihm dieſelbe vom Bisthum Utrecht verliehen, welchem Kaiſer Heinrich IIl folches Erthei. lungsrecht geſchenket hatte.

In der folgenden Zeit

erflåreten die Biſchofe von Utrecht die kaiſerliche Schenfung ſo , als wenn die Stadt Groningen durch dieſelbe ihnen unterwürfig gemachet worden wäre, wore über zwiſchen ihnen und der Stadt langwierige und blutige Streitigkeiten entſtunden.

Indeſſen verwahrte

fich die Stadt im zwölften Jahrhundert mit Mauern, und befeſtigte im dreizehnten Jahrhundert ihre Frey. Þeit unb Macht , fieng auch an , ihre Herrſchaft über Friesland auszubreiten. Kaiſer Marimilian I. ver . lieh zwar dem Herzoge Albrecht zu Sachſeu die Herr. ſchaften Groningen und Friesland zu Erblehn , allein , dieſe widerlegten ſich. Groningen ſah ſich 1498 gend. thiget , um ſeiner Sicherheit willen mit dem Biſchof zu Utrecht einen Vergleich einzugehen , und von dem. ſelben einen Richter anzunehmen , jedoch mit Vorbes M4 halt >

18+

Die vereinigten Niederlande.

Halt ſeiner übrigen Freyheit.

als aber Erzherzog

Philipp die Stadt Groningen unter die Herrſchaft des Herzogs Georg zu Sachſen zu bringen ſuchte , dieſer fie 1505 belagerte, und der Biſchof von Utrecht ihr die

59

erwartete Hülfe nicht leiſtete : ſo begab ſie ſich 1506 in den Schuß des Grafen Edzard von Oſtfriesland , den Herzog Georg aud) zu ſeinem Statthalter in den Oma melanden verordnen mußte. Pellein, KaiſerMarimi. lian erklärte die Stadt Groningen in die Reichsache,

MA worauf ſie 1514 von dem Herzog Georg belagert ward, und um ſich zu retten , in eben dieſem Jahr ſich dem Herzog Karlvon Geldern unterwarf, der aber auch ſchon in dieſem Jahr Groningen und die Ommelande vom Kaiſer Karl dem Fünften zu sehn nehmen mußte. 1536 unterwarfen ſich die Groninger dem Kaiſer Karl V , als Herzog von Brabant, Grafen von Holland, und Herrn von Friesland und Overyffel, und leiſteten ihm die Huldigung . 1579 trat die Stadt zu dem Utredter Bündniße , in welches ſie 1594 von neuem aufgenommen ward. 9.6. Die oben (8. 4. ) beſchriebenen Staaten, madjen nebſt dem Erbſfarthalter, die oberſte Gewalt aus .

Außer denſelben iſt hier noch das Collegium ,

vier aus der Stadt Groningen, und vier aus den Omm landen ſind. Es bringt die Staatsbeſchlüſſe zur Vollziehung. Der Provinzialhof, iſt das höchſte Gericht der Provinz. Die Rechnungskamıner dero felben , beſteht aus ſechs Perſonen . Zu der Verfamm. lung der General Staaten fendet ſie ſechs Deputirte. 9. 7. In Anſehung des Kirche Staats iſt die Provinz in ſieben Klaſſen abgetheilet, nämlich in die von

1th WARY

Groningerland.

185

von Groningen , von Appingedam , von Sopperſum , von Middelfium , von Marne, vom Wefierquartier, und von Ditampt und Weſtwoldingerland. Zu den. felben gehören 161 Prediger. Zu der Synode, wel. che jährlich zu Anfang des Manmonats , und zwar wectifelsweiſe zu Groningen und Uppingetem , gehalten wird , ſendet jede Klaſſe drev Prediger und einige dela teſten . Die Römiſchkatholiſchen haben in dieſer Pro. vinz ungefähr zehn Kirchen und dreizehn Prieſter, die Lutheraner drey Gemeinen und vier Prediger, die Wies dertåufer fieben und zwanzig Gemeinen und ein und red :zig Lehrer , und die Collegianten zwey Collegia in der Stadt Groningen . Die Provinz beſteht aus zwey Theilen , V. 8. welde find : I Die Stadt Groningen mit ihrem Ge: biet. Groningen oder Groeningen , die wohlgebauete Hauptſtadt der Provinz, liegt benu Zuſammenfluße unters ſchiedener kleinen Flaſie , aus welchen hier die Kunſe und Fivel entſtehen . Auf jcuer förnen große und diwere Sdiffe aus der See nach der Stadt fahren , welches den Handel der Einwohner ſehr befördert. Ehedeffen war fie nicht ſonderlich groß : allein , 1613 und in den folgenden Saliren wurde ſie gegen Weſten undMorden ſehr erweitert, und mit einem neuen Erowal , ſiebenzehn Brümrerfen, und einer guten Contreſcarpe umgeben . Dieſe Feſtungöwerfe find in neuern Zeiten ſehr verfallen , werden auch nicht mehr, wie ebedeſſen , jährlich durch Deputirte aus deir Rath unterſuchet. Doch iſt ungefähr eine Viertelſtunde von der Stadt ein neues Werk , in Geſtalt einer Linie, weldes wohl unterhalten wird . In dieſer Stadt verſamme len Tid alle hohe Provinzialcollegia , daher auch die reichs ften und anſehnlichſten Familien in Lande , ſowohl abelis den als bürgerlichen Standes , hieſelbſt wohnen. Die 15 bola

186

Die vereinigten Niederlande.

Holländiſchen Reformirten haben hier dren Kirchen , und die Univerſitåtskirche, in welder leßten durch die offent, lichen Lehrer der Zheologie in lateiniſcher Sprache geprea diget wird. In eben derſelben hålt auch die franzöſiſche Gemeine ihren Gottesdienſt. Die Univerſität iſt 1615 gea ftifret worden . Sonſt findet man hier noch eine lutheriſche Kirche, zwey mennonitiſche, und fünf römiſchfatholiſche. Der To genannte Breemarkt ( breite Markt ) iſt der größte in den Niederlanden. Er hat Gemeinſchaft mit dem Fiſcha markt , welcher auch eine anſehnliche fånge bat. Des Prinzen von Dranien Pallaſt, hat gar kein Unſehen. Die Plantage iſt ein anſehnlicher und anmuthiger Spazierort. Ehebeffen iſt dieſe Stadt eine Hanſeſtadt geweſen . Sic hat in Anebung des Handels große Verrechte vor den Dmmelanden , bey welchen ſie ſich auch allezeit gegen dies Felben erhalten hat. 1559 errichtete Papſt Paul IV. ein Bisthum , welches aber nidot lange beſtund. 1672 hielt fie eine Belagerung vom Biſchof zu Münſter tapfer aus, ſo daß er mit großem Verluſt abziehen mußte. Das Gebiet der Stadt, wird das Gorecht genannt, und liegt rund um dieſelbe her , am meiften aber an der Süd- und Südoſt-Seite. Es gehören dazu die Dörfer Schay , Koorddyk, das Caſtell Selpen ,die Dörfer Mas . ren , Koordlaren ,Weſterbroef , Kropwolde, Sooges zand und Zapmeer , in welchem letzten viele Mennoniten wobnen , die hier auch eine Kirche baben , außer welcher hier auch eine reformirte Kirche ift. II Die Ommelanden , Quartiere abgetheilet werden .

welche in fünf

I Das Wefter :Quartier, liegt der Stadt Groningen gegen Weſten , und begreift die beſondern Diſtricte Middagſter ,

Vredewold , Lange:

In denſelben ſind wold und Ruigewaard . feine Städte , ſondern nur Dörfer belegen, unter wel. chen einige ſehr groß und volfreich ſind , und zugleich Man findet hier ben Titel als Herrlichkeiten haben . aud)

Groningerland. auch unterſchiedene adeliche Häuſer.

187 Benm Dorf

Nuis liegt das Caſtell Coenders , welches das Stammhaus des adelichen Geſchlechtes dieſes Na. mens iſt. Visvlier iſt ein großes Dorf am Fluße Lauwers , Aduwerd, verkürzt Awerd, ein adefiches Dorf und Herrlichkeit, gehörer dem Geſchlecht von leo we. Die Schanze Adumerdersöyl , oder Ämerders Zyl, liegt da, wo das Flüßchen, welches bey Aduwerd fließt, in die Kunſe fåílt.

2 Hunſingo, hat den Namen von der Kunſe, und beſteht aus den Diſtricten Marne , Halves In dieſem ampt, Doſterampt, und Ubbega. Quartier liegt Soltkamp , eine große Schanze an der Mündung der Kunſe , welche hier das Loopen . Diep genennet wird . Die Unzahl der Dörfer , wird auf funfzig geſchåket, und unter denſelben ſind viele Herrlichkeiten , als Aldrum , Soorhuizen , Wiers huizen , Wee , Liens, Suardyk, Bellingweer, mit den daben gelegenen Caſtellen Ripperða und Tamminga, von welchen vornehme Geſchlechter den Namen führen, Menkenweer , middelſtum , von welcher eine Klaſſe der Provinz den Namen hat, Wets finga , Sawert, u . a . m. 3 Fivelingo , hat von dem Fluſſe Fivel, oder , wie er nun genennet wird, Damſter -Diep , den Nas men , ſchließet einen großen Moraſt ein , und wird in dren beſondere Diſtricte abgetheilet, welche Heißen : Hogeland , Fid bemerke :

Duriswolſter , und Doftera.

1) Dam ,

1

188

Die vereinigten Niederlande.

1) Dam , oder Appinge: Dam , eine offene Stadt an ber Fivel , welche von derſelben den Namen Damſter- Diep hat , nicht weit von der See. Sie iſt ihrerWille 1536 anf Befehl Kaiſers Karls V beraubet worden, nachdem fie von deffelben Truppen , den Druppen deß Herzogs Karl von Geldern , welche ſie beſetzt hielten , abgenommen war. 2) Delfzyl , (das iſt, Delfſchleuſe), eine Feftung an der Mündung der Gems, da wo die Fivel oder das Dams ſter Diep fich darein ergießt. Man hålt fie für den Solano fel zum Groningerland und zu Friesland, daher fich auch die Staaten bender Provinzen angelegen ſeyn laffen, fie in gutem Bertheidigungsſtand zu unterhalten. Der General Keehorn hat die Feſtungswerke nicht lange vor ſeinem Lode fehr vermehret und verbeffert. Ehedeffen hatte der Herzog von Alba im Sinn , dieſen Drt zu einer anſehnlichen Stadt, zum Nachtheil der oftfrieslindiichen Stadt Emden , zu maa chen , und ſie Marsburg zu nerinen : allein die Stadt Gros ningen hintertrieb folches . 3 ) Von etwa vierzig Dörfern , welche hier belegen ,und unter welchen manche ſehr anſehnlich find, bemerke ich nur : Die Dörfer und Herrlichkeiten farfum , Slochteren, Wola terſum, und Copperfum , von welchem eine Klaſſe der Pros vinz den Namen hat. 4 Das alte Amt, oder die alten Aemter, weil es aus dem großen und kleinen alten Amt beſtelat, gehörét der Stadt Groningen.

Die merkwüré

digſten Derter in demſelben find: i Winſchoten , ein wohl befeſtigtes Städtchen an der Renfel. Ehedefſen war es ein großes und ſchönes Dorf, 7593 aber wurde es auf Befehl der General Staaten be . mauert, und mit guten Feſtungswerken umgeben , damit es dieſe Provinzi, imgleichen Friesland und Drenthe, gegen die Streifereven der Spanier bedecen mögte . 2) Ult -Winſchoter :Schleuſe, ( Oude Winſchoterzyl) eine Schanze nahe ben Winſchoten , an der Renſel. 3) Bruggeſchans, eine Schanze unweit Winſchoten, an der Pekel da. 4 ) Seis

1

Groningerland.

189

4) Seiligerle , ein Dorf unweit Winſchoten , bey wele chein 1568 ein ſcharfes Gefecht zwiſchen einigen niederlåna diſchen nnd ſpaniſchen Truppen, zum Vortheil der ero ſten , vorficl. 5) Suninga , ein Schloß, an einem davon benannten ausgetrockneten See. 6 ) Midwolde , ein ſchönes Kirchdorf. 7) Die alte Schanze , liegt auf einer Landſpige,wels che ſich in den Dollert hinein erſtredet,

5 Weſterwold oder Weſtwoldingerland, liegt zwar auf dem Grund und Boden dieſer Provinz, ſtehet aber eigentlich unter den General - Staaten , aus deren Mittel jährlich zwey Perſonen abgefendet werden ,

um die darinnen angelegten Feſiungen zu

beſichtigen. Dörfer.

Dieſe führe ich an , und übergehe die

1 ) Bourtang , eine Schanze, in einem großen davon benannten Moraſte , auf welchen ſich kein Feind wagen darf. Sie iſt 1593 von den Spaniern , und 1672 von den můuſteriſchen Truppeut vergeblich angegriffen werden. Von derſelben geht ein Kanal aus , welcher fid, durch den Moraſt bis in die Weſtwolder Aue erſtrecket, und inſons derheit des Winters zur Zufuhr von Lebensmitteln und anderu Nothwendigkeiten dienet , wenn der Idmale Weg , welcher über den Moraſt gehet , zuweilen vom Waſſer bes dedet iſt. 2 ) Die alte oder Bellingwolder Schanze, auch Bels lingworderzyl genannt , liegt an der Weſtwolder Pue,ift 1593 angelegt , und inwendig mit Schleuſen berſehen , ver . mittelſt deren die umliegende Gegend auf zweyerley Weiſe unter Waſſer aeſeßet werden kann, wenn nåmlid ) entweder durch ihre Eröffnung das Waffer des Dollerts , wenn es hoch iſt , eingelaffen , oder das Waffer der Weſterwolder Pue aufgehalten wird . 3) Die

14

Die vereinigten Niederlande.

190

3 ) Die Booner Schanze, und die mene oder Lange ader Schanze, liegen nabe beym Dollert, und haben der mittelft eines Grabens Gemeinſchaft mit einander.

IRUNM

Anmerkung. Der Küſte von Groningerlandgegen über, liegen drep kleine Inſeln , welche die Scille von einanderſcheidet, und Boſch und Rottum heißen.

II Die Landſchaft Drenthe:

S. I. on der Landſchaft Drenthe , ḥat Fr. de Witt eine beſondere landcharte herausgegeben , welchejest bey Covens und Mortier zu finden iſt. Schenk und Valk haben auch eine ans { idie geſtellet. 9.2. Sie gränzet gegen Norden an Groninger . land , gegen Dſten an eben daſſelbe und an das Biss thum

Münſter , gegen Süden an die Grafſchaft

Bentheim Friesland.

und

an

Overnſſel , gegen Weſten att

S. 3. Der Boden derfelben iſt merklich höher, als in den benachbarten Provinzen Friesland und Gro. ningerland , fømmt aber mit dem in Overyſſel mehr überein . In den Gegenden , in welchen er am hoche ſten iſt, findet man viele Holzungen , und an den Flüfo ſen gutes Weideland. Hin und wieder wådyſet auch gutes Getraide, doch mehrentheils nur Roggen.

Es

iſt hier in Anſehung der Getraide, Ernte die ſonderbare Gewohnheit , daß alle Sandleute diefelbe an einem beſtimmten Tage , welcher durch das Lauten der Glo. den auf den Dörfern bekannt gemacht wird , zugleich anfangen , und auch zugleich endigen müſſen . An der Südſeite des Landes , findet man überall Moråſte. Die

All

Die Landſchaft Drenthe.

191

Die größten ſind die Smilder Veenen und Echter Veenert, und ein Theil des bourtang ſchen Moras ſtes.

Es entſtehen hier unterſchiedene Auen.

Ins

Groningerland fließen die Muffel Aa, das Schuys ten Diep, und das Sooren Diep , nad) Dveryſſel aber die Savelter Aa , die Steenwyker Ala, und einige andere. S. 4. In dieſer Sandſchaft ſind keine Städte, ſondern nur zwey Flecen , eine Feſtung , ein Paar Schanzen ,

und ſieben und drenßig Dörfer.

Die

Staaten derſelben, beſtehen aus Edelen und Eigenen Erben . Ein Edeler muß ein Sandgut ( Havejaat) be. ſiken , auf welchem das Recht zu Sik und Stimme in der Verſammlung der Staaten haftet.

Da nun

ſolcher Sandgüter nur achtzehn ſind , ſo folget daraus, daß auch nur achtzehn Mitglieder der Ritterſchaft zu der Verſamnilung der Staaten berufen werden. Der Eigenen Erben ſind rechs und drenßig , und dieſe wer . den jährlich von neuem aus den Stimme habenden Dörfern erwählet. Die gewöhnliche Verſammlung der Staaten wird der Landtag genennet, und jähr. lich zu Uffen im Anfange des.Mårzmonats gehalten. Den Vorſie auf demſelben hat der Droſt pes Landes, welchen der Erbftatthalter beſtellet. $. 5. Vor Alters war Drenthe eine Grafſchaft, und gehörete zum deutſchen Reich . Die Kaiſer Dtto I, Heinrich II, und Conrad II, ſchenkten den Bio ſchöfen zu Utrecht die frene Jago in dieſer Grafſchaft, und Kaiſer Heinrich III verſprach in einem am 24ften Man 1046 zu Zachen unterſdriebenen Schenkungse brief dem Biſchof Bernhold und ſeinen Nachfolgern , nach Abſterben des Herzogs Gozelin , welcher fie da. mals

Die vereinigten Niederlande.

192

mals beherrſchte , die ganze Grafſchaft Drenthe. Nach dieſer Zeit fiengen die Biſchöfe an , igre Gewalt in Drenthe , und beſonders aud) in Groeningen , wel: ches damals dazu gerechnet ward , auszuüben. 1522 bemåd tigre ſich ihrer Herzog Karl von Geldern, mußte fie aber 1536 an Kaiſer Karl V überlaſſen.

In der

folgenden Zeit riß fie fich von des ſpaniſchen Königs Philippe Il Herrſchaft los , und wurde ein frener Staat. Es hat aber dieſe Landſchaft, vermuthlich weil ſie ſo flejn iſt , nicht erhalten können , daß ſie in das Bündniß der ſieben Provinzen aufgenommen, und zu Sik und Stimme in der Verſammlung der Genes ral Staaten gelaſſen wäre : fondern ſie ftebet nur un . ter dem Sduke der General Staaten , und wenn die ſieben Provinzen 100 Fl. geben , ſo giebt ſie1 Fl. Indeſſen erhellet hieraus , wie falſch es rey, wenn dieſe

22

landſdiaft von den Erdbeſchreibern für einen Theil der Proviny Dveryffel angeſehen wird. 9.6.

Außer der oben (5. 4.) beſchriebenen Ver.

ſammlung der Staaten , oder dem { andtage, giebt es hier noch ein anderes Staatscollegium , welches aus dem Droſten und vier deputirten Staaten beſteht, von welchen lekten zwen aus den Edelen, imd zwey aus den Eigenen Erben ſind. Sie verſammlen ſich jährlichadht. mal , um die Beſchlüſſe des landrages zu vollziehen, und es kommen alsdann noch zien Råthe, nåmlidy ei. ner aus der Ritterſchaft , und einer aus den Eigenent Erben, und zwey Bediente hinzu. Der ſo genannte loba liche Etſtubl iſt das höchſte Gericht dieſer Landſchaft, und beſteht aus dem Droſten , einem Affeffor, und vier und zwanzig Etten oder Rathen ,durch welche alle Rechte fachen abgechan werden. 8. 7 .

het n

Die Landſchaft Drenthe.

193

$. 7. In Anſehung des Kirchenſtaats , ift dieſe Landſchaft in dren Klaſſen abgetheilet, welche ſind, die von Emmen , von Meppely und von Rolde. Zu denſelben gehören vierzig Prediger. Jede Klaſſe ſendet Prediger und Zelteſten zu der Synode , welche Es allezeit im November zu Uffen gehalten wird. hat aber dieſe Synode feine Gemeinſchaft mit den Sya noden Der fiel en Provinzen . $. 8.

Die Landſchaft beſtehet

I aus folgenden Dertern . 1 Afien , der Hauptort der Landidaft, in deren Mitte er beynahe liegt , und zidar ain Bade Hoorerdiep, welcher aus den Smilder Veenen tommt, iſt ein wohlgebaueter Fleden , zu welchem die ehemalige hieſige Nonnenabten Gelegenheit gegeben hat , fa deren Gebäude jekt der Lands tag gehalten wird. 2 Koeverden oder Koevorden , die regelmäßigſte unter allen großen Feſtungen der Republit , liegt unweit der Grange der Grafſchaft Bentheim , hat ſieben Bolliers

1

te , welche nach den Rieben Provinzen beuennet ſind , und, eben ſo viele halbe Monde und Raveline, iſt auch mit eis ner guten Contreſcarpe verſeben , und wird durd) eine ben fondere Citadelle don fünf Bollwerken verſtårfet. Alle dieſe Werke werden auf Koſten der General Staaten unterhal , ten . Die Feſtung ſelbſt liegt auf einem Sandgrunde, um dieſelbe her aber find lauter Moråſte, melche an die Außens werte ftofſen , ben dem geringſten Regen unter Waffer ftes ben , und dieſen Platz unzugänglich machen . Daher balt man dieſe Feftung für den Schlaffel zu Overvffel, Friesland und Groningerland: ſie würde aber noch ſtårter fenn, wenn ſie eine Haltbare Schleuſe hätte , durch weldie fie unter JBaffer gelebt werden könnte. 1592 wurde ſie durdy den Fringen Moritz für die Staaten erobert, und bald darauf mertlich verſtärket. 1607 Fekete fie Graf Wilhelm Ludewig von Nafſau : Diek in folchen Bertheidigungsſtand, daß man ſie für unüberwindlich hielt : allein , einige Befehlshaber wg. N 4.Zh.54.

Die vereinigten Niederlande .

194

waren ſo unachtſam , und ließen zu , daß die Einwohner das umliegende niedrige Land austrockneten , einbeichten , und in Ader : und Weide:land verwandelten. Als nun auch der Mangel an Kanonen und anderen Kriegsbedürfniſſen dazu tam , wurde die Feftung 1672 vom Biſdofe zu Müns fter in turzer Zeit , jedoch nach einer tapfern Gegenwehr, erebert , in den letzten 24 Stunden dieſes Jahres aber von den Staaten durch Ueberrumpelung wieder eingenommen . 3 Meppel , ein Flecken am Bache Havelter Aa. II Aus folgenden Dingſpielen, deren jedes wieder in Schulzenämter vertheilet ift', weldje unterſchiedene Dörfer unter fich begreifen. i Das Dingipfel Zuideveld , in welchem neun Dór: fer und die Schanzen ter Sollen , und Volter: Schanze belegen find. Unter den Dörfern iſt vornehmlich Emmen zu bemerken . 2 Das Dingſpiel Dievereni , von zwölf Dorfern ,uns ter welden Dieveren , davon das Dingſpiel den Namen hat, und Echren , davon die daſelbſt belegenen großenMo räfte benennet werden . Anmerkung. In dieſer Gegend liegt das Dorf und die Beres lichkeit Xuyneri, welche aber nicht zu dem Dingipiel gebdret. 3 Das Dingſpiel Beilen , welches aus den Dörfernt Beilen und Welterborg beſteht: 4 Das Dingſpiel Rolde , zu welchem nur das Dorf Rolde und einige Bauerſchaften gehören. 5 Das Dingſpiel Niedeveld, zu welchein fechs Doro fer gehören . 6 Das Dingſpiel Ooſtermeer, auch von ſechs Dörferná

III

Die Generalitäts - Lande.

fer den Generalitatslanden , wird dasjenige u Antheil an den Vereinigten Niederlanden vera ftanden, welches die ſieben vereinigten Provingen durch gemein.

195

S

Die Generalitäts - Lande.

gemeinſchaftliche Waffen unter ihre Bothmåßigkeit gebracht haben , und ihnen durch unterſchiedene Ver. träge fenerlich abgetreten worden. Den Namen haben dieſe lande daher bekommen , weil ſie den allgemeinen Staaten der Vereinigren Niederlande , oder allen ver. bundenen Provinzen , oder der Generalitåt , gehören. Die Edelleute und Städte dieſer Sande , inſonderheit die von Brabant , baben ehedefſen oftmals geſuchet, für Mitglieder des Staats erkläret zu werden , und eine beſondere Provinzialftimme in der Verſammlung der General Staaten zu führen , oder dod, wenigſtens gleiche Vorrechte mit der Landſchaft Drenthe zu haben : allein , es iſt ihnen allezeit abgeſchlagen worden , weil dieſe lande durch die Waffen unter die Herrſchaft der General Staaten gekommen find. Indeſſen haben fie alle Rechte und Freyheiten , welche ſie vorher , ehe fie unter bie Bothmäßigkeit der Republik gefommen Der Erb. find , genopfen , ungekrånker behalten. ſtatthalter der vereinigten Provinzen, iſt zugleich Gene. ral.Gouverneur über alle dieſe Sande. Beſondere Gouverneurs über einzelne { andſchaften , beſtellen die allgemeinen Staaten nid ) t, vermuthlich um die Unfo ften , welche ſie verurſachen würden ,zu erſparen. Es ſind zwar Gouverneurs in den Feſtungen , ſie haben aber nur über das Kriegesvolk zu befehlen. Die alle gemeinen Staaten und der Staatsrath fenden jährlich aus ihrem Mittel einige Deputirte ab , welche die wichtigen Sachen ausführen , und von ihren Verrich : tungen der ganzen Verſammlung Bericht abſtatten . Die Rechtsſachen in den Generalitatslanden werden durch einige Collegia abgethan , welche ſind : 1 ) der Hof von Brabant, unter welchem auch das Antheil N2 ber

196

Die vereinigten Niederlande.

derStaaten an Limburg, oder das Land über derMaas, ſtehet, und der im Kaag ſeinen Sik hat. 2 ) Der Rath von Flandern , welcher ſich zu Middelburg ver: ſammlet : und 3) der Hof des Oberquartiers von Gels derland, welcher ſich zu Venlo aufhält. Die Herrſchende Kirche in dieſen {anden, iſt eben ſo , wie in den obigen Provinzen, die reformirte. Weil aber die Katholiken die Reformirten an Anzahl übertreffen , ſo iſt ihnen auch alle gottesdienſtliche Freyheit verftattet, doch důr. fen ſie keine Proceſſionen und andere offentliche Feyer. lid /keiten anſtellen . Es beſtehen die Generalitåtslande aus folgenden Stücfen . Aus einem

Stücke von Brabant.

Es begreift das ganze Quartier Herzogenbuſch, und den fleinſien Theil des Quartiers Antwerpen , und grånzet gegen Norden an Gelderland und Holland, gegen Oſten an das Herzogthum Cleve und Obera quartier von Gelderland , gegen Süden an das Bis thum Lüttich und oftreichiſches Brabant , und gegen Weſten an das Holländiſche Flandern und an Seeland. Der Rath von Brabant, welcher das Obergericht für dieſes land und fir das Land über der Maas ilt , und iin Haag feinen Siz hat , hat 1586 ſeinen erſten Un . fang genommen , und iſt 1591 von den General- Staa: Er beſteht aus einem Präſi ten beſtåtiget worden . , hat auch noch andere Be. Råthen denten und acht In gewiſſen Fällen , als in Sachen , welche diente. Witowen , Waiſen , und andere verlaſſene Perſonen betreffen , hat er eine unumſchränkte Gewalt : ertheilet aud) offene Briefe , Octroyen und Begnadigungen , nimmt

Die Generalitåts - Lande.

197

nimmt die Sehnspflicht und Huldigung von den Unter . thanen in dieſen Sanden an , verordnet über die Sehen, erklåret får mündig und ehrlich, giebt Naturaliſationss . briefe, fann Fidecommiſſe widerrufen , und hat noch andere Vorrechte. angezeigter maßen beſigen die General.Staaten vom Herzogthume Brabant I Das ganze Quartier Herzogenbuſch, zu welchem gehören A Die Maieren Herzogenbuſch, welche den größten Theil dieſes Quartiers ausmachet. Sie hat den Namen einer Mayerer , (holl. Majorie oder Mayerye) ,

daher , weil ſie ehedeſſen durch einen

Maire , den man veutiges Tages einen Hoog-Schout oder Oberſchulzen nennet, regieret worden. Ihr Boy dex ift ſandig , und von Natur größtentheils unfrucht bar, aber durch den unerniüdeten Fleiß der Einwoh : ner ſo angebauet, daß er gute Hülſenfrüchte, Roggen und Buchweizen , ziemlich vielen Hafer und Flachs, aber nur wenigen Weijen und Gerſte trågt.

Man

hat auch gute Baumfrudite, und viel zahines und wildes Geflügel. Die Einwohner ſind zur Jagd und

1 Falfenerey ſehr aufgelegt ; wie denn auch von hier die meiſten Falfener kommen , deren ſich die europäiſchen Prinzen bedienen . Dieſe Nayerey enthält 1 ' s ýbertogenboſch , gemeiniglich Den Boſch genannt , lat. Silva Ducis , franz. Bois le Due, die Hauptſtadt der Maverey und des Quartiert. Sie liegt ben dem Zuſammenfluſſe der Domniel und Aa , welche Flüffe nach ihrer Vereinigung den Namen Dieſt bekommen . Dieſer Fluß ergießet fid) cine tarke Stundeweges von hier bey dem Fort Crevecoeur in die Maas , fann aber auch daſelbſt ; vermittelſt einer Schleuſe, aufgehalten , und das durch N 3

198

Die vereinigten Niederlande.

durch alles um die Stadt belegene Land unter Waffer ges feget werden , welche der Feftung ihre größte Stårke giebt. Ehedeſſen war auch die Stadt rund umher mit einein ties fen Moraſt umgeben , welcher ihre vornehmſte Feſtigkeit ausmachte ; nachdem aber derſelbe an unterſchiedenen Drs ten höher und trođen geworden iſt , ſo hat man die Fes ftungswerke der Stadt in ſolchen Gegenden verbeſſern und bermehren müſſen . Sie wird auch durch eine an der Nords weftfeite belegene Citadelle, Namens Papenbrill , durch zwen an der Sidſeite vor dem Vuchterthore liegende Schana zen , welche die kleine und große , oder Antons: und Iſabellen : Schanze , genennet werden, und durch eine vor dem Drtethor an der Nordſeite befindliche kleine Scanze, geſchüket. Das Fort Iſabelle, vertheidiget den Steinweg, welcher bey der größten Ueberſchwemmyug eine Verbindung der Feſtung mit andern Dertern unterhålt. Die Petlers ſchanze , welche gegen Südoſten gelegen hat, iſt geſchleift worden. Die Stadt iſt von ziemlicher Große , wird von vielen Randlen durchidhnitten , und treibt betrådetliche Handlung und Schifffahrt. Es ſind hier drey hollandia fde reforinirte Kirchen , eine franzöſiſche, eine lutheriſche, und zehn katholiſche Kapellen ; wie denn die Katholiken die großte Anzahl der Einwohner ausmachen. Es iſt bier auch ein reformirtes Gymnaſium illuſtré. Gottfried III. Herzog zu Brabant, hat dieſe Stadt 1184 zuerſt anlegen , und die hier ausgerottete Holzung zum Anbaue der Stadt verwenden laffen , daher ihr Name rubret. Sein Sohn Heinrich I. hat fle # 196 bemauern laſſen . 1352 , 1453 und 1599 ift fie eripeitert worden . Papit Paul IV errichs teté bier 1559 ein Bisthun , welches aber wieder einges gangen iſt , als die Stadt 1629 von den General- Staaten erobert worden Zum Gebiete der Stadt gehöret das Dorf Dangen .

2 Folgende vier Quartiere. 1 ) Das Quartier Ooſterwyk, deffen Einwoh. Her fich ſtark auf Tuchmanufacturen legen. Am merk. roürdigſten ſind :

(1) Ooſter:

Die Generalitäts - Lande."

199

(1) Ooſterwyl , der Hauptfleden , in welchem die Quartiersverſammlungen gehalten werden . Dieſe Frenheit liegt an dein kleinen Fluffe Nemer, und hat 1230 vom Hers zog Heinrid I Stadtrecht bekommen . Zum Gebiete deſſelben gehören rechs Dorfer. Bey dein Dorfe Saren ſteht das Caftell nemelaer , welches einem Baron von Kronſtrom zugehöret. (2 ) Vucht, ein Dorf, von welchem die anliegende Heide den Namen hat. ( 3) Die Dörfer S. Michiels Geſtel und Gemünde, bende nahe ben einander an der Dommel. Ben jenem liegen die Caftelle Quo- und Wieuw : herlaer und Zes gewerf. ( 4 ) Silvarenbeel, kürzer Beel , ein großes Dorf, weldes ſo , wie noch brey andere Dörfer, theils den Staas cen , theils einem beſondern Herrn , gchåret, (5) Die Serrlichkeit Tilborg, haben die Grafen von Grobbendonk an Wilhelm Landgrafen von Heſſen Caffel , dieſer aber 1754 wieder an einen Grafen von Hogendorp verkaufet. Sie hat den Namen von dem großen und volta reichen Fledten Tilborg, welder mit einem großen Caſtell berſehen iſt. ( 6 ) Die Serrlichkeit Goirle. (7) Die herrlich leit Moer : Beſtel , am fluffe Dome

mel , geboret dem Prinzen von Hornes. ( 8 ) Die Serrlichkeit loon op Zand , hat den Zus namen von dem Sandſtriche , in welchem fie liegt. Bey dem Dorfe Loon ſteht ein Caftell , welches einem Herrn pon koon zugehörer. ( 9 ) Die Serrlichkeit Waalwyk, in welcher der volts reiche Fleden Waalwyl ift. ( 10 ) Die Serrlich Peiten Banſoyen , an der alten Maas, Drunen und Trieuwluif. (11 ) Die Serrlichkeit Boxtel , begreift den Flecken Bortel , und neun Dörfer , und gehörer dem Prinzen von Kors ņ4

200

Die vereinigten Niederlande.

Hornes. Sie ift ein Febn des deutſchen Reichs, welches fich auch 1646 widerſeite, als die Regierung der ſpaniſchen Niederlande und die Generalſtaaten ſich der Oberberts ſchaft über diefelbe anmaßeten . 2) Das Quartier Kempenland ,in welchem ( 1 ) Eindhoven , eine offene Stadt an der Dommel, welche hier das Flifchen Gender aufnimmt. Ehedeffen iſt ſie etwas befeſtiget geweſen . Die Einwohner ernåhs ren fich meiftens von der feinweberer . Sie iſt eine Herrlichkeit , welche die von Milenberg , die von Hoorn , und die Grafen von Buren nach einander beſeffen haben , von den leßten aber iſt ſie an das fürftlicheHausNafſau . Dranien gekommen , dem ſie noch zugehöret. Von derfelben hat eine Heide den Namen , welche vier Stunden lang iſt , und ſich bis Hamond , im Bibs thume füttid) , erftredet. (2) Oirſchot , ein großer Flecken , in welchem die Quartiersverſammlungen gehalten werden , Dieſe Freya heit gehöret halb den Generalſtaaten , und halb einem bes. fondern Herrn . ( 3) Die herrlichkeiten Woenſel,Stryp,Straathem , Beſtel, Waalre und Aalſt. (4 ) Poſtel, eine reiche Pråmonſtratenſer Münchenabs ten , welche durch Vergünſtigung der Generalſtaaten im Weſen bleibt , liegt mitten auf einer davon benannten großen Heide.

3) Das Quartier Peelland , þat von dem Mo. raſt Peel , ' welcher es gegen Olten und Süden um . giebt , den Namen. Es war vor Alters eine Graf ſchaft , welde vom Bisthum Utrecht zu Lehn gieng, von demſelben aber 1288 an den Herzog zu Brabant abgetreten wurde.

Ich merke folgende Derter.

! (1) Gelmond, eine kleineStadt an der Ua, mit einem alten verfalleneu Schloßfe, ift eine Herrlichkeit, weldie dem Kaufe

: Die Generalitåts -Cande.

201

Hauſe Urenberg zugehöret. 1588 rurde ſie eingeåfchert,, ſeit welcher Zeit ſie ſich nicht wieder erholet hat. ( 2 ) 6. Udenroy , ein Dorf an der Dommel,wofelbſt die Quartiersverſammlungen gehalten werden . ( 3 ) Die Baronie Branendonk, zu welcher das vers fallene Schloß dieſes Namens , und vier Dörfer gehören , ift dem fürſtlichen Hauſe Nafſau Dranien zuſtändig. ( 4 ) Die Serrlichkeiten ſten, Vlierden ,Lieſel,Dcuri nen , Mierlo, Stiphout, Lieshout, Beet, Rixtel , Aarle, Liempd und Beldorp. Die Dörfer Sees und leend maden aud) eine Herrlichkeit aus . ( 5 ) Die freye serrlichkeit Gemert, iſt eine Com menthurey des deutſchen Ritterordens , und begreift anger dem Dorfe Gemert, auch das kleine Dorf Cantvelt. Ebes deſſen hat der Ordeu mit den Generalſtaaten , wegen der Dberherrſchaft über dieſelbe, viele Streitigkeiten gehabt, welche 1662 durch einen Bergleich beygeleget worden ſind . 4) Das Quartier Maasland , begreift das Ich

Sand, welches zwiſchen der Ua und Maås liegt. bemerke :

(1) Os , einen großen Fleden , in welchein dieQuartierte berſammlungen gehalten werden. 1649 litt er großen Brandidaden . ( 2) Die Serrlichkeiten Berlikum , gemeiniglich Bels lum genannt , Seeswyk, Dinter, Beffen , VTyland oder Violland, £empel, Maren , Repel, Lith . :

B Das Land oder die Baronie kuik nebſt der Stadt Grave , liegt an der Maas,

iſt an Getraide ; Weißen ausgenommen , ſehr fruchts bar , hat auch an der Maas gute Weiden , Hingegen der übrige Boden beſtehet theils aus Heide, theils aus moraſtigem Corflande. Faſt alle Einwohner ſind römiſchkatholiſch. Sie iſt vor 2 ters eine Graffihaft geweſen .

Der erſte bekannte Graf von Kuif hat Wil. NS helm

202

Die vereinigten Niederlande.

Belm geheißen, und iſt 1034 geſtorben. Kaiſer Suther nahm Hermann II. und allen feinen Nachkommen die gräfliche Würde, und ließ ihm nur den Titel eines Freyherrn ; allein , ſeine Nachkommen bedienten fich bod, noch lange Zeit des gråflichen

Titels.

Eine

Zeitlang war dieſe Baronie ein unmittelbares Jehn des deutſchen Reichs : allein, der Beſiker Johann III, mußte ſie im vierzehnten Jahrhunderte von dem Her. jog zu Brabant zu sehn nehmen. Der månnliche Stamm der Freyherren von Kuif gieng 1394 mit Jo. Hann V aus , deſſen Schweſter Johanna ihren Nefe fen , Wilhelm Herzogen zu Jülich und Gelderland, zum Erben der Herrlichkeit einfegete , deſſen Bruder Renald ihm darinnen folgete , nach deffen Tode ſie an Arnold von Egmont durch Erbſchaft kam , welcher fie 1472 an Herzog Karl den Kühnen von Burgund ver . kaufte, durch deffen Tochter Maria ſie an bas oftreia chiſche Haus gelangte. König Philipp II belehnte 1559 mit derſelben den Pringen Wilhelm I von Dras

1 nien , und durch König Wilhelms III von Großbri. tannien Vermächtniß iſt ſie an das Haus des jeßigen Erbſtatthalters der vereinigten Niederlande gekommen , Ob nun gleich die Oberherrſchaft über dieſe Baronie den General.Staaten zugehöret, und der Baron dem Rath'von Brabant die Sehnspflicht leiſten muß , ſo þat er dod) große Vorrechte , und jährlich ungefähr 80000 Gulden Einkünfte. Man hat zu bemerken :

1 Die Baronie Ruik an und vor ſich ſelbſt, welche eingetheilet wird : 1 ) in das niedere Amt, zu welchem ſiebenzehn Dörfer gehören , die unter redis Gerichte vertheilet find. Ich benierke (1 ) Buil ,

Die Generalitats - Lande,

203

( 1) Kuik , ein ſchönes Dorf an der Maas , welches der Sitz des Obergerichtes Goofdbank ) der Baronie iſt, an welches von allen andern Gerichten des landes ap, pelliret wird; man kann ſich aber von demſelben an den Rash von Brabant wenden , und ben demſelben eine Nes formation des Urtheils ſuchen . Der Erbſtatthalter hao bier ein Zollijaus, welches den Zoll von denjenigen Sdifs fen hebt,welche nicht weit von bier zu Moot, an der ande. ren Seite der Maas , Hüter ausleden , die von dannen zu Sande nach Nimmegen gefülyet werden , die andern Schiffe aber, welche bey Grave vorüber gehen , entrichten daſelbſt den Zoll. Die Admiralitat von Rotterdam hat hier einen Einnehmer, welder die Abgaben von den durchs gehenden Wagren hebt. (2) Die Dörfer Katwyk , woſelbſt eine Fähre åber die Maas nach Gelderland und Cleve geht , und Saps, wela des der Herr der Herrlichkeit Bormeer im Titel fåhret, und von welchem der Zoll auf der Maas, deffen Hälfte er zieht, der Zoll von Haps genennet wird. ( 3) S. Uagte, S.Ugata , ein Kloſter an der Maas, deſſen Mönche Kreußbråder find. Sie bezahlen jährlich zwentauſend Gulden an die Generalitäts-Rechuungokam . mer im Haag , wofår fie in geruhigen Beſitz ihrer alten Einkünfte bleiben . Ben dem Kloſter iſt ein Dorf. 2) In das Oberamt, zu welchem auch ſieben : jehen Dörfer geboren , die ebenfalls unter rechs Ges richte vertheilet ſind , als Waashecs , Vieclings: beek , Groeningen , u . f.w. In dieſer Gegend find zwey freye Herrlichkeiten belegen , nämlich Oplo , den Grafen von Welderen

zugeħdrig , und Bormeer, den Grafen von 's Heee renberg zuſtändig. Jede derfelben wird von einem Dorfe benannt. 2 Die Stadt und herrlichkeit Grave , geo þöret nicht zu dem Sande Kuiť , aber doch audy dem erbftatthalteriſchen Hauſe.

Grave

204

Die vereinigten Niederlande.

Grave iſt eine zwar kleine Stadt, aber regelmäßige Fe. ftung an der Maas, auf deren andern Seite , und alſo auf demBoden von Gelderland , fie auch zu ihrer Beſdůkung ein Kronwerk hat. Sie hat vor Alters den Freyherren Otto verpfändete ſie 1325 an Jos von Kuik zugehöret. hann , Herzog von Brabant : als er ſie aber 1328 wieder einlóſete, mußte er ſie von dein Herzogthume Brabant 34 Lehn nehmen. Nachmals hatte ſie einerley Sdidale und Herren mit dem Lande Kuik. 1568 wurde ſie von den Gez neralſtaaten den Spaniern abgenommen , fam aber wies der unter der letztern Gewalt. 1602 wurde ſie von dem Prinzen Morik von Nafſau wieder erobert, und dem Hauſe Naffau- Oranien im weſtphäliſchen Frieden von 1648 wer : fichert. 1672 bemeiſterten ſich ihrer die Franzoſen , 1674 aber wurde ſie von Wilhelm III wieder erobert. Die Ads miralitåt von Rotterdam hebet hier Abgaben von durch geijenden Waaren , der Beſitzer der Stadt aber einen Zoll auf der Maas. Das Gebiet der Stadt iſt klein , und begreift nur einen Fteinen Polder, welden man Mars und Wyth nennet. C Die Herrlichkeit Ravenſtein , liegt auch an der Maas. Sie hatte vor Alters eigene Herren aus dem Hauſe Falkenburg, von welchen der lekte , Namens Renald , fie von dem Herzoge Wen. zel zu Brabant zu ſehn nahm , und weil er ohne Kin . der war , 1396 ſeiner Schweſter Philippine Kinder, die Grafen Simon und Johann von Salms , zu Ers ben der Herrlichkeit einſegete. Uis der lekte 1397 ein Gefangener Grafen Udolphs von Cleve ward , gab er demſelben ſeine Herrlichkeit für ſeine Freyheit. Graf Adolph gab ſie einem feiner jüngern Brüder. U18 aber deffen Nachkoinmen ausgeſtorben waren , fiel die Herrlichkeit 1609 wieder an Johann Wilhelm , Hers zog zu Cleve und Jülich. Dieſer þinterließ keine Kin

i

2 1

Die Generalitats - Lande.

205

Kinder , und es entſtund wegen ſeiner hinterlaſſenen Sande ein Krieg , während deſſen die General : Stag . ten die Stadt und das Schloß Ravenſtein in Beſin nahmen.

Durch den 1624 zwiſchen dem Churfürſten '.

zu Brandenburg und Herzogen zu Pfalz-Neuburg ge . troffenen Vergleich, wurde dieſe Herrſchaft dem lebo ten zu Theil; und 1671 trat jener gegen den Empfang von soooo Rthlr. alle feine Anſprüche an dieſeibe an den Pfalzgrafen Philipp Wilhelm ab, behielt ſich aber die Succeßion bey erfolgender Erióſdzung der pfalz neuburgiſchen linie , und den Gebrauch des Titels uno Wapens von derſelben , ausdrücklich vor : wiewohl die Herrſchaft nach wirklid) erfolgtem Abgange der nelle burgiſchen Linie , dennoch an das neue churpfälziſche Man behauptet zwar , daß ſie Haus gekommen iſt. ein Reichslehn ſen , ſie geht aber wirklich von den Ge neral Staaten zu Lehn :

dieſe Gabon

fich auch das ,

Recht vorbehalten , in die Stade Ravenſtein zu Kries geszeiten eine Beſakung zu legen : ronſt aber haben fie in derſelben nichts zu befehlen , ziehen auch gar Sie foll ihrem Herrn , feine Einkünfte aus derſelben . dem Churfürſten zu Pfalz, jährlich) 40 bis soooo Rthiri einbringen. Man findet darinnen ( 1 ) Ravenſtein , eine kleine Stadt an der Maas, deren ehemalige Feſtungewerke tiun verfallen find . Es iſt hiee eine kleine reformirte Gemeine. Bey) derſelben ſteht ein altes Schloß , welches der Wohnſig der ehemaligen Zerrent bon Raveuficin geweſen iſt. 2 ) Bierzeln Dörfer, unter welchen Velp , Langel, Opzeeland, Dolkel , Boekelt, Uden, Schaik , Serpen , darinnen keine andere , als römiſch -katholiſche Einivoh: ner , find .

Die

206

Die vereinigten Niederlande.

Die Graffchaft Megeit, welche auf den Sanddyarten das Reid, egen genennet wird, und an der Maas zwiſchen Maasland und Ravenſtein liegt , iſt den General Staaten ganz und gar nicht unterworfen . Sie hat ihren eigenen Herrn , welcher's fein (and von dem brabantiſchen Schnhofe zu Brüſſel zu lehn empfängt. Ehedeſſen gehörte fie dem Hauſe von Brimen : nun aber iſt das fürſtliche Haus von Croy im Beſige derſelben. chen legen , ein Städt

Sie enthält

VIE » Die Dörfer baren , Piaceren und Teffelen. II

Einen

Theil

des Quartiers

Ants

werpen. 1 Die Baronie ober frève Herrlichkeit Breda, hat gutes Acker- und Weide;Sand , aber auch viele Heiden und Moråſte. Der vornehmſte Fluß in derſelben iſt die Vert oder Mark , welche aus der Mayeren und dem Herzogthume Hoogſtraten fommt , unterſchiedene Bäche empfängt, den Namen Dintel annimmt, und endlich ben dem Dorfe Dintel. pord fich in das Volferaf ergießt. Vor Alters hat dieſe Baronie zu der Grafſchaft Stryen gehöret , von welcher ſie um das Jahr 1100 getrennet worden , als fich der Herzog von Brabant des beften Theiles dieſer Grafſchaft bemachtigte. Sie war hedeffen weit gróſ. fer , als ſie jeße iſt; denn ſie begriff auch die Marko grafſchaft Bergen op Zoom , die damalige Grafſchaft Hoogſtraten, und die Städte Geertruidenberg und Zee venbergen.

Ihre vielfältigen Schickſale, kann ich nur fürzo

in

Die Generalitäts -Sande.

fürzlid berühren.

207

1212 gehörete fie Gottfrieden von

Berg , als ein brabantiſches Jeun. 1284 gab Joe hann i Herzog zu Brabant , die Herrlichkeit Breda an Raſo von Gavre. 1326 wurde ſie an Johann III Herzog zu Brabant , verkauft, welcher fie 1351 wieder an Johann von Polanen verkaufete, deſſen Enfelinn Johanna ſie ihrem Gemahle, Engelbrecht von Naſſau jubrachte, mit welchem ſie ſich 1404 vermåhlete. Von dieſer Zeit an iſt ſie bey dem Haufe Naſſau geblieben , und gehdret jegt dem Erbſtatthalter der vereinigter Niederlande. Die Oberherrſchaft über dieſelbe geho. ret den General-Staaten , welche auch in derſelben eben die Auflagen , wie in den übrigen Generalitats Sanden, beben , und der Herr der Baronie hängt von demi Karh von Brabant im Haag eben ſo, wie die andern tehnsleute in dem Antheil an Brabant , welches die General.Staaten befigen , ab . Die fünf und zwana zig holländiſchen reformirten Gemeinen in dieſer Bar ronie , und ihre Prediger , madjen ,nebſt denen im Prinſenlande , die eilfte Klaſſe der füd Qolländiſchen Eynode aus. Es gehören zu dieſer freyen Herr: lichkeit : 1) Breda , die Hauptſtadtderfelben , welche am Fluffe Mert liegt, der hier die Aa aufnimmt, nadidem folde kurz borher durd den Bach Byloop vergrößert worden . Ders mittelft dieſes chiffbaren Fluſſes, ftcht ſie in Verbindung mit der Nordſee. Die Feſtungstrerke der Stadt bedürfen einer ſtarten Verbefferung , wenn ſie eine lange Belagerung auss halten ſollen , dody iſt ſie auch zum Theil durch einen Moe raft bebedet , und zum Theil fann fie, vermittelſt der Mert und Aa , unter Baffer gefeget werden . Die Stadt hat ungefähr 1500 Dåufer , iſt wohl gebauet , hat ein regels indßig gebauetes Soloß , welches mit einem Graben ums geben iſt, und gegen deffen Eingange aber ein ſchöner mit Baue

208

!

Die vereinigten Niederlande.

Binmeu befekter Platz iſt , von welchem man die Ausfight über den Garten Falkenberg bat : zwey holländiſche refors mirte Kirchen , eine franzöſiſch reforinirte, eine lutheriſche und drey katholiſche Kapellen . Der Handel und die Zuche manufakturen der Stadtblühen nicht mehr ſo , als ehedens fen. An das hieſige Obergericht Roofobank ) wird in Geldſaden von allen Gerichten den platten Landes , und der Herrlichkeiten Prinſeland und Steenbergen , appelliret, ben dem Rathe von Brabant aber kann man Reformation der Urtheile deffelben ſuchen . Breba iſt 1252 zu einet Stadt gemacht, und 1534 durd, Heinrich von Naſſau mit Mauern und Gråben umgeben worden . In dem Ariege mit Spanien hat fie vieles erlitten . 1577 gerieth ſie den Bunteégenoſſen , 1581 aber den Spaniern wieder in die Hånde, 1590 nahm ſite Prinz Morib durdy Lift ein . 1625 kam ſie wieder in der Spanier , 1637 aber in der General: Staaten Gewalt. 1667 wurde hier ein bekannter Friede sejdloſſen . Un der Nordſeite der Stadt, ſieht man eine alte Linie, welché ſchon zur Zeit der Spanier angeleget worden, das mit ein ſchwades lager zıriſchen derſelbeu ulid der Stadt fidier ſtelien könne , uud 1746 einigermaßen wieder herges ftellet worden iſt.. Auf dem Graben oder Sanal, welcher aus der an das land Noen grauzenden Heide bis in die da , wo ſie den Bach Byloop aufnimmt , geleitet worden , und vier bis fauf Stunden lang , auch mit dreißig Schleuſen verſehen iſt , werden Dorf und allerhand Waaren nach Breda gebracht. Unter den umliegenden angenehmen Gegenden ſind ins ſonderheit die Holzungen Liesboſch , Maſtboſch und Uls venhoutſebord nerfwirdig. Die erſte iſt die ſchönſte; und beſteher aus lauter geraden Ulleen . Jede iſt ungefåhs. eine halbe Stundenreges von der Stadt entfernet. 2 ) Achtzehn Fieden und Dörfer , welche unter ſechs Gerichte vertheilet ſind , deren jedes aus einem Schulzen und ſieben Schoppen beſteht. Id beinerke

( 1 ) Sage

Die Generalitåts - Lande.

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O Sage oder haagje , ein ſchönes Dorf , welches ungefähr eine halbe Stundeweges von Breda , und etwa - in der Mitte zwiſiben dem Liesbord) und Maſtbord , liegt. ( 2) Ter Seide , ein anſehnliches Dorf an der Merte. (3 ) Doſterhout, einen Fleden , weicher eine beſondere freye Herrlichkeit iſt, die aber auch dem Erbſtatthalter der bereinigten Niederlande, als Baron von Breda , gehöret. In dem Fleden iſt ein Pråmonſtratenſer Nonuentioſter. (4) Dongen, ein Dorf am Fluſſe gleiches Namens, iſt eine Herrlichkeit, welche auch dem Erbſtatthalter zuges böret. (5 ) Roſendaal, einen Fleden, Schloß und frene Herrs lidFeit , dem Erbftatthalter der bereinigten Niederlande auch zuſtändig. Einer von Romerswale hat ſie 1501 an den Grafen Engelbrecht von Naſſau verkaufet. ( 6 ) Tiſpen , ein großes Dorf.

1

2 Die Herrlichkeit Willemſtadt, befteßt bloß aus Willemſtadt, einem ftart befeftigten Stadtchen von hunbert Häuſern , am Hollands.Diep , welches dem (Frbs Hatthalter der vereinigten Niederlande gehöret. Es hat folches Wilhelm 1 Prinz von Oranien , 1583 in dem 1564 eingebeichtem Polder Ruigenbil erbauen , und nach ſeinem Namen benennen laſſen . Die Mündung des Hafens deſ felben iſt zwiſchen zwey Deichen , auf deren einem eine Res doute iſt. Die General Staaten legen eine Bejagung hies her , und verordnen einen Gouverneur und einen Major, melder lebte den Titel eines Commendanten bat. Der Herr von Willemſtadtfebet einen Commendanten in Die Schanze Blaal , welche in dem Winkel liegt, wo fid die Mert mit der Nier vereiniget. Uebrigens hat der Herr dieſer Stadt eben dergleichen Serechtſame, als er in derſelben genießt, auch in den Polo dern Zuigenhil und Seininge.

3 Die

Herrlichkeit

Prinſenland over

Princeland , liege der vorhergehenden gegen Sů. den , zwiſchen den Flüſſen Dintel und Bliet , und gee Köret 4.26.54 .

210

Die vereinigten Niederlande.

Hörét auch den Erbftatrhalter der vereinigten Nieders lande, aus Königs Wilhelms III Verlaſſenſchaft. Sie beſteht aus unterſchiedenen Poldern , von welchen die vornehmſten Alt-Prinſenland, Wilhelm- und Marien -Polder , Koningsoord , und Dintels Polder genennet werden , und enthält nur ein Dorf, nämlid) Dinteloord , welches in dem lektgenannten Polder liegt. Unter der Gerichtsbarkeit dieſer Herrlichkeit, ſtegt die kleine Inſel Ruigen Plaat , weldie in der Müna dung der Dintel liegt.

4. Die Herrlichkeit Steenbergen , liegt an der Südſeite der Vliet, und gehöret auch dem Erbs ſtarthalter der vereinigten Niederlande , aus der Vers Por Ulters tar laſſenſchaft Königs Wilhelms III. ſie ein Theil der alten Grafſchaft Stryen , und wurde von den Herren von Bergen op Zoom und von Breda Als ſich aber beyde théile. gemeinſchaftlich regieret. ten , kain fie nebſt den Poldern Kruisland , Cromwel und Weſtland , an den Baron von Breda , doch be: hielt ſich der Markgraf von Bergen op Zoom das Belehnungsrecht über die genannten drey Poloer vor . Die Herrlichfelt begreift 1 ) Steenbergen , ein wohl befeſtigtes Städtchen ,con ungefähr hundert und fünfzig Häuſern . Mit dem Boltes rak hat es durch einen Kanal Gemeinſchaft , welcher ins Pliet geht, und durch das Fort Leur bedecket wird. 2) Die Polder Kruisland , in welchem ein Dorf gleis ches Namens ift , Cromwel, Oudland, Weſtland , Xus beere, Graven Sendriks polder, Driehoek , u. 4. Nſ. Die legte geht von Steenbergen zu Lehn , 5 Die

Die Generalitats -Lande.

211

5 DieMarkgrafſchaft Bergen op Zoom , wird durd ) den oftlichen Arm der Schelde und durch den Fluß Eendrage von der Provinz Zeeland .geſchies den .

Herzog Johann

von Brabant trennete dieſes

{and 1287 von der Baronie Breda , und theilere dieſe Raſo von Liedekerk , jenes aber Girard von Wefemale zu.

Von dieſem Hauſe kam es durch Erbſchaft an

die von Bauterſem : Johanna von Bauterſem aber brachte es ihrem Gemahl, Johann von Brabant oder von Glimes , zu, mit welchem ſie ſich 1418 vermåblete. Anton von Glimes lieh an Kaiſer Karl V anfehnli ve Geldſummen , welcher ihn zu einem Markgrafen von Bergen op Zoom erhob.

Das Haus von Glimes

ſtarb 1567 in månnlichen Erben aus. Des lekten Schweſter Mancia , Markgråfinn von Bergen op Zoom , war 1558 an Johann , Freyherrn von Merda de sc. vermåhlet worden , mit weldiem ſie die Tochter Margaretha erzeugete , die 1577 an Johann von Witz tem verheiratậet wurde , und deren ålteſte Tochter Maria Mancia , des Grafen Herrmanns von ' s Hela renberg Gemahlinn ward.

Bender Erbtochter Wa.

ria Eliſabeth, heirathete Ulbrechten , Grafen von ' s Hers renberg , und dieſer einzige Tochter Eliſabeth, brachyte die Markgrafſchaft ihrem Gemahl Eithel Friderich , Fürften zu Hohenzollern , ihre Erbtochter Henrietta Franciſca aber ihrem Gemahl Friderich Moriß von Zour , Grafen von Zuvergne , zu , welcher fie 1707 feinem Sohne Franz Ego hinterließ , mit deſſen Frba tochter Maria Henrietta fie 1722 an Johann Chris ftian , Pfalzgrafen zu Sulzbach , fam . deſſen ohn Karl Theodor , Churfürft zur Pfalz , fie erbte. Auf den Fall, da die ſulzbachiſche Linie in männlicher 2 Erben

Die vereinigten Niederlande. Erben ausſterben ſollte , iſt dem Hauſe Auvergne in Frankreid ) der Beſik der Markgrafſchaft verſprochen worden.

Sie ſteht unter der Oberherrſchaft der Geo

neral-Staaten , und der Markgraf muß daber dem Rath von Brabant huldigen. Von 1701 bis 1714 hat fie jährlich 74304 Fl. von 1714 bis 1724 aber jähr. lich) 97354 Fl. hingegen ſeit dieſer Zeit nur auf 83000 Fl. eingetragen. Die Einfünfte würden höher ſteigen , wenn die Markgrafſchaft beffer verwaltet würde: és haften aber auch große Schulben auf derſelben .

Sie

enthält 1) Bergen op den 3som , ober kürzer , Bergen op Zoom , die Hauptſtadt , durch welche der kleine Sluß oder vielmehr der Graben Zoom fließet , der ſich in die Dofter Sducide ergießet , mit welcher die Stadt, verinittelft cines guten Hafens , Gemeinſchaft hat. An der Südſeite ſteht fie an einem kleinen Berge oder vielmehr Hügel. Sic ift bon langer Zeit als eine ftarke Feftung berühmt. Der Mali, welder ungefähr eine Stunde Weges im Umfange hat, iſt mit zehnBollwerken und fünf Hornirerfen verſehen. Der übrigen Feſtungsırerke nicht zu gedeuten , ſo iſt an der Nordfeite 1727 eine farke Linie mit den Schanzen Moers mont, Pinſen und Mover angeleget worden , und die Mündungen des alten und neuen Hafens beſtreicht die Süds oder Waſſer - Schanze von fünf Bollwerfen . Es kann auch die umliegende Gegend unter Waffer gefriget verden , und ſo lange Seeland vom Feinde nicht übermåltiget iſt, kann der Stadt die Zufuhre auf der Schelde nicht abges ſchnitten werden. Sie hat ungefähr tauſend und hundert Feuerſtellen , ein altes Sdiloß , welches der Hof genenner wird , und auf welchem die alten Markgrafen ihre Wohs uung hatten, und jetzt der Siß der Rechnungskammer und des Lehnhofes des Markgrafen iſt, eine Kirche für die hol: ländiſchen Reformirten , eine in zwen Theile vertheilte Kirs che , deren einer Hälfte fich die franzöſiſchen Reformirter , und der andern die Lutheraner zum Gottesdienſt bedienen , und

Die Generalitats - Lande .

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und eine Kapelle der Katholifen . Die General - Staaten belegen die Stadt mit einer ſtarken Beſatzung, und rezer auch einen Gouverneur hieher. Die Stadt iſt 1287 zuerſt bemauert worden. 1588 und 1622 wurde ſie von den Spa. niern vergeblich belagert, 1747 aber von den Franzoſen nach einer zehnwochigen Belagerung durch Ueberrumpelung erobert, und 1749 in wiſtem Zuſtande zurüdgegeben . Es find aber die Häufer und die holländiſche Kirche , wele che in dieſer letzten Belagerung verwüſtet worden , dieder aufgebauer. 2 ) Solgende vier Quartiere. ( 1 ) Das Weſter:Quartier, enthält fedol Dörfer, als Wouw , mit einem alten verfallenen Edolore, Moerſtras ten , galſteren , eine Herrlichkeit, welche aber gar nicht von dem Drofien des Quartiers abhångt , ſondern eine bes ſondere Geridjtsbarkeit hat , und die Polder A[t: Glimes und Auvergne. ( 2) Das Süder Quartier , enthält die Herrlichkeiten Googerheiden und halfvenne, das Dorf Suybergen , welches zum Theil zu der Mayeren Ryen im antwerpis fchen Quartier gehöret , und in welchem ein Mönchenkios fter iſt, und noch vier Dörfer. Die Herrlichkeit Borgvliet, gehöret zirardem Markgrafen ,aber nicht zurMarkgrafſchaft. (3) DAS Oſter :Quartier , hat einen für allerley Ses traide ſehr fruchtbaren Boden , auch ſehr gute Weiden, und viele Holzungen, und beftehet aus dem großen Fleden Ous denbofd. ( Alltenbuſd ), welder 1747 mit einem Walle umgeben , der aber hernach wieder geldleifet worden, St. Maartens:Polder , dem Polder tieuw Gaſicl, in wels dem einige Häuſer ſtehen , die von dem ehemaligen Dorfe übrig geblieben ſind, den großen Dörfern Oud- Øaſtel und Soepe, und noch zwer Dörfern . (4 ) Das riorder:Quartier, begreift das Dorf und die Herrlichkeit Zanderbuiten (eigentlich gand daar bui. ten ) , aus wohl Standaartbuiten genannt , welche aus fechs Poldern beſteht, und von dem Droſten des Quartiers nicht abhängt , das Dorf Synaart , zu deffen Gebiet fies ben Polder und die kleine Sufel Rolle Plaat gehören, und das 3

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das nben fchon genannte Gebiet Seiningen , welches aus vier Poldern beſteht, von welchen aber der Polder Slobes gors und Eliſabeth nur zum Theil bieber gehöret. 6 Zwiſchen der Herrlichkeit Santvliet und dem Jande Ryen , welche bende zum antwerpiſchen Quar tier gehören , liegt ein Strid , Sandes , welcher unge. fähr eine Stunde iang und breit iſt , und den Generale Staaten gehöret. Es enthält folgende Schanzen. 1 ) Cillo , eine Schanze von fånf Bollwerfen , an der Schelde, ift 1582 von den Antwerpern angeleget worden . 1747 wurde ſie von den Franzoſen eingenommen. In ders felben ſind unterſchiedene Häuſer und Herbergen , imgleis den eine Kirche. Sie iſt eine Herrlidfeit , welche orm Geſchlechte von Dael gehöret. Die General Staaten heben hier Abgaben von den vorbey fahrenden Schiffen . 2 ) Die Kruisſdanz , ( Kreuzſchanze ), von vier Bollmerken , liegt aud) an der Schelde. 1747 wurde ſie fowohl als 3) Die Schanze Friedrich Seinrich, welche gleich : falls an der Schelde liegt , von den Franzoſen einges noimmen. III Die Stadt Maaſtricht und Graf fchaft Vroenhove, werden zwar auch zu dem An theil der General Staaten an Brabant gezogen : al. lein, die Rechtshandel, welche daſelbſt vorfallen , gelan. gen nicht an den Hof von Brabant im Haag . i Maaſtricht , Trajectum ad Mofam , eine der altes ſten und merkwürdigſten Städte in den Niederlanden , und ſtarke Fiftung , liegt an der Maas, durch irelche fie in zwey Cheile abgeſondert wird , von denen der kleinfte , welcher auf der Seite des Herzogthumes Limburg liegt , wyl ges 'nennet wird , beyde aber durd ) eine ſteinerne Brüde bereis niger find . Sie iſt eine der ſtårkſten Feftungen, und vor : nehmſten Schlüffel der Republit, an der Meas. Weil inan an den Außenwerken einige Mängel entdecket hart , le ift ſie von dein Erbſtatthalter Wilhelm IV etwa vier Wochen por

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bor feinem Tode beſichtiget, und ein Entwurf zur Abbels fung ſolcher Gebrechen gemacht worden. Der kleine Fluß Seker , welcher durch die Südſeite der Stadt låuft, und bey der Brücke in die Maas fällt , kann durch Schleuſen aufge. halten , und dadurch das flache fand zwiſchen der Stadt und dem St. Petersberge unter Waſſer geſetzet werden. Die Stadt hat ungefähr drentauſend Håuſer , drey refor: mirte Kirchen , nåmlid ) zwey niederländiſche und eine frans zöſiſche, eine reformirte lateiniſche Schule , und ein refor: mirres Gymnaſium , eine lutherifdie Kirche , zwey fathos liſche Collegiat- und vier Pfarr-Kirdyen, adyt Mönchenkidſter, ein ehemaliges Jeſuitercollegium ,ein Kloſter und eine 1358 ges ſtiftete Comthurey des deutſ@ en Ordenis , welche der Sitz des Pandcommenthurs der Balley Alten Bieren iſt, und eilf Nonnenkidfier. Die Katholiken haben zwar freve gottees dienſtliche Liebung , dürfen aber jáirlich nur zwey Offents lidhe Proceßionen um die zwer Collegiatkirchen anſtellen. Auf dem großen und ſchönen Stadthauſe, findet man einen Offentlichen Bücherſaal. Das Haus der Deputirten der General Staaten iſt neuinodiſch und ſchon. Das Haus des Gouverneurs iſt auch ein ſchönes Gebäude. Die Luchs manufakturen , deren Anzalil ehemals ſehr anſehnlich ges weſen , haben ſehr abgenommen. Im Wyk iſt eine Glass hütte. Die Oberherrſchaft über die Stadt , kommt den Ges neral-Steaten und dem Biſchof zu Lüttich gemeinſchaftlich zu , doch ſind jene allein berechtiget, die Stadt mit Befas bung zu verſehen , fie find auch allein Herren der Kidſter und geſaminten Geiſtlichkeit und des gauzen Stadtgrandes, und verleihen in dieſer Eigenſchaft allerley Freyheiten, Sonſt aber wird die Stadt von den General Staaten und dem Biſchof gemeinſchaftlich regieret , die Bürger ſind uns ter ihnen getheilet , und jeder Theil beſtellet die eineHälfte des Stadtraths , welcher halb aus reformirten Brabana tern , und halb aus fatholiſchen Lüttichern beſteht. Alle zwen Jahre ſenden beyde Oberherren vier ſo genannte Com miffarien Deciſeurs: ab , nämlich jeder zwey , welche alle gemeine Stadtſachen und die Proceſſe abthun. Es kom: mer auch alle zwey Jahre , nåuilich in dem Jahr , da die Soms 4

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Commiffarien Deciſeurs nicht kommen , zwey Deputirte vom Staatsrath hieher , welche die Domainen und geifts lichen Güter in den drey Landen über der Maas , und in der Grafſchaft Vroenbove verpachten , die Beſatzung, Fes ftungswerke , Magazine, und das Kriegeshoſpital, unters fuchen , und unterſchiedene Rechnungen abnehmen . Die Stadt hat vor Alters unmittelbar unter dem Oberhaupt des deutſchen Reichs geſtanden , 1204 aber iſt ſie vom Kais fer Philipp an Heinrich II Berzog zu Brabant, überlaſſen worden : dod) batten auch die Grafen von Loos ein Antheil daran , welches nachmals mit ihrer Grafſchaft an das Bisthum Låttich gekommen iſt . Die Streitigkeiten , irela che zwiſchen den Herzogen zu Brabant und Biſchofen zu Kåtrich , wegen der Herrſchaft über dieſe Stadt obgewalter, bat Kaiſer Karl v im Jahre 1530 auf dem Reichetage zu Augsburg villig abgethan. 1632 wurde die Stadt får die General Staaten erobert, ihnen auch im münſterſchen Frieden 1648 von der Krone Spanien abgetreten. 1672 bemachtigten ſich ihrer die Franzoſen , denen ſie abzuneh: men König Wilhelm III im Jahre 1676 vergeblid» bers fuchte , ſie gaben ſie aber im uimmegiſchen Frieden zurück. 1748 wurde fie den Franzoſen vermoge der Preliminarien des aachenfchen Friedens eingeräumet, nad geſchloffenem Frieden aber wieder verlaffen.

1 Auf der Oftſeite der Maas , ftehen einige Häuſer und ungefähr hundert und funfzig Morgen Landes unter der Gerichtsbarkeit der Stadt , und zwar nnter dem Gericht des indiviſen Raths , oder des Raths der beyden Herren . Auf der Wefiſeite der Maas , hat die Stadt außerhalb iha ren Mauern , ganz und gar weder Grund und Bocen , noch Gerichtsbarkeit , und ſelbit ihre daſelbſt belegene Borfiast zu St. Peter , Reher unter låttichiſcher Landeshoheit , hat auch ihren beſondern Schulzen und Schoppenſtuhl. Uns weit dieſer Vorſtadt, iſt der St. Petersberg, welder viel böher iſt, als die Stadt , und derſelben zur Zeit einer Bes lagerung fvådlich geweſen iſt: daher haben die Generats Staaten auf demſelben 1701 eine ſtarke Schanze anligen laffen , welche St. Peters -Soort genennet wird. Writer auf

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auf lüttichiſchem Boden liegt , erhob der Biſchof zu füttich darüber einige Klagen , welche aber 1717 durch einen Ver's gleich bengeleget worden . In dieſem Berge in ein vortreffe licher horizontaler Steinbruch , welcher nach der Maas zu einen Eingang bat , moſelbſt Wagen leicht hineinfahren, ud hernach die Steine am Ufer des Flufſes aubladen kóna nen. Er hat lange horizontale Gange, welche durch uns gåhlige vieredige Pfeiler unterſtütet werden , die faſt åberad zwanzig , mandmal auch noch mehrere Schuhe hoch ſind. hin und wieder ſind Lufts und licht- focher, auch kleine 23aj: ferbehältniffe. Er giebt den Anwohnern zu Kriegeszeiten eine ſichere Zuflucht. Sie wiſſen alle Wege darinnen, und daffeu ihr Vieh, und was ſie fenft erhalten wollen , binein . Es haben wohl vierzig tauſend Menſatsen Raum darinnen. Wer ſie ohne einen erfalvrnen Wegweiſer in dieſen unters irrdiſchen Gången aufſuchen wollte, würde ſich nicht nur perirren , fondern aud) Gefahr laufen , an den Eden der unzähligen Pfeiler den Kopf zu zerſtoßen , und von denen , die in den Winteln verſteckt lågen , ben ſeinem Lichte bequem erſchoſſen zu werden. Oben auf dem Berne wächſet gutes Getraide, und auf der Seite nach der Maas Reht das Mondyenklofter Slavante. 2 Die Grafſchaft Proenhove , weldie den General. Staaten als Herzogen bon Brabant geboret , liegt der Stadt Maaſtricht gegen Weſten , und iſt meiſtentheils von dem Bisthum lütrich umgeben. Es gehöret auch ungefähr ein Drittel der Stadt Maaſtricht dazu , welcher 1456 , als die Stadt zum letztenmal erweitert wurde , mit in die Ringmauern derſelben gezogen worden . Die übrigen dazu gehörigen Derter ſind , Wilfe , ein Dorf mit einer Kirde, deren fich die Reformirten , ( davon aber keine hier wohnen ,) und Römiſchtatholiſchen zum Gottesdienſte bedienen , wontenaken , ein Dorf , Seulelom , ein Weis ler, und einige Häuſer in dem Weiler Raubergh . Das hohe Gericht dieſer kleinen Grafſchaft, beſtebet aus einem Schulzen , welcher allezeit der brabantiſche Oberſchulje 34 Maaſtrich ift, fieben Scooppen , und ein paar andern Bes dienten , und hat ſeinen Sitz in derStadt Maaſtricht, Unter 5

i

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Unter das Gericht dieſer Grafſchaft ſind auch die ſoges nannten Dörfer von Redemptie geleget worden , welche unweit Maaſtricht in Bisthum Lüttich liegen , aber unter der landediyoheit der General. Staaten ſteben . Sie has ben den Namen der Dorfer von Redemptie bekommen, weil ſie ſich , nadidem fie 1632 unter die Bothmaßigkeit der General Staaten gekommen , für eine gewiſſe jährliche Suinme von allen Laſten und Abgaben losgekaufet haben. Geht ſind die meiſten derſelben Herrſchaften , welche Edels leuten zugehören , die ihr cigenes Gericht anſtellen , von welchem an das hohe Gericht der Grafſchaft Vroenhove appelliret wird. Sie heißen Dermal, Lederhem, Peen, Nutten , Sallais , Soupertingen , Moppertingen , Deus len , franz. Foulonge. Endlid ) ſind auch hier die ſogenannten eilf Banken von St. Servaes anzuführen , oder die eilf Dörfer und Herrſchaften , welche der Probſtey von St. Servaes zu Maaſtricht , geſchenkct worden , und unter derſelben niedern und hohen Gerichtsbarkeit, ſonſt aber unter der Landeshoheit der General - Staaten ſtehen. Sie liegen nidit weit von Maaſtricht auf beyden Seiten der Maas, und find ( Tweebergen , welches nun ein Theil der Stadt iſt, und innerhalb ihrer Mauern liegt. ( 2) Mechelen, ein Dorf, zu weldem auch das Kird): dorf Grimby gehöret.

( 3) Vlyttingen , ein Kirchdorf , eine Stunde son Maaſiricht, unter welches der Weiler Lafeld gehöret, bey welchem 1747 eine Sdlacht zwiſchen den Franzos ſen und Alliirten , zum Vortheil der erſten , vorgefale len iſt. (4) Gees , ein Kirchdorf , 311 welchem der Weiler Kiffelt geidret. (5-8) Die Kirchdorfer Sluis und Konigsfiem , und die Dörfer Grootloon und Sepperen. ( 9 ) Seer , ein Kirchdorf auf der Oſtſeite der Maas, mit einem alten Schloſſe. Unter daſſelbe geboret der Weiler

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Weiler Schacren oder Schaen , und die Hälfte des Dorfs Keer oder Tadier.

( 10) Berg , ein Kirchdorf , zu welchem die Weiler Vilt, und oculom au der Geul, gendren . ( II) Bernau , ein großes Kirchdorf , in der Grafs ſchaft Dalhein. Anmerkung. Das eapitel von der lieben Frauenkirche zu Maaſtricht, iſt auch in Siſik élner Herrſdoft, welche aus dem Sirchdorf Bemelen und einigen Hofen beſtebt, die Eerichtsbarkeit derſelben aber ift ſebr eingeſchränkt.

2. Aus einem Stück des Herzogthums Limburg , oder , dem Lande über der Maas. Von dem Herzogthume Limburg haben die Genee ral. Staaten

durch

den minſterſchen Frieden von

1648 ein Stück bekommen , welches , in Anſehung der übrigen brabantiſchen Lande dieſſeits der Maas, gemeiniglich das Land über der Waas ( bet Land van Over -Paas ) genennet wird.

Die

Frrungen wegen der Gränzen deſſelben , ſind 1661 im Haag durch einen Vergleich) bengeleget wor . den. In den meiſten Dertern ſind reformirte Ges meinen , doch übertreffen die rómild fatholiſchen Einwohner die reformirten an der Zahl merklich). Bende bedienen ſich einerley Kirchen zum dienft. Es beſteht dieſes ( and I aus einem Stücke der Valkenburg. Dieſe iſt welche vor Ulters is

Gottes

Grafſchaft

eine alte Herrſchaft,

hat. Als Johann , Herr zu Falkenburg , 1352 kinderlos geſtors

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geſtorben war , kam die Herrſchaft an feine älteſte Schweſter Philippyntje , welche ſie an Renald, Herrn von Schoonvoorſt, verkaufte , den Kaiſer Karl IV auch 1354 mit derſelben belieh , und ſie 1357 zu einer Grafſchaft erhob : allein, es machte Walleran von Fal. kenburg , Herr von Borne , gegründeten Anſpruch daran , dem ſie auch 1362 von eben dieſem Kaiſer zuerkannt , aber auch auferleget wurde, an gedachte Philippyntje eine gewiſſe Summe Geldes zu bezahlen. Als er darinn ſaumſelig war , trat Philippyntje die Grafſchaft an Wenzel und Johanna , Herzog und Herzoginn von Brabant , ab , von welcher Zeit an auch die Herzoge von Brabant im Beſige derſelben geblieben ſind , und ſie zum Herzogthum Limburg geo rechnet worden iſt. Die Regierung des Antheils, welches die Gene. ral Staaten daran haben, wird durch einen Vogt und Droſten beforget.

Die dazu gehörigen Derter find

folgende.

I Valkenburg , lat. Falconis mons, franz. Fauque mont , der Hauptort der Grafſchaft , welcber ein Stådt: chen von ungefähr hundert und zehn Käuſern iſt , und am Fluffe Geul in einem Thal liegt. Das ehemalige gråflis de Schloß , welches auf einem Berge gelegen hat , und die Feſtungswerke des Städtchens, ſind geſchleift. Die Stadt har ihre eigene Regierung, und einen Gerichtsdis ftrict , welcher die Freyheit der Stadt genennet wird , aber ſehr klein iſt. 2 Die abrigen Derter, find unter vier Berichtsbanke pertheilet, welche von den Kirchdorfern Meerſen , Beek , Climmen und Heerle, ihre Namen haben . In dem Dorfe Meerſen , welches ungefähr hundert und fuufzig Hauſer bat , iſt eine alte Probſtey , deren Probſt Herr von Meer: fen

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ſen und andern Dörfern iſt , und jährlich auf viertau . ſend Reichsthaler Einkünfte hat. Es liegen auch im Bes zire der Bank von Meerſen , die Herrſchaften Itteren , Sacren und Beul, welche letzte eigentlich eine Grafſchaft genennet wird , und aus den Serrſchaften Geul, Bun und Uleſtraeten beſteht , und dem auſe von Hoersa broek gehöret:

Die Herrſchaft Elsloe an der Maas , ziehen die Ges neral-Staaten unter ihre Oberberrſchaft und Lehnsherrs lichkeit, ungeach! et Churpfalz fie als Fülichiſches Lebn anſiehet , darüber es 1700 gar zu den Waffen kam. Ihr Beſitzer iſt ein Graf von Arberg. 11 Aus einem Stück der Grafſchaft Dalem .

Dieſe Grafſchaft haben die Grafen von

Hochſtade eine lange Zeit beſeffen , und von den Her , jogen zu Brabant und Jülich zulehn getragen . Graf Dietrich II verkaufte fie 1243 an Heinrich II Herzog ju Brabant.

Das Untheil der General-Staaten an

derſelben, beſteht aus folgenden Dertern. i Dalem eder Daathem , und 's Gravendal , der Hauptort der Grafſdhaft, liegt am Flüßchen Berwine, und iſt eine kleineStadt. Ihr ehemaliges Schloß haben die Franzoſen 1672 größtentheils verwüſtet. Die Einwohner find frey von allen Abgaben. 2 Die übrigen Derter , find unter fedis Gerichtsbånte Bertheilet, melde von den Dórfern trembleur , Olne, Bombay , Radier oder Keer , Senneur und Ooſt , bes nennet werden .

III Aus einem Stück des Landes Hers togenrade.

Dieſes Sand iſt vor Älters eine bes

ſondere Herrlichkeit geweſen , welche Heinrich Hers jog zu dimburg , an ſein Herzogthum gebradt hat. Das

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Das Antheil , welches die General- Staaten daran haben , begreift folgende Derter. i Gulpen , ein Dorf am Flübchen gleiches Namens, welches ſich mit der Geul vereiniger. Gegen Suidweſten liegt das Sdiloß Vieuenburg , welches dem Reichsgrafen ven Plettenberg zugehöret. Mergenraede , ein Kirchdorf , welches nebſt den Dazu gehörigen Weilern , und dem Dorfe Gulpen und deſa felben Weilern , die Herrſchaft @ulpen ausmacht. 3 Die Dörfer Solzet , Deals und Vylen , liegen in einem Striche Landes , welcher von den übrigen durch die Graffebaft Wittem getrennet wird. Zu Vaals haben die reformirten Einwohner der Reichsſtadt Acben ihren Gottesdienſt , und man findet hier aufer der Hoch deutſchen reformirten Kirche , auch eine franzdiiiche, eis ne lutheriſche, eine katholiſche, und ein Kirchbaus der Mennouiten .

3 Aus einem Stück des Oberquartiers

vom Gelderlande . Von dem Oberquartiere Gelderlandes , haben die General Staaten durch den Barrieretractat von 1715 ein Stück mit aller Landeshobeit bekommen : es iſt aber damals ausgemaciet worden , daß die römiſchkatholi. fchen Einwohner ihre Kirchen und Kloſter und gottes. dienſtliche Freyheit auf bem alten Fuß behalten follten . Es begreift dieſes Stück : i Venlo , gemeiniglich Vendelo , eine ziemlich wohl befeſtigte Stadt an der Maag , an einent niedrigen Orte. Sie hat acht bis nelin hundert Håuſer, aber von innen nicht viel Anſehen. Die meiſten Einwohner ſind Schiffer, Fuhra teute , Tråger and dergleichen Leute, welche ſich davon ernahs

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ernähren , daß die Kaufmannswaaren , welche aus dem Herzogthum Fülich kommen , hier eingeladen , und nach den ſieben Provinzen eingeſchiffet , auch über die Maas, vermittelſt einer fliegenden Brüde , welche bey der Stadt iſt , nad) Brabant verſendet werden . Es ſind auch die meiſten Einwohner der römiſch katholiſchen Kirche zuges than , und beſigen die Haupikirche, zwey Mönchen- und drey Nonnen - Ribſter mit ihren Kirchen , weldie unter dem Biſchof von Roermond ſtehen. Die reformirte Gemeine ift flein . Sonſt iſt dieſe Stadt der Sitz des Gerichtshos fes , von welchem alle Civil- und Criminal Sachen im Ans theile der General Staaten am Oberquartier von Gelder , land völlig abgethan werden . Die Mitglieder deſſelben (den Vorfiber ausgenommen ) find eben ſo , wie die Reg genten der Stadt , insgeſainmt römiſchkatholiſch. Auf der Maas wird hier ein Zoll erleget. In dieſer Stadt bat Herzog Wilhelm von Cleve den Kaiſer Karl V fußfällig um Vergebung gebeten , und ſeinen Rechten , welche er am Gelderlande und Zutphen behauptet hats te , entfaget. Der Kanal , welchen die Spanier 1627 bey Rheinbergen aus dein Rhein bis Venlo in die Maas führen wollen , um den Handel zu verderbert, welchen die Hollander auf dem Rhein mit Deutidland führetex , und welcher der neue Rhein , oder auch der eugenianiſche Kanal genennet worden , iſt bald ins Stes cken gerathen. Venlo hat 1343 Manern und Stadts recht erhalten , und iſt oft erobert worden. 1702 bea machtigten ſich ihrer die Utiirten , und dazumal madite der General Koehorn den erſten Verſuch ſeiner Kunſt, durch ein fårkeres Feuer aus Kanonen und Mörſern , als ſont gewdhnlich geweſen , einen Ort zur gefowinden Uebergabe zu zwingen, Gegen ihr über iſt in der Maas eine Infel, welche der Waard genennet wird , und auf welcher ein Bolls werk angeleget worden iſt , um die Stadt von dieſer Seite zu beſchiken. Gegen dieſer Inſel über , auf der andern Seite der Maas, liegt die Schanze St. Michiel, welche

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welche ungefähr zwey Flintenſchüſſe weit von der Stadt entfernet ift.

HUO

Das Gebiet der Stadt Venlo , melches mit unter der Bothmåßigkeit der General Staaten ſtehet, hat hódifiens drey Stunden im Umfange, und iſt fajt von allen Seiten mit dem preußiſchen Gebiet umringet. 2 Stevens Waerd oder St. Stevens : Waerd, eine ziemlich große Scanze , auf der gleichnamigen Inſel in der Maas , die ungefähr eine Stunde lang , und eine Viertelſtunde breit iſt. Die Schanze liegt ungefår in der Mitte der Infel, am Hauptſtroin der Maas , über welchen hier eine Brücke gehet , die durch eine kleine Schanze bededet wird. Um ſchmalen kirmn der Mias liegen dren kleinere Schanzen. Ehedeffen war dieſer Ort ein Dorf, 1633 aber wurde er von den Spaniern Befeftis get. Er iſt beträchtlich , weil er die Gemeinſchaft zupia ichen Venlo und Maaſtricht unterbålt. 1702 wurde dieſe Schanze für die. General Staaten erobert. 1515 trat ihs nen der Kaiſer zugleich das Gebiet der Schanze; und ſo viel fand , als zur Erweiterung der Feſtungswerke dieiſeits der Maað nothig lenn mögte, ab, verſprach auch , daß auf einehalbe Stunde weit von derſelben niemals eine Befeftis gung aufgeworfen werden ſolle. Sonſt iſt die Infel Stevenswaerd eine freue Herrliche welche ein Graf non LimburgsStorum 1721 an eis nen Grafen von Komperd verkaufet hat , deſſen Erben ſie noch gehöret.

3 Die freye Serrlichkeit und das Amt Montfoort, tit son Often gegen Beſten dren Stunden lang , und von Norden gegen Süden zmen kleine Stunden breit. Sie gee toby hórre dem Könige von Preußen aus Königs Wilhelms III. Verlaffenfdaft : allein 1769 hat der Eriſtatthalter dieſels bige käuflic an fich gebracht, und ſie iſt itim am 8ten Jan. Ade Einwohner find tos feyerlich eingeråumet worden. mlichkatholifo . Sie enthält :

1 ) Wronte

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1 ) montfoort, einen Fleden , welcher an einem große Fen Moraſte gelegen iſt. Das ehemalige Schloß deſſelben iſt verwůſtet. 2) Echt, ein geringes Städtchen , weldes , nachdem es zu Kriegeszeiten viel gelitteu , feinen Vorrechten , nur der Beſchidung des Landtages nidt, entſaget hat, und ſich jetzt den Dörfern des Amtes gleich ftellet. 3 ) Vieuſtad , ein offened geringes Städtchen ,welches ganz bem Gebiete des Herzogthums Cleve umgeben iſt. Es hat in Kriegeszeiten viel gelitten , und iſt 1573 feiner Befeſtigung beraubet worden . 4) Die Dörfer und Herrlichkeiten Swalmt und Limt . 5) Die Dörfer Xooſteren , Maasbraacht, Vlorop , Portacrt, Bergh , lin, Berel, Belfelt. 6 ) Das Kloſter Velenberg , an der Noer.

4. Aus einem Stück von Flandern. 2 Dieſes Stück von Flandern machet die nordlichſte Gegend dieſer Provinz aus ,

und liegt zwiſchen der

Nordſee, dem Hond , der Schelde, und dem oſtreichi. 3 (dhen Flandern .

Es ift den General-Staaten 1648

im münſterſchen Frieden von der Krone Spanien abs getreten , und 1715 vom Kaiſer durch den Barriere. Traktat vergewiſſert worden. Der Rach von Flan. dern , welcher zu Middelburg in Seeland ſeinen Sin hat, richtet in allen Rechtsſachen , welche aus dieſem Striche Sandes , ſowohl durch die Appellation , als auch zum Theil in erſter Inſtanz, an denſelben gelan. gen.

Er entſcheidet auch alles , was die Oberperre

ſchaft; Redte und Domainen des Landes angehet, nebit anderen Sachen. von Flandern : 4 Ch. 52.

Es gehöret zu bicfem Stück P

I Das

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I Das frere Land

von Sluis , ( het

Vrye van Sluis ) , welches ebedeffen einen Theil des frener Landes von Brugge ausgemacht hat. Das Gericht über daſſelbe iſt in der Stadt Sluis, und mit einem Oberamtmann , einein Bürgermeiſter und adje Schåppen bereket. Man þat zu bemerken :

I folgende dren Städte , welche nicht unter dein oben angezeigten Gericht des Landes ſtehen , ſondern ihre beſondern Gerichtsbarkeiten haben. 1) Sluis , mit dem Zunamen in Vlaanderen , franz. Ecluſe , die anſehnlichſte Stadt in dem Stück von Flaus dern , welches die General Staaten beſitzen, liegt an einem Buſeu der Nordſee , welcher 't Jwin heißt, und deſſen Mündung der Pferdemarkt genennet wird, weil das Waſſer, wenn der Wind ſtürmet, daſelbſt ein Geräuſch madet, welches dem Geräuſche auf einem Pferdemarfte åhnlich reyn fout. Die Stadt hat zivar einen ziemlich großen Um . fang , es iſt aber nur ein kleiner Theil deffelben mit Saus fern bebauet,und der übrige beſteht aud Gårten und Bleich . plätzen. Sie iſt ſtark befeſtiget kann auch an der Såda und Südweſt -Seite unter Waſſer geſetzet werden . An der Nordfeite , da das Land höher iſt , hat fie einen doppelten Wall. Weil ſie an der Oſtſeite den Meerbuſen Zwin und einen Moraſt hat , der bey jeder Fluth unter Waſſer ſteht, fo kann ſie durch einen Feind nicht von allen Seiten einges ſchloſſen werden , fondern behält an dieſer Seite Gemeins ichaft mit der See , und alſo eine frene Zufuhr von les bensmitteln und anderen Bedürfniſſen . Doch iſt die Luft hiefelbſt nichr geſund , welches fie mit allen andern Stáds , ten in dieſem Stück von Flandern gemein hat , daher auch das Kriege volt , welches in dieſe Feſtungen geleget wird , alle Jahr abgewechſelt ivird. Unter den hieſigen Gous verneur ftelsen auch alle andere Feftungen der Generals Staaten in Flandern . Der Hafen der Stadt iſt fo bers: ftopfet , daß nur kleine Schiffe aus und einlaufen können , welches

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welches der Stadt zu merklichem Schaden gereichet. Die meiſten Einwohner legen fich auf Schiffahrt und Fiſcheren. Das alte Caftell am Strande des Hafens , welches ehes deffen zur Berdhirmung deſſelben dienete , wird jeħt von dein Gouverneur und anderen Kriegesbedienten bewohnet. Die Stadt iſt 1405 von den Engländern vergeblich belas gert , 1587 von den Spaniern , 1604 aber wieder für die Staaten durch den Prinzen Moriſ ; unb 1747 von den Franzoſen erobert worden. 2 ) Hardenborg , ehedeffen Rodenborg , ein Stadts chen an einen Kanal , welcher in den Meerbuſen Zwin gehet. Ehedeflen war es eine Feſtung, es find aber die verfallenen Feſtungswerke 1701 volig geſchleifet worden . 1672 hielten die Einwohner einen zweymaligen Sturm von den Franzoſen aus. 3) Ooſtborg, ein Stådtchen an einem Kanal , welcher in den Meerbuſen Zwin gehet. Seine ehemaligen Fes ftungswerke find auch gefchleifet worden , und der Hafen iſt verdorben . 2 Folgende Diſtricte. 1 ) Das Amt Hardenborg , begreift einen Theil der Kirchſpiele S , Kruis , Seyle, S. Baaffe oder Eede , und Notre Dame, und die Polder Beweſter- Eede und Iſabelle, 2) Lin Theil der Grafſchaft Middelburg , welcher in einem Theil der bey dem vorhergebenden Amt benanna ten Kirchſpiele, und in den Grundgebieten von Ceeskens und Soetendaal beſtehet. Das Stadtchen Middelburg geboret zu dem Streichiſchen Flandern. 3) Der größte Theil des Amtes Ooſtborg , nåmlich die Dörfer Groede und Breskens auf der Inſel Radzand , der größte Theil des Prinz Seinrich Polders , der zweyte Theil des Prinz Wilhelm Polders , der Polder Baerſande , der größte Theil der Polder Eliſabeth und Wulpen , der Polcer Cornelia , und einige andere kleine Polder. 4 ) Die Schange S. Donaas, unweit Sluis , nabe bey welcher die geſchleifte Schanze S. Hiob gelegen hat , zwey kleine P2

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kleine Polder in dieſer Gegend, und der Fleden S. Anna ter Muiden. 5) Die Inſel Radzand , gemeiniglich Kazand ges ? nannt , iſt ehedeffen viel großer geweſen , als jetzt, nachdem die See mehr als die Hälfte derſelben verſchlungen hat. Jeßt wird ſie zwar wider die Urberſdriveminungen durch ftarke und koſtbare Driche verwahret, iſt aber doch nicht außer Gefahr , infonderheit wenn der Wind aus Nordwes ſten ſtürmet. Hingegen hat fie einen fehr fruchtbaren Bos den , welcher inſonderheit ſehr guten Wetzen trågt. Es haben ſich hier viele aus Frankreich geflüchtete Heformirte, und viele Salzburger niedergelaſſen . 1604 iſt ſie durch den Pringen Moriß für die General Staaten erobert wors dini. Sie wird in den öſtlichen und weſtlichen Theil ges theilet ; jener gehöret zu dem Amt Doftberg , wie oben angemerket worden iſt ; dieſer wird eigentlid , das land Stadzand genennet , und enthält die Dörfer Kadzand, Ca fandria , am Meerbuſen Zwin , welches auch das xes tranchement genennet wird , und ehedeffen durch die ftars ten Schanzen Oranie und Naſſau bedeckt worden iſt , die aber gebleifet ſind , 3uitzande und ter Sofſtede, welches nur aus fünf oder adyt Kaufern beſtehet, wie auch die Pol: der Thienhonderd , den fridarzen Polder , und einige andere. Das Dorf Vlieuvliet iſt eine Herrlichkeit, welche ihre eigene Gerichtsbarkeit hat. 6 ) Die Stadt und das Amt Wrendyk. ( 1 ) Yfendyk , eine kleine wohlbefeſtigte Stadt ant Waſſer Blik , welches ein Bufen der Weſter -Schelde iſt. Sie liegt niedrig, und kann von allen Seiten unter Waffer gekket werden . Die Anzahl der Häufer beträgt hundert und einige funfzig. Gleich an der Stadt gegen Såden liegt eine Schanze , welche die Juffer Schans genen net wird. ( 3) Das Amt Bílenork, begreift den erſten Theil des Prinz Wilhelm polders , in pelchem das Dorf Kleinkertje oder Waterland iſt , den Oranie Polder, den Prinz Morig Polder , den Goudes Polder , der Eleis

Die Generalitäts- Lande .

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Fleinen Jungfrauen polder ,und einige andere , das bis land , welches ein Theil eines ziemlich großen Landes , ſo de Gencrale Vryen genennet wird , iſt , und zum Theil unter der Gerichrsbarkeit des Dorfes und der Herrlidhteit Watervliet fteht, zu deren Gebiet auch der große Jungfrauen -Polder gehöret. 7) Biervliet, ein Städchen an der Weſter :Schelde, weldjes ehedeffen ein anſehnlicher Drt geweſen , der aber durch Waſſerfluthen , welche ſich 1377 , 1403 , 1440 und 1477 zugetragen haben , ſehr beſchadiget worden , und alſo berunter gekommen ift. Die ehemaligen Feſtungswerte Find 1688 geſchleifet worden. 1385 und 1488 ift es vergebs lich belagert worden. 1604 iſt es zuerſt unter die Boths måßigkeit der General : Staaten gekommen . Wilhelm Beufelszoon , welder hier geboren und geſtorben iſt , hat die Niederländer gelehret , die Heringe auszuweiden und einzuſalzen. Zum Gebiet der Stadt gehören eilf kleine Polder. II Das Hulſter - Amt , welches aus den ehemals beſonders ſo genannten vier Hemtern ( de Vier Ambachten ) , Hulſt , Arel , Aſſenede und Beuchoute , oder vielmehr aus den beyden erſten , und aus einem kleinen Theil der beyden legten, beſteht. 1 Das eigentliche Aint Sulft. Es hat den Nas men von Sulft, einer wohlgebaueten Stadt von ungefähr vierhundert Häuſern und ſtarken Feftung, welche in einer nicht geſunden aber an Getraide fruchtbaren , Gegend liegt. Die meiſten Einwohner find römiſchtatholiſch . Sie hat, bermittelft eines Hafens, mit dem Helle Gat , welches ein breites , aus der Wefter: & delde in das Land gchendes Waſſer iſt , Gemeinſchaft. Seit handelt ſie nur mit Ges traite. 1350 hat ſie Stadtrechte erhalten, und 1426 iſt fie mit Mauern und Graben uingeben worden . Sie hat manche harte Belagerung ausſteben müffen, 1578 iſt ſie für die General Staaten , 1583 vou dem Herzog von Pars mar Ø 3

230

Die vereinigten Niederlande.

ma , 1591 abermals für die General Staaten , 1596 wies der von den Spaniern, 1645 wieder für die General:Staas ten , erobert worden , und von der Zeit an ihnen verblieben. 1747 wurde ſie von den Franzoſen nach einer kurzen Belas gerung eingenoinmen , aber im aachenſdhen Frieden zurüds gegeben. Die Feſtigkeit der Stadt, wird nicht nur dadurch vers mehret , daß das umliegende Land unter Waſſer geſeket werden kann , ſondern es iſt auch von derſelben an gegen Nordoſten eine Linie gezogen , welche die Stadt und das ganze Amt bededet , und durch zwey gute Schanzen , Nas mens moerſchans und Zandberg, verſtårket wird. Das Amt inſonderheit, wird durch zwey Redouten beſchüket, welde der große und kleine Kyluit genennet werden, zu welchen man nur , vermittelſt eines ſchmalen Deiches, kommen kann. So lange fich ein Feind der Linie nicht be måchtiget hat , kann aus Seeland über die Weſter-Schelde Mannſchaft und andere Zufuhr in die Feſtung gebracht werden. In dem Umte Sulft ſind die Dörfer Pauwels : Polder , welches größtentheils der Abtey Vandelco zu Gent gehörer, Sengſtdye , Oſſeniſſe und Sonteniſſe, welches dein fürſta lichen Hauſe Naffau -Oranien , aus Königes Wilhelms III. Berlaffenſchaft, gebdret. Das Dorf Plamen , und das dabey gelegene Fort 5. Unna , find 1715 in einer Fluth untergegangen . Die Serrlichkeit S. Jans Steen , liegt zwar im Ums fange dieſes Amtes , ſteht aber nicht unter demſelben . Ben derſelben liegen die Redouten Groß- und Klein :Ders relyfer. 2 Das Ame Arel. i) Urel , eine kleine wohlbefeſtigte Stadt auf einer Ing fel an einem von ihr benannten Stanal , welcher aus der Weſter-Schelde kommt. Sie hat ungefåhr hundert und ſechzig õduſer. 1574 wurde ſie durch die Einwohner von Plißingen und Middelburg eingeåſchert, 1583 von denSpa. niera, 1586 aber wieder für die General-Staaten erobert.

3 ) Die

Die Generalitåts-Lande.

29

2 ) Die Dörfer Zuiddorp , Zaamſlag ,Overſlag und Coewagt , und viele Polder. 3 ) Ter 47euſe , ein offenes Städtchen an der Wefter Schelde , deſſen ehemalige Feſtungswerke geſchleifet ſind, 4) Das Dorf Soel, und unterſchiedene Polder. 3 JmAmt Aſſenede, beſiken die General.Staaten Sas van Gent, eine kleine Stadt und ſtarke Feſtung an einem Buſen der Weſter -Schelde , welcher das Safe Sat genennet wird. Sie hat den Namen von einer Schleuſe (Sas bekommen , welche die Einwohner der Stadt Gent, mit Bewilligung Königs Philipp3 II, hieſelbſt angeleget haben , um das Waſſer des Kanals Lieſe , melden fie zwis din Gent und dieſem Ort angelcget hatten , der aber nun unbraucbar iſt , aufzuhalten . Als die niederländiſchen Uuruhen angiengen , erbaueten die Einwohner von Gent hieſelbſt eru Fort , welches eine Vormauer für ihre Stadt Reyn fodte , und deffen ſich die Spamer 1583 bemåchtigten , welches aber 1644 får die Gencral:Staaten erobert wurde. Die Stadt hat ungefähr zweyhundert Häufer. Erwa eine Biertelſtunde von derſelben , nach Zelzaten zu , iſt die Sdanze S, Untoni, welche die Schleuſe bededet. Die Stadt wurde 1747 von den Franzoſen erobert.

4 Im Amt Bouchoute beſigen die General. ' Staaten Philippine , ein wohlbefeſtigtes Städtchen am Waffer Brađman , welches ungefähr Fiebenzig Häuſer hat. Es bat feinen Namen vom Könige Philipp II , welcher es hat erbauen laffen. 1633 wurde es durch Wilhelm, Grafen von Mafſau , erobert , und die Spanier verſuchten die Biebers eroberung deffelben ſowohl in eben demſelben Jahr , als 1635, vergeblich. 1747 gieng es an die Franzoſen über, 5 Der Porder oder das Land Saafringen , der Stadt und dem Amt Hulft gegen Often belegen , iſt nebe dem Dorfe dieſes Namens im Waſſer untergegangen : hina gegen die Polder and Lande Doele und Ketteneſſe, find noch 4

232

Die vereinigten Niederlande.

noch vorhanden. En jenem , welcher eine Herrlichkeit ift, iſt das kleine Dorf Doele, welches an der Schelde liegt, und in deffen Nachbarſchaft ein Caſtell ſteht; in dieſem iſt das Fort Lieffenshoel an der Spelde, gegen Lillo über .

Anhang. In dem Barrier - Trakrat , welcher 1715 zi. ſchen der Kaiſer und den General: Staaten geſchloſſen worden , hat jener dieſen verwilliget , die Feſtungen Hamur , Doornik , Meenen, Veurne , Wars meron , Xperen , und das Fort Knocque , gang allein mit Beſakung zu belegen , und zwar entweder mit ihren eigenen , oder dod, mit ſolchen Truppen, die dem Kaiſer unverdåchtig , und deren Herren nicht mit ihm in Krieg verwickelt wären. Die Beſakung zu Dendermonde und Roermonde folle halb fai. ferlich , und Galb ſtaatifdy fenn , (welche Gemeinſchaft aber nachmals in Anſehung Roermonde aufgehoben ; und ſolche Feſtung allein mit dſtreichiſchen Truppen bereket worden ) , der Kaiſer ſolle die Gouverneurs da. Felbſt verordnen , dieſe aber fowohl, als die Befüßung, auch den General-Staaten Eid und Pfliche abſtatten . Der Kaiſer und die General-Staaten ſollten jeder auf eigene Koſten allezett drenßig bis fünf und dreyßig tau . fend Mann , zur Sicherheit der öftreichiſchen Nieder, lande , unterhalten , und zwar der Kaiſer dreyfünftel, die General Staaten aber zwenfünftel diefer Summe. Wenn jener rein Antbeil verringere , ſollten diefe fols

1

ches auch verhältnißmäßig thun können , wenn aber ein Krieg bevorſteht , ſollte diefes Corps auf vierzig. tauſend , und im Fall eines wirklichen Krieges , nach : Gulbefinden

noch weiter vermehret werden .

Die Wer :

Die Generalitats: Lande,

233

Vertheilung der Truppen ſollten die General.Staaten in den ihnen anvertraueten Plaken ſelbſt und allein beſorgen , die übrigen aber durch gemeinſchaftliches Zuthun vertheilet werden. Die General . Staaten follten in den ihnen zur Beſazung allein überlaſſenen Plaken , die Gouverneurs , Commandanten und Stabsofficiers nach Gefallen ſegen , jedoch ſo , daß fie außer ihren Wohnungen und den von den Fea ftungswerfen herrührenden Nußungen , weder dem Kaiſer , noch den Staaten und Provinzen zur Laſt fie. len , oder aus beſondern anzuführenden Urſachen dem Kaiſer unangenehm und verdächtig wåren. Dieſe Officiers ſollten ben General - Staaten , ſo viel als die Bewahrung und andere Kriegesdienſte in ihren Plaa ben betrifft , ganz allein unterworfen , jedoch auch [duldig reyn , dem Kaiſer zu ſchnooren , daß ſie dieſe Plåße für das Haus Deftreid, bewahren und verthei. digen wollten . Die Kriegesvolfer der General Staa . ten ſollten überall, wo ſie in Beſakung lågen , frene Religionsübung haben. Die General Staaten follo ten die Beragungen nach Gutbefinden veråndern , auch in Kriegeszeiten die Feſtungswerke der obgedachten Feſtungen auf ihre Koſten verſtärken , jedoch neue Werke nicht anders , als nach vorhergegangenem Beo richt , an den øſtreichiſchen General - Gouverneur der Niederlande , und eingegoltem Gutachten von demfel ben , anlegen . Zum Unterhalt der Beſakungen und Beſtreitung der Befeſtigungskoſten, auch Krieges und Mund-Proviſionen in den Barriereplåten , ſollten den General -Staaten jährlic ) 500000 Rthl . oder 1250000 holländiſche Gulden , ( in Unſchung deren zu Yperen ein fo genanntes Barrierecomptoir errichter worden), P 5 außer

234

Die vereinigten Niederlande.

außer den Einfünften aus ihrem Untheil am Ober. quartier Gelderlandes , und außer den Einquartierun. gen , bezahlet werden u . F. m. In dem durch den akenſchen Frieden von 1758 geendigten Kriege , find dieſe Barriereplåge fehr verwüſtet worden ; es haben ſich auch nach der Zeit wegen derſelben zwiſchen dem Wiener Hofe und den General:Staaten viele Schwie . rigkeiten hervorgethan , und 1781 hat Kaiſer Joſeph den General- Staaten angekündigt, daß er die Fes ftungswerke der genannten Barriere : Plåße ſchleifen faſſen wolle , daher ſie ihre Truppen aus denſelben herausziehen mögten , welches auch geſchehen iſt. Die Beſchreibung der Feſtungen iſt im erſten Bande des dritten Theils der Erdbeſchreibung, beym diſchen Kreiſe zu ſuchen.

burgun.

1

Die

Die

Eidgenoſſenſchaft

ſamt den

derſelben

zugewandten

Orten .

236

Einleitung .

ſ. 1, ine recht gute Charte von Helvetien , fehlet noch . Ich libergehe die ältern Landdarten , und

E führe nur die neueſten und beſten an.

Joh.

Jakob Scheudizer, Doctor der Arzneywiſſenſchaft und Prof. der Mathematik zu Zürich, hat eine auf ſeine eigenen geflieſſentlichen Unterſuchungen und Beob . achtungen gegründete Charte von vier großen Bogen verfertiget, und 1712 zu Zürich in Kupfer ſtechen laſ. Pin, welche alle åltere Charten weit übertrifft. Perer Scenk , Jaillot , und Covens und Niortier, haben dieſe Tchagbare Charte nachgeſtochen , und auf vier Bogen von gewöhnlicher Große herausgegeben. Sie iſt aber doch noch ſehr unvollkommen ; inſonder, Heit ſind die Cantone Bern und Bafel fehlerhaft; f. E. die Lage der weſtlichen Ulpen im Gouvernement Melen , und das Bergland Vallée du lac de Joux , ſind ſehr unrichtig vorgeſtellet. Zuf einem einzigen Blatt iſt Helvetien ziemlich gut von dem Prof. Tobias Mayer abgebildet, und 1751 von den bomanniſchen Erben zu Nürnberg ans Licht geſtellt worden. Dieſe Charte hat mehr mathematiſde und geographiſche Richtigkeit, als die Scheuchzeriſche. Des de l'Isle Carte de Suiſſe, von 1715, haben Covens und Inortier nach . geſtochen, und Phil . Buache hat dieſelbige 1745 mit vielen Verbeſſerungen von neuem herausgegeben , fo daß ſie nun eine der beſten Charten von Helvetien ift. Die

Einleitung.

237

Die beſonderen Charten von einzelnen Landſchaften , will ich unten bey der Beſchreibung derſelben nennen . In meinem Magazin für die neuere Hiſtorie und Geogra: phie , findet man zwey Verzeichniſſe aller landd arten von Helvetien , nemlich im fünften Theil S.241 = 298 dasjenige , welches Herr Gottl. Amman ." voni Saller , und im vierten Theil S.153-196 dasjenige , welches Herr Leonbarð von Leonhard Ziegler, gemacht hat. 9.2. helvetien , oder die ſo genannte Schweiz, liegt zwiſdien Deutſchland, Franfreich und Jtalien. In genauerer Beſtimmung, grånzet es gegen Mittere nad : an das deutſche Reid ), nåmlich an Schwaben ; gegen Abend an Frankreich), nämlich an das Curidi giui , die Grafſchaft Burgund und das Land Ger ; gegen Mittag an Savoien , Mayland und das Ger biet der Republik Venedig in Jralien ; gegen Mor. gen an die gefürſtete Grafſchaft Tyrol , an die eſfrei. dyiſchen Herrſchaften vor dem Arlberg , und an einige zum Schwäbiſchen Kreiſe gehörige Herrſchaften. Dér üngenannte Verfaſſer der Ablandlung von der Große der Eidgenoſſenſchaft, 1775 , hatſie auf 955 oder beiy. nahe 956 geographiſche Quadratmeilen beredynet; es fcheint aber , daß ſie nur 856 Quadratmeilen betrage. $ . 3.

Es iſt , wo nicht das Hodiſte land , doch

eins der höchſten in Europa. Dei größte Theu def. felben beſteht aus neben und auf einander Riehenden Bergen , und zwiſchen ihnen befindlichen engen Thảo lern. Hier ſind die Berge ungeheure Felsklumpen , welche zwey , vier , ja wohl ſechsmal über einander ſte: hen , in langen Reihen mit einander verknüpft , und vier bis ſechszehntauſend, oder wenigſtens bis funf. zehntau.

238

Die Eidgenoſſenſchaft.

zehntauſend frarizöſiſche Schuhe Hoch ſind.

Die uns

terſte Gegend an dieſen hohen Bergen, beſteht aus dis đen Wåldern und Wieſen , welche langes und fettes Gras haben . Die mittlere Gegend beſteht aus Al. pen , oder Alpungen , welche mit kurzen, trockenen und wohlriechenden Kräutern , auch kurzem Gehölze und Sträuchern beſeket find , und im Sommer von Hirten , (welche man daher Helpler nennet) , und ih. rem Vieh , bewohnet werden , und woſelbſt unzählige und vortreffliche Quellen, auch viele Båche und Flüſſe entſtehen . Die dritte Gegend dieſer: Berge, beſteht aus ſpißigen und faſt unerſteiglichen Felfen , welche entweder ganz fahl , ohne Erde und Gras, oder be . ſtåndig mit Schnee und Eis bedecfet ſind.

Zwiſchen

ben ködiften Gipfeln ſind Thåler, welche entweder flach , oder abhängend , und mehrentheils, wenn ſie hoch genug und gegen Norden liegen , nach und nach mit Schnee angefüllet worber: ſind.

Dieſer Schnee

iſt an vielen Drten unten , wo er auf den Felſen liegt, in Eis verwandelt : an andern Orten hat ſich wirkli. ches Eis in dieſen hohen Tjålern gehauft,welches fel, ten flach , ſondern mebrentheils voller Spiſen und Pyramiden iſt. Ob nun gleich das meiſte is inwen. dig einen Kern von Felſen hat , ſo find ood, auch an einigen Orten ganz beträchtliche Berge von lauter reis nem Eiſe vorhanden , welche mit den Namen Glers ſcher und Firn beleget werden. Die Hauptanlage zu einem Eisberge, giebt ein Thal , deſſen Grund ein Harter Fels , und deſſen Abhang nicht groß genug iſt, dem Schnee und Schneewaffer , das von oben her: fommt , einen freyen Abzug zu geben . Es entſtehen auf dieſe Weiſe nach und nady große Schnees und Eis.

Einleitung

239

Eis-Klumpen, die dieſes Thal anfüllen. Die Eisthåler find nicht vollkommen eben oder flad ), ſie füllen viela mehr die unförmlichen Zwiſchenråumeder Felſen ang und werden auch von einander durch hohe nicht mit Eis Die Eisfelder entſtea überzogene Klippen getrennet. hen durch den wechſelsweiſe von der Sonne etwas auf: gelóſeten und wieder gefrornen Schnee . Die Glete ſcher wachſen aus dem geſchmolzenen Sdinee; und weil ihr Eis durch dieſes Waſſer , welches von der, Sonne aufgelöſet wird , und alsDenn wegläuft , von dem Felfen losgewaſden wird , ſo kann man ſie als Inſeln anſehen. Wenn die Eisthåler mit Schnee und Eiſe alſo angefüllet find , daß der neue Sdinee und das friſche Sdneewaſſer feinen Plak mehr in denſele, ben hat, ſo dringt es heraus, und überzießer das ſchmale, Thal , durch welches es wegläuft, mit Eisklumpen . Der Schnee und das Eis nehmen auf den Alpen von Zeit zu Zeit zu. Man kann ſolches unter andern da . durch hiſtoriſch beweiſen , daß man in Schriften Dóry, fer und gangbare Wege genannt findet, die nun von ewigem Schnee ſo bedeckt ſind , daß man davon feine Spur , ja faſt keine Stelle findet , wo ſie haben ſeyn fórnen . Der vornehmſte Nuken der Eisberge iſt, daß die meiſten Ströme aus denfelben entſtehen. Sie fangen ungefähr im Canton Glarus an , ziehen fich in Graubündten , von dannen in den Canton Uri, und endigen ſich im Berner Gebiet. Die hod )sien Berge ſind, der St. Gotchardt, deſſen höchſte Grigen über zwölftaufend franzöſiſche Schuhe hoch zu ſeyn ſcheinen, die Surke , welchewenigſtens tauſend Schuhe hoher, als der St. Gotthardtsberg iſt, und das Schrect's horn , welches die Furte gern auf zweytauſend Sduhe an

240

Die Eidgenoſſenſchaft.

an Höhe übertrifft. Oben auf den Bergen dieſes rauheſten Theils von Helvetien , herrſchet eine fait be. ftandige Kälte; und ſtarke Winde, nebſt febr naſſem Nebel, ſind daſelbſt die gewöhnlid )fte Witterung : hin: gegen in den Thålern, in welchen, außer einigen Siåds ten , Dörfern , wenigen Zecfern und noch wenigern Weinbergen , dicke Wålder, fette Wieſen , fehr viele kleine und große Seen , Flüſſe und Bäche zu finden find , iſt im Sommer oftmals eine unertrågliche Hike, welche die Einwohner oft auf die Berge treibt , im Winter aber werden die Hauſer faſt im Schnee begra. ben .

An vielen Orten fiehet man in einem kleinen Bezirk alle vier Jahrszeiten auf einmal: ja oftmals kommt man dergeſtalt in die Mitte zwiſchen dem Soin mer und Winter, daß man mit der einen Hand Schnee, und mit der andern Blumen zu gleicher Zeit von der Erde aufheben kann. Viele Woffen erreichen in der meiſten Zeit des Jahres die Spigen der höchſten Ber ge nicht, ſondern bleiben weit niedriger, als dieſelbent, ftehen : und wenn man durch und über dieſelben hin bis zu der Spike eines Berges ſleigt, und ſie alſo in . ter fich fiebt , ro fcheint es , als ob ſie ein Meer wåren, aus welchem die Spißen der Berge wie Inſeln hers Borragten. Das Vergnügen , welches dieſer Anblick giebe; wird noch großer , wenn ſich etwa die Wolfen an einem Orté dffnen , daß man auf die Erde hinabs fehen kann . Die Anwohner der Berge wiſſen an dem Zuf- und Abſteigen ber Wolken an den Spigen der Berge , das Wetter genau vorher zu ſagen.

Kein Berg iſt ohne Waſſerfälle. Weil das Auge nicht allemal ihren Anfang erreichen kann , ſo ſcheint es, als ob fie vom Vimmel über die Felfen berabfámen. Das Waffer

Einleitung.

241

Waſſer fälle von einem Felfen auf den andern , braus fet , machet einen Staubregen , und wenn die Sonne darauf ſcheint, iſt der Anblick ungemein ſchön : inſon derheit aber erblicket man alsdenn am Fuße des Waſ ferfalles einen ſchön gefärbten Zirkel, in deſſen Rand Der ſchönſte Waſ derjenige ſteht, welcher ihn ſieht. , ſerfall welcher einen ſolchen Staubregen verurſache, ift in Wallis auf der Straße von St. Moriß nach. Martinach.

Un den Bergen ſind die vortrefflichſten

Quellen, auch heiße und falte Bäder und Geſundbrun. nen .

Uebrigens gehören dieſe hohen Berge zum Theil

zu den Alpen , deren in den alten griechiſchen und la. teiniſchen Schriftſtellern gedacht wird , und welche in einer Reihe und fånge vou hundert acht und adytzig Meilen , Italien von Deutſchland , Frankreich) und ben eidgenoßifchen ( anden trennen , und mancherlen beſondere Namen haben ; denn es ſind hieſelbſt belegen ; die penniniſchen Alpen , (Penninae Alpes,) welche von dem gr ßen St. Bernhardsberg (Mons Penni nus) den Namen haben, und ſich von demſelben durch das ganze Walliſerland bis an die Furfe erſtrecken ; die ſogenannten höchsten Alpen , ( ſummae Alpes ,) als der St. Gotthardsberg, Criſpalt , und andere mehr ; die lepontiſchen Alpen , welche, wie Jos vius dafür hålt , die Gebirge ſind , die ſich von dem Comerſee über Cleven bis gegen Chur erſtrecken , und die rhårijten Alpen . Weit anders iſt der übrige kleinere Theil Helve. tiens beſchaffen , zu welchem die Landgrafſchaft Thure gau , ein Theil des Zürdier : Schafhauſer. Berner . Basler- Solothurner. und Frenburger Gebietes gee Höret.

Er bat zwar auch Berge, welche zweytauſend bis

4 Ch. 52 .

Die Eidgenoſſenſchaft.

242

bis zweytauſend fünfhundert Schuhe Hoch ſind : allein , er iſt viel ebener , als der vorhin beſchriebene Theil. Die Berge ſind unten mit Weinbergen, Hedfern , Wies fen und Forſtbäume beſekt, welche oft auch ihren obern Theil einnelmen . Man findet hier weder Alpen , noch große Felsklippen , felten Waſſerfälle und Quel len , und im Sommer weder dynee noch Eis. Die Berge werden nicht durch große Klüfte unterbrochen ; fie find in keine oder doch nur in wenige kleine Hügel abgetheilet , oben nicht ſpißig, ſondern platt und rund . Sie haben oben nur magere und dürre Weiden , doch oſt fruchtbare Felder.

Man kann oft viele Meilen

über ifrem flachen Rü :fen hingeben , ohne viel auf. und abzuſteigen. Die Wolfen laſſen ſich ſelten bis auf dieſe Berge herunter, es wåre denn ben langwieris gem

Regenwetter ,

Herbſt.

infonderheit im Frühling und Auf denſelben finden ſid , viele verſteinerte

Seemuſcheln , Schnecken und Pfianzen . Die Fel. ter ſind zwar meiſiens mit vielen Steinen belegt, aber doch fruchtbar.

Die Wieſen find an den meiſten Or: ten mit ſchönen und fruchtbaren Duftbäumen terest. Dieſer ebenere Theil Helvetiens wird von wenigern , aber auch großern Flüffen durchſiromet. Die Mineralien , welche man in Helvetien an. trifft , find ganz beträchtlich. An Kalt, und Thon . artigen Erden , har man z. E. Kreide , Montmild ), (das iſt Bergmild ), eine Kafferde , denn ſie nimmt im Feuer eine Schårfe an , ) manderley und guten Thon ,

aus welchein

allerlen Geſchirre verfertiget

werden , unter welchen die Winterthurer , infonder. heit die dafigen Ofenkadieln , am bekannteſten find, und Siegelerde.

Der Sdzieferſtein iſt hin und wie: dor

>

Einleitung.

243

ber ſehr gemein. Weißer Marmor iſt hier ſelten : hingegen hat man ſchwarzen, welcher mit weißen Udern durchzogen iſt ; grauen , welcher auch zum Theil mit weißen Udern verſehen iſt ; graurothen und gelben, und mancher hat etwas grines auch wohl fleiſdjfartigtes. Der Marmor zu Roche, welcher ſtark nach Frankreich geführet wird , iſt braunroth , gelb und grau gemiſcht. Man hat auch rothen und weiß, geſprengten Porphyr ber den Eisbergen gefunden. Gemeiner Gyps und Alabaſter ſind auch vorhanden ; der ſchönſte Alabaſter iſt im Wallisland , und wird von den Bildhauern fehr geſuchet. Ein ſchleifbarer Stein , der voll brau . nen und glänzenden Glimmers iſt , iſt ſehr gemein , Es giebt Hier ferner viel Spat, bergſamen Taflfkri. ſtall, welcher von Tafeln und Zinfen ,wie andere Krio ftalle , zuſammengefekt iſt , in der Gegend Helen ; Quarze, ſchöne und große Kriſtalle, unter welchen man Stücke von ſieben bis acht Centnern gefunden hat , Sandſteine sc. Salpetererde , Salzquellen im mt Helen Berner Gebiets ; Torferre , Steinfch . len , reinen und durchſidrigen Schwefel bey Roche ; Schwefelfiefe , welche fehr häufig und reich , aber aus Mangel erfahrner leute , nie recht gebrauchet ſind , und Spiesglas . Im Sande einiger Flüße , als , des Rheins, der Emmat , Aare , Reuß , Adda , und des Goldbachs , trifftmalı gediegene Goldförner an , welche ausgewaſchen werden. Es ſind Silber- und Kupfer- und noch mehrere Eiſen. Erze vorhanden , und 1773 hat man in der { andvogter { ocarno auch Gold entdeckt. In der Grafſchaft Sargans wird in dem hohen Berge Gunzen ein drenfaches Erz gefunden , nämlich ſchwarz Era, Meliwerk und roth Erz, aus 22 deren

244

Die Eidgenoſſenſchaft.

deren Vermiſchung ein wahrer Stahl unmittelbar ge ſchmolzen wird.

Man hat auch Bley .

Von den hie

figen Metallen iſt überhaupt zu bemerken , daß ſie durchgehends zu ſprøde find , und bisher diejenigen noch allemal unglücklich gemacht haben , welche ſie haben erfdürfen und gar machen wollen , doch werden nod) einige Eiſenbergwerke mit Vortheil bearbeitet, vor. nehnlich im Gebiet des Bisthums Baſel. Helvetien bringt Gewächſe Hervor , die im äußers ſten Norden wachſen , und andere, die in Spanien und im ſüdlichen

Theil Frankreichs , einheimiſch ſind : jene wachſen oben um die Eizgebirge her , zwölf und mehr tauſend Schuhe Höher,als die See ; dieſe in den Thås lern , welche-ihre Definung gegen Siden haben. Herr von Haller hat in ſeiner Hiſtoria ſtirpium Helvetiae in . choata , fchon auf zweytauſend vierhundert und neun . zig helvetiſche Gewächſe verzeichnet.

In den Thålern . und Ebenen wachſet zwar Gerraide : nur nicht in folcher Menge, daß es für alle Einwohner Helvetiens zureidhte. Die Gerſie wird bis an die Eisberge geo bauet , der Hafer in etwas wärmern , der Roggen in noch wärmern , und der Dinkel in den wärmſten Ges ' genden.

Ueberhaupt iſt man zufrieden , wenn ſich das ausgefåete Getraide fünffach vermehret. Die großeſte Hinderniß des Getraidebaues iſt, daß wegen der nicht anders zu nußenden Hochgebirge , die Menge des Milchviches außerordentlich groß iſt, und deswegen das Heu beſtåndig im hohen Preiſe bleibt , folglich , wegen der geringern Koſten , der Landmann lieber Wiefen , als Felder, bauet. Weil man , wenn das Getraide in Helvetien felbſt und zugleich in Schwa ben , nicht gut- geråth , 'allemal Mangel leidet , find . die

1

Einleitung :

245

die Vorrathshäuſer nothwendig geworben, welche auch Flachs und håufig vorhanden und anſehnlich find. hanf werden häufig, doch nicht hinlänglich, erzeuget, Mit den Tobackspflanzungen und verarbeitet. Man bauet in der hat man einen Anfang gemacht. Wadt , im Berner Gebiet , im Schafhauſer Ge. biet , im Veltlen und Walliſerlande, die beſten hels vetiſchen Weine, welche verſchiedener Art find ; es giebt auch noch andere Gegenden , welche Weinbau haben . Ein Morgen von den Weinbergen , welcher zwey und drenßig tauſendQuadrat.Schuhegroß iſt,wird für 2000 bis 2400 Rthlr. verkauft, wenn ſie wohl geles gen ſind. Man hat vielerley gute Bauinfrüchte, als Hepfel, Birnen , Nüſſe , Kirſchen , Pflaumen, Kaſtanien , Marronen oder Marren , Maulbeeren , Pfirſchen , Morellen , Mandeln, Feigen , Granaten , Citronen und andere edle Früchte, welche in den nach Italien zu belegenen Sandidaften gefunden wers Aus Lepfeln und Birnen macht man einen den . Molt. Un solz hat man in den ineiſten Gegenden einen Ueberfluß , in einigen aber einen Mangel , das Her

die Einwohner des bündneriſchen Thals Uvers,

gedörreten Schafmiſt brennen , und im Urfeler That und auf dem St. Gotthardsberge brennet man gewiſſe kleine Pflanzen , nåmlich Allprofen das Rhododen dron glabruin und villofum , und etwas Breuſch , ( eine Art der Erica ) deren Stämme ſelten einen Fin ger dick find , die ganze Pflanze aber iſt nur ein bis ein und ein halb Schuh hoch , und muß mühſam auf den Bergen geſammlet werden.

Im Walliſer Lande

wachſet guter Safran .

sitesi

Die

246

Die Eldgenoſſenſchaft.

Die Viehzucht giebt den Einwohnern die vor . nehmſten Nahrungsmittel, und iſt ſehr anſehnlich und einträglich , weil die Weide ſowohl in den Thålern, als auf den Alpen , (mittlern Gegenden der hohen Berger) ungemein gut iſt. Die gewäſſerten Wiefen find in Helvetien das ſchåkbarſte Grundſtück ; fie übertreffen den Ackerbau an Werth ſehr weit , und geben dem Weinbau wenig nach ; doch giebt vas trockene Berge Heu eine fråftigere und milchartigere Nahrung.

Die

Berg- und Bauers-Leute ernähren ſich meiſtens mit Milchſpeiſen . Im Anfange des Sommers wird das Vieh auf die hohen Alpen getrieben , und daſelbſt von Leuten , die man Sennen nennet , gewartet, welche die Milch, Butter , Kafe und Zieger ( caſeus ſecun darius ! ſammlen, und den Eigenthumsherren des Vie hes entweder Rechnung davon ablegen , oder einen gewiſſen verabredeten Zins geben .

Ein Reiſender ,

genießet auf den Alpen Milch und Milchſpeiſe ohne Bezahlung.

Man hat in neuern Zeiten geklaget, daß

auf den Alpen zu wenig Butter gemacht werde, um die Kåre deſto fetter zu liefern. Zu was für einer an. fehnlichen Größe das Hornvieh in Helvetien gelangen könne , erhellet aus dem Benſpiel eines 1682 geſchlach . ten Ochſens, der 2653 Pfande, jedes zu 18 Unzen ges rechnet, gemogen hat.

Auf allen Alpen werden ben

den Sennhütten auch Schweine gehalten , welche die Schotten bekommen , mit welchem Namen man das fåuerliche Waſſer belegt, welches von der Milch übrig bleibt , nachdem Butter , Käſe und Zieger daraus bereitet worden ; doch wird auch von ren Sennen und ihrem Geſinde viele Schotten mit Zieger gegeſſen , und beydes zuſammen genommen , Suffi genennet.

Der

ſdyweige

Einleitung.

247

fchweizeriſche Kåſe iſt auch in andern europäiſchen Der beſte fømmt aus Griers im Låndern beliebt. Canton Freyburg , und von Bern .

Die hieſigen

Pferde werden , infonderheit in Frankreich , für die Die Schafzucht iſt nicht er . Reuterey fehr geſucht. heblich, hat auch viele Schwierigkeiten, unter welchen der Mangel des Winterfutters , welches von dem großen Vieh verzehret wird , eine der vornehmſten iſt. Von wilden Thieren ſind hier vornehmlich die Gems ſen zu bemerken, welche von zweyerley Art ſind. Die erſte wohnet beſtändig auf den hódyſten und wildeſten Bergen , zu welchen faſt kein Zugang zu finden iſt, und wird von den Einwohnern der Alpen mit dem Namen der Gratthiere beleget, weil ſie ſich auf den Sie ſind Graten oder Rücken der Berge aufhalten . braun, und andern, die als kleiner, etwas gerneinigiich größer, etwas iſt Art zweyte Die róthlich an Farbe. und an Farbe bräunlicher, und wird von den Einwoh . nern der Gebirge Waldthiere genennet, vermuthlich um deswillen , weil fie nicht allezeit auf den höchſten Spigen der Berge und in den Klüften derſelben, fon. dern auch in den unten an den Bergen befindlichen Steinbocke Gebüſchen und Wåldern wohnten. find faſt gar nicht mehr anzutreffen, ſondern ſie haben ſich nach der Valle d'Aoſta , und nach den benachbar: ten italieniſchen Alpen gezogen , woſelbſt man ſie nicht Das ſo verfolgt , als in Helvetien geſchehen iſt. Murmelthier (mus alpinus ) iſt eine Art von Dachs , berde aber werden am ſchicklichſten zum Sdyweingeſchlechte geredinet ; wiemohl Herr von Haller das erſte ,

wegen der Schneidezåhne, zum

Måufegeſchlechte záhlet.

Gegen ben Winter wird es 24 ro

7

248

Die Eidgenoſſenſchaft.

fo fett, baß manches Stück ben zwanzig Pfund wiegt, daher ihm die Bauern und Jäger ſehr nachſtellen, um Es macht ſich Wohnungen Fein Fleiſd) zu genießen . in der Erde oder unter einem Felſen. Es befindet ſich auch eine Art von Haſen auf den Alpen , welche man Berghafen nennet , die im Sommer den übrigen Hafen gleich find , mit dem Anfange des Winters aber ganz weiß werden , fo daß man ſie im Schnee nicht wohl ſehen kann . Die Bergfüchſe , welche gelb und weißlich find , finden ſich nicht in großer Menge auf den Bergen , begeben ſich auch des Win . Der Lammers fers gemeiniglich in die Thåler. geyer , welcher in den hohen Felfen der Alpen feine Wohnung hat, iſt eine Uit der größten Adler , und feine Flügelſind bisweilen wohl vierzehn Schuhe breit. Zu dem eßbaren Er raubet zahme und wilde Thiere. wilden Geflügel, gehören der Auerhahn ,das Schnees buhn, das wafelbubn , das Rothbubn oder nåls fobe Rebhubn, ſonſt auch Perniſe genannt, ( Perdix major.) und einige andere. Von den vornehmſten Flüffen , muß ich aud) ei nige Nadjricht ertheilen.

Der Rhein ,

Rhenus,

(weldhen Namen aber die Bündner, als ein allgemein nes Benennungswort der Bäche und Flüſſe gebrau: chen ,) entſteht im obern oder grauen Bunde, und wird in Anſehung ſeines Urſprungs in den vordern , mittlern und hintern Rhein abgetheilet. Der vordere oder obere Rhein , entſteht aus einem Bací), welcher aus einem kleinen fiſchreichen See Finmt, der hinten auf der Oberalp zu finden iſt, we cher Berg neben dem Criſpalt, aber niedriger als derſelbe iſt , und deſſen eben

Einleitung.

249

eben gedachter See ſein Waſſer meiaentheils vom Cris ſpalt bekommt. Andere nennen die Höhe, wo der See iſt , ima del Baduz . Der mittlere Rhein ente fpringt auf dem hohen Berge Luckmanier , welcher ein Theil vom Gebirge Adula ift , fließt ungefähr fechs Stunden lang durch das Medelſer Thal, und vereini. get ſich alsdenn bey dem Kloſter Diſentis mit dem vordern Rhein . Der hintere Rhein entſteht drey Stunden oberhalb des Dorfes Hinterrhein oder zum Rhein , und hat ſeinen Urſprung einem Berge zu dan. ken , welcher der Vogel , ( Avicula , in bündniſcher Sprache Monftel de Uccello , in italieniſcher Spra . dhe Monte del Uccello , ) fonſt auch der St. Bern hardinn genennet wird. Der vordere und hintere Rhein vereinigen ſich bey Bonaduz und Reichenau. Die Reuß oder Rüß, Urſa, Rula, Ruſia, Reuſſia, kommt vom Berge Furfa , vereiniget fid) im Urferens thal beym Dorfe Hoſpital mit einem Waſſer , welches aus einem See Namens Lago di Luzendro , auf dem Berge Gotthardt , entſteht, und hernach beim Dorfe an der Matt mit nod ) einem Bache , welcher aus dem eben genannten See auf der Oberalp fömmt. Hérnady fällt ſie durch ein enges und tiefes Thal über hohe Felſen mit großem Brauſen herab , hat bis Sil. linen noch mehrere Waſſerfälle , und fließet alsdenn etwas ſanfter. Ben Flüelen ergießt ſie ſich in den vier Waldſtädter See , aus welchem ſie ben Lucern unter dem vorigen Namen wieder hervorkommt, un. gefähr eine halbe Stunde unterhalb der Stadt die kleinere Emmat oder Emmen aufnimmt, wel . che in

den Entlibucier

Ulpen

entſpringt ,

ſich endlich unter Windiſch in die Aar ergießt. 2.5

und Dieſe Aar

250

Die Eidgenoſſenſchaft.

Aar oder Areit , Arola, entſpringt nicht aus dem Grimſelberge,welcher der Anfang der Furken iſt, ſondern kommt aus einem hohen und wilden Thal , das vom Spital bey neun Stunden weit rechter Hand zurück , und faſt bis in den Grindelwald geht, fließt durch den Brienzer- und Thuner See ,nimmt den Fluß Sanen, die größere Emmat oder Emmen , die vorhin ben ſchriebene Reuß , und die Limmat auf, und geht bey Coblenz in den Rhein.

Der Rhodan oder

die Rhone, bey den Walliſern gemeiniglid ) Horten , auf lateiniſch aber Rhodanus genannt , entſteht auf dein Berge Furka, aus dem Waſſer welches von zwer Gletſchern kommt , fällt bald hernady mit großem Un geſtům zwiſchen hohen Felſen herab,

enpfängt hier:

auf unterſchiedene Bådhe, geht in den Genferſee, fommt zu Genf wieder heraus , fließt durch das Genfer Ge. biet , und durd, einen kleinen Strich des Herzogthums Savoien , und geht alsdenn in Frankreich), woſelbſt ich ſeinen Lauf weiter beſchrieben habe. Der Defin oder Teſin , italiäniſch il Teſino, lat. Ticinus, ente ſpringt theils auf dem Berge Gotthardt, aus zwey Seen, theils aus dem Lago del Pettine auf dem Berge dieſes Namens ,

theils aus dem Lago della Sella,

theils auf dem Berge Lucmanier , an eben demſelben Orte, wo der mittlere Rhein entſteht , theils aus dem Lago di Bedretto. Er fließt durd, das libinerthal Hinab , wird durch die Brcun verſtårket, und geht in den lago di Locarno , welcher auch {ago maggiore genennet wird. Aus demſelben kommt er im Herzoge thumeMailand wieder heraus , und ergießet ſich end. lich in den Po.

Der ſchiffreid ) ſte und angenehmſte Fluß

Einleitung.

251

Fluß in Helvetien , iſt die Ziel, welche den Neuenbur. ger und Bieter See verbindet; denn ſie iſt den hollán. diſchen Fahrwaſſern ähnlich . Der unzähligen kleinen Seen , welcheauf und bey den Bergen ſind, nicht zu gedenken , fo find hier une terſchiedene große Landſeen , als der Genfer , neuenburger , Bieler, 3ůridier , vier Walds ſtådter , Thuner , Brienzer : See , und andere, welche ich hernach bey den landſchaften , an und in welchen ſie belegen ſind, beſchreiben will. Es gehöret auch von dem Bodenſee der Theil , an welden das Thurgau und Stift St. Gallen grången , zur Eide genoſſenſchaft. Von dieſen Flüſſen und Seen, hat Helvetien foo wohl in Anſehung der Schifffahrt, als des Fiſchfanie ges, feine geringe Vortheile. §. 4. Helvetien iſt zwar etwas ſtårfer bebauet

und bewohnet , als ſich die Ausländer gemeiniglic) vorſtellen : indeſſen iſt hier doch die Anzahl der Stadte, Flecken , Dörfer und Menſchen ſo groß nicht, als nachy dem Verhältniſſe der Große , in mandhem anderen Unterſchiedene landſchaften ha . ben gar keine Städte , und überhaupt habe ich nur europäiſchen Staat.

hundert und zwey Ståbte gezáhlet. Die evangeliſchen Cantonen ſind ſtårker bewohnt und begüterter, als die römiſchkatholiſchen , woran die in den legtern befindlie chen Kloſter , und der Mangel des Handels , Schuld ſeyn müſſen . Man pflegt die Anzahl der Einwohner auf zwey Millionen zu ſchaken : wenn man aber von den gezählten Cantonen auf die übrigen einen Urber. dilag macht, ſo fommen höchſtens eine und eine halbe Million heraus : doch iſt im Anfange des Jahres 1768 gemela

252

Die Eidgenoſſenſchoft.

gemeldet worden , daß man die Einwohner Helvetiens auf 1,847500 rechne. Jm Canton Bern ſind die Einwohner ziemlich genau gezählet worden , und ihre Zahl iſt zwiſchen 3 bis 400,000 gefallen ; es macht aber dieſer Canton mehr als ein Drittel von Helve. tien aụs , und die Bergländer ſind faſt wüſte, und nur an den Flüſſen und in den Thåletn bewohnet. Das Volf in Helvetien wird in dren Klaſſen getheilet, in das Sandvoll , in die Edelleute und lehntråger, und in die Bürger. Die Bauern ſind durchgehends vollkoma menc Eigenthümer ihrer Güter , im berniſchen ſind ſie aud, reich.

D. Zimmermann in ſeiner Schriſt vom Nationalſtolze, bemerket S.66 , daß der Selbſtmord

in der Schweiz weit gemeiner ren , als in England, und der Präſident von Halter hat inſonderheit von dem deutſchredenden Theil der Republik Bern , vor. nehmlich vom Emmenthal und von der Gegend um die Hauptſtadt angemerkt , daß dafelbft unter den wohl. habenden Bauern der Selbſtmord gemein fer . Der größte Theil der Einwohner redet die deutſche Spra . che, in welcher auch die Briefe und Schriften der Eiða genoſſen , imgleichen die gemeinen Angelegenheiten, Briefe und Schriften der Republiken Graubündten und Wallis, abgefaſſet und ausgefertiget werden . In einem Theil der Stadt Freyburg , des Berner, und Freyburger:Gebiets , in der Stadt Genf , in den Zehnten Syders und Sitten , im obern und in dem ganzen Unter -Wallis , und in dem Fürſtenthum Neuenburg, wird die franzöſiſche Sprache gebraucht, doch ſo , daß an den meiſten Orten das ſo genannte Patois geredet wird.

In unterſchiedenen Gerichten

der graubündneriſchen Republif, wird Churwålſch oder roma.

Einleitung.

253

romaniſch ( rumaniſch ) geſprochen , welches aber auch wieder unterſchieden iſt ; denn in dem Engadin nähert es fich dem Lateiniſchen , und wird daher Sabinum ges nennet , in dem Pregel und Puſclav aber iſt es der italieniſchen Sprache ziemlich ähnlich).

Endlich wird

im Miſorerthale, im obern grauen Bunde , und in den im Gebirge belegenen Vogteyen livenen , Eolo lenj , Riviera , Bellenz , Sauris , (uggaris , Men. dris imd Manenthal , imgleichen in Veltſin , Eleven und Worms , die italieniſcheSpradie geredet, welche aber an einem Orte mehr , und am andern weniger: verdorben iſt. 9. 5.

Die Einwohner find theils der reformirten,

theils der römiſchkatholiſchen Kirche zugethan. Zu jener bekennen ſid; vier Cantone , fünf zugewandte Orte, und drey gemeine Vogtenen : zu dieſer ſieben Cantone , drey zugewandte Orte und zwölf gemeine Vogteyen , nebſt dren gemeinen Schukgenoſſen. Zwey Cantone, die Bündner , fiinf gemeine Voge teyen , und zwer gemeine Schubgenoſſen , bekennen ſich theils zu der reformirten , theils zu der rėmiſchkatho. lifdyen Lehre. Alles dieſes noch genauer zu beftim . men , ſo pflichten der reformirren Lehre ben , die Cantone Zürich und Bern , der größte Theil des Cana tons Glarus , die Cantone Baſel und Schafhauſen , die äußern Rooden des Cantons Uppenzell, die Stadt St. Gallen , der größere Theil der graubündneriſchen Republik , die Städte Genf, Mühlhaufen und Biel, das Fürſtenthum Neuenburg , der größere Theil der Sandgrafſchaft Thurgau , der Grafſchaft Toggenburg und des Rheinthals , aud) einige Derter in den Graf (dhaften Baden und Sargans.

Jede Stadt ,

jeder Ort,

254

1

Die Eidgenoſſenſchaft.

Drt , und jede Republik hat eine beſondere Verfafa fung in Kirchen Schulen . und andern gottesdienſtlia chen Sachen , und ſie ſind allein durch die eidgenoſſene fche Confeßion , und zum Theil auch durch die ſogee nannte Formulam confenfus vereiniget. Der ros miſchkatholiſchen Lehre pflichten ben , die Can. tone Lucern , Uri , Schweiz , Unterwalden ,

Zug,

Freyburg, und faſt ganz Solothurn , der kleinere Theil vom Canton Glarus , die innern Rooden vom Canton Appenzell , der Übt von St. Gallen, der kleinere Theil der graubündneriſchen Republif, mit ihren Herrſchaf. ten Veltlin , Cleven und Worms , ganz Wallis , der kleinere Theil der Landgrafſchaft Thurgau , der Graf. ſchaft Toggenburg und des Rheinthals , der größere Theil der Grafſchaften Baden und Sargans , die frenen Hemter , die Vogteven im Gebirge in Italien , und die Stadt Rapperſchweil mit ihrem Bezirk. Sie ſteht unter den Biſchofen von Coſtanz, Chur, Baſel, Sauſanne, Sitten und Como, und einige im Gebirge unter dem Erzbiſchof zu Mayland. In den katholis ſchen Landſchaften ſind (jundert und neunzehn Kloſter, und beynage Dreytoufend und fünfhundert Ordensleute. Diere ſollen , wie der katholiſche Verfaffer der 11769 gedruckten Schrift, ob es der katholiſchen Eidgenoſſen. ſchaft nid)t zuträglich wäre , die regulären Orden gar aufzuheben , oder wenigſtens einzuſchränken ? dafür hålt , ein Drittel der Einfünfte des Landes

1 beſigen. 5.6.

Die Schweizer ſind zu den Wiſſenſchaf, ten ſo gut , als irgend eine andere Nation , aufgelegt, und fie fönnen große Gelehrte aus ihren Landesleuten aufweiſen.

Es fehlet auch nicht an guten Anſtalten zur

Einleitung.

253

zur Unterweiſung der ſtudierenden

Jugend , vornehm.

lich bey den Reformirten , welche zu Schafhauſen, St. Gallen , Chur und Neuenburg , Gymnaſia und Scho. las illuſtres , zu Zürich, Bern , Lauſanne und Genf, berühmte Akademien , und zu Baſel eine berühmte Univerſitåt Şaben. Die Katholifen haben aud) einige Gymnaſia,als, zuRoſchad ),Sitten ,und im ehemcligen Jeſuitercollegio zu Lucern. Es ſind auch bey den Refors mirten gelehrte Geſellſchaften vorhanden , welche ſich theils auf die Aufnahme der deutſchen Sprache, als zu Bern und Bafel, theils auf die Aufnahme der Wiſſenſchaften legen , dergleichen die helvetiſche Gea ſellſchaft zu Baſel , die öfonomiſche Geſellſchaft zu Bern , und die phyſicaliſdie zu Zürich find.

Es ha.

ben ſich auch Schweizer in ſchönen Künften Hervorge. than. Was für geſchickte Maler das Sd)weizerland geliefert habe , lehret die Geſchichte und Abbils dung der beſten Maler in der Schweiz , davon die vierte Ausgabe zu Zürich) 1756 heraus gekommen Dietrich Meyer , welcher 1572 zu Zürich geboren iſt. iſt, hat einen neuen Leggrund erfunden , und der felben Bequemlichkeit im Rabiren gezeigt. Unter den ſchweizeriſchen Kupferſtecyern,nenneich billig beſonders den berikmten Marthaus Merian , weil er ſich um die Ein Erdbeſchreibung fehr verdient gemacht hat u ... mehrers lehrt meine Geſchichte der zeichnenden Künſte. $ . 7. Un manufakturen und Fabriken feh . let es nicht. Wo Toback gebauet wird , da bereitet man ihn auch zu Rauch- und Schnupf- Tabacf . Es wird ſehr viel hånfern und flächſern Garn von unter. ſchiedener Feinigkeit geſponnen , und zu mancherley Leinewand verweber. Weil die älteſten Leineweberenen in

chaft .

Die Eidgenoffenſ

256

in der Stadt St. Gallen angeleget worden , ſo pflege man die ſchweizeriſche Leinewand außerhalb Jandes insgefammt St. Galler Leinewand zu nennen . Ein ſehr großer Theil derſelben wird im Emmenthal und Solothurner Gebiet Hanf ,

zwar meiſtentheils aus Elſaſſer

und fremden Flachs ,

gewebet , jedoch mit

Vortheil ausgeführet. Man macht Glanzleinwand von feiner , mittler und grober Art. Zwirnene Spi. Ben werden von unterſchiedener Feinigkeit gekloppelt. Zwirnenes Band , und zwirnene Strümpfe verfertia get man gleichfalls.

Zu den hieſigen Leinewandma.

nufakturen gehören auch die Barchente ,

Corelines,

Limoges und Trieges. Baumwollen Garn wird häu. fig geſponnen und verwebet , unter ſolchen Geiveben aber find der Neffeltuc) und Cattun vornehmlid ) zu bemerken : jener wird weiß verkaufet, dieſer aber arifs ſchönſte von allerlev Farben gedruckt. Baumwollene Schnupftücher auf aſiatiſche Art , und baumwollene Strümpie und Handfdruhe macht man auch , Man ſpinnet und macht Floretſeide und maſcinirte oder Oro ganſinerſeide , und webet halb und ganz ſeidene Zeuge, welche legten zum Theil mit Gold und Silber durch, wirfet ſind , und Sammete ; und macht audi gang und halb ſeidene Schnupftücher und Strümpfe , und feidenes Band. Plus wollenem Garn werden Dros guets , Decken , Kalmanfe , Atlaſſe, Damaſte, Ka. melotte , flanelle , Racine und gemeine Zeuge gewes bet. Gemengte Zeuge aus Wolle und Baumwolle, oder aus wollen und flächſern oder hånfern Garn, 16 wollene Strümpfe und Handſchuhe, werden auch verfers tiget. Un ſchönen Farbereren und Bleichen iſt fein Mangel.

Die Cattundruckereyen , machen in den refor.

Einleitung.

257

reformirten Landſchaften einen großen Zweig des Han . dels aus. Man macht auch feine, mittlere und grobe Hüte , und ſehr gutes Schreib- und Druck Papier , Jeder wird zu unterichiedenem Gebrauch und auf uns terſchiedene Art zugerichtet, inſonderheit aber iſt das neuenburgiſche fåmiſche leder aus Gemſen- und anderen Hauten , und das ichweizeriſche Kalbleder, berühmt. Zu Neuenburg giebt es auch geſchickte Handſchuhma. cher . Uus Horn werden Kämme, Knöpfe und andere Sachen gemacht. Unådytes Porcellan wird an une terſchiebenen Orten verfertiget. Die einheimiſchen Marmorarten werden zerſchnitten und poliret, die hie ſigen ſchönen Kriſtaller aber werden größtentheils in Italien geſdyliffen. DieGold-und Silber.Manufaktu . ren liefern allerley Treffen, Spißen 2c. Zu Baſel find geſchickte Goldſchlåger. Galanteriearbeiten werden hånfig, und fehr ſaubere und gute Taſchen und an. dere Uhren an unterſchiedenen Orten verfertiget. Gürt. ler- und Rothgießer Arbeiten, und Budidruckerſchrif. ten werden auch verfertiger. Die Eiſenfabriken find auch nicht zu vergeſſen.-. 9. 8. Die Lage Helvetiens zwiſchen Deutſchland, Frankreid und Italien , die fdiffvaren Seen und Flüſſe , inſonderheit der Rhein und der Rhoban , vere mittelft deren es mit der Nordſee und dem mittellån . diſchen Meer Gemeinſchaft hat , und die gewöhnli cher Saumroffe ,

(equi clitellarii) welche von den

ſogenannten Såumern getrieben werden , und zur Fortbringung der Waaren über die Berge djenen , weil man über dieſelben mit Wagen nicht fahren fann : und die ums 1940ſte Jahr im Canton Bern angefan. gene , durch den größten Theil deſſelben fortgefekte, und R .14 Tý.5 A.

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ſ no e ge d i . Ei D 258 n m g ure r h u hu el othmt nebn nt s ſ n r d ß d e l e i a n a o t u chB , ſFtrr , B Sogea un lv i d e d ſe ch r , erle ut San r l e g Ba dernna hn i e uu t d t e f r e v n s n eri fö , Au . deIrh der Hehlen de Sna be bet ch n e e c o t n ſ l ſ ohnmlidem v , inner , ( vo weend beſ erz in Kå e t l rech re rn nt ey uſ üh, vo Kråei , vie ta en Ce Gr n f e k de g li ch an er enhund Ita en , aus en w e na erFr i n s rs.) f v e d wa tuin ha ten rend er tt , , et fakWe , Scühr , Pf , ſcHhoi Bu u ef n er d de an n der obe ang uhr i M un unt if e a nf d er m etr br enaar i G ab die Ei Fa ab.W un ß l w a o en nf nd h d ſ s yre uu ,heriln Ha El un , T au hsSc n l z c i l l a nc eitManen . h r , ma , eSna Fl r- , We ene,n Wof de ch h tu iſ ar n d nſon ded bri an auc i , Wa iſche , un ucnhi Fa fak k ſ i r e at d er n am un aſi in r unet a ge a e . W es on d t n d n Bu un a Ca rn e leſyen ß e ch n g r e d i e f d ri n s , einen , al Znü nof l na ) eifnhau Fu , ſo e l ha ſe nfduß St. Gal bre aſſ i , l u Ba zen, Sc s e n h rn n de der ch em eiizc , , als Be , wuanl an R d na Mü n e r r g w n e g e r ey i r h t , Zu , Fris . , Unhen nbu , Urth,u Sc Luc nf ſc ue d ll lo rg , un en Wa , Geundi , Ne bu , So n g m rg ch ie uß prå r . lte D r F bu na ſte de zae e e n n in er Hall hen, dere ndng die Kell odr ſnii Mü e fle c t a n n ſ e e sm en er Anglin . Zu au od Pfn zw hein e er c y l d n i rn e d l r i er r n a ü l t u Be d Z rý e , un z r w g e e å a n t ey ch er ier pr . M ppe ha anuet Dr e od nzeV hgee n c n e i r n l ü ea ne . Mn ma pR , enwe ein s kle pe en lap p s d ehn ch ch n a u n a e i n P z S n e ha , u en R chen n m n ze de e pp ſ f inen re nf e en aru fus , de Baen Ra izeri ein e t we ch ch negn gſ r ld ma An Se geih . ſch l he Gu r l c n n e en erri be elnl hi ne d ei ns , unn ſie annHte Sc er ein eugZú r r e r r n e ll nBe ſo ge ab enein Li er , vie Hreer de g r u r s nd ch e a s e h u å B au C E w a . l od

1 Einleitung.

259

zu Bern und Zug halbe Kreußer oder Vierer, zu Zug, Freyburg und Solothurn drey Kreußerſtücke , und zu Bern zehn und zwanzig Kreußerſtücke gepråget. Man yat dreyerlen Bugen , nåmlich gute Bagen, deren einer fechzehn Pfenning gilt , und dergleichen werden zu Schafhauſen gepråget, Züricher Bagen , deren einer funfzehn Pfenning gilt , und Bernlånider, oder Churer Bagen , deren einer vierzehn Pfenning beträgt. Es find auch halbe Bazen , Zwembågner, ( oder ein halb Ort , ) Dren. Vier. Fünf . unb Sechs. båkner gepråget worden , aber nicht alle mehr im ge. Auf einen gemeinen meinen Leben gewöhnlich. Gulden werden funfzehn ſogenannte gute oder Reichs. Ben , und rechzehn Züricher Bagen , für einen Berner Gulden funfzehn Berner Baßen oder ſechs und dreyßig Züricher Schillinge , und für einen Lans der oder fünf ortijden Bulden , zwen und trenßig Züricher Schillinge gerechnet. Bern läßt ſeit 1753 auch Vierzig Kreußerſtücke prägen. In Graubündten ma. chen ſiebenzig Blugger, oder fünf und drenßig Züri : cher Schillinge, einen Hulden aus. Sonſt find feine wirklich geinůnzte Gulden vorhanden geweſen , nun aber werden an einigen Orten welche gepråget , noch mehr aber halbe Gulden . Man hat auch Thaler und 2n goldenen Münzen hat man balbe. Thaler. ganze und doppelte Ducaten , halbe Ducaten, und Viertels oder Vertlein - Ducaten . $. 9. Die alten Helvetier ſind ein galliſches oder celtiſdes Volk geweſen. Helvetien , welches von ih. nen den Namen þat , war vor Alters in vier Gauen abgetheilet. Julius Cåfar brachte die Helvetier uns ter der Römer Bothmåßigkeit , welche auch Pflanz. Ra . ſtådte

200

Die Eidgenoſſenſchaft.

ftadre in derſelben (ande anlegten , dergleichen Julia equeſtris, Auguſta Rauracorum , und Aventicum ma ren . Sie blieben unter der Herrſchaft der römiſchen Kaiſer , bis fidy im fünften Jayrhundert ihres San. des theils die Burgunder , theils die Alemannen beé machtigten : allein , es währte nicht lange, fo machten ſich die Franken von ganz Helvetien Meiſter .

Nach

des frånfiſchen Königs und römiſchen Kaiſers Iude. wigs 1 Code , befam Kaiſer Suther den füdlichen oder burgundiſchen Theil von Helvetien , und König Lud. wig der deutſde den nordlichen oder allemanniſchen . Fenes Sohn Luther II , König in Auftraſien , erhielt den füblichen Theil Helveriens, welchen und die jetzige Grafſchaft Burgund oder Franche Comté , man klein Burgund zu nennen anfieng, nach feinem Tobe aber bekam ( udewig der Deutſche auch dieſen füdlichen Theil , und beſaß alſo ganz Helvetien , welches auf feinen Sohn Farl den dicken fam .

Nach deſſelben

Tode,nahn Rudolpl , Herzog von klein Burgund, im Jahr 888 den Titel eines Königs on , der nörda liche Theil Helvetiens aber blieb tem Kaiſer Urnolph unterthan. Jenes burgundiſchen Königs Sohn Rua doph II,erhielt vom Kaiſer Heinrich I das ? rgau zumn Geſchenk.

Ihm folgte fein Sohn Conrad , und dic:

ſem ſein Sohn Rudolph III, welcher dieſes jüngſte und lekte burgundifche Reich 1032 durch ein Teſtament Dein Kaiſer Conrad II vermachte. Soldiergeſtalt war ganz Helvetien dem deutſchen Reich wieder un . terthan.

Als Reinhold III ,

Graf von Burgund, ſich

weigerte , dem Kaiſer Lúther II zu huldigen , machte dieſer, zur Erhaltung und Behauptung ſeiner Gerecht. ſam in dieſem lande, 1126 den Herzog Conrad vort Zårin.

Einleitung.

261

Zåringen "zum Regenten von klein Burgund , welchem ſein Sohn Berthold IV , und dieſem frin Sohn Bere thold V in dieſer Würde folgte, welcher lezre 1218 ftarb. Hierauf fam Helvetien wieder unter die un . mittelbare Herrſdraft des deutſchen Reichs , welches aber wenig darinu zu befellen hatte. Die Geiſli. dhen befaßen einen großen Theil des Santes. Der Abt von St. Gallen hatte faſt das ganze Reinchal, und das (and Appenzell. {ucern und ein großer Die ftrict des umliegenden Landes , gehörte dem Kloſter Murbach im Elſas. Der größte Theil des jekigen Cantons Unterwalden , gehörte tem {eodegariſtift zu Lucern , ein Theil vom jeßigen Canton Uri der 2eb: tißin zu U. I. Fr. in Züric ), und ein Theil von linter, walden , Sdiweiz und Uri, dem Stift zu Münſter im Argau . Das Kloſter Seckingen hatte das Sand Glarus im Beſik , das Collegiatſiift St. Urs zu So. lothurn hatte anſehnliche Gerecht ſame über die Stadt, und der Biſchof zu Baſel eben dergleichen über die Stadt dieſes Namens . Die Stadt Lauſanne war ihrem Biſchof, und die Stadt Schafhauſen dem da . figen Klofter aller Heiligen unterworfen . Hiernachſt hatten auch die Grafen anfelinlide lehen im Beſik. Die Grafen von Kyburg beſaßen einen großen Theil vom heutigen Canton Zurich , die Grafſchaften Lenz . burg , Baden , das land Zug, und die landgrafſchaft Thurgau ; es brachte ihnen auch Unna von Zåringen die landgrafſchaft Burgund, und dieGrafſchaften Thun und Burgdorf zu. Die Grafen von Habsburg beraſ. fen ein Stück vom Argau , und das übrige Stück geo þórte den Grafen von Froburg , als Zoffingen , Ur. burg , u. ſ. w.

Dieſe

Grafen beſaßen auch das R3 Budis,

262

Die Eidgenoſſenſchaft.

Buchsgau unter dem Titel einer Sandgraffdjaft , 'und es vegriff das Amt Bipp im Canton Bern , und die Aemter Falkenſtein , Bechburg , Diten und Gösgen im Canton Solothurn.

Die Grafen von Loggen.

burg und Rapperſchweil hatten im Thurgau dasjenige inne , was den Abt von St. Gallen und den Grafen von Kyburg nicht gehörte. Die Grafen von Neuen. burg , Thierſtein , Griers, Savoyen , Budieck, Home berg, Rothenburg, Werdenberg und Sargans , die Frenherren von Wiſſenburg , Saſſara und Grandſon , viele beſondere Herren , als die von Wädiſchweil, Ree gensberg , Brandis , Eſchenbad) und andere , crfen neten zwar des deutſchen Reichs Oberherrſchaft, mach : ten ſid, aber die Zeit der Unruhe, weld)e um die Mitte des dreyzehnten Jahrhunderts in demſelben entſlund, ſu Nuße. Die Ståtte Zürid ), Solothurn , Bareb, Bern , Schafhauſen, Biel , Murten und Zoffingen , hatten anſehnliche faiſerliche Privilegien , welche aber die drev lekten nicht behielten , indem Biel unter die Herrſchaft des Biſchofs zu Baſel, Murten unter die Bothmåßigkeit der Grafen von Savoyen , und Zof fingen' erſt an die Grafen von Froburg , hierauf aber an die von Habsburg fam.

Die Einwohner der Orte

Uri, Schweiz, Unterwalden und des Landes Hasli, hatten von langer Zeit her das Redit , fich von iþren eigenen Magiſtraten regieren zu laſſen , und auch an. dere ſehr beträchtliche Privilegien ; es errichteten auch die drer erſten Orte im Unfange des zwölften Jahr: þunderts, ein Bündniß mit einander , und erneuerten ſoldies alle zehn Jahre. Sie erkannten die Gewalt der faiſerlichen Starthalter in Helvetien nicht eher, als bis Kaiſer Otto IV ſie 1209 nöthigte , den Grafen Rudolph

Einleitung.

263

Rudolph III von Habsburg zu ihrem Statthalter von ſeiner Hand anzunehmen , welcher aber eidlich vera ſprach, daß er ſie bey ihren Privilegien und Freyheiten beſchůzen wolle. Ulein , er muß ſolches ſchlecht gee þalten haben , weil ſie 1231 beym Kaiſer Friederich II anſuchten, daß er ihnen dieſen Herrn abnehmen mögte, welches er auch that , und ihnen zugleich ihre Freyhei. ten beſtåtigte , ſo wie ſolches auch 1249 von ſeinem Nachfolger Kaiſer Heinrid, VII geſdrak.

Während

des ſogenannten Interregni erwählten ſie 1257 den mådstigen Grafen Rudolph V von Habsburg zu ihrem Beſchůßer , welcher 1273 Deutſcher König wurde. Durch Antrieb ſeines Sohnes Albrechts , Herzogs zu Deftreich , machte er , wie man muthmaßet , den an. fchlag , in Helvetien ein beſonders Herzogthum zu er. richten , welcher aber erſt unterſchiedene Jahre hernach bekannt wurde , als man erfuhr , daß er dem Abe von Murbach die Stadt lucern , und ſeine Gerechte fame in unterſchiedenen Dörfern des Orts Schweiz, ab. gefauft habe. Als die dren Orte nach Königs Rus dolphs Tode deſſelben Nachfolger Kaiſer Udolph treu. lich anhiengen , nahm ſoldies ſein Sohn Herzog Al. brecht übel auf, und äußerte es auf mehr als einerley Weiſe , als er nach Adolphs Tode die deutſche Krone erlangte : denn er verweigerte ihnen nicht nur unter allerley Porwande die Beſtåtigung ihrer Privilegien, ſondern er fekte auch ein Paar harte Edelleute zu Reichsvogten über ſie , deren Verfahren und Begeg. nung ihnen unerträglich fiel. Da ſie nun deutlich fac hen , daß es darauf angeſehen fen , fie ihrer Frenheit zu berauben, und unter das Oſtreichiſche Foch zu brin . gen :

ſo vereinigten ſie ſich zur äußerſten Wertheidigung R 4 ihrer

264

Die Eidgenoſſenſchaft.

ihrer unmittelbaren Reichs- Frenheiten . Die Anfüh: rer dieſer) dren Orte, waren drev muthige und kluge Månner, nåmlich Werner von Stauffach aus Schweig, Walther Fürſt aus Uri , und Arnold von Meldthal aus Unterwalden , welche unter fich und mit ihren Landesleuten heimlich verabredeten , daß fie fich am erſten Tage des Jahrs 1308. der feſten Schloſſer, auf welchen die Reichsvogte wohnten, bemådyrigen, und ſie zerſtören wollten , welches auch geſchah , worauf rich die dren Orte auf zehn Jahr eidlich mit einander vere bunden . Dieſes war der erſte Anfang der Eidgenoſe fenſchaft. Weil der Drt Schweiz der måchtigſte una ter dieſen drey verbundenen Orten geweſen , und in demſelben zu Brunnen die erſte Zuſammenfunft der Verbundenen geſchehen , auch das erſte Bündniß gee fchloſſen worden ,

ja nachmals auch in demſelben die

erſte Schlacht, welche die Freyheit der drey Orte ben ferriget hat , vorgefallen iſt: fo hat man die ganze Eidgenoſſenſchaft nach demſelben benennet , wo es nicht deswegen geſchehen iſt , weil der Ort Sdyweig den Oeſtreichern

am nächſten gelegen hat.

Kaiſer

Albrecht meynete zmoar , daß es nun Zeit fer , die dren Drte durch Gewalt unter ſeine völlige Bothmaßigkeit zu bringen , und begab ſich , um die Anſtalten dazu zu machen , nach Baden : weil er aber auf der Rückreiſe von ſeines Bruders Sohn , Johann von Habsburg , ermordet wurde, blieb dieſes Vorhaben unausgeführt. Allein , das oſtreichiſche Haus fand bald eine andere Gelegenheit, die vereinigten Cantone anzugreifen. Denn als dieſe , ſo wie nod) andere Helvetier , dem Kaifer Ludwig von Bayern anhien gen , wurde deſſelben Gegner , Kaiſer

Friedrich von

Deſireich,

Einleitung.

265

Deſtreich, dadurch ſehr erbittert , und da die von Sd )weiz während ihrer Streitigkeiten mit dem Erift Einſidlen , einige Mönche deſſelben gefangen genoma men hatten , erklärte er ſie in die Udht , und der Bi. Allein , die fchof zu Coftan ; that ſie in den Bann . den Kaiſer durch Udht der von ſich lieffen Eidgenoſſen Ludwig , und vom Bann durch den Erzbiſchof zu Miaynz losſprechen , und als Leopold , Herzog von Deftreid ), vermoge des Luftrags, weldier ihm von feinem Bruder, dem vorhin genannten Friedrid) gc . (dhehen war , die Eidgenoſſen 1315 mit einem Krieges. heer anficl , ſchlugen ſie daſſelbe an dem Morgarten, und erriditeten hierauf am achten December eben dieſes Jahres ein ewiges Bündniß mit einander , welches Zu der eigentliche Grund der Eidgenoſſenſchaft iſt. demfelben traten 1332 { ucern, 1351 Züridy und Glarus , Die bisher genannten acht 1352 Zug und Bern . Orte ober Cantone haben 125 Jahr lang die Eidges noſſenſdjaft allein ausgemacht, daher ſie noch heutiges $ 1481 wur. Tages die acht alten Orte genennet werden. den Freyburg und Solothurn, 1501 Baſel und Sdaf. þaufen , und 1513 Uppenzell in die Eidgenoſſenfdjaft aufgenommen. S. 10. Dieſe dreizehn Städte und Orte , welche die eigentliche cidgenosiſde Republik ausmaa , then , ſind durch die Bündniſſe verknüpft , welche fie unter und mit einander errichtet haben , deren Inhalt zwar nicht in allem gleich , auch einiger Unterſchied unter den Bündniſſen der acht aften und fünf jüngern Stådte und Drte iſt : doc) ſiimmen ſie in den Haupt. ſtücken ziemlid ) mit einander überein , wie denn der erſte und Hauptartikel in allen , die einander zu lei. R 5 . ftende

266

Die Eidgenoſſenſchaft.

ftende Hülfe, Schuß und Schirm mider alle unbil lige Gewalt, betrifft, und beſtimmt iſt, wie und von wem die Urſachen zu einer Friegeriſchen Unternehmung unterſuchet und beurtheilet werden ſollen ? wie und mo die Hülfe geleiſtet werden , wie es mit den Unfoſten ſowohl als mit der Vertheilung des im Kriege gewon . nenen und eroberten , gehalten werden ſolle ? Der zwente Hauptartikel beſtimmet die Art der Beylegung und Entſcheidung der Streitigkeiten zwiſchen zwery oder mehreren eidgenoßiſchen Städten und Drten, u. ſ.ro. Inſonderheit wird auch in einigen , vornehmlich der alten Städte und Orte Bündniſſen , bedungen , daß man ſich nach Befinden auch andermårtig , jedoch mit Vorbehalt der åltern Bündniſſe , verbinden moge, in andern aber , und inſonderheit in der jüngern Städte und Orte Bündniſſen , iſt feſtgeſeket worden , daß fie fich ohne der alten Städte und Orte, oder dod, ohne der meiſten derſelben Rath, Wiſſen und Willen , mir nie manden weiter verbinden ſollen. In allen Bündniſ. ſen hat man ſich ältere Vrrbindungen mit andern , und alle bergebrad )te und gehabte Hechte , Freyheiten und Gewohnheiten in jeder Stadt und in jedem Sande, auch in einigen die Verbeſſerung und Veranderimg der Bündniſſe , vorbehalten , auch verabredet , daß alle zehn oder fünf Jahre die Bündniſſe erneuert werden follten , wo es aber nicht geſchehe, ſollte es dennoch bey den Bündniſſen ſein beſtändiges Verbleiben haben . In der Mitte des fiebzehnten Jahrhunderts wurde angetragen , ob man nicht alle Bündniſſe in ein einzi. ges zuſammenziehen , und alstenn nach demſelben die Emeuerung vornehmen könne ? Allein , es fanden ſich fo viele Bedenklichkeiten dabey , daß ſolche Bundes, erneus

Einleitung.

267

erneurung und neue Beſchwörung bis auf den heutigen Immittelſt hat man ſich das Tag unterblieben iſt. mit bignüget, daß die Bündniſſe ben ihrer Errichtung auf ewig geſchloſſen worden , und daß man ben allen eidgenoßiſchen Zuſammenfünften einander von allen Seiten verſidiert, daß man die Bündniſſe feſthalten wolle , und ſolche Verſicherung auch in die Abſchiede bringt. $. 11. Es erſtrecket fich aber die eidgenoßiſche Ver. bindung nicht weiter , als auf die in den Bündniſſen verabredete Hülfe, auf die Bündniſſe und einige ana dere Vorfälle : in allen andern gemeinen eidgenoßiſchen Staatsſachen hat die Mehrheit der Stimmen der Erådte und Orte keine Kraft. Inſonderheit ſteht in Anfehung der etwa mit fremden Mächten zu errichten . den Bündniſſe, einer jeden Stadt und einem jeden Ort fren , in ſelbige mit einzutreten oder nicht, wenn gleid , alle übrige Städte und Drte ſolche beliebt und beſchloſſen håtten , welches auch in andern Unterhandlungen mit fremden Mächten , als , bey Bewilligung der Hilfs . volfer , zu verſtattendem Durchzuge fremder Manns fchaft, Zollvertragen und andern Vorfällen , wie auch in Unterhandlungen der Städte und Orte unter ſich felbft , als , in Abſendung der Geſandſchaften an aus , wärtige Mächte , in Beſtimmung des Werths oder Verrufung der Münzarten , und in andern Geſchäff ten , ſtatt findet : doch bemühet man fid) ſo viel mög lich in allen äußern und innern Geſchäfften nach einer Vereinigung und Abfaſſung eines gleichen Schluſſes, Camit aud) dadurch denſeiben ein größerer Nachdruck gegeben werde. Uebrigens iſt jede Stadt und Ort ein unabhängiger

Staat , richtet alſo auch ihre eigene

Regies

268

Die Eidgenoſſenſchaft.

Regierungsform ein , und macht Verordnungen, ohne daß von einer andern eidgenoßiſchen Stadt und Ore ihr davinn Eintrag und Hinderniß verurſacht wer. den kann . 9. 12. Die Behandlung der gemeinſchaftlichen eið. genoßiſchen Geſchäffte , geſchieht theils durch Schrei. ben , theils durdy Geſandſchaften und Zuſammenfünf. te. Die an die gemeine Eidgenoſſenſchaft von aus. wärtigen Mächten und ſonſt abzulaſſende Sdireiben , werden an die Stadt Zürich geſendet , und wenn eine oder die andere eidgenoßiſche Stabt und Ort etwas zu gemeiner Kenntniß und Berathſchlagung gelangen laſ fen will , wird ſolches auch an Zürich gebracht, welche Stadt den übrigen eidgenofiſchen Städten und Orten copeyliche Nachricht davon ertheilet, und zugleich ent weder ein Gutachten darüber benfüget, oder der übri. gen Städte und Orte Gedanken darüber eingelet, oder Deswegen eine Zuſammenfunft ausſchreibt.

Wenn

die Antworten gleichförmig eintreffen , werden ſie im Namen der Eidgenoſſen an die auswärtige Mächte und fonſt von der Stadt Zürid ) ausgefertiget : wenn ſie aber imgleich einkommen , wird ſolches entweder ben Städten und Orten nochmals ( chrifftlich eröffnet, und ihre Meinung von neuem eingeholet , oder wenn es Geſchaffte find , die der Mehrheit der Stimmen nicht unterworfen ſind, werben die Antworten im Na. men der Städte und Orte , welche ihre Einwilligung gegeben haben, allein abgelaſſen. Die eidgenofiſden Städte und Orte gebrauchen in ihren Sdireiben , wel che ſie an einander ablaſſen , folgenden Titel : De : froinmen , fürſichtigen , ehrfamen und weiſen Bürgermeiſter (Sdultheis , LandsAmman ) und

Einleitung.

und Rath der Stadt ’

269

unférn inſonders gus

ren Freunden und getreuen lieben Eidgenoſs fen . Wenn die acht alten Orte an einander ſchrei. ben, fügen ſie noch die Worte, alie Eidgenoſſen , bey. Zürich und Bern geben einander den Titul vertraure Wenn die Reformirten beſonders an Eidgenoſſen. einander ſchreiben , feken fie : unſern inſonders gus ten Freunden, und getreuen lieben alten Bunds und Religions - Genoſſen . Wenn die rómiſchkatho. lifdien beſonders an einander ſchreiben , feßen fie : uns fern inſonders guten Freunden und getreuen lieben Bund- und wahren alten Religions - Des nofſen. Die meiſten und wichtigen gemeinen eidgenoſ fiſchen Geſchäfften werden auf Zufammenfünfte, durch Geſandte der eidgenoßiſchen Städte und Orte behan . delt.

Man nennet folche Zuſammenfünfte gemeinig .

lich; Tagefagungen , Tageleiſtungeni, Conferens gen , und diejenigen , welche gewöhnlichermaßen alle Jahre zur Abnahm der Rechnung von Vogteven oder Candidaften , welche einigen Städten und Orten in Gemeinſchaft gehören , angeordnet ſind, Heißen Jahrs recynung. Es werden die Zuſammenfünfte von der Stadt Zürich nach Befdjaffenheit der Sachen und nadidem Geſchäffte vorfallen , oder auch auf Verlan: gen einer oder der andern Stadt und Orts, oder einer fremden Geſandſchaft, auf einen gewiſſen Tag und Vor 1712 nach einem gelegenen Orte ausgefehrieben. ſind die meiſten ; nudi feither viele außerordentliche Tageſabungen in der Stadt Baden , die jährlichen ro genannten Jahrrechnungstageſaßungen aber in der den adit alten Städten und Orten gemeinſchaftlich zuſtän . digen Stadt Frauenfeld gehalten , und auf diefen leke

teny

270

Die Eidgenoſſenſchaft.

tern , nebſt den gemeinherrſchaftlichen , auch die da . maligen gemeineidgenoßiſdien Geſchäffte abgehandelt Zu folchen Zuſammenfünften werden ge. worden . wöhnlichermaßen von jedem der dreyzehn Städte und

.

Orte , zwey Geſandte geſchicket , wenn nicht in dem Ausſchreiben ausdrücklich geſagt worden iſt, die Tages Es fakung nur durch einen Geſandten zu beſuchen. kommen zwar auf die Jahrrechnungstagefaßung von dem Drte linterwalden drey Geſandte : es wohnen aber von denſelben nur zwey den Regierungsgeſchäfften bey. Von den fo genannten zugewandten Orten , haben der Ubt zu St. Gallen , die Stadt St. Gallen, und die Stadt Biel, den Beyfiß bey diefen Zuſammenfünften, und von jedem Theil erſcheinet ein Geſandter , der gleichen aber Biel nur alsdenn ſchicket, wenn ſie uns gelegenheiten hat , oder von den reformirten Cantonen beſonders eingeladen wird.

Der erſte Geſandte der

Stadt Zürich, beſtimmet die Zeit der Zuſammenkunft auf den alldortigen Räthhäuſern , und die Geſandten figen in folgender Ordnung : die von Züric ), Bern, Lucern , Uri , Schweiz , Unterwalden , Zus, Glarus, Baſel, Freyburg , Solothurn, Schafhauſen, Appen . gell, Abt zu St. Gallen , Stadt St. Gallen , und Alle fiken in Sehnſeffeln ,und zwar ſißen Stadt Biel. die Gefandten der adt alten Städte und Orfe auf et . In der erſten was höhern Plågen , als die übrigen. Zuſammenfunſt, legét jedesmal der erſte Geſandre von jeder Stadt und Ort, ( außer daß es von benden Theilen der Derter Unterwalden und Uppenzell ge. fchieht, ) den eidgenoßiſchen Gruß ſtehend ab , und verſichert im Namen ſeiner hohen Obrigkeit derſeiben fortwährende eidgenoßiſche Freundſchaft und willige Dienſt.

Einleitung. Dienſtvegierbe, u. ſ. w .

271

Hierauf eröffnet der erſte

Geſandte von Zürich bey allen Zuſammenfünften die Materie Der Unterhandlungen , und alsdenn jedes Orts . Geſandter in ſeiner Ordnung dasjenige , was feine hohe Obrigkeit ihm darüber befohlen und aufge. tragen hat.

Die Anfrage an jedes Orts Geſandten,

geſchieht von dem abwartenden Sandvogt, welcher, men in die Zuſammenfunft zu Frauenfeld angeſtellet wird, gé. meiniglich der daſige landvogt von Thurgau iſt: wenn fie aber an einem andern Ort gefalten wird , ern.en. nen die Geſandten den ſandvogt.

Dieſem wirt : in

Geſchäfften , welche der Mehrheit der Stimmen un terworfen ſind , wenn eine Gleichheit der Stimrnen vorhanden iſt, der Wusſchlag überlaſſen ; er verſies zelt auch die Schreiben der Geſandten , und die Urth eil. ſprüche auf der Jahrrechnung , mit ſeinem Siezel. Das Protokol führete vor 1712 der jedesmalige { a nd . ſchreiber der Grafſchaft Baden , welcher allezeit rå. miſch -katholiſch war : allein , nunmehr führen es i ,wey Protokolliſten , nåmlich ein evangeliſcher und eiri fa tholiſcher , jener iſt der erſte Raths . Subſtitut des Standes Zürich, dieſer der landſchreiber der Sandy jrafo Thaft Thurgau.

Bende bringen die Unterhandlungen

in einen ſo genannten Abſchied , fügen die ungleichen Meynungen jeder Stadt und jeden Orts ben, leſer.i den Uufſaß und Entwurf den Geſandten vor , und roenn er genehmiget worden, überſenden ſie jeder Stadt und jeden Ort eine Abſchrift deſſelben .

Wenn eine ſolche

Zuſammenkunft oder Tageſaßung in einer Hauptſtadt, oder einem Flecken eines der dreizehn Städte und Orte gehalten wird , geſchieher der Vortrag durch die Geſandten ſelbiger Stadt oder Orts ; ſie haben auch ben

1

272

Die Eidgenoſſenſchaft.

den Vorſiz in den Verſammlungen, und ſelbiger Staði oder Orts Kanzley führet auch die Feder nebſt einem Protokolliſten anderer Religion . Auf folchen gemeinen eidgenoßiſchen Zuſammen , fünften oder Tageſagungen , werden auchdie Geſandten fremder Mächte angelyéret , und über die ihnen zu er . theilenden Untworten Berathfchlagungen angeſtellet. Wenn an auswärtige Mächte Geſandten , oder in die Grånzſtådte und Drte eidgenoßiſche Repräſentanten geſihickét werden ſollen, werden die Anweiſungen ,wels che ſie mit bekommen , auch auf dieſen Tageſagungen abgefaſſer. Die befondern Zuſammenkünfte,welche die Ståbre und Orte von einer Religion , anſtellen , werden auch Tageſakungen und Conferenzen genennet. Die evan . gelifchen kommen mehrentheils in der Stadt Arau, die katholiſchen aber in der Stadt { ucern, zu Brunner , oder an einem andern Ort zuiſainmen. Bei den evan . gelifchen Conferenzen finden ſich die Städte und Orte Zürich , Bern , Glarus , in ſo fern es dieſer Religion gugethan ift , Baſel, Schafhaufen , Uppenzells duſ. Pere Rooden , Stadt St. Gallen , Mühlhauſen und Biel , bey den katholiſchen aber die Städte und Orte Lucern , Uri , Schweiz, Unterwalden ,

Zug, Glarus,

in fo fern es dieſer Religion zugethan ift , Freyburg, Solothurn , Appenzell in Anſehung der innern Roo . den , auch etwa der Abt von St. Gallen , und die Republik Wallis , ein.

Auf derſelben werden die Gee

ſchaffte eben fo befandelt , wie auf den gemeinen Ta . geſagungen , und die Geſandten desjenigen Standes, in deſſen Gebiet die Tageſakung gehalten wird, führen den Vorſit, außer daß, wenn ſie nicht in einer Haupt. ſtatt

Einleitung

.

273

ftabt oder Flecen der drengehn Städte und Orte ges halten werden , bey den erſten die Heſandcen der Stadt Zürid ), und bey den legten die Geſandten der Stadt Lucern den Vorfik führen , wie ſie denn auch vor folo chen Städten ausgeſchrieben werden , auch die Pros totolliſten aus denſelben ſind. $. 13. Die eidgenoßiſche Republik iſt alſo eigenta: lich aus dreyzehn beſondern Republiken , oder feinen Staaten , oder Stånden , zuſammengefeßt , welche ſich zu ihrer gemeinſchaftlichen Sicherheit und Erhale tung durch Eide oder Bündniffe vereiniger haben. Sie hat ihre völlige Freyheit und Unabhängigkeit nun ſchon ſeit unterſchiedenen Jahrhunderten behauptet , alle Majeſtåtsrechte ausgeüber, Kriege geführet, Frieden geſdiloſſen , von den europäiſchen Mächten Gefand . ſchaften empfangen , und an dieſelben abgefertiget , Bündniſſe mit ihnen errichtet, ihren innern Staat nach eigenem Gutbefinden eingerichtet, Geſeße und Drdnungen in geiſt- und weltlidien Sachen gemacht, und alle andere landesherrliche Rechte beſeſſen und Für einen ſolchen freyen Staat iſt ſie im weſtphäliſchen Frieden von 1648 felbft von Kaiſer und ausgeübet.

Reich erkannt worden .

Der Kaiſer bat ihr den Titel

gegeben : Den Geſtrengen , Veſten und Ehrfas men , unſerer beſondern lieben n. gemeinen Lidgenoſſenſchaft aller XIII und zugewandren Der König von Franke Orten in der Schweiz. reich ſchreibt an fie : - A nos très chers , grandsamis et conféderez, les Bourgemaitres, Advoyers, Lar.de aminans et Conſeil des ligues Suiſſes des hautes Allemagnes. Der König von Großbritannien giebe ihr den Titel : Illuftribus et ampliffimis dominis Con 4 Ch.5 4 .

274

Die Eidgetioſſenſchaft.

Confulibus , Scultetis , Landammannis et fenatori. bus Cantonum Helvetiae confoederatorum , amicis roſtris chariffimis; Der König von Schweden: no. bilibus, anpliffimis, ſpectabilibus atquefamatis via ris , amicis noftris fincere nobis dilectis, conſulibus, ſcultetis , Landammannis , fenatoribus et commu nitatibus XIII Helvetiae confoederatae Cantonum ; der König von Preußen :

den Wohlgebobrnen ,

edlen , ebrenvcften , hochweiſen und hochges lahrten beſonders lieben Freunden , alliirren bundesverwandrenl, Bürgermeiſter , und Sdulcheiß , Landamman und Råthen der dreyzehn Orten der Eidgenoſſenſchaft Zúricy, Bern , Lucern sc . Der König von Poblen : Cele ſis et Praepotentibus , und der Pabſt ſchreibt an die fatholiſchen Cantone : Dilectis filiis praetoribus, Landamınannis etc. confiliariis etc. ecclefiafticae libertatis defenforibus.

Die Eidgenoſſenſchaft will

den Rang nad) Genova haben , und die katholiſchen Cantone haben ihn in der tridentiniſchen Kirchenver: fammlung aus eben dieſem Grunde vor Florenz be. hauptet.

Es gehören ihr zwanzig gemeine Sandvoga

teyen , zwey gemeine Städte, und zwey gemeine Schugs herrlichkeiten zu. 8. 14. Entweder mit der ganzen Eidgenoſſenſchaft , oder mit einzelnen Staaten , aus welchen ſie beſteht,

ſind eilf andere helvetiſche freye Republiken verbun. den , welche zugewandte Drte genennet were den . Den Abt von St. Gallen Kaben 1452 Zů. rid ), Lucern , Schweiz und Glarus , in ihren Schus und Schirm genommen. Mit der Stadt St. Gallen

Einleitung

275

Ballen haben ſich 1454 eben dieſe vier Städte und Von den Drte , auch Bern und Zug verbunden . Graubündnern haben ſich der obere oder graue Bund 1497, und der Gotteshausbund 1490 mit Zürich , Lucern , Uri, Schweiz, Unterwalden, Zug und Glarus, in einen erigen Bund eingelaſſen, welche Städte und Orte auch 1567 Den zehn Gerichtes Bund zwar nicht in den Bund aufgenommen , aber doch alles guten Willens und Hülſe verſichert, und ilm den Titel der Bundeţgenoſſen zu geben erkläret haben : Zürich und Glarus aber , haben 1590 ein beo ſtändiges Bündniß mit demſelben eingegangen , wie folches 1600 auch von der von der Stadt Bern mit allen dren Bünden geſches Hen. " Die Republik Wallis trat 1473 mit Jucern , Uri,

Schweiz und Unterwalden ,

1475 mit Bern,

1529 mit der ganzen Eidgenoſſenſchaft, und 1533 in . ſonderheit mit den ſieben katholiſchen Städten und Ors ten in ein ewiges Bündniß. Die Stadr mübl. hauſen warb 1515 von allen eidgenoßiſchen Städten und Orten in den Bund aufgenommen , den ihr aber die römiſch katholiſchen 1586 wieder aufgekündiget ha. ben . Die Stadt Biel iſt ſeit 1352 mit Bernt , feit 1382 mit Solothurn , und ſeit 1407 mit Frenburg auf ewig verbunden . Deuenburg hat zu unterſchiedes nen Zeiten mit Bern , lucern , Frenburg und Solo . thurn ein Bündniß errichtet , welches mit Bern 1406 auf ewig geſchehen iſt. Genf hat ſich 1584 mit Zů . rich und Bern auf ewig verbunden . Der Biſchof von Baſel hat 1579 , 1655 , 71 und 95 ein Bünd. niß mit den ſieben fatholiſchen Städten und Orten errichtet.

Unter

chaft .

oſſenſ

Die Eidgen

276

Unter dieſen zugewandten Orten iſt ein Unters ſchied.

Einige ſind Socii, Afociés, haben Siß und

Stimme auf den Tageſagungen der Eidgenoſſenſchaft, (9. 12.) und werden als ein Theil des Staatskörpers derſelben betrachtet, nåmlich der übt zu St. Gallen , die Stadt St. Gallen , und die Stade Biel. Glei. dhe GerechtſameHaben ebedeffen die Städte Mühlhau . ſen und Rothweil gehabt. foederati , Alliér.

Die übrigen ſind Con.

§ . 15. Was die Regierungsforin der einzelnen Staaten der geſammten helvetiſchen Republik anbe trifft, ſo iſt ſie theils monarciſic ; theils ariſtos Monard ;ifdy regies Erariſch , cheils demotratifit). ren die Reichsfürſten , der Biſchof zu Baſel und der Abt zu St. Gallen , auch iſt dieſe Regierungsart in den Fürſtenthümern Neufchatel und Palengin . Ari. ſtokratiſch iſt die Regierungsform in den Cantonen Bern , lucern und Freyburg , und vermiſcht aus Ari: ſtokratie und Demokratie, und zwar ſo , daß jene dieſe überwiegt, in Zürid), Baſel, Solothurn, Schaf. hauſen , St. Gallen und Biel . -- Demokratiſch iſt ſie theils in den ſechs Cantonen Uriy Edweiz , Unter . walden , Zug , Olarus und Uppenzell , theils auf eine unterſchiedene Weiſe in den zugewandten Orten , den Bündnern und dem Wallislande. 9. 16. Die Staatseinkünfte kommen von den Zehenden , von den jährlichen Grundzinſen , von Zol len , von den Herrſchaftlichen Einfünften, und von den Vermögenſteuern , welche lekten aber in den wenigſten Orten gewöhnlich find. § . 17. Was endlich die Rriegsverfaſſung der Eidgenoſſen anbetrifft, ſo halten ſie keine angewór. bene

Einleitung.

277

bene Mannſchaft auf den Beinen , ausgenommen daß die Städte Bern , Lucern und Genf Beſakungen has ben : hingegen muß fich ein jeder Bürger , Sandmann und Unterthan fleißig in den Waffen üben , an den Schießtagen nach einem Ziel fajießen , fich dauer. Şafte Kleidung , das nöthige Gewehr , Pulver und Bley anſchaffen , zur Befdhigung des Vaterlandes beſtåndig in Bereitſchaft ſeyn , und die obrigkeitlichen Kriegsbefehle und Verordnungen vollſtrecken . Zu dem Ende hat beynahe ein jeder Canton , inſonderheit aber Zürich , Bern, Barel, Frenburg und Solothurn, feine Unterthanen in Regimenter und Compagnien zu Fuß und zu Pferde eingetheilet , und mit Officieren aus den Städten verſehen. Vermöge der 1647, 64, 68 und 73 wegen der gemeinſchaftlichen Kriegsver. faſſung angeſtellten Berathidilagungen, und der verab. redeten Schirmordnung, ſoll Zürich Bern

1400 2000

Lucern

1200

Schweiz Unterwalden Zug Glarus

Baſel

Freyburg Solothurn Schafhauſen Appenzell

1

Uri

400 боо 400 400

400 400 800 600 400 боо

Summa 9600 Nann. Tranſp.

278

Die Eidgenoſſenſchaft.

Der 2Cht zu St. Gallen Die Stadt St. Gallen Biel

Tranſp. 9600 Mann . 1000 200 200

Ferner von den gemeinen Unterthanen 200 Baden 600 Thurgau Die freyen Aemter 300 300 Eargans 200 Rheinthal 400 Sauris 200 Juggaris 100 Mendris

Mayenthal

Іоо Zuſammen 13400 Menn.

und jeder Canton , zugewandter und unterthäniger Drt eine Kanone , fammt allem Zugehör, Pulver, Kugeln sc. beſtåndig in beſter Bereitſchaft halten, das mit man auf die erſte Anzeige ungeſäumet aufbrechen, und den Nothleidenden zu Hülfe, kommen könne. Es ſoll auch jeder eidgenoßiſcher , zugewandter und unters thåniger Ort für den zwenten und dritten Auszug noch zwenmal ſo viel geben , und in gleicher Bereitſdraft Diejenigen Städte und Orte , weldie mit Halten. Reuterey verſehen ſind , follen auch bereit ſeyn , ſolche, Aus dieſer ges fo bald es verlanget wird , zu ſtellen . fammten Mannſchaft, follen zwey Kriegsheere ers richtet werden. Zu dem einen ſoll die Mannſchaft aus Zürid), Lucern , Schweiz, Zug , Baſel, Solos thurn , Appenzell, Stadt St. Gallen ,

Thurgau,

Den freyen Aemtern , Sargans und Iauwis : zu dem andern

-

Einleitung.

279

andern aber die Mannſchaft aus Bern , Uri, Unter . walden , Glarus , Freyburg , Schafhauſen , Abtey zu St. Gallen , Biel, Baden , Rheinthal, Sugga , ris , Sargans , Mendris und Mayenthal, gehören . Für das erſte Kriegsheer follen Zürich und Lucern, jede Stadt einen Obriſtfeldhauptmann , Schweiz und Zug , jede einen Dbriſtwachtmeiſter ,

Barel einen

Dbriſtfeldjeugmeiſter , Solothurn einen Obriſtquar. tiermeiſter, Uppenzell einen Dbriſtprofoſen, und Stadt Et. Gallen einen Abriſtwagenmeiſter : für das andere Kriegsheer aber Bern und Uri jedes einen Obriſt. Feldhauptmann , Unterwalden und Glarus ,jedes einen Obriſiwachtmeiſter , Freyburg einen Dbriſtfelbzeug. meiſter , Schafhauſen einen Obriſtquartiermeiſter, Abt von St. Gallen einen Döriſtprofofen , und Biel Wenn ein Ort einen Driſtwagenmeiſter, beſtellen . in Gefahr eines feindlichen An. und Ueberfalles gera. then iſt, ſoll er befugt ſeyn , den nächſten Ort um Hub 1 1

fe , ſelbit um den dreyfachen Zug, anzuſprechen : die. fer ſoll hierauf die nådyſtgelegenen Orte und ſo ferner einer den andern zu Hülfe rufen , jeder aber feine in Bereitſchaft ſtehende Volfer ſogleid ) an die von jedem Drt beſtimmte Gegend marſchiren laſſen.

Ob nun

gleich 1677 und 80 die Orte Uri , Schweiz, Unters walden , Zug , Glarus , und die innern Rooden des Drtes Appenzell , ſich erkläret haben , daß fie zmar an dieſe Schirmiordnung, oder ſo genanntes Defens ſional, nid )t mehr gebunden feyn, aber doch ben allen Vorfällen ihre eid- und bundesgenoßiſdie Hilfe leiſten wollten, fo find doch die übrigen Städte und Orte da. ben geblieben , und haben ſich bisher bey , vorgefommes Durch die ganze Eidges nen Fällen darnach gerichtet. S4 noffen .

r

280

chaft .

Die Eidgenoſſenſ

noſſenſchaft find auf hohen Dertern und Bèrgen gewiffe Merk, und kos, Zeichen ,welche man sochwachten nennet, angeordnet, welche zur eilfertigen Verſammlung der Mannſchaft dienen . Man trifft in Helvetien wenige Feſtungen an ; denn es ſind nur die Stadte. Genf , Solothurn und Zürich , désgleichen Bern und Baſel , befeſtiget, und Aarburg iſt eine gute Bergfeſtung. Hingegen findet man gute und wohlverſehene Zeughauſer , inſonderheit zu Bern . Die Eidgenoſſen und ihre Angehörige treten auch i in fremder Herren und Staaten Sold , und geben ents , weder nur Leibwadyen ab , oder laſſen ſich wirklich zu Kriegsunternehmungen gebrauchen.

Jm legten Fall,

verſtatten die Obrigkeiten die freywillige Anwerbung dergleichen Mannſchaft in ihren (anden , nur ſolchen Staaten , mit welchen ſie Bündniſſe , Freundſchaft, oder andere Verträge errichtet haben ; es darf auch kein einziger Bürger , Sandmann und Unterthan zu fremden Kriegsdienſten gezwungen werden , noch ohne der Obrigkeit Bewilligung ſich in dieſelben begeben. Die Obrigkeiten haben von dergleichen Völkern géo wöhnlichermaßen weiter nichts, als die Bundesgelder, welche bisher nur noch Frankreich einigen Stånden jährlich bezahlet, die fich aber für feinen höher , als auf 4000 Livres , belaufen : und etwan verſprochene Gegenhülfe im Nothfall.

Den größten Nußen laſſen

fie den allo Dienſte leiſtenden Bürgern, Sandleuten und Unterthanen angedeihen. Durch ſoldie Leute, welche in auswärtigen Kriegsdienften geflanden haben , wird, wenn ſie in- das Vaterland zurückkommen , das Lands triegsvolt merklich verbeſſert.

An Frankreich werden die

3.

Einleitsing.

281

bie meiſten Truppen überlaſſen , und 1717 haben die Eidgenoſſen , nebſt St.Gallen , Walliſerland, Mühl: hauſen und Biel, ein Vertheidigungsbündniß mit Frankreich auf 50 Jahr geſchloſſen, in welchem ſie vers ſprochen , außer den ſchon in franzöſiſchen Dienſten ſtehenden Völkern, noch die Anwerbung von 6000 Freywilligen zu verſtatten . 9.18. Die genauere Beſchreibung der Helvetiſchen lande , wird , meiner Meynung nach , am beſten eine geriditet , wenn ich erſtlid) die dreyzehn Cantone, oder Städte und Orte , ſammt ihren gemeinen Santvog teyen , Städten , und Schubherrlichkeiten , und zwey . tens die zugewandten Orte , abhandle.

I Die dreyzehn Städte und Orte, famit ihren gemeinen ( andvoigfeyen , Städten und Schubherrlichkeiten . A ) Die drengehn Städte und Orte felbſt. i

Stadt und Ort Zürich.

$.1 . Es find unterſchiedene Sanddyarten von dies fem Canton vorhanden . Die älteſte, welche ich geſes hen habe , führet die Zufſchrift : Eigentlides. Vers zeichniß der Städte , Grafſchaften und Herrſchaften , welche in der Stadt Zürich Gebiet und Landſchaft gés hörig ſind.

Sie iſt 1566 verfertiget worden , und in

großem Format.

Jm fiebzehnten Jahrhundert hat

Georg Geiger oder Øyger innerhalb rechs und drenßig Jahren die Landſchaft Zirich fünftlich abges zeidinet , welche. Landtafel fein Sohn , Johaim Georg , 1685 durch

Johann Meyer in kleinerem S5 Format

282

Die Eidgenoſſenſchaft.

Fermat in Kupfer ſtechen laſſen . von neuem geſtochen.

1754 iſt ſie zu Zug

Aus dieſer und Scheuchzers

Charte , hat der Kupferſtecher, J. Scinr. Freytag, eine neue Charte zuſammengefeßt. Die gemeinſte Charte , welche man ißt hat , iſt diejenige, welche Ga. triel Walſer gezeichnet, und die Homanniſdie Officin 1765 ans licht geſtellet hat. S. 2. Der Canton grånzet gegen Norden an Schwaben , und an den Canton Schafhauſen; gegen Often an das Thurg.ru , Toggenburg und Unach ; gegen Süden an die Stadt Rapperſchweil , und die Cantone Schweiz und Zug ; gegen Weſten an die freyen Aemter und an die Grafſchaft Baden . 8.3. Der erfahrne Sdieuchzer, nennet dieſen Can, ton einen kurzen Begriff des ganzen Helvetiens, weil er Berge , Thåler , ebene Låndereyen , Lecker, Weina berge, Seen , Flüſſe , allerlen Gewäſſer , und was zu des Menſchen Unterhalt dienen mag , hat. Durch das ganze Sand wird Getraide gebauet , es wird aber in bergichten und alſo fälteren Gegenden ſpåter reif , als in ebenen Feldern oder ſonnenreichen Thå. lern.

In den bergichten Gegenden , welche an der öfilichen , füdlichen und weſtlichen Grinze find , hat man einen Vorſchmack von den fetten Alpen , und alſo einen Ueberfluß an Vieh , Milch , Butter und Kåſen . Nach dem Schafhauſer Gebiet und Thurgau zu, giebe es ' vielen Wein . Der beſte wachſet zu Neftenbach, Kerbas , Umieſen , Martelen , Benken, Hóng, Egli. ſau , und an der Morgenfeite des Züridyer Sees zu Meilen , Herliberg , u. f. w . Wenn er gleich ano fänglich und im er ten Jabr etwas rauh iſt : fo wird er dod ), wenn er nach Unterſchied mehr oder weniger Jahre

Zürich,

283

Jahre auf dem Faſſe gelegen hat, milder , lieblidser und geſünder. : Allenthalben giebt es vieles und guo tes Obſt. Die merkwürdigſten Mineralien find : weiße Sireide im . Wyl und beym Dorfe Mur ; Tehr guter Thon , eine rothe Erde, eine halbe Stunde von Winterthur , welche zum Grunde des grünen Gefdjiva res gebrauchet wird ; fuchsrothe Erde auf dem Uetli. berge eine Stunde von Zürich , welde zur Glaſur des irdenen Geſchirres angewendet wird ; eine aſdfarbige rauhe Erde , in den Scanzgraben der größeren Stadt Zürid ), welche anſtatt des Tripels gebrauchet wird , einz Porzellanerde , aus welder zu Schooren in der Gemeine Bandifon Fayence gemacht wird, und andere brauchbare Erdarten .

Man hat ferner Steinfohlen,

vornelmlich ben Kåpfnad) am Züricherſee;

Corf, auf

dem Wanger: Ried um Urdor und dem Kaßenfee. Iers um , im Rütiwalde und im Wenthal , und Schwe. felfieſe an unterſchiedenen Drten . Oberhalb Hüſchli. fon und Kilchberg am Züricherſee, iſt ein Schwefele brunn.

Zu Wangen und an einigen andern Orten,

find periodiſche Quellen , welche die Hungerbrunnen . genennet werden. Der Jüricherſee , deſſen oſtücher Theil die Ober See genannt wird , iſt nicht nur der grofte in dieſem Canton , ſondern auch einer der gróf, ten in Helvetien ; denn er iſt auf zehn Stunden lang, Auf demſelben hat man aber nur eine Stunde breit. eine ungemein ſchöne Ausſicht; denn vor ſich erblicket man fleine Hügel , welche mit decern und Weinber . gen verießen ſind ; über dieſelben erheben ſich nach und nadj andere immer größere Berge , welde fich dem Huge nach und nach entzichen , und zuleşt fiehet man die höchſten Glarner . Sdyweizer- und Bündner Ber:

ge,

Die Eidgenoſſenſchaft.

284

ge, welche beſtändig mit Sdynee und Eis bebeckt find. Nach dieſem See iſt der Greifferſee , und nach dies Zu den kleineren fem der Pfeffikerſee der größte. gehören der Türlerſee, der såtterſee, u . a . m. Der Rhein fließt auf der Nordſeite des Cantons , und nimmt hier vornehmlich die Flüſſe Thur, Toß und Glat auf.

Uus dem Züridyerſee kommtin die Stadt

Zürich ein Waſſer, welches , nachdem es gleich unter. halb derſelben den Fluß Sil aufgenommen hat , die Limmat genennet wird , und durch die Grafſchaft Baden in die Aar gehet.

9. 4. Die Anzahl aller Einwohner in der Stadt und im Lande Zürid ), kann auf kundere fünf und ſieben . zig tauſend geſchågt werden, nåmlich an Mannsperſonen ;

auf 28000 von 1 bis 16 Jahren 46000 von 16 bis 64 Jahren 15000 von 64

Jahren und höher.

89000 An Frauensperſonen : auf 25000 von 1 bis 16 Jahren, 44000 von 16 bis 64 Jahren , 17000 von 64 und mehrern Jahren . 86000

175000 Man kann dieſen Canton in Anſehung ſeiner Große, zumahl wenn er in dieſem Stück mit den übrigen Cana tonen verglichen wird , ſehr wohl bewohnt nennen. Die Kirchenverbeſſerung , welche Zwinglin , der am erſten

Zúrich.

285

erſten Tage des Jahrs 1519 zu Zürich ſeine Antritts. predigt hielt, anfieng , kam 1524 im ganzen Canton vollfommen zu Stande. Die gottesdienſtlichen Sachen werden durch Kirchenråthe, oder ſo genannte Examinatores verwaltet , deren funfzehn- find , nåma lich eilf geiſtliche und vier weltliche , und durch einen Synodum von vierzehn Capiteln , zu welchen hundert und funfzig Pfarren gehören, 5. 5. Dieſer Canton iſt der größte Theil des alten Pagi Tigurini, welcher ſich zwiſchen dem Rhein und Simmat von den Alpen an , bis dahin , wo die Zar in den Rhein geit , erſtreckete, und darinn Zü. ridy der Hauptort war , welche Stadt jegt der Obere herr des ganzen Cantons ift. Als ſie 1351 in den ewigen Bund mit den vier Orten , Uri , Schweiz, Unterwalden und Lucern trat, und das Bündniß 1352 beſchworen war :

überließen gedachte vier Orte der

Stadt Zürich den Rang und Vorfiß , welchen ſie bis auf den heutigen Tag behalten hat. Aflein , dieſes Vorrecht giebt ihr gar keinen Vorzug vor den übrigen Cantonen , ſondern iſt mehr eine Saft, als ein Vor. theil, weil alle Sachen , welche die ganze Eidgenoſ. ſenſchaft zuſammen genommen , betreffen , durch fie beſorget , und durch ihre Kangler den übrigen Stað. ten und Orten mitgetheilet werden. Ihre Geſandten haben auf den Lagefaßungen der Eidgenoſſenſchaft den Vorfin, wenn ſie entweder zu Baden , oder zu Frauenfeld-, oder an einem andern Ort , welcher den Cantonen gemeinfdjaftlich zugehöret , gehalten wer. den . (S. 12.) $ . 6.

Das Wapen der Stadt Zürich, iſt ein

von Silber und blau ſchrágrechts getheilter Schild. Die

286

haft .

ſc Die Eidgenofen

Die Regierungsform daſelbſt ift ariſtokratiſch, ober , wie einige lieber ſagen wollen , ariſtokratiſch und sés mokratiſch zugleich . Dieſer Canton iſt nach Bern Seine Miliş iſt in vier der größte und mächtigſte. nine ? Ein jeder Brigadier hat fünf Quartiere oder Regi . menter unter fich , jedes von zehn Compagnien , eine Compagnie aber beſteht aus achtzig , þundert bis hun : Dazu kommen noch viers Bert und zwanzig Mann . en ni er ag Reut , jede von ſechzig , achtzig gehn Comp t bis hunder Mann , und ein Corps Artilleriften . $. 7.

Ich beſchreibe nun ;

1 Die Stadt Zürich , vor Alters Thuricum , ( nicht Tigurum ,) von den Schriftſtellern der mittlern Zeit Duregum , oder Thuregum , genannt , felbſt. Sie liegt ain Audfluße des Züricher Seed, in einer Felyr bequemen , angenehmen und fruchtbaren Gegend . Ges bachter Ausfluß des Sees , welcher von feinem Anfange oben in der Stadt an , bis nid )t weit unter der ſelben , wo fich Ser Fluß Sil Ogrein ergießet , in alten Urkunden die da genennet wird , theilet die Stadt in zwen I heile,náms lich in die größere und kleinere Stadt , beyde aber ſtehen vermittelft zwey Brúcfen in Gemeinſchaft. Sie hat uns gefähr dreyzehn hundert Hiuſer , gute Feſtungererke, fånf wohloerſehene Zeughauſer, und ungefåtr eilf tauſend und einige hundert Einwohner. Die Kirchen find , das große Münſter , bey weldjem ein Chorherrenſtift ift ; die Frau Münſter Pfarrfirdie, welche die größte, und bey wels der vor der Reformation eine fürftliche Abtey fårs meibs lidie Geſchlecht gewefen iſt; die St. Peterskirche, und die Predigerkirche. Die hieſige ſogenannte Akademie oder das akademiſche Gymnaſium , hat funfzehn Profeſſores und Awey Collegia . Der ſehr anſehnliche Stadt : Blicherſaal, and die öffentliche Sunſts und Raritåtenkammer , find in der

Zürich.

287

der fogenannten Wafferkirche. Der Chorherren -Büchers faal hat viele ſeltene Handſchrifteit. Das anſehnliche Kathhaus iſt 1699 völlig fertig geworden. Der ſogenannte Plat , vor der Stadt , welcher mit einer langen Atlee von Lindenbäumen befekt iſt , und der erhaberie Lindeniyof, in der Stadt, von welchem man eine angenehme Ausſicht hat, find ſchöne und angenehme Spazierðrter. Die Bürgers ſchaft iſt in drenzehn Zünfte eingetheilet, deren jede we nigſtens eine Tonne Coldes , einige auch Millionen reidy feyn ſollen. Die erſte Zunft wird Conſtaffel genennet, und zu derſelben gehöret vornehmlich der Adel. Aus dieſen Zünften wird das Stadtregiment, nämlich der kleine und große Rath , beſetzt, bey welchem die 18dſte Geivalt fteht, alſo , daß alle wichtige Staatsſachen zu Kriegs- und Fries dens -Zeiten von demſelben beſorget werden . Der kleine Xath beſteht aus funfzig Sliedern , und in denſelben kann keiner gelangen , der nicht das 36ſte Fahr ſeines Alters erreichet hat. Die Regierung wechſelt imter den zwev Hålften deſſelben aue halbe Jahr ab. Der große Rath beo ſteht aus hundert zwey und fedzig Gliedern , und keiner fatto Dazu kommen , der nicht das dreyßigſte Fahr ſeines Afters angetreten hat. Die Häupter der Stadt ſind zuvey Börs germeiſter , melde bon den Råthen und Bürgern durd eis ne freye Wahl aus dem kleinen oder großen Kathe errilys let werden , und die alle halbe Sahre in der Regierung ums wechfeln . Auf dieſe folgen vier Statthalter oder oberſte Zunftmeiſter , und zwen Sedelmeiſter , welche 12 Jahre Jang im Amte dienen , und jihrlich um wechſeln . Der Geheiinerath beſteht aus zirólfGliedern , welche ſind, die zwey Bürgermeiſter , vier Statthalter, zwey Sedelmeiſter, der Domann der gemeinen Kidſter, und drey andere, wels de von den Råthen erwählet merden . Dieſes Collegium zieht die Cantons : Sachen vorläufig in Berathidlagung , und trägt ſie , nachdem es die Nothdurft erfodert , dem Heinen und großen Rath vor. Der Rechenrath hat zwolf Glieder , nåmlich die zwey Bürgermeiſter, einen Startbah ter , die zwen Sedelmeiſter, den Obmann der Klofter, brev Herren des kleinen, und drey des großen Rathe. Dahin gehd.

288

Die Eidgenoſſenſchaft.

gehören die Berechnungen von der Stadt Einkünften und Ausgaben , des Sedelmeiſters und der Bauherren Rechs nung ausgenommen , und die Aufſichtüber die Lebensfas chen . Der Reformationsrath beſteht aus rechs, bisweis len aus fieben Gliedern des kleinen , und ſechs Gliedern des großen Rathé , und vollzieht die Kleiderverordnungen , beſtraft auch Spielen , Fluchen , und die Entheiligung des Sonntags. Das Ehegericht, von acht Gliedern , richtet in ftreitigen Ehefachen , und verweiſet die Beſtrafung des Ehebrudys, und die Heirathen in verbotheneu Graden , an den kleinen Ratb , beſtraft aber ſelbſt die Hurerey und alle Unzucht. Das freye Stadtgericht richtet über Schulden und Anforderungen , und das Jinsgericht entſcheidet die über Zinsſachen entſtandenen Streitigkeiten. Dem ſchon genannten Obmann der Ridſter, iſt die Aufſicht über die geiſtlichen Einfünfte, in der Stadt und auf dem Lande, anbefohlen. Es find hier gute Manufakturen und Fabrie ken ; denn man machet wollene Zeuge und Kreppe , Kalas matite, inſonderheit halbſeidenen und halbwollenen Kres pon, and halb und ganz ſeidene Schnupftücher, Indienne, halbſeidene Zeuge , Trames Organzins Floret: Step- und Neh -Seide , Terzinel, Caffent, Sammet , ſeidene Strüms pfe, Flor, baumwollene trümpfe, Netteltuch, Silber: und Gold : Drat,auch Borten ; auch gießet man hier Gloden , Kas nonen und andere Sachen . Die alte Stadt Thuricum , welche vermuthlich in dieſer Gegend geſtanden hat, iſt durch die Ademannen zer : ftoret worden. Bon derſelben hat der Pagus Thuriccnfis den Namen . Unterm Kaiſer Otto I roll Zürich mit Mauern umgeben worden ſeyn. Die bürgerliche Regierung war anfänglich zwiſchen dem Grafen und der Aebtißinn getheis let ; die letzte hatte den Vorſitz, wenn es ihre , und der erſte , wenn es die andern Leute betraf. Kaiſer Otto der Große gab ihr die Serrſchaft und das Fiſcherenrecht auf dem Sec. Unter Kaiſer Heinrich IV im Sabr 1077, war fie foon fo betråchtlich , daß Herzog Berthold von Zarina gen ſich die Reichs- und Kaſten : Vogtey daſelbſt ausbat, und erhielt. 1218 nahm Kaiſer Friedrich II die Stadt in des Reidus

Zürich .

289

Reichs Sdus, und befrenete fte dahin , daß fie bon teis nem Oberhaupt des deutſchen Reichs ſollte berpfändet, noch von dem Reich veräußert werden. 1251 verbino fie fide mit den Cantonen Uri , Schweiz und Unterwalden auf drev Jahre. 1264 ſudite ſie den Souß des fremherrn Ulrich von Regensberg ; als derſelbe ihr aber denſelben vers weigerte, wandte fie fid) an Grafen Rudolph von Habsburg. Wie dieſer deutſcher König geworden war , ertheilte er ihr aud das Privilegium , daß fie niemals von : Reid vera Xußert werden ſollte. König Adolph beſtårigte daffelbe 1293 , K. Albrecht aber murhete 1299 der Abten und der Stadt an , fidh feiner Herrſchaft zu unterwerfen , und als fie folches abſolugen , belagerte er die Stadt unter dem Borwande, daß fie oje Winterthurer beleidiget habe : als lein , die Belagerten webreten ſich ſo tapfer , daß er die Belagerung aufheben mußte. 1344 verband ſie ſich init Schafhauſen. “ 135t trat ſie in den ewigen Bund mit Uri, Schweiz, Unterwalden und Lucern. 1385 machte ſie mit Bern ein Bündniß , welches fie 1423 erneuerte. 1592, 1655 und 1712 wurde fie in die Kriege mit fünf fatholiſchen Drten verwidelt. 1280 , 1313 und 1469 hat ſie großen Brandſdaden erlitten . II Die eigenen Unterthanen der Stadt. Sie machen eine landſchaft aus, welche fait zwey Ta. gereiſen lang, und eben ſo breit iſt.

Dahin geboren

1 Zwanzig Verwaltungen oder Aemter über ſeculariſiree Ridſter , aber ohne einige Ger richtsbarkeit. 2 Folgende neunzehn innere Obervog teneri , die aus dem täglichen Rath befeßet wer: den , und deren Obervogte in der Stadt wohnen, und Gericht halten , zu gewiſſen Zeiten aber ſich in die Vogteyen um der Gerichtshaltung willen begeben. Peine 4 Th.52.

2go

Die Eidgenoſſenſchaft

Peinliche Sachen gehören in die Stadt für den Kath. Von achtzehn innern Obervogtenen hat jede zwey Ober végte , welche, gleich wie im Rath, abwechſeln , ſonſt aber auf Lebenslang bleiben : die neunzehnte Obers vogten Ebmaringen , wird nur durch ein Rathsglied verwaltet. 1 ) Die Obervogtey Wollishofen ,

an der

Weſtfeite des Züricherſees , ift 1423 an die Stadt Zü. rich gekommen . · Sie þat den Namen von einem Pfarrdorf. In derſelben yat die 1268 zerſtörte Feſtung Baldern , gelegen . 2) Die Obervogrey Sorgen , an der Südweſto reite des Züricherſees , zwiſchen demſelben und dem Fluſſe Sil , hat vor Ulters zu der Herrſchaft Schna. belburg gehöret , welche die Frenherren von Elden bach beſaßen. Als aber dieſes Haus durch die Gun. gariſche Königinn Agnes, und Erzherzoge zu Deſtreich, vertilget wurde ,

fam Horgen an die von Halwyl,

welche dieſen Drt 1406 an die Stadt Zürich verkaufe ten. Zu der Obervogter gehören viele Derter. Ich bemerfe ( 1) Sorgen , einen großen Marktfleden ,welcher einen guten Hafen , und ein Raufs und zou : Haus hat. Die Pfarrgemeine Horgen iſt in drey Machten abgetheilet, weldje ſind Dorf, Berg und Arni. (2) Kápfnach , ein Ort am Züricherfee, woſelbft Steins fohlen gegraben werden. ( 3 ) Bey Sirzel, fiel 1443 ein Treffen zwiſchen den Zúa richern und den übrigen Eidgenoſſen vor. Dieſe Pfarre und Gemeine gehöret zum Theil in die nadeftfolgende Obervogten. (4) Die Pfarrdörfer Thalweyl und Rüſchlikon. Bep dem lekten iſt das Beilſame Videlbad , ( 5 ) Kilchs

Zürich.

291

(5) Kilchberg , ein Pfarrborf, welches ehebeffen zu der Bogten Erdbrunſt gehörte. Hier iſt ſeit 1762 eine V Fayence -Manufactur. 3) Die Obervogrey Wertſchwyl nebft Bons ſtetten , neben der vorigen. Das Schloß Wer : fch wyl nebſt dem Pfarrdorf Stalliton und anderen , iſt 1535 , das Pfarrdorf Bonſterten aber , von wel: chem ehemals ein adeliches Geſchlecht den Namen gehabt hat , 1539 fäuflich an die Stadt Zürich ge. kommen . 4) Die Obervogrey Birmenſtorf nöbſt lies dorf. Das Pfarrborf Birmenſtorf, ehemals auch Birbomsdorf , Birbovermesdorf und Piripoumeso dorf genannt, liegt an der Repiſch .

Die Stadt Zii.

rich Gat den halben Theil der niedern Gerichte dafelbſt 1487 , 1995 und 1511 von dren unterſchlenenen Perſo: nen gekauft; die andere Hälfte der niedern Gerichte gehöret dem Stift St. Blaſien ,

welches auch den

Kirchenfaß aus drey gürchiſchen Kirchendienern , die der Ratų der Stadt Zürich ihm vorſchlågt , hat. Die Stadt Zürich Hat zur Verwaltung ihres Antheils an den dafigen Niedergerichten , und derer zu Oher, Urdorf, zwen eigene Obervogte aus ihrem kleinen Rath verordnet. 5 ) Die Oberoogrey Wiedikon , am Fluſſe Sil , ift 1387 an die Stade für fechs hundert Pfund Züricher Pfenninge verkauft worden. Das Sils feld iſt ein großes , ebenes und fruchtbares Stüd Sandes. 6) Die Obervogter Altſtetten , an der Sim . mat , hat vor Alters ihren eigenen adelichen Beſiker gehabt.

Die legte Perſon aus dieſer Familie , Na. mens

292

Die Eidgenoſſenſchaft

mens Kunigunde ', brachte ſie ihrem Ehemann Jou hann Chum , Bürgern zu Zürich , 1410 zu , welcher ſie 1430 (und nicht, wie einige melden , erſt 1432 oder 33) an die Stadt Zürich für ſiebenhundert Gulden ver : Dieſe ließ ſie durch eigene Obervogte, ' von äußerte. 1477 aber an läßt ſie dieſelben durch ihre jedesmaligen beyde Seckermeiſter wechſelsweiſe verwalten . Sie hat zwar die hohen und niedern Gerichte , in einem gewiſſen Bezirk aber geſchiehet die Vollziehung der peinlichen Urtheile zu Baden, woſelbſt der zürichiſche Untervogt auch zu dem Maleſizgeridyte gezogen wird . Die Obervogtey begreift ( 1) Ultſtetten , ein Pfarrborf , eine Stunde von Zis rid , an der Grådge der Grafſchaft Baden . 1443 wurde das Dorf in dem Züricher Kriege von den Eidgenoſſen vera brannt. ( 2) Lefch , ein Dorf , welches 1369 Ulrich von Bons ftetten ari Eberhard Müller verkauft , hernach von der

1

Stadt Zürich 1462 den dortigen Reichsvogten übergeben , und rachmals zu der Obervogter Altſtetten geleget worden . 7) Die Obervogtey sång , an der Limmat, iſt 1384 an die Stadt Zürich für 1000 Gulden gebracht worden , welche 1525 auch die niedern Gerichte erhale Song iſt ein weitläuftiges Pfarrdorf, und ten hat. þat ſtarfen Weinwachs. 8 ) Die Obervogter Regenſtorf, heißt auch die Obervogteý al Regensberg , von dem ver . fallenen Bergſchloſſe 24 {t- Regensberg, welches das Stamın aus und der Się der in der helvetiſchen Ge ſchichte berühmten Freyherren von Regensberg gewes ſen iſt , denen das meiſte um Zürich her belegene land zugefóret hat.

1

1265 erſudite die Stadt Zürich einen Freys

Zürich.

293

Freyherrn von Regensberg , daß er ihr Hauptmann und Beſchůßer ſeyn mogte : er verlangte aber , daß ſie ihn ohne Bedingung zu ihrem Oberherrn anneh. men ſollte, und fügte ſcharfe Drohungen hinzu. Die Züricher wandten ſich hierauf an den måchtigen Gra. fen Rudolf von Habsburg ,

nachmaligen deutſchen

König , welcher ſeinen Sik auf das neulich geerbte Schloß Kyburg verlegte , und ſich ihrer wider den Freyherrn von Regensberg annahm , mit dem es zu öffentlichen Feindſeligkeiten kam , deren Ende 1268 war , daß der Freyherr ſein ganzes Land an die Stadt Zürich abtreten , ſich gegen Empfang eines jährlichen Leibgedinges derſelben untergeben , und als ihr Bür. ger ſein Leben darinn zubringen mußte. Nach dieſer Zeit fam das Schloß Alt- Regensberg an die Edlen von (andenberg , alsdenn an die Schwenden von Zů . rich , zu deren Zeit es aber 1443 von den Eidgenoſſen verbrannt wurde ; und hierauf wollten es die Schwen . den an Rudolf Motteli von Lucern verkaufen : allein, die Stadt Zürich brachte es 1470 , vermoge eines vors mals errichteten Vertrages , an fich, und machte eine Obervogten aus derſelben , zu welcher die Pfarrdörfer Regenſtorf, Affholteren , welches in Ober- und Viedersoffbolteren abgetheilet iſt, und Telliken oder Dallikon , gehören. 9) Die Obervogrey VTeu Amt, hat ehemals zu der Grafſchaft Kybuirg gehdrct : als aber die Stadt Zürid) 1442 dem Kaiſer Friedrid ) III dieſe Grafſchaft übergab , behielt ſie ſich von derſelben die jenſeits des Fluſſes Glat belegenen Derter vor , welche von der Zeit an das Neu - Amt genennet worden ſind. Es gehören viele fchöne Dörfer und Höfe dazu . Die 2 3 Dörfer

Die Eidgenoſſenſchaft.

294

Dörfer Obers und Wieder- Glat , liegen jedes auf benden Seiten des Fluſſes Glat ; der Theil derfelben , welcher auf der Weſtſeite deſſelben belegen iſt, gehöret zu dieſer Dbervogter , der auf der Oſtſeite belegene aber zu der Grafſchaft Kyburg. iſt zerſtöret ,

Das Schloß Hasle

von demſelben aber haben die Dörfer

Nieder - Obers und Mettmen

asle den Namen. i

Es gehören auch die Pfarren Stadel und Weyach zu dieſer Obervogter. 10) Die Obcrvogtey Bülach , den Freyherren von Tengen

hat ehemals

zuigehåret., von welchen

fie 1376 an Markgrafen Otto von Hochberg, von dies fem 1384 an Herzog Leopold von Deftreich , und 1409 vom Herzog Friedrich von Deſtreich an die Stadt Zů . rich auf zehn Jahr verpfändet, aber nicht wieder einges löſet worden . Es gehören dazu (1) Bülach , ein Städtchen , welches einen eigenen Schultheißen und Ratb zur Beſorgung der Stad ſachen , und noch andere Freyheiten hat. Es iſt 1386 , 1444 und 1506 abgebrannt. Die Glat theilet es in zwey gleiche Theile, von welchen der mitternachtliche an die Grafſchaft Kyburg, der mittågliche aber ins neue Umt geboret. (2) Die kleinen Dörfer, Bachen -Bülach und uß baumen . II ) Die Oberpogrey Rümlang, an der Glat, þat die Stadt Zürich 1424 von Heinrid) von Kům. lang für 2600 Gulden erkauft. Rúmlingen , iſt ein Pfarrdorf.

Rümlang oder

12) Die Obervogtey Schwammendingen und Dübendorf, auch an der Glat, beſteht aus zwen ehemaligen Dbervogteyen ; ſie iſt 1615 zu einer einzi. gen verbunden . Schwam .

Zürich.

1

295

Schwammendingen , hat die Stadt Zürich 1428 , Dübendorf aber 1487 erhalten. Das erſte iſt ein Filial, und das letzte ein Pfarrdorf. Ueber dem letzten Dorfe Diebolſtein und bat die Burg Dübelſtein , welche au Dobelſtein genennet wird , gelegen, von welcher ein adelis ches Geſchlecht den Namen geführet hat. 13 ) Die Obervogtey Wipkingen , und die vier Vaditen neben der Stadt Zürich. 14) Die Obervogrey Růßnacht , liegt am Zůridjerſee, und erſtreckt ſich bis an die Stadt Zürich. Sie war vor Alters eine beſondere Herrſchaft, den Edlen von Küſnacht zugehörig , nach deren Abgang fie in unterſchiedene Hände, und endlich an das Ge. ſchlecht der Müller zu Zürich gefommen iſt, welche fie 1383 der Stadt für viertauſend Mari Silber ver . kaufet haben. In dem Pfarrdorfe Küßnacht, war vor der Kirchen: verbeſſerung eine Commenthuren des Fohanniterordens, melche 1525 der Stadt Zürich übergeben worden , die ſolche durch einen Ammann verwalten laßt , der meiſtens aus dem großen Rath , und gerdhnlichermaßen alle rechs Jahre erwählet wird. Zu diefer Obervogtey gehdren noch die Dörfer Zollikon , ein Pfarrdorf , welches 1358 für vierhundert Mart Silber dazu gekauft worden, Gerliberg ein Pferrdorf , welches 1412 dazu gekommen iſt , Wytis fon , Zumikon , ein Pfarrborf, und Kreuz , ein Jou hanniterhaus.

15) Die Obervogrey Ehrlibach , auch am Züricherſee, von der vorigen eingeſchloſſen , iſt von . den Grafen von Habsburg an die Grafen von Toge genburg, von dieſen aber 1400 käuflich für vierhundert rheiniſdhe Gulden an die Stadt Zürich gekommen.

Ehe:

296

Die Eidgenoſſenſchaft.

Ehedeffen war in dem Pfarrdorf Lhrlibach eineProbele ften welde dem Stift Einſidlen geborete, weldes auch noch einige Gefälle dafelbft hat. Außer dieſem Dorf geldren 19 noch vier Bauernhofe zu dieſer Obervogter, 16) Die Obervogrey Meilen , auch am Züric cherſee , neben der vorhergehenden .

Sie iſt vor Ulters eine beſondere Herrſchaft geweſen, welche dem Stift und der Probſtev zu Zürich gehöret bat. Doch hatten auch die Edlen von Meilen zu Friedberg, (des ten Schloß auf einem Berge über Meilen geſtanden hat,) die niedern Gerichte daſelbſt, welche von ihnen an die Eda len Müller zu Zürich , von dieſen an die von Ebersperg, alsdenu an die von Uzingen , und von dieſen 410 käuflich) an die Stadt Zürich kamen , weldie auch 1424 der Proba

)

ſten zu Zürich ihren Antheil an Meilen für brenhundert Gulden abkaufte . und eine Obervogten daraus machte. Der Fleden Meilen in alten lateiniſchen 1!rkunden Megin. Janum , Meiulanum , Milanum , etc, wird in Ober- und Gieder · Meilen abgetheilet. Hier wådyſet ein ſehr guter Wein . 17 ) Die Obervogter Månnedorf, auch am Züricherſee, gleich neben der vorhergehenden, hat Zů: rich 1405 , für vierhundert rheiniſche Gulden , an fich gebracht.

Das Pfarrdorf dieſes Namens iſt ſehr

weitläuftig, und beſteht aus vier Theilen,welche find das obere Dorf, das untere Dorf , Allenberg und Bühlen.

18) Die Obervogtey Stefa oder Ståfen , an der Nordſeite des Züricherfees , iſt 1408 an Zürich für achttauſend rheiniſche Gulden gekommen . Die Pfarre Ståfen , welche in die obere und untere Wadje getheilet wird, enthält an viertanſend Perſonen. Deris kon iſt ein guter Flecken an der See.

Im Berg über dem

Zürich.

297

demſelben iſt ein Schwefelbad, welches das Wannen, Derweil ein Pfarrdorf. bad genannt wird. 19 ) Die Obervogtey Ebmaringen , welche nur aus einem Theil des Dorfes dieſes Namens beſteht. 3 Folgende dreyzehn

år!flere

land :

und Obervogteijen , in welchen die land. und Dbervogte wohnen , und ſolches Umt redis , neun bis zwölf, ja funfzehn Jahre lang verwalten. 1) Die Landvogtey Ryburg ; begreift den

1

größten Theil der alten Grafidhaft Kyburg, welche ihre eigene måchtige Grafen gehabt hat , die außer dieſer Grafſchaft, noch die Grafídiaften Lenzburg und Baden , das Land 21g ,

und die Landgrafſd )aften

Thurgau und Burgund, und die Grafſchaften Thun und Berthou , beſeſſen haben ; aber ſchon 1264 mit Grafen Hartmann dem åltern ausgeſtorben ſind. Hier auf fam die Grafſchaft Kyburg erblic ) an Grafen Rudolf von Habsburg, Grafen Hartmanns Schme: ſterſohn , und nachmaligen deutſchen König.

Von

ſeinen Nadikommen , den Herzogen zu Deſtreich, ward dieſe Grafſchaft 1384 oder 86 an die Grafen von Toga genburg , und hernach an die Grafen pon Bregenz verſeke, 1415 aber vom Kaiſer Eigmund , wegen Herzog Friedrichs Widerſeklichkeit,ans Reich genom : men , und 1424 der Stadt Zürich verpfändet, welche auch der Kunigunda von Montfort , gebornen von Toggenburg , ihre Anſprüche und Rechte an die Graf ſchaft abkaufte.

1442 übergab ſie zwar die Grafſchaft

an den Kaiſer Friedrich III für die ihr geleiſtete Hül fe : der Kaiſer aber gab ſie ihr 1452 für die ſeinen 25 Hülfs.

298

Die Eidgenoſſenſchaft.

Hůlfsvölkern vielfältig vorgeſtreckten Geldſummen wieder zurücf ; feit welcher Zeit ſie von einem Sand , vogt verwaltet wird , der alle ſechs Jahr abwechſelt. Indeſſen führet das öſtreichiſche Haus dieſe Grafſchaft noch im Titel. Sie begreift ſieben und vierzig ' Pfarren , und wird in ſechs Theile oder Aemter ab. getheilet, welche ſind der Obere, Jlnauer, Untere oder Tiedere, Embracher, Ennere u.d Deußere Theil oder Amr.

( 1) Kyburg , ein Bergſchloß , auf welchen der Landa BorAlters war es der Wohnſitz der bogt feinen Sitz hat. davon benannten Grafen. Es iſt 1079 jerſtdret, aber wies der hergeftellet worden. Von demſelben gehet eine lange Brüde in die Vorburg , welche aud) ein Fleden , ja ein Städtchen genennst wird, aus zidanzig bis dreyßig Håu . fern beſteht, und in ihrem Bezirk auch die niedern Gerichs te, Marktgerechtigkeit und unterſchiedene andere Freyheiten , aud) einen eigenen Schultheißen und Richter hat. ( 2 ) Pfeffiken , ein großer Marktflecken am Ausfluß des davon benannten Pfeffiterſees. Vor Alters gehörete er einem davon benannten edlen Geldledyt , nach deffen Abgang er an die von Landenberg , und endlich mit Ry, burg an die Stadt Zürid ) tam. (3 ) Altorff , oder Sehr- und Kügis - Altorff , ein Pfarrdorf , welches einen eigenen Weibel , und nebſt einis gen benachbarten Gemeinen , ein Gericht hat. (4) Baſſerſtorff , ein großes Pfarrdorf, weldes auch ſeinen eigenen Weibel und Gericht hat. (5) Kloten , ein Pfarrdorf , woſelbſt 1714 unterſchie dane rdmiſche Alterthümer gefunden worden . (6 ) Embrach , auch Embri , ehemalt Emmerach , ein großes Pfarrdorf, eine und eine viertel Stunde von der Zos , in einer fruchtbaren Ebene. Ehcdefien war hier ein Chorherrenſtift zu St. Peter und Paul, deſſen letrer Probſt daffelbe 1525 der Stadt Zürich freywillig abgetreten hat, welche feit der Zeit die dazu gehörigen niedern Gerichte zu. Lmbrad,

1

Zürich.

299

Lmbrach , Segi , Breite , Oberweil und Berg , durch ibren tandbogt zu Kimburg, die Gefälle aber durch einen eigenen Aintmann rorwalten läßt. welcher alle fechs Jahre aus ihrem großen Rath erwählet wird. Zwiſchen Embrach und Norbas liegt ein großer Tans nenwald , das hard , in welchem 1739 ein großer Sturms wind mehr als ein drittel der Dannen umgeſtürzet hat. (7 ) D& tlifon , ein Pfarrdorf auf der Höhe unten am Berge Grchel belegen. Die niedern Gerichte bieſelbſt vors waltet der Ammann zu Toß, weil ſie 1270,1299 und 1316 an das daſige Kloſter gekommen find. ( 8) TÖB , ein großes Pfarrdorf am Fluß gleicies Namens ,.bey welchem ehemals ein Dominicaner Ronnens kloſter geweſen iſt, deffen Einkünfte die Stadt Zürich jest durch einen Amtmaun verwalten läßt. (9) Lig , aud Elgdi, Elfóne, Helligau, Eilgow , lat. Elgovia , Sacer pagus & c . ein großer Fleden , irebſt einem dabey auf einem Hügel belegenen Schloß. Es iſt eine alte Herrſchaft, und , nach einiger Vorgeben, ehemals eine dem Reich unmittelbar untermorfene Freyherrſchaft , geideſeu . Sie ift, nachdeni fie viele Beſitzer nach einander gehabt hat, 1712 an Felir Berdmåller, aus der Stadt Zürich gebůra tig , Generalmajor in Dienften der vereinigten Niederlans de, verkauft worden , welcher fie zu einem 1715 von der Stadt Zürich beſtätigten Fidecominis reinen von Otto Weronåller abftaininenden Verwandten , und nach deren Abgange der Stadt Zürich vermadt, forſt- aber das Sdloß verbeffert und verſchönert hat. Der Fleden hat ſeinen eigenen Ratb ; es iſt hier aud) ein Gericht, welches aus tem Geridyrsherrn , dem Vogt und Sratthalter, und noch feche von dem Geridtsherrn eruannten Richtern beſteht,und von welchem an den kleinen Rath zu Zürich appelliret wird. Zu der Herrſchaft gehören außer dein Flecken , unterſchiedene Bauerhofe. ( 10 ) Breiten : Tandenberg , ein Schloß über dem Dorfe Curbenthal , gehöret der alten adelichen Familie von Landenberg , deren ehemalige Soldfer , Alten Lans denberg ,und soben:Landenberg , zerftdret ſind , und weldbe

300

Die Eidgenoſſenſchaft.

1 welche ehedeffen noch über breyßig andere Schloffer und Herrlichkeiten beſeſſen hat, ( 11 ) In dem ſogenannten äußern Amt der Grafſchaft Kyburg , welches am Rhein liegt, iſt das Amt Uhwieſen , in welcher ich das Dorf Feuerthalen , vor der Brüde, welde in die Stadt Schafbauſen über den Rhein geht, bemerke. 2) Die Landvogtey Regensberg oder Teus Regensberg, hat vor Alters den ſchon -oben erwähn ten Freyherren von Regensberg zugehöret , und iſt im vierzehnten Jahrhundert an das Haus Deſtreich ge kommen. 1405 begaben ſich die Regensberger ins Bürgerrecht mit Zürich.

1409 verpfändete Herzog

Friedrich die ganze Herrſchaft nebſt Bülach an die Stadt Zürich für ſiebentauſend Gulden, und die Stadt machte 1427 eine Landvogtey daraus. darinnen

Ich bemerke

(1) Regensberg , bin Städtchen und Schloß, auf eie nem hohen Vorhügel des fågerberges belegen. 14.43 ward es von den Eidgenoſſen eingeſchirt. 1540 brannte es abermals faſt ganz ab , ward aber von neuem angebanet , und 1687 mit einer Mauer umgeben , und ets was befeſtiget. (2) Die Pfarrdörfer Bachs, Buchs, Dielſtorf, u. a. m. 3) Die Landvogrey Egliſau, liegt am Rhein, welcher faſt mitten durch dieſelbe fließt. Ebemals gehörte Oas Stådtchen und Schloß Egliſau , nebſt den niedern Gerichten über die Dörfer Raf3, Wyi, Kůntwangen und Waſterkingen i den Grafen von Tengen , welchen fie die Stadt Zürich 1455 ab. kaufte ,

1460 den Freyherren von Gradner wieder:

käuflid) überließ , 1496 aber wieder einlöſete, und eine Obervogten daraus machte, auch 165ı die Hoheit und das

Zürich.

301

das Beleit und Forſtrecht über die oben genannten Dörfer, nebſt einigen Zehenden und Grundzinſen von den Grafen von Sulz erkaufte , und die zu der Grafo ſchaft Knburg gehörig geweſenen Dörfer Õlarsfelden 1666 , und Toßriedern 1694 daju ſdilug, und eine Sandvogter daraus machte. Alle ſechs Jahr wird ein neuer Sandvogt hieher geſeket. Die Sandvogter iſt an Getraide und Wein ganz fruchtbar. Das Siådden Eglifau , liegt an der Nordſeite des Rheing , und gegen demſelben über an der Südſeite des Fluffes , ſteht das Schloß , auf welchem der Landvogt wohnet , zwiſchen berden aber iſt eine lange bedecie Brůs de. Auf benden Seiten des Fluffes geboren noch unter : (chiedene Häuſer außer den Stadthoren zu dem Stinedien und deſſelben Bürgerſdaft , als , auf der Stadtdiens Seite , die Steig , Burg , Oberried , Wyler , Erg, Sandhalden , Graben und Rein , und auf des Schloſſes Seite, Seglingen. 4) Die Gerichtsherrlichkeit Flaad ), begreift den kleinern Theil des unten bey der Landvogter Une delfingen angeführten großen Pfarrdorfes flaad ), welches die Stadt Zürid ) 1694 den Rinken volt Wildberg abgekauft hat. Der Gerichtsherr verwal. tet die niedern Gerichte , die hohen Gerichte aber wer. den theils durch den Zandvogt von Andelfingen , theils durd , den von Kyburg verwaltet.

5 ) Die Obervogtey Lauffen , liegt am Rhein , gegen Schafhauſer über. Sie iſt eine alte Herrſchaft, welde einer davon benannten adelichen Familie zuge. höret hat ,

von der ſie nach einander an die von

Urzach , von Staad , von Teuffen , und endlich an die von Fulach gekommen iſt, welche ſie 1544 an die Stadt

Die Eidgenoſſenſchaft.

302

StadtZürich für ſieben tauſend und zweyhundert Gula Den verkaufet haben.

Das Schloß Lauffen , liegt

eine kleine Stunde unter Schafhauſen auf einem Fel. fen am Rhein , welcher in hieſiger Gegend über fteile Felfen vierzig Ellen tief herab fällt, und auf einen zire felrunden Regenbogen ſteht. Oberhalb dieſes Orts Lauffen , iſt noch ein anderer Ort gleiches Namens neben Schafhauſen , ſonſt auch der Lachen genannt, woſelbſt der Rhein zwiſchen Felſen läuft ,

und die

Schifffahrt verhindert : zwiſcheri benden Lauffen aber fließt er ganz ſanft. Die wegen beyder flimmen Stellen ausgeladenen Waaren , werden unter dem Waſ ſerfall, bey dem kleinen Schloſſe Währt, wieder ein . geladen.

Zu dieſer Obervogten gehören die Pfarr.

dörfer Benken , Uhwieſen und Feuerthalen ; das legte liegt gegen Schafhauſen über , und iſt mit dieſer Stadt durd , eine Hölzerne Brücke verbunden . »

1

6) Die Landvogtey Andelfingen , liegt am Fluf Thur. Die HerrſchaftUndelfingen iſt ehemals ein Stück der Grafſchaft Kyburg geweſen , und hat mit derſelben einerley Herren gehabt : allein , Kaiſer Albrechts 1 Söhne , Älbrecht und Leopold , Herzoge zu Deſtreich , ſonderten ſie von der Grafſchaft ab, und verpfändeten ſie den Edlen von Hohen - Sandenberg , weldie ſie auch bis auf Kaiſer Sigmunds Zeiten be. faßen. Dieſer bewilligte der Stadt Zürich , gegen eine Summe Geldes , das Schloß und den Flecken Andelfingen , nebſt dem Dorf Obingen , mit den hohen und niedern Gerichten , um den Pfandſchilling an ſich zu löſen , welches auch 1434 ( und nicht erſt 1437) geſchehen. Zürich) legte zu derſelben auch den größten Theil des Dorfes Flaach, nebſt dem daſigen Schloß

1

Zürich.

303

Schloß , und das jenſeits des Rheins in der Hoheit der Sandgrafſchaft Nellenburg gelegene Dorf Dorflin . gen ; ſo, daß fich jeật vier beſondere Gerichtsorter in der Landvogten befinden , nåmlich Andelfingen , Ofingen , Flaach) und Dorflingen : am dritten Drt aber werden die niedern Gerid ,te durch einen bez ſondern Gerichtsherrn verwaltet. Bis 1482 iſt ſie durch Obervogte , welche in Zürich ihren Sih hatten , nachher aber von landvögten , welche zu Andelfingen wohnhaft ſind , und alle fechs Jahre abwechſeln, vera waltet worden. Der Marktfleden Andelfingen , liegt auf einer Röhe an der Thur , über welde hier eine bedectre Brüde geht, und ein Zoll erleget wird. Im hieſigen Schloß kat der Landvogt ſeine Wohnung. Die Stadt Sdafhauſen, wels dhe auch die hieſige Pfarre vergiebt, bat hier, zur Hebung geriſſer Gefälle in hieſiger Gegend, einen Ammanul. 1476 Titte der Ort ſtarken Brandſchaden . 1 Von dem Pfarrdorf Slaach , nahe bey welchem die Zhur fid ) mit dem Rhein vereiniget , hat das Slaachthal, den Namen, welches ſich von Andelfingen bis an den Pfein erftredet , und zwiſchen dem Berge frgel und Fluß Thur liegt. Es iſt an Wein und anderu Gewichſen gar fruchtbar. Die Herrſchaften Wolflingen und Buch am Irgel, in der Srafſd )aft Kyburg, hat Zürich erſt 1761 gekauft, und dicjer Pandoogtey einverleibet. 7 ) Die Obervogtey Altikont , foll vor dieſem einer davon benannten freiherrlichen Familie gehöret haben . Nachdem ſie unterſchiedene Beſiger gehabt, hat die Stadt Zürich ſie 1696 an ſich gezogen und et's kauft, welche alle funfzehn Jahr einen Obervogt das kin

304

Die Eidgenoſſenſchaft.

hin feket ." Altikon unweit der Thur.

iſt ein Schloß und Pfarrdorf

8 ) Die Obervogrey Segi , unweit Winterthur, iſt eine Herrſchaft , welche vor Alters eigene davon benannte Edelleute gehabt hat , nach deren Abgang ſie an die von Landenberg , hernach aber durch Hei. rath an die von Halweil gekommen iſt, welche ſie 1587 für 27000 Gulden an die Stadt Winterthur verkauft haben : allein die Stadt Zürich hat ſie an ſich genom . men , und ſeket alle neun Jahre einen Dbervogt da: hin.

Segi iſt ein Dorf und Schloß.

Es gehören

auch die Gerichte des Pfarrdorfes Wiejendangen und zu Hunderfdweil, und von einigen anderen Hd fen , dazu . 9 ) Die Landvogrey Greifenſee , liegt um den See gleiches Namens her , welcher auf fünftaus fend Schritte lang , über zweytauſend breit, und ziem Sie iſt eine alte Herrſchaft , wele lich fiſchreich iſt. che den Grafen von Rapperſchweil zuſtåndig geweſen fenn foll ; es iſt auch eine davon benannte abeliche Fa. milie daſelbſt geweſen. Im dreyzehnten Jahrhundert kam ſie an die von Landenberg , von welcher ſich eine Ulrich , aus dieſem Geſchlecht, Linie davon benannte. verkaufte fie 1370 an die Grafen von Toggenburg , Graf Friedrich aber 1402 an die Stadt Zürich , welche ihr alle fechs Jahre einen neuen Sandvogt vorſeket. Id bemerke ( 1 ) Greiffenfee, ein Städtchen und Schloß, am See gleidhes Namens. Bende wurden 1444 von den Eidges noffen eingeåſchert. ( 2) Die Pfarroorfer lifter , Mauer , Fellanden und Schwerzenbach , und die mitten in der Grafraaft Rys burg

Zürich.

905

burg belegenen kleinen Dörfer Sutiken , VTeubrunn, halb Schalchen und Tobcg . 10) Die Landvogrey Grüningen , iſt eine Herrſchaft, welche über fünf Stunden lang , und drey Stunden breit iſt, und ehemals den Grafen von Rapperſchweil gehöret hat , und hernach an das Stift St. Gallen gekommen iſt, von welchem ſie im Anfang des dreyzehnten Jahrhunderts den Freyherrn von Res gensberg zu lehen gegeben , hernach aber an Walther von Elg verpfändet worden iſt, der dieſes Pfand dem König Rudolph I abgetreten , dieſer aber den Abt ge. nöthiget fat, ihm die Herrſchaft 1273 erblehnsweiſe Seine Nachkommen haben ſie beſeffen , zu verkaufen. endlich aber an die von landenberg zu Greiffenſee, und hernach an die Geßler verpfändet , welche ſie 1408 an Alle rechs Jahre die Stadt Zürich verkaufet haben. Sie begreift wird ein neuer Sandvogt dahin gelegt. ( 1 ) Griiningen , ein Städtchen und Schloß, weldes lette der Wohnſitz des Landvogts ift. 1551 brannte es ab. Der ehemalige Thurm aſpermont , welcher den Edlen dieſes Naineng gehidret hat, iſt 1590 abgebrochen worden . ( 2) Bubilen oder Bubikon , ein Pfarrdorf, nahe ben welchem das ſogenannte Ritterhaus liegt, welches Graf Diethelm von Toggenburg 1205 geſtiftet, und dem Joban : niterorben übergeben bat , dem es noch zugehdret, irelcher es aber durch einen Bürger der Stadt Zürich berwalten laſſen muß. Zu dieſer Commenthuren gehören uebft vielen Gütern , Zchenden , Lebeu und Grundzinſen , auch der Kirchenfag zu Wald , zu Bubiken und in veil , Bernid , Riegweil , im Grút , und auf einigen andern Beuerhöfen , nebſt der niedern Gerichtsbarkeit an allen dieſen Dertern , den erſten quegenommen . 4 Zb. su ,

( 3) Xe

306

nſchaft .

Die Eidgenoſſe

(3) Kúthi, ein Pfarrdorf , in weldem ein Klofier geweſen iſt, deſſen Einkünfte von einem beſondern Amts main gehoben werden. ( 4) Greiffenberg , ein zerftortes Bergſchloß , zu wels dern die niedern Gerichte an unterſchiedenen Orten in der Herſchaft Grüningen gebdren , welche Gerichtsherrlichkeit die edlen Meifen und Schmieden befitsen : audy gehören una terſchiedene Dörfer in der Grafſchaft Kyburg dazu. (5) Die Gerichtsherrlichkeiten Wegilon , weldes ein Schloß und Pfarriorf iſt , und Kempen . ( 6 ) Die Pfarrdörfer manch : Altorf, Båretſchweil, Důrnten , egg , Sifchenthal, Goſſau, Sinweil, soms brechtiton , Wald. 11 ) Die Landvogtey wadenſchweil oder Weriſdweil , liegt am Züricherſee. Die alte Herrſchaft þat ehemals die davon benannten Freyherren zu Beſikern gehabt , nach deren Abgang ſie , wie es fdeint, an die von Rinkenberg gelanger, hernach aber dem Johanniterorden verkauft , und zu einer Com . menthurey gemachet worden iſt. Der Commenthur Herbagen von Rechberg , errichtete 1342 für ſich und die Einwohner der Herrſchaft ein emiges Bürgerrecht mit der Stadt Zürid ), welches 1377 erneuert wurde. 1549 verkaufte ſie der Orden der Stadt Zürich völlig für zwanzig tauſend Gulben. Sie hat den Namen von dem Schloſſe und Flecken Wadenſchweil. Es gehören die Pfarrdörfer Richtenſchweil, Schons berg und jenſeits des Sees , lletikon , dazu . Der {andvogt regieret und verwaltet auch den Ort Kurs doil , welcher auf einer in dem Züricherſee gegen Rap. perſchweil über hineingehenden Sandſpiße liegt, und aus Er iſt einigen Häufern und einer Kapelle beſteht. 1712 im Arauer Frieden Den Städten Zürich und Bern

Zürich.

307

Bern nebſt einem Diſtrict von dreytauſend Schuhen , überlaſſen worden . 12) Die Landvogrey Knonau, oder das freye Amt, liegt zwiſdien dem Fluß Rüß und Berg Aibis ; dieſer Berg nimmt auch in derſelben, an der Grånje des Zuger Gebietes , bey der Brücke , welche über den Fluß Sil bey dem ſogenannten Babenwaag geht, feinen Anfang , erſtrecket fich dem Silwalde nad) auf fünf Stunden bis an das Dorf Albisrieden , welches etwan eine Stimde von Zürid) liegt. Er þat auf ben . den Seiten viele Waldung , und inſonderheit an der Abendſeite gute Weide.

Auf demſelben ſind zwen weit

ausſehende fjochwachten, auf dem ſogenannten Schna belberge und Uetliberge. Das Schloß und Pfarrdorf Kuionali , iſt eine alte' Herrſchaft , die ehemals den Meyern von Knonau zugehöret hat, welchen ſie die Stadt Zürich 1512 abgefauft hat. Das frevje Amt ſelbſt, war ehedéſſen unter zwen fremherrliche Geſchlecha rer vertheilet , nåmlich unter die von Schnabelberg und Schwarzenburg, von welchen es 1185 an die Frey . Herren von Eſchenbach fiel. Als dieſer Stamm 1308, wegen ſeines Antheils an der Ermordung Kaiſer Ale brechts I , vertilget wurde, kam es an das Haus Deſto reidi: 141 ; aber übergab es Kaiſer Sigismund der Stadt Zürich auf ewig ; und ſeit der Zeit wird.es von einem Landvogt regieret , der alle fechs Jahr dahin geſeget wird. Das ehemalige Ciſtercienſer Mönchen : kloſter , Cappel , iſt nun ein Amthaus ,und bey dem. felben eine Pfarrkirche. . Hier fiel 1531

zwiſchen den

Züridyern und katholiſchen Orten, eine Schlacht vor , in welcher jene verloren, und auch Zwingli umkam. Nicht weit vom Pfarrborfe Augſt, liegt das Wengi. u Bad .

308

Die Eidgenoſſenſchaft,

Noch gehören hieher die Pfarrdörfer Afhols Bad. teren , niet menſtetten , bedingen , suſen, Miaſchwanden , Ortenbach , Rifferſchweil , ein Theil von Langnau , und das katholiſche Pfarr, dorf Steinhauſen , an welchem der Stand Zug An , theil hat.

In die Kirde zu Ottenbach) iſt das kleine

Dorf 17ieder -Lunneren eingepfarret, bey welchem !

man 1941 viele merknürdige römiſche Alterthümer ges funden hat. Allein Anſehen nach fat auch bey Maſchwanden und Sunneren eheboſſen eine Stade geſtanden. 13 ) Die Landvogrey Saç oder Forſteck, liegt im Rheinthal . Von dieſer alten Herrſchaft hat ebe mais ein frevherrlid ;es Geſchlecht den Namen gefüh . ret, welches 1633 ausgeſtorben iſt ; die Herrſchaft aber ſchon 1615 an die Stadt Zürich für hundert funfzelin tauſend Gulden verfauſt hat , von welcher ſie zu einer Sandvogte gemacht worden , die alle neun Jahre von neuem beſeßt wird. Das Sdiloß Sa: oder Sobens Sar, iſi 1405 zerſtöret.

Zwiſchen demſelben und dem

Rhein, liegt das Pfarrdorf Saf. Das Schloß Forſts eck liegt auf einem fünf und dreißig Schuhe hohen Das Felien , und iſt der Siß des Santvegtes.

Sdiloß Friſdenberg , iſt 1405 zerſtöret. Sales, der Hauptflecken dieſer Zandvogter, liegt am Rhein. III Das ſogenannte Keller Aint , welches an der Reuß liegt , und zu feiner Klaſſe der vorherge. henden Obervogteven gelöret , aber doch , und zwar allein , imter der holen landesobrigkeit der Stadt Zü. rid, fizht, wird , meiner Meinung nach , fier am bejten abgehandelt. Es hat ehebeſſen zu dem foges nannten

Zürich.

309

1 nannten Frenamt gehöret , iſt aber von dem Hauſe Deſtreich der Stadt Bremgarten vèrpfändet worden , Als Kaiſer Sigmund 1415 diefe Stadt an die Stadt Zůrid) verpfändete , bewilligte er auch , daß ſie alles dasjenige , was von dem gleichfalls von ihm an ſie übergebenen Freyamt verfeket ſer , einldien moge : allein , die Stadt Bremgarten ſchickte 1419 eine Ges fardſchaft nach Zürich , und bat die Stadt , ſich der Wiedereinlöſung des Kelleramtes zu begeben.

Zürich

willfahrete ihr darinn, jedoch mit Vorbehalt der Hohen Gerichte und des Blutbannes. Es entſtund zwar ein

Streit wegen der Appellation , er wurde aber 1429 durch die übrigen ſieben alten eidgenoßiſchen Drte benz geleget, und verglichen , daß die Appellation von den bremgartiſdien niedern Gerid ,ren im Keller - Amt, zuerſt nach Bremgarten , und von dannen weiter nach Zürich gehen ſollte; und auf dieſe Weiſe wird es auch noch gebatten .

Das Amt wird in das obere und untere abgetheilet; in jenem iſt der jedesmalige nicht regierende Schultheis zu Brèmgarten, Obervogt , in

diefem aber iſt es ein anderer aus dem kleinen Rath dieſer Stadt. Die Stadt Zürid ) låßt ihre vorbes haltenen Rechte theils durch den landvogt zu Knonau , theils durch zwen aus ihrem kleinen Rath verordnete Obervogte des Keller - Amtes , beforgen . Die vor nehmſten dahin gehörigen Dörfer find : Ober:Bers ken , zúffikon mit einer Pfarrkirche , Oberweil mit einer Pfarrkirche, Lunkhofen , welches in das obere und niedere eingetheilet wird , mit einer Pfarr. kirche , uno Jonen.

IV Unitet

310

Die Eidgenoſſenſchaft.

IV Unter der Oberherrlichkeit von Zü rich ſtehen folgende zwer frere Stadte.

1

I Stein am Khein , eine Stadt am Ausfluß des . Rheins aus dem Zellerfee , auf der ſchwäbil:hen Seite bes legen . Ueber den Rhein führet hier eine Brücke. Dieſen Drt bar Burkhard II , Herzog in Schwaben , im Jahr 966 bemauern laffen , und mit unterſchiedenen Gered )tigkeiten berfehen . Das Benevictinerkloſter , welches deffelben Ges mahlinn auf Hohentwiel ſtiftete, wurde 1005 in dieſe Stadt verlegt , und bis zur Zeit der Kirchenverbeſſerung von eis nem Ubt regieret. 1267 kam die Stadt aus den Händen der ſchwäbiſchen Berzoge an die Freyherren von Hohenklints gen , welche lange vorher das noch oberhalb derſelben ſtes hende alte feſte Schloß dieſes Namens erbanet hatten . Dieſe verkauften 1433 Stadt und Schloß fainmt allem Zus gehðr an die vou Klingenberg, von welchen ſich aber die Bürgerſchaft 1457 loskaufte , und nicht lange hernach mit Zürich und Schafhauſen in ein Bündniß trat, end ich aber ſich 1484 unter den Schuß der Stadt Zürich'begav, jedoch fich ihre Frenheiten und Gerechtigkeiten vorbehielt : in wels chem Zuſtande ſie biß auf den heutigen Tag iſt . Zur Zeit der Kirchenverbefferung ward auch dieſe Stadt ſammt den meiſten Conventualen des Kloſters evangeliſch , welches Kloſter die Stadt Zürich übernahm , und 1524 mit einem Amtmann verfah . Die Stadt hat die boben und niedern Gerichte , und wird von Bürgermeiſter umd Rat regies ret. Sie beſetzet ihr Regiment aus ihrem eigenen Mittel, außer daß die Stadt Zürich einen Schultheißen und ſeia uen Weibel, itdod) aus den Bürgern der Stadt Stein , erwähler, Das vorhin genannte Schloß Hohenllingen, iſt zu eis ner Hochwadot verordnet worden , und wird im Namen der Stadt von einem ſo genannten Burgs imd Klingen -Vogt bewohnet. An der andern Seite des Rheins der Stadt gegett

über , liegt die Pfarrkirche Burg auf einer Höhe, und ges höret der Stadt Stein. Einige meynen , daß auf dieſem Plake

Zürich.

3!

Plaße das Schloß der ehemaligen celtiſchen Stadt Gauno. durum geſtanden habe, welche ſich von dannen bis zu dem Dorfe Eſchenz erſtredet haben ſoll. Sonſt gehören der Stadt , außer dem Dorf Seniniss hofen , zuen chone Gerichtsherrlichkeiten und Obervogs teneri , nåmlich Kamſen, in der Landgrafſchaft Nellenburg, und Wangenhauſen in der fandgraiſchaft Thurgau, nebſt der Jagdgerechtigkeit dieffeite und jenſeite des Roeing. 2 Winterthur, eine kleine Stadt in der Grafſchaft inburg , an der Eulad ) , in ciner fruchtbaren und anmas thigen Ebene, 1780 ' hatte hier D. 3icgler eine Vitriols Manufactur. Por Alters hat es Grafen von Winterthur gegeben , nach deren Ubgang die Stadt an die Grafen von Kyburg gekrmmen , und von dieſen bemauert , und zuin Sitz des Landgerichts der Landgraffchaft Thurgau gemacht worden iſt. Graf Hartulann übergab ſie 1244 dem Biba thum Strasburg , und empfieng ſie wieder von demſelben zu lebu , noch vor ſeinem 1264 erfolgten Tode aber übera gab er ſie ſeinem Vetter Grafen Rudolph von Habsburg, nachmaligem deutſchen Könige , welcher fic von neuem bes mauern ließ . Von der Zeit an hielt ſie es treulich mit dem oftreichiſchen Hauſe , dein ſie ſich auch 1442 freywillig wies der unterwarf , obgleich Kaifir Sigmund fie 1415 ans Reid) gezogen hatte, 1467 wurde ſie vom Erzherzog Sigs mund der Stadt Zürich für zehntauſend Gulden verpfans det , und 1477 ihr odlig iiberlaſſen , den Bürgern aber wurs den ihre Frenheiten vorbebalten . Und von dieſer Zeit an har Winterthur die Stadt Zürich für ihre hohe Landesobrigo keit erkannt. Sie hat aber ihr eigenes Policeyrecht und Stadtregiment. Von dem Stadtgericht fann man an den Ratb , und in Sachen , welche die Bürger betreffen, nicht weiter appelliren . Wenn aber eine Parthen fremd iſt , kann man von dem hieſigen Kath an den Rath zu Zürich appelliren. Dieſe Stadt hålt hier einen Amtmann, welder aber mit der Stadt nichts zu fdhaffen hat , außer daß er jährlich am St. Albanstage der Huldigung beymoha net , welche die Bürgerſchaft der Stadt Zürich leiſtet, aud die Gefälle vou dein ehemaligen Klofter auf dem Seiligens berge, U 4

Die Eidgenoſſenſchaft.

312

berge, und gewiſſeZebenden hebet. Ju Kriegebzeiten über: låſt Winterthur dieſer Stadt zwerbundet Mann von ihren Bürgeru und Angehårigen, um unter ihren eigenen Fahnen derſelben zu dienen . 1313 brannte der obere Theil der Stadt ab. In derſelben ſind zwey Geſuno båder das Ldhrli : und Gold-Bad genannt. Der Stadt gehöret das Schloß und Pfarrdorf Sett lingen mit hoher Herrlich feit,und das Schloß und Pfarrs dorf Pfungen , der Fleden Ober - Winterthur , das Schloß Migrípurg , (alle drev in der Grafſchaft Kyburg gelegen , ) uno das Schloß Wyden mir den niedern Gee richten. Auf dem Limberg , unweit der Stadt , fiud 1709 in einem Grabe unterſchicdene merkwürdige Alterthümer ges funden wordin. Anmerkung . Die unterthonen, welche die Stadt Zürich mit andern Cantonen gemeinſchaftlich beſikt, und ibre Vogtepen -in der fandgrafſchaft Ihurgau, werden weiter unten vorkommen .

2 Stadt und Ort Bern . 8. 1. Von dieſem Canton hat Thomas Scherf, Med. Doct. eine ſehr große Sandcharte gezeichnet, welche 1578 in Kupfer geftodien , und 1672 von 21. brecht Meyern aufs nevie herausgegeben worden . Eine andere hat Joſepa Piep 1638 ans licht geſteller, eine andere ålbrecht Zollinger gezeichnet , und noch " eine andere I.

1. Stocklin in Geſtalt eines Båren zu .

Baſel herausgegeben . Die Charte , welche die Ho. nranniſchen Erben 1766 ans licht geſtellet haben , iſt ziemlich gut , doch ſind viele Namen unrichtig. §. 2. Er grånzet gegen Oſten an die Cantone liri, Unterwalden und Lucern , an das Stift Engelberg, die freyen Yemter und Grafſchaft Baden : gegen Norden an die öftreichiſd;en Waldſtädte, und an die Cantone Baſel

1

Berli.

313

Baſel und Solothurn ; gegen Weſten auch an den Canton Solothurn , an das Bieler Gebiet, Fürſten , thum Neuenburg , die franzöſiſche Graffd ;aft Burs gund , und Landſchaft Ger , gegen Süden auf dem

1

halben Genferſee an das Herzogthum Savonen , und Sonſt ſchließt er beyntahe den an das Land Wallis . gangen Canton Freyburg ein .

Er iſt in der größten

Uusdehnung an ſechzig Stunden lang ,

und dreyßig

Stunden breit, macht beynahe ein Drittel der geſamm . ten eidgenoßiſchen Lande aus , und iſt alſo unter allen Cantonen der größte , beſtehet aber faſt zum einen Drittel aus Alpen und Bergen , die zum Theil völlig unbewohnt und wüſte ſind. § . 3. Scheuchzer nennet ihn in Anſehung ſeiner Weite, Geſtalt und Fruchtbarkeit , das föſtlichſte Kleinod der ganzen Schweiz. Feld- und Baum

Das flache Sand hat

Früchte im Ueberfluß : auf den hoe

hen Gebirgen ſind vortreffliche Alpen und Vielweiden, und alſo hat man daſelbſt allerhand Vieh in Menge, und einen Ueberfluß an Milch , Butter und Kåſe. Die ſchönſten und fruchtbarſten Gegenden ſind , die Waat , und die am Bieler : Neuenburger- und Gen fer See belegenen Jánde,woſelbſt nicht nur die herrlichſte Frucht , ſondern auch vortrefflicher Wein mådyfet. Der weiße Thon , den man eine Stunde von der Stadt Bern gegen Pumpelj findet", die rothe und weiße Erde ben dem

Neuenhauſe , dię rothe und

ſchwärzliche Erdeben Erlach am Bielerſee, die blaue und weiße Erde ben Ifferten , und der blaue Thon, welcher etwa eine Stunde von Granfon gefunden wird, werden zu Geſchirren angewendet.

Man har Monte

milch , infonderheit beyni Weifenburger Bade, ſchönen น 5 weiß.

314

Die Eidgenoſſenſchaft.

weißblaulichten Sandſtein , von welchem zu Bern die Gebäude aufgeführet werden , und deſſen beſter Bruch zu Oſternrúndigen iſt, Gips , Kriſtall , davon in der Landſchaft Haßli

ein beroundernswürdiger Vorrath

gefunden worden , ergiebige Salzquellen in der Waat, Steinkohlen , Schwefelfieſe, Eiſenerze, Kupfer. und Blen Erze , und in denſelben Silber ; und aus der größern Emmatwäſcht man etwas Gold , dergleichen aud die dar mit fidy führet. Heilſame Båder, fino håufig vorhanden. In den obern tanden dieſes Can. tons, find viele Gletſcher , weldje in einer Strecke von wenigſtens vierzig Stunden , von Oſten nach Weſten , und in der hohen Kette beſchinenter Berge liegen , wel. die zwiſdien dieſem Canton und dem Walliſerlande die Gränze ausmachen . Die Aar oder Aren iſt der größte Fluß des Cantons , S. 250 beſchrieben worden.

deſſen Urſprung oben Er geht durch den

Brie:szer: und Thuner-See, nimmt die vereinigten

1 Flüſſe Sanen und Senfen , die größere Emmat oder Emmen , die Wigger , Na, Küß und Lims mar auf, und ergießt ſich ben Coblenz in den Rhein. Die Randel oder Zander iſt ein ungeſtümes Berg. waſſer ,

welches feinen Urſprung

in

einem kleinen

Thal in Gaſtern genannt , dren Stunden hinter Kan. berſtåg hat , ben dieſem Dorfe den Bach Alip , bey dem Dorf Kanderbrück das ungeſtüme Waldwaſſer Engſtligen , hernach aber die Simmen aufnimmt, und nun durch einen neuen dreytauſend Schuhe langen Kanat, zu deſſen Behuf eine Höhe von hundert zwen und funfzig Schuhen abgetragen worden , in den Thu nerſee geht , da ſie ſonſt in die Aren gieng, und durch ihre

Bern .

315

ihre Ueberſchwemmungen großen Schaden im Fruti gerthal anrichtete. Unter den Sandſeen iſt der großentheils hieher gem hörige Genferſee , der vornehmſte , von welchem

Anton Chopy eine Charte gezeichnet hat. Bey alten Schriftſtellern wird er Lacus Lemanus oder Le. mannus , in der antoniniſchen Reiſebeſchreibung Laq fonium oder Laufinium , und in der peutingeriſchen Tafel Loſanete genennet.

Heutiges Tages nennet

man entweder den ganzen See, den Genferſee, oder man ſchrånfet dieſen Namen auf den gegen Abend bes legenen Theil deſſelben ein , und nennet den Theil gee gen Morgen ., den Lauſannerfee. Noch andere nennen den öſtlichen Theil deſſelben von Villeneuve 1 bis Promenton und Nerni , den großen See, und ben weſtlichen Theil von Nerni bis Genf, den kleic nen See. Seine Geſtalt iſt in vielen Jandcharten nicht recht abgebildet : denn er erſtrecket fich mehr gee gen Mitternacht , und weniger gegen Morgen , als in felbigen vorgeſtellet iſt , und ſeine Geſtalt gleicht eini. germaßen einem zunehmenden Monde , deſſen zwer Enden abgeſtumpfet ſind, und davon eines inwendig einen großen runden Lusſchnitt hat. Seine Länge, wenn man ſie dem Ufer nac, durd) die Waat von Vil. leneuve bis Genf berechnet , wird auf achtzehn Stun . Den , am gegenſeitigen Ufer aber etwas weniger , und . , ' bie größte Breite auf drev bis vier Stunden gerecha net , an beyden Enden aber nimmt ſie nach und nach ab.

Genauer beſtimmt, beträgt ſeine Länge von Genf bis Villeneuve in gerader { inie 33670 Coifen , und ſeine größte Breite 7500 Coiſen. Seine Tiefe iſt

auch unterſchieben ; die größte iſt nach Savoyen zu ,

316

nſchaft .

Die Eidgenoſſe

2 wo ſie über zwey bis vierhundert Klaftern , in dem ſo genannten kleinen See aber nur etwa vierzig Klaftern betragen ſoll.

Das Steigen und Falfen des Waſſers, macht einen Unterſcheid der Höhe von fünf bis ſechs

Fuß , und wird durch das vom Gebirge herabfom . mende Waſſer verurſadyt. Gegen Mittag unweit Bouveret, ftürzet ſich der Fluß Khodan oder Rbos ne; mit großer Heftigkeit in denſelben , führet viel Sand mit ſich , und fømmt zu Genf wieder heraus : es iſt aber falſch , wenn von alten und neuen Schrift. ſtellern vorgegeben wird , daß er über das Waſſer der See hinfließe, ohne ſich mit demſelben zu vermiſchen : Denn ob man gleich rein gráuliches Waſſer ungefähr eine halbe Stunde Weges von dem Waſſer der See unterſcheiden kann , ſo kann man es doch hernach we. der an der Bewegung noch Farbe mehr erfennen , ſon . dern es iſt im See alles ſtille und einfarbig. Die kleineren Flüſſe und Bäche , welche ſich von der helve tiſchen Seite in ihn ergießen , übergehe ich , und merke nur noch an , daß er des Sommers ſtark anwachſe, weil er alsdann aus den Gebirgen großen Zufluß von aufgeldſetem Eis und Sdinee hat , und daß er ſehr fiſchreich fen , inſonderheit aber ſehr große Forellen habe , die zuweilen vierzig bis fünfzig Pfund ſchwer gefangen werden ; es werden auch die darinn befindli. chen Fiſcharten Perſich und Ferrat, für ſehr gut und ſchmackhaft gehalten . Teuenburger , und Der Bielers see, gehören auch zum Theil hieher. Die Ge. meinſchaft zwiſchen dem Genferz und neuenburs geressee , welche die Xanbcharten angeben , iſt nur in fo fern wahr , daß der Bach Nozon , welcher zu Romain Mociers entſpringt, ſich bey der Brücke zu Pom.

4

}

Bern.

317

Pompaple theilet , und mit einem Urm in die Venoge und in den Genferſee , mit dem andern aber in die Drbe und in den Neuenburger See geht.

Er iſt aber

ein geringes und nichtsbedeutendes Waſſer , welches nicht anders , als durch eine Reiße von Schleuſen , Der Bielerſee Schiffbar gemacht werden könnte . wird aud) der Diydauerſee, ſonſt aber auf lateiniſch lacus biennenfis , bipennenfis und biellenfis genen . net , iſt vom Einfluß der Ziel unweit der St. Johan . nis Inful , bis zu derſelben Ausfluß bey Nydau, dreny und eine halbe Stunde lang , und von ligers gerade

!

hinüber eine Stunde breit , gar fifchreich , infonder. heit an ſo genannten Heurlingen , kimmt außer der Ziel ,

auch den Süßfluß und Tannbach auf ,

hat

fruchtbare Ufer , vornehmlich an Weinwachſe , und faſt in ſeiner Mitte ſind zwen kleine Inſeln, von wels chen die größte St. Peter Heißet , und einen luftigen Wald , auch Wein und Wieſen hat. Die vornehm . ften übrigen (anoreen ſind , der Hurters Thuners Brienzer- und Salwyler:See. Daßfaſt ein Drittel des Cantons aus Bergen beſtehe , iſt oben (S.2.) ſchon bemerkt worden . Der höchſten Berge , welche es in diefem Canton giebt , wird hernach gelegentlich ge. dacht werden : Hier will ich nur anführen, daß an der ganzen Welt- und nordweſtlichen Seite des Cantons, das Gebirge Jurat oder Jura , lateiniſch Juraſſus, aufDeutſch Leberberg , belegen fen , welches Helves tien von Burgund abfondert, unterhalb Genf an der Ryone anfängt, und ſich unterhalb Solothurn auf einer Seite zwiſchen dem Argau , Bafeler Gebiet und dem Frickthal bis an den Rhein , auf der andern Seite aber durch das Bisthum Bafel hinter Baſel zwiſchen dem

aft .

Die Eidgenoſſenſch

318

dem Elfas und Lothringen bis in das Herzogthum { u. fenburg hinein zicht. Es haben aber die einzelnen Berge , welche zu dieſer Kette gehören, beſondere Na. men . Sie wird unter dem Namen Bögberg (Mons Vogetius) durch die Ware von den badiſchen an den Sagerberg angrångenden Hügeln, abgeſchnitten. Nach dem Berichte der alten Geſchichtſchreiber, hat dieſes Gebirge die Helvetier und Sequaner von einander gee frennet. Auf demſelben find noch Báren . Das Gebirge Jorat oder Jurten , welches mit dem

Jus

rat nid )t verwechſelt werden muß , geht von den fanio fchen Ulpen bis an den Ausfluß der Broye in den Neuenburger See , und der Höhere Theil deſſelben füpret eigentlich dieſen Namen . . 4.

Dieſe Landſchaft ift ,

in Unſehung iſo

res ebenen Theils , wohl bebauet und bewohnt. Sie enthält neun unb breyßig große und kleine Stadte , über dreizehnhundert Flecken und Dörfer, die mit Freyburg gemeinſchaftlichen Vogteyen unge. rechnet. Man ſchåget die Anzahl der Unterthanen des Cantons wenigſtens auf 330000. In demſelben giebt es keine Bettler . In den ſogenannten måle fchen landen , welchen Theil des Cantons man in der Berner Kanzlen le païs Roman nennet , ſpricht man franzöſiſch. Der Canton führet Pferde, Käſe, Seine wand , Cattune, und einige Wollenarbeiten aus. Un Leinwand gehen aus der Stadt Bern jährlid, auf zehntauſend Stůcke, davon dreitauſend von Hanf ſind, und zwar meiſtens nach Lion ; ſie kaufet aber die meis ften Materialien dazu.

Zu Bern ſind auch Selden :

manufakturen , infonderheit von einfarbigen Stoffen und Strümpfen , auch werden daſelbſt ſaubere irdene Geſchirre und Defen verfertiget.

Ein Theil des weſt. lichen

Bern .

319

lichen Berglandes, mache Uhren, und falſche Edelſteine in Menge. $ . 5. Der ganze Canton iſt der reformirten Fire

che zugethan , außer daß in dem Fricfthal einige Rör Die Kirchen des deutſchen miſchkatholiſche wohnen . Berner Gebiets , ſind unter acht Kapitel vertheilet, welche von Bern , Thun , Burgdorf, Nydau, Búa ren , langenthal , Arau , und Bruck oder Lenzberg, benennet werden , und deren jedes einen, von dem tåge lichen Rath zu Bern aus einem Vorſchlag des Kapi. tels erwählten Decanum , einen vor dem Kapitel er wähiten Camerarium , und einige ſo genannte Jura . ten hat, auch jährlich in Gegenwart der in ſelbigen Bezirken befindlichen Amtleute eine Capitularzuſam . menfunft anſtellet . In den wålſchen landen ſind fünf Klaſſen , oder Kapitel , welche von Morges , laufans ne , Yverdon , Payerne und Orbe benennet werden . Die Art und Weiſe , Candidaten zu wählen , ift zu Bern und lauſanne um deswillen ſehr vortheilhaft für die Kirche , weil die Prüfungen ſehr lang und ſehr vielfältig ſind , und öffentlich geſchehen. 9. 6. Es hat die Stadt Bern am 6 Mery 1353 zu ſucern einen eigen Bund mit Uri, Schweiz und Unterwalden , errichtet, durch welchen ſie ein Ort der Eidgenoſſenſchaft geworden iſt. In dieſem Bunde ift zugleich verabredet worden , daß Bern auch den Drten Zürich und (učern Hülfe ſeiſten folle, wenn der ſelben Eidgenoſſen , die oren erſtgenannten Orte, folches verlangen würden : ſie rolle aber auch auf Verlangen dieſer drei Orte , von Zürich und lucern nöthigenfalls hinwieder Hilfe erlangen . Die Eidgenoffen Gaber diefem Canton , ſeiner Macht wegen , den zweyten

Plan

320

Die Eidgenoſſenſchaft.

Plak zugeſtanden. Wie Bern die ihr zugehörige große Landſchaft nach und nach durd , Kauf, Verträge und Eroberungen zuſammen gebracht habe , wird aus dem nachfolgenden erhellen, $ . 7. Jhr Wapen iſt ein rother Schild mit einem

ſchwarzen Bår ,

welcher auf einem gelben rechten und ihre Regierungsform ift

Schrågbalken geht : ariſtokratiſch .

9. 8. Die Einkünfte des Staats, beſtehen 1) in Zinſen von Summen , welche bry andern Nationen ausſtehen , die ſich 1764 in England auf 460,000 PF. Eterling , in Sadiſen auf 860,000 livres , und in Dånemark , Sardinien , Wien und Würtemberg , aucy auf beträchtliche Summen beliefen , und 1770 ungefähr auf vier und dreyviertel Millionen Reichs. thaler geſchåßet wurden . 2) In Zollen, welche z. E. im Païs de Vaud ungefähr dreyßig tauſend Reidistha . ler betragen . 3) Im Salzhandel, oder im Gewinn von Salz , deſſen jährlich auf fünf und achtzig tauſend Centner im Lande verbraucht werden. 4) In Zehen . den , Bodenzinſen , Saudemien , Dominialgütern, ei. nigen kleinen Auflagen , inſonderheit auf den Weine verkauf, Pacht von den Poften, u.ſ.m.

Man berech .

nete 1764 den Schak ungefähr auf zivery Millionen dren mal hundert tauſend Reichsthaler. Bern hat nicht nur feineSchulden , ſondern ſogar ein eigenes Geſek, fich niemals zu verpfänden. g. 9. Ueber das Kriegesweſen im ganzen Sande, iſt in der Hauptſtadt ein Kriegesrath geſeket , welcher die Musterungen anordnet , bie Sandmajoren qusſene det, und alles , was fonſt zum Beſten derſelben er . forderlich iſt, beforget.

Alle Mannſchaft in Stade und

Bern .

321

und {and von rechzehn bis ſechzig Jahren, iſt in der Kriegesrodel ( Kriegesrolle) eingeſchrieben , und unges fähr ein Drittel davon in Regimenter, unter den Na. men der Fåfiliers und Auszüger, eingetheilet : wèl. die aus den übrigen zwey Drittel ergånzet werden. ) Die Füſiliers ſind alle unverheirathet , und werden nach ihrem Alter und ihrer Leibesbeſchaffenheit ausge ſucher, die Auszüger aber ſind verheurathet. Bende werden bey vorfallenden Kriegesunruhen, die Füfiliers aber am erſten gebrauchet. Ein jedes Füfilierregiment beſtehe, nebſt dem Etatmajor, in vier Bataillons, jedes von vier Compagnien , und jede Compagnie in hun . dert funfzig Mann , zehn Dber und Unterofficiers mitgerechnet. Ein jedes Regiment Auszüger begreift zwolf Compagnien , jede von zwenhundert aditzehn Mann , dreyßig Officiers mit einbegriffen . Die ree gulirte Milik iſt auf vierzig tauſend Mann gefeßt mor. den , ohne die Pflanz[dule und Referve zu rechnen . Es muß ein jeder , der eingeſchrieben iſt, ſich mit Gewehr ſelbſt verſehen , welches aber eben ſowohl, als die Kleidung, gleich iſt. Alle ſind blau gekleidet, und ein Regiment iſt von dem andern nur in Pinſehung der Aufſchläge unterſchieden . Unter der Reuteren ilt ein Kůraßierregiment, welches die Vafallen in der Waat und in wälſchen Berner Gebiete, unterhalten müſſen : die übrige Reuterey aber beſteht , außer einer Kuraſ fiercompagnie , aus den Bürgern der Stadt Bern , in zwey Regimentern Dragoner , und jedes Regiment Hat neun Compagnien, welche fünf Eſcadrons ausma. chen , und auch ihre Waffen , Rüſtung und Pferde ſich anſchaffen müſſen ; daher_darunter meiſt diejeni gen , welche ſonſt Pferde halten , eingeſchrieben wer. den. DEE 4.Th. 5 A.

1

322

Die Eidgenoſſenſchaft.

Damit aber ſowohl die in Regimenter abges theilte Mannſchaft, als alle übrige , jederzeit ſowohl mit nöthigem Gewehr und deſſelben Zugehör, verſes den .

4

hen , als auch in den Waffen wohl geübet fenn , ſo find viele in der Landſchaft hin und wieder vertheilte Coinmis d'armes ' oder Waffencommiſſarii verordnet, welche das ganze Jahr durch das Volf von Gemeine zu Gemeinemuſtern , und dahin fehen müſſen , taß die Waffen mit ihrem Zugehör in gutem Stand an . terhalten werden . Es ist auch das ganze land in ge. miſſe Bezirke eingetheilet , und über einen jeden der . felben von dem Kriegsrath ein Sand- und Aide-Major perordnet , welche beforgen müſſen , daß alle Mann . ſchaft jederzeit fertig ſen , und ſich mit alien Nothwen . digkeiten zum Marſche in Bereitſchaft halte : fie viſi. tiren auch öfters hin und wieder die Dfficiers und Soldaten ; und ein jeder führer die, welche in ſeinem Bea zirk find , jährlich einmal zur allgemeinen Muſterung zuſammen . Die Obriſten und Hauptleute werden von dem großen Rath zu Bern ermaflei. In Fries denszeiten iſt kein General über die Mannſchaft er . nannt , ſondern ſolches geſchieht erſt in Kriegeszeiten ; und es werden ihm alsdenn einige Kriegesråthe von den vornehmſten Rarhsgliedern und erfahrenen Offi. ciers, zugegeben , ohne deren Einwilligung er nichts vornehmen darf : dasjenige aber , was ſie gut Geißen, fann er ohne Bedenken ausführen . Weil bey folchen Vorfällen mehrentheils unterſchiedene Corps hin und wieder verleget und verſendet werden , fo hat ein jedes derſelben einen ſolchen eigenen oberſten Befehlshaber und Kriegesråthe, welche von den andern nicht ab . fangen , und in gemeinen eidgenoßiſchen Kriegesan :

gele :

Bern .

323

gelegenheiten giebt Bern nach dem mit einander er . richteten Defenſional , ju dem andern Corpo ein - n Dbriſtfeldhauptmann. In Friedenszeit iſt der oberſte Kriegesofficier der Präſident des Kriegesraths zu Bern , es iſt auch ein Obercommendant der Waat ernannt. Die Hauptartillerie wird in dem Zeughauſe zu Bern aufbehalten ; ſonſt ift auch viele Artillerie hin und wieder im Lande auf den Schlöſſern,wo land . vogte und Amtleute wohnen, vertheilet. Zum Dienſt der Artillerie find drey Compagnien Canonirer , und eine Compagnie Bombardirer , jede von 100 Mann, unter ihren eigenen Officiers beſtellet ; und es iſt einer jeden Gemeine vorgeſchrieben ", wie viele Pferde und Wagen ſie zur Fuhr der Artillerie und des Krieges. Vorraths unterhalten ſoll. Zu Friedenszeiten wird weiter feine Mannſchaft wirklich und beſtändig auf den Beinen gehalten , als drenhundert rechzig Mann unter einem Stadtmajor von dem großen Rarh, und rechs Stadtlieutenants, zu einer Stadtwache in der Stadt Bern , und hun. dert Mann mit Inbegriff eines lieutenants und dreyer Unterofficiers auf dem feſten Schloſſe dirburg. Uebrigens iſt zur Aufſicht auf die Anwerbung und

Recrutirung der Mannſchaft für auswärtige Mächte, und zur Abfchaffung aller Misbråuche, eine eigene ſogenannte Recrues. Kammer von zwey Gliedern des täglichen , und fünf des großen Rather beſtellet, wel. che folche Werbungen , ſo weit ſie es nöthig findet, er . laubet, die Angeworbenen , wenn ſie vorgeſtellet wera den , einſchreiben läßt , und dafür ſorget, daß ſie in ifrem Dienft gehörig gehalten werden .

5.10.

324

Die Eidgenoſſenſchaft.

1 9.10. Die Amtleute, durch welche die Untertha :

1

nen der Stadt Bern regieret werden, wohnen während, der Zeit ihrer Verwaltung in ihren Hemtern , Voge teven und Stiften , und haben ihre eigenen Sandes. und Umts :Schreiber, auch Untervogte zu ihren Unter. Sie haben im Deutſch) reðenten Theil beamten . andere Pflichten und Recyte , als im romanſchen oder wålſchen . 5.11. Jch beſchreibe nun I Die Stadt Bern , Berna , Arctopolis, ſelbſt, welde die ſchånfte in Helvetien iſt. Sie liegt am Fluffe Aar, von weldhem fie an drey Drten unfloffen wird , und taber eine Halbinſel ausmacht. Unten bey der fteinernen Bride iſt ſie eng , und in eine Straße eingeſchránket ,breiz tet ſich aber gegen eine etwa 300 bis 400 Schritte erhas bene Höhe nach und nach aus , ſo daß fie in der Breite zuerſt zwey , hernad drey bis vier , und endlich gar fünf Straßen bekommt. Auf der Adhe iſt eine ſchöne Ebene, zu deren beyden Seiten die Aar in einem tiefen Bette fließt, und ganz oben gegen Weſten iſt ſie mit Naucrn , Graben undSchanzen befeſtiget . Die Häuſer, ausgenommen gang oben und unten in der Stadt , und in einigen Nebenſtraſs fen , ſind von Steinen drev Stodirerk hoch erbauet , und haben faſt insgeſammt, vornehmlich aber diejenigen , wet, che an den Hauptſtraßen ſtehen , Schwibbögen , welche mit ſteinernen Platten gepflaſtert ſind , und unter welchen man ben Regen: und Sdjuice: Wetter troden gelen kann, Sie ſind ſo breit, daß vier Perſonen neben einander gehen konnten , und werden im Winter durch Laternen erleuchtet. Die Straßen ſind durch und durch mit Stiefelſteinen gut gepflaſtert, und ſo breit , daß auf jeder Seite deo mitten durchfließenden und mit Quaderfteinen eingefafſeten Vache, zwey Wagen bequem neben einander wegfahren können . Dieſer von ipeiten her in die Stadt geleitete , und beynahe durch alle Straßen derſelben laufende Bach, dienet nicht pur

1

Bern.

325

nur in Feuersbrünften , ſondern auch zur Wegſchwemmung aller Unreinigteiten auf der Stadt in die Aar. Ben der großen Kirde , fteht das Haupt des geiſtlichen Standes in der Stadt, welder Decanus genennet wird . Bey derſels ben iſt eheceſſen ein Chorherren -Stift geweſen . Die Pfars rer und Diaconi derſelben , verſehen auch die Prediger: oder Dominicaner: Kirche, bey melder ehemals ein Dominicas nermðrchenfloſter geweſen iſt, welches thrils zu einem Hos ſpital, theils zu einem Zuchthauſe gemacht, auch der oberſte Bodeu des Kloſterchors unter dem Gewölbe, zu einem Mus fikjaal får das Collegium muſicum gemacht und angeleget worden iſt. Weil in dieſer Kirche fich auch die franzöfiſche Geineine verſammlet , wird ſie gemeiniglich, die wilde Kirche genannt. Die Kirche auf der Nudeck , ſtehet am unterſten Ende der Stadt nach der Uarbrüde zu , und hat ſeit 1721 ilyren eigenen Pfarrer und Helfer. Die Spital kirche zum heil. Geiſt ,' ganz oben in der Stadt , iſt auch 1731 zu einer Pfarrkirche gemacht, und mit einem eigenen Pfarrer imd Helfer verſehen worden. Die Kirche des ehes inaligen Barfüßerklofter , iſt abgebrochen , das Kloſter aber 1682 von neuem erbauet , und dein Gymnafio academico, welches acht Profeffores hat , eingeråumet irorden , ſo daß es dren Hårfale für die öffentlichen Vorleſungen , Exa mina und Diſputationen , die Wohnungen für einen Probſt und zwanzig Studioſos Theologiae , welde frey unter. halten werden , und den anſehnliden auch an Handſchrifs ten reichen Bürgerbücherſaal, nebſt einem Raritätencabinet, enthält. Auf dem Plak der Kirche ift 1577 das Edulges biude für die untere lateiniſche Schule errichtet werden , in welchem auch rechzehn Alumni unter der Aufficht eines Probftes wobuen . Sonſt iſt hier eine gelehrte Stonomiſche Geſellſchaft. Unter dem Rathhauſe iſt ein großes Korns haud , neben demſelben aber auf der unteren Seite die obrigteitliche Ranzelen oder das Archiv . Das Zeughaus iſt ein großes weitlåuftiges Gebäude , welches außerciner zahlreichen Artillerie, für viele tauſend Mann Gewehr ents Das anſehnliche Spitalgebäude, iſt vou 1734 an hålt. neu erbauet , und 1742. zu bewohnen angefangen. Das X 3 Spitab

326

Die Eidgenoſſenſchaft.

Spital hat die Gerichte zu Zuzwol. Das gleichfalls an . Febnliche und son 1718 bis 1723 neuerbauete Krankenhaus , hat ſeinen eigenen Prediger. Das Kornmagazin iſt ein fchönes Gebåude von gehauenen Steinen , welches von 1710 bis 16 erbauet worden . Die Stadt iſt in vier Quartiere , oder in die Viertel der Pfifter , Somiede , Metger und Gerber eingetheilet , von deren jeden ein Venner den Nas men hat. Sie werden auch Zünfte oder Geſellſchaften ges nennet ; außer denſelben aber find nody neun andere Zünfte oder Geſellſchaften vorhanden , vor weldoen aber jene das Borrecht haben , daß aus ſelbigen die vier Venner allein erwählet werden . Ein jeder Birger iſt verpflichtet, fich in eine oder die andere ſolcher Zünfte und Geſellſchaften einſchreiben zu laffen ; fonft hat er keine Fábigkeit , in das Regiment zu kommen . 1764 batte Bern noch zmenhundert pier und ſiebenzig patriciſche Geſchlechte , tauſend fünf hundert ein und achtzig regimentsfähige Bürger, und huns dert eilf regimentsunfähige, alſo zuſammen tauſend ſechs bundert zwen und neunzig Bürger. Die Suinme der Einwohner mag jeßt dreyzehntauſend reyn. Un der Seite: der großen Münſterkirche, iſt auf einer Höhe ein Spaßierort angeleget worden , von welchem man eineweite und ſchone. Ausſicht, bis an die Schneegebirge hat, und tief unter wels; chem die Uar von einem in derſelben angelegten Danım berabſtürzet. Die hochſte Gewalt ſteht bey dem großen Rathe, der mit Inbegriff des kleinen Rathes, genennet wird , Råthe und Bürger der Stadt Bern .“ Es ſoll eine alte Drds ; nung vorbanden ſeyn , daß er niemals aus wenigern als zwryhundert Gliedern beſtehen ſolle : wenn er aber ergåns zet iſt, ſteigt die Anzahl der Glieder auf ziveyhundert neun und neunzig , aber nie völlig auf drevbundert; coch bleibt die Anzahl nicht allezeit ſo ſtart , ſondern man läßt vers möge des 1764 gemachten Geſekes , achtzig abſterben, ehe. man ihre Stellen wiererbeſetzet. Er beſchließet Krieg . Fries den und Bündniſſe , behandelt die Geſchäffte , irelche die hoben und niedern Regalien angeben, auch alle Sfonomis fche Sachen , Finanzen , Gratificationen , Steuren , Ges : båude,

+

Bern .

327

båude , welche den Werth von hundert Reichsthaleru übers ſteigen , und hat die Wahl des kleinen Raches , der Amts leute in den Vogteyen , und einiger andern Beamten : es gehören auch vor denſelben die Eriminalſachen im Stadt bizirke , wenn es an das Leben geht , und die Civilfachen , welde tauſend Pfund betreffen , 'und von der deutſchen Aps pellationskammer an den großen Rath , auch die , welche von einem Bürger der Stadt Bern von der wäiſchen Alps pellationskammer an den großen Rath , gebracht werden , Es werden auch noch viele andere Sachen von dem kleinen

I

.

Rarh an den großen gewieſen . Der Amtsſchultheis oder deri nize , welcher an ſeiner Statt den Vorſit führet , hat darimu keine Stimme : wenn aber die Stimmen gleich Find , entſcheidet er; er wird auco gemeinsglido, um Eröffs nung feiner Gedanken gefragt, und die Stimmen werden von dem Großweibell, Gerichtsſchreiber und Hintmann gezihlet. Der kleineRath beſteht, aus dem regier:uden utsſchultheißen , vier und zwanzig Rathögliedern , und zwer ſogenannten Hrimlichern . Er wird auch der tågs lidbe Rath genennet , weil er ſich alle Lage , die Sonns and Feyertage ausgenommen , verfaminlet , und die ſonſt tåg'id vorfallenden Staats : Policen: Civil Kirchen- und andere Geldhaffte , welche nicht vor den großen Rath , oder vor eine oder die andere ſo genaunte Kaimer oder Coms mißion gehören , behandelt , die Wahlen der Geiſtlichen beftellet, und alles , was dem großen Ratbe vorgetragen wird , vorber berarhichlaget. Niemand tann in denſelben kommen , der nicht zehn Jahr lang im großen Rath geſel. fen hat. Er wird , ſo wie der Amtsſchultheis , alle Dſtern von neuem gewpåhlet, es iſt aber beuriges Tages in der That nur eine Beſtåtigung : doch wird dem Rath alle Fahr von der oberſten Gewalt ein neuer Schirmbrief ertheis let, und dieſe oberſte Gewalt beſtehet alsdenn in den Schults heißen , den Vennern und dem großen Rath. Der Umts . ſchultheis, oder wer an ſeiner Stelle den Vorſig hat , hat and in demſelben keine Stimme , außer wenn er gewöhns lichermaßen um feine Meynung befraget wird. Er zählet die Stimmen ſelber ab , und entſcheidet , wenn ſie gleich E 4 find.

328

t .

ſenſchaf

Die Eidgenoſ

find. Wenn einer aus den ſechs Geſchlechtern von Erladı, von Diesbach , von Mattenweil , von Müllinen , von Bons ſtetten und von futernau zu einem Heimlicher erwåblet wird , belommt er ſogleich den Vorſitz vor den andern , auch vor ihm erwählten tåglichen Rächen , und gleich nach den Bennern.

1

Das Haupt und der erſte des Standes Bern und ſeiner Regierung, iſt der regierende Umtsſchultheis . Eigents lich ſind ziren Schultheißen, welche jährlich am Oſternions tage abwechſeln. Der regierende hat den Vorfiş fowohl in der großen als kleinen Rathsverſammlung , erſcheint in derfelben in einen ſonderbaren Ichwarzen Ehrentleide, und fist auf einem etwas erhabenen Thron. Er hat zwar keine Stimme, entſcheidet aber , wenn die Stimmen gleich find , und wird auch gemeiniglich um ſeine Meynung bés fraget. Er verwahret das Stadtſtegel , und es werden bey ihm alle Briefe und Urkunden , welche unter folches Stadspiegel kommen , beſiegelt. Er bąt die Gerichte zu NiedersMuhlern . Der Sdultheis, welcher nidir ini Aint iſt , bat nach dem regierenden den Dorfit , iſt auch in dels felben Abweſenheit Tein Statthalter , und fübret gleichfals in benden Verſainmlungen den Vorſit. . Wenn aber auch dieſer wegen Krankheitoder andern Urſachen abweſend iſt, kann er den Vorfit übergeben wem er will, jedoch keinen Sedelmeiſter und Venner : im Fall aber die Schultheißen einige Wochen lang krant oder abweſend ſind , wird ein Statthalter verordnet. In den jährlichen Ferien , die zeba oder eilf Wochen währen , iſt ein Benner Präfident und hat das Staatsſiegel. Unmittelbar nach dem Schultheißen hat der Bedelmeiſter der deutichen Gande im Berner Gebiet , oder türzer, der Deutſch - Sedelmeiſter , den Nang , deffen Umt ſechs Jahre währet , worauf er laut eines Grundgeretes , zu keinem andern , als dem Schults heißenamt, gelangen kann . Er hebt und verwaltet alle Einkünfte aus den in den deutſchen fanden belegenen " ? Hemtern und Bogteyen , imgleichen von den Actien ,welche der Canton in den englånciſchen Fonds hat , leget feine Rechnung zweymal des Jahrs vor dem großen Rath ab, bat

Bern .

329

håt den Borſig in der deutſchen Vennerkammer, und kommt ben allen Schultheißen : Wahlen in Vorichlag. Zur Hes bung und Verwaltung der Einfünfte alis der Waat oder den ſo genannten walichen Landen, iſt der w & liche Bedels meiſter oder der Scctelmeiſter wälſcher Landen , vera ordnet , welcher in der wålſchen Kammer den Vorſit , den Rang aber mit den Bennern , je nach eines jeden Ertråhs lungszeit hat. Dieſe Venner , melde den Rang vor ans dern kleinen Råtben , und mit dem wälſchen Sedelmeiſter je nach ihrer Erwählungszeit baben , führen den Namen von ihrem Amt , welches in der Verwahrung der vier Panner oder Fahnen der vier Theile der Stadt, beſteht, daher fie ehedeffen auch fåhuriche genennet worden , auch die Famen und Panner in Kriegeszügen getragen , und babin geſehen haben , daß die Mannſchaft ihres Viertels und Panners init Gewehr verfehen fer. Sie werden heus tiges Tages allein aus den vier oben genannten Zünften oder Geſellſchaften erwählet, und zwar alſo, daß kein Glied des täglichen Rathes zu dieſem Art gelangen kann , der nicht einer dieſer vier Zünfte einverleiber iſt, auch ben einer Sunft nicht zwey wirkliche Benner ſeyn können , ſondern eine jede Geſellſchaft nur einen Benner hat, und alſo nur vier im Amt ftehende Venner find. Ein jeder bleibt zwar vier Jahr im Amt , muß aber das Amt alle Jahr aufges ben , und von neuem erwahlet werden . Sie find Beys fitzer der von ihnen benannten deutſch- und wafſchen Pennertanimern , haben ben den Regimentsberatungen und Beſtätigungen einige Vorredhte, und ein jederderfelben verivaltet auc eines der nächſt um die Stadt belegenen in unterſchiedenen Dörfern beſtehenden innern demter, oder fogenannten Landgerichte. Die übrigen Nemter, welche aus dem kleinen Nash befebet werden , übergehe ich . Unter den Gliedern des großen Raths ſind die ſo ges namten Bedizehner, welche aus den Zünften oder Geſells ſchaften erwählet werden , und zwar aus jeder Venner, zunft zwey , und gus jeder der adet übrigen Zünfte einer . Dieſe Sechszehner nebſt den kleinen Råthen , beſtätigen jährlid) am hohen Donnerſtage den großen Rath , und wenn 3 5

330

Die Eidgenoſſenſchaft.

wenn eine neue Bürgerbelegung erkannt iſt , erwählen ſie am Charfreytage die Perſonen zu den ledigen Stellen, und am Dftermontage beſtätigen ſie und die vier Venner auch den kleinen Rath . Vom hoben Donnerftage bis am Oſters montage fiten fie und der tägliche Rath allein zu Rathe , und es ſind alle Kammern berbloffin ; fie repråſentiren auch den großen Rath und die Bürgerſchaft ,bey Errichtung neuer, und Veränderung alrer Gefeße und Drbnungen , als ter Gebrauche in Regimento: und Policenſachen , und in andern Vorfällen. Ferner werden aus den Sliedern des großen Rachs die obrigkeitlichen Amtleute , oder Schults beiffent, Landvogte , Caſtellane u . r. w. der Aemter und Landsogteyen im Berner Gebiet , ermåhlet und beſtellet. Sie haben in den meiſten derſelben während ihres Amtes ihren Siz. Die der Stadt Bern allein zugehörigen dems ter und Landvogteren , währen ſechs Jahre, das Commiffas riat in England nur vier Jahre , die mit der Stadt Frey ., burg gemeinſchaftlichen Landnogteven fünf Jahre , und die mit din übrigen eidgenoßiſchen Ståbten und Drten gemeis nen , nur zien Fahre. Hiernächſt find in der Stadt zur genauern und geſchmin , dern Beſorgung der Civils geiſtlichen økonomiſchen Kries geo: Policen: und andern obrigkeitlichen Geſchäffre, unters ſniedene obrigkeitliche Collegia , Rithe , Kammern, Coms mißionen , Directoria , und dergleichen , angeordnet, wels che theils aus Gliedern des täglichen , theils aus Gliedern des großen Raths , meiſtens aber aus benden zugleich, bes ſtellet werden . Die vornehmſten find folgende. Der ges heine Rath , in welchem die geheimen Staatsſachen abs gehandelt werden , beſteht ans dem Schultheißen , der nicht im Umt iſt, dení deutſchen Sedelmeiſter, den vier wirflichen Bennern , und benden Heimlichern . In der deutſchen und welfchen Vennerfammer fissen allein die vier wirklichen Benner unter dem Vorlike des deutſchen Sedelmeiſters in der erſten , und des wålichen in der ans dern ; ſie haben die Aufſicht über des Srandes Einkünfte in benden Theilen , nehmeu die Rechnungen von den Amts Ieuten und Hebungsbedienten ein , und beſorgen die Lehen und

$ !

Bern .

331

und herrſchaftlichen Rechte, Zinſen oder Zehenden , die ob.igkeitlichen Gebäude , und andere dahin einſchlagende Germåffte. In der deutſchen Appellationskanımer, bat ein dazu gewähltes Glied des kleinen Raths lebende lang , in der wilden Appellationskammer aber ſtets der wålſche Sedelmeiſter den Vorſiß, und jede beſteht noch aus zehn Gliedern des kleinen und großen Rathe. Sie beurtheilen die Appellationen aus den Hemtern und Dogs tegen , wie auch die erſte die Appellationen von dem Stadts gericht zu Bern , alſo daß von der deutfchen Appellations, kamniex , wenn die Sache tauſend Pfund überſteigt, ſo. gleich an den großen Rath appclliret werden lann, von der waſchen Appellationskammer aber keine weitere Arpellas tion geſtartet mird, als allein einem Bürger von Bern, und zwar unnittelbar an den großen Rath. Das Stadtges richt beſteht aus dem Amtsſchultheißen , deſſen Stelle aber der jedesmalige Großweibel berſieht , und in deſſelben Nas meu darinn den Vorfis hat , dem jüngſten Venner, dem jüngſten Rathbherrn , (welche aber nicht allezeit, ſondern nur in wichtigen Sachen , demſelben beywohnen , ) einem Geridhisiobreiber , und zehn von den Vennern aus den Ges fellſdaften oder Zünften erwählten großen Råtben. Bor demſelben werden alle Civiljachen in der Stadt und dem , Stadtbezirt beurtheilet , und die Appellation gebet an die deutſche Appellationstammer. Das Chorgericht beſtehet aus alle Monat uniwedſelnden Präſidenten , aus dein kleia , nen Rath, zmen Predigern des großen Münſters, und ſechs Gliedern des großen Raths , und hat alle ftreitige Ehejas dhen zu beurtbeilen , Hureren und Ehebruch zu beſtrafen , und über die Sitten und Kirchenzucht zu halten. An baſs, felbige ergehen audy alle Appellationen von den untern Chorgerichten des gangen landes , und von dieſem Thors geridir geht die Appellation an den kleinen , und von demo felbigen an den großen Katb, zu welcher letzten Appellation aber nur die Bå ger zu Bern berechtiget find. Die übris gen Codleaia übergehe ich , und bemerke uur noch den Kriegesrath , welcher über das Kriegesweſen im ganzen fande , gelegt iſt , und aus dem Schultheißen , der nicht im

1

332

Die Eidgenoſſenſchaft.

im Amt iſt, vier Gitedern des täglichen , und acht Glies Sonſt iſt hier auch ein dern des großen Raths befteht. Schattenſtaat, nåmlich der ſo genannte äußere Stand, Status exterior , welcher aus einigen hundert hieſigen res gimentsfähigen jungen Bürgern , die noch nicht in großen Rath find, beſteht, und in allen dem innern Rath gleido iſt , folglich ſieben und zwanzig Glieder, mit Inbegriff der Schultheißen , Sedelmeiſter , Benner und Heimlicher, hat : ingleichen ſeine Sechezehner , große Ráthe, einen Stadts ſchreiber , fedis und ſechzig von aiten zerſtörten Schloffern benannte Vogteyen, darunter die vornehmſte die von Habss burg iſt , und ſeine eigene Standesbedienten. Auc Dſters montage hålt er , gleidh dem wirklichen Hochobrigkeitlis chem Stande , ſeine große Verſammlung Wahlen und Beſtätigungen ; doch können in jeder Verſammlung neue Glieder angenommen werden , und jeder regimentsfähiger Bürger hat das Recht dazu . Seine beyden Schultheißen haben bey den Bürgerbeſatzungen oder Wahlen in dem wirklichen großen Rathe des hochobrigkeitlichen Standes , allezeit die Hoffnung, barein befördert zu werden, und es wird zu dem Ende einem jedem Mitgliede des åußern Standes bey fold en Beratungen und Wahlen noch eine Stimme zu denen , welche er bat, zugezáblet. Sonſt hat dies ſer den wirklichen bochobrigkeitlichen Stand ſehr ernſthaft nachahmende åußere Stand , ein ſchönes Standgut , viel Silbergeſchirr , und ein eigenes 1728 und 29 anſehnlich erbautes Rathhaus. Uebrigens wird von den in der alls gemeinen Einleitung in Helvetien S. 4. genannten Manus factur - Waaren , ein beträchtlicher Theil hiefelbft vers ferriget. Die Gegend, worinn die Stadt ſteht, hat vorAlters Occhtland oder Uchland geheißen , und ift ein Stüc des kleinen Burgunde geweſen . Ihr Stifter iſt der letzte Ber: 30g von Zähringen Berchtold V geweſen , welcher fie auf dem Reichsboden erbauet hat , ſo daß fie von ihrem Urs ſprung an , eine Reichsſtadt geweſen iſt. 1191 ward der Grund zu derſelben gelegt. Nach des Herzogs Code , ere theilte ihr Kaiſer Friedrich II im Jahr 1218 anſehnliche Privis

Bern .

333

Privilegien , 1271 wurde ſie vom Grafen Gottfried von Habeburg , und 1288 vom deutſchen König Rudolph vera geblich belagert. 1353 wurde ſie ein Mitglied der Eidges noffenſdaft. 1528 wurde hier die Reformation nach einer feverlichen Diſputation feverlich eingeführet. 1283 , 88 , 1302 , 67, 68, 80 , 83, 87, 89, 1405, 1536, 75 , 78, hat ſie die ſchdolichſten Feuersbrünfte erlitten . Sonſt bat hier der großbritanniſche Geſandte feinen Sils. Zunächſt um die Stadt, liegen die vier fogenannten Kirchſpiele , Bolligen oder bouingen , Stettien , Ves chingen und Muri , welche die erſte und altefte Landſchaft der Stadt geweſen ſind , und daher noch an das Gtadtges richt gehören , ſonſt aber von dein Venner zu den Metzo gern verwaltet werden. Jedes hat einen Hintmaún zur Unterbeainten . Il

Die aan die Stadt her belegene

Landſchaft, welche aus vier ſogenannten innern demtern oder Landgerichten be: ſteht, und von den vier Vennern der Stadt vero waltet und regieret wird. i Das Landgeridt, Sefringen , verwaltet Dahin gehören der Venner zu den Pfiſtern. ( 1 ) Seftingen , ein Dorf, weſelbſt ein Schloß geftan. den har. Es iſt eingepfarret zu ( 2) Bilchdorf, cinem Pfarrborfe. ( 3 ) Gerzenſee, ein Pfarrdorf und Schloß am Fuß des Belpberges , und an einem See. ( 4 ) Die Pfarrdörfer Ruggisberg , Belp , Turnen , Thierachern , Viedcr -Gurzelen , Blumenftein , woſelbſt ein Gefundbad iſt, und wattenweil. ( 5 ) Xúggisberg , eine Freyherrſdaft nahe ben dein Pfarrborf Ruggisberg, Toffen , Dorf und Hers,chaft in der Pfarre Belp , deren Schloß am Fuß eines Berges fies het, und Bürgenſtein oder Bürgiſteln , ein Bergſchloß,

Dorf und Herrſchaft.

. Das

334

Die Eidgenoſſenſchaft.

2 Das Landgericht Sternenberg, verwaltet der Penner zu den Schmiden . Das Schloß- Sters nenberg , von welchem es den Namen hat , iſt ver wiſter. Es enthält die Pfarrdörfer neueneck , Ober:Balm

, ehemals auch St. Sulpicius Balm,

Könitz , Bůmplis , Cappelen und múliberg. Das Bergſchloß Bubenberg, in der Pfarr König, iſt zerſtöret ; es iſt das Stammhaus einės ausgeſtorbenen adelichen Geſchlechtes geweſen . 3. Das Landgericht Zollikofen , welches von dem Venner zu den Gerbern verwaltet wird , bat von dem Dorf Zollikofen an der Uren ,

in der Pfarre

Bremgarten , den Namen , und enthält die Pfarr. dörfer Bremgarten an der Aren mit einem Schloß, Kraudthal, Sindelbant, Jegiſtorf, trafens ried , Limbad , Rappersweil , Stjúpfen , Wolen und Kilchlindach In der Kirche zu Sindelbank fiehet man von der kunſtreichen Hand des geſchickten Bildhauers Nael oder Nahl, theils das Grabmal des Sdultheißen von Erlach, theils das Denkmal einer fchönen und tugendhaften Frau, die im Wochenbette geſtorben iſt. Das lekte ſteller von fern ein Grabmal vor , welches mit einem ſchlechten Stein bedeckt iſt : wenn man aber näher tritt , eftaunt man über den Anblick einer Vorſtellung der Auferſtehung der Todten. Der Stein , welcher das Grab bedeckt, iſt durch ein Erdbeben geborſten , und durch die Defnung fiehet man die darunter begraben geweſene und wieder ſebendig gewordene Frau , welche die Seligkeit , der fie entgegen eilet, voraus empfindet, ihr auch leben. dig gewordenes Kind auf dem linken Arm trågt, mit dem rechten Arm aber den geborſtenen Grabſtein in die

Bern.

335

die Höhe ſtoße ', um aus dem Grabe heraus zu ſteigen . 4 Das Landgericht Conolfingen, welches von dem Venner zu den Meßgern verwaltet wird, begreift die Pfarren Köchſtetten, Diesbach, Wyl, Vicharadit , Worb , Walkringen ,' lijůns ſingen und Biglen , und die beſondern Herrſchaf. ten Wyl, Diesbach), tijůnſingen , Wich.rachs, und Vorb. III Die deutſche Lande , machen denjeni gen Theil der Berner Landſchaft aus , in welchem deutſch geſprochen wird.

Die dazu gehörigen Zemter,

find entweder allezeit in weſtlicher Gewalt geweſen , oder aus ehemaligen Stiften entſtanden. 1 Diejenigen Alemter , welche beſtåndig in welclider Gewalt geweſen , ſind folgende. 1 Die Landvogcer Schenkenberg und VVils denſtein , liegt an der Nordſeite der Zren und im Argau , am sſtreichiſchen Fricthal.

Sie iſt eine alte

Herrſchaft , welche von den Schenken von Schenken . berg an das Haus Deſtreich gefommen iſt, von wels chem ſie zuerſt an die von Sdiónau , und nady deren Abgang, an Wilhelm von Fridingen zu leyn gegeben , von dieſem aber an Thüring , Freyherrn von Arburg, verkauft worden , der fie 1447 der Stabr Bern der pfåndet ,

1452 aber an Marquard von Baltech ver's

kauft hat.

Dieſem haben ſie 1460 die Berner abge.

nommen , als er in dem Krieg , welchen Zürich ſamme den übrigen Eidgenoſſen mit Deſtreich) im Thurgau geführet , dem angehangen.

lekten Theilals ſeinen lehensberren Sein Sohn Jogann wurde 1499 im Sdwa .

336

chaft .

nſ Die Eidgenoſſe

Schwabenkriege gefangen genommen , und den Bere nern ausgeliefert , welche ihn nicht eher los ließen, als bis er ſich durch völlige Uebergabe der Herrſchaft ausgelöſet hatte ; worauf ſie zu einer Vogtei gemache wurde. Nachdem das Schloß Schenkenberg ver . fallen iſt , wohnet der Zandvogt

auf dem Schloſſe

Wildenſtein , weldjes auf einem Berge an der War liegt, und 1720, an Bern käuflich gekommen iſt. Auf und am Bögberge, (Mons Vogetius) rjelcher ein Cheil des Berges Jurat iſt, zwiſchen dem Rhein und der ſogenannten Schafmat (die ein Theil des Gebir . ges Jurat ift,) liegt, und über welchen die Landſtraßevon Baſel und aus dem Friitrhal nach Baden und Zů. rich geht, liegen die berniſchen Pfarrdörfer Borsberg , Bogen und trandact), beyde im Frickthal, u. a. mi An den Felſen zu Manbach , find unzählbare gebildete Steine , Belemniten , ? mmonshörner, u.a. m. zu fins

/ den.

Sonſt find hier noch die Pfarrbórfer Deutſch

büren , Rein , Umiken und Veltheim .'. 2 ) Die Landvogrey Caſtelen , liegt unter deres vorhergehenden , auch im Argau, und iſt eine Herr. ſchaft, welche vor Ulters einer davon benannten adelia chen Familie zugehöret har.

1311 iſt fie an die von

Müllinen käuflich gefommen , und bei denfelben bis ans Ende des ſechszehnten oder Anfang des ſiebenzeuns trn Jahrhunderts geblieben , da ſie durch Heiratly an die von Erlad) , und nachher auf gleiche Weiſe an ei. nige andere gelanget iſt , bis endlich 1732 einer von Riedefel, und die übrigen Theilnehmer an derfelben , fie der Stadt Bern für neunzig tauſend Reichsthaler verkauft haben.

Dieſe ſonderte ſie von der Landvoge .

tey Sdjenkenberg , unter welcher ſie vorber geſtanden , Batte,

Bernt.

337

hatte , ab , und machte ſie zu einer eigenen Sandvog . ten , zu welcher das Schloß Caſtelen , welches in einern Thal liegt, und die Dörfer Auwenſtein obec Gauwenſtein , Schinznach , Oberflachs und Vilnachern , gehören. 3) Die Obervogtey Biberſtein, hat die Stadt Bern 1535 dem Johanniterorden abgefauft. Sie begreift ( 1 ) Biberſtein , einen Fleden und Sdlog. (2) Bildberg , ein Pfarrborf. ( 3) Perlisbach , ein Pfarrdorf , welches zum Theil in des Cantons Solothurn Landvogtey Gdegen gehöret, (4) Königſtein , ein zerſtörtes Schloß.

4 ) Die Landvögrey Lenzburg, liegt auch im Argau , und hat den Namen von der freyen Stadt Lenzburg , welche am Ende der Abhandlung des Cand Sie machte mit derfel. tons Bern vorkommen wird. ben vor Alters eine Grafſchaft aus , welche dem das von benannten gråflichen Geſchlechte gehörete. Sie fam durch Erbſchaft erſt an die Grafen von Knburg, und nachher an die Grafen von Habsburg, und wurde hierauf bis 1415 von dem öſtreichiſchen Hauſe beſeffen . Žls aber damals die Eidgenoſſen wider Herzog Friedes. rich von Deſtreich zu Felde zogen , kam dieſe Landſchaft an die Stadt Bern , und Herzog Friedrich that 1418 völlige Verzicht darauf. Der {andvogt wohnet auf dem Schloſſe über Lenzburg , zu der Sandvogter aber : gehören die Kirchſpiele und Pfarrdörfer Ammers ſchwpl, Staufberg , Seon ,

leurweil, Birrs

weil , Xynach , Gundiſchweil im Kulmerthal;.. Vieder: Kulm , Gräniken , dahin das Schloß. Liebeck eingepfarret iſt, Sur . Rued , von wele ' chem 4 Th. 54 .

338

Die Eidgenoſſenſchaft.

chem eine Herrſchaft den Namen hat , Leerau oder Rilchleerau , Reimnau , Schöftland , von wel. chem eine Herrſchaft benennet wird, llerkheim , Ról liken, Ober- Entfelden , solderbank, Seengen . Die hier in der Pfarre Seengen belegene Freyherr. fchaft Sallweil , bat den Namen von einem alter Schloſſe, und gehöret dem adelichen und zum Theil gråflichen Geſchlecht von Hallweil , deſſen Zelteſter, Marſchall genennet wird , weil vermuthlich, die Halls weile vor Alters Marſchålle der Grafen von Habsburg Es gehöret zu dieſer Herrſchaftfaſt der geweſen ſind. ganze Sallweiler See , welcher den Fluß 2a ema pfängt, und wieder von ſich låßt. Die von Halwell befi. ken auch die Freybertſdraft Farwangen zu welcher die Dörfer Farwangen und Denweil geßören , uns terſchiedene Stammgåter , und die niedern Geridite in der Sandvogter Lenzburg Dörfern Seengen , Meis ſterſchwanden , NiedersBallweil, aüifchweil, Egliſchwell, Leimbad ) und Båndſchiken. Das Sdiloß Bortenſtein , nebſt dem darunter belegenen Dorfe Bortenweil, Hat Bern der Stadt Zoffingen In dem mit etwas Gerichtsherrlichkeit überlaſſen. Dorf iſt ein Gericht von zwolf Richtern . 5 ) Die Obervogrey Aarburg , liegt auch im Urgau , und gehörte ehedeffen den Freyherren von Warburg , fam Gernach an die Grafen von Froburg, von welchen Volmar fie 1299 an K. Albrechts I Söhne, die Herzoge Rudolf und Friedrich von Deſta reich), verkaufte , Herzog Albrecht aber 1310 und 27 an die Edlen Griechen oder Kriechen verpfändete. 1415 wurde ſie von der Stadt Bern eingenommen, und ihr hierauf von dem damaligen Beſiger , Johann Kriech ,

Bern .

339

Kriech , gegen den Pfandfchilling von 2800 Gulden , abgetreten . Die Obervogte werden , wegen der hier gelegenen Feſtung , Commendanten genennet. Zu der Obervogten gehören (1 ) Aarburg, ein Städtchen und feſtes Schloß an der Aar , welche hier die Wiger aufuimmt. Von den body ften Feſtungswerken hat man , inſonderheit gegen Mittag, eine ungemein ( dhône Ausſicht nach einer langen Reihe von Ochneegebirgen , deren Hdhe Micheli du Creſt zu beftims men ſudyte, als er hier gefangen faß. Das Stådtchen deidet das untere Argau vom obern , und den Canton Lucern von Solothurn. (2) Die Dörfer Xiđen , Strengelbach , Offeringen , und Wyl. Wenn in dieſein Amt ein Landtag oder Bluts gericht gehalten wird : ſo werden die zwolf Richter von Bottenweil, in der landvogten Lenzburg, dazu gezogen . 6 ) Die Landvogtey Bipp , liegt im Buches gau , oder Burgau , und wird in alten Urkunden des Stiftes Münſter in Granfelden , Comitatus Pi. penfis genennet . Sie war eedeſſen ein Eigenthum der Grafen von Froburg und Neuenburg , von wela dhen ſie an die Grafen von Thierſtein fiel, Graf Si. mon aber verkaufte ſie 1379 reiner Mutter Schweſter Anna , gebornen Grafinn von Nydau , und verwitt. weten von Kyburg und derſelben Sohn , Rudolf, Grafen von Kyburg . Dieſer übergab ſie 1385 dem Herzog Leopold von Deftreich, welcher ſie 1405 an den Grafen Ego von Kyburg verfekte, der ſein Recht und Antheil an dieſer Herrſchaft 1406 den Städten Bern und Solothurn ſchenkungsweiſe übergab , zu deren Beſten auch das Haus Deſtreich 1407 Verzicht dar.

, behielt Bechburg , und Bern erhielt Bipp.

1508 kaufe

340

Die Eidgenoſſenſchaft.

fauften ſich die in dieſes Amt gehörigen Leute von der Leibeigenſchaft los. Das Umt hat vortreffliche Alpen und Sennereyen , macht alſo auch viel Kåſe.

Die

Derter, welche dazu gehören, ſind : ( 1) Bipp , Caftrum Pipini , ein Bergſchloß, auf wels dem der fandvogt molnet. (2 ) Die Pfarrdörfer, Ober- undNieder:Bipp . ( 3) Wietlisbach , ein Städtchen , welches in die Pfarre ObersBipp gehöret. · 7) Die Landvogrey Wangen , hat vor Al ters den davon benannten Grafen gehöret, und iſt end. lich an die von Grünenberg gekommen, welche ſie 1407 Dabin gehören der Stadt Bern verkauft haben. ( 1 ) Wangen , ein Ståorchen , am Fluffe Aren , init einem Schloß. Bis zur Reformation , mar hier eine Probſter . (2 ) Die Pfarrdörfer , Herzogenbuchſee , Walters: wyl , Urfenbach , Cozweil, Wynau , Seeberg und Coppingen , und vornehmlich der Marktfleden Langens thal. Dieſer, melder an dem Flußden Langenthan oder Langeten liegt, heißt in alten Urkunden langeton und langethann , iſt groß und wohlbewohnt ; und von einer wafferreichen , fruchtbaren und Tæonen Gegend umgeben . Seine lage iſt zum Handel mit Helvetien , Deutſchland, und Frankreich ungemein bequem ; es wird auch biefelbſt auf den Sabre und Wochen -Märkten ein wichtiger Handel mit Leinwand getrieben , welche aus der ganzen hieſigen Gegend zuſammengebracht, zuni Lheil auch hieſelbſt ges bleicht , und von hier weit und breit ausgeführet wird . 1765 betrug die Ausfuhr über eilf tauſend Stůd . Es wird auch biefelbft mit andern Manufactur-Waaren , pornvieh , Getraide und andern Waaren gehandelt, und es wohnen ; hiefelbſt mancherlen Künſtler und Handwerksleute. Die Bleichen ſind vortreflid unn berühmt." Eine Viertelſtunde von hier iſt ein heilſames tahes Baby 8 ) Die

1

Bern .

341

8 ) Die Landvogtey Arıvangen , hat vor 26. ters einem davon benannten adelichen Geſchledit geho. ret.

Johann von Arwangen gab ſie feiner an Philipp

von Kien verheuratheten Tochter , Margarethen mit, deren Todeter ſie ihrem Mann , Petermann von Grů. nenberg , zubrachte; Walther von Grünenberg aber verkaufte ſie 1432 an die Stadt Bern.

Die vor .

nehmſten Derter ſind : ( 1) Arwangen , ein Schloß und großes Pfarrborf an der åren , über welche hier eine bedeckte Brüde gebt. (2) Die Pfarrddrfer , Bleichenbach , Madiswyl, Melchnau, Hogwyl , Thunſtetten und Wynau . Obers halb Melchnau iſt die Hochmacht auf dem Ghůrn. Bey niedrigem Waffer erblidt man zu Wynau auf der Aar Etein -Del, welches in derſelben hervorquillet. 9 ) Die Landvogter Landshut, hat vor Alters den Grafen von Kyburg gehöret , iſt hernach an uns terfchiedene Beſiker, und endlich 1510 und 14 fauflich an die Stadt Bern gekommen , welche alle ſedis Jahr einen Sandvogt dahin ſeket. Sie hat den Namen von La 10shur, einem Schloß an der Emmat , auf welchem der tandvugt wohnet.

Die Pfarrdörfer find

Upendorf und Bettertinden . Die ehemalige Herrſchaft Berchrorf nebft Batterkinden und Krágligen , þat Iudewig von Diesbach 1511 an die Stadt Bern verkauft.

10) Das Schultheißenamt Büren , liegt an beyden Seiten der Aren . Es hat vor Alters den Grafen von Neuenburg gehöret, und zwar zulegt der ſtraßbergiſchen Linie derſelben , welche von rem nun verwüſteten Schloſſe Strafberg den Namen hatte. Graf Jimer ſoll das Stirdyen Büren, nebſt ſeinem Y 3

Zuge

34a

Die Eidgenoſſenſchaft :

Zugehör , 1364 an Grafen Rudolf von Nybau über. laſſen haben , nach deſſen Tobe es an ſeiner Schweſter Månner, die Grafen Hartmann von Sinburg und Simon von Thierſtein , erblich gekommen , welche es aber an Herzog leopold von Deftreich verfeket. 1388 in dem Kriege zwiſchen den Eidgenoſſen und dem Hauſe Deſtreich , bemachtigten ſich deſſelben die Stådte Solothurn und Bern , und 1393 wurde es der lekten zugetheilet , welche einen Schultheißen bica Es gehören dahin Her feket. (1) Bürcii , auch Byrhon, elu wohlgebauetes Stårta dhen und Schloß an der Uren, über welde hier eine Brüde geht. Das Ståorchen hat gute Freyheiten. 1386 ward es von einem Böſewicht angezündet und in die Aſche gelegt. Das Land in dieſer Gegend , leidet oft große Noth und Schas den , wenn die Aren , zil , und andere Gewäſſer , aus ihs ren Ufern treten . Die Aar krümmet ſich in hieſiger Ses gend ſo ſehr , daß die Schiffer, welche den Fluß hinunter Fahren , zwiſchen den Dörfern Dogingen und Meyenried , Die Leute , wenn ſie wollen , ans Cand treten , und zu Fuß nad Biren gehen laſſen , dahin ſie in einer Viertelſtunde kommen , dahingegen das Schiff noch eine und eine halbe Stunde zu fahren hat. ( 2) Die Pfarrdörfer , Lengnau , Urch ,Kühti, Øbers. weil, Dicsbach und Wengi. II ) Die Landvogtey Tiðau, liegt am Bieler . ſee. Siewar vor Alters eine Grafſchaft, welche den davon benannten Grafen zugehöret hat , die 1374 in månnlichen Perſonen ausgeſtorben ſind.

Ihre

Erben waren die Grafen von Kyburg und Thierſtein, weldie auch den Biſchof-zu Baſel nach einem über , ihn erhaltenen Siege , nothigten , daß er ſeine Anfors berung an die Grafſchaft fahren ließ ; fie verpfändeten fie aber nebſt der Grafſchaft Büren , ſogleich an das Haus

Bern .

343

Haus Deſfreich . 1388 bemachtigten ſich ihrer die Städte Bern und Solothurn , und ſie wurde jener von dieſer 1393 überlaſſen .

Der Sandvogt hat in vier

Gerichtsſtellen den Vorſik , nåmlich im Stadtges richt , im Landgeriche , (weldies aus zwölf Ama mannen oder Sandridytern , einem landſchreiber und Großweibel; beſteht,) im Geridit Ligers und im Gericht Twann. Es gehören zehn Kirchſpiele zu der Sandvogter. Ich bemerke:

i

( 1) Vidau , ein wohlgebauetes Städtchen undSchloß am Bielerſee , welcher von dieſen Ort auch der Nidauerfee geuennet wird. Das Städtchen ſteht auf Pfalen, die uns verweslich find . (2 ) Gottſta:t , ein Pfarrdorf, an der Zil, welches ehe dellen Stadtholz geheißen haben ſoll. Von der bieſigen ehemaligen Mannsabtey, kommt weiter unten ein beſondes ser Artikel vor. ( 3) Die Pfarrdörfer , Mett , Bürglen, Suh , Wals persivyl, Teufelen , Siſeln , (Sancta Inſula) Twann , franz. Douanne, Ligers , franz. Glerefie. ( 4 ) Belmont , cin großes in die Pfarre Bürgleni gehöriges Dorf , woſelbſt eledeſſen eine Probſter geweſen, welche von hier auf St. Petersinſel im Bieterfee ver: legt worden iſt , die zu der Pfarre Ligers gehöret; nach der Kirchenverbefferung aber iſt die Probſtey dem intern Spital zu Bern zugeeignet worden , welches ſelbige nod befißt. 6) Die auf dem Teſſenberg , Mont de Dieffe , beles genen Dörfer , beſitzen Bern und der Biſchof von Baſel zu :

gleich : dod hat Bern einige vorzüglide Gerechtſame, und Die Criminalgerichtsbarkeit allein . 13) Die Landvogtey Erlach , liegt auch am Bielerſee. Es Baben folche die Berner 1475 dem Hauſe Chalons abgenommen , als daſſelbe in dem burgundiſchen Kriege die Parter des Herzogs von Bur. gund Ý 4

344

Die Eidgenoſſenſchaft.

gund ergriffen hatte , und nachher audh das Antheil, welches das Haus Oranien barán hatte, erhalten . Es gehören dazu : ( 1 ) Erlach , franz. Cerlier, ein Stadtchen am Bielers fee , welcher hier den Fluß zil aufnimmt, und am Fuße des Berges Jolimont, den die Bauern Zidulimont nennen. Auf dem Bergſchlofie wohnet der Landvogt. Es wachſet in dieſer Gegend guter Wein.

1

( 2 ) Die Pfarrdörfer Vinelz, Ins und Gampelen. Im Dorfe Bruttelen iſt ſeit 1737 ein Bab eröffnet worden . Zwiſchen Vinelz und Ins, hat das Bergſchloß Safenburg oder Senis gelegen , welches zerſtöret iſt. 13 ) Die Landvogtey Arberg, liegt auf benden Seiten der Uren. Ehederfen war ſie eine Grafſchaft, welche entſtund , als Graf Utrich von Neuenburg, deſſen Vater gleiches Namens das Städtchen Urberg 1220 erbauet hatte , in der Erbtheilung dieſes (and betam. Graf Peter von Arberg überließ ſie 1351 der Stadt Bern wiederkäuflich , welche aber die darauf þaftenden Pfandſchaften und Anſprüche nach und nach einlöſete und an ſich brachte.

Es gehören dahin : dior

(1) Arberg, Arolae Mons, ein Städtchen an der Aren , beffen Urſprung vorhin angezeiget worden . Der Fluß ums giebt das Städtchen ganz und gar. 1419 und 1477 brannte es ab , und 1656 litte es abermals großen Feuerſchaden, An keinem Drt in Helvetien iſt eine ſo ſtarke Durchfußr wie hier.

(2) Die Pfarrdörfer, Affoltern bey Arberg ,Bargen , Cappelen, Kalnach , lyf und Ratolfingen. 14 ) Das Amt Burgdorf , iſt ehemals eine Grafſchaft geweſen , welche die Grafen von Lenzburg beſeſſen haben ſollen .

Im Unfange des zwölften

Jayrşunderts war es als ein Reichslehn in den Hans den

Bern .

345

den der Herzoge von Zähringen , nach deren Abgang es 1218 an des lekten Herzogs Schweſter , Anna, und derſelben Ehemann , Grafen Werner von Kyburg, fam .

Als dieſes Bruder , Graf Hartmann , 1264

ſtarb , gelangete es mit deſſelben Tochter Eliſabeth, an Grafen Eberhard von Habsburg , und deſſelben Nachkommen ; Graf Berchtold von Kyburg aber übergab es und ſeine Rechte an Thun , 1384 gegen 37800 Gulden an die Stadt Bern , melche es durch einen Schultheißen aus dem großen Rath verwalten låßt , der alle rechs Jahr abwechſelt. Die eigentliche Grafjdsafi Burgdorf, über welche ér Schultheiß iſt, beſteht in der Stadt Burgdorf , und ihrem Be. zirk, und ſechs Gerichten , welche die Ausbürger der Stabi begreifen . Die übrigen Kirchſpiele, Geriti)te und Dörfer , werden das Amt genannt. merfe alſo :

Man be

5 Burgdorf, eine Stadt am Fluffe Emmen , auf deren einen Seite auf einem Felſen ein großes Schloß ſteht, auf welchem der Schultheiß mobnet , auf einer andery Seite und dhe aber die große Pfarrkirche. Die Stadt hat bes trådtliche Freyheiten , den Blutbann in ihrem Bezirk, das Recht zwiſchen den Berbürgerten ohne weitere Appellation abzuſprechen , namhafte Gefälle, einträgliche Menerhofe, und gute Waloungen . Sie wird durch einen kleinen und großen Rath regieret , und bende beſtehen aus vier und vierzig Perſonen. - 1389 ift fie ganz abgebrannt, bat auch 1599, 1706 and 1715 großen Brandſchaden erlitten . Sonft gehdren ihr zwey Vogtenen mit den niederu Gerichten. ( 1) Die Vogtey Graßweil oder Seimisweil, welche drey Gerichte hat, nämlich zu Kietweil, Seimisweil, und Vlieder : Perch . ( 2) Die Vogtey Lojweil , welche die Gerichte Roza weil und Döringen hat.

♡ S

Außer

1

346

Die Eidgenoſſenſchaft.

Außer ihrent Begirt hat dieStabt noch ihreAusbärger's fchaft in den Kirchſpielen Dürenroth , Affoltern , Weis ningen , Köppingen , Kilchberg, Rüti bey Hindelbant , Dieſe Ausbürger Sasli, Oberburg , und Seimisweil. aber doch in der Grafs liegen zwar außer dem Stadtbezirt, Stadtbezirk,aber ſchaft , ſtehen unmittelbar unter dem Schultheißen , und madhen fechs Gerichte aus. 15) Die Landvogrey Brandis , im Emmen . thal belegen , iſt eine Herrſchaft, welche bem davon benannten adelichen , und außerhalb der Eidgenoſſen . ſchaft in den gråflichen Stand erhobenen Geſchlecht von Brandis gehöret hat , aus welchem Wolfharo oder Wolfgang die Herrſchaft 1447 an die Stadt Bern verkauft hat, die auch denjenigen Theil derſelben, wel. dien zuleſt Jacob von Montmayor beſeffen , 1607 an ſid ) gekauft hat, und alle fechs Jahr einen neuen Land . vogt dahin ſeket. Sie enthalt : { ( 1 ) Brandis , ein Schloß auf einem ziemlich hohen Berge , weldes das Stammhaus der von Brans dis ift. ( 2) Das Gericht und die Pfarre Rucgſau , in einem Zhal , welches ſich gegen die Emme erweitert . (3 ) Das Gericht und die Pfarre Lügelflåh. In bem Dorf dieſes Namens iſt eine bedecte Brücke über die Emnie. 16) Die Landvogtey Summiswald , liegt auch im Emmenthal. Leopold von Summisioald hat ſie'1225 dem deutſchen Orden ibergeben, dieſer aber 1698 an die Stadt Bern verkauft. Es gehören dazu die Pfarrdörfer Summiswald, mit einem Schloß, unb Dürrenror. 17) Die Landvogtey Trachſelwald , auch im Emmenthal belegen , iſt von den von Tradyfelwald, an

Bern .

347

an die von Summiswald , und 1384 an des deutſchen Drdens Commenthur zu Summiswald fåuflich ge kommen .' 1,408 wurde ſie der Stadt Bern verkauft. Zu derſelben gehören acht Gerichte. Ich bemerke : ( 1 ) Trachſelwald , ein Schloß und Pfarrborf, vou welchem die Landvogtey den Namen hat. ( 2 ) Suttweil , ein Stadtchen , welches ehedeffen eis gene Herren hatte , ' nach deren Abgang es an die zu Burg dorf wohnenden Grafen von Kyburg, und zwar vermuthlich als ein eröffnetes fehen, fiel. Die Stadt Bern hat es mit der Grafichaft Burgdorf bekommen, auch 1410 die niedern Gerichte von Burkhard von Summiswald erkauft. 1537 brannte es ganz ab . Durch daſſelbige geht die Straße von Solothurn und Bern nach Lucern. ( 3) Afholtern im Emmenthal, ein Pfarrdorf , in welchem ein Gericht über eilf Pfarren ift. (4 ) Erisweil oder Erolzweil, ein Pfarrdorf in einent engen Thal. (5) Tſchangnau , Langnau , Trub, Lauperſchreil und Ridcrſchweil , Pfarrdörfer. 18 ) Die Landvogtey Signau , liegt auch im Emmenthal, und iſt eine Herrſchaft, welche ehedeffen einer davon benamten adelichen Familie gehöret hat, von weld ) er ſie an die Grafen von Kyburg gekommen, von Grafen Hartmanns Geniahlinn aber 1399 an die Stadt verkauft worden iſt , welche ſie wieder veräule ſert , jedoch nacimals dem franzöſiſchen General Mos relet wieder abgefauft, und das Gericht Rörenbach dazu geſchlagen Hat. Vor Alters iſt in dem Pfarr. dorf Signay eine Probſten geweſen. Ueber dem Dorf liegt ein Bergſchloß.

Die übrigen Pfarrdörfer find

Engiweil , Rórenbach und Biglen , das legte aber gehöret nur in Anſehung der niedern Gerichte hie. her,

aft .

ſſenſch

343

Die Eidgeno

Bier, und in Inſehung der hohen unter das Landgericht Conolfingen. Anmerkung. Das Num . 15 518 18 genannte Emmentbal, ift nun e'nes von den reichſten landern , darinn die bemittelten Bauern gang Acmein ſind. El bat dieſen Woblftand bauptſachs lich dem Ackerbau , und dem guten Gebrauch der Waſſerungen zu danken ; dovo bat.r$ auch betrachtliche Btehsuật , und viele Pferde.

1

19) Die Landvogter Konig oder Rünit , iſt eine Herrſchaft im Sandgericht Sternenberg , welche 1720 dem deutſchen Ritterorden für 120000 Rthlr. ab. gekauft worden. In dem Pfarrborfe Könis iſt ein Schloß oder Amthaus.

3 20) Die Landvogtey Laupen ,

welche die

Stadt Bern an fid) gebracht hat. Sie war ſchon 1308 im Beſik derfelben , hat ſie aber 1413 , 1469, 1501 , 1529 und 1579 vergrößert. Alle ſechs Jahr wird ſie mit eis nem landyoge befeket , vůnd enthält ( 1) Laupen , ein Städtchen und Schloß beym Zuſams menfluße der Sanen und Senje , mofelbft über die Senſe eine beoedte Brüde, und überdie Sanen eine Schiffdrůde geht. Vor Alters hat es unmittelbar dem Reid ) zugehd ret. Die Sradr Bern hat es theils 1308 vom Grafen Dito von Straßburg . der es entweder als Reichsvogt , oder pfandweiſe vom Reich inne gehabt , theils 1324 vom Perod pen Thurn , erlangt. . 1339 erhielten die Eidgenofjen bey dieſem Ort, über einige wider fic verbundene Grafen , einen wichtigen Sieg.

( 2) Olgingen , eine ehemalige Freyherrſchaft, welche Bern 1413 an ſich gebracht hat. (3 ) Seren -Balm oder Wieder :Balm , ein Pfarrborf. Unter den zu dieſer Pfarre gehörigen Dörfern , iſt auch Biberach oder Bibern, eine alte Herrſchaft , welche Bern 1901 und 1502 an fid) gekauft hat. ( 4 ) mulis

Berni.

349

( 4 ) Milliberg, ein Pfarrderf und ehemalige Herrs Ichaft, inelde Bern 1579 erkauft hat, liegt zwar im fandges richt Sternenberg , gehört aber unter dieſe Pandvogtey. (5) Plcuenegg , Pfarrdorf und ehemalige Herrſchaft, eine Stunde von Laupen, nicht weit von der Senſebrücke. (6) Wohlen , ein Pfarrdorf an der Alar. ( 7) iunchenweiler, Schloß und ehemalige Probſtey , iſt adelid .

21 ) Das Amt Thun , ift von den Herzogen von Zähringen 1218 an die Grafen von Kyburg gekom men , von welchen Graf Hartmann es 1374 an die Stadt Bern verpfändet , und 1384 völlig verkauft þar. ten.

Sie läßt es durch einen Schultheißen verwal. Der darinn befindliche Thunerſee , iſt auf

zwey und eine halbeMeilen lang , und ungefähr drets viertel Meilen breit, und auf beyden Seiten mit Dors fern , Schlöſſern , Landhäuſern , Wein . Düfte und andern Garten bereket. Es wird durch die in denſele ben geleitete Kander ziemlich angefüllet , alſo , daß aus den zugeführten Steinen wirklid) eine große ſteia nichte Inſel darinn entſtanden iſt. Id bemerke in dieſem Amt ( 1) Thun , eine kleine Stadt mit einem Schloß , an der Aren , welche hier aus dem Zhuner See kdmint, und die Stadt in zween ungleiche Theileabſondert. (2) Die Pfarrdórfer Staffisburg , Schwarzence , Sigrisweil,Hinſeitingen oder Umſoltingen, in welchein legten ebedeſſen eine Probſien geweſen iſt. Im Umfang des Nints Thuu, liegt die Freyherrſchaft Spiez , welche feit 1516 dem Hauſe von Erlad gehöret. Sie beftehet aus dem Schlef und Städtchen Spiez , am Thunerſee , und einigen Dörfern . 22) Die Landvogrey Oberhofen , liegt am Thunerſee.

Die Stan Lern hat ſie 1651 den von

Erlach abgekauft. Idj bemerke darinn :

( 1) Obers ,

350

Die Eidgenoſſenſdjaft.

( 1 ) Oberhofen , ein Schloß und Dorf in ciner ſchönen und fruchtbaren Gegend. (2 ) Silterfingen , ein Pfarrdorf am Thunerſee. ( 3 ) Stråtlingen , ein 1332 von den Bernera zerſtörs tes Schloß , von welchem einige altere und neuere Schrifts ſteller den welfifden Fürften Conrad den jüngern, Grafen von Paris und Herzog vou Rhåtien , und Vater Königs Rudolphs I von Burgund , zu benemen pficgen. 23) Die Landvogrey Unterſecu , hat vor 21: ters der Abtcy Interlachen zugehöret , iſt aber 1298 dem . Albrecht verkauft worden , der fie dem Hauſe Deſtreich hinterlaſſen hat , von welchem ſie zu unter . fchiedenenmalen verpfändet , 1387 aber von den Bers nern eingenommen worden . Sie iſt benannt von Unterfeen oder Unterſewen ,

Interlacus , einem

Städtchen an der Har ; zwiſchen dem Thuner- und Brienzer See ,von welcher Sage es feirien Namen hat. 1470 brannte es ganz ab . Die Herrſchaft Unſpuns nen , vom gleichnamigen Hof benannt, þat Bern 1479 und 1515 an ſich gekauft.

24) Die Caſtellaney Vieders Sinmenthal oder Wimmis, welche durch einen Caſtellan verwaltet wird , ſeitdem die von Scharnachthal 1449 Niedere Simmenthal an den Stand Bern verkauft haben . Das Simmenthal , oder Siementhal , oder Siebenthal , iſt zwolf bis dreyzehn Stunden lang , aber nur eine viertel oder anderthalbviertel Stunde breit , und an beyden Seiten mit einer gleich langen Reihe hoher und an einander ſtoßendet , theils frucht. barer , theils unfrudytbarer und fetſichter Berge eina geſchlos:

f

Bernt.

351

geſchloſſen , welche unten ben Wimmis den Anfang nehmen , und ſeitwärts hinauf bis an die Walliſer Gebirge und Gletſcher gehen. Der Simmen oder Siemenbach, welcher das Thal der Långe nach durch . fließt , foll ehedeffen eine fiebenfache Quelle gehabt, und davon ſeinen Namen haben , den er dem Thal wieder gegeben hat. Seine Hauptquelle iſt der große Gletſcher am Råzlisberg. Der Eingang in dieſes Thal, iſt wegen der ungeheuren Felſen , von welchen oftmals große Stücke herab in den Weg fallen, etwas fürchterlich , iſt auch , inſonBerheit im Frühling, wenn das Eis und der Schnee oben auf dieſen Feifen zu ſchmelzen anfangen , und Felſenſtücke auflöſen ,gefähr. lich . Das Thal wird von dem Sandbach in das untere und obere abgetheilet ; jenes iſt ungefähr ſies ben Stunden lang. In den wenigſten Drten des Siementhals wird Roggen , Weizen und Hafer ge fået, weil die Einwohner von dem fetten und nahrhafa ten Graſe größern Nugen haben . Sie måſten nám . lid) ſehr viel Diely, und bereiten auch viel Butter und Käſe , von welchem leßten die beſte Art unter dem Namen des Saanenkäſes auch außerhalb Jandes,be. fannt und beliebt iſt, weil ſie bloß aus dem Raam der Milch bereitet wird. Von der gemeinen Artiq . rer Käſe, geht auch viel nach Frankreich und in andere Lånder . Kafe von der zweyten Art , wird ſehr viel an ſtatt des Brodtes gegeſſen , und die gemeinen Leute ernähren ſich größten Theils von Erdäpfeln oder Kar. tuffeln , und trinken Mild) oder Schotten , die reidiern aber laſſen mit vielen Unfoften Wein über die Berge von Vivis bringen. Szin und wieder waqfen ziem lich

352

Die Eidgenoſſenſchaft.

lich gute Baumfrůdyte; und rothe und gemeine Fo relien find häufig vorhanden . In der Caſtellanen bieder : Simmenthal, bes merfe ich ( 1 ) Wimmis , ein ehmaliges Städtchen , und nune mehrigen Fleden , welcher gleich vorn im Thal, über dema ſelben aber ein Schloß liegt, auf welchem der Caſtellan wohnet. Por Ulters hat er den von Weifenburg gebos ret , von welchen die Stadt Bern ſchon einige Rechte darau erhalten , auch 1449 den von Scharnachthal ibr Antheil daran abgekaufet bat. Unteit Wimmis ſind die hohen Berge Stodborn und Friſenberg. (2) Die Pfarrdörfer Reutingen , Erlenbach , welche Bern 1448 den von Brandis abgekauft hat , Dårſtetten, woſelbſt eine Probſtey Auguſtinerordens geweſen iſt, Diems tingen und Oberwyl. ( 3 ) Das Weißenburger Bad , iſt am Buntfchibach , an einem unbequemen Ort. Es iſt von Natur wuáßig lau, etwa auf vierzehr fahrenheiti (de Grade, und von ſehr bells ſamer Art. Das Schloß , welches über demſelben geſtan den bat, iſt verwüſtet.

25 ) Die Caſtellaney Ober- Simmenthal ober Zwey - Simmen , hat eħedeſſen den Grafen von Griers gehöret, 1555 aber hat die Stadt Bern fie fauf. lich an ſich gebracht. Ich bemerke darinn

.

( 1 ) Zwey - Sinimen . ein Pfarrdorf, welches in der breiteſten und ſchönſten Gegend des Simmenthals liegt. Auf der rechten Seite dieſes Dorfes , iſt ein Ausgang aus dieſem Thal , welcher von Wimnuis bis hieher der einzige iſt , und ſowohl nad Sanen , als über das Gebirge nach Bivis fübret. An dieſem Ort vereiniget fich mit der Sies me oder Siemme ein Bach , welcher die kleine Siemme genennet wird , daher das Dorf den Namen Zwey - Sims men bekommen bat. ( 2 ) Blans

1 Bernt.

353

( 2 ) Blankenburg , ein altes Bergfchloß, etwa eine balbe Stunde von zwey Simmen,auf welchem der Caſtels lan feinen Sit hat. (3) Boltigen oder Boltingen , und Sanct Steffen , find Pfarrodrfer. ( 4 ) Leng , oder an der Cent, ein Pfarrdorf, welches das oberſte und leşte Dorf im obern Simmenthal iſt. Von leng tommt man durch die Oberrieder Ebene, welche mit zerſtreuten Häuſern befeket ift , an den Råglis berg , zwiſchen welchem und den grindelwaldiſchen Éios thálern, große Berge ohne Schnee und Eis liegen , darung ter auch der Gemmi iſt, aber welchen eine unbrauchbare Landſtraße suhet. 26) Die Landvogtey Sanen , iſt eine große Landſchaft, welche von dem Fluß Sana, der im Thal und Pfarrborf ſteig entſpringt , und von dem Hauptflecken, den Namen hat.

Ebedeſſen gehörte fie

den Grafen von Grièrs, 1555 aber nahm ſie die Stadt Bern gegen Bezahlung an ſich. Die Käſe , welche hier gemacht werden , ſind ſehr beliebt. Die land . vogten wird in den deutſchen und wålſchen Theil aba : geſondert. (1 ) Zu dem deutſchen Theil gehören a. Sanen , franz. Geſſenay , der Hauptfleden der Landſchaft , welcher am Fluß Sana liegt. 1575 brannte er faſt ganz ab. b. Gſteig , ein Pfarrdorf, am fuß des Berges San netroh , welder ſeiner Höhe wegen die Urſach iſt, daß man hier im Winter die Sonne ſechs Wochen lang nicht leben tann , weil ſie nicht ſo hoc ſteigt, als der Berg iſt. c. Ablentſchen oder Afflentſchen , iſt der Name wes niger zerſtreuter Håufer , die in einem kleinen und engen Zhal liegen , welches von hoben Bergen dergeſtalt einges ſchloffen iſt, daß inan im Winter oft etliche Wochen lang weder ein- noch auskommen kann . Es ift bier eine Pfarra kirdas 3 4 Ch.54.

1

354

Die Eidgenoſſenſchaft.

kirche, zu welcher noch unterſchiedene kleine Derter dieſes Zhals gehören. d. Cauwinen , ein Pfarrdorf im gleichnamigen Chal.

1

( ) Zu dem wälſchen Theil gehören a. Deſch , franz. Chateaux d'Oeux , lat. Caſtiodum oder Catiodunum , ein Fleden an der Sanen. b . Xothberg oder Xötſchmunt, franz. Rougemont, ein Pfarrdorf und Schloß, auf welchem der Landvogt dica ſer landſchaft wohner, an der Sanen. c. Die Pfarrdörfer Robiniere und £tivaz. 27) Die Caſtellaney Frutigen oder Fruiting gen , beſteht aus zwen Chålern , und iſt wie ein Y geſtaltet, in deſſen Mitte der Marktflecken Frutigen liegt. Das Thal linker Hand von Frutigen aus, wird von der Kander durchſtrómet, und daher das Hans der:Thal genannt. Es geht nicht nur bis an den Gemmiberg, ſondern nod) zwen Stunden weiter bis an den Lötſchenberg. Das zweyte Thal erſtrecket fich von Frutigen aus rechter Hand nach Adelboden, wird von der Engſtlen durdyſtromt, und heißt das Frus tigthal. Bende Flüſſe kommen ſo , wie die Thåler, nicht weit von dem Flecken zuſammen . Nach 26. gang der von Frutigen , iſt dieſe Herrſchaft im

+

drey .

zehnten Jahrhundert an die von Zhurn , von dieſen in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts an die von , Weißenburg , 1368 an die von Brandis, hernach aber wieder an die von Thurn gekommen , und Anton von Thurn hat ſie im Jahr 1400 für 6200 Gulden an die Stadt Bern verfauft, welche 1513 auch die Herrſchaft Krattigen zu dieſem Umte gekauft hat, und das ganze Amt durch einen Caſtellan verwalten läßt, welcher alle fechs Jahr dahin geſeket wird .

3

Sie enthalt

( 1) Srue

Bern.

355

( 1 ) Srutigen , einen großen Marktfleden , nahe ben welchem auf einer Höhe ein Schloß liegt, welches ehedeffen im Tellen oder Tellenburg genennet worden , und der Sitz des Eaſtcllans ift. Zwiſchen dem Fleden und Sdloß fließet die Engfilen durch , an welcher ein Schwefels bad ift. (2 ) Adelboden , ein Pfarrdorf , in einer wilden , aber mit ſchönen Alpen und fruchtbarem Wiefenlande verfehenen Gegend. Jn dieſer Gemeine iſt in Sirsboden , in dem ſogenann: ten Lent , ein Schwefelbrunn , welcher zum Baden ges brauchtwird ; es wurde auch daſelbſt 1711 ein Kupferbergs werk erdffnet , aber nicht fortgeſeket. (3) Reichenbach , ein Pfarrdorf. (4) Målinen , ein Ståotchen an der Rander, welches Zhiring von Brandis 1352 an die Stadt Bern verkauft hat. Es iſt zu Reichenbach eingepfarret. (5 ) deſchi oder Uefche , ein Pfarrdorf, in deffen Kirs de außer andern Drten auch (6 ) Das Dorf Krattigen eingepfarret iſt, welches ein Schloß gehabt hat, und eine Herrſchaft geweſen iſt. (7) Gegen Süden nach dem Berge Gemmi zu, liegt in diefein Thal das Dorf handelſtåg , woſelbſt eine Brücke über die Kandel geht. Es iſt das erſte Dorf im Frutigers thal, wenn man vom Berge Gemmi kommt, und das nådſte , welche man alsdenn berühret, iſt Kandelbrůđ , gegen Frutigen über. Nirgends in Helvetien ſind die Schwefels tieſe fo'båufig und reich, als in Randelſtåg. Zwiſchen Randelftåg and Frutigen hat auf einem hohen Felfen das Schloß Felſenburg geſtanden , von welchem noch farke Ueberbleibſel zu ſehen ſind . 28) Die Landſchaft Sasli im Weißland oder Ober-Safli , erſtrecket fich von der Höhe des Grimſelberges bis zu der Weiler Brücke , da das Amt Interlachen angelt, auf eilf Stunden in die Tånge.

Das Hauptthal hat ſchöne Büchen. und Santo Z 2

356

aft .

ſſenſch

Die Eidgeno

Tannen. Wälder, und in der ganzen Landſchaft findet fich auf den Alpen und in den Thålern viel Futter für das Vieh. Der beſte und fruchtbarſte Theil dieſes tandes, wird durch den Alpbach bewäſſert, der 1733 und 1762 anſäglichen Schaden angerichtet hat. Auf den Bergen wachſen viele der edelſten Kräuter und Wurzeln , die hin und wieder vertragen werden ; es finden ſich auch auf denſelben Gemſen und andere Berge thiere , und allerhand wildes Geflügef. Die Sands fchaft iſt auch reich an Bergwerfen , vornehmlich an Bley und Eiſen , hat auch ſchone Kriſtalle , von wel. chen gleid) ein mehreres vorkommen wird , und hin und wieder iſt ſehr gute Erde zum Porcellan zu finden. Der hier an der Walliſer Grånze belegene Berg Grimſel oder Grimslen, wird nebſt der daran ftoſ fenden Furfa , zuten lepontiſchen Alpen gerechnet. Ueber dieſen hohen Berg geht nach Ober.Geſtelen im Wallifer Sande ein Weg , welcher nur des Sommers gebrauchet werden fann, und auch alsdenn wegen des Eifes und Schnees ſehr beſchwerlich , mühſam und gefährlich iſt. Er wird aber von den Einwohnern des Haslithals mit Mühe und Koſten unterhalten : ſie haben ihn an vielen Orten in einem harten Felfenmeia ſtens ſchlangenweiſe ausgehauen , mit kleinen Mauern verwahret, und kleine Brücken von einem Felfen auf den andern geleget. Die Alp auf dieſem Berge,und die Nußung derſelben , gehoret der Landſchaft Hasli. Oben auf demſelben , gegen Mitternadır, iſt ein See. Bey dem vorhin beſchriebenen Wege nach Wallis, iſt unten am Fuß des Berges ein ſogenanntes Spital, welches aber eigentlich ein Wirthshaus iſt, in welches die Sandleute des Hasli: Ibals alle fünf Jahr einen foges

Bern .

352

ſogenannten Spitalmeifter oder Wirth reken , welcher fich darinn von der Mitte des Mårzmonathes an bis gegen Martinstag , und ſo lange der Weg braudzbar iſt, auffält, und die Reifenden mit Speiſe und Trank verſorget , welche diejenigen , ſo Vermogen haben , bezahlen , die Ärmen aber umſonft bekommen , zu wela" chem leßten Behuf jährlich beynahe durch die ganze Eidgenoſſenſchaft und noch weiter , ein Bothe geſendet Der Spitale wird , der eine Steuer fammlet. meiſter muß auch das zwey Stunden davon gegen Guttanen belegene Sennhaus Handeck beſorgen, weil zwiſchen dem Spital und dem Dorfe Guttanen auf pier Stunden faſt kein Haus anzutreffen iſt.

Von

dem Spital erſtrecket fich gegen Mittag auf zwer Stunden ein Eisthal , weldies fich hernach mit den Bergen noch auf fechs Stunden gegen Weſten wendet, und an dem hohen Eisberge Schreckhorn endiget. In dieſem Grimſelthal hat der Fluß Aren ſeinen Urſprung , und entſteht aus drey mit einander zuſam . men hångenden Gletſchern, nåmſich aus dem unzu. gånglichen Oberaar · Gletſcher , dem finſtern Har. Gletſcher , und dem wilden Sauter dar . Gletſcher. Der legte iſt eine beſtåndige Eisbrucke , die ein ſieben Stunden langes Thal anfüllet, unter welcher die Alar unſichtbar, aber mit merklichem Geräuſd ), hinläuft. Dieſes Eis iſt zum Theil mit Steinen bedeckt, die von den oberſten umliegenden Klippen Heruntergefalo len find.

Der Fluß ſchießt unten an einer ſteilen Eisé

wand ſichtbar hervor . Ein Theil des Grimſelberges wird von den Anwohnern der Zinkenberg genennet, und in demſelben fand man 1719 eine vortreffliche Krie fallgrube, deren Kriſtalle höher, als 30000 Rthlr. geſchå 3 3

358

ft Die Eidgenoſſenſcha .

geſchåget worden .

Es waren Sticke von 600, 700

ja 800 Pfunden darunter.

Die meiſten Stücke wa.

ren ohne Mangel, und ſo durchſichtig als Waffer. Die Einwohner dieſer Sandſchaft, welche auf lat. Haſeli und Avellani genennet werden , haben eine bea fondere Mundart.

Sie wollen ihren Urſprung von

den alten Gothen ableiten . Ihre Einkünfte ziehen ſie faſt bloß aus Käfen , welche ſie verkaufen , die aber nebft den wenigen Pferden und Schweinen ,welche ſie abfeßen , kaum ſo viel betragen , als ſie für Wein , Getraide und Salz ausgeben . 1275 errichteten fie mit der Stadt Bern ein Schußbündniß, welches 1308 erneuert wurde, 1333 aber haben ſie fich derſelben uns terworfen , jedoch fich ihre aften Rechte und Gewohn: Þeiten vorbehalten , welche ihnen auch von der Stadt zu unterſchiedenenmalen

beſtätiget worden .

Dieſe

verordnet alle rechs Jahr einen land . Ammann aus den Sandleuten diefer landſchaft, welcher aber , vers moge einer 1675 ergangenen Verordnung der Auffiche des Sandvogtes zu Interlachen alſo unterworfen iſt, daß dieſer ſich auch jährlich zweymal in das Land be giebt , ſich nach der Beſchaffenheit der Regierung er . kundiget , das erforderliche veranſtaltet , und jährlich die Rechnung von demſelben abnimmt. Ich bemerke in dieſem {ande (1) Sasli im Boden , oder in dem Orunde , ein Pfarrdorf. ( 2) Badmen , ein Zhal , und viele zerſtreuete Håu. fer , Sennhåtten , Kåfes und andere Gáden , nebſt einer Pfarrkirche. ( 3) Guttanen , ein Pfarrborf , an benden Seiten der Aren , woſelbſt die Landſchaft einen Zoll zur Unterhaltung der

Bern.

359

der Straßen uns vielen Brüden , hebet. Von hier bis an den Grimſelberg ſind vier Stunden , und auf dieſem Wege iſt kein Haus , als das Sennhaus Sandecť. Der Ort fcheint den Namen von den vielen hier herum befindlichen Tannenwäldern zu haben , leidet aber von den Sdınsehaus fen ( lauween ) vielen Schaden . (4) Meyringen , einen Fleden ,welcher der Hauptort des Landes iſt, woſelbſt die Landleute von Hasli ein Zeuga haus haben . 1733 wurde es durch eine Ueberſchwemmung des burchfließenden Waldwaſſers ſehr beſchädigt. ( 5) Brünigen, ein kleines Dorf am Berge Brünig, über welchen der Weg aus dein lande Szasli und Brienz nach Unterwalden gebt. Auf dem boben und wilden Berge Engſtlen , iſt ein Yleiner See , der Engſtlerſee genannt , aus trelchem ein Bach entſteht , den einige den Engfilenbach , andere aber den Gentelbad uennen , und welder ſich in die Aren era gießt, Nidyt weit von dem See fließer mitten unter den Steinen ein ſehr klares und kaltes Waffer hervor , welches der Engſtlenbrunn genennet wird. Er finge erſt des Abends an zu fließen , wenn die Sonne den Tag über ges nug Sdnee zu ſeiner Unterhaltung geſchmolzen hat, und gegen den Morgen håret er wieder auf. 29) . Das Gouvernement delen , gehöret zum deutſchen Theil des Cantons , ob es gleid , franzöſiſch reder, die Regierung in derſelben iſt auch mehr deutſch als romaniſch eingerichtet. Es iſt eine alte Herrſchaft, oder nach einiger Meynung , eine Graffdjaft , welche vor Alters , ſo wie die benachbarten ånder , zum bur gundiſchen Reich gehöret hat. . Kaiſer Heinrich IV fchenkte die Oberherrſchaft über dieſelbige , über Wale fis und andere ( ånder , dem Hauſe Savoyen , ' unter deſſen Lehnsherrlichkeit dieſe landſchaft in ſpåtern Zeis ten dem adelichen Geſchlecht von Torrens zugehöret hat , weldes ſeine Gerechtfame an derfaben 1534 dem Stand 3 4

360

Die Eidgenoſſenſchaft.

Stand Bern übergeben und abgetreten.

Die Herre

fchaft beſteht aus dem flachen (ande , (la plaine ) und den Bergen : jenes zeuget ſehr guten Wein und Ka. ſtanien im Ueberfluß , dieſe liefern gewöhnlichermaßen Kåſe. Es iſt hier eine ſalzreiche Gegend, zwey Stun: den lang und breit , welche durch die Flüſſe Grande Das Salz Eau und Avançon eingeſchloſſen wird. iſt in Felſen eingeſprengt , und wird durch Waſſer ab. gewaſchen , welches an einigen Orten ſalzige Quellen macht. Uebrigens iſt dieſes Gouvernement in vier ſogenannte Mandements abgetheilet. (1 ) Das Mandement delen , begreift dren Pfare ren , welche von folgenden Dertern benennet werden. a. Aelen oder Elen, franz. Aigle, lat. Ala , Aquilegia, fonſt auch Hals y Halcydes , ein großer Fleden , mit einem auf einer Hohe belegenen Schloſſe , auf welchem der Sus bernator wohnet. Es find hier Salzkoten . 1740 hat er von einer Ueberſchwemmung des Waldwaffers, la grande Eau , großen Schaden erlitten . b . Koville oder Teuville , ein feines Städtchen , zu deſſen Pfarrkirche die Filiale Roche , woſelbſt ein ſtarker Brud von buntera Marmor , und Salzquellen find , die unter der Aufſicht und Verwaltung einer beſondere. Dis rection ſtehen , und Cheffel, nebſt einigen andern Dertern , gehören. 6. Leyzin , ein Dorf. (2) Das mandement Olon oder Qulon, ento bålt nur ein Pfarrdorf ,

nämlich Olon , yon den

åbrigen Dörfern aber bemerke ich, Sự Tryphon, am Fuße eines aus vortrefflichem ſchwarzen Marmor beſtehenden Hügels , auf welchem zwey Schloſſer ges ſtanden haben, und Panner oder Panney , oſtwärts, über welchem Drt Salzquellen find.

Es wird aber bier

361

Bern.

hier kein Salz mehr gefotten , ſondern die Sole wird durch Röhren nach la Montre in Chenauf Walde geleitet , vereiniget ſich daſelbſt mit dem Waſſer der neuen Chainofaire Quelle , und wird zu Uelen gra. diret und geſotten. Aus der eben genannten Quelle wird auch ein Theil Salg , in einem dazu erfundes nen Kaſten , an der Sonne gar gemacht.

(3) Das Mandement Bef , þat zwen Pfart. dörfer , nåmlich Bef , ehemals Baccac, Bactiacum, Bay , Baccium , bey welchem ein Kaſtanienwald iſt, auch auf einem Hügel ein Schloß geſtanden hat, und 1

Grion , woſelbſt auch ein zerſtörtes Schloß iſt. Zu Ber iſt das kleine Dorf Bevieup eingepfarret , Wo felbſt ſchöner durchſichtiger Schwefel gefunden wird, auch Salzpfannen find , in welchen das Salzwaſſer aus den Quellen ben Finalete oder Aux Fondemons, geforten wird . ( 4 ) Das Viandement Ormont , welches ele nige auf lateiniſch Aurimontanum , andere aber Ur fimontanuin nennen . Man theilet es in das untere und obere, in jenem iſt das Pfarrdorf Sepey, in die. fem Chapelle oder Ober- Ormont. a Diejenigen Aemter , welcbe aus ſecularis firren Stiften entſtanden ſind.

1) Das Amt Rdnigsfelden , im Argau , bet Bruck gelegen , iſt aus einem ehemaligen Frauenklo. fter St. Clarenordens entſtanden ,

welches Königs

Ulbredits ! Wittwe , Eliſabeth, mit Hülfe ihrer Toch : ter Agnes , des þungariſchen Königes Andreas III Gemahlinn, auf dem Felde , 35

auf welchem

König Albrecht

362

Die Eidgenoſſenſchaft.

Albrecht umgekommen iſt , geſtiftet Hat , 1528 aber in ein Hoſpital verwandelt, und die Aufſicht einem Beams ten , unter dem Namen eines Hofmeiſters , übergeben worden , welcher alle ſechs Jahre dahin gefeget wird. Von den Einkünften des ehemaligen Kloſters, werden viele Arme ſowohl in dem Gebäude ſelbſt, als außer demſelben ,

unterhalten , auch viele Almoſen an Durch ,

reiſende ausgetheilet , und über zwanzig Pfarrer be. foldet. In der Kirche des ehemaligen Kloſters , ift eine berühmte Begräbnißgruft des Hauſes Deſtreich , welche 1738 , auf Verlangen des faiſerlichen Geſand. ten Marquis de Prié ,

und 1769 abermals geöffnet worden , um durch Hülfe der Särge, Anmerkungen zur Erläuterung der Geſchichte des Hauſes Deſtreich zu madjen. Der Hofmeiſter verſiehet auch das Amt Eigen , welches die Stadt Bern 1415 mit dem Urgau eingenommen hat , und in weldjem beles gen ſind : ( 1 ) Windiſch , ein Pfarrborf, welches das Andenken an die ehemalige Stadt Windiſch , Vidoniſfa, erhält. ( 2) Altenburg ,ein kleines Dorf mit einem zerſtörten Bergſchloſſe, an der Uar. Von dieſem Dorfe haben ſich die Grafen , welche vorher zu Windiſch gewohnet , Comi tes Altenburgenſes, ſo wie aud Vindoniffae dominos genennet. ( 3 ) Sabsburg oder Sabfpurg , ein altes Schloß auf einer Sydhe an der Uren , etwa eine Stunde von Bruck,und in der Pfarre Windiſd), hat noch einen alten dicken Thurm, und ein Nebengebäude zur Wohnung eines Hodywachters, der eine weite Ausſicht in die freyen Aemter, den Schwarzs wald , u. ( .w . hat. Das gemiffifie vom Urſprunge dieſes Schloffes ift , daß es umns Jahr 1027 vom Biſchofe Wers ner von Straßburg erbanet worden , welchem das jetzige Amt Eigen in der Erbtheilung zugefallen , und welcher ſich im

Bern .

363

im Stiftungsbriefe des Stifts Muri , felbft den Urheber des Schloſſes Habsburg nennet. Er übergab es feinem Bruder , Radbobt oder Radebot, deffen Sohn Berner, wie es fcheint , zuerſt den Namen eines Grafen von Habss burg angenommen , und auf ſeine Nachkommen fortges Pflanzet hat. Nachdem die Grafen von Habsburg, aus welchen Rudolph , Deutſcher König , der Stammbater des dſtreichiſchen Hauſes geworden, viele andere Länder bekoma men , haben ſie dieſes Schloß anfänglich den von Wils ted , und hernach den von Wolen zu Lehn gegeben , 1415 nahm die Stadt Bern es ein, und gab es Ben Seges fern von Bruneck zu Leben , Arnold Segeſer aber verkaufte e8 1469 dein Stift Königsfelden. Um Fuß dieſes Echloffcs ſind zu Schinznach warme Båder, deren Ges ſchmack und Geruch den faulen Enern ähnlich iſt , und die etira acht und zwanzig reauniůriſche Grade warm find. ( 4 ) Bier, ein Pfarrdorf an der Keuß. Zwiſchen dents felben und Königsfelden iſt Birrfeld , ein großes Feld , in xelchem man noch Ueberbleibfel von einer ehemaligen rds miſden Wafferleitung findet. ( 5 ) Birchard , ein Dorf an der Reuß. 6 ) Bruneck, ein zum Theil zerſtörtes Bergſchloß in der Pfarr Birr , welches ißt nur zu einer Hochwacht ges braudet wird. Bor Alters war es das Stammhaus und der Sig eines davon benannten edlen Geſchlechts. a) Die Schafnerey zu Zoffingen , iſt aus der ehemaligen Probſter in der frenen Stadt Zoffingen entſtanden , weldie der legte Probſt der Stadt Bern übergeben gat, von der ſie in ein Almoſenhaus vers wandelt worden , welches unter der Aufſicht eines Schaffners ſteht. 3) Die Landpogrey Gottſtatt , in dem oben beym Amte Nidau genannten Pfarrborfe dieſes Na. mens , iſt aus einer ehemaligen Mannsabtev Eiſters 'eienfi tordens entſtanden , welche Graf Rudolph von Nidau

364

Die Eidgenoſſenſchaft.

Nidau 1247 in einer Gegend die Holzſtatt, locus ligni genannt , geſtiftet, bernach aber Gottſtate genannt, und der leßte Abt 1528 an die Stadt Bern übergeben hat , die alle rechs Jahr einen neuen Xand, vogt zur Verwaltung der Einfünfte dahin ſeket. Efe. deſſen hatte der Sandvogt zu Nidau alle Gerichte zu Gottſtatt, nadimals iſt das hiefige Chorgericht, nebſt einem ganz kleinen Bezirk von der Sandvogtey Nidau, der Gerichtsbarkeit des Landvogtes zu Gottſtatt uns terworfen worden .

7 4) Die Landvogrey St. Johanſen oder St. Johannesinfel , iſt aus einer unweit Erlach beles genen ehemaligen Benedictiner -Abtey entſtanden, wels che 1090 geſtiftet, zur Zeit der Kirchen- Verbeſſerung aber 1528 eingezogen , und ein landvogt dahin geſeget worden , welcher die Einkünfte hebt , auch das Ges ridhr zu Galz verwaltet.

Das Amthaus und ehes

malige Klofter, liegen beym Einfluſſe Der Zil in den Bieler See, 5) Die Landvogrey Fraubrunnen , iſt in bem Dorfe dieſes Namens , auf lateiniſch Fons bea. tae virginis, genannt , welches in der Mitte der groß ſen Landſtraße, die zwiſchen Bern und Solothurn ift, im Sandgerid )t Zollikofen liegt. Es iſt aus einem ehemaligen Frauenkloſter Ciſtercienſerordens entſtan . ten , welches 1246 die Grafen Hartmann der ältere und jungere von Spyburg geſtiſtet haben , 1527 aber in ein weltliches Amt verwandeltworden , zu deffen Pero waltung ein Zandvogt dahin gereket wird. 1375 ha ben hier die Berner den in die eidgenoßiſchen Lande gekommenen Engländeri , Picardern , Normånnern und

Bernt.

und

Franzoſen ,

einen

365

empfindlichen Verluſt zu .

gefüget. 6) Die Landvogtey Frienisberg oder frenis berg , iſt aus einer ehemaligen Mannsabten Eiſter. cienſerordens entſtanden , welche entweder 1131 oder 1138 geſtiftet , zur Zeit der Kirchenverbeſſerung aber eingezogen , und zur Verwaltung der Einfünfte und Gerichte ein Zandvogt verordnet worden . Die Ein. fünfte werden theils zu Beſoldungen für Prediger ver . wendet , theils werden darinn arme leute unterhalten. Das ehemalige Kloſter und nunmehrige Umthaus, auf lateiniſch Aurora oder Mons aurorae genannt . liegt auf einer angenehmen Höhe zwiſchen Bern und Arberg. , Es gehören vier Gerichte dazu, nämlich : a. Das Gesicht zu Frienisberg , dazu Seedorf und Moertlchen oder Meykirden gehdren . b. Das Gericht zu schüpfen . c. Das Geridit zu Rapperſchweit. d. Das Gericht zu Buerigeni. Das Kloſter hatte ehedeflen ein Haus und einen Schaffnes zu Bern , um ſeine Einkünfte in daſiger Gegend zu beber : nunmehr aber wird zu dieſer Hebung alle ſechs Fahr ein berniſcher Bürger beſtellet. 7 ) Die Landvogtey Thorberg, iſt aus einem 1397 geſtifteten Karthäuſerklofter entſtanden , welches in ein Armenhaus verwandelt worden, und durch einen { andvoge verwaltet wird. liegt eine Meile von Bern.

Das Schloß Thorberg, Es gehören dazudie Dor.

fer Ober- und Nieder: Alchiſtorff, u. ſ.7.und es hat die niedern Gerichte in den Dörfern Rrauchthal, Coppigen , Erfingen , Walkringen , Conolfins gen und Preiswyt. 8 ) Die

;

366

aft .

ſſenſch

Die Eidgeno

8 ) Die Landvogtey Buchſee , hat den Nae men von dem Pfarrdorf Budſee oder Mönchens Buchſee , und iſt egedeſſen eine Coinmenthuren des Johanniterordens gerdeſen , 1529 aver von dem lekten Commenthur der Stadt Bern übergeben worden , wel. che alle ſechs Jahr einen Sandvogt dahin feket.

9 ) Die Landvogter Interladen , iſt aus dem ehemaligen Auguſtiner Möncyenkloſter Interlas chen , lat. Interlacus , oder Interlappen , das iſt, Inter lapides , entſtanden , welches gegen Linterſeen ůber an der Uren zwiſchen dem Thuner, und Brien . ger .See, liegt, und von dieſer Lage ben erſten Namen , den zweyten aber daher þat , weil es in einem Thal zwiſchen zwey hohen Felſen liegt. Es iſt 1130 geſtif tet , und 1528 vom Probſt und Convent an die Stade Bern übergeben worden , welche es in einelandvogten verwandelt hat. In dem ehemaligen Kloſter wird eine Anjall armer Leute verpfleget: es wohnte auch ehe. deffen der Sandvogt in demſelben , für welchen aber ein neues anſehnliches Gebäude erbauet worden . Die Sandvogtey begreift : ( 1) Das Thal Grindelwald , darinn unterſchiedene hohe Eisberge und Gletſcher find , als der Schreckhorn , (welcher ein Paar tauſend Schuhe hdher als die Furka iſte) Wetterhorn , Vieſcherhorn , Nettenberg , Eiger , Tadlen , Jungfrau, u . a . m. Nichts deſto meniger mers den hier jährlich des Sommers über fünftebalbtaufend Stůd allerlev Biebes ernähret , und es find die Weides redte unter die Bauernhofe alſo periheilet, daß ſie nicht davon ver& ußert werden können. Dieſes Thal foll ſchon 1146 vom Kaiſer Conrad III dem Stift Interlachen geo ſchenkt worden ſeyn , doch haben noch andere einige Rechte barinn gehabt , welche 1270 , 1395 und 1432 auch an das Stift

Berit.

367

Es muste zmar daffelbe dieſes Stift gekommen ſind. I käuflich überlaffen , bekam K. Albrecht an 1298 Thal ris aber ipieder. Grindelwald iſt ein Pfarrborf, hinter deffen obern Theil ſid nicht nur hohe Eisberge zeigen , ſondern es hat fich auch von der Höhe ein Gletſcher in das wenigſtens fünfhundert Schritt breite Lhal herabgelenket, welcher zwiſchen den grünen Bergen unzählige blaulichte Eisberge vorſtellet, und von Fremden am meiſten beſuchet wird, weil man zu demſelben ohne Gefahr und große Beſchwerden reiſen kann. Das Pfarrhauð ſteht gerade gegen dem Glets ſcher åber, unter welchem die weißeLütſcheneu hervorfließt. Die fauterbrunniſche Lütſchenen vereiniget ſich init der Gletſcher Lütſchenen , ben Zwey útſchenen , von dannen fie in den Brienzerſee fließen. (2) Lauterbrunnen , ein Pfarrdorf in einem langen Thal. Von demſelben werden gewiſſe Gletſcher benannt. (3) Oſteig bey Interlachen . Ceisingen oder Ceurins gen und Sanct Battenberg , Piarrdörfer. (4) Rinkenberg, tiu verfallenes Sdhloß, nebſt einem , Pfarrdorf, welches ehedeflen einem davon benannten ades Ilchen Geſchlecht zugehöret hat. (5 ) Brienz , ein Pfarrdorf, an dem davon benanns ten Brienzcrfee, welder ungefähr drey Stunden lang und eine breit , von hohen Bergen eingeſchloſſen, und zu Zeiten Der Fluß Aren fließt oben in denſelben hins gar wild iſt. ein , und unten wieder heraus. Das Dorf Brienz giebt den Brienzer Kåren den Namen , welche aus dem ganzen Hablis Thal dahin gebracht, und hernach in andere fåns der geführet werden .

IV Die walſchen Lande , machen denjeni. gen Theil des Cantons aus , in welchem franzßfiſch geſprochen wird. Sie begreifen das Land Waadr oder Waat , franz. le Païs de Vaud , lat. Comita tus Valdenfis , welches den Genferſee von Helvetiſcher Seite einſchließt, ja, einige nehmen es in ſo weitläufe tigem

Die Eidgenoffenſchaft.

368

1

tigern Verſtande ,

daß fie die geſammten walſchen

Jande, ja alles {and zwiſchen Murten und dem Gen ferſee, darunter verſtehen . Es iſt mit dem legten burgundiſchen Reich , von welchem es ein Strick ge. weren , an das deutſche Reich gekommen , und hierauf haben die Grafen von Burgund und Genf das größte Anfehen darinn gehabt : nach und nach aber fam es guten Theils unter die Herrſchaft der Grafen und nachmaligen Herzoge von Savoyen , 1536 aber wurde es von der Stadt Bern erobert, und Savoyen that Die zu dieſen wål. 1546 und 1617 Verzicht darauf. ſchen Landen gehörigen Hemter , find entweder allezeit in weltlicher Gewalt geweſen , oder aus feculariſirten Stiften

entſtanden.

1 Die Aemter, welche allezeit in weltlicher Gewalt geweſen , ſind 1) Die Landvogtey Vevay , welche von Sa. voyen an die Stadt Bern gefommen , als ſich die Einwohner ihr 1536 freywillig unterworfen. Sie bes Ich bemerke in derfelben ( 1 ) Devay , deutſch Divis , lat. Viviacum , in Anto . nini Itinerario Bibiſcum , eine Stadt am Genferſee, wela che 1688 großen Brandſchaden erlitten hat. Seit 1733 hat hier der fandvogt ſeinen Sit . Es iſt hier eine betrachts

ſteht aus fünf Pfarren.

liche Gerberen . ( 2 ) Blonay, eine Herrſchaft, welche dem uralten adelichen Geſdylecht gleiches Namens gehdret. Das Schloß Blonay liegt auf einer luſtigen Höhe. Die Pfarre diefes Namens iſt in zwey Gemeineu getheilet, welche Terſier und St. Leger heißen. ( 3) Bauteville , eine Frenherrſchaft. (4) la tour oder Tour de Peils , Turris Peliana, ein Stådrchen am Genferſee.

( 5 ) Bu.

1 i

Bern .

369

(5) Buriez , ein ehemaliges Priorat, und nunmehris ges Hoſpital und Krankenhaus. ( 6 ) Montreur , gemeiniglich Mutru , latein . Muftrua cum , ein Pfarrdorf am Genferſee, 'woſelbſt ſehr viele lors beerbaunie find. ( 7 ) Chatelard , ein Schloß und eine Freyherrſchaft am Genferſee. (8) Chillon , auch Chillion , von einigen Zylium ge. rannt , ein Schloß zwiſchen den beyden vorhergehenden Dertern im Genferſee, auf weldhein die Landvogte von Vevay bis 1733 ihren Sitz gebabt haben , damals aber iſt ein Korn- und Zeug Haus daraus gemacht worden . In dies fer Gegend wurden 1266 kaiſerliche Zruppen von den Sas boyarden geſchlagen . (9) Ville neuve , Penni locus oder Penni lucus, ein altes Städtchen , am obern Ende des Genferſees in einer moraftigen Gegend. In der Nachbarſchaft gehen die Ab pes Penninae an. 2 ) Die Stadt und Landvogrey Lauſanne, Hat ehedeſſen zum weltlichen Gebiet des Biſchofs von Sauſanne gehöret , iſt aber zugleich mit der ganzen Waat an die Stadt Bern gekommen . In derfel. ben ſind : ( 1 ) Lauſanne, Cofanne , vor Alters Laulodunum oder Laufonium , eine freye Stadt , welche eine halbe Stunde vom Genferſee auf drev Hügeln liegt, ziemlich groß , und ein ſehr angenehmer Ort iſt, und vier Kirdyeu hat. Sie wird durch den kleinen und großen R. th regies ret. Fener beſteht aus ſedyszehn Gliedern , und das Haupt derfelben ift der Bürgermeifter : auf welchen der Sedela meiſter , und die fünf Banderets der fünf Bannieres , in welche die Stadt eingetheilet ift, folgen . Der große Rath Beſteht aus zwey hundert Perſonen . Un oas ſogenannte Mittelrecht von edozig Gliedern aus dein kleiner und großen Rath , ergeben die Appellationen in Saden , welche nicht über 3w0lfhundert Florins betroffen ; dein bey groſs ſern Summen wird an deu Rath zu Barn appelliret. Die Stadt AA 4 Zh5 .

370

Die Eidgenoſſenſchaft.

Stadt hat auch die peinliche Gerichtsbarkeit , und die Ges richte zu St. Sulpy und Monthéron. Sie iſt ehedefſen derSitz eines Bisthums geweſen ,weldies zuerſt zu Avenge errichtet worden. Als aber die Stadt de reformirte lehre annahm , und unter die Herrſchaft der Stadt Bern fam , begab ſich der Biſchof nach Freyburg. Die Republik Bern verwandte hierauf einen Theil der ehemaligen biſchofs lichen Gåter an ein akademiſches Gymnaſium , weldbes ſie 1537 hieſelbſt errichtete. In dem vorinaligen biſchöflichen Schloß Wohnet nun der fandvogt. Er hat ſein eigenes Geridt, welches ehedeflen das biſchofliche Gericht war , und vor welchexi ſowohl die Streitſachen der gottesdienſte lichen Perſonen , als die Sachen , welche von den uns terworfenen Dorfgerichten durd ) Appellation dahin gelans get ſind, gerichtet werden . Er hålt auch das ſogenannte Kapitelgericht, und iſt Präſident im Chorgericht und Schulrath. (2 ) Corzi mit dem Zunamen fus Devay , oder Cors fier , ein großes Pfarrdorf im Roftbal, eine und eine viera tel Stunde von Bevan. Zwiſchen beyden Orten fließet das Waldwaſſer Bevaiſe , welches jegt die Aemter Lauſanne und Wevay cheidet , ſo wie es auch ehemals die Grånze zwiſchen den Bisthümern faufanne und Sitten geweſen iſt. In dieſer Pfarre wächſet Ryfwein , vin de la veau. (3) St. Saphorin , ein Städtchen auf einer Anhöhe nicht weit vom Genfersee , worelbſt ehedeffen eine Abten geweſen iſt. Von deniſelben führet ein adeliches Geſchlecht den Namen . Dieſer Ort hat allezeit die früheſten Gewach ſe, und zieht von ſeinen felſichten Garten , und inſonderheit von ſeinen Blumen , vielen Vortheil. Es iſt hier eine vors treffliche römiſche Meilenſäule. In der Pfarre St. Sas Phorin wåcuſet auch Ryfwein .

(4 ) Cherbres , ein Pfarrdorf, weldies aus drey Poges nannten Bourys beſteht , als Cherbres , Crouſa und Plait . 9b es gleich ſeinen eigenen Pfarrer hat, fo gehört es doch in die Pfarre St. Saphorin . (5 ) Cuilly

Bern .

371

(5) Cuilly oder Cuty , ein Städtchen am Genferſee, in deffen Gegend einer der beſten Weine in der Waat, nåms lich Ryfwein , wächſet. (6) Villette, ein großes Pfarrdorf am Genferſee. ( 7) Luſtry oder Lutri, ein Städtchen am Genferſee, in deffen Diſtrict auch Ryfwein wachſet. (8 ) Puilly , Ouchy und Vidy , Pfarrdörfer. ( 9) St. Sulpy , ein Pfarrdorf, in welchem chedeffen eine Abtey gewefen iſt. (10 ) Die Pfarrdörfer Prelly , Creliv oder Crifier , Busigny , Cbefaur , morrens , St. Germain , l'Abs baye de Monteron , woſelbſt ebebeffen eine Abtey gewes Ten , Dom- Martin , lateiniſch Templum Martini , und Lcublens . ( II) Die Herrſchaft Mezery. 3) Die Landvogtey Morſee , hac die Stadt Bern auch 1536 zugleid) mit der ganzen Waat erobert. In der Gegend la Cóte, wächſet vortrefflicher Wein. Ich bemerke: (1 ) Morſee , franzöſ. Morges , latein .Morgia, Mor giacum , eine wohlgebauete Stadt am Genferſee, mit einem Schloß und Hafen . Die Stadt befißt die Herrſchaften Romanel und Uclens. (2) St. Prer oder Prez , ein bemauerter Fleden am Genferſee , welcher ehedeffen dem Domtapitel von laufan ne gehöret hat. ( 3) Coſſonay oder Cofloner , ein Städtchen in einer Chal , am Fluſſe Benoge , dahin die Stadt Bern einen Caplan feket , melcher unter dem Landvogt zu Morſee ſteht. Ehedeffen iſt daſelbſt ein Privrat Benedictineror bens geweſen .

(4) T'Isle , ein Fletten am Fuß des Gebirges Fura, macht nebſt den Dörfern Vilard und la Coudre, eine Freya herrſchaft aus , welche einem aus dem Geſchlecht Chans dieu gehöret, und hat ein (ddnes Schloß. AA 2

( 5 ) Die

372

Die Eidgenoſſenſchaft.

( 5) Die Freyherrſchaft Rolle, in welcher der Fleden Rolle am Genferſee, mit einem Schloß die Frenberrs Ichaften Mont le grand und Mont le vieur , die Beres ſchaften Burſinel, Allaman , Biere, Perroy, la Chaur , l'Isle , ú. a. m . ( 6 ) Die Sreyherrſchaft Montricher , in welcher das Pfarrdorf dieſes Namens mit einem Schloß ift. (7) Die Pfarrdirfer Apples und Buſſy Collombier mit einem Scleß , Ldandens mit einem Schloß , Des nens oder Dignens und Wufflens le Chateau, Grancy, Bolion, Lonnay oder Launey, u. a . m. (8 ) Die Herrſchaften , Molens, Vullierens, pams pigni, Perroy. 4) Die Landvogtey Hlubonne , iſt eine Frety. Herrſchaft, weldye ehebeſſen dem adelichen Geſchlecht dieſes Namens zugehöret hat , 1983 und 1614 von der Stadt Bern eingezogen , aber wieder verkauft ,jedoch 1701 wieder , und zwar für ſiebenzig tậuſend Chaler erkauft worden. Sie enthalt (1) Aubonne, oder Aulbonne , latein . Aula bona , ein Ståotchen auf einer Höhe , etwa drenviertel Stunden voin Genferſee. Aus dem am höchften gelegenen ſchönen Schloß, hat man eine ſehr angenehme Auslicht über das Et&otden , die benachbarte Landſchaft, und den ganzen Genferſee bis in Savoyen. Der berühmte Johann Baptiſta . Tavernier glaubte auf ſeinen weitläuftigen Reiſen keine (dönere Ausſicht geſehen zu haben , daher er ſich dieſes Stadtchen , nebſt der dazu gehörigen Baronie,1669 kaufte, und bis 1685. belas. (2 ) Die Dörfer und Herridaften Sechy , Cavigny, St. Livre und bimel, welches leßte große Pfarrdorf aber jeßt keine beſondere Herrſchaft inehr ift. (3) Die Herrſchaften Buſſy , Chardonay , und Ballens.

5) Die

.

Bern .

373

5 ) Die Landvogrey 17euws, iſt zugleich mit der ganzen Waat an die Stadt Bern gekommen. Sie enthalt (1) Keuws , Clewis , franzól. Nyon , latein. Neo dunum , Nividunum , Noviodunum , ein Stådichen auf einer Hohe am Genferſee, fammt einem Schloß, und einer offenen Vorſtadt, la Rive genannt. (2) Die Sreyherrſchaft Coppet, in welcher der beſte rothe, und der ſchlechteſte weiße Wein in der Waat måche Pet. 1657 kaufte fie Friedrich Burggraf von Dohna, dels ſen 1728 verſtorbener Sohn, Burggraf Alerander, fie aber an Hogger, aus der Stadt St.Gallen, wieder verkaufte. Zu derſelben gehören a . Coppet, ein Stådtchen, mit einem ſchönen Schloß, am Genferſee. b . Die Dörfer Comngny , Saulner, Caſtannereur,

Taney , Mie,Marner .Bouiſſez und Chavannes. (3 ) Die Freyherrſchaft Prangin , welche von dem Pfarrdorfe dieſes Namens benennet wird . ( 4 ) Die Pfarrdörfer Auvic oder Vic , Arficr , Burs tigny , Baßing , woſelbſt ein Priorat gerrefen iſt , St. Cergue oder St. Surgue , Begnin , Benoiller und Crafty oder Craſſier. ( 5 ) Die Herrſchaft Duillier. 6) Die Landvogter Ifferten , hat bis 1536 bem Herzog von Savonen zugehöret, in dieſem Jahr aber ist ſie von der Stadt Bern erobert worden . Da. hin gehören ( 1) Jfferten , oder Jverdun , Yverdon , lat. Ebro . dunum , eine Stadt mit einem Sdiloß, am Neuenburgers fee, in welchen ſich hier der Fluß Drbe ergießt, nadidem er die Stadt in zween Armen umfloffen. Nicht fern von der Vorſtadt la Plaine, auf der Landſtraße gegen Lauſanne und Worſee , ift eine warme mineraliſche Quelle , welche zum Baden und Trinken ſehr heilſam iſt,

1a 3

( 2 ) les

374

Die

Eidgenoſſenſchaft.

( 2 ) les Clées oder Eſclées , ein geringes Städtchen in den Bergen am Fluß Orbe. Durch daſſelbige gebet des Weg nach der Grefſchaft Burgund. 1475 im burgundis ſchen Kriege, wurde es von der Beſabung verbrannt. (3 ) Champvent oder Champvert , ein Pfarrdorf, Schloß und Herrſchaft, welche 1763 zu einer Freyherrſchaft erklåret worden . ( 4) St. Chriſtophle, ein Dorf und Schloß , woſelbſt eine Commenthuren des Jobanniterordens geweſen iſt. (5) St.Troir , ein großes Pfarrdorf , weiches 1744 viele Häufer durch Brand verlohr. (6 ) Die Pfarrdörfer Baulme, Xances, Cignerolles , Bavois mit zwey Schloffern ,Chavornay, nebſt Corſe !!! , Warens , Orißicr oder reßi, nebft lirſins, dompnes loge oder Donneloye, Cronay, und Pasquier. ( 7) Die Freyherrſchaft Bercher , beſteht aus dem Pfarrborf Bercher , und den Dörfern Sey oder Sex, Rueyre und St. Cierge , welches lekte aber zum Amt Milden gehöret. (8) Die Herrſchaften Biolley , Saint Martin de Chanoz , du Motte , Eſſertes, Pailly oder Pally . 7) Die Landvogtey Milden , iſt auch 1536 von , abgenommen worden.

Sie enthält

( 1 ) Milden , franz. Mouldon oder Moudon, lat. Mel . dunum , vor alters Minnodunuin , eine kleine Stadt an der Broye, welche unterichiedene Freyheiten bat. (2) Cucens , ein Bergſchloß , auf welchem der Lands bogt wohnet, und unter welchem ein Pfarrdorf liegt. (3 ) Die Pfarroórfer und Herrſchaften Montprevaire, (Mons presbyteri, ) merieres , Siens, S. Cierge, (welches vorbin ſchon genannt worden , ) Villarzel l'Eve. que , ein ehemaliges Städtchen , Chapelle Vaudanne, Paqui und Demoret , Denezy oder Definiez , Combre. mont le grand mit einen Schloß, Granges, Courtille oder Courtilles , Dompierre, lat. Templum Petri, Dails lens, Thierens, Buſſy und Chavannes. ( 4 ) Die

Bern.

375

( 4 ) Die Herrſchaften Marmans oder Marnens, Xora fans , Butt :'ns, Scrmenges, Branles . 8)

Die Landvogrey Oron , hat den Grafen

von Grners zugehöret, ' von welchen der leßte ſie 1556 der Stadt Bern zur Bezahlung ſeiner Schulden aba treten müſſen . Sie enthalt ( 1 ) Oron , ein Schloß auf einer Hdhe , auf welchem der Landvogt wohnet. Unter demiſelben liegt ein kleines Dorf , Oron le Chateau genannt, unweit davon aber ein großer Flecken , der Orou la Ville genennet wird . ( 2) Suutcreſt oder Ocré , Ocreſt, Hucreſt, lat. Alta Criſta , ein berfallenes Kloſter Ciſtercienſerordens. (3) Palaiſieux und Chatilliens , Pfarrdörfer: 9) Die Landvogrey Wifflisburg , iſt dem ehemaligen Bisthum zu Lauſanne 1536 abgenommen worden. Sie enthalt ( 1) Wifflisburg , franzöſiſch Avenche , vor Alters Aventicum , eine Stadt nichtweit vom Murterfee, weldier von der hier belegen geweſenen alten uud großen helvetia ſchen Stadt Aventicum , ebedeffen Lacus Aventicenfis oder Aventicus, genennet worden . Der Pagus Turicenfis hat Wifflisburg umgeben , und ſich bis über Freyburg im Udtlande und Orbe ausgedehnet. (2 ) Cudrefin oder Coudrefin , ein Stadtchen om Neuenburgerſee, welches ſchöne Sreyheiten , und einen Chas telain oder Vogt aus ſeiner Bürgerſchaft hat. (3) Grandcour oder Grandcourt, ein Stådtchen und Schloß, macht nebſt den Dörfern Chevrour und Ches zar, eine Frenherrſchaft aus. 1731 brannte es halb ab. ( 4.) Die Pfarrdörfer Keſſudens, Montet , Conſtan tine, Coſterd ober Coſters , dahin Bellevire ein Derf, Schloß und Herrſchaft gehöret, Pfawen , franz. Faoug oder Faoux , Foux , und Donnatire. ( 5 ) Die Herríchaften Belle - Xive , Vallamano, üleyre und Bruit, 2 Die AA 4

376

aft .

ſſenſch

Die Eidgeno

a Die Aemter , welche aus ſeculariſirten Stiften entſtanden ſind.

#

1) Die Stadt und das Ame Petterlingen . (1 ) Die Stadi Petterlingen oder Piterlingen, franz. Payerne , lat. Paterniacum , liegt an der Brone, ſtund ebedeffen unmittelbar unter dem deutſchen Reich , nahm aber nach K. Friedrichs II Tode, Peter Grafen von Saa ponen zum Sdıutherrn an . 1536 huldigte ſie der Stadt Bern . Sie bar ihren eigenen Schultheißen , Rath und Gericht, und der fandoogt oder Gubernator hat in derſelben nichts zu befehlen . Dieſer mobnet in der ehemaligen Ab. ten , welche ein Benedictinertloſter geveſen iſt. (2 ) Zu dein Umt gehören die Pfarrdörfer Corcelle und Trey. 2) Die Landvogtep Romainmôrier, enthalt (1 ) Romainmôtier oder Romainmouſtier, Romoni Monaſterium , ein Städtchen am Fluſſe Noſon , zirijdsen hoben Bergen . Hier iſt eine Abten des Ordens von Clus ny gemeen. ( 2) Caffara, ein Städtchen und Hauptort einer Freys herrſchaft. ( 3 ) Bretonniére, Wufflens la villa , Cornens, Burfins, Mont la Villa , Daullion , l'Abbaye du Lac de Jour, le lieu und Dalorbe, Pfarrdörfer. ( 4 Cavallee du lac de Jour,welches Zhalſtark berpohnt, and inſonderheit init Uhrmachern und Steinarbeitern (lapi. daires) angefilet iſt. Der fac de Jour wird in den Lac de Burnet , Grand Lac und Cac de Roſies abgetheilet. Die benden lebten vermiſchen ſich bey dem Dorfe au Pont. Der See verſenket ſich iu dic Rigen der Felſen , und die untere Orbe entſpringt ans diefem geheimer Durchgang durch das Gebirge. Es gehören zu dieſem Thal die großen Pfarrdörfer l'Abbaye, le Chenit und le Lieu.

3) Die Landvogtey Beaumont oder Bons mione , iſt erſt 1711 aus dem ehemaligen Ciftercien. fer.

Bern.

377

ferkloſter Bonmont , latein. Bonus mons , errichtet, und dem { andvogt die Gerichtsbarkeit über die Dörs fer. Gingins ,

woſelbſt eine Pfarrkirche und ein

Schloß iſt, Trelaz , la Ripe und Chezeray übere geben worden .

V Folgende 4 im Argau belegene freye Städte, welche ſich der Stade Bern 1415 durch eine Capitulation unterworfen , aber ihre eigene Rea gierung vorbehalten haben . Sie hangen von feinem { anovogt ab , fondern ſtehen unmittelbar unter dem hohen Stande Bern , den ſie alle zwey Jahr durch ihre im Amt ſtehende Schultheißen die Huldigung ablegen laſſen. 1 Brugg oder Brut , Prugť , Pons Arulac, Bruga, eine kleine Stadt , unten im Argau an der Uren , welde hier zwiſchen den Felfen ſo enge durchfließet , Daß darüber eine Brücke von einem einzigen ftarten Gewölbe angeleget iſt , davon audy die Stadt den Namen bekommen haben mag. Sie hat por Alters den Grafen von Habsburg, und nadımals den von denſelben herkommenden Herzos gen zu Deftreich gehöret, iſt aber in dem Kriege , welchen die Eingenoffen , auf Befehl Kaiſer Sigmunds und der cos ſtanziſchen Kirchenverſammlung , wider Herzog Friedrich von Deſtreich angefangen , 1415 von der Stadt Bern eins genommen , derſelben auch vom Kaiſer Sigmund im fole genden Jahr verpfåndet worden , hat aber ihre Freyheit behalten. Das Regiment derſelben, befteht aus dem Fleis nen Rath von 9 Gliedern , und dem Stadtſchreiber , dem großen Rath von zwölf Gliedern , und der ſogenannten gemeinen Wahl von ungefähr 30 Perſonen . Das Haupt des Regiments , iſt der Schultheiß. Von dem fleinen Rath appelliret man an den kleinen und großen Rach, und zuletzt an die deutſche Appellationskammer zu Bern . Die Etaor hat ein drittel an den Gerichten zu Dilnachern in der Lanovogtep Caſtelen. 44 5 2'Lenze

1

378

chaft .

oſſenſ

Die Eidgen

2 Conzburg , eine Stadt nebſt einem Bergſchloß , in einer fruchtbaren und angenehmen Gegend. Sie hat auch ihr eigenes Regiment , welchem 2 Schultheißen vorſteben . Por Alters machte ſie nebſt den umliegenden lande eine Grafſchaft aue , wie oben beym Ant Lenzburg bemerkt worden. 1415 tam ſie eben ſo, wie die vorhergehende und 2 folgende Stådte , unter die Herrſchaft der Stadt Bern. 1490 brannte ſie ab. 3 Arau , Arovia , Aravia , Araugia , eine Stadt an der Aren , über welche hier eine bedeckte Brüde gebauet ift. Die umliegende Gegend iſt fruchtbar und ſchon, und die Stadt hat viele wohlgebanete Häuſer. Es werden hier vicle Meffer verfertiget , und zum Theil in aucwärtige fander geſchidet, In derſelben halten die evangeliſchen Stádre und Orte der Eidgenoſſenſchaft ihre meiſten Zuſama menkünfte , und nach den 1712 zwiſchen den Cantonen Búrid ) und Bern an einein , und fucern , Uri , Schweiz. Unterupalden und Zug an der andern Seite , entſtandenen Kriegesunruhen , iſt hier der Friede behandelt und geſchloſs fen worden . Ihr Regiment beſteht aus 45 Gliedern, wels che man Råtbe und Bürger nennt , und zwar beſtebt der Rath aus 27 Gliedern, und die Birger oder großen Råthe aus 18. Die 2 Schultheißen werden aus den 9. kleinen Råthen von den Räihen und Bürgern erwählet. Por Alters haben hier die Grafen von Rore ihren Git ges habt , welche man auch für die Urheber der Stadt hålt. Sie kam endlich an die Grafen von Habsburg und Hers goge von Deftreich , wurde aber 1415 von den Bernern erobert und behalten , ihnen auch im folgenden Fahr vom Kaiſer Sigmund verpfåndet.' 1721 litt fie großen Brandſchaden. Sie hat die boben und niedern Gerichte in ihrem fos genaunten Friedkreis , in welchem ſich aber kein Dorf befindet. 4 Jofringen , Tobinium , eine Stadt am Fluffe Wig ger , die ihr eigenes Regiinent hat , welches aus dem kleis nen und großen Rath beſteht, und deffen Haupt der tes sicrende Schultheiß iſt. Von der Probſtey , welebe ebes deffen

Bern .

379

deſſen hier geweſen iſt, habe ich oben gehandelt. Es find hier Manufakturen von Gattun und Neſſeltuch , Cadrille, Seidenband und Floret. Die Stadt hat vor Alters den Grafen von Spigenberg gehöret , iſt nachher ans Reich gekommen, hat ſich aber 1158 in des Grafen Rudolph von Habsburg Schutz begeben, welcher ihr als deutſcher König 1279 alle itre Freyheiten beftåtigét bat. 1295 muste fie fich dem Hauſe Deſtreich unterwerfen , dem ſie eſt 1415 von den Bernern abgenommen worden . 1396 brannte ſie ab. 1423 und 1462 litt die obere, und 1473 die uutere Stadt großen Brandſchaden . Es gehöret derſelben das oben genannte Schloß Bota tenſtein , wie oben in der Landvogtey Lenzburg angemer: ket worden. Anmerkung . Die Stadt Bern hat unterſchiedene Bogs tenen mit andern Stadten und Orten gemein , welche unten vortommen . 3 Stadt und Ort Lucern. 8. 1. Johann Heinrich Wegmanns, eines lucer. niſchen Feldmeſſers Charte von dem Canton lucern, und eine viel richtigere, welche Matthias Reyz 1691 gezeichnet, und J. von Balthaſar in ein kleineres For. mat gebracht hat, ſind nicht in Kupfer geſtoden, hina gegen kat Gabriel Walfer nach der Wegmanniſchen und Balthaſeriſchen Charte eine andere gezeichnet, welche , nachdem ſie zu ſucern von einem ungenannten verſchlimmert worden , zuerſt Uibrecht Carl Seutter, nadhmals aber 1763 die homanniſche Werkſtätte, mit vielen Verbeſſerungen des Walſers in Kupfer geſtoa chen hat : ſie iſt aber doch noch ſehr fehlerhaft. §.2 . Es iſt eine von den ſogenannten vierWalds ſtadren , (beſſerWaldländern ,) und grånzet gee gen Oſten an die freyen Zemter , und an die Cantone Zug und Schweiz, und gegen Südoſten an den Canton Unters

nſchaft .

ſe Die Eidgenoſ

380

Unterwalden . Nach obgedachter Sandcharte, betrågt in der größten Ausdehnung feine länge auf 6 , und ſeine Breite 4 bis 5 geographiſche Meilen . . 3. In demſelben wird ſo viel Getraibe ges bauet daß man den Cantonen Uri , Schweiz und Unterwalden etwas daron überlaſſen fann . Die Weide iſt gut , und daher die Viehzucht einträglich), infonder. heit in der Landſchaft Entlebuch, an dem Pilatusberge und der Rigi. Baumfrüchte von verſchiedener Art Find überflüßig vorhanden , der Weinbau aber iſt nur mäßig .

Es giebt hier unterſchiedene heilfameBås

der , als , im Flecken Rußmeil, in der Zugelau , im Amt Entlebuch , u. a. m . Es gehöret ein Theil von dem großen vier Waldſtädterſee dazu, von welchem der Lucernerſee wieder ein Theil ift. Nächſt dem . felben iſt der Sempacherfeeder größte : flriner aber, als dieſer , iſt der Buldeckerfee , welcher auch der Serdecker undReichen -Seegenennetwird,eine und eine halbe Stunde lang , und etwa eine Viertelſtunde breit iſt, und theils hieher , theils zu den frenen Hem. tern gehdet. Die kleinern Seen werden unten gelea gentlich genennet werden . Der großte Fluß hieſelbſt iſt die Reuß oder Rüß , welche aus dem {ucernerſee kömmt , und bald hernach die kleinere Emmar oder Emmen aufnimmt, welche aus einem Bergſee, ges nannt der Wald.Emmen :Urſprung , an der un terwaldiſchen Gränze, entſteht, und die BacheRoot, Weiß Emmen , Bittlen und Rümlig empfänge. Die Rüß geht aus dieſem

Canton in die frenen Zem .

ter. Sonſt hat hier audi der Fluß Wigger ſeinen Urſprung, und aus dem Sempacherſee kommt der Fluß Sur,

Die kleinere Emmat imd der Goldzy.

ten,

1 381

Lucern .

ten , oder Goldbach , führen Goldkörner mit ſich. Der oben genannte Pilarus Berg , iſt einer der bee rühmteſten in Helvetien ; die Höhe deſſelben wird auf 4604 Sduhe , vom Capellier aber auf 5786 franzöſia fche Schuhe, geſchåget, und er hat 7 Gipfel. Der Anfang deſſelben iſt etwa eine und eine halbe Stunde von Lucern , und wird fracmunt , das iſt , Mons fractus, genennet, und der erſte ſteile Lufgang iſt ben dem Drt Hergottswald. Von dannen kommt man ins Eyeuthal , und kann alsdann durch 2 Wege auf Den Gipfel des Berges feigen.

Auf der nordlichen Seite deſſelben iſt der ſogenannte Pilatusſee, welcher nur 38 Schuhe im Umfang hat, auch nid)t über 3 Schus he tief iſt. Der Name Pilatus Berg , iſt aller Wahrſcheinlichkeit nach aus Mons pileatus entſtana den , dieſe lekte Benennung aber beswillen von dem Berge gebraucht worden , weil er oftmals mit Wolfen als mit einem Huth bedeckt iſt.

Die Verſtümmelung

derſelben , hat den Unwiſſenden Gelegenheit gegeben, zu erdichten , daß Pontius Pilatus ſich aus Gemiſe ſensunrube hieher begeben, und in den vorhin beſchries benen See geſtürzet habe. Von dieſem berichtet lux dewig Pfeiffer im Journal helvetique vom Monat September 1759 , daß hier faſt alle Uingewitter aus demſelben entſtünden. Sie fiengen mit einer kleinen Ausdůnſtung in der Größe eines Huchs an , die fich an den nächſten weit über dem See erhabenen Felſen feße. Steige fie höher , als derſelbige, (welches ſelo ten geſchehe,) ſo zertheile fie fich , gemeiniglich aber bleibe ſie daran hangen , und werde zuſehens großer . ledenn erhebe fie fich , und werde eine ſtarke Wolke, bie zuweilen einen beftigen Donner gebe. Eben die: fer

Die Eidgenoſſenſchaft.

382

fer Verfaſſer meldet aud ), die Einwohner dieſes Ber . ges waren geiſtreid), verachteten die Bewohner des platten Sandes , ſuchten beſtåndig diefelben zu betrie gen , und wären nur ehrliche Leute unter ſich ſelbſt. 9. 4.

In dieſem Canton ſind nur 3 Stadte. Die

Anzahl der Einwohner wird auf 100000 geſchåget. Er iſt ganz römiſchkatholiſch , und ſteht unter dem Bisthum Coſtanz. Er hat das Papfithum in der Eidgenoſſenſchaft zu allen Zeiten am meiſten unterſtüßt. Die evangeliſche Lebre iſt hier allezeit , und nod )-1747 und im folgenden Jahr , durch Gewalt unterdrückt 'worden , und man hatan Perſonen , welche die evan geliſche Lehre bekannt haben , Leibes- und Lebens.Stra . fen ausgelibet. Nichts deſtoweniger hat Jucern mehr als einmal zu erkennen gegeben , daß es die geiſtliche Dberherrſchaft des Papſtes nicht blindlings verehre, und hat weder 1573 noch 1725 den påpſtlichen Bann geachtet. 8.5.

Es iſt dieſer Canton 1332 zu der Eidgenoſ

Penſchaft getreten , und hat die dritte Stelle erhalten. Er iſt der erſte und mächtigſte unter den romiſchfa . tholiſchen Cantonen ; und wenn dieſe der Religion wegen eine Zufammenkunft, und zwar nicht in einer ifrer Hauptſtadte oder Hauptflecken , anſtellen , ſo hat der Geſandte der Stadt Lucern Ben Vorſie in derſel ben ; ſie wird auch von dieſer Stadt ausgeſchrieben , und der Protokolliſt iſt aus derſelben . 1.6. Das Wapen der Stadt Lucern iſt ein in die Sånge herabgetheilter Schild von Silber und blau . - Die Regierungsform daſelbſt iſt ariſtokratiſch.

Der

Kriegsſtaat beſteht theils aus der Bürgerſchaft zu {u . cern , welche in Rieben Gaumeten ( Waaten ) einge. theilet

Lucern .

383

theilet iſt, die in Kriegeszeiten allemal mit der Stadt. fahne zuerſt aufbrechen müſſen, theils in der Jani fchaft, welche in fünf Briganen abgetheilet iſt, deren jede aus 5 Bataillons, jedes zu 600 Mann, befieht. Auſſerdem ſind noch 3 Compagnien Dragoner, und 5 Compagnien Artilleriſten vorhanden. $. 7. Ich beſchreibe nun I Die Stadt Lucern , Lucerna , Luceria, welde an Ausfln der Ruß aus dem vier Waldſtädterſee liegt, deſſen hierher ſich erfiredendér Buſen , der fucernerſee genennet wird. Durd) die Rüß iſt ſie in 2 ungleiche Theile abgeſondert , welche hinwieder durch 4 Braden verbundent Tind. Zwey derfelben find bedeckt, und eine mit Malerenen aus der belvetiſchen Geſchichte. die andere und långſte aber mit Malereyen ou der bibliſchen Gefdhichte , gezieret iſt. Ån gottesdienſtlichen Gebånden hat man hier die Chora und Stiftskirche St. Leodegarii und Mauritii, oder die Hofkirche , relcbe auf einen erhabenen Plag , der Hoff genannt , ſteht, ingleichen das ehemalige Jeſuitercollegium ( in welchem 1780 noch Er: Jeſuiten in der Didenskleidung wohnten , ) mit einer Kirche, und 4 Kidſter. Bey dert Barfüßerkloſter ſteht eine Kapelle , welche St. Maria in der Auw genennet wird , zu weldier viele Wallfahrten ges ( chehen . Es iſt hier eine ſtarle Niederlage von Baarent, welche nach und ans Ftalien über den Gotthardóberg ges bracht werden . Die höchite Gewalt beruhet auf dem klets nen nnd großen Rath , welchem 2 Schultheißen vorſtehen , die in der Regierungjáhrlich abired feln. Der kleine Ratb von 36 Gliedern , iſt in zween sleide Theile, oder in der treuen und alten , oder in den Sommer und Winter : Rath , eingetheilet, welche einander alle halbe Jahr in der Regies rung abidſen . Die abgehenden Rathe, erwäblen allemal ihre Nachfolger. Der große Nath beſteht, den mit dazu gehörigen kleinen Rath von 36 Perſonen ungerechnet, aus 64 aus der Bürgerſchaft genommenen Perſonen , und vor denſelben gehöret die peinliche Gerichtsbarkeit, die letzte Uppelo

384

Die Eidgenoſſenſchaft.

Appellation , und die Annahme neuer Bürger. Die Glies der deſſelben werden durch den kleinen und großen Rath zugleich erwählet. Es hat hier der påbftliche Nuntiuo ge wöhnlichermaßen feiner Siß , und den Titel eines Legati a latere . Daß ſie zu derſelben Siß ermahlt worden , rühret bermuthlich daher , weil dieſer Canton der erſte unter den tatholiſchen iſt, und die Direction der Geſchäffte hat. Seit 1764 hålt die Stadt eine beftåndige Beſatzung von 150 Mann aus ihren eigenen Unterthanen. Die Stadthat vor Altero der hieſigen nunmehrigen Probſtey und ehemaligen Abtey St. Leodegarii , nachmals aber und bis 1298 der Abten Murbach im Elſas zugehöret ; hierauf hat ſie R. Albrecht I an das Oſtreichiſche Haus gebradit , dem ſie bis 1332 unterworfen geblieben , da ſie ſich ſelbſt in völlige Freyheit gefeßet , und mit den damaligen Eidgenoſſen ein ewiges Bündniß errichtet hat. II Die eigenen Unterthanen der Stadt, weldie unter 15 Landvogterjen vertheilet find.

Dieſe ſind

1 Drey &ußere Vegreyen , beren Vögte in benfelven wohnen . 1) Die Landvogrey Walliſau , wird alle vier

Jahr aus dem kleinen Rath mit einem Zandvogt bes Teßeč. Sie enthält über drenßig Dörfern und zwölf Pfarren. ( 1 ) Williſau , eine kleine Stadt an der Wigger, mit einem Schloffe. Sie hat vor Alters eigene Grafen ges habt , bon welchen ſie an die Grafen von Valendyb , und endlid 1407 käuflich für 8000 Gulden an die Stadt lus cern gekommen iſt. 1471, 1571 brannte ſie faſt ganz, und 1704 größtentheils ab. ( 2 ) Éttisweil, ein Pfarrdorf, woſelbſt auch eine Kas Pelle ift, dahin Wallfahrten angeſtellet werden . ( 3 ) Die Pfarroðrfer Altishoffen , uffilen , Reydent, cine Commende des Johanniter Ritterordens, Richenthal, Praffi

Lucern .

385

Pfaffnau oder Pfaffnach , Groß -Dietweil, Zell,ufhaus fen , Sergisweil, Luthern und Wienzau. (4) Die Herrſchaften Caſtelen und Wyger, und das Klofter Sanct Urban,

aus

2 ) Die Caſtellaney Wykon, wird alle 6 Jahr dem großen Rath mit einem Caſtellan oder

Schloßvogt verſehen. Sie iſt 1415 an die Stadt[ u. cern gefommen , und von derſelben dem Hauſe Deſtreich abgenommen worden . Unter dem Bergſchloſſe Wy, kon , liegt ein Pfarrdorf gleiches Namens. 3 ) Der Sempacherſee, ſteht unter der Aufſicht eines { andvogts , welcher alle 6 Jahr aus dem großen Rath beſiellet wird , und in der Stadt Sempach Dieſer See iſt beynaße 2 Stunden lang, wohnet. Er låßt den Fluß Sur aus. aber nicht halb ſo breit. Auf einer Inſel in demſelben , unweit Sempach, hat ein Schloß geſtanden.

Der Landvegt , weldier über

dieſen See geſeket iſt , ſteht den Fiſchern aus den Stådten Sempach und Surſee vor, ſchlägt ihnen die gefangenen Fiſche um ein gewiſſes Geld an , und beo rechnet ſie der Stadt Lucern. 2 Zwolf innere Vogreyen , deren Vogte in der Stadt Lucern wohnen. 1) Die Landvogtey Rotenburg , wird alle a Jahre aus dem kleinen Rath beſeket. Sie iſt eine alte Herrſchaft, deren davon benannte Beſißer zur Zeit Kaiſer Friedrichs II ausgeſtorben ſind, da denn dieGrafe ſchaft an die Grafen von Habsburg , und an das von ihnen herkommende åſtreichiſche Haus gelanget , 1385 aber von der Stadt Lucern erobert worden iſt. Es gehören dahin : 4 Ch. 52 .

36

(1) Roi

386

aft .

ch Die Eidgenoſſenſ

( 1) Rotenburg , ein Fleden am Rothbad und Gerbi bach, welcher ehemals eine Stadt geweſen iſt, und ein Schloß gehabt hat. (3) Lmmen , ein Pfarrborf, nicht weit vom Einfluß der kleinen Emmen in die Rüß. ( 3) Buchrein , ein Pfarrdorf unweit der Růß. (4 Xatybauſen , ein Nonnenkloſter Ciſtercienſers ordens. ( 5) Innweil , ein Pfarrborf ( 0 ) Eſchenbach oder Erchibach , auch ObersEſchens bach , ein Pfarrdorf am Waſſer gleiches Namens,welches aus dem Baldecker See kommt, und ſich in die Rüß ers gießet. Es iſt hier ein Frauenklofter Ciftercienſerordens, welches die ehemaligen hieſigen Freyherren von Eſchen , bach geſtiftet und begabet haben , und welches auch die Capelle der h. Catharina , die an der Ruß ſteht, wo ehea mals das Kloſter geiveſen iſt, unterhåit und verſieliet. Ehes deſſen war nicht weit von hier an der Råß eine Stadt, Namens Eſchenbach , welche im erſten Viertel des 14ten Sahrhunderts zerſtöret worden. ( 7) Sohenrein , ein Pfarrdorf , woſelbſt eine Coma menthurey des Johanniterordens iſt , mit welcher die zu Renden verbunden iſt. ( 8) Die Pfarrdörfer Bauweil , sochdorf, Wangen , Kamerſchweil, Vieukirch. (9) Balded , ein Schloß und Dorf , davon der nahe gelegene See den Namen hat , foll ehedeſſen eine Stadt geweſen ſeyn. Es iſt eine Kaplaney der Pfarre Hochdorf. Das Dorf gehöret nicht mehr zu dem Schloß

2 ) Die Landvogter St. Michaels oder Můn , ſter , wird alle 7 Jahr aus dem kleinen Rath beſeket. Sie begreift ( 1 ) Den großen Marktfleden Hünſter, am Flaschen Winna , der ſeinen Urſprung einem aulda von einem Gra : fen Bero , deſſen Nachkommen fic Grafen zu Lenzburg genennet haben , 'geſtiftetem Benedictinerkloſter zu dantea hat, welches nun das Collegiatſtift und die Probſter zu Se

Lucern .

387

St. Michael genannt wird. Der Drt kam mit der Grafs dhaft fenzburg an das Haus Habsburg, 1385 aber wurde er von der Stadt lucern erobert. Dieſe hat eine Landvoga tey daraus gemacht, und ermåblet, als Raſtenvogt des Stifte , den Probſt und die 24 Chorherren , der Probft aber iſt Mitherr des Fledens , und hat das Halsgericht über folche Fille , die in demſelben geſchehen , bekommt auch die Hålfte der Geldſtrafen , welche im St. Michaels. amt fallen , und verwaltet auch die zu dem Stift gehörige Vogtey Cudlingen . Er nennet fich Probſt und Herrn zu Münſter, Mitherrn des St. Michaelisamts , und faiſers lichen Erbhoftaplan . Dem Stift gehöret auch die Ges richtsbarkeit bis ans Blut in dem kleinen Dorfe Schwars zenbach , und auf den Hofen Gråt und Lüſch, und das Zwing. gericht zu Pfeffikon und Ermenfee. ( 2 ) Ermenſee oder Lrmiſee , ehedeffen Armenſee, ein Dorf , in welchem das Stift Münſter die niedern Ges richte hat. (3 ) Die Pfarrdörfer Oberkilch oder Oberkirch am Sempacherſee , Lich , Feudorf, Pfeffilon oder Pfåfis fen , Riđenbach oder Reichenbach , Schongen und Schwarzenbach . 3 ) Die Landvogtey Weriſchwanden , wird alle 2 Jahr aus dem kleinen Rath mit einem Land. vogt verſehen . Meriſchwanden , davon ſie den Namen hat, liegt unweit der Rüß , und iſt das ein zige Pfarrdorf in derſelben. Dieſe Gemeine hat ſich nach Abgang ihrer Herren , der Edlen von Hünen. berg, 1384 oder 94 der Stadt Lucern mit Vorbehalt ihrer Frenheiten ergeben . 4 ) Die Landvogter Båren , wird alle 2 Jahr mit einem Sandvogt aus dem großen Rath befeket. Sie begreift die Pfarrdörfer Büren oder Búron , unweit Surſee , Triengen und Wynicken . Bha

Eben mals

388

Die

nſchaft

Eidgenoſſe

.

mals gehörte ein Theil von Büren zu der Grafſchaft Williſau , und kam mit derſelben 1407 käuflich an die Sradt Lucern , ein anderer Theil aber gehörte den nen von Arburg , und wurde 1455.an die Stadt verfauft. 5) Die Landvogtey Rrutwell, wird auch alle 2 Jahr aus dem großen Rath mit einem landvogr vero feben.

Routweil iſtein Pfarrdorf.

Im Eliauens

fee liegt ein Sdiloß gleidhes Namens , und nahe bey dem See ein gleidynamiges Dorf. 6) Die Landvogrey Rufweil , wird alle a Jahr aus dem kleinen Rath mit einem Landrogt ver : Sie war ebeneffen ein Theil der Herrſchaft ſehen. Wolhauſen, 1386 aber hat ſich ihrer die Stade Lucern bemächtiget, auch 1405 das völlige Eigenthunı über dies Sie enthalt ſelbige an ſich gebradit. ( 1 ) Rußweil, eineu Fleden mit einer Pfarrkirche und cinen heiliginen Bade. ( 3 ) Die Pfarroorfer Suttisholz, ebedeflen audy Buts tenſulz , Wangen , Deis, und das Kloſter Wertenſtein , welches mit Franciſcaner Mönchen beſetzt ift. 7) Dte Landſchaft und Landvogrey Ents lebuch , wird alle 2 Jahr aus dem kleinen Rath mit einem Sandvogt verſehen , der aber in der Stadt { u cern wohnt , und ſich in die Vogtei nur alsdenn bee giebt , wenn es die Geſchäffte erfordern .

Sie hat von

dem durd, fie laufenden Flüfchen Entlen, den Namen, und gehörte ehedeſſen den Frenherren von Wollhauſen, welche ſie 1299 an K. Albrecit I verkauften , deſſen Nachfommen aus dem Hauſe Deſtreich ſie im 14ten Jabrhundert an Peter von Thorberg verpfånderen. Wei

Lucern.

389

Weil ſie aber von demſelben zu ſtrenge gehalten wur

Ede, ergab ſie ſich 1386 an die Stade Lucern , an wels dhe ſie aud) 1405 von dem direichiſchen Hauſe auf be, ſtåndig fáuflich überlaſſen wurde.

Die Einwohner

Haben ſich feit der Zeit oft, und vornehmlich 1477 , 1513, 55, 1631 und 1653 enipdret , ſind aber theils durcı gütliche und rechtliche Mittel , theils durch Ge. wait , zům Gehorſam gebracht worden . Ehedeffen wurde dieſe landſdjaſt in das aufere und innere Ent. lebuch getheilet , und unter jinem die Gegend , wo

1

ET

Wollhauſen nebſt andern Orten belegen , unter den innern aber das jekige Entlebuch verſtanden , welches außer dem

anſehnlichen Flecken Wolfhauſen , der

ehedeſſen cine Stadt geweſen iſt, und Hariptflecken B - ciebuch , die Pfarrdörfer hasle , Schüpfen , Eſdyo ! 3mart , arbach , Dopplifdwand , und Romoos , und ſonſt keine andere Dörfer , mohl aber viele große Bauern- und Cenn , Höfe begreift. Die Mannſchaft in dieſer Vogter , wird heutiges Ear ges auf 1400 Mann geredynet.

Es giebt in dieſer

kandſidaft vortreflidse Weiden , daher leben die Ein. molzner derſelben am meiſten von Milch, und davon baben ſie ungemein große Leibesſtårke. 8 ) Die Landvogtey Yialters und Littau, wird alle 2 Jaşr aus dein großen Rath mit einem {anbvogt verſehen. Es gehören dahin das Pfarrdorf Malters, das Dorf St. Jooſt, mit einer Kapelle, zu welcher gewallfahrtet wird, und Littau mit einer Filialkirche. 9) Die Landvogrey Rriens und Sorma wird auch alle 2 Jahr aus dem großen Rath mit einem landa bogt verſehen . Es gehören dahin Bb 3 (1) Briens

Die Eidgenoſſenſchaft.

390

( 1) Kriens und Sorw , Pfarrdörfer. ( 2) Serrgottswald auch Sergiswald, eine prachtige Kapelle nebſt einigen Häuſern , dahin zu U. R. f. ſtart ges wallfahrtet wird . ( 3) Lyenthal , eigentlich Eigenthal , ein ziemlich fruchtbares und angeirehmes Thai , von unterſchiedenen Alpen. Ein Senn , welder 24 Kühe hålt , giebt dem Herrn der Alp , alle Lage , ſo lange er fich da aufhålt, 1 Krone oder i Rthlr. und 6 Kr. welches von der Mitte des Maymonates bis auf St. Gallentag 150 Kronen oder 240 fl. betrågt. Es hat dieſes Ihal ehemals dem Stift Nurs bach zugehöret, von demſelben aber iſt es 1291 an K. Als brecht I verkauft worden . Es war nachmals eine mit den hohen und niedern Gerichten verſehene Serrſchaft, welche vou dem Hauſe Deſircich einigen Edelleuren zu lehn gege: ben wurde , und 1453 an die Stadt Lucern kam , welche das darinn belegen geweſene Dorf 1460 hat eingehen, das Ihal aber in unterſchiedene Berghöfe abtheilen laſſen , aus welden Alpen entſtanden ſind. 10) Die Landvogtey Ebiken, wird alle 2 Jahr aus dem großen Rath mit einem Sandvogt befeket. Das Dorf Ebiken oder Ebiton , welches eine Fi. Sialkirche von der Pfarre ( ucern hat , war nebſt dem beym Dorfe Roth belegenen Rochſee , welcher nur eine halbe Stunde lang , aber reich an Krebren und Fiſchen iſt, anfänglich ein Reichslehn , famaber unter dem K. Albrecht kaufweiſe an das Haus Deſireich, 1415 bekam die Stadt Lucern die Landeshoheit darüber, und 1472 Faufte ſie auch die niedern Gerichte daſelbſt von Rudolph Schiffmann. 11) Die Landvogter Sabsburg , wird auch alle 2 Jahr aus dem großen Rath mit einem landvogt I verſehen .

Sie hat den Namen von einem zerſtörten

Schloſſe, welches etwa 50 Schritte von dem vier Walb. ftådter.

Lucern.

391 1

ſtådterſee auf einem Hügel , Rameflüh genannt , ges ſtanden hat , und nach einiger Meynung das Stamm . Haus der Grafen von Habsburg , nach anderer Mey. nung aber ein Sommerhaus derſelben geweſen ſeyn roll . Esms welche die Gerichte daſelbſt und in der dazu gehörigen ſogenannten Grafſchaft, 1406 von den von Hünenberg Es begreift dieſe Sandvogter die Pfarrdörfer kaufte. Adligenſchweil, Meggen , Weyers - Cappel, Roor und Udligenſchweil. 12) Die Landvogter Weggis, wird auch alle 3 Jaậr aus dem großen Rath mit einem Landvogt bes reget. Sie liegt an dem Kigiberg in einer fruchtbas ren , inſonderheit an Caſtanien reichen Gegend , hat auch ein Bad ,Lirzelau genannt. Sie iſt 1380 er: fauft worden , und hat den Namen von dem Dorfe Weggis oder Weggis , nahe ben dem vier Waldſtåd. terſee, welches das einzige Pfarrdorf in derſelben iſt. III Zwei ) unter Schutz und Oberherr ſchaft der Stadt Lucern ſtehende frere Städte. i Seinpach , eine kleine Stadt an dem davon benann ten See , welche einen eigenen Schultheißen und Rath hat. Sie gehörte vor Alters einer adelichen Familie , kam von derſelben 1172 an die Grafen von Kyburg, und 1264 an Grafen Rudolph von Habsburg und deſſelben Nachkoms men . Als ſie 1386 das Bürgerrecht zu Lucern annahın , kam es zum Kriege zwiſchen den Eidgenoſſen und dem Herzog Leopold von Ceftreid), in welchem dieſer von jes nen in genanntem Jahr bey Sempach vollig geſchlagen wurde. Der Sempacher Brief , welcher 1393 von deu Eidgenoſſen verabredet worden , iſt eine noch jetzt gültige Kriegsordnung. 2 Surs Bb 4

*

392

Die Eidgenoſſenſchaft.

2 Surſee , Suria, Surlacus, eine kleine Stadt am Fluß Sur, auf einer andern Seite des Sempacherſees. Sie hat einen Schultheißen , 12 kleine und 20 große Råthe, welche fowohl bärgerliche , als peinliche Sachen zu entſcheiden be fugt find. Pors Ulters gehörte ſie einem davou benannten adelichen Geſchlecht ; nadygehends kam ſie an die Grafen von Habsburg , und 1415 an die Stadt lucern. 1363 brannte fie ganz ab. 1461, 1580 , 1650 und 1734 erlitte fie wieder großen Brandſchaden . IV Die Abter St. Urban ,

Ciſterciens

ferordens , liegt im Umfang der Sandvogren Williſau, an dem kleinen Fluß Rott , zwiſchen Ober- und Nie. ber . Iuntweil. Sie iſt 1148 von den von Langen ſtein geſtiftet worden , nachmals unter des Reichs un, mittelbaren Schuß gefommen , und von aller weltli. chen Gerichtsbarkeit befrenet worden. 1416 hat ſie ſich mit der Stadt lucern in ein Bürgerrecht eingelaſſen, und ſich unter derſelben unmittelbaren Schuß begeben , 1654 hat der damalige Abt das Schloß und die Herr, fchaft ſiebenfels im Thurgau an das Kloſter gekauft. Anmerkung. Dieſer Canton befibt in den obern frenen Uems tern die Here!chaften Råfleck und Seideck, und im Churgau die Herrſchaft Grieſenberg. Die Bogtegen , welche er mit andera Cantonen gemein bat, werden unten vorkommen . 4 Der Drt Uri. 8.1. Von dem Canton Uri hat Gabriel Walfer eine Charte gezeichnet, welche in Matthäus Seutters Werkſtätte durch Tob. Conr. ( otter in Kupfer geſtochen worden . Sie hat viele Mängel und Fehler, welche in der neuen homanniſchen Ausgabe von 1768 großentheils verbeſſert worden.

§. 2. Das Urnerland , lat. Urania , in alten Ur. tunden Vallis Urania und Vallis in Urah , welches

eine

Uri.

393

eine von den ſogenannten vier Waldſtadten ( oder beſſer Waldländern ) ift , grånzer gegen Weſten an die Cantone Bern und Unterwalden, an die Herrſchaft Engelberg und Republik Wallis , gegen Norden an die Cantone Sdweiz und Glarus , gegen Oſten an den Canton Glarus , an Graubündten und an die {anovogter Bollenz, gegen Süden an die landvogten Riviera . Nad) der walſeriſchen Sandcharte, iſt es eio nige 20 Stunden lang, und 7 bis 8 Stunden breit. . 3. Es beſteht aus lauter hohen Bergen, und zwiſchen denſelben belegenen tiefen Thålern. Die Berge find oben beſtändig mit Sdinee und Eis bedeckt. Der hód) ſte unter denſelben, iſt der St. Gotthardtsa berg ,welcher bey dem Wirthshauſe am Ståg genannt, ſeinen Anfang nimt ; denn von hier aus gehet eine einzige ſchöne Straßefaſt allezeitin die HöhesStunden lang in einem fort, bis oben auf den Gotthardt. Dieſe Straße iſt ſehr merkwürdig. Sie iſt meiſtens 6 Schuhe breit , und überalt mit Steinen wohl befekt. Den ganzen Weg þinauf hat man die Rüß oder Reuß be. ſtandig neben ſich , und zwar bald zur rechten , bald jur linken Hand , weil unterfchiedene ſchöne meiſtens ſteinerne Brücken über diefelbe erbauet ſind , unter welchen ſie oft über 190 Schuhe rief fortläuft.

Die

Etraze iſt auch ganz ſicher , und kann zu Pferde, ja nothigenfalls auch mit einem Wagen bereiſet werden , Doch eraugen ſich im Winter gar leicht { aminen oder herunterfallende große Schneeflumpen , welche ſchon vielen Reifenden das Leben gekoſtet haben ; denn es find an benden Seiten der Straße fehr hohe Berge, welche unten mit dicken Påldern bewachſen, oben aber, nämlich bey Waffen , und hoher hinauf, gang kahl Bb 5 find.

+

Die Eidgenoſſenſchaft.

394 ſind.

Hin und wieder ſieht man ſehr ſchöneWaſſer.

fålle , welche theils von der Rüß , theils von den klei. nen von den Bergen Berabfallenden Waſſern gemacht werden . Ungefähr 2 Stunden über Geſtinen iſt die größte Brüfe über die Rüß,welche in ihrer Rundung vollfommen einen halben Zirkel ausmacht. Die Grundſteine der Mauern , welche in die Felſen hinein geſeket ſind , gehen faſt bis in die Rüß hinab, welche mit großem Geräuſch unten durdyläuft. Die Breite dieſer Brücke von einem Grunde bis zum andern , iſt 50 Schuhe, und die Tiefe bis ans Waſſer ungefähr 70 Sduhe. Man giebt ihr den thoridhten Namen der Teufelsbrůcte , als ob ſie vom Teufel erbauet wäre. Wenn man ſie zurücgeleget hat, kommt man auf einen Weg , welcher durch einen Harten Felfen ge. hauen , und faſt 300 Schritte lang , auch ſo breit iſt, daß 2 Pferde bequem neben einander gelyen können, aber nur in der Mitte ein Lichtloch hat , auch immer feucht iſt.

Nacy Endigung deſſelben zeiget fich eine

ganz andere Gegend, als vorher ; denn unterhalb der Teufelsbrücke ili man beſtändig zwiſchen 2 Reihen von Bergen eingeſchloſſen , nun aber befindet man ſich in einem Thal , welcher das Urfelerthal oder Urfern , thal genennet wird , und hernach genauer beſchrieben werden foll. Bey dem daſelbſt befindlichen Dorf Ho. ſpital, geht der Weg zwiſchen andern Bergen , die zu den höchſten Gipfeln in Europa gehören, wieder gegen Mittag in die Höhe , iſt mit Steinen beſekt, und über eine halbe Stunde breit. Uuf dieſem Wege geben die ganz Fahlen Berge außerordentliche Ausſichten , und is fallen viele Waſſerfälle herab. Ungefähr eine halbe Erunde vorher , ehe man auf die oberſte Höhe dieſes Berges

Uri.

395

Berges fommt, von welcher man wieder allmählig herunter nach der italieniſchen Seite geht , ſieht man auf der redyten Seite den zwiſchen den Bergen einge. ſdyloffenen Lago di Lozendro, aus welchem eine Quelle der Růß als ein kleines Bådylein kommt , und der fein Waſſer meiſtens von einem hinter ihn ſtehenden Eisberge erhält.

Auf der oberſten Höhe des Bergs

ſind wieder unterſchiedene kleine nicht tiefe Seen, wela che dem Fluß Teſin, der auf der wälſchen Seite here unter fließt ,

das erſte Waſſer geben .

Sonſt ſteht

hier ein Rapuzinerkloſter, darinn ſich allezeit 2 Pa. tres aufhalten , welche der Erzbiſchof von Mailand hieher reket , und von welchen man gegen Bezahlung ſehr gut bewirthet wird , Leute von geringerm Stande aber kehren in dein neben dem Kloſter ſtehenden ( dylech . fen Hoſpital ein . Auf dieſer Höhe des Berges, verura facht der Nordwind, felbſt im Anfang des Auguſtsmo. nats, eine fchneidende Kälte und Eis. Die ganze Straße über den St. Gotthardsberg ift 24 Stunden lang gepflaſtert.

Auf den Alpen dieſes Landes werden des Sommers vicle tauſend Stick Vieh geweidet.

Die Urſeler ha.

ben ihre beſten Weiden auf einem hohen Berge , wel. cher die Oberalp genennet wird , und der Urſelerkå . Hins re , welcher daſelbſt bereitet wird, iſt berühmt. ten auf dieſer Oberalp iſt ein kleiner fiſchreicher See, welcher wohl einige hundert Sdhritte lang iſt, und ſein Waſſer mehrentheils von dem nahe belegenen hohen Aus demſelben entſtehen 2 Bå. Berge Criſpalt hat. dhe ; einer fließt gegen Abend , und macht eine Quelle der Rüß aus, der andere fließet gegen Morgen in das Búndt.

396

nſchaft .

Die Eidgenoſſe

Bündener Land, und macht den obern oder vordern Rhein aus. Die Thåler zwiſchen den hohen Bergen find im Sommer fehr þeiß , und fruchtbar, wenn ſie dem Nordwinde nicht offen ſtehen. In den Bergen findet man viele und ſchone Kriſtallen : die berühmteſte Kri. ſtallgrube aber iſt das Sandbalm , in einem Berge, welcher eine und eine halbe Stunde von Geſtinen gegen Abend liegt. Es werden aber die Kriſtallen größtens theils nad Italien verkauft, und daſelbſt verarbeiter. Xus den obigen Nachrichten erhellet , daß die Reuß oder Růß hieſeibſt zum Theil entſpringe; fie durdyſtrómet das Urnerland von Süden gegen Norden , nimmt den Mejenbach , Kerſtelenbad) und den Bach Schaden auf, und geht unter Altorf in den vierWaldſtadterſee , welcher zum Theil zu dieſem Canton gehöret. Der Fluß Ceſin, ital. Ticino , wel= ' cher auch, wie oben gemeldet worden, bieſelbſt entſpringt, durchfließt das livinerthal. 5.4 . In dieſem Sande ſind keine Städte, fondern nur Flecen , Dörfer und zerſtreute Häuſer. Die Einwooner mogen 25000 Menſchen ausmachen . Faſt ein jeder verſteht und redet die italieniſche Sprache. Sie ſind an eine rauhe und Harte lebensart gewohnet, aud ) arbeitſam und ſtreitbar, und in Helvetien die eifrigſten Vertheidiger ihrer von ihren Vorfahren theuer erfauften Freyheit. Die große Straße, welche in dieſem Canton liber den Gotthard geht , verſchafft gute Nahrung . 8. 5. Das ganze Urnerland iſt der römiſchkatholi fchen Lehre zugethan , und ſteht unter der geiſtlichen Aufſicht und Gerichtsbarkeit des Biſchofs zu Coftang, das

Urt.

397

das Urſeler und liviner Thal ausgenommen ; denn je. nes ſieht unter dem Biſchof zu Cöur , und dieſes una ter dem Biſchof zu Como. 9.6. Die Einwohner haben ehedefſen,wenigſtens zum Theil , unter der Hebtißinn -zu U. 1. F. zu Zürich geſtanden , find aber nach und nach wieder als frene Leute unmittelbar unter das deutſche Reich und deſſel ben Oberhaupt gekommen , und Şaben von demſelben Reichs- oder Land: Vogte empfangen . Älsk .Albrechti ihnen einen harten Landvogt vorfekte , und auf ihre Unterdrückung fann, wurden ſie ſehr ſchwürig. Dies fer Sandvogt , Namens Gefier, ließ zu Altorf einen Huth auf einen Pfahl feßen , und befabl, daß - man demſelben eben die Ehrenbezeugungen erweiſen ſollte, Die ſeiner Perſon gebühreten. Als ſich Wilhelm Tell dieſer Sclaveren nicht unterwerfen, der Landvogt aber ihn mit (darfer Strafe belegen wollte , ( ber er jedoch durch ſeine Flucht entgieng , ) auch andern Perſonen ſtolz und grauſam begegnete : fo veranlaſſete folches eine Verbindung der Orte Uri , Edweiz und Unter. walden , zur Ubwerfung des óſtreichiſt;en Joches, wel.. che mit dem Anfange des 1308ten Jahrs vollzogen wurde. 1315 errichteten und beldworen dieſe 3 Orte einen enigen Bund,

Dazumal war der Ort Uri der

erite unter den Eidgenoſſen , jeßt aber hat er den vierten Plak. Unter den 6 kleinen Orten oder fogenannten Låndern, iſt er der erſte. 8 : 7. Das Wapen deffelben beſteht in einem vor . wärts gefchrten ſchwarzen Stierkopf, mit einem rothen Ringe durch die Naſe, im goldenen Felde. Die bürgerliche Regierung iſt demokras S. 8.

tiſch ;

denn die obsrherrlidie Gewalt ſteht ben der Lang

aft .

ch Die Eidgenoſſenſ

398

Landesgemeine, zu welcher jede Mannsperſon von 14 Jahren , Zutritt und Stimme hat. Die gewohn . liche Regierung aber , in welcher ein Landamman den Vorſig hat , beſteht aus dem Landratb von 60 Gliedern , welde aus jeder der 10 Theile oder ſogen nannten Genoſſamen , in welde das ganze Land vers theilet iſt, in gleicher Anzahl genommen , und nothis genfalls um ein oder zibenmal verinehret werden. Uus diefem Rath nimmt man die nöthigen Beamten . Das Stebners und funfzebner - Gericht beſorget die Sachen von geringerer Wichtigkeit. Der Kriegs.. rath heißt auch der Geheimerath.

. 9.

Ich beſchreibe nun

I Das Land ſelbſt, ſo wie es in 10 Genoba: men eingetheilet iſt i) und 2)

Altorff, Flúelen und Syſiken, mas

chen 3 Genoßamen aus ,nämlich der Flecken Attorff anderthalb, und die zwey Dörfer eine halbe. Altorff , der Hauptflecken des Landes Uri , liegt uns meit der Rüß , welche ſich nicht weit von hier in den vier Waldſtadterſee ergießet , und am Fuß eines hohen Berges, der , vornehmlich in ſeineu untern Gegenden , fiart mit Tannenbaumen bewachſen iſt. Er iſt wohl gebauet ; denn er hat breite Straßen , und viele fdydne und große Håus ſer : er iſt aud) der Siß der Landesregierung , indem der Landrath und die Gerichte auf bieſigem Rathhauſe gehals ten werden. Es iſt auch hieſelbſt des Landes Zeughaus, und ein 1733 neuangelegtes großes Fruchtmagazin ; eß werden auch hier die Strafen der Uebelthåter vollzogen , und die vornelymſten Landeshaupter halten ſich hier auf. 1400 brannte er faſt ganz ab , unb 1693 erlitte er abers mals eine große Fenersbrunft. fudewig , König in Dits franken, Idenkte im neunten Fahrhundert dem von ihm ers richto

Uri.

399

richteteu Stift zum Frauen -Münſter in Zürich, das ſoges genannte Pagellum Uraniae cum ccclefiis etc. es hatte auch die Aebrifinn den Stirchenſatz biefelbft, und 1248 wurs den die Einkünfte der hieſigen Kirche mit påbftlicher Ers laubniß dem Stift zumn Franen : Münſter einverleibet : ale lein , 1426 ſoll die Uebrißinn Anaftafia den Kirchenſak nebſt ſeinem Zugebår den Gemeindsgenoffen überlaſſen haben. Außer der dem heil. Martin gewidmeten Hauptkirche, ſind noch 2 Kirchen in und bey dem Fleden , auch findet man biefelbſt ein Kapuzinermönchenklofter und ein Frauentioſter St. Caroli. Zu Boglingen oder Bezlingen , etwa eine halbe Stunde von Altorff, wird die Landesgemeine dieſes Cantons gebalten . Slúclen , ein Pfarrdorf, oben an der Anlände des vier Baloftádterſees. Eine halbe Stunde davon liegt die ſoges nannte Wilhelm Tellen Rapellc. Syfiken , ein Dorf am vier Waldſtädterſee. 3) Burglen ob dem Gráblein , ein Pfarrborf, welches durch einen kleinen Graben von Bürglen uns ter dem Gráblein getrennet wird , macht mit einigen geringen Dertern eine Genoffame aus . 4 ) Burglen unter dem Gráblein , welches nebſt den PfarrdörfernSchartoorfund Erfifelden , und 2 andern kleinen Dörfern , eine Genoffame aus . macht.

s) Seelisberg , Iſenthal und Bauwen ma. chen auch eine Genoſſameaus. Die benden erſten ſind Pfarrdórſer. 6 ) Aettinghauſen , ober 2ttinghauſen , oder Erringhauſen , ein Pfarrborf, nicht weit von Al torff,woſelbſt vorUttersEdle gleiches Namens gewohnet þaben, macht nebſt dem Pfarrborf Seedorf, eineBen noßame aus.

Das Frauenklofter , welches ehemalt

an dem erſten Ort geweſen, iſt nun zu Altorf. 7 ) Spis

Die Eidgenoſſenſchaft.

400

5) Spiringen , ein Dorf im Schachenthal, woſelbfi Edlegleiches Namens gewohnet haben, linter, ſibåden , ein Pfarrdorf, und einige andere Derter , maden auch eine Genofame aus. 8 ) Silenen , ein Pfarrdorf, macht nebſt einigen andern Orten , eine Genoſſame aus. Es hat vor Illa ters Edle von Silenen gegeben. 9) Erſtfelden ennert ( jenſeits ) der Reuß fammt Gurtnellen , einem Pfarrdorf, machen eine Genosa

fame aus . 10 ) , Waffen , ein Pfarrdorf, das leyenthal, und Geſtinen oder Geſchenen , machen eine Oles noßame aus.

Auf den Geldbenien , oder Geſtis

ner: Alpen ſtehen unterſchiedene Häuſer und eine Fi. lialkirche ; .

es find

auch daſelbſt einige Gletſcher.

Uus dem Meyenthal kann nian in den Canton Bern fommen. Il

Die

eigenen Unterthanen

dieſes

Cantons , macht bloß Livenen oder Livinen oder das livinerthal, Vallis Lepontina, aus , weldjes jenſeits des Gotthardtsbergs gegen Jtalien zu liegt, Es erſtreckt und durch welches der Fluß Seſin läuft . ſich von Mitternacht gen Mittag auf 8 Stunden, und iſt gegen Morgen urd Abend von ſehr hohen und ſtei. len Bergen eingeſchloſſen.

Herzog Geleazzo Maria

von Mailand hat es 1466 mit aller Herrlichkeit dem Canton Uri abgetreten , welcher einen ſanovogt dahin feket, der zu Pfaidt wohnt : unter demſelben ſteht ein Vicarius und ein Richter, den die Sandleute feibſt er . wählen , und vor demſelben werden alle bürgerliche Rechtsſachen abgerhan ,

in peinlidien Sachen aber

woh.

1 H

Uri.

401

wohnen zween lanbråthe von Uri dem Gericht bey. Die Pfarren ſtehen unter dein Biſchof von Como. Die Einwohner dieſes Thals Şaben ſid) 1712 und 1755 wider ihre Obrigkeit emporet , und dieſerwegen im leßten Jahr das Recht , eine eigene Sandesgemeine zu halten , nebſt anderen Frenheiten , verloren. Sonſt adybarſchaften ). oder iſt es in 8 Vicinanze ( Genofame abgetheilet. 1) Die Vicinanz Airolo , bat iþren Namen von Airolo , oder Friels , Orient, Orienz, lar. Ayrolum , Ariola , Oriens, einem Pfarrdorf, unten am Gotthardtsberge ; außer welchem noch 7 andere Orte zu dieſer Vicinanza gehören. 2) Die VicinanzQuinto ,von einem Pfarrborf benannt , außer welchem noch das Pfarrborf Ainbri dazu gehöret. 3 ) Die Vicinanz Prato , in welcher die Pfarr . börfer Prato , Dalpe, Moraſco und Bedretto, und an dem hohen Berg Platifer ein Zolhaus, (Dazio) fino. 4 ) Die Vicinanz Saido , von dem Pfarrdorf Saido oder Pfaidr benannt , in weldiem der land. vogt des livinerthals wohnet, und jährlich die Landes. gemeine deſſelben zuſammenkommt; es iſt auch daſelbſt ein Kapuzinerkloſter. find Pfarrdörfer.

Matrengo und Calpiogna,

5) Die Vicinanz Chigogna , zu welcher die Pfarrdörfer Chigogna , Roffura und Calonico geboren. 6) Die Vieinanz Giornico , auf Deutſch Irnis, weldie von einem großen Flecken , den der Tegin in 2

Theile unterſcheidet, und der a Pfarrkirchen bat , ber Ec nennet 4 36.52 .

Die Eidgenoſſenſchaft.

402 nennet wird.

Hier wurden 1478 die Mailänder von

den Eidgenoſſen' geſchlagen. 7) Die Vicinanz Chironico ,

in welcher die

Pfarrdörfer Chironico und Prugiaſca . 8) Die Vicinanz diBaffo , oder die untere , barinn die Pfarrdörfer Curonico , Anzonico ,Co vagnano, Sobrio , Bodio , Perfonico , pole legio . III Unter dem Schuß des Cantons Uri , ſtehet das Urſeler- oder Urfireri - Thal, Vallis Urfaria, Ur fella, vermuthlid, von der Küß , die auf lateiniſch Urfa þeißt, alſo genannt, welches auf dem Gotthardts berg liegt, faſt 4 Stunden lang und eine halbe breit, forft aber angenehm und mit guten Weiden verſehen Auf beyden Seiten deſſelben ſtehen ſehr hohe ift. Berge, wie Pyramiden , und einige derſelben ſind von unten bis oben ro ſteil , daß ſie nicht beſtiegen werden können , auch ſo fahl . , daß kein Gråschen darauf wächſet. In dieſem Thal, und auf den daſelbſt ſtehenden Bergen, wadyfen weder Bäume noch Stau ben , außer daß bey dem Dorf Un der Matt , an der Nordſeite eines Berges , ein kleines Tarinenpåldlein fteht, weldies zur Abhaltung der Schnee:Lauwen oder Es miffen alſo Fålle , forgfältigſt unterhalten wird. und Koſten Mühe mit Bauholz alles die Einwohner herauf Orten liegenden tiefer von Geſtinen, und nod , holen : zum Brennen aber brauchen ſie die Alproſe ( Chamarrhadoçlendros alp. glabra und villofa ) und Frühling Breuſch , welches eine Art von Erica ift. und Herbſt ſind in dieſem Thal unbekannt, der Som. mer dauret 3 , felten 4 Monate , und der Winter iſt wegen

Uri.

403

wegen des angeführten Holzmangels beſchwerlich. Die Einwohner find Abkommlinge der alten Lepontier, die vormals zuder rhåtiſchen Provinz gehöret Gaben, ſieben aud) in geiſtlichen Sachen noch heutiges Tags unter dem Bildhof zu Chur. Sie haben ſich als ganz freye Leute 1410 in eine Verbindung und ewige Gemeinſchaft mit dem Canton Uri, und in deſſelben Schuß begeben . Sie ermåhlen ſich und haben ihren eigenen Sandamman und Sandrath , welchen aber der Canton Uri beſtåtis get, auch 2 Råthe ihrem Blutgericht zuordnet.

Sie

haben zwar auch ihre eigene Land. Fahne : wenn aber die Fahne oder das Panner von Uri vorhanden iſt, müſſen ſie das ihrige unterſd:lagen . Ehedeſſen mußte der Sandamman nach ſeiner Erwählung fich zu dem Abt zu Diſentis begeben , von demſelben das Recht, ſein Umt zu verfehen , empfangen , und ihm zum Zei chen folcher Pflicht ein Paar weiße Handſchuhe ſchen . fen : allein, dieſes wird nicht mehr beobachtet,und das Stift Diſentis hat hier keine Rechte mehr. Es liegen in dieſem Thal nur 4 Dörfer. i Urferen oder an der Matt, iſt das großeſte, und gut gebauet. Bey demſelben gelet der Weg aus dieſem Thal in das Bündnerland. 2 30lpital, hat daher den Namen , weil diejenigen , welche über den Gotthardtsberg reiſen , geineiniglich bieſelbſt einkehren , und die Armen und baló erfrornen , ruit nisthiger Speiſe und Ärzeney verpfleget werden . Es hat hier ehea deffen ein Schloß geftander , von welchem noch Mauers wert vorhanden iſt. 3 und 4 Zum Dorf und Realp , liegen an benden Seis ten eines Bachs , welcher vom Berge Furka tömmt , und eine Quelle der Riß iſt. Das Thal erſtreckt ſich bis an dies ſen Berg , welcher aber zum Walliſerlande gehöret, in wela des man hieſelbſt kommt, 2113 EC2

404

Die Eidgenoſſenſchaft.

Anmerkung. Diejenigen Boateyent, welche diefer Canton mit daderen gemeinbat, werden unten vorkommen . 5 Der Ort Schweiz. $. 1.

Von dem Canton Schweiz,

hat Gabriel

Walſer eine landdyarte gezeichnet , welche Tob . Conr. Lotter in Match. Seutters Werfſtåtte in Kupfer geſtos dhen þar. Sie iſt aus Scheuchzers Charte von deț Eidgenoſſenſchaft gezogen , bei dieſer Vergrößerung aber nicht mit mehreren Orten , ſondern mit Bergen angefüllet, und dem Canton dadurch eine Haßliche Geo ſtalt gegeben worden .

Eben dieſe Charte haben auch

die homanniſchen Erben 1767 ausgegeben. V.2. Er i ; t eine von den ſogenannten vier Wald ,

ſtadten , ( beſſer Waldländern ) und grånzet gegen Mittag an Uri , gegen Morgen an Glarus , Gafter und Urnach , gegen Mitternach an den Züricher See, und gegen Abend an ( ucern, Zug und Zürich, und iſt, vermoge der angeführten Charte, über 12 Stunden lang und über 8 Stunden breit . $ .3 . Seiner natürlichen Beſchaffenheit nach , iſt er dem Canton Uri ſehr ähnlich , doch ſind die an die See ſtoßenden Gegenden etwas fruchtbarer. Dieſe een ſind der vier Waldſtädter : Zuger- und Zürichers See.

Es entſpringt hier die Sil , nimmt die durch

die Alp verſtärkte Biber auf, und gebet in das Zie ridher Gebiet. . 4. Es find in dieſem Lande feine Städte, fono dern nur Flecken , Dörfer und ' zerſtreuete Häuſer. Die Einwohner ſind , eben ſo wie die Urner , abge. Hårtete , arbeitſame unb tapfere Leute, und große Liebe haber der Freyheita 9.5

Schweig.

405

8. 5. Das ganze land iſt römiſchkatholiſch , und ſtehet in geiſtlichen Sachen unter dem Bischum Coſtanz. 8.6. Die Einwohner des Landes wollen ih . ren Urſprung von den Cimbriern Herleiten , welche ungefähr 100 Jaßr vor Chriſti Geburt von dem rómi. ſchen Feldherrn Marius geſchlagen worden , und hier. auf nach Helvetien geflüchtet ſind.

Sie ſind ehedef

fen unter des deutſchen Reichs Oberherrſchaft frene Leute geweſen :

als aber K , Albrecht ihrer Frenheit

ein Ende, und ſie zu des Hauſes Detreich Untertha. nen machen wollte , verbanden ſie ſich 1308 mit den Urnern und Unterwaldern, zur gemeinſchaftlichen Ver . theidigung iører Freyheiten. Als die bisherigen Strei. tigkeiten dieſes Landes mit dem Stift Einſidlen 1314 in Feindſeligkeiten ausbrachen , und der Abt 1315 beym Biſchof von Coſtanz,den Bann , und bey dem kaiſer . lichen Hofgeridt zu Rotweil die Ucht wider die von Schweiz als beſchuldigte Kirchenräuber und Rebellen wider Kaiſer Friedrich auswirfte : wurden ſie zwar von dem Bann durch den Erzbiſchof zu Maynz , und pon der Acht , : durch Friedrichs Gegenfaiſer fuden wig IV losgeſprochen ; allein , K. Friedrich glaubte, daß er unter dem Namen eines Kaſtenvogtes des Stifts Einſidlen , gute Gelegenheit habe, den Entwurf ſeines Vaters auszuführen , und trug baber feinem Bruder, Herzog Leopold von Oeſtreich auf die Schwei. zer zu befriegen , welcher aber von ihnen und ihren Bundesgenoſſen , den Urnern und Untermaldern , an dem Morgarten aufs Haupt geſchlagen wurde. Nach dieſer Schlacht, errichteten diefe 3 Orte ein ewiges Ver , theidigungsbündniß mit einander, CC 3

Beutiges Tages ift

Die Eidgenoſſenſchaft .

406

iſt der Canton Schweiz der fünfte in der Ordnung , uni ter den 6 kleinen Cantonen oder ſogenannten Ländern aber iſt er der zweyte. 8.7.

Sein Wapen iſt ein rother Schild , mit

einem weißen kleinen Kreuze in der linken obern Ecke.

1

Die Regierungsverfaſſung iſt ganz demokratiſch ; denn die oberſte Gewalt ftehet bey der Landesgemeis ne , in welcher alle Mannsperſonen, die 16 Jahr alt find , Sik und Stimme Haven : die gewohnlide Regierung aber beſtehet, unter dem Vorſik eines Landammanns , aus 60 Rathsherren, weldie aus den 6 Quartieren , in welche das ( and vertheilt iſt, in gleicher Unzahl erwähleč , und nothigenfalls zwenfach oder dreyfach vermehret werden ; man nennet ſolches alsdenn einen zwiefachen oder dreyfachen Landesrath. Die nöthigen Beamten werden auch aus dieſem Rath gezogen . Ueberdieß ſind noch ein Geheimerrath, das Siebner- und Tiuner : Gericht vorhanden, wel: che die Finanz : Juſtiz- und Policey.Sachen verwal. Das Siebnergericht beſtehet aus 6 Richtern ( aus jedem Viertel einer ) und einem Präſidenten, welcher der Siebner Heißet, imò den der Sandrath ſeket. Das Teunergericht beſtehet aus 3 von dem landrarh geſekten Råthen, und 6 von der Landesgemeine erwähl. ten Richtern eines jeden Viertels.

S. 8.

Ich befchreibe nun

Das Land ſelbſt , welches in 6 Theile,, oder uneigentlich ſogenannte Quartiere. oder Viertel abgetheilt iſt , zu deren jedem gewiſſe Geſchledyter gea hören , welche ihre Wohnung und Haushaltung in I

fein anderes Quartier oder Viertel verlegen könneni. Sie

Schweiz.

407

Sie heißen , das neue Viertel , das alte Viertel, das Hieder Waſſerviertel, das Arterviertel , das Steinenviertel und das Muttenthalerviertel. Ein jedes Theil giebt einen Siebner und 9 Rathsherren in den Sandrath. nen Derter find :

Die merkwürdigſten darinn belege.

1 Schweiz , der Hauptfleđen des Landes , welcher zwiſchen zien hohen Bergen liegt . Hier hat die gewöhna liche Regierung des Landes ihren Sis ; es wohnen auch bieſelbſt unterſchiedene adeliche und berühmte Geſchleuter. Su demſelben findet man eine Pfarrkirche und 2 Ridſter. 1642 brannte er ab, wurde aber beſſer, als er geweſen war, wieder aufgebauet. 2 Ingenbolt, eine Pfarre , welche aus zerſtreuten Häuſern beſtehet. 3 Brunnen , ein Flecken am vier Waldſtädterſee, über welchen hier eine Ueberfahrt nach Flürlen im Lande Uri ift. Die hieſige Kirche iſt eine Tochter von der Pfarre Ingens boll. 1315 haben hier die Orte und Waldſtådte Uri, Schweiz und Unterwalden einen ewigen Bund init einander errichs tet , und dadurch den Grund zu der Eidgenoſſenſdraft gelea get : es werden auch hier bisweilen von den 4 Waldſtadten

und von den katholiſchen eidgenoßiſchen Orten, Zuſammen , künfte angeſtellet. 1620 brannte das Dorf faſt ganz ab, wurde aber beffer wieder erbauet. 4 Morſchach , ein Pfarrdorf. 5 Mutten oder " uotha, eine Pfarrkirche im Mutteni oder Muothathal , weldes von einem Fluß den Namen bat. Zu dieſer Pfarre gehöret auch das Bifithal. 6 Jugau und Iberg , Pfarrdörfer. 7 Der Berg Morgarten , welcher größtentheils im Canton Zug liegt , iſt wegen der Schlacht inerkwürdig, welche 1315 an demſelben , innerhalb der Grånze des Cans

tons Sdyweiz , zwiſchen dem Herzog leopold zu Deftreich, und den drey verbundenen Orten Uri, Schweiz und Unters walden , vorgefallen iſt, und, in welcher dieſe über jenen einen 6c 4

408

Die Eidgenoſſenſchaft.

einen vollkommenen Sieg davon getragen haben , den ſie nicht allein ihrer Lapferkeit, fondern auch der tage des Drts , zu danken batten , weil fie den fchinalen Weg zwis fden dem Berge Morgarten und dem Egerſee beſekr hiels ten, auch ein Zheil von ihnen an der Seite des ſteilen Berges ſtund, und Steine auf die oftreichiſche Reutcrev warf, 8 Sattel , Steinen und Steinerberg, Pfarrdörfer. 9 Lauwerz, ein Pfarrdorf, von welchem der benacha barte kleine See den Namen hat , in dem 2 tleine Inſeli ſind, auf welchen die Schloffer Lauwerz und Schwanau geſtanden haben . 10 Art oder Unterart, ein Flecken am Zugerſee, wela cher in dieſer Gegend auch wohl der Arterſee genannt wird. Er ſoll jederzeit zu dem Lande Schreix gehöret haben , und feine Einwohner und Eingefeffenen follen allezeit frenc Lands leute geweſen ſeyn ; ſie haben fich auch von gewiſſen Ge reciſamen , melche die Grafen von Habsburg biefelbſt ge: habt , entweder am Ende des 13ten oder im Unfange des 14ten Ighrhunderts, losgekaufet. Von dieſem Dorf hat eis nes der 6 Theile oder Quartiere des Landes den Namen, In die hieſige Pfarre gehören aud) die Kirchen und Kas pellen zu Oberart , St. Adrian , Goldau, Ysten und auf dem Rigiberg, woſelbſt ein kleines Kloſter, zu welchem im Sommer gewallfahrtet wird, ein Wirthshaus und ein Paar Hütten ſtehen . Der Xigiberg liegt zwiſchen dem pier Waldſtädters und Zuger- Sce, grånzet auch av den Lauwers zerſee. Man hat von demſelben eine faydne Uusſicht. II Die eigenen Unterthanen dieſes Orts beſtehen

In den Wayereyen oder Dinghöfen , oder ſchlechthin ſogenannten Sfen am Züricherſee, welo che dieſem Ort 1440 von den Zürichern abgetreten word den , und über welche ein Zandvogt gefegetwird. Sie werden in den vordern und hintern Hof abgetheilet. 1 Zu dem vordern sof, in welchen das Stift Einfidlen die niedern Gerichte bat, geboren : 1) PFAFA

Schweiz.

409

1) Pfäffipon ober Pfeffithon , ein Dorf am Zdrichera fee , woſelbſt ein Schloß iſt, K.Otto I ſchenkte es 065 dem Stift Einſidlen. In Urkunden des joten Jahrbunderts wird es Paffikova , das iſt, Pfaffenhof, Bof des Pfaffen , genannt. Die fandesboheit über daſſelbe gehörte por Ul. ters den Grafen bon Rapperſchreil. 2) Sreyenbach , ein Pfarrdorf, in deſſen Gegend gus ter Wein wachſet. K.Otto I ſchenkte es dem Stift Einſide len, welches auch noch die Pfarre durdy einen ſeiner Conven . tuglen berſieht. 3 ) Bich , ein Drt am Züricherſee, wird in Ober : und Unter - Båd eingetheilt. Den hieſigen erheblichen Stein. brud haben die Züricher den Soweizern abgekauft. 4) Seuſisberg, ein Pfarrdorf. 5) Die im Züricherſee belegene kleine luftige Inſel Huf. nau oder Urnau , lat. Augia lacus Tigurini, welche dem Stift Einſidlen gehört , dem fie K. Dito im Sahr 965 zu eigen geidentet hat. In der auf derſelben befindliden Kirde, liegt der Dichter Ulrich von Hutten begraben ; dga her die Inſel von einigen Dichtern , die feinen Tod beſuna gen haben , Hutteni Inſula genennet wird. Das Stift Eiufidlen hat auch die niedern Gerichte und den Blutbarin in der Probſter St. Gerold ob Feldkird), deren berm deuto fchen Reich, im Idwäbiſchen Kreiſe, bey der Herrſchaft Bly . menegg, gedacht worden ift ; e8 bat ferner die hohen und niedern Gerichte zu Reichenberg in der March, und läßt rol: de durch einen Vogt verwalten, einige Gerichte zu Stäfen , Ebrlibach und Brütteti im Zürider Gebiet , die niedern Geridte in dem oben ſchon beſchriebenen Dope Pfäffikon im Gebiet des Drts Schweiz, zu Wyningen in der Grafs ſchaft Baden , in den Herrſchaften Sonnenberg , Gach , nang und Srcudenfels , und kraft derſelben auch Sin in dem Gerichtsherrentage in der landgrafſchaft Zhurgau, imgleidgen die niedern Gerichte zu Raltbrunnen in dem Gafter , von dannen die Appellation allein an die fürſtliche Kammer zu Einſidlen gebet. Zur Verwaltung dieſer Ges richte , und geriffer Gefalle , melde das Stift an einigen Drten bat, ſind zu St. Gerold und Fahr ſogenannte Próba fte,

410

Die Eidgenoſſenſchaft.

fte, und zu Pfäffikon ', Freudenfels , Sonnenberg und Gachnang, Statthalter aus den Conventualen verordnet ; das Stift fesset auch nach Bellenz einen Probſt zur Bes ſorgung feiner dortigen Gefäde , und einige Conventualen gur Unterweiſung der Jugend. Endlich ſo ertheilet auch ein jeder neuer Abt der Gemeine Menzingen das daſige Gericht zu Behn , und hat ſich das Redyt der Wiedereinló , fung der Herrſchaften Sirenz und Riegol im Briegau, vörs behalten. 2 Zu dem hintern sof gehört die Pfarre woollrau, deren Gemeine die niedern Gerichte bat. III Unter Drts ſtehen

der

Oberherrſchaft

dieſes

1 Küßnacht, ein großes Pfarrdorf am vier Waldſtåds terjee, und Fuße des Rigibergs. 1415 bekam das land Schweiz bieſelbft vom K. Sigmund den Blutbann , und 1424 verpflichtete ſich dieſes Dorf mit einem Landrecht zu Schiveig. Die Einwooner find freve Lente , und haben eis neu eigenen Rath und Gericht, von welchem an den lands rath zu Schweiz appelliret wird , die hohe Gerichtsbarkeit über dieſelbe aber verwaltet der jedesmalige Sedelmeiſter des Drts Schweiz. 2 Die Landſchaft March , Terminus Helvetiorum , alſo genannt , weil ſie auf der Gränze der ehemaligen hela vetiſchen und rhåriſchen Lande iſt, liegt am Züricherſee, und iſt ungefähr 3 Stunden lang. Sie wird in die untere $ und obere abgetheilt , und jene iſt ebedeffen auch die Mits telmark genennet worden . Die Einwohner ſind freyeleus te , und haben ihren eigenen Rath und Gericht , müſſen aber jährlich ben der Landesgemeine des Drts Sdweiz nim die Beſtårigung deffelben anhalten. Dieſe landſchaft hat bor Alters den Grafen von Rapperſoweič gehöret, ift ends lich an das Haus Deſtreich gekoinmen , diefem aber 1405 von den Appenzellern abgenommien worden , welche ſie den Schweizorn , für die ihnen geleiſtete Hülfe, überlaſſen has ben. Ich bemerke

1 ) In

'Schweiz.

411

1) In der untern March . (1 ) Tachen , das iſt, ad Lacum , den Hauptfleden dieſer Landſchaft, in welchem ſich Rath und Gericht derſelben berſammlen , wie denn auch nabe dabey unter einer Linde die Landesgemeine jährlich zuſammenkommt. Hier pflegen ; die Schiffe, ſo von Zürich tommen , anzulanden. (2) Altendorf, ein Pfarrborf am Züriderfee,welches 1704 betråchtlichen Schaden litte , als von dem darüber belegenen Berge ein großes Stück herabfiel. Nahe dabeg hat die alte Feſte Rapperſchweil geſtanden . ( 3) Die Pfarren Galgenen und Wäggithal.

2) In der obern March . ( 1) Greinau oder Grynau , ein Schloß und Kapelle an der Linth , welche ſich nicht weit von hier in den Züris cherſee ergießt. Zur Hebung des hieſigen Zolles, ſeket der Canton Schweiz einen Schloßvogt hieher. (2) Die Pfarrdörfer Schübelbach , Reichenburg , Yhuolen , Wangen und Tuggen , lat. Tucconia, an wela chent lekten Ort fich Gallus und Columbanus im 7ten Sahrhundert zuerſt niedergelaſſen haben ſollen, um die hiea ſigen Heiden zu befehren. IV Die Waldſtadt Einſidlen , iſt eine kleine landſchaft , -welche gegen Morgen an das glar. neriſche Gebirge, gegen Mittag an das land Schweiz, gegen Abend an den Ort Zug, und gegen Mitternacht an die ſogenannten Hofe und an die March grånzet. Sie wird von den kleinen Flüffen Sil , Alp und Biber durch floſſen , iſt ziemlich bergicht, aber doch wegen des vielen Wieſenwachſes zur Viehzucht febr bequem . Wegen ihrer Grånzen hat es vom Anfange des 12ten Jahrhunderts an bis 1350 mit dem { ande Schweiz beſtåndige Streitigkeiten gegeben , welche auch oft in feindelige Tþåtlichkeiten ausgebrochen ſind : im lektgedachten Jahr aber find fie durch einen Aus. ſpruch

412

Die Eidgenoſſenſchaft

ſpruch des Ubts zu Diſentis, beſtimmet woorden . We. gen der Landeshobeit über dieſen Diſtrict, waltet auch zwiſchen dem Stift Einſiblen und dem Lande Schweiz Streit ob , weil lektes fid, dieſelbe zueignet, und ſagt, daß ſie den Grafen von Rapperſchweil zugehöret habe, und von denſelben an die Grafen von Habsburg und das Haus Deſtreich, und endlich an das Land Schweiz gekommen fey : allein , das Stift Einſidlen will nicht zugeben , daß dieſes Sand jemals den Grafen von Rapi perſchweil als Landesherrn zugehöret babe , ſondern behauptet , es habe allein unter dem Kaiſer und Reich geſtanden , und ſen von den Ottonen I und II , Heing rich V und Conrad II dem Stift Einſidlen mir aller Herrlichkeit geſchenkt und beſtårigt worden.

Dem

fen nun wie ihm wolle, ſo hat doch das land Schweiz die Kaſtenvogtey über das Stift , auch die Vogtey und den Blutbann in der Waldſtadt , und ſeit 1414 ein Sandrecht mit dieſen ſogenannten Waldleuten ; es macht auch Anſpruch an der Mannſchaft und Steuer, und an einen Theil der Geriditsherrlichkeit , welche aber das Stift demſelben nicht, oder doch nur zum Theil zugeſteht. Jekt verwaltet in dieſer Waldſtadt die Gerechtfame des Landes Schweiz , der jedesmalige Secfelmeiſter , welcher auch einen Untervogt daſelbſt bat : das Stift aber läßt ſeine Rechte durch die von dem Abt verordneten geiſtlichen und weltlichen Räthe und Beamte berwalten . Das Stift Einſidlen oder St. Meinrads. Cell in dem finſt rn Wald , lat. Eremus deipa. rae matris , Eremus divae virginis , Monafterium eremitarum , Eremitarum coenobium in Helvetiis, in alten Urkunden , Monaſterium in filya , Megin, radi

Schweiz.

413

radi cela etc. franz. l'Hermitage, Notre Dame des Herinites , ital , la Madonna di Waldo , liegt amt Fluß Sil , in einer rings herum von hohen Bergen eingeſchloſſenen Gegend. Vor Alters war dieſe Geo gend ein dicker finſterer Wald , in welchen ſich der Heil. Meinrad oder Meginrad, aus dem Benedictiners orden , im Jahr 838 gewaget, und ſeine Wohnung barinn aufgeſchlagen haben ſoll.

Die erſte Zebrißinn des Frauenmünſters zu Züridy, foll ihm hier eine Celle und Kapelle haben aufbauen laffen : nachdem er aber im Jahr 863 ermordet worden , iſt alles wieder ver . fallen , und mit riidem Geffråuch verwachſen . Um das Jahr 906 hat ſich der heil. Benno hieher begeben , und den Grund zu dem jeßigen Stift und Kloſter geo leget , weldjes ſich zu der Regel des Heil. Benedicts bekennet, und einen Abt zum Vorſteher hat , welcher ein Fürſt des 6. R. R. iſt, und als ein ſolcher voin Kais fer die Reichslehen und Regalien empfängt, auch ehe beffen , gleich andern fürſtlichen Stiften , ſeine Hofo beamten gehabt hat.

Die Kaſten- oder Schirm Vogo tey über das Stift, hat der Ort Schweiz, und zwar Vermoge eines 1434 errichteten unh vom Kaiſer Sigs mund beſtätigten Vergleichs. In geiftlichen Sachent fieht das Stift unmittelbar unter dem påpſtlichen Stuhl, es liegt aber im Sprengel des Biſchofs zu Coſtanz, welcher auch an der geiſtlichen Gerid ;tsbara feit ſowohl in der Waldſtadt Einſidlen , als auch in den außern ihr einderleibten Pfarren , Anſpruch macht, woraus ein langwährender Rechtshandel entſtanden ift. Das Stift vergiebt und bereket die Pfarren zu Einſidlen , Frenenbach, Efchen , Feuſisberg , Sarı nenſtorf , Oberkird) , Ettismeil, Blors , Echnifis und

414

Dic Eidgenoſſenſchaft.

und Niziders , und verliehet die 4 erſten durch ſeine Conventualen . gere ,

Es beſtåtiget auch den Pfarrer zu des

und erwählt aus 3 ihm von dem Rath Der

Stadt Zürich vorgeſchlagenen Perſonen , einen Pre. biger zu den evangeliſchen Pfarren , Ståfen , Måns nedorf, Meilen , Brütten und Schwerzenbach im Züricher Gebiet, zu Weiningen in der Grafſchaft Bas den , und zu Burg in der Landgrafſchaft Thurgau. Auf der eidgenoßiſchen Benedictinercongregation , hat es die zweyte Stelle, viſitiret auch die unter feiner Auf. fidit ſtehenden Frauenklofter zu Seedorf, Fahr und Einfidlen . Das Kloſter iſt von 1704 an neu und prachtig erbauet , jedoch iſt nur die Kirche und der linke Flügel fertig geworden , der rechte. Fehlet noch . Es iſt groß , hat einen großen ſchön gemalten Saal, eine wohlverſehene Bibliothet , ſchöne Wohnzimmer für den åbt , und bequeme Zimmer für die zahlreia chen Conventualen , und für die hier etwa einkehrens den Fremden . Die Mönche ſind von der Mette bee frevet. Die von 1719 an neu erbauete unſer lieben Frauen Münſterkirche, iſt mit kunſtreichen Malerenen , foſtbaren Vergoldungen und künſtlider Gipsarbeit gezieret, am inerkwürdigſten aber iſt die darinn be findliche ſogenannte heilige Kapelle, zu welcher und zu dem darinn befindlichen Bilde der 5. Jungfrau Ma. ria große Wallfahrten geſchehen ; daher auch die Kiro che einen wichtigen Schak hat , in welchem unter an. dern eine faſt 2 Ellen hoheMonſtranziſt ,weldie an Gol. de 320 und ein halb koth halten, und darinn 1174 große Perlen , 303 Diamanten , 38 Sapphire ; 154 Sma. ragbe,857 Rubine,44 Granaten , 26 Hyacinthe, und 19 Amethyſte ſiken follen ,

Die

Schweiz.

415

Die in ſogenannten Viertel der Waldſtadt oder Landſchaft Einfidlen , find : i Einſidlen , ein großer und ſtark bewohnter Flecken neben dem Stift , am Fluß Sil , welcher im eigentlichen Berſtande die Waldftast genennet wird. Etwa eine halbe Stunde von demſelben liegt das Bes nedictinerklofter der fo genannten Schweſtern bey allen Seiligen in der Uue, welches durch vielfältige Gaben in einen guten Stand gekommen iſt , und außer unterſchiedes nen Reliquien , auch einen koſtbaren Kirchenſchak.hat. Es ſtehet unter der Aufſicht des Abts zu Einſidlen , in deffent hånde die Vorſteherinn , oder ſogenannte Mutter, ihr Umt alle 3 Jahr übergiebt. 2 Hroß , beſteht aus den kleinen Dörfern Vordera und hinter Groß . 3 Weilerzell, beſtehet aus zerſtreueten Häuſern. 4 Etzel und £gg. Der hohe und waldige Berg Egel, gehöret in Anſehung ſeines obern Theils zu dieſer Waldfiadt, in Unſehung ſeines untern Zheils aber zu den ſogenannten Hofen . Uuf demſelben foll ſich der heil. Meinrad einige Jahre aufgehalten haben , daher auch zu der daſelbſt erbauer adfahrten angeſtellet werden . ten Kirche 5 Bennau , ein kleines Dorf, fou den Namen von dem beil. Benno haben. 6 Euthal oder Oerthal, hat eine Filialkirche von Einſidlen. 7 Trachslaub. Dem Stift Einſiblen gehört auch die kleine luſtige Infel, Aufnau oder Ufnau , welche oben beſchriee ben werden . Anmerkung. Die Untertbanen, roelche dieſer Canton mit ana dern gemein bat, werden unten vorkommen . Die Herrſchaft Stens dorf,weiche das Stift 1549 von der Reichóſtatt ueberlingen gekauft bat, llest auf des deutſchen Reichs Boden . 6 Der Ort Unterwalden . $ . 1.

Den Canton Unterwalden , Subſilvania,

welcher eine von den ſogenannten vier Waldſtadren ober

416

nſchaft .

fe Die Eidgenof

öder beffer Waldländern , ift, har Gabriel Wal. fer auf einer Charte abgebildet , welche die homannt. Er grånzet gegen den Erben 1767 geſtochen haben. Mitternacht an den vier Waldſtadter ſee,und Canton Lucern , gegen Morgen an den Canton Uri , gegen Mittag an eben denſelben und an den Canton Bern, gegen übend an den Çanton {ucern. Seine größte Ausdehnung Stunden.

in die Långe und Breite beträgt 9

8. 2. Von Mittag gegen Mitternacht erſtrecket fich ein Wald durchs land , welcher der Lernwald genennetwiro ler abtheilet.

Das land iſt zwar klein , aber reich

an Obſt und Vieh. Die Berge haben gute Weide, und die ſchönen Thåler find voll von den fruchtbarſten Wieſen , welche in einem Jahr vielfältigerr Nugen bringen . Denn im Frühling, wenn der Schnee weg iſt, werben ſie von dem Vieh überall abgeweidet, her. nach wenn das Vieh auf die Alpen getrieben worden , wachſet das Gras wieder , und wirdwährender Som. merszeit gidermal abgeſchnitten . Wenn das Vies im Herbſt von den Ylpen zurück fömmt , findet es auf dieſen Wieſen ſo lange ſein Futter , bis ſich der Sdinee einſtellet. Obſt wachſet hier häufig und ſchon . Den größten Ueberfluß hat das Land an Holz , doia weldjem nochmanches ohne Schaden ausgerottet, uns ber. davon gereinigte Boden in Wieſen verwandelt werden könnte. Getraide wachſet bier entweder gae nicht, oder body, rivr ſehr wenig : Wein auch nicht. Sonſt iſt das kann ziemlich reich an Marmor , wel . ther èine Halbe Stunde von Stanz, und im Melch . sal gebrochen wird ,

es bat auch 3 Schwefelbruno nen ,

Unterwalden .

417

nen , welche nahe ben einander liegen , zwiſchen Stansa ſtab und Alpnach am Alpnacherſee , der ein Arm des vier Waldſtadrerſees iſt , und in wele chen ſich die in dieſem Canton entſtehende und fließende Aa ergießet.

Die kleinern ſandfeen ſind , der Luns

gern- Gißweiler- und Sarnerſee , der noch klei. nern nicht zu gedenken. §. 3. Das Land enthåle feine Städte , ſondern nur Flecken und Dörfer , ' und zerſtreuet liegende Håu . fer .

Die Einwohner , weldie etwa 20000 Perſonen

ausmaden , ſind in ihrer Kleidung noch ſehr nach Sie befennen ſich insgeſammt zu der alten Weiſe. der römiſchkatholiſchen Kirche, und gehören zu des Biſchofs zu Coſtanz Kirchſprengel. §. 4. Vor Alters war in dieſer Gegend der Sus ringau , und in dieſem die Graficafe Surin ; bende hatten den Namen von dem Fluß Suren , der nun die Ua heißet. Die gråfliche Regierung hat in dieſen und anderen helvetiſchen Ländern vermuthlichfun . ter R. Heinrich IV aufgehört. 216 die Einwohner ſich in Frenheit geleget hatten , war die Landesregies rung zu Stanz unter dem Walde , dahin auch die Thalleute ob dem Walde gehen mußten , welches vers urſacht hat , daß das ganze Sand iſt Unterwalden genennet worden .

Weil aber die Thalleute ob dem

Walde fomohl zur Befeßung des Landraths zu Stang, als zu des {andes Steuern und Unkoſten zwen Drittel, hingegen die unter dem Walde 'nur ein Drittel bentru . gen : ſo beſchwerten ſich jene , undwollten nicht mehr nach Stanz zu Rath und Gericht kommen . Endlich wurde 1150 ein Vergleich dahin getroffen , daß jedes Shal fünftig feine befondere Regierung haben ſolle . Bera DO 4 Ch.52.

418

aft .

ſſenfch

Die Eidgeno

Vermoge dieſes Vergleichs haben auch die ob dem Walde zwey Drittel der Landeseinkünfte , nebſt dem Sandes- Infiegel und Panner zur Verwahrung erhal. ten ; doch haben die unter dem Walde auch ihr eigé. nes Inſiegel und Panner für ſich machen laſſen , und bedienen ſich deſſelben in ihren eigenen und beſondern Geſchäfften. Sonſt haben die Unterwalder ſich mit den Urnern und Schweizern 1308 von dem öſtreichi. fchen Joche losgemacht , und 1315 zuſammen einer ewigen Bund errichtet. Dieſer Canton iſt unter den Eidgenoſſen der Ordnung nach der rediſte , unter den ſogenannten Ländern oder 6 kleinen Cantonen aber der dritte.

g . 5. Das Wapen iſt ein mit Roth und Silber quer getheilter Schild , in welchem ein zweybártiger mit Silber und Roth getheilter aufrecht ſtehender und mitten durch beyde Theile des Schildes reichender Schleiffel ift. 9.6. Die Regierungsverfaſſting iſt ganz demos kratiſch ; denn die oberſte Gewalt ſtehet bey der Lans desgemeine , zu welcher alle Mannsperſonen, die 16 Jahre alt ſind , Zugang haben. Weil aber das e ne igen e rei in und beſondere republikaniſche Verfaſſung hat: fo Hat auch ein jedes ſeine eigene Landesgemeine , welche die höchſte Gewalt in ihrem Bezirk auslibet , und ſeinen eigenen Rath, der,den landammann und Statthalter mit darunter begriffen , aus 60 Gliedern beſteht ; einer verſammlet fich zu Sarnen , der andere zu Stanz. Wenn eine gemeine Berathſchlagung nothig iſt, ſo ſchicket die von Sarnen , Åbgeordnete nach Stang. Auf die eidgenoßiſchen Zuſammenfünfte,

ſchicht

Unterwalden .

419

ſchickt das Thal ob dem Walde zwery , und das Thal unter dem Walde einen Geſandten : weil aber bende nur einen Canton ausmachen , ſo haben auch beyber Geſandten nur eine Stimme. $. 7. Ich beſchreibe nun jedes Thal beſonders. I Das Thal ob dem

Walde , franz. la

Vallée luperieure au deſſus du bois , ) hat ſeine eige. ne Landesgemeine, welche ſich ordentlicher Weife alle Jahr zu Sarnen verſammlet. Der Landrath beſtehet aus dem Landainmann, Statthalter , und 58 Ratusherren, weldie aus den 6 Kirchſpielen ge nommen werden, nämlich aus jedem der größten, Sar : nen und erns 15, und aus jedem der übrigen 7.

No.

thigenfalls werden ſie 1 oder 2 mal vermehret; wie denn das XIalefis für den Dreyfachen Sandrath gehöret. In Anſehung des Juſtizweſens hat jedes Kirchſpiel fein eigenes Gericht, welches das Siebnergeriche genennet wird , well és mit 7 Richtern , nåmlich 4 aus den Sandråthen , und 3 aus der Gemeinde bereket iſt.

Vor demſelben werden alle Civilſachen abgethan ;

wenn ſie ſich aber Höher, als 6 Gulden belaufen, kann davon an das funfzebnergericht appelliret werden , welches 8 Glieder aus dem Landrath , 6 aus der Geo meinde , und der Sandammann , als Vorſiker , augs machen , und von welchen weiter nicht appelliret were den fann .

Die 6 Gemeinden , oder Kirchſpiele, oder fo genannte Kilchgånge, baben von folgenden Dertern den Namen . i Sarnen , der Hauptfleden dieſes Thals , welcher an der da liegt. Es iſt hier das Frauenklofter Benedictio ners DD.2

1

aft

ſenſch

420

)

dgenoſ

Die'Ei

.

nerordens St. Andred. Das ehemalige ſtarte Soloß, auf der obern Burg genannt, haben die landleute 1308 zerſtöret. Von dieſem Flecken hat der anliegende See den Namen . 2 Berns , ein Flecken mit einer Pfarrkirche. 3 Sachfeln oder Sareln , ein Pfarrdorf am Sarlers ober Sarner:See, unweit der Aa. 4 Alpnach , eigentlich Alenacht, ein Fleđen mit einer Pfarrkirche, am Fuß des Pilatusberges, und einem Theil des vier Waldſtåoterfees, welcher der Ulpnacherſee genens net wird, und bey dieſem Dorf den Fluß Aa aufnimmt. 5 Gyswyl, oder Gysweil,ein Pfarrdorf, von welchem der Cysweilerſee den Namen bat, der den Fluß Aa aus dein Lungerer ſee empfängt , und in den Sarnerſee fortleitet. Ő Lungern , ein Pfarrdorf an einem vaovn benannten See , welcher eine Stunde lang, eine halbe breit, fehr tief und fiſchreich iſt, an welchem auch das kleine Dorf Kaiſers ſtuhl , liegt. Von lungern gehet der Weg über den Berg Brüningin das Hasle Land im Canton Bern . II Das Thal nid oder unter dem Walde, 4 franz. la Vallée inferieure au deſſous du bois , hat auch ſeine eigene Landesgemeine , welche ſich jährlich ordentlicher Weiſe einmal zu Wyl oder Weil, an der La unweit Stanz , auf einer Wieſe verſammlet, und feinen eigenen Landrath , welder aus dem Land. ainmann, Starrhalter und 58 Rathsherren beſtehe, und fich wöchentlich zu Stanz verſammlet , auch noc thigenfalls ein oder zweimal vermehretwird.

Dein

Malefi: gericht kann ein jeder Sandmann , der das 30ſte Jahr zurückgelegt þat, beywohnen .

Die Civil

håndel werden vor dem Siebnergericht, darinn der {andweibel den Vorſik hat, abgethan , jedoch in Sa. chen , die ſich höher, als 10 Fl. belaufen , gehet die Upa pellation an das Eilfs oder Gefichworne Geriche, darinn

Unterwalden .

dariin der Sandammann den Vorſik hat.

421 Dieſes

Dhal iſt in 11 Theile , oder ſogenannte llertenen, ab. getheilt , welche die 6 Gemeinen oder Pfarren Stang, Buchs , Wolfenſchies , Emmeten , Bekenried und Hergisweil ausmachen . Ich bemerke folgende Derter, I Stanz oder Stans , der Hauptfleden dieſes Zhals , und ehemalige Hauptort des ganzen Cantons , liegt am Fuß eines hoben Berges , ift groß und wohl gebauet. Er hat ein Mönchen- und ein Nonnen - Kloſter. 1713 branntent 83 håuſer ab. 2 Stansſtad , ein Dorf am vier Waldſtadterſee. 3 Buchs , auch Buochs und Bureten, ein Flecken am vier Waldſtådterſee , woſelbſt der Kirchenſchatz dem Kloſter Engelberg gehöret. 4 Beggenried oder Bekenried , ein Pfarrborf am pier Walditådterſee. Die vier Waldſtådte halten hieſelbſt oftmals ihre Zuſammenkünfte. 5 Emmeten , ein Pfarrborf, welches aus lauter Bauer . hofen beſteher. 6 Wolffenſchics, ein Dorf, welches in das obere und untere abgetheilt wird. Sin lebten iſt die Pfarrlirche. Anmerkung. Dieſer Canton bat feine eigene Interthanen, dlejenigen aber, welche er mit andera Cantonen gemein bat, werden unten yorfonimen, 7 Der Ort Zug. §. 1. Der kleine Canton Zug, grånzet gegen Mit. ternacht an den Canton Zirich , gegen Morgen an eben denſelben und an den Canton Schweiz , gegen Mittag an die Cantone Schweiz und Lucern , gegen Abend an die freyen Aemter und an ein Stück des Cantons lucern . 3 Stunden breit.

Er iſt etwa 5 Stunden lang und 7

S. 2. Das Land hat fette Weiben , ziemlich viel Getraide, ſehr viel Dbſt und etwas Wein , und am DO 3 Zuger

422

Die Eidgenoſſenſchaft.

1 Zugerſee wachſen die Kaſtanienbäume in großer Men, ge , deren Früchte die Einwohner in die benachbarten Jande mit großem Vortheil verkaufen. Der Zugers ſee iſt ungefähr 4 Stunden lang , aber ſchmal. In demſelben fångt man Karpfen von 50 bis 90 Pfunden , Hechte von 50 Pfunden , ſonſt auch viele Brachsmen, ( Cyprinos latos ) , und Rötel , (Umblas minores) welche lekte eine ſehr ſchmackhafte Art von Steinforel len ſind , und in der Långe i bis anderthalb Spannen , am Gewicht aber höchſtens 6 Pfunde haben .

Aus

demſelben fließet der Fluß Lores bey Cham , uno gehet in die Reuß.

Der Aegeriſee , Lacus Aegerius

oder Egerius, an der Gränge des Landes Schweiz, iſt kleiner ; denn er iſt nur 1 Stunde lang , aber fehr tief und fiſdireich , wie denn auch hier die vorhin gerühmten Rotel find. Aus demſelben kommt der Fluß Lores, geßet in den Zugerſee, und vorhin angezeigterlaßen bey Cham wieder heraus.

an der Oſtſeite dieſes

Sees iſt der Berg an deinMorgarten , deſſen beym Canton Schweiz Erwähnung geſchehen iſt. 5.3 . Zug iſt die einzige Stadt in dieſem Lande, welches außer derſelben nur Flecken' und Dörfer hat. Es mag ungefähr 20cco Perſonen beyderler Ger ſchlechts begreifen . Es iſt ganz rómiſchkatholiſch, und gehört zu dem Kirchſprengel des Biſdyofs zu Coſtanze 9.4. Dieſer Canton iſt nach Abgang der Grafen

von Lenzburg , an die Grafen von Kyburg, nach deren Uhgang aber an die Grafen von Habsburg , und fols chergeſtalt an das Haus Deftreich gefonimen , dem er auch treulich angehangen : als aber 135a die Stadt Zug von den Eidgenoſſen belagert , und von dem Eriber. gog Altrecht nicht nur verlaſſen , ſondern iþr auch von tems

Zug.

423

demſelben angerathen wurde, fich den Eidgenoſſen zu ergeben , that fie folches , und wurbe mit in den eið . genoßiſchen Bund aufgenommen, in welchen das Amt ſchon vor ihr getreten war . Es iſt aber der Canton Zug der 7te in der Ordnung, und unter den ſogenann ten (åndern oder kleinen Cantonen Der vierte .

Er hat

auch ein beſonderes genaues Bündniß mit Jucern , Uri, Schweiz und Unterwalden , welches man gemeiniglich ben Bund der 5 Orte nennet. 8.5. Das Wapen der Stadt Zug,iſt ein ſilberner

Balfen, oder eine ſilberne Binde im blauen Felde. 5.6 . Die Regierungsverfaſſung dieſes Cantons, iſt ganz demokratiſch .

Es ſteht nämlid , die höchſte

Gewalt ben der Landesgemeine, die ihre gewöhnliche Verſammlung jährlich in der Stadt Zug hålt, zu wele cher alle Mannsperſonen von 16 Jahren Zugang haben, und in welcher alle Hemter des Standes vergeben wer : ben .

Sie iſt aus den 5 Quartieren des Standes zus

fammengefeßt ,

weldie find die Stadt Zug ,

die

für 2 Quartiere gerechnet wird, und die Landſchaft oder das Amt, das aus den Quartieren Hegeri, Menzingen und Bar beſtehet. Das Haupt des Standes, iſt der Ammann , welcher wechſelsweiſe aus der Stadt und dem Amt erwählet wird , doch iſt der Unterſchied, daß der aus der Stadt erwählte Ammann 3 Jahre, der aus dem Amt erwählte aber nur 2 Jahre in dieſer Stelle bleibet.

Er muß in der Stadt wohnen. Nach

demſelben iſt der Landesſtatthalter der nächſte, wel. dyer des Landes Siegel verwahret. Zur Beſorgung der täglich vorfallenden Geſchäffte und Landesſachen, iſt der Sradt- und Aire-Rath , welcher aus 40 Rathsherren beſtehet, von welchen 13 aus der Stadt, uimo DO 4

Die Eidgenoſſenſchaft. und 27 aus der Landſchaft ſind.

Er überleget auch

vorher die Sachen , welche der Landesgemeine vorge. tragen werden ſollen , und erkennet, ob und wenn eine außerordentliche Landesgemeine zuſammenberufen wer : ben rolle ? Ueber das Blut richtet der Ammann mit den ißm aus dem Stadt- und Amts -Rath zugegebe. nen Richtern. Hiernächſt hat ſowohl die Stadt, als jedes Quartier auf dem Lande ,, einen beſondern Rath und Schreiber, zur Beſorgung der beſondern Stadt und Gemeine Angelegenheiten . In Juſtikſachen ſind 3 Gerichte in der Stadt , nåmlich das große und kleine Gericht, welche halb von der Stadt, und halb von den 2 Gemeinen oder Quartieren Negeri und Bar beſegt werden : die Gemeine Mengingen aber bat ihr eigenes Gericht. 8.7. Ich beſchreibe nun I Den Stand ſelbſt , welcher beſtehet

1 Aus der wohlgebaueten Stadt Zug , lat. Tugium , welche am Fuß des Zugerberges und am Zugets ee liegt. eine außerhalb der Staot auf einer Höhe ſtehende Pfarrkirche,und 2 Kidſter hat, und in der Landesgen eine für a Quartiere gerechnet wird. Sie wird får eine der älteſten Stdote Helvetiens gehalten . 2 Das Amt, welches aus 3Quartieren oder Gemeinen beſtehet.

1) Das Quartier Aegeri, oder Aegere, &ges re, lat. Aquae regiae , Ad aquas regias , zu welchem der Berg imorgarten, und 2 Pfarren und Dörfer am Negeriſee gehören. (1) Ober - Legeri , wofelbft das Rathhaus der Ges meine iſt. ( 2 ) Uns

Zug.

425

( 2 ) Unter , oderWyl:Negeri, woſelbſt 1725eine Pfarrg errichtet worden iſt. 2) Das Quartier Menzigen , hat ſeinen Nas men von dem Pfarrborf Wenzigen oder Menzins Die Pfarre gen , welches auf einem Berg liegt. Der Ort Vůbeim gehört auch zu dieſem Quartier. Gubel, welcher aus einer Kapelle und einem Gebäuder darinn ſich ein Waldbruder aufhåle, beſtehet, und auf dem Zugerberg liegt, iſt merkwürdig , weil 1531 da . felbſt -die Züricher von den katholiſchen Eidgenoſſen geſchlagen worden . 3) Das Quartier Bar enthält : ( 1 ) Bar oder Bear, ben wohlgebaueten und voltreia chen Hauptfleđen , auf deſſen Rathhauſe die Gemeine zufam . mentdmmt. Von demſelben hat das umliegende Land der Namen des Barer Bodens , welcher nebſt guten Wieſen , auch einen anſehnlichen Obftwachs bat. ( 2) Leinigen oder Teiniđen, ein kleines Dorf an der Loreß , nahe bey welchem auf der Bünni , ( welches eine Weide ift.) 1531 zwiſchen der Stadt Zürich und den 5 erſter tatholiſchen Orten ein Friede geſchloffen worden . ( 3) Walterſchwyl, Villa Gualteriana , ein Hof am Fuß des Berges Barburg . mit einem heilſamen Bade, deffen faltes Waffer zum Gebrauch errårmet mird , weli dhes ſeit 1748 , da die Abtey Wettingen , in der Grafs fibaft Baden , daſſelbige verloren hat , in Berfall geras thew iſt. II Die eigenen Unterthanen der Stadt Zug, welche in 5 Obervogtenen vertheilet ſind, des ren Obervogte aus der Bürgerſchaft der Stadt er : wählet werden . 1 Die Obervogtey Cham , zu welcher gehören 1 ) Cham oder Kahm , ein Pfarrborf mit einem alten Schloß , da wo der Fluß Loretz aus dem Negeriſee kónimt. DO 5 ES

aft .

ſſenſch

Die Eidgeno

426

foll hier vor AlterB ein Städtchen geweſen ſeyn, wie man denn noch die Häuſer, welche ben dem Sdloß und der Kirde ſtehen , das Stadtlein nennet. 2) Die DörferundGemeinen tieder:Cham ,Wiedere weil , Rulmeltiden , Lindenham , und noch in kleine Dörfer und Hofe. 3) Srauenthal, Vallis b . Mariae, Vallis dominarum , ein Frauenkloſter Ciftercienſer, oder Bernhardiner: Drdens, am Fluß Loretz, haben Ulrich von Schnabelburg und feine Ehefrau Agnes von Eſchenbach 1231 geſtiftet. Die Kaſtena bogten über daffelbige hatdieStadt Zug , die Aufficht aber der Abt zu Wettingen. Es hat nebſt andern Gefäden unters fchiedene lehnhöfe, von welchen die zu Sattweil, Y.sličen , Wann bäufern 2c. nahe liegen . 4) St. Andres , einige Häuſer atu Zugerfee; unweit Chain ,woſelbſt ehedeffen ein Städtdien geweſen iſt, welches den Eolen von Hünenberg zugehöret hat, aber 1386im Sem . pacher Kriege zerſtört worden iſt . Es iſt hier noch eine ura alte Rapelle , und eju kleines Schloß, welches gemeiniglich das Schlößlein von Chain genennet wird. Ehedeffen war St. Wndren eine Obervogtey , nun aber gehört es zu der Ibervogtey Chau .. 2

Die Obervogrey

Gangolſchwyl oder

Ryſay, enthält : 1) Kyrch , cin Pfarrdorf, nahe benin Zugerſee. 2 ) Meyers - Capell, ein Pfarrdorf, welches theils hieher , theils zu der lucerniſchen Landvogten Sabsburg gehört. 3 ) Buonas oder Buehenas , ein Schloß, Dorf und Herrſchaft am Zugerſee. 4) Die Dörfer Solzhäuſern, Berchtwyl, Ypiden , Waitraden , u. a . in . 3 Die Landvogtey Sůnenbergen , welche 1419 an die Stadt Zuggekommen ift, aus deren Bür. gern ſich die Unterthanen alle 2 Jahr einen Sanovogt erwählen .

Das Schloß ýůnenberg , welches das Stamm.

1

Glarus.

427

Stammhaus einer edlen Familie geweſen, hat an der Rüß geſtanden, iſt aber 1386 zerſtört worden . 4 Die Obervogtey Waldwyl , welche von einem Pfarrborf den Namen bat. 5 Die Obervogrey Steinhauſen , welche von einem Pfarrborf benannt wird. Ueber einen Theil deſſelben yat die Stadt Zürich die hohe Gerichtsa Herrlichkeit. Anmerkung. Die unterthanen , welche dieſer Canton mit andern Cantonen, gemeinſchaftlich beſiket , werden unten vors tommen .

8 Der Ort Glarus . S. s . Der Ort Glarus oder Glaris, oder das Glar . nerland, Pagus Glaronenſis, iſt von Gabriel Walſern auf einer Charte abgebildet , welche Tob. Conr. Sotter in Matth . Seutters Werkſtätte in Kupfer geſtochen hat, an deren Richtigkeit und Vollſtändigkeit aber Etwas beffer iſt die neue Auflage von der . viel Fehlet. ſelben, welche die honranniſdien Erben 1768 an das Licht Eine kleinere und noch unvollſtåndi. geſtellet laben. gere Charte,batre in deſſen Naturgeſchidste des Schweizerla:ides , im Die beſte, aber doch zweyten Theil, man ſie findet. noch nicht vollfommene Charte vom Glarner • Lande, iſt dicjenige , welche Joh. Heinr. Tſchudi 1713 gezeich : net , und Chriſtoph Trümpi in ſeiner 1774 gedruckten neuen Glantier Chronik mitgetheilt hat. S. 2. Er grånzet gegen Morgen an den Wallers ſtarter See , die Grafſchaft Sargans und an den grauen Bund , gegen Mittag auch an den grauen Bund ulio an das Urnerland , gegen Abend an lobi und an Schweiz, gegen Mitternacht an die March und an die Vogteyen Weſen und Gaſter .

9. 3.

428

Die Eidgenoſſenſchaft.

9. 3. Gegen Morgen , Mittag und Abend, ift er mit ſehr hohen Bergen umgeben , von welchen einige beſtändig mit Eis und Schnee, und wie man hier Faget , mit Firner, bedecket find, als der Glärnitſch , ber Blattenberg , der freyberg, und inſonderheit der Tödiberg , welcher einer der höchſten in ganz Helvetien , und faſt unerſteiglich iſt, über welchen aber ein Paß aus dem großin Thal des Glarnerlandes,nach dem Bünderlande geget. Don Mitternacht,woſelbſt bas ( and offen iſt, erſtrecket fich gegen Mittag ein Thal ungefähr auf 8 Stunden lang , wird aber hinter Schwanden durch den Frenberg in 2 beſondere Thåler, nämlich in das ſogenannte große und kleine Thal, abgetheilet; jenes iſt an der Weſt- und dieſes an' der D1 Seite des Freyberges : außer'denſelben aber giebt es zwiſchen den Gebirgen noch viele andere Thåler. Es iſt merkwirdig , daß das große Thal dem Erdbee ben mehr, als andere Gegenden in Helvetien, untere worfen geweſen iſt ; wie denn 1701,1703 und 1705 das ſelbſt 30 bis 40 Erſchütterungen verſpåret worden. Solche Thåler ſind nicht nur mit Dofthåumen verſes hen , ſondern auch an vielen Orten zum Uckerbau bes quem : man bauet aber etwas Weißen , Gerſte, Erbe ſen und Bohnen , viel Erdäpfel, auch Kohl und Kl. ben , und macht am meiſten aus dem Heuwachſe und der Viehzucht. Auch auf den hohen Gebirgen giebt es Gegenten , auf welchen Heu zum Winterfutter gee fammfet wird, und welche Berge genennet werden, Von denſelben find unterſchieden , die Alpen ,auf den höhern Gegenben der Gebirge , von welchen über 80 mit beſondern Namen beleget ſind." Sie ernähren im Sommer viele tauſend Stücke Rinder, Küße, Pferbe, und

429

Glarus,

und Schafe , mit welchen ein beträchtlicher Handel getrieben , auch viel Kåſe , Zieger , inſonderheit der ſogenannte Schabziger oder Glarnerziger, (cuslus ra filis viridis Gl. ) und Schmalz oder Butter ( Anfen ) ausgeführet wird.

Auf dieſen Bergen giebt es auch

große Tannen- und Büdyen - Wälder , und Kriſtalle, Aus dem Blattenberge werden viele ſchwarze Blat. tén , ( Platten ) oder Schieferſteine ausgehauen , po. liret, zu Tiſch- und Schreib -Tafeln zugerichtet, mit hölzernen Rahmen eingefaſſet, und alsdenn nach Hola land und England , und von da nad) Afia und Umes rifa ausgeführet. Der Freyberg iſt in ganz Helves tien die befte Zuflucht der Gemſen , weil ſie nur von 12 beeidigten Fågern, und zwar nur zwiſchen Jacobs . und Martins.Tag geſchoſſen werden dürfen. Dieſe ſogenannte Freyberger Schüßen, dürfen auch in die fer Zeit nicht mehrere, als 2 Stücke für jeden Sandmann ; der innerhalb dieſer Zeit Hochzeit hält, ſchießen . Von 1762 bis 68 durften gar feine Gemſen geſchoſſen wer . den , weil ſie zu ſtark abgenommen hatten . Es iſt auch ſehr viel Federwild im Glarnerlande. Sonſt findet man auf den Alpen und in den Thålern unter. ſchiedene mineraliſche Waſſer und Båder , von wel. chen lekten aber nur noch das Nleder Urner Bad geo braucht wird, nachdem 1764 das Badehaus des Wid . lerbades abgebrochen worden ,

und das falte Bad

im Krauchthal ſchon vorher eingegangen iſt. Der größte Fluß des Landes , welcher daſſelbe von Mittag gegen Mitternache durchſtromet , und auch hier entſtehet, iſt bie Linth, welche zu oberft im Glarnerlande aus dem Sanobach und { immernbach entſtehet , und außer vielen fleinern Bächen , die Sernft, die Löritſch, welche

1

430

Die Eidgenoſſenſchaft.

welche aus dem Rlánthalerſee fommt, und bie Sees, lat. Magus , welche der Ubfluß des Wallenſtåtters ſees iſt, aufnimt. Um lektgenannten See , welcher auf lateiniſch Lacus rivanus, rivarius, ripanus, ripen. fis, wallenſtadienfis , veſenius, genennet wird, grån : Zet ein Theil des Glarnerlandes gegen Mitternacht. Er erſtrecket ſich von Abend gegen Morgen auf 4 Stun. ben, iſt aber keine Stunde breit. Seine Tiefe betråge 80, 100, 125 Klafter , auch noch wohl darüber. Ge. gen Abend und Morgen iſt er ganz offen , gegen Mit tag und Mitternadyt aber ift er von ſehr hohen und ſteilen Felſen eingeſchloſſen . Auf demſelben wehen gewiſſe Winde, nadi welchen ſich die Schiffleute , zu

4

ihrem und der Reiſenden großen Nußen , zu richten wiſſen . Früh Morgens vor und bei der Sonnen Auf, gang fängt ein Djiwind zu blafen an, und währet un. gefähr bis um 10 Uhr. Zwiſchen to und 12 Uhr iſt eine Windſtille., Nachmittags bis an den Abend wéa Het ein Weſtwind, und nach der Sonnen Untergang fångt gemeiniglich bey ſchönem Wetter wieder ein Oſtwind an zu wehen .

Dieſen ordentlichen Jauf der

Winde unterbricht nur zuweilen ein Nordwind.

21.

les dieſes kann aus der beſchriebenen (age des Sees erklåret werden .

8. 4.

In dieſem Zande iſt nur ein Städtchen ,

Die Anzahl der fonſt hat es Flecken , und Dörfer. Mannſchaft , weldie über 16 Jahr alt iſt, mag fich ungefähr auf 4700 Mann , und die Summa aller Menſchen , nach der Schåßung im Jahr 1774 , auf 16000 erſtrecken , die Vogter Waldenberg , welche Die Ein . faſt 4000 Menſchen hat, ungerechnet. wohner legen ſich vornehmlich auf die Viehzucht, feit 1772

Glarus .

1

431

1772 auch ziemlich ſtark auf den Uderbau, ſo daß jest weit weniger Getraide eingeführet wird , als vorber. Ein Theil derfelben verfertiget ein gewiſſes wollenes Halb -Tuch , genannt Maßen , deffen man ſich hier zur Kleidung bedient ; nunmehr ſind auch Baumwol. len. und andere Manufakturen vorhanden. Von der Zubereitung der Schieferſteine zu Tiſchen und Schreib . Tafeln , habe ich ſchon oben gehandelt. 9.5 . Der größere Theil der Einwokner iſt der evangeliſdireformirten , und der kleinere , ſiebende bis achte Theil , der römiſchkatholiſchen Kirche zugethan. In unterſchiedenen Gemeinen ſind landleute von ben. den Kirchen . Die Reformirten haben 13 Pfarren und Gemeinen , hingegen die Katholiken haben nur i ganz katholiſche Pfarre, nämlich zu Nåfels: ſie has ben aber auch zu Glarus und Linntgal, eben ſowohl, als die Reformirten , ihre Pfarrer und Gemeinen, und ſtehen unter dem Bisthum Coſtanz. 9.6 . Das Land Glarus hat lange Zeit unter der

Herrſchaft des Stifts Secfingen geſtanden, und demu felben Zehenden , Zinſe , ' teuren und andere Gefälle entrichtet, aber doch viele Frenheiten gehabt. Es hatten auch ſowohl die Saftenvogte des Stifts , als die von dem Stift verordneten ſogenannten Meyer, einige Gewalt in dieſem Sande ; denn jene üteten den Blutbann aus , und hoben die dem Stift zugehörigen Eteuern , dieſe aber zogen die dem Stift zugehörigen Bodenzinſen , Zehenden , lehen und andere Gefälle. Die Kaſtenvogten über das Stift und deſſelben land ſchaften , und folglich auch über Glarus , behielten die römiſchen Kaiſer bis 1173, da Kaiſer Friedrich I das Stift dahin vermogte , daß es feinen dritten Sohn Dtto

432

Die Eidgenoſſenſchaft.

Otto , Pfalzgrafen von Burgund , zum Kaſtenvogt Nach deſſelben Tode fam die Kaſtenvogters annahm . an die Grafen von Habsburg , und alſo auch an das oſtreid iſche Haus , ja K. Albredhir I ließ fich 1299 von dem Stift mit der Herrlichkeit und Verwaltung des {andes belehnen , verſprach aber daſſelbe bey feinen Freyheiten zu laſſen : er eignete auch ſeinen Söhnen Den Blutbann erblich zu. Uls aber unter der øſtrei. chifdyen Regierung das Land mit allerley Neuerungen beſchweret , und von den

Vogeen ſtreng beherrſchet

wurde , nahm der Widerwillen der Einwohner gegen Das die öſtreichiſche Herrſchaft von Zeit zu Zeit zu. Haus Deſtreich merkte ſolches, und legte 1351 einige Mannſchaft in das Land , theils um ſich deſſelben zu verſichern ,

theiſs dieſelbige etwa gelegentlich wider die

Eidgenoſſen zu gebrauchen : allein, dieſe zogen in das Land Glarus ein , und bemächtigren ſich deſſelben mit Bewilligung der Sandleute , mit welchen ſie ſich auch eiblich zu gegenſeitiger Hülfleiſtung verbanden . Der Öſtreichiſche Landvogt wich aus dem Lande , that aber im Anfange des 1352ſten Jahren mit einiger Mann Nachdem er aber auf ſchaft einen Einfall in daſſelbe. dem ſogenannten Rauti . Felde', nahe ben. Nåfels ge. ſchlagen war , errichteten die eidgenoßiſchen Orte Zů. ridy, Uri, Schreiž und Unterwalden einen ewigen Die Sandleute beſtel. Bund mit dem Lande Glarus. leten hierauf ihr Regiment wider nach alter Weiſe, fauften ſich 1395 von dem Stift Seckingen los , und erhielten 1415.3u Coſtanz vom Kaiſer Sigmund die Freyheit , daß ſie niemand vor ihn oder des Reichs Hof- und ein anderes Land- Gericht laden , ſondern vor dem Ammann zu Glarus Recht ſuchen ſolle, es wäre Denn ,

1

Glarus.

433

denn , daß dem Klåger von dem Ammann das Recht verſaget würde. Er ertheilte auch dem Lande den Bluebann , und ſprach es von aller Verpflichtung, welche es noch gegen das Haus Deſtreich gehabt, los ; welches alles er 1433 zu Baſel von neuem beſtåtigte. Es iſt dieſer Canton in der Ordnung der achte , und unter den ſogenannten Låndern ober 6 kleinern Santos nen, der fünfte. An das Stift Seckingen bezahlt er doch noc , jährlich 16 Fl.

6.7. Das Wapen des Landes, iſt ein ſchwarz geo kleideter Pilgrim , (welcher für den Geiligen Fridolin angeſehen wird,) mit einem Stabe, im rothen Felde. 9.8 . Die Regierungsverfaſſung dieſes Ortes , iſt ganz demokratiſch); derin die oberſte Gewalt ſteße bey der ganzen Landesgemeine von bender Kirchen , welche ſich ordentlicher Weiſe jabrlich einmal auf dem fogenannten Allmend Zaun vor dem Flecken Glarus, unter frenem Himmel, verſammlet, und zu welcher alle . Mannsperſonen , die 16 Jahr alt und darüber fino , Zugang haben .

Eswerden auch in außerordentlichen Vorfällen an eben dieſem Orte Sandesgemeinen gehale ren . Es falten ſich zwar in dem Lande an 300 Måna nern als Habitanten oder Hinterraßen von beyden Religionen auf, welche auch meiſtens das Tagwenreche in einem Tagwen , und des Landes Schuß, aber keine Stimme in landesfachen haben , auch zu feinen deme tern gelangen. Hiernächſt ſteht die beſondereGewale jeder im Lande befindlichen Religionsparten, ber ihrer beſondern Landesgemeine, welche auch ordentli. cherweiſe jährlich gehalten wird, und zwar die evanger liſche in der ſogenannten Stråbi Hofftást, berm Dorf Schwanden, die katholiſche abeč auf der Näfelſer 4 Ch.52. 20mend,

.

434

Die Eidgenoſſenſchaft,

Almend, genannt in Erlen , zwiſchen Netftal und nå . Ben außerordentlichen Vorfällen, halten beyde

fels.

Religionsparteyen auch

befondere

Landesgemeinen ,

entweder zugleich, oder eine jede beſonders, und zwar die Evangeliſchen meiſtentheils bey dem Pulverthurm , außer dem Flecken Glarus , und die Katholiſchen zu Nafels. Die Häupter des ganzen Landes, Find der Landainmann und der Landesſtarchalter ; jenen Haben wech felsweiſe bie Evangeliſchen 3 , und die Kaa tholiſchen 2 Jahre lang , jedoch ſo, daß , ſo lange die Katholiſchen den Jandammann Haben, die Evangeli. ſchen den Starthalter häben, daß alſo die evangeliſchen Landesſtatthalter folches Amt 2, bie Katholiſchen aber 3 Jahr lang verwalten. Es erwählet aber jede Relia gionspartey ihr Haupt beſonders. Der landammann pflegt foroht die gemeinen als befondern Råthe feiner Religionspartey auszuſchreiben , und eben dieſes thut' auch der Statthalter in Anſehung feiner Religions. verwandten : ein jeder führet in der von ihm ausge. ſchriebenen Rathsverfammlung den Vorſik , oder wie man es hier nennet , den Stab. Der Sandammann hat das Landſiegel, und übergiebt folches, wenn er aus dem Lande reiſet, dem Landesſtatthafter, und wenn auch dieſer mitgehet , dem älteſten Xanbammann ſeiner Religion : bodo hat der Landesſtatthalter, ungeachtet er in Abweſenheit des Sandammanns den Porfig fühs ret , dennoch erſt den Rang nach dem geweſenen Land . Nach den Landeshauptern folger der Dang nerbert , welcher wechſelsmeiſe aus beyden Religionen

ammann .

auf Lebenslang erwählet wird. Auf dieſen folgen die Der gemeine übrigen ſogenannten Amtsleute. Landrath , beſtehetaus 60 fogenannten geſchwornen Tande

Glarus. 435 Sandråthen , zu welchen noch 3 katholiſche Vertragsa räche kommen , alſo aus 48 evangeliſchen und 15 fas týoliſchen Råthen , und wird , ſo oft es nöthig iſt, in dem Haupeflechen Glarus ; unter dem Vorlig des { andammanns gehalten . Es hat auch eine jede Ree ligionsparten ihren beſondern Landrath , darinn ſie ihre befondern Geſchaffte abhandelt. Es wird auch nöthigenfalls ein zwenfacher und dreyfacher ſowohl gee meiner , als evangeliſcher und katholiſcher Landrath verſammlet. Zu den eidgenoßiſchen Tageſakungen und Jahrrechnungstageſagungen, wird von jeder Relia gion ein Geſandter, und zwar gemeiniglich der regies rende { andammann und Landesſtatthalter abgeordnet , die beſondern von den Drten jeder Religion angeſtell, ten Zuſammenfünfte aber werden von einem oder meha rern derſelben Religion allein beſuchet. Jede Relia gion hat für ihre Religionsgenoſſen ihre beſondern Gen richte', nämlich ein ſogenanntes Fúnfergericht, Viennergericht, und Augenſcheingeridir : wenn aber Perſonen von benden Religionen mit einander ftreiten , fo werden ſeit dem Verträge von 1683 , geo meine ober ſogenannte vermiſchte Fünfer-Neuner. und Augenſcheingerichte gehalten , in welchen von beyden Religionen eine gleiche Anzahl Richter fiket. Von den Urtheilen dieſer Gerichte, kann nichtappelliret wera den : doch kann der Rath bisweilen das Gericht zu einer Moderation oder Erläuterung eines geſprochenen Urtheils, unter dem Titel einer Reviſion , anweiſena für die Evangeliſchen iſt 1631 ein eigenes Confiftorium und Ehegericht verordnet worben . Der Landrath efo ner jeden Religion urtheilet über die Sandleute feiner Religion in Malefizſachen ,ohne Zuchun der Sandråa the

nſchaft .

Die Eidgenoſſe

436

the von der andern Religion : hingegen über fremde Malefizperſonen richtet der geſammte Landrath. 9.9. Das Kriegeswefen , wird durch die Pane nerherren , Sandeshauptleute, Sandsfähnriche, Zeug . Herren und Pannervorträger, beſorget. Die Evangen fiſchen haben einen eigenen Kriegsrath von 7 Gliedern . Es ſind auch im lande Hauptleute verordnet, und die Mannſchaft iſt in Compagnien eingetheilet. Die evangeliſchen haben 1747 ein Zeugbaus errichtet, die farholiſchen Kaben dergleichen ſchon vorber , theils im Pallaft, theils im Kloſter Nåfels gehabt.< G.ro. Was endlich die land . Steuern anbetrift, fo bezahlt jeder Kopf ordentlicherweiſe jährlich ein siertel Gulden , von 100 Gulden Vermogen werden 2 Ggl. und von 1000 Gulden Vermögen wird 1 Fl. entrichtet.

Im Nothfall werden doppelte { and.

Steuern angeleget.

Der gemeine Land : Seckels

meiſter, ift 6 Jahr von derevangeliſchen und 3 Jahr von der Farholiſchen Religion. S. 11.

Ich beſchreibe nun

I Das Glarnerland' an fich felbft, wele thes die Evangeliſchen in den hintern, mittlern und untern Tbeil abtheilen , und zu jedem dieſer Theile geriffe Pfarren rechnen : die Katholiſchen - aber thei. len es nur in den obern und untern Theil ab. Ich will diejenige Abtheilung des Landes zum Grunde les gen , welche benden Parteien gemein iſt , und nach fogenannten Tagwen oder Tagmen gemacht wird , beren 15 find, und deren jeder zu dem gemeinen Sandrar 4 lanbråthe ſtellet, Glarus und Näfels ausgenommen , von welcheni jener 6 , und dieſer.5 giebt,

1 Der

Glarus.

437

Der. Tagwen Glarus, welcher zu dem evan . geliſchen mittlern, und zu dem fatholiſchen obern Theil des Landes gerechnet wird, giebt 6 Råthe in den gemeia nen Landrath , nämlich 3 evangeliſche und 3 katholiſche . Er beſteht aus Glarus oder Glaris , lat. und ital. Glarona , den Hauptfleden des Landes , welcher zwiſchen dem hoben Berge Glårniſch und dem Fluffe finth liegt , groß und ' wohlgebauet iſt , und von den Candleuten beyder Kirchen bewohnet wird, denen auch die Pfarrkirche gemeinſchaftlich zugebdret ; doch machen die Evangeliſchen die größte Zahl , aus. Hier haben der Landrath und die Gerichte auf dein Rathhauſe ihre gewöhnliche Zuſammenkunft, und nahe ben dem Fleden iſt der Ort, wo die jährliche Landesgemeine von beyden Kirchen gehalten wird. Hier und ſonſt nirgendo im Lande, werden alle Montage ein Wochenmarkt, und jábrlich 6 Jahrmärkte gehalten. 1299 and 1337 iſt er ganz abges brannt, hat auch 1477 großen Brandſchaben erlitten , Die ben dem Fleden auf einem Berg belegen geweſene Burg, iſt ſchon lange eingegangen , 2 Der Tagwen Enneda und Ennetbüels, gehöret zu dem evangeliſchen mittlern Theil des Jan. des : die Katholifdien aber rechnen ihre Glaubensges noffen in Eneda , zu dem obern Theil des Landes. Dieſer Tagmen giebe zu dem gemeinen Jandrath 4 evan . geliſche Råthe. 3 Der TagwenMiriódi, Sool und Schwendi, gehöret zu dem evangeliſchen mittlern Theil des Landes : die Katholiſchen aber rechnen ihre Glaubensgenoſſen Er giebt in Mitiódi zu dem obern Sheil des Landes. zu dem gemeinen Jandrath 3 evangeliſche Råthe ' und i fatholiſchen .

4 Der Tagwen Schwanden und Thon, ge . Håret zu dem evangeliſchen mittlern Theil des Landes, und

438

aft . Die Eidgenoſſenſch

und giebt zu dem gemeinen Sandrath 4 evangeliſche Kåthe.

.

Oberhalb Schwanden , welches ein Flecken

iſt, vereinigen ſich die Sinth und Sernft. 5 Der Tagwen Eſchen , barinn Luchſingen , şiffuren , Adlenbach und Laugelbach oder Peugelbach befindlich ſind, wird von den Evangelie fchen zu dem Hintern Theil des Landes gerechnet, und

1

giebt zu dem gemeinen Sandrath 4evangeliſche Råthe. 6. Der Tagwen Bertſdzwand , Diesbach Sazingen und saßleni, wird von den Evangeliſchen au dem Hintern Theil des Landes gerechnet, und giebt zu Dem gemeinen {andrath vier evangeliſcheRåthen 7. Der Tagwen Ennetlinde und Reuti, wiro von den Evangeliſchen zu dem Hintern Theit des Landes gerechnet, und giebt zu dem gemeinen Lanbrath 4 wane M35 geliſche Råthe 432 8 Der Tagwen Linnchal,Ware und Dorf, wird von den Evangeliſchen zu dem Hintern Theil des Landes gerechnet : die Katholiſchen aber rechnen, ihre Glaubensgenoffen in dem Sirinthal zu dem obern Theil Der Tagwen giebt zu dem gemeinen des Landes. Sandrach 3 evangeliſche Käthecund 1 Patholiſchen . 9 Der Tagwen Elm , im Sernfiebat, wird von den Evangeliſchen zu dem Hintern Teil des Landes, gerechnet, und giebt ju dem gemeinen Landrath 4 evana geliſche Kathe. 10. Der Tagwen Engi und Tijate, im Sernfte thal, wird von den Evangeliſchen zu dem þintern Theil des Landes gerechnet, und giebt zu dem gemeinen Tandur rach 4 evangeliſcheNäibe. 11 Der Tagwen tettſtal, wird von dem

Evane

Beilagen zu den untern , von den Katholiſchen aber

Glarus.

439

zu dem obern Theil des Landes gerechnet, und giebe zu dem gemeinen Landrath 1 evangeliſchen und 3 ta. tholiſche Kathe , ungeachtet die evangeliſchen Haus. påter des weitläuftigen Dorfs Tettſtal, zweydrittel des Tagmens ausmadzen . Dieſes Dorf liegt an der Köniſch . 12 Der Tagwen Llullis oder Wollis, wird von der Evangeliſchen zu dem untern Theil des Landes gerechnet, ürid giebt zu benigemeinen Landrath 4 evane Nicht weit: don dem weitläuftigen

geliſche Ráche.

und volfreichen , abers unordentlich gebaueten Flecken Mollis , liegt das kleine Dorf Beglingen , über welchem noch das Mauerwerf von der alten get . ftorten elde edertanbrehte zu ſehen iſt , die von Dannen heridateż, undsbudodasganze That von einere Berge zu dem andern gegangen iſt, und das tard, vor einem : plönlichen Leberfall beſchirner,auch von dem for genannten linteramogefchiedenhat. 13- Deo Tagwennafea,ávels, kar. Navalis ;

wird von den Quangeliſchen und Katholiſchen zu dent untern: Sbeitsdes Landes gerechnet , und giebt zu dem Ben dem gemeinen Landrath stargolifdhe Råthe. n n bauete ichen & fels , iſt 17 Flecke und wohlge anſehnl Nahe bei dieſem Sleden wurde eir Kapuginebklofteru den 1388 bie Deftreicher von denStarnern geſchlagen , zu welches Sieges Unbenfen jährlich die fogenannte Näfelferfahrtzehafterwirt , welcher aber die Reformir. ten jest niche meær beywohnema 14 Der Fagmen Obersand Wieder : Ulrnene wird ſowohl von den Evangeliſchen als Katholiſchen ju dem untern Theil des Wandes gerechnet, und giebt zu dem gemeinen Landrath z evangeliſche umd a fatholiſche Ee 4 Råthe.

Die Eidgenoſſenſchaft.

440 Räthe.

Ben Wieders Urnen iſt ein gutes Bad,

Es hat auch bey dieſem Dorf ehedeflen das Schloß Windeck , und bey dem Dorfe ber Iirnen das Schloß Vorburg geſtanden . 15 Der Tagwen Bilten und Rerenzen ober Kirrenzen , wird von den Evangeliſchen zu dem un. tern Theil des Landes gerechnet, und giebt zu dem ger meinen Sandrath 4 evangeliſcheRåthe. Il Die eigenen Unterthanen dieſes Drts , beſteßen in Der Grafſchaft Werdenberg , welche am Rhein liegt, eine Meile lang und breit iſt , guten Acerbau , viel Obft, etwas Wein , und gute Viena zucht hat .

Sie gehörte ehedeffen- den davon benann .

Der Canton ten Grafen bis ins iste Jahrhundert. Glarus hat fie 1517 iþren damaligen Beſikern , den Frengerren Wolfgang und Georg von Hemen ,zugleich mit der Herrſchaft Wartau , für 21500 Fl.abgekauft. Eie iſt ganz der reformirten Kirche zugechan. Es wird alle 3 Jahr ein Sandyogt dahin gefeßet, und vera möge eines 1635 zwiſchen den evangeliſchen und fathos tiſchen Landleuten des Glarnerlandes gemachten Ver. trags, wird dieſerSandvogt allein aus den Evangeliſchen beſtellet, ungeachtet die Grafſchaft dem ganzenlande zu. Sie hat ungefähr 4000 Einwohner , und 3 evangeliſche Kirchſpiele; und enthåle gehöret.

1) Werdenberg , ein Pleines Städtchen am Fuß eines Berges , auf welchem ein Schloß ſteht, in weldem man grobes Geldig und Waffen derivabret. Es ift bier teine Pfarrkirche , Tondern die Einwohner gehen nad Grabs zur Kirde. Bey den Stadtchen iſt ein kleiner fiidreider See, welcher dem jedesmaligen Fanboogt gehört.

- ) Grabs, 1

Glarus.

441

2 ) Brabs , bor Altero Quadravedes , Quadrabitis, Quadrabs , Quadratis, ein großes Pfarrdorf, eine Viera telſtunde unter dem Städtchen . Auf dem Grabſerberge iſt cin Schwefelbad. 3) Buche , chedeffen Buogo , Bugo , ein Pfarrtorf, eine Biertelſtunde von Berdenberg und Ståfi ; in dieſem Kirchſpiel wird Zoll entrichtet , der theils dem Låndchen , theils dem Landoogt gehört. 4) Sevelen , ein Pfarrdorf , eine ſtarle Stunde von Buchs. Nabe bey demſelben fiud Ueberbleibfel des alten Schloſſes Serrenberg zu ſehen. Anmerkung. Die Untertbanen ,welche dieſer Canton mit ans dern gemein bat, worden unten vortommen. Er beſikt auch die Serrſchaft Wartan in der Grafſchaft Sargans, von 3 Pfarren . 9. Stadt und Drt Baſel. 9.1. Sebaſtian Münſters Charte von dieſem Canton, iſt Stumpfens eidgenoßiſchen Chronik und Wurſteiſens Baſeler Chronik , einverleibet worden . Chriſtoph Brunners Charte , welche 1729 ans licht getreten , iſt nicht zu verachten. Sie liegt bey derje. nigen zum Grunde, welche Matth . Seutter geliefert hat , und iſt beſſer , als diejenige, welche Gabr. Wal. ſer 1767 durch die homanniſdien Erben herausgegeben hat. Die beſte Charte hat man Daniel Brucknern zu danken ,

Emanuel Bühel hat ſie gezeichnet, und

P. I. Yuvran hat ſie 1766 zu Baſel geſtoden.

Sie

iſt aus den 5 befondern Charten entſtanden, welche Bruckner in ſeinen Merkwürdigkeiten von der land fdhaft Baſel, geliefert hat. 9. 2. Es grånzet dieſer Canton gegen Often an Rheinfelder und an das Frickthal, gegen Mittag an das Gebiet der Etadt Solothurn , gegen Abend an . Das Bischum Baſel und an das Sundgau , gegen Ees Mite

442

Die Eidgenoſſenſchaft.

Mitternacht an die markgräflich - baden.burlachiſche Herrſchaft Rocet. Er iſt ungefähr neunteñalb Stun . den lang , und ſechs breit. $. 3. Von Baſel bis lichſtal und Siſſach , iſt das Sand, ergiebig an Getraide und Bein : was aber vberhalb liegt, iſt ſehr bergicht; rauh und falt. Ueber. Hauptfindet man auf den Bergen und in den Thảo tern'viele Tchöne Wiefen imo Weiben , und eine an . fehnliche Viehzucht. In der Stadt Baſel felbſt giebt es Oefundbrunnen, und in der tandſchaft ſinoBåder, als das Ramfer. Oberdörfers Bubenbårfere alte und neue Schauenburger - Bad. 'n Der Rhein beneket die nordoſtlice Seite des Cantoris , voni Augft bis ån den Berg , das born genannt, unterhalb Grån . jac ; " und nimmt Ben Wugftbiergen oder Ergols, unweit Baſel die Bits , birdo Stadt,den Bitſig oder Birſeck , und bey Klein -Siningek die Wieſen auf , nadidemn diefe Fhiffe die landſchaft gewäſſert want things are Haben. 8: 4. In dieſem :Canton find 3 Ståbte. In Stadt und landſchaft Baret, find r763und64 und alſo in a Fahrenz, 3227 Kinder gebohren , 1856 Menſchen geſtorben , welches für jedes Jahr 113 Geborné, und 943 Geſtorbene bringt: Verhalten ſich die lekten zu den lebenden wie i zu 40 , po foinmen für den ganzen Canton 37730 Menſchen, welche Summe vermuth, lich eher zu groß, als zu klein , ift. Er bekennet ſich gang zu der epangeliſchreformirren Jehtë, nachdem dieſele bige 1529 darian eingeführtworden : und Qat 37 Pfar. ren , welche unter 3 Dekanate oder Kapitel vertheilet find, nämlich unter das lichftaller , Farnfpurger und Waltenburger . $.5.

Baſel

443

S. 5. Er hat fich 1501 mit den Städten und Duo ten der Eidgenoſſenſchaft auf ewig verbunden , und iſt dadurch ein Ort derſelben geworden . Die fchon vori þer in dem eidgenoßiſchen Bunde gewefenen Städte Freyburg und Solothurn, haben ihm wegen des Bis . thums und der Univerſität zu Baſel ,den Rang freya willig zugeſtanden , und alſo iſt er unter den geſamm : ten eidgenoßiſchen Orten der neunte, unter den jüngern aber der erſte geworden. -1

8:6. Das Wapen der Stadt Baſel, iſt ein filber . ner Schild mit einer fchwarzen Figur , welche einige für den Beſchlageines Pilgrimſtabes, andere für eine eiſerne Fiſcherangel, und noch andere für etwas anders anſehen und angeben . Die Regierungsverfaſſung der Stadt, iſt dem Anfegen nada ariſtokratifich, nähert fich aber mehr ber Demokratie , weil file bey dem großen und kleihen Kath ſtehet. 5.7. Von :bær Kriegsverfaſſungin der StadtBa. fel , wird hernach in der Beſchreibung derſelben etwas vorkommen.

In der Landſchaft ift die Miliz in

Rea

gimenter abgetheitet, tedes you to Compagnien , und 1 Dragoner :Compagnie. Jedes Regiment þar einen Dbriffen , Doriftieutenant und Major. 9.8.

Jo beſchreibe nua

I Die Stadt Bafel, lat, Bafilea, Bafilaca, Ba filia , in den mitttern Zeiten Bafula und Bafil, franja Basle, Båle, den Obergerrn dieſes Cantons, Sie iſt die größte Stadt in der Eidgenoſſenſchaft und liegt in einer fruchtbaren und luftigen Gegend am Rhein , wela der ſie in die große und kleineStabt abtheilet , und in jes ner den Birfeet, und eine Viertelftynde oberhalb der grða fern Stadt, die Bird aufnimmt; es ift audi fowohl aus

444

Die Eidgenoſſenſchaft.

ter Birs , als Wiefen , ein Kanal in die Stadt geleitet worden . Die Rheinbrüde , welche bende Städte verbin . det à iſt 600 Schuhe lang. Die Stadt hat nicht viel åber 2coo Håuſer, unter welchen jegt viel ſchöne find, und ungefähr 15000 Menſchen . Die große, oder wie man hier auch faget, die mehrere Stadt, beſteht aus der alten

/

Sradt und 5 Vorſtåoten, und iſt mit Mquern , Thürmen , Graben und 4 Bafteyen befeſtiget. In derſelben ſind 3 Hauptkirchen und Pfarren , nämlich , das Manfter , oder die ehemalige bird fliche Rathedralfirde, St. Peter und St. Leonhard. Zu dem Münſter gehören noch 4 andere Pfarren , deren Pfarrer zugleid Helfer bey dem Münfter ſind , nåmlich St. Martin , St. Alban , St. Eliſabeth , in der Steinen Vorſtadt , und zu den Barfüßern und im Spis tal. Die franzöſiſche Gemcine, hålt ihsen Gottesdienſt in der firche des ehemaligen Prebigerfloftere. Der deutſche Ritterorden hat hier ein Commenthureybaus, welches ges meiniglich an einen Bürger vermiethe wird , und der Jos hanniterorben bat auch ein Commenthureyhans , weldes des Ordens: Verwalter, ( der ein hicfiger Bürger feyn muß.) und bisweilen aud der Commenthur felbft bewohnet, nebit der dazu gehörigen St. Jobanniskirche. Das Rathhaus fteht auf feſten Pfeilern , über dem Fluß Birſed , und hat einen bon dem berühmten Holbein (don audgematten Saal: doch iſt das Gemälde vom Leideu Chrifti, welches eben dieſer Künſtler auf 8 Lafeln vorgeſtellet hat, und auch auf dem Rathhauſe vermahret wird , nodo merkivůrbiger. Das Zeughaus in der Spaleudorftabt, weldie auch den Korndorrath enthält, brannte 1775 nebſt vielen Häuſern ab. Die 1459 gefiftete , 1460 eingeweibete und 1532 erneuerte Univerſitát , hat einen mit ſeltenen aus- und ein . landiſden Gemidlep wohl verſehenen medicinifden Gar. ten , und einen Bücherſaal , bey welchem auch ein Karitas sen : Gemälde- und Münz- Cabinet ift. Es iſt hier eine So .. cietas phyfico-medica, und eine dentſche Geſellſchaft . Um Dad Münſter her ftehen Bäume auf dem am Rhein belea senen hohen Platze, die Pfaiz , oder auf der Burg , ges nannt , bou weldem man eine weite und angenehme Auss fidot

Bafel.

445

ficht hat ; und auf eben dieſem Münſterplak fteht auch das Gebåude des Gymnaſiums, weldes 6 Klaſſen , nebit einer Schreib- und Rechen -Soule hat. Der St. Petersplaß ift mit Ulmen- und Linden : Båumen belegt. Auf demſelben bat der Doctor und Prof. Remigius Feeſd fein Kunſt: Raris tåten- und Münz: Kabinet angeleget, und verordnet, daß, wenn von ſeinem Geſchlecht feiner mehr übrig fer , der die 1 Rechtsgelahrſamkeit ſtudiert habe , das Kabinet an die Univerſität fallen ſolle. Der Markgraf von Baden. Durs lad hat in der neuen Vorftast einen anſehnlichen Pallaft. In der kleinern oder ſogenannten mindern Stadt , find, die Pfarrkirche zu St. Theodor, ein Waifen: und Zuchts Haus in dem ehemaligen Karthåuferklofter , das ehemslige St. Clarentloſter , in deffen Kirche auch Morgenbethſtun. den und Predigten gehalten werden , und das ehemalige frauenfloſter Auguſtinerordens Klingenthal. Der große Rath verſammlet ſich unter dem Vorſige zibeyer Bürgers meiſter und zweyer Obriftzunftmeifter, und befteht aus 216 Perſonen , dazu jede der 15 Zünfte der großen Stadt 12 fogenannte Sechſer , und jede der 3 Gefelicaften der klei. nen Stadt 12 Glieder ermåblet. Der kleine Rath bat 60 Rathsherren und Meiſter , welde aus den 15 Zünften gezogen werden. Es machen alſo die 4 Häupter und die großen und fleinen Råtbe zuſammen eine Rathsverſamma lung von 280 Perſonen aus , welche im eigentlichen Vers ftande der große Rath genennet wird , bey welchem die höchſte Gewalt ſtebt. Obgleich die adelichen Geſchlechter von Reichenfteiu , Bårenfels , Rotậerg und Eptingen ans noch als Ebrenbürger alle bürgerliche Freyheiten und Erems tionen genießen , auch einige davou Häuſer in der Stadt beſigen : To Find ſie doch den Zünften nidyt einverleibet, bda, ben auch teinen Zutrit zu dem Regiment. Neben demu kleinen und großen Rath ,ſind noch aubere Collegia vorban . den , als die ſogenannten Dreyzehnerberren (eigentlich Dreyzehnherren ) oder der Geheimerath , welcher über vors fallende wichtige Staats: Kriegs- und Policey : Sacher Berathfchlagungen anſtellet, und fein Gutachten an den tieinen oder auch an den großen Rath gelangen läßt : die Dreyer:

446

ft Die Eidgenoſſenſcha .

Dreyerherren , ( eigentlich , Dreyherren ) welche die Eins Fünfte und den Schaty der Stadt , wie anch die obrigkeits fiden Upigaben verwahren und beſorgen ; die Deputaten , welche Oberauffeber über die Kirchen und Schulen in der Stadt und Landſchaft und derſelben Einkünfte find , und and 3 -Gliedern des ffrinen Raths und der Stadtſchreiber beſtehen , u.a. m . Jede Stadt hat ihr beſonders , unter einem eigenen Schultheißen Tigendes , Gericht , zur Ents fdheidung der bärgerlider Rechtshandel. ' Die Kriegess Derfaffung in der Stadt, beſteht in 2 oberſten Kriegescome miffaren , welche die benden Bårgermeiſter find , in einert Conniffar , Stadtlieutenant und Stadtmajor , und in den Wachthertch in dem Stadtquartier der großen Stadt, i den Quartieren der 5 Vorſtädte ,und in dem Quartier der kleinen Stadt. Ein jedes Quartier in der großen Stadt, hat einen Hauptmann und 4 Duartierherren aus dem kleinen Kath , Tammt anderu ndihigen Ober- und Uns ter Officiers , das Quartier der Heinen Stabt aber einen Stadthauptmamt , 3 Stadts oder Quartierherren , und andere ndrljige Dfficiere. Et'iſt ſonderbar und merkwüre dig , daß man hier die Uhres 1 Stunde früher fdlagen läßt, als auf dem Lande und in allen andern Städten ; wenn es alſo an andernt Orten 3. E. 12 ſchlägt, ſo hat man hier fchon i Uhr. Der Urſprung dieſer Gewohnheit iſt nicht gewiß bekannt. Bon den oben in der allgemeinen Einleis tung zu Helvetien 6. 7 genannten Manufactur : Waaren , wird hier ein berriotticher Theil verfertigt, und die Stadt treibt ſowohl mit ihren eigenen wollenen und ſeidenen Mas nufactar Maaren und Beinen , als mit fremden Waaren , einen guten Handel. Bon dem Urſprung und Alterthunt der mehrern und mindern Stadt Baſel, hat der Prof. Joh. Fac. Spreng 1756 beſondere Schriften herausgegeben , in welchen er meynet, daß die große Stadt wohl ſo alt fer , als Raurad , und ans merket, daß fie im Jaht 407 von den Vanbalen , und un gefähr 43 Falir hernach , abermals von den Hunnen , zers ftoret, gegen das Ende des fünften Fahrhunderts aber wieder aufgebauer worden vey. Der Name Baſel bedeute einen niedris

Baſel.

447

niedrigen Drt. Die kleine Stadt fer anfänglich ein Dorf geweſen , und habe zuerſt 1970 Mquerr, auch damals vers muthlich einen Rathund Gericht bekommen . Su die große Stadt iſt ums Fahr 748 098 Rauracer Bisthum verleget worden , die Stadt felbft aber iſtnach und nach zu einer Reichsſtadt geworden , und hat die Rechte , welche die Bia fchofe über dieſelbe gehabt, durch Kauf , Verträge , und auf andere Weiſe an fich gebradat, auch 1391 von dem Bisthume, die an das Haus Deitreich verpfändet gewes fene Kleine Stadt vollig erkauft, diefelbige ihrer Frenheiter theilhaftig genracht, und ihre Bürger in das Recht zur. Regierung aufgenommen . 1501 trar, fie mit den eidges nobifchen Städten und Drten in einen ewigen Bond. 1529 begab ſich der Biſchof von hier binweg ,als die Start die reformirte Lehre annahm . 1061 oder 63 , und vont 1431 biß 1448 find hier Kirchen -Verſammlungen gehalten worden . Hußer den vorhin gedachten Verwüſtungen , hat die große Stadt dergleichen guch im Jahr 917 von den Ungaren erfahren und lange Zeit dde gelegen , 1258 , 1294 , 1377. 1414, 1417 and 1775 hat fie großen Brandſchaden erlitten , und 1327 iſt die kleine Stadt abges brannt. In und bey der Stadt fino Geſundbrunnen zu finden , nåmlich an der Sårbergaſſe, bep St. Brandulf und zum Brunnen . II

Das Gebietder Stadt, oder die Land:

ſchaft Baſel, beſteht aus 7 Obervogteren ,welche in Anſehung ihrer lage gegen die Stadt Baſel eingea theilet werden : 1 In die untern Obervogtegen .

Dieſe ſind :

1) Die Obervogteymünchenſtein , welche eine von den 4 ſogenannten außern Vogteyen iſt , und alle 8 Jahre durch den großen Rath mit einem neuen Oberbogt aus der Bürgerſchaft verſehen wird. enthålt folgende Derter :

Sie

( 1) Måna

443

Die Eidgenoſſenſchaft.

(1) Münchenſtein , ein Bergſchloß und darunter deles genes Pfarrdorf an einer Wurzel des Gebirges Fura , und den Fluffe Birs , baben ebedefſen die edlen München von Mäuchenftein beſeffen , ſind aber 1470 und 1478 von Cons rad Münd) von Münchenſtein mit des Hauſes Deſtreich lehnsherrlicher Bewilligung , an die Stadt Baſel , der fie vorher fchon verpfändet gerooſen , zu einer beſtändigen Pfandidaft übergeben , und völlig eingeräumet worden. 3515 und 1518 begaben ſich die Gebrüder Münche von los menberg aller Anſpridye, und 1517 das Haus Deſtreich alles Rechtes an Münchenſtein. Dazumal beſtund die Münchens ſteinerherrichaft aus Münchenſtein, Muttenz uud Brüglins gen , die Stadt aber legte nodi 4 andere Dörfer bingu , und wachte eine Obervog tey daraus. ( 2) Muttenz, ein Pfarrdorf, auf einer fruchtbaren Ebene am Fuß des Wartenberges, auf welchem 3 Sdroſſer geftanden haben , von welchen noch Mauerwerf übrig ift. (3 ) Prattelen oder Brattelen, ein Schloß und Pfarrs dorf,in einer der fruchtbarſten Gegenden der Landſchaft Bas fe !. Sans Friedrich vou Eptingen hat 1525 das Schloß und ſeine 3 Antheile an dem Dorf, der Stadt Baſel voltoms men und auf errig abgetreten. ( 4) Auf dem Berge udler, bat das alte Sdloge chauens burg geftanden , von welchem im Umte lieftal noch Mauers wert übrig ift. Unter demſelben iſt das neue Schauenburs ger Bad an dein Drt, wo ekedeffen ein Kloſter geſtanden hat. E8 bat den Damen des neuen erft feit der Zeit, da ein neues Schloß dabey aufgeführt !vorden . ( 5) Birsfeld , fouịt Klein Rheinfelden genannt, ein Gut, nahe ben welchem eine Brücke über die Biro gebquet iſt, und dieſer Fluß ſich in den Rhein ergießt. ( 6 ) St. Jakob , eine Viertelfiunde von der Stadt Bas fel, liegt an der Birs , und beſteht aus einem Ciecheuhaus fs, einem Zollhauſe, einer Kirche und einer Ziegelhütte, und gegen dieſem Drt über an der andern Seite der Bird, ift eine Sdranze , die nur zu Kriegszeiten mit einiger Mann , fchaft beſeßt wird. Ben dieſem Ort fiel 1444 zwiſchen eia - nem zahlreichen Kriegsheer Königs Karlo VII von Frants reich , 1

Baſel.

449

reich , welches deffelben Sohn der Dauphin anführte, und 1300 Eidgenoſſen , ein ſehr blutiges Treffen vor , in wels dem leştere eine raſende Tapferkeit bewieſen , aber auch insgeſammt, einige wenige ausgenommen , auf dem Kampf plag blieben . (7) Die Dörfer Bottringen und Binningen , bende an der Birlig oder Birſed belegen ,, und jedes mit einem Schloß verſehen , find in die nahe bey dem zweyten auf cinem Hügel belegene Kirche St. Margarethen eingepfars ret , und liegen in dem ſogenannten Leimenthal , durch welches dieBirrig fließer. Da, wo Binningen iſt, und zu : weilen römiſche Münzen ausgegraben worden , hat nach Prof. Sprengo Muthmaßung , vor Alters der Drt Arial. binnum geftanden, deffen in der antoniniſchen Reiſebeſdreis bung und in der Peutingeriſchen Zafel gedacht wird. (8 ) Solee, vor Ulters Olino , ein kleines Dorf, eine Viertelſtunde von Baſel, wird von den Geſchichtſchreibern oft angeführet, weil es vor Ulters eine römiſche Grångfes ftung geweſen iſt. (9) Biel: Benten , beſteht aus 2 Dörfern , zwiſchen melden die Birfig fließet ; eins heißt Biel, und das andere Benken ; im erfien iſt eine Pfarrkirche. Bende liegen im Leimenthal, find aber von den übrigen Gebiet der Stadt Baſel abgeſondert und vom Bisthum Baſel, Sundgau und Solothurner Gebiet umgeben. 2) Die Obervogter Klein súningen ,welche auf der deutſchen Seite des Rheins liegt, eine von den a ſogenannten innern Vogteyen iſt, und aus dem kleinen Rath mit einem Obervogt verfehen wird, welcher dieſes Umr Lebenslang, oter auch bis zu weiterer Beförderung verwaltet.

Sie enthält folgende Derter :

( 1) Klein -Süningen , ein Pfarrdorf auf einer kleinen Anhöhe des Rheinufers, und i kleine Stunde gegen Norden von der StadtBaſel. Einen Theil deſſelben hat die Stade Barel idon 1385 den von Möréberg , den andern Theil aber 1640 dem Markgrafen Friedrich w Baden und Hocha 426, 54 , Sf berg,

450

Die Eidgenoſſenſchaft.

berg, abgekauft. Ben demſelben geht der Fluß Wiefen in den Rhein , ben deffen Mindung ein betråchtlicher Lachsfang iſt. Sonſt bauet man hier ſeit 1686 Taback. (2) Das neue Saus , liegt hinter Klein - Hůvingen , und iſt ein Wirth haus. Wenn in fremden Landen eine Seuche wåthet, und der Stadt Vafel auf dieſer Seite des Kleine Kaufmannsgüter zugeführet werden , müſſen fte hier ihre 4otägige Lagerung aushalten . 3) Die Obervogtep Riehen , liegt auch auf der deutſchen Seite des Rheins , iſt eine von den 2 fos genannten innern Vogteven , und wird aus dem kleinen Rath mit einem Obervogt verſehen, welcher dieſes Amt Sebenslang , oder auch bis zu weiterer Beförderung , verwaltet . Durch dieſelbe geht der Fluß Wieſen, Sie enthält ( 1 ) Richen , einen Fleden ,beym Eingang ins Wieſenthal, welden die Stadt Baſel 1520 dem Bisthum Bafel abges tauft hat. Nahe daben liegt das Landgut Klein -Kiehen , welches einen ſehr Ichönen Garten hat. (2) Betilen , ein Dorf, welches die Stadt 1513 ers kauft , und 1522 die Landeshoheit über daſſelbe vom Bisa thum Bafel an ſich gebracht hat. ( 3 ) Wenken , ein Landgut. ( 4) St. Chriſchona , eine Kapelle auf einem Berge, welche zu der Pfarre Riehen gehdrt. 7 2 In die obern Obervogteren. Dieſe ſind :

1) Die Stadt und Obervogrey Liediſtall, im Siſgau belegen , von welcher im gten Stück der Merkmůrdigkeiten der Landſchaft Baſel, eine Sandcharte geliefert worden . ( 1 ) Liechſtall oder Lieſtall , eine kleine Stadt an der Ergeb , ift von den Grafen von Frenburg an die Grafen von bomburg , von dieſen aber durch Heurath an Grafen Friedrid

Baſel.'

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Friedrich von Zoggenburg gekonimen , der ſie 1305 an das Bistyum Baſel überlaffen , Biſchof Hombert aber fie 1400 der Stadt Baſel verkauft hat. Sie har beſondere Freyheiten : die Stadt Baſel aber feeet 2 Schultheißen dabin , welche alle Fahr in der Regierung umwechſeln, Unterhalb der Stadt iſt in der Ergstein Wafferfall. Man geht von hier über den Hauenſtein nach Solothurn. ( 2 ) In der Obervogtey Ciechſtau , iſt das Dorf füs linsdorf, weldes nebſt dem ehemaligen Pfarrdorf ijuns zach , und Frenkendorf, eine Herrſchaft ausgemacht hat, die bis 1355 dem adeliden Geſchlecht von Scauenburg zus gehöret hat. Das Pfarrdorf Lauſen , gehört auch zu dies Fer Obervogter . Die fogenannte 3ůlften - Scanze, liegt unweit der Ergek, und wird in Kriegszeiten beſetzt. 2) Die Obervogrey Farnſpurg, von welcher im 17ten Stück der Merkwürdigkeiten der Landſchaft Baſel eine Sandcarte zu finden , iſt eine alte Herr, fchaft , welche den Grafen von Thierſtein zugehåret hat , nach deren Abgang fie 1418 durch Heirath an die von Falfenſtein gekommen iſt , von welchen ſie 1442 an das Haus Deſtreich verpfändet, 1459 aber wieder eingelöſet , und 1461 an die Stadt Baſel ver. kauft worden iſt. Sie wird zu den äußern Vogteyen gerechnet , und alle 8 Jahre mit einem Oberrogt aus dem kleinen Rath verſehen. Derter fino :

Die merkwürdigſten

(1) Sarnſpurg , ein Schloß auf einem hohen Felſene auf welchem der Obervogt wohnet . (2) Die Pfarrdörfer Urmelingen , Xotenfluh , Ol. tingen , Kilchberg, Diegten , Tenniden , Bus, Wins terfingen , Uriſtorf. In dem Dorf Eptingen oder Rauh.lptingen , welches in der Pfarre Diegten, in dem Thal zmiſchen dem obern und niedern Hauenſteiu liegt, ift das Stammbaus der von Epringen geweſen ,

8f2

( 3 ) Sif

452

Die Eidgenoſſenſchaft.

( 3) Siffach , ein großer Fleđen , welchen einer von Eptingen der Stadt Baſel 1465 verkauft hat. Von demſelben hat das Sißgau den Namen , welcher Otrich Landes fich von Rhein gegen Mittag in das Ges birge nach dem Canton Solothurn zu erftredet, und vor Allters den Titel einer Landgrafſchaft gehabt hat. ( 4 ) Peugit, oder Hugſt , oder Barels Augſt , an der Beſtſeite der Ergek , beſteht aus einem Wirthsbauſe, einer Mühle und einigen Bäuſern , und liegt gegen dem dftrei. siſchen Dorf Kaiſers: Augſt über. In dieſer Gegend hat die Stadt Augufta Rauracorum oder Rauricorum geftan den , von welcher nedy auf beyden Seiten der Ergeş Merka male übrig ſind. 3 ) Die ObervogteyWallenburg , von wele cher im 13ten Stüc der Merkwürdigkeiten der Sande ſchaft Baſel, eine Sandcharte gefunden wird , iſt eine der 4 dußern Vogteyen , und wird alle 8 Jahre mit eie nem Obervogt aus dem kleinen Rath befegt.

Ich beo

merke darinn ( 1) Wallenburg , aud Waldenburg, ein Städtchen am Gebirge Hauenftein, welches eine Strede des Gebirgel Jura, und in hieſiger Gegend durchgebauen iſt, um einen Weg zu eröffnen , der erft 1740 bequem und ſicher gemacht worden. Das Schloß liegt über der Stadt auf einem Fele fen , und if der Siß des Obervogtes. Es hat die Stadt und Herrſchaft Bauenburg ehedeffen den Grafen von Fros burg als ein Leben des Bisthums Baſel zugehöret, ift alſo auch nach Abgang dieſer Grafen dem Bisthum heimgefals in , von demſelben aber 1400 der Stadt Baſel verkauft worden . Das Städtchen hat keine Kirche, ſondern die Eins wohner beſuchen die Kirche zu Oberdorf. ( 2 ) Wildenſtein , ein Schloß auf einem hohen Felſen ." (3) Ciffen oder Zyffen , welches mit Bubendorf eine Pfarr ausmacht, zu welder auch Cuplingen gehört. Dieſe Pfarre ift feit 1583 bey dem Geſchlechte Strůbin zu Baſel dergeſtalt erblid , daß alle Pfarrer aus demſelben genoma men

3

Bafel.

453

men werden . Im Bann des Dorfs Bubendorf jenſeits des Flüldens Frenk, iſt ein Bad. (4) Bretweil , ein Pfarrdorf. (5) Ramſtein,Schloß undHerrſchaft,welches dieStabt Baſel 1523 an ſich gekauft hat. ( 1 ) Langenbrůd , ein Pfarrdorf auf der Höhe des Hauenfteins . (7) Benweil, kein Pfarrdorf. 5 ) Die Obervogrey somburg , von welcher im 13ten Stück der Merkwürdigkeiten der Landſchaft Baſel eine Charte geliefert worden , gehöret zu den äußern Vogteyen , und wird alle 8 Jahre mit einem Dbervogt beſeßt, zu welchem Umt ein jeder Bürger zu Baſel gelangen kann. Sie war ehedeſſen eine Grafſchaft, und gehörete den Grafen von 'Homberg oder Homburg , welche 1329 ausgeſtorben ſind, Home burg aber iſt ſchon 1305 an das Bisthum Baſel ver . kauft geweſen , und 1400 vom Biſchof Hombert an die Stadt Baſel verkauft worden. Durch dieſelbe gehet eine der großen Lantſtraßen von Deutſchland nach dem füdöſtlichen Helvetien , zu deren Behuf auf dem Gebirge Harenſtein der vorhin erwähnte Weg ausge. hauen , und große Mühe und Unfoſten angewendet worden . Ich bemerke darinn (1) zomburg oder bomberg , ein Bergfohloß am untern Hauenſtein , ( 2) Růmlingen und Teufelfingen , Pfarrddrfer. Anmerkung. Das Antbell, welcbes dteſer Carton an 4 tta . fleniſchen Vogtegen hat, wird unten beſchrieben werden. 10 Stadt und Drt Freyburg. $ . 1. Von dem Canton Frenburg Hat Franz Pe. ter von der Weyd 1668 eine Sandcharte Herausgegeben, welche $f 3

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Die Eidgenoſſenſchaft.

welche richtig und genau zu ſenn ſcheint, aber ſehr fele ten iſt. Die Charte , welche Gabriel Walſer gezeich. net , und die homanniſche Werkſtätte 1767 ans ( id )t ge. ſtellet hat, iſt hin und wieder fehlerhaft. 9. 2. Er iſt ganz vom Canton Bern eingeſchloſſen , außer daß er zum Theil auch an den Neuenburgerſee, und an die zwiſchen Freiburg und Bern gemeinſchaft. lichen andvogteyen Murten und Sdiwarzenburg ,gråne fet. Die größte långe beträgt von Mitternacht gegen Mittag faſt 12 geographiſche Meilen , und die Breite von Morgen gegen Abend 8 Meilen. S. 3. Der gegen Abend und Mitternacht belegene Theil des Landes, ift ebener, als der andere, und bringt viel Getraide und Obſt , auch etwas Wein hervor : der andere Theil aber iſt bergicht, hat aber auf den Bergen viele und gute Vichweiben ; es werden auch in der Sandvogter Gryers Kiſe bereitet , welde vor allen Schweizerfäfen den Vorzug haben : doch werden unter dem Namen der Gryerskåſe auch diejenigen bee griffen , welche in der Landſchaft Sanen , und im obern und untern Simmenthal verfertiget werden . An ei. nigen Orten dieſes Theils wådiſet Wein .

Zu Bonn

iſt ein Geſundbrunn , deſſen Waſſer Saugenſalz und

7etwas Seiffenartiges enthält. Die vornelmſten Fluſs re, welche in dieſer landſd )aft fliegen, ſirid die Sancn , Genfe und Broye oder Brůw : der erſte fommt aus dem Berner Gebiet , nimmt auf der Granje delo felben unweit laupen den zweiten , ini Frenburger Geo biet aus einem bey Jaun befindlichen See fommenden Fluß auf , und gehet alsdenn im Berner Gebiet in die Aren : der dritte aber entſpringt hieſelbſt im Amt Cha tel St. Denis , durchfließt das Berner und Freybur. 1 ger

Freyburg.

455

ger Gebiet wechſelsweiſe ; und ergießt fich unweit Wi. flisburg in den Mutterfee , aus welchem er bey Sugn wieder herauskommt, und fich endlich bey dem Wirths. hauſe la Sauge mit dem Neuenburgerſee vermifchet, in welchem er ſich und ſeinen Namen verlieret. . 4. Städte.

In dem ganzen Canton Freyburg find 7 Der Einwohner ſind ungefähr 72800. Sie

ſprechen theils deutſch, theils franzöſiſch, nämlich das fogenannte Patois. .!Die deutſche Sprache iſt die Hauptſprache der Stadt Freyburg, weil ſie in den Rathsverſammlungen und Schriften gebraucht, auch in 2 Kirchen in derſelben geprediget wird , ungeachtet ſie ſonſt nur in dem gegen Bern belegenen kleinen Theil der Stadt geredet wird. Im Gebiet der Stadt iſt ſie allein gewöhnlich in den Gemeinen Gyffers, Rechte halten , Plafelb , Düdingen , Taffers , Ueberfiorf, Punneweil , Hendenried, Böſingen , Bårfiſchen und Gürmels , welche zu der alten Landſchaft gehören, und in den Zandvogteyen Plaffenen und Jaun. Die fran . zorifdhe Sprache oder das Patois wird geredet, in dem größern Theil der Stadt Freyburg , woſelbſt auch in derſelben in z Kirchen geprediget wird , und in allen übrigen oben nicht genannten Gemeinen der alten Zand. ſchaft , und der Sandvogteven . 5. 5.

Die Stadt und Landſchaft iſt ganz der rø.

miſdyfachotiſchen Religion zugethan , und ſtehet unter dem Biſchof von Lauſanne, welcher ſeit 1936 in der Stadt Freyburg wohnet.

In der Landſchaft ſind 103

Pfarren, welche unter 12 Decanate vertheilt ſind . .6. Es gehört dieſer Canton zu dem ſogenannten lidirlande , deſſen ſchon oben bey der Stadt Bern Erwähnung geſchehen iſt . Por Alters war er ein Sf 4 Sheil

nſchaft .

ſe Die Eidgenoſ

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Lþeil vom kleinen Burgund :als nun daſſelbe an das deutſche Reich) fam , wurde auch dieſe landſchaft den Herzogen von Zähringen übergeben , um ſolche im Namen des Reichs zu verwalten . Den Urſprung der Stadt Freyburg , und wie ſie, außer der ihr vom Ans fang an zugelegten ſogenannten alten Landſchaft, auch ihr übriges Gebiet, durch Kauf, Tauſch und Erobes rungen erworben habe , werde ich hernach beſchreiben . 1481 wurde ſie in den ewigen eidgenoßiſchen Bund auf genommen , und war damals der neunte Ort der Eide genoſſenſchaft.

Nachdem

aber auch Baſel zu der

Eidgenoſſenſchaft getreten , 11 Frenburg der Drt geworden .

zehnte

8. 7. Das Wapen der Stadt, iſt ein geſpaltener Schild, deſſen obere Hälfte ſchwarz, die untere aber von Silber ift.

Ihre Regierung iſt ariſtokratiſch.

9. 8. Die Kriegsverfaſſung beſtehet aus einem Generalcommandanten und einem Kriegsrath von 7 Perſonen.

Die Bürgerſchaft der Stadt Freyburg, ift

in 4 Compagnien , die Landſchaft aber in 1. Regimen. ter abgetheilet.

9.9. Ich beſchreibe nun I Die Stadt Freyburg , oft mit dem Zuna. men im Udytlande , auf lateiniſch bisweilen Fribur . gum Nuithonuin , welche am Fluß Sanen liegt. Sie iſt theils auf hohen Felſen , theils in einem tiefen Thal erbautet, daher mau in derſelben bald auf: bald abſteigen muß. Die meiſten Hauſer ſtehen auf der weſtlichen , und die wenigſten auf der oftlichen Seite der Sanen . Sie iſt überall mit Mauern und Thürmen umgeben , an deren Statt ihr auch die gegen Mitternacht, Morgen und Mits tag Belegenen felfen dienen konnten. Die 4 Panner, (Ban .

Freyburg.

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(Bannieres) in welche fie abgetheilet ift , find , die Burg , franz. le Bourg, Sis Aue , franz. l'Auge , dieNeuſtadt, franz. la neuve Ville , und Spital oder Platz , franzóf. les places. In dem erſten Panner findet man , dieHaupta und Collegiattirde zu St. Nicolaus , in tselder deuild geprediget wird , ein Kapuziner : Mönchenkloſter , in wels chem ein ftudium philoſophicum und theologicum ift, ein Frauentloſter Vifitarinerordens, das Rathhaus, wela ches auf einem ftetlen feljen ſtehet, von welchem man in die Nue und das Zbal an der Sanen binunter fiebet , und die Kanzeley. In dem zweyten Panner findet man die tlejne St. Johanniskirche, ein foſter der Auguſtiner: Eres miten , in deffen Kirche eutic genrediget wird , und das St. Jacobs Spital mit einer Kirche. In dem dritten Panner trifft man au , die größere St. Johanniskirche, welche zu dem baben gelegenen Conamentburenbaufe des Johanniterordens gebdret , ein Frauenklofter von der drits ten Regel Sancti Franciſei , auf dem Buſenberge, und das große Kornhaus. In dem vierten Panner ſind zu finden , bie Pfarrkirche u ... Frauen , ein Kloſter der Franciſcaners Barfüßer , in welchen die höhern Studia gelehrt werden, und in defſen Kirche franzöſiſch geprediget wird, ein ſchönes ehemaliges Collegium der Hefuiten, welches auf einer Hohe liegt, dahin man einige hundert Staffeln auffteigen muß, und in deffen Kirche franzófürd geprediget wird, ein Frauens klofter Urfelinerordens , das große Spital mit ſeiner Kira dhe, das Zeughaus , das Defenfional, das Salz und Mång:Haus,das Manufacturhaus, und andere offentliche Gebåude. Die Regierung iſt ariſtokratiſch ; tenn zu den kleinen und großen Rathsſtellen, haben nur die Patricii oder Regimentsfähigen Geſchlechter , deren 71 find , Zugang : es muß aber derjenige, welcher Regimentsfähig ſeyn will, einer der 133ůnfte , welche in der Stadt find, einverleibet feyn. Die hochfte Gevalt ſteht bey dem kleinen und großen Kath von 200 Gliedern , nåmlich 24 kleinen Råthen , darunter 2 Schultheißen find, 4 Vennern , 60 ſogenannten Sechzigern , und 112 ſogenannten Bürgern. Die Benner , Sechziger und Bürger find nach den 4 Duars Sf's tieren

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Die Eidgenoſſenſchaft.

tieren der Start eingetheilet , deren jedem ein Venner Bor's ſtehet, und in jedem 15 Sechziger und 28 Bürger oder große Råthe fich befinden. Das Haupt des Standes, ift der Soultheiß , und die eben genaunien 2 Schultheißen , wechſeln jährlich in der Regieruug um . Der jedesmalige ålteſte des kleinen Raths , iſt Statthalter and zugleich Landesobriſter , und folgt zunächſt auf die Schultheißen . Aus den kleihen Råthen wird alle dren Jahr ein Bürgers meiſter ermåblet , welcher die Aufficht über das Verhalten der Bürger und der Unterthanen in der alten Landſchaft hat, und gewiffe Vergehungen beſtrafer. Beyde Schultheißen , der Bürgermeiſter und Stadsſchreiber , werden ſo wie der Stadtpfarrer, aus gemeiner Bürgerſchaft erwåhlet, bey den åbrigen Wahlen kommt aufs Loos an . Die Generals und Ober.Comniiſſarii, deren i oder 2 entweder aus dem kleinen oder großen Rath erwählet werden können , haben eine beſondere Aufficit auf die obrigreitlichen Behen , Ge: richtsbarkeiten , Herrſchaften und andere Stendesgerecha tigkeiten. Die heimliche Kammer, beſteht ausden 4 Bens nern , und aus 5 Perſonen aus jeden Biertel oder Panner der Stadt : ſie verſammlet fich des Jahres gemeiniglich viermal , und wählet und beſtåriget uidt allein die großen Råthe , ſondern iſt auch befugt , Vorſchläge zum Beſten des Standes und gemeinen Weſens zu thun. Das Stadt gericht, oder la Chambre du droit civil , hat die Eivils gerichtsbarkeit in der Stadt, auch das peinliche Berhör auf Befehl des kleinen Raths , welchem eigentlich das Blute gericht zu ändig ift : das Landgericht, oder la Chambre du droit rural , richtet über die Streitigkeiten der Unter : thanen in der alten tandſchaft. An die Appellations , Fammer , la ſouveraine Chambre d'Appellation , geben die Appellationen von den meiſten Bogtenen , und von der . felben findet weiter keine Appellation ſtatt, és fen deun , daß der unterliegende Theil den Bennern und dem Stadts ldpreiber klar darthun kann, daß es um ſeine Ehre und Gut, Leib und Leben , oder ſonſt um ſeinen völligen Untergang zu thun rest , in welchem Fall die Uppellation an den klein nen und großen Rath fortgeſeket werden mag. für den Safter

Freyburg.

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Stifter der Stadt wird Berchtold IV Herzog von Zåhrins gen gelalten , und der Anfang mit derſelben iſt por 1179 gemacht worden . Nach Abgang der Herzogevon Záhriu gen, nahm ſie K. Friedrich 11, 1219 in feinen und des Rich : Sdub , nach deſſelben Zode aber begab ſich die Stadt zuerſt in den Scub der Grafen von Kyburg zu Burgdorf , und hernach nahm ſie die Grafen von Habsburg unter gewiffen Bedingungen zu Schirmherren an , und kam alſo unter das haud Deſtreich , dem ſie treulidh anhieng, und viele núbliche Dienfie leiſtete , bis ſie ſich) 1450 an den Herzog Ludewig von Savoyen , mit Vorbehalt ihrer Rechte und Freyheiten, ergab, defien Sohnes Amadeus IX Wittme, und ihres Sohnes Philiberts Vorminderinn , fid) mit Einwillis gung des favonſchen Parlements, 1477 alles ihres Rected an die Stadt begab , welche alſo zur völligen Freybeit ges langte , und 1481 in den ewigen eidgenoßiſchen Bund auf genommen wurde.

II Das Gebiet der Stadt , beſtehet í Aus der fogenannten alten Landſchaft, wel. che der Stifter der Stadt ihr übergeben hat, fich von der Senfen bis an den Bady Macconens , und von Minchweiler ben Murten ,

bis an den Bach von

Plaffenen erſtrecfet, und völlig der Gerichtsherrlich) feit der Stadt unterworfen iſt. Es begreift folgende 37 Kirdiſpiele, Warlie ,

Gyffers , Praroman ,

Rechthalten , Treyvaux , deutſch Trevels , Ars canciel , deutſch Ergenzach , Eſpendes , Plaſelb , Tüdingen , Taffers, lleberſtorf,Wunnenweil, Seydenried , BSfingen , Villard , mit dem Zui namen Sur -Glane , Watran , Pſouvillens Onnens , Antignée , Prez, Giviſiez , auf deutſch Zůbenzag, Bårfiſchen, Gúrmels oder Cormons

de, ( refier, Belfaur , Villarepoz oder Rups Es iſt hier auch das Ciſters perweil , Courtion. cien.

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Die Eidgenoſſenſchaft.

cienſermönchenfloſter Altenreif, Alta ripa , franzöf. Hauterive, am Fluß Sanen belegen.

2 Aus 19 Landvogteren , deren jede alle 5 Jahre von neuem mit einem Sandvogt beſeget wird . Die landvogte ber 3 erſten, wohnen in der Stadt, und beſorgen işre Amtsgeſchaffte theils in der Stadt, theils auch auf Reiſen , bie fie in ihre Landvogteyen anſtela len : die Landvogte der 16 übrigen aber wohnen auf den dortigen Schloſſern . 1) Die Landvogrey Jllingen , franz. Illens, þat Freyburg 1475 im burgundiſchen Krieg erobert. Sie iſt eine ehemalige Herrſchaft, deren zugehörige Lehen und Güter größtentheils in der alten Landſchaft der Stadt Freyburg , und den dazu geborigen Pfare ren Treyvaur, Arcanciel, Eſcuvillens,Matran und Antignée liegen.

Das ehemalige Schloß Flingen ,

ift zerſtöret. 2) Die LandvogtepPlaffeyen ,franz. Plaffayon, iſt zugleich mit der vorhergehenden erobert worden. Der Ort, von welchem ſie benannt wird , iſt ein Fleden und Pfarre an der Senſe. 3) Die Landvogtey Jaun oder Bellegarde, beren eine Hälfte 1525 von Jacob von Corbería für 8000 Fl. und die andere Hälfte 1553 vom Grafen Michael von Gries für 9000 Fl. erkauft worden . Bellegarde iſt ein zerſtörtes Schloß, welches nahe bey dem Dorf Jaun gelegen hat. Unter dem Sand. Boge ſteht auch die ſogenannte Herrſchaft Préz, + ) Die Landvogtey Favernach, franz. Pont, iſt 1482 von Anton Freyherrn von-Montenach erkauft worden.

Sie enthält die Pfarrborfer Groß: Faders nach, 1

Freyburg

461

nach , franz, Farvagnié, Avry devant Pont, Lſtavayez le Giblouz, Orfonnens uno Mars ſonens. 5) Die Landvogtey Wippingen , iſt 1547 era tauft worden . Ich bemerke darinn (1 ) Wippingen , franz. Wuippens, ein Städtchen mit einem Schloß, auf welchem der Landvogtwohnet. ( 2) Lverdes , echarlens und Moclou , Pfarrdörfer, Marcens , lat. Humilis mons , ein eheinaliges Pråmons ftratenſerklofter, gehöret den freyburgiſchen Feſuiten, 6) Die Landvogtey Montenach , iſt eine Freyherrſchaft , welche die Stadt 1478 von dem Here gog Philipp von Savoyen erkaufe, und 1517 völlig er . montenach , franz. Montagny oder Montagnić, iſt ein Sdíloß und Dorf, welches ehe. deſſen eine Stadt geweſen iſt, und davon ein frenherr. halten hat.

liches Geſchlecht den Namen geführet hat.

mons

tagny les Monts , Dompierre , Doindidier , Echelles, Pontaur , Tornypitet oder Torni le petit , und Leutenac , franzöſ. Lentignie , find Pfarrodrfer. 7 ) Die Lanovogtey Staffis , von welcher die Stadt 1483 einen Theil erkauft, und das übrige 1536 unid 1634 erobert und an ſich gebracht bat. darinn belegen

Es ſind

(1) Ståffis, franz. Eſtavayé, lat. Staviacum ,Stadt und Schloß am NeuenburgerSee. Man findet hier ein Kloster der Patrum piarum fcholarum , und 2 Nonnenkløfter. Das Schloß hat ebebeffen Chenaur geheißen . 1536 ergab ſich Johann von Staffis mit der Stadt und dem dazu gehöria gen Lande, um die tatholiſche Religion dariun zu erhalten , an die Freyburger . (2) Die Pfarrodrfer Morens, Mombreloz, 7uvilly , Tugy oder Cugie , Xueire und Dalon, 8 ) Die

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Die Eidgenoſſenſchaft.

8) Die LandvogteySt.Albin , iſt 1691 von dem Geſchlecht Wallter zu Solothurn für 30500 Kro . nen erkauft worden , und enthält das Pfarrdorf und Schloß St. Albin ; franz . St. Aubin , mit dein Zuna. men de Vullié, unddas DorfVillard les Friques. Sie liegt zwiſchen dem Neuenburger- und Murter ſee. 9) Die Landvogrey Cheire , þat die Stadt 1704 erkauft. Sie begreift Cheire oder Cheyre, ein Pfarrdorf und Schloß am Neuenburger See , und die Dörfer Bollion und Cheiri. 10 ). Die Landvogrey font und Wuiſſens, iſt 1536 in dem ſavoniſchen Kriege erobert worden , und begreift die Pfarrborfer Font am Neuenburger See, Wuiſſens , auf deſſen Schloß der Landvogt wohnt, und Woret oder jouret, die Herrſchaft Prevons davaux und den Thurm la Moliere, welcher der Ueberreſt eines Schloſjes iſt. 11) Die Landvogtey Uleberſtein , franz. Sur pierre , iſt auch in dem ſavopiſchen Kriege1535 erobert worden.

Surpierre iſt ein Schloß auf einem hohen

Felſen ; Migniere und 17otre Dame desChamps, fino Pfarrdörfer. 12) Die Landvogtey Romont, iſt eine ehema. lige Grafſchaft, und auch 1536 in dem favoriſchen Kriege erobert worden . Dahin gehöret: : ( 1 ) Romont oder Xemont , Rotundus Mons , eine Stadt und Schloß auf cinem runden Berge. Es iſt hier eine Stiftskirche mit 6 Chorherren , ein Mönchen- und ein Nonnen Kloſter. ( 2 ) Sipirlez , ein Pfarrdorf, und die Herrſchaften und Pfarrbörfer Berlens, Billans oder Billens, Grangettes, Puſternens und merieres .

13) Die

Freyburg.

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13) Die Landvogter Ruw , iſt auch 1536 in dem favoriſchen Kriege erobert worden , und enthålt ( 1) Xuw , franzdi. Rue , ein Stadtchen und Schloß, unweit der Brone, (2 ) Die Pfarrdorfer Bromazens, Morlot oder Mors lens, Saint Martin mit dem Zunamen de Vaud, Pora cell oder Porcelle, und le Cret oder au Cret. 14 ) Die Landvogtey Thalbach , franz. Vay ruz , iſt 1548 erkauft worden . 15) Die Landvontey Boll, iſt eine Herrſchaft, welche ehemals zu der Grafſchaft Gryers geboret hat, durch Schenkung aber an das Bisthum lauſanne ge kommen iſt. 1537 hat ſie der Biſchof an Frenburg abgetreten , welches darüber 1615 påpſlidie Beſtäti. gung erhalten. Sie enthalt ( 1) Boll oder Bulle , von einigen aud) Bullos gies nannt, ein Stådrchen und Schloß . Es iſt biefelbſt ein Kapuzinerklofter , auch wird hieher eine ſtarke Wallfahrt angeſtellet. ( 2) Die Pfarren Riaz und Albeuve . (3 ) Le Pais de la Roche , in welchem die Pfarren Serville und Pont la Ville, find. 16) Die Landvogtey Corbers, iſt eine Herr. ſchaft, welche ehedeffen zu der Grafſdiaft Gryers ge . Høret hat , Freyburg aber beriget ſie für den Pfand. (dyilling von 180c0 Kronen , welchen ſie den Grafen von Grrers dafür erlegt hat , ſeit 1535 eigenthümlid ). Dahin gehören : ( 1 ) Corbers , auch Corberg , franz. Corbiere , lat. Corberia , ein Flecken und Schloß ( 2 ) Die Pfarrdorfer Sauteville , auf Deutſch Alten . fühlen , Vilarvciard, Vuadins, Charmey , aufdeutſch Gulmis , Cernier und Eriſus. (3 ) Dal Sainte , beilig Chal, eine Karthauſe.

17)

Die

464

Die Eidgenoſſenſchaft.

17 ) Die Landvogtey Gryers , iſt ein Stud der alten großen Grafſdiaft dieſes Namens , welche rich von den Walliſer Grånzen beym Urſprung der Sanen , an derſelben hinauf bis ungefähr 3 Stunden von Freyburg erſtrecket hat, und deren Kåfe wegen ihrer Güte berühmt ſind , am häufigſten aber nach Frankreich geführet werden . Sie gehörte ehedeffen den Grafen von Grners, deren uraltes Gefdslecht 1570 mit dem Grafen Midjael ausgeſtorben iſt. Weil ſie febr mit Schulden belåſtiget war , welche der legte Graf nicht abbezahlen konnte : fo nahmen die Städte Bern und Freyburg 1554 ſeine Landſchaften ſowohl für ihre eigene als von den Städten Baſel und Straßburg erkauften Anforderungen , und die Zahlungen , welche ſie an einige andere ſeiner Gläubiger thafen , um 81000 Rthlr, an ſich , nämlich Bern um 21000, und Freyburg um 60000 Rtýlr ., und theilten hierauf 1555 die Grafſchaft Gryers alſo, daß von den 4 Bannieres oder Pannern , in welche ſie abgetheilet war , Bern 2 , nåmlich Sanen und Deſch, oder den Theil ob der Boa đen , Freyburg aber die 2 andern, nämlich Gryèrs und Montſalvens, oder den Theil unter der Bocken, bekam . Zu der Freyburgiſchen Landvogtey gehoren : ( 1) Oriers oder Gryers, franz. Gruycre, lat. Grueria; eine Stadt, mit einem auf einer Hobe belegenen großen Schloß. (2 ) Montſalves , ein Schloß. (3) Die Pfarren Weirique, Montbodon , Leffot, Ørandvillard , Lſtavannes , Broc oder Brugg, und la Cour la Ville oder de Trême, ein Städtchen . ( 4) la Part Dieu , eine Carthauſe am Fluß Trême, und Fuß des Berges Molezone

18 ) Die

Solothurn.

465

18) Die Landvogrey Chatel St. Denis, iſt 1536 in dem favoriſchen Kriege erobert worden , und enthalt (1) Chatel St. Denis , ein Pfarrdorf und Schloß . (2) Semſales, lat, Septem Sales , ein Pfarrdorf. 19 ) Die Landvogter Attalens, begreift (1) Die Berrſchaft Uttalens , welche Freyburg 1616 får 6000 Kronen an fich gebracht hat , und das Pfarrs dorf und Schloß Uttalens , gebſt einigen andern Dörfern enthalt. (2) Die Serrſchaft Boſonens, welche Freyburg von der Stadt Bern erhalten hat, von der ſie 1536 im ſavonia den Kriege erobert worden war . Borſonens iſt ein Pfarroorf und Schloß. Anmerkung. Was Freyburg mit andern Cantonen gemein . imaftlich beſięt , wird unten belohrieben . II Stadt und Ort Solothurn .

Ø. 1.

IV

Gabriel Walfer hat eine Charte von die .

ſem Canton gezeichnet , welche die homanniſchen Er. Sie iſt ziemlich ben 1766 herausgegeben haben. brauchbar , hat aber noch viel Fehler. Der Can . ton grånget gegen Morgen und Mittag an den Cana ton Bern , gegen Abend an das Bieler Gebiet und Bisthum Bafel , gegen Mitternacht an den Canton Die größte Långe beträgt 13 , die Breite Baſei.

9. 9.2. Der Boden iſt ziemlich gut und fruchtbar, inſonderheit da, wo er in der Ebene belegen ift. Man hat Getraide und Obft, in den Sandvogteren Gösgen und Dorneck ſtarfen Weinbau, gute Wälder jy und Viehweiden , und heilſame Båder. Die Aar oder Aren durchſtromer einen Theil des Cantons, und nimmt 4 Ch. 54 .

enſchaft .

ſ Die Eidgenoſ

466

nimmt bey Emmenholz die großere Emmar ober Emmen auf. $ . 3. In dieſem Canton find a Städte, 4 Fles den , und ungefähr 45000 Menſchen . Er iſt römiſch . fatholiſch, ausgenommen die landvogter Bucheckberg, welche reformirt iſt , und deren Pfarrer die Stadt Bern feßer.

Die katholiſchen Kirchen ſind unter die

Bisthümer (auſanne , Baſel und Coſtanz vertheilet ; zum erſten gehören die meiſten. S. 4. Solothurn iſt 1481 in den erigen Bund der Eidgenoſſen aufgenommen worden , und hat die

Das Wapen Iite Stelle unter denſelben erhalten . tener Schild , deſſen obere der Stadt, iſt ein geſpal Shre * Ifte roth , die untere aber von Silber iſt. Regierungsverfaſſung iſt ariſtokratiſch , mit der demo. In Anſehung der Kriegesver. fratiſchen vermiſcht. faſſung iſt die landſchaft, in 6 Quartiere oder Regi. menter abgetheilet, deren jedes 12 bis 1400 Mann begreift.

Zu dieſen fömmt noch ein Regiment Dra.

goner. §. 5.

Ich beſchreibe nun

I Die Stadt Solothurn , lat. Solodurum , oder Solodoruin , franz. Soleure , den Oberherrn des Cans tong. Sie liegt in einer angenehmen und fruchtbaren Gegend an der Uar , von welcher fie in zwey ungleiche Thrile abgeſondert wird, und iſt wohl befeſtiget. In ders ſelben findet man St. Urſens Collegiatſtift und Kirche, ein ehemaliges Jeſuitercellegium , 5 Ribſter und ein Zeugbaus. Hier hat der franzdfiſche Ümbaſſadeur an die Eidgenoffene ſchaft ſeinen Siß , welcher in einem 1719 auf obrigkeitlis den Befehl neu erbaueten Pallaft wohnet. Die Bürgers Tobaft ift in 11 Zünfte abgetheilet , aus welchen der große und kleine Rath erwåblet und ergånget wird. Der große Rath ,

1 Solothurnt.

467

Kath , welcher die höchſte Gewalt hat , beſteht aus dent regierenden Sdultheißen , und 100 Gliedern, nåmlich aus 3 Rathbherren aus jeder Zunft, und 2 Schultheißen ,wels dhe 35 Glieder den kleinen Rath ausmachen , und 66 ans dern Gliedern , von welchen aus jeder Zunft 6 gezogent Nach den beiden Schultheißen , welche alle Sahr in der Regierung umwediſeln , folgt der Stadtvens ner , und auf dieſen der Großweibel, und beyde werden alle Fahr durch die ganze Bürgerſchaft ermåblet. Es Find hier auch unterſchiedene Kammern und Gerichte, nåms lich der Geheimeraih , der Kriegesrath , das Stadtges ridt, das Conſiſtorium , (weldes Hurerey und andere Dieſe Stadt Unzucht beſtraft ,) und der Waiſenrath. iſt ſehr alt , ja die ålteſte in Helvetien. Ehedefſen gehos rete ſie zu dem legten Königreiche Burgund , und kam init demſelben an das deutſche Reich. Im Jahr 1218 findet man die erſten Spuren , daß ſie das Recht gehabt habe, fich einen Magiſtrat zu erwählen. Die älteſten Urkunden, welche ſie zum Beweiſe ihrer Frenheiten aufzeigen kann, Find von dem deutſchen König Rudolph. K. Heinrich VII berpfändete das Schultheißenamt in derſelben 1313 an Grafen Hugo von Bucheck , deſſen Geſchlecht von langer Zeit ber die Schirmvogten über das St. Urſenſtift in der Stadt gehabt hatte : es trat aber dieſer Graf bende mit Bewilligung Kaiſers Ludewig an die Stadt ab . Dieſe bat mit der Stadt Bern von 1291 an in genauer Verbins dung geftanben , und iſt endlich 1481 von den geſammtert Eidgenoſſen in den ewigen Bund aufgenominen worden. Um Solothurn und bis Waldenburg, lag der Pagus Ver bigenes,

II Die eigenen Unterthanen der Stadt, welche in 11 landvogteyen vertheilet find , von denen die 8 erſten diefſeits, die 3 lekten aber jenſeits des Ges birges Jura liegen . i Die 4 innern Landvogregen , werden aus dem Eteinen Rath befekt, und die landvögte wohnen in der Stadt. 1 ) Die 8

468

Die Eidgenoſſenſchaft.

1) Die Landvogtey Bucheckberg oder Bus chenberg , iſt eine ehemalige Herrſchaft oder Grafe ſchaft, welche den Grafen von Bucheck zugehöret bat, nach deren Abgang ſie mit Hugo, bes legten Gra . fen weltlichen Standes, Tochter Johanna , an derfel. ben Ehemann Burkhard Senn von Münſingen ges. kommen iſt, deren Sohn Hans eine Tochter , Na. mens Eliſabeth , fatte , welche die Herrſchaft ihrem Mann Hermann von Bechburg zubrachte, aber 1391 an die Stadt Solothurn für soo rheiniſche Gulden verkaufte. Die hohen Gerichte in dieſer Sandvogter, ſind 1451 unter gewiſſen Bedingungen der Stadt Bern zugeſprochen worden , weldie ſich mitSolothurn 1665 wegen des Malefij, landeshoheit und anderer Stufe verglichen hat. Die Unterthanen ſind ſeit 1528 der reformirten lehre zugethan , und ihre Pfarrer ſeget die Stadt Bern . Es gehöret zu dieſer Zandvogten (1) Das Gericht Hettingen , in welchem ich bemerke a. Petringen , ein Pfarrborf. b. Bucheck , das 1382 zerſtörte Schloß und Stamma baus der Grafen von Budhed , von welchem noch ein Thurm übrig iſt. (3) Das Gericht weſen , Pfarrborf mefen oder njefſen , Balm oder Ober . Balm

in welchem das und das Dorf

zu bemerken , bey wel .

chem lekten das Schloß Balm oder Balmeck ges ſtanden hat.

(3) Das Gericht Schnottweil , welches von einem Pfarrborf den Namen hat. ( 4) Das Gericht Lüßlingen , welches von dem Pfarrdorf Lüßlingen ſeinen Namen hat. 2 ) Die

Solothurn .

469

2) Die Landvogrey Rriegſtetten , ift 1466 ere kauft worden . Sie enthält die Gerichte Kriegſtåts ten , Subingen , Biberiſt und Zuchweil. Zu dem erſten gehörer das Pfarrdorf dieſes Namens , zu dem zwenten die Pfarrdörfer Teitingen und Aeſchi, zu dem dritten das gleichnamige Pfarrborf, und zu dem vierten die Pfarrdörfer Zuchweil und Lauters bach . Ben dem Juſthauſe Emmenholz, zu wela chem einige Bauerhofe gehören , geht die Emmen in die Har. 3) Die Landvogtey flumenthal, iſt ehedefe ſen die herrſchaft Palm oder Balm, ſeit 1478 aber mit dem jebigen Namen benennet , theils dazu . mal , theils aber ſchon 1385 erkauft worden. wird abgetheilet

Sie

(1).In das niedere Amt, in welchem anzue merfen a . Flumenthal , ein Pfarrdorf, in deſſen Nachbars fchaft die Siggeren in die Aren fließet. b . Günsberg , ein Pfarrdorf. c. Palm , oder Balm , auc Tieder : Balm, ein Dorf und zerſtörtes Schloß , welches der Sig der Freyherren von Balm gewefen iſt. d . In dem großen und ſchonen Lannenwalde attisa holz , oder Artiswald , iſt ein großer Weiber, ( Zeich ) und ein heitſames Bad , deſſen Waffer zum Gebrauchera wärmet wird. (2) In das obere Amt, in welchem das Pfarra dorf Oberdorf, nebſt andern Dörfern.

1

4 ) Die Landvogrey am Láberen , iſt groß. tentheils 1389 erkauft, das übrige aber durch den mit der Stadt Bern 1397 zu Büren geſchloſſenen Vertrag erlangetworden . Sie hat den Namen von dem Las bery Gg3

.

Die Eidgenoſſenſchaft.

470

berberg , lat. Jura , an welchem ſie liegt , und von welchem ich oben beym Canton Bern in der Einlei. tung 1. 3. gehandelt habe. Eine Höhe deſſelben wird hier Iten, und eine andere saſenmatt genennet. Von der lekten hat man nach allen Seiten eine weite Husſicht.

Die Vogten enthåle 2 Gerichte, nåmlid )

( 1) Das Gericht Grenchen , franz. Granche, zu welchem das große Pfarrdorf dieſes Namens, nebſt der Kapelle Aller Seiligen , gehöret. (2) Das Gericht Selzad , zu welchem gehören a. Selzach , vor Ulters Salis Aqua, Salſae Aquae, ein großes Pfarrdorf, am Fuß der Haſenmatt , welche der hochſte Gipfel des Gebirges Jura ift. b . Altreu , ein Dorf an der Uren , woſelbſt ehedeffen ein Schloß und Stadtchen geſtanden hat , welche 1309 yon K. Albrechts 1 Kindern , und das wiederhergeſtellte Stådtchen zum andernmal 1374 von den Eng!åndern zero Atbret worden . 4. Bettlach , ein großes Pfarrdorf, 2 Die 7 dußern Landvogreyen , werden mit Gliedern des großen Rathes befeßet, welche auf den Schlöſſern ihren Się haben. 1) Die Landvogrey Falkenſtein , iſt eine ehe. malige Freyherrſchaft, welche den Frenherren von Falkenſtein zugehöret hat , nach deren Abgang im Anfange des 14ten Jahrhunderts ,

ſie entweder for

gleich an die Freyherren von Bedburg , oder erſt an die Grafen von Thierſtein , und Hernach an die Frey , Herren von Bechburg, gekommen iſt, welche ſich auch davon geſchrieben haben . Hermann von Bechburg und Falkenſtein überließ ſte 1380 , mit Bewilligung feines Sehnsherrn des Biſchofs zu Baſel, an die Fa. milie

Solothuru.

471

milie von Blauwenſtein , von welcher fie 1402 an die Stadt Sol thurn für 500 Gulden verkauft wurde. Sie bat gute Ulpen oder Viehmeiden für das Rinde vieh , auch viel rothes und ſchwarzes Wildpret ,

und

inſonderheit auch gute Falfen und Habichte, welche gefangen und nac , Frankreich zum Verkauf gebracht werden,

Sie wird abgetheilet

(1 ) In das innere Amt, welches aus den Thås lern Balftal und Guldinthal beſtehet, 3 bis 4 Stunden lang, aber kaum I Stunde breit iſt. Die merkwürdigſten Derter find ; a. Balſtal, in alten Briefen auch Balzthal, Pallass thal, Pfalztbal, ein großer Flecken und der Hauptort des angezeigten Chald . Uuf einem Kirchofe fteben auſ. ſer der Pfarrkirche noch 2 andere Kirchen. Der fleđen bat 1453 , 56, 61 und 1539 großen Brandſchaden erlitten . b . Fleu : Fallenſtein , ein Schloß auf einem Felſen bey Balſtal, der Sitz des landvogts. c. Alt Sallenſtein oder Blauwenſtein , auch Clus genannt, ein Schloß am Eingang der ſogenannten Club, auf welchem der landſdireiber dieſer Landvogten wohuet. Es iſt das Stammhaus der von Falkenſtein geweſen. d. Clus oder Cluſen ,ein Fleden ,welcher ſeinen Namen von ſeiner Lase hat ; denn er liegt nabe ben einer Clus oder Enge zwiſchen 2 Vorgebirgen des Berges Jura , durch welde die fauoſtraße aus dem Canton Baſel von dem obern Hauenſtein herab in die Ebene des Buchsgaues gehet. Er war ehedeſſen ein bemauertes Städtchen , bat aber ſowohl ſeine Mauern , als ſein gehabtes Schloß, vers loren , hingegen wird jeßt die Clus oder Bergenge gegen Balftal durch eine Mauer verwahret , über welcher das vorher angeführte Schloß Alt : Falkenſtein liegt. e. Die Pfarrdörfer Solberbane, über welcher das Echloß Alt - Bechburg gelegen bat, Mumlisweil im Gul, denthal , Lauperſtorf und Welſchenrohr.

Og 4

f, MA:

472

Die Eidgenoſſenſchaft.

f. Magendorf, ein Fled'en . g . St. Joſeph beym Gånsbrunnen , eine Pfarrkirche auf einem Felſen über dem Dorfe Gånsbrunnen. ( 2) In das Außère Amt, welches zwiſchen dem obern und untern Amt der Sandvogten Bechburg vom Gebirge Herausliegt , und die Pfarrdörfer Egerkins gen und neuendorf enthält. 2) Die Landvogrey Bechburg , im Buchse gau belegen , iſt eine alte Herrſchaft, welche von den ehemaligen Freyherren von Bechburg an die Grafen von Nidau , und von dieſen an die Grafen von Kiya burg gekommen iſt; wiewohl ſie nach einiger Bericht auch den Grafen von Thierſtein eine Zeitlang gehoret Sie mag nun von den Grafen von Kyburg, oder von den Grafen von Thlerſtein , an die Stadt Bern und Solothurn verkauft worden ſeyn, ſo iſt gewiß, daß fie beyden Städten gemeinſchaftlich zugehöret habe, hat.

bis fie endlich 1463 in einer Theilung, der Stadt So. lothurn allein zugefallen iſt. Sie iſt ein ſehr gutes Frucht- und Wieſen.Land, und in a Zemter abgetheilet.

1

( 1) In das obere Amt, gehören, das Schloß Veu -Bechburg , auf welchem der Landvogt woh. net , das darunter belegene Pfarrdorf Denſingen , und die Pfarrdörfer Reſtenholz , Oberbuchſiten , Wolfweil, und Fulenbach .

(2) In čas niedere oder Fridauer Amt,geho. ren das zerſtörte Schloß Fridau , und die Pfarren hegendorf, Capel und GroßWangen. 3) Die Landvogtey Olten , hat vor Zeiten dem Bisthum Bafel zugehöret, von welchem ſie die Grafen von Froburg zu sehen getragen haben. Nach . dem

Solothurn.

473

dem ſie eine Zeitlang verpfändet geweſen , hat das Bisthum dieſelbe wieder an ſich gelöſet, jedoch 1426 abermals an die Stadt Solothurn verpfändet, und derſelben 1532 völlig überlaſſen .

Es gehören dazu :

(1) Olten , Olita , Olta , ein Stådtchen an der Uren , über welche hier eine fünftliche hdlzerne Bråde gehet. Es iſt hier ein Kapuzinerkloſter. ( 2) Starkirch , ein Pfarrdorf. ( 3 ) Das Dorf Dulliden , in welchem ein Gericht iſt. (4) Grezenbach , ein Pfarrborf, weldhed ehedeffen in das Ämt Gösgen gehöret hat. Dahin iſt eingepfarret (5 ) Schönenwerd , Bellowerd , Clara Werda , ein Fleden an der Aar , woſelbſt ein Chorherrenſtift ift , wela des die Grafen von Froburg im izten Jahrhunderte gea ſtiftet haben , und deſſen Schirm- und Schul -Herr die Stadt Solothurn iſt, weldje ſolche Kaſtenvogten durch ihren landvogt zu Gösgen verwalten låßet , obgleich der Drt feit dem Anfange des 17ten Fahrhunderts ist die Land. vogter Olten gehörer.

4 ) Die Landvogrey Googen , Kat einen an Sie iſt eie, Wein und Getraide fruchtbaren Boden. ne Herrſchaft, welche Thomas von Falkenſtein 1458 In derſelben der Stadt Solothurn verkauft hat. find 3 Gerichte , nåmlich zu Gosgen , Soſtorf und Trimbach , und 7 Pfarrdörfer, nåmlid , Oberds gen , Stůßlingen , Trimbad ), Loftorf, Kiens berg , Ifenthal auf dem Berg Jura , und Alerliss Das legte iſt ein großes bath oder Herlinſpad . Dorf , welches durch einen Bach in das obere und untere abgetheilet wird , und theils in das Bernerie ſche Amt Biberſtein, theils hieher gehöret. In Untera Aerlisbach iſt eine fatholiſche, in Ober, Kerlisbach aber eine reformirte und eine fatholiſche Kirche; die refore GS 5

Die Eidgenoſſenſchaft.

474

reformirre Pirche wird von der Stadt Bern mit eis nem Pfarrer beſegt. 5 ) Die Landvogtey Thierſtein , hat ehebeſſen den 1519 ausgeſtorbenen Grafen von Thierſtein zuges höret, an welche ſie durch Heirath von den Grafen von Froburg gekommen war , und von welchen ſie 1461 der Stadt Solothurn verpfändet worden , nach Sie ihrem Abgang aber derſelben verblieben iſt. enthält ( 1) Thierſtein , ein Bergſchloß und vormaligen Sik Der Grafen von Thierſtein , deren Stammhaus es aber nicht geweſen iſt, als welches im Fridthal bey Weitnau geſtanden kat (2) Die Pfarrdörfer Büfferach , Bårſchweil, Breie tenbach und Klein - Qügel am Blauberg . (3 ) Beinweil, Offa Villa , Oflavilére, liegt auf eis Hem Hügel in einem engen Thal , und iſt ehemals ein Be: nedictiner Mönchenkloſter geweſen , welches 1124 geſtiftet worden. Im 17ten Jahrhundert wurde ons Kloſter nach bem Wallfahrtsort u . f . fr. im Stein , verlegt, feit welcher Zeit fid hier nur noch 2 Conventualen aus dieſem Kloſter aufhalten , deren einer Statthalter genennet wird, der andere aber Pfarrer iſt. Der hier belegene Beinweis lerberg iſt ein heil des Gebirges Fura. 6 ) Die Landvogtey Gilgenberg, þar Johann Immet von Gilgenberg, 1527 der Stadt Solothurn für 5900 Gulden verkauft. Sie enthålt (1) Gilgenberg , ein Schloß auf einem Felſen, deffer Mauern 14 Sduh did find , und in deffen Deffnungen bey den Fenſtern 10 Perſoner an einem Ziſch geråumlich Speiſen und bedienet werden können, ( 2 ) Die Pfarrdörfer Meltingen und Oberkirch. 7) Die Landvogtey Dorneck ,

begreift une

ferſchiedene Herrſchaften , welche nach und nach von der

Solothurn.

475

der Stadt Solothurn erkauft worden , und beſteht aus a Theilen. 1) Ein Theil liegt an der Oſtſeite des Birs, zwi. fchen dem Canton und Bisthum Bafel, in einem fruchtbaren Gebirge , und begreift

( 1) Dorned oder Dornach , ein befeſtigtes Schlog auf einem ziemlich hohen Felſen , auf welchem der lands pogt wohnet , unter demſelben aber liegt das Pfarrborf Dorneck oder Dornach , welches mit dem daſelbſt einges pfarreten Fleden Dornach an der Briđe, nicht vera wechſelt werden muß. Die Herrſchaft Dorned hat ebes deffen den Grafen von Zhierſtein gehöret, von welchen ein Iheil derſelben an das Haus Deſtreich, von dieſem aber 1394 an die von Efringen , und von dieſen 1455 an die Stade Solothurn gekommen iſt, welche 1502 von den Grafen von Thierftein auch das übrig . Stůd gekauft hat. Unweit Dornach wurden 1499 die Deſtreicher von den Eide genoſſen geſchlagen, ( 2 ) St. Panthaleon , ein Pfarrborf und Probſten auf dem Berge über dem Dorf Büren. Es wohnen hier 2 Conventualen aus dem Kloſter Mariaſtein, ( 3) Büren , ein PfarrdorfundSchloß , über welchem ehemals auf einem Felſen das Schloß Sternenberg ges ftanden hat. Die Herrſchaft Büren haben die Grafen von Thierſtein 1502 an die Stadt Solothurn verkauft. (4) Seewen oder Seben , ein Pfarrdorf und Herra fdaft, welche Solothurn 1485 erkauft hat. (5) Unſere liebe Frau im Stein , oder Mariaſtein , iſt ſeit der erſten Hälfte des 17ten Jahrhunderts der Sit der zu Beinipeil geweſenen Benedictiner - Mannsabtey. 2 ) Der andere Theil, liegt zwiſchen dem Sunda gau und Bisthum Baſel, in dem ſogenannten Leis menthal , in einer an Getraide und Wein fruchtbaren Ebene , und enthält die Herrſchaft Rotberg, wels фе

476

nſchaft .

Die Eidgenoſſe

che 1515 erkauft worden , und andere Derter.

Die

Pfarrdörfer ſind Wezerlen und Roderſtorf. Unmerkung. Bon den Unterthanen , welche dieſer Canton mit andern gemein hat , oder von ſeinem Antheil an 4 italienis fchen Vogtchen , wird unten gebandelt werden .

12 Stadt und Ort Schafhauſen . . I. Von dieſem Canton Gat der Hauptmann Heinrich Pener eine große Sandcharte auf 4 Blåttern gezeichnet , welche F. Meyer 1685 geſtochen , H. 21. bertin 1747 von neuem , die homanniſchen Erben aber 1753 auf i Blatt in gewöhnlicher Größe herausgegee ben haben . Man hat einen minder guten Stich von derſelben , den Matth. Seutter durch Tob. Conr. Lotter beſorgen laſſen . Die Originalcharte iſt ſehr umſtändlich , und der homanniſche Auszug gut. 9.2. Er iſt der äußerſte helvetiſche Canton gegen Norden , und größtentheils vom Schwabenland um. Gegen Mittag wird er durch den Rhein von geben.

dem Gebiet der zum Thurgau gehörigen Stadt Diſ ſenhofen , und von dem Züricher Gebiet geſchieden , grånzec ſonſt auf dieſer Seite an die Sandgrafſchaft Kletgau , gegen Abend an die Landgrafſchaft Stůh . lingen , gegen Mitternacht an die landgrafſchaft Baar, gefürſtete Grafſchaft Thengen, und des beutſchen Rito" terordens Amt Blumenfeld , gegen Morgen an die Sandgrafſchaft Nellenburg, und das reichsritterſchaft. lidhe Dorf Dorflingen . Auf der vorhin angezeigten Charte, beträgt ſeine größte Långe 6, und ſeine größte Breite 3 Stunden , außer daß ein ſchmaler Strich ſich gegen Nordweſten noch ungefähr 1 Stunde weiter erſtrecket , und ein Paar kleine Stücke abgeſondert g. 30 liegen .

Schafhauſen .

477

$. 3. Der Erdboden dieſer Landſchaft trågt zwar viel Getraide : es iſt aber doch für die Einwohner nidhje hinlänglich , daßer ſie aus Schwaben noch einige Zu . Sonſt hat man auch Heu und fuhr bekommen . Dbft, und inſonderheit vielen und guten rothen Wein , Es giebt hier welcher zum Theil ausgeführet wird. fruchtbare hohe und ſondern Berge, nur keine hohe Hügel: doch iſt der ſogenannte Randen , welcher ein Theil des Schwarzwaldes iſt, ein ziemlich hoher Berg, aufwelchem man viel verſteinertes Holz findet. Außer dem Rhein , deſſen Lauf vorhin ( 9.2. ) beſchrieben worden , iſt hier kein erheblicher Fluß. $. 4. Dieſer Canton hat nur 2 Ståbte , und una Die Verzeichniſſe der gee gefähr 23000 Menſchen. ſtorbenen in der Landſchaft, geben jährlich , im Durch . ſchnitt 400 Menſchen . Er iſt ganz der evangeliſch reformirten Lehre und Kirche zugethan , und enthåle außer der Stadt Schafhaufen , 19 Pfarren. 9. 5. Vor Alters haben in dieſer Gegend biela tobriger gewohnet, weldie Bundesgenoſſen der Helve. tier geweſen find. Schafhauſen iſt eine Reichsſtadt geweſen. 1501 wurde ſie in den ewigen eidgenoffiſchen Bund aufgenommen , und macht feit der Zeit den 12ten Canton aus. 5. - 6. Das Wapen der Stadt, iſt ein ſpringender ſchwarzer Widber , welcher mit Gold gekronet iſt, im weißen oder filbernen Felde. Die Regierungsforin ift ariſtokratiſch , mit der demokratiſchen vermiſcht. §. 7.

Id) beſchreibe nun

I Die Stadt Schafhauſen ,lat. Scaphufum ,, felbft. Sie liegt am Rhein , über welchen hier an ſtate der ehemaligen 1754 eingefallenen und abgebrochenen ſtei: nerz

478

Die Eidgenoſſenſchaft.

pernen Brüde, eine künſtliche hölzerne Brüde gebauet ift, welche eine Långe von 360 Schuhen in 2 Schwibbogen hat, und doch nur auf einem einzigen Pfeiler ruhet. Die Stadt bat meiſtens enge und abhångige Gaſſen , und die Häuſer find noch meiſtens von alter und ſchlechter Art. Es ſind hie die Pfarskirche St. Johannis, die Stiftskirche Allerheiligen , welche zu der ehemaligen Benedictinerabtey gehöret hat, und nody 2 Kirchen , eine Schola illuftris , ein Waiſens haus , zu deffru Stiftung und Einrichtung der Profeſſor Feßler 10000ft. das übrige aber die Obrigkeit gegeben hat, und auf dem anliegenden Emmersberg ein Bollwert , wels des die Burgfeftung Unoth oder Unnot , eigentlich můs not , genennet wird . 1766 hat man 6969 Menſchen bies felbft gezáhlet. Sie haben viel Nahtung von der Fortbrin : gung der Waren, die theils von Bergenz und Coſtanz den Rhein berabfommen , und hier um der Rheinfälle willen Qusgeladen und von Sdafhauſen bis unten lauffen gefahs ten werden , theils aus andern Låndern bieber kommen , um in das innere Helvetien geführet zu werden , welches doch nur von Scafhauſern geſchehen darf: es ſind hier auch Manufakturen für Cattan ,ſeidene Strümpfe und Schnupfs tücher , dazu die Seide aus Stalien kommt. Die höchſte Gewalt und Oberherrlichkeit , ftehet bey dem kleinen und großen Kath ; jener hat 25, und dieſer 60 Glieder , welche inégeſammt in gleidher Anzahl aus den 12 Zünften der Stadt genommen werden , von welchen die erſte aus 6 adelichen Geſchlechtern beſteht. Die Häupter des Stans des find 2 Bürgermeiſter, welche jährlich in der Regies rung umwechſeln. Nach denſelben folget der Statthals ter , und nach dieſem kommen die a Sedelmeiſter. Der Geheimerath befteht aus 7 Perſonen , das Stadtgeridot aus 25 , das Vogt- oder Bußen:Gericht aus dem Reidys bogt und 12 Richtern , das ( Chor : oder Ehe Gericht aus dem Statthalter , 5 Rathsherren und 3 Pfarrherren , die Cenfur- oder Rechen -Sube, woſelbſt die Umtleute ihre Rech nungen ablegen , aus 9 Perſonen. An dieſem Orte ift eis ne alte Ueberfahrt geweſen , zu deren Behuf einige Håu. fer erbauet worden , welche von den zur Ueberfahrt ges brauchten Kåhnen oder Scaphen ( Scaphis) Scapfhäuſer, und

Schafhauſent.

.

3!!

479

und endlid, das daraus erwachſene Dorf Scapfhauſen oder Scafuſen genennet worden. 1052 ſtiftete Graf Ebers hard von Nellenburg hteſelbſt ein Benedictiner Monchens Kloſter , und der Ort erwuchs nach und nach im 13ten Jahrhundert zu einer Stadt, welche anfänglich unter der Bothmåßigkeit des Abts ſtund , endlich aber zur Freyheit gelangte , und eine Reichsfabt ward. 1330 wurde fie voin Kaiſer Ludewig IV den Herzogen zu Deftreich, jedoch mit Vorbehalt ihrer Freybeiten , berpfändet. 1415 tam 1454 ſchloß fie fie wieder unmittelbar unter das Reich. mit den 8 alten Orten einen Bund auf 25 Jahre, welcher 1479 auf gleiche Zeit verlängert wurde, und 1501 ward fie in den ewigen eidgenoſfiſchen Bund aufgenommen. Die Reformation nahm hier 1521 den Anfang , und 1529. tam fie vóllig zum Stande. In dem Rhein ift bør der Stadt ein kleiner Fall , der von Klippen berrühret, die theils Fichtbar , theils verbors gen find; man hat auch um der Meblmühlen und Manu . faftur: Råder willen kleine Mauern in den Strom hinein. geſtellet, um den Fall zu verſtården. 11 Das eigenthümliche

Gebiet der

Stadt , beſtehet i Aus g innern Vogreyen , deren Obervogte Glieder des kleinen Raths ſind , und das Amt ent weder Lebenslang , oder bis zur höhern Beförderung, behalten . 1) Die Obersogrey Budy, liegt im Hegau, iftvon dem übrigen Gebiet des Standes durch die

Landgrafſchaft Nellenburg abgeſondert, und enthält : (1) Buch , ein Pfarrborf. Die niedern Geridyte bies felbft hat das ehemalige Kloſter St. Agnes zu Schafhaus ſen 1341 und 54 erkauft, 1529 aber an Fohann Pener wies ber verkauft, melder ſie in eben dieſem Fabr der Stadt Schafhauſen kauflich überlaſſen, die auch 1723 die bohe Ses

480

Die Eidgenoſſenſchaft.

Gerichtsbarkeit von der Landgrafſchaft Nellenburg er : tauft hat. ( 2) Buchthalen , eigentlich Buchthalheim , ſonſt auch Büchtelen , ein Dorf, welches die Stadt 1498 ers kauft hat.

( 3) Die Dörfer Ober- und Unter : Wydlen , und der Bauernhof Bemarsbrunn . Anmerkung. Bon der Dogter des Pfarrdorfes Gailingen , welches in die öſtretchtſche Landgrafſchaft Nellenburggehöret , bat Sdafbauſen ein Drittel , welches zu dieſer Dbervogten gerechnet wird , gien Drittel aber gehdren denen von Liebenfels. 2) Die Obervogrey

Táyingen ,

liegt auch

im Hegau. Außer dem Flecken Tåyingen , gehoret auch das Dorf Barzheim bahin , wofelbft Schaf. Hauſen 1580 die niedern Gerichte, und 1723 von der öſtreichiſchen Landgrafſchaft Nellenburg auch die hohen Gerichte erkauft hat. 3 ) Die Obervogter Berblingen und Reyer, in welcher (1) Serblingen , ein Pfarrdorf und Schloß , welches Schafhauſen 15:24 an fich gebracht, das Schloß aber 1733 berkauft hat. ( 2 ) Stetten , ein Dorf. (3) Cohn , ein Pfarrborf. (4 ) Die Dörfer Büttenhars und Biberen oder Bis berach , deffen hohe Gerichte die Stadt 1723 von der Lands grafſchaft Netlenburg erkauft hat. 4) Die Obervogtey Merißhauſen, auf dem Berge Randen , welche Schafhauſen 1524 und 1554 an ſich gebracht hat , und in welcher der Flecken Mes cißhauſen , das Dorf Unter - Bargen , und der Meyerhof Ober:Bargen. 5) Die Obervogtey Schleitheim , auch auf bem Berge Randen, enthält die Pfarrdörfer Schleits heim

Schafhauſen .

481

heim und Beggingen : es gehdref auch die Obers þerrlichkeit über Epfenhofen dazu. 6 ) Die Obervogtey Beringen , liegt im Kleca gau, und enthält die Pfarrdörfer Beringen und Sems menthal, und den Bauerhof Griesbach . 7 ) Die Obervogtey Lohningen ,auch im Kleta gau , in welcher der Flecken Låbningen , und das Pfarrdorf Guntmadingen ober Guntmaringen. 8)Die Obervogtey neuhauſen, auch im Klet. gau , in welcher das Pfarrdorf Neuhauſen, am Rhein , der Meyerhof Aagen oder Aaghei'ni , und das kleine Schloß Werdt, weldies im Rhein gleich unter Lauffen liegt , und woſelbſt die Güter , welche Den Rhein herunter gehen ſollen , nachdem ſie auf der uchſe von Schafpauſen hieher gebracht worden ſind, wieder eingeſchiffet werden . 9 ) Die Obervogrey Rúdlingen, auch im Klete gau, in welcher das Dorf Růdlingen am Rhein , das Pfarrborf Buchberg , und. Der Eck - und of : es gehören aud) die niedern Gee Murfath richte zu Liikon an dem Rhein , dahin. 2 Aus einer äußern Landvogtey, welche im Kletgau belegen iſt, und dahin alle 6 Jahre ein Janda vogt aus der Bürgerſchaft zu Schafhauſen gefektet wird.

Man nenner ſie die Landvogtey VTeukirch .

1 ) Teukirch oder Nicutilch, ein Städten , in welchem ber fandvogt 'wobnet. Die Stadt Schafhauſen hat es 1520 dem Biſchofe von Coſtanz abgekauft.

Sonſt gehören hieher 2) Ober : Sallau , ein großes Pfarrborf. A Zh. 54.

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3 ) Una

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482

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Die Eidge

3 ) Unter : Sallau , ein großer und volkreicher Fleden , mit 2 Kirchen , deren eine im Flecen , und die andere auf dem Berge fteht. 4 ) Siblingen , ein Pfarrborf. 5 ) Wilchingen , ein Fleden. 6) Saßlach , ein Schloß , welches den Pegern zu echafhauſen geboret. 7 ) Oſterfingen , ein Pfarrdorf, woſelbſt ein Bad ift. Anmerkung. Von dent Antbeilan 4 italieniſchen Vogtepen , welees dieſer Canton beſigt , wird unten Nachricht erfolgen . } 13 Der Ort Appenzell. §. 1. Gabriel Walfers {anddyarte von dieſem Canton, iſt in deffelben Appengeller Chronik im flei nern Format zu finden , March. Seutter und die ho. manniſchen Erben aber Haben ſie im gewohnlichen Sandchartenformat herausgegeben . g. 2. Er grånget gegen Morgen an das Rheins thal, gegen Mittag an die Herrſchaft Sar, welche dem Canton Zürich gehöret, und an die den Canto nen

Schweiz und Glarus zuſtändige Herrſchaft Gambs , gegen Abend an das Toggenburg , und geo gen Mittag an das Gebiet des Fürſten und Abts zu St. Gallen. In ſeiner größten Ausbehnung von Morgen gegen Abend , iſt er 104 Stunden , und von Mittag gegen Mitternacht 6 bis 7 Stunden groß. . 3. Die Gegenden , welche an das Rheinthal

grånzen , find fruchtbar , hingegen die , ſo nahe bey den hohen Gebirgen gegen Mittag liegen , ſind bere giche, rauh und von Natur wenig fruchtbar, jedoch purch den Fleiß der Einwohner dergeſtalt angebauet, baß faſt gar keine unfruchtbaren Derter angetroffen werden , wenigſtens geben ſie gute

/

Viehweiden

ab. Der

Appenzell.

483

Der Aderbau iſt mühfam und koſtbar, man håle ihn daher für weniger núßlich , als die Heuſammlung, zu deren Behuf man die Wieſen mit dem beſten Küh . miſt důnget. Die ſogenannten innern Rooden des Sandes, haben gar keinen Weinwachs, außer daß die GemeineOberegg mit etwas verfehen iſt; fie fa . ben aber die ſchönſten Alpen oder Viehmeiden , welche ihnen großen Nußen bringen . In den äußern Roo . den wachſen Weißen , Roggen , Gerſte, Hafer, Boh. nen, Erbſen und Flachs, in beträchtlicher Menge, und von beſonderer Gute ; wiewohl nen der Reif, wele cher im Frühlinge öfters einfällt, Schaden zu thun pfleget.

Es wachſet auch dafelbſt in den Gemeinen

Lußenberg, Wolfhalden , Heiden, Walzenhauſen und Rüthi, fo viel Wein , daß das ganze land ſeine Noth. durft davon haben könnte. Der weiße Wein iſt ſauer, der rothe aber iſt gut. Dbft iſt in Menge vorhanden, und es wird auch viel Moſt daraus bereitet. Holz hat das Land ſo reichlid ), daß es auch umliegende Der . Es findet fid , auch viel ter damit verſehen kann . Torf.

Mineraliſche, inſonderheit Schwefel - Waſſer,

find ſehr häufig. Die berühmteſten heilſamen Båder , 2n find, das Bonter, weiße und Trognerbad . der füblichen Seite diefes Cantons, liegen 3 Reihen hoe Her Berge şintereinander, welche ſich von Morgen gee Die äußerſte Reihe gegen Mittag, gen Abend ziehen. fångt an auf Camor oder amor , (welches Wort einen Felfen bedeutet .) auf dieſen folger der hohe Raſten ,Hernach der Stauberen , alsdann der Furgs : len firſt, hieraufder Roßlen, und endlich die Rrays Alp. Die zweyte Reihe fångt auch gegen Morgen bey Brúllifau an, und beſteßet aus den Felſen Alpſieg . leteity Hb 2

484

Die Eidgenoſſenſchaft.

- leten , Wanns , Bogarten , Bogarten : Firſt, Waarweiß, Oberes Maar,Sundsſtein,und der alterNann. Die dritte Reihe, nimmtihren Anfang auf Eben Alp , alsdann folgen die Berge Rluß, Shafler, Altenalper : Sattel, Thirn , Ohr liſpis , sengeren , Dideri, mjůrli, Gyrſpits, der hohe Sentis,oder der hohe Meßmer , welcher " der höchſte Berg im ganzen ( ande ift , und von wele chem man eine ungemein weite Ausſicht hat.

Die

Flüſſe und Bäche ſind in den meiſten Gegenben fifch. reich , und mit den ſd -inſten Forellen angefüllet, welche man ſelbſt in den Seen und Bächen der höchſten Berge findet. Der vornehmſte Fluß iſt , die Sitter , lar. Sintria , welche 2 Stunden hinter Appenzell aus dem See-Alperſee , welcher der größte in dieſem lande ift, hervorkommt, und oberhalb Uppenzell durch a Bå. che,deren einer bas weiße Waſſer heißt,nachmals burch den Weißbach , und hierauf durch den Fluß Urs naſch verſtårket wird, worauf ſie in das Gebiet des Abts zu St. Gallen geßet, und endlich unter Biſchofjell in die Thur fällt. Sonſt iſt auch die Nach zu beo merken, welche in der Gemeine Trogen entſpringet, und durch das Gebiet des Abts zu St. Gallen , woſelbſt ſie bie Goldach genennet wird, in den Bodenſee gehet. 9. 4. In dieſem Sande ſind keine Städte, auch nur 8 Flecken und Dörfer, und übrigens lautér jer . ftreuete Häuſer .

Es iſt aber wegen der vielen Ma.

nufakturen , ſehr ſtark bewohnt; denn man fann wahrſcheinlich annehmen , daß es auf 51000 Men . ſchen enthalte. Alle Derter deſſelben machen 23 Geo meinen oder Kirchhdrinen ( Kirchſpiele) aus, von wele dhen 4 nebſt a Filialen zu den ſogenannten innern Roos

485

Appenzett.

Rooden ( Rotten , Cohortes,) gehören , und der róm miſchkatholiſchen Kirche zugethan ſind, 19 aber zu der åußeren Rooden gerechnet werden , und ſich zu der evangeliſchreformirten Kirche bekennen. Von 1522 an , da die Reformation eingeführet worden , bis 1588 , ſind große Uneinigkeiten zwiſchen den Sandleuten der Religion wegen geweſen , bis endlich die 12 übrigen Cantone den Frieden wiederhergeſtellet haben , auch 1597 verglichen worden , daß fünftig die Katholiſchen die innern Rooden , die Reformirten aber die äußern Nooden bervohnen ſollten . Jene ſtehen in geiftlichen Sachen unter dem Biſchofe zu Coſtanz.

In den

äußern Rooden werden jährlich viele tauſend Stude Leinwand gewebet, und theils im Sande felbft, theils zu Trogen , St. Gallen, Roſdiach , Urbon und an andern Dertern verkauft, und vor dannen weited nach Frankreid , Italien , Spanien und

Deutſche

land ausgeführet. Zu Appenzell und hinter der Sit. ter , ſpinnen die Weibsleute bas Garn fo fein , das 1 Pfund 16 und mehrere Gulden gilt.

Es wird auch

vieles Garn aus dem Rheinthal, Toggenburg, Thur. gau und Schwaben erkauft , und hier verwebet. In einigen der Stadt St. Gallen nahe gelegenen Ges meinen , wird viel Flor, Barchent und melirterZeug verfertiget , und zu Herrifau find auch gute Manus fakturen und Bleichen.

Es werden auch vieleKåſe,

fette und magere Kühe , Pferde, Holz und Kohlen

1

ausgefüßret. Vor Alters war dieſes land ein Stück des 8.5.

Herzogthums Alemannien , und fam mit demſelben unter die Bothmåßigkeit der frånkiſchen Könige. Die Unterthanen waren vertheilet., ein Teil ſtund unter . dem HD 3

aft

nſch

486

oſſe

en Die Eidg

.

dem einheimiſchen Adel , der andere Theil unmittele bar unter dem Könige. Dieſe legten ſchenkte König Siegebert von Auſtraſien im Jahr 646 dem Kloſter St. Gallen , welches auch die erſten nach und nach durch Schenkung , Verpfändung und Kauf an fich brachte. Ein Abt von St. Gallen erbauete hier im Jahr 647 eine Kapelle ſamt einer Herberge , welche des Abrs Zelle genennet , und bey welcher nach und nach ein Flecken angebauet wurde, den man von der Zelle mit einiger Veränderung des Namens , Aps penzell, benannte, und von welchem das ganze : {and den Namen bekommen þat. 1227 errichteten die Appenzeller mit der Stadt St. Gallen ein nach

barſchaftliches Bündniß : allein , der Abt zernichtete daſſelbige, bradire aber dadurch beyde Theile wider ſich auf, ſo, daß ſie von der Zeit an Gelegenheit Die fuchten , ſich ſeiner Herrſchaft zu entreißen. Appenzeller wurden noch unwilliger, als Abe Berche told 1253 bie Pfarre zu Appenzell bem Kloſter St, Gallen einverleibte , und ifre Einkünfte an daſſelbe jog ; ja als feine Regierung ihnen gar zu Hart fiel ,er. richteten ſie 1270 ein heimliches Verſtåndniß mit ein ander , um fich ſeiner Tyranney zu entledigen , wela 1378 ches aber unterblieb , weil der Abt 1271 ſtarb . fraten die Gemeinen Appenzell, Sundweil, Urnå. ſchen und Teufen , mit Erlaubniß des Abts Georg, in den ſchwäbiſchen Bund , und wurden von der Zeit an in des Reichs Schuß aufgenommen : allein , der neue Übé Cúno gedachte 1379 die Appenzeller wieder unter die vormalige Seibeigenſchaft zu bringen , wos durch ſie zu einem Aufſtandé wider ihn veranlaſſet wurden. Der Streit wurde zwar von den ſchwabia

ſchen

Appenzellt.

487

ſchen Bundesſtådten entſchieden : allein , das fort. dauernde ſtrenge Verhalten des Abts, brachte die 2p. penzeller ganz wider ihn auf , und ſie weigerten ſich 1398, ihm ferner Steuern, Zinſen und Gefälle zu gee ben .

Als nun das harte Verfahren einiger Umtleute

dazu fam , vereinigten ſich die Gerneinen 1400, und beſchloſſen , fich von dem Abte loszureiſſen , und in Freyheit zu ſeben , welches ſie auch bewerkſtelligten , und ſich 1402 durd) einen neuen Eid verbanden . Sie fuchten auch bey den Eidgenoſſen Hülfe, und baten um die Aufnahm in ihren Bund ; welches ihnen aber damals nur von dem Orte Schweiz gewähret wurde ; doch erlaubte auch der Ort Glarus ſeinen Sanbleuten, den Appenzellern bey entſtehendem Kriege freywillig benzuſtehen. 1403 kam es wieder zum Kriege zwiſchen dem Abt von St. Gallen und den Appenzellern, und die lektere gewannen auf der Höhe Vögelinsecf zum Speis cher, einen wichtigen Sieg. Sie ſiegten auch 1405 am Stoß und auf Wolfhalden über die dem Abe ju Hülfe gekommenen Deſtreidher, und verbanden ſich hierauf mit der Stadt St. Gallen .

Abt Cuno fab

fich 1407 gendchiget, ſich ſelbſt in bender Schuß zu begeben, 1411 errichteten die Appenzeller ein Bürger. und Land- Recht mit den eidgenoſſiſchen Orten Zürich, Lucern, Uri, Schweiz, Unterwalden , Zug und Glarus. 1452 wurden ſie von eben denſelben zu emigen Eidge. noſſen , und isiz von den geſammten 12 Drter in den all. gemeinen eidgenoſſiſchen Bund aufgenommen, und da. zumal murben ſie ber 13te Canton ber Eidgenoffenſchafte 9. 6. Das Wapen des Landes, iſt ein aufgerich . teter ſchwarzer Bår mit rothen Taßen , im weißen Felde.

Die äußern Rooden feßen zu demſelben noch bie H64

488

Die Eidgenoſſenſchaft.

die Buchſtaben V. R. lig demokratiſch.

Die Regierungsart iſt vdla

$. 7. Obgleich die innern und außern Rooden dieſes Landes, (§ . 4.) nur einen eidgenoſſiſchen Drt oder Canton ausmachen , ſo machen doch jede ſeitder 1597 geſchehenen Theilung einen freyen Stand für ſich aus; es ſendet auch jeder Theil ſeine Geſandten auf die eide genoſfiſchen Tageſabungen . Die höchſteGewalt frebet ſowohl in den innern als åußern Rooden bey der Lans desgemeine, welche ſich in jenen jäßrlich am lekten Sonntage im April nach dem neuen Calender zu Up. penz lll , und in dieſem jährlich am lekten Sonntage Im April nach dem alten Calender, wechſelsweiſe zu Erogen und Hundweil verſammlet. Auf derſelben ers fcheinen alle Mannsperſonen , die über 16 Jahre alt ſind , und zwar mit Seitengewehr.

Jede Sandesger

meine ermåħlet alle a Jahre iþren regierenden Lanos ammann , welchem des Landes Siegel übergeben Außer dem Sanbammann find in den in . wird. nern Rooden ein Pannerherr, ein Statehalter , ein Sedelmeiſter, ein Sandeshauptmann , ein Landesbau. Herr, ein Kirchenpfleger, und ein Landesfåbnrid ). Die åußern Rooben haben ein Sandammann , zwer Statt. halter , zwen Sedelmeiſter , zwen Landeshauptmane ner, und zwey Sandesfähnriche; einer von dieſen iſt für das ( and vor , und der andere für das Land hinter ber Sitter. Jede Gemeine der åußern Rooden hat noch ihre Hauptleute und Råthe, und jede der fechs innern Rooden , hat ſechzehn Råthe, darunter alles jelt zwen Hauptleute find. Der große Rath in den innern Rooden und das malefisgericht, bee Aeben gus 128 Perſonen ; ſie gaben auch einen kleis nen

Appenzell.

489

nen oder ſogenanntenWochen :Rath . In den äuß ſern Rooden ſteht die höchſte Gewalt nach der Landeso gemeine bey dem großen zwiefachen andratậe , wel. cher mit dem Namen der neuen und alten Rärhe belegt wird , und aus go und etlichen Perſonen ben ſtept, und hierauf folget der große Rath , in wela chem nach den zehn Amtleuten , die regierenden Haupt. leute aus allen Gemeinen , ſammt den Sandesbauher Alsbann folgen ren , Schreiber und Weibel fißen. der kleine Rath vor der Sitter , und der kleine Rath hinter der Gitter.

In Eheſachen Halten

fich die innern Rooden an das biſchöflich coſtanziſche Officialat, die außern Rooben aber gaben ihr eigen nes Ehegericht.

9. 8.

Zur Beſchirmung des gemeinen Vaterlans

des, iſt nicht nur ein eigener Kriegsrath beſtellet, ſono dern es muß auch ein jeder Landmann mit einer Flinte, Die junge und alte Pulver und Bley verſehen feyn. Mannſchaft wird zu gewiſſen Zeiten in den Waffen geüber, es werden auch die Waffen von Haus zu Haus beſichtiget, und in jeder Gemeine ſind fünf Ausſchüſſe von der jungen Mannſchaft , ſamt ihren Ober- und Unter- Officierrn verordnet, daß fie nöthigenfalls auf den Die Hochwachten erſten Winf marſhiren können . Lofungsfeuer oder Feuerzeichen auf den Bergen ung Hohen, find in den äußern Rooden 1708 dergeſtalt eingerichtet, daß in wenigen Stunden einige 1000 Dieſer Canton fann Mann benſammen ſeyn fónnen . eine beträchtlicheMannſchaft ins Feld ſtellen , und iſt nåd, ft Zürich , Bern , lucern und Frenburg , der mächtigſte.

Die Reformirten find dreymal ſtårker, als 365

Die Eidgenoſſenſchaft.

490

als die Katholiſchen ; denn fektere können ungefähr gegen 3000 , jene aber 10000 Mann ins Feld fiellen. S. 9.

Ich beſchreibe nun

I Die innern Rooden , welche römiſchka. tholiſch ſind , und aus neun Rooden beſtehen , die Dieſe vier Pfarrkirchen und zwer Filiale haben. Rooden find

1 Die Schwendiner Rood.

1

1

Dahin gehören

1 ) Appenzell, Abbatis cella , der Hauptfleden des ganzen Landes, welches auch von demſelben ſeinen Namen hat, wie oben in der Einleitung 6.5. gelehret worden . Er liegt am Fluſſe Sitter , in einem ſchönen und angenehmen Thal, iſt groß , wohlgebager und volkreich . In dem Fle: den oder Dorfe daſelbſt, findet man eine Pfarrkirche, ein Kapuzinerkloſter,einFrauenkloſter von St.Clarensorden ,das Raths und Zeug-Haus famt Stoc imd Galgen , und das gemeine alte Archiv des ganzen Cantons. Hier wird auch jährlich die Landesgemeine der innern Rooden gehalten. Ehedefſen war Appenzell eine Vogtev ded Reichs, und zwar das erſte von den pier Reichslandlein dieſes Cantons, und hatte Peixen eigenen Ammann und Gericht, Herrſchaft und Freyheit, auch ein beſonderes Wapen und Infiegel. 1560 und 1702 hat der Drt großen Brandſchaden erlitten . 2) Schwendi,Schønenbůbelauf dem Hirſchberg, und Clanr, ſind zerſtörte Schloffer. Das lekte war ehedefſen eine beträchtliche Feſtung. 3) Brüuifau und Eggerſtanden ſind Filialkirchen der Pfarre Appenzell. 2 Die Rüthiner Rood . Die katholiſchen hier her gehörigen Einwohner , wohnen mit den reformir. ten Einwohnern der Gemeine Rüthi vermiſcht , weil fie nicht haben von einander abgeſondert werden kön . nen .

Die katholiſchen Rüthiner machen die Gemeine Oberegg

Appenzell.

491

Oberegg aus , welche ſich in zwey Rooben theilet, nåmlich in Hirſchberg und Oberegg. Die Pfarrkir. che heißtMaria zum Schnee, Maria ad nives, und zu derſelben gehören noch zwey Kapellen , eine ſteht im Deſchimooß, die andere auf der Egg. 3 Die Lehner Rood. Dahin gehören lauter zerſtreuete Häuſer. 4 Die Schlatter Rood. Dahin gehöret Sablen , eine PfarrkircheundGemeine, in einem Thal, nahe bey dem Fluß Sitter. 5 Die Gonter Rood . Dahin gehöret Gonten oder Ganton , eine Pfarrkirche und Gemeins auf einer donen aber engen Ebene, zwiſchen hohen Bergen . Hier iſt ein Bad. Eine ſtarke Stunde davon gegen Mita tag , an dem Cronberg , iſt die St. Jakobs Kapelle, das hin am Jakobstage zu einem ſogenannten Wunderbrunnen ftart gewallfahrtet wird, 699 Die Rickenbacher,Stecklenegger,Sirfch . berger und Oberegger Rood, welche bloß aus zerſtreueten Häuſern beſtehen , Il Die außeren Rooden , welche der evan geliſchreformirten Lehre zugethan find. Sie werden nicht mehr , wie ehedeſſen , in 6 Rooden , ſondern in 20 Gemeinen oder Kirchhorinen eingetheilet.

Der

Fluß Sitter theilet fie.

I Die, ſo gegen Abend liegen , heißen die Ges meinen hinter der Sitrer , und ihrer find 7 , wel. che nach ihrer Rangordnung alſo folgen. 1) Die Gemeine IIrnaſch , welche auf der San. desgemeine am erſten gefraget wird , und die erſte Stimme hat , weil ſie ehedeſſen unter den 6 åußern Rooden die erſte gewefen iſt. Sie hat in den äußern Xoo

492

Die Eidgenoſſenſchaft .

Rooben die ſchönſten , fruchtbarſten und meiſten 21. pen . Den Namen hat ſie von Urnafch , lat. Urnacum , Uronatum , einem großen Dorf am Fluffe Urnåſch , in einem ſchönen und fruchtbaa ren Thal. Hier iſt eine Pfarrkirche und ein Rathhaus, Es iſt ehebeſſen eine Pogtey des Reichs, oder eiu Reichs låndlein geweſen , und hat ſeinen eigenen Amman , Ges ridot, Panner, Wapen und Siegel gehabt. 1084 wurde es von den Zähringern eingeſchert. 1641 brannte esabers mals ab. 2) Die Gemeine Seriſau, vor Alters Herginis i Au, oder Herren Au, Augia doinini , iſt die älteſte und anſehnlichſte Pfarre der äußern Rooben. Der Fleden Seriſau , iſt groß und ichón , hat eine Pfarrkirde, ein Rathhaus und ein Zeugbaus, viel Gands werksleute und Manufakturiſten, und handelt nach Deutſcha land und Stalien . 1084 wurde er von den Zähringern eins Aedſchert. 1559 litte er großen Brandſchaden , noch groß ſern aber 1606. Nicht weit davon haben die Schloſſer Roſenberg und Roſenburg geftanderi, welche 1405 zerſtöret worden. 3 ) Die Gemeine Schwelbrunn , enthält das Dorf Schwelbrunn , in welchem die Pfarrkirche iſt. 4) Die Gemeine Kundweil, warb ehebeffen in die obere und untere Rood abgetheilet , 'und jede hat. te ihre eigenen Hauptleute und Råthe. In dem Dorfe Sundweil , lat. Canivilla , iſt die Pfarrkirche und ein Rathhaus . Alle zwer Jahre wird auf dem Kir . Ebedeſſen iſt chenplaße die Landesgemeine gehalten . , und hat geweſen Vogter oder es ein Reichslandlein ſeinen eigenen Ummann , Gericht, Panner und Sies Hier hat die Reformation des Landes Das an der Urnåſch ge. ihren Anfang genommen . gel gehabt.

legen geweſene Schloß Urſtein , ift 1273 zerſtöret , woorden .

5 ) Die

!

Appenzell.

493

5 ) Die Pfarre und Gemeine zum Stein , welche erſt 1750 von Hundmeil., deſſen untern Rood ſie ausgemacht hatte, abgeſondert worden . 6) Die Gemeine Schönengrund ,deren Pfarra Kirche nicht weit von dem Berge Hohen -Ham liegt. 7) Die Gemeine Waldſtadt, beren Pfarrkir. dhe am Fuß eines Berges liegt. a Die , ſo gegen Morgen liegen , heißen die Gemeinen vor der Sitter , und ihrer find 13 , mele che dem Range nach auf die vorhergebenden, und hiera nächſt alſo auf einander folgen . 1 )Die GemeineTeufen, welche groß und volkreich iſt, und eingetheilet wird in die ob der Straße, und in die unter der Straße, oder in Obers und Dies dersTeufen. Durch dieſelbe fließet der Fluß Roth , weldjer die innern und äußern Rooden ſcheidet, und endlich über den Gmünder Tobel in die Sitter fålt. Ehedeffen war dieſe Gemeine eine Reichsvogtey und Låndlein. Sie hat ihre Pfarrkirche in dem großen Dorfe Teufen, welches in einem luſtigen Thal liegt. Eine halbe Stunde unter dem Dorfe iſt Wonnens ſtein , ein Frauenklofter von der dritten Regel St. Franciſci, welches zwar auf dem Grund und Boden der åußern Rooden lieget, aber doch unterm Schuß und Schirm der innern Rooden ſteher. 2) Die Gemeine und Pfarrkirche Bühler.

3) Die Gemeine und Pfarrkirche Speicher. Auf der hier gelegenen Höhe Vagelinseck , geman . nen die Appenzeller 1403 einen Sieg über den Abt von St. Gallen . 4). Die Gemeine Trogen , bat anfänglich den davon benannten Freyherren gehöret, nach deren 26. gang

494

Die Eidgenoſſenſchaft.

gang fie eine Vogten des Reichs geworden, 1292 aber unter die Gewalt des Abrs zu St. Gallen gekommen ift. In derſelben wird ein ſtarkes Gewerbe mit ſein. wand getrieben , es iſt auch 1667 eine eigene Sein . wands , Schau und Meſſe angeordnet worden , und es werden jährlich Ķieſelbſt ſowohl durch die hieſigen Kaufleute, als durch die Factoren auswärtiger Kauf. leute, viele 1000 Stücke abgekauft, und nach Frank. reich , Italien und Spanien verſendet.

Die Gemeine

hat ißre Pfarrkirche in dem Dorfe Trogen , welches der Hauptflecken des ganzen (andes der äußern Rooden iſt , woſelbſt auch das Rathhaus , Zeughaus, Stock und Galgen , das Archiv , die Landesfaſſe , ein Sie . chenbaus und Pulverthurin ſtehen , und alle 2 Jahre die Landesgemeine gehalten wird. Eine Viertel. ſtunde unter dem Dorfe iſt ein berühmtes Bad , wel. ches Schwefel, Alaun und Kupfer führet. 5) DieGemeine und Pfarrkirche Reberobel. Sie treibt auch ein ſtarkes Gewerbe mit Leinwand.

6) Die Gemeine und Pfarrkirche Wald , liegt auf einem Berge. 7) Die Gemeine und Pfarrkirche Grub , ift an der Grånze des fürſtlich St. Galliſchen Ges biets. Die Kirche fteht auf dem Boden des Lan . des der äußern Rooden . Der hieſigen evangeliſchen Pfarrkirche Haben ſich ehedeflen auch die römiſchkathos liſchen Unterthanen im fürftlich St. Galliſchen Ans theil an Grub bedienet , haben aber 1751 ihr Recht an dieſer Kirche für 4500 Gulden verkauft , und bedies nen ſich nun der 1735 auf gallifchem Boden erbaueten Kirche zu ihrem Gottesdienſt.

In dieſer Gemeine Bat

Appenzell.

495

hat ehebeffen das Schloß Schwarzenegg geſtanden. Sonſt wird hier viele Leinwand verfertiget. 8) Die Hemeine Seiden , hat ihre Pfarrkir: che in dem Dorfe Seiden . 9 ) Die Gemeine und Pfarrkirche Wolfs : halden , lat. Lapiclivium . In derſelben haben die Appenzeller 1405 die Deſtreicher überwunden. 10 ) Die Gemeine Lutzenberg , hat zwar keine eigen Pfarrkirche, aber doch alte Gerechtſame und Un ſprüche an der Pfarrkirche zu Thal im untern Rheine thal , in welcher ſie auch mit den dafigen reformirten Kirchgenoſſen ihren Gottestienſt gemeinſchaftlich ver . richtet. Es gehören zu dieſer Gemeine die Gegenden Tobel, Wihnacht, Sauffen und Brenden , welche zerſtreuet liegen . fchöner Steinbruch .

Auf Wiebnacht iſt ein

11). Die Gemeine und Pfarrkirche Walzens hauſen , lat. Cervimontium , liegt nicht weit vom Rhein.

In derſelben iſt das Frauenklofter Franci. ſcanerordens Grimmenſtein belegen , über welches die innern Rooden die Kaſtenvogten haben. 12) Die Gemeine und Pfarrkirche Růrhi. Die Güter der reformirten Einwohner liegen mit den Gütern der katholiſchen Rüthiner Rood vermiſche. 13) Die Gemeine Gaiß , hat vor Alters das

Sonderamt geheißen , weil der åbt zu St. Gallen eine beſondere Herrſchaft, Recht und Gewalt in ders felben gehabt hat.

Sie hat ifre Pfarrkirche in dem Dorre Gaiß , lat. Caſa , an deſſen Stelle vor 21. ters Hirtengütten geſtanden haben ſollen . In dieſer Gemeine , gegen Morgen , faft an den Gränzen des Rheinthals , haben 1405 die Appenzeller über die Defte

nſchaft .

Die Eidgenoſſe

496

Deftreicher am Stoß ,geſieget, zu welcher Schlacht Angedenken , gleich nach derſelben eine Kappelle ers bauet worden , nach welcher die innern Rooden mit Bewilligung der äußern Rooden jährlich am dritten Man alten Calenders , eine Wallfahrt anſtellen, und einer Meſſe und Predigt zum Gedächtniß dieſes Sie ges , beiwohnen. Anmerkung. Von dem Untbeil dieſes Drts an der Regierung des Rheintbals, wird weiter unten Nachricht vorkommen .

B Folgende 21 Landvogteren und 2Stádte, welche gemiſfe Cantone. als gemein ſchaftliche Oberþerren beſigen . 1 Die Landvogter Thurgau. $ . 1. Von derſelben hat J. 2. Rizzi Zannoni eine Charte gezeichnet , welche die homanniſchen Er.

ben 1766 and licht geſtellet haben.

Sie iſt gut, doch

find bie Landesantheile nicht richtig abgetheilet. Das Thurgau war vor Alters 'weit großer , als es jeßt iſt; denn es begriff außer der jebigen Landſchaft, auch bie Stadt Zürich , und den größten Theil ihres Ges biets , Toggenburg, Appenzell, Rheinthal, und. das Gebiet des bts und der Stadt St. Gallen Die jebige Landſchaft grånzet gegen Morgen an den Bodenfee, gegen Mittag an das Gebieth des Fürſten und Abts zu St. Gallen , gegen Abend an die Can. tone Zürid, und Schafhauſen, und gegen Mitternacht an Schwaben und an den untern See, welche einige . für einen Theil des Bodenſees Halten. Ihre größte Långe mache 10 , und die größte Breite 5 deutſche Meilen aus .

$. a .

Thurgau.

$ . 2. Gegen Mitrag iſt ſie etwas bergicht, hat aber doch daſelbſt gute Viehmeide : die übrigen Gę. genden ſind ziemlich eben, und an Getraide,Wein, Db und allerhand guten Früchten febr ergierig. Ueber diejenige Hälfte des Bodenſees, welche an dieje Landſchaft grånget, üben die das Thurgau regieren . den Städte und Drte die hohe Geridtsbarkeit aus. Der größte Fluß, welcher durch dieſe Landſchaft fließet, iſt die Thur , von welchem ſie auch den Namen hat. Sle fommt zunächſt aus . dem Gebiet der Abtey St. Gallen , nimme ben Biſchofzell die Sirter ; und uno ter Frauenfeld die Murk auf, und geht in den Can . ton Zürich.

net ;

. 3. Das land iſt ſtart angebauet und berohe denn es hat 5 Stádte , unterſchiedene ſchöne

Flecken , viele Schlöſſer , ubir 170 Dörfer , und auf Etwa ein drittel der Einwohner

60000 Menſchen .

iſt römiſchkatholiſch , unter 3. Pfarren vertbeilet, und fehet in geiſtlichen Dingen unter dem Biſchof zu Com ſtanz , zwey drittel aber ſind ſeit 1542 reformirt, und machen 51 Pfarren aus , welche unrer Zürich ſtegen , und unter 3 Decanate vertheilet ſmo; nämlich zu dem Frauenfelder Kapitel gehören 17 , zu dem Steckbohr . ner Kapitel 15, und zu dem Kapitel des obern Thut. gau 19. Das Thurgau iſt eine alte Landgrafſchaft, D. 4. welche nach Abgang der Grafen von Alt- oder Hohen. Frauenfelden an die Grafen von Kyburg , nach die fer Abgang an das gråfliche Haus Habsburg,und end . lich an das öſtreichiſche Haus gekommen iſt, wel. ches im

Beſig derſelben bis 1460 geblieben , da die

Eidgenoſſen mit dem Erzherzog Sigmund in Krieg gerie 3i 4 Th.54.

498

Die Eidgenoffenſchaft.

geriethen , und imm das Shurgau wegnagmen , in Defſen Belig fie auch durch den im folgenden Jahr zu Coſtanz geſchloſſenen Frieden , beſtätiget wurden. 9. 5. Die Cantone, welthen die Oberherrſchaft und Jandeshoheit über dieſe Landſchaft zukommt , find die 8 alten Orte Zürich , Bern , Lucern , Uri,Schweiz , Untermalben , Zug und Glaris : der zweite aber ift von den übrigen erſt 1713 iin arauifchen Frieden in die Dieſe 8 Drte Mitregierung aufgenommen worden . feßen wechſelsweiſe alle 3 Jahre einen Zandvogt nad ) Frauenfeld.

An dem

Landgerichyt haben ſeit 1499

auch die Cantone Freyburg und Solothurn Amheiſ. 9. 6. Ein Theil der in dieſer Sandſchaft beleges nen Derter, ſteht unmittelbar unter den 8 Cantonen , die meiſten aber gefüren 73 geiſt- und weltlidyen Geo richtsherren , welche in igren Herrſchaften und Dec. tern die niedern Gerichre haben , und jährlich eine Zuſammenkunft oder einen ſogenannten Gerichtsher. rentag zu Weinfelden halten , auf welchem der von den Cantonen als Dierherren aus den von dem Oles richtsherren aus ihrem Mittel vorgeſchlagenen Perfos nen , erwählte Sandeshauptmann , den Vorſię bat : Es werden auch aus ihnen der Landes . Lieutenant und Sandes - Fähnrich erwählet. DieGerichtsherren können meşrentheils nicht hdhere Gebote anlegen , als bis auf 1 Pfund Pfenning, und nicht hoher, als s Fl. ftra. fen , davon die Hälfte dem Sandvogt im Thurgau gee bůret , weldyer deswegen einen ſeiner Sandgerichts. diener in der Gerichtsherren Bußengericht fißen hat. Man kann auch von ihren Urtheilen in Sachen die tiber 5 Fl. ſind , an den Sandvogeoder an das Sandge. Ficht appelliren.

$. 7.

Thurgau.

499

. 7. In der genauern Befchreibung des San des will ich

A Von den unmittelbar ' unter den Oberherren beffelben ſtehenden Dertern , nur den Hauptort der ganzen Srauenfeld , lat. Gynopedium , eine Stadt auf einer Hdhe am Fluß Murt, über welchen hier eine Brüde ges bauet iſt, und der etwa eine Stunde davon ſich in die Thur ergießet. Auf dem Schleffe hat der Landvogt åber die fanografichaft Thurgau feiner Sit . Die meiſten Ein wohner ſind, der evangeliſchreformirten Lehre zugethan. Fu der Stadt ſind.awo Kirchen, eine katholiſche und eine | reformirre, die Hauptfirdie aber iſt eine Viertelſtunde Davon zu Oberkirc ) , wofelbft auch der katholiſche Pfarrer wohnet , und die Lodten beyber Religionen begraben wer's den . Auf dem Rathhauſe werden inehrentheils die ge. meinen eidgenoffiſabon Jahrrechnungstagefakungen ,infons derheit aber von " ben die geineinen deutſchen Bogtenen Thurgan , Rheinthal, Targans und obern frenen Alem , ter regierenden eidgenomiſchen Städten and Drten, gehals ten. Es iſt airch Hiefelbſt elu Kapuzinerklofter mit einer Kirche. ; Die Stadt fjeset nicht unter dem hier wohnenden Landvogt , ſondern unmittelbar unter denen die fanagraf ſchaft Zhurgau regierenden Städten und Orten. Ihr Re: giment beſteht aus einem kleinen and großen Rath , und zwar jener aus 12 , und dieſer mit Einſchluß ſolcher 12, aus 30 Gliedern. Seit dem 17'12 errichteten landfrieden ,ſind zwey Theile des Raths evangeliſder , und ein Theil tas tholiſcher Religion. Die Häupter der Råthe ſind die Schultheißen , deren einer evangeliſch, und einer katholiſche ift , und im Amt umwechſeln . Dieſe benden Schultheiſ: fen, nebſt noch einem erangeliſchen Bürger , welcher ſo wie die Schultheißen , von geſammter Bürgerſchaft ers wähler und beſtätiget wird , werden diedrey Råthe gentens net , ſind Dbëraufſeher des Stadtweſens, heben Steuer, zolle und Ungeld , ſind Oberwaifenbôgte, 1. F. . Der große Rath macht auch dae Plut- und Malefiz-Gericht nicht

nſchaft .

Die Eidgenoſſe

500

nur får die Stadt, ſondern auch für die ganze Pandgraf foaft aus, in welchem ſowohl , als in dem Stadtgericht, welches aus acht evangeliſchen und vier katholiſchen Beps Fikern beſtehet, der landammann der Landgrafſchaft Thur: gau , den Vorſīş hat. Die Stadt wird von einigen für ſehr alt ausgegeben . Dem ſep wie ihin wolle, ſo findet man zwey Grafen von Alt- oder Hohen - Frauenfeld ge: naynt, nach deren Abgang die Stadt an die Grafen von Kiprburg , und von dieſen an die Grafen von Habsburg und Herzoge zu Deſtreich gefemmen iſt. 1415 wurde ſie zwar an das Reich genommen , 1415 aber dem Hauſe Deſts reich wiedergegeben . . 1460 wurde ſie von den Eidgenoſs ſen' eingenommen, welche 1500 daß erhaltene thurganiſche Landgericht dahin legten , zu welchem noch jederzeit vier fandrichter aus der Stadt von dem Landvogt erwählet werden . Die Stadt hat die hoben und niedern Gerichte nicht nur in der Stadt , ſondern auch in den in ihrem Be: zirte belegenen Dertern. Einige Derter ihres Gebiets find : Oberkirch , deffen oben gedacht worden . Kurzdorf, ein evangeliſches Pfarrdorf. Selben,oder Felwen , auch ein evangeliſches Pfarrdorf. Rilchberg , ein Pfarrdorf. B. Von den Stånden und Gerichtsherren dieſer Landſchaft ſind zu bemerfen :

I Die geiſtlichen Stände und Gerichts herren , welche ſind 1 Der Biſdoof zu Coſtanz, der wegen ſeines Hoch. ftifts beſißet 1) Die Obervogtey Arbon .

Dahin gehöret

( 1) Urbon oder Arben , ein Städtchen am Bodenſee, welches man für den Ort bålt, der in der antoniniſchen Reiſebeſchreibung Arbor felix genannt wird . Die meia ften

i

$ fi

Thurgau .

301

Mert Einwohner find reformirt, die übrigen find katholiſch, doch ſind auch einige lutheriſche Familien hieſelbſt vorhans den . Der einzigen Rirche bedienen ſich die Reformirten und Katholiken nach einander zum Gottesdienft, und die wenigen Lutheraner beſichen auch den Gottesdienſt der Reformirten . Auf dem Schloße wohner der biſchöfliche Obervogt. Er iſt im Stadtrath und Gericht gegenwårs tig, wenn Strafen und Frevel, auch Criminal: und Malefiz-Sachen vorkommen ,oder neue Saßungen und Orda nungen gemacht werden ſollen , hat aber keine Stimme, und die Stadt hat ſowohl die Civil : al$ Criminal- und Nalefiz-Sachen zu beurtheilen. Den Vorſitz in dem Stadt: rath und Gericht, hat der Stabtammann , welchen der Biſchof ernennet, und der biſchöfliche Obervogt alle Jahr derganzen Gemeine vorſtellet. Er iſt allezeit von der faz In dem tholiſchen Kirche , hat aber keine Stimme. 6 6 der Stadtfchreiser aber iſt allezeit ein Evangeliſcher. Dies Stadtrath verfiehet die Stadtgeſchaffte und die ftrafa ſer baren Sachen , undmit Stadtainmanns und Stadtbreibers von den Råthen und Qu3fchüſſen von jeder Religion , beſonders erwahlet , und von dem Biſchof zu Coſtanz beſtåtiget. Es iſt auch ein Bericht über die Schulden vorhanden , Diere Stadt ift unter den Heizogen von Schwaben eine Freyſtadt gewes fen; weil ſie aber dein lebten unglücklichen Herzog Con's rad angehangen , ift ſie in die Acht erklåret, und die Stadt felbſt den Edlen von Kremnaten , die Borſtadt aber den Bender Gerechtſa von Boðmann verkauft worden. mehat das Hochſtift Coſtanz1282 und 85 an ſich gekauft, wobey aber doch die Stadt ihre beſonderen Freyheiten beya behalten hat. 1494 erfitte ſie großen Brandſchaden. ( 2 ) Das Gericht Egnach , welches der biſchofliche Obervogt zu Arbon verwaltet. Es macht eine evangelis fiche Gemeine und Pfarre aus. (3) Das Gericht jorn. Im Dorf dieſes Namens hebet das Stift St. Gallen einen Zoll, und das Stift Dhſenhauſen hat daſelbſt ein Schloß.

Ji 3

2 ) Die

502

Die Eidgenoſſenſchaft.

e ) Die Obervogter. Biſchofsell. gehdret

Dafin

( 1 ) Bifchofzell, Epiſcopi Cella , eine Stadt auf eis nem kleinen Berge , unter welchem der Fluß Sitter in die Zhur fließet. Auf dem chloße wohnet der biſchofs liche Dherbugt. Der größere Theil der Einwohner iſt der evangeliſchen , und der geringere der katholiſchen Kirche zugethan . Das hieſige Collegiatſtift St. Pelagii, roll der Stadt den Anfang gegeben haben , und entweder ums Sahr 8jt von dem coſtanziſchen Biſchof Salomon I, oder 891 oder 896 vom Biſchof Salomon III , geſtiftet worden feyn. 1529 nahnen alle Chorherren , bis auf einen nach die evangeliſche Lehre an , und das Stift ward aufgehos ben , 1535 aber mard es wieder hergeſtellet, und den Katholiken eingeräuniet. Es hat einen Probft und neun Chorherren , und es gehören ihn die niedern Seichte in den ſogenannten St. Pelagii GotteshausBerichten , das von weiter unten ein mehreres . Die Stiftökirdhe dienet fowohl den hieſigen Evangeliſchen als Katholiſchen zum Gottesdienſt, welchen ſie nach einander darimen verrichs ten. Der biſchöfliche Obervogt hat den Vorſit, in dem Stadtrath , deflen Häupter ſonſt die vier ſogenannten als ten Råthe, nämlich zwey evangeliſche und zwey katholis ( che find, von welchen jährlich ein evangeliſcher , und ein Tatholiſcher im Umt ift . Außer dieſen vier alten Råthen , beftehet Der Rathaus ſechs evangeliſchen und fecho fathos liſchen Gliedern . Das Stadtgericht beſtehet aus ſechs evangeliſchen und rechs katholiſchen Richtern , Ade dieſe Perſonen werden von dem Biſchof beſtåtiget. In Rechts rachen zwiſchen Bürgern , findet weder von dem Rath noch Gericht eine Appellation ſtatt. Die Malefizfachen werden in dem Schloß von dem biſchöflichen Obervogt, der daben zwey Stimmen hat , und den zwey im Umt fibenden alten Råthen , welche beyde zuſammen nur eine Stimme haben , abgethan , und von den Strafgeldern ge hören dem Biſchof zwey Drittel,und der Stadt ein Drittel. Die Stadt iſt 1419 größtentheils abgebrannt, hat auch 1743 großen Brandſchaben erlitten , Anmer ,

Thurgau ,

503

Anmertung. Dk Stdote Arbon und Blidofse Reben in Unſchung der Religion , unter dem beſondern Schuß der Stadte Biric und Bera. ( 2) Das Amt Schönenberg , welches von dein bis fdgbflichen Obervogt zu Biſchofzeli verwaltet wird. 3 ) Die Obervogrey Gottlieben . felben gehören

Zu dera

(1) Gottlieben , ein Flecken und Schloß, am Rheista wo er in den Unterſee fließet , eine kleine Stunde unter Coa ftanz. Auf dem Schloß wohnet der biſchöfliche Obervoge, welcher auch des Biſchofs niedere Gerichte in dem Flecker verwaltet.

M

(a ) DAS Gericht Degerweil oder Tigerweilen . (3) Das Bericht Siggershauſen.

31

4 ) DieObervogtep Gürtingen. Das Schloß und Pfarrborf Gürtingen liegt am Bodenfee , und iſ 1451 und 52. von dem Bisthum Coftang den Ehina gern abgekauft worden , an welche es von den von 4.

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Gulttingen geformen war. Die Kirche wird ſowohl zum evangeliſchen als katholiſchen Gottesdienſt gee braucht. In dem Schloß wohnet ber biſchöfliche Obervoge. 9 Wegen der dem Bisthum einverleibten Abter Reichenau ,beſiket der Biſchof zu Coſtanz 11 Gerichts. berrlichkeiten , von welchen

1) Der Obervogt in der Reichenau , verfiehet ( 1) Das Gericht Triboldingen . ( 2 ) Das Gericht Mannenbach . (3) Das Gericht Berlingen , in welchem die evane geliſche Pfarre Berlingen oder Bernang iſt, die am Zela lerfee liegt. ( 4 ) Das Geridir Ermattingen oder Ermentingen , in deinMarktflecken dieſes Namens , welcher am Unters oder រSi 4

504

Die Eidgenoſſenſchaft.

øder Zeller-See liegt. Die Pfarrkirchewird ſowohl von den evangeliſchen als katholiſchen Unterthanen gebraucht. 15 Das Bericht Srutweilen , über das Dorf dieſes Namens. ( 6) Das Gericht Stedhorn , in dem Stadtchen dieſes Namens , welches am Unter- oder Zeller See beles gen iſt. In dieſem Gericht liegt auch das Frauenkloſter Seldbad , davon weiter unten . a) Der biſchöfliche" Amtmann zu Frauenfeld verſiehet

1

( 7 ) Das ericht malheim . (8) Das Gericht Candorf oder LangensErchingen ( 9 ) Die Hälfte des Berichts Sefchidhofen . ( 10) Die Hälfte des Gerichts Måttendorf, deſſen Andere Håifte zu der Serrſchaft Wellenberg , und alſo der Stadt Zürich gehöret. ( II) Die Hälfte des Gerichts Cuſtdorf, deſſen an dere Hålfte auch zu der zürichiſchen Herrſchaft Wellenberg gehöret. 3 Das Domkapitel des Bistums Coſtanz bee Riget 1 ) Das Gericht zu Cangen . Kidenbach . 2) Das Gericht zu Liebburg , welches von einem alten Schloß den Namen hat.

4 Der Dombechant dieſes Kapitels, hat die Mälfte des Gerichts Pfyn ," Davon hernach ein mehreres. 5 Der Abt zu St. Gallen hat hier viele Gerichte, welche zu der alten Landſchaft dieſes Stifts gerechnet werden , jedoch mit unterſchiedenen Gerechtſamen . 1 ) In folgenden 7 Gerichten, hat er die Huldi. gung , Mannſchaft, Gebot und Verbot , in Cipil fachen die legte Appellation , audy alle Civil- und eie nen Theil der Criminal-Srafen, hingegen das Malefix gehöret,

nach vorhergegangener

Berechtigung vor fol

Thurgau ..

505

folchen Gerichten , den regierenden Orten der Sanda grafſchaft Thurgau ,

daher die hieber geh - rigen Derter , Malefizórter genennet werden. Dieſe Gew richre ſind: (1) Das Bericht Sommeri oder Summeri. (2) Das Gericht Sitterdorf. ( 3) Das Komishorner Gericht, welches bon cie nem Fleden und Schloß benennet wird. ( 4 ) Das Bericht Riggenbach oder Ritenbach. (5 ) Das Bergs oder Bergknechten Bericht , dahin Schonholzersweil, Weiblingen , Seiligen - Kreuz, Wuppenau , Weltensberg , Buweil, und andere Dors fer und Hofe gehören , (6) Das Gericht Keßweilen . (7) Das Gericht Serrenhof, 2 ) Inden Gerichten Roggweil und Sagen weil , hat er die niedern Gerichte , nebſt der Huldi. gung ; Mannſchaft und erſten Uppellation . 3) Zu Wergi, Dozenweil und Zuben , hat er die niedern Gerichte, wie andere niedere Gerichts. herren . 4 ) Zu Beffenhofen , Auenhofen , 7008, Blydeck , Jilſchlacht und Baubrwell , þat er die Huldigung und Mannſchaft. 6 Der Abt und Fürſt zu Einſidlen , hat I) Die Serrſchaft Sonnenberg , welche aus den Gerichten und Pfarren Stettfort undMazing gen beſtehet. Das Schloß Sonnenberg, liegt auf einer Hobe, und hat eine ſchöne Ausſicht ins Sommiſ ſer Chal. 2) Die Herrſchaft und das Gericht Gachu nang , in dem Pfarrdorf Hachnang oder Gachs lingen , deſſen Pfarrkirche ſowohl von den daſigen

Ji 5

Réfora

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Die Eidgenoſſenſchaft.

Reformirten als Katholiſchen gebraucht wird . Beca tor von Beroldingen hat dieſe Herrſchaft und njebern Gerichte 1623 an das Stift Einfiedlen verkauft. 3) Die Serrſchaft und das Geridir Freus denfels , welche das Stift 1623. den von Peyern abgekauft hat. Es gehören dahin das Schloß Freus denfels , welches aufeiner Höhe oberhalb der Stade Stein liegt, die Dörfer Ober- und UInter- Eſchenz, Bornhaufen , die kleine RheininſelWerd , imglei. djen einige Bauerhofe. i Creuolingen , ein Collegium regulirter Chors Herren Auguſtinerordens, welches ehedeffen ein un mittelbarer Stand des deutſchen Reichs und ſchwäbi. fchen Kreiſes geweſen iſt, jeßt aber in weltlichen Din. gen unter dem Schuß der Oberøerren des Thurgau, und in geiſtlichen Dingen unter dem Biſchof zu Coſtanz.Atehet, hat bis 1633 nahe bey Coſtanz auf ein ner Höhe geſtanden , feit der Zeit aber iſt es etwa einen Kanonenſchuß weit davon entfernet , und ſtehet auf einer Höhe nicht weit vom Bodenſee. Es iſt demſelben die Probſtey Riedern einverleibet. Es Hat die niedern Gerichte. 1 ) Ueber die um das Stift her belegenen Häufer, von der Stadt Coſtanz an bis an den Roggenbadı. 2 ) Ueber ſeine Lehnhäuſer und Güter in dem Pfarra

dorf Sulgen. 3 ) In dem Pfarrdorf Hardangen oder Owangen, und zu Ugenweil und troos. 4) Auf dem adelichen Siß Geisberg. 8 Rheinau , Augia Rheni , Augia major,eine kleine Stadt, zwiſchen Schafhauſen und Egliſau, am Rhein , über welchen daſelbſt eine Brücke gebauet iſt, gehöret dem daſigen Benedictinerklofter , welches ba .

Thurgau.

507

dafelbſt die hoben und niedern Gerichte, auch die Schlöſſer und Herrſchaften Neuburg und Yamms ren befißet. Es iſt durch einen Arm des Rheins von der Stadt abgeſondert, hat eine gute Bibliothef, und Stadt und Kloſter ſtehen unter ein Münzcabinet. dem Scuk'der regierenden Herren von Thurgau, und der jedesmalige Landvogt, nimt die Huidigung ein. Graf Wolfhard von Kyburg ſoll das Kloſter 778 gen ? ſtiftet haben. Sowohl auf der Halbinſel, auf wel. cher die Stadt ſtehet, als auf der Inſel, wo das Klos fter erbauet iſt , ſind noch Spuren von aften Feſtungse werfen . 9 Diefubten St. Urbanim Canton lucern, beſiket,

dem

1) DasGericht Serderen , zwiſchen der Chur und See , am Berge.

2 ) Das Gericht Liebenfels , zwiſchen Herderen und Gåndelhard , welche Herrſchaft fie 1677 erkauft hat. 10

Das Kloſter Muri, beſiket

1) Das Gericht Lppishauſen , zu welchem das Dorf und Schloß dieſes Namens gehöret. 2 ) Das Gericht Klingenberg. 3 ) Das Schloß und den Freyfit Sandegg , auf dem Berge, welcher oberhalb dem Dorf Berlingen iſt. Il Fiſchingen , lat. Piſcina, ein Benedictiner . mannsklofter unten am Berge Hörnlein, am Fluſſe Murf , wird für das älteſte Kloſtar in den eidgenoſ. fiſchen Landen gehalten.

Es beſilket

1) DAS Alt Siſchingiſche Bericht, in welchem die Schloffer Bichelſee, Wildern und Xifweil , geſtanden haben . 3 ) Das Tanegger Amt , welches von einem verfald enen Bergſchloß den Namen hat, bey welchem ein Dorf ſteht,

!

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.

Die Eidgenoſſenſchaft.

ſtehet. Es gehöret das Schloß und Pfarrdorf Bettwifen hieher. 3) Das Gericht Commis , bazu ( 1 ) Schloß- und Herrſchaft Commis, gegen der Stadt Meil über. ( ) Die Herrſchaft Siegelberg , deren Schloß gleis ches Namens verfallen,das dazu gehörige DorfWezikon aber dem Gericht Rommis einverleibet worden iſt.

12 Das Reichsſtift Zwyfalten im ſchrabiſchen Kreiſe, beriget Das Haus Mittler - Grysberg, welches ein Freya fiß iſt. 13 Das Stift St. Pelagii zu Biſchofjell, þat die ntedern Gerichte in den fogenanntent St. Pelagii Gotteshaus - Gerichten um Biſchofjell, welche unterſchiedene Dörfer, Bauernhöfe und Häufer in fich begreifen , und von dem Biſchöflich -coftanziſchen Obers vogt in dieſertadt, (weil der Biſchof des Stifts Schirm: herr iſt , ) dem Probſt des Stifts , und einem Chorherrn , gemeinſchaftlich verwaltet werden , ſo daß ein jeder ein Drittel der Einkünfte ziehet.

14. Münſterlingen ,

eine Frauenabtey Bene

dictinerordens am Bodenſee, befiget I ) Das Bericht Landſchlacht. 2) Das Geridt Utwilen . + 3) Das Beridt hamisfeld. 15 Des Johanniter Ritterordens Commen . thurey Tobel, welche Graf Diethelm von Toggen burg 1928 geſtiftet hat , beſiket I ) das Gericht Tobel, dazu auch Affeltrangen øder Münch suffeltrangen , ein evangeliſches Pfarrdorf, gehöret. 2 ) Das Gericht Serten , 16 Juring

Thurgau .

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16 Ottingen , eine Karthauſe an der Thur, ift 1128 von den Herren und Truchfeffen zu Ittingen als eine Probſter regulirter Chorherren Auguſtinerordens geſtiftet, 1461 aber von den Karthäuſermånchen über , In die niedern Gerichte derfelben ge geben worden. hören die Pfarren Uleflingen und súrtweilen. 17 Dånicken , Tennicken , Tánikon , Vallis li. liorum , ein Frauenklofter Ciſtercienſerordens, unweit Elgau, welches Eberhard von Bichelſee 1257- geſtiftet hat. Es hat die niedern Gerichte in ſeinem Bezirk, zu welchem das Pfarrdorf Aadorf gehöret. 18 Feldbach oder Veldbach , ein Frauenklo: fter Benedictinerordens , auf einer Landſpike, welche ſich in den Unterſee hinein erſtrecket. Es iſt 1253 ges ſtiftet worden ,"und ſtehet feit 1593 unter der Aufriche der Uebte von Wittingen. Es hat die niedern Ge. richte zu Umweilen , yaßloound Fortſchenhauss lein , und in der Landgrafſchaft Nellenburg befizet es das Dorf Hemmenhofen . 19. Das Stift St. Stephan zu Coſtanz hat die niedern Gerichte zu Undwyl oder Preu s Undwyl , einem reformirten Pfarrdorf , davon aber auch ein Theil in die boben Ges richte der Landſchaft Thurgau gehöret. 20 Das Stift St. Johannes zu Coſtanz, befißet Geridite in dem Pfarrdorf niedern die Lipperſchweil. 21 Paradis , ein FrauenklofterSt.Clarenordens, unterhalb der Stadt Dieſſenhofen, am Rhein belegen, welches die niedern Gerichte innerhalb ſeiner Mau . ern bat. 22 Ralche

510

Die Eidgenoſſenſchaft. 22 Kaldrein , oder Kalcheren , oder Sanct

Maria Zell am Kalchrein , ein Frauenkloſter Ei ſtercienſerordens , welches 1230 die Edfen von Hohen . klingen und Klingenberg geſtiftet haben ſollen, und welches unter der Aufficht des Abts zu Wettingen Es hat die niedern Gericht in feinem Bezirk. ſtehet. 23 St. Catharinenchal, ein Frauenklofter Do. minicanerordens, am Rhein unter Dieffenhofen , und gleich barneben . Es hat die niedern Gerichte in fele nem Bezirk. Der Biſchof zu Coſtanz iſt deffelo ben Ordinarius. !! Die weltlichen

Stände

und Ge:

richtsherren , find folgende : 24 Der Canton richte Kat

Zdrich , welcher die niedern Ge.

1 ) In der Vogrey süttlingen undWetens berit. Das Pfarrdorf und Schloß Sürtlingen ,hat Zürich 1694 von Joh. Cafp. Elders Erben gekauft, und 1699 aus demſelben und der gleich babey gelege nen serrſchaft Wellenberg , eine Obervogter ge.

+ madır, welche alle neun Jahre beſeget wird. Zu der Herrſchaft Wellenberg gehören die Gerichte Wels bauſen, Thundorf,

& ccendorf und Luſtorf.

2) In der Vogtey Pfyn , welche 1614 erkauft worden , und ihren Namen von einem Schloß und Pfarrborfan der Thur hat , bey welchem ebedeffen bas Städtchen Pfyu , lat . ad fines, geſtanden hat. Es hat auch der Dechant des Domkapitels zu Co. ſtanz Antheil daran , wie oben gemeldet worden . 3) In der Vogrey Weinfelden , welche ſie 1614 erkauft hat , und in welcher (1 ) Weinfelden , ein Schloß und Fleden , wofelbſt der

Thurgale

511

der thurgauiſche Gerichtsherrentag gehalten wird ," und cin Gericht iſt. ( 2) Birrinten , ein Dorf, in welchem ein Gerid :tift. ( 3) Bußlingen oder Bußnang, ein Pfarrdorf, wos ſelbſt ein eigenes Gericht iſt, und andere Derter, Der Oberroge zu Weinfelden, verwaltet auch das Ges richt Weyerſchweil , welches Zürich von den Herren von Uler erkauft hat.

4 ) In der Vogtey Steinegg, welche 1581 ere lange worben , und zu welcher das Schloß Steinegg, und zwey Dörfer geboren. Der Vogt zu Steinegg regieret auch die benden votreichen Flecken Obers und lInter : Stammheim , welch : Zürich 1464 er . fauft hat. 5 ) In der Vogrey Deunforn , dazu die Ge. richte Obers und Tieders Teunforn gehören , umb welche 1643, erkauft worden 6 ) In der Herrſchaft Ellikon ,welches Dorf der Sandvogter Knburg einverleiber worden,

2

25 Dieſſenhofen , tit. Darnafia , eine Stade an einer Anhöhe berm Rhein , über welchen biex cine Brüs de gebanet iſt. Sie hat nur eine Pfarrkirche , deren fick ſowohl die hieſigen Reformirten alo Katholiken zum Gots tesdienſt bedienen. Vor Alters hat ſie den Grafen von Kyrburg gehöret , deren einer fie 1179 mit Mauern uma geben hat, nach deren Abgang ſie an die Grafen von Habsburg , und folgends an das Haus Defireid gekom . men ift. 1415 nahm fie K. Sigmund an das Reid), 1442 aber ergab ſie ſich freywillig wirder in Kaiſers Fries drichs IV . und des Hauſes Deftreich Gewalt. 1460 iura de fie von den eidgenöſſiſchen acht alten Orten und det Stadt Schafhaufen erobert,welche ſie aber bey ihren bisa herigen Freyheiten , Pfandidaften 2. verbleiben zu lara ſen verſprachen. Es nimt zwar ein jedesmaliger neuer Pandoogt des Zhurgau bey don Antritt feines Ümts bies felbſt

512

Die Eidgenoſſenſchaft.

felbft im Namen der acht alten eidgenoffiſchen Orte die Huldigung ein ,, wobey ſich auch die Geſandten der Stadt Sciafhauſen einfinden : er hat aber in der Stadt und ihs rem Bezirf nichts zu gebieten , ſondern die Stadt hat alle hohe und niedere Gerichte , außer daß die Appella tion in Cirilſachen vom Rath und Gericht ſogleich an die Gefandten der regierenden Cantone auf die Fahrrech . Rung , und hierauf an die regierenden Cantone ſelbſt geht. Der kleine Rath beſteht aus zwölf Gliedern , nám . lich acht reformirten und vier katholichen , darunter die zwen Schultheißen find , von jeder Kirche einer , welche die ganze Bürgerſchaft erwähiet, und die jährlich im Amtums wechſeln , da denn der abgebende Schultheiß . Statthals ter und Reichsrogt , auch Obervogt über Unter : Obers und Mittel : Schlatt iſt. Das Stadtgericht, welches in Schuldſachen , Vogt: Frereln , Malefiz : und andern Sas chen neben dem kleinen Rath ſitzet, beſtebet auch aus acht reformirten und vier katholiſchen Gliedern . Der große Rath hat ſechzelin Glieder , gehn' evangeliſche und fünf katholiſche , die ſechzehnte Stelle aber iſt noch nicht vers theiler. Er hilft die demter befeßen , Rechnungen ab : nehmen , die Weinrechnung machen , und wird auch zu anderen Stadtſachen gezogen . Die Stadt iſt 1371 gang abgebrannt, hai auch.1435 . berråchtlichen Feuerſchaden erlitten. In ihren hohen und niebern Gerichten liegen : 1) Baſendingen , ein Pfarrdorf , dahin ſie einen Obers pogt feket , doch hat das Domſtift. Coſtanz bieſelbſt die niedern Gerichte. Die Religion iſt biefelbſt vermiſcht, und das Stift St. Ca :farinenthal feget ſowohl einen evangeliſchen als katholiſchen Pfarrer hierler. 2) Schlattingen , ein Dorf, welches unnittelbar uns ter dem Rath zu Dieffenhofen ſteht. 3 ) Die Dörfer Ober- unter - und Mittels Schlatt, über welche der nicht im Aint Fibende Schultheiß Ober : Bogt ift. 4) Pier Bauernhofe. 26 Die

Thurgau.

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37 Die Stadt St. Gallen , beſikt Die serrſchaft Bürglen , welche vor Alters eigene Grafen , und nach dieſen beſondere Freyßeëren gehabt hat, die ſich bende davon benennet Haben, 1447 aber iſt ſie an die Freyherren von Hohenfar , 1559 an Ulrich von Breiten - Sandberg , und 1579 an die Stadt St. Gallen fåuflich gekommen , welche nachher noch Sie res einige Derter von anderen dazu gekauft hat. Ket alle 6 Jahre einen neuen Obervogt dahin , welcher die niedern Gerichte hat, in 1) Burglen , einem Pfarrborf und Schloß , welches ehedeflen ein Städtchen geweſen , das 1405 von den Aps penzellern und der Stadt St. Gallen eingeſchert worden , und 1458 von neuem abgebrannt , feit der Zeit aber nicht wieder in den vorigen Stand gekommen iſt. 2) Sulgen , einem Pfarrborf. 3 ). Urenburg oder Urembou ,Seltſdywyl, Gonters , hauſen , Ihtigkofen jenſeits der Thur , Mettlen , Leus tenſchweil, můlibach, Bleuren . 4 ) Amriſchwyl, Buweil uud Beſenrühti oder , Såuſeren . 28 Das Spital in der Stadt St. Gallen , hat die niedern Gerichte in 1 ) Rühti , einen Dorf.. 2) Wieder - Lich , einem Dorf , woſelbſt aber einige Häuſer in die hohen Gerichte der Landgrafſchaft Thurs gau gehören . 29 Die Stadt Coſtanz hat die niedern Gerichte 1) Zu Altnau , welches Pfarrborf nicht weit vom Boa denſee auf einer Höhe liegt. 2) Zu Buch , welches ein Bauerhof iſt. 3) In der Gegend oder ſogenannten Vogten Eggen , welche gleich über Coſtanz anfängt, an den Bodenſee ftoßt, und ſich ziemlich weit landeinwärts erſtredet. Es liegen darinn Egelfchoffen , Kurz - Aidenbach , Bottis dors 4 Ch. 54.

514

Die Eidgenoſſenſchaft.

& offen , Scherzingen , Alterſchweilen , Offershaufen , waſchbach , Altishauſen , Tibishaufen , Grolzhau . ſen, Juighauſen , Zuben , und noch andere Derter. 4 ) In dem Tågermooß. 30 Das Almofenhaus zu Coſtanz , hat gewiſſe Rechte an Fleuweilen , Stadt Stein , und Wagenhauſen . 31 Die Stadt Stein beſiket 1) Die Dorbrück ben Stein , welche auf der thurgaui fchen Seite an der Rheinbrüde liegt , und eine Borſtadt bon Stein , etwa von 30 Feuerſtellen iſt. Durch den arauſchen Bertrag von 1712, iſt ſie von der Oberherrlichs Yeit der regierenden Stånde des Thurgau befreyet, aber dem Stand Zårich übergeben , welcher fein darüber ers langtes Recht der Stadt Stein als ein Erblehn überge ben hat. 2 ) Das Schloß, die Herrſchaft und Probſter Wagens hauſen , am Rhein unterhalb Stein. 32 Den von Beroldingen gehöret Die Serrſchaft Gündelbard , tvelche in dem Schloß und Pfarrdorf diefes Namens beſteht.

33 Die Ebinger von Stüßlingen, beſigen Bach tobel oder Bolſchhauſen . 34 Den Egloffen , Meyern und Engwileren gee höret das Gericht Lngweil , ein Dorf, in welchem ſie wohnen. 35 Die Gonzenbache zu St. Gallen , beſiken Saubtweil, einen Marktfleden , woſelbft das Stift St. Gallen die Huldigung und Mannſchaft hat. Die Ap pellatiou gehet an das biſchöflich : coſtanziſche Rofgericht, und in Anſehung der fremden , an die Geſandten der re .

gierenden Drte.

36 Den

Thurgau .

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36 Den Håberli gehöret die Håberliſche Gerichts . Herrlichkeit zu Mura. 37 Dem Geſdylecht Giel von Glattburg, gehörer feit 1734 1 ) Blydeck , ein Schloß. 2) Zilſchlacht, ein Pfarrdorf. Au benden Orten hat das Stift St. Gallen die Huldigung und Mannſchaft.

38 Dem Baron Rueppli zu Frauenfeld , gehöret Schloß und Herrſchaft Wittenweil, eineStunde von Zobel. 39 Den Eſchern zu Zürich, gehoret Die Serrſchaft Keffiken oderKeffikon , in der Pfarre Gachnang , welche von einem Schloße den Namen hat, und deren Gerichtsherrlichkeit ſich auf der einen Seite bis an die Stadt Frauenfelden , auf der andern aber bis an das Gericht Hegi erſtrecket. Sie begreift die Dörfer, Keffikon und Isliton ,

40 Den Edlen von Breiten andenberg zu Sa. lenſtein , und den Zollikofern in dem Hard zu Ermatine gen , gehoret Das Gericht Satten und Seffen : Sauſen , 41 Den Redingen von Billeregg, gehörer 1 ) Die Herrſchaft Burg , in welcher (1 ) Burg , ein Schloß. ( 2 ) Dettifofen , ein Dorf. 2 ) Emmishofen , ein Dorf. 3) Das Redingiſche Gericht über einige Höfe, welde gegen Klingenzell liegen. 42 Den von Salis , gegoret Die Serrſchaft Ober : Lich , in welcher das Schloß und Dorf Ober - Lich , woſelbſt aber einige Häuſer in die hohen Gerichte der Landgrafſchaft Thurgau gehören, das Dorf Lngishofen 2c.

Kia

43 Den

t .

ſenſchaf

Die Eidgenoſ

516

43 Den Segefern gehtret Sefenhofen . 44 Den Freyherren von Thurn gehöret Die Herrſchaft Berg , von welcher zwar ein Zheil in die hohen Gerichte der Landgrafſchaft Zhurgau gehöret, das meiſte aber in die niedern Gerichte der von Zhurn , & nåmlich das Pfarrdorf Berg mit einem Schloß , Muren , Preſtenberg , Rolnhof . Vliderberg , Bauſen , Sejs merlachen , und ein Theil vom Doghauſen , Wattweil, Gåberzhauſen , Andweil , Krombach , 2. 45 Der Stadt Lucern, gehöret feit 1759 Die Serrſchaft Grieſenberg , zu welcher das auf eis ner Höhe an der Thur belegene Schloß Griefenberg mit e einerKirche, und unterſchiedene andere umherliegendDers ter gehören . 40 Die Muralten zu Zürich, beſigen 1 ) Die Serrſchaft Detlishauſen . 2 ) Die Serrſchaft Sadelberg oder Seidelberg. 47 Den Zollikofern gehöret I) Die Serrſchaft Altenklingen , welche Leonhard Zollikofer 1585 erkauft , und 1589 zu einem fidecommiß ſeiner Familiegemacht hat. Siebegreift ( 1) Altenklingen , ein Schloß . (2) Das Geridit Wigoldingen . ( 3 ) Das Gericht Märſtetten , ( 4) Das Gericht Juart, 2) Die alten Freyfige Wolfsberg und Wilderen . 48 Es ſind noch unterſchiedene Freyſiße anzu . merken , deren Beſiger innerhalb der Bezirke der Die Befiker Schlöſſer die niedern Gerichte haben. wechſeln oft ab , daher ich fie nicht nenne. I ) Der Arenenberg,auf der Hohe åber Mannenbach ,

nicht weit von Salenſtein . 2) Clarisegg , nicht weit von dem Kloſter Feldbady. 3 ) Ober -Mittler- und UntersByrſperg , 3 Freya çiße nicbt weit von Coſtanz. w Saro ,

Thurgau .

517

4) Sard , welcher zum Zheil im Marktfieden Ermaa tingen liegt. 5 ) Der Sårtler , zwiſchen Tågerweiler und Gottlies ben an der Landſtraße nach Coſtanz. Der Biſchof von Coſtanz macht dem Schloß das Recht eines Freyſikes ſtreitig. 6 ) Sochſtraß , im Gericht Tågerweiler. 7) Der Subberg , im Kirchſpiel Ermatingen und Dorf Fruttweilen . 8 ) Klingenzell, oberhalb Eſchenz und Mammren , eia ne ehemalige Probſter , dem Reichsſtift Petershauſen in Schwaben zugehörig . 9) Mammertshofeni, imUmfang der Pfarre Roggweil. 10) Der Pflanzberg, zu Tågerweiler. II) Das Rellingſche Schloß im Fleden Ermatingen . 12) Das Schloß Salenſtein im Dorf Mannenbach, und in der Pfarre Ermatingen . 13) Der Shurm zu Steborn , in der Stadt dieſes Namens am Unterſee. 14 ) Tågerſchen , gwiſchen Zobel, Lommis und Sons nenberg. 19) Das Schloß Thurberg , am Ottenberg, zwiſchen Weinfelden und Mårſtetten. 16 ) Wildern , in der Gegend von Tågerſchen .. 17 ) Der Wolfberg , über Erinatingen.

2 Die Landvogter Rheinthal. g. 1. Eine Abbildung des Rheinthals , findet man auf der oben angeführten Sandcharte von dem Ort Appenzell. Es liegt am Rhein , welcher gegen Morgen die Grånze deſſelben macht, und ſich hier in den Bodenſee ergießt, gegen Mittag grånget es an des Cantons Zürich Herrſchaft Sar , gegen Ubend an den Canton Appenzell, und in einer kleinen Geo gend an das Gebiets des Abts zu St. Gallen , gegen Mitternacht an den Bodenſee , und wird in das obes re und untere Rheinthal abgetheilet. KE 3

$. 3. Es

318

Die Eidgenoſſenſchaft.

9. 2. Es iſt ein fruchtbares Land , und bauet ina ſonderheit vielen und ſehr guten Wein . Die Wein . reben find erſt ums Jahr gi8 hier angepflanzet wors den .

Zu Kobelwies , am Fuß des Berges Camor

oder Gamor , im obern Rheinthal , iſt eine berühmte Kriſtallhdle , darinn von gelben , grauen , weißen , Helien und harten Kriſtall , viele 1000 Centner anges troffen werden : er läßt ſich aber nicht gut verarbeiten , weil er nicht hart iſt , fondern leicht zerrieben werden kann. Eine Viertelſtundeunterhalb derſelben , iſt das Bad Kobelwieß , und zu Rebſtein iſt auch ein Bad. In demſelben ſind » Städte , und wahr. 9. 3. Die ſcheinlicher Weiſe ungefähr 12800 Menſchen. Einwohner ſind mehrentheils der reformirten Kirche zugethan , und machen 9 Pfarren , dieſe aber i Dee Ihre Prediger erwählen kanat oder Kapitel aus. ſie ben jeder Vacanz aus drenen ihnen von Zürich vorgeſchlagenen Geiſtlichen . unterm Bisthum Coſtanj.

Die Katholiken fiehen

S. 4. Dieſes Sand hat das Haus Deftreich 1396 den Grafen von Werdenberg abgenommen. 1405 nahmen es die Uppenzeller ein. 1410 kam es wieder an das Haus Deſtreich , 1415 an den römiſchen Kaiſer, welcher es 1416 an den Grafen von Toggenburg vero pfändete , der es 1430, mit Bewilligung des Kaiſers , an die Pevern für 6000 Fl. überließ , von welcher es 1460 die Appenzeller für gleidie Summe bekamen , 1490 aber mußten fie es den Cantonen Zürich , { u . cern , Schweiz und Glarus abtreten und übergeben , welche zu gleicher Zeit auch die Cantone Uri, Unter. walden und Zug , 1500 auch Appenzell , alle 8 Can. tome

Rheinthal.

519

tone aber 1712- auch Bern , in die Mitregierung des Rheinthals aufnahmen . S. 5. Die Landeshoheit gehöret alſo 9 Cantonen, welche wechſelsweiſe einen Zandvogt auf 2 Jahre da hin reken , der zu Rheineck roohnet. Von demſelben finder eine Uppellation an den jährlichen Syndicat der regierenden Stände zu Frauenfeld , und von die. fpr Verſammlung an jeden der regierenden Stände, ſtatt. Von der Gerichtsherrlichkeit und andern herr. ſchaftlichen Rechten , befißet der Abt zu St. Gallen die Hälfte, und þat große Einkünfte im Jande, ja er ziehet faft die meiſten Einkünfte aus dem obern Rheinthal. $ . 6. Das ganze Land iſt in 5 ſogenannte Hofe oder Gerichte obgetheilet, in deren jedem 2 Amtmån . ner ſind : einen ernennen die 9 Cantone , und den an . dern der Abt zu St. Gallen , welcher in dem obern Rheinthal die niedern Gerichte, und ein beträchtliches Untheil an den Strafgeldern hat, an deſſen Pfalzrath zu St. Galten auch von daſigen Gerichten die Uppel. lation in Civilſachen gebet.

Die 5 Gerichte ſind

I Im obern Rheinthal:, I Das Gerich : Altſtetten , in welchem 1) Altſtetten , ein Städtchen , in welchem das Stift St. Gallen die niedern Gerichte hat , welche es durch eis nen ſogenannten Gerichtammann und 12 Richter verwal: ten lågt: jener muß aus der hieſigen Bürgerſchaft , und zwar aus 3 in Vorſchlag gebrachten Perſonen , genommen werden , und wohnet in dem hieſigen Amthauſe, genannt Frauenhof. Von dieſem Gericht gehet die Uppellation an den Pfalzrath zu St. Gallen , und von den vorfallen den Strafgeldern genießen die das Rheinthal regierenden Cantone ein Drittel, das Stift St. Gallen ein Drittel, und Kt . 4

320

Die Eidgenoſſenſchaft.

und das Städtchen auch ein Drittel. Das Stadtchen hat, zur Beſorgung ſeiner eigenen Stadtſacheit, einen beſons dern Stadtammann und Rath. Es wird auch hieſelbſt das Malefisgericht über das obere Rheinthal gehalten , welchen die 12 Richter von Altſtetten , und einige auð andern Höfen beywohnen . Die hieſige Pfarre iſt ver: miſchter Religion . Es ſoll ſchon im roten Fahrhuns dert Graf Adelhard vou Buchhorn und Montfort fei: ne hier gehabten Rechte und Güter dem Stift St.Gals len geſchenket haben. Vor Ulters haben hier die Grafen von Werdenberg 2 Schloffer gehabt , welche 1338 verwů: ftet worden . Die Meyer von Altſtetten haben ihr Wieyer : amt nach und nad dem Stift St. Gallen verkauft , wels ches baffelbige 1373 völlig an ſich gebracht hat. 1410 wurde die Stadt von den Deftreichern verwüſtet , ſeit welcher Beit ſie nicht wieder zu der vorigen Große gelanget iſt : fie hat auch 1567 , 1687 und 1709 großen Brandſchaden erlittet . Nahe ben dem Stådtden iſt ein Kloſter der ſogenannts ten Schweſtern der dritten Regel St. Franciſci , welches Maria Sůlfe genennet wird. 2) Die fünfjogenannten Kooden ( 1 ) vor der Stadt, ( 2 ) Sinterforſt , ( 3 ) marines, ( 4 ) Bägiberg, und 5 ) Kornberg , Roſenhaus und Kuppau. 3) Leuchlingen , ein Dorf, welches in das obere und untere eingetheilet wird. 4) Lichberg , ein ſogenannter Hof oder Gegend, wo : Pelbſt das Stift St. Gallen die niedern Gerichte hat, und einen eigeneu Hpfammanu beſtellet. Es ſind daſelbſt Eins wohner von beyden Religionen, welche bis 1713 nach Alt ſtetten eingepfarret geweſen , die Evangeliſchen aber haben bainals eine eigene Kirche erbauet.

2 Das Gericht Oberried , in welchem 1) Oberried , ein großes tatholiſches Dorf , welches aus zerſtreueten Häuſern beſteht. 2 ) Blattert oder Platten, ein Schloß am Rhein, über * welchen hier eine Ueberfahrt nach Feldkirch ift. Auf dent Sdloffe wohnet ein Oberbogt des Stifts St. Gallen , welcher

Xheinthal.

521

welcher die Gerichte zu Oberried , Montligen , Kriefern und Diepoldsau verwaltet. 3 ) Montligen oder Montiglen , und Oriefern oder Kriefern , katholiſche Pfarrdörfer. 4 ) Diepoldsau , ein Dorf am Rhein mit einer evans geliſchen Pfarrkirche. Die katholiſchen Einwohner ſind zu Berned eingepfarret. 5 ) Der Hof Räti , ein katholiſches Pfarrdorf. 3 Das Gericht Marbach , in welchem 1) Marbach , ein Pfarrdorf, deſſen Kirche benden Re: ligionen gemein iſt. 2 ) Grünenſtein , ein altes Schloß. 3 ) Balgach , ein Pfarrdorf , deffen Kirche ſich ſowohl die Reformirten als Katholiken bedienen. Das Stift St. Gallen , welches 1510 dem Stift Lindau alle ſeine Rechte an und in diefein Dorfe abgekauft hat , Tetet zur Berwaltung des Gerichts einen Hofammanu hieher. 4 ) Widnau , ein katholiſches Pfarrdorf.

4 Das Gericht Bernang oder Berneck , in welchem '1) Bernang oder Berneď , ein großer Fleder , der ſen Pfarrkirche fich fowohl die Reformirten , als Katholia, ten , bedienen . Es iſt hier großer und guter Weinwachs. 2) Roſenberg, ein Schloß zu Bernang, auf welchem ein Obervogt des Stifts St. Gallen wohnet , welcher deffelben Gerichte in den Hofen Bernang , Marbach , St. Margaretha und Balgad) verwaltet. 3) Die Dörfer Buchbolz, Sauſen, Ralchofen , Růs den , langmoos und Kobel. II Im untern Rheinthal iſt nur Das Geric ) Thal , in welchem 1 Rheineck, einekleine wohlgebauete Stadt am Rhein , welche der Hauptort des Rheinthals , und der Sitz des Landvogts der das Rheinthal regierenden Cantone ift. Er wohnet aber in dem hieſigen Amthauſe , weil das hins RP 5

522

Die Eidgenoſſenſchaft.

ter dem Städtchen belegen gewefene Schloß verfallen iſt . Die Stadt iſt 1410 und 1445 verbrannt worden. 2 Thal , ein Dorf mit einer Pfarrkirche , deren fich ſowohl die Reformirten als Katholiken bedienen, 3 Buchen , ein Dorf mit einer Filialkirche. 4 Stad , ein Dorf am Bodenſee. 3. Die Landvogtey Sargans. 9.1. Das Sarganſerland, kann man auf Wal. fers Sandcharte von Rhåtien fehen . Es liegt am Rhein , iſt von Graubündten , Glarnerland , Ga. fter , Toggenburg ,

und der Herrſchaft Werdenberg

umgeben , ſehr bergicht, aber reich an Weide und Viehzucht, und in den Thålern giebts auch einigen Getraidebau und gutes Obſt. In dem hohen Ber. ge Gunzen findet man ein dreyfaches Erz , nåmlich fchwarz Erz, Meliwerk und roth Erz.

Wenn dieſe

in gehörigem Verhältniß vermiſcher und zuſammengee fámolzen werden , ſo entſteher unmittelbardaraus ein wahrer Stahl. mes Bad .

Zu Pfeffers iſt ein berühmtes war.

$. 2. Das Land enthält 2 Städte, 11 Pfarren, und Die Einwoh. vermuthlich 11 bis 12000 Menſchen.

ner ſind in der Herrſchaft Wartau der reformirten , in der Grafſchaft Sargans aber der römiſchfatholi. ſchen Kirche zugethan : jene erwählen ihre Prediger ben jeder Vacanz aus dreyen ihnen non Glarus vor. geſchlagenen Perſonen , diefe ftehen in geiſtlichen Sa. dhen unter dem Biſchof zu Ekur. $ . 3. ' Es iſt vor Atters eine Grafſchaft gewes fen , welche ihre eigenen Grafen gehabt hat , von wel. chen ſie an die Grafen von Werbenberg gekommen , von dieſen 1396 dem Hauſe Deſtreich verpfändet wors den ,

Sargans.

523

den , von dieſem auf gleiche Weiſe an die Grafen von Toggenburg , und nach Abgang derſelben 1436 wieder an die Grafert von Werdenberg gelanget iſt. Es er . richteten aber die Sandleute ein ewiges Bürgerrecht mit der Stadt Zürich, welches dem Grafen viel Ver. druß machte , daher er 1437 ein eriges Jand - Recht mit Schweiz und Glarus errichtete , und die Schlór. ſer Freudenberg und Neiðberg mit Oſtreichiſchem Vole befeßen ließ. Darüber kam ſowohl das Landvolf als die Stadt Zürich in Bewegung, und die legte ſchickte 2000 Mann ins Schlöſſer belagerten, eroberten und zerſtörten. Hier. auf verpfändete Graf Heinrich von Werdenberg und Sargans, die ganze Grafſchaft an die Orte Schweiz und Glarus um 1800 Fl. damit er ſie mit den Züri. chern in Streit bringen mogte , mit welchen auch der Krieg 1439 wirklich losbrach , daran Deſtreich Theil nahm. 1450 wurde Friede gemacht, und 1483 vers kaufte Graf Georg von Werbenberg bie Grafſchaft Sargans an die 7 alten Drte der Eidgenoſſenſchaft, welche 1712 ben Canton Bern in die Mitregierung des Landes aufnahmen . Dieſe 8 Cantone feßen wecha felsweiſe alle - Jahre einen Landvogt nach Sargans . §. 4.

Idh beſchreibe nun

I Das eigentliche Sarganſer Land , welches abgetheilet wird 1 In das obere Sargans , in welchem 1) Sargans , in alten Urkunden Sarunegaunum , die Hauptſtadt des ganzen Landes , mit einem Schloß , auf welchem der Landvogt ſeinen Sig hat. Sie liegt nahe beym Rhein , und iſt klein . Sie hat ihren Schultheißen, wela

524

Die Eidgenoſſenſchaft.

welchen der fandvogt aus den Bürgern ernennet , Rath und Gericht. 2) Ragat , ein großer Fleden am Fluß Tamin , der hier in den Rhein geht. Vor Alters hat er zu der Herrs ſchaft Freudenberg gehöret , wie denn das Schloß Freu : denberg gleich oberhalb auf einem Berge geftanden hat. Hier iſt ein Gericht für Ragak , Pattis , Pfeffers und Balens . 1446 wurden hier die Deftreicher von den Eidgenoſſen geſchlagen . Eine Stunde von hier iſt die untere Zollbrüde über den Rhein . 3) Pfeffers oder Pfäfers , lat. ad Favarias, Faba. rium , franz. Favière, eine im Jahr 720 geſtiftete Bes nedictinerabten , auf einem Berge am Rhein , deren Abt ein Reichsfürft iſt , und unmittelbar' unter dem Papſt ftehet. Sie ſtehet unter dem Schuß der das Sarganfers land regierenden 7 eidgenoſfiſchen Orte , welche auch die Landeshoheit und den Blutbann in dem dazu gehörigen Gebiet ausüben : des Abts und Fürſten Beamte aber perſehen die niedern Gerichte zu Pfeffers , Sagax , Våts tis und Walens. Etwa eine halbe Stunde von dem Klos fter iſt Das berühinte Pfeffersbad , welches der Abten zuges håret: Dieſes warme Bad , welches auf lateiniſch Ther . ma favarienſes, piperinæ , etc. genennet wird, hat ſeine Quelle in einer ungemeinen Tiefe zwiſchen hohen Bergen, nabe bey dem Bache Zamin , wird aber durch unterirdi: fche Kanåle in eine große Wafferleitung geführet, welche über den Bach Lamin weg , bis in das Bad- und Gaſta haus geht , welches auch in einer großen Tiefe zwiſchen hohen Bergen erbauet ift. 4 ) Valens , ein Dorf, nicht weit vom Pfeffersbad. 5) Våttis , ein Pfarrdorf, in einem davon benanns ten Thal , welches vell der ſchönſten Wieſen und Quellen ift, auch hat man in dieſer Gegend Kupfererz gefunden . Demſelben gegen Abend, liegen die Eisberge Šimmels berg uud Calveißen , welche dem Bach Zamin ſeinen Urſprung geben . 6) Mels ,

Sargans.

525

6) Mels , ein Pfarrborf, woſelbſt im Şerbſt ein ſos genanntes Landgericht får die , welche zwiſchen der Saar und dem Widerbach wohnen, gehalten wird, 2 In das intere Sargane , in welchem 1 ) Wallenſtadt oder Walenſtad , lat. Riva villa, auch Statio Rhætorum , eine kleine Stadt, nicht weit von bem davon benannten See. Sie hat einen Schultheißen und Math : jenen ernemmer der Landvogt aus 3 Bürgern, welche ihm vorgeſchlagen werden . Durch dieſelbe gehen viele Kaufmannsgüter nach und aus Benedig . Hier hals ten die Eidgenoſſen und Graubündtner ihren Rechtstag, wenn ein Theil Anforderungen an den andern macht. Den Wallenſtådter See habe ich oben beym Canton Giga rus beſchrieben. 2) Bertſchis oder Berfchis , ehemals Borfis , und auf lat. Perſinio genannt, ein Dorf, welches nebſt Schers lach eine Pfarre ansmacht. 3) Greplang , ein Schloß mit einer Kapelle , ſoll zus erſt von den alten Rhåtiern erbauet worden ſeyn , und Grappalonga, 0. i. Langenſtein , geheißen haben . Es iſt auch ehedeſſen die Burg Slums genennet worden . Šeit 1528 beſiben es die Tſchudi. 4 ) Slums , lat. Fluminis , ein Floden an der Seet , welcher eine Pfarrkirche hat , und woſelbſt im May ein fogenantes Landgericht für die, welche zwiſchen der Saar und dem Widerbad) wohnen , gehalten wird. 5 ) Mols , ein Pfarrdorf am Wallenſtädter Ser.

II Die Herrſchaft Wartau , deren Eina wohner der reformirten Kirche zugethan ſind. 216 1695 Der fatholiſche Landvogt über das Sarganſers land, zu Wartau den katholiſchen Gottesdienſteinfüh. ren wollte , entſtund darüber zwiſchen den Sargans regierenden Städten und Orten ein weit ausſehender Streit, der aber bald friedlich bengeleget wurde. Die merkwürdigſten Derter in derſelben ſind:

1 Wars

526

ft Die Eidgenoſſenſcha .

1) Wartau , eiv Pfarrborf oder Sleđen . 2 ) Ugmaas , auch Agmoos und Uomog genannt, ein Dorf am Scholberg , welches ehedefſen in die Pfarre Wartau gehöret hat, ſeit 1734 aber, nebſt einigen benach barten Dertern, eine eigene Pfarrkirche hat. 4 Die Landvogter Gaſter. . 1. Das Gaſter oder Gaſtal , welches in al. ten Urkunden auch Gaſtrach), und auf lateiniſch Ca ſtra , von einigen auch Caftra rhætica genennet wird , auch vor Alters die Herrſchaft Windeck geheißen hat , weil die Sandesherren auf dem nun zerftorten Schloſſe Windeck ihren Sie gehabt haben , grånget gegen Morgen an das Sarganſerland, gegen Mittag an den Wallenſtådter See, und die Orte Glarus und Schweiz, gegen Abend an die landvogtey Uknach, und gegen Mitternacht an die Landſchaft Toggenburg . Es hat nach Sargans und Toggenburg zu , und auch ſonſt noch , einige hohe und fruchtbare Berge. . 2. Die Mannſchaft von 16 Jahren und bar . wiber , in dieſer und den Sandvogteyen uznach und Gams , macht ungefähr 3000 Perſonen aus. Die ganze Landſchaft iſt der römiſchkatholiſchen Lehre und Kirche zugethan , und ſtehet in geiſtlichen Sachen unter dem Bisthum Chur, ausgenommen die Pfarre Dber. } kirch oder Kalebrunn , welche unter das Bisthum Coſtanz gehöret . $ . 3. Sie iſt vor Alters zu dem Lande der Rhátier gerechnet worden. Nachmals hat ſie eigene Grafen gee habt, iſt hierauf durch Heirath an die Grafen von lendo burg, von dieſen an die Grafen von Habsburg, und fol. chergeſtalt unter des Hauſes Deſtreich Herrſchaft gee fom .

Gaffer.

527

kommen . Herzog Friedrich von Offtreich verpfändes te fie 1438 den eidgenoſſiſchen Orten Schweiz und Gla . rus , welche auch im Beſik derſelben geblieben ſind, doch ſind den landleuten ihre Freyheiten und Rechte vorbehalten worden .

9. 4. Eben gedachte eidgenoffiſche Orte und Obere herren dieſer Landſchaft , laſſen ſie durch einen Land. vogt verwalten , welcher von ihnen wechſelsweiſe alle 2 Jahre dahin gefeßet , von ihren Geſandten einge . führet , und zu Schänis und Weſen den Untershanen vorgeſtellet , auch bey dieſer Gelegenheit die Huldis gung von ihnen eingenommen wird , der Landvogt aber ichmoret , daß er das (and bey ſeinen Frenheiten handhaben wolle. In Anſehung des Orts Glarus iſt zu bemerken, daß zwar die Huldigung im Namen des ganzen Glarnerlandes eingenommen , der Sand . vogt über das Gafter aber , wenn die Beſtellung deſ felben an den Ort Glarus kommt, nur aus den kathos lifchen Ländleuten deſſelben genommen werde , hinges gen beſtellen die Reformirten einen Sandvogt zu Wer. Uebrigens wohnet der Sandvogt nicht in denberg. dieſer Landſchaft, ſondern reiſet nur , wenn die Ger ſchaffte es erfordern, oder er von Parteyen berufen wird , hierher , und kehret alsdenn in dem Stift Scyånis ein.

Seine Beamten ſind , ein Untervogt,

der von den regierenden Orten erwählet wird , ein Secfelmeiſter, Landſchreiber, landweibel und laufer, welche von den Landleuten auf einer Landesgemeine er . wählet werden . S. 5. Solche Landesgemeine hålt die Landſchaft Gaſter alle 2 Jahre auf offenem Plage vor dem Rath. Kaufe zu Schänis , und erwählet alsdenn die lande richter,

528

chaft .

Die Eidgenoſſenſ

richter , Sandråthe" und die vorhin genannten Beam . ten des Landvogtes, jedoch unter deſſelben, oder , wenn er abweſend itt, unter feines Untervogts Vorſike . Das Landgericht beſteht aus 9 (andrichtern , welche unter dem Vorſiße des Sandvogts auf dem Rathhauſe zu Schånis , jährlich dreymal alle Civilfachen ohne Uppellation beurtheilen , auch im Bußengericht die Strafgelder der Verbrecher bis an das Malefiz be. ſtimmen , da denn die Strafgelder Halb dem Lande, und halb den regierenden Orten zu Theil werden . Der Sandrath , welcher aus des Landvogts Amtleuten ,dem , :: 9 Sandrichtern und 9 Jandråthen beſteht, beſorget une ter des Landvogts Vorſiße des {andes Angelegenheia ten wegen Frenheiten , Steuern , Landſagungen und Verordnungen 2c. In Malefizſachen ſtellen der Sanda vogt und die Amtsleute auf dem Rathhauſe zu Schå . nis das Verhör und die Unterſuchung an , und fene den hernach die Uebelthåter den regierenden Orten zu , welche das Tobesurtheil abfaffen , nach deſſen Anleis tung auch das Urtheil auf einem ſogenannten Landtage zu Schånis , von den Amtleuten , Sandrichtern und Sandrathe , gefället wird . 9. 6. In dieſem

Lande find am merkwürdigſten :

i Schånis , ein großer Fleden , welcher eixe Pfarr Die vornehmſte hieſige kirche und ein Rathhaus hat. Merkwürdigkeit iſt die adeliche Abtey , deren Aebtiſſinn eine Reichsfürſtinn iſt. Sie darf ſich nicht verheirathen , den Stiftsfråulein aber iſt es erlaubt. Das Stift hat große Güter im Lande. Es iſt im Fahr 806 geſtiftet worden . Die 2 regierenden Orte find Schuh : und Obera Herren deffelben,

we

Uknach.

i

529

2 Weſen , lat. Guckha , ein großer Fleden am Wals lenſtädter See, welcher ehedefſen'eine Stadt geweſen iſt. Es iſt hier ein beſonders Gericht , welches aus der Bürs gerſchaft beſetzt wird ; auch find hier 3 Kirchen , und ein Nonnenkloſter Bernhardinerordens, 3 Die Pfarre Benken, das Dorf Kaltbrunn , und das Pfarrdorf Oberkirch . Zu Kaltbrunn hat das Stift Eins fiedlen die niedern Gerichte. Dberhalb Kaltbrunn iſt eine ſteinerne Brüde , bey welcher die Bistümer Coſtanz und Chur, und die Vogtenen Safter und Uznach ſich ſcheiden. 4 Umbden oder Ummon , auch Ummen , Umont, lat. Amænus Mons , oder ad Montem , ein hoher und ans muthiger Berg, an der mitternächtlichen Seite des Wallens ſtädter Sees , auf welchem eine Pfarre iſt, die von dem Stift Schånis bereßet wird. 5 Die Pfarren Quarten und Murg.

5 Die Landvogter Ußnach . Sie liegt zwiſchen dem Gaſter, Toggenburg , den Cantonen Zürich und Schweiz, und dem Gebiet der Stadt Rapperſchweil , und man kann ſie am beſten auf den Sandcharten vom Canton Zürich fehen . Der Getraidebau beveutet wenig, hingegen die Viehzucht, der Weinbau und die Wålder ſind erheblich .

Ehe.

deſſen iſt ſie eine Grafſchaft geweſen , welche Grafen 1 Friedrichs von Toggenburg Erben 1438 den Canto . nen Schweiz und Glarus verpfändet, und dieſe 1469 vom Frenherrn Petermann von Raron völlig erkaufet Kaben. Sie regen alle a Jahre einen Sandvogt das þin , welcher zu Uknach den Unterthanen vorgeſtellet, auch alsdenn von dieſem die Huldigung eingenommen wirb.

Wenn der Umgang an den Canton Glarus

kommt, wird der Sandvogt über das Land Ugnach, nur aus den fatholiſchen Einwohnern des Glarnerlan . bes 4 Tg. 52 .

chaft .

Die Eidgenoſſenſ

530

des genommen , weil die Einwohner der Landvogter Uznach ſich zu der katholiſchen Kirche bekennen. Die mertwürdigſten Derter in derſelben ſind : į Ugnach , ein Städtchen ,welches mit einem Schults heißen und Rath verſehen iſt. Es iſt hier ein Schloß. Das Stadtchen iſt 1445 , 1493 und 1762 abgebräunt. 2 ' Schmeriten , ein Dorf mit einer Pfarrkirde. 3 Ugnaberg oder Ugenberg , eine große Gemeine, welche aus zerſtreuet liegenden Dörfern beſteht, und ih ren Ammann und Rath hat. 4 Lichenbach , ein Dorf mit einer Pfarrkirche. 5 Das Bodingerthal, welches aus vielen kleinen Dors

fern und Bauerhofen beſtehte, und auch eine Pfarrkirche lhat. 6 St. Gallen Capellen , ein Dorf mit einer Pfarrs kirche , und Gauen oder Gomiswald , ein Pfarrdorf. 6 Die Landvogter Gams. Sie iſt ſehr klein, und liegt zwiſchen der Grafſchaft Werdenberg, Grafſchaft Toggenburg und Herrſchaft Saf, zu welcher lekten ſie auch ehedeffen gehöret, ſich aber frei) gekauft hat. 1497 ergab ſie ſich an die Cantone Schweiz und Glarus , mit Vorbehalt ifrer Freyheiten.

Dieſe Cantone verordnen alle 2 Jahre

einen Zandvogt dahin, welcher jederzeit derfelbe iſt, der auch das Gaſter verwaltet , obgleich Gams mit der Sandvogtey Gaſter gar feine Gemeinſchaft hat. Dies fer { andvogt wird daſelbſt von den Geſandten der re. gierenden Cantone vorgeſtellet, welche alsdenn aud) die Huldigung einnehmen , wohnet aber nicht in dieſer Gemeine, ſondern kommt nur dahin, wenn er Geſchäff te zu verrichten hat , und kehret alsdenn im Wirths, Hauſe ein .

Indeſſen hat er dafelbſt einen Ammann

und Weibel , welche die Geſchäffte in ſeinem Namen vorläufig beſorgen .

Es iſt auch daſelbſt ein Gericht, welo

1

Gams.

535

welches aus 12 Richtern beſteht, die alle 3 Jahre halb von dem Sanboogt, und halb von der Gemeine ernen . net werden . Es ſpricht in allen Schuld- und nieder . gerichtlichen Sachen, ohne weitere Appellation , es wür. de denn ein Urtheil von 3 Richtern vor die regierenden Cantone gezogen. Malefizperſonen werden vom Am . mann und Gericht verhöret,und hierauf dem Landvogt, von dieſem aber den regierenden Cantonen zugeſchicket, welche alsdenn nebſt dem Sandvogt das vom Am. mann und Richtern gefällete Urtheil wohl lindern, aber nicht vergrößern können. Die {anovogter oder Geo meine enthält 1 Bams , lat. Campfum , Camſo , ein großes Dorf mit einer katholiſchen Pfarrkirche, welche in das unter dem Bistum Chur ftehende ſogenannte Druſianer oder Wall: gauer Kapitel gehdret. 1499 wurde es uach einem blus tigen Scharmütel von den Kaiſerlichen verbrannt. 2 Die Nachbarſibaft Gaſſenzen , welche aus unters ( chiedenen Häuſern beſteht, 3 Kåmpelen , ein faltes Bad in einem Walde über Sams. 4 Denkamſerberg, der von den toggenburgiſchen bis zu den ſariſchen Gränzen auf anderthalb Stunde lang, auch wohl bewohnt iſt, und einen beträchtlichen Tannens wald hat. 7 Die Stadt Rapperſchweil nebſt dem

dazu gehörigen Gebiet

liegt am Züricher, und Ober - See, unbift theils von demſelben , theils vom Canton Zürich und der Land. vogten Uknad, umgeben .

Die deutlichſte Abbildung

davon , findet nian auf den oben angeführten Charten von den Cantonen Zürid) und Schweiz. In der Stadt

1

und ibrem Gebiet, find ungefähr 5000 Menſchen. Die &I 2

532

Die Eidgenoſſenſchaft.

Die Stadt Rapperſchweil , lat. Ruperti villa,ſteht auf einer Hdhe am gedachten See , über welchen hier eis ne Brüde gebauet iſt , die 1850 Schritte lang iſt , und bis an die Landſpite reichet , welche ſich aus den zum Canton Schweiz gehörigen ſogenannten Höfen weit in den See hinein erftredet. Dieſe Sandſpitze und die Brůs đe theilen den großen See in den eigentlichen Zürichers fee und in den Oberſee. Die Brücke gehöret der Stadt Rapperſchweil, welche ſie auch in gutem Stande erhält, und dagegen einen Zoll auf derſelben hebet. Die Stadt iſt etwas befeſtiget , hat auch ein ziemlich feftes Schloß , und hat 1388 , 1443 und 1656 Belagerungen überſtanden . Sie ſelbſt ſowohl, als ihr Gebiet , iſt der römiſchkatholia ſchen Lehre und Kirche zuigethan , und ſtehet in geiſtlichen Sachen unter dem Biſchofe zu Chur. Man findet auch in derſelben ein Kapuzinerkloſter. Ihr Regiment beſtehet in einem kleinen und großen Rath ; jener hat 12 , und dieſer 24 Glieder. Das Haupt iſt ein Schultheiß , auf denſelben folget der Statthalter, alsdenn der Venner oder Pannerherr, und hierauf der Sedelmeiſter. Das Stadts gericht iſt mit einem Präſidenten oder Stadtrichter , und 12 Richtern beſetzet. Von deinſelben appelliret man an den kleinen Rath. Der Geheime- und Kriegs, Rath , bes ſteht aus dem Schultheißen , Venner , einem Rathsherrn und dem Stadtſchreiber. Die alte Stadt hat auf der ans : dern Seite des Züricherſees geſtanden . Sie hatte vor Alters ihre eigenen Grafen , welche auch Herren zu Bans delburg , uns Kaſtenvogte des Stifts Einſidlen waren , die landſchaft March, das Gafter und Uznach beſaßen . Als ſie 1283 in månnlichen Erben ausſturben , kam Rapa perſchweil an Grafen Rudolphs Lochter Eliſabeth , und derfelben zweyten Gemahl Rudolph VII Grafen von Dabss burg. 1350 wurde die alte Stadt von den Zürichern zer : ftoret. Die neue Stadt , oder Lieu : Rapperſchweil, welche rog , erbauet worden , hat vorher Endingen ges heißen. ' 1358 verkauften die Gebrüder Johann, Rudolph und Gottfried von Habsburg , die Stadt und Grafſchaft Rapperſchweil an die Söhne Erzherzogs, Albrechts von Selts

Rapperſchweil.

533

Deftreich. 1464 ergab ſie ſich den Cantonen Uri, Schweiz, Unterwalden und Glarus, mit Vorbehalt ihrer Freyheis ten , welches ſchon 1458 von dem größten Theil der Bürs gerſchaft war beſchloffen worden; dieſe Cantone aber machten ſich nach und nach zu Herren über dieſelbe. Seit dem 1712 zu Arau geſchloffenen Frieden , hat ſie ihre Frepa heiten wieder , ſteht aber unter der Oberherrſchaft der Tantone Zürich und Bern, es ſind auch damals dem Cana ton Glarus ſeine bis dahin hier gebabten Rechte vorbea halten worden . 1350 wurde ſie von den Zürichern , und 1443 von den Schweizern in Brand geſtecket. Die merkwürdigſten Derter ihres Gebiets , find 1 Bußkirch , ein Pfarrdorf am Fluß Fonen . Die in die hieſige Kirche eingepfarrte Gemeine wird in die obere und untere eingetheilet, und es gehören dazu die Kirche St. Dionyfii, die Kapelle auf der Slue und Kempraten, und 15 Bauernhofe. 2 Jonen , am Flüßchen gleiches Namens, ein Pfarra dorf. 3 Wurmsbach , ein Nonnenkloſter Ciftercienſerordens am obern See. Es ſteht unter der Aufſicht des Abts zu Wettingen. 4 Die Dörfer Ober , und Unter : Bollingen , am obern Sce : in jenem iſt eine Kapelle ; es iſt auch daſelbit ein Kloſter geweſen , welches 1207 dem zu Wurmsbach einverleibet worden ; in dieſem iſt eine Pfarrkirche. 5 Lügelau , eine kleine Inſel im Zürider See, dahin

die Stadt zuweiſen ihr Vieh auf die Weide ſchidet. 8 Die Grafſchaft und Landvogter Baden .. S. 1. Die größte 26bildung derſelben, iſt auf den fchon oben angeführten Landcharten vom Canton Zů. Sie liegt im Argau oder Ergom , rich , zu ſehen . und iſt gegen Weſten von der Aar, gegen Norden vom Rhein , und gegen Südweſten von der Reuß eingeſchloſſen , dod liegen unterſchiedenehierher gehoo rige II 3

Die Eidgenoſſenſchaft.

534

rige Dörfer jenſeits der Aar und des Rheins , gegen Diten und Süden aber grånger ſie an den Canton Zů. rich . Die Limmat fließt faſt mitten hindurch , und 1 ergießt ſid , hier in die Aar , welche furz vorher auch þieſelbſt die Reuß aufgenommen hat , ſich aber auch Die hier ben Coblenz mit dem Rhein vermiſchet. Landſchaft bringet viel Getraide und Obſt , und in. fonderheit an der ( immat und War ziemlich vielen und guten Wein Hervor : es iſt auch hieſelbſt vieles und gutes Eiſenwerf zu finden, wie denn der ganze Berg ftrich vom Capellerhof bis Endingen voll von lege. nanntem Bohnenerz iſt, weldies erſtlich aus dem Lei. men gewaſden , und hernach ben ( auffenburg am Rhein , geſchmolzen wird . §. 2. Es enthält dieſe Landſchaft 3 Ståbte , und ungefähr 24000 Menſchen .

Der größte Theil der

Einwohner iſt der römiſchkatholiſchen , und der gerin . gere der evangeliſchreformirten Kirche zugethan : jene ftehen in geiſtlichen Saden unter dem Biſchof zu Coſtanz. Un einigen Orten wird den Juden der Äufe enthalt verſtattet. 8.3.

Vor Ulters iſt dieſe landſchaft eine Graf.

ſchaft geweſen : allein , von den ebemaligen Grafen von Baden weiß man wenig zuverlåßiges. 1140 war Werner, Graf von Baden , Kaſtenvogt des Frauen . Münſters in Zürich.

Darinn ſtimmen alle überein,

daß die Grafen von Kyburg auch die Grafſchaft Ba . den durd ) Heurath erlanget haben, und daß Graf Hart. mann 1244 dieſelbe dem Bischum Straßburg zu lehn aufgetragen, nach ſeinem Tode aber ſeiner Sdiwefter Sohn, Graf Rudolph von Habsburg , nachmaliger deutſcher König , dieſelbe gerbet habe.

Sie iſt ben

ſein

Baden .

535

feinen Nachtommen , den Herzogen zu Deſtreich , gee Als aber Erzherzog Friedrich 1415 vom Kai.

blieben .

ſer in die Ucht, und von der Coſtnißer Kirchenverſamm . lung in den Bann gethan wurde : nahmen die Eidges noſſen auch die Stadt und Grafſchaft Baden ein, wors auf Kaiſer Sigmund ſie in eben demſelben Jahr der Stadt Zürich für 4500 Fl. verpfändete , welcher aus eidgenoſſiſcher Freundſchaft die Drte Lucern, Sdyweiz, Unterwalden, Zug und Glarus mit in die Pfandſchaft treten ließ , in welche auch 1426 die Stadt Bern, und Dieſe 8 al 1445 das Land Uri aufgenommen wurde. ten eidgenoffiſchen Städte undOrte, befaßen dieſe Grafo ſchaft , und legten derſelben wechſelsmeiſe alle a Jahre einen Zandvogt vor, bis 1712. Als aber damals in dem Toggenburger Kriege die regierenden katholiſchen Orte Jucern , Uri , Schweiz, Unterwalden und Zug , die Stadt Baden einſeitig mit Beſagung belegten : beo mächtigten ſich derſelben die Städte Zürid, und Bern, welchen auch gedachte 5 katholiſche Drte im Arauer Frieden ihre gehabten Antheile an der Regierung der Grafſchaft abtraten, Glaruß aber behielt rein Antheil. 9. 4. Es haben alſo die Städte Zürich und Bern

ſeit der Zeit an der Regierung dieſer Grafſchaft 7 Theis le, und der Ort Glarus hat den Sten Theil; jene haben alſo die Landvogter dieſer Grafſchaft 14 Jahre lang, und alsdenn Glarus 2 Jahre lang, zu befeßen ; es ha. ben ſich aber die erſten die Frenheit vorbehalten , ob eine jede die ihr zukommenden 7 Jahre nur durch ei. nen Sandroge verfehen laſſen , oder wieder unter einige Wertheilen laſſen wolle ? Der landvogt wohnet auf dem Schloſſe bey der Stadt Baben , ſpricht allein in Cio vilſachen, welde an ihn durch die Appellation von den 114

536

aft .

Die Eidgenoſſenſch

Gerichten gelangen, welche ſich beynahe in einem jeden keinen niedern Gerichtsherrn habenden Dorfe befinden , und aus den Gliedern einer jeden Gemeine unter dem Vorſie der in den Aemtern befindlichen obrigkeitli. chen Untervogte beſeßet werden .

Er hat auch alle

ſtrafwürdige Sachen in ſelbigen , und in den niedern Geridyten diejenigen, welche der Gerichtsherren Recht ju ftrafen, überſteigen , bis an die Lebensſtrafe allein zu beſtrafen, wobey fich aber der Sandſchreiber, und die von den Städten Zürich und Bern aus der Bürger. ſchaft zu Baden wechſeisweiſe alle 10 Jahre ernannten Untervogte befinden , jedoch keine Stimme , ſondern nur den etwa verlangten Rath, geben .

Von ſeinen

Urtheilen gehet die Appellation an die Geſandten, wel. che die regierenden Orte jährlich auf die Jahrrechnung abſchicken , und von dieſen an die regierenden Orte ſelbſt.

Es iſt auch der Sanddogt befugt, den fleinen

und großen Rathsverſammlungen der Stadt Baden von Zeit zu Zeit nach Belieben beyzuwohnen ; er hat auch die Schlüſſel zu den Stadtthoren . Das Male. fizgericht der Landſdyaft, wird aus den Untervogten der 8 Zemter, und von dem Sandvogte, ben jeder Veran. laffung nach eigenem Belieben , von Zurzach, Kling. nau ; Kaiſerſtuhl und den 8 Zemtern mit 16 andern Richtern bereßt, und beſtehet alſo aus 24 Perſonen. Der (andvogt über auch in des Biſchofs zu Coſtanz hier belegenen Hemtern, und auf den Jahrmärkten zu Zurzach), die den regierenden Orten zukommenden lans desherrlichen Rechte aus, und ein gleiches thut er auch an den Dertern , wo die Städte Zürich und Bern, infonderheit aber die Stifter Wettingen und St. Bla . fien , ingleichen die Städte Baden , Bremgarten , Mel.

1

1

Baben .

537

mellingen, Klingnau, die Johannitercommenthureyer Lützern und Bücfen, die Sildfter Hermet ſchweit, Gna. bent jal und Fahr, und einige Edelleute , die niedern Gerichte Jaben . . 5. Dieſe Grafſchaft und Sandvogtey enthalt : I Die Hauptſtadt

Baden ,

welche

auch

Ober - Baden , und Baden im Argau , und auf lateiniſch Caſtellum oder Vicus thermarum , Aqua helveticæ , Thermopolis, Thermæ hel. veticæ , Bada, Badena , Badenia , genennet wird. Sie liegt an der Limmat , über welche eine ziemlich lange Brüde gebauet iſt , die weder Joche noch Pfeiler bat, zwiſchen zwepen auf beyden Seiten dieſes Fluffes befinds lichen Zheilen des Påberbergs. Das alte Schloß , wels des chedeffen der Stein zu Baden bieß , iſt von der Stadtmauer bis auf die dabey gelegene Höhe aufgefüha ret , 1415 von den Eidgenoſſen zerfidret , 1661 von der Stadt wieder in wehrhaften Stand gereßt, 1712 aber ein Sheil deſſelben , und inſonderheit die auf der Hohe ange: legt geweſenen Feſtungswerke, geſchleift worden. Das neue Schloß , ehemals die niedere eſte genannt , liegt auf der andern Seite der Limmat , der Stadt gegen über, in der Tiefe , gleich an der Brüde , und iſt der Sit der Landvbgte, auch zu ihrer Bequemlichkeit 1734 verbeſſert worden . Das Rathhaus beſteht aus 2 Gebäuden ; in einem werden die Tageſatzungen oder Zuſammenkünfte ges meiner Eidgenoſſen und dort regiercader Orte , in dem andern aber die Rathos und Gerichts: Berſammlungen der Stadt Baden gehalten . Die katholiſchen Einwohner haben die Kirche zu unſer lieben Frauen Himmelfahrt, bey welcher ein Shorherrenftift ift , ein Rapuzinermons Jenkloſter und ein Ronnenklofter, und auf dem Wege zu den großen Bådern , noch eine Kirche: die Reformirten aber haben die auf eben gedachtem Wege , zwiſchen der Stadt und den großen Bådern , 1714 neuerbauete Kirche. Die fls

538

chaft .

nſ Die Eidgenoſſe

Die Stadt hat innerhalb ihrer Kreuzſteine die hohen und niedern Gerichte , und ihre Einkünfte in unterſchiedenen Gefällen . Shr kleiner Rath beſteht aus dem Amtsſchult: beißen , alten Schultheißen , 10 Rathsherren und dem Stadtſchreiber. Der große Rath beſteht außer dem kleis nen Rath, auch aus 40 Gliedern. Von dem kleinen Rath geht , außer einigen geringern Schuldſachen und Strafen, die Appellation an den kleinen und großen Rath, alsdenn an die auf die Jahrrechnung kommenden Geſands ten der regierenden Orte , und von dieſen an die regierens den Orte felbft. Es find auch hieſelbſt 2 Gerichte , nåms lich ein @duldengericht und ein Frevelgericht. In Ma. lefizfållen wird das Verhör von einem Ausſchuß aus dem kleinen Rath , dem Schultheißen in vierzigen , (wels cher der erſte des aus 40 Perſonen beſtehenden großen Raths iſt.) und noch einem , das Urtheil aber wird vom kleinen und großen Rath ausgeſprochen. Die Stadt hat im Namen des hieſigen Spitals , die niedern Gerich te zu Sißlisbach , beſetzt auch die Pfarre und Kaplaney zu Nordorf , die Pfarre Fißliebach und Gosliken , und unter gewiſſen Bedingungen , die Pfarre zu Ober : Steina mar im Züricher Gebiet. Bis 1712 ſind hier die außer: ordentlichen und gemeinen eidgenoßiſchen Tageſakungen und Conferenzen gehalten worden ; die legten werden auch noch inehientheils hieſelbſt angeſtellet, inſonderheit aber die Zuſaminenkünfte der die Grafſchaft Baden und die untern freyen Aemter regierenden Städte und Drte. Man hålt , ( aber ohne Gewißheit ) Baden für einen von uralten Zeiten her bewohnten , ja gar von den Volcis Tectolagis angelegten Ort , welcher nebſt andern Flecken von den alten Helvetiern verbrannt, aber wieder aufer : bauet worden. 1369 verlor fie in ciner Feuersbrunft die Urkunden von ihren Freyheiten , ſie wurden ihr aber in eben demſelben Jahr vom Herzog Leopold in ſeinem und ſeines Bruders Albrechts Namen erneuert und beſtårigt. 1526 wurde hier von den Eidgenoffen eine Religionsunter redung angeſtellet. 1712 wurde fie von den Städten Zů : rich und Bern belagert, und zur Uebergabe genöthiget. 1714

!

Baden .

539

*

1

1714 wurde hier zwiſchen dem Kaiſer und dem Kðnig von Frankreich ein Friede geſchloſſen. Eine Viertelſtunde unter der Stadt , find auf beyben Seiten der Limmat vortrefflide warme Båder , welche von uralten Zeiten her berühmt ſind . Sie werden in die ſogenannten großen und kleinen Båder eingetheilet, jene liegen auf der Startſeite. Bey denſelben iſt die katholis ſche Kirche zu den heiligen drey Königen . Sie ſind 1351 von den Zürichern , 1388 von den geſaminten Eidgenoffen , und die kleinen Båder 1445 von den Deſtreichern und Zů richern verbrannt worden . Es ſind auch 1536 auf beyden Seiten 25 Håuſer abgebrannt. Daß die kleinen beinernen Würfel, oder ſogenannten Baderwürfel, welche außerhalb der Stadt in dem Gras ben beym alten Schlofie , und in den Hinher belegenen Wieſen gefunden werden , kein Werk der Natur , ſondern von Knochen durch Menſchenhånde 'verfertiget worden ſind, iſt ausgemacht und umwiderſprechlich . II Folgende 8 Aemter , welche unmittelbar unter den regierenden Cantonen , oder ihrem Sand. vogt ſtehen .

1 Das Amt Gebiſtorf, welches den Namen hat von Gebiſiorf, einem Dorfe mit einer Pfarrkirs che, deren ſich ſowohl die Reformirten als Katholi. ſchen zum Gottesdienſt bedienen . 2 Das Amt Birmenſtorf, in welchem 1 ) Birmenſtorf, ein Dorf mit einer Pfarrkirche,wel : che ſowohl von Reformirten als Katholiken zum Gottes: dienſt gebraucht wird. Der Kirchenſaß und die niedern Gerichte hieſelbſt gehören dem Berueriſchen Amt Königss felden. 2 ) Sislisbach , ein Dorf mit einer katholiſchen Pfarr, kirche. Hier hat das Spital zu Bader den Kirchenſap und die niedern Gerichte. 3

Das

340

Die Eidgenoſſenſchaft.

2 Das Amt Rordorf, in welchem 1) Ober : Rordorf , ein Pfarrdorf. 2) Belliden , ein Schloß und Dorf, woſelbit die Fas milie Schinib im Urnerlande, die Vogtey und niedern Gerichte hat. 3) Stetten , ein großes Dorf, deſſen Einwohner ſelbſt die niedern Gerichte befizen. 4) Eggenweil , ein Pfarrdorf an der Neuß. 4. Das Amt Dietikon , in weldem 1) Dietikon oder Dietilen , ein Pfarrdorf, deſſen Kirs che ſich die Reformirten und Statholiken gemeinſchaftlich bedienen. - Das Stift Wettingen hat hier die niedern Gerichte . 2) Die Dörfer Schlieren, Spreitenbach, Ruderſtåt: ten , u. a. m. 5 Das Amt Wertingen , in welchem 1) Wettingen, ein Pfarrdorf an der Liminat, wofelbſt das nahe dabey liegende Stift gleiches Namens , ( davon bald ein mehrers,) die niedern Gerichte hat. 2 ) Ottikon , Suttikon , und andere Derter. 6 Das Amt Erendingen , in welchem 1 ) Ober- und iinters Erendingen , 2 Dörfer, in deren erſtem eine katholiſche Pfarrkirche iſt , Obess und Unter . Schneifingen , in deren erſtem eine Pfarrkirche iſt. 2) Lingnau oder Lenguau , ein katholiſches Pfarr: dorf , woſelbſt des deutſchen Ritterordens Commenthuren Bücken , unweit der dftreichiſchen Waldſtadt Rheinfelden , die niederu Gerichte und den Kirchenfak hat. Hier und zu Endingen ſind Juden, die ſonſt nirgends in der Eidges noſſenſchaft geduldet werden . 7 Das Amt Siggenthal , mit den Dörfern Ober- und Unter : Siggenthal, Kirchdorf und Tågetfelden , welche Pfarrdörfer find, Ober- und Unters Endingen und Würenlingen, nebſt dem Schloß Freudnau. 8 Das

Baden .

341

8 Das Amt Lútgein , liegt jenſeits der Uren , und enthält 1 ) Cútgern , oder Luggeren , auch Lütferen , und Leuggeren, ein Pfarrdorf , in welchem eine Commenthus rey des Johanniterordens iſt , zu welcher der Orden die Güter 1239 von den von Teufenſtein erkauft hat. Sie hat im Dorf die niedern Gerichte, Zehenden und den Kirs , chenſag , auch die niedern Gerichte zu Auw und Kleins Dettingen , und zu Klingnau ein Schafnereyhaus nebſt einer Kirche, 2) Auw oder Umber : Auw , einige Håuſer auf eie ner kleinen Inſel in der Aren, roſelbſt die Johannitercoms menthurey die niedern Gerichte bat. 3) Die Schiffer Båttſtein an der Aar , und Bera nau , am Rhein . III Folgende biſchöflich - coſtanziſche fos genannte iußere Äeniter oder Vogtevyen , in welchen der Biſchof die niedern Gerichte hat.

1

1 Die Obervogter Klingnau , in welcher 1) Klingnau , ein Stådtchen an der Uren , welches vor Alters den Freyherren von Klingen zugehöret hat , die e$ 1269 an das Bisthum Coſtanz verkauft haben. Es iſt hier eine katholiſche Pfarrkirche und eine Probſten des tifts St. Blaſien, zu welcher der Kirchenſatz zu Schneia ſingen und Kirchdorf, und die niedern Gerichte zu Tåa gerfelden , Kirchdorf und Endingen gehören. Die Commenthurey Lütgeren hat hier ein Schafnereyhaus, und daben eine Kirche. Schon 1250 ſtifteten die Freya herren von Klingen hier die Johanniskirche und eine Com. mende des Johanniterordens. 1585 brannte das Stadts chen ab. Vogt und Rath zu Klingngu hat die niedern Gerichte im Dorf Meeſtorf. 2) Coblenz, lat. Confluentia , Confluentes , ein Fleden in dem Winkel , wo die Aren in den Rhein fließt. Er iſt zu Klingnau eingepfarret,

. Die

Die Eidgenoſſenſchaft.

542

3 Die Obervogrey Zurzach), welche mit der zu Klingnau von einerley Obervogt verwaltet wird , enthält Zurzach , Certiacum ,, einen großen und wohlgebaue: ten Marktfleden am Rhein , deſſen 2 - Fahrmårkte nicht nur von den eidgenoſſiſchen , ſondern auch von deutſchen und franzöſiſchen Kaufleuten beſucht werden. Die Pfarrs kirdie war ehedeflen den Reformirten und Katholikert ge inein, nun aber ijaben die Reformirten eine eigene neuers bauete Kirche; auch iſt hier ein Collegiatſtift, welches die niedern Gerichte und andern Gerechtſame zu Cadelburg in der Landgrafſchaft Kletgau hat. Nicht weit von hier hat vor Alters Foruin Tiberii geſtanden , davon noch) Ueberbleibſel zu ſehen ſind; es ſind auch an dem Drt, wo es geweſen iſt, römiſche Münzen in der Erde gefunden worden. 3 Die Obervogter Kaiſerſtuhl, in welcher 1 ) Kaiſerſtuhl , ein Städtchen am Rhein , über wels chem hier eine Brüde gebauet iſt. Ehedeffen hat Stadt und Herrſchaft Raiſerſtuhl den davon benannten Frenherren gehöret, von welchen fic, vermuthlich durch Heirath, an die Freyherren von Regensberg gekommen , von dieſen aber 1294 an das Bistum Coſtanz verkauft worden iſt, dein es noch ießt gchåret. 2 ) Rételen , ein altes Schloß jenſeits des Rheins, ges gen Kaiſerſtuhl über , und am Ende der Brüde, auf wel. chem der biſchöflich - coſtanziſche Obervogt wohnet. Zu demſelben gehöret eine Herrſchaft, welche der Obervogt zu Kaiſerſtuhl mit berwaltet. 3 ) Thengen , ein Pfarrdorf jenſeit des Rheins, dae $ hin Kaiſerſtuhl zur Kirche gehet. Auch die jenſeit des Rheins liegenden Dörfer Serdern und lienbein ſind in dieſe Kirche eingepfarret. IV Das Stift Wettingen , Maris ſtella , na. be bey dem oben genannten Pfarrborf gleiches Na. thens , an der Limmat,

iſt eine Abten Bernhardiner. oro

Baden .

543

ordens, welche Graf Heinrich von Rapperſweil 1227 geſtiftet hat. Der 260 hat die Aufſicht iber die Frauenklaſter Feldbach, Tennifon , Gnadenthal in den frenen Zemtern ,

und Gnadenthal im Canton

Zug , Magdenau , Wurmsbach und Kalchrein , und die niedern Gerichte in dem Dorfe Wettingen , und einigen andern .

Der'angeführte lateiniſche Name

rühret daher : Der Stifter deſſelben gelobre in einem großen Sturm auf der See , daß er dieſes Kloſter bauen wollte, und gleich darauf wurden die Sterne wieder ſichtbar.

V Die Herrſchaft Weiningen liegt in der Grafſchaft Baden , und grånzet an das Amt Wete tingen , ſteht aber nicht unter dem Landvogt. Sie hat vor Uiters den Freyherrn von Regenſperg zuge. , Höret , welche ſie vermuthlich von den Edlen von Wei. ningen erlangt Haben. Seit 1435 gehöret ſie den Unter derſelben ſtehen das Meyern von Knonau . große evangeliſche Pfarrdorf Weiningen , und die Dörfer Ober- und Unter : Engſtringen ,und Hes roldsweil. Es liegt auch in dieſer Herrſchaft das Gut zu Fabr , an der Simmat , welches ſuchold von Regenſperg 1130 der Zelle zu Einſiedlen ſchenkte, welche hieſelbſt ein Frauenflofter Benedictinerordens anlegte.

Dieſes ſtehet noch unter der Abren Einſies

dlen , welche aus ihren Conventualen einen Probſt und Beidtvater verordnet, auch die Priorinn des Klo . ſters ernennet.

Die Schußherrlichkeit über das

Kloſter und den Ort Fahr, kommt noch jekt , ſo, wie vom Anfang her , den Beſigern der Herrſchaft zu : fie empfangen aber dieſelbe von der Abtey Einſiedlen zu

344

Die Eidgenoſſenſchaft.

zu lehn. Dieſe hat zuFahr die Civilgerichtsbarkeit, unter welcher auch die Dörfer Ober- und Unter , Enge Unter dem Kloſter Fahr an der lim. ſtringen ſtehen . mat hat ebedeſſen ein Städtchen und Schloß, Na . mens Glanzenberg ,geſtanden , welches 1268 von den Die Dörfer Ober- und Zürichern zerſtöret worden. l Unter : Oerwei , machen eine beſondere Herrſchaft und eigenes Gericht aus , auch den Meyern von Knoe nau zugehörig. VI Die

Gerichtsherrlichkeit Uetifen ,

grånget an das Amt Dietikon , und hat gleiche vore zügliche Rechte, wie die Herrſchaft Weiningen : denn ihr Gerichtsherr, ( die edlen Steinern zu Zürich ) über alle hohe und niedere Gerichtsbarkeit allein aus, die Beſtrafung der Malefijverbrechen ausgenommen , welche rammt dem Vermogen der Uebelthäter der Grafſchaft Baden zugehörer. Es gehören zu dieſer Herrſchaft das Pfarrdorf Uetiken, ben welchem das Herrſchaftliche Schloß ſteht, und die Dörfer Ringli. ten , Vieders und Ober - Urdorf. VII Von den übrigen niedern Gerichts : Herren , bemerke ich folgende. I Das Stift St. Blaſien auf dem Schwarzwald, hat die niedern Gerichte zu Rirchdorf, Obers und IInter - Vußbaumen , Rieden , bartenſtein , Obers und Unter - £ ndingen , Tågerfelden , Schloß und DorfSoneiſingen ,Trummelsberg, Jagen , hiederloh und Litibach, zu deren Ver. waltung es in fein Haus zu Klingngu einen Conven . tual, unter dem Titel eines Probſtes , reßer. Es iſt auch demſelben 1724 von den Dberøerrn der Grafo ſchaft

Baden .

545

fchaft Baden bas unweit Klingau gelegene, und 1269 geſtiftete ehemalige Kloſter Wilhelmiterordens Sion , unter gewi Ten Bedingungen einverleibet und überge. ben worden . Es beſeket auch die Pfarren Schneis ſingen und Kirchdorf, und die Probften im Pfarr. dorf Wislikon oder Wislikhofen. 2 Das Kloſter Gnadenthal in den untern freyen Aemtern, hat einige Gerichtsbarkeit zu Tieder :Rors dorf , und auf dem HofWeiterſperg. 3 Leisler von Baſel , hat die niedern Gerichte in den Dörfern Obers und Unter -Baldingen. 4

Zu dem Schloß Schwarzen Waſſerſtel},

auf einer Inſel im Rhein , eine halbe Stunde unter Kaiſerſtuhl, gehören die niedern Gerichte in dem Dorfe Siſibad , welches zu Thengen eingepfarret iſt. Das SchloßWeiß -Waſſerſtels, jenſeits des Rheins, gehöret auch hieher. Die freyen Aemter . Der Landſtrich , welchen man die freyen Aemter nennet, kann ſeinem obern Theil nach , am beſten -auf der Landcharte vom Canton Lucern, feinem untern Theil nach aber auf der Charte vom Canton Zürich , gefee ben werden . Er grånget gegen Mitternacht an die Grafſchaft Baben , gegen Morgen an die Cantone Zürid) und Zug , gegen Mittag an den Canton {ue cern , gegen Abend an eben denſelben und an den Can . ton Bern .

Bor Alters iſt er ein Theil der Grafs fiaft Rore oder Rohr geweſen ; er iſt auch insge.

mein das Wagenthal oderWaggenthal , und die Einwohner ſind die Rüßthaler genennet worden, weil fie das Thal an der Ruß bewohnten, welcher Fluß an der ganzen oftlichen Grånze dieſes Landſtrichs fließer. Mm 4 Ch.52 .

548

Die Eidgenoſſenſchaft.

Er iſt inſonderheit reich an Getraide und Obft.

Die

Anzahl der Menſchen mag höchſtens 20000 betragen. Alle Einwohner find römiſchkatholiſch,

und ſtehen in

geiſtlichen Sachen unter dem Bisthum Coſtanz. D6 und in wiefern ihre Vorfahren freye Leute geweſen ſind ? iſt unbekannt. Im Jahr 9i8 baten ſie ſich Kunzelin Grafen von Altenburg zum Schirmherrn aus;

viel

leicht hat dieſer ihnen Frenheiten vor andern ſeinen Un : terthanen bewilliget, durch welche der Name der freyen Aemtes veranlaſſet worden .

Von den Grafen

von Altenburg, nachmaligen Grafen von Habsburg, ſind ſie an das Haus Deſtreid gekommen .

Als K.

Sigmund 1415 den Erzherzog Friedrich von Deſtreich in die Uche erklärete , und den Eidgenoſſen auftrue, Deſſelben land und Leute anzugreifen , nahmen die {us cerner allein den größten Theil diefer freyen Kemter ein ,und wollten folchen auch allein für ſich behalten : es widerſekten ſich aber die Cantone Zürich, Schweiz, Unterwalden , Zug und Glarus , und machten auch Anſpruch daran, weil ſie zu der Zeit, da ſie erobert worden , auch ſchon im Felde geſtanden , und zuvor verabredet worden , daß dasjenige, was auch nur einer oder der andere Canton beſonders erobert habe, von der Zeit an , da die andern auch im Felde geſtanden , für gemeinſchaftlich erobert angeſehen werden ſollte. Es entſtunden darüber zehnjährige Streitigkeiten s endlich aber erfannte Bern 1425 diefe freyen Aemter den Cantonen Zürich , Lucern , Schweiz, Unterwal. den und Glarus zu.

Uri wollte damals kein Untheil

daran haben , ſoll aber 1532 in die Mitregierung auf: Im zweyten Arauer Frie. 3 genommen worden feyn. Don von 1712, wurde beſchloſſen , daß von Jurkhofer ..an

Die freyen Aemter,

547

an bis Farwangen eine Grånzlinie gezogen , und was unter derſelben belegen iſt , Zürich und Bern allein zugehören , jedoch dem Canton Glarus fein 7ter Theil vorbehalten bleiben, was aber oberhalb liegt, den 7 Orten, welde bisher daſelbſt regieret hatten, verbleis ben folle, dod) wurde auch noch der Canton Bern in die Mitregierung dieſes legten Bezirks der freyen Xem: Es werden alſo die freyen Pemter feit dieſer Zeit in die obern und untern abgetheilet.

ter aufgenommen .

9. Die obern freyen Aemter. Sie ſind derjenige Theil der freyen Hemter , well che an der Mittagsſeite der zwiſchen {unkhofen und Farwangen gezogenen Grånzlinie, belegen iſt.

Die

Regierung derſelben ſteht ben den 8 alten Orten der Eidgenoſſenſchaft, Zürich, Bern, Lucern , Uri, Sdyweig, Unterwalden , Zug und Glarus , welcher legte alle 14 Jahre einen Sandvogt dahin giebt , weil er dieſen Umgang ſchon vor dem gedachten Frieden gehabt har Der Sandvogt wohnet nicht hiefelbft , ſondern kommt gemeiniglich des Jahrs zweymal , nämlich im Früh. ling unb Herbſt, auf die gewöhnlichen ſogenannten Abrichtungen hieher , Fehret im Kloſter Muri und in ber Cominenthuren Hißkirch ein , beurtheilet bie an ihn gelangenden Geſchäffte, und beſtimmer den Strafo Wenn zwiſchen dieſer würdigen die Strafe allein. Zeit ſeine Gegenwart von Partenen verlangt wird , fó begiebt er ſich auf ihre Koſten dahin ; er kommt auch bierher , wenn andere eilfertige Geſchäffte vorfallen : fonſt aber überläßt er ben unvermuthet, vorfallenden , oder nicht ſehr eilfertigen Geſchäfften , dem Landſchreia ber , (welcher gemeiniglich zu Bremgarten wohnet,) ma Proe

Die Eidgenoſſenſchaft.

548

Proviſionalverordnungen in ſeinem Namen ergehen ju laffen , vertrauet ihm auch zu ſolchem Ende fein Siegel an. Civilſachen kommen zuerſt an die in al len Aemtern befindlichen Gerichte, in weldoen die von dem Sandvogt gefekten Untervogte den Vorſig haben , die Richter aber werden von den Amtsgenoſſen erwah. let.

Von ſolchen Gerichten gehet die Appellation erſt.

fich an den Sandvogt , welcher allein darüber ſpricht, alsdenn kann derjenige Theil, welcher ſich für beſchwert håle, an die Geſandten der regierenden Orte , welche auf die Jahrrechnung fommen , und von dieſen an die regierenden Orte felbſt appelliren. In Malefizfållen ſtattet der Sandſchreiber zuerſt von den Malefizperſo. nen an den Zandvogt Bericht ab, dieſer aber trågt ge meiniglich dem Sandſchreiber und einem Intervogt auf, ſie zu verloren , und läßet hierauf, ( gemeiniglich in dem Wirthshauſe zu Bremgarten , wo er eingekehret iſt, entweder ein halbesoder ganzes Landgericht halten, und von demſelben in ſeiner Abweſenheit ein Urtheil über den Uebelthåter fållen , weldes ihm hierauf ent. weder zur Milderung oder Beſtätigung überbracht und eröffnet wird. Gehet das Urtheil zum Tode, ſo beo giebt er fidy nebſt den Sandrichtern an den gewohnli. chen Ort des Blutgerichrs auf öffentlicher Landſtraße niſchen Bremgarten und Wolen, woſelbſt das Urtheil öffentlich ausgeſprochen und ſogleich vollzogen wirb.

In dieſen obern freyen Aemtern , find I Vier Henter , deren jedes einen beſondern Un . fervogt hat.

I Das AmtMeyenberg, welches ehedeffen eine beſondere freye Herrſchaft ausgemacht hat, und enthåle 1) Megens

.

1 Die freyen Aemter.

549

1 1) Meyenberg , einen großen Fleden , welcher ehes deſſen eine Stadtgeweſen iſt, die 1386 nebſt dem Schloße von den Eidgenoffen verbrannt worden. 2 ) Dierweil oder Unter-Dietweil, ein Pfarrdorf an der Reuß , woſelbſt die Stadt lucern die niedern Gerichte hat, des Johanniterordens Commenthurey Hohenrein aber die Pfarre vergiebt. 3 ) Kiti , ein Pfarrdorf an der Reuß , woſelbſt die Stadt Zug die niedern Gerichte, den Kirchenſatz und Zehns ten hat. 4) Sins , ein Pfarrdorf an der Renß , über welche hier eine Brüde gebauet iſt. Die Stadt Lucern hat die niedern Gerichte. 5) Apell , ein Pfarrdorf in einer fruchtbaren und an. genehmen Gegend. Es hat erſt ſeit 1718 eine eigene Pfarrkirche. 6 ) Auw , ein Pfarrborf, woſelbſt das Stift Engels berg die Pfarre vergiebt, und durch einen ſeiner Conven : tualen verſehen låft. 7 ) Beinweil oder Beuwel, ein Pfarrdorf, in welcheru bas Stift Muri die niedern Gerichte hat , auch die Pfarre vergiebt. 2 Das Umr Muri , in welchem 1 ) Muri, eine reiche und berühmte Mannsabten Bes nedictinerordens , am Waſſer Bůnz, welche feit 1603 un mittelbar unter dem påpſtlichen Stuhl ſteht, und deren Abt 1701 in den Reichsfürſtenſtand erhoben worden. Sie iſt vom Berner , Biſchof zu Straßburg , einem gebornen Grafen von ultenburg, und Enkel Grafen Guntrame, mit Zuziehung deffen Bruders Radbodt, und deffen Gemahlinn Joda , 1027 geſtiftet worden . Quilliman ſetet ihre Stif: tung ins Jahr 991. Vielleicht iſt ſie 1027 nur erneuert und verbeſſert worden. Die Kaſtenvogten über dieſelbige, haben vom Anfang an die Grafen von Habsburg gehabt, und alſo iſt ſie endlich an das Haus Deftreich gekommen : 14 : 1 aber hat Abt Georg die Eidgenoſſen zu den Kaſtenvogten und Schugherren erbeten . Sie hat auch vier Erbåmter , von welden das Erbmarſchadenamt die Mm 3 zur

550

Die Eidgenoſſenſchaft.

zur Lauben Freyherren von Zhurn , das Erbkammereramt die Freyherren von Wittenbach , das Erbſchenkenamt die 1 Rüppline genannt Soner , und das Erbtruchreffenamt die von Niederöſt, beſigen . Sie hat die niedern Gerichte in Dem Amt Muri, zu Beinweil , Brunweil und Wallenweil im Amte Menenberg , wie auch im Boßweiler Amt , zu Bünzen , Hermatſchweil , Staflen , Rottenſchweil und Eggiſchweil , ingleichen zu Eppishauſen , Klingenberg, Homburg , und wechſelsweiſe mit der Stadt Bremgarten auch zu Werdr. Als der Abt 1701 die Würde eines Får: ften des deutſchen Reichs erhielt, kaufte die Abtey in Schwas ben die unmittelbaren reichsritterſchaftlichen Güter Glatt oder Glattburg , Dieſſen und Dettenſee , und das Oſtreis chiſche Lehn Egelthal. Die Acta Murenſia , welche Claus bius Peireſcius zuerſt, aber fehlerhaft im Jahr 1618 zu Paris , der Abt Friedolin Kopp aber bey ſeinen vindiciis actorum inurenfium am beſten andas Licht geſtellet hat,enta halten die zuverläßigſten Beweiſe von der Abſtammung des habsburgiſchen , und folglich auch des öſtreichiſchen Hauſes. Man muß aber zur Beſtätigung derſelben die Urkunde von 1153 , aus welcher erhellet,daß Adalbert Graf von Habsburg , Aeltervater K. Rudolphs des erſten , ein Sohn des Grafen Werner von Habsburg geweſen , zu und dieſe , nebſt einer hiſtoriſchen und Hülfe nehmen > kritiſchen Abhandlung, hat der Baron Zurlauben in den Memoires de litterature, tirés des regiſtres de l'academic rojałe des inſcriptions & belles lettres T. 35 Num. 32 bekannt gemacht.

-

2 ) Das Pfarrdorf Muri, und die Dörfer Weiters ſchweil und Liſenbergſchweil. 3) Werdt , ein Dorf , woſelbſt das Stift Muri und

die Stadt Breingarten wechſelsweiſe alle 2 Jahre die nie: dern Gerichte ausüben . 3 Das Amt Sigkirch , in welchem !

.

1) Sigkirch oder Sitkilch , ein Pfarrdorf, woſelbſt eine Commenthuren des deutſchen Ritterordens iſt, welche zu der Balley Elfas and Burgund gerechnet wird. 2 ) Perch.

Die frenen Aemter:

551

2 ) Zeſch , ein Dorf , deſſen Obertheil in die Pfarre Hißkirch gehöret , der Untertheil aber macht eine eigene Pfarre aus. 4

Das Amt Bettweil , in welchem das Dorf

Bettweil, und dieBauernhofeBad und Brand, ſind. II Folgende Herrſchaften : 1 Die Serrſchaft Seideck, am Balbecker See, welcher von dem Schloſſe Seideck , auch der Heides fer See genennet wird . Sie hat vor Alters dem davon benannten Geſchlecht gehöret , ſeit 1700 aber gehöret ſie der Stadtlucern. Unter dieſer Herrſchaft Atehet noch Reichenſee oder Richenſee , ein großer Flecken am Baldecker See , welcher auch der Reichenſeer See , genennet wird.

Er war ehedeſſen eine Stadt,

welche fowohl, als das damaligeSchloß, 1386 von den Deftreichern verbrannt worden . Bey demſelben Ftehet die Burg Grünenberg , welche ein Sehn der Herrſchaft Heideck ift. 2 Die Herrſchafi Rüffect ober Reufleck , an der Reuß , welche von den Freyherren von Rüffect an die von Eſchenbach, und von dieſen an die Stadt {u. eern gefominen iſt. 10 Die untern frevyen demnter. Sie ſind derjenige. Theil der freyen Aemter, wet. cher an der mitternachtlichen Seite der zwiſchen ( unk. hofen und Fahrwangen gezogenen Gränzlinie lieget. An ihrer Regierung haben ſeit dem Arauer Frieden bor 1712 die:Stådte Zürich und Bern allein Theil, doch hat Glarus den, vor gedachtem Frieden ſchon ges Habten 7ten Theil noch inne, und reget alle 14 Jahre einen Landvogt auf 2 Jahre hierher ; die Städte Zů. mm 4 rich

.

Die Eidgenoſſenſchaft.

552

rich und Bern aber verordnen wechfelsweiſe alle 3 Fab . re einen Sandvogt. Dieſer Sandvogt wohnet nicht hier , ſondern kommt jährlich zweymal hierher , um die Abrichtungen zu halten , und fehret in einem . Wirthshauſe zu Bremgarten ein , in welcher Stadt der Landſchreiber dieſer untern frenen Hemter ſich bes ſtåndig auffält , und gleiche Verrichtungen wie der Landſchreiber in den obern frenen Zemtern hat.

Mit

den Civil : und Criminal Sachen iſt es hier auf gleiche Weiſe beſchaffen. Es find hier I Folgende 9 Aemter , deren jedes einen Unter . vogt hat. 1 Das Amr Villmergen , in welchem 1) Villmergen , ehedefſen Villmaringen , auch wyl im Argau , ein Pfarrdorf, bey welchem 1657 die Berner pon den fünf katholiſchen Cantonen , 1712 aber dieſe hina wieder und noch ſtärker von den Bernern geſchlagen worden . 2 ) Butikon , ein Dorf mit einer Filialkircbe. 3 ) Die Herrſchaft Hilfikon , zu welcher das Pfarrdorf Sarmenſtorf, auch Dorf und Schloß Silfikon, gehören. 2 Das Amt Sarmenſtorf , in welchem das vorhin genannte Pfarrdorf Sarmenſtorf iſt, wo . felbſt die Beſiger von Hilfikon die niedern Gerichte Þaben. 3 Das Amt Boſweil, in welchem das Stift Muri bie niedern Gerichte şat, begreift Zweydrittel des Pfarrdorfs Boßweil , deffen übriges Drittel in die obern freyen Aemter gehöret , das Dorf Befen ,

: , Kalleren , Sinterbúel und Unter : h7ieſenberg. 4 Das Krum -Amr, in welchem

1) Büns

Die freyen

Alemter.

553

1) Bünzen , ehemals Bünzenach , ein Pfarrdorf am Fluß Binz , in welchem das Stift Muri die niedern Ges richte hat. 2) Eggenweil oder £ ggiweil, ein Pfarrdorf, davon der Theil, welcher über der Badener Landſtraße liegt , in die Grafſchaft Baden , der Theil unter dieſer l'andiiraße aber hierher gehöret.. In benden Zheilen hat das Benes

dictiner Nonnenklofter Sermatſchweil die niedern Gerichte, und die Pfarre beſtellet das Stift Muri. 3) 68slifen , ein Pfarrdorf unweit der Reuß und Stadt Bremgarten . 5 Das Amt Wollen , in welchem das Pfart. dorfWollen iſt, welches an der Bünz liegt. 6 Das Amt Viederweil , welches ehebeffen eine freye Herrſchaft ausgemacht hat, und in welchem der Fleden Niederweil iſt , woſelbſt das Stift Schinis die niedern Gerichte hat. 7 Das Amr Dottikent , in welchem das Dorf Dorriken iſt , welches eine Filialfirche von der Pfarre Såglingen hat. 8 Das Amt Ságligen , in welchem I ) Sågligen , ein Pfarrdorf, woſelbft das Stift Mün : fter im Canton lucern die Pfarre bereket. 1531 iſt hier zwiſchen der Stadt Bern und den fünf erſten katholiſchen Cantonen , ein Friebe geſchloſſen worden . ( 2) Büſchifen, ein Bauerhof , woſelbſt die Stadt Mela lingen die niedern Gerichte hat.

9 Das Amt Bůblikon , in welchem 1) Bůblikon , ein Dorf. 2) Wollenſchweil, ein Pfarrdorf. 2) Zu Dågerich oder Teggerich , hat die Stadt Mela lingen die niedern Gerichte, Il Folgende Ridſter : i Gnadenthal, Vallis gratiarum , ein Frauenklofer Ciftercienſerordens, an der Rüß, welches in hieſigem fa: de die Mm5

1

1

1

556

Die Eidgenoſſenſchaft.

mit Bremgarten dem Hauſe Deſtreich abgenommen, wor's auf fie auch vom Raifer Sigmund , mit Vorbehalt ihrer Freyheiten , an die Stadt Zúrich verpfändet wurde,welche die übrigen alten eidgenoßiſchen Cantone in die Pfandſchaft aufnahmen. Von dieſen wurde fie 1443 eingenommen. 1712 wurde ſie von den katholiſchen Orten Lucern , Uri, Schweiz, Unterwalden und Zug einſeitig befekt, aber die Berner bemåchtigten ſich ihrer wieder. Fu dem Arauer Frieden von eben demſelben Jahr, wurde ſie von gedachs ten katholiſchen Orten den Stådten Züride and Pern abers laſſen , jedoch dem Drt Olarus fein Recht und Antheil daran vorbehalten . Dieſe drey Cantone find alſo ihre Oberberren . Sonſt wird fie von einem kleinen und großen Rath regieret ; jener beſteht aus 9 , dieſer aus 18 Perſonen , und das Haupt iſt ein Schultheiß. An der Brüde jenſeits der Reuß, gehöret dieſer Stadt der Troſtburger Zwing , fie hat auch die niedern Gerichte im Dorf Dågerich oder Teggerich , und auf den Hofen Båſchiton und Rütihof. Die vierLandvogteyen Schwarzenburg, Murten , Grandſon , Orbe und Bicherliß, deren geſammte Einwohner ungefähr 40000 Perſonen ausmachen , werden von den Städten Bern und Frey. burg imzertheilt beſeffen , welche auch wechſelsweiſe aufs Jahrelandvogte dahin fißen , und zwar ſo , daß jede allemal alandvogteven befeßt, die ſandvogte aber alle 2 Jahre im Herbſte zu Murten vor den Geſandten Die Appellatio. beyder Ståbte Rechnung ablegen . nen geben an die Stadt , aus welcher der Landdogt zu der Zeit, da fie angeſtellet worden , nicht iſt , ausge. nommen , daß ſie aus der Sandvogter Schwarzenburg allezeit nach Bern gehen. 13 Die Landvogter Schwarzenburg. Die Herrſchaft und Landvogter Schwarzenburg,

liegt zwiſchen den Cantonen Bern und Freyburg, und zwar

Schwarzenburg.

557

jwar zwiſchen den Flüffen Senſe und Echwarzwaffer. Ihre Einwohner reden die deutſche Sprache, und ſind insgeſammt der reformirten Kirche zugethan. Sie iſt aus der burgundiſchen Erbſchaft als ein Domainen: ſtůck an das deutſche Reich gekommen , und von dem felben den Grafen von Savoyen zu Lehn gegeben wors den , von dem Hauſe Savoyen aber 1424 an die Stadt Bern , nach anderer Bericht aber zugleich mit an die Stadt Frenburg verkauft worden . In dem 1448 zwiſchen dieſen benden Städten entſtandenem Kriege, wurde ſie von den Freyburgern verwüſtet, in dem in eben demſelben Jahre geſchloſſenen Frieden aber der Stabr Bern allein zuerkannt, welche zwar bald her. nach die Stadt Freyburg in die Mitregierung aufge. nommen , ſich aber alle Civilappellationen und das Malefij allein vorbehalten hat.

Sie enchålt

i Schwarzenburg , ein Schloß und volfreichen Fle : đen , wofelbft der fandpogt ſeinen Sit hat, und das Ratha haus der Landvogter ift. 2 Braßburg , ein verfallenes Schloß auf einem Fels fen an der Senſe, auf welchem die landvágte bis 1551 ges wohnet haben . 3 Wahleren , ein Pfarrdorf. 4 Álbligen , ein Pfarrdorf, in deffen Gegend das Odwarzwaffer in die Seuſe fliefer. 5 Guggisberg , ein Pfarrdorf.

14 Die Landvogter .Murten . Sie liegt am Murter ſee , Lacus Moratenfis, Lac de Morat, welchen fie größtentheils einſchließt. Shre Einwohner ſprechen cheils Deutſch , theils ein grobes und plattes Frangofifd ), und find insgeſammt der reformirten Kirche zugethan .

Sie hat ehedeffen dem

Die Eidgenoſſenſchaft.

558

dem Reich aus der burgundiſchen Erbſchaft als ein Domainenſtück gehöret ;

ijt von demſelben an das

Haus Savoiyen gekommen , hat ſich aber 1475, da ſie zu der Grafichaft Romont (welche ein jüngerer Prinz des Hauſes Savonen befaß.) gehörte, mit Vorbehalt ihrer Freyheiten , an die Städte Bern und Frenburg ergeben . Die merkwürdigſten Derter in derſelben ſind : i Murten , lat. Moratum , eine Stadt an dem von ihr benannten See , welcher durch die Brone mit dem Neuenburger Sce Gemeiuſchaft hat. Auf dem alten , Schloffe in derſelben , wohnet der fandvogt, welchen inan hier Schultheiſen nennet. Sie hat 3 Siirchen. 1476 1

wurde ſie von dem Herzoge Karl von Burgúnd belagert, aber nicht erobert, ſondern von den Eidger:offen entfest, welche die Burgunder in einer großen Solacht übers wanden. 2 Mierlach , franz. Meyrie , ein Pfarrdorf. 3 Moutillier , ein Dorf am See , deſſen ehemalige Kirde, als unnöthig , eingegangen iſt. 4 Kerzers , franz. Chietres, lat. ad Carceres , ein , Pfarrdorf. 5 Münchenweiler , franz. Villars le Moine , und Villard ſur Morat , ein Dorf. Schloß und Herrſchaft, des ren Beſitzer auch die Herrſchaft ( lavaleire inne hat. 6 Motier oder Ioftiers , oder Moutiers dans les Pullies , ein Pfarrborf. In die hieſige Kirche iſt auch das Dorf Lugnorre eingepfarret, bey welchem auf einem , Berge ein Schloß gelegen hat, davon ehemals eine Herra ſchaft benennet wurde , welche Herzog Amadeus IX von Savoyen 1469,der Stadt Murten , dieſe aber 1508 der Stådten Bern und Freyburg übergeben bat, 15

Die Landvogtery Grandſon .

Sie iſt vom Neuenburger See ,

Gebiet der

Stadt Bern und Fürſtenthum Neuenburg umgeben Shre

Grandſon .

559

Ihre Einwohner ſprechen ein grobes und plattes Fran. zöſiſch, und ſind der reformirten Kirche zugethan . Sie hat evedeſſen ihre eigenen Herren gehabt, die ſich davon benennet haben , und nach und nach zu dem Frenherren- und Grafen -Stande gelanget ſind. Nach Abgange derſelben, kam biefe Landſchaft an das Haus Chalon. Weil aber in dem burgundiſden Kriege Iuderig von Chalon ſich mit HerzogsKarls von Bure gund Kriegesvolk vereinigte ,

und die Berner und

Freyburger auf ihrem Zuge nach Burgund , beunru: higte, wurde die Stadt und Landſchaft 1475 von den Eidgenoſſen eingenommen , und 1484 durch einen gůt: lichen Ausſpruch den Städten Bern und Frenburg zuerkannt, die aber den übrigen Eidgenoſſen , welche ihnen wider die Burgunder geholfen hatten , 20000 theiniſche Gulden bezahlen mußten.

Sie enthält

I Grandſon , auf deutſch Granſee, auf lateiniſch Grandiſonuni , Granfia , Granzonium , eine Stadt an ein Mer Anhöhe beym Neuenburger See , mit einem Schloß, auf welchem der Landvogt wohnet. Nahe bey der Kirche iſt das Gymnaſium in dem ehemaligen Priorat. Als 1476 Herzog Karl von Burgund Stadt und Schloß belagerte und eroberte, kamen die Eidgenoſſen den ihrigen zu Hülfe, und lieferten den Burgunderu inweit dieſer Stadt eine Schlacht, welche für die Burgunder ſehr unglücklich und Fohåndlich ablief, die Eidgenoſſen aber machten eine wich tige Beute, 2 Die Pfarrdörfer Montagny mit dem Zunamen le Corboz , fy oder Sye , (auch Sied und Fiez,) Conciſe, Provence, St. Mauris , Onnens , Bouvillars und Hvouant. Das legte liegt auf der andern Seite des Neuenburger Sees , gegen Grandſon úber.

T

16 Die

360

ft Die Eidgenoſſenſcha .

16 Die Landvogtcy Drbe und Tſcherliß. Sie iſt ganz vom Gebiet der Stadt Bern um. geben , und beſtehet eigentlich aus zwey vereinigten Landvogteyen .

Ihre Einwohner ſind größtentheils der reformirten, zum geringern Theil aber der römiſch . fatholiſchen Kirche zugethan . ' Sie gehörte ehedeſſen audy dem Hauſe Chalon, und iſt auf gleiche Weiſe und zu gleicher Zeit als Grandſon, an die Städte Bern und Freyburg gekommen.

Sie enthåle

I Ticherlig , franz. Echallens , einen großen Flecten mit einem Schloß , auf welchem der landvogt wohnet. Der hieſigen Kirche bedienen ſich die Reformirten und Kaz tholiken gemeinſchaftlich. 2 Die Pfarrdörfer Affens und Bottens, deren Pfarrs kirchen ſowohl von den Ratholiten , als Reformirten , ges brauchet werden . 13 Die Pfarrdörfer policz oder Polly le grand und Qulens . 4 Die Herrſchaften Boumoens oder Goumoens la Ville , dem alten adelichen Geſchlecht von Goumoens ges hårig , ein Pfarrborf , deffen Prediger auch die Kirche im Dorfe Pantherenz verſiehet , St. Barthelemy , Gus moens le Jur , ein altes Schloß , der Familie von Hal ler , zu welchem Goumoens le Tran , ein Dorf, und Bres tigni, gehören. 5 Orbe , Orbach , Urba, lat. Urbigenum , eine alte Kleine Stadt am Waffer Drbe, auf einer Höhe , welche ganz reformirt iſt, und ein Gymnaſium hat. Hier hat der zu Licherlig wohnende Landoogt einen Caſtellan. Die Stadt hat gute Frepbeiten . Bep derſelben wachſet guter Candwein ,

6 Mer , ein abgeſondert liegendes Dorf mit zweig Schloffern. Die

Bellenz.

561

Die 7 italieniſchen Landvogteyen . Sieliegen jenſeits des großen St. Gotthardsberges in Italien , und ihre Einwohner ſprechen nichts als ſchlechtes Italieniſch , find auch insgeſammt der rå . Die dren erſten , miſchkatholiſchen Kirche zugethan. in welchen etwa 33000 Menſchen ſind , gehören den Cantonen Uri , Sdiweiz und Unterwalden unter dem Kernwald , die 4 übrigen aber gehren allen eidgenoſ fiſchen Orten , Appenzell ausgenommen , welcher zu der Zeit, da ſie an die Eidgenoſſen gekommen , noch nicht im eidgenoßiſchen Bunde geweſen iſt. 17 Die Landvogter Bellenz. Sie iſt ehemals eine Grafſchaft geweſen , grånzet gegen Morgen an den grauen Bund und an das Hers, zogthum Mayland , gegen Mittag an die Sandvog teyen Sauis und luggarus , gegen Abend auch an { ug. garus , und gegen Mitternadit an die landvogtep Riviera.

Einen Theil derfelben durchfließt der Fluß

Tefin oder Ticino , in welchen ſich auch der Fluß moefa oder Wuefa ergießt. Auf den Bergen und Alpen ſind gute Wieſen und Weiden für das Vieh, auch viele Kaſtanien , und in der Ebene nidir weic von der Stadt Bellenge iſt guter Weinwachs. Drey Pfarren ſtehen unter dem Erzbiſchof zu Mayland, alle übrigen aber unter dem Bifchof zu Como. Imisten Jahrhundert haben die Freyherren von Sar zu Mon. far diefe landſchaft im Beſie gebabt , und 1419 an die eidgenoßiſchen Orte Uri und Unterwalden ob dem Kernwald verkauft , wogegen ſich aber Herzog Philip Maria von Mayland lebte , und der Landſchaft bea " mächtigte, auch in dem Frieden , welcher 1426 zidi. Nn fchen 426.52 .

562

Die Eidgenoſſenſchaft.

fchen ihm und den Eidgenoſſen geſchloffen wurde , die . felbe behielt. Allein , 1500 ergab fich die Stabr Belo len; den Cantonen Uri , Schweiz und Unterwalden unter dem Kernwald , denen fie auch 1503 vom König Xudwig XII von Frankreich zum völligen Eigenthum überlaſſen wurde , welches alles 1512 der von den Eidi genoſſen in fein Herzogthum wieder eingeſebre Marie milian Sforzia , Herzog zu Manland , förmlich bea ſtårigte , und in dem zwiſchen S. Franciſcus I von Frankreich und den Eidgenoſſen 1516 errichteten emis ģen Frieden , wurde diefes auch bedungen und zuge ftanden.

Gedadyte Cantone reßen wechſelsweiſe alle

2 Jahre einen Amtmann oder Jandvogt hierber , wela cher Commiſſari genennet wird , (weil er in Kriegesa zeiten die Stelle eines Commiſſarius zu vertreten þat,) und zwar wird jedesmal derjenige lanovogt hierhet verordnet, welcher zuvor 2 Jahre lang die geringere Sandvogter Riviera verwaltet hat. Es wird auch alle Jahre auf St. Bartholomäustag von jedem res gierenden Canton ein -Geſandter ned, Bellen ; gefchia det, welche dem Commiſſari die Firechnung abnehmen , die Appellationen beurtheilen, (von deren Urtheil man aber an die regierenden Orte felbft appelliren fann ,) und andere Landesgeſchäffte beſorgen. ten enthalt

Die Landroge

i Dellenz , in der Landesſprache Bellinzona , lat. Bilitio , Bilitiona , Bilitionum , Caftrum Bilitionis, Bal tiona, Berinzona, eine Stadt nicht weit vom Zuſammens fluffe des Defins und der Moeſa. Auf einein großen Plaße faft mitten in derfelben , ſteht ein Haus , in welcher der obrigkeitliche Commiffari wohnet. Es find hier auch drey nad alter Art befeſtigte differ , welde mit grobert Gefchine verſehen find , und tu deren erſtem und größten ein

Bellenz.

563

ein Caftellan aus dem Lande Ulri , in dem mittlern ein Caſtellan aus dem Lande Schweiz , und in dem oberſten oder Safo Corbé, ein Caftellan aus dem Lande Untermala den unter dem Sternwald , wohnet. In der Stadt iſt die Collegiat- und Stifts - Kirche zu St. Peter und St. Stephan , wohl gebauet. In den Borſtådten , gleich vor der Stadt, find 3 Kldſter , 2 für Mönche , und i für Nonnen , mit Kira chen , und in der fogenannten Reſidenz, laßt das Stift Eina fidlen ſeit 1675 durch einige Profeffores die Jugend in den Studiis humanioribus und in der Theologia morali uns terweiſen . 1514 hat dieStadt von einer Ueberſchwemmung großen Schaden gelitten. 2 St. Paul, ein Drt unweit Bellenz , in der Pfarre Arbedo , bey welchem 1422 ein Gefecht zwifden den Maya ländern und Eidgenoffen vorgefallen iſt. 3 Die Pfarren St.Antonio , Št. Antonino, Arbes do , Camerino , Taraſſo , Caſtione, Corduno, Daro , Onoſca , Gudo , Luino , Molina , Monte Caraiſo Piane330 , Prionzo , Semendria oder Sementina , S01 biaſco , Irone und Medea , 18. Die Landvogter Riviera oder Polefe. Šie grånger gegen Mittag an die landvogter Bela leng, gegen Abend an die Sandvogter Luggarus ,gegen Mitternacht an das liviner- und Palenzer . Thal,gegen Morgen an den obern grauen Bund. Durch diefelbe fließt der Teſin ober Ticino , und nimmt hier den Fluß Blegno auf. Sie iſt zu gleicher Zeit an die Cantone Uri, Schweiz und Unterwalden unter bent Kernwald , gekommen , und wird von derſelben eben ſo , wie die Landvogtey Belleng, regieret." Sie enta fålt 9 Pfarren. Weil die Einkünfte des Landvogts gering find , ſowird derjenige, welcher bier Zandvoge geweſen iſt, allezeit nach Bellengverfekt. Man bee merte Nna

564

Die Eidgenoſſenſchaft.

i Riviera oder Poleſe , einen Steden. 2 Abiaſco , oder Ablentſch , auch Biaſchina , ein Pfarrborf am Fluß Blegno , über welchen hier eine Brüde gehet , auf deren Mitte fidy das Libinerthal und die Vogtey Riviera icbeiden . 3. Claro , ein Pfarrdorf mit dem Frauenklofter Bence Dictirerordens Aaro. • 4 Die Pfarrbörfer Creſciano ober Criſtbano, Aſſogna , woſelbſt der Landvegt wohnet, Codrino , Pontirone und

3

Jrayna . 19 Die Landvogter Bollenz. Die Landvogtey Bollenz, weldie auch das Palenzerthal, lat. Vallis Brennia oter Breunia , in hieſiger Landesſprache Valle di Blegno oder Bregno genennet wird , aud) von einigen ehemals mit dem Namen Valle Bregana beleget worden iſt , grånget gegen Mittag an die Landſchaft Riviera, gegen Abend an das divinerthal, gegen Mitternacht und Morgen an den obern grauen Bund .

Sie iſt ein mit theils

fruchtbaren theils unfruchtbaren Hohen Bergen umge benes Thal, zwar 7 Stunden lang, aber nicht über eine halbe Stunde breit , und wird von dem Fluſſe Es hat zwar Blegno der Långe nach durchfloſſen . viel Viehzucht, auch einigen Ackerbau, ziemlich guten Wein , und allerhand Obft , inſonderheit Kaſtanien : allein , es gehen doch die Mannsleute des Sommers in fremde Sande , Infonderheit nach Italien , um Gelb zu verdienen , und überlaffen unterbeffen den Weibs . 1512 erlitte das Teuten alle Arbeit in dieſem Sande. Thal einen ſehr großen Schaden , als 2 Bergezuſama menfielen, wodurch der durchfließende Fluß aufgehale ten und aufgefchwellet , und beynahe das ganze Thal zu einem See wurde , welches bis 1514 währete , da das

Bollenz.

305

das Waſſer endlich einen Ausgang nach dem langen See fand. 1747 erfuhr es auch großen Waſſerſcha. den. Es hat vor Alters dem Domkapitel St. Mą. ria zu Mayland gehöret, doch haben auch die von Pepoli einige Rechte daſelbſt gehabt , welche ſie an Sanctium von Bentivoglio verkauft. Von lekterem tauften ſich die Einwohner 1457 , und von dem Doma fapitel 1497 los, erhielten auch von den Herzogen von Mayland viele Freyheiten . Ums Jahr 1500 ergaben fie ſich mit Vorbehalt ihrer Freyheiten an das (and Uri , welches auch das (and Schweiz und Unterwal. den unter dem Kernwald in die Mitregierung aufnahm . Von dieſen Cantonen wird die landſchaft alle 2 Jahre wechſelsweiſe mit Sandvogten verſehen. In Anſehung geiſtlicher Sachen , ſteht ſie unter dem Erzbiſchof von Mayland. Sie wird in 3 Theile, welche man Faccte nennet, eingetheilet. 1 Die untere Faccia , enthält diePfarren und GemeinenMalvaglia , Semione, Ludiano unb. Dongio. Bey dem Dorfe , davon die legte beo nannt wird , iſt ein Sauerbrunn, welcher als ein gutes blutreinigendes Mittel gebraucht wird. 2 Die mittlere Faccia, enthält die Pfarren und Gemeinen Corzonefo , Leontica , Lorigna , wos felbft der {anovogt wohnet , Caſtro , Torre und Aquila. 3 Die obere faccia , enthält die Pfarren und Gemeinen Olivone , Girone , Campo und Lars gario oder Largajo.

NA 3

20 Die

nſchaft .

Die Eidgenoſſe

566

20

Die Landvogten Lauis.

Sie iſt von den Vogteyen Luggarus , Mendris, Belleng, und dem Herzogthum Mayland, umgeben. Der größtentheils dazu gehörige Lago di Lugano oder Lauiſerfee, iſt ungefähr anderthath geographis ſche Meilen (ang , und wo er am breiteſten iſt , etwa dreyviertel Meile breit, und hat unterſchiedene Bufen . Dieſe Landſchaft , welche 106 Flecken und Dörfer, und ungefähr 53000 Menſchen enthält , die ſich zur romiſchfatholiſchen Kirche bekennen , hat der Herzog von Mayland Marimilian Sforzia 1513 den geſamm . ten damaligen 12 eidgenoßiſchen Orten für den ihm wider die Franzoſen geleiſteten Benſtand übergeben. Sie regen wechſeloweiſe auf 2 Jahre einen ſandvoge oder Capitaneo dahin.

Dieſe Landſchaft iſt in vier

Viertel oder Pieve abgetheiler. Das Viertel Capriaſca ſtehet in gelſtlichen Sachen unter dem Erzbiſchof zu Mayfand, die 3 übrigen Viertel aber ſtehen unter dem Bifchof von Como. I Jn Viertel Lauis. I Cauis , aud Lauwis und Lauwerz, in der Lans desſprache Lugano , der Hauptort der Landſchaft, iſt ein Fleden am See lugano , mit einem Stift , welches aus einem Erzprieſter und 9 Chorherren beſteht, 3 Mönchens und 3 NonneneKibftern , und einem ſogenannten Pallaſt, in welchem der Landvogt mobnet 1416 brachte Graf Lutero Ruſca dieſen Ort fammt der dazu gehörigen Landſchaft tauſchweife von dem Herzog von Mayland an fid , und ſeine Nachkommen befaßen ihn bis 1500, da die Franzoſen ins Mayländiſche einfielen. 2 Die Pfarren Agra , Barbenco , Bré , Cadre, Canobio , Crabbio , Caffarale, Comanno, Colla , Cus Feglia , Hanoria , Grancia , Lamone , Melide oder Mili,

Lauis.

56 %

Mili, Pambio , Pazzalino , Porza , Viganello , unb die abgeſonderten Pfarren und Gemeinen Çaronna, Mora fo , Sonvico und Deſcia . II Im Viertel Agno, ſind die Gemeinen Agnon Maliafo , Rivera , Bironico , Camignolo Mezonico ,

Sigirino , Torricella , Bedano ,

Gravefano, Manno , Bioggio , Cademario , Aroſio , Mugena, Vezio , Fefcoggia und Bres no , Mulliclia,

Ionaggio ,Curo , Bediliora ,

Aftano , Seffa , Biognio di Berede , Berede, Caſtelrotto , Croglio , Caslano , Pura ,Vlege gio, 7opaggio, Vernate nebſt Ifleo undTimo, Aranno, Nizzano , Gentilino und Montag nola , und die 3 frenen Dörfer Montecchio, Ponte Treſa und Carabierta.

Der Theil des Lauiſer Sees ,

an welchen dieſes Viertel ſtoßt, wird Lago d'Agno genennet, und nimmt den Fluß Agno auf. III Im Viertel Capriaſca, ſind die Gemeinen

Teffarete , Vaglio , Lopagno, Roveredo, Lu . gagia , Origlio , Bidogno , Cortizaſca , und das Freydorf Pontec IV Im Viertel Ripa, welches an der fübófilio chen Seite des {auiſerſees liegt, ſind die Pfarren und Gemeinen Arzo , Codelago oder Capo di Lago, Brufin , Arfizia , Befaccio , Billone, Maa roggie., Mellano , Merede, Rancale , Riva,

1 Hogno , Rovio, Tremona, Campione.

21

Die Landvogtevy Luggarus.

Sie liegt zwiſchen dem Herzogthum Mayland und ber landvogter Meyenthal, dem livinerthal und den Sandvogteyen Riviera, Bellenz und Sauis , ſchließet einen Nn 4

568

Die Eidgenoſſenſchaft.

einen Theit von dem Lago inaggiore, fat. Lacus Ver. banus, deutſc) Locarner See und Langenfee, in fich , beſtehet aus mehr als 30 Pfarren , und begreift etwa 30000 Menſchen .

Zu Berzona unter dem fo.

genannten Saſſo della Torre, hat man 1773 ein Gold bergwerk entdedt. Sie hat gleiche Schickſale mit der ( andvogtey (auis gehabt , iſt auch auf gleiche Weiſe an die 12 eidgenoßiſchen Orte gekommen , und wird auch auf gleiche Weiſe regieret, außer daß fie einen Sandrarh hat , welcher die Steuern , Baukoſten und andere Landesſachen beforget.

1

Sie enthält

1 Luggarus oder Luggaris , in der Landesſprache Locarno , einen großen Fleden am Langenſee , mit einem Reſt von einem Schloß , in welchem der fandoogt oder Commiſſari wohnet , und 4 Kidſtern . 2 Muralto, einen Fleden gleich neben dem vorhergehen . den , in welchem eine Kirche mit einem Collegiatſtift ift. 3 Aſcona , einen großen Fleden am langenſee, in wels sem im 16ten Jahrhundert Bartholomäus Pappius aus ſeinen Mitteln ein Collegium zur Unterweiſung und Aufer. ziehung junger Reute geſtiftet hat. 4 Die Pfarren Lorone; Fulino und Intragna,wels de in politiſden Sachen nur eine Gemeine ausmachen , Tegnia oder Tegna Pedemonte, Verſio , Menufio und Gordola . 5 Centovalli , ein ziemlich wildes Thal, welches aus vielen andern kleinen Thålern beſteht , davon es auch den Namen hat. Es hat sier Pfarrfirdhen zu Derd.fio, Borgnone, Ballagnedra oder Pallagnedro, und Xaſa . Es fließt durch daffolbe ein Fluß , welder fidh mit einem andern , der aus dem Thal Onfernone fommt , vereiniget, bernach den Namen Milezze annimmt, und ſide zuleßt in den Fluß Maagia ergießer. Das Thal hat außer guter Meide, Deu, Kaſtanien und Holz, wenig andere Früchte. 6 Briſago , eine Pfarre und Gemeine am faugenfee, bat im Anfang des joten Jahrhunderts 8 Jahre lang in volis

Luggarus.

569

udlliger Freyheit gelebet, und ſich hierauf 1520 an die Eidgenoffen freywillig ergeben , da ſie denn zwar zu be fandvogtey Puggarus gelegt worden , aber mit der Lande ſchaft weder fteuert, noch Sik in dem Landrathe, nod andere Gemeinſchaft mit derſelben bat , ſondern was die Criminals und Malefij:Saden betrifft, unmittelbar unter dem Sandvogt ſteht, in Civilſachen aber das Recht in der : erſten Inſtanz vor dem von ihr erwählten Podefta (melder jederzeit aus dem Geſchlechte Drelli zu Luggarus genoms men werden muß ) , und 3 Couſoli oder Dorfvogte nimmt, bon reelchen die Appellation an den Landvogt, alsdenn an die Geſandten der regierenden Orte, und endlich an die segierenden Orte ſelbſt gehet ; doch es fteht auch einem Klåger frey , ſich ſogleich numittelbar bey dem Landvogt anzumelden , welcher aber auf des unrechthabenden Zheils Koſten die Sache zu Briſago felbſt unterſuchen und beurs theilen muß. Es ſteht diefe Gemeine in geiſtlichen Sachent nicht wie luggarus unter dem Bisthum Coino , fondern unter dem Erzbisthum Mayland. Zu derſelben gehören außer dem fleden Briſago , auch die Derter Piodina , ponte , Licella, Tecetto, Konledo , Cadogne, agaden , porta , Cortogna, Roſſorino , Sauedone und Caccic. 7 Das Thal Onfernone oder Cucernoné, enthält die Pfarren Cow , Morogno,Ruſſo , und Comologno, und noch 5 andere Dörfer. 8 Das Chal Verzaſca, ift auf 3 geographiſche Meis . len lang , und hat den Namen von eiuem Flulle, welcher fidh unweit luggarus ben Gordola in den Langenſee ergießet. Es ſind darinnen die Pfarren Sonogno , Sraſco , Brios ne, S. Bartholomeo, Caverte330 , Contra underra , belegen . 9 la Riviera di Gambarogno , eine Landſchaft ax der Oftſeite des langenfees , an deffen Geftade fie mehrena theils liegt , enthält die vier großen Gemeinen St. Abuna dio , St. Lazaro, Vira , Magadino , welche an denk See liegen , und Indemini, welche 2 Stunden davon auf der Hébe liegt , und Contone. Sie erwählet fide alle Jahre ihren Podeſta , welcher in Civilſachen urtheilet, die NA 3 abris

Die Eidgenoſſenſchaft.

$ 70

abrigen Sachen aber gehdren unter den fandoogt zu luga garus. Die Kirche zu Pira ift die Szauptkirde der Landſchaft. 22 Die Landvogter Meynthaf. Das Meynthal oder maynthal , Val Mag gia , ift von dem Herzogthum Mayfand , kivinerthal und der Vogter luggarus umgeben , 7 geographiſche Meilen lang , und hat den Namen von dem durch fließenden Flufſe iaggia , auf deutſch Mieyn oder Mayn , welcher ſich in den langenfee ergießt. Sie begreift 29 Pfarren , und ungefähr 24000 Menſchen Sie iſt auf gleicheWeiſe und zu gleicher Zeit, als die beyden vorhergehenden Landvogteren , an die 17 eid . genoßiſchen Orte gekommen , welche wechſelsweife alle Jahre einen Zandvogt-dahin regen.

Die merkwür.

digſten Derter find : Į Cevio oder Øevio , ein Fleden zwiſchen hohen Bera gen nicht weit vom Fluß Maggia. Naye dabey ft das Wohnhaus des Landvogte. 2 Die Pfarrborfer Signaſco oder Bugnaſco, Border yio und Terentino. 3 Die Pfarren Campo uno Boſco , und das Thal Bavona . 4 Maggia , ein Flecken am Fluffe gleiches Namens, Aurigeno , Coglio , Giumaglio , Oorderio , Rodano,

Wiogheno, Somee, und Vegno, Pfarrdörfer, 5 Die Pfarrddrfer Brontallo ,Menzonio, Broglio, Iat. Broilum , Prato und Sornico , Mogno,S.Carlo, Peceia , Sufio , welche im Thal Lavizzara liegen.

23.

Die Landvogtey Mendris.

Sie iſt von dem Herzogthum Mayland und einem Stůd der Sandvogten Sauis eingeſchloffen , und max weiß nicht gewiß , wenn und wie ſie an die 12 eidgeo Hoßiſcher

Engelberg.

372

2 noßiſchen Orte gekommten : doch iſt wahrſcheinlich, daß Franz I fie ihnen 1532 überlaſſen habe. Sie ſeken wechſelsweiſe alle2 Jahre einenlandvoge dahin . Sie beſteht aus den Pieve Mendris und Balerna, enthält 19 Pfarren , und 15 bis 16000 Menſchen . Die merk. mürdigſten Derter find : i Mendris . Mendriſio , Mendriſo, der Szauptfleden , woſelbſt der Landvogt ſeinen Sie hat, uud 3 Kidſter find. 2 Balerna, einPfarrdorf, bey deffenKirche ein Chorą Herrenſtift ift. 13 Die Pfartdörfer Eabbio , Beneſtre oder Semeſtres rio , Stabio , Ligornetto , Salorino, Bruzella oder Monte Brugello .. Sagno , Coldrexio oder Colore , Chiago , Caftello , Dacallo , Pedrinate , Morbio di Sopra und Morbio di Sotto , caneggio . Muggia und Tovizano oder Popazono.

C

Zwey frere Stånde ", welche unter

bem Schuß der vier Waldſtådte ftehen. !

Das Stift Engelberg.

Die Benedictinermannsabtey Engelberg , nebſt ber dazu gehörigen freyen Herrſchaft, liegt zwiſchen den Cantonen Unterwalden , Uri und Bern , und iſt am deutlichften auf der oben angeführten Charte vom Der Ort , wo ſie ſtehet, hat Canton Uri zu ſehen. Ihre Stiftung wird zuerſt anenberg geheißen . oder Sellenbüren Seldenbůren von Conrad Freyherrn zugeſchrieben , welcher , nachdem er ſie ausgeführet Hatte , 1120 vom Papſt Catirt II erhielt, daß fie uns mittelbar dem römiſchen Stuhl untergeben wurbe , welches Papft ginnocen ; II im Jahr 1924 , unb Kais fer Heinrich IV im Jahr 1125 beſtåtigte ; der lekte vero lieh auch dem Kloſter 1128 die Freyheit,daß es außer falle

572

aft . Die Eidgenoſſenſch

kaiſerlicher Gewalt, keinem andern Schug unterwor. fen , und ihm das obrigkeitliche Schwerdt übergeben feyn ſolle. Das Stift iſt ein unabhängiger Staat, ftehet aber unter dem Schuk der 4 eidgenoßiſchen Drte und Waldſtådte Jucern , Uri, Schweiz und Unter . walben , und in geiſtlichen Sachen unter dem Biſchof ju Coſtanz.

Der 26t nennet

ſich einen Herrn der

freyen Herrſchaft Engelberg, und führet zum Zeichen feiner völligen Herrſchaft, ein Schwerde im Wapen, låßt fich auch wohl, wenn er von der Abtey Befik nimmt, das Reichsſchwerdt vortragen . Er hat mit Bewilligung des Landes Unterwalden ob dem Wald, die Superioritåt, Aufſicht und Direction über das Frauenkloſter zu Sarnen ,

welches anfänglich nabe

bey dem Mannskloſter Engelberg geſtanden hat, 1615 aber nach Sarnen verlegt worden iſt : er verleihet auch noch die Pfarren zu Sins, Auw und Ubtweil in den obern freyen Aemtern , und befeget fie mit Conventua. len ſeiner Abten , hat auch noch an dieſen Orten nan. hafte Güter , Zinſen und Zehenden. Das Kloſter brannte 1729 nebſt der Kirche ab , wurde aber von neuem erbauet. Das Thal, in welchem es liegt, foelches eine frene Herrſchaft ausmacht, und unter der niedern und hohen Gerichtsbarkeit der Abtey ſteht, iſt ungefähr 4 Stunden lang , und mit hohen Bergen und fruchtbar ren Alpen umgeben, die zum Theil mit zu dieſer Freị. herrſchaft gehören , und wird in vier Theile oder foge. nannte Uerthenen abgetheilet ,

welche find Obers

berg, Willebrunn, C7iederberg und Schwand. Esiſt auch in demſelben das Juſthaus Grafenort belegen , wofelbft fich der Abt oft aufbált , und ben wel.

Gerfau . welchem eine Kapelle und etliche Höfe ftehen.

573 Nicht

weit davon entſpringt der Raltbrunn , ein periodi. fches Waſſer , weldies im Manmonat zu quellen an. Sonſt fångt, und im Herbſtmonat wieder aufhörer. findet man in den engelbergiſchen Bergen und Thalern ſchwarzen Marmor mit weißen Adern , kleine fechs. echichte Kriftallen , Schieferſteine, ſchwarze Kreide, Montmiich und Borarſalz. 2

Der Flexen Gerfau .

Er liegt am Fuß des Rigiberges und hat vor fich den vier Waldft & oter See , der in dieſer Gegend am tiefften Terut fout, zwiſden den Gebieten der Cantone Schweiz und Lucern , und die dazu gehörige landſchaft, weldie etwa 2 Stunden lang, und 1 breit iſt, erftredt fich theils långſt dem See, theils den Rigiberg binan, von dem aber nur ein kleiner Sheil bieber gehört.. Die geſammten Einwohner des flea dens, jung und alt,machen ungefähr goo big 1000 Pers fonen aus , und fie ftellen 100 ftreitbare Minner. Sie Find oduig freye Leute , und machen einen noch kleinern Freyſtaat aus , als San Marino. Sie ſollen aber ſchon 1315 mit den Landen Uri,'Schweiz und Unterwalden in ein Bündniß getreten fenn, und 1359 haben die vier Walde ftådte Lucern , Urt , Schweiz und Unterwalden ſie aufs neue in Bund aufgenommen ,auch 1431 verglichen , daß fie ihnen in Kriegeszeit folgen ſollen. Die Gerichte, welde das dftreichiſche Hauo gehabt, und an die Edlen von M006 zu Lucern verpfändet, haben die Einwohner 1390 an fich gekauft, worauf ihnen Kaiſer Sigmund 1433 alle ibre Sreybeiten erneuert und beſtätiget hat. Die höchſte Ges walt dieſes allerkleinſten helvetiſden Freyſtaats , ftehet bey , der Landesgemeine, weldie jährlich am erſten Sonntage nach Kreuzerfindung auf dem Rathhauſe gehalten wird. Auf derfelben werden der Landammann , (welcher das Haupt des Standes iſt , und 2 Jahre im amte bleibt,) der Statthalter , Sedelmeiſter, fandiveibel, Landſchreiber, umd

Die Eidgenoſſenſchaft:

574

und andere kandesbeamte , nebſt dent gangen Kath erwags let, auch die Landesfachen , Satzungen und andere dergleis dhen Geſchaffte abgehandelt. Der Rath beſtehet aus 9 Gliedern und beurtheilet auch die Civilgeoiffte. Pon demſelben kann man an ein zweyfaches Gericht von 18, und an ein dreyfaches Gericht von 27 Richtern , alle unter dem Porfiß des Landammanns , ja endlich auch an die ganze Landesgemeine appelliren,welche alsdann Richter ers hennet , bey deren Urtheil es fein Verbleiben hat. Das Malefizs und Blutgericht beſtehet aus 27 Ridhtern , auch unter dem Vorfitz des Candainmans , und richtet ohne Upa pellation. Sonſt iſt in dem Fled'en eine gute Pfarrkirche und es gehören auch dazu die Nachbarſchaften bey dem ros then Schuh, und bey dem rothen Schub am See,

If Die ir zügeivandten Orte. A Diejenigen, welche als Socii, franz. Affociés, allezeit auf die Tageſagungen der Eidgenoſſen berufen werden , und auf demſelben Sik und Stimme haben .

1

Das Stift zu St. Gallen .

Die Benedictinermannsabtey St. Gallen , iſt mit der Stadt St. Gallen , welche hernach beſonders vor . kommen wird, in einerley Mauern eingeſchloffen , wat Auch bis 1567 nur durch einen Zaun von derſelben ab gefondect, iſt aber damals , nach einem dieferwegent getroffenen Vergleich , durch eine hohe Mauer davon geſchieden, und fowohl mit einem Thor gegen die Stadt, als mit einem andern gegen ſeine Landſchaft,verfehen. Im Bezirk des Kloſters findet man das Münſter oder die Stiftskirche, in welcher des erſten Stifters 2 , Gebeine aufbehalten werden , die daran gebauete St. Degmars Kirche, in welcher deffelben Reliquien bea find.

Das Stift zu St. Gallen .

575

findlich ſind , die ſogenannte Pfalz , in welcher der Abt feinen Sik har, ' und das Gebäude des Convents, welder 1756 beſlund aus 55 Conventualen , 18 Proa - feßbrüdern und 19 lahenbrüdern . In dem lekten iſt ein Bücherſaal, in welchem man außer einem großen Vorrath gebruckter Bücher , auch 1030 feltene Hanbe ſchriften findet , darunter viele alte auf Pergamentges fchriebene, ſind. Es ſind hier auch 2 Schulen , eine für junge Mönche, die andere für andere junge Stua dirende. Der Anfang des Stifts foll eine Zelle ges

1 weſen ſeyn , welche der Heilige Gallus , Den einige für einen Jtrländer, andere aber für einen Schottlander ausgeben , im 7ten Jahrhundert biefelbft angelegt, und ben welcher feine Lehrlinge mehrere Wohnungen ere bauet Haben ſollen.

Den erſten Abt hat es im Jahr

720 an einem Namens Othmayer oder Othmar, aus dem Stift Chur , erhalten. Der Abt wird von und aus den Capitularen des Stifts erwählet, ſteht una mittelbar unter dem påbſtlichen Stuhl zu Rom , iſt ein Fürſt des heiligen römiſchen Reichs , und läßt fich beym Antritt ſeiner Regierung durch Geſandte vom Kaiſer mit den Reichsregalien und lehen über die ftifa tiſche alte Landſchaft und das Toggenburg belegnen , beſchicfet aber den Reichstag nicht, hålt ſich auch nicht mehr , wie doch ehedeſſen geſchehen iſt ; zum ſchwäbi. fchen Kreiſe, giebt auch nichts zu den Reichsanlagena Hingegen wird Er vermoge des 1451 mit den eidges noßiſchen Städten und Orten Zürich , Lucern, Schweig und Glarus errichteten ewigen Schirin : Bürger- und Sand- Rechts , für einen ſogenannten zugewandten Det der Eidgenoſſenſchaft, und zwar für den erſten gehale ten , auch ſeinem Gefandten auf den gemeinen eidgea nhie

1

576

Die Eidgenoſſenſchaft.

nobifchen Tageſagungen und Zuſammenfünften , gleich nach den Geſandten des Drts Appenzell, Siß und Obgedachte Schirmſtädte und Stimme verſtatter.

1

Orte ernennen auch wechſelsweiſe alle a Jahre einen aus ihren Råthen , damit er'in ihrem Namen ben dem Abt , und von feinetwegen aller feiner Leute in der ale ten Landſchaft, Hauptmann rey. Er wird baid der Schirmorte Hauptmann , bald Sandeshauptmann ge. nennet , hat ſeinen Siß zu Wol , und wohnet dem

1

dafigen Pfalzrathe forcohl, als den Strafgerichten in der alten Landſchaft nach Belieben bey, und hat jedes . mal unmittelbar nach dem Abte , oder in deſſelben Abe weſenheit , nach ſeinem

Repräſentanten , den Rang.

Das Wapen des Abts iſt ein in 4 Felder getheilter Schild , in deſſen erſtem getben Felde ein ſchwarzer aufrecht ſtehender Bår , als das Wapen des Stifts St. Gallen , in dem zweyten blauen Felde ein weißes Lamm , welches eine weiße mit einem rothen Kreuz bezeichnete Fahne trägt , wegen des Stifts St. 3o. kann , in dem dritten Felde des Abts Geſchlechtswa. pen , und in dem vierten gelben Felde ein ſchwarzer Fund mit einem filbernen Halsbande , wegen der Vor Alters Grafſchaft Toggenburg, geſehen wird. Hat das Stift die Herzoge von Schwaben zu Erztruchs feffen , die Grafen von Hohenzollern zu Ergmarſchale len , die Grafen von Hochberg zu Erzſchenken , und die Freyherren von Regensberg zu Erzkämmerern gee Habt. Jekt find noch die Edlen von Bichelfee deffelo ben Erbtrutſeſſe, die Erben von Thurn Erbmarfchålle, die Schenfen von Landed Erbſchenten, und die Gielen von Glatrburg Erbfåmmerer.

Der Biſchof zu Coo

ſtanz hat in der alten Landſchaft und der Grafſchaft

Das Stift zu St. Gallen .

577

Toggenburg dasjenige, was zu bem biſchöflichen for genannten Ordine gehöret , der Abe zu St. Gallen aber gat , vermoge der vom Pabſt erhaltenen Frey. Heiten , und der 1748 mit der Bifchof zu Coſtanz errichteten, auch vom Pabſte beſtätigten Concordaien , nidht nur in den ißm zugehörigen Kloſtern , ſondern auch in allen katholiſchen Pfarren und Kaplaneyen , fos wohl in der alten Landſchaft und Grafſchaft Toggen . burg, als in ſeinen Gerichten im Thurgau und Rheine thal , die Beſtellung der Pfrånden , und alle geiſtliche Gerichtsbarkeit in Civil. Criminal- und vermiſchten Fållen , nebſt der Viſitation, ac. Der größte Theil dieſer Rechte wird durch den von dem Ubt aus den Conventualen ernannten Dfficial verſehen ; es iſt auch ein geiſtlicher Gerichtshof oder eine ſogenannte Curia erriditet worden , welche aus dem Oficial als Práfia denten , aus 4 Conventualen als Conſiſtorialråthen , einigen weltlichen Benfißern , und andern Perſonen, beſtebet , und welche alle geiſtliche Streitſachen unter . ſudjet, und entſcheidet. Der Pfalzrath zu St. Gallen beſtehet aus dem Dechanten des Stifts, als Präſiden. ten , dem Statthalter in dem Kloſter zu St. Gallen und noch 3 anderen Conventualen , und aus einigen weltlichen Perſonen. An denſelben ergeht die Appela lation aus den ſtiftiſchen landen , Hemtern und niedern Geridyten , und von demſelben findet weiter feine Up pellation ſtatt , jedoch kann man bey dem Abt um Reviſion anhalten . Was dem Stift in der Sandu graffdyaft Thurgau und im obern Rheinthal gehore, iſt oben beſchrieben worden. Vußer den eidgenoßiſchen { anden, belikt esdie Reichsgerrſchaft Neu - Ravensberg im

Algau in Schwaben , die Herrſchaft Ebringen im Brisa

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u ann hſt ſſa n Bri , unhdiſczhue St. Johhaft , Höc nz, und Gai c ge ei fſc Bretſame , þat es die Gra in der n Oſtr h e hte r c r c e e n i e d Ger en Ger nie . Nu n ſind und aennd e i n n b t e e l e e g g e d v e i deſſ Jan bhellich die übriben in Hel eznu e t e r 0 u h h ſch m r 00 c c n r e ſ l e e e b e M v b 1 ü , w n alte . enth

I Die ſogenannte alte Landſchaft, oder die Landſchaft der Gotteshausleute, welche ges gen Morgen an den Bodenfee und das Rheinthal, ge. gen Mittag an des Landes Appenzell äußere Rooden, gegen Abend an das Toggenburg und Thurgau , und an das lekte auch gegen Mitternacht grånget, von Wyl bis Rorſchach auf 9 Stunden lang , und 4 bis Der natürlichen Beſchaffenheit 5 Stunden breit ili nach , iſt ſie dem Thurgau áhnlich .

Die Einwohner,

deren 44 bis 45000 feyn mögen , find der römiſchfa. tholiſchen Kirche zugethan. Wenn ein neuer 26t er: Wåhlet worden iſt, wird die Landſchaft nach Lomens ſchweil, Rorſchach , Goffau und Wyl zuſammenberu . fen , und leiſtet dem Ubt daſelbſt in Gegenwart der Geſandten von den 4 Schirmſtädten und Drten, Eid und Pflicht, beſchworet auch zugleich das von dem Stift mit n beſagten 4 Schirmſtädten und Orten errich . fra a h Sc

alten Landſchaft, wird von einigen geiſt- und weltlichen Beamten verlegen, die ich hernach nennen will. In allen Aemtern und in den darinn befindlichen Gemei. nen und Gerichten , werden die Civilſtreitigkeiten in erſter Inſtanz gerichtet , die Appellationen aber gehen aus dem obern Amt an den Pfalzrath zu St. Gallen , aus

Das Stift zu St. Gallen .

579

aus dem untern Amt aber an den Pfalzrath zu Wyl. Es wird aber die alte Landſchaft eingetheilet 1 In das Oberamt, zu welchem wieder 4 Aem , ter gehören . 1 ) Das Landeshofmeiſteramt, hat den Na. men von dem demſelben vorgeſekten Landeshofmeiſter, welcher unter den weltlichen Beamten des Stifts nach dem Hofmarſchall folget, Geheimerrath ift , und Sik im Pfalgrath zu St. Gallen bat. innen :

3ch bemerke dar.

( 1) Burg , ein Schloß, in der Gemeine Straubenzell, auf welchem der Landeshofmeiſter wohnet. ( 2) Die Pfarren Trablat oder St. Fiden , Strau. benzell , St. Joſeph , Wittenbach , Cómenſchweil, heggenſchweil, Berg und Bernhardszell. ( 3 ) 1751 Persegg, ein Nonnenkloſter vom Drden des heil. Franciſcus, und St. Wiborada oder St, Weybrat, ein Benedictiner Nonnenklofter , beyde nabe bey der Stadt Št. Gallen . (4 ) St. Joſeph im Gaiſſer oder Geißerwald , eine Gemeine, welche aus den 2 Dörfern vor und hinter dem Tobel , vielen Meyerhöfen, und zerſtreueten Häuſern, bex ſteht. ( 4 ) Der Landeshofmeiſter verwaltet auch das Beriche Sommeri oder Summeri in der Landgrafſchaft Thurgau. 2 ) Das Roſohacher Amt, welches durch einen Dbervogt verwaltet wird , der in dem Pfalzrath zu St. Gallen Sie hat.

Es gehören dahin ·

( 1) Rorchach , ein großer und wohlgebaueter Markts fleden nicht weit vom Bodenſee, in welchem eine Pfarrline che , ein Gymnaſium , und ein anſehnliches Kornhaus iſt. Es wird hier viel Leinewand zuſammengebracht, ſo gut ale in Holland gebleicher, und hernach ausgeführet, auch wird hier mit Getraide, Wein , Salz und andern Sachen -ziemlich erheblicher Handel getrieben. 1714 wurde hier Do 2 eine

580

Die Eidgenoſſenſchaft.

eine Friebensunterhandlung zwiſchen dem Abt zu St. Gals ten , und den Cantonen Zürich und Bern , angeſtellet, aud wirklich bis auf des Abts Genehmhaltung geſchloſſen, wels che leßte aber nicht erfolgte. Por Alters haben dieſen Fleden die Edlen von Roldach mit der niedern Gerichtss barkeit lange Jahre eigenthümlich befeffen , und das Stift St. Gallen hat mit der Zeit viele eigene Leute und Hofe barinn bekommen , die hohe Dörigkeit über denfelben aber gehörte in die Landgrafſchaft Thurgau . Endlich wurde Fie oom Kaiſer und Reich davon abgeſondert, und verdiens ten Ebelleuten von Reichs wegen verſeßet. Abt Ulrich zu St. Gallen bat fich beym Kaiſer Friedrich III die Eintos ſung der pfandlaren hohen Gerichte oder Vogtev zu Roſchad , wie auch zu Zumbach und Mühlen , aus , und brachte fie wirklid 1464 für 300 F1. an ſein Stift, welches feit der Zeit im Beſitz derſelben geblieben iſt. Das Kloſter Mias rg , in welchem der Pater Stacthalter , welcher das Amt regieret , wohnet , lieget etwa eine Viertelſtunde von dem Marktflecten , das Schloß Rordhach , am Berge cber . halb dem Kloſter , und das Franciſcaner Nonnenkloſter Sanctæ Scholafticæ , auch nahe bey dem Flecken . (2) Die Schlöſſer Wartecť und wartenſee. (3) Grub , ein Pfarrdorf an der Appenzeller Grånze, welches theils zu dieſem Amt , theils zu den außern Ropa ben des Orto Appenzell gehöret. Die ſtiftiſden römiſchs katholiſchen Unterthanen , bedienen ſich zu ihrem Gotteen dienſt ſeit 1751 nicht mehr der hieſigen Pfarrkirche , als welche ſeit der Zeit den evangeliſchen Appenzeller Unter. thanen allein zugehöret, ſondern der 1735 auf ſtiftifchem Boben erbaueten Kapelle. ( 4 ) Ober- und Unter: Goldach , 2 Dörfer , in derett aftem eine Pfarrkirche ift. Nicht weit von hier fließet die Goldach, welche aus dem Lande Appenzell fommt, in den Bodenſee .

(5) Die Pfarrddrfer Unter-Éggen, EnPerstied, Mors ſchweil, fieder:Steinach and Dübach,

3 ) 046

Das Stift zu St. Galten .

585

3). Das Oberberger Amt , welches durch ei. nen Obervogt verwaltet wird , der im Pfalzrath ju St. Gallen Siç hat. Dahin gehöret ( 1 ) Oberberg , ein Schloß , auf welchem der Dvere bogt wohnet. (2) Das Gericht Oofſau , in welchem der große Marktflecken dieſes Namens iſt. (3 ) Das Gericht ziederweit, ( 4 ) Das Gericht Andweit. (5 ) Das Gericht Wieder :Andweil (6) Das Gericht Waldkirch .

. In das untere Amt, oder Amt Weil, wele Dahin gee ches der Statthalter zu Weil verwaltet. höret : (1) Weil oder wyl , eine kleine Stadt, welche große Freyheiten hat. Sie iſt der Siß des Landeshauptmanns der 4 Schirmſtädte und Drte des Stifts zu St. Gallen , eines ſtiftiſchen Statthalters, (welcher ein Conventual ift. ) einer Lehnkammer, und eines Tehnvogts , imgleichen eines Pfalzraths , in welchem unter dem Vorſing Des hieſigen Statthalters, auch ein Conventual und 6 oder 7 von dem Ubt ernannte Pfalzråthe fiken , und dahin die Appellatioa nen von den niedern Gerichten des Unteramts geben , von welden aber keine weitere Appellation ſtatt findet , doch Kann man ben dem Abt um die Revifion anhalten . Ein Hofammann aus den Bärgern der Stadt Wyl , wohnet im Namen des Stifts allen Rathøverſammlungen der Stadt ber , von dem Rath und Oericht der Stadt aber kann man entweder an den hieſigen Pfalzrath , oder an den zu St. Gallen , appelliren. Der Abt bat hier einen Hof , die Pfalz genannt. Ben der Stadt ift ſowohl ein Kapuziners mannskloſter , als ein Dominicanerfrauenkloſter. 1712 wurde die Stadt von den Städten Zürich und Bern epo obert. ( 2) Das Wyler Amt , in welchem unter dem Statts balter zu wyl ( 1) ber

aft .

ch Die Eidgenoſſenſ

582

( 1) Der daſige Reichovogt (welcher in dem untern Amt die Criminalia und die Kanzlev verſiehet , ) verwaltet die zu der Landgrafſchaft Thurgau gehörigen ſtiftiſchen , Sütten Gerichte im Schneckenbund, zu Riggenbach rohweil, das Berggericht und das Freygericht. (2) Der Hofammann daſelbſt verwaltet a . Das Gericht Zuziveil. b . Das Gericht liegweil, in welches das Schloß Olattburg, und unterſchiedene Dörfer, gehören. c . Das Gericht Niederbelfenſchwcil. d . Das Gericht und Schloß Zuđenried , welches aft 1735 erkauft worden.

( 3) Der Lehnbogt daſelbſt verwaltet a. Das Gericht Ober-Büren , ein Pfarrdorf dieſes Namens. b. Das Gericht jeder-Büren , ein Pfarrdorf dies fes Namens. Anmerkung. Zu dieſer alten landſchaft des Stifts , werden auch die alebern Gerichte deſſelben in dein obern Rbeintbal, geredinet. II Die

Grafſchaft Toggenburg.

Von

Joh. Jac. Sdieudizer eine landcharte gezeichnet, welche Joh . Hen . Huber aus Zürid ) 1710 in Kupfer geſtochen hat. Eine andere zwar ffeine derſelben hat

aber richtige Charte von einem halben Bogen, hat Joh. Jac. Biler gezeichnet , welche aber nicht in Kupfer Sie iſt von der alten Landſchaft des geſtochen ift. Stifts zu St. Gallen, dem Thurgau, Canton Zürich , den Sandvogtenen Uknad ), Gaſter und Sargans , der Herrſchaft Werdenberg , Landvogter Gambs , und Man ſchåket von dem Canton Appenzell, umgeben. ihre Långe faſt auf 13 , und die größte Breite auf s Ihrer natürlichen Beſchaffenheit nach, iſt Stunden. He bem Canton Appenzell , und andern an Alpen und Vieh

1

Das Stift zu St. Gallen .

583

Bich reichen Cantonen ähnlich. Die Einwohner ma. chen 46 bis 47000 " Nenſchen aus , davon zwendrittel reformirt find , eindrittel aber iſt römiſchkatholiſch. Die Katholiken im obern Theil des { andes, gehören unter das Bisthum Chur , im untern Theil aber un. ter das Bisthum Coſtanz. Sie hat ehedeflen ihre eie genen 1436 ausgeſtorbenen Grafen gehabt , von wel. chen der lekte, Namens Friedrich, ſeinen Unterthanen große Freyheiten ertheilet, und ſie bennaße zu gang frenen Leuten gemacht þat, daher ſie auch in eben dem , felben Jahr mit den eidgenoßiſchen Orten Schweiz und Glarus ein Landrecht oder Bündniß errichtet haberi, welches 1440 und 1469 beſtätiget worden .

Die Graf.

ſchaft fam hierauf an die Freyherren von Raron , wel. che alles beſtätigten , was ſie zu ihres Landes Beſten eingerichtet ḥatten , ſie aber ſchon 1469 an Abt Ulrich VII zu St. Gallen für 14500 rheiniſche Gulden ver. fauften , welcher dieſerwegen 1469 mit den eidgenoßi. fchen Orten Schweiz und Glarus ein ewiges Landrecht errichtete, auch das ( andrecht, welches die Einwohner der Grafſchaft mit eben dieſen eidgenoßiſchen Orten vorher errichtet Hatten , bewilligte. Als Abt Leoben garius im Unfange des 18ten Jahrhunderts die Toge genburger mit Anforderungen beſchwerete, welde ſie wider ihre Frenheiten zu reyn erachteten , ſuchten ſie bey den mit ihnen verbundenen eidgenoßiſchen Orten Schweiz und Glarus, Schuß und Beyſtand , weldie fich auch ihrer annahmen , und 1707 erkläreten auch Zürich) und Bern , daß fie das Sand Toggenburg bey feinen Frenheiten und Gerechtigkeiten , wider alle un . billige Gewalt ſchůßen wollten. Hierauf fiengen auch die Sableute an , ſolche ihre Gerechtfame auszuüben, be DO 4

584

Die Eidgenoſſenſchaft.

beſchworen 1707 zu Wattweil, auf einer angeſtellten Sandesgemeine , von neuem den Sandeid , und verord. neten einen großen , kleinen und geheimen ( andrarh, in gleicher Anzahl von beyden Religionsverwandten. Die Unruhe im {ande wurde immer größer, und brach · 1712 in einen ordentlichen Krieg aus , in welchem Zi . rich und Bern es mit den Toggenburgern , Lucern, Uri , Schweiz, Unterwalden und Zug aber mit dem Ubt hielten , und Glarus neutral blieb,

Die erſten

bemachtigten ſich der ganzen Landſchaft des Stifts, verwahreten auch alle Pafle im Toggenburg , und der Sandrarh der Sandleute übernahm in Abweſenheit des geflüchteten Abts und Convents , die Landesregierung in Toggenburg.

Die 1714 zu Roſdyach gepflogene

Friedensunterhandlung, war vergeblich, endlich aber tam 1718 zu Baden im Argau , zwiſchen dem neuen Abt Joſeph , und den Cantonen Zürid ) und Bern ein Friebe zu Stande, in welchem die Freyheiten des San des beſtåtiget wurden. Vermoge dieſes Friedens, iſt und heißet der jebess malige Abt und Fürſt zu St. Gallen, des landes Tog. genburg rechtmäßiger Ober- und Landes:Herr,und die Zandleute follen demſelben die gewöhnliche Kuldigung und Pflicht leiſten , aber beſtåndig und ungehindert ben allen ihren Freybeiten und Gerechtfamen bleiben, Der Abt feget über das Toggenburg einen Landvoge, und es ſoll bey ihm ſtehen , ob er einen Toggenburgia ſchen Landmann dazu ernennen will, oder nicht ? Er feget auch nach Belieben , jedoch aus eingeſeffenen Toggenburgiſchen Landleuten , einen Landſchreiber und Gandweibel. Der Landrath , welcher aus 60 Perſonen , nåmlich 30 fatholiſchen und 30 evane getic

Das Stift zu St. Gallen.

585

geliſchen , beſtehen ſoll, weldje alle Genreinen des Lane des ſelbſt erwählen , wachet und forget für die Frey. Helten und andere allgeineineund heiten des Landes, leget auch die Stenern , Bau: tnb 1 : Rechnungen unter ſich ſelbſt ab.

Er ſoll ordentlichere

weiſe jährlich einmal , ſonſt aber auch in außerordent: lidhen Fällen , wenn es nöthig iſt, verſammlet wers den.

Er ſoll auch alle diejenigen Sandleute , welche

14 Jahre und drüber alt ſind, zur Beſchwerung des Landeides anhalten . Es iſtnachmals aucís ein Krirgss rath angeordnet, welcher die Werbungen und andere Des Landgerichts Kriegsangelegenşeiten beſorgt, Präſident, ſoll der jedesmalige lanbpogt fenn , der Abt und Fürſt aber ſoll die 24 Richterſtellen halb mit evan . getfchen, und halb mit katholiſchen Männern dergeftalt Deſeßen , daß aus jedem der 22 alten Kirchſpiele over Genieinen des Landes einer , jedoch) aus Lidtenfreig

und Wattipeil zwen genommen werden . Dieſes land. gericht wird im Namen des Fürſten gelyalten , und für daſſelbige gehören die Eriminal. und Malefijſá . chen; und weil es der fürſtliche Sandrath iſt, auch von dem Fürſten befoldet wird , fo fertiget es auch die Sandesverordnungen ans. Alle Geldſtrafen , welche és zuerkennet, fowohl, als die eingezogenen Güter der Þingerichteten Uebelthäter, boshaften Selbſtmorder , und todeswürdigen Jandesflüchtigen , follen dem Für. ſten gehören. In Anſehung der Belegung der Am . månnerſtellen in den niedern Gerichten , und der Vor, fdlåge zu denſelben , welche die Gemeine bem Fürſten thut, foll es ben den Frenheiten und der bisherigen Uebung bleiben . Die Richter fölten halb von dem

ft

586

ſenſcha

ſ Dic Eidgeno

.

Fürſten, und galb von der Gemeine, und zwar bende in Unſehung ? der Religion in gleicher Anzahl erwählet werden. Von den niedern Gerichten , foll in Civilra . chen , wenn der Haupthandel unter 15 Gulden iſt, keine Appellation geſtattet, dieſe aber auch durch das Ge. richt nicht gebindert werden , wenn die Summe über 15 Gulden iſt.

Die Jahrgerichte rollen nach altem

Brauche fleißig gehalten werden ; die niedergerichtli. Das chen Strafgelder aber gehören dem Fürſten. appellationsgericht ſoll aus 12 eingeſeſſenen Logo genburgern beſtehen, und deſſelben Präſident der jedes, Die Wahl der Richter foll malige Landvogt ſeyn. alſo geſchehen, daß der Fürſt 3 Katholiſche und 3 Evan. geliſche , und der Sandrarh eben ſo viele aus fidh felbft Un ſolches Uppellationsgericht ſol. erwähle und reke. len alle Uppellationen von den niedern Gerichten ge. hent , und von demſelben keine weitere Appellation, ausgenommen in gewiſſen Fällen an den Fürſten ſelbſt, Es ſollen keine neue Sandleute angenom . ſtatt finden . men werden , als nur zur Zeit der Huldigung, welche einem neuen Fürſten geleiſtet wird , und alsdann ſoll fie fowohl mit Genehmhaltung des Fürſten , als wer nigſtens des halben Theils der Sandleute, geſchehen . Der Fürſt kann zwar im Jande etwas kaufen : allein , es ſoll weder an die Abtery, noch ſonſt an eine todte Hand , falien. Der Fürſt wil im Toggenburg keine neue Zölle , Brüden. und Wege-Geld anlegen , auch die alten nicht erhöhen. Die evangeliſche und katho. liſche Religion , ſoll allein im Lande durchaus frey reyr hud bleiben , und beyder.Religionen Verwandte ſolo len in allen Stücken eine vollkommene freye und un . gehinderte Religionsübung haben ic.

Die Evangeli.

fchen

Das Stift zu St. Gallen .

587

fchen haben einen eigenen Synodum , in welchem ein aus den Pfarrern erwählter Dechant den Vorſik hat, dem aber auch weltliche Perſonen aus dem evangelis fchen Landrathe benwohnen. Es haben ſid) aud) die Toggenburger verbunden , eine gewiſſe Anzahl Pfar. rer von Züric; und Bern zu nehmen . 1734 entſtund eine heftige Verbitterung wegen des Rechts der Waf. fen oder des Mannſd )aftsredyts, daran ſowohl der Abt als die Unterthanen Anſpruch machten. Die Städte Zürich und Bern , errichteten darüber 1755 mit dem Abt einen Vergleich , und verordneten zur Ausfüh. rung deſſelben einen Kriegsrath, nach Gleidykeit bender Religionen , davon der Abt die Hälfte ſammt dem Präſidenten , das (and aber die andere Hälfte zu er. nennen hat.

Dieſer Vergleich wurde endlich, 1759

vom gangen toggenburgiſchen Landrath angenommen ; und es wurden aud) unterſchiedene Schwierigkeiten ſo . wohl zwiſchen den benden Religionen , als einigen Ges meinen und dem Abe , nach móglichſter Billigkeit bey . geleget. Das Toggenburg wird in das obere und untere

Amt , und jedes iſt ſeit 1760 in 2 große Gerichte ab. getheilet. i

Im obern Amt , find 10 alte Gemeinen und

Kirchſpiele , welche unter 2 große Gerichte, Thurs thal und Wattenweil, dieſe aber in die 6 kleinern Geridire Wildenhaus, Alt St. Johann, waſ ſer oder Deßlau , bemberg, St. Peterszell und Lichtenſteig , vertheilet ſind. Man Gemerke (1 ) Die Gemeine Lichtenſteig. lichtenſteig , der Hauptort des ganzen Toggenburgs, iſt eine kleine Stadt am Flufſe Thur, und der Sitz des Land .

588

aft Die Eidgenoſſenſch .

Landoogts , welcher in dem neuen Amthauſe und Schloffe mohner. In dem alten Amthauſe verſammlet ſich das Land : und Arpellationsgericht, und auf dein Rathhauſe . wird des Landes Loggenburg Landrath , und der evangelie fdhen Religion Synodalcommiſſion und Ehegericht, ſonſt aber aus der Stadtrath verſammlet. Sie wird von eis nem Sdultheifen und Rathe regieret , und in dem vorhin beſchriebenen Badener Frieden , ſind ihr ihre Rechte und Frenheiten beſtåriget; es iſt auch ausgeinacht worden, daß Fouvohl die Schultheißen uuter beyden Religionen umwedos felu , als auch die Gleichbeit der Religion in Belegung des Raths , Gerichts , der Hemter und Dienſte , beobachtet werden ſolle. Die alten Grafen von Loggenburg haben zuleßt ihren Wohnſitz auf dem Schloffe Zeu : Toggenburg gehabt, welches nabe bey der Stadt auf einein hohen Fels fen geſtanden hat. ( 3) Die Heineine und das Gericht St. Peterszell im obern Tederthal , woſelbſt eine Probſtey iſt , welche 1764 neu erbauet worden . ( 3 ) Die Gemeine und das Gericht Wattweil, im hurthal . a . Wattweil , ein Dorf mit einer Pfarrkirche an der Zhur. Db demſelben liegt das Nonnenkloſter Benedictis nerordens St. Maria der Engeln . ? b . Xberg , ein Schloß , und der Summelwald , ein Paß von dem Zirider See in die Grafſchaft hinauf áber Wildenhaus nach Wardenberg. ( 4 ) Die Gemeine Ebnet oder Ober:Wattweil, wele de erſt 1762 errichtet worden . (5) Die Gemeine + und das Gericht Semberg im Nedarthal. (6) Die Gemeinc Cappel, welche theils zu dem Thurs gauer theils zu dem Wattenweiler Gericht gehöret. (7) Cie Gemeine Krummenau , macht einen Theil vom Thurthal aus , und begreift das Pfarrdorf Krum menau , und Sidwald . In der Aue bey Sidwald, fteht das Kloſter Bleu St. Johann , welches aus dem Stift 34 St. Gallen mit Cone bens

Das Stift zu St. Gallen .

589

ventualen beſetzet mird, deren einer Statthalter Helßet, uns ter welchem auch die Probftenen zu Alr :Et. Joharu und Peterzell , und die Gerichte zu Wildenbaus , Ait : St. Jos 1 bann , Neflau und Sidiralo ftehen . ( 8) Die Gemeine Ennetbüel im Zhurthal , welche erſt 1755 eine eigene Pfarre geworden iſt. Am Fuß des Stockberges iſt ein Bad. (9) Die Bemeine Zeßlau , weldie auch die Waſſera gemeine genennet wird , im Thurthal lieget, und auger dem Pfarrdorfe ( Teßlau , einige Bauerhofe begreift. Der größte Theil derſelben, gehöret unter das Geridt hurthal, der åbrige Theil macht ein beſonderes Gericht aus . ( 10) Die Gemeine am Stein , in Thurthal . (11 ) Die Bemeine und das Gericht Alt:St.Johann , im Zhurthal. Das Pfarrdorf hat den Namen von einem alten Kloſter , welches 1555 dem Stift zu St. Gallen eina Derleibet worden , und jeßt nur eine Probſter ift , darinn fich ein Probſt und ein Conventual aus dem Stift zu St. Gallen , aufhalten . ( 12 ) Die Gemeine und dasGericht Wildenhaus , Das Schloß Wildenburg iſt zerſtört. 2 Im untern Amt, ſind 12 alte und 2 neue Gemeinen , welche unter die 2 großen Gerichte Bazenheið und neckerthal, dieſe aber in die 10 kleinern Gerichte, Burgau , Flaweil , Tågere fohen , Ober :Uzweil, Nieder-Uzweil, soms burg oder Waat , Jonſdweil, Sowarzcie bach, Obere und Unter -Rindal und Kirchberg, vertheilet find. Hierzu kommen noch 4 freye Gerichte, nåmlich Magdenau , Eppenberg oder Bichweil, L7 ] os :

nang und Krinau .

Die einzelnen Gemeinen find

folgende. 1 ) Die alte Gemeine Selfenſchweit, zu welcher auch ( ) die peur Gemeine Brunnadern , welche die einzige gang

590

Die Eidgenoſſenſchaft.

ganz evangeliſche im Lande iſt , gerechnet wird. Bende liegen im unfern Tederthal. 2) Die Gemeine Hiogelsberg , auch im untern Nes derthal. 3) Die Gemeine Ganderſchwell , gehöret auch zu dieſem Thal . 4 ) Die Hereine Bittſchweil, fouſt auch Bättſchweil und Bügiſchweil genannt, an der Thur. 5) Die Benreine tofnang oder Moslingen , welche ein eigenes Gericht ausınacht. 6) Die alte Gemeine Oberglatt , zu welcher auch die neue Gemeine Tågerſchen oder Tågersheim, die ein eigenes Gericht ausmacht , gerechnet wird. Das Dorf Dberglatt gehöret zu dem Magoenauer Sericht ; die das felbſt eingepfarrten Déifer Slaaweil und Burgau aber machen eigene Gerichte aus. 7 ) Die Teineine Tiederglatt , uebſt somiburg, wela che zu dein Gericht Wait gehören. 8) . Die Gemeine Magdenau. In dem Pfarrdorf Magdenau , lat. Augia Virginuin , iſt ein Gericht , und ein Frauenklofter Bernhardinerordens , weldes die niedern Gerichte zu Oberglatt , Wolfentſchweil , Menertidweil, Wolfensberg , Dieſelbad ) und Alterſdweil , auch viele Höfe und Güter hat. 9 ) Die Gemeine Kirchberg , zu welcher außer dem Pfarrborfe Kirchberg , welches ein eigenes Gericht hat, auch die Dörfer Ober- und Unter : Bazenheid gehdren . Lettere machen nebſt dem oben genannten Dorfe Bitts fchweil, und dem folgenden Lütisburg ein Gericht aus. 10) Die Gemeine Lütisburg oder Leutisburg , in . welcher das Schloß und Pfarrdorf dieſes Namens iſt, wos ſelbſt eine Brücke über die Thur, und ein Paß aus dem obern in das untere Amt dieſer Grafſchaft iſt. Zu dieſer Gemeine gehören die Dörfer Ober: und Unter:Xindal. II ) Die Gemeine Jonſchweil , macht ein Gericht aus , zu welchem auch ons Schloß Seldeck gehåret. 12) Die Hemeine sånnau oder sennau, zu welcher Pfarre auch Tiedep-Uzweil gehöret. Das dazu gehörige Dorf

Die Stadt St. Gallen .

591

Dorf Algetshauſen, macht mit Schwarzenbach ein Ges richt aus. 13) Die neuen katholiſchen Gemeinen Libingen , oder et eusGallen , Mül .Rüti und Gachweil.

2

Die Stadt St. Gallen .

Die Stadt St. Gallen , liegt zwiſchen 2 Bergen, und nahe bey derſelben fließt der Fluß Steinach vorüber , die Stadtgraben aber erfüllet ein Bach , welcher von dem Berge Mengelen kommt , und Iren , ( eigentlich Cinran ) auch das Schwarzwaffer, genernet wird. Man muß fie zu den großen und volkreichſten Städten in Helvetien zdh len . Sie bekennet fich zu der evangeliſdyreformirten Lehre. Außer der Hauptkirche zu St. Lorenz , iſt hier noch die Pfarrkirche zu St. Mangen , und vor der Stadt ſtehet die Kapelle zn Št. Leonhard, bey welder ein Zucht- und Wais ren: Haus iſt. In dem ehemaligen St. Catharinenklofter, iſt 1598 ein Gymnaſium angelegt worden ,welches 9 Klaffen, 2 Profeffores und 9 andere Schrer hat : eben daſelbft ift auch der ordentliche Bärger-Bücherſaal Das Spital bat eine eigene Kirche. Es wird hier ſeit 1415 , da viele Hans delőleute Coſtanz verlaſſen, und ſich hierher begeben haben, ein ſtarkes Gewerbe mit Leinwand getrieben , zu deffen Bes huf auch von der Obrigkeit 8 Bleichen, und unterſchiedene Walten am Fluß Sittern , welcher nicht weit von hier fließet , unterhalten werden . Dieſem Gewerbe hat die Stadt ihre Aufnahme meiſtens zu danten. Das Wapen der Stadt, iſt ein ſchwarzer Bår mit einem goldenen Halss bande, im weißen Felde. Ihre Regierungsverfaffung iſt ariſtokratiſch. Sie iſt in 6 Zünfte abgetheilet, zu welchen auch die Geſellſchaft zum Rotten oder Nothveſts Stein tömmt , welche aus den Edelleuten und Kaufleuten von gutem Geſchlechte beſteht. Sie hat einen tleinen und großen Rath, und hiernådſt auch einige Verſammlungen der gans zen Bürgerſchaft. Der kleine Rath beſteht aus 24 Perſos nen , nämlich aus 3 Bürgermeiſtern , welche die Häupter der Stadt ſind, 9 Rathsherren und 12 Zunftmeiſtern, wels de aus den 6 Zánften , in welche die Stadt abgetheilet iſt, ermits

1

592

Die

Eidgenoſſenſchaft.

erw&biet iperden . Der große Kath befteljet aus den 24 Fleis yen Rärben , und aus 11 Perſonen aus jeder der 6 Zünfte, welche die 66 Eilfere genennetwerden , folglid ) aus gu Perg fonen , und wird.ordentlicherweije jahrlich 5 mal verſamm : let , außerordentlideripeiſe aber , wenn gewiffe Notbfälle en erfordern. Es wird auch die ganze Bürgerſchaft,welche über 16 Jahre alt iſt, ordentlicherweiſe dreymal des Jahres in der Hauptkirche zu St. Lorenz zuſammenberufen. Die hiefigen Gerichte ſind das ſogenannte Finfergericht von 5 Perſonen , das Stadtgericht, in welchenu der Stadtants mann , 2 Statthalter , welche aus der Rotten-oder Noths veſtfteinergeſellſchaft ſeyn maiffen , und 22 Richter, figen , und das Ehcgcrid )t. Das Blut: und Malefiz:Gericht, wird von dem fleinen und großen Rathe gehalten , und der dritte Bårgermeiſter , wetcher Den Borſitz dariun hat , wird der Reichsvogt generitet. Die Dberaufſicht über die Kriegess verfaſſung der Stadt, hat der Kriegesratb , und in Anſes hung derſelben iſt die Bürgerſchaft in 9 Quartiere eingea theilet , über deren jedes ein Hauptinann nebſt den nöthis gen Officieren beftetet iſt ; der oberſte Stadtofficier aber iſt der Stadtmajor. Es find auch eine Conſtabler: und eine Bombardier- Compagnie, imgleichen zwey Grenadiercoms pagnien , eine zu Pferde und eine zu Fuß , und drey Auss Die fdiſſe Fahnen , jede von 200 Mann , vorhanden. Stadt hat , wie man gemeiniglich dafür hålt , ihren Urs ſprung der dafigen Abten zu verdanken , welche wenigftens zu ihrer Aufnahme viel beigetragen hat. Sie hat auch anfänglich der Abtei zugehöret , jedoch von derſelben foa wohl, als von den Kaiſern, unterſchiedene Srenheiten ers ' langt , und man findet hinlängliche Spuren , daß ihr ſchon im Unfange des izten Jahrhunderts die Gerichte innerhalb ihrer Gränzen , mit einigen Gerechtſamen zuſtändig genes Fen find. Raſer Friedrich II bat ſie ſchon 1212 , ben ſeiner dortigen Durchreiſe , in der Reichs Schuß und Sdirm , gegen Erlegung der Reichsſteuer , auf und angenommen . König Rudolph I ertheilte thr 1281 die Freyheiten, daß ſie nimniermehr von dem Reich Berpfändet werden ſolle, wel . e unterſchiedene der folgenden Kaiſer beſtåtiget haben, Bon

Die Stadt St. Gallen .

593

Von dem Kaiſer Sigmund erlangte ſie nicht nur 1417 die Befreyung von der dem Reiche bis dahin jährlich zu erles gen gehabten Reichsſteuer, gegen Erlegung von 2000 Gul den , ſondern auch 1430 die vollkommene Freyheit des Blut- und Malefiz-Gerichts, und daß derNath darüber ſelbſt einen Reidyövogt igen möge. Sie hat noch 1587 die Bes ſtåtigung ihrer Freuheiten vom Kaiſer verlangt und erhal. ten . Die Rechte und Anforderungen , welche das hieſige Stift an ihr gehabt und gemacht, hat ſie 1457 durch einen Spruch der Stadt Bern mit 7000 Gulden abgekauft, auda 1566 ihre Gerechtigkeit, das Hofgericht zur Hälfte zu bes reben , und das Malefig in dem Kloſter ausjuåben , dem Stift übergeben , und dafür von demſelben die Gerechtigs keit, welche es noch in der Stadt und ihren Gerichten bes ſeffen hatte , erhalten. 1454 errichtete fie mit den eidges nobiſchen Städten und Orten Zürich , Bern , Lucern , Schweiz, Zug und Glarus, ein ewige6 Bündniß , daduro ſie ein zugewandter Ort der Eidgenoſſenſchaft wurde. Es wird auch ihrem Geſandten der Sitz auf den gemeinen eids genoßiſchen Lagefahungen verſtattet , und er figt nad den Geſandten der Abrey zu St. Gallen. Sie iſt 1076 ,1208 . 1405 und 3490 belagett worden, und hat 1215,1314,1368 und 1418 großen Brandſchaden erlitten. 1579 hat ſie das Schloß und die Herrſchaft Bürglen in der Landgrafſchaft Thurgau erkauft, und bisher behalten , feget auch alle 6 Sahre einen Obervogt dahin. Ihr umliegender unter ihrer Bothmåßigkeit ſtehender Bezirk iſt nicht groß , auch allenthalben vom Gebiet des Stifts umgeben . Es machſet in demſelben weder Getraide noch Wein, es iſt auch keine Viehzucht darinnen , ſondern die daſelbſt befindlichen Wieſen , werden zu Bleichen ges brauchet ; es ſind auch viele Gärten darinnen angeleget worden . Der Handel ernähret die Einwohner. In der Stadt und ihren : Bezirk mögen etwa 8300 Menſchen ſeyn. In der Landſchaft Thurgau, befizet diefe Stadt, wie ſchon geſagt, die Herrſchaft Bürglen , und ihr Spital das loger nannte Spitalgericht in der Pfarre Ammerſchweil.

4.2h. 5 A ,

PP

2 Die

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Die Eidgenoſſenſchaft. 2

Die Stadt Biel.

Die Stadt Biel , franz. Bienne . lat. Bienna, Biella , Biellum , Bipennis, Bipennium , liegt am Waffer Süß, einige joc Sdritte von deſſelben Einfluß in den von ihr benannten Bielerſee. Die Einwohner find der evanges lifchreformirten Lehre zugetban , und inachen in der Stadt und ihrem Gebiet ungefähr 5500 Perſonen aus . Uußer der Pfarrkirche zu St. Benedict, iſt hier keine andere. Die Bürgerſchaft iſt in 6 Geſellſdaften oder Zünfte abgetheilet, und der zünftigen Bürger find über 400. Das Wapen derStadt, ſind 2 kreuzweiſe über einander gelegte ſilberne Beile, im rothen Felde. Sie iſt vor Alters an das Hochs ſtift Baſel gekommen , und erkenner ten Biſchof aud ) får ihren Landesfürſten und Oberherrn , welchem ſie beym Una trit ſeiner Regierung huldiget, und hingegen von demſels ben und dem Domkapitel einen Revers erb . t , daß fie bey allen ihren Freyheiten , Rechten und guten Gerrohribuiten erhalten werden ſolle. Sie hat auch 1279 und 1352 mit ber Stadt Bern , 1496 mit der Stadt Freyburg , und 1382 mit der Stadt Solothurn ein ewiges Bündniß errichtet, daber ſie für einen zngewandtrn Ort der Eidgenoſſenſchaft geachtet wird, aud auf den gemeineu eidgenofiſchen Tages fakungen nach der Stadt St. Gallen Sik und Stimme hat, wiewohl fie ſelten Geſandten dazu abſchicker. Der Bifchof zu Baſel hat hieſelbſt einen Amtmann oder ſoge. nannten Meyer , welchen er entweder aus dem kleinen Rath , oder aus den reformirten abelichen Lehnleuten ſeis nes Bisthums, nehmen mag . Dieſerweiſet jährlich in der Kirche ſeinen Amtsbrief, den er von dem Biſchofe hat, vor , worauf ihm zuerſt der kleine Rath der Stadt fdmdret, alsdenn ſchwdret er ſelbſt den Amtseid , und alsdeun die geſammte Bürgerſchaft den in dem mit dem Biſchof 1610 errichteten Verträge feſtgelegten Eid. In eben dieſem Vera trage, wie auch in den Bertrågen von 1731 und 1758 find des biſchöflichen Meyers Borredite in Zuſammenberufung des kleinen Rathes , in ſeinem Vorſitze in dem kleinen und großen Rathe, und in dem Malefizs und Unter: Gerichte, ins gleichen

Biel.

595

gleichen in Vollziehung der Rathsurtheile, 2c. nebſt andern Gerechtfamen des Biſchofs und der Stadt , ausgemachet worden . Nach dem Meyer, iſt der oberſie in hieſigem Stadt, regiment , der Bürgermeiſter , welcher von dem kleinen Rath , 12 Gliedern des großen Raths , und 2 Perſonen aus jeder Zunft , durch die Mehrheit der Stiminen erwäha let wird . Der kleine Rath beſteht aus 24 , der große Rath aber aus 40 Perſonen . Die Kathsverſammlungen beſors gen auch die Gerichte in birgerlichen und Malefiz -Sachen. Der Biſchof hat die Hälfte oder ein Drittel von gewiſſen Geldſtrafen, die nieiſten aber gehören der Stadt zu . Dieſe genießet auch den Zoll, die Auflage auf ein- und ausgehende Güter , das Ungeld von verfauften Weinen , Salz, 20. die Aufnahme in das Bergerrecht, und dergleichen mehr. Sie hat auch das Nedit , zu den Waffen zu greifen , Ges fetze und Drtungen zu machen, abzuthun und zu åndern, die Verbrecher zu beſtrafen, und über bürgerliche und Malefize rachen das Endurtheil zu ſprechen, ohne daß davon appels liret , oder eine Reviſion geſucht werden kann 2c . 1367 wurde die Stadt von dem Biſchof zu Baſel überfallen , ges plündert und verbrannt. Außer der Stadt , hat Meyer und Rath daſelbſt den Gerichiszwang liber die nächſt derſelben belegenen, und in dieſelbe eingepfarreten Dörfer Bogingen oder Boujeau , Leubringen oder Lvillars , Vingelz oder Vigneule, und Mett oder Mache , Sridliſchwarten und Maglingen . Von Bikingen bis åber Vingelz hinaus, erſtrecket fich ein Weinberg von 12 Millionen Quadratſchuhen , der an ſehr gutem Wein ſehr ergiebig iſt. Die Stadt hat auch das Recht in dem St. Imberthal oder Erguel , und in der Herrſchaft Jufingen oder Orvin, das Gewehr zu führen : doch gehöret daſelbſt die weltliche Regierung dem Biſchof zu Baſel zu, welcher zur Verwaltung derſelben einen Land vogt dahin ſetzt , der allezeit reformirt ſeyn muß , und ſei. nen Sie zu Curtlari hat. Endlich hat ſie auch in den am nordlichen Ufer des Bieler Cees belegenen Dörfern Tuchers , Alferme, Vingreis , Twan , Beicht und Lis Pp 2 gerte ,

596

Die Eidgenoſſenſchaft.

gerts , welche in Anſehung der weltlichen Gerichte unter Bern ſtehen , mit dieſer Stadt dao 23affenredyt gemein . B Die übrigen zugewandten Orte , oder Confo . derati , franz. Alliés. 1 : 3 Die drey Bünde der Graubündner.

. 1. Das Graubimdnerland , auf lateiniſch Rhætia, iſt auf unterſchiedenen ( andcharten abgebildet worden . Johanſen Guler von Weineck hat in ſeiner Beſchreibung der drenen grauen Bunde und anderer rhátiſchen Völker, das alte Rhåtien theils auf einem einzigen Blatt , theils auf 4 befondern Blättern abge. bildet , welche aber gar nicht ſchon ſind. Diejenige Charte von Rhátien , welche Fortunatus Spredier von Berneck, und Philipp Eluver gezeichnet haben, und Nif. Geilerferf am beſten herausgegeben hat, iſt etwas zierlicher , aber zu unvollſtändig . Eben die. felbe hat Ottens 172434 Umſterdam , nadh des Oberſten Schmidt von Grunech Verbeſſerungen etwas vollſtån. diger ang licht geſtellet. Die beſte Charte, welche wir bisher haben , iſt diejenige , welche Gabriel Wal. fer gezeichnet , und ſowohl Matth. Seutter als die Homanniſche Werkſtåtte in Kupfer geſtochen hat : fie bedarf aber noch einer guten Verbeſſerung. $ . 2. Es grånget das Graubündnerland gegen Morgen an Tyrol , gegen Mittag an das venediger und mayländiſche Gebiet ,

gegen Abend an der Eidge.

noſſen italieniſche Sandvogter Bellenz und Palenjer thal, und an den Canton Uri , gegen Mitternacht an den Canton Glarus, und an die Grafſchaft Sargans, das Fürſtenthum Lichtenſtein , und die Grafſchaft Bludenz. Die größte länge von Morgen gegen Abeno,

Graubünden .

597

Abend , oder von Münſter bis an den Berg Criſpalt, wird auf 18, und die größte Breite von Mittag gegen Mitternacht, oder von dem Monte di Morbegno bis an die Grafſchaft Bludenz, auf 16 geographiſde Meis len geſchåket. 9. 3. Der größte Theil des Landes beſteht aus Bergen : er iſt aber noch nicht durchgehends bekannt, vielmehr ſind zwiſchen dem Rháticoberge und Tyrol, und in der Gegend Avey , noch große unbekannte Dis ftrifte.

Der ebene Boden und die Thåler bringen faſt

alle Arten des Getraides und der Hülſenfrüchte, auch Wein , mancherley Obſt und vieles Heu , Hervor. Auf den måßigen Bergen , wo die Luft gelinde ift, hat man nicht nur gute Weide und Heu , ſondern max bauet auch daſelbſt etwas Sommerroggen und Gerſte, und findet auf denſelben auch noch Kirſchen , hingegen die höhern und rauhern Berge, haben nur gute Wei. den und Wiefen , und vielerley eßbare und geſunde Beeren.

Die häufigen guten Weiden und die Mienge des Heues , verurſachen , daß die Einwohner ſich vor. nehmlich auf die Hornvieh . Schaf.

Ziegen , und

Echweine Zuchtlegen, und davon ihre meiſte Nahrung und Einfünfte haben, wie ſie denn auch jährlich ziem. lich viel Vich , Butter und Kåre verkaufen. Die Pferdezucht iſt ſo gering , daß die meiſten Pferde, wefe che man im Sande gebraucht, von auswärtigen gekauft werden; denn diejenigen , welche im Sande fallen, ſind zwar dauerhaft, aber nicht wohlgeſtaltet. Außer dem zahmen Federvieh , hat man auch wildes eßbares Geo flügel. Den wilden Thieren wird ſo ſtark nachgeftele tet, daß fie nicht häufig find.

Uußer den Trůſchen ,

( franz. Lottes) Groppen , Forellen , von welchen die großen Pp 3

1

598

Die Eidgenoſſenſchaft.

großen Glanfen genennet werden , weil ſie nur ben Ilanz zu finden ſind , und wenigen Hechten , giebt es Hier keine beträchtliche Fiſche.. Die Bergwerke, wel. che hin und wieder gefunden werden , geben meiſtens keine erhebliche Ausbeute. Das nöthige Salz, wird mehrentheils aus Tyrol geholet. Es find aber vor treffliche mineralifdie Quellen vorhanden , als zu St. Morik und Sdyulz im Engadin, zu Ulvenau im Bund der zehn Gerichte , zu Frideris und Jenaß im Thal Prettigau , und an andern Orten.

Die vornehmſten

Flüſſe ſind der Rhein , der Inn und die Udda,welche insgeſammt hieſelbſt entſtehen. Der Urſprung des Rheins, iſt oben in der allgemeinen Einleitung zu Helvetien hinlänglich beſchrieben worden . Der Inn 5 entſteht auf dem Berninaberg im obern Engadin , und fließet durch dieſes Thal nach Tyrol.

Die fiſchreiche

20da, hat ihren Urſprung in der Landſchaft Worms, durchfließet das ganze Veltlin, gehet ins Herzogthum Mayland durch den Jago di Como , und endlid, in den Po.

Die vornehmſten kleinern Flüſſe oder Wald .

waſſer ſind, die Lanquart, Albula und Pleſfür, welche ſich mit dem Rhein vereinigen , die Moſai welche die Calancaſca aufnimmt, und alsdenn in der eidgenoßiſchen Landvogter Bellenz ſich in den Tee fin ergießt , die Maira , welche in den Lago di Chiavenna geht, die Waller, (Mallerd ) welche ſich mit der Uoda vermiſchet. Es ſind auch viele kleine Seen , und zwar meiſtens auf den Flächen der Ges birge , vorhanden , Duellen entſtehen .

wofelbft ſie aus den ſchönſten

8.4. In dem ganzen Graubündnerlande find nur 3 Städte , doch mogen wohl 250000 Menſchen darinn woh

Graubünden .

wohnen .

599

Die deutſche Sprache wird nicht nur

in den allgemeinen Standesverſammlungen , und in den Protokollen und öffentlichen Briefen gebrauchet, ſondern breitet ſich auch ſonſt immer mehr aus. Man ſpricht ſie zu Chur und in daſiger Gegend , faſt im ganze Bunde der zehn Gerichte, und in unterſchiedenen Un man . Dörfern des grauen oder obern Bundes. chem Ort reben die Einwohner der Bequemlichkeit halber deutſch und wålſdı. Die ſogenannte romans ſite oder duridiſche Sprache wird im obern Bunde merklich anders , als in Engadin , geſprochen , im Pergel und Miſor aber , wird ſchlechtes italieniſch geredet. 9. 5. Die allgemeinen Landesgeſeke verſtatten der rómiſchkatholiſchen und evangeliſchreformirs ten Religion alle Freyheit. Zu der lektern befennen ſich etwa Zwoeydrittel aller Einwohner , und Eindrit. tel zu der erfien . Die reformirte Geiſtlichkeit iſt in 6 fogenannte Colloquia abgetheilet , welche ſind die Coloquia ob und unter dem Walde in dem obern grauen Bunde , das von Chur , die von Ober. und Unter . Engadin in dem Gotteshausbunde , und das in dem Zeingerichtenbunde. canus ,

Ein jeder Bund hat einen Den

und ein jedes Colloquium einem Präſes.

Die Decani werden jährlich von dem ganzen Synodus aller dreyen Bünde aus einem Vorſchlage, gemeinige lich durch die Mehrheit der Stimmen , bisweilen aber auch durch das loos, ermåhlet, und bleiben es, ſolange ſie leben , es wäre denn , daß einer des Amts ſich uns würdig machte, oder es Alters auch anderer Umſtånde wegen , niederlegte.

Es Gaben auch alle drey Bunde

ein philoſophiſches Collegium für die ſtudierende Ju . Pp 4 geno

600

Die Eidgenoſſenſchaft.

gend zu Chur , über welches aus jedem Bunde ein weltlicher Jinſpector geſeket wird.

Die römiſchfatho

liſche Geiſtlichkeit in den 3 Bünden, ſtehet größtentheils unter dem Bisthum Chur , und iſt in das oberlandi. ſche und das oberhalbſteiniſche ( ſupra et infra murum ) Kapitel, und die Diſtrikte des Miſorerthals , des Calanferthals, von Diſentis und Longaniza eingechei. let : denen 2 erſten ſind Decani, den übrigen aber find Vicarii foranei vorgeſeket. Ein Theil der katholiſchen Unterthanen und Geiſtlichkeit ſteht unter dem Bisthum Como , nåmlich die in den Gemeinen Puſclav und Brús im Gotteshausbund , im Veltlin , Clåven und Worms. 5.6. Das Graubündnerland iſt ein Theil vom al ten Rhårien , welches zu der Zeit , als es eine rómi. Der ſche Proving war , auch Vindelicien begriff. Name der Graubündner , lat. Cani, franz. Gri ſons, ital.Griſoni, roll nach einiger Meynung daher kommen , weil die Einwohner der drei verbundenen landſchaften ehedeſſen Kleider von ihren grauen (and. tùchern getragen haben ; andere aber halten dafür, fie hätten ſich durch dieſen Namen von den andern Rhå. tiern abfondern , und anzeigen wollen , daß ſie die grauen oder alten und beſtändigen Einwohner diefer Vielleidt haben die Einwohner des Sande geweſen . obern Bundes , denen er zunächſt und eigentlich zu. fommt, ihn ihren Bundesgenoſſen mitgetheilet. Im 5ten Jahrhunderte bemachtigten ſich die Alemannier eines Theils von Khátien : das jenige Graubündner. land aber war ſchon vorher unter die Oligoten gefom . men , welche es durch Herzoge regieren ließen . Ums Jahr 539 brachte es Theodobert , König von Auſtra. fien ,

Graubündent.

601

pien , unter feine Bothmaßigkeit , und es wurde mit dem Herzogthum Sdwaben oder Alemannien vereis niget. Man erkennet aus einer Urkunde Konigs Ar. nulphs vom Jahr 890 , daß das (and damals Comi. tatus Rhætiæ Curienfis genannt worden fer , das iſt entweder , die Grafſchaft des Euriſdhen Rhätien , oder Nimmt man den die Grafſchaft Chur in Rhåtien. leßten Verſtand an , ro hat die Grafſchaft Chur nicht ganz Ober- Rhåtien begriffen . Kaiſer Otto I und Lu . dolph Herzog von Ulemannien, verliehen 951 dem Bi ſchof Hartbert von Chur unterſchiedene Gerechtſame in der Stadt Chur , und andere beträchtliche Güter in der Grafſchaft Rhåtien , welchem Beyſpiel die Nachfolger Kaiſers Otto folgeten , und das Bisthum noch mehr begabten , ja K. Friedrich I erhob den Bio Die ſchof Eginon 1170 zur reichsfürſtlichen Würde. Rhátier hiengen dem Kaiſer Friedrich) II getreulich an, und erhielten zur Belohnung anſehnliche Freyheiten. Die Grafen in Røåtien , als die von Chur, Bregenz, Montfort, Werdenberg, Sargans, Tyrol, Windeck , Tafers, Clåven , Realt und Maſor , und die Frey. herren von Vak , Uſpermont, Metſch, Rázuns, Ser , Montalt , Belmont , u. a. m. ſtunden unmittelbar unter dem Reich , ſeitdem Kþåtien die Gewalt der Herzoge von Schwaben nicht mehr über ſich erkannte. Als König Rudolph I ſeinen Sohn gleiches Namens zu einem Herzog von Schwaben erklärte , machte Der Bi. berſelbe gar keinen Unſpruch an Rhåtien . ſchof von Chur þatte ein großes Unſehen in dieſem Sande , und errichtete 1419 nebſt der Stadt Chur das erſte Bündniß mit der Stadt Zürich auf 51 Jahre lang. Die freyen Gemeinen in dieſem Theil Pp5

RHå.

602

Die Eidgenoſſenſchaft.

Khatiens, (welcher Name fich im Anfange des 16ten Jahrhunderts verlor ,) traten durch ihre unter einans der errichtete Verbindung in 3 Körper, oder Republi. ken , oder Bünde , zuſammen , welche der graue oder obere Bund , der Bund des Hauſes Gottes , und der Bund der Zehngerichte genennet werden : der erſte hat ſeine Verbindung 1424 errichtet , der zweyte reket fie in åltere Zeiten hinauf, der dritte aber hat ſich 1436 vereiniget. Alle 3 Bünde traten 1471 zu Faßerol oder Vaßerol in ein ewiges Bündniß zuſammen , welches 1524 von neuem beſchworen , 1544 erläutert, und 1712 wieder beſchworen worden . 8.7 . Ein jeder dieſer Bünde und Republiken , be. ſtehet aus einer Anzahl ganzer und Halber sochges ricte , ( communitates magnæ , ) und ein Hodige. richt iſt wieder aus Gerichten oder Gemeinen (com munitates parvæ) welche auch Tadybarſchaften , und an einigen Orten auch Schnige genennet wer den , zuſammengefeßt.

Ein Gericht ſteht gemeinig.

lid ) nur unter einem Ainmann , welcher mit Zuzier hung von 12 bis 14 fogenannten Geſchwornen aus fola chem Gerichtsbezirk, in allen bürgerlichen Rechtsſa den , und an einigen Orten auch über geringe Ver. brechen , erkennet und ſpricht. Das Haupt eines gan. zen oder halben Hodgerichts aber wird Landams mann genennet, welcher nicht nur in den bürgerlichen, ſondern an den meiſten Orten auch in den peinlichen Gerichten den Vorſik hat , bie Haushaltungs- und Etandes: Angelegenheiten feines ganzen oder halben Hochgerid ;ts beforget, und zugleich, im Namen deſſele ben den allgemeinen Standesverſammlungen oder Bundestagen beywohnet.

In denenjenigen Hochge rich.

Graubünden .

603

richten , in welchen der Sandammann nicht den Stab führet , wird der Richter entweder Stadevogt , ober Podeſiat, oder Blutrichter genennet . Wenn ein gan. 3 zes oder halbes Hochgericht oder eine Gemeine, mit einem

andern Hochgericht

oder Gemeine der drey

Bünde einen Redyrsſtreit hat , gehet die Uppellation an das nächſte unparteniſche Hocigericht eben deſele Lin jedes halbes oder ganzes ben Bundes. hodygericht, ſtellet beynabe eine freye Republik vor , weil es alle Stücke der Oberberrlichkeit beſiket und ausübet; jedoch das Recht, Krieg anzufangen , Frieden zu ſchließen , Geſandten abzuſchicken , Binda niffe, und gewiſſe das ganze land betreffende Gelege zu machen , hat ſich der ganze Stand oder Bund derge. ſtalt vorbehalten , daß daben die Mehrheit der Stim . men aller Hochgerichte beobachtet und befolget werden muß . Die Regierungsart iſt überall demokras riſdi; denn es wird nicht nur der Obrigkeit eines je. den ganzen oder Halben Hochgerichts oder Gerichts, DieCivil- undCriminal.Gerichtsbarkeit nebſt den Defo. nomieſachen , allezeit auf 1 Jahr überlaſſen , ſondern es werden auch die geringſten Standesfachen der gee fammten Verſammlung eines jeden ganzen oder hal. ben Hochgerichts , durch eine ſchriftliche Einlage,wel. che man den Abſchied nennet , vorgetragen , ihre Wil lensmeynung und Verfügung darüber eingeholet, und hinwieder dem Haupt des Bundes ſchriftlich zuges fendet. Solche rifriftliche Erklärungen oder Rath. fchlüſſe nennet man 117ehren , und ſie werden entwe. der von den Häuptern allein , oder aufden ſogenann. ten großen Congreſſen von diefen nebſt zihnen zugeord neten Ehrenrathsboten eines jeden Bundes , oder gar auf

604

Die Eidgenoſſenſchaft.

auf den jährlichen allgemeinen Standesverfammluns gen aller 3 Bünde , beſtåtiget , und es wird dasjenige vollzogen , was die mehrern haben wollen . Sind aber dieſe Mehren nicht deutlich genug , oder doch ſo unters ſchieden und beſchaffen , daß man nicht wiſſen kann, worinn das Mehren eigentlich beſtehe, ſo wird es noch einmal auf die Gemeinen oder ganze und Halbe Hoch . gerichte ausgeſdyrieben , und eine deutliche Erklärung darüber begehret. Jeder Bund hat ſein Saupt, welches im obern oder grauen Vunde der Landricha ter , im Bundé des Hauſes Gottes der Präſident, und im Bunde der Zehngerichte der Bundeslands ammann iſt.

Von den Bundestagen eines jes

den Bundes , wird hernach , bey der genauern Be. ſchreibung eines jeden Bundes, Nachricht erfolgen . 8.8 . Alle 3 Bünde zuſammengenommen , ma. chen , vermoge ihrer oben (9.6. ) angezeigten Verbina dung, eine zuſammengeſegte Republik aus, wel. dhe man die drey Bünde , auch wohl mit dem Zu. fake , in oder von Churwalden , und in hohen Rhårien ,

ingleichen

Graubünden ,

die drey

grauen Bünde, die gemeinen drey Bünde, nen . ner.

Sie nennet ſich ſelbſt , in neuen Bündniſſen ,

Landricbrer , Bürgermeiſter , ( und 1700 an dero ſen ſtatt Präſident,) Landammann, Ammann, Ráth und bemeinden der drey Bunden in hos her Rhátia , auch die is und jenſeits der Berger der drey Bůnden des grauen, Gotteshaus und Zehngerichten der erſten alten Rhária, sc. und in ihren Sdireiben an andere Staaten unterſchreibt ſie fich:

Die Såuprer und Räthe gemeiner drey

Bånden , welchen Titel ſie auch in iğren Befehlen an

Graubünden. an ihre Unterthanen gebraucht.

605

Auf Lateiniſch wird

diefer Frenſtand, Reſpublica Rhætica oder Rhætorum, tres ligæ Griſanorum , tres ligæ Curivallis , Liga grifæ ; auf Franzöſiſch : les trois ligues des Griſons, la republique des ligues griſes, auf Italieniſch , le tre leghe griſe, le tre leghe dell'antica Rezia , Re publica della libera alta Rhetia , oder de Griggioni oder Grifoni , genennet. Sie hat fein gemeines Wa pen 110 Siegel, ſondern jeder Bund fein eigenes , auſo fer das in eandſchaftsangelegenheiten ein Siegel mit dem Wapen aller drey Bunde gebraucht wird. Die Edreven , welche an auswärtige Mächte , und die Befrble , weldie an die Untert anen abgeben , und auf den Bundestagen ausgefertiget werden , verſiegelt man mit dem Siegel des Bundes , in welchem der Bundestag gehalten wird , bisweilen aber , nach Bee (daffenheit der Sachen, mit den Siegeln aller a Bün . de. Die Schreiben , weldie auf den Beytagen, Cone greſſen , und von den 3 Bundeshäuptern abgefaſſet werden , verſiehet man mit dem Siegel des Gotteshau. res Bundes. Wenn von auswärtigen Stanten und Fürſten an einen oder den andern Bund beſondere Schreiben einkommen , werden ſie von dem Haupte eines jeden Bundes (§ . 7.) eröffnet , und den Bun . desgemeinen abſchriftlich überſchicket : diejenigen Schreiben aber , welche an alle 3 Bünde zugleid) ge ridtet ſind, werden von dem zu Cyur wohnenden Prå. fibenten des Gotteshausbundes eröffnet , und den Häuptern ber benden übrigen Bünde zu weiterer Be. kanntmachung ſogleid, abfchriftlich überſendet . 9. 9. Ueber gemeinſchaftliche Angelegenheiten al. ler 3 Bünde , unterhandelt man ſich entweder durch Schreis

606

Die Eidgenoſſenſchaft.

Schreiben , oder auf Zuſammenfünften. Eine ge. meine Zuainmenkunft aller 3 Bünde , nennet man einen allgemeinen Bundestag. Er wird alle Jahr durd ) einen Congreß der 3 Bundeshäupter bato im Junius, balo im Julius , meúrentheils aber auf St. Bartholomaustag nach dem alten Calender, aus. geſchrieben , und zwar wechſelsweiſe in einem Jahr nac Ilanz im obern grauen Bund , im andern Jahr nach Chur im Gotteshausbund, und im dritten Jahr nad Davos im Zehngerichtenbund. Den Gemei. nen werden zugleich die Geſchäffte , über welche ſie ihren Baten Vollmacht ertheilen ſollen, eröffnet. Luf dem allgemeinen Bundestage , welcher gemeinig. lic) 2 bis 3 Wochen währet , erſcheinen außer den 3 Bundeshauptern , aus jedem ganzen Hochgerichte eines jeden Bundes 2 , oder 3 , oder 4 Abgeordnete, von weldien der erſte der Ehrenrathsbore, oder bloß der Bote genannt wird, die andern aber heißen Bey. boten , zuſammen find ihrer 63 Boten . Eswerden alſo auf dem allgemeinen Bundestage überhaupt 66 Stimmen gezáhlet , davon der obere graue Bund 28, der Gotteshausbund 23 , und der Zehngerichtebund 15 hat. Den Vorlik in dieſer Verſammlung, hat das Haupt des Bundes , in welchem ſie gehalten wird. In derſelben werden die gemeinen Standes, und lan . des -Sachen ,und die Angelegenheiten auswärtiger Für. ften und Staaten abgehandelt, die gemeinen Einfünfte eingenommen , die neuen Amtleute der Unterthanen alle 2 Jahre in Eid und Pflicht genommen , und die von ihnen angeſtelleten Appellationen werden jährlich beurtheilet. Es wird aber über die gemeinen Stan. des. und Landes.Sachen , und über die Handlung mit frem .

for at

Graubünden.

607

fremden Mächten , fein völliger Schluß gefaſſet; font dern am Ende des Bundestages wird ein Ausſchuß 1

von den 3 Bundeshäuptern und 2 Boten aus jedem Bunde verordnet , welche das Protokoll und die Ver richtungen des Bundestages beſtårigen , und beſtim. men , was danon den Gericiten und Gemeinen entre der als eine geſchloſſene Sache, oder worüber ſie fünf. tig ihren Willen und Mennung einzuſenden haben, mitzutheilen ſer ; Soldie Mittheilung gefuichet durch einen ſogenannten Abſchied ,

davon für jeden der 3

Bundeshaupter , und für jede Gemeine, welche das Recht Boten zu ſenden hat, eine, und alſo überhaupt 49 Abſchriften ausgefertiget werden . Die Gemeinen können ihren durch die meiſten Stimmen in einer je. den Gemeine gefaßten Entſchluß , auf den jabrlichen ſogenannten Congreß einſenden , da denn die meiſten Stimmen den Wusſchlag geben . Den Hauptabflied verfertiget der Bundesidreiber , in deffen Bunde der Bundestag gehalten wird, giebt aber den beiden ibri gen Bundesſchreibern eine 26chrift davon , damit ein jeder ſelbige an ſeine Bundesgerichte und Gemeinen ausfertigen könne.

Die außerordentlichen allgemei.

nen Standesverfammlungen , nennet man Beytage, welche beſtåndig in der Stadt Chur gehalten werden, wofelbft auch das gemeinſchaftliche Archiv aufbehalten wird. Auf denſelben verſammlen fich , wenn fd ;were und bedenkliche Landesangelegenheiten es erfordern, mehrentheils nur

die Bundeshaupter ,

wenn aber

fremde Geſandten es verlangen , werden auf derfelben Unfoſten auch Boten der Hochgerichte, und zwar bis auf die Hälfte der Unzahl, welche auf den allgemeinen Bundestagen zu erſcheinen pflegt, berufen , da denn die

608

Die Eidgenoſſenſchaft .

die Gerichte , welche ſonſt 2 Boten ſchicken , mur 1 ſen . den , und diejenigen , welche nur i abfertigen , mit Den Vorſig auf dieſen Beys einander umwechſeln. tagen hat allemal der Bundespräſident des Gottes . þausbundes , oder fein ernannter Statthalter , und der Bundesſchreiber dieſes Bundes , führet die Feder. Es werden hier die vorkommenden Sachen eben ſo abgehandelt , wie auf den gemeinen Bundestagen, es wird auch der Abſchied durd , die 3 Bundesſchreiber den Gemeinen zum weitern Entſchluß überſendet. Es wird aucły jährlich zu Chur der ſogenannte Congreß, am Ende des Januars oder im Anfange des Februars, gehalten , auf welchem die 3 Bundeshaupter, und aus jedem Bunde 3 Boten, zuſammenkommen , mit wel. dhen lekten es alſo gehalten wird, daß in dem grauen Bunde der Sandrichter das Recht hat , bazu zu beru . fen , wen er will , in den beyden andern Ländern aber die Hochgerichte umwechſeln , von welchen aber jedes Wenn nöthige Geſchäffte es nur i Boten abſendet. erfordern , kommen die Bundeshäupter auch ſonſt noch zu Chur zuſammen , ziehen auch wohl einige Bo ten dazu . S. 10. Dieſe Bünde Haben fich mit den benad ). barten Eidgenoſſen und derſelben zugewandten Orten, unterſchiedlich in freundſchaftliche Bündniſſe eingelaſ fen. Alle 3 haben 1600 mit der Republik Wallis, 1602 mit der Stadt Bern , und 1707 mit der Stade Zürich ewige Bündniſſe errichtet.

Der obere graue

Bund hat ſich 1497, und der Bund des Hauſes Gof . , tes 1498 , mit den eidgenoßiſchen Städten und Orten Zürich , Lucern , Uri ,

Schweiz, Unterwalden und

Glarus, auf ewig verbunden .

Es verlangte zwar 1567 der

Graubünden .

609

der Bund der Zehngerichte in eben dieſes Bündniß aufgenommen zu werden : er bekam aber auf einer Tageſakung zu Baden die Antwort und Verſicherung, baß , ob es gleich für dießmal nicht geſchehe, man doch von Seiten dieſer eidgenoßiſchen Stådte und Orte, ihm ben allen Vorfällen alle Dienſte und Freund. ſchaft erweiſen , und ihm in Schreiben und ſomit den Titel der Eid- und Bundes-Genoſſen geben wolle. Es fuchten auch 170r auf der Jahrrechnungstagefakung alle 3 Bünde um die Aufnahm in den gemeinen eida genoßiſchen Bund an, konnten aber auch damals nicht Dazu gelangen , woran permuthlich die Religionstren. nung Schuld war, weil die Reformirten biefelbſt zahl. reicher ſind , als die Katholiken . Es macht alſo bieſe Republik nur einen zugewandten Ort der Eids genoſſenſchaft aus. Mit auswärtigen Staaten, haben fich die Bündner eben ſo , wie die Eidgenoſſen , auch in Bündniſſe eingelaſſen , als , mit den Påpſten 1478; 1510 , 1514 , mit Frankreich 1509, 1316, 1521 , welcher leßte Bund nachher mehrmals iſt erneuret worden , Mir Mailand mit dem Hauſe Deſtreich 1500, 1318. haben ſie ein beſonderes Capitulat, welches mehrmals erneuret, unb fenerlich beſchworen worden . $. 11. Es haben dieſe 3 Bünde 1512 die Landſchaf. ten Veltlin , Clåven und Worms erobert , und find zwar 1621 burch aufrühriſche Unterthanen und ſpa: niſchmattåndiſche Völker aus dem Befik derſelben here ausgeſeget worden ,

aber 1636 und 37 wieder dazu

gelanget.. Sie haben auch 1509 bie Herrſchaft Menente Feld , und 1536 bie dazu gehörigen niedern Gerichte Die Beamten über Malans und Jenning erkauft. biefe Land- und Herrſchaften , werden von den 3 Búna Den 436.5 2 . 09

Die Eidgenoſſenſchaft.

бо

den Wechſelsweiſe von 2 zurJahren alſo befeget, daß in dem obern und Zehngerichten- Bund alle Hemter unter den Hochgerichten umgehen , ſo daß alle demter in

(

dem obern Bund alle 48 , und in dem Zehngerichtena bund alle 42 Jahre , berumfommen : in dem Gottes . Hauşbund aber gefchieber die Belegung nicht nach den Hochgerichten, fondern nach unterſchiedenen unter den Hochgerichten ſelbſt willführlich gemachten Abtheilun gen oder ſogenannten Compacten , ſo daß nicht alle Hochgerichte gleiche Aemter , ſondern eins dieſes,und ein anderes jenes Umt in der Unterthanen (anden zu beſtellen hat.

Dieſe Amtleute werden auf dem gea

meiner Bundestage oder dem Jennercongreß beeidis get , und mit ſogenannten Beſtellbriefen verſehen , muffen auch wegen iþres Verhaltens Bürgſchaft lei. ften. Die 3 Bünde ſchicken auch alle 2 Jahre einen Präſidenten und 9 Syndicatoren in dieſe Vogteyen , welche die neuen Landeshauptmånner und Vicarios in ihre Hemter einfeßen, der abgehenden Rechnung abneh. men, Der Unterthanen Klage und übriges Anbringen anhören, der Amtleute Verwaltung und der Unterthaa nen Appellationen unterfuchen und beurtheilen : doch fönnen die Unterthanen von derſelben Urtheilen auch an einen Bundestag der 3.Bünde appelliren . Die jähr. lichen Einfünfte der Graubündner aus ihrer Untertha. nen Sanden , betragen ungefähr 13500 Fl . 9. 12. Die Graubündner unterhalten keine Solo daten , üben ſich auc im Sande felbſt wenig in den Waffen : weil ſie aber auswärtigen Mächten einige Regimenter und Compagnien für Sold überlaſſen, ſo fehlet es ihnen nicht an geübten Officiers und Sol. baten.

Sonſt rechnet man , daß die Anzahl derer, weldje

Graubünden.

61 )

welche im Nothfall Kriegesdienſte thun können , in allen 3 Bånden ungefähr 30000 Mann betrage. Jea des Sochgericht theilet , wenn die Umſtände es erfors bern , feine Mannſchaft in 3 Ausſchüſſe. Der erſte beftebet mehrentheils aus Freywilligen , und iſt der Kern der Mannſchaft: der andere iſt ſchon nicht fo růſtig , und den dritten macht alles was Waffen traa gen kann, aus. Jeder diefer Ausſchüſſe wird durch einen Hauptmann angeführet , weldier einen Ober. und Unter-lieutenant , Fåbnrich, Wachtmeiſter und Die Ausſchüſſe eines Unterofficiers unter ſich hat. jeden Bundes ſtehen unter feinem Landesobriſten als Es hat auch jeder Bund höchſtem Befehlshaber. feinen Pannerherrn , welcher aber nicht eher , als mit bem lekten Ausſchuß , das iſt , im Hochſten Nothfall, ausziehet , und dieſes nennet man in der Landese ſprache das Panner ( upfen , das iſt, das Panier auf. ſtecken , und mit demſelben dem Feind entgegen zie. Die vornehmſte Befeſtigung hat das Land von hen. feinen engen Paſſen und hohen Gebirgen , von welchen es umgeben iſt, in welchen wenige Mannſchaft einer ſtarfen Macht widerſtehen kann .

$. 13.

Ich beſchreibe nun zuerſt die drey Bünde

felbſt, hernach ihre gemeinſchaftlichen Unterthanen , und gulegt die unter dem Schuß der 3 Bünde ſtehende Freyherrſchaft Haldenſtein. Der obere oder graue Bund.

Er grånzet gegen Morgen an die Bünde des Hauſes Gottes und der Zehngerichte, gegen Mittag an die landſchaft Clåven , das Herzogthum Mailand, und an die Sandvogtey Belleng, gegen Abend an bas Daa Pas

612

Die Eidgenoſſenſchaft.

Palengertħal und an den Canton Uri , gegen Mitters nacht an den Canton Glarus, und an die landvogter Sargans. In demſelben ſind unterſchiedene hohe Berge. Zu dem Gebirge Adula , deffen alte gries chiſche und lateiniſche Schriftſteller gedenken , werden die Berge Criſpalt , Luckmanier , und der kleine St. Bernharðrsberg oder St. Bernhardin geo rechnet , aus welchem die Arme des Rþeins entſprin . gen ; der erſte wird auch als ein Arm des St. Gott. Hardsbergs angeſehen , und zu dem legten gehörent unterſchiedene beſonders genannte Foche , als , der Vogel , (Avicula) Njonſter dell Ucello , auf ftas lieniſch Monte de Uccello , etc. Bey dieſen Bergent giebts auch Gletſcher. Dieſer Bund hat 8 ganze sochgerichte oder große Gemeinen , welche in unterſchiedene kleine Bes richte, die man an einigen Orten auch Sdnige nennet, abgetheilet werden. Das Haupt deſſelben iſt ein Landrichter, welcher alle Jahre von den Abgeord neten dieſes Bundes zu Truns aus 3 in Vorſchlag gea bradyten Perſonen erwählet wird . Solcher Vorſchlag geſchiehe wechſelsweiſe im erſten Fahr von dem Amt zu Diſentis, im zweyten Jahr von dem ſogenannten Eau de Sar , oder de Sacco , und im dritten von dem Herrn zu Rezůns. Eben genannter Cau de Sar , ober das Oberhaupt von Sar , iſt das Obet . þaupt der Hochgerichte Grub , Ilanz, {ugneß und Flimbs , welche ehemals die Herrſchaft Saf oder Molar ausgemachet haben. Er wird zwar jährlich aber von den Gerichten in der Grub und Flanz 2 Jah, re , von dem Gericht lugnez auch 2 Jahr nach eine ander ,und das fünfte Jahr von dem Gericht Flimbs erwag .

Graubünden .

613

erwahlet, auch alle Jahr auf den Bundestag dieſes Bundes , abgeordnet. Man giebt ihm den Titel, Der Bundestag wird jährlich zu Thro Gnaden .

)

Truns gehalten. Auf dem allgemeinen Bundestage der Graubündner, hat dieſer Bund 28 Stimmen , die, auſſer der Stimme des Bundeshauptes , alſo auf eina ander folgen : Der Bote von Diſentis 2, von Zugnez 3 , pon Grub 2 , (welche beyben legten alſo umwediſeln , daß zu Chur der von Iugnez , zu Ilanz und Davos aber der von Grub, den Vorſik hat,) von Flimbs T, von Waltenſpurg 1 , von Rezůns 2 , von Ueberſar 1, von laar I , von Rheinwald 2 , von Schams 2 , von Tuſis 1, von Heinzenberg 1, von Tring und Tamis I, von Schówis 1, von Vals 1 , von Saffien 1 , von Elchaping 1 , von Tenng I , von Miſor 1 , von Rufo fle 1, und von Calanka 1.

Das Wapen des Bun .

des, iſt ein durd) die Mitte von oben herabgetheilter Schilo", deſſen eine Hälfte weiß , die andere aber dun. felgrau iſt. Die Sochgerichte beſtehen aus Ståde ten und Dörfern . Sie werden ihrer { age nach in die ob und unter dem Walde abgetheilet. I Das Hochgericht Grub , Schldwis und Tenna , liegt ob dem Walbe, 1 Die Grub , Fovea , foll ihren Namen von der holen Runde haben , welche in dem tiefen Boden derſelben Gegend bemerket wird. Sie iſt eine große Landſchaft , welche neunteħalbe ſogenannte Nachbars ſchaften oder Gemeinen begreift , aus denen jährlich wechſelsweiſe der Landammann von der ganzen Xandese gemeine in der Grub , erwählet wird , und das Haupt des Gerichts iſt; es werden auch auf jeder Nachbar. 293 fchaft

1 1 614

Die Eidgenoſſenſchaft.

ſchaft a Richter oder Geſchwoorne erwählet, die nebſt dem Sandammann , landſchreiber , Secfelmeiſter und Weibel, die Civil- und Criminal-Sachen beurtheilen . Sie ftund vor Alters unter den Edlen von Belmont, hernach kam ſie durch Erbſchaft an die von Sar, Gra . fen von Mifar , von welchen Johannes 1424 mit dieis fer ( andſchaft und andern feinen anden , in den oberr Bund trat , Johann Peter aber 1483 ſeine hieſigen Rechte an das Bisthum Chur verkaufte, von welchem ſie ſich 1538 loskaufte, und alſo ganz frey nourde. In der Nachbarſchaft Vallendas, wird die deutſche Spra. che, in allen übrigen aber die romanſche gerebet.

Die

Nachbarſchaften oder Gemeinen ſind : 1) Ilanz, lat. Ilantium und Antiuin , eine kleine Stadt am Fuß des Berges Mundaun, zwiſchen dem Vorberrhein und Glenner , welcher lekte Sluß gleich unter Ilanz in den erſten fließt. Sie iſt der Hauptort des ganzen obern oder grauen Bundes, in welcher auch alle 3 Jahre der all. gemeine Bundestag der Graubündner gehalten wird. Es werden auch in derſelben alle Zuſammenkünfte, die Landess gemeine, das Landgericht, X. des Hochgerichts Grub gee halten. Ja bärgerlichen Sachen bat ſie ihr eigenes Bårs gergericht , von welchem an das Landgericht appelliret wird. Sonſt int fie der evangelifchen Religion zugethan . 1484 brannte ſie ab. 1355 fiel bey derſelben zwiſchen demi Grafen von Montfort und Freyherrn von Belmont, eine Schlacht vor , in welcher diefer obflegete. Zu der Ges meine Flanz gehdren auch die Nachbarſchaften Slond unb Strada . 2 ) Die evangeliſche Fachbarſchaft Vallendas , in welcher zu Vallendas ein beſonderes Bogtengericht ift, von welchem man an das Landgericht appelliret. Unweit Pallendas iſt der Drt Prada , woſelbſt 1621 ein Treffen zwiſchen den Graubündnern und einigen Wölfern aus einigen Patholiſchen eidgenoßiſdsen Drten vorgefallen iſt. 3 ) Die

Graubündent.

615

3 ) Die evangeliſche Flachbarſchaft dftris , in der Landesſprache Caftriſch , welche von dem Dorf dieſes Namen benennet wird . In dieſer Gemeine haben viele Leute Kropfe. 4) Die Zachbarſchaft Sagenz , welche vermiſchter Religion iſt. 5 ) Die Nachbarſchaft Salera , welche katholiſch ift. 6) Die Zachbarſchaft Xurchein , welche auch kathoa tiſch iſt. 3 7 ) Die Nachbarſchaften Cadår und Schnaus , wels che ebangeliſcher Religion find. 8 ) Die Zachbarſchaft Rigein oder Riein , welche evangeliſch iſt. 2. Die Gemeine und das Gericht Schldwis . Ueber dem Dorfe Sdldwis oder Schlewis , ſteht das Sdiloß Löwenberg , welches den von Mont zuftandig iſt., die noch einige Gerechtſame in dem Dorf haben .

3 Die Gemeine und das Gerice Tenna, Die Einwohner find Nachkommen ſchwäbiſcher Colo. miſten , und fprechen deutſch I ! Das Hochgericht Difentis , flegt ob bem Walde , itt ganz katholiſcher Religion , und rebet die romanſche Sprache.

Es iſt eine der 3 alten Herra

fchaften , aus welchen die Sandrichter genommen wers ben , es hat auch ſeinen eigenen Panner. Die peins tiche Geridyrsbarkeit über der landammann ,nebſt dem aus 40 Perſonen beſtehenden großen Rath, die bürger. lichen und Standes. Sachen aber der kleine Rath von 15 Perfonen aus. Es hat auch der Abt zu Diſentis an den bürgerlichen und Standes. Sachen Antheil, und ſowohl im kleinen Rath , als in der Sandesgemeine dieſes. Sochgerichts , Siß und Stimme. Das

29.4

Socha

616

Die Eidgenoſſenſchaft.

Hochgericht wird in 4 ſogenannte Adfe abgetheller, welche ſind : 1 Der Sof Diſentis. Dahin gehören 1) Diſentis , lat, Differtinum , Deſertina, ein Markta neden am vordern Rhein , welcher nicht weit von hier ben ber ſogenannten Brufferbråde, den mittlern Rhein auf nimmt. An dieſem Ort iſt die Verſammlung des Hoch . gerichte und eine berühmte Mannsabtey Benedictinerora bens , deren Anfang gemeiniglich ins 7te Jahrhundert ges feßet wird. Der Åbt hat den Titel eines Reichsfürften , Er wohnet den Bundestagen des grauen Bundes gemeia niglich in Perſon ben , und hat bey der Wahl der Uemter und Behandluug der Policenſachen , die erſte Stimme, auc das Recht, alle 3 Fahre aus dem Hochgerichte Diſentis den Boten des granen Bundes 3 Perſonen vorzuſchlagen , aus welcben ſie eine zum landrichter und Haupt des Bundes erwählen können; allein , auf dem allgemeinen Bundestage der Graubündner hat er keinen Sit und Stimme. Seine Gerechtſame in dem Hochgericht Diſentis, ſind vorhin bes rühret worden . 2 ) Die Tachbarſchaft St. Johann und Raveras , 3) Die Fachbarſchaft Disla . 4 ) Die Vachbarſchaft Cavardiras. ) Die Zachbarſchaft 2cletta . 6 ) Die Xachbarſchaft Seignias und Peiſel. 7 ) Die Tachbarſchaft Momper de Davetſch uns Momper de Medels . 2 Das Tavetſcher Thal , welches von dem Dorf Taverſch , Aetuaticus vicus, den Namen hat, und durch welches der vordere Rhein fließet. Unter ben darinn belegenen Dörfern, iſt auch das Pfarrdorf St. Hiacomo. Die Nachbarſchaft Timunt oder auch Chiamunt, eigentlich Cima del Munt, das iſt, der höchſte Gipfel des Berges , iſt nahe ber einen kor hen

617

Graubünden .

ben Berge , welcher zu dem Urſprung des vordern Rheins führet. 3 Der Sof Brigels und Medels , liegt auch im Tavetſcherthal, und begreift Brigels, ein Pfarr. ' dorf, Arpagaus, ein Dorf , die Nachbarſchaften Daniff, das Medelſerthal mit ſeinen Dörfern , imgleichen die Nachbarſchaften Curallga und Platta. 4 Der Kof Sunwif und Truns.

Ben dem

Dorfe Sunwir, iſt eine Reihe mit Holz faft überall bewachſener Berge , welche reich an metalltrådhrigen Mineralien ſind. In dem Dorf Truns wirb jägre lich der Bundestag des grauen Bundes gehalten, der Sandrichter deſſelben erwählet, und das Sandgericht geo halten , welches die durch Uppellation an daſſelbe ge. diegenen Sachen beurtheilet. An der hieſigen Kapelle,

1 iſt der Anfang des Bundes in dieſen Landen , welcher 1424 beſchworen worden , in alten deutſchen Reimen beſchrieben. III Das Hochgericht Wattenſpurg, liegt auch ob dem Walbe , und hat von einem Schloß den Namen. Pon den Gerichten , aus welchen es beſtehet, ſchicket ein jedes ſeinen eigenen Boten ſowohl auf die allgemeinen Bundestage , als auf die beſon . beren Verſammlungen des grauen Bundes , es hat auch jedes Gericht an den dem grauen Bund zukom . menden Aemtern und Einkünften, fein Antheil. Gerichte ſind :

Die

1 Das Gericht Waltenſpurg, bahin die Nacho barſchaften andeft ,

Seth , 295

Gula , Rauwiß , Schlane

618

Die Eidgenoſſenſchaft.

Zu der Kirche des Schlans und Panir gehören . legten Dorfes geſchehen viele Wallfahrten, 2 Das Gericht Laar , welches von dem Gei richt Waltenſpurg durch das Hochgericht Grub gee fchieben wird. In daſſelbe gehöret auch die Nach . barſchaft Siffis oder Siviein auf der andern Seite des Rheins.

Es foll ein Theil einer alten großen

Grafſchaft feyn. 3 Das Gericht Ueberfak ober Oberfar..? IV Das Hochgericht Flims,

liegt auch

ob dem Walde. Den Flimſerbergnennen die Bünde ner Segnes , und theilen ihn in Segnes Zuor und Segnes Zuot , das iſt, in den obern und untern Der füdliche Theil deſſelben iſt zwar Berg , ab. ſchwer , jedoch noch leichter , als der nordliche, zu bee ſteigen . Auf dem oberſten Gipfel iſt ein durchbroche ner Felſert, welchen die Glarner gemeiniglich Martiso loch nennen , wodurch ſie im Dorfe Elm jährlich am zten Mårz und um Michaelis die Sonne betrachten. Das Hochgericht Flims begreift: 1 Die Gemeine Flims , auch Flimbs, in roj manſcher Sprache Flemm , auf lat. Flemium, wel . che groß und anſehnlich , und ganz evangeliſch iſt. Sie hat den Namen von einem Pfarrborf, zwiſchen welchem und hohen Trims das Schloß der Freyherren von Belmont geſtanden hat.

2 Die Gemeine hohen Trins, Trimontium . 3 Die Gemeine Tamins oder Damins , zu Welche auch der Ort Reichenau gepocet , der nur aus

Graubünden .

617

aus einem Schloffe , Wirths. und Zoll-Hauſe , und einigen andern Gebäuden beſtehet, und wofelbſt ſich der vordere und hintere Rhein vereinigen. Die Herr. Tchaft Reichenau, gehoret einem Herrn von Buol, Fren: Herrn von Schauenſtein und Riedberg , welcher auch im Dorfe Tamins gewiffe Gerechtſame hat. 4 Die Serrſchaft Rezůns oder Rázuns, (das ift , Rhætia ima , das innerſte oder oberſte Rhåtien ) hat ehedeſſen ihre eigenen davon benannten, und ſchon im 14ten Jahrhundert ausgeſtorbenen Freyherren ge. Habt , iſt aber unterm K. Marimilian I tauſchweiſe an das Erzhaus Deſtreich gekommen, welches ſie zwar unter Ferdinand I an die von Planta verpfändet, 1679 aber wieder eingelóſet hat, dem ſie auch noch zugehd . ret , und welches einen Verwalter dahin ſeget. Die Gerechtſame, welche es dieſer Herrſchaft wegen hat, ſind , daß es jährlich aus 3 ihm vorgeſchlagenen Pere fonen , einen Amtmann erwählen kann : daß ihm von den Herrſchaftsleuten der Zehnte erlegt werden muß , wovon ſich aber die zu Embs fosgekauft haben : daß es den Boten des grauen Bundes alle 3 Jahre 3 Per. ſonen zu der Würde eines Sandrichters vorſchlägt, aus welchen fie einen erwählen müſſen , und daß es die Geldſtrafen ziehet , wofür es aber die Gerichtskoſten allein tragen muß . Zu dieſer Herrſchaft gehören : · 1) Rezůns , Rhætium , Rhetium , ein Dorf, Schloß und Gemetne. 2 ) Bonaduz , Bonædulcium , Boneducium , ein Dorf und Gemeine, in welcher ehedeffen das Schloß Wakenau geftanden hat. 3) Embs , lat. Amades over Amedes , ein Dorf und Gemeine, in welcher das zerſtörte Schloß Ober -Łmbs geftan

1

620

Die Eidgenoſſenſchaft.

geſtandenhat , welches das Stammhaus der jebigen Gras fen von Hohen. Embs, im ſchwäbiſchen Kreiſe, geweſen iſt, 1776 branitte dieſer Ort großtentheils ab.

auch

4 ) Feldſperg , lat. Fagonium , in der Landesſprade fagoing , Dorf und Gemeine.

V Das Hochgericht Heinzenberg , Tu : ſis , Saffien und Tſchapina, 1 Der Seinzenberg, in der LandesſpracheMons tagnia , lat. Mons Heinſilianus, fångt über Lufis und Käzis in dem fruchtbaren Domleſchgerthal an , iſt 2 Stunden hoch, und 2 Stunden lang, und der ſchönſte und fruchtbarſte Berg im ganzen Graubünd. nerlande . In der Mitte derfelben liegen faft in einem geraden Striche folgende 5 Gemeinen , jede etwa eine viertel Stunde von der andern ; 1 ) Die Gemeine Urmein , 2 ) Die Gemeine Flerdan, 3) Die Gemeine Purtein oder Portein ,' 4) Die Gemeine Sarin , 5) Die Gemeine Delin und Pråt , 2 ) Das Gericht Tuſis, zu welchem gehören; 1) Tufis, lat. Tuſcia , ital, Toffana an ſtatt Toſcana, ein Marktfleden , welcher ſeinen Urſprung von den Lur friern oder Toſcanern hat, die ſich hier niedergelaffen haben , 1727 brannte er bis auf einige Häufer nach, ab. In dem : felben iſt eine ſtarke Niederlage von durchgehenden Kaufs mannégütern. Die neben dieſem Orte fließende Nola, welche hier in den Rhein geht , ſcheidet das Domleſchgere thal von dem Scamferthal. 2 ) Die Gemeine Mafein , am Heinzenberg. In der felben hat das Schloß Schauenſtein gelegen , undnoch iſt in demſelbew das Schloß Flieder-Tagitein vorhanden ,

3 ) Die

Graubünden.

621

3) Die Bemeine Caz oder Cåzis , auch Kazis und Kazes , im Domleſchgerthal, unten am Heinzenberg. In derſelben iſt ein Frauenkloſter Dominicanerordens, wels dhes ſeit 1666, da es wieder hergeſtellet worden ,eine Priorinn zur Vorſteherinn hat. 4) Das Gericht Saffien, macht ein Zhal aus , durdo welches der Saffierbach fließet. 5 ) Das Gericht Cepina oder Tſchapina. Die Einwohner der beyden legten Gerichten find Nade tommen fchwäbiſcher Coloniſten , und ſprechen deutſch . Vi Das Schamſerthal und der Rheins wald , machen zuſammen ein Hochgeriche aus. 1 Das Scamſerthal, auf lateiniſd) entweder Vallis fexamnienfis , oder Vallis lapidaria , foll ente weder von 6 kleinen Flüſſen , welche gier in den Rhein fließen , oder von Saſſam , welches ein Felſen bea deutet , den Namen gaben .

Es iſt in 4 Directuren

eingetheilet.

1 ) Die erſte Directur, machen die Dörfer Zilis ( Siles) und Raſdein aus . 2) Die zweyte Directur, befteßt nur den Der. tern Ander , Pignol , Bårenburg oder Berens burg , woſelbſt ein Schloß geſtanden hat , und fa . rera oder Ferrera.

In der Gegend derſelben ſind

Eilber. Kupfer- Bley. und Eiſen.Bergwerte. 3 ) Die dritte Directur , macht die Gemeine Danet oder Donat aus. 4 ) Die vierte Directur , beſtehet aus den Ges meinen Lon und Marton .

2 Die Landſchaft oder das That Rheing wald , wird durch den ungefähr in ihrer Mitte lies genden Ort Ebi , in das was innerhalb und außer. halb

622 '

Die Eidgenoſſenſchaft.

halb der Ebi liegt , getheilet.

Sie hat den Namen

von dem hintern Rhein , welcher darinn entſpringet, Die Landesgemeine des und durch dieſelbe hinfließet. ganzen Hochgerichts, verſammlet fich jabrlich an dem eben genannten Orte Ebi oder Aebi , lat. Planura, in der Pfarre Niedels . ' Der vornehmſte Ort iſt Splügen , lat. Speluga , ein Flecken am þintern Rhein , am Fuß des Splügerberges, welcher auf lateiniſch Speluga , auch Urſulus und Culmen urli heißet, und über welchen ein ſtarker Paß nach Italien gehet . In dem Flecken iſt eine ſtarke Niederlage von Kaufmannsgütern , welche theils über den Splüger. berg , theils über den kleinen Sanct Bernhardsberg, Die Pfarrdörfer Iufs aus und nach Italien geben. fenen , lat. Novena , und zum Rhein oder zum Von bem hintern Rhein , ſind auch anzumerken. lekten hat man nod) 2 Stunden bis zum Urſprung des hintern Rheins.

Die Einwohner dieſer Landſchaft

find Nachkommen ſchwäbiſcher Coloniſten , und fpre. chen deutſch. VII Das Hochgericht Lugner ober das Lugneßorthal, Vallis Leguntina oder Leigneizia , in der hieſigen Sprache Longanizza , welches aus 8 Nachbarſchaften oder Gemeinen beſtehet, nämlich Frain , Lombrais , Sienz , Villa, in welcher der Hauptflecken des ganzen Thals belegen iſt, Igelsdas jen , Mauriſſen , Cumbelsbaiden , wofelbſt ein Bad uno Sauerwaſſer iſt , und Tersnaus. Mit dieſem Thal iſt das Gericht St. Petersthal oder Vals zu einem Hochgericht vereiniger.

au

VIII Das HochgerichtMifar oder Miror, maſak und Monſar, lat. Melaucum , Vallis Melau .

Graubünden.

623

Meſaucina, welches den ganzen füdlichen Theil des grauen Bundes begreift, und in das obere und un . tere Vicariat gerheilet wird , welche 4 Squadre aus. machen , nämlich das obere Vicariat anderthalb, und das untere drittehalb. Zu jeder Squadra gehören gee wiſſe Nachbarſchaften oder Gemeinen . 1 Die erſte Squadra , gehet vom Berge St. Bernhardin an , und iſt ein Theil des Miiforers thals, durch welches der auf eben genannten Berge entſpringende Fluß " Ious , Meuſa , fließet. Huf eben diefem Berge find einige Häuſer und eine Ka. pelle , und umweit davon iſt auf einer Wieſe ein Sauerwaſſer von ſtarken Geſdımack, welches an dem Drte ſelbſt nicht viel getrunken, wohl aber wegen feia ner guten Wirkungen anderwårts hingeſchicfet wird.

1

Zu dieſer Squadra gehören folgende Nachbarſchaften oder kleine Gemeinen , nåmlich Gabia , in der San.

2

desausſprache Ciabia oder Schebia , Andersla, Anzona , Les , Creme oder Cremer , wofelbfi das nun zerſtörte Bergſchloß 777ifop oder Maſof geſtan , ben Hat, unter welchem die Kirche St. Maria ſtehet, Logiano und Doira. 2 Die zweyte Squadra , gehöret auch zum Miſorerchal, und begreift die Nachbarſchaften Sos vazen , Cabiol oder Gabiola , Loſtalla , Cama, Norantula , Leggia und Verðabbia . 3 Die dritte Squadra , enthält Gron , lat. Grunum , Rüffle oder Rore , Rogeredo , St. Antonio , St. Victor, Dr. Giulio, St. Sidele, Toveda und Campion.

4 Die

624

Die Eidgenoſſenſchaf . t

4 Die vierte Squadra, beſtehet aus dem Cas lankerthal, weldies bergiche, rauh und arm iſt, und durch welches das Bergwaſſer Calancaſca fließet. Die ſogenannten Calanker, welche haufenweiſe umherſtrelo chen , und von welchen dieMänner ſich zu den ſchmus kigſten Geſchäfften gebrauchen laſſen , die Weiber und Kinder aber betteln , find theils aus dieſem Thal, theils aus dem St. Jacobsthal. . Bu ben kleinen Dörfern oder Nachbarſchaften des Calanferthals gee Hören , St. Maria , woſelbſt das zerſtörte Schloß Caland oder Calancha , geſtanden hat, Buſeno; Arvigo , Landerenca , Caſtanetta, Daſca ,St. Domenigo , 4. a. m. Unmerkung. Das Miſorertfal bat Jobonn Peter Srephere und Graf von Sar , 1481 an Johann Jakob Srivuljio aus mais land vertauft, welcher Verlauf 1494 vdaig jur Richtigkeit des tommen, und der Scdufer mit dem Ebal 1496 dem obern Bünde bengetreten ift. Von deſſelben Nachtommen Franctico Erivulzio , baben ſich die Sintoobner 1549 volig losgetauft. Als ihm aber der Verkauf gereuete , entſtunden daraus große Unruben : doo Icüßte der obere Bund vte Einwobner bey ibret Freybett. stala fer Ferdinand if erbob Sbeodor Trivulzio in den Fürftenftand uns ter dem Sitel von Difok. Als ſich aber der obere Bund fowohl, als die geſammten Eidgenoſſen , dagegen festen , erkldrte der sale Per , daß dieſe Benennung und Belebnung ſich nur auf des Selu vulzio Bordltern Sitel bezieben ,und niemanden an ſeinen Rechs ten nachtheilig renn ſolle. Indeffen ift in der Familie Srivulzio annoch der Eitel , " des heiligen römiſchen Reichs Surf von Mirocco und Balle Mifolcina, cio nennet man das miforeto tbal in der hieſigen Landess und italieniſchen Sprache, ) 861 wöhnlich.

Der

Gotteshausbund.

Der Bund des Sauſes Gottes , lat. Fædus eathedrale , oder Fædus domus Dei, franjo la Li gue Caddé oder la Ligue de la maiſon de Dieu , ital. la Liga cadé, far ſeinen Namen allem Anſehen nach bon

EAS be

Graubünden .

bes

von dem darinnen belegenen Bistąume Chur , und grånzet gegen Abend an die landſchaft Clåven , den grauen Bunb , die Grafſchaft Sargans ,

und ein

Stück des Bundes der Zehngerichte, gegen Mittera nacht aud) an den Bund der Zehngerichte und an die gefürſtete Grafſchaft Tyrol , gegen Morgen auch an Tyrol, und gegen Mittag an die landſchaften Worms und Beltlin . Seine Långe beträgt wohl 28 Stun. den , und die größte Breite etwa 20 Stunden. Uno ter den hohen Bergen iſt beſonders der Julierberge Mons. Julius , merkwürdig , von welchem der Berg Maloylen oderMelojen , Malogia , Mons Melo jus, und der Septmerberg, Wonte de Sett, Theile find. Man fann nicht gewiß ſagen , wer der Julius fer , von welchem er den Namen hat ? Auf der oberſten gangbaren Höhe deſleiben , ſtehen auf beya den Seiten der {andſtraße 2 runde Säulen von rohen Felfenſtücken , welche aus der Erde 4 Schuhe und 5 . Zolle hoch Hervorſtehen , und 5 Schuhe 2 Zolle im Umfange haben. Der Berlinger , Bernina, Py. rendum , Pyrenæus inons, iſt ein Hoher meiſtens mit beſtandiger Eis bedeckter Berg , über welchen aber doch ein ſtarker Paß aus dem Engadin in das Hochgericht Puſclav, und ſo weiter in die Landſchaft Veltlin , geht, Es wird dieſer Bund in eilftehalb große Sodha

gerichte eingetheilet. Das Haupt deſſelben wird der Bundespräſident genennet. Ehedeflen war folches ber jedesmalige Bürgermeiſter der Stadt Chur ,

al.

ſeit dem Unfang des 18ten Jahrhunderts aber ernen . nen die Boten des ganzen Bundes, jågrlich durch die

CoM

Mehrheit der Stimmen, a Glieder aus den 15 Perfoe nen -465.5 4 . Re

626

Die Eidgenoſſenſchaft:

nem bes kleinen Raths zu Chur , von welchen einer durch das loos zum Bundespräſidenten erwählet wird Er bat auf den Bundestagen und auf den ſogenanno, ten Jänner Congreſſen , wovon beide zu Chur gebal. ten werden , in allen Geſchäfften die Entſcheidungset ſtimme.

Der Bundestag dieſes Bundes iſt eigenta

ſich aufSt.Bartholomäitagalten Calenders beſtimmet, wird aber jedesmal am Tage und an dem Orté des allgemeinen Bundestages der Graubündner gehalten , da dieBoten dieſes Bundes wegen ihrer eigenen Bane Somohl. desgeſchaffte beſonders zuſammenkommen . auf dem beſondern Bundestage dieſes Bundes , als auf dem allgemeinen aller 3 Binde , haben der Buns time despräſident und die Gemeinen zuſammen 23 men , nämlich der Bundespräſident I , die Boten von der Stadt Chur 2 , Pregell ob Porta 1, unter Porta r, Fürſtenau 1, Oberhalbſteinund Tiefenkaſten 3 , Ober : Engadin 2 , Ortenſtein 1, Bergůní, Obervak 1,Un.. ter:Engadin ob Val Tasna 1 , und Unter.PalTasna i, die vier Dörfer a, Puſclav 2 , Remus und Schlins I, Stalla und Marmels, oder Bivio und Marmorera 1, Avers 1 , und Münſterthal 1. Das Wapen des Bundes, iſt ein ſchwarzer ſpringender Steinbock im Es folgen nun die Hochgerichte, aus weißen Felde. welchen dieſer Bund beſtehet. I Das Hochgericht Chur, machet die Stadt Chur aus. Chur , lat. Curia Rhætorum , ftal. und romaniid Coira, franz.- Coire, iſt die Hauptfadt der ganzen Rea publil der Graubündner, und inſonderheit des Bundes des Hauſes Hottes , und lieget am Landipaffer Pleffur,welches neben der Stadtmauer fließet , durch alle Straßen geleitet

Graubünden.

627

werden tann , und etwa eine halbe Stunde unterhalb der Stadt fich in den Rhein ergießet. Gegen Morgen ftehet fie am Fuß eines Berges , und gegen Mittag am fuß eines andern , gegen Abend und Mitternacht aber hat ſie eine ſchöne aus Bieſeli, Aedern , Wein- und Baumårten bes ftébende Ebne , auch gegen Nordoſten eine Anbdbe vor guten Weinbergen . Die Stadt iſt von mittelmäßiger Große , hat lauter reformirre Einwohner , 2 Kirden ,an deren jeden ein Prediger ſtehet , von weldien der an der Hauptkirche zu St. Martin, Antiſtes gevennet wird, noch eine Kirche, in welcher Leichenpredigten gehalten werden , und ein Collegium philoſophicum , welches die gerneinen 3 Bünde evangeliſcher Religion 1700 angelegt haben, über welches auch jeder Bund aus ſeinem Mittel einen Inſpector verordnet , und in welchem 2 Profeffores lehren ; es iſt guch eine lateiniſche Schule von 3 Klaſſen vorhanden. Auf dem Rathhauſe wird alle 3 Jahre der allgemeine Bundesa tag der Graubündner gehalten , und außerdem werden die ſogenannten Beytråge und Congreſſe derſelben beſtåndig hieſelbſt angeſtellet. Es iſt auch auf dem Rathbauſe die Rangley , und das Archiv ſowohl des Gotteshausbrindes , als das gemeinſchaftliche aller 3 Bünde , unter dem Katha hauſe aber das Kaufhaus , in weldem die Kaufmannsgús ter niedergeleget werden, die durch dieſe Stadt aus Deutſch , land nach Stalien , und aud umgekehret gehen. Auf dem ſogenannten Klofterplaße iſt das Zeughaus , darinn los wohl der Stadt Chur, als der graubindneriſchen Republit Artillerie, verwahret wird. Un deſſelbige ftoßer das Korna haus , woſelbſtwöchentlich zwermal ein Kornmarkt gehale ten wird. Die ſchönſten Privatgebäube ſind , der Pallaſt, welchen Peter von Salis erbauet, auch einen ſchönen Gara ten daben angeleget hat , und das nach italieniſcher Art erbauete Haus, welches der ehemalige Bürgermeiſter Otto Schwarz aufgeführet hat. Die höchſte Gewalt, ſtehet beny der Bürgeridaft , welche in 5 Zünfte eingetheilet iſt , und in allen Standesſachen ſich auf Befehldes Raths verſamm . let, da denn ein jeder zünftiger Bürger um ſeine Meynung gefraget wird. Es gilt, was die meiſten Stimmen bea Rra polieſ

628

Die Eidgenoſſenſchaft.

fchließen , und wird dem Rath ſchriftlich angezeiget . Was 3 ünfte erkennen , das múffen die åbrigen 2 auch anneha inen. Der große Rath batebet aus 70 Perſonen , welche die Bärgerſchaft alle Sabr am erften Somtage nach Eris ſpinstag aus ihren Zünften erwahlet oder beftåtiget, da denn aus jeder Zunft 14 genommen werden , welche man Bunftmeiſter nennet. Dieſe 70 erwahlen wieder den tleis nen Rath , welcher aus 20 Perſonen beſteht, nämlich aus dem Umts- und alten Bürgermeiſter , aus dem Amts , ynd alten Stadtvogt, aus dem Stadtrichter, Präfectrichter , Stadtammgan, dem oberſten Zunftmeifter , und 7 andern Togengunten Rathsberren , von weldeu 15 Perſonen alles mal 3 aus jeder der 5 Zünfte find ; und zu denen noch die 5 Amtsoberzunftmeifter oder Borfteber einer jeden Zunft tominen . Das Haupt der Stadt ift der Bärgermeiſter , welcher jedes ate Jahr durch eige neue und frere Wahl des grußen Raths zur Regierung kdnimt. Der oberſte Zunfts meiſter , welcher aus den 5 Uitsoberzunftmeiſtern erweba let wird , erſcheinet als das Haupt der Bürgerſchaft ben allen Verſammlungen , um dahin zu ſehen, daß die Obrigs keit nichts wider die Freyheiten und Gerechtfame der Bür. gerſchaft vornehme. Der kleine Rath macht mit Zuzies hung zweyer Prediger , das Ebegericht aus. Die meiſten Stadtangelegenheiten werden von dem ſogenannten Nath und Gerichte von 30 Perſonen beſorget, welche Perſouen auch das Criminal- oder Pogis Berichtausmachen . In dem Civil- und Schulden - Gericht fiken ,denStadtrichter mit dara anter begriffen , 15 Perſonen . Bis 1701 batte der jedese malige Amtsbürgermeiſter den Vorſiß und die Umfrage auf dem Bundestage des Gotteshausbundes , fammt dem Stegel deſſelben ; es war auch der Stadtſchreiber allezeit Bundesſchreber , und der Nathsbote war immer Bundesa weibel ; allein , die meiſten Hochgerichte dieſes Bundes machten der Stadt dieſes Borrecht ſtreitig , und endlich wurde die Sache von den dazu erbetenen Zúrichiſchen und Berneriſchen Schiedsrichtern zuMalans dergeſtalt ents ( chieden : daß die Boten des Gotteshausbundes alle Sabr, am Ende des Bundestages, aus den 15 Rathöherren des Hels

Graubünden .

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treinen Raths der Stadt Chur, 2 Perſonen zu diefer Wurbe erwahlen ſollten , unter dieſen 2 aber ſollte eluer durch das foos zu einem wirklidjen Bundespräſidenten beſtimmet, der Bundeschreiber und Bundesweibel aber von den Boten durch die meiſten Stimmen aus den Bürgern der Stadt erwählet werden . Dieſen Ausſpruch hat zwar die Stadt nie genehmiget : es iſt aber doch ſeither mit der Wahl alles Zeit auf dieſe Bciſe gehalten worden. Der Urſprung der Stadt Chur iſt dunkel. She hat nach und nach ſolche Freys heiten , wie andere Reichsſtadte, erlanget. Die Reichs vogtey daſelbſt iſt 1339 vom Kalſer Karl IV dem Bisthum Chur verpfändet , 1489 aber der Stadt bom Katſer Fries drich HI erlaubet worden , ſolde von dem Biotham einzu Idfen , und an ſich zu bringen. Sie ift nachmals zurol ligen Frenheit und Oberherrlichkeit gelanget , und mit Dors behalt ihrer Gerechtſame, Freyheiten und Gerechtigkeiten in den Gotteshausbund , und mit felbigem in den Bund mit den andern beyben Bünden getreten . Sie hat vor alten Zeiten her das Recht ju mungen. Die größten und bådlichſten Feuersbrünſte hat ſie 1361, 83 , 1464, 79, 1574 , 76, und 1674 erlitten. In die Gerichtsbarkeit der Stadt, gehören die Nachbarſchaften Uraſchgen , Maſians und das Türlibad. Der Urſprung des BisthumsChur, iſt urte gewiß.

Man fångt die Reihe feiner Biſchöfe gemeia

. niglid , mit einem Ifimo an , der ums Fahr 440 ge Iebet haben ſoll, und überhaupt wird das Bistąunt für eins der åtteften gebalten. Der Gotteshausbund bee weifet fein Schuß, und Schirm Recht über daſſelbe, auf folgende Weiſe. - Alle rechtmäßige Oberherren der Gemeinen und Landſchaften , aus welchen der Gottes . hausbund erwachſen iſt, haben feit den älteſten Zeiten die Kaſtenvogten über das Hochftift beſeffen und ausa geůbet, als , die frånkifdhen Könige, und in iþrem Namen die Grafen za Chur, die karolingiſchen und Rr 3 fach.

630

Die Eidgenoſſenſchaft

fächſiſchen Kaiſer und Könige.

Selbſt während der

welfiſchen und gibelliniſchen Streitigkeiten , iſt die Oberherrſchaft über dieſe Gemeinen , und die Kaſtens vogter über das Bisthum , unzertrennlich verbunden geblieben . Hago Graf von Bregenz und in Rhátien , hat als Oberherr über dieſe Gemeinen , das Schirm . recht über das Bisthum beſeffen , Graf Rudolph von Bregenz aber ſowohl das Herrſchaftsrecht über die Gemeinen , als das Schirmrecht über das Hochſtift, dem Kaiſer Friedric I , dieſer , aber beydes an ſeinen Sohn , Friedrich Herzog zu Schwaben , übergeben, deſſen Nachfominien es bis 1258 , das iſt, bis auf den Tod des legten ſchwäbiſden Herzogs Conrads, befeſſen Hierauf wurden die Gemeinen von der Ger. Kaben. zoglichen Herrſchaft frey , und die Kaſtenvpgten über das Bisthum far an fie , in deren Bezirk es lieget, und an die abelichen Geſchlechter , welche in dieſen Gemeinen Berrſchaftsrechte und Gerichtsherrlichkeiten Als nachgehends dieſe Herrſchenden Ges beſaßen. ſchlechter theils ansſturben , theils ihre Herrſchafts. "rechte an ihre Unterthanen verkauften , und die Ges meinen alfo zu den Rechten , welche ihnen ſchon vorher zuſtändig waren , noch diejenigen erlangten , welche der Adel ehemals befefſen Hatte , ja als endlich die Gemeinen des Gotteshausbundes fich nach und nach mit einander zuſammen trugen : war der Gotteshausbunð im Be. ne des vollſtåndigſten Schirmrechts über das Bisa thum , welches er auch wirklich ausübte. Er ver . theidigte das Hochfitift und die Biſchöfe bev allen Unfällen muthig , welches feine Kriege mit dem Here zoge Leopold von Deftreich im Jahre 1400 , mit dem Erz:

Graubünden.

бgr

Erzherzoge Sigmund im Jahre 1475 , und mit dem Kaiſer Marimilian I im Jahre 1499 , beweiſen . Er ſuchte die Schmålerung und Verſchwendung der Gůs ter des Hochftiftes zu verhüten, und deſſelben Nußen ben allen Gelegenheiten zu befördern : denn 1429 enta fchied er die Streitigkeiten zwiſchen dem Hochſtift und der Stadt Chur", auf eine jenem vortheilhafte Weiſe ; 1452 hielt er den Biſchof Heinrich von Heumen an , daß er dem Kapitel und Bunde Rechnung ablegen mußte , und legte ihn auch als einen Verſchwender ab , und als 1530 die 2 andern Bünde dem Bisthumt Chur ſein Antheil an den Unterthanen ( anden ſtreitig machten , ergriff und verfocht der Gotteshausbund die Partey bes Bisthums, und ließ an ſtatt bes entwichea nen Biſchofs Paul , die Haushaltung des Bisthums durch einen Hofmeiſter alſo verwalten , daß es in wed sigen Jahren von ſeinen Schulden frey wurde. 1540 wurde zwiſchen dem Gotteshausbunde und Hochſtife ein Vertrag errichtet, welchen der gleich darauf er wählte Bifchof {ucius 3ler in eben dieſem Jahr in eine ordentliche Urkunde brachte , und mit ſeinem und des Domkapitels Siegel beſtätigte. Das Hochfiife Verpflichtete ſich darinn , erſtlich , daß es niemals ohne Vorwiſſen und Begünſtigung des Gotteshause bundes die Wahl eines Biſchofs anſtellen , auch eine jedesmalige Wahl nicht anders als mit Rath Deſſel ben vollführen wolle. Zweytens , daß es folgende 6 Artifel unverbrüchlich beobachten , und einen jeden Biſchof zu derſelben feyerlichen Beſchwörung und ges nauen Erfüllung anhalten wolle : nämlich , daß keik Biſchof zu Chur wider die Regierungsart, Religionse féenheit und Landesfagungen des Gotteshausbundesi Neues Rr 4

636

Die Eidgenoſſenſchaft.

Neuerungen vornehmen ſolle : Daß er alles genehmbat ten ſoſie, was der Gotteshausbund während der Wb . weſenheit Biſchof Pauls vorgenommen : daß er ohne

1 Einwilligung des Bundes und Domkapitels nichts dem Hochſtift zugehöriges verdußern folle, paß er fduldig rev , dem Gotteshausbund Rechnung abzule. gen , daß er ſeine Nemter durch Leute aus dem Got. feshausbimde verwalten laſſen folle , und daß er das biſchöfliche Umt ohne Einwilligung des Kapitels und Bundes an niemanden überlaſſen ſolle.

Der Gottest

Hausbund verſprach hingegen, einen jeden auf die oben beſchriebene Weiſe rechtmäßig erwählten Biſchof , To bald er die 6 Artikel beſchworen habe , anzunehmen , zu beſtätigen , in wirklichen Beſin des Bisthumseina zuſeken, und ihn barinn zu ſchüßen und zu erhalten : er verſprach auch inſonderheit im Namen derjenigen Gemeinen , welche mit dem Hochſtift in beſonderer Verbindung ftunden , deſſelben Nußen zu befördern, und feinen Schaden abzuwenden. Obgedachte 6 Ar tikel wurden nicht nur vom Biſchof Lucius Iler, fona dern auch von ſeinen Nachfolgern Thomas Planta und Peter Kafchår beſchworen . Der Gotteshausa bund behauptet , daß er im wirklichen Beſik feiner Gerechtſame über das Hochſtift bis auf den 1692 ero folgten Tod Biſchofs Ulrich von Mont, unverfekt gea blieben fey : feit dieſer Zeit aber Hat fich das Domfa. pitel bey ſeinen angeſtellten Wahlen eines Biſchofs, nicht daran gekehret. Der kaiſerliche Miniſter Freya Herr von Riſenfels verſicherte daſſelbe , bey der 1728 angeſtellten Wahl, des faiſerlichen Schußes. Als Biſchof Foſeph Benedict Freyherr von Noft 1754 geo Korben war , erinnerte der Gotteshausbund bas Doma fapt

Graubünden

633

kapitel an ſeine Gerechtſame bey der biſchoflichen Wahl, und verlangte, daß die gewöhnliche Rechnung von der Verwaltung des verſtorbenen Biſchofs in Gegenwart der Landesdeputirten abgeteget, die bevorſtehende Bi. fchofswahl nicht anders als mit Nath, Gunft, Vor. wiſſen und Bewilligung des Bundes vorgenommen , niemand anders als eine růchtige Perſon, die ein Gote teshausmann , guter ,, patriotiſcher , erkannter und eingeſeſſener Bündner fer, ermåblet , und dem

neuer .

wählten Biſchof ausdrücklich auferlegtwerden moge, obgedachte 6 Artikel zu beſchwören . Allein, das Dom kapitel ſchritt , des Widerſpruchs des Bundes un geachtet, 1755 in Gegenwart eines kaiſerlichen Com. miſſarius zur Wahl, worauf der Gotteshausbund nicht nur ſeine von dem Domkapitel nicht erkannten Ge. rechtſame aufs möglichſte zu verwahren ſuchte, ſondern auch in einer beſondern gedruckten Schriftausführte. Der Biſchof von Chur iſt ein Reichsfürſt , zu

welcher Würde K. Friedrich I den Biſchof Egino und alle feine Nachfolger 1170 erhoben Haben ſoll. Sein Titel iſt :Biſchof zu Chur, des heil. römiſchen Reichs Fürſt, Kerr zu fürſtenberg imo fürs ſtenau. Das Wapen des Bisthums, iſt dem Wa. pen der Stadt Cþur gleich , nämlich ein ſchwarzer Steinboc im weißen Felde. Der Biſchof beſchicket den Reichstag des deutſchen Reidis wirklich , und hat in dem Reidysfürſtenrath nach dem Biſchofe zu ſů. beck , aber vor dem Biſchofe zu Fulda , Sik und Stimme. Zu einem Römermonat follte er 5 zu Pferde und 18 zu Fuße, oder 132 FI. und zu einem Kammerziel 21 Rthlr . geben : es geſchiehet aber nicht mehr. Ehedeffen iſt er ein Stand des ſchwäbiſchen Rt 6 Krets

634

Die Eidgenoſſenſchaft.

Kreiſes geweſen , und hat 1642 von neuem auf den ſchwäbiſdyen Kreistagen Sie und Stimme genome men , aber nachher folches wieder unterlaſſen , alſo, daß er ſich zu keinem Kreiſe des deutſchen Reichs Kålt, ob er gleich in der Uſualmatrikel von den Kammerzie. Tern , in den öſtreichiſchen Kreis gefekt worden iſt. Sein Kirchſprengel iſt in 6 Kapitel vertheilet , von welchen 3 zu den graubündneriſchen Landen gehören, nämlid; das ſogenannte oberländiſche, ( capitulum ſupra fiſvanum ,) das oberhalbſteiner, (cap. fupra murenſe ,) und der Miforerdiſtrict : das vierte , ges

. nannt . Unter andquarter, ( cap. infra Langarum ,) iſt in den eidgenoßiſchen ( anden auf der linken Seite des Rzeins, das fünfte iſt im Vinſtgau in der gefür. ſteten Grafſchaft Tyrol, und das fechfte, genannt das örufiſche oder St. Lucii Steig, iſt auf der rechten Seite

4

des Rheins, und erſtrecket fich bis an den Arlberg. Der Biſchof ſtehet in geiſtlichen Dingen unter dem Erzbiſchof zu Maynz. Er wird von dem hochwüri

1

digen Domkapitel zu Ehur erwählet , welches aus 24 Domherren beſtehet, von welchen aber nur die 6 erſten , nämlich der Domprobft, Dechant, Schola ſticus, Cantor , Cuſtos und Thefaurarius, Einkünfte genießen , die übrigen 18 fogenannten Extra Reſiden . tiales fönnen auswärtige Pfründe beſigen , müſſent aber zur Erwählung eines jedesmaligen Biſchofs und Dedyants berufen werden , und haben alsdern eben ſowohl, als die 6 erſten , Sig und Stimme. Den Domprobſt ernennet der Papſt.

Der Bifchof unb

die 6 erſten Domherren haben ißre Wohnungen außer der Stadt Chur , auf einer dicht neben derſelben belee genen Höhe, welche der Sof genennet wird, und mit Mauern

:

Graubünden .

635

Mauern und Thoren umgeben und verſchloſſen iſt, woſelbſt auch die Domkirche iſt , und in deſſen Um . fange der Biſchof die niedern und hohen Gerichte hat. Die Erbåmeer des Qochſtifts find, das Erbſchens kenamt, welches das Oſtreichiſche Haus wegen der gefiirſteten Grafſchaft Tyrol beſiket , das Erbtruch , felfenamt , welches jegt die von Mont inne haben, das Erbkåmmereramt, welches jeßt die Flugi von Afpermont haben , und das Erbmarſchallamt, welches nun die von Planta befiken . Das Recht, Münzen zu prägen , übet der Biſchof medrentheils mit der StadrChur gemeinſchaftlich aus. Das weltliche Gebiet des Bisthums, war ehe. Deſſen weit großer", als es jegt ift , nachdem es auf mancherley Weiſe verringert worden. ' Heutiges Ta. ges beſiget es noch das Schloß fürſtenau im Dorn . leichgerthal, woſelbſt ein biſchöflicher Sdiloßammann wohnet, der in den Gerichten Tuſis, Heinzenberg und Tſchapina, in dem obern Bunde , und in dem ober. vaker Gerichte des Gotteshausbundes , die Einkünfte des Hochſtifts verwaltet.

In der gefürſteten Grafo

ſchaft Tyrol, und zwar in dem ſogenannten Vinftgau , beſiket der Biſchof das Schloß und die Herrſchaft für. ſtenburg , dahin er einen Hauptmann feket, welcher zugleich die biſchöflichen Gerechtigkeiten im Münſter. thal verwaltet. Es werden auch bem Biſchof alle 2 Jahre 573 Fl. 24 Kreuzer aus dem Zoll zu Clåven zugeſtellet, und außer den graubündneriſchen Landent hat er noch unterſchiedene Lehngüter . Etwa einen Flintenſchuß åber dem biſchöflichen Hof, liegt das Kloſter St. Lucii, welches eine Mannsu abtey

636

Die Eidgenoſſenſchaft.

abten Prämonſtratenferorbens iſt, deren Stifter man nicht mit Gewißheit fennet. Als e$ 1140 ober 1150 mit Mönchen , Pråmonftratenferorbens, an ftatt der vorhergehenden Benedictiner, befeßet worden , bat mar folche aus dem Kloſter Roggenburg genommen ,wel. chem auch dieſes Kloſter einverleibet worden ſeyn ſoll, wie ſich denn der Abt zu Roggenburg auch Abbas ha : reditarius des Kloſters St. Lucii nennet : allein , es ſtehet doch nicht unter ihm , fondern er ſoll nur Pater domus feynt. II Das Hochgericht der vier Dörfer, welche ſind Zizers , lat. Ciceres ; Zizaria , Igis, Trims mis , lat. Trimonțiom , und Unter-Wah. Das erſte brannte 1767 faſt ganz ab . Dieſe Landſchaft gehörte vor Utters den Herten von Aſpermont, von welchen ſie an das Bisthum Chur kam , von dieſem aber ſich los und frey kaufte. Wenn man von Zizers nach Chur gehet, ſiehet man an einem Berge den Reſt des alten Schloſſes Rauchsafpermont. III

Das

Hochgericht Ortenſtein , im

Domleſchgerthal , (Vallis domeſtica , ) welches aus 2 Gerichten beſtehet. Dieſe ſind

i Das Gericht Ortenſtein , welches ſich 1527 von dem Ritter Ludwig Tſchudi los und frey gekauft Dahin gehören 1) Ortenſtein , ein ſehr altes Schloß, dem Freyherrlis dhen Hauſe Travers zugehörig. Þat.

2 ) Die Ueberbleibfel der alten Schtoffer soch s oder Ober- und Vlieder- Juvalta , Alto uno Jeu :Sins. 3 ) Die

Graubünden .

637

3) Die Gemeinen und Nachbarſchaften Tomils, Duſch , Rothenbrunn oderRotels , woſelbſt ein Bad ifta Trans , Scheid, Seldis , Paſpels oder Pasquals. Das Geriche Fürſtenan , welches ſich von den Rechten , die der Biſchof von Chur darinn gehabt, losgekauft hat , doch hat derſelbe noch das oben geta nannte Schloß fúrſtenau.

Die zu dieſem

Bericht

gehörigen Gemeinen , ſino , Almens , Scharans,

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a t l a t a l e S

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Greiffenſtein ,welches aus 2 ziemlich weit von ein .

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ander entlegenen Gerichten beſtehet.

Dieſe ſind :

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I Das Gericht Ober - Vas , welches an der neben dem Geriche

a

Beſtſeite des Fluffes Albula , Fürſtenau liegt.

2 Das Gericht Bergún ober Brúgun , wela ches näher nach dem Urſprung des Fluffes Albula, an den Grängen des Bundes der Zehngerichte, in ein : nem ziemlich wilden Thal lieget. Es begreift die Gex meinen und Nachbarſchaften Bergůn , Filiſur, Låtſch und Stul, und das zerſtörte Bergſchloß Greiffenſtein . Die Einwohner dieſer ehemaligen Herrſchaft, haben ſich 1537 von dem Bisthum Thur los und frey gekauft. V Das Hochgericht Ober -Halbſtein, welches aus 5 Gemeinen beſteht, die Pleuen genennet werben , und unter 3 Gerichten ſtehen . Dieſe ſind i Die

Die Eidgenoſſenſchaft.

638

1 Die Pleue Tinzen , in der Landesſprache Te . nizono, dazu Mühlin ,Sar und Rovna gehören. 2 Die Pleue Schweinigen , in der Landes , ſprache Savognino. 3 Die Pleue Strams und Künters , Contrum ,

lat.

4. Die Pleue Preſanz, Salur und Delo . 5 Die pleue Tiefenkajten, in der Landesſprache Taſtim , das iſt , caftrum imun , Mons und Als vaſchein . VI Das Hochgericht Bivio over Stalla , zu welchem 4 Gerichte gehdren . I Das Gericht Bevio , auch Bivio und Bes

pi, ſonſt auch Stalla ,lat. Stabulum, genannt, am Julierberg , und Warmels , in de : Sandesſprache Marmorea . 2 Das Gericht Avers oder Affers , Afferis, welches in einer wilden und von Holz entblößten Ge. gend liegt, daher die Einwohner Schafmift dörren, und brennen. Es gehören dazu die Nachbarſchaften Creſta, woſelbſt die Kirche und das Rathhaus ſtehen , Madris, Crotto , Campſat , Platta , Cafale, und 10 kleine Hofe. Die Einwohner dieſes Gerichts find Nachkommen ſchwäbiſcher Coloniſten , und ſpre. chen deutſch . 3 Die Gerichte und Dörfer Remus , lat.Re. mufium , und Schlins , lat. Celinum , welche nur . anderthalb Stunden von einander , und zwar im una tern Engadin, nicht weit von Tyrol liegen , aber doch zum Hochgericht Bivio gehören .

Von Bivio bis zu

denfelben, hat man a ſtarke Tagereiſen von Abend gee gen Morgen . VII D08

Graubünden .

VII

Das Hochgericht Bergel,

639 ſonſt

Pregaglia genannt, iſt ein Thal, in deffenMittedas nunmehr zerſtörte Schloß Caſtelmuro gelegen hat, Es wird, in das obere und untere Thal, oder in 2 Gea richte abget{feilet.

Dieſe find

I Das Gericht Ober -Porta oder Sopra Porta, in welchem 1 ) Cafåtſch , Caſaggla , ein Pfarrdorf am Fuß det Berge Septmer und Mallupet. Hier theilen ſich die über dieſe Berge gehenden Straßen , daher dieſelbſt eine Nieders lage der Reiſenden iſt. Sonſt lommen hier 2 Quellen des Fluffes Mera oder Maira zuſammen. 2) Deſpran, lat. Vicoſopranum auch Viceprovanum, ein von alten Zeiten her bekanntes Dorf. 3) Die Dörfer Stampa, Burgo novo oder Bürnew , St. Caſſiano , Piazza und Cultura . 2 Das Geriche Unter : Porta , ober Infra Portam , in welchem die Dörfer Bondo oder Pont, lar. Bundium , Promontong, lat. Promontorium, Caſtaſegna, und Solio oder Soglio, das Stamm. Haus der von Salis.

VIII Das Hochgericht Pufclav, welches ein Thal zwiſchen hohen Bergen , wohl 6 Stunden lang , und ziemlich fruchtbar an Getraide und Heu iſt. Weil durch daſſelbe der Weg aus dem Engadin in das Veltlin , und umgekehrt gehet , hat es von Durchreiſenden und durchgehenden Waaren gute Nah . rung.

In demſelben hatte das Bisthum Chur von alten Zeiten her viele Rechte, wurde aber durch die Herzoge von Mailand aus dem Befike derſelben ge. feket. 1486 trat Herzog Ludwig Morus von Mai. lanb dieſe Landſchaft den Graubündnern ab , und 1537 tauf

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er m r ten ch e inwohn thu Chu von dem Bis di E ſi kauf n a e g h e e d s z i t n c o l völ tlos, und wur entaelſn gan fre Lteau . Dta Ho e ſ h n äſid d n c e e n f r i n d f r a i n e o i ,w n Pr , de ge te m aPde let thei nann le tr r . abge Con 4 Thei ode ſoge 1 Die erſte Contrada, macht der Hauptflecken . Puſclav , in der Landesſprache Porchiavo , lat. Peſclavium oder Poſtclavium , aus , welcher groß und wohlgebauet, und einer der beſten Derter im Grau . r bündnerlande ift. Er hat 2 Kirdyen, nämlich eine oſtekam n rauenkl e . F D Etwa eine halbe Stunde davon iſt der Puſclaver ſee, welcher etwa i Stunde lang, und eine halbe breit, und inſonderheit an Forellen und Aeſchen fiſdreich iſt. 2 Die innere Contrada , begreift die tleinen Dörfer . Aino , Campello .

Cavaglia ,

Pifciadella

und

3 Die äußere Contrade , mithalt die Nachbar. ſchaften Prata , Campilione und Katta di Pedenale. 4 Die vierte Contrada, beftehetaus Brús ober Bruſcio, und dem Thal Brufafco. IX Das Hochgericht Ober : Engadin . Die Landſchaft Engadein oder Engadin, erſtre. det ſich von dem Urſprung des Fluſſes Inn , långt demſelben auf 16 Stunden weit , und ſoll den Namen von dem Flufte Inn , Den oder Oeno baben , alſo, daß er in hieſiger romanſcher Sprache ſo viel als Pii Co d'Uën , das iſt am Haupt oder bey dem Anfang des Inns, (in capite Oeni) bedeute , weil nåmlich das Engadin daſelbſt ſeinen Anfang nimmt.

.

Sie iſt

ein großes und polfreiches Thul,welches durch die fox : genannte

Graubünden .

641

genannte Pont auta oder hohe Brücke zwiſchen Cinuſe cal und Brail , in das obere und untere abgetheilet wird : jenes fällt zwar ſchöner in das Huge,als dieſes, das legte aber hat doch reichern und beſſern Getraides bau , als das erſte, welches einer fåltern und rauhern luft mehr unterworfen iſt, daher an einigen Orten deſſelben gar kein , an andern Orten aber nur wenig , jedoch auch an einigen Orten ziemlich viel Getraide wachfet, und überhaupt hat das obere Engadin ſchöne Weiden und Wieſen. Im ganzen Engadin ſind die Häuſer gemauert , und meiſtens 3 , manche auch 4 Gemacher hoch . Da man nun große Dörfer von der. gleichen Himfern antrifft, fo baben ſie mehrUnſehen , als in andern Landen viele Städte. Die Landſtraßen und Brücken find überaus gut und bequem . Alle Einwohner ſind der evangeliſchen Religion zugethan , und gebrauchen die ſogenannte romanſche Spras che , welche im obern und untern Engadin mit einem geringen Unterſchiede geredet wird, ſo daß die Einwon. ner beyder Theile einander vollkommen verſteken, auch beyderſeitige Bücher leſen. Man nennet dieſe Sprae che Ladinum ober Ladein , weil ſie verdorbenes las tein iſt , doch hat ſie noch mehr Verwandtſchaft mit der italieniſchen Sprache. Dieſe romanſche Sprache der Engadiner , iſt von der romanſchen Sprache, wele che imobern Bunde geredet wird, merklich unterſchien ben , alſo daß beyde Theile erſt lernen müſſen , einane der zu verſtehen , welches jedoch nicht lange währet. Weil die Engadiner die lateiniſche , italieniſche und franzöſiſche Sprache tricht erlernen , ſo legen ſich in Den graubündneriſchen Landen keine mehr auf die theo . logiſchen Wiſſenſchaften , als die Engadiner, mit wela 4 [ 6:52 .

chen

642

Die Eidgenoſſenſchaft.

chen auch von der Religionsverbeſſerung an bis auf den Anfang des 18ten Jahrhunderts , die meiſten Pfarren in den 3 Bünden befegt geweſen ſind . Die Engadiner ſuchen ihr Glück und Unterhaltung weit und breit in Europa , und die Ober . Engadiner vor . nehmlich in Italien.

Von 1139 an haben die Gra .

fen von Camertingen ihr Recht über unterſchiedene Derter im obern Engadin, dem Bisthum Chur vers kauft , von welchem ſich die landleute 1494 völlig lose Die Geredyt. gekauft, und in Frenheit gefellet haben . fame, welche da : Erzhaus Deftreich wegen Tyrol im untern Engadin gehabt , haben die Einwohner 1652 käuflich an ſich gebracht. Was nun das hochgericht Ober: Engadin, in der Sandesſprache Engadina fur Punt auta , bas iſt, über der hohen Brüde, inſonderheit anbetrifft, ſo wird es durch den faſt in der Mitte der Landſchaft entſprin . genden Amſelbrunn, (Fontana Merla ,) abgetheilet 1 In das Gericht für (ůber) Fontana Ilier : la , zu welchem gehören 1) Die Gemeine Sils , Silio , Siglio , Selg. 2 ) Die Gemeine Selva piana, 3 ). Die Gemeine St. Morit oder St. Morizzo , in welcher ein berühmter Sauerbrunn til , deſſen Herzog Bictor Amadeus von Savoyen fich)1697 hieſelbſt bedienet bat. Man hålt dieſes Sauerwaffer für das ſtärkſte in Helvetien und Deutſchland ; wenigftens übertrifft es das Pyrmonter in Deutſchland , welches doch eine der allers ftårkſten iſt , an Stárke. 4 ) Die Gemeine Celerina oder Tſcharlina. 5 ) Die Gemeine Portrafina. 6) Die Gemeine Samaden . Zu Samaden wird baš peinliche Gericht dieſes Theils vom obern Engadin , gehalten . 7 ) Die

Graubünden .

643

7) Die Gemeine Bevers . Unweit Bevers, an dem Drte in der Aue oder a las Angias genannt , werden die allgemeinen Zuſammenkünfte des obern Engadins des balten . In das Gericht ſuot ( unter ) Fontana Merla , in welchem 1 ) Die Gemeine Pont oder la Punt und Campos gaſt oder Camogeſch . 2) Die Gemeine Iaduleino. 3 ) . Die Gemeine Zug , in welcher die peinlichen Ges Ichåffre dieſes Gerichts beurtheilet werden. 4 ) Die Geineine Scamf8 . 5) Die Gemeine Sulfanna und Cinuſcal. X Das Hochgericht Unter : Engadin . in der Landesſprache Sout Punt auta , das iſt , unter der guhen Brücke, wird in peinlichen Sachen durch Den Berg Fulon , in Civilſachen aber durch das Thal Iasia, in 2 Gerichte gerheilet. 1 1) 2) 3) 4) 5)

Das Gericht über Val Tasna, in welchem Die Gemeine Cernet . Die Gemeine Süß . Die Gemeine Lavin. Die Bemeine Guarda . Die Gemeine Steinsberg oder Urdet .

2 Das Gericht unter Val Tasna, in welchem . ) Die Gemeine Settan oder Vetten . 2) Die Gemeine Sduls ober Scuol. 3) Die Genieinen Sins oder Sent. XI Das Hochgericht Münſterthal, in der Landesſprache, la Val da Müllair oder Myftair, hat ſeinen Namen von dem darinn belegenen Stift Münſter.

In fibiges gehen aus dem Engadin a

Wege, einer durch das Scarlthal und den Berg

Aſtas,

Die Eidgenoſſenſchaft.

644

Aſtas, der andere von Cernek über Fulbera. Ehes Deſſen war es.wohl zwermal größer, als es jeßt iſt, nacha dem das ganze Gericht Unter Calven oder Vaina, und der 4te Theil des Gerichts Ob . Calven oder Vaina , nämlich die große Gemeine Tauffers, an Tyrol gekom . men iſt. Diez Theile, ( Terzale, Drittel) des Gea richts Db- Calven oder Paina:, welche bey dem Gots teshausbunde geblieben ſind, und nun das Hochgericht Münſtertħal ausmachen , find 1 Der erſte oder innere Terzal, der wieder in

1

Mantuns oder Schnitz abgetheitet iſt , welche ſind 1) Cierf oder Tfchierf , lat. Cervium , 2 ) lå und Suldera , and 3 ) Val Cava ober Vaul Chiava. Der andere Terzal, beſtehet qus dem Haupt. flecken des ganzen Thais St. Maria , über welchem noch die Ueberbleibſet der Feſtung oder Schanze zu ſehen ſind , welche die Deffreicher 1622 angeleget, aber 1624 ſelbſt wieder verwüſtet haben. 3. Der dritte Terzal, beſteher aus dem Pfarrs dorfMünſter , in der Landesſprache Myſtair , lat. Monafterium , nebſt a Nachbarſchaften. Zu Müns ſter iſt ein Frauenkloſter Benedictinerordens, dem eine hebtißinn vorſtehet, und welches ein eigenes Kloſter. gericht þat.

Der Bund der Zehngerichte. Der Bund der Zehngerichte , lat. Fædus de cem Jurisdictionum , franz. la ligue des dix Juris dictions, grånget gegen Morgen und Mittag an den Bund des Hauſes Gottes , gegen Abend an eben dens ſelben und an die Grafſchaft Sargans , gegen Mit. ternacht

Graubündent.

645

fernacht an eben diefelbe, an das Fürſtenthum Neue Lichtenſtein und an Tyrol. Er iſt der kleinſte unter den 3 Bünben , und beſtehet aus 7 Hochgerichten . Das Haupt deſſelben wird der Bundeslandammann genennet. Er wird wechſelsweiſe aus den 7 Hodige richten von den Abgeordneten des geſammten Bundes

1 erwählet, das Hochgericht Davos aber hat dieſe Stelle zweymal, da hingegen jedes der andern Rocha gerichte fie nur einmal hat. Bey dem Hodígerichte Davos wird allemal der Anfanggemacht ; alsdenn fola gen die 3 nächſten Hochgerichte , ierauf wieder das Uus Hochgericht Davos, und hierauf bie 3 übrigen. jedem wird er auf 1 Jahr erwählet. Auf den Buns destagen hat dieſer Bund 15 Stimmen , nåmlich der Bundeslandammann 1 , Davos 2 , Kloſter 2 , {us Jein 1 , Jenak 1 , Schierſch und Seewis 2 , Malans I, Meyenfeld 1 , Belfort oder Alvenau 1,Churwalten I, St. Peter in Schallfil 1 , und langwies 1. Wenn der allgemeine Bundestag der Graubündner zu Da. vos gehalten wird, hat der hieſige Bundeslandammann Der den Vorfik und die Umfrage auf demſelben. Bund hat ſich 1652 von allen Gerechtſamen , welche das Haus Deffreich noch darinn gehabt hatte , lose Sein Wapen ift ein in 4 Quartiere getheil getauft. ter Schild , davon das erſte und vierte von Gold , das zwente und dritte aber blau iſt. Ein wilder Mann iſt der Schildhalter.

Es folgen nur die

Hochgerichte. I Das Hochgericht Davos oder Davas, macht eine Landſchaft aus, welche ſich von Mitter. nacht gegen Mittag auf 4 Stunden erſtrecket, und eine S$ 3 борс

645

Die Eidgenoſſenſchaft.

hobe lage Bat , alſo , daß man im Winter nur an ei nigen Orten hinein unb beraus reiſen fanin , nämlica in das Pretsigau über die Stig, nach Alvenau durch die ſogenannte Zug hinab, in das untere Engadin über Den ſehr hohen Flüelaberg , und in das obere Engadin über den noch höhern Scalettaberg. Im Sommer hat ſie siel Heu und Weiden . Es ſind auch 2 fiſcha reiche Seen vorhanden , welche der ſchwarze und große See genennet werden . Es follen audi Gile ber. Supfer- und Bley. Erge darinn gefunden werden . Eigentliche Dörfer find hier nicht , ſondern die Häufer ſind allenthalben zerſtreuet.

Die Einwohner ernäh . ren ſich vornehmlich von der Viehzucht; es ſind auch viele Såumer unter ihnen , welche auf ihren Eaum . roſſen (equi clitellarii , ) Wein , Sals , Korn , und andere Güter in das Engadin und andere Gegenden führen : es iverden auch hier viele hölzerne Gefäße vers fertiget. Dieſe Landſchaft iſt nach Abgang der von Vak , an Grafen Friedrich von Toggenburg, nach deſ ſen Tobe aber an Grafen Hugo von Montfort gekom. men , welcher ſie an Herzog Sigmund von Deſtreich verkaufte , dieſer aber an einen Grafen von Matſch verpfändete, jedoch ſie 1478 wieder einfóſeté. . 1653 . verkaufte Erzherzog Ferdinand Karl von Deftreid, alle feine Herrlichkeiten, Gerechtigkeiten ac. in dieſer Sands ſchaft,, und in den andern Gerichten dieſes Bundes , die Einwohner , welche ſolchergeſtalt völlig frey wurden. Das sochgericht wird in den obern und untern Schnis , und hiernachſt in 20 Nach: barſchaften ,

zu welchen noch die Thåler Flüelen ,

Diſchma , Sartig und Monſtein kommen , fönſt : aber .

Graubünden .

647

aber in Anſehung der Firdlichen Verfaſſung, in 6 evana geliſche Pfarren, vertheilet. Ben der Hauptkirche, ſteht auch das Rathhaus dieſer Sandſchaft, auf welchem alle 3 Jahre der allge. meine Bundestag der Graubündner , imgleichen alle Jahr der Bundestag des Bundes der Zehngerid ,te gehalten , auch des Bundes Panner und das Archiv derwahret wird . Der Pfarrer an der Hauptkirche, wiro Antiftes genennet. Die Pfarrkirche im Dorfli, wird auch zu St. Theodoren genennet , und dahin ſind die Einwohner des Thals Flüelen , und die im untern und obern Laret , eingepfarret.

Zur Frauenkirche gehören die Nachbarſchaften Sibels und Lang -triatten . In der Nachbarſchaft Glarus, ftehet auch eine Pfarrkirche , und zu Monſtein oder Moſtein iſt auch eine. Jenſeits des Gebirges , oben im That Aroſen ober Aeroſen , iſt auch eine Pfarrkirche. II

Das Hochgericht Kloſter , darinn der

Fluß Lanquart entſpringet, gehöret zu dem Thal Prettigau oder Bretrigau , lat. Rhætia Vallis, Rhætigovia , mèlches die ſchönſte Viehzucht in den Das geſammten graubündneriſchen Landen gat. Hochgericht wird in a Schnige abgetheilet , bat ater einen eigenen Landammann und Gericht.

1 Der innere Schnits, zu welchem 2 Gemeinen gehören.

564

3) Dic

648

aft .

nſch Die Eidgenoſſe

i) Die Gemeine zum oder bey dem Kloſter, welche tein eigentliches Dorf, ſondern lauter zerſtreuete Bäuſer bat , ben der Kirche ſind auch nur wenige Kaufer erbauet. Dieſe Gemeinen ſowohl, als das ganze Hochgeridt, has ben den Namen von dem ehedefien hieſelbſt gewejenen Prås monftratenſerkloſter St. Jakob empfangen . 2 ) Die Gemeine Zerneus .

Der äußere Sdnig , zu welchem folgende Gemeinen gehören : I) Die Gemeine Saas , Saxium. 2 Die Gemeine Kunters , Contrum , 3) Die Gemeine Küblis , lat. Convalium , in wels der die Schloffer Obers und Unter : Sans , geſtanden Haben . 4) Der Theil des Zhals St. Antónien , welcher diefs feits des Dalfazer Bachs liegt. III Das Hochgericht Caſtels , gehdret auch zum Prettigau, und hat ſeinen Namen von dem ehemaligen Edloſſe Caſtels , weldies unweit Pus in der Gemeine Jugein geſtanden hat , und der Sik des öftreichiſchen Landvogts über das Prettigau ges weſen ; aber 1652 gefchleift worden iſt.

Das Hochge.

richt wird in zwey ſogenannteSchnigeoderSonidre eingetheilet, einen machen die Gemeinen Luzein und St. Antonien , den andern die Gemeinen Fiðris , Jenag und Surna' aus. Sonſt iſt das Hochges richt in zwey andere Gerichte oder Ståbe abgetheilet, weldje ſind , das Gericht Luzein und das Geriche Sidris oder Jenag. Zu Fidris iſt ein Sauer . brunn und ein Badwaffer , und unweit Jenas iſt auch rin Bab .

VI Das

Graubünden.

IV

649

Das Hochgericht Schierſch , gehöret

auch zum Prettigau , und iſt in 2 Gerichte eingethei. let , welche fino 1 Das Gericht Schierſch , zu welchem die Gemeinen Sdierſch und Grürd ) , lat. Crucium , gehören. Nicht weit von Grüſch , nach Mayenfeld gu , iſt die Klaus , durch welchen engen Paß der Eingang in das Thal Prettigau von dieſer Seite gar leicht geſperret werden kann. 2 Das Gericht Seewis , zu welchem die Ge. meine Geewis , Falzeina oder Valſein , lat. Val lis ſana , und fanas oder Fenas , lat. Fæntejum , gehören . Bad.

Zu Ganey oder Gany iſt ein heilſames

V Das Hochgericht Mayenfeld , gehöret zwar allen 3 Bånden , weil ſie es gemeinſchaftlich) ges fauft haben : weil aber den Einwohnern ihre vorher ſchon genoſſenen Freyheiten vorbehalten worden, ſo ge hören ſie mit zu dem Bunde der Zehngerichte , geben auch einen Podeſta über ihr Hochgericht, wenn die Drdnung an fie fommt.

Das Hochgericht beſtebet

aus zwey Theilen oder ſogenannten Schnißen. Zu dem erſten Schnis gehören : 1 ) Mayenfeld oder Meyenfeld , Maja villa , Maji Campus, Lupinum , eine freye Stadt, welche von einein Stadtvogt unb 12 Mathsberren regieret wird. Den Stadt. Bogt erwablet alle 2 Jahre der hier auf dem Sd loffe wobe nende Podefta oder Landvogt , welchen die geſammten 3 Bůnde wechſelsweiſe von 2 zu 2 Sabren hierber Febeli, und der das Blutgericht bått , auch die Geldfirafen , Cons fiſcationen und Bode hebt. In dem hieſigen Kaufhauſe werden die Kaufmannsgüter niedergelegt , welche durch St. Lucii Steig aus Deutſchland nach Italien , und ums gekehrt

650

Die Eidgenoſſenſchaft.

gekehrt geben. Stadt und Herrſchaft Mayenfelb hat ches deffen den Freyherren von Das gehöret , bon welden fie erblich an die Grafen von Zoggenburg , nach dieſer Ube gang auch erbweiſe an die Freyherren von Brandis und Grafen von Sulz gekommen , von welchen die 3 Bünde fie 150g erkauft haben. 1458 und 1718 iſt die Stadt groß tentheils abgebrannt. Es wachſet hier viel Wein , er bålt ſich aber nidir lange. 2) Die Hemeine Slåfch , lat. Faliſca oder Faliſcum , in welcher guter Weinwachs und ein heilſames Bad ift, Sonſt iſt aud in dieſer Gemeine St. Lucienſteig , Clivus St. Lucii , belegen , welches ein enger auch durch eine Schanze befeſtigter Paß ift, der aus dem Bündnerlande nach Deutſchland führet. Bon den durchgehenden Kaufmanns, und andern Gütern, wird hier im Namen ver Graubåndner ein Zoll gehoben. Ueber St. Lucienſteig, auf einem hohen und fteilen Ber : ge , liegt das Dorf Guſcha von 12 Häuſern , welcbes zu teinem Sdnig , aber doch zum Hochgericht Mayenfeld, gehöret.

2 Der zweyte Schnig , begreift die Gemeie nen Malins und Jennins, welche guten Weina . wachs , und ehebeffen , nebſt dem jebigen Hodogericht der vier Dörfer im Gotteshausbunde,die herrſchaft Aſpermont, ausgemachet Gaben .

Das perftorte

Schloß Aſpermont, hat über Jennins gelegen .. Die niedern Gerichte zu Malans und Jennins, haben die 3Bünde 1537 von Johann von Marmels gekauft. VI Das Hochgericht Belfort, beſtehet aus 2 Gerichten.

I Das Gericht Bellfort ", oder welches auch das Alvenauergeriche genennet wird , iſt in 5 Soro tes ober ( oofe abgetheilet, welche ſind 1 ) DAS

Graubünden .

651

1) Das Coos Alvenau oder Ulvonau , lat.Alvanium , Alvum noyum , Albinovum etc. weldes bon dem Dorf Alvenau , am Fluß Albula , in deffen Nachbarſchaft ein Schwefelbað ift , den Namen hat. 2). Das Loos zur Sdimitten . 3) Das Loos Cieſa oder Cieſſa, auch Chieffa. Obis ge 3 Fooſe und Gemeinen machen eine Hälfte des Belfora ter Gerichts aus. 4) Das Coos Brienz oder Brinzol, und 5 ) Das Loos Cenz oder Lantfch , machen die andere Hälfte des Gerichts aus. Hier liegt der große Hof Dagerol , auch Scolare ges nannt, wofelbft die 3 Bünde 1471 ihr ewiges Bündniß ers richtet haben. 2. Das Gericht Churwalden , iſt eine lande ſchaft unweit der Stadt Cyur , welche in lateiniſcher Sprache Vallis Corvantiana genennet wird , und die ſen Namen von den Corvantiis oder Coriantiis , Co rioväntiis , einem alten rhátiſchen Volke , haben ſoll. Sie iſt , wenn man Malir ausnimmt , ziemlich wild, bauet wenig Getraide, hat aber guten Wieſenwachs, inſonderheit auf dem Churwalder Berge. Sie ents þålt 4 Pfarren , welche von folgenden 4 Dertern den Namen haben : 1) Parpan oder Porpon , in alter Urkunden aud Partipan , ein Pfarrdorf. 2) Klofter Churwalden , Monafterium Corvatienſe, ein Pfarrdorf, in welchem ehedeſſen ein Mönchenkloſter Pråmonſtratenſerordens geweſen iſt. Die Einwohner res ben die deutſche Sprache . Den evangeliſden Gottesdienſt hiefelbft , verſiebet ein beſonderer Pfarrer , den katholiſchen aber , eia Conventual Pråmonſtratenſerordens , welcher aut den Kldſtern St. Lucii bey Chur und Roggenburg in Schwaben , hierher geſetzt wird , der feine Feyertage nur nach dem alten Calender feyers darf.

3) itas

692

chaft.

Dic Eidgenoſſenſ

3) Italir , in der Landesſprache Umblii , lat. Um bilicutu , ein großes Pfarrdorf, welches in das obere und intere abgetheilet mird . Ueber demſelben ſtoßen oben auf einem Berge die Gebiete aller 3 Bünde an einem Orte, WO 3 Orånzſteine in den Zwiſchenraum eines Ziſches ges ſetzet find , zuſammen . In der Gemeine Malir bat das Sdiloß Straßberg geſtanden , von welchem das Gericht Churwalden ebedeffen die Herrſchaft Straßberg genennet worden iſt. 4 ) Cſchiertſchen , ein Pfarrdorf. VII Das Thal und HochgerichtSchalls fik oder Schanfigg , Scanavicana vallis, durch welchics der Fluß Pleſſur rauſchet, hat deutſche Eine wohner von der evangeliſchen Kirche , und beftehet QUS 2 Gerichten .

i Das Gericht St. Peter , im Schaufik, zu welchem die Gemeinen St. Peter, Caſtic, Ma. Das kleine Dorf iaders und Peiſt , gehören. Gdjallfie, liegt auf einem hohen Felſen , über wele chem andere Felſen hangen . 2. Das Gericht langwiſen , welches eine ziemlich große , aber aus zerſtreueten Häuſern beſten hende Gemeine ausmacht , zu welchem auch die Nee benthåler Fanday und Sappůn gehåren. Die Unterthanen der Graubündner . Sie beſtehen

aus 3 Landſchaften , weldje über

20000 ſtreitbare Månner haben , und ſind : a

Das Veltlin .

§. 1. Die Landſchaft Veltlin ober Veltlein , auf lateiniſch gemeiniglich Vallis 'Tellina, liegt zwi . fchen dem Bunde des Hauſes Gottes , " ber Landſchaft Worms,

l

1

Graubünden,

653

Worms, bem Benediger Gebiet, Herzogthum Mai. land, und der Sandſchaft Clåven , iſt über 8 geographi. fche Meilen fang, und 2 bis 5 Meilen breit. g . 2. Sie iſt ein überaus fruchtbares Thal, wel. ches die 210da feiner { ånge nach durchſtrómet, alle Waldwaſſer , welche hier flieſſen , aufnimmt, und alsdenn in den Lago di Como geht.

Die Sonnen.

ſtrahlen durchdringen ſie igrer Långe nac ), und vor dem falten Nordwinde iſt ſie durd) hobe Berge ver . wahret.

In einigen Gegenden iſt ſie ſehr warm, in

anderen etwas gemäßigter , in den meiſten Nebentha. lern und auf den Bergen aber mehrentheils fühl. Nad; diefem Unterſchiede unter den Gegenten , find auch die vielen Früchte, welche ſie bringt , unterſchie. ben .

Die Ebene dieſes Thals, durch welche die Udda

fließet, und die in einigen Gegenden wohl eine Stunde breit iſt , enthält eine beluſtigende Abwechſelung der Saatfelder, Wieſen , Weinberge, und mit Kaſta nien und andern Båumen bewachſenen Unbogen : und der Boden tråget in einem Jahre zwery , drey bis viererley Früchte hinter einander.

Un den auf der

Nordſeite belegenen Bergen , ſind Weinberge, welche ben edelſten Wein des Landes geben , und über wel. chen an den meiſten Orten noch Hecker , Wieſen und gute Weiben find : und die auf der füdlichen Seite liegenden Berge, haben viele Kaſtanien . und Marren .

!

Wålder, imgleichen Saatfelder, Wieſen und Viehwei ben . Am reichſten iſt dieſe Landſchaft an vortreffli. then rothen Wein , welcher zugleich ſtark und lieblich iſt , ein ganzes Jahrhundert hindurch liegen fann, und je långer er liegt , je lieblidier und geſunder, und zugleich blaſſer wird , alſo , daß er zuleßt feine roche Farbe

654

Die Eidgenoſſenſchaft.

Farbe ganz verlierer.

Es wird eine große Menge defe

felben ausgeführet. Die Birnen und Zepfer werden an den meiſten Orten eben nicht fdimackhaft; hinge. gen hat man deſto mehrere und beſſere Pfirſiche, mor rellen , Feigen , Marronen oder Marren , Kaſtanien 1 und Melonen, auch keinen Mangel an Citronen, Mani

1

deln ', Granaten, und anderen edien Baumfrúdyren. Das Erbreich tråger zwar alle Arten des Getraides und der Hülſenfrüchte: weil aber hin und wieder in der Ebene ſumpfidhte noch nicht angebauete Gegenden vorhanden ſind , und derWeinbau hier ſtärker getriee ben wirb , als der Uderbaut , fo wird nicht fo viel Getraide gebauet , als die zahlreichen Einwoậner ndo thig haben , daher fie Zufuhr gebrauchen . Hanf wird auch gebauet. Sowohl in ben ebenen Gegena den ; ais vornehmlich auf den Höhen und an den Ber. gen , giebts ſchöne Weiben und Wieſen , doch iſt die Viehzucht nur mäßig , weil nicht Fleiß genug darauf gewendet wird . Es werden auch viele Bienen und Seidenwürmer unterhalten .

Das Wildpret hat ſehr

abgenommen , weil es zu ſtark gejaget worden .

Die

Adda ift fiſdyreich, und hat inſonderheit eine Art groß ſer , fetter und wohlſchmecfender Forellen ,welche man Trüten nennet, und davon die größten 50 bis 60 Pf. wiegen . Den Bergbau treibt man nicht, außer daß einige Eiſenbergmerke vorhanden find. 8.3. Die landſchaft hat keine Städte,aberanſehnliche Flecken ,eine gute AnzahıDörfer,und 1779hatte ſie66766 Menſchen . Die gemeineSpracheder Veltliner, iſt eine ziemlich ( dylechte italieniſche Mundart. Heutiges Tages iſt hier feine andere , als die rómiſchkatholiſche gottes . dienſtlichellebung im Gange ;vor 1620waren auch einige refor

Graubünden.

655

reformirte Gemeinen , Kirchen und Schulen vorhanden , im gedachten Jahr aber ermordeten die römiſchkatho. liſden Veltliner alle evangeliſche Einwohner . Die Geiſtlichen ſtehen unter dem Biſchof von Como. 8: 4. Das Veltlin iſt vor Ulters ſowohl , als die Grafſchaften Worms und Cleven , durch kaiſerliche Schenkung an das Bisthum Chur gekommen , dem . ſelben aber bald durch die von Como ,, bald durch die Herren der Stadt und des Landes Mayland entzogen . Zwar ſchenkte dieſe Sande, Maſtin , Herzogs Barna. bas Viſcomti von Mailand Sohn, dem fie in der Erbtheilung angewieſen waren , dem Bischum Chur wieder , es fonnte aber daſſelbe damals zu derſelben Beſie nicht gelangen , weil ſich der Herzog von Mais land dagegen regte. 1486 und 87 fuchten die 3 Bünde folche Sande zu erobern , ließen ſich aber dadurch befries digen , daß ihnen der Herzog von Mailand das Hoch. gericht Puſclav abtras , und noch dazu 1400 Gulden gab. 1512 führten der Biſchof zu Cþur und die 3 Binde ihre alten Rechte auf Veltlin , Cleven und Worms mit gewaffneter Hand glücklich aus, und nahmen von denſelben die Huldigung ein.

Es wurde zwar 1514

zwiſchen dem Biſchof und den 3 Bünden ein Vertrag dahin errichtet , daß jener allemal den vierten Landes . hauptmann über das Velilin und die andern 2 lande feßen folle : weil er aber 1525 und in der folgenden Zeit zu dem Kriege , welchen die 3 Bünde zur Be. hauptung dieſer 3 lande mit Johann Jacob von Me. dices , Caftellan zu Müs , geführet batten , weder Mannſchaft noch Geld bengetragen hatte ; haben die 3 Bünde ihm folches Recht nicht mehr zugeſtehen wol. len .

Er trat auch 1530 des Bisthums Recht an den Sand.

656

Die Eidgenoſſenſchaft.

landſchaften Veltlin , Cleven und Worms an die 3 Binde völlig und auf ewig unter der Bedingung ab , daß dem jedesmaligen Biſchofe zu Chur alle a Jahre aus dem Zolle zu Cleven 573 Fl. 24 Kr, ente richtet würden, welches noch beutiges Tages geſchieher. 1620 fündigten die Einwohner der Landſchaften Velt. lin und Worms den 3 Bünden den Gehorſam auf, ermordeten alle evangeliſche Einwohner , und errichten ten eine eigene Regierung. Hierauf wurden die lande Veltlin , Cleven und Worms der Schauplak lang. wieriger Kriegesunruhen , und die 3 Bünde tamen erft 1637 wieder zum ruhigen Befike derſelben. S.5. Das Haupt der Beamten, welche diez Bünde alle a Japre dieſem Lande vorfeßen, iſt der Landess hauptmann , welcher ſeinen Sie zu Sonders , und mit gemiſſer Einſchränkung das Präventionsrecht im ganzen Thal hat.

Der Vicari (Vicario ) erkennet

über alle peinliche Sachen des ganzen Landes, und im mittlern Theile deffelben auch über bürgerliche Hån. del , wenn man ſich an ihn von dem Landeshauptmann mendet. Er wohnet auch zu Sonders , und erwiſe let ſich aus 3 ihm von dem (ande vorgeſchlagenen Pere fonen , einen ſogenannten Affeffor, deſſen Rachs und Von den übrigen Beyſtandes er fich bedienet. Beamten , welche Podeftaten genennet werben , und deren jeder in ſeinem Gebiet, ſo wie der Landeshaupta mann und Vicari in dem mittlern Theile des Landes, die hohe Obrigkeit vorſtellet , þålt ſich einer zu Tiran , einer zu Morben , einer zu Trabona , und einer ju Tell auf. Ale 2 Jahre werden aus jedem Bunde 5 Perſonen , nebſt 2 Schreibern und einem Bundesbee bienten , abgeordnet, um die Klagen und Beſchwerden ber

Graubünden .

657

der Unterthanen wider die über fie gefeßten Amtleute, anzuhören , und ihnen Recht zu verſchaffen . Dieſen Ausfduß nennet man die Syndicatorey , und an dieſelben gehen auch die Appellationen . Wenn das Urtheil der Beamten nicht durch die Syndicatorey bee ſtåtiget 1D , ſo kann man fich in dieſem Fall an den allgemeinen Bundestag der Graubündner , und mit Bewilligung deſſelben auch nach niedergelegten 3000 Gulden , fogar an die Gemeinen der 3 Bünde wenden . Ueberhaupt haben die Veltliner uno Olevener befon . Dere Frenkeiten, auch gewiſſe von den 3 Bünden ihnen zugeſtandene Gefeße oder Statuten , nach welchen ſie allein gerichtet werden können. Es müſſen ihnen zu dem Umt eines Vicari alle

Jahre von den 3 Bůne

den , nach der Abtheilung der Hochgerichte; 3 Graue bündner vorgeſchlagen werden , aus welchen ſie ſich einen erwählen.

Sie haben aud) das Recht, ſich eis

nen Thalkanzler und Thalratų aus ſich ſelbſt und ein . ' gebohrnen Veltlinern zu erwählen , welche vornehm . lidh ihre ökonomiſchen Sachen beſorgen. Sie ver . wahren auch das Archiv ihres Thals. Die Briefe , welche an den Thalrath, oder an das Thal felbſt, über dergleichen Sachen geſchrieben werden , empfängt der Thalfanzler. 9.6 . Es wird dieſes Thal in ben obern , mittlern und untern Theil , oder in ſogenannte Terzier , una

werden wieder in Squadren abgetheilet. dieſe I Der obere Theil , beſtehet aus 11 Gemeinen .

Terzero di ſopra,

Dieſe ſind

I Die Gemeine Tiran , zu welcher gehören 4 16.5 a .

i )Ti

658

Die Eidgenoſſenſchaft.

1 ) Tiran , Tirano , auch Villavia genannt , der Hauptort dieſes Theils , in welchem ein Podeftat feinen Šif hat. Er liegt an der Udda , und iſt ein großer und poltreicher Fleden , welcher etwas Handlung treibt. Ehes deffen iſt er bemauert, und mit einem feſten Schloß vers fehen geweſen . Er hat ein Kapucinerkloſter . 2) 21 la Madonna , eine práctige Kirde jenſeits der Moda , gegen Tiran über. Sie iſt von weißen Marmor erbauet , und mit vielen Zierrathen berſeben , welche noch immer zunehmen , weil fie große Einfünfte hat, und ftarfe Wallfahrten dahin geſcheben. 3) Cologna , und andere Dörfer. 2 Die Gemeine Sondal , zu welcher die Dörs fer Sondal oder Sondalo , Frontale, Boladore , und andere gehören . 3 Die Gemeine Groß , welche benannt wird von dem Dorfe Groß oder Groſio ,woſelbft eine Probſter ift , und ehedeſſen 2 Schlöſſer , Namens Groſſio und St. Fauſtino, geſtanden haben , welche 5526 geſchleift worden. 4 Die Gemeine Groſſut oder Groferro, wel. che das große Pfarrborf dieſes Namens , uno 4 kleine Nachbarſchaften begreift. Ehedeffen war in derſelben ein Schloß , Namens Venoſta. 5 Die Gemeine Werf oder Vervio . 6. Die Gemeine Mas oder Ma330 , beſteht aus dem Dorf dieſes Namens , in welchem ein Col. legiatſtift iſt , welches unter einem Erzpriefter ſteht. Es iſt ehedeffen mit Mauern und Thürmen umgeben geweſen ,und hat auch 3 Schlöſſer gehabt. Bey dem . ſelben haben die Raiſerlichen 1635 von den Franzoſen und Bündnern , unter Anführung des Herzogs von Roban , eine barte Niederlage erlitten,

· 7 Die

659

Graubünden.

!

1

7 Die Gemeine Covo . 8 Die Gemeine Luer oder Luero , in welcher ein Auguftinerkloſter ift. : 9 Die Gemeine Serno oder Sernio . io Die Gemeine Villa und Srazjona, welche

in 5 Cantone abgetheilet iſt. 11 Die Gemeine Bianzono , welche aus den Dörfern Bianzono , beſtehet.

Baratta

und

Placada

Anmerkung. Swiſchen dem obern und mittlern Ebell des Lbals, iſt die Tellergemeine, welche zu feinem Lerzier gröret. Sie if in 36 Contrade oder Nachbarſchaften abgetheilet. In dem Hauptflecken Tell oder Teglio , lat. Tilium , Tullum , welcher auf einer anmuthigen Böhe ltegt, bat ein Podeſiat ſeinen Str. Bon Bleſem Det ſoll das Beltlin feinen nainen baben . Ebebeffen ift bier ein feſtes Golob getdeſen.

II Dermittlere Theil, Terzero di Mezzo, hat 18 Gemeinen . i Die Gemeine Sonders.

Sie hat ihren

Namen von Sonders oder Sondrio, dem Haupt flecken dieſes Theils , und des ganzen Veltlins, der an dem Waldwaſſer Maler liegt, welches ſich unterhalb deſſelben in die Udda ergießet. Die hieſige Gegend iſt ſchon , und der Flecken hat manche gute Gebåude, inſonderheit aber eine ſchöneKirche. Hier haben der Sandeshauptmann und der Vicari ihren Sie.

Ueber

demſelben hat ehebeffen ein feſtes Schloß geftanden welches 1639 geſchleift worden . Es iſt auch kiefelbſt das Frauenkloſter Benedictinerordens St. Lorenzo belegen. 2 Das Malenterthal', Hat von dem Waflet Malenga den Namen , welches ſich mit dem Waffer Maler vereiniget.

Es iſt in 6 Squadren eingethei. let,

660

Die Eidgenoſſenſchaft.

Set, welche heißen , alla Torre, Campo, Chieſa , woſelbſt Tajpogio und Lanzada .

.3 Die

.

Gemeine Chiuro , deren Hauptort das

Pfarrdorf Chiuro, får.Clurium , ift, woſelbſt elea mals ein Thurm und Schloß geweſen, fo 1512 von den Zu dieſer Gemeine Graubündnern zerſtörét worden . gehören das Aringerrhal , ein Theil des Thals jalgina, Ober - Caſiion , und andere Derter . 4 Die Gemeine Ponte, beſtehet aus dem Fles den ponte, ehemals Ponto ,welder einer der großen ſten und ſchönſten in Weltlin iſt , ein Stift für einen Probſt und 16 Chorherren , und eine ehemalige Jeſui terkirche hat , auch iſt nicht weit davon die ſchöne Kira the la Madorina bi Campagna genannt.

Ehemals

" waren hier 3 Schlöſſer , es iſt auch Ponte ehebeſſen ber Hauptort der gibelliniſchen Factionen in dieſem Rande gerefeito 5 Die Gemeine Treſivio ober. Trevifio . 6 Die Gemeine Montagna. 7 Die Gemeine Colda. 8 Die Gemeine Caſtion, welche in 4 Quadren abgetheilet iſt, welche fino Caſtion oder Unter : Cas ſtion , Andeveni, Griſona und Soverno . Es

wächſet in dieſer Gemeine einer der beſten , lieblichſten und dauerhafteſten Weine des Veltlins. 9 Die Gemeine Poſtaleſio . 10 Die Gemeine Berbenno , zu welcher ber Flecken Berbenno und 9 ffeine Nachbarſchaften

gehören. 11 Die Gemeine Buffetto

12 Die

1 Graubündelt.

661

12 Die Gemeine Piateda , nebſt dem Thal Ambria .

13. Die Gemeine fando , Saido . 14. Die Gemeine Albofagia . 15 Die Gemeine Cajolo . 16 Die Gemeinde Ciðraſco . 17 DieGemeine Fuſine , du welcher auch das Thal 11adre gehöret. 18 Die Gemeine Colorina, III Der untere Theil, Terzero di ſotto iſt'in, a Squadre abgetheilet. 1 Squadra di Morbegno, von 12 Gemeinen .

1) Die Gemeine Morben , zu welcher gehören (1) Morben , Morbegno, ein großer Fleden am , Flufte Bitto , welcher unweit davon ſich in die Udda er : gießet. Es hathier ein Podeftat reinen Siß , und wohnet , in dem ſogenannten Palaſt, auch if hiefelbft ein Stift von einem Erzprieſter und 15 zum bieſigen Aufenthalte dere 1 Pflichteten Chorherren, ein Mannskloſter, ein Frauenklos ſter , und unweit des Fledens noch ein MannsHofter. Penfeite des Fluſſes Bitto liegen die Vorflecken oder Vors ftådte Borgo Salvo und riova Mirandola . Dieſer Dkt iſt ehedeffen mit Mauern umgeben geweſen , hat audy ein. Seloß gehabt, welches 1521 geſchleiffet worden. 1634 hat er beträchtlichen Brandſchaden erlitten . 1635 iſt in dieſer Gegend ein hartes Treffen zwiſchen den katſerfis chen und franzöſiſchen Voltern zum Nachtheil der erften , vorgefallen . ( 2 ) Drer kleine Nachbarfebaften .

2) Die Gemeine furcula oder Forcula. 3 ) Die Gemeine Talamona. Der Flecken diefes Namens iſt von ziemlicher Größe. 4 ) Die Bemeine Bema uno Tayoa. t 3

5 ) Die

Die Eidgenoſſenſchaft.

662

5 ). Die Gemeine Albaredo im Bitterthal, oder Val del Bitro. 6 ) Die Gemeine Gerola. 7) Die Gemeine Pedeſina. 8) Die ChemeineRaſura. Das Pfarrdorf Cos 9) Die Gemeine Coſio

flo iſt der älteſte Ort im untern Veltlin , und ehedelo ſen als der Hauptort deſſelben , der Sig des Podeſtat geweſen .

Evedeſſen þat über demſelben auf einem

hohen Hügel ein Schlos geſtanden , 10 ) Die Gemeiite Rogolo . II ) Die Gemeine Delebio . Der großeFles đen Delebio , lat. Dalebium , auch Alebium ,be

Nicht weit davon ſtebet dus jerſtreueten Häuſern. ſteht ut. I. Frauen oder St. Dominica Kapelle auf der

gewonnen hat.

臺 露 受意竞愛拿 臺

Wahlſtatt, wofelbft Herzog Philipp Maria von Mais land 1432 und 34 den Venetianern eine Sdylacht abe Sonſt iſt auch in dieſer Gemeine die

Abtey #qua fredda . 12) Die Gemeine Pianredo, lat. Plantedium . In derſelben war ehemals an dem Ort, wo die Kirs che St. Ugatha ſtehet, der ſogenannte Burgus St. Aga. thæ oder Franconis, auch fou hier die Stadt Voltu rena geftanden haben .

* Squadra ci Trahona , von 11 Gemeinen . 1) Die Gemeine Trahona.

In dem wohl.

gebaueten Fleden Trahona, hat ein Podeſtat fels men

Siß . 2 ) Die Gemeine Bul , lat. Bulium , in wela

cher ein edler füßer Wein wadhfer.

Graubünden .

663

3 ) Die Gemeine Arbenn, in welcher die Son nenhiße des Sommers überaus groß ift , daher ſie auch von Ardere , brennen , den Namen haben foll. 4 ). Tie Hemeine Dazio oder Dario . 5 ) Die Gemeine Clivio , auch Trchiw ge . nannt. Indem Flecken Clivio, falten ſich ſogenannta

Griechen auf , deren Vorfahren aus Griechenland reyn ſollen, und vermuthlich zur Zeit des Erardrats hieher gefommen ſind. 6 ) Die Gemeine Mello, zu welcher außer dem Pfarrdorf dieſes Namens , woſelbſt gleichfalls Price chen ſind, auch das Maſinerthal getiret , in wel dhem hinter dem warmes Bad iſt.

Dorf St. Martino ein gutes

7) Die Gemeine Cergun , lat. Cercunum . 8) Die Gemeine Cin, lat. Cinom oder Scinum , 9) Die Gemeine Campovico.

Das Pfarre

dorf dieſes Namens iſt ehedeſſen in großem Anſehen geweſen. Am Ende des niten Jahrhunderts roll in dieſer Gegend zwiſchen den Mailändern und Chumern ein grezes Treffen vorgefallen ſeyn. 10) Die Gemeine Mancello . Benm Dorf Mantello , iſt ein wichtiger Paß über die Adda , ben welchem ehedeſſen eine Schanze geſtanden hat, die 1639 gefchleift worden . 11) Die Gemeine Dubin, in welcher die Graue bündner 1525 kaiſerliche Völker geſchlagen haben .

b . Die Landſchaft Worms. f. 1. Sie iſt von den Gotteshausbunde , der gen fürſteten Grafſchaft Tyrol , dem Venedigergebiet, unb Veltlin umgeben ,

10 Stunden long, und faſt ebenſo breit,

664

Die Eidgenoſſenſchaft.

breit , und rings umher von hohen', ſteilen und faft . immer' mit Schnee bedeckten Gebirgen eingeſchloffen , auch guten Theils mit eben ſolchen Bergen angefüllet. Die engen Påſe , welche ins Etſchland ,Münſterthal und Engadin führen, ſind wegen des häufigen Schnees nicht das ganze Jahr durch wandelbar. Ins Veltlin führet ein enger Weg , der zwar beſtåndig gangbar, oder doch ſeiner Abſchüßigkeit wegen im Notfallleicht zu beſchüßen iſt. S. 2. Die Luft iſt zwar mehr kalt, als warm, aber rein und geſund. Wein wächſet hier nicht, Obſt we. nig, aber mehr Getraide , als die Einwohner verzeko ren , und die Weiden ſind ſo gut , daß die Einwohner wohl 6 bis 7000 Kühe , aud) viele Schafe und Ziegen galten. Die Bienenzucht giebt ſehr lieblichen Honig. Eiſenerz iſt Gåufig vorhanden , andere Metalle und Mineralien ſind nicht beträchtlich. Die adoa hat hier ifren Urſprung , theils aus einem Waſſer , wel. ches im Thal Freel oder Frayle von einem Felfen her. abfällt, auf welchem unweit davon ein See ift, theils aus unterſchiedenen von den Bergen herabfließenden Bachen . Von hier gehet fie in das Veltlin . 8. 3. Die Einwohner machen ungefähr 14000 Perſonen aus. Sie ſind römiſchkatholiſch , und das ganje {and geboret zu dem Kirchſprengel des Biſchofs von Como. S.5.4.

Man nennet dieſe landſchaft gemeiniglich

eine Grafſchaft: ich finde aber nicht , daß ſie vor Lin ters eigene Grafen zu Landesherren gehabt habe. Ihre Geſchichte habe ich vorhin in der Geſchichte des Velt. lins mit erzähler. Die Graubündner regieren dieſelbe burd, einen Pedeſtat.

Es haben aber die Einwohner viele

Graubünden .

665

biele Vorrechte und Frenheiten. Sie müſſen nach ihrem eigenen Janbrechte gerichtet werden , doch gehen die Appellationen an die 3 Bünde. Alle 4 Monate erwählen ſie aus ſich ſelbſt durchs ſoos 2 Officiale oder Håupter, 16 Rathsherren und 13 Rechtsſpredjer, wel . che über bürgerliche und peinliche Sachen urtheilen, jedoch mit Wiſſen , Willen , Zuthun und unter dem Vorſiße des Podeſtat, der ſeinen eigenen Kanzler, umb einen von den zwey Sdlüffeln zu allen Acten hat. 8. 5. Die ganze Landſchaft macht nur 5 Gemeinen

oder Nachbarſchaften aus , welche ſind 1 Die Gemeine Worms, ju welcher gehören 1) Worms , Bormio , fat. Borinium , der Hauptfle : den des ganzen Landes , welches auch von demſelben den Namen hat. Er liegt am Bache Fragolf, welcher unweit babon in die Udda gehet. Hier hat der Pabeſtat ſeinen Sig , auch iſt hier ein Ersprieſter nebſt jo borherren ,und einem ehemaligen Seſuitercollegio. Das ehemalige feſte Schloß, ift 1639 geſchleift wurden . 1503 brannte der Fles den großtentheils ab.

* 2 ) Die Dörfer Piazza , ( Piatta ) Oga und Sumaros go oder Fumaroco. 3) Das Forbenthal , Val Forba , durdy Es iſt das volk. welches der Bach Fradolfo fließet. reichſte Thal in dieſer {andſchaft.

Uus demſelben gee

hen 4 Påſe, nämlich einer über das Gebirge in das Merterthal, welches unter Glurenz in das Etſchthal führet, der andere in Bal de Sol in Tyrol, der dritte in ValSardia , und der vierte in Val Camoniga, bevde im Venedigergebiet , ſie gehen aber alle über rauhe Straßen, welche im Winter nicht gangbar ſind. Sonſt find in dieſem Thal belegen , dje Pfarrkirche Er.

!

666

Die Eidgenoſſenſchaft.

St. 57icolao , imgleichen St. Antonio,Tregua , St. Gortardo , St. Rocho und Maglia Vacs da , ( das iſt, friß die Kruh , meil in daſigen rauhen Gebirgen die Kühe rich manchmal zu Tode ſtürzen ,) woſelbſt die Kirche St. Catharina ſteget, 3 Das innere Thal , zu welchem 2 Pfarren geo Hören .

1) Die Pfarre St. Gallo , in welche auch Primay oder Premalio , Terriplan oder Taros

plan , und Molina ', eingepfarret ſind ; auch iſt darinn das berühmte Worinſer , oder St. Mars tins Bad ,gelegen , welches von Natur beiß iſt, und ben welchem 163 : die Kaiſerlichen und Spanier , von den Franzoſen und Graubünynern geſchlagen wurden . 2) Die Pfarre Pede : 108 , zu welcher das Dorf Pes denos , lat. l'es nucis, Jolaccia ,Samogo, und das Thal Freel , lat . Vailis fera oder ferrea , gende ren . Im lekten giebts gute Eienerzgruben und Schmelzhütten , und ju benfelben gehöret die Ebene Campo de luco ,' in welcher man viclerley eiſerne und metallene Waffen , und Menſchenknochen gefun den hat, welche die Muthmaßung veranlaſſen , daß hier im alten Zeiten eine Schlacht vorgefallen ſey. Es ſind auch in dem Freithal 1635 die Kaiſerlichen von den Franzoſen und Graubündnern geſchlagen worden . 4 Das. untere Thal .

In der Pfarre Capina

( Efchapina) iſt das Dorf St. Britio , wofelbft rich das Gebirge dergeſtalt zuſammenziehet , daß zwiſchen ben benderſeits fich erhehenden Spißen , die 2dba. in der Tiefe einen engen Ausgang aus dem Wormſer Gebiet in das Veltlin hat , auf deren linken Seite Die Landſtraße durch des Berges abhängige Seiten fümmerlich geleitet worden. In dieſer engen Geo gend ,

Graubünden .

667

gend , welche auch Serra oder Seraglio genennet wird , iſt ehedeſſen eine Landwehre mit einer feſten Mauer , die von einem Berge zu dem andern geleitet war , und einem Tyurm, geweſen . 5 Das Luvinerthal, enthält keine eigentliche Dörfer , fondern nur zerſtreuete Håuſer , deren über 150 ſind , und þat außer der Pfarrkirche noch 3 andere In demſelben ſind 1635 die Kaiſerlichen Kirchen. von den worden ,

Franzoſen

c

und Graubündnern geſchlagen

Die Landſchaft Cleven .

$. 1. Die Grafſchaft Cleven oder Clåvent, iſt von dem grauen Bunde , Gotteshausbunde, Veltlin und mailändiſden Gebiet Como umgeben , 9 bis 8 Stunden lang , und 6 Stunden breit. 5.a. Sie liegt zwiſchen hohen und rauhen Bers gen , und hat einige große Thåler. Die Hiße iſt im Sommer bisweilen ſehr groß , und der Mittagswind führet aus dem Comerſee ungeſunde Dünſte herzu . Sowohl die Berge als Thåler , das St. Jacobsthal ausgenommen , find allenthalben bewohnet, 'und ber größte Theil des Landes iſt fruchtbar, inſonderheit an allerlen Obſt , guten Kaſtanien und Marren , Bein und Weide , hingegen hat man nicht hinlänglich Geo traide. Von dem hier gebaueten Wein, wird ein Theil ausgeführet. Die Einwohner haben auch viel Vich übrig , welches fie außerhalb Xandes verkaufen. Der Seidenbau iſt ſchon ziemlich beträchtlich. Die ſogee nannten Lavezzi (Lebetes) oder aus Skin gedreheten Küchengeſchirre, ſchicken die Einwohner des Gerichts Plurs durch ganz Italien.

Die vornehmſten Flüffe find

668

Die Eidgenoſſenſchaft.

find die Mairá oder XIIerauno Lira ; die lekte verei niger ſich mit jener , welche fich in den Theil des cos mierſees ergießet, welcher zu dieſer Landſchaft gehöret, und der Clevnerſee, Lago oder Laghetto di Chias venna , genennet wird. Die Flüſſe geben gute Fiſche. $ . 3. Die Einwohner ſind der römiſchkatholiſchen Kirche zugechan , und die Landſchaft gehöret zu dem Kirchſprengel des Biſchofs zu Como. Außer den vorhin angeführten Nahrungsmitteln , haben die Ein . wohner auch von dem ſtarfen Paſſe '; welcher durch dieſe Landſchaft aus Deutſchland nach Italien , und 1 umgekehrt geket, viele Nahrung , indem ſie die Kauf. mannsgüter auf Saumroffen hin und her führen . g . 5. Man nennet dieſe Landſchaft gemeiniglich eine Grafſchaft, ich finde aber nicht, daß ſie vor al ters eigene Grafen zulandesherren gehabt habe. Jure Schickſal habe ich oben in der Geſchichte des Velta fins mit berühret. Das Land iſt in 2 Gerichtsſtäbe abgetheilet, deren jeder einen von den 3 Bünden auf 2. Fatre verordneten #mtmann oder Vogt hat , von denen der von Cleven , Commiſſari, und der von Plurs , Podeſta genennet wird . Dieſe verwalten die Regierung und Gerichtsbarkeit in allen birgerli. chen und peinlichen Sachen , jedoch nach des Landes eigenen Sagungen und Statuten , welches ſie eidlich verſpredjen müſſen.

Seit 1639 ernennet der Gerichts .

ſtab von Eleven bey jedesmaliger Veränderung der 2 mtsverwaltung, 3 feiner Rechtsgelehrten , aus wel , dien der Commiſſari einen erwählet, damit er ihm in vorfallenden peinlichen Sachen Beſtand leiſte. In ten bürgerlichen Rechtsſachen , iſt der Commiſſari der Judex

Sraubünden ;

669

Judex prima inſtantide, von dieſem gehet die Uppella tion an die ſogenannten Syndicatoren , welche die Graubündner als hohe Sandesobrigkeit alle 2 Jahre hieher ſenden , und von dieſen endlich an die 3 Bünde felbſt.

Es pflegen aber dergleichen Streitigkeiten ge

meiniglich verſtändigen Leuten übergeben zu werden , von deren Entſcheidung

feine Appellation ſtatt fin.

det. Alles dieſes gilt auch ron dem Gerichtsſtabe von Plurs. S. 5. Ich beſchreibe nun einen jeden Gerichtsſtab inſonderheit, und genauer.

I Der Berichtsſtab von Cleven , iſt in drey Theile abgetheilet , welche find 1 Der Flecken Cleven und feitie Nachbarſchaften , welche zuſammen eine Gemeine ausmachen. 1 ) Cleven boer Cliven , lat. Clavenna , in der hieſigen italieniſchea Landesſprache Chiavenna , der Hauptflecten der ganzen fanofchaft , liegt an der Maira , iſt ziemlich groß und wohlgebauet , hat and ehedefien Mauern und Thürme, und auf einem in 2 Theile zerſpaltenen Felſen , 3 Schloffer gehabt, welie geſaminte Befeſtigungswerke 1526 von ben Graubindnern gefchleift worden . Er iſt der Siz deb Commiffari. Außer der Haupt- und Collegiat: Kirche zu !. forenz, find theils in , rheile bey denſelben noch 5 Kirchen, ein Mannss und ein Frauen Kloſter. In dem großen Kaufhauſe, werden die durchgehenden Raafe mannegåter niedergeleget, und von hier aus durch Saums roffe weiter gebracht. Am Fuß der Berge, welche den Fleden umgeben , ſind, ſo trie an andern Orten dieſer Lands ſchaft, natürliche Gruften oder Keller , in welchen die Eins wobner ihren vielcu und guten Dria verwahren. 2) Die Nadbalſchaften ( 1 ) Crotti unb mitaina , ( 2 ) Dragonera unb piedemonte , ( 3) Pianazuola , und (4) Bette. Die 2 erſten haben zuſammen eine , von den Abrigen aber eine jede eine beſondere Kirde.

2 Fold

670

Die Eidgenoſſenſchaft.

2 Folgende dußere Gemeiner . 1) Die Gemeine Mieje , woſelbſt ſich die Flüffe Maira und Lira vereinigen. 2) Die Gemeine Gordona, die in 4 Quartiere 1 eingetheilet iſt , welche fino Vienarola mit Colores

Im leke 00, Cimavilla , Ponte und Scoglio. ten iſt die Pfarrkirde der ganzen Gemeine, ſonſt aber Es gehöret hat auch ein jedes Quartier eine Kirche. auch noch die Nachbarſchaft Bodengo zu dieſer Ges meine , dahin ſich die Einwohner der Gemeine des Sommers begeben , um der afsdenn an den übrigen Drten gewöhnlichen ſchlimmen Luft , welche Fieber verurſachet , auszuweichen. 3) Die Gemeine Samolico . 4) Die Gemeine Prada und Tovate.

Ebe.

mals ſind hier die Schldſſer Codera und Mezzola ge. weſen . Sie treibet auf dem Comerſee einen ſtarken Handel mit Holz und gebrannten Kalk . 3 Das Thal St. Jakobioder St. Giacoino, welches ſchon von den Herzogen von Mailand viele Frenheiten erhalten hat, die von der graubündneriſchen Republik nicht nur beſtätiget, ſondern auch vermehret worden , weil die Einwohner deſſelben in der Krieges , unruhe von 1620 bis 1639 beſondere Treue erwieſen Die peinliche Gerichtsbarkeit verwaltet zwar Haben . bet graubündneriſche Commiſſari von Cleven , jedoch mit Zuziehung der Benfiger aus dem Thal Campodol. 8

cino , und auf dortigem Gerichtshauſe. In bürger. lichen Geſchäfften hat der Commiſſari nichts zu fpre. chen , fondern über dieſelben wird erſt von dem 2m . mann oder Meneſtrale und ſeinem Statthalter geſpro. den , von demſelben gehet die Appellation an die 12 Dorf.

Graubünden.

671

Dorfvogte (Confuli) des Thals , und hierauf an die graubündneriſchen Syndicatgeſard:en . Das Sand. volk erwählet alle 2 Jahre den Ammann oder Mene. ſtrale, ſeinen Starthalter und Rathe. Das Thal þat auch ſeine eigenen Civilgeſeke , welche von den übrigen Geſeßen der Landfchaft Cleven unterſchieden { ind. Sonſt wädyſet in dieſem Tal meder Wein noch Obſt , und die Einwohner erhalten ſich nur fümmer . lich von der Viehzucht, können fich aber dagegen ihrer vorhin beſchriebenen Frenheiten getroffen. Der Durcha fließende Fluß Lira , wird auch auf deutſch St. Ia. cobs Thalwaſſer genennet. Das Chal iſt in 3 ſoge. > nannte Terzier eingetheilet.

1)

Zu dem

erſten gehören

(1) Die Gemeine Madeſimo oder adeſen , ehemals Traveſende', in welder ein mineraliſches Waſſer iſt . (2) Die Hemeine Pianacio.

(3 ) Die Gemeine Iſola , zu welcher Iſola, Steſé und Stasdeja geboren. 2 ) Zu dem zweyten gehören (1 ) Die HemeineCampodolcino oder Camps dulcin, auch Campolſchin, lat. Campus dulcinus , welche zur Bequemiichkeit derer , fo über den Splús gerberg, durch den ſogenannten Cardinello ( einen durch Klippen und Felfen gehauenen fchlungenförmi. gen Weg , welcher vielen Leuten Schwindel erreget ,) reiſen , mit vielen Wirthshäuſern verſehen iſt. Von der Kirche dieſes Dorfs , wird auch wohl das ganze Thal Valle diS. Giaconio di Campo Dolcino genannt. Sonſt ſollen hier noch Ueberbleibfel des shemaligen Soloſſes Fraziſch ſeyn.

( 2) Die

1

672

Die Eidgenoſſenſchaft.

( ) Die Gemeine Starlegia . (3) Die Gemeine Fraciſcio . 3) Zu dem dritten gehören ( 1) Die Gemeine St. Giacomo. ( 3) Die Gemeine liggia .

( 3) Die Gemeine der Berge Trinita, St. Ber , nardo , Olmo und Albareda. II Der Gerichtsſtab von Plurs, oder Piuri, Piuro , bat den Namen von dem ehemaligen Stecken Plurs , welcher an beyden Seiten der Maira , etpa i Stunde über Eleven , geſtanden bat. Er war an ſtatt des durch eine Waſſerfluth verwüſteten Dorfs Belfort angelegt worden , hatte 125 Feuerſtellen , ſchon ne Gebåude und Kirchen , ein Haus für den grau. bündneriſchen Podeſta , und eine gewölbte ſteinerne Bruce über die Maira. Gegen Mittag umgab ihn ber waſſerreiche und faule Berg Cont oder Conto, von welchem am vierten des Herbſtmonats 1618 , gegen Abend, ein großes Stüc fid) plóßlich ablofete, und mit fürchterlichem Krachen ,wie eiu Blik , ſowohl über den Flecken Plurs , als das nahe dabey belegene Dorf Sdziland oder Chitan von 75 Feuerſtelten , berfiel, und beyde Derter dergeſtalt beheckte und verſchüttete, daß keine Spur davon übrig blieb , auch zu Schilano 930 , und zu Plurs 1500 , und alſo 2430 Menſchen umfamen , auch nur 3 Perſonen, welche damals außer bem Flecken waren, beym Leben blieben . Der Schutt des umgeſtürzten Berges verſtopfte zwar eine Zeit. lang den Fluß Maira ,, endlich aber bekam das Waſ. fer wieder einen Abfluß.

Der Handel, welcher vor.

hin zu Plurs getrieben wurde, zog ſich hierauf. nach

+

Graubünden : Cleben .

673

Das Amt oder die Podeſtaberia von Plurs

wird in 2 Gemeinen abgetheilet, welche find

>

1 Die Gemeine von Plurs , in welcher 1) Die Pfarre Proſto. 2) Die Pfarre Aurogo , welche mit 3 ) Der Pfarre St.Croce zugleich einen Prediger hat. In dem Pfarrdorfe St. Croce, hat der Podeſta ſeinWohna and Ridythaus, hålt ſich aber mehrentheils zu Cleven auf, und wird auch immer Podeſta von Plurs genennet. 4 ) Die Pfarre Savogno. 5) Die Pfarre Pongalia oder St. Abundio. 2 Die Gemeine von Villa , in welcher die Pfarre Villa , oder Pontella oder Ponrelien iſt. Es mådhſec in derſelben ein leichter und geſunder Wein.

Die Freiherrſchaft Haldenſtein. Sie lieget eine halbe Stunde unter der Stadt Chur am Rhein , und am Fuß des Berges Calanda, und wird von dem Pfarrdorf baldenſtein benennet, in welchem ein Pallaft, und ein 1761 zum Beſten der ſtudirenden Jugend , mit Bewilligung der Obrigkeit aller 3 Bünde , von Martin Planta und Joh. Per. Neſemann errichtetes Seminarium , über dem Dorf aber auf einem Felfen ein kleines Schloß gleiches Na. mens iſt , über dieſem aber þat das Schloß Grote tenſtein oder Krottenſtein , und noch höher hinauf das Schloß Lichtenſtein geſtanden. Außer gedach tem Durf gehören noch die Nachbarſchaft Pattånia , ehemals Sewils genannt , und einige Häuſer und Güter auf dem Berge Solak, zu dieſer Freyherrſchaft. Sie iſt ganz frey und unabhångig, geboret zu keinem ber 3 Bünde , hat auch mit der Regierung derſelben nichts zu thun, ſtehet aber unter derſelben Schuk. ใน IÁr 416.5 .

674

Die Eidgenoſſenſchaft.

fhr Befißer und Herr hat alſo alle Gewalt, hohe und niedere Gerichte , große und kleine Zehenden , den Kirchenſaß , und das Recht, Reichsmúnje zu prägen . Er ernennet einen Vogt aus dreyen ihm von ſeinen Unterthanen vorgeſchlagenen Perſonen , und låſſet ihn mit 10 Richtern über alle bürgerliche Sachen richten, die Appellation aber gehet an den Freyherrn . In Ehe Håndeln pflegen einige Benfiker aus Chur, und in pemlidien Fallen fordohl gewiſſe Benſißer aus Chur, als aus den benachbarten Dörfern Untervak und Trim. mis , genommen zu werden . das Begnadigungsrecht.

Der Frenherr hat auch Die ganze Freyherrſchaft

iſt ſeit 1616 evangeliſcher Religion.

Nach Abgang

der alten Freyherren von Haldenſtein und Lichtenſtein , iſt ſie in mancherlen Hände gekommen.

Gregorius

Karl von Hohenbalken, welcher ſie 1598 beſaß, wirkte damals den Schuß der 3 Bünde für dieſe Frenherr: fchaft aus , welche ſich aber verpflichtete, daß fie bey erforderlichen Landausſchüſſen , aud) ihren Antheil an Mannſchaft ſtellen wolle.

Seine Erben verkauften

fie 1608 an Thomas von Schauenſtein genannt von Ehrenfels , welcher vom Kaiſer Matthias 1612 den Freyherrnſtand , nebſt dem Můng, und Marft. Recht erhielt.

Als ſeine männlichen Nachkommen 1695 aus.

ſturben , kam eine Hälfte der Freyherrſchaft mit ſeiner Schveſter Regina Maria an derſelben Mann Johann Rudolph von Hartmannis : die tegte Erbin einer an . dern ausgeſtorbenen Linie von Schauenſtein aber wurde 1698 an Johann Juci von Salis verheirathet, wels cher 1701 die andere Hälfte der Freyherrſchaft in Be. fiß und Huldigung nahm, -und feinen Unterthanen die Leibeigenſchaft erließ. Sein Sohn Gubert von Sau lis

Graubünden .

673

fis faufte 1729 von des obgedachten Rudolphs von Hartmannis Tochtern , ihre Hälfte der Freyherrſchaft, ward alſo der einzige und völlige Beſiker der ganzen Frenherrſchaft, und brachte ſie auf ſeine Nachkommen . Es nennet ſich der Herr von Salis , welcher ſie befißer, einen Freyherrn von Saldenſtein und Lichs tenſtein . 4

Das Walliſerland.

9. 1. Von Wallis , lat. Valeſia , frang. le Va lais , ital. Valleſe, hat P. du Val d'Abbeville eine { andcharte gezeichnet , welche von Blaeum und nach her von G. Valf und P. Schenk in Kupfer geſtochen Die Charte , welche Sambien 1682 dem worden. Freyſtatt Wallis jugeeignet , und Ogier 1709 julion geſtochen hat , iſt ziemlich gut, kommt aber ſelten vor, Gabriel Walfer hat 1761 eine Charte von dieſem Sande durch die Gomanniſchen Erben an das licht geſtellet. 8.2 . Es grånget das Walliſerland gegen Mitter. nacht an den Canton Bern und an den Genferſee, geo gen Abend an Savoyen , gegen Mittag an Piemont und Mailand , gegen Morgen an die eidgenoßiſche Sandvogten Manenthal, und an das livinerthal des Cane

cons Uri . Es iſt 33 bis 34 Stunden lang, und in einis gen Gegenden auf 10 Stunden breit. 9. 3.

Dieſes { and iſt ein großes Thal, welches

fich vom Morgen gegen Abend erſtrecket , und gegen Mitternacht und Mittag von hohen Bergen einge. fchloſſen iſt. Auf der Mittagsfeite iſt der große St. Bernhardsberg merkwürdig , weldoer vor Ata tors Mons Penninus genennet worden , und von wel, Uu a chem



676

Die Eidgenoſſenſchafte

chem die penniniſchen Alpen den Namen haben. Zuf der mitternachtlichen Seite bemerke ich zuerſt den Berg Gemmi, auf der Grånge des Cantons Bern , über welchen man wohl des Sommers , aber nide des Winters, relſen fann.

Der Abgang gegen das Wala

liferland und das darinn befindliche Leuckerbab , war ehedeffen fo fteil und ſchmal, daß er nicht ohne Furche und Schrecken gebraucht wurde : nachdem aber 1736 viele Felfen geſprenget, und der Weg an den meiſten Orten 7 djuhe breit gemacht, auch an den abfihúſ. figſten und ſteifeften Orten Mauerwerk aufgeführet worden iſt , kann man ſicherer und bequemer darüber gehen , reiten und getragen werden , doch nicht herab reiten . Der Antóntenberg iſt ſehr hoch . - Weber den Grimfelberg , welchen ich beym Canton Bern beſchrieben habe, gehet des Sommers qus dem lande Hasli ein Weg nach Ober- Geſtelen in dem wallifiſchen Zehenden Gombs. Dieſer hohe Berg ſowohl, als die daran ſtoßende Furke , wird zu den lepontiſchen Alpen gerechnet. Die furke, Furca, Furcula , BE cornis , hat den Namen von ihrer zwenſpißigen und gabelförmigen Geſtalt, daher ſie auch der Gabels berg genennet wird. Gotthardt.

Sie iſt höger , als der St.

Von dem Stege, der etwa fo Hoch liegt,

als der Grund , hat man í Stunden auf die Furfe zu ſteigen , wovon drey gelinde find. Zwiſchen dert Bagnethal und Diſp, iſt ein Gletſcher , der ſich 14 . Stunden lang erſtrecer. Auf der oberſten Höhe dera felben , über welche des Sommers eine gewohnliche Landſtraße gehet , iſt ein Kreuz, welches das Land Wallis und Urſeren im Thal des Cantons Uri ſcheidet. Sonſt iſt das Walliſerland ein ſehr warmes und ſehr fruchto

677

Das Walliſerland

fruchtbares That. Die Ernte gzhet im Man an, und endiget ſich im October, alſo daß die erſten Feldfrůdyte im Grunde des Hauptthals , die anderen in den Nee benthålern , und die lekten auf den Bergen gleich uns ter den Schneebergen , gefammlet werden.

Das uns

tere land hat mehr Binterfriichte , als das obere, dieſes aber mehr Sommerfrüchte, als jenes. Außer den beſten Getraibearten , als Weizen , Roggen und Gerſte, hat das land einen Ueberfluß an gutem Wein , zu welchem auch ein edler Muſcateller gehöret,viele gute Baumfrüchte, als Wepfel , Birnen , Pflaumen , Kirſchen ,

Kaſtanien , Maulbeeren, Nuſle sc. uns

um Sitten , Siders und Grundis , auch Mandeln , Feigen , Granaten und andere edle Früchte , an welke den Drten man auch vielen und guten Safran bouer. Man hat auch auf den Bergen und in den Thalern einen großen Ueberfluß an jahmen und wilden Bieh. Es foft. Hier -zroar Silber: Kupfer. und Blen.Er; ge ben : es muß aber nicht ſo reichhaltig und gut fenn , baß man die Aufſuchung deſſelben der Mühe und Ko ften werth achten ſollte. Steinfohlen giebts auch . Mitten durch das ganze Walliſerland, von ſeinem Ano fange an , bis an ſein Ende, fließet der Rhodan oder die Rhone, von den Walliſern gemeiniglich Rotten genannt, und entſteht auch hier auf dem hoc hen Berge Furke, aus dem Waſſer, welches von zwen Gletſchern fommt , von einem Felfen auf den andern ftúrjet, und ſchäumet , daher fein Waſſer auch an fänglich eine milchweiße Farbe hat.

Er ſtùrjet niche

nur gleich vom Anfange mit großem Ungeſtům zwia fchen hohen Felſen herab , fondern iſt auch bis in die Ebene des Thals als ein einziger Wafferfall von uns Hua

678

Die Eidgenoſſenſchaft.

terſchiedenen Übfågen anzuſehen . Hernach empfängt dieſer Fluß von dem Grimſelberg den Meyenwanger. bach , fließet hierauf von Mitternacht gegen Mittag, und nachdem er in das Walliſerthal gekommen iſt, allezeit von Morgen gegen Abend, bis er ſich endlich mehr gegen Mitternacht wendet , und in den Genfers fee fließet.

Er nimmt alle Biche und kleinere Flüſſe

des Walliſerlandes , welche von den Bergen fommen , auf. Uebrigens giebt es hier ein Paar heilſame warme Båder , nämlich , das Brügers oder Gläſer Bad, und das leucfer. oder Walliſer Bad ,auch andere mineraliſche Waffer. S. 4. Im ganzen Lande iſt nur eine Stadt.

D.Janghans verſichert in ſeiner Befchreibung verſchiee bener Merkwürdigkeiten des Siementhals , daß man felten einen Walliſer antreffe , der nicht einen großen Kropf habe , und dabey von einer nur mittelmäßigen Große des Leibes fen , daßer die meiſten zulegt an eta nem Uſthma ſtürben : welches Uebel er von ihrem leis michten , fandichten und ſchweren Waſſer Herleitet, welches nach und nach in den Drüſen des Leibes das Dicke und Unreine zurüdlaffe. Allein , andere leuge nen , daß die Kröpfe hiefelbft ſo gemein waren , mere fen auch an , daß es in Wallis fehr alte Leute , einige

1

über 100 Jahre alt,

gebe, die auch von feinem

Aſthma wußten. In den obern 5 Zehenden des tan . Bef, wird deutſch , in dem Zehenden Siders und Sit ten , im obern , und in dem ganzen untern Wallis aber wird ſchlecht franzöſiſch geredet ; dod) befleißiget man ſich ſowohl im obern , als untern Theil des Jan. des, und vornehmlich in dem Hauptflecken , Deutſch, franzöſiſch , italieniſch und lateiniſch zu verſtehen und

7 M

$ 1

1

Das Walliſerland.

679

ju ſprechen , weil man dieſer Sprachen im Umgang mit den benachbarten Einwohnern der Cantone Bern und Uri , Savoyens , Piemonts und Mailands , nicht wohl entbehren kann . §. 5.

Das ganze land ift der römiſchkatholiſchen

Religion zugethan , und machet bas Bisthum Site ten aus. 9.6 . Vor Alters haben hier die Lepontii Viberi, die Seduni und die Veragri gewohnet. In den mitts lern Zeiten , hieß das Land Galeſia. Es ward ein Theil des zweyten burgundiſchen Königreichs , und fam ' alſo 1032 mit demſelben unter Kaiſer Conrad II an das deutſche Reich .

Eben genannter Kaiſer über.

gab 1035 das untere Wallis an Grafen Humbert von Savonen, weil er ihm treue Kriegesdienfte geleiſtet hatte. Die Einwohner des obern Wallis haben ſo wohl gegen die Herzoge von Zåringen , Schirmvogte des Bisthums Sitten , wozu ſie 1157 von K. Fried. rich I beſtellet worden , als nachmals gegen die Bi. ( chöfe von Sitten , welche ſich

Grafen von Wallis

nennen , ihre Freyheiten ſtandhaft verrheidiget, auch die frenherrlichen Familien von Tour und Raren, welche ſich zu viel Unſehen anmaßeten, aus dem lande geſchaffet. 1475 fiel der Bifchof zu Genf , Bruder des Herzogs von Savoyen , mit 18000 Mann Nier der -Walliſern unb Savoyarden in bas obere Wallis ein :

allein , die obern Walliſer erhielten von ihren Frenbürgern und ; Solothurn, 3000 Mann zu Hülfe, ſchlugen jenes bi. ſchöfliche Heer , und eroberten das untere Wallis,

welches ihnen von der Zeit an unterthänig geweſen ift. Sic ใน 4

680

Die Eidgenoſſenſchaft.

Sie errichteten auch in eben demſelben Jaşr ein erdi. ges Bündniß mit Bern , welches 1643 erneuert wors ben , verbanden ſich auch 1539 mit der ganzen Eidges noſſenſchaft , und 1533 inſondergeit mit den 7 katholi fchen Städten und Orten , auf ewig. 9. 7. Das Wapenſchild der Republif Wallis, iſt von einer durch den Mittelpunkt gehender Perpendi. cularlinie in - Hälften getheilet, nåmlich in eine rotke und in eine weiße : in jener find 3 , und in dieſer auch 3 Sterne und auf der Perpendicularlinje iſt auch einer. §. 8. Es beſtehet die Republic Ober -Wallis aus z Theilen , welche Zehnden oder Zenten , Centæ , Centenæ , Deſenæ , franz. Dizains, genennet werden. Sechs dieſer Zehnden , Şaben eine demokratiſche, der zte aber , nämlich die StadtSitten , hat eine ariſtoa kratiſche Regierungsverfaſſung. Jeder Zehnden ſchis det ſeine Bevollmächtigten auf die allgemeine Landese verſammlung, welche der Landrath genennet, und jährlich zweymal, nämlich im' Man und December, auf dem Schloffe Majoria zu Sitten angeſtellet wird . Die Zuſammenberufung, geſchiehet durch den Landesa hauptmann. Den Vorfit hat der Biſchof zu Sitten, Dieſer die Umfrage aber der Landeshauptmann. Landrath verſiehet die gemeinen landesangelegenheiten zu Friebens- und Krieges - Zeiten , erwähtet die ſans desbeamten entſcheidet die Rechtsſachen, welche durchy bie Yppellation aus den Zehnden dahin gelanget ſind,

gånzlich , giebt fremden Geſandten Gehör ,

u. ſ. w . Jeder Zehnden þat fein Haupt , welches entweder Meyer oder Caſtellan genennet wird, und ſeine beſon . dere Regterung und Gerichtsherrlichkeit.

Es beſtehet aber

Das Walliſerland.

681

aber das Gericht eines jeden Zehnden, aus dem Zehn . benrichter und 12 Beyligern , welche über die Civil. und Criminal. Sachen urtheilen. Zu den Krieges. fachen iſt in jedem Zehnden ein Pannerherr und ein Zehndenhauptmann verordnet. Die ſtreitbare Mann . ſchaft, beträgt 17 bis 18000Mann . 8.9. Ich beſchreibe nun I Die eigentliche Republik Wallis, oder das obere Wallis , welche oder welches folgende 7 Zehnden ausmachen . I Der Zehnden Gombs , Gomefianorum Conventus, auf franzöſiſch Conches , iſt der oberſte im Lande ; denn er fångt bey dem Berge Furka, und dem Urſprung des Rhodans an , und beſtehet in eis nem hohen Thal , welches auf beyden Seiten des Rhobans fich ungefähr 10 Stunden lang erſtrecket, und viele Wieſen und Weiden zur Viehzucht hat. Er wird in die obere und untere Pfarre abgetheilet. Sein Haupe iſt ein ſogenannter Meyer , welcher alle Jahr wechſelsweiſe von der obern und untern Pfarre

So W *

af Will

Ben der Biſchofswahl zu Sitten, iſt geſeket wird. zwiſchen dieſem Zehnden und dem Zehnden Sitten mehrmals ein Rangſtreit geweſen . ich (It (1) Månſter, Monaſterium , den Hauptort derfelben , in welchem aucy ihre Verſammlungen gehalten werbert. Die Einwohner dieſes Fledens oder Pfarrdorfs , würden 1416 vor den Cantonen Lucern , Uri und Unterwalden zu etvigen Bürgern und Landleuten angenommen . (2) Die Pfarre Ober -Wald . (3) Die Pfarre Ober: Geftelen. Das Dorf Obers Geſtelen oder Geftilen , auch Geſtenen , lat . Caftellia Uu 5 ſupe

682 1

Die Eidgenoſſenſchaft .

1 ſuperior, franz. Chatillon , liegt 1 Stunde vom Fuß des Berges Furka. ( 4) Die Pfarre Lar. (5). Die Pfarre Ulrichen . Bey dem Dorfe dieſes

.

Namens, ſind 2 Schlachten geſchehen , eine 1211,, die ans bere 1419 (6 ) Die ſogenannte Grafſchaft, welche von ihren ehea maligen Befikern , den von Graniola oder Grengiols, die Grafſchaft Graniola oder Orengiole gebeißen , fid aber von demſelben losgetaufet hat. Ste beftehet aus den Dör . fern Biel oder Büel, Rügigen oder Rißigen , Ølurigen, Bligigen , Wald und Selbigen. (7 ) Das Agerenthaloder Gerenthal, Agerana Val. lis , aus welchem der Fluß Elen zwiſchen hoben Bergen buvorkommt, und dem Khodan viel Waffer zufübra , 2) In der untern Pfarre ; find ( 1) Lernen , lat. Aragnum , der Hauptort derſelben , welcher gemauerte und mit Schiefer bededre Häuſer bat, und ziemlich groß iſt. In dieſem Fleđen hat der ganze Zchuden fein Stathébaus und Hochgericht, und es werden bier die Zehnden Zuſammenkünfte gehalten. Mad Aernen tft ein kleiner Ort eingepfarret , welcher auf dem Deuſchberg , den man auch auf Deiſch und dies ftalden , lat. Mons Dei , nennrt, belegen iſt. Unten an dieſem Berge ift über den Rhodan eine hohe ſteinerne Brude. (2) Die Pfarre fieſch, oder das Sieſcherthal, ( 3 ) Die Pfarre Wieder:Wald . ( 4 ) Die Pfarre Belwald. (5) Die Pfarre Binn oder Bünn, oder das Dinners thal, woſelbſt der Sluß Binn oder Bunn auf dem Berge Albrunn entſpringet. Hier werden die beſten Kåſe des Landes gemodit. 2 Der Zehnden Brug oder Brig, Conventus Brigianus, welcher dem Range nach der rechſte unter den 7 Zebrden iſt.

Sein Haupt wird Caftellan ge

Das Walliferland.

683

nennet. Er hat ſich 1417 mit den Cantonen Lucern, Uri und Unterwalden in ein ewiges Bürger- und Landrecht eingelaſſen .

Zu demſelben gehören folgende

5 Pfarren . 1) Die Pfarre Glús , in welcher ich bemerke ( 1) Brug oder Brig , den Hauptort dieſes Zehnder , welcher ein wohlgebaueter Flecken war , der für den ſchön , ften im Walliferlande gebalten wurde , er iſt aber 1755 >> durch ein Erdbeben ſehr verwüſtet worden . Er liegt am Fluß Saltana , und am Fuß des von ihm benannten Brůs gerbergen , und des Hauptpaffis Simpelen , unweit, der Rhone. In demfelben werden die Verſammlungen und Gerichte dieſes Zehnden gehalten. Die Jeſuiten hatten hier ein Collegium , und die Urſelinernonnen haben ein Kloſter. ( 2 ). Das Brügers oder Briger - Bad, welches auch das Glüſerbad genennet wird, iſt eine Stunde unter Brug ges gen Viſp, in einer anmuthigen Gegend. Es ift von Natur warm , und von ſehr heilſamer Art, aber jeßt ſchlecht einges ridytet. ' Weil es nicht weit von der Rhone, und in gleicher Höhe mit derſelben liegt , ſo wird es von derſelben , wenn fie austritt , leicht überſchwemmet. ( 3) Glús oder Glys , ein wohlgebauetes Dorf , wos ſelbſt die Hauptkirche des Zehndens iſt, babin ſtart gewalls fahrtet wird . Anmerkung. Unter Brug und Clås,bey Gombſen , findet ſich elne uralte Mauer , welche von dem Brigerberge bis on die Rbos ne erbauet geweſen, und nach einiger Meynungvon den Römern , nach anderer Meynung aber von den Einwohacen felbft , aufges fübret worden ift.

Der Fleden Paters , 2 ) Die Pfarre haters. iſt groß, und meiſtens von ſteinernen Bäuſern woblerbauet. Er war ebedeſſen der Hauptort des Zehnden . Unweit das von hat auf einem Hügel das Schloß Flu geſtanden , una ter weldoem über die Rhone eine feinerne Brüde von 2 Schwibbogen erbauet ift. Man findet auch oberhalb Nas ters Merkmale des alten Schloſſes Weingarten,

3) Die

684

. chaft

Die Eidgenoſſe nſ

3 ) Die Pfarre Wund oder Monti, lat. Mons oris , auch in Montibus. 4) Die Pfarre Simpelen , auf dem Berge Simpelen , lat. Sempronius , Scipionis mons, über welchen ein ſtarker Paß ins Herzogtņum Mai. land gehet.

5) Die Pfarre Ruden. 3 Der Zehnden Viſp , deſſen Haupt ein ſo . genannter Caſtellan iſt. gende Pfarren.

Zu demſelben gehören fol.

1 ) Die Pfarre Viſp . Der Hauptfleckert Diſp , lat. Vefpia , bat feinen Namen von dem Fluß Vifp oder Diſpach , Fiſchbach , welcher hier in den Rhodan fließet. Er demfelben fino 2 Kirchen . Ebedeffen hat über demſelben das SchloßSübſchburg geſtanden, von welchem ehemals auch der Fleden den Namen geführet hat, und wels ches der Sit der Grafen von Biſp gewefen iſt. 1388 fiel hier eine Schlacht zwiſchen den Savoyarden und Walliſern, zum Nachiheil der erſten vor. 2) Die Pfarre Terminen . 3) Die Pfarre Stalden. 4) Die Pfarre Grenchen oder Gråchen . Hinter dem Dorf dieſes Namens liegt der Rietberg , auf weldjem (d one Alpen ſind. 5) Die Pfarre Gafſa , im Gaffenthal, 6) Die Pfarre Deich oder Teſch , auch Teft, im Dårchthal. 7 ) Die Pfarre Yatt , im Matterthal. 8) Die Pfarre Saß , im Gaſleithal, wofelbſt 2 Paſſe find , die ins Herzogthum Mailand führen , einer über den Berg Antrum in bas mailandiſche Dorf Un

Das Walliſerland.

685

Antrum , der andere über den Magganaberg ober F8, lat. Mons Martis, indas Dorf Maggana . 4. Der Zehnden Raren , deſſen Haupt ein for genannter Meyer iſt, wird in Sandes- und Regierungsa Sachen in 2 ,in Kriegesſachen aber in 3 Theile abgen Es gehören dazu

theilet.

Der Hauptflecken 1 ) Die Pfarre Raren. Raren oder Xaron , hat 2 Kirchen . Hier ' hat ehemals ein Schloß gleiches Namens geſtanden , welches ein Sit der Freyherren von Raren geweſen, aber von den lanbleus ten zerſtdret worden iſt. 2) Die Pfarre Tieder - Geſtelen oder Beſtis len , auch Geſtenen . Das Pfarrdorf liegt am Fuß des Geſtelenberges, auf welchem das Soloß Oeſtelenburg oder zum Thurn geſtanden hat, welches ein Sig der Freys herren von Thurn geweſen iſt. 3 ) Das Letrahthal, ift über 6 Stunden lang, und fruchtbar , enthält die Kirche zu Róppel , und unterſchiedene Dörfer. Uus demſelben kommt der Fluß konja. Ueber den letſchberg gehet ein Paß in die 1

zum Berner Gebiet gehörige Caſtellaney Frutingen . In dem Thal find mehrmals Bleybergwerke eröffnet worden , jedoch mit ſchlechtem Erfolge.

4 ) Der ſogenannte Drittel Xdrell oder Més rill , lat. Morgia , Regio Morgiana , franz. Merel und Morge , iſt eine Pfarre von unterſchiedenen Dór Es wird von den übrigen Pfarren des Zehnden fern . Raren , durch die Zehenden Brüg und Viſp geſchieden , und liegt in einer zwar engen aber fruchtbaren Ebene, woſelbſt guter Safran , und von Gombs an zu rech . nen , der erſte Wein im obern Wallis wachſet.

Ehe.

mals Hat dieſe Gemeine eigenen Freyherren zugehåret, welche

686

Die Eidgenoſſenſchaft.

welche auf dem nun zerſtörten Schloffe Mangepan gee wohnet haben ſollen . 5 Der Zehnden Leuck, welcher dem Range nach der dritte Zehnden der Republik, und deffen Haupt ein fogenarinter Mener iſt, hat folgende Pfarren .

"! Der Hauptflecken 1 ) Die Pfarre Leuck . Leuck, lieget auf einer Höhe am Fluß Dala, welcher hier in die Rhone fließet. Er iſtwohlgebauet,und der Sit der Vere ſammlungen und Gerichte dieſes Zehnder . In dieſer Pfarre auf der Alp Uſp , iſt ein heilſames kaltes Schwefelbad. 2) Die Pfarre Baden , iſt drev Stunden von Leuct , in einem mit hohen und wilden Bergen umgebenen Thal , durch weldies der Fluß Dala fließet. Das Dorf hat den Namen von dem hieſigen Bade, welches gemeinige lich das Leucerbad, oder auch das Walliſerbad genennet wird , und von Natur ſo heiß iſt, daß man Eyer darinn to . dhen kann. Es wird des Sommers håufig, und aud) aus weit entlegenen Orten beſuchet , und das Waſſer ſowohl zum Trinken als Baden gebraucht. 1719 wurde die Hälfte des Dorfes durch eine ungeheure losgeriffene Schneelaft zu Grunde gerichtet. 3) Die Pfarre Turtmann, in einem davon be nannten Thal. 4 ) Die Pfarre Salgeſch , in welcher rother Wein wächſet, der für einen der beſten des Landes gehalten wird. 5) Die Pfarre Albinen , auf dem Berge dice fes Namens. 6 ) Die Pfarre Erfch . 7 ) Die Pfarre Embs. 8 ) Die Pfarre Gampel. 6 Der Zehnden Siders , welcher einen Cao ftellan zum Haupt hat, und 1 Pfarren begreift. .) Die

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Das Walliſerland.

Der Hauptflecken 1) Die Pfarre Siders. Siders , liegt an einem Bas gleiches Namens. Hier wachs fet ſehr guter Wein.

2) Die Pfarre Grades. Das Dorf Gradet oder Gradetſch , iſt ehedeſſen ein Städtchen geweſen , und bat auf den benachbarten Felſen 3 Soldffer gebabt, welche aber nebſt den Mauern des Städtchens, 1375 verwüſtet wor's ben . Die Stadt Sitten hat hieſelbſt die Serichte. 3) Die Pfarre Lenz oder Lens ,

dahin der

ziemlich fruchtbare Jenſerberg gehöret. 4) Die Pfarre St. Leonhard. 5) Die Pfarre St. 1 ) aurice de Lac.

6 ) Die Pfarre und das bal Einfiſch obet Enfiſch), welche faſt 7 Stunden lang iſt, und unter , ſchiedene Dörfer begreift. firche.

Ju Viſoge iſt die Pfarr.

7 ) Die Pfarren Venten ober Fanten , Schas ley oder Chaley , Gruná oder Õruon, und Vers corn oder Fercorey.

7 Der Zehnden Sitten , deſſen Haupt Groß caſtellan genennet wird , begreift: 1) Sitten , franz. Sion , lat. Sedunum , die Hauptſtadt bes ganzen Walliſerlandes , welche am Fluß Sitten, unweit der Rhone liegt. In derſelben ſind 6 Kirchen, einige Kidfter und eine ehemalige Diefidenz der Jeſuiten. Ihr Regiment ber ſtehet aus einem Rath von 24 Perſonen , deſſen Haupt ein Bürgermeiſter iſt, welcher alle 2 Jahr erwählet wird. Der Biſchof von Sitten hat hier 3 unanſehnliche Schiffer, von welchen immer eins höher liegt, als das andere. Das uns terſte, darinn der Biſchof wohnet, und der Landrath ſich berſammlet ; heißt die majorey , das mittlere, darinn Der Dombedjant nebſt 5 Domherren wohnet , Valeria, und das oberſte Tourbillon , oder nach der Landesſprache Türbele. Die Stadt 'ift alt , und man findet in derfelben noch

688

Die Eidgenoſſenſchaft:

noch Ueberbleibfel von der Römer Zeit her. Sie iſt 1384 und 1418 verbrannt, und 1475 von den Genfern und Saa voyarden hart belagert, die Belagerer aber ſind mit ſtarkem Berluſte davor weggeldlagen worden . !

Das Bisthum Sitten , wird für das älteſte in Helvetien gehalten , und ſoll anfänglich zu Mar. Der Biſchof, welcher ſich einen tinach geweſen ſeyn. Fürſten des römiſchen Reichs und Grafen und Vogt des Walliſerlandes ( comitem et præfectum Va leſize ) nennet , wird von dem Domkapitel , welches aus 44 Perfonen beſtehet, und von den Geſandten der 7 Zehnden erwählet, und ſtehet ſchon ſeit 1513 nicht mehr unter dem Erzbiſchof zu Mouſtiers en Taran . Ben geriffen Gelegenheiten , wird ihm ein Schwerdt vorgetragen , als ein Zeichen der Práfectur; er hat auch ſeinen Senechaloder Schwerdte taiſe in Savoyen.

tråger , weldie Ehrenſtelle die von Montley beſigen . Im niedern Wallis hat der Bifchof gute Herra Tchaften. 2 ) Die Pfarre Ayent , auf einem ſehr fruchtbaren Berge, über welchen ein Weg in das Sinimenthal gehet. Die Gerichte in derſelben, gehören dem Biſchof zu Sitten, der daſelbſt einen Groß : Caſtellan bat. 3 ) Die Pfarre Bremis , am Fluß Bornia , gehåret ſeit 1596 der Stadt Sitten , welche über Bremis uno Oras detſch alle 2 Jahr einen Groß- Caftellan feget. In dem Eringerthal, welches ſich von Bremis gegen Mittag mehr als 10 Stunden weit erſtrecket, find folgende 8 volfreiche Pfarren :

4) 5) 6 ) 7)

Die Pfarre Viar, auf einem hohen Bergen Die Pfarre Maſy oder Mafie. Die Pfarre St. Martin . Die Pfarre Verniamiery . 3 ) Die

689 Das Walliſerland. 8) Die Pfarre Lvolena. 9 ) Die Pfarre Seſch oder psich , auch vor , im Urs menzerthal. 10) Die Pfarre Saremence oder Urmenzi, im Ura menzerthal, welche dem Amte Nenda einverleibet ift.

· II Die Unterthanen dieſer Republik, ſind die Einwohner im Untern- oder Niedern Wallis , woſelbſt man findet 1 Die Landvogtey St. Morigen , welche von den 7 Zehnden der Republik Wallis wechſelsweiſe alle 2 Jahr mit einem landvogt beſeket wird, und zu wele cher gehören (1) Die Pfarre Gundis , franz. Gontey oder Das Pfarrdorf dieſes Nas Contey, lat. Gontegium . mens , welches auf einem fruchtbaren Berge lieger, iſt ehes deſſen ein Stådtchen und Schloß geweſen . Am Fuß des Berges, lieget in der Ebene das Pfarrdorfplan Contey oder das ebene Gundis .

( 2) Die Pfarre Vetron . (3) Die Pfarre Leytron . ( 4) Die Pfarre Saillon . ( 5) Die Pfarre Fouillies. ( 6 ) Die Pfarre Rilda. ( 7) Die Pfarre Saron . ( 8 ) Die Pfarre St. Branchier , im Thal Entremont, welches groß und fruchtbar iſt, und ſich von Martinach gegen Mittag bis an den großen St. Bernhardsberg erſtrecket. ( 9 ) Die Pfarre Orſieres , eben dafelbft. (10) Die Pfarre Liddes, auch daſelbſt. (1 ) Die Pfarre St. Petersburg , auch . 04. felbft.

Von der besten þat man noch 3 Stunden Be 4 TH.52 .

бро .

Die Eidgenoſſenſchaft.

Weges bis oben auf den großen St. Bernhards . berg , welcher mühſam zu beſteigen , und niemals ohne Schnee ift, über welchen aber doch fordohl des Winters als Sommers ein ſtarker Paß ins Herzoge thum Zoſta oder Augſtthal gehet. Oben auf ſeiner Hohe, ſcheiden ſich Nieder -Wallis und Zoſta. Man findet baſelbſt, im Gebiet der Republik Wallis, ein Kloſter von regulirten Chorherren Auguſtinerordens,

1

und ein Spital, beyde zur Bequemlichkeit derer, welche über dieſen Berg reifen.

Die Probſten Gat nicht nur

beträchtliche Einfünfte, fondern ſie ſendet auch jähr. lich einige Perſonen weit und breit umber , damit ſie Benſteuern zur Verpflegung der armen Reifenden ſammlen . ( 12) Die Pfarre St. Morigen ober St. Maurigen , St. Maurice, Fanum St. Mauritii. Der wohlgebauete Fleden dieſes Namens, lieger zwiſchen 2 Bergen an der Rhone , über welde hier eine ſteinerne Bråde gebauet ift. Auf der Weſtſeite biefer Brüde, zua nådiſt an einem hohen Berge, fehet ein Schloß, auf wels cem der Landvogt wohnet , auf der Oſtſeite aber iſt ein Zhurm . Sowohl unter jenem , als dieſem , iſt eine Pforte, welche des Rachis verſchloffen wird, die leßte aber geboret zu der Berniſden landvogter Uelen. Es iſt hier ein ftarter Paß, und eine Niederlage, weil alles , was von dem Genferſee kommt, und durch das kaud Wallis , und über den großen St. Bernhardsberg gebet, feinen Weg durch dieren Ort nimit . Er hat der Namen von dem hieſigen Stifte regulirter Chorherren Auguftinerordens , welches "einen Abt zum Vorſteher hat , und welchen das Banjena thal, das kleine Thal Servan , die Gerichte in dem Pfarrdorfe Sinio , in dem Dorfe Øryon in dem bernia fcheu Amt Aelen , die Herrſchaft Auborange in der freya burgiſchen Landvogter Kue , und das Recht , 9 Pfarren zu vergeben , gehöret, in dieſer Abtey wurde 888 Rus dolph

2

E

+

Das Walliſerland .

698

dolph I König von Burgund , gekrönet. Da nun in ders felben die Reliquien deb beil. Morik vermehret wurden , ſo fann uns dieſeð auf die Spur bringen , wie K. Rudolph II von Burgund habe die Lanze des heil. Moritz an König Heinrich I abtreten können , welche noch jetzt einen Theil der deutſchen Reichtfleinodien ausmacht , und das ohnes dem unglaubliche Vorgeben noch mehr widerlegen, als fer fie die lanze , mit welcher die Seite Chrifti am Kreuz eroff niet worden . Sonſt hålt man diefen Ort für das ehemalige Agaunum , woſelbſt anı Ende des britien Jahrhunderts die thebaiſde Pegion , welche aus lauter Chriſten beſtanden baben fod , hingerichtet ſeyn ſoll. Man bålt ihn auch für den Ort Tarnada, deffen ia Antoninus Reiſenachrichten erwähnet wird . In dieſer Pfarre liegt das Dorf Henne oder Lviena, Evyenna , Juviana , in deffen Gegend , nach einiger Reynung , der Drt Epaona oder Epauna and Epaunum , aeftanden haben pol , woſelbſt aufBefehl des burgundiſcher Königs Sigmunds, entweder 490, oder 494 oder 509, oder 517, eine Kirdenberſainmlung von 25 Biſchöfen gehalten wordeti. Es iſt dieſer Ort im Jahr 562 durd eineu Berga " fall, eben fo wie Prürs, bedecet worden.

(13) Die Pfarre Meſſanger , an der Ryone. ( 44 ) Die Pfarre Utra-Rhone. 2 Die Landvogrey Montey , welche von den 7 Zelnden der Republik Ballis wechſetsweiſe alle a Jabr mit einem Landroge befeßet wird, und begreift:

Der Flecken Mono ( 1) Die Pfarre Monrey . 2 tey oder Montay, lionthep , lat. Monteolum , liegt ain Fuß aines Berges , hat eine Kirche und ein Priorat , und über demſelben ftetzet ein Schloß, auf welchem der Lande vogt wohnet. Sonſt lag er an der Viege , weil ſie aber durch ihre Ueberſchwemmungen inſonderheit 1733 großen Schaben hiefelbft verurſadyte ; durchgrub man einen rahs gelegenen Hügel , und leitete die Biege durch denſelben, sind von dem Pletten ab. ** 3 Dit

692

Die Eidgenoſſenſchaft.

1

(.) Die Pfarre Colombey. ( 3) Die Pfarre Mura. (4) Die Pfarre Viena. (5) Die Pfarre Tres Torrens. (6 ) Die Pfarre Lie oder Val de Lie , welche ein beträchtliches Thal ift. ( 7) Die Pfarre Chois . ( 8 ) Die Pfarre Vauvrier . 3 Die Grofmeyerey tenda , welche von den 7 Zehnden der Republik Wallis wechſelsweiſe alle 3 Jahr mit einem Großmeyer befeßet wird, welcher auch die Pfarre Haremence im obern Wallis verwaltet. Die vornehmſten zu derſelben gehörigen Dörfer ſind : 1 ) ITieder enda , woſelbſt die Pfarrkirche der gans zen Großmeyerey , und das Landhaus ift , auch die Gerichte gehalten werden . 2 ) Ober- Idenda, Glaſſenau , Vilars , Sirriſier, Say, und andere. 3) Clabes und Verrey , über welche das Stift St. Morigen in den Monaten May and October die Gerichts. barkeit bat. 4) Deiſſona , åber welches das Bisthum Sitten in

den Monaten May and Dctober die Gerichtsbarkeit hat. 4 Die Caſtellaney Bouveret, beym Einfluß der Rhone in den Genferſee , welche von den 7 Zehn. den der Republik Wallis wechſelsweiſe alle 2 Jahr mit einem Caſtellan bereket wird, und die Dörfer Bouves rer am Genferſee, St. Gingoulph , Porr Valay mit einer Pfarrkirche, u. a. begreift. 5. Die Groß - Caſtellaney Martinach, welche dem Bischum Sitten zugehöret , und von dem Bia ſchof mit einem Groß.Caſtellan verſehen wird . Der Haupte

8

hii

Das Walliſerland.

693

Hauptort berſelben , von welchem ſie auch den Na. men hat , iſt Martinad , lat. Martiniacum , franz. Martegny, ober Martigny , ein gedoppelter Fleden , deren einer die Stadt, der andere aber die Burg genennet wird. Bende find ets wa eine Viertelſtunde von einander entfernet , und in der Mitte zwiſden beyden fließt der Fluß Dranſe, welcher von dem großen St. Bernhardsberg kommt , und eine kleine Stunde unter Martinach in die Rhone geht. Es wach ſen hier 2 recht gute und berühmte Beine,welche Coquem pin , und Vin de la Marque genennet werden. Es iſt aud bieſelbſt eine Niederlage der Kaufmanndgüter, welche von St. Morigen und dem Genferſee hicher gebracht, und von bier theils nad Ober, Wallis , theils über den großer St. Bernhardsberg geführet werden. Es ſoll hier das von 6. Julius Cåſar bemerkte O & odurum , welches er Veragrorum vicum genennet , geſtanben haben , und eine römiſche Pflanzſtadt geweſen , auch das Bisthum Sitten daſelbſt zuerſt geſtiftet worden ſeyn . Das alte unberpohnte, Schloß vor Martinach , iſt zulekt 1518 zerſtöret worden . 1596 giengen hier durch Ueberſchwemmung der Rhone auf 500 Häuſer zu Grundet * 6 Die Meyerey Ardon , welche auch bem Bisthum Sitten gehöret , begreift die Dörfer Arbon mit einer Pfarrkirche, Chamofon und St. Peter . 7 Die Großcaſtellaney Banienthal , oder Val de Bagnes , Banea vallis , iſt ein großes und ſehr fruchtbares Thal an der Dranſe , welches dem Stift gu St. Morigen geboret , und die Dörfer Vilerte , Rablos , woſelbſt die Pfarrkirche iſt , Verbier, Bruſon , Verſilier , und andere, begreift. Das Stift läßt die Gerichtsbarkeit in demſelben und in der Pfarre Vollega , durch einen Groß.Caftellan ver . toalten.

Das Dorf Banten, von welchem das That ben Er 3

694

Die Eidgenoſſenſchaft.

den Namen hat , iſt 1545 von einer Wafferfluth vers fchlungen worden. 5. Die Stadt Mühlhauſen . Sie lieget an der Grånze vom Sundgau und ebern Els fab, bey dem Fluß 30 , 6 Stunden von Baſel, in einer angenehmen und fruchtbaren Ebene. Unter K. Ludewig I war ſie foon ein Dorf , und unfer K. Friedrich II ift fie eine Stadt geworden . Ihre Einwohner, deren Anzahl man auf 4000 ihåget, find der reformirten Lebre zugethan. Der deutſche Gottesdienſt wird in der Pfarrkirche zu St. Stes phan , der frauzófiſche aber in dem ehemaligen Barfüßer Klofter gehalten . Das ehemalige Auguſtinerındnchentlofter iſt in ein Zeughaus verwandelt werden. Das Kathhaus Rehet auf dem St. Stephansplatze. Sowohl der deutſche, als der Johanniter Ritterordeu , hat hier eine Commenthurey . Die Stadt iſt im 13 Jahrhundert durch König Rudolph I aus einer biſchoflidſtraßburgiſchen Stadt , eine freve Meichsſtadt geworden . Eben dieſer Konig ertheilte ihr 1275 die Freyheit,daß ſie vor keinem frenden Gericht ver Maget werden ſolle. Ihre Freyheiten ſind von den folgens Sen deutſchen Königen und ronden Kaiſern beſtåriget und vermehret worden, inſonderheit vom Könige Adolph und Kaiſer Karl IV , indem jener ihr das Recht ertheilet hat, daß der Reichsdulthets allemal einer aus ihren Bürgern feyn rotte, und diefer ihr nicht nur bewilliget hat , einen eis genen Bürgermeiſter zu haben und zu erwählen , ſondern guc verordnet hat , daß die Stadt von dem Reida nims mermehr verſeket werden ſolle. 1515 errichtete ſie mit den 13 eidgenoßiſchen Städten und Drten einen ewigen Bund, welcher ihr zroar 1586 von den fatholiſchen Städten und Prten wieder aufgeſagt worden , weil derſelben während der dafigen bärgerlichen Unruhen abgeſchicte Geſandte, misvergnügt zurückgereiſet waren, die evangeliſchen Städte und Orte aber Regen ihn noch fort , fie iſt auch 1529 mit denfelben in das damals errichtete Bürgerrecht getreten, Bermöge diefes Bundes iſt fie ein zugewandter Drt der

1

3

Das Walliferland.

695

Eidgenoſſenſchaft, hat aber feit der Zeit, da ikr die kathos liſchen Cantone den Bund aufgeſager haben , nicht mehr Sig und Stimme auf den eidgenoßiſchen Lagefaßungen . Shr Regiment beftehet feit 1739 aus dem kleinenund groſs ſen Rath , jenen machen 3 Bürgermeiſter , 9 Rathsherrer und 12 Zunftmeiſter , diefen , außer den eben genanntett 24 Perſonen , die 6 Sechſere aus jeder der 6 Zünfte, in welche ſie abgetheilet iſt , und noch 3 Bürger von jeder Zunft, alſo überhaupt 78 Perſonen aus. Sie hat auch ein beſonderes Stadtgericht und Confiftorium . Ihr WA. pen ift ein rothes Mählenrad im weißen Felde . Shre ges fammten jährlichen Einkünfte betragen ungefähr 20000 Reichstgaler. Shr Hebiet, beſtehet in den Dörfern Ilzach , woſelbſt eine Pfarrkirche ift , und modenheim , welche fte 1437 pon ben Grafen Ulrich und Ludwig von Würtemberg er tauft hat. Von Modenheim iſt aber nur eine Mühle übrig , nachdem das Dorf im 15ten Fahrhundert abges Der Obervogt zu zach, wird aus dem kleinen brannt iſt. Rath ermåhlet.

6 Das Fürſtenthum Neuenburg. S. 1. Von dem Fürſtenthum Neuenburg und Valengin , welches man auch die Souveraineté de Neufchatel et Vallangin nennet , þar David Franz von Merveilleur M.D. 1694 eine Sanddyarte heraus. gegeben , welche ſeines Bruders Sohn gleiches Nas mens verbeſſert, und 1708 von neuem zu Paris ans Licht geſtellet hat.

Covens und Mortier haben dieſe

Charte nachgeſtochen , und de P Isle hat ſie verbeſſert. Man hat auch eine Sandcharte auf einem kleinen Duartblatte , welche einem

Gerliniſchen Calender" eine

verleibet worden , und nicht unbrauchbar iſt. $. 2. Dieſer Staat grånget gegen Morgen an das Gebiet des Bisthums Bafel und der Stadt Bern, Es 4 imo

696

Die Eidgenoſſenſchaft.

imgleichen an den Bielerſee, gegen Mittag an den Neuenburgerſee, an die Bernifdje und Freyburgiſche gemeinſchaftliche Sandvogten Grandfon , und an das einſeitige Berneriſche Gebiet, gegen Abend und Mite ternacht an die franzöſiſche Grafſchaft Burgund.

Er

ift in der größten Ausdehnung in bis 12 Stunden lang , und 4 bis 5 breit, und begreift etwa 34 Qua. bratmeilen ( and. §. 3.

Un der Weſt- und Nordſeite deſſelben iſt

das Gebirge Jura,und überhaupt giebt es viele Berge im Sande. Da nun der bergichte Theil des Landes, außer Weide fürs Vieh , nicht viel einbringet, ſo ſind die Bewohner deſſelben mehrentheils Künſtler, welche bey ihrer Arbeit das vergnügteſte Leben führen. Hin . gegen die Hügel, Chåler und Ebenen ſind ſehr frucht. bar, an gutem weißen und rothen Wein Obſt, Getraide, Hanf und Flachs. Man bauet jährlich ungefähr 5600 Malter Roggen , 2230 M.Gerſte, und 11000 Malter Hafer. Der Roggen reicht nicht für den vierten Theil der Einwohner zu.

Den Mangel an Getraide,

erſeket der Handel mit Wein, und die Viehjucht. Man rechnet, daß für Wein jährlich 300oco { iv.

und für die Producte von 150000 liv. der Viehzucht

affo für bende einkommen , und daß man fürauswärtiges Getraide

650000 liv .

504000 livr .' ausgebe ;

und daß man alſo

146000 livres mehr eine Den Mangel an Hol}, erreket Die fönigliche Walbungen betragen 2669 More

nehme als ausgebe. der Torf.

1

Neuenburg.

Morgen .

697

Eiſen iſt vorhanden , kann aber nicht ge.

nußet werden , weil es an Holz fehlet.

Zu Brevine

und Couvet ſind eiſenhaltige, und zu Morier Seifen. Schwefel- und léttartige Båder. Der Neuenburg gerfee , Lacus Neocomenſis oder Neocaftrenfis, welcher von der daran liegenden Stadt Neuenburg den Namen hat, iſt 9 Stunden lang , anderthalb breit , und nicht gar tief. Er iſt reich an Fiſchen, in . ſonderheit an Forellen , Hechten , Perlichen oder Rech . Gegen Mittag nimmt er den

lingen , und andern .

Fluß Orbe , und gegen Mittag die kleinen Flure Areuſe oder Reuſe und Seyon auf ; hingegen läßt er gegen Nordoſten die Thiele oder Ziel aus , durch Dieſe welche er mit dem Bielerſee verbunden wird. Thiele iſt eben ſo wie der Fluß le Doux , ſchiffbar. 9. 4. In dem Fürſtenthum Neufchatel und Va. langin þat man 1781 gezählt : 3 Städte , 113 Flecken , Dörfer und Weiler , 32 Gerichtsbarkeiten , 35 Pfara Unterthanen : ren , 60 Gemeinen , 7333 Häuſer. 6396 Månner , 7141 Frauen , 2869 große Söhne, 3676 große Tochter , 5667 kleine Söhne , 5225 kleine Fremde : 1614 Månner , 1692 Frauen , Töchter. 1154 große Söhne , 1377 große Töchter, 1409 kleine Söhne , 1422 kleine Tochter , überhaupt 39642 Men ,

1

ſchen. Um Neuenburg her werden jährlich viele tau . ſend Stücke Jndienne und Ziße gedruckt, und aus bem Sande geführet, und man gåhite 1781 auf 1774 Cattunweber . Das Spikenmachen wird gleichfals ſtark getrieben , und wurden zu ſolcher Zeit auf 3401 Spigenmacherinnen gezählet; auch die Uhrmacherkunſt iſt in ſo ſtarkem Gange, daß damals bis 2177 Uhre macher im

Lande damit beſchafftigt waren ; und die F 5 fier

698

Die Eidgenoſſenſchaft.

hier verfertigten Uhren gehen durch die ganze Welt, find aber mit dem Namen London , Paris, Wien und anderer Derter bezeichnet. Die größten Meiſter ders ſelben , wohnen im bergichten Thal des Landes . Es werden auch Meſſer, und vielerley mechaniſche Wert . zeuge, verfertiget. Die Einwohner reden die franzó. fiſche Sprache, und ihre Ausſprache und Mundart iſt der burgundiſchen etwas åbnlich. 9. 5. Die meiſten Einwohner ſind der evangeliſch. reformirten Lehre zugethau , ein kleiner. Theil aber, nämlid ; die Caſtellanen Sanderon , iſt der römiſchfa. tholiſchen Lehre ergeben. Die Haupt- und Filial. Pfarren der Reformirten , find unter 5 ſogenannte Colloques oder Colloquia vertheilet, die von Neuen . burg , Boudry , Thal Ruth , Thal Travers und von den Gebirgen benennet werden. Alle Prediger der . fammlen fich jährlich im Monat Mau zu Neuenburg, und dieſe Verſammlung hat viele Freyheiten , und die Aufſicht über die Geiſtlichen und Kirchen -Sachen, nimmt die neuen Kirchendiener an , beſtellet und ente feßet die Pfarrer , außer in der Stadt Neuenburg, jedoch alles vermoge der ihr von dem Landesherrn das zu ertheilten Gewalt. In der Caſtellanen Canberon find 2 fatholifdie Pfarren und eine Filialpfarre , wel . dhe in geiſtlichen Dingen unter dem Biſchof von Laulo. fanne ſtehen. 9. 6. Dieſes and gehörte vor Alters zu dein leßten burgundiſchen Reich , und fam 1032 mit dem ſelben an das deutſche Reich .

1034 war Ulrich 1 Graf

von Phónir oder Fenis Herr zu Neuenburg , und es ſcheinet, daß er von dem lekten burgundiſchen Könige Rudolph III

mit Neuenburg belehnet worden ſey . Seine

Neuenburg.

699

Seine männlichen Nachkommen haben diefes land bis 1373 beſeſſen. Berchtold I brachte durch Tauſch das Val de Travers von Burgund an fich , Ulrich IV bekam mit ſeinen 2 Gemahlinnen die Grafſchaften 2r. berg und Nidau , und theilte ſeine Sande 1231 oder 1240 unter feine 3 Söhne alſo , daß Berchtold Neuen , burg , Ulrich Arberg und Vallangin, mit der Bedin gung, ſie von ſeinem Bruder zu lehn zu empfangeni, Die und Eberhard Nidau und Erladı, bekam. Grafſchaft Neuenburg wurde in eben dieſem 13ten , Jahrhundert unter Rudolphs III Söhnen wieder in 3 Theile vertheilet.

Unter Rudolph 1 wurde Stadt

und Schloß Neuenburg Reichslehn , der König aber übergab die Sehnsherrlichkeit an Johann von Chalon, Herrn von Arlay ,welcher Rollin Herrn zu Neuenburg, wieder beafterlehnte. GrafLudewig, weldier 1324 die Regierung angetreten , hat allem Anſehen nach zuerſt den Titel eines Grafen von Neuenburg geführet, denn ſeine Vorfahren nannten ſich zwar Grafen , als Grafea yon Phönix oder Fenis , aber nur Herren von Neuena burg. (Domini de Caſtro novo.) Er erhielt 1337 vom Kaifer Ludwig das Recht zu můngen. 1344 bea fam er vom Grafen Zuberig von Savoyen die Herra ſchaft Gorgier geſchenkt, erbte 1354 vom Grafen Peter von Arberg , Werkaufte aber 1367 rein Recht und Unte theit an Arberg der Stadt Bern ; hingegen erhielt er von Johann III von Chalon , daß Neuenburg auch auf ſeine Tochter zu Segn fommen follte. Als er nun 1373 ohne månnliche Erben ſtarb , folgte ihm zwoar feine älteſte an Grafen Rubolf von Nidau verheirathete Tochter Iſabelle, und 1395 nach ihrem Tode ihrer an Grafen Ego

von Freyburg verheirather geweſenen Schwes

700

Die Eidgenoſſenſchaft.

Schweſter Varenne oder Verena Sohn, Graf Conrad von Frenburg : allein , Johann IV von Chalon , damas liger Prinz von Oranien ,regte ſich dagegen, und wollte die nach dem burgunbiſch - frånfiſchen Lehnrecht erle. digte Grafſchaft als Lehnsherr an ſich ziehen , doch, verglich er ſich 1397 mit genanntem Grafen , und be lehnte ihn mit der Grafſchaft, nachdem er vorher ge ftanden hatte, daß er ſie nicht durch Recht des Ge. blåts , noch Kraft des Teſtaments,ſondern aus Gunſt und Gewogenheit des Pringen habe. Er mußte auch ein Verzeichniß alles beſſen , was er von dem Prinzen ju lehn Gabe, ausſtellen , und alle Neuenburgiſche Unterthanen mußten fidy 1406 verpflichten , daß, wenn Graf Conrad ohne männliche Leibess und Lehns.Erben ſterbe, fie fofort dem Hauſe Ehalon als ihrem Ober. und lehn-Herrn Heimfallen , und keinen andern Herrn annehmen wollten . Graf Conrad errichtete 1398 ein Bürgerrecht mit der Stadt Bern , welches ſein Sohn und Nachfolger Johannes 1424 erneuerte , der 1453 von Ludewig von Chalon, Prinzen von Oranien , untet obigen Bedingungen ,die Belehnung empfieng, mit feia rer Gemahlinn Maria von Chalon zum Heirathegut die Freyherrſchaft Grandſon , die Grafſchaft Erlach, und die Herrſchaft Vercel , (welche aber an das Haus Chalon zurüfgefallen iſt .) befam , und ſeines Vaters an Markgrafen Rudolf von Hochberg, vermählter Schweſter Anna Sohns Sohn , Markgrafen Rudolf von Hochberg , in einem Teſtament zum Erben ein feßte , worauf er 1458 ohne Leibeserben , und mit ihm das gråflich freyburgiſche Geſchlecht ausſtarb. Es nahm zwar Judewig von Chalon Prinz von Oranien, Neuenburg als ein erfebigtes Leben in Beſik , mußte es

Neuenburg.

701

is aber dem Markgrafen Rudolf von Kochberg wieder abtreten, welcher auch 1458 das Bürgerrecht mit Bern erneuerte , und dergleichen auch mit Solothurn errich. tete. Dieſer ſo wenig, als ſeine Nachfommen, bemů. þeten fich, die Belehnung von dem Hauſe Chalon zu em . pfangen. Sein Sohn Philipp , erneuerte 1495 das Bürgerrecht mit der Stadt Freiburg , errichtete auch dergleichen 1501 mit der Stadt ( ucern , und erhielt 1503 auch das Bürgerrecht von Bern und Lucern für ſeine Erbtochter Johanna.

Als ſich dieſe nach ſeinem

in leßtgenanntem Jahr erfolgten Tode , mit { udewig von Orleans , Herzog von Jongueville , vermählte, brachte ſie demſelben Neuenburg zu , und er wurde 1504 von Solothurn, und 1595 von Bern in das Bür . gerrecht aufgenommen.

Weil er 1512 ben der franzos

fiſchen Armee in Italien war, nahmen die mit Frank. reich zerfallenen Eidgenoſſen das Fürſtenthum Neuen . burg in Beſik , und räumten es erſt 1528 deſſelben Witowe wieder ein. Unterdeſſen ſtarb 1520 Pring Philibert von Dranien , der legte aus dem Hauſe Chalon , und ſeßte ſeiner an Grafen Heinrich von Naf. ſau vermählten Schweſter Claudia Sohn Nenat, zum Erben ein , dafiir ihn auch K. Karl V erkannte und beſtätigte.

Dieſer machte inſonderheit an Neuenburg

Anſpruch : allein , die vorhin genannte Johanna, machte, in ihrem und ihres Sohnes Namen , an alle Güter des ausgeſtorbenen Hauſes Chalon Anſpruch. Hieraus entſtund ein vieljähriger Rechtshandel, wel. der 1551 und 1553 von dem höchſten Gerichte zu Neuen . burg für Herzog Leonor von Longueville, Markgrafen von Rottelen , entſchieden wurde, dem auch 1557 der Herzog von Nemours fein Antheil an Neuenburg Durch

702

Die Eibgenoſſenſchaft.

burd ) einen Vergleid abtrat.

Er nennete ſich einen

ſouverainen Grafen von Neuenburg , und erfaufte 1564 die Caſtellaney Bevair. Sein Sohn Heinrich, oder vielmehr deſſelben Mutter, brachte 1579 auch die Grafſchaft Vallangin von der StadtBern an Neuen.

.

burg, und dieſes Sohn gleiches Namens, ſchrieb ſich einen fouverainen Fürſten von Neuenburg. Nach

!

deſſelben Todé, wurde dieſer Staat erſt von ſeinen Söh. nen , und nad) derſelben Abſterben , von ſeiner Tochter Maria , vermählten Herzoginn von Nemours , beſef: fen.

Immittelft hatten die Nachkommen Grafen

Wilhelms von Naſſau ihre Anſprüche an dieſen Staat, und andere Chaloniſche Herrſchaften, oft in Bewegung gebracht; es hatte auch König Wilhelm III von Groß. britannien , als Erbe der Chaloniſchen Herrſchaften, 1694 dem damaligen Churfürſten Friederich zu Bran . denburg und nachmaligen Könige von Preuſſen , alle feine Rechte an Neuenburg und Vallangin fenerlich abgetreten , und dieſer die Stände des Fürſtenthums Neuenburg 1703 davon benachrichtiget.

Als nun die

Herzoginn Maria von Nemours,bisherige Beſigerinn dieſer landſchaften , 1707 ſtarb , meldeten ſich viele vornelme Häuſer mit ihren Unſprüchen an denſelben . Das Obergericht und Tribunal der fogenannten 3 Stände von Neuenburg, unterſuchte alle dieſe Anſprů. che, und that am

3ten November 1707 den Ausſpruch

für Friedrid) I Konig von Preußen , welcher auch von dieſem Staat fogleich die Huldigung und völligen Befik nehmen ließ , jedod, dem Staat alle feine Frenheiten und Privilegien , und mit den Benachbar. ten gemachte Bündniffe und Bürgerrechte, beſtätigte. Im Utrechter Frieden zwiſhen Frankreich und Preußen von

Neuenburg.

703

von 1713, erfannte der König von Frankreich den König von Preußen für einen ſouverainen Herrn von Neuen . burg und Pallangin , und verſprach, denfelben in dem Beſiße dieſer lande weder heimlich noch öffentlich zu ſtoren , noch durch ſeine Unterthanen ſtören zu laſſen ; es ſollten auch die Einwohner dieſec jande in ganz Frankreich eben die Rechte und Frenheiten genießen , deren fonfi die Eidgenoſſen ſich zu erfreuen haben, und die ihnen, jugeſtanden worden , ehe der König von Preußen diefe xande bekommen .

$. 7. Der König von Preußen nennet fich wegen diejes Staars : einen ſouverainen Prinzen von Veufdstel und Vallangin ; und führet wegen . deſſelben einen mit 3 ſilbernen Balfen oder Sparren beſikten rothen Pfal im goldenen Felde , im Wapen. Das Fürſtenthum gehört dem königl. Haufe für deſo felben männliche und weibliche Nachkommenſchaft erblicy , kann aber ohne Einwilligung des Volfs wes der verpfändet , nod) verfauft , noch getheilt , noch einem jüngern Prinzen zur Appanage gegeben werden. Es iſt in der That republikaniſch , und der Fürft kann feine beſtimmten Einkünfte , welche jährlich etwa 100000 franzöſiſche Livres, oder 26000 Rthlr. be. tragen , weder vermehren noch vernrindern . Wegen des oben erwähnten erigen Birgerrechts, welches die Sandesherren von Neuenburg mit den eidgenoßiſchen Cantonen Bern , Lucern , Freyburg und Solothurn, errichtet haben , und wegen gleichen emigen Bürger. rechts , welches die Stadt Neuenburg 1406 mit Bern geſtifter desherr und dieſe Stadt für einen zugewandten Ort der Eidgenoſſen angefeben .

In Streitigkeiten zwiſchen dem

704

Die Eidgenoſſenſchaft.

dem Fürſten und der Stadt, þar Bern das Richter. amt , und das Recht , den ungehorſamen Theil zur Annahme des Urtheils zu zwingen. Bern þat dieſes Richteramt 1454., 1474 , 1497, 1548 , 1582 , 1767 und 1768 ausgeüber. Es muß auch der Fürſt und die Stadt der Republik Bern in ihren Kriegen Hülfe leiſten. Man hat zwar Benſpiele, daß der Bund des Fürſten und der Stadt mit den 4 Cantonen auch auf das ganze land ausgedehnet worden iſt : der Fürft aber behauptet, daß für das ganze Land und ißn, kein Richter als er ſelbſt rep . . 8. Die Regierung des Staats , verwaltet der königliche Gouverneur, welcher auch in dem Staatsa

rath den Vorſik hat , denſelben , wenn es ihm beliebet , verſammlet, in der Verſammlung der 3 Stände von Neuenburg und Vallangin , die Umfrage, und wenn die Stimmen gleich ſind , den Entſcheib hat , auch wegen der Aufſicht über die Kriegesverfaſſung, Gene. Neben demſelben iſt zu ralieutenant genennet wird. Neuenburg der ſchon genannte Staatsrath , welcher aus ſo vielen Staatsråthen beſtehet, als der Landese

4 Er hat die Staats. und Policey Herr für gut findet. Sadyen im ganzen Lande zu beſorgen , auch alle Vor . fälle und Streitigkeiten , die unter den Gemeinen und ihren Theilen entſtehen , imgleichen alle legen . und Vafallen Sachen zu beurtheilen , doch kann man in dieſen Fällen ſich von demſelben an die 3 Stände wen . Den , welches aber keine Appellation , ſondern ein An ſuchen um mehrere Erläuterung, genennet wird. In dieſem Staatsrath hat der Gouverneur , in deſſelben Abweſenheit aber der älteſte Staatsrath, den Vorfik, und verſammlet denſelben , wenn es ihm gefällig iſt, doch

Neuenburg.

705

Doch geſchießet es gewöhnlichermaßen am Morgen des Hiernachſt verordnet der Montags und Dienſtags. landesherr nod) unterſchiedene allgemeine und beſon . bere Beamte; jene find , Der Generalſeckelmeiſter oder Treſorier , welcher die Staatsgefälle von den Einnehmern empfängt , der Ranzler , welder der erſte Secretair des Staatsraths ift, der Generals procurator,welcher auf Deslandesherrn Recht Uche haben , und des Gouverneurs und Staatsraths Bee feple vollſtrecken muß , der Beneralcommifſarius, welcher auf die Sehen , und was davon abhängt, die Nufficht hat , der Generaladvocar, Der, wenn der { andesherr einen Proceß hat , folchen in deſſelben Nas men führet , Der Procurator von Vallangin , welcher des Landesherrn Angelegenheiten in dieſer Herrſchaft beforget, und die Einnehmer oder Recc. Die beſona veurs der landesherrſchaftlichen Gefälle. dern Beamten des Landesherrn , ſind die ſogenannten Caſtellane , ( Chatelains,) und Meyer, (Maires ,) welche über jedes niedere Gericht geſeket fint , und deren jeder unter fich einen Starthalter (Lieutenant,) hat. Die Beamten ſelblt bekommen igre Beſtallungo briefe von dem Landesherrn, die Statthalter aber von Dem Gouverneur.

1 Ş. 9. Das erſte und vornehmſte Obergericht,von welchem man nicht weiter appellicen kann, machen die ſogenannten drey Srande (les trois etats,) der Sous perainité eufchatel aus. Der erſte iſt der Stand des Adels , Den 4.Edelleute ausmachen , dazu der Gouverneur nunmehr allezeit die vier ålteſten ade. lichen Staatsrathe nehinen muß , welche aber hier nicht alsStaatsråtbe, ſondern als Edelleute, Plas 4 Ch.5 2. un ha .

1.6

Die Eidgenoſſenfchaft.

Gaben . Der zweyte iſt der Stand der Beamten (Officiers ,) welcher aus der 4 Caftellanen von Sandes ron , Boubry , Val de Travers und Thielle beſtehet , in deren Ermangelung die Mayer , und auch bisweia ten die Einnehmer ſolche Stellen vertreten . Den dritten Stand machen 4 Bürger der Stabt Neuene burg aus , welche der Stadtrath alle Neujahr aus feinem Mittel erwäblet. In dieſer Verſammlung ber Stånde führet der Gouverneur den Vorlig , hat die Umfrage , und entſcheibet , wenn die Stimmer gleich ausfallen . Der Generalprocurator wohner dere felben auch ben , um über des Landesgerrn Rechte zu wachen , und der Kanzler iſt auch darinn gegens , wärtig. Dieſe Verſammlung thut die Proceſſe vols úg ab, welche aus den niedern Gerichten in der Sous verainité Neufchatel , ( Vallangin nicht mit darunter begriffen ,) daşin gelangen, erläutert auch die Urtheile des Staatsraths , und giebt ihre Einwilligung zu Heuen landesherrſchaftlichen Verordnungen , und zur Beränderung der alten. Ordentlicherweiſe werden die Stånde alle Jahr zu Ende des Maymonats zuſam . menberufen ; ſie werden auch wohl außerordentlicher . weiſe , und auf Koſten der ſolches verlangenden Pars teyen , berſammler. Hiernacht gehören zu den Obergerichten die Cris minalgerichte , deren Urtheile ohne Appellation voll.

ftrecket werden , wenn nicht der Landesherr , oder fein Gouverneur , dem Strafbaren Gnade erweiſet,wie ſie denn die Strafen mohl mildern , oder gar aufheben, Dieſe Criminalgerichte aber nicht vermehren fönnen. find von zwenerley Urt ; einige haben die hohe, andere aber nur die niedere Gerichtsbarkeit oder Verurtheilung guc

Neuenburg .

707

zur Gefangenſchaft, Pranger, Staubbeſen, ic. und ja den lekten gehören alle Gerichte im Lande. Conſiſtoria ſind in dem Val de Travers , und Zu Neuenburg iſt ein Ehegericht, au Vallangin . hoelches in erſter Inſtanz über alle Proceſſe aus dieſer Souverainité urtheilet, von demſelben aber appelliret man an die 3 Stånde: S: 10. Die Mannſchaft , beren Zahi aus Berte oben (9.4) mitgetheiltem Verzeichniß erßellet, iſt in unterſchiedene Compagnien eingerbeilet, und über das ganze Kriegesweſen ſind 1 Generalinſpector, 4 Obriſt bas Val de lieutenants und 4 Majors verordnet Travers hat auch einen beſondern Hauptmanns g . 11.

Ich beſchreibe nun

1 Die Souverainité Neufchatel, ober Neuenburg , zu welcher gehören : 1 Die Meyerey leuenburg , in welcher 1) Neuenburg , heufchatel, Feuchatel, Welſche Kleuenburg , Neocomum , Novicaſtrum , Neoburgum , die Hauptſtadt des ganzeu Fürſtenthums, und der pon ihr benannten Meyeret). Sie liegt auf 2 Hågeln am Ufer des von ihr benannten Sees , in welchen ſich hier der kleine Fluß Sevon ergießet. Sie hat 4 große Straßen, ein altes Schloß , auf welchem ber Gouverneur wohnet , 2 Kirchen in deren einer auch in deutſcher Sprache geprediget wird, und ein Gymnaſium . Rings uin die Stadt ber find ſchbrie Weinberge, angenehme Garten, und viele Lufthauſer . She Regiment beftehet in einem kleinen und großen Rath, jenter von 24 ; dieſer von 40 Perſonen . Sie verſehen die Polis cens und andere StåbraSachen , und der erſte Amtebürger , meifter hat den Vorſitz , doch iſt auch der Meper Diefer Stadt in ihrer Berſammlung im Namen des Landesbertat gegenwärtig, und giebt ſeine Stimme bedeckt. Vya

Der kleine Rath

7,08

Die Eidgenoſſenſchaft.

Rath verfiehet aud die niedern Gerichte der Meyeren in efter Inſtang. Der Rath erwählet alle Neujahr 4 aus ſeinem Mittel, welche für daſſelbige Fahr den dritten Stand der ſogenannten 3 Stånde der Souverainité Neufchatel ausmachen , ausgenommen , wenn es um ein Urtheil über die Souverainité, oder um Verordnung und Veränderung det Geſetze zu thun ift , in welchem Fall die 4 Aitoburgers meifter ſolche Stelle vertreten . In der Stadt iſt auch ein Chegeridot für die gange Souverainité Neufchatel, welches aus dem Meyer , als Präſidenten, den 2 ålteften Pfarrern der Stadt , den 2 dlteſten Staatsråthen , und 4 Ridotern aus der Stadt, welche der Ratb für 6 Jahre erwäblet ,bé. ftebet. Den Criminalproceß führen die ſogenannten Mis niftraur , weldes Collegium aus den 4 Bürgermeiſtern , dem Benner , Stadtſchreiber und den 4 Sdlüffelmeiſtern beſtebet. Die Stadt hatte 1248 , 1269 , 1450 und 1714 große Feuersbrünfte, und 1750 von dem ausgetretenen Fluß Seyon zweymal großen Schaden . 1530 hat in der ; felben die Kirchenberbefferung ihren Unfang genommen , und iſt von dieſer Zeit an nach und nad zu Staride getoms men. 1406 hat fie mit der Stadt Bern ein ewiges Bår: gerrecht errichtet, und ſolcheo 1550 , 1570 und 1616 ers “ neuert. Sie iſt von allen Anlagen und Zehenden frey. Die Stadt ſoll vom K. Conrad ums Fahr 1034 erbauet worden ſenn, und im Bezirk der alten Grafſchaft Sargen gelegen haben. 2 ) la fontaine André , ein vormaliges Pr &taonſtrae tenſerklofter auf einer Höhe , eine halbe Stunde von der Stadt. 3 ) Serrieres , ein Dorf mit einer Pfarrkirche. 4) Ein Theil des Neuenburger Sees.

2 Die Caſtellaney Landeron , in welcher 1 ) Canderon ober ganderen , ein Städtchen beym Einfluß der Zil oder Thiele in den Bielerſee. Es hat eine tatholiſche Pfarrkirche. 2 ) Creßier , ein Dorf mit einer katholiſchen Pfarre tirche. 3 Die

Neuenburg.

709

3 Die Caſtellaney Boudry , in weldher 1) Boudry oder Bouldry , ein Städtchen auf einer Hdhe , welches der Fluß Reuſe ir 2 ungleiche Theile ab. fondert , die durch eine Bride verbunden ſind. Der rothe Wein , welder bey dieſem Ort wechſet , wird får den beſten des Fürſtenthums gehalten, 2) Das Dorf Bosle oder Bóle, mit einer Pfarrkirche, und andere Derter . 4 Die Caſtellaney Val de Travers oder Daup Travers , in welcher die Pfarrborfer St. Sulpy , Couver , Moriers , und Fleurier . 1763 zählte man in dieſem Thal 82 Uhrmacher, 30 Kaufleute und Fabrikanten, und 655 Spigenmacherinnen. 5 Die Caſtellaney Thiele, die von einem Flus den Namen þat , und in welcher die Pfarrborfer St.

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Blaiſe und Cornáuf oder Corneau , nebſt 7 an . dern Dörfern . In dieſem Diſtrict , nahe beym Neuenburger See und dem Fluß Sihl , follte eine Stadt, Namens enripolis oder Seinrichsſtadt,

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of

erbauet werden, deren Plan 1626 in Kupfer geſtochen ward : ſie iſt aber nicht zu Stande gekommen. 6 Die Weyerey la Côte , in welcher die Dår . fer Auvernier oder Ävernach , Deſeur, Corfelles , und Cormondreche. 7 Die Meyerey Rochefort , in welcher Ros chefort, les Bratres , frerereule , Brot , le Champ du tiloulin , Pont de Martel, und an . dere Dörfer. 8 Die Meyerey Boudevillers, zu welcher außer dem Pfarrborf Boudevillers, noch 2 Dörfer gehören . 9 Die Meyerey Colombiére, welche ehedeflen eine Herrſchaft geweſen iſt , die 1563 zu der Souves raic y 3

710

Die Eidgenoſſenſchafte

rginité Neufchatel erkauft worden .

Bey Bem Pfarre

borf Colombiéte oder Collombier , iſt ein Schloß , von welchem 2 Alteen aus, und bis an gen Neuenbur.

+

1

ger See gehen. 10 Die Weperey Bevaig oder Bevay, welche von dem Pfarroorf dieſes Namens benennet wird. 11 Die 113cyerey Corraillods, welche aus gem Pfarrdorf dieſes Namens beſtehet .

"

12 Die Nieyerey les Perriercs, in welcher zu bemerken 1 ) Ces Verrieres , ein großes Pfarrborf. 2) La Côte aur fées , ein in den Bergen zerſtreuetes Pfarrdorf, in deffen Gegenb fic die hochften Felſen des Gebirges Jura befinden , in deren einein zu helduiſchen Zeis ten ein prádytiger Tempel eingegraben geweſen , in welchen man den Mercurius durch geivifte Wahrſagerinnen , weldhe auf Franzöſiſch) Fées genennet werden , um Rath gefrages hat. Man kann nicht ohne großeWühe zu dem Eingange hinunter ſteigen , vor weichem ein prádbtiges Portal, dieſes aber mit einem Bogen von einem erſtaunlichen und faſt unzugänglichen Felſen bebedet ift. Etwa eine halbe Stunde davon iſt ein Eiſenbergwerk, welches wirklich bearbeiret wird. 3) Les Bayards oder Grand Bayard , ein Pfarrborka 4) Meudon oder Moudon , ein Dorf, woſelbſt die Gerichte dieſer Meyeren gehalten werden. 5) La Combe de Mi: Jour , ein kleined Ehal, wela ches der äußerſte Drt feyn roul, dahin die mit dem Landess herrn von Neuenburg perbürgerten eidgenoßiſchen Städte ihm zu Hilfe, und nicht weiter ziehen ſollen , auch ſollen dafelbſt die ehemaligen Strången des deutſchen Reichs gęs weſen fenn, welches aber ſo gewiß nicht iſt, als die belaca tiſden Schriftsteller meyuen. - 13. Die Tieyerey les Lignieres , welche das Pfarrdorf gleiches Namens enthálc.

14 Die 1

3

711

Neuenburg.

14 Die Meyérey la Brepine, welche auch la Chaur d’L tailler ? genennet wird. In derfelben iſt auf einem Brge ein See , weld ;er Luc d'Etas lieres oder Etablieres genennet wird, der erſt gegen das Ende des 16ten Jahrhunderts aus einem Sheil des hieſigen Waldes entſtanden iſt.

Beym Abfluß

deffelben iſt eine Mühle am Fuß eines Felfen mehr als ioo Schuhe tiefer als der See angeleget , auf welche das Waſſer des Sees nach und nach auf4Så. ken , davon der unterſte 24 Schuhe unter dem erſten iſt, berabfließet , und ſich hernad) verlieret. In die. ſer Menerey iſt das Pfarrdorf Brevine , nahe bey welchem 1657 zwey heilſame mineraliſche Quellen ente decfet worden ſind , welche man Bonne fontaine hennet.

Das Pfarrborf de la Chaur du Milieu ,

ſtehet unter der Gerichtsbarkeit von Rochefort. 15 Die Freyherrſchaft Vaumarcus , ant Neuenburger See. Nicht weit von hier ward.Herzog Carl von Burgund 1476 von den Eidgenoſſen geſchlagen. 16 Die Freyherrſchaft Gorgier , auch am Neuenburger See, welche das Pfarrborf St. Aubin , Gorgier , ein Dorf mit einem auf einer angenehmen Hibe belegenen Schloß , und die Dörfer Sauges , Sreſin oder Freſens , le Bar und triontalcher, Alsſie 1749 dem Landes . und lehng. Herrn begreift. eröffnet wurde, gab fie derſelbe an Johann Heinrich von Andrié zu lepn. 17 Die 'serrſchaft Traders , zu welcher Tra vers , ein großes und wohlgebauetes Pfarrborf, geo Håret. Die Herrſchaft rtoiraigue und Roſiére, ift feit 1761 von der Herrſchaft Travers getrennet. I Die

712

Die Eidgenoſſenſchaft.

II Die Grafſchaft Batangist , wird auch Valengin , ja Vallendis genennet: Sie war vor Atters ein Lehn von Neuenburg. 1566 ftarb der lebte Graf, Namens Renat, und hinterließ giar a Tóch . ter : es machte aber Bern Anſpruch an die Grafſchaft, weil es dem Grafen Geld geliehen hatte , und Bürge für ihn geworden war ; es ward ihm auch 1579 die Grafſchaft in sffentlichem Gerichte zuerkannt.

Bern

trat ſie ſogleich an des Grafen Heinrich von Neueño burg Mütter, Maria von Bourbon , Herzoginn von Jongeville, und derſelben Rinder und Nadfoniinen ab , ſchüßte ſie auch im Beſik berſelben , obgleich die Ehes minner der obgedachten Töchter des leßten Grafen ihr Recht an derfelben dem Grafen Fricdrid von Mém , pelgard verkauft hatten.

Von dieſer Zeit an hatte ſie

einerten Schickſal mit Neuenburg.

Sie begreift

1 Die Weyerey Vallangin , in welcher 1) Dalangin oder Valengin , ein flecten in einem Thal am Flächen Seron , welcher der Hauptort der Serrſchaft ift.

2) Val de Ruth , obec Ruz, Rudolphsthal, welches eins der ſchönften und am ſtärkſten bewohnten Thaler in Helvetien , 4 Stunden tang, und faft eine Stunde breit ift, und 24 Dörfer begreift. Zu bemerken find (1) Coffrane , ein Dorf, woſelbft 1295 zwifcben Gra , fen Rudolph Herrn von Neuburg und dem Biſchof Jobang von Baſil, aŭd Johann und Dietrich vou Urberg Herren zu Balangin , eine Schlacht vorgefallen iſt, in welcher der erſte geſieget bat. ( 2 ) Die Pfarrex Senin und Engollon , uno Se. Martini 3) Dombreſfon und Savagnier , eine Pfarré 4) fontaine und Cernier , eine Pfarre. 5 Die

Neuenburg. 2 Die Meyerey le Locle ,

713 welche von dem

auprort und Pfarrdorf Locle den Namen bat. 3 Die " jeyerey la Sagne, welche die Chåler und Pfarren la Sagne und les Ponts begreiſt. 4 Die Meyerey les Brenets , in welcher die Pfarrbor fer les Brenets am Fluß Dour, und Plana dheites. Lamaiſon du Monſieur , iſt ein lana desfürſtliches Haus am Fluß Douf , vofelbft eine Ueberfahrt iſt, und ein Zoll gehoben wird. 5 Die Weyerèy la Chaut de fonds, welche durd, den Fluß. Douf von der franzöſiſchen Grafſchaft Burgund geſchieden wird, und in demThal Eplatures beſtehet. In dem Pfarrborf ta Chauf de fonds, wird ſtarker Handelgetrieben. 7

Die Stadt und Republié Genff.

Genff. lat. Geneva , franz. Geneve , in den mittlern Zeiten Gebenna, auch wohl Cebanum , Janoba und Janda, iſt eine ziemlich große, wohlgebauete und wohlbefeſtigte Stadt auf einer Hobe beym Uusfluß der Rhone aus dem Genfferſee, welche gleich unterhalb der Stadt die Urse aufnimmt. Die Rhone theilet die Stadt in 3 ungleiche Theile, welche durch 4 Brüden verbunden find. Der großte Theil liégt nach Savoyen zu , der kleinere, welcher St. Gervais genennet wird , nach der franzöfiſchen Lands Ichaft Ger zu, und zwiſchen beyden iſt in der Rhone eine Inſel, deren Långe 700 , und die Breite 200 Schuhe bes tråget. Von den ehemaligent 6 Vorſtådten , find 4 im Jahr 1534 abgetragen , und 2 , nämlid St. Gervais und de Die Häufer Four , mit zu der Stadt gezogen worden . find gr& ßtentbeils im franzöſiſchen Geſchmack gebauet, vier bis fünf Stoďperke boch, und alle von Steinen . Die bes ften find in der obern Stabt , woſelbft die im Großen hans delnden Kaufleute wohnen. Vor den Häuſera im untern y 5 heil

714

4

Die Eidgenoſſenſchaft,

Theil der Stadt , find Schwibbbgen , unter weldheut alles Handel im Kleiner geſchiehet. Man unterſcheidet die Ci toyens , Bourgeois, Natifs, (Nachkommen der Antómms linge , welche ſich hier wohnhaft niedergelaffen haben , ohng das Bergerrecht zu erlangen ) und Habitans. Man recha net , daß in der Stadt 25000 Menſchen find. Eip Cia toyen muß in der Stadt gebohren fenn, man kann es alſo nicht werden . Bärger fann man entweder durch freywil. ligen Antrag , oder durdo Kauf werden . Die Därger find alle der reformirten Lehre zugethan , und müſſen es fenn, wenn ſie das Bürgerrecht genießen wollen : es halten fich aber auch futberaner und Katholiten bieſelbſt auf. UR geiſtlichen Gebäuden hat man die Domkirche zu St. Peter, an welche die ſogenannte Kapelle der Maccabeer angebanet ift , darinn die gottesdienſtlichen Verſammlungen der deutſchen und italieniſchen Gemeine, und die Vorleſungen ber Profefforen der Philoſophie gehalten werden , und noch 5 Pfarrkirchen , in welchen Gottesdienſtangeſtellet wird. Den Lutheranern iſt 1707 bewilliget worden , ihren Gots tesdienſt in einem beſondern hauſe zu verrichten ,und 1762 haben fie die Erlaubniß erhalten , ein eigenes Haus zu bauen , und darinn einen Kirchenſaal anzurichten , welder 1767 fertig geworden iſt. Dieſe lutheriſche Gemeine tebec in Anſehung ihrer Einrichtung und Unterhaltung , unter bem Eduk des Herzogs zuSachſen -Gotha, und hat 2 Pres diger. Die Katholiten beſuchen die Kapelle des franzöſis fchen Refidenten . Das allgemeine Hoſpital hat ein neues Gebäude , in welchem auch ein Zuchthaus angeleget ift und eincn beſondern Prediger . Die franzöſiſchen glüchta linge , welche ſich hier niedergelaffen haben , befişen ein beſonderes Spital, und ein eigenes almoſengut, la Bourſe françoiſe genannt. Das Rathhaus iſt auf der Höhe der 1 Stadt unweit der Domkirche von Quaderſteinen anſehnlich etbanet, und in demſelben ein ſchneđenweife angelegter und mit Kiefelſteinen befester Gang , auf welchem man von unten bid oben unter das Dach reiten und fahren tann . Das Zeughaus lieget nicht weit davon. Es iſt hier eine berábmte 1558 aus einera Gymnaſium errichtete Akademie

Genff.

715

von 13 Profefforen , und ein anſehnlicher Offentlicher Bus cherſaal, Beyin Ausfluß der Rhone aus dem See, iſt ein Gebäude , in welchem die Obrigkeit die zur Sicherheit und Luſtbarkeit gebaueten Schiffe verwahtoa läßt. Ver den Lhoren giebts wohlgebauete Häufer , viele angenehnie Gårten , und luſtige Spapierorte, als le Pré de l'Evequo vor dem Zhor de Rive, Plain Palais vor der neuen Pforte, la Paumiere , eine halbe Stunde von der Stadt , und la nouvelle promenade. Die idóne Lage der Stadt , die guteu Lebensmittel, die Artigkeit der Einwohner, die vics len Künſtler und Manufakturiſten , die Durchreiſe fo vieler Perſonen , welche entweder aus Deutſchland oder Frank: reich nach Italien, oder aus Italien nad) Frantreid) geben , und die vielen auswärtigen jungen Standesperſonen, welche ſich hier zur Erlernung der franzöſiſchen Sprache, per idónent Wiffenídaften und ritterliden Leibesübungen aufgehalten , haben dieſe Stade ſonſt ſehr angenehm gemacht. Eswerden hier ſehr viele und ſchone Manufakturs und Fabrik : Waaren , und künkliche Arbeiten verfertiget ; inſonderheit hat die uhrmaderkunſt hier einen Hauptfit . Der Haubel iſt zwar nicht mehr ſo groß, als er ehebeffen geweſen , aber doch noch ganz betrågotlich : es werden auch viele Kanför mannsgüter durch dieſe Stadt geführet, welche aus Franla reich nach Deutſchland und Stclien , und aus Deutſchland nach Frankreich gehen , und von hieraus bald ſowohl auf die Rhone, als den Rhein gebracht werden können. Es här fich die Stadt im jeßigen 18ten Jahrhundert ſo viel Bermogen erworben , daß fie über 120 Millionen franzöſ. Livres an auswärtige Staaten bat verleihen können . Dieſe Stadt macht eine freye demokratiſche Republit aus, in wela cher die höchſte Gemalt bey dem geſetzmäßig verfaminletek allgemeinen Rath ,oder der Berſammlung der ganzenBürgers ſchaft Rehet, welde man Conſeil général des Citoyeng. et Bourgeois nennet , und aus 1800 Perſonen beftehet, Es wird aber pieſe Verſammlung ordentlicherweiſe jährlido nur zweymal zuſammenberufen , um die 4 Syndicos , den Lieutenant, pie klubiteurs , den Sedelmeifter , und den Generalprocurator zu erwählen , and dis eintare zu bien ftime

716

Ú

Die Eidgenoſſenſchaft.

ftimamen . " Die übrige Regierung der Republik und Vere maltung der Geſchaffte , ftehet in den Händen des kleinen Raths , welcher auch der Rath der 25 genennet wird , des Raths der 60 , und des großen Raths , oder des Rathe der 200. Der Rath der 25 iſt in dem Nath der 60, diefér in dem Rath der 200 , uud diefer in der allgemeinen Bera fammlung der Bürgerfchaft mit begriffen . Die Syndici kduinen nicht anders, als aus dem Rath der 25, die Glies der des Ratbe der 35 und der 6ó , nur aus dem Rath der 200 , und dieſer nur aus den Bürgern und Eimponern genommen und erwählet werden . Der Nath der 200 wird erſt ergånget, wenn 50 Stellen ledig find. In allen dies Pen Råthen haben die 4 Shadici den Vorlik , and find alſo die erften Häupter der Republit. Der tleine Rath ermaha let die 60 Rathsherren , und den großen Rath , verleihet auch das Bürgerrecht, wenn er es nöthig findet; hingegen wird dieſer kleine Rath von dem großen Stath erwablet. Der kleine Rath , welchen man auch der innern unb gee wöhnlichen Ratb , ( Conſeil étroit ou ordinaire) neanet, berwaltet tåglid die innern und außern Staats : aud Pos licer : Civil- und Criminal Sachen der Repnblik. Der Rath der 60 berſammlet fich nicht , als wenn er von dem tleinen Rath über gar wichrige Standesgeſchaffte zuſamus menberufen wird, welches aber ſelten geſchieht. Der große Rath entſcheidet alle Standes : Policeys und Civil Sacher vddig , und kann in peinlichen Fållen Gnade erweiſen . Er berſammlet fich , wenn man einige beſtimmte Tage auss nimmt , ſonſt nicht , als wenu er von dem kleinen Rath zuſammenberufen wird. Dermoge eines Grundgeſetes , tann nichts in dem großer Rath gehandelt werden , als was zuvor in dem kleinen Rath , und nichts in der allges meinen Bürgerverſammlung , als was zuvor ir. dem klein hen und großen Rath berathſchlaget und gut geheiffen werden . Zur Erleichterung des kleinen Raths, ſind unter : fchiedene Collegia und Kammern angeordnet. Die Gerecy , tigkeit wird ta erſter Inſtanz von dem fieutenant und fels nen Benfißeru, den 6 Áuditeurs , verwaltet , und diefes wird das niedere Gericht (la juſtice inférieure,) gengnnet, ADA

Genff.

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von welchem man ſich an die Uppellationskammer , und von ſelbiger an den kleinen Rath wenden kann . Der Crië minalproceß wird auf die Klage des Generalprocurators geführet, und zuerſt von dem lieutenant und den Auditeurs unterſuchet. Eben dieſe haben auch auf die Policey -Sachen zu adten. Die Kirchenzudor verwaltet das Confiftórium , welches auch ſein Gutachten über die Eheſaden , welche ' vor daffelbe gebracht werden , an den kleinen Rath abftat tet. Es beſtehet aus den Pfarrern der Stadt, und 12 An, cims, deren 3 aus dem kleinen , und 10 aus dem großen Math find. In Anſehung des Kriegesweſens, iſt die Stadt und ihre Landſchaft in Regimenter eingetheilet, über welche aus den Gliedern des kleinen Raths Obriſten und Haupt Tente gefeßet werden . Die Stadt unterhalt auch eine Bes Tatung , welde 1738 auf 12 Compagnien , jede von 60 Mann , gefeßet worden iſt , aber nicht allein aus der marinſchaft von der Bürgerſchaft und Landſchaft genom , Men wird , ſondern es werden and fremde angeworben. Die Aufſicht über diefelbige, ſo wie aber das ganze Kriegs weſen , hat ein Syndir , welcher daher le Syndic de la garde genennet wird. Das Wapen der Stadt ift ein ges theilter Schild , in deffen rechten Hälfte ein ſchwarzer hala ber gefronter Adler im goldenen Felde, in der linten aber ein (dwarzer Schlüffelim røthen Felde , zu ſehen. Der König von Frankreid hått bier ſeit 1679 beſtåndig einen eigenen Reſidenten. Im uiten Bande der Ephemerides .du citoyen fürd Fahr 1771, find die Ausgaben der Stadt auf 536135 franz. Livres , und die Eiutünfte auf 693500 Livres berechnet worden. Ilater den letten waren 30000 Livres Almolen . Dieſe Stadt war dor Alters eine Stadt der Allobroger. Im Unfangedes sten Jahrhunderte bemachtigten ſich ihrer. pie Burgunbier. Die Zeit der Stiftung des Bisthums, welches ehebeffen hiefelbſt geweſen , iſt nicht gewiß bekannt, doch war es im sten Jahrhundert ſchon vorhanden. Die Stadt tam hiernådiſt unter die Herrſchaft der Franken , und im 9ten Jahrhundert wurde fie ein Theil des legten Durgundiſden Reichs , unter deffen Königen die Grafen zit Gouff

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Die Eidgenoſſenſchaft .

Genff ihre Würde erblic madten . U18 Kaiſer Conrab H .Das burgundiſche Meich bekam , mufte er den Grafen Ges told zuen Gehorſam zwingen , Deffen Sohn Robert auch nach der Unabhängig eit trachtete. Dieſe Bemühungen Der Grafen von Genff, bewegten die Kaiſer , daß ſie ihre und des Reichs Recore über Genff, größtentheils den hies figen Bildhofen aberließen , unter der Bedingung , daß fie ihnen den Eid der Treue leiſteten . Die Biſchöfe hatten hierauf beſtändige Streitigkeiten mit den Grafen , welche, ob fie gleich die Bertſoaft über die Stadt nicht an fide bringen konnten , ſich doch der umliegenden Landſchaft bee machtigten , und Schirmvogte der Kirche zu Senff nenne ten. Graf Amadeus von Genevois bewegte den Herzog Berchtold von Zdringen , daß er fich vom 8. Friedrich I die Oberherrlichkeit über die Stadt Genff, und die dem Bisthum zugehörigen Coloffer ausbat : als er nun ſelbige erhalten hatte , trat er ſie gedachtem Grafen wieder ab, welcher hierauf Beſit davon nahm . uls lid aber der Bis fchof darüber beidowerte, hob der Kaiſer. 1162 die an der Herzog von Zåringen gethaneSchenkung wieder auf, fetite den Biſchof wieder in der Beſit ſeiner vorigen Rechte, und beſtimmte die Gerechtſame des Grafen , der fid wegen derjenigen , welche er in der Stadt Genff batte , für einen Barallen des Bistums erkennen mußte. Dieks Grafen Sohn Graf Wilhelm , fochte den Biſchof von neuem an , und wurde darüber vom Kaiſer in die Reichsacht erklåret, und ſeine Lehen dem Bisthum als beimgefallen zuerkannt: Die Grafen von Savonen nahmen den Crafen von Oenes bois vieles von ihrer Landſchaft ab , und breiteten ihre Herrſchaft bis an die Stadt Genff aus, ia Graf Amadeus V von Savoyen errichtete mit dem Biſchof Wilhelm I im Fahr 1290 einen Vergleich , in welchem ihm und feinen Erben von dem Biſchof das Amt eines Vidomine ( Vicedo mini; biſchöflichen Statthalters , ) in der Stadt Senff zu fehen gegeben wurde , und R. Karl IV ertheilte Grafen Umabtus VI von Savonen 1365 auch das Reichsvicariat in der Graffcbaft Savonen und den benachbarten Landen , traft deſſen er fich die Dberherrlichkeit über die Stadt Genff ANS

Genff.

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anmaßete. Ob nun gleid der Kaiſer ſolches Vicariat 1366 auf dringendes Anhalten des Biſchofs und der Stadt wies der aufbob , fo machten doch die folgenden Grafen und Herzoge von Savonen noch immer Anſprud) daran , qui mal nachdem ſie nach des letzten Grafen von Genevois 1401 erfolgtem Lode, deffelben Herrſchaften geerbet hatten. Die Biſchöfe, damit ſie ſich ben ihrer Oberherrſchaft über die Stadt erhalten mögten , ertheilten derſelben anſehnliche Freyheiten ; und Kaifer Sigmund nahm ſie in des Reichs Schut. 1478 errichteten der Uominiftrator des Bisthums Johann Luderig aus dem Hauſe Saroyen , und die Stadt Genff, ein Bündniß mit den Cantonen Bern und Freyburg, und die Unſchläge, welche Herzog Karl III son Savoyer wider Genff machte , bewegten die Stadt, daß fie 1919 ein Bürgerrecht mit Freybars errichtete ; und als ſie von dem Herzog noch mehr angefochten wurde , libloß fie 1826 mit den Städten Bern und Frenburg auf 25 Jahr ein Bertheis digungsbündniß. Der Herzog von Savonen verlos einige Saljre hernach auch das Vidumnat , weil er die Bedinguns gen deſſelben nicht erfüllete. , 1533 nahın die Stadt die Kirchenberbeſſerung an ; und als der Biſchof, der ſie debe wegen in den Bann gethan hatte, noch den Fehler begieng, und ſich aus der Stadt begab , riß ſich dieſe ganz von ihni loé , und Teßte ſich in vollige Frenheit. Die Stadt Freno burg tündigte ihr zwar das Bündniß auf : allein , die Stadt Bern erneuerte im Anfange des Jahres 1558 den Bund auf erdig, zu weldem beſtändigem Bündniß 1584. auch die Stadt Zürich trat. Wegen dieſes Bundes mit Zürid und Bern, wird Genff als ein zugewandter Ort der Eidges noffen angefeben. 1602 trug fid die ſogenannte Eſcalade zu , da herzoglido ſadoniſdje Truppen die Dauern der Stadt erftiegen , und fich der Stadt zu bemidhtisten ſuchten, aber mit großem Verluſt zurückgeſlagen wurden , wovon das Andenten noch jdhrlich mit gottesdienſtlider Fenerlichteit begangen wird. In den Fahren 1707 , 1734 , 1737 , und 1765 und 66 find heftige innere Unruhen zwiſchen dem N4: giftrat und der Bürgerfdaft entſtanden, aber von 1980 bis83 die heftigſten geweſen. Nach dem Tractatpou 1738, für wel de

720

Die Eidgenoſſenſchaft.

dhen Frankreido, Bern und Bårich die Gewähr geleiftet baben , war die Macht des Staats unter die 25 , die 60 , die coo und den Conſeil general gehdrig vertheilet: allein der erſte Artild des 1779 belaunt geinachten erften Theils des Geſetzbuchs , übertrug die unumſchränkte Macht dem Conſeil general . Dieſer Neuerung widerſetten ride über 400 Citoyens, meitt alte Geſchlechter, und von großem Dieſem traten die Natifs ben. Denn da Vermogen . dieſe nicht in den Conſeil general toinnien , fo urtheilten fie, es rey nothig, das andere Collegia dieſem das Gleich geiricht hielten. Får dieſe Parthey erklårte fido frantreid ; hingegen die Regierungo . Parthey ( conſtitutionaires) wurden durch den erwähnten Beytritt in ihrem Widerſtand beſtårtet. Als die Demagogen ſahen , daß Frankreich innen entgegen fen , ließen fie am 20 Oct. 1780 durch 900 An: hånger gegen alle Einmiſchung anderer Máchteprouſtiren ; und am 5 Febr. 1781 entſtand ein allgemeiner Aufruhr, bey melden uue Macht nebſt den offentlichen Plätzen in die Hände der Volksparthey fielen , weil die Natifs teine Waffen hatten . Es erfolgte zwar ein Pergleich,er dagerte. aber nicht lange, ſondern im Upril 17,82brach der großte Uuf: ruhr aus, bey welchem das Volf die bisherige Regierungsa verfaſſung ånderte. Jeßt, da dieſes gedrudt wird, ver: lantet , Frankreid ) , Sardinien und Bern , würden die alte Verfaſſung durch verbundene Kriegsvdlker wieder herſtellen. Das Gebiet der Stadt, iſt am beſten auf Anton Chepy Charte du Lac de Geneve , zu ſehen, welche man in der neuen Uutgabe von Spon's Hilloire de Geneve von 1730 findet : fie kann aber freylich die Veränderungen nicht vorſtellen , welche die 1749 und 1754 zwiſchen den Königen von Frankreid, und Sar . dinien , und der Republik Genff errichteten Verträge, wegen Abtretung und Verwechſelung einiger Unter. thanen, verurſachet hat. In Kraft derſelben, hat der König den Genffern von der Landſchaft Ger die Dörfer

Chancy

Genff.

721

Chancy, Avoullie , Rußin und Malagni ganz über. laffen , die Genfer hingegen haben, ſich ihrer Unpliche auf die Dörfer Chaler , Thoirn und Fenieres, Feuil. laſſe, St. Genis, Moens und Feigers begeben. Vera mögedes zweyten, ſind die Dörfer in den landvogtenen Ternier und Galiard , und in dem Mandement Fuſlo folchergeſtalt vertauſchet und getheilet worden , daß gerade Gränzlinien baben gezogen werden können . Die Derter , welche unter genfiſcher Bothmåkigkeit ſtehen , ſollen bloß reformirt, und die unter favoriſcher, bloß katholiſch feyn.

Ich bemerke im Gebiet der Reo

publik , welche ungefähr 5000 Seelen begreift, I Den Stadtbezirk , welcher gleich den Einwohnern der Stadt unınittelbar unter der Stadt. gerichtsbarkeit ſtebet , auch den bürgerlidien Kriegese compagnien einverleiber iſt , und außer vielen der Bürgern zu Genff zugehörigen ſchönen Landgütern , und dem ſchönen Spaßierort , Plain Palais gar nannt , vornehmlich enthält 1 ) Cologny , ein Pfarrborf am Genfferſee. 2) Chêne oder Chesnei, ein Pfarrdorf. 3) Le petit Saconer , ein Pfarrborf

Die Einwohner dieſer und aller übrigen hies þer gehörigen Derter , find der evangeliſchen Relie gion zugethan . 2 Folgende unter der Stadt voligen Hoheit und Dberherrſchaft ſtehende Zemter , deren Einwohner der evangeliſchen Lehre benpflichten . 1) Le Mandement de Peney , welches theils von der franzöſiſchen Landſchaft Ger umgeben iſt, 4 Ch. 5 A.

33

cheils

Die Eidgenoſſenſchaft.

722

theils durch die Rhone von dem Gebiet des Herzog Es iſt ſehr thums Savoyen abgeſondert wird.

fruchtbar .

Alle 3 Jahre ſeker die Stadt aus ihrem großen Rath einen Chatelain ( Caſtellan ) dahin , von deffen Urtheilen an die Appellationskammer , und von dieſer an den kleinen Rath , appelliret wird . Es ge. Hören dazu : (1) Die Pfarre Satigny , in welcher ich bemerke : a. Satigny deſſus , Pfarrdorf.

( Ober - Satigny )

ein

b . Peney , ein Dorf an der Rhone, welches in Dber : und Unter - Pener abgetheilet wird , and woſelbſt man noch Ueberbleibfel des 1536 zerſtörtén biſchöfliden Schloffes fiehet.

c. (2 )

Turretin , ein Schloß und Dorf. Die Pfarre Dardagny , in welcher die

Dörfer Dardagny und Ruffin ; das leßte iſt 1749 vom Lande Ger abgeſondert worden . Der Pfarrer verſieht auch

3) Die Pfarre Malva. :-) Das Mandement' von Juffy , welches ganz von dem ſavoniſchen Gebiet umgeben iſt. Es

hat Mangel an Waſſer , iſt aber doch wohl bewoge ner. 1536 wurde es von der Stadt Genff erobert, welche auch aus dem großen Rach einen Chatelain ( Caſtellan ) hieher reket , und mit der Appellation wird, es eben ſo wie im vorhergehenden Amte gehal Ich bemerke darinn ten.

( 1) Das

Genff.

723

(t) Das Pfarrborf Juffy , welches eines der größten Dörfer im Gebiet der Stadt Genff ift. ( 2) Das Schloß le Creſt oder le Erët, (3 ) ironia , ein Pfarrdorf.

e

3 Die Derter , welche von St. Victor und Chapitre benennet werden , und vor der Religions.

1

verbeſſerung theils dem Priorat St. Victor , welches vor Genff gelegen hat , theils dem Domkapitel zu Genff gehöret haben , liegen in den ſavoviſchen Land . vogteren Gaillard . und Ternier zerſtreuet , als in

, Gy , und in dieſer auch die evangeliſchen Pfarrdór. und i außer welchen

noch

andere Dörfer dazu gehören.

Moiſin und Valeiry fino 1754 an Savoyen aba getreten worden .

MA

4 Zwey abgeſonderte kleine Stücke Sandes,

1 ) Bey Verfoy am Genfferſee , liegen Nijas lagni , ein ſchönes Dorf, welches Frankreich 1749 abgetreten gat, und Gentou , ein ſchönes Pfarr. dorf. 3) Zwiſchen Copper und

Nyon ,

das große

Pfarrdorf Seligny, das Schloß Boſſen , andere Derter .

8

und

Ein Theil des weltlichen Gebiets des Biſchofs von Baſel.

Der Biſchof von Baſel ſtehet mit den z katholi. Tchen eidgenoßiſchen Cantonen im Bunde , und wird 332 die

Die Eidgenoſſenſchaft.

724

dieſerroegen zu den zugewandten Orten der Eidgenoſ fenſd ) aft gerechnet. Sein weltliches Gebiet gehöret größtentheils zum Deutſchen Reich und oberrheini. fchen Kreiſe deſſelben , woſelbſt es auch im erſten Bande des dritten Theils meiner Erdbeſchreibung bee ſchrieben worden. Der kleinere Theil feines Gebiets, hat ſich der Hoheit des deutſchen Reichs entzogen , und zu der Eidgenoſſenſchaft geſchlagen, erkennet aber doch den Biſchof für ſeinen Oberheren. Dieſer iſt hier zu beſchreiben , und begreift I Die Stadt

Biel, welche zwar den Biſchof

von Baſel für ihren Oberberrn erkennet , aber, zus gleich ein

zugewandter Ort

der Eidgenoſſenſchaft

iſt, ja auf den Eagefaßungen Stimme hat , worden iſt.

derſelben Sik und

und daher ſchon oben beſdyrieben

II Die Stadt Neuenſtadt, lat. Nova villa; franz. Bonneville oder Neuveville , welche am Bies lerſee liegt , und über ſich auf einem Berge ein Schloß bat , welches der Schloßberg genennet , und bon dem Die bildhöflichen Meyer und Caſtellan bewohnet wird. Stadt ift klein . Es ſcheint, daß aus der ehemaligen im benachbarten Val de Ruy geſtandenen aber eingegangenen großen Stadt Neuville , Einwohner dahin gezogen ſind . Biribof Heinric IV zu Baſel erhielt 1288 vom König Rudolph I die Erlaubniß , das eben genannte Schloß zu bauen , unter welchem Biſchof Gerhard bernadh um das Jahr 1312 die Stadt anlegte , und den Einwohnera ſchon 1318 eben diejenigen Freyheiten ertheilete , mit Nachs welchen die Stadt Biel damals begabet war. mals ipurden ihr von den Biſchöfen noch mehrere Freya beiten ertheilet , und zu wiederholtenmalen beſtätiget. 1367

!

Genff.

725

1367 wurde fie von der Stadt Bern 10 Tage lang bergeblich betagert und beſtúrinct , 1388 aber erriditete fie in kriegeriſden und gefährlichen Zeiten, unter Beya ftiinmung des biſchöflichen Reyers oder Amtmanns, mit eben dieſer Stadt Bern ein Bürgerrecht und Schutzbånds niß , welches von den Biſchdien vor 1615 niemals anges fochten , hingegen 1633 erneuert worden , und noch befize In der neuern Zeit aber iſt ſie darüber mit dem het. Bildhof ihrem Oberherrn in Streitigkeit gerathen , wels dhe jedoch 1758 durch Vermittelung der Stadt Bern Sie hat 2 Bürgermeiſter, odtlig bengeleget worden. und einen kleinen und großen Rath , beren jeder aus 24 Perſonen beſtehet. Der kleine, berwaltet unter dem Borſig des biſchöflichen Meyers die Gerichte : man kann aber ohne diefelben an den kleinen und großen Rath , und hierauf an den Biſchof arpelliren , der , wenn ges nugſame Proceffe vorhanden ſind, eine Sommiffion hiers her ſchiđet, die mit 3 Sliedern des hieſigen Naths die leßten Urtheile ſpricht. Die Sachen , welche feib und Leben angehen, werden von dem ganzen Rath abgehans delt , doch mag der Berurtheilte bey dem Biſchof um Gnade arhalten . Die Strafgelder, werden unter dem 1530 haben Biſchof und der Stadt gleich getheilet. die Einwohner die evangeliſche Lehre angenommen , der ſie auch nod) berpflichteit. Untei dem hieſigen biſchoflichen Meyer, ftehet qud das Dorf Chayanne oder Tſchaffis . III Die Serrſchaft Erguel , welche ein Strich Landes ift , der fid ) hinter Biel bis an die Gränze des Fürſtenthums Neuenburg ziehet, und bis auf 3 Dörfer nach , ganz im Gebirge Juraſſus lieget. Jhre größte Sånge, nämlich von Oſten gegen Weſten , beträgt 9 , und ihre großte Preite 4 Stuns ben. Ehemals wurde fie das Thal Suſinge, auch nachher von einigen St. Immersthal, nach dent 38 3

1

726

Die Eidgenoſſenſchaft.

dem heil. Himmer oder 3mmer , genennet , dem zu Ehren auch hieſelbſt ein Chorſtift geweſen , welches aber aufgehoben iſt , und die Einfünfte find dem Die Herr Bisthum Baſel einverleibet 'worden.

ſchaft gehört mit hohen und niedern Gerichten dem Bisthum Baret, und der Biſchof reßet, zur Verwal: tung derſelben , einen (andvogt , welcher gemeiniglich zu Courtlari wohnet. Die Mannſchaft gehöret zu dem Panner (der Hauptfahne) der Stadt Biel, wor. } ůber aber zwiſchen derſelben und den Biſchöfen zu Baſel mehrmals Streitigkeiten entſtanden , und hier. auf wieder bengeleget worden . Der beträchtlichſte Theil der Herrſchaft , iſt der bergichte, welcher in eie ner Reihe Berge und Thåler beſtehet , in weldien tekten die Dörfer faſt ungetrennet auf einander fole gen . Die oben im St. Immerthal entſpringende Süß , durchſtrömet die meiſten Dörfer, und macht die einträglichen Wieſen fruchtbar. Die Einwohner aller 29 Gemeinen , bekennen ſich insgeſammt zu der res formirten Lehre , und find unter 8 Parochien oder Menerthümer vertheilet , in deren 7 in franzöſiſcher Sprache, in einer aber , welche die zu Pieterſen iſt, in deutſcher Sprache geprediget wird . dieſe Parochien alſo auf einander.

Es folgen

I Das aperthum Sanct Immer , in welchem 1) Sanct Immer , ein großer und wohlgebaueter Fleden mit 2 Kirchen. 2 ) Sonvilliers , ein groß :6 Dorf , ber welchem die Ueberbleibſel des Schloffe8 Arguel zu ſehen . 3) Xinen oder Renent , ein Pfarrdorf, in deffen Ges gend die Süß entſpringt. 3) les

Genff.

727

4 ) Les Convers , der beſte Ort in dieſem Thal, defe fen zerftreuete Häufer einen Kaum von fafi einer Stunde einnehmen . 2 Das Weperthum Pieterlen , welches von dem Pfarrborf Pieterlen benannt wird. Minis ſperg oder Montmeigni iſt ein großes Dorf.

In dem .. 3 Das Meyerthum wohlgebaueten Pfarrborf dieſes Namens , wohnet der fürftliche Sandvogt. 4 Das Meyerthum Corgemont, von 2 Dira fern . Ben dem Pfarrborf dieſes Namens , hat das St. Immerthal feine größte Breite. 5 Das Meyerthum

Tramlingen ,

deſſen

Pfarrkirche in dem großen Dorf Ober - Tramlins gen ſtehet.

6 Das Meyerthum Büderich , von 2 Pfarrs dörfern . 7 Das Meyerthum Vágliſtahl, Vauffelin . 8 Das Meyerthum Souceboz.

franzöf.

Bey dem

Dorf dieſes Namens, endiget ſich das St. Inimer: thal.

Von hier gelanget man zu

dem berühmten

Bergpaß Pierre Pertuis oder Pierre Port , Fels ſentbor , welcher die Grånzſcheibung zwiſchen der Herrſchaft Erguel und dem Münſterthal ausinachet, vor Alters aber Helvetien von der Rauracher Sand . fdhaft fchied.

31.4

IV Die

Die Eidgenoſſenſchaft.

728

IV Die Herrſchaft Jufingen , welche 1 Stunde von Biel an dem Berge Jurat liegt. Ihre Mannſchaft gehöret aud) zu dem Panner der Stadt Biel.

Sie beſtehet aus Jufingen , einem Pfarr.

dorf, welches 1755 in einer Feuersbrunji ben 50 Håuto fer verloren hat.

V

Auf dem Thefenberge oder

Tefſen

berge , welcher am Bieler See belegen iſt , find unterſchiedene Dörfer, welche der Biſchof zu Baſel und die Stadt Bern zugleid ) , und mit gleichen lan. desherrlichen Rechten beſigen. Sie machen i Kirch . ſpiel aus , welches man auch den Diſtrict von Diefſen nennet.

Das

3

Das

Herzogthum

Schleſien

neb ft

der Grafſchaft Glag.

35

730

Einleitung zu

Schleſien.

ie erſte Landcharte von Schleſien , hat Martin Helmig 1561 auf 4 großen Bogen an das Licht geſtellet, fie iſt auc, in Ortelii 3 theatro orbis terraruin , und Cellarii Spe.

culo orbis geographico zu finden , und mit Verbeſo ferungen

und Abtheilungen den nachher erfolgten

Ausgaben von Münſters Cosmographie , und dem blaeuiſchen Atlas einverleibet , auch 1738 von den noch vorhanden geweſenen Kupferplatten zu Breslau en Buchdruckeren von neuem ab. der baumanniſch in worden . Gerhana gedruckt Atlas eine andere Charte, welche aber derjenigen nicht gleich kommt , die nachmals Jonas Scultetus verfers tiget hat , und Joh. Blaeum , Heinr. Hond , Joh. Janſſon , die Waesberge, auch Schenk und Valk Herausgegeben haben. Eben dieſer Scultetus, Hat auch beſondere Charten von Nieder:Schleſien und den dazu gehörigen Fürſtenthümern Breslau, Grottau , ( richtiger Neyße ) , ſigniß, Dels , Wolau und Glo: gau , und Fried. Khunow eben dergleichen von Jauer und Schweidniß gezeichnet, welche zuerſt von Blaeum und Janſſon , hernac ), mit unterſchiedenen Verbeſſes rungen, von Schenk und Valf herausgegeben worden . Gottfr. von Köhler hat von den Fürſtenthümern Schweidnik uno Jauer eine gute Charte geliefert. Bon wem die Charte , Abriß der Landſchaft Schle fien , ſammt den angränzenden Königreidhen und lans den ,

731

Einleitung

den , von 1697 , fen ? kann ich nicht ſagen . Es gan ben zwar die Danferts , Schenk, Homann, und Co. vens und Mortier neue Stiche einer allgemeinen Charte von Schleſien heraus , ſie waren aber fo fehlerhaft, daß man nach beſſern ſich lepnete. 1724 zeichnete Joh. Nigrinus eine Charte von dem Teſchen , welche erauch

Fürſtenthum

hourde zwar unterdrückt, Peter Schenk aber ftach fie viel ſchöner nach . Kaiſer Karl VI befaßt dem Ine genieurbauptmann Joh. Chriſt. Müller , welcher die guten Charten von Böheim und Mähren aufgenom . men hatte, Schleſien auf gleiche Weiſe aufzunehmen , und er ſollte ſchon 1720 den Anfang damit machen : allein , er fieng dieſe Arbeit erſt gegen das Ende des Jahres 1721 an , und ſie gerieth durch feinen bald dar. auf erfolgten Tod in Steden .

Hierauf befahl der

Kaiſer dieſes Geſchäfft 1723 dem Ingenieurlieutenant J. W. Wieland , welcher auch daſſelbe auf Koſten der ſchleſiſchen Fürſten und Stände ausführete : weil aber feine Arbeit nod) voll von hiſtoriſchen Fehlern war , und ſein frühzeitiger Tob ihn an derſelben Ver . befferung hinderte, wurbe ſelbige dem Ingenieurlieu. tenant und nachmaligen Ingenieurmajor von Schu . barth aufgetragen , und der Stich und Verlag der Charten durch Veranſtaltung des Grafen von Hauge Wik , ben homanniſchen Erben zu Nürnberg über . laſſen . Dieſe ließen den Maaßſtab verbeſſern , anſtate der falſchen wielandiſchen Graduirung, durch den Pro. feffor Haſe eine richtigere anbringen, auch die ſchubar. thiſchen Verbeſſerungen in die Zeichnungen und zum Theil ſchon geſtochenen Charten, eintragen ; allein , die Meffungsfehler, welcheWieland begangen hatte, wa. ren

1

1

732

Das Herzogthüm Schleſien .

ren nicht zu verbeſſern. Der Anfang mit der Auss gabe der beſondern Charten,wurde 1736 gemacht: als aber 1740 der ſchleſiſche Krieg dazu , und der größte Sheil von Schleſien unter preußiſche Bothmåßigkeit tam , wurde die Ausgebung der Charten gehemmet und von dem König erſt 1950 , jedoch unter der Eins Tchränkung erfdubet, daß die Charten nach ihrem das maligen Zuſtande ausgegeben , und im Sande felbft nicht weiter verbeſſert werden ſollten.

Es trat alſo

1751 , ( obgleich auf dem Titelblatt 1750 ſtehet,) in der Homanniſchen Werkſtåte, im großern als dem ges wöhnlichen Homanniſchen Landchartenformat, ein Ata las Silefiæ an das Licht, welcher eine von Tobias Maier gezeichnete Charte von ganz. Schleſien unter ber Jahrsjahl 1749 , eine von Nieder. Schleſien unter der Jahrszahl 1745 , eine von Ober . Schlefien unter der Jahrsjaht 1746 , eine vom Kirchſprengel des Bisa thums Breslau unter der Jahrszahl 1751 , und 16 von den beſondern Fürſtentýümern in Schleſien , ent Hålt.

Von lekten führen 14 die Fahrszahl 1736 , ?

aber die Fahrsjahl 1739. Die wielandiſchen Charten von den Fürſtenthümern Dels, Münſterberg, Oppeln , Ratibor und Teſchen , hat der von Schubarth nicht verbeſſert, obgleid) folches in den Aufſchriften der beya den erſten durch ein Verfehen verſichert wird.

Die

3 allgemeinen Blätter von Schleſien, haben auch einige beträchtliche Fehler. In dem Blatt vom gangen Herzogthum Schleſien, iſt nicht nur eine unrichtige Anmerkung von der Abtheilung des Landes gemacht, fondern auch das preußiſche Schleſien nach den 3 Ober . amtsregierungen nicht ganz richtig abgetheilet wora ben ; denn das Fürſtenthum Jauer geboret unter die Dber.

Einleitung.

Oberamtsregierung

zu

733

Breslau , die Grafſchaft

Glak aber iſt Sdleſien nicht einverleibet, ob ſie gleich in Rechtsſachen unter der Dveramtsregierung zu Breslau , und nicht, wie sier durch die Illumination angedeutet wird , unter der zu Oppeln oder nunmehr Der Diſtrict von Katſcher, wird mic zu Brieg ſtehet. Unrecht noci) zu Mähren gerechnet, da er doch , ders moge des Berliner Friedens , zu Schleſien geföret . Man kann von der Homanniſchen Officin verlangen und erwarten , daß ſie dieſen Fehlern abhelfe, und alsa denn wird man , ungeachtet der vorhin berührten, und nod , unterſchiedener anderer weniger erheblicher Mån . gel und Fehler , dieſen Atlas cin ſehr brauchbares , preiswürdiges und ſchäßbares Wert nennen können. Während der Zeit , da er vorhin angezeigtermaßen nicht öffentlich ausgegeben werden durfte , gab . der Kupferſtecher Sdileuen zu Berlin , fomohl eine allgem meine Charte von ganz Sd; lefien , als 16 beſondere Charten von den feyleſiſchen Fürſtenthimern , jede Dieſe ſind zwar auf einem halben Bogen heraus. zum Theil ziemlich gut gerathen , zum Theil aber han ben ſie viele Mängel und Fehler.

1745 iſt zu Wien

Sileſia recuperata, von Job . Jac. Lidl gezeichnet, an das licht getreten , und 1757 hat man eben dieſer Charte den Titel noviſfimum Sileſiæ theatrum .. Dieſe gute Charte iſt , vermoge der Uufe gegeben. ſchrift, etwas ganz Neues und Zusnehmendes, in der That aber die allgemeine Charte von Ober- und Nie. der.Schleſien aus dem homanniſchen Atlas , welche aus den beſondern Charten mit mehrern Orten bereia. chert worden.

Covens und Mortier haben diefelbe zu

Amſterdam auf a großen Blåttern prád)tig nachges ſtochen ;

734

Das Herzogthum Schleſien .

ftochen , und dieſen Nachſtich hat der Buchhändler Günther zu Glogau gegen das Endedes pritten Telefit. Krieges zu Berlin von Schleuen abermals nadıſte. chen (affen , doch iſt das Regiſter weggeblieben.

Auch

dieſe Charten aber Haben noch viele Fehler.

Den

fchleſiſdien Atlas hat ſich auch Julien zu Paris im erſten Theit feines Atlas topographique et militaire von 1758, zu Nuße gemacht,unddie Franzoſen Beau rain und le Rouge haben die Homanniſchen 2 Blåtter von Schleſien, zu Paris nachgeſtochen. Tob.Conr. Lotter zu Augsburg , Kat Schleſien auf 4 Bogen, welche zuſammengefeßet werden können , gebracht: al. lein , dieſe Charte ift Höchſtunrichtig, 9. 2. Schleſien grånzet gegen Oſten an Polen , und auf dieſer Seite iſt das {and eben und offen . Gegen Mittag wird es von Ungarn durch Gebirge und ein dickes wildes Gebüſche geſchieden , welches in einigen Gegenden 1 Meile, in anderen aber mehr oder weniger breit iſt , und eigentlich weder zu Schleſien oder deſſelben Fürſtenthum Teſchen , noch zu Ungarn gehöret , ob fid) gleich beyde länder daſſelbe mehrmals haben zueignen wollen. Weil aber von benden Sei. ten dieſe Wildniß nicht ausgerottet werden darf, únd nur ein einziger Wrg ,

nåmlich die durchgehauens

Landſtraße, durch dieſelbe gehet : ſo iſt ſie eine natür. liche und undurchdringliche Pormauer

ſowohl für

Schleſien , als Ungarn . Gegen Abend grånget es an Mühren , Bóheim , die Grafſchaft Glaß und die Sauſik, und wird von den beyden erſten Ländern durch ein großes Gebirge getrennet , welches ich hernach beſchreiben mill , gegen die Sauſik aber iſt es eben und offen .

Gegen Mitternacht grånget es an die Mart Bran

Einleitung

735

Brandenburg , und iſt an dieſer Seite auch eben und offen.

Ehe Schleſiens Größe

beſtimmet

werden

kann , ift zu bemerken , daß 1500 Ruthen ,oder 11250 fdyleſiſche Ellen , eine ſchleſiſche Meile , und daß 100 ſchleſiſche Quadratmeilen, nur 76 geographiſche Meie len , deren 15 auf einen Grad gehen , ausmachen . Nach den alten Charten , enthalt Schleſien , nach Abzug des Fürſtenthums Croſſen , und der in den Fürſtenthümern Troppau und Jägerndorf befindlichen Stücke von Mähren ,

8347 '}. fdyleſiſche Quadrafe meilen , nach den neuen Charten aber 890 ſchleſiſche Quadratmeilen , 47 Theile , welche an geogr. 2 .. M. betragen 679 ohne den Bruch. Das preuß. Untheil an Schleſien, macht 788 S. Q. M. mit dem Diſtrict Katſdher (der 14 Q.M.groß iſt) aber 7894 S.D.M. und mit der Grafſchaft Glaß , 841 S. N. M. aus , welche 64194 % oder um eine gerade Zahl zu haben , weil nicht viel über

D. M. daran fehlet, 642 gemeine

deutſche oder geogr. D .. M. aus. Das Antheil, wel. che das Erzhaus Deftreich behalten hat , kann auf 102 S. D. M. das iſt , beynahi auf 77 deutſche 2. M. berechnet werden .

S. incin Magazin für die

neue Siſtorie und Geographie , Ch.10. S.511.f. und Th. 13. S. 241. F. 9.3 . Gegen Abend und Mittag iſt Schleſien von einem Gebirge umgeben , welches eines der größten, Man anſehnlichſten und höchſten in Europa ift. nennet es das ſudetiſche Gebirge , Montes fude. ti , und es fångt fich an -der 'oberlauſigiſdhen Gränge bey Friedberg an der Queis an , und macht 2 Striche Der erſte Strich iſt in Nieder: Sdileſien, gehet aus. durch die Fürſtenthümer Jauer und Schweidniſ, bis ins

.

736

Das Herzogthum Schleſien .

ins Fürſtenthum Münſterberg und die Grafſchaft Glaß , iſt ungefähr 15 geograppiſche Meilen lang, ſcheidet Schleſien von Böheim und Glaß , und wird überhauptdas böheimiſche Gebirge genennet. Ein

q

anſehnlicher Theil deſſelben , welcher im Fürſtenthum Jauer iſt, wird das Kieſengebirge, montes gi gantæi, genennet, deſſen höchſter Gipfel die Schnees toppe oder Rieſenkoppe iſt. Es iſt auch gewöhn lich , daß dieſer Strich , oder vielmehr ein Theil dere felben , Montes Riphæi oder vielmehr Rhipæi genen . net wird : allein, der auch vorkommende NameMon , tes Cerconeſli,iſt ganz unſchicklich und ſinnlos , weil er von dem flaviſden Bort Krkonofs , welches einen Berg bedeutet,

Zu dieſem gemacht worden iſt. hums Burſtent

Schweidnik und in der Grafſchaft Glaß , die Eule. Der zweyte Strich des ſudetiſchen Gebirges fånge mit dem frankenſteiniſchen Kreiſe im Fürſtenthum Münſterberg beym

Ende des erſten an , macht die

Gränze der Fürſtenthümer Neyß, Jägerndorf, Trop . pau und Teſchen gegen Mähren , dazu doch auch noch ein Theil deſſelben gehöret, und endiget ſich im Für. ſtenthum Teſchen bey Jablunka , iſt überhaupt unge. fähr 24 geogr. Meilen lang , und wird das måbri. rohe Gebirge genennet. Dahin gehöret ſowohl das reichenſteiniſche Gebirge im Fürſtenthum Mün. ſterberg, als das Geſenke, Montes demerforii , zwiſchen der Grafſchaft Glas und dem Fürſtenthum Troppau. Ben Jablunka im Fürſtenthum Teſchen nimmt das ungariſche oder karpathiſone es birge , Carpates, Montes Sarmatici , ſeinen Anfang, welches nachmals Polen und Ungarn trennet. Une ter

1

Einleitung.

737

ter den Bergen mitten im Sande, iſt der Gotenberg im Fürſtenthum Sdyweidnik, der höchſte und vornehm ſle .

Von den übrigen aber ſind inſonderheit zu be.

merken , der Spitzberg im Fürſtenthum ligniß, der St. Georgenberg nahe bey Strigau, der Grågs berg im Fürſtenthum digniß , der Ruheberg zwi.

1,

ſchen Schweiðnik und Reichenbach , Der Jahnsdors ferberg im

/

Fürſtenthum

Münſterberg ,

an der

Grånze des Strehlenſchen Kreiſes, der Rummelos berg im Strehlenfchen Kreiſe, welcher den vorhergee henden, in deſſen Nachbarſchaft er lieget , 'an Hoge übertrift ; u . a. m . $ .4. In dem

vorhin beſchriebenen Gebirge, und

überhaupt in dem Theil Ober - Schleſiens, welcher nach Måhren und Ungarn zu belegen iſt , ſtellet fich der Winter frühzeitiger ein, dauert långer, und iſt viel ſtrenger , als auf dem platten Sande. Die Einwohn ner des hohen Gebirges, werden nicht nur zum Theil im Winter in ihren Häuſern eingelchneyet , ſo daß fie :

1

ſich aus ihren verſchneyten Häufern herauszugraben

1

pflegen , ſondern gehen auch alsdenn , wie die Laplån . der und Krainer , auf dünnen und langen Brettern

1

oder Reifen , welche ſie unter die Fußſohlen binden , über den Schnee weg.

!

Der gebirgichte Theil des

Sandes , welcher von beträchtlicher Große iſt, bringer wenig , und zum Unterhalt der Einwohner bey wete tem nicht zulängliches Getraide , jedoch jebt viele Koro

1

toffeln hervor : der übrige und großere Theil Schlee

1

Fiens aber, hat entweder einen ſo fruchtbaren Boden , oder wird durch die Bearbeitung der fleißigen Eins. wohner fo fruchtbar genadt, daß er in guten Jahren

1



mehr Metraide hervorbringt, als die Einwohner dieſes 21 aa 4 Th.54 . Efeils

738

Das Herzogthum Schleſien .

Sheils zu ihrer Norhdurft gebrauchen . Außer Weis gen , igen , Gerfte und Hafer , bauet man auch Mans , oder türkiſchen Weizen , Spelz , Heidekorn , firfe, linfen , Erbfen und Bohnen Die Gartena gewachſe find um Breslau , Brieg , Menß , Franta teriftein und ligniß , am fchmacýafteſten , und das Duft iſt um Grinebergund Nieder. Beuchen , am häus figften und beſten . Wo der Erdboden zum Acker . bau entweder nicht brauchbar iſt, oder nicht gebraucht wird , da iſt er doch entweder zu Wiefen und Weiben gut , oder mit Holz bewachfen , und alſo giebt es faſt teine unfruchtbare Gegenden in Schleſien. Selbſt die nach Polen zu belegenen und beſchriemen Kreife bes Fürſtenthums Oppeln , ernähren gute Haushålter reichlich , daher nun auch viele angeſehenePerfonen das ſelbst Güter gekaufet Haben. Ueberhaupt ward fonftim Sande ben dem Kaufanfchlage allemal vorausgeſeket, daß die Güter 6 Procent abwürfen , welches auch der gewöhnliche Zinſefuß war : ſeitdem aber die Landese calle angelegt worden , kann man Gelder für 4.Pro . cent leihen. Unterdeſſen ſind doch in dem errichteten landſchaftlichen Syſtems Procent zum Zinſenfuß ane genommen , und wegen verſchiedenerEinſchränkungen dieſes Syſtems, kann man noch Geld zu 6 Procent interbringen . Flachs wird in großer Menge gebauet, hingegen hat man nid) t fo viel Hanf, als man ver arbeitet, daher aus Ungarn und Polen viel geholet Der hieſige Fimmel, von den Deftreichern wird. ing genannt, iſt eine weibliche Art Hanf, wird Baftl Hos eher reif als der gemeine Hanf, und iſt feiner. pfen: madiſet allenthalben , fehr häufig aber ben Mün . fterberg. Der Bau der Farberrithe, welche er im 16ten

Einleitung: 16ten Jahrhundert

739

ein niederländiſcher Kaufmann

þieher gebracht hat , wird um Breslau , ligniß, DV. lau und Strelen febr ſtarf getrieben , und iſt eine der beträchtlichſten Paaren , welche ausgeführet wird. Die Scharte, welches Kraut gelb fårbet, ſammler man Fuberweiſe. Der Sobacfsbau wird auch nicht verabfäumet, und vornehmlich bep Wanſen and Dą. lau getrieben. Der Safran , welcher hier gebauet wird , hat eben nidyt viel auf ſich. Der hieſige Wein iſt in manchem Jahre ſo gut , daß er ſich wohl trin . fen läßt , zumal wenn er einige Jahre lang im Keller gelegen hat.

Mit dem Grünbergiſchen und Medzi. borſchen, wird ein ſtarker Handel getrieben. Aus dem fchledyten Wein machtman Eßig. Aus den Sanneri, Fichten und Kiefern, bereitet man im Gebirge und in Dber :Schleſien Theer, Şarz und Pech , aus den ler. chenbäumen (welche man gemeiniglich dierb & ume nennet , und in Ober.Sdileſten und deſſelben Fürſten thum Jågerndorf am häufigſten wachſen ,) macht man Terpentin , und aus eben dieſen Harzbåument, infonderheit aus den Stocken ber Kiefern , wird 'im Gebirge auch Kühnruß oder Kabelsrom verfertiger. Soleſien hat zmar Holz zum Bauen , Brennent und anderer Nothourfe zur Genüge gehabt, auch hin und wieder noch ziemlichen Ueberfluß daran ; es nimmt aber auch in andern Gegenden , infonderbeit diefſeits der Doer , ſtart ab. Die Siegelerbe , welche man bey Strigau und an vielen andern Drten findet, wird Heutiges Tages felten als ein Arznenmittel, wohl aber ju allerley faubern Gefäßen , gebrandyeti.' im Bea birge finden ſich Agate , Jaſpiſe , Bergkriſtall, und quch wohl Edelſteine, unter welchen dia Chryfopaſe as a

740

Das Herzogthum Schleſien .

am Håufigſten , und die Amethyſte von beſonderer Härte und Schönheit, auch die Diamanten , welche, nach des verſtorbenen Bergrath Lehmanns Verfiches rung , zu Priborn im Fürſtenthum Brieg angetroffen werden , nicht zu verachten find.

Kalffteine giebts

zur Genüge. Werkſtücke, welche zu Quaderſteinen , Jeichenſteinen , Bildſäulen , Zierraten und Mühlen . ſteinen verarbeitet werden , find häufig vorhanden ; es iſt auch zu Neuſalz in Nieder Schleſien eine föniglis che Mühlſteinfactorey , in welcher ein Windmühlen. ſtein , der 41 rheiniſche Schuhe lang iſt, für 27 Rrýlr ., ein langer Waſſermühlenſteia , der 4rbeiniſche Schube lang iſt, für 22 Rthlr., und ein kurzer Waſſermüh . lenſtein , der 31 rheiniſche Schuhe lang ift , für 19 Rthlr. verfauft wird. Zu Stauffungen im Hirſchber. giſchen Kreiſe, und zu Priborn im firehliſchen Kreiſe, find gute Marmorbrüche. Steinfohlen ſind im Für. ftenthum Schweibnik fehr häufig , auch in den Für. ftenthümern Nenß , Münſterberg ,

Jauer , und in

den oberſchleſiſchen Gebirgen anzutreffen . · Hin und wieder auf dem pfatten (ande find gute Corfmoore, inſonderheit im Fürſtenthum Breslau unweit Neu . marf zu Flemiſchdorf , und 1 Meile von Brieg , jens feits der Dder ben dem Dorf Leup: ſch , auch dieſſeits zwiſchen den Dörfern Schönfeld , Jentmik und Con . rabswalde, ben welchen lekten Dörfern der Torf jeßt häufig gegraben wird , und am beſten ben dem Dorf Greulich im bunzlauer Kreife des Fürſtenthums Jauer. Ehedeffen ſind im Fürſtenthum Troppau um

Beni.

ſchau und um den Flecken Wirbenthal reiche Silber. bergwerke , einige Meilen von der Stadt Oppeln , auf dem Engelsberge eine Goldgrube , im

Fürſtenthum Neyß

1

Einleitung .

741

Neyß um Zuckmantel, im Fürſtenthum Schweidnią um Strigau , Gottesberg und dem Zotenberge , im Fürſtenthuni Jauer an unterſchiedenen Drten , im Fürſtenthum

figniß um dignik , ju Goldberg und Ni

tolſtadt, imgleichen im Fürſtenthum Brieg, ergiebige Gold und Silber: Bergwerke geweſen . Heutiges Ta . ges ſind nod ) zu Tarnowik, Silberberg und Reichen . ſtein , Silberbergwerke, zu Johnsbach, im franken . ſteiniſchen Kreiſe ,,ein Gold, Silber. und Vitriol. Bergwerk, und bey Gablau , Bogendorf und Dito mansdorf Blen . Kupfer- und Silber: Bergwerke im Gange.

Zu Reichenſtein iſt zur Beförderung des

Bergbaues ein eigenes königliches Collegium worden.

errichtet

Kupferwaſſer findet ſich hin und wieder.

Zu Kupferberg im Fürſtenthum Jauer iſt ein Kupfer . und Bley .Bergwerk , zu Rudelſtadt iſt ein Kupfer . Bergwerk. Eiſenbergwerke find am Gäufigſten. Von der Güte der daſigen Kobolte zeugen die blauen Farben und die Eicheln , weldie zu Querbach verfero tiget werden ; wegen welcher am 1 Jun. 1777 die Eina fuhr fremder blauer Farben , diejenigen, die zu Quero bach noch nicht gemacht werden , ausgenommen , vero boten worden. 1780 iſt eine eigene von dem Schle. fiſchen Dber Berg Amt abhangende kleine blaue Fars ben- Factoren errichtet , und alle Einfuhr fremder blauen Farbe aufs neue verboten worden. Zu Warme brun , eine Meile von Hirſhberg , iſt ein warmes Bab. Im Fürſtenthum Sdweibniß find einige Sauerbrunnen , dergleiden auch ſonſt noch angetrof. fen werden , als , zu Flinsberg im Löwenbergiſchen , und zu Altwaſſer im Schweidnigifchen Kreiſe. Die Rindviehzucht iſt þier nur måßig ; denn es werden, Daa 3

742

Das Herzogthum Schleſien.

nur ſo viele Kühe gezogen , als man zu Nilch, Butter und Kåſe nöthig Hat; Ochſen werden zum acerbau porzüglich erzogen und gebraucht, zur Speiſe aber beo kommt man Ochſen aus dem benachbarten Polen , zum Theil auch aus Ungarn . Die berühmteſten Odſen . märkte werden zu Brieg , Breslau und Schweidnis gehalten , woſelbſt man ehedeffen wohl 10 , 12, 15000 , ja 32000 polnifche und ungariſche Ochſen auf einem Jahrmarkt geſehen gat.

Die im Sande befindlichen

Stuterenen, bringen zwar manches ſchönes und dauer . Þaftes Pferd , find auch nach dem dritten ſchleſiſchen Kriege auf tonigl. Verordnung vermehret und vere "Geflect worden : allein , die Pferde, weldie hier falena reichen zur Nothdurft des Landes nicht zu , daher ſehr viele"aus Polen geholet , auch auf den errichteten Viehmärkten als Wildfånge feil geboten werden . Im Gebirge werden ſehr viele Ziegen gehalten , und man redinet daſelbft den Nußen pon a guten Ziegen fo be. trächtlich ,

als ben von einer Kryb , bereitet auch ſehr

viele Kåſe aus ihrer Milch.

Die Schafzucht iſt um

der guten Wolle willen von großer Erheblichkeit . Die Wolle wird jährlich zweymal geſchoren, und die Som : mermpolle der Winterwolle noch vorgezogen , ob ſię Die großeſten und berühmte. gleich etwas leichter iſt. flen Wollenmarkte werden jährlich zweymal zu Breg . lau , wie auch zu Strehten und Schweidnig, gehalten, Die Schafewerden nicht gemoffen,

Bildpret iſt in

Gebirge und jenſeits der Dder noch ziemlich häufig, in andern Gegenden aber felten. An Thieren , beren Fille geſchåpet werden , Kat man , wierookt in keiner großen Anzahl, Füchſe , Marber, Hamſter , auch wohl Fiſchottern und Biber.

In der Dder giebts Store,

Einleitung.

743

Store , welche bisweilen 6 bis , 7 Ellen lang ſind, Zante , Welfe von 40 , 50 und mehrern Pfunden, Sampreten, Neunaugen und fandere Fiſcharten . Ju den übrigen Flüſſen , pornehmlich aber in den Seen und Teichen , giebts auch mancherley Fiſche, als Hedio fe, Karpfen , Muránen , Forellen , u, a . m . Die Bienenzucht liefert ſo viel Honig und Wadis, als im Jande verbrauchet wird , aus Poien fimmt von beyden Der vieles nad) Breslau zur weitern Zusfuhr. Seidenbau fann und muß noch in größere Aufnahme gebradit werben. Die Oder ober 2dex , Odora , Viadrus, Via. der , entſpringet zwar in Möhren , wird aber erſt in Schleſien anſehnlich , Durdyſtrómet dieſes Sand fajt feiner ganzen Långe nach , und theilet es faſt in zwer gleiche Theile, von welchen die Seite am linken Ufer, am rechten Ufer , die polniſche, fu tragen. 15. i genannt wird. Ben Ratibor fångt fie an , Kahue zu tragen , Jhre Tiefe iſt ſehr ungleich , und weit ber Grund ſandig iſt, auch ſehr unbeſtändig . Der Triebſand läßt ſich nicht hemmen ; da' fidh nun in die fem Strom auch viele durch die Ueberſchwemmung losgeriſſene Eichenbäume ſtürzen , infonderheit in Dber .Schleſien , wo erfaſt durch lauter Eichenwalder gehet ; ſo feget ſich der Sand in dieſelben feft, und verurſachet Banfe und Untiefen .

Jøre Ufer find

durchgehends ziemlich niedrig und fandige und igre Ergießungen haben oftmals großen Schaden verur . fachet. Sie nimmt alle kleinere Flüffe dieſes Sandes auf, als die Oppa , Oſter ober Oſtravice, Elle, heyke, Ohlau , Stober , Lohe , Weyde, artfo , Bober , 4. a. m . 2aa 4

Føren Lauf durch die Mare

74 4

Das Herzogthum Schleſien .

Mark Brandenburg und Pommern", habe ich ber die . Fen Låndern beſchrieben. Es hat nod; ein anderer großer Strom hier ſeinen Urſprung , nämlich die Weichſel, welche auch Weißel und Wieſel , in flavoniſcher Sprache Wisia , lat. Viſtula, genennet wird. Sie entſtehet in den hohen Gebirgen des Für . ftenthums Lefchen , an der polniſchen Gränze , aus 3 Quellen und Bächen , fließet gegen Norden durch das Fürſtenthum Teſchen , wendet ſich alsdenn gegen Often , und gehet durch die Standesherrſchaft Pleß nach Polen . $. 5. Die Anzahl der Stadre in Schleſien , geo ben ſelbſt die einheimiſchen Gefdicht , und land. Bes ſchreiber nicht auf gleiche Weiſe an . Schwenkfeld zählet 130 bemauerte Städte und Flecken , Schicffus 150 , welche legte Anzahl Lucas. kaum zugeben will. Henelii von Hennenfeld Sileſiographia, ſo wie ſie vom Fibiger verbeſſert worden , giebt in ganz Schleſien , ( Das Herzogthum Croſſen mitgerechnet ,) 177 Städte an , und nennet zuleßt noch Derter , welche mit Stadtrechten begabet, aber nod; in geringen Umſtån . den wåren . Caſpar Sommer behauptet, es waren 173 wirklich Stadtrecht habende große und kleine Ders ter in Schleſien vorhanden , und Prof. Burf nimmt dieſe Zahl für richtig, und mit dem Zuſage an , daß man alſo in ganz Schleſien mit der Grafſchaft Glak, 180 Stådre , Städtchen und Marktfliden zu rechnen habe. Ich habe aber ben dieſen lekten Worten zwenerley zu erinnern ; erftlich, daß Marttflecken feine Ståbte ſind , und zweytens, daß die Grafſchaft Olak 9 Stádre enthalte, und álfó 182 mit Stadtrecht vete Kebene Derter gezáblet werden mußten , da denn, wenn man

1

7

* 745

Einleitung.

man die Städte des Herzogthums Croſſen und der Grafſchaft Glaß abzóge , für das heutige Schleſient allein , 169 übrig bleiben würden.

In dem

ſchleſi.

ſchen Atlas, Şaben 182 Derter des heutigen Schleſiens die Zeichen der theils bemauerten , theils unbemauer. ten Städte. Der Verfaſſer der Erläuterungen zu den vier Hauptcharten des ſchleſiſchen Atlas 1763 , nennet 176 Städte.

In dem königl. preußiſchen Antheil an

Schleſien find 1775 geweſen 53 immediat. und 108 me . diat-Städte , überhaupt 161 Stådte , und der öftrei. chiſche oder vielmehr böheimiſche Antheil , hat 24 Stådte : alſo find in ganzSchleſien 185 Stådte, Glas ungerechnet.

Die Anzahl der Marktflecken kann ich

nicht ſo genau beſtimmen : es ſcheinet aber, daß ihrer 22 ſind. In Anſehung der Dörfer, iſt der Anſchlag auch unterſchieden. Ich will die unvernünftig großen Zahlen , welche einige angeben , nicht fortpflanzent, fondern nur anmerfen , daß Henelids von Hennenfeld berſichere , daß die Dörfer ums Jahr 1614 mit Fleiß gezáblet worden , da man denn 4761 Herausgebracht habe. Fibiger will ibn zwar in einer Anmerkung der . beffern , und meynet , es mußten entweder-nicht viel ůber , oder nicht piel unter 6000 Dörfer vorhanden ſeyn ; allein, Prof. Burt mennete , daß dieſe Anzahl zu groß ſen , und gab zu verſtehen , daß befage der Regiſter ungefähr sooo Dorſer vorhanden wåren. Daß die Zahl der Dörfer ſo verſchieden angegeben wird , růbrét daher , weil einige auch die Vorwerke und andere geringe Derter , welche beſondere Namen haben , mit zu denſelben rechnen .

Unterſchiedene

I drfer , die nur einer Herrſchaft geboren , beſtehen aus mehreren Gemeinen , und werden daher für 2, Haa 5 audy

746

Das Herzogthum Schleſien.

auch wohl 3 Dörfer gerechnet . Gewiß iſt, daß 1775 In dem preuß. Antheil an Schleſien geweſen ſind 5077 Dörfer , 152 neue, von 1771 bis 75. angelegte Coloni. ften . Dörfer , mitgerechnet. S. mein Magazin , Th. 10. S. 514. und Th. 13. S. 247 : 384 woſelbſt die Namen aller Dörfer verzeichnet ſind. 1736 fandte die Oberamtsregierung einen Bericht nach Wien ,vera möge deſſen im ganzen Herzogthum Sdlefien 4101 Dominia , 4302 unterthänige Gemeinen, 4322 Schul zen , ima nad) Abzug derfelben 45000 Bauern , aud außer Benfelben 29546 Frenleute , und Dreſchgårtner wåren . Ich will nod anmerken , daß die großefter und volfreichſten Dörfer , die meiſten und beſten fleie men Ståbte , die beſte Nahrung ,

die reichſten Eine

wohner , und faſt der reichſte Adel, im Gebirge an. zutreffen ſind.

Das ganze preußiſche Schleſien ent.

Hålt 3504 Guter adelicher und bürgerlicher weltlicher Belißer , 81 Commenthureyen , 250 fönigl. Domai. nengüter , 46 prinzliche Domainengüter , 29 Hofpi. talgüter , 248 ſtådtiſche Kammereygüter , 163 biſchof. liche Güter, 672 ſtiftiſche und flaſterliche Güter. Die Anzahl der Menſchen in dem preußiſchen Schleſien , kann ich von rerſchiedenen Jahren , nach der Záplung, angeben . Es ſind im wirklich gejáhlet. Fahrl get. get. j begr. copuliret 175562664 45723 13798 Paar 1162355Menſchen, 1767 62903 51312 12305 : 1265713 1768 6255249365 12726 & 131468 ! 1769 6476044256 13364 1327678 17706563047474 128345 1334818 1771160864149734 11230 % 11340175 1772 )538226318911626 1334410 1345877 1773 57637152547 13726 1774 6448214001olig115 ! 1372754

Einleitung.

747

Seit dieſem legten Jahr iſt die Unzahl ber Meno ( dhen immer gewachſen . Die gauptnationen in Schleſien , ſind die deutſche und die polniſche : lekte iſt in Ober:Schleſien unter dem Sandvolt am ſtårt. ſten , und in den Fürſtenthümern Troppau und gå. gerndorf findet man , außer den deutſchen und polni. ſchen Einwohnern , auch máhriſdhe . Vor Alters iſt die Landesſprache eben diejenige geweſen , welche in Polen geredet worden nachdem aber von der Zeit an , da Schleſien an { adislaus II Sohn gekommen , viele Ausländer , und inſonderheit Deutſche, im Sande Rich niebergelafſen baben , iſt nicht nur die alte landes. ſprache zu einer beſondern ſlawoniſchen Mundart gě. worden ,

welche von der polniſchen ſtart abweichet,

ſondern es hat audy die deutſche Sprache überhand genommen . Bis ins 14te Jahrhundert wurde vor Bericht, und in Privat- und öffentlidsen Schriften, entweder die lateiniſche oder flawoniſche Spradje gès brauchet : damals aber , inſonderheit von 1352 an, wurde die deutſche Sprache in den Kanzelenen eingea führet , welche auch jegt von den meiſten Einwohnern geſprochen wird , doch wird in Ober . Schleſien unp jenſeits der Dder die ſlawoniſche Sprache noch ſehr ſtark geredet , und fommt an einigen Drten mehr mie der polniſchen, an andern aber mehr mit der boheinri. fchen Mundart überein. Die Einwohner des ſchlea fiſchen Gebirges unterſcheiden ſich von den Einwoha nern des ebenen ( andes , in Der Lebensart und in den Gitten merklich . Außer den ſogenannten Geiſtlichen , find in Schlen fien Herzoge und

Fürſten , Grafen und

Frenherren ,

Edelleute , Bürger und Bauern, angefeffen, und alle

1

fino

748

Das Herzogthum Schleſien .

ſind der Oberherrſchaft der oberſten Herzoge von Schlea fien oder der Landesherren , theils unmittelbar, theils Die Herzoge oder Fürſten, mittelbar unterworfen. die frenen Standesherren , die Ritterſchaft , welche unmittelbar ben ( andesherrn unterworfen iſt, oder in den ſogenannten Erbfürſtenthümern , und die vor . nehmſten Städte in eben dieſen Erbfürſtenthümern, machen die Stånor des Herzogthums Schleſien aus, welche überhaupt Fürſten und Stände , und deren allgemeine Zuſammenkünfte nach dem erſten und vor . nehmſten Stande ; Fürſtentage genennet werden . So lange Schleſien Einen Oberherrn hatte, wurden die Fürſtentage gemeiniglich zu Breslau gehalten . Der erzoge oder fürſten waren vor 1740 nur 5 , welche alſo auf einander folgten : der Biſchof zu Bres . lau , welcher allezeit der erſte Herzog oder Fürft iſt, der Fürſt zu Dels und Bernſtadt, welches ein Herzog zu Würtemberg und Ted iſt, der Fürſt zu Troppau und Jägerndorf , welches ein Fürſt von Lichtenſtein iſt , ver Herzog zu Sagan ,

welches ein Fürſt von

Jobfowiß iſt , und der Herzog zu Münſterberg und Frankenſtein , welches ein Fürſt von Wuersberg ift. Zu dieſen ſind unter königlich . preußiſcher Regierung nody gekommen , der Fürſt von Carolath , welches ein Graf von Schönaich iſt , und der Fürſt zu Era. chenberg , welches ein Fürſt von Haßfeld iſt. freyen Standesherrſchaften

find. 9. ,

Der

nåmlich

Wartenberg , Militſch , Pleß, Trachenberg , Niedera Beuthen an der Oder oder Carolath , und Beuthen in Ober: Schleſien , und Goſchůß. Die Beſiger der freyen Minderherrſchaften , (Status Minores,) Batten zwar , (wie ſie auch noch haben ,) vor andern Gra

Einleitung.

749

Grafen und Frenherren unterſchiedene Privilegien , aber doch auf den Fürſtentagen keine Stimme. Auf Ben Fürſtentagen theilten ſich die Fürſten und Stände in 3 Klaffen oder Råthe. Den erſten Rath machten die Fürſten und freven Standesherren aus , da denn jeder Fürſt eine beſondere Stimme , hingegen die Frenherren zuſammengenommen nur 1 Stimme Haf. ten . Der zweyte Rath beſtund aus der Ritterſchaft in den Erbfürſtenthumnern und der Hauptſtadt Bresa lau, welche aber gufammen nur 9 Srimmen ausmach . ten , nåmlich die Ritterſchaft der Fürſtenthümer Schweidnik und

Jauer zuſammen i , die glogauiſche ratiboriſche i , die breslauiſche T, oppels und , die die lignißiſche 1 , ' die brigifce , die wolauiſche 1, die gm teſdieniſche I , und die Stadt Breslau arich 1. dritten Rath waren 8 ftädtiſche Stimmen , welche abgeleget wurden von der Stadt Schweidniß , von der Stadt Jauer und den Weichbildſtådten , von der Stabr Glogau und den Weichbildſtädten des glogaui. ſchen Fürſtenthums, von der Stadt Oppeln ,von den Stådten Neumark und Namslau wechſelsweiſe, und von den Städten ſigniß, Brieg und Wolau.

Allein ,

nachdem der größte Theil von Schleſien unter könig. lich.preußiſche Oberbothmåßigkeit gekommen, iſt dieſe Sandesverfaſſung aufgehoben , und es ſind keine Für. ſtentage mehr gehalten worden , doch hat der König das ſogenannte Fürſtenredyt beſtåtiget , von welchem weiter unten mehrere Nachricht vorkommen wird . Nach der alten beſtåndig beybehaltenen Sandesverfaſ fung , werden zum Befik der adelichen Landgüter nur die ſchleſiſchen Edelleute zugelaffen , die adelichen Ge fchlechter aber nur, in ſo weit ſie vor 1701 in Ädelſtand erho.

750

Das Herzogthum Schleſiert,

erhoben worden , auch vor dieſem Jahr im Befik adelicher Güter geweſen ſind , die nachher geadelten aber , der auswårtige Adel, und alle Perſoner bürger . lichen Standes , wenn ſie gleich von ( dylefiſcher Ub.

}

Funft find , müſſen entweder das Incolat von dem Sandesherrn annoch gewinnen , oder durch Vorzeigung ihrer Incolats-Urkundebeweiſen , daß ſie es erlangt gaben : denn die Erhebung inden Adelſtand fchließet das Incolat nicht ein . Die Bayern werden als freie Leute betrachtet , die aber doch der Guthsherr vindiciren kann , wenn ſie nicht 10 Jahre lang unter einerandern Herrſchaft fich ruhig aufgehalten haben : ja wenu fie noch in der Flucht begriffen ſind, fann ift Gerr ſie eigenmächtig und mit geroafneter Hand weg. nehmen , wo er ſie findet, 8.6. Die Einwohner Schleſiens ſind unterfchie. benen chriſtlichen Kirchen, oder ſogenannten Religios nen , zugethan. König Friedrich II Hat in dem Bere liner Frieden von 1742 verfprochen , daß er die rós miſchkarholiſche Religion in dem Zuſtande, darinn er ſie gefunden , ungeändert laſſen wolle, jedoch der völligen Gewiſſensfrenheit der proteſtantiſchen Einge. feffenen , und den Iým als Landesherrn zuſtehenden Aschſten Gerechtſamen ungeſchadet. Dieſes iſt erfül. Let worden , und jedermann genießer der vollkommen . fien Gewiffensfrenheit. Daß die evangeliſchen Einwoh. ner zahlreicher ſind, als die katholiſchen, er eller aus der Labelle von Der oben 8.5. angegebenen Anzahl der gebor. nen,geſtorbenen und copulirten Dierömiſchkatholiſchen Einwohner gehören größtentheils zu dent Kirchſprena gel des Biſchofs zu Breslau , das Fürſtenthum Trop. pau aber gehöret zum Kirchſprengel des Biſchofs zu DLO

Einleitung.

:

751

Dlmůß, und des Biſchofs zu Crafau gelftliche Geo richtsbarkeit erftrecket ſich durch das Herzogthum Tes fchen , die frene Standesherrſchaft Pleß , und durch die an das Herzogthumi Severien grånzende Gegend Das Bisthum ift anfänglich zu Schmoger (Szmo. grov) im namslauiſchen Weichbilde , und zwar im Fahr 966 geſtiftet, die Biſchofe lehreten ſelbſt in der daſigen Schule , lebeten mit den weltlichen in genauer Verbindung , und vereplichten ſich mit denſelben. Schon um der Mitte des 17ten Jahrhunderts bekam der biſchöfliche Sik anſehnliche Gither , und 1041 ward Pierchen , bald darauf aber nach Bres . Der Billin tau verer legnach t. en Erzbiſchof zu Gneſen in Poten , heutiges Tages'aber ift er eremt, und unmittelbar dem römiſchen Stuhl unterworfen .

Er iſt allezeit der erſte unter den fchle 1 und empfängt das

fifchen Herzogen oder Färften ,

ihm zugehörige Fürſtenthum . Nenß von dem König von Preußen als oberſten Herzoge von Schleſien zu Lehn , dem er auch Huldiger

und den Eid der Treue,

des Gehorſams und der Unterthänigkeit ſeiſtet. Von dem biſchöflichen Kirchſprengel in Schlefien , Haben die bomanniſchen Erben 1751 eine von dem abt Jos Hann Ignatius Felbiger verfertigte Charte in Kupfer ſtechen Taffett , welche auch im ſchleſiſchen Atlas zut finden iſt . Es iſt aber dieſer Kirchſprengel oder das Bisthum in 4 Archidiaconate abgetheilet, nåmlich in »Das breslautfche , großglogauiſche", oppelſche und lig . nikiſche , und begreift außer der Kathedralkirche zu Breslau , 7 Collegiatkirchen , 27 Arcipresbyteriate, '18 Probftenen , 678 Pfarrkirchen, zu 'welchen 301 ada jungiétePfaits und237 Filial-Kirchen gebêren , 2026: teven,

752

Das Herzogthum Schleſien ,

teyen , und or andere Kldſter beiderten Geſchlechts , weldie insgeſammt in Sd ;lefien belegen find , ein zu Die Canoni. Polen gehöriges Kloſter ungerechnet. cate werden theils von dem König , theils von dem Papſt , theils von dem Biſchof vergeben . Die Kirchenperbeſſerung iſt in Schleſien zuerſt 1522 durch den Herzog zu Signia Friedrich iſ in ſeinem Fürſtenthum ligniß , und bald hernach auch in dem ererbten Fürſtenthum Brieg , eingeführet wor . Die Staut Breslau, welche ſchon vorher einige den . Kloſtergåter eingezogen , und zum Unterhalt armer Leute gewidmet hatte, führete in ihren Kirchen nun auch die evangeliſchlutheriſche Lehre ein. Dieſe wurde hiernächſt von der Stadt Schweidnig , hernach von ben Herzogen zu Münſterberg und Dels und vielen ihrer Unterthanen , hierauf im Fürſtenthum Sagan , alsdenn in den Erbfürſtenthümern angenommen, und breitete ſich nach und nach durch ganz Schleſien aus. Kaiſer Rudolph II ertheilte 1606 den der augsbur, giſchen Confeßion zugethanen Fürſten und Ständer und Unterthanen in Ober, und Nieder.Schleſien , den fogenannten Majeſtåtsbrief , in welchem er ihnen die frene und ungeſtörte Uebung ihrer gottesdienſtlichen Sehre , und den Befiß ihrer Kirchen , Schulen und Conſiſtorien beſtåtigte, auch die Aufrichtung und Ane legung neuer erlaubte , u . ſ.n.

Allein, nach dieſes

Kaiſers Tode ſuchte man die Sutheraner durch Zwangs. mittel wieder zu der römiſchkatholiſchen Kirche zu brine 1635 erhielten ſie durch den pragiſchen Frieden gen. wieder Ruhe und Sicherheit, welche aber nicht lange Bauerte , jedoch 1648 durch den weſtphäliſchen Frieden in ſofern wieder hergeſtellet wurde, daß darinn vergli. dhen

+

1

Einleitung.

753

then wurde: die ſchlefiſchen Fürſten, welche dêr augs. burgiſchen Confeßion zugethan wåren , nämlich die Herzoge zu Brieg , Siegniß , Münſterberg und Dels, und die Stadt Breslau , ſollten ben ihren alten Pris vilegien und der freyen Religionsübung, wie ſie foldhe vor dem Kriege gehabt , verbleiben . Den Grafen , Frenherren , Edelleuten und Unterthanen des übrigen Schleſiens, welche der augsburgiſchen Confeßion zuge: than wåren , wolle der Kaiſer vergönnen, daß ſie ihre Re. ligion in den benachbarten Orten üben , und wenn ſie nicht frenmoillig aus dem Lande ziehen wollten , darinn bleiben mögten . Er wolle auch den augsburgiſchen Confeßionsverwandten erlauben , -3 Kirchen bey den Ståbten Schweibnik, Jauerund Glogau zu erbauen xc. Indeſſen verloren die Evangeliſchen außer den eben genannten Herzogthümern und der Stadt Breslau, nicht nur ihre Kirchen , (wenn man die 3 neugebaue. ten ausnimt, ſondern ſie wurden auch bald von neuem gebrånget, und daburch viele bewogen , fid) zu der römiſchkatholiſchen Kirche zu halten. Die Evang geliſchen in Ober. Schleſien waren am ſchlimmeſten baran ; denn ſie mußten viele Meilen weit , als die Serchener und Sroppauer , über 20 Meilen, bis zu der nächſten evangeliſchen Kirche reiſen . Es wurde aber der gottesdienſtliche Zuſtand der ſchleſiſchen Lutheraner merklich verbeſſert , als ſich der fchwediſche König Karl XII ihrer annahm ; denn in dem 1707 zwiſchen demſelben und Kaiſer Joſeph zu Alt- Ranſtadt geſchloſ. fenem Vergleich , und dem zu Breslau 1709 errichte tem Erecutionsreceß , er pielten ſie, außer andern gottes dienſtlichen Freyheiten ,

Erlaubniß ,

( für welche

487000 Fl theils zum Darlehn, theils zum Geſchent B66 an 4 Sb.5 2 .

754

Das Herzogthum Schleſien .

an den Kaiſer entrichter wurden ; ) 6 neue Kircheri, welche Gnadenkirchen genennet worden, zu erbauen , und 118 ihnen weggenommene Kirchen in den Fürſtenje thümern liegniß , Brieg , Bolau, Münſterberg und Dels , und biey Breslau , wurden ihnen wieder eingea räumet, ſo daß ſie nun überhaupt 325 Kirchen beſaßent, zu weldien unterm Kaiſer Karl VI noch eine fam . Endlich) gelangten ſie unter königlich preußiſcher Ober. Herrſchaft zur völligen Gewiſſensfreiheit, und erhiel.. ten auch die Erlaubniß , 'neue Kirchen zu erbauen, welche anfänglid, Bethhäufer genennet wurden , ver . moge königl. Verordnung vom 25 Auguſt 1964 aber evangeliſche Kirchen genennet werden müſſen . Ueberhaupt waren 1764 in ganz Schleſien 460 evan . geliſche Kirdjen vorhanden. Es haben zwar untera ſchiedene Jahrelang an den Orten , wo die Pfarren in den Händen der romifdykatholiſchen Geiſtlichkeit find , die Evangeliſchen , ob ſie gleich die actus minia fteriales durch ihre eigenen Geiſtliche verrichten laſſen dennod , den Pfarrern alle Jura flolæ entrichten , fo mie Hingegen die Römiſchkatholiſchen zu liegnig, Wobe fan , Brieg und art anderen Drten , wo die Evange fiſchen bie Hauptkirchén befiken , den Pfarrerit derſele ben eben Siefe Gebühren erlegen müſſen : allein , biere Berfuffung hat durch) fónigl. Verordnung aufgehörer, únd ein jeder entrichter nur feinem eigenen Prediger Die Vorſteher det oder Prieſter dié jura ftolæ. Kirchſprengel, werden theils Superintendenten, theiſs Inſpectores, theils Seniores genannt. Den erſten Titel Haben nur die 4 zu Signik , Brieg , Dels und Wohlau , ben dritten führen diejenigen , welche übet die Kirchſprengel des dlsnigifchen Conſiſtoriums, und ber

Einleitung.

755

der Fürſtenthümer Liegniß und Wohlau gefeßet ſind , und alle übrigen haben den zweyten Titel. Es haben aber die fuperintendenten , Inſpectores und Seel niores, feinen gewiſſen und feſten Sie , ſondern Fie + werden von den Predigern, nach dem Vorſchlage des Oberconſiſtoriums, unter Beſtätigung des Juſtig. Miniſteriums zu Berlin , bald an dieſen , bald an andern Dertern , je nachdem ſich geſchickte Männer dazu finden , ernennet.

Das proteſtantiſche Schle .

fien, iſf 1767 von dem Bauinſpector und Ingenieur, F. P. Fiſcher , auf einer Charte abgebildet worden , von welcher der Verleger Günther zu Glogau 1772 nur noch fehr wenig Abdrůde gemacht hatte. Sie iſt zu Berlin ben Schleuen geſtoden . Auf derſelben find alle Derter in Schlefien genennet, in welchen evan .

1

geliſche ,

reformirte" und

böhmiſche Kirchen find.

An evangelifq ;lutheriſchen Kirchen find 541 gezählet, eine böhmiſche ungerechnet. 3. Die Reformirten Haben ehedeffen in Schleſtela an unterſchiedenen Orten ihre Kirchen und freye gota tesdienſtliche Uebung gehabt : nachdem ſie aber jene nach und nach den Katholiken überiaffen müſſen , hå . ben ſie auch dieſe verloren .

Nach Erridtung des alt:

ranftädtiſchen Vergleichs , in welchem ihrer nicht aus. drücklich gedacht worden , baten ſie auch um Wiebec. !

einräumung ihrer Kirchen , erhielten auch viele Vor . fprache, es half aber nichts : Konig Friedrich II aber bat ihnen den öffentlichen Gottesdienft verſtattet, und ſie haben zu Breslau , Glogau ," Carolath und Warı tenberg, Kirchen ; ihre Prediger Heißen Hofprediger,

is so 1

und haben jura Parochialia. Seit 1944 365 a

ſteben dieſe

.

756

Das Herzogthum Schleſien .

reformirten Gemeinen unter dem reformirten Kitchena di ectorium zu Berlin . Die fogenannten Suſſiten oder evangeliſchen Böhmen , kamen , zuerſt 1742 nach Schlifien , und befannten fich damals insgeſammt zu der evangeliſch . lutheriſchen Lehre, nachmals aber find die meiſten jür reformirten getreten ; jene haben eine Kirche zu Mûn. ſterberg , diefelHaber Kirchen zu Huffinez bey Stre. len , zu Friederichstabor unweit Wartenberg, und zu Den vereinigten Friedrichsgråß bey Oppeln. evangeliſchen Brüdern , hat König Friedrich II fchon 1743 erlaubet , fid) in Schleſien niederzulaſſen , und ihnen eine vollkommene Gerviſlensfrenheit , nebſt der Erlaubniß, ihren Gottesdienft öffentlich auszuüben, und ihre Kirche in der ben ihnen hergebrachten Zucht Ihre Prediger und Ordnung zu erhalten , ertheilet. ſtehen in geiſtlichen und KirchenSachen unter feinem Conſiſtorio, ſondern ſind , unter des Königs höchſten Dberherrſchaft und Beſchirmung , allein ihrem Bi. fchof untergeben , der allezeit in Schlefien, und zwar jeßt ( 1772) zu Gnadenberg ben Großkrauſche wohnet. Hierauf iſt 1746 eine Generalconceſſion des Königs für die vereinigten evangeliſchen Brüder in Schleſien erfolget , in welcher ihnen die eben angeführten gottes, dienſtlichen Frenheiten beſtåtigt, und die Derter Neue falz , Buhrau , Rösnik , Peyle und Großkrauſche ein für allemal zum Aufenthalt angewieſen worden , außer welchen abee fich feine einzelne Familien dieſer Gee meine im

Lande anlegen und aufhalten ſollen ': doch

find jego ( 1772 ) die Derter Buhrau und Rosnig von ihnen verlaſſen und ſie halten ſich zu Gradenberg ben Großkrauſche ,

Gnadenfrey

in

Ober - Penle, Neu :

Einleitung

757

VTeufalz und Pawlowizky unweit Coſel auf.

Die

Sdwenkfelder ſind 1742 durch eine königliche Ver. ordnung nach Nieber, Schleſien zurůdberufen, und in beſondern Schus genommen worden.

Zu Breslau

haben die griechiſchen Chrift :1 eine Kirche. Es werden auch Juden geduldet , und haben ihre Sq . nagogen . Schleſien iſt bis auf den heutigen Tag die 9. n. fruchtbare Mutier vieler Gelehrten geweſen , von

welchen nicht wenige vorzüglich

berühmt geworden

find , inſonderheit der große Verbeſſerer der Philofo . Zum Unterricht phie Eşriſtian Freyherr von Wolf. der ftudirenden evangeliſchen Jugend, dienen , außer einigen lateiniſchen Schulen , dergleichen in der Neue ſtabt zu Breslau, zu liegniß , Grüneberg , Glogau, Freyſtadt , Schweidnik , Strehlen und Hirſchberg ſind, vornehmlich die 2 Gymnaſia zu Breslau , und Das Gymnaſium zu Brieg : für die römiſchkatholiſche Jugend find lateiniſche Schulen bey den Er- Jeſuie Liegnię , Schweidnig , Sagan, ten zu Glogau Nerite und Oppeln , und die Univerſität zu Breslau. 1763 verbeſſerte der Abt zu Sagan , Johann Igna von Felbiger, die zu ſeiner Stifts. und Pfarr: Kirche gebörige Stadtſchule , und die Schuler. Der zu ſeinen Etift gehörigen Dörfer , nach dem Muſter der Reale ſchule zu Berlin : es wurden auch 1765 nach ſeinen Vorſchlagen zu Sagan , und in den Ciſtercienſerkld . ſtern Leubus , Grufſau und Rauben , Seminaria , ju Breslau auf dem Dom aber das Haupt Seminarium angeleget, theils um Schulleute zu bilden , theils um ben Candidaten vom geiſtlichen Stande die ndthigen Begriffe von dem zu geben , roas zur Aufſicht über 366 3 Sdu.

758

Das Herzogthüm Schleſien .

Schulen, und zur guten Catechiſation , gehöret.

Dieſe

núklichen Einrichtungen bekamen ein gerekmåßiges Anſehn durch das am zten Nov. 1765 vom Konig un terſchriebene General- land- Schul-Reglement für die Römiſchkatholiſchen in Städten und Dörfern des ſous verainen Herzogthums Schleſien und der Grafſchaft Glaß , zu welchem der Übt Felbiger den Entwurf ges : macht hatte. Eben dieſer vortreffliche Prålat bat nadimals feine preiswürdige Bemühungen zum Be. ften der römiſch -katholiſchen Schulen in Schleſien noch weiter unermüdet fortgefekt, auch ſchåſbare Bů. cher zur Verbeſſerung und Erleichterung des Unters richts drucken laſſen , und durch dieſe mannigfaltigen Bemühungen ſich einen unſterblichen Namen erworben . Für junge Edellcute der evangeliſchen und römiſchka . tholiſchen Kirche ift die Ritterat idemie zu liegniß voë . handen. Die breslauiſche rômiſel. fatholiſche Univere fitåt, welche aus einer philofophiſchen und theologiſchen Faculiåt beftefet , und die katholiſchen Gymnaſia zu Glaß , Neiß, Oppeln , Sagan, Siegnik, Glogau und Schweidnik, haben ehedefſen unter deë Aufſicht und D6 Berwaltung der ſchleſiſchen Jeſuiten geſtanden . nün gleich der Iefuiter · Orden durch eine påbft liche Bulle aufgehoben worden , und dieſe Aufhebung auch in Schleſien als wirklich geſchehen angeſehen wird , wie aus der Hernadh genannten Inftruction vom 26 Auguſt 1776 erbellet, in welcher geſagt wird , daß nach aufgehobenem Banne des Ordens , zugleich die Statuta deffelben , nebſt den Officiis eines Gene. rals und Provinzials , wegfielen : yo find doch auf föniglichen Befehl die vormaligen Ordensglieder in Schlefien und Glak , unter dem Namen der Pries ſter

Einleitung.

759

fter dès königlichen Schulen . Inſtitus,in einen Körper vereiniget geblieben , und haben das Recht, neue Mitglieder aufzunehmen , und dieſelben zu leho rern und Profeſſoren zu bilden.

Sie behalten auch

in dieſer Rückſicht , die dem vormaligen Drden zuges : Hörigen Güter , und genießen von denſelben Unterhale Sie ſind aber nicht nur als Welte und Beſoldung. Geiſtliche (Clerici feculares ,) dem ordentlichen Bia ſchuf unterworfen , ben welchem ſie ſich gebührenb melden müffen , wenn fie die ordines minores und maiores erhalten wollen , und der die von dem Inſtie tut zum Predigtamt ernannte Perſonen beſtätiget : ſondern ſie ſtehen auch als Mitglieder des föniglichen Schulen. Inſtituts unter der 1776 errichteten Konigs lichen Sculen :Commiſſion , welche unter dem Vorſiß des königl. Curators der Univerfität zu Bregu lau , aus dem Director der Schulen , dem Rector und Kanzler der Univerſitåt, den Dechanten und See nioren der beyben Facultåten , und aus dem Præfecto Scholarum , beſtehet. Dieſes königliche Inſtitut iſt verbunden , ftets 12 Candidaten zuin Lehramt auf der Univerſität in Breslau zu unterhalten und wenn ein folcher in das Inſtitut aufgenommen wird , muß er ſich eidlich verpflichten , daß er lebenslang dabey ver. harren , und dem Lehramt obliegen wolle. Die Ins ſtruction fûn die Prieſter des Esnigl. Schulens Inſtituts in Schleſien , welche

von

dem

vom 36 Auguſt 1776 ,

König eigenhändig

unterſchrie. ben , und auf fechſtehalb Bogen in Folio zu Breslau gedruckt worden, fandelt genau von den oben erwähne ten Candidaten des debramts, von den Lehrečn , von bem Amt und den Pflichten der Rectoren der Gym . 36b 4 nafien ,

760

Das Herzogthum Schleſien .

naſien , des Rectors der Univerſitåt , des Kanzlers berſelben , der Dechanten der benden Facultaten , der Senioren derſelben , und des Präfecti des Gymnafii Ju Breslau . Sie wird als ein Anhang zu dem kos niglichen Schulen Reglement für die Univers fitár in Breslau , und die katholiſchen Gyms najien in dem Sherzogthum Schlefien und der Grafſchaft Glas , angeſehen , welches am 1. Dec. 1774 ausgefertiget, zu Breslau auf fiebentebalo Bo. gen in Folio gedruckt ift , und die Unterweiſung und das Studiren auf der Univerſitåt und in den Gymnaſien ;

Tehr verbeſſert.

Es ſind auch uns

ter dem zweiten Man Des 1777ſten Jahrs heilſame Schulgeſesse für die Univerſität in Breslau, und für die Gymnaſien des Königl. Sdulens Inſtiturs in Schleſien und der Grafſchaft Olatz, ansgegangen , und zu Breslau auf anderthalb Bogen in Folio gedruckt worden. 9. 8. Die vornehmſte Manufactur, und eins

ber wichtigſten Nahrungsmittel in Schleſien , iſt die Garn , Zwirn • Leinwand . und feinen Damaſt:Ma. nufactur, welche ihren Hauptfię im Gebirge , als zu Landeshut, Hirſchberg, Schmiedeberg, Greiffenberg, und an andern Dertern , ſowohl in Städten als Dór. fern hat. Man hat hier Leinwand gewebet, davon bie Elle mit viertehalb Thaler bezahlet worden . Die Leinwand- Druckeren mit Waſſer. imd Delfarbe , iſt Aus leinen an einigen Orten ſehr hoch getrieben . und baumwollen Garn werden ſehr viele ind mancher . Ten Cannefaffe und Barchende verfertiget, inſonderheit ju Reichenbach . Man macht glatten , geſtreiften und geblüşmren , auch mit rothem türkiſchen Garn Durch.

761

Einleitung. durchſchoffenen Schleyer , welcher zum

Theil fo fein

ift, daß die Elle für 4 Fl . und noch höher verkaufe Wegen deſſelben iſt vornehmlich Hirſchberg wird. berühmt. Man macht auch Cattun und Manſchefter. Es werden auch Spißen von ziemlicher Feinigkeit ge . floppelt: inſonderheit werden im Kloſter Czarnowans Spigen nach Brabanter Urt gemacht. Papier wird in großer Menge gemacht. Aus Wolle werden dauer. bafte und ziemlich feine Tücher gewebet, als zu Bres . lau , Brieg , Grünberg , Jüben , Steinau , Gold . berg, Parchwi , Strelen , und an andern Orten. Der wollenen Strümpfe und Hüte nicht zu gebenten , fo werden auch vielerley Meffan , ( halb wollen und halb leinen Zeug .) Raſch , Zeugel , Droguet, glatte und geförmelte Berkane , Caffa, Kalamanke , ' und andere Zeuge, und aus Baumwolle, Giegangs u.a.m . verferriget. Gute Sederbereitungen ſind auch vorban . den . An Glashütten iſt kein Mangel; man derfertia get auch ſogenanntes Kriſtall und Kreiden . Glas von febr ſooner Art ; es ſind auch geſchickte Meiſter vor. Handen , welche das Glas fünſtlich zu ſchleiffen und ju ſchneiden toiffen . Pulvermühlen, und inſonderheit Eiſenhåmmer und Fabriken , hat man gäufig. Breslau iſt eine Zuckerfiederen .

Zu

5.9. Schleſiens Äusfubr,befteher vornehmlich in Krapp oder Fårberróthe, Mühlenſteinen , leinen Garn , Zwirn , Leinwand , Schleyer ,

und daraus

verfertigten Tüchern und Zeugen , und in Papier. Die Ausfuhr der rohen Wolle,ift zur Beförderung der Die ſchleſiſchen Landesmanufacturen , verboren . Kaufleute handeln auch ſtark mit Wachs , Honig, Håuten , leder und Raucwerk , welche Waaren fie B665 aus

762

Das Herzogthum Schleſien .

aus Polen , Hungarn und Rußland erhalten . Hin . gegen werden wieder eingeführet polniſdies Getraide, Beine, inſonderheit nieder , und ober , hungariſche, måfriſche, oſtreichiſche , Rhein, und franzöſiſche Wein ne , polniſche und hungariſche Odyſen , Pferde , pola niſches Stein- und Haliſches und ſchönebecer Quelle Galy, Speceren und Gewürze, vielerley Manufacture und Fabrik.Waaren und mehrere andere.

Was die

Niúnzen anbetrifft, fo wird bald in Reichsthalern , Silbergroſchen und Denaren , bald in Florenen oder rheiniſchen Gulden , Kreuzern und Hellern Rechnung geführet. Dit fießet man auch Tümpfeover 6 Boba mer , deren 5 einen Reichsthaler von 24 guten Gros fchen machen ; es find auch alle preußiſche Münzen gangbar.

Ehedefſen wußte man nichts von Reiches thalern , ſondern man hatte bloß fchleſiſche oder Zahl.

Thaler , davon jeder zu 36 Weißgroſchen 12 Kreuzer, oder zu 24 Silbergroſchen gerechnet wurde ;

man

Båhlte auch nach Ortsthalern , ( 0. i. Viertelthalern ) weldie auch ſchlechthin Orte hießen , ein Ort aber galt Ein Gilbergroſchen oder Böhmer hålt 3 Kreuzer oder 12 Denare , oder g } meigniſche Pfennige, oder 4 Gröſchel .'. Fünf Sil bergrofchen machen 4 gute Groſchen aus. I Rreus

6 ſchleſiſche Groſdien.

zer hålt 4 Denare , 1 Grorchel 3 Denare oder a gute Pfennige. Es machen alſo ISilbergroſchen und Gröſchel zuſammen , gerabe

guten Groſchen aus .

Ein Kreuzer hat auch 6 Heller , deren 18 auf einen Kaiſergiofchen , oder Böhmen , oder Silbergros feen gehen. Ein Weißgroſchen Hålt nur 2 Kreue ger , und iſt alſo um 1 Kr. geringer , als ein Silber . groſchen.

Derfchiedene Fürſtenthümer haben ihre eigene

Einleitung .

763

etgerie Marfe, die am Werth ſehr von einander unter's ſchieden find. Folgende ſind die bekannteſten . Eine ſchwere Mark betrug i Floren , 36 Kreuger , oder 48, Weißgroſchen , oder 32 Silbergroſchen. Eine glogauſche Mark hålt 36 Silbergroſchen ; eine Faganiſche Mark 18 Silbergrofchen , 8 Denare, oder 56 Freuzer : eine liegnigiſche Mark 64 Kreu. zer ober 31 fchleſiſche Groſchen, 4 Pfennige: eineMart böhmiſcher Münze polniſcher Zahlung, beträgt 37 ſchler fiſche Groſchen , 4 Pfennige. Noch Keutiges Tages iſt dieſe alte Art , nach Marken, Weißgroſchen und Help! lern zu zählen , beym Verkauf der Bauergüter und bey Erbſchichten auf dem Lande gebräuchlich . § . 10. Vor Alters hat dieſes lanb mit zu den

Wohnfiken der Ingier und Quaden gegoret. Als die Slaven fich um die Mitte des rechſten Jahrhunderts des Landes der Quaden bemachtigten , kam ein Theil deſſelben an Polen , und wurde Schleſien oder eia? gentlich Zlezia , Czlezien genennet , indem die Pool lachen das , was der Name der Quaden bedeutet, mit einem ſlavoniſchen Wort Zlezi ausdrücken ; denk Quad Beißt in der alten deutſchen , und Zle in der ſlamoniſchen Sprache, bdſe ; die Polachen nennen auch noch heutiges Tages die Schleſier Zleſakas . Unter der polniſchen Oberherrſchaft wurden in Schle. fien' die polniſche Sprache, die polniſchen Sitten und Gebrauche, und die chriftliche Lehre eingefüfret, noelche Tekte durch das im Jahr 966 von Miecislav I zu Schmoger geſtiftete, und von dannen nach Pitſchen , endlich aber nach Breslau verlegte Bisthum , befeſti. get wurde. Als der polniſche Regent Boleslav III feine lande 1198 unterſeine Söhne vewcheilete, bekam ber

;

764

Das Herzogthum Schleſien .

der älteſte Wladislav II , außer den Sandſchaften Eras cau , Siradien und Pommern , auch Schleſien, und Das vornehmſte Antheil an der Regierung: weil er aber ſeinen Brüdern das Ihrige zu nehmen fuchte, wurde er aus Polen verjagt , und ſein Bruder Boless lav IV. bemächtigte ſich feiner lande und Würde, trat. aber nebſt ſeinen Brüdern 1163 Wladislav II Sohnen Boleslav mit dem Zunamen altus , Miecislav und Conrad , Schleſien ab, welches aber damals mit dem Heutigen Schleſien nicht genau dieſetben Gränzen hat te.

Dieſe 3 Brüder theilten ſich alſo in das Land ,

daß der erſte den mittlern , der zweyte den obern , und ber Dritte den untern Theilbekam . Zudem mittlern Schleſien gehörten damals die heutigen Fürſtenthü mer Nenß , Brieg , Dels , Münſterberg , Breslau , Schweidnik, Jauer, Liegniß und Wohlau , imgleichen Militſch , Trachenberg und Wartemberg. Zu dem abern Schleſien gehörten die geutigen Fürſtentøů. Teſchen , Ratibor , Oppeln , imgleichen Pleß

mer

und Beuthen.

Endlich zu dem niedern Schleſien

gehörten Glogau ,

Sagan ,

Croſſen ,

Beuthen ,

Schwiebus , und alles , was damals noch von der beutigen Mark Brandenburg bis an die Warte zu Schleſien gerechnet wurde.

Als Conrad 1178 ohne

Erben ſtarb , nahm Bolestav ganz Nieber-Schleſien ein , in deſſen Befiße er auch blieb , ungeachtet ſich ſein Bruder Miecislav widerſeşte. Von der Zeit an Hdret der NameMittel Schleſiens wieder auf, und Nieders Schleſien , mit welchem

tas vormalige

mittlere Schleſien verbunden wurde , war von der Zeiț an , faſt noch einmal ſo groß , als Obers Schleſien. Wie purch Boleslavs uno Miecislavs

Nacho

Einleitung:

-765

Nachfommen , welche fich alle Herzoge in Schleſien nenneten , die unterſchiedenen Fürſtenthümer in dem Herzogthum Schlefien geſtiftet worden , wird hernach bei der Beſchreibung eines jeden derſelben gelehret Hier wilt ich nur anmerken , baß ein jeder werden . abgetheilter Herzog ſeinen Sandesantheil ein Fürſten . thum , und nach der vornehmſten Stabt , in welder ser feinen Wohnſik gehabt , genennet Hebe. Johan. nes , König von Böheim , fuchte das durch die häufi. gen Cheilungen, und noch auf andereWeife geſchwächte Sdilefien unter ſeine Oberherrſchaft zu bringen , und es gelang ihm ; benu es trugen ihm von 1337 an, nach und nad alle ſchlefifche Herzoge, bis auf a nach, ifre Jande zu Lehn auf, behielten aber doch die anſehnlich. ften fürſtlichen Regalien." . Sein Sohn und Nachfol. ger K. Karl IV , bekam mit ſeiner Gemahlinn Unna Das Recht der Erbfolge , in den noc, růcjtändigen Fürſtenthümern Schweidniß und Jauer , worauf er der Krone Böheim 1355 ganz Schleſien einverleibte, auf welches Caſimir der Große, König von Polen , 1335 und 1338 , und fein Nachfolger König Ludewig Unter den böhmi. 1356 und 1372 , Verzicht thaten. fchen Oberregenten, ånderte ſich Schleſien rehr. Die Sehre Kuſſens , Suthers, Schwenkfeldes und Calvins, fand hier Anhänger , und zum Sheil durch feyerliche Vertråge offentliche Ausübung. Das Obers oder Fürſten -Recht, ( fupremum tribunal principum atque ordinum,) welches König Wladislav den ſchle. fiſchen Herzogen und Ständen 1498 ertheilte, verband die einzelnen Herzogthümer nåßer unter einander : allein die Macht der Herzogthumer nahm beſtändig ab , weil die Gervalt der Dberregenten zunahm , und die

766

Das Herzogthum Schleſien ,

die piaftifchen Herzoge ausffurben , deren ( ande thetto i den Oberregenten unmittelbar unterworfen : theils zwar an andere Herzoge und: Fürſten , allein uncer ipoeit ſchlechtern Bedingungen, als die piaſtiſchen Füçr Sten gehabt hatten , vergeben wurden . Nady und nach ward in Schleſien alles auf deutſchen Fuß geſen • Bet , und es wurden viele deutſche adeliche und bürgere liche Perſonen und Familien ins Land gezogen , welche eine beſſere landwirthſchaft einführten , auch Many . facturen und Handel in Aufnahme brachten . Der badurch verſchaffte Flor des Landes würde noch viel

biher geſtiegen ſeyn , wenn die proteſtantiſchen Gemeie -nen nicht gebrůdet worden und mehrere Sandesfinder zu Bebterungen an der Oberregenten Hof gejogero waren . Nach Kaiſer Karls VI im Jahre 1740 era folgtem Tobe, gieng mit Schleſien eine große Werårto berung vor ; denn König Friedrich II von Preußen machte Anſpruch auf folgende ſchleſiſche Fürſtenthů . mer.

Erftlich ,

aufdas Fürſtenthum Jägerndorf,

welches Markgraf Georg von Brandenburg 1524 mit König Ludwig zu Bóbeim und Ungarn Genehmbal tung dem Hauſe Schellenberg abgekauft hatte, und es ſeinem Sohne Georg Friedrich hinterließ, von welchem es durch einen Vertrag an Joachim Friedrich Chur. fürſten zu Brandenburg kam, der es feinem zwerten Sohn Johann Georg überließ , welchen Kaiſer Ferdi nand II in die Reichsacht erklårete , darüber er 1623 das Fürſtenthum Fagerndorf verlor ,

welches der

Kaiſer dem fürftlich -lichtenſteiniſchen Hauſe verlich, ungeachtet das ganze chur und markgräfliche branden . Churfürft Frien burgiſche Haus dagegen proteſtirte. drich Wilhelm begab fich zwar 1686 Feiner Anſprüche, gegen

Einleitung

767

gegen Abtretung des ſchwibuſiſchen Kreiſes , ben ſein Sohn Churfürſt Friedrich 1695 audy an Qas Haus Delireich gegen : 250000 Fl. zurücfgab s allein , K. Friedrich H behauptete aus unterſchiedenen Gründen , daß diefe Abtretungen und die Verträge, auf weldje ſie ſich gründeten, unſtatohaft geweſen wären. Zweys tens , auf die Fürfienthümer Siegnißi; Brieg und Wohlau, wegen der zwiſchen Friedrich Herzog guliegnik und Brieg, und Joachim Il Churfürſten zu Branden . burg , 1537 errichteten Erbverbrüderung, 13u welcher jener vermoge der feinen Vorfalren und ihm von den böheimiſchen Königen 1329, 1505 , 1511, 1522, 1924 und ( 1529 ertheilten Privilegien vollkommen berechtiget gee weſen ſey , ungeachtet K. Ferdinand. I folche Erbvers brüderung. 1546 für nichtig erklåret habe: baber dieſe Fürftenthümer bem Churhauſe Brandenburg nach Ubgang der Herzoge von liegniß unbilligerweiſe voë. enthalten wären. Dieſe Anſprüche wurden durch ein in Schleſien geführtes Kriegesheer bergeſtale unter . ftůßet und ausgeführet, daß Kaiſers Karl VI Erba focter , Maria Thereſia , Königinn in Ungarn und Böheim , 1742 fowohldurch den Breslauer vorläufigen , als gleich darauf erfolgten Berliner Hauptfriedens. -Vertrag , für ſich und ihre Erben und Nachfolger beya Derlev Geſchledyts , on den König von Preußen und deſſelben Erben und Nachfolger beyderley Gefchledyts, Nieder- und Obec . Schleſien nebſt dem vorhin zu Mähren gehörig gerefenen Diſtricte von Katſcher, und die Grafſchaft Glaß , auf eivig und,mit völliger Souverainität und Independenz von der Krone Box heim ,

abtrat , fich aber dody von Ober . Schle .

- fien einige Stücke vocbebiele ,

deren Große oben be.

768

Das Sterzogthum Schleſien .

beſtimmet voorben iſt , nämlich das Fürſtenthum . Lerchen , fammt den demſelben einverleibten Herrs ſchaften , den jenſeits der Oppa belegenen Theil der Fürſtenthümer Troppau und Fågerndorf, das nach Mähren zu belegene Stück des Fürſtenthums Menß , und einen von Ober . Schleſien eingeſchloſſen nen , aber zu Måfren gehörigen Diſtrict, in wel. chemdie Herrſchaft Hennersdorf, die Derter Hogen ploz , Johannsthal und andere, belegen ſind. Hin gegen that der König von Preußen für ſich und feine Nachfolger Verzicht auf alle Anſprüche an die

Königinn von . Ungarn ,

übernahm auch

die auf

Schleſien haftenden Summen Gelbes , welche von Unterthanen des Königs von Großbritannien und der Republik Holland , imgleichen von den brabantiſchen Stånden , geliehen waren . Die Grängen zwiſchen bem preußiſchen und böheimiſchen Schleſien wurden in eben demſelben Jahr durch 138 mit Blechtafeln vera fehene Säulen , bezeichnet und beſtimmet. Es dauerte fwar dieſer Frieðe nicht lange , ſondern wurde 1744 durch einen neuen Krieg unterbrochen , aber auch die . fer durch den Dresdener Friedens . Ausſõhnungs. und Freundſchafts , Tractat vom 25 Dec. 1745 geendia get, und der vorläufige Breslauer und Berliner Haupte friebe , wie auch der Gränzreceß von 1742 , darinn erneuert und beſtätiget. Allein , 1756 brach der dritte Krieg wegen Schleſien los , welcher durch den Sun bertsburger Frieden 1763 geendiget worden , und in welchem Schleſien von den feindlichen Zruppen ſehr viel erlitten hat.

In meinen wschentlichen Nachricha

ten von 1977, St. 28. S. 229, 230 ſtehet ein Verzeich . niß der großen Summen , welche K. Friebridy der Zweyte

Einleitung. 769 Rweyte dem Lande Schleſien felnes Untheils von 1763 Sie betragen für die Dörfer bis 1976 geſchenket hat. 3,4132071 Thaler , und für die Ståbre , 1,710298 galer , alſo überhaupt 5,1235051 Thaler. Der König von Preußen nennet fich : Fouverainen und oberften Herzog von Schles fien , und leker dieſes Prádicat in ſeinem Titel un . $. 11.

mittelbar nach dem

1

Titel Churfürft.

Jm Berliner

Frieden, hat die Königinn von Ungarn und Böheim Maria Thereſia, ſich und ihren Erben und Nachfolgerri) den Titel, ſouverainer Herzog von Schleſien , auch vorbehalten , doch nennet fich der Kaiſer eigentlich , herzog von Obers und Nieder:Schleſien , und Das Was feßet dieſen Titel gleich nach Burgund. pen des Herzogthums Schleſien, iſt im goldenen Felde ein ſchwarzer gekrónfer Adler , der auf ſeiner Bruſt cinen ſilbernen halben Mond hat , deſſen Enden bald Die geeichelt , bald wie kleine Kreuze ausleben . Bürde eines Oberkammerers in Soleſien , nebſt dem Prádicat Ercellenz, hat 1776 der Graf von Malo jahn, Standesherr von Militſch , bekommen. G. 12. Schleſien hat niemals in unmittelbaren Berbindung mit dem deutſchen Reich geftanden ; denn es iſt niemals ein Reichslehn geweſen , hat niemals Siß und Stimme auf dem Reichstage gehabt, noch unter der Gerichtsbarkeit der höchſten Reichsgerichte geſtanden , wie denn auch die Reichsgeſeke hier nichts gelten : und ob es gleich in den alten Reichsmatrifeln pon 1431 , 47 , 71 und 81 nebſt Böſeim , Måfren und der Taufik, mit einem Matrikularanfchlage beleged worden , ſo iſt dodh ſolches nachmals wieder unterblie. Coc ben 4 TH.5 2 .

1

770 ben.

Das Herzogthum Schleſien . Nachdem es aber ber Krone Böheim einversa

leibet worden ,

þat es vermittelſt derſelben , und alſo

mittelbarer Weiſe eine Verbindung mit dem deutfchen Reich gehabt , und als Kaiſer Joſeph 1708 wegen Böheim wieder Się und Stimme im churfürſtlicher Collegium einnehmen ließ , verſprach er fowohl wegen befſelben , als auch wegen der dazu gehörigen ( ander ( und alſo auch wegen Schleſiens,) zu allen Reichse 1 und Kreis- Steuern und Anlagen einen churfürſtlichen Anſchlag, und zum Unterhalt des Kammergerichts. jährlich 300 Gulden zu übernehmen : dahingegen das geſammte deutſche Reich verſprad), taß es das Ree nigreich Böheim , fammt alten demſelben einverleib ten Landen , ( und folglich auch Schleſien , in feinen Schuß und Schirm nehmen wolle. In dieſer mitą telbaren Verbindung mit dem Reich ,Tebet auch das bey Böheim gebliebene Stück von Schleſien noch jeßt: Hingegen der König von Preußen , nachdem er das größte Antheil von Schleſien mit völliger Souverat. nität und Unabhänglichkeit von der Krone Böheim erlangt hat, ( S. 10.) beſiket und regieret er auch daſ. felbe , ohne die allergeringſte Verbindung mit dem Deutſchen Reich , als einen ganz unabhängigen Staar. Als aber das deutſche Reich 1751 dem

Sdnige von

Preußen den Befie des Herzogthums Schleſien garang tirte, behielt es ſich ſeine Rechte vor. 9.13. an ſtatt der verſchiedenen Gerichte, welche ehemals in den immediat Fürſtenthümern geweſen , als , des Oberamts zu Breslau , ſo weit ſolches die

1

Juftiffachen gehabt hat , der Landeshauptmanneyen , des Manngerichts , Zwölfergerichte , Zaubenrechts, Ritterrechts , der Hof, und aller andern Gerichte, welche

Einleitung.

771

welche in der höchſten Sandesherrſchaft Namen gehal. föniglich preußiſchen Antgeil an

ten worden , ſind im

Sdyleſien , 3 Oberamtsregierungen verordnet worden , nämlich zu Breslau , Glogau und Opa peln , welde lente aber ſeit 1756 zu Brieg iſt. Von den benden erſten hat jede 2 Senate , ſo daß von dem erften an den zweyten , und nach dem Vergáltniß der Reditsſache, die dritte Inſtanz von einer dieſer Rea gierungen an die andere gehet : die briegiſche Ober. amtsregierungraber hat nur einen Senat, von welchem der Zug an die breßlauiſche Dberamtsregierung gehet. Unter die erſte, gehdren die unmittelbaren Fürſtenthus mer Breslau , Schneidniß , Jauer , und Brieg : unter die zweyte , Glogau , Wolau , und Siegnik, und unter die Orirte Oppeln und Ratibor. Eben dieſen Oberamtsregierungen iſt auch per modum de. legationis die Aufſicht über die Verwaltung der Juſtin in den Mediat- Fürſtenthümern , Standesherrſchaften und der Stadt Breslau , übergeben worden , und wenn in denſelben über verſagte oder verzögerte Gereche tigkeit geklaget wird , müſſen den Oberamtsregieruna gen die Acten ausgeliefert werden , welche Hierauf die Art und Weiſe , wie verfahren werden muß , dora ſchreiben . Es ſind aber die Regierungen der Mediat. Fürſtenthümer und Standesherrſchaften unter die Oberamtsregierungen zur Aufſicht dergeſtalt verthels let , daß unter der breslauiſchen ſtehen, die Fürſten . thümer Dels und Münſterberg , und die frenen Stan . besberrſchaften Trachenberg, Militſch , Wartenberg und Goſchuß , und die Stadt Breslau ; unter der glogauiſchen das Fürſtenthum Sagan, und die freye Standesøerrſchaft, Nieder. Beuthen aber Carolath ; Coca und

.

772

Das Herzogthum Schleſien.

und unter der oberſchleſiſchen , das preußiſche Antheil an den Fürſtenthümern Croppau , Fågerndorf. Neys und Grotfau , und die freyen Standesherrſchaften Pleſte Eine jebe Oberamtsregie ung hat jegs einen Präſidenten , die breslauiſche und glogauiſche

und Beuthen .

auch aufferdem einen Director, und alle dren zuſama men haben einen Chef. Präſidenten , welcher wirklicher geheimer Staats. und Juftit . Miniſter iſt. Sonft þat jede ihre Oberamtsråthe , Referendarien , und Auſcultatoren, Secretarien , Archivarien , Regiftra. coren und Kanzelliften.

An diefelben ergehen die Upw pellationen von ben einer jeden zugetheilten Fürftena thümern , frenen Stundes- und Minder:Herrſchaften

In gewiſſen zugelaſſenen Fällen , fann von den Ur . theilen der Oberamtsregierungen bey dem Tribunal zu Berlin Reviſion gefuchet werden .

Es gaben auch

vor diefen Oberamtsregierungen die diejenigen Pera fonen , welche vorhin vor den höchſten Sandesgerichten in perfonalibus und realibus in jedem Fürſtenthum geſtanden haben , ihren erſten Rechtsgang. Unter den Oberamtsregierungen ſtehen die in jedem Kreiſe verordneten Juſtißråthe , welche als Commiffarii perpetui auf den Landgütern die vorfallenben focal Actus , als , Verſiegelungen , Tafirungen , Grång. regulirungen, ü. á. m . verrichten .“ Die Ober - Cons fiſtoria zu Breslau , Glogau und Brieg, find über die evangeliſchen Kirchen und Schulen , und über dero felben Lehrer, geſeket, und haben mit den Oberamtsa regierungen einerlen landesantheile zu verſehen.

Die

Glieder deſſelben, ſind eben diejenigen Präſidenten und Råthe , welde die Oberamtsregierungen ausmachen,

Einleitung.

773

Zu denſelben aber kommen noch geiſtliche Oberconfifto. rialråthe. Das Fürſtentgum Dels , und die Stadt Breslau, haben eigene Conſiſtoria , von welchen an das breslauiſche Oberconfiftorium appelliret werden fann. In Kirchenſachen der Römtſchkatholiſchen , richten die biſchöflichen geiſtlichen Gerichte, von welo chen in geniſſen Fällen an die Dberamtsregierungen appelliret wird ; betrifft es aber bloß Kirchenſachen , ſo dirb die Appellation zwar an die Nuntiatur ju War : fahau gerichtet, die Aburtheilung aber geſchiebet durch bie aus der Dioces dazu verordneten Synsdalrichter . Es find zwey Criminal Collegia vorhanden , eines zu Breslau , das andere zu Glogau ,und jedes beſtea het aus einem Director und unterſchiedenen Råthen. Sie feßen in allen vorkommenden Fällen das recotliche Gutachten auf, und übergeben es mit den Acten an das Sandes : Collegium , für welches die Sache gehöret. Dieſes faſſet das Urthel ab , und låßt es befannt mas chen und vollziehen , wenn es vorher beſtåtiget worden . Solche Beſtätigung ertheiler im Fall der Todes, oder einer dem Tode gleichgeachteten Strafe , unmittelbar der König , in andern Fällen aber, wenn ſie die Krie. ges. und Domainen Kammer angehen , der in Schles

2 fien wirklich dirigirende Staats- und Krieges. Mini. fter , und wenn ſie bey den Oberamtsregierungen ver. kommen , das, Juſtik. Miniſterium zu Berlin . Der Zug gehet in der zweyten Inſtanz von einem diefer Collegien , entweder vermittelft der Krieges und Do. mainen .Kammern ,oder der Ober Amts-Regierungen , zu dem andern. Der Criminal- Proceß wird von zesti in unterſchiedenen Städten angelegten öffentlichen Inquifitoren, mit Zuziehung zweyer Gerichts-Schope Eccs pen

Das Herzogthum Schleſien.

774

pen ; gemacht, wenn der Gerichtsherr denſelben nicht Telbſt durch ſeinen vereideten und beſtätigten Gerichts þalter wilt führen laſſen . Die Fürften und freyen Standesherren und die Stadt Breslau, haben igre eigenen Regierungen und Gerichte in bürgerlichen und peinlichen Sadien , von

1

welchen an die Oberamtsregierungen appelliret wirb . Das Ober- und Fürſten -Recht hat K. Wladislav 1498 den Fürſten und Ständen verlichen , und K. Fer. idinand I kat es 1528 beſtätiget, und defiletben Ordnungen permehret.

Es ſoll darinn beſtehen, daß die Abgeord.

neten der Fürſten und Standesherren jährlich zweise mal zu Breslau zuſammen fømmen , und unter der Direction der baſigen Oberamtsregierung , diejenigen Streitigkeiten unterſuchen und entſcheiden , welche etwa unter den Fürften und Standesherrn wegen ei. nes Fürſtenthums und einer Standesherrſchaft, oder wines dazu gehörig gewefenen Stücf landes, entſtan . den ſind.

Es kann aber derjenige, welcher ſich durch

das Urtheil deſſelben beſchwert erachtet, fich unmittel. bar an den König wenden , welches ſchon unter oftrei. chiſcher Regierung in gewiſſen Fällen Statt gefunden hat.

Nunmehr müſſen die Fürſten und Standese

Herren , wenn fie wegen anderer Güter oder jurium • belanget werden , und wenn ein Streit zwiſchen ihnen und ihren Vafallen oder Unterthanen entſtehet, bey den Oberamtsregierungen Redit nehmen , und es ſind alle biefe Fälle den Oberamtsregierungen vi fpecialis Die Minderberts delegationis aufgetragen worden. Tchaften , Burglehen , und übrigen Landesliånde und T : Magiſtráte , welche mit Ober- und Unter - Gerichten belieben ſind , åben auch folche ungeſtdret aus. Die

Einleitung.

775

Die Regierung des bóheimiſchen Antheils an Schleſien , iſt zu Troppau errichtet worden : ich kann aber von ihrer Verfaſſung nichts beſon . Ders melden . 8.14.

Von Sdyleſiens Steuer.Weſen bis gegen Jahrhunderts , iſt im zehnten

das Ende des 17ten

Theil meines Magazins

S : 516-540 eine erhebe

icheund genaue Nachricht zu finden , aus welcher er . Hellet, daß deſſelben alte Indiction, 7,763045 Tha. Jer 3 Gr. 4 Pf. und 1671 noch 6,609872 Thalet 28 Gr. 1 Pf. betragen habe , daß das Land bisweilen auch auſſerordentliche und perſönliche Anlagen getra . gen habe, und daß ſeine ganze Steuer- und Contri. butions: Verfaſing fehr übel eingerichtet geweſen ſer . König Friedrich II Hat dieſelbige in ſeinem Anteil an Schleſien 1741 zugleich mit den Fürſtentagen aufgee hoben , und zur Verwaltung aller Landeseinkünfte an Steuern ; Açcife, Finanz- und Domainen - Gefällen , zwey Krieges- und Domainen . Rammern era richtet, welche iþren Sie zu Breslau und Glogau haben . Die Ucciſe iſt nach der in den ältern preußi. idhen Landen gerdhnlichen Weiſe eingerichtet, und auf die Ståbte eingeſdırånfet worden , bingegen die Fle den , Schlöſſer und Dörfer entrichten auf beſtändig feſtgefekte , und ſowohl zu Krieges- als Friedms: Zei. ten unveränderlidhje Contributionen oder Steuern. Jedes einzelne Gut iſt cataſtriret, und bringt ſeine Die 2 Krieges- und Contribution oder Steuern auf. Domainen - Kaminern Şaben einen gemeinſchaftlichert

1 Staats- und Finanz-Miniſter, der zugleich Chefo Präſident von beyden iſt , daher ſie keine beſondere Präſidenten , ſondern nur Directores haben , ( derer ECCA ben

" 776

Das Syerjogthum Schleſien.

ben jeder given fino ,) außerdem aber mit Kätheti, auch zulänglichen anderen Bedienten verſehen ſind. Bermoge der Verordnung vom 1 Auguſt 1750, ſtehen unter jeder Krieges. u:id Domainen -Spammer die for niglichen Nemter, die Sachen der ſtädtiſchen und plate ten ( andes Policen, die Handels- Manufactur. und Fabrifen , Militair. Marſch Liefe unge. Armees Verpflegungs, Contributions. Salfo Bau . Jagd . Abſchoß . Defertions. Grång- und noch andere Sac chen ; imgleidsen die Criminal Sachen in den imme. diaten Städten und fönigl. emfern , und die Juftig Sachen , wenn eine Stadt und ein Amt gerichtlich belanget wird. Jedes Kammer Collegium hat zwen Senate , von deren einem (eben ſo wie bey den Fu . ftin.Collegien ,) ' der Zug zu dem andern gehet. Die dritte oder Reviſions Inſtanz , ift bey dem in Schles fien dirigirenden Finanz-Miniſter. Jebe bat noch ein Fiſcalat, und eine Rechnungs- Controlle. Dieſe Kam . mern dirigiren infonderheit das fammtliche Contribu . tionsweſen, laffen es durch die Krieges "Caffen , (wele che bis 1773 Oberſteuer.Caffen hießen ) richtig einzies hen und berechnen, und unterhalten bey den beſondern Steuer-Caffen der Kreiſe eine ſolche Verfaſſung, daß die Contributions, und Steuer-Anlagen barinn juder. laßig und nach einerley Grundfågen gemacht und revi. diret , die Struergelder darnach ausgeſchrieben , nio. natlich an die beyden Krieges.Caffen zu Breslau und Glogau richtig abgeliefert werden fönnen , wenn ſie nidit auf andere Weiſe darüber verfügen. Unter der Kriegss und Domainen: Kammer zu Dress - lau ſtehen die Fürſtenthümer Breslau , Brieg, Schweidnig , Deyß , Delo ,

Münſterberg, Ops

Einleitung:

777

Oppeln , Katibor ,

Jägerndorf und Troppau dieſfeits der Oppa , die freten Standesherrſchaften Warrenberg , Gorchus , Beuthen , Pleſſe, Loßlau und halb Oderberg. Unter der Kriegess und Domainen - Rammer zu Glogau aber ſehen bie Fürſtenthümer Glogau , Sagan , Wohlau, Liegnig , Jauer , die freyen Standesherrſdaften Trachenberg, Dieder Beuthen doer Carolatby und ( Nilitſit , und die Minderherrſchaften Teuis ſchloß , Freyhan und Sulay . An ſtatt der ehe. maligen Landesålteften, find königliche Landrathe perordnet , und den Kireiſen vorgefeget worden , ºg hat auch jeder Kreis einen Steuereinnehmer , einen Streis- Phyſikus , und nach Masgebung feiner Große, einen , oder zudet), oder drey Sandbragoner, welche in der Mark Brandenburg Sandreuter beißen. Zum Sandrath wird kein anderer , als ein im Kreiſe felbft wohl angeſeffener ritterbürtiger von det beſtellet. Es erwählen auch die adelichen Kreiseingeſefferien eines jeden Preiſes einen Marſchcommiffarius und 2 Depu . tirte aus ihrem Mittel, und laſſen ſolche bey den Krie. ges- und Domainen- Kammern beſtåtigen , damit ſie den Sandråthen bey den Spreisſteueranlagen , Rech . nungsabnahmen , vorfallenden Mårſchen , Sandesge. ſchafften und daraus entſtehenden Liquidationen , bey , ſtegen mogen. Pon der ganzen Summe der könig, lichpreußiſchen Einkünfte aus Schiefien und Glag kann ich weiter nichts ſagen , als daß der 1731 geſtore bene Staats . und Finanz. Miniſter Midaelis , por feiner Erhebung zu der Minifterwurde, mehrmals in Unterredungen mit mir behauptet bat , fie betrügen Köchſtens ungefähr 41 Millionen , welches mir doch Coc 5

Das Herzogthum Schleſien.

778

fu wenig zu feyn Dünft.

1

Gewiß ift , daß das platte

Jand von Nieder:Schleſien jährlich nach dem feſtges febren und unveränderten Fuß 1,181044 Rthlr. contri. buiret . Unter der Aufſiche einer jeden Krieges : uno Domainen: Kammer ſtehet ein Collegium medicum : et ſanitatis , von welchen alle Medicinal . Sachen ab hangen. 9.15.

Schleſien iſt felt der zuveyten Hälfte des

1aten Jahrhunderts in Obers und Nieder:Schles fien abgetheilet worden , wie aus g . 10 zu erſehen , und bieſe Abtheilung iſt noch gewöhnlich. Hiernådiſt be. ſtund es ehedefſen , außer dem Herzogthum Croſſen , weldes ſchon lange der Mark Brandenburg einges leibet ift , aus 16 Fürſtenthümern , und 6 frener Stanbesherrſchaften , von welchen gerechnet wurden , ju Nicuer - Schleſien , 1 ) 9 Fürſtenthümer, nämlich Breslau, Brieg, Glogau, Jauer, Liegs nis ; Dels , Sagan, Schweidnitz und Pob , lau ; 2) s frene Standesherrſchaften , nämlich Tradenberg , Vieder :Heuthen, Wartenberg , pulitrich

und Goldhús :

Tjinderherrſibaften ;

+

und 3 ) unterſchiedene

Zu Dbere Schleſien

aber '1) 7 Súrfienthümer, nämlich njünſterberg , 17eyß , Teſchen , Troppau , Jágerndorf, Ops peln uno Ratibor , 2 ) die freyen Siandess herrſchaften pleß ,

Beuthen und

und 3) einige Ylinderberrſchaften.

Militſet , Dieſe 26.

theilung findet noch heutiges Tages Statt ; ungeach. tet die Fürſtenthümer Nens und Münſterberg in Pos lijenza und Cameral . Sachen unter der breslauiſchen Krieges- und Domainen - Kammer ſtehen , und alſo zu bem

ill

Einleitung:

779

dem Nieber: Schleſiſchen Departement gerechnet were ben : dahingegen in Juſtik,Sachcn das Fürſtenthum Neyß und Grotfau königl. preuß. Antheils noch der Oberſchleſiſchen Dver -Umts-Regierung zu Brieg, m terworfen iſt. Weil Schleſien heutiges Tages 2 Obec. Herren Hat, muß man nothwendig die Abtheilung in das preußiſche Schleſien , und in das der Rrone Böheim annoch einverleibte Schleſien , zur Hauptabtheilung machen . Obgleich der König vor Preußen fein Antheil unter 3. Dveramtsregierungen geleget tat , ( 9.13 .) ſo kann man doch daſſelbe diereye pegen nicht in das obere , mittlere und unrere Schleſien abtheilen , und Caſpar Ubels Mennung, als ob diefe Abreitung mit der erſten Verfaſſung des Herzogthums Schleſien übereinſtimınig fen , iſt unges gründet ; denn die Abtheilung ins obere, mittlere und untere Schleſien , welche im izten Jahrhundert eine furze Zeit gedauert gat , betraf ganz Schleffen, und war anders eingerichtet, als die jeßige preußiſche Ein . theilung nach den Oberamtsregierungen , wie aus Vergleichung der obigen §. 10 und 13 erſehen werden fann.

Meiner Meynung nach iſt alſo am

beſten , daß

man das preußiſche Antheil an Schleſien überhaupt nach den beyden fønigt. Kammern zu Groß . Glogau und Breslau , und das Gebiet , oder wie man hier faget, das Departement einer jeden Kammer, hin, wieder , theils nach den unmittelbaren Fürſtens thúmern , welche dem oberſten ſouverainen Herzog gehören , theils nach den mitretbaren Fürſtenthus mern , Standes und Winder : Gerrſchaften , oder vielmehr nach den Rreifen , in welche die gee fammten Fürſtenthümer ,

Standes- und Mindere

Serre

780.

Das

Herzogthum

Schleſient.

Einem já Herrſchaften verrheilet ſind , abhanbele. Den Kreiſe iſt ein Landrath vorgefekt, bisweilen find 2 , auch noch wohl mehrere Kreiſe unter Einem land. Als Stände der Kreiſe , werden die rath verbunden . farinn befindlichen Stadre wegen der Güter , welche Fie beſiken , und die Befißer der darinn belegenen wirt. "lichen Rittergüter , angeſehen , nicht aber diejenigen, 'welche nur Bürger, oder Bauer.lehen befißen . Jm bibeimiſchen Antheil an Schleſien , beißen die Vorgia : der Weichbilder , nach alter Art, Landesals fekter teſten . 21s noch ganz Schleſien dem Hauſe Deftreich gee Hörete , waren die Fürſtenthümer Breslau , Brieg, Liegnie , Dels , Münſterberg, Schweidniß und Jauer, in Weichbilder abgetheilet,die übrigen aber in Kreiſe.

Unter preußiſcher Regierung iſt jener

Name abgeſchaffet , diefer aber beybehalten und gé. meiner gemacht worden : doch hat die Unterſcheidung einer urſprünglichen Weichbildſtadt ,

und einer ſchon ehedeflen nur ſogenannten Kreisſtadt , noch immer einigen Nußen. Denn ordentlicher Weife' ſtes Het einer Weichbildsſtadr nicht nur die Gerichts. barkeit über ihre und ihres Bezirks Einwohner , Tone dern auch das ſogenannte Wellenrecht zu. . Das legte , ist das Recht zu verbieten , daß niemand auf dem lande innerhalb einer Meile um die Stadt den Brau -Urbar ausüben , Handwerker anſeßen , und fonſt eine andere ſtädtiſche Nahrung treiben darf. Dieſes Vorrecht haben nicht alle Preisſtåbte , wenig. ſtens iſt nicht die Vermuthung für dieſelben , daß fie €8 . Þaben , ſondern ſie müffen es erft erweiſen.

Nadi

Einleitung.

784

Nach der jeßigen Verfaſſung, ift ganz Schleſien preuß. Antheils, in 48 Rreiſe abgetheilet, von wele chen za zum breslauiſchen , und 16 zum glogauiſchen BH einem Kreiſe Kammer Departement gehören , ſind nach Befchaffenheit der Große und Lage, hier und da zwey , auch nod) wohl mehrere Weichbilder Standes, und, Minder . Herrſchaften , und ehemalige

%

14.

beſondere Kreiſe geſchlagen , ja man hat ſo gar aus dieſen und andern Urſachen , mit verſchiedenen Dör. fern , eine ſolche Veränderung getroffen ,daß ſie einem andern Kreiſe als ehedeſſen einverſeiber ſind, daher die neue KreisEinrichtung von derjenigen, welche in den unter der öſtreichiſchen Regierung geſtochenen Charten angetroffen wird, hin und wieder abweidet , infonder. heit bey den Oppelnſchen und Falkenbergiſchen , audy Cofelſchen und Xatiborſchen Kreiſen . Ich beſchreibe nun

I

Das

preußiſche

Antheil an

Schleſien , welches unter zwey Krieges . und Domainen -Kammern vertheilet iſt. A Unter der Groß - Glogauiſchen Kriegeot und Domainen Rammer ſtehen I Folgende in Tieder : Schleſien belegene unmittelbare Rreife und vormalige Fürſtene thümer : 1) der glogauiſche, frepſt & otiſche, suba rauiſche , proctauifde , grünbergiſche und libwibuſiſche Kreis , welche das ausmachen .

Fürſtenthum

Glogau

$$ 1.

782

Das Herzogthum Schleſien .

9. 1. Dieſes Firſtenthum ift von den Fürſten. thümern Wohla , Liegniß, Jauer, Sagan und Croſs fen , und von Polen umgeben . Der fdywibuſiſche Kreis deſſelben , wird durch das der Mark Branden . burg einverfeibte Herzogthuin Croffen von den übrigent Kreiſen abgeſondert. Dieſes Fürſtenthum iſt das großeſte in Nieder .Schlefien . 9. 2.

Außer dem Ackerbau hat es audj vielen

Weinbau , inſonderheit wird im grúnbergiſchen Kreiſe der meiſte ſchleſiſche Wein gebauer. Der Flachsbau iſt ſtarf. Un Wåldern iſt auch kein Mangel. Die Shafwolle wird zu Tüchern verarbeitet.

Im ( prot.

tauiſden Kreiſe giebts viel Eifen . Die Oder durch. ſtrómet den guhrauifdhen , glogauſchen , fremſtådtiſchen ung grünbergiſchen Kreis , und nimmt die Bartſit), und viele Bäche auf. Die Bober geget durch einen Theil des ſprottauiſchen Kreiſes. 8.5 .

fm gangen fürſtentjum ſind 8 immediate

und to mediar.Stacte , 4 Marktflecken, 519 !Dörfer, Die Güther dieſes Fürſtenthums ſind von verſchiebes ner Art , nåmlich Ezaudergüther , Lehne, welche viele , . Herzog Heinrich II oder der fromme, welcher ganz Nieber-Schleſien (dem Mittel-Schleſien ſchon einver . teibet war , ) beſaß , und 1241 ftarb, hinterließ 4 Prinə jen , van welchen der dritte , Conrad II , das Glo . gauiſche bekam , welchem damals Croſſer , Sagan , Steinau , Frauſtadt und Koſter noch einverleibet waren .

1280 , und allo 18 Jahre vor ſeinem Tode, theilete derfelbe feine {ande unter feine Söhne , da denn Heinrich der getreue , Glogau und Dels, Conrad mic

Einleitung.

mir dem

783

Zunamen Kišberlein , oder der puckelichte,

( gibboſus) Steinau , Rauden'und Guhrau, und Prze. mislav ,Sagan und Sprottau erhielt. Nach des letgo ten Tode, eignete ſich Herzog zeinrich Sprottau, und Herzog Conrad Sagan zu. Jhr Vater Conrad II eroberte noch ein beträchtliches Stück vom Fürſten . rhum Siegnte , und nach feinem fowohl als feines åtte. ften Sohnes Conrads des puckelichten Tove , famen die geſammten Zande an Herzog Heinrich den getreuen , welcher auch Großherzog von Polen ' wurde.

Seine

Söhue regierten anfangs gemeinſchaftlic): 1313 aber tħeiteten ſie ſich alſo , daß Heinrich IV, Sagan und Sprottau , Johann, Steinau und Guhrau, Przemis . lav, Glogau , Croffen und Frauſtadt , (welches legte aber 1344 Caſimir von Polen wegnahm ,) und Con tab, Dels und Wolau bekam . Przemislav Herzog zu Glogau, 2. wollte durchaus die böheimiſche Sehns. Herrlichkeit nicht annehmen , fordern ſtarb 1331 als ein freyer Fürft. In ſeinen Landen folgten ſeine Brüder Heinrich VI und Johann , welcher legte Steinau an Conrad von Dels ., ſein Antheil an Glogau aber an Johann König von Böheim abtrat , der folches an Herzog Cafimir III zu Eeſchen überließ , und Hein richs IV Untheil an Glogau auch wegnahm, und einen Hauptmann darüber ſekte. 1337 gab der König ein

1 1

Stüc von Glogau dem Herzog Heinrich von Jauer. Bergogs Heinrichs IV Sohn , Heinrich der efferne, ober der fünfte , erhielt 1360 vom Katjer Karl IV das Antheil am Fürſtenthum Glogau, welches ſeinem Vater genommen war , größtentheils wieder. Als feine Eshne ſich 1380 theileten , bekam Heinrich VI Sagan , Croſſen und Schmibus , Heinrich VII Olo . 999

784

Das Herzogthum

Sclefien .

gau , Steinau und Halb Gubrau , unb Heinrich VIII Frenſtadt und Sprottau. Der lekte überlebte ſeine benden Brüder, und erbte ihre landesantheile. Sein Sobn Heinrich X beherrſchte Glogau und Croſſen , und hatte ſeinen Sohn Heinrich XI zum Nachfolger, wel der feine Kinder şinterließ , und daber feine junge Gemahlinn Barbara zur Erbin einſekte : es erhiele aber fein Bruder Johann II von Sagan 1481 vom Konig Matthias zu Ungarn das ganze Fürſtenthum Glogau für ſich und ſeine männlichen Erben. . Weil er aber feine Sdöne, fondern nur eine Tochter hatte, die an einen Herzog von Münſterberg vermåhlet war, ſo wollte er demſelben das Land zuwenden : allein, Ko. nig Matthias zwang ibn, daß er ihm alles Recht auf das Fürſtenthum Glogau abtreten mußte , worauf Matthias die Stände deffelben ſeinem unachten Sohn Jovanu Corvin , huldigen ließ , der aber nach ſeinem Code , Glogau an Wladislav König von Böheim , abtreten mußte welcher es 1498 ſeinem jüngſten Bruder Sigismund einraumete. " Als aber derſelbe König von Polen ward , nahm K. Wladislav das Fürſtenthum wieder an ſich. F. Ferdinand I verpfán. dete es 1536 an einen von Biberſtein , und 1570 an Herzog Frtederich II zu Siegniß und Brieg, ldſete aber 1544 wieder ein , und verſprach in einem Fren , heitsbrief, daß es von den Königen zu Böheim auf keinerley Weiſe inehr verfekt oder vergeben werden , fondern allezeit und allein der Krone Böheim unter 4 thánig fennund bleiben ſolle. 8. 4. Jeật ſtehet das Fürſtenthum fowohl unter der Oberamksregierung, als Kriegesi und Domainen . Kammer , welche in feiner Hauptſtadt ſind, und ift mn

Einleitung:

785

in 6 Kreiſe abgetheiler, welche feit langen Zeiten be To auf einander følgen: (1)

Der

glogauſfche Kreis , welcherg

210 Dörfer , 151 adeliche Gürer , 14 bürgerlichen Bes fißern zugehörige Gürer , 4 fönigliche und 9 prinzliche Domainen Nemcer , begreifet. au Groß-Glogau , die immediateKreiss undHaupts Atadt des ganzen Fürſtenthuis , und eine ſtarte. Feſtungi welche den Zunamen in Anſehung der Stadt Glogau in Ober-Schleſien hat. Sie liegt ſeit into am ſüdliden Ufet der Dder, hat aber vorber auf der nordlichen Seite derſela ben geſtanden . Sie hat einen königlichen Commandanteri, iſt auch der Sitz unterſchiedener königlichen Collegien , als einer 1742 errichteten Dberamtsregierung , init welcher aud ein Dberconſiſtorium und ein Pupillencollegium verbunden , ift, eines Criminal: Collegiums, eines Fiſcalats, einer 1741 geſtifteten Kriegebs und Domainen :Kanimer , nebſt der ihr untergebenen Kriegestaſſe . Doruginentaffe ,und Rechnungs . Controlle, eines Überacciſeamte , eines Schloßamts, u . a.m. imgleichen eines bildbp.Commiffariats ,unter welchem diera thipresbyteriate zu Freyſtadt, Grünberg, Guhrau,Gobentira den, Schlama, Somibus und Sprottau, fehen und eines Archidiaconatz von 9Urchipresbyteriaten. Ferner hat ſie ein Saloß , in welcher die genannten Landes: Collegien ihrert Sitz haben , ein 1120 geſtiſtetes katholiſches Collegiatſtift jenſeits der Dder , von i Probſt und 19 Chorherren , eine katholiſche Pfarrkirche, welche größtentheils aufKoſten da nigoFriederich des Zweyten neuerbauet ift, eine jungfråuliche Ubten von St. Clarenorden, ein Collegium der Er: Jeſuiten , ein Dominicaner: und ein Franciſcaner: Klofter,eine evano ģeliſchlutheriſche Kirche, zu deren Erbauung in der Stadt Und von Steinen , da ſie anfänglich aufferhalb der Stact ſtand , und von Holz war . ) R. Friedrich der Zweyte bic meiſten Koſten hergegeben hat , und an der ein Obetrorfis ftorialrath ſtehet , und eine Schule , und auf dern Futha hauſe eine evangelifooreformirte Hofkirche , idelche 1751 eiro geweihet worden. Der altera Fetersbrånſte , welche fie 42h.58

thum

786

Das Herzog

n Schleſie .

erlitten hat , nicht zu gedenken , ſo iſt ſie 1615 faſt ganz. 1631 großentheils , 1642 und 1678 wieder faſt ganz , und 1758 faft ein Drittel derſelben abgebraunt , in welcher leta ten Feuersbrunft auch das Jefuirercollegim , in welchem der Brand entſtund , die katholiſche Pfarrkircbe und die evangeliſche Kirche eingeåíchert wurden . Sie iſt auch oft belagert und erobert worden . 1741 wurde ſie durch meis fterlide Veranſtaltung tes Fürfen, Lerpold von Anhalts Deffau , von den Prenßen mit ſtürmender Hand eingenoms men , nachmals aber ſtårker befeftiget. Der Stadt gehören die Dorfer Broſtau , Beichau , Beutnig , Guhlau mit einem Vormert , 38dricht mit einem Vorwerk, Jatch Pau, VTilbau, Froſtwig , Rauſchs wig , Schloin , Sobrepau oder Schreppau , Gerbe oder Zerbau , Keu -Vorwert, und die Vorwerke Grå . dig , Groß und Klein : Vorwerk . b. Pollwig , eine kleine und offene immediat Stabt, welche eine katholiſche und eine evangeliſche Kirche hat. Sie iſt 1547 , 64 und 72 abgebrannt. König Friederich II hat auf ſeine Koſten die hdſzernen Häuſer am Markt und in einigen Gaſſen , imgleichen das Rathhaus abbrechen, und von Steinen neuerbauen laffen . Zu diefer Stadt ges Hörte ehedeflen ein beſonderer Kreis. Die umliegende Oro

Send ift fruchtbar. c. Quarit , ein Marktflecken , welcher eine evanges liſche Kirche, eine katholiſche Kirche , und ein wohlgebaues tes Schloß hat , und einem Freyherrn von Tſchammer gehdret. d . Kuttlau , ein Marktflecken , welcher dem Fürſten Don Carolatb gehöret. e . Schlawa, eine kleine und offene mediat Stadt, uns weit der polniſchen Grånze. Sie hat eine katholiſche und eine lutheriſche Kirche. 1764 iſt ſie ganz abgebrannt. Sie iſt ein Majorat der Grafen von Fernemont. Der große See, an welchem ſie liegt, iſt in Anſehung der Sifcberen beträchtlich , indem derſelben Nußung jährlich auf 1000 Rthlr . ſchleſiſch angeſchlagen wird. Sonſt hat der See zu

Glogau.

787

gewiffen Zeiten eine Art von Fluth , und wirft alábenn fleine Goldförner unter dem Sante aus. f. Das königliche Kammeramt Pridemoſt , hat den Namen von dem ehemaligen feſten Schloß Pridemoft oder Pridom, meldjes eine kleine Meile gegen Südoſten von Groß - Glogau liegt, und Herzog Conrads zu Glogau Wohnſitz geweſen iſt . g. Das Amt Gramſhút , gehöret dem Prinzen Heinritt, von Preußen. Es bat ſeinen Siß in dem Dorf und Schloß Gramſchüß , woſelbſt eine evangeliſche Kirs de ift. h. Das Umt Obifch , welcro die Dörfer Großsim Klein -Obiſch begreift , gehöret dem Prinzen Ferdinand vou Preußen. i . Groß- geizendorf , ein adeliches Schloß an der Sprotte, und in einer moraſtigen Gegend , welches ehes beffen für eirten feſten Plat gehalten worden .

1

1

ki Jakobskirch , ein Dorf, ungefähr anderthalb Tales fiſche Meilen bonGroß-Glogau gegen Südweſten, wofelbft dié glogauiſchen Edelleute Herzog Heinrichen den eiſernen Es iſt hier eine evangeliſche und fehr mishandelten . eine katholiſche Kirche, und der ſogenannte Sato66-8runn, 311 Weldjew am Jakobstage gewallahrtet wird. 1. Die adelichen Güter und Dörfer Brieg, Clade ober Kladau , Glaſersdorf, gerrendorf, Kreidelwig, mit dem ſchönſten adelichen Schloß in Schleſien , Koels michen , Rolzig , ( bie 6 leßten Dörfer insgeſammt mit latholiſchen Kirchen ,) Riedrihåb , parchau , Kleins Tſchirne, mit einer evangeliſchen Kirche, Schabitent, Strunz, Tſcheplan , Wieſau , die 4 leßten mit ebangco liſchen Kirden . " Zu Serrndorf iſt ein Seniorat der Fas mille von Berg.

W. Sochlirch , eist Dorf , 2 Meiler von Groß Glos gau gegen Süden , wsſelbft 1480 die Firſten und Stånde durch ihre Übgeordneten eine wichtige Zuſammenkunft hielten , um fid zu berathkölagen , wie derwüthende Hers jog

788

Das Herzogthum Schleſien .

20g Johann zum Friedeu zu bringen fey ? Die Katholiten Rellen aus Groß: Glogau eine Wallfahrt dabin aus. Die fatholiſche Kirche iſt koftbar, und dem bey derſelben ftehena den Erzprieſter gehöret das Dorf. n . Wettſchůg , ein Dorf an der Ober , ber welchem Herzog Rapolt zu Glogau 1388 die Polaken Idlug . o . Schwuſen , ein Dorf , woſelbſt die Bartſch rich in die Oder ergießet. Es hat eine ebrngeliſche Kirche. p . Woiſchau , ein biſchöfliches Gut. ( 2) Der freyſtadtiſche Kreis , von 88 Dörfern . Genauer find hier an Gütern 60 adeliche, 6 königliche Domainen ; Stådte Kämmerenen gee hårige Güter , 5 welche Stiften und Klöſtern gehdo ren , zuſammen 73. 1 Sreyſtadt, Eleutheropolis , die immediate Streits Hadt, welche ein altes Schloß , eine katholiſche Pfarrkira dhe und ein Carmeliterkloſter hat , weldes legte von den Steinen des alten Schlofies erbauet worden . Bor det Stadt ftehet eine ebangeliſche Gnadenkirche und Schule , für deren Berpidigung der Kaiſer zum Darlehn 80ooo fl. und zum Geſchenke fooooo Fl . erlegt worden . Es find hier gute Zuchwebereuen . Gegen das Ende des 17ten Sahrhunderts, und 1764, brannte fie faſt ganz ab. Nach bem legten Brande hat der König eine anſehnlicfe Summe Geldes zu ihrer Wiederherſtellung gegeben , und ſie hat Vor dem faganſchen There fteinerne Häuſer bekomnien . hat die Stadt ein Vorwert , audy außerdem die Dörfer Reichenau und Seinzendorf,

2 VTeuſalz , eine kleine immediat Stadt an der Ober , in welcher sin fönigliches Kammeramt , cine katholiſche Kirche, eine evangeliſche Kirche , und eine Colonie der ver. einigten evangeliſchen Brüder ift. Ebebeffen hat man hier Beefalz raffiniret ; nachber ift hier eine Salz- Factoren für bas zu Waſſer hieher geführte Halliſche und Schönebedliche Salz errichret worden ; auch iſt hier eine königliche Mühla ſteins

Slogau.

789

Ateinfactorey , in welcher allerley Arten von Mühlſleinen verkauft werden . 1743 hat dieſer Ort Stadtgerechtigkeit erhalten . 17.59 cntftund hier, beym Einfall eines Haufeng Coraden , eine Feuersbrunt, welche auch das Rathbaus und die fobdnen Gebäude der vereinigten Brüder verzehrte, die zugleich von dem Feinde von hier vertrieben wurden , fic aber balo crnach zum neuen Anbau wieder einſtelleten. Ueberhaupt iſt der Ort wieder gut aufgebauet worden. Anmerkung. Die Veuralger oder freyftådriſche Freyheit, war eine offene Weide , etliche Mellen lang , welche den for atge sebdrete, und auf welcherdie daranund daraufgelegenen Gůs ter und Gemeinen ſo lange tbr Diebwveldeten und jagten , bis cdi ate Sriederich der Ziepte fie ihnen dentte , worauf ſiedieſelbige unter fich teiletert.

3 bleuſtädtel, ein mediat Stådtchen am Flåßchen OBeisfurt, welches eine katholiſche und eine evangeliſche Kirche hat, und der Ers Jeſuiter:Reſidenzzu Wartemberggeo båret. 1474 brannte es ganz ab . 1678 litte eß großer Brandſchaden. 4 Zu dem königl. Amt Heuſalz , gehören die in die . ſem Kreiſe belegenen Dörfer Költſch , Küſſer , Moderit, die Thiergarten , Thieſter, und die Heuſalzer Bauern .

5 Die ErsJeſuiten zuWartemberg beſitzen auch die Dóra for Windiſch -Bohrau, Erkelsdorf , Lindau . (3) Der guhrauiſche Kreis, von 71 Dår. fern , 50 adelichen Gütern , und 3 Gütern, welche bür. gerlichen Beſikern gehören. 1 Buhrau , die immediate Kreisftadt , welche eine katholiſche und eine evangeliſche Kirche hat. 1457 brannte fie ab , und 1759 wurde ſie von den Ruffen eingeåſobert; es hat aber K. Friederid der Zwente diffelbe von Steinen wieder erbauen laffen . Es gehdren derſelben die Dörfer Geißbach , Alt- Guhrau , mit einer tatholiſchen Kirche,

Jeftersheim , Kainzen oder Båndſchen, halb Saliſchutz und Trdileſen .

Dod 3

2 Große

790

Das Herzogthum Schleſien ,

, Groß- oder Ober : Tichirne , eine kleine mebiat Etadt , unweit der polniſchen Grånze , mit einem Schloß. Sie hat 1515 Stadtrecht erhalten . Bon 1758 bis 1762 bat file von den Rufien viel Drangfal erlitten, Sie gehdret einem von Leftwiß. 3 Hében , Cobena , eine kleine mediat Stadt an der Dder , in welcher ein herrſchaftliches Schloß , eine tathos liſche und eine evangeliſche Kirche ift. Das Städtchen iſt größtentheildabgebrannt. Es gehöret einem voy Gels 1610 Es iſt hiet horni . Hier gebet eine Fabre über die Dder. cime tonigl. Salzfactoren. 4 Seitſch , eine Probſter , mit den DörfernMünch , Braunau , Langen , Vleuguth , Seifersdorf und Weſchłan , gehörer dem Stift Leubus . 5. Sundspaß, ein Wirthshaus auf einer Inſel, welche bie Bartſch macht, dicht an der polniſden Gränze, Ehes beffen war dieſer Drt dura Scanzen befeſtiget. 6 Partau oder Kahrten , ein adeliches Dorf, Deffekt Schloß vor Alters ein feſter Platz war .. 7 Die adelichen Gåter , Sdiloffer und Dörfer Cons radswaldau , Gabel, Gleinig, Gubren , Ratſchlau , Groß :Often , welcbe insgeſammt tatboliſche Kirden har ben, Kehrſchüt, Schütlau , Wårſhus, Hieper Tſchirs nau , Tarpen , guguth , 4. a, me ( 4 ) Der Sprottauiſche Kreis , von 53 R. Friederich Dörfern , und 33 adelichen Gütern. der Zmente hat den Fluß Sprottau von ſeinem Urſprung bey Sprottichen im ſübenſdhen Kreiſe an bis zu ſeiner Vermiſchung mit der Bober , aufräumen , und in Dronung bringen laſſen , dadurch 1500 Morgen Sand , welche bis dahin faſt beſtändig überſchwemmet waren , urbar geworden . • a. Sprottau , die immediate Kreisftabt , welche nicht weit von dem Einfluß der Sprotte in den Bober liéget. Sie hat ein altes verfallenes Echloß , eine Fangeliſche Rir

Glogau.

791

Kirche , eine katholiſche Kirche, und ein Nonnenkloſter Ord . S. Mariæ Magdalena de penitentia. 1473 und 1671 ift fie ganz abgebrannt , hat auch 1703 eine große Feuersbrunft erlisten . Dem Nonnenklofter gehören in dies fem Kreiſe Bergvorwerk, VTieder - Eulau , Sirtendorfa Bortnig , Langeneseinersdorf , und wieder geſchen , mit einer katholiſchen Kirche und einem Elſenhammer ; derStadtEproctau aber gehören Boberipit, Dittersdorf mit einem Kupferhammer , Ober -Ebersdorf, Kúpper, Ober-lefchen , mit einem Eiſenhammer, Mudendorf, Zirlau. b . PrimPenau , auch Primmilau , und auf lateiniſch von einigen Primislavia genannt , eine kleine und offene mediat Stadt , mit einem herrfcbaftlichen Schloß , einer tatholiſchen und einer evangeliſchen Kirdie. 1681 brannte ſie ganz ab. Oraf Heinrich der neunte Reuß, königlide preußiſcher Staatsminiſter und Oberhofmarſchallkat Stadt SMD Herrſchaft Primkenau feinen Erbeu hinterlaſſen. c . Das adeliche Dorf Malmig , mit einer evangelis fohen Kirche. ( 5 ) Der grünbergiſche Kreis , von 61 . fiche, eines beffen Beſiger ein Bürgerlicher iſt , 6 ſtåd . tifche Kloſtern gehören , überhaupt 61. Grünberg , von einigen Pralia Elyfiorum , von ans dern Thalloris genannt, die immediate Kreisftabt,welche mit fruchtbaren Weinbergen umgeben iſt , eine katholiſche Pfarrkirche, und eine evangeliſche Kirche und Schule hat. Es wird hier viel Tuch gewebet. Die stadt,welche 1320 erbauet worden , ift nad Groß.Clogau die beſte in dieſem Kürſtentham , und hat eine lange und wohigebauete Vors ftadt. 1582 und 1627 iſt ſie abgebrannt. Die Anzahl ihrer Weinberge ift ſo groß, daß in guten Weins Salyren an 6900 Viertel , ( iedes zu 3 Eimer (dlefiſch ,) gepreſſet * werden. Es gehören ihr die Dörfer Barfchin, Krampe, * Bühnau, Lanjit , Sawade, Wolſchere and Witgenau. Do84 3 Ways

792

Das Herzogthum

Schleſien.

1.2 Wartenberg , eine kleine mediat Stadt , am'Fluß Dchel, welche nebſt 7 Dörfern der hieſigen: Er JeſuitersRefie den geboref, die binwieder ein Zugchor dos Er: Icſuitercoties giums su Liegnis iſt. Die Stadt iſt 1441 gang, and 1701 großentheils abgebrannt. 3 Sabor , eine kleine und offene mediat Stadt, gehde tet der gräflich cofeliden Familie , imd hat eine epangelis Iche Kirche Das Dorf Sabor ain saminer , zu der Stadt Sabor gehörig , liegt an der Dder , und bey dems ſelben iſt der Gränzzoll von au:n zu Baſſer ein- 'ind ausa gehenden Sachen . 4 kontop , eine kleine mediat Stadt , wofelbſt eine evaugeliſche Kirche iſt. Sie gehöret cinem Baron von Sottri . 5 Die abelichen Dörfer Boyadel , Båntersdorf, Ohel hermannsdorf und Schweidniß , mit evangelis fchen Kirden. (6) Der fchwibufifche Kreis, iſt von 1335 an, bem Fürſtenthum Glogau beſtåndig einderleibec geblieben, 16x6 aber trat ibn Kaiſer Leopold an Chur. fürſten Friedrich Wilhelm zu Brandenburg ab , um ihn wegen ſeiner Anſprüche an einige Schlefifche Für ſtenthümer zu befriedigen , welcher ihn in ein beſon deres Fürftenthum verwandelte, und den Titel davon annahm . Nach des Churfürſten Tode verlangte der Kaiſer dieſen Kreis zurü& , weil der nunmehrige Churfürſt Friedrich III als Churprinz fich 1686 dutch einen Revers zur Wiederabtretung deſſelben verpflid), tet habe . Ob nun gleich derfelbe ſich anfänglich niche dazu verſtehen wollte , ſo kam es doc) 1695 zu einem Vergleich , in welchem der Churfirſt dem Kaiſer diefen Kreis wirklich zurückgab , und dafür 250000 Gulden empfierig. Seit der Zeit iſt er auch nicht wieder von dem Fürſtentoum Glogau getrennet wore den .

Glogau. den .

Er enthåte

798

Städte , einen Marktflecken und

47 Dörfer. Genauer beſtimmet, find hier an Gütern , 24 adeliche , I welches einen bürgerlichen Befißer hat, i ſtåbtiſches Kammerengutý, 22 welche Stiften und Kloſtern gehören , überhaupt 47. 1 Schwiebus oder Schwiebuſſen , Suibuflum , Sue bodinum , Suibiffa, Suebillena, die immediate Kreisſtadt, durch welche die ſogenannte Schwemme fließet. Sie hat cin Schloß, deffen Pfanosinhaberinn die debtißin zu Zrebs nit ift , eine katholiſche Pfarrkirche, und eine evangeliſche Kirche. Es find" hier gute Luchwebereyen , 1522 und 1541 ift fie abgebraunt, Der Stadt gehåret das Dorf Salkqu . 2 Liebenau , eine kleine mediat Stadt , welche eine katholiſche und eine evangeliſche Kirche hat. Sie gehöret dem in Polen dicht an der Gråage liegenden Klofter Paras dieb. Zu der evangeliſchen Kirde halten ſich viele Evans geliſche aus Polen. 3 tühlbad ), ein Marktfle & en , welcher dem Klofter Trebnih gehöret. 6. Die freye Standesherrſchaft Beuthens Carolach , iſt ganz von dem Fürſtenthum Glogau , und zwar von deſſelben Glogauer , Freyſtadter und Grünberger Streifen eingeſchloſſen, auch zu dem freya ſtädtiſchen Kreiſe gefchlagen. Sie war anfänglich eine Herrſchaft unter dem Namen Carolach und Beuthen oder Wieder Berthen , welche im 16ten Jabrhundert den von Glaubig gehårete , von welchen fie Fabian erſter Freyherr von Sájóneich kaufte, 1697 erhöhete Kaiſer Leopold dieſe Herrſchaft zu einer fieyen Standesberrfibaft, und verordnete ,daß izr jedes . maliger Beſiger , (welcher damals Hans Georg. D08 5 Frente

Das Herzogthum Schleſien . 794

Freyherr von Schöneich war ; ) unmittelbar nach dem Beſiger, der freien Standesherrſchaft Trachenberg , gehen , jedoch mit dem Beſiger der frenen Standesa herrſchaft Beuthen in Ober . Schleſien von Jahr zu Jahr im Rang umwechſeln folle . Eben dieſer Kair ſer erhob den ſchon genannten Freyherrn Hans Georg von Schöneich 1700 zu der reichsgráflichen Würde, und dieſes Sohn Hans Karl Graf von Schöneich , wurde 1741 vom frinig Friedrich II zum Fürfen von Carolath erhoben , er auch für felrie Perſon 1742 zum perpetuirlichen Oberfürſtenrechtspräſidenten im Her. zogthum Schleſten , Staatsminiſter und Chef. Prå ſidenten per breslauiſchen Ober . Amts , Regierung , ernennet. Das Wapen des Fürſten pon Carolath , des heil. rom . Reichs Grafen von Schöneich (oder , nach der gewohnlichen Schreibart, Schons •

aic ),) Freyherrn zu Beuthen ac. iſt ein quadrir. ter Schild mit einem Mittelſchilde , in deffen erſtem und viertem goldenen Felde , ein gefronter und zum Fluge geſtelleter ſchwarzer Adler, und im groenten und dritten rothen Felde, ein gefronter zum Laufe geftelles ter grimmiger goldener {owe , mit aufgewundenem doppelten Schweif, der in der rechtenPranke ein bloßes Schwerbe zum Streit hält. In dem mit einer Krone bedeckten goldenen Mittelſchilde , iſt ein mit 8 von ſich fliegenden rothen und gelben Bändchen und 4 Eichenblättern gemachter Krang. Dieſes Wapen bedecket ein Fürſtenhuth .

Der Fürſt iſt der evange.

fiſch-reformirten Kirche zugethan , hat zu Carolath eine beſondere Regierung , und zu Beuthen iſt ein Hofe und StadtGerichts - Collegium , fonft aber ftehet die

1

Glogau. 795 die frere Standesherrſchaft unter der foniglichen Dveramtsregierung und Krieges: und Doinainen . Kammer zu Glogau .

Sie enchålc

1) Carolath , auch wohl Carlath , das fürftlicheRear fidenzſchloß , welches auf einem klsinen Berge an der Oder ſtebet,und unter welchem ein regelmäßig gebaueter Fleden lieget, Carolath hat eine evangeliſchlutheriſche Kirche, und eine reformirre Kapelle. Als ſich der pfälziſche Chur. fårſt Friedrich der fünfte, nach der unglůclidhen Schlacht aufdem weißen Berge bey Prag, auf der Flucht eine Nacht zu Earplath aufgehalten hatte; 3og dieſes dem Beſiger des Soloſſeo unangenehme Umſtände zu. 2) Beuthen oder Wieder Beuthen , Bythonia , Be. thania , eine mediat Stadt an der Dder , weld e eine las

tholiſche Pfarrkirche und eine evangeliſche Kirche har, Das ehemalige hieſige Schloß iſt zerforet. Es ſind hier gute Luchweberenen , und außerhalb der tady viel Wein . berge, Georg Freyherr von Sdóneid ſtiftete hier 1609 ein Gymnaſium ,welded aber wieder eingegangen iſt. 3) Folgende fürftliche Vorwerte, Dörfer und Derter , Amalienhof, Aufhalt, allts und Dieu . Bilave , Lidbe, Alte und Pey . Orochwig , woſelbſt eine evangeliſche Kirche iſt , Bobenborau , Sammeroorwer® , Barløs berg, landskrone, Lippen , Reinberg , Roſenthal, Schöneich , Polniſch Tarnau , nahe þep welchem das Borwert.Tarne liegt, Verſail. a) Der jaueriſche, bunzlay :18wenbergiſche und hirſchbergiſche Rreis , welche das Fürſtenthum Jauer ausmachen . : . g. 1, Das Fürſtenthum Jauer grånzet gegen Morgen an die Fürſtenthümer liegniß und Schweid . nik , gegen Mittag an Böheim , davon es durch ele nen Strich des fudetiſchen Gebirges, geſchieden wird , gegen

796

Das Herzogthum Schleſien.

gegen Abend auch an Böheim und an die Dberlaufibi gegen Mitternacht an die Fürſtenthümer Glogau und Sagan , und iſt eines der großeſten und volfreichſten Fürſtenthümer in Schleſien . Was die böhmiſche Gränze im hirſchbergiſchen Kreife anbetrifft, ſo wolle ten 1701 die gräflich Harrachifdyen Herrſchaften Star. terbad ), Brauna und Hohenelb , in Böheim belegen, den gråflich ſchafgottiſchen Herrſchaften Konaſt und Greiffenftein , und zugleich dem Herzogthum Schle. ſien , einen Strich Sandes , der 5 Meilen lang , und in mancher Gegend über 1 Meile breit iſt, abſtrein ten , und ihn zu Böheim rechnen : er iſt aber ben Schleſien geblieben. Ş. 2. Es iſt mehrentheils bergicht.

Der Strich

des ſudetiſchen Gebirges , welcher daſſelbe gegen Sů den und Weſten von Böheim

ſcheibet , begreift den

Flinsberg ober die Abendburg , die Iferwieſe und das Rieſengebirge, zu welchem der Seifens berg ; der Rrumbůbel , der Bornberg , die Die Schnees Schneckoppe und andere gehören. oder Rieſen : Koppe iſt der Hochſte Berg des Ries fengebirges und in Schleſien , ja einer der höchſten , Er raget, als ein Rieſe unter den Berge in Europa. benachbarten auch hohen Bergen hervor , und iſt bie meiſte Zeit des Jahres mit Schnee bebedet . Die jenigen , welche in beſtiegen haben , berechnen den Weg von ſeinem Fuß an bis zu ſeinem höchften Gipfel, auf 3 ſogenannte deutſche Meilen , weil ein ganger Tag auf das Hinan, und Herabſteigen angewandt werden muß. Chriſtoph Schilling, ehemaliger Rector zu Hirſchberg , foll durch mathematiſche Werkzeuge ausfindig gemacht haben , daß feine fenfrechte Böße 30

Jauer.

797

30 Stabia oder 22500 rheinländiſche Schuhe betrage, Wenn dieſe Höhe gewiß wäre , ſo wäre dieſer Berg der allerhöchſte in Europa : allein , die Meſſung iſt gewiß unrichtig.

Denn wenn der Berg dieſe Höhe

hätte, fo würde ſein Gipfel nicht nur die meiſte Jahrs. zeit, ſondern unaufhörlich mit Schnee und Eis bede. cet, und die Kålte auf demſelben weit Heftiger und

2 unerträglicher fenn , als ſie wirklich befunden wird. Der Oberbergrath Gerhard Har durchs Barometer die Höhe der Schneekoppe nur 3301 franzöſifdhe Fuß über dem Schmiedeberger Horizont gefunden . Der Abt von Felbiger hat ſie nach der Regel des de Xuc, auf 3402 Pariſer Fuß über font ,

den

Gruſſauer Hori.

und über dem Breslauer Horizont auf 4536

Fuß berechnet. Nach Prof. Samberts Formel, wird die Höhe über dem Gruſſauer Horizont 45 Pariſer Fuß meşr betragen . Die kleine Roppe har der Abt Fele biger uin 648 Fuß nicdriger , als die Schneekoppe, befunden . Der höchſte Gipfel der Schneekoppe , iſt ein ſteiler , hoher und ebener Fels von weitem Um. fange, auf welchem man Steine finder, die wie Weile chen riechen , und daher auch blaue Veilchen Stcine heißen . Etwas unterwärts wachſet , ſo wie gemeia niglich auf hohen Bergen , ſogenanntes Kniehola, von der Art des Kiefernholzes,welches nur über 14 Ele hoch ,' und über 3 Zoll im Durchſchnitt dich mird , und ſehr krumm ift. Dben auf dem Gipfel hat Chriſtoph Leopold Graf von Schafgorſch ( deffen Familie dieſer Berg gehöret , ) 1668 eine Kapelle erbauen laſſen , die 1681 eingeweihet , und dem heil. Sorenz gewidmet worden , und in welcher jährlich fünfmal rdiniſchka tholiſcher Gottesdienſt gehalten wird, nåmtidy am Feſt der

Das Herzogthum Schleſien .

798

Der Heil. Dreneinigkeit, an Maria Heimſuchung, am Tagé des heil Lorenz, an Marii Kimmelfahrt und Geburt. Von dieſem hochjien Gipfel ſagte man ehedeffen ſehr unwahrſcheinlich , er ſey 4500 rheinlån . diſche Schuhe über die umliegenden hohen Berge erhå. ben. Der Weg an demſelben hinan , wird von dem fogenannten Kamm an , eine kleine deutſche Viertel meile geſchåget, unb der ſteinernen Stufen, auf wels chen man hinan ſteiget , follen eilf- bis zwölf taufend fern.

Die Ausſicht von dieſer Hobe nach Schleſien

Durch ein gemi nliches und Bdheim , iſt vortrefflich. dollandiſches Fernrohr, kann man Breslau und Prag erblicfen : allein man kannwegen der kalten und feuch . ten ( uft auch mitten im Sommer daſelbſt nicht lange aushalten. Das Fürſtenthum bringet zwar nicht ſo viel Geo traide şervor ,

ale zum

Unterhalt feiner zahlreichen

Einwohner nöthig iſt, es hat aber andere natürliche Vortheile und Nahrungsmittel. Die Berge ſind mit Holz reichlich bewachſen , inſonderheit hat der bunj. lauiſche Kreis die größten Wälder in Nieder.Schleſien. Es find Steinfohlen und Mühlſteine vorbanden . In den Bergen liegen viele Erze verborgen, Eiſen- und Kue pfer. Bergwerke werden auch wirklich bearbeitet. Ueber Hirſchberg am Rieſengebirge findet man Topafen , Amethiſte, Chalcedonier , Opale , Carniole, und an. bere edle Steine. Man hat einen Sauerbrunnen , und berühmte warme Båder . Der þirſchbergiſche Kreis iſt ein Schauplaş unzähliger natürlicher Merkwürdigketo Von den Manufacturen und Fabriken werbe ten . id fernach handeln .

Sauer.

799

Die Iſer hat hieſelbft ihre Quellen , auf der Sferriefe unter dem Riefengebirge ; trit aber bald in Böheim ein. Der vornehmſte Fluß , welcher das ganze Fürſtenthum der Långe nach , das iſt, von Mit. tag gegen Mitternacht durchfließet, iſt der Bobes, welcher aus dem Fürſtenthum Schweidnig fømmt, unweit Kupferberg in das Fürſtenthum Jauer ein . trit , und unter Lefchen Raſſelbe wieder verlaſſet, indem er ins Glogauiſche gehet. Der Queis, Quillus, wel. cher hier ſeinen Anfang nimt , hat eine gecoppelte Duelle, eine auf der Iſerwieſe, welche nach Fegebeü. tel, Queife und Friedberg fließet, die andere über dem Dorf Giehren oder gar über Egelsdorf, welche nad ) Steinau und Queisbach fließet, und fich bey Fried . .berg mit der erſten Vereiniget. Bald darauf macet Der Queis die Oranje zwiſchen dem Fürſtenthum Jauer und der Oberlauſiß , und vermiſchet fich endlich im Fürftenthum Sagan mit dem Bover. Die würen , de reyße oder das jauerfithe Waſſer, fließet zwar als ein måßiger Bach ber der Stadt Jauer vorüber, läuft aber bisweilen vom Regen und Schneewaſſer fo ſtark an , daß er durch ſeine Ueberſchwemmungen Schaben anridytet. Der Zaken entſpringer auf dem Rieſengebirge, und entſtehef aus 3 Bachen , einer, welchen der gemeine Mann den Zatala nennet, kommt vom Zakelberge , von welchem er 100 Ellen gief berabſtürzet, und von der Kranichsiviefe , der zweyte oder ber große Zafen entſpringt nicht weit vom Ka . Benſtein bey der Pumpelwieſe, und der dritte , ober der fleine Zafen , fømmt von der greiffenſteiniſchen Orånze her , gehet durch den Münchmard, und fåtte bey Ober-Pacersdorf in den großen Zaken .

Der vers einigte

800

Das Herzogthum Schleſien .

einigte Fluß geht über Warmbrunn nach Hirſchberg, und nahe dabcy in den Bober. Es iſt merkwürdig, daß der Zafen ſchon zweymal zu fließen aufgehöret hat, Nach ei. davon die Urſadie noch nicht entdecket iſt. nem Stillſtand von einigen Tagen, hat er roieder an . gefangen zu lauffen , ohne daß er etwa vom Regen waſſerreicher geworden . In eben dieſen Fluß ergieſ. fer ſich auch die vom Rieſengebirge kommende Loms nig .

Die Kasbach entſtehet im þirſchbergiſchen

Kreiſe über Ketſchdorf, und geget ins Fürſtenthum Liegnię. Sie iſt wegen ihres ſtarfen Gefälles ein gee fährlicher und ſchädlicher Fluß. Bisweilen fann man faſt trocfnen Fußes darüber ſchreiten , und in kurjer Zeit , vornehmlich wenn es im Gebirge beftig geregs net hat , ſteiget ſie 6 , 8 bis 10 Ellen hoch , ihr Waſ fer verlieret ſich aber aud) eben ſo ſchnell wieder, als es angewachſen iſt . 9.3 . Man zählet im Fürſtenthum Sauer 13 Es giebt hier Meilen lange Dörfer , ja Städte. überhaupt die großeſten und långſten Dörfer Schte. In ſiens, inſonderheit im hirſchbergtfchen Kreife. einem Dorf find bisweilen 200 und mehr Familien , und ſie werden nicht allein von Bauern , ſondern auch von Handwerfern , inſonderheit von Seinwand- und Sdileyer. Webern , bewohnet , deren Baaren weit Das Bunzlauer ir. und breit ausgführet werden . Die hier bene Geſchirr, iſt auch bekannt und beliebt. ſigen Lehne , ſind ſo wie die im Fürſtenthum Schweide nig , Erblehne , und gaben nod, andere beſondere St. genſchaften . §. 4.

Die Geſchichte dieſes Fürſtenthums, habe

ich oben bep der Geſchichte des FürſtenthumsSchweibe nig

1

Jauer.

1

801

niit mit erzáplet, und brauche ſie nicht zu wiederholen. Es ſieht unter der Oberamtsregierung zu Breslau , und unter der Krieges . und Domainen ,Kammer 34 Glogau.

Es war ehedefſen in 4 Weichbilder abgea

theilet; welche von Jauer , (úwenberg, Bunzlau und Hirſchberg benennet wurden ; - unter preußiſcher Herr, fdraft aber ſind die Weidbilder lowenberg und Bunza lau jufammen gezogen worden, und das Fürſtenthum beſtehet nun ays drey Kreiſen .

(1) Der fauerfche Kreis , iſt der kleinſte, 1

denn er begreift nur 47 Dörfer, nemlich 35 adliche Güter, und j2 Güter, welche Stiftern und Klöſtern gehören . Er enthält a Jauer , Jaùravia , Jauřavium , Javoria; Javorium , die firmediate Kreisſtadt und zugleich die Hauptſtadt des Fürſtenthums , welche an der ſogenannten wüthenden Neiße oder an dem jauerſchen Waſee liegt. Sie hat ein altes Schloß , welches den ehemaligen Fürſteii zur Wubs nung gedienet hat , 1648 girar abgebrannt , aber von den Stinden der Fürfienthütte Jauer und Schweidniß wie: der hergeſtellet worden iſt , und feit 1748 zum Zuchte Are Beits- und Irfen -Haus dienet. Die Häuſer, irelche den Marktplak uingebert , ſilid mit lanbeir verſehen , unter welchen man im Regenwetter trocken gehen kann : allein , fie berunzieren die Häuſer der Stadt und riachen das unterſte Stodryerk der Haußer vorit heraus faſt unbrauchá bar. Unter dem hieſigen biſch flicheit Coinmiſſariat , ftea hen die Urchipresbyteriate zu Freiburg Beifenhayu und Strigau. Die Pfarrkirche iſt fatialiſch ; es iſt hier auch éin Franciſcanerkloſter mit einer Kirche, und noch eine ans dere kleine katholiſche Kirche. Vor dem golobergilinen Thor haben die Evangeliſchen eine Kirche und lateiniſche Schule. Die Stadt beſitzet Ober: Psiſchwitz und eint Antheil an Siebenhufen Sie wurde 1640 von 'deit Knia 4 4 2h. 59

Das Herzogthum Schleſien .

Raiſerlichen mit fürmender Hand eingenommen und ges plündert. 1776 erlitte fie eine große Feuersbrunſt. b Brechelshof, oder Brechelwig , aber Brecheles Sorf, ein anfehnliches Dorf , gehörer dem Stift Peubus , mib ift eine Probſten. Dem Stift gehören noc , Ur . noldsdorf, Bremberg , Seinersdorf, Hermannsdorf, Al Jauer , Peiswig , Ober : Poiſchwitz , Pomſen , Schlaup , Seichau mit einer evangelifchen Kirche , und Wilmannsdorff. Lobris und Profen , ſind Dorfer und edldfſer ser Grafen von Noftit . à Die adelichen Dörfer Petermis, Prausnis, u . a . M. welche evangeliſche Kirchen haben. ein ſchstes adelide Colbeniß oder " Kolbnig Dorf , mit einem Blen : und Silber s Bergiert. Die Sundgrube wird Hoffnung genennet, ( 2) Der Bunzlau -tówenbergſcheKreis, pontos Dörfern .

a Der eigentliche bunzlauiſche Kreis, ( a ) Bunzlau , Boleslavia , die immediate Streistadt, Toelohe am Bober in einer fruchtbaren Gegend ftebet. Ihre Erbauung wird ins Saht irgo gefect. Sie hat ein ale tes ausgebranntes Schloß , eine tatholiſche Pfarrkirde, Rondentlofter und eine evangeliſce cin Dominikaner: Kirche und Waiſenhaus. Auf der Stelle des jenigen Kos ſpitals zum heil. Quirint, hat elsedeffen ein Commeuthue reyhaud des Fohamniterordend geſtanden . : 1739 brannte fie grbeteutheilsab. Das ſchöne irdene brauneGeidirr, welded man hier verfertigt , wird weit ausgeführt. Una weit der Stadt iſt der Queckbrunn , welcher wegen jete nes Maren unb gefunden Baffers von den fohlefiiden Lichtern oft befangen worden . ( b ) Kaumburg am Queis , ein bemauertes immee Siat Stdotchen an der laufiniſchen Grenze , welded 1207 : angelegt worben , hat eine tatholiſche Pfarrtirde , an Welder ein Ersprieſter fteht , und din jungfráuliches Aloe ſter

EX

. +

Jauer.

883

fter der regulirten Chorfrauen St. Auguftini ben St.Maria Magdalena de poenitentia , meſdhem das Städtchen ges béret. Es wird hier choties irdenes braunes Geſchire verfertigt. 1766 brannte das Stádrchen bis aufdas Kde fter und die Kirche nach , ab , warb aber wieder aufges bauet, und zum seu Steinert. Deni Kloſter gehören die Dörfer Ober : Thiemchdorf, Birtenbind , sermanos dorferzog $ rbaldau , und Paris . ( c) Groß: Arauſchen , ein Dorf, ben welchem die pereinigren evangeliſcheu Brüder eine Gemeine unter dem Jigmen Önadeiberg habent. PJ ) Dle adelichen Güter und Dörfer Seiffersdorf, Gismannsdorf und Ortendorf, welche evangeliſche Kirchey baben , u . a . mi (e). Die Herrſchaft Klitſdidorf, welche einen Sääs Das Dorf dieſes Namens,wels fon von Solms gehört. ebeneffen ein feffer , , thes am weſen . ( t) Die atelichen Dörfer und Güter Corzen $örf am Quels , lodrle am Hecken , titreiner ebangelifbeit Kirche , Ritlitz Treben auch am Bode . Sagnfeld , Thomaswalder Asian melabe drey legten initi evans

geliſchen Kirchens verſehen find . Weitsdorf und. Bros dendorf. asteessay dolas Xtoolausimuonano (8 ) Das Dorf uid 6

.

gemeiniglich Lernberg genannt; ( a) Döwenberg Leoberga , Leopolis, die immediate Kreisſtadt, lingt ant Bober , in einer angenetmen Gegend, hat eine katholiſche Pfarrkirche, welche der biefigen Commenthuren des jos hanniterordens geb &rt, eilt Franciſcaner- Klofter mit einer Kirche, und eine cvangeliſche Kirche. Ehemale blühete hier die Guthweberer Febr , jest tft hier noch eine gute Bad bleiche. Die Stadr iſt 1190 erbauet: 1740 erlitte " fie großen Brandſchaden , 1752 aber noch großeren , wie benn auch die Pfarrkirche und das. Commenchurephaus ab ,

804

Das Herzogthum Schleſien .

Der Stadt- K &mmeren gehdren Pieders abbrannten . Mois , Ludwigsdorf , Ober :Siegwitz und langens mart.' Schmuďreifen iſt ein ſehr langes Dorf zwijden Powenberg und Liebenthal. (b ) Greiffenberg , Gryphimontium , eine kleine mediat Stadt am Dueis , hat eine katholiſche Pfarrkirche, und treibt ſtarken Handel mit Leinwand . Die hieſigen evangeliſchen Einwohner bedienen ſich der Kirche zu Niedera Wieſa in der laufit , welche ihnen ganz nahe liegt. Es wird hier die ſchönſte ſchleſi che leinwand gemacht, auch find die hieſigen Bleichen vorzüglich. Herzog Boleslav der Fahle, roll fie ums Fahr 1242 angelegt , und Herzog Boleslao oder Bolco der kriegeriſche, 1300 bemauert , fie auch an Gotſche Sdaf verſchenkt haben, wie ſie denn and nod) deffelben Nachlommen den Grafen von Schafgotich zingchåret. Des ehemalige Schloß iſt 1603 zugleich mit der Stadt abgebrannt. Greiffenſtein , ein 1198 erbauetes feſtes Schloß ( auf einem hohen felſichten Berge , liegt etwa eine viertel, oder nach der fanccharte eine halbe Micile von Greiffc11a berg , und gehöret auch den Grafen von Schafgotit , welcbe hier ein Amt haben . Das Schloß iſt in 3 Zheile, deren immer eins höher , als das andere liegt, abgethei let. 1646 nahmen es die Schweden ein . Nicht weit da : von , in einer Gegend , welche die Rabenau genennet wird , hat man dunkelrothen Bernſtein aus der Erde ges graben. ( d) . Friedberg am Queis , ein offenes mediat etidtchen , welches auch den Grafen von Schafgotſch ges håret , eine Katholiſche Pfarrkirche und eine evangeliſche Kirche hat. Es iſt 1558 , 83, 1621 , 26, 42 durch Feueres brünfte verwüſtet worden . uls es 1767 abermals ab, brannte, ward es von Steinen wieder erbauet. ( e) Ciebenthal oder Cåbenthal, auch wohl gowens thal, ein immediat Städtchen in einein angenehmen Thal, ungefähr eine ſchleſiſche Meile von Greiffenberg , gehöret der dabey belegenen and 1221 geſifteten weiblichen Abren Bee

1

Jauçr.

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Benedictinererden. Der katholiſche Stadtpfarrer iſt Probſt und Erzpriefier. ( f ) gábn oder ihn , eine kleine immediat Stadt am Rober , welche eine katholiſche Pfarrkirche, und eine evangeliſche Kirche bat. 1427 wurde ſie von den Huſfiten verbrannt , 1622 pon den Kaiſerlichen geplündert, 1640 von den Schweden eingeſchert. Der Ort , woſelbſt ſie 1214 erbauer feyn ſoll , hat Birkenaue geheißen . Das nahgelegene aber verwüſteteBergſchloß gåhns haus oder Lehnbaus , welches nach dem weſtphäliſchen Frieden eingeriffen worden , brachte 1660 Adam vou Kuhlhaas an fich , und erbauete nicht weit von dem zer's ftoreten Schloß ein neues 29ohnhaus, und nabe ben dems felben cine Kirche. Ickt gehöret das Schloß einem Freya herrn von Grünfeld . ( 8 ) Solſtein , ein Schloß , liegt eine halbe Meile von Loidenberg auf einem hohen Felſen , und war vor Ulterd eine wichtige Bergferung. Es iſt ein gråflich rås deriſches Gut , und gehören dazu die Dörfer Großwal sig und Giersdorf ( h) Plagwit , ein altes Schloß , gehöret einem Freyherrn von Hohberg . Esiſt init einem tiefen utfd mos raſtigen Graben umgeben, ( i ) Siebeneichen , ein ſchönes Dorf mit einem ans fehnlichen Schloß, liegt nicht weit vom Boßer. (k) Zobten , ein Dorf und Schloß , nicht weit von dem vorhergehenden und am Bober, hat eine evangeliſche Kirche. (1 ) Slinsberg , ein ebangeliſches Kirchdorf , mit eis nem ſehr guten Geſundbrunnen , deſſen Waſſer nichtnur ben der Quelle getrunken , (wdern auch ausgeführt wird, Es führet ein feineres Salz , als das Setzer Waſſer: ( m ) Betelsdorf, ein ſehr großes Dorf. ( 11 ) Cangen : Dels , ein Dorf mit einer evangelis fchen Kirche. See 3 (3 ) Der

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Das Herzogthum Schleſien .

(3) Der Hirſchbergifche Kreis , eritħate 82 Dörfer , unger melden faſt die größten in ganj Echleſien fand , weil sinige eine halbe, und einige eine ganze Meile in der { ånge“, und über laufend Fas milien zu Einwohnern Haben. Cervlmontiunt , die Streisſtadt, Sirfchberg Welche auf einer anminbigen Höhe , die ſic pon Ubend gegen Morgen erſtreda ,tnud am Heber liegt, der obna weit der Gtabt den Zaken aufnimint. Sie iſt eine der ſchönſten - polkreichſtenraid vermogeneckien Städte in Schlefiesta bat mphlgebanete und , anjebnliche Worſtadie. ( imterapelchen die dildauer die beſte ifo ) mit ſchönen Gårş ten , tind die Bleiderur: nu weldben jahrlich viele tauſend andere Weber Arbeiten Stig Reiman , Cendendo um weiß genadit werden finnsikrer Anlage Einrichtung und Auszierung wegen merkivürdigo Die umliegendeGegend Itdon . Unterdensbogen bifboricheComuiſſariat, fitehen die Archipresbyterjateszu Bunzlau , Greiffenberg, faudshut, Koweiberg uid maumbing , der Erzprieſter aber , welcher diefelbigen unter feiner Aufficbt hat , ftebet ber der Stabtsiima Pfart Kirche ; ég iſt hier auch eine Reſidenz der Ersefariten ,hand wie Katholiken haben noch Dadum peftiftete rund erbauete Urs 13 anore Kindhen . menhaus, ift citie merhaarbigeWuftalt , welche Das Bets teh perhindert. Die Roften su derſelben hat mebrentheila die Kaufmannſchaft zufäminengetragen. Bor der Stadt bie Evangelischen eine haben anſehnliche und fchone ſogee Hannte Graben -Kirche zum Kvens Chriſti gengunt, de ren erſter Prebiger Infectorbed brfchbergiſchen und Ide wenbergiſchen Kreiſes ift und eine @chule. Får die gnås dige Bewilligung dieſer Kirche und Schule, find dem Kais fer Yofeph als ein Darlehn 10000 Fl.und als ein Geſchent 90000 Ducateu , arlegt worden . Vor der Stadt ſtebet such das aufehnliche königliche Magazin. Nådoft Brebs Jau ift Hirſchberg die vornehmſte Hanbeløftabr in Schles

Hen ; denn der spandel, pelchen ſie mit feimpang, Solenere ume

Sauer.

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und anderen Weberarbeiten , als , Bik und Cattun welche in hieſiger Gegend verfertiget werden , treibet, iſt wichtig, und erftredet fich ſehr weit . Es find hier ungefähr 6000 Meniden , meiſtens von der evangetiſch -Intheriſchen Stits che ;nicht welchen die katholiſchen die zahtreichſten ſind , Ste reformirten aber machen nur eine kleine Unzahl aus. 1549 frarnte fie ganz ab. 1633 ivarde vie von Fachfiſcher Selbarcı geplündert , and 1634 von taiferlichen engeds fdzert. 1760 mußte fie dem taiſeslichen General Laudor eineContribution von 200000 Rthle.ertegen. Der Stadt gehören die Dörfer Schw.rzbåd , Cunnersdorf, Grua hau , Staupig , hartau , Sédrich , und Sohenwaldan ., Umveit der Stadt liegen 2 Berge , einer wirb bet Bausberg genannt , und hat sor Utters auf feiner Spige eitt Feftes Schloß gehabt; der andere 'heißt der Sattler, " kind diefen haben einige htridhbergide Didater, durch einer von Steinen mühſamerbaueten ſogenannten Parnaß, mert. wärdig zu machen geſucht. chiniedeberg: eintroffene immediate freve Bergo How und Handels: Otadt, welche oun Bergen eingeſchlofen iſt, und deren Langefich wohl auf eine halbe Weileerftredt, 1

Fhre Exbaumuig har das viele. Siſevert, welches hier gefunta den wird, veranlaffet :es wohnen hier auch viele domies de, Selopfer , Bithſenmacher und andere Fabrikanter , auch iſt hier eine Damaſtmanufaktur, welche teinen , halbą feidenen und ganz feideuren Damaſt liefert und liefers tann ; es wird hier auch ein starker Handel mit Leinwand .. getrieben . Die Pfarrkirche iſt katholiſch , die Evangelis fchen aber haben nom aude eine schche. Die Stadt gez hörte ſonſt der Grafen von Schernin ; fic hat ſich aber losgetauft, und if dadurch eine unmittelbare Stadt gemora den. Ehedeflen Barten die Eimvohner faſt insgeſammt Kropfe , welche man dem vitrioliſchen und eifenartigen Stotten -Waffer zufrieb ; ſeitdem fie fich aber deffelben zum Kochen und Trinken nicht inebr bedienen , sind die Kropfe hier viel feltener geworden. 1746 hat die Stadt großen Brandſchaden erlitten , welcher aber bald wieder crest worden . Eee 4 3 RUE

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Das Herzogthum Schleſien .

/ 3 Kupferberg , ein 156 angelegtes Bergſtädtchen am Boberfluß auf einer Höhe, hat einen Urung und Namen dem dabey befindlichen Kupferbergwerke zu dana ken , welches aber nicht inehr ſo ergiebig iſt , als es ehes beffen geweſen . Das Städtchen iſt der Stam :nort der Familie von Fürft , gehöret aber jekt der Gräfin von Schlabrendorf gebohrnen Gräfin von Nimtſch. Es iſt hier eine evangeliſche Kirche. 4. Schönau , ein offenes immediat Stådder in eis der von Bergen umſchloſſenen ſchönen Gegend , an der Karbach , welche der Stadt durch ihre Ueberſchwemmutis gen bisweilen großen Schaden verurſachet hat. De enes malige evangeliſche Pfarrkirche wurde undFahr 1680 den Sejuiten zu Theil,welche aber diefelbe icbon tangenicht mehr haben, ſondern ſie iſt mit weltegeifilichen Prieſtern verſehen . Die Evangeliſchen haben hier eine Kirche. Die Stade ift durch Braud.Krieg, Plünderung, Peſt und Religionsunters drůdung in geringe Umſtände verſet,worden. Sie iſt 1296. vom Herzog Boleslav oder Bolco deni kriegeriſchen, angelegt worden : die häufigen Aſchenkräge aber , welche man in hieſiger Gegend gefunden bat , zeigen , daß dieſe Gegend zu heidniſchen Zeiten ſchon ſehr bevölkert geweſen fey . Unweit der Stadt hat ein Schloß geſtanden , von welchem noch Spuren vorhanden ſind. 1640 wurde ben derſelben ein Corps kaiſerlicher Truppen von einem ſchwes difchen geſchlagen . 5. Warıbrúnn , ein berühmter Marktfleden am Fluß Zaken , in einer erhabenen , meiſt bergichten und ans genehmen Gegend, welde 2 vortreffliche warme båder hat , davon eias das ſchafgotſchifche genennet wird , weil

es dieſera gråflichen Hauſe gehöret, das andere aber das Probſtbad heißt , speil es die bielige yu dem Stift Griffau gehörige, Ciſtercienſerprobten zur Herrſchaft hat. Beyde werden auch die birſchbergiſchen Båder genennet , ob ſie gleich eine ſtarke Meile von Hirſchberg entfernet ſind. gedes Bad iſt mit einem beſondern Gebäude eingefaſſet. Das Duellwoffer iſt nicht ſo beiß, als das Carlsbader und Nachener. Adem Anſehn nach hat K. Karl IV diere Bds der

Sauer.

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der 1377 dem tapfern Selden Gotſche ( Gotthard ) Schaf verlichen , welcher aber 1403 kurz vor ſeinen Ende får das fürfilide Stift zu Griffau hier eine Frebſtev geſtiftet, und derſelben eins von dieſen Bådern geſcheuft hat : 1010 feit dieſer Zeit ſind die Bäder und der Det angezeigters maßen getheilet geblieben. Es iſt bier cine evangeliſche Kirche. Der herrſchtliche Garten iſt angenehin . Larina brunn iſt der voruehnite l'uſtort für die Kirſchberger. 6 Die Serrſchaft Kunnſt, gehöret den Grafen von Schafgotſch als eiu Fidecommiß , und enthält 15 Dörfer, pornehmlich 1 .) Búnaſt , ein völlig müſtes Schloß , welches auf einem zieinlid hohen Feljeu liegt , und ſeinen Namen von Kiefern -Bäumen hat. Es war ebedeffen eine gute Bergfeſtung , von 3 Höfen, deren jeder vori ſtarfen und hohen Mauern eingefchloffen war , und einen Bruinnen hatte. Seine Erbauung wird ins Jahr 1292 gelebt, und Herzog Boleslap oder Bolco dem Friegeriſdien zugeſchries ben. Ums Jahr 1377 wurde es vom K. Karl IV der ſchafa gotſchiſchen Familie zum Eigenthum geſdenkt. 1674 wurde es vom Blitz angezündet , und dergeſtalt åbel zu . gerichtet, daß nur noch ein geringer Theil degelben bes wohnet werden kann . Die gråflichen Beſiber haben nicht får gut befunden , daffelbe wieder herzuſtellen. Man hat pon demſelben eine frepe und angenehme Ausſicht gegen das Rieſengebirge, und andere ſchöne Gegenden , 2) Hermsdorf, ein Dorf , unter Kynaſt , mit ei : nem Schloß , auf welchem ein anſehnlicher gräflich ichafa gotfchiſcher Bücherſaal zu finden iſt. In dem Dorf iſt eine evangeliſche Kirche. 3) Sdireiberbau, ein adliches Dorf, welches feiner Glashütte wegen įn und außerhalb landes bekannt iſt, in welcher die Mönſten Glåſer mit ungeneiu künſtlichen Fią guren verfertiget werden . Es iſt hier eine evangeliſche Kirche, und nun auch ein Bergwerk. 4 Das adeliche Dorf Sepdorf , nicht weit von wofelbſt eine epangeliſche Kirche der Schneekoppe tft , u. 4. m. Tee 5 ? Die

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Das Herzogthum Schleſien.

athy Die Herrſchaft Biersdörf , gebåret aude deu Orgfon pont Sdhafaotích, als ein fibecoinmiß , und enthalt dat Odlon und Dorf. Hiersdorf, welches eine evangelis Merzdorf iche Beerſchaft Arnedorf, begreift die Dorfet 8. Arnsoert Steinfettfen und Krumhibet oder Cromo habetyrelche evangeliſcheKirchen haben . Die Einwole ner zu Steinſeiffen ndlrar fich mit Berfertigung bieler Elſenpagrep, amb tänftlig aus Holz geſchnißter Dinge. Die Citirechnet zu Kiera mitabit, find meiftrutheils Chymiai und Laborauten , bazu ilmek dit biet wadlendet beilfannen Sriusce Gelegenheit geben. The 4 Dis applichen Lörfer ,Sater und echtofferBoo ben treſuiten dui Hüſchberg zugebdrig. Siſche retein

, " Aig , that inter avangelifchen Riderulirch ,in einem habuimpelthesibas Stammhaus der Don Yanmuthigen Zedlin it Scribopuni und Wernersdoki, woſelba die beje upo ſchonke Blecheift. 10 Die perwuftsten undserfallenen Schloffer Boli

tepbaus, bebid 'Zurdmiten tuo set zatent and Bobers, Borten bter Borgermeihusideit suppoiberg , Salkens teht und Wortenhaus , 1919 $ a com 11 Zipifcben Rauffung- ( welehce eine und dreypiertel Meile lang, und woſelbſt eine svangeliſche Kirche und ein Paraglicher Marniabrati iſtaydindstiffetsdorf oder viels Strelit. Cumerowaldau , ift eine malwardige unterirdis fobe pole welche von den ynuberrohnenden tandleuten , Kugellirche och und betmorene Gange hát ,' unt in welder fic weiße und graue abgebrochen , und zu einert meifen der Montmild åbnthe em Pulver zerrieben werden können. 3 ). Der liegnieiftbe, goldberg-baynauiſche und lůbenfche Kreis , welche das Fürſtenthum Liegnie qusmachen.

$ .1,

1

Kiegnio

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to Das Fürſtenthum liegnik grånzet gegen Abend an das Fürſtenthum Fauer, jegeit Mittag au eben daffelbe und an das Fürſtenthum Sdruridniß, gegen Morgen an die Súritenchumer Breslau und Bclau , md segen Mitternacht an die Fürſtensþia mer Bolau imo Glagay sa ieins der großeſten . Fürſtenthümer in Schteſien . 5.2. Außer dem Spinberge und Hrigberge {ind hier keine beträchtlicho Borge

Die Oder berúg. rep tiefes Fürſtenthum an derwakauiſche Grinze aif

ein raar Meilen , und niinit bie Ragbado auf, weldie der anſehnliche, Fluß des Fürſterchuma ift . aber auchdurch ihregefährlichen Ergiebungen bem . felben ofrmats großen Schaden zugefügce bat. In diefelben ergießen fich , die würiyende 17erße, das Schwarzwaffer und die Weitad . Das Fürs ſtenchum gehöret unter die fruchtbarfien li Echleſien , hat auch anſehnliche Wälder oper ſogenannte Heyden, zieht ſarfe und gute Pferde, und in den Dörfern $ umLiegnif'wiro viel Färberrdrhe'gebadet

8.3. In demfelben ſind stådse . Die Sehne Ning 1705 allodificirt ;" Dieserfzen miedxrfclefifden Herzoge Boteslan , Heinrich der barrige und Hein. rich der fromme, baben in der Stade Liegnie gewohn : net, Von des legten Söhnen befaß Boleslav Il ober ber tahte das Fürftenebum Liegnig , bekam audy 1277 vom Bergoge Heinrich- IV zu Breslau unter. ſchiedene Stådte . Siegnig fam anfänglich an ſeinen dritten Sohn Wladislav , nachmals aber an den åtte ften , Boleslav III , Berzog zu Brieg , von welchem die exft 1675 ausgeſtorbenen Serjoge zu liegniß , Brieg und

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Das Herzogthum Schleſien .

und Wolau , abftanmen , wie oben beym Fürſten . 2 tyum Brieg beſchrieben worden. 8.4 . Es ſteht dieſes Fürſtenthum ſowohl unter der königlichen Oberamtsregierung als Kriegs- und Domainen Kammer zu Glogatı. Ehedeffen war es eingetheilet in das Weichbild liegniß , welches den erſten, zwenten und dritten liegnißiſchen Kreis begriff, in das Weichbild Goldberg , in das Weich bild Han. hau , und in das Weichbilo Jüben .

Jegt beſteht es

aus 3 Kreiſen .

(1 ) Der liegnißiſche Kreis , welcher den ehemaligen erſten und zweyten Kreis begreift. a Liegnigi Lignicium , die immediate Kreisſtadt und Hauptſtadt des ganzen Fürſtenthums, und eine der Sie liegt im erſten liegnißiſchen beften in Schleſien . Kreiſe, dicht an der Grånze des andern , als welche am Balle hingehet , und zwar liegt ſie an der Kaßbach , welche unterhalb derſelben das ſchwarze Waſſer aufnimmt. Nicht weit vom glogauiſchen Thor , ſtehet das ehemalige fürfts liche Reſidenzſchloß, welches zwar in der Stadt liegt, aber doch mit einem beſondern Graben und hohen Wall umges ben , und nach dem Brande, welchen es 1711 erlitten hat, größtentheils wieder hergeſtellet iſt. Die Landſtånde des Fürſtenthums haben hier zum Behuf ihrer Verſammluns gen eiit anſehnliches ſteinernes landhaus. Die Lutheras ner haben 2 Pfarrkirchen , eine zu St. Peter und Paul oder die Oberkirche genannt, welche am Markt liegt, und die andere zu U. L. Fr. oder die Niederkirche genannt , in der Unterſtadt, nicht weit vorn Breslauer Zhore.' Die Kas tholiken beſitzen die Collegiatkirche zu St. Johann, welche 1698 den Evangeliſchen abgenommen , und den Seſuiten eingeräumet , und hierauf von neuem regelmäßig erbauet worden, aber 1744 eingefallen , und jetzt (1782) noch nidit wieder erbauet iſt. An derſelben iſt auch die vogtreffliche Bes

Liegnik.

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Begräbnißkapelle der liegniziſchen und briegiſchen Herzoge aus dem piaſtiſchen Stamme angebauet worden , und die 1 Er - Jeſuiten haben daben ein prachtiges Collegium : ferner, das Benedictiner-Nonnenfleſter zum beil. Kreutz mit feiner Sirche, die Pfarrkirche zuin heil. Nepomuck unweit der niedern Kirche , das Kloſter und die Kirche der Franciſca ner vor dem goldbergiſchen Zhore. Unter dem hieſigen katholiſchen Archidiaconat , ſtehen 7 Archipresbyteriate. Das Hoſpital zum heil. Nicolas vor dem goldbergiſchen Thore gehöret den Kreuzherren mit dem rothen Stern zu Breslau , welche aber ſchon 1417 die weltliche Sorge får daffelbige dein Rathe gegen einen jährlichen Zins überlaſs ſeni haben . Die vom Kaiſer Joſeph geſtiftete , und unter der Regierung Königs Friedrich des Zweyten ſehr verbeſs ferte Ritter-Nřademie , dienet zum Unterricht juuger Edel. leute beyder Religionen , und hat ein anſthnliches aber nicht völlig ausgeführtes ebåtide. Ihr gehören die Dör: fer Giersberg und Wolfsdorf. Ben der Kirche zu St. Peter und Paul , iſt die vereinigte königliche und evanges liſche Stadtſchule , welche alſo genennet wird , weil die ehemalige fürftliche Schule ben der St. Johanniskirche, 1657 mit derſelben bereiniget worden. Sonſt iſt hier auch ein biſchöfliches Commiſſariar. Die Einwohner treiben mit den hier verfertigten Tüchern , und der hier gebaueten Fårberrøthe, ein ziemliches Gewerbe, widtiger aber iſt O birge faſt alles nothige Getraide fauft. Dieſe Stadt iſt cine der älteſten in Schleſien , uud 175 erweitert und be: feſtiget worden . 1221 1. der unglücflichen Schlacht mit den Tatarn , zündeten die Einrohner die Stadt felbft ani, und verließen ſie , gegen das Schloß aber konnten die Tas tarn nichts ausrichten . 1338, 1411 , 1438 , 1495 , 1532 , 1558 , 1609 , 1639 , 16; 8 . 1672 und 1761 iſt ſie entipes der ganz , oder größten- oder guten Theils ; abgebrannt. 1741 wurde ſie von den Preußen ohne Gegenwehr einges nommen . 1757 wurde ſie von den Deſtreicherit beſetzt unio mehr befeſtiget, gieng' aber am Ende des Jahres durch Capitulation wieder an die Preußeit über 1758 find die Stadta

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Das Serzogthum Schleſien .

tadtwalle in Garten bertvandelt worden . 1760 braante ber ſchönſte Zheil der Stadt ab. For gebren das Gut Seudorf , und die Dörfer Printendorf , Oreibnig, Guinmel und Tentidel . *6 Das de königliche Kammeramtzu Liegnig ,wo :Ichés bis 1767 für 24360 Kthir. berfachtet war. Er begreift alle Diehl Walf Papiers fobs Sihleif: nad Pulver-Mühlen for und um diennig , dasThiervonvere , oor Liegui , mcldes citre Carthauſe geweſen iſt , der große Arnsdors afer Teich , und die Dörfer des erſten , zweyter und dritten liegulkifeben " Razifeo. "Sowohl bey dem Anittdorf Roifcbwit,welcheseine evangelifdhe Kirche hat ,als ben deinDorfKunig , wela Patter , nach die zu deut #mt kiegnig geboret , iſt ein See, und jwifcheit"beyden gehet die Beerſtraßedurch. Weil man nun glaubet , oder sielmehr durch gezeichnete Filde erfah. ren habcn ipill, daß diefer Seex cine niterirdiſche Berbins dung init einander habca , fo hält man fich auch berecbtis get , den Strich Landes zivifdyen beyden » Sie breitefte Brücke in Schleſien, wennellu Erickelitist, ein Amts:Dorfint fönigliches Kama merqut , iftiu alten Befrei ein berhenter Ort geweſen , wouiffio 1947bey demſelben gate Hoffaging zu einein Gülds bergwerke gezeiget Bat , wegen deffen diefem Dorfe 1345 Stadtrecht zugedachtwordents allein , das ganze ergiebig Es ift geweſene Bergwerk iſt 1364 wieder eingegangen .

bier eine evangelijdeKirce. vs Sárfchdorf , ein Dorf . eine halbeDette von fiego nie wnfclbſt diePreußen und Deſtreicher 1757 einander mit einem ſehrheftigen Feuer aus dein groben Gefdůße ans griffen, welches über drittehalb Stunden währete. Sophienthal; ein königlides Verwerk vor dem glos gauifchen Zber der Stadt Liegnig , hat den Namen von Herzogs Pudidlgs Gemahlinn Unna Sophia,gebornen Hers joging

Liegnit.

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Joginn 3 * Medlenburg, welche daffelbe 1657 mit eineen febdnen Luftgebäude gezieret hat. -1701 . I n Klein Schweinig , ein Dorf, gehöret zum Theilu Dem königlicijen Rentamt in liegnig , und iſt 1570 kins

>

den Hinden dervon Spreinig getonmen , deren diteſted Stammhaus in Schleſien es iſt Waldm , eins. Der großeften Dörfer: dieſes Forftes : thume, welches eine evangeliſche Kirche Das ;1 uni top : felbft die liegnißer 1452'den derzog Johannes in die Flucht geſchlagen haben. We perzog Georg IH ju Brieg 1664 ben eben dieſem Dorfe von ſeiner zinziget Doctor Dororhea Eliſabeth , welche an Heinrich Fürſten den Nafs mit vielen Chinen ( au : Dillenburg vermahletwurde Kibichied genommen harte a Tien erauf der Stelle da folches geſchehen , eine anishnliche fteinerne Pyramide mit einer Inſchrift errichten Weldet Dit Chránenthal nenuet wird, dur !! 1 * 7900 , 200mmin !!! O Das königlidia Tamuleramt Groß Bairdis , welches bid 1967 får 108 Rahli berpachtet wares begreift außer andet Duften ascu . Oroß- und klein ! DAUD *** Balbid , ein Dorf igierem feineinangrifche Kirobije ( b ) Densfagthannten Wirde :Teich , der eine starke Meile im Urdfangei bat mod: siner der großtenin Obles fien ifti Oronad sa am ao 293 Dorf, (c) Oroß waharis ' obet Wandriſch , . wofelbſt das Umtläuß und eine evangeliſche Kirche it (d) Klemmerwiss, ein biſchofliches Dorf. ) Die adelichen Güter und Dörfer Jefchfendorf, Rummernig, Petersdorf, Pringnig, Kauße Seiftrs. porf , Klein -Wandris , C.

(f )' Lindenbuſd ), ein adeltches Dorf , gifdrert Apelchem and Goldhube 1634 die kaiſerliche und churfic . fiſche Armee ſich eine Schlacht lieferten , in welcher pie legte obiegete, ( 3 ) Rou

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hum Schleſien .

Das Herzogt

( 8) Aotkird , in alten Urkunden gemeiniglich Ruffa cecleſia , iſt eins der älteſten Dorfer des Landes, in deffen Gegend , 1216 ein hartei Treffen zwiſchen den Herzogen uud Brüderit Heinrich II und Corrad vorffel , in wels chem jener den Sieg davon trug. Es iſt adelich), und hat eine evangeliſche Kirde. ( h) Wahlſtadt , ein großes Dorf, weldes dem Prås laten zu Braunau in Böheim gehört , und bey welchem Serzog Heinrich II deu Tatarı 1241 am gten April eine ſehr blutige Schlacht lieferte, in welcher die Tatarn fies geten , und der Herzog umkam . Zum Undenken derſels ben , iſt dieſes Dorf erbauet worden , und ihre Geſchichte wird noch jährlich in der hieſigen ſchönen evangeliſchen Kirche der Gemeine von der Kanzel vorgeleſen . Es ift hier eine Probſtey Benedictinerordens.

(i) Schlauphof, eine Probſtey , welche dem Stift Leubus geföret. (k) bro : Janowit , ein adeliches Dorf, bey wel. 09m then man 16 gelerde zur Ausbeute bekam. ( 1) Die Ritterſüße und Dörfer Train, woſelbſt man 1684 leidniſche li[deutópfe åusgegraben hat , Dohnau, Eichholz, Klein-Janowit , Kroitſd , mit einer evant, geliſchen Kirche , Sdimodiwis , Siegendorf, u . a . m. ( m ) Parchwit , eine kleinte inintediate Stadt , an der Kásbach, hat vor dein liegnitgiſchen Thor eine Vors ftabt , in welcher die evangeliſche Pfarrkirche , und noch eine kleine evangeliſche Kirche, bey welcher ein Hoſpital iſt, ſtehini . " Jenſeits der Kaßbach - ſtehtein ehemaliges firitliches Schloß , welches eine Kapelle bat, dariun die Ratholiken ihren Gottesdienſt verrichten . Es werden hier gute Tücher gewebet. Die Stadt iſt 128ò von einem Edelmann , von Parchwitz genannt , erbauet worden , von dieſem aber au die Herzoge zu Liegniß von dieſen an die bon Bedlig , 1563 aber wieder an die Herzoge gekommeu , ivelche ſie 1568 an Fabiau bon Schönaich verpfändet, 1597

Liegnitz.

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1597 aber wieder eingerdſet laben . 1683 brannte ſie groß, tentheils ab , und 1765 abermals , iſt aber nach dem leks tern Brande fchon wieder erbauet. d .Das königliche Rammeramtparchervit , begreift (a ) Obers und Tiedersaydau , welche nebſt dem liegnitiſchen Umtstorf Pirl, adelichen Dorf Seinersdorf, und liegnitiſchen Uintsdorf Fiſcherende, eine Reihe nale an einander liegender Dörfer ausmadzen , die faſt 1 Meile lang iftoo DA ( b ) Alt- Caft, Koit , Groß - Låswit , Liſchwig , Sttich ,-u. a: 11.7 ( 2 ) Der goldberg-haynauiſche Kreis, von - 83 Dörfernt.

a Goldberg , Aurimontium , die immediate Kreis. ftadt , univeit welcher die Kaßbach vorber fließet. Sie fieger in einer ſehr angenehinen Gegend, und iſt nach lieg. nig die beſie Stadt des Fürſtenthums. Sie ſtebet auf eis nem Hügel, ist auch inwendig nicht eben. Die Pfarrkirche Im 16ten Jahrhundert war geboret den futheranern. biet ein berühmtes Gymnaſium , deffen Gebäude vorher ein Franciſcanerfleſter geweſen , auch 1704 dieſem Orden wieder eingeräumet worden . Jetzt haben die Evangelis ( chen biefelbft nur eine geineina lateiniſche Schule. Der Sohanniterorden bat hier eine Commentburen. Die Stadt hat ihren Namen von einem Goldbergwerke , welches ebes deffen bey derſelben , und ſehr ergiebig geweſen. Ihr Ana fang fåüt vermuchlich ins 12te Jahrhundert. Die hieſige Siegelerde achtet man heutiges Tages nicht viel : allein , die hieſigen Zuchmeberenen liefern das beſte (clefiiche Zuch. weldjes zum Theil in andern fåndern får holländiſches Zuch verkauft wird. Die Kabbad) bringet der Stadt nicht geringen Nuken , hataber auch mehrmals, infondera heit 1608 und 1736 , durch ihre Ueberſchwemmungen groſo fen Schaden angerichtet. Die Stadt iſt auch einigemal durch Feuersprånſte fehr beſchadiget worden , infonderheit 1772 , da ſie 64 Häufer verlor. Als K.Friedrid Il bald nocte fff 4 Ch. 54,

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Das Herzogthum Schleſien.

nad bem Brande den dadurch angerichteten Schaben -felbft fabe , erklårte er , daß er auf ſeine Koſten die abgebrannten Häuſer von Steinen wieder erbauen laſſen wolle. Es ges béren ihr die Dörfer Flieder: Au , Kopatſch , Sahnwald , Yeudorf am Renwege, Seiffenau . b Der Grågberg oder Gråditberg , welder auch 'ebelnals der Georgenberg geheißen Gaben ſoll , iſt ziemlich hod), und hat ehedeſſin auf ſeiner Spiße ein feſtes Schloß gehabt , welches 1473 vom Herzog Friedrich I erbauet, aber 1523 faſt zur Hälfte durch eine Feuersbrunſt verwå. ftet, und am Ende des dreyßigjátrigen Krieges villig zera foret worden. Am Fuße deſſelben ſteht jeßt ein anfehulia des adeliches Haus. c Karpersborf , ein Dorf , in welchem ehedeffen viele Schwenffelder wohnten , che die Jeſuiten ihre Ver. sreibung veranlaſſeren . Es theilet fidyin Obers und Lties der :jarpersdorf; jener Theil gehöret den Einpotuern

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felbſt, und ſtehet unter dem Schuße des Amis Lieguit ; dieſer iſt adelich. d Adelsdorf , Ulzenau, Giersberg , Hermsdorf, 47eudorf am Gråkberge, Pilgramsdorf , und Probfta bayn , anſehnliche adeliche Güter mit Dörfern , in orele den evangeliſche Kirüyen find. Das lekte Dorf iſt der Stammort der adelichen Familie von Reder. e Roth :Brúnnig , ein biſchofliches Dorf. f Der Spitzberg , welcher nicht weit von Schönau an der Gränze des Fürſtenthums Jauer liegt , zeiget ſich von fern als eine grúne Pyramide. g Saynau oder Sayn , lat. Hainovia , eine inime, diat Stadt , welche an dem kleinen Fluß Deidſa liegt, ein größtentheils wüſtes Soloß , auf welchem die fürſtlich liegnißiſchen Wittwen gemeiniglich ihren Wittwenſik ges babt haben , eine evangeliſche Pfarrkirche, und eine fathos liſche Kirche hat. Vor Alters hieß ſie das klein gethårmte hayn , und die Fürſten blelten hier Turniere. 1427, 1503, 81 und 1651 iſt ſie abgebrannt , hat auch 1661 , 1672 und 1763 großen Brandſchaden erlitten . Nach dem legten Brande

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Liegniß.

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Brande find die abgebrannten Häufer von Steinen wieder erbauet , dazu der König anſebulide Summen geſchenket bar.' Polswinkel , und die haynauiſche Heide. hidas königlide Rammiramt zu haynau, welches bis 1767 får 2705 Rthlr. verpachtet war. Xochlitz , an der Katzbad ), mit einer evangeliſdsen Kirche, Vieder : Bielau und Uibersaorf find königl. Dörfer. i Die adelichen Dörfer und Gåter Beersdorf, Rais ferowaldau , Kreibe oder Kraibau , Lobendau, Pans thenai , Steuenit , weldje evangeliſche Kirchen haben, 'imgleichen Bischwald , Konradsdorf, Ober:6Siſchau , Vorhaus , ii. & . in . k Biſchdorf, ein biſõh ofliches Lehn, welches allezeit vergeben werden muß. (3) Der låbenfche Kreis ,von 58 Dörfern. a Cåben , die immediate Kreisſtadt, welche einer etirat ftrinidten aber friichtbaren Ebene liegt , und klein iſt. Von dein alten füiftlichen Sayloje iſt nur noch das Mauerwerk übrig. Ben deinſelben ſtebt eine kleine fathua liſde Kapelle. Die Pfarrkirche und Sáule gehören ben Lutheranern. Es giebt bier viele Tuchweber , deren Ans zahl aber ebedeſfen weit gröfer geweſen. 1431 brannte ſie Durch Anzündung der Huſſiten faſt ganz ab. 1453 litte fie wieder eine große Feuersbruuſt, und 1757 ward ſie von den faiſerlichen Truppen eingeåfchert, aber nach dem Kriege fchönet mieder aufgebauet. Es gehöret ihr das Dorf Alts ſtadt, mit einer evangeliſchen Kirdie , und die lůbenſche Heyde. b Das Pönigliche Kammerait zu Cåben , welches bið 1767 für 2956 Rthlr. verpachtet worden . Es gehds sen dazu in dieſem Kreiſe die Dörfer Kniegnis und Samiz . c Olig , ein adeliches Derf mit einer evangeliſchen Kirche und einein Ritterfitse , ift als das Stammhans und der Geburtsort des beribmten Caſpars von Sdwenkfeld bes tannt : fff 2

Das Herzogthum Schleſien Jannt : der Leichenſtein aber, welcher in der hieſigen Kirche gefanden wird , ift nicht ihin , ſondern feines Bruders Sohn gleiches Nameno, geſetzt worden . d Die adelichen Dörfer und Güter Braunau , Dits tersbach , Groß Kriechen , Petſchkendorf, Pilgramos dorf , Schwarzau , welche evangeliſche Kirchen has ben , ü . d . m . é Der dritte liegnigiſche Kreis por der Seyde, welder 2 große Walder oder ſogenannte Henden , nåms lich die Kotenauer und die Stadtheyden in fide Fafſet: die leste hat Herzog Ruprecht.1401 der Stadtliegnig mit allen Gerechtigkeiten verkauft , nachdein fie die vordere Hende bereits 1281 von Heinrich v , und noch ein anderes Stid 1359 von Herzog Wenzel I käuflich an ſich gebracht hatte. Die merkwürdigſten hier belegenen Derter find : (a) Grünthal , ein königliches Vorwerk nabe bey Liegnik , woſelbſt 1710 ein warmes ſowefelichtes Bad enta dedet, und zum Gebrauch bequem eingerichtet worden . ( b) Brauchisſchdorf, im gemeinen Leben Brauerse porf, ein vørmaliges Ritters und Stainm : Gut der von Brauchitſch , geboret als ein Umt dem Prinzen Ferdinand von Preußen . Das Dorf dieſes Namens wird in Obers und Nieder : Brauchitſdorf abgetheilet. Das Amt hat 5 Borirerte. ( ) Panthen , ein Dorf des Amts fiegniß , in deſſen und de& Dorfes Bienowitz Gegend 1760 zwiſchen Preußen und Deſtreichern ein Treffen vorfiel, darinn die letzten gea dlagen wurden. ( d) Bienowig , ein Dorf des Umts liegnit . (c ) Kaltwaſſer , ein adeliches Got und Dorf, mit einer evangeliſchen Kirche , gehöret jest dem Stift zu Bramau . (f) Groß-Kogenau oder Mogen ,ein 1286 erbauetes Dorf und Ritterfitz , deffen Schloß vor Alters eine gute Feſtung vorſtellete. (8) Klein -Kogenau oder Kogen ,ein Stådtchen und Ritterfit, (h ) Sebo

1

Liegnię.

821

( h) Sebnig , ein ſehr langes Dorf mit einer evanges liſchen Kirde. Die 3 lehten Derter gehören einem Gras fen yon Dobna. (i Sprottchen, ein Dorf, bey melchem die Sprots tau entſpringer. (k) Dame , ein biſchöfliches Dorf. 4) Der wohlauiſche, und ſteinausraudens rohe Kreis , welche

das Fürſtenthum Wohlau ausmachen. . I. Das Fürſtenthum Wohlau grånzet gegen Mittag an die Fürſtenthüner Breslau und liegnik, gegen Abend an die Fürſtenthümer liegniß und Glo . gau , gegen Mitternacht auch an das Fürſtenthum Glogau , gegen Morgen aa Polen , und an die Für. ftenthümer Dels und Breslau . g. 2. Der Boden iſt zwar zum Theil entweder diirre , over moraftig , oder mit Holz und Buſchroere beroachfen : aber doch in den meiſten Gegenden fruchta bares yderland.

Fiſdireiche Teiche ſind håufig vor .

Handen. Die Oder durchſtrómet das Fürſtenthum von Mittag gegen Mitternacht, und nimmt an der liegnikiſdien Grange die Rabbad) , fonſt aber die hieſigen kleinern Flüſſe auf , als , den Raltenbach , die Jüſerig , und viele Bäche. 9. 3. Man findet hier 6 Ståbte. Die Sehne ſind 1705 allodificirt. Dieſes land iſt in alten Zeiten fein beſonderes Fürſtenthum gerveſen , foníern die Stábte und landſchaften , aus welchen das nachmalige Fürftenthum beſtand , waren unter andere Fürſtene thümer verrhoilet, d. E. Woblau gehörte zum Für. Fff 3

ften .

Das Herzogthum Schleſien.

822

ſtenthum Dels , und Steinau zum Fürſtenthum Glo. Herzog Friedrid) zu liegnig und, Brieg kaufte gau. die Stücke , aus welchem nachher das Fürfienthum Wohlau beſtand , 1524 an ſid). Alls deſſelben Prin : gen fich theileten , bekam Georg II das Fürſtenthum Brieg , ſammt den woblauiſchen Weichbildern , welde dem Fürſtenthum Brieg fo lang einverleibet waren , bis deſſelben Enkel, die Herzoge Johann Chriſtian und Georg Rudolph , fich theileten , und dieſem , außer dem Fürſtenthum liegniß , auch die wohlauiſchen Nach defelben Code wurde Weichbilder zufielen. aus dieſen woylauiſchen Weichbildern ein beſonderes Fürfienthum , welches des Herzogs Johann Chriſtian drittem Sohne Chriſtian zufiel , damals aber wurde auch das ohlaniſche Weichbild , welches jegt zum Fürfienthum Brieg gehöret , dieſem Fürſtenthum Wohlau einverleibet. Dieſer Herzog Chriſtian erbre auch liegniß und Brieg, welche 1675 nady ſeines Soh. nes Herzogs Georg Wilhelms Tode vom Kaiſer ein gezogen wurden . $ . 4.

Jekt ſteht dieſes Fürſtenthum ſowohl un.

ter der Oberaintsregierung als Kriegs- und Domai. nen Kammer zu Glogau. Es beſtund ehedeſſen aus den wohlauiſdien , winziger , Herrnſtädtiſchen, rüßen: ſchen , ſieinauiſchen und raubenſchen Kreifen , es ſind aber die 4 erſten in den mohlauiſden , und die beyden legten in den lieinau raudenſehen Kreis , zuſammen gezogen worden ( 1) Der wchlauiſche Kreis , begreift 142 Dörfer. a Wohlau , die immediate Kreisſtadt , welche auch die Hauptſtadt des ganzen Fürſtenibums iſt. Sie iſt mit

1

Wohlaut.

823

Moråſten und Zeichen umgeben , melche ihr bes maſſer Witterung gewiffermaßen eine natürliche Feitieteit bers ſebaffen. Sie hat 2 Vorſtådte, nemlich die breslauiſche und ficinauiſch ; es werden auch wohl zu ihren Vorftåpten 1 die Dörfer Krummen : Wohlau und Polniſchdorf ses reduet, von weldien jenes adelich iſt, und dieſes der Stadt gehört. Sie hat ein ſchönes Schloß, in deien Kapelle bie Römiſchkatholiſchen ihren Gottesdienſt verrichten , ein Karmeliterkloſter, und eine evangeliſche Stadtkirche und Smule. 1640 tourde ſie von den Schweben erobert, 1642 zwar von den Kaiſerlidhen überrumpelt, aber bald darauf von den Schweden wieder eingenommen , jedod : 1614 von den Kaiſerlichen wieder erobert. 1781 brannte ſie ab , man Friedrich II aber ſchenkte zu ihrer Wiederaufbauung 72000 Thaler. Der Stadtkammerey gehören die Güter Gar ben , Polniſchdorf, Ganſubr und Rauðiden . b Das königliche Kammeramt zu Wohlau , wels ched begreift, Groß -Uusker zum Theil, Klein -Auster, Berchine, Buſchen , Dombſen , Domnis , Petranos wit , Schöneiche, und Schuberſee , in dieſem Kreiſe, und Pronzendorf im ſteinau -rauderſden Kreiſe. c Leubus , Lubens , Luba , eine får klid ): Abtey Cis ſtercienſerordens , welche der polniſde König Caſimir der Große ums Jahr 1050 zuerſt geſtiftet, und dem Denee' ! dictinerorden gewidniet, Herzog Boleõlav aber 1150 mit Ciftercienſermönchen befeget hat. Sie ſteht an der Oder , iſt ein prachtiges Gebånde, und vor demſelben liegt ein großes Dorf , in Geſtalt einer langen Straße , und eine Viertelfunde unterhalb deſſelben , auch an der Dder, liegt das ſogenannte Stødtchen Leubus , welches aber eigent Gegend In dieſer erlitten lich nur ein flecten iſt. Dem Kloſter gehören 99 Dörfer. den öſtreichiſchen eine ſtarke Einbuße. d Die adeliden Dörfer und Güter 21t:mohlauionta ſchůg oder Mündſchůz, Puigſen peer Polgſen, welche evangeliche Kirchen haben.

Eff 4

e Breys

824

Das Herzogthum Schleſien .

c * reydel oder Krcyl , eine Probſtey , dem Klofter op St. Maria auf dem Sande vor Breslau . ftandig , bajit die Dörfer Grof- und Klein :Rreydel, gehören. f Der Poglifche Salt, welcher unter dem biſchoftis chen Hofrichteramt zu Breslau ſtebet, begreift die Dörfer Groß- und Klein Pogel, bende an der Oder, Neudorf, Stuben und B [chanz , welches lekte adelich iſt. * 17 **?

1

& Winzig, Wincium , eineinmediat Stadt, welde in einer ſandigen Gegend lieget, klein iſt ,eine evangeliſche Stadttirche und Schule, und eine fatholiſdeKirche bat. , an Waffer, ſo daß die Eintoh . Im Sominer fehlet es oft per ſich mit geſammletem Regenwaſſer behelfen müſſen. 1514 Sie legen ſich auf Aderbau und Tuchweheren. brannte fie ab. 1636 wurde ſie von Dänen und Sachſen eingenominen , 1633 von Croaten geplündert, 3642 and 43 von Schweden retr mitgenommen . Der Kämmerer gehöret das Dorf Jacobsdorf. h Die adelichen Dörfer und Gatar Sršíchen , Gims mel , mit einer evangeliſchen Kirche, Serren -Motfchel, wiß , mit einer evangeliſchen Kirche, Seyfrau oder Sey, frodau , Groß:Wangern , Sophienthal, in einem ans genehmen Thal, u . a. m . i Serrnſtadt , Kyriopolis , ' eine immediat Stadt, welche in einer ſehr fruchtbaren Ebene, zwiſchen 2 Armen der Bartſch liegt, eine katholiſche Kirche , und eine ebans geliſche Stadtkirche hat. In ditern Zeiten hat ſie den Herren von Dohna gehöret. Das hieſige Schloß iſt im 17ten Jahrhundert ein feſter Plaß und guter Paß geweſen. 2759 wurde die Stadt von den Deftreichern in Brand ge. ftedt, und patlig eingeåſchert.

k Das königliche Kammeramt zu Serrenfadt, 24 weldoem die Dörfer Ober: und Zieder: Baden, Bobiele, Duchen , Goble,Sandeborſdyke,Schwiinaren , Grols und Klein Stadtvorwerk , Woydnig and Zechen , ges Hören , wie es denn das vornehmſte in dieſem Fürſtens thum ift. !

Wohlau.

825

1. Die adelichen Güter und Dörfer God : Heltiche Daaſe oder Dahau , zůhnern , mit einer evangeliſchen Kirche , Kutſcheborrit , Saborivit , Turbuſch , mit ciner evangeliſchen Kirche , Groß :Wierſewiß , d. a , m , m Rützen , ein adeliches Dorf an der Bart , wels ches eine evangeliſche Kirche hat. Das herrſchaftliche Solop liegt auf einem Berge. Dieſer Ort hat gewiffe Stabtrechte , und es iſt ehedeflen ein Kreis von derſelben benannt worden. Die Kache iſt init der zu Herrenlauer, febüß vereiniget, doch haben ſie zwey Prediger. n Die Ritterfiße und Dörfer Globitſchen , Berrns Cauerfit oder Lauerſebůg, mit einer epangelifden Kirs che , Lübchen , TſdcfchEowig , Wendtſtatt , Blein , n Wierſewigs, Ober- Beltſch , u . 4. 1. Bey 'demsagte wurden 1706 einige Tauſend aus der Schlacht, bey Frau . ſtadt iu Polen entflohene Ruffen von den Schweden einges boblet, und erſchlagen . ( 2) Der ſteingu - raudenſche Kreis, enthalt a Steinau , die immediate Kreisstadt , welche in eis nem ſehr fruchtbaren Kornlande , am Kalten- oder Můbs len : Bache , nicht weit von der Dder liegt , biß an welche fich die Borſtadt St. Georgengaſle oder Georgendorf er. ftredet. Es iſt hier ein altes färftliches Gebäude, welches von einem ein Sloß , von einem andern aber ein Burg . lehn genennet wird. Sonſt giebt es hier eine evangeliſche Stadtpfarrkirche, eine katholiſche Kapelle, und gute Tucha weberepen. 1345 wurde die Stadt von den Poladen vera brannt. 1455 brannte mehr als die Hälfte, und 1616 ein guter Theil derſelben ab. U18 1633 die Kaiſerlichen die bey der Stadt gelagerten Schweden und Sachſen überfal. len, und großtentheils zu Striegsgefangenen gemacht hate ten;-Wurde die Stadt von ihnen ausgeplündert und eina geåfcert. Gleiches Unglåd bat fie in den folgenden frica geriſchen Jahren nod ein paarmal erfahren. Der Kåps merey geboren Georgendorf und Münluig . 8ff 5

b Den

um Schleſien Das Herzogth .

826

b den Preichauer Sald oder Diſtrikt , welcher dem Biſchof zu Breslau geboret , und den Mamer von dem Dorf Preichau hat , außer welchem er nocb gochbauch wig , Qellnrohen , Qucißen und Zechelwig begreift. c Die adelichen Güter und Dörfer Bielwieſe ,Dies ben oder Dieban , Großendorf, Lampersdorf, Kuns zendorf , Zedlig , alle mit evangeliſchen Kirchen , d Raudten , Rautena , Ruda , eine inmediat Stadt, welche offen und klein iſt , eine evangeliſche Stadtkirde, und eine tatboliſche Kapelle hat , und 1642 und 44 abges brammit ift. K. Friedrich II hat auf ſeine Koſten das Ratha haus, und die alten bdlzernen Häuſer am Markt und in einigen Gaffen abbrechen , unb bon teinen erbauen laſſen . c Die adelichen Dörfer und åter Altrauden, Kleins afron , Mlietſch , Roſtersdorf IIrſchta , alle mit evangeliſchen Kirchen , Brodelwig , Teſchwis , Thielau , Wandritſch , u. 4 , m . 9 Folgende auch in Viederſchlefien beles gene mittelbare fürſtenthümer :

1) Das Fürſtenthum Sagan . $. 1 .

Das Fürſtenthum Sagan grånzet gegen

Dſten ,und zum Theil auch gegen Süden, an das Für. fienthum Glogau, gegen Süden nur ein wenig an das Fürſtenthum Jauer , am meiſten aber an die Ober. laufik ,

gegen Weſten an die Niederlauſik und

Croffen , gegen Norden

gleid ,falls an das Herzog.

Die Långe des Fürſtenthums von thum Croſſen . Súden nach Norden , das ist , von Zeißau bis Echineid ), beträgt ſieberteñaló geographiſche Meilen , die größte Breite aber von Bloiſdjdorf bis Rickers. derf 8 dergleidyen Meilen ; doch iſt es an den mei. ften

Sagan.

827

ften Orten nicht über 2 , im Naumburgiſchen auch faum i Meile breit.

5.2 .

Es hat viel Holz , welches aber meift aus

Kiefern , zum Theil auch aus Fichten beſtehet , bes Der trächtliche Wildbahn , und viel Eiſenjiein. Boden iſt meiſt ſandig ; nur wenige Gåter haben gu . ten ſchwarzen , andere aber ſchweren Thon- und Leim . Es giebt viel Obſt und ricle ſchöne all. Boden . Obſtbäumen Der Hauptfluß dieſes Für. . von leen ſtenthums, iſt der Bober , welcher es der Länge nach durchſtromet.

Der (nicht die ) Queis ergießet ſich

in den Bober unterhalb des Dorfes Silber , eine fleine Meile oberhalb Sagan . Die Tſdirne und Briefnis ergießen ſich , die erſte unterhalb Sagan beym Jothrother Vorwerk am linken , die lekte aber bey Naumburg am rechten Ufer in den Bober. 9. 3. In dieſem Fürſtenthum giebt es ſowohl Katholiken als Evangeliſche, die legten ſind in großerer Unzahl , als die erſten , vorhanden.

Für

die Katholikern iſt in Sagan ein biſchöfliches Con : fiſforium , wo derſelben Ehefachen entſchieden werden. Der Prälat des dafigen Stifts iſt per commiſſionem epiſcopalem Präſes deſſelben , und es gehören dazu 2 Uffefioren nebft einem Notarius. Es ſind außer der Stadt Sagan noch 13 katholiſche Pfarren in diefein Fürfienthum ; u ſehen unter dem faganſchen Ersprie. ſter , nämlich die Pfarren Naumburg, Pribus ,Hart. mannsdorf, Gräfenhavn , Ecersdorf, Dittersbad), Schönbrunn , Brießnik , Neuwalde , Kunzendorf, Eiſenberg : 2 fiehen unter Erzprieſtern benachbarter Kreiſe , als Hirſchfelde unter dem zu Sprottau ; Kos fel unter dem zu Grünberg.

Kunau und Hertwigs. malde

828

Das Herzogthum Schleſien.

walde, zwen andere" Farfjoliſche Pfarreri, waren 1772 nicht befeßet ,ſondern die Kirchen gefchloffen ; nach. þer aber iſtdie ju Fettrigsmöjlbe umd ibret Tochter ju ſich eie Āblasbrunn wieder geöfnet worden , nadidem Für nige katholiſche Einwohner eing funden haben . die evangeliſchen Preriget iſt in Sagan ein Iné ſpector , welcher die Prebiger folgender 7 unter to 'niglich -prsuBildser Regierung erbjuter Kirden unter ſich hat , namlid) zu Naumburg , Pribus , Harte mamisdorf , Kotwik, Hertwigswalde , Bitgetidorf, Růcfersdorf. Das Fürſtenthum Sagan war anfänglich 9. 4: mit dem glogauiſchen Fürſtenthum vereinigét , wurde aber einigemahl þavon getrennet , bald aber nie. der damic , mandmal auch mit andern Fürſtenthu. mern verbunden : endlid, aber,erhielte es ganz eigene Der erſte Herzog , portcher Sagan beſona

Herren .

ders befaß , war Premco ober Premislav, ein Sogn Sein Vater Contads II , und Entel Heinrichs H. gab ihm Sagan noch bey Lebenszeiten 1980 , nebſt Er verſekte: 1284 die regulirten Chorher. Sprotrau. ren von Naumbirg nad) Sagan, und räumte ihnen die Pfarrkirche ein.

Nachdem er 1290 ben einem

lieberfall in ſeinem {ager das Leben verloren hatte, erbielt das Saganfdie fein Bruder Conrad III , meta cher Wohlau beſaß , und nachdem diefer 1364 verſtor. ben war , fiel durch Defſen legten Willen Sagan foa wohl als Wohlau an Heinrich III von Croffen . Als auch dieſer 1309 mit Tode abgieng, befaßen deffen fünf Söhne ſåmmtliche (ånder ihres Vaters gemeine fchaftlid ), bis ſie ſich 1313 theileten, da denn Hein . rid) IV ,

fonſt auch Fidelis genannt , Sagan und Sprot

829

Sagan ,

Eprottau 'erhielt. Dieſer hat das Saganſche an Waldeinar, Markgrafen von Brandenburg, verpfäne det , welcher das Franciſcanerkloſter geftiftet, und der Stadt Sagan das Dorf Efirsdorf zugeeignet hat. Heinrich

W

kam wieder zum Befig dieſes Fürſtena

"thums) und nahm es 1329, ſo wie feine übrigen (ån. der ;" von der Kröne Böheim zu tehn.

Jhm

folgte

Syeinrich V Ferréus, der 1369 zu Sagai begraben wurde. Deſſen Edhne, Heinric VI , auch Senior genannt , Heinrich VII , Rampald , Heinrich VIII, Paſſer. beſaßen die Länder ihres Vnters , and folglich auch Sagan, gemeinfchaftlich bis 1380.

Damals

bekam Heinrich Sen.Sagan nebit Croffen und Edwie bus , nach deffen Tode fiel es an Beinrich den Spere ling, und als endlich auch dieſer 1397 geſtorben war , regierten beſſen 4 Bohne,gemeinſchaftlich bis 1410 . Nachher bekam Herzog. Hans , der wegen ſeiner Grauſamkeiten der tirana : heißet , Sagan allein zu ſeinem Theil. Die Schleſiſchen Geſchichtſchreiber habe ten erft feit dieſer Cheilung Sagan für ein beſonderes Fürſtenthum ,wenigſtens feiner es feit dieſer Zeit erſt in die 3 Kreiſe, aus welchen es nachher Seſtund, gea theilet zu ſein. Johannis Tyranni (der 1439 ſtarb ;) Gemahlinn Scholaſtica, bekam Naumburg zum Wit wenſik, Beffen Söhne aber theileten ſich erſt 1450 und zwar ſo , daß Herzog Balzer das Saganſche nebſt dem Oberregiment, Herjog Johann VII aber das Pribufifche zu ſeinem Untheil erhielt. Damals ward George Podiebrath zum König von Böheim erwählet, und die ſchleſiſchen Fürften wollten ſich ihm niczt un . terwerfen. Herzog Balzer von Sagan, der ſich von den Breslauern hatte zum Kriegesoberſten machen laſſen, wi.

830

Das Herzogthum Schleſien ,

widerfeste fid ) Ocm neuen Könige am Heftigſten : dare über wurde er in ſeiner Reſidenzitadt Sagan 1460 von den Böhmen belagert , und als er ſich nicht låna ger halten konnte , entwich er daraus . Die Böhmen en bemächtigt ſich der Stadt, und der König Georg gab ſie nebſt dem cazu gehörigen lande dem Herzog Hans goun Pribus. Herzog Balzer kam zwar endlid , durch uer wieder zu dem Seinigen , allein e la lf es r Hü de Br er ie fein Brud bekr gte ihn aufs neue und nothigte ihn, fich zu ergeben . Dieſes geſdah 1472.

Herzog Hans und

ben gefangen , ſteckte ihn in den Lyurm zu Pribus, -une ließ ihn verhungern. Er verkaufte fodarn 1473 - mit Bewilligung des Kaiſers als Königs von Bd. heim , das Firſtenthum Sagan für 55000 Ducaten , an Ernit Cþurfürſten zu Sachſen , welcher es feie "nem Bruder Herzog Albrecht übergab , dem ſeine Edhne Georg und Heinrich darinn folgten , lo mie der lekte ſeine Söhne , die Herzoge Moriß und Au . guft , zu Nachfolgern hatte. Als Moriz Churfürſt

1

zu Sachſen geworden war , trat er 1544 dem bohei. miſdyen König Ferdinand I das Fürſtenthum Sagan ab , welcher daſſelbe 1553 an den Markgrafen Georg g von Brandenbur verpfändete. Den Pfandfchilling von 68000 Thlr . ſchlefiſch bezahlte der Biſchof Bale zer von Promniş , und brachte dadurch das Fürſten . thum 1558 Pfandweiſe an ſich : nach ſeinem Tode aber blieb das Fürſtenthum in den Händen ſeiner Unvers wandten als Pfandſchilling . Kaiſer Rudolph I er te 18fe es erſt 1601 wied ein- , Kaiſer Ferdinand II e ft verkau es 1628 an ſeinen Feldherrn Albrecht vor Waltenſtein für 150850 Fl. rheiniſch .

Dieſer brachte die

Sagant.

die Jeſuiten nach Sagan,

831

gab ihnen die Kirche, wel.

che ehedem den Franciſcanern gehörte , nach der Zeit aber den Evangeliſchen zu ihrem Gottesdienſt gedie. net þette.

Nach der Ermordung des Wallenſteins,

nahm es der Kaiſer an ſich. Ferdinand III verkaufte es endlich) 1646 feinem Hoffriegsrathsvicepräſiden. ten , Wenzel Fürſten von Lobkowię , fir 80000 Gulden ; deffen Nachfommen es noch beſiken. . 5.

Der Fürſt von Lobkowiß führet als Hers

30g zu Sagan einen Engel in goldener Kleidung im rothen Felte im Wapen . benzſtadt Sagan

Er unterhalt in der Relie

1) ' eine fürſtliche Regierung, die aus einem Landeshauptmann , einem adlichen und einem gelehr. ten Regierungsrath , und aus einem Secretario bejte. het,

dazu noch die nöthigen Kanzleybedienten fom. Die Stånde des Fürſtenthums nehmen ſier

in der erſten Inſtanz Recht, die Appellationen ge. hen nach Glogau an baſiga königliche Dberamtsres gierung. 2) Ein Land- undMann Geridt, in wel. 'chem der Landeshauptınann präſidiret, Affefforen gehören. 3 ) Eine Rentkammer .

und dazu 6

4) Ein sofgericht. Ehemals war wohl , wie es auch die 9. 6. Charte deutlich und ſehr richtig nachweifet , dieſes Fürſtenthum

in 3 Kreiſe ,

nåmlich in den fagans

ſchen , pribuſiſchen und naumburgiſden , gº theilet : dieſer Theilung erwähnete auch Kaiſer Ru. dolpg II , als er das Fürſtenthum von den Freyherrn von

832

Das Herzogthum Schleſien .

von Promniß einlöſete , demſelben aber die fürfilichen Kammergüter und Einkünfte im pribus, und naum . Burgiſchen Kreiſe für 70000 Thaler ſchleſiſch verkauf. ce : Allein , unter preußiſcher Regierung iſt das ganze Fürſtenthum nur zu einem Kreis gemacht worden , und fämmtliche Städte und Dörfer des Fürſtenthums werden ohne Rückſicht auf Kreife angeführet , und 46 eingetheilet. $. 7. Es giebt in dieſem Fürſtenthum 3 Städte, ? Marktflecken , und. 154 Dörfer. 1. Sagan, iſt die Hauptſtadtdes ganzen Farſtenthums am rechten Ufer des Bobers , in einem angenehmen Thal. Sie ſoll an dieſem Ort 1114 von dem polniſchen Fürſten Boleslav Criſpus erbauet levu. Sie iſt um und um mit hohen Mauern und einigen Thürmen , auf der nordlichen Seite auch mit einem Zwinger und Graben , auf der füd lichen aber mit einem Ball, doch ohne Baſteyen , verſes ben , ungeachtet ſie wegen der nahen Anhöhen zu einer Feſtung nach Beutiger Art gar nicht tauget. Sie hat 3 Thore , und in ihren Ringmauern zwey Márkte, nåmlich den ſogenannten alten und neuen Ring , 23 große und kleine Gaſſen , und ohne die offentligen Gebaude,313 Pris bethåuſer und 58 noch zu bebauende Brændſtellen. Um und um giebt es Vorſtåok , von welchen diejenige,welche vor dem Pførtel liegt , der Parchen heißet. Die übrigen haben von den 3 Stadtthoren ihren Namen . Vor jebem Zhor iſt auch eine kleine Begräbnißkirche, und ein Dopi. tal. In den Borffädten ſind zuſammen 161 Häuſer , 66 Scheuern , und 17 Brandſtellen . An der fübliden Ede der Stadt if ein ipoblgebauetes großes , doch nicht ganz vollendetes fårſtliches Reſidenzſchloß , welches Fürſt von Wallenſtein zu bauen angefangen, Fürſt Ferdinand Yus gaft von Lobkowiß aber in den Stand geſetzet hat , in welchem es ſich nun befindet. Die katholiſche Pfarrkirche ift ein anſehnliches Gebäude, baben befindet ſich ſeit 1284 eine Abtey regulirter Chorherren St. Auguſtinerordenb. Der

1

Sagan.

833

Der Prälat dieſes Stifts, iſt der erſte Stand des fagani. iden Fürſtenthums. Johann Ignaz von Feibiger, welcher ſich durch die 1763 angefangene Verbeſſerung der tatholiſden Schulen einen unſterblichen Namen gemacht, hat auch die Stiftsgebäude nade dem letzten firiege ſo weit berbeffert, daß fie der Stadt auf der Nortoftſeite ein 94 . tes Unſehen geben. Es iſt auch ein wohlgebauetes Colles gium und Seminarium der Er: Jefuiten , nebſt einer later, niſchen Soule , an der Oſtſeite der Stadt , an dem Ort, Vor der wo ehedeffen das Franciſcauerkloſter geweſen. Stabt gegen Norden befindet ſich ſeit 1709für die Evans gelifchen eine vermoge der altranſtädtiſchen Tontention ere bauete ſogenannte Gnadenkirche mit 2 Paftoren und einer Schule, für deren Bewilligung die evangeliſchen Stande mit ihren Unterthanen dem Kaiſer Foſeph 50000 fl. als ein Darlehn , und 10000 zum Geſchenk bezablet haben . in der Stadt und in den Borſtadten, befinden ſich an 3000 Seelen . Die vornehmſte Nahrung derStadt, beſtehet in in den Luchmamfakturen , ben der Bräugerechtigkeit welchen fich 1772 , 82 Meiſter befanden , ouch in eis nem Kupferhammer. rit 1768 iſt hier eine ordentliche Poffſtation , beſonders zur Erleichterung des Gebirges, nad Berlin und Frankfurth, angeleget worden . Die Stadt iſt 1351, 69, 1472 und 86 abgebrannt, hat auch 1677 groſs Ten Brandſchapen , noch großern aber 1688 und 1730 er, Iitten . Hier iſt alle Wochen am Sonnabend ein anſehnlis cher Getraidemarks , nuch werden jährlich 2 Woll- und 4 Sahr- und Dieb-Märkte gehalten . 2 Priebus , eine mit Mauern uingebene Stadt, am rechten Ufer des Neißfluffes. Vor derſelben war ebedem ein fürfliches Schloß , welches 1631 mit der Stadt abz brannte , und ſeit der Zeit nicht wieder erbauet iſt. Von dem Schloß ftehet heutiges Lages noch der große runde Thurm ,in welchem Herzog Hans I oon SaganſeinenBrus der Herzog Balzer hat berhungern laffen . Priebus wurde inn 15ten Jahrh. nebſt dem dazu gehörigen Kreiſe für ein eigenes Fürſtenthum gehalten , nachdem 18 oben erwähns ter Herzog Hans in der brüderlichen Zheilung bekommen 689 4 Ch. 54 , batter

834

Das Herzogthum Schleſien.

hatte. Es iſt hier eine katholiſche Pfarrkirche. 1744 era bielt ſie vom König in Preußen Erlaubniß , ein evangelie ſches Bethhaus (welchesnun eine Kirde heißt,) zu bauen , imd einen Prediger nebſt einer Schule zu haben . Die Stadt hat in ihren Ringmauern 150 bürgerliche Häuſer, und 9 außer denſelben . Nebſt dem Martt find bier 6 große und 6 Quer - Gaffen. An Einwohnern hat man 1771 gezahlet 509. 3 Naumburg , mit dem Zunamen am Bober , liegt auf einen Berge zur rechten Hand diefes Fluſjes, hat keine Mauern , aber ein altes Schloß , aus welchem die Ausi ficht ſehr angenehin iſt. DieſerOrt nebſt den dazu gebbs rigen Dörfern, war ehedem der Witwenſiß der Gemahling Heinrich Anſelm , Freps Herzogs Hans des Tyrannen. hert von Promnik , kaufte die Stadt nebſt dazu gehöriger Hereichaft , welche in pen Dörfern Tſdirlau , Neutlepen , Theüera , Kunzendorf , Korel, und Soodneid beſtund, vom Kaiſer Radolph II. Deſſelben Nachkommen beſaßen folche bis 1705 , da der legte dieſes Hauſes , Graf Erds mann von Promniß , ſich aller ſeiner Herrſchaften ents idolug, und ſie nebſt Zſchopeln , Duolsdorf und Halbzeiða dorf , im Priebuſijden gelegen , ſeinem Neffen dem Erbs pringen von Sdygneich Karolath gab. In der Stadt be: findet fich eine katholiſdhe Pfarrkirche , die aus der unter dem Berge gelegenen zuin faganiſchen Stift gehörigen Probſtey verſehen wird ; auch iſt hier eine evangeliſche Kirs de, an welcher ein Prediger ſtehet. Die Stadt batte 1772 , 120 Håuſer , 10 Büftungen , 35 Scheuern , und 561 Einwohner , die ſich zum Theil von dem Brauen nåh, reten. Nebſt einem geraumen Markt find hiefelbſt 3 große und fo viel tleine oder Nebengaſſen . Es iſt hier eine

Poftftation . 4 Freywalde oder Freywaldau , eine kleine Stadt, welche auch wohl nur ein Marktfleden genennet wird, dem Grafen von Koepoth auf Halbau gehörig , dem aud dic Bárgerzu fröhnen verbundeu , aber nichtunterthänigfinid. Es iſt hier eine tatholiſche Kirche, die ehedem von dem Hartmannsdorfer Pfarrer derfehen worden , nun aber ges føloffen

1

Sagan .

835

fdloffen ift, weil fidh hier kein katholiſcher Einwohner mehr befindet. Unter tonigl. preußiſcher Regierung iſt hier ein Bethhaus erbauet worden , dabey aber ift kein eigener Prediger , ſondern es wird dieſe Kirche von dem Harts mannsdorfer Prediger verſehen . Die Dörfer diefes Fürſtenthums ſind nach ihrer Quas lität und nach Ihren Beſißern zu unterſcheiden , und von piererley Art : 1) Fürſtliche Kammerdórfer ſind folgende: Halbes Schloßvorwerk und Sdiloß zu Runzendorf, Ldersdorfer- und Veu-Vorwerk , Liſenberg, Gladisi gorb , Antheil Girbigsdorf, Ober : und Wieder Sarts mannsdorf, Sausdorf, Sermsdorf, Seiligenſee, Jama niß , Pattag , Jånk 'ndorf, Looß , Ober - Medniß , Ober . und Unter Wellendorf, måhlbach , Feudörfel bey Mühlbach , feudörfel an der Tſchirne, Deuhan, mer , VTeuhaus , Widel(dimiede, Antheil Groß Pes tersdorf , Polniſchmachen , Priebufiſch Vorwert Puſchgau , Quðliſch , Quoisdorf , Raufſen , Obers und Unter-Reichenau, Kuppendorf, Groß- und Kleins Selteii . , Sichdichfür , Silber , Schiebsdorf, Tſchirns dorf, Weliſch , wieſau , Wolfsdorf, Zebrbeutel,Zeio Tau , Zeſſendorf und Ziebern . 2) Communen gehörige Gůter. ( 1) Stadten :

a Der Stadt Sagan : Édersöorf , Siſchendorf, Brandſtadt, Altkirch , Altdorf. 6 Der Stadt Sprottau : Ablaßbrunn , Sertwigs: walde , Wachsdorf und Wittgendorf (2 ) Geiſtlichen : a Dem Saganiſchen Stift : Ober, und fliedets Brießnitz , Deutſchmachen , Diebau , Dittersbach , Greifenbahn , Wallreuth, Ober-Kipper , Lentſchen , Cuts

836

thum

Das Herzog

n Schleſie .

Lutrothe, Veuwalde, Puſchvorwerb , Xeichenbach Rengersdorf und Schönbrunn . b Der Taumburgiſchen Probſtey : Altllepen, Pos powig und Zedelsdorf. c Den ær- Jeſuiten , und zwar dem Collegio, Mittels Pipper ; dem Seminario , ein Theil von Sirſchfelde, und ein Theil von Ober: Kipper. d Den Sprottauiſchen geiſtlichen Jungfern : Ein Theil von Hirſchfelde, und Rothe. (3) Piis Corporibus : a Sanct Anna Soſpital: Das Vorwert. b Dem Soſpital zum heil. Geijt : Das Hoſpitalvors woert in Dittersbach . c Dem Sorauer Soſpital: Das Dorf Leuten . 3) Adeliche Auodialgüter : Barge , Bergsdorf, Beinsdorf, Ober- und Ties der : Buchwald Bubrau , bey welchem Dorf eine Gemeine der Vereinigten evangeliſden Bråder unter dem Namen Ønadenfeld geweſen ift , aber bald auf, gehöret hat ; Cunau , Ober - Kunzendorf , Ditters . bach , Dober und Pauſe , Obers und Nieder : Gorb, Greifig , Dorf Salbau , Sansdorf, Sirſchfelde, Jem: lig , Blúr , Korwig , Kipper, Lieder: Ilednig . Mits tel:Wellendorf , Merzdorf im Priebuſiſchen , Zeus dårfel , Petersdorf bey Sagan , Peterswaldau , Re: del , Rüdersdorf , mit einem Schloß , einer tatboli: rden und einer evangeliſchen Kirche, Saat , Zeipau und Seiſan . i

4 ) Adeliche Lehngüter : Bloiſchorf, Bogendorf, Korel, Crumlau , Kuns zendorf im Taumburgiſchen , Wieder . Kunzendorf, Groß - Dobritſch , waſten - Dobritſch , Dubrau , Girs bigsdorf, Salbzeisdorf, Sermsdorf, Sorlig , eur Ples

Sagan .

837

Plepen , Kochsdorf, Tübfen , Lieskau , Wierzdorf im Saganifchen , Ximbích , paganz , Pechern , Antheil Groß - Petersdorf , Poidrig , Quolsdorf , Ober: und Nieder : Reichenau , Schöneiche , Schrotham . mer , Theuren , Tſchernit , Tſchirtau , Tſchepeln , Wendiſchmuftau. In dieſem Fürſtenthum ſind 154 Dörfer, wenn man die einzelnen Vorwerke , dann auch die verfdsie. denen Antheile , welche zuweilen von verſchiedenen Herrſchaften gehören ,

einem

Dorfe

imgleichen die

Gemeinen beſonders redinet , deren es zuweilen meh. rere in einem Dorfe giebt. Siebenześn Befißer wohnten mit ihren Familien 1772 auf ihren Güthern, deren einer unadelid , war . Es waren 1772 auf dieſen Dörfern 126 Herrſchaft. liche Vorwerke , 1141 Schulzen und Bauern , 1078 Frey, und Dreſch Gärtner , und 1289 Häusler ober Koffáthen.

Die Anzahl der Einwohner belief ſich

über.

þaupt, mit Einſchl iß des Marktflecfens Frenwalde, 22710 Perſonen. auf In den Städten waren 2990 Zu Sagan 509 Priebus

561

Naumburg

Summa

26770 Perſonen .

3 Die in Tieder:Schleſien belegenen freyen Standesherrſchaften , und Minderherrſchaf ten, welche den Militfch - Trachenbergiſchen Kreis ausmachen , der 130 Dörfer begreift. 1 ) Die G99 3

838 1)

Das Herzogthum Schleſien .

Die freije Standesherrſchaft Rilitſch. $ .1 .

vom

Man kann ſie am beſten auf der Charte

Fürſtenthum Dels ſehen .

Sie liegt zwiſchen

dieſem Fürſtenthum , der frenen Standesherrſchaft Trachenberg und Pohlen . Ehedefſen war ſie viel grólzer , als ſie nun ift , nachdem fic durch Theilung und Verkauf zergliedert , und 4 Herrſchaften daraus gemadht worden .

Sie hat vortreffliche Wälder und

Pechhütten , und ungemein große Teiche. $. 2.

In

den

älteſten

Zeiten gehörte ſie den

Herzogen zu Breslau und liegnie . Als aber Herzog Heinrich V oder dicke 1293 vom Herzog Conrad zu Glogau gefangen genommen und ſehr hart gehalten wurde , mußte er demſelben zu ſeiner Erlöſung, außer andern Landſchaften , auch das militſchiſche Gebiet abtreten .

Als nachmals dieſes Herzogs Conrads

Enkel , Herzogs Heinrichs III Söhne, fich 1312 thei leten , fiel Militſch an Herzog Conrad I zu Dels, wels cher es auch besielt, und nebſt ſeinen übrigen Ländern 1329 der Krone Böheim zu lehn auftrug. Kurz her's nach kam es an das Bisthum Breglau , dem es Jwar 1337 von Johann König von Böheim genom. men , 1342 aber wieder gegeben wurde : das Bisu thum aber verkaufte Mititſch 1358 wieder an Herzog Conrad I zu Dels , ben deſſen Nachkommen és bis zu derſelben Abgange blieb , da es 1492 an die Krone Böheim fiel. Dieſe gab es 1494 an Sigmund Fren. l

Herrn yon Kurzbach auf Crachenberg zulehn, und 1514 erblich. Von dieſem Kurzbachiſchen Hauſe gelangte es 1590 an Joachim III Freyherrn von Malzan auf Wartenberg , wegen ſeiner Gensahlinn Eva von Lob, komik ,

Militſch

839

kowiß , deren Mutter Unna, Heinrichs Freyherrn von Kurzbach Tochter gewefen war. Es wurde aber 1595 die Herrfchaft Suhlau von Militſch getrennet , und an Otto Burggrafen von Dohna verkauft. Nach feinem 1735. erfolgten Tode, bekam fein älterer Sohn Joachim IV , vermoge des eingeführten und vom Raiſer beſtätigten Rechts der Erſtgeburt, die freye nad , fange , der zweyte , Johann Bernhard, die davon getrennete Herrſchaft Neuſchloß , und der dritte, Wil. helm , die auch von Mifitſch getrennete Herrſchaft Freyhahn . Kaiſer Leopold erhob die Freyherren Joga chim Wilhelm und Niklas Andreas in den Reichs. grafenſtand.

Der erſte übernahm die Regierung der

frenen Standesherrſchaft Militſh : weil er aber 1722 ohne Erben ſtarb , hinterließ er fie in feinem legtext Willen feines Bruders jüngſtem Sohn Joachim Andreas Grafen von Malzan, welches der Kaiſer als regierender König in Böheim beſtåtigte. $ . 3.

Der Titel des Befißers der freyen Stan.

desherrſchaft iſt : des heil.com . Reichs Graf von Malzan , Freyherr von Wartenberg und Penzlin, ObersErb : Råmmerer und freyer Standesbevr in Schleſien ,Skrbherr der freyen Standesherrſchaft Militfch , Serr auf Mis kitſch, Freyhan , Groß -Pererwis , Pingen und Proskowa; 2. Er hat ſeine beſondere Regierung und landbofgerichtscollegium , und 20 adeliche Vafala fen. Sonſt ſtehet dieſe freye Standesherrſchaft in Juftig. Criminal- und Conſiſtorial Sachen unter der königl, Dberantsregierung zu Breslau , in Camerali, G994 und

Das Herzogthum Schleſien.

840

und allen übrigen Sachen aber unter der Krieges: unb Domainen Kammer zu Glogau. $. 4. ben ſind i

1

Die merkwürdigſten Derter in derſele

i Militſch , Milicium , eine Stadt an per Bartid , in welcher ein Reſidenzſchloß , eine latholiſche Pfarrkirche, und eine 1709 ( für ein Geſchent von ungefähr 15000 FL.) bewilligte evangeliſche Onadenkirche und Schule , zu fina den . 1616 litte fie großen Brandſchaden . Sie hat eine polniſche und deutſche Porfiadt. In der letzten iſt ein gråfliches Kammergut. 2 Die gråflichen Rammerguter Birnbaumel , Cafae wa , Grabownice, Podalche oder Peadoſchke, Schlas boſchwit oder Schlabatſchine, Schwentroſchine, Stefa fig , Wehlige 3 Die adeliden Güter 'und Dorfer Groß - Vlezuntoa wa , Radelsdorf fammt der Camelawe , Strebizko, Ober :Woidnicowa , 26 2 ) Die frere Standesherrſchaft

Trachenberg fann man auf der Charte vom Fürſtenthum Dels am Sie grånget gegen Weſten an das beſten fehen. Fürſtenthum Wohlau , gegen Süden an des Fürſten , thums Dels Trebnißer Kreis , gegen Dſten an die frene Standesherrſchaft Militſch uno Minderherrſchaft Suhlau , gegen Norden an Pohlen . Der Boden iſt zum Getraidebau ſehr gut , trågt auch allerley Gee Die Viehzucht iſt auch gut, und traibé reichlich . Von die Wålder und Holzungen ſind beträchtlich. den Teichen ſind einige fo groß , daß ſie kleine Sands Mitten durch daſſelbe fließt die reen vorſtellen . Bartſch , welche fich, ehe ſie ins Fürſtenthum Woh. fou

1

Drachenberg.

I

841

lau tritt , in a Arme vertheilet. Unfänglich iſt diee ſes land ein Theil des Fürſtenthums Dels geweſene nachher iſt es als eine freye Standesherrſchaft von den Frenherren von Kurzbach befeſien worden , von wela chen zuerſt Johann Freyherr von Kurzbach , Herr zu Trachenberg und Militſch genennet wird , der ums. Jahr 1480 gelebet hat. Dieſes freyherrliche Ge. ſchlecht gieng mit Heinrich III aus , worauf die freye Standesherrſchaft Trachenberg an

die Freyherren

von Schafgotſch , ich weiß nicht , ob durch Erbſchaft oder durch Kauf, gelangte , welche fchon 1600 im Beſik derſelben waren . 1635 nach Johann Ulrichs. Freyherrn von Schafgotſch Tode , zog die föniglich ſchleſiſche Kammer dieſe frene Etandesherrſchaft eing welche K. Ferdinand III , 1641 an Melchior Grafen von Hagfeld und Gleichen ſchenkte, und ſolche Schen . kung 1648 beſtätigte.

Heinrich Grafen von Hasfeld

Witwe , kaufte 1698 dem

Freyherrn Bertram

von

Neffelrode fein Untheil an dieſer freyen Standesherre ſchaft , welches er 1681 wegen ſeiner Gemahlinn , ei. ner Gråfinn von Hagfeld, erhalten hatte , und aus der Stadt Prausniß und 13 Dörfern beſtund , ab. 1741 erhob K. Friedrich II Grafen Franz Philipp Udrian von Hakfeld und Gleichen zur fürſtlichen Würde ; er erhielt auch 1748 vom Kaiſer Franz die reichsſürſtliche Würde. Es nennet ſich der Befißer dieſes Fürſtenthums einen Fürſten in Schleſien zu Tracenberg und Prausnis , und führet den L fchleſiſchen ſchwarzen Adler , welcher einen ſilbernen halben Mond auf der Bruſt hat , im Wapen. Er Þat ſeine beſondere Regierung und 8 Bafallen. Sonſt ftehet die freye Standesherrſchaft in Juſtiga Crimi. nal. G993

842

Das Herzogthum Schleſien.

nale und Conſiſtorial.Sachen unter der königlichen Dberamtsregierung zu Breslau ; in Cameral- und allen übrigen Sachen aber unter der Krieges . und Domainen :Kammer zu Glogau. 1759 hat ſie von Die den rufiſchen leichten Truppen viel erlitten. merkwürdigſten Derter find : Trachenberg , Dracomontium , die Hauptſtadt des Fürſtenthuins , welche an der Bartſch liegt , ein fürſtliches Reſidenzidlof, welches von einem Arme der Bartſch umges ben iſt , eine katholiſche und eine epangeliſche Kirche hat. 1702 brannte ohngefähr die Hälfte derfelben ab. 2 Prausnit , eine Stadt, welche ein Schloß , eine tatholiſche Pfarrkirche und eine evangeliſche Kirche bat. 1432 wurde ſie von den Huſſiten verbrannt. 1452., 1510 und 1529 brannte ſie faſt ganz ab. 3 Der fürftiichen Dörfer find 29 , unter welchen pos wiglo das merfivůrdigſte iſt. Auf dem fürſtlichen Rams merguthe Groß -Bargen iſt eine evangeliſche Kirche. 4 Groß . Strenz , ein Dorf mit einem Karmelts terkloſter. 5 Die adelichen Güter und Dörfer KleinsStrenz und Erau , Pinren , labſchůg , u. A. m . 3) Drey

freye Minderberrſchaften , welche

in Juſtik. Criminal- und Conſiſtorial Sadien unter der Dberamtsregierung zu Breslau ; in Cameral- und allen übrigen Sachen aber unter der Krieges . und Domainen,Kammer zu Glogau , ſtehen, ( 1) Die freye Minderherrfchaft Neufchloß.

Sie iſt größtentheils von der freyen Standesherr. folyaft Militſch umgeben, zu welcher fie auch ehebeſſen geboret hat, bis ſie Jobann Bernhard Freyherr von Male

Neuſchloß.

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Maljan ', als eine beſondere Herrſchaft bekommten, deſſen Enkel Auguſt Eberþard fie 1717 an die Grafen von Reichenbach , Erblandjägermeiſter des Herzog . 1759 hat ſie von den thums Schleſien, verkauft hat. rußiſchen leichten Truppen viel erlitten. Sie enthalt: i Vleuſchloß , ein Schloß und Dorf am neuen Zeiche. 2 Wirſchtowit , ein Rammergut , und jetzt der Sitz der Grafen von Reichenbad von Neuſchloß. Hier iſt auch die Amis Kanzley . 3.Die Dörfer Sammer , Goidinoawe, Duchowe, Tſchotſchwit , Seinrichsdorf, Ezerngafchúg oder Zory nigoldhús , Wirſchkowiß , und etnige andere. ( 2 ) Die frere Minderherrſchaft Freyhan . Sie hat auch ehedeflen zu der freyen Standes, Herrſchaft Militſch gehöret , von welcher ſie aber gea, trennet worden , als Wilhelm Freyberr von Malzan ſie zu ſeinem Erbtheil bekommen . Von ihm erbte Als aber die . fie 1667 fein Sohn gleiches Namens. fer 1691 ohne Erben ſtarb , behielt ſie deſſelben Wira we , Renata Beata , Freyinn von Novagt , welche ſie ihrem zweyten Gemahl Eraſmus Ulrich Grafen von Geift und Hagen zubrachte , der ſie von ihr erbte , und ſie hinwieder ſeiner zwenten Gemahlinn Hederig Chriſtina , gebohrnen Gråfinn von Amesloe, Freninn von Tappe , hinterließ , welche ſich wieder mit Ger . hard Wilhelm , Reichs grafen von Strattmann, ver .. måhlte , uno demſelben dieſe Herrſchaft zubrachte. Ieft gehöret ſie einer Jurſtinn von Sapieha , welche auch das Pohlniſche Stådrchen Ranlitſch beſiket, 1759 hat ſie von den rußiſchen leichten Truppen viel erlitten. Sie enthålt :

I Srems

844

Das Herzogthum Schleſien .

I freyhan , ein offenes Städtchen und Schloß , una moeit der poluiſchen Gränge. Es iſt hiefelbſt eine evange. fiſche Kirche. 1781 hat die Stadt die Marktgerechtigkeit får 4 Korke und Biehs Märkte vou dem Könige von Preufc fen erhalten. 2 Boſchwig , Ujeſt, Kullunde, Bartnig , und einige andere Dörfer. ( ) Die freye Minderherrſchaft Suhlau. Sie bat auch ehedeſſen zu der freyen Standesherr. fchaft Militſch gehöret , iſt aber 1595 von derſelben an Dtto , Burggrafen von Dohna, verkauft worden. Von dem dohnaiſchen Haufe iſt ſie an die Freyherren vor Malzan , uno von dieſen an die Freyherren und jekla 1759 hat ſie gen Grafen von Burghauß gekommen . von den rußiſchen leichten Truppen viel erlitten . Sie enthålt: i Suhlau pder Zulauf, eine kleine offene Stadt mit einem Schloß , und einer evangelifchen Kirche,welche 1743 eingeweihet worden. 1751 brannte ſie faſt ganz ab . 2 Mislawit , Ceudorf, Schlenz, Wangrinova, und einige andere Dörfer. B Unter der breslauiſchen Krieges. uno , Domainen : Rammer ſtehen I in Niederſchleſien 1) folgende unmittelbare Kreiſe und vors malige Sürſtenthümer, (1) Der breslauiſche, neumarktscantiſche und namslauer Kreis , welche Das Fürſtenthum Breslau ausmachen. . 1.

Breslau.

845

9.1. Das Fürſtenthum Breslau, ohne den baju gehörigen aber gang abgeſondert liegenden namslauf fichen Kreis, grånzet gegen Mitternacht an die Für. ftenthümer Dels und Wohlau , gegen Abend an die Fürſtenthümer Liegnik und Schweidník , gegen Mite tag an die Fürſtenthümer Schweidniſ und Brieg . und gegen Morgen an Brieg und Dels. Der nams, lauiſche Kreis grånzet gegen Mitternacht an die frene Standesherrſchaft Wartenberg , gegen Abend an die Fürſtenthümer Dels und Brieg , gegen Mittag an die Fürſtenthümer Brieg und Dppeln , gegen More gen an Stúde der Fürſtenthüiner Dels und Brieg, und an Pohlen. S. 2. Die Oder burchſtrómet nicht nur, das Fürſtenthum , fondern nimmt auch in demſelben die piefigen kleinen Flüſſe Ohlau , Lobe, Weyda uno Weiftrig oder das Schweidniger Waſſer, dieſe aber ben Romberg die Polsnig auf, welche aus dem Fürſtenthum Schweiðnik fommt. Im namslauie fchen Kreiſe ſind die eben genannte Weyda und die Srober. Das Fürſtenthum iſt ganz flach und eben, und in der Gegend der Oder und andern Flüſſen ent. weder fandig oder fumpfig. Der Erdboden iſt ein vortrefliches Getraideland , hat auch fette Wielen, doch iſt er im namslauiſchen Kreiſe von geringerer art, woſelbſt hingegen mehr Sols , als in den übri. gen Kreiſen des Fürſtenthums , wachſet , als welche beynahe Mangel an Bau- und Brenn: Holz haben, und woſelbſt man auf den Dörfern zur Erſparung des Holzes Stroh , Diftelne oder Kletten -Etråuche, und die Sonnenroſen und Erdäpfel.Stauden , zum Brena nen gebraudt.

In manchem dazu bequemen Drt, pflan.

846 1

Das Herzogthum Schleſien .

pflanget man auch viele Weiben , um ſich derſelben zum Brennholze zu bedienen. Die Rindvieh- und Schaf-Zucht iſt an den meiſten Drten gut , und von großem Nugen , inſonderheit aber ſind die fogenann . ten Kräuterkühe um Breslau , wegen ihrer anſehnli. chen Große, und wegen der vielen Milch , welche fie geben, im ganzen lande berühmt.

Fiſche ſind in der

1

Nachbarſchaft der Flüſſe , aud ) ſonſt wegen Menge der Teiche, wohl zu haben , die Färberrethe wird um Die Wege find ſehr Breslau häufig gepflanzet. • fchledyt, und ber naffer Witterung in folchen Gegen. den , wo ſchwarzer Erdboden iſt , faft unbrauchbar, Fönnen auch in mancher Gegend wegen Mangel an Holz und Bruchſteinen , nicht anders, als mit großer Mühe und vielen Koſten , gebeffert werden . In neuern Zeiten hat man weder jene noch dieſe geſparet, und dadurch die Klagen der Fuhrleute vermindert, welche , infonderheit auf der Schweidniger , Reichen . bacher , Frankenſteiner , ſtreliſchen und bohrauiſchen Straße , auf einer fogenannten ſchwarzen Meile, bis . weilen wohl einen ganzen Tag , ja noch långer zubrin ." gen mußten. Die Stadt Breslau hat zu einiger Er. leichterung der Zufuhr, ſchon vor febr langen Jahren ,

, me aufwerfen , mit Steinen pflaſtern , auch mit Gråben , Kanålen und Brüden verſehen laffent, Solche Dämme ſind zum Theil wohl 1 Meile lang, und koſten viel , wenn man ſie gut unterhalten will. 9. 3. Die Dörfer dieſes Fürſtenthums ſind zwar nicht ſehr groß, aber ſehr häufig, und allenthalben nur einen Kanonenſchuß von einander entfernet. Der Städte ſind 9 , und der Flecken ſind 2... § . 4.

1

Breslau.

847

8. 5. Als die Söhne Wladislav II fich 1164 in Schleſien theileten , fam Breslau an Boleslav ,wels cher mit dem Zunamen altus genennet wird . Auf dies fen folgte 1202 ſein Sohn Herzog Heinrich der bårtige; und dieſer Hatte 1238 ſeinen dritten Sohn Heinrich II zum Nachfolger,

welcher dem Biſchof zu Breslau

bie fürſtliche Würde über Neyße ertheilte.

Des

Breslauiſchen maßte fich anfänglich fein Sohn Boi leslav II oder der Kable an , Þernach aber kam es tauſchweiſe an deſſelben Bruder Heinrich III , weldjer fich um die Stadt Breslau ſehr verdient machte, und 1266 ſtarb.

Nach ſeinem Tode kam Breslau an ſeio

nen Sohn Heinrich IV , und als dieſer 1290 ſtarb, an des vorhin genannten Boleslav des kahlen Sohn, Heinrich V. Alls deffen Söhne ſich in die väterlichen Lande theilten , erhielt der zweyte , Heinrich IV , das Fürſtenthum Breslau , welcher wider ſeinen åltern Bruder , Boleslav III , beym König Johannes von Böheim Schuß fudite, und denſelben ſowohl, als die Grafſchaft Glaß , auf Lebenslang unter der Be. dingung erkaufte , daß , wenn er ohne månnliche Erben abgienge , das Fürſtenthum Breslau an den König , dem er es zu ſehn auftrug,

fallen ſollte.

Sein Tod erfolgte 1335 , worauf König Johannes das Fürſtenthum Breslau der Krone Böheim eina verleibte , jedod ). der Stadt anſehnliche Privilegien ertheilte. $ . 5.

Die Könige zu Böheim haben die Regie.

rung dieſes Fürſtenthums jederzeit durch verordnete Landeshauptmånner verwalten laſſen . 1337 verlieh Konig Johannes dieſe Sandeshauptmannſchaft an die Stade Breslau, welche ſein Sohn K , Karl IV be.

nå.

Das Herzogthum Schleſien.

748

ſtåtigté , und König Wiabislav übergab 1505 die Kanzlen des ganzen Fürſtenthums, und aller demſel. ben einverleibten Weidybilder , erblich an die Stadt, alſo , baß der Adel, ſo wie die Bürgerſchaft, unter dem Landeshauptmann fund. Der erſte Rathmann der Stadt, war allezeit zugleich Landeshaupmann , 1635 aber mußte ſie die Landeshauptmannſchaft ſammt der Kanzlen , und allen dazu gepörigen Rechten , an Kaiſer Ferdinand III zurückgeben , welcher ſich die freye Gewalt vorbehielt, dem Fürſtenthum nach Be. lieben einen Sandeshauptmann , Kangler und Regie . rungsrath vorzuſeken , ben welcher Verfaſſung es bis zur preußiſchen Oberherrſchaft geblieben iſt.

Jest

ſteht es fowohl unter der königlichen Oberamtsregies rung, als Krieges

. 9. 6.

Das Fürſtenthum iſt in die Beidhbilder

Breslau, Neumarkt und Namslau abgetheilet: dies fes iſt unter preußiſcher Regierung beybehalten , die Meichbilder aber ſind Kreiſe, und zu dem neumarktis ſchen iſt das biſchöfliche Weichbild Canth geſchla. gen worben . ) I Der breslauiſche Kreis , welcher auf der Wieland · ſchubarthiſchen Sandcharte von dieſem Fürſtenthum nicht genannt worden , ob er gleich wirk. lich vorhanden iſt. I Breslau , Vratislavia , polniſch Proglav , die Haurtſtadt dieſes Kreiſes , Fürſtenthums und des ganzen Herzogthums Schleſien , liegt an der Doer , welche auf ibrer mitternachtlichen Seite an den Willen porben fließet, und die Dhlau aufnimmt, nachdem dieſe in einem halben Zirtel durch die Stadt gefloſſen iſt. Das alte Breslau, mel

Breslau .

$

849

Welches 1241 bon ben Latarn verbrannt worben , hat,der ficherſten Bermuthung nach , hinter der heutigen Dominſel, an der ben Scheitnig herunterkommenden alten Doer , wo nicht gar über derſelben in der Gegend Grüneid, geſtanden ; denn von dem damaligen Schloſſe finden ſich noch merks lide Ueberbleibfel auf der Dominſel ben St. Martinstir . che. Die beutige alte Stadt, war ebedeffen von der Dhs lau , als dem Stadtgraben eingeſchloffen ; was außer der Dylau bis an die heutige Stadtmauer , nåmlid von der Schwibbogen hinter der Ketzerkunft an bis auf das Burg feld gegen das Hoſpiial aller Heiligen ſteht, hat K. Karlly hinzugethan. Die ſogenannte Fleuſtadt, nå alich alles, was innerhalb des Schwibbogens oder des Thors ben der Keberkunſt, und dem Ziegelthor, bis hinter das Zeugbaus an das finſtere Stadttir reicht,iſt ſpåter hinzugekommen , und von 1529 an mit in die Feſtung eingeldloffen worden . Alles dieſes , welches mit einem Namen Breslau heißet, zuſammengenommen, iſt von anſehnlichen Umfange, wenn man aber auch die weitläuftigen Dorſtådte dazu nimmt, nåmlich die Vorſtadt St. Moriß vor dem Dhlaue Thor, die Vorſtadt vor dem Schweidnitzer Thor , die Vorradt vor dem Nidelsthor , das Bürgerwerder , die Vorſtadt Elbing, die Vorſtadt vor dem Sandthor , oder die Sanda infel, und die polniſche Vorſtadt jenſeits der Oder, ſo wird der ganze Umfang 2 Marke Meilen betragen. Die Haupte walle der Stadt find ſehr ſtark und feft, und die Gråben ſehr breit. Ueberhaupt ſind die Feſtungswerke nach dem dritten ſchleſiſchen Kriege verbeffert, und auf dem Sdweids niger Anger und bey der Oder herum neue angeleget wors den. Die Stadt hat unterſchiedene große und regelmäßige Plåße und breite Hauptſtraßen, anſehnliche offentliche und biele ſchöne beſondere Gebäude : der ſchdnfte Pallaſt aber iſt der fürſtlich Haßfeldiſche, weldher zwar 1760 verwüſtet, aber nachmals von neuem prachtig erbauet worden. Die Dominſel tſt außer den Ringmauern der Stadt , aber mit niedrigen Wallen und einigen Baſtionen befeſtiget. Auf derſelben findet man die biſchöfliche Dome oder Kathedral: Kirche zu St. Johannes , in welcher 1759 048 Dach nebit dem 66 4 Th. 54.

850

Das Herzogthum Schleſien.

dem obern Theil der benden Thürmer , zugleich auch die biſchdflide Reſidenz nebſt einigen Reſidenzen der Domber, ren , abbrannte. Ferner find auf der Dom - Inſel, der bis ſchöfliche Bücherſaal in einem beſondern Gebäude, die Cola legiat Stiftskirche zum heiligen Kreuß, unter welcher noch eine andere Kirche iſt ,, welde Crypta St. Bartholomaei genennet wird : die kleinen Kirden zu St. Martin und zu den h . 6. Peter and Paul : der große und weitläuftige Bis ſchofshof , die Wohnungen der Domherren , welche zum Theil mit ſchöner Garten berſehen ſind , und das anſehus liche churfürſtliche Hoſpital für arme Kinder beyderles Geſchlechts. Auf der Sandinſel findet man die ſchone St. Marienkirche , bey welcher die vom Zotenberg 1181 nach Gorkau , und nºo hierher gezogenen regulirten Chors herren Auguſtinerorgens, ein prachtiges Kloſter und einen anſehnlichen Bücherſaal haben , die Kirche zu St. Jacob mit einem Auguftinernonnenklofter , und die St. Annens kirche , welche dem Sandſtift Can . Reg. gehöret. Ueber die Sandinſel hinaus , am Ende des Leimdammes , ſteht die hölzerne Kirche St. Michaelis , welche eine katholiſche Pfarrkirche ift. Nahe am Sandthor fteht das pråchtige Kloſtergebåude deb fürſtlichen Stifts St. Vincent Pråmone ftratenſerordens, und an daſſelbe ftoßt das fürftliche Jungs frauenſtift zu St. Claren . Neben dieſem iſt das ſchone fürſtliche Stift St. Matthiả , mit einer Pfarrkirche und guten Bücherſammlung , welches den Kreuzberren mit dem rothen Stern gehöret, und gegen demſelben über fteht Uuf eben dieſer Straße , welche die St. Agnetenkirche. die Sdulybrůde genennet wird , iſt ein Urfelinernonnens Kloſter. Das vormalige Jeſuitercollegium mit ſeiner prados tigen Kirche , ißt auf der Stelle der niedergeriffenen ebes maligen königlichen Burg , welche der Sitz der breblanis ſchen Herzoge geweſen , und den Jeſuiten vom K. Leopold eingeräumet worden iſt. Die übrigen katholiſchen Kirchen und Kidſter in der Stadt , find , das Franciſcaner , oder Parfüßerklofter zu St. Anton ,mit ſeiner regelmåßig gebaues ten Kirche, die Kirche zu St. Hedwig , welche zu dem hinter ihr ftehenden Kapuzinerkloſter gehöret , die Pfarra kirche

+

Breslau .

851

tirche zu St.Dorotheen , welche die Minoriten beſitzen , die Kirche zum heil. leichnam , welche zu dem gegen über ftes benden Conmenthurenhaufe der Jobanniterordene gebda ret , welche Commenthurer auch die ſogenannte Frenbeit auf dem ſchreibnitiſchen Anger vor Breslau befizet , die Pfarrkirche des heil. Udalberts bey dem Dominifanerkloa fter, nebſt der an die Kirche gebaueten ſchönen Kapelle des heil. Ceslaus , die kleine Kirche St. Joſephs , welche eben dieſer Dominicanern gehöret , das fürſtliche Jungfrauette ſtift zu St. Catharinen , das Wohnhaus der Eliſabethas nerinnen , welche noch kein ordentliches Kloſter und bes Fondere Kirche haben , die St. Nickelskirche vor dem Nis delsthore , die St. Moriskirche vor dem Dblau rthor , die kleine Spitalkirche des h . Lazarus, und das Kloſter und die Kirche der barmherzigen Brüder, Die Lutheraner haben folgende Kirchen , nåmlich die Pfarrkirche zur heil. Eliſabeth, welche die vornehmſte iſt, die Pfarrkirche der heil. Marien Magdalenen , ' bende in der Altſtadt, und mit betrådyrliden Bücherſålen berſehen , die Pfarrkirche zu St. Bernardin in der Altſtadt , auch mit einem guten Büchervorrath , die Kirche der h. Barbara, beren ſich die Befaßung bedienet , 3 Kirchen ben eben fo viel Hoſpitälern , und die St. Chriſtophstirche : es mird auch im Zudyrhauſe auf einem großen Saal evangeliſcher Gottesdienſt gehalten , und außer der Stadt geboren der Lutheranern noch die Kirche zu St. Salvator auf dem Schweidnitzer Anger nahe am Stadtgraben , deren fic die außer der Stadt einquartirten Soldaten bedienen , und die Pfarrkirche von eilftauſend Jungfrauen vor dem Obers thor am Steindamme. Den bieſigen Reformirten iſt eine Zeitlang das ebemalige über der Dhla gelegene Generals teueramt zum Gottesdienſt eingeråumet geweſen , he has ben aber nun eine beſondere und ſchöne Kirche, bey wel. der eine Realſchule angelegt worden, welche König Friedes rich II im Jahr 1776 zu einer königl. Friedridusſeule era hoben , und drey lehrern der oberſten Klaſſen den Profeſo fortitul bengelegt hat. Es ift auch eine Kirche får dig griechiſchen Chriſten, beſonders die ürmenianer, vorhanden. Die H6 b 2

852

Das Herzogthum Schleſien .

Die hieſigen Juden haben ihre Landſchulen . Die tatholis fdbe Univerſitåt, welche vom Kaiſer Leopold den hieſigen Seſuiten übergeben worden , hat ein prachtiges atademis fiches Gebåude. Die Lutheraner haben 2 Gymnaſia bey St. Eliſabeth und Marieu Magdalenen , davon jenes zuerft 1293 , und dieſes 1267 als eine Schule angelegt, jes ned aber 1562 und dieſes - - zu einem Gymnafium gemacht , das legte aber wieder in eine Realſchule ver. wandelt worden , und eine lateiniſche Sdule in der Nett ſtadt bey St. Bernardin . Das Rathhaus iſt weitlåuftig, aber altmodiſch, und das Oberamthaus hatauch kein fons berlies Anſehen, die neben demſelben ſtehende Borſe aber fått beſſer in die Augen . Auf dem Burgfelde ſteht ein Zeughaus, und bey dem Stadtthor auch eins. Die Stadt iſt der Sitz eines Gouverneurs , der beyden oberſten fan. des Collegien , nåmlich einer Oberamtsregierung und einer Krieges: und Domainen: Kammer, und der rheils mit bey . den verbundenen , theils unter denſelben ſtehenden auch anderer Collegien , als , einer Oberamtsregierung , Obers confiftoriums und Pupillencollegiums , cines Criminalcols legiums, eines königlichen Fiſcalats, eines Oberacciſeamts , einer Krieges, ind Oberſteuer: Cafe, einer Domainenrens thepkaſſe , eines Commercienconferenzcollegiums , eines königlichen Collegii medici , eines Münzdirectoriums, eis nes Oberpoſtamts , eines Oberſalzamts , eines Dberzols amts , u. T.n. Es ſind auch hieſelbſt einige biſchöfliche Gerichte , nåmlich das Confiftorium , das Generalvicariato amt , und das Hofrichteramt, welche die Gerichtsbarkeit über die Vafallen und Unterthanen des Bisthums Breblau niedern Kreiſes ausübet. König Friedrich II hat ihr den dritten Rang unter den Hauptſtädten ſeiner Staaten, nåma lich nach Berlin und Königsberg, und a frene Meffen bers lieben , außer welchen ſie noch 2 Fahrmärkte und 2 große Wollenmårkte hat. Ihr Magiſtrat iſt evangeliſch , und beſtebet aus einem Rathécollegio und Stadtgerichte, fie hat auch ihr eigenes lutheriſches Conſiſtorium . Nach dieſer Stadt hat fide aller fchleſiſcher Handel gezogen ; es find auch hieſelbſt unterſchiedene Manufakturen , und cine Zus ders

Breslau .

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derfiederen , und zur Beförderung des Handels hat König Friedrich II hieſelbſt 1765 eine Wechſelbank errichtet. Sie tam 1741 unter preußiſche Bothmåßigkeit. 1757 vers fchanzte fich eine kleinepreußiſche Armee, unter dem ober : ſten Befehl Herzogo Auguſt Wilhelm von Braunſchweig Bevern in der Gegend diefer Stadt , und that der Sſtreia chiſchen Armee , von welcher fie am 22 Nov. angegriffen wurde, bis gegen Abend , tapfern Widerſtand , verließ aber hierauf ihr Lager , und gieng in der folgenden Nacht åber die Ober zurück , worauf die Stadt fidh an die Defts reicher ergab, aber am 20 December von dem Körige von Preußen wieder erobert wurde , dem ſich die 18000 Mann Manu ſtarke öftreichiſche Beratung zu Kriegsgefangenen ergeben mußte. In dieſer lekten Belagerung litten einige Kirchen ſehr viel , der Bücherſaal zu Marien Magdalenen wurde durch eine Bombe zerrůttet, und die meiſten Vora ſtådte litten großen Schaben, wie denn die vor dem Sands Thor ganz abbrannte. 1760 wurde die Stadt von den Deſtreichern beſchoſſen , und dadurch.der königliche Palaſt nebſt einem Theil der Stadt von der Albrechtsſtraße bis auf den neuen Markt eingeårdert , der Commandant ließ auch ſelbſt die porderſten Häuſer der Vorſtadt anzünden. Zu der Stadt:Kånrmerey gehören pier Aemter, nåins lidh 1. das Amt Ranſerni, unter welchem die Landgüter Xanfern , Safenau , Cawallen , Alt:Scheitnig , Mors genau , Jånkwit, Krampit, Klein -Plådlig , Dams dorf , Tſchammendorf, Michelsdorf, Lehmgruben , nebſt einigen Borſtadten , ſteben . 2. Das Unit Rieme berg , 4 Meilen von Wohlau belegen , dazu die Vorwerke Hauffen , Jåkel und Voigtswalde, gehören . 3. Das Burgamt bleumarkt im neumarktfchen Kreiſe , welches fid über die Dörfer Jarchlendorf und Kobelnick erſtres cket. 4. Das Amt Strehliß im namslauiſchen Kreiſe, welches ein Antheil an dem großen Dorf Strehlit , eine Meile hinter Namslau , und ein Borwerk, begreift. Dem Hoſpital zur heil. Dreyfaltigkeit, welches gcineis niglich das reiche Hoſpital genennet wird , gehören die Dore $ 65 3

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Das Herzogthum Schleſien .

Dörfer Schervoitſch , mit einer evangeliſchen Kirche, Klets tendorf , Kleinburg und Krietern ; dem Hoſpital zu Allerheiligen , die Gåter , Protſch an der Ober , mit einer evangeliſchen Kirche , Domslau , mit einer evangeliſchen Kirche, und Peisterwitz an der Ober.

2 Das Umt Auras , welches bis 1745 ein Burgtehn geweſen , damals aber für den Prinzen Heinrich) gekauft worden iſt, begreift :: . 1 ) Auras , gemeiniglich Auris ober 4 ures , lat. Auralium , ein offenes Städtchen an der Ober , neben welchem ein Schloß auch an der Oder ſteht. Es iſt hier eine katholiſche und eine ebangeliſche Kirche. 2) Die Güter Lübenau oder Liebenau , Sorgau oder Sorge , Senningsdorf und halb Kunzendorf. 3 Folgende königliche Burgtehen. 1) Das Burglehn Tiffa , hat ein Baron von Mobes rad dem Fürſtlichen Stift der Kreußberren zu St. Mats thià in Breslau abgekauft, auf deſſen Dochter die Gräfiun von Malzahn es gekommen iſt. Liſſa, iſt ein Städtchen und Schloß an der Weiftris. 2) Das Burglebn Mallwit , welches von einem an der Weiſtritz oder dem ſogenannten ſchweidniger Waffer beles genen Kirchdorf und Schloß denNamen hat, gehöret als ein Fidecommiß, der Familie von Oberg. 3 ) Das Burglehn Krollwit, welches von einem Kirchdorf benennet wird. 4) Der Großburger Salt , iſt 1234 voin Serzog Heinrich dem bårtigen dem Bisthum Lebus geidentet worden. Als nun dieſes von dem Churfürften zu Brans denburg feculariſiret worten , iſt aude dieſer Diſtrict an denſelben gekommen , aber dem Geſchlecht von Canig zu Lehn gegeben werden. Er ft- ht in Kameralſachen unter ber breslauiſchen Kriegess und Domainn: Kammer , in Civils und Kirchen Sachen aber unter dem durinärkiſchen Kammergericht und Dberconfiftorium zu Berlin. Es ges hören

Breslau .

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hören 5 Dörfer dazu , nämlich Großburg, mit einer evans geliſchen Kirche und einem Schloß , Klein lauden (im ſtrehlenſchen Kreiſe des Fürſtenthums Brieg .) Schweine braten , Ottwitz und Krentſch. Das erſte beſigt jetzt einer von Lenczin , das zweyté und dritte gehdret noch der Familie von Saniß, das vierte und fånfte aber einem Graa fen bon Sandrasky. 5 ) Das Burgichn Bogenau , welches von einem Dorf den Namen hat. 6) Das Burglehn Kreyßau und Woigwit. 4 Der breslauer Salt des Bisthums Breslau, wird weiter unten bey den übrigen fåndern und Gåtern dieſes Bisthunis beſchrieben. 5 Dem Domkapitel gehören viele zerſtreuet liegende Dorfer , als , Biſchwit , Boguslawig , Cammelwit , Corel an der Odet , Durrgoy , Jellin , Malſen , Mans dclau , Groß :Mochber , (woſelbſt 1475 am 24 Oct. die drey Könige von Pohlen , Böheim und Ungarn , eine Fries densverſanımlung hielten ,) Mellowig , Oltaſchin, Opa perau , Puſchwitz , Polniſch - Meudorf , Polanowis, Proboſdin , Klein - Raſſelwis , Radwanis , Repplin , ein Antheil an Klein - Sågewig , Klein : Sürding, Tfchauchelwit , Tſchirnau an der Oder, Witkowig . 6 Das Collegiatſtift gum heil. Kreuß , das Stift auf dem Sand , das Stift zu St. Vincenz, das Stift zu St. Matthia , und andere Kløfter zu Breslau , haben in dies ſem Kreiſe auch Dörfer. 7 Bohrau , ein offener adelicher ſogenannter Stadts

markt , an der Lobe. 8 Dyhrenfurt , ein offenes adeliches Stadtchen an der Oder, welches bis in die zweyte Hälfte des 17ten Jahre hunderts, ein Dorf Namens Prſig geweſen iſt, damals aber durch Vermittelung ſeines Beſißers Georg Abraham Freya herrn von Dyhr , Stadtrecht, und zugleich von demſelben ſeinen jeßigen Namen erlanget hat. Jekt gehört es dem königl. Staats- und Finanz-Miniſter von Hoym , Es ift hier 664

856

Das Herzogthum Schleſien .

hier ein ſchönes mit alleen umgebenes Schloß, eine ſchdue der h. Hedewig gewidmete katholiſche Kapelle, eine evanges lifdhe Kirche, und eine jüdiſche Buchdruckeren. 9 Rothenſärben , ein Flecken am Bache Setine, tels cher in die Robe fließt. Er hat zwar 1608 Stadtrecht era halten , aber keinen Gebrauch davon gemacht. Hier wird polniſch geredet. 10 Kriechen , ein Dorf unweit der Weyda, hat einen ſehr ſchönen und in hieſigem Lande berühinten Garten . 11 Weyde , ein Dorf nnd Paß am Fluß Wenda, eine ſtarke Meile von Breslau. II Der neumarkt - canthiſche Kreis, und zwar 1. Das eigentliche neumarktfche Weichbild , in welchem 1) Bleumarlt , die Kreisſtadt, welche eine ziemlich alter Ort iſt , weil ihrer ſchon 1145 gedacht wird, und weil fie ſchon 1250 vom Herzoge Boleslab dem tablen zu lieg: nitz abgebrannt worden . Sie iſt die erſte Stadt in Schles fien , welche der polniſche Herzog Boleslav Altus nach deutſden Sitten und Gewohnheiten eingerichtet hat , und nach ihrem Mafter find nachmals die übrigen neuen Städte geformet werden. Sie hat eine katholiſche Pfarr: kirche, und eine 1743 eingeweihete erangeliſche Kirche, imgleichen ein Minoriteokloſter. Die hieſige alte Burg, nebſt den dazu gehörigen Gütern Lieder -Stephansdorf, Jaſchkendorf , Kobelnicken, gehöret der Stadt Breslau. Die Staats- und Reiſe: Wagen , welche hier verfertigt wers dent , find in Schleſien bekannt. Der Stadtfåmmeren gehören Sdılaupe und Pfaffendorf. "1757 fiel hier ein Gefecht zwiſchen Preußen und ſtreichiſchen Truppen vor , in welchein die letzten eine ſtarke Einbuße erlitten. Nach dem dritten ſchleſiſchen Kriege,hat K.Friedrich II viele neue Håus fer erbauen laffen .

2) Flimiſchdorf, ein Dorf nahe bey Neumarkt, wos felbſt viel Torf gegraben wird .

3 ) Kos 1

1

Breslau .

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3 ) Koſtenblut , ein geringes Städtchen , welches dem Stift St. Vincenz zu Breslau gehöret. 4) Groß -Peterwit , ein königliches Burglehn und Kirchdorf am ſtrigauer Waffer , mit einem fchönen Gars ten . Es gehören dazu die Dörfer Coblau und Zaugwit im canthſchen Kreiſe, unter biſchöflicher Gerichtsbarkeit . 5 ) Xommenau , ein königliches Burglehn und Dorf. 6) Ceuthen , ein Dorf , bey welchem die preußiſche Armee 1757 am 5 Dec. einen ſehr wichtigen Sieg über die Oſtreichiſche Armee erhielt. Es iſt hier eine evangeliſche Kirche. 7) Ober:Stephansdorf, ein Derf und Ritterſitz, hat einen ſehr ſchönen Garten . 8) Llimckau , ein Dorf und Ritterſitz , gehöret den Er: Jeſuiten zu Breslau, weldze noch andere Derter in dieſem Kreiſe beſitzen. 2. Das dem Bisthum Breslau gehSrige Weich : bild Canth , in welchem 1 ) Canth oder Kant, die Weichbildſtadt. Sie liegt am Schweidnitzer Waffer, iſt klein, und hat ein altes Schloß. Vor Alters gehörete fie den Herzogen zu Dels , wie denn Herzog Conrad V hieſelbſt gewohnet , und ſich einen Ser: zog zu Canth genennet hat. Unfänglich wurde ſie dem ( Bisthum Breslau verpfändet, 1471 aber völlig überlaſſen : 1428 wurde fie von den Spuſfiten ſehr verwüſtet. 1512 wurde Herzog Barthel von Münſterberg in dieſer Gegend von den Breslauern geſchlagen . 1632 erlitten hier die Sachſen einen großen Verluſt. 1752 brannte ſie faſt ganz ab. Die hieſige Gegend iſt fruchtbar. 2) Tas Amt Sürſtenau, welches dem Prinzen Heins rich gehöret, nnd den Namen von dem Dorf und Schloß Sürftenau hat , welches ehemals einem Herzoge von Hols ſtein zugendret hat, und am Schweidnitzer Waſſer liegt . 3 ) Die übrigen Derter dieſes Weidbildes , werden weiter unten in der vollſtändigen Beſchreibung des Bio : thums Breslau borkommen .

Ahh 5

JII Der

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Das Herzogthum

Schleſien.

III Der Namslauer Kreis , liegt von den übrigen Kreiſen abgeſondert , und iſt am beſten auf der Charte vom Fürſtenthum Brieg zu ſehen. I Wamslau oder ambslau , die immediate Kreiss ſtadt, liegt an Fluß Weyba, und zwiſcben Moråſten, hat ein Schloß , eine katholiſche Kirche, ein Franciſcanermóns chenkloſter, bey welchem eine polniſche Kirde iſt , und 2 evangeliſche Kirchen , nåmlich eine deutſche und eine pohls niſche. Vor Alters gehörte ſie den Herzogen zu Breslau , nachher denen zu Glogau , und hierauf denen zu Liegnitz, von welchen Herzog Wenzet ſie 1348 an Kaiſer Karl IV verkaufte , welcher fie 1350 bemauern ließ. K. Wenzel legte ſie unter die Landeshauptmannſchaft des Fürſtenthums Breslau. K. Ferdinand I verpfändete die Burg nebſt ih rem Zugehör , an die Stadt Breslau , jeßt aber gehört fie zu der Commenthurey Namslau . Die 1578 aufgewors fenen Wate, wurden 1647 von den Schweden abgetragent, 1619 brannte die Stadt ab. 1741 wurde fie von den Preuſs fen 3 Tage lang beſchoffen , und hierauf eingenommen. Zu der Måmmerey gehören die Gåter Deutſch: archwig und Eugut. ! 2 Des deutſchen Ordens Commenthurey Kiams lau , beſteht aus den som deutſchen Ritterorben angelauf ten Dörfern Altſtadt, Jauchendorf, Glauſche , einen Theil von Obiſchau , Windiſch Marchwiß ,und einigen anderen. 3. Der fioriſchauiſche Salt, gehöret dem Biſchof zu Breslau , und begreift I) Xeichthal, ein Städtchen . 2) Storiſchau , ein Kirchdorf, von welchem der Halt den Namen hat. 3) Noch andere Dörfer , welche bey der volftåndi: gen Beſchreibung des Bisthums Breslau vorkommen werden ,

4 Schmoger oder Smogra , ehedeffen Szmogrow , ein Kirchdorf , woſelbſt im Jahr 966 die erſte chriſtliche Kirche

$ 1

Breslau ,

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Kirche in Schleſien , und das 1041 nad Bitchen , endlich aber nach Breslau verlegte Bisthum geftiftet worden. 1731 hat es das Bisthum wieder an ſich gekauft. 5 Stadtel oder Stådtlein , ein Marktflecken oder vielmehr ein Stårtden an der Stober , dem Herzog von Dels zugehörig . Es iſt hier eine evangeliſde Kirdhe. Der Ort iſt großtentheils poluiſch . (2) Der briegiſche , ohlauiſche, ſche, nimpoſaiſche, Kreis , welche

ſtrehlens

kreuzburg , pitfchenſche

das Fürſtenthum Brieg ausmachen . 9.1 . Das Fürſtenthum Brieg iſt von den Fir. ſtenthümern Dels , Breslau , Schweidnik, Münſter. b ' erg, Neyß und Oppeln, umgeben , und ein abgefon . dertes Stück deſſelben grånget auch an Pohlen. Es iſt eines der größten Fürſtenthümer in Schleſien .

$. 2 .

Die Oder durchſtrómet die Weichbilder

Brieg und Dhlau ,, und nimmt auf der Grånze des Fürſtenthums Oppeln die 57eyße , weiter abwärts aber die Stober auf . Die Ohlau , welche aus dem Fürſtenthum Münſterberg fömmt, fließet durch das ſtrehlifdie und ohlauiſdie Weichbild , in das Für. Der Urſprung der Lobe, iſt im ſtenthum Breslau . nimptſchiſchen Kreiſe. Der höchſte Berg dieſes lan . des, iſt der Kummelsberg im ftrehlenſchen Kreiſe, un. weit Prieborn , an der Gränze des Fürſtenthums Münſterberg , Welcher viele Meilen weit geſehen wer. Es iſt diefſeits der Oder, wo es Deutſche den fann. Einwohner hat , an Getraide eins der fruchtbarſten Fürſtenthümer in Schleſien , jenſeits der Oder aber, wo

860

Das Herzogthum Schleſien .

wo die Einwohner ſlawiſchen Urſprungs find ; ift es fandig und armſelig. Bey.Strehlen und Dhlau wird Färberrotße und Taback gebauet. Int briegiſchen und ohlauiſchen Kreiſe , find große Wålder von Unweit Strehlen Eichen , Büchen und Tannen. werden im Galgenberge ſehr harte und dauerhafte Steine gebrochen . Bey Prieborn im ſtrehlenſchen Kreiſe , bricht blauer und weißer Marmor , bey Schwentnig im nimpeſchiſchen Kreife unweit Zobten , an der ſchweiðnißer Grånze , und bey Wetteriſch in derſelben Gegent,bricht grüner Marmor mit ſchwars zen Udern . Im nimpeſchiſchen Kreiſe bey dem Dorf Koſemiş , an des Münſterberges Gränge, findet man viele und ſchöne Ehryſopraſe und Opale, In dieſem Fürſtenthum ſind 8 Städte und 9.3.

3 Marktflecken.

Die Lehne ſind 1705 allodificirt.

Der erſte Herzog zu Brieg, iſt Boleslav III , Her. 30g8 Heinrichs des fetten älteſter Sohn , geweſen , welcher dieſes Fürſtenthum 1314 in der Theilung mit ſeinen Brübern erhielt , auch bald hernach ſeines drit: ten Bruders Erbtheil , nämlich das Fürſtenthum Liegnik , dazu bekam. ' ' 1328 trug , er feine Lande dem König Johannes von Böheim zu lehn auf. Seine Söhne Wenzel I und Judwig I, wurden 1359 vom S. Karl IV alſo aus einander gefekt; daß jener Liegniß, dieſer aber Brieg befam .

Wenzelo lekter Sohn,

. Wenzel II , trač an Ludwigs I Enkel Ludwig II , 1418 das Fürſtenthum liegniß ab. Friedrich II, Herzog zu liegniß und Brieg , nahm 1523 die evan . geliſchlutheriſche lehre an , faufte 1524 das heurige Fürſtenthum Woblau , und ſchloß 1537 mit Joachim II, Churfürſten zu Brandenburg ; eine Erbverbri. Derung.

861

Bricg.

berung . 1539 theilte er die lande unter feine Sdhne, da denn H. Friedrich III (iegniß , H. Georg II aber Brieg ſammt den wohlauiſchen Weichbildern bekam . Des legten Söhne Joachim Friedrich) und Johann Georg erbten 1596 auch das Fürſtenthum liegnik, und Joachim Friedrichs Sdýne, Johann Chriſtian und Georg Rudolph , theileten ſich 1011 ſo , daß jener Brieg , dieſer aver liegniß und Wohlau erhielt.

Als

Georg Rudolph 1652 ohne Erben ſtarb , theilten ſich Johann Chriſtians Söhne in die geſammten Sande

, Chriſtian Wohlau erhielt, welcher lektere von feinen Brüdern erbte ,

und alle 3 Fürſtenthümer feinem

Sohn Georg Wilhelm hinterließ.

Als aber dieſer

1675 im i5ten Jahr feines Alters ſtarb , und mit ihm 1 der Stamm der piaſtiſchen Herzoge in Schleſien aus . gieng : jog der Kaiſer die Fürſtenthümer Siegnię, Brieg und Woblau ein . S. 4. Das Fürſtenthum Brieg ſteht fowohl une ter der föniglichen Oberamtsregierung, als Krieges's und Domainen- Kammer zu Breslau .

Es war ebe.

deſſen in 6 Weichbilder eingetheilet, welche hießen, Brieg, Dhlau , Strehlen , Nimptſch, Creußburg, Pitſchen ; unter preußiſcher Herrſchaft aber ſind dieſe Weichbilder in Kreiſe gleiches Namens und Umfangs verwandelt , und es iſt nur dieſe Veränderung getrofe fen worden , daß man die beyden legten Weichbilder in einen Kreis , nemlich in den Creußburg,Pitſchen . fchen zuſammen gezogen , auch zu demſelben das Weichbild Conftade geſchlagen hat, welches zum Für. ſtenthum Dels gehöret , auch bey demſelben , bis auf die von der Krieges , und Domainen . Kammer zu Bress

862

Das Herzogthum Scyleſien.

Breslau , und von den Sandrath des creußburgiſchen Kreiſes abhangende Sachen nad ), geblieben ijt. Es iſt in 6 Kreiſe oder Weichblider abgetheilet. I Der briegiſche Kreis , 'wird durch die Oder in a faſt gleiche Hälften zertheilet. i Brieg, Brega, die immediate Kreisſtadt und Haupts ſtadt des ganzen fürſtenthums, liegt an der Dder auf der deutſchen Seite , und auf einem hohen Ufer, baber ſie aud ihren pohlniſden Namen hat , und in dem Stiftungsbrief Herzogó Heinrichs von 1250 , Civitas altae ripae genens net wird. Sie iſt eine von den größten , vornehmſten und ſchönſten Stådten in Schleſien , und wohlbefeſtigt. Ueber die Oder iſt eine ſehr la:ige, hohe und ſtarke bölzerne Brúce gebauer. Vor dem brečlanijden Thor iſt die Bors ftadt Rathen oder Rathau , zwiſchen dem Molwißer und Neiffer Thor Briegiſchdorf , vor dem Neiffer Thor die Neuhäuſer Vorſtadt, und nachdem die Stadt unter preußiſche Bothmaßigkeit gekominen , iſt jenſeits der Doer noch eine Borſtadt angelegt worden. Das bormalige hieſige Schloß , welches der Herzoge zu Brieg Wobuſig geweſen , iſt 1741 in der Belagerung der Stadt großeas theils abgebrannt. Seit 1756 iſt hier die oberſchlefiide Oberamuteregierung, mit welcher and das oberſchleſiſche Oberconfiftorium und Pupillen Collegiuin verbunden iſt. Au dem Schloß ſteht die Stiftökirche zu St. Hedwig , wel. che die Karbolifen innie haben ; man findet bier auch eine Reſidenz der Er- Jeſuiten , und ein Kapuzinerkloſter mit ihren Kirden. Die Evangeliſchen haben die Haupt: und Pfarr - Kirche zu St. Nicolas , an welcher ein Superinten . dent fteht, ein Gy.nnalium illuftre , zu welchem Herzog Georg II am 21 März 1964 den Grundſtein -geleget, und am 18ten Auguſt 1569 es eingeweibet bat , und die vor dem Thor ftehende Kirche zur heil. Drenfaltiakeit, welche 1770 von neuem erbauet worden , und deren ſich die poble niſche Gemeine bedienet. Sonſt iſt hier auch ein Zuchts baus , in welchem gute Manufakturen ſind. Es werden hier

Brieg,

863

hier gute Tücher gewebet. ! 327 erhielt die Stadt som 1595 legte $ Herzog Boleslav das breelauiſche Redyt. Herzog Foachim Friedrich den Grund zu der Feftung. 1618 erlitte die Stadt großen Brandſchaben. 1643 wurde ſie von den Schweden vergeblich belagert. 1741 wurde ſie von den Preußen durch eine viertågige Belages rung erobert. Eine halbe Meile von hier gegen Mitternacht, iſt ein großer Eichen- Buchen- und Tannen-Wald , welcher zum Theil der Stadt zugehöret. Zwiſchen demſelben und der Stadt iſt eine große Uue , auf welche die Poblen ihre Doha ſeu zu tauſenden bringen , und inſonderheit zu Jacobstag einen großen Dchſen- und Pferdes Markt halten . Mitten durch die Aue geht ein hoher und breiter mit Stemen ges Pflaſterter Damm , welcher zieinlich lang ift. In demi Walde findet man Schloß Xitfchen .

noch Ueberbleibſel von dem alten

Det ſogenannte Abrahanisgärten, iſt eine von einem Arm der Ober umfloffene, und mit Büſchen bewachſene Inſel, die ſich auf eine Viertelmeile erſtrecket. Der Stadt gehören außer den vorhin genannten Bor: ſtådten und Dörfern Rüthen und Briegiſchdorf, fammt dem Vorwerke , 1 ) die Dörfer Biersdorf, pogarel , Al. Zenau ſamtiit dem Ritterfike, die 2 , erften mit evangelis Idien Kirchen , Böhmiſchdorf , mit einer evangeliſchent Kirche , baib Schlüſſeldorf, (deffen andere Hälfte dem Domſtift St. Johann in Breslau gehöret,) Schreibena dorf, und halb Leupuſch oder Leubiſch , in welches lets ten evangeliſchen Kirchorfs Gegend , viel Torf gefunden wird. 2) Die Herrſchaft Cantersdorf, zu welcher ges hören das Schloß und Dorf Cantersdorf, und das Dorf Klein : 7eudorf. 3 ) Die Herrſchaft Schönfeld, in deren Dorf gleiches Ramens eine evangeliſche Kirche und ein Bor . werk ift, woſelbſt auch viel Torf gegraben wird. 2. Das königliche Hammerburgamt zu Brieg, dazu Grüningen , Linden , Banlau , Zündel oder Zindel, Berze

1

864

Das Herzogthum

Schleſient.

Herzdorf , Brieren , Paulau , Groß : Ieudorf Tſchepplowig , Michelwis , Scheidelwitz und DS. bern , gehören. 3 Das königliche Stiftamtzu Brieg zu St. Hede wig , deſſen Dörfer theils im briegichen , theils im oh. lauiſchen und ſtreblenſchen Kreiſe liegen ; im erſten find Conraðswaldau , Laugwit , Pampit , Jägerndorf und Schenau , welche evangeliſche Kirchen haben ; im zweyten Groß · Peisferad , Srauenhayn , Schwoite, Biersdorf und Ottag. 4 Das Bönigliche Kammeramt Carlsmarkt , hat ben Namen von dem am Fluß Stober belegenen Marlts fleden Carlsmarkt, in welchem eine evangeliſche Kirche ift ,) iſt aber ehedeflen das Amt Hegendorf, von dem hier an der Bober gelegen geweſenen feſten Schloß Kez Bendorf genannt worden. R. Karl VI batte dem Dorf und damals bat eb Regendorf Marktrecht berlieben den Namen Carlomarkt bekommen . Das hierher gebörige Dorf Edun iſt der Grafen von Bees Stamınbaus, denen es auch ehedeflen , ſammt der vormaligen Herrſchaft Stellene borf zugehöret hat. Die übrigen Dorfer des Amto find, Kauern , Kogelwig, Stoberáu , Tarnowitz, Xoſchüt, Kiebnig und Alt Sammet. 5 Löwen oder dåben , ein ganz offenes Städtchett an der Merß , hat eine evangeliſche Kirche, und gebdret dem gráflichen Hauſe von Bees als ein Majorat. Zu er Herrſchaft föwen gehören noch fünftehalb Dörfer im Sůra ſtenthum Oppeln . 6 Michelau oder Ober -Michelau , ein Fledert, wels der 1615 vom Herzog Johann Chriſtian Stadtrecht erhala ten hat , und woſelbſt eine evangeliſche Kirche iſt, gehöret ſowohl, als das Dorf lieder - Michelau , dem Stift Camenz , aus weldem fich zwen Patres auf dem bieſia gen mit einer Kapelle verſehenen Schloß- als Rechnungsa führer aufbalten . Das Stift bekam dieſen Drt , als der ehemalige Beſitzer deſſelben , Baron von Gråulſchreiber, zur

Brieg.

865

zur evangeliſchen Ktriche trat. Ritten in demſelben woh , nen die Bürger , und an beyden Enden Bauern und Sårte ner.

Gleich über der Neiffe fångt Oberſchleſien an.

7 Schwanowit ,enDorf und Ritterſis,und Pramba ſen , haben evangeliſche Kirchen , und gehören den von Waldau . 8 Die Commenthurey Coffen , bem Fohanniterore ben zufändig, zu welcher das große Dorf Coffen, und die Dörfer Jefchen , Budhit und Roſenthal gehören . In Loffen iſt ein wohleingerichtetes Ordenshaus , und eine ſchöne katholiſche Kirche. 9.Molwitz , ein Dorf mit einer evangeliſchen Kirche, gehörer dem Abt zu St. Vincenz in Breslau. 1741 erhielt bier Friedrich II König von Preußen ſeinen erſten Sieg über die Oſtreichiſche Armee. Dar nahe gelegene Dorf Hermsdorf, gehöret auch gedachtem Abt. 10 Mangſchůt , ein anſehnlicher Ritterfig und Dorf mit einer evangeliſchen Kirche, gehöret den Grafen von Púdler, 1 Die Ritterfike Groß -Jån hvit , Groß Fleudorf, Kreyſewit . Johnsdorf, Koppen , Michelwig , und Taſchenberg.

II Der oblauiſche Kreis , wurde 1654 dem Fürſtenthum Brieg entzogen , und zu dem Fürſtene thum Wohlau geſchlagen : 1680 aber nach dem Tode der Herzoginn Louiſe, der er zum Witwenſiße gebie. net Hatte, wurde er dem Fürſtenthum Brieg wieder einverleiber. 1 Ohlau , Olavia ,,die immediate Kreisſtadt , liegt an Fluß gleiches Namens , und nidyt weit von der Doer. Sbr größter Theil liegt auf der deutſchen Seite , ein viera tel aber auf der pohiniſchen . Sie hat ein Schloß, deren Kirche die Katholiken inne haben : die Evangeliſchen aber haben die Pfarrkirche, an welcher der Inſpector des obs laute Sii 4 Ch. 54.

Das Herzogthum Schleſien. 866 lauiſchen KreifeB fteht, und die pohläiſche Kirche, in wels cher die hier liegende Beſabung den Gottesdienſt hålt. Es iſt auch hieſelbſt ein Kupferhammer. In Kriegeszeiten hat ſie viel ausſtehen müſſen , iſt auch 1502 und1641 zur Hälfte abgebrannt. 1741wurde ſie von den Preußen eina genommen. Man bäuet hier viel Zabad. Ben der Stadt Find ſehr ſchöne und angenehme Spatziergånge. Der Stadt gehdret das Dorf Zedlig , und ein Åntheil an Baumgara ten , an welchem Dorf auch das hieſige königliche Kama

heil hat. meramt Ant 2 Das Königliche Kammeramt zu Ohlau ,zu wele

e in Ke ern , Deiſterwit , polniſchſtein , Rodeland ,Xoa Mink n Tenhay , Kungen , Sacerau , Steindorf, Weisdorf,

Wüſten , Briefe und Zehline, gehören . 3 Die Commenthurey Klein - Dels , gehöret ben.Jos hanniterrittern . Klein - Dels iſt ein Fleden mit einert n alten Schloß , und hat dem Johanniterorde icon 1343 gehöret, Außer dieſem Ort gehören noch 11 Dörfer zu der thuren . hen Comm4enDi e adelic Güter und Dörfer, Seide, Caskowig, Mechwit , woigwig , welche 4 leßten evaugeliſche Kirs chen haben , dergleichen auch in den Dörfern Marſdwig, Srauenhayn und Xoſenhayn find. 5. Vier zum biſchdflichen Halt Breslau gehörige Såter. III Der ſtrehlenſche Kreis, iſt eins der fruchtbarſten Korn . und Weizen .Sånder in Schleſient I Strehlen , die immediate Kreisſtadt, liegt an der Dhlau , ift mit doppelten Mauern umgeben ,und hat große e. An der evangelifdjen Pfarrkirche, ſteht der Vorſtådt Inſpector des ſtrehlenſchen Kreiſes . Die ſogenannte pohla niſche Kirche gehöret auch den Evangeliſchen . Es iſt hier auch eine lateiniſche evangeliſche Scule, und ein Auguſtin

Brieg. 867 nermönchenklofter. Eswerden hier gute Lücher gewebet , 1619 brannte die Stadt größtentheils ab. U18 1760 Kda nig Friedrich II hieſelbſt ſein Hauptquartier hatte, jollte er durch Berråtherey dei Barong von Wargotſd aufgea hoben werden : als aber der evangeliſchePrediger Schedtet zu Schonau dieſes Vorhaben entdecte, wurde es verhina dert. In der Nachbarſchaft derſelben iſt ein wichtiger Steinbrud. 2 Suffinet , ein Dorf dicht bey Strehlen, welches) eine evangeliſche böhmiſche Gemeine angebauet, und nach dem Geburtsort Johann Hufſens benannt hat. Vorher waren hier 2 großeVorwerke, welche die böhmiſchen Brůz der der Stadt får 11000 Rthlr, abkauften , und ſoldie von Collectengeldern bezahlte K Frie ihren geſammleten n. . a brich II hat dieſem Drt das Privilegium ertheilet , daß Glaubensgenoſſen von der åchten hier allezeit nur einerley böhmiſchen Confeßion wohnen ſollen. Den Gottesdienſt bålt dieſe Gemeine in ihrer alten Kirde zu Altſtadt bep Strehlen , welche wieder hergeſtellt, erweitert, und 1779 eingeweihet worden. Ha 3 Das tšnigliche mmeramt Strehlen , hat ſeis men Sitz in der Stadt Strehlen . 30 demſelben gebore.n Sriedersdo ev rf, mit einer angeliſchen Kirche , bie Dörfer Kuidhel, Wieltheuet, Rågersdorf, mit einer evanges lifdyen Kirche, Sågen , Tšppendorf, Woiſelwitz. He 4 Das Umt Prieborn , iſt eine rrſchaft , weldje die von Ozirn beſeffen haben, nach deren Abgang ſie an den Herzog von Brieg als Lehudherrn gefallen iſt. 1654 wurde ſie dem ohlauiſden Weichbilde einperleibet, 1664 von Herzog Georg ſeinem Stiefbruder dem Grafen Auguſt von der Liegnik vermacht, nach deſſen 1677 erfolgrem Code aber vomRa Be genomm iſ u 16 a eine W bon affenbeerrg infür 1ſiozCooo Guledne,n vnerdpfän8d7et. n Dabn Charité Amtgehöret jeßt der zu Berlin. Einige der dazu Priebor ei Schlo un Dor mi eine evan N f t s d r gelisc.)hen Kirche,n ,in den fien acßhbarſchaft grauer Marmor gebrochen wird,

2 ))Sies

Brieg.

867

Hermondyenklofter. Es werden hier gute Zücher gewebet, 1619 brannte die Stadt größtentheils ab. Als 1760 Kda nig Friedrich II hieſelbſt ſein Hauptquartier hatte , ſollte er durch Berråtheren des Barons von Bargotich aufges hoben werden : als aber der evangeliſche Prediger Schroter zu Schönau dieſes Vorhaben entdeďte , wurde es verhin. In der Nachbarſchaft derſelben iſt ein wichtiger dert. Steinbruch 2 Suffines , ein Dorf dicht bey Strehlen , welches cine evangeliſche böhmiſche Gemeine angebauet, und nach dem Geburtsort Johann Huſſens benannt hat. Vorher waren hier 2 große Vorwerke , welche die böhmiſchen Brús ber der Stadt får 11000 Rthlr, abkauften , und ſolche von ihren geſammleten Collectengeldern bezahlten. R. Fries brich II hat dieſem Ort das Privilegium ertheilet , daß hier allezeit nur einerley Glaubensgenoſſen von der achten böhmiſchen Confeßion wohnen ſollen. Den Gottesdienſt hålt dieſe Gemeine in ihrer alten Kirche zu Altſtadt ben Strehlen , welche wieder hergeſtellt , erweitert, und 1779 eiugeweihet worden . 3 Das tSnigliche Kammeramt Strehlen , hat feis nen Siß in der Stadt Strehlen . Zu demſelben gehören die Dörfer Sriedersdorf, mit einer evangeliſchen Kirche, Kuſchel, Meltheuer , Rügersdorf , mit einer evanges liſchen Kirche, Sågen , Toppendorf, Woiſelwit . 4 Das Amt Prieborn , iſt eine Herrſchaft , welche die von Czirn bereflen haven , nach deren Abgang fie an den Herzog von Brieg als Lehudherrn gefallen iſt. 1654 wurde ſie dem ohlauiſden Weichbilde einverleibet, 1664 von Herzog Georg Feinem Stiefbruder dem Grafen Auguſt von der Liegnitz vermacht, nach deffen 1677 erfolgten Zode aber vom Kaiſer in Beſitz genommen , und 1687 an einen bon Waffenberg für 100000 Gulden verpfändet. Das Amt gehöret jeßt der Charité zu Berlin . Einige der dazu gehdtigen Derter find 1) Prieborn , ein Schloß und Dorf mit einer evans geliſchen Kirche, in deffen Nachbarſchaft grauer Marmor gebrochen wird, Sii 2 2 ) Sies

868

Das Herzogthum Schleſien .

2) Siebenbuben , ein Schloß und Dorf mit einer tac tholiſchen Kirche, am Fuß des Nunimelbergs . 3 ) Sabenoorfi, ein Dorf , in welchem ein freyes Gut iſt. 4 ) Die Dörfer Ärnsdorf, Däsdorf , Katſchwit , Krummendorf , und Tſchammendorf. 5 Die Ritterfike Mittel-Arnsdorf , Eiſenberg, mit ciner evangeliſchen Kirche, Krippit ,ObersRoſen , Kupa perdorf , mit einer evangeliſchen Kirche , die in einem angenehmen Walde liegt, Schönbrunn , mit einer evans geliſchen Kirche, Mittel Schreibendorf, u. a. m . 6 Ulbendorf, ein Dorf und Schloß , woſelbft 1741 ein heftiger Scharmüßel zwiſchen dſtreichiſchen Hufaren , und zwiſchen preußiſchen Huſaren und Ulanen , zuin Vors theil der erſten vorfiel. Es iſt hier eine evangelia ſche Kirche. 1

IV Der nimptichiſche Kreis . i Krimptſch , Nimitium , die immediate Kreisſtadt, liegtan der Rohe, und hat neben fich auf einem Hügel ein Schloß liegen. Sowohl die Evangeliſchen , als Katholi. ten , haben hier eine Kirche : es iſt hier auch ein evangelis ſcher Kircheninſpector. 1500 und 1633 brannte ſie ganz ab , und 1728 erlitte fie wieder Brandſchaden . Die ades lichen Dörfer Alt - Stadt oder Alt : 7imptſch , Pans gel und Dogelgeſang , werden als Vorftåste dazu ges rechnet. 2 das Pönigliche Rammeramt Rothſchloß , ehes deſſen Teiche genannt. Das Umthaus Rothſchloß liegt an einem großenTeiche, daher der zweyte, ehedeffen am meis ften gewöhnlich geweſene Name kommt. 1741 fiel hier ein heftiger Scarmůßel zwiſchen den Preußen und Deſtreia dern , zum Vortheil der erſten vor. Die zu dieſem Umt gehörigen Dörfer find, Senig , Groß -Kniegnig, beyde mit evangeliſchen Kirchen , Poſerig , Gregersdorf, Groß- Jeſerit , Rarzen ,Barſche, Tieffenfee. 3 Die Commenthurey Groß - Tinz, gehört den Fos banniterrittern , und das Dorf dieſes Nameno, woſelbſt das

Brieg.

869

bas fchone Commenthurenhaus if, liegt un der Rohe. Die hieſige Stuterey iſt im fande berühmt. : Die übrigen zu dieſer Commenthurey gehörigen Dörfer ſind, KleinsTing, Oleiniß und Beylau jin neumarfiſchen Kreiſe. 4 Die Serrſchaft Schwentnig , zu welcher die Dör fer Schwentnig mit einer evangeliſchen Kirche , Kleina Kniegnig, auch mit einer evangeliſchen Kirche, Roſewig und Prſchiederwiß gehören. Ben dem erſten Dorf wird guter Marmor gebrochen , und bey dem dritten werden Chryſopraſe gegraben . 5 Die adelichen Güter und Dörfer Diersdorf, Joro dansmühle , beyde mit einer evangeliſchen Kirche, Rurts wit , Siegroth , Xudelsdorf, beyde, init evangeliſchen Kirden , Groß -Wilka , Zülzendorf, beyde mit evanges lifchen Kirchen , u. a. m. ' Nicht weit von dem legten ents ſpringt die Lohe aus einer lauen Quelle.

IN

V Der creußburg -pitſchenſche Kreis, welcher ganz an' der pohlniſchen Seite liegt, und an Pohlen und an das Fürſtenthum Oppeln grånzet. 1 Creugburg oder Creugberg , die immediate Kreisa

Na

ftadt, liegt in einer fruchtbaren Gegend am Bache Brina nitz , und hat ein Schloß , eine evangeliſche und eine tas tholiſche Kirche : es iſt auch hiefelbſt ein evangeliſcher Kir, cheninſpector. 1588 wurde ſie von den Poblen gepländert und verbrannt. Es gehören ihr die Dörfer Ober : und ieder Llgut, und das Vorwerk Czapel. 2 Das königliche Kammeramt zu Creugburg , zu welchem die Dörfer Bürgsdorf, Wargsdorf , Schón: wald , Sarnau und Ulrichsdorf, nebſt einem Theil von můttendorf, gehören , 3 Die adelichen Güter und Dörfer Bankau mit einer evangeliſchen Kirche , Xoſen, mit einer evangeliſchen Kirs che, Magdorf , 1. a. m . 4 pitſchen oder Kitchen , Bicina , eine immediat Stadt , hat eine katholiſche und eine lutheriſche Kirche. Das Fii 3

3

/

1

-870

Das Herzogthum Schleſien.

Das zu Smogra geſtiftete Bisthum ift 75 Sahr nach ſeis ner Errichtung hieher , 1052 aber von hier nach Breslau berleget worden . 1588 wurde der Erzherzog Marimilian von Deſtreid ) bey dieſer Stadt von den Pohlen geſchlagen , welche hierauf die Stadt plünderten und verbrannten . 1627 und 33 ift fie auch ausgeplündert worden , und 1654 hat ſie großen Brandſchaden erlitten. Es gehören“ ihr die Dörfer Jaſchkowitz und Polanowit.

5 Die adelichen Güter im Dörfer Baumgarten Birchdorf, Golfowiß , Prorchlig , Reinersdorf, Xoss Powig , Wilmsdorf , welche insgeſammt evangeliſche Kirchen haben . 4.6 Zu dieſem Kreis iſt auch wegen der Nähe , das Weichbild Tonſtadt geſchlagen worden , welches ſonſt zu dem Fürſtenthum Dels gehåret. S. weiter unten. VI Folgende zwey Bergſtädte , welche zwar im Umfange des Fürſtenthums Münſterberg liegen , aber nicht dazu gehören; denn fie ſind ſchon 1581 da. von ab , und an Wilhelm Urſin Fürſten von Roſens berg verkauft worden, von welchem ſie an Peter Wod Fürſten von Roſenberg gekommen ſind, der fie 1599 an Joachim Friedrich Herzog zu liegniß und Brieg verkauft hat , worauf ſie von den Herzogen zu liegnie und Brieg jederzeit gemeinſchaftlich beſeffen worden , nun aber zum Fürſtenthum Brieg , jedoch zu feinem Kreiſe deſſelben gerechnet werden . 1 Reichenſtein , eine frene Bergſtadt , in welcher ein königliches Bergamt, eine katholiſche und eine lutheriſche Kirche iſt. Gegen Mittag und Abend dieſer Stadt , in dem Gebirge, welches der goldeneLefel genennet wird , iſt ein Silberbergwerk, in welchem ein weißer arſenicaliſcher Goldfies bricht. 2 Silberberg , eine Bergſtadt, in welcher eine kathos lifche und eine evangeliſche Kirche ift . Sie hat ihren Nas men

1 1

IM

Brieg.

871

uten von dem bey derſelben befinblidhen Silberbergwerk, in welchem ein mildes filberhaltiges Bleyerz bricht. Es iſt hier nach dem dritten ſchleſiſchen Kriege eine wichtige Bergfeftung angelegt worden, welche von der båheimiſchen Seite nichtgeſehen werden kann. Die Feftungswerke find durch Pulver und Werkzeuge in Felfen angelegt, und durch Das Hauptwerk hat die einen bedeďten Weg verbunden . Gefalt eines Schloſſes von gothiſcher Bauart, mit großen Die in den Felſen gehauenen Graben , ſind Zhürmen . 20 Fuß tief , und in der Wällen, welche eſcarpirte Berge find , befinden fich 3 Reiben Caſematten über einander. Der in den Felfen ausgehauene Brunn für die Befakung, iſt 120 Fuß tief. Es können dieſe Werke 5000 Mann Befaßung in fich faffen . Die Luft auf dem Berge iſt ſo kalt, daß die Caſematten , wenn ſie von Menſchen bewohnet werd den ſollen , im Auguft eingeheißet werden müffen. Die nächſten Anhöhen můffen in Kriegszeiten befekt werden , pamit der Feind fick derſelben nicht bemächtige , und box derſelben die feftung beunruhige. ſtriegauifdhe a (2 ) Der ſchweidnigiſche, bolkenhayn -landshutiſche und reichenbachia fote Kireis , welche das Fürſtenthum Schweidnitz ausmachen .

$. I. Das Fürſtenthum Schweidnik grånget gegen Morgen an die Fürſtenthümer Brieg und Breslau , gegen Mitternacht an die Fürſtenthümer Liegniß und Jauer , gegen Abend auch an das Für. ſtenthum Jauer, und gegen Mittag an Böheim , die Grafſchaft Glaß und das Fürſtenthum Münfterberg . Es iſt eins der größten , volfreichſten und beſten Fürſtentheimer in Schleſien , und ſoll nebſt dens Fürſtenthum Jauer, den achten -Theil biefes Herzoga chums ausmachen.de

$ . 2.

1

Das Herzogthum Schleſien .

872 G.

.

Bon Biheim'wird es durch das fübetiſche

Gebirge geſchieden , zu welchem der hohe Berg , die Lule genannt , gehöret. Er liegt gerade auf der Grånze zwiſchen dem Fürſtenthum Sd)weidnik , und zwar deſſelben reichenbachiſchen Kreiſe, und der Grafe fchaft Glaz.

Mit dem fudetiſchen Gebirge iſt ver .

mittelft der im reichenbachiſchen Spreiſe bey den Dóra fern Langen. Bielau , Beylau, Olbersdorf, Stoſchena dorf und Langen - Seiffersdorf belegenen Berge foa wohl, als des Geyersbergs (mons vulturius,) auch der berühmte Zottenberg oder Jothenberg verbuna den , welcher fonft von der andern Seite betrachtet, ganz abgeſondert vom hohen Gebirge zu ſeyn ſcheint. Deffelben alteſter und vornehmſter lateiniſcher Name iſt Mons Zabothus oder Sabothus, und dem Anfehen nach hat er ſeinen Namen von dem am Fuße deſſelben aud Zotenfis, Zobtenlis, Silenſis und Silentius,ja wohl Sequax genennet, und iſt nach Burgþarts Meynung der Mons Afciburgius, deſſen Ptolemaus gedenfet. Er liegt im Schweidniger Kreife, Meilen von der Stabt Schweidnik und 5 Meiten von Breslau , und iſt gegen Mitternacht , Morgen und Abend von einer weitläuftigen Ebene umgeben , gegen Mittag abe grånget er an den vorhin genannten Genersberg. Seine ſenkrechte Höhe wird von D. Burghart auf 2109 , von dem Jeſuiten Heinrich aber auf 2125 rheina Vändiſche Schuhe, und fein Umfang von Frid. Jucă auf 10400 Schritte geſchåget. Zuverläßiger iſt des Prof. Scheibels Beſtimmung der Höhe vermittelſt des Barometers , welche er rarvorgenommen hat, und nach welcher die Spige des Berges 1776 pariſer Schuhe

873

Schweidnik.

Schuhe Höher iſt, als das Pflaſter zu Breslau, aber nur 1620 Schuhe höher, als das Städtchen Zobten , Auf der höchſten Spike des Berges hat ehedeflen ein Schloß geſtanden , welches Peter Wiaft , der für ei. nen dåniſchen Grafen gehalten wird , und deſſen Va. ter Wilhelm Wlaſt es ſchon bewohnet hat, 1108 oder Inoregulirten Chorherren Auguſtinerordens eingeräu . met hat , welche ſich aber 1181 nach Gorkau, und von dannen nach Breslau begeben haben .

Nachmals

Haben die Herzogevon Schweidnię bisweilen auf dem ſelben gewohnet, und endlich iſt es ein Raubſchloß, aber als ein folches 1471 von den Breslauern und Schweidnigern zerſtöret worden.

An ſtatt deſſelben

hat der Abt auf dem Sande von Breslau 1703 eine Kirche erbauen laſſen , zu der man auf einer Treppe von 60 ſteinernen Stufen ſteigt , und dahin am Tage Mariä Heimſuchung eine zahlreiche Wallfahrt von 1 Zobten aus angeſtellet wird. Südweſtwärts hinteç derſelben iſt ein ſehr hoher und ſteiler Felfen, von wel. dhem man faſt gang Schleſien überſehen kann . Sonſt iſt der Berg mit einem dicen Walde bewachſen . Daß dieſer Berg der Fürſtenberg rey,den die alten ſchweids nißiſchen Herzoge im

Titel geführt haben, iſt falſch ;

denn dieſe Herrſchaft Fürſtenberg , nebſt dem Städte chen , von welcher fie den Namen hat , iſt in der Sau . ſig belegen . Es hat dieſes Fürſtenthum alle Noth . durft an Holz, Feld und Baum Früchten , und an Wildpret , auch zahmes Vieh und Steinkohlen in Menge: doch ſind die Berge ben Schweiðniß durch den Krieg von Holz ſehr entblößet worden Es ift auch mit gutem

Fladiſe und guter Wolle reid ,licha

perſehen , und beyde werben hier ſo ſtark, als irgenda mo siis

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n re h u c . S t d an ak h a rh lic uf e l hak s n h ml iecr hm v Mat , zhuehsual g to etin Sc e r m d rn bi he lcne t it f e ge h . ie in rd vo be ;il un da ſfetoſet h c o s frt ſ n e d; fo iſt auc deer . n ge te eTh rf de rhFaü d rk t or ge h -n lb ungwe tDein : er . feBre n Bö fe nsdbe na y b d e d e r mſ l n in Blg , Kup nd un s Si . Be eh ma ße ef a i t ſ e orn o r rh it nrd ich üſ i r t o n i l e n n ve . D v is s n F G d b e iſſ l n e e et ndnn er o ch . ,ftdri Peon fi , di We eh, uru d B tiſ t e t r eſt er ie ei nn tſ lb m ßude e g d n r a e i nif , e p d Wf ,o D ir e mor mgen m he b s ibr , na Ruy ee , au dresd huſo Ge t r w d e ud htz t y e nt he , unn Snci lbf , ge slana - Gi ſte be erOb t e n e e d r s i ſ e n fie oſbno Br inr Fmüm we h e ei, wteos m s dw c te ko em d i ale a e u n Wei N d eS a s u ge d sunn w r l r t g r s t i et , bßiet Pnog fe la vour ann ehiſ . D g ſt re ch r nb en r ie t m å i n niae , fl ,e Z de g bu i B mt n m e l o n r s d e d da be Stten . , ni un erFr Wa en ſ ec eß au ſſ f u k d s r h t i i u a n a in ba trFü ge , u baf g m fl sl W el u e t ra r nigſ ch ofer veeig , wb ſie ſi emni en de prWue th get Brr r o nß w t in ch rſ ni la un Ud ha ſe tiſr ei ak m.s De B mnei t h b h e s t u l u m r in isde Fü . ba , tri eshhaub inn Bröei Sc nth dnt d e h e e n r b c , un late ſt el S erK ſ ſ u s s r m . Ja in da Fü au de S. 14. Das Fürſtenthum enthält 14 Städte. 4

87

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Die ehemaligen Herzoge zu Schweidnig ſind von der liegnig - Eriegiſdyen Linie entſprofſen.

Uis fich_1278

1 Herzogs Heinrichs des fahlen Söhne theileten , erhielt n e t , legenheit des glogauiſchen Krieges überließ ihm ſein Bruder Heinrich der fette 1291 Jauer , Striegau , Frankenſtein , Reichenbach und Strehlen , vermachte ihm auch hernach 1296 für die Vormundſchaft, welche er für ſeine Kinder übernehmen follte ,

das Schloß auf

Sdweidnig

875

auf dem Zothenberge, und dem Herzoge Conrad zu Glogau drang Boleslav Bunzlau ab. Seine drey Sohne regierten zwar gemeinſchaftlich , hatten aber unterſdiedene Reſidenzen ; denn Bernhard nahm feia nen Sie zu Schweidnig , Heinrich I zu Jauer, und Boleslav II zu Münſterberg. Bernhard , hinterließ * Söhne, der älteſte Boleslav III folgte dem Vaters in der Regierung des Fürſtenthums Schweidnik, dem Zweyten Heinrich H aber trat feines Vaters Bruder Heinrich I das Fürſtenthum Jauer ab , welches nach feinem Tode an ſeinen altern Bruder fam . Als nun deffelben einziger Sohn vor dem Vaterftarb, hingea gen Heinrichs II Tochter Anna , fich mit Konig Karl IV vermählte e verglich Fich Herzog Boleslav mit demſelben dahin, daß nach ſeinem Tode feine Fürſten thümer Schweibniß und Fauer an den König und die Krone Böheim Fallen ſollten , welches auch 1368 wirk. lich . Fürſtenthümer mit wichtigen Privilegien, zu welchen die folgenden böheimiſchen Könige nod ; andere hinzu . gethan haben ; daher der Udel derfelben noch jest irr Unſehung der Verfolgung und Vererbung ſeiner Lehn güter , gegen die andern Fürſtenthümer gerechnet, ſeine eigene Verfaſſung hat, doch kommt er darinn mit dem Adel des Fürſtenthums Jauer übereina S. 4.

Unter böhmiſcher Oberherrſchaft, war die.

ſes Fürſtenthum mit dem Fürſtenthum Jauer affo verbunden , daß beybe einen Landeshauptmann , ein Fönigliches Amt und

ein Sandes. Collegium

Katren .

Daher kommt es , daß ſie beybe noch jekt unter der Oberamtsregierung zu Breslau ſtehen , weil inſon. derheit die gerichtlichen Handlungsi und Signatury Qua

876

Das Herzogthum Schleſien .

Bücher , und andere wichtige Acten , nicht haben von einander getrennet werden können . Allein in den übrigen

von der königl. Krieges . und Domainen .

Kammer , und von dem Umt der (andråthe abhane genden Kreis, Sachen , ſind dieſe zwer Fürſtenthumer 1742 von einander abgeſondert, und Schweidniß iſt zu der breslauiſchen , Jauer aber zu der glogauiſchen Kammer geſchlagen worden . Nach der ehemaligen Eintheilung, beſtund es aus den fünf Weichbildern Schweidnik , Striegau, Rei. chenbach , Boltenhayn und Sandeshuth : jeßt Heiſſen die Weichbilder Kreiſe, und die benden lekten ſind in einen Kreis zuſammen gezogen , alfo daß das Für, ftenthum dus 4 Kreiſen beſtehet , von welchen der fchweibnißiſche, reichenbachiſche und bolkenhann -lana deshutiſche bie Gebirges Kreife genennet werden , der ftriegauiſche aber zu dem platten lande gerechnet wird.

i I Der fchweidnißiſche Kreis iſt der größte. 1 Schweionit , Suidnicium , die immediate Kreisa Aadt, iſt auch die Hauptſtadt des ganzen Fürſtenthums, und eine ſtarke Feftung. Sie liegt an der Weiſtrig in eia ner ſehr reizenden Gegend, die unter die ſchönften in Schles ſien gerechnet wird. Ihre Befeſtigung beſtund ehedeffen aus einer drenfachen Mauer : König Friedrich II aber bat fie von 1748 an mit neuen regelmäßigen und ſtarken Fes Rungswerfen verſehen laffen . Die Pfarrkirche wurde 1629 den damats hier eingeführter Jefuiten übergeben , welde ben derſelben 1664 ein Collegiuin und Seminarium betaa men. Die Kidſter der Dominicaner , Minoriten und Kas Fuzinermenche , und der Urſelinerinnen , haben auch Kirs chen . Die Kirche St. Michael8 vor dem niedern Zhor, ift eine Commende der Kreuzberren mit dem rothen Stern 24 St. Matthid in Breslau . Die Evangeliſchen haben in

Schweidnie.

877

in der Stadt eine Kirche , deren erſter Prediger Inſpector der Kirchen des ſchweidnigiſchen- reichenbachiſchen und ftriegauiſchen Kreiſes und des Fürſtenthums Münſterberg ift. Es ſind hier Wollen- und Leder Manufakturen. Dieſe Stadt iſt erft 1295 vom Herzoge Boico I mit Ringnauern berſeben worden . 1716 brannte ſie größtentheils ab, wurde aber weit ſchöner , als ſie vorhin gewefen war , und völlig von Steinen wieder aufgebauet, und inſonderheit aud) mit einem ſchönen Rathhauſe gezieret. Allein , 1757 wurde fie von den Deftreichern nach einer 16tågigen Belagerumg eingenommen , und während derfelben durch Bomben, Rus geln und Fever vermiſtet. 1758 wurde ſie von den Preufe ſen nach einer gleichfalls 16tågigen Belagerung wieder ers obert ; und 1761 von den Deftreichern und 4 rußiſchen Gres nadiercompagnien, ohne vorhergegangene Belagerung mit Sturm erſtiegen , 1762 aber von den Preußen nach einer chweren und langen Belagerung wieder erobert. In der folgenden Zeit iſt ſie ſehr ſchon wieder hergeſtellet. Der Stadt gehören 13 Dörfer , nämlich Bøgendorf, Croiſelroig , Sohen- und Wieder:Giersdorf, Kletſch Pau , Leutmannsdorf, welches fünfviertel Melle lang iſt, ein Schloß , eine fatboliſche und eine evangeliſche Kirs de hat , Pritſchendorf , Såbiſchdorf, Schönbrunn , Antheil an Seiffersdorf, Tunkendorf, Polniſch Weis ſtrig und Weißrodau . : Zobten oder der Gotten , lat. Zobtena obér Zabo . thum ', eine mediat Stadt am Fuß des Zobtenberges, welche vermoge deffen , was oben von der Hdhe der 30h. tenberges angeführet worden , 156 Schuhe hher liegt, als Breslau . Sie iſt ſchon im liten Fahrhundert eine Stadt geweſen , und gehöret, ſo wie die nahe dabey liegende Prob . ften Gortau , den regulirter Chorherren Auguſtinerordens auf dem Sande zu Breslau, und hat einekatholiſche Pfarre kirche. Sie hat uncerſchiedene Feuerébrünfte erlitten , von welchem die neueſte 1741 geſcheben iſt, da ein paar tavſend Tolpatſchen und Panduren , welche der Obrift Zrent an führte , nachdem ſie bey dieſem Stadtchen von einem paar

preus

878

Das Herzogthum Schleſien .

preußiſchen Grenadiercompagnien geſchlagen worden , aus Rache daſſelbe plünderten und angindeten , ſo daß es faſt ganz abbrannk . Zu dem hieſigen Amtdes Stifts, gends ren die Dörfer Klein -Bielau , Guhlau , Kalter:brunn , Narrdorf , Qualenau , Antheil an Seiffersdorf, Sils ftenwit , Strebel , Strehliß , Striegelinůhl, Tampas del , Groß und Klein : Wierau. 3 Die Serrſchaft Sürſtenſtein , hat ehedeffen zu den fürftlichen Domainen gehöret , iſt aber 1497von dem Kos nig Wladislav an den Canzler von Schellenberg verpfåna det worden , der ſie nachher an Chriſtoph von Boberg aba getreten. K. Rudolph II verkaufte fie 1601dem von Fünfs Firchen erblich , der ſie wieder an die Familie von Hoberg überließ , welche hernach in den reichsgråflichen Staud ers hoben ward , und die Herrſchaft noch jest befizet. Sie begreift Sürſtenſtein , ein Schloß auf einem Berge.

+

2) Freyburg oder Freyberg , mit dem Zunamen una terin fürſtenſtein , ein Städtchen an der Polsnits. Es hat eine katholiſche und eine lutheriſche Kirche. 1427 wurde es von den Sulfiten vergeblich beſtårmet. Bon bieraus beſtürmeten die Preußen 1761 den Zeiſigen und All debacher Berg , auf welchem die kaiſerlichen Truppen ſtünden . 1774 brannte die Stadt bis auf 17 Våuſer nach , ab . 3 ) Gottesberg , eine kleine freye Bergſtadt, mit eis ner katholiſchen und einer evangelifchen Kirche. Hier werà den überauß viel gemeine wollene Strümpfe geſtridet: 1633 erlitte ſie eine große Feuersbrunft , und 1645 von den Schweden eine Pländerung. Nan gråbet hier Steinkohler . 4 ) Dreyßig Dörfer. 4 Gablau , ein Kirchdorf nicht weit von Gottes berg , woſelbſt ein altes Silberbergwert iſt , welches 1768 von neuem bearbeitet worden , Die Fundgrube beißt Victor. 5 Lic

Schweidnie ,

879

Die Serrſchaft Sriedland, iſt eben ſo wie die vora hergehende eine Fidecommiß - Herrſchaft des gråflichen Hauſes Goberg - Fürſtenſtein , und begreift außer ſechs Dörfern :

1) Sriedland , ein Ståbrdjen am Fluf Steinau, wela dhes eine katholiſche und eine evangeliſche Kirche hat. Es ift ums Jahr 1325 erbauet , 1427 von den Suffiten vera brannt , und 1639 von den Schweden rein ausgeplündert worden . 1760 verloren hier die Kaiſerlichen in einem Gefecht mit den Prenßen viel Voit. Gleich vor dem Thor ift diebeheimiſche Grenze. 2 ) Waldenburg , gemeiniglich Wallenberg , ein Stadtchen an der Polsnis , welches eine Patholiſche und eine evangeliſche Kirche hat. Die hieſigen Bleichen ſind vorzüglich. 3) Salzbrunn , ein Dorf,eine kleine Meile von Fürs. ftenſtein , iſt bisher der einzige bekannte Ort in Schleſieri, wo man Spuren von Küchenſalze findet, die Quelle aber ift ſonſt får einen Geſundbrunnen gehalten worden . Es iſt tier eine evangeliſche Kirche. 4 ) Kinsberg oder Königsberg, Regiomontium, ein Bergſchloß , unter welchem die Weiftris, fließet, iſt eine der älteſten Schlöſſer in Schlefien , und zu demſelben gehöret eineHerrſchaft. Dieſe gehörte ehedeſſen dem Landesherrn , R. Rudolph II aber verkaufte fie 1603 erblid an Hans Bernhard von Fünfkirchen , geweſenen Boffammerrath und oberſten Proviantmeiſter in Ungarn . Hinter dem Schloß gegen Mittag iſt ein Thal, welches der Schleſier Thal genennet wird. Zu dieſer Herrſchaft gehöret unter andern das Guth Dittmansdorf. 5) Tannheuſen , ein Dorf an der Weiſtrit , der fren . herrlichen familie von Seher: Thoß zugehörig , nabe' ben welchem ein guter Sauerbrunnen iſt ,welcher Charlottens brunn genennet wird, 6 ) Weiſtrit), ein Dorf am Fluß gleiches Namens, bey welden man in neuern Zeiten Silber geſucht hat. 7 ) Bůra

1

880

Das Herzogthum Schleſien .

7) Bůrkersdorf, an der Weiſtrik , Cudwigsdorf und das oben genannte Ceutmannsdorf, Dörfer , bey welchen Hohen find , auf denen fich 1762 die Oftreidside Armee geſetzt und verſchanzet hatte , davon ſie aber burde die preußiſche Urrmee mit namhaftem Verluſt getriebent wurde. 8 ) Domanze, ein Schloß auf einem Felſen , unter welchem die Weiſtrig fließet , und zu welchem eine Herr, ſchaft gehöret. Im Dorf dteſes Namens iſt eine katholis ſche und eine evangeliſche Kirche. 9) Kratzig oderKratgau oder Tragkau , ein Schloß der Grafen von Zedlig . 10) Die Schlöffer und adelichen Güter Schwenkfels, Teichenau , welches die von Lucke von Churfachſen zu lehr haben , Wirben , welches Stamnihaus der alten Grafen von Würben nun der Abtey Gruffau gehöret, Groß -Mob. nau und Protſchkenhayn . 11) Ultwaſſer , ein Dorf , eine halbe Meile von Wals denburg , bey welchem 2 heilſame Sauerbrunnen eutſprits gen. Bey dieſem Dorf iſt ein Berg , in welchem ſehr ere giebige Steinkohlerbergwerke find., 12) Zwiſchen den Dörfern Merzdorf und Stephans, hayn , der Stadt Schweidniß gegen Nordoſten belegen, wurde 1642 ein faiſerliches Corps Truppen von einem fchwediſchen geſchlagen , 13) WüſtenWaltersdorf, iſt jetzt ein ſtadtmaßig gez bauetes Dorf, welches viel Gewerbe treibet. 14) Zedlits , ein Dorf , in deffen Gegend ben dem Mannburch die preußiſchen Feldjäger 1761bey einem Uebers' fad der Deſtreicher viel Leute einbüffeten .

II Der ſtriegauiſche Kreis . i Striegau , Stregovia , Stregonum , Trimontium , die immediate Kreisſtadt , liegt an einem Waſſer, welches einige Ezisla , andere aber das ſtriegauifde Waffer nens pen , und welches ſich mit der Polsnit vereiniget . Die Pfarrs

Schweidnię.

881 .

Pfarrkirde, welche die hochfte in Schleſien iſt , geboret zu der hieſigen Commentburen des Johanniterordens . Sonſt iſt hier ein Kloſter der Carnielitermoncbe, und eine weibliche Abten Benedictinerordens. Die Evangelidben haben ach eine Kirde. Dieſer Ort hat 1289 vom Herzoge Boleslav dem Kriegeriſchen , Stadtrecht erhalten. Die Plünderung , brunft, welche fie 1718 erlitten hat , haben fie berunterges bradt. Ehemats war die Siegelerde , welche aus dem Georgenberge gegraben, und mit 3 Bergen bezeichnet wird , beliebter, als jeßt. 1745 fiel zwiſchen dieſer Stadt und Hoben - Friedberg ein Haupttreffen vor , in wildem das preußiſche Kriegsheer über das vereinigte šſireichiſche und ſådfische Kriegsheer ejuen großen Sieg erfocht. Der Stadt gehören die Dörfer Gråben , Seydau und Alt: Striegau . 2. Das Amt Oelſe , iſt aus den ehemaligen gräflich niemptſchiſchen Gütern Delfe, ulbersdorf und Teichau . entjianden , und geboret dem Prinzen Heinrich. Im Dorf Delſe iſt eine evangeliſche Kirche. 3 Die Commenthuren zu Striegau , befißet die Dörfer Bechero , Jåriſdau , Muhrau , Pfaffendorf, und ein Antheil an Stanowis . · III Der bolkenhain -landshutiſcheKreis . I Boltenhayn , Bolconis fanum , die 1292 erbauete immediate Kreisſtadt , iſt klein, hat eine katholiſche und eine evangeliſche Kirdie. Ueber derſelben liegt ein Schloß, welches Burglehn nebit denen dazu gehorigen Gütern. R. Rudolph Il im Fahr 1594 an Maitheſen von logau erba lich verkauft, und 1596 die obern und niedern Gerichte, fammt der Jagd und andern Rechten , welche benm Bers kauf der Schloß -Güter ausgezogen und vorbebalten war ren , dem Ladislaus von Zedlitz beſonders bewilliget bat , deffen Nachkommen ſie 1703 wiederkäuflich an das Stift Gråflixu überlaſſen haben . Der Stadt gehören in dem von ihr benanntem Areife , Würlsdorf und Walmsdorf. 4 Zh.5

250=

882

Das Herzogthum Schleſien.

2 Sohen - Sriedeberg , ein Schloß und mediat Stadts chen , mit einer katholiſchen und einer evangeliſchen Kirs Das Stådts che , gehört einen Grafen von Sternberg. recht el g erhalten . Stadt Wenz Köni vom chen hat 1409 Zwiſchen demſelben und Striegau iſt 1745 die oben erwähnte Schlacht vorgefallen . In dieſer Gegend erlitten auch 1760 die Deſtreicher von den Preußen eine Schlappe. 3 Rudelſtadt , eine mediat Bergftadt an der Bober , unweit der Gränze des Fürſtenthums Jauer , bat Kupfera Bis 1754 iſt ſie dur ein Dorf Namens Rus bergwerke. delsdorf geweſen . Sie gehört dem Baron Seber, 4 Konſtoď , eine Fidecommiß-Herrſchaft des gråflis chen Hauſes von Hochberg - Fürſtenftein . Sie hat vor einem Schloß und Dorf den Namen , außer welchem nech 10 Dörfer dazu gehören . Die hieſige evangeliſche Kirche, iſt ein ſchönes Gebäude. 5 Die adelichen Güter , Schloſſer und Dörfer Tims merfat , Wedergu , mit einer evangeliſchen Kirche , Schweinbaus , Kauder , Rudolphsdorf und Gåb. mannsdorf oder Giesmannsdorf , mit einer evangelis robeu Kirche. 1 6 Landeshut , cine immediat Stadt,welche am Flug Bober liegt, der hier den Bach Zieder aufnimmt. Huber einer katholiſchen Kirche, iſt hier auch eine evangeliſche Gnadenkirche,deren erſter Prediger Inſpector des laneeshuts bolfen hainiſchen Kreiſes iſt , und bey welcher auch eine lateiniſde Schule iſt. Für die Bewilligung dieſer Kirde und Scule, find dem Kaiſer als ein Darlehn 80000 Fl. und als ein Geſchenk 12000 Fl. entrichtet worden. Hier wird Atarfer Handel mit Leinwand getrieben . Die Stadt iſt 1292 angelegt worden, 1638 brannte ſie größtentheils ab , und im folgenden Jahr wurde ſie ſo ausgeplundert und veripůſtet , daß nur 2 feule in der Stadt blieben . 1745 fiel hier ein higiger Scharmützel zwiſchen Preußen und Defts reidern vor. 1757 erhielt ein dftreichiſdes Corps Trups pen bey derſelben eineu Bortheil über ein preußiſches, und 1760 trug eine dftreidiſche Armee biefelbſt den Sieg über ein

Schweidnis.

883

tin preußiſches Corps Truppen davon , nach welchem die Stadt geplündert , und die Einwohner ſehr mishandelt wurden , ſo daß auch viele ums Leben kamen . Der Stadt gehöret Ober - Zieder .

Der ſogenannte Burgberg, liegt dicht an der Stadt. Unter demſelben iſt ein guter Steinbrud ), auf demſelben aber iſt eine kleine Sdanze , in welcher vor Alters eine Hut oder Wadh haus geſtanden hat. Der Name Burg . berg kommt daher , weil am Fuß deſſelben eine Burg oder Schloß geſtanden hat. 7 Liebau aber Cübau , ein 1293. erbauetes offenes Städtchen mit einer katholiſchen Kirche , liegt in einem tiefen Thal . Es gehöret dem Stift Grüſſau . 8 Schönberg oder Schömberg , ein offenes Stadts chen zwirben Bergen und Wiloniffen , bat eine fatboliſche Kirche , und gehöret dem StiftGrüffau , welches daffelbe : verbrannt. Anmerkung . Ein Lager zwiſchen liebau und Grönberg, bedeckt ganz Niederſchleſien gegen einen feindlichen Einfal aus Bdheim. 9 Griſſau oder Grüſſau, ein fürſilides Stift Cifters cienſerordens, ftebet am Bach Zieder , und vermoge deffen , was bey dem Külftenthumi Jauer von der Adbe der Sdynees

koppe angegeben wiro, liegt es 1134 parifer Fuß höher, als Breslau. Es iſt anfänglich 1242 von Anna, Herzogs Heinrichs zu liegnik Wierme, aus Willen und sMeynung h geſtiftet, ihres Sohnes Boleslays, für Benedictivermonche c ſ 1292 aber vom Herzog Bolco mit Ciſtercienfermonchen ú d m , und hat einen aus dem Kloſter Heinrichau bereßet worden n . u A ,

andere Manufacturen , 1633 wurde das Kloſter vou Schmes g n Probs Stift iſt rdie den und Sachſen er verbrannt. Dieſein u en fegenannten na Außer den oben nb einperleibet. ftendtWarunbrunn f e ö n d i h la å nn n eb Srta Bo Sc be un li , de Sh r d en un Wü , Dit Albendorf , Blasdorf, Budwald , Canzendorf, ters:

884

Das Herzogthum Schleſien .

tersbach , Linſiedel, forft, Gärtelsdorf, Giesmanngs dorf , Sartau , Klein -Seinersdorf, Soch -helmsdorf, Hermsdorf, Kindelsdorf , Kragbach , Leutmannss dorf , Lindenau , X7euen , feu Reichenau , Reich . Kennersdorf, Rubbanl , Trautliebersdorf, Tſchapss dorf, Ullersdorf, Doigtsdorf , Blein :Waltersdorf, Wieſau , Wittgendorf , Wieder : Zieder. 10 Kreppelhof und Lippersdorf, ſind von dem Gras fen von Promniß an den regierenden Grafen von Stoll. berg- Wernigerode abgetreten worden . 11 Schwarzwaldau , ein Ritterſik der von Zettrik, mit einer evangeliſchen Kirche. IV Der reichenbachiſche Kreis , iſt reich

!

an Manufakturen. 1 Reichenbach , die immediate reisſtadt, welche am Bach Peil liegt, eine Commenthurey der Johanniterritter, welcher das Patronatrecht bey der katholiſchen Pfarrkirche gehöret , vor dem franfeufteiniſchen Zhor die Probſtey St. Barbarå, welche den neyBiſchen Kreuzherren mit dem roa then Stern gehöret, und vor dem ſchweidnitiſchen Thor ein Hoſpital mit einer kleinen Kirche, imgleichen eine evants geliſche Kirche hat. " 1632 wurde ſie von den Sachſen, 1633 von den Kaiſerlichen gepländert , am årgſten aber 1634 von den Croaten verwüſtet. 1642 mußte fie eine Pländer rung von den Schweden ausſtehen , und 1643 brad die kaiſerliche Befazung über 150 Häuſer ab , um Brennholz zu baben . Hier werden viel Leinwand , Canefaß und Parchen verfertiget.

In Reichenbach grånzet das große Dorf Peile oder Peilau, welches ſich gegen Frankenſtein erſtredet, und drey Edelleuten gehöret. In der Mitte deffelben haben die véreinigten evangeliſchen Brüder den Ort Gnadenfrey angeleget , woſelbſt ihre Kirche, Brüder- und Schweſterna Haus , Gottesader und Manufakturen , geſehen zu werden verdienen. Zu Peile iſt auch eine katholiſche Kirche. 2 pes

Schweidnik.

885

2 Petersmaldau , ein ſehr großes und ſchones Dorf, welches in das obere, mittlere und untere abgetheilet wird, ein anſehnliches Schloß , eine evangeliſche Kirche und eine Colonie der vereinigten evangeliſchen Brüder hat, und von den Grafen von Promniß an den regierenden Grafen von Stolberg :Wernigerode gekommen iſt . Hier giebt es viele und gute Manufakturen . 3 Das Schloß und DorfMellendorf, und das Dorf Schlaupiß , gehöret einem Baron von Schönaich . 4 Die Soldffer und Dörfer Sabendorf und Pfafe fendorf. 5 Gutmansdorf, ein Dorf, bey welchem ein könige lidh preußiſches Corps Truppen , weldes der Herzog von Braunſchweig Bevern commandirte, 1762 ein Lager hatte, auch die Höhen von Peile beſetzt hielt. Es wurde daſſelbe bon den Deftreichern angegriffen , die aber , als eß Hülfe bekam , in die Flucht geſchlagen wurden , 6.In den Dörfern langen -Bielau , mit einer evans geliſchen Kirche, Lrnsdorf, Sennersdorf, mit einer evans geliſchen Kirche, und anderen , giebt es gute Manufakturen . Mellendorf, an Zobtenberg, hat ein gutgebauetes addliches Schloß mit einem Garten , 2) Folgende iniscelbare Fürſtenthümer. ( 1) Das Fürſtenthum Neuf. 1. Man finder das Fürſtenthum ( Zeyß auch das fürſtenthum Erotikau genannt; allein, bieſer lekte Name iſt unrichtig ; denn die fürſtliche Würde haftet

auf Neuß ,

welches dieſelbe lange

vorher gehabt hat , ebe der grottfauiſche Kreis durch Kauf dazu gekommen iſt , und die ſchleſiſchen Ges fchichtſchreiber ſind uneinig, ob das shemalige Weich . bild Grottkau ein Fürſtenthum genennet werden kön? : ne ? Ich will mich aber denjenigen nicht widerſeken, REE 3 welche

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Das Herzogthum Schleſien.

welche dieſes Fürſtenthum , Menß und Grottfau nent, nen vollen . Es iſt von den Fürſtenthümern Mün ſterberg , Brieg , Oppeln und Jägerndorf , von Mähren und der Grafſchaft Glaß umgeben , und eines der größten in Schleſien, aud) unter den mittels baren das erſte.

$. 2. Die füdliche Hälfte deſſelben iſt ſehr ber. gicht; denn dieſe durchſtreidyt derjentge Theil des fus detiſchen Gebirg 8 , welcher das mähriſche Gebirge, und zwar inſonderheit das Fefenke genennet wird . Die nordlidie Hälfte iſt ebener und fruchtbarer. Im nenfiſchen und grottkauiſden Kreiſe iſt gute Pferdes zucht, im letzten wird auch Tab.if gebauet , und im erften ſind viele Eiſenhammer .

Der größte Fluß iſt

dietTeyße oder 17eyfi ,welche in derGrafſchaft Glas entſteber ,und aus dem Fürſtenthum Münſterberg bies Her kommt, durch dieſes Fürſtenthum unterſchiedene Meilen lang von Abend gegen Morgen fließet , und Sie inimt ſich hierauf gegen Mitternacht wendet. die meiſten hieſigen Bäche und kleinern Fluiſſe auf, unter denen die Bielau oder Siele , welche am { au. tersberge entſpringet, die vornehmſte iſt.

Sonſt ente

ſtehet pieſelbit die Ohlau , zwiſchen den Dörfern (in denau und Kofperdorf ſtenthums Miúnſterberg, in welches ſie ſich auch bea giebt; und die Oppa hat auch hiefelbſt im Gebirge eine Quelle , weldie die ſowarze Oppa genennet wird , aus dem Mosbrud) fömmt , bald die ruge. nannte weiße Orpa aufrimt , und ſich auf der Gränze der Minderherrſchaft Freudenthal , mit der Mittels Oppa vereiniger.

8.3.

Nerß.

887

Mart záblet im ganzen Fürſtenthum Menß 8.3. 11 Städte , von welchen unter preußiſcher Landesho heit 6 ſtehen.

Es gehöret zum Bisthum Breslau

obern Kreiſes , und iſt folgendergeſtalt an das Bis Herzog Boleslav mit dem Zuna . thum gefommen. men altus, welcher ganz Nieder , und Mittel.Sdilee fien befaß , trat feinem Sohn Jaroslav 1179 die neyßiſche Landſchaft mit aller Hoheit und Gerechtige keit ab.

Als nun dieſer Jaroslav gegen das Ende

des Jahrs 1198 Bifchof zu Breslau geworden war, ſchenkte er 1199 dem Bisthum gedachte neußiſche Landſchaft, welche auch von der Zeit an bey dem Bisthum geblieben iſt: es hat aber daſſelbe oder der Bifchof erſt 1240 vom Herzºg Heinrich II oder from , men das Jus ducale , oder alle fürftliche Herrlichkeit 1341 und Gerechtigkeit über diefes Sand erlanget. kaufte das Bisthum vom Herzog Boleslav III zu liegniß und Brieg , das grottfauiſche Weichbild , welches dem Fürſtenthum Nenß einverleibet wurde. Im Berliner Frieden von 1742 , und Dresdener Frieden von 1745, iſt der nad) Mähren zu belegene Theil dieſes Fürſtenthums, der Krone Böheim einver leibt geblieben . 9.4 . Ungeachtet auf dem grottfauiſchen Di ftriet keine herzogliche Würde ruhet , und er auch kein beſonderes Fürſtenthum ift , (S. 2.) ſo iſt doch ge wöhnlich , daß der Biſchof zu Breslau Fürſt zu 17eyß und Herzog zu 'Grotrkau genennet wird . Er hat wegen dieſes Fürſtenthums den Rang vor al. len andern fchleſiſchen Fürſten . Der Wapenſchild deſſelben, iſt in 4 Felder avgetheilet , das erſte und vierte ſind rotly, und enthalten 6 Lilien , das gwente und KIT 4

888

Das Herzogthum Schleſien .

und dritte ſind von Gold, und enthalten einen ſchwar . zen Adler , welcher auf ſeiner Bruſt einen fabernen Halben Mond Bat. S. 5. Seit dem Berliner Frieden (5. 3.) hat der Biſchof wegen dieſes Fürſtenthums 2 Oberherren , nämlich den König von Preußen und die Krone Boa Durch den Grångjug iſt die Abtheilung ſo heim . ausgefallen , daß der grottfauer Kreis nebſt Wanſen ganz unter preußiſche Hoheit gekommen , der neyßi. , § Preußen abgetreten worden , der füdliche und gebir. gichte Theil aber find bey der Krone Böheim geblies Des Biſchofs Hofrichteramt, Regierung und ben .

übrigen Collegia , find zu Menß. Zu Ottmachau iſt ein biſchöfliches Wirthſchaftsamt. Der größte Theil deſſelben , welcher der preußiſchen Oberherrſchaft uns terworfen ift , lieber unter der königlichen Oberamts . regierung zu Brieg , und unter der Krieges. und Do. mainen -Kommer zu Breslau. ' Die biſchöflichen Ein . fünfte werden auf so- bis 60000 Thaler geſchågt. 9. 4. Hier beſchreibe ich nur den Theil des Für. ſtenthums, welcher unter föniglich preußiſcher Ober. herrſchaft lehet. I Der neyßiſche Kreis, welcher einen Theil des ehemaligen neußiſchen Kreiſes , nebſt demjenigen Sheil des vormaligen ottmachauer Kreiſes , der am rechten Ufer der Nens nach dem Gebirge ober nach Süden zu lieget, begreifft. Der Saldr lljeſt, welcher chedeſſen zu dem neyfsiſchen Kreiſe gehörte, ift theils zum toſter Kreiſe im Fürſtenthum Oppeln , theils zum beuthniſchen Kreife geſchlagen worden .

i Weye

NeyB.

889

I -47eyß oder Veyße oder 47eiß , Niſfa, die Kreis: ftabt,welche auch die Hauptadt des ganzen Kürſtenthums, eine der itonften in edlefien, und eine ſtarke Feſtung iſt. Sie liegt am Fuß Neue , welcher nahe bey ihr vorber fließt, und wird auch von der Bielau , ( Biele, ) durdja floffen. Jenſeiro des Flufſes Nenß , auf deinjenigen Bern ge , auf welchem Sdnig Friedrich II im Jahr 1741 die erſte Barterte zur Belagerung der Stadt aufwerfen laffen, hat er ein fort unter dem Namen Preußen errichtet, auch 1743 ſelbſt den Grundſtein dagu gelegt. Der König ſetzet einen Gouverneur und einen Commendanten hierber : der Fürſt und Biſchof aber hat hier ein Schloß, eine Negies tuna ? ein Kammercollegium , ein Hofrichteramt, ein Dber- Rentamt und ein Ober-Commiſſariatamgr, unter wela chem lezten die Ardinpresbyteriate zu Ziegenbals, Friedes wald , Grotkau , Neuſtadt , Dtrmachau , und Patſchkow , ſtehen. Souft findet man hier eine 1120 geſtiftete Colles giat: "und Pfarr- Kirche zu St. Jakob und Nicolas , mit 12 Chorherren , ein fürſtliches Kreuzſtift zu St. Peter und Paul , dem ein Probſt vorſtebet , ein Collegium der Er Seſuiten , 2 Franciſcanerkløfter, ein Dominicanerkloſter in der neuen Vorſtadt, Friedrichsſtadt genannt , ein Rae pucinerkloſter und ein Nonnenklofter vom Orden St. Ma riae Magdalenae de poenitentia. Einige Kirchen find im neuen tralieniſchen Geſchmadt gebauet , aber zu ſtart mit Zierrathen von Gips und Malereyen beladen. Die hier in Beſaßung liegenden Regimenter , und die evangeliſchen Einwohner, halten ihren Gdttesdienſt auf dem Rathbauſe, Die Stadt iſt 1284 vom Herzog Heinrich IV geplündert und verwüſtet worden . 1525 brannte ſie zur Gälfte ab. 1642 wurde ſie von den Schweden , und 1741 von der Preußen erobert, 1758 xwar von den Deſtreichern belagert, aber von dem Könige glücklich entfepet. Die 1741 von dens Sftreichiſchen Commandanten verbrannten Porſtådte, find nach demDresdener Frieden -wieder aufgebauet : es iſtauch eine neue Vorſtadt unter dem Namen Friederichsſtadt angeleget worden , welche ihre Lage zwiſchen dem Fort Preußen und der Nerße hat, und darinin ein königliches Kit 5 Ser

890

Das Herzogthum Schleſien ,

Gericht iſt. 1769 ftattete Kaifer Joſeph II hiefelbſt einen Beſuch beym König Friedrich II ab . Der Stadt gehören die Dörfer Baucke, Gråffercy, Mährengaſle, Reinſcha dorf, Struhwitz , Waſchkowit , Mogwit , Groß Ieudorf und Pohlniſch -Wette. 2 Patſchkau ,, an der Neuße , eine Stadt mit einer katholiſchen Pfarrkirche. Die Befaßnng hålt ihren Gots tesdienſt auf dein Rathhauſe. Der Stadt gehören die Dörfer Goſtig und Kamis .

:

3 Ziegenhals , eine kleine Stadt am Fluß Bielau, welche eine katholiſche Pfarrkirche hat , und wegen des

2

ſchönen Glaſes , das daſelbſt verfertiget wird, bekannt ift. 1428 wurde ſie von den Huſſiten , und 1445 von Wilhelm Herzog zu Troppau berwüſtet, brannte auch 1560 ganz ab. Bey derſelben ſind Eiſenhåmmer. 4 Die Pfarrbörfer Bielau , Deutſch - Kamnig oder Deutſch ( amitz , leunz , DeatſchWette, Kathmans dorf, Boppernic , Kalkau, Włowad , Volkmansdorf.

· II Der grottkauiſche Kreis , beſtehet aus dem ganzen ehemaligen Weichbild Grottfau , dem Haldi Wanſen , und dem nørdlichen bis zum linken Ufer der Nenß ſich erſtreckenden Theil des ehemaligen Dttmachauer Preiſes. I Grottlau oder Grottgau , die Streisſtadt, wofelbft Der Riſchof einen Hof hat. Es iſt hier eine katholiſche Pfarrkirche, und die Beſatzung bålt ihren Gottesdienſt auf dem Rathbauſe. Die Stadt iſt 1438 von dem pohlniſchen König Wladislav , und 1445 von Wilhelm Herzog von Troppau , verwüſtet worden . 1449,90 und 1591 brannte fie ab. 1633 und 42 wurde ſie geplündert. 1524 wurde hier ein Fürſtentag gehalten . Der Stadt gehöret das Dorf Rlein -Leundorf. ':

2 Zindel , ein Dorf mit einer evangeliſchen Kirche.

3 Otts

Nevß.

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3 Ottmachau , eine kleine Stadt an der Nenße; moa felbf der Fürſt Biſchof ein Schloß mit einer vortrefflichent Nusfidit, und ein Wirtſchafts Amt hat , und eine katboliſche Pfarrkirche iſt. Vor dem Neufertlor iſt eine Vorſtadt mit ſchönen Gårten . Der Thiergarten iſt mit Wild beſest, und an demſelben liegt ein Sagorchloß. 4 Die Pfarrcörfer Lichtenberg, Liebenau , Lindes nou , laſſwig , Groß - Carlowitz, u . a . m . 5 Der roanlener Saldt , liegt zwiſden des Fürſtens thums Brieg ſtrehliſdem und ohlauiſdem Kreiſe , und enthält 1 ) Wanſen , ein Städtchen an der Dhlau , welches eine fatholiſche Pfarrfirche bat . 1438 , 1606 , 1620 und 1678 brannte es ab. Bey demſelben wird viel Tabad gebauet.

2) Die Dörfer Alt -Wanſen , Salbendorf , Jonos wif , Anieſdwit , Sporwitz.

Anhang. Hier iſt ein bequemer Ort , wo von allen Lang dern und Gütern des Bisthums Breslau, eine allgemeine und beſondere Nachricht gegeben werden kann . Es hat dieſes Bisthum in Anſehung des welt lidyen allezeit einen beſondern Körper in Schleſien vorgeſtellet, der nid )t nur das Fürſtenthum Nenß und Grottfau , ſondern auch die übrigen dazu gehörigen, und faſt in allen anderen ſchleſiſdien Fürſtenthümern zerfireuet liegenden Diſtricteund einzelnen Güter begrife fen hat. Dieſe abgeſonderte Verfaſſung, hat ſich auch auf die öffentliche Landes - Steuer und Abgaben erſtres chet, und es ſind dieſelben von allen biſchöflichen Gůs tern durch ein beſonderes biſchöfliches Steueramt ge ſammlet, und hierauf unmittelbar an das General. Eteuer:

!

892

Das Herzogthum Schleſien.

Steuer.Umtabgeliefert worden .". Seit der føniglich . preußiſchen Regierung dieſes { andes , kat ſich ſolche Einrichtung in ſo weit geändert, daß die biſchöflichen Güter zu denjenigen Kreiſen geſchlagen worden , in welchen ſie eingeſchloſſen liegen , und daß ſie in allen von der königl. Krieges. und Domainen . Kammer abhangenden öffentlichen Landes . Steuer . Finanze Cameral- und Policey .Sachen ,auf gleichen Fuß, wie die Güter der übrigen Kreis. Eingeſeſſenen , behandelt werden , alſo den landråthen untergeben ſind , uno ihre Abgaben an das Steueramt des ihnen angewie. fenen Kreiſes abgeben müſſen . Was aber auſſerdem die innere Regierung und Verwaltung der biſchofli. chen Länder und Güter anbetrift, als, die Ausübung der Lehnsherrlichkeit, bes dominii directi, der Gerichts . barkeit über die Sandſaffen und Unterthanen, die Ver. waltung der Tafelgüter, Einhebung der Renten u, ſ.r. ſo iſt die ganze alte Einrichtung und Eintheilung ben . behalten worden . Um nun den ganzen Körper des Bisthums auf einmahl überſehen zu können , iſt fol. gendes Verzeichniß entworfen . Das Bisthum

Breslau wird abgetheilet

I in den obern Kreis , welcher begreift Das Fürſtenthum Teyß und Grortkau . 1) Den neyßiſchen Kreis , nebſt dem Baloc Ujeft. a) Den grorekauiſchen Kreis , nebſt dem Saldo Wanſen , 3) Den ottmachauer Rreis. Dieſe ſind oben beſchrieben ,

II JA

893

Anhang.

11 In den niedern Kreis , welcher begreife · 1 ) Den breslauer Galor. 2) Den groß-glogauer Salor. 3 ) Den fforiſchauer Salde. 4 ) Den zirkwitzer und pogler kaldt. 5) Den preidbauer Saldt. 6 ) Das Weichbild Canth, Genauere Topographie des niedern

Kreiſes. Die zum Bisthum Breslau gehörige, und unter dem biſchöflichen Hofrichteramt ſtehende Güter , find von zweyerley Art. Ein Theil derfelben gehöret dem Biſchof eigenthümlich als Tafelgüter , und werden von ſeinem Rentamt in Anſehung des öfonomiſchen verwaltet. Ein anderer Theil iſt entweder adelichen , oder unadelichen Perſonen , oder geifilidjen Stiften , unter den Namen Leśn . Gratial- und laudemien . Güter, verliehen , ro daß der Biſchof nur das domi nium directum über dieſelben ausübet. Ujefter Haldt. Dazu gehoren :

Städtlein Ujeft ; Vorſtade Stůbelgaffe, Ranvaſſer , Jarifchau , Vor, werk Blutſa , nickarn , hiewefde, Vieſtróg wig und Poinchowig oder Poniſchowig . Dieſe ſind zum toſter Kreife geſchlagen. Zum beuthenſcher Rreiſe find geſchlagens Biskupig , Mikult ſchůs , Ruda , Sabrze , Gaborzi unb Soßnitze,

Wan :

:

894

Das Herzogthum Schleſien , Wanfner Haldt.

f. den vorher beſchriebenen grortkauer Kreis. Breslauer Haldt. Zum breslauiſtin Kreife find geſchlagen : die Dörfer Jrrfchnocť , Leopoldowiss , Wafirs jentſi , Gubrowitz , schauerwin , dieds lagwig , Welefawisz , Pilsnitz, Jeled , Bes dern , " Teuvo werk , Lahniſch, Lange, Rancs witz und Rotrivig . Zum neumarktſiten Kreiſe ſind folgende u . ter geſchlagen : Bockau , Deiderwicz, L'obiniſit . Soweinig , Goſſendorf, Politendorf, Bilch's dorf und Koiine. Zum oblau fchen Kreiſe ſind geſchlagen , die Dörfer Radulchkowis ,

Thomaskirch

und

Biſchkowitz.

2

Zum oele- bernſtadtiſchen Kreiſe :

Große

und Rlein - Zollnig. Michelwitz oder 7ichelsdorf iſt zum nams: lauiſden Kreiſe geſchlagen . Groß

Glogauer

Haldt.

Zum glogcuiſchen Kreiſe geforenr: die Dörfer Frobeln ,Woiſchau und Rauſcwis. Skorifdhauer

Saldt.

Zum namelauiſchen Rreiſë find geſchlagen ; Stadt Reichthal , Skoriſdau , Bartow !13, Wallendorf, Prodau , Dziedzicz , Schades gur, Creugendorf und Handelauer -Mühle.

Zivot

Anhang.

895

Zir & wißer und- Pogler Haldt. Zum trebnigiſchen Kreiſe ſind geſchlagen: der Marktflecken Zircfwis , die Dörfer Kabsdorf, Rieſenthal, Púrbiſibau, Skotſchenin, Schim, merau , Rotſcherke, Schwuntnig , Tſchadhowa , Strohof ,

Sendits ,

Groß- und

Kleins

Zauche, Klein -Schweinern , Röhle, Koſches newe, Schweretau und Bürgwiss. Domatſchin und Tfdeſchen find jum oels: bernftádciſchen Rreiſe geſchlagen . Biſchwitz an der Weyde, zum breslauiſchen Kreiſe.

Zum woblauiſchen Kreiſe gehören , die Dörfer Groß- und Rlein Pogel, Stuben , neudorf, .

Brdhang und Staniſdren. Zum militſch ,trachenbergiſchen Kreiſe iſe Groß-Streng , und Zum jauerfchen Kreife, Tſchirnits, geſchlagen.

3.

Preichauer

Haldt.

Zum ſteinauſchen Rreiſe: Preidhau , sochs Bauſdwitz, Jechelwiss, Delfchen , Queiſſen , Tauer und Gablis. Zum wohlauiſchen Kreiſe: Klein -Bauſchs wis , Sammer , Ober- und Wieder :Kreblau und Gurkau . Mühlgaft, zum guhrauiſchen Rrciſe. Klemmerwis und Dame; zum liegnißiſcher Kreife . Roths

Das Herzogthum Schleſien ,

896

Rothbrinnig und Birchdorf ben Saynau , zum goldberg -haynauiſchen Kreiſe.

Weichbild Santh. Zum neumarktſchen Kreie find geſchlagen : Stadt Canch , die Dörfer Polsnis ,Landau , Vis dhau, Weicherau , Roslau Jaulkwig , VTeus dorf, Ober- und Tieder Strufi , schmachia tenhuyn , Lorgendorf Beylau , Pierfchen, Kammendorf, Ocklits, Sadwig , Fürſtenau, Ebersdorf, Borganic, Merckau, Duſchinůhl und Pobldorf ( 2)

Das Fürſtenthum Dels und Bernſiaor.

8. 1.

Das Fürſtenthum Dels, iſt von den Füra

fitenthümern Brieg , Breslau , Wohlau und Tras chenberg, von den frenen Standesherrſchaften Mits litſch und Wartenberg , dem zum breslauer Fürſten . thum gehörigen namslauer Diſtrict, und von Pohlen umgeben. 9. 3. Es hat guten und mittelmäßigen Boden, bringet viel Weizen , Roggen , Gerſte , Hafer, vora nehmlich aber ſchönen Flachs und vortreffliches Obſt, wie denn auch vornehmlich im Medziboriſchen , viel Weinberge von denen ins { and gekommenen Schman ben angelegetworden.

Es wird von dem Weides

fluſſe durchſtrómet , und ein Diſtrict im Trebnißia Die darinn befindlichen ſchen liegt an der Oder. Teiche und Waldungen , bringen und geben Fiſcheund Hola genug. $. 3 .

1

Dels und Bernſtadt.

897

Im ganzen Fürſtenthum find 65 evans § . 3. geliſde und etliche 30 katholiſdic Kirden , 8 Stådte , 1 Marktflecken , und außer den fürfilichen Gütern , auch třebnißiſchen Stiftsgütern , deren an Von den legten gehdren 50 find , 236 Rittergüter. zur gråflich - kofporbiſchen Stiftung , Briefe, Hå. nigern , Kritſchen , Krompuſch, Mittel-Mülatſchůs und Zantoch . 9. 4. Die Regierung iſt viermal abgeändert worden . Es gehörte den piaſtiſch) - breslauiſchen Serzogen von Boleslao alto bis aufHenricum pro . bum , welcher 1290 ſtarb.

Hernach kam es an die

piaſtiſch -glogauiſchen fürften , von Conrad II bis auf Conrad IV nigrum und Conrad VIII album , welcher lekte 1492 unbeerbet ſtarb. Hierauf übers ließ es der König in Böheim Wladislaw tauſch . weiſe für die Herrſchaft Podiebrad, den podiebrad - můnſterbergiſden verzogen , von welchen der legte, Carl Friedrich, 1647 ohne mannliche Nachtom . menſchaft verſtarb, und nur eine Prinzeßinn , Eliſa. beth Maria , hinterließ , welche 1647 an den Herzog von Würtemberg Julianſcher { inie, Sylvius Nim . rod , vermählet worden. Dieſer wurde nach ges hobenen Edywierigkeiten , und nach Abtretung der mähriſchen Herrſchaft Jaiſdywiß , vom Kaiſer Ferdi. nand III , nebſt gedachter ſeiner Bemahling, und allen männlichen und weiblichen Deſcendenten , mit dein Fürſtenthum Dels belehnet; und alſo gediebe es an die würtembergiſchen Serzoge Julianſcher Linie,in der Perſon des vorgedachten HerzogsSylwus Nimrod .

Mit deſſen dren Sohnen , Sylvius Fried. rich , Chriſtian Ulrid), und Julius Sigismund, wurde 11 496.52. nada

898

Das Herzogthum Schleſien .

nach ſeinem Ableben 1664 bas Fürſtenthum in dren Diſtricte getheilet , und dren beſondere Reſidenjen , nämlich zu Dels , Bernſtadt und Juliusburg , an, gelegt. 218 aber Herzog Sylvius Friedrich 1697 ohne Erben ſtarb , bekam Herzog Chriſtian Ulrich das Delsnifche , und des fchon 1684 geſtorbenen Herzogs Julius Eigismund þinterlaſſener Sohn , Nachdem Herzog Carl , erģielt das Bernſtådtiſche. dieſer aber 1745 ohne Erben

die Welt

verlaſſen

hatte , kam das ganze Fürſtenthum an des Herzogs Chriſtian Ulrichs zů Dels Enfel, den Herzog Carl Chriſtian Erdmann , der fich 1741 den achten April mit der Reichsgräfinn von Solms . Laubach, Maria Sophia Wilhelmina , vermäßlet , und mit derſelben eine Prinzeßinn Tochter, Friederica Sophia Charlotta Auguſta , erzeuget hat, welche mit dem Herzog von Braunſchweig . Wolfenbüttel, Friedrich Auguſt , 1768 vermåblet worden . $. s. Der Herzogliche Titel iſt : Serzog 30 Würtemberg und Teck , audy in Schleſien zu Oels und Bernſtadt .. Das Wapen iſt das berzoglich Würtembergiſche, welches auf dem getheil. ten Mittelſchilde den ſchwarzen ſchleftſchen Holer mic einem filbernen halben Monde auf der Bruſt im gole denen Felde , und dren ſchwarze Kirſchhörner auch in goldenen Felde fibret. 9.6.

Die fürſtlichen Collegia in derHauptſtade

Dels fimb , Die Regierung , das Conſiſtorium , die Rammer und das Landbofgericht. Im übrie gen gehöret das Fürſtenthum gum breslawiſchen Den partement." $. 7 .

899

Dels uns Bernſtadt

$. 7. Ehedeſſen beſtund das Fürſtenthum aus pier Weichbildern , welche Dels , Bernſtadt, Treba niß und Conſtadt hießen : unter preußiſcher Regie. tung aber iſt es in zwen Kreiſe , nämlich in den óls. bernſtädtiſchen und trebnißiſchen , abgetheilet , und zu jenen der großeſte Cheil des Weichbildes Dels, Das ganze Weichbild Bernſtadt und die Minderherr . fchaft Medzibohr , zu dieſem

aber das ganze Weich .

bild Trebnik nebſt den zunächſt daran liegenden Theil des Weichbildes Dels geſchlagen , das Weichbild Conſtadt aber in giſchen

Polizen Sachen

Preiſe gelegt worden.

zum Ereußbure

In

jedem

Kreife

find ein beſonderer königlicher Landratý, zwer Marſch commiffarii, und zwey Kreisdepucirte , nebſt einem beſondern Steuereinnehmer , welche die königlichen Cameralverordnungen und Steuereinnahme beſorgen ..

I Der óls- bernſtädtiſche Kreis , entgále

a ) folgende Städte : ( 1) Dels , lat. Ollna , die Kreis- und Hauptſtadt des gauzen Fürſtenthums. Sie liegt zwiſchen zwey Båden , in einer fruchtbaren Gegend, uur bat ein herzogliches Reſidenzſdloß , auf welchen eine ſchöne und zahlreiche Bibliothek, und ſehenswürdige Runftkammer befindlich , und von der Stadt durch Wall und Graben abgeſondert ſind. In der Stadt iſt die Schloße und Pfarr- Kirche zu St. Zoa hann ,, und die Probſtkirche zu St. Marien und Georgeri, die Katechiſmuskirche zu St. Salvator , und eine katholis fche Curatialkirche. Außer der Stadt find zwey Begreba niß-Kirchen zu St. Unna und Nicolai. Bey dem herzoglio chen Seminario iſt die gråflich-kofpothiſche Fundation für rechs adeliche und rechs bürgerliche Alumnos , welche auf bem Seminario vier Jahr , auf der Univerſitåt aber zwep Udeliche und zidey Bürgerliche drev Jahr das Legatum gea £ 112 nießen.

1

900

Das Herzogthum Schleſien .

nießen. An dieſer Stiftung nehmen , auſſer den ordentlia chen Schullehrern , auch ein Sprach meiſter und Schreibmef fter Theil. Der Stadtmagiſtrat wird nebſt dem Director pom Herzog beſeßt. Die Stadt hat oft , beſonders 1559 , 1634 und 1730 großen Brandſchaden erlitten , und iſt in dem letzten Brande bis auf wenige Häuſer in die Aſche gelegt worden. 1709 und 10 hat die Peſt ſtark ge wüthet. ( 2 ) Bernſtadt , Borolftadia , liegt an der Wende , if mit einer Mauer umgeben , hat ein herzogliches Schloß und eine evangeliſche Pfarrkirche, an welcher ein Inſpector ftebet, wie auch außer der Stadt eine Begräbnißkirche, ima gleichen eine lateiniſche Schule. 1603, 1659 und 1765 ift ſie mit Feuersbrúnſten heimgeſuchet worden . a ) Den bey Medzibohr liegenden nach Breslau zur Domkirche gehörigen Saldt Tfcherchen , mit vier andern Dörfern , welche in unſehung der Steuern und andern königl. Sachen zum offiſchen Kreiſe gee ſchlagen worden . 3) Außer den zum Fürſtenthum gehörigen Feue dalgütern , nachftehende allodialgüter. (1) Unter das Amt Dels geboret Das Vorwerf in Schmarſe. ( a) Unter das Amt Spahlwig gehören Würtemberg , Spablwig , Sandhof, Gänſeberg, das Schloßvorwert in der Breslauer Vorſtadt ben Dele, Heuſorge, und der Kupferhammer bey Spahlwit.

(3) Ober -Schmollen . ( 4) Ober- und Tieder -Woitsdorf , Wals theny. ( 5) Unter das Amt Wilhelminenroth , Wilhelminenroth, mit einem Schloß , Sürſten -Elle guth , Schweigerey , und Barutbe,

( 6 ) Una

Dels und Bernſtadt.

gor

( 6 ) Unter das Amt Juliusburg, a Das offene Städtchen Juliusburg , welches ebes deffen Dresle geheißen hat , vom Herzog Syluius erkauft, und 1663 zu einer Stadt gemacht worden . Es hat ein herzogliches Schloß , eine evangeliſche Pfarre und eine Schule. b . Das Dorf Juliusburg , Budowinke, Weiſſenſee, Judlan, ObereJ &hnsdorf, Maliau , Bartlerey , Dam mer , Solunderey , und Rackwit . ( 7 ) Rorſchlitze und Priessner Güter, Ober- undWieder -Korſchlig , Vieder-Priegen unb Mühlchen .

(8) Unter das Amt Sibyllenroth , Sibyllenroth , mit einem Schloß , Domatſchine, Klein -Bruſhewig , und langewieſe. (9) Die Minder : Sjerrſchaft Medzibohr, a Stadt Medzibohr , ſonſt Mittelwalde genannt. Sie liegt Meile von der pohlniſchen Grånze , und iſt von Herzog Carl II zu Dels von einem pohlniſden Edelmang febzinky 1599 erkauft worden . Sie iſt ein offener Ort, und hat eine evangeliſche Kirche und Schule. Das nahe Poba len giebt den Einwohnern gute Nabrung . b Das Medzibohrſche und Granover Vorwerk Dzielonke an Medzibohr, Klenove , Keurode , Olafea bütte, Sonig, Tiefen , Kenſchen , Menſchenhammer, Gopłe, Pavelau , Kogiene, Suſchnie, Surnim , nebit einem Jagordloß , modzenowe , Borſinove , Wielky, Starſen , Kallowsky , Kotovsky, und Ioſchunne. 4 ) Die geiſtlichen und Stiftsgüter, als ( 1 ) Groß- und Klein - 38Unig , nebſt zwey katholis phen Kirchen, ſind biſchöfliche Tafelgüter. Klein -Peterwig , gehöret der Kathedralkirche 31 St. Johann in Breslau.

211 3

Cue

902

)

Das Herzogthum Schleſien .

( 3 ) Cuncrsdorf , Klein -Dels und Såfferintel , ges hdren dem Stift zu Unferer lieben Frauen auf dem Cande por Breslau . ( 4 ) Mirkau , dem Stift Trebnitz, ( 5) Leuchten und Saadewiß, dem Collegiatſtift zum heil. Kreuz vor Breslau. ( 6 ) Sundsfeld und Saderau , dem fürftlichen Stift zu St. Vincenz in Breslau . Sundsfeld iſt ein offenes Städtchen an der Wende , hat eine fatholifciye Sirche, und iſt gar nahrhaft, weil die Straße nad Breslau burda baffelbige gebet, welche Stadt eine Meiſe von hier liegt. Sie iſt unterſchiedenemal durch Feuer beſchadiget worden , (7 ) Langewieſe , ein Theil deu Manſionarien auf dem Dom bor Breslau . 5 ) Im übrigen befißet der regierende Herzog noch im namslauiſchen und oppelnichen Fürſtenthum an . ſehnliche Gåter und Herrſchaften, Er hat Il Der dis -trebnißiſche Kreis. nuch feinen beſondern föniglichen Landrath , einen Marſchcommiſſarius , zwei Kreisdeputirte und einen Steuereinneşmer. Es gehåret fowohl das Stift zu Trebniß, als auch die Rittergüter, unter die herzogliche Berichtsbarkeit nach Dels ; unterdeſſen hat dieſes fürſto liche Stift, welches 1203 vom Herzog Henrico Barbata geſtiftet, und für geiſtliche Jungfern Ciftercienſeror. bens eingerichtet worden, eine beſondere Kanzelley , in welcher die Sachen von den Orten , die nicht Ritter . Firke find , abgethan werden, 1 Die Srådte find ( 1) Trebnitz , Trebnitium , eine offene Stadt,welche nebſt der Kloſterkirche, eine evangeliſche Pfarrkirche und Schule hat. Der evangeliſche Prediger ift benior. Sie gehdret Der jungfreulichen Abtey Cijīergienferordens da: felbe .

Dels und Bernſtadt.

903

tfelbſt. Das Kloſter iſt ein vortrefflides Gebäude, unb iſt allhier das Begrálniß der heiligen Syedwig , des bårtie gen Heinrids Gemahlinn. ( 2) Stroppen , ein offenes Städtchen , mit einer evangeliſchen Pfarrkirche und Schule , in einer angeneh ,

men Gegend. 2 Der Marfflecken Zirkwitz , welcher ehedeflent eine Gradt geweſen ſeyn ſoll, macht mit den Gütern Kabedorf, Rogerke , Pürbiſchau , Rieſenthal, Sendig , Slots fchnine, Jauche, ac. einen Saldt ocs Bifchofs von Brcsa ilau aus,der mit dem Haldt Pogel im wohlauiſchen Kreiſe verbunden iſt. Anmerkung. Im conſtädtiſchen Diſtrict, welcher in königl.Sachen von dem Janbrath Ereußburg Pitſchenſchen Kreiſes , fo wie von der breslaúiſchen Krieges- und Domainen:Kammer , abhångt, iſt das

3 offene Städtchen Conſtadt , mit einer evangeliſchen Kirche und Schule, und gehöret nebſt den Dörfern Brinige und Elguth der adelichen Familie von Poſadowsky.

(3)

Das Fürſtenthum Münſterberg.

5. 1.

Das Fürſtenthum Münfterberg, ift von

den Fürſtenthümern Schweidnik, Brieg und Nenß, und von der Grafſchaft Glaß umgeben . S. 2. Es hat einen guten Boden , welcher aller .

ley Getraide , auch Flachs, Hanfund Holz trågt, und um Münſterberg wird viel Hopfen gebauet. Die Hornvieſ), und Schaf Zudtiſt auch gut. Gegen We. ften und Siden, oder nach der Grafſchaft Glaß zu , iſt es ſehr bergicht, weil ſich dafelbſt das böhmiſche Gebirge endigt , und das máhrifche wieder an. fängt. Zu dem lekten gehörer das reichenfteiniſde bes ( 114

904

Das Herzogthum Schleſien .

Gebirge , welches in ſich begreift, den goldenen Efel , den Kühberg , den himmelberg , den Scholzenberg , den Drachenberg oder Klang, Die Oblau , deren eine und den süttenberg . Quelle unweit der münſterbergiſchen Grånze im Für. ſtenthum Neyß , die andere aber fier über Neu -Alt. mannsdorf iſt, fließet bey der Stadt Münſterberg vor . über , und gehet aus dieſem Fürſtenthum ins Briegi. fche.

Die Teyse , welche aus der Graf chaft Glas

fommt , geht durch die Breite des frankenſteiniſchen Kreiſes, und hierauf ins Fürſtenthum Renße. $. 3. Das Fürſtenthum enthält 3 Städte und 1 Marktflecken. Seine erſten Fürften ſind von der ſchweiðniķiſchen Herzoglichen {inie gereſen .

(S.oben

die Geſchichte des Fürſtenthums Schweidnik. ) Als Boleslav des fahlen Sohn Boleslav I , mit ſeinem Bruder Heinrich V oder fetten theilete , ſo erhielt er Münſterberg , und ſtiftete eine eigene Linie . Sein jüngſter Sohn Boleslav II wohnte zu Münſterberg, und verſeste 1341 Franfenſtein an den föniglichen bå. þeimiſchen Prinzen Karl.

Ihm

folgte ſein Sohn

Niklas der kleine , welcher Frankenſtein an König Karl IV gar verkaufte. Er hatte feinen Sohn Bo. leslav IV, dieſer aber feine Söhne Johann und Heino rich zu Nachfolgern. Dieſer ſtarb eher, als jener, welcher 1429 umfam , worauf Münſterberg an die Krone Döheim fiel , welche es aber 1443 an Herzog Wilhelm von Troppau zu ſehn gab , deſſen Bruder es von ihm erbte, 216 aber dieſer 1454 ohne månn. fiche Erben ſtarb , fiel es wieder an die Krone Böheim , und König Georg Pobiebrad gab es feinen Söhnen. Als ſich dieſe theileten, betam ber áltere , Namens Heino

Münſterberg.

yos

einrich , Münſte: berg , Glaß und einige Güter in Böheim , und nach ſeinem Tode kam Münſterberg an feinen Sohn Karl 1 , weld; er aud Dels erbte. Dieſes Sohne Heinrich II und Georg II , verlegten Münſterberg 1542 an Herzog Friedrich 1l von Liegnię, und jenes Sohne Heinrich III zu Dels und Kari III, verkauften die Kammergåter den münſierbergiſchen Stånden , welche ſich hierauf mit dein ganzen für: ſtenthum dem Kaiſer Marimilian als König in Bo heim unterwarfen , die fürſtlich münſterbergiſche linie aber , welche noch bis 1647 dauerte , behielt nur Ii. tel und Wapen von dieſem Fürſtenthum . 1653 gab Kaiſer Ferdinand das Fürſtenthum Münfterberg und das frankenſteiniſche Weidibild, dem neuen Reichsfür. ſten Johann Weichard von Auersberg zu dehn , deſſert Nadıkommen es noch befißen. 8. 4.

Der Serzog von Münſterberg und

Frankenſtein , þat wegen Münſterberg zum Wapen , einen von ſchwarz und roth die lange herab getheilten Adler , mit einem ſilbernen die Spißen aufwårts fehs renden Halben Mond auf der Bruſt, in einem von Gold und Silber die Långe herabgetheilten Felde; und wegen Frankenſtein, cinen filbernen gefronten und doppelt geſchwänzten komen , im rothen Felde.

+

Er

hat ſeine Regierung, Sandrechtscollegium , Hofridh. teramt und Rentamt. Sonſt ſteht das Fürſtenthum unter der fønigl. Oberamtsregierung, auch Kriegsa und Domainentammer zu Breslau . g . 5. Das ganze Fürſtenthum beſtehet aus 2 Kreta Ton, oder ehemaligen Weichbildern,

III's

1 Der

906

Das Herzogthum Schleſien .

I Der münſterbergiſche Kreis , enthält i münſterberg , von den Pohlen Sambice genannt, die Krcisſtadt, und Hauptſtadt des ganzen Fürſtenthums, welche an der Ohlau liegt , und mit hohen Bergen unge . ben iſt, eine alte fürſtliche Burg , eine tatholiſche Pfarra, kirche , eine Kirche zu St. Peter und Paul , welche den breslauiſchen Kreutzherren mit deni rorben Stern als eine Commende gehöret, eine evangeliſche Kirche und Schule, und ehi Bethhaus der evangeliſchen bdheimiſchen Gemeine hat. Die Bürger haben einen anſehnliden Theil ihrer Nahrung vom Hopfenbau. 1678 erlitte die Stadt eine große Feuersbrunſt. Ein Theil der Vorſtadt, inſonderheit baš ſogenannte Ohlauguth oder Ohlgurh gehöret dem Stifte Henrichau , auch etwas zu der Commende St. Matrbie in Breslau. Hingegen gehöret der Stadt aufer dem Bürgerbezirk das Dorf Leippe,wofelbft gute Thors grubeu find. 2 Beerwalde oder Berwalde, Beerborf oder Birds

dorf, und Zeu : Ultmansdorf , fürſtl. Kammergåter. 3 Senrichau oder Seinrichau , cin fårſtliches Stift Ciftercienſerordens, weldes einen infulirten Abt hat, liegt an der Dhlau. Es hat daffelbe Nikolas ein Edelmann , und Sperzogs Heinrichs des bärtigen Secretår oder gar Karzler , 1222 geſtiftet , und nach ſeinem Herrn benannt, von welcbein ſolche Stiftung befiåriget worden , daher das Stift ein fürftliches Stift genennet wird, Es gehören demſelben in diefem Kreiſo 1) Der Kloſterhof. 2) Die Dörfer Alt: enrichau , Bårsdorf , Bernds dorf , Crafwis , Débriſau , Sremsdorf , Seinzen dorf , Neu-Karlsdorf, Krelkau , Moſcowig ,Deutics Yzeudorf , Pohlniſch : 47eudorf, VTeuhof. Ohlguth , Pohlniſch -Peterwitz , Plesguth , Xant . Ratſch , Hei. inann oder Krumen , Saderau, Schildberg , Tarcho witz , Taſchenberg , Wieſenthal, Wilwiß, Jeffelwit , Zinkwit . 3 ) Die Herrſchaft Schón.Johnsoorf, 4) Tops

1

$

Münſterberg.

907

4 ) Teppliwoda oder Teppelwobe , ein adelicher Marktflecken am Bad Lau , welcher ein Sdloß, und eine evangeliſche Kirche hat , deren Prediger Senior iſt. Der Name des Arts geiget , das hier ebedejjen cine warme Quelle geweſen ſeyn inůffe. :

II Der Frankenſteiniſche Kreis , enthate

i Frankenftein , die Kreißſtadt, welche am Pauſabach liegt , eine katholiſche Pfarrkirche, und ein Dominicaners mönchenkloſter mit ſeiner Kirche fat, auch der Siß der fürſtlichen Regierung iſt . Das ehemalige fürftliche Schloß ift eingegangen. Die Belakang halt ihren Gottesdienſt auf dem Rathbauſe. 1632 brannte ſie faſt ganz ab. Ihr Magiftrat hat Untheil ain Stådtchen Wartha ; es gebos ren ihr auch das Dorf und Gur Olbersdorf und Sabil. 2 Camenz , ein fürſtliches Stift Ciſtercienſerordens, unweit der Nenße, welches eineu Not zum Verſteher bat. Es iſt anfänglich ein Sdíloß gemeſen , welches im izten Falrhundert zuerſt regulirteu Chorherren , ums Jahr n240 aber Ciftercienſermonchen zur Wohnung eingeidus met worden. Es gehdret demſelben der größte Eheil des Kreiſes, nåmlich 1) Ein Antheil am Stådtchen Camenz. 2 ) Ein Theil der Dörfer Ult - Altmannsdorf und Baumgarten. Beym lekten fiel ' 1741 ein heftiger Schar: mützel zwiſdzen preußiſchen Dragonern und dftreichiſchen Hufaren zum Nachtheil der letzten vor. 3 ) Die Dörfer Ober: und Unter: Aiche oder Lichau , Baiten , Banau oder Bahna , Dorndorf, Dårnhart, Solmersdorf , Srankenberg am Sande, Gieriſdhwal de , Grodhwit, Grunau , Saagts , heinrichswalde, Semmersdorf , Johnsbach , bey welchem 1773 Golde Silber- und Bitriot.Erz entvedt worden , Caubnit ,Meis fridsdorf, Groß - olien im månfterbergiſdyen Kreiſe, Pauhig , Pielz , Reichenau , Schlottendorf, Spöng Walde , Schromm , poolmsdorf und Hogau. 3 Wartha , ein offenes Stådtchen zwiſchen Joken Bergen , an der Heybe , je deffen Pfarrkirche,und der auf dem

908

Das Herzogthum Schleſien .

dem anliegenden Betge befindlichen Kapelle , jährlich um Es gehöret Pfingſten eine Wallfahrt angeſtellet wird. theils dem Stift Camenz, welches hier eine Probſten hat, theils dem Magiftrat der Stadt Frankenſtein , welcher in fonderheit den Zoll hat, hingegen auch die Bråde über die Es iſt hier eine Sdanze. Nemse unterhalten muß . 4 Die Dörfer Frankenberg , Peterswit und Pro Ban , welde dem Domkapitel ju Breslau gehören . 5 Die adelichen Güter und Dörfer Gierſchdorf oder Bersdorf , mit eiiter evangeliſchen Ktrche , Kaubig , Klentſch , Campersdorf, mit einerevaugeliſchen Kirche, Quidendorf, mit einer evangeliſchen Kirche , Raudnig , Roſenbach , mit einer evangeliſchen Kirche, Schönheide, Schrepsdorf oder Schråbsdorf , Stolz , mit einer evangeliſchen Stirdie. 6 Die Dörfer Serzogswalde , Sartau , Großs Belmsdorf, Kaſchsgrund , Schönwalde und Seitens dorf , weiche dem Stift Henrichau gehören. (4) Der wartenbergiſche Kreis , cher begreift Die frere

a.

wele

Standesherrſchaft

Wartenberg. 8.1. Man kann ſie am beften auf der Charte vom Fürſtenthum Dels ſehen . Sie iſt von einem Theil des thums

Fürſtenthums Dels , von des Fürſtens

Breslau

namslauiſchen Kreiſe ,

von der

freyen Standesherrſchaft Boſchůk , und von Poh. len umgeben. Shre größte Sånge beträgt 5 , und ihre größte Breite über 3 geographiſche Meifen . Une ter den freyen Standesherrſchaften in Nieder:Schles fier iſt ſie die größte, und unter allen freyen Stano desherrſchaften in Schlefien dem Range nach die erſte.

9.2.

Wartenberg.

909

5.2. In derſelben hat die Weyda im Dorf Drotwiß ihren Urſprung, außer derſelben aber iſt hier kein Fluß vorhanden. 53 Güter und Dóvfer,

Sie enthält 2 Städte , und Der evangelifdye Gottesdienſt

hat hier 1552 feinen Anfang genommen , und außer den Kirchen in den beyden Städten , find auf dem {ande 13 evangeliſche Kirchen geweſen , welche unter der Aufſicht des Superintendentens zu Wartenberg geſtanden haben. Es war auch faſt die ganze Kitter . fchaft evangeliſch. 1654 aber wurden den Evangeli. fchen alle Kirchen genommen . Die Landesordnung, welche Abraham Burggraf zu Dohna 1590 gemacht hat , iſt durch die Obſervanz gültig geworden . $. 3.

Vor Alters gehörte Wartenberg zu dem

Fürſtenthum Glogau , und nachmals zu dem Für. ſtenthum Dels. ( f.oben die Geſchichte dieſes Fürſten. thums.) Herzog Conrad VII, oder weiße, nannte ſich in Urkunden von 1485 und 88 , in Schleſien Herzog zu Dels , Wohlau, Wartenberg, ac. Im Jahr 1490 ift Wartenberg ven dieſem Fürſtenthum getrennet, und als eine Herrſchaft zuerſt von den von Hauga piş , und hernach von den von Roſenthal und Pla. ten beſeſſen worden . 1530 brachte ſie Foachim II Freiherr von Malzahn fåuflich an ſich , und Hinter: ließ fie feinem áltern Sohne Johann Bernhard, woah. rend deſſen Minderjährigkeit fie deffelben Mutter und Vormůnderinn mit kaiſerlicher Bewilligung zu zweyen : malen an Georg von Braun uno Ottendorf und zwar die lekte Hälfte 1571 verkauft hat.

Dieſes

Sohn Georg Wilhelm von Braun, verkaufte fie 1589 an Abraham Burggrafen von Dohna , den erſten fa. tholiſchen Landesberrn , und einen ſtarten Verfolget ber

910

Das Herzogthum Schleſien .

der Evangeliſchen , welcher 1600 ein Jus primogen turae und fideicominiſſum perpetuum familiae dar Sber aufrichtete , und 1606 erkhårete, aud) 1613 ein Teſtament zu noch weiterer Erklärung hinzufügte. Drac Ubgang der ſchlefiſchen burggräflich dohnaiſchen Linie 1711 , wurde dieſe freye Standesherrſdaft 1713 Durch einen gerichtlichen Ausſpruch des Oberfürſten rechts , und 1719 durch gleichmäßigen faiſerlichen Äusa fpruch), der preußiſchen {inie zuerkannt. 1734 wurde ſie vom Burggrafen Albrecht Chriſtoph an den rufiſch. kaiſerlichen Oberkammerherrn , Grafen Johann Ernſt von Biron , nadımaligen Herzog von Curland, für 370000 Rthlr. verfauft, welcher 1735 zu Wien durch Bevollmadinigte die Huldigung ablegte. Als er aber 1740 fiel, fchenkte die rußiſche Großfürfinn Anna Dieſe Herrſchaft dem Generalfeldmarſchall Burchard Chriſtoph Grafen von Münnich , welcher fire 20. miniftration

feinem Schwiegerſohn Friedrid, lud.

wig Grafen zu Solms und Wildenfels auftrug , der am zoſten Fenner 1741 zu Wartenberg anfam . 218 er aber in eben dieſem Jahr nach Dresden als rußi. [cher Geſandte gehen mußte , wurde ſein Vater Graf Heinrich Wilgelm , Zwiſchenadminiſtrator , und ftarb hieſelbſt. Nachden auch der Graf von Münnich gegen das Ende des Jahrs 1741 ins Elend ziehen mußte , ließ der König von Preußen diefe Standesherrſchaft 1742 durch die Krieges. und Do. mainen Kammer zu Breslau in Sequeſtration nego men , und 1743 an einen Oberamtmann verpachten. Dieſer Zuſtand dauerte ſo lange, bis 1762. ſowohl der Herzog von Curland, als der Generalfeldmarſchall Graf von Münnich , wieder in Freyheit kam , und beybe

*

Wartenberg:

911

beyde Herren fich 1763 unter Vermittelung der rußi. ſchen Kaiſerinn Catharina II, dahin verglichen , daß der Generalfeldmarſchall für ſich und ſeine Erben auf beſtändig allen Anſprüchen auf dieſe Standesherrſchaft entfagte, und dem Herzog alle Titel und Papiere in Für dieſe Erklärung Unſehung derſelber überließ. und Gefälligkeit verſprach der Herzog 25000 Rohlr. Albertus. Es trat auch der Feldmarſchall an den Herzog die Güter ab , welche er zu der Herrſchaft 1741 für 30837 Rthlr. angefauft, nämlich Elguth, Repin und andere , und der Herzog verſpracy dié Kaufſumma

in Albertusthalern ,

jeden deutſchen

Reichsthaler zu drevyviertel Reichsthaler Albertus, ju arſeßen. Wegen des bis dahin geſtiegenen Werths der Güter, verſprach der Herzog an den Feldmarſchal 20000 Rthlr . Albertus, und dafür daß der Feldmar. ſchall bem Herzog Reine Anforderungen wegen der Ein. fünfte der Herrſchaft von 1741 an , abträt , annoch 12000 Rthle. Albertus zu erlegen. Nachdem diefer Bertrag zu Stande gefommen war , råumte der Ro . nig von Preußen dieſe Herrſchaft dem Herzog von Cur. fand 1764 wieder ein . 9. 4. Der Beſißer derfelben nennet ſich einen freyen Standesherrn in Schleſien, Erbberrn der freyen Standesherrſchaft Wartenberg und Bralin . 9. 5. In Anſehung des Ertrags dieſer freyen Standesherrſchaft, bemerke id ), daß Abraham Burgs graf zu Dohna in ſeiner oben 1606 ausgefertigten Er. klärung ſeines Fideicommifli , ſage, Wartenberg, Bralin und Gofchůb ſollten jährlich über die nothwen . bigen Ausgaben .,

22 bis 24000 Rehlr. Ueberſchuf

geben

Das Herzogthum Schleſien.

912 geben .

Eben derſelbe rager in ſeinem Teſtament von

1613 ,, nadidem er Goſchüß zu dieſer Herrſchaft gee kauft, und allerhand Beſſerungen vorgenommen habe, waren die Einfintre der Herrſchaft jährlich um 10000 Rthlr. vermehret worden . Nachmals aber ijt Go. ſchůz wieder davon getrennet worden . 5.6.

Sie ſteht unter der königlichen Oberamts.

regierung auch Krieges- und Domainen :Kammer zu Breslau. 3d bemerke in derſelben : i Wartenberg, oder poblniſch Wartenberg , ( zum Unterſch.id rou Diutih . Bartenberg im grünebergiſchen Kreiſe) vor Alters zychow , die Hauptſtadt, welche in einem anmurbigen Thal liegt, ein Stådrchen von unges fähr anderthalbhundert Hauferu iſt , vor Alters aber weit größer war , welches man daraus ſehen kann , weil fie 1444 in einer Feuersbrunft 580 Häuſer, verloren hat. Sie iſt aber nachber in einen engern Bezirt gebradt, und mit einer Mauer , einein Wau und Graben umgeben worden . Das neue herrſchaftliche Schloß , welches in der Stadt Ringmauer liegt , iſt 1736 vollendet worden . Als Eruſt Johann Graf von Biron 1734 vom Kaiſer Karl VI die Erlaubniß zur Erbauung einer evangeliſchen Schloß tapelle erhielt, ließ er dieſelbige bey dem Schloffe aufbauen, 1736 wurde ſie eingedeihet , und 1740 vom Könige Friede rich II in Preußen zur Sološkirche erklåret. In derſela ben wird der Gottesdienſt in poblniſcher und demtider Sprache gehalten . Die Stadtkirche gehöret den Kathos lifen . Die Reformirten haben 1743 die Erlaubniß zur Erbauung eines Bothhauſes erhalten. Außer der erſten oben angezeigten Feuersbrunſt, hat die Stadt dergleiden noch einigemal erlitten ; denn 1554,1616 und 1637 brannte fie faſt ganz ab , und 1742 verloor fie 84 Wohngebäude durch Brand. Der Stadt gehoren die Güter Wioske oder Woiſchke , Pawelle, und Grünhof, imgleichen das Dorf Klein -Koſel.

. Bras

1

Goſcit.

913

2 Bralin , ein offenes Städtchen mit einem Schloß , und einer katholiſcher Pfarrkirche. 3. $ f drichstabor, unweit Wartenberg , and Zista , find Dörfer, welche von evangeliſchen Böhmen angelegt worden und bewohnet werden . 4 Die Kammergåter und Dörfer Wiechau , Merzdorf, Diſtelwit , mangſdüz , Tichermin , Trembatſchall neudorf, Türfwis , Cofel, Schlaupe, Schleuſe. : -5 Die adelichen Güter und Dörfer Droltwig , Schons wald, Stein , Görnsdorf, Dalbersdorf, Langendorf, Schollendorf, Ober- und Zieder :Stradam , u . a . m.

b . Die freye Standesherrſchaft Goſchůt. Man kann ſie auf der Charte von dem Fürſiena thum Dels am beſten ſehen , weil ſie von demſelben ganz umgeben iſt. Daß fie egedeffen zu der frenen Srandesherrſchaft Bartenberg gehört zabe, iſt vor. hin angezeiget worden . Als ſie an die nunmehriger Grafen von Reichenbach fom ,

war ſie eine frene

Minderherrſchaft, König Friedrich Il aber erhob ſie 1741 zu einer freyen Standestyerrſchaft. Der Titel ihres Beſigers iſt, Graf von Reichenbach , freyer Standesherr in Schleſien , Erbhrrr der fiepen Srandesherrſchaft Hoſchig , Feftenberg, der Serrſchaft Bodyanowitz ,

Erbland Portmeis ſter des Berzogthums Sdleficii. Er hat feine beſondere Regierung, die Standesherrſchaft aber ſte. het unter der Oberamtsregierung auch Krieges und Domainen-Kammer zu Breslau. Sie enthält " I Goſchüg, ein offenes Städtchen, mit einem Schloß, auf welchem eine Kapelle iſt , einer Katholiſchın Pfarrkira de, und einer evangeliſchen Kirche. 4 Ch.54.

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2 Sex

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Das Herzogthum Schleſien .

2 Seſtenberg , eine kleine offene Stadt, mit einem Schloß , einer evangeliſchen Kirche und Schule. Die Ein . wohner nåhren ſich von der Luchweberey. Dieſe Stadt nebſt den Dörfern Oiſchowne, Sacerad und Teudorf, gehörte ehedefſen völlig zu dem Fürſtenthum Dels ; als aber der Graf von Reichenbach zu Goſchür dieſe Güter an fich gekauft hatte, wurden ſie vermoge des zwiſchen den fürſtlichen Häufern Dels und Bernſtadt, und gedachs tem Grafen 1744 getroffenen, und am 16 Jånner 1775 von dem Stönig beſtårigten Vergleichs , von dem Fürſtenthum Dels getrennet , und der freyen Standesherrſchaft Gorchats einverleibet , nur die Conſiſtorial- Gerichtsbarkeit in Unſes hung der Kirche und Schule , und beyde Lehrer ausgenoms men , welche das Herzoglide Delfiſche Haus fich vorbes halten hat. 3 Das Dorf Alt- Feftenberg , und andere.

2 In Oberſchleſien , 1) Folgende unmittelbare Kreiſe und fürs ſtenthümer ( 1 ) Der Oppelnſche, Falkenberger, Rós ſenberger, Lublinitzer, Groß -ſtrehliger, Co. ſeler, Toſter und Neuſtadter Rreis , welche

das Fürſtenthum Dppeln ausmachen. $. 1.

Das Fürſtenthum Oppeln gränzet gegen

Weſten an die Fürſtenthümer Nenße und Brieg , ges gen Norden an Stücke der Fürſtenthümer Breslau, Dels und Brieg , und an Pohlen , gegen Oſten auch ar Pohlen , und an die frene Standesherrſchaft Beuthen , gegen Süden an die Fürſtenthümer Rati. bor , Jägerndorf und Troppau, und an einen zu Mah . ren gehörigen Diſtrict. Es iſt unter allen ſchleſiſchen Fürſtenthümern das großeſte.

1 .

Oppelit.

915

Es þat zwar vielen fandichten Boden und

$. 2.

große Herden und Wälder , iſt aber ſo ſchleche nicht, als einige ſich einbilden und vorgeben ; denn gute Hauswirthe wiſſen fich vom Ackerbau , von der Sdyafzucht und vom Holzverkauf wohl zu nähren . Auf der Oder wird viel Holz nach Breslau gebracht. In den Bergen bey Oppeln , findet man Kalfſtein Fiſche und Wilds und Eiſenerz von befonderer Güte. pret find in den Städten nicht häufig , welches vers muthlich daher riihret, w :ildie Festtage der' Katholis ken viele Fiſche megnehmen , und die Herrſchaften auf dem Lande das Wildpret zu ihrer eigenen Norhdurft Die Oder kommt aus dem Fürſten , thum Ratibor Durchftrómet einen anſehnlichen Theil und nimmt in demſelben des Fürſtenthums Oppeln unterſchiedene kleine Flüffe, als die Klod tid , Prud , gebrauchen .

nig und Walpana , auch an der Grånze des Für. ſtenthums Brieg die Heyße auf. Unter den vielen Teichen und Landſeen , iſt derjenige weldier im oppeli. fchen Kreiſe bernahe drenviertel einer geographiſchen Meile von der Stadt Oppeln gefunden wird , der großeſte. $ . 3.

Der Kreis enthält 23 Städte , auch ei.

nige Marktflecken .

Die Dörfer haben ein ſchlechtes

Unſehen , und faſt überalltrifft man pohiniſches Land volk an , außer daß in den falfenbergiſchen und neu . ſtådtiſchen Streiſen auc; hin und wieder deutſche Land. Unterſchiedene Diſtricte von anſehns leute wohnen. licher Große ſind ganz leer von Dörfern.

§. 4. Als die Söhne Herzogs Ladislavs Obers fchleſien theileten ",

bekam Boleslav I das Fürſten Mmm 2 thum

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916

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Das Herz

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.

týum Oppeln , deſſen Söhne Boleslav II , Bolesa lav III und Albrecht , fic) 1313 in daſſelbe theileten, und ſich 1327 der Krone Böheim als Lehnleute unter Des mittlern Enkel von ſeinem Sohn Boa warfen. leslav IV , bekamen das ganze Sand : es hatte aber nur der älteſte, Namens Boleslav V, Nachkommen, doch gieng mit ſeinem Enkel , Herzog Johannes , der Stamm der piaſtiſchen Herzoge zu Dppeln aus. Die. fer Johannes erbte 1516 das Fürſtenthum Ratibor, und vereinigte daffelbige mit dem Fürſtenthum Op. peln , welche beyden Fürſtenthümer von dieſer Zeit an 1 beſtåndig verbunden blieben , fo daß ſie einerley Lane desordnungen , Privilegien, Recht, Hemter und Gee richte hatten.

Er ſtarb aber 1532 ohne Erben, wore

auf K. Ferdinand I ſogleich von benden Fürſtenthu mern Befik ergreifen ließ. Bende ſind zwar über Haupt wieder an die Krone Böhrim gebracht worden, aber die darinn belegene Domainen-Güter und Herr. ſchaften , und unterſchiedene Regalien , ſind faſt ins. geſammt von dem Kaiſer Ferdinand I nach und nach verpfändet, und endlich von dem Kaiſer Rudolph If ganzlich veräußert worden, ſo daß davon zulokt weiter nichts übrig geblieben, als erſtlich das fönigl. Schoße amt Oppeln , mit den dazu gehörigen weitläuftigen Sand. Diſtricten , und zweytens , das Amt Corel, mit der Stadt dieſes Namens ; ja endlich iſt auch dieſe Cameralherrſchaft Cofel 1735 an den Grafen von Ben fols Plettenberg lehnweiſe überlaſſen worden . cher Veräuſſerung der Domainen , hat ſich der Kai. fer mehrentheils bas Patronatrecht bey den Pfarren der Güter vorbehalten, daber es kommt , daß viele Pfars ren auf den Gütern der privat Herrſchaften in den Für

1

Oppeln .

917

Fürſtenthümern Oppeln und Ratibor , noch jeật von dem König vergeben werden . g . 5.

Ehedeffen war das Fürſtenthum , wie die

Landcharte von demſelben zeiget , in 12 Kreife abge. theilet , welche der Oppelnſche, Falkenbergiſche, Ros ſenberger , Lubliniker, Groß . Strehlißer , Cofelſche, Coſter , Gleiwißer , Schlawengißer , Neuſtadter, Ober , Glogauer und Zülzer Kreis , hießen. Ben der erſten preußiſchen Landes ,Einrichtung am Ende des 1741ſten Jahrs , erſtreckte ſich die Grånze eine Meile weit jenſeits der Neiſſe, und dieſer Strich Sandes von Ober -Schleſien, der eine Meile breit war , wurde die Liſiére genennet , und weil die darinn lie gende Derter theils zum Fürſtenthum Neiß und Grott. kau , theils zum Fürſtenthum Oppeln gehöreten , in die Neißiſche und Oppelnſche Liſiere abgetheilet wur. de. Die lekte machte einen Theil des Falkenbergi. fchen und Oppelnſchen Kreiſes bis an die Oder aus, und wurde der Falkenbergiſche Kreis genennet. Nach dem breslauiſchen Frieden Görete Der Name Liſiére auf: doch blieh es größtentheils bey der gemachten Einrichtung. Die Derter des Oppelnfchen Kreiſes, welche zu dem Falkenbergiſchen gezogen waren , wur. den dem lektên völlig einverleibet, und die meiſten ábri. gen weiter hin aufliegenden Derter des ehemaligen Falkenbergiſchen Kreiſes , wurden zu dem neuen Fals fenbergiſchen Kreiſe geſchlagen , einige aber zu bem Oppelnſchen gelegt. Die vorhin genannten lekten rechs alten Kreiſe , wurden in 2 Kreiſe zuſammen ge. zogen , nemlich der Toſter , Gleiwißer und Schla . wengiker, in den Foſter Kreis , und der Neuſtädter, Dber.Glogauer und Zülzer, in den Neuſtädter Kreis. mm 3 9.6.

Das Herzogthum Schleſien .

918

$ .6. Das Fürſtenthum ſteher unter der fønigt. Dheramtsregierung zu Brieg. und unter der Krieges. und Domainen Kammer zu Breslau , außer daß der Falkenbergiſche Kreis in Finanz- und Cameral:Sas chen zu den Niederſchleſiſchen Kreiſen gerechnet wird . I

Der

oppelnſche Kreis.

Der größte

Theil deffelben auf der pohiniſchen Seite, beſtehet aus weitläuftigen Waloungen , deren Holz aber wenig genuket werden kann . Daher ſind unter preußiſcher Regierung viele Plage geåndert , die Brüche und Moraite ausgetrocknet, neue Dörfer angeleget , und

' mit deutſchen , me rentheils ausländiſchen, Colonirien, Auffer dem Eiſenwerf an der Ma. befeßet worden. lapane zu Skod y ( auf der Tandcharte Schodnia ) iſt noch eine königl. Eiſenhütte an dem Buttkowiger Bach , nach ner Stadt Creußburg zu , an der Gränze des Roſenbergiſchen Kreiſes . In dieſen Eiſenhütten werden nicht nur Bomben und Kugeln gegoſſen , fone dern es wird auch in denſelben Stangen, und Stabs eiſen gemacht, es werden auch allerley Eiſen - Waas ren verfertiget. 1 Oppeln , auf pohlniſch Oppolie, lat.Oppolis oder Oppolium , die immediate Kreisſtadt, welche aud die Hauptſtadt des ganzen Fürſtenthums iſt. Sie lieget an der Oder , über welche 3 Brůcten gebauet ſind. Das alte Schloß , wilches durch einen Arm der Oder von der Stadt ahgeſondert wurde, iſt 1736 abgebrannt, und mit deinſels ben das Landes- und Stadt - Urdhiv verlohren gegangen . Man findet hier ein biſchofliches Commiffariat , unter wel chem die Archipresbyteriate zu Saltenberg , Ober Glogau, Strappits, Landsberg , fublenet, Groß Streblitz Paſchtit, Roſenberg , Siolkowig , Toft , Ujesbl und Züíz , ſtehen, ein

1

Oppeln.

919

ein Urchidiaconat von 27 Archipresbyteriaten , eine Pfarrs tirde und Collegiatftift zum heil. Kreus , welches 1100 ge. ſtifter ift,einen Probſt und 11 Chorherren hat, ein ehemaliges Feluiter: Collegium , ein Dominicaner- und ein Francifcanera Kloſter. Ueberbaupt find hier 9 Kirchen. Die Beſaßung und die evangeliſcben Einwohner, halten ihren Gottesdienſt auf dein Rathhauſe. 1744 wurde hier die oberſchleſiſche kånigliche Oberamtsregierung und ein mit derſelben vers bundenes Oberconfiftorium , Pupillencollegium , Criminal collegium und Fifcalat errichtet, 1756 aber nach Brieg vers legt. Die Stadt hat ihre vornehmite Nahrung vom håus figen Brannteweinbrennen , und von der damit verknüpfe ten Viehmåſtung. 1260 wurde die Stadt von den Latarn verwüſtet. 1501 brannte fie ganz, und 1516 großtentheils ab. 1682 gieng über die Hälfte derſelben , und 1684 faſt die ganze Stadt im Feuer auf. 1689 erlitte ſie wieder großen Brandſchaden , und 1739 noch größern. 1741 wurde ſie von den Preußen eingenommen. 2 Das königliche Kammeramt zu Äppeln . Das Amthaus iſt auf einer Inſel in der Oder erbauet , auf wels der auch die Salzniederlage iſt. Zu demſelben gehören Bieſtrznic , Båtkowit , Chroſtziz , Dammeratſch imb Sammer , Groß -Dobern , Dambrowka, Dziekas Sogtsdorf, fol . nowig , Sallowig , Salmirowit wart , Bauendorf, Gorek , Goslawitz, Groſchwit , Gruttfchůg, Jeliowa, Kempa , Kollanowiß , K130s rowis , Kraſchiow , Brogulno fammt Grundorf und Meundorf, Kronſte, Kroſchzinna , Kržanowit , Lu . blian , luboſchüt , Maline, yzaklo , Feudorf, pop , Pelau , Raſchau , Sakrau , Schiellowig , Schiodria, Sczreorzik, Sowade, Szeppanowit , Tarnow , Wan . gern , wino ; Zowitſch . 3 Proslau , Prußka , ein mediat Stadtlein , mit einer tatholiſchen Pfarrtire. Von demſelben haben die Grafen von Proskau Probkowsky ihren Namen , jeßt aber gehört ſie den Grafen von Dietrichſtein -Proétau . Es iſt hier 1765 eine Manufaktur von unachtem Porcellan anges legtworden ,und in Aufnahme gekommen , Mmm 4 4 Kraps

920

Das Herzogthum Schleſien ,

4 Krappit , auf pohlniſch Krzaplowig , eine kleine bemaueste mediat Stadt, an der Doer , welche hier eine Bråde kat, und die Pruduits aufnimmt. Sie hat eine katholiſche Pfarrkirche, und iſt eine Hertſchaft, welche von der gråflixen familie von Reber an die Freyherren bon Haugwit gekommen. 5 Czarnowans, ein jungfräuliches Kloſter Pråmons ftrateuferordens, am fluß Malpana, welcher unterhalb detben in die Doer gehei . Es hat einen infulirten Probit. Aufánglich iſt es zu Ribnic gestiftet,von dannen aber 1236 bi rhet percepet worden , Es werden hier Spiſen nas bras banter Art gefloppelt. 6 Von dem ehemaligen Falkenbergiſchen Kreiſe ſind zu dem jetzigen sppelnden Kreiſe die Dörfer Baumgarten, Orodit , Schedliste , Seubersdorf oder Seiffersdorf, Tillowiß, Schiedlow und Weyderwit, gezogen worden . 7 Friederich -Gran , ein neues Dorf , weldes von Hußiteu angeleget irorden , die eine eigene Kirche mit eis nem Prediger haben .

II Der falkenbergiſche Kreis, iſt jeßt nicht mehr eben derfelbige , der er ehedeflen gewefen ; wie aus demjenigen erhellet, was oben g . 6. geſaget more den . Inſonderheit ſind die Derter zu bemerken, wele che von dem ehemaligen oppelnſchen Kreiſe zu dem falfenbergiſchen , und von dem ehemaligen falfenbere giſchen Kreiſe zu dem oppelnſchen geſchlagen worden . > Die lekten ſind in dem vorhergehenden Abſchnitt Nr.6 . genannt worden , und die erſten werten gleich ben Num. 4. vorkommen . i Falkenberg , auf pohlniſo tiemodlin , lat. Falco montium , die kleine bemauerte Kreisftabt, welche an der Steine liegt , ein Scleß , eine katholiſche Pfarrkirche und Probſtey ; und eine evangeliſche Kirche hat, und ben Grafen von Zierotin gehöret, Sie hat 3 Feuersa brünnfte

Oppeln.

' 921

bránfte aufgeſtanden , von welchen die lekte fich 1757 zuges tragen hat. 2 friedland , auf pohlnifo Ferland , ein offenes Etdotden an der Steina, mit einem alten Schloße gehd ret den Grafen von Burghaus. 3. Schurgaſt , ein offenes Städtchen an der Neuße. den Grafen von Schad zugehörig. Es iſt hier ein Schloß, eine tatholiſche Pfarrkirche, und eine evangel . Schule, 4 Aufer dem eben genannten Städtchin dhurat, Find noch die Dörfer Srohnau , fröbeln , Fittoline, Sårner , Stroſchwit , Selbersdorf, Xauffe , Weiß dorf , Golfchwitz, Urnsdorf , Borlwit . 27orod , Jaile , feipe , Karbiſchau, Schönwis, C3 pp« lwitz Dambrau und Niewodnid , von dem oppelnichen Kreiſe abgefoudert, und zu dein Falkenbergiſchen Kreiſe geſchlaa gen trorden . Dieſe Derter liegen insgeſammt auf der deutſchen Seite an der Grånge des Fürſtentbums Brien, bis anderthalb Meile hinanf zwiſchen der Doer und dem ehes maligen falkenbergiidsen Kreiſe. 5 Großs und Rein Schnellendorf,adeliche Dorfer,

III Der roſenberger Kreis , welcher enthale 1 Roſenberg , auf pohlniſdy Olesno , die kleine Kreisſtadt, welche bemauert iſt, ein Schloß und ein firſta lidyes Stift regulirter Chorberren Auguſtinerordens bey der Pfarrkirche zu St. Michael hat , deffen Vorſeher ein ina fulirter Probſt ift. 1578 brannte ſie ab. Sie gehört einem Grafen von Gardin . Es geboren ihr die Güter Ilſchůt uub Wyſoka. 2 Landsberg, auf pohlniſch, Gorzow , eine fleine offene Stadt an der pohlniſden Grånze, welche eine kas tholiſche Pfarrkirche hat. Sie gehört einem von Reis denftein . 3 Biſchdorf, Bodzanowig , woſelbſt ein Grånz300 ift , Zembowig , und andere Pfarrdörfer.

mm 5

IV Der

922

Das Herzogthum

Schleſien .

IV Der Lubliniger Kreis , in welchem

.

I Lublinitzoder Lublenetz, auf pohlniſch Lubenstí, die offene Kreisſtadt, welde ein Schloß und eine katholis ſche Pfarrkirche bat. ' Sie gehört einem Grafen von Gaſdir . I Anderthalb Meile von hier in dem zu der Herrſchaft Lubliniß gehörigen Dorf Sborowski , an der poblniſchen Grånze , iſt 1753 eine Tobadopfeiffen Manufaktur anges leget worden , welche noch beſtehet, 3 Glinit , ein Dorf, eine halbe Meile von dem vors hergehenden , woſelbſt eine Fayance-Manufaktur iſt. 4 Gutentag, auf pohlniſch Dobrodcin , eine offene Stabt , welche eine katholiſche Pfarrkirche hat, und einema Grafen von Burghaus gehåret. Die Urkunde , welche Wladislav, Herzog zu Oppeln und Wielun, dieſer Stadt 1304 gegeben , hat ihre gute Richtigkeit. 5 Woſchnid oder Woiſohnid , auf pohlniſch woj. niffy , ein offenes Ståorchen unweit der pohlniſchen Gränze, welches eine katholiſche Pfarrkirche bat. Es ges Kört einem Grafen von Gardin. V.

!

Der

Groß - Strehlißer

Kreis ,

in welchem I Groß Strehlit , auf pohlniſch Welito Strzelcze, lat. Strelicia major , die kleine bemauerte Kreisſtadt, wela che ein Schloß und eine Patholiſche Pfarrkirche hat, und den Grafen von Colonna von Fels gehöret. 1759 brannte fie fat ganz ab , doch blieben das Schloß und die Kirche übrig. Bey derſelben erlitten die ungariſdjen Safurgens ten 1745 von den Preuffen einen Berluſt, 2 leßnig oder geſchnit , eine kleine und offene immes biat Stavr,welcheeine fatholiſche Pfarrkirche hat ; nahe das ben liegt der St. Annaberg , auf welchem ein Mannsklo. fter Franciſcanerordens mit einem kleinen Stådtchen , und pielen Kapellen ,dahin gewallfahret wird. Man hat von dieſem Berge und aus dem Kloſter eine Ausſicht nad Poho Jen , Ungarn und Mähren, 2 Die

Oppeln .

923

3 Die adelichen Pfarrdörfer Jaſchions , Wyſſokan Rosmierta , u . a.in. 4 Himmelwig oder Gewielnik , auf poblniſch Jes melnila , ein fürftliches Stift Ciftercienſerordene, melches einen infulirten Ubt hat. Es liegt in einer fandige sies gend , und befizet in dieſem Kreiſe die Dörfer Gonſchios

rowiß , Januſchkowis, Ottmåg, Rajdowa, Roditſch , Rosniontau . VI Der toſter Kreis ,

welcher den eşemali.

gen beſondern Oleiniger. und Schlawentiger -Kreis begreift. I Gleiwitz, auf pohlniſch Gliwice,die bemauerte und immediate Kreisſtadt, welche eine katholiſche Pfarrkirche, und in der Vorſtadt ein Franciſcanermönchenklofter bat. Die Belasung hålt ihren evangeliſchen Gottesdienſt auf dem Rathbauſe. Die Einwobner ernábren fich vom Hos pfenbau und von der Zuchweberey. Es ift' hier das Steueramt des toſter Kreiſes. Der Stadt gehören die Güter Petersdorf , Ridstersdorf, Trinek, Jernit. 2 Toſt, auf pohlnic Torchel , die Kreisſtadt, welche tlein uno offen iſt. Sie hat ein Schloß mit einer evanges liſchen Kapelle , und eine fatholiſche Pfarrkirche , und gea bdret den Grafen von Poracowsky. In dieſer Gegend find Eiſenhånimet , Glashütten und Papiermühlen. Der Stadt gehören die Gåter Boguſchug und Conzel. 3 Peiskretſcham , auf pohlniſch Pyskowice, ein offea nes Städtchen mit einer katholiſchen Pfarrkirche, welches auch den Grafen von Poſadowsky zugeboret. 4 Pilchowitz , ein offenes Städtchen mit einer fathos liſden Pfarrkirche , einem Grafen von Wengersky zuges hörig. 5 Der ujeſtiſche Salát oder Diſtrict, gehöret zu des Bisthums Breblau obern Preiſe , oder zu dem Fürſtens thum Neiß , hångt anch in Lehus und Gerichts Saden von der biſchöflichen Regierung zu Neiß ab, aber in Anſehung der Polizey und Kammer- Saden gehört er theils zu deni toſter Kreiſe , theils zu dem beuthen [cher Kreiſe. Zu dem lega

924

Das Herzogthur Schleſient.

letzten Kreiſe ſind die zwiſchen den Städten Gleiwiß uád Bevthen liegende und oben verzeichnete Dörfer geſchlagen ; zu dem erſten aber gehören 1 ) Ujesdl, oder Ujeſt , auch Oyeſt und Viaft , ein offenes Städtchen am Fluß Klodnit , welches Herzog Cas fimir dem Bisthum 1222 geſchenkt hat. 1770 brannte es faſt ganz ab. Es hat ein Sdyloß, und gehört einem Gras fen von Sobed. 2) AltsUjeſt und Jariſchau , Dörfer mit Schloffern . 3 ) Kaltwaſſer und Blutſch , Dörfer mit katholiſchen Pfarrkirchen . 4 ) Poinſchowis, oder poniſchowiss , ein Dorf mit einem Schloß. 5) Die Dörfer Vliekarn, tieweſche und Ilieſtrowits. 6) Schlawengits , eine Herrſchaft von anſehnlichen Dörfern , welche der gråflidhen familie von Hohm gehos ret. In derſelben ſind ein Meßing-Hammer, Eiſen: Bledos und Stahl-Fabriken. 7 ) Soßniſdrowit oder Saffinkowit , oder Deutras Kieferſt & dtel, ein offenes Städtchen init einer katholio fcben Pfarrkirche. Es gehört einem Grafen von Chorinsky . 8 Die katholiſchen Pfarrdörfer Rachowitz und Brzes " czinta , mit Schldſſern .

VI Der coſelſche Kreis , welcher enthält I Corel oder Korel, auf pohluiſch Kozle , die kleine Kreisſtadt , welche nicht weit von der Ober liegt, und bom König Friedrich II zu einer ftarken Feſtung gemacht wors den ift. Sie hat einen Gouverneur und Commandanten , ein Schloß, eine katholiſche Pfarrkirche und ein Minoritens flofter. Die Befakung håht den evangeliſchen Gottesdienſt auf dem Rathhauſe. Ehedeflen hatte ſie nebſt einem daju gehörigen Strich fandes den Titel eines Fürſtenthums. Kaiſer Karl vi fchenkte das Schloß mit ſeinem Zugehör dem Fürſten Menſchitow , nach deffen Fall es wieder eins gezogen , und cinem Grafen von Plettenberg geſchenket wurde, deſſen Familie daſſelbe auch nod beſiket. Unter der Gerichtsbarkeit dieſes Schloſſes ſtehen das Reinſdos dorfer

1

1

Oppeln .

925

forfer freyvorwerk, RügznigEy und das Dittmorauer Sreyvorwerk. 1745 wurde die Stadt von den Ungarn mit ſtürmender Hand eingenommen, aber von den Preußen bald wieder erobert, 1758 wurde ſie von den Deftreichern eine Zeitlang eingeſchloffen , und 1760 von ihnen vergeba lid) beſtårinet. Den Magiſtrat gehören die Güter Kos belwig und Kogaụ , und dem Hoſpital Dzielnits . 2. Folgende gråflich plettenbergiſdhe Dörfer: Cziſſowa, Dembowa , Kamionky , Klodnits , Lenky ,Mechnits, efſelwit , Poboriſchau , Xeinsdorf , Wiegſchug . 3 Die gråfiicb Henkeliſcben Dörfer possenfarb , Pitta lau , und der erſte Antheil an Lenſets, deifen zweyten Una e n en Erben des Baro Trach beſig . all Die gråflich gaſchiniſchen Dörfer Blazejowits, Cziſchek , Dziergowit , Gniewoff , Jaborowitz, Lohs ny , Milowitz , Pohiniſch : Yeukirch , Vietgnaſchen , Oſtrognit , Podleſch , Przedborowit , Koſchowig , Salrau , Sutowitz , warmenthal. 5 Die freyherrlich fallreuteriſchen Dörfer ( zinzłowig , Dzielawy, Orſenzin , Lanies , Witoslawit . 6 Koſtenthal, ein Pfarrdorf, dem Breslauer Doms kapitel zugehörig. 7 PawlowizEy , ein Dorf unweit Coret,woſelbſt ſich jeßt die vereinigten evangeliſchen Brüder aufhalten, weldie vorhin zu Rösnit gewefen. Anmerkung . Die ehemaligen Corelfchen freistorer Dobis fahau , Dobroslawin und Wüßkirchen , geboren nun zum Rattiborſchen Streiſe. VIII Der neuſtádter Kreis , mit welchem der Ober - Glogauer und Zülzer Streis vereiniget ſind. i fleuſtadt ober königliche Geuſtadt , auf pohluifdh Prudnik, die iramediate und bemauerte Kreisſtadt, welche am Fluß Prudnik liegt, eine katholiſche Pfarrkirche, ein Kapuzinerflofter , eine evangeliſche Kirche, deren Prediger zugleich Inſpector der evangeliſden Kirden in Ober -Schles fien und Mitglied des oberſclefifchen Conſiſtoriums iſt , ein altes Schloß, Namens Wagendrüſſel, und 2 Porſtådte, wela

926

Das Herzogthum Schleſien .

welche die obere und niedere Vorſtadt genennet werden , bat Sie iſt nach Oppeln die beſte Stadt des Fürftens thums. 1474 brannie fie ganz ab. 1745 fielen hier befo tige Scharmürel zwiſchen den Preuffen und ungariſchen Inſuraenten vor. 1779 grif ein großes Corps kaiſerlicher Druppen dieſe Stadt an , und Fette fie auf eine unverants wotliche Weiſe in Feuer , ohne der Beratung, welche ſich ben åberbancnehmenden Brande herausfog , etwas anhas ben zu können . Den Befehl über dieſe Zruppen , weldoe die ctadt durch Haus Ben vermufteren , fübrte der Genes ral Olives Wallis . König Friederich II hat ſie wieder von Steinen erbauen laffen. Der Stadt Råmmeren geboren die Såter Dittersdorf , Jaſion , Kreiswig , Breſchena dorf , Ceuber , Riegersdorf , Schnellenwalde , mit einer karholiſchen undevangeliſchen Pfarrkirche, Schweins , dorf und Zeiſelwig . Ein Lager bep dieſer Stadt, beſchůs Bet Nieder- Schlefie wider alle feindliche Unternehmungen von der máhrifden Seite. 2 Ober- oder Klein-Glogau , eine kleine bemauerte Stadt , welche den Zunamen im Gegenſatz von der Stadt Glob Glogau in Nieder Schleſien , ſonſt aber ein Schloß, eiu 1379 gefiiftotes Collegiatſtift zum heil. Bartholomäus, von einem Decano und 9 Chorherren , und ein Minoritens kloſter hat , und als ein Majorat einem Grafen von Dps persderf gehöret, der zugleida Freyberr zu Eic, und Frieds Stein iſt. 1709 brannte die Hälfte der Stadt nebſt dein Minoritenklofter ab. Unweit derſelben ſteht ein Pauliners kloſter. Der Stadt gehören die Güter Weingaſſen und Sinterdorf. 3 Klein Strehliz , ein offenes Stådtchen , welches eine katholiſche Pfarrkirche hat , und den Grafen von Dica trichftein : Proskau gehöret.

4 Zålz oder Zilch , auf pohlniſch Biala , von einis gen auf lateiniſch Cilicia genannt , eine Stadt , welche Bemauert, aber klein iſt, eine katholiſche Pfarrkirche hat, und von vielen Juden bewohnet wird. Die Herrſchaft Zúl bat chedeffen den Grafen vou Prostau gehöret, iſt 1747

3

Oppeln .

927

1747 von der Dberamtsregierung zu Dppeln für 237762 Gulden feit geboten worden , und gehört jekt dem Grafen Matuſchka. 5 Langenbrůd , ein großes Pfarrdorf. 6 Die Pfarrdörfer Schönau , dem Domkapitel zu Dber:Glogau gehörig , Deutſch- und Pohlniſch - Raſſels wit , Sriedersdorf , Walzen , u. a . m . 1.7 Alt -Zůlz , Groß -Pramſen , Schmiet , und ans dere Pfarrdörfer. 8 Steinau , auf pohlniſch Stzynawa, ein Stådts chen an der Steina , mit einer tatholiſchen Pfarrkirche, und einem ſehr alten Schloß. 1765 brannte der Ort faft ganz ab. Es gehört der Familie von Haugwiß. ( 2) Der Rattiborer Rreis , oder Das Fürſtenthum

Rattibor .

$ . 1. Das Fürſtenthum Ratibor oder Rattibor grånzet gegen Norden an das Fürſtenthum Oppeln, gegen Weſten an die Fürſtenthümer Troppau und Jägerndorf, gegen Süden an die freyen Minderherre ſchaften Oderberg und Soßlau, und an die frene Stan . desherrſchaft Pleß , welche legte auch gegen Diten die Gränze macht. - Es iſt das kleinſte unmittelbare Fürſtenthum in Schleſien. 9.2 .

Der Boden deſſelben iſt beſſer, als im Fürs

fienthum Oppeln , und tråget Weizen , Roggen und Berfte in hinlänglicher Menge , man hat audy gute Wieſen und Baumfrüchte. Die Oder fließet durch den weſtlichen Strich des Landes, außer derſelben aber ſind zwar Bache , aber keine Flüſſe vorhanden , fins gegen viele Teiche und Landſeen. $. 3a

Es enthält nur 3 Ståbte.

lauter pohlniſches Landvolf an

Man trifft hier

Das Herzogthum Schleſien .

928 S. 4. theileten ,

Uis die Sohrte Wladislavs II rich 1163 bekam , Miecislav Tecchen , Oppeln und

Ratibor , und als dieſes Urenkel 1288 eine Theilung pornahmen , fam Raribor an den jüngiten Bruder Przemislan , welchem fein Sohn Leſco folgte, der ſich betehnen ließ. Nach ſeinem

von der Krone Böheim

Tode fam das Fürſtenthum Ratibor an ſeiner Tochter Anna Ehemann , Herzog Nikolas II zu Troppau, und deſſelben älteſten Sohn Johannes. Dieſem Johannes II, diefem fein Sohn Nis

folgte fein Sohn

Folas V, diefem ſein Sohn Wenzel, deſſen Enkel ohne Erlien abgiengen , worauf Ratibor an die Herrſchaft pon Oppeln fam ; und mit dem Fürſtenthum dieſes Namens nachgehends einerſey Schickſable batte , und beſtändig verbunden blieb. 8.5. Es ſtehet unter der königlichen Oberamtsre. gierung zu Brieg, und unter der Kriegs. und Domais nen - Kammer zu Breslau.

$ .6.

Weil es klein iſt , macht es nur einen ein

zigen Kreis aus.

Die merkwürdigſten Derter Deſſele

ben find : 1 Ratibor oder Rattibor, bie immediate Hauptſtadt deb Fürſtenthums , welche an der Doer liegt, die hier eine Brüde bat, und ſchiffbar wird. Das Schloß und die St. Johanneskirche ſtehen jenſeits der Doer. Sonſt findet man hier ben der Pfarrkirche ein 1287 geſtiftetes Collegiatttift von einem Probſt und 9 Chorherren , und hiernadoft eine Probſtey der regulirten Chorherren deß heil. hierofolymitas niſchen Grabes mit dem Doppelten rethen Kreuz, ein fürſts liches Fungfrauens Kloſter zum beil. Geiſt genannt, ein Dominicanere und ein Franciſcaner- Kloſter, auch iſt hits felbſt ein biſdofliches Commiſſariat , unter welchem die Archipresbyteriate zu Gleiwit , Moſtenthal, Låhn, Groß Dus

1

Nattibor.

929

Duben , Pogrzbini uns Sorau ſtehen . Die hieſige Bela . Bung hält den *ift 1745 nahmen die Preufſen lenUngarn die Stadt mit für: mender Hand ab, wobey die letzten einen beträchtlichen Ver. luſt harten . 1476 erlitte die Stadt eine große Feuers, brunſt.

Der Kammeren gehören die Güter zu Studenna, Brzezie , Dybow uno Plania , mit den dazu gehörigen Vorwerfell. af Der Derter Bidow und Planna genennet. Dem Collegiats ſtift gehören die Gáter ( zyrzanow , Gamow , Grzes gorfowig , und ein Untheil an den Dorf Studenna. Dein Jungfern Stift gehören #dainowig , Auliſch Pau, Bienchowig , mit einer Kirche , Bogumig , ugoth, Gaſchowit , Warmuntow , und Zowada. 2 Schrau quf poblniſch Zvory , eine Fleine bes mauerte Stadt, welche eine katholiſdie Pfarrkirdye hat. Sie iſt immediat , und befizet das Guth Kliſch ¢zów . 3 Riebnie , eine kleine offene Stadt, mit einem alten Schloß . Sie gehört den Grafen Wengersty . 4 Raiden , ein fürftliches Stift Ciſtercienſerordens, welches einen Abt zum Vorſteher hat. Es iſt 1253 vou dem Herzog Wladislav geſtiftet, und darüber 1258 eine fenerliche U : Funde ausgefertiget worden . Es gehden dem : Felben die Güter Chwallengit , Dobiſchau , Dobrosla : wit , Janlowitz , Mattirchen , Groß und Klein Raudent , Stanig , Stodoll , Zroonosvit , .. 5 Folgende adeliche Dörfer mit Kirchen : Altendorf, Boguſchowit , Pohlniſch -Krawarn , Lubow , Rude nik und Slawikau , Woinowis , W , 4. m . 2) Folgende mittelbare Fürſtenthümer, nämlicy 4TH.5 2 .

Nnn

Die

Das Herzogthum Schleſien . Die Fürſtenthümer Troppau und Jás gerndorf diefſeits der Oppa , nebſt dem Diſtrict von Katſcher , welches zuſammen Der Leobſchüßer Kreis genennet wird. §. I.

Das Fürſtenthum

FågernBorf liegt in

dem Fürſtenthum Troppau , und eins zertheilet das andere, daher die Grången eines jeden nicht voobl beſchrieben werden können :beyde zuſammen aber ſind von den Fürſtenthümern Neyß , Oppeln , Katibor und Teſchen , von den freyen Minderherrſchaften Freuden. thal, loßlau und Oderberg , "und von Mähren um geben. Sie ſchließen auch den Diſtrict von Katſcher ein, welcher ehedeflen zu Mähren gehöret hat. 9.2 . Das Fürſtenthum Troppau , Princi, patus Oppavienſis, hat gutes Getraideland , gute Wieſen, und viele Baumfrüchte, und enthält 10 Städte und i Fleden. Das Fürſtenthum Jägerndorf, Principatus Carnovienſis, hat einen fruchtbaren Bos den , und Sauerbrunnen. Zus den ferdienbäumen, welche darinn wachſen , wird Terpentin gezogen ; es 1

1

werden auch Dachrinnen daraus gemacht.

Dieſes

Fürſtenthum hat s Städte. Durch bende Fürſten , thümer fließet die Oppa, nimmt die Mora auf, weldje in der frenen Minderherrſchaft Freudenthal entſpringet, und ergießet ſich in die Oder. 9. 3. Das Fürſtenthum Troppau iſt vor Ulters ein Stück von Mähren geweſen , und mit dem. Kinig Przeg felben zugleich an Böheim gekommen. mysl Otrocar II erhob es zu einem Fürſtenthum , und gab

Der Leobíchúßer Kreis.

931

gab es 1254 feinem natürlichen Sohn Nikolas, deſſen Sohn und Nachfolger Nikolas II mit ſeiner Gemah . linn Unna, eiñec ratiboriſchen Prinzefinn , das Für. frenthum Ratibor befam , und Troppau dem König upn Böheim zu lefn auftrug. Seine Söhne theiles ten ſich alſo , daß Johannes der älteſte das Fürſten . thum Kattibor allein behielt, die 3 übrigen aber, nåm . lid Nikolas , Wenzel und Przernislav das Fürſtena thum Troppau bekamen. Die beyden erſten ſtarben obnie Erben , daher Przemislav das ganze Fürſten . thuin beſaß , und folches feinen 5 Söhnen Wenzel, Nikolas , Wilhelm , Ernſt und Przemislav Hinter ließ , von welchen nur Wenzel und Wilhelm Kinder hatten, und 1480 war ſchon das ganze Geſchlecht aus . geſtorben.

König Georg Pobiebrao von Böheim ,

welchem Herzog Ernſt das Fürſtenthum Troppau verkauft hatte, gab daffelbe feinem álteſten Sohnt Victorin , welcher es aber 1475 mit dem Konig Mata thias gegen , einige Güter in Slavonien vertauſchte, dahingegen Konig Matthias Troppau feinem natürli.

3 den Sohn Johann Corvin gab , welchem

es König

Wladislav wegnafm , und ſeinen Brüdern Johann Albrecht und Sigmund nach einander gab. Hierauf bekam es Herzog Cafimir von Teſchen auf Lebenslang , mac deffen Tube és 1528 Der Krone Böheim wieder Heimfiel.

Kaifer Matthias gab es 1614 an Karl Für

ften von Lichtenſtein, welcher es anfänglich nur pfande weiſe befaß , und deſſen Enkel Fürft Johann Aðanz Undreas die ältere lidytenſteiniſdye Linia 1712 beſchloß, morauf das Fürſtenthum Troppau an Fürſten Anton Florian von der jüngern Linje fam .

9nn 2

932

Das Herzogthüm Schleſien .

Jägerndorf,ift Das Fürſtenthum ein Theit des Fürſtenthums Troppau geweſen , und erſt ein beſonderes Fürſtenthum gervor. ben , als Herzog Johannes I zu Troppau und Nati: § . 4. anfänglich

bor Enkel , Herzog Nikolas V , ſeinen Wohnfiß zu Fågerndorf auffdlug. Seine Lodyter Barbara erbte nach dem Tode ihrer Brüder , Johannes und Ben zel, das Fürſtenthum Jägerndorf, und vermählte ſich nach ihres erſten Gemahls , Hjerzogs Johannes von Tefchen Tode, mit Georg Frenbeern von Schellen. berg , welchem ſie das Fürſtenthum Jägerndorf 34 brachte, bem es auch vom K. Wladislav 1506 zu sehn gegeben wurden ES 1542 erb « und eigenthümlich für 58900 ungariſdie Gulden an MarkgrafenGeorg zu Brandenburg; wele cher rcbon 1523 vom König Ludwig zu ſolchem Ankauf Erlaubniß erhalten hatte , und in dem Fürſtenthum die evangeliſche Religion einführete. Er hatte ſeinen Sohn Georg Friedrid ) zum Nachfolger , welcher for wohl vom

Ferdinand I als Marimilian ll mit dem belieben wurde , und daſſelbe , weil er

Fürſtenthum

keine Kinder hatte , 1595 dem Markgrafen Joachim Friedrid ) , inachmaligen Churfürſten von Branden. burg , vermachte , der es feinem Sohn , Johann Dieſem Georg , zum abgetheilten Erbe überließ . wurden die Herrſchaften Oderberg und Beuthen, welo che feit Markgrafen Georgs Zeiten mit Jägerndorf verbunden gewefen waren , abgeſprochen , und als er nachher des von den Böhmen zu ihrem König erwahl ten Friedrichs V Parthen annahm , und unwandelbar dabey blieb , wurde er vom Kaifer Ferdinand II in die Acht erkläret ,

und ihm 1623 das Fürſtenthum Jår

Der Leobfchüber Kreiß.

933

Fågerndorf genommen , welches der Kaiſer dem Für. ften Karl von Lichtenſtein überließ , worauf es gleiche Schickſale mit Troppau hatte.

Friedrich Wilhelm

Churfürſt von Brandenburg, wurde zwar 1686 mes gen feiner Anſprüche auf Jägerndorf befriediget : aly lein , König Friedrich II in Preußen , fuchte fie 1740 wieder hervor , 393 . 5. Im Berliner Frieden von 1742 trat Ma. ria Thereſia , Koniginn von Ungarn und Böheim , an König Friedrich II den dieſjeits der Oppa belege hen Theil der Fürſtenthumer Troppau und Jägern . Dorf, nebſt dem vorher zu Mähren gehörig geweſenen Diſtrict ' von Kacſcher , auf ewig ab. Seit dieſer Zeit gehet die Gränze zwiſchen dem preußiſchen und běheimiſchen Antheil an dieſen Fürſtenthümern, benm Einfluß der Oppa in die Oder an, und die Oppa hin. auf bis an die Stadt Jågerndorf, von dannen nach Cropplomiß , und alsdenn an der Oſtſeite der Herr. fchaft Olbersdorf "und des zu Mähren

gehörigen

Diſtricts , wo Hozenploz und andere Derter tiegen, weg ,

u.10

8. 6. Der Fürſt von Lichtenſtein , welcher dieſe Fürſtenthümer befiget, hat alſo wegen derſelben Hun. y Oberherren ? heiligen römiſchen Reichs fürjt und Regierec des Hauſes von und zu Lidrenſtein von Vis kolsburg, berzog zu Troppau und Jagerne dorf in Schleſien , Graf zu Rittberg , ac. Sein Wapen enthalt, ?) : im

goldenen Felde den Herzog.

fichſchleſiſchenAdler, »)dasHerzoglich-FächſiſcheWas pen , 3 ) ein vor roth und Silber bieLånge Berab ge. Nnn 3 theila

934

Das Herzogthum Schleſien.

theiltes Feld wegen Troppau' ; 4 ) einen ſchwarzen Fungfern,Adler mit einem gekrönten filbernen Kopf im goldenen Felde, wegen Schellenberg ; 5) ein gola denes und an goldenen Bändern hangendes Jägerhorn in einer blauen Spiße wegen Jägerndorf, und 6) eis nen von Gold und roth queer gerheilten Mittelfhild wegen Lichtenſtein

1 $27.

Der Fürſt beſtellet ſowohl in dem

unter

preußiſcher, als in dem unter böheimiſcher Oberherr. fchaft ſtehenden Antheil dieſer Fürſtenthümer , eine Landeshauptmannſchaft , welche in jedem An. theil aus einem Landeshauptmann , 2 Umtsaſtefioren und einem Umtsſecrétair beſtehet. Er hat von beyden Fürſtenthümern weiter nichts , als unterthánigen Ge. Þorſam, und was ſeine Kammerguter eintragen. Das unter preußiſcher Oberherrſchaft belegene Antheil , iſt der

oberſchleſiſchen

Oberamtsregierung ,

und der

Kriegs- und Domainen. Kammer zu Breslau unter: geben , und macht, wie oben angezeigt worden , nebſt dem Diſtrict von Katſcher, den Leobſauger Rreis aus. Dieſes Antheil iſt auch jeßt nur zu beſchreiben, und ich handele alſo a Von dem

preußiſchen Antheil am

Fürſtenthum Troppau , zu welchem gehören I Folgende Städte. I Sultſchin , oder Zoftfchin , auf Höhniſch Siccin, eine kleine bemauerue Stadt , mit einem Schloß und einer katholiſchen Pfarrkirde, gehöret einem Baron Grutt(dreis ber. 1745 erlitten die ungariſchen Infurgenten biefelbſt cinen berrechtlichen Berluſt von den Preußen .

1

M

Der Leobſchůker Kreis . ?

935

2 Benefchau oder Beniſchau , an der Dppa , ein of fenes Städtchen , mit einem Sdloß und einer katholiſcher Pfarrkirche. Es gehðret einem Baron von Henneberg. Daß in dieſer Gegend vor Altere ein Silberbergwerk gewes ſen ſey , erhelet aus einem Privilegium ,welches der bdheis miſche König Przemysl Ottocar 1275 der Stadt Troppau verliehen hat. 3 hranowit , eine kleine offene Stadt, welche eine katholiſche Pfarrkirche bat, und einem von Reiſerwitz ges hbret. 4. Neukirch , oder Deutſch - VTeukirch , ein offenes, Städtchen , weldes eine katholiſche Pfarrkirche hat , und einem Grafen von Wärben gehört. 5 Tropplowit , ein offenes Städtchen ,mit einer ka tholiſchen Pfarrkirche, gehöret einein Grafen von Sept: nitky , welcher auch das nahgelegene DorfGöppersoorf beſiket. II Folgende Schlöffer, adeliche Güter und Dörfer :: I Groß : Darłowig, Satſch , ein Pfarrdorf, Koblau , Marquartowig , Schülersdorf und Paſſelkendorf, welche den Er. Jeſuiten zu Troppau ' gehören. 2 Boſchialkowiß , ein Kirchdorf mit einem Schloß, nicht weit vom Einfluß der Dppa in die Oder gehdret ſowohl, als Petrzkowig und Lugoth , einem Grafen Gianini. 3. Pyichs und Röberwig , find adelidePfarrdörfer. 4 Viafſiedel , Bolatig und Oderſch , Pfarrddrfer mit Schlöſſern . 5 Branig , ein Schloß und Ritterſitz an der Ober, zu welchem das Dorf Ober- und TiedersBranitz gehören. 6 Die Pfarrddrfer Creutzendorf , Badewis , Ditt merau , Leiſnits.

-7 Grobnig, ein Pfarrdorf, mit einem Schloß , eine viertel Meile von Leobſchůg, iſt eine Commenthurey de3 Ighanniterordens , welche ihren Sig bis um die Mitte des 16ten An 4

936

Das HerzogthumSchleſien .

16ten Jahrhunderts zu febbſchak gehabt hat. Leinerwitz, b

Es gehören , Zeuſtift, Sch & nborn , Wernersdorf.

Von dem preußiſchen Antheilan dem

Fürſtenthum Jägerndorf, zu welchem gehören

1 Leobſchug oder Lübſchůts , eine bemauerte Stadt, in einer fruchtbaren Gegend , welche der Hauptort des bon ihr benannten Kreiſes iſt, eine katholiſche Pfarrkirche, und eu Franciſcanerklofter bat. 1603brannte ſie größtentheils ab , unb 1626 , 27, 34 , 42 hat ſie in Kriegeszeiten viel ero litten. Der Stadt gehören die Gåter Blumsdorf, Kals tenbaufen , Königsdorf, Sabídjük , mit çiner Kirche, Schlögenberg und Taumlitz . 2 Bauerwitz oder Pausrwits, ein offenes Städtchen , mit einer fatholiſchen Pfarrkirche,welche dem Jungfrauens kloſter zu Ratibor gehöret.ca

3 Zaudits , ein offenes Städtchen mit einer katholis rohen Pfarrkirce, welches dem Baron von Senneberg gea håret. Ben beniſelben it fetres uderland. 4 Die Pfarrodrfer Deutſch : Crawarn ,Groß -Piltſch , Zauchwig , u . a, m . Bev dem evangeliſchen Kirchdorf Rósnit , fiel 1745 ein bißiges Gefecht zwiſchen Preuffen und ungariſchen Snſurgenten vor. 5 Die Kirchdorfer Soppau , mit einem Schloß , in deſſen Hegend die ungariſchen Inſurgenten 1745 eine ſtarte Einbuße von den Preuffen erlitten, Dobersdorf mir einem , Soloß und Koben dem Fürſten zugehörig. Das Kirchdorf Pilgersdorf gehöret halb bieber und halb zu , Mähren . Das legte Antheil befiltr ein Frérherr von Lów, das erſte einer von Blumenkron . Die Grånze macht ein 1 Waſſergraben.

1

6 Heudorf und Badewis , find adelicheKirchdorfer mit Schlofern .

7 Dia 4

Der Leobfdjúker Streis.

937

7 Die Kirchdörfer Kittelwig und Pommersmit , welches letzte ein Schloß hat. * 8 Dag Fönigliche freyeBurglehn Steubendorf, ju werden das Kirchdorf dieſes Namens , und der Dre Carlsberg gehören , iſt gråfflich henkeliſch , c Von dem Diſtrict von Katſcher. * Dieſer Diſtrict hat vor Alters zu Schleſien -und dén Herzogen von Teſchen gehöret, ums Jahr 1554 aber hat ihn der Biſchof zu Dlmük nebſt einigen ans dern fchleſiſchen Dertern an ſich gezogen , dadurch er von Schleſien abgeriffen und als ein Stück der Mark: grafſchaft Mähren angefeßen voorden , wierdohl bie fchleſiſchen Fürſten und Stände ihn allezeit als ein Stück von Sdyleſien betrachtet , und verlanget haben , daß er dieſem Herzogthum wieder einderleibet wer: den ſolle. Im Berliner Frieden tam die Oberherr. fchaft über denſelben an den König von Preuſſen, und folchergeſtalt wurde er wieder zu Schleſien gebracht. Eonit gehöret er noch dem Biſchofe zu Olmuş, und begréift 1 Katſcher, auf båheimiſch) Kettré, ein offenes Städti den , welches eine katholiſche Pfarrțirche bat.

2 Die Dorfer Kretfeld , Langenau , Lhrenberg, Groß -Petrowig mit eitier Kirche, Stolzmiůs, Kniſpel mit einer Kirche, Reßlich , euforge und Paczedlul,

3 ). Der plebiſche Kreis , welcher aus der freyen Standesherrſcraft Pleſſe, und den Minderherra ſchaften Loßlau uno Oderberg, preußiſchen Antheils, beſtebet

Nnn 5

a

Die

1

938

um

Das Herzogth

Schleſien.

a Die freie Standesherrſchaft

Pleb.

S. 1. Man findet eine hinlängliche Abbildung berſelben auf der Charte vom Fürſtenthum Ratibor. Sie grånzet gegen Oſten an Pohlen , gegen Süden an die Fürſtenthümer Bilik und Teſchen , gegen Wer ften an die Minderherrſchaft Loßlau und an das Für.

1 Atenthum Ratibor, und gegen Norden an die freneStan . desherrſchaft Beuthen.

Unter allen freyen Standes :

Herrſchaften in Schleſien , iſt fie die großeſte. 9. 2. Sie beſtebet größtentheils entweder aus Heiden und Wåldern , oder aus Seen ,Teichen und Moråſten . un Fiſchen hat ſie einen Ueberfluß . Auf der füblichen , und zum Theil aud) auf der sftlis dhen Gränze, fließet die Weichſel, und nimmt auf der öſtlichen Gränze die Brzemía auf, nachdem dieſe auch gegen Diten die Grånze mit Pohlen gee macht, und dieBiala ſowohl, als Prenice , aufe genommen hat. 3.1.5.3. In dieſer Standesherrſchaftfind 4 Städte. Die Einwohner reden mehr pohlniſch), als deutſch. Der Abel iſt ziemlich zahlreich. 9.4. Vor Zeiten gehörte ſie den Frenherrn vor Turzo , welche eine ungariſche Familie aus der Grafo fdjaft Zips geweſen ſind. Dieſen kaufte ſie Balthas far Edler Herr von Promnik und Biſchof zu Breslau 1542 ab , nach deſſen Tode fie ſeines Bruders Caſpars von Promnik Sohne , Stanislaus und Karl , nach einander bekamen , welcher leßte ſie' feinem Sohn Abraham Freyherrn von Promniß hinterließ .' Mit biefem gieng die leſſendorfiſche Zinie des Hauſes Pro mnik, 1613 aus , worauf die freye Standesherrſchaft an

!

1

Pleß. an Siegfried Freyherrn von

939 Promnig von der weis

chauiſchen Linie kam , welcher aber unvermählt ſtarb, worauf ihm zuerft des jüngern Bruders Weickards Enkeli Siegfried ., nebſt deſſelben Sohn Weickard, nach dieſes Ulfterben aber 1650 feines ältern Bruders Heinrich Anshelnis Echn , Siegmund Senfried, folgte, welden und alle feine Naďkommen der Kai. ſer 16ga in den Reichsgrafenſtand erhob. Er ſtarb 1654 und hatte in der frenjen Standesherrſchaft Pleß, wie auch in den Herrſchaften Sorau , Triebel und Naumburg , feinen alteſten Sohn Grafen Erdmann zum Nachfolger , von weldjem bie nadımaligen Beg fißeribet frei 1765 beſiket diefelbe Fürſt Friderich Erdmann von bellenFrau Mutter , Chriſtina Jos Unbale Cothen þanna Penília, des Grafen Erdmanns von Promnig Todhter gewefen iſt. .

3.

Der Titel derſelben iſt : freyer Stans

Deshere zu Pleß in Swleſien , Kerr aut Pes terswaldau , Vetfitjau , Kveppelhof und Jan nowits , 26. Die ftandesherrliche Regierung beſtehet 9. 6. aus einem Präſidenten , a Råthen und i Secretair Der freie StandesherrHat hier auch eine Rentkammer . Sonſt ſteht die Standesherre, und ein Rentamt ſchaft unter der königlichen Oberamtsregierung zu Brieg , und unter der Kriegs. und Domainen .Kam . mer zu ?Breslau.

S. 7. w

Sie enthält

I Folgende Städte. 1) Pleß

Das Herzogthum Schleſien.

940

1) Pies. oder pleſie , auf wohlnija Pisézyna ,bie Hauptſtadt derſelben , iſt bemauert , hat ein anſehnliches Solob, eine katholiſche Pfarrkirche und eine evangeliſche Kirche, in welcher pohlniſch und deutſch geprediget wird. 1679 brannte ſie bis auf das Schloß und die Kirche nad ab , und 1748 gieng ſie abermals bis auf pas Shloß und den großeen Zheil der þeyden Vorſtadte nach im Raude auf. 1745 griffen preußiſche Huſaren die hier gelegenen ungariſchen Infurgenten an welche einen betrachtliden Berluft erlitten . 2) Tiitelai , anf pohlniſch Mitolow , ein offenes Stadtchen des freyen Standcoberta , mit eina karholig fchen Pfarrkirché. 3 ) Beryn , auf pohlniſch Bieron ,ein offenes Stadt chen des frepen Standesberrn , an einem ziemlich großen Randſee, hat eine katholiſche Pfarrkirche. 4 ) Mislowig , ein offenes Stadtchen an der pehlnis Ichen Gränze und am Fluß Brzemía, hat eine farholiſche Pfarrkirche, und gehört einem von Miroſchroboky.,

2 Folgende Dörfer : 1) Die KirchdorferBogusig oder Boguſchür , Creuts da , Czmiklity , Dzierzowitz init einem Sdlobt Goto mannsdorf mit einem Schloß Golaffowit mit einem Sdiloß, Gottſchallowitz mit ciuem Schloße Grozawo, Gura oder Guhrau , Cenozin mit einem Schlos, Cono Kau init einem Schloß , Miedznal, Molrau mit einem Solok, Ornuntoroig mit einem Schloß , Pawlowig mit 3 Schlöffeen , Pilgrainsdorf, Staude. Suslctz mit einem Schloß, Lichau mit einem Solo , Timmendorf, Daríchowitz. Deutſch und Pohlniſch -Weichſel, welches Teşte aber Peine Kirche hát, Wordhesitz. 2 Pon ten übrigen adelichen Dörferri bemerke id nur I) Orzrſche, mit 2 Schloffern , wofelbſt ein gutes Steinbrud ift. 2) Kudoſtowiß oder Radlowig , ein Dorf an der Beidſel, welste hier den Fluß Biala aufnimmt. Hier lloj

Pleß.

mo

947

Hoffen die Grenzen der Herrſchaft Preffe, des Fürſtenthumb Bilik, und des Königsreichs Pohlen , zuſammen. Anmerkung. Zmiſchen der frepen Standesbeerſchaft Pics und dem Fluß Bezemſa , find unterſchiedene Flecken und Dörfer, als Chelm , Jemielin, Ropßiowiß , und andere riehr belegen, welde dem Blſchofe du Tratau , Herzog von Severien, vermoge einer Schenkung eines Herzogs von Eeſchen gehören . Der sig dhof wil wegen derſelben von der Hobelt bes oberfen Herzog vop Soleſien befreyet ſeyn, welches ihm aber preußlhher Seits nicht jugeſtanden wird, weil der Herzog von Teden felbft dem oberſen berzoge von Schleſien unterworfen gewefenfeb, und alſo åber die vcrfcbenften Güter teine Souverainité babe geben tönnen.

b .Die freieMinderherrſchaft Loßlau. Man fieht fie am befien auf der Charte vom Fúr. ſtenthum Ratibor , weil ſie größtentheits'non dieſem Fürſtenthum , ſonſt aber von der FyérrſchaftOderberg und von dem Fürſtenthum Teſchen umgeben iſt. Sie gehöret jeßt einem Frepherrn von Dyherrn , welcher fich nennet : Evbberrn der freyen vlinderſtans desherrſchaft Loflan in Ober-Schleſien , und in der Stadtloßlau ein Landesamt hat , welches aus einem Hauptmanke, 2 Aperforen und'r Gecretair bes ſtept.

Sonſt ſteht diefe Herrſchaft unter der königli

chen Oberamtsregierung zu Brieg , und unter der Kriegs- und Domainen- Kainmer zu Breslau , und gehöret mit zu dem digſten

Pleßner Kreiſe.

Die merkndür?

i Loßlau , auf pohlniſch Wodislaw , eine kleine und offene Stadt , weldjeeine katholiſche Pfarrkirche und ein Minoritenfloſter har. 2 Die Kirchdorfer Godow, Jaſtrzemb, Jedlownik, Michanna, Pohlom , Ruptgu, u . a. m .

c Ein

942

Das Herzogthum Schleſien .

c Ein Theit der freyen Minderherrſchaft Oderberg. Die frene MinderHerrſchaft Oderberg iſt auch am beſten auf der Charte vom Fürſtenthum Natibor zu ſehen , und von den Fürſtenthümern Ratibor , Trope pau und Teſchen , und der Herrſchaft { oßlau umgeben. Vor Alters iſt ſie ein Stück der Fürſtenthümer Opa peln und Ratibor geweſen . Daß ſie einer Linie des gråflichen Haufes Henkel gehöre, und ihre Geſchichte, wird unten bey der frenen Standesherrſdraft Beuthen beſchrieben werden . Ihr Beſiger nennet fich : 17 . 17. Grafen

enkel , Freyberrn von Donners

mack , berrn zu Gfal und Weſendorf, Brbs berrn der freyen Land , und freyen Standess herrſchaft Beveben , wie auch Tarnowis , Oderberg und Pálzig.

Derjenige Theil derfel

ben , welcher unter preußiſcher Dberherrſchaft ſtehet, und von dem übrigen durch die Oder und Elſa gee ( chieden wird , ift der königlichen Oberamtsregierung ju Brieg, und der Krieges. und Domainen - Kammer ju Breslau untergeben ; gehöret mit zu dem Pleſner Kreiſe, und begreift die Dörfer Groß s Gorgio mit einer Kirche, Belſdinis , Oderau , Ol, fau , M. 4 m. 4 ). Der Beuthenfche Kreis , ober

Die

freise Standesherrſchaft Beuthen .

8. 1. Eine hinlängliche Abbildung derſelben , ift auf der Ebarte vom Fürſtenthum Oppeln zu finden . Sie grånget gegen

Süden

an die vorhergehende Herr,

1 1

Beuthen ,

1943

Herrſchaft, gegen Weſten und Norden an das Für. fienthum Oppeln , und gegen Oſten an Pohlen ,davon efie durch den Fluß Brenice geſchieden wird , der ſich in die Begemfa ergießt.

3 uso

? 19. 2. Vor Alters war ſie ein beſonderes fürften . thum , welches eine Linie der Fürſten von Lefdyen bes herrſchte, aber damals einen großern Umfang hatte, als jeßt nachdem Herzog Wenzel von Teſchen 1443 ein anſehnliches Stück deſſelben , welches nur das Herzogthum Severien genennet wird , an das Bis. thum Krakau in Pohlen verkauft hat. Martin Core vin , König zu Ungarn und Böheim , überließ das Jano Beuthen 1472 pfandweiſe als eine freue Hert. fithaft an Johann von Zierotin , von weldjem .oshers mad) auf gleiche Weiſe an Herzog Johann von Dpx Petri, und von dieſem , mit Konigs {udwigs zu Ulia gern und Böheim Bewilligung , an Marêgrafen Georg von Brandenburg, fam . . Diefem folgte ſein Sohn Markgraf Georg Friedrich, und als dieſer 1603 ohne Erben ſtarb , naum Joachim Friedrich , Chur fürſt zu Brandenburg , Befik , von den verlegten Herrſdjaften Beutgen und Dderberg, fo wie von dém Fürſtenthum Jägerndorf, überließ auch dieſe lande ſeinem andern Sohn Johann Georg.

Allein , der

Kaiferwar nicht damit zufrieden , ſondern wollte die Herrſchaften wieder einlöfen , worüber es wegen der Verbeſſerung und Nugung zu einem Proceß beyin Ober- und Fürften - Recht kam , welches endlich 1618 biere Herrſchaften dein Markgrafen ab , und dem Kaie fer zuerkannte . Dieſer uberließ ſie an Grafen daza+ rus I Henkel Freyherrn von Donneremark, fanfång. fid ) pfandipeiſe für Deffen Schuldførderung, und r6a9

944

Das Herzogthum

Schleſien .

an deſſelben Sohn Lazarus den jüngerni, erblich, wel. cher auch); endlich 1632 zum wirklidyen Befik derſelben gelangte. Er wurde 1636 am 18 Dec. für ſich und ſeine Erben männlichen und weiblichen Geſchlechts , vom Kaiſer Ferdinand Ih auf dem Reichstage zu Re. genſpurg in den Herren, und Freyherren Stand , und 1650 von dem Erzherzog Ferdinand Carl zu Insbruck in den Grafenfitand erhoben , wegen welcher Würde ihm 1661 auch der Kaiſer ein Diplom ertheilte. Seine Söhne theileten fich in die våterlichen Hertfdsaften alſo , daß der atteſte Elias die Herrſchaft Oderberg , Der mittlere Gabriel ' die Herrſchaft Benthen , und der jüngſte Georg Friedrich die Herrſchaft Žarnomik Als der mittlere ohne Erben ſtarb ; cheiteten bekam . fich ſeiner benden Brüder in die Herrſchaft Beuthen . Vom Grafen Elias Fótnmt die noch blühende odet . bergifdie Linie diefes gräflichen Hauſes her.

Sein

Sohn Graf Elias Andreas verkaufte die Herrſchaft Oderberg , und ſein Untheil an den beuthen den Kam . mergütern , feinen Wetter Grafen Leo Ferdinand , und zog 169r nach Polzig , im Fürſtenthum Altenburg. Von deſſelben Sohn , dem gottſeligen Grafen Erda mann Heinrich zu Pölzig , ift jeßt noch ein Sohn, nämlich Graf Johann Erdmann , als der einzige don Des Grafer der oderbergiſchen (inie ivorhanden . Georg Friedrichs Signe Theileten ſich alſo , daß dier åltefte Graf Leo Ferdinand die Hälfte der Landſchaft Beuthen , und der jüngere Graf Carl Marimilian die Herrſchaft Tarnowig betam.

Fener Faufte dem Orão

fen Elias Andreas Henkel zu Oberberg ſeine Hälfte der Landſchaft Beuthen ab , und wurde alſo Herr det gangen landfdhaft Beuchen, welche Kaifer Leopold 1697

Beuthen .

945

zu einer frenen Standesherrſchaft erhob , und ißn zu einem freyen Srandesherrn in Schleſien erflårete. Er fuißrte hierauf, an ſtatt des Seniorats, das Ma. jorat in ſeiner Familie ein , Kraft deſſen nach dem Rechte der Erſtgeburt erſt das beutzeníche , alsdenn das tarnowigi(d)e, und endlich das oderbergiſche Haus jui der ſtandesherrlichen Wirde, und Regierung der Standesherrſchaft gelangen ſollte . Jým folgte 1699 als frener Standesherr zu Beuthen, fein Sohn Graf Siar !

Joſeph.Erdinann , den König Friedrich fi von

Preußen 1745 nicht nur ſeinerHerrſchaft, ſondern auch aller Ehre und Würde verlufiig erflårete , ' weil er den ungariſchen und beheimiſchen Truppen Vorſdub geo than hatte. Der König gab hierauf die frene Stan. desherrſchaft dem Grafen leo

7

Narimilian Henkel von

der tarnowißiſchen Linie , feinem Oberſchenken , auch) Rittern des chwarzen Adlerorbens, welcher ein Sohn des obengenannten Grafen Karl Marimilians 'war, und nach deſſelben Tobe , beſtåtigte er ſie 1773 Defiel ben Sohn, dem Grafen Victor Amadeus Henkel von Donnersmart, dem ſie zugefallen war. $ . 3.

Der Titel des Befigers dieſer freyen Štan .

Desherrſchaft ift: 57.9 . des b . R R. Grafens kel, Freyherr von Donnersmark , Serr auf Gfåll und Weſendorf, fieyer Standesherr in Schleſien , Erbs und regietender Serr der Land und freyen Standcsherrſchaft Beuthen , Tarnowis und Oderberg.

Die in Dberöſtreich

belegenen Herrſchaften Gfåll und Wefendorf, Hat la . zarus der ältere , Graf Henkel, 1607 vom Kaiſer Ru . Dolph,auf Abſchlag feiner Sdzuldförderung, für 222000 Fl. erhalten , und mit einem Fidecommiß belegt, deſe 4TH: 52.

ſelben

Das Herzogthum Schleſien .

946

felben Sohn ( azarus der jüngere aber bekam ſie 1629 vom Kaiſer Ferdinand erblich , und von dieſem erbte ſie ſein Sohn Gabriel. Weil er aber ohne Kinder geſtorben , haben wegen des våterlichen Fidei com

/

miſli , weder ſeine Brüder , noch derſelben Erben, dazu gelangen können. Indeſſen werden ſie doch nody im Litul geführet. 9.4.

Die ſtandesherrliche Regierung, beſtehet

aus einem Landeshauptmann , 2 Regierungsråthen und i Secretair. Sonſt ſtehet dieſe Standesherr. ſchaft unter der königlichen Oberamtsregierung zu Brieg , und unter der Krieges . unb Domainen . Kammer zu Breslau , und macht einen beſondern Kreis aus.

S. 5.

Die vornehmſten Dazu gehörigen Dere ter ſind : i Folgende Stabte : 1) Beuthen , auf pohlniſch Bithorn,ſonſt auch Obers Beuthen genannt , iſt die beinauerte Hauptſtadt dieſer Harichaft, und hat ein Schloß , eins fatholiſche Pfarrs tirche , und ein Minoritenklofter. Bey derſelben war vor Ulters ein Silberbergwert , welches 1366 ſehr ergiebig war. 1760 brannte fie ab. Sie liegt nur eine halbeMeile von der poblaiſdhen Gränze. Ihrer Kåmmeren gehdret das Dorf Groß Dambrowla . 2) Georgenberg, ein Stådtchen , welches eine kathos liſche Pfarrkirche hat. 3) Tarnowis , eine kleine offene Stabt , welche eine katholiſche Pfarrkirde, eine evangeliſche Kirche , und ein Collegium der Er Jeſuiten hat. Das Silberbergwerk bey derſelben iſt vor Alters fehr ergiebig geweſen , hat auch Gold gegeben , es ift auch noch ziemlich beträchtlich : aud find hier ergiebige Eiſenbergwerke. Vor dieſer Start gab Der neuerwählte pohlniſche König Auguſt II der offentlichen

Beuthent.

947

Geſandtidsaft, welche ihn nade Poblen einlub, 1697 fepers lidjes Gehør , und 1734 ertheilte König Auguft III eben dergleichen hieſelbſt an die große Deputation der pohlniſden Etande, weldje ihn einluden , ins Reid zu kommen. 1746 hat die Stadt großen Brandſchaden erlitten . Shrer Kåms meren gehören die Dörfer Laſſowitz und Sowitz, 2 Vieuded , ein gråfliches Schloß. 3 Folgende Kirchdorfer : Uit-Tarnowis , Bielczói witz, Biskupits, Charzow , Kochlowitz , Michalios wits , Deutſch Delary mit einem Schlo , Radzionkau , Kepten , u. a. m. Anmerkung. Die Bürger des im Herzogthum Severien geb legenen Stadtchens Czetacz , beſigen dieffitto der Brenice beo Siemianoiriz gewiffe Wieſen , Neder und $ olzungen , welche åber unter preußiſcher Oberberrſchaft liegen . Der Biſchof zu spratau Herzog von Severien, macht an ein anſeonliches Stud Waldes Unipruch , welches in der Oegend vor Sandet if , und Telner Meynung nach roll die Landesgrange von Tubos an einen alten Weg binauf bis nach dem ſilbernen stopie, und von danneri toch Ezinkow giben. ( S. die Landcarte vom Fürſtenthum Dpa peln. ) Allein , man behauptet preußiſcher Seits eben die Obers berrſchaft über dieſen Strich ..

II Das bóheimiſde Antheil an Sole ſien , welches beſteht

À

Aus einem kleinen Theil von Dieders

Schleſien , nåmlich Aus einem Theil des Fürſtenthums

Von dem Fürſtenthum Nenß übe :Haupt ; habe ich oben in der Beſchreibung des preußiſchen Schlei fiens gehandelt.

Hier iſt alſo nur derjenige Theil dels

ſelben zu beſchreiben , welcher unter beheimiſcher Oberherrſchaft geblieben iſt, und enthält

í foli

948

Das Herzogthum Schleſien .

I Folgende Städte : i Zuckmantel , eine Kleine offene biſchofliche Stadt, bey welcher ein Bergwert iſt, welches noch jetzt an Kupfer, Eilber , Gold unn guten Bergfarben ergiebig iſt , man fcheuet aber die Koſten , und die biſchofliden Einkünfte reichen nicht mehr zu, es zu bauen . 2 Weidenau , eine kleine und offene Stabt , welde 1574 und 1632 abgebrannt iſt. Unter dem hieſigen Coins miſſariat des Birdsofo zu Breslau , ftehen die Aichipress byteriate zu Edelſtatt und Johannisberg. 3 Jauernik , ein biſchöfliches offenes Städtchen , bey welchen das Schloß Johannesberg liegt. 4 Friedberg , ein biſchöfliches effenes Ståorden . 5 Freywalde , ein offenes biſchöfliches Städtden qu der Bielau .

II

Folgende Dörfer.

1 Die Dörfer Villasdorf mit einer Kirche , Großs Tunzendorf mit einer Kirche und einein Sdíloß , Hoth, waiter mit einer Kirche und einein Sdloß , Voigtscroß und Weißbach mit einer Kirdye , gehören dem Biſpor zu Breslau , und liegen an der Granije des preußiſchen Antheils am Fürſtenthum Nenße. 2 Weißwaſſer , ein Kirchdorf und Edloß an der Gränze des preußiſchen Avtheils am Fürfienthum Nege, gehöret dem Biſchof zu Dlmúß . Es iſt bier ein Piarifen Kloſter , dahin zu einem Marienbilde große Wallfahrten gerdchen. 3 Die Kirchdorfer Barzdorf, Einſidcl, Endersdorf mit einem Solob , Gurfddorf, Germbitadt , Brau : tenwalde , Obergrund , Sandhåbet , Saubsdorf mit cinein Schloß , Wilſchåg mit einer Schloß.

B Aus einem Theil von Ober: Schleſien, zu weldiem gehören i

Vier Fürſtenthümer. a Ein

1

Droppau .

949

a Ein Theil des Fürſtenthums Troppali, ju welchem gehören I Folgende Stadte. I Troppau , auf bdheimiſch Oppawa, lat. Oppavia , die Hauptſtadt von ganz Ober - Schleſien , und vom Färs fieithom diefes Namens, liegt am Fluß Dipa , in einer fruchtbaren Gegend , iſt bemauert, auch mit etlichen Bells werken , mit Paliſaden und einem Wallgrabeit verſéhen , har ein altes førſtlides Schloß , 1 Pfarrfirde, ein ebestias liges Sefuitercollegium , 3 Mbuchenkloſter, I Monuentlos ſter, und ein Commenthureuhaus des Iohanniterordens, iſt auch der Siß der Regierung über das bdheimiſche Antbeil an Schleſien , und jährlich wird hier der land- oder ſoge. : nannte Fürſten: Zag gehalten. 1758 brannte ſie grobierta theils ab , ivard aber gut wieder aufgebauet. Von hien bis Bielitz über Deſchen , if eine gebahnte Landftraße ans * gelegt worden . 2nmerkung. Ungeachtet nach dem Berliner Srlebend. Vertrag vom 28 Jul. 1742 die Oppa die Grdnze zwiſchen dem preußiſchen und affreichlichen Schleſieni feon joil, ro iſt doch bey der Ordnz-Eins richtung die auf ter preugiſeen Seite der Oppa gelegene Vorſtadt von Droppau mit ihren Seldern, bep dem ditreichiſchen Untbeil ges blieben. S. mein Magazin Éb. 10. 6.504.

2 Troppelwig , auf böhmiſch Oppawice, ein Stadta chen , welwes ſeinen deutſchen und böheimiſchen Namen in Kucijicht auf die Stadt Troppau bekommen hat . Das W« feä , an welchen es liegt , wird zwar auf den lands charten die Oppa genannt , heißet aber im gemeinen Leben nicht ſo , fondern das troppelwißer Waffer , und weiter hinab von dem Dorfe Comeiſt, das Comeiſer Waſſer. F. mein magazin , Th. 10. S.501 , 3 Burg , ein Städtchen . 4 bris , Erådtden uns Sdloß.

5 Rönigsberg, gemeiniglich Künsberg, ein offenes Ståotdheu mit einem Schloß.

Doo

6 Waga

950

Das Herzogthum Schleſien .

6 Waaſtadt, per Wogſtadt , auf bobeimiſch Hilos wes , eine kleine bemauerte Stadt, welche ein Schloß hat, und einem Baron Sedniky gehöret. 1628 brannte ſie größtentheils ab. 7 Oder oder Odrau , ein bemauertes Städtchen an der Doer , mit einem Schloß , hat viel Tuch : Raich , Zwillig und Lein -Weberug und gehöret dem Fürſten ficha nowsky . 8 Wiegſt & dtel, auf bóheimiſch Walow , ein offenes Stádchen , welches auch viel Zuch : Rard und Peine Weber hat , und einem von Wippler gehöret. In defſels ben Nachbarſchaft iſt das alte Bergſchloß Wigſtein, Il

Folgende Flecken und Dörfer.

? Gratz , auf böheimiſch Sradet , ein Marktfleden mit einem Schloß auf einem Felfen, an der Dcora, wofelbft 1741 ein Scharinützel zwiſchen Preußen und Deftreichern , zum Nachtheil der lebten , und 1759 ein anderer zum Nachs theil der erſten , vorfiel. 2 Radum , ein Kirchdorf, eine kleine Meile von Drops : pau, woſelbſt 1745 ein Scharmüßel zwiſden Preußen uno dem trentiſchen Corps, zuin Nachtheil deß legten, porfiel. 3 Die Kirchdorfer Bielau , Boydensdorf , Bross dorf, Dittersdorf , Dobiſchwalde, Edersdorf, Lr. bersdorf , Groß : Glodersdorf, Glomnig , Gottſch . dorf mit einem Sdloß , Groß- und Klein :Serlit , jenes mit einem Soloß , Srabin mit einem Schloß , Breuts burg, Steu -gublig mit einem Schloß, Pulau, tianfeng dorf , Morawit , mokrolaſez, Klein -Petersdorf, Pes terwig , Plesna mit ejnem Schloß , Pohruba mit eis nem Schloß, Oroßs und Waft:Pohlomb, jenes mit eis nem Schloß , Prieſe , Rattkau , Schwansdorf, Strzis pau , Stauding mit einem Solob, Stieberwitz,Stiebs nig , Taſchendorf, Tharnau , Irzebowitz, Oſchirmb, Wolmersdorf, Zaftig. Atts und Neu -Zechsdorf.

b Ein

Jägerndorf.

951

b Ein Theil des Fürſtenthums Fågerndorf, zu welchem gehören I Folgende Ståbte : i Jägerndorf, auf bóheimiſch Karnow oder Krnon , lat, Carnovia , Cornuvia , die Hauptſtadt des Fürſtens thums , liegt zwiſchen Bergen an der Oppa, welche durch diefelbe hinfließet, iſt bemauert hat ein fürſtlides Schloß. eine große Pfarrkirche , und ein Minoriteuklofter init einer Kirche. Auf dem Berge bey der Stadt ſteht die Kircheu . L. Fr. 1778 wurde ſie von preußiſchen Truppen eingenoma men , befeſtigt, und bis 1779 behauptet. Während dies fer Zeit brannte fie 1779 großtentheils ab, und das Feuer tam in dem Minpritenklofter aus . Anmerkung. Die Felder der Stadt, tvelce jenſeits der Oppa Ilegen , ſind bei der Grangeinric tung beim öſtreichlichen Gebiet gelaſſen worden . Von einem erbeblichen Streit aber die Frage, ob das Waſſer , welches aus der Heerſchaft Dlbersdorf über Drops pelwig in der Gegend yon Fagerndorf kommt , oder ob das Idrs tere Waſſer , welches von Wurbenthal und Braunsdorf nach ds gerndorf Aleßet, die wahre und redte Oppa fey ? f. In meinem Magazin , kb. 10 , S.Sos. Unweit Jågerndorf hat das Bergſchloß Schellenberg geſtanden , welches ein Wohnſiß der von Schellenberg geweſen iſt. 3 Benſche, oder Benoſchin , offene Stådtchen ,

pter Benniſch , ein

II Folgende Schlöſſer und Dörfer : I Lobenſtein , ein altes Bergſchloß und fürftlich-licha tenſteiniſches Kammerguth unweit Fågerndorf. Nicht weit von demſelben liegt ein fürftliches Borwert , der ros the sof genannt , und etwas weiter ein Kirchdorf, Na. mens Cobenſtein . 2 Camerau , ein fürftliches Kammerguth und Kirch . dorf unweit der Oppa . 2004 3 Diz

Das Herzogthum Schleſien .

952

3 Die Kirchdorfer Brausdorf mit einem Schloß an der DpP4 , Braunsdorf , Brenthen , Cronsdorf, Dits tersdorf, Rarlsthal , Lichten , 7epladhowitz mit eis nem Schloß , Xaare , Seyffersdorf, Spaciendorf, Taubnig , Weißkirche, Zoſſen mit einem Schloß , und vortreflichen Garn- und Leinwand Bleidjen. ©

9.1 .

Das Fürſtenthum Teſchen.

Das Fürſtenthum Teſchen grånget gegen

Morgen an die Standesherrſchaft Pleß , und einige kleine Minderherrfcyaften, gegen Weſten an das Für . ſtenthum Troppau , an Mähren , und an die Minder , herrſd )aft Friedek , gegen Süden an Ungarn , wos . felbſt die Gränge nicht ganz ausgemacht iſt, wie in der Einleitung zu Schleſien gelehret worden ; gegen Diten an Ungarn , Pohlen und an das Fürſtenthum Bielik. S. 2.

Der größte Theil deſſelben iſt gebirgicht,

wie denn in dem füblichen Theil ben Jablunkau das mähriſche Gebirge fich endiget, und das karpathiſche Gebirge wieder anfängt. Der mitternachtliche Strich iſt zum Theil fcør ſumpfidht , und Hat viele Teiche und Seen . Es giebt hier mehr fruchtbaren Boden , als man vermuthen ſollte. So gar die Berge ſind frucht: bar , mit Ooft- und andern Bäumen bereket, und auf den Rücken der höchſten Berge, der großen und kleinen Jantorie , der Brenna und der Tokar . inia , in der Gegend des Dorfs Ober- und Unters Ultrom , wachſen beilſame Kräuter , und ſehr gutes Gras, ſo daß die Walachen das ganze Jahr über ihre Ziegen und Edrafe darauf hiten können. Das her rühret der Ueberfluß und Handel,an imo mit be. Hebten Kåſen , Butter und Edmalj , und die be. rühmte

1

Teſchen.

953

rühmte Geſundheits.Molfe , welche Lungenfüdytige dafelbſt im Sommer häufig zu trinken pflegen. Volg iſt überflüßig vorhanden. Zuffer einigen Båren, welche aus Poulen fonmen , findet man hier faſt gar kein Wild , weil es in den Wåldern vor den Bichhir . ten nicht ſicher iſt.

Daß die Weid fel hie ſelbſt ent.

ftehet, iſt aus der allgemeinen Einleitung zu Schleſien zu erſehen .

Es hat hier auch die Olfa oder Elſa

auf dem karpathiſchen Gebirge an der ungariſchen Gränze ihren Urſprung , dura, ließt den größten Theil haft Oder des Fürſtenthums , und geht in der Herif berg in die Oder. Die Gränze mit Mähren, madjt der Fluß Oſtrawice. S. 3. Das Fürfienthum enthält 4 Städte. Die Einwohner reden wenig deutfd , ſondern meiſtens eine Sprache , die mit der bóheimiſhen und pohlífden vermiſcht iſt , und insgemein die Waſſerpolakis ſche genennet wird . Auch die Sprache der ſogenann . tenWaladjen iſt waſſerpokiniſch , wie einige lieber derſelben,welcheich gefehen habe,beweiſen . Nånlich das Gebirge bewohnen (cate, welche fich felbft Walas then nennen, ſonſt aber Corallen und Salzbauern genennet werden.

Den legten Namen haben ſie des. wegen bekommen , weil fie, wenigſtens egedeſſen , pohl . miſches Salz im {ande zum Verkauf umherfüärten, und bey dieſer Gelegenheit die Dörfer und abelidijen Güter plinberten , wiewohl ſie nicht leicht jemand umbrachten .' Sie trugen alsdenn ein Paar Piſtolen, und in der Hand eine Spigart , und giengen allegeit in Hauffen , um ſich gegen die Satzräuter und an ,

.dere zu wedren.

Sie blaſen beym Hüten des Vieljes,

auf langen hölzernen Trempeten , Doos

leben mehrentheils von

954

Das Herzogthum Schleſien .

von Kåſe, den ſie Průnſe nerinen, eſſen wenig Brodt, und wohnen in ſo genannten Schalaſchen. Ihre vors hin erwähnte Sprache, verglichen mit ihrem Namen , beſtåriget die Bedeutung des Namens Wlach oder Walach), der überhaupt einen herumſchweifenden Hirten , bedeutet.

Die fünſtlichen Feuerrohre Teo

ſchinken genannt, welche hier häufig verfertiget mer . den , haben von dieſem Sande , und inſonderheit von der Hauptſiadt deſſelben , ihren Namen , 9. 4.

Miecislav, erſter Herzog von Ober.Schle .

fien , hat zu Teſchen geroohnet.

Seines Sohnes Ca.

fimirs I Enkel Caſimir II , unterwarf fid ) 1998 dem Könige von Böheim , und ihm folgte ſein Sohn Ea. fimir III im Fürſtenthumn Teſchen , welcher vom Koor nig Johannes einen Theil des glogauiſchen Fürſtens thums erhielt.

Dieſes Sohn Przemislav faufte vom

Szerzog Bolco zu Schweidniß das Herzogthum See verien , es wurde ihm auch 1363 das Fürſtenthum Beuthen aufgetragen und übergeben. Sein Sohn Boleslav , welcher zu Tefchen regierte , hinterließ 4 Söhne , welche ſich 1442 theileten. Wenzel , der älteſte , welcher Teſchen , Deuthen und Carnowie bekam , verkaufté 1443 das Herzogthum Severien an das Bisthum Krakau . Nach ſeinem und feines Sohnes Przemislavs Tode, fiel 1477 alles an ſeines jüngſten Bruders Boleslavs Sohn Caſimir IV , wel. der 1479 Tarnowiß und ſeine Rechte an Groß -Glo. gau, gegen Cofet, dem König Matthias abtrat.

Er

hatte ſeinen Enkel Wenzel Hdam zum Nachfolger, welcher ſeinem Schwiegerveter Johann von Berno ſtein die Herrſchaft Friebeck verpfändete.

Dieſem

folgte rein Sohn Adam Wenzel, welcher kurz vor feia nem

Teſchen.

955

tem Tode römiſchkatholiſch wurde , und dieſem rein Sohn Friedrich Wilhelm , weldher remiſchkatholiſch erzogen ward , und nach angetretener Regierung ſehr eifrig darinn war , mit weldiem aber 1625 der Manns. ftamm der Herzoge von Teſchen ausgieng . Hierauf blieb das Fürſtenthum

unmittelbar bei der Krone Böheim , bis Kaiſer Karl VI daſſelbige 1732 tem Herzoge von Lothringen leopold Joſeph Karl einräu .

mete, welchem 1729 fein Sohn Herzog Franz Ste . phan , nachmaliger rómiſcher Kaiſer,und dieſem 1766 der fönigl. pohlniſche und churfürfil. fådfiſche Pring Albert , wegen ſeiner Vermählung mit der Erzher. zoginn Maria Chriſtina , darinn folgte. 9.5.

Das Fürſtenthum

enthält

I Folgende fürſtliche Städte. i Teſchen , auf pohlniſch Teßin , lat. Teſchena, Tef finum , die Hauptſtadt des Sürſtenthums , liegt an der Elfa in einer ſehr fruchtbaren Gegend , iſt bemauert, und bat ' eine große Pfarrkirche, 2 Måndenklofter , ein Nona 1 nenkloſter , eine ehemalige Seluiter Reſidenz mit einer kleinen Kapelle, ein Seminarium , und eine deutſche Nors maiſchule für die kleinſte Jugend. In der Vorſtadt ftehet die evangeliſche Gnadenkirche , welde vermoge des alts : ramtädtiſchen Vertrags erbauet worden , und in ide!der

1

ſowohl in deutſcher als pohlniſcher Sprache Gottesdienſt gehalten wird. Bey derſelben iſt auch eine Schule. Die evangeliſchen Stånde, habeu dem Kaiſer für die gnådige · Erlaubniß zu beyder Erbauung, ein Geſchenk von 10000 $ 1. gemacht. Als die Stadt 1775 zu einem freyen Handelss ort erklåret, und am 18ten April in derſelben eine Meffe gum erſtenmahl gehalten wurde , war ſie ein dazu ganj unbequemer Drt ; denn ſie hatte nur 232 Gebäude, die Offentlichen mitgerednet , und ſie waren meiſtens nur an un 3 der Erde gebauet, 84 aber hatten ein Stocwerk , d batten 1

956

Das Herzogthum Schleſien .

Hatten zwen Stocwerke. * In der Stadt und Vorſtadt zus fammengenommen , waren 271 gemauerte , und 303 hdls zerne Häuſer. Es waren hier auch nur einige geringe Wirthöhäuſer , und die Wege und Landſtraßen “, welche hieher führeten , giengen nicht nur über wilde Berge,ſons dern waren auch 10 ſchlecht, das über hunderttauſend Guls den nöthig waren , uin fie in beffern Stand zu leben , ja 68 war áberhaupt ein Aufwand von wenigſtens einer Stils lion Gulden nöthig , um dieſen Ort zu einem ſo wichtigen Handelsplaß zu machen , als man růníchte. Aurin mar erwählte ihn wegen ſeiner Bage in der Nähe von Pohlen und Ungarn , und weil hier eine evangeliſche Kirche ift,bts ſchloß innerhalb 2 bis 3 Jahren durch das ganze öſtreidhiſche Schleſien , und von Bielig bis Krakau eine Laubſtraße in gus ten Stand zu. Tegen , und den Poſtwagen , der bisher nur bis Troppau gegangen war, aber Teſchen nach Bielik , und von dangen nach Krakau und Lemberg geben zu laffen . Es iſt aber aus allen dieſen Entwürfen nicht viel herauds gekonimen , hingegen die Stadt ériner geworden , nach dein ihre Accije vom Wein , welche vom Eimer 5 fl . bes 3 trug, auf 1 Fl. heruntergeſetzet worden , mið 1782 bat K. Joſeph II die Meſſe wieder anfgehoben. Auf einem þú: gel ben der Stadt, ftehet theits ein Reſt des obern fårftlis chen Schloſſes, welches in einein alten Charm , und in den Banden eines derfallenen Ookentempels , auch unters $ irdiſchen Gången und Höhlen beſtelet, theiló , der untere Theil des Schloßes , welcher mur in Bohnungen für eis nige Wirthſchaftebeamten beſtehet. Unter dem hicfigen Commiffariat Dee Biſchofs zu Breslau , ſtehen die Ardia Presbyteriate zu Bilib , Frenfiatt , Friebeck , fobiau und Strumien. Der Woci des Fürſtenthums, kommt hier jühre lich zwermal um des Lanbrechts willen zuſammen . Der ain 22 febr. 1779 hier geſchloffene Sriede zwiſchen Deſts trid) und Preuffen, wegen der bayerſehen Erbfolge, machet Dicfe Stadt für die Geſchichte merkwürdig. 2 Jabluntau oter Jablunka ,eine kleine offene Stadt an der Gljú , in einem riefen Grunce zwiſden den Gebirgen . Elne

Teſchen.

957

Eine ftarke Meile von hier nach Ungarn zu ," wird der Paß durch die Jablunkauer Schanze verwahret. 3 Slozow oder Slotſchau , eine Fleine offene Stadt, mit einem berridaftlichen Gebäude , an der Weichſel, über welche eine Brücke führet. She iſt der Hauptort einer ehemaligen Herrſsaft, zu welcher noch 6 Dörfer gehören, gehöret aber nun zu den Camsral-Gütern. 4 Schwarzwaffer , auf pohlnifd Strumien , eine kleine offene Stadt an der Weichſel, der Hauptort einer ehemaligen Herrſchaft , zu trelcher noch 5 Dorfer gehörten , und welche, eben ſowie die vorhergehende, Herzog Friedrich Caſimir, Herzogs Wenzel Adams Sohn , beſeffin bat. Zu Schwarzwaſſer iſt ein Amt . II Folgende Kirchdorfer : i Zmiſchen der Elia , Dſtrawice und Herrſchaft Fries beck liegen : Albersdorf , Ober- mittel und G7ieders Bludowiß mit ciuem Schloß, Ober, und Tieder: Do . masiowitz mit einem Solok , Gatty , Serzmanit , Snoynił mit einem Echlop , Iſtebna , Barwin mit einem Schloß, Pohlniſch Oſtrau , Peterswald , Ratis mow mit eine :11 Schloß , Kopitz mit einem Schloß , Xzes pitſch , Ober- und Wieder.Bchlebiſchowiß mit Schldra feru , Schomberg , Schönhof mit einem Schloß, Steis nau mit einem Schloß , Ober: und Vicder :Sucha mit Schloffern , Ober- und Nieder : Tierliczko , mit einem Schloß , Ober- und Vieder : Trzanowit mit einem Schloß , Wirzbis. 2 Zwiſchen der Elſa und Weichſel liegen , Bauingar: ten , Byſtrzis , Gollefchau mit einem Schloß , Sats lach mit einem Schloß , Biſſelau mit einem Sdiloß, Konska , Klein - Kunzendorf, Ober : Lifchna, Llicdel mit einem Schloß , Vicrodin , Ogrodzona mit einemu Schloß , Punzau , Seibersdorf mit einem Schloe, Uſtron mit einem Schloß, Weid) ſel, Wendrin mit eis nem Sdloß . Zamarsk,

3 311

Das Herzogthum Sdileſien .

958

1

3 Zwifden der Weichſel und den Fürſtenthum Bielit liegen , Bilowiglo , Brenna , Grodiers mit einem Schloß, Groß -Gureck , Lipowes, Ochab und Xigers, dorf mit einem Schloß.

d

Das Fürſtenthum Bielik.

Man ſieht es auf der Charte vom Fürſtenthum Sefchen , und es iſt von demſelben , von der Stans desherrſchaft Pleß, und von Poblen umgeben.

Von

der Standesherrſchaft Pleß wird es durch die Weich , ſell, und von Pehlen durch den Fluß Biala , wel. cher ſich in die Weichſel ergießet, geſchieden. Es iſt ehedeſſen ein Stück des Fürſtenthuung Teſchen gemes fen : Herzog Wenzel Adam aber gab es als eine be. fondere Herrſchaft ſeinem Sohn Friedrich Caſimir; nachmals kam es an Karl Freyherr von Promnię, hierauf an Udam Schafgotſd ), alsðenn an die Fren. Herren und nachmaligen Grafen von Sonneck, 1730 an einen Grafen von Solms . Wildenfels , 1739 an einen Grafen von Haugwig , und endlich an Aleran der Joſeph des 1. R. R. Fürften von Sulforsky, Grafen zu Liſſa in Pohlen , ju deſſen Beſten Kaiſer Franj 1752 dieſe bisherige Minderherrſchaft zu einem Fürſtenthum erhob , welches deffelben Familie nodo beſikt, und enthält

i Bielit , eine kleine bemauerte Stadt an der Biala; ben welcher auf einer Hdhe ein Schloß liegt , und welche der Sit der fürftlichen Regierung iſt. Es find hier viel Zuchweber. 1750 brannte die Stadtkirche ab , als fie vom Blitz angezündet wurde , und 1753 verzehrte eine Die hieſigeü evans Feuersbrunft 140 der beſten Häuſer. geliſchen Einwohner halten ſich zur Kirche in Pleffe 2 Die

1

Bielik .

959

. Die Kirchdorfer Alt- Bielit , Lrnſtdorf mit einem Schloß , Seinzendorf , Kamit , Kurzwalde , Magi dorf, und noch eilf andere Dörfer.

2

Acht Minderherrſchaften .

1). Ein Antheil an der freyen Minder: herrſchaft Oderberg. Von der Herrſchaft berberg überhaupt, iſt oben Das. im preußiſchen Schleſien gehandelt worden . jenige Srůd derſelben , welches unter böhmiſcher Oberherrſchaft geblieben iſt, und zwiſchen der Dder und Elfa lieget, enthält i Oderberg , auf pohlniſch Bogumin , eine kleine offene Stadt an der Dder , welche der Hauptort der Herrs fcbaft ift, und ein Schloß hat , welches aber jenſeits der Oder im preußiſden Gebiet liegt. 2 Die Dörfer Koppitau oder Koptau , Schenichel und Pudlow . 2 ) Die Minderherrſchaft Freudenthal.

Man findet eine hinlängliche Abbildung berſel. ben auf der Charte vom Fürſtenthum Troppau. Sie ift von den Fürſtenthümern Jägerndorf und Nenfe, und von Mähren umgeben. In derſelben entſtehet in der Gegend von Würbenthal aus 3 kleinen Flüſſen , welche die Mittel , die Schwarze und Rlein Ops

w pa genennet werden , der Flut Oppa , welcher nach Jägerndorf, Troppau zc. fließet. Ehedeffen þat dieſe Herrſchaft zu dem Fürſtenthuin Croppau geho. ret. Nuchmals gehörte ſie einem davon benannten freyherrlichen Geſchlecht ; und hierauf fam ſie an die Frey.

уба

Das Herzogthum Schleſielt.

Frapherren und nachinaligen Grafen von Wirben , die ſich audy noch heutiges Tages Grafen von Freu denthal Pereiben . Kaiſer Ferdinand Il zog ſie ein, worauf ſie ſein Sohn Secpold Wilhelm und Enkel Karl Joſeph , beyde Erzberzoge von Deſtreich und des deutſchen Ritterordens Hochmeiſter , nad, einan der beſeffen haben . 1682 beſtellte Kaiſer Leopold den damaligen Hochmeiſter des deutſchen Ordent Johann Caſpar von Unipringen zum Doerhauptmann in Dber: und Nieder -Schleſien : weil nun derjenige, welcher dieſes Amt verwaltet ,

ein ſchleſiſcher Fürſt ſeyn

mußte , reumte er ißm bie Herrſchaft Freudenthal unter dem Titel eines Firſtentoums ein , wie er ſich dann auch Fürſten zu Freudenthal und Herrn zu Eu. lenburg fchrieb. Von dieſer Zeit an iſt zwar Frells Denthal bey des deutſchen Ordens Meiſterthum Mer. gentheim verblieben , hat aber den Titel eines Für, ſtenthums nicht behalten , ſondern iſt nur eine Mins derherrſdafe, jedoch eine der anſehnlichſten in Schles ſien , daher ſie auch einen beſondern Theil des olmůßer Kreiſes ausmadıt , als der ſich in das Prerauer und Freudentialér Viertel abtheilet.

Sie begreift

I Sreudenthal , auf pohlniſch und bóheimiſch Bruns thal , die Hauptſtadt der Herrſchaft , welche in einem an genehmen Thal liegt , bemauert , und der Siz eines Coms menthurs iſt, auch iſt hier ein Piariſten Kloſter mit Schus len. Sie brannte 1764 faſt ganz ab. 2 Engelsberg , ein offenes Städtchen , ben welchem feit einigen Jahrhunderten ein Bergwerf iſt , welches mit ben hohen Defen , Eiſens Zain: und ZeugsHamnier noch immer fortdauert. Auf einem bey demſelben befindliden Berge , ſteht eine Stapelle.

3 wir:

41

Oderberg., m . ei

961

3 Wirbenthal oder Würbenthal, ein offenes Stadta chen , bey welchem auch vor Alters , ein Bergwerk gea weſen iſt: 4 Die Kirchdorfer Altſtadt , Lichtewerdens Klein Tohraú , iofelbft Eiſenhåminer ſind , Seiffen , Alts Vogelfeiffer , Tieder - Wildgrub; wrođenddif, und nuch 9 Dorfer: Bi rii ** Anmerkung: Zu Biclet Ferrſchaft gehöret auch die Herrſcbaft Eulenburg in Mabren :

3 ) Die Minderherrſchaft Olbersdorf. Die Minderherrſchaft Olbersdorf, welche in der [chleſiſchen Steuerindiction das Out Dibérsdorf genernet wird , iſt auf den Charten von den Fúra ftenthümern Troppau und Jägerndorf zu ſehen . Sie gehörtë und enthält

ehedeffèn

den

Jefuiten

zu

Meyß

1 Olbersdorf, ein Städtchen mit einem Schloß. 2 Seinzendorf, ein Kirchdorf. 3 Noch to Dörfer:

4) :

Die Minderherrſchaft Frieder:

Sie iſt auf der Charte vom Fürſtenthuin Geſchent

zu ſehen , und theils von diefemiFirſtenthum , theils von Mähren umgeben , von welchem lekten fie durch den Fluß Oſtrawice geſchieden wird , grånger auchy an Ungarn ; und an die Elawaken. Sie begreife viele Hohe Berge , weldie Holg und Weide tragen , und von Walactyen ( Viehhirten ) . bervohnet werden ; die daſel617 ikire Salaſchen ( Schatafchen ) und Hüri ben haben:

Im Winter ernähren Rich viele vont SchleidhyandelmitungariſchemTabaf und poginiſchem 4'Th.5 4 .

Ppp

pogingSalzi

962

Das Herzogthum Schleſien.

Ealy , "roobel ? esloft zu blutigen Händeln mit den Ueberreutern und Cordoniſten fomint.“ Den hohen Ofen und Eiſenhammer bey Dobrau , hat man nach der Mitte des 18ten Jahrhunderts eingehen laſſen, und den Diſtrict deſſelben in kleine Bauergüter. ver . Cheilet. Die Dſtrawice iſt in dieſer Gegend reid , an Forellen . dem Fürſtenthum Eeſdien. Herzog Wenzel Adam verfekte fie 1545 an Jahn von Bernſtein , nachmals endlich an die Grafen von Praſchma gekommen .

Sie enthale

I Sriedel , eine Heine bemauerte Stadt am Fluß Dſtrawice , mit einem Schloß , auf einer Aubdbe. Luis ſerhalb der Stadt ftehet eineneue unb bon erbauete Kir. che zu U. &. Fr. dahin häufig Wullfahrten geſcheben. 1702 erlitte fie eine große Feuersbrunft, und 1761 litte hier ein preußiſches Commando eine ftarfe Einbuße. 2 Die Kirchbörfer Bruzowiß, Dobrau, Anestowig , Sedliſt , Slalit , und noch 20 andere Dörfer,

5) Die Minderherrſchaft Freyſtadt. Man kann ſie auf der Charte vom Fürſtenthum Teſchen finden . In der ſchleffſden Steuerindiction , Ehedeffen wird ſie das Gut Freyſtade genennet. war ſie ein Stück des Fürſtenthums Lefchen . Hers zug Wenzel Adam gab

fie feinein Sohn Friedrich

Caſimir, welcher audy gemeiniglich zu Frenſtadt woh

/

Nachber tam fie an die Freyherren Czigan nete. von Slupska , hierauf an die Grafen von Gaſchin , von dieſen an einen von Wienzkowsky , und hierauf an den

Fürſten von Croy , von welchem ſie ein irre lån .

Frenſtadt.

963

ländiſcher loro Namens Caaffe kaufte , deſſen Enkel c fle' nun beſiket. Sie enthält e i Freyſtadt oder Sreyſtadtel, eine Feine Stadt unweit der Elſa , mit einem Schloß auf weldem nou 1563 bis 16 17 die Herzoge von Zeſchen gemohuet haben. 2 Die Dörfer Altſtadt , Konfolna und Zawada.

6 )

Die Minderherrſchaft

Roy .

Sie lieget neben der vorhergehenden an der Elſa , und wird in der ſchleſiſdien Steuerindiction das Hur + Roy genennet. Es hat ſie auch der vorhergenannte ford Caaffe gekauft , deffen Enfer ſie jeßt beſiket. Sie beſtehet aus den Dörfern Roy , Spluchow , Luczka , gemeiniglich Lonkau, mit einer Kirche , Bonkau , Wilchmuchau und Petrowig . Darkow ,

7)

Die Minderherrſchaft

Deutſch

Leuthen . Sie lieget neben den vorhergehenden , und wird in der ſchleſiſchen Steuerindiction das Gut Deutſch , Leurben genennet. Ihr Beſiger iſt auch der Graf Taaffe , und ſie enthalt : 1 Deutſch - Leuthen , ein Kirchdorf mit einem Schloß 2 Dittmersdorf, ein Kirchdorf. 3 Die Dörfer Strzeczon und Wilmersdorf an der Elia. 4 Bier Borwerke , und 5 Mühlen .

Ppp 2

8 ) Die

964

8)

Das Herzogthum Schleſien ,

Die Minderherrſchaft Reichmalbe.

Sie grånzet an die vorhergeßenbe , und wird in der ſchleſiſchen Steuerindiction das Gut Keids walde genennet.

Jør

Befißer iſt ein Graf don

Goſchüß , und ſie enthåle : I Reichwalde oder Reichenwaldau , ein Kirchdorf ediloß und Vormerk. 2 Die Dörfer Pohlniſch - Leuthen , Pohrubs und Dombra , node 2 andere , und 6 Hofe.

1 1 1

Die

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GrafſchaftGlag

Die Grafſchaft Glaß .

966

Einleitung . $. I. ie landcharte , welche Jonas Scultetus

3

von dieſer Grafſchaft gezeichnet, und Janſ fon herausgegeben hat, fimmt derjeniger nicht ben , welche Tob. Mayer gezeich.

net ', und die " homanniſche Werkſtåte zu Nürn. berg 1747 ans Licht geſtellet hat. Wer aber den müllerifchen #tlas von Boheim þat, oderauch mit Julien Atlas topographique et f militaire verfeo hen iſt, findet in denſelben eine eben ſo vollſtändige Wbbildung der Graffdjaft, als die bomanniſcheCharte liefert. Hung biet Skrapital Die Grafſchaft Hege zwiſchen Böheim , S. 2. Schleſien und Mähren, und iſt auf allen Seiten von hohen

Bergen eingeſchloſſen , die zu der ſudetiſchen

Gebirgen gehören , so daß man nirgends anders, als durch rauhe , felſichte und befdwerliche Wege hinein Sie iſt 8 geographiſche Meilen fang, fommen kann. Unter des Grafen Chriſtoph von Şar. und 5 breit. deck Regierung , iſt das Meilenmaaß in dieſer Graf. und es ſind auf jede GlaßerMeile 305 Schnüre, jede zu 52 Ellen , und alſo auf 1 Meilę

ſchaft eingerichtet,

15860 Ellen gerechnet worden , 9.3 . Sie iſt durch und durch bergicht, und mit

den angenehmſten Abwechſlungen von Bergen und Thålern, Wäldern und Wiefen , Feldern und Bå. An Ges chen , Stådten und Dörfern ; verſehen. traide þauet ſie in guten Jahren ſo viel, als ihre Eine wohner nothis haben ; ja es kann alsdenn noch wohl etwas

1

Einleitung,

967

JA Thlechten etwas davon ausgeführet werden, Jahren kann ſie Zufuhre aus den benad barten lång dern bekommen .

Man büt Garten, und Baum ,

Früchte, bekommt quch pérgleichen, aus Edyleſien, Böheim und Mähren . Die Weide iſt gut, und die Viehzucht einträglich. liefern Holz im Ueberfluß.

Die anſehnlichen Wålder An vierfüßigem und gee pangun uno wohl dimes

cende Fiſche ſind in großer Menge vorhanden , inſon. Die St liefern einbr üche . Werkſiů und Stetne Leichen und nicht allein Mühlde , welche zum Theil in andere Länder ausgeführet werden, ſondern auch guten Marmor; Copafen, Car, . . Stein gefun che IN koh den len werden noch zu Schlegel ausgegraben. Ben "Hausdorf iſt ein Kupferbergmert. Das Silber bergwerk , welches egedeſſen zu Wilhelmsthal oder

Neuſtädtel geweſen, it wieder eingeganger,zu Merja berg aber'ift noch eings im Gange. Unter den Squer. brunnen ſind die zu Kodowa oder Chudowa, Reiners und Altwilmsdorf, die berühinteſten ; und das warme Bad ben Sandeck iſt auch berühmt. Die Deyße entſpringet in der Herrſchaft Mittelmaldezu Landorf unter dem Schneeberg, gehet bey Habelſchwerdt und Glag vorbey , und aus dieſer Grafſchaft in das ſchle fiſche Fürſtenthum Münſterberg., Sle, nimt falt alle kleinere Flüſſe dieſes Landes auf. Kaum eine. Halbe Meile von ihrer Quelle , an per- máþriſden Grange , entſpringet pie Djorell oder Morawa, welche der vorneßmſte måþriſche Fluß iſto i Die Ly lig , entſteßet nicht weit von Reinerze und gebet in das Königreich Begelm , nachdem fig einige Meilen lang Ppp 4

Die Grafſchaft Glas.

968

lang die Grdnze mit demſelbent gemacht hat, wie ſie Derm auch 1580 für einen Gränzfluß ziviſchen dieſer Grafſchaft und BöheimerHaret worden iſt . 8 : 4 . In dieſer Grafſchaft find 6 inimediat. und s metiat Städte,-und 206 Dörfer, zwen neuange legte bey Kabelſchwerde mitgerechnet . Die Firinon: ner reben diebeutrone Spradie. Sie haben ihre Vieńjucht, Mahtung vorneğmlich vom "Ackerbau Garnſpinnen und Leinwandhandela Es ſind hier mit pütern angefefteri die- gráflichen Familien von Wallis, Álthan , HeiberPein ,Gje; "Neuhaus, Bellegarde, Leslie und Petter ,' bie frenherrlichen Familien von Stillfried, Henim ,Pilati und Jahriſch, und noch meht adcliche Farnitient';' als, die von Pannevik , Haugwit, Frobel , Bachſteinis und viele andere. eſchiſchriß *

Unrer boheimiſche Dhérßerrſchaft, hielten die Stände im Lanbharfe ihre'Sandrage ,welchein altern Beiten Fitfenfage gentennét worden ,unter preußiſcher Regierung aber findfie nicht mehr für nöthig befun . ben worden $

9.5

oorides ibten Jahrķundert unter der Regies

rung des Grafen Chriſtoph von Harðed, breitete ſich Hter die Fußitifche Lehre thart aus? Von 1560 bis 1623 hat ſich Htefelbft'die evangeliſcylutheriſche Schre, aller Arifechtung ungeachtet , erhalten : afleit, madı 1623 wurden alle bangettfdre Prediger und Schul. Halter , deren über" 120 waren , aus dem Lande gee Tchaffet, und die evangeliſchen Einwohner theils durch Verſtrechungen , theils burch Gewalt , zur fatholie fchen Kirche gebradit, es giengen aber viele gurin {ande hinang. Nach der Zeit ist das ganze Land öffentlich allein der römiſdiratkotiſchen Lehre night tyor

1

Einleitung

than geweſen.

969

Nachdeni és aber unter Föniglich

preußiſche Bothmåßigkeit gekommen ,

iſt auch den

Evangeliſchen alle gottesdienfi lidje Freygeit verſtattee worbeni. 28. 6. Dieſes land,hat in åltern Zeiten vielerley Dberherren gehabt , inſonderheit die Könige in Bahn beim . Ladislaus , König in Ungarn und Böheim , bewilligte 1453 -- Daß der, damalige Etatthalter des Königreichs Böheim , und nachmalige Konig Georg Powiębrath , die Herrſchaft Glaz von Wilhelm von Leuchtenberg einfafen durfte, und Kaifer Friedric) IU erhob dieſe Herrſchaft1462 zum

Beiten der Sohne

eben gedachten Königs Georg Podiebraths zu einer Grafſchaft. Als fie ſich theilsten , kam ſie an Hein. rich den altern, Herzog zu Münfterberg und Fran, Fenſtein, welchem ſie auch Wladislav König in Bo Heim 1422 zu sehn verlieh und beftätigte. Diefes dhne verkauften fie 1500 an ihren Schwager Gra Fen Albrecht von Hardek für 602 00 Kronen , Graf Chriftoph von Harbetverfekte die Grafſchaft 1534 an Den böheimiſchen König Ferdinand , welcher fie aber: Permitein verpfändete . 1549*kam ſie erſt unterpfändlich , und Hernad ; eigen. ' thimlich an Herzog Ernſt von Bayern, 1561 brachte Ferdinand wieder an fid ); und von der Zeitan fie of fie bey der Krone Böheim geblieben , bis ſie 1742 " oon Friedrich II'Kchig von Preuſſen erobert, auch *bemfelben und feinen Erden und Fachkonunen , in Jahr in Berliner Frieden ewig und eben dieſem mit völliger Spuveraintråtund Unabhängigkeit von r Krone Böheim , abgetreten morgen . 1760wurde * ber

fie von den Deficeißern eingenommen, durdy ten Hua berts. Ppp 5

979

Die Grafſchaft Glas .

bertsburger Frieden aber kam fie 1763 wieder an den König von Preußen .

1

Der König von Preußen , feget dieſe Graf, ? 8.7. schaft in ſeinem Titel als einen ſouverainen Staat nach Schleſien , Oranién.,

Neufchatel und Vallan.

gin , und vor Geldern , Magdeburg, Cleve, ?c. Thi Waperi beſtehetaus 3 gekrönten Linien oder Straßen , weißenFetde , oder weiß im

welche entweder roth im

rothen Felde zu fenn pflegen . !, S. 8.

So lange dieſe Grafſchaft unter bsheimis

ſcher Herrſchaftſtund, wurde ſie durch eine ſogenannte Uitsregierung , welche in der Hauptſtadt ihren Sie hatte, in allen Regierungs- und Redits: Sachen verſe hen . Den Vorſig in derſelben hatte der Landeshaupt. marin , und von den richterlichen Ausſprüchen derfel. ben , konnte man nach Prag , und von dannen nach Wien appelliren . Unter preußiſcher Oberherrſchaft iſt eine andere Einrichtung gemacht worden. Das königliche Gouvernement in der Hauptſtadt hat nicht nur die Aufſicht über die daſige Belakang , ſondern forget auch für Ordnung, Rube und Sicherheit in der ganzen Grafſchaft, bat auch die Aufſicht über den königlichen Bay und über pas Policeyweſen. In Unſehung der Gerichtsbarkeitiſt die Grafſchaft in weltlichen Eachen der königlichen Oberamtsregierung ju Breslau , und in geiſtlichen Angelegenheiten der Evangeliſchen dem dafigen Oberconfiſtorlum unterge ben , von beygen aber fann an das Tribunal zu Bers und ferner lin appelliret , und ferner an den König fuppliciret Die Katholiken gehören bisher in geiſtlis werden . den Sadjen ju ber Dioces des Erzbiſchofs zu Prag, defjen

Einleitung

971

dellen Stelle ein dazu beſonders beſtellter Decanus gleiche Grundrarh der Grafſchaft , welcher gletche Geſchäfte mit den (dolefiſchen Landrid, tern bat, Siſt zugleich Juſtikrath und Commiſſarius perpetuus, oder Judex delegatius von der Oberamtsregierung und dem Oberconfiftorium zu Breslair. Das Erever . Accis

Rent Poft- und Zoll Amt, Rieben unmittel.

bar unter der königlichen Krieges- und Domainen Kammer zu Breslau . S. 9. Die Grafſchaftmacht nur e Kreis aus. Auf den oben ($. 1.) angeführten Charten , iſt ſie in 3

16 Diſtricte abgetheilet, welche ich auch wegen ihrer Bequemlichkeit zum Grunde legen will. I Der Glaßer Diſtrict, enthält i Glatz , bob . Kladzko , poln . Klodzko , Tat. Gla. eium und Glocidin, die immediate Hauptttadt der Graf [chaft , welche an der Neuß liegt , und eine ſtarke Feftung ift. Sie hat eine øergichte imo abhängige Lage, weil ſie an dein Berge binan erbauet iſt , auf weldiem das feſte Schloß, oder die nunmehrige alte Feſtung angelegt ift. Aus den meiſten Häuſern kann man das weite Felo reben. Die alte Feſtung iſt ebedeffen in 3 Theile abgetheilet wore den , nämlich in das niedere, mittlere und obere Schloß. Deo niedern Soloſes Gebindeliegen etwas niedriger nach der Stadt zu , als die oberften Gebäude, und über baffel:

bige baben ehemals einige aveliche Geſchlecyter in der Graf schaft, das Burglehn gehabt , daher fie ſich auch Burg. grafen von Glaz geſchrieben und als Landshauptleute Dariun gerrohnet haben . In dieſem niedern Schloß iſt ein ziemlich geräumiger Play , weldrer rund uinher mit Gebåtiden eingeſchloffen iſt; auch find in demſelben gute feuerfrene Gewölbe , in welchem widrige Sachen ficher affer wird durch Das aufbehalten werden können . Röhren von dem Wafferthurm , welcher an der niedern Mühle

Die Grafſchaft Glas.

Müble fteht, hinag in diefes niedere Schloß getrieben . Endlich ſtehet in demſelben auch eine katholiſche Kirche , in welcher aber ſeit 1745 keiu fatholiſcher Gottesdienſt mehr gehalten wird. Ausdieſem niedern Schloß geher man ind obere Schloß , welches weit höher auf dem Felfen ſelbſt liegt , 3 Höfe undeinen durch lauter Fellegekavinen ſehr tiefen Bruunen hat, der reich an gutem Waſſer iſt. Auf Demſelben haben einige von den Herren ,, welche die Grafſchaft in Beſitz gehabt, gewohnet , nunmehr aber iſt es des Commandatiten Bobing . Nadidemn Glatz unter preußiſche Bothmašigkeit gekommen , iſt diefe alte Seftung ſehr verbeſſert und verſtårketa auchmit gut anges legten Caſematten berleben worden , in welchen eine zahlo Beratung li egen kann . Weil man ſte faft in der reiche ganzen Grafſchaft ſehen kann , ſo kann auch aus derſelben durch Kanonenſchiffe und Feuerzeichen in einer Piertels ftunde der ganzen Grafſchaft.ein feindlicher Einfall þekannt gemacht werden. Die neue Feftung; welche unter preuſe, fifcher Regierung angeleget worden , liegt der alten gerade gegen kiber auf dem ſogenannten Schäferberge, und zwis ichen beyden fließet die Nerße. Man kann don bender leicht durch ein Sprachrohr einander Nachricht geben. Dieſe neue Feſtung iſt ſehr regelmäßig , feſt and vortheil. haft angelegt , hat auch einen mit vielen Koſten in den Felfen und Berg eingehauenen und eingegrabenen Bruns sen mit gutem Waſſer . Zwiſchen der alten und neuen setung iſt eine Schleuſe angelegt , durch welche die Ges geud zwiſchen benden und noch weiter binab unter Waffer geſeker werden kann . Die Stadt felbft iſt nunmehr auch ftart befeſtiget , überhaupt aber unter preußiſcher Regies rulig peit reinlicher , ordentficher und ſddner geworden , ald Rie verhin geweſen. Sie hat 400 Bauſer, auch auf ferdem noch einige Borſtådte , welche die Frankenſteiner Vorſtadt, der Angel, Der Roßmarkt und Das Neulandel genennet werden . Ju der Pfarrkirche ift ein berühmtes Gnadenbild. Mabe bey derſelben ſtehen bas ehemalige Collegium *und das Seminarium der Defuiten. Für pic a Beratung und Abrigen Evangelijden iff 1742 in per Frans Fonts

Glat .

973

tenſteiner Straße nahe am Thor eine Kirche artgelégt wor: den. Außerhalb der Stadt findet man auf dem Roßa markt vor dem Brüdenthor eine Kirche uits Kloſter der Minoriten , zu U : 8. Ft. auf dem Sande genannt, vor dem Frankenſteiner Thor eine Kirche und Kloſter der Franz ciſcaner, und nahe daben ein Suppltal mit einer Kirche. Die Vorwerke in den Borſtedten , gehören theils adelicheri Herren , theils Bürgern der Stadt , theils den Minoriten : es find auch in denſelben 2 anſehnilide löniglice Mübler , und nicht weit von dem Franciſcanerflofter 2 große Korns und Mehl-Magazine nebſt einer Bederey. Die Stadt hat gute Nahrung . Före Bürger und Einwohner ſtehen unter dem Magiftrat. Bor Alters hat hier ein Flecken , Namens Lucca , geſtanden ; König Heinrich I aber bat die Stadt Slak im Jahr 936 anlegen laſſen , doch hat dié Urkunde, welche in den tatholiſchen Denkwürdigkeiten der Graficaft Slab S. 105 angeführet wird, Merkmale der Untichtigkeit. Sie iſt oft verbrannt und verwüſtet worden , weil ſie eit Zanfapfel zwiſchen den Pohlen uid Böhmen geweſen . 1015 und 1033 litre fie auch großen Brandſchaden. 1056 wurde ſie von K. Conrad erobert und verbrannt. 1463, 1469 - urid 1524 hat ſie wieder große Feuersbrünſte anegcs Die härteſte Belagerung bat fie 1622 von Rais ftanden . fers Ferdinando II und ſeiner Bundesgenoffeu Zruppen ausgeſtanden .. 1742 wurde ſie von den Preußen durch Capitulation eingenommen , und 1760 von den Deftreis dern erobert: Der Stadt gehdren die Dörfer Steinowig und Teu:Steinowiß , nebſt einigen Vorwerfen . In dieſer Stadt iſt auch ein königliches Rentamt, von welchem die in diefer Grafſchaft übrig gebliebenen Dos mainen und Regnlien Gerichte und andere Gefale, und gewiſſe geringe Grundſtücke, verwaltet werden. Die meis ſten bieſigen Domainent-Giter find nach und nad; verámia ſert, und die Lehngüter allodificirt worden. 2 Ults und reu :Wilmsdorf, jenes ein Kirchdorf, deffen Sauerbrünn ſtark gebratıchtwird. 3 Uit- und Tien heyde, Dörfer , jenes mit einem Sauterbrunnen . 4 Mierza

974

Die Grafſchaft Glag.

4 Merzdorf, Obers Gausdorf: Wendeck , Babers: dorf , Melden und Wieſau oder Wieſe , ſind gråfide gokiſche Dörfer mit Ritterſiden. 5 Wieder:Sausdorf,ein gräflich neuhaufifußes Dorf mit 2 Nitterſillen. 6 labiſchau und Poitau , Dörfer und Rite terſike . 7 Schwenz, ein Dorf mit 2 Ritterſitzen . 8 Pirkwitz , oder Bergwiß , ein Dorf und Ritterfis , 9 Raidwig , Stolzenau, Wallisfurt , imo Ral:

tenborn ,den Grafen von Wallis zugehörig. 19 Biſdwitz , oder Siſchkowig , ein Dorf mit 2 Gů: tern der von Haugwiz. I Ehemals haben die Jeſuiten zu Glaz beſeffen , ein Antheil an Eijersdorf, die Dörfer Werdecť , Sortich, Alt-Patzdorf, Midwitz , Obers and Vieder : Schwes deldorf, Att: Seyde , und die oben ſchon genaunten Uits und Veu:Wilmsdorf. Nach der Aufhebung ihres Drs deus , hat ſie der Kdurig eingezogen . 12 Rengersdorf, ein Dorf mit 2 Ritterſigen , II Der Landecker Diſtrict, enthält I Canbeck, eine kleine und offerte immediat Stadt an dem kleinen Bielafluß , welde fich som Aderbau und Viehzucht, Biers und Brantiein -Schant ernährer. Die Einwohner find faſt alle römiſchfatholiſch. Sie hat zu Striegebzeiten viel ausſtehen måffen ; denn ſie iſt oft in Brand geſtedt und ausgeplündert worden , ſo daß 1528 kaum 40 Håuſer in der Stadt, und 3 in der Vorſtadt ges weſen. Den größten Ruhm hat ſie von den nahe geleges men und ihr zugehörigen warmen Bådern jenſeits 2 Ober Thalheim , welches Dorfs Nieber Ende au die Stadt fidget. Man kommt daſelbſt über eine lange hölzerne Brüde , die in den mit einem kleinen Schloß ges gierter Herrenhof führet , an einen linter Band gelegenen Hügel, welcher mit einer Allee von Lindenbäumen bereket iſt , und auf welchem eine Kirdye ſteht , von bannen aber

Landeck.

978

zu dem ſogenannten Teuen oder Unſer lieben Frauen Bad. Wenn man von dannen 2 bis 300 Schritte weiter gegen Mittag gebet, und die Biele zur rechten Hand bes hålt, erreichet man das alte oder St. Georgen -Bad, wels ches- etwas bdher liegt, als das erſte, und auf einem Hús gel an der Pfireite des Bielefluffes , etliche 100 Sdritte von dem Walde , die Oberfreyheit genannt, aus einem barten felſichten Boden entſtehet, aus welchem das Waffer zwiſchen den Riken der Klippen an ſehr vielen Orten , de. ren ſonſt über 70 waren , hervorbrudelt, und zwar an mans der Stelle faft Armes dice. Das Waſſer iſt ungemein klar , hat aber einen ſtarken ſchwefelichen Gerud , und iſt laulicht, etwa wie friſd gemolkene Mild , oder noch ets und großte Quelle in der Mitte, was wårmer. Die ſtårtſte iſt faſt fiebend beiß, andere find nur laulicht, und andere ganz falt, daher kann das aus allen Quellen geſammlete Maffer nicht anders als nur måßig warın ſeyn. Emma 2000 gemeine Schritte vom Babe, finder man auf einem Berge den ſogenannten weißen Brunnen , deffen Waſſer einen vollkommenen reinen und ungemein guten Geſchmad bat , aber auſſerordentlid talt iſt , ohne dech jemals zu gefrieren. Wem man noch weiter Berg an ſteigt, kommt man zu den Ueberbleibſeln des 1443 zerſtörten Schloſſes Karpfenſtein , welche ſowohl als das am Fuß dieſes ſehr hoben Berges belegene Vorwerf gleiches Namens , det Stadt Landed gehören. Das im Anfange angeführte Neue oder Unſer lieben Frauen Bad iſt auch laulicht, tlar , und an Geruch , Gefühmad und Miſchung dem Hauptbrunnen vollkommen gleich , und nicht weit davon it am Fuß eines Hügels , auf welchem eine kleine Kirche ftebet, ein kalter ſchwefelichter Brunn, Die Stadt Lauded hat das alte Bad 1572 , und neue Bad nebſt Ober. Thals heim 1735 fåuflich an fick gebracht. Die Stadt befizet auch Tieder : Thalheim , Doigtsdorf, Leuthen and Olbersdorf. < 3 Wilhelmstbal, oder Teuſtadtel , ein offenes mee diat Ståotchen an der Biele, ben welchem ebedeſſen ein Eilberbergwerk geweſen iſt. Den erſten Namen hat es bon

976

Die Grafſchaft Glag.

pon feinem Stifter Wilhelın bou Dppersdorf , den zwers ten hat es feit 1561 , da es zu einem Bergſtädtchen ges macht worden. Es gehöret einem Grafeu bon Wallid . ? 4 Seiffenberg , Schredendorf , WinPeldorf , unzendorf, Alt- und Naci : £ bersdorf , find Dorfer der (Grafen von Wallis , welche noch mehrere in diefem Diſtrict befizett: Ś Keyersdorf, ein gråflich'netihaufifches Dorf. 6 Sohsnail, ein gräflid, althaniſches Dorf. Ż Conradswalde , ein Dorf, weldes einein von Fros bel zuſtändig iſt. Das feſte Šoloß, welches hier geweſen , ift 1459 jerſióret worden.

/

: Der in wrichem

Habelſchwerdter

Diſtrict,

i Gabelſdjwerót , ebederſen Byſtrziće genaniit , eine Fleine beinauterie immediat etadt von gutem 2.fen , au der Drenge , welche hier den Bach Weiftris aufnimiut. Die Pfarrkirche geboret den Katbelifen, die hieſigen Evans getiſchen aber halten ihren Gottesdienſt zugleich mit der Beligung auf dem Ratlhauſ . Ehedeffen gehörte ſic une ter das Schloß und die Stadt Glas, König Johan ! eä aber febzte ſie 1319 in Freyheit. $t. Nudelph verleibte fie 1577 beru dlof zu Glas abermals und auf ewig eint; fic ift aber doch wieder davon abgeſondert worden . 1617'erkaufte žie vom Kaiſet Matthias die Obergerichte für 3000 Gul den. 1475 und 1645 iſt ſie abgebrannt. Der Stadt gehörent die Dörfer Alt und teus Weis ftrit , Brandt nnd Krötenpfuhl. 2 Plomnitz , ein gråflid wallifiſches Dorf unweit Kabelſchwerdt , woſelbſt 1745 eju kleines Treffen zwiſchen einem preußiſchen und oftreid ):ſchen Corps Truppen vors ficl, in ineldein 048 legte den türzern zog. Es ift hier ein herrliches Sdloß: 3 Die

Habelſchwerdt, 977 3 Die Serrſchaft Mittelwalde, welche die Herren bon Tzſchirnbaufen an die Grafen und Herren bon Atthan verkaufet haben , deren ſie noch zugehöret , entrålt ; I Mittelwalde, ein offenes mediat Städtchen an der Nenß , mit einem Soloß. Es haben daſſelbe uteht nur Zeit unbes: es iſt auch iin 167.9 oft geplündert und quigebrannt worden, 2 Die Dörfer Schönfeld , wtfsdorf und Viet der: Cangenau. Der lette Ort iſt zum Theil adelid ), und daſelbſt iſt ums Fahr 1563 ein Alauuenbergwerk angelegt worden , welches aber wieder eingegangen. Es iſt auch ein Sauerbrunn daſelbitorio 4 Grafenort, ebedeſſen Arnsdorf, ein Dorf . und Melling , das älteſte Dorf in der Grafſchaft , geboren einem Grafen von Herberſtein. In jenein iſt ebeveſſen ein feſtes Schloß duf dem Ketlberge geweſen , welches 1450 Zerſtöret worden, 5 Alt-Waltersdorf , ein gräflich wallifiſche8 Dorf, woſelbſt auch ein abelich bachſteinifdes Gut iſt. 6 Veu -Waltersdorf , ein Dorf der von Frobel, 7 Die Dörfer Merzberg und Rießlingswalde, geho ren den Grafen von Wallis , im lebten aber ift auch das geißneriſche Gut. Zu Merzberg iſt ein eintrågliches Sils berbergwerk geweſen , welches ume Sabr 1623 wieder eine gegangen , aber gegen die Mitte des jetzigen 18ten Jahru hunderts von neuem eröffoet, und 1749 eingeweihet wors den , da denn das Bergwerf felbſt zum reichen Segen , und die Odmelzhütte Sriedrichs - Silberhütte genens net worden : allein , es ift abermals in Stecken gee rathen . 8 Die Herrſchaft Schnallenſtein , zu welcher bas Dorf Schnallenſtein , über welchem elebeffen das Bergs chloß dieſes Namens gelegen hat, und das Dorf Seitens dorf, gehören . 2 4.Th. 5 # , 299 9 34

978

Die Grafſchaft Glate

9 Zu fleuweiſtrit und Sauerbrunn , ſind Sauers brunnen . IV Der hummetiſche Diſtrict , har feinen Namen von dem zerſtörten Bergſchloß Sum mel, welches zvoiſchen Reinerz und Sewin gelegen Hat", und nebſt einigen Vorwerfen der Stadtfamme, Nicht weit von dieſer rey zu Reinerz gehöret. Stade, ſind auf einem hohen Berge die ſogenann . ten Seefelder zu finden , die beſtändig unter Wafe ſer ſtehen , welches weder abr noch zunehmen , auch im hårteſten Winter nicht gefrieren fou . Wegen des Sumpfs und Torfs kann man nach der Mitte dere ſelben weber zu Fuß noch aufKähnen gelangen. dieſem Diſtrict find belegen :

In

1

1 Reinerz , eine kleine und offene immediat Stadt, welche in einem Grunde liegt, und ganz mit boben Bers gen umgeben iſt. Hier wird gutes Tuch und guter Plüſch geivebet , and in der Vorſtadt iſt eine anſehnliche Pas piermühle , in der Papier verfertiget wird , welches dem holländiſchen nichts nachgiebt, und mit welchem die ksa niglichen Aemter and Collegia in Schleſien verſorget wers den . Sie iſt oft verbrannt und berivůftet worden . Det hiefige Sauerbrunn iſt einer der beſten in der Grafſchaft.

1

Es gehöret ihr das Dorf Rohms. 2 Ceivin , ein kleines und offenes immediat Stådts den , welches in einem Grunde liegt. Ehedeffen bat es zu der Herrſoaft Hummel gehdret. Vuf dem biefigen Berge hat vor Älters ein Soloß geftander . 3 Die Dörfer Rüders , Sriedersdorf , Saliſch, Gellenau , u . 4. m. Um lekten Drt iſt ein Sauera brunn .

5 Ros

Winſchelburg.

979

Kodowa oder Chudowa , ein Dorf nah an der sbsheimiſchen Grånze , mweit Lewin , mit einem Sauera brünn, welcher der ſtårkſte in dieſer Grafſchaft ift.

V Der wünſchelburgiſche Diſtrict, in welchem der hohe Berg Beuſcheune- liegt, wel. cher in der Mitte wie geborſten ausſiehet, und ße in gro in Hiefiger Gegend das bevcrfiehende Wetter dar. denſelben trúbe ober klar iſt. nad) , 06 es um Der Diſtrict enthält : 1 Wünſchelburg , anf bðheimiſch Gradek , eine bee mauerte immediat Stadt, in welcher Tücher und Zeuge verfertiget werden , auch ein ſtarker Handel mit Garn ge. trieben wird . Sie hat in Kriegszeiten biel erlitten , und iſt einigemal , inſonderheit 1545, abgebrannt. Es gehören ihr die Dörfer Scheibe und Siebens huben. 2 Die Grafen von Go Befiken die Serrſchaft Schars feneck , mit den Dörfern Sdarfenec , Oberſteine, Cuntſchendorf, Grðnsdorf oder Craynsdorf und Ul: bendorf , nach welchem leßten zu einern Gnadenbilde, weldes in der ſchönen Kircheverehret wird , ſtarke Wala fahrten geſchehen. Zu Mittelſteine haben ſie auch einige Unterthanen . 3 47ieder: Steine, ein Dorf , den Freyherren von Hemm und Hemſtein zugebdrig , daran audy die von Haugwiß Antheit haben . Hier fiel 1745 ein ſcharfer Scharmüßel zwiſchen Preußen und Deſtreichern zum Nadtheil der lekten vor . 4 Ober- und Unter Rathen , Seibersdorf obet Seiffersdorf, und andere Dörfer.

2.99 2

VI Der

980

Die Grafſchaft Glag.

Neurode.

VI Der Neuroder Diſtrict, in welcher i eurode , eine kleine und offene Stadt , welche dem fremherrlichen Haufe von Stillfried zugeboret. Die Einwohner find mehrentheils Zuch: und Raſchmacher , es

wird auch viel Schnupftabas von hier ausgeführet. 2 Loßdorf , ein Dorf , den Freyherren von Lahriſa zugehörig.

3 Saaboorf, ein Dorf der vor Haugwit , in wele chem auch Freyherrlich ſtilfriediſche Unterthanen find. 4 Wolpersdorf oder Velpersdorf , ein Dorf der Freyherren von Hemm . 5 Waltersdorf und Lđersdorf , gråflich gogiſche Dörfer. 6 Schlegel, ein Dorf desFreyherrn von Pilati, was ſelbſt ein Steintohlenbergwert iſt.

Ende des vierten Theils .

3

Regis

f

Regifter.

2 .

a , Fl. A

Aach , Fl. Aadorf. Aalburg Aalsduk Aalſt Aalren Uanſtoot Qar , Fl.

170 , 286 , 314 , 417 484 508, 509 J10 38 57 , 200 65 69 250 , 314, 465 , 533

Aarburg Aardenborg Warle Alaro Aatzen

Adamowit 2oda , Fl. Adelboden Udelsdorf

Ader , Fl. Adlenbad Adler, Bg. Adligenſweil Adula, Bg. Uduwero Udawerder : Zyl Alebi

Ublafbrunn Ablentfch Ablentſchen Abrabamsgarten Abts : Zell Achtkerſpelen clens Actetta Aequoy

376 796 -564 163 151 835 564 353 863 486 164 371 616 109

187 187 622

424 424 422 359 , 360 473 337.473 682 647 292, 551 355 355, 469 Aeſchi 468 Lettingen Aettinghauſen 399 452 Aeugſt 508 effeitrangen 638 Afferis 638 Affers Affbolteren 293 353 Afflentſden 346 Affoltern Affoltern bey Urberg 344 308 Afholteren Afholtern im Emmentbal 347 Agas 299 3

338 , 339 Hegere 227 Aegeri 201 Alegeriſen 564 delen 481 Aerlinſpade 481 Aerlišbach Uatheim 506 Aernen Aawangen 376 Aeroſen l'Abbaye l'Abbaye de Monteron 371 Deſch Dubbage du Lac de Jour Acidbe Abendburg , Bg. Abiaſco Abinga 216koude

929 598,653 355 818 743 438 448 390 612

Y Regiſter. Agaden Agerenthal ugno Ugra Aicha , ; Aigle Ailva

Aino Airolo

569 682 567 566 907 360 166

640 401 643

A las Angias Uibareda 672 Albaredo im Bitterthal 662 Albendorf 883,979 Albersdorf 997 Albeube 463 Albinen 636 Albis, Bg. 307 108 Alblas, Fl. 108 Alblaſſer -Waard Albligen 557 Alboſagia 661 Albula , Fl. 598,651 Alorum 187 Alferme 595 Algetshauſen 591 21fmaar 113 Al la Madonna 658 Muaman 372 20a Torre 660 Albrunn 682 Quer Heiligen 470 Micbweil 338 Almelo 178 Almen 63 Almens 637 Almenu 166 Allmfert ITO 41 Alp, Fl.

Alpen die hschften die lepontiſchen die penniniſchen die rhåtiſchen Alphen Alpnad Alpnacherſee Alpfiegleten , Bg. Alpungen

238 241 241 241

241 101

420 417 483 238 907 471 106

Alt-Altmannsdorf Alt Bedburg 9lit Seierlano Uit Bielis 959 Alt-Bilave 795 Aut: Dell 803 Altdorf 835 Alre Amt 188 Ulte Bad 975 Alt - Ebersdorf 976 166 Alte Kloſter ΙΙΟ Altena 110 Sol. Altenalper:Sattel, Bg. 484 Altenburg 362 Altenbuſch 213 Altendorf 411 Sdl. 929 Altenfühlen 463 Alrenklingen 516 Alten -Landenberg 299 Altenreif 460 Alterſchweilen 514 Alte : Schanze 189 Alt- Faltenſtein 471 Alt-Feftenberg 914 Aft- Glimes 213 795 Alt- Grochwitz

Regiſter, Alt:Suhrau Alt: Hammer Allt Henrichau

At Heybe Alt- Sauer Qltifon Últishauſen Altishoffen Altkirch Alt- Klepen Alt-fåſt Ultitoosdrecht Afrnacht Altnau At Nimption Altorf Altorff Alt Paßdorf Alt Prinſenland Alt - Rauden Alt Regensberg Altreu Alt St. Johann Alt -Sceitnig

789 864 906 973, 974 802 303, 304 514 384 835 836

817 99 420 420 513 868 298 398 974 210 826 292 470 587,589 853 636 Alt-Sins Altſtadt 858, 868 Freudenthal 961 Freyſtadt 963 819 Liegn, 291, 292, 519 Ultſtetten 291, 292,519 Alt :Striegau 881 947 Alt: arnowitz 105 Alt: Zong 924 Alt:Ujeft 130 Últ -Wliffingen Ult- Vogelſeiffen g61 977 Alt-Waltersdorf 891 Alt:Wanjen

880 Altwaffer 976 Alt-Weiſterik 4 orf ,97 msd 973 Alt-Wil Alt-Winſchoterſchleuſe 188 823 Alt -Mohlou 950 Alt: Zechsdorf 927 Ult- Zålz 638 Afvaſchein 651 Allvenan 651 Alvorau

Alzenau Amalienhof Ambben , Bg. Ambri Amb 1 ria , Zhal 3 Ameide Ameland Amelieſtein Amelron Amerongen Amersfoort Amerzode Unesfoort Ammen , Bg. Ammerichwyt Ummon, Bg. Amont, Bg. Amriſdwyl Amſelbrunn Amſeltingen Anſoltingen Am Stein Umſtel, Fl. Amfteloam Amſtelland Amſtelredam Amſtelveen Amſterdam 2994

818 , 863 795 529 401 661 109 168 109 57 149 -147 57. 147 529 337 529 529 513 , 642 349 349 589 73,84 84 99 84 99 84 Um

Regiſter,

Am Stoß 663 496 Arbenn 643 Andelfiuger 302, 303 Ardets 422 Ardon An dem Morgarten 693 Under 621 Uren , Fl. 250,314,357,465 An der lenk 353 Arenenberg 516 An der Matt 403 Areuſe, Fi. 697 Andersla 377 623 Argau Andert 660 617 ringerthal Andebent 660 Uriſtorf 451 Aindweil 108 316 , 581 Urtel Andwyl 509 Armenfee 387 Angerlo 689 Armenzerthal 63 689 Angwirden 167 Armenzi Anholt 66 Armuijen 131 Anthoni-Poldet 132 106 Arne , Fl. Antignée 67 459 Arnem Antonienberg 676 Arnemuiden 131 Antonsſchanze 198 Arnhem 67 Antrum, Bg. 685 Arnoldsdorf 802 Anzona 623 Arnsdorf 810 , 868, Anzonico 402 921 , 977 Apel 549 Arnsdorfer Leid 814 70 Aroſen, Zhal 647 Uppeldoorn 482 Aroſio Appenzell, Cant. 567 617 490 Arpagans 188 Urſier Appingedam 373 Apples 567 372 Arſizia 662 Art Aqua Fredba 408 Aquila 624 565 Arvigo Aranno 341 567 Arwangen 629 Arzo Ararchgen 567 Arau 378 Arch 59 Arbedo 568 563 Aſcona Arben 500 Astau 803 686 Arberg 344 Ajp Arbon 108 500 Uſperen Arcanciel 650 459 Afpermont Airco Zhurm 305 342 Uffen

1

Stegiſter:

Affen Aſſenede Affens Affogna Ujiano Aftert Attalens Artinghauſen Attié holz Atriowald

Avançon , F1. Avenche Avernad Avers 567 Avezaat 201 Xory devant Pont 465 Abouin 399 Aferd 469. Awerder :39! 469 Arel 193 23 560 564

Uemaas

526 526 Armoos 526 Atmotz 372 Aubonne t reſ 375 Uuc Au Eret 463 682 Auf Deiſch 505 Auenhofen 341 Auf dem Ghuren 795 Aufhalt 409 , 415 Aufnau , Inſ. 452 Augſt 307 Någſt Auguſtinusgaa 164 372 Aulbonne 929 Aulichtau 376 Au Pont 854 Auras 854 Aares 570 Aurigeno Auris 854 673 Alurogo 164 Uudbuir 213 Auvergne 709 Auvernier Aubic Anw Auwenſtein

373 541, 549 337

Ayent B. Baar Baar in Zug 1 Baard Baarderadeel Baarland Baarle Baartwnt Babilonienbroek Babiz Baden - Búlad Bachowig Bachs Bachtobel Bad Baden , Lando . Pfarré St.

360 375 709 638 56 461 723 187 187 -230 688

64 425 166 166

135 181 III ΙΙΟ 936 294 894 300 514 551 533 686 537 Baden im Argau 537 Badewitz 935,936 Bach 409 621 Bårenburg Båretſchweil 306 Bårfiſchen Baerſande Bårſchweil 22995

459 227 474 Bårss

Regiſter

Bårsdorf Bårvalde Batterfinden Bahna

Baigen Baffum Balchzand Balded Baldederſee Baldenſtein Baldern Baldingen Bale Balerna

Balgache Ballagnedra Ballens Ballum Ballweil Balm Balmed Balftal

1

1

906 Barneveld бо 906 Barradeel 166 341 Barreveld 69 907 Barſchdorf 814 goz Bartferey 901 116 Bartnig 844 Bartſch, Fl. 743, 782,840 123 386 Baruthe 900 380 Barzdorf 948 480 637 Barzheim 290 Baſel , Cant. 441 St. 545 443 452 443 Baſel-Augſt 571 Baſelont, Fl. 108

521 567 372 J69 386 468, 469 468 471 Balzthal 471 Banau 907 Bandelauer: Mühle 894 Banien 693 Banienthal 693 Bankau 863, 869 Banten von St, Servaes 218 Bar 425 le Bar 711 Baratta 659 Barbenco 566 Barburg , Bg. 425 425 Barer Boden Barge 836 Bargen 344

512 443 298 Baſſerſtorff Baßing 373 Baſto 402 54 Batenburg 109 Bateſtein. Baude 890 Bauendorf 919 936 Bauerwit Baulme 374 Baumgarten 866 , 870, 906,929, 957 Bauwen 399 Bavois 374 Bayona 1 570 les Bayards 710 Bazen beid 589 Beaumont 376 Bechburg 471, 472 Bechero 880 Bettern 894 Sedano 567 Bediliora 567 Des

Barendingen Basle

Regiſter, Bebretto Beef 53, 199, 200, Beekbergen Beetert Seemſter Beerdorf Beersdorf Beerwalde Beeſt Brets Beggenried Beggingen Beglingen Begnin Beichau Beierland Beilen Beilmermeer Beinsdorf Beinteil Beinweilerberg Bekenried Belof Belfaur Belfelt Bellegarde Bellenz Landv. St. Bellerive Bellevire Belfort Belliden Bellingweer

401

220 70 133 120 906 819 906 58 120 421 481 439 373

786 106 194 99 836 474. 549 . * * 474 421 168 459 225 460 410 561

562 375 375 650 540 187 562 Bellinzona Bellingwolder Schanze 189 Sellinworderzyl 189 Belmont 343 Bellowerd 473

Bellum

201 Belp 333 Belpberg 333 Belſchnitz 942 682 Belwald Bema 661 Bemelen 219 Bendicin 951 935 Beneſday Benifdau 935 Benten 302, 449,529 Bennau 415 Bennekom 69 Bennenbroek IOO 951 Benniſo Beniche 951 iro Benſdep Beinveil 453 Berbenno 660 Bercher 37+ Berchrorf 341 Berdytwyl 426 Berede 567 620 Bereuburg 66,96 , 219, 299 Berg St. Gallen 579 Zburg. 516 Berah 225 Bergen Bergen op Zoom St. Bergknechtengericht Bergsdorf Bergum Bergumer See Bergün Bergvorwerk Bergwik

117 211 212 505 836 165 154 637 791 974

Regiſter. Beringen Berkel, Fl. Berkenrode Bertmeir Berlens Beylikum Berlingen Berlinger Berg Bern , Sant Bernang Bernau Berned Bernhardszett Bernsdorf Bernſtadt Berolſtadt Berſdis Bertſchis Berun Berwine., Fl. Berzdorf Befaccio Befchine Bejel Befenbüren Betelsdorf Betilen Bette Bettens Bettlach Bettſchwand Bettweil Bettwilen Betuwe Beulake Beuſichem

481 47 , 61 100 121 462 165, 201 503 625 312 324 503, 521 219, 541 521 579 906 goo goo *525 525 940 221 864 507 823 225 552 805 450 669 375 470 438 551 508 54 181

Beuthen , Carol.

795 Herrſch . 793, 942 795,946 786 g ni ut Be 549 Beuwel 710 Bepair 710 Bebay Bebers 643 Bebervoorde 65 Beverwaard 150 116 Beverwyt 638 Bebi Bevieur 361 168 Bebil 638 Bevio BemeftersEebe 227 Ber 361 Beylau 869, 896 399 Bezlingen III Bezogen 926 Biala Fl. 938 , 958 639 Bianzono 564 Biafchina 404,411 Biber , Fl. 348, 480 Biberach Biberen 480 Biberiſt 469 348 Bibern 337 Biberſtein 507 Bichelfee 589 Bichweil 567 Bidogno 929 Bidor 682 Biel , DF Biel , Df. Baſ. 449 594, 724 Bies

i 1 !

Regiſter. Sielau Ft. Biel Genken Bielczowitz Biele , Fl. Bielerſee Biencowitz Bienne

Bienowitz Bieningen Bier Biere Bieron Biert Biervliet Biesboſch Bieſelingent Bieftrznid

890,950 886 449 947 91 886 251, 316,594 929 594 820 104 363 372 940 106 229 104 135. 919 133

Biggenterk 335, 347 Biglen 570 Bignaſco Bilitz , Fürſtent. 958 958 St. Billans 462 462 Billens 950 Bilowes 958 Bifowitzto bet Bilt 166 1440 Bilten 682 Binn 682 Fl. Binnerthal 682 60 Binneſtad 449 Binningen 567 Bioggio Biognio di Berede 567 374 Bioller 339 , 340 Bipp

Birbomsdorf 291 291 Birbovermesdorf Birkenaue 805 Birtenbrůd 803 291, 539 Birmenſtorf 840 Birnbäumel Bironico 567 363 Birr 363 Birrfeld 363 Birrhard 337 Birrweil 442, 448 Birs , Fl. 442 Birſeck , Fl. 448 Birsfeld 121 442 Birſig , Fl. Birminken 512 Biſchdorf, Brieg 870 bey Haynau . 896 819 Liegn . ! 894 Neum. Drp. 921 Biſchkowin1 894, 974 502 Biſchofzell Biſchwitz 855 , 866,974 an der Weyde: 895 0407 Bifithal Biskupisz 893,947 Biffone 567 Bithorn 1946 Bitſchen 9,869 662 Bitterthal 661 Bitto , fl. Bitfchweil 590 638 Bivio Blaak 209 713 Blanchettes Blankenburg 107 , 353 Blankenham i 181 Blads

Regiſter. Blasborf Blatten Blattenberg Blauberg Blauwenſtein Blazejowig Blegno , Fl. Bleichenbad Blesbot Bleuten Blen. . Blißigen Bloemendaal

883 520 428,429 474 471 925 563, 564 0341 168 C 1 513 163. 682 97 , 100 836 180 180

Bloiſdorf Blotziel Blofzyli Blonaya . 368 333 Blumenſtein Blumsdorf ..! ? 936 Blydet ... 505,515 Bober, Fl. 743; 78., 799, 810 , 827, 874 Boberſtein 810 Boberwit 791 Bobiele 824 Bodau ☺ 7.894 Bodegraben 101 Bodengo 1 670 497 Bodenſee Booio 1. 402 921 Bodzanowić 877 Bogendorf Böheimiſche Gebirge 736 863 Böhmiſchdorf Boekelt si: 205 Bofingen 459 Bdriftein 54 ! Bobberg, Bg. 318,336 Bogberg, DF. 336

Boken 336 Bollingen 595 Bogarten , Bg. 484 Bogarten :Firſt 484 Bogenau 855 Bouendorf 836 Bogumin 959 Boguslawik 855 Đồngvàng 1940 , 923 Bogunit 929 Boguſchomik 929 Bogukit 1. 940 Bchrau 855 Bois le Duc 197 Bokhoven II Bolabore 658 Bolatiß 935 Bóle 709 . 810 Bollenhaus Boltenhaya 881 Bolfenſtein, 810 Bell 463 Bullenz 564 Bolligen 333 Bellingen 333 Bolion 462 Bolſchhauſen 514 160 Bolsward 160 Bolswerd 353 Boltigen Boltingen 353 Bolzenſtein 819 221 Bombay Bommel 52 Bommeler -Waard 56 Bommelipaard 53 Bommene 138 Bommenede 338 Bonaduz 619 Bondo

Regiſter . Bondo 639 Bontatt 963 181 Bonteuhabe Bonmont 376 , 377 Bonnefontaine 711 Bonneville 724 296 Bonftetten Boonedanz rs 190 e 896 Borganie Borgbeuningen 179 Borgnoue 567 r 661 Borgo Salvo 213 Borgvliet Bortel , Fl. 48,61 Borfelo , Herrl. 64 St. 65 921 Borkwig Bormio -665 -796 Vornberg , Bg. Bornhauſen 506 688 Bornia , F1 Bornweerd 164 Borſelen 135 906 Borfinove 525 Worſió 190 Boſch Den Bordo 197. Boſco 570 709 Bosle 723 Boffen Boſſonens Bofweil Botland Pottens Bottenſtein Bottenweil Bottidoffen Bottmingen

465 552 139 560 338, 379 338 513 449

399 231 709 709 595 373 709 70 Bourtang 189 Bourtangiſche Moraſt 191 Bouberet 692 Bouvillars 4:559 Boxmeer a 1203 Bortel 199 1 Boyadel 792 Bondensdorf ** !! 950 Bradmann , Fl. 230 55 Brakel Bralin 913 Brand 551 Brandis 346 Brandt 976 Brandtſtadt 835 Brani 935 Branles 375 Brattelen 448 820 Brauchitrohdorf 820 Brauersdorf 820 Braunau Braunsdorf 952 952 Brausdorf Bré 566 802 Bredelsdorf 802 Brechelshof Brecheliri 802 206 Breda St. 207 116 Brederode Brees Boblingen Bouchoute Boubevillers Boudry Boujeau Bouiffez Bouldry Boulion

Regiſter. Breeberg Breedamme Breedebort

Breebort Breite Breitenbach Breiten - Landenberg Breiteſte Brüde Bremberg Bremgarten

Bremis Brenden lesBrenets Brentce , Fl. Brenna LL Bg . Breno Brenthen Breskens Breslau , Fürſtent, St. Bretigny Brétonniere Brettigau , Thal Breßweil Breun , Fl. Brevine Brieg , Dr. Fürſtent.

168 133 65 65 299 474 299 814 802 334 554

Brigels Brigerbad Brtnitze Brinni, Fl. Brinzol Brione Brifago Britſum Broc Brockendorf Brodelwit

688 Broek im Waterlande 495 Broglio 713 Bromazens 943 Brongerga 958 Bronkhorft 952 Brontallo

617 683 903 869 651 569 568 163 464 803 826 119 570 463 167 63 570 950 786

567 Prosdorf 952 Broſtau 227. Brot 709 137 844 Brouwershaven 848 Brone , Fl. 454 560 Bracelis 135 376 Bruchem 57 647 Bruct 377 814 453 Brůđe, breitefte 682, 683 250 Brug 678, 683 711 Brågerbad 637 787 Brügun 859 Brülliſau 490 359 862 Brünig , Bg. 359 Briegiſdorf 862, 863 Brünigen Briel 420 93. Brüning , Bg. 367 , 651 Brås 640 Brienz 409 251,317, 367 Brütten Brienzerſee 454 864, 866 Brůw , Fl. Brieſen Brießnig , Fl. 377, 464 827 Brugg Brig 682 , 683 Bruggeſchans 188 Bruis Brigdamme 133

Regiſter: Bruiniſſe 139 Buchwald 819 , 883 Bruit 375 Brickowinfo 901 Bruned 363 Bůblikon 553 Brunn , weißer 975 Bügtelen 480 Brunnadern 589 Büderich 727 Brunnen 407 Buehenas 426 hal Brunnt 960 Büel 682 Bruſaſco 640 Bühler 493 Bruſcio 640 Bülach 294 Bruſin 567 Bůmplig 334 Bruſon 693 Búnn 682 Bruttelen 22 344 Bůnní 425 Bruzella 571 Bünz, Fl. 549 Bruzowik 962 Bünzen 553 Brzeczinka 924 Bůnjenach 553 34.1 , 342 , Brgemſa , Fl. 938 Búrent Brzezie 929 387 , 475 Bichang 824, 895 Bürgenſtein 333 Bubenberg Bürgiſt 334 eln 333 Bubendorf 452 Berglen 343 , 513 Bubifen 305 Bürglen ob dem Gråblein Bubiton 305 399 Buch 479,513 Bürglen unter dem Gráblein Buch am Irgel 303 399 Buchberg 481 Bürgsdorf 869 Buched 468 Bürgwik 895 Buchedberg 468 Bürkersdorf 880 Buchen 522 Bürnem 639 Buchenberg 468 Büron 387 Buchholz 521 Büſchiken 553 Buchit 865 Büſchifon 556 in Buchre 386 Büfferach 474 Buchs 300,421,441 Buffy 372 Buchſee 366 Buetigen 365 Buchsgau 339,472 Bütikon 552 Buchthalen 484 Båtkowitz 919 Budthalheim 480 Büttenhard 480

4 Ch.54.

Rre

Büttica

Regiſter,

590 Büttichweil 590 Bibiidweit Buffetto 660 570 Bugnaſco 441 Bugo 836 Bubrau 119 Buikſloot 662 Bull Bulle 463 463 Bullos 221 Bun Bunſchoten 152 352 Buntſchibachy 802 Bunzlau Buochs 421 Buogo 441 BuolisUder 552 Buonas 426 58 Buren , Grafſch . 58 St. 66,301, 310 Burg 122 Holl. 579 St. Gal 949 - Schleſ. 515 Thurg . Burgau 589,590 883 Burgberg 344, 345 Burgdorf Burg Klums 525 639 Burgo novo 369 Buriez Burfinel 372 Burfing 376 373 Burrigning Burum 164 451 Bus 823 Duſchent 624 Bujeno

Bußigns 371 Bußkirch 533 Bußlingeri 511 25ugngng SII Bully 372, 374 Buſy Colombier 372 Buttenſulz 388 Buttis holz 388 59 Büur: Malſeni Buweil 505, 513 Buretent 421 339 Burgau Byloop , Fl. 207 Burhon 343 Byſtrzice 976 957 Byſtrzit Ć. Sabbio Cabidi Carcio Sadeniario Cadier Cadogne Carro Cåzis Cajolo Caland Calancajca , fim Calanca Calanda Calanferthal Calonico Calpiogna Calveißen , Bg. Canna Samelame Camenz

570 623 569 567 219 569 566 621 66 624 598 624 673 624 401 401 524 623 480 907

Regiſter.

Camerau Camerino Camignolo Cammelwitz Caniogach Camor , Bg. Campbel Campculcin

Carelath . Fürſtent, 793 951 St. 563 795 567. Caronna 567 855 Cartignin 723 643 Caſach 639 Safaggia 483, 518 639 1637 Cajale 638 671 Cajama 840 Campillo 640 Castano 567 Campil.one 640 Caſſarale 566 Campion 623 Saftauetta 624 Campione * 567 Caſtannereir per 373 Campo 565,570,660 Carcaſegna 639 666 Cakelen Campo de luco 336,3376385 Campodolcino 671 Caſtello 571 Campogaſt 643 Caſtelmuro 639 Campolfch in 671 Caſtelrotto 567 Campovico 663 Calels 648 Campfat 638 Caſtiel 652 571 Caſtim Careggio 638 Canobio 600 566 Cuftion Cantersdorf 863 Gaftione $63 Canth 857,896 Caftriſch 615 Canzendorf 883 Caſtro 565 Capelle 135, 139 Cattendur 135 Capel 472 Cavaglia 640 Capina 616 666 . Gavardiras Capo di Lago 567 Taivallen 853 621 Cappel 307,588 Caz 334, 3 +4 Celerina Cappelen 642 Capriaſca 567 Sentovalli 568 Caravietta 621 567 Eepina Caranto 563 Cerentino 570 Garlath "795 Cerlier 1 344 Carlsberg 937 , Cernes 643 Cartsmarkt 864 Sernier 463 Carnowitz 946 Cerzun ' . 663

RIT 2

Senio

Regiſter:

Sevio Chaley Cham Syamoraire Quelle Chamoſon le Champ du Moulin Champvent 1 Chompvert Chapelle Chapelle Vaubanne Chapitre Chardonay Charlottenbrunn

570 687 425 361 693 709 374 374

Sherbres Cheyre Chezar Chezeray Chiamunt Chiaſſo Chiavenna Chieſa

361 Chiefta 374 Chietres 723 Chigogna 372 Chilion 879 Chillon 463. Chironico 947 Chiure

Charmen Charzow Le Chateau 372 Chateau d'Der 1354 369 Chatelard 465 Chatel St. Denis 375 ns lie til Cha 682 Chatillon 372 la Chaur la Chaur d'Etatlieres 711 la Chaur de Fonds 712, 713 la Chaur du Milieu 711 725 Chabanne 373,374 Chavannes 374 nat vor Cha 462 Cbeire 462 Cheiri 941 Chelm 461 Gbengur 721 Chêne 376 le Chenit 371 Cheſaur 721 Chesne 360 Cheffel 375 Chevroux

Choir Chroſtziz Cbudowa Ebur Churralben Chwallenpitz Ciabia Cidraſco

Cierf Cieſa Cierta Eiffen Sima del Baduz Cima del Munt Cimavilla Cimo Eimunt Ein Cinran , Fl. Cinuſcal Glabes Clade Clåven , Lanbid .

1.

370 462 375 377 616. 571 669 660 651 558 400 369 369 402 660 692 919 979 626 631 929 623 661 644 651 651 452 249 616 670 567 616 663 591 643 692 787 667 Olås

!

Regiſter.

Clåven , Fled . Slank

669 , Combremont le grand 374 490 Somerſee 668 Clarisegg 516 Comologno 569 Claro 373 564 Comugny 31681 Clavaleire 558 Conches 374 Conciſe les Clées 559 Cleven , landſch. 667 Conolfingent 335, 363 flect. 669 Conradsmalbau 790,864 668 Conradswalde Glebnerſee 976 Glimmen 220 Conſtadt 870,903 Clipio 375 663 Conſtantine 471 Conten Clus 689 Cluren 471 Contone 569 541 Contra 569 Coblenz 567 les Convers 727 Codelago 373 864 Coppet ciun , DF Coenders 365 187 Coppigen Coewagt 340 231 Coppingen Coffrane 463 712 Corberg 570 Corbero 463 Coglio Coira 626 Corbiere 463 Coire 376 626 Corcelle Colbenitz 802 Corduno 563 Colda 669 Eorgemont 727 571 Cormonde 459 Coldre Golbrerio 709 571 Cormondreche Cola 566 Corneau 709 Collombier 372, 710 Corneaux 709 227 658 Cornelia Cologna 376 721 Cornens Cologny 692 Correlle Colomber 374 709 Correlles Colombiére 375 , 709 670 Corſier Coloredo 370 661 Corraillots Eolorina 710 566 Cortizaſca 567 Comanno 569 la Combe de Ni Jour Cortogna 370 710 Corzi ſus Bevay

Rre 3

Cors

Regiſter, Corzonefo Corel Cofio Contenan

565 Creusburg 855, 913,924 Oeukendorf 662 Creutzlingen 371 revocour 371. Eriſchano Coffoner Coſtard 375 Cruſpalt , Bg. Cofiero 375 Crißier la Côte 371, 709 Crijus la Cote aur Fées 710 Eroglio la Coudre 371 Croiſelwit Coudrefin ! 375 Cromhůbet Courtelari #s:1727 Croniwel Courtille 374 Cronay Courtilles 374 Cronsdorf Sourtion 459 Crotti Couvet 709 Erotto Cova nano 402 Crouſa 135 Crumlau Crabbendyk Crabbio 1,566 Cubrefin # Erain 816 : Cugie a ng lo pa ap Gr 525 Eugy Crabier 373 Cuilly Craßriß 906 Cully Cultura 373 0 Eraſin 6 3 Sumbelabaiden 880 Traktau 9 Erawarn

!

Crannsdorf Cremé Ciem ir Creſciano Ereſier Creſſier Crefly te Creft Crefta le Erêt Greutda Creutzberg

979 623 623 564 459 708 371 723 638 463, 723 940 869

Cunau Tunersdorf Cunnersdorf Curallga Cureglia Euro Euronico Czapel Czarnowans

Ezechowitz Czelacz Ezeppelwitz

869 894, 935 506 III, 197 564 612, 248 371 463 567 877 810 210

374 952 669 638 370 836 375 · 46L 461 371 371 639 622 810 836 902 807 617 566 567 402 869 920 959 947 921 Czerns

B!

r Regifte . ütz Czerngaſch Ezinzkowitz Eziſche Ezisla Cziſſowa Czwiklitz Czyrzanow

541

843 925 925 880 925

940 929

Daalhem Daaſe Dacio Dågerich Dålikon Dåniden Dårſtetten

221 825 663 553,556 294 509 352 Dåfch 684 Dåſchthal 684 Dåsdorf 868 Dåtlikon 299 Dabfay 825 Daillens 374 Dala , Fl. 686 Dalbersdorf 913 Dalem , Grafich, 57,221 221 Dalfſen 177 Dalpe 401 Dam 188 fen Dam 177 Dambrau 921 Dambrowla 919 Dame 821 , 895 Damins 618 Damme 101 Dammer gor Dammeratſch

919

f Dambbor Damſter Diep Daniet Daniff Dantumadeel Dantum woude Dardagny Darkow Daro

853 182,187 621 617 165 165

722 963 503 Darca 624 Dario 663 Dabas 645 Davos 645 Dazio 401, 663 Degerweil 503 de Hoekſche Waard 106 Deichſa , Fl, 818 Deil 57 Deiniden 425 Deiſch 682 Dekama 166 IIL de Langeſtraat Delden 179 Delebio 662 Delfland I02 Delfshaven 83 Delft 82 Delfzy ! 188 Delin 620 Delo 638 Delwynen 57 de Mars 152 Dembowa 925 Demoret 374 Dendermonde 232 Denens 372 Denezy 374

Rrr 4

Den

Regiſter.

Denpeil Der Klundert Der Schelling Definiez Dettitofea Deurnen Deutſchberg Deutichem Deutikem Deutſchbären Deutſch -Camig Datſch - Cramarn Deutſch - Ramnuits

Deutſch -Kieferflådtel Deutſch Deuthen Deutſchmachen

338 96 123 374 515 201 682 62 162 336. 890 936 890 924 963 835 858 906 935

Deatſch-Marchwit Deutſch - Neudorf Deutſch Neukirch Deutſch Pekary 947 927 Dentſch - Raſſelwit Deutſchſtein 866 DeatſchWeichfel 940 890 Deutſch- Bette Debenter 174 Didam 66 Dieban 826 Diebaut 835 Dieben 826 Diebolſtein 295 54 Dieden 450 Diegten 300 Dielſtorf Diemen 99 Diemerineer 99 Diemtingen 352 Diepenheim , Diepenhem 179

Diepoldsau Dieren Diersdorf Diesbade

320 70 869 335, 342,438 728 Dieffen 511 Dieſſenhofen Dieft , FI. III, 197 682 Dieftalben Dietiken 540 Dietikon 540 Dietweil 549 Dieveren 194 Dignens 372 206 Dintel , Fl. , 210 Dinteloord 210 Dintelpolder 201 Dinter Dinrperlo 65 Dirtsland 105 646 Dildma Diſentis 615 , 6161 616 Disla Diftelwig 913 820 , 835 Dittersbach 836 , 883 Ditterödorf 791 , 926 , 950 , 952 879 Dittmansdorf Dittmerau 935 , 936 963 Dittmersdorf Dittmoran 925 Dobelſtein 295 Dober 836 Dobersborf 936 Dobiſchau 925, 929 950 Dobiſchwalde Dobrau 962 Dobrodcin 922 Dos

Regiſter.

925,929 Dobroslawitz 864 Dibern 906 Döbriſchau 231, 232 Doele 166 Doenjum Dörfer von Redemptie 218 Dorfli 647 303 Dorflingen 345 Döringen

Dongio Doniaga Doniawerftat Donnatire Doninelove Doornenburg Doornic Doornwaard Doorvorſt

Dorsburg, Amt St.

Doppliſchwand : Dorf Doritad

Dorndorf Dohnau Doira Dokkum Dottumer Diep Dollert Domanze Domaslomit Domatſchin Domatſchine Dombra

Dombreſſon Dombfen Domburg Domdidier Dominſel Domleſchgerthal Dom Martin Dommel , Fl.

! Domnis Dompierre Dompneloge Domslau ) Donat Dongen , Df. Fl.

63 62 907

563 167 167 375 374 71 232 71 66

389 438 475 816 Doruadh an der Brüde 475 $$ 623 Dorned 474 , 475 80 161 Dort 161 Dortrecht 81 107 182 Dortrechtiſche Inſel 880 Dottifen 553 957 Dotzhauſen : 516 895 Douanne 343 697 , 713 901 Dour , Fl. ΙΙΟ 964 Doberen 712 Dozenweil 505 904 Drachenberg Bg. | 823 165 132 Drachten 461 Dragonera 669 849 Dranſe , Fl. 693 121 636 Dregterland 371 Drempt 63 197 Drenthe 190 823 Dreste gor 374, 461 Dreumel 54 1 374 Driebergen 150 854 Drieboel 210 118 621 Driehuizen 209 Driel 57 III Driewegen 135

Rre 5

Drims

Regiſter. Drimmelen Drittel Morelli Drobau Drolcit Drongelen Drunen Drufiſche Kanal Drutent Dryſdor Dubbeldam Dubbeling Dubin Dubrau Duchen Duchorpe Dibadi Dübelſtein Dübendorf Dürenroth Důrnhart Dürnten Dürrenrot Duillier Duiveland, Inf Dulliden ten Dum Dungen Durchſchlag Durgerbam Duriswolfter Durrgon Durch Dufſen Duurſtede Dobom Dohrenfurt Dokveld Dykwater

Tit 685 962 913 ITO 199 6,8,62 54 138 107 179

663 836 824 843 580 295 294 346 907 306 346 373 · 138 473 102 198 151 119 187 855 637 110 148 929 855 152 138

Dziedzit Dziekanowie Dzielawy Dzielnik Dzielonte Dzierguwit Dzießlowitz

L. Eben -Up, Bg. Ebene Gundis

894 919 925 925 901 925 949

484 689 896 Ebersdorf Ebi 622 Ebiten 390 Ebiton 390 297 Ebmatingen Ebnet 588, 589 Echalleng, Lando , 560. St. 560 Edandens 372 Echarlens 461 Echelles 461 Edot 223 Editen 194 Echter eenen 191 Ed 55 Edersdorf 835 , 855 950, 980 Edersdorfer :Borwert 835 Echof 481 226 Eduſe Ecublens 371 Edam 114 El 69, 160, 164 Eede 69,227 IIO Eel Eem ; FI, 142 152 Eemland Eems

Regiſter.

Eemnes buiten und binnen Dots 152 Eempel 201 Eems, Fl. 182 147 Eemsfoort 139 Eendracht, F1. Eernwoude 165 Eere 181 Extben 110 Egelſchoffen 5'3 Egere 424 472 Egerkingen 301, 306,415 Egg 513 Eggen Eggenweil 540,553, 554 490 Eggerſtanden Engiweil 347, 553 300 , 301 Egliſau Egliſchweil 338 Egmond binnen 116 116 buiten

Eiger , Bg. 366 Eiland 229 Eilgow 299 Eindhoven 200 Einfirst 687 Einfidel 948 Einfidlen , Stift 412 Fled . 415 Waloſtadt 411 Einſiedel 884 835, i868 Eiſenberg Eiſenberaſchweil 550 Eifersdorf 974 Ekmarnp 167 799 Elbe, Fl. Elbing , Vorft. 849 - Elburg 69 Elen , Fl. 682 St. 360 Elg 299 Elgon 299 214, 227 Elkabeth 116 op den Hoef 116 Elfowe op Zee 299 Egnach 501 Elekom 70 937 Ellemeet Ehrenberg 138 Ehrenfels 637 Ellewoursdnt 135 Ehrlibad 295 ,296,409 Elgoth 929 , 935 Eibergen 165 Ellgut 858 Eicella 790, 903 569 Ellguth 387 Elifon Eid 511 Eichau 907 Ellikon an dem Rhein 481 520 Elm Eichberg 438 Eiche 795 Elmt 225 Eichholz 816 Elſa , Fl. 953 Eidgenoſſenſdhaft 235 Elle , Fl. 743 Eierland III 122 Elshout 362 Elbloe Eigen 221 390 Elft 57 Eigenthal Ema

Regifter. Embrach Embradher Amt Embri Embs

298 Engſtlenbrunn 298 Engſtlerſee 298 Engſtligen , Fl. 619 Engſtringen 686 Engweil 1 Enferorieb

Pfarre Emiliapolder Emmat , die größere 250, 314 , 466

Enkhuizen Enneda

Enner Umt die kleinere 249. 380 Ennetbüel 124 Ennetbåels Emmeloort 249. Ennetlindt Emmen , Fl. 314 , 380 , 466 , Ens 469 Enſchede

1

359 359 314 543 514 580 114 437 298 589 437 438 124 179 57 380 388.389

194, 386 Df. Enſpyk 469 Entlen , Fl. Emmenholz , 348 Entlibuc Emmenthal Emmeracy 298 Entremont, Zhal 689 Emmersberg 481 478 Epfenhofen 713 Emmeten Eplatures 421 Emmishofen 515 Eppenberg 589 -507 640 Eppishauſen 1 En Co d'Dën Endersdorf 451 4 Epringen 948 532 Erbersdorf 950 Endingen 291 687. Erdbrunft Enfild ) 540 Engadein 640 Erendingen 459 Engadin 640 Ergenzach 442 Engadina ſur punt auta Erget , Fl. 442 642 Ergolz 725 571 Erguel Engelberg 59 Engelen III Erichem 688 A 960 Eringerthal Engelsberg 63 , Eriels 401 Enghuizen 438 Erisweil 347 Engi Engishofen 789 515 Erkelsdorf 712 Erlach 343, 344 Engollon , Engſtlen , Bg. 359 Erlenbad 352 Engſtlenbach 359 Erlig , Fl. 967 Ers

Regifter . 503 69 -387 Ermenfee 503 Ermenringen 387 Ermiſee Ernsdorf 885 959. Eruftdorf 347 Erolzweil Erid 686 Erſingen 365 Erſtfelden 399,400 438 Eſchema 386 , 530 Eſchenbad Eichibacht 386 : * 389 Eldholzmatt Eſclées 374 Eſcupillens 459 Efel, goldene, Bg.. 870, 1904 Eſpendes 459 Effertes 12 374 Eſtavannes 464 Eſtavané 461

Ermatinger Ermel

Eſtavayez le Giloug Eterdhem Etivaz Etten Etringhauſen Ettisipeil Ettismnl Ebel Eulach, Fl. Eule , die, Bg.

Eulenburg Euthal Everdingen Evertes

461 120 ) 354 66 399 384 365 415 ) 311 736 ,

872 9.1 415 60 1.461

Eviena Evillard Evotena Egyenng Eran Enenthal

Fagoing Fahr

+ 961 595 689 бус , 804 390

- 620 543 338 401, 661

Fahrwangen Faido Falera 5615 Falkenberg 920 Faltenhof 51 Falkenſtein 470 1 810 Sauer + Falfowitz 919 1996.901 218 Fallais Falmirowits 919 Falzeina 649 Fauas 649 Fanbay 652 ir 661 Fando 1.687 Fantena Fadug , Faour . 375 Farera 62 188 Farmſum 450 Faruſpurg Farvagnie 461 338 Farwangen Faulner 373 Fauquemont 220 466 Fabernach Faviere 524 Fay 692 1 Fechy 372 298 Febr-Ultorff Fel.

Regifter . Felben Feldbach Feldeď Feldis Seloſperg Fellanden Felſenburg Felſentbor .? Felwen Senas Fenin Fenis Fenneur Fercorey Ferenbalm Ferland Ferrera Ferwerd Ferwerderadeel Feich Feſcoggia Feſtenberg Fettan Feudum Feuerthalen Feuſisberg Fer Fey) Fidris fied Fienz Fieſch Fierderthal Fiez Filifur Finalete Finio Firogum

500) Fiſchbach 684 - Sauer 504,509 ,810 590 Fiſchendorf 835 :: 637 Fichinthal s . 306 620) Fiſterende 817 507 304 Fiſchingen 355 Ffibad 545 727 Fislisbach 539 500 FiBlisbach 538 649 Fivel, Fl. 182 712 Fivelingo 187 344 Flaach 30R, 303 221 Flaachthal 303 589, 590 687 Flagweil 13105 348 Flacque : 856 921 Flåmiſchdorf 62+ Flaſch . : 650 163 Flandern 225 263 Flemm 618 620 7689 Flerdan 567 Fleurier 709 1914 Flero 6 643 Flieland 123 618 Flimbs 1 166 618 300 , 302 Floms 618 409 Flimſerberg 805 374 Flinsberg 374 Flinsberg, Bg. 796 154 Fljueſſen See 648 614 559. Flond 683 622 Flu 682 Flue 533 682 Flüelen 398, 399, 559 646 , 647 637 Flumenthal 469 525 361 Flumns 685 690 FS , Bg . 166. Fogtsdorf 919 Folls

1

Regiſter. Folirart 919 Freudenberg 524 Folmersdorf 907 Freudenfels 409, 506 Font Freudenthal , Herrich. 462 Fontaine 712 959 708 la Fontaine André 1960 Fontana Merla 642 Freudnau 540 Forbenthal 428 , 429 665 Freyberg, Bg. Forcula 661 unterin Fürſtena Forſt 8842 ſtein 878 Forfteck 1308 Freyburg , Cant. 453 Fort Naſſau 57 · St. 456 Fouidies 689 unterm Fürften : Foulonge 218 ſtein 878 Foor 375 Freve Amt 1 307 Fraciſcio 672 Freye faud von Sluis Fraciunt 381 226 665 Freyenbach Fradolf, Fl. 409 Frain 622 Freygericht 505, 582 Francfer 160 Freyhan , Herrid . 844 Franekeradeel 1165 St. 844 Freyſtadt in ?: 788,963 908 Frankenberg Frankenberg am Sgabe Freyſt& otel 963 Frankenſtein Fraſco Fraubrunnen Frauenfeld Frauentayn Frauenkirche Frånential Fraziſch , Schi. Freel, Zhal Frenisberg Frent , Fl. Frenkendorf Freſens Freſin Fretereule

907 901 3569 364 499 864,866

Freywaldau :* Frenwalde fridthal ( * Fribau Fridaueramt Friðlisberg

834 834,948

336 472 472 555 595 948

CiQ 647 Frídliſchwarten 1426 Friedberg

671 666

Friedberg

365 453 451 711 zu

Friedek , Herrfch. St. Friedersdorf

709

am

Friedland Friedrichs-Grå

Dueis

804 · 961 962 867 927 , 978 879,921 920 Frieda

Regiſter .

Friedrich ,Heinrichos

214 Silberhütte 977 Friedrichstabor 913 365 Frienisberg 167 Frieſche Paalen Frieſiiche Gang 168 153 Friesland 308 Friſchenberg 894 , 921 Fröbeln Frómsdorf , 906 824 Froiden 921 Frohnau 658 Frontale 354, 355 Frutingen 354 Frutigthal , 354 Frutingen so Frutweilen 451 Fålinsdorf FünfHerren Lande 109 Fürſtenau 637. 896 635, Schl. 3637, 857 Fürſten : Euguth 900 878 Fürſtenftein 644 Fulbera 472 Fulenbac 665 Fumaroco 665 Fumaroga 661 Furcula Furglen :Firſt, Bg. 483 239,676 Furke , Bg. 648 Furna 661 Fuſine 570 fufio ON 559 Sdange Friedrichs

Fye Fynaart

559 213

Gaaſterland Gabel Gabelberg Gabersdorf Gabia Gabiola Sablau Gablis Gachlingen Gachnang Gadmen Gåberzhauſen Gåchweil Gångbrunnen

167 790 676 974 623 623 878 895 505 409, 505 358 516 591 472 900 Gånſeberg 884 Gårtelsdorf 520 Gåriberg 480 Gailingen 1.11. 495 Gaiß 579 Gaiſſerwald 411 Galgenen z 364 Gal . Galmis 463 483 , 518 Gamor , Bg. 929 Gamgro 686 Gambel 344 Gampelen 530 Gams, DF 530 Herrſche 590 Gaudersſchweil 566 Sandria 649 Ganey 426 Gangolſchwol Gans

Regiſter.

Ganſovent Ganſuhr Ganton Gany Gapinga Garben Gardhowing Gafla Gaſſenzent Gaſtal Gaſter Caſtrach Gatty Gauen

1

4

f

Gauwenſtein Gaw Gebiftorf Geertruidenberg Geervliet Geeſteten Geffen Geicht Geis Geisberg Geißbach Geiſlerwald Gelderland Geldermalſen clberdoord Geldorp Sellekom Sellenau Gemartbrunt Gemert Gemmi , Bg. Semanide Gender , Fl. 4TH, 5 A.

199 Genderen 823 Genderingett 491 Genemuiden 649 Generale Broen 133 Generalitåtslande 823 Geneſtre 929 Geneſtrerio 684 Geneve 531 526 526 526 957 530 337 166 539 96 106 65 201

Genferſee Genff Gennaard Genoiller Gent Gentelbach Gentilino Gentou Georgenberg Georgendorf Gerbibado Gerenthal Gerkesklovſter

388 Geroldsweil 506 Gerra 789 Gerſau 579 Gersdorf 46,222 Gerlsloot 57 Gerzenſee 66 Geſchenen 201 GelenensWipent 57 978 480 201 676 199 200

HIO 66 177 229

194 571 571 713 315 713 164 373 55 359 561 723 946 825 326 682 164 662

543 509 573 908 107 333 400 400 Das Geſenke , Bg. 736,886 Geffelaar 65 Geffenay 353 Geſtel 200 Geſtelenberg 685 Geſtelenburg 685 Geftenen 681

Regiſter.

Geſtilen

427 ! 681 Glarus , Cant. St. i 437 400 Nachbarſch. 647 400 221 Glaſehütte 901 692 220 Glafenau 284 219 Glat, Fl. 582 570 Glattburg 923 Glattfelden 301 965 872 Glaß , Graffch. 971 St. 813, 818 858 908 Glauſche 790 805, Gleinig 810 , 864 Greinit 869 923 907. Gleiwitz Gierifchwalde Giesmannsdorf 882,884 Glenner, Fl. 614 110 Glereffe 343 Gießen 922 181 Glinitz Gjeterent 165 181 Glinſtra Giethoorne 474 Gliwice 923 Gilgenberg 1 372 Globitſdent 825 Gimel 781 824 Glogau , Fürſtent. Gimmer 7851 St. 377 Gingins 1 950 149 Glomning 1 Ginkel 401 Glús 683 Giornico Girbigsdorf 835,836 Glüferbad 678, 683 682 554 Glurigen Giren 683 565 Gins Girone Gismansdorf 803 Gnadenberg 803 417 Gnadenfren 884 Gißweiler Set 13 Gnadenthal 553 Giſtelles 925 570 Gniewoff Glumaglio 563 459 Gnoſca Givifiez w 1 do 94 835 Go Gladisgorb 530 Slårniſch , Bg. 428 , 437 Godingerthal 103 Glaſersdorf 787 Goede Reede 935 sdorf 544 Gopper Glanzenberg 105 437 Goeree Glaris , St. 913 Glarnerland 427, 436 Gornsdorf Soes

Geſtinen Geftiner- Alpen Geul Fl. Geulom Sevio Gewielnit Genersberg Giersberg Gierſchdorf Giersdorf

/

Regiſter. Goes

134 473 553 824 843 199 940

Gorkum 91,108 Gorzom 921 Goſchůz , Herrſch . 913 913 Goslawitz 919 166 Goslinga Gorau 306,587 894 Golberdingen 60 Soſſendorf 484,580 Goſtig Goldach , Fl. 890 408 Gottesberg Goldau 878 Goldbach , Fl. 484 Gotteshausbund 624 Gildene Efel 870 , 904 Gotteehausleute 578 815 Gottlieben Goldenbube 503 Goldmannsdorf 940 Gottſchalkowit 940 Goldzuten , Fl. 380 Gottſchdorf 950 Gollowik 870 Gottſchenhäuslein 509 Sollefchau 957 Gottſtatt 343 Lando . 363 Gollion 372 921 Gouda Onlſchwil 90 Gombs 681 Goude Polder 228 Gomiswald 530 Goudswaard 107 Goud Zee Gonfchiorowitz 923 124 491 Goumoens Sonten 560 Gonter Rood 490 Goumoens la Bitle 560 Gontershauſen 513 Goumoens le Cran 560 Sonten 689. Goumoens le Sur 560 Gooiland 99 Goume, Fl. 74 Goor 866 66 , 179 Gon 166 Graben 301 Goppinga 570 Grabownice Gorderio 840 Gordedio 570 Grabs 441 Gordola 687 567 Gradetſch Gordong 687 670 Gradet Goret 919 Gråben 880 684 711 Gråchen Gorgier 786 Gorichem , Gorirdhem g2 Gradik Sortau 818 877 Grådigberg , Bg.

Gösgen Gösliken Goble Soidinowe Goirle Golaffowitz

588 2

Gråf:

Regiſter .

7

103 567 940 142 868 811 , 818 Gregersdorf 814 572 , 977 Greibnig Grafenort 334 Greifenbahn 835 Grafenried 306 118 Greiffenberg Graft Greiffenberg, 787 Sol. 804 Gramſhús 177 Greiffenfee 304 Gramsberge 637, 804 470 Greiffenftein Grande 566 Greifferſee Grancia 284 372 Greiman 411 Grancy 836 710 Greifin Brand Bayard 375 Grenden 470 , 684 Grandcour 682 360 Grengiolo Grande Eau 535 376 Greplang Grandlac 558 Greßi 374 Grandſon , lands St. is 559 's Grevelduins Kapelle IIL 104 Grandvillard 464 Grevelingen 374 Grezenbach 473 Granges 462 Griers 464 Grangettes 683 Grieebach 481 Oraniola Granſee 392, 516 559 Grieſenberg 521 557 Griefern Gr.fburg 48 , 142 Grafiveil 345 · Grift , FI. Grimbo 709 218 les. Brattes 495 596 Grimmenftein Granbåndnerland Graue Bund 611 Grimſel 356 355 , 676 201, 204 Grimſelberg Grane 99 Grimslen Graveland 356 Il Grindelwald oer 366 , 367 vem ' s Gra ' 3 Gravendaal 221 Grior 361 97 Grifona 660 ' s Gravenhage 883 Graven Hendriks Polder Grifjau 210 Brißier 374 795 , 907 135 Grochwitz 8 Gravenpolder Gravenwaard * 958 *54 Grodiet Gres

Gråffereny Graniten Gran Gråtberg, BD

899 337 949, 950 737.

's Graveſande Graveſano Grdzamo Greb , Fl.

Regiſter.

Grobit Grdpnig Groede Groenewoude Groeningen Groeningerland Groenlo

920 935.936 227

GroßesZantorie Groß- Favernach Groß- Glodersdorf Groß -Glogau Groß Gerais Groß - Gyred Groß : Heizendorf Groß-Hennersdorf Groß- Herlit Groß Såntmiş

952 460 950 785 942 958 787 884 950 865 816

152 185, 203 18 ! 62 979 Grónsdorf 117. Groet Grol 62 l Grplzhauſen 514 Groß- Janowis Gron 868 165, 623 "Groß - Jeferitz 658 185 Groffio Groningen , St. 868 181 Groß Kviegnig Groningerland 820 108 Groß -Roßenau Groot- Ammers 803 166 Groß -Krauſchen Groot -Germana 218 Groß .Rrendel 824 Grootloon 820 118 Groß - Kriechen Groot Schermer 99 Groß- Rungendorf 948 Groſdwitz 817 658 Groß Låswitz Groſetto 658. Gros Mochber 855 Groß , Graub. 880 415 Groß- Mohnau Sow . 864, 823 Groß- Neudorf Groß - Uusker 825 804 Grob.Bargent 890 815 Groß -Neundorf Groß-Baudis 840 Groß Nezunkowa 908 Groß- Belmsdorf Noffen 907 Groß855 Großburg ir Groß- Carlowiß 787 891 Groß- Obiſch Groß: Dambroroka. Groß Often 946 790 Groß- Peiskerau 935 804 Groj :Darkowik Groß .Dietrpeil 835 , 385 Groß · Petersdorf 837 919 Groß- Dibern 857 836 Groß - Peterwig Groß - Dobritſch 937 Große . Jungfrauenpolder Groß- Petrowig 936 229 Groß - Piltſch! 230 Groß - Pogel Große Kytuit 824, 895 950 826 Groß-Poblomb Großendorf 588 3

Große

Regiſter . Groß - Pramſen Groß - Rauben Groß -Schnellendorf Groß -Selten Groß-Stadtvorwert

GroßStrelitz Groß.Streng Groß- Linz Groß- Zſchirne Groſſut Groß - Verrekylet Groß - Vorwerk Groß-Waldiſ Groß Mandris Groß-Wangen Groß - Wangern Groß Bierau

927

929 921 835 824 922 804, 895 868 790 , 658 230 768 805 815 472 824 878 869 825 895

Groß-Wilfa Groß Wierſewit Groß - Zauche Groß-ZdUnig 894, 901 Grottenſtein 673 890 Grottgau Grottkau 885 , 890' Grou 165 Groveſtins , 167 925 Grſenzin Grub 494, 580 Ger . 613 791 Grinberg Grünenberg 551 Grünenſtein 521 912 Grünhof Grüningen 305

DP. Grünthal Grüſch Gruffau

2

863 820 649 883

Gråt

Grumbach Gryna Grunau , Sauer Münſterb. Grundorf Gruon

387 166 687 807 907 919 , 687

919 464 464 411 Grypsterke 133 Grysoord 105 Grzegorkowiß 929 Gſteig 353 ben Interlagen 367 Guarda 643 Gubel 435 Gudo 563 524 Gündelhard 469 Günsbeig Güntersdorf 792 Gürmelé 459 882 Güßmannsdorf 503 Gürtingen 557 Guggiéberg Guhlau 786 , 878 Guhrau 789,940 790 Guhren 894 Guhrowing Gula 617 Guldinthal 471 568 Gulino 222 Gulpen 222 FT. Gumbens le Sur 560 Gundetſchweit 304 7 689 Gundis Guns

Gruttſchutz Gruyere Gryers Grynau

Regiſter. Gundiſchweil Gunſchwitz Guntmadingen Guntmaringen Gura Gurdait Gurſchborf Gurtnellen Gufsha Gutborp Gutentag Gutmansdorf Guttanen Gy Gyffers Gyrſpit , Bg. Gysweil Gysweilerſee Gyswyl

Haaften Haag Haagen Haagie Haagide Boſch Haagts Hagt Haamſtede Haarbergen Haarlem Saatert Babelſchwerdt Habendorf Habsburg Habſpurg Hadelberg Hågligen

337 866 481 481 940 895 948 400 , 650 105. 922 885 358 723. 459, 484 420 420 420

Håndſchiken Hannau Haeren Hårtler Hatzingen Håuferen Håzingen Hage Hagenweil Hageſtein Hahnwald Halbap Halbendorf Halbzeisdorf Haldenſtein Hallum Hallweil Hallweiler Bee Salſaf Halſteren Halt Halveampt Halwylerſee Samisfels Hammer

338 590 221

517 438 513 438 209 505 109 , 150 878 836 891 836 673 : 163 338 338 66 213 854, 187. 3 :7 508

57 97 63 209 843,895 , 919 98 795 907 Sammer- Vorwerk 359 132 Handeck 571 138 Hanenberg 179 178 Hangeloo 836 Si Hansdorf 203 52 Kaps 976 Hard 517 299 885, 868. das Hard 177 362, 390 Hardenberg 68 362, 390 Harderwyk 689 516 Haremence 199 , 206 553 Haren Har 864 $

Regiſter. 104 Hautevitte Baringotiet 368, 463 161 Sabelter - Ao , Fl 171, Harlingen 818 191 Harpersdorf Hartau 60 807, 884,908 Habendy 544 Sayn 818 Hartenſtein 818 Hartwerd .. ' 166 Haynau Hafenau 853 Hazaartswoude IOI 344 Hedel Haſenburg 57 III Kaſenmait, Bg. 470 Gedikhuizen 308 Haſenſprung 637 Hedingen 166 167 Breg Habke 154 Haskerland 167 Heegerſee Haste 494,389 Heel 57 100 Hasli 346 Heemſtede Hasli im Boden 358 Beemze 177 Hasli im Weißland 355 Heenvliet 105 218 Hasli in dem Grunde' 358 Bees 66 baffelt B Heerenberg 177 482 's Heerendy ІІО Haßlach Haßlen 438,496 ' 8 Heeren - foe 69 168 509 Beerenveen Haßloo 935 Heerewarden Hatich 57 121 Hattem 69 HeersHuigenwaara Hatten "1,4 515 Jansland 139 426 Heerle 220 Hattweil 52, 201, 218 Faslach 957 Hees JIO 505 , 514 Heesbeen Haubtweil Hauenſtein , Gebi 56 452 Heefſelt Hauffen , Appenze 495- Herdwyk 152 , 201 5'5 853 Heffenhauſen Hauffen , Bresl. Haule 168 Seffenhofen 505 ; 472 19 Hausberg , Bg. 807 Hegendorf 1 Hausdorf 835 Heggenſchweil 579 Hauſen 299 , 304 $ 16, 526 Hegi 866 Haus im Buld 98 Heide 103, 209 306 980 ter Heide Haußdorf Hautcreft 177373 Heided 392, 554 551 Bauteriye 469 Heidecker See Beis

1

1

Regiſter .

Heidelberg Heiden Heikoop

on 516 Fotos 495. 109 311 Heiligenberg 505 Seikgen -Rreuz $ 835 Heiligenſee * 189 le Heiliger 463 Heilig That 116 Heilo Heimans - Weterings . 100 ! 148. Heimenberg Heimenlachen Ort 516 345,346 Heimisweil 802, 817 Heinersdorf 209 Seininge 213 Deiningen 906. Heinrichau 843 Heinrichsdorf 907 Heinrichswalde Heinzenberg 620 Heinzendorf. 788 , 906 , 959 , 961 545 Heiterſperg 106 Hekelingen 179 Heteren TIL Hekeſen Helbersdorf 921 117 Helber Helderen 17 Helfeníchweil 589 177 Hellendoorn 1 : 299 Helligau 57 Hellum i 200 Helmond Helpen 786 513 Heltſchwn! Helvetien 172237 Helybetſluis 105

Hemberg Hemelum Hemelumer

587, 588 167 Divepheert : 166

Hemmema Hemmen Hemmenhofen Hemmenthal Hemmishofen .. Hengelo Hengeten , Big , Hengſtdyk þennaard Hennarberabeel

166

509 1481 ZIL 63 484 230 166 166

590, Hennau Hennersdorf 885 854 Henningsdorf Henrichau op 906 480 Herblingen s ? 507 , Herberen 542 Herdern . 492 Herginis Au 385, 421 Hergisweil Hergottswald 390 Heriſau 492 Herkinge 105 Herliberg 295 218 Hermal bermannsdorf 802, 803 554 Hermanſchweil Hermatſchweil - 554 Hermbſtadt 948 Hermenges 375 Hermitage 413 Hermsdorf 809 , 818, 835, 836,865,884 2015 Herpen III Herpt S88 5 Hers

Regiſter .

Herren Au 492 Heydederſee Hérrenberg 441. Heydenried 787. Heyenoord Herrendorf 505 Heyle Herrenhof Herren -Lauerfit 825 Hermeuberg Serren -Motſchelnik 824 Hiccin Herrenrühti 1.1 554 pierde Herrenſtadt : ;379.824. Hiern Sperrgiswald 390 Higtum 390 Hit Herrgottswald Herrndorf 787 Sildſching... " Herten 11° 508 Hilfikon ' s Hertogenburch 197 Hilterfingen Hertogenrade " 221. Hilvarenbeet Hertwigswalde 835 Hilverſum Derpeld 65 Himmelberg, Bg. Perwaarden 57 Himmelwig 57 Hindelbart Herwynen Herzmanig 957 Hindelopen Herzogenbuchſee 340 Kinlopen Herzogenbuſch 197 Hinterbúel 803 Hinter dem Zobel Herzozowaldau 908 Hinterdorf Herzogswalde 504 Hinterforſt Heroidhofen Heſenrühti 513 Hintergroß het Bilt 166 Hinweil het Huis te Britten Jor Hireboden ber Pampus 75 Hirſchberg het Stermeir 118 Hirſchberger Rood 312 Hirſchfelde Hettlingen bet ♡ 75 Hirtendorf 217 Mirzel Heukelom Heutelum 108 Hitrert Heumen 53 Hißtild euſcheune, Bg . 979 Hiktird Heusden , St. ... 96 Hnoynid Amt 110 Hodobaudwig Hendau .*** 881 Hochbauſchwitz

380 459 63 327 148 934 68 56 166 110 934 552 350 199 99 904 923 334 163 163 552 579 926 520 415 306 355 806 491 836 791 290 106 550 550 957 826 895 Sodos

Regiſter.

Hody: Beltſch Hodidorf Hochgericht Kloſter

825

Hohen -Landenberg Hohenrein Hohen :Rhåtien Hohen -Sar Hohen : Zhengen Hohen Trims

299 386 637 $ 308 545 168

Hohenwaldau

807

386 Hohe Sentis , Bg. 484 647. Holderbank 338 , 47 648 Holee 449 71 884 Holland Hjod ), Helmsdorf Hoch - Invalta 636 Holandia 104 Hochkirch 787 Hollands Diep 517 ter Hollenſchanze 194 Hochſtraß Hochſten Alpen 241 Hollum 169 335 Holſtein 805 Höchſtetten 934 Hodricht 786 Holtſchin SOE Hoedekenskerkę 135 Holunderey 164 Höfe am Zdricher Tee .408 Holwerd 222 Hoel 231 Holget 426 55 Holzhäuſeren Hoekenburg de Hoekſche Waard 364 106 Holzſtatt 1453 292 Homberg Göng 306 Hörnlein , Bg. 507 Hombrechtikon Hoeve 453 Hombu 213 rg Ger . 589 71 Hoevelaken 55 Hof, der rothe 951 Hoinoet 10 228 Hond , Fl. ter Hofſtede 117 187 Fondsboſch Hogeland 901 II Honig Hoge Zwaluwe Hobe Kaften , By 483 Honteniſſe 230 213 Hohe Meßmer , Bg. 484 Hoogerheiden 186 795 Hoogezand Hohenborau 103 882 Hoondslaarbyk Hoben Friedeberg 554 Hoören Diep , Fl. 191 hobenfurren 187 Hohen - Giersdorf 877 Hoorhuizen 122 Hoben Ham , Bg. 493 Hoorn , DF. 31.8.0 310 113 St. Hohenflingen

Hoorn op ter Schelling 123 Horgen 290 836 Horlig 501 Horn 167 ter Sporne Horffen

Regiſter.

54 Hnninga 189 Horffen 182 149 Hunſe , $ 1 ter Horſt 389 , 390, Hunſingo 187 Horno 306 Holchiallowiß 935 Şurden 1 3. "T: 403 Huſen 308 Hoſpital Þoupertingen 867 218 Huffine 150 uſum Houten 163 950 Huttiton Hrabin 540 979 Huttweil Hradet 347 Hradet 950 Butiken 305 Hubberg 517 Buybergen 213 123 Hübrobburg 684 Dopolitusbof Hühnern 825 Hälftenſdanza 451 3. 164 Saanum 436 Hůrenberg 300 Jaarsveld Huntwangen 108 956 Hüttenberg, Bgm : 904 Jablunka Hürrenſchweil 505 , 582 Fablunkau 956 Hütterſee 284 Jablunkauer Schanze 957 510 Zaborowik 3 925 Hüttlingen 509 Jacobôdorf Hüttweilen 824 Huisduinen 117 Jägerndorf, Fürſtent. IOI Huis te Britten 930 , 932 Hujs van Berpuw 163 864 Huizen 95 ! 99 179 Fafel 853 Hulsbete 835 Hulit 229 Fänkendorf 853 229 Fånkwik Hulſter-Umt 881 Hultchin 934 Fårifchau .. bumalda 853,856 164 Jaſchkendorf 786 814 Såtidau Dummel , DF. 866 978 Saßdorf Sol Duinmelo 63 Sahnsdorferberg 737 Hummelwald Sakobskırdy ..... 588 787 Hundsfeld 902 Samte 921 bundspaß 1 835 ..790 Irinnita Hundsſteta , B92 484 Iankomis 929 Hundmeil 492 Fanuſchkowi 923 Jar

Regiſter:

924 Start 516 Sariſchau 923 Flleng 7 460 Salchiona 595,728 870. Sufingen Faſchkowitz 407 926 Fugau Saffen 941 Ilighauſeu . 514 Saſtrzomb 460 544 Slingen Satzen 298 858 Ilnader Amt Fauchendorf 120 am Fauer, Fürſtent. 795 Ilpend 801 Slzach 695 St. 948 Im Zellen 355 Jauernik 569 Jauerſde Waſſer , Fr. 799 Indemini 460 In der Aue 643 Faun 7 Ingenboui 40 407 Sberg 598 , 640 165 Sun , Fl. Soaard 165 Innweil 386 daarderabeel 166 Ins 344 Sojega 941 Interladen 366 Sedlomnit 366 334 Interlappen Segiſtorf 568 215 Entragna Seker , Fl. 948 855 Fohannesberg Fellin 919 Johnsbach 907 Selloma 163 Johnsdorf 863 Selfim 344 Jolimont , Bg. 894 Feltrich 309, 533 923 Jonen Femelnika 941 Joven , Fl. 533 femielin 836 Jonowitz 896 Seinlin Fonſchweil 649 589, 590 Senatz 650 Sorat , Bg. 318 Senning 936 Jordánömühle 869 Sernau d 166 865 Fotwer n Geſche gor 815 Foldunne Geſchikendorf 789 de four, See 376 eftersheim oef 123 lsh Ipe 473 al Sfenth 373 Frayna 4 56 rten Sffe 1 59 Fl. , Fren 622 n aje Sgelod 299 636 , Frgel Bg. Igis 401 614 Irnis Slang 894 694 Frrronoch 1 Sram

Regiſter.

198, 227 Flabelle Sabellen :Schanzen 198 1 799 Sfer , Fl. Sierwieſe, Bg. * 796 399 Frenthal 371, 372 4 515 671 Iſola 666 Iſolaccia 563 Slone 567 Sileo 957 Strona 513 Sftigkofen 470 Sten , Bg. 221 Itteren 30g Sttingen 821 Juferitz, Fl. 228 Sufferſchans 625 Sulierberg gor berg Julius Jungfrau , Bg. 366 Jungfrauen Polder 229 317 , 448 , Sura , Geb. 470 Curat , Bg. 317 Surten , Bg. 318 722, 723 151 Sutphaas 691 Suviana 373 Iverdun Isle Silikon

R.

Halbsdorf Radier Radzand Kämpelent Kåndſden Kåpfnada

895 , 903 1,22r 228 531 789 290

Kåftris Rahm Kaingen Kaiſerſtuhl Kaiſerswaldau Kaiſerswalde Kalantsoog Kalchrein Kalcheren

:-615 425 789 420, 542 819 810 117 510 gro 521 Kaldhofen Kalfvenne 213 Kalkay 890 Kallowsky 901 Kalkreuth 835 Kalleren 552 Kalnach 34+ Kaltbrunn 529 , 878 Kaltbrunn , Fl. 573 Kaltbrunnen 409 Kaltenbad , Fl. 821 936 Kaltenhauſen 893,924 Kaltwaſſer Kalverboſch 50 925 Kamionky 890,959 Kamis 896 Rammendorf Kamp IIZ 175 Kampen Kamper Diep 175 Kamper -Eyland 175 Rakipbeer 130 Ramſerberg 531 Kandel , Fl. 314 Kandelbrůd 355 Kandelſtåg 355 Kander , Fl. 314, 354 354 Kanderthal Ranern 864 Raut

Regiſter. Stant 857 XIII, 152 Kapelle Kapelle in de Langeſtraat Kapelle op den y ffel Karbiſchau

al

i

3

III. 102

921 Karlsberg 795 Karlsthal 952 Karno 951 Karpathiſche Gebirge 736 Karpfenſtein 34 995 Karſche 868 Karſhirt 791 Karwin 957 Karzen 868 Kaſten,der hohe, Bg. 483 Kats : 136 Katſcher 937 Katſchkau 790 Katſchwitz 868 Katwyk op Rhyn IOI

Op Zee 101 an der Maas 203 Katzbach , Flo 800 , 811, X

Kaubergh Kaubig Sauder

Kauffung Kazand Kazes Kazis Reer Keffiten Reffikon Kel Keldery Kelleramt

821 217 908 882 sto 228 626

621 219, 221 515 515 63 69 -308

Remnig Kempa Kempen

NA 810 1919 306 Kempenland 200 Kempraten 533 Konnemerland 100 Kenſchen PogoT Kenſchenhammer 901 Keppel Uw 63 Kerenzen 440 Kerkwyk 57 Kerns 420 Keruwald 416 Kerſtelenbach, Fl. 396 Kervel 63 Kerzers 10 558 Keſſel 201 Keßlich 937 Reßweilen 505 Keſtenholz 472 Reten 138 Ketteneffe 231 Rettré 937 Keßendorf 864 Kienberg 473 Kießlingswalde 977 Ril , Fl. 116 Kilchberg 291 , 337 , 346,

Kilchborf Silchleerau Kilchlindach Miller Kindelsdorf Finsberg Kipper Kirchberg Kirchdorf

451 , 500 333 338 334 66 884 879 836 589 , 590 540,544 Kir;

Regiſter. 440 Klein-Neudorf 863 890 957 Klein Neundorf 787 -218 Klein Obiſch 803 Klein-Seta 866,902 959 937 Klein-Dppa, Fl. Kittelwitz 178 Klein Peterwitz 901 Klaarbergen 950 70 Klein : Petersdorf Klaarenbeet 824,895 165 Klein: Pogel tlaarkamp 855 787 Klein Raffelwik ladau 971 Klein-Rauben 929 Kladzko Klang , Bg. 904 Klein -Rheinfelden 448 649 Klein -Riehen 1..', 450 ilaus Klein -Auster 823 Klein :Sågewik 855 Klein - Baudis 815 Klein -Schnellendorf 921 Klein: Bauſdwik 895 Klein -Schweinern ? 895 Klein : Bielau 878 Klein :Schweinitz 815 Klein Bruſdjewik 835 901 Klein -Selten 824 854 Klein -Stadtvorwert Stleinburg Klein : Dettingen 541 Klein -Strehlitz 926 804 Kleine Jungfrauen Polder Klein : Streng 855 229 Klein ,Sürding 8hg 1230 Klein - Zinz Kleine Sykuit Kleine Santorie 952 Klein -Tſchirne 787 Klein -Gafron 826 Klein -Perrekyker 230 Klein-Glogaur 926 Klein :Vorwerk 786 950 ' Klein -Waltersdorf 884 Klein Herlitz Klein -Húningen 449 Klein :Wandris 815 Klein - Jánowig 816 Klein -Wierau 878 228 Klein :Wierſewis 825 Klein - Kertie Klein -Kniegnis 869 Klein -Zaude. 895 894,901 912 Klein - Zounig Klein - Korel 815,895 820 Klemmerwit Klein -Kotzengu got 824 Klenove KleinsKreydel 908 Klein -Kunzendorf 957 Klento 877 855 Kletidlau Klein Lauden 474 Klettendorf 854 Klein : Lügel Klein ohraut 96: Reberettle 133 KleinNadlib 853 Klingenberg 507 Kline

Kirrenzen Kifelau Rimelt Kirliks Zreben

Minernet

3 7 7

cititerram Frer: 1181

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1

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4 076 ZIC 376 557 376 E B 711 DB 712 , 713 711 411 Mi - Four 7:0 371, 709 + Fées 710, 370 015 38. 469, 470 lis ilieu

Regiſter.

520 , Kreibe 2 Kornberg 819 787 9o Kreidelvis Storſchliß 926 136 , Kreiswitz Kortgene Krelkau 136 906 Kortjyn 791 Krentſch 855 Fortnitz 884 Koſdenewe 895 Kreppelhof 926 844 Kreſchendorf Koſdwig Korel 950 836 , 924 Kreußburg 295 Roſervis 869 Kreuz Koslau 899 Kreuzſchanze 214 824 857 Kreybel Koftenblut 925 Krenkau 855 Koſtenthal 824 Kothe 836 , Kren! 865 gol Kreyſewitz Kotovsky 856 895. 903 Striechen Scotſderke 894 Kriegſtetten 469 Kottwitz 836 Kriens 389, 390 Rotwitz 521 Kotzenauerheyde 820 Krieſern gor Krietern 854 Kokiene Koudum 167 Krimpener: Waard 108 924 Krimpen op de Leck 108 Kozle 341 Firinau 589 Strågligen raibau 868 819. Krippik 976 102 Krótenpfuhl Kralingen 104 Krogurno 919 Krammer 791 Krnon 951 Krampe 816 853 Kroitfch Krampit 854 Kranendonk 201 Królkwik 935 Krombach 516 Kranowiß 99 920 Kronenburg Krappitz 919 919 Kronfte Kraſchior 186 355 Kropwolde Strattigen 884 . Kroſchzinna 919 Krakbade / 937 880 Krotfeld Kraggau 673 880 Krottenſtein Kratzig 334,365 Kruiningen 135 Krauchthal 210 948 Kruisland Krautenwalbe 214 483 Kruisſchanz Kray : Alp , Bg. krum c

Regiſter. Strum : Amt 9 Strumhibel, Bg. Df Krumme Amſtel, Fl . Krunimenau Krummendorf Krummen Wohlau

552 Rurg-Ridenbach 796 Kurzwalde 810 Kuſchel 73 Kutſcheborwiß 588 fluttlau 868 Kyburg dhl. S 823

Krzanowis 919 Krzapfowitz r920 Kſ30- Neundorf 919 Sublis 648 Kullberg , Bg. 904 Kühnau 796 Rúnaft 8og ' 348 Kunitz Stineberg 949 Küpper 791 Rúffer 789 295, 410 Kaznacht 810 Kågelkirche 810 Kúpelloch 925 Kütnisky 2or Kuit , Bar. 203 DF. Kuilenburg , Grafid .. 59 59 Kuinder 180 Quinre 180 Rullunde 844 815 Kummernig Scupit 814 638, 648 Sunters en 866 Kunz Kungendorf 826 , 835. 836,854 , 948, 976 808 Kupferberg 869 Kurtwitz Kurzdorf W. 500

Kykin de Becht Kiykuit

513 959 867 825 786 297 298 177 230

86 64 177 618 L'Abbane de Montérou 371 { ' Abbaye du lac de Jour 376 Labiſchau 974 La Brevine 711 Labſdjütz 804 Lac de Buruet 376 lac d'Etalieres 710 Lac de Gour 376 Lac de Morat 557 376 fac de Roſes fa Chaur d'Etailleres 710 La Chaur de Fonds 712, 713 la Chaur du Milieu 711 Lachen 411 La Combe de Mi : Jour 7:0 fa Côte 371, 709 710 La Côte aur Fées la Coudre 370 Ladůr 015 Låberberg , Bg. 469, 470 lis ett 2 de laag Laar ' t Laar laar

Regiſter . Låberén, Bogter am Låchen Låbn Påbnhaus Långnau Låtſch fåugelbach fafeld Lage Zwaluwe Laghetto di Chiavenna - Lago d'Agno lago di Bedretto

469 302 805 805

540 637 438 218 111 668 567 250

118 Landsdiep Landshut 341 Landskrone 795 Lange 894 190 Langeader :Schanze 205 fangel Langen 790 937 Langenau fangen - Bielau 885 langenbrůd 453, 927 913 Langendorf langen - Etchingen 504 790 Langen: Heinersdorf 804 Langenmark 805 fanginoels 504 fangen -Ridenbach 345 Langenthal 340 fangenthan , Fl. 568 fangenſce Langenſtein 525 Langeral 152 JUI de Langeſtraat 340 Langeten , Fl. 340 fangethann 340 langeton 177 Rangeveklo Lange Waſſer , Fl. 47 gor , 902 Langewieſe 186 Langewoló 647 langmatten 521 Langinoos Langnau 308 , 347 652 Langwiſen Laniet - 925 201 Lantvelt

668. Lago di Chiavenna Lago diPogendro 249,395 Lago di Lugano 566 250 Lago del Pettine 250 Lago della Sella 568 Lago maggiore 894 fahniſch) La Maiſon du Monſicur : 713 506 Lamone La Montre 36r 826 , 908 Pampersdorf land über der Maas 2:9 e uw r nd 108 So der übe La Land unter der Souwe :) 108 134. Land van terGoes Landau 896 Panded 974 Panderent 708 Landerenca 624 Panderon 708 882 Landeshut Landorf 504 Lanquart, Fl. Landsberg 921 lantik Landſchlacht 508 Lantich

598,647 790 631 Sans

Regiſter.

Fanzada La Part Dieu La Punt Larjago

660 461

Lavigny Lavin

372 643 643 Lavizzara , Thal 570 565 far 682 565 Le Bar 711 Largario $a Ripe 377 Leberberg , Ba. 317 La Riviera di Gambarogno Le Champ du Moulin 709 569 Le Chateau 372 La Sagne 713 Led , F1. 8, 47,92, 141 866. Le Crêt Laſkowitz 463, 723 376 Leend 201 Laffara 947 Reerau LaſTowis 338 891 La wig 109. Pathum 64 Leerſum 150 . La Tour de Peils 368 Leeskens 227 464 Leeuwaarden La Tour de Tréme 159 La Tour la ville 163 464 Leeuwaarderdeel Pau , Fl. 100 907 Leeuwenhoorſt 623 Laubnik 907 Leggia Lauffen 301, 302 Lehmgruben 853 864 Lebner Rood 490 Laugwitz Lauis 566 Lehnhaus 805 fauiferſee 83 566 Leiden Launey 372 Leimbach 338 348 Leimenitz Laupen , lando . 936 St. 449 348 Leimenthal 347 Leipe 921 Lauperfdweil 471 Leippe 906 Lauperſtorf Lauſanne 367 369 Leißingen 315 le lieu Laufannerſee 376 451 le Locle Lauren 713 803 Lauterbach 469 Lemberg Lauterbrunnen 168 367 Remmer 168 Lauwers 154 Lemſterland 408,566 Lendzin Lauwerz 940 Lauwinen 353 354 Leng Laumis 566 Lengnau 342, 540 925 Papertezzo 569 Lenky Lens Itt 3

Regiſter Lens Lenſerberg Lenſetz Lent Lentenach Lentignie Lentſcher Lenz Lenzburg Leobſchůß Leontica Leopoldowitz Le petit Saconer Lepontiſche Alpen Les Les Bawards Les Brenets Leſchnitz Les Clées Pcs Convers Res Grattes LesForris Les Lignieres Les Ponts Lefinit Leffut Les Verrieres Letſchberg Petrcothal Leuber Leubiſch Leubringen Leubus Leuchlingen Leucten Lendt Leuderbad Leufelfingen

438 541 863 210 836 461 513 857, 975 590 877, 880 , 884 337 367 Leuringen femin 978 Lermond 109 Leyfnis 935 689 Leytron Levzin 360 591 Libingen Lichten 992 Lichtenberg 66,891 587 Lidernſteig 673 Lichtenſtein Lichtenvoorde 65 Lichtewerden 961 Liddes 689 166 Lidlum Ste 692 883 Liebau 504 Liebburg Liebeck 337 854 Liebenau , Df. St. 793, 891 Liebenfels 507 804 Liebenthal 450 , 451 Liechftall 232 fieffenshoek 810 Liegniß , Sürftent. Liego

687 leugelbach 687 Leuggeren 925 Leupurch 55 Leur 461 Leuten 461 Leutenach 835 Leutenſchweil 651, 687 Leuthen 337, 378 Leutisburg 936 Leutmansdorf 565 894 feutweil 721. 241 623 710 713 922 374 727 709 962 710 713 922 464 710 685 685 926 863

595 1823 520 902 686 678, 686 453

1

1

Regiſter.

Liegnit , St.

812 582 201 542 187 208 231 201 201 837 *450 108 376 133 ! 159 343 595,596 374 710 571 214 334 312 219

Liegweil Liempo lienheim Liens Liesboſch Lieſe Liefel Lieshout Lieskau Lieſtall Liesveld le lieu Lieve vrouwe Polder Liewerden Ligers Ligerts Lignerolles les Lignieres Ligornetto Lillo Limbach Limberg Limburg Liramat , Fl. Lin Tindau

Linde , Fl. Linden Lindenau Lindenbuſch Lindenham Linge , Fl. die Linnthal Linth , Fl. Lipowetz

Lippen Lipperſchweil Lippersdorf Lira , Fl. Pfle Liſd will Linja Lith Litibach Littau Libenen Livinen Livinerthal Lobendau Lebenſtein Lobris Locarnerſee Locarno Codem Amt Locle Lobano Lobrino Lsben

795 509 884 668 , 671 371, 372 817 854 201 544 389 400 400 400 819 951 802 568 568 62

64 . 713 570 564 864 805 249, 284, Löhr 481 314 , 534 Löhningen 579 225 kömenſchweil 789 Loenen ! 70 , 99 171 Löntſch , Fl. 429,439 95 863 Loepeſtein 864 884, 891 Löwen 615 815 Löwenberg Sauer 803 426 804 47.74 Löwenthal 623 todte 52 logigno 743 , 845 , 438 Lobe , Fl. 859 , 869 429, 438 480 958 Colin Lohny Itt 4

1

Regiſter. Lohny Pombrais Pomnis Lomniß , DF. Fl. Lon Longanizza Lonkau

Lonnay Lonza , Fl. Lonzet Loo foon op Zand loob Loosdrecht Loosduinen Lopagno Lopen - Diep Lopit Lopiker Waard Lopperſum Loret , Fl. forzendorf Loſanne Restau Lorone Loßdorf Loffen Loflan Poſtalla Loſtorf Lotigna Low Lozweil Pubensli Lublenes Lublian

925 622 508 819 800 621 622 940 , 963 372 685 923 70 199 199

835 99 103 567 182 152

Lubliniß Luboſchůt Lubow Lucca Lucens Lucern , Cant. St. rſee Lucerne Lucernone Lud)ſingen Ludmanier , Bg. Luczka ludiano

Ludlingen Ludwigsdorf fú Lubau Lútoben fuben

108 , 152 188 422 803, 896 369 857 568 980 ' 865 944 623 473 565 569

lůbenau Lúbenthal Lúbichi Lúbjen Cuter Lúageren Lúrlibad fuero ! fúích Lüßlingen fürgern Lütisburg Lütkeren Lütke:Wouwbe

340, 345 922 922

Lútſchenen , Sl. Lützelflub Lůzelau

919

Lugagia

922 919 929 973 374 379 383 380 569 438 249 . 612 963 565 387 804,880 644 833 825 819 857 804 936 837 659 541 629 659 387 468 -541 590 541 164 367 346 391, 533 567 fus

Regiſter . Lugano

Luggaris Luggarus , Lando. Lugnet Lugnetzerthal Lugnore Luino Lufau Lungern Lungernſee Punhoſt Lunthofen Yunteren Lupfingen Luftdorf

Luſtry Luthern Lutri Lutróthe Luzenberg Luvinerthal Luzein Lazelau Lunden

Mr. maalſtede Maarſen Maarwieß , Bg . Maas , Fl. Maas-Bommel

566 568

568 622 622 558 563 950 420 417 66 309 69 452 504, 510

371 385 371 836 495 667 649 391 55

135. 151 484 9.47 54 225 Maasbraadit Maaddant 106 Maashees 203 Maasland 104, 201 Maasland-Gluis 104

Maas :Sluis Maaſtricht Waal Mache Maderen Made Maderen yadeſimo Madismnl . Madonna di Waldo Madre , Thal Maoris Madulain Målriſche Gebirge Männedorf Mårſtetten

104 214 53 595 206 JIL 676 671 341 413 66 638 643 786 296 516 Maeſtricht 214 Måtteudorf 504, 510 Magadino 509 Magdenau 589, 590 Magganaberg 685 Maggia , FI . 570 666 Maglia Vaccha Meglingen 595 Maina 669 687 . Maira , Fl . 598, 668 Mairengo 401 la Maiſon dů Monſieur 713 Makkum 166 Maladers 652 Málagni 723 Malans 650 Malden 53 659 Malenkerthal 660 Malging Maliaſo 567 Mas Itt 5

Regiſter. 901 Maliau 919 Maline 652 Malir 854 Mallwitz 598 Maller , Fl. 598 Mallerð , Fl. 791 Malmis ? i Malogen Malpana, Fl. 015 855 Maljen Salters 722 Malva 565 Malvaglia 517 Mammertshofen 507 anmren 336 Manbad ) 855 Mandelau 865, 913 Mangſdůl 950 Mantendorf Mann , der alte , Bg. 484 503 Mannenbach 567 Manno 484 Manns , Bg . 663 Mantello 389, 521 Sarbach 461 Marcene 410 March Maren 186 , 201 869 Margsdorf 520 Naria Hilfe 475 Mariaſtein 491 Maria zum Schnee

Marienburg Mariendaal Mariengaarde Marienpolder Marienwaard Mark, Fl.

160 70 164 210 58 206

Markelo Marken Marken binnen Marken buiten Marlie Marmans Marmels

Marne Marnens Homes Maroggio Marquartowitz Mars de Mars Maricomis Marsdiep

Martegny Martigny Martinach Marrdorf Mafar Maſchkowiß Maſchwanden Maſein Mafie Mafinerthaal Major Maſſans Maffonens Maſtbord Maſtenbroek

179 124 118 124 459 375 638 638 187 375 373 567 935 204 150 866 117 693 693 692 878 622

890 308 620 688 663 623 629 461 208 178 688 Maſy Matran 459 438,684 Matt Matta di Pebenale 640 684 Matterthal 621 Matton

Matts

Regiſter. Måttweil Mat Matzdorf Matzendorf Mauenſee SNauer Minurit Mauriffen Manenfeld

Maynthal Mazingen Náz30 Mechau Mechelen Mechnik Mechwitz Medea Medenblick Medels Medelſerthal Medeveld Medzibohr Meeliſchen Neenen Meerkert Dieerſen Meerveld Meeſtorf Megen Meggen Dejenbach , FL. Meiermont Meifridsdorf Meilen

516 658 869,959 472 388 304 55 622 649 570 505 658

913 218 925 866. 563 115 617 , 622 617 194 gor 365 232 109 220 65 541 206 391 396 55 907

296 55 Meinderswork 727 perg Meiniſ Meir bezuiden Wieringen 123

Meiſterfdwanden Melchnau Melden Meleſchwitz Melide Meliskerke Meliszand Mellano , Mellendorf Melling Mellingen Mello

338 341 974 894 566 133 J05 567 885 977 555 663 835 Mellowiß Melojen 625 Mels 525 867 Meltheuer 474 Meltingen 115 Memelik 165 Nenaldum 163 Menaldumadeel 670 Menarolo Mendris 570 , 571 Menkeweer 187 177 Mennigeslave Meinufio 568 385 Menjau Menzigen 425 Menzingen 410, 425 Meuzonio 570 Meppel 194 668 Mera , Fl. 567 Merede 685 Mierel 222 Mergenraede 1 Neriſchwanden 387 480 Dierißhauſen 112 , 206 Merk , Fl. 558 Merlach Merwe,

Kegiſter 9.91 Meyringer 359 107 Mezerlen 476 371 977 Mezery 567 810 , 880, Mezonico 913, 974 midalkowitz 917 864 Merzdorf im Priebufiſchen Michelau 819 , 853, 836 Michelsdorf 894 im Saganiſchen 837 Michelwiß 864 , 865, 670 Mere 894 468 Michwitz Meren 974 186 468 Middagſter Meffen 70 Middagten Meßmer , der hohe , Bg. 484 Middelburg 128, 227 187 691 Middelſtum Meſſanger 57 Midsland 123 Meteren Mett 343,595 Midwolde 189 366 Mie Mettenberg , Bg. 373 Mettlau 896 Miedzna 940 513 Mierlo 201 Mettlen re Mettmen -Hasle 462 294 Mignie 308 Mitolow Mettmenſtetten 940 893 Meudon 710 Mikult ſchüß I10 Milden Meuwen 374 Mex 560 Milezze , Fl. 568 374 , 462 Mili Merieres 567 660 Milirolo 109, 11 Miery Meyenberg 548, 549 Militíd , Herrſch. 838 840 St. Meyenfeld 649 400 Millowiß Menenthal 925 866 Minfern Meyenwangerbach , Fl. 678 Minnertsgaa 166 Meyers: Capelli 426 Mirkau 902 622 391 Miſar Meyers -Cappel 844 Menert 152 Mislawiß 940 Meykirchen 365 Mislowitz 622, 623 570 Miſor Mennthal 623 558 Miforerthal Meyrie Mita Merwe, Fl. Nerwede Merzberg Merzdorf

regiſter. Nitrodi Mittel -Arusdorf Mittel: Bludowig

437 Mobrau 961 868 Moiſin 723 957 Mofraut 940 Mitteltipper 836 Mokrolaſe 950 Mittelmarks 410 Molebeek , 1. 67. Mellendorf Mitrel 836 Mofens 372 Mittelsappa 886,959 Molezon , Bg. 464 Mittel- Schlatt 512 la Moliere 462 Sdireibendor f 868 Molina Mittel 563, 666 Moltenhaus Mittelſteine 5 979 810 Mittelwalde , Glatz 977 Molkweren 167 Mittelwalde , Dels goi Nollis 439 Mittler - Ornsberg *** + 508 Mots 525 Mittler : Gyrſperg 516 Molivits 863 Mlictích 826 Mombreloz 461 Moclou 461 Momper de Davetích 616 Modenheim 693 Momper de Medelo 616 Moderitz Monaggio 789 567. Modlau 303 Monia Modzenome 723 gol Monnetezy! 164 Monch - Altorf 306 Monnifendant 115 Mönchen -Buchſee 366 Monnifhuizen 70 Móerone 112 Monnikshave 177 Mdrell 685 Nons 638 Woer : Geſtel 199 Monſar 622 Moerſchans 230 Monſtein 64 64 6, 7 Mórſdweil 580 Nonſter 135 Móriu 249 , 685 Monſter del Uccello hard Muermoud 138 612 & Moermont 212 Montagna 660 Mörſpurg 312 Montagnia 620 Moerſtraten Montagnie 213 Montag nola 461 Moefa , Fl. 561, 598 567 Mátrich 817 Montagny 461 Mogelsberg 590 ' . Montagny le Corboz 559 Mogheno 570 Montagny les Monts Mogno 570 461 Mogwis 890. Montalcher ZIL Mons

*

I Regiſter. 950 661 661 Mont de Dieffe 571 Monte Brugello 571 Morbio di Sopra Monte Caraíſo 563 Morbio di Sotto 571 o rc 7 Mo 56 567 o Montecchi 967 461 Morell, Fli Montenach Monte de Sett 625 Morens 461 462 249, Moret Monte de Uccello 612 Morgarten , an dem 422 217 Morgarten , Bg. 407,422 Montenaken 685 375 Morge Montet 853 691 Morgenau Monter 371 148 , 152, Morges Montfoort 224, 225 Morlens 463 370 Morlot 463 Montheron 691 Morrens 371 Monthey 407 684 ' Morſchach Monti 371 521 Morſee Montiglen 906 376 Moſchwil Mont la Villa 372 Moskoviide Rhebe 122 Nont le grand Mont le vieux 372 Moſogno 3 569 590 521 Mobliugen Montligen Miontmeigni 727 Mofnang 589 , 590 6.47 374 Moſtein Nontprevaire 558 361 Moſtiers la Montre 558 369 Motier Moutroux 372 Motiers 709 Montrichier 464 dů Motte 374 Montſalves 374,710 Moudon 823 SNontſchin 53 Mouldor 374 Moofer Heide 462 102. Mouret I Moord 623 102 Mous , Fl. Moordrecht 505,506 Moutiers dans les Bullies M008 558 218 Wroppertingen 558 930 Moutillier Mora , Fl. a 41 9 ann o Mch 401 aſc Mor 790 967 Mudendorf Morawa, 81. Vůblo

Montay Montbovont

691 464 343

Morawin Morbegno Morben

Regiſter. Mühlbach Mühlden ühlgaſt Mühlhauſen Múblin Mührengaſſe Müllebrunn Müdibach Müllheim Mütliberg Målinen Mall Rúti Múmlioweit

793, 835 , 901 895 694 638 , 890 573 513 504

234, 349. 355. 591 471 Münch -Affeltrangen 508 Münch Braunau 790 Münchenſtein 447, 448 Münchenweiler ,... 349 , 558 Månkwitz 825 Můnot 478 Münſinger 335 Månſter 386 , 644. 681 Múufterberg , Fürſtenth . 903 St. 906 Münſterlingen 508 Münſterthal 643 . Mürli , Bg . 484 i Nueſa , Fl. 561 Mugena 567 Maggio 571, Muhrait 881 Muiden 94. 99 Muiderberg Mulliclia 567 439 Mullis Mund 084 614 Mundaun , Bg.

Mundſchütz 823 Munzach 4513 Muotha 407 Mucthathal 407 Mura 515, 692 Muralto 568 Muren 516 Murg 1529 Muri 333 , 549, 550 . Murl, Fl. 497 Murkath :Hof 481 Murten , landu. 557 St. 558 Murterſee 317, 557 Muſſel-Ha , $ 1191 Mutru 369 Mutten 407 Nuttens 448 Muttenthal 407 Mußkirden 929 Muzzano 567 Mybrecht, die krumme, Fi. 142 Mydrecht, Df. 152 Mye , Fl. 142 Myftair 644

Naaldwyl Naarden Nackel Nadlen , Bg. Nåfelt Nävels Nahrten Naklo Nambolau Namen

103 93 919 366 439 439 790 919 858 230 Mams,

1

Regiſter.

795 Neu : Bilabe Neobrunn 305. 507 Neuburg Neuchatel 707 Neudet 947, 974 Nafedél Neudorf , Goſchůs 914 Naters Leobid . 936 149 iſch Nafw 814. Liegn. Naumburg am Bober 834 818 Naumburg am Queis S02 ucera 387 688 Nar Meum. 896 589 Nederthal 919 Appeln 65 Nede Suhlau 844 Neder Undel 110 . Wartenb . 913 218 Mederlem 824 . Wohlau 96 Neder . Heudbett 895 56 Neder :Ynen am Grågberge 65 Nee 818 52 Neerborch ge am Renwe 5 7 Neer: Hemert 818 567 Neggio örfel an der Lidirne 790 Neud Nebrſchůs 835 464 Nerique ch Mühlba bey Neis 889. 835 199 Nemer , Fl. im Saganſchen 199 Nemelaer 836 692 Nenda d ue 2 975 Ba Ne 95 Neplachoidit 976 Nes 164, 167, 169 Neu : Ebersdorf 450 925 Neue Jaus Neſſelwill 884 579, 589 Neuen Nellau g , Fürſtent. 695 nbur Neue 554 Nebleubach Schl. 222 66 Netterren St. 707 438 Nettſtal Neu -Ultmansdorf go6 . Neuenburgerſee 316 , 373, 627 Neu : Ant 293 472 509 Neuendorf NeusAndini 472 Neuened 331 Neu : Bechburg 349 106 Neuenegg Neu Beierland Neuens

Namsiau Namur Nardermeer Nartau

858 232 99 790 935 683

$

Regiſter. Neuenſtadt Neuſtadt, Oppel 925 724 Neue Scanze 190 Neuſtädtel 789, 975 Neu Steinowiß Neue Schauenburgerbad 973 -448 Neuſtift 936 . 588 Neue Vecht, Fl. 176 Neu: Toggenburg Neufchatel 707 Neu -Zong 105 Neu Falkenſtein 471" Neuveville 1724 Neu Grochwitz 795 Neuville 350 790 Reuvormerk Neuguty 286 , 835 ) Neubammer 8351 894 Neutaus 835 Neuwalde 836 Neuhauſen 481 Neu: Waltersdorf 977 Neu - Heyde 973 Neuweilen 514 Neuhof 906 Neu- Weiſtris 976 , 978 906 Neu -Wilmsdorf 973,974 Neu - Karlsdorf 481 Neurs Reulilch 373 Reukirch 386,481, 935 Neu-Zechsdorf - 950 810 Newis Neukirch, Sauer. 373 886 Neuklepen 836 , 837 Neyß , Fl. 885 Fürſtenth. 99 Neu - Loosdrecht St. Neu - Lublik 950 889 743 , 859 853,856' Neyße, Fl. Neumarkt 886,904,915, 967 Neundorf 919 Neunfortt die wütende , Fl. 511 890 Neunz 799 , 811

Neu - Rapperſchweil Neu - Regensberg Neu - Reichenau Neurode goi ,

532 200 884 980

788 Neuſalz 588 Neu St. Johann Neufchloß , Herrſch. 804 843 Schi. ter Neuſe 231 636 Neu. Sing Neuforge 900, 937 Neuſtadt , Bresi. 849 4 Ch 5A .

893 835 814 921 420 342, 343 290 516 484 Nideri , Bg. Niedet 957 Nieder: Affholterent 293 Nieder-Alchiſtorf 365

Nidarn Nidelſomiebe Nidelſtadt Nidoline Nid , Zhal Nidau Nidelbad Niderberg

Uuu

Regiſter.

581

Nieder: Rulm 337 836 818 Nieder: Kunzendorf 824 Niederlande , die vereinigs I ten 348 , 469 Langenau Nieder 572 977 Niederberg Nieder- Berten 555 Nieder- Lerden 791 55 Niederloh 544 Nieder- Betuwe Nieder: Beuthen 793, 795 Nieder - Lunneren 308 Nieder: Bielau 819 Nieder-Mednis 836 340 Nieder:Meilen 296 Nieder- Bipp Nieber : Bludowiß 957 Nieder -Michelau 864 935 Nieder: Mois 804 Nieder : Branit Nieder -Brießnitz 835 Nieder :Neuda 692 Nieder : Buchwald 836 Nieder: Neuforn 511 Nieder - Büren 582 Nieder: Deſch 345 Nieder: Cham 469 426 , Niederpalm gor 957 Nieder - Prieken Nieder: Domaslowitz 837 2 Nieder Reichenau . Nieder : Deutſchland 513 Nieder : Rordorf 545 Nieder: Eidh Nieder- Elgut 869 Nieder-Sdebifchowiß 957 Nieder Eulau 791 Nieder-Schleſien 778 Nieder : Gelderland 46 Nieder:Schwedeldorf 974 685 NiedersSimmenthal 350 Mieder: Geſtelen en Nieder: Geſten 685 Nieder:Steinach 580 Nieder- Geftilen 685 Niederſteine 979 Nieder- Giersdorf 877 Nieder: Stephansdorf 856 Niederglatt 294 , 590 Nieder:Stradam 913 Niedergorb 836 Nieder:Struſa 896 333 Nieber: Sucha Nieder -Gurzelen 957 Nieder : Hallweil 338 Nieder- Tagſtein 620 Niederhartmannsdorf 835 Nieder- Teufen 493 Nieder-Hasle 294 Nieder- Zhalheim 975 957 Nieber : Hausdorf 974 Nieder - Zierliczko Nieder : Handau 957 817 Nieder - Zrzanowik 790 Nieder helfenſchweit 582 ' Nieder , Zſchirngu 544 636 Nieder : Urdorf Nieder - Juvalta 901 Nieder : Urnen 439 Rieder -Korſchlik Nieber - Kreblau 895 · Nieder:Uzweil 589, 590 Nieders Nieder-Undweil Nieder. Au Nieder - Baden Niederbalm

Kegiſter.

Nieber, Beluwe Miederwald Nieder : 20allis Niederweil

69 682 689

Niewerche Niemoonid Niklasdorf

893 , 924 921 948 Nikolai 940 Nilbau 786 Ninbich 837 Nimdau 857 Stimmegen 51, 54 Nimmerſatt 882 Nimptích 868 Nimwegen SI Diſpen 209 438 Nitfuren Nitſchendorf 877 Ndtler egg -57 % Noiraigne 711 620 Nolla , Fl. Nolland 201 Nord:Beveland 135 Noord : Deuringen 179 Noordduk 186 Noorder :Drachten 163 Noorder : Haaks 122

426 , 553, 581 Nieder . Wildgrub 961 Nieder - Woitsdorf 900 Nieder - Zieder 884 Niekarn 924 Niemodlin 920 Nier , Fl. 209 Nierodin 957 Niervaart 96 Nieſenberg 352 Nieznaſchen 925 Nieſtrowitz 893, 924 Niepten gor Nieu - Kruisland 164 Nieuſtad 225 Nieubliet 228 Nieuw Bommene 138 Nieuwburg To3 Nieuwebilt 166 Nieuwendam 119 Noord - Frennemerland Nieuwer - Brug 95 100 , 116 Nieuwerkerk 139 Noordlaren 186 Nieuwerkerk an den Yffel Noord-Welle 138 102. Noordwolde 166 Nieuwerfluis 94 Noordwyk aan Zee 100 Nieuwerbaart 96 buyten Zee 100 213. Noord- Zype Nieuw - Gaſtel 117 Nieuw:Herlaer 199 Norantula 623 Nieuwkert 69 Nordholland 75 , 112 Nieuwkuif 199 Nord -Schermer 118 Nieuwland 133 Nordſee 6 Nieuwpoort 60,95 Noroc 921 Nieuwſtab 60 Nofon , Fl. 376 NieuwsBosniar 140 Noftwig 786 Notre Uuu 2

! Regiſter 1

409 227 Dherbach Da e me Notr Ober-Backen 824 Notre Dame des Champs 8 :3537 462 Dver - Baden 545 Notre Dame des Hermites Ober-Baldingen 334 , 468 413 Sberbalm 480 388 Dber - Bargentina Notweil 567 Ober -Bazenheid 590 ggio andola 825 No ba Rova Mir 661 Ober -Beltſch 2 , 584 57 670 Oberberg Nopáte 309 571 Oberberken no Novazo 360 Dber - Betuwe - 54 Noville 946 571 Ober -Beuthen Mobijano 340 890 Dber- Bipp Nomad 957 425 Ober :Blubomits Nübeim gen r lin 533 -Bol Obe 411 I Nůblen 935 622 Ober -Branik Muffenen 835 187 Ober Vrießnitz 472 Nuis Sberbudſiten 411 836 Nuol aumen ßben Nu 294 Ober - Buchwald 582 n 461 Ober : Büre 46 Nuvilly 3 rg bu 317 Ober rſeeoop 0 ue 66 da Ny Nne - Berk 168 Ober Caſtion 952 167 Ober-Domaslowitz Nye :Haske 452 , 469 177 Oberdorf is Ny e -hu yen 791 167. Dver - Ebersdorf Schott N 611 201 Sbere Bund Ovland 491 51 Oberegg Nymegen 491 373 Oberegger Rood 515 Nyon Ober - Eich 869 Ober - Elgut 0. 484 II Obere Maar , Bg. Obdant 619 424 Dber-Embs Negeri Ober Ober :-Nerlisbach 473 Ober - Endingen 540 , 544 Ober- Affbolterent 293 Ober-Engadin 6,90 907 Ober - Engſtringen 543 Dber- Aiche torff 338 Ober - Alchif 365 Ober - Entfelden 395 Obere Rheinthal 517 Ober :Alp 0 408 Ober : Erendingen 54 Oberart Ober

Regiſter:

386 Dber : Eſchenbach 17,53 506 Ober - Eſchenz Obere Wallis 681 Oberflachs 331 68 [ Dbergeſtelin Geſtilen 686 Ober: att rgl 294, 599 Dbe 926 Dber - Glogau Ober:Goliau 819 Obergösgen 473 Ober Goldach 580 Obergorb 836 Obergrund 948 516 Ober-Gyrſperg 631 Ober : Halbſtein Oberhallau 481 835 Oberhartmannsdorf 294 Ober- Hasle Ober -Haßli 355 Ober-Hanßdorf 974 Ober -Handaú 817 Oberhofen 349, 350 goi Oberjahnsdorf 636 Ober- Juvalta Oberkirch 381 Ober; Kipper 835 , 836 Oberkirch 387, 474, 499, 500 , 529 90 Ober -Rorſchliß Ober -Krehlau 895 Ober-Kunzendorf 836 647 Ober - faret 791 Ober -felchen Ober: liſchma 957 835 Ober-Mednik 296 Ber ::Meilen Ober-Mellendorf 835 Ober -Michelgu 864

588 Ober-Nederthal Ober -Nenda 692 511 Dber: Neuforn Ober -Nußbaumen . 544 Ober :Detweil 544 Dber -Ormont 361 8oF Ober:Poiſchwiß 639 Ober- Porta Döer-Rathen 979 Ober:Retchenau : ' 835, 837 Oberried , Rheinthal 520 301 46 Zürich Obe - Rindal 589, 560 540 Ober-Kordorf 868 Dber Roſen nyit 648 Ober -Sans Dver -Satigny Oberſar Lber:Schebiſchomik Ober-Schlatt Ober-Schlefien Ober -Schmollen Ober : Schneifingen Ober-Schwedeldorf Oberſee Dber Siegwita Ober-Siggenthal Ober : Simmentbal

Ober-Stammheim Oberſteine Ober- Stephansdorf Ober:Stradam Ober: Struſa Ober -Sucha Ober - Leufen Ober- Thalheim Ober Thiemendorf Ober- Zierliczko Uuu 3 .

722 618 957 512 778 goo 540 974 283 804 510 35% 311 979 857 913 896 957 493 974 803 957 Sbera

Regiſter

727. Ober- Tramlingen 957 Ober - Krzanowitz 790 Ober- Lidirne 291,544 Dber:Urdorf 439 Dber Urnent 589 Dber :Uzweil 637 Dber : Vat 69 Ober - Beluwe Dber Wald 681 588 Dber :Wattweil Dberweil 299,309,342 Dber-Moidnicowa --819 900 Dber :Woitsdorf Ober- 23.blen 480 Oberwyl 352 883 Ober-Zieder Pbild : 787 858 Poiſchau Ddab siin 958 792 Ddel , 81. 896 Ddlik 375 Dcre 1375 Dcreſt , 782, 743 Dber, FL 821, 845,859, 896 , 915 , 927 950 942 Oberau 942,959 pdirberg 935 Dderfcb 950 Dorau 150 Ddot 332 and Dechtl 225 Deſenberg Delluiden 826 Dels , Fürſtent. 896 899 Delichen 895

881 640 640 472 354 296 516 297 123 415 514 339 Diftringen 665 Dga 957 Dgrodzona . Dhel-Hermannsdorf 792 Dhlau , Fl. 743 , 845 859,886,904 865 Dhlaugut 906 906 Dolgut 484 Dhrliſpit , B &. Dijen 54 Djik 150 200 Dirſdot Dlbersdorf 906 , JÓL 975 66 Dide 168 bide Berkoop 167 Side Haske Dideinartt 181 Dldenhof 179 , 181 Dlbenmolen 179 178 Didenſaal 367 Dibe-Shoot Diotappel 63 Dlesno 921 Dleyre 375 Dlino 449 DIE

Delfe , DF. Den Deno Denfingen Defa Detifon Declishauſen Detweil Peder Dewthal Differshauſen

Regiſter. Dlivoné Olmo Olne

565 Doft Flieland 123 672 Doft Graftdyk 118 221 Doft-Kappel 133 Dlon 360 Doftmahorn 164 Dlſa , Fl. 953 Doftrum 164 Diſau 942 Doft- Voorn 104 Dlſchowne 914 Doft 106 Dltaſchin 855 Doſt Zaandam 118 Plten 133 472 , 473 Doft-Zouburg Ditingen 348, 451 Dormarſum 178 Ommelanden 186 Splo 203 Ommen ! 177 Oppa , 81. 743 , 886 , Ommeren 55 930 , 959 Ommerſchanze 177 die ſchwarze 886, Dnex 723 959 Onnens Oppawa 559 459, 949 Puruſt 136 Appawie 949 Onſernone 569 Oppeln , Fürſtent. 914 Doſt St. 221 918 nd ela t Doſ : Bev ΙΙΟ 135 Opper -Undel Doſtborg 855 227 Dpperau 164 Dppolie Doſt- Dongerbeel 918 Doſt - Duiveland 139 Dpſterland 167 Doftera I87 22: 0nen 56 Doſterampt 187 Dpzeeland 205 Doſterbierum 166 Pranienſaal 98 Defter - Eems 182 Draniepolder 228 Doftereind 122 Dranjemput 167, 168 Dofterend 166 Drbach 500 Doftergo 157, 163 Drbe , Fl. 373, 697 Doſterhout 209 Landy , 560 123 , 135, Dofterland St, 560 139 Orient 401 165, 194 Drienz Dofterineer 401 Dofter -Schelde, Fl. 9 Driglip 567 Doſter -Schelling 123 Oriſant 136 Doſterveen 177 Ormetingen 451 Dofterwyť 198, 199 Drmont 361 Uuy 4

Regiſter .

940 Dube-Wetering 375 Dude -Winſchoterzyl Dud- Gaſtei 375 375 Dud : Herlaer 689 Dud - Heusden 461 Dudland Drſonnens 636 Dudshoorn Ortenſtein 595 Sud- Vosmar rvin 940 Dulens Drzeiche 230 Dulon Pfleuiffe 819 Dver:Flacque Sfig 303 Dverhage Peingen 743 Sverſchie Oter , Fl. 482 Dverflaag Pfter fingen Pfter -Schelde, SI. 9 Dver -yffel Pſtravice , Fl. 743 Drezanbe Pſtrawice, FL 953, 961 Dwangen 925 Oy Pftroßnitz 104 Dneft Pſtvoorn 864 Sjenort g Otta Ptteland 108 Dttenbad 308 803 Paaslo Ottendorf oo 69 Paczedlut rl Otte 540 Padefoort Ottikon 891 Pdterlingen Ditmachau 923 Pagang Dttmütz 855 Pailly Ottwiß 371 le Paäş bas Duchy 166 le Paio de la Roche Dude Bilt 166 le Païs de Vaud Dudega 135 Palenzerthal Dudelande 213 Palaiſieur Dudenboſch 120 Palagnegro Dudendyt 99,139 Pallasthal Dubertert Duderkerk op den 9ffel Pally 108 Palm 95 Pambio Dudewater

Drauntowik Dron Dron le Chateau Dron la Ville Orfleres

jeg 188 213 199 JIC 210 IOO 140 569 360 105 70 102 231 169 135 506 53 924 III

181 937 66 376 837 374 3 463 367 564 375 568 471

374 469 567 Pams

Regiſter. Pampigni Pampit Panderen Pangel Panir Pannerden Panner Pannen Panthen Panthenau Pantherenz Papenbrill Paqui Paradis Parchau Parchewitz Parchwiß Parit Parpan la Part Dieu Partipan Paſpels Pasquals Pasquier Pafſerkendorf Patſchkau Pattånia Pattag Pauerwik Paulau Paulwitz Paurwit Pauſa , Fl. Pauſe Pauwels Polber Pavelau Pamelke Paplowig

372 Pawlowizky 864 Payerne 55 Pazens 868 Pazzalino 618 Peaboſchke 55 Peccia 369 Pechern 360 Pedenos 820 Pedeſina 819 Pedrinate 560 Peel 198 Peelland 374 Peen 509 Peicherwitz 787 Peil , Fl. 817 Peile 816 Peiſel 803 Peiskermite 651 Peißkretſcham 464 Meiſt 651 Peiſterwitz 637 Peißmits 637 Pendrecht 374 Peney 935 890 673 835 936 864 907 936 907 836 23.0 901 912 940

925 376 164 567 840 570 837 666 662 571 20,0 200 218 894 884 884 616

854 923 652 866 802 71 , 197 721, 722 241 Penniniſche Alpen Pergel 639 Perron 372 Perſingen 53 Perfonico 402 Peſeur 709 Petersdorf 815,836,923 Peterswald 957 Peterswaldaú 836,885 Peterwitz 802 , 908 950 le Petit Saconer 721 Petranowitz 823 963 Petrowig Muus Petrzkoa

Regiſter.

934 Petrzkowig 820 Petſchkendorf Petterlingen 376 Petten 117 Pfäfers 524 Pfäffikon * 387. 409 Pfåfiken 387 Pfaffendorf 856,881,885 Pfaffuady 385 385 Pfaffnau 401 Pfaidt 471 Pfalzthal 375 Prawen Pfeffers 524 524 Pfeffer & bab 409 Pfeffifen Pfeffikerſee 284 , 298 409 Pfeffithon Pfeffikon 298,387 Pflanzberg 517 312 Pfungen 504,510 Pfyn 231 Philippine 671 Pianacio 669 Pianazuola *563 Pianezzo 662 spiantedo 661 Piateda 665 Piatta Piazza 639,665 Piedemonte 669 907 Pielz Pierre pertuig 727 Pierre Port 727 106 Piershill 727 Pieterlen 896 Pietſchen 621 Pignol

Pilatusberg Pilatusſec Pilchowik Pilgersdorf Pilgramsdorf Pilſnit Pinſen Pinren Piodina Piripoumesdorf Pirtwitz Pirl Piſciadella Pitſchen Pittiau Piuri Pigro Placada Plaffarer Plaffanon Plagmit la Plaine Plain Palais Plait Planchettes Plan Contey Plania Planna Plafell Platifer Platta Platten Plesguth Plesna Pleß , Herrſch . St, Pleiſe

381 381 923 936 818 , 820, 940 894 212 804 569 291 974 Siz 640 869 925 672 672 659 460

460 805 373 721 370 713 689 929 929 459 401 617,638 520 906 950 938 940 940 Plej:

Regiſter. Pleffur , Fl.

Plomniß Plurs Poboriſchau Podarche Podleſch Poederoijen Poel

598, 626, 2.652 976 672 925

Pogarell Pogliſche Halt Pohldorf Pohlutſch - Krawarn Pohlniſch Leuthen Pohlniſch Neudorf Pohlniſch Neukirch Pohlniſch -Oſtrau Pohlniſch -Peterwit

840 925

57 116 863 894 896 929 964 855, 906 925 957 906

Polliez Poly le grand Polniſdydorf Polniſchmachen Polniſchſtein

360 560 823 835 866

Polniſch-Weiſtritz Polsbroek

877 108 896 Polsnit 845,874 FI. 819 Polswinkel Pomerswiß 937 802 Pomſen Ponijchowitz 893, 924 Pont 460, 639,643 Pont deMartel 709 Pont la Ville 463 Pontaur 461 Ponte 567 , 569 , 660,

Pohlniſch - Staffelwit 927 Pontella Pohlniſch -Schweinig 894 Pontelien Pohlniſch -Zarnau 795 Ponte Preſa Pohlniſch -Warteuberg 912 Pontirone 940 Ponto Pohlniſch -Weichſel 890 Pontraſina Pohlniſch -Wette 94! Ponts Pohlom Pohruba 950 , 964 Poortvliet Poidrik 837 Popkensburg Poinſhowik 893,924 Popowiß Poitau 974 Poppelau 855 Poppingawier Polanowig Poldendorf 894 Porcell , Porcelle Poleſe , Fled . 564 Porpon 563 Porta Lando . 823 Portein Polgfen Polkmit 786 Port Balay 870 Porza Pollanowitz 402 Poſchiave Pollegio

670 673 673 567 564 660 642 713 140 133 836 919 165 463 650 569 620

692 567 640 Pos

Régifter:

814 209 815 Prinz Heinrichs Polder 1200 925 227 228 PringMorib Polder 842 614, 670 Prinz Wilhelms Polder 6206 227 228 563 865 Prionzo 373 Proborchin 855 818 459 Probfthayn 802 640 Profen 401, 639 823 Prattelen 448 Pronzendorf Prausnitz 802, 804 Proſchau 894 870 Pregaglia 1 639 Proſchlitz Pregel 639 Proskan 919 Preidhau 826 , 895 Proſto 673 371 Protſch 854 Prelly 880 666 Protſchkenhayn Premalio 938 Prokan 908 Prenice , FI, 638 Provence Preſanz 559 Preſtenberg 516 Prſchiederwitz 869 Prettigau , Thal 647 Prlig 855 889 Prudnik ; Preußen , Fort 925 Prevondavguo -462 Prúdnitz , Fl. 915 402 Prez 459,460 . Prugiaſca 787 Prugt Pridemoſt 377 787 Prußka 919 Spridom 925 Przedbororowitz 867 Prieborn Priebus 940 833 Peczona 959 835 Pudlow Priebufiſch Vorwerk Prieſe 895 , 903 950 Pürbiſchau 901 Pully Prieken 371 823 Primay 666 Pulgren Primkenay 791 la Punt 643 Primmikau 791 Punzau 957 567 Princeland 209 Parg

Poferit Poftaert Poftaleſio Poftel Pokenkari Poivisto Pradra Prász Prambfen Prangin Praroinan Prata rató

868 225 660

Prinkendorf Prinſenland Prinsnig

Pur:

1 1

1

1

Regiſter. Puritter Purmerend

Purmerlano , Purmerſtein Purrein , Pur ſchvorwer : 1 Puſchgau Puſchmühl Buſchwitz Puſclav Puſcláverfest, Putten

Þuſchka1, Pyskowice

1.115 , 121 9130, Lif

120 115 620 836 835. *« . 896 855 639, 640

640 6 105 69, 935 923

Rackelsdorf Rackwis

840 901 904 Nadlomig Radolfingen 344 Raguin 950 Raquſchkowity 944894 Radwanit 1855 Radzionkau 4.947. Råtſch 906 Ragliberg 353 Rázuns 619. Raf: 300 Ragas 524 Rameflůh 391 Ranesjes 132 Rammefens 132 peripö 311 Namſen Ramſtein 453 Rancale 5567 Nauces 374 Kande 1931 177 Nanden , Bg . OV 477 Randwyk 55 , Ranſern 853 Napperſchweil 365, 411,

Quadrabitis 441 Quadrabs 441. Quadratis 441 Quadravebes 1 : 6441 slay 878 Qualenau zira rit 786 Qua e t r Qua 1... 529 Quebrunn 802 799, 827 Dueis , Fl. 826 , 895 Queiffen Dudendorf 908 Rappersweit Quinto 401 Raren Quvliid) 835 Raron Duolsdorf 835 , 837 Raſa 1 Raichaut Radein Raamsdonk TIL Kaſchewa Raard 164 Raſchegrund Raaſe 952 Raichwib Raat 906 Raſura Nablos 693 Rathau 924 Kathen , Brieg, Rachowik

531-532 334 685 685 11.567 919. 621 923 908 974 662 862 86 % Nas

Regiſter.

979 Rebetobel 494 788, 907 386 Reichenau 890 Reichenbad), Dorf, Bern . 355 Katibor , Fürftent. 927 Lucern . 387 928 St. ‫نئے‬ Sagan. 836 957 Ratimor 881 344 Katolfingen 927, 928 Reidenberg 409 Rattibor 411 950 Reichenburg Rattlau 380 , 551 894 Reichenſee Rattroit 636 Reichenſeer See 551 Rauch - ſpermont Rauben , Schleſ. 826 Reichenſtein 870 Stift 929 Reichenſteiniſche Gebirge 736 823 Kaudichen 908 Reichenwaldau 964 Raudniß 834 826 Reich Hennersdorf Raudten 53 Reid : Nimmegen 451 Rauh - Eptingen 858, 894 786,894 Reichthal Rauſchwitz 964 921 Reidwalde Kauſke 906 815 Reimann e Rauß ale 133 swa mer 835 Rei n Ranfie 165 Rein 301,336 Rauwerd 795 165 Reinberg Rauwerberabem 870 617 Reinersdorf Rauwiß 978 204 Reinery Ravenſtein 890, 925 205. Reinſchdorf St. 55 Reinsdorf 925 Ravensway 338 Reitnau 616 Raveras 403 Rekten 65 Realp 60 177 Relum Plecteren Rechthalten 0459 Rellingſche Schloß 517 133 *** 836 Remburswaale " Redel 462 t Remon bon Dorfer Redemptie , Dörfer 2j0i 638 Regensberg 292,300 Renen , Renent 726 138 300 ReneTe 836, 974 292, 293 Rengersdorf Regenſtorf 138 570 Neniffe Regge, FL Renos

Rathru , Glak. Rathbauſen Kathmansdorf

3

1

Regiſter. Renon Renſel, Fl. Renswoude Renswouw Repiſdi, Fl.

58

182 152 152 291 855 Repplin Rèpten 947 Reifen 55 Reſſudens 375 Reumen 906 Reuſe , Fl. 697 Reuß , Fl. 250 , 380, 396 , 533 Neuffel 550 Neuri 438 352 ' Reutingen Reyden 384 Reyersdorf 976 Reverskerk 106 480 Kenet 619 Rezůns Rhåtiſche Alpen 241 't Rheenſche Veeni 149. Rhein , Fl. 1 , 47, 141, 248 , 284 , 442, 477 , 533 , 598 der hintere 249 141 der Krümme

Rhenen

147 2507 316 , 677 250 , 316 , Rhone, Fl. 677 Rhoon 107 * 100 Rhynsburg Riaz 8.2 463 Richenſee 55T Richenthal 384 Richtersdorf 923 Richten dweit 306 Riden 339 Ridenbad 387 Rickenbacher Rood 491 Ridderstert 106 Rießnig 864 Riebnit 929 Rieden 544 Riedern 506 Riederwaard 106 RiedidůB 787 Riegersdorf 926 Rieben 450 Riein 615 Riemberg 853 Rieſengebirge 736,796 736, 796 Rieſenkoppe Rhodan , Fl.

der obere 248,396 Rieſenthal der vordere 248, Rietberg 396 Nietweit Rheinau 506 Rifferfdweil Rheinect 521 Rigein Rheinland 100 Rigersdorf Rheinthal 517 Riggenbach 519 Rigiberg , Bg das obere das untere 521 Rikenbady 621 Rilna Rheinwald

895, 903 637,684 345 308 615 958 505 , 582 408 505 689 Rimss

Regiſter.

Mimsweero Ringliken Rinterberg la Ripe . Ripperda Ritgem Mitihen , Schl.

166 544. 367 377 187 133 863 ' 682

Rogoredo Rogwyl Rohms Rohr Rolde Rolle Rolle -Plaat Romainmotier

Mitzigen Rida 3. 567 Romainmouſtier 373. Romanel la Rive 567 Romerswaal Rivera 564 Ronishorner Ger. Riviera, Fleck. 563 Rommengu Landb. la Riviera di Gambarogno Romont 569 Romoos

Rirtel Rizigent Noben Noche Rochefort Roseland Rodenborg Noderſtorf Riberwit Rochlik Blómerichweit

Roei , Fl. Roermonde Rojnig Rötelen Riten Rötenbad ) Rotomunt Rogau Rogelwitz Roggweil Rogno Rogolo

201 682 936 360 709

866 227 476 935 819 386 225

Konigalia Ronledo Ronſtod Roompot Roon Rooſterett Root, Df. Fl. Noovat , FI. Ropla Rordorf Nore

623 341 978 545 194 372 213 376 376 371 133 505 857 462 389 673 569 882 136 71 225 391 380 IIZ

957 540 623 545 232 - Grafico. 936 " Roſdadi 579, 580 542 Roſchlau 942 408 Roſchowig 935 864 347 Roſchůb 354 Roſen 869 908 g07,925 Roſenbad 864 Roſenberg 492 Oppeln . 921 505 521 567 Sol. 493 662 Roſenburg Ros

Regiſter.

209 520

Roſendaal Roſenhaus Roſenbayn Roſenthal Roſiére Roskowitz Rosmierka Rošniontau Moffans Robiniere Roßlen , Bg. RofTorino Roffura Noſtersdorf Roſura Rotberg Rotels Rotenbnrg Rotenflub Roth , D. , Roth , Fl. Rothberg Rothbrinnig Roth Brünnig Roche Hof Rothenbrunn Rothenfirben

866 795, 865 711 870 923 923 375 354 483 569 401 826 401 475 637 385, 386 451 390 493 354 890 818 951 637 856

Rothſchloß Rothree Rothwaſſer Rotkirch Rott , Fl. Rotte , Fl. Rotten, Gl. Rottenſchweil Rotterdam

868 390 948 816 392 74 250 , 677 554 91

4.Th.5 4 .

Rottum Roudekerke

190 133 354 : 70 212

Rougemont † Rouwenberg Rover Roveredo 567 Rovio 567 Rovna 638 Non . 903 Rozande 70 Rozenburg 107 71 Rozendaal 166 Rubaard Rubeere 210 Ruda 893 869, 882 Rudelsdorf 882 Rudelſtadt Ruben 684 Ruderforald 942 Ruperſtåtten 540 Ruderſtetten 555 Rudnik 929 Rudolfsthal 71 % 882 Rudolphsdorf 5 940 Rudoltowi 463 Rue Rückers 1978 836 Rückersdorf Rued 337 Rüden 521 Rüderſchweil 347 481 Růblingen . Rüdlingen am Rhein 481 623 Ruffle 867 Rugersdorf 298 Rügis -Altorff

#re

Någs,

Regiſter.

333 Ruggisberg 346 Ruegrau Růbti 342, 513 294 Rümlang 380 Rümlig , Fl. 294. 453 Rúinlingen 2go Rüſchlikon 250, 314 , Rüß , fl. 380 , 395 , 396, 545

Nußweil Rutten Rum Ruynett Rufthal Rynach Ryp Rylde Roffen Ryswyt

388 218 463 194 370 337 118 426 178 55 / 103, 110 957

392, 550 Rzepitſch Küffect Rüthen 863 Ruiti 306 , 495 S. Rüthiner Rood 490 S.Aagte Ruti 346,521, 549 S.Uagtekerk 556 S. Abundio, Graub. · Rütihof 825 S. Abundio , Luggat. Rüßen 682 S. Adrian Roßigent Rueyre 374, 461 S. Agata Ruhbank 884 S.Agnietenberg . 737 S. Albin Ruheberg 209 S. Andreå Kuigenbil 210 S. Andres t aa pl en Ruig 186 S. Andries Ruigewaard 426 S. Anna Numeltiden Rummelsberg 737 S. Annaberg Rumpelbrunnen 874 S. Anna ter Muiden Sumpt 57 S.Anneland Runters 648 S. Autðnien 520 S. Antoni Ruppau Ruppendorf 835 S. Antonio , Bellenz Graub . Rupperedorf 868 Rupperweil 459 941 S. Antonino Ruptau 615 S. Aubin Ruſchein 722 S. Aubin de Publié Rubin Ruſſo

569

S. Baaffe

203 133 673 569 408 203 176 462 420 426

57 230 922 228 140

648 231 563 623 666 563 711 462 227 6. Bars

Regiſter. S. Barthelemy 560 569 S. Bartholomeo S , Bartenberg 367 6. Bernardo ** 672 S. Bernhardin , Bg. 249, 612 S. Bernhardsberg 241 S. Bernhardsberg , der große 241,675 , 690 S. Bernhardsberg , der fleine 612 S.Blaiſe 709

S. Gerold S. Giacoino

409 616 Gemeine 6727 Thal 670 692 S. Gingoulph 6. Giulio 623 S. Gottardo 666 S. Gotthardsberg , Bg.

239 , 393 227 S. Jacobs Thalmaffer, Fl. 671 448 S. Bonifacius Capel 167 S. Jakob 6. Branchier 670 689 S. Satobi, Thal S. Britio * 496 666 S. Jakobs Kapelle 5. Carlo 181 1 570 S. Fanskamp . Caſſiano 639 S. Jansſteen 230 666 S. Immer S. Catharina cin . 726 S. Catharinenthal 510 S. Immersthal 725 589 5. Cergue 373 S. Johann , allt Graub. 616 S. Coriſcona 450 Neu S. Cbriftophle 374 588 l 364 Johannesinſe 374 S. S. Cierge 673 S. Johanſen S. Croce 1 364 S. Eroir 374 S. Jooft 389 S. Dionyſii 533 S. Joofiland 129, 133 579 624 S. Joſeph S. Domenigo 227 S. Jofeph beym Gånss 5. Donaad 623 brunnen S. Fidele 472 6. Fiden 579 S. Jofepb im Gaiſſerwald S. Gallen , Stadt 591 579 574 S. Kruis Srift 227 133 S Gallen Cappellen 530, S. Laurens 666 S. Leger Gallo 368 S. Georgenbad 975 S. Leonhard 687 737 S. Livre 372 6. Georgenberg 6. Germain 371 S. Lorenzo 659 S. Hiob

Regiſter. 8. Lucienfteig

650 636 S. Lucii S. Maarteno : Porder 313 S. Margaretha 521 449 S. Margarethen S. Maria 623,624 ,644 S.Maria der Engeln 588 S. Maria in der Auw 383 5. Maria Zell am sido 570 tein S. Martensdot 139 688, 712 S. Martin 663 S. Martino 666 S. Martirsbad St. Maurice 690 687 S. Maurice de las 559 S. Mauris 690 S. Maurizen S. Meinradé Celt in dem finſtern Wald 412 386 S. Michaels

S. Petersburg S. Petersfoort S. Peteršinſel S. Petersthal S. Peterbzell S. Philipsland S. Prer S. Roche S. Saphoria S. Servaes

689

215 343 622 587, 588 140 371 666 370 218 353 S. Steffen S. Stevenswaerd 224 S. Sulpitius: Balm 334 370 , 371, 709 S. Sulp 373 6. Surgue S. Cryphon 360 201 S. Udenroy 6. Uiban 385, 393 S. Victor 623 , 723 S. Bepbrat 579 S. Wiborada 579 903 S. Michiel, Schanze 223 Saadewik 231 S. Michiels Oeſtel 199 Saaftingen 642 ' Saas 648 S. Morit 836 849 Saaz S. Morit , Vorſt. 690 Sabeltau 942 S. Morigen 642 Sabor 793 S. Moriyo 569 Sabor am Hammer 792 S. Nazaro 825 S. Neu : Gallen 591 Saborwit 666 Saborzi 893 5. Nicolas 893 Sabrze 475 6. Panthaleon 936 563 Sabrouk S. Paul Sachſeln S. Pelagii Gotteshaus 420 866 , 902, 508 Saderau Gerichte 906 , 914 693 S. Peter 877 S.Peter im Schaufit 652 Sabiſchdorf 867 215 Sågen O. Petersberg Sán

Regiſter.

921 Sårner Saffien 620 , 621 Sagan , Fürſtent. 826 St. 832 615 Sagenz 713 la Sagne 571 Sagno Saillon 689 Saint Martin de Chanoz 374

Satiſch Sakrau Salenſtein Sales Salgeſch Sallau Salland Galorino Saltana, Fl. Salt Bommel

Saltſchůz Salux Salzbrunn Samaden Sambice Samitz Samogo Samolico Sana , FL. Sanct Urban Sandbalm Sandeborſchke Sandegg Sandhaldent Sandhof

de Baud 2 463 978 919 , 925

Sandhåbel Sandinſel Caten , Fl.

2 : 948 850 250, 314 , 454 Lands, und Fleck. 353 353 Sanetſd , Bg. Saphorin 370 652 Sappůn Sardam 118 Sargans , Lanos. 522 St. 523 Sarganſerland 523 620 Sarin 552 Sarmenſtorf Sarnau 869 Sarnen 419 Sarnerſee 1417 Sartig 646 523 Sarunegaunum Sas van Gent 231 684 Saß 687 Saffe Gat 100 Saffenheim 684 Safferthal

517 308 686 793 171, 174 571 683 52 789 638 879 642 Sabinkowig 906 Satigny Defius 819 Sattel 666 Sattler , Bg. 670 Squbsdorf 353 Sauebone 392 Sauerbrunn 395 Sauges 824 Savagnier 507 Savognino 301 Savogno 900 Sawade # r# 3

924 722 -!408 807 948 569 978 711 712 638 673 791

Regiſter.

187 Scheibe 979 637 308 Scheid 864 420 Scheidelwig Sareln 853 420 Scheitnig Sarler : See Saron 689 Sdelde , Fl. 9 950 922 Schellenberg Sborowski 123 Scams 643 ter Schelling Scapfhauſen 479 Schellingwouw 119 nge 787 Sche , 134 die , ff .. n bite Scha 335 894 Schenkenborg Schadegur 54 396 Schenken :Schanze Fl. Sdåchen 525 400 Scherlach Scachenthal 118 Sdjåfler , Bg. 484 Schermer 219 Schermer - Eyland 118 Schaen 118 528 Schermerhorn Sdnis 118 219 Schermer : Meer Schaeren 140 Schafhauſen , Cant. - 476 Scherpeniſſe 71, 168 477 Scherpenzeel 514 Schagen 121 Sherzingen 205 Stait t Scheur 104 98, 102 305 Schevelingen Spalchen 102 687 Schevening Schalen 854 150 Schewoitida Schalkwyt 74 Fl. , Scie 652 Schallfid 835 621 Schiebsdorf Sobamſerthal * 652 Schiedam 92 Scanfigg Sdarans 894 637 Schiedlagwitz 120 Schiedlow 920 Schardam 102 979 Schieland Scharfenece Scharnejoutum Schielkowitz 919 166 Fl. Soiepbeet, 399 170 Schattdorf 769 Schauenburg 448 Schirmonnigkoog Sdauenſtein 649 620 Schierſch 122 894 Schild Schauerwiſ 810 186 Schildau Sday 623 Stbildberg 906 Schebia 190 920 Schille , Fl. Schedliske Schims

Garbert Sar

Regiſter. Sdimmerau Schinznach Sdiodria

895 Sdimitten 651 337, 363 Schmodywiz 86 . 919 Schmoger 858 801 174 Sdmudſeifen Sdipbeek , Fl. 307 Schlabatſchine 1.840 Schnabelberg Sdylaboſchwitz p . 977 840 Schnallenſtein Echlans 615 618 Schnaus Schlatter Rood 496 Soredenbund 582 Schlattingen 512 Schneekoppe 736,796 Schlaup 802 Schneiſingen A 544 Sdlaupe 856,913 Schnellenwalde 926 of Sdylauph 816 Schuottweil 468 3 885 Sdhodnia Schlaupit 918 Sdlawa 338 786 Sdóftland butit Schlawenkite 924 Schimberg 883 808 , 864, Schlegel 980 Schönau Schleitheim 480 927 , 976 Schlenz 844 Schönberg, Schweidn. 883 Schleſien , Herzogt. Schönberg , Zürich . 729 306 868 879 Schönborn , Brieg. Plener , Thal Schleuſe 913 Leobich. 936 Schlewis 615 Sagan : 836 540 Soinbrunn Schlieren 836 , 877 Odling 795 638 Schöneich 936 Schöneicbear 823, 837 Schlögenberg 615 Schönenberg Schlówis , DF. 503 Ger. 613,615 Schönenbühel 490 Schloin 493 786 Sdónengrund Schloßberg 724 Schönenwerd 473 Schlottenborf 907 Seinfeld , Brieg. 893 Glaba * 863 Schlüſſeldorf 977 Schmachtenhayn896 Sauer, 803 908 Sdimarſe , Vorwerk in Schönheide 900 Schönhof 957 530 Schönbolzersweil Schmeriden 505 807 Schonidel Schmiedeberg 959 Schmietſch 927 Schön: šohnedorf 906 XxF 4 Spona

Regiſter. Sdsmoald , Brieg. Schönwald , Wartenb. 907, Schönwalde Schönwit Gdypfland

Scholberg Scholendorf Scholzenberg, Bg. Schomberg dongen Schoonerwoerd Schoonheten Schoonhoven Schoort

Schyooterſchange Schore Scooterland Scoromantt Schoumen , INE Ochrabsdorf Schreckendorf Schreithorn , Bg.

921 869 Sdfurgaft 191 913 Schuyter: Diep , Fl. 908 Schwammendingen 294, 295 921 124 Schwanau 408 572 526 Schwand 437 913 Schwanden 904 Sowanowig 865 957 Schwansdorf 930 820 387 Schwarzau 109 Sowarzbach 807 177 Schwarzenbach 387 , 589, 596 92 117 Schwarzenburg , Lando . 556 167 Schl. 557 135

Schreibendorf Schreibersbau Schrépau Schreppau Schrepsdorf 3 Schroinm Schrothammer Schuberſen Ghib lbab Schüllersdorf Schüpfen 334 , 365, Schůtlau Schniten Diep , Fl. Souls

167 136 136 908 976 239 366 863 809 786 . 786 908 907 837 823 411 935 389

790 191

643

Schwarzeneď 349 dywarzenegg 495 Sdwarzen ' = Waſſerſtelz 545 228 Schwarze Polder 884 Sowarzwaldau Sdwarzwaſſer 811 , 957 Schweidniß , D. 792 Fürſtent. 874 St. 876 Schweidnitzer Waſſer 845, 874 Soweinbraten 855 Schweinbauß 882 638 Soweinigen 926 Schweinsdorf 237 Soweiz Sant. 404 407 non Fled . Sdweizerey goo 492 Schwelbrunn Sdwems

Regiſter.

i

1

‫اس۔‬

N

1

, fl Samendile. $ .437, 293 Schwendiner Rood 490 880 chwenkfeld Sementnig 869 Schwentrofdhine 480 Edweng 974 Schweretau 895 Schwerzenbach 304 Schweſtern ben Allerheiligen in der Auer 415 Sdwiebus 793 Sdwiebuſſer 793 Schwienaren 824 Echivoite 864 Schwuntnig 895 Schwuſen 788 Scoglio 670 Scolare 651 .. Scuol 643 Sczrebrzit 919 Seben 475 Sebnitz 821 Gedliſt .962 See , Negeri 422 Alperſee 484 Alpnacherfec 417 Baldederſee 380 Bergumerſee 154 Bielerſee 316 Bodenſee. 497 Brienzerſee 317, 367 Clebnerſee 668 Cometſee 668 Engſtlerſee 359 See , Flevo 6 Fljueſſen:See 154 154

Gifweilerfee Greiffenſee Greifferſee

315 417 304 284 '

Gysweilerſee 420 Halwylerſee 317 Heegerſee 154 See , Seideder 380, 551 284 Hütterſee See de Jour 376 Klönthalerſee 430 Langenſee 568 Lquiferſee 566 Lauſannerſee 315 Locarnerſee 568 Lucernerſee 380 Lungeruſee. 417 Mauenſee - 388 Murterſee 317 557 Neuenburgerſee 316 , 373,697 Nydauerfee 317 Obere See 283 Pfef fiferſee pie 284 Pfeffiferſee Pilatusfee 381 See , Poel 116 Puſclaverſee 640 ** Reichenſee 380,551 Rothſee 390 Sarnerſee 417 Sarlerſee 420 Sempacherſee 380 , 385 Sloterfee 154 * Sneekerſee ? 154 Såderfee 6 Thunerſee 317,349 Xxx 5 See,

1 Regiſter.

See , Drieute See 154 283 Türlerſee Uodelerſee 71 vier Waldſtådterſee 380 , 396 Waldſtädterſet 396, 417 Wallenſtådterfee 430 283 Züriderſee 1422 Zugerſee Zunber. See 6 340 Seeberg Seedorf 365, 399 978 Seefelder Seelisberg 399 Seengen 338 Seenitz 868 Seeien 475 Seewis 649 430 Grez, Fl. Eefringen 333 301 Seglingen Segues 618 979 Seibersdorf, Glaß Taſchen 957 Seichau 802 Seifeuberg , Bg. 796 " Seifersdorf 790, 815 961 Seiffen 818 Seiffenau 976 Seiffenberg Seiffersdorf, Glat Fauer

979 803. 810 Oppeln 920 Schweidni 877 878

Setgnias Seitendorf, Glat

616 977

Münſterberg 908 682 Selbigen 6.12 Selg Seitſd 790 723 Seligny Selva piang 642 Selzac 470 Semeudria Sementing Semione SÓS Sempado 391 380,385 Sempacherſee Seinſales 465 895 , 903 Sendig 868 Seniş 314, 454 Senſen , Fl. Sent 643 Sentis, der hohe , Bg. 484 Seon 337 Sepen 361 218 Sepperen 625 Septmerberg 667 Seraglio Sermond 59 Seruft , Fl. 429 , 438 Cernio 659 Serno 659 Seroosterke 133, 138 667 Serra '. Serrieres 708 Serban , Thal 690 463 Serville 567 Seſſa 617 Seth : Seris

Regiſter, Siemianowiß sie Siena

; 947 374 618 441 Siffits 673 Siggenthal 540 503 $ 809 Siggershauſen 567 952 Sigirino 642 824 Siglio 824 Signau Seyfrodau 347 0697, 702 Sigrisweil Seyon , Fl. 349 99 Sil , Fl. 's Graveland 284 , 404, 411 & Gravemoer In Silber 835 · 221 Silberberg ?8 Gravendale 879 97 Silenen 's Gravenhage 400 ' & Gravenpolder 291 135 Silfeld ' 8 Graveſande 103 Silid 642 Sils ' s Gravelduins Kapelle u 637,642 878 B Heerenberg 66 Silftenwiß ' s Heerendyt JIO Simmelberg, Bg . .524 ' 8 Heeren - loo ... 69 Simmen ; F ', 314,351 197 Simmienthal & Hertogenboſch 350 Sibelmatten 647 Simonshaven 106 Siblingen 684 482 Simpelen Sibrandabuizen 16 ; Sins 549,643 Stondenroth 901 Sion 545,687 833 Sirrifier Šichdichfür 692 Siders 343 686,687 Siſeln Eidwald 588 Siffach 452 Siebelmatten 647 Sißgau 450 452 Siebeneichen 805 Sitten , 687 Siebenbuben 868, 979 Sitter , 81, 1. -484,497 Siebenhufen 801 Sitterdorf 0 : 505 350 Siciein 618 Siebenthal ? Siegelberg 462 508 Sivirez Siegendorf 816 Staliz si 962 869 Slodny 918 Siegroth Sieme , fl. 352 Storiſchou 858.894 957 Siementhal 350 Skotſchau Skotſches Setine , Fl. Seubersdorf Sevelen Sevils Serdorf Seuffersdorf Gepfrau

856 920

Regiſter. Stotidhenix Skotidnine Stozow Skrzeczon Skrzipau Slangenburg Slávante Slawentig Slavifau Sleerovt Slobegors Slochteren Sloe , Fl. Sloten Sloterdpt Sloterfee Sluis Sluiſche Diep Smallingerland Smilder Veenen Smogra Sneel Sneeker See Snits obiaſco obrio Sodrich Goeft Soeftdyk Soetendaal

895, 903 895, 903 957 963 950 63 217 924 929 110 214 188 128

Soltkamp Someo Sommelsbyt Solnmeri Sondal Sondalo Sonders Sondrio Sonreuberg Gonogno Sonvico Souvilliers Gool

100, 162 100 154 218 , 226 104 165 igt 858

Sophienthal Sopte Soppau Sopra Porta Sorgau Sorge Sornico Sortid

Soglio Sobrau Solat , Bg. Soleure Solio Solothurn , Cant. St.

161 Sogniſdyowit 1154 Soßnike 761 Souceboz 563 Gout Punt auta 402 Souwe, Fl. 807 Sovazen 152 Soverno 152 Somade 227 Sowitz 639 Spaanswaard 929 Spaaren , FL 673 Spaarwouw 466 Spacendorf 639 Spablwi 465 Spakenburg 466 Spanje

187 570 140 505, 579 658 658 659 659 409 , 505 569 567 726 437 814 , 824 gor 936 639 854 854 570 974 924 893 727 643 108 623 660 919 947 63 73 100 952 900 152 102 Spans

Regiſter .

1

I

168 Spamen Spankeren 70 Sparendam 100 493 Speicher 349 Spiet Gpiringen 400 Spitzberg , Bg. 737 , 811, 818 Spluchow 963 Splügen 622 Sphůgerberg 622, 671 Sporwitz 891 Sprang TIL Spreitenbach 540 Sprottau, Fl. 821 790 821 Spróttchen 106 Spykenes Stabio 571 Stad 522 Stadel 294 820 Stadt hende Stadtholz 343 Städtel 859 Städtlein 859 Stafa 296 296,409 Stafen 461 Ståffis 349 Ståffisburg 554 Staflen Stalden 684 Stalla 638 Stalikon 29f 639 Stampa Standaartbuiten 213. Staniſchen 895 Stanitz 929

Stanowitz 881 Stans 421 421 Stansſtadt Stanz at 1421 Otarfird D473 672 Starlegia 10 % Størreuberg Starfen gor 671 Stasdeja Etauberen , Bg. 483 Staude 940 Stauding 950 Staufberg 339 807 Staupitz igo 140 Stavenifie 161 Staveren 659 Stazzona 1504, 517 Stedboru 210 Steenbergen Steenbergen , St.- 210 Steenderen 63 Steenwyt 180 Steenwyker:U& 171, 190 Steenwyterwolde 181 840 Steffit Steig , die ş : 301 Stein 514, 913 Stein am Rhein 310 Stein zu Baden * 3537 3.93 594 Steinach , Fl. : Steinau , Df. 957 FI. 879 825, 927 St. 866 Steindorf 51 Steinegg Steinen 408 408 Steinerberg Steina

Regiſter,

Steinhauſen

Steinowitz Steinsberg

308, 427 973

Straßberg Strebel

341, 652 878

Straubenzell 579 840 Strebişko 866 Strehlen 853,878 Strehlik 339 Strengelbach Stellingwerf Wefteinde 880 168 Striegau 878 Stephansdorf 857 Striegemühl 123 Stephanshayn 880 Stroe 118 Strohof 895 het Stermeir 903 Sternenberg 475 Stroppen 921 Landger. 334 Strofdwig 890 671 Struhmi Gteré 1957 480, 540 Strumien Stetten 787 nz 5 ru 50 St Stettfort 106 en 333 Stry Stettlen f or he nd fc be en s 7 ry eu 106 Sa 93 St St 200 p 9 ru St 81 z Steudnit 824.895 224 Stuben Stevens:Maerd , 929 950 Studema Stieberwit ſie , Vorſt. elga 893 Stüb 950 Stiebnig 473 201 Stiklingen tiphout 637 Stober , Fl. 743 , 845, tyl 927 859 Etzinawa 187 864 Suardyt Croberau 469 589 Subingen Steckberg , Bg. 7에 957 352 Sucha Stockhorn , Bg. iſche Gebirge 735 Sudet 929 Stodoll 6 150 Súperſee Stoetwegen 908 Süd-Holland 75, 80 , 107 Stol; 212 974 Süd - Schanze Stolzenau 118 937 Süd- Schermer Stolzmůb 643 Süß 200 Etraathem 591 Fl. 614 Strada 902 nkel ewi , Süß 350 tråtlingen 814 638 Sublau Strams Sufos

643 301 810 Steinſeiffen Guklenegger Rood 490 StellingwerfOoſteinde 168

Regiſter

Sukamiſ Sulgen

Suljana Summeri Suminisiald Supwir

925 506,513 643 505, 579 346

617 Suot fontana Merla 643. Sur 337 , 380 , 638 Saren , Fl. To 417 Gur: Glane 459 Surin 417 Suringau 417 Surnim gor Surpierre 462 Surſee -392 Suſanie 901 Suſinge , das Thal : 725 940 Guslet Suß 343 Swalmt 225 167 Sugerswolde nfiten 398, 399 Gjepranomit 919 Szniogrow 858 Szychow 912 T. Tågerfelden Tågermooß Tågerſchen

Lågersheim

Tågerweilen Tårifon Daffers Zalamona

Tamin , Fl.

540,544 514 517589. 590 590 503 509 459 661

524

Eariminga Lamins Tampadel Lanegg Laney

187 -618 878 507 373 879 906 9.795 919 864 666 799 865, 906 950 660

Lannhaufen Larchwis Zarne Tarnow Tarnowig Taroplan L'arpen Dardenberg Laſchendorf Zaſpogio Taubniß 02 ... 1952 Zauer 895 Laumlis 936 Tapetích 016 616 Cadetſberthat 661 Tanda Taringen 480 Recetto 569 206 Teffelen 553, 556 Teggerich Zeglio 659 Tegna Pedemonte 568 Legnia 568 Teichau 884 Leiche 868 880 Zeichenau 100 Leilingen Teiniden 425 Teiſterband 56 469 Teitingen Dell 659 355 Pellent Dels

Regiſter: Dillenburg Tellergemeine Tellifen ten Dam ten Dum Denizono Lenna, Ger . Lenniden Lentidel Zeppelmode ter Burg ter Goes ter Sour

* 355

Debin, Fl.

250

955 659 293 Teſt 684 177 Zeufelen 343 ( 102 Teufelsbrüde 394 . }" 638 Teufen 493 613,615 Terel 451, 509 Zhal 'E. 522 814 Thal Ambria 661 907 Thalbado 463 66 Zhal, das innere 666 das untere 666 134 Entremont 689 90 666 Freel 103 , 209 ter Heide 661 Madre 228 ter Hofſtede nid dem Wald 420 191 ter Hollenſchanze ob dem Wald 419 167 ter Horne 670 St. Jakobi 149 ter horft 690 Serban 109 ter Mey Sufinge 725 684 Cerminen unter dem Maloe 231 ter Neuſe 666 400 Terriplan ter Schelling 123 Zhalmer 290 ! 950 368 Charnau Zerfier 622 Zhengen 542, 545 Dersnaus 139 Theſenberg 798 ter Tholen n ure The 130 837 ter Veer 684 Thiel Lerch 952 Thielau 826 nt n Tefche , Fürſte . 955 Thiele , DF. 709 F1. 826 697 Deſdowitz Deſin , Fl. 250 , 395, Thienhonderd 228 396, 561, 563 Thierachern 333 250 Thierens 374 Defino , Fl. 567 Thiergarten 789 Leffarete 122 Thierſtein 474 Deffel Leffenberg 343,728 Thiervorwert 814 Zhics

1

3 S con

12 e

Regiſter. Thieſter Iboler

Thomasfirch Thomaswalde Zhon Thorberg Ihránenthal Thun Thundorf Thunerſee Thunſtetten Zhur , Fl . Zburberg Thurgau Thürn , Bg. Thurnen Zhurthal Ljalebirt Zibishauſen Lichau

789 .: 139 894 803 437 365 815 349 510 317.349 341 284 , 497 517 496 484 333 587 167 514 2 : 940

Ticino. Fl. 396 , 561, 503 Tiefenkaſten . : 638 Lieffenſec 868 Ziel 52 56 Dielerwaard 109, 151 Lienhoven Zjetjert 165 165 Zjetjerkſteradeel 154 Zjeukeſee 199 Zilborg

Zillowúz Zimmendorf Linzen Ziran Tirano ' t Laar

3. 4.Th. 5M.

920 940 638 657,658 658 1177

Zobel

495,508 52 428 333 867 907 ZOB , DR. 299 Fl. 284 Toßeg 305 301 TOBriedern 582 Toggenburg Tokarmia , Bg. 925 Zolbnis 55 Somils 637 Tongerlo 65 461 Torni le petit Tornypitet 461 Corte 565 Torricella 567 Loidhet 923 620 Toſſana Zoſt 923 Tourbillon , Schl. 087 Lour de Peils 368 la Zour 368 la Tour de Trême 464 464 la Tour la ville Dobedo 623 Lovo 659 Zrablat 579 Pichonbers, Herrſch. 840 842 Zrachfelwald 346 , 347 Trachslaub 415 Thrånenthal 815 662 Trahong Todte Linge , F1. Zodiberg . Bg. Töffen Toppendorf Doppliwoda

Cramo

Regiſter.

727 Tſchaffis -632 Dichammeudorf - 853 , 868 . : 347 884 Zichangnau 711 Zidapina 620 , 621 642 671 Tſcharlina itz selw auch 3.2 ; 855 902 Lich 787 666 Dideplan 864 377 Lſchepplowig 560 913 Zrcherlig 913 221 Eſchermin 837 464 Zſchernis 837 -567 Iſdepeln 895.900 660 Zſcheiden 825 692 Yfdbeſchkowits 104 459 ' Sdeur Grebels 644 660 Didier Previſio 151 376 Eſchiertſchen 652 Zrer 789 459 Pichileſen Dreyvaux 837 Ifebirkau 503 Triboldinger 59 Dſchirmb 950 Dricht 855 387 Zrchiraasa Zriengen 835 rndorf Archi 473 Trimbachy 827 Fl. Iſchirne, 636 Trimmis . 895 923 Zſchirnik Erinet 663 672 Lichiw Trinita 884 493 elohopsborf 2 Trogen 843 Trompenburg 99 Dſchotwik Troppau, Fürſtent. 930 Lfchulimont, Bg. 344 595 St. 949 Lüchers 459 Sroppelwit 949 Dưdingen

Tramlingen Zrans Trautliebersdorf Travers Traveſende Trebniß Cregua Irelaz Trembatſchau Trembleur Trême , Fl. Cremona reſivio Tres Torrens

Tropplowitz Troftburger Zwing

Zrub Trummelsberg Zrums Drzebowik Tſchachowa

935 Türbele, Schl. 556 Júrkwis 347 Türlerſee 544 Luggen 617 Suit 950 Tankendorf 895 Luntfchendorf

687 913 284

i

:

41

877 979 Dut's

Regiſter. Lurbenthal Turbuſch Lurnen Turretin Lurtman Tulfis Veen St Vlie Zwan Zwann Ineebergen Zwenthe Zwidel Dividelo t Woud Lzum + Zwin U Ubbega Udtland Uddeler See Uden Udligenſchweil Ueberſar Ueberſtein Ueberſtorf Uerkheim Ueßlingen Ueriten Uetikon Uetliberg ufiken ufhauſen Ufnau, Inf Uggia Uhwielen

924 o 888,893 , 924 JIO 868 ulbersdorf 686 819.881 620 Ulenpas 63 149. Uleſtraeten 221 Ullersdorf 6 884 595 Ulricben 682 :: 343 Ulridisdorf 869 218 Ulvenhoutſeborah 208 171 , 178 Umber -Aum 540 179 Umblii .652 179 Umifen 4336 103 Uirweilen }, 309 166 Unema 163 226 Ungariſche Gebirge 736 Unnot 478 Unoth 478 187 Unſere liebe Frau im Stein 332, 455 475 7! Unſer lieben Frauen Bad 205 975 391 Unſpunnen 350 618 Unter: Alegeri 425 462 Unter :Miche 907 1459. Unterart 408 338 Unterbada 409 509 Unter: Baldingen 545 480 544 Unter - Bargen 306 Unter-Bazenheid 590 307 Unter - Bollingen 533 660 384 Unter Caſtion 385 Unter: Dietweil 549 299 825 333 722

409, 415 11,672 300 , 302

Ujesde Ujeft Uitmyi ilbendorf

Unter - Eggen Unter -Endingen Unter Engadin Y992

580 540,544 643 Uuters

Regiſter. 543 540 835 512 Untcre Zollbrůde 524 506 Unter - Eidenz 580 Unter, Goldado 516 Unter: Gorſperg 482 Unter-Hallau 647 Unter faret 835 Unrer :Mellendorf Unter Nederthal 590 552 Unter :Nieſenberg 544 Unter Nufbaunen 544 Unter : Detweil 361 Unter: Drmont 639 Unter : Porta 979 Unter Rathen Unter -Rindal 589, 590 Unter -Sans $ : 648 Unterſchådyen 400

Unter -Engſtringen Unter:Erenbingen Unter: Reidenau Untere Rbeintbal

Unter -6dlatt Unter-Schacifingen Unterſeen Unterſemen Unter Siggenthal

Unter :Stammheim Unter :Urdorf Unter - Batz Untermaldenpr,ed Cant. Unter -Qallis Unter : yolen Upbergen Urba Urdorf. Urembou Urenburg

Uri , Cant. Uringerdeel Urt Urmein Urnäſch, Dorf FI. Gem . Urnen Urnerland Urrdyta Urdúk Urfelerthal Urfenbach Urferen Urſernthal Urfins Urſtein Ufter Uſtron Utra Khone Utrecht , Prov.

512 540 Utrpilen 350 Ukenberg 350 Ugendorf 540 Uşenweil 5TIUBnach , Lando. 544 636 Ugnaberg

689 480 53 560 291 513

392 167 124 620 492 484 491 440 392 826 921 394 , 402 340 403 394, 402 374 492 304 957 бgr 140 145 508 530 341 506

Bagls de Vaart Vaartide Rhein Schleuſe Vacatlo 2

529 530 530

222 IST

151 57 524 Baglio

Regiſter Baglio Balais gatos

Walburg Bal da Múffair Bal de Bagnes Wal del Bitto Mat de Lie

567 1675 55 643

Vandeubro Parit Barreveld Batzerol

723 ** $ 6 66 650 374 129,** . 727 51376 * .115711

693 Vaudanne 3.7.66 % Vayffelin 6692 Baullion Pal de Ruth , oderRuž 712 Paumarcus al de travers 709 Bayrůz en 692 728 Vauvrier Baleirn , Paur Travers 31 212 709 Valengin Batens 524 Pechingen 301333 Pal Forba 73942 665 Becht , Fl. 142 , 170 Balkenburg , IOI, 219 , 220 Sie neue Balkenſtein 1 107 6 126 Pallamand 375 Veen PO ,164 712 t Been 149 Palangin Ball Cava 149 644 Peenenthal Chiava 644 Veenhuizen 121 130 Balle Bregana 564 Peere di Blegno 564 Beerſche Gat 131 di Bregno 564 Vegno 570 La Ballee du Lac Be Four Peiffona 3692 $ 2: 376 Veldbad 509 Balendas 614 Pellener 177 712 Belp Ballendis 70 , 205 Balleria , Sol. 8687 Pelpersdorf ::980 675 Veltheim Balleſe 336 652 Vallon 461 Veltlein 570 Peltlin 652 Pal Maggia 376 Veluwe 67 Valorbe Vals 69 622 VeluweZoom 116 463 Belzen Val rainte " ! 222 649 Bendelo Balſein 222 Valfena 649 Venlo Bal Saſna 371 643 Benoge, Fl. Banderik 658 56 Bmofta Vents 9 9 3

Regiſter .

enton Verbier Bercorn Verbabbia Berbaſio Pernamiery Bernate Verrekyker Perren les Verrieres Verſail Verſilier Verſio e Perſon , Berbio 1 Permolbe Berzaſca Beftia

901

:

687 693 687 623 568

688 567 230 692 998: 10 1 795 693 568 723. 658 64 569 567 639 Befyran Merron 689 Detten 643 Beulent 218 232 Beurne Pevaiſe 370 Vevay 368 567 Vrgio Viaan de Bords 109 Bianen 108, 109, 139 924 Biaft Pic 373 Michau 896 Vico 567 Victor 878 Pion 37 Viena 692 203 Vierlingsbeet

vier 'Wachten 295 2.780, vier Waldſtådterjee 396 , 417 Vieſcherhorn , Bg. 366 Biganello 567 Vigneule 595 371 Vilaro Villa 622, 659, 673 Billard 439 Vidard les Friques 463 V -lard ſur Morat 558 Vilarepoz 459 Villars 692 Villars fe. Moine 558 463 Villarbolard Villarzel l'Eveque 374 Villavia 658 369 Bille neuve Billette 371 , 693 Billmaringen 557 532 Villinergen Bilnachern 337 , 377 Pilt 219 Viltenburg 150 Pinely 344 Vingelz 595 Vingreis 595 Pira 569 Vifone 687 684 Bilo 684 Viſpad Visvliet 187 Vivis 368 104 Viaardingen Plate 135 Vlierden 6 Wlieſtrom Blict,

Regiſter

214 , 217 6 Vroenhobe Bliet, het lange 1 6 Vrye van Sluis 226 ; t pade 463 129 Vuadens Vliſſingen ht 1199 Buc 74 Mlift , FL. 225 Vullierens min . 372 Plodrop 57 III Puren , Blumen 463 218 Vuſternens Plyttingen 222 493 Vylen Wigelinsect , Bg. 727 Vögliſtahl t pp . 689 0 ad woich a 362 68 9 2 is Wor 122 249, 612 Waal, Di. Pogel, Bg. 8 , 56 47 : 7, Fl. 86 Vogelgeſang 200 re 8 al 94 Wa ß Poigtscro 199 884 , 975 Waalwyk Voigtsdorf 223 853 Waari Voigtswalde 135 205 Waarden Vollel 101 104 Waarder Volke Rak 367,589 890 Waat Volkmansdorf 166 693 Waavens Wollega f or 835 - 120 Wachsd Vollendam Wollenhoven 171, 179 Wachten ,viers 95 168 d 4 a W 19 Volterſchange 168 itti, 103 Wadden Boprburg 57 57 Wadenoijen Voorn 306 chweil 104 Wädenſ Voorne 391 163,70 Wåggis Poprit 4I hal git 0 44 Wåg Boxburg 302 514 Währt Borbrud ben Stein 367 579 Wåliche Lande Vor dem Zobel 415 Wagendrüffel, Schl. 925 Morbergroß 819 Wagenbaufen 514 Vorhaus 4.68 ningen 65 Wage Prageren 55 Wagenthal $1174 545 Vredeſtein 545 al enth 186 Wagg Predewold 0 95 151 Wagſtadt reefwyt en . ler 4 Xab 179 67 P 557 Briejſeveen Wahl. Y » 4

Regiſter. Wahlftabt 8t6 Makenau 619 Watow 950 Walcheren 128 Wald wyt 427 Wald 306,494,682 2Baldau 815 Wald : Emmen , Fl. 380 452 Waldenburg Schweidn . 879 Waldhåuſern 552 Waldkirch 581 493 Waldſtadt Waldſtädterfee 380, 396, 417 525 Walenſtadt Walfringen 335 , 365 Wallenberg 879 Wallenkurg 452 894 Wallendorf QBallenſtadt 525 Wallenſtådterſte 430 Wallis 675 Walliſau 384 Wallisfurt 974

Walliſerbad 1.** 678 , 686 Balliferland 675 Walperswol 343 Walter purg 617 Walterſchwyt 425 Waltersdorf 980 Walterswyl 1 : 340 Waltheny 906 Waltraden 426 Kalzen losit 927 Walzenhauſen 495 Wandritſch $ 26

Bangern angen

919 -340 , 386 , 388 , 411, 472 311 Wangenhauſen Wangrinova 844 Wannenbad 297 181 Wanneper been Wannhåufern 426 891 Wanien 56 Wardenburg 120 Warder Warens 374 Warnibrunn 808, Warmenthal 925 520 Warnies Warmuntow 929 QBarnersdorf 936 232 Warnetou Warſdowiß .940 Wartau 441 ! 526 DF. Herrſch . 525 580 Warted Wartenberg , Glog . 792 Herrſch. 908 St. ... 912 580 Wartenſee 907 Martha Walpit Waſſen 400 JOI 2Baffenaar er 587 Waff 589 Waſſergemeine 894 Waſſerjentice 212 Waſſerſchanze Waſſerkingen 300 103 Watering BA:

Regiſter. Waterland Watervliet Wattenweil

119 , 166 , 228 229 333

Qattreil Waverdeen Wagenftein Bederau Bee

Sheep Weggis Weblige Weiblingen Meicher au Weichſel , DE Fl.

588 100 57 883 1. 187 94 391 840 505 1.896 957 744 , 938,

2.953 , 958 Weide , Fl. 896 Weidenau 948 Beil 581. 2Seilac , Fl. 811 1 415 Weilerzele Weinfelden 510 Beingarten 683 Seingaffen 926 Seiningen 346 , 543 Meisdorf 866 Seisfurt , Fl. 789 Seißbach , Df. 948 Fl. 484 Weißdorf 921 Brisel, kl. 744 Weiß- Emmen , Fl. 380 352 Weißenburgerbad Weiſſenſee gol Meißkirche 952 Pricwaffer 948 Weißwaſſerſtels 545

Meiſtrik , DF. FI

1879

550 Weißrodau 877 Wel 57 Belhauſen Sid Weliko-Strzelcge 92a Weliſ 833 Welland 138 Wellenberg in 510 Welſdenrohr 470 Welſch Neuenburg 707 Weltensberg 505 837 Wendiſehmuſtau Wendrin 957 12 Bendtftadt 825 Menken 450 Wengi 342, 505 Wengibad 307 Werb , Info 506 Werdeck 974 Werdenberg , Grafic . 440 ... 440 St Werdt 481,550 , 555 2Berf 658 Werfendam .110 Wernersdorf 810 de Berp 175 Wertenſtein 388 Weidlan 790 Weſen 529 164 Beſt-Dongerdeel 28eften 122 Weſterborg 194 186 Befterbel 182 Wefter: Eems, $ 1. 1.122 Beſter- Eind Wes 9995

Regiſter 1

. 157, 165 Beftergo -123 Meſterland Weſter -Quartier 186 10 efter- Sdelde, Fl. Wefter -Schelling 123 177 Beſterveld 66 SIB eteroport 189 Weſterwold Weſterwoldingerland " 189 75, 121, Weſt: Friesland 121 118 . Meſt - Graftove 132 Weſt-Kappela 140 Beſtkerke 1 ) " 102 Beſtland Df. 175736210 ::. 105 Weſt -Voorn iz 182 Beſtndolder :Aa 106 Beft:Uffelmonde 118 QBeft Zaandam 133 Weft -Zouburg 100 Beterita Wetiſdywil 306 187 Wetſinga Wetterhorn , Bg, 366 Wettingen It'540,542 Bettſchuk 1788 Mettſchwol 44. 291 -> 306 Betzikon Meyadh # 294 856 Weyda , Df. Fl : 845,909 Wende , Fl. 743, 896 Beneridweil 27.511 920 Wenderwitz 94 Bezep Mezikon

508

Michem . Ora Wichtracht Widnau Wiedikont

335 521 291 925 Wiegſchů Wiegſtådtel 950 495 Wiehnacht 901 Wielky 187 Wierhuizen 95 Wiericker Schange 123 Wieringen 3 117 Wieringer aarb . 835 , , 787 Wiejau 884 , 974 974 Wieſe 744 Wieſel , Fl. 450 Wieſen , Fl. 304 Wieſendangen 906 Bieſenthal 340 Wietliesbad ) 166 Wiewer 166 Wiewerber Borch Wiffisburg Wigger , Fl.

Wigolbingen Wigſtein Wikkel Wilchingen Wilchmuchau Bitdenburg ildenhaus Wildenſtein

2Bilderen Wildern Wildgrub

375 314 , 378 380 516 950 167 482 963 589

-587, 589 335,452 336 Schle 510 1 '- 507, 517 961 ir

Régifter. Wilhelminenroth 10goc Wilhelm -Polder de 210

Wirſchkowit 2Bitzbitz

**id 843

957 65 Wilhelmsthale* 10975 Wiſch 744 Tim Wilhelm Tellen Kapelle Wisla , Fl. 399 Wtstikhofen Sie pro 545 par 545 116 Wisliton Willebrordus - Put " 136 20g Wiffenterfe ssillemſtadt 791 52 Witgenau widige Langerak 2855 Bidiau 384 Sitkowitz 3* *1166 Willmannsdorff $ 802 Witmaarſum 963 Witosl me awit 925 Wilmersdorf 4579 Wilmsbörf 870 Wittenbach 219 2Bittenweií 515 Wilre rf 835, 884 . 948 Wittgendo Wichůt d 150 Wittweil 515 Siltenburg 941 go6 Wodiklaio Wiwitz + 303 23imbritſerabeel 166 Wdiflingen HD : 1977 Wimmis 350, 352 Würflødorf 200 470. Boenfel Winded 526 Woerden 95,101 Herrſch , Windenburg ap 138 Waterſch van 191101 362 dor Windiſch Windiſch : Bohran 789 Waſchbach 514 1721 Windiſch-Marchwin ' 858 Wogmeir 976 Bogſtadt Winkeldorf 950 Wohlau , Fürſtenth, 821 2Binna , Fl. 386 822 Wino . 919 188 Wohlen 349 Winſchoten 388 451 Wohlhauſen Winterfingen Winterswt 855 , 866 Wpigwi 65 929 311 Moinowitz Winterthur Sinzig 1824 Woiſchau 788, 894 912 Woiſdiere Bioste 791 912 23 295 Woiſdite Wipkingen 922 461 Woiſchnic Wippingen 867 96 ! Woiſelwig Birbenthal & 803 Wirche: Teid hugo bio 815 Boitsdorf Mola

Regiſter . Bolberkum SlBolen

362 334 517 135 429 516 812, 835 495 472 553 553 ES: 389 di 290

Wrođendouf, norint 96 848 510 Wroblaw in 979 28únſchelburg Wolfberg 880 Werben Wolferoby ! 93olffenſchies g6E Barbenthal 1 88 f or g sd er ik sb Wu Wolf Wolfsdorf Würenlingen , 540 Wolfshalben Warſchi rivo ?, 790 900 Wartemberg Wolfweil en ft Wa Bass : 866 Mollen 836 Wiſten Dobritſch Rollenſchwell Wüſten Waltersport 880 Bollhauſen 950 Wuft- Pohlomb Wollishofen : 799 Wütende Neyße Cag , 419 ourau 869 x 1950 Wüttendorf Wolmersdorf 372 881, 907 Wufflens Molmedorf 376 980 Muffiend la Villa Wolpersdorf 461 ens 410 Quipp Wolrau 462 388 Wulffens QBolterſum 227 Wonnenſtein 493 Bulpen 459 166 Wunnenweil Bond 505 166 Suppenau onſeradeel 533 Sorb 335 Wurmsbach 138 : 96 , 162 Wydaars Borkum 312 118 , 121 Byben SXBormer 385 Worms , Landſch. 663 20 » ger TIO , 116 , 214 Flede 665 Sot 148 Sormierbad 666 Wyf te Duurſtepe 167 940 3ntel Mofthsig 75 , 116 922 23yfermeer Woſchnid .. 385 103 Bokon 2Boud h 339 l rn 2 . Wy . Be Df , 15 rg Woudenbe 300 ich Zür Dr. . Woudenburg 152 n335 96 Herrſch . Moudrichem 581 213 St. Bouw 552 824 l im Argau , QPpyonig 425 en Woznig dimil 922 Wyl:Negeri Wyler

Regifter. Myler Wynau Wyniden Wynjeterp

301 340 , 341 387 167

Wyningen Wnffola 20th Writon Wybenfeet

409 921 204 295 112

22. 9. fl. Yberg Yenne Yffweil wift Ypern Ypiden Miendyk Yeliden Yffel, die alte die neue

73, 74 588 691 507 163 232 426

228 426 6 , 47 6,8 die holländiſde 74 Telmonde 106 Yffelmuiden 174 , 178 Wifeloort 70 felſtein 110 228 Offendnt Yverdon 373 Yvouant 559 zendoorn 55 3. Baamſlag

.. Baau, Fl Baandam Zaanredam

231

73, 116 118 118

Zadel Zakala, Fl. Žatelberg. Bg. Zaten, FL. Zamarst Zandberg Zanderbuiten Zandpoort Zandyt Zant Zantorie Zantboort

907 799 799 799 957 230 213 116 133 103 Con101 952 100 186 118 950 903 · 936 936 857 896 963 826,895 824 66

Zapmeer Zardam Zattig Sanche Zaudwig Zaudiß Zaugwitz Zaulik Zamada Zechelwiß Zechen Bedbant Zedelsdorf 836 826,866,880 Zedlig 69,132 Zeeburg Zeeland 124 Zeebang 120 Zeeuwſche Stromen 124 Zegemerf 199 Bebline 866 Zehngerichte 644 Sebrbeutel 835 836 Beipau Zeifau 835 , 836 926 Seifelwitz Zela

Regiſter . Zelhem Zelt Zembowiß Berbau Berbe Zernens Zernit Zefſelwiß Zeifendorf Zevenbergen Zevenhuizen Zevenmolde Bebenwolbert Zeyft Ziebendorf Ziebern Zieder , DF. Fl. Ziegenhals Biel, Fl. Zilis Zilidlacht Birwolde Zindel Zinkenberg Zinkwiß Birkau Zirkwitz Birkzee Zirla, Fl. Biska 6 Zizers Zobten

63 Zollhaus 385 Zollikofen 921 Zollikon 786 Zomerdyk 6786 Zoom , Fl. 648 Zornigofchüß 923 Zoffen 906 Zotenberg 835 Zothenberg 112 Zotten

102 157 167

Zortenberg Zoutelande Zowaba

150 820 835 884 882

Zowitſch Buben Zuchweil Zuckenried Zudlau

890 251, 697 621 505,515 66 863 , 890 357 906

791 895, 903 137 874 1913

Zoelen Boelmond Zorbau

636 805.1877 55 159 786

Zoffingen

363

Zuđmantel Zůbenzag Zuffikon Zůlch Zůlg Zůlzendorf Zündel Zürid , Cant. St. Züricherſee Zug , Cant. St. Zugerberg Zugerſee Zuid -Beveland Zuiddorp Zuider : Dradten Zuider : Haaks

Zuideveld

55 334 295 140 212 843 952 737 87 % 877 872 133 929 919 505,514 409 1 582 901 948 459 309 926 026 869 863

283 421 424 424 422 131 165 122

194 Zuido

Regiſter Buidhoek Zuid -Kennemerland Zuidmeer Suidvliet Zuid Voorti Zuid Welle Zuidwoude Zuid - Zype Buitent

is

366 100 1165 135 105 D 138 165 117 151

150 Zuileſteini Zuilichent 57 Zuitzande 228 Zulauf 844 Zum Dorf 11 403 Zum hintern Rheint 097.622 622 295 Zumikun 977 Zum reichen Seger Zum Rhein 622 Zum Stein 493 Zum Thurm 685 651 Zur Somitten 542 Zurzad Zutphen , Amt 63 Grafſch . 46, 60

Zutphen , Stun 61 Zuz 643 Zunder See 6 Zuzweil 158 % Zwadenburgerdam jor Zwaluwe İH lol Zwammerdam Zwanenburg 11:66 180 Zmarte Sluis 170 Zwarte Water Zwey - Lütſchenen 367 Zwey Simmen ci 352 Zwichum $ 163 't Zwin 226 3wol 175 Zwolle 175 170 Zwolfche Diep Zwonowis 929 Zwynbrecht 107 Zwyndrechtſche Waard 107 Zyberveld 60 Znffert 452 Zvory 929 Zype 117, 140

3

D

IN

INDEX

A. Abba tis bbatis .. cella Ad carceres Ad Favarias Ad fines Ad lacum Ad aquas regias

490 558 524

510 411 424 529 Ad montem Aetuaticus vicus 616 -691 Agaunuin 682 Agerana vallis 360 Ala 651 Albinovum 662 Alebium 241, 369 Alpes pennina 241 ſumma 375 Alta criſta 460 Alta ripa 651 Alvaniun 651 Alvum noyum 619 4 es Amad 619 Amedes 529 Amænus nuons 614 Antium 537 Aquæ helveticæ 424 Aquæ regis 360 Aquilegia 682 Aragnum 20 378 Aravia, vel Araugia 500 Arbor felix 324 " Arctopolis 67 Arenacum 449. Arialbinnum 401 Ariola 67 Arnhemia Arola 250

Arolæ Mons Arovia Arx Britannica Augia Domini Augia lacus Tigurini Augia major Augia Rheni Augia virginum Augufta Rauracorum Aula bona Auralium Aurimontanum Aurimontium Aurora Avellani Aventicum

Avicula Ayrolum B. Baccæ , Baccium Bactacium

344 378 IOI 492 404 506 506 590 452 372 854 361 817 303 358 375 249 401

361 361 Bada, Badena, Badenia 537 Baltiona 562 693 Banea vallis Bagi 443 Bafilaca 443 443 Balilæa , Palilea 443 Balilia Bafila 443 148 Batavodnrum 361 "Bay Belgium 3 Belgium fæderatum 3 562 Berinzona 324 Berna Ber

INDEX 625 Bernina, 900 ! Berolftadia 795 Bethania 133 Bevelan auſtrali dia s 81 ona Bevelandia ſeptentri lis 135 368 Bibiſcum 869 Bicina 676 Bicornis 594 lla Bie 594 Biellum 594 Bienna 562 Bilitio 562 Bilitiona 562 Bilitionum Bipennis, Bipennium 594 881 Balconis fanum 802 Boleslavia 619 Bonædulcium 619 Boneducium 377 Bonus nions 1665 Borinium 862 Brega 57Q Broilum 377 Bruga 662 Bulium 1639 Bundium 795. ia Bython C. 130 Campoveria

Campſum Campus dulcinus Camſo Cani Canivilla Carnovia Çarpates 4 Th 5 A.

531 672 531 600 492 1951 736

495 Cala Cafandria 228 681 Caſtellio ſuperior Caſtellum 537 354 Caftiodumu 354 Caſtiodunum 526 Caftra 526 rhætica 562 Caftrum Bilitionis 340 Caſtrum Pipini 1 638 Celinum 713 Cenabum 663 Cercunum Certiacum 542 Cervimontium 495, 806 1 644 Cervium 636 Ciceres 926 Cilicia 663 Cinum 862 Civitas altæ ripo 473 Clara Werda 669 Clavenna Clivus S. Lucii 650 660 Clurium na be 790 Co Comitatus Pippinenfis 339 Rhætiæ curienſis 601 367 Valdenfis Confuentes 541 541 Confluentia 689 Contegium Contrum 638,648 648 On Convallium Conventus Brigianus 68 : Corberia 463 951 Cornuvia Cru 333

INDEX . Crucium Culmen urfi Curia Rhætorum D. Dalebiuini Darnaſia Daventria Delphi Deſertina Devontururi Diſſertinuin Dordracum Dortrechtum Dracomontiunt Duregum Duroſtadium E. Ebrodunum

649 627 626 662 51

domus Dei 624 decem jurisdictio . num 644 Fons beatæ virginis 364 Forum Tiberii 542 Fovea 613

174 FriburgumNuithonum 456 82 Frifia 153 676 616 Furca 174 Furcula 676 G. 616 8t Galeſia 679 81 Gaunodurum 311 842 Gebenna 713 286 Geneva 713 148 Glacium 971 Glarona 437

373 Glaronenſis pagus 427 788 Glocium Eleutheropolis 971 299 Goiwegianorun conventus Elgovia 680 691 Epaona Epauna , Epaunum 69t Grandifonutri 559 Epiſcopi cella 502 Gra'n fia fi 559 Eremitarum coenobiuti in Granizonium 559 412 Grueria Helvetiis . 464 Eremus deiparæ matris, l. divæ virginis 412

Fabarium Faentejum Fagoniuin Falcomontium Falconis mons Faliſca Faliſcum Fanum S. Mauritii Flemium Fluminis Foedus cathedrale

Grunun Gryphimontium Gueſcha Gynopedium H

524 649 620 Haga comitis 920 Hainovia 220 Halc des 650 Hals 650 Harderovicum 690 Hafeli 618 Humilis mons 525 Hutteni inſula 624

623 804 529 499 97 818 360 360 68 358 461 409 I

INDEX.

1. 803 713 Leopolis 812 ziz Lignicium 364 sor Locus ligni 315 801 Lolanete 614 Luba 823 llaurium 823 639 Lubens Infra portam 383 684 Luceria , Lucerna Iv'montibus 54 Lugdunum Batavorum 83 Infula Batavorum ad Rhenuin in 350 , 366 Interlacus Batavorum Infula 83 6 36 Inter lapides 495 174 Lupiclivium Ifalandia 649 Jura 470 Lupinum M. 317 Juraſſus Magus 439 K. 649 a yilla Maj 824 Kyriopolis *649 L. Maji campus 625 422 Malogia Lacus Aegerius 491 Maria ad nives esc Aventicenfis yel 375 Máris ftella 542 Aventicus 317 Martiniacum biellenfis 693 biennenſis 317 Medioburgum % 128 296 317 ' Meginlanum bipennenſis egerius 422 Meginradi cella 412 , 413 lemanus 315 Meiulanum 296 557 Meldunum moratenſis 374 nçocaſtren Gis 697 Mendriſio , Mendriſo 574 622 697 Meſaucum neocomenſis 623 Menſa 430 ripanus ripenfis 430 Milanum 296 840 430 Milicium rivanus rivarius 430 Minnodunum 374 verbanus 568 Monachodamum 115 644 , 681 430 Monaſterium veſenius corvatienſe 651 Lacus wallenftadienfis 430 eremitarum 412 Laufinium 315 in filva 412 369 Lauſodunun 872 Lauſoniuin 315, 369 Mons Afeiburgius aurora 365 -803 Leoberga Mons 3332 Janoba Janua Jauravia, Jauravium Javoria, Javoriumi

G

INDEX .

Mons Dei fractus Heinſilianus Julius Marcis Melojus oris Penninus

682 38i 620 625 685 625 684 241, 675 381

pileatus Presbyteri Pyrenæus Sabothus S. Gertrudis Silenfis

374 62 ; 872 96 CA 872

Nitra Nividunum Noya villa Novena Noyicaftrum Noviodunum Noviomagum 0. Octo urum Odera Olavia Olita Olfena Olsna

318, 336 Olta Vogetius vulturius 872 Oppavia 872 Oppolia, Oppolium Zabothus Zobtenfis 872 Oriens 872 Olla villa Zotenfis 691 Olavilere Monteolum P. Montes Cerconelli 736 demerforii 736 Paffikova gigantei 736 Pagus Glaronenfis Riphæi, vel Rhipai Pagus occidentalis 736 Pagus orientalis 736 Pagus Turicenfis Sarmatici Sudeti 735 Pagus Verbigenes Moratum 558 Patèrniacuin 375, 685 Penne locus Morgia Morgiacuin Penni Jucus 371 Mofa 9 Pen'ninæ alpes Muftruacum 369 Perlinio Peſclavium N. Navalia 439 Pes nucis 707 Piſcina Neoburgum 707 Plantedium Neocomum 373 Planura Neoduncim 868 Pons Arula Nimitium

889 373 724 622 707 373 51 693 743 865 473 899 899 473 949 918 401 474

409 427 16; 163 375 467 376 309 369 241 525 640 666 507 662 622 377 Poft.

INDEX . Poltclavifittiinevic9 -640 Scanavicana vallis *1117 652 477 Praf Elyfforumo 791 Seaphufuin tiljö IMUS 663 lavih tenimo 791 Slirum Primis s 687 Principat.Carnovienſi 930 Scipionis mons 687 Oppavienfis 930 Sedunum Promontoriui " V ! -639 Semproniusmonsi!* : 684 Provincia Tranfiialana 169 Septein Sales 465 music 621 Pyrendum ritmu 625 Siles 0.no Silva Ducis . ' s schein 197 Quiffus Tirodil 799 Siitria's 484 Bolodorimoni DSD Rulour * 7466 Rautena Solodurum :37 od - 826 466 62 % Regiomatim " } 879 Spėluga Regio Morgianaitot 685 Stabulum 638 sixo !! - 638 Statio Rhætorüm Remuſiumn 525 1. 16 ; Reuflia 17617 249 Staviacum alloit's 595 Stenovicum Rhotia 1811 0 2637 Stregonum alta 880 1647 Stregovia vallis 880 " 647 Strelicia major Rhætigovia 922 619 Subſilvania Rhætiuin 415 Rhenus 248 Suebiffena 793 1619 Suebodinum ? Rhetiuin 793 Rhodanustent 250 Saibiffa 793 Riva villalls 525 Suibufium 793 Romoni monafterium 376 Suidnicium 876 Rotundus mons 462 Suitiæ Alpes 11 241 Runda MI ?' . 826 Suria R?!!! 392 ! Ruffa eccleſia 816 Surlacus 392 Ruperti villa T. 532 Ruila, Ruſia 17 249 Tarnada **** 8* * 691 S. Templum Martinien 371 11 Petri 299 Saceſ pagus " 374 Salis aqua 470 Terminus Helvetior . 410 Sallæ aqua 470 Teſchena 955 Sancta Inſula 343 Teflinum 955 Sarunegaunum 523 Thalloris : 791 Saxium 648 Thermiz favarienfes 524 Scaldia belvetica 136 537 Scaldis Ther 9

1 INDEX .

!

Thermæ ,piperinæ ive1624 Vallis corvantiana 631 domeftica ,'.1 : 636 Thermopolis DIN 537 Thureguin dominarum 1011286 426 Thuricum aanmainos:986 fera vel fecrca 666 Ticinus 131250 gratiarum 553 Tigurum in Vrah 286 397 Tilium 659 possapidacia 621 378 leguntina : Tobinium 622 Trajectum ad Mofam 214 lepontina 400 ad Rhenu 145 liliorum 27509 meſaucina 622, 623 inferius 145 vetura! ſana 145 649 Tranfifalania ſexamnicnfis 621 1 169 tellina Trebnitium 652 902 Trimontium 618,636 ,880 urania urſaria Tubantia 178 urſella 402 Tucconią On411 424 Vedrus Tugiuin 170 Tullam 659 Turicum 286 368 Turris Peliana Tuſcia 1 : 629 U.T. Ultrajecum si 145 Umbilicum 17 *** 652 Urania -392 560 Urbigenum 492 Urnacum 492 Uronatum 249. Urra T Urfimontanum shoc1361 Urſulus ir: P. 622 y, 68 Vado Vabalis 17 Valefia 675 Vallis b . Maria 1.4.426 Brennia 1.564 Breunia 564,

Veſpia Pik : Viader Viadrus Viceprovanum Vicoſopranum Vicus thermarung Villa Gualteriang Vindosiala Viftula Viviacum Volturena Vratislavia W. Wincium Wolferdi agger 2. Zabothum Zizaria Zobtena Zutphania Zylium

684 743 743 639 639 537 425 362 744 368 662 848 824 135 877 636 877 61

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