Die Tora: Band III: Wajiqra - Leviticus 9783641313296

In den jüdischen Gemeinden Amerikas und Kanadas ist der »Plaut« das Standardwerk jüdischer Tora-Interpretation. Der Komm

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German Pages 348 Year 2017

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Table of contents :
Einleitung
Inhaltsverzeichnis
Einführung in das Buch Levitikus
Das Buch Levitikus innerhalb der Literatur des Alten Orients
Teil I: Opfergesetze (Lev 1-7)
24. WAJIKRA (Lev 1,1-5,26)
Der Opferkult (Lev 1-7)
Olah - Ganzopfer (Lev 1,1-17)
Mincha - Speiseopfer (Lev 2,1 -16)
Sewach Schiamim - Freudenopfer (Lev 3, 1-17)
Chatat - Sündenopfer (Lev 4,1-35)
Chatat - Sündenopfer; Aseharn-Schuldopfer (Lev 5,1-26)
Opfergesetze (Lev 6,1-23)
25.ZAW (Lev 6,1-8,36)
Einleitung
Opfergesetze - Sewach Schiamim (Lev 7,1-38)
Teil II: Die Weihung des Stiftszeltes und der Priester (Lev 8-10)
Die göttliche Gegenwart im Heiligtum (Lev 8,1- 10 ,20 )
26.SCHEMINI (Lev 9,1-11,47)
Einleitung
Teil III: Erlaubte und verbotene Speisen (Lev 11,1-23)
Kaschrut ( Die Speisegesetze) (Lev 11,1 -23)
Teil IV: Rein und Unrein (Lev 14,24-15,33)
Verunreinigung durch tote Tiere (Lev 11,24-47)
27. TASRIA (LEV 12,1-13,59)
Verunreinigung durch Geburt (Lev 12,1 -8)
Verunreinigung durch Aussatz (Tzara'at) (Lev 13,1 -46)
Aussatz an Kleidern (Lev 13,47-59)
28. MEZORA (LEV 14,1 - 15,33)
Reinigung von Aussatz (Lev 14,1-32)
Aussatz an Häusern (Lev 14,33- 57 )
Unreinheit durch Absonderungen der Sexualorgane (Lev 15,1-33)
Teil V: Der Versöhnungstag (Lev 16 )
29. ACHARE MOT (LEV 16, 1- 18,30)
Der Versöhnungstag (Lev 16, 1- 34)
Teil VI: Das Heiligkeitsgesetz (Lev 17 -27)
Weitere Opfergesetze und Speisevorschriften (Lev 17, 1-16)
Sex (Lev 18,1 -30)
30. KEDOSCHIM (Lev 19, 1-20,27)
Heiligkeit (Lev 19,1-37)
Strafen für Sexualdelikte (Lev 20,1-27)
31. EMOR (LEV 21,1-24 ,23)
Einleitung
Gesetze für Priester (Lev 21,1-22,33)
Der Festkalender (Lev 23,1-44)
Öl, Brot und der Gotteslästerer (Lev 24,1-23)
32 BEHAR (LEV 25, 1-26,2)
Schabbat-und Joweljahr (Lev 25,1-55)
Segen und Fluch (Lev 26,1-46)
33. BECHUKOTAJ (Lev 26,3-27,34)
Einleitung
Teil VII: Zusätzliche Gesetze (Lev 27)
Gelübde, Gaben und Gebühren (Lev 27,1 -34)
Anhänge
Anhang 1: Kaschrutgesetze (Zu Kap. 11)
Anhang II: Ordnung des Gottesdienstes für den Hohen Priester am Versöhnungstag (Zu Kap. 16)
Anhang III: Die zur Heirat verbotenen Verwandtschaftsgrade (Zu Kap. 18)
Haftarot. Mit Einleitungen von W.G. Plaut
Haftarat Wajikra (Jesaja 43,21-44,23)
Haftarat Zaw (Jeremia 7,21-8,3; 9,22-23)
Haftarat Sehemini (2. Samuel 6, 1-7, 17)
Haftarat Tasria (2. Könige 4,42-5, 19)
Haftarat Mezora (2. Könige 7,3-20)
Haftarat Achare Mot (Ezechiel22,1 -19)
Haftarat Kedoschim (Amos 9,7-15)
Haftarat Emor (Ezechiel 44,15-31)
Haftarat Behar (Jeremia 32,6-27)
Haftarat Bechukotaj (Jeremia 16,19-17,14)
Haftara für Machar Chodesch (I. Samuel 20,18-42)
Haftara für Schabbat und Rosch Chodesch (Jesaja 66,10-23)
Haftara für Schabbat Sachor I (I. Samuel 15,2-34)
Haftara für Schabbat Sachor II (I. Samuel 30,1-18)
Haftara für Schabbat Para (Ezechiel 36, 16-38)
Haftara für Schabbat Ha-Chodesch I (Ezechiel 45,16-46,15)
Haftara für Schabbat Ha-Chodesch II (Esra 6,19-7,10)
Haftara für Schabbat ha-Gadol (Maleachi 3,4-24 u. 23)
Anmerkungen
Zu den Abbildungen
Gebete
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Die Tora: Band III: Wajiqra - Leviticus
 9783641313296

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n,~n Die Tora In jüdischer Ao.slqun1

Herausgegeben von W. Gunther Plaut

Autorisierte übersetzungund Bearbeitung von Annette Bödder

Mit einer Einleitung von Landesrabbiner Walter Homolka

Gütersloher Verlagshaus

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GÜTERSLOHER VERLAGSHAUS



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Bandill

Wajikra

N,P~~ Levitikus Herausgegeben von Bernard J. Baroberger

Übersetzung, Bearbeitung und Gestaltung von Annette Böckler

Gütersloher Verlagshaus

no "rvn

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1981 unter dem Titel The Torah. A Modern Commentary, edited by W. Gunther Plaut Copyright © 1981 by Union of American Hebrew Congregations, New York

5. Auflage, 3. Auflage der Sonderausgabe, 2016 Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2001 by Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung der Union of American Hebrew Congregations, New York ollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber an den aufgeführten Zitaten ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall nicht gelungen sein, bitten wir um Nachricht durch den Rechteinhaber. Umschlaggestaltung: Init GmbH, Bielefeld Layout, Bildredaktion, Bildbearbeitung, Satz und Druckvorlagen: Annette Böckler ISBN 978-3-641-31329-6 www.gtvh.de

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Der dritte Band dieses Kommentars ist

ZACHARIAS FRANKEL (1801-1875)

gewidmet: Begründer der positivistisch-historischen Schule, Direktor des jüdisch-theologischen Seminars in Breslau, durch seine vermittelnde Position bewahrte dem liberalen Judentum das Gespür für die Tradition

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Das Buch Wajikra (oder" Torat Kohanim") gilt traditionell als das Buch, mit dem Kinder zu lesen beginnen (vgl. z.B. Midrasch Wajikra Rabba 7,3; Sifra 1,5; Awot de Rabbi Nathan A 6). Die Illustrationen in diesem Band spiegeln diesen Charakter wider. Die kurzen hebräischen Bildunterschriften sind wie erste hebräische Leseübungen gestaltet. Die Übersetzungen der Worte finden sich hinten im Abschnitt "Zu den Abbildungen". A.B.

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Einleitung Dieser Band steht im Zentrum der Tora, und diese Stellung gebührt dem Verfasser des Levitikuskommentars. Rabbiner Dr. Bernard J. Bamberger ?"r ( 1904- 1980) erlebte noch die Veröffentlichung seines Beitrags in den USA, abe r starb bevor die amerikanische Gesamtausgabe des Pentateuchs dem Leserpublikum vorgestellt werden konnte. I Mit seinem Tode verlor die jüdische Wissenschaft einen ihrer bekanntesten Vertreter. Obwohl er von Beruf nicht Akademiker sondern Gemeinderabbiner war, der seine letzten Jahrzehnte in New York City zubrachte, wurde er Mitglied des Gremiums der Jewish Publication Society, das die Bibel neu ins Englische übersetzte. Es ist bis heute der maßgebende englische Text der heiligen Schrift, und Bambergers wissenschaftliche Expertise trug dazu wesentlich bei. Er verfasste geschichtliche und theologische Studien, darunter die Werke Proselytism in the Talmudic

Period; Fallen Angels; The Bible - A Modem fewish Approach; The Story of fudaism; Tlre Search for fewislr Theology; Studies in fewish Law. Custom and Folklore.

Leser dieses Kommentars werden bemerken, dass seine Bewertung des antiken Opfer-und Priesterkultes von meiner Sicht (die im Numerikommentar erläutert ist) stark abweicht. Sein Standpunkt war der eines der letzten Repräsentanten des sogenannten klassi schen Reformjudentums, das sich in vieler Hinsicht der biblischen Tradition kritisch gegenüberstellte. Doch seine Wissenschaft wurde nicht von seiner persönlichen Einstellung beeinflusst, und sein Kommentar spricht für sich selbst. Die Tatsache, dass wir gelegentlich dasselbe Thema unterschiedlich behandeln konnten und dass abweichende Ansichten in unserer Toraausgabe nebeneinanderstehen, ist- wenn man den Vergleich wagen darf- ein bescheidenes Zeugnis des liberalen talmudischen Diktums, das von dem Streit zwischen Hillel und Schammai sagen konnte: "Beide Ansichten spiegeln das lebendige Gotteswort." Möge mein seliger Freund und Kollege in dieser Weise vom Jenseits zu uns sprechen und uns lehren. W. Gunther Plaut

Sein Einfluss reichte über das gedruckte Wort hinaus. Er war Präsident des Synagogue Council ofAmerica; der Gentraf Conference of American Rabbis; Vize-Präsident des American fewish Book Council und der World

Union for Progressive fudaism.

1 Im Kommentar werden Ergänwngen zum ursprUngliehen Text von B.J. Bamberger gekennzeichnet: In eckigen Klammern I I stehen

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Ergänzungen des Herausgebers, in geschweiften Klammern I I Bearbeitungen durch die Obersctzcrin.

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Inhaltsverzeichnis Einführung in das Buch Levitikus (B.J. Bamberger) .............................................. 13 Das Buch Levitikus innerhalb der Literatur des Alten Orients (W.W. Hallo) ...... 19 Teil I: Opfergesetze (Lev 1-7) ........................................................................................................... 29 24. WAJIKRA (Lev 1,1-5,26) ................................................................................... 31 Der Opferkult (Lev 1-7) ............................................................................................ Olah- Ganzopfer (Lev 1, 1-17) ................................................................................ Mincha- Speiseopfer (Lev 2,1-16) .......................................................................... Sewach Schelamim- Freudenopfer (Lev 3, 1-17) ................................................... Chatat- Sündenopfer (Lev 4, 1-35) ......................................................................... Chatat- Sündenopfer~ Aseharn-Schuldopfer (Lev 5, I -26) ................................. Opfergesetze (Lev 6,1-23) .........................................................................................

31 37 43 47 50 57 63

25.ZAW (Lev6,1-8,36) ........................................................................................... 65 Opfergesetze- Sewach Schelamim (Lev 7,1-38) ..................................................... 69 Teil II: Die Weihung des Stiftszeltes und der Priester (Lev 8-10) .................................................. 77 Die göttliche Gegenwart im Heiligtum (Lev 8,1-10,20) ......................................... 78 26.SCHEMINI (Lev9,1-11,47) ............................................................................. 86 Teillii: Erlaubte und verbotene Speisen (Lev 11,1-23) .................................................................. 95 Kaschrut (Speisegesetze) (Lev 11,1 -23) ................................................................... 96 Teil IV: Rein und Unrein (Lev 14,24-15,33) .................................................................................. lOS Verunreinigung durch tote Tiere (Lev 11,24-47) .................................................. 106 27. TASRIA (LEV 12,1- 13,59) .............................................................................. 113 Verunreinigung durch Geburt (Lev 12,1 -8) .......................................................... 113 Verunreinigung durch Aussatz (Tzara'at) (Lev 13, 1-46) ...................................... 116

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Inhaltsverzeichnis

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Wajikra - Levitikus

Aussatz an Kleidern (Lev 13,47-59) ....................................................................... 126 28. MEZORA (LEV 14,1 - 15,33) ................................•.......................................... 129 Reinigung von Aussatz (Lev 14, 1-32) .................................................................... 129 Aussatz an Häusern (Lev 14,33-57) ....................................................................... 136 Unreinheit durch Absonderungen der Sexualorgane (Lev 15, 1-33) .................... 141 Teil V: Der Versöhnungstag (Lev 16) .............................................................................................. 149 29. ACHARE MOT (LEV 16, 1-18,30) .................................................................. ISO Der Versöhnungstag (Lev 16, 1-34) ........................................................................ 150 Teil VI: Das Heiligkeitsgesetz (Lev 17-27) ..................................................................................... 165

Weitere Opfergesetze und Speisevorschriften (Lev 17, 1-16) ................................ 166 Sex (Lev 18,1-30) ..................................................................................................... 172 30. KEDOSCHIM (Lev 19,1-20,27) ..................................................................... 185 Heiligkeit (Lev 19,1-37) .......................................................................................... 185 Strafen für Sexualdelikte (Lcv 20, 1-27) ................................................................. 203 31. EMOR (LEV 21,1-24,23) ................................................................................ 205 Gesetze für Priester (Lev 21, 1-22,33) ......................... ............................................ 209 Der Festkalender (Lev 23, 1-44) .............................................................................. 222 0 1, Brot und der Gotteslästerer (Lev 24, 1-23) ...................................................... 242

32 BEHAR (LEV25, 1-26,2) ................................................................................. 247 Schabbat- und Joweljahr (Lev 25, 1-55) ................................................................. 247 Segen und Fluch (Lev 26, 1-46) .............................................................................. 263 33. BECHUKOTAJ (Lev 26,3-27,34) ................................................................... 267

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Wajikra- Levitikus Teil VII:

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Inhaltsverzeichnis

Zusätzliche Gesetze (Lev 27) ...................................................................................... 275 Gelübde, Gaben und Gebühren (Lev 27,1-34) ..................................................... 276

Anhänge

....................................................................................................................................... 285 Anhang 1: Kaschrutgesetze (Zu Kap. II) ............................................................... 286 Anhang II: Ordnung des Gottesdienstes für den Hohen Priester am Versöhnungstag (Zu Kap. I 6) ....................................... 288 Anhang III: Die zur Heirat verbotenen Verwandtschaftsgrade (Zu Kap. 18) ..... 290

Haftarot. Mit Einleitungen von W.G. Plaut ................................................................................... 291 Haftarat Wajikra (Jesaja 43,21-44,23) .................................................................... Haftarat Zaw (Jeremia 7,21-8,3; 9,22-23) .............................................................. Haftarat Sehemini (2. Samuel 6, 1-7, 17) ................................................................ Haftarat Tasria (2. Könige 4,42-5, 19) .................................................................... Haftarat Mezora (2. Könige 7,3-20) ....................................................................... Haftarat Achare Mot (Ezechiel22,1 -19) ............................................................... Haftarat Kedoschim (Amos 9,7-15) ...................................................................... Haftarat Emor (Ezechie144,15-31) ........................................................................ Haftarat Behar (Jeremia 32,6-27) ........................................................................... Haftarat Bechukotaj (Jeremia 16,19-17,14) ..........................................................

292 294 295 298 300 302 304 305 306 308

Haftara für Machar Chodesch (I. Samuel 20,18-42) ........................................... 309 Haftara für Schabbat und Rosch Chodesch (Jesaja 66,10-23) ............................. 311 Haftara für Schabbat Sachor I (I. Samuel 15,2-34) ............................................. 312 Haftara für Schabbat Sachor II (I. Samuel30,1-18) ............................................ 313 Haftara für Schabbat Para (Ezechiel 36, 16-38) .................................................... 314 Haftara für Schabbat Ha-Chodesch I (Ezechiel 45,16-46,15) ............................. 316 Haftara für Schabbat Ha-Chodesch II (Esra 6,19-7,10) ...................................... 317 Haftara für Schabbat ha-Gadol (Maleachi 3,4-24 u. 23) ..................................... 318 Anmerkungen .................................................................................................................................. 320 Zu den Abbildungen ....................................................................................................................... 334 Gebete ....................................................................................................................................... 339

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Einführung in das Buch Levitikus Das dritte Buch der Tora, Levitikus, enthält einige der wichtigsten Bibeltexte. In des Buches und diesem Buch lesen wir Sätze zum Kommentar wie "Liebe deinen Nächsten so, wie du dich selbst liebst" und "Ihr sollt im Land allen Einwohnern Freiheit ausrufen" [ I ]. Zum großen Teil handelt das Buch jedoch von Dingen, die mit unserem heutigen Leben recht wenig zu tun haben, von Opferanweisungen und Regeln zur rituellen Reinigung. Fast alJe haben ihre Geltung verloren, als der Tempel im Jahr 70 d.Z. zerstört wurde. Selbst für die Lebensweise streng orthodoxer Juden haben sie heute keine Bedeutung mehr und wurden darum von normierenden Rechtssammlungen wie dem Schulchan Aruch ausgeschlossen. In der orthodoxen Tradition wird dies allerdings nur als eine vorübergehende Unterbrechung gewertet: Wenn der Messias kommt, wird der Tempel wieder erbaut und der Opferkult wieder aufgenommen werden. Das orthodoxe Gebetbuch enthält daher Gebete für diese WiederherstelJung. Doch die meisten zeitgenössischen Juden, nicht nur diejenigen, die dem Reformjudentum angehören, betrachten diese Opferbräuche als gänzlich überholt. Sie rechnen nicht mit ihrer Wiederbelebung und wollen sie auch nicht. Der Philosoph Philo, der zu Beginn der allgemeinen Zeitrechnung in Alexandria lebte, fand im Opferkult vielerei geistige Bedeutungen. Er deutete die Gesetze symbolisch oder allegorisch und war fest davon überzeugt, dass er zu ihrer tiefsten und wahrsten Absicht vorgedrungen sei. Diese Betrachtungsweise ist uns heute nicht mehr möglich. Der einzige für uns mögliche Zugang ist der historische, der das Material im Licht der Zeit sieht, in der es entstand und vor dem Hintergrund der altorientalischen Kultur. Ein solche historische Betrachtungsweise ist auch für die allgemeine Leserschaft fruchtbar. Sie zeigt eine spannende Entwicklung der Religions- und Moralvorstellungen in der Bibel selbst. Nur im Buch Levitikus gibt es einige wenige Abschnitte, in denen das Wort kadosch, das gewöhnlich mit "heilig" übersetzt wird, auch "tabu" bedeuten kann, andere Stellen, an denen

Zum Charakter

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es den höchsten Grad ethischen und geistigen Strebens bezeichnet. Darüberhinaus werden wir entdecken, dass die rituellen Abläufe, die hier beschrieben werden, zwar in vieler Hinsicht denen anderer antiker Völker ähneln, aber auch einige bedeutsame Unterschiede aufweisen. Die eigentümliche Erscheinung eines sich entwickelnden Judentums ist sogar in einer Epoche erkennbar, die Änderungen von sich wies, vor allem Änderungen im Bezug auf Brauch und Ritus, die von einer erblichen und daher in der Regel konservativen Priesterschaft gepflegt wurden. Wichtiger ist aber wohl die Tatsache, dass diese Materialien allen Menschen zugänglich gemacht worden sind. Andere altorientalische Völker besaßen Mythen und Legenden, die uns gelegentlich an die Geschichten des Pentateuch erinnern. Ebenso besaßen sie zivilund strafrechtliche Gesetze, wie den Kodex Hammurapi, der auf einem Denkstein an einem öffentlichen Platz aufgestellt war. Doch ihre rituellen und liturgischen Texte wurden im aUgemeinen in den Tempeln für den ausschließlichen Gebrauch durch die Priester verwahrt. Nur in der Tora finden wir Geschichten, Gesetze und Ritualanweisungen, die in einem einzigen Dokument zusammengefasst wurden und für alle zugänglich sind. Das Buch Deuteronomium gebietet, dass Eltern ihren Kindern seinen Inhalt sorgfältig lehren sollen und sieht vor, dass das gesamte Buch alle sieben Jahre öffentlich verlesen wird. Doch selbst das Deuteronomium lässt Angelegenheiten der Priesterschaft vollständig in der Hand der Priester. Es beschreibt den Vorgang der Opfer nicht und verweist das Volk zur Beurteilung von "Aussatz" an die Priester (Dtn 24,8). Von daher war es eine Art Revolution, als die priesterlichen Gesetze in einem Werk zusammengefasst wurden, das für die gesamte Bevölkerung bestimmt war. Diese Gesetzte sollten nicht mehr länger Berufsgeheimnis sein. Eine Anzahl von Abschnitten im Buch Levitikus beginnt darum mit: "Rede mit den Priestern, den Söhnen Aharons", oder: "Gib Aharon und seinen Söhnen folgenden Befehl", doch andere, darunter der erste Abschnitt über die Opfer, beginnt mit: "Rede mit den

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B.]. Bamberger Kindern Jisraels und sage ihnen". Die Vorstellung einer vollständigen Tora, die alle, die es wollen, studieren können, bringt hier einen neuen demokratischen Geist zum Ausdruck. Hinzu kommt, dass die scheinbar nichtssagenden rituellen Abschnitte die talmudischen Gelehrten teilweise zu Kommentaren drängten, die es um ihrer Schönheit und ihrer tiefgründigen Einsichten willen wert sind, beachtet zu werden. Andere Themen des Buches Levitikus aber prägen bis heute das Leben vieler Juden. Hingewiesen sei zum Beispiel auf die Speisegesetze. Auch diejenigen, die die Kaschrut nicht beachten, sollten etwas über den Charakter und den Geist dieser Bestimmungen wissen, die oft von wohlwollenden, aber uninformierten Laien missverstanden und fehlgedeutet wurden. Wieder andere Abschnitte behandeln Themen, die für alle religiösen Juden von Belang sind. Als Beispiel seien die Kapitel über verbotene sexuelle Beziehungen genannt und die ausführliche Beschreibung der Feiertage und Feste. Wir behandeln solche Abschnitte, indem wir davon ausgehen, dass wir vieles aus der Tora lernen können, obwohl wir ihre Autormtät nicht blind und unhinterfragt hinnehmen. In dem großartigen Heiligkeitsgesetz sowie in dem Abschnitt über das Joweljahr sehen wir uns durch die edelsten und strengsten ethischen und religiösen Ideale herausgefordert. Unsere Darstellung wird sich oft auf die Usprünge und die ursprüngliche Absicht der alten Regeln beziehen. Beim Lesen sollte man jedoch stets im Hinterkopf behalten, dass ein Brauch sich fortsetzen kann, lange nachdem seine ursprüngliche Bedeutung verworfen und vergessen ist. Man darf zum Beispiel nicht davon ausgehen, dass die Generationen von Juden, die im Tempel Opfer dargebracht haben, oder die Verfasser, die die Opfergesetzte im Buch Levitikus zusammenstellen, noch daran glauben, dass Gott buchstäblich das Bedürfnis nach Nahrung habe. Auch wird der Wert eines lebendigen Brauchs nicht notwendig davon beeinträchtigt, dass er vielleicht im Aberglauben wurzelt. Ein einfaches Beispiel, das nicht im Zusammenhang mit den Buch Levitkus steht, mag dies verdeutlichen. Bestattungs- und Trauerriten haben ein ausgesprochen hohes Alter. Ursprünglich dien-

Einführung in das Buch Levitikus ten sie dazu, die Lebenden vor den Geistern der Toten zu schützen. Man glaubte, dass diese nun wütend seien, weil ihnen die Bequemlichkeiten und Beziehungen, an denen sie sich im Leben erfreut hatten, weggenommen wurden. Um die Weggegangenen daran zu hindern, zurückzukehren und ihren Familien zu schaden, schichtete man einen Steinhaufen über ihre Gräber. Unser Brauch, einen Grabstein zu errichten rührt letzlieh von dieser alten Angst her. Doch es ist offensichtlich, dass dies nicht der Grund ist, weshalb wir heute die Gräber unserer Verstorbenen kennzeichnen. Anders als die beiden ersten Bücher der Bibel, enthält das dritte nur sehr wenige erzählende Stücke. Deshalb schien es notwendig, jedem Abschnitt eine recht ausführliche Einführung voranzustellen, bevor der Text versweise erläutert wird.

Zu Beginn der allgemeinen Zeitrechnung, vielleicht sogar früher, hieß unser Buch D'Ji1::> mm torat kohanim "priesterliche Weisung". Im Hebräischen wird es gewöhnlich durch die Angabe des ersten Wortes benannt: to\IP'1 Wajikra "Und er rief'. Die griechische Übersetzung nannte es Levitikon, "das Ievitische (Buch)" und die lateinische Version dieses Namens, Levitikus, wurde allgemein üblich. Eigenartigerweise werden die Leviten in diesem Buch jedoch nur in Kapitel 25 Vers 32 bis 34 erwähnt, obwohl die Priester selbstverständlich Angehörige des Stammes Levi waren.

Der Name des Buches

Der Inhalt des Buches I II

Opfergesetze: Kap. 1 - 7 Die Weihung des Stiftszeltes und der Priester (und weitere damit zusammenhängende Ereignisse): Kap. 8 - 10 III Erlaubte und verbotene Speisen: Kap. 11,1-23 IV Gesetze über Verunreinigung und Reinigung: Kap. 11,24- 15,33 V Der Versöhnungstag: Kap. 16

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Einführung in das Buch Levitikus VI Das Heiligkeilsgesetz

Kap. 17-27

Zusätzliche Gesetze über Opfer Kap. 17 und Nahrung: Erlaubte und verbotene sexuelle Beziehungen: Kap. 18-20 Gesetz Ober Heiligkeit, sowohl in ethischer als auch in ritueller Hinsicht: Kap. 19 Kap. 21 und 22 Gesetze über die Priesterschaft: Kap. 23 Schabbat und Festkalender: Zwei Gesetze und ein Zwischenfall Kap. 24 über eine Gotteslästerung: Kap. 25 ~as Schabbat· un~ das Jubeljahr: Eme Ermahung, dte Segnungen für die Beachtung des Gesetzes und Flüche Kap. 26. flir seine Missachtung enthält:

VII Zusätzliche Gesetze, die Gelübde, Gaben und Gebühren betreffen: Kap. 27

In der allgemeinen Einführung in die Tora (in Band I Bereschit-Genesis) hieß es, dass die Tora eine zusammengesetzte Einheit ist. Obwohl viele Schlussfolgerungen des 19. Jahrhunderts später in Frage gestellt worden sind, kann man das Vorhandensein von drei wesentlichen Bestandteilen innerhalb des Pentateuchs kaum bestreiten [2] . Eines dieser Bestandteile ist das Buch Deuteronomium, das sich in seiner Sichtweise, seinem Inhalt und Stil vom Rest unterscheidet. Wissenschaftler benutzen die Initiale D, wenn sie sich auf diesen Teil beziehen. Der zweite Bestandteil des Pentateuchs umfasst die lebhaften, spannenden und bewegenden Erzählungen der Bücher Genesis, Exodus und Numeri und wird J/E genannt [3 I. Diese Bücher enthalten außerdem kurze Abschnitte aus einer priesterlichen Quelle P. Das Buch Levitikus besteht insgesamt nur aus priesterlichem Material. P enthält eine erstaunlich große Menge an Erzählungen, doch das hauptsächliche Interesse liegt bei Gesetz und Ritual. Die äußere Form ist systematischer als in den übrigenden Quellen und der Stil ist präziser und genauer. Er kann so würdevoll und eindrücklich sein, wie im ersten Kapitel der Genesis.

Priesterschrift und Heiligkeitsgesetz

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B.J. Baroberger Obwohl das gesamte Buch Levitikus sich auf priesterliche Quellen gründet, ist es kein einheitlicher und geordneter Kodex. Die Opfer werden zum Beispiel in großer Ausführlichkeit besprochen, doch andere wichtige Bestimmungen zu diesem Thema, die ebenfalls von P stammen, finden sich in Exodus und Numeri. In den Kapiteln über rituelle Unreinheit ( I I - 15) wird die schwerste Verunreinigung, der Kontakt mit einer Leiche, nicht erwähnt. Dieses Thema wird in Kap. 21 Vers l-4 nur ganz kurz gestreift, doch eine ausfüh rliche Darstellung findet sich nur in Numeri 19. Selbst innerhalb des Buches Levitikus fehlt eine systematische Ordnung. Der Abschnitt über das Opfer enthält zwei Teile, Kapi tel 6 und 7, die zusätzliche Bestimmungen zu den verschiedenen Opferarten geben, die bereits in den Kapiteln 1-5 dargestellt worden sind. (Kap. I 7 b ietet weiteres Material zum Thema Opfer.) Kapitel 20 ist weitgehend eine Wiederholung der Gesetze aus Kapitel 18. Bei P handelt es sich nicht um eine nahtlose Einheit, die von einem einzigen Verfasser geschrieben wurde. Es ist eine Zusammenstellung priesterlicher Traditionen aus verschiedenen Quellen und zweifellos aus verschiedenen Zeitepochen. In den Einzelheiten gibt es zahlreiche Abweichungen und es weist einiges darauf hin, dass die Sammlung, nachdem sie bereits abgeschlossen war, noch Zusätze und redaktionelle Änderungen erfuhr. Doch die Versuche der Wissensch aft, P in seine einzelnen Quellen zu zerlegen und jede einzeln zu datieren, sind wenig überzeugend (4 ]. Die Forschung hat außerdem gezeigt, dass man hinter vielen der geschriebenen Dokumente mit einer langen mündlichen Tradition rechnen muss. Ein geschriebenes Gesetz kann Jahrunderle lang bereits Geltung gehabt haben, bevor es in einen unserer gegenwärtigen Texte eingefügt wurde. Doch selbst in einer Übersetzung erkennt man in der zweiten Hälfte des Buches eine deutliche Änderung im Inhalt, Stil und Ton. Die Kapitel l bis 16 sind inhaltlich und stilistisch den P-Materialien ähnlich, die sich in den anderen Büchern der Tora find en. Die Kapitel 17 bis 26 besitzen dagegen viele eigentümliche Charakter istika. Oft erläutern sie Zweck und Absicht

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B.]. Bamberger der Gesetze- eine Seltenheit in P. Über die Begründungen einzelner Bestimmungen hinaus beziehen sich diese Kapitel durchgängig auf ihren allgemeinen Zweck: die Heiligkeit des israelitischen Volkes zu bewahren. Diese Heiligkeit wird nicht nur in der rituellen Reinheit gesehen, sondern vor allem in persönlicher und sozialer Gerechtigkeit. Der göttliche Ursprung und die göttliche Zustimmung werden immer wieder durch Sätze wie "Ich, der Ewige, euer Gott" am Ende eines Gebots betont. In ihrer Verbindung von moralischen und rituellen Elementen erinnern diese Kapitel an D [ 5]. Kurz gesagt: Bei diesen Abschnitten handelt es sich um eine charakteristische Eigentümlichkeit von P oder gar um eine eigenständige Quelle, die in der Wissenschaft Heiligkeilsgesetz H genannt wird. Aus diesem Textteil stammen die meisten derjenigen Abschnitte des Buches Levitikus, die uns heute noch ansprechen. Obwohl H von den übrigen Teilen der Tora abweicht, zeigt es in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeit mit den Prosatexten des Propheten Ezcchiel. In der Wissenschaft wurden längere Listen der Sätze zusammengestellt, die häufig bzw. selten in Ezechiel und H belegt sind und, wenn überhaupt, in anderen biblischen Texten [6] . Man hat sogar vorgeschlagen, Ezechiel als den Verfasser des Heiligkeilsgesetzes zu betrachten, doch Ezechiels Aufassungen über religiöse Observanz widersprechen einigen Bestimmungen von H. Es erscheint jedoch als sehr wahrscheinlich, dassHaus der Wirkungszeit dieses Propheten stammt, dass heißt, aus den Jahren nach dem Untergang Judas im 6. Jh. v.d.Z. Der Verfasser dieses Kommentars hält die schriftlichen Dokumente des Pentateuchs für eine Kristallisation mehrerer Traditionen, von denen einige sehr alt sind. Dies trifft ebenso auf P zu. Es enthält trotzeiner gewissen Uniformität in Stil und Gestaltung viele Widersprüche, die auf eine Komposition aus verschiedenen Quellen hinweisen. Es spricht einiges dafür, dass die priesterlichen Materialien im 5. Jh. v.d.Z. ihre gegenwärtige Form erhielten. Die Redakteure bewahrten einen Großteil des alten Materials unverändert, doch ebenso konnten sie auch Dinge ändern oder ergänzen, um neuen Bedürfnissen zu entsprechen. Das Gesetz über den Sündenbock (16,8- 10.20-22) ist nur

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Einführung in das Buch Levitikus eines der genuin archaischen Elemente in P. Daneben enthält die Priesterschrift aber auch Abschnitte, die eine gekünstelte und künstliche Altertümlichkeit aufweisen, vor allem die Darstellung eines ausgearbeiteten Schreins mit einem hoch organisierten sakralen System, das für die Bedingungen der Wüste vollkommen ungeeignet ist. Dies lässt auf ein relativ spätes Datum der Entstehung schließen. Ebenso auch die heftige Auseinandersetzung zwischen Priestern und Leviten - im Buch Deuteronomium dagegen erscheinen diese beiden Begriffe als Synonyme 171. Das uns heute vorliegende Buch Levitikus ist also das Endprodukt einer langen und komplizierten Entwicklung.

Jahrhundertelang begannen jüdische Kinder ihr Bibelstudium mit dem Buch Levitikus. Diese zu Levitikus seltsame Wahl wurde dadurch begründet, dass die reinen Kinder zuerst die Opfer lernen sollten, die in Reinheit dargebracht werden [8). Doch auch Erwachsene haben dieses Werk eifrig studiert. Die rabbinischen Kommentare über die Bücher der Bibel sind als "Midraschim" bekannt. Diejenigen zu Levitikus sind die längsten und ausführlichsten unter ihnen. Das Buch heißt c·;;,;:, mm Tomt Kohanim und ebenso ~I:JC Sifra ("das Buch"). Das Material wird weitgehend auf die Ausführungen des im 2. Jh. d.Z. lebenden Rabbi Akiwa und seiner Schüler zurückgeführt. Das Wort ,::;,-.c midrasch bedeutet "Suche", "Interpretation". Midraschim ziehen aus dem Bibeltext oft Schlüsse, die weit über seinen offenkundigen Sinn hinausgehen. Doch die midraschische Methode von Rabbi Akiwa war besonders intensiv. Er war davon überzeugt, dass jedes Wort und jeder Buchstabe des Pentateuchs eine reiche und vielfältige Bedeutung birgt. In Sifra kann eine rechtliche Regelung von einen "und" oder "aber" her abgeleitet werden und bietet so die biblische Untermauerung für Bestimmungen, die bis dahin nur durch die Tradition bekannt waren. Sifra kommentiert nahezu jeden Vers des Buches Levitikus sowohl in halachischer, das heißt rechtskräftiger, als auch

Kommentare

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Einführung in das Buch Levitikus in aggadischer Hinsicht, d.h. als Moral und religöse Belehrung. Vermutlich wurde Sifra im 3. }h. d.Z. kompilie rt. Später erschienen weitere Midraschim zu Levitikus, die vermutlich ins 6. oder 7. Jh. zu datieren sind. Diese Werke sind fast ausschließlich aggadisch und enthalten Homilien, die sich auf die ersten Sätze verschiedener Abschnitte dieses Buches beziehen. Sie handeln über Themen, die für die damalige Hörerschaft von Interesse waren, für die die Einzelheiten über das Opfer und ähnliches eher öde und langweilig schienen. So handelt zum Beispiel die Homilie zu dem Eingangsvers "Der Ewige rief Mosche" über Prophetie und Offenbarung, diejenige über Kapitel 2 Vers I "Bringt jemand (o::n nefesch) ein Speiseopfer dem Ewigen zu Ehren" versteht nefesch als "Seele" und erörtert die Beziehung zwischen Körper und Seele. Obwohl in Kap itel10 Vers 9 Wein nur für einen Priester verboten wird, der ein Opfer darbringen wird, ver wendet der Midrasch diesen Vers für e ine allgemeine Homil ie über die Übel des Trinkens, die einige humoristische Züge enthält. Der Vers "Wenn dein Bruder neben dir verarmt" (25,35), bot den Anlass zu e iner langen und großartigen Predigt über die Nächstenliebe. Diese Materialien finden sich in einem Werk mit dem Namen Wajikra Rabba (frei übersetzt: "Der große M idrasch über Levitikus") und im Midrasch Tanchuma, der sich über die gesamte Tora erstreckt und in mindestens zwei Versionen existiert. Viele Kommentierungen über Levitikus sind außerdem in anderen Midraschim zu finden sowie in den beiden Talrnudim. Das meiste dieser Materialien wurde in mittelalterlichen Kompilationen, dem fa/qut Schimoni und dem Midrasch haGadol gesammelt. D ieser Kommentar basiert auf diesen Quellen ebenso wie auf den großen mittelalterlichen jüdischen Kornmentatoren Raschi, Ibn Esra und anderen. Von Sifra ausgehend geben sie oft tiefgründige Erklärungen des Bibeltextes. Selbst wenn wir ihre Deutungen unzutreffend oder zu phantasievoll finden, können sie uns etwas lehren. Wir lernen von ihnen, wie frühere Generationen die Tora verstanden und gelegentlich neue und erbauliche Gedanken im Text entdeckten.

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B.]. Baroberger Einen großen Teil der kritischen Studien verdanken w ir christlichen Bibelwissenschaftlern der letzten hundertfünfzig Jahre. Ihre Kommentare über Levitikus zählen zwar nicht zu ihren größten Erfolgen: vielleicht war es zu schwierig für sie, eine Beziehung zu den Inhalten dieses Buches zu finden oder ihre Vorurteile gegen die jüdische Tradition behinderten sie. Der in englisch verfasste Kommentar von N.H. Snaith [9] macht intensiven Gebrauch von jüdischen Quellen. Zwei moderne jüdische Kommentare zu Levitikus verdienen eine besondere Erwähnung. Der eine ist der Critical and Historical Commentaryvon M.M. Kalisch [I 0], der einer der ersten jüdischen Wissenschaftler war, der die historisch-kritische Methode für seine Bibelforschung anwandte. Selbst zu seiner Zeit neigte er stark dazu, die uralten Riten durch rationalistische und moralische Vorstellungen zu erklären und sein Werk ist heute überholt. Dennoch ist es eine Fundgrube für die Geschichte der biblischen Exegese und enthält etliche scharfsinnige Bemerkungen. Der umfangreiche deutsche Kommentar von David Hoffmann [ II] ist aus einer kompromisslosen orthodoxen Sicht verfasst. Er war jedoch wohl vertraut mit der Arbeit der christlichen Bibelwissenschaftler des 19. Jahrhunderts und es gelang ihm häufig, ihre eigene Kritik als Waffe gegen sie einzusetzen. Eine Rezension dieses gelehrten Werks verfasste Christian Bruno Baentsch, dessen eigenen Kommentar über Levitikus wir gelegentlich zitieren [ 12 j. Baentsch räumt ein, vieles von Hoffmann gelernt zu haben, trotz seiner orthodoxen Sichtweise. [Ein neuererenglischer Kommentar erschien nach dem Tode von Dr. Bamberger. Sein Verfasser ist Baruch A. Levine. Dieser Kommentar ist Teil des groß angelegten }PS Torah Commentary. Der Levitikus- Band wurde 1989 veröffentlicht ( 13].] {1991 erschien der erste Teil eines ausführlichen, philologisch sehr genauen Kommentars von Rabbiner }acob Milgrom , ebenfalls in englischer Sprache verfasst [ 14]. Einneuerer deutscher Levitkuskommentar von Erhard S. Gerstenherger [ 15], ist ein Beispiel für eine rein christliche Perspektive auf das Buch Levitkus [ 16].}

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B.]. Samherger

Einführung in das Buch Levitikus

Hingewiesen sei auch auf zwei moderne hebräische Kommentare zur gesamten Tora, einschließlich Levitikus. Derjenige von Samuel David Luzzatto ( 17] verbindet eine strenge Verpflichtung der Tradition gegenüber mit einer beträchtlichen Originalität. Der ande re von Arnold B. Ehrlich 11 81 ist ein großartiges Werk der modernen Bibelwissenschafl [ 19].

Zum Gebrauch dieses Kommentars

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Ein großer Teil des Buchs Levitikus betrifft die Opfer-

praxis, und im Deutschen fehlen oft die entsprechenden Begriffe für die hebräischen Ausdrücke. Es erschien deshalb angemessen, in diesem Kommentar die hebräischen Begriffe zu benutzen (nachdem sie erklärt worden sind), nicht die mehr oder weniger passenden deutschen Ausdrücke. Häufig wird hier der Begriff "1-lalacha" verwendet werden, der nicht aus der Bibel, sondern aus der rabbinischen Literatur stammt. Er ist von einer Wurzel mit der Bedeutung "gehen" abgeleitet und bezeichnet die konkreten rechtlichen Elemente d es Judentums, einschließlich des Zivil-, Straf-, Familien-, Verfahrensund Ritualrecht, im Gegensatz zu Themen des Glaubens, des geistigen Strebensund der moralischen Ideale, die nicht als bestimmte, einklagbare Pflichten formuliert werden kön nen. Der Begriff "Halacha" kann sowohl den gesam ten Korpus des jüdischen Rechts oder die Regelung einer einzelnen rechtlichen Frage bezeichnen. Die akzeptierte Halacha scheint oft vom wörtlichen Sinn des Bibelverses, auf dem sie sich gründet, abzuweichen. Doch die Rabbinen gehen in ihren weitreichenden und phantasievollen Schlüssen oft weit über den offenkundigen Sinn des Textes hinaus und lehnen gelegentlich den einfachen Sinn der Schriftworte kategorisch ab. (Dies wurde von den traditionellen Kommen tatoren vollständig erkannt. In allen d iesen Fällen nahmen sie an, dass die wahre Trad ition auf das zurückgeht, was Mosche am Sinai als normativ empfangen hat, eine Erklärung, die nicht mit den traditionellen Regeln der Grammatik und Philologie übereinstimmt) 1201.

Die jüdischen Leser müssen nicht nur die vermeintliche ursprüngliche Absicht eines Bibelverses kennen, sondern ebenso wissen, wie dieser Vers in der jüdischen Tradition verstanden worden ist, vor allem in Hinsicht auf die rel igiöse Praxis und Observanz. Diese voneinander abweichenden Gesichtspunkte werden häufig in den Einführungen in die ve rschiedenenAbschnitte des folgenden Kommentars erläutert. Die einzelnen Punkte werden wie folgt behandelt: Der Kommentar selbst zitiert Sifra und andere rabbinische Quellen wie auch die großen mittelalterlichen Kommentare, wenn diese Schriften die korrekte oder zumindest die am meisten einleuchtende Erklärung des Bibeltextes zu geben scheinen. Wo die Halacha jedoch über den offenkundigen Sinn der Schrift hinausgeht oder gegen ihn steht, wird sie in dem Abschnitt unter der Oberschrift "Litera rische Auslese" zusam mengefasst. (In der Regel sind diese halachischen Zusammenfassungen keine wörtlichen Zitate der Quellen.) Die Quellenangaben in den Anmerkungen sind in keiner Weise erschöpfend. Manchmal wird auf die Primärquelle verwiesen und manchmal auf die Kodifizierung der Halacha durch Maimonides und seine Schüler. Am häufigsten beziehen wir uns auf die Erklärung des betreffenden Verses in Sifra, in diesem Fall lautet die Quellenangabe einfach "Sifra" oder fehlt. Die literarische Auslese ist in zwei Abschnitte untergliedert; der erste enthä lt halachische Materialien, der zweite ist mit dem hebräischen Wort "Haggada" überschrieben. Dieses Wort, das von einer Wurzel mit der Bedeutung "erzählen" abgeleitet ist, bezieht sich auf alle nichtrechtlichen Elemente im Talmud und Midrasch, vor allen auf solche, in denen es um den Glauben und die moralische Unterweisung geht. Diese Abschnitte enthalten häufiger wörtliche Zitate, doch oft war es um der Klarheit und Kürzewillen nötig, sie zusammenzufassen und zu erläutern. Ebenso wurden einige ausgewählte Stücke aus der späteren jüdischen Literatur aufgenommen, d ie n ich t aggadisc h i m eigenliehen Sinn s ind, aber ebenso erbau lich.

{Siehe auch die allgemeine Einführung zum Gebrauch dieses Chumasch in Band I Bereschit-Genesis.}

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Das Buch Levitikus innerhalb der Literatur des Alten Orients William W Hallo In dem urzeitliehen Garten, von dem das Buch Genesis erzählt, stand der Baum des Lebens. Es war dem Menschen geboten, von ihm zu essen wie von allen übrigen Bäumen des Gartens. Die einzige Ausnahme galt dem Baum des Todes. Der Mensch aß von ihm und dieser erste Ungehorsam des Menschen schuf einen logischen Widerspruch, den nicht einmal Gott hätte hinnehmen können: Nachdem der Mensch von dem Baum der Sterblichkeit gegessen hatte, konnte er nicht zugleich die ihm gegebene Verheißung der Unsterblichkeit bewahren und, wie es im Text heißt, nicht die Hand ausstrecken, um auch vom Baum des Lebens zu nehmen, davon zu essen und ewig zu leben (Gen 3,22). Deswegen wurde er für immer aus dem Garten verbannt, und es wurde ihm für alle Zeit bestimmt, seinen Lebensunterhalt im Schweiße seines Angesichts hart zu verdienen. Das Angebot, ohne Mühe zu leben wurde ihm mit der Verheißung der Unsterblichkeit entzogen. Doch die Vorstellung des Lebensbaums wurde nicht abgeschafft. Sie kehrt im Buch der Sprichwörter als Symbol der Weisheit (3,18) und Gerechtigkeit ( 11,30) wieder. In der nachbiblischen Theologie wurde der Lebensbaum das Symbol für die Bibel selbst. Die Tora ist ein Baum des Lebens für alle, die an ihr festhalten, daran werden wir in der Liturgie immer wieder erinnert, wenn die Torarolle zum Schrein zurückgebracht wird. Dies bedeutet (nach der rabbinischen Auslegung), dass die Ehrfurcht vor Gott und der Gehorsam der Tora nach wie vor einen Teil der urzeitliehen Verheißung einlösen können. Ehrfurcht und Taragehorsam bewirken zwar kein ewiges Leben, aber die "Länge der Tage"; sie bewirken zwar keine Freiheit von Mühsal, aber die Mühe des Lebens wird dem zum Le-

benNotwendigen belohnt. Diese Neuinterpretationen werden vo r allem im Buch Deuteronomium sichtbar, das ein fast schon zu einfaches System von Lohn und Strafe entwirft. Doch es prägt d ie gesamte Tora und hilft vor allem, den literarischen Charakter des Buches Levitikus zu ve rstehen. Levitikus ist das kürzeste der fünf Bücher der Tora. Zugleich ist es das mittlere Buch, und seine zentrale Stellung im Pentateuch bedeutet mehr als eine bloße Frage der Anordnung. (Levitikus war nicht zufällig der erste Text, der in der traditionellen hebräischen Schule, dem cheder, gelesen wurde.) Wenn man das Buch vor dem H intergrund der gesamten Tora und vor der Literatur der altorientalischen Umwelt betrachtet, fällt neues Licht auf sein scheinbares Interesse an altertümlichen und überholten priesterlichen Angelegenheiten. Dann wird deutlich, dass es in Wirklichkeit um dielebensnotwendige Frage der Nahrungsmittelversorgung (Kap. 1- 11 ) und die damit zusammenhängenden Forderungen nach Reinheit (Kap. 12-16) und Heiligung (17-27) geht. Stellt man sich den Text in seiner heute vorliegenden Gestalt als ein Gewebe vor, dann würden diese drei allgemeinen Punkte die Kettenfäden dieses Gewebes bilden. Eine andere Dreiheit bilden die Durchschussfäden: Gott, Priester und Laien. Jedem von ihnen werden bestimmte 1eile von allem Essbaren zugeordnet, jedem eine bestimmte Rolle in der Reinigung zugeschrieben und unterschiedliche Heiligkeitsgrade beigemessen. Aus literarischer Sicht ist das Buch Levitikus aus verschiedenen Rechtsabschnitten zusammengesetzt, die als "Rituale" (hebräisch mm torot) bezeichnet werden.' Einige dieser Rituale haben einen beschreibenden Stil (vor allem Kap. 8 und 9)' , andere einen vorschreibenden Charakter (Kap. 1-7; 11. 12.13-

' Vgl. 26,46. Vgl. 6,2; 7,37f; l1,46f; I 2,7; 14,47; 15,32fvgl. ebenso Num 5,29f. Im Deutschen hat sich die Übersetzung "Weisungen" eingebürgert ( vgl. z.B. Zunz; Bubcr/Roscnzwcig; Tur-Sinai). Christliche Überse tzungen übersetzen rorot oft mit "Gesetze" (vgl. Luther 84,

die Ei nhcitsübersetzung, u.a.). 2 , Vgl. Ex 35-39 und Num. 7. Vgl. Num 5,1 1-31; 19,14-22, u.a.

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W.W. Hallo

Levitikus und die Literatur des Alten Orients

14.15)3, während der Rest dem hypot hetischen sogenannten "Heiligkeitsgesetz" zugeschrieben werden kann. Das Buch Levitikus kann also als ein geschlossenes literarisches Werk angesehen werden, auch wenn man nicht beweisen kann, dass es je einmal als eigenständiges separates Buch für sich bestanden hat und obwohl die Wissenschaftler in ihren Hypothesen über die verschiedenen Urkunden und Traditionen, die in dieses Werk eingeflossen sind, sehr unterschiedlicher Meinung sind.

architektonische oder andere Überreste durch Schriftfunde erhellt, das heißt durch Inschriften oder Urkunden. Arad zum Beispiel diente in der Zeit des ersten Tempels als Grenzfestung des Königreichs Juda. Als solche war die Stadt privilegiert, ihr eigenes Heiligtum samt Altar zu besitzen. (Dies war vor der Zentralisation des Kultes in Jerusalem.). Einige der Maße und andere Einrichtungen entsprechen denen, die für den Jerusalemer Tempel vorgeschrieben sind, und darüberhinaus fand man in dem Heiligtum bzw. in seiner Umgebung Ostraka ( = Tonscherben), auf denen die Namen von priesterlichen Familien geschrieben waren (z.B. Kerso, Meremot, Paschhur), die man auch aus späteren biblischen Büchern kennt.6 Noch besser als wortkarge Tonscherben ist es natürlich, wenn literarische Texte vorhanden sind. Wenn der Text die Regeln über das Räuchergefäß ( 16, 12) ausführt, ist es leicht, sich dieses kultische Werkzeugt im Licht nicht nur der vielen Räuchergefäße, die man im gesamten Alten Orient ausgegraben hat (oft haben sie Form einer Hand)', sondern auch im Licht der parallelen Formulierungen von Texten wie dem täglichen Ritual für den ägyptischen Tempel von Amun-Re in Karnak, der Anweisungen enthält, wie man das Räuchergefäß nimmt, seine Schüssel auf die Halterung setzt und die Duftstoffe auf das Feuer bringt'\ vorzustellen. Bevor nun auf die vielfältigen literarischen Parallelen eingegangen werden soll, muss allerdings eine Warnung ausgesprochen werden. Ein verantwortungsbewusster Vergleich muss sich der falschen Analogien bewusst sein, indem er sich die Zügel einer soliden Philologie anlegt. So wurden zum Beispiel die zwölf Brote aus 24,5 lange mit dem Opfer von "sü-ßem Brot" (akal mutqi) in einer Anzahl von zwölf oder einem Vielfachen von zwölf in späten babylonischen Ritualen ver-

Nach mehr a ls einem Jahrhundert "Biblischer Archäologie" tut ein vergleichender Zugang zum Buch Levitikus gut daran, an jene konkreten Materialien zu erinnern, die man bei Ausgrabungen entdeckt hat und die ein erfreuliches Licht auf die Bräuche und Ritua]e werfen, die bisher nur in den Beschreibungen des biblischen Buches bewahrt worden sind. Dass man zum Beispiel in einem früheisenzeitlichen Gebäude auf Tell Qiri bei Megiddo auf eine größere Anzahl von Tierknochen stieß - fast nur rechte Vorderbeine von Ziegen- und auf eine Sammlung von Kultgefäßen, könnte auf eine entfernte Parallele für das unter den Priestern geteilte Schelamimopfer hinweisen, auch wenn es s ich hier um das rechte Hinterbein oder die Hüfte handel te (7,32; vgl. auch Ex 29,22)'. Überzeugender ist, dass die Gesetze über das rituelle Bad, die die Mischna aufgrund von Levitikus 15 entwickelte, genau auf die Anlage und die Maße der Mikwaot passen, die man in Massada ausgegraben hat und die aus der Zeit des zweiten Tempels stammt 5 • Dies ist eine überraschende, wenn auch wortlose Bestätigung. Häufiger werden

Der vergleichende Zugang

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A. Ben-Tor, The regional study: a ncw approach to archacologica l invcstigation, Biblical Archaeology Review 6/2 ( 1980), 30-44, 35f; Dcrs u.a. (Hg.), Tell Qiri: a Viilage in the Jczrcel Valley (= Qedem 24), 1987, 89. ' Y. Yadin, Masada: Herod 's Fortressand thc Zcalots' Last Stand, Ncw York 1966, 164-167. • Y. Aharoni, Thc lsraelite sanctuary at t\rad, in: D.N. Frccdrnani}.C. Greenficld (Hg.), New Directions in Biblical t\rchacology, Garden City NY 1969, 15-39 und Abb.40-55 und Y. Aharoni,Thc Solomon ic

temple, the Iabernade and the Arad sanctuary, FS C. H. Gordon (AOAT 22), 1973, 1-8. ' Siehe die Beispiele, die in O.W. Muscarella, t\ third lion bowl from Hasanlu, Expedition 16/2 (1974), 25-29 und Dcrs., ( Hg. ), Ladders to Heaven: arttreasures fromlands of the Bible, Toronto 1981, 267f abgebildet und diskutiert werden, die jedoch eher dazu dienten, eine Flüssigkeit zu fassen als Weihrauch. • A. Moret, Le rituel du culte divin journalier en ~gypte ( = Armales du Musee Guirnet, ßibliotheque des Etudes 14), 1902, 15-20.

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Levitikus und die Literatur des Alten Orients glichen. Denn als man das akkadische Adjektiv für "süß" (matqu) in einem lexikalischen Text als Erklärung für a-kal pa-nu entdeckte, zog man schnell den Schluss, dass hier das babylonische Original für das biblische "Schaubrot" zu findery sei (lehem panim, Ex. 25,30 u.ö.). Und wie die zwölf Brote in Levitikus 24 dem Schaubrot in Ex 25 glichen, so sei dieser Argumentation zufolge das "süße Brot" Babyloniens auch "Schaubrot" genannt worden. Tatsächlich jedoch muss der akkadische Begriff a-lap-pa-nu gelesen werden !Dies ist möglich, weil das Keilschriftzeichen für die Silbe "kal" unter anderem auch für die Silbe "/ap" stehen kann. A.d.Ü.}. Dieses Wort bezeichnet einen bittersüßen Geschmack, ein Bier mit diesem Geschmack und den Weizen, aus dem dieses Bier hergestellt wird 9 , kurz: es gibt kein "Schaubrot" im Akkadischen. Und wenn die Zwölfzahl irgendeine Bedeutung haben sollte, darf man s ie nicht aus den babylonischen Belegen erschließen, die aus sehr viel späterer Zeit stammen, sondern aus dem israelitischen System der zwölf Stämme.

Die Vorstellung des Verzehrens

Wir kommen zum Hauptanliegen des Buches Levitikus

und beginnen mit der "Vorstellung des Verzeh rens" ' 0 , wie sie sich im Kult (Kap. I11) widerspiegelt und in dem Ausspruch über die aaronidischen Priester zusammengefasst ist: "Denn sie sind Personen, welche die Feueropfer des Ewigen, die Opferspeise ihres Gottes darbringen, daher müssen sie heilig sein." (2 1,6" vgl. 21,8). Die Vorstellung, diediesemAusspruchzugrunde liegt, ist im Alten Orient weit verbreitet. Die Götter müssen wie die Menschen es• Vgl. S.N. Kramer, The GIR; and the ki-sikil: a new Sumerian elegy, in: FS 1.1. Finkeistein (Connecticut Academy of Artsand Sciences, Mcmoirs 19), 1977, 139-142, 142 Ders., From the Powy of Sumcr: Crcation, Glorification, Adoration, Berkeley/Los Angeles/New York 1979, 18 Z. 24 als ein jüngst gefundenes Beispiel in diesem Zusa mmenhang. 10 Vgl. Y. Rosengarten, Le concept sumerien de consommalion dans Ia vic cconomique et religieuse: etude linguistique et sociale d'apres Ies tcxtcs presargoniques de Lagar, Paris 1960 und dies., Le n!gime des

=

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W.W. Hallo sen, um zu leben, und die Menschen leben, um für die Götter zu sorgen. Bereits einige der ältesten mesopotamischen Mythen begründen die Erschaffung der Menschen in dieser Vorstellung: "Die großen Götter, müde von der Last, für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen zu müssen, zwangen am Anfang die niedrigeren Gottheiten, für sie zu arbeiten. Doch diese rebellierten und so wurde die Menschheit geschaffen, um sie von ihren Mühen zu erlösen."' 2 Ein schwacher Abglanz derselben Vorstellung ist in der mythologischen Version der Schöpfung im Buch Genesis (2,47.15) erhalten geblieben. Doch wo es um den kultischen Ausdruck dieser Vorstellung geht, bricht Israel aus dem gemeinsamen altorientalischen Erbe aus. Der polytheistische Kult ist nicht ohne das materielle Bild der Gottheit denkbar, das symbolisch und später in Syrien und Mesopotamien anthropomorph(= menschengestaltig), in Ägypten auch theriomorph ( = tiergestaltig) war. Ein großer Teil des Kultes drehte sich um "die Fürsorge und Ernährung der Götter" 13, wie es einmal einprägsam formuliert wurde. Dies bedeutete unter anderem, dass die Kultstatue der Gottheit mit wirklichen Lebensmitteln versorgt werden musste. Dies geschah zweimal täglich, an bestimmten Tagen des kultischen Kalenders kam eine zusätzliche Ration hinzu. Die Lebensmittel enthielten Fleisch, Geflügel und fisch, wie auch Getreide, 01 und andere vegetarische Artikel. Dies geht aus unzähligen Listen von Opfergaben hervor, die von der verwantwortlichen Priesterschaft für die Tempelabrechungen sorgfältig geführt wurden. Jede Lebensmittelart erforderte ihr eigenes Ritual, wie zum Beispiel das Verstreuen von Getreide oder das Ausgießen von 01. Bei der Opferung von Fleisch war das Ritual am ausführlichsten. Das lebendige Tier wurde geschlachtet und seine ungenießoffrandes dans Ia socictc sumcriennc d'apres Ies textes presargoniques de Lagas, Paris 1960. Vgl. den Kommentar von Bambcrgcr z.St. " Vgl. W.G. Lambcrt/A.R. Millard, Atra:hasis: the Babylonian Story of the Flood, Oxford 1969, v.a. S. 1-28; G. Komor6czy, Work and strjke of gods: ncw light on the divine society in the Sumero-Akkadian mythology, Oikumene I ( 1976), 9-37. '·' A.l.Oppcnhcim,AJlcicnt Mesopotamia,Chicago/London 1964,18311

198.

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W.W. Hallo baren Teile wurden sorgsam beiseite gelegt, denn sie konnten zum Beispiel für die Lederproduktion verwendet werden. Die Eingeweide, die als nicht genießbar galten, wurden sorgfältig nach ihrer Omen-Bedeutung untersucht. Aus der genauen Deutung der Gestalt der Lungen, Gedärme und vor allem der Leber (Hepatoscopie) entwickelte sich eine ganze "Wissenschaft'' der Divination ("Vorhersage"). Die essbaren Teile wurden dann für die göttliche Statue auf einem Tisch hinter vorgezogenen Vorhängen dargeboten. Nachdem eine bestimmte Zeit verstrieinen war, wurde der Tisch geräumt und das, was die Statue großzügig übriggelassen hatte, vom König gegessen. Der Rest der enormen täglichen Lieferungen an die Tempel wurde dann an die Priesterschaft zum Verzehr verteilt. Zu bestimmten festlichen Gelegenheiten konnten sich auch Laien von diesen Lieferungen ernähren. DieseLebensmittel - bzw. zumindest die Reste -galten durch ihren vorherigen Kontakt mit der Gottheit als geheiligt14. Die kultischen Vorgänge im alten Israel sind deutlich und gänzlich davon verschieden. Das Buch Levitikus zeigt d iese Versch iedenheit. Freilich, es gibt einen goldenen "Tisch für das Schaubrot" (1. Kön 7,48; vgl. Ex 25,30; 40,22f.) und einen hölzernen "Tisch, der vor dem Ewigen steht" (Ezechiel41,22), der einfach "Tisch des Ewigen" genannt (Maleachi I ,7.12) und mit seinem Altar gleichgesetzt wird's. Doch es gibt keine Statue oder ein anderes materielles Abbild der Gottheit und keine Notwendigkeit, sie zu "füttern". Und ebenso wichtig ist die Aussage: "Wider Jaakow hilft nicht Zauberei, Ahnungskunst nicht wider Jisrael" (Num 23,23, vgl. Lev 19,26), von daher gibt es keine Notwendigkeit, die Eingeweide der geschEachteten Tiere zu untersuchen. Und schließlich wurde das Priestertum zwar durch die Zehnten und andere Mittel erhal14

Zu einem guten Beispiel aus dem altbabylonischen Mari siehe M. Birot, Fragment de ritucl dc Mari relatif au kispum, RAI 26 (= Mesopotamia 8) (1980}, 139-150, v.a. Anm. 4. 's Vgl. H. Ch. Brichto, On slaughter and sacrifice, blood and atonement, H UCA 47 (1976}, 19-55, v.a. 22. 52f. '•ln diesem Zusammenhang ist vor allem Levitikus 17 wichtig. Zu den unterschiedlichen Interpretationen siehe unten den Kommentar von Bamberger hierwund die Untersuchungen von/. Milgrom,

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Levitikus und die Literatur des Alten Orients ten und erhielt einen Anteil der regelmäßigen Opfergaben (eine Sitte, die gelegentlich missbraucht wurde, wie in I. Samuel2,13-16), doch weder war der König jemals der Hauptteilnehmende am Kult noch war er sein bevorzugter Nutznießer. Der Ku lt war entsprechend der aufkommenden israelitischen Lehre einer gemeinsamen Verantwortung eine Pflicht des ganzen Volkes, oder zumindest seiner erwachsenen Männer. Also war die Begründung des Opferdienstes dementsprechend anders. Zunächst sollen hier nun die Fleischopfergaben dargestellt werden. Der israelitische Glaube beinhaltete eine strenge Hierarchie zwischen Gott, Mensch und Welt, in der der Mensch in der Mitte zwischen dem göttlichen Bereich und der materiellen Welt der Natur, einschließlich der Pflanzen und Tiere und der Dinge, die aus ihnen hergestellt werden, stand. Das Gesetz unterscheidet diese Ebenen deutlich. Dies trifft in gleicher Weise auf die kultische wie auf die bürgerliche Gesetzgebung zu. So können Verbrechen gegen Gott nur von Gott vergeben werden, Verbrechen gegen das menschliche Leben können nicht durch materiellen Ersatz wiedergutgemacht werden. Auch Verbrechen gegen die Natur wurden Gegenstand von Ersatzleistungen, denn man erkannte, dass die Natur ihre eigene Art der Verteidigung hatte. Das Vergießen von Tierblut war in gewissem Sinn ein Verbrechen gegen die Natur und barg das Risiko der Strafe, freilich nie auf derselben Ebene wie das Vergießen von Menschenblut Um jedoch einer solchen Strafe zu entgehen, wurden eine Reihe von Bestimmungen beachtet, die der Tierschlachtung ein gewisses Maß an göttlicher Erlaubnis sichern sollten. 16 Der gemeinsame Nennerall dieser Bestimmungen ist, die bloße Schlachtung in einen Akt der Heiligung zu verwandeln. Das sacri-ficium ("Opfer") war wörtlich d ie Heiligung des anschließenden Verzehrs. A prolegomenon to Leviticus 17: II,JBL90 ( 1971 ), 149-1 56 und dcrs., A forrnulaic key to the sources of I DJ, Eretz- lsraell4 ( H.L. Ginsberg Volume} 1987, 42-47; (Engl. summary p. 123'f); H. Ch. Brichto, On slaughter and sacrifice, blood and atonement, HUCA 47 ( 1976}, 1955; W.W. Hallo. Lugalbanda excavated, JAO$ 103 ( 1983}, 165-180 ( v.a. S. 171) und ders., The origins of the sacrificial cuh: new evidcncc from Mesopotamia and Israel, in: FS F.M. Cross, Philadelphia 1987, 3-13.

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Levitikus und die Literatur des Alten Orients Die Ievitische Rechtsprechung bewahrte dieses Prin· zip in einer genau geregelten Aufteilung des Verzehrs durch die Gottheit, die Priesterschaft und die Laien." Wiederholt wird in den ersten elf Kapiteln des Buches bestimmt, welche Teile eines Tieres Gott gehören und welche den Priestern. Nur der Rest, wenn es denn einen gab, stand dem Israeliten zur Verfügung, der das Opfer dargebracht hatte. Nachdem dieses Prinzip einmal formuliert war, wurde es ebenso auf die Mehl· Opfergaben a ngewandt und schließlich auch auf die nachgeordneten Funktionen des Opfers ausgeweitet: Obwohl das Opfer ursprünglich nur den Akt des Ver· zeh rs selbst heiligen sollte, diente es schließlich dazu, auch andere menschliche Handlungen zu heiligen und für andere menschliche Übertretungen z u sühnen. Während das israelitische Opfer viele seiner Techni· ken von altorien talischen Vorbildern übernahm, bil· dete es eine ihm eigene Begründung des Opfers aus.

Die Kaschrutgesetze ( Kap. II ) bilden den logischen Abschluss der Bestimmungen über den forderungen Verzehr und s ind im Alten Orient einzigartig. Sie beziehen sich nur auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs und bilden eine passende Überleitung zum zweiten I raupt anliegen des Buchs Levitikus, die Reinigung (Kap. 1216). Die "Anweisungen über die Tiere" ( II ,46) schließen mit einem kurzen Abschnitt über die Verunreinigung durch Tierkadaver und ähnlichem. Dann beginnen die Reinheitsgesetze mit einem kurzen Abschnitt über die Verunreinigung durch Entbindungsblut, bevor der Text zu seinem Hauptanliegen kommt, der Verunreinigung durch verschiedene biologische Erscheinungen wie Hautkra nkheiten, Pilz, Menstruationund Absonderungen der Geschlechtsorgane (12-15). Die priesterlichen Vorschriften, die diese Dinge betreffen, werden im Kommentar ausführlich analysiert. Der moderne Leser fragt häufig, warum diese eher absto-

Die Reinheits-

" .Ein Teil des Opfers wird auf dem Altar verbrannt, ein Teil wird den Priestern gegeben und der Rest bei einer sakralen Mahlzeit VC17Chrt", so nach R. de Vaux, Ancicnt Israel: its life and institutions, New York

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W.W. HaJlo Benden Dinge im Buch Levitikus überhaupt behandelt we rden. Die vergleichende Zugangsweise liefert eine anregende Anwort: Die altorientalische Umwelt war gegenüber den Zustiinden, d ie in diesem Kapiteln beschrieben werden, sehr empfindlich, in erster Linie nicht aber aus hygienischen oder medizinischen Gründen, sondern wegen einer ihnen beigedeuteten unheilankündigenden Bedeutung. Pilzartige Gewächse an Häusern zum Beispiel werden in ausführlichen keilschriftlichen Abhandlungen über Zukunftsvorhersage behandelt. Andere Abhandlungen enthalten die jeweils geeigneten Rituale, weniger um das Symptom zu bekämpfen, sondern um die (im Allgemeinen schlimmen) Folgen abzuwehren, auf die es hinwies. Ein Beispiel aus einer Reihe von vielen soll hier genügen. Ein Pilz der katarru genannt wurde, wird ausfühlich in Kapitel 12 von 'Summa älu, behandelt. Summa älu ist eine sogenannte "terrestrische Omenserie" (im Unterschied zu "astrologischen Omina", d.h. der Zukunftsschau aus den Sternen bzw. "Geburtsomina", solcher aus Phänomenen anormaler Geburten). Wenn besagter Pilz "im Haus eines Menschen, an der äußeren Nordwand" entdeckt wird, "dann wird der Eigentümer des Hauses sterben und sein Haus wird zerstört werden. Um das Übel abzuwenden, nimm sechs Äste einer Tamariske und kratze mit ihnen etwas von dem Pilz ab... . Dann rezitierst du: ,Ea führte (die Beschwörung) durch, Ea mache (das Übel) ungeschehen!' An diesem Tag schlachtet der Eige ntümer des Hauses ein rötliches männliches Schaf vor lschum .... Du gießt heiliges Wasser über es und sein (des Zeichens) Böses wird verschwinden." Man muss nicht alle möglichen Varianten der Art, der Stelle und der Bedeutung eines jeden Pilzes oder das gesamte Ritual (das sowohl eine symbolische Handlung als auch Beschwörungsformulare enthält) kennen, das für jeden Einzelfall vorgeschrieben ist, um sofort zu bemerken, dass dieser mesopotamische Ritus in einer mantischen Weltsicht wurzelt. Danach galten natürliche (oder "unnatü rliche") Erscheinungen als Zeichen, die die Götter 1961,440, der dadurch das westsemitische (und griechische) Ritual von seinen ost-und südsemitischen Entsprechungen unterscheidet.

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den Menschen gewährten, sogzusagen ein "Frühwarnsystem" für bevorstehendes Unheil. Die Rituale waren nötig, um es auszutilgen. Sie beseitigten nicht den Pilz, sondern das (viel schlimmere) Übel, auf das er hinwies. Die Ievitische Gesetzgebung war deshalb vielleicht eine Reaktion auf ein sehr tief verwurzeltes allgemeines Vorurteil, das in gewissem Maße auch von den Israeliten geteilt wurde. Man hat offenbar nicht versucht, solche Furcht mit einem Mal auszutilgen, sondern richtete weise eine systematische Gruppe von Regeln für den Umgang mit den besagten Symptomen ein. Die anschließende Gesetzgebung über den Versöhnungstag (Kap. 16) wirkt an dieser Stelle wie eine störende Unterbrechung, denn in historischer Hinsicht gehört sie zur Erzählung von KapitellO, in rechtlicher Hinsicht zum Festkalender von Kapitel 23; von daher soll sie vermutlich als ein besonderer Fall von Verunreinigung gelesen werden ( in diesem Fall das verbotene Eindringen der Priesterschaft in die göttliche Sphäre). Hinzu kommt die zentrale Rolle eines Tieres in dem Ritual, das der Priester durchführt. Aus literarischer Sicht verbindet das Kapitel die Betonung der Tiere im ersten Teil des Buches mit derjenigen der Verunreinigung im zweiten Teil und bildet so einen passenden Abschluss für beide. So verstanden läge das Hauptgewicht nicht auf dem Fest, sondern auf dem "Sündenbock". Der offenkundige "primitive" Charakter dieser Ritualform wird durch volkstümliche Para llelen aus aller Welt bestätigt, und die Hochkulturen des Alten Orient lassen solche Parallelen auffalligerweise vermissen. Freilich, "wenn die Ägypter einen Stier opferten, beschworen sie über seinem Haupt alle Übel, die sie sonst selbst befallen könnten" und "verkauften den Kopf des Stieres entweder an die Griechen,

oder warfen ihn in den Fluss".'" Doch dies ist bereits etwas ganz anderes als die materielle Übert ragung der Sünde des Menschen auf ein Tier, die noch in einer späten assyrischen Beschwörung bewahrt ist, in der es heißt: "Nimm den Sündenbock (mas~uldubbu), lege sein Haupt auf sein (des geplagten Königs) Haupt ... Lass den Speichel, (aus dem Mund des Königs) in seinen Mund fließen. Möge der König rein sein, möge der König sauber sein."'9 Möglicherweise findet sich der ä lteste Beleg für einen Sündenbock in einem hethitischen Text aus Anatolien. Hier wird ein Opfertier, das als nakussis bezeichnet wird, mit den Unreinheiten des reuigen Sünders beladen und fortgeschickt. 20 Das hethitische Fachwort wurde von den Hurritern übernommen und erscheint in frühen hurritisch-akkadischen Texten aus Nuzi und Alalach mit der allgemeineren Bedeutung "Ersatz". Ethymologisch scheint es aus "gehen lassen, schicken" (nakk-) und einem Abstrakta bildenden Suffix (-si) gebildet zu sein, und bietet damit eine interessante Parallele zu einer der vermuteten Ethymologien für 'As-äsel, der "Bock, der fortgeht" 2'; die Übersetzung der Vulgata, caper emissarius, lehnt sich daran an. Im Deutschen hat sich seit dem 17. Jh. die Übersetzung "Sündenbock" eingebürgert. Seit dem 18. Jh. wird dieser Begriff auch auf Menschen übertragen.

"Vgl. z.ß. J.G. Frazer, the golden Bough,abridged ed., NewYork 1960, 651·679: "Public Scapegoats". ,. Ebd. 66 1. 20 R. I. C1plicc, Namburbi texts in the ßritish Museum. !II, Orienta lia 36 ( 1967), 273-298, 293f "0. R. Gurncy, Some Aspects of Hittitc Religion (The Schweich Lcctures of the ßritish Academy, 1976) 1977, 47-52; vgl. J. Hicks, The Empire ßu ilders, New York 1974; 105- 113, ). C. Moyer, Hittite

and lsraelite Cultic Practiccs: a sclcctcd comparison, in: W.W. Hallo/ J.C. Moycr/L.G . Pcrdue, Scriplure in Gontext 2: more essays on the comparative method, Winona Lake, lnd. 1983, 19-38,33-35. 22 Zu weiteren Ethymologien siehe N. Wyatt, Atoncrnent Theology in Ugarit and Israel, UF 8 (1976), 415-430, 425-430; siehe unten den Kommentar von ßambergcr und Ch. Thwil,Azazel the prince of the steppe[!]: a comparativc study, ZAW 92 ( 1980), 43-59.

Der übrige Teil des Buches Levitikus, der von modernen Wissenschaftlern einer e igenen Quelle, dem sogenannten "Heiligkeitsgesetz" 12 zugeschrieben wird (Kap. 17-26; zu 27 siehe unten), widmet sich den Gesetzen über die Heiligung und könnte

Die Gesetze für die Heiligung

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ursprünglich einmal eine aparte literarische Einheit gebildet haben. Doch es ist bereits beinahe vom ersten Vers an ( 17,11 ) kunstvoll in das Buch eingebunden; das Leit\vort "sühnen" (;~: kapper) verbindet es mit den Gesetzen zur Versöhnung im Kap. 16. Das Verb ist auch in anderen semitischen Sprachen bezeugt, doch nur im biblischen Hebrä isch spielt es eine so zentrale Rolle im Kult 2' . Sühnerituale sind in der älteren ägyptischen und mesopo tamischen Rel igion recht selten; dort liegt die größte Aufmerksamkeit auf der Person des Königs. Im Alten Reich Ägyptens galt der König selbst als Gott und als Ziel der Verehrung. In Mesopotamien war er der Stellvertreter der lokalen Gottheit oder des Reichsgottes und es war nur oder vor allem sein ethisches Verhalten und seine kultische Sorgfalt, die für das allgemeine Wohl garantierten. Mit dem Aufkommen einer stärker "persönlichen Religion" im zweiten Jahrtausend, übernahm auch der gewöhnliche Mensch den könig lichen Glauben an eine Art Sohnesverhältnis zu seiner persönlichen Gottheit oder zu einem göttlichen Paar, dass er sich als seine hi mmlischen Eltern vorstellte. 2'' Doch die Vorstellung einer kollektiven, nationalen Verantwortlichkeit, im Buch Levitikus so untrennbar in den Sühnekult eingewoben (vgl. z.B. 4,13), geht kaum über die nichts sagenden Platitüden der sogenannten "Weisheitsliteratur" hinaus, ein Oberbegriff für eine Vielfalt von hieroglyphischen und keilschriftliehen Gattungen, die sich in der Regel, vor allem in Mesopotamien, an den gemeinen Menschen richten und von ihm handeln. Der Gegensatz kann am besten am J 9. Kapitel, dem "Dekalog des Heiligkeitsgesetzes"1' veranscha ulicht we rden. Obwohl man es hä ufig aufgrundseine r hohen et hischen Bestimmungen zitiert, hat d ieses Kapitel wie der übrige Teil des Buches Levitikus ein vorrangiges Interesse an Kult und Verzehr. Viele seiner einzelnen Bestim-

mungen haben enge Parallelen im Alten Orient, jedoch in bedeutend anderen literarischen Kontexten. Im Neuen Reich Ägyptens zum Beispiel wurde ein Verstorbener mit dem sogenannten "Totenbuch" in sein Grab geleitet. Es ersetzte ältere Totensprüche, wie die Pyramidentexte (Altes Reich ) und Sargtexte ( Mittleres Reich ) und dehnte d ie Segnungen der Toten vom König und dem Adel auch auf Privatpersonen aus. Ein feste r Bestandteil diese r späten Totensprüche ist das Bekenntnis der Unschuld, das sogenannte "negative Sündenbekenntnis", das viele Parallelen zu Levitikus 19 (und ljob 31) aufweist. Man vergleiche zum Beispiel den Satz "Ich bin vom Scheffelmaß nicht abgewichen.... Ich habe die Gewichte der Waage nicht verändert. Ich habe das Lot der Waage nicht gefälscht" mit Lev 19,35. Ähnliche Ansichten werden in einer Reihe von Gattungen sowohl in Israel (vgl. Dtn 25,1316; Amos 8,5; Micha 6,10; Sprüche II , I; 20,10.28) als auch in Mesopotamien laut. Ein sumerischer Hymnus verurtei lt den Kaufmann, der .,ein leichtes Gewicht durch ein schweres ersetzt, das kleine Maß durch das große" 2• . Ein akkadisches Rit ual spricht von dem "Fluch für die Bezahlung nach dem kleinen Maß und den Kauf nach dem großen Maß. " 2' Die große vorschreibende Hymne an den Sonnengott Schamasch, dem Wahrer der Gerechtigkeit und des Rechts, vergleicht "den Kaufmann, der betrügt, weil er beim Abwiegen zwei unterschiedliche Gewichte benutzt" mit dem "ehrlichen Kaufmann, der beim Abwiegen gute Gewichte gibt" und "den Kaufmann ... der eine Gabe (Getreide) nach der kleinsten Norm abwiegt, aber eine große Menge als Rückzahlung fordert", mit dem "ehrlichen Kaufmann , der eine Leihgabe (von Getreide) nach de r größten Norm abwiegt und so d ie Wohl tätigkeit vermehrt." 2' Die herkömmliche Übe rsetzung von 19, 16 29 kann d urch die akkadischcn "Ratschläge

" B.levine,ln 1he Presenceof1he l.ord:a siUdyof cuh and some cuhic 1erms in Ancicnllsracl (Siudies in Judaism in Laie Anliquily5), 1974, 56·77; 123· 127. " Th.jacobsen, 1hc Trc-Jsures of Darkness: a his1ory ofMesop01amian " relgion, Ncw llavcn/l.ondon 1976, 145-164 ( Kap. 5). Siehe den Komrncnl; Siehe das Kapitel "Das Buch Numeri innerhalb der Literatur des Alten Orient" in Band IV dieses Chumaschs. "' Siehe ebd. Vgl. ebenso). Mi lgrom, Studics in Lcvitical Tcrminology 1 (Un iversity ofCalifornia Publications ]in I Ncar Eastcrn Studics), 1970, 22f, Anm. 76. " Vgl. den Kommentar von Bamberger z.St. "" In späten akkadischen Texten wird der Begriff tamimu aus dem Aramäischen in diesem Sinn entlehnt, vgl. W. von Soden, Aramäische Wörter in nA, nß und spß Texten: ein Vorbericht. JJ Orientalia 37 (1968), 26-271. "' ß. Landsbcrger, The Fauna of Ancient Mesopotamia: first Part (Ma -

terialien zum Sumerischen Lexikon 8/ 1), 1960, 66 -75. ln der nachexilischen Zeit könnte sich der priesterliche Verfasser von jesaja 56, 1·8 auf diese Bestimmungen bewgen haben. Siehe H. M. Orlinsky, Essays in Biblical Culture and Biblical Translation, New York 1974, 94-98. .., Siehe dazu im Einzelnen den Kommentar von Bamberger. 41 E. C. Kingsbury, A seven-day ritual in the Old Babylonian cult at Larsa, HUCA 34 (1963 ), 1·34, v.a. S. 27. 41 M. Tsevat, The basic meaning ofthe ßiblical Sabbath, ZAW 84 ( 1972), 447-459. 43 St. A. Kaufman, A Reconstruction of the Social Welfare Systems of

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W.W. Hallo tige Sozialreform durch, die sich jedoch nicht über die ganze Welt ve rbreiten konnte, wie der Schabbat selbst. 44 Der wöchentliche Schabbat und das Schahbatjahr sind genuin israelitische Einrichtungen und das Jovcljahr verdankt zwar einiges altorientalischen Vorbildern, doch diese Vorlagen wurden durch die Schahbatvorstellung verwandelt. So bilden das (an)duräru der Akkader'; und ihre sogenannten miSaru(m)-Erlässe mögl iche Vorbilder••, wobei sich besonders letzte re unter der Herrschaft Hammurapis zu einem wiederkeh renden Schuldenerlass und der Freilassung der Schuldsklaven entwickelt zu haben scheinen. Doch auch dies geschah ausschließl ich unter königlicher Aufsicht und nach königlichem Bel ieben. Der Erlass wurde im ersten oder zweiten Jahr der Herrschaft eines jeden Kön igs ausgerufen und danach gelegentlich in unbestimmten Zeitabständen Y Nur in der bibl ischen Gesetzgebung ist diese Einrichtung von Gott geheiligt und findet, zumindest in der Theorie, in vorhersagbaren Zeitabständen statt:'~

Ancient Israel, in: FS G.W. Ahlström (JSOT Suppl. 3 1), Schcffield 1984, 277-286, v.a. 283 und 284 Anm . I. M V E. Neufeld,Socio -economic background ofYobel and Semina. R.ivista degli Studi Orientali 33 ( 1958), 53- 124 . " ). lewy, The Biblical Institution of D'ror in the light of Akkad ian document, Erctz-lsrael5 (Mazar Volume) ( 1958), 21' -3 1' . "' zu einer kritischeren Sicht siehe N.P.lemche, andurärum and m i~arum: commcnts on the problem o f social cdicts and their application in the Ancicnt Near East, )N ES 38 ( 1979), 11-22.

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Levitikus und die Literatur des Alten Orients Das Heiligkeitsgesetz ( Kap. 26) schließt ähnlich wie das Bundesbuch (Exodus 23,20-33) mit einer Liste von Segenssprüchen und in der traditionellen Art und Weise altorientalischer Gesetzeskodices, Verträge und Inschriften mit Strafandrohungen. Am Ende des Buches findet sich noch ein Anhang mit Gelübden und verwandten Themen (Kap. 27). Nach der strukturellen und vergleichenden Deutung erscheint das Buch Levitikus als ein zusammenhängendes literarisches Werk, das (wie andere Bücher des Pentateuch) in etwa drei Teile unterteilt werden kann, die zwar inhaltlich nicht zusammenhängen, doch durch ihr Festhalten an einer theokratischen Grundlage der Gesetzgebung zusammengehalten werden. Gott, Priester und Laien, diese drei Themenkreise ersetzen die Königsorientiertheit der altorientalischen Quellen, die man zum Vergleich heranziehen kann. Nicht der König, sondern Gott ist die Quelle des Rechts und die Instanz, die es zur Geltung bringt. Nicht der König, sondern der Priester ist der Hauptdiener im Kult. Nicht der König, sondern "die gesamte Gemeinde Israel" soll die kultischen Bestimmungen beachten und sich dadurch das Recht erwerben, das Fett des Landes zu genießen.

I Abschluss

.,

G. Komor6czy, Zu r Frage der Periodizität der altbabylonischen misarum-Erlässe, in: FS I.M. Diakonoff 1982, 196-205. Vgl. S. A. Kaufman, A reconstruction of the social welfare systems of ancient Israel, in: FS G.W. Ahlström (JSOT Suppl. 31),Sheffield 1984, 277286, 279 und 285 Anm. 5: "Finkelstein's half-hearted anempt ... to suggest a septennial periodicity for such ed icts in Old ßabylonian times must be decmed a fa ilure." " w.w. Hallo, New Moons and Sabbaths: a Case Study in thc Constrative approach, HUCA 48 ( 1977), 1- 18.

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Teil I Opfergesetze (Lev 1-7)

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Eplrraim Moses Lilie11 (1908)

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Opferkult

Der Opferkult (Lev 1-7) Tm heutigen Sprachgebrauch meint das Wort "Opfer" einen selbstgewählten Verzicht. Um eines höheren Werteswillen verzichten wir auf etwas Wertvolles. Wir opfern einen Urlaub, um mehr Geld zu haben, wir opfern Luxus, um unsere Kinder erziehen zu können, wir opfern unser Leben für ein Volk oder einen Glauben. Ein solches Opfer gilt als bedauerlich, selbst wenn es notwendig war. Wenn wir das höhere Ziel ohne Opfer hätten erreichen können, hätten wir kein Opfer gebracht. Die Vorsicht rät uns also, ein Opfer nur nach sorgfältiger Erwägung zu erbringen und nicht mehr als das, was zur Erreichung unseres Ziels unbedingt nötig ist, zu opfern.

Dies entspricht nicht dem, was man sich in der Antike unter einem Opfer vorstellvorstellungen te. Damals war es ein religiöser Ritus. meistens ein sehr fröhlicher. Das Opfer war so groß und so wertvoll, wie es sich die Betenden haben leisten können. Stets war es ein Opfer für eine mächtige Gottheit, nicht, wie in unserem Sprachgebrauch, ein Opfer für einen Zweck. Das Opfer konnte natürlich dargebracht werden, um Gnade zu erhalten, eine Katastrophe abzuwehren oder die Reinigung vo n einer rituellen Unreinheit oder Sünde zu erlangen. Aber ebenso häufig, vielleicht häufiger, war es ein Ausdruck der Ehrfurcht und des Dankes. Der englische Begriff für Opfer, sncrijice, kommt von einem lateinischen Wort mi t der Bedeutung "etwas heilig machen". (Das deutsche Wort "opfern" kommt von dem kirchenlateinischen operari "werktätig sein, arbeiten, beschäftigt sein".) Das häufigste hebräische Wort ist j:Ji? korban "etwas, das nahe gebracht wurde", d.h. dem Altar [ 1].

1. Antike Opfer-

2. Opfer in der Antike

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Die Institution des Opfers war fast überall unter den Völkern der An-

tike verbreitet und geht bis in die prähistorische Zeit zurück. In einigen Urvölkern hat sie bis heute überlebt. In der Wissenschaft gibt es verschiedene Theorien über ihre Ursprünge. Einige vermuten die Anfange des Opfers im Totemismus, andere im Ahnenkult und ähnliches. Alle diese Theorien sind höchst spekulativ. Das Opfer na hm viele Formen an, die unabhängig voneinander und aus untersch iedlichen Gründen entstanden sei n kön nten. Es gibt gemeinschaftsbezogene, familiäre und individ uelle Opfer. Einige waren verpflichtend und fanden in bestimmten Zeitabständen statt, andere waren freiwillig. Oft hatte das Opfer die Gestalt eines gemeinsamen Mahls. Ein Teil des Tieres wurde einer Gottheit geopfert, der Rest wurde gekocht und von dem Opfernden und seinen Gästen verzehrt, die sich auf diese Weise in einer buchstäblichen Gemeinschaft mit ihrem Gott fühlten. Gewöhnlich bestand das Opfer aus Nahrung und Getränken, obwohl auch andere Dinge wie Parfüms und Weihrauch dargebracht werden konnten. Brot, Milch, Getreide, Früchte, Bier, Wein und andere Nahrungsmittel wurden von verschiedenen Menschen geopfert. Am häufigsten war das Opfer jedoch ein Tier. Man ging im allgemeinen davon aus, die übernatürlichen Mächte, seien es die Totengeister, Dämonen oder Götter, hätten dieselben materiellen Bedürfnisse wie die Menschen und würden sich durch die Befriedigung dieser Bedürfnisse günstig stimmen lassen. Ein alter hethitischer Text verlangt, dass die Priester, wenn sie den Göttern dienen, in ihrer äußeren Erscheinung makellos und ihrem Handeln gewissenhaft sein sollten, und fährt dann fo rt: ,.Tst das Bewusstsein von Menschen und Göttern denn grundsätzlich verschieden? Nein. Im Hinblick auf die Themen, über die wir handeln? Nein. Ihr Bewusstsein ist vielmehr ganz genau gleich" [2]. Und bei der Warnung a n den Priester, ein für das Opfer bestimmtes Schaf nicht für eigene Zwecke zu entwenden, sagt dieser Text: ,.Denk nu r, wie ein Mensch reagieren würde, der sieht, dass sein wer tvollster Besitz vor seinen Augen geraubt wird" [3] . Eine babylonische Urkunde lehrt, dass die Götter eines be-

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Opferkult stimmtes Tempels ein Abendessen, ein Hauptgericht am Morgen und ein zweites Morgengericht erhalten sollten [4]. In der babylonischen Flutgeschichte scheint die Un terbrechung der Opfer die Götter in einen Hungerzustand gebracht zu haben, denn als die Überlebenden der Flut ein Opfer darbrachten, "scharten sich die Götter wie Fliegen um den Opfernden" [5] . Ursprünglich wu rden die Opfergaben einfach bei den Gräbern oder an Orten, von denen man glaubte, dass die Götter sie häufig besuchten, zurückgelassen. In Ägypten und Mesopotamien wurden die Opfer gewöhnlich vor die Abbildu ngen der Götter gebracht, später wurden sie dann entfernt und vom König oder den Priestern verzehrt. Viele Völke r jedoch übernahmen den Brauch, das Opfer oder einen Teil von ihm auf einem Altar zu verbrennen. Dieser Vorgang wurde in Indien, bei den Griechen und Römern und in vielen Völkern im westasiatischen Raum einsch ließlich Israels praktiziert. Er setzt voraus, dass die Götter durch den Geruch der verbrannten Nahrung unterstützt wurden. Man findet in der Tora Überreste solchen Denkens. Einige wenige Abschnitte sprechen von den Opfern als der "Nahrung Gottes" (Lev 2 1, 16-23; Num 28,2); häufiger erscheinen sie als "Duft der Befriedigung fü r den Ewigen" ( Lev 1,9 und öfter).

Wollten die Verfasser der Bibel, dass solche Ausdrücke wörtlich verstanden werden? Man kann diese Frage nicht einfach bejahen. Zweifellos gingen einige einfältige Betende davon aus, dass Gott Nahrung brauchte, zumal die Bibel diese Einstellung offenbar bekämpfen muss. Psalm 50, der vermutlich im Tempel gesungen wurde und das Dankopfer gebietet (V. 14), lässt Gott sagen: "Hungert ich? Dir sagt' ichs nicht; denn mein ist die Erd' und was sie füllet. Ess ich denn Fleisch der Stiere? Trink ich der Böcke Blut?" (Ps 50,120. Vermutlich wurden die alten Formen und Wendungen ohne besonderes Bewusstsein für ihre ursprüngliche Bedeutung bewahrt. Auch wir halten im Zusammenhang mit Hochzeit, Tod und Trauer an alten Prak-

3. Opfer in der Bibel

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tiken fest und sind uns der ursprünglichen Vorstellungen, die diese Bräuche entstehen ließen, nicht bewusst. Viele öffentliche Zeremonien, z.B. in Großbritannien haben die Formen und Sprache de r Epoche bewahrt, in der der Souverän der abolute Monarch war, obwohl die Krone heute keine unmittelbare politische Macht mehr hat. In ähnlicher Weise betrachteten die Verfasser des Buches Levitikus die Opfer lediglich als einen Akt der Ehrerbietung Gott gegenüber und nicht als Mittel, Gottes Hunger zu stillen. Die Opfer Israels ähneln zwar in vielem den Opfern anderer antiker Kulte, weisen aber ebenso auch auffällige Unterschiede auf. Viele Völker sahen in einem Opfer nicht nur die Möglichkeit, die göttliche Gunst zu erlangen, sondern ein unverzichtbares Mittel, Gottes Lebendigkeit zu erhalten. Die Bibel geht, trotz ein iger weniger Anspie lungen auf ein Ernährungsbedürfnis Gottes, jedoch nirgends davon aus, dass Gott die Opfer nötig hätte und betont wiederholt das Gegenteil [6 ]. Es war allgemein üblich, Divination und Opfer zu verbinden. Vom Erscheinungsbild der Organe eines geopferten Tieres leitete man Omina über das günstige oder ungünstige Geschick ab. Die Babyionier besaßen eine vollständige "Wissenschaft" über die Vorhe rsage der Zukunft durch solche Omina, vor allem anba nd der Größe und Gestalt der Leber [7] . Vor wichtigen Handlungen, vor allem vor einem Krieg, brachten die Griechen und Römer ein Opfer dar und untersuchten die Eingeweide, um zu bestimmen, ob ein positiver Ausgang zu erwarten sei oder nicht. Nichts dergleichen findet sich unter den israelitischen Bräuchen. Ebenso scheint es, dass der Opferkult in Mesopotam ien vorrangig eine Angelegenheit des Königs und der Priester war·und das allgemeine Volk wenig damit zu tun hatte. Das israelitische Opfer jedoch war eine demokratischere Angelegenheit. Es wurden Vorkehrungen fü r weniger wertvolle Opfergaben getroffen, die selbst die Armen aufbringen konnten. Und eine der bekanntesten Opferformen hatte die Gestalt eines Festmahls, an dem die Anbetenden teilnahmen- eine Opferart, die in Babylonien unbekannt war. Allerdings sind diese stärker demokratischen Tendenzen auch bei den Griechen und in Karthago zu finden [8 ].

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Opferkult

Ägyptische und babylonische Urkunden enthalten liturgische Texte, die während der Opferung rezitiert wurden [9). Das biblische Gesetz erwähnt nirgends solche vorgeschriebenen Gebete, doch wir wissen, dass die Opferriten oft von Vokal- und Instrumentalmusik begleitet wurden und viele Psalmen sind zum Gebrauch im Tempel verfasst worden [ 10). Nur die Priesterschrift enthält genaue Anweisungen über verschiedene Opferarten [ 11 ). Doch überall in der Bibel gilt das Opfer als aUtäglicher Bestandteil des persönlichen, familiären und bürgerlichen Lebens. Das erste Beispiel eines Opfers in der Bibel ist die Geschichte von Kain und Abel und anschließend wird ständig auf diese Praxis Bezug genommen. Die Opfer der Bibel sind sowohl gemeinschaftlich als auch individuell. Die gemeinschaftlichen Opfer hatten fast alle verpflichtenden Charakter: die Brandopfer, die täglich morgens und abends dargebracht werden sollten und die zusätzlichen Opfer für Schabbat und Feiertage ( 12). Auch einige persönliche Opfer waren verpflichtend: das Pessachlamm und verschiedene Opfer zur Reinigung. Die meisten der persönlichen Opfer waren aber freiwill ig. Auf eine bestimmte Gruppe biblischer Äußerungen sei besonders hingewiesen: Die prophetischen Predigten, die die Forderungen einer ethischen Religion dem formalen Opferkult gegenüberstellen und auf dem Vorrang des moralischen Verhaltens im persönlichen und sozialen Leben bestehen. Diese Stellungnahmen sind teilsweise recht extrem:"Wenn ihr mir auch Brand- und Speisopfer darbringt, will ich sie nicht annehmen, und will eure Opfer von fetten Tieren nicht beachten .... Vielmehr lasst das Recht wie Wasser fließen und die Gerechtigkeit wie einen nie versiegenden Bach. Hab ihr mir die vierzig Jahre in der Wüste Opfer dargebracht, Volk Israel?" (Amos 5,22-25. vgl. Jer 7,22: "Als ich eure Vorfahren aus dem Land Ägypten befreit habe, sagte ich ihnen nichts über Brandopfer noch habe ich sie geboten". Siehe ebenso l. Sam 15,2223; Jes 1,11-13; Hos 6,6; Mi 6,6-8.)In der modernen Wissenschaft nehmen deshalb einige an, dass die vorexilischen Propheten jegliche formale Anbetung verworfen und ausschließlich für eine Religion des ethischen Verhaltens plädiert hätten.

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In der jüdischen Tradition gelten diese Äußerungen nicht als Kritik am Opfer an sich, sondern an der Ersetzung der Moral durch das Ritual. Dieser Anschauung zu folge wird das Opfer akzeptiert, aber nur, wenn es mit sauberen Händen und einem reinen Herzen dargebracht wird. Die traditionelJen Ausleger waren in der Tat gezwungen, die prophetischen Lehren in dieser Weise zu deuten, um sie mit den verbindlichen Bestimmungen der Tora in Einklang zu bringen. ln der modernen Wissenschaft halten viele diese Erkärung für historisch korrekt. Sie argumentieren, die Propheten hätten nicht für kultlose Religion sprechen können. Dies hätte den Bedingungen des antiken Menschen widersprochen und denen des modernen vermutlich ebenso. Es ist offenkundig, dass viele Propheten, vor allem während und nach dem Exil, sich dem Tempel und seinem Kult eng verbunden fühlten und gleichzeitig für ethische Werte eintraten. Die Kritik am System des Opferkults zielte nicht auf eine neue Form des Gottesdienstes ab. Jesaja und Amos konnten ebenso stark die Gebete und religiöse Musik ihrer Zeit missbilligen. Was auch immer ihre Absicht gewesen sein mag, ihre formale Kritik am Gottesdienst darf nicht als eine vollständige Verwerfung verstanden werden. In der gesamten biblischen Epoche wie auch in den -folgenden Jahrunderten galt das Opfer als richtig und notwendig, wenn es mit Aufrichtigkeit und mit der angemessenen Berücksichtigung der übrigen Erwartungen der Tora dargebracht wurde. Für uns heute bedarf es eines erheblichen Maßes an Vorstellungskraft um zu verstehen, dass unzählige Generationen die Opferriten geistig inspirierend fanden. Wir essen wesentlich mehr Fleisch als unsere biblischen Vorfahren, doch wir erhalten es gut vorbereitet und verpackt und viele von uns sehen es erst, wenn es fertig auf dem Tisch ist. Die Anblicke, Geräusche und Gerüche eines Schlachthauses wären für unsere verweichlichte Generation sehr erschütternd. Der Mensch der Antike lebte nicht so abgeschirmt. Er stand den Wirklichkeiten von Geburt, Leben und Tod viel näher. Die Schlachtung von Tieren und ihre Zubereitung war ihm nichts Unbekanntes. Und wenn diese Tätigkeit an einem heiligen Ort durchgeführt wurden

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Opferkult

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als Teil eines festlichen Rituals, empfand er dies als würdevoll und bedeutsam. Über den Tempel und seinen Kult singt der Psalmist: "Ewiger, ich liebe deiner Wohnung Stätte; den Ort, wo deine Ehre thronet" (Ps 26,8). Diesen Tempel und Kult besingen viele unserer beliebten Psalmen (man lese Ps 4, 27, 84 und 23!).

ln dem Jahrhundert vor der allgemeinen Zeit rechnung wurde die reDeutung der Opfer ligiöse Führungsrolle weitestgehend vom erblichen Priestertum auf eine Gruppe geschulter Laien, den Pharisäern, übertragen. Diese Gruppe hatte großen Rückhalt im Volk und war darum in der Lage, gewisse Änderungen im Ablauf des Tempelrituals durchzusetzen, die ein progressiveres religiöses Erscheinungsbild entstehen ließen und einen demokratischen Geist schufen. Doch im Jahr 70 d.Z. setzten die Römer den Tempel in Brand und ließen eine Wiedererrichtung nie zu. Der Opferkult hörte auf I 131. Inzwischen hatte sich eine neue Institution für Gebet und Studium entwikkelt, die Synagoge. Sie entsprach genau den religiösen Bedürfnissen des jüdischen Volkes in der Heimat und der Dispora. Doch der Verlust des Tempels wurde immer noch als schmerzhaft empfunden. Er war das nationale Heiligtum , nirgends sonst konnten Opfer da rgebracht werden. Schon bald ergänzte man die regelmäßigen synagogalen Gebete um Bitten um die Wiedererrichtung des Tempels und die Wiederherstellung des Kults. Die Rabbinen, die Nachfolger der Pharisäer, führten eine Anzahl von Bräuchen, die vormals mit dem Tempel verbunden waren, in die Synagoge ein, aber sie schufen keine Vorkehrungen für " lnterimsopfer". Sie hätten Beispiele für Opfer außerhalb Jerusalems trotzder Vorschriften im Buch Deuteronomium ( 12,56) finden können. So besaß im 5. )h. v.d.Z. eine jüdische Militärkolonie in Ägypten eine ArtTempeL Wichtiger noch war der Tempel in Leontopolis (ebenfalls in Ägypten), der um 170 v.d.Z. durch den Hohen Prie-

4. Die talmudische

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Tempel

Unterstadt / Innere Umwallung

ster Onias IV errichtet worden war, dessen Vater von dem seleukidischen Tyrann Antiochus IV seines Amtes enthoben worden war. Dieser Tempel bestand, bis die Römer ihn nach dem Fall Jerusalems schlossen. Die Rabbinen bekannten sich jedoch nie zu seiner Legitimität, verwarfen ihn aber auch nicht als gänzlich sündhaft. Doch als der Tempel in Jerusalem zerstört worden war, entschieden sie sich nicht dafür, solchen Beispielen zu fol gen und schufen einen Ersatz für das Opfer. Die Rabbinen haben nie bewusst den Wert des Kults bestritten, sie beteten für seine Wiederherstellung und diskutierten den Tempelritus in allen Einzelheiten. Sie verkündigten, das Studium der Opfergesetze sei für Gott so annehmbar, wie die Durchführung der Riten selbst 1141. Als Rabbi Scheschet fastete, betete er darum, dass Go tt die durch das Fasten bedingte Verringerung vo n Blut und Fett in seinem Körper als Entsprechung des Opferblutes und -fettes annehmen möge 1151. Die rabbinischen Prediger e ntwarfe n eine n himmlischen Tempel, in dem der Engel Michael als Hohe rPriester am tierte [ 161. Doch einige Gelehrte werden gespürt haben, dass die Zeit des Opfers vorrüber war. Möglicherweise steht dies implizt hinter der Bemerkung, das Studium über

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Opferkult

das Opfer sei so wirksam, wie die Darbringung der Opfer selbst. Es heißt, der hochbetagte Rabban Jochanan ben Zakkai habe kurz nach der Zerstörung des Tempels mit seinen Schülern die Ruinen besucht. Einer von ihnen habe den Abbruch der Riten, die die Sühne für die Sünde schufen, beklagt. Der alte Gelehrte habe geantwortet: "Trauere nicht, mein Sohn. Wir besitzen Sühnemittel, die dem Opfer gleichwertig sind: die guten Taten. Denn es heißt: "Ich liebe Barmherzigkeit, nicht das Opfer" (Hos 6,6) [ 17]. Wenige Jahrhunderte später erklärte Rabbi Jizchak, das Gebet habe Vorrang vor dem Opfer [ 18]. Noch erstaunlicher ist ein Gleichnis von Rabbi Levi, einem Zeitgenossen von Rabbi ]izchak: Der Sohn eines Königs wurde geisteskrank und gewöhnte sich an, Aas zu essen. Daraufhin befahl der König seinen Dienern, ihm koscheres Fleisch von derselben Tierart zu geben, damit sein Sohn sich wieder das Essen von reiner Nahrung angewöhne. Rabbi Levi sagte: In ähnlicher Weise verfiel Israel während der Zeit in Ägypten dem Götzendienst. Und in der Wüste brachten sie immer noch dem Ziegendämon Opfer dar. Daraufhin sagte Gott: Lass sie regelmäßige Opfer für mich darbringen, damit sie vor dem Hang zum Götzendienst bewahrt sind [19).

Rabbi Levis Gleichnis könnte die rationalistische Erklärung Deutung der Opfer des Opfers nahegelegt haben, die der Philosoph Moses Maimonides ( 1135- 1204) bot (20 ]. Dieser berühmte Denker glaubte, die Opfergesetzgebung sei ein Zugeständnis an die menschliche Gebrechlichkeit. In der Antike war das Opfer eine universale Praktik. Für die Hebräer, die Ägypten verließen, war eine Religion ohne Opfer unvorstellbar. Wäre es ihnen nicht erlaubt worden, dem wahren Gott Opfer darzubringen, hätten sie unvermeidlich anderen Göttern geopfert. Das biblische Opfer sei das Mittel gewesen, durch das sie vom Heidentum entwöhnt und im wahren Glauben unterwiesen wurden [ 21] . Darüberhinaus seien die Tiere, die für das Opfer vor-

5. Die mittelalterliche

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gesehen wurden, solche, die bei den Hindus, Ägyptern und Sabäern als heilig galten und von jenen Völkern niemals geschlachtet worden wären. Die israelitischen Opfer bedeuteten also eine Zurückweisung heidnischen Aberglaubens [22] . Solche Erwägungen lassen die Opfer als einen zeitlichen Notbehelf, der nicht mehr von Bedeutung ist, erscheinen. Doch Maimonides zog diese Schlussfolgerung nicht. Seine große Darstellung des jüdischen Gesetzes schließt eine ausführliche Darstellung der Opferriten ein, die zum Zeitpunkt, an dem der Messias erscheint und der Tempel wieder errichtet ist, sofort in die Tat umgesetzt werden könnten. Dennoch wurde seine Erklärung des Opfers von stärker traditionell ausgerichteten Menschen stark kritisiert. Nachmanides (zu Lev 1,9) bemerkte, dass Hewel und Noach Opfer darbrachten zu einer Zeit, als der Götzendienst noch nicht in der Welt war. Grundlegend lehnte er die Behandlung eines so wichtien Elementes der Tora als bloßen pädagogischen Ratschlag ab. Die Traditionalisten bestanden darauf, dass die Opfer einen positiven Wert haben müssten, selbst wenn unsere Vernunft unzureichend sei, ihn zu verstehen. Die Kabbalisten fanden mystische, sogar kosmische Bedeutungen im Opfer. Und der philosophische Dichter Jehuda Halevi behauptete fast ein Jahrhundert vor Maimonides, Tempel und Opfer seien unverzichtbar für eine vollkommene Beziehung zwischen Gott und Israel, und durch Israel zwischen Gott und der Menschheit [23] .

6. Moderne Deutungen der Opfer

Erst seit der Entstehung des Reform-

judentumsEnde des 18. Jahrhunderts haben glaubende Jüdinnen und Juden die Hoffnung auf die Wiederherstellung des Opferkultes abgelehnt [24]. Die Reformer erklärten öffentlich, dass die Opfer, welchem Zweck auch immer sie in der Antike gedient haben mögen, nun überholt und ohne Bedeutung für die Zukunft seien. Sie entfernten deshalb die traditionellen Gebete für die Erneuerung von Tempel und Kult aus dem

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Opferkult Synagogengottesdienst. Heute haben auch die konservativen und rekonstruktionistischen Gruppen ausdrücklich die Hoffnung auf eine Rückkehr des Opfersystems zurückgewiesen und unausgesprochen auch ein großer Teil derer, die sich nicht diesen modernen Bewegungen angeschlossen haben. Selbst unter den Orthodoxen scheint die Treue zum Kult ha uptsächlich verbal in Erinnerungen an eine ferne Vergangenheit und Hoffnungen für eine vage und ferne Zukunft vorhanden zu sein. Vor knapp 50 Jahren, als Rabbi Abraham I. Kook, der heilige Leiter der orthodoxen Aschkenasim von Palästina, der das baldige Kommen des Messias errechnet hatte, versuch te, eine Schule zur pra ktischen Ausbildung der Priester zu gründen, stieß dies auf wenig Resonanz. [25 ] Auf der anderen Seite wurde die Idee des Opfers im Christenturn neu verstanden und bekam eine zentrale Bede utung. Der Tod Jesu wurde als das wahre Opfer gedeutet, für das die Tieropfer des Alten Testaments bereits Vorabschattungen waren. In der katholischen Tradition gilt die Messe a ls die regelmäßige Wiederholung dieses Opfers [26).

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nicht viele Wiederholungen. Im Wesentlichen ergänzen sich diese beiden Abschnitte. Offenkundig griff der Redaktor oder der Redaktore nkreis des Buches Levitikus auf verschiedene Quellen zurück und überlieferte aus ihnen, was wichtig erschien, ohne das Material zu einem e inheitlichen Ganzen zu fo rme n. Siehe auch die Erörterung zu Num. 28,1-30, 18 ("Sacrifice as Worship") mit einer etwas anderen Betonung.

Die Kapitel I bis 7 des Buches Levitikus enth alte n ausführliche, gebung der Tara aber nicht gänzlich vollständige Anweisungen für die unterschiedlichen Opferarten, die von einer Einzelperson dargebracht werden. (4,13-22 handelt von einem Opfer für die gesamte Gemeinschaft.) Zusätzliche Anweisunge n zu den Opfern erscheinen in anderen Teilen des Buches, wie auch in den priesterschriftlichen Abschnitten von Exodus und Numeri

7. Die Opfergesetz-

[27]. Der vorliegende Abschnitt besteht a us zwei Teilen. Die ersten fünf Kapitel erklären die Abläufe für fünf verschiedene Opferar ten. Dieselben Opfer werden ein zweites Mal in Kapitel 6 und 7 besproch en. Charakteristisch für den zweiten Abschnitt ist die Eingangsformel: "Dieses ist die Verordnung ( torn) für ... ". In diesem zweiten Abschnitt gibt es einige, wenn auch

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Lev 1,1- 17

Olah - Ganzopfer (Lev 1,1- 17) Die erste Opferart, die dargestellt wird, heißt o/nh",das, was hinaufsteigt", d.h. als Rauch nach oben steigt, denn bei diesem Opfer wurde ein ganzes Tier- mit Ausnahme des Fells- auf dem Altar verbrannt. ßei anderen Opferarten wurden nurTeile vom Feuer verbrannt, der Rest von den Priestern oder von den Priestern und den Betenden gegessen. {Im Deutschen wird olnlr als "Brandopfer", "Ganzopfer" (Mendelssohn; Zunz) oder "Hochopfer" {Tur-Sinai) oder ähnlich übersetzt.} Die olah besaß einen hohen Heiligkeitsgrad und galt

als das Standardopfer. Die meisten geforderten Gemeinschaftsopfer waren olot. Im Gegensatz dazu wurden die Opfer, die die Griechen den olympischen Göttern machten, immer mit den Anbetenden geteilt. Nur Opfer, die für schreckliche Unterweltgottheiten gemacht wurden, wtlrden als holocaustdargebracht, d.h. vollständig verbrannt [ 1). Das vorliegende Kapitel handelt von der olah, die ein Einzelner als freiwilliges Opfer darbringt.

( Der neue Wochenabschnitt "Wajikra" beginnt hier.) Vorlesung für Gemeinden, die dem traditionellen Ritus folgen: Waj ikra (Er rief) Levitikus I, 1-5,26 (1, 1-3,5; 3,6-4,26; 4,27-5,261 Für Gemeinden, die den dreijährigen Zyklus benutzen: Toravorlesung I: Levitikus 1,1 -2,6 oder Levitikus I, 1-2,16 Olah und Mincha Toravorlesung !I: Levitikus 2,7-3,10 oder Levitikus 3,1-4,15 Mincha; die ersten Früchte; Sewach Schelamim; Chatat Toravorlesung III: Levi1ikus 5, 1-23 oder Levitikus 4,27-6,26 Sünde und Aseharn Haftara: )csaja 43,21 -44,23 Go ttes Größe im Gegenüber zur Absurdität des Götzendienstes

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Lev 1,1-5

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I, I ] Der Ewige r ief Mosche und redete ac m it ihm. Die Wortfolge im Hebräischen 2 könnte ihren Grund darin haben, dass dieser Satz die Erzählungen am Ende von Exodus fortführt: Die gött liche Gegenwart erfüllte das Stiftszelt und Mosche hätte es 3 nicht gewagt, das Zelt zu betreten, bevor Gott ihn nicht herbeirief (palästinisches Targum). 4 Aus dem Stiftszelt. Gott rief ihn vom Zelt aus und sprach zu ihn, nachdem er hineingegangen war (Raschbam ). 2) Vom Kleinvieh. Schafe oder Ziegen. 3) Ohne Leibesfehler. Nur ein gesundes, normales Tier war für ein Opfer geeignet. Der Prophet Maleachi verurtei lte diejeni1Der Ewige rief Mosche und redete mit ihm aus dem Stiftszelt gen, die kranke, blinde oder lahme Tiere in den Tempel brachten, die einem politischen wie folgt: 2 "Rede mit den Kindern Jisraels und sage ihnen:, Wenn Herrscher zu geben sie nicht gewagt hätten jemand von euch dem Ewigen zu Ehren ein Opfer darbringen (Mall,8). will, dann könnt ihr eure Opfer von Vieh entweder vom RindVor dem Ewigen . Die Übersetzung folgt vieh oder vom Kleinvieh darbringen. dem Targum, indem sie diesen Satz mit "zur Huld für sich" verbindet. Doch in Kapitel 3Wenn das Opfer ein Ganzopfer von Rindvieh sein soll, so muss I Vers 5"vor dem Ewigen" meint offenkuner ein Stück von männlichem Geschlecht ohne Leibesfehler dardig "im Zelt, vor dem inneren Heiligtum". bringen. Vor dem Eingang des Stiftszeltes muss er es darbrin4) Seine Hand a uflegen a uf den Kopf gen, damit es ihm Gnade erwirke vor dem Ewigen. 4Er soll seides Ganzopfers. Dadurch wurde das Tier formal sein Opfer. Diese Zeremonie wurde ne Hand auflegen auf den Kopf des Ganzopfers. So wird es ihm für alle Vierfüßler verlangt, die von einer zur Gnade angenommen werden, um ihn zu versöhnen. SMan Einzelperson geopfert wurden, aber nicht soll das junge Rind vor dem Ewigen schlachten. Die Söhne für Gemeinschaftsopfer oder bei Geflügel. Aharons, die Priester, sollen das Blut darbringen und das Blut Um ihn zu versöhnen. Um Sühne für um den Al tar sprengen, der vor dem Eingang des Stiftszeltes ist. ihn zu erwirken. Andere Arten des Opfers werden als Sühne für Sünde beschrieben (Kap. 4 und 5); dies ist der einzige Abschnitt, der der 0/ah sündenvergebende Wirkung zuschreibt. Er mag eine alte Tradition bewahrt haben, die uns ansonsten unbekannt ist (siehe die Literarische Auslese). 5] Man soll ... schlachten. Oder: "Er (d.h. der Spender) soll schlachten". Die Schlachtung musste nicht durch die Priester durchgeführt werden, obwohl sie aufgrund ihrer Erfa h rung in diesen Dingen zweifellos selbst die Tiere häufig töteten. (Ezechie144,11 schreibt diese Pflicht den Leviten zu.) Doch der Text verlangt von den Priestern ausdrücklich, sich nach der Schlachtung um das Blut zu kümmern. Sollen das Blut da rbr ingen . Nach der Tradition erhielten die Priester das Blut in Schüsseln wenn es aus der Kehle des Tieres geflossen war. Sie brachten es zum Altar und gossen es an zwei gegenüberliegende Ecken, so dass es an die vier Ecken spritzte [2]. Diese Blutzeremonie galt als Sühnehandlung[3].

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Lev 1,6-11

6] Zerlegen. Einige alte Bilder über ein ~PN MP~1 ~l'::,-M)$ ro~w~." ~~ ',:,~ Mt'l~-j~ 6 Opfer zeigen ein Tier, das vollständig auf 7 dem Altar verbrannt wurde [4]. Aber die israelitische Praxis erforderte die Entfer8 nung des Fells, das Waschen der EingeweiwN,,-',~ i'lt)N o~~~~ i,e:JMN, MNV de und das Zerlegen des Kadavers bevor er \,.'.' ...-: •• T .JV • ; ' ·• IT '•'1 \T ••• ; \,. 1' auf den Altar gelegt wurde. Dies war eben9 so bei vielen anderen Völkern Sitte [5] . Auch hier könnte man übersetzen: "er soll 0 :;,1;,~', M,n~)-n~i :"'TtVN ;,t,~ :-rn±tl~:"'T ,~:'i-MN 11' 11. ' I'' ; ·' • T •• : ' •,• zerlegen" (vgl. den Kommentar zu 1,5). Die Arbeit kann von Nicht-Priestern getan werden [6]. 11 Das Fell ging in das Eigentum des am tierenden Priesters über (7,8). Es war seine einzige Bezahlung für die Darbringung der olah. Von den meisten anderen Opfern er6Man soll von dem Ganzopfer das Fell abziehen und jenes in hielt der Priester zumindest einen Teil des seine Stücke zerlegen. 7Die Söhne Aharons, die Priester, sollen Fleisches. Israelitische Priester wurden gewöhn lich nicht mit Geld für ihre Dienste Feuer auf dem Altar machen und Holz auf das Feuer ordnen. bezahlt, aber ein phönizischer Tempel in BHierauf sollen die Söhne Aharons, die Priester, die Stücke wie Marsei lles hatte eine regelrechte Aufstellung auch den Kopf und das Fett auf den Holzstoß, welcher über mit Tarifen, der die Gebühr in Geld und in dem Feuer auf dem Altar liegt, in Ordnung legen. 9 Die EingeFleisch für jede Tierart festschr ieb. Von den weide und Fußstücke soll man mit Wasser abwaschen. Der PriePriestern wurde jedoch erwartet auf die Bester soll alles auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen als ein zahlung zu verzichten, wenn der Opfernde Ganzopfer, das vom Feuer zu verzehren ist, zum angenehmen arm war. Geruch, dem Ewigen zu Ehren. 7] Sollen Feuer a uf d em Altar m ach en . Nach Kapitel6 Vers 6 wurde das Feuer stets IOßringt er ein Ganzopfer vom Kleinvieh, nämlich von Schafen brennend gehalten. Nach Kapitel 9 Vers 24 war es von himmlischem Ursprung. Solche oder Ziegen, so muss er ein Stück männlichen Geschlechts ohne Widersprüche zeigen, dass Levitikus aus Leibesfehler darbringen. 11 Man soll es auf der mitternächtliverschiedenen Quellen zusammengesetzt chen Seite des Altars vor dem Ewigen schlachten. Die Söhne ist. 8 ] Die Stücke . .. in Ordnung legen . Oder: ... aufschichten. Zuvor wurde das Fleisch gesalzen (2, 13 ). Währenddessen wurden Speise- und Trankopfer auf den Altar gestell t (Nu m 15, I ff). 9] Alles a uf dem Altar in Ra uch au fgehen lassen. Der Priester ist dafür verantwortlich, dass es Feuer fängt und verzehrt wird. Dieser Satz gibt das hebräische ische wieder, das wahrscheinlich mit esch "Feuer" im Zusammenhang steht. Es ist ein allgemeiner Begriff für die übliche Form des Opfers. Z um a ngenehmen Geruch. Siehe die Einführung in Teill,2 "Antike Opfer" und vgl. Gen 8,21. 10] Vom Kleinvieh. Jemand, der kein Rind aufbringen kann, kann ein weniger wertvoll es Tier opfern. Die Vorgehensweise ist dieselbe und das Opfer ebenso wertvoll. 11] Auf der mitternächtlichen Seite. Nordwärts. Diese Einzelheit ist nicht in den vorangegangenen Anweisungen über das Rind erwähnt. Es wurde von Sifra verstanden als bezöge es sich auf beides, und di.es ist zweifellos korrekt.

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Lev 1,11-17 14] Ein Ganzopfer ... vom Geflügel. Der arme Gottesverehrer hatte also ebenso die Gelegenheit, eine olah darzubringen. Jungen Tauben. Wörtlich: "Kinder von Tauben", was die Tradition als "junge Tauben" verstand. Dies könnte der ursprüngliche Sinn gewesen sein. Die erwachsene Turteltaube hat ungefähr dieselbe Größe wie die junge Taube. In beiden Fällen war das Opfer also gut genährt und delikat aussehend. 15] Kneife den Kopf ab. Mit seinen Fingern. Lasse es ... in Rauch aufgehen. Nachdem er die Ha ndlungen ausgeführt hatte, die in den vorherigen Sätzen beschrieben waren. Nachdem das Blut ... ausgedrückt worden ist. Die geringe Menge Blut machtedie Prozedur von Kapitel I Vers 5 im Fall von Geflügel unnötig. 16] Den Kropf mit den Federn soll er absondern. Das Wort n;;; norza könnte auch als "Inhalt, Inneres" wiedergegeben werden (so die Targume) [8]. Gewöhnl ich jedoch bedeutet notza "Feder". Dementsprechend erklärte Rabbi Jischmael, dass ein Einschnitt gemacht werden muss im Körper und der Kropf mit der Haut und den Federn, die sie bedeckten, entfernt werden müsse [9]. Auf d em Holzstoß , welcher über dem Feuer liegt. Der Ort, wo die Asche von dem Altarfeuer vor der Entfernung gesammelt wurde (Lev 6,3).

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Aharons, die Priester, sollen das Blut um den Altar sprengen. 12Mansoll es in seine Stücke zerlegen, den Kopf und das Fett. Hierauf soll der Priester sie auf dem Holzstoß, welcher über dem Feuer auf dem Altar liegt, in Ordnung legen. 13Die Eingeweide und Fußstücke soll man mit Wasser abwaschen. Der Priester soll alles darbringen und auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen. Es ist ein Ganzopfer, das vom Feuer zu verzehren ist, zum angenehmen Geruch, dem Ewigen zu Ehren. 14 Bringt

er aber sein Ganzopfer dem Ewigen zu Ehren vom Geflügel, so soll er sein Opfer von Turteltauben oder jungen Tauben darbringen. 15Der Priester bringe es nahe zum Altar, kneife den Kopf ab und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen, nachdem das Blut an der Wand des Altars ausgedrückt worden ist. 16Den Kropf mit den Federn soll er absondern und neben den Altar hinwerfen auf der Morgenseite, wo die Asche hinkommt. 17Er soll es bei den Flügeln aufreißen, aber nicht absondern. Der Priester soll es auf dem Altar, auf dem Holzstoß welcher über dem Feuer liegt, in Rauch aufgehen lassen. Es ist ein Ganzopfer, das vom Feuer zu verzehren ist, zum angenehmen Geruch, dem Ewigen zu Ehren.

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Lev 1,1-1 7

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Aus Halacha und Aggada

Wo die Quellenangabe fehlt bzw. nur das Wort Sifra erscheint, ist der Abschnitt in Sifra unter dem betreffenden Vers zu jinderr.

Halacha 1,2) Jemand von euch. Wörtlich: "Ein Mann von dir". Das Wort "Mann" impliziert, dass Brandopfer von Heiden akzeptiert sind I 10]. Der Satz "von euch" verbietet ein Opfer von einem abtrünnigen Juden.

Sifrn

4) Seine Ha nd auflegen. Die Targume haben "Hand" im Singular. Aber der Talmud leitet von Levitikus Kapitel 16 Vers 21 ab, dass der Opfernde beide Hände auf den Kopf des Tieres legen musste I 11].

6] Das Fell abziehen. Der Kopf wurde nicht enthäutet; Wolle auf dem Kopf des Schafes und das Barthaar einer Ziege blieben intakt. Nierenfett wurde über die Keh le gelegt um den blutigen Schnitt zu versiegeln.

Schelamim, die von geringerer Heiligkeit waren, kön nen anderswo im Hof der Stiftszelts/desTempels geschlachtet werden.

15) Kneife d en Kopf ab. Diese Operation wurde hinten am Genick durchgeführt, indem man den Knochen brach und die Luftröhre durchtrennte. Fi.ir den Verzehr durch den Menschen muss das Geflügel geschlachtet werden, indem man die Kehle mit einem Messer durchschneidet.

Aggada 1,1 ] Der Ewige rief Mosche. Vor jedem Akt der Offenbarung wird Gott rufen "Mosche, Mosche" wie bei dem brennenden Dornbusch. Es war ein Ausdruck der Zuneigung und Dringlichkeit. Und jedes Mal wird Mosche antworten: "Hier bin ich."

Im handgeschriebenen Text der Tora ist der BuchstaAlefirn Wort Wajikra (er rief) klein geschrieben, denn Mosche wollte ihn zuerst weglassen, so dass man das hebräische Wort W-J-K-R lesen würde, d.h. "und es geschah". Er tat dies aus Bescheidenheit, aber Gott befahl ihm hebräisch Wajikra zu schreiben, um ihn damit auszuzeichnen, denn Mosche wurde gerufen und Gott sprach nur zu ihm, während andere es nicht hörten. be~

7) Sollen Fe uer auf dem Altar machen. Obwohl das Feuer himmlischen Ursprungs war, wurde zusätzlich Holz auf es geschichtet bevor die Olah dargebracht wurde.

II ] Auf d er mitternächtlichen Seite. Diese Anweisung wird meh rere Male in diesen Kapiteln wiederholt. Die Halacha verallgemeinert: Alle die "heiligsten" Opfer- Olah, Chatat, Ascllam- müssen auf der Nordseite des Altars geschlachtet werden.

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Nach Ba'al Haturim

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Aus Halacha und Aggada 4] Um ihn zu versöhnen. Für welche Sünden schafft die olah Sühne? Für die Vernachlässigung eines positiven Gebotes (Sifra). Gemäß einer anderen Auffassung, für sündhafte Gedanken [ 12]. Aber es gibt eine allgemein ane rkan nte Sicht, dass eine sündhafte Absicht nicht als Sünde angerechnet wird, wenn sie nicht ausgeführt wurde, obwohl gute Absichten beachtet werden, auch wenn sie nicht ausgeführt wurden [ 13] .

Lev 1,1-17

Geflügel wird ungerupft geopfert. Nichts ist abstoßender als der Geruch brennender Federn. Doch Gott gebot, dass die Vögel mit ihren Federn intakt geopfert werden sollten, damit das Opfer eines armen Mannes beeindruckender aussah. Ein gerupfter Vogel sähe klein und dürr aus.

17] Zum angenehmen Geruch. "Ob einer viel oder wenig opfert, macht keinen Unterschied, wenn nur das Herz auf Gott ausgerichtet ist." 16) Den Kropf mit den Federn soll er absondern. Vögel fliegen und essen die Saat vom Land anderer Menschen. Deshalb muss die Schwanzschwinge, die die gestohlene Nahrung hielt, abgetrennt werden, bevor das Geflügel Gott geopfert wird. Aber Tiere essen Futter, das ihnen von ihren Besitzern bereitgestellt wird und so kann ihr Inneres auf dem Altar verbrannt werden, nachdem sie gewaschen wurden.

Sifra

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Wajikra

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Lev 2,1-4

Mincha - Speiseopfer (Lev 2,1 - 16) Der Begriff öllnO Mincha wird in der Bibel für "Gabe, Geschenk" (Gen 32, 14), für "Abgabe, Tribut" (I. Kön 5,1) und für "Opfer" im Allgemeinen (Gen 4,3ff) verwendet, doch im Buch Levitikus und an anderen Stellen der priesterlichen Tradition der Tora (P) bezeichnet er ein besonderes Opfer, das aus Getreide zubereitet wurde. Im nachbiblischen Hebräisch meint Mincha das "Nachmittagsgebet" und allgemeiner den "Nachmittag" [l ]. Dieses Kapitel handelt über Getreideopfer, die als eigenständige, freiwillige Gabe dargebracht wurden-

mit Ausnahme vielleicht derjenigen, die in Vers J 3 bis 16 besprochen werden. Über solche Opfergaben wurde gewöhnlich Weihrauch gegeben. Die Tieropfer wurden begleitet von obligatorischen Mahlopfern, für die kein Weihrauch nötig war (Num 15,lff) [2] . Die Bestandteile einer Mincha waren Mehlund Öl. Sie konnte ungekocht oder in einem Ofen vorbereitet sein, als Flade oder als Brot, je nach Belieben des Spendenden. Der Weihrauch wurde darauf getan oder damit vermischt, unmittelbar bevor das Opfer zum Altar gebracht wurde.

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2,2) Vom Mehl. Hehr. n'?o solet- nicht M "feines Mehl", wie in älteren Übersetzun2 gen. Solet ist ein Mehl, das aus den harten Kernen des Weizens (semolina) gewonnen wird, wie aus Awot 5,15 hervorgeht: Ein Sieb lässt das nop kemach (herkömmliches Mehl) durch, aber hält das solet zurück [3]. : tr). s Weihrauch. Ein aromatisches Gummi, das aus Arabien kam (Jer 6,20). 0 : C"W"Jj? 4 Duft. Hebräisch ö1i::li~ askara, von einer Wurzel mit der Bedeutung "erinnern, gedenken". Dies wurde auf dem Altar vert Bringt jemand ein Speiseopfer dem Ewigen zu Ehren, so muss brannt, um den Betenden in Gottes Erinsein Opfer vom feinsten Mehl sein. Er soll Öl darauf gießen und nerung zu bringen. Weihrauch darauf legen. 2 Dies bringe er den Söhnen Aharons, 3] Gehört Aharon un d seinen Söhnen. den Priestern. Der Priester nehme davon eine Handvoll, vom Es soll von den Priestern gegessen werden. Das Allerh eiligste. Nahrung, die als Mehl und vom Ö l nebst allem Weihrauch. Der Priester lasse "allerheilig" ausgezeichnet war, musste im den Duft davon in Rauch aufsteigen auf dem Altar. Es ist vom lnnern des heiligen Bezirks von den PrieFeuer zu verzehren, zum angenehmen Geruch, dem Ewigen zu stern gegessen werden. Nahrung mit gerinEhren. 3Was von dem Speiseopfer übrig bleibt, gehört Aharon gerem Heiligkeilsgrad (s iehe unten 7,1 I ff) und seinen Söhnen als das Allerheiligste von den Feueropfern konnte außerhalb des heiligen Bezirks von des Ewigen. 4 Wenn du aber ein Speiseopfer bringst, das im Ofen den Priestern und ihren Familien sowie von kultisch gereinigten Laien verzehrt werden. 4) O fen. Hebrä isch i1Jn tanur, ein zylindrisches Tongerät, in dem Feuer auf nebeneinandergelegten Kieselsteinen entzündet wurde. Wenn es die entsprechende Wärme erreicht hatte, wurde die Asche entfernt und der Teig an die Wände des tanur gepresst.

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Lev 2,4-12 5] Pfanne. ln der man eine knusprige Waffel herstellte. 7] In einem Napf. ln dem man ein wei ches, feuchtes Brot herstellen konnte. 11 ] Alles Speiseopfer ... soll nicht gesäuert werden. Dies könnte der Rest eines alten Wüstenbrauches sein. Die No manden buken ihr Brot im allgemeinen ungesäuert. {SiehedieAbb. in Band II Exodus,S. 127.1 In religiösen Riten haben sich oft alte Bräuche erhalten, die sonst im Alltag nicht mehr üblich sind. (Zum Beispiel wird die Tora in der Synagoge bis heute aus einer handgeschriebenen Pergamentrolle verlesen.) ln der späteren jüdischen Literatur ist der Sauerteig manchmal ein Symbol für moralische Korruption oder religiöse Aufsässigkeit, doch solche Gedanken lagen dem bib lischen Verfasser kaum nahe. Einige der Ku chen, die als Dankopfer verwendet wurden, waren gesäuert, andere nicht (7, 12. 13 ). Zwei gesäuerte Fladen opferte man am Wochenfest (23,17). Freilich wurde dieses gesäuerte Brot nicht auf dem Altar verbrannt. Honig. Honig wird in der Bibel oft erwähnt, vor allem in dem bekannten Satz .,ein Land mit Mi lch und Honig". Viele antike Völker gebrauchten Honig für ihre Opfer und wir wissen nicht, warum die Tora ihn vom Altar fern hä lt. In der rabbinischen Literatur und möglicherweise einigen Bibelabschnitten bezeichnet das hebräische dewasch nicht nur den Bienenhonig, sondern auch eine von Menschen hergestellte Zubereitung aus pürierten Früchten. (Diese Bedeutung hat das arabisch dibs.) 12] Opferder Erstlinge. Diegenaue Bedeutung des Hebräischen ist unsicher. An dere übersetzten: .,ein Opfer aus erlesenen Produkten". Die seltsame Wendung könn te auf das Ritual für die ersten Früchte, von dem Deuteronomium 26 spricht, anspielen.

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das Speiseopfer in einem Napf gebacken werden soll, dann muss es vom feinsten Mehl mit Öl zurechtgemacht werden. 8Das Speiseopfer, welches hieraus verfertigt werden soll, bringst du dem Ewigen in folgender Art und Weise: Der Opfernde nämlich bringe es dem Priester. Dieser bringe es hin zum Altar. 9 Der Priester nehme davon den Teil, welcher in Duft aufsteigen soll, und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehn. Es ist vom Feuer zu verzehren, zum angenehmen Geruch, dem Ewigen zu Ehren. IOWas von dem Speiseopfer übrig bleibt, gehört dem Aharon und seinen Söhnen als das Allerheiligste von den Feueropfern des Ewigen. t 1Alles Speiseopfer, das ihr dem Ewigen zu Ehren bringt, soll nicht gesäuert werden. Denn ihr sollt nichts von Sauerteig oder Honig als Feueropfer dem Ewigen zu Ehren in Rauch aufgehen lassen. 12Als Opfer der Erstlinge sollt ihr sie zwar dem Ewigen zu Ehren darbringen. Aber auf den Altar zum angenehmen Geruch sollen sie nicht gebracht wer-

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Wajikra 13] Sal~. Salz, das der Nahrung ihren Geschmack gibt und zur Konservierung diente, war nicht nur für die mincha erforderlich, sondern, wie vom Schluss des Verses her deutlich wird, für alle Opfer.

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Lev 2,1 3- 16

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Das Salz, als ein Bündnis d eines Gottes. In der Antike wie auch oft in unserer Zeit wurden und werden Beschlüsse oft mit einer forma len Mah lze it besiegelt. Der gemeinsame Verze h r von Salz war für die Menschen der Antike eine symbolische Handlung zum Abschluss eines Vertrags. Die Bibel beschreibt deshalb einen heiligen Bund als einen ..Salzbund" (Numeri 18,19; 2. Chronik 13,5). [Salz war im Altertum sehr wertvoll, z.B. wurden römische Soldaten oft damit bezahlt und erhielten so ihr .. salarium" (vgl. im heutigen englisch: salary oder französisch salaire .,Gehalt". Siehe auch den Kommentar zu Numeri 18,19.) ] 14] Sp eiseop fer d ein er Erstlin ge. An welches Rit ua l konkret gedacht wird, ist unsicher, Die Kommentatoren verstanden d ies oft als einen Anhang zum Gesetz in Deuteronomium 26 (siehe oben 2, 12; siehe a uch Num 18,13). Doch die Halacha deutete es als H inweis auf das Opfer von neuem Getreide (omer) in Levit ikus 23, Vers 10 bis 13. [Siehe auch B. Levine z.St., der diesen Vers ausführlich bespricht.]

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den. 13Alle deine Speiseopfer musst du mit Salz bestreuen. Das Salz, als ein Bündnis deines Gottes, sollst du nicht in deinen Speiseopfern feh len lassen. Vielmeh r sollst du bei allen deinen Opfern auch Salz bringen. ' 4 Wenn du die Erstlinge als Speiseopfer dem Ewigen darbringst: Ähren von reifem Korn, am Feuer gesengt und in Graupen zerstoßen, sollst du als Speiseopfer deiner Erstlinge darbringen. 15Du musst 01 darauf gießen und Weihrauch darauf legen. Es ist ein Speiseopfer. l6Der Priester soll den Teil, welcher in Duft aufsteigen soll, von den Graupen und dem 0 1 nebst allem Weihrauch in Rauch aufgehen lassen. Es ist ein Feueropfer, dem Ewigen zu Ehren.

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Aus Halacha und Aggada

Lev 2,1 - 16

Aggada 13] Das Salz, ein Bündnis deines Gottes Ein phantasievoller Midrasch versteht den Vers in der Bedeutung: "Den Bund, den Gott über das Salz geschlossen hat". Bei der Schöpfung trennte Gott die Wasser oberhalb der feste des Himmels von denen unter ihr (Gen 1,7). Und die Wasser, die sich an dem niedrigeren Punkt sammelten, waren betrübt, dass sie so weit von Gott entfernt waren. Da tröstete Gott sie mit dem Versprechen, dass ihre salzhaltigen Meere eines Tages das Salz liefern würden, das auf dem Altar Gottes gebraucht werde (5].

2, 1] Bringt jem and "jemand" gibt das hebräische Wort o~: nefesch wieder, das oft mit "Seele" übersetzt wird. Eine freiwillige minclw konnte ebenso die Gabe einer armen Person sein, die sich nichts anderes leisten konnte. Um so mehr müssen wir eine solche Gabe angemessen bewerten. Der Midrasch erzählt, dass ein Priester einmal seine Geringschätzung über eine Frau zum Ausdruck brachte, die eine Hand voll Mehl in den Tempel brachte. Gott wies ihn im Traum zurecht: "Sie hat ihre Seele selbst geopfert" [4].

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Lev 3,1-3

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Sewach Schiamim - Freudenopfer (Lev 3, 1-17) zel sch-1-m "bezahlen, wiedergutmachen" her und bezogen es auf die Bezahlungeines Gelübdes (7, 16). Doch obwohl einige Schiamim zur Erfüllung eines Gelübdes dargebracht worden sind, wurden es viele auch nicht. {Tur Sinai bezeichnete das Opfer als "Mahlopfer" und betonte damit das besondere Merkmal dieses Opfers: das festliche Essen der ,~ Opfergemeinschaft.} Die Übersetzung "Opfer für das Wohlergehen" ist eine haltbare Spekulation. Auch hier wird der Begriff mit schalom im weiteren Sinn "Ganzheit, Glück, Gesundheit" verbunden. in der Bibel hat das Wort diese Bedeutung häufiger als diejenige des "Friedens" und es passt zum Festcharakter des Opfers. {Mendelssohns Übersetzung"Freudenopfer" bringt sowohl den Dank für das Wohlergehen zum Ausdruck als auch das gemeinsame Feiern durch ein freudiges Mahl. }

Wir kommen nun zu dem Opfer, dessen hervortretendes Merkmal das Festessen war, das der Opfernde mit seinen Gästen aß, nachdem er die vorgeschriebenen Teile auf dem Altar geopfert und den Anteil für die Priester abgegeben hatte. Doch dieser charakteristische Ablauf wird erst später in Kapitel 7 Vers II ff erläutert. Das nun folgende Kapitel handelt nur von den Riten am Altar. Das Wort sewach kommt von einer Wurzel mit der Bedeutung "schlachten" [ I I und wird manch• T mal als Bezeichnung für Opfer im Allgemeinen benutzt (Ps 4,6; 5 1,19). Oft jedoch meint es das sewach schlamim, vor allem im Zusammenhang mit einer olah ( Ex 18,12; Dtn 12,6; Jer 7,21). Der zweite Teil des Begriffs wurde traditionell mit dem Wort schalom "Friede, Heil" in Zusammenhang gebracht und die gesamte Wendung dann als "Heilsopfer" oder "Friedensmahl" übersetzt. Andere erklären das Wort von einer anderen Bedeutung der Wur-

3, 1] Ein Freu denopfer. {A nd ere: "Friedensmahl" (S.R. Hirsch); "Mahlopfer" (Tur Sinai) oder "Heilsopfcr".} Diegenaue Bedeutung von sch/amin ist unsicher. ISiehe dazu auch oben die Einlei tun g w diesem Kapitel.] 3-4) Das Fett ... , d ie beiden Nieren ... soll er absondern. Diese Teile (einschließlich des Fettschwanzes bei den Schafen, Vers 9) waren diejenigen, die auf dem Altar verbrannt wurden, nicht nur bei einem sclrlamim-Opfer, sondern bei allen Opfern mit Ausnahme der olalr, bei der alles bis auf das Fell auf dem Altar verbrannt wurde.

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1Ist aber sein Opfer ein Freudenopfer, bringt er es vom Rindvieh, so kann er (eines) von männlichem oder weiblichem Geschlecht, aber ohne Leibesfehler darbringen vor dem Ewigen. 2Er lege seine Hand auf den Kopf seines Opfers, und man schlachte es am Eingang des Stiftszeltes. Die Kinder Aharons, die Priester, sollen das Blut um den Altar sprengen. 3Von dem Freudenopfer bringe er etwas als Feueropfer dem Ewigen zu

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Wajikra

Lev 3,4-10 4] Das Netz (joteret) an der Leber. Die Bedeutung von joteret wurde heftig d iskutiert. Raschi dach te, es sei das Zwerchfell. Doch zahlreiche a ntike Quell en unterstützen die Auffassung, dass es sich um den die Leber schützende n Lappen handele [2 ]. 9] Das ganze Schwanzstück. Im Orien t gab und g ibt es Schafe mi t einem schweren Fettschwa nz. Er w iegt a n die zehn Pfund und mehr und gi lt als e in e besondere Delikatesse. Herodot (5. Jh. v.d.Z.) erzäh lt von

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kleinen Wägelchen, die die Schäfer benutzten, um die Schwänze ihrer Schafe davor zu schützen, zu zerbrechen. Denselben Rat gibt die Misch na e ini ge sechs Jahrhunderte später (3]. Von der deutschen Übersetzung her könnte man annehmen, der Schwanz gehö re z u den fet thaltigen Teilen, die für den Altar vorbehal ten wurden und deshalb, wie man rückschließen kann, als menschliche Nahrung verboten waren. Diese Schlussfolgerung wurde von den Karäern gezogen, doch die rabbinische Trad ition erlaubt das Essen des Fettschwanzes ei nes nicht für das Opfer bestimmten Schafes.

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Ehren . Das Fett, welches die Eingeweide bedeckt, nebst allem Fett, das an den Eingeweiden ist, 4 die beiden Nieren nebst dem Fett daran, welches an den Lenden sitzt, und das Netz an der Leber nebst den Nieren soll er absondern. 5 Die Söhne Aharons sollen es auf dem Altar neben dem täglichen Brandopfer in Rauch aufgehen lassen auf dem Holzstoß, welcher über dem Feuer liegt. Es ist vom Feuer zu verzehren, zum angenehmen Geruch, dem Ewigen zu Ehren. 6Jst aber sein Freudenopfer dem Ewigen zu Ehren ein Stück vom Kleinvieh, so kann es vom männlichen oder weiblichen Geschlecht sein, aber ohne Leibesfehler. 7Will er ein Schaf opfern, so soll er es vor den Ewigen bringen, 8seine Hand auf den Kopf seines Opfers legen und es schlachten vor dem Stiftszelt Die Kinder Aharons sollen das Blut um den Altar sprengen. 9Vom Freudenopfer bringe er etwas als Feueropfer, dem Ewigen zu Ehren. Alles Fett davon, nämlich das game Schwanzstück, soll er bei dem Rückgrat abschneiden, auch das Fett, welches das Eingeweide bedeckt, nebst dem Fett, welches an den Eingeweiden sitzt. lODie beiden Nieren, nebst dem Fett daran, welches an den Lenden sitzt, und das Netz an der Leber - nebst den Nieren soll er es absondern. - 11 Der

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Wajikra 17] Alles Fett ... sollt ihr nicht essen. Diese verallgemeinernde Sprechweise darf n ic h t wörtlich verstanden werden. Man kann kein Fleisch ohne irgendein Fett, das sich in den Muskeln abgesetzt hat, essen. Die Tradition vers tand chelew behutsam im technischen Sinne als "verbotenes Fett". Dies ist Hartfett, das gemäß Rabbi Akiwa lose aufliegt und eine Haut hat, die sich ablösen lässt [ 4]. Erlaubtes Fett wird schumnn genannt. Die heutige orthodoxe Praxis erfordert vom Schlächter, alles chelew von dem Fleisch, das zum Verkauf angeboten wird, zu entfernen. [Es ist ein religiöses, an Gott gebundenes Gebot, das nicht als gesundheitliche Vorschrift zu lesen ist.] Und alles Blut. Siehe die Einführung zu Lev 17,2 "Das Blutverbot".

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Lev 3,11-17

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Priester soll es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen als eine Speise, die vom Feuer verzehrt wird, dem Ewigen zu Ehren. l2fst sein Opfer von Ziegen, so soll er es vor dem Ewigen darbringen, 13seine Hand auf den Kopf legen und es am Eingang des Stiftszeltes schlachten. Die Kinder Aharons sollen das Blut um den Altar sprengen. 14Von diesem seinem Opfer bringe er etwas als Feueropfer dem Ewigen zu Ehren. Das Fett, welches das Eingeweide bedeckt, nebst dem Fett, welches an dem Eingeweide sitzt, 15d ie beiden Nieren nebst dem Fett daran, welches an den Lenden sitzt, und das Netz an der Leber - nebst den Nieren soll er es absondern.- 16Der Priester lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen als eine Speise, die vom Feuer verzehrt wird, zum angenehmen Geruch. Alles Fett we rde dem Ewigen zu Ehren geopfert. 17Es sei ein ewiges Gesetz fü r eure Nachkommen in allen eueren Wohnplätzen. Alles Fett und alles Blut sollt ihr nicht essen."'

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Lev 4, 1-35

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Chatat - Sündenopfer (Lev 4,1-35)

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Die vorigen Kapitel handelten von Opfern, die freiwillig dargebracht werden konnten. Nun kommen wir zu einer Opferart, die für diejenigen, die Schuld auf sich geladen hatten, verpflichtend war. Sie diente im Wesentlichen dazu, unabsichtliche Sünden zu tilgen. (In KapitelS werden wenige Ausnahmen genannt.) Das Gesetz erlaubte niemandem, bewusst in dem Wissen, dass die Rechnung sich durch ein Opfer begleichen ließ, gegen das Gesetz zu verstoßen. "Das Opfer der Frevler ist dem Ewigen ein Greuel" (Prov 15,8). Die rituelle Sühne für eine unwissentliche Verletzung des Gesetzes war ein psychologisch tiefgründiges Verfahren. Oft sind Menschen tief verstört, wenn sie jemandem durch einen Unfall, durch Unwissenheit oder Achtlosigkeit Schaden zugefügt haben. Das Opfer beruhigte das aufgewühlte Gewissen. Bis heute bitten wir im Bekenntnis am Jom Kippur um Vergebung ,.für die Verfehlung, dir wir vor dir begangen haben unter Zwang oder aus freiem Entschluss . .. , unwissend oder absichtlich." Solch ein Gebet schließt unausgesprochen das Bekenntnis ein, dass wir größere Sorgfalt und Vorsicht hätten aufbringen sollen. Auch in der modernen Gesetzgebung wird zwischen der unbewussten und der bewussten Fahrlässigkeit unterschieden. Das Opfer, das in diesem Kapitel vorgeschrieben wird, heißt chatat; dies wird mit ,.Sündenopfer" übersetzt, treffender wäre ,.Reinigungsopfer" [ 1 j oder

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,.Sühnopfer" (Zunz). Dieser Begriff schließt in der Tat beide Bedeutungen ein. Das Verb chata bedeutet zunächst ,.ein Ziel verfehlen" [2] . Ein Sünder ist jemand, der das richtige Ziel verfehlt hat. Chata meint in der Schrift daher in der Regel ,.eine Sünde oder ein Verbrechen begehen". Das Substantiv chet, das in gleicher Weise ,.Sünde" wie ,.Schuld" bedeutet, kann sich auch auf das Opfer beziehen, das die Sünde tilgt. Ferner werden einige Formen der Wurzel chata für rituelle Handlungen benutzt (vor allem das Sprengen Num 19,19), die Unreinheit entfernen. Die Chatat unterscheidet sich formal von den übrigen Opferarten durch ihre besondere Behandlung des Opfertierblutes. Dieses Ritual kann zwei Formen annehmen. Wenn es sich bei dem Sünder um den ,.gesalbten Priester" handelt oder wenn das Opfer das Vergehen der gesamten Gemeinschaft sühnen soll, wird das Blut in das "Heilige" gebracht; einiges von ihm wird gegen das Allerheiligste gesprenkelt und einiges an die Hörner des Räucheral tars gestrichen. In diesen Fällen wird der Tierkadaver außerhalb des Lagers verbrannt. Wenn der Sünder jedoch ein weltlicher Herrscher oder ein Angehöriger des Volkes ist, wird das Blut an die Hörner des Hauptaltars gestrichen und das Fleisch von den Priestern gegessen. In beiden Fällen werden die fetthaltigen Teile auf dem Altar verbrannt [3 j .

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Lev 4,1-7

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4,2j Person. Das hebräische 11e[escll wird au oft mit .,Seele" übersetzt. Einige Kommend.J tatoren sagen, die Seele sei bei jeder Über.. beBachja doch tretung mit einbezogen, c~ :-t}~ ~ ii~VJ n~~~p ~~ a _, ~i:t merkt. dass 1te[esd1 manchmal die Verbindung von Seele und Körper und manchmal nur den Körper meint (z.B. Lev 21,1 ). 3j Der gesalbte Priester. Aharon oder seine Nachfolger, .,der Priester, der der vornehmste ist von seinen Brüdern" (d.h. über j seine Brüder erhoben] (21,10). Im späteren Sprachgebrauch heißt er Kohe11 Gadol C?Q 6 ,.HoherPriester". (Dieser Titel erscheint in ' r L ' 1 ~tt der Bibel nur wenige Male.) Weil er das ;,;~ ~? ~~ '~1? Q , ,_ , I~ :-t};:'ry geistliche Oberhaupt war, brachte sein Ver1 gehen eine Schuld auf das Volk. Wegen seiner hohen Stellung war sein Opfer das größn;~ ,~~ b~~j ~ &,~ .,~ I te und kostspie ligste. Zum Sündenopfer. So die tradi tionelle Übersetzung. Cenauer: .,Reinigungsopfer" oder ..Sühnopfer" (Zunz). 4 I Vor de n Ewigen. Siehe den Kommen1 Der Ewige sprach zu Mosche wie folgt: 2"Sage den Kindern tar zu 1,3. Jisraels: 'Wenn eine Person aus Versehen sündigen wird gegen 5) Der gesalbte Priester. Er vollzog den die Verbote des Ewigen und wird etwas davon begehen, (dann Ritus in eigener Sache (um sich selbst zu gilt Folgendes:) 3Sündigt der gesalbte Priester und zieht dadurch reinigen?). dem Volk eine Schuld zu, so soll er wegen der Sünde, die er In das Stiftszelt. Über den Hof mit seibegangen hat, ein junges Rind ohne Leibesfehler dem Ewigen Heilige", .. das in nem großen Altar hinaus zu Ehren zum Sündenopfer bringen. 4 Er soll das Rind am Ein in dem der Räucheraltar, der Leuchter und der Schaubrottisch waren. gang des Stiftszeltes vor dem Ewigen darbringen. Er lege die 6) Sprenge. Hebrä isch hisa, ein voll kom Hand auf den Kopf des Stieres und schlachte das Rind vor dem men anderer Vorgang als derjenige bei den Ewigen. 5 Der gesalbte Priester nehme von dem Blut des Stieres, übrigen Opfern, wo das Blut aus Schüsseln und bringe es in das Stiftszelt 60er Priester tunke seinen Finan die Wände des äußeren Altars gespritzt ger in das Blut, sprenge von dem Blut sieben Mal vor dem Ewiwurde (sarak). gen gegen den Vorhang des Heiligtums. 7Ferner tue er etwas Gegen den Vo rha ng des Heiligt um s. von dem Blut auf die Ecken des Altars, welcher im Stiftszelt steht, Der Vorhang trennte das"Heilige" vom "Alwo die Spezereien vor dem Ewigen geräuchert werden. Das üblerheiligsten", in dem die Lade war. Der rige Blut des Stieres soll er an den Grund des Opferaltars, welPriester stand in einiger Entfernung und sprengte das Blut in die Richtung des inneren Heiligtums. Der Vorhang wurde nicht befleckt, es sei denn aus Versehen. 7) Die Ecken des Altars. Siehe Exodus Kapitel 30 Vers 2. Die vier Vorsprünge an den Ecken des Altars werden in einigen Abschnitten der Bibel erwähnt. (Sie he vor I lörnemlu~r allem I. Kön 2,28, wo Joab Zuflucht sucht, indem er die "Hörner" des Altars ergreift.) aus Megiddo, Sie finden sich auch an einigen antiken Altären, die von Archäologen ausgegraben 9./h. v.d.Z. wurden. Die Bedeutung der Hörner ist unsicher. Das übrige Blut des Stieres. Nachdem der Blutritus abgeschlossen ist, wird das verbleibende Blut würdig entsorgt.

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Lev 4,8-15 11- 12] Gewöhnl ich wird das Fleisch der Chatat von den Priestern, die das Opfer durchgeführt haben, gegessen (6, 19ff) . Doch offensichtli ch sollte der Hohe Priester nicht von dem Opfer essen, das er für seine eigene Sünde dargebracht hatte. Wenn das Blut und Fett also geopfert worden war, wurde der Rest des Kadavers entfernt und verbrannt, damit er nicht entwendet oder verunreinigt wurde. Ähnliches geschah bei der Chatat, die für d ie Sünde des gesamtes Volkes dargebracht wurde ( 4,2 1) ( 4]. 12] Auf dem Schutt der Asche. Siehe 6,4. 13] Die ganze Gem einde Jisraels. Das antike Israel hatte ein sehr starkes Gemeinschaftsbewusstsein. Man gla ubte, dass die Missetat eines Mitglieds der Gruppe, vor allem die des Leiters, eine Schuld auf alle bringen würde (siehe vor allem )os 7; I. Sam 14,24-45). Es war sicherlich nicht nötig, dass jedes G lied einer Gemeinschaft das Gesetz verletzt haben musste, bevor eine Chatat erforderlich wurde. 15] Oie Ältesten der Gemeinde sollen ihre Hände auf das Haupt des Stieres legen. Als Repräsentanten der Gemeinschaft gaben sie diesem Opfer den Charakter eines Opfers für das gesamte Volk. (Die mei sten Gemeinschaftsopfer wurden ohne dieses Ritual dargebracht. ) Im Übrigen wurde di eses Opfer in derselben Art und Weise vollzogen wie das für den Hohen Priester.

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die ganze Gemeinde Jisraels irrt, sodass eine Sache vor den Augen der Versammlung verborgen ist, sie begehen eines von den Verboten des Ewigen und werden ihrer Schuld gewahr, 14im Nachhinein nämlich wird die Sünde bekannt, welche sie begangen haben, dann soll die Gemeinde einen jungen Stier zum Sündenopfer vor dem Eingang des Stiftszeltes darbringen. I5 Die Ältesten der Gemeinde sollen ihre Hände auf das Haupt des Stieres legen vor dem Ewigen, und jemand soll den Stier schlach-

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Lev 4,15-23

Wajikra 20 1 Versöhnen . Hebräisch kipper. Zur Bedeutung dieses Begriffs siehe die Einführung zu Lev 16 "5. Sühne und Umkehr". Und es soll ihnen vergeben werden . Von der hebräischen Wurzel salach. In der Bibel wird dieses Verb ausschließlich für die göttl iche Vergebung verwendet. Im modernen Hebräisch ist s'licha jedoch die Wendung für " Entschuldigung!" bzw. "Sorry!". 221 Ein Für st. Hebräisch nasi. Dieser Begriff wird oft für die Stammesoberhäupter benutzt (Ex 35,27; Num 1,10) und könnte sich auch hier auf sie beziehen. Doch dann hätte man einen Ausdruck wie "Fürst eines Stammes" oder "einer der Fürsten" erwartet. Ezechiel bezieht den Ausdruck nasi auf die Herrscher der Familie Davids. Er nennt König Zedekia "Nasi von Israel" (Ez 21,30) und prophezeit den Tag, an dem "mein Knecht David nasi in ihrer Mitte sein wird" (34,24). Das Wort kann hier deshalb "König" bedeuten und so wurde es auch in Sifra verstanden. Man beachte, dass das Ritual für die Chatateines nasi und die eines Privatmanns deut lich von der in Vers I bis 2 1 unterschieden wird, abgesehen von dem geringeren Wert der geopferten Tiere.

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ten vor dem Ewigen. 16Der gesalbte Priester bringe etwas von dem Blut des Stiers in das Stiftszelt 17Der Priester tunke seinen Finger in das Blut, sprenge von dem Blut sieben Mal vor dem Ewigen gegen den Vorhang. l8ferner tue er etwas von dem Blut auf die Ecken des Altars, der vor dem Ewigen ist, nämlich im Stiftszelt steht. Das übrige Blut gieße er an den Grund des Opferaltars, welcher vor dem Eingang des Stiftzeltes steht. t9Alles Fett nehme er davon ab und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen. 20Mit diesem Stier verfahre er so, wie mit dem Stier zum Sündenopfer; ebenso soll er mit diesem umgehen. Hiermit soll sie der Priester versöhnen, und es soll ihnen vergeben werden. 2 t Den Stier also bringe er heraus außerhalb des Lagers, verbrenne ihn, so wie er den vorigen Stier zu verbrennen angewiesen worden ist. Dies ist ein Sündenopfer für das Volk. 22 Sündigt ein

Fürst und begeht aus Versehen eines von den Dingen, die der Ewige, sein Gott, verboten hat, und erkennt seine Schuld von selbst, 23oder die Sünde, welche er begangen hat, wird ihm sonst bekannt gemacht, dann bringe er als Opfer ei-

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Lev 4,24-3 1 24) Wo man das Ganzopfer schlachtet. Vgl. 1,11. 27) Eine Person aus dem Volk. Aus der Landbevölkerung. Tur Sinai übersetzte: "Wenn aber eine einzelne Person ... gesündigt hat". [Später wurde dem Ausdruck am lla -arez ein abfälliger Sinn gegeben und heute bezeic hn et es einen ungebi ldeten Menschen.]

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Wajikra 3 1] Zum a ngen ehm en Geruc h, dem Ewigen zu Ehren . Diese Formel ist nötig, damit zum Ausdruck kommt, dass auch diese Opfer, obwoh l sie durch Sünde veranlasst sind, Gott wohlgefallen, der den Bereuenden wi llkommen heißt (Luzzatto). (Tur Sinai hat: "Zum Duft der Befriedigung dem Ewigen". )

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Lev 4,31-35

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lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen, zum angenehmen Geruch, dem Ewigen zu Ehren. Hiermit soll ihn der Priester versöhnen, und es soll ihm vergeben sein. 32 Nimmt er aber ein Schaf als sein Sündenopfer, so muss er ein weibliches ohne Leibesfehler bringen. 33Er lege seine Hand auf den Kopf des Sündenopfers. Jemand schlachte das Sündenopfer an dem Ort, wo man das Ganzopfer schlachtet. 34 Der Priester nehme mit seinem Finger etwas von dem Blut des Sündenopfers, tue es auf die Ecken des Opferaltars, das übrige Blut gieße er an den Grund des Altars. 35A[Jes Fett sondere er ab, so wie solches von einem Schaf zum Freudenopfer abgesondert wird. Der Priester lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen mit den anderen Dingen, die dem Ewigen zu Ehren im Feuer verzehrt werden. Hiermit soll der Priester wegen der Sünde, die jener begangen hat, versöhnen, und es soll ihm vergeben sein.

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Aus Halacha und Aggada

Halacha Ein Sündopfer wurde für die unabsichtliche Tat einer in der Tora verbotenen Handlung gefordert, die, wenn sie absichtlich geschehen wäre, mit der "Trennung von der Verwandtschaft des Betreffenden" bestraft worden wäre (Siehe den Kommentar zu 7,2 1). Im Falle der Unterlassung eines positiven Gebotes war keine Chatat erforderlich. Jemand der ein negatives Gebot absic htlich verletzte, war vom Opfer ausgeschlossen, denn ein solches Opfer wäre umsonst gewesen. Seine Schuld konnte nur mit der Zeit durch eine andauernde Reue, durch die Heilighaltung des Versöh nungstages und die Annahme von Leid als Strafe oder d urch den Tod beglichen werden. [5] 1:::=1

4,2) Und wird etwas davon begehen. Wenn jemand mehrere Verstöße begangen hatte oder denselben Verstoß wiederholte Male, musste er für jede Übertretung eine Chatat darbringen. 1:::=1

3) Zieht dadurch dem Volk dm: Schuld z u. Targum Jonathan deutet: Er machte einen Fehler, während er ein Opfer für die Schuld des Volkes darbrachte.

Rind. Ein dreijähriges. 1:::=1

12) Außerhalb des Lagers. In späteren Jahrhunderten: außerhalb der Stadt Jeru· salem. 1:::=1

13] Die ganze Gemeinde Jisraels. Die Rabbinen hatten ein ausgeprägtes Verständnis für die Verantwortung des Einzelnen und wiesen die Auffassung, dass die gesamte Gemeinschaft die Schuld der unwissentlichen Fehltritte einiger Weniger tragen müsse, zurück. Sie erklärten dieses Gebot deshalb in der Weise, dass es sich auf einen Fall beziehe, in dem der Sanhedrin, der höchste Gerichtshof, eine irrtümliche Entscheidung getroffen hätte und das Volk daraufhin das Gebot ohne Absicht verletzte. Die Klausel

Lev 4,1 -35

"die Sache entzieht sich der Kenntnis der Gemeinschaft" ist wörtlich: Die Sache ist vor den Augen der Gemeinschaft verborgen, und die Augen der Gemeinschaft, so sagt Sifra, seien die Richter des Sanhedrin. (]es 29,10 bezeichnet die Propheten das Auge des Volkes.) Auf dieselbe Art und Weise erklärten sie die Sünde des gesalbten Priesters ( 4,3 ), der ebenso befugt war, rituelle Entscheidungen zu treffen und, im Falle eines Trrtums, das Volk zu einer unwissentlichen Sünde hätte verleiten können.

Aggada 4, 1] Wenn eine Person aus Versehen sündigen wird. Die Schrift sagt: "Was immer in deiner Macht steht, sollst du mit aller Kraft tun" (Koh 9,10). Während du die Kraft dazu hast, erfülle die Gebote, tue Nächstenliebe, kehre um zu Gott. Während die Lampe noch brennt, fü lle Öl nach, damit sie nicht ausgeht. Wenn du gesündigt hast, beharre nicht in der AbtrünnigkeiL Zeige Reue und der Heilige - gepriesen sei er! - wird dich annehmen. Wenn du e in wenig gesündigt hast, so soll es dir als viel erscheinen- selbst wenn der Fehler unwissend geschah [6] .

22] Sündigt ein Fürst. Hebr.: aseher nasi jeheta. Rabbi Jochanan ben Zakkai machte das Wortspiel: Glücklich (aschre) ist die Generation, deren Leiter mannhaft genug sind, ihre Sünden zuzugeben! Sifra 1:::=1

27] Wenn aber eine Person aus dem Volk ... sündigt. Die Erzväter konnten sich über alle Leiden, die du über sie gebracht hast, erfreuen; über jeder Entsagung priesen s ie deinen Namen. Wir aber ermangeln der Kraft, dem Urteil stand zu halten. Wenn du zornig wirst, sündigen wir, und wenn wir sündigen, dann wächst dein Zorn. Tue unter uns Wunder, wie du sie für die Erzväter tatst, dann wären wir fähig, auszuhalten !7].

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Wajikra

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Lev 5,1 -26

Chatat - Sündenopfer; Aseharn-Schuldopfer (Lev 5,1-26) Dieses Kapitel beginnt mit vier besonderen Fällen, die eine chntat erforderlich machen (Vers 1-13). Anschließend wird eine andere Opferart vorgestellt, die ascham, "Schuldopfer" heißt. Formal entspricht dieses Opfer der chntnt mit der Ausnahme, dass für das nscham ein Widder obligatorisch ist, während bei der clwtat je nach dem entsprechenden Umstand, ein Rind, ein Schaf, eine Ziege, Geflügel oder sogar ein Mahlopfer dargebracht werden können. Die Absicht dieser beiden Opfer ist jedoch sehr unterschiedlich. Das ascham wird hauptsächlich von jemandem geopfert, der Eigentum entwendet hat. Er muss das, was er genommen hat, ersetzen und zusätzlich 20 Prozent Schadensersatz bezahlen. Nachdem er dann eine ascham dargebracht hat, ist er wieder vollkommen fähig, die göttliche Gunst zu erlangen. Es wäre einfach, wenn man sagen könnte, die chatnt beziehe sich auf unbeabsichtigte Vergehen, das ascham auf bewusste Entwendungen von Eigentum, doch in

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diesem Kapi tel wird eine chntat für die Verweigerung eines Rechtszeugnisses gefordert, die zweifellos bewusst geschehen ist (Vers I und 5) und ein ascham für bestimmte unbewusste Übertretungen (Vers 17-19). Diese offenkundigen Widersprüche lassen sich nicht ohne weiteres in ein kohärentes System bringen und bereiteten den talmudischen Rabbinen Schwierigkeiten (siehe die literarische Auslese). Offensichtlich wurde das Kapitel aus verschiedenen Traditionen zusammengesetzt, die unterschiedliche Zeitepochen wiederspiegeln, und die gesammelt, aber nicht vereinheitlicht wurden. Ferner sei darauf hingewiesen, dass der Begriff aschmn sowohl die Vorstellung von "Schuld" als auch von "Strafe" beinhaltet. Die hebräischen Ausdrücke für "Schuld auf sich geladen haben", "seine Schuld erkennen" und "seine Strafe" werden sämtlich von derselben Wortwurzel gebildet.

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Lev S, l-5

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5,1) {Wen n sich eine Person ... Der Satz endet erst am Ende von Vers 6. Es werden -',~: ~~M 'itV~ ,~ ~~,, ~l' ~1',·c~ ~.,, 1~• 2 verschiedene denkbare Fälle aufgezählt, ein T : - " .,·.• - ; '"'! f : \ -,""' An solcher Stil ist in altorientalischen Rechs;-,~;,_: 1N< n)(~to ;"1'M n1- ! ' : i~ ~~to 'i::l'!'f J1' ' ' : : ' : T ·• : T... '' T .. l texten allgemein üblich. Mendelssohn gibt mit seinem schwer verständlichen deutschen Satz also eine ebenso schwierige he3 bräische Konstruktion wieder. Vers I meint: Wenn ein Person etwas bezeugen kann , dies ~~tDM '~ ,~ :eil>~ ~," '~ c',~,, ~ -t T ' 1' ; \-,. ) : •;- • - - ; '.' : AT aber nicht tut, dann hat sie sich versündigt und muss daher von einem Priester verI söhnt werden (V. S-6).} ~," m~~ c'-,~,, ~:w:o c.,~., r - : ~.,.·· T : rt ' : ""'~ · .r : ... : \T \ : • ~Y'" Sie hört näm lich einen Eid, wod urch sie beschworen wird. Einen Fluch gegen 'itV~ rMm~ ;,C,~ CtVN'~~ :-t';,'\ : mN~ ;., J'•' ·: T ... : ' : '•' h'' • • v .,t T : Y t" • • denjenigen, der ein Zeugnis zurückhält. Jemand, der in einen Rechtsstreit verwickelt 1Wenn sich eine Person versündigt, sie hört nämlich einen Eid, ist (oder vielleicht der Gerichtshof) ruft diejenigen, die Informationen über den wod urch sie beschworen wird, dieselbe aber hat ein Zeugnis, Vorfall haben, öffentlich auf, vorzutreten sie h at nämlich etwas gesehen oder weiß es sonst, wenn sie dies und ein Zeugnis abzulegen. Ober jeden, der nicht a nzeigt und dadurch eine Missetat z u büßen hat, 2ode r es nicht reagiert, wird ein Fluch verh~ingt. Eine rührt jemand etwas Unreines an en tweder das Aas e ines unrei Person, die einen Beweis vorent hält, macht nen wi lden T ieres, oder das Aas eines unreinen Viehs, oder das sich dadurch schuldig und ist fo lglich dem Aas eines unreinen kleinen Tieres, und es gerät ihm in VergesFluch unterworfen. Später mag sich die sen h eit, er ist aber doch unrein und hat sich versc huldet , 3oder Gesin nun g dieser Person änd ern und sie beken nt es. Da nn muss sie das Vergehen mit er berührt eine menschliche Unreinigkeit nach allen Arten der einer chatat bereinigen. "Weil vie le MenUnrei nigke it, dadurch der Mensch unrein werden kann, und es schen es vermeiden, Zeugnis zu geben, aus gerät ihm in Vergessenheit, er erkennt aber hernach, dass er sich Angst, dass sie andere verletzen könnten verschu ldet hat, 4 oder es schwört jemand, lässt nämlich den Eid oder sich zu Feinden machen, muss die Tora über die Lippen fahren, sich etwas Angenehmes oder Unangeöffentlich feststellen, dass die Unterschlanehmes zu tun, (wie der Mensch sich zuweilen einen Eid entgung eines Zeugnisses die göttliche Bestrafahren lässt), und es gerät ihm in Vergessenheit, nachher aber fung nach sich ziehen kann" ( Luzzatto). erkennt er, dass er sich auf eine von diesen Arten schuldig ge2} Etwas Unreines ... das Aas eines un macht hat, Ssobald er seine Schuld in irgendeinem Stück erreinen wilden Tieres. Kulti sche Verunreikennt, so soll er bekennen, was er gesündigt hat, 6und als sein nigung durch Tiere wird in 11 ,29ff näher erläutert. 3} Eine menschliche Un reinigkeit. Menschliche Unreinheit wird in Kapitel 12- 15 und in Num 19,11 ff besprochen. [Sie bezieht sich nicht auf Fragen der Hygiene, sondern hat kultische Bedeutung. ) Er erkennt aber hernach, dass er sich verschuldet hat. Es ist nicht sündhaft, kultisch unrein zu werden. Solche Verunreinigung ist im normalen Ablauf des Lebens unvermeidlich. Sünde entsteht nur dann, wenn jemand, der unrein ist, das Heiligtum betritt oder geweihtes Brot isst ohne gereinigt worden zu sein [I]. 4) Eid. Die Verletzung eines Eids, der bürgerliche Ansprüche betrifft, wird weiter unten besprochen, 5,20ff. Sifra versteht diesen Abschnitt deshalb - möglicherweise korrekt - in dem Sinn, dass er sich auf Schwüre mit religiösem Charakter bezieht ("Ich schwöre, dass ich heute faste!"), die aus Versehen verletzt werden. 5-6) Diese Verse fassen das Gesetz aus Kapitel 4, Vers 27ff zusammen und ergänzen die Notwendigkeit eines Bekenntnisses. V

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Lev 5,6-12

Wajikra 7) Reicht a ber sein Vermögen nicht hin. Dieser Abschnitt, der dem schuldig Gewordenen erlaubt, eine weniger kostspielige chatat darzubringen, wenn er sich das normale Opfer nicht leisten kann, könnte eine umn ittelbare Fortsetzung von Kapitel4 Vers 35 sein und sich damit auf alle Sündopfer beziehen. Die Tradition jedoch begrenzt dieses Zugeständnis auf die in Kapitel 5, Vers 1 bis 6 genann ten Fälle. 8- 10) Wenn ersa tzweise ein Vogelpaar geopfert wird, wird nur der erste Vogel als eine chatat geopfert und das Vorgehen bei der Opferung ist ein wenig anders als bei der ola von Geflügel (1,15ff). Das andere Verfahren wird für den zweiten Vogel angewendet. 11 ) Wenn Getreide ersatzweise geopfe rt wird, braucht dies keinen festlichen C harakter zu haben. 01 und Weihrauch können deshalb fortgelassen werden.

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Schuldopfer dem Ewigen wegen seiner Sünde, welche er begangen hat, ein weibliches Schaf oder eine Ziege zum Sündenopfer darbringen. Der Priester soll ihn von seiner Sünde versöhnen. 7Reicht aber sein Vermögen nicht hin zu einem Lamm, so bringe er als sein Opfer für die Schuld, welche er sich zugezogen hat, zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben, dem Ewigen zu Ehren, eine davon zum Sündenopfer und eine zum Ganzopfer. 8Er bri nge sie zum Priester. Dieser opfere das Stück zum Sündenopfer zuerst. Er kneife nämlich hinten unter dem Genick den Kopf ab, sondere ihn aber nicht davon ab. 9Er sprenge etwas von dem Blut des Sündenopfers an die Wand des Altars. Was vom Blut übrig bleibt, werde am Boden des Altars ausgedrückt. Dies ist das Sündenopfer. IODas zweite bereite er zum Ganzopfer nach vorgeschriebener Weise. Der Priester versöhne ihn wegen der Sünde, die er begangen hat, und so wird ihm vergeben. 11Wenn

aber sein Vermögen auch zu zwei Turteltauben oder zwei jungen Tauben nicht hinreicht, so bringe er wegen seiner Sünde ein Zehntel feinen Mehls als Sündenopfer dar. Er soll aber kein Öl darauf tun, auch keinen Weihrauch darauf legen, denn es ist ein Sündenopfer. 12Er bringe es zum Priester. Der

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Lev 5,13- 19 13 I Das übrige gehöre dem Prieste r, so w ie das Spe iseopfe r. D.h. die normale Mincha aus Kapitel 2. Nachdem der zeichen hafte Teil verbrannt worden ist, kann der Rest vom Priester verzehrt werd en. 14- 16 1 Das erste Beispiel ei nes nscham bezieh t sich auf ein Ve rgehen, dass besonders schwer zu sein scheint, sogar, wenn es unwissentlich begangen wurde: die profane Verwendung von Nahrung, Geld oder anderen Dingen, die zum Heiligtum gehören. Ein solcher Missbrauch heißt meila, "Untreue". Ein ganzer Traktat von Mischna und Talmud, der Meila ("Veruntreuung") heißt, gründet sich auf diesen wenigen Versen. 15 I Widder ... im Wert von z we i Sch e ka lim h eiligen Gewichts . Andere Übersetzung: "Ein Widder ... umrechenbar in eine Bezah lung in Silber gemäß der Norm des lleiligtums". (Das hebräische Wort b'ereclw ist ein juristischer Ausdruck, der auf Gleichwertigkeit hinweist; siehe den Kommentar zu 27,2.) Die alternative Übersetzung spiegelt die aus keilschriftlichcn Quellen bekannte Tatsache wieder, dassein Opfertier im Alten Orient durch die Bezahlung von Geld ersetzt werden konnte 12 I. Geld bedeutete frei lich ein bestimmtes Gewic ht e in es Meta lls. Münzen gab es in Palästi na nich t vo r dem 4. )h. v.d.Z. 17- 19) Dieser Abschnitt ist unpräzise und überraschend. Er scheint ein nscham für eine ungewollte Übertretung zu fordern, die nach Kapitel 4 durch eine clwtat bereinigt werden sollte. Die Rabbinen geben eine gezwungen wirkende Erklärung: Diese Verse, so sagen sie, bezögen sich auf eine Einzelperson, die vermutet, sich aber nicht sicher ist, ein Gesetz übertreten zu haben 13) (S iehe die li terarisc he Auslese). 181 Im Wert. D.h. als Geldwert; sieh e 5,15.

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Priester nehme eine Handvoll davon als einen Teil, der in Duft aufsteigen soll, lasse ihn auf dem Altar in Rauch aufgehen unter den Dingen, die vom Feuer verzehrt werden, dem Ewigen zu Ehren. Es ist ein Sündenopfer. 13Der Priester versöhne ihn wegen de r Sünde, die er in einem von diesen Dingen begangen hat, und ihm wird vergebe n. Das übrige gehö re de m Priester, so wie das Speiseopfer.' " 14Der Ewige sprach zu Mosche wie folgt: l5"Eine Person, die etwas verunt reut hat und aus Irrtum etwas von den Heiligtümern des Ewigen entzieht, sie bringe als Schuldopfer dem Ewigen zu Ehren einen \Vidder vom Kleinvieh ohne Leibesfehler im Wert von zwei Schekalim heiligen Gewichts zum Schuldopfer. 16Was er aber vom Heiligtum aus Versehen entzogen hat, muss er bezahlen und den fünften Teil noch hinzulegen. Beides gebe er dem Priester. Der Priester aber versöhne ihn durch den Widder zum Schuldopfer, und so wird ihm vergeben. 17Wenn eine Person sündigt, begeht nämlich eines von den Dinge n, die der Ewige verbo te n hat, weiß es abe r nicht gewiss, inwieweit sie sich verschuldet und ihre Missetat zu büßen hat, ISso bringe sie dem Priester einen Widder von dem Kleinvieh ohne Leibesfehler im Wert des Schuldopfers. Der Priester versöhne wegen des Irrtums, den sie begangen hat und nicht gewiss weiß, und so wird

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Lev 5,20-26

Wajikra 20-26] Wenn eine Person durch ein unehrliches Verhalte n einer anderen finanziel len Schaden zugefügt hat, muss sie den vollen Betrag ersetzen und e in e beträchtliche Strafe bezahlen. Erst dann kann sie die ascham darbringen (vgl. die ä h nliche Bestim mung in Num 5,5ff.) 21] Sü ndigt u nd begeht eine Un treue gegen den Ewigen. Wer seinen Mitme nschen verletzt, begeht Untre ue gegen Gott, und "Untreue" (siehe 5,15) bedeutet, etwas Heiliges für eigene Zwecke zu gebrauchen. Sons t anver traut. Die Bedeutung des hebräischen Wortes ist unsicher. D ie Wen dung tesrnnetjad "Handanlegung" ist so nst nirgends in der Bibel belegt. Sie muss sich auf eine einem Menschen a nvert raute Sache beziehen- ibn Esra z u folge ein gemein sames Eigentum. Gera ubtes Gu t. Hebräisch gazel, etwas durch ein e Drohung oder mit Gewal t nehmen. Vorenthalten. Hebräisch aschak. In d iesem Fall leugnet der Tä ter die Tat. 22 ] Schwört e inen falschen Eid. Dies bedeu tet offenbar, dass er, we nn er keinen Meine id geschwore n hätte, nur verpflich te t gewesen wäre, das e ntwendete Eigentum zurückzugeben, und von d e r Strafe und dem Opfer a usgenom m en wäre. Doch Rasch i und ibn Esra verstand en diesen Satz als Aufzäh lung einerneuen Art von Sünde: sich fälschlich auf einen Eid zu verlasse n, den ein Geldschuldner geleiste t hat. 25 ] Im Wert. Siehe die Anmerkung zu Vers 18.

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ihr vergeben. 19Dies ist ein Schuldopfer. Die Person hat sich gegen den Ewigen verschuldet." 20Der Ewige sprach zu Mosche wie folgt: 21"Wenn eine Person sünd igt und begeht eine Untreue gegen den Ewigen, sie leugnet nämlich ihrem Nebenmenschen etwas ab, entweder etwas, das ihm zur Verwahrung gegeben wurde oder sonst anvert raut worden ist, oder ein geraubtes Gu t, oder s ie hat ihrem Mitmenschen etwas zu Unrecht vorenthalten, 22 oder sie hat etwas Verlo renes gefunden, leugnet es ab und schwört einen falschen Eid, überhaupt eine Sache, die ein Mensch begeht und sich daran versünd igt, 23wenn er nun gesündigt hat und seine Schuld erkennt, dann soll er das Geraubte wiedergeben oder das Unrecht, was er nämlich zu Unrecht vorenthalten hat oder was ihm zu verwahren gegeben worden ist oder das Verlorene, welches er gefunden hat, 24 oder auch worüber er sonst falsch geschworen hat. Die Hauptsumme muss er bezahlen und den fünften Teil noch hinzusetzen. Dem, welchem es gehört, soll er dies zustellen, sobald er seine Schuld erkennt. 2SA]s Schuldopfer aber soll er dem Ewigen zu Ehren einen Widder vom Kleinvie h ohne Leibesfehler im Wert des Schuldopfers dem Priester bringen. 26Der Priester versöhne ihn vor dem Ewigen. So soll ihm vergeben werden wegen desjenigen, das er begangen hat, um sich daran schuldig gemacht zu haben."

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Aus Halacha und Aggada

Halacha Die Unsicherheiten der Kapite/4 und 5 werden wie folgt gelöst: 4,1) Die clmtnt in Kapitel4 musste für unumkehrbare Verletzungen eines negativen Gebots dargebracht werden, dessen bewusste Verletzung bedeutet hätte, "von der Verwandtschaft abgeschnitten zu werden". [Siehe dazu den Kommentar zu Exodus 30,33.] 2) Die in Kapitel 5 Vers I bis 5 aufgezählten Sünden verlangen nach einer chatat, in der Regel ein Schaf. Doch ein mittelloser sü ndig gewordener Mensch darf ein Opfer von geringerem Wert darbringen. Dieses Opfer wird traditionell kor!Jan ole we-jored genannt, "ein Opfer, das hinauf- oder hinunter gehen kann". 3] Jemand, der sich darüber unsicher ist, ob er ein Gesetz übertreten hat oder nicht, bringt die "ascham im Zweifelsfall" der Verse 17 bis 19 dar. Wenn er später entdeckt, dass er die Übert retung tatsächlich begangen hat, muss er auch eine normale chatat opfern.

Lev 5,1-26

16) Den fünften Teil. Nach der Halacha ist der Schadensersatz ein Fünftel, und zwar nicht der Schadenssumme sondern der Gesamtsumme. Oder anders gesagt: Die Schandenssumme, also der Betrag, der in Frage steht, muss vier Fünftel des gesamten Rückerstatteten betragen. Wenn also der entwendete Besitz 100 Schekel wert wäre, betrüge die Entschädigungssumme 25 Schekel- ein Fünftel der Gesamtsumme ( 125) die er dem Heiligtum schuldet.

Aggada 5,16) Muss er bezahlen . Als die Nationen der Welt dieses Gesetz hörten, sagten sie: "Nach unseren Gesetzen wird jemand, der so auch nur ein Körnchen von dem nimmt, was dem Kaiser gehört, mit einer Pflugschar durchfurcht. Doch dieser Gott lässt sich durch eine bloße Entschädigungshandlung besänftigen. Vielmehr, Gott übt größere Nachsicht bei der Entwendung dessen, was seins ist (er bezeichnet es als einen "Irrtum", Vers 15), als darüber, einen Menschen zu berauben [4).

4] Das reguläre ascham wird für die in Kapitel 5 Vers 15 und 16 und Vers 20 bis 26 und in Numeri KapitelS Vers 5 bis 9 genannten Fälle dargebracht. ~

5, 1] Sie hört nä mlich einen Eid , wodurch sie b eschworen wird. Die Halacha begrenzt die Strafe auf diejenigen, die sich persönlich an die prozessführende Partei gewendet und geschworen haben, einen Beweis zu geben, und deren Versagen, eine Antwort geben zu können, der prozessführenden Partei finanziellen Schaden zufügte.

17-19) Warum sollte die "nscham im Zeifelsfall", wenn möglicherweise keine Übertretung stattgefunden hat, aus einem Widder bestehen, während man für eine unbezweifelbare ascham ein Mutterschaft oder sogar Geflügel oder Mehl opfern darf? Weil ein Mensch die bloße Möglichkeit, gesündigt zu haben, nicht ernst nehmen würde, wenn die Tora nicht das Gewicht der Sache deutlich mache n würde. Nachmanides

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7) Reicht aber sein Vermögen nicht hin zu einem Lamm. Selbst wenn er ein Schaf besitzt, es aber für seinen eigenen Lebensunterhalt benötigt, soll er ein Opfer von geringerem Wert darbringe n.

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Lev 5,1 -26

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Aus Halacha und Aggada

21] Sündigt ... gegen den Ewigen. Gott ist stärker bekümmert über das Böse, dass einem Mitmenschen angetan wurde, als über Vergehen, die sich nur gegen ihn richten. Rabbi Akiwa sagte: "Leihgaben und andere Geschäftsvorgänge werden gewöhnlich vor Zeugen vollzogen. Jemand, der den Geschäftsvorgang leugnet, verweigert damit das Zeugnis der Zeugen. Wenn aber jemand einem anderen etwas privat anvertraut, will er, dass die Sache nur der dritten Partei (d.h. Gott) bekannt ist. Und wenn der Empfänger den Besitz abstreiten sollte, bestreitet er, dass die ,dritte Partei' unter ihnen gegenwärtig war." Sifra

Rabbi )ose sagte: Beachte die Blindheit desjenigen, der raubt oder betrügt! Für eine unbedeutende Summe wird der Sünder, Lügner, Dieb, Betrüger genannt. Er muss eineteure ascham darbringen und ihm wird nur durch Bekenntnis und Reue vergeben. Darüber hinaus behandelt ihn die Schrift, als hätte er ein Leben genommen. Wessen Leben? Nach der Meinung der einen das seines Opfers, nach der Meinung anderer sein eigenes. Doch die Gerechten, die großzügig sind und anderen geben, werden behandelt, als hätten sie Leben erworben. Sie werden wie ihr Schöpfer, der den Geist der Geringen und Unterdrückten belebt (5).

Opfergesetze (Lev 6,1-23) 0/ah, Mincha, Chatat

Die Opfer, die in den ersten fünf Kapitel dargestellt wurden, werden nun ein zweites Mal in der selben Reihenfolge wie zuvor behandelt. Der größte Teil des Materials in diesem und im nächsten Kapitel ist allerdings neu, einiges ist zentral. Siehe die Einführung in Teil I, "7. Die Opfergesetzgebung der Tora". 1. Die olah - das Ganzopfer Siehe Kapitell, das die Verfahrensweise für die verschiedenen Arten der olotin allen Einzelheiten beschreibt. Diese Richtlinien werden nun durch Anweisungen über die Pflege des Altarfeuers ergänzt.

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2. Die mincha- das Speiseopfer Vers 7 bis 11 des 6. Kapitels wiederholen den Inhalt von Kapitel 2 Vers 11, füh ren jedoch die Regeln über den Verzehr der Mincha wie auch der anderen "heiligsten Opfer", der chatat und des ascham, vollständiger aus. Sie mussten von den männlichen Mitgliedern der priesterlichen Ordnung innerhalb der Bezirke des Heiligtums verzehrt werden. (Schelamim, die von geringerer Heiligkeit waren, konnten sowohl von Männern als auch von Frauen, von Priestern und Laien überall im Lager gegessen werden.) Darüberhinaus musste der priesterliche Anteil der Mincha ohne Sauerteig zubereitet sein. Vers 9 bis 11, die andeuten, dass die Mahlopfer unter den Priestern geteilt wurden, scheinen Kapitel 7, Vers 9 bis

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Lev 6,1-23 10 zu widersprechen, die diese Regel auf ungekochte Opfergaben begrenzt, während die gekochten dem Priester, der sie darbrachte, zugeschrieben wurden. Auch hier sehen wir die Verbindung verschiedener Traditionen (vgl. die Literarische Auslese zu 6,9). Vers 12 bis 16 führt ein neues Thema ein: Die Mincha als Einführungs-Opfer. Der volle Sinn scheint der zu sein, dass der "gesalbte Priester", d.h. der Hohe Priester, sein Opfer bringen musste, nachdem er zuerst seine Pflichten erfüllt hatte. Doch aus dem Wort "regelmäßig" (hebräisch tamid) entnahm Sifra, dass der Hohe Priester diese Mincha täglich opfern musste. Und aus den Worten "seine Söhne" wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass gewöhnliche Priester die

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Einführungs-Mincha einmal bringen mussten, bevor sie am Altar zu amtieren begannen. 3. Die chatat- das Siindopfer Ver 17 bis 23liefert uns wesentl iche Informationen über die chatat. Kapitel 4 handelte lediglich über jene Teile des Opfers, die auf dem Altar verbrannt wurden. jetzt erfahren wir, dass das Fleisch von den Priestern als eine "heiligste" Portion gegessen werden musste, m it Ausnahme der in Kapitel4 Vers 3 bis 21 behandelten Fälle.

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(Ein neuer Wochenabschnitt, "Zaw", beginnt in 6,1 .) Vorlesung für Gemeinden, die dem tradit ionellen Ritus folgen: Zaw (Gib den Befehl!) Levitikus 6,1-8,36 [6, 1-7,10; 7, 11 - 38; 8,1 -361 Für Gemeinden, die den dreijährigen Zyklus benutzen: Toravorlesung 1: Levitikus 6,1-23 oder Levitikus 6, 1-7, I 0 Opfergesetze Toravorlesung II: Levitikus 7,22-28 oder Levitikus 7,22-8,13 Verbot von Fett und Blut; der Antei l der Priester am Sewach Schelamim; Weihung der Priester Levitikus 8,1-21 oder Levitikus 8,14-36 Toravorlesung 111: Weihung von Aharon und seinen Söhnen; Opfer zur Weihung jeremia 7,21-8,3; 9,22-23 ( = traditionell e Haftara) Haftara: Opfer bringen keine Verdienste, wenn sie nicht von Gerechtigkeit begleitet werden

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Zaw 6,2) Die Verordnung. Hebräisch: Tora. Ältere Übersetzungen übersetzen das Wort mit "Gesetz", was oft unangemessen und irreführend ist. Eine andere Übersetzu ng wäre " Ritus", dies würde die verschiedenen Bedeutungsnuancen des Wortes deut li ch machen. Ein solches Ganzopfer soll ... liegen bleibe n. Die Opfer werden sämtlich bei Tageslicht durchgeführt. Die Altarteile des sclrelamim, der clratat und des asclram bestanden hauptsächlich aus Fett, das schnell verbrannte. Es würde länger dauern, den gesamten fleischhaltigen Kadaver der ola zu verbrennen, so dass diese Teile auf dem Altar blieben, um die Nacht über zu verbren nen. 3 ) Jeden Morgen musste ein Priester den Altar von Schutt und Asche rein igen und das Feuer erneuern. Lei n e n es Kl eid. D ie übli chen vier priesterlic hen Gewänder: Obergewand (" Rock" ), Gürtel, Turban (,.Mütze" ) und Beinkleider, die in Exodus 28,40-42 aufgezählt werden (Si fra ). 6) Ein bestä ndiges Feue r. Solche Bestimmungen sind in der griechischen und römischen Praxis gut bekannt. Ein berühmtes Beispiel war der He rd in Rom, um den sic h die vestalischen Jungfrauen küm merten.

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Ewige sprach zu Mosche wie folgt: 2"Gib Aharon und seinen Söhnen folgenden Befehl: ,Dies ist die Verordnung für das Ganzopfer. Ein solches Ganzopfer soll die ganze Nacht hindurch b is zum Morgen auf der Feuerstelle des Altars liegen bleiben und das Feuer des Altars soll auch des Nachts darauf brennen. 30er Priester soll alsdann des Morgens sein leinenes Kleid anziehen und leinene Beinkleider an seinen bloßen Leib anlegen, die Asche wegnehmen, in welche das Feuer auf dem Altar das Ganzopfer verzehrt hat, und sie neben den Alta r hinlegen. 4 Er ziehe aber diese Kleider aus und lege andere Kleider an, wenn er die Asche aus dem Lager an einen reinen Ort hinausbringt. 5 Das Feuer auf dem Altar muss darauf brennen. Es soll nicht erlöschen. Der Priester soll jeden Morgen frisches Holz darauf legen, das tägliche Ganzopfer darauf ordnen und hernach die Opferstücke der Freudenopfer darauf in Rauch aufgehen lassen. 6Ein beständiges Feuer soll auf dem Altar brennen, nie soll es erlöschen. I Der

7 Dies

ist die Verordnung für das Speiseopfer: Die Kinde r Aharons bringen es vor dem Ewigen zum Altar hin. 8 Der Pries ter nehme eine Hand voll von dem feinsten Mehl des Speise-

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Lev 6,8-15 ll) Was damit in Berührung kommt, soll heilig sein. Die Übersetzung folgt den talmudischen Gelehrten und Raschi. Man glaubte, dass "Heiligkeit" per Kontakt übertragen wurde wie eine elektrische Ladung von einem Leiter zum nächsten übergeht. Wenn also Fleisch des schelamim-Opfers in Konktat mit einer Mincha käme, würde es "allerheilig" werden und dürfte dann nur von den Priestern im Heiligt um gegessen werden [1]. 13) Am Tag seiner Salbung. Oder: Ihrer Salbung. 14] Feines Mehl. Tur Sinai: "Mehlgebäck". Die Bedeutung des hebräischen tufine ist unsicher.

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opfersund von dem Öl und allen Weihrauch, der auf dem Speiseopfer liegt, und lasse den Duft davon auf dem Altar als angenehmen Geruch aufsteigen, dem Ewigen zu Ehren. 9 Was davon übrig ist, sollen Aharon und seine Söhne essen. Als ungesäuerte Kuchen soll es gegessen werden, an einem heiligen Ort; im Hof des Stiftszeltes sollen sie es verzehren. 10 Es soll nicht gesäuert gebacken werden. Ich habe es zu ihrem Anteil gegeben von meinen zum Feuer bestimmten Opfern. Es ist ein Allerheiligstes, so wie das Sündenopfer und das Schuldopfer. 11 Jede männliche Person unter den Kindern Aharons darf es essen. Dies sei auf ewige Zeiten für eure Nachkommen ein bestimmter Teil an den Feueropfern des Ewigen. Was damit in Berührung kommt, soll heilig sein."' 12Der Ewige sprach zu Mosche wie folgt: I3"Dies ist das Opfer, welches Aharon und seine Söhne am Tag seiner Salbung dem Ewigen zu Ehren darbringen sollen, jederzeit ein Zehntel Efa fei nes Mehl als Speiseopfer, die Hälfte des Morgens und die Hälfte des Abends. 14In einer Pfanne soll es mit 01 zurecht gemacht werden. Durchtränkt sollst du es bringen. Als Zwieback und in Stücken zerbrochen sollst du dieses Speiseopfer zum angenehmen Geruch dem Ewigen zu Ehren opfern. 15Der gesalbte Priester, der von den Söhnen Aharons ihm folgen wird, soll es zubereiten. Auf ewige Zeiten sei es ein bestimmter Teil

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Zaw 181 An dem Ort. Vgl. 1, 11. 191 Der Priester, welcher das Sündenopfer darbringt , soll es auch verzehren . D.h. er ist verpflichtet, es zu essen, denn das Essen ist offensichtlich Teil des Sühnevorgangs. Im Allgemeinen durften die Priester jedoch davon essen (6,22). So Hoffmann. 20 I Was mit dem Fleisch in Berührung kommt. Siehe den Kommentar zu 6,11. Und wenn man von dem Blut a uf ein Kleid spritzt. Das Blut hat einen derartig hohen Heiligkeitsgrad, dass ein Kleid ungsstück, an das ein Tropfen gespritzt ist, nicht aus dem Heiligtum hinausgebracht werden durfte, bevor es nicht gewaschen war. 21I Irdenes Gefäß ... muss zerbroch en werden. Die poröse Töpferwa re nimmt die Säfte des Fleisches auf. Auf diese Weise bliebe nach dem Ende der Opferhandlung vom heiligsten Opfer ein Rest übrig, was die Regel verletzen würde, dass alles gegessen werden sollte [21. Das einzige Mittel, dies zu verhindern, war, das Tongefäß zu zerbrechen. Dieser Akt und die Politur der Metallgefaße wurde im lnnern des heiligen Bezirks d urchgeführt. 231 D ieser Vers fasst Kapitel4, Vers 3 bis 2 1 zusammen.

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Lev 6,16-23

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dem Ewigen zu Ehren. Es muss ganz in Rauch aufgehen. l6Ailes Speiseopfer eines Priesters soll ganz geopfert und nicht gegessen werden." 17 Der Ewige sprach zu Mosche wie folgt: 18"Rede zu Aharon und seinen Söhnen und sage ihnen: ,Dies ist die Verordnung für das Sündenopfer. An dem Ort, wo man das Ganzopfer schlachtet, soll auch das Sündenopfer vor dem Ewigen geschlachtet werden. Es ist ein Allerheiligstes. l9Der Priester, welcher das Sündenopfer darbringt, soll es auch verzehren. An einem heiligen Ort, im Hof des Stiftszeltes, soll man es essen. 20Was mit dem Fleisch in Berührung kommt, soll heilig sein. Und wenn man von dem Blut auf ein Kleid spritzt, dann sollst du die Stelle, worauf das Blut gespritzt worden ist, an einem heiligen Ort waschen. 21Irdenes Gefäß, in welchem es gekocht worden ist, muss zerbrochen werden. Ist es aber in einem kupfernen Gefäß gekocht worden, so soll es mit Wasser gescheuert und ausgespült werden. 22Jede männliche Person unter den Priestern darf es essen. Es ist ein Allerheiligstes. 23Jedes Sündenopfer aber, von dessen Blut man in das Stiftszelt bringt, um im Heiligtum zu versöhnen, soll nicht gegessen, sondern in Feuer verbrannt werden.'

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Aus Halacha und Aggada

Lev 6,1-23

Halacha

Aggada

6,3] Der Priester soll . . . die Asch e wegnehmen .. . und sie neben den Altar hinlegen. Die Entfernung der Asche vom Altar war die erste Aufgabe im täglichen Zeitplan des Heiligtums [3 J. Nach der Tradition war dies eine Formalität, nur eine Schaufel voll Asche wurde neben den Altar geschüttet [4]. Die meiste Asche wurde in der Mitte des Altars aufgehäuft. Wenn der Haufen zu hoch wurde, trug einer der Priester die Asche aus der Stadt hinaus [5]. Diese Tradition steht im offenkundigen Widerspruch zu Vers 4, der offensichtlich verlangt, dass der Priester, der die Asche vom Altar entfernt, sie sofort aus dem Lager bringen soll.

6,3 ] Der Priester soll alsd ann des Mor gen s sein leinenes Kleid anziehen. Er trug seine heiligen Kleider, selbst wenn er die Asche vom Altar entfernte, um seine vollständige Hingabe zu zeigen. Selbst die geringste Arbeit tat seiner priesterlichen Würde keinen Abbruch, solange sie als Dienst für Gott getan wurde. Bachja

19] Der Priester, welcher das Sündenopfer darbringt, soll es auch verzehren . Während der Zeit des zweiten Tempels waren die Priester in 24 Abteilungen organisiert, den sogenannten mischmarot ( 1. Chron 24 schreibt diese Einteilung David zu.) Jeder mischmar hatte eine Woche lang Dienst und jede Unterabteilung, das sog. bet aw "Vate rhaus", absolvierte einen Tag der besagten Woche. Gegen den offenkundigen Wortsinn dieses und anderer Verse schreibt Sifra diese Vergünstigungen an dem Tag, an dem das Opfer dargebracht wird, dem gesamten diensttuenden bet aw zu.

6] Ein beständiges Feuer soll auf dem Altar brennen, nie soll es erlöschen. Das ständige Feuer diente Generationen von jüdischen Predigern als Symbol für die unauslöschliche Hingabe. Wunder wurden diesbezüglich erzählt. Es kam unmittelbar aus Gottes Gegenwart (9,24) und brannte fortwährend 116 Jahre lang, doch die dünne Kupferverkleidung auf dem Altar schmolz nie und sein hölzerner Kern verkohlte nie [7] . Auf dem Altar kauerte es sich wie ein Löwe zusammen und glänzte hell wie die Sonne [8] .

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Lev 7,1-38

Opfergesetze - Sewach Schiamim (Lev 7,1-38) Dieses Kapitel, dem jegliche Systematik fehlt, ist im Hinblick auf das grundlegende Material über das schlamim-Opfer (7,11-18; 28-34) erstaunlich kurz. Daneben enthält es Anweisungen, meistens Wiederholungen, über das ascham (7, 1-10), die Verpflichtung zu kultischer Reinheit für die, die mit Opfertierfleisch umgehen oder es verzehren (7, 19-21 ), ein erneutes Verbot von Blut und Fett (7,22-26) und im Zusammenhang mit diesen Themen weiteres Material über Vergünstigungen für die Priester, schließlich auch den ersten Hinweis im Buch Levitikus auf die Strafe, "aus ihrem Volk ausgerottet werden" (7,20 und passim). In Kapitel 3 waren die Anweisungen für das scillamim auf die Vorgänge am Altar begrenzt. Hier nun wird der Hauptbestandteil des Heilsopfers behandelt: das heilige Mahl. Zwei Formen werden dabei unterschieden: ( I) Das Dankopfer (oder Bekenntnis), die sog. toda und (2) das Opfer, das zur Erfüllung eines Gelübdes, neder, dargebracht wird wie auch das frei willige Opfer, die nedawa. Die toda unterscheidet sich von den übrigen schiamim in zweifacher Hinsicht: ( I) Parallel zu ihr wird ein ausführliches Brotopfer dargebracht und (2) sie muss am selben Tag und in der darauffolgenden Nacht gegessen werden, während die übrigen schlamim-Op-

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fer in einem Zeitraum von zwei Tagen gegessen werden können. Zwe ifellos werden auch andere antike Völker Opfer als Zeichen der Dankbarkeit dargebracht haben, doch eine eigene Form des Dankopfers gibt es nur in Israel. Diesem Opfer, das weder um materieller noch um geistiger Güter willen erbracht wird, wurde ein besonders hohes Verdienst beigemessen. Ein Psalm, der bestreitet, dass Gott die Opfer bräuchte, räumt dennoch ein: "Wer mir ein Dankopfer darbringt, ehrt mich" ( Ps 50,23). Viele Menschen der Antike waren es gewöhnt, Gelübde abzulegen, vor allem in bedingter Form ("Wenn ich diese oder jene Gabe erhalte, werde ich das und das Opfer darbringen"). Das Gelübde konnte das Versprechen eines Opfers sein. Die Verfasser der Bibel drängen im Blick auf solcherlei Gelübde dazu, sie unverzüglich zu erfüllen ( Dtn 23,22ff; Koh 5,3ff.). Ebenso werden sie in verschiedenen Psalmen erwähnt (22,26; 116,18 und anderen). Die Tora selbst handelt im Buch Numeri Kapitel 6 und 30 ebenso ausführlich über Abstinenzgelübde.



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Lev 7,1 - 10 7,11Ein Heiligtum von d er ersten Klasse. Hochheilig. Deshalb beziehen sich die in Vers 6 aufgeführten Regeln darauf. {21 Das Blut .•. he rumspre ngen. Zum Blutritus siehe oben zu 1,5 und 4,6f. J {31 Schwa n zstück. Siehe zu 3,9.} {41 Netz. Siehe zu 3,4.} 71 Dem soll es geh ö re n. D.h. das Fleisch und das Fell. {91 O fe n. Siehe zu 2,4.1

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1Dieses

ist die Verordnung für das Schuldopfer. Es ist ein Heiligtum von der ersten Klasse. 2An dem Ort, wo man das Ganzopfer schlachtet, soll auch das Schuldopfer geschlachtet werden. Das Blut soll man auf dem Altar herumsprengen. 3Alles Fett davon soll man opfern, nämlich das ganze Schwanzstück, das Fett, welches die Eingeweide bedeckt, 4 die beiden Nieren, nebst dem Fett daran, welches an den Lenden sitzt, und das Netz - mit der Leber, nebst den Nieren soll er es absondern -. 5Der Priester lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen als ein Feueropfer dem Ewigen zu Ehren. Es ist ein Schuldopfer. 6Jede männliche Person unter den Priestern darf es essen. An einem heiligen Ort soll man es essen. Es ist ein Allerheiligstes. 7 Das Sündenopfer und das Schuldopfer haben einerlei Verordnung. Dem Priester, welcher damit versöhnt, dem soll es gehören. BUnd derjenige Priester, welcher eines Mannes Ganzopfer darbringt: das Fell des Ganwpfers, das er dargebracht hat, soll dem Priester gehören. 9Jedes Speiseopfer, das im Ofen gebakken oder in einem Napf oder in der Pfanne zubereitet wird, soll dem Priester gehören, der es darbringt. 10 Mit 01 eingeknetetes oder trockenes Speiseopfer soll allen Söhnen Aharons gehören, einem wie dem andere n.

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Lev 7,11- 18

12] Wenn man es als Dankopfer brin-S~ c~ :-t.~i'~ ~~'Ji?~ o·9~~::t il~1 n,~n ~11 gen will. Dreierlei Art ungesäuertes Brot 0 n~~~ M1~L! ri'7~n0 M~j'"S~ I ~~'JJ?}i ~~~..,.,~ ~"1~rl inklus ive ei nes zusätzlichen Opfers von ungesäuertem Brot wu rden parallel zur Toda geopfert. Dies steht nich t im Widerspruch zum Verbot von Gesäuertem in Ka 13 pitel 2, Vers II, da das Brot nicht auf den 1-1 Altar gestellt wurde. 14] Hebe. Hebräisch rer111na "das Em: IT~i";f;. O'~~W::t c;rn~ j:j~~ ~i·? "V;i porgehobene". Ten1ma ist ein Fachbegriff, der oft mit .,Hebeopfer" übersetzt wird. ~~~-x~ S,?~~ 1?;"')j? oi~:p ,.~~iP M)in n~t i~~~ ·~: 15] Muss an dem Tage gegessen werc,:~ ;;~"')j? M~J.:-T~"'!t ~~ ij)..·t:~1 :ij?~""i~ iZ~~~ lG den, an welchem es geopfert worden ist. Während andere sclrelamim-Opfer auch '-,~~~ ~z~~ i!:'i~::t1 n1v~~1 ~;~.: ir:'f=?!·n~ ,::.!j?0 noch am zweiten Tag gegessen werden konnten (7,16f.). 16] Gelübde. Ein Opfer, das für ein GeCi':l .J 'I t : - •.· : fl ,. lübde dargebracht wird, sei es ein bedingtes oder ein freies. Das freiwillige Opfer wurde vermutlich ohne ein vorheriges Ge11 Folgendes ist die Verordnung für das Freudenopfcr, das man bot dargebracht (siehe jedoch die Literaridem Ewigen zu Ehren darbringen wird. 12Wenn man es als sche Auslese). Dankopfer bringen will, dann muss man neben dem Dankop171 Was . .. übr igt bleibt, soll am dritfer ungesäuerte Kuchen bringen, mit 01 eingerührt, und ungeten Tag verbrannt werden . (Anstelle von: säuerte Fladen mit 01 bestrichen und durchtränktes feines Mehl "Was übriggeblieben ist ... am dritten Tag, das soll im Feuer verbrannt werden"). Die zu Kuchen, mit 01 angeknetet. 13Nebst gesäuerten Kuchen soll Übe rsetzung entspricht Nachrnanides, der er alldies als Opfer bringen, neben seinem Dank- und Freudenerklärt: Das Fleisch darf an zwei Tagen soopfer. 14 Ein Stück von jedem Brotopfer bringe er als eine Hebe wie in der zwischen ihnen liegenden Nacht dem Ewigen dar. Dies soll dem Priester gehören, welcher das verzehrt werden. In der zweiten Nacht darf Blut des Freudenopfers sprengt. 15Das Fleisch von diesem Dankes nicht gegessen werden, doch d ie Beseitiund Freudenopfer muss an dem Tage gegessen werden, an welgung durch Feuer darf nicht vor dem näch chem es geopfert worden ist. Man soll nichts davon bis zum sten Morgen geschehen. Morgen lassen. 16Ist es aber ein Gelübde oder ein freiwilliges 18] Es soll dem nicht angerechnet werOpfer, so soll es an dem Tag, da er sein Opfer darbringt, gegesden . D.h. ein unangemessener Umgang mit sen werden und tags darauf- aber nur von dem, was übrig bleibt dem Opfertierfleisch macht das Opfer nich- darf man auch davon essen. 17Was von dem Fleisch des Optig. Wenn das Opfer dargebracht wurde, um ein Gelübde zu erfüllen, wird der Opfernfers übrig bleibt, soll am dritten Tag verbrannt werden. 18Sollte de vermutlich zu einem Ersatz verpflichtet aber von dem Fleisch der Freudenopfer auch am dritten Tage gewesen sein. gegessen worden sein, so wird das Opfer n icht gnädig angenomVerworfen. Hebräisch: pigul. Der Wort men. Es soll dem nicht angerechnet werden, der es gebracht sinn meint, dass ein Verzehr des Fleisches hat, sondern verworfen sein (das heißt der, de r es darbringt, nach dem zweiten Tag dies pigul und da durch das gesamte Opfer nichtig macht. Die Halacha weicht vollständig von diesem Wortsinn ab (siehe Literarische Auslese). I Die Erläuteru ng, die Mendelssohn dem Text in Klammern zugefügt hat, entspricht dem Verständnis der Halacha.]

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Lev 7,18-24

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Trägt ih re Misseta t. Der Ausdruck wird in Vers 20 und 2 1 erläutert, wie auch in ~~ro_,~~ ;:~~ i'ib~:-t1 m1;: ,~~~ nt,~N:-t 19 Kapite l 19, Vers 8: Der Täter wird "von seiner Verwandtschaft abgeschnitten werden". 19-2 1] Wie die ku ltische Heil igkeit (6, I I) so wird auch kultische Unreinheit c~~t,W1 i- M!:li~ ',~t-th'"iW~ it>~~0! T 1.J'/ - : • T ! - ..,., ' T T .J • , • durch Körperkontakt überm ittelt II ]. Hei""'~ it)~'1 : ;,~~;:~ '.V~~i :-tMi~Ji 1MN~f0, 21 lige Nahrung, die durch einen Unfall un! T I'• ' - 1.. \. ' •,•_,•.• )T ! : ' ! I!.T T \. T ! ! rein geworden ist, darf nicht verzehrt wer:-n(~ro :-t~:"'l!:l~ MN~ro: t-t6ro~~: ~~M oc; f •• : .IT •• : ' T T ..:.- : \ ! '' t T : .- • den. Sie muss ohne Ritual verbrannt werden. Eine kultisch unreine Person, die geweihte Nahrung isst, hat sich eines Sakrir-tit>~_,~ i:"r, : :-r~~~ ~,;,;, w~z;, 22 legs schuldig gemacht und wird schweren /." 'I 1. T ! J.. .. ! .. 1' I'•' - l'' \,' .. '•' J'l ~ : ! ' ! Strafen unterworfen. Die Regeln, die hier !:l~'~, ib~t, t,Ni~ i~"!1 :ibl-t~ 23 T o\ '' I,.''T!').,! '•' II' ' .. I für ein schelamim-Opfer aufgestellt werden, beziehen sich auf alle Arten geweihter Nah1?.n 24 rung. 20) Aus ihrem Volk ausgerottet werden. Diese Wendung, zum Teil in etwas anderer darf diesen Gedanken nicht haben, denn es wird dadurch verFormulierung, findet sich auch in früheren worfen). Die Person, welche davon isst, trägt ihre Missetat. l9Das Büchern der Tora, stets in der Priesterschrift Opferfleisch, welches etwas Unreines berührt, soll nicht geges12]. Ein ige Wissenschaftler deuteten die sen, sondern verbrannt werden. Was sonst das Opferfleisch beStrafe als Ächtung von der Gemeinschaft, trifft, so kann jeder Reine davon essen. 20Wenn aber jemand andere als finanzielle Bestrafung 13]. Zahlvon dem Fleisch des Freudenopfers isst, welches dem Ewigen reiche verwandte Abschnitte zeigen jedoch, zu Ehren bestimmt ist, während er eine Unreinigkeit an sich dass Gott derjenige ist, der den Täter von hat, dann soll dieselbe Person aus ihrem Volk ausgerottet werseiner Verwandschaft trennt ( Lev 17,10; den. 21Wenn jemand etwas Unreines anrührt, die Unreinigkeit 20,3-6). Der Begriffbezieht sich damit eher eines Menschen oder ein unreines Vieh oder sonst ein unreines auf eine göttliche als auf eine menschiiche Bestrafung, am wahrscheinlichsten auf e iScheusal, und von dem Fleisch des Freudenopfers isst, welches nen vorzeitigen Tod 14 ]. dem Ewigen zu Ehren bestimmt ist, der soll aus seinem Volk 2 1) Un r e in es Sch eusa l. Hebräisch ausgerottet werden."' sclreketz, wörtlich "Greuel". Et liche Hand22Der Ewige sprach zu Mosche wie folgt: 23"Rede zu den Kinschriften und an t ike Versionen lesen dern Jisraels wie folgt: ,Alles Fett von einem Ochsen, einem scheretz "Gewürm". I Mendelssohns ÜberLamm oder einer Ziege sollt ihr nicht essen. 24 Das Fett von eisetzung "Scheusal" wurden von späteren nem gefallenen oder von einem zerrissenen Vieh kann zu alÜbersetzern wie Tur Sinai und Zunz übernommen. ) 23) Fett. D.h. normales Hartfett ( Nierenfett). Vgl. 3,3-5. Zum Fettverbot siehe den Kommentar zu 3, 17. Der vorliegende Abschnitt nimmt das Fett von Jagdtieren von der Regel aus. 24) Von einem gefalle n en ... Vieh . Hebräisch nevela " Kadaver", d.h. ein Tier, das e ines natürlichen Todes starb (vgl. Dtn 14,21). Von einem zerrissenen Vieh . Hebräisch terefa. Im heutigen Sprachgebrauch wird alles nicht koschere Fleisch als terefa ( vgl. das "deutsche" Adjektiv: "treife") bezeichnet (siehe die Einführung zu Lev 11,1-23 " I. Ein paar Definitionen" ; vgl. Ex 22,30).

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