Die tierischen Schädlinge im Sprachgebrauch [1 ed.] 9783428407538, 9783428007530


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German Pages 401 [402] Year 1959

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Die tierischen Schädlinge im Sprachgebrauch [1 ed.]
 9783428407538, 9783428007530

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HEINRICH KEMPER

Die tierischen Schädlinge im Sprachgebrauch

Die tierischen Schädlinge im Sprachgebrauch Von

Prof. Dr. phi!. Heinrich Kemper Unter Mitarbeit von

Dr. phil. Waltraut Kemper Mit 66 Abbildungen

DUNCKER & HUMBLOT I BERLIN

©

AUe Rechte vorbehalten 1959 Duncker & Humblot, Berlin

Gedruckt 1959 bei Ric:bard Sdlröter, Berlin SW 61 Printed in Germany

Vorwort Daß wir, der Vate!r und die Tochter, UDIS mit dem hier behandelten Thema befaß.ten, geschah nicht, "um einern dringenden Bedürfnis abzuhelfen", sondern einfach deswegen, weil es uns Freude machte. Es reizAJe uns Unrner von neuem wieder, einen Blick zu tun einmal in die unbegrenzte Mannigfaltigkeit der Tierwelt, auch der Tiere, di,e - leider - ffu ,den Menschen schädlich sind und bekämpft werden müssen, und sodann in die ebenso große Lebendigkeit und Buntheit der Sprache. Daß wir das Manuskript veröffentlichen, hat mehrere Grunde. Zunächst: Wir glauben, daß der heute so wichtigen Schädlingskunde daran gelegen ist, zu erfahren, wann und wie die Vulgärnamen der gesundheitlich und wilrtschaßtlich wichtigen Tierarten entstanden sind, wann sie in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind und in welchem A'usmaß sie zur Bildung von Metaphern, Sprichwörtern usw. benutzt werden. Die Antworten auf diese Fra~n können, wie wir meinen, wertvolle Aufschlüsse darüber geben, seit wann die ein:relnen Schädlingsarten für die Menschheit von stark beachteter Bedeutung sind und ob im Laufe der Jahrhunderte dte einze~nen SchaldtieraIrten an Wichtigkeit zugenommen oder abgenommen haben. Wir möchten demnach die folgenden Ausführungen aufgefaßt wissen als einen Bei t rag zur G e s chi c h ted e r S c h ä d I i n g s k und e , die bis heute noch nicht geschrieben wurde, zu der aber neuerdings von zoologischer Seite BChon manch wertvoller Beitrag geliefert WIOrden ist. Sodann: Es :ist von fachmännischer Seite des ölteren betont worden, daß die wissenschaftliche Schädlin:gskunde keinen vollen prnktischen Erfolg zeitigen kann, solange nicht die von ihr gewonnenen Erkenntnisse wenigstens in ihren groben Urnri.ssen auch zum Wissensgut der von den Schädlingen bedrohten Laioo gehören. Das StudiJUm der "Schädlinge im Sprachgebrauch" ist UIlS'el'er MeinUilig nach geeignet, Auskunft darüber zu geben, inwieweit der "Mann aus dem Vo~ke" sich gedanklich mit den in Frage stehenden Tieren beschäftigt, was er richtig oder mIsch gedeutet hat und an welchen Stellen weitere Aufklärungen und Korrekturen erfolgen müssen. Und weiterhin: Es gibt viele wichtige Schädling,e, die bislang nur ihre wissenschaftlichen Namen {und deren meist sehr schwedälligen,

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Vorwort

oft wenig treffenden, unschönen und wohl niemals volks.tümlich werdenden übersetzungen) besitzen. Es ist aber zweifellos sehr erwünscht, diese Tiere dem Laien dadurch bekannter und inteTessanter zu machen, daß man ~hnen einprägsame und gut kennzeichnende deutsehe Namen V'erleiht. Wer sich zur Schaffung und Einführung solcher Namen genötigt und berufen fühlt, dem werden, so hoffen wir, die hier zusammengestellten Listen gute Dienste leisten. Denn es ist sicheTlich für ihn mehr befriedigend und im Interesse UIlBerer deutschen SpI1acheauch besser, aus der Füne der z. T. sehr schönen, leider so stark in Vergessenheit gel1atenen alten oder mundartlichen Namen durch MaderniJsieren und ~ombinieren neue zu schaffen, aJs zu versuchen, d~e wissenschaftlichen Namen wort- und sinngetreu ins Deutsche zu übertragen. Das Letztgenannte ist oft schwierig und zeitigt vor alLem deswegen in der Regel kein 27UfriedensteHendes Ergebnis, weil j~a die Schöpfer der wiBsenschiaf1llichen Namen meist recht einseiUge SpezialiJSten waren und die Namen nicht "für das Volk", sondern für den engen Kreis spezialisierter Taxinomen geprägt haben. Von ,den alven und mundartlichen Schäldlingsnamen sind manche auf eline gute Beobachtung der Tiere zurückzuführen. Sie betreffen oft biologische Einzelheiten und Feinhei.ten, dile in unseren heutigen Lehrbüchern nicht vermerkt, aber, auch im Hinblick auf Abwehr und Bekämpfung, von Bedeutung sind. Zumindest lassen sich aus diesen Namen manche Anregungen für den Schädlingskundig,en gewinnen. Schließlich: Alle deutschen Dialekte sind, das muß mit tiefem Bedauern festgesteLlt werden, im Aussterben begriffen. Sehr V'iele der heute noch hier und ,da von alten Leuten gebrauchten mundartlichen Tier:namen wurden bisher nirgendwo schriftlich fixiert, und es muß damit gerechnet werden, daß manche von ihnen schon n'ach fünf oder zehn Jahren für immer verloren sein werden. Mit dieser Veröffentlichung hoffen win' eine Reihe interessanter Schädlingsu'amen VOll' dem Aussterben bewahrt zu haben, und wir richten ,a n all e L e s e r den Appell, wo und wann immer es ihnen möglich ist, noch vorhandene mundartliche Namen zu sammeln, aufzuschreiben und den interessierten F ach 1 e u t e n z u gä n g 1 ich zum ach e n. D a bei s i n d höchste Eile und Mitarbeit aller, denen der d e u t s c he S p r ach s c hat z a m Her zen 1 i e g t, g e bot e n. Es gibt im deutschen Schrifttum mehrere gute Bücher und sonstige Arbeiten über Tiern:amen. Sie sind gJl'ößtenteili; äHeren Datums, wurden zumeist V'on Sprachwissenschaftlern bearbeitet und wenden sich in erster Linie an die iPhilologen. Eine Abhandlung, die sich, wie die vorltegende, sprachkunldlich und sprachgeschichtlich speziell mit

Vorwort

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den Schadtieren befaßt und sich vornehmlich an die VertreteT der Schädlingskunlde wendet, ex,istieri unseres Wissens bisher nichrt. Von Bedeutung für unser Thema silnd Illatürlich in erster Linie die deutschen Vulgärnamen der Schädlinge und ihre phraseologische Verwendung. Vollständigkeit wurde nicbt angestrebt unid würde sich auch bei j1ahrelanger Weitemrbeit nicht erreichen lassen. Bei deT vorgesehenen Seitenzahl wäre e5 schlechthin unmöglich gewesen, auch nur für drei UJlISerer V'Olkstümlicheren Schädlingsarten, z. B. für Fliege, Floh und Maus, alle Sprichworte, Redewendungen, Rätsel, Metapheim WlW. wiJedel"ZlUgeben, bei denen diese Tiere Pate gestanden haben. Und 'auch für d!iJe einfache Auwäh!UllIg und Deutung aller bisher bekannt gleword:enen deutschen Vulgämamen fm Schädlinge häl1achen finden. Ebenso wie dieübrigen Schmetterlinge spielten auch die Motten im JI e x eng lau be n und als See I e n t i e reh e n eine große Rolle. Man nannte sie manchmal Geistchen, ein Name, deT seitens deT Entomologen heute noch für die zieTlichen Pt e r 0 p h 0 r i d a e odeT Fe der m 0 t t e.n benutzt wh-d, deren Flügel fast bis zur Basis in federartige, behaarte -Lappen zerschlissen sind. Erinnert Slei auch an die Elfe moth im SommeTnachtstraum. Das erwähnte p I a n los e U m her B c h wir ren der irritierten Mottenfalter (vielleicht auch die zerstörende Tätigkeit der Larven) hat

Zünsler

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zu dem Vergleich mit abwegigen Gedanken und Verhaltensweisen geführt. Du bist mir eine schöne Motte, sagt man erstaunt und tadelnd zu jemandem, der (unerwartet) etwas Unsinniges gesagt oder getan hat, und ein Vater, der sich vornimmt, seinen Sprößling (durch Verprügeln) von seinen nichtsnutzigen Gedank,en abzubringen, tut das manchmal mit den Worten, dem werde ich die Motten austreiben. Au! die Nahrungsauswahl der Mottenraupe bezieht sich das eng!. Sprichwort the moth does the most mischief to the jinest garments (etwa in der Bedeutung unseres "es sind die schlechtesten Früchte nicht, woran ,die Wespen nagen"). Richtig ist an diesem Dictum, daß die Motten im allgemeinen fedtrlädige Gewebe den grobfädigen vorziehen. Aber sie fressen lieber an alten und verschmutzten als an neuen Stoffen. Der Franzo.die Maus wurde und wird die Ratte als ab sc heu e r r e gen d und sc h ä d I ich empfunden. Ihr Name 9 Kemper. Die tierisdJen Schädlinge

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Deutsche Schädlingsnam.en von sehr hohem Alter

wird nicht als Kosewort, aber sehr häufig als Schimpfwort benutzt. L u t her nannte die Cardinäle Rattengeschmeiß, die Klöster Rattennester und die W~edertäufer von Münster ein Rattenkönigreich. K a n t schrieb: Die Italiener konversieren in Prachtsälen und schlafen in Rattennestern. ,Eine Spielratte ist ein leidenschaftlicher, rücksichtsloser Spieler, eine Kirchenratte ein bigotter Mensch, eine Ballettratte (franz. rat de ballet) eine angehende, nur zu l1attenartigem Umherspringen befähigte oder auch eine von Liebhabern ausgehaltene Tänzerin. Rat de cave (Kellerratte) ist im Pariser Jargon der Beamte, der die Getränkesteuer einzieht. Die deutschen Strafgefangenen nennen die Gefängnisaufseher vielfach Ratz, in der Gaunersprache heißt der Rechtsanwalt Gefängnisratte '(analog franz. rat de prison). Der Spanier kennzeichnet jemanden als höchst unsauber durch mas sucio que una rata und gebraucht ratear für "stehlen", ratero für "Diebstahl" und rateria für "gemeine Denkungsart". Eine verborgene Klippe, welche die sich daran reibenden Ankertaue gleichsam nach Ratten- oder Mäuseart durchnagt, nennt er rata oder raton. In England wendet man ratty auf wertlose, schlechte Dinge, to be in rats auf die Katerstimmung und schon seit 1533 to sm eIl a rat rur "Verdacht schöpfen" an. Die in Amerika übliche Interjektion rats! ist Ausdruck der Verachtung. In Paris hießen die Kloakenreiniger rats d'egout, und das non plus ultra üblen Geruches wil'd dort ausgedrückt durch pu er comme un rat mort. Gerhart Hau p t man n gab seinem Drama, in dem viel lichtscheues Gesindel vorkommt, den Titel "Die Ratten". Im Eng!. werden Streikbrecher als rats b~mpft. Bei dem allgemeinen Abscheu gegen Ratten ist es nicht. verwunderlich, daß Autoren von SChauergeschichten das Tier stets gern als' Requisit zur Erreichurng starker Wirkulngen benutzt haben, und daß der Vorschlag, Ratten zum Wildpret zu erklären und für die menschliche Ernährung heranzuziehen, sich nicht hat verwirklichen lassen. Das durchaus wohlschmekkende Rattenfleisch ist nur in Zeiten schwerer Hungersnot, z. B. während der Belagerung von Paris 1871, in größerem Umfange gegessen worden, obwohl es schon von Ge s n e r (1583), von J 0 h n s ton (1657) und neuerdin~ von A. H ase (1950) sehr empfohlen wurde. Die· Hoffnung, dUrch Propagierung des "Ra,ttenbratens" könne im Kampfe gegen diese Nager ein beachtenswerter Erfolg erzielt werden, dürfte trügerisch sein, denn wohl die meisten Menschen werden die verhaßten Tiere ohnehin gern umbringen, wo irnnrer sie es können. Daß sie sie dann abbalgen und zubereiten sollen, da'g~ sind ernste hygienische Bedenken zu erheben. Und so zahlreich, daß· sie als Volksnahrungsmittel eine ins Gewicht fallende Rolle spielen könnten, sind die Ratten denn doch nicht. Auffällig, charakteristisch und im hohen Maße für den entstehenden Ekel verantwortlich ist der I an g e, n a c k t e S eh w an z der Ratten. Der Gedanke an ihn hat sicherlich mitgewirkt bei der Entstehung des viel verwendeten Ausdrucks rattenkahl (auch rattikahl und ratzekahl), der eine sehr lebendige Volksetymologie von lat. radikal ist.

Ratte

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Die Drohung käm er (Varus) daher mit seinen Leuten, die Scheitel ratzekahl dir abzuscheren, ist gerichtet an die mit langem blondem Haar geschmückte Tusnelda, die Frau des Arminius (H. v. K lei 5 t "Die Hermannsschlacht"). Metaphorisch. verwendet man in Deu~land Rattenschwanz für die ersten dünnen Zöpfe kleiner Mädchen, für einen dünnbehaarten Pferdeschweif und häufig auch für eine lange Serie von Schwierig-

Abb.17 Abtransport eines Hühnereies durch Ratten nach einer Fabel L a Fon t a i n e's 1759. keiten oder Unannehmlichkeiten, -die durch Bürokratie o. a. verursacht wurde. In Frankreich nennt man lange dünne Zigarren, einen entsprechend geformten Schnurrbart und eine kleine Rundfeile scherzhaft queue de rat, und die Gaunersprache gebraucht prendre des rats par la queue für "Uhren stehen", wobei die Uhrkette mit dem Rattenschwanz vevgl:ichen wird. Die Ratte am Schwanz fassen bedeutet "sich mutig einer unangenehmen, aber notwendigen Aufgabe unterziehen" (vgl. "den Stier bei den Hörnern packen"). Die Ratte gilt im Volke als besonders s chi a u, ver s chi ag e n , ver weg e n und g e fr ä ß i g. Wilhelm Bus c h hat ihr eine besondere Billdreihe ("Die kluge Ratte") gewidmet. Von einem Mädchen, das. keck, unverschämt und allzu erpicht auf Schmeicheleien ist, sagt lnilln, im Franz. a pas prau d'un rat, und "für Hunger haben" gebraucht man avoir des rats au ventre. EbeIlSoO wie Grille, Mücke, Maus, Vogel u. a. ist auch die Ratte in der Phraseologie nicht selten S y m bol von wir ren, a b weg i gen G e dan k e n oder von Lau n e n. Schon im 18. Jh. schreibt K 1 i n ger eine kleine Hütte, arm und demütig, das ist eine von seinen Ratten. In ähnlicher Verwendung finden wir das Wort auch bei L es si n g, Go e t h e und Wie I a n d. Heute noch gebräuchlich sind bei uns er hat Ratten im Kopf, im Franz. il a des rats und un rat lui trotte dans la tete und im Eng!. he has rats in his garret. (Dagegen ~t to see rats nicht metaphorisch, sondern wörtlich zu verstehen; es wird auf jemanden angewendet, der infolge starken Alkoholmiß9·

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Deutsche Schädlirrgsnarnen von sehr hohem Alter

brauchs oft Ratten 'Oder Mäuse sieht, wo in Wirklichkeit keine vorhanden sind.) Die w e i t e Ve r b r e i tun g des Schädlings [st u. a. berücksichtigt in dem frazw:. Sprichwort: Cinq choses sont contre nature: belle femme sans amour, viUe marchande sans larrons, jeunes enfants sans gaillardise, greniers sans rats et chien sans puces. In nicht oder nur leicht tadelndem Sinne werden sehr häufig gebraucht Leseratte für jemanden, der allzuviel ".schmökert", und Wasserratte für einen guten Schwimmer und eifrigen Wassersportler. Die Seeleute und Küstenbewohner nennen die Binnenländler etwas verächUich Landratten (in der Schreibweise Landratze 1790 bei Kot z e b u e - scheint als landrat schon früher im meerumgebenen ~ngland gebraucht worden zu sein). An deutschen Redewendungen seien noch genannt: Auf die Ratte spannen (s.v.w. "scharf aufpassen"; man denkt dabei an den Hund oder die Katze vor dem -Rattenloch), das ist für die Ratte (s.v.w. "das ist umsonst, nichts wert"), sie haben für die Ratten (s.v.w. "sie haben mehr als sie selbst aufessen können"), eine Ratte (auch Ratze) schieben (s.v.w. "beim Kegeln nichts treffen" - die Kugel geht gleich einer Ratte zwischen Eckkegel und Bande hindurch), die Ratten verlassen das sinkende Schiff (s.v.w. "die Schmeichler und Schmarotzer ziehen sich von dem zurück, den das Glück im Stich läßt" - engl. rats desert a falling house - seit 1579). Die schon von Johann Fis c h art (1546-1590) benutzte Redensart schlafen wie eine Ratte (s.v.W!. "sehr fest schlafen") bezieht sich nicht auf die Ratte, sondern auf den Ratz (oder die Ratze), d. h. auf das Murmeltier oder den Siebenschläfer. Im Rotw. heißen die Dachdecker Dachratten. Der Rattenzahn galt vielfach als Zaubennittel, der Rattendreck als Heilmittel gegen alle möglichen Krankheiten. Rattenzwiebel hieß. die Meerzwiebel, Rattenpulver nannte man das Arsenik. Die Schädlingsbekämpfer wurden als Rattenmänner oder Rattenfänger bezeichnet; der letzgenannte Name wurde (z. B. "vermaledeiter Rattenfänger" - Faust I.) und wird auch heute noch vielfach metaphorisch benutzt. Was die berühmte Sage vom iR at te n f ä n ger von Ha m ein betrifft, so sei auf die gründliche neuere Studie von S pan u t h verwiesen. Wie die Ratten [n der Weserstadt angeblich durch Flötentöne gebannt wurden, so sollen sie nach einer alten Legende aus Irland durch Reime vertrieben worden sein. Darauf beziehtmch die schon seit 1581 belegte engl. Redensart to rhyme rats to death. Rat rhyme nennt man einen holprigen Vers (wohl mit Anspielung auf die hüpfende Fortbewegung der fliehenden Ratte). Ebenf,alls recht alt sind a scot, a rat and newcastle grindstone travel all the world over (seit

Ratte

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1662) und welcome death, quoth the rat when the trap feU down. Jüngeren Datums, u. zw. seit 1897 nachgewiesen, ist like a rat-trap easier to get into than out off. Die Bezeichnung Rattenkönig hat G es ne r (1563) benutzt für eine besonders große Ratte, die auf Ko.stenihrer ArtgenOBSen lebt. Sie wUI"de in der Reformationszeit als Schimpfwort (z. B. für den Papst) angewendet. Später verstand man darunter eine Anzahl (einen Wurf) von Jungratten, deren Schwänze unlösbar miteinander verknotet und

Abb.12

Rattenkönig. Links: wie man ihn sich vorstellte (nach einer Zeichnung in "Desinfektion u. Gesundheits~sen", H.1, 1955). Rechts: wie er wirklich aussieht (nach einer Photographi'e von J. C. v. d. Me e r Mo h r in "Treubia", 1924). verklebt waren. Eine solche Verknotung, die den Tod der Tiere zur Folge hat, kommt nur selten vor, wie e5 scheint, au~ließ1ich bei R. rattus und nur dann, wenn diese in einern engen Hohlraum aufwachsen, aus dem .sie sich selbst nicht befreien können (vgl. A h ren d und J. A. Be 11 man n). Sie galt vielfach als ein unheilverkündende5 Ereignis. Jean P a u 1 (1795) hat wohl als erster das Wort Rattenkönig metaphorisch benutzt, u. zw. in dem auch heute noch geläufigen Sinne von etwas Unentwirrbarem, von einer unlösbar erscheinenden, sehr komplizierten Angelegenheit. G e [ bel schrieb: Auch hätt' ich willig Dir von hundert Thorheiten erzählt, wie mir im schwangeren Haupte buntfarbig ein ganzer Rattenkönig sitzt von Lustspielen. Wiedergegeben sei hier, was No eIe horn e 1 im Jahre 1757 über den Rattenkönig schreibt: "Unter dem gemeinen Manne waltet die Meynung, als hätten die Ratten unter ihnen einen König, den sie sonderlich bedienten, ihm in großer Menge folgten, und bey ihm, wo er sey, sich aufhielten, fast auf die Art, wie

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Deutsche Schädlingsnamen von sehr hohem Alter

die Bienen mit ihrem Köni~ thun. Bey den Gelehrten hat solches keinen Glauben ~funden, weil es durch keine unläugbare Erfahrung bewähret werden können. Es mag aber zu solcher Meynung dasjenige Anlaß gegeben haben, was aus glaubhaften Begebenheiten an mehr denn einem Orte nunmehr außer Zweifel ist, da man Mißgeburten von 6 und mehr erwachsenen Ratten angetroffen, deren Schwäntze dergestalt und in einem so künstlichen Knaul in und durcheinander verwickelt gewesen, daß ihn kein PosamentiI-er geschickter nachmachen kann, und daß sie nicht voneinander, mithin auch nicht von der Stelle kommen können, sondern durch andere ihres Gleichen, so ihnen die Nahrung zutragen, unterhalten werden müssen. Vermutlich rühret aber solcher wohl daher, wenn die jungen Ratten in einem gar zu engen Behältnis bey einander lie.gen, und also ihre Schwäntze nicht genugsam ausbreiten können, oder auch, wenn ihnen etwan die Nabel-Schnur in der Geburt nicht gelöset worden, wie davon z. E. eine im Bosischen Garten zu Leipzig befindliche Geburt von 5 zusam~nhängenden Ratzen Zeugnis geben kann, wiewohl auch andere auf die VermUJturrg gerathen sind~ ob es nicht etwan eine Art der Gieilheit mit der Verwicklung der Schwäntze bey ihrer BegattullJg seyn könnte, welches wir aber in Ermangelung zuverlässiger Nachrichten hiervon an seinen Ort gestellt seyn lassen. Sonst geben zwar auch die sogenannten Ratten-Fänger vor, ihre Wissenschaft beruhe auf dem Pulver von einem sogenannten Ratten-Könige, welches die Ratten nicht leiden könnten, sondern sie veranlaßte, von dem Orte, wo man dergleichen ausstreuet, wegzuziehen ..." Unter RattenwoZf wird eine Ratte verstanden, die wild eingefangen, auf bestimmte Weise abgerichtet und dann auf einem befallenen Grundstück wieder ausgesetzt wird. Sie soll nun alle ihre Artgenossen anfallen und totbeißen und schließlich zur Ausrottung der Ratten eines g,anzen Stadtviertels führen (vgl. dazu K. B eck er). Von den zahlreichenfranz. RedeIhSarten und Sprichwörtern, die Roll an d aufgezeichnet hat, seien hier die folgenden wiedergegeben:

Mai s'U dort Ze diabZe Ze berse, il est eveille comme un rat. S' ennuyer comme un rat mort. Boire comme un rat empTisonne. n aurait mange un rat, Za queue Zui sortirait de Za bouche, qu'il dirait que ce n'est pas vrai (gesagt von einem hartnäckigen Lügner). Alte deutsche Sprichwörter sind: "Eine alte Ratte findet leicht ein Loch." "Eine tote Ratte ist besser als zehn lebendige." "Einer Ratte, die Kleie frißt, soll man nicht Mehl vorsetzen." "Wenn die Ratte in der Falle ist, dann gebraucht sie ihren Witz." "Ein Rattenzahn gibt kein Elfenbein." "Es klagt zu spät die Ratze, wenn sie im Maul der Katze." "Alte Ratten sind schwer zu fangen" (erfahrene Menschen sind schwer zu betrügen).

Eichhörnchen Dieses oft und leicht zu beobachtende Tier hieß im Ahd. eihurno oder eihorno, im Mhd. eichorn und eichurne, im Ags. ac-v ern, im

Eichhörnchen

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Anord. ikorni, im Mnl. eencorn und im iMnd. ekeren. Der erste Teil seines Namens ist das germ. aik (Eiche). Der zweite Wodteil hat ursprünglich nichts mit "Horn" zu tun (erst später, im 11. Jh. hat man die langen Ohren als Hörner gedeutet oder den gebogenen Schwanz mit einem Horn verglichen). Er ist idg. Ursprungs, steht im Zusammenhang mit urkelt. vever, lat. viverra (Iltis, Frettchen), lit. waiwaras (Marder), leU. vävere, apreuß. vevare, aslav. vevera u. a. (welche, wie viele der Kindersprache entstammende Tiernamen, z. B. Biber, eine Reduplikation aufweisen). Man nimmt an, daß es ursprünglich etwa die Bedeutung "Schweifwedler" hat. Das griech. skiouros und das lat. sciurus, aus dem mIt. squiriolus, franz. ecureuil (mit volksetymolo-gischer Anspielung auf curieux = neugierig), das span. und port. esquillo sowie das ital. scojatollo entstanden sind, könnten wörtlich übersetzt weIden mit "Schattenschwanrz" (der sich mit dem Schwanz Beschattende). Phraseologisch spielt die außerordentliche Leb ha f t i g k e i t des Tieres, die oft als Ausdruck gut e r Lau n e, manchmal aber auch als ein Zeichen von Sinnlosigkeit, Ver r ü c k t h e i t gedeutet wird, die größte Rolle. Wir sagen flink wie ein Eichhörchen, munter wie ein Eichhörnchen und er lief über die Stiege wie ein verrücktes Eichhörnchen. Von einem allzu redegewandten Menschen, einem Prahler, heißt es drastisch tadelnd, er habe es im Maul wie das Eichhörnchen im Schwanz, und von jemandem, der gut hört und achtsam ist, sagt man, der hat Ohren wie ein Eichhörnchen. Im !ta!. gibt es fuggiere come uno scojatollo, im Franz. vif comme un ecureuil und faire l'ecureuil (s.v.w. "überflüssige Arbeit verrichten" - man denkt dabei wohl in erster Linie an die Bewegungsstereotypien eines gekäfigten Eichhörnchens), im Span. mas agil (behende) sowie mcis ligero (leicht und flink), mas despabilado (sehr aufgeweckt) und mas Zisto (äußerst klug und gerissen) que una ardilla, im Engl. squirrel-minded (s.v.w. zerfahren, strudelköpfig) und to hunt the squirrel (für das Haschenspiel der KiIllder). Von einem Manne mit buschig abstehendem Schnauzbart heißt es: Der hat ein Eichhörnchen geschnupft. Wenn jemand beim iEssen z. B. beim Abnagen von Geflügelknochen nur langsam vorwärtskommt oder wenn er beim Skatspiel nur kleine Stiche erhält und in vielen anderen Situationen hört man die Bemerkung Mühsam sucht sich das Eichhörnchen seine Nahrung. In Italien gibt es die Redewendung musa aguzzo come uno scoiatello ("ein iMaul spitz wie ein Eichhörnchen"). Irgendwelche Redewendungen, die sich auf die recht große S c h ä d li c h k e i t des Eichhörnchens bezögen, sind uns nicht bekannt geworden. Im Volke hat offenbar diese Schädlichkeit nur wenig Beachtung gefunden.

Deutsdle Schädlingsnamen von sehr hohem Alter

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Alte Sprichwörter: "Das Eichhonl sitzt noch auf dem Aste, und man schnitzt schon den Bratspieß. " "Das Eichhönlchen schützt seine Behendigkeit, den Bären seine Stärke" (ross.}.

"Wenn dem Eichhörnchen sein Nest nicht gefällt, baut es ein anderes." "Das Eichhönlchen macht keine tauben Nüße auf."

Sonstige Schädlingsnamen Reuter und Reiter Die Worte Re u t e rund Re i t er kommen in d€r alten Fachliteratur und in manchen Mundarten auch heute noch als Bestandteile zusammengesetzter Schädlingsnamen sehr oft vor, besonders häufig in Namen ffir die Mau 1 wurf s g r i 11 e {z. B. Reutwurm, Reitding, Reitkröte, Ritpogg), für den Kor n k ä f er (z. B. Kornreiter und Kornreuter) und für die Sc h € r mau s (z. B. Reutmaus, RitmoU und Rit-

mus). Sie sind w,ahrscheinlich, je nach der Schädlingsart, auf die sie angewandt werden, von drei verschiedenen alten deutschen Zeitwörtern abgeleitet, und zwar von 1. ahd. riutjan, mhd. riuten und seiner Ablautform roten in der Bedeutung von "urbarmachen, roden" (aleman. roden = aufrütteln, lockern, vgl. Ortsnamen auf "reut" und "roda"), 2. germ. ridan, ahd. ritan, mhd. riten, asächs. u. ags. ridan, mnl. u. mnI. riden, afries. u.anord. rida zun·ächst in der allgemeinen Bedeutung von "sich hin und her bewegen", später von "reiten", 3. ahd. rihan, mhd. rihen, in der Bedeutung von "in einer Reihe anordnen" und "auf einen Faden ziehen". Die erstgenannte Ableitung dürfte für entsprechende Namen der Maulwurfsgrille und vielleicht auch für solche der Schermaus in Betracht kommen, denn diese Tiere roden (reuten) durch ihre Fraßtätigkeit und durch Anlage ihrer Erdgänge die Pflanzen an den betreffenden IStellen aus. Von "Reiten" kann man bei den auf den einzelnen Getreidekörnern sitzenden Kornkäfern sprechen. Die an dritter Stelle genannte Ableitung kann für die mit Reit- zusammengesetzten Namen der Schermaus - aber nur als volksetymologi5ch entstanden - angenommen werden. Die unterirdischen Gänge dieses Tieres liegen gewöhnlich so dicht unter der Erdoberfläche, daß man ihren Verlauf als eine Reihe von Aufwölbungen unschwer erkennen kann. Aus dem vielfach verwendeten Namen Reihmaus, Rehmaus o. ä. hat dann der VoBmmund infolge Mißverstehens vielleicht Reitmaus gemacht.

Sonstige

Schäd.lin~namen

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Schröter Seit der frühneuhochdeutschen Zeit wird der H i r s c h k ä f e r als Schröter bezeichnet. Das Wort wurde (von entomologischer Seite) bei den Namen verschdedener Käferarten, vor allem für Cer a m b y eid e n (als Grundwort in Composita) verwendet. Es geht zurück auf ahd. scrotan und mhd. schroten. Diese Zeitwörter hatten ursprünglich die Bedeutung von ,,(:rer)hauen, abschneiden" und später im Mhd. allch von "Kleider zuschneiden". Der Name nimmt also Bezug auf die Fraßund Nagetätigkeit der betreffenden Käferlarven. (Er ist als Familienname häufig und geht als solcher wohl meistens ,auf die Berufsbezeichnung "Schneider" zurück.) Kaiwurm Der Name Kaiwurm ist in den alten Schriften für V'erschiedene Schadinsekten oft verwendet worden, meistens für weißliche, plumpe und wenig bewegliche "Würmer", aber auch für Frostspannerraupen. Erhalten geblieben ist er als Bezeichnung für den Apfelblütenstecher und in einigen Mundarten als Synonym von Engerling. Er dürfte bayr. Ursprungs sein. Kai kommt vor in der Bedeutung von "Hitze in der Atmosphäre",besonders auch als "Ursache von Mißwachs" und ist vielleicht stammverwandt mit G'heu '< = Heu). Dann würde also Kaiwurm dasselbe besagen wie Brenner (vgl. S. 260). Emmel u. ä.

Emmel: (auch Emel, Aemel, Amel u. a.) ist eine alte Bezeichnung für bestimmte Schadinsekten, u. zw. wurde sie wohl am meisten angewendet für solche Arten, die klein bis mittelgroß, schwam oder doch dunkel gefärbt sind, gewöhnlich massenhaft auftreten und nicht fliegen, aber schnell laufen. Im Ags. (Glossae, 10.Jh.) findet sich aemil in der Bedeutung von "K or n w u r m" (Calandra granaria), und im gleichen Sinne wurde und wird der Name ma. in einigen Gegenden benutzt als Imme! (schwäb.) als emelte, emelne und emel (mecklenb.), Emeln (Hes.s.-Oldendorf) als Iämelkes oder Iämelten (Dimin. - nördl. Münsterland). Die zuletzt genannten Namen werden in den betreffenden Gegenden insbesondere auch für kleine Käfer im Mehl, d. h. für Tri bol i e n u. ä., verwendet. Wenigstens im nördlichen Teil Westfalens nennt man auch die schw,arzen (an Kirschen und Bohnen auftretenden) B I a t t I ä u s e (aber nur diese, nicht auch die grauen und grünen Aphiden), Iämelkes oder Iämelten. Eine Verwechslung mit Blattläusen dürfte vorliegen, wenn man im Nd. stellenweise (z. B. im Fürstentum Lippe) auch Milben als Emmeln bezeichnet. In der oben umschriebenen Bedeutung ist Emmel vielleicht stammverwandt mit unserem Ameise, das ja ma. in ähnlichen Formen z. B.

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Deutsche Schädlingsnamen von sehr hohem Alter

als Emmes, Emete, Emeke, Emse und Imse vorkam und vorkommt. (Die beiden Orte Emmel bei Trier, von denen auch der Familienname abgeleitet ist, sind jedoch anderen Ursprungs.) Merkwürdigerweise wurde und wird der Name Emmel in dieser oder ähnlicher Schreibweise auch. für Schadinsekten von ganz anderem Aussehen und Verhalten angewendet. Im Ags. kommt emel in der Bedeutung von "iRaupe am Kohl" vor und im Norw. ist Aama = Raupe. In Oldenburg, im Emsland und in den angrenrz;enden Gebieten Hollands gebraucht man ma. Emel, Ämel, 'auch Imme u. ä. hauptsächlich. für die im Boden lebenden plumpen, schmutzigweißen Larven der dort besonders häufigen und sehr schädlichen Wie sen s c h na k e n (Tipuliden). In der Oldenburgischen Volkszeitung vom 16. Juni 1925 wird unter der überschrift "A e m el plag e i m J a h r e 1653 folgendes ausgeführt: Eine interessante Notiz über das Auftreten des gefürchteten Aemel (auch PuttW'urm oder Amel genannt) im Jahre 1653 findet sich in der 1671 erschienenen oldenburgischen Chronik von Winkelmann. Dort heißt es Seite 395: "In diesem Vorjahr haben die Emelen im Jeverland dermaßen großen ScruI:d'en mlit Abetzung der Fruchitsaat auf den Äckern und des Grases aUlf dien Wiesen getan, daß der Äckersmann seiner Müh und Nahrung worden, die Kühe und anderes Vieh bald gar verschmachten müssen, auch Milch und Kräfte verloren haben. Weil dieses Ungeziefer gemeiniglich alle Vorjahre in diesen Landen befunden wird, die frisch gegraseten Weiden und besamten Felder verdirbt, so wollen wir etwas davon, was für eine Art Insekt sei, kürzlich anzeigen. Diese Emelen sind kurze dicke Würmer, eines starken Strohhalmes dick und eines Fingergliedes lang, von einer schwarzgraulichen 'Erdfarbe. Sie nehmen ihren Anfang ungefähr im April, wachsen, der erfahrenen Hausleute Bericht nach, aus dem Schnee, welcher um und nach Mariä Verkündigung (25. März) fällt. Etliche dürfen sagen, als ob sie mit dem Vorjahrsschnee oder Regen zuweilen lebendig herabfallen sollen. Des Tags halten sie sich in der Erden, des Nachts aber gegen Morgen kriechen sie aus ihren heimlidlen Löchern. heraus und tun großen Schaden. Je kälter es ist, je größere Kräfte sie zu verderben haben, und im Gegenteil: je wärmer es wird, je mehr sie sich verlieren. Sie bleiben und dauern ungefähr bis Urbani (25. Mai), um ~lche Zeit aus diesem schädlichen Ungeziefer ein neues in einer sonderlichen Art weißfarbiger Grasmücken hervorbringen soll, wiederum entspringt. Der Emeln harte Häute bleiben liegen und verdorren, weil das Leben mit den Mücken hinweggegangen, welche Mücken aber keinen besonderen Schaden tun." Aus einigen Orten des Weserberglandes wurde uns berichtet, daß dort die F eId g r i 11 e und auch. das He i m ehe n Emeldne genannt werden. Im Mnd. bedeuteten amelte, emelte und emel neben Kornwurm auch. Engerling.

Qualster

Qualster [(auch. Gua'lster u. ä. - holl. Kwalster) war eme frühet offenbar häufig auf Schädlinge verschiedener Artzugehörigkeit ver-

Sonstige

Schädlin~namen

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wen'dete Sammelbez,eichnung. Es scheint nur für ekel erregende Tiere gebraucht worden zu sein, insbesondere für W a n zen, vor allem für B e e ren w a n zen, aber auch für B I a t t I ä u s e. Nun wissen wir, daß man die gleiche Bezeichnung, wenigstens in Berlin, auch heute noch für ausgespieenen R ach e n s chi e i m (und auch für den sogeoonnten K u c k u c k s s pe ich e I der Schaumzikade vgl. S. 351 'benutzt, und daß das Zeitwort qualstern für "ausspeien" und manchmal auch für "sich erbrechen" benutzt wird. Dies dürfte die ursprüngliche Bedeutung des Wortes gewesen sein, das demnach mit ahd. quellan, asächs. qualhjan, ags. geolster .( = schwellen, aufquellen) und mit unserem " Qualle " zusammenhängt (z. B. ,,0, was wollt ihr euer

herz ausschütten, last es immer bleiben, wer weiß, was vor ein qualster mit heraus käme" - W e i SI e). Eine dritte Bedeutung von Qualster ist "Mensch mit dickem Bauch" (in Köln auch "feistes Frauenzimmer"). Das Adjektiv qualsterig (nd.) ist s.v.w. schmerbäuchig. Schließlich werden ma. auch zwei Holzgewächse, S 0 r bus aue u par i a und C rat a e g usa r i a, als Qualsterbäume bezeichnet. Alle vier Bedeutungen dürften im Zusammenhang miteinander stehen: Die genannten Holzgewächse haben verlockend aussehende, aber schlecht schmeckende Beeren (Vogel- bzw. Mehlbeeren), deren "Genuß" meistens zum Ausspeien führt. Die als Qualster bezeichneten Wanzen haben besondere Drüsen, sogenannte S tin k d r ü sen, die ein meistens sehr übel riechendes und schmeckendes Sekret liefern. Wenn nun die Tiere, was leicht vorkommen kann,z. B. mit einer Himbeere dem Menschen in den Mund gelangen, so ruhrt auch das zum Ausspeien, zum Qualstern und manchmal sogar zum Erbrechen. Es .scheinen also hier das Ergebnis einer Einwirkung und der Urheber derselben mit ein und demselben Namen belegt worden zu sein. Daß auch die B I a t t I ä u s e oft als Qualster bezeichnet werden, könnte ebenfalls mit ihrer Ekelhaftigkeit motiviert werden, vielleicht aber auch mit ihrer Dickbäuchigkeit. N em n ich (1796) schreibt: "In einigen Gegenden von Franken geben die gemeinen Leute gewissen Feldwanzen den Namen Qualster. Ihr e hatte den Einfall das Wort von Qual herzuleiten, weil es die Tiere quäle." Der letzte Teil des Satzes ist nicht verständlich, und die Wortableitung ist wohl nicht richtig. Knolster

Knolster oder knölster wurde im alten Schrifttum vielfach als Synonym von qualster, aber u. W. nur für abscheuerregende Insekten verwendet. Das geschah auch in dem bereits mehrfach erwähnten anonymen Buch ü'ber Schädlingsbekämpfung (1712). Dieses widmet den

Deutsche Schädlingsnamen von sehr hohem Alter

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Kniolstern ein ganzes, 12 Seiten langes Kapitel. Zu Anfang desselben heißt "Ein Knolster / welchen die Lateiner buprestem oder bubestem nennen / hat bey denen Teutschen nach dem Unterschied der Gegenden auch unterschiedene Nahmen / dahero wir dann für nöthig finden / auch derselben etlich herzusetzen / daß ! obschon an denen unterschiedenen Benennungen doch in der Natur und Beschreibung dieses Ungeziefer nicht unterschieden / sond€rn nur Synonyma oder gleich-geltende Nahmen seyn. Wird demnach dises Ungeziefer ein Knolster / Gualster / Gach / Gouch / Grane / StinckHänd / Wilden-Wendte / Ren-Käfer oder auch ein Holtz-Bock benennet / die Spanier aber nennen es arebenta bui. Wir erfahren dann in den folgenden Abschnitten von diesem Knolster, daß "unser Teutschland an rulen Orten / sonderlich das Vieh in den Ställen / sehr damit geplaget Wlird" daß er "Käfer / Schlangen / Eydexen ... auch Mucken / Raupen / Wlie auch Regenwüxmler" u. a. frißt, daß er "von einem ungemeinen Gestanck / und von solchen durchtringenden GUfft" ist, "daß· es Menschen und Vieh höchst-schädlich ist". Aber aus diesem und dem anderen, was über Lebensweise, Aussehen, Sch:adwirkung und medizinische Verwendbarkeit noch gesagt ist, sowie aus der beigegebenen primitiven Abbildung läßt sich nicht erkennen, welches Tier gemeint ist. Um Wanzen handelt es sich in diesem Falle wohl nicht, denn diese wurden in einem anderen Kapitel des gleichen Buches eingehend behandelt.

es:

CI

Sire Diese Bezeichnung findet sich - mannigfaltig abgewandelt und fast immer in Pluralform: suren, säuren, seiren, sieren, sirichen, sircher, ziren, syren, sciren u. a. - im alten Schrifttum häufig für kleine Schadtiere verschiedener Art. Sie ,ist aus dem Mlat. entlehnt. Dort wurde siro (PI. sirones) ursprünglich wohl nur für "Pusteln, kleine Geschwüre, Eiterbläschen" angewandt. Später wurde sie für würmlein zwischen haut und fleisch (pediceZlus inter cuticulam et cutem, cum pruritu prorepens), d. h. für Kr ätz m i 1 ben, gebraucht. Dann erweiterte sich die Bedeutung auf kleine, mit bloßem Auge kaum erkennbare, weißliche oder graue Tiere, z. B. M i 1 ben, hell e B 1 a t t 1 ä u s e UIl'd F i 1 z 1 ä u s e. Im Ahd. findet sich siura, im Mhd. siure, im Bair. seur. Im Franz. ist ciron = Milbe.

Drittes Kapitel

Später entstandene deutsche Schädlingsnamen nach Benennungsmotiven geordnet Man kann wohl mit Recht behaupten, daß die wissenschaftlich betriebene Schädlingskunde erst um die Jahrhundertwtmde begründet wurde (wenngleich auf einigen Teilgebieten, vor allem dem der Forstschädlinge, schon viele Jahrzehnte vorher gute Forschungsarbeit geleistet worden war). Aber die Schädlinge waren natürlich schon viel früher da, und sie hatten mit der Erhöhung der Ansprüche an Wohnkultur und Gesundheitsschutz, mit dem Stärkerwerden des Warenaustausches, des Verkehrs und der Lagerhaltung, sowie mit der Intensivierung von Ackerbau und Viehzucht eine immer größere Bedeutung und Beachtung erlangt. So entstand in steigendem Maße das Bedürfnis, die einzelnen Schädlingsarten, -gattungen und -familien zu unterscheiden und mit Namen zu versehen. Die wissenschaftlichen Bezeichnungen, wie sie seit Kar I von L i n n e (1707-1778) vorlagen, waren für den, der nicht Latein (und Griechisch) verstand, kaum zu gebrauchen. Die Bauern, Winzer, Gärtner, Lagerhalter usw. mußten also neue Namen, und zwar einfache, leicht zu handhabende Namen für die ihnen schädlich werdenden Tiere bekommen. In einigen F·ällen haben sie diese wohl selbst geprägt, in den meisten wurden sie ihnen von anderer Seite her zur Verfügung gestellt. Der Laie hätte sich sicherLich meistens vollauf mit einem Namen für die betreffende Tier f ami 1 i e begnügt. In der Regel erscheint es ihm ja auch heute noch ganz belanglos, ob beispielsweise die Blattläuse an seinen Rosen und an seinen Kirschbäumen artgleich sind oder ob sie verschiedenen Arten und Gattungen angehören, und ob in seiner, Räucherkammer dieselben Speckkäferarten auftreten wie bei seinem Nachbar. Er will gewöhnlich nur wissen, wie das "Viehzeug" am schnellsten und billigsten zu beseitigen ist. Ganz anders der Fachmann. Er weiß, daß rationelle Abwehr und Bekämpfung die Artenkenntnis zur Voraussetzung haben. Hat er eine ihm bisher unbekannte Tierart vor sich, 50 wird er sich zuerst bemühen, den wissenschaftlichen Namen derselben ausfindig zu machen. Gibt es diesen noch nicht, so beeilt er sich (oft allzusehr), ihn zu er-

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Später entstandene deutsche Schädlingsnamen

finden. Arbeitet er auf angewandt-zoologischem Gebiete, und hat er dort des öfteren die Aufgabe, auch Laien zu beraten, denen die lateinischen Namen nichts besagen, so spürt er bald die Notwendigkeit, neben dem wissenschaftlichen auch einen leicht verständlichen, deutschen Namen der betreffenden Schädlinge zur Hand zu haben; und wenn es nicht anders möglich ~t, so wird er versuchen, diesen selbst zu schaffen. Als Sc h ö p fe r d e u t sc her Na m e n für Ti e r e (auch für schädliche Tiere) haben sich neben den "angewandten " Zoo log e n - und sicherlich früher und in weit stärkerem Maße noch als diese die T i e r I i e b hab e r und insbesondere die Insektensammler betätigt. Die Entomophilen hatten, was Anzahl, Eifer und Leistung angeht, ihre Glanzzeit in den heiden letzten Jahrzehnten des vorigen und im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. Sie operierten damals, wie auch: heute noch, meistens mit den wissenschaftlichen Namen der Tiere, aber für häufige und auffäUigere ,Arten und Gattungen prägten und verwendeten sie oft doch auch deutsche Bezeichnungen. Sie sahen in der Regel die Schadtiere mit ganz anderen Augen an, als es die Schädlingsfachleute und die von Schädlingen betroffenen Laien tun. Dementsprechend haben auch die von ihnen geschaffenen Namen ihre besondere Note. Manche von ihnen sind sehr treffend gewählt und schön, einige geradezu lustig. Viele haben sich bis heute halten können und werden wohl auch in Zukunft gern gebraucht werden. -Genannt seien als Beispiele solcher "Liebhaber"-Tiernamen: Dreizackeule (Acronicta tTidens Schilt.; Lep.). Faule Grete oder Grüne Stinkwanze (Palomena prasina L.; Het.). Feuerwanze (PyrrhocoTis apterus L.; Het.). Futteralmotten, Sackmotten (Coleophora-Arten; Lep.). Gammlaeule (Phytometra [= Plusia] gamma L.; Lep.). Kolbenkäfer (Necrobia-Arten; Co!.).

Krötenftiege (Lucilia bufonivora Monier; Dipt.).

Mondfleck, Mondvogel (Phalera bucephala L.; Lep.). Nagelfleck (AgHa tau L.; Lep.).

Spatzendreckchen (Argyroploce [= Olethreutes] variegana Hbn.; Lep.). TapelZiierbiene (Megachile centuncularis L.; Hym.). Namen dieser Art, wie sie vor allem Großschmetterlinge und Käfer tragen, sind sicherlich nicht von Laien erfunden worden, weil sie eine sehr genaue und liebevoUe Beobachtung der Tiere voraussetzen, aber wohl auch nicht von Schädlingsfachleuten, weil sie gar nicht auf die Schadwirkung Bezug nehmen. In anderen Fällen sind die offensichtlich von Entomophilen geprägten deutschen Namen weniger glücklich gewählt. Den Sammlern kam es vielfach nur darauf an, die Artunterscheidungsmerkmale möglichst scharf zum Ausdruck zu bringen, und sie glaubten, das durch wortgetreue Übersetzung der wissen-

Später entstandene deutsche Schädlingsnamen

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schaftlichen Namen am besten erreichen zu können. So kamen manchmal Wortgebilde zustande, die für den Laien und oft auch für den Zoologen, sofern er nicht gerade Spezialist rur die betreffende Tiergruppe ist, völlig unverstäruUich sind. Typische Beispiele dafür sind der Ahn I ich e Ver bor gen r ü ß I e r (Ceuthorrhynchus assimilis Payk.; Co!.), ein Name, der heute durch den besseren Kohlschotenrüßler ersetzt ist, und die Geh e i m f res se r (Cryptophagidae; Co!.), Käferchen, die so klein sind, daß man sie selbst nur mit einer Lupe und ihre Fraßtätigkeit nur durch ein Mikroskop einwandfrei erkennen kann, die aber aus ihrem Fressen keineswegs ein Geheimnis machen. Die Namen:gebung geschah in den meisten Fällen einfach dadurch, daß man die altbekannten, im vorigen Kapitel behandelten Schädlingsbezeichnungen als Grundworte verwendete und ihnen ein Sub.. stantiv oder - seltener - ein Adjektiv als Bestimmungswort voransetzte. Um ein Beispiel 'Zu nennen: Als man mit Erwachen des naturwissenschaftlichen Interesses und der bis dahin stark vernachlässigten Naturbeobachtung feststellte, daß es außer den Läusen auf dem Kopf des Menschen auch noch lausartig aussehende Tiere auf den Blättern der Nutzpflanzen gab, prägte man für die Erstgenannten den Namen Kopfläuse und für die Zweitgenannten die Bezeichnung Blattläuse. Auf diese Weise entstanden in manchen Fällen schon Art- oder doch Gattungnamen, in den meisten Fällen jedoch erst Familiennamen im Sinne der heutigen Systematik. Die Bezeichnung Eintagsfliegen umfaßt sogar eine ganze Insekten 0 r d nun g. Aber man wählte als Grundworte offenbar schon sehr früh auch noch andere geläufige Bezeichnungen, und zwar meistens solche, die von einer besonders auffäUigen Tätigkeit, Verhaltensweise oder Schadwirkung des betreffenden Tieres abgeleitet waren. Als Beispiel dafür seien genannt: -Bohrer -Fresser -Hüpfer -Läufer -Minierer oder -Mineure -Nager -Sauger -Schröter

-Schwärmer -Spanner -Spinner -Stecher oder -Stichier -Pfeifer -Räuber -Reuter oder -Reiter -Wickler

Weiterhin wurden als Grundworte die Namen von bekannten Wirbeltieren verwendet, mit denen die betreffenden Schädlinge irgend etwas gemeinsam haben, z. iB.: -Älchen

-Hähnchen -Kröte

-Eulen

-Spitzmäuschen

-Bären -Böcke

-Löwe

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Später entstandene deutsche Schädlingsnamen -Fischchen -Fuchs -Glucken

-Vogel -Wolf

In anderen Fällen führte eine kennzeichnende EigentümLichkeit des Aussehens oder des Körperbaues zur Bildung des Grundwortes: -flü;gler, z. B. Zweiflügler (Diptera), Hautflügler (Hymenoptera), Glasflügler (Aegeriidae; Lep.). Rüßler (oder Rüsselkäfer, Curculionidae; Col.). Weißlinge (Pieridae; Lep.).

Auch die Bezeichnung von Handwerkern oder Angehörigen anderer Berufe sowie von son.stigen menschlichen T,ätigkeiten wurden in Zusammen.setzungen als Grundworte und - häufiger noch - für .sich allein bei der Namengebung von Schädlingen benutzt, z. B. Buchdrucker Bürstenbinder Dieb Dreher

Gärtner

Gerber Goldschmied Hand~rker

Kapuziner Kupferstecher Kürsclmer Lastträger

Müller

Nonne

Sack:träger Schmied Schneider Schreiber

Schreiner

Schuster Walker Zeichner Zimmermann

Wie es zu diesen "Berufsbezeichnungen" der Schädlinge kam, ist in manchen Fällen einfach, in anderen schwierig und in einigen wohl überhaupt nicht mehr zu klären. Die un.s möglichen Deutungen sind weiter unten mitgeteilt. Schließlich verwendete man zur Bildung von Trivialnamen in einigen Fällen auch einfach die mehr oder weniger verdeutschten wissenschaftlichen Art-, Gattungs- und Familienbezeichnungen oder Worte aus anderen Sprachen, z. B. Cadelle Glossine Kakerlak Kantharide Klander Morpion

Moskito Phalaene Skorpion Termite Tsetsefliege

Etwa 100 oder mehr Jahre alte Schädlingsnamen Zunächst möge eine Anzahl von einfach zusammengesetzten SchädiHngsnamen aufgeWhrt werden, die wohl zum weitaus ,größten Teil viel älter als 100 Jahre sind und von denen die jüngsten zumindest

Etwa 100 oder mehr Jahre alte Schädlingsnamen

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vor 1869 geprägt wurden. Wir wäihlten das Jahr 1869 als Grenze, weil in ihm das inhaltsreiche Buch von H. N ö r d I i n ger und zrachforscher darf jedenfalls an diesen Bumnarnen nicht voruberlgehen. Es heißen bei ihm jetzt:

Trauermantel Pfauenauge Großer Fuchs

= Hain-Birken-saIweiden-Prachtfalter

=

=

Buschstaudenflur-Prachtfalter Ulm.enparkland-Prachtfalter

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Später entstandene deutsche Schädlingsnamen

Zitronerufalter = Waldheiden-Eckfl.ügel-Gelbling Schwalbenschwanz = Doldenkräutertrockenrasen-Schwanzfalter Segelfalter = Schlehenkruppelhalden-Schwanzfalter Immer nur Bucl!inamen, keine volkstümlichen mehr"

Sehr zu begrußen sind vom Standpunkt der Schädlingskunde und im Interesse der besseren Verständigung sowie der Vermeidung von Irrtümern die heute allenthalben sich bemerkbar machenden, meist von wilSsenschaftlichen Gesellschaften ausgehenden Bestrebungen, die deutschen 'Benennungen der Schad tiere zu vereinheitlichen, d. h. von den vorhandenen Namen den jeweils am meisten zutreffenden und besten (oder auch zwei oder drei der besten) auszuwählen und nur noch diesen zu gebrauchen, die übrigen aber zu unterdrücken (vgl. Fr e y e 1956 und G. Sc h mi d t 1939/40 und 1955). Vom Standpunkt der Sprach- und Volkskunde ist dies zu bedauern. Man will daher alteingebürgerte Namen (manchmal nur als zweite Namen) auch dann bestehen lassen, wenn sie, streng zoologisch-systematisch gesehen, nicht richtig sind, wie Z.!S. Obstmade, Spitzmaus, Spanische Fliege, Karpfenlaus und Mehlwurm. Zu beachten ist auch, daß die Sprache (ebenso wie die Pflanzen- und die Tierwelt) ihren eigenen Gesetzen folgt und daß sich diese durch Diktate von Menschen nicht aufheben lassen. Wenn also in Zukunft, was wir sehr hoffen, im Volke neue Schädlingsnamen entstehen, die besser sind als die jetzigen Buchnamen, so werden sie, allen Beschlüssen von Nomenklaturkommis.sionen zum Trotz; Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch finden. Die alten Namen, die aus irgendwelchen, wohl meistens ganz berechtigten Gründen außer Gebrauch kamen, sind rur den Philologen und für Betrachtungen, wie wir' sie in diesem Buch anstellen, von großem Interesse, aber es wäre nicht vertretbar, sie in der schädlingskundlichen Literatur als Ballast immer weiter mitzuschleppen. Wie oben angedeutet wur:de, sind die meisten der aus neuerer Zeit stammenden Schädlingsnamenzu "unhandlich" für den a:Ugemeinen Gebrauch. Sie ~önnen deswegen wohl niemals zu echten Vulgärnamen werden und sind .für unser Thema uninteressant. Aber es sind hier doch auch viele Ausnahmen zu erwähnen. Genannt seien die folgenden Beispiele ·für einfache Schädlingsnamen neueren Datums. Nach der Nahrung: Dattelmmte (Ephestia cautella Wlk.; Lep.) Feigenmotte (Ephestia jiguUella Gregs.; Lep.) Fliedennotte (Xanthospilapteryx = Gracilaria syringella F.; Lep.) Gletreidekapuziner (Rhizopertha dominica F.; Co.) Kakaomotte, Heumotte, graue Dörrobstmotte, Kiefernsamenmotte (Ephestia elutella Hbn.; Lep.) Khapnkäfer (Trogoderma granarium Everts = T. khapra Arrow.; Col.)

nber Schädlingsnamen aus neuerer Zeit

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Kleisterrn.ot1le (Endrosis lacteella Sch:i.ff.'; Lep.) Korklnlotte (Tinea cloacella Hw.; Lep.) Maiszünrsler, Hirsezünsler (pyrausta nubilalis Hbn.; Lep.) Mehlzünrsler (Pyralis farinalis L.; Lep.) Pa!"kettk:älfer, gefurchter Splintholzkäfer (Lyctus linearis Goeze·; Col.) Reismotte (Corcyra cephalonica Sta:int.; Lep.) RoggenmO'tte (Tinea personella Pierre et Metcalfe = secalella Zacher; Lep.)

RasinenmJotfle (Ephestia calidella Gn.; Lep.) Samenzünsler (paralispa = Aphomia gularis Zell.; Lep.) Tabakkäfer, kleiner, Zigaretten- oder Zigarrenkäfer (Lasioderma serricorne F.; Col.) Teppicbkäfer (Anthrenus-Arten; Co!. - bes. Anthr. scrophularia L. und verbasci L.)

Nach tAufenthalt:ilstellen: Abwlassermücken, Tropf'körpennücken (Psychoda-Arten; Dipt.) Erdläufer (Geophilus-Arten; Myriap.) Höh1enkrebs, Blinder (Niphargus puteanus; Decap.) Kellerlaus, Kartoffelkellerlaus (Rhopalosiphoninus lathysiphon Dav.; Acar.) Latrinenfliege, Lüsterfliege (Fannia scalaris F.; Dipt.) MaUlel"fl.iegen (Pollenia-A:r1Ie~; Dipt.) Mietenlaus (Myzotoxoptera tulipaella Theob.; Hom.) Müllkastenfliege (Hydrotaea dentipes FaH.; Dipt.) Ofenflschchen (Thermobia domestica Pack.; Apteryg.) Wresenstechmücken (Aedes caspius Pall. = A. dorsalis Meig. und A. vexans Meig.; Dipt.)

Nach geographischer Herkunft: Australischer Diebskäfer (Ptinus tectus Boieid.; Col.) Mittelmeerfruchtfliege (Ceratitis capitata Wied.; Dipt.) Pharaoameise (Monomorium pharaonis lVllayr.; Hym.) San Jose-Schildlaus (Quadraspidiotus = Aspidiotus perniciosus Comst.; Horn.)

Nach dem Effekt des Befalls: Beutelgallmilbe, Pockenmi:1be (Eriophyes vitis Nal.; Acar.) GummJiwickler (Laspeyresia = Grapholitha woeberiana Sch:i.ff.; Lep.) Drehherzmücke, Kohldrehherzmücke, Kräuselgallmücke (Contarinia nasturtii Kieff.; Col.) KalkbeiIllllilbe (Cnemidocoptes mutans Rob.; Acar.) Malariamücken, Fiebermücken (Anopheles-Arten; Dipt.) Papatacimücke (Phlebotomus papatasii Scop.; Dipt.)

Nach Färbung und Zeichnung: Gelbhalsmaus (Apodemus jlavicollis; Rodent.) Glanzfliegen (Phormia-Ari:en; Dipt.)

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Später entstandene deutsche Schädlingsnamen

Messingkäfer (Niptv,s hololev,cv,s Fald.; Co!.)

Rote Spinne (Metatetranychus ulmi Koch = Paratetranychus pilosus C. et. F.; Acar.)

Nach Besonderheiten des Körperbaus: AusternJSchildlaus, Deck.elschildlaus (Quadraspidiotv,s-Arlen; Horn.) Bärenspinner, weißer (Hyphantria cunea Drur.; Lep.) Derbrüssler (Bothynoderes punctiventris Genn.; Co!.) Dornspeckkäfer (Dermestes vulpinv,s F.; Col.) Dreikantmuschel, SchafklaumU'schel (Dreissensia polymorpha Pallas; Bivalv.} Kommaschildläuse (Lepidosaphis-Arten; Hom.) Kugelkäfer, Buckelkäfer (Gibbiv,m psylloides Czernp.; Co!.) Stachel.floh (Dasypsyllv,s gaUinv,Zae Dale; Aphanipt.) Vierhornkäfer (Gnathocerv,s cornv,tus F.; Co!.) WCi1lhandkrabbe (Eriocheir sinensis; Decapod.)

Nach Besonderheiten des Verhaltens: Kugelassel (ArmadilZidiv,m vv,lgare Latr.; Isop.) RückenschW'immer (Notonecta-Arten; Het.) Schmierlaus, Gern. (Phenacoccv,s aceris Ckll.; Hym.)

VierteslKapitel

Deutung der Schädlingsnamen, mundartliche und außerdeutsche Bezeichnungen Zu der Kapitelüberschrift sei folgendes bemerkt: Berücksichtigt sind hier nur solche ISchadtiere, die - von wenigen Ausnahmen abgesehen -, echte Vulgärnamen besitzen oder zumindest schon seit 1800 in der Fachliteratur mit deutschen Namen versehen waren. Wo sehr viele Namen vorhanden waren, haben wir nur eine kleine Auswahl von diesen gebracht, wo nur wenige da waren, haben wir sie in der Regel sämtlich wiedergegeben. Bei vielen der Namen ist, wie wir meinen, eine Er k 1 ä run g nicht mehr erforderlich und deshalb untel'iblieben. Bei manchen anderen war sie uns nicht möglich; da können wir nur hoffen, daß die Sprachforscher in enger Zusammenarbeit mit den Zoologen noch manches deuten werden, was für uns bisher undeutbar war. Es ist in vielen Fällen nicht leicht zu entscheiden, ob man einen Namen, der in der Fachliteratur irgendwo einmal aufgeführt, aber nicht häufig gebraucht wurde, ais mundartlichen Namen eingruppieren soll oder mcht. Die Q u elle n, aus denen uns die m und art 1 ich e n Na m e n zuflossen, waren in erster Linie die Antworten auf unsere an die Pflanzenschutzämter u. a. gerichtete Umfrage, sodann der D eu t s ehe W 0 r tat 1 a s, der aber bisher leider nur acht schädliche Tierarten berücksichtigt hat, die Kar t ei zum T i ern a m e n w ö r t erb u c h der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Berlin, und einige vorliegende S p e z ia 1 u n t e r s u c h u n gen, z. B. die von T h u r n her r, J. B ä u m er, H. K ö h 1 er, L. K 0 eh, L. M ü 11 er, L. P i a , A. S c hub e r t, Th. H. Sc h u h mac her, F. R. S tri c h h i r tBC h und E. Wer z. Diese Quellen erwiesen sich bei den einzelnen Schädlingsarten als sehr verschieden ergiebig. ]'\ür einige Arten ist wohl die Mehrzahl der Namen bereits erfaßt, für andere hingegen sicherlich nur ein kleiner: Bruchteil derselben. Die m und art 1 ich e n Na m e n sind zweifelsohne zum weitaus größten Teil schon mehrere hundert Jahre alt, und ihr wirkliches Alter läßt sich höchstens in !Ausnahmefällen genauer angeben. Würden

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Deutung der

Schädlingsn~n

wir, wie es oft bei den Buchnamen geschehen dst, durch zugefügte Sternchen oder Jahreszahlen in Klammern die Zeit ihres ersten Auftauchens in der Literatur kennzeichnen, so könnte das eine völlig falsche Vorstellung auslösen. Manche dieser mundartlichen Namen sind als niedergeschdebene Worte erst in einer der oben genannten Quellen, d. h. erst vor wenigen Jahren oden Jahrzehnten, ans Licht getreten, obwohl sie, wie gesagt, schon sehr lange dem deutschen Sprachschatz angehören dürften. Unter "ma." wurden in diesem Kapitel solche mundartlichen Namen aufgeführt, die in den M und art e n - Lex i k e n enthalten sind. Wir haben sie zum größten Teil aber nicht direkt aus diesen, sondern aus der Kartei zum deutschen Tiernamenwörterbuch entnommen. "Ma. heu t e" hingegen ken'l1lZeichnet die mundartlichen Bezeichnungen, welche uns auf unsere Umfrage hin freundlicherweise mitgeteilt wurden, von welchen also feststeht, daß sie heute noch in Gebrauch sind oder doch vor nicht 'langer Zeit noch verwendet wurden1. Wir haben die ma. Bezeichnungen n ich tin der Lau t s c h r i f t wiedergegeben, weil dies den philologisch nicht geschulten Leser verwirrt hätte und weil uns bei den "ma. heute"-Wörtern die Lautschrift in den meisten Fällen nicht zur Verfügung stand. Von den außerdeutschen Schädlingsnamen haben wir jedesmal nur einige von denen vermerkt, die wir fanden, ohne viel zu suchen. !Es gibt von ihnen weit mehr, als wir hier anführen konnten. Wer an ihnen interessiert ist, wird 'viele in dem Werk von iE. R 0 I la n d finden. An erster Stelle haben wir hier jeweils diejenigen genannt, die in der betreffenden 'Sprache u. W. heute am meisten gebraucht werden oder als "offiziell" anzusehen sind. Würmer (Vermes)

Das Es s i g ä 1 c h e n (Ang1Lillula aceti Ehrenb.). Dieses erstmalig :Ess~gfabrikation nach neuzeitl,ichen Schnellverfahren durchgeführt wird, sehr an Bedeutung eingebüßt. Früher schadete es dadureh, daß es sich vornehmlich von den Essigbakterien und den iExtraktstoffen des Malzes und der Hefe ernährte, vor allem aber dadurch, daß es durch seine ständigen Bewegungen die Bildung der "Essighaut" auf der Maische verhinderte. Auch den meisten Laien war noch um die Jahrhundertwende das 1 bis 2 mm 'lange, dünne, weißUehe Fadenwürmchen, das sich oft in großer Anzahl in dem vom Krämer gekauften Essig ilebhaft, aalförmig 1656 erwähnte Tier hat, seitdem die

1 Sicherlich werden auch von den übrigen ma.-Namen noch manche benutzt. Einige der Mundarten-Lexiken sind ja neuesten Datums, und der durch unsere Umfrage erfaßlle Personenkreis ist nur klein.

Würmer (Verrnes)

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schlängelnd umherbewegte, wohl bekannt. Man nannte es schon im 18. Jh. auch Aalwurm, Essigaale, Essichaal, Aaltierchen, Kleisteraale, Kleisterälchen und Kleister-Essigälchen (weil es offenbar auch in sauer geworden em Mehlkleister des öfteren gefunden wurde). franz.: anguille du vinigre, anguille du bled rachitique, anguille du faut (Argot) holl.: Azijnaaltje. Die an Nut z p f 1 a n zen 1 e ben den N e m a tod e n, die heute den Pflanzenärzten viel Sorge machen, sind meist erst in den letzten Jahrzehnten entdeckt und genauer studiert worden. Einige von ihnen z.B. das iW ei zen ä 1 ehe n (Anguina = Ditylenchus tritici Bauer), eng1.: ear rocldes eelworm, der R übe n n e m a tod e (Heterodera schachtii O. Schmidt), engl.: beet and potato eelworm franz.: anguillule de la betterave span.: anguilula de la remolacha ital.: anguillula della barbabietola holl.: Bie1lenaaltje oder Bietencystenaaltje, und das S te n gel ä 1 ehe n (Ditylenchus dipsaci Kühn Fil.), engl.: stern eelW\Olm, bulb eelworm franz.: anguillule des tiges span.: an,guilula deI tallo ital.: anguillula delle piante erbacee hoU.: Stengelaatlje, trugen schon in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ihre jetzigen Namen. Diese sind aber ebenso wie die später hinzugekommenen noch keine echten Vulgärnamen, sondern nur Buchnamen, die nach den befallenen Pflanzen, z. B. Erd be e r ä 1 ehe n (Aphelenchus jragariae Ri~Bos) engl.: leat and bud eelworm, strawberry eelworm franz.: anguillule du fraisier span.: angudlula deI fresal ital.: anguillula della fragola holl.: Aardbezieaaltje, Aardbeibladaaltje. nach Pflanzenorganen, z. B. W u r z el ä 1 ehe n , Heterodera marioni Cornu H. radicicola Müller, engl.: root knot eelworm franz.: anguillule des racines span.: anguilula de la raäz ital.: anguHlula delle radici holl.: Wortelaaltje oder Wortelknobbelaaltje, oder nach ihrer, Wirkung auf die Pflanzen (z. B. S t 0 c k ä !l ehe n = Stengelälchen) von Fachleuten gebi'ldet wurden. Diese Wirkung auf die Pflanzen war in einigen Fällen auch dem Prakt,iker schon seit

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Deutun.g der Schädlingsnamen

langem bekannt und von ihm mit besonderen Namen belegt worden (vgl. S. 31). Weichtiere (Mollusca) Mus ehe I n (B i val via) Die S chi f f s b 0 h r mus ehe 1 (Teredo navalis L. und verwandte Arten), die schon den alten Grieclten und Römern wegen ihrer zerstörenden Tätigkeit an allen dm Meerwasser befindlichen Hölzern von Schiffen, Landebrücken, Stützpfählen, Sieltoren, Docks usw. viel zu schaffen machte, wurde erstmalig im Jahre 1733 von dem holländischen Arzt Gottfried SeIl als Muschel erkannt. Vorher (und in Laienkreisen auch später noch) hielt man sie allgemein für einen Wurm, und das !ist bei der langgestreckten Körperform des Tieres und der weitgehenden Rückbildung ihrer Kalkschaien auch nicht verwunderlich. Der sehr gefürchtete Schädling wurde schon zu Beginn des 18. Jh. auch bezeichnet als KupferwuTm (weil man sich gegen den Befall durch Kupferbeschlag der Schiffe zu schützen suchte) und als Köcherwurm (odeI1 KokerwoTm, weil die Bohrgänge, in denen das Tier lebt oder gelebt hatte, köcherartig und mit einer ziem'lich festen, deutlich erkennbaren Kalkauskleidung versehen sind). Die meisten anderen deutschen und außerdeutschen Namen bedürfen keiner ,Erklärung. Wir nennen von dhnen: Bohrmuschel, holländischer Bohrwurm, Holzbohrer, Holzfresser, HolzWUTm, Holzschiffsbohrer, Pfahlmuschel, Pfahlwurm und Schiffsbohrwurm. T e t z n e r (1826) gebraucht die Bezeichnung Darmröhre. Sehr aUe Namen sind: Windelken und wintwoTm (mhd.). engi.: shipW'orrn, ship-piercer franz.: taret, ver taret, ver tariere ita:l.: bntnla span.: broma

holl.: Boonnossel, Zeeworm, Zeehoutworm, Paalworm, Houtworm, Houtvreeter, Kokerw'orm~ Boorworm dän.: paelworm, Skiborm, Jaegteorn, Paelorm, Bolwaerkorm schwed.: Palmask, Skepsmask nonv.: 'Draernakk.

S c h n eck e n ~G ast r 0 p 0 d a) Die Na c k t s eh n eck e n (iLimacidae), von denen elruge Arten der Gattungen Deroceras, Limax und Arion durch ihr:en Fraß beträchtliche Schäden anrichten können, besitzen im Gegensatz zu den Geh ä u s e - oder S c h n i r k eis c h n eck e n kein Haus, aber eine als Schild bezeichnete glatte Partie am ruicken. Sie wirken stark fetthaUig und ekelerregend, erinnern an große Egel oder an Hirnsubstanz, zeigen sich vomehmlich. bei feuchtem Wetter (Tauwetter) und sind nicht eßbar. Diese Angaben erklären viele der unten angegebenen ma.

Weichtiel1e (Mollusca)

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Bezeichnungen und auch die folgenden LBuchnamen: Egelschnecke, Rotzschnecke, Schildschnecke, Judenschnecke (für alle nicht eßbaren Arten) und Theerschnecke {weil die Tiere zuweilen von Fuhrleuten der "Wagenschmiere", zur Streckung derselben, beigemischt wurden). Auf den Schadfraß beziehen sich Saatschnecke und Roggenschnecke, und von Aufenthaltsstelien sind hergeleitet: Wechwurm, Wegeschnecke, Erdschnecke, Ackerschnecke, Heideschnecke, Gartenschnecke, Feldschnecke, Wiesenschnecke und Grasschnecke (vgl. Leu c h s). Ma.: Puschschnecka (Altvatergebiet), Tauw-Schnegg, Speck-Schnegg, Speck-MockZi, Ägle, Chrut-Schnegg (schweiz.), Tauschnecke (sch,wäb.), Hirnschnögga, Hirnschnegg, Juden-Schnögga (tirol.), Naakdsnigge (Niedersachs.), Salatschnecke (schwäb.). Ma. heute: Schnergel (Ruhrgebiet), Rotzviecher (Kr. Biberach), Schniggen (Kr. Lübbecke), Schneele (Amsberg), Snäi (Helgoland), Deiwelschneck (Saargebiet) .. holl.: Naaktslakken Die IK e ill e r s c h n eck e (Limax maximus cinereus L.), die sich gern ä.n Vorratskellern einfindet, dort durch Fraß an Lebensmitteln schädlieh wird, eine Vorliebe mir Bier zu haben scheint - man kann sie in Schalen mit abgestandenem Bier fangen - und grau gefleckt ist, wurde in der älteren ,Fachliteratur auch als Große oder Gefleckte Egelschnecke und als KeUerigel bezeichnet. Ma.: ChelZer-Schnegg (schweiz.), Grauer Schnegel (nass.), Bierigel (tirol.). Ma. heu te: Nacktschnecke (Ulm) , Snirg (:Aurich), Schnaol (Trier), Schnägel (Kr. Nidda), Kartoffelschnecke (Dortmund), Sülteprat Wehmarn). eng!.. great slug, spotted garden slug holl.: Kelderslak dän.: Kaeldersnegle Die W ein b erg s eh n eck e (Helix pomatia L.), die ein Gehäuse mit Deckel besitzt, größer ist als die gewöhnlichen Gartenschnirkelschnecken und viel in Weingärten gefunden wird, gaU seit jeher als Delikatesse und mußte dort, wo sie knapp war, den "Herrschaften" vorbehalten bleiben, .llige bloedluis

Die M eh I i g e K 0 h I bl a t t lau s (Brevicoryne brassicae L.) wird als KohlblattZaus, Kohllaus und Kohlneffe schon im 18. Jh. erwähnt. Echte Vulgärnamen scheint sie jedoch nicht zu haben; ebensolange bekannt sind auch zwei von den gallenerzeugenden Läusen, und zwar die Ta n n eng a ll ä u s e (Adelgidae oder Chermesidae) unte!' den Namen Tannenläuse oder Tannesaug'er, sowie die an den Blattstielen von Pappeln häufig auftretenden und dort eigenartige beutelförmige Wucherungen hervorrufenden, stark Wachs ausscheidenden Pa p p el g a 11 e n 1 ä u se (Pemphigus bursarius L. u. a. Arten) untel1 den Namen BeutelZaus, Beutelwurm, Beutelblattlaus, Schwarzaspen-Blattlaus, Pappel-Gallenlaus, Sackblattlaus der Pappel und Wollaus. Blattsauger (Psyllidae) Unter diesem Namen waren die Tiere schon im 18. Jh. bekannt. Ihres Sprungvermögens wegen wul'den sie später in Anlehnung an die wissenschaftliche Bezeichnung sehr oft auch Blattflöhe und seltener Springläuse genannt. Da man sah, daß sie den Blattläusen ähnlich sind, sich .abel1 doch! in manchen Punkten von diesen unterscheiden, nannte man sie auch Bastard- oder After-Blattläuse. Ma. heu te: Blatthopser {Kr. Villingen). eng!.: jumping plant-lice, chermes, bug (z. B. elm-bug, fir-bug, birchi-bug, mettle-bug, willow-bug, maple-bug), treehopper franz.: chermes, kermes, le faux puceron, psylle, le moucheron-sauteur hoIl.: Bladvloo, Bladzuigertje, Bastard-plantluis, Bladmot

dän.: Bladsueren schwed.: Blomfly

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Deutung der Schädlingsnamen

Zikaden (Auchenorrhyncha), deren auffälligstes Charakteristikum. die Zirptöne sind, wurden derentwegen mit den Heimchen und Grillen in Zusammenhang gebracht und im 18. Jh. ,als Baumheime, Baumheimchen, BaumgriUen, Singfliegen, Singzirpen und Heuschreckengrillen benannt (vgl. S. 62). engl.: balm-cricket, leafhopper franz.: la cigale, les chanteuses ital.: cicala span.: cigarra, chicharra port.: cigarra holl.: Cicade, Ciigale, Boomkrekel, Liereman, Lierdraayer dän.: Hoefkraekke schW'ed.: Strit

Von den einzelnen Zikadenarten dst wohl am volkstümlichsten die Wie sen s c hau m z i k ade (Philaenus spumarius L. u. a.). Dieses Tier war und ist wegen der von seinen Larven erzeugten Schaumflöckchen ("K u c k u c k s pe ich e 1" - vgl. 6. Kap.) weithin bekannt, und die meisten seiner Namen ~iehen sich verständlicherweise auf diese Schaumerzeugung: Schaumwurm, GäschtwUTm, Speywurm, Gäschtzikade, Gäschtheuschrecke, Geifertierchen, Speichelthierchen, Schaumfliege, Schaumzirpe, Schaumthierchen, Weidenschaumzikade. Da das Tier zu springen verm,ag unrl in der Größe zwischen dem Floh und der Heuschrecke steht, nannte man es auch Flohheuschrecke oder Hettschreckenfloh. Weiterhin fanden wir Saugwurm und Schpringarle. Moa. heu t'e: e Dierche im Sputz (Sa,argeb.), Schaumzirp (Rhid.-Pfalz). engl.: cuckoo-spit-insect, frog-hopper, meadow spittle bug', froth-worm, ftealocust franz.: cicadella ecumause, cigale bedande, cigale de l'ecume (du gramen), proi-cigale, fauterelle puce ital.: cigala dello' sputo, sputacchina span.: cigarra de la espUtna, cigarra espumoso, cercopido espumoso port.: cigarra da espuma holl.: Schuimcicade, Schuimbeestje, Springhaanvloo dän.: Skumkree, Skumkraeg, Skumorm, Skumdyr, Fraader, Hoefkraekloppe schW'ed.: Spottare

Die heute vielfach als Lauer bezeichnete an Reben schädlich werdende Art Tibicen haematodes Scop. wurde vor etwa 100 Jahren vielfach Weinzwirner oder Weinzürner genannt. Ihr Ton gleicht dem einer kleinen Kinderrätsche. Schildläuse (Coccoidea)

Die meisten dieser morphologisch und biologisch höchst eigenartigen Tiere sind durch die Ausbildung eines Rückenschildes bei den Weibchen am stärksten gekennzeichnet und deshalb auch nach diesen sowie nach der besonderen Form desselben benannt: Austern- oder Deckelschild-

Hautflügler (Hymenoptera)

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läuse (Quadraspidiotus-Arten), Schildwanzen, Muschelinsekten, Schildträger, Miesmuschelschildlaus (oder -schildträger, Chinonaspis salicis Sign. - heute W e [ den s chi I dIa u s), Kommaschildläuse (Lepidosaphes-Arten) u. a. Der im 18. Jh. schon gebrauchte Name SchildlausFliege läßt uns erkennen, daß man damals bereits über das Flugvermögen einiger Formen unterrichtet war. Ma. heu te: Tremerlüs (Fehmarn). engl.: coccus, shielded louse, scale-insect franz.: coch.enille5 ital.: cocciniglia span.: coch.inilla port.: coch.inilla hall.: Schildluis dän.: Skioldluus, MuskeIinsect schw,ed.: Färgkröp, Söldlus Abweichend in Bau und Lebensweise sind die M 0 t t e n s chi 1 d I ä u s e (A 1 eu rod i d a e). Sie werden auch heute noch oft einfach als Mottenläuse oder als Weiße Fliegen (im Gegensatz zu den "Schwarzen FJ.iegen" - vgl. S. 191) bezeichnet, weil sie flugfähig und am ganzen Körper mit weißen Schuppen bedeckt sind. Ein älterer Name für sie (aus dem Anfang des 19. Jh.s) ist Schaben-Blattläuse. engl.: whitefly, moth-blight holl.: Witte Vliegen span.: mosca blanca Hautflügler (Hymenoptera)

Die Namen einiger hierher gehörender Familien oder größerer Gruppen (Bienen, Wespen, Hummeln, Ameisen und auch Schlupfwespen) sind dem Laien durchaus geläufig. Einen die ganze überaus artenreiche Ordnung umfassenden Vulgärnamen gibt es jedoch bisher nicht. Die Entomologen verwendeten die Durchsichtigkeit (Häutigkeit) und deutlich erkennbare Aderung der vier Flügel als Benennungsmotive und nannten die Tiere zunächst meist Aderjlügler und später bei ihrem heutigen Namen. Am eis e n (F 0 r m i eid a e) Die Ameisen sind, da sie fast übel1all und meistens in Massen vorkommen, auch für den, der sich wenig mit Naturbeobachtung abgibt, 5 C 0 ehe n i 11 e und K e r m e s sind uralte Namen für rote, aus dem Weibchen bestimmter Schildlausarten gewonnene Farbstoffe und auch für diese wirtschaftlich ausgenutzten Tiere selbst. Die alten Griechen nannten sie K 0 k k 0 S (= Beere), hielten sie also für pflanzliche Gebilde. Die Inder bezeichneten sie als K r m i ja, was soviel wie "W u r m" bedeutet Wld aus dem sich K er m e s entwickelt hat. (Näheres siehe bei PaxA r n d t: Die Rohstoffe des TietTeichs, Berlin 1929-1933.)

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Deutung der Schädlingsnamen

nicht zu übersehen und seit jeher jedem vertraut. Daß sie zu den Hautflüglern gehören, weiß der einfache Mann in der Regel aber nicht, und daß es neben den meist zu beob.achtenden ungeflügelten auch geflü~ gelte Stadien gibt, ist ihm gewöhnHch unbekannt. Es gibt aber Aus~ nahmen. In den ma. Namen Mieg-imm wird die Ameise den Bienen zugeordnet, Omaisakkenik (Ameisenkönig) wird nur für die geflügelten Ameisen gebraucht. Eine Wetterregel lautet: Wenn Ameisensäulen in der Luft stehen, bedeutet das Regen.

Die Zahl der mundartlichen Namen für ,Am'eisen ist erstaunlich groß. Im Deutschen Wortatlas sind über 1500 'von ihnen verzeichnet (vgl. auch A. S eh u b e r t und F. R. S tri c h h i r t s eh). Die meisten derselben sind hergeleitet von der Fähigkeit der Tiere, durch ein ätzendes Sekret aus Hinterleibsdrüsen Angriffe abzuwehren. Das Gift dieser Drüsen wird dem Angreifer von den K not e n a m eis e n (Mymicinae), bei denen der sog. Hinterleibsstiel von zwei knotenförmigen Segmenten gebildet ist, mit Hilfe eines, allerdings nicht immer funktionsfähigen Wehrstachels (wie bei den Bienen, Wespen und Hummeln), von den D r ü sen am eis e n (Formicinae) durch einfaches Ausspritzen (oft nach vorausgegangenem Biß in die Haut) beigebracht. Dieses Giftausscheiden wurde und wird von La-ien meistens dem Harnen gleichgesetzt und ,führte zu einer geradezu Abscheu erregenden Fülle verschiedener ma. Namen von der Art wie Angeseicher, Mieg(h)em(m)el, Mieg(h)am(m)el, Miegimmel, Meichhameke, Miegam(p)e(l), Mieghermken, Mier(e), Pismeige, Pisshamke, Pissmir(d)e, Sechwanze, Seigemse, Pissebutt, Seichmetz, Miger und Meeg-katt.

rAuf das Beißen oder Stechen und die Wirkung des Giftes beziehen sich: Brennemchen, Kneipamse, Stechassel, Zwicker, Zwickamse, Ambeisse, Klammer, Klammerhaken, Hosenklemmer u. a. Auf die VorHebe der Ameisen für Süßigkeiten sind zurückzuführen: Honigdieb, Zuckerehmken u. a.

Die meisten übrigen Namen sind Abwandlungen des ahd. ameiza. Genannt seien als Beispiele dafür: Abeisse, AmisseI, Ehmchen, Emsen, Hormeise, Imse, Omeysz(1551), Ohmies, Omse (Altvaterland nach K. Ha r z), Uhrmeis, Wäomesse, Würmäsen, Ampel, Hampel, Amete, Emete, Emmes, Emeke, Amois u. a. Einige weitere sind als Zweitnamen und z. T. sicherlich als scherzhafte gemeint oder aus der Kindersprache kommend zu werten, z. B. Antermanter, Schwarze Soldaten, Timtampen, manche andere, z. B. Hannepieten, vermögen wir nicht zu deuten. Die Ameisennester werden seit jeher als Am eis e n hau f e n bezeichnet, und bei den meisten von ihnen liegt ja auch eine Anhäufung von -Erde, Tannennadeln u. a. vor. Die Ameisenpuppen werden heute noch Ameisen:eier genannt, obwohl schon Ed. King (1666) und

Hautflügler

(Hymenopter~l)

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Leu wen h 0 e k (1730) sie als Ruhestadium ~n der Entwicklung der Tiere erkannt hatten. Ma. heu te: Ennerbansk (Helgoland), Kledda u. Alameise (Schwäb. Oberland), Hämske (Ostpreußen), Miechenken (Vierlanden), Ammiegen, Ammieger und Miegammen (Südholstein), Ämetze (Saargeb.), Omeseek u. Seckomes (Aachen....Eschweiler), Zeckomes (Kr. Düren), Empte u. Emte (Niederrh.), Miegimken (Oldenbug.), Bäramsle (Kt. Baselland), Ambeitzgi und Hambeitzgi (Kt. Zürich), Wurmsle (Schaffhausen), Migkomels (Wesermarsch. unterhalb Bremen, auch rechtsseitig), Migepatschen (Stade), Askaren (Ülzen), Milchhämelken (Nienburg), Iemeken (Hoya), Mieren (Mecklenburg), Pissmiere (Rostock), Seechamsel tGrimma/Sachsen, war vor 40 Jahren üblich, aber verpönt, heute noch?), Emenz (Baumholder), Ambissele (Mainz), Sechumessen und Ribessen (WUtlich), Metzen (Trier), Müschelnten (Kr. Büren, Westf.), Miereems (Fehmarn - sie lüpern hin und her und bilden einen Mierreep oder Miereemel n. P. Wie per t), Emenze u. Emes (Nordbaden), Moigeimecken (Kr. Lübbecke), Miogampel (Kr. Warburg), Miegampel oder Mieghampke (Münsterland), Muichampeln (Arnsberg), Hampitte! (Ruhrgeb.). engl.: ant, pissmire, enunet

kelt.: myr

span.: hormige (Geflügelte Ameise aluda) holl.: Mieren schwed.: Myra dän.: Myre, Pismyre, Angel Die einzelnen Ameisenarten werden vom Volke 1m allgemeinen nicht unterschieden. Echte Vulgär- und mundartliche Namen gibt es in größerer Anzahl nur für die R i e sen a m eis e (Camponotus herculaneus L.). Sie fällt durch ihre Gr:öße aus dem Rahmen des Gewohnten und wurde wohl deswegen immer wieder mit einem Pferd oder einem Bär in Beziehung gebracht. In der Literatur des 18. Jhs. heißt sie auch Roßameise, Pferdeameise, Große Ameise, Große Bau(m)ameise, Holzfliege, Holzameise, Stockameise (wegen des Vorkommens in Baumstubben u. a. Holz). Ma.: Rus-emsel (thür.). Radsemodse (Wetzlar), Sprickampelte, Perreampelte, Paampeten, Sprockampelte, Sprockhampke (westf.), Waldrapp, Waldhengst, Waldheist, Klupere (schweiz. - klupen = kneifen), Meerhämmel, Pferdeseichamelte (rhein.), Reiterameise, Ritterems, Ameisenritter (elsäß.), Bieruemes (siebenb.-sächs., Franzose (bad.), Pagemk, Paampeten, Barämk {altmärk. = Pferde- bzw. Bärameise), Baromse (Altvaterland nach K. Ha r z), Klamme (Vorarlberg), Klammhaben (sch.wäb. "Im Lautertal be-

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Deutung der Schädlingsnamen

sprechen die Kinder eine geschälte Rute, legen sie in den Haufen der Kl. und rufen Klemmer, Klemmer, gib du mir einen sauren Wein, hernach gib ich Dir einen süßen - nach einer Länge von fünf Vaterunsern nehmen sie die Rute heraus und lecken sie ab"). Ma. heu t e: für große Waldameisen, z. B. T. rufa, Chlammere (Kt. Zürich), Klemmer (Schwäb. Alb u. Oberland), Bäromes(se) (Kr. Düren), Bäromes(Eifel). glriech.: hippomyrmex (= Pferdeameise) engi.: carpenter ant, horse ant franz.: fourmi des bois span.: gran horm~ga carpintera ital.: camponota ercole holl.: Miere

Die Weg a m ,e i sen (Lasius-1Arten) legen ihre Erdnester bevorzugt auf festen Gartenwegen, zwischen dem Kleinpflaster der Bürgersteige oder in Steingärten an. Sie dringen nicht selten in Wohnungen ein, um dort ,an zuckerihaltigen Lebensmitteln zu fressen. Sie sind dunkel gefärbt und erscheinen dem unbewaffneten Auge auf hellem Untergrund schwarz. Lasius brunneus nistet oft auch in den Häusern und zwar gern in morschen Holzteilen im Untevdielenhoh'lraum. Diese Angaben reichen aus zur Erklärung der folgenden uns bekannt gewordenen deutschen Namen: Holzameise, Gartenameise, Trauerameise (0 k e n 1835) und Mauerameise ("weil sie ihre Nester bloß aus Erde bauen"). Ma.: Apitschen und Migemelken (hannov.), Pissmiere (Bornum), Seechemese (Köthen), Miechening (pornm.), Miämchen (thür.), Ackerhemske, Zuckermiere, sv art Mir, Negereemke. engI.:black ant holl.: Zwarte Mieren eng!.: little red ant, tiny red ant, Pharao's ant

Auffällig ist, daß Camponotus, der heute nicht häufig ist, so viele Vulgärnamen besitzt, während die in Hausnähe überal'l massenhaft auftretenden und häufig lästigen Lasius-Arlten im Sprachgebrauch nur wenig Beachtung gefunden haben. Wir dürfen wohl daraus folgern, daß früher der erstgenannte viel häufiger und die zweitgenannten seltener gewesen sind als heute, und als Erklärung dafür ließe sich anführen, daß früher in den Wäldern tote, umgefallene Baumstämme und an den Häusern nicht imprägnierte Ho'lzpfosten (als Brutstätten für Camponotus) häufiger als heute waren, wohingegen den Lasius-Arten die begehrten Gartenwege, Bürgersteigpflaster und Steingartenanlagen viel seltener zur Verfügqng standen. Camponotus ist ein Kulturflüchter, die Lasius-iArten sind Kulturfolger. Die Ras e n a m eis e (Tetramorium caespitum L.), die ihre hügelförmigen Nester gern auf Grasflächen anlegt, trug diesen Namen zu-

Hautflügler (Hymenoptera)

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mindest schon 1781. Sie heißt im Engl. pavement ant und turf ant, eine Bez,eichnung, die besser für die Lasius-Arten paßt. Ma.: Betz-ämäse (Spessart). Die P h ara 0 a m eis e (Monomorium pharaonis L.) ist erst in den letzten Jahrzehnten durch ihr hamnäckiges Auftreten in großen Krankenhäusern bei uns den Zoologen und Hygienikern allgemein bekannt geworden. Sie fand in unseren Breiten die Möglichkeit, sich einzunisten und zu entwickeln erst nach Einführung der Zentralheizung (vor allem der Fernheizung). "Sie scheint ursprünglich in Ostindien als Diebsameise in den Nestern anderer Ameisen und Termiten gewohnt zu haben .... Linne weiß von ihrer Verbreitung nur ,habitat in Aegypto'. Um so merkwürdiger ist es, daß er ihr einen so treffenden Namen gab, der an die kleinen und doch so schweren Plagen erinnert, mit denen Gott einst Pharao schlug" (Was man n 1934l. franz.: petit fourmi rouge, fourmi de Pharaon holl.: Pharaomier span.: hormiga Fa I t e n wes pe n (V e s pi d a e) u. a. Dieser Namen ist sicherlich von einem Entomologen geprägt und nimmt darauf Bezug, daß die Tiere iihre Flügel, wenn sie nicht gebraucht werden, in Längsrichtung zusammenfalten. Die Vesp1den werden im Schrifttum des 18. Jh. oft als Zellwespen oder Zellenwespen und in dem des 19. Jh. auch als Papierwespen, Pappwespen und Dachwespen bezeichnet, weil sie manchmal auf Dachböden Nester mit Waben und ZeHen aus einem selbsthergesteHten papierartigen Stoff bauen. Aber auch diese Namen sind, ebenso wie die für einzelne Arten g·ebrauchten (z.lJ3. Feldwespe oder französische Papierwespe für Polistes gallicus L. und Erdwespe für Paravespula vulgaris L.) als Buchnamen zu werten. Die echten Vulgärnamen sind zum weitaus größten Teil von ahd. wefsa hergeleitet. Sie kommen ma. in großer Mannigfaltigkeit vor, z. iB. Webetze (thüring.), Wäschgi (Davos, Graubünden), Waspels (Moselfr.), Wispel (Jeverland), Wipsche (rhein.), Wesz, Wäschp, Weps und Wess (al tbayrisch-oberpfälzisch), W öpsa (tirol.), Weschbel (Straßbul'lg)., Mespel, Mespelter (rhein.), ferner MäspeZ, MeispeZ, QuispeZ, HespeZ, Wüps, Wefsi, WexeZ, Fesper, Sieht eine Wespe, die verirrt Wäste, Wapca, Wiwese, Web es Am Fenster auf- und niedersclJ.W'irrt, , Und treibt das arme Stacheltier Webesen, Wasse u. a. In eine Tute von Papier.

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Deutung dex Schädlingsriamen

Von den v,ielen son.stigen Namen, die wir in der Kartei zum Tiernamenwörterbuch fanden, seien die folgenden genannt: Darazal (Rotw.), Foich, Urre'ik, Horre'ik, gelbe Jüden, Seuer, Appelbie, Ängeln (Oberammergau), Bremme, Bremse, Bremsche, Brims, Brinz, Brummel u. Brümsche (rhein.), Hornessl (Lohr am Main), Raubwespen, Hörnsel (Sonneberger Gegend), Gang(e)l (tirol.), Heckere (Zürich, St. Gallen von hecken = stechen), Hermes, Hirnschiesser (auch für Hornisse), Höcklingsvogel (Rotw. - bayr. - östev.: höcken = stechen), Horwespel, Hulais, Hünspel, Jiddel (auch , Jirrel, Jietel, Jittling - Diminutiv-- ---, formen von Jude), Knose, Löres ~GeHkirchen, Puffendorf), Ang'l und Angeler (für. wespenartige Tiere verschiedener Art - angeln = stechen), Bapsche, Capse, Bassbiene, Birnenbrömsch, Birnenwespe, Brömes, Brümmerling (rotw.), Drissbeie ("auch eine Art gelber Wespen, die sich an Der Willi spielt mdt seiner Zehe, Aborten finden", waihrscheinlich Die Wespe lauert in der Nähe. Scatopse) Stäk-imme und Quicksterzlein und Wispel, Wepse, Web se, Wefse, Weffze. Ma. heu te: Wepse (Fehmarn, Württ., Schwab.Oberland), Wispel (Aurich, Nordbaden), Hunniprekel (Fehmarn), Weps (Nied.Bayern), Wefzke, Wefzge u. Wefzg (Württ.), Wefze (Heilbronn), Wefza (Schwarzwald), Wausen u. Wippen (Kappeln/Sch1.Holst.), Jiddel (SchI.Holst.), Weschp (Saargeb. - Die Weschp hat mich geongelt = gestochen), Messpel, Hüreess, Hores u. Mürmäspel (Aachen), Wäas u. Vesper (Kr. Erkelenz), Wüpse (Kr. Warburg), Wirpschen u. Wispe (Ruhrgeb.), HOTnessel (Landau, Horchheim), Hornissel (Mainz), Angler (Horchheim), Beien (Saarburg), Wespeln (Wittlich). lat.: vespa engI.: wasp. yellow jacket; alt. wapse; agls. waeps franz.: guepe; alt. gravoule, vespo span.: aviJspa, abispa, vespido portug.: vespa ital.: vespa; Venez. brespa holl.: Wesp. dän.: Ginding, Stikhvepser, Gedehams, Harns, Hveps, Gieding, Geddehams norw.: Zvep schwed.: GetJ:ing, Vespa; alt Festing Die Ho rn iss e (Vespa crabTo L.) wurde und wird auch von seiten der Laien wohl überall und immer von den übrigen Faltenwespen unterschieden. Über ihre sehr alten Namen ist auf S.105 das not"

Hautflü.gler (Hymenoptera)

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wendige gesagt. Manche von diesen, z. B. Hornke, Hornse, Hornte, Hornitz, HörZitz, Horneiss und Hurnaus, wurden im Schrifttum des

18. Jh. noch viel gebraucht: Ma.: Hormten u. Hodm (Versmold)" Hommken (Bockhorst b. Halle), Houern (Senne), Hurnauss (bayr.), Hornessel (Koburg), Hirmesen (hess.), Hornaus'n ~Südtirol), Hurniss, Hurnauss (Nordtirol), Hurnuss t(iLuzern}, Hornissel (Schiller: Räuber II, 3, aber in Tell IV, 3 Hornisse). Im Pfälzischen wird mit Hornessel oder Hornesz die gemeine Wespe, aber mit Wefze die Hornisse bezeichnet. Die Hornissen werden sehr häufig mit P f erde n i n Z usa m • m e n ha n g ge b ra eh t, in einzelnen FäHen auch mit der Kuh (z. B. Kuhbiest, Kuhzwicker und Keowespe). Im westf. "Plattdüitsk" heißen sie heute noch allgemein Piärdewespen oder Piärdewepsen, früher Pagenstieker (zu mhd. page = Pferd). In der älteren Fachliteratur :fanden wir die Namen: Pferde-Hornisse, Pferdestecher (letzterer oft auch für Stomoxys cakitrans gebraucht). Von den diesbezüglichen ma. Namen seien hier die folgenden wiedergegeben: Perwäpsch, Pferdshorkel, Pferdshornisse, Pferdshornte, Pferdshörnzel, Pferdshünzel, Pferdshurschel, Pferdewibel, Roßtöter, Roswespel, Gäulwespe, Roßfliege, Gailswuermse, Roßhummel, Rosskäfer, Rosswiekl, Pferdestecher, Pferdewispel, Pärwespen, Perjiddel, Perwöps, Pearre-Wiepske, Pferdbeie, Pferdbibbel, Pferdshonees, Pferdshont(er), Pferdshänzel, Pferdshöttchen, Pferdsmespel{ter), Pferdmopsel, Pferdswursch(tel), Pfersbrumel, Pferdsquispel(e), Rosdwesb, Roschelbabsche, Pferdswuble, Perswurtel, Perswotel, Perhaniken, Piawesm, Persteker, Pjerdsimme, Pferdstarter, Pferdsurschel, Pferdswurtel, Pferdshorkel, Patsim, Patshummel und: Rossmörder.

Weit verbreitet ist eHe lAnsicht, eine bestimmte Anzahl von Hornissenstich.en könne ein Pferd töten. Diese Zahl ist in Westfalen (wenigstens stellenweise) die böse Sieben, sonst aber meist die Neun. Den Volksglaube nahm auch an, das Tier verfüge über neun Stacheln (= Angeln), könne also insgesamt neunmal stechen, und wenn es das bei ein und demselben Pfel'de tue, so müsse dieses sterben. Von den Namen, denen dieser Volksglaube zugrunde liegt, seien genannt: Neunangel, Nünangel, Neinangel, Neineger, Neuntöter (Donaumoos, wohl durch Pfälzer Kolonisten dorthingebracht), Neunmörder, Negenmörder und Niägenmörder. Dazu ist folgendes zu sagen: Wie die übrigen Faltenwespen und die Bienen greifen auch Hornissen nur dann an, wenn sie sich oder ihr Nest bedroht fühlen, und dabei machen sie zwischen Pferden und anderen großen Säugetieren und Menschen wohl keinen Unterschied. Daß gerade Pferde als Opfer dieser Angriffe so oft genannt werden und es wohl auch sind, dürfte so zu erklären sein: Die Pferde werden oft in tArbeitspausen an einen Baum angebunden, besonders häufig

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Deutung der Schädlingsnamen

an einen der einzeln oder in kleinen Gruppen stehenden, alten Gemarkungs . .ürenz~äume. Wenn sich nun, wlie es leicht der Fall sein kann, in einem Hohlraum dieses Baumes ein Hornissennest befindet und die br,aven Zugtiere sich gar noch aus Langeweile an dem Baum scheuern oder von ihm Blätter ,abfressen, so reizt das die Hornissen zum Stechen - es ist kein Angriff sondern eine Verteidigung. Das arme Pferd kann sich nicht selbst befreien, schlägt wild um sich und provoziert dadurch weitere Einstiche. Von dem S ta ehe I und der S t ich t ä t i g k e i t sind hergeleitet: Böses Flieg'l (Drautal), Angeler, Stechwespe und wohl auch die Bezeichnungen Bremse, Breme, Bremmer, Bremsche, Breem USW., Gelse (vgl. S. 77), Biesfliege, Bisswurm ('vgl. S. 314), und Keilhacker (vgl. S. 314). Bei Otterkopf und Schlangenkopf haben wahrscheinlich die Giftigkeit und die !intensive braun-gelbe Bezeichnung Pate gestanden. Auf die stattliche Größe der Tiere beziehen sich: deck Hornisse, dick Wesbel, grote Wespe, Hornissenkönig u. a. lAus der Füne der sonstigen Namen, die von der Kartei zum "Deutschen Tiernamenwörterbuch" bisher erfaßt sind (vgl. auch F. R. S tri c h h ir t sc h), seien, um die Mannigfaltigkeit der Benennung des allbekannten und verhaßten Tieres darzutun, noch die foigenden aufgeführt: Froise, Kolbenftiege, Kobis, Fasbei, Hummeleher, Bumbl (Etschtal), Bumbela, Graug'n (Wälschtirol), Amke, Anneken, Antje, Barthornisse, Baumesel, Bless, Bongar (slowak.?), Brummel, Brummete, Dar, Dornt, Bummel, FüulIetz, Gehirnsner, Knoll, Knolle Mummel, Nisseker, Nisser, Nissknotscher, Gurlese, Hemerken, Hangarsch, Hirnser, Hornauge, Hornaffe, Hornisse, Horngeissel, Kolbenfliege, gaal Been (= gelbe Biene), Beie (hier und da an der Sauer), Fassbeie (Malmedy), Wispel (Senne), Bumbl CEtschtal) , Bollhänke (Vest Recklinghausen) und Spannagel {auch Spanniil). Von dem letzteren, der nach J. L. Fr i sc h in der Mark Br.andenburg gebräuchHch war, sagt dieser Autor, er sei "ein Gleichnis und Hyperbol von einem fingerdicken Nagel der Bauern, den sie an dem Wagen gebrauchen, wie Deichsel-Nagel und andere". Ma. heu te: Hirlitze (Sch1es.), Hornsje (Dresden), Giftbrümmse u. Markstieper (Fehmarn), Piärewepse u. Piärehnchen(Münsterland), Peerwespe (Kr. Warburg), Päedshüress (Aachen), Gäulswespe (Kr. Nidda) , Hörnt je (Aurich, O1denbg.), Hörnkes u. Heuntjes (01 denbg.) , Hornatsch (Eifel u. Düren), Honndaestel (Landkr. Trier), Horneis (Stolberg b. Aachen) , Spannagel (Mark Brandenburg), Hummel (Oberfranken), Neinongel (Saargeb.), Neunangel (Landau, Saarburg), Neunangler (Horchheim, Kr. Worms), Neuntöter (Birkenfeld, Bad Mergentheim), Hornessel (Kreuznach), Hormesch u.

Hautflügler (Hymenoptera)

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Horpeß (Wittlich), Hoormösch (Trier), Hornissel ~Bamberg, Heilbronn, Ludwigsburg, Stuttgart). Hieressel (Öhringen), Hornausen (Ulm) , Hurausel CAalen), Horeisel (Herrenberg, Bag Mergentheim), Horeißel (Schwäb.-Hall), Horneißel (Crailsheim)" Horneisen (Stuttgart W.), Hornausel, Hurnausel, Hureisel u. Horreisel (Schwäb.-Gmünd), Hurnause (Göppingen). engl.: hornet-fly, great waspel, hornet, giant hornet; Südengl. horniele; agls. hirnitu Hyrnyt, hyrnet, hyrnete franz.: frelon gUepe-frelon; alt. bigar, froilon holl.: Hoornaar, HO!I"entje, Horrel ital.: calabrone, cavallochio, calauron, scaJabrone span.: avisp6n, abejon, tanarro?, abejarron portug.: vespao, abelhao, abesouro, bespao, tavao dän.: Gedehams, Gedde-Hams, Gillding, HUlense, Gieding, Paerebremse schwed.: Bolgeting lux.: Haraspel, Runn fläm.: dial. Hurzel, Heurzel, Heuzel mittelniederi.: honlete, hornse, hornsel, horsel, huersel, hursel Die R i es e n hol z wes p e (Urocerus = Sirex gigas L.) ist durch ihre Größe und gelbe Färbung recht auffällig und trug ihren heutigen deutschen Namen schon bei den Entomologen des 18. Jhs. Man nannte sie auch Schwanzwespe (wegen des langen Legestachels, den die Weibchen am Hinterleibsende tragen). Riesenwespe, Holzwipperwespe, gelbe Fichtenholzwespe und Fichtenwespe. engl.: pille wood wasp, pin borer, giant wood wasp - Larve: horn-tail franz.: sirex geant span.: ,serice gigante, sirex gigante holl. Sparrenhoutwesp, Dennenhoutwlesp Die BI aue Ho 'I z wes pe (Sirex ::, Paururus juvencus L.) trug um die Wende zum 18. Jh. die Namen Stahlblaue Holzwespe, Schwarzblaue Holzwespe, Kurzangelige Wespe, Kurzangel, Hauszerstörer und Eulen-Holzwespe. engl.: (steeI-) blue W'Ood-wasp franz. : sirex geant, sirex commun, sirex bouvillon span.: serice azul Der B ie n e n w 0 I f (Philanthus triangulum F.), der zu den Grabwespen oden Sphegiden gehört, ist mit diesem deutschen Namen gut gekennzeichnet, denn er greift Bienen raubgierig wie ein Wolf an. Leider benutzt man den gleichen Namen auch. heute vielfach noch für einen Käfen, der ebenfalls Bienen angreift, und zwar für den Gemeinen Bienenkäfer (Trichodes apiarius L.). Ein zweiter weniger gebräuchlicher Name, Bienenräuber, wird ebenfalls sowohl auf Ph. triangulum wie auch auf Tr. apiarius angewendet. Ein dritter nur für Philanthus frühen benutzter Name Holz-Raupentöter ist so wenig zutreffend, daß man auf ihn verzichten muß. holl.: Bijenwolf

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Deutung der Schädlingsnamen

Die B I a t t wes p e n , HaI m wes p e n, G a 11 wes p e n und Säg ewe s pe n sind unter diesen Namen heute wohl vielen an Schäd1ingsfragen interessierten Gärtnern" Forstleuten und Landwirten bekannt. Aber so weit wir feststellen konnten, besitzen sie sämtlich keine echten Vulgärnamen. Von den BI at t we s pe n (T e nt h red i n i da e) werden in der F,achliteratur des vorigen Jahrhunderts mehr oder weniger oft erwähnt: die Kohlrübenblattwespe (Athalia rosae L. = coZibri Chl1ist. = spinarum F.), die auch Raps-, Rübsen- oder Rübenblattwespe und Reps- oder Rapssägewespe genannt wurde, und deren Larven, die mit drei mehr oder weniger zusammenfließenden schwärzlichen Längsstreifen gezeichnet sind, bei den Engländern nigger hießen (im Gegensatz zu den "grünen Raupen" der Gammaeule). Ferner die Gel b e B i rn e n b 1 a t t wes pe (Neurotoma fiaviventris Retz.), auch Gespinst- oder Gesellige Blattwespe und die K i e f ern bus c h h 0 rn bl,a t t wes pe (früher auch Gemeine Kiefemblattwespe - Diprion pini L.), die büschelförmige Fühlen ("Hörner") besitzt. Die Larven der Blattwespen werden meistens als A f t e r rau p e n bezeichnet. Sie unterscheiden sich von den ähn'lichen Schmetterlingsraupen durch eine größere Anzahl von abdominalen Stummel- (oder After-)füßen. Von den Gal'lwespen (Cynipidae) werden schon im 18. Jh. erwähnt: die G e m ein e R 0 sen g a 11 wes p e (Rhodites rosae Gir.), auch Heckenrosen-Gallwespe, Rosengallen-Fliege und Rosenbohrer genannt, und die Ge m ein e Eie he n ga 11 wes pe (Diplolepis quercus-folii L.), als Eichenblatt-Gallwespe. 1835 ist die K n 0 p per n g a 11 wes p e (Andricus quercus calycis Burggds.) unter diesem Namen erwähnt. (Vgl. auch S. 353.) Die Larven der Cynipiden trugen meistens den Namen Galläpfel-Würmer. Die Säg ewe s p e n (eng!. saw-fly) verdanken ihren Namen dem Umstand, daß der LegestaChel der weiblichen Tiere als Säge gestaltet ist und verwendet wird. Die S c h war z e P f 1 a u m e n säg e wes p e (Hoplocampa minuta Christ = H. fulvicomis Klg.), die häufigste Ursache der "Wurmfäule" der jungen Pflaumen, wurde wegen ihrer schwarzen Färbung und zur Unterscheidung von der G e ~ ben P f 1 a u me n säg ewe s pe (H. flava L.) auch Mohrenblattwespe genannt. Von den Ha'lmwespen (Cephidae) ist nur die Getreidehai m wes p e (Cephus pygmaeus L.) seit langem, etwa 100 Jahren, bekannt. Sie wurde nach dem wissenschaftlichen Artnamen entsprechend auch als Zwergsägewespe bezeichnet. Ma. heu te für die Kir s c h b 1 a t t wes pe: Blattschnecke (Kaiserslautern)

Käfer (Coleoptera)

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für die P f 1 a u m e n säg ewe s pe: Ploumensagewispelte (Arnsberg) für die S ta ehe 1 b e erb I a t t wes pe: Stachelbeerblattwispelte (Arnsberg) Käfer (Coleoptera)

Die alten Buchnamen für diese allbekannte und auch von Laien meistens gut -abgegrenzte Insektenordnung beziehen sich sämtlich auf morphologis(he Eigentümlichkeiten, insbesondere auf die Verhärtung der Vorderflügel und die kauenden Mundwerkzeuge', z. B. Kiefermäuler, Scheidenjlügler, Schaaljlügler und Panzerjlügler. nie echten Vulgär- und ma. Namen hingegen sind zum größten Teil hergeleitet 'vom Verhalten der Tiere. Die Wortliste des deutschen Wortatlas enthält 236 solcher Namen, von denen wir hier die folgenden wiedergeben: Bockwurm, Brummer, Budde, Bunk, Burre, Gaul, Geilehe, Gletter, Gnabbel, Kabel, Käerwert, Kalwer, Kobbelt, Kebes, Kiebel, Kläwer, Knäbbel, Knieper, Krabbel, Kröper, Pjerdswurm, Pier (z. B. Maipier), Sebber, ScheHbieter, Schlembieter, Tiewe, Wabbel, Wiewel, Weibl, Wurm und Zwerin. Bezüglich der geogr.aphischen Verbreitung dieser und der übrigen Namen im deutschen Sprachgebiet müssen wir auf den Deutschen Wortatlas verweisen. Dort sind 65 der Namen in eine Karte eingetragen. griech.: kantharos, byrrhos, karabos engl.: beetle, chafer franz. :scaraM, esca'I'bot i tal. : scarafalggi.o span.: escarbajo holl.: Kever, Tor, alt. Schallbyter dän,: Skarnbasse, Torbist, Tordyvel schwed.: Skalbagge Fell k ä f e r (C 0 r y n e t i d a e) -Diese Tiere treten als Angehörigedersog. sekundären Kadaverfauna im Freien an Tierleichen dann auf, wenn die Weichteile durch Fliegenmaden u. a. beseitigt sind. Einige von ihnen werden schädlich durch Fraß an RohfeUen, trockenen Fleischwaren u. dgl. Sie werden auch Kolbenkäjer genannt, wohl weil ihre Fühler am Ende eine gut abgesetzte freigliedrige Keule aufweisen. Am längsten bekannt ist, wie es scheint, der BI aue K 01 ben k ä f e r (N ecrobia violacea L.)., der bei L in n eMüll e r (1774) Todtenjreund heißt, "weil er sich gern bei toten Körpern aufhält". 1781 ist er als Veylblauer Kleinkäjer vermerkt.

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Deutung der Schädlingsn.amen

Der BI aue Fell k äf e r (Corynetes coeruleus De G.) trug auch die Namen Rotfüßiger Walzenkäfer und Blauer Walzenkäfer. Der Zweifarbige Koibenkäfer (Necrobia ruficollis F.), auch Rothalsiger Kolbenkäfer genannt, ist an Halsschild, Flügeldeckenbasis und Beinen rot, an Kopf, Fühlern und Bauch schwarz und an den nicht basalen Teilen der Deckflügel blau oder grün gefärbt. engl. red-shouldered harn beetle Der Sc hin k e n k ä f e r (Necrobia rufipes DeG.) tritt von den Vertretern seiner Familie wohl am häufigsten als Schädling von trockenen Fleischwaren in Speisekammern und Vorratsräumen auf und trägt daher mit gutem Recllt den heute auf ihn beschränkten, früher auch für die übrigen hier erwähnten Arten angewendeten Namen. Er wird auch Koprakäfer genannt, weil er nicht selten, besonders auf Frachtschiffen" Kopra-Ladungen befällt. WeH bei ihm die Beine rot, Ha1sschild und Flügeldecken aber blau oder grün gefärbt sind, heißt er auch Rotbeiniger Kolbenkäfer. engl.: Copra beetle, red-Iegged ham beetIe franz.: d'estructeur de jambon et viande, necrobie span.: escarabajo deI tocino hoII.: Coprator, Copratorretje, Coprakever Aas k ä f e r (8 il phi d a e) Die meisten Aaskäfer leben auf Kadavern und wurden auch Geiferkäfer (oder Scheiß-Vögel) genannt, weil sie, wie viele andere Käfer auch, bei Berührung "geifern", d. h. übelriechende braune Tropfen aus der Mundöffnung und außerdem oft flüssigen Kot aus dem After austreten lassen. Sie wurden im 18. Jh. und auch später noch manchm.al als Schildträger oder Aasschildkäfer bezeichnet. Hier Hegt wohl eine Verwechslung mit den Ca s si den vor (vgl. S.256), mit denen sie im Umriß und Größe eine gewisse ÄhnHchkeit aufweisen. Als Schädlinge von großer Bedeutung sind hier zwei Arten aus der Gattung Blitophaga zu nennen, und zwar der B rau n e oder B u c k eh t r e i f i geR übe n aas k ä f e r (BI. opacaL.), der bei Li n ne - Müll e r (1774) Brauner Grab er und später auch Brauner Grab käfer genannt ist. Ma. heu te: Runkschenwolf (Neustadt a. Rbg.); für die Larven: Mutten (Oldenbg.), (Schwarze) Asseln (Nied.Öster.). engl.: beet carrion beetle franz.: siIphe de Ia betterave span.: silto opaco de Ia remolacha itaI.: silta opaca holl.: Bietenaaskever

Käfer (Coleoptera)

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sowie der S c h war z e oder Run z e I i geR übe n aas k ä f e r (Bl. = Aclypea undata Müll.). Von beiden sind uns keine echten Vulgärnamen bekannt geworden. B la t t h

0

rn k ä f e r (S c ara b a eid a e)

Die Blatthornkäfer verdanken diesen Namen der Ausbildung ihrer mittellangen Fühler. Die drei bis sieben letzten, sehr kurzen Glieder derselben tragen je ein dünnes Blättchen. Diese nach vorn gerichteten Blättchen schmiegen sich ,in der Ruhe wie die Glieder eines zusammengelegten Fächers dicht aneinander. Weitere N.amen sind Blatthörner oder Fächerfühler. Wenn von Käfern die Rede ist., denkt der Laie wohl immer zuerst an den Mai k ä f e r (Melolontha sp.). Dieser ist der volkstümlichste Vertreter seiner Ordnung und eines der bekanntesten Gliedertiere. Und doch steht die Zahl seiner Vulgärnamen weit zurück hinter der von manchen anderen, weniger häufigen und weniger wichtigen Schadinsekten. Das liegt sicherlich darin begründet, daß sein Name gut kennzeichnend ist das Tier zeigt sich fast nur im Mai, und zwar den g,anzen Mai über. Dieser N.ame ist mindestens 450 Jahre alt (als megenkäfer 1517 gebraucht) und seither im ganzen deutschen Sprachgebiet benutzt worden. Es bestand also kein Bedürfinis zu Neubenennungen. Die sonstigen bisher bekannt gewordenenNamen sind zum großen Teil wohl der Jeder weiß, was so ein Mai. Käfer für ein Vogel sei. ~ndersprache entnommen und als In den Bäumen hin und her Zweitnamen anzusehen. Fliegt und kriecht und krabbelt er. Der Maikäfer spielt in vielen Liedern und Kinderversen eine RoHe. Am weitesten verbreitet ist wohl Maikäfer flieg'! Dein Varter ist im Krieg, Deine Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer flieg'! Ein altes Sprichwort lautet: "Ein Maikäfer fragt nicht, wem er um die Ohren schwirrt." 15 Kemper, Die tieri.men Smädlinge

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Deutung der Schädlingsnamen

Bauernregeln sind u. a.:

"Der Maikäfer Menge bedeutet der Schnitter Gedränge" (eine reiche Ernte - Westpreußen). "Wenn im April die Maikäfer fliegen, so bleiben die meisten im Schmutze liegen." "Maikäfer, die im April schon schwirren, müssen dann im Mai erfrieren. " "Maikäfer, die im April sich zeigen, werden dem kalten Maimond weichen." "Madkäferjahr - gutes Jahr." "Sind die Maikäfer angesagt, wird ein Schoppen mehr gewagt." "Viel Maikäfer lassen auf ein gutes Jahr hoffen." "Sind der- Maikäfer und Raupen zu viel, steht eine reiche Ernte am Ziel."

In Berlin wurden vor dem ersten Weltkriege die Angehörigen eines Garde-Füselierregiments als Maikäfer bezeichnet, weil sie in früheren Jahren regelmäßig im Mai zu ihren übungen in die Stadt kamen. Ihre im Inn€rn der Stadt gelegene Kaserne hieß ganz allgemein Maikäfer-Kaserne. In manchen Gegenden Deutschlands benutzte man seit langem schon das Zeitwort maikäfern 'von einem Festredner, "der mit seinem Vortrag mehrmals im Stillen ansetzt, um den Anfang noch einmal bei sich zu überhören, so wie der Maikäfer mehrmals zum Abflug ansetzt" (M ü 11 e r - G rau pa). Die Kinder sagen von so einem Maikäfer oft "er pumpt" oder "er zählt". Das franz. Verbum hannetonner (von hanneton = Maikäfer, ursprünglich = Hänschen) bedeutet so viel wie "Maikäfer von einem Baum abschütteln" (hannetonner un arbre). In Österreich sagt man von jemandem, der ein bisserl mehr kann als die anderen, er klistiere die Maikäfer in der Luft. Im ersten Weltkrieg bezeichneten die Soldaten im Schützengraben die "Querschläger", die mit Gebrumm herangeflogen kamen, als Maikäfer. Es ist verwunderlich., daß zwei überlieferte Namen für Melolontha, und zwar Osterkäfer und Osterkälblein, vom Auferstehungsfest hergeleitet sind; das Tier ist ja zur Osterzeit nur in seltenen Ausnahmefällen schon ans Licht gekommen. Vielleicht haben d[e Schöpfer dieser Namen mehr an den Vorg'ang des Ausschlüpfens aus der !Erde als ein "Zeichen" für die Auferstehung Christi und weniger an den Zeitpunkt des Erscheinens gedacht. Bei uns gilt der Maikäfer bekanntlich als S y m bol des P f i n g s t fes t es, und er wdrd zu diesem Fest vielfach auf Glückwunsch:karten gemalt oder aus Schokolade geformt verkauft. Ein 'auf Pfingsten hindeutender Name ist uns aber nicht bekannt geworden. Wie mehrere andere Insekten ist auch der Maikäfer hin und wieder nach dem hl. Johannes oder einfach nach dem Vornamen benannt worden, und zwar im Ital. und. Franz. (s. unten) und im hess. Lllbhans (= Laubhans). Auch in diesen Fällen kann nicht die Flugzeit

Käfer (Coleoptera)

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des Käfers das Benennungsmotiv gewesen sein; diese ist ~-a am Johannistag längst vorbei. Die im 19. Jh. viel benutzten Bezeichnungen Kolbenkäfer, Maykolbenkäfer und Sägeblattkäfer sind wohl als reine Kunstnamen aufzufassen, von Käfersammlem geprägt und von der Form der Füh'ler hergeleitet. Auf die große S c h ä d I ich k e i t und G e f räß i g k e i t des Tieres deuten hin: Raubkäfer und einige der unten angeführten franz. und ital. Bezeichnungen. Dieses Benennungsmotiv spielt in den nördlichen und östlichen Gebieten des deutschen Sprachraumes kaum eine Rolle, wohl aber in der Schweiz, Italien und lin Frankreich (vgl. T h u rn her r). Dort ist bekanntlich die Entwicklungszeit der Tiere mindestens um ein Jahr kürzer und damit die Schadwirkung entsprechend größer. Auf die Nah run g des Käfer~, d. i. das Laub von Bäumen u. a. Holzgewächsen, und auf bevorzugte Nährpflanzen, vor allem die Eie h e, beziehen sich u. a. die ma. Namen: Laubkäfer, Weidenkäfer, Heckenkäfer, Baumkäfer und Eckern-Schafer (Ravensberg), EickSchawe und Eckel-Tiewe (Osnabrück)., EckerbuUe (Oldenb.), EckelTieve (westf. Tieve = Hund, Hündin), Eckel-Täwe (Oldenb.), EckelWewel (mecklenb.), Bom-tike (Ostfriesl.), Busch-Kafr (nordböhm.), Eckerdorre, Eckernscherzel, Eckernschnabel, Echekensnäbelken (hannov.), Weidenhahn u. a. Einige ma. Bezeichnungen (wohl meist aus der Kin der s p ra ehe stammend) sind zurückzuführen auf das F lug ger ä u s. eh des Käfers, z. B. Burrer oder Burr-Käfer (mecklenb.), auf das Kr ab bel n, z. B. das zumindest in Westfalen heute noch oft gebrauchte Maikrabbel, sowie Maikarabatzen, Maikrabbe(te) (berg.) und Kritzekrebs (schweiz.), auf sein Fes t h a f t e n an den Zweigen, an der Kleidung und in den Haaren des Menschen, z. B. Kleber, Maiklewer (berg.), Klewwer und Klette (hess.) oder darauf, daß das Tier, wenn man es festhalt, oft einen gelbgrünen Nahrungssaftaus der Mundöffnung austreten 'läßt (daß es "s ab be r t", "sebbert" oder "sibbert"), z. B. Mai-Seber (Lübeck), Ecksäver, Eck-Säwer (mecklenb.), Aik-Saben (ravenb.), Zever (fries.) und Maisebelken (thür.). Der Schöpfer des Namens Maulwurfkäfer war offenbar darüber unterrichtet, daß das Tier aus einer Larve hervorgeht, die im Boden lebt. Aber -außer diesem ist uns kein Name bekannt geworden, der sich auf die Entwicklung bezöge. Der Eng e r I i n g war aligemein bekannt, wie wir weiter unten sehen werden, aber man scheint dem 15·

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Deutung der Schädlingsnamen

Zusammenhang zwischen ihm und dem Käfer früher nur selten Beachtung geschenkt zu haben. Wie heute noch, war auch früher der Maikäfer bei den Kin der n a 15 S pie 1 z e ~ g sehr beliebt. Eine Trennung der beiden bei uns vorkommenden Arten, des G em ei nen od e r F eidma i k äf e rs (M. melolontha L.) und des Wal d - 0 der Roß k 'a s t a nie n mai k ä f e r s (M. hippocastani F.) nahmen nur die Fachleute vor und diese auch erst nach Li n n e. Aber nach Thorax-, Flüge1decken- und Beinfärbung wurden und werden doch von den Kindern sorgfältige Unterschiede gemacht, weil mit den selteneren Formen in den Schulpausen höhere "Börsen"-Preise zu erzielen sind. So kannte man in Schlesien die Brauer, die Müller und die Schuster,

die ersteren mit rotbraunem, die zweiten mit weißlichem und die letzteren mit schwarzem Halsschild. W eid n e r (1941) schreibt von den Kindern im Vogtland und im östlichen Frankenwald: "Die Färbungsunterschiede der Käfer boten ihnen Gelegenheit zur Feststellung verschiediener Arten, und zwar nannten sie Müller alle frisch geschlüpften Käfer, deren weiße Behaarung noch nicht abgeschabt war, Schlotfeger die dunkle Form von M. hippocastani, bei der Beine und Halsscbild schwarz sind, Schneider die helle Form von M. hippocastani, bei der Beine und Halsschild braun sind und Schuster M. melolontha mit braunen Beinen und schwarzem Halsschild. Die Bezeichnungen ,Schuster' und ,Schneider' wurden aber wohl oft miteinander verwecnselt." Die Tiere mit einem rotbraunen Halsschild W'Ul"C1ien in Tirol als Krallen-Männle (Korallenmännchen) oder als Bischof, die mit schwarzem Halsscbild als Bauern bezeichnet. Die erstgenannten sollen bei Basel als Maikäferkönig besonders hoch geschätzt werden.

Maikäfer-Namen, deren Deutung uns nicht möglich ist, sind: Rangger, Ranggen und Ranken (tirol.)" Creutz-Käfer (16. Jh.), Kreuzkäfer (auch Kauzkäfer - im 19. Jh. noch viel benutzt), Blustkäfer (schweiz.). Klawakkel (rhein.) und Maikaksch (thür.).

Ml ar tin schreibt über Hessen-Nassau: "Dort finden sich im Dillkreis teilweise entstellt, weil nicht mehr verstanden, und nur noch bei der älteren Generation verständlich die Namen Molkenzauber(er) (m) und Molken(be)zaubersche (f) für den Maikäfer. Hier ist also der Aberglaube auf den Maikäfer übertragen, da wir diesen Namen sonst nur beim Schmetterling finden."

Der Name Hexenkäfer dürfte aus dem mißverstandenen Heckenkäfer entstanden sein. Ma. heute: Sewwaken (Fehmarn), Maiergeier (Leipzig, Kindersprache), Maisepper (Schl.Holst., Hamburg), Maikatscher (Schlesien, St. Goarshausen), Maisebber {Hamburg - bei Kindern: solche mit schwarzem Halsschild: Schuster oder Sotje, = Schornsteinfeger, solche mit hellbehaartem Halsschild: MüHer oder Bäcker), Eikeltiewe (Münsterld.), Maikäbel (Kr. Büren), Maikabel (Arnsberg),

Käfer (Coleoptera)

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Maikawel {Ruhrgeb.), Laubfresser ([Kr. Büdingen), Hoijerkleäwer Hühnerklette Kr. Nidda), Aalenbock (Oberschwaben), Maienkäfer (Stuttg,art), Moizerler u. Moienhätte (Ulm), Kiewitz, Kiewetze u. Pivitz (Kr. Montabaur), Käwerling (Saarburg), Keberike (Wittlich), Hewerling (Trier), Dädde u. Moiagegge (Kr. Biberach), Maikitz (Nied. Rhein), Keberecke (Landkr. Trier), Junistümber (für Feldmaikäfer - Kr. Biedenkopf), Rotbrüstle (=

(für 'Waldmaikäfer - Kr. Keh'l). engl. cock.-chafer, May-bug, tree-beetle, white grub cockchafer, tree-chaier, brown beetLe, blind-beetle (weil sie in d!er Dunkelheit oft blindlings gegen den menschlichen Körper u. a. fliegen), dorr, dor-beetle, hedgechlafer, cock-chafer, jeffry-cock, jack-borner, dor-fly, May-beetle, fernchafer (weil ihre Larven u. a. auch Farnwurzeln fressen), dial. KittywJitch, Hum-buz, blind buzzart franz.: hanneton commune (ou vulgaire) (von Johannes), papa. de san jouan, janetoun, janeton, gros haneton, scarabie roux, nani, brigand, klebeur, arnoud (prov. arnaut = töricht), bertal, bertou, bernou (ursprungl. = Tölpel), volton, voltra ital.: calabrone di san Giovanni, puzone (= uccelo), san Juanne, riavolo, dJiavulu, diavuladu (= Teufel), mariulo (= Gauner), maggiolono, melolonta, scarafaggio, buffone, maton (= ,großer Narr), gigri, gre-gre hall.: Meikever, Molenaar span.: escarabajo, melolonta, abejorro, come-injertos, come-viveros' dän.: Oldenborre, Oldenborrer, Olidenbörre, Ollenbörre, Oldenborer (= Eichelbohrer), in Jütland stellenweise Oldentorer oder Oldentorne (torer oder torne = Dorn, Stachel) schwed.: Ollenborre Für die La r v e des Mai k ä f e r s (und seiner Verwandten) fanden wir außer dem ur,alten Namen Eng e r 1 i n g und den verschiedenen Abwandlungen desse'lben (wie Enderlein, Anger, Enderla, Innerig, Ingeli, Enderlin, Enger Ender, Enderle Egerling und Emmerling) ,auch die Namen Wirtelmade, Puttwurm, Brachwurm, Salatwurm,

Kohlwurm, Käferraupe, Mettel, Mettle, Langfußlarve, Ackerkrabbe, Ackerkrappe, weiße Erdglime, Glimme, Kornwurm u. a. Mehrere die-

ser Namen wurden, wie oben gezeigt, auch ,auf die Maulwurfsgrille und auf Oestridenlarven angewendet. Ma. heu te:

Lentenwörm Wehmarn), Browürm (PI. - Burgenland), Krabbe (Kr. Hzgt. Lauenburg), Quatte oder Qadde (Baden), Quattwurm (Nol'dbaden), Schafhund (Hartsfeld, Kr. Aalen), Schäfshund (nur in Zimmer/Herlikofen - Schwäb.-Gmünd nachweisbar), Schäfhund (Hetdenheim)" Schafwurm (Öhringen), Kaiwurm (Kr. Reutlingen, Stuttgart, iEßlingen, Göppingen), Koywurm (Nürtingen), Engerich (Stuttgart), Engem (Schwäb.-Alb), Engerrich (Ludwigsburg), Wurm (Ulm), Weisse Würm (PI. - Herrenberg), Molle {Württ.), Engelwurm (Kr. Kehl)" Wettel (Kr. Waldshut), Angerich

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Deutung der Schädlingsnamen

(Kr. Lörrach), Uhlwurm ~Kr. Bühl, Kusel, Rhld.Pf.), Brachquadd (Kr. Freudenstadt), Molla, Grolle u. MoIling (Schwäb.Alb u. OberI.and), Aedrupe (tAachen), Kappenstösser (Schwegenheim, Kr. Kandel, Speyer), Kappestösser (Haßloch, Trier), Brachwurm (Landau, Haßloch), Brochwurm (Südpfalz), Bruchwurm (Südpfalz, Saarburg u. Worms) , Kapswurm (Landau), dicke, weiße !'laden ('Sa,arburg), Krombermaden (iMittelmosel), Sammen ~'lzen, Geest im Kr. Harburg)., Geielwurm (Kr. Lübbecke) , Inger (Kt. Zürich). engl.: White grub franz.: ver blanc, ver de ble, ver turc, ver matis, mans, catte, cO'tteur, dil. chien de ,terre u. v. span.: ,gusano blanco, gusano aradore (gusano = Wurm, Mlade; pop. = Raupe), larva del abejorro, crisälida (auch = Schmetterlingspuppe) holl.: KoornWlOrm, Roofworm, Kwatwonn, Engerling, Witte worm dän.: Oldenborre-Larve, Korn-Orm Von den Verwandten des Maikäfers haben die vier nachstehenden Arten beim Volke Beachtung gefunden und Vulgärnamen erhalten: Der Wal k e r (Polyphylla fullo L.) war schon im 18. Jh. unter seiner jetz,igen Bezeichnung bekannt. Diese wie auch den Namen Gerber verdankt das Tier seiner Fähigkeit, durch Aneinanderreiben einer scharfen Kante des vorletzten Hinterleibssegm~mts und einer quergerillten Leiste der Unterflügel eigenartige, ziemlich laute Töne zu erzeugen, die an das Geräusch beim Walken von Leder oder Stoffen erinnern. Ob auch die ebenfalls alte Bezeichnung Donnerkäfer so entstanden ist, oder ob das stattliche Tier mit dem Gott Donar im Zusammenhang gebracht wurde, müssen wir dahingestellt ~in ilassen. (Der Name Donnerziege für die Mittelere Sumpfschnepfe oder Himmelsziege wird nach B. Hof f man n als Danarziege gedeutet, und entsprechendes nimmt man auch für den Namen Donnerguggi an, den der H ,i r sc h k ä f er, Lucanus cervus L. im Volke heute noch trägt.) Weitere Namen für P. fullo waren: Müller, Müllerkäfer, Marmorierter oder Gesprenkelter Maikäfer und Tiger (wegen der fleckigen, weißld.chen Behaarung der schwarzbraunen Flügeldecken). Großer oder ,Gefleckter Julikäfer (weil die Hauptflugzeit der Monat Juli ist) sowie Dünen-, Tannen- und Weinkäfer (nach Aufenthaltsstellen). engl: scarred melolontha franz.: hanneton foulon, hanneton de pins, foulon, hanneton du Poitou, hanneton peint span.: melolontino de las dunas holl.: Julikever, Duinkever, Bonte Kever Recht volkstümlich war und ist der Ge m eine R 0 sen k ä f e r (Cetonia aurata L.). Man findet ihn am meisten im Innern der Blüten (von Rosen u. a.). Wegen seiner goldgrünen, metal'lisch schimmernden Färbung hieß er auch Goldkäfer,

Käfer (Coleoptera)

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GoZdkoZbenkäfer, GoZdZaubkäfer, grüner Baumkäfer, GoZdgrüner oder GoZdener MetaZZkäfer, GoZdvogeZ, SchingnegeZ (schweiz.), Feuerkäfer, FeuervogeZ und GüZdekäfer (Vorarlberg). Statt Rosenkäfer wurde auch Rosinenkäfer (schwäb.) gesagt. In Tirol nennt man das Tier auch Amassenkinig oder Umassinkunik, weil es sich gewöhnHch in Ameisenhaufen entwickelt. Nicht deutbar war für uns der Name Krötenkäfer. Im älteren Schrifttum ist Cetonia oft mit der Spanischen Fliege, Lytta vesicatoria, verwechselt.

Ma. heu te:

Goldkäfer (Saargeb.).

engl..: green rose

chlafer, gold-chafer, rose-chafer, rose-beetle, brass-beeUe,

green beetle, golden-chafer, June-bug, Moon's horse

franz.: cetoine doree, vronvron dore, hanneton dore, hanneton du rosier

span.: escarabajo oder carabo dorado, cetoina (dorado), chupador de las

floreIS

ital.: baco d'oro, rosa:lina, vacheta di roos (= vachetta delle rose), bOja di rOsi. (= insetto delle rose), ssuria d'oro, azzone d'ore, zzone d'ore, scara-

faggio dOrato, mariolo holl.: Couden tor dän.: naegte Spanske Flue (unechte Spanische Fliege) norw.: Guld-Basse schwed.: (nach Linne) Smolandis Guldschmed DerB ra eh k ä f e r (AmphimaZZon = Rhizitrogus solstitialis L.), der dem Maikäfer ziemlich ähnlich, aber viel kleiner ist, erhielt seinen Namen zur Zeit der Dreifelderwirtschaft. Brach bedeutet das alle drei Jahre einmal erfolgende Umbrechen desjenigen Ackerfeldes, das seit der Sommerernte des vorigen J,ahres den ganzen Herbst über und im darauffolgenden Frühjahr bis zum Juni :(der Zeit des Umbruchs) als Stoppelweide gedient hatte und das von nun ab bis zum Herbst, der Zeit der Neubestellung mit Winterfrucht, zur Lockerung des Bodens und zur Reinigung von Unkraut wiederholt umgeackert (umgebrochen) wurde. Gleichfalls wegen seiner Flugzeit w~rd das Tier auch Junikäfer, Sonnenwendkäfer und Johanniskäfer genannt. Im Schrifttum des 18. Jh. ,finden sich weiterhin die Namen: Sonnenwend-Laubkäfer, Sonnenwend-KoZbenkäfer, Junius-Laubkäfer und Brachsever, Kleiner Maikäfer, Kleiner Laubkäfer. Von Laien wird das Tier oft für einen jungen, noch nicht ausgewachsenen Maikäfer gehaUen. Ma.: Kleines Ranggerle (tirol.), chlises Maiechäferle, Junichäfer, HeuChäferli, Emd-ChäferZi und Brach-Chäfer (schweiz.), MateriÄrschele (nach dem gelben Hinterteil - mdteri = Eiter), Johannes-Käfer und Ghannstis-Käfer (eIs.). Ma. heute: Junidudle (Kr. Kehl), Grindschisser (Trier), BracherZe (Crailsheim).

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Deutung der Schädlingsnamen

eng!.: (mid-) summer chafer, hoary-beetle, june-bug franz.: petit hanneton d'automne, hanneton de juin, hanneton d' Allernagne, hannErton du St.-Jean ita!.: rizitrogo, vachetta, vaccola d'estaa, maggiolina minore span.: escarabajo de San Juan, rizotrogo, escarabajo solsticial holl.: Junikever, St-Janskever dän.: St. Hans Oldenborre, St. Hans Torbit, Julii-Maanoos Oldenborre, UngOldenborre (Junger Maikäfer), Brandenborre (als eine Art Gegenstück zu Oldenborre beim Wortspiel mit den Namen Brandenburger und Oldenburger) schwe