Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters: Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen 3477000692, 9783477000698

Diese Studien greifen Überlegungen auf, die ich in noch flüchtiger Skizze anstellte, als ich mich 1975 zum ersten Mal mi

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German Pages 268 [272] Year 1986

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Table of contents :
Vorwort 7
1. Forschungslage 11
2. Die Tholeyer Abtslisten und die verlorenen Nekrologien des Klosters 14
3. Die Überlieferung der Tholeyer Abtslisten 19
4. Form und Anlage der älteren Abtsliste 47
4.1 Die sprachliche Gestalt der Namen 47
4.2 Attribute und Kommentierung einzelner Namen in der Abtsliste 56
4.3 Historisch-chronologischer Kommentar des Tholeyer
Abtskataloges 61
5. Ergebnisse 206
Verzeichnis der Abbildungen und Karten 208
Abkürzungsverzeichnis 209
Literaturverzeichnis 211
Abbildungen 1-3 245
Register 248
Nachtrag 267
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Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters: Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen
 3477000692, 9783477000698

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Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung

XV

Wolfgang Haubrichs

Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen

Saarbrücken 1986 Kommissionsverlag Minerva-Verlag Thinnes & Nolte, Saarbrücken

Wolfgang Haubrichs Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen

V eröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung

XV

W olfgang H aubrichs

Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen

Saarbrücken 1986 Kommissionsverlag Minerva-Verlag Thinnes & Nolte, Saarbrücken

Gedruckt mit Unterstützung des Ministerpräsidenten des Saarlandes, des Bischöflichen Generalvikariates Trier und der Vereinigung der Freunde der Universität des Saarlandes.

ISBN 00069-2

ISSN 0454-2533

Gesamtherstellung: Krüger Druck + Verlag GmbH, Dillingen/Saar

MONASTERIO SANCTI MAURITII THEOLOGIENSI

V orw ort

Diese Studien greifen Überlegungen auf, die ich in noch flüchtiger Skizze anstellte, als ich mich 1975 zum ersten Mal mit der Namenüberlieferung des Saarlandes und Lothringens befaßte, die noch so manchen ungehobenen Schatz birgt. Es wurde mir klar, daß die Namen der erst spät überlieferten Tholeyer Abtsliste Informatio­ nen über die quellenarmen frühen Jahrhunderte der Geschichte dieser geistlichen Institution enthalten, die nicht verachtungswürdig waren. Diese Informationen konnten nur durch philologische und namenkundliche Befragung der erhaltenen Zeugen rückgewonnen werden. Dazu fehlte mir damals die Zeit. Inzwischen sind einige Jahre verflossen und historisch-archäologische, romanistische und germani­ stische Forschung hat deutlicher zeigen können, welche Bedeutung Tholey und der Hochwaldraum an der Nahtstelle zwischen später Antike und frühem Mittelalter, in der werdenden Symbiose von Galloromanen und Franken, einnehmen. Es war an der Zeit, auch die Namen der Tholeyer Abtslisten als Quelle zu erschlie­ ßen. Ich freue mich, daß mir die Lehr- und Forschungsinstitution Universität des Saarlandes die Chance und die Zeit ließ, diese Arbeit zu unternehmen und abzu­ schließen. Ich freue mich besonders, daß es gelungen ist, an der Universität des Saarlandes einen interdisziplinären Kreis von an der frühen Geschichte des Rau­ mes um Maas, Mosel und Saar Interessierten zu finden, dessen Engagement und Atmosphäre diese Studie viel verdankt; besonders sei gedankt der Archäologin (Vor- und Frühgeschichte) Frauke Stein, dem Romanisten Max Pfister, dem Geo­ graphen Rolf Spang und vor allem dem Historiker Hans-Walter Herrmann, der mir in großzügiger Weise seine Sammlungen über die historischen Daten Tholeyer Abte zur Verfügung stellte. Ohne den Rückgriff auf ungedruckte Quellen hätte die Arbeit nicht sinnvoll un­ ternommen werden können. Ich habe für die freundliche und hilfreiche Unterstüt­ zung durch zahlreiche Bibliotheken und Archive zu danken, von denen ich in er­ ster Linie und stellvertretend nennen möchte: die Bibliothèque Municipale in Ver­ dun, das Landesarchiv des Saarlandes in Saarbrücken, die Stadtbibliothek Trier, das Landeshauptarchiv Rheinland-Pfalz in Koblenz, die Archives Départementales de la Moselle zu Metz und nicht zuletzt die Abtei Tholey. Manche mühselige Kleinarbeit wurde mir abgenommen, manche wertvolle Information mir hinzuge­ wonnen von meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Monika Buchmüller, Eva Hafner, Christa Jochum, Martina Pitz und Dieter Zenglein, denen ich herzlich danke. 7

Gedankt sei auch der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volks­ forschung für die Aufnahme in ihre Veröffentlichungsreihe sowie dem Minister­ präsidenten des Saarlandes, dem Bischöflichen Generalvikariat der Diözese Trier und der Vereinigung der Freunde der Universität des Saarlandes, die jeweils mit namhafter finanzieller Unterstützung die Veröffentlichung sicherten. Gewidmet sei das Buch der Abtei und dem Konvent von Tholey, die im Jahre 1984 auf 1350 Jahre ihrer Existenz und ihres Wirkens zurückblicken konnten. Saarbrücken, den 3. Februar 1985

8

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . .................................................

7

1. Forschungslage...............................................................................................

11

2. Die Tholeyer Abtslisten und die verlorenen Nekrologien des K losters....................................................................................................................

14

3. Die Überlieferung der Tholeyer A b tslisten .............................

19

4. Form und Anlage der älteren A btsliste................................................................

47

4.1 Die sprachliche Gestalt der N am en....................

47

4.2 Attribute und Kommentierung einzelner Namen in der A b tsliste.........

56

4.3 Historisch-chronologischer Kommentar des Tholeyer A btskataloges.............................................................................................................

61

5. Ergebnisse...........................................................................................................................206 Verzeichnis der Abbildungen und K arten ..................................................................208 Abkürzungsverzeichnis...................................................................................................... 209 Literaturverzeichnis ...........................................................................................................211 Abbildungen 1 —3 ............................................................................................................... 245 Register................................................................................................................................... 248 N achtrag................................................................................................................................. 267

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1 Forschungslage: Wie viele Klöster des westlichen Mitteldeutschlands hat auch das einstmals bedeu­ tende saarländische Kloster Tholey zahlreiche Verluste in Archiv und Bibliothek zu beklagen, und das nicht erst, seitdem 1792/93 die Ereignisse der französischen Revolution auch das pfalz-zweibrückische Oberamt Schaumberg überfluteten und teils zur Vernichtung, teils zur Zerstreuung der Bestände des Klosterarchivs und der Klosterbibliothek führten1. Zwar ist die allerfrüheste Geschichte des Klo­ sters durch die älteste Urkunde Deutschlands, das Testament des Diakons Adalgisil Grimo vom Jahre 634, hervorragend dokumentiert2, danach jedoch fließen Quellen zur Geschichte der Abtei nur noch spärlich3. Die mehrfach überlieferten Abtslisten der Abtei St. Mauritius mußten daher als schmaler, aber nicht zu ver­ achtender Ersatz für das Verlorene willkommen sein. Auf sie stützte sich bereits 1899 Johann Christian Lager bei seinem Versuch, die Geschichte des saarländischen Klosters zu rekonstruieren. Resignierend freilich mußte er feststellen: „Die verschiedenen noch erhaltenen Abtslisten, gedruckte wie handschriftliche, weichen vielfach von einander ab, so daß es, was die frühen Jahrhunderte anbelangt, unmöglich ist, eine nur in etwa zuverlässige Reihenfolge der Äbte herzustellen4. “ Lager unternahm keinen Versuch, das Verhältnis der dif­ ferenzierenden Listen (in Aufzeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts erhalten)

1 Vgl. jetzt vor allem zu den membra disiecta der Tholeyer Überlieferung Herrmann, Klo­ sterbibliotheken, passim; frühere Hinweise zum Schicksal des Archivs und der Biblio­ thek bei: Lager, Tholey 348 f. ; Jungk, Tholey 1; Scheer, Abtei St. Mauritius 182. 274; Stock, Abtei St. Mauritius 20 f. Der ältere Urkundenbestand scheint bereits durch Brände des 13. Jhs. (vor 1261 : vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. III Nr. 1682) und des 15. Jhs. (1422 und vor 1484: vgl. u. S. 201), durch die Verwüstung des Klosterarchivs seitens franzö­ sischer Truppen im J. 1655 stark dezimiert worden zu sein, wie die erhaltenen Urkunden­ register zeigen. Die Plünderung der Abtei durch Revolutionstruppen am 8. VIII. 1793 be­ traf anscheinend vor allem Bestände des Hoch- und Spätmittelalters sowie der Neuzeit, dazu die Bibliothek. Von den überlebenden Handschriften wurde wiederum ein größerer Teil beim Brand der Metzer Stadtbibliothek im August 1944 vernichtet. 2 Vgl. vor allem mit weiterer Lit. : Levison, Testament; Herrmann, Testament. 3 Bezeichnend ist die resignierte Äußerung von Lager, Tholey 348, daß nicht „die Ge­ schichte dieser Abtei“ sondern „vielmehr die Zusammenstellung der noch vorhandenen Bruchstücke ihrer Geschichte“ den Gegenstand seiner noch heute grundlegenden, wenn auch in vielem revisionsbedürftigen Abhandlung bilde : „Wir sagen Bruchstücke, weil das noch auffindbare Material so dürftig und lückenhaft ist, daß eine Sammlung desselben keinen Anspruch erheben darf, eine eigentliche Geschichte zu sein. Es mag wohl im Trier’schen Lande keine bedeutendere Abtei gegeben haben, über die wir so wenig Nach­ richten mehr besitzen, als gerade Tholey“. Zur Geschichte Tholeys vgl. heute vor allem noch: Levison, Geschichte; Hübinger, Beziehungen, passim; Hübinger, Urkunde 263 ff. ; Pauly, Landkap. Wadrill 113 ff. ; Pauly, Güter; Herrmann, Entwicklung 375 ff. ; Zim­ mermann, Kunstdenkm. OTW/SLS 108 ff. (mit Lit.). 4 Lager, Tholey 348 f.

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zu klären, sondern hielt sich bei seiner kommentierten Katalogisierung an die älte­ ste, im frühen 16. Jahrhundert geschriebene Liste, was sich freilich im Nachhinein als ein zwar auf Unkenntnis beruhender, aber dennoch guter Griff erweisen wird. Die Parallelüberlieferung der ältesten Liste berücksichtigt Lager daneben, aber oh­ ne festes Prinzip. Im Anschluß an W. Levison, der ein sehr negatives Urteil über die Tholeyer Klo­ stertradition fällte, ohne das gerügte schrittweise „Anwachsen der Tradition“ im Einzelnen zu untersuchen, als Ausdruck des klösterlichen Selbstverständnisses zu werten und den Zuwachs vom Grundstock zu trennen5, hat F. Pauly im Rahmen seiner Studien zu Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier den Tholeyer Abtslisten und ihrer Bedeutung für die Frühgeschichte der Abtei eine eingehende Betrachtung gewidmet6. Pauly kommt zu dem Schluß, daß in Tholey am Ausgang des Mittelalters keine sicheren Nachrichten über die tatsächliche Rei­ henfolge der Abte bestanden. „Hätte man in Tholey im 16. Jahrhundert eine sichere Überlieferung über die Rei­ henfolge der Äbte gehabt, dann hätte diese Überlieferung auch konstant weiterge­ geben werden müssen, keinesfalls aber wäre es an Hand einer sicheren Überliefe­ rung zu so auffallenden Differenzen gekommen, wie sie in den Angaben der ver­ schiedenen Listen sichtbar werden78.“ Pauly verwendet also die in der Tat sehr auf­ fallenden, weil umfangreichen Unterschiede in Bestand und Anzahl der Namen der einzelnen Listen untereinander und vor allem gegenüber der ältesten Liste als Argument gegen die Relevanz der Tholeyer Haustradition. Ein zweites Argument gegen die Zuverlässigkeit der Listen gewinnt er aus ihrer in einigen Fällen nachge­ wiesenermaßen falschen Zuschreibung der Verduner Bischofswürde an Tholeyer Äbte bzw. der Tholeyer Abtswürde an Verduner Bischöfe. Ein drittes Argument gegen die Listen bezieht er aus dem Fehlendes sicher für das Jahr 1066 als Tholeyer Abt nachgewiesenen Abbo in einigen frühen Katalogen. Alle Argumente Paulys erweisen sich bei näherer Überprüfung als nicht stichhal­ tig: 1. Alle Überlegungen zu den Differenzen der Listen untereinander betreffen nur die Zeit nach Niederschrift der ältesten Liste im frühen 16. Jahrhundert, einen Zeitraum von etwa 250 Jahren, in dem die Traditionsbildung in Tholey nicht still stand. Die Differenzen der späteren Listen können nicht gegen die älteste Liste verwendet werden, auch nicht gegen einen evtl, aus verschiedenen Listen zu rekonstruierenden Archetyp der Tholeyer Abtskataloge. Die Wertung der Listendifferenzen als Dokumente der Tholeyer Klosterüberlieferung kann zu­ dem erst beginnen, wenn vorgängig das Maß der Eingriffe der oft fernstehen­ den Listenredaktoren geklärt ist, worum sich Pauly nicht bemüht hat. 2. Die falschen Prädizierungen Tholeyer Äbte mit der Bischofswürde der Maas­ stadt, zu der das Kloster nachweislich ja seit der frühesten Zeit in den engsten 5 6 7 8

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Levison, Geschichte 68. Pauly, Landkap. Wadrill 121 ff. Pauly, Landkap. Wadrill 122. Vgl. u. S. 61 ff.

Beziehungen stand8, bzw. die Einreihung Verduner Bischöfe in die Listen aus Tholey können nur soweit als eigenständiges Argument gegenüber 1. geführt werden, als sie sich auf die älteste Liste bzw. den zu rekonstruierenden Arche­ typ aller Listen beziehen. Wir wissen, daß man im 12. Jahrhundert in Tholey der Meinung war, daß sechs Verduner Bischöfe aus dem saarländischen Kloster hervorgegangen seien. Ihre Namen lassen sich - wie unten im einzelnen zu er­ weisen sein wird - aus der ältesten Liste rekonstruieren. Die im frühen 16. Jahr­ hundert bereits weitergeführte Traditionserweiterung auf elf Namen, die nach­ weisbar nichts mit Verdun zu tun haben können, bedarf einer eingehenden Un­ tersuchung. Brüche in der Überlieferung werden hier Aufschluß geben. Für die älteste Liste sind die Zuschreibungen jedenfalls gerade nicht - wie Pauly w ill9— mit dem Anwachsen des legendarischen Verduner Traditionskomplexes um Bi­ schof Paulus, der auch in der Tholeyer Frühgeschichte eine Rolle spielt, in Ver­ bindung zu bringen, denn die Katalogisierung der Verduner Nachfolger des Paulus als Tholeyer Mönche und Abte, wie sie seit dem 16. Jahrhundert die Verduner Tradition charakterisiert, fehlt in ihr noch. Die falschen Prädizierungen Tholeyer Äbte mit dem Bischofstitel der Maasstadt wären zudem so nicht zu erklären. 3. Auch der angebliche Ausfall des Tholeyer Abtes Abbo von 1066 ist nicht geeig­ net, als ein „geradezu unglaubliches“ Faktum10 den Glauben in die Vertrauens­ würdigkeit der Klosterüberlieferung so gründlich zu zerstören, wie Pauly an­ nimmt. Die älteste Liste enthält an der Stelle, an der Abbo zu erwarten wäre, durchaus einen Namen, der mit dem des Gesuchten sprachlich zu identifizieren ist. Die Forschungsgeschichte zeigt, daß der Mangel an Gründlichkeit in der Siche­ rung der philologischen und sprachlichen Voraussetzungen einer Verwertung der Tholeyer Abtskataloge für die Frühgeschichte des Klosters bei Lager Fol­ gen für die weitere Forschung hatte. Die undifferenzierte Parallelbewertung der einzelnen Listen ohne Rücksicht auf ihre Stellung in der Überlieferung hat bei Pauly, der diese einmal gewählte Perspektive nicht überwand, zu einer pro­ blematischen Einschätzung der historischen Relevanz der Listen geführt. An anderer Stelle konnte bereits gezeigt werden, daß die Tholeyer Überlieferung die pauschale Geringschätzung nicht verdient, vielmehr gerade und zumindest für die früheste Zeit einen echten Kern enthält11, den es im folgenden noch ge­ nauer herauszupräparieren gilt. Not tut eine philologisch-sprachliche Untersu­ chung der externen und internen Überlieferungsmerkmale der Kataloge, so­ dann ein quellenkritischer Einbezug der Parallelüberlieferung, der in Form ei­ nes sprachgeschichtlichen und historischen Kommentars zu den einzelnen N a­ men gegeben werden soll. Zunächst soll jedoch an einem günstig gelagerten Fall geklärt werden, ob und in welcher Weise man im neuzeitlichen Tholey vor 1792 auf mittelalterliche Quellen zur Geschichte des eigenen Konvents zurückgrei­ fen konnte. 9 Pauly, Landkap. Wadrill 126 f. 10 Paulv, Landkap. Wadrill 122. 11 Haubrichs, Ortsnamen I 49 ff.

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2 Die Tholeyer Abtslisten und die verlorenen Nekrologien des Klosters: Schon der Trierer Geschichtsschreiber Christoph Brouwer (f 1617)12 kannte in seinem ersten Entwurf der Tholeyer Abtsliste (D1) für seine »Metropolis Ecclesiae Trevericae'13, der uns handschriftlich im Cod. Trier Stadtbibliothek 1365/109 er­ halten ist, m em oria ru m libri, also Dokumente der Memorialüberlieferung aus der Abtei Tholey,Totenbücher wohl. So schreibt er anläßlich eines Abtes des 13. Jahr­ hunderts (F. 135v)14: H u go cu i m on a sterii ja m a e v o a c v etu sta te prola psi n o v is ex in teg r o positis f u n ­ d a m en tis instaurati, co n d itiq u e glo ria m trib u u n t m em oria ru m libri. Der Ausdruck m em oria ru m libri wurde in der glättenden, auch stilistischen Über­ arbeitung seines Nachfolgers Masen durch an tiqui libri ersetzt. Es scheint jedoch, als ob Brouwer die Todesdaten der beiden aus St. Maximin in Trier stammenden Äbte Wiricus (J* IV. idu um m aii) und Henricus I. (t V. calen d. feb ru a rii), die im Rahmen seiner Tholeyer Abtsliste aufscheinen, nicht der Memorialüberlieferung entnommen habe. Für Heinrich I. wurde erst vom Korrektor von D1, d. i. Masen, die nekrologische Notiz zugesetzt; der Abt findet sich in einem späten Nekrologium aus St. Maximin (Cod. Trier Stadtbibi. 1636/57, F. s. XIV/XV) zum angege­ benen Datum mit Hinweis auf Tholey15. Bei Wiricus, für den erst die erste Rein­ schrift D2 durch Masen (Cod. Trier Stadtbibliothek 1366/121) die Todesnotiz bringt, weicht er mit seinem Datum (12. Mai ) auch vom Tholeyer Datum (13./14. Mai) ab. Das abweichende Datum nennen aber auch die Nekrologien aus St. Maxi­ min1617. Das zweite Totenbuch aus St. Maximin (Cod. Trier Stadtbibliothek 1634/ 394, F. 109r, s. XII/XIII), das zusätzlich die Angabe in th e o le u a u enthält, war dem Korrektor Masen möglicherweise auch bekannt.

12 Über ihn vgl. F. X. Kraus, in: ADB III (1876) 368 f .; Knaus, Urhandschrift 175 ff.; H. Ries, in: NDB II (1955) 639; Tiefenbach, Textzeuge 273 ff. 13 Das Werk konnte überarbeitet, ergänzt und fortgesetzt von dem Ordensbruder Brouwers, dem Jesuit Jakob Masen (vgl. F. X. Kraus in: ADB XX (1884) 558 f.) wegen des W i­ derstandes der Trierer Erzbischöfe und Kurfürsten erst 1855 gedruckt werden, unter dem Titel: Metropolis Ecclesiae Treverica, quae metropolitanae ecclesiae originem, iura, decus, officia etc. et monasteriorum ortus progressusque per archidioecesin Trevirensem complec­ titur. Zu den darin enthaltenen Tholeyer Abtslisten vgl. u. S. 26 ff. 14 Vgl. u. S. 185 Nr. 51. . 15 Vgl. u. S. 182 Nr. 49. Zu den Maximiner Nekrologien vgl. Wisplinghoff, Untersuchun­ gen 39 ff. Ich habe Herrn E, Wisplinghofff (HSA Düsseldorf) auch für freundlich mit Brief vom 3. V. 1976 gewährte Auskünfte betreffs der Maximiner Nekrologien zu danken. 16 Vgl. u. S. 180 Nr. 47. 17 Dieses Nekrolog wird offenbar von Hontheim, Prodromus II977 zitiert: Wiricus abbas m Theoleya (12. Mai).

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Die von dem lothringischen Geschichtsschreiber A. Calmet 1728 edierte Liste E\ in der er einen von D. Michel Paul, religieu x d e T holey, im Jahre 1631 erstellten Abtskatalog verarbeitete, hat ebenfalls ein Tholeyer Nekrologium verwendet, das er ausdrücklich dreimal —für Croduin (9. Mai)18, Hildinus (13. Jan.)19 und Hatto (1. Jan.)20 - zitiert, aber auch sonst für die von ihm gegebenen Todesdaten der Tho­ leyer Äbte benutzt21. Aus seinen Zitaten geht hervor, daß das Tholeyer Toten­ buch, wie es in der Memorialüberlieferung üblich war, Rang und Herkunft aus dem eigenen bzw. fremden Konvent verzeichnete; so heißt es zu Croduin Abbas et Episcopus, nostrae C on greg. Der Eintrag zu Hildin zeigt, daß man Informationen über die Verduner Bischöfe des neunten Jahrhunderts besaß, indem er die Anzahl der Pontifikatsjahre angibt. Calmet zitierte das N ecrologiu m T holeinse auch in der Mettlacher Abtsliste22 M artinus M asius, Ahh. M edio lac. ob. zum 20. Juni, in der Abtsliste von St. Maximin23 ob. H erm an nu s A bbas S. M aximini ju b ila riu s zum 28. März. Es waren also auch auswärtige Mönche im Totenbuch verzeichnet. Die Liste F, übersandt im Jahre 1765 von Abt Maximinus Motté (1759-1768) und nach Korrektur im Jahre 1786 im dreizehnten Bande der , Gallia Christiana' ge­ druckt, hat zweifellos ebenfalls ein Tholeyer Nekrologium benutzt24, wie die zahl­ reichen zugesetzten Todesdaten bei den Abtsnamen beweisen. Der Liste Mottés stand - wie unten noch zu zeigen sein wird - eine im Pfarrarchiv Tholey befindli­ che von einem gewissen Bauer kopierte Liste nahe2526, die bald nach 1768 gefertigt wurde und die ebenfalls zahlreiche Todesdaten nennt, vor allem aber zu fünf an gleicher Stelle wie F eingeschobenen Namen bemerkt: h ic cu m q u a tu or seq u en ti­ bus in v en itu r in m ortu ario q u o a u tem tem p o re v icissen t ign o rib u s (sic!). Und noch einmal bei Abt H eym u n d u s (richtiger: B ey m u n d u s)16: h ic rep eritu r in m ortu ario quo tem p ore cum vix erit, nescitu r, ob iit 24. m artii. Dieser Name ist ebenfalls in G an der gleichen Stelle eingeordnet. Es unterliegt also keinem Zweifel: ein m ortu ariu m , n ecro lo giu m oder lib er m em o ­ riarum Tholeys hat vor dem Brand des Archivs im Jahre 1793 existiert. Wir kön­ nen es aus EFG zum Teil rekonstruieren27:

18 19 20 21 22

23 24 25 26 27

Vgl. u.S, 123 Nr. 7. Vgl. u.S. 129 ff. Nr. 13. 23. Vgl. u. S. 139 Nr. 24. Zu Calmets Abtslisten E1/2 vgl. u. S. 38 ff. Calmet, Hist. Lorr. VII2 pr. CXLVI. Es liegt hier eine Verwechslung vor: Der Genannte war in Wahrheit Abt von Echternach, wie das Nekrologium der Trierer Abtei St. Matthias (Cod. Trier Seminarbibi. 63) mit einem Eintrag zum 20. Juni (F. 147v) zeigt: R DNS Mar­ tinus Maseus Abbas Epternacensis. Calmet, Hist. Lorr. VII2 pr. CXLIV. Vgl. zur Liste F u. S. 40 ff. Vgl. zu dieser Liste G u. S. 42 ff. Vgl. u.S. 145 Nr. 59. Die Signaturen F’G ’ beziehen sich auf die in diesen Listen aus nekrologischen Aufzeich­ nungen ohne genauere chronologische Informationen eingeschobenen Namen - z.T. Dubletten. Vgl. u. S. 61 ff. Nr. 52/25/7/59/27.

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DEZEMBER 7. F olradu sabb. (f nach 1036) 8. G regoriiisa b b . (f 1185) 23. F olm arus abb. ( f 1305) 31. B erh a rd u sa b b . ete p . Vird., T h eo lo gia e d efu n ctu s, in eiu sd em lo ci ecclesia sepultu s (f 879) JANUAR 1. H atto abb. et ep. Vird. (f 870) 7. H ild ericu sa b b . (t Ende 11./Anf. 12. Jh.) 13. O b. an no sedis 22. idibus Ianu arii H ilduinus abb. e te p . Vird. (J* 847) 18. N icolaus d e L ew en stein abb. ('J' 1474) 27. E m icho d e O b erste in abb. (J-1333/37) 28. H ein ricu sprim u s abb. m on. S. M aximini (f 1260) FEBRUAR 3. D am ianus d e L o m ersw eiller abb. (t 1489) 8. Paulus abb. et ep. Vird. (f 643/47) 15. T hom as d e S otteren abb. (t 1442) MÄRZ 10. /11. W ilhelm us abbas Sancti M ichaelis diocen sis V irdunensis et abbas hujus lo ci (f 1292/94) derselbe zum 11. März (in E Druckfehler: 21.) 24. H eym u n d u sa b b . (f 1401/21); zum 25. März E. 26. T hom as abb. (f 1235) 27. B etzelinus d e S otteren abb. (f 1362/76); in E Druckfehler: 24. 28. Ob. H erm annus Abbas S. M aximini ju bilariu s 30. A rnoldus abb. (t nach 1066); in E zum 30. Mai (Verlesung m artii > m a iif) APRIL 21. R ein oldu s abb. (f 1345/46) 29. H ugo abb., q ui totu m m on a steriu m reed ifica v it in v ita sua ( f 1280); in E zum 30. April

EFG E G FG FG E EFG E EFG FG EFG

G FG G

F‘G‘ EFG EFG EFG EFG E EFG EFG EFG

MAI 1. 6. 7. 9.

Philippus d e In d a gin e abb. (f 1353/54) H einricus secu n d u s abb. (f 1260/63) B erh a rd u sa b b .(fu m 9 7 2 ) C rod ou u in u s abbas et episcopus n ostra e co n g reg . (t 7. Jh. 2. H.) 13. V iricusabb. (J-vor 1216); inE zum 14. Mai 24. B eu m u n d u sa b b . (f 1401/21) 24. B ern ow in u s abb. (t 939) 16

EFG EFG F‘G‘ EF‘ G ‘ EFG F CG ‘ F ‘ G‘

JUNI 14. E berw inus abb. (t nach 1036) 15. B erth old u s abb. (f vor 1136) 20. M artinus M asius Abb. M ediolac. ob.

E EFG E

JULI AUGUST 24. G erhardus d e H assellt (f 1517)

FG

SEPTEMBER 20. G asparus d e D alem abb. (f nach 1479)

EFG

OKTOBER 21. J o h a n n es d e E llenbach abb. (J- 1465/66)

EFG

NOVEMBER

Der Befund der Rekonstruktion des Tholeyer Totenbuchs ist in mehrfacher Hin­ sicht bemerkenswert: Zunächst einmal zeichnet sich Calmet (E) - wie auch sonst - durch einige Druck­ fehler und Verlesungen von Daten (jeweils 1 Tag zu spät) aus. Dann aber fällt auf, daß von den Äbten vor Johann von Ellenbach (| 1465/66) kein einziger in den Mo­ naten August bis November als verstorben gemeldet wird. Es fehlen von den Abtsnamen der ältesten Liste A28 von Johann ab rückwärts bis zu Hildinus (t 847) dreizehn Namen (vgl. u. Nr. 26, 30, 31, 32, 33, 34, 37, 38, 40, 41, 44, 45, 53) von insgesamt achtunddreißig. Wo wir diese Lücken aus anderen Quellen kontrollieren können, bei den Verduner Abtbischöfen Dado (7. Okt.) und Berengar (12. Aug.) sowie einigen Tholeyer Äbten, fallen die Sterbeda­ ten stets in die Monate Juli bis November. Die einzige Ausnahme ist der am 24. Mai verstorbene Abt Bertolfus (Nr. 41). Es kann also kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß das Tholeyer Totenbuch aus zumindest zwei Bestandteilen zusam­ mengesetzt war, nämlich aus den Resten eines älteren Nekrologiums und einem vollständigen jüngeren m ortu ariu m , das auch die meisten der Äbte des 16. bis 18. Jahrhunderts enthielt. Diese Uneinheitlichkeit der Überlieferungslage wird noch besser erhellt, wenn wir die Doppelüberlieferung betrachten, die in zwei Fällen in den fünf willkürlich in die Abtsliste eingesetzten und aus einem Nekrologium ent­ nommenen Abtsnamen von FG - hier mit F ‘ G ‘ bezeichnet - vorliegt. Es handelt sich erstens um Abt Wilhelm von Tholey, Mönch aus St. Mihiel (vgl. u. S. 188 Nr. 52), der in F 1G ‘ zum 10. März inFG zum 11. März notiert wird, und zweitens um Abt H eym u ndu s, zweifellos aus B eym u n d u s verlesen, daher identisch mit B eum undus (vgl. u. S. 196 Nr. 59), wobei F‘G‘ das Todesdatum 24. Mai und FG 24.

28 Vgl. zur Liste A u. S. 19 ff.

17

März bieten. Hinter diesen Diskrepanzen verbergen sich die nicht ungewöhnli­ chen Verlesungen —> , m aii —> m artii und die geläufige Ver­ schiebung des Datums um einen Tag, die einem Kopisten bei den oft gedrängten Zuordnungen mittelalterlicher Nekrologien leicht unterläuft. Damit ist aber wahrscheinlich gemacht, daß das im 18. Jahrhundert von EFG be­ nutzte Nekrolog wohl selbst durch Kompilation zweier älterer m ortu aria *NA und *NB entstanden ist. Das Totenbuch *NA scheint eine seit der Mitte des neun­ ten Jahrhunderts einigermaßen kontinuierliche Überlieferung Tholeys zu reprä­ sentieren; weiter zurück reichten nur der zum Heiligen promovierte, auch in Tho­ ley durch Reliquien vertretene Verduner Bischof Paulus sowie der - wie noch dar­ zulegen sein wird - ebenfalls legendengestützte Abt und Bischof C rod ow in u s (vgl. u. S. 123 Nr. 7), wobei nicht ausgeschlossen werden soll, daß dessen Todesda­ tum und Titulatur zur Anlagezeit des ersten Nekrologiums aus inschriftlicher Überlieferung (Grabstein?) entnommen werden konnte. Die nekrologische Überlieferung Tholeys war also noch im 18. Jahrhundert bes­ ser, als bisher angenommen wurde. Wir wenden uns nun der Überlieferung und der Quellenkritik der Abtslisten zu.

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3 Die Überlieferung der Tholeyer Abtslisten: Für Tholey sind 8 Abtslisten überliefert. Wir bleiben bei der von Pauly gegebenen Einteilung A -G 29, obwohl sich die von ihm angeführte Begründung „zeitliche Reihenfolge“ nicht mehr in jedem Fall aufrechterhalten läßt. Überdies kommt eine ihm unbekannt gebliebene Liste W hinzu. Die älteste Liste A ist uns in einer aus Tholey stammenden und dort auch geschrie­ benen Handschrift vom Anfang des 16. Jahrhunderts erhalten, die heute in Trier liegt (Cod. Stadtbibliothek 1349/91 )30. Noch für das Jahr 1631 findet sich ein Tho­ leyer Besitzvermerk in der Handschrift. Sie kann in ihrem ersten Teil (F. 1—137) als eine Art benediktinisches Historienbuch unter Tholeyer Perspektive bezeich­ net werden. Sie enthält in diesem Teil: 1. , Gesta Treverorum1 (F. l r~64v), die kanonisierte Trierer Geschichtstradition. 2. Alttestamentliche Stammbäume (F. 65r-7 0 v). 3. Basilius, ,Instituta monachorum“ (F. 71r—92r). 4. ,VitaS. Pauli' (F. 94r-12 2 r), die Legende des hl. Paulus von Verdun, dessen Re­ liquien man besaß und der als Tholeyer Mönch galt31, wie ausdrücklich betont wird. 5. ,De dignitate et magnificencia ordinis S. Benedicti' (F. 122v-13 6 r), eine Ge­ schichte des Benediktinerordens mit Angabe der Würden, welche Mönche des Ordens erreicht haben. 6. ,Nomina abbatum huius loci, monasterii Theologiensis'32 (F. 136v—137r), die Tholeyer Abtsliste A. Der zweite Teil der Handschrift enthält in der Hauptsache Bibelexegese, Sermones und ein Passional. Tholey war seit 1487 durch Abt Damian von Lommersweiler und erneut durch den Reformabt Gerhard von Hasselt (1489 - 1517), der den Konvent ganz neu form­ te, der benediktinischen Reformkongregation von Bursfeld angeschlossen33. Man hat zeigen können, wie die Bursfelder Reform auch zu einer Neubesinnung auf die Tradition benediktinischen Mönchtums und damit zu einer Erneuerung der klö­ sterlichen Geschichtsschreibung geführt hat. Hier ist besonders der programmati­ sche Sermo ,De historia' zu nennen, den Abt Günther von Erfurt 1481 dem in Er­

29 Pauly, Landkap. Wadrill 121 Anm. 137. 30 Keuffer/Kentehich, Hist. Hss. 23-25 Nr. 52; Herrmann, Klosterbibliotheken 28 Nr. 18; Stock, Archivbestände 58. 31 Vgl. u. S. 65. 32 Anhang, Abb. 1. Vgl. MG SS rer. Mer. VII 687 Nr. 764. 33 Vgl. u. S. 200 ff. Nr. 64. 65,

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furt tagenden Generalkapitel der Kongregation vorlegte34. Man darf gewiß den un­ ter Gerhard von Hasselt in Tholey geschriebenen Trierer Codex als einen Versuch ansehen, sich der eigenen klösterlichen Tradition im Rahmen der Trierer Diözese, des aus dem Konvent hervorgegangenen Heiligen und des benediktinischen Mönchtums zu versichern. So macht die Liste der Äbte sinnvoll den Beschluß die­ ses Teils der Handschrift. Die Liste A besteht - die beigegebene Abbildung zeigt es - aus einem älteren Kern und Zusätzen mehrerer Hände, die bis ins 18. Jahrhundert reichen. Von erster Hand reicht die Liste bis D om inus G erhardus d e H asselt p resen s abbas huius m o ­ nasterii. Ein zweiter Schreiber hat darunter die Liste fortgeführt mit D om inus Yudocu s d e C olonia p resen s Abbas huius lo ci [gestr.] m on a sterii (1517-1520), darun­ ter ein dritter mit D om inus T hilm annus d e E m bricap resen s abbas huius lo ci (15201526), darunter ein vierter mit D om inus baltazar d e tra iecto in feriori q u on d a m a b ­ bas istius m on a sterii (1527-1531), darunter ein fünfter mit D om inus g er a r dus d e g o u d a abbas huius lo ci (1531-1540). Zur Zeit dieses Abtes hat ein Schreiber die Abtsnamen N icolaus d e L eb en steyn (f 1474), D am ianus d e L om m erssw iler (f 1489) sowie die Namen Gerhards von Hasselt und seiner drei Nachfolger mit To­ desdaten versehen und, wo es nötig war, das Prädikat p resen s vor abbas gestrichen. Zum Namen Gerhards von Gouda setzte eine weitere Hand hinzu: O biit an no 1540. Die Abtsliste ist dann später nochmals ergänzt worden bis zu Martinus Nennich und dessen Amtsantritt im Jahre 1617. In einem letzten Zuge wurde sie dann vervollständigt bis zum Amtsantritt des Abtes Theobert d’Hame (1730) und des­ sen Weihe im Jahre 173 135. Die Zusätze belegen, daß die Liste A noch bis in die er­ ste Hälfte des 18. Jahrhunderts in Tholey lag und dort gebraucht wurde. Die ursprüngliche Liste A reichte jedoch nur bis zum p resen s abbas Gerhard von Hasselt und ist demnach zwischen 1489 und 1517 angelegt worden, wohl im direk­ ten Zusammenhang mit der Reformtätigkeit dieses Abtes. Dieser ältere Bestand von A wird im folgenden ediert:

34 Leuckfeldt, Antiquitates 183 ff.; Volk, Generalkapitelsrezesse 190 ff.; Schreiner, Trithemius 75; Herbst, Geschichtsschreibung 80 ff. Abt Günther schlägt u.a. vor, daß ein Magi­ ster in jedem Kloster in die Geschichte einführen soll. Denn, wie er mehrfach betont, Äbte geschweige denn Mönche kennten oft nicht einmal den Gründer ihres Klosters oder ihre Amtsvorgänger. Die Bursfelder Kongregation möge ein Statut verabschieden, wonach es den Äbten der angeschlossenen Klöster zur Pflicht gemacht werde, eine Klostergeschichte anfertigen zu lassen, ja der Abt möge dies selber tun. Der Aufruf hatte in der Praxis der Reformklöster einen großen Erfolg; ihm folgte auch Abt Tilemann von Bonn im Kloster Maria Laach, in dem Kloster, aus dem der Tholeyer Reformabt Gerhard von Hasselt kam. 35 So erheben sich starke Bedenken gegen die Bemerkung des Trierer Katalogs (vgl. Anm. 30), die Handschrift habe dem Trierer Schöffen und Stadtschreiber Christopn Wilhelm Fath (1598-1628) gehört. Zu den Äbten des Klosters Tholey nach Gerhard von Hasselt vgl. Brouwer/Masen, Me­ tropolis II 5 15 -5 17 ; Gallia Christiana XIII (1786) 565 f. ; Volk, Generalkapitelsrezesse 467 ff.; Burg, Reg. Wadgassen Nr. 1158; Klein, Hombrechtlehen 109 ff.; Herrmann, In­ ventar 142. 147; Pauly, Geschichte I 97 f.

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N om m a ab b a tu m huius loci (später gestr.) m on a sterii T b eologien sis (von anderer Hand)

1 D om inus N abbas m a gister pa u li 2 D om inus paulus abbas huius lo ci et ep iscopu s v ird u n en sis cu iu s cap ut in h o c m o ­ nasterio co n tin etu r 3 D om inus G rim o ab bas et fr a te r regis fr a n cie 4 D om inus Leo 5 D om inus C hrethm [e]rus 6 D om inus C raudingus 7 D om inus F rodoinus ... , . , n i-, tt i A bbates huius loci 8 D om inus H erbertu s 9 D om inus A nodo 10 D om inus Fide ardus 11 D om inus Anno 12 D om inus B u erm eru s 13 D om inus H ildi abbas et ep iscopu s vird u n en sis 14 D om inus T h eod efrid u s a b bas et ep iscopu s vird u n en sis 15 D om inus G uilhiharius 16 D om inus R ogob ertu s 17 D om inus F igehardu s ,, , . . . 0 rx . A bbates huius loci 1» D om inus t b e n n u s 19 D om inus E rm enandus 20 D om inus A dalilm us 21 D om inus Stephanus 22 D om inus B erth ech a d u s ab bas et episcopus vird u n en sis 23 D om inus H ildinus ab bas episcopus vird u n en sis 24 D om inus H atto abbas et ep iscopu s vird u n en sis 25 D om inus G erhardus abbas et episcopus vird u n en sis 26 D om inus Frido abbas e t ep iscopus v ird u n en sis 27 D om inus B ern oin us abbas et episcopus vird u n en sis 28 D om inus B ern igeru s abbas et ep iscopu s v ird u n en sis 29 D om inus B ern hardus abbas huius lo ci 30 D om inus A dolo abbas huius loci 31 D om inus R u ob ertu s abbas huius lo ci 32 D om inus E licherus 33 D om inus E bruinus36 , .,. , . ... -. ^ , , \Abbates huius loci\ 34 D om inus G erhardus 35 D om inus E beruuinus36

36 Die Namen Ebruinus und Eberuuinus sind schwer zu lesen. Bei beiden Namen wird das Bemühen des Kopisten von A deutlich, ältere Schriftzüge der Vorlage zu imitieren, ohne die Namen selbst genau interpretieren zu können.

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36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51

D om inus Folradus D om inus C onradus D om inus Ab erh e r dus D om inus A rnoldus D om inus E hernom inius D om inus B ertolfu s D om inus H ildericus D om inus B ertoldu s A bbates huius loci D om inus R udolfus D om inus T heodericu s D om inus G regoriu s D om inus Viricus D om inus T hom as D om inus H eyn ricu s D om inus H eyn ricu s D om inus H u go abbas huius m on a sterii qui totu m m on a steriu m re ed ifica v it in vita sua 52 D om inus W ilhelm us abbas huius lo ci et ep iscopu s vird u n en sis 53 D om inus H eyn ricu s d e in d a gin e abbas huius loci 54 D om inus F olm arus abbas huius loci 55 D om inus E m icho d e su p eriori lapide abbas huius loci 56 D om inus B etzelinu s d e so tteren abbas huius loci 57 D om inus R eyn old u s abbas huius lo ci 58 D om inus Philippus d e in d a gin e abbas huius lo ci an n o 1346 59 D om inus B eym old u s d e so tteren abbas huius loci 60 D om inus T hom as d e S otteren abbas huius lo ci 61 D om inus J o h a n n es d e ellen b a ch abbas huius lo ci 62 D om inus N icolaus d e L eb en steyn abbas huius loci 63 D om inus C asperus d e d a lem abbas huius loci 64 D om inus D am ianus d e L om m erssw iler abbas huius lo ci 65 D om inus G erhardus d e H asseilt p resen s abbas huius m on a sterii Daß diese Liste in sich geschichtet und die Redaktion bzw. Fortsetzung einer älte­ ren Liste ist, läßt sich an Hand einer Unstimmigkeit dartun. In der Gruppe A 5659 ist die Reihenfolge der Äbte nämlich, wie sich an Hand urkundlicher Überliefe­ rung nachprüfen läßt37, gestört. Sie muß eigentlich lauten: R eyn old u s (A 57), Phi­ lippus (A 58), B etzelinu s (A 56), B eym old u s (A 59). Betzelinus ist also falsch einge­ ordnet worden; wahrscheinlich hatte der Redaktor des späten 15. Jahrhunderts nur die Information, daß Betzelin der Vorgänger eines Beymold oder Reymold war (beide Namen waren in der Schrift leicht zu verwechseln) und setzte ihn falsch ein. Die Liste, die dem Redaktor als Vorlage diente, dürfte mit Philipp von Hagen (d e I n d a gin e) geendet haben. So wird sich die singuläre Jahreszahl 1346 bei seinem

3 7 Vgl. u . S . 193 ff.

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Namen als Jahr seines Amtsantritts erklären. Wurde unter seinem Abbatiat die äl­ tere Liste angelegt, so erklärt sich auch, daß man über den Vollender des Kloster­ neubaus, Abt Hugo, der vor 1280 regierte, noch so gut informiert war und so be­ eindruckt, daß man ihm eine dankbare und ehrende Notiz in den sonst so nüchter­ nen Abtslisten widmete (A 51). Es gilt nun, die weitere Überlieferung der Tholeyer Abtslisten an der ältesten Liste zu messen. Ein zweite Liste B veröffentlichte Caspar Bruschius in seiner 1551 zu Ingolstadt gedruckten ,Monasteriorum Germaniae Centuria prima1 (F. 124v125r). In einer der Liste vorausgeschickten historischen Notiz geht er auf die Gründung der Abtei ein, die er n u n c B en ed ictin o ru m M on ach oru m am plissim um M onasterium T reu ericae D iocaeseos, das größte Benediktinerkloster der Trierer Diözese, nennt: ...fu n d a tu m a c m u n ificen tissim e don a tu m legitu r a n n o D om in i 627a Da­ g o b erte G alliarum et A ustrasiae R ege poten tissim o, con silio et auxiliis Beati M odoaldi T reuirorum A rchiepiscopi: A bsolutum v e r o a filio huius D a g o b erte D om ino S igiberto A ustrasiae R ege, ta n d em etiam a S. P yrm in io E piscopo et M onacho p ra ecla re d ecora tu m . Die hier aufscheinende Tradition über eine Gründung Tholeys durch Dagobert und Bischof Modoald von Trier läßt den Stifter Grimo zurücktreten, von dem es in Erweiterung der Notiz der Liste A, daß er fr a te r regis F ranciae gewesen sei, nun schon heißt: R egis F rancorum D a gob erti fra ter, alio n o m in e A delgesilus dictus. Der gesamte Komplex stammt aus dem ersten Buch des , Compendium4des Johan­ nes Trithemius (1462-1516), der die historisch interessierte gelehrte Welt des frü­ hen 16. Jahrhunderts mit mancherlei Geschichtskonstruktionen überrascht hat­ te38. Er hat auch die Tradition über einen Aufenthalt Pirmins in Tholey in die Welt gesetzt, eine Notiz, die er in seinen , Annales Hirsaugienses4 noch erweiterte, in­

38 Trithemius, Compendium sive breviarium primi voluminis chronicarum sive annalium (1514), lib. I, ed. M. Freher, Opera historica Trithemii, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1601, Neudruck: Frankfurt 1966, Bd. 1, S. 54. In seinen, Annales Hirsaugienses4(I 161) hat Tri­ themius sich für die Dagobert-Tradition freilich auf Gewährsleute aus Tnoley berufen und dann hinzugefügt, daß man anderswo erfahren könne, daß der hl. Columban das Klo­ ster gegründet nabe. Vgl. zum Abt von Sponheim und seinen historiographischen Lei­ stungen: v. Jan, Trithemius; Volk, Trithemius; Chacornac, Grandeur; Greiner, Chronicon; Arnold, Trithemius; Borchardt, Trithemius; Schreiner, Trithemius 118 ff.; Beh­ rendt, Trithemius. Auf Grund der Spekulationen des Trithemius fälschte dann François de Rosières (f 1607) in seinen berüchtigten ,Stemmatum Lotharingiae ac Barri Ducum ab Antenore ad Caroli III Lotharingiae ciucis tempora tomi VIT (Paris 1580, F. 2) eine auf 622 V/l datierte Urkunde, nach welcher König Dagobert dem Erzbischof Moaoald von Trier die von ihm erbaute und dem hl. Mauritius geweihte Abtei Thielogia schenkte (vgl. Goerz, Mittelrhein, Reg. I Nr. 58). Den Anlaß für Trithemius und Rosières bietet ein Zu­ satz einer späten Bearbeitung der,Gesta Treverorum1(vgl. u. S. 81 ; dazu Lehmann, Merkwür­ digkeiten 65). Ohne daß im Testament des Adalgisil Grimo von 634 der betroffene Bischof von Trier mit Namen genannt wird, können wir jedoch sicher sein, daß es tatsächlich Bischof Modoald (nach 614/vor 627 —nach 647/vor 650) gewesen sein muß. Vgl. Ewig, Trier 121 f.; Ewig, Missions 42; Pauly, Gesch. Trier II 36.

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dem er nun Pirmin zum Gründer von Tholey werden ließ39 und zu seinem Schüler den hl. Wandalin machte40, den Pirmin angeblich zum ersten Abt des Klosters ein­ setzte. Nach dem , Compendium4war Wandalin/Wendalin nur Mönch in Tholey gewesen41. Diese erweiterte Tradition hatte Trithemius aus der Legendenüberlie­ ferung des hl. Wandalin übernommen; die im Augsburger ,Wenzelspassional‘ von 1471 gedruckte Wendelslegende nennt den Heiligen zuerst als Abt von Tholey42. Die Tradition der Tholeyer Mönchschaft des Wandatinus hatte sich jedoch schon vor 1200 gebildet, wie ein zeitgenössisches Lektionar nahelegt, nach dem die Reli­ quien des sanctus W endalinus am Freitag vor Pfingsten in feierlicher Prozession nach Tholey transferiert wurden43. Bruschius weiß, daß V endalinus ... T h eo lo gien sis M onachus war und ersetzt mit einer vorsichtigen Bemerkung den aus der ,Vita S. Pauli“ in die Liste A als ersten Abt gelangten unbekannten Lehrer des hl. Paulus in Tholey44 durch den saarländischen Heiligen: P rim i n o m en in tercid it; etsi sint, qui S. V vendelinum p ro p rim o A bbate huius lo ci habean t. Im Anschluß an Trithemius wieder, der selbst die , Gesta Treverorum“ausschrieb, läßt er den hl. Paulus, zunächst Eremit bei Trier, in Tholey zweiten Abt des jungen Klosters werden45. So wie er weiß, daß in Tholey die Gebeine des unglücklichen

39 Trithemius, Ann. Hirs. II 13 152. 161. Trithemius beruft sich für seine Angaben auf eine Vita Pirmins. Die beiden erhaltenen Vitae des Gründers von Hornbach enthalten jedoch nichts dergleichen. Gleichwohl hat Trithemius mit seiner Erfindung einen langanhalten­ den Erfolg gehabt, ebenso wie mit der Amorbacher Pirminslegende (vgl. Büttner, Amor­ bach 102 rfT; Arnold, Trithemius 159). Die ,Annales Hirsaugienses1 wurden zwar erst 1690 gedruckt, obwohl sie bereits 1509 bis 1514 entstanden waren; sie müssen gleichwohl bald in gelehrten Kreisen zirkuliert haben, denn Nachrichten wie die Tholeyer Grün­ dungslegende wurden begierig aufgenommen (vgl. Arnold, Trithemius 149 ff.). So wird sie auch von Johannes Egon (f 1643) in seinem ,Liber de viris illustribus Augiae Divitis' kolportiert (Pez, Thesaurus I, 3, 713 f.); davor noch beruft sich der Trierer Historiker Christoph Brouwer (vgl. u. S. 31) um 1609 explizit auf Trithemius und dessen angebli­ che Vita (narrat ex originali volumine vitae ipsius . . .) und sieht Trithemius durch dessen Zeitgenossen Paulus Voltius, Abt von Hugshofen (Elsaß) und Freund des Erasmus von Rotterdam, bestätigt, der Trithemius ausschreibt, aber die zeitliche Differenzierung Brouwers vorbildet. Vgl. May, Kritik 267. 284 f .; G. Knod, in: ADB XI (1896) 284 L Brouwer hat nämlich feinere chronologische Einsichten, die ihm erlauben, Pirmin in das 8. Jh., also um ein Jahrhundert nach der Gründung Tholeys zu setzen. Konsequent faßt er die Nachricht über das Wirken Pirmins in Tholey auch nicht als fundatio, sondern als Re­ formeingriff auf. Die Grundlage seiner Anknüpfung scheint ihm der von A korrupt über­ lieferte Abtsname Buermerus (vgl. u. S. 50 Nr. 12) mit seiner sprachlichen Nahe zum Namen Pirmins geboten zu haben. Die Notiz Brouwers zu Pirmin hat wiederum - wir wissen nicht woher - der Zweibrücker Geschichtsschreiber Croliius neben Johannes Egons Bericht gekannt (Origines Bipontinae I 48). 40 Trithemius, Ann. Hirs. 113. 14. 41 Trithemius, Compendium ed. Freher, lib. I, S. 54. 42 Selzer, St. Wendelin 84 ff. 130 ff. 43 Stock, Abtei St. Mauritius 16. Zu Tholeyer Wendalinustraditionen und zur Formung sei­ ner Legende im Zusammenhang mit dem Kloster Tholey vgl. Lager, Tholey 350 ff.; Haubrichs, Basenvillare 11 ff. 61 ff. Im 18. Jahrhundert ist die Legende von des hl. Wan­ dalin Tholeyer Abbatiat fest verankert, wie die Angabe in der Abtsliste E (Calmet) - S. Vandelin, vers Ban 624 - bzw. der reiche Text in F (Gallia Christiana) bezeugen. 44 Vgl. u. S. 56. 45 Vgl. u.S. 68.

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von seinen Feinden erschlagenen Trierer Erzbischofs Kuno (f 1066) ruhen, der dort als Märtyrer verehrt wurde, nennt er auch Paulusreliquien für Tholey : S. P au­ lus cuius caput in T holeia in m agn is d eliciis h a b etu r et p leb i certis festis o sten d i so ­ let. Die Liste B endet mit der Notiz: R upertus d e Vvick eligitu r et co n firm a tu r an n o 1540 p ra esid et h o c a d h u c cu r­ ren te Ju b ila eo : uir h u m a n ita te et hosp ita lita te n em in i secun dus. Die Schlußformel deutet auf einen Besuch des Bruschius im Kloster zur Zeit des Rupert von Wiek (1540-1572); auf jeden Fall aber zeigt sie, daß seine Abtsserie mit Gerhard von Gouda endete, also just dort, wo auch der erste Block der Nach­ träge in A sein Ziel fand. Da er die in A bei den Abtsnamen seit Nikolaus von Lö­ wenstein von späterer Hand zugesetzten Todesdaten nachweislich kannte, sie frei­ lich als Daten des Amtsantritts mißverstand, muß ihm A oder eine sehr ähnliche Liste Vorgelegen haben. Da der Eintrag zu Rupert von Wiek im ersten Satz genau der Einleitung des nächsten Zusatzblockes in A entspricht, der jedoch frühestens 1617 in A niedergeschrieben wurde, hat B zweifellos nicht A selbst, sondern eine nah verwandte Liste (A‘) benutzt, aus der wiederum A später ergänzt wurde. Die Nähe der Vorlage A‘ zu A erhellt auch, daß die meisten offensichtlichen Fehl­ oder Sonderschreibungen von Namen in A auch in B anzutreffen sind46, Einige Varianten erklären sich leicht als Lesefehler. A

5 6 7 14 19 27 40 59

C hretk m erus C raudingus F rodoinus T beodofridus E rm enandus B ern oin us E hernom inius B eym old u s

B

C h ieth m ericn s C ra n d erigu s F rodonius T h eod efrid u s E rm onandus B ern om u s F liernom iniu s R eym o ld u s

—* —>, —* —> —> —► —> —> —>

Bei den neueren Namen hat B latinisiert oder modernisiert. Einige wenige Varian­ ten könnten jedoch textkritisches Gewicht besitzen: A 10 20 22 31 41

F ideardus A dalilmus B erth ech a d u s R u ob ertu s B ertolfu s

B

F idenardus A dalelm us B erth eh a d u s R upertus B erth olph u s

Dem Abt Heinrich von Hagen hat B - aus uns unbekannter Quelle - zugesetzt: p ra efu it an no 1238. Zweifellos hat er hier Heinrich III. d e I n d a gin e mit dem ersten Abt des Namens Heinrich verwechselt (vgl. u. S. 182 Nr. 49). 46 z. B. Nr. 12 (Buermerus, vgl. u. S. 50), Nr. 25 (Gerhardus, vgl. u. S. 52), Nr. 26 (Frido, vgl. u.

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Ganz eindeutig von B hängt eine Liste W ab, die der lateinischen Übersetzung von des Antonius d’Yepres ’Historia general del la orden de San Benito', gefertigt von Thomas Weiß, gedruckt zu Köln 1648 und 1650, beigegeben wurde (Bd. 2, S. 85f.). W zitiert Bruschius ausdrücklich als Quelle, seine Zählung der Äbte endet wie in B mit R uppertus d e Wiek, seine Schreibungen übernehmen die Fehler von B und setzen noch neue hinzu. Nur am Ende hat W einige Namen zugesetzt: Lucas A ntonius Ob. an n o 1617 M artinas Ob. a n n o 1638 M aurus

= = = =

Lukasv. Aufeldt(1572-1582) Antonius v. Trier (1582-1617, f 1618) Martinus Nennich (1617—1638) Maurus Groffius (1638-1659)

W hat sich also bemüht, die Abtsreihe bis in die Gegenwart fortzuschreiben. Für die historische Notiz zu Tholey, mit der er die Abtsliste garnierte, hat Weiß die Vi­ ta S. Pauli, Trithemius, Bruschius (z.T. wörtlich), aber dann auch (freilich mit deutlicher Zurückhaltung gegenüber den dort getroffenen Aussagen über aus Tho­ ley gekommene Äbte, die in B fehlen) die Geschichte der Bischöfe von Verdun von Richard de Wassebourg (1549)47 und die auch Tholey mehrfach betreffenden U r­ kundenfälschungen des François de Rosières (15 80)48 benutzt. W braucht für die Rekonstruktion der Tholeyer Abtslisten nicht weiter berück­ sichtigt zu werden. Im Jahre 1655 brachte Gabriel Bucelinus den ersten Band sei­ ner , Germania topochronostemmatographica sacra et profana' heraus49. In einer kurzen Notiz (S. 86) beschäftigt er sich auch mit der Abtei Tholey und erweist sich —indem er die Traditionen über Dagobert, Modoald und Wendahnus aufnimmt — als Kenner von B50. Er nennt elf Verduner Bischöfe, die nach B aus Tholey kamen, und zwar mit der Bezifferung von B. Erst im zweiten Band seiner ,Germania Sacra' gibt Bucelinus - übrigens im Vor­ wort nun auch mit der Pirmin-Tradition vertreten - eine ausführliche Abtsliste (C) für Tholey51*.Diese weicht jedoch so deutlich von AB ab, sowohl in der Ergänzung durch neue Abtsnamen als auch in der Unterdrückung von Namen, daß eine ge­ nauere Quellenanalyse dringend geboten scheint. Dabei zeigt sich, daß Liste D eine kaum zufällige Verwandtschaft zu C aufweist. D findet sich gedruckt in d er,Metropolis Ecclesiae Trevericae', Bd. 1, herausgegeben von Chr. v. Stramberg, Koblenz 1855. D ie,M etropolis'ist jedoch im wesentlichen ein Werk des schon erwähnten Trierer Geschichtsschreibers Brouwer (f 1617), das später von Jakob Masen bis um 1670 fortgeführt wurde, also eine Arbeit des frühen

47 Richard de Wassebourg, Antiquitez de la Gaule, Belgique, royaume de France, Austrasie et Lorraine ..., Paris 1549. 48 Vgl. o. Anm. 38. 49 Gabriel Bucelinus (1599-1681) war Mönch im Kloster Weingarten. Vgl. Kelchner, in: ADB III (1876) 462. 50 Bucelinus hat freilich auch die .Annales Hirsaugienses' des Trithemius selbst gekannt. Vgl. Schreiner, Trithemius 92. 51 S. 290 f. Bereits Lager, Tholey 362, bemerkte die Differenzen zwischen erstem und zwei­ tem Band der .Germania Sacra'.

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und späteren 17. Jahrhunderts. Ein kurzer Blick genügt, um festzustellen, daß D nicht nach dem Original des 17. Jahrhunderts gedruckt wurde, sondern mit Zusät­ zen versehen wurde bis zum Jahre 1785, damit vielleicht auch sonst Ergänzungen birgt. Die erhaltene handschriftliche Überlieferung erlaubt uns die Kontrolle dieser Ver­ mutung52: D' = Cod. Trier Stadtbibliothek 1365/109, E 134 - 135v, das erste Handexem­ plar Brouwers mit ausführlichen Korrekturen, die Masen durchführte. D2 = Cod. Trier Stadtbibliothek 1366/121, F. 122v-124v, Reinschrift von D1 durch Jakob Masen mit weiteren Ergänzungen. D3 = Cod. Trier Stadtbibliothek 1364/72, F. 431v-438r, Druckvorlage für D4 = Ausgabe von 1855 Die handschriftliche Liste D1 sei nun - auch als Beispiel für die kritische Methode des bedeutenden Geschichtsschreibers des Frühbarocks und seines Korrektors und Bearbeiters Jakob Masen - dargeboten, und zwar zu Vergleichszwecken im Paralleldruck zu C53:

Quellen

D1

C

Doleia siue Theoiogium aut THOLEGIUM

(Monasterium) Theolegiense

De origine Theologiensis coenobii, quia domesticorum o p e r a [studia] maiorum silentio fatiscunt difficile [sit] exequi; et q u i a [que] memoria veterum olim subjiciebat, ea nimirum exhausimus in tempore. Quare unum id duntaxat hoc loco monendum, v i d e t u r Dagoberto Rege quidem huius p r im u m domicilii s e emersisse famam; a t q u e o p u l e n t i a m i a c t i s i n­ d i d e m [at] antea tamen monasticae vitae s e m i n i b u s c u m [impressa hic extitisse vestigia,

Alias T h o legien se et Doleiense, vetustissimum celeberrimumque Benedictinae Professionis Caenobium, 5. M auritio T h eb a ea e L egionis Im peratori sacrum , cujus primus Fundator ignoratur, D a gob ertu s tamen Rex m a gnus P ro m oto r e t B en efa cto r cred itu r.

52 Vgl. Keuffer/Kentenich, Histor. Hss. 30—32. Zur Frage des Autographs und des Bearbei­ ters bzw. Korrektors vgl. Sauerland, Brief 253 f.; Knaus, Urhandschrift 180. 53 Für den Paralleldruck wurden folgende Konventionen eingehalten: Die vom Korrektor Ma­ sen in D1 gestrichenen Formulierungen Brouwers sind gesperrt gedruckt. Die Ergänzungen von Masens Hand sind in eckigen Klammern gesetzt. Die Übernahmen von C aus D 1 sind kursiv gesetzt.

27

Quellen (In Vita S. Pauli) Bertharius, Sur. tom. I

T ritbem ius

Bruschius 28

D1

C

cum, quo tempore] B. Paulus Viridunensis hunc in locum a d u e n i t [venit], floreret iam tum coenobium u t i p s i u s vita fidis proditum est m o n u m e n t i s [accurata legum disci­ plina]. Et abbates certe, qui Paulo in magistratu praeluxerunt [retro] incogni­ ti, quique longa serie a n n e x i post eum repero, nullis prope vel memorandis rebus [celebrati], vel annorum interuallis distinctif.] c l a r o q u e m o n a s t e ­ rio a n t i q u i t u s in Vi r i dunensi s e c c l e s i a e p a t r o c i n i o et a mb i g u o sepe n u m e r o p o s ­ sessionis iure del i tescente. D i s c i p l i n a q u i n e t i a m exo­ l e s c e n t e , ( .................) et m o x ( ..........) l e s c e n t e . Es t o i t a q u e pr i mus t h e o l o g i e n s i s abbas. [Causam invenio hujus obscuritatis fluctuantia monasterii gubernacula, quod antiquitus Viridunensi ecclesiae et dioecesi paruit. Theologium, quod a divinarum rerum florentissimo hic olim gymnasio derivant, Doleiam posteri dixere, S. Mauritio Thebaeae militiae duci, sacrum. Unde et titulus archidiaconatus, cujus in Westerichi et Saraegouwae finibus sacrorum jus longe patet. Inter eos qui decus, famam, et M ultos eg re g ia sa n ctita te opem loco perperere, cum primis lau- M on ach os aluit, eo sq u e in ter dant S. Modoaldum Treuirorum ar- S. P aulum V irdunensem chiepiscopum; Pirminium etiam illum E piscopum , S. M odoaldum Metensem an Meldensem Chorepisco- Arch iep iscop u m T reviren pum qui Augiam aliaque complura re- sem , S. P irm inum M eten sem ligionis domicilia propagauit. Ad haec an M eld en sem C h orep iscoS. Wandelinum, regis Scotorum fi- pu m , S. W andelinum A bbalium, qui Tholeia ad amussim (?) in re- tem , S cotoru m R egis filiu m , rum omnium despicienta asceticis prae­ pluresque alios. ceptis excultus, siue eremita, siue abbas, ut nonnulli uolunt, sepulchro in

Quellen

D1 vicinia accepto, ob miraculorum et gloriam vel frequentiam, oppido pro­ pinquo nomen et originem dedit. Cu­ jus sancti memoriam poeta nobis ami­ cus in Treuerensium fastorum com­ mentariolo ad XXI Octobris olim ita descripsit. Rege Scoto natus, prope flumen molle Saravi/Soliuagam instituit vitam, cu­ risque solutus/Vrbem Trebetae supra convalle reposta,/Avia secessu coluit loca, Wandalinus./Exosus mundum, scelerisque admissa nocivi,/Detracta sed enim persona, ortuque retecto,/ Obscuroque habitu coelo notissimus exul/Proditus est, urbemque suo de nomine dictam/Condidit apricis in campis uberis arvi. Ceterum inter Doleianos abbates prin­ ceps nobis esto:]

Bruschius

C

Nos Abbatum Catalogum subjicimus.

1. [S.] Paulus Treuericus Eremita, et episcopus ad e x t r e m u m Viridunensis, quem sanctitate clarum obiisse diem perhibent anno gratiae partae 649 [DCXLIX]. [Eius venerabile caput hodieque in eccle­ sia ostentui populis est, et religioni tam exteris quam domesticis.]

S. P aulus, V irdunensis Epis­ copus, eg r e g ia sa n ctita te Illu ­ strissim us, cu ju s sa cru m co r­ pu s su m m a in v en era tio n e est. Vita m orta li ex cessit a n ­ n o C hristi 649.

2. Grimo siue Adalgisilus Dagoberti nepos inde locum secundum obti­ net, ecclesia Viridunensi in Pauli gratiam egregie locupletata et mona­ sterio ditibus arvis perinde instruc­ to c e l e b r i s [laudatus].

G rim o, siv e A delgisilus, D a gob erti nepos, cu ju s in gra tia m C a en ob iu m p lu ri­ m u m a u ctu m fu it.

H i n c i a m sepositis iis, quos B r u s c h i u s , q u o n d a m ma­ t u r i u s a n f o r a u i t [vulgatus index maturius accersit], ordinem rectius tuebuntur, qui ex abbati­ bus ad ecclesiam Virdunensem re29

Quellen

F rancisais d e R osières

30

C

D1 gendam E p i s c o p i s [Episcopi] ab inde creati sunt, [quos ante­ quam appendo, monendum reor, literas eas quas Dagoberti nomine stemmatum auctor euulgavit, fidem non mereri, cum Cellae S. M auritii, quam Sarae adiacere scribit, Aduocatum facit, Clodulphum Ducem Austriae Mosellanicae anno Christi DCXXII et interuallo hunc ducem Augustino Tholeiano Abbati Villam Merceriam donasse in anno DCLI perhi­ bet. Rursumque Martinum Clodulphi filium anno DCLXVII Ehrardo Abbati praedium Loegeaperum obtulisse ac denique Loherum Martini Ducis ex Lamberto nepotem anno DCCLXXVIII Pe­ tro abbati villam Bettingen dono dedisse; quibus in scriptis quam multa temporibus, personis et stirpium veris originibus aliena reperiantur, hujus non est loci fu­ sius explicare]. 3. Gisloaldus e p i s c o p u s f a c t u s [qui episcopus factus traditur anno] 649 [DCXLIX]

G isloaldus, qui h in c a d Episco p a lem C ath edram ex tractus fu isse m em ora tu r.

4. Gerebertus ad V i r d u n e n s em s e d e m t r a n s i i t 665 [anno DCLXV].

G erebertu s, an n o 670.

5. Armonius v e r o 689 [anno DCLXXXIX] Subeant hinc iam, siqui­ dem non rei ci mu s quid a u t e m [Hos iam per nos licet, insequantur et si multiplex in no­ minibus mendum latere videa­ tur.].

A rm onius 689.

6. Leo

Leo.

D1

Quellen 7. Chietmericus

Chiesmerius.

8. Crauderigus 9. Anodo

Cranderigus. A nodo.

10. Fidenardus 11. Anno 12. Buermerus

Trithemius

Voltius

Bruschius

C

[S. Pirmini per hoc tempus in Austrasie regno laudatum Monasticae passim exornandae restituendeque studium. Narrat ex originali Volumine Vitae ipsius Trithemius, quod penes se fuisse testat­ ur, saepius ipsum adiisse Dolegium: ibique disciplinae com­ mendandae et exempli relinquendi causa etiam inter coenobitas vixis­ se, eorum mores instituisse, lo­ cum pulcrius decorasse. Id quod paulus Voltius Abbas Hugonis Curiae confirmat item, quando S. Pirminium ex Monasterio D. Mau­ ri Andegauensi ortum, posthabito Meldensi (an Metensi) episcopio Gregorii II permissu multa in Gal­ lia Germaniaque ordinare vel in­ staurasse monasteria, et in his apud Leiam et Hornebachium commemorat.]

Fordenardus. Anno. B u erm eru s, cu ju s tem p o re Pirm inius, recu sato M eten si siv e M elden si E piscopatu, (A ndegav ensis ca eteroq u in M onasterii S. M auri M on achus) T h eolegii diu vix isse m em ora tu r.

Lux adhuc quaedam hisce tempori­ bus internitet. Virdunensibus epis­ copis ipsis monasterium de h i n c a b b a t i s h o n o r e [hinc] gubernantibus. N am q u i a Br us c h i o i n s e r u n t u r [Et quos vulgatus index appendit] exiguo delectu, in classem abbatum venire posse vix v i d e n t u r [apparet], quin enumerentur tamen, nihil obstat quidem, praesertim quod p ro Episcopis ( .......... 31

Quellen

D1

C

.......... ) o b i i s s e [Epis copis absentibus pro] Coenobiarcfiis [se gessisse] n o n d e s i t su s p ic i o [creditu facile sit] (a) [Hildi] (b) [Theodofridus] (c) Guilhiharius (d) Rogobertus [Rigobertus] (e) Figehardus forte Eberwinus coenc (f) Ermonandus (g) (h) Adalhelmus (i) Stephanus H i 1d i n a m q u e [quod ver o Hildinum] et Theofridum [s] c[ U O S Viridunenses e d i t Ep i s c c >p o S sunt e p i s c o p a t u ig noti [non nemo facit episcopos, id nisi alia interpretatione mitigetiîr, ex albo publico antistitum eius ecclesiae defendi non potest] 13. Hilduinus itaque [episcopus ] primus sit, quem penes e p scop u m hinc item monasterii stjmma stetit, ecclesiam autem [is] V iridunensem accepit (,.) is anno domini 8 2 9 [DCCCXXIX]. 14. Hatto m a g i s t r a t u m i n i i t utrobique [item praefuit ] 8 5 0 [DCCCL] 15. Berhardus f a c t u s E p i s c o p u s et abbas anno 869 [DCCCLXIX] 880 16. Dado a u t e m anno [DCCCLXXX] 17. Barnoinus qui insequenti saeculo hic pariter et Virduni rem gessit Domini anno 920 [circa DCCCCXX gestr ichen IV] 18. B e r n i garius [B erin-] autein illi suffectus anno 92‘? [DCCCX XIX] 32

biarchi

H ilduinus, electu s E piscopus V irdunensis an no 829

H atto, et ipse E piscopus ibid em 850. Berardus 869.

Bado an n o 880. B arnoinus, 920.

Beringarius, 929.

D1

Quellen

C

P o s t h a c [Hinc nunc] antistitum Viridunensium series iterum inter­ pellatur. 19. ßernardus 20. Àdolo (korr. zu Adelo) 21. Rupertus 22. Elicherius 23. Elironius 24. [Gerhardus]

B ernardus. A delo. R upertus. E licherius. Elironius. Gerardus

[25.] Richardus [longinqua] Hierosolymorum peregrinatione u t in g e s t i s r e b u s q u e [non obscu­ rus, ut in actis] B. Symeonis Treveri­ ci [eremitae] propagatus[-um] memoriae, c l a r u s .

R ichardus, sacra H ierosolym a e loca visitavit.

25. [26.] Eberwinus. Hic uixit pontifi­ ce Treuirorum Poppone et cum in Richardi decessoris itinere Hiero­ solymitano 1020 comes extitisset, forte i n [de] uia cum B. Symeone amicitia [-ae necessitudine] con­ tracta postquam is in Treviris innocentissimam animam deo red­ didit, ipsius vitae memoriam literis ac posteritati consecravit. Symeon quippe aliquamdiu in Theologiensi monasterio commo­ ratus suavissimi virtutis odorem isthic diffuderat, visiturque in huius coenobii ornamentis psalte­ rium eius Sermone Graeco, literarum genere vetustissimo scrip­ tum manu. [Ceterum Eberuinum cum Hierichone S. Maximini Sy­ nodo Seligstadiensi interfuisse TritTrithemius themius (Chron. Hirsaug. ubi an. exprimit eundem indic. VE Burchard. decret, post. lib. 20) monu­ it, quam Aribo Moguntinus archiepiscopus illic anno MXXIII

E b erw in u s, vita m Sancti Sim eo n is T reviren sis scripsit.

33

Quellen

C

D' indictione V. II idus Augusti cele­ bravit.] 26. [27]. Folradus 27. [28]. Conradus 28. [29]. Eberhardus [30.] Abbo etiam causa non e st c u r p r a e t e r i t u s , [erat cur publicis abbatum elenchis praeteriretur;] eo namque abbate [anno Domini MLXVI adnitente Theodo­ rico Virdunensi Episcopo] B. Con­ radus [siue Cono] Treuirorum archiepiscopus designatus. Sed ante diem raptus martyrio, venerandum in ecclesia Theologiensi, plenumque miraculis sepulchrum adeptus est. 29. [31.] Arnoldus 30. [32.] H i e r o m n i u s mus]

[Hierony­

A rnoldus. H ieronym us.

31. [33.] Bertolphus

B ertholphus.

32. 33. 34. 35.

H ildericus. Bertholdus R udolphus T heodoricu s, vixit an n o 1136

[34.] Hildericus [35.] Bertoldus [36.] Rudolphus [37.] Theodoricus uixit [D. Bernardi aetate] Adelberone sedente [ut] cui u t [chirographo manus] obsequii fidem dedit, sub anno 113 6 [Christi MCXXXVI]. 36. [38.] Gregorius sub Hillino 115 7 [anno MCLVII]. 37. [39.] Wiricus 38. [40.] Thomas 39. [4L] Henricus I [ex congregatione item S. Maximini huc ad regimen accersitus et obiit V Kalend. Fe­ bruarii.]

34

Folradus C onradus Eberhardus, de quo uti aliis nil praeter nomen. A bbo, q u o sed en te, corpus B eati C unonis T reviroru m d esign a ti A rchipraesulis h ic sep u ltu m fu it 1066.

G regoriu s, 1137 W iricus Thomas H enricus I, è S. Maximini

Quellen

D1

C

40. [42.] Henricus II 41. [43]. Hugo cui monasterii iam aevo ac vetustate prolapsi novis a b [ex] integro positis fundamentis instaurati conditique gloriam tri­ buunt m e m o r i a r u m [antiqui] libri.

H ugo, qui co lla b a scen s C aen ob iu m à fu n d a m en tis restituit.

42. [44]. Wilhelmus

W ilhelmus. H enricu s ab H agen, 1238.

43. [45.] Henricus ab Hagen vixisse traditur 1 2 3 8 [MCCXXXVIII] 44. [46.] Folmarus 45. [47.] Emicho de superiore lapide [Oberstein] 46. [48.] Betzelinus de Soettern [, quae stirps nobilitatis in vicinia degentis hac etiam nostra aetate doctrinae utriusque fama claret, deditque Spirensi ecclesiae nuper episcopum Philippum Christophorum a Soeteren, Westrichiae nobilitatis ornamentum]. 47. [49.] Reinoldus

F olm arus E m icho ab O berstein. B etzelin u s à Sötern.

R einoldus.

Es kann kein Zweifel bestehen, daß C die Redaktion D1, und zwar in ihrer korri­ gierten Form benutzt hat, denn C übernimmt auch deren Streichungen und Aus­ lassungen. Andererseits hat C Änderungen, die D2vornahm, nicht berücksichtigt: so fehlen gegen D2 in D1 und C die Abtsnamen Frondonus und Herbertus, ebenso fehlt die in D' vom Korrektor gestrichene und in D2 neu hinzugefügte Namen­ gruppe H ildus bis Stephanus. Ebenso hat C nicht die Korrekturen bei den Abtbi­ schöfen B erh ard (870) und B eren ga r (939), die D2 durchführte. Es fehlt auch der aus einer Fälschung von Rosières in D2 übernommene angebliche Abt P etru s54. Die gelegentlichen Varianten in C bei den Namen beruhen durchweg auf Lesefeh-

54 Vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. I Nr. 322 (788).

35

lern. Für die Zeit nach Abt R ein old fällt das fragmentarische D1 aus, so daß der Vergleich mit C über D2 geführt werden muß. C und D2 enden beide mit dem Abbatiat des Abtes M aurus (seit 1638). D2 und C müssen also auf einer über den Tod Brouwers hinaus fortgeführten Liste beruhen: dies ist u.a. ein Kriterium dafür, daß der Korrektor in D1 bereits Masen war. Eine Bemerkung bei Abt B etzelinus von Soetern (D1 46), die der Korrektor hinzugefügt hat und die eine Anspielung auf die soeben erfolgte Wahl eines Mitgliedes des Geschlechtes der Soetern zum Bischof von Speyer betrifft, läßt eine genauere Datierung zu: Philipp Christoph von Soetern wurde 1609 Coadjutor des Bischofs von Speyer; im Folgejahr wurde er nach dem Tod des Vorgängers (10. X. 1610) Bischof55. D2 fügte noch hinzu, daß Philipp Christoph (f 1652) inzwischen Erzbischof von Trier geworden war (1623). Da der Erzbischof 1635-1645 wegen Landesverrats gefangengesetzt war, sind die lobenden Worte von D2 wohl nur zwischen 1623 und 1635 denkbar. D2 hat einige schon zitierte Änderungen gegenüber D1durchgeführt. D3, das 1669 von Masen beendete Exemplar56, ist im wesentlichen identisch mit D2, läßt jedoch den Namen Gerbertus (D14) aus, ein Versehen, das in den Druck D4 übernommen wurde. D4 hat für den Druck die Reihe der Äbte bis zum Kommendatarabt Petrus de Salabert (f 1785) fortgeführt und ferner zu den Daten der Äbte ab Nikolaus von Löwenstein (1466-1474) die Daten der electio bzw. ju ra tio und con firm a tio er­ gänzt. Es mag sein, daß D4 hier auf Quellen des Trierer Bistumsarchivs beruht. Maßgebend für die Überlieferungskritik der Tholeyer Abtslisten muß also D 1sein. Nach seinen eigenen Quellenangaben hat D1benutzt an Verduner Quellen d ie, Vi­ ta S. Pauli1 und die ,Gesta episcoporum Virdunensium' des Berthar (923/25); aus Trithemius und Bruschius wurde der gesamte inzwischen kanonisch gewordene Komplex der Gründung durch Dagobert und Bischof Modoald von Trier über­ nommen, ebenso die Pirminslegende, diese allerdings in der vorsichtigen Form ei­ ner Notiz zu den Äbten des, wie Brouwer nach seiner Chronologie glauben muß­ te, achten Jahrhunderts (D1 6-12). Für sie versicherte sich D1 auch der Autorität des Abtes Paulus Voltius von Flugshofen57. Gegenüber der Wandalinuslegende verhielt sich D1 eher reserviert, bestätigte aber die blühende Wallfahrt zu dessen nahem Heiligengrab. Die Fälschungen des François de Rosières und damit der in ihnen genannten Tholeyer Abtsnamen durchschaute er und legte ausdrücklich dar, daß sie keinen Glauben verdienten. Jedoch benutzte er - übrigens ohne Quellen­ angabe - Wassebourgs ,Antiquitates' und ergänzte aus ihm Daten der Verduner Abtbischöfe, korrigierte wohl auch aus dieser Quelle gelegentlich ihre Namen. Vor allem aber übernahm er von Wassebourg die bis dato in der Tholeyer Überlie­ ferung unbekannten Bischöfe Gisloald, Gerebertus und Armonius (Nr. 3 -5 ) als Tholeyer Äbte des siebten Jahrhunderts, ließ jedoch dann merkwürdigerweise die

55 Baur, Philipp von Sötern I, passim; P. Wagner, in: ADB XXVI (1888) 50 ff. 56 Kraus, in: ADB XX (1884) 558 f. 57 Vgl. o.,Anm. 39.

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ebenfalls von Wassebourg angebotenen Nachfolger Abbo und Bertalamius aus58. An Trierer Quellen verarbeitete der Korrektor ein Nekrologium aus St. Maximin (D1 39), Brouwer aber anscheinend auch urkundliches Material aus dem erzbi­ schöflichen Archiv (D135/36). Aus d er, Vita S. Simeonis' glaubte er erschließen zu müssen, daß Richard, der Reisebegleiter des Abtes Eberwin von Tholey und St. Martin (vgl. u. S. 164 Nr. 35), in Wahrheit der Reformabt Richard von St. Van­ ne, ebenfalls Abt in Tholey und Vorgänger Eberwins gewesen sei59. Infolgedessen entfernte er den an dieser Stelle in den alten Abtslisten befindlichen Gerhardus (D1 24), den aber der Korrektor wieder einfügte. An Tholeyer Quellen kannte er die libri m em oria ru m (D1 41); der ,Vita S. Cunonis‘ des Theoderich entnahm er den Abtsnamen Abbo und wunderte sich, warum er in den Listen fehlte60; er fügte ihn mit gutem Gespür bei A berherdus, den er in E berhardus änderte, ein61. Erst der Korrektor gab ihm eine eigene Nr. 30. Willkommen sind seine Nachrichten, die ihm aus Tholeyer Klostertradition zugekommen sein müssen: über den blühen­ den, von Einheimischen und Fremden getragenen Paulus-Kult (D1 1), über die Wunder am Grabe des hl. Kuno zu Tholey (D1 28). Er kennt die Tholeyer Lokal­ legende vom Aufenthalt des Trierer Eremiten Simeon im Kloster und seinem dort hinterlassenen und als Reliquie verehrten griechischen Psalter (D125)62. Auch die im fragmentarischen D1 fehlenden, aber in D2 und C erkenntlichen Berichte über Reformbestrebungen der Äbte Thomas von Sötern und Johannes von Ellenbach, der letztere bereits in Zusammenhang mit der Bursfelder Kongregation, wird man füglich D1 und Brouwers Quellen zuschreiben dürfen63. Die Tholeyer Abtsliste, die p u b lici a b b a tu m elen ch i, die der Korrektor kritisch wertend als v u lga tu s index bezeichnete (D2 2.12.28), entnahm er anscheinend Bruschius, wie er selbst bezeugt; der Name wurde vom Korrektor ebenfalls durch die zitierte abwertende Benennung ersetzt. Er entfernte (nach D18) die Namen F rodonius und H erbertus und meldete massive Kritik gegen die Gruppe H ildi bis S tepha­ nus (nach D1 12) an, die keineswegs Äbte seien, sondern wahrscheinlich Stellver­ treter der den Konvent verwaltenden Verduner Bischöfe. Den an diese Gruppe an­ schließenden B erth eh a d entfernte er ganz. Bei G rim o (D1 2) ersetzte er das fr a te r D agob erti aus B durch den ihm aus Berthar bekannten Verwandtschaftsgrad n e ­ pos. Ganz deutlich zeigen auch die von D 1verwandten Varianten der Abtsnamen, daß er B benutzte (D17. 10. 12 b. g. 21. 22. 23. 31. 39. 40. 43). Wo er Varianten ge­ genüber B aufweist, sind es naheliegende Verbesserungen (D1 12 f. h. 28. 30.).

58 59 60 61 62 63

Wassebourg, Antiquitez CXXXTff. CXIXvff. Vgl. u. S. 167. Vgl. u. S. 174 Nr. 38. Vgl. u. S. 54 Nr. 38. Vgl. u. S. 170. Vgl. u. S. 197 Nr. 60. 198 Nr. 61.

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Die Quellenanalyse zeigt, daß sowohl D als auch C für die Rekonstruktion der Tholeyer Tradition der Abtslisten keinen Wert besitzen64. Ganz anders steht es mit der Liste (E1), die A. Calmet 1728 im dritten Band der ersten Auflage seiner ,Histoire écclesiastique et civile de Lorraine' (S. CCI-CCIV) veröffentlichte. Calmet hat für E1 einige seiner Quellen selbst angegeben: so verweist er für die hi­ storische Notiz, die er der Abtsliste vorausstellt, auf Jean Mabillons 1703 erschie­ nene ,Annales ordinis S. Benedicti' (Bd. I, S. 321), die »Chronique de S. Benoît' (Bd. II, p. 94)65 und die »Annales' des Bruschius. Der Traditionskomplex, nach dem - wie oben dargestellt - Tholey als Gründung Dagoberts dargestellt wird, für die als erster Abt V endelin berufen wird, der wiederum Paulus von Verdun an­ zieht, welcher dann Grimo zum Nachfolger hat, wird flüssig und gleichsam kano­ nisch geprägt wiedergegeben. Aber Calmet hat sich weiter umgesehen. Wie Brouwer hat ér den Verduner Historiker Wassebourg, den er gelegentlich kri­ tisch zitiert, benutzt und aus ihm die Namen der angeblichen Abtbischöfe G isloalde, G ereb ert und A rm onius entnommen. Jedoch wird der letzte Name ausdrück­ lich als urkundlich unverbürgt in die Abtsliste eingefügt. Die Abtsnamen -A u g u ­ stin (651), E rard(673), G ereb ert (689), Pierre (um 788)-d ie der Urkundenfälscher F rançois d e R osières..., q u e Von so u p ço n n e à bon d roit d 'a v o ir f o r g é ces Titres à plaisir, in seinen Titeln angab, führt er zwar auf, stellt jedoch fest, daß sie den a n ­ cien s e t vrais C ata logu es d e T holey unbekannt seien. Aus der Verduner Vita des hl. Rodingus (C braudingus, vgl. u. S. 98 Nr. 6), die er durch Vermittlung Wassebourgs66 oder Ménards67 oder aus einer ähnlichen Quelle kannte, fügte er die dort genannten Namen zweier Tholeyer Abte, die er in den alten Abtslisten unter

64 Brouwer hat auch im Liber VII seiner 1670 gedruckten und ebenfalls von Masen korrigier­ ten bzw. ergänzten , Annales Trevirenses' (S. 346 ff.) auf Tholey Bezug genommen. Sein Bericht enthält folgende Traditionselemente: 1) Die Legende von des hl. Wandalin Mönchsschaft in Tholey. 2) Paulus von Verdun, Trevericus Eremita, sei ebenfalls Mönch in Tholey gewesen. 3) Dagobert habe in seinen ersten Jahren das Kloster gegründet, Erz­ bischof Modoald habe es dann unter Schutz genommen und das Klosterleben stabilisiert. Diese Umstände hält Brouwer für gesichert: cum privatis ejus loci documentis, tum publicis etiam literis, quae B. Pauli res gestas continent, demonstrari potest. Seine Quellen sind also sowohl spezielle Urkunden des Klosters Tholey als auch die ,Vita S. Pauli'. Dagegen bringt er den nach Wassebourgs ,Antiquitez‘ angeblich aus Tholey nach Verdun gekom­ menen Bischöfen ein erhebliches Mißtrauen entgegen: Neque prohiberi Virdunensium Episcoporum commentario volumus, quô minus antiquam et receptam a coenobitis opinio­ nem, testimoniis destituti praesertim aliis, amplectamur. 4) Unter den Tholeyer Schülern des Paulus - dies alles nach d er, Vita S. Pauli' - habe sich auch Grimo qui et Adalgisilus be­ funden, der sich durch Schenkungen an das Kloster, latifundiis et circumiacentibus agris additis, ausgezeichnet habe. 5) Nach der Wahl des Paulus zum Bischof von Verdun wird Grimo Abt in Tholey. 6) Paulus habe einen Briefwechsel mit Bischof Desiderius von Cahors geführt (vgl. u. S. 61). 7) Neben Paulus hätten sich im Vosagus die Eremiten Banto, Beatus und Disibodo aufgehalten. Neben für uns nicht mehr zu fassenden Tholeyer Traditionen hat Brouwer vor allem die ,Vita S. Pauli' benutzt, daneben aber auch-w ie er selber angibt - Berthars ,Gesta episcoporum Virdunensium', eine Wendalinus-Legende, Sigibert von Gembloux und Schriften des Trithemius. Vgl. zur Überlieferung der A n n a­ les Trevirenses' Knaus, Urhandschrift, passim; Tiefenbach, Textzeuge 272 f. 275. 280. 65 Antoine d’Yepes, Chroniques générales de l’ordre de S. Benoît, Frz. Übers, v. Dom Mar­ tin Rethelois, 7 Bde., 1646—1684. 66 Wassebourg, Antiquitez, F. CXIIIV. 67 Ménard, Martyrologium 690-695.

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sprachlich verkappter Maske nicht erkannte - nämlich R odingus/ C rod in gu s (S. Rouin) und C rod vin - nach Gisloald ein. Besonders wertvoll wird E1 dadurch, daß Calmet aus seiner reichen Kenntnis der lothringischen Archive urkundliches Material beibrachte, um einzelne Äbte näher zu datieren. Hier sind Urkunden zitiert, die in einzelnen Stücken, die er vielleicht in Tholey, das er besucht hatte68, selbst einsehen konnte, nicht wieder aufgefunden wurden und vielleicht beim Brand des Archivs 1793 vernichtet wurden. In anderen Fällen hat er in seinem historischen Eifer auch - allerdings leicht erklärliche - Fehl­ griffe begangen. Es existierte nämlich in der Diözese Langres eine Zisterzienser­ abtei namens Theuley (Hte. Saône, Gde. Vars, Ct. Autrey), deren Äbte in zahlrei­ chen lothringischen Urkunden des hohen Mittelalters als d e T h eoloco, d e T h eologo u. ä. zitiert werden, so daß eine Verwechslung wirklich leicht möglich war69. Es ist jedoch an Hand der z.T. edierten Urkunden und mit Hilfe der Abtslisten70 nicht schwer, diese Namen herauszufiltern. Es handelt sich in der Liste E1um folgende: E1 Nr. Nr. Nr. Nr.

58 59 60 61

H u gu es 1147 N icod em e Astra 1154 P ierre 117171 G érard 1171

Des letzten Abtes halber strich dann Calmet den vor Eberwin eingeordneten G erhardus aus der Liste; er glaubte ihn offenbar falsch eingeordnet. Der Einschub der Namen aus Theuley verursachte eine gewisse chronologische Verwirrung unter den Namen des 12. und 13. Jahrhunderts, so daß er echte urkundliche Funde nicht ihren eigentlichen Partnern in den alten Listen zuwies, sondern neu einreihte, so bei Nr. 57 = Nr. 50 und Nr. 66 = 63. Als Calmet die Tholeyer Abtsliste in der Neuauflage seines Werkes 1757 neu redi­ gierte, ergänzte er E2 um zwei weitere Namen E2 Nr. 59 Nr. 60

L am bert 1152, G régoire 1157.

Beim ersten handelt es sich erneut um einen Abt von Theuley, der zweite hätte der Nr. 52 zugewiesen werden müssen711. 68 Calmet, Hist. Lorraine I1 1133. 69 Vgl. zu parallelen Erscheinungen bei den Abtslisten von Beaulieu-en-Argonne: Denaix, Liste 69 ff. . ' 70 Gallia Christiana IV 825; Sommier, Hist. St. Diez 390 f. (1154 Signum Nicodemi Abbatis de Theologe); Calmet, Hist. Lorraine VII2 pr. XVII f. (1171 Gerardus abbas Theologi). Das unedierte Kartular von Theuley (Paris B. N. Coli. Moreau, Vol. 873) wäre noch auszuwerten. 71 Abt Petrus verdankt offenbar einer Verwechslung seine Existenz. In der in Anm. 70 ge­ nannten Urkunde von 1171 stehen nebeneinander Abt Gerhard von Theuley und Abt Pe­ trus von Beaupré: Fuit ibi Gerardus Abbas Theologi, et Petrus Abbas Belli-prati... 71 a Eine weitere Liste veröffentlichte 1743 im 43. Bande (Sp. 1488-1490) seines UniversalLexikons j. H. Zedier. Er gibt als Quellen seiner Liste Bucelinus (C) und Calmet (E) an. In der Tat beruht der Text auf der Grundlage von E1, dessen Fehler, Varianten und Kom­ mentare Zedier übersetzt und durch gelegentliche Zusätze aus C ergänzt. Pater Benedikt Hermesdorff OSB (Tholey) sei für den Hinweis auf diese Liste gedankt.

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Es ist schon ausführlich davon gesprochen worden, daß Calmet ein Tholeyer Nekrologium benutzen konnte, aus dem er zu vielen Abtsnamen die Todesdaten er­ gänzte. Er fand dort auch Nr. 69 H eym u n du s, der eigentlich B eyrrw n du s zu lesen und mit Nr. 71 zu identifizieren war. Calmet hat, wie er selbst angibt, die Abtsliste B des Bruschius gekannt. Aber er hat auch einen C a ta logu e m an u scrit d e D om M ichel P aul R eligieux d e T holey, ge­ schrieben im Jahre 1631, gekannt, den er vielleicht bei seinem Besuch im Kloster kopieren konnte. Dieser Liste *P ist er im allgemeinen gefolgt (E1Nr. 49): ...c e s listes son t f o r t en flées, et n e son t pas so u ten u es d e p reu v es. N ous su ivon s le P. M ichel P aul R eligieux d e T holey, q u i est plus d iffu s q u e B ruschius. Der Tholeyer Pater Michael Pauli wird uns von dem Nekrologium der Bursfelder Kongregation als vor 1640 verstorben gemeldet72. Seine Liste *P kann sicherlich nur bis zur Regierungszeit des Abtes Martin Nennich (1617-1638) gereicht haben. Aus anderen Quellen hat Calmet E1 bis zur Wahl des G aspard d e R ou ssel (1712) weitergeführt; auch E2 führt nicht weiter. Bei der Methode Calmets, seine Leseschwierigkeiten in Variantenangaben auszu­ drücken und angesichts seiner Benutzung von B ist es nicht leicht festzustellen, wie sich *P in die Überlieferung der Tholeyer Abtslisten einfügt. Jedoch bieten sich einige sichere Anhaltspunkte dann, wenn *P mit A gegen B übereinstimmt bzw. wenn *P von AB überhaupt abweicht (Varianten in Klammern): E1 T h eod efrid u s G uilliharius F igeh ardu s (S igehard, R igehard) E rm enandus A daselm us (A daselinus) B erhard73 B ern onius

A T h eo d eG uilhiF igehardus

B T h eo d o G uilhiF igehardu s

E rm enA dalilm us G erh ardus B ern oin us

E rm onA dalelm us G erh ardus B ern om u s

Diese Zusammenstellung beweist, daß *P einen unabhängigen Zweig der Tholeyer Redaktion des späten 15. Jahrhunderts vertrat. Im Jahre 1786 erschien im dreizehnten Bande der , Gallia Christiana* eine neue Abtsliste (F) des Klosters T h eolegiu m (S. 561-566), die Calmet offensichtlich nicht verarbeitete. Ihr Autor kannte jedoch Brouwers von Masen 1670 herausge-

72 Scheer, Abtei St. Mauritius 186. 288. 73 Calmet vermerkt bei Berhard ausdrücklich, daß seine Zweitquelle Bruschius (B) hier Gé­ rard gebe. Das macht es wahrscheinlich, daß *P eben gerade das abweichende Berhard(us) enthielt.

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gebene ,Annales Trevirenses4und folgte diesem Autor explizit in der einleitenden historischen Notiz. Für einige Namenskorrekturen (z. B. Nr. XLV. XLVIII) be­ nutzte er Bucelinus. F hat ferner nach eigenen Angaben Trithemius (für die Notiz zu Paulus: Nr. II) und Wassebourg (z.B. Nr. IL V. VIL VI. XXIV) be­ nutzt. Aus letzterem stammt die Nachricht, daß aus Tholey auch die Mönche Bertalamius und Abbo auf den Verduner Bischofssitz promovierten. Konsequent ent­ fernte F auch Gisloaldus, der nach Wassebourg zwar in Tholey Mönch, aber nicht Abt war, aus der Liste. Für Rodingus und dessen n epos Chroduinus (Nr. ÏII/IV) entnahm er historische Informationen aus dem 1735 erschienenen fünften Septem­ berband der ,Acta Sanctorum4der Bollandisten74. F hat die Schwierigkeiten, die sich einer Rekonstruktion der authentischen Abts­ reihe entgegenstellten, ausdrücklich formuliert75: C atalogum a u tem a b b a tu m secu n d u m o rd in em su ccession is d e d u ce r e , in p lu ­ rim is non solum d ifficile, sed et p la n e im possib ile est, in prim is en im m u ltoru m anni obitus in m ortu ariis n on a n n ota n tu r; in stru m en ta q u o q u e electio n u m au t injuria tem poris, au t v u lca n i d ep erd ita et con su m p ta su nt: co n d u cit q u o q u e a d co n fu n d en d u m in ca ta lo go o rd in em d iversita s a u th oru m in co n scrib en d is a b ­ batum syllabis, q u oru m alii hu nc, alii alium d ed u cu n t su ccession is ord in em . Die chronologische Verwirrung suchte F durch den Rekurs auf urkundliche Quel­ len gelegentlich, bei weitem nicht in dem Umfange von E, zu beheben. So benutzte F für Nr. LU. LUI. LIV Urkunden der Trierer Erzbischöfe Albero und Hillinus aus den Jahren 1136 und 1157. Wichtig ist auch die Notiz zu Abt Wilhelm (Nr. LXVI, identisch mit Nr. LXI), worin offenbar drei Urkunden der Jahre 1280— 1285 aus dem Tholeyer Archiv verarbeitet wurden (Vgl. u. S. 188 Nr. 52). Die wichtigste Quelle für F bestand jedoch in einem ebenfalls aus Tholey im Jahre 1765 übersandten Abtskatalog, den der Abt Maximinus Motté (1759-1768)76 zu­ sammengestellt hatte: Prae om nibu s tam en p la cet en u m era tio a b b a tu m hu ju s m on a sterii a RR. P. M aximino M otté a b b a te m eritissim o a d nos transm issa, sed n e c errorib u s o m ­ nino expurgata.

74 AA SS Sept. V 512 D: Theologiensmm abbatum editi catalogi, quod Rodingi nomen in iis non occurat. Der Bearbeiter des Bandes hatte den hl. Rodingus unter der merowingischen Namensform Chraudingus (korrupt: Chrauderigus) nicht erkannt. 75 Vgl. das Zitat bei Pauly, Landkap. Wadrill 123 (dort nach einer Quelle aus dem Pfarrarchiv Tholey zitiert). 76 Vgl. zu ihm noch Scheer, Abtei 210 ff. 246. 260, Unter seinem Abbatiat gab es in Tholey den Brauch, den Mönchen Namen aus der Heiligentradition Tholeys und Triers zu verlei­ hen: Grimo, Rodingus, Salvinus, Maurus, Paulus, Mauritius, Innocentius, Candidus, Wendalinus, Theobertus, Cuno, Benedictus, Martinus, Sebastianus, Florentinus, Maxi­ minus, Mathias und Dagobertus.

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Die aus Tholey übersandte Liste ist uns nicht erhalten. Jedoch besitzen wir aus dem ehemaligen Tholeyer Pfarrarchiv77 eine Liste des 18. Jahrhunderts (G), die F so ähnlich ist, daß wir nicht daran zweifeln können, daß sie in einer nahen geneti­ schen Beziehung zu F steht. F und G teilen die gleichen singulären Lesungen: Nr.

I III IV XIII XXX

W endalinus R odingus C hroduinus A nnodo B eren gariu s

F und G haben an genau gleicher Stelle die bereits charakterisierten Einschübe von undatierbaren Äbten, die man im Nekrolog fand. Freilich kann F nicht direkt aus G stammen, da G weiter als F, bis zum Tode des Maximinus Motté im Jahre 1768, führt. Andererseits kann G nicht aus F stammen. So hat G beim Todesjahr des Ab­ tes Gralinger die richtige Jahreszahl 1717, F hat in 1712 verlesen. Auch die Notiz zu Wendalinus (Nr. I) zeigt die Priorität von G, während F aus anderen Quellen (D) die Notiz erweitert: G I. S. Wendalinus, spretus purpuris ex illustrissimi Regis Scotorum filio fit subulcus post opilio, Eremita deni­ que abbas hujus loci, obiit anno Christi 617. Ante et post mortem miraculis hujusque claret.

F I. S. W endalinus, Scottus, et quidem stirpe, ut tradunt, rega li, spretis seculi honoribus, in Galliam transmeavit. Illic fa ctu s subulcus, p o st opilio, tum erem ita , postquam apud Trevirenses aliquandiu delituit, adscitus est ad regen d u m T h eo legien se m on a steriu m Obiisse dicitur circa annum 650, a n te et p ost m o rtem m iraculis h u cu sq u e clarus; colitur 21 Octobris. Locus ejus sepulturae originem dedit oppi­ dulo ejus nominis prope monasterium.

77 Abteiarchiv Tholey, Pfarrarchiv, Faszikel Theologium. Die Liste hat am Schluß von der Hand des Kopisten oder Notars Bauer folgende Notiz: pour copie conforme à l'original trouvé dans les papiers de l'abbaye. Ich habe der Abtei Tholey für das Entgegenkommen zu danken, mir eine Kopie der Abtsliste zu überlassen.

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Ähnlich verhält es sich mit den Passagen, die G aus C übernommen hat: C

G

F

12. Buermerus, cujus tempores. Pirminius, recusato Metensi sive Meldensi Episcopatu (Andegavensis caeteroquin Monasterii S. Mauri Monachus) Theolegii diu vixisse memoratur.

16VSBuermerus abbas hujus loci, Cujus tempore sancti Pirutzi (sic!) recu­ sato metensi vel ut alii volunt, meldensi Episco­ patu diu hic vixisse memoratur, vix it an no C hristi 727.

XVI. Buermerus, cujus tempore sanctus Pirminius recusato Meldensi vel Metensi episcopatu, Theolegii diu vixisse memoratur. Vixit anno 727.

30. Abbo, quo sedente, corpus Beati Cunonis Trevirorum designati Archipraesulis hic sepultumfuit 1066.

48vs Abbo, abbas huius loci quo sedente corpus beati Cunonis trevirorum designati praesulis et M artyris hic sepultum/Wf an n o Chr. 1066.

XLVI. Abbo, quo sedente corpus beati Cunonis Trevirorum designati archipraesulis et m a rty ­ ris huc translatum fuit et humatum an no 1066.

52. Thomas de Sötern, magna opinione Religio­ nis et sapientiae: Refor­ mationem non solum Monasterio inluxit, sed Conventui Abbatum jussu Martini V. Treviris collecto praesedit.

72vs Thomas de Soeteren abbas h.l. magna opinione religionis et sapientiae conventui 57 abbatum jussu Martini Sti. Sum m i P on tificis a n n o Chr. 1422 Treviris Collecto praese­ dit, reform a tio n em in ce­ pit, ob iit 15. Februai (sic!) 1442.

LXXI. Thomas II de Sotteren vir magnae religionis et sapientiae, conventui 57 abbatum jussu Martini V su m m i p o n tificis an. 1422 Treviris coacto praesedit, reform a tion em incoepit, vita m q u e fin iv it 1442,15. Febr.

Der Vergleich zeigt deutlich, daß die Entlehnung mit der Formel C G “ * F aus­ gedrückt werden könnte, stünde dem nicht G -H-» F gegenüber. So bleibt also nur anzunehmen, daß F und G aus gemeinsamer Vorlage stammen, wobei G (abzüg­ lich einiger kopialer Fehler) diese Vorlage recht getreu vertritt. Diese Vorlage ist daher identisch mit der von Abt Motté 1765 an die Redaktion d e r, Gallia Christia­ na' versandten Abtsliste *M. *M hat C benutzt, hat aber auch Wassebourg (Wa) und sogar Berthar (Be) heran­ gezogen, wobei Wassebourg von F später - wie bereits dargelegt - nochmals selbständig benutzt wurde. Diese Verhältnisse zeigen sich deutlich bei der Redak­ tion der Daten zu den angeblich aus Tholey nach Verdun promovierten Abtbi­ schöfen:

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Be

Wa 1 649 1 689 1 701 829, f 850 22 Jahre 1 869 ca. 20 Jahre f 879 1 920 1 939 1 960

24Jahre 23 Jahre

G f 649 Paulus f660) (Grimo -f-68978 Gerebertus -f-703 Armonius Hildinus 822, 184679 Regierungszeit 24Jahre f 869 Hatto Regierungszeit: 23 Jahre f 879 Berhardus J-920 Dado 1 929 Barnoinus Berengarius 193980

F

D3

furn 648 1 689 822,1 846 24 Jahre 1 870 23 Jahre 1 880 -j-923 1 939 1 959

1 649

C 1 649 1 689 829,1850 1 869 1 880 1 920 1 929

T 689 f 850 1 870 1 880 1 920 939

*M schöpft aus Wa, Be und C ; F entnimmt aus *M, D3 und Wa. Es kann auch keinem Zweifel unterliegen, daß *M d ie, Vita S, Chraudingi' oder se­ kundäre Verarbeitungen dieser Legende benutzt hat; dazu ausführlich —wie schon dargestellt - das Tholey er Nekrologium. hat ferner im Falle des Abtes Eberwin Tholey er Lokallegende reproduziert:81 E bervinus abbas h.l. ... terra m sanctam visita vit, v ita m q u e Sancti S im eonis conscripsit, qui sub h o c a b b a te in h o c M on asterio aliq u am diu vixit, cu ju s et b rev ia riu m cu m p ectisse (?) g r a e ci ch a ra cteris p ie asservam us. Vixit a n n o C hri­ sti 1018. Das Datum mag durchaus eine uns unbekannte urkundliche Grundlage besitzen. Für die Rekonstruktion der Tholeyer Abtslisten ist entscheidend, welchem Tradi­ tionszweig *M folgte. Auf Grund der Problematik der bereits dargestellten Quelle C 82 ist die sonstige Überlieferung für schwer zu erweisen; jedoch zeichnet sich eine eindeutige Nähe zu A ab: Nr.

XLV XLVIII XL IX

A berherdu s (so auch B) E hernom inius B ertolfu s

78 Für Gerebertus ähneln sich auch die Texte von Wa und G stark. Wa ist auch benutzt für die an den Grimo-Abschnitt angehängte Notiz: Gisloaldus hujus loci monachus et Episco­ pus Virdunensis (ähnlich in F). Vgl. Lager, Tholey 362 f. 79 Bei Hildinus stammt der Zusatz de Allemannia aus Be. 80 Bei Berengarius könnte in G eine Verschreibung vorliegen. *M hatte wohl als Todesjahr 959 wie F. 81 Vgl. u.S. 167 ff. 82 Ein weiterer Beweis für die Abhängigkeit ist die in FG übernommene Verlesung Frido > Bado aus C.

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In anderen Fällen ist es ganz deutlich, daß *M die Liste *P benutzt hat, die in E ein­ gegangen ist: Nr.

XIX Rogobertus, aliis D agobertus XXV Adalelmus, aliis Adaselmus *M ist also eine äußerst eklektische Liste, die jedoch auch die in Tholey hand­ schriftlich vorliegenden Listen A und *P benutzt hat. Eigenen textkritischen Wert besitzt sie jedoch nicht. Schon F hat sich kritisch gegenüber ::'M verhalten. Wo möglich, hat F die Daten überprüft, wie eben schon dargelegt. F hat Namen, die ihm als Dubletten erschie­ nen [Hildi = G Nr. 17; B erthehadus = G Nr. 26), ausgeschieden. Nach dem Stu­ dium des Streites zwischen Adalhelm und Bischof Hildinus um die Abtei, dessen Akten er in Luc d’Achéry’s ,Spicilegium' (Bd. XII, p. 276) nach eigenen Angaben eingesehen hatte, hat F aus begreiflichen Gründen die Namen Adelelmus (Nr. XXV) und Hildinus (Nr. XXVI) in der Liste umgesetzt. Bemerkenswert ist auch die Entschiedenheit, mit der F die von G, aber auch von Brouwer (D3) implizierte Gleichsetzung der Abte Eberwin von Tholey und Eberwin von St. Martin in Trier ablehnte. Am Ende der Liste hat F offenbar zusätzliche, nicht aus *M entnomme­ ne Informationen über die Äbte Theobert D’Hame (1730-1759)83 und Maximinus Motté eingearbeitet: T h eo b ert d ’H am e a) Herkunft aus St. Wendel b) Regierungsantritt 18. 6. 1730 c) Titel p a ter p a u p eru m

a) b) c) d)

M axim inus M otté Herkunft aus Luxemburg Wahl 30. 7. 1759 Confirmatio 25. 8. 1759 W e ih e ll. 11. 1759

Unter Übergehung des Abtes Salvinus Schaad erwähnt F schließlich die Ernen­ nung von N. de Salabert zum Kommendatarabt durch den französischen König Ludwig XV. am 23. 8. 1769. Aus den vorangegangenen Untersuchungen zu den Tholeyer Abtslisten ergibt sich folgende stemmatische Tafel:

83 Vgl, zu diesem Abt Schmitt, Theobert d’Hame 35 ff. Er trägt als Sohn einer St. Wendeier Patrizierfamilie den Namen des Tholeyer Heiligen Theobertus. Das erklärt sich dadurch, daß der Tholeyer Abt Mauritius Gralinger am 19 .8 .17 0 3 Taufpate des späteren Nachfol­ gers war.

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Die Übersicht zeigt den Wert, den A und B für die Rekonstruktion des Archetyps besitzen. Daneben steht !>P, nicht einfach zu rekonstruieren, doch immerhin durch einige Lesarten bemerkenswert. Auf keinen Fall lassen sich mit Pauly die Differenzen der einzelnen Abtslisten des Klosters Tholey gegen die Authentizität der frühen Abtslisten einwenden. Wenn Pauly argumentiert: „Hätte man in Tho­ ley im 16. Jahrhundert eine sichere Überlieferung über die Reihenfolge der Abte besessen, dann hätte diese Überlieferung auch konstant weitergegeben werden müssen, keinesfalls aber wäre es an Hand einer sicheren Überlieferung zu so auf­ fallenden Differenzen gekommen, wie sie in den Angaben der verschiedenen Li­ sten sichtbar werden“84, so verkennt er den Einfluß und die Bedingtheit der ge­ schichtlichen Arbeit an den Tholeyer Abtslisten. Die Differenzen haben nichts mit Unsicherheit zu tun, sie sind das Resultat einer fortschreitenden Quellenbearbei­ tung, die freilich keine Chance besaß, angesichts der Tholeyer diplomatischen Überlieferung, mit Widersprüchen fertig zu werden. Alle Listen haben den bereits angesprochenen chronologischen Fehler bei Abt Betzelin von Soetern ; so dürften AB‘:'P auf dieselbe Redaktion aus der Regierungs­ zeit des Abtes Gerhard von Hasselt zurückgehen, die wir *Y genannt haben. Bei der Rekonstruktion von *Y ist von AB auszugehen und *P nur in den bezeichneten textkritisch wichtigen Passagen miteinzubringen. Die Rekonstruktionsarbeit muß sich in drei Schritten vollziehen: a) Sicherung der ursprünglichen Namensformen durch philologisch-namenkundliche Untersuchung; b) Bewertung der Attributierungen und Kommentierungen einzelner Abtsnamen in der Liste; c) Überprüfung des inneren Aufbaus der Liste nach historisch-chronologischen Kriterien, in Form eines kommentierten Abtskataloges.

84 Pauly, Landkap. Wadrill 122.

4 Form und Anlage der älteren Abtsliste: 4.1 D ie sprachliche G e sta lt d e r N a m en Nr. Nr. Nr.

Nr.

2 AB Paulus: Der romanische Name ist im spätantiken und merowingischen Gallien mehrfach bezeugt85. 3 AB G rim o: Gehört zum Stamm grim a ,Maske, Maskenhelm1; gut be­ zeugt im 7./8. Jahrhundert86. 4 AB L eo: Der romanische Name ist im Raum Metz, Prüm, Stablo, Lüt­ tich im 9./10. Jahrhundert, in spätantiker und merowingischer Zeit in­ schriftlich aber auch in Köln und Trier belegt87. 5 A C hrethm (e)ru s, B C h ieth m ericu s: Die Form B ist verlesen aus einer A ähnlichen Form; schon für *Y ist also C b retm (e)ru s anzusetzen. Der Name kann zum germ. Stamm h ra ith - , Heimstätte?1 gestellt werden88. Die Orthographie ( für [ai], für [hr]) ist deutlich westfrän­ kisch-romanisch geprägt. Die Graphie für [p] ist im mittelfränki­ schen und westfränkischen Bereich bis ins 10./11. Jahrhundert mög­ lich89, ist besonders häufig im 7. Jahrhundert, aber auch noch im 8. Jahrhundert gängig, vor allem im Westen90. Der PN :'C h reth m er ist möglich, wenn auch unbelegt. Es ist daher sehr zu erwägen, ob nicht mit einer der häufigen Verlesungen —*■ bereits für den Archetyp gerechnet werden muß. Dann könnte der vom 7. bis zum 9. Jahrhundert gut bezeugte PN C h rö th m er zum Stamm h röth ,Ruhm‘ angesetzt wer­ den9192.Die Diphthongierung/ö/>/uo/ ist nicht vor dem späteren 8. Jahr­ hundert zu erwarten. Für die Chronologie wichtig ist das zweite Ele­ ment -m êr ; es gehört zu ahd. m ä r i,berühmt192, der Übergang germ. l e i >/ä/ hat sich bereits im 7. Jahrhundert vollzogen, doch kommen gerade im west- und mittelfränkischen Bereich traditionelle Schreibungen wie

85 Morlet, Noms II 88; Gauthier, Recueil I Nr. 245. 86 Förstemann, Personennamen 670; Kaufmann, Erg. Förstemann 155 f. 87 Morlet, Noms II 70; Gauthier; Recueil I § 122 u. Nr. 28. 141 ; Heinzeimann, Prosopographie 635. Vgl. u. S. 97 Nr. 4, 88 Förstemann, Personennamen 876; Kaufmann, Erg. Förstemann 196; Kaufmann, Rufna­ men 231 ; Morlet, Noms I 181 f. 89 Braune/Eggers; Ahd. Gramm. § 167; Franck, Afrk. Gramm. § 94. 90 Förstemann, Personennamen 869 ff. Vgl. Wells, Approach 120 ff; Neuss, Probleme 44 f. 91 Vgl. Förstemann, Personennamen 911 ; Kaufmann, Erg. Förstemann 202. 92 Vgl. Kaufmann, Erg. Förstemann 250 f.

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Nr.

Nr.

noch bis in 8. Jahrhundert vor93. Beim PN H röth -m er hat zu­ letzt Venantius Fortunatus gegen Ende des 6. Jahrhunderts *H ro d o m eres (hs. P ro d o -)94. 6 A C raudingus, B C ra n derigu s: Die onomastisch unmögliche Form B ist verlesen aus C raudingus. Die gleiche Person wird in Verduner Quellen des 10./11. Jahrhunderts C hraudingus, C raudingus, C rodin gu s, G raudin gu s, G rodingus, R odin gu s geschrieben9596. Anzusetzen ist der PNStamm *hrauth-, eine ablautende Variante zu h röth ,Ruhm‘%. Die frü­ hen Formen zeigen noch nicht die sich im Fränkischen im frühen 8. Jahr­ hundert vollziehende Monophthongierung /au/>/ö/97.Die Schreibung ist vorwiegend westfränkisch und findet sich wie bis ins 8. Jahrhundert. 7 A F rodoinus, B F rodonius: Die onomastisch unmögliche Form B ist ver­ lesen aus F rodoinus. Die gleiche Person heißt im Tholeyer Nekrologium C rodouuinus, in Verduner Quellen des 11. Jahrhunderts C h rodu in u s98. Es macht sich hier der romanische Wandel von germ. [hr, hl] > [fr, fl] geltend99. Der PN ist zum Stamm h rö th - ,Ruhm‘ zu stellen und für die Zeit des 6. bis 8. Jahrhunderts gut belegt100; die Diphthongierung von germ. /ö/>/uo/ vollzieht sich erst im späteren 8. Jahrhundert101; gerade die Weißenburger Quellen, die diesen Namen öfter nennen, haben noch bis ans Ende des 8. Jahrhunderts häufiger < o> 102. Hier ist auch der aus romanischer Entwicklung erklärbare Schwund des [w] gut belegt103.

93 Braune/Eggers, Ahd. Gramm. § 34; Franck, Afrk. Gramm. § 23; Neuss, Westfrk. Perso­ nennamen 157 ff. 94 Carmina, lib. V, c. VIII b; MG A A IV, 1, 119. Zu den Namen auf -es vgl. Wagner, Perso­ nennamen 4 ff. 95 Vgl. u. S. 98 Nr. 6. 96 Vgl. Kaufmann, Erg. Förstemann 202 f. Zu dieser Variante ist zu stellen der PN 748 Graodobard (Förstemann, Personennamen 891), mit Graphie für [au]. Einen pa­ rallelen Fall bietet die Variante hrauc- zum Stamm hröc-. Vgl. Kaufmann, Erg. Förste­ mann 199 f. 97 Braune/Eggers, Ahd. Gramm. § 45. Vgl. Socin, Sprache 227 ff. 98 Vgl. u. S. 123 Nr. 7. 99 Kaufmann, Rufnamen 202 ff.; Kaufmann, Erg. Förstemann 12 6 ;Neuss, Westfrk. Perso­ nennamen 164; Pfister, Bedeutung 672 f.; U. Nonn, in: Lex. d. Mittelalters II (1983) 1862 f. zeigt für Bischof Chlodulf von Metz (ca. 657-697), vorher königlicher domesticus, ca. 648 eine analoge Nennung Flodulf an. 100 Förstemann, Personennamen 885 ff. Gerade aus dem Verdun des Bischofs Paulus sind in einem 632/47 zu datierenden Brief dieses Bischofs di e fratres Frodolenus und Rucco be­ legt. Vgl. Gauthier, Evangélisation 410. 101 Braune/Eggers, Ahd. Gramm. § 38 ff.; Franck, Afrk. Gramm. § 44 ff. 102 Vgl. Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses, passim; Socin, Sprache 222 ff. 103 Er trifft vor allem Namen, die im zweiten Glied mit den Namenselementen -wini und -walt komponiert sind. Vgl. Socin, Sprache 247 ff. Häufig sind PN-Formen auf -oinus, -uinus.

48

Nr.

8 AB H erb ertu s: Der häufige PN ist aus den Stämmen *harja- ,H eer'104 und *berhta ,hell, glänzend'105 komponiert. Der Umlaut des/a/ vor fol­ gendem [i, j] vollzog sich im Althochdeutschen im Laufe des 8. Jahrhun­ derts106. Die ersten Belege für h eri- finden sich am althochdeutschen Westrand in den Jahren 693/94, 696, 716, 721, 725 und 726107. Wenn also der Name nicht im Laufe der Überlieferung der Abtsiisten modernisiert wurde, kann der Abt H. kaum vor den Anfang des 8. Jahrhunderts da­ tiert werden. Nr. 9 AB A nodo: Der onomastisch unmögliche PN war bereits im Archetyp *Y verderbt. Es gibt zwei Heilungsmöglichkeiten: Zum ersten kann an­ gesetzt werden *Ando, gut bezeugter PN zum Stamme a n d - , Eifer, Zorn'108. Jedoch fällt eine paläographische Begründung einer Verlesung A ndo > A nodo schwer. Deshalb ist eine Besserung in H n odo zum Stam­ me h n a u d - ,Stoß, Schlag' vorzuziehen109. Die Monopththongierung /au/>/ö/ hat sich im 8. Jahrhundert vollzogen110, [h] vor [n] hält sich noch bis zum Ende des Jahrhunderts111. Nr. 10 A F ideardus, B F idenardus: Die Form B ist wohl durch irrtümliche An­ nahme eines Nasalstrichs entstanden. Der PN ist zum Hybridstamm/ft/zu lat. fid e s ,Treue, Grauben' mit den daraus entwickelten romanischen PN zu stellen. Im 8./9. Jahrhundert finden sich die Parallelen F edreus (Limousin), F id ubert (Rheinland), F id ega rt (Trier)112. Das zweite Ele­ ment des PN ist -h a rd u ,stark, tapfer'; der h-Verlust ist aus romanischem Einfluß zu verstehen113. Nr. 11 AB A nno: Seit dem 8. Jahrhundert gut bezeugter fränkischer PN 114,

104 105 106 107

108 109 110 111 112

113 114

Kaufmann, Erg. Förstemann 174 ff. Kaufmann, Erg. Förstemann 59. Braune/Eggers, § 26 f. 51 ; Franck, Afrk. Gramm, § 10 ff. Die ältesten Belege liefern-allerdings in kopialer Überlieferung des 9. Jahrhunderts-die Weißenburger Urkunden. Vgl. Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 38. 43; Socin, Sprache 217 ff.; Förstemann, Personennamen 759 ff.; Morlet, Noms I 124 B ff. Ein recht früher (um 700), allerdings nicht völlig gesicherter Beleg für Umlaut im PN Ello jetzt bei Matzei, Namen 43 ff. Förstemann, Personennamen 102; Kaufmann, Erg. Förstemann 51. Förstemann, Personennamen 370 f. 1163 f. ; Kaufmann, Erg. Förstemann 83. Vgl. o. Anm. 97. Braune/Eggers, Ahd. Gramm. § 153. Förstemann, Personennamen 504; Morlet, Noms I 88. Der Hybridstamm fid- wird von Kaufmann, Erg. Förstemann 115 f. zu Unrecht geleugnet. Hybrianamen (von der Basis opt-), also Opt-ardus, Opto-marus, finden sich neben romanischen PN wie Numerianus und Germa­ nus auch in einer Trierer Familie senatorischer Abstammung des 7. Jahrhunderts. Vgl. u. S. 63. Zu den Hybridnamen auch mit weiterer Lit. Neuss, Westrrk. Personennamen 150 f. 167; Neuss, Probleme 41. Kaufmann, Erg. Förstemann 174. Förstemann, Personennamen 99.

49

Nr. 12 AB Buermerus: Die onomastisch unmögliche Form war schon in ;:'Y ver­ derbt. Herzustellen ist *RuGtmerus unter Annahme zweier plausibler Verlesungen -* < e > , —» - zum Stamm b a n d - ..Gebie­ ter1, monophthongiert seit dem 7. Jahrhundert zu böd-. Der Stamm er­ scheint seit 771 öfter mit sekundärer Diphthongierung /ö/>/uo/115. Nr. 13 AB H ildi: Seit dem 8. Jahrhundert gut bezeugter PN zum Stamm h ild jö , K am pf116. Nr. 14 A*P T h eodefridu s, B T h eod ofrid u s: B verliest wie öfter —>. Der PN ist komponiert aus den Elementen germ. * th eu d a - , V olk'117 und *frithu ,Freundschaft'118. Der althochdeutsche Diphthong /eo/ entwikkelt sich seit der ersten Hälfte des 9. Jahrhundert zu /io/, jedoch können Namen die alte Schreibung noch länger festhalten119. Nr. 15 AB G uilhiharius, *P G uilliharius: *P bietet hier die bessere Lesung. An­ zusetzen ist der PN W illiharius, komponiert aus den Stämmen w ilja ,W ille'120 und harja ,H eer'121. Die romanische Graphie für alt­ hochdeutsch [w] beginnt mit ersten Belegen 791, 797, 817, 819 und wird erst seit den vierziger Jahren des neunten Jahrhunderts häufiger122. Auch die Latinisierung -harius ohne Umlaut ist im Westen häufig. Nr. 16 AB R ogob ertu s, *P R ogob ertu s, D a gob ertu s: *P hat unter Anlehnung an den bekannten merowingischen Königsnamen eine Verlesung für etymologisches < t> ist überwiegend in der Romania und am deutschen Westrand bezeugt135. Nr. 23 AB H ildinus: Der PN ist Ableitung auf -inu s zum Stamm h ild jö , Kampf4 und für die französische Romania sowie den deutschen Westen und Süd­ westen einschließlich Alemanniens im 9./10. Jahrhundert mehrfach be­ legt136137, was sich gut mit der Herkunftsangabe H ildinus d e A lem annia in Berthars , Gesta episcoporum Virdunensium4137 verträgt.

126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136

Kaufmann, Erg. Förstemann 103. Förstemann, Personennamen 438 ff. ; Morlet, Noms I 78 A. Förstemann, Personennamen 473 ff.; Kaufmann, Erg. Förstemann 108 f. Vgl. Morlet, Noms I 78. Kaufmann, Erg. Förstemann 42 f. Kaufmann, Erg. Förstemann 182. Förstemann, Personennamen 808 ff.; Morlet, Noms I 17 A. Vgl. Morlet, Noms II 108. Kaufmann, Erg. Förstemann 177 f. Vgl. Morlet, Noms I 55 A. Förstemann, Personennamen 821 f. ; Kaufmann, Erg. Förstemann 185 f. ; Morlet, Noms 1132 a. 137 MG SS IV 44.

51

Nr. 24

A H atto, B H ato: Beide Varianten des weitverbreiteten PN sind mög­ lich138; jedoch dürfte die Differenz von B gegenüber A am besten durch die Nichtauflösung einer Abbreviatur zu erklären sein. Nr. 25 AB G erhardus, *P B erh ard u s: Beide PN sind onomastisch möglich, je­ doch ist aus außersprachlichen Gründen (vgl. u. S. 142 Nr. 25) Ber(n)hardus, der Name des auch von Berthar so genannten Verduner Bi­ schofs, der in Tholey starb, anzusetzen. B erh a rd ist aus den Stammen b e ra - zu ahd. b ero ,Bär‘139 und ha rdu ,stark, tapfer'140 komponiert. Der Name ist für das 8. —10. Jahrhundert gut bezeugt141. Nr. 26 AB F rido: Der PN Frido stellt sich zum Stamm :'rfrith u ,Freundschaft' und ist für die karolingische Zeit mehrfach nachgewiesen142. Nicht aus sprachlichen, sondern aus historischen Gründen (vgl. u. S. 145 Nr. 26) ist jedoch die Annahme einer Korruption aus D ado, dem Namen des auf Bernhard (Nr. 25) folgenden Verduner Bischofs, geboten. Dieser PN ge­ hört zum Lallstamm d a d - 143 und ist seit dem 6. Jahrhundert häufig be­ legt144145. Nr. 27 A B ernoinus, B B ern om us, *P B ern onius: B verliest —>, *P —>. Der PN B ern oin us ist komponiert aus den Stämmen b erin-, synkopiert b ern -, Erweiterung zu b era - 45 und -w in i ,Freund'146. Eine konsequent althochdeutsche, wenn auch etwas archaische Form mit [o] in der Fuge bietet das Tholeyer Nekrologium mit B ern ouuin us (24. V.) für die gleiche Form147. Die Form mit romanischem Schwund des [w] ist nahezu ausschließlich im westfränkischen Gebiet, und zwar seit dem späten 7. Jahrhundert, gut belegt; es sei vor allem auch auf die aus dem im 8. Jahrhundert bilingualen, lothringischen (oberen) Saargau stammenden Weißenburger Urkunden hingewiesen148. Ein weiteres ro­ manisches Merkmal, die Vokalsenkung [e] > [a] vor gedecktem [r]149 zeigt sich in der Form B arnoinus der Fortsetzung der , Gesta episcopo­ rum Virdunensium' des 11. Jahrhunderts150.

138 139 140 141 142 143 144 145 146 147

Förstemann, Personennamen 790 f. Kaufmann, Erg. Förstemann 57 f. Vgl. o. Anm. 113. Förstemann, Personennamen 262; Morlet, Noms I 52 A. Förstemann, Personennamen 528; Morlet, Noms I 94 A. Kaufmann, Erg. Förstemann 88 f. Förstemann, Personennamen 386 ff. ; Morlet, Noms I 63 a. Kaufmann, Erg. Förstemann 59 f. Kaufmann, Erg. Förstemann 404 ff. Vgl. o. S. 16. Förstemann, Personennamen 272 und Morlet, Noms I 54 B, bieten erhaltenes o/u in der Fuge vor [w] zuletzt in Belegen aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, alle aus der Romania. 148 Vgl. o. Anm. 103. 149 Kaufmann, Erg. Förstemann 55, 109 u.ö.; Morlet, Noms I 54 A. Die Form ßarnoin ist seit 866 belegt. 150 MG SS IV.

52

Nr. 28

Nr. 29

Nr. 30

Nr. 31

Nr. 32

AB B ern igetu s: Wahrscheinlich schon im Archetyp Verlesung —> < ni> ; die Fortsetzung der Verduner Bischofschronik hat B eren ga n u s für dieselbe Person151; die Urkunden von St. Vanne kennen die Formen B eten geru s, -ga tu s und -gu riu s1153*2. Der PN B erin g et ist komponiert aus dem Erweiterungsstamm *b erin - und *gaira- ,Speer', althochdeutsch weiterentwickelt zu ger-153. AB B ern bardu s: Der PN ist komponiert aus den Stämmen b erin -, b ern und -h u rd u »stark, tapfer'154. Der Name ist in dieser Form im 9./10. Jahr­ hundert vorwiegend im deutschen Sprachgebiet verbreitet155. AB A dolo: Der PN A dalo, A dolo, A delo ist seit dem 8. Jahrhundert auch für Lothringen - reich belegt156. Die mehrfachen Formen mit [o] er­ klären sich durch Assimilation an folgendes [o]. A R uob ertu s, B R upertu s: Der PN R u o(t)b ert ist komponiert aus den Stämmen h röth ,Ruhm‘ und -b erh ta ^ 7. Der Schwund des [t] vor [b, p] begegnet einzeln seit der Mitte des 9. Jahrhunderts, gehört jedoch vor­ wiegend dem 10./11. Jahrhundert an15815960. Die Schreibung ist seit dem späteren 8. Jahrhundert bis ins hohe Mittelalter gängig139; die Form B des süddeutschen Caspar Bruschius ist wohl angelehnt an die spätere kanonische Namensform des hl. Rupert von Salzburg. A E licherus, B E licherius: Die onomastisch unmöglichen Formen des PN könnten auf verschiedene Weise geheilt werden. Der Ansatz eines spät­ antik und merowingisch in der Gallia verbreiteten, aber auch noch im 10. Jahrhundert belegten christlich romanischen PN E leu ther(i)u s160 ver­ langt die Annahme der z. T. schwierigen Verlesungen —> und —» . Leichter kann man sich zur Herstellung von *B lich et zum Stamm b lic-y Erweiterung zu althochdeutsch b i l , Kurzschwert'161 entschließen. Nicht unmöglich ist ein Ansatz *B lit(c)her > B lich et (mit Schwund des [t]) zum Stamm blîthja »fröhlich, m ild'162. Das zweite Ele­ ment ist germ. harja ,H eer'163.

151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161

Vgl. u. S. 150 Nr. 28. Bloch, Urkunden St. Vanne Nr. 8. 11. 12. 13. Vgl. o. Anm. 139; dazu Kaufmann, Erg. Förstemann 132. Vgl. o. Anm. 139 f. Förstemann, Personennamen 169; Morlet, Noms I 53 A. Förstemann, Personennamen 159; Morlet, Noms I 19 A. Vgl, o. Anm. 96. 105. Vgl. Förstemann, Personennamen 891 ff. Braune/Eggers, Ahd. Gramm. § 39 f. ; Paul/Moser/Schröbler, Mhd. Gramm. § 49. Morlet, Noms II 45 B. Förstemann, Personennamen 312; Kaufmann Erg. Förstemann 63 f. ; Morlet, Noms I 58 B. 162 Förstemann, Personennamen 313; Kaufmann, Erg. Förstemann 64; Morlet, Noms I 59 A 163 Vgl. o. Anm. 121.

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Nr. 33

A Ebruinus, B E lironius: Die Form B ist durch Verlesungen
—»

  • und —» zu erklären. E bruinus ist (vgl. Nr. 27) auch im 11. Jahrhundert noch belegte romanische Form zum althoch­ deutschen PN E berw in lM. Die späteren Namen der Tholeyer Abtsliste brauchen in ihrer sprachli­ chen Form nicht ausführlich diskutiert zu werden. Da die Sprachformen des elften bis fünfzehnten Jahrhunderts im wesentlichen konstant blei­ ben und damit auch noch dem Redaktor des späten 15. Jahrhunderts ver­ ständlich waren, kommen Verlesungen nur noch bei wenigen, aber be­ zeichnenden, weil seltenen Namen vor. Es sind folgende Fälle zu disku­ tieren:

    Nr. 38

    AB A berherdu s: Der Archetyp ist durchaus sicher. Der PN ist kompo­ niert aus a b a r- ,stark*164165 und -h a rdu ,tapfer*166167.Die PN mit a b a r sterben im Althochdeutschen allmählich aus, finden sich aber im westlichen M it­ teldeutschen bis ins 11. Jahrhundert. Das [e] im zweiten Element des PN ist wie ähnlich bei A dalh erdlb7 Ergebnis einer Dissimilation. Im ersten Element läßt sich die seit dem 9. Jahrhundert faßbare, aber in Namen später durchdringende althochdeutsche Endsilbenabschwächung beob­ achten168. Den ausgestorbenen Namen haben DE in den bekannten Na­ men E berhard geändert. Für dieselbe Person ist im 11. Jahrhundert der PN A bbo überliefert. Es handelt sich um eine Kurzform für Namen, die mit dem Stamm abar- be­ ginnen. Analoge Fälle sind belegt : A delbertus qui etA tto 169, A gilulfus qui et A go appellatus est (6./7. Jh.), E bbo qui et E berhardus usw .170. Es be­ steht also kein Anlaß, mit Pauly von einer entscheidenden und gegen die Zuverlässigkeit der Abtslisten sprechenden Auslassung zu reden171. Nr. 40 A E hernom inius, B F liem om iniu s: Wie schon D vermutet, kann der Name nur als Korruption aus H ieronim (i)us aufgefaßt werden1' 2. Nr. 59 A :;P B eym oldu s, B R eym o ld u s: Die onomastisch unmöglichen Formen können nach dem Nekrologeintrag B eu m u n du s abb. (24. V.) —bzw. des­ sen verlesenen Varianten H eym u n du s (24. III.)173—und den Namensfor­ mendes urkundlich belegten Abtes Boemund (vgl. u. S. 196 Nr. 59) ge­ bessert werden in B eym on d , das neben B eu m u n d als mittelhochdeutsche Variante des Abtsnamens belegt ist. 164 Morlet, Noms I 78 A. 165 Förstemann, Personennamen 12 f. ; Kaufmann, Erg. Förstemann 20; Morlet, Noms I 13 B. 166 Vgl. o. Anm. 113. 167 Förstemann, Personennamen 170 f. 168 Braune/Eggers, Ahd. Grammatik § 58 f. ; Sonderegger, Ahd. Vorakte 273. 169 Vgl. Kaufmann, Erg. Förstemann 19. 170 Kaufmann, Rufnamen 86 ff. 88. 89. 91 f. ; Kaufmann, Erg. Förstemann 42. 103. 171 Pauly, Landkap. Wadrill 122. 172 Vgl. Morlet, Noms II 59 f. 173 Vgl. o. S. 16.

    54

    Die sprachliche Untersuchung der frühen Namen der Tholeyer Abtsliste hat er­ bracht, daß sich zwar im Laufe der Überlieferung manche Fehler eingeschlichen haben, die jedoch auf Grund onomastischer und paläographischer Kriterien leicht zu entdecken und zu emendieren sind. Die sprachliche Gestalt der Namen zeigt, daß die Überlieferung der Tholeyer Abtslisten einen echten frühmittelalterlichen Kern birgt, der nicht durch Entlehnung aus anderen, etwa Verduner Quellen, er­ klärt werden kann, da er in vielen Fällen andere Namensformen zeigt. Dieser früh­ mittelalterliche Kern ist in sich selbst wieder sprachlich gestuft, so daß lautchrono­ logische und namenchronologische Kriterien sogar Argumente für die Datierung einzelner Blöcke liefern können. So sind die frühesten Namen ausgezeichnet durch Romanismen und graphische bzw. lautliche Besonderheiten, die sie mit Entschiedenheit ins siebte oder frühe achte Jahrhundert verweisen. Der erste Na­ me, der aus lautchronologischen Erwägungen sicher als Form des achten Jahrhun­ derts bezeichnet werden muß, ist Nr. 8. Mit Nr. 12 gelangen wir in die Zeit um oder kurz vor 800. In Nr. 15, 16, 18, 19, 20 und 22 dominieren romanische Schrei­ bungen, die ins 9. Jahrhundert weisen. Seit Nr. 23 setzen sich genuin althochdeut­ sche Schreibungen stärker durch, wobei Nr. 27 und Nr. 33 als für den Westrand des westlichen Mitteldeutschen typische Kompromißformen angesehen werden können. Es scheint also die Tholeyer Abtsliste in ihrem frühmittelalterlichen Be­ stand niemals eine einheitliche Redaktion und sprachliche Modernisierung erfah­ ren zu haben, sondern eher relativ getreu die Sprachwirklichkeit der Zeit widerzu­ spiegeln, in der die genannten Äbte gelebt haben. Dieser Befund dürfte sich durch eine im wesentlichen kontinuierliche Aufzeichnung der jeweils regierenden Äbte erklären. Die Bedeutung solcher kontinuierlich geführter Sukzessionslisten für die liturgische m em oria und die Legitimation der sich in die Tradition jeweils einfü­ genden neugeweihten Äbte hat erst kürzlich O. G. Oexle hervorgehoben. Es han­ delt sich um „liturgische Gedächtnistafeln”, denen bei der Abtsweihe konstitutive rechtliche Bedeutung zukommen konnte1733. Dabei handelt es sich bei den Romanismen zum größeren Teil um Schreiberfor­ men, die nicht notwendig auf die von Namensträgern bevorzugte Form und damit auf deren ethnische Zugehörigkeit schließen lassen; so ist für germanisch [w] zweifellos als romanische Sondergraphie zu verstehen; in anderen Fällen lie­ fern uns externe Quellen stärker althochdeutsch geprägte Formen für denselben Namensträger (Nr. 7, 20, 27). In solchen Fällen lassen die analysierten Sprachformen erschließen, daß wir für diese Zeit noch mit romanischen Schreibern im Kon­ vent zu rechnen haben, wie ja auch noch nach der Mitte des 11. Jahrhunderts der Tholeyer Verfasser der ,Vka S. Cononis' ein Romane w ar174. In anderen Fällen freilich (Nr. 4, 10, 19) sind die Indizien für das Romanentum der betreffenden Äb­ te stark.

    173a Oexle, Gegenwart 40 ff. 174 Vgl. u. S. 174.

    55

    4.2 A ttrib u te u n d K o m m e n tie ru n g e in z e ln e r N am en in d e r Liste Wenn die Abtsliste dem unbekannten Abt Nr. 1 das Attribut m a gister pauli, d. h. Lehrer des angeblich zweiten Abtes, zuerkennt, so beruht dieser Kommentar auf einer Lektüre der erst im zehnten Jahrhundert entstandenen ,Vita S. Pauli', wie später noch genauer nachzuweisen ist175. Zu Paulus, Nr. 2 der Liste, bemerkt der R edaktor:... cuius caput in h o c m on a sterio con tin etu r. Die Verehrung der Tholeyer Kopfreliquie wird nicht nur durch eine im späten 10. Jahrhundert entstandene und später an die Vita angehängte Translationserzählung176 berichtet; gerade in der gleichen Handschrift, die uns die Fassung A der Abtsliste gibt, steht eine ,Vita S. Pauli' welche beginnt... leg en d a S. Pauli, cuius reliq u ie, cap ut et a lie a d h u c co n ti­ n en tu r177. Der Kommentar der Abtsliste ist zweifellos von dieser Formulierung abhängig. Aus der ,Vita S. Pauli', die in diesem Fall Berthars ,Gesta episcoporum Virdunensium' ausschreibt, stammen sicherlich die Überlegungen zur Verwandtschaft des angeblich dritten Abtes Grimo, der fr a te r regis F rancie genannt w ird178; zwar kennt die Paulslegende Grimo als n epos des Königs Dagobert, jedoch dürfte im 15. Jahrhundert n epos im allgemeinen, nichttechnischen Sinne von .Verwandter' ver­ standen worden sein. Die Spekulation, daß Grimo Königsbruder war, sieht nach Trithemius aus, der Tholey als Dagobertsgründung ansah179. Die Annahme, daß Grimo der Bruder des Gründers war, war geeignet zu erklären, wieso Grimo nach Angabe der , Vita S. Pauli' das Territorium, auf dem Tholey gegründet wurde, be­ sitzen konnte. Gerhard von Hasselt, unter dem die Liste *Y entstand, hat Trithe­ mius gekannt; er führte 1502 sogar zusammen mit ihm Verhandlungen für die Bursfelder Benediktiner-Kongregation auf dem Nürnberger Fürstentag und kor­ respondierte auch mit ihm180. Demnach stellt sich also der gesamte Komplex von Kommentaren zu den angeblichen ersten drei Äbten als historische Konstruktion des Redaktors der Abtsliste heraus. Die Abtsliste *Y kennt 11 Tholeyer Äbte, die zugleich Verduner Bischöfe gewesen sein sollen181: Nr. 2 Nr. 13 Nr. 14 Nr. 22 Nr. 23 Nr. 24 175 176 177 178 179 180 181

    56

    Paulus H ildi T h eod efrid u s B erth ehad u s Hildinus Hatto

    Nr. 25 Nr. 26 Nr. 27 Nr. 28 Nr. 52

    Berhardus Dado Bernuinus Bernigerus W ilhelm us

    Vgl. u. S. 68. Vgl. u. S. 73 ff. 127. 159. Cod. Trier Stadtbibi. 1349/91, F. 89. Vgl. u. S. 80 f. Vgl. o. S. 23. Vgl. u. S. 204 Nr. 7. Vgl. zur Problematik der angeblich Verduner Bischöfe in Tholeyer Abtsreihen auch Herrmann, Beziehungen 16 f.

    Vier dieser Namen (kursiv) finden sich nicht in den Verduner Bischofslisten182. Wie kam der Redaktor der Abtsliste zu seinen offensichtlich apokryphen Informa­ tionen? Die Genese der Tholeyer Bischofslegende läßt sich in groben Zügen nach­ vollziehen: Im Widmungsschreiben seiner Fortsetzung der Verduner Bischofschronik an Bi­ schof Albero von Verdun schrieb Laurentius von Lüttich 1144 im Bestreben, die alten und fast verschollenen Traditionen des Bistums festzuhalten183: ... F ratres T h eo lo gii m on a sterii d icu n t d e suo co en o b io sex m o n a ch o s v e l a b b a ­ tes v estr a e ecclesia e ep iscopos d a tos .. . Welche Personen können die Tholeyer Mönche im 12. Jahrhundert für Bischöfe von Verdun gehalten haben? Aus Berthars , Gesta episcoporum Virdunensium' konnten sie bereits seit 916/17 lernen, daß Paulus von Verdun als Mönch aus dem Kloster kam, wenn nicht Berthar hier sogar eine in Tholey entstandene Tradition widergibt184. Welche Quellen hatten sie sonst noch ? Aller Wahrscheinlichkeit nach doch ihre Abtsliste, die ihnen weitere sechs echte Verduner Bischöfe als Tholeyer Äbte präsentierte. Nun wußte man aber durch Berthar, daß einer dieser Bischöfe, nämlich Hildinus, zweifelsfrei nicht aus Tholey, sondern d e A lem annia kam, also offenbar erst als Bischof von Verdun auch Abt des saarländischen Klosters wurde185. So läßt sich die Sechszahl der fra tr es T h eologii m on a sterii erklären. Als der Verduner Archidiakon Richard de Wassebourg es im 16. Jahrhundert un­ ternahm, die Frühzeit des Verduner Bistums zu rekonstruieren, kannte er die Tho­ leyer Abtsliste nicht, wohl aber die Bemerkung des Laurentius von Lüttich. Er hat die Angabe, sechs Verduner Bischöfe seien teils Tholeyer Äbte, teils Tholeyer Mönche gewesen, kurzerhand, aber in , gerechter4Verteilung auf die Nachfolger des Bischofs Paulus von Verdun und diesen selbst bezogen: Drei von ihnen machte er zu Äbten - Paulus (in Anlehnung an die ihm bekannte , Vita S. Pauli4), Gerebertus, Armonius - drei ließ er als Mönche nach Verdun wandern: Gisloaldus, Bertalamius, Abbo186. Vielleicht sind Wassebourgs Konstruktionen nicht ganz unab­ hängig von den zwischen 1487 und 1564 erneuerten Versuchen der Verduner Bi­ schöfe, Tholey noch einmal an sich zu binden187. Einige Jahrzehnte zuvor hatte der Redaktor der Tholeyer Abtsliste *Y die Zahl der Tholey-Verduner Abtbischöfe erheblich vermehrt. Anlaß dazu kann der ep iscop u s-Titel für einige Äbte des 9. Jahrhunderts in seiner Vorlage gewesen sein, den

    182 Vgl. MG SS XIII 307; Duchesne, Fastes III 66 ff. ; Leclercq^ Verdun 2952 ff. 183 MG SS X 489. Vgl. dazu Lager, Tholey 361 f. Zu Laurentius: Manitius, Geschichte II 358 ff. 184 Vgl. u. S. 65. 185 Vgl. u. S. 129. 186 Wassebourg, Antiquitez, F. XCIIv- X C V r . XCIXV- C V. G U T -C V F . CVIIIr - C X v. - CXXIF. 187 Vgl. Hübinger, Urkunde 264.

    cxixv- cxxv. cxxr

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    *Y dann analog zu den echten Verduner Bischöfen in der Liste als ep iscopus Virdunensis interpretiert haben mag. Daß der Titel episcopus auch ohne den Hinweis auf Verdun gelegentlich einem Tholeyer Abt zukam, beweist der Nekrologeintrag zu Abt C rodouuinus (9. V.). Wie ist diese Titulatur zu erklären? Man muß sich daran erinnern, daß Tholey - obwohl in Verduner Besitz und späte­ stens seit dem 11. Jahrhundert Benediktinerkloster - Sitz eines der Trierer Archidiakone, also eines der höchsten Würdenträger des Weltklerus im Bistum Trier war. Man setzt die Errichtung der Archidiakonate in Trier im allgemeinen unter Erzbischof Ratbodo (883-915). Die funktionalen Vorgänger der Archidiakone waren die Chorbischöfe. Daß ein Kloster und nicht wie in allen anderen Fällen ein Stift Titelkirche des Archidiakons wurde, hat F. Pauly sehr einleuchtend mit einer bereits gefestigten Rolle Tholeys als Sitz eines Chorbischofs seit merowingischer Zeit erklärt, seit der Zeit also, als Tholey noch eine Gemeinschaft von Weltgeistli­ chen beherbergte188. Die Tholeyer Äbte mit ep iscop u s-Titel könnten also Chorbi­ schöfe gewesen sein, welche Seelsorgefunktionen für den Südteil der Trierer Diö­ zese wahrnahmen. Es muß auch in Rechnung gestellt werden, daß es im 8. und 9. Jahrhundert in den Diözesen Trier und Metz nicht ungewöhnlich war, wenn Chorbischöfe Abteien leiteten: So besaßen zur Zeit des Bischofs Milo von Trier und später die Trierer Chorbischöfe Ebreo (?), Ratbert und Hartbani die Abtei Mettlach189. Der Chorbischof Amalhar leitete eine unbekannte Abtei der Metzer Diözese im 9. Jahrhundert190. Der Metzer Chorbischof Ratramnus leitete das Met­ zer Eigenkloster Neuweiler in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts als Abt191; in den Dreißiger Jahren des 9. Jahrhunderts scheint der Chorbischof Lantfrid eine Art re cto r des Klosters gewesen zu sein192. In dieser Richtung muß die Erklärung

    188 Pauly, Landkap. Wadrill 130 f. 135 f. 189 Beyer, Mittelmein, UB I Nr. 27; vgl. Gottlob, Chorepiskopat 76 f. ; Frank, Klosterbi­ schöfe 144 f.; Raach, Mettlach 13 fr. Die Trierer Chorbischöfe werden als Mettlacher Äbte in ununterbrochener Folge genannt im Rahmen des Prozesses zwischen der widonischen Gründerfamilie und dem Erzstift Trier um die Abtei aus dem Jahre 782. Die Trierer Partei behauptete, daß Bischof Milo als Mettlacher Äbte eingesetzt habe idem Ebreo et post Ebreo Ratbertum episcopum et post Ratbertum Hartbanium qui et post dis­ cessum Miloni exinde vestitus fuit per beneficium Pippini regis ... Die in der Edition der Urkunde zu findende Namensvariante Hartbamus ist aus namenkundlichen Erwägun­ gen zurückzustellen. Vgl. zum Stamm bana- Förstemann, Personennamen 144; Kauf­ mann, Erg. Förstemann 54. Der Name Hart-bani kommt noch zweimal im 8. Jh. vor: vgl. Förstemann, Personennamen 753. Einer von ihnen, ein presbiter und Vasall Pippins 747, könnte angesichts des engen Verhältnisses Milos von Trier zu den Pippiniden mit dem späteren Chorbischof und rector von Mettlach identisch sein (MG Epp. III 349,5). Der Name Ebreo ist als Kurzform zu Ebaro aufzufassen; eine Parallele findet sich im Rheinland 962 (ebd. 439). 190 Hanssens, Amalarii Opera I 71, 81 f. Eine Identität mit Abt Amalhard von Hornbach (803/13 und um 826; vgl. MG Epp. IV 551 ; MG Libr. Confrat. II 343) ist mit Hanssens gegen Morin, Amalaire 341 f. ; Cabaniss, Ämalar 24, wegen des unterschiedlichen Na­ mens abzulehnen. 191 Vgl. Haubrichs, Siedlungsnamen 269 f. Nr. 45. 192 Vgl. Haubrichs, Siedlungsnamen 231 Anm. 27.

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    der Tholeyer a b b a tes et ep iscop i gesucht werden193194. Es ist jedenfalls sehr unwahr­ scheinlich, da ein Motiv dafür nicht aufzufinden ist, daß diese Titulatur völlig frei erfunden ist. Im Falle des viel späteren Abtes Wilhelm (Nr. 52) freilich ist der Irr­ tum von *Y anders, jedoch noch präziser zu erklären, wie unten auszuführen ist 194 . Der schon erwähnte Trierer Historiker Brouwer hat zu Anfang des 17. Jahrhun­ derts als erster in der Liste D die divergierenden Tholeyer und Verduner Traditio­ nen verschmolzen und Gerebertus, Armonius sowie eigenartigerweise auch Gisloald in die Abtsreihe aufgenommen. Ihm folgte die Liste C. Jean Mabillon, der gro­ ße Historiker des Benediktinerordens, wußte 1739 in seinen ,Annales'195: •

    M ulti ex illo a s c e te r io ... illu stres v ir ip r o d ie r e ; n on p a u ci V irdunenses episcopi. Und der lothringische Geschichtsschreiber Auguste Calmet konnte 1728 in E Tholey als le sém in a ire et l'éco le d es ev ë q u e s d e Verdun auffassen196. Er addiert wohl Laurentius und Wassebourg, wenn er meint, daß es anscheinend 9 Abtbi­ schöfe gegeben habe, und erwähnt, daß es nach der Tradition der Kataloge sogar 15 sein müßten, wobei er die Prädikationen des Katalogs j;'Y hinzuzählt, schließ­ lich auch Grimo, von dem es bei ihm heißt: q u elq u es uns le f o n t m êm e é v ê q u e d e Verdun. Die Redaktoren der , Gallia Christiana' (F) haben dann in kritischer Durcharbeitung der vom Tholeyer Abt Motté 1765 übersandten Liste die Zahl auf zwölf Abtbischöfe reduziert197. Die wechselnde Anzahl der Namen läßt sich also erklären aus der Verschmelzung von Verduner und Tholeyer Traditionen. Mit einer Unsicherheit in Tholey selbst, vor allem beim Redaktor der Liste *Y, hat die wechselnde Anzahl nichts zu tun. Wir können sogar recht präzis Anzahl und Namen der im 12. Jahrhundert mit Tholey in Verbindung gebrachten Verduner Bischöfe erschließen. Bei diesen Na­ men wird man zwar nichts auf die bei Laurentius von Lüttich referierte Meinung der Tholeyer Mönche geben können, daß es sich um ehemalige Mönche des Klo­ sters handle: Das wird Rückprojektion aus der Zeit sein, als es Personalunion von Bischof und Abt nicht mehr gibt. Jedoch ist es äußerst unwahrscheinlich, daß die Serie der Verduner Bischöfe von Hildinus bis Beringer vom Redaktor der Liste frei

    193 Weitere Beispiele von Chorbischöfen als Äbten oder rectores von Klöstern: Ermengaud 772 abba sive episcopus de monasterio Castellione (St. Mihiel a. d. Maas). Vgl. Frank, Klosterbischöfe 143 f. Abt Magulf von Gorze (802/03-815) wird 4 X episcopus et abbas, 1 x corepiscopus atque abbas genannt. Vgl. Gottlob, Chorepiskopat 94. Chorbischof Theganbert von Köln (um 847) war zugleich Propst von St. Cassius zu Bonn (ebd. 56 f.). Zu bayrischen Chorbischöfen als Äbten im 8. jh. vgl. ebd. 49 f. 83; zu Chorbischöfen von Langres als Äbten im 9. Jh. vgl. ebd. 68 ff. Vgl. weiter zu episcopi vagantes und regu­ lären Bischöfen als Äbten Macdonald, Episcopi; Felten, Äbte 32 ff. 194 Vgl. u. S. 188 f. 195 Mabillon, Ann. Ben. I 322. 196 Calmet, Hist. Lorraine I1, preuves 202. 197 Gallia Christ. XIII (1786) 561 ff.

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    erfunden ist: er hätte ausgerechnet jene Bischöfe ausgesucht, von denen wir durch klosterexterne Quellen, die ihm zum größeren Teil nicht bekannt sein konnten, wissen, daß sie in enger Verbindung zu Tholey standen19819. Die Tholeyer Nekrologtradition hat ferner alle Abtbischöfe von Hildi(n) bis Beringer festgehalten, sofern sie nicht in dem verlorenen Winterteil des Tholeyer Nekrologiums zu stehen kamen. In zwei Fällen (Nr. 23, 27) hat sie damit Daten fest­ gehalten, die in Verdun selbst verschollen waren. In einem Fall (Nr. 27) hat sie den Abt nicht als episcopus, sondern nur als abbas gekennzeichnet. Welchen Grund sollte man in Tholey gehabt haben, das Todesdatum eines nicht als Bischof bezeichneten Verduner Prälaten zu memorieren, wenn er nicht tatsächlich Abt des Klosters gewesen wäre? Der im späteren Teil der Abtsliste ::'Y auffallende Kommentar zur Bautätigkeit des Abtes Hugo (Nr. 51) und die singuläre Datierung des Abtes Philipp von Hagen (de I n d a gin e) (Nr. 58) sind bereits bei der Untersuchung der Liste A als Resultat der älteren Rezension (*X), die bis zur Abtszeit Philipps führte, erklärt worden, wo­ für auch der chronologische Bruch bei Einordnung des Abtes Betzelin (Nr. 56) sprach. Hierher gehört aber auch der Fehler, den ;:'Y bei der Notiz zu Abt Wilhelm (Nr. 52) machte. Uber ihn, den Nachfolger Hugos, war die zeitnahe Liste ::'X noch gut informiert; sie wußte wohl das, was das Nekrologium auch bot (G) : W ilhelm us abbas Sancti M ichaelis d iocen sis V irdunensis et ab bas hu ju s l o c i .. . 199 Das fehlerhaf­ te d iocen sis wird *Y als variierenden Begriff im Sinne von ,Diözesanbischof£aufgefaßt haben - und so kam es zur Einreihung dieses Mannes in die Reihe der Tholeyer Abtbischöfe.

    198 Vgl. u. S. 138 ff. Nr. 23-28. 199 Vgl. o. S. 16.

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    4.3 Historisch-chronologischer K om m entar des Tholeyer Abtskatalogs Nachdem der unbekannte Abt des Klosters Tholey vor Paulus, den *Y bietet, als Lesefrucht aus der ,Vita S. Pauli‘ entlarvt werden konnte, kann die historische Analyse mit Nr. 2 der Abtsliste beginnen: Nr. 2: Paulus Bischof Paulus von Verdun ist als historische Person zweifelsfrei bezeugt200. Die neueste chronologische Untersuchung seines Episkopats hat folgende sichere Da­ ten ermittelt: Nach N. Gauthier, welche die Ergebnisse von W. Levison201 und F. Prinz202 verarbeitet, gehörte Paulus zu einer durch fra tern ita s verbundenen Grup­ pe von Adligen, die in der sch ola des Königs Chlothar II. (584-629) ihre Ausbil­ dung erhielten und allesamt als Förderer des von Kolumban (J* 615) inspirierten irofränkischen Mönchtums auftraten203. Wir sind über diesen auch literarisch in­ teressierten, von spätantiker Kultur noch durchdrungenen Kreis vor allem durch den Briefwechsel des Bischofs Desiderius von Cahors (630-650) informiert204: Es gehörten zu diesen palatini, hohen Reichsbeamten also, außer Desiderius und Pau­ lus noch: Audoinus Dado, Bischof von Rouen (641-684), Eligius, Bischof von Noyon (641-660) und Sulpicius, Bischof von Bourges (vor 627-646). Die palatini waren also das Reservoir, aus dem das merowingische Königtum die Bischofssitze des Reiches besetzte. Es sind zwei Briefe des Paulus erhalten, deren erster nur ungefähr 643/47 datiert werden kann, deren anderer jedenfalls nach 623 und vor 647 geschrieben wurde. Aus ihnen erfahren wir, daß Desiderius und Pau­ lus Verbindungen mit Metz, der königlichen Residenzstadt Austrasiens unter Si­ gisbert III. (634-656), unterhielten. Das Testament des Adalgisil Grimo205, durch das Tholey an die Kirche von Verdun gelangte, nennt Paulus für das Jahr 634. Ein Brief des Desiderius bezeugt Paulus für das Jahr 641 als noch lebend. Sein Nachfol­ ger Gisloald, 634 noch Archidiakon der Kirche von Verdun, unterzeichnet 643/47 die Gründungsurkunde von Stablo206. Nun ist während der durch diese Quellen gesicherten Amtszeit 634-647 ein Verduner Bischof anderen Namens bezeugt,

    200 Vgl. z. B. Duchesne, Fastes III 71 f. ; Souplet, St. Paul (unzuverlässig, daz.T. nach Wassebourg, Antiquitez, F. XCII ff.); Pauly, Landkap. Wadrill 127; Herrmann, Testament 79. 201 Levison, Geschichte 65 f. 202 Prinz, Mönchtum 124. 134 f. 288. 504. 203 Gauthier, Evangélisation 401 ff. Zur Förderung des irofränkischen Mönchtums columbanischer Provenienz in der Diözese Cahors durch Bischof Desiderius vgl. auch Ewig, Milo 435 mit Anm. 122. 204 Norberg, Epp. Desiderii I 11 ; I I 12. Zu Herkunft und Karriere des Desiderius vgl. auch Coville, Recherches 18 f. Nr. 30-33; Kaiser, Bischofsherrschaft 56 f. Paulus wird auch in der Vita Desiderii Cadurcae urbis ep., MG SS‘rer. Mer. IV 566 (mit Anm. 1) genannt. 205 Vgl. Herrmann, Testament 76. 206 Halkin/Roland, Chartes Stablo Nr. 2. 6; vgl. Gauthier, Evangélisation 311 f. 417.

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    der als G uido V irdunensis episcopus das Privileg des Bischofs Burgundofaro von Meaux für die Abtei Rebais von 637/38 unterzeichnet207. Diese war eine Gründung von Audoin Dado, dem Freund des Paulus; Burgundofaro ist ein Verwandter Audoins208. Die Namensform Guido ist für das 7. Jahrhundert onomastisch unmög­ lich und daher zweifellos korrupt209210;man kann zur Heilung die 626 auf dem Kon­ zilien von Clichy und Reims gegebene Unterschrift Ex d u ita te V iridono G odo ep iscopu s210 heranziehen. Wie ist nun das chronologische Dilemma zu lösen? Nach einer durch manche Bei­ spiele aus dieser Zeit - Guntram Boso, Adalgisil Grimo, Audoinus Dado u. a.211 gestützten These von N. Gauthier hätte Paulus den zweiten Namen Godo getra­ gen, was recht akzeptabel erscheint212. Dieser Paulus Godo hat als einer von drei Bischöfen neben Kunibert von Köln und Numerianus von Trier sowie den v iri il­ lu stres Grimoald, Bobo und Adalgisilus kurz vor 643/47 den austrasischen König Sigibert bei der Gründung eines Klosters in Cugnon an der Semois, im äußersten Westen der Diözese Trier beraten213. Cugnon sollte Remaclus, dem Abt von Solignac (einer Gründung von Paulus’ Freund Eligius) anvertraut werden214215. Unter den weltlichen Zeugen ist Grimoald der austrasische Hausmeier aus der Familie der Pippiniden. Adalgisil, den austrasischen dux und v ir inluster, hält man zu Recht für verwandt mit Adalgisil Grimo, dem Diakon der Kirche von Verdun, dessen n u tritor Paulus gewesen war213. Der v ir m lu ster Bobo wird mit dem im Te­ stament des Adalgisil genannten n ep os des Stifters, einem dux Bobo identisch sein216. Der Besitz der Adalgisil-Familie hatte unweit südlich Cugnon in der Re­ gion der Chiers einen Schwerpunkt und umrahmte das neue Kloster nördlich und östlich mit Gütern an der Maas um Huy und Amay sowie in der Ourthe-Region mit Han und Bastogne217.

    207 Leblond/Lecomte, Privilèges Rebais 56. 208 Prinz, Mönchtum 125 f. ; Gauthier, Evangélisation 408 f . Es gab noch einen zweiten Hei­ ligen aus Verdun, der Bindungen an Männer der kolumbanischen Reform, nämlich an Bischof Audoin von Rouen und an den aus Luxeuil stammenden Bischof Audomar von Thérouanne aufwies: den Gründer der nordfranzösischen Abtei Fontenelle (St. Wan­ drille), WandregisiL. Vgl. Fritze, Confessio 93 f. 209 Die Namensform Guido wäre als romanische Variante des germanischen Namens Wido verständlich, aber erst seit der 2. H. des 9. jhs. (vgl. Anm. 122). 210 Concilia Galliae II 290. 297. Vgl. Gauthier, Evangélisation 348 f. 407 f. Unwahrscheinli­ cher ist die Lösung bei Levison, Geschichte 63 Anm. 3, der vorschlägt, Guido als Kor­ ruption von Audo und Virdunensis als Korruption von Aurilianensis mit Hinweis auf den 650 bezeugten Bischof Audo von Orléans aufzufassen. Vgl. auch Ewig, Beobachtungen 427 ff. 211 Vgl. weitere gleichzeitige Beispiele - Mummolus Bonus, Gundegisil Dudo, Hadericus Bettilo - bei Nonn, Familie 12 f., und Cbardradus (qui) et Harbertus in einer Echternacher Urkunde von 721 (Wampach, Gesch. Echternach II Nr. 33). 212 Vgl. zum merowingiscnen Brauch der Doppelnamen Geuenich, Samuhel sive sahso 81 ff. 213 Halkin/Roland, Chartes Stablo Nr. 1; vgl. Gauthier, Evangélisation 310. 409. 214 Vgl. Prinz, Mönchtum 75 f., 169 f. 215 Vgl. u. S. 76 ff. 216 Herrmann, Testament 72, Z. 36. 79. 217 Vgl. die Karte bei Herrmann, Testament 89.

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    Die chronologische Analyse ergibt für Paulus die Daten vor 626-643/47. Seiner Bildung und seinen Verbindungen nach stammte Paulus zweifellos aus einer oberschichtlichen Familie des Reiches, wahrscheinlich romanischer Prägung. Der Na­ me Paulus ist im 5. Jahrhundert in der senatorischen Aristokratie des spätrömi­ schen West-Reiches zu belegen: ein co m es Paulus verhinderte 469 zusammen mit dem Frankenkönig Childerich einen westgotischen Vorstoß auf Orléans218. Ein Paulus war Bischof von Sens südlich von Paris im Anfang des 6. Jahrhun­ derts219, ein anderer 5B5 Bischof des südfranzösischen Die220. Bereits im 5. Jahr­ hundert begegnete unter Bischof Polichronius auch in Verdun ein Priester dessel­ ben Namens221. Nun hat der 916/17 schreibende Verfasser der , Gesta episcopo­ rum VirdunensiunT die Notiz in seinen Bericht über Paulus eingeflochten, er sei der Bruder des Bischofs Germanus von Paris gewesen222. Diese Notiz macht einen zunächst ratlos, weil Germanus von Paris bereits 576 verstorben ist. Sollte jedoch der nüchterne Berthar tatsächlich ganz ohne Anhaltspunkt das Leben des Paulus ,romanziert ‘ haben, wie N. Gauthier annimmt? Warum fehlen dann weitere Aus­ führungen in seinem Bericht, etwa über die Bedeutung dieser Familie, Vater, Mut­ ter usw. ? Die Angabe erscheint ausgesprochen disfunktional. Sollte sie nicht eher eine versuchte und fehlgeschlagene Präzisierung einer Tradition darstellen, die Paulus einen Bruder Germanus zuschrieb? Dabei ist dann an die Familie des Bi­ schofs Numerian von Trier zu denken, mit dem Paulus zusammenarbeitete: Optardus, der Vater Numerians, stammte aus einer Trierer Senatorenfamilie (ex g e n e ­ re senatorum ); seine Brüder waren Germanus, der Gründer des Klosters MoutierGrandval, und Optomarus, der am austrasischen Hofe eine bedeutende Stellung bekleidete223. Mit der Trierer und Metzer merowingisch-romanischen Gesell­ schaft224 verbinden Paulus von Verdun die intensiven Beziehungen nach Aquita­ nien, wo die spätantiken Traditionen, Struktur und Bildungsniveau besser als im Osten bewahrt werden konnten. Die Freunde aus dem Kreis der pa la tin i waren größtenteils Aquitanier oder wirkten im Süden: Eligius, der aus seiner Gründung Solignac im Limousin den Abt Remaclus in den Osten beruft, Sulpicius von Bour­ ges, Desiderius von Cahors. Desiderius lud Paulus zur Mitwirkung bei der Weihe der Kirche seiner kolumbanisch geprägten Klostergründung St. Amantius und zu einem Aufenthalt in Cahors ein225. Verdun besaß später das Kloster St. Amantius (St. Amans) in der Rouergue, und es ist auf diese Bindungen zurückzuführen,

    218 Zöllner, Gesch. Franken 39; Böhner/Weidemann, Gallien 247. Im 4. Jh. wird in Reims ein vir praesidialis namens Paulus, Vater des Aelianus, genannt. Vgl. Stroheker, Adel 203 Nr. 294; Martindale, Prosopography II 851 f. ; Heinzeimann, Prosopographie 666 f. 219 Duchesne, Fastes II 415. 220 Duchesne, Fastes III 71. 221 Gauthier, Evangélisation 145 ff. 222 Vgl. Levison, Geschichte 66. Spätere Breviarien aus Verdun behaupten nur noch, daß Paulus consanguineus des Germanus von Paris war (Souplet, St. Paul 7). 223 Stroheker, Adel 178. 197; Ewig, Trier 129 ff. ; Prinz, Mönchtum 145; Gauthier, Evangé­ lisation 356 ff. 224 Vgl. zu den Romanen der merowingischen Zeit um Trier und Metz: Böhner, Altertü­ mer; Stein, Franken. 225 Prinz, Mönchtum 134 f.; Gauthier, Evangélisation 411 f.

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    wenn auch in Verdun eine Kirche unter den Patronat dieses Heiligen gestellt wird226. Paulus gab seiner eigenen Grabkirche zu Verdun das Patrozinium des Sa­ turninus, des Schutzheiligen von Toulouse227. Berthar, der Historiker der Kirche von Verdun, weiß 916/17, daß der um die Mitte des 8. Jahrhunderts lebende Bischof Madalveus oft die aquitanischen Besitzungen des Bistums, unter anderem die abbatia sancti A mantii, besucht und bei dieser Ge­ legenheit die Viten seiner Vorgänger verbreitet habe. So erkläre es sich, daß man zu Marseille die M iracula sancti A gerici und in verschiedenen Orten jenseits der Loire die Vita sancti Vitoni und die Legende sancti Pauli finde228. Von diesen Schriften hat sich nichts erhalten; es dürfte auch zweifelhaft sein, ob Berthar sie noch benut­ zen konnte229. Doch immerhin beweisen sie das Interesse, das man in Südfrank­ reich der Person des Verduner Bischofs entgegenbrachte. Berthar scheint seine Kenntnisse über Paulus in der Hauptsache mündlichen Tra­ ditionen bzw. einigen wenigen Urkunden entnommen zu haben. Seine Notiz über den Bischof gehört zu den längeren; sie ist eine hagiographische Miniatur, in der es dem Verfasser um den Erweis der Heiligkeit des Bischofs geht230. Er schildert Her­ kunft, Werdegang und cu ra episcopalis des Paulus für seine civitas, anschließend gibt er einige Wunder summarisch wieder. Er führt die Schenkung Tholeys durch Adalgisil Grimo231, eine Seelgerätsstiftung desselben an St. Vanne232, den Erwerb

    226 Vgl. MG SS IV 44; Souplet, St. Paul 43 Anm. 2; Ewig, Milo 433 Anm. 124; Kaiser, Bi­ schofsherrschaft 269. Die vorstädtische Kirche St. Amans von Rodez gehörte seit merowingischer Zeit der Kirche von Verdun; der Bischof gab sie 952/71 an St. Vanne. Vgl. Bloch, Urk. St. Vanne I Nr. 11. Auch die im Verduner suburbium errichtete ecclesia sancti Amantii war 963/66 in den Besitz von St. Vanne gekommen. Vgl. Bloch, Urk. St. Vanne I Nr. 15. II Nr. 93, S. 122. Auch die Kirche von Rarécourt a. d. Aire, deren Amantiuspatrozinium bereits 782 belegt ist, gehörte im 8. Jh. St. Vanne. Vgl. Bloch, Urk. St. Vanne I Nr. 5. Man besaß dort auch Reliquien des aquitanischen Heiligen: Ro­ binet, Fouillé Verdun I 488 ff.; Longnon/Carriere, Pouilles Trêves 370. Der aus einer vornehmen Familie des territorium von Verdun stammende Gründer des Klosters Fontenelle (St. Wandrille) a. d. unteren Seine, Wandregisil, vergab Patrozinien des hl. Saturni­ nus und des hl. Amantius um 640 an von ihm erbaute Kirchen in seinem irofränkischen Kloster, wobei er sich Reliquien aus Rodez kommen ließ. Ohne das Zusammenspiel mit Bischof Paulus und wohl auch Desiderius von Cahors sowie dem füt Fontenelle zustän­ digen Diözesan Audoin von Rouen ist diese Kultinitiative nicht denkbar. Auch Wandreisil war wie die Genannten Palastbeamter des merowingischen Königs gewesen. Vgl. ’rinz, Mönchtum 301. 312. Noch um 688/89 Unterzeichnete Bischof Armoin von Ver­ dun eine Urkunde für Fontenelle. Vgl. Gauthier, Evangélisation 417 ff. 227 MG SS IV 43. Vgl. zu den Beziehungen des Trierer Landes zu Aquitanien: Levison, Metz 139 ff. ; Ewig, Trier 88 ff. 228 MG SS IV 44. 229 Vgl. zu Berthar: Duchesne, Fastes III 67 f. ; Manitius, Geschichte II 356 ff. Zur mittelal­ terlichen Überlieferung aus Verdun: Ronig, Bibliotheken 1 ff. 230 Vgl. dazu ausführlich Haubrichs, Basenvifiare 69 ff. 231 Vgl. u. S. 81 ff. 232 Es handelt sich um den Ort Fresnes-en-Woëvre (Meuse). Er muß der Karte des Adalgisil-Besitzes bei Herrmann, Testament 89, eingefügt werden.

    f

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    von St. Wendel durch Paulus233 und eine Besitzbestätigung für die Kanoniker von St. Vanne auf234. Seine sonstigen Quellen waren teils Mirakelberichte aus Verdun, teils dortige Mirakelbilder, schließlich auch ein aus Tholeyer Tradition geschöpf­ tes Mirakel. Denn in seltsamem Widerspruch zur Schenkung von Tholey durch dessen Gründer Grimo soll Paulus selbst aus dieser Institution stammen: tractus est d e m on a sterio T h eo lo gie ... Und auch das berichtete Wunder stellt Paulus als Träger der cu cu lla vor, m on a sticam v ita m d u cen s und der o b ed ien tia fra tru m un­ terliegend. Diese Tradition, der sich noch im 10. Jahrhundert die neugeschaffene ,Vita S. Pauli1und die ,Translatio S. Pauli' (... u b i priu s fu e r a t co n v ersa tu s ...) an­ schlossen235, stammt unzweifelhaft aus dem saarländischen Kloster selbst. Zu die­ sem Zeitpunkt hat ihn die Legende jedoch noch nicht zum Abt des m on a steriu m befördert. Die ,Vita S. Pauli' arbeitet an der monastischen Modellierung des neuen Heiligen weiter23'’, dessen Grabkirche St. Saturninus 972/73 durch Bischof Wigfrid von Verdun in ein Kloster umgewandelt wurde237. Der ven era n d u s p a ter n o ster Paulus, wie ihn der zweifellos im Auftrag der neuen Mönchsgemeinde zu Verdun schreibende Autor der Vita zur Einleitung nennt, wird mit dem a eq u iv o cu s des Neuen Testaments, dem g en tiu m p ra ed ica to r verglichen, dessen im ita tor der spätere Bischof der Maasstadt gewesen sei. Es folgt die Schilderung seiner edlen Herkunft aus den in ferioris G alliae partibus, seiner standesgemäßen Erziehung in den artes liberales. Er wendet sich - totu s in d ivin a co n v ersu s - nach evangelischem Gebot Werken der Barmherzigkeit zu. Um a d su m m u m p erfectio n is zu gelangen,

    233 Haubrichs, Basenvillare 69 ff.; Evrard, Actes N° 3. Verdun besaß also durch Grimo Adalgisil und Bischof Paulus im Saar-Nahe-Raum an der Straße Verdun-Metz-Mainz wichtige Punkte: Tholey, St. Wendel und - wie spätere Quellen erweisen - Wolferswei­ ler, Baumholder, (St.) Medard, Altenbamberg. Vgl. zu dieser Verduner Besitzkonzen­ tration Pöhlmann, St. Ingbert 485; Hübinger, Beziehungen 12 ff.; Herrmann/Hoppstädter/Klein, Landeskunde II 90. 260. 332; Seibert, Hochgericht 87 f. ; Ewig, Rhein. Gesch. I 2, 64. 234 Die Überlegung von Gauthier, Evangélisation 411 ff., daß Paulus den Kanonikern der Kirche von Verdun keine Besitzbestätigung erteilt haben könne, da es diese Kanoniker noch nicht gegeben habe, geht in die Irre. Berthar war Kanoniker von St. Vanne, wie uns Hugo v. Flavigny (MG SS VIII 356) berichtet; an St. Vanne schenkte er eine Mühle und wurde auf dem Friedhof dieser Kirche begraben. Vgl. G. Waitz, in: MG SS IV 36. 38 m. Anm. 28; Haubrichs, Basenvillare 69 Anm. 225. 71 Anm. 233. Die Adresse nostri cano­ nici, die Berthar für die Urkunde des Bischofs gibt, bezieht sich also auf St. Vanne, dessen merowingischer Ursprung gewiß ist. 235 Vita S. Pauli, A A SS Febr. II 175; Translatio S. Pauli, c.2, ed. v.d. Straeten, Manuscrits 135. 236 Zur Überlieferungder „Vita S. Pauli“ vgl. AA SS Febr. II 168 ff.; v.d. Straeten, Manu­ scrits 102 Nr. 12. Die Hauptüberlieferung scheint auf Cod. Verdun B. M. 1, F. 19-20 (= BHL 6600), einem Lektionar des frühen 12. Jhs. aus St. Vanne zu beruhen (vgl. ebd. S. 114 Nr. 70). Die Vorlage der „Acta Sanctorum“ war eine Handschrift aus St. Maximin. Jean Mabilion kollationierte diese Ausgabe mit einer Handschrift aus St. Germain-desPrés in seiner Edition der Vita im Rahmen der „Acta Sanctorum Ordinis Sancti Benedic­ ti“ (Paris 1668-1701, Bd. 2, S. 268 ff.). Wenig beachtet blieb eine Tholeyer Handschrift der Vita (Trier Stadtbibi. 91/1349, F. 89-117, 15. Jh.), dieselbe Handschrift, welche die Tholeyer Abtsliste A (vgl. o. S. 19) enthält. F. Laurentius Surius hat die Vita im Rah­ men seiner Sammlung „De probatis sanctorum historiis ... “, erschienen in 1. Aufl. 15701572, in 2. Aufl. 1576-1581 (ebd. I 899-904) gekürzt und bearbeitet. 237 Vgl. u. S. 155 ff.

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    orientiert sich der Jüngling am Beispiel des Patriarchen Abraham und des nächtlich büßenden David: P eregrin a tio, Verlassen der Eltern und der Heimat, b ea ta p a u ­ p erta s und Askese sind die Folgen. Der neue m iles C hristi wendet sich dem Wald­ gebirge der Vogesen zu, um dort ein eremitisches Leben zu führen. In diesem Waldgebirge, das nach frühmittelalterlicher Vorstellung von der Burgundischen Pforte über Haardt, Pfälzer Wald und Hunsrück bis vor die Tore Triers führte, wohnten, auf verschiedene cellu la e verteilt, a n a ch orita ru m plurim i, deren optabilis co n v ersa tio Paulus nacheiferte. Der erste Abschnitt seiner Vita gipfelt also in der Existenz als Einsiedler. Eine genaue Analyse dieses einleitenden Abschnitts zeigt, daß der Autor sich hier an der Darstellung des ägyptischen Mönchtums der Spätantike, und zwar der Mönchskolonie von Nitra-Cellia durch Rufinus in dessen,Historia Monachorum' z. T. wörtlich orientiert2373: ,Vita S. Pauli'

    ,Historia Monachorum*

    H ujus erem i solitu d in em a n a ch orita ru m p lu rim i cellulis d ivin is fe r u n tu r inhabitasse, p r a eter sabbatu m et D om inicam m utuis visibu s e t alloquiis disjuncti, nisi quos aut corporalis in firm itas v e l an im ae salutis caussa visita ri c o e g is s e t...

    C om m a n en t a u tem p e r erem u m dispersi et separati cellu lis ... Post h u n c v e r o alius est locu s in d eserto interiori, d e cem f e r e ab h o c m illibus distans, q u em lo cu m p ro m u ltitu d in e d isp er­ sarum in er em o cellu laru m , C ellia n o m in a ­ v eru n t. Ad h u n c locu m hi, q ui ibi prius fu e r u n t im buti, et secretio rem iam d epositis in d u m en tis d u cer e v o lu n t vita m , seced u n t: erem u s en im est va sta , est cellu la e tan to in ter se spatio d irem p ­ tae, u t n eq u e in co n sp ectu sibi in v icem , n eq u e in v o cis au ditu sint positae. Singuli p e r cellulas co m m a n en t, silen tiu m in ­ g en s et qu ies m a gn a in ter eo s est: d ie tan tum S abbati e t D om inica in un um a d E cclesiam co ­ eu nt, et ibi sem et ipsos in v icem tam q uam co elo red d ito s v id en t. Si quis f o r t e in co n v e n tu illo d e ­ fu erit, in telligu n t statim eu m corp oris aliqua in

    237aVita S. Pauli, c.2, AA SS Februar II 1751. Dazu vel. Rufinus, Historia Monachorum, Prolog u.c. 22, PL 21, 389 f. 444 f. Ähnlich die Schilderung der abhängigen „Historia Lausiaca“ des Palladios, die über die „Vitae Patrum“ (Lib. VIII, c.69) in Übersetzungen verbreitet wurde (PL 73, 1175): Habitant itaque locum desertum, et habent cellas magno inter se intervallo disjunctas, ut nullus possit procul agnosci ab altero, neque cito videri, nec vox audiri; sed degunt in mul­ ta quiete, unusquisque per se inclusus. Solum autem Sabbato et Dominico congregantur in ecclesiis, et se invicem excipiunt... Vgl. Preuschen, Palladius 162 f. 170 ff. 220 fr. Daß man in Verdun die „Historia monachorum“ kannte, zeigt im 11. Jh. der Vergleich, den Hugo von Flavigny, selbst noch Mönch in St. Vanne, für aas Kloster St. Vanne unter Abt Richard (f 1046) zieht (MG SS VIII 372):... ut videretur iam monasterium eius mo­ nasteriis Nitriae vel Aegypti conferendum, pro numerositate fidelium illo confluentium...

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    a eq u a lita te d eten tu m , e t a d visita n d u m eu m n on o m n es q u id em sim ul, d iv ersis ta m en tem ­ p orib u s o m n es a b eu n t, p o rta n tes un usqu isqu e secu m si q u id a p u d se est, q u o d a e g r o p ossit g r a ­ tum v id eri. Aliam v e r o o b caussam nullus a u d et prox im i sui o b tu rb a re silen tiu m , nisi f o r t e quis possit in v e r b o in stru ere, e t v e lu t ath letas in a g o n e p ositos serm on is co n so la tio n e p eru n gere. M ulti ipsorum a tribus et q u a tu or m illibu s ad Ecclesiam coeunt: ita longo a semetipsis spatio ha bitation is eo ru m cellu la e d irim u n tu r: sed ca ­ ritas in eis tanta est, e t tan to in ter sem etip sos et erga o m n es fra tr es co n strin gu n tu r a ffectu , ut in a d m ira tio n e et ex em plo sint om nibus. Die Abhängigkeit geht so weit, daß sogar die ungewöhnliche Schreibvariante ca u s­ sa übernommen wird. Wichtiger ist jedoch, daß die Paulusvita die Einsiedler des Vosagus und mit ihnen Paulus nach dem Modell einer halbcoenobitischen Anachoretengemeinschaft der Urzeit des Mönchtums zeichnete. Die Nachricht der , Vita S. Pauli“über die Vosagus-Anachoreten hat zwischen 994 und 1008 Eberwin, Abt von Tholey und St. Martin in Trier, aufgegriffen und in seiner ,Vita S. Magnerici', der Legende des Gründers seines Trierer Klosters aus­ gebaut238: Er will wissen, daß zur Zeit des Bischofs Magnerich (zweite Hälfte des 6. Jhs.) im Territorium von Trier und im Vosagus p lu rim i m on a stica e institutionis et religion is v iri gelebt hätten; D eo m ilitantes, alii p rop e, alii lo n g e sin gu la rem siv e com m u n em vita m d u cen tes. Die Abhängigkeit von d er, Vita S. Pauli' liegt in wört­ lichen Übernahmen (p lu rim i... m ilita re ...) offen zu Tage; freilich lenkt der Bene­ diktiner Eberwin, der Freund Richards von St. Vanne, den anachoretischen Impe­ tus der Paulslegende sofort in monastische Bahnen. So wird den verschiedenen ser­ v i D ei auch die Gründung zahlreicher bis heute noch bestehender Klöster zuge­ schrieben, in denen sie co en o b ia liter con versa b a n tu r2^ . Er weiß auch Namen: an erster Stelle Paulus, dann Ingobertus, Disibodo, Wandalinus, Carilessus (Carileffus?) und Columban (mit Gallus), dessen Klostergründung Luxeuil ausdrücklich erwähnt wird240. Aus den cellu la e der Einsiedler in der Paulsvita sind also Klöster

    238 AA SS Juli VI 168 ff. ; vgl. u. S. 164 ff. 239 Vgl. zur Analyse des Abschnitts Haubrichs, Basenvillare 11 ff. 240 Deutlich ist, daß Eberwin die unbestimmten Angaben der Paulus-Vita über die VosagusAnachoreten mit Namen aufgefüllt hat. Er entnahm die Namen schriftlichen und münd­ lich umlaufenden Legenden. Auch die Festnähe könnte eine Rolle gespielt haben. So fin­ det man für den Vortag des Paulusfestes, für den 7. Februar also, im Usuard-Martyrolog der Brüsseler Kartause (AA SS Febr. II4) den Eintrag: die 7. Februarii Ingoberti et Wendelini Confessorum et Episcoporum Trevirensium, ein Eintrag, der sich wohl auf das ur­ sprüngliche Ingobertus-Fest bezieht. Vgl. Selzer, St. Wendehn 54.

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    geworden. Die von der Magnerichvita abhängige erste Fassung der , Gesta Treve­ rorum' (um 1101) hat die Trierer Phase der Paulslegende noch ausgeschmückt241. Ein Paulsberg in der Nähe der Bischofsstadt führt zur Lokalisierung der cella des Einsiedlers242: ... in parrochia T rebirorum m agn a e sanctitatis v iri claruerun t; v id elicet Paulus su per m on tem C ebennam , qui ex eius n om in e hactenus Pauli m ons v o ca tu r ... Vielleicht ist hier auch die Erinnerung an einen von Paulus von Verdun verschiede­ nen Trierer Einsiedler festgehalten. Die zweite Fassung der ,Gesta Treverorum' (um 1132) ergänzte in einem Einschub zur Amtszeit des Bischofs Modoald von Trier (626-643/47)243: H uius tem p orib u s Paulus inclusus su pradictus m igra v it a d T h eolegia m , q u o d p ra efa tu s D a gob ertu s rex in suo p rop rio construx erat, e t ibi aliqu antu lum m ansit, p o stea v e r o ecclesia e V irdunensis cu ram su scepit regen d a m , ibiq u e q u ievit. Hier ist d ie , Vita S. Pauli', wie wir gleich sehen werden, erneut benutzt und mit ei­ ner noch zu diskutierenden, an Berthars Bemerkung über G rim o, wo er diesen n e ­ p os D a gob erti nennt, anknüpfenden Tholey er Gründungslegende verbunden wor­ den. Die , Vita S. Pauli' schildert in ihrem zweiten Hauptabschnitt, wie sich der Eremit, von Gott, der ihn zum späteren Bischofsamt schon auserwählt hat, geleitet, in ein Kloster begibt. Die Bestimmung zum Bischofsamt mache den Aufenthalt in der sch ola v irtu tu m notwendig, q u o d m ox an im aru m saluti p ra ed ica tio n e co n fe r r e t sa­ lutari. Hier wird ein spezifisch monastisches Verständnis des Bischofsamtes deut­ lich. Paulus begibt sich in das Kloster Tholey und wird dort von Abt und Brüdern als Gast in wörtlicher Anwendung der Benediktinerregel (c. 53) begrüßt und auf­ genommen244. Der Tholeyer Abt möchte den Gast wegen der dispendia sanctitatis eius fest ans Kloster binden. In Gesprächen, die Gregors ,Dialogi' zitieren245, un­ terhält man sich über die Überlegenheit oder Unterlegenheit der eremitischen Exi­ stenzform gegenüber der coenobitischen Lebensweise. Der Abt weiß den Gast von der Pflicht zur Unterwerfung unter den Willen Gottes in benediktinischem Gehorsam zu überzeugen: p ra eesse n on au dea t, qui su b esse n on didicerat. Die rei­ ne Kontemplation des eremitischen Seins sei in die Aktivität des gemeinsamen Le­ bens zu überführen. Nicht die a u d itores legis, sondern die fa cto r e s würden ge­

    241 Vgl. zu den Fassungen der „Gesta Treverorum" Thomas, Studien 23 ff. 242 Gesta Trev. c.24, MG SS VIII 159. Vgl. zur Entfaltung dieser Legende Levison, Ge­ schichte 67 f.; Ewig, Trier 110. 243 MG SS VIII 160 f. 244 Steidle, Benediktus-Regel 151 ff. (für c.3 der Vita). Vgl. zu diesen und folgenden Nach­ weisen z.T. bereits Levison, Geschichte 67 Anm. 2. 245 Gregor, Dialogi I, 1 (für c.4 der Paulus-Vita), PL 77, 156 f.

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    rechtfertigt (Jac. 1,22). Paulus erlebt seine co n v ersio zum Benediktinertum. Er be­ währt sich im Leben nach der Regel, in stabilitas loci, in Askese, ca stiga tio n n à p o e ­ nitentia. Hier hat der Autor der Paulslegende Topoi der bekannten Vita des hl. Gallus, eines Einsiedlers und späteren Coenobiten wie Paulus, ausgewertet246. Die Schilderung des klösterlichen Aufenthalts des Paulus endet in einem Tugendkata­ log und der Schilderung seines Aufstiegs zum Abtsstellvertreter (nicht zum Abt!)247: ... a m a b a tu r ab om nibu s, v en era b a n tu r u n iversi, p la ceb a t cunctis, n im ioq u e a ffectu p ro su ae sanctitatis rev eren tia , ex cep to n o m in e Pastoris, co leb a tu r v ice m agistri. Der Ruf seiner Heiligkeit bringt nicht nur die Söhne der m ed io cres, sondern auch d er p ra ep o ten tes a c n o b iles zu ihm, darunter Grimo, q u i et A dalgisilus, n ep os D ag o b erti R egis, dem das Kloster Tholey als ererbtes Eigentum gehörte. Zu dieser Zeit stirbt Bischof Erminfrid von Verdun; auf Betreiben der Fürsten und Grimos, mit Zustimmung des Hofes, des Klerus und des Volkes von Verdun wird Paulus als Nachfolger vorgeschlagen. In Anlehnung an die Galluslegende weigert sich der Erwählte, das Amt anzunehmen, läßt sich jedoch schließlich unter Hinweis auf die Gehorsamspflicht gegenüber Gottes Willen - anders als Gallus - zur Annahme zwingen. Der König läßt ihn mit Gewalt aus dem Kloster holen. Damit ist der drit­ te Lebensabschnitt des Helden und Heiligen vollendet. Der Autor der Vita schließt nun in einem Exkurs den Bericht Berthars als eines äl­ teren Gewährsmanns über Paulus an, damit sich kein Zweifel über die Wahrheit des Berichteten erhebe - nicht ohne zu bedauern, daß Berthar die Wundertaten des Paulus, die er gesehen und gelesen habe, nicht ausführlich schilderte. Die Vita weiß jedoch im Anschluß an das von Berthar berichtete Tholeyer Brotwunder ein weiteres Klosterwunder zu berichten. Es kann kaum Zweifel darüber bestehen, daß der Autor Tholeyer mündliche Überlieferung verarbeitet hat. Der letzte Abschnitt der Vita beschäftigt sich - den Bericht Berthars weiter aus­ spinnend - mit den Taten des Paulus im Bischofsamte. Dabei ist erwähnenswert, daß der monastische Autor den Heiligen die Regulierung der Domkleriker durch­ führen läßt, ein für dessen Gesinnung bezeichnender Anachronismus. Sein Leben war eine p ereg rin a tio ; er erreicht das Ende der irdischen Pilgerreise an einem 7. Fe­ bruar und wird auf eigenes Geheiß in der E cclesia S. S aturnini beigesetzt. Will man die ,Vita S. Pauli* bewerten, so ist nicht primär von ihrem historischen Zeugniswert auszugehen. Sie ist Dokument ihrer Epoche und sagt über deren Geist mehr aus als über den Gegenstand. Sie erfaßt ihren Helden nicht als einen individuellen, sondern aus der kollektiven Perspektive einer Gemeinschaft, des Konvents des Klosters St. Paul, als einen typischen. Ein geringer Traditionskern wird nach Mustern, die in Bibel, Patristik und Hagiographie bereitliegen, ausge­ 246 VitaS. Galli I; MG SS rer Mer. IV \%5: et vitae meritis amabatur ab omnibus placuit uni­ versis ... 247 Vita S. Pauli c.5, A A SS Febr. I I 175 F.

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    staltet248 und durch mündliche Überlieferung - hier vor allem aus Tholey gewon­ nen - erweitert249. Bibelstellen, Analogien, Vergleichs- und Präzedenzfälle klassi­ fizieren und verallgemeinern den Einzelfall250. Nicht primär historische Wahrheit ist das Ziel, sondern a ed ifica tio des Lesers und Hörers, Anregung zur im ita tio251. Diesem Zweck dient die rhetorische Technik der a m p lifica tio . Williram von Ebers­ berg, ein Autor des 11. Jahrhunderts, behandelte die Aureliusvita, „ähnlich wie man ein Klümpchen Gold oder Silber zu einem breiten und langen Stück Blech aushämmert”, ohne die Sache selbst zu verfälschen252. Die ,Vita S. Pauli‘ exemplifiziert ferner recht deutlich an ihrem Helden Gefahren und Gewinn verschiedener christlicher Existenzweisen. Ohne Quelle hat sie in die Entwicklung des Paulus eine anachoretische Phase eingebaut. Diese Entwicklung führt vom Eremitendasein über das coenobitische Mönchtum zum pastoralen Amt des Bischofs, wobei das Benediktinertum - der habitus m on a stica e religion is - des Helden die Mitte seines Lebens bildet und der Quell seines Handelns bleibt253. Dieses Schema ähnelt der um 980 vom Metzer Reformabt Johannes von St. Arnulf verfaßten Vita des Hauptes der lothringischen (Gorzer) Benediktinerreform, des Abtes Johannes von Gorze, nur daß bei diesem an der Stelle des Bischofsamtes das o fficiu m des Abtes als Ziel steht25425. Man wird die , Vita S. Pauli' wohl mit Recht in die Nähe der lothringischen Reform stellen dürfen. Es wäre wünschenswert, diesen Text näher datieren zu können235. Er bietet freilich wenig Anhaltspunkte für eine absolute Chronologie. Die Anrede des Heiligen als p a ter n o ster stellt zwar die Herkunft des Autors aus dem Kloster St. Paul zu Ver­ dun sicher, jedoch läßt sich über die Person des Autors nichts Genaueres ermit­ 248 Die „Vita S. Pauli“ wäre also im Sinne von F. Lotter, Severin 16, eine „Traditionslegen­ de“ : „Die Traditionslegende gibt... eine oft nach Jahrhunderten erst niedereeschriebene Überlieferung wieder, hei der typische Züge etwaige individuelle Bestandteile und die hi­ storische Wirklichkeit mehr oder weniger überdeckt und ausgeschieden haben.“ Vgl. auch Lotter, Methodisches 298 ff., besonders S. 320 f. 342 zur „schöpferischen“ Entlehnung von Motiven aus einer Heiligenlegende in eine andere; dazu auch bereits Graus, Volk 477 ff. 249 Man kann die,Vita S. Pauli' auf solche mündlichen Überlieferungen hin analysieren, wie das Büttner, Studien 10 ff., für die ,Vita S. Disibodi' tat. 250 Vgl. zur Funktion von Bibelzitaten als indirektem Argumentationsmittel Pivec, Bibel 102 f. 251 Vgl. z. B. für die zeitgenössische Vita des Johannes von Gorze Lotter, Vita Brunonis 50 f. ; ferner: Zoepf, Ffeiligenleben 6 ff. 252 Vgl. Schreiner, Trithemius 121. Zur ,Vita Aurelii' des Williram zuletzt: Eggers, Aurelius-Geschichte 102 ff. 253 Vgl. Lager, Tholey 353 f. ; zur Betonung der Mönchsqualität des hl. Paulus in Quellen des 10./11. Jhs. vgl. Haubrichs, Basenvillare 62 Anm. 207. Besonders hervorzuheben ist der Zusatz einer Reimser Bearbeitung des Usuard-Martyrologs, die nach ihrer Deszen­ denz aus dem Lütticher Raum spätestens im 11. Jh. verfaßt wurde (8. IL): Virduni, natale beati Pauli ep. et monachi, ipsius ecclesiae restauratoris et rectoris precipui. Paulus ist Bi­ schof und Mönch. 254 MG SS IV 335-377. Diese Struktur der Vita des Johannes von Gorze ist deutlich heraus­ gearbeitet bei: Lotter, Vita Brunonis 36 f. 50 ff. 255 Für 10. bzw. frühes 11. Jh. entschieden sich Levison, Geschichte 67; Gauthier, Evangéli­ sation 412; für einen Zeitraum nach dem 10. Jh. entschieden sich mit Mabillon auch Roussel, Histoire Verdun I 133 f. n. a. ; Clouet, Histoire Verdun I 156; Souplet, St. Paul 4.

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    teln256. Jedoch führt ein Textvergleich zu einer überraschenden relativen Chrono­ logie. Im erwähnten Tugendkatalog bieten einige weitere zeitgenössische Verdu­ ner hagiographischen Texte nahe Gemeinsamkeiten257: Vita S. Galli258 largitor elem osinarum m ansuetudo castitas corp oris hum ilitas sapientia

    Vita S. Pauli259 in eleem osyn is largus ca ritate praecipuus castitate m undissim us hu m ilita te sanctus p ru den tia solers

    Vita S. Madelvei260 Vita S. Chraudingi261

    caritate diffusus studio castitatis m undus hu m ilita te praecipuus p ru d en tia m irabilis obed ien tia cu n ctis subditus pa tien tia probatus sobrietate laudabilis iusticia insignis fo rtitu d in e spectabilis

    ca ritate diffusus hu m ilita te incom parabilis scientia praed itu s oboedien tia praeclarus pa tien tia m irabilis iusticia insignis m oru m b en ign ita te p erd u lcis agilis in opere sedulus in ta cu m ita te ora tion i deditus D eo d evotu s

    256 Roussel, Histoire Verdun I 134; Clouet, Histoire Verdun I 156, plädieren für einen Au­ tor Thibauld des Voues, prêtre d’Argonne, der angeblich im 12. Jh. gelebt haben soll. Die Nachricht entbehrt jedoch jeden Quellenhinweises. Dagegen spricht die zitierte Anrede eindeutig für eine Entstehung im Kreise des Konvents von St. Paul; in der Handschrift Verdun B. M. 1 wird die Gliederung in 8 Lektionen noch ganz deutlich, so daß eine urdingliche Bestimmung zur Festlesung am Heiligentag wahrscheinlich wird. i soll nicht vergessen werden, daß in einer wichtigen Charakteristik des Paulus, die an den Tugendkatalog anschließt und einem Salomo-Vergleich vorausgeht, der Autor der Vita des Sedulius Charakteristik eines idealen Priesters aufgreift. Vgl. Carmen paschale, Dedicatio (PL 15, 541):... quo et serpentis astutiam cum lege custodiat, et columbae sim­ plicis animum non am ittat... mit Vita S. Pauli, c.5 (AA S§ Febr. II 175 F): ... astutiam serpentis cum lege custodiens, etpuritatem simplicis animi non amittens. . . Zu den Tugendkatalo­ gen der Hagiographie vgl. Hertling, Heiligentypus 260 ff. 258 Vita S. GalR, I, c.24; MG SS rer. Mer. IV 302. 259 Vita S. Pauli, c.5; A A SS Febr. II 175 F. 260 Vita S. Madelvei, c.9 ff. ed. v. d. Straeten, Manuscrits 194 f. 261 Vita S. Chraudingi, c.2; AA SS Sept. V 514 A.

    £

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    Der weitere Kontext belegt noch deutlicher, daß sich d ie , Vita S. Pauli' der Galluslegende Walahfrids Strabo für die Modellierung ihres Helden bediente262: ,Vita S. Galli'263 ... p ro virtu tu m et v ita e m en tis a m a b a tu r ab om nibu s, p la cu it u n iv e r s is . ..

    , Vita S. Pauli'264265 H ac virtu tu m gra tia p o llen s a m a b a tu r ab om nibus, v en era b a n tu r u n iversi, p la ceb a t cu n ctis ...

    Auf die Gallusvita kam der Verduner Autor wohl einmal durch die Ähnlichkeit der Situation: auch Gallus wandelte sich vom Anachoreten zum Coenobiten und wird zum Bischofsamt vorgeschlagen. Gerade an dieser Stelle ist der Tugendkatalog zu finden, welcher der Pauluslegende als lockeres Vorbild gedient hat. An dieser Stel­ le wird auch von der Mitwirkung eines Bischofs von Verdun an der Bischofswahl des Gallus berichtet. Vielleicht war es zusätzlich dieses Detail, das den Mönch von St. Paul an der ,Vita S. Galli' interessierte. Den Tugendkatalog hat die spätestens in den ersten Jahren des Abtes Richard von St. Vanne (1004-1046) - vielleicht in St. Vanne - geschriebene Vita des Bischofs Madalveus, der in der Klosterkirche bestattet lag, ausgeschrieben und erweitert266. Daß die ,Vita Madalvei' die Nehmende ist und nicht die Gebende, beweisen die Variationen, die sie einführt. Einmal steigert sie die Adjektive, mit denen die ein­ zelnen Tugenden dem Helden zugeordnet werden: solers —» m irabilis, sanctus —» praecip u u s Und nachdem sie p ra ecip u u s bereits für die hum ilitas verbraucht hat, wird das in der Vorlage der caritas zugeordnete praecip u u s durch d iffu su s ersetzt. Die bei Pau­ lus in Handlung umgesetzte monastische o b o ed ien tia wird explizit gemacht, schließlich noch einige weitere Tugenden, darunter die auf einen Bischof zuge­ schnittenen iustitia und fo rtitu d o aus der Gruppe der Kardinaltugenden, zuge­ setzt. Die , Vita Madalvei' hat ferner die Ausbildung des Paulus in den artes lib era ­ les kopiert und kräftig ausgestaltet266. Am Tugendkatalog d e r, Vita Madalvei' wiederum orientierte sich die von Richard von St. Vanne selbst verfaßte ,Vita S. Chraudingi', die Legende des vorgeblich aus Tholey gekommenen Gründers des Klosters Beaulieu in den Argonnen westlich von Verdun267. Richard übernahm einige Kreationen der ,Vita Madalvei' wörtlich, andere wurden variierend gesteigert. Schließlich fügte er dem Helden angemessene Mönchstugen­ den hinzu268. Richard kannte auch die , Vita S. Pauli', denn er weiß, daß der spätere 262 Vgl. o. S. 69 Anm. 246. 263 Vita S. Galli, I, c.l ; MG SS rer. Mer. IV. 185. Gallus wird auch in der ,Vita S. Magnerici' des Eberwin, Abt von Tholey und St. Martin in Trier, neben Kolumban und Paulus als Heiliger des Vosagus genannt. Vgl. Haubrichs, Basenvillare 11 ff. 264 Vita S. Pauli, c.5 ; AA SS Febr. II 175 F. 265 Dauphin, Richard 170; v.d. Straeten, Manuscrits 190 f. 266 Vgl. Vita S. Pauli, c.l ; AA SS Febr. II 174 D. 267 Vgl. dazu u. S. 98 ff. 268 Für diese läßt sich z. B. der Tugendkatalog d er, Vita S. Fursei' (AA SS Ian. II 37) verglei­ chen. Vgl. auch Delehaye, Légendes 24; Lotter, Methodisches 322 f.

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    Bischof von Verdun a n te praesu latu s o fficiu m p lu rim os an nos sub h a bitu m on a sti­ cae religion is ex egera t269. Die , Vita S. Pauli1geht also der um 1008/10 entstandenen , Vita Madalvei1und der wenig später verfaßten , Vita S. Chraudingi1voraus. Sie wird aber auch, wie schon zu zeigen war, von der zwischen 994 und 1008 - eher früher als später - von Eberwin, dem Freunde Richards von St. Vanne, verfaßten Trierer ,Vita S. Magnerici1 vorausgesetzt. Sie gehört also aller Wahrscheinlichkeit nach noch in die letzten Jahrzehnte des 10. Jahrhunderts, in die Frühzeit des von Bischof Wigfrid (959983) gegründeten Verduner Klosters St. Paul. Von Wigfrid berichtete der Fortset­ zer der , Gesta episcoporum Virdunensium1, ein Mönch aus St. Vanne270: Iste d iligen tissim e a n tecesso ru m su oru m acta req u ireb a t, e t vita m eo ru m a m ­ p lecten d o , quibus p o tera t m od is im itari cu piebat. C um a u tem d e eo ru m v ir tu ­ te et bon a op in io n e m ulta leg ere t, et d e statu a ecclesia e istius, a qu ibus ditata fu era t, satis ex q uireret, in v en it P aulum ep iscop u m in ter alios p ra ecip u e eam reb u s collatis exaltasse et ex in o p e d iv item fecisse. Wigfrid erforschte sorgfältig die acta seiner Vorgänger. Besonders interessierte er sich für die Vita seines Vorgängers Paulus, dem er ein Kloster widmete und in des­ sen Kirche er 971/72 seinen erschlagenen Neffen Richer und sich selbst bestatten ließ271. Das Interesse des Wigfrid für seine Vorgänger scheint sich auch im Falle des hl. Sanctinus von Verdun in einer bald nach 962 entstandenen hagiographischen Auftragsarbeit niedergeschlagen zu haben272. Zu Wigfrid paßt im Falle d er, Vita S. Pauli1 die Nähe zur lothringischen Reform der benediktinischen Klöster, die der Bischof von Verdun wie andere Schüler Bruns von Köln unterstützte273. Man wird kaum fehlgehen, wenn man sich d ie, Vita S. Pauli1noch zu Lebzeiten Wigfrids von einem Mönch von St. Paul in Anlehnung an das Erzählschema der um 980 entstan­ denen Vita des Abtes Johannes von Gorze entstanden denkt. Im Zusammenhang mit der ,Vita‘ ist auch eine ,Translatio S. Pauli1entstanden274, welche die Überführung von Paulusreliquien von Verdun nach Tholey und damit verknüpfte Wunder berichtet275. Wohl wieder im Zusammenhang der Bemühun­

    269 Vgl. Levison, Geschichte 67. Die Vita Chraudingi, c. 1 (AA SS Sept. V 514 A) schreibt wörtlich die Vita Pauli, c,3 (AA SS Febr. II 175 A/B) aus. 270 Cont. gest. epp. Vird., c.3; MG SS IV 46. 271 Graf Richer wurde 970 in der Fehde des Bischofs mit Graf Sigifrid von Luxemburg er­ schlagen. Vgl. Roussel, Histoire Verdun I 209 f. ; Müller, Dekanate 283; Hugo, Annales CCCXIX ff.; Evrard, Actes Verdun I Nr. 26; Bloch, Urk. St. Vanne I Nr. 20. 24. 272 Die ,Vita Sanctini' I (c.2) nennt Bischof Berenganus beatae memoriae, ist also nach des­ sen Tod (962) entstanden (vgl. u. S. 150). Die bei Gauthier, Evangélisation 99 und v. d, Straeten, Manuscrits 150 f. auf Grund eines falschen Todesdatums des Bischofs Berengar gegebenen termini post quem sind zu korrigieren. 273 Vgl. u. S. 158. 274 V.d. Straeten, Manuscrits 114 Nr. 70, 132 ff. Wassebourg, Antiquitez 95vf., kannte die­ sen Translationsbericht. 275 Vgl. u. S. 127. 152. 159.

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    gen Wigfrids um die acta seiner Vorgänger hatte der Autor einen Flurnamen Ad Pauli cru cem unweit von Verdun an der auf die Maasstadt aus östlicher Richtung hinführenden Straße entdeckt276. Die Entdeckung war von beachtlicher Bedeu­ tung, lief doch die Ortssage um, daß hier der con fessor Paulus et ep iscopu s— sit m a r­ tyrio coronatus, der Heilige also sogar Märtyrer gewesen wäre. Andere wiederum be­ haupteten, daß Paulus sich an dieser Stelle zur Kontemplation zurückgezogen ha­ be. Da der Autor in seinem opu sculu m , womit nur die ,Vita S. Pauli' gemeint sein kann, nichts als die Wahrheit schreiben wollte, und er diese Erzählungen durch keinerlei älteren Belege erhärten konnte, war er schon daran aufzugeben, als ihm ein glücklicher Zufall zu Hilfe kam: ... e c c e su p erv en it v ir b o n ita te con sp icu u s, cu m cetera ru m v irtu tu m flo rib u s v er ita te orn atu s, in m on a sterio T h eo legio abbas et m ona chus, n o m in e B era hardus, qui q u o d scrip tu re a u cto rita te et v eter u m rela tion e su p er h a c re d id ice­ rat, h o c m o d o refereb a t. Dieser Tholeyer Abt wußte zu berichten, daß zu Zeiten Karls des Großen und des Bischofs Petrus (781-nach 794), unter dem die civita s von Verdun manche Be­ schwernisse zu ertragen hatte, auch die Kirche des hl. Saturninus, in der Paulus be­ stattet war, darniederlag277. Die Mönche von Tholey beschlossen, den Leib des hl. Paulus, der nicht mehr verehrt wurde, a d lo cu m , u b i prius fu e r a t con versa tu s, d e ­ portari. Der pius fu rtu s der Tholeyer Mönche wurde jedoch nach anfänglichem Er­ folg durch ein Wunder an dem erwähnten Wegekreuz verhindert, das sie zur Un­ beweglichkeit verurteilte278. Die frommen Räuber wurden entdeckt: I n terro g a ti, fa ten tu r n on fu r ti a u t v io len tie causa, sed ob d e v o tio n em et q u o ­ niam eiu sd em sa ncti m em b ra a u d iera n t quasi n eglecta , h e c fecisse. C ogn ito eo ru m d esid erio, V irdunenses aliqu antu lam p a rtem corporis, h o c est sinciput capitis, eis co n ced en tes, lib eros a d propria red ire rem ittu n t. Man errichtete gegenüber dem Wegekreuz einen Altar. Es ereigneten sich Wun­ der, von denen der Autor eines zu berichten weiß, das sich noch zu seinen Lebzei­ ten zugetragen habe279. 276 Es handelt sich um den Weiler Palecroix, Gde. Haudiomont (Meuse, Ka. Fresnes-enWoëvre). Vgl. Bloch, Urk. St. Vanne II 137; Aimond, Nécrologe Cath. Verdun 85. Ur­ sprünglich naben wir es wohl mit einem alten Wegekreuz zu tun. Vgl. dazu Kirch, Croix, passim. 277 Vgl. zu Bischof Petrus MG SS IV 44; u. S. 127. 278 Zu aetiologischen Sagen, die sich an Kreuzwege und Kreuze heften vgl. Graus, Volk 254. Kreuz und Wegekreuz verhelfen zu magischer Bannung: vgl. Boudriot, Religion 56 f. Bereits die, Vita S. Martini', c. 12 (CSEL I 121 f.) erzählt - analog dem für Paulus berich­ teten Wunder - daß der Heilige durch das Kreuzzeichen etwaige Feinde dazu brachte, unbeweglich stehenzubleiben bzw. sich im Kreise zu drehen. 279 Später wurde in Palecroix - wie der im späteren 10. Jh. schreibende Verfasser der ,MiraculaS. Pauli' (c.5f., ed. v.d. Straeten, Manuscrits 135f.)zu berichten w eiß-ein Altar er­ richtet. Die Datierung eines zugehörigen Priorats in die Zeit des Bischofs Berengar durch Souplet, St. Paul 54, ist falsch. 1107 kam die Grundherrschaft von Palecroix an St. Van­ ne. Für 1111 findet sich dann ad Pauli crucem eine cella des Klosters. Vgl. Laurentius v. Lüttich, MG SS X 503.

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    Die merkwürdige Erzählung besitzt eine doppelte aetiologische Funktion: dem Verduner Autor erklärt sie den rätselhaften Stellennamen, den Tholeyer Mönchen erklärt die Sage, warum sie im Kloster nur das Haupt besaßen und nicht den gan­ zen Leib des Heiligen, von dem sie zu Abt Berhards Zeiten bereits annahmen, daß er Mönch von Tholey gewesen sei. Nun läßt sich Abt Berhard von Tholey in der Tat unter den Bischöfen Berengar und Wigfrid 947 - nach 968 (um 980?) in Verdu­ ner Urkunden nachweisen280. Er weilte tatsächlich öfter in Verdun. Andererseits läßt sich die Paulusreliquie im frühesten Reliquienverzeichnis (um 1200) der Abtei Tholey sichern281. Sie befindet sich im lon gissim u m scrinium , dessen Abteilungen eine klare Gliederung erkennen lassen: 1. 2. 3. 4. 5.

    R eliqu iae d e sancta cru ce R eliqu iae sa n cta e M arie R eliqu iae sancti P etri et om n iu m a p ostoloru m Mauritius und Genossen Die Verduner Heiligengruppe: a) C aput sa n cti P auli con fessoris b) Maurus, Salvinus und Arator c) Vitonus

    Auf die Christus- und Marienreliquien folgen die Heiltümer der beiden Kirchen­ patrone, schließlich die pa rtes, die man von heiligen Verduner Bischöfen erworben hatte. Der Translationsbericht erweckt durchaus Vertrauen: Der Verduner Autor er­ zählt keine konsistente Geschichte, es wäre leicht für ihn gewesen, die alsbald durch Abt Berhard von Tholey widerlegten aetiologischen Vermutungen über den Sinn des Flurnamens zu unterdrücken. Er hat die widerstrebenden Meinungen re­ feriert, die Traditionsbrüche nicht geleugnet. Abt Berhard beruft sich auf geschrie­ bene Quellen und die Berichte der v eter es. Man wird auch hier annehmen dürfen, daß die Translationslegende so oder in ähnlicher Form zu seiner Zeit in Tholey kursierte. So erweckt auch die Datierung der Translatio in die Zeit des Bischofs Pe­ trus nicht von vornherein Mißtrauen, auch wenn dessen Charakteristik zweifellos an Berthars Bericht über seine Regierungszeit orientiert ist282. Gerade die An­ knüpfung an die Amtszeit des Petrus könnte die Tholeyer Keimzelle des Textes ausmachen. Es ist schließlich nicht unwichtig für die Bewertung des Gesamtkomplexes der Paulusüberlieferung im 10. Jahrhundert, daß der Autor der ,Translatio' offen­ sichtlich mit dem Autor der ,Vita S. Pauli' identisch ist. Beide Texte stehen in ge­ genseitigem Zusammenhang miteinander. Man könnte d ie ,Translatio' als eine Art 280 Vgl. u. S. 152 f. V.d. Straeten, Manuscrits 134 Anm. 2, verbaut sich eine sachgerechte Zuordnung des im Translationsbericht genannten Berahardus durch Identifizierung mit dem im frühen 11. Jh. lebenden Abt Gerhard (vgl. u. S. 164 Nr. 34). 281 Vgl. Levison, Geschichte 70 ff. 282 Vgl. u. S. 127.

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    Vorarbeit zur , Vita' betrachten. Damit muß aber auch d ie , Vita S. Pauli' in die Zeit des Abtes Berhard von Tholey und des Bischofs Wigfrid von Verdun datiert wer­ den. Nun ist es erstaunlich, daß die Verduner Quellen des 10. Jahrhunderts, obwohl sie mehrfach auf Tholeyer Überlieferung aufbauen, von einer Abtswürde des Paulus nichts wissen. Selbst die Tholeyer Einleitung der ,Vita S. Pauli' aus dem späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert kennt Paulus nur als Tholeyer Mönch283. Die Abts­ würde des Paulus ist also eine Erfindung des Autors der Tholeyer Abtsliste in der Regierungszeit des Abtes Gerhard von Hasselt. Der Behauptung des Mönchtums des Paulus in Tholey wird man aus bereits ge­ nannten Gründen ebensowenig Vertrauen entgegenbringen. Dieser bereits bei Berthar berichtete Zug der Pauluslegende wird vielmehr gerade erst an die Transla­ tio des cap ut anknüpfen284. 3. G n m o 285 Die wichtigste Quelle für den Gründer von Tholey ist sein im Jahr 634 zu Verdun gefertigtes Testament, in dem er sich selbst als A dalgyselus qu i et G n m o mit seiner kirchlichen Würde als diacon u s nennt286. Diese Urkunde liegt uns in einer wohl in Trier erstellten Abschrift des 10. Jahrhunderts, nicht aber im Original vor287. Bert­ har, der Chronist der Verduner Bischöfe, erwähnt die darin vorgenommene Schenkung von Tholey in das Bistum Verdun ebenfalls, scheint jedoch nicht das Testament selbst, sondern eine Vorurkunde benutzt zu haben, in der es aus­ schließlich um die Übertragung von Tholey ging. Das läßt sich daraus schließen, daß Berthar die übrigen Schenkungen an die Kirche von Verdun ganz gegen sonsti­ ge Gewohnheit nicht erwähnt288. Eine solche ebenfalls in Verdun ausgestellte Vor­ urkunde wird in der Tat auch im Testament Grimos genannt und hat eine genauere Aufstellung des Zubehörs der beiden eng miteinander verzahnten Siedlungen lo ­ cu m v e r o co g n o m in a n te D om o et castru m T eu legio sectu m in Vosago enthalten, wozu nach dem Wortlaut des Testaments auch apendicia, villa res und weitere an­ gekaufte Häuser (Höfe?), also auch zugehörige Klein- und Ausbausiedlungen ge­ hörten289. Anscheinend hat sich der Schenker in dieser Urkunde abweichend vom

    283 Vgl. o. Anm. 31. 284 Noch Mabillon, Annales 320, hielt die Nachrichten der ,Vita S. Pauli' über die Tholeyer Mönchszeit des Paulus, über sein Zusammenspiel mit Grimo zur Sanierung der Kirche von Verdun und über Grimos Abbatiat für durchaus glaubwürdig. 285 Vgl. o. S. 47. 286 Zum Grimo-Testament und seiner Bedeutung für die Frühgeschichte Tholeys vgl. La­ ger, Tholey 354 ff. ; Müller, Beiträge 150 ff. ; Levison, Geschichte 63 ff. ; Levison, Testa­ ment 69 ff. ; Hübinger, Beziehungen 11 ff. ; Steinhausen, Siedlungskunde 480 ff. ; Scheer, Abtei St. Mauritius 68 ff. ; de Failly, Testament 47 ff. ; Pauly, Landkap. Wadrill 116 ff. ; Nonn, Testamente 30 f.; Nonn, Familie 11 ff.; Plerrmann, Beziehungen 13 ff.; Herr­ mann, Testament 67 ff. ; Herrmann, Landeskunde II 89 f. ; Gauthier, Evangélisation 412 ff. ; Werner, Lütticher Raum 31 ff. 287 Levison, Testament 121 (spätestens 10. Jh.) 288 MG SS IV 43. 289 Herrmann, Testament 72 Z. 34; dazu vgl. Levison, Geschichte 66.

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    Testament G rim o q u i et A dalgisilus d icitu r genannt. Berthar berichtet ferner, daß er an die fra tr es von St. Vanne die villa von Fresnes-en-Woëvre östlich Verdun schenkte290, eine Nachricht, die durch den späteren Besitz des Klosters an diesem Ort bestätigt wird291. Adalgisil Grimo war ein weiträumig und reich begüterter Grundbesitzer. Sein Streubesitz reichte von der belgischen Maas über die Ardennen bis an die Trierer Mosel und die untere Saar, vom Hochwald bis an die Chiers und die Woëvre bei Verdun292. Ein Besitzschwerpunkt zeichnet sich an der Chiers um Longuyon ab. Das Agathenstift in Longuyon hat er auch zu seinem Generalerben eingesetzt. Er besaß Dörfer und Weinberge, errichtete mehrere Armenspitale. Er war Diakon der Verduner Kirche, besaß aber zugleich ein Haus in Trier, das - wie Levison an­ sprechend vermutet - „dem vornehmen Franken als Absteigequartier in der Me­ tropole gedient haben“ mag293. In seinem Testament bedachte er zahlreiche Kir­ chen der Maas- und Mosellande, außer dem Stift und Spital von Longuyon, wo er selbst das m on a steriu m der hl. Agatha erbaute, und der reich beschenkten Kirche von Verdun, deren nu tritio er anvertraut gewesen war, noch die Lepraspitäler zu Metz, Maastricht und bei St. Vanne in Verdun, die Armenstiftungen in Mercy an der Crusnes und in H uy an der Maas, die Kirchen St. Georg zu Amay unweit Huy, St. Peter in Temmels an der Mosel, St. Maximin in Trier sowie den dortigen Prie­ ster Banto, den Eberwins ,Vita S. MagnericF um 1000 als Eremiten und Heiligen kennt294. Es gibt keinen Zweifel daran, daß Adalgisil Grimo zur austrasischen Führungs­ schicht des 7. Jahrhunderts gehörte. Er selbst nennt uns als Verwandte seine Schwester, die diacon a Ermengundis, seinen Bruder (?), Vater zweier n ep otes, und einen wohl nicht mit einem der beiden identischen weiteren Neffen B obo dux29S. Jener dürfte freilich identisch sein mit einem dux der Auvergne dieses Namens, der 641 mit einem Herzog Adalgisil gegen den thüringischen Herzog Radulf von Thü­ ringen in den Kampf zog und fiel296. Der austrasische Herzog Adalgisil führte zu­ sammen mit Bischof Kunibert von Köln die Regentschaft für den unmündigen, seit 634 in Metz regierenden König Sigibert III. und trat 643/47, 648 und 670 in der Umgebung Sigiberts und später König Childerichs II. als v ir illu ster auf, im Falle

    290 Vgl. Haubrichs, Basenvillare 71. Dazu, daß Berthar Kleriker in St. Vanne war, vgl. auch Scnieffer, Entstehung 148 m. Anm. 111. 291 MG DD Otto I Nr. 140; MG SS VIII 362; Bloch, Urkunden 393 Nr. XI. 396 Nr. XII. Die Kirche gehörte später dem Domkapitel zu Verdun, denn eine Bulle Honorius II. (1127) für Verdun verzeichnet ad Frasnidum ecclesiam unam (Meinert, Papsturkunden Lothringen Nr. 22). Aus dem Verduner Besitz erlangte das Kloster St. Paul vor 114 7 sil­ vam de Frasneio ebd. Nr. 47). 292 Vgl. die Karten bei Böhner/Ellmers/Weidemann, Frühes Mittelalter 121; Herrmann, Testament 89; Werner, Lütticher Raum 34. 293 Levison, Testament 118 f. 294 AA SS Juli V I I 88 F. _ 295 Zur Familie des Adalgisil Grimo vgl. vor allem Levison, Geschichte 64; Corsten, Adels­ herrschaft 105 ff.; Nonn, Familie 11 ff.; Herrmann, Testament 7 7 ff.; Gauthier, Evan­ gélisation 412 ff. 296 Levison, Geschichte 64; Ebling, Prosopographie 87 f. Nr. LXXXVI. 30 f. Nr. V; Gaut­ hier, Evangélisation 310 ff. 409.

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    der Gründung von Cugnon zusammen mit Bischof Paulus von Verdun297 und ei­ nem weiteren dux und illuster v ir namens Bobo; dieser jüngere Bobo findet sich auch in den beiden späteren Urkunden neben Adalgisil298. Da sein Aktions- und Interessenraum sich ganz wesentlich auf das Land zwischen Maas und Mosel, ja speziell auch auf die Ardennen bezieht, mithin also sich mit den Besitzschwer­ punkten Adalgisiis Grimo überschneidet, hat man zu Recht an Verwandtschaft ge­ dacht299. Grimo nennt auch eine am ita, freilich ohne Namen, die in der Kirche St. Georg zu Amay bestattet sei. Nach glaubwürdiger Überlieferung des 10. Jahrhunderts war die Gründerin von Amay eine Oda, deren Grab in Amay verehrt wurde300. Sie war aller Wahrscheinlichkeit nach - wie auch Besitzüberschneidungen nahelegen - mit der am ita Grimos identisch301 und mit einem dux Bodogisil verheiratet302. Man hat deshalb Bodogisil als Vaterbruder Grimos angesehen303. Doch ist dagegen einge­ wendet worden, daß am ita in einer (nach antiken Maßstäben) korrekten Termino­ logie nur Vaterschwester bedeuten könne, mithin Oda und nicht Bodogisil die un­ mittelbare Verwandte des Gründers von Tholey sei304. Damit entstünde freilich die Schwierigkeit, daß zwar in der Familie Grimos der Name Bobo signifikant auf­ träte, der erklärtermaßen bei den Zeitgenossen als Kurzform von Bodogisil belegt ist305, dennoch Bodogisil von Amay einer anderen Sippe zugerechnet werden müßte. Nun scheint es mir durchaus gewichtige Indizien dafür zu geben, daß am ita in der Volkssprache der Merowingerzeit nicht mehr und im merowingischen Latein nicht mehr ausschließlich im präzisen technischen Sinn gebraucht wurde, sondern auf dem Wege zum weiteren Sinn des altfranzösischen a n te ,Tan-

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    Vgl. o. S. 62. Ebling, Prosopographie 87 Nr. LXXXVII. Herrmann, Testament 78. Vgl. Coens, Vie 196 ff. ; Roossens, Überlegungen 237 ff. ; Werner, Lütticher Raum 47 ff. Grimo schenkte sein Dorf Grand-Han an der Ourthe den pauperes der Kirche von Huy (Herrmann, Testament 73 Z. 40 ff.), wo Amay die Georgskirche besaß. Amay besaß noch drei weitere Pfarrkirchen, die dem orientalischen Märtyrer geweiht waren und de­ ren Schenkung auf diefundatrix zurückgeführt wurde: Hepsée, Gde. Verlaine; St. Georges-sur-Meuse; Weert-St. Georges. Vgl. Brassinne, Paroisses Hozémont 266 ff.; Ev­ rard, Documents 273 ff.; Wibin, Collégiale, passim; Genicot, Avant-corps 349 ff.; Haubrichs, Hero SancteGorio, KV Nr. 1302 0301. 0901. 1601. 1801. 2401. 3001. Auch Grimos villa Grand-Han besitzt eine Kirche St. Georg (heute Bau des 11. Jhs.), die der Familie zugeschrieben werden darf. Vgl. Jourdain/van Stalle, Dictionnaire I 475; Ewig, Ardennes 10; Brosse/Christ, Dict. Eglises V c.55. Grimo besaß auch Anteile an dem un­ weit Amay im Tongerngau gelegenen Dorf Flémalle. MG SS XIII41 (Ann. Stabulenses) und 227 (Ann. Lobienses):... sancta Oda, uxorBoggis ducis Aquitanorum, multum non solum Leodicense, sed et alia episcopia praediis suis vi­ dua ditavit, ad ultimum in Leodicensi parrochia requievit. Die späte Form Boggis läßt sich, wie Werner, Lütticher Raum 53 f., richtig sieht, onomastisch nur aus dem PN Bodegisil ableiten. Corsten, Adelsherrschaft 108. Nonn, Familie 12; Herrmann, Testament 78. Vgl. Gregor v. Tours ed. Buchner, I 354, II 82. 328. 332: Bodigysilus, Sohn des Mummolinus (590) ist identisch mit dem vir magnificus Bobo dux, Sohn des Mummolinus (580, 584). Vgl. Nonn, Familie 16. Irsigler, Untersuchungen 134 f. (dort werden beide wohl zu Unrecht für Brüder gehalten).

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    te' war306. Amita im Sinne von so ro r patris kommt zwar in juristischen Texten der Merowingerzeit und sogar bei Fredegar vor307. Das komplementäre Wort m a te rte­ ra ,Mutterschwester' ist aber nahezu ganz geschwunden, hat sich auch in Volks­ sprachen nirgendwo fortgepflanzt und wird erst gelehrt seit der Karolingerzeit für das Mittellatein neu rezipiert3083091. Es bezeichnet zweifellos die umgangssprachliche Bedeutung von am ita, wenn Gregor von Tours gegen Ende des 6. Jahrhunderts formuliert: cu m am ita sua id est p a tru i sui ux ore}09. Hier ist also am ita ganz allge­ mein als Bezeichnung von,Tante' verwandt, die dann der näheren Erläuterung be­ darf. Früh finden wir auch eine sicherlich auf Reflexen der Volkssprache beruhen­ de Entwicklung zur Bedeutung , Geliebte, Liebling des Vaters'. So erscheint in ei­ ner Weißenburger Urkunde von 712 eine A m allindis mit dem Kosebeinamen A mitaii0. Liutprand von Cremona bezeichnet mit am ita die Friedel-Geliebte des Vaters311. Althochdeutsche Glossen kommentieren das Wort allgemein mit m agin »Verwandte'312. Für das in vielen Zügen der Volkssprache nahe Merowingerlatein des Grimo-Testaments ist kaum mit einem präziseren Sprachgebrauch als bei Gre­ gor von Tours zu rechnen. Es scheint mir also weiterhin gerechtfertigt, den Gatten der Oda als Vaterbruder Grimos zu betrachten313. Am Rande nur sei auf einen B odagislus hingewiesen, der als Gründer des Klosters St. Martin in Lubeln/Longeville am südlichen Warndt­ rande gilt, dessen Beziehungen jedoch an anderer Stelle nachgegangen werden soll314. Von Berthar wird Grimo zu Beginn des 10. Jahrhunderts als n ep os D agob erti, als Neffe also des fränkischen Königs Dagobert I (623-629) angesehen315. Diese merkwürdige Prädikatisierung läßt sich erklären, wenn wir auf die Entwicklung der Oda-Legende rekurrieren: In Amay behauptete man (freilich nachweisbar erst

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    FEW 1 (1948) 88 f. Prinz, Mittellat. Wöbu I 569. Vgl. Blatt, Novum Glossarium 257. Niermeyer, Lexicon41. Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 225: Amita sibi Amallindis bzw. Amillindis sibi Amita. Wenn amita zum Personennamen (Beinamen) wird, kann es nicht mehr spezifisch im Sinne von Vaterschwester gebraucht worden sein. Liutprand, Hist. Ottonis 4, MG SS III 341. Steinmeyer/Sievers, Ahd. Glossen IV 161, 23. 180, 57. Die Identifizierung wäre noch zu diskutieren. Es scheint mir jedenfalls nicht möglich, den Gemahl der 634 schon verstorbenen Oda mit dem nepos des Grimo-Testaments zu identifizieren. Vgl. Corsten, Adelsherrschaft 107 f. ; Ebling, Prosopographie 87 f. Nr. LXXXVI; Werner, Lütticher Raum 46 Anm. 71. 54 Anm. 114. EheristanBodegisil/Bobo, den Sohn des Mummolinus (vgl. Anm. 305) zu denken (Herrmann, Testament 79; vgl. Nonn, Familie 16 f. ; Werner, Lütticher Raum 53 ff.) Vgl. Herrmann/Nolte, Frühgeschichte 64 ff. ; Herrmann, Testament 79; Werner, Lütti­ cher Raum 53 Anm. 106. 55 Anm. 116. Demnächst: Haubrichs, Hilariacum-Novacella - Longavilla - Glandaria - Buxbrunno. Klöster, Klosternamen und Sprachgeschichte am südlichen Warndtrand im frühen Mittelalter. Vgl. Levison, Geschichte 67. Zur Weiterentwicklung der Verwandtschaft in Liste A vgl. o. S. 56.

    nach 1143), daß Oda eine Schwester Dagoberts gewesen sei316. Wußte man aber aus dem Testament Grimos, daß Oda seine am ita war, konnte er zugleich zum Neffen Dagoberts werden. Die Verwandtschaft könnte sich also als eine gelehrte Spekulation der Thoieyer fra tr es erweisen, die Berthar übernahm. Was die , Vita S. Pauli4über Grimo zu sagen weiß, ist ganz aus Berthar und dem Testament entwikkelt: die nu tritio des Diakons durch die Verduner Kirche wird in eine Schülerschaft Grimos bei Paulus in Tholey umgemünzt3173189. Aus der Dagobert-Beziehung Gri­ mos entwickelt andererseits die Trierer Tradition im 11. Jahrhundert die Fiktion einer Gründung des Klosters durch den fränkischen König im Zusammenwirken mit Bischof Modoald von Trier: q u o d (m on a steriu m ) ...i n suo p rop rio fu n d o co n ­ struxerat - s o schreiben d ie , Gesta Treverorum4318, Es liegt auf der Hand, daß diese Tradition den sich entwickelnden Trierer Ansprüchen auf Tholey und der Abwehr der Verduner Paulus-Tradition diente. Grimo besaß in Tholey ein castrum , das er Teulegio, T oleio bzw. Taulegius nannte, und er besaß einen zweifellos in unmittelbarer Nähe gelegenen Ort namens D om o, D om aiX9. Daß diese Ortsnamen vorgermanisch sind, ist unbestreitbar. Überhaupt fällt es auf, daß in Grimos Testament nicht ein einziger germanischer oder auch merowingischer Siedlungsname vom Typ A vricou rt aufscheint320. Grimos Welt war noch weitgehend romanisch geprägt321. Ob das an der Besitzstruktur seiner Familie lag, ob die Siedlungen mit fränkisch-merowingischen Namen unbedeu­ tend waren, so daß sie unter den im Testament erwähnten über die Woëvre, die Ar­

    316 Coens, Vie 233; Grégoire, Ouestion 233 ff. Traditionen, welche die Klostergründerin­ nen mit Dagobert in Verbindung setzen, gab es auch in der Trierer Abtei Oeren und in der bei Trier gelegenen Abtei Pfalzel. Vgl. Zimmer, St. Irminen-Oeren 14 f. ; Werner, Anfänge 4 ff.; Werner, Verwandtschaft 25; Heyen, Untersuchungen 13; Hlawitschka, Herkunft 9 f. 317 AA SS Febr. II 176. Vgl. Lager, Tholey 357 f. 318 Gesta Treverorum, c.24; MG SS VIII 159. 161. Vgl. Lager, Tholey 350; Levison, Ge­ schichte 68; o. S. 56. Zu Trierer Dagobert-Traditionen vgl. Ewig, Trier 123 ff.; Wer­ ner, Adelsfamilien 214 ff. 256 ff. 319 Herrmann, Testament 72 Z. 31: Locum vero cognominante Domo et castrum Teulegio sectum in Vosago; 74 Z. 50 f. : ipsa loca sancta in predicto loco Doma aut Toleio; 74 Z. 55: iam dicta loca Doma uel Taulegius. Die Nähe beider Siedlungen wird durch die gelegent­ liche Subsumierung unter den im Singular stehenden Begriff locus erwiesen. 320 Der Avricourt-Typus, d.h. Bildung nach dem Schema PN 4- SN-Grundwort (-curtis, -villa, -villare etc.), ist der eigentlich merowingisch-romanische SN-Typus, der aller­ dings in seiner Morphologie (germanische Praeponierung des Bestimmungswortes) die germanisch-romanische Synthese der späteren Merowingerzeit verrät. Im Grimo-Testament kommen als erste Spuren germanisch-fränkischen Einflusses in der Toponymie die beiden SN Belulfiaga und Wichimonhiaga (wohl korrupt aus '■Widimonaiaga). Man kann in ihnen die germ. PN 'rBili-wulf > Billulf > westfrk. Belulf und Widimund, westfrk. Widimond erblicken. Die SN entsprechen damit dem frühmerowingischen SN-Ty­ pus germ. PN + (iJdCtf-Suffix. Vgl. Gysseling, Siedlungsnamen 232 ff, 321 Ewig, Rhein. Gesch. I, 2, 35, schließt aus dem Umstand , daß das Grimo-Testament kei­ ne genuin germanischen SN kennt, daß die verschenkten Orte wie Tholey, Weiten, Ta­ ben, Temmels, Keil und Nehren damals noch der Romania angehörten.

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    dennen und das Trierer Land verstreuten, gekauften d om u s (Höfe?)322 subsumiert werden konnten, oder ob 634 die Germanisierung noch nicht so weit fortgeschrit­ ten war, daß sie prägend ins Gesichtsfeld hätte treten müssen323, das sind Fragen, die sich erst in großräumigen sowohl toponomastischen als auch archäologischen Untersuchungen beantworten ließen324. Für den engeren Raum um Tholey, das Hunsrückvorland zwischen Losheim und St. Wendel, ist durch die neueren Forschungen von R. Spang, M. Pfister und K. Elsenbast eine romanische Sprachkontinuität bis ins 9. Jahrhundert hinein gesi­ chert worden325. Zeugen dieser zweifellos vorhandenen, wenn auch wohl nicht sehr dichten romanischen Restbevölkerung sind die auffälligen Konzentrationen von vorgermanischen Gewässernamen326327( 802 P rim antia > P rim s; *Lusama > L osheim ; *Tolia > T heel, T h eley; ''Elia > HP *Wadrä/*W adrina/*W adrellä > W adern, W edern, W adrill; *Lüstara > N ieder-, O b er-L östern , L österbach ; *Sutira > N ieder-, O b er-S ötern , S öterb a ch ; B unsena > B osen, B osbach ) und Siedlungs­ namen, vor allem solchen mit dem galloromanischen Suffix -(i)a cum (z. B. * C reton ia co > K rettn ich ; *M etten ia co > M ettn ich 317; B od en ia co > B uttnich, 'G röniaco > G ronig, 1295 F resenacum > F reisen)328. Namen, die den fränkischen Volksna­ men für die Romanen, W alha enthalten (W ahlen, U rw ahlen, -I- W ahlen bei Lebach)329, zeigen, daß noch in fränkischer Zeit das romanische Idiom der alteinge­ sessenen Bewohner gesprochen wurde und sie lange abgrenzte gegen die westlich

    322 Vgl. zum Fachterminus domus als Synonym zu villa mit der Bedeutung »zentraler Hof einer Siedlung* auch mit Zeugnissen aus der Touraine des späten 7. Jhs. : Gasnault, Docu­ ments 15 f. 323 Das Problem der Germanisierung bzw. Frankonisierung Lothringens im frühen Mittelalter muß sicherlich kleinräumig und differenziert betrachtet werden, wie das Beispiel früher königlicher Schenkungen an die Bistümer Reims und Metz in der Nähe von Saar­ brücken vergegenwärtigen kann. Dort erhält um 600 Reims die Fiskalgüter Berna (Beh­ ren), Cosla (Kusel) und Gleni (Altenglan) mit vorgerm. SN. Im Komplex Behren ent­ wickelt sich der pertinenzanzeigende SN Biscofesheim > Bischmisheim. Metz jedoch er­ hält ein Gut mit dem germ. SN Merkingen (d.i. St. Arnual). Vgl. Herrmann/Nolte, St. Arnual 69 ff. ; Haubrichs, Ortsnamen I 66 fr. II 5 ff. ; Herrmann, Landeskunde II 76 ff. 324 Zu den toponomastischen Versuchen vgl. jetzt vor allem die Arbeiten in Haubrichs/ Ramge, Zwischen den Sprachen, insbesondere Kleiber, Substrat 153 ff. zur Moselroma­ nia (mit weiterer Lit.). Zur archäologischen Forschung über Romanenkontinuität vgl. Bohner, Altertümer; Stein, Franken; Janssen, Aspects 44 ff.; Bohner, Settlement; Ament, Dieue; Ament, Franken; James, Cemeteries 64 ff.; Perrin, Publications 127 ff. 325 Spang, Gewässernamen 47 ff. 128 ff. ; Pfister, Relikte 145 ff. ; Elsenbast, Fluß- und Sied­ lungsnamen 193 ff. 326 Die Liste der aus vorgermanischen GwN entstandenen SN muß für diesen Raum ver­ mutlich noch ergänzt werden durch Britten (1288 Britte, 1328 Britta) und Thailen (1048 Teyla). Vgl. Spang, Gewässernamen 159. 160. Elsenbast, Fluß-und Siedlungsnamen 193 327 In diesem Beleg aus dem Mirakelbuch von St. Matthias zu Trier ist Mettnich unmittelbar Tholey zugeordnet: Metenich, villa, adiacet monasterium s. Mauricii Theolegie. Vgl. Bernards, Mirakelliteratur 59. 328 Zur römischen Besiedlung von Freisen vgl. Kolling, Freisen-Fresenacum 27 ff. 329 Für Wahlen und Urwahlen findet man um 1147 Wala, um 1200 Wahlen. Vgl. Elsenbast, Fluß- und Siedlungsnamen 194; Kleiber, Substrat 164 f. ; Pfister, Relikte 142 f. Die Wü­ stung + Wahlen bei Lebach ist 1296 als Wallein, 1298 als Wale belegt. Vgl. Staerk, Wü­ stungen 393.

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    anschließenden mehr oder minder frankonisierten Regionen33031.Hier sind die Sied­ lungsnamen T holey und D om o, D om a einzuordnen. T holey < 634 T eu legio, T aulegius < '' T eg u legiu m ii] haftete am Ort bei der späte­ ren Abtei; hier besaß Grimo sein ca stru m ; hier haben Grabungen Indizien dafür erbracht, daß sich unter den Anlagen der späteren Abtei eine spätrömische Befesti­ gungsanlage verbirgt, während sich auf dem dominierenden Schaumberg in römi­ scher Zeit offenbar nur ein Bergheiligtum oder ein Wachtturm, ein b u rgu s be­ fand332. Noch im 10. Jahrhundert wußte man, daß der Ort ... T abuleium an tiquitu s n om in atu m , sic in terp reta tu m eo q u o d sectis in m o ­ du m tab u laru m lapidibu s fu e r it priu s a ed ifica tu m : q u o d m o d ern i m eliu s in ter­ p reta n tes T h eologiu m d icu n t ...333 Der alte romanische Name, der auf der Stufe des 8./9. Jhs. '''Tauuleium lauten mochte, ist hier noch erinnert, wenn auch volksetymologisch behandelt, wobei es von Interesse ist, daß die gelehrte Etymologie der , Vita S. Pauli‘ wohl an noch ge­ sehene aus Quadersteinen („in der Weise von Tischen bzw. Altären geschnittenen Steinen”) gefügte Mauern anknüpft, die leicht mit den alten Festungsmauern iden­ tisch sein könnten33435. Beim neuen Namen T h eologiu m , den das Kloster in vielen Urkunden des Mittelalters von nun an trägt, handelt es sich um eine fränkische Form, die altes [eu] lautgesetzlich zu [eo] weiterentwickelte. Dennoch hat sich die fränkisch-deutsche Form in der Volkssprache nicht durchgesetzt, sondern die ro­ manische Weiterentwicklung T öleia < *T au(u)leiaii5.

    330 Vgl. zu den westlich angrenzenden fränkischen Siedlungsnamentypen auf -ingen, -heim, -darf vorläufig Engels, Ortsnamen 80 ff. 149 ff.; Haubrichs, Miszellen 21 (Karte). 24. 331 Pfister, Relikte 139. Altere Deutungen bei Lager, Tholey 358 ff.; Müller, Ortsnamen I 72 f. Absurd ist die Ableitung bei Kieffer, Tholey 54. 332 Vgl. zur römischen Archäologie Tholeys Moreau, Tholey 9 ff. ; Moreau, Inschriften 253 ff. ; Böhner, Altertümer I I 153; Schindler, Studien 21 ; Kolling, Grabungen 9 ff. ; Bohner/ Schindler, in: Führer Saarland 198 ff.; Herrmann, Testament 83; Herrmann, Landes­ kunde II 54; Braun, Wüstung 18 ff. 333 Vita S. Pauli, c. 3; AA SS Febr. II 175 B. Der Mönch Arculf erzählte um 670 dem irischen Abt Adamnan von Jona, daß die Marienkirche im Tal von Josaphat bei Jerusalem tabulatum erbaut war. Vgl. CSEL 39,240. Die im 8. Jh. entstandene ,Vita et passio Haimhrammi“des Bischofs Arbeo von Freising weiß, daß die urbs Radaspona (Regensburg) ex sectis lapidibus constructa bzw. quadris aedificata lapidibus war (MG SS IV 476. 478). Im 11. Jh. läßt Abt Ri­ chard von St. Vanne (Verdun) über den Gräbern einiger Bischöfe tabulatum de lapidibus sectis et quadratis errichten (MG SS VIII 374). 334 Der SN von Tholey wird mehrfach auch als Tabuletum überliefert, in hyperkorrekter Rückbildung aus der romanischen Form des 8./9. Jhs.; so auch in Nekrologeinträgen des 11. Jhs. (vgL u. S. 171. 174) als... Tabulensis oder in einer Urkunde von 1163 (vgl. u. S. 179) als Taboloia. Es handelt sich um Reflexe der „Vita S. Pauli“. 335 In ahd. Entwicklung müßte Theolegium > ’Tielegium (9. Jh.) werden; im weiteren Ver­ folg der deutschen Lautentwicklung würde der SN heute *Thieley lauten. Vgl. Haubrichs/Pfister, Tholey 13 ff.

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    D om a, D om o, der im Testament Grimos mit Tholey konkurrierende Name, ist wohl an die indogermanische Wurzel *d em -, *d o m - , bauen' anzuschließen336, so daß also der Name ursprünglich etwa , Gebäude, Siedlung' bedeutet hätte. War dies vielleicht der im 7. Jahrhundert verklingende Name der leider noch nicht sy­ stematisch ergrabenen, großen vicusartigen Siedlung im Wareswald östlich von Tholey? Diese lag an einem Knotenpunkt zweier Straßen, einer, die aus Süd we­ sten, vom v icu s Schwarzenacker und der großen Ost-West-Linie Worms-Metz Richtung Trier führte, und einer zweiten, die von Metz aus über das Kastell Pach­ ten auf die Rheinlinie zielte337. Innerhalb des römerzeitlichen Gräberfeldes dieser Siedlung glaubte man einen Grabhügel mit merowingerzeitlichen Funden ent­ deckt zu haben, jedoch hat sich diese Hypothese nicht bestätigen lassen338. Auf dem Schaumberg ebenso wie im Tholeyer Abteibereich scheint man frühmit­ telalterliche, freilich karolingerzeitliche Bestattungen freigelegt zu haben339; ferner fanden sich fränkische Sarkophagbestattungen unter dem Fußboden von St. Mar­ tin in Losheim340. In Tholey ist eine 526/34 geprägte Silbermünze des Ostgotenkö­ nigs Athalarich gefunden worden341. Ansonsten aber ist das Gebiet der Hochwald­ romanen für die Merowingerzeit anscheinend fundleer, was aber angesichts der toponomastischen Zeugnisse nicht dazu verführen darf, von einer Siedlungslücke zu sprechen342: ebenso wie die Romanen im Umland von Metz könnte der überwie­ gende Teil der Restbevölkerung im Hunsrückvorland die germanische Beigabensitte nicht übernommen haben343. Auch scheint der spätrömische Fundstoff der Re­

    336 Walde/Pokorny, VWIS I 786 ff.; Pokorny, IEW I 198. Die Form doma mit a-Suffix spricht nicht für eine direkte Ableitung des SN von lat. domus ,Haus‘ (so Müller, Sied­ lungsnamen I 73). Eine Anknüpfung an das häufige keltische SN-Suffix dunum (Herr­ mann, Testament 83) erscheint vom Lautstand her wenig wahrscheinlich. Eine Volksety­ mologie dunum > domus hätte sicherlich an die korrekte Form des lat. Wortes angeknüptt so wie der Verfasser der ,Vita S. Magnerici', der Tholeyer Abt Eberwin (Gaut­ hier, Evangélisation 202 Anm. 167), und nach ihm die ,Vita S. Castoris' (AA SS Febr. II 666), die den dunum-Ort Karden a. d. Mosel (8. Jh. Cardena, 11. Jh. i. d. ,Vita S. Casto­ ris' wohl nach älterer Vorlage Karadonum) in gelehrter ,Volksetymologie' zu Cartodomus bzw. Cartadomus, quasi Coarta umformen, wobei Coarta sicherlich die gesproche­ ne Form des 11. Jhs. wiederzugeben sucht. Eberwin hat eine zweite gelehrte Rekon­ struktion auf -iacus, nämlich uiüa Cardiniacus in seiner Schrift ,De Calamitate abbatiae S. Martini Treuerensis’ gegeben (MG SS XV 740; vgl. Sauerland, Geschichtsquellen 6). Das Problem doma muß einer eigenen vergleichenden Studie Vorbehalten bleiben. 337 Ewig, Trier 226; Bohner, Altertümer II 152; Schindler, in: Führer Saarland 203 f. Die Altstraße von Trier über Tholey nach Südwesten ist auch 1184 als Reiseroute belegt (Wampach, UB Luxemburg I 508): per Luscelenborch (Luxemburg) et per Treberim (Trier) et per Toleam (Tholey) et per Hornebac (Hornbach)... et per Bitthas (Bitsch) et per Castra (?) transiens venit... 338 Böhner, Altertümer II152 f.; Kolling, in: Ann. Univ. Saraviensis, Reihe: Naturwiss, 8 (1959) 198; Kolling, Besiedlung 83. 86 Anm. 4. Schindler, Studien 162; Kolling, in: Führer Saarland 196 ff. 339 Seyler, Schauenberg 97 f.; Moreau, Inschriften 253 ff.; Reichert, Baugeschichte 24 ff.; Kol­ ling, Funde 37 (germanische Gräber evtl, aus der Flur „Auf dem Zollstock“). 340 Moreau, Inschriften 248 ff. ; Weidemann, in: Führer Saarland 87 ff. 341 Werner, Grabfunde 121; Kienast, Fundmünzen III Nr. 1210. 342 Dieses methodische Problem ist nicht reflektiert bei Pauly, Landkap. Wadrill 28 ff. Vgl. jetzt vor allem Kolling, Archäologie 56 ff. 343 Vgl. Stein, Franken.

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    gion in seiner zeitlichen Erstreckung noch nicht präzis datierbar zu sein 544. Immer­ hin wurden in Tholey (im Vicus?) zwei Münzen Valentinians III. (424-455) ge­ funden34345. Grimos Tholey lag also im siebten Jahrhundert in einer Insel relativer romanischer Kontinuität346. Angesichts der in seinem Testament bezeugten a p pen ditia und v il­ lares und dom u s, die zum castru m gehörten, und angesichts der von W. Levison bereits gesicherten Existenz einer weiteren Besitz aufzählenden Verduner Vorur­ kunde347, hat A. Kolling an ein herrschaftliches Zentrum der Spätantike gedacht, an einen Administrationssitz, dem die Gutshöfe eines größeren Umkreises unter­ geordnet waren348. Der fränkische Adlige Grimo bzw. seine Vorfahren hätten also ein römisches Latifundium übernommen und an Verdun weitergeschenkt. F. Pauly hat diesen Gedanken mit seiner Rekonstruktion des ursprünglichen Pfarr- und Seelsorgebezirks der Tholeyer Kirche verknüpft349, ist aber bei seiner Ausdehnung wohl über das Ziel hinaus geschossen350. Der älteste Tholeyer Pfarrbezirk umfaßt die noch im 16. Jahrhundert eingepfarrten Orte Alsweiler, Sotzweiler, Winter­ bach, Bergweiler, + Engscheid, 4-Wallesweiler und -I-Mockenbach, dazu das of­ fenbar bis ins 13. Jahrhundert noch einbezogene Theley mit seiner Filialkirche St. Peter351, ferner wahrscheinlich die angrenzenden Pfarrbezirke Thalexweiler, Mar­ pingen und Bliesen (St. Remigius), die noch bis ins 18. Jahrhundert mit Tholey durch eine auf die Taufkirche St. Johann in Tholey gerichtete Flurprozession ver­ bunden waren352. In allen diesen Orten besaß Tholey die Grundherrschaft, das Pa­ tronat der Pfarrkirchen sowie die Zehntrechte. Von Theley und Bliesen mit Gro­ nig abgesehen, haben wir es nach dem Zeugnis der Ortsnamen mit Siedlungen zu

    344 Vgl. Kolling, Besiedlung 83 f. ; Kolling, Funde 37. M. Müller hat 1889 im Tholey benachbarten Alsweiler in der Flur auf der Lehn ein even­ tuell späteströmisches Gräberfeld ausgegraben: „Die Särge waren roh behauene niedrige Kisten, die im Innern die vertieften Umrisse für den Hinterkopf, die Schultern, das Ge­ säß und die Fersen zeigten. Diese Sargform ist der frühromanischen Bevölkerung eigen. Die Scherben glichen in der Form spätrömischen Tongefäßen, in der Arbeit und im Brande aber waren sie schlechter geraten“ (Müller, St. Wendel 22). 345 Kienast, Fundmünzen III 286 ff. 346 Die vier -ingen-Orte Illingen, Dirmingen, Marpingen und Uchtelfangen an der 111 und ihren Nebenbächen, zu denen eventuell noch einige Wüstungen kommen, sind sicherlich erst im 8. fh. entstanden, da es in ihrem Bereich keinerlei fränkisch-merowingische Fun­ de gibt. 347 Levison, Testament 131 Anm. 6; Werner, Lütticher Raum 31 ff. Reflex dieser Vorurkunde in der Formulierung latifundiis et circumiacentibus agns additis der ,Vita S. Pauli' (Anm. 64)? 348 Kolling, in: Führer Saarland 196. In der Besitzlandschaft Adalgisil Grimos ist die Paralle­ le Longuyon interessant: auch dort existierte ein spätrömisches Kastell; ein bis in die Me­ rowingerzeit belegtes Gräberfeld bezeugt die Kontinuität romanischer Bevölkerung. Grimo hat in und um Longuyon an Chiers, Iré und Crusnes mit 8 Orten eine ausgespro­ chene Besitzkonzentration. In Longuyon (St. Agatha) hat er Stift, Klerikergemeinschaft und Hospital eingerichtet; diese Institution, die er anscheinend zeitweilig leitete, wird wie Tholey zum Ansatzpunkt eines Archidiakonates der Trierer Diözese. Vgl. Herr­ mann, Testament 80 (mit Karte). 349 Pauly, Landkap. Wadrill 136 ff.; Pauly, Landkap. Merzig 189 ff. 350 Vgl. die Kritik bei H. Müller, in: ZGS 16 (1968) 395 f. ; Raach, Mettlach 117 f. ; Herr­ mann, Entwicklung 375 f. ; Herrmann, Testament 85. 351 Pauly, Landkap. Wadrill 143 ff. 352 Pauly, Landkap, Wadrill 136 f. Vgl. auch Bongartz, Hochgericht 27.

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    tun, die im 7. Jahrhundert allenfalls in Keimen vertreten waren353. Die alte Tholeyer Großpfarrei hätte demnach etwa ein Gebiet von 14 km Länge und 8 km Breite umschlossen354.

    353 Dabei sind Theley und Bliesen ursprünglich vorgermanische Gewässernamen. Es läßt sich also im Grunde nicht präzise sagen, ob die Übertragung des Gewässernamens auf ei­ nen Ort bereits in vorgermanischer Zeit stattgefunden nat. Vgl. Spang, Gewässernamen 132 f. 144. 160; Pfister, Relikte 124. 147; A, Greule, in-.Beitr. z. Namenforschung NF 17 (1982)478 f. Zu den ingen-SN des Raumes vgl. o. Anm. 346. Die weiler-Qnz sind nur in Ausnahme­ fällen vor das 8. Jahrhundert zu setzen. Vgl. Haubrichs, Basenvillare 54 f. 354 Der Pfarrbezirk Tholey ist damit dem Umfang nach den Großpfarreien Welferdingen, Behren-Kerbach und St. Arnual im Saarraum vergleichbar. Vgl. Haubrichs, Ortsnamen I 66 ff. II 5 ff.

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    Die Ausdehnung des alten Seelsorgebezirks von Tholey macht auch verständlich, warum Grimo vor 634 an die von ihm erbaute Kirche durch den Bischof von Trier eine Mehrzahl von Klerikern entsenden ließ: ... p ro D ei rev eren tia loca sa n ctoru m a ed ifica v i [eo q u e ep iscopu s T reveren sis m e ] p e te n te su os direxit clericis, q u i ib id em d e ser v ir e v id en tu r ... Auch die Höhe der jährlich für das Tauföl an die Kirche von Trier zu entrichtenden Summe - immerhin 31 Goldstücke - macht ein großangelegtes Unternehmen wahrscheinlich355. Bei nüchterner Betrachtung der Formulierungen des Testaments wird man nicht übersehen können, daß Grimos Vorgehen in Tholey dem Prozeß gleicht, den er um einiges früher in Longuyon an der Chiers zumindest mittrug, und der zur Ent­ stehung einer der hl. Agatha geweihten Kirche, eines von Grimo erbauten m o n a ­ sterium , eines Spitals und einer angeschlossenen co n g re g a tio von Klerikern führte, die schon 634 von einem ab ba präsidiert wurde356. A bba und m on a steriu m sind in der Frühzeit keineswegs nur Bezeichnungen für monastische Gemeinschaften und deren Leiter357. Überdies wird in einer wohl zuerst im späteren 9. Jahrhundert auf­ gezeichneten nekrologischen Notiz zu einem Abt des ausgehenden 7. Jahrhun­ derts die Tholeyer Gemeinschaft als co n g rega tio bezeichnet358. Auch wenn es leicht fällt, angesichts der Beziehungen des Bischofs Paulus von Verdun zu den Kreisen des irofränkischen Mönchtums um Kolumban an eine monastische Grün-

    355 Zur Klerikergemeinschaft von Tholey und ihrem Seelsorgebezirk vgl. auch Marx, Ur­ sprung, 71 ff. ; Hübinger, Beziehungen 11 ff. ; Ewig, Rhein. Gesch. I, 2, 64. Die Vielzahl von Klerikern, die aus Trier berufen wurde, wird im Zusammenhang mit der Größe des Pfarrbezirks und der Höhe der Summe für das Tauföl (Chrisam) gesehen. Vgl, Heinzelmann, Geschichte 23; Ennen, Stufen 17 f. Dabei ist der Hinweis auf die frühe Tholeyer Kirche St. Johannes Baptista, ursprünglich wohl nur eine Taufkapelle, wichtig. Vgl. Kirsch, Pfarrkirche 139 ff. Die Entwicklung Tholeys kann ferner nur im Zusammenhang mit der Verduner Grundherrschaft im Saar-TJahe-Raum verstanden werden: Herrmann, Landeskunde II 75, 89, vermutet mit guten Gründen, daß die große zwischen die Diöze­ sen von Trier, Metz und Mainz eingeschobene Grundherrschaft Verduns im Vosagus mit Wolfersweiler, Baumholder, (St.) Medard am Glan usw. (vgl. Seibrich, Entwicklung 242 f.) aus der Schenkung eines Merowingers stammt. St. Wendel hat Bischof Paulus erwor­ ben (vgl. Haubrichs, Basenvillare 69 ff.). Tholey war das Zentrum des Fernbesitzes des Maasbistums. Vgl. Hübinger, Beziehungen 16 ff. Die Wichtigkeit des Tholey-Komple­ xes für Verdun im 9. Ih. demonstrieren der Kampf der Bischöfe Hildin und Hatto um die Abtei (vgl. u. S. 131 ff.), die Reliquientranslation unter Bischof Hatto (vgl. u. S. 139 ff.) und der längere Aufenthalt des Bischofs Berhard im Kloster (vgl. u. S. 145). 356 Herrmann, Testament 80 (mit den entsprechenden Zeilenangaben). Die Agathakirche von Longuyon war inmitten eines gallorömischen und auch noch frän­ kischen Gräberfeldes erricntet worden. Vgl Germain de Maidy, Paroisse Longuyon; Müller, Dekanate 216. Erst unter Erzbischof Egbert von Trier (9 5 7 - 993) wurden die Kanoniker des Stiftes durch Mönche der Abtei St. Maria-ad-Martyres ersetzt. 357 Pauly, Landkap. Wadrill 120; Pauly, Urkunden 14 f .; Herrmann, Testament 84. Vgl. auch zu analogen Fällen; Struck, Koliegiatstifte 8; Struck, Stiftsgründungen 49 (mit Lit.); Müller, Poitiers 348 f. 358 Vgl. o. S. 16. In einer Weißenburger Urkunde aus der Zeit um 700 wird die dortige Klostergemeinschaft als congregatio fratrum bezeichnet. Vgl. Glöckner/Doll, Traditio­ nes Wizenburgenses Nr. 39.

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    düng zu denken359, die Formulierungen des Testaments verbieten dies. Man wird F. Pauly zustimmen dürfen, wenn er die Tatsache, daß Tholey später (seit dem 10. Jahrhundert?) Sitz eines Trierer Archidiakonats wird, darauf zurückführt, daß die Tholeyer Kirche ursprünglich eine Klerikergemeinschaft vereinigte, der schon bald ein für einen größeren ländlichen Sprengel zuständiger Chorbischof präsi­ dierte360. Man wird dabei bleiben müssen: die clerici, die ein Trierer Bischof um 634 in die von Grimo erbauten loca sa n ctoru m entsandte, waren Weltpriester. Andernfalls hätte man im Testament einen Hinweis auf ein Kloster erwartet, aus dem sie ge­ kommen sind. Freilich waren die Grenzen zwischen monastischer Existenz und Weltpriestertum in dieser Zeit durchaus fließend, wie z. B. die Nachrichten über den Trierer Priester Banto nahelegen, der von Grimo mit einem Stipendium be­ dacht wird und von der Nachwelt als heiliger Anachoret verehrt wurde361. Es gab in merowingischer Zeit Zwischenformen zwischen Klerikern und Mönchen362. Erst seit der Mitte des 8. Jahrhunderts begann man die ord in es der m o n a ch i und clerici genauer zu scheiden363. Eine andere Frage ist es, wann Tholey zum Kloster benediktinischer Prägung wur­ de. Man hat versucht, diese Frage durch archäologische und baugeschichthche Untersuchungen zu beantworten. Die Grabungen haben im Raum um die älteste Kirche ein frühmittelalterliches Steinhaus und Plattengräber des 8./9. Jahrhun­ derts erbracht; der Befund wird von den Ausgräbern R. Schindler und A. Kolling als frühe Priester- oder Mönchszelle gedeutet und mit irischen Sakralsiedlungen verglichen: Die Kleriker oder Mönche „dürften in einzelnen Hütten gewohnt ha­ ben, so wie es die frühen Anachoreten taten, welche in sog. Lauren hausten, die in­ nerhalb eines Mauerberings um die Kirche gruppiert standen, eine Wohnform, wie sie aus Irland bekannt ist. Die dortigen Klöster hatten die Gestalt eines kleinen

    359 Vgl. Lager, Tholey 360 f.; Ewig, Trier 93 ff.; Ewig, Civitas 516; Prinz, Mönchtum 139. Vgl. auch Nachtrag S. 267. 360 Pauly, Landkap. Wadrill 129 ff. ; Pauly, Güter 19 ff. ; Pauly, Gesch. Trier I 95 f. ; Herr­ mann, Entwicklung 375 ff. ; Gauthier, Evangelisation 415 Anm. 52. Wisplinghoff, Bene­ diktinerklöster 65, spricht für die Anfänge Tholeys von einer geistlichen Gemeinschaft unbestimmten Charakters. Semmler, Mönche 90 f., sieht Tholey mit Blick auf Montfaucon bei Verdun als eine merowingische Seelsorgestation mit „riesiger Zirkumskription“. Zur Residenz des Chorbischofs entwickelt sich bald eine Pflichtprozession, deren hoch­ mittelalterliche Reflexe wir fassen können. Vgl. Pauly, Pflichtprozession. Auf solche merowingisch-frühkarolingische Seelsorgestationen (z. B. Karden), die Ansatzpunkte von Arcnidiakonanten und Landkapitem wurden, ist F. Pauly bei seiner Analyse der Pfarrorganisation der Erzdiözese Trier mehrfach gestoßen. Für den Bereich des Bistums Metz vermuteten Herrmann/Nolte, Frühgeschichte bei St. Arnual (Saarbrücken) eine analoge Entwicklung. In der Diözese Verdun fallen im 10. Jh. bereits verklingende abba­ tiae an Zentren des bischöflichen Besitzes auf, die teilweise zu Mittelpunkten der kirchli­ chen Organisation werden. Vgl. dazu Haubrichs, Urkunde Pippin. 361 Herrmann, Testament 72, Z. 30. 79; vgl. o. S. 77. 362 Vgl. Ewig, Rhein. Gesch. I, 2, 118. 363 Semmler, Pippin III. 131 f.

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    Dorfes. Bis zu drei Mönche wohnten in einer (runden oder rechteckigen) Hüt­ te“,64. Man muß es sich auch hier verbieten, allein an naheliegende Einflüsse des irofränkischen Mönchtums zu denken, wissen wir doch recht wenig über die Wohnformen von kontinentalen Klerikergemeinschaften der Merowingerzeit. Immerhin zeigen uns Beispiele aus der Welt des spätantiken Juramönchtums und des martinischen Mönchtums, daß ähnliche Formen auch auf gallischem Boden heimisch waren: „In der Vita des hl. Martin beschreibt schon gegen 400 Sulpicius Severus das neue Großkloster von Tours. In einem durch Mauern abgesicherten Bereich lebten die Mönche in Hütten, die sich an diese Mauer anlehnten, während in der Mitte des Raumes ein zweigeschossiges Haus gestanden hat, das unten die Zellen Martins und einiger seiner Mitbrüder enthielt, oben aber einen gemeinsa­ men Speiseraum. Eine kleine Kirche und bald mehrere lagen benachbart. Es gab Grabkapellen, später Reliquienkrypten. Das Ganze machte mehr den Eindruck ei­ nes Dorfes, einer Siedlung als den eines Klosters ... Allein die Mauer grenzte den Bereich als einen geheiligten aus. Das Tours des hl. Martin war ein ,Klosterkral‘ mit einem römischen Steinhaus in seiner M itte“3643. Ganz ähnlich muß man sich das Kloster C on d a te (St. Claude) im Jura in seinem ursprünglichen Zustand vor­ stellen. Wir erfahren nämlich aus der Vita des Abtes Eugendus, daß er die Bau- und Lebensform, in welchen die Mönche unter seinem Vorgänger Lupicinus verblie­ ben waren, mißbilligte und umwandelte. Diese alten Formen waren an einer aus dem Orient importierten, halbzönobitischen Lebensweise orientiert. Nach Mei­ nung des Eugendus sollten jedoch alle Mönche in Gemeinschaft leben. Man reißt die Zellen der Vorzeit ab: „Als die einzelnen Häuser vernichtet waren, bestimmte er, daß nun alle Mönche in einem Gebäude mit ihm ruhen sollten. Wie bereits ein Speiseraum alle vereinigte, so sollten auch die einzelnen Schlafstätten in einem Raum vereinigt sein.“ Der Bericht über einen späteren Brand lehrt, daß auch das neue Gebäude in Holz ausgeführt war364b. Die älteste Kirche in Tholey war ein einfacher, in römischen Ruinen errichteter Saalbau. In der Mitte des 8. Jahrhunderts ist (vielleicht nach Echternacher Vorbild) ein Rechteckchor angefügt worden364365. Der Bearbeiter der baugeschichtlichen Be­ funde an der Tholeyer Abteikirche, F. J. Reichert, hat den Chorbau in Zusammen­ hang mit einer später in Tholey befindlichen Handschrift des achten Jahrhunderts aus Echternach366 gebracht und beides als Indiz der Monastisierung Tholeys unter

    364 Kolling, Grabungen 37 ff,; Schindler, Mönchszelle 359 ff.; Herrmann, Entwicklung 377. Vgl. Braunfels, Klosterbaukunst 34 f. 364a Braunfels, Klosterbaukunst 30. 364bVita S. Eugendi c. 170. 162 ed. Frank, Mönchtum 165. 163. 365 Reichert, Baugeschichte 58 ff.; Vgl. Reichert, Geschichte 29 ff. Der Argumentation Reichem (S. 18 ff.), daß die Wendung des Grimo-Testaments loca sanctorum aedificavi einen Bauakt Grimos nicht einschlösse, kann ich nicht folgen. Für die Einrichtung einer Kirche des frühen 7. Jhs. in einem römischen Bau sind die Verhältnisse bei St. Kolumba in Köln aufschlußreich. Dort hat man ein römisches Flaus unter Einrichtung einer neuen Apsis für christliche Kultzwecke genutzt. Vgl. Seiler, Ausgrabungen 97 ff. 366 Reichert, Baugeschichte 62 f. Vgl. zu dieser Handschrift Dold, Handschriftenreliquie 125 ff. ; Herrmann, Klosterbibliotheken 28.

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    Echternacher Einfluß gedeutet367. Im 9. Jahrhundert entsteht in Tholey gar ein Kreuzgang. F. Pauly hat die Argumentation Reicherts zu Recht mit dem Hinweis abgelehnt, „Choranlage und Kreuzgang gehörten ebenso zur Grundgestalt einer Gemeinschaft von Weltpriestern“368. Die Quellenzeugnisse für Tholey im 9. und 10. Jahrhundert sind spärlich. Wo die dortige geistliche Institution m on a steriu m (8 53)369 oder abbatia (865)370 genannt wird, beweisen diese Bezeichnungen doch nichts, da sie nach wie vor ambivalent sind. F. Pauly hat deshalb angenommen, daß erst der, seiner Meinung nach, frühe­ ste auch als Benediktiner bezeugte A b t-e r nimmt 1022 an einer Versammlung von Benediktineräbten teil371 - nämlich Eberwin, die Monastisierung des Konvents, vielleicht unter Einfluß des Trierer Klosters St. Martin, durchgeführt habe. Für die Vermutungen Paulys fehlt jedoch jedes Indiz in den Quellen, auch die Überlegun­ gen zu hypothetischen Eingriffen des Trierer Erzbischofs seit dem frühen 10. Jahr­ hundert entbehren jeder gesicherten Grundlage und gehören in die noch zu be­ sprechenden Bemühungen Paulys um eine Treverisierung der Tholeyer Frühge­ schichte372. In diesem Falle kommt das einzige Licht, das die Frage der Umwandlung Tholeys in ein Benediktinerkloster zu erhellen vermag, aus dem Westen. Der 916/17 schreibende Verduner Kirchenhistoriker Berthar hat in einer ausführlichen Notiz über Bischof Paulus, von dem er glaubte, daß er aus dem Tholeyer Konvent ge­ kommen sei, diesem ein Brotmirakel zugeschrieben, das aus Tholeyer Tradition stammt und dessen Pointe auf einem Gebot der Benediktinerregel beruht, wie Berthar im selben Satz den Paulus denn auch zu dieser Zeit ein Mönchsleben füh­ ren läßt373374: C um a d h u c m o n a s t i c a m v i t a m d u cen s in pistrin u m fra tru m o b ed ie n tiam ha bu isset, et tim eret, n e hora statuta fra tr es p a n em h a b ere p otu issen t: eiecto ign e d e cliban o, ipse intus ingressus, cu m c u c u l l a sua clib a n u m p u rg a ­ vit, et p a n em illic a d co q u en d u m ord in a vit, sa nusqu e fo ra s egressu s, p a n em sa nctu m fra trib u s in refecto rio tem p o re statuto d istribu it2,74.

    367 Stock, Abtei 15, schließt sich Reichert an. 368 Pauly, Landkap. Wadrill 121. 369 So im Testament der Erkanfrida: vgl. Waitz, Testament 182 f. ; Omont, Testament 533 ff. ; Sauerland, Testament 288 ff. ; Wampach, UB Luxemburg I Nr. 89. 370 Laurentius v. Lüttich, MG SS X 490 (mit Bezug auf die u. S. 131 erörterte AdalhelmAffäre, wohl nach Quellen des 9. Jhs.). Von der abbatia Toleiae sprechen auch die vor 1095 entstandenen „Miracula S. Liutwini“ aus Mettlach (AA SS Sept. VIII 179 A/B). Vgl. zur Unbestimmtheit des Begriffs abbatia: Blume, Abbatia 56 fL 371 Vgl. u. S. 173. 372 Vgl. o. S. 12 f. 373 MG SS IV 43; vgl. Haubrichs, Basenvillare 69 ff. 374 Die Relevanz dieses Passus für die Frage der Monastisierung Tholeys sah bereits Marx, Ursprung 74 f., der über Berthars Schilderungen schrieb: „ ... beweisen sie doch, daß das Kloster Tholey zur Zeit Bertars, d. h. im Anfänge des 10. Jahrhunderts, schon alt gewe­ sen sein, also längere Zeit vor 850 gegründet sein muß.“

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    Die Auffassung von Tholey als einem Benediktinerkloster hat die um 980 geschaf­ fene , Vita S. Pauli' - wie bereits ausgeführt - in prägnanter und umfassender Weise ausgebaut375376. Die in diesem Zusammenhang entstandene ,Translatio S. Pauli' nennt Tholeyer Konventsmitglieder des 8. Jahrhunderts n ostri lo ci sa cre d ev o tio n is m on a chi und den zeitgenössischen Abt Berhard in m on a sterio T h eo lo gio abbas et m on a ch u si7b. Im frühen 10. Jahrhundert beherbergte also Tholey sicherlich eine benediktinische Gemeinschaft; aber zwei Überlegungen zeigen, daß wir die Monastisierung noch früher ansetzen müssen. Denn Berthar nahm ja in seinen Bericht Tholeyer Tradition auf, die sicherlich schon einige Zeit etabliert sein mußte, um geglaubt werden zu können. Auch ist es belangvoll, daß der nüchterne Berthar die­ ser Tradition widerspruchslos vertraute. Seine Erinnerung reichte, wie er an ande­ rer Stelle ausweist, bis auf die Zeit Bischof Berhards (870-880), vielleicht sogar bis auf die Spätzeit von dessen Vorgänger Hatto (f 869) zurück377. Hier fügt sich eine weitere Beobachtung ein. F. Pauly hat mit guten Gründen etab­ liert, daß Tholey vor der Verdrängung der Chorbischöfe und Einrichtung der Archidiakone unter Erzbischof Radbodo (f 915) nach der Metzer Synode von 893 Ti­ telkirche eines Chorbischofs der Trierer Diözese war, der wohl oft genug zugleich der Tholeyer Klerikergemeinschaft Vorstand378. Nun verschwinden die eigenarti­ gen Äbte mit dem Bischofstitel, welche man im 15. Jahrhundert als Verduner Bi­ schöfe reklamierte, die aber zweifellos mit der civita s an der Maas nichts zu tun ha­ ben und die man daher wohl nur als Chorbischöfe erklären kann, mit Berthehadus episcopus zur Zeit Bischofs Hatto oder wenig später aus den Abtslisten379. Ist Tholey zu dieser Zeit monastisiert worden? Zu den umstrittenen Fragen der frühesten Geschichte Tholeys gehört seit den A r­ beiten von F, Pauly auch das Patrozinium der Klosterkirche. Grimo hatte loca sanctorum erbaut. Er hat damit, wie Levison nachwies, auf eine gebräuchliche Formel des 7. Jahrhunderts zur Umschreibung einer Kirche zurückgegriffen380; immerhin ist damit doch, wie auch bei einer Weißenburger Urkunde von 693/94 klar ersichtlich, eine Mehrzahl von Titelheiligen intendiert381. Das Testament Grimos nennt uns diese Heiligen nicht. Die frühesten Patroziniennennungen seien für Tholey im folgenden zusammengestellt382:

    375 Vita S. Pauli, c. 3; AA SS Febr. II 175 B: In eadem namque eremo erat m o n a s t e ­ r i u m , quod nunc usque miserante Deo conservatur, m o n a s t i c a e r e l i g i o n i s in­ signe, Tabuleium antiquitus nominatum... 376 Translatio S. Pauli, ed. v. d. Straeten, Manuscrits 134 f. 377 Ein Indiz für die Monastisierung Tholeys unter Abtbischof Hatto könnte auch das seit dem Sterbedatum des Vorgängers Hildi(n) kontinuierlich geführte Tholeyer Nekrolog sein. Vgl. o. S. 16 f. Im Grunde scheint auch die Bezeichnung Teolegium monasterium bei Berthar spezifisch monastisch, da er an anderer Stelle präzise die Einrichtung des Ka­ nonikerstifts am Dom durch Bischof Berhard, den Nachfolger Hattos, beschreibt: cano­ nicos suos canonice vivere fecit (MG SS IV 45). 378 Pauly, Landkap. Wadrill 131 f. ; Pauly, Güter 26. 379 Vgl. u. S. 138. 380 Levison, Geschichte 65. 381 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 38. 382 Vgl. Stock, Verehrung 43 ff. ; Pauly, Landkap. Wadrill 133 ff. ; Herrmann, Entwicklung 373 ff.

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    1. Die zwischen 1020 und 1046 von Richard von St. Vanne gefertigte ,Vita S. Chraudingi“ nennt Tholey m on a steriu m Sti. M auriciiysy. 2. Eine in Tholey im frühen 11. Jahrhundert entstandene Handschrift (Cod. W ol­ fenbüttel Weiss. 69) trägt von der Hand des Schreibers die Einträge C odex sa n c­ ti M auritii und L iber sa n cti M auritii e t sancti T h ietb ertiyM. 3. Die 1076/80 in Tholey entstandene ,Vita S. Conradi‘ reflektiert anläßlich der Bestattung des Märtyrers Cuno in der Abteikirche darüber, wie angemessen es sei, th e o lo g ie n se co en o b iu m tali a u g e re pa tron o, qu i v id e lice t un o ex la tere M auricio et ex alio p a u p ercu la e co n g reg a tio n i m an um co n fe r r e tiS5. An anderer Stelle wird berichtet, daß T h eo lo gia e co en o b iu m die Stätte sei, ubi n ob iliu m c o ­ litu r m em o ria m artyru m , M auricii v id e lice t eiu sq u e socioru m ..,38345386. Ein weiterer Patron wird hier nicht erwähnt. Immerhin wird von einem Wunder berichtet, das sich in Tholey in sollem p n ita te a p ostoloru m P etri et Pauli ereignete387. 4. In der im 12./13. Jahrhundert zweifellos in Tholey oder nach Tholeyer Modell gefertigten Wiener Handschrift der ,Vita S. Conradi' (Cod. Wien N. B. 541) findet sich ein Nachtrag erster Hand, der die Feste des hl. Konrad (C uno) aufli­ stet und als Klosterkirche die basilica b ea ti M auricii et s(ocioru m ) nennt388. 5. Im Mirakelbuch von St. Matthias zu Trier (Cod. Trier Priesterseminar 98) aus dem 12. Jahrhundert wird Tholey als m on a steriu m S. M auricii T h eo leg ie be­ zeichnet389. 6. Ein um 1200 niedergeschriebenes Reliquienverzeichnis der Abtei im Cod. Lon­ don B. M. Add. 29276 nennt das Kloster ein m on a steriu m sancti P etri sa n ctiq u e M auricii und zählt den Inhalt der drei im Kloster vorhandenen Reliquienschrei­ ne auf390. Im dritten Schrein, dem unbedeutenderen m in o r scrinium finden sich nacheinander: D e lign o sa n cte crucis. D e v estim en tis sa n cte D ei gen itricis M arie. D e reliq uu s sa n ctoru m ap ostoloru m P etri et Pauli, M athie a tq u e B a rth olom ey. D e m a n d i­ bula sa n cti M auricii cu m u n o d en te e t d e leg io n e ipsius. D e cereb ro sa n cti Exup erii m artyris, socii sancti M a u ricii... Der Tholeyer Hauptschrein ist der erste, der im Verzeichnis mit lon gissim u m scrinium umschrieben wird. Er enthält:

    383 384 385 386 387 388 389 390

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    Vita S. Chraudingi, c. 1, AA SS Sept. V 514. Vgl. Thiele, St. Rodingus 343. Herrmann, Klosterbibliotheken 28 Nr. 15; Herrmann, Testament 84. Vita Conradi, c. 5, MG SS VIII 217. Vita Conradi, c. 5, MG SS VIII 218. Vita Conradi, c. 7, MG SS VIII 219. Cod. Wien NB 541, F. 4. Bernards, Mirakelliteratur 59. Levison, Geschichte 71. Die Schreine sind wohl für das 11. Jh. durch erhaltene Gold­ schmiedearbeiten (im Bischöflichen Museum Trier) gesichert. Vgl. Volkelt, Bauskulptu­ ren 41 ff.

    R eliqu iae d e sancta cru ce. R eliq u iae sa n cte M arie. R eliq u iae sa n cti P etri et om n iu m ap ostoloru m . B rachium sa n cti M aurycii et una costa sancti L aurentii et reliq u ia e sa n cti Sehastiani e t reliq u ia e sa n cti S tep h a n ip ro th o m a rtiris et b ra ­ ch iu m sa n cti S tephani p a p e et m a rtyris et reliq u ie sancti F abiam et sa n cti G eorgit m artyris e t reliq u ia e sancti D esiderii e t sancti P ancratii m artyru m . R eliq u ie sa n cti M artini confessoris. C aput sancti Pauli confessoris. B rachium sa ncti M auri. B rachium sa ncti Salvini. B rachium sa n cti Aratoris. R eliq u iae sa n cti Vitoni. Wie die Verzeichnisse der anderen Tholey er Reliquienschreine-hier aber deut­ licher - ist dieses hierarchisch gegliedert. Am Anfang stehen Reliquien des Herrn, der Gottesmutter und der Apostel. Es folgen Reliquien des Märtyrers Mauritius und anderer Märtyrer, dann die Reliquien der Bekenner, zunächst die des Führers aller con fessores, Martins von Tours, dann die von Verduner Bi­ schöfen391. Aus der Reihenfolge der Reliquien, die einer topischen Hierarchie unterliegt, sind keine Schlüsse über die Intensität der Verehrung im Kloster zu ziehen. So ist auch die Erststellung des Apostelfürsten in der Patrozinienangabe des m on a steriu m zu bewerten: es gibt zahlreiche Beispiele dafür, daß bei einer Einbeziehung der Konpatrone in die titulatio die topische Hierarchie der H eili­ gen die Ordnung bestimmt39239. Mauritius ist in diesem Schrein durch ein bra ch iu m vertreten. In Beaulieu in den Argonnen, das im späten 7. Jahrhundert von Tholey aus gegründet wurde, hat man im elften Jahrhundert einen Teil des Märtyrerarmes besessen: os brach ii a cu b ito m . Es ist damit nicht unwahrscheinlich, daß die Reliquien von Beaulieu aus dem alten Tholeyer Reliqienschatz stammen. 7. In der gleichen Londoner Handschrift befindet sich auch ein um 1200 geschrie­ benes Lektionar, in dem die zu den hohen Festen des Klosters vorgesehenen Sonderlesungen verzeichnet sind394. Es sind neben einigen Marienfesten vor al­ lem zu erwähnen: T eob ertu s co n fe s s o r *95, Benedikt, C on rad m a rtyr396, Petrus und Paulus sowie M aurus, S alvinus et A rator episcopi. Es hat verwundert, daß in diesem Verzeichnis Mauritius und socii nicht erwähnt werden397. Jedoch läßt sich das Fehlen dieser Heiligen eben gerade dann erklären, wenn man annimmt, daß Mauritius der Hauptpatron war, der ein eigenes, gesondert aufgezeichnetes Festformular besaß. Auch hat bereits der Herausgeber des Lektionars, A. Thie­ le, darauf hingewiesen, daß im Verzeichnis auch Angaben d e p a tron is lo ci si o c ­ cu rrit m issa gemacht werden. Diese p a tro n i lo ci können wohl nicht mit den na­

    391 392 393 394 395 396 397

    Vgl. u. S. 127. 139 ff. 143. Vgl. Moraw, Gedanke 9 ff. Vgl. u. S. CCC. Thiele, Festkalender 142 ff. Vgl. u. S. 143 f. Vgl. u. S. 174 ff. Pauly, Landkap. Wadrill 134; Herrmann, Testament 84.

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    mentlich genannten Heiligen des Verzeichnisses identisch sein; sie können ei­ gentlich nur Mauritius und seine socii sein. Sie werden im Verzeichnis nur für den Fall, „daß die Messe den Vorrang hat“, d. h. daß das Heiligenfest auf einen Sonntag fallen sollte, mit einem Ausweichformular aufgeführt. 8. Mit einer Ausnahme nennen alle spätmittelalterlichen Urkunden, die Patrone der Klosterkirche bzw. der Titelkirche des Archidiakonats Tholey aufführen, den hl. Mauritius. Die Ausnahme: In einer nur im Regest überlieferten Urkun­ de von 1338 wird eine Kerze gestiftet à l ’h o n n eu r d e saint P ierre a p ôtre pa tron d e la d itte E glisei9S. Diese Urkunde bezeugt sicherlich, daß Petrus zu diesem Zeitpunkt einer der Patrone von Tholey war, belegt aber nicht unbedingt, daß er der Hauptpatron war. Eine Kerze stiftet man auch zugunsten eines mit Altar in der Klosterkirche vertretenen Nebenpatrons. 9. Im Tholeyer Missale des 15. Jahrhunderts findet sich ein Formular D e pa tron is mit dem Text39839940: P ropitia re, qu esum us, D om ine, n ob is fa m u lis tuis p e r sa n ctoru m ap ostoloru m a c m artiru m tu o ru m Petri, Pauli, M auricii, socioru m eius, C unonis sa n ctiq u e T h eob erti con fessoris tui m erita glo rio sa ... Auch hier folgt die Ordnung der Patrone der topischen Hierarchie der ord in es der Heiligen: Apostel, Märtyrer, Bekenner ... Wer waren nun die ursprünglichen Hauptpatrone der Tholeyer loca sa n ctoru m ? Die Quellen zeigen eindeutig, daß seit dem elften Jahrhundert Mauritius der Hauptpatron des Klosters ist. Ihm tritt im elften Jahrhundert gelegentlich Theobert zur Seite, auch der seit 1066 in Tholey verehrte unglückliche Trierer Erzbi­ schof Konrad/Cuno rückt in die Reihe der p a tro m ein. Es ist auch nicht zu verken­ nen, daß seit der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert Petrus-zugleich Patron der Trierer Bischofskirche - in der titulatio an Boden gewinnt. Es mag sogar sein, daß der Apostelfürst von Anfang an zu den Konpatronen der Tholeyer Kirche zählte: ab ep iscop o T rev eren se ipsa loca sancta ... m e p e te n te titolata sunt formulierte Grimo im Anhang seines Testaments. Die Entwicklung könnte sich in Tholey ähnlich wie im elsässischen Ebersmünster, ebenfalls einer Gründung des 7. Jahrhunderts, abgespielt haben. Auch dort ist Mauritius Hauptpatron, sind die Apostelfürsten Nebenpatrone. Allen Patronen werden in der Klosterkirche Altäre errichtet, p rim u m v id e lice t sa ncto M auricio a c sociis eius dex trum v e r o sa n cto P etro, sinistro a u tem sa n cto P aulo a ttrib u en s ...40C. Wird in Urkunden des Klosters nur ein Patron genannt, so steht sanctus M auricius

    398 Vgl. Levison, Geschichte 72, Anm. 8; Reichert, Baugeschichte 22 ff.; Pauly, Güter 27. 399 Leroquais, Sacramentaires III175 Nr. 744. Das Missale enthält u. a. Messen zu Ehren der Heiligen Mauritius, Conradus und Theobert. 400 Bruckner, Reg. Alsatiae Nr. 66.

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    im Text401, wird das Ensemble aufgeführt, dann wird nach der sakralen Hierarchie geordnet: in h o n o re sa n ctoru m a p ostoloru m P etri et Pauli et sa ncti M auricii so cio ­ ru m q u e eius .,.402. Die Vermutung Paulys, daß Petrus ursprünglich der einzige Patron der Tholeyer Klerikergemeinschaft war, ist jedenfalls ohne Anhaltspunkt in den Quellen. Wenn er annimmt, daß Mauritius erst seit dem 13. Jahrhundert zum Apostelfürsten hin­ zutrat, so wird diese Annahme von den Quellen widerlegt, wie schon H. W. Herr­ mann gesehen hat403. Eine Hauptstütze seiner Argumentation ist, daß im Ver­ zeichnis der Reliquien des lon gissim u m scrinium aus der Dreiheit der Verduner Bi­ schöfe Maurus, Salvinus und Arator der erste fehle und durch Mauritius ersetzt worden sei, der damit seine Tholeyer Kultkarriere eröffne. Aber hier ist er einem Setzfehler in der zweiten Auflage der Edition des Reliquienverzeichnisses zum Opfer gefallen404. F. Pauly formulierte: „Sollte das merkwürdige Verschwinden der Maurusreliquien damit zu erklären sein, daß aus ihnen Mauritiusreliquien wurden? Diese Frage wäre gegenstandslos, wenn im Hauptschrein oder in einem der beiden anderen Schreine Maurusreliquien aufbewahrt worden wären“405. Da dies tatsächlich der Fall ist, bleibt die Frage ebenso gegenstandslos wie die daran anknüpfenden Hypothesen zur Frühgeschichte Tholeys. Läßt sich Mauritius als p a tron u s specialis Tholeys über das 11. Jahrhundert hinaus rückwärts sichern? Es fällt auf, daß das Kloster in zahlreichen Patronatskirchen, darunter solchen, deren Entstehung man nicht später als im 8./9. Jahrhundert an­ setzen kann, Mauritius als Pertinenzpatron, als Besitzanzeiger, weitergegeben hat406. Dieses Verhalten läßt sich kaum anders als mit der Existenz eines Tholeyer Patronats dieses Heiligen seit spätestens der karolingischen Epoche erklären. Es steht aber auch der Annahme nichts im Wege, daß Mauritius und socii von der Gründung an die Hauptpatrone der Stiftung Grimos gewesen sind407. Gerade Ver­

    401 402 403 404

    Bruckner, Reg. Alsatiae Nr. 394. Bruckner, Reg. Alsatiae Nr. 412. Pauly, Landkap. Wadrill 116 f. ; Pauly, Güter 26 f. ; Pauly, Gesch. Trier I 45 ff. Levison, Frühzeit 106. Aus der Lektüre der S. 107 des Aufsatzes von Levison läßt sich freilich der Setzfehler erschließen und korrigieren. 405 Pauly, Landkap. Wadrill 134. 406 Die Auffassung Paulys, Tholey habe das Mauritiuspatrozinium nur wenig verbreitet (Pauly, Landkap. Wadrill 140), entspricht nicht den Tatsachen. Vgl. zu den Tholeyer Mauritiuspatrozinien Ewig, Trier 291. Im einzelnen tragen folgende Tholeyer Kirchen das Mauritiuspatrozinium: im Bliesgau 1) Ormesheim, 2) Obergailbach, 3) Lixingen (Fi­ liale Welferdingen), 4) Rubenheim?, 5) Erfweiler ?; im Niedgau 6) Gehnkirchen, 7) Rodendorf/Chäteau-Rouge, 8) Bischdorf/Bistroff bei Gros-Tenquin; im Nahegau 9) Es­ senheim, 10) Freilaubersheim, 11) 4-Bommenkirchen bei Altenbamberg a.d. Alsenz, 12) Nebenpatronat in St. Medard a. Glan. Vgl. Haubrichs, Ortsnamen; Pöhlmann, Gesch. Bliesgau II 3; Pauly, Landkapitel Merzig; Pauly, Landkapitel Wadrill; Pauly, Güter; Brilmayer, Rheinhessen. 407 Vgl. zur Geschichte des Mauritiuskultes: Herzberg, Mauritius, passim. Dabei können die Tholeyer Mauritiusreliquien durchaus aus Agaunum stammen. Dafür spricht, daß man in Tholey auch de cerebro sancti Exuperii martyris, also Kopfreliquien des Märtyrer­ genossen des Mauritius besaß. Der alte Reliquienschatz von St. Maurice d’Agaume ent­ hielt nach dem Inventar von 1550/72 (Aubert, Trésor Nr. 35, S. 238 f.) auch: Sancti Ex­ uperii caput... cum pluribus aliis ipsius ossibus.

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    dun besaß in der suburbanen, dem hl. Mauritius und seinem Genossen Victor ge­ weihten Kirche am Ausgang der römischen Straße aus der civita s nach Westen, am Rande eines römischen Gräberfeldes ein sicherlich bis in die Merowingerzeit zu­ rückreichendes Kultzentrum408. Einen ebenso alten Stützpunkt besaß der Heilige von Agaunum im nahen Toul in der von Bischof Alodius im 6. Jahrhundert ge­ gründeten Kirche409. Verdun hatte sein Patrozinium auch der in der Trierer Diöze­ se gelegenen Eigenkirche von Fillières gegeben410. Mauritius schützte ferner die Eigenkirche des Domkapitels in Récourt411. Die Kirche von Bras, wenige Kilome­ ter nördlich von Verdun an der Maas gelegen, Sitz einer Kolonie von n ego cia to res, die um 800 offenbar aus königlichem Schutz in den des Bischofs entlassen wurde, war ebenfalls dem Märtyrer von Agaunum und burgundischen Königsheiligen ge­ weiht. Da sich auch die Kirche dieses Ortes später im Besitz des Bischofs von Ver­ dun befindet, der sie an das Eigenkloster St. Maur gibt, gehörte sie wohl zur Händ­ lersiedlung412. Schließlich ist die Mauritiuskirche des Klosters Beaulieu als Grün­ dung auf fiskalem Grund bereits 701/02 als Sanctus M oricius belegt (vgl. u. S. 108). Ihr Stifter Chraudingus kam — nach einer durchaus glaubwürdigen Tradi­ tion - aus Tholey, woher er wohl auch eine Mauritiusreliquie mitbrachte. Die ebenfalls aus Fiskalgut an St. Arnulf in Metz gelangte, nach Ausweis ihrer Chor­ schranken merowingische Kirche von Cheminot südlich von Metz besaß das Pa­ trozinium des Führers der thebäischen Legion413. Die mit ihren Interessen auch die Maas bei Verdun tangierende mächtige Adelsfamilie der Etichonen414 unterstellte seinem Schutz in der zweiten Hälfte des siebten Jahrhunderts ihre Gründung Ebersmünster415. Auch im elsässischen Etichonenkloster Murbach und im lothrin­ gischen St. Die war Mauritius wohl früh vertreten416. Zwischen 662 und 673/75 er­ richtete Bercharius, der Gründer von Montier-en-Der an der Voyre ein m o n a ste-

    408 Gabriel, Notice hist. 154 ff.; Gabriel, Verdun 392. 464. Vgl. Prinz, Mönchtum 109 f. Der Verduner Pouillé von um 1600 stellt die Victorkirche in einen ganz engen Zusam­ menhang mit dem Mauritiuskult: Parochialis ecclesia Sancti Victoris, militis ex legione sancti Mauricii, ducis legionis Thaebeorum ... (Longnon/Carrière, Pouillés Trêves 363). Das Patroziniumsfest wurde am Tag des hl. Mauritius (22. IX.) gefeiert. Vgl. Robinet, Pouillé Verdun. 409 Ewig, Trier 102 f. ; Gauthier, Evangélisation 232. 410 Pauly, Siedlung, Schlußbd. 255; Müller, Dekanate 282 f. (1034 bereits belegt). 411 Longnon/Carrière, Pouillés Trêves 373. 412 Longnon/Carrière, Pouillés Trêves 364. Vgl. dazu Haubrichs, Urkunde Pippin. Alt ist sicherlich auch die Pfarrkirche St. Maurice bei Etain, die zum Fernbesitz der Abtei St. Hubert in den Ardennen gehörte und inmitten eines Fiskalkomplexes des 7. Jhs. liegt (Longnon/Carrière, Pouillés Trêves 380). Die Mauritiuskirche von Damvillers an der Tinte gehörte zu einem Komplex von Fernbesitz des Klosters Mettlach, der wohl durch dessen Gründer, die mit den Pippiniden verbündete Adelsfamilie der Widonen, zu Be­ ginn des 8. Jhs. an die saarländische Abtei gekommen war (Longnon/Carrière, Pouillés Trêves 364). Da Mettlach den Mauritiuskult nicht förderte, wird auch hier, ebenfalls in einem an einen Fiskalbezirk angelehnten Ort, die Kirche älter sein. 413 MG SS XXIV 535; vgl. Dorvaux, Pouillés 535 f. 414 Vgl. Haubrichs, Siedlungsnamen 256 Anm. 117 (mit Lit.). Zur elsässischen Adelsfamilie allg. vgl. Vollmer, Etichonen 137 ff.; Wilsdorf, Etichonides 1 ff.; Wilsdorf, Monaste­ rium 1 ff. 415 Vgl. Anm. 4 0 0 -4 0 2 . 416 Bruckner, Reg. Alsatiae Nr. 112. 69; vgl. Ewig, Trier 160; Prinz, Mönchtum 109 f.

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    n o lu m ...a d h o n o rem B eati M auricii4U. In den Landen an Mosel und oberer Maas war der Mauritiuskult im 7. Jahrhundert wohl etabliert418. Nichts hindert uns an­ zunehmen, daß auch Grimo diesen berühmten Heiligen seiner Gründung zum Pa­ tron gab419. Kein Vertrauen jedoch verdient die Nachricht der Tholeyer Abtslisten, daß der Diakon der Kirche von Verdun auch Leiter der von ihm gegründeten Klerikerge­ meinschaft geworden sei. Für den Diakon waren St. Mauritius in Tholey und St. Agatha in Longuyon, St. Peter in Temmels, Armenspitale an verschiedenen Orten und ein Haus in Trier nur Steine in einem größeren Spiel. Hätte es im Tholey des 9./10. Jahrhunderts auch nur den Schatten einer Nachricht über eine Abtschaft Grimos gegeben, Berthar und die den Werdegang des Paulusschülers ausschmükkende ,Vita S. Pauli‘ hätten nicht darüber geschwiegen. So bleibt der erste Abt der neuentstandenen Klerikergemeinschaft ein Mann, über den wir nichts weiter wis­ sen, als daß er einen romanischen Namen trug. 4. Leo420 (nach 6 3 4-?): Es sei immerhin darauf verwiesen, daß zur selben Zeit (vor der Mitte des 7. Jahr­ hunderts) ein Leo v ir sanctissim us als Abt in einem suburbanen Kloster der austrasischen civitas Troyes wirkt421. Ihm folgt der ebenso unbekannte 5. ''C h roth m eru sAn: Sein Name ist in der fränkischen Führungsschicht zwischen 651 und 691 nicht unvertraut421 .

    417 Vita S. Bercharii abb. Dervensis, c. 15, ed. Mabillon, AA SS Ord. S. Ben. saec. II 840. 418 Für Tholey ist auch nach der Gründungszeit mit Beziehungen nach Burgund zu rechnen. So besaß man Reliquien des hl. Desiderius von Vienne unadie eines sancti Ewaldi episco­ pi, die sich auf Bischof Eoaldus von Vienne (Anf. 8. Jh.), den Erbauer der Mauritius-Kir­ che zu Vienne, beziehen müssen. Vgl. Levison, Geschichte 74 f. 419 Das hochmittelalterliche Siegel vo n ih o ley zeigt, daß die Abtei später auch den militäri­ schen Kult des Heiligen rezipiert hat. Es bildet einen Reiter mit Lanze ab und trägt die Umschrift SANTVS M[AVRITI] VS DVX. Vgl. Ewald, Rhein. Siegel IV, 2, Taf. 25 Nr. 8. 420 Vgl. o. S. 47 Nr. 4. Leo kommt als Name in der gallisch-romanischen Oberschicht der Spätantike und frühen Merowingerzeit häufiger vor. Ein Leo vir spectabilis aus Nar­ bonne lebte am Hofe des westgotischen Königs Eurich (466 - 484). Leo, Sohn des Aspasius und Bruder des patricius Jovinus, war 565 mit Venantius Fortunatus am austrasischen Hof in Metz. Vgl. Stroheker, Adel 187 Nr. 213. 188 Nr. 213. Aus dem 6./7. Jh. fand sich der Grabstein eines Leo in St. Gereon zu Köln, angesichts der Bedeutung dieser Kirche sicherlich eine herausgehobene Persönlichkeit. Vgl. Steuer, Franken 97. Auch ein Bischof von Sens trägt um 540 diesen Namen (MG Epp. Mer. 437 f.). 421 Vita Frodoberti abb. Cellensis, MG SS rer. Mer. V. 79. 422 Vgl. o. S. 47 Nr. 5. 423 Venantius Fortunatus kennt in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. einen 'rHrodomeres (hs. Prodomeres, eine unmögliche Namensform). Ein sacebaro Chrodmarus ist 641 im pavus von Thérouanne tätig (Ebling, Prosopographie 119 Nr. CXXXIII), Ein fränkischer Grundherr mit Namen Chrocfomarus tritt 691 auf (Pardessus, Dipl. II Nr. 421).

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    6. C ra udin gu s424 (?-v o r 662/75): Die von Richard von St. Vanne zwischen 1020/46 verfaßte, Vita S. Chraudingi'hat den Gründer der Abtei Beaulieu (U uaslogium ) in den Argonnen westlich Verdun mit dem Tholeyer Abt Craudingus identifiziert, ob zu Recht oder zu Unrecht, kann nur eine Analyse der Vita zeigen, welche die Intentionen Richards von den Nachrichten und Quellen, die ihm zu Gebote standen, zu scheiden versucht425: D ie, Vita S. Chraudingi' war nicht verbreitet. Die einzige bekannte Handschrift ist Cod. Châlons-s-Marne B. M. 57 und wurde gegen 1100 im Kloster St. Pierre-auMont in Châlons geschrieben426. Richard von St. Vanne, über dessen Verfasser­ schaft wir aus seiner Lebensbeschreibung informiert sind427, hatte neben St. Vanne in Verdun und Beaulieu, wo er um 1015 einen Klosterneubau durchführte und ein Reliquiar für die Reliquien des hl. Chraudingus herstellen ließ428, zeitweilig (be­ reits vor 1028) auch St. Pierre geleitet429. Es ist eine ansprechende Vermutung, daß die Vorlage des Legendars, das auch zwei Kölner Viten, die des hl. Gereon und der einer Kultblüte entgegengehenden hl. Ursula430 enthielt, durch Richard nach Châlons kam431, der eine kleine Mönchskolonie samt notwendigen Büchern in das Champagne-Kloster entsandt hatte. Richard von St. Vanne steht mit seiner Vita durchaus in der Tradition der Verdu­ ner Hagiographie des späten 10. Jahrhunderts. Die ,Vita S. Pauli' wird z.Teil wörtlich ausgeschrieben432, im Tugendkatalog orientiert sie sich zusätzlich an der ,Vita S. Madelvei'433 und auch die ,Vita S. Magnerici' seines Trierer Freundes Eberwin von St. Martin war ihm bekannt434.

    424 Vgl. o. S. 48 Nr. 6. 425 Vgl. über Craudingus (St. Rouin) und seine Gründung Beaulieu: Roussel, Histoire Ver­ dun I 147 f. II 195 ff. ; Clouet, Histoire Verdun I 172 ff. ; Buirette, Histoire, passim; Didiot, St. Rouin, passim; Lemaire, Recherches 18 ff. 156 ff.; Bonnet, Histoire St. Rouin 1 ff.; Leriche, Argonne 24 ff.; Ewig, Trier 122; Thiele, St. Rodingus 337 ff.; Prinz, Mönchtum 109, 138; Dauphin, Abbé Richard 232 f. ; Arnod, Lorraine 133 ff. ; Gauthier, Evangélisation 343 f. 426 AA SS Sept. V 513-517. Vgl. Levison, in: Bonner Jbb. 132 (1928) 141. Eine jüngere, hi­ storisch wertlose Vita findet sich bei Menard, Martyrologium 690-695. Wertlos sind auch die Nachrichten bei Wassebourg, Antiquitez II, F. 17. 427 Vita S. Richardi, c. 12, ed. Mabillon, AA SS OSB saec. VI, 1, 525; MG S S X I286: ...San­ cti Rodingi confessoris, cujus ipse Vitam honorifico sermone composuit. 428 Lemaire, Recherches 18 ff.; Dauphin, Abbé Richard 233. 429 Dauphin, Abbé Richard 217 f. 430 Vgl. Levison, Ursula-Legende; Coens, Vierges martyrs 89 ff. 431 Zur Datierung der ,Vita S. Chraudingi': Sackur, Richard 31 f. ; Dauphin, Abbé Richard 288 ff., setzen den Beginn der Abtscdiaft Richards in Beaulieu um 1015 an. Prior war Poppo, der seit 1020 Stablo, seit 1022 auch St. Maximin leitete. Nach Levison, Geschich­ te 67, zitiert die Vita die durch Poppo vorgenommene Umdeutung des Klosternamens Waslogium > Belluslocus. Sie wäre also erst nach Poppos Aufenthalt in Beaulieu, nach 1020, zu datieren. 432 Besonders Kap. 1 zitiert wörtlich Kap. 3 der ,Vka S. Pauli'. Vgl. Levison, Geschichte 67. 433 Vgl. o. S. 71 ff. 434 Das gilt vor allem für die Parallelisierung Kolumbans und Gallus mit dem angeblichen Begleiter Chraudingus, AA SS Sept. V 514 A, die in der, Vita S. Magnerici' bereits vorbe­ reitet sind. Es gilt aber auch für die aus diesem Text übernommene Problematik des Mönchs zwischen Anachorese und Coenobitentum. Vgl. Haubrichs, Basenvillare 11 ff.

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    Der Inhalt ist folgender: Im ersten Hauptteil wird die Herkunft des Heiligen aus einer S cotoru m prosapia, seine Erziehung im katholischen Glauben, seine Bi­ schofsweihe, seine p ereg rin a tio aus der Heimat, eine merkwürdig an irische Le­ genden anklingende n a viga tio auf drei Meeren433 und seine Ankunft in der B elgica regio in aller Kürze erzählt. Wohl in Inspiration durch Eberwin berichtet Richard, daß mit ihm Columban und Gallus ankamen, deren einer der Schutzpatron Ita­ liens, der andere Galliens geworden sei435436. Es soll dem Leser suggeriert werden, daß man in Chraudingus den Patron der B elgica erblicken müsse. Chraudingus be­ endet seine erste p ereg rin a tio mit dem Eintritt ins Kloster des hl. Mauritius situm in saltu Vosagu, in das Kloster Tholey. Durch seine Tugenden erwirbt er sich alsbald die fa m a eines v ir sanctus. Beim To­ de des Abtes wird er dessen Nachfolger :fra tru m electio n e et T reviren sis m etro p o litani a u cto rita te D om in ici g r eg is p a stor institu itu r^ 7. Das merkwürdige Wahlver­ fahren ist wohl nur als Reflex auf Praxis und Wünsche der Gegenwart Richards zu werten. Unter bemerkenswerter Aussparung des Eigenkirchenherrn, des Verdu­ ner Bischofs Paulus, wird der Wahlakt durch die Brüder gemäß der Regel Bene­ dikts kombiniert mit der Bestätigung durch den Diözesanbischof von Trier, wie sie uns spätestens für das 12. Jahrhundert tatsächlich für Tholeyer Abte belegt ist438. Den erfolgreichen Abt packt jedoch erneut das d esid eriu m rem otioris v ita e, die Sehnsucht nach eremitischer Existenz. Eine neue p ereg rin a tio kündigt sich an. Chraudingus setzt vor seinem Aufbruch seinen Neffen Chroduinus in Tholey als Abt ein. Auf seiner Reise nach Westen trifft er in Verdun den Bischof Paulus, dessen Tho­ leyer monastische Vergangenheit nach der , Vita S. Pauli' zitiert wird. Die schnell hergestellte fa m ilia rita s des Heiligen von Beaulieu mit dem Heiligen von Verdun wird akzeptiert. Mit zwei Schülern wandert er bald weiter nach We­ sten in den saltus A rgoen n ae solitudinis, wo er sich am Ort W aslogium 439 - quasi Vastus locu s v o ca tu m - niederläßt. In Rodung und Aufbau wird der wüste Ort in eine Stätte des Gottesdienstes verwandelt: locu s ille solitudin is in cu ltu m v er titu r divin a e laudationis. In einem nächsten Abschnitt wird der aus der Vita Kolumbans bekannte Konflikt des Heiligen mit einem d iv es und tyran n u s eingebaut, hier Austresius, der auf sei­ nem p ra ed iu m A ustresii cu rtis weilt und sich in seinen Waldrechten geschädigt fühlt. Chraudingus unternimmt eine Pilgerreise nach Rom. Unterdessen ereignet sich ein Strafwunder an dem tyrannus. Weitere Heilungswunder durch die Hand des Heiligen folgen. Da sie stets mit Schenkungen verbunden sind, scheinen sie im

    435 Die bekannteste und auch auf dem Kontinent seit dem 9. Jh. weitverbreitete irische See­ fahrtslegende ist die ,Navigatio S. Brendani“. Vgl. J. Hennig, in: LM II (19831 606. 436 Die Legende knüpft an die Gründung Bobbios durch Kolumban und St. Gallens durch Gallus an. 437 Den Anachronismus des Eingriffs des Erzbischofs von Trier in die Abtswahl bemerkte bereits Thiele, St. Rodingus 340. 438 Vgl. u. S. 178. 182. 439 Der urprüngliche Name des Klosters ist in dem SN Waly (1121 Walley) bei Triaucourt erhalten. Vgl. Lienard, Dict. Meuse 261.

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    Rahmen der Funktionen der Vita der sakralen und juristischen Absicherung der Besitzungen (A ustresü curtis = Autrécourt-sur-Aire, Meuse, Ka. Triaucourt440; R iessonis v icu lu s = Resson, Meuse, Ka. Vavincourt441 ; A rgisivilla = Auzéville, Meuse, Ka. Clermont442; B onna = + Bonne, Gde. Autrécourt, Meuse, Ka. Triau­ court443) des Klosters zu dienen444, das Chraudingus - nun auf einer wirtschaftli­ chen Basis - in h o n o rem S. S alvatoris sa n ctiq u e M auricii m artyris et socioru m eju s errichtet445. Es ist wieder einer der Züge, die an die Zeit Richards gemahnen, wenn er nun den Klostergründer nach Rom reisen läßt, um für seine Stiftung ein päpstliches Privileg zu erlangen, wie es zu Ausgang des 10. Jahrhunderts zum Beispiel St. Martin in Trier und St. Paul in Verdun erhalten hatten446. Auf dem Rückweg erwirbt der Abt in St. Maurice d’Agaune eine Reliquie des hl. Mauritius. Die Gründung in den Argonnen floriert; aus der Umgebung und aus fernen Lan­ den, auch aus Irland kommen die neuen Mönche; zahlreichen Schenkungen tritt schließlich eine Donation des Frankenkönigs Childerich hinzu, der die v illa E rm e-

    440 Lienard, Dict. Meuse 10. Wie ein Beleg von 1069 Austraudi curtis (Paris B. N. lat. 9072, F. 3 ff., Or.) erkennen läßt, ist der SN mit dem PN Austroald gebildet. Richard von St. Vanne hat den Namen volksetymologisch - wohl im Anklang an Austrasia- aus *Austreicourt rückgebildet. 441 Lienard, Die. Meuse 192. Der Ort (10. Jh. Reson, 11. Jh. Reson, 1220 Resson, 1402 Ressonum) liegt am „ruisseau de Reson“, einem Zufluß des Ornain, und zwar im Quellbe­ reich des Baches. Der SN ist also wohl vom Gewässernamen abgeleitet. Eine andere Ety­ mologie bei van Schaik, Noms de lieux 350 f. 442 Lienard, Dict. Meuse 10 f. ; Paris B. N. Lat. 8072, F. 3 ff. (Or.). Der SN lautet 1069 Algeivilla, 1125 Alzeivilla, 1239 Auzeville. Für freundliche philologische Auskünfte, wel­ che die Identifizierung sichern, habe ich meinem romanistischen Kollegen M. Pfister (Saarbrücken) zu danken. Anzusetzen ist als Ausgangsform *Adalgisi-villa. Ganz analog verlief die Entwicklung bei einem anderen Ort des Verdunois, Mogéville (Meuse, Ka. Étain): *Amalgisi-villa > 1060 Amolgisi villa > 1046/60 Amogesi villa > vor 1139 Amonsgei villa. 443 Lienara, Die. Meuse 29. Es handelt sich um den Namen einer Quelle und eines Baches auf der Gemarkung von Autrécourt. Da sich der Gewässername bei dem von Austresius ver­ schenkten Ort findet und Bonna zudem aus der Hand von des Austresius Schwester Ba­ va an Chraudingus gelangt sein soll, dürfte die Identifizierung und damit die Annahme einer Wüstung jedoch gerechtfertigt sein. Flurnamen (Bonne, Devant Bonne) ermögli­ chen die Lokalisierung der Wüstung in der Gemarkung von Autrécourt: sie lag sw. des Ortes zwischen der Straße von Clermont nach Bar-le-Duc (N 398) und dem Weg von Èvres nach Autrécourt, etwa auf halbem Wege zwischen A. und Waly. Ich habe Frau Christa Jochum und Frau Martina Pitz (Saarbrücken) für Ermittlungen in den Archives de la Meuse (Bar-le-Duc) zu danken. 444 Vgl. auch Bonnet, Histoire St. Rouin 2: „La biographie de saint Rouin est donc à la fois une exhortation à la sainteté et une sorte de condensé de cartulaire“. 445 Wenn ich recht sehe, wird Beaulieu mit Mauritiuspatrozinium urkundlich zuerst 1021/ 25 als Belloloco apud sanctum Moricium erwähnt (Bloch, Urk. St. Vanne I 432). Vgl. auch 1060 abbas i. Mauritii: Clouet, Histoire Verdun I 177. Das Schweigen der Vorzeit sagt bei der Vernichtung des Urkundenbestands von Beaulieu und anderer Verduner Kloster freilich nichts gegen die Authentizität des Patroziniums. Vgl. zu Mauritiusreli­ quien in Beaulieu Urkunden von 1156/62 und 1186/1208 u. S. 103; Ferner S. 108. 446 Vgl. u. S. 155. Zu Pilgerreisen nach Rom in merowingischer Zeit vgl. Scheibeireiter, Bischof 234 f. ; Angenendt, Peregrinatio 72 ff. (besonders für das irofränkische Mönch­ tum).

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    riaca (var. D o m en a ca )447 dem Abt übergibt, die Abtei in seinen Schutz nimmt, ihr die Immunität verleiht und dem Bischof von Verdun als dem Diözesan die ord in es sacri und die b en ed ictio reserviert. Erneut zieht es danach den Klostergründer in den erem u s, um sich der d ivin a con tem p la tio hinzugeben. Zuvor aber setzt er cu m consen su fra tru m den Mönch Stephan als Abt ein. Unweit des Klosters läßt sich der Anachoret an einem locu s h orroris et v a sta e soli­ tudinis nieder. Zu hohen Festtagen und auch gelegentlich n achts-zu Zwecken der Predigt und co rrectio - kehrt der Einsiedler ins Kloster zurück. Aus dieser mühsa­ men Arbeit ruft ihn Gott an einem 17. September zu sich. Man begräbt den Heili­ gen in der Klosterkirche a n te aram S. Joh a n n is E uangelistae. Es ist deutlich, daß Richards Werk vor allem zwei Ziele verfolgt, ein materielles und ein spirituelles447*. Er will zum einen den Besitz und den Rechtsstatus des Klo­ sters sichern, er will zum andern im Leben des Chraudingus ein Exempel heiliger Existenz fixieren, in dem sich monastische und anachoretische Strömungen und Wünsche seiner Zeit, ja vielleicht seiner Person auf eigenartige Weise mischen. Die Unmöglichkeit und Möglichkeit der Vereinbarung von anachoretischer Existenz als höchster Stufe der zu erreichenden Heiligkeit des Einzelnen und von coenobitischer Existenz als der Notwendigkeit der Vielen wird diskutiert. Deswegen bricht Chraudingus stets von neuem zur p ereg rin a tio in den erem u s auf, nachdem er eine monastische Gemeinschaft stabilisiert und der v ita regu la ris unterworfen hat. Der seit der Zeit Benedikts virulente Gegensatz zwischen den verschiedenen g en e r a m on a choru m , den p e r eg r in i, wie sie vor allem Irland hervorbrachte, den erem iti und den co en o b iti wird in der Person des Chraudingus überwunden. Und er ver­ hält sich in seinem Streben nach der Anachorese so, wie die Regel Benedikts (c. 1) den wahren Eremiten beschreibt: Ein solcher nimmt das anachoretische Mönchs­ leben „nicht im ersten Eifer des Anfängers auf“, sondern hat „eine lange Zeit der Prüfung und Bewährung im Kloster verbracht. Durch die Hilfe vieler Brüder ge­ schult“, hat er gelernt, „gegen den Teufel zu kämpfen“. So also nimmt Chraudin­ gus trefflich gerüstet den Einzelkampf im erem u s auf. Er geht den Weg des Paulus von Verdun, dessen Vita Richard kannte und verwandte, in umgekehrter, in wahr­ haft benediktinischer Richtung. Die Kunst des weichen Übergangs von der coenobitischen zur anachoretischen Existenz demonstriert Chraudingus gleich mehr­ fach. Diesen für Richard wichtigen Motivkomplex hat sein Freund Eberwin in der

    447 Zur Identifizierung von Ermeriaca vgl. u. S. 108 ff. In der von Menard edierten zwei­ ten Fassung der „Vita S. Chraudingi“ findet sich die Variante Domenaca, die - falls es sich nicht um einen Lesefehler handeln sollte —durchaus den Reflex einer zweiten Schen­ kung bilden könnte, läßt sie sich doch innerhalb des Verdunois identifizieren mit Domprix (Meurthe-et-Moselle, Ka. Audun-le-Roman), 1064 Domereis (Herbomez, Cart. Gorze Nr. 137), um 1600 de Dommerego (Longnon/Carrière, Pouilles Trêves 375). 447aBeaulieu wurde durch Abt Richard umfassend reformiert und restauriert ... inter quas Bellogiensis ecclesia meritis gloriosi martyris Mauritii insignis, et sancti Rodingi confesso­ ris, cuius ipse vitam honorifico sermone composuit, et feretrum auro et argento decoravit, exstat eius sacris studiis nobilitata, cuius fastidium augmentavit, claustro et necessariis officinis adornavit, variisque utensilibus ditavit. MG SS Xf 286.

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    ,Vita S. MagnericP in den Personen der Vorzeiteremiten Wulfilaich, Paulus, Wandeünus, Disibodus, Carileffus und Ingobertus aufklingen lassen und später an ei­ nem zeitgenössischen Beispiel, dem hl, Simeon von Trier, der sich beiden auf einer Palästinawallfahrt angeschlossen hatte, noch einmal ausgeführt. Dieser Motiv­ komplex ist für die , Vita S. ChraudingP so wichtig, daß man hat sagen können, sie sei „un document de premier ordre sur Pappel à la vie solitaire au cours du XIe sièc­ le“448. In den gleichen Motivkomplex gehört auch die Hibernisierung des Helden449, die trotz der unzweifelhaft germanischen, aber für Richard wohl nur noch unbe­ stimmt archaisch und fremd klingenden Namen des Chraudingus und seines Nef­ fen Chroduinus durchgeführt wird450. Denn gerade an den irischen p e reg rin i des 10. Jahrhunderts ließ sich das aktuelle Problem für alle Zeitgenossen aufweisen. Hier spielen sicherlich persönliche Erfahrungen mit. St. Vanne war unter Bischof Heimo von Verdun (988/90-1024) durch den Iren Fingenus (f 1004) und sieben irische Mönche reformiert worden, die aber offenbar nicht nach der Regel Bene­ dikts leben wollten451. Richard war in St. Vanne eingetreten, aber wieder gegan­ gen, als er feststellen mußte, daß ein reguläres Leben im Kloster sich nicht einfüh­ ren ließ452. So stellt er seinen Zeitgenossen mit dem Gründer von Beaulieu neben Columban und Gallus eine weitere Mönchspersönlichkeit vor Augen, der es ge­ lungen war, die irische p ereg rin a tio einzubinden in die Strenge monastischer Regularität, ohne den Willen zur Perfektion im Anachoretentum aufgeben zu müs­ sen. Viele Iren folgten in diesem Falle, wie die Vita ausführt, dem Beispiel des Chraudingus. Alles also, was mit dem angeblichen Irentum des Heiligen von Beaulieu zusam­ menhängt, verdient als tendenziöse Erweiterung keinerlei Vertrauen. Die histori­ sche Existenz des Chraudingus kann jedoch kaum bestritten werden453. Berthar

    448 Bonnet, Histoire St. Rouin 11. Vgl. zu anachoretischen Tendenzen in der Frömmigkeit Lothringens im 11. Jh. Parisse, Vie 31 ff. Zum Problem des Wechsels zwischen eremiti­ schen und coenobitischen Phasen im Mönchsleben vgl. allgemein Leclerccg Mönchtum 212 ff. In Simeon, dem aus dem Orient gekommenen späteren Trierer Einsiedler, kannte Richard von St. Vanne einen konkreten Fall dieser Problematik, in dem er sein eigenes Mühen gespiegelt sah. Simeons Vita schrieb Richards Freund Eberwin von Tholey (vgl. u. S. 168 ff.). 449 Vgl. J. Hennig, in: Irish Ecclesiastical Record Nr. 95 (Dublin 1961) 137;Hennig, Irland­ kunde 688 f. 693 f. ; Bieler, Irland 107. Gelegentlich wird der Gründer von Beaulieu noch in der heutigen lothringischen Geschichtsforschung für einen Iren gehalten: Vgl. Parisse u.a., Hist. Lorraine 101. 450 Das geschah auch anderen Heiligen mit unzweifelhaft germanischen Namen im 10./11. Jh., z. B. Fridolenus von Säckingen, Disibodo und Wandalenus. Vgl. Koch, St. Fridolin, passim; Selzer, St. Wendelin 30 ff. ; Haubrichs, Basenvillare 14 f. 451 Schultze, Klosterreform 5 7 - 7 8 ; Sackur, Richard 7 f.; Dauphin, Abbé Richard 70. Die persönliche Erfahrung Richards mit irischen peregrini spiegelt sich in folgendem Satz der Vita c. 13 (AA SS Sept. V 516 E ):... erat enim, ut sunt plurimi nationis Scotorum, astroloiae peritus. ackur, Richard 7 f. ; Dauphin, Abbé Richard 73 f. ; Semmler, Iren 950 f. ; Bulst, Mönch­ tum 961 f. 453 Vgl. zur Quellenkritik der „Vita S. Chraudingi“ Bonnet, Histoire St. Rouin 3 (Betonung mündlicher Quellen); Levison, Geschichte 67; Thiele, St. Rodingus 337 ff.; Gauthier, Evangélisation 343 f.

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    erwähnt ihn in seiner 916/17 entstandenen Zusammenstellung der Verduner Bi­ schofsregesten für die Zeit des ausgehenden 7. Jahrhunderts454; Flodoard von Reims bezeugt seinen Kult anläßlich einer Reliquienprozession (D eferuntur ... sanctus R odincus d e W aslogio) im Jahre 918455 und auch noch später wird das co r ­ pus sancti G rau dingi in Beaulieu verehrt456. Auch in Verdun besaß man Reliquien des G raudingus ep iscopu s457. Die Verduner Kalendartradition hält seit ihrem Ein­ setzen im elften Jahrhundert den reichen Kult des Heiligen fest, und zwar einmal seinen Todestag (17. IX.): 1. Cod. Verdun B. M. 10 (St. Airy s. XI ex.), F. 53 r (Nachtrag): Ipso d ie in m o n te u u a slogio ■B eatissim i con fessoris G rau din gi458. 2. Cod. Verdun B. M. 7 (St. Vanne s. XI ex.), F 124v: E odem d ie uuas la gio • natalis sa n cti g h r o d in g i abbatis. 3. Cod. Verdun B.M . 12 (St. Paul s. XI/XII), F. 39v (1. Hand): E odem d ie uuas lo gio • natalis sancti g h ro d in g i abbatis. 4. Cod. Verdun 6 (Kathedrale 1245/52, F. 250r): Item na tale sancti R o d in gi459. Den Eintrag G rau dingi co n fesso n s verzeichnen auch die Kalendare Cod. Verdun 129 (St. Vanne s. XII ex.), F. Er; Verdun 128 (St. Vanne, s. XIII), F. Er; Verdun 109 (St. Vanne s. XIII, F. Er; Verdun 127 (St. Vanne s. XIV), F. 10r. Das Translationsfest des Abtes von Beaulieu zum 6. Februar findet sich ebenfalls bereits seit dem 11. Jahrhundert: 1. Cod. Verdun B.M . 7 (St. Vanne s. XI ex.), F. 65r: E odem d ie ■translatio sa n cti cra u d in gi abbatis. 2. Cod. Verdun B. M. 10 (St. Airy s. XI ex.), F. 17v: In m o n te W aslogie translatio corp oris Sancti C rod in gi abbatis. 3. Cod. Verdun B.M . 11 (St. A iry s. XIII), F. 16v: In m o n te w a s lo g io translatio corp oris sancti C rod in gi abbatis.

    454 MG SS IV 43. 455 Flodoard, Hist. Rem. IV, c. 41, MG SS XIII 593. Vgl, Jussy, Histoire II 71 f. Anra. 2. 456 Urkunde von 1156/62 oder 1186/1208 in Mém. Soc. Lettres, Sciences et Arts de Bar-leDuc 28(1899) 138 f. :... Valfridus, quondam Barrensis castellanus, ad altare sancti Mauritii accedens, corpus sancti Graudingi, cum pignoribus gloriosi martyris Mauritii ab ecclesia sua deportaturus ... 457 Cod. Verdun B. M. 125 (Verduner Reliquienverzeichnis). 458 Derselbe Eintrag (auch mit halbunzialer Auszeichnung des Heiligennamens) im Martyrqlog des Cod. Verdun 11 (13. Jh. aus St. Airy), F. 61r. Vgl. zu den Kalendarien aus St. Airy demnächst Haubrichs, Hilariacum (wie Anm. 314). 459 Roussel, Histoire Verdun I, 148, zitiert ein weiteres Martyrologium der Kathedrale mit dem Eintrag: Beati Rodingi primi abbatis Belliloci in Argona. Aus einem weiteren nicht näher spezifizierten Martyrolog zitiert Roussel: In monte Waslogio beatissimi confessoris Graudingi, qui fuit amicus sancti Pauli. Hier handelt es sich um eine Kombination des Eintrags der Martyrologien von St. Airy und einer Reminiszenz aus der „Vita S. Chraudingi“.

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    Es ist deutlich sichtbar, daß die beiden Notizen - z. T. in denselben Handschriften - in ihren Namensformen unterschiedliche Altersschichten abbilden, wobei die Formen mit [au] die ältere Schicht repräsentieren, die mit [o] der Weiterentwick­ lung des /au/ im Altfranzösischen folgen. Alle - mit einer Ausnahme - verraten je­ doch ihre Abkunft von einer merowingerzeitlichen Schreibweise des germani­ schen [hr] in den vertrauten Variationen , , . Sie erhärten dem­ nach den Verdacht auf einen historischen Kern der Chraudinguslegende. Wenn wir versuchen, den historischen Kern in der von Richard neu geformten As­ ketenlegende des hl. Chraudingus freizulegen, so haben wir als chronologischen Anhaltspunkt innerhalb der Vita, nachdem die angebliche Begegnung mit Bischof Paulus von Verdun als leicht durchschaubarer Versuch zur Anbindung an einen bereits in Verdun bekannteren Heiligen verworfen werden muß, nur die Urkunde des Königs Childerich II. (662—673/75), das p ra ecep tu m ... g lo rio si C hilderici, qui tu n c tem p oris F rancorum o b tin eb a t regn u m . Es erweckt ein gewisses Vertrauen, daß Richard beim Referat dieser Urkunde nicht einen der bekannteren Merowin­ gerkönige wie z. B. Dagobert nennt. Soweit ich sehe, widerspricht auch der refe­ rierte Rechtsinhalt keineswegs den königlichen Klosterprivilegien der Zeit. Im Gegenteil: die von Richard referierte Merowingerurkunde erbringt den Beweis dafür, daß der Hagiograph ältere, durchaus vertrauenswürdige Quellen zur Klo­ stergeschichte besaß. Immunitätsprivilegien für Klöster sind nämlich für zeitge­ nössische merowingische Könige häufiger belegt, gerade für Childerich II. und seine Nachfolger Theuderich III. (673-690) und Chlodwig IL (690-694)460. Am genauesten entspricht wohl das Privileg Theuderichs III. für St. Calais von 673/81, wo Königsschutz und Immunität für die Mönche kombiniert w erden:... licea t eis su b serm o n e tuitionis n ostra e v e l sub em u n itatis n ostra e q u ietos v i v e r e a c resid ere ...460a. Nur die Reservation des Weiherechts für den Diözesanbischof scheint in Beaulieu auf den ersten Blick ungewöhnlich, jedoch könnten sich in diesem Teil des Präzepts die Gefahren niedergeschlagen haben, die sich aus dem Rang des Klo­ stergründers als episcopus für die Rechte des Ordinarius ergaben. Aber dazu spä­ ter.

    460 Immunitätsprivilegien zeitgenössischer merowingischer Könige sind z. B. MG DD Mer. II Nr. 65 (Childerich II. für Senones, verunechtet nach Vorlage von 662/75); I Nr. 31 (Childericn II. für Montierender, 673 VII 4); I Nr. 53 (Theuderich III. für Stablo, um 681); I Nr. 54 (Theuderich III. für St. Bertin, 682 X 23); I Nr. 55 (Theuderich III. für Montierender, 683 Mai 23); I Nr. 58 (Clodwig III. für St. Bertin, 691 V I 1). Am genaue­ sten entspricht MG DD Mer. I Nr. 50 (Theuderich III. für St. Calais, 673/81). Die Kö­ nigsschutzformel von St. Calais war sicherlich in merowingischer Zeit weiter verbreitet, als uns die fragmentarische Überlieferung erkennen läßt. Fast wörtlich wird sie wieder aufgenommen im Immunitätsprivileg Pippins von 763 für Prüm (MG DD Karol. I Nr. 18), liegt aber auch der Urkunde desselben Königs von 752/68 für Echternach (ebd. Nr. 30) und dem wahrscheinlich zur selben Zeit überarbeiteten Diplom Theuderichs IV. für Murbach von 728 (MG DD Imp. I Nr. 95; vgl. Bruckner, Regesta Nr. 114; Angenendt, Monachi peregrini 94) zugrunde. Vgl. ferner zu Beaulieu Clouet, Histoire Verdun I 176; Ewig, Trier 122. 460aMG DD Mer. I Nr. 50. Vgl. zur Entwicklung der tuitio und defensio des Königs zur Kö­ nigsherrschaft über Klöster, Lévy-Bruhl, Étude 89 ff. 116 ff.

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    Auch die von Richard berichteten Kontextelemente der Urkunde ergeben keine Verdachtsmomente: Die Unterstützung durch d iv ersa e pa la tin oru m p o testa tes stimmt mit dem Gebrauch sonstiger Childerichurkunden überein, welche Große des Reiches wie den Hausmeier Wulfoald und verschiedene d u ces als Intervenien­ ten aufführen461. Die Privilegierung und Ausstattung von Beaulieu stünde durch­ aus im Einklang mit den sonstigen Tendenzen Childerichs und seiner Reichsregie­ rung, welche die Vogesenklöster, z. B, St. Dié, Senones und Etival im Osten und im Westen etwa Montier-en-Der unterstützte462. Auch Bischof Gisloald von Ver­ dun, der bereits 634 als Archidiakon das Grimo-Testament unterzeichnet und 643/ 47 die Nachfolge des Paulus angetreten hatte, unterstützte die Klosterpolitik Chil­ derichs, wie seine Mitwirkung bei der Gründung von St. Dié 669/75 beweist463. Es scheint also, als ob U uaslogium das Childerich-Privileg unter Bischof Gisloald oder spätestens unter dessen unmittelbarem Nachfolger Gerebert, von dem wir keine sonstigen Daten besitzen, erhalten hat464. Dem Gerebert folgte spätestens 688/89 Armoinus, der noch 701/02 in einer Urkunde für St. Vanne genannt wird465. Im frühen 10. Jahrhundert hat Berthar den hl. Crodingus - so nennt er ihn - in sei­ ne Geschichte der Verduner Bischöfe eingeordnet466. Nach den recht umfangrei­ chen Ausführungen über Bischof Paulus fährt er fort: Post h u n c ex titit G isloaldus, G erebertu s, A rm oinus, A greb ertu s episcopi. H u­ ius tem p o re sa nctu s C rod in gu s W aslogium m on a steriu m construx it et su b d i­ tio n e n ostra e a ecclesia e posuit. Wenn sich huius auf den letzten der aufgeführten Bischöfe bezieht und nicht eine nachträglich falsch zugeordnete Marginalnotiz darstellt, behauptet Berthar also, daß der Gründer von Beaulieu zur Zeit des Bischofs Agrebertus lebte, von dem wir keine sonstige Kunde besitzen, der aber als Nachfolger des Armoinus zu Beginn

    461 MG DD Mer. I Nr. 22. 28. 29. etc.; Halkin/Roland, Stablo Nr. 6. Vgl. Levison, Mero­ wingerdiplome 745 ff. ; Ewig, Gallien II 474. 462 Vgl. Büttner, Erschließung 378 ff., 381 ff., 387 ff.; Prinz, Mönchtum 180 ff.; Gauthier, Evangelisation 299 ff. Zur Politik Childerichs II. vgl. ferner Fischer, Ebroin 137 ff.; Schneider, Königswahl 157 ff. ; Bund, Thronsturz 313 ff. Sein Hausmeier Wulfoald ge­ hörte zu jener südaustrasischen Adelsopposition gegen die Pippiniden, die im Kloster Weißenburg ein Kristallisationszentrum fand, die auch im Verdunois operierte und in deren verwandtschaftlichen Bindungen - wie unten genauer zu zeigen - wohl auch Chraudingus stand (vgl. Anm. 431). Auch Abt Bercharius von Montier-en-Der erbat sich von Childerich II. ein fiskales Waldgebiet zur Klostergründung. Vgl. Neiske, Kon­ ventslisten 245. 463 Vgl. Heidrich, Titulatur 221; Ewig, Gallien II 475 f. ; Ewig, Wimpfen 5 f. ; Gauthier, Evangélisation 299 ff. 417. 464 So auch Levison, Geschichte 67. 465 Bloch, Urkunden St. Vanne I 377 Nr. 1. 466 MG SS IV 43.

    105

    des 8. Jahrhunderts gewirkt haben muß467. Er behauptet ferner die Unterstellung der Neugründung unter die ditio der Verduner Kirche durch den Stifter. Hier muß kein Widerspruch zur Childerich-Urkunde vorliegen. Chraudingus, von dem die Klostersage das Faktum einer extremen Langlebigkeit bewahrt hat468, kann wie Grimo und vielleicht nach Tholeyer Vorbild sein Kloster gegen Ende seines Le­ bens der Kirche von Verdun übergeben haben. Daß Richard in seiner Vita diesen Umstand verschweigt, muß nicht verwundern. Er schweigt nämlich, obwohl er Berthar kennen mußte, verschweigt also. Der Grund ist leicht einzusehen: es ging ihm und seinen monastischen Mitstreitern ja um die Zurückdrängung der Einflüs­ se der Eigenkirchenherren in den Klöstern, um die libertas m onasterii. So ist es gut zu verstehen, wenn Richard bei Zitat der Childerich-Urkunde die reserv a tio der Rechte des Verduner Bischofs nur für den Vollzug der ord in es und der b en ed ictio anführt. Dabei war der angeführte Passus der Urkunde wohl viel eher restriktiv gegenüber dem Gründer gemeint. Von ihm nämlich weiß die Vita, wenn auch fast unwillig, verbannt in die irische Jugend des Heiligen und nur in einem Nebensatz berichtet, daß er o fficio p on tifica li insignitu s war4f’9. Die Klostertradition hielt die Bischofs­ würde des Chraudingus ebenfalls in der ,Metrica Bellilocensium abbatum series1 fest: Scotus erat, p ra esu l fo rsà n S cotisq ue R odin gu s470. Und ein Verduner Reli­ quienverzeichnis nennt ihn G raudingus ep iscopu s471. Dieses Detail paßte für Ri­ chard so gar nicht mehr in die monastische Landschaft; er hat aus ihm keinen wei­ teren Zug der Legende abgeleitet, obwohl dazu Gelegenheit gewesen wäre. So spricht gerade das mitgeschleppte Detail dafür, daß der episcopus Chraudingus au­ thentisch ist. Ob er nun Klosterbischof im Sinne des irofränkischen Mönchtums wie seine Zeitgenossen Gundalbert in Senones, Deodatus in St. Dié, Hildulf (?) in

    467 Gisloaldus als der erste Nachfolger des Bischofs Paulus unterschrieb 634 noch als Archidiakon das Grimo-Testament (Levison, Testament 119; Herrmann, Testament 80). Er ist weiter für 643/47 und 662/75 belegt (vgl. o. Anm. 463). Der Nachfolger Gisloalds war Gerebert, ist aber nicht datierbar. Dessen Nachfolger Armoinus erscheint 688/89 und 701/03 urkundlich (Bloch, Urk. St. Vanne I 377 f. ; Vita S. Ansberti, c. 18 MG SS rer. Mer. V 631). Daß der 701/02 belegte Archidiakon Anglebertus mit dem Nachfolger des Armoin, Agrebertus, identisch sei, ist eine onomastisch nicht zu stützende These von Gauthier, Evangélisation 417 f. Der PN-Stamm Agir- ist eine vorwiegend westfränkisch belegte Erweiterung zum Stamm Agi- (Kaufmann, Ergänzungen Förstemann 20 f. 23). Auen in gotischen und burgundischen Personennamen scheint die Variante Agir- > Ag­ ri- > Agre- vorzukommen (GamiUscheg, Romania Germanica III96 f.). Agrebertus und seine Nachfolger Bertalamius und Abbo sind nicht datierbar. Bischof Peppo war Zeitge­ nosse des Kampfes zwischen Karl Martell und dem westfränkischen Hausmeier Raganfred (716/17). Von seinen Nachfolgern Voschisus ( 10. F idea rd u s54' : Dieser Abt trägt einen frankoromanischen Hybridnamen.

    539 540 541 542

    543 544 545

    546 547

    126

    Paulv, Güter 36 ff.; Kirch, Geschichte Welferdingen I 193 ff. Haubrichs, Ortsnamen I 44 ff. Herrmann/Nolte, Frühgeschichte St. Arnual 112; Haubrichs, Ortsnamen I 32. Wampach, Gesch. Echternach 1 ,2, Nr. 14. Die Identifizierung des Gamundiis der Urkunde mit Saargemünd ist zum einen durch den Besitz der Plektrud-Verwandten im benachbarten Blittersdorf und wohl auch in Saargemünd, zum andern durch die Anwesenheit des in gleich­ zeitigen Weißenburger Urkunden faßbaren centenarius des oberen Saargaus mit Namen Charduin unter den Zeugen zu sichern. Vgl. Ebling, Prosopographie Nr. CVI. Vgl. o. S. 116. Nach K. F. Werner, Untersuchungen 101 ff.; K. F. Werner, Adelsfamilien 105 f. deutet die Verwendung merowingischer Namen (Charibert, Theuderich) auf Verwandtschaft mit dem Königshause. Vgl. auch Ebling/Jarnut/Kampers, Nomen 692. Vgl. Förstemann, Personennamen 766 f.; Morlet, Noms I 125. Im Cod. UB Freiburg i. Br. 702 liegt ein aus der Tholeyer Bibliothek stammendes Hand­ schriftenfragment des achten Jahrhunderts in angelsächsischer Schrift vor, das den Prolog zum Lukasevangelium enthält. Vgl. Dold, Handschriftenreliquie 125 ff.; Herrmann, Klo­ sterbibliotheken 27 f. Man hat dieses Fragment wege n seiner angelsächsischen Herkunft gele­ gentlich als Argument für frühe Beziehungen Tnoleys zum angelsächsischen WillibrordKonvent von Echternach verwandt. Das Indiz ist jedoch zu schwach, um tragfähig zu sein. Es gibt ferner Hinweise auf ein weiteres, noch im 18. Jh. in Tholey liegendes Evangeliar des 8. Jns.: Herrmann, Klosterbibliotheken 26. Vgl. o. S. 49 Nr. 9 Vgl. o. S. 49 Nr. 10.

    11. A nno548 (vor 781): Im Oktober des Jahres 781 bestätigte Karl der Große in seinem p a la tiu m zu Hers­ tal einen Tausch, den Fulrad, Abt von St. Denis und a rch ip resb yter (der königli­ chen Kapelle) mit Eufimia, der Abtissin des Klosters St. Pierre-aux-Nonnains zu Metz über Güter im Seille- und Charpaignegau durchführte548549. Dabei wird er­ wähnt, daß Fulrad die vertauschten Güter in p a go S carponin se in lo co q u e d icitu r B asigu n d e cu rte selbst erst durch Tausch cu m P etro n e ep iscop o U irduninse seu et A nnone a b b a te ertauscht habe. Der dafür hingegebene Besitz von St. Denis wird nicht genannt. Es hat also einen vorausgehenden Tauschakt zwischen Abt Fulrad (749-784)550 und Bischof Petrus von Verdun gegeben, dessen Beurkundung uns leider nicht erhalten ist. Da Bischof Petrus erst 781 zum Bischof geweiht worden war55152, kann der Tausch im Oktober 781 jedoch nicht allzuweit zurückgelegen ha­ ben. Das Zusammenwirken von Bischof und Abt beim Tauschakt läßt mit einiger Bestimmtheit darauf schließen, daß Petrus Eigenkirchenherr der Institution war, der Anno als abbas Vorstand. Da Tholey der Verduner Kirche gehörte, ist die Identifizierung des mitwirkenden abbas mit Abt Anno von Tholey gestattet532. Ei­ ne stärkere Anbindung Tholeys unter Bischof Petrus äußert sich auch in einem zweiten Akt : Reliquien des hl. Paulus, des Bischofs, der Tholey für die Domkirche von Verdun erworben hatte, werden unter Petrus nach Tholey übertragen553. Daß Anno von Tholey mit dem 781 genannten abbas zu identifizieren ist554, wird auch durch eine statistische Überlegung zur Abtsliste bestätigt, welche mit der

    548 Vgl. o. S. 49 Nr. 11. 549 MG DD Kar. Nr. 136. Zum Problem der Identifikation von Basigundecurtis vgl. auch Jäschke, Kirchengründung 137. 550 Zu Fulrad von St. Denis vgl. Fleckenstein, Hofkapelle (Register): Fleckenstein, Fulrad 9 ff.; Herrmann, Fulrad 108 ff. 551 Die Regierungszeit des Bischofs Petrus läßt sich auf 781 bis nach 794 eingrenzen. Vgl. Gesta epp. Vird. c. 13, MG SS IV 44; MG Epp. III600 Nr. 2; MG DD Karol. Nr. 136. 148; Bloch, Urk. St. Vanne I Nr. 5, S. 383 f.; MG Cap. I 75. Die letzte Diskussion der Lebenszeugnisse findet sich bei Oexle, Karolinger 283. 339 ff. 552 Das einzige Verduner Kloster (oder besser: Stift), das im 8. Jh. für die Identifizierung des ab­ bas Anno noch in Frage käme, wäre St. Vanne. Es findet sich jedoch in der Abtsliste von St. Vanne kein Anno im 8. Jh,; der erste Abt erscheint erst 782 (und vielleicht noch 801) mit Fretmodus. Vgl. Bloch, Urk. St. Vanne Nr. 4. 5; Calmet, Histoire Lorraine VII2, preuves CCXXI. Unter Bischof Madalveus (t 775/81), der 775 als episcopus vel abba tituliert wird, stand St. Vanne unter direkter Verwaltung des Verduner episcopus. Erst Bischof Petrus gab der Klerikergemeinschaft einen eigenständigen Abt, Aber gerade hier läßt sich analog zu den Tholeyer Verhältnissen studieren, daß in Fragen des Eigentums in St. Vanne Bischof und Abt Zusammenwirken. So ist das Prekariebegenren des Betto und seines Sohnes Audola vom 10. IV. 782 adressiert: Domino sancto et apostolico patri Petro episcopo nec non Fretmodo dei famulo sive abba ... (Bloch, Nr. 5). 553 Vgl. o. S. 73 f. 554 Daß Tholey sich in der zweiten Hälfte des 8. Jhs. den rombezogenen Reformen der fränki­ schen Kirche durch König Pippin, Abt Fulrad von St. Denis, Bonifatius u. a. nicht verschlos­ sen hat, scheint ein aus Tholey stammendes, nördlich der Alpen in der 2. Hälfte des 8. Jhs. geschriebenes Fragment eines altgelasianischen Sakramentars (Cod. London Brit. Museum Add. 29276, Vorsatzbll. 1 u. 169) zu bezeugen. Das Sacramentarium Gelasianum ist eine Frucht der Reformbemühungen der fränkischen Kirche. Vgl. Gamber, Cod. Lit. Ant. 115 Nr. 615; Herrmann, Klosterbibliotheken 28.

    127

    durchschnittlichen Amtsdauer der Äbte rechnet. Man muß dabei von den chrono­ logisch einigermaßen gesicherten Daten seit der Mitte des 9. Jahrhunderts ausge­ hen:

    Äbte Nr. 23 Hildin (f 847) bis Nr. 35 Eberwin III. (um 1040) bis Nr. 50 Heinrich II. (1276) bis Nr. 59 Boemund (f um 1420) bis Nr. 65 Gerhard v. Hasselt (11517)

    Anzahl Jahre der Äbte

    durchschnittl. Amtsdauer in Jahren

    12

    193

    16,08

    15

    236

    15,73

    9

    144

    16,00

    6

    97

    16,17

    Durchschnittlich haben also die Tholeyer Äbte 16 Jahre regiert. Anno ist der achte oder neunte Leiter der Tholeyer Klerikergemeinschaft, je nachdem, ob wir damit rechnen, daß Grimo sofort einen Abt einsetzte oder zunächst noch die Leitung sich selbst reservierte555567. In einem Falle käme man von 634 bis 781 auf eine durch­ schnittliche Amtsdauer von 16,33 Jahren, im anderen Falle auf 18,38. Beide Werte liegen in einem Toleranzbereich, der uns die Identifizierung der beiden a eq u iv o ci erlaubt. Auch Tholeyer Fernbesitz im Charpaignegau überrascht keineswegs. Dort hatte die Kirche von Verdun mit dem Besitz des alten Zentralortes des Gaues, des Ka­ stells Scarpona, eine bedeutsame Stellung inne536. Tholey hatte im frühen Mittelal­ ter noch weiteren Besitz in der Nähe von Metz, so Bistroff (Ka. Grostenquin) mit Mauritiuspfarrkirche537 und eine ausgedehnte Grundherrschaft mit Patronatskir­ che St. Mauritius um Gehnkirchen a. d. Nied (Ka. Boulay)558. In beiden Fällen hat das im 11. Jahrhundert errichtete Verduner Stift Dieulouard bei S carpona Tholey beerbt. Erst 1233/41 stieß Tholey einen Wald bei Metz ab559.

    555 Vgl. o. S. 97. 556 Melnotte, Notice; Collin, Châteaux 36 ff.; Lutz, Histoire Lorraine 1 109; Beauiard, Vici 296 ff. 557 Dorvaux, Pouilles Metz 388 f.; Paulv, Güter 39. 558 Dorvaux, Pouilles Metz 433 f.; Paufy, Güter 39 f. Nach einer Tauschurkunde des Stiftes Dieulouard mit Kloster Lübeln vom 8. 4. 1331 (AD Metz H 11061 umfaßte der von Tholey ertauschte Besitz auch Güter in Mengen/Mégange, Rurange, +Petrange, Roupeldange, Nidange, Burtoncourt, Brecklange und +Binange. 559 Hübinger, Beziehungen 106 f. Nr. 7.

    128

    Was mag Tholey für die Güter im Charpaignegau eingetauscht haben? Es ist anzu­ nehmen, daß sich das Tauschgut unter den Tholeyer Gütern im Bliesgau befand, dort wo St. Denis bereits 777 und vorher mit Besitz angetroffen wird560561. 12. * B u otm eru shkX Der Abt gehört seinem Namen nach frühestens in das letzte Viertel des 8. Jahrhun­ derts; das zweite Element des PN erscheint dabei in archaisch erstarrter Form, wie sie für westfränkisches Sprachgebiet typisch ist. 13. H ildi (H ildinus) ep iscopu s V irdunensis562 (vor 823/25? Bischof 823/25-847): Die Tholeyer Abtsliste führt als Nr. 13 einen H ildi und als Nr. 23 einen H ildinus, beide als Bischöfe von Verdun und Abte von Tholey zugleich. Es ist zu prüfen, ob - bei der Ähnlichkeit der Namen - nicht ein Doppelbeleg für ein und dieselbe hi­ storische Persönlichkeit vorliegt. Hilduin, Bischof von Verdun, war eine nicht unbedeutende Figur der Reichspoli­ tik der Dreißiger Jahre, die sich besonders im Streit zwischen Ludwig dem From­ men und seinen Söhnen engagiert hatte. Berthar schreibt über ihn, daß nach dem Tode des Vorgängers Heriland (823 nach dem Nekrolog von St. Vanne)563 abiit pars c le n et p leb is a d L u d ovicu m im p era torem , et p etieru n t sibi dari d o m ­ n u m H ildinum d e A lem annia, v iru m b o n u m et sanctu m , qu i construx it m ultas a ecclesia s in isto episcopatu , e t m ulta bon a operatu s est. S ed p o st b ellu m in Fontan ido a ctu m a L othario im p era to re m a gn o ha bitus od io, in ista civ ita te o cta ­ vis ep ip han ia e cu m m a gn a tristicia et d o lo re obiit in C hristo; v ir p len u s om n i b o n ita te et karitate. Fuit a u tem in ep iscopatu p e r v ig in ti q u a tu or annos. Die wenigen Daten dieser Erzählung lassen sich aus anderen Quellen auffüllen. Auf dem Konzil zu Mainz 829 unterschrieb Hildi das Privileg des Erzbischofs Aldrich von Sens für das Kloster St. Remi564. Nach Brouwer565 war er 830 auch auf dem Aachener Konzil anwesend. Am 2. IL 835 findet er sich unter den Teilneh­ mern der Reichsversammlung von Diedenhofen566; im nächsten Jahr unternimmt er mit Erzbischof Otgar von Mainz im Auftrag Ludwigs des Frommen, dessen un­ bedingter Anhänger er zeit seines Lebens war567, eine diplomatische Mission zum Kaisersohn Lothar568. Am 6 . IX. 838 ist er unter den Teilnehmern der Versamm­ 560 In erster Linie wäre an den Tholeyer Besitzkomplex um Welferdingen/Saargemünd zu den­ ken. Vgl. o. S. 86 f. Anm. 354 f. 561 Vgl. o. S. 50 Nr. 12. 562 Vgl. o. S. 50 Nr. 13. 563 Gesta epp. Vird., c. 17, MG SS IV 44; vgl. zu Hildi(n) Duchesne, Fastes III 73 f.; Roussel, Histoire Verdun 185 f.; Jussy, Histoire Verdun II 10 ff.; Clouet, Histoire Verdun I 246 ff.; Hübinger, Beziehungen 11 ff. 564 MG Epp. V 530; MG Cone. II, 2, 604. 565 Brouwer/Masen, Metropolis I 529. 566 MG Cone. II, 2, 703. 567 Vgl. Gerlich, Reichspolitik 298 f. 568 Vita et Translatio s. Severi, c. 2, MG SS XV 292.

    129

    lung von Q uierzy5695702. Nach dem Tode Ludwigs des Frommen soll er sich 840 für Karl den Kahlen erklärt haben570571. Wenn wir Berthar richtig interpretieren, dann muß ihm seine Parteinahme in der Schlacht von Fontenay (841) den endgültigen Haß Lothars eingetragen haben, der ihn und die Verduner Kirche nach dem Ver­ trag von Verdun (843), als die Bischofsstadt dem Mittelreiche zugeschlagen wurde, durch Entzug von Gunst und Gütern bestrafte. Berthar berichtet nämlich weiter, daß der Nachfolger Hatto p ro p ra ed icto im p eratoris o d io in v en it tun icam sa n ctae M ariae, der Patronin der Verduner Kathedrale, p e r m ulta scissam et disruptam , id est res istius a ecclesia e nim iu m subtractas et a lien atas571. Hilduin starb am 13.1. 847 und wurde in St. Vanne begraben572. Seine Grabschrift ist erhalten573. Wenn man den Angaben Berthars trauen darf, war er 24 Jahre im Amt, wäre also im Jahre 823 geweiht worden. Das Tholeyer Nekrologium schreibt ihm eine Amtsdauer von 22 Jahren zu, womit man für die Berufung des neuen Bischofs d e A lem annia auf das Jahr 825 käme574. Hilduin erscheint unter folgenden Namensformen in den Quellen: 829 829 830 835 836 838 um 870(?) 916/17 11. Jh. 12. Jh.

    Konzil von Mainz Privileg Aldrichs v. Sens Synode von Aachen Synode von Diedenhofen Vita S. Severi Synode von Quierzy Grabschrift in St. Vanne Berthar Annales S. Vitoni Laurentius v. Lüttich Nekrolog v. St. Vanne Tholeyer Nekrolog

    H ildi * Hilduinus (hs. Alduinus) H ildinus {?) H ildi H ilti H ildi H ildine H ildinus H ildinus575 H ildinus576 H ilduinus H ilduinus

    569 MG Cone. II, 2, 850. 570 Jussy, Histoire Verdun II 15. 571 MG SS IV. Es ist wohl kein Zufall, daß Lothar I. 854 in der Actum-Zeile einer in Verdun ausgestellten Urkunde den Charakter von Verdun als eines Vicuspublicus, seinen Königsgut­ charakter also, herauskehrte (MG DD Lothar I Nr. 133). Das Verhältnis zwischen Königtum und Verduner Bischof hatte sich also auch unter Hildis Nachfolger Hatto nicht geändert. 572 Duchesne, Fastes III 74. Roussel, Histoire Verdun I 186, schreibt: „II mourut en odeur de sainteté le jour de l’octave de l’Epiphanie“. Er scheint also später eine gewisse Verehrung in Verdun genossen zu haben. Zum Begräbnis in der Krypta von St. Vanne vgl. Hugo von Flavigny, Chronica, MG SS VIII 354. Auch Tholey (vgl. o. S. 16) registrierte das Todesda­ tum des Verduner Bischofs, während das Totenbucn der Verduner Kathedrale ihn nicht ver­ zeichnet. Vgl. Aimond, Nécrologe Verdun, passim. 573 Mabillon, Vetera Analecta 379 f. Das sicherlich spätere Epitaph bezieht sich auf Hildi und Hatto zugleich. Das Nekrolog von St. Vanne notiert zum 7. Mai Translatio Hildini et Hattonis Virdunensium pontificum (Bloch, Urk. St. Vanne E 140). Diese Translatio ist unter Abt Richard (1004-1046) anzusetzen (Hugo v. Flavigny, MG SS VEI 373). Damals ist wohl das Doppelepitaph entstanden. 574 Vgl. o. S. 16. 575 MG SS X 525. 576 MG SS X 490.

    130

    Der Verduner Bischof erscheint also unter drei Namensformen; dem Vollnamen H ilduin, einer westfränkisch-romanischen Entwicklung zu H ilt-w inT 77, der Kurzform H ildi und der zugehörigen hypokoristischen Ableitung mit dem Suffix -in378. Es erscheint also auch aus namenkundlicher Perspektive durchaus möglich, die Abte H ildi und H ildinus der Tholeyer Liste zu identifizieren. Eine statistische Überlegung zeigt uns, daß in dieser Passage der Tholeyer Liste Doppelüberlieferung vorliegen muß, die erst später in eine Serie projiziert wurde. Die durchschnittliche Amtszeit Tholeyer Äbte beträgt etwa 16 Jahre5758579. Für die elf Äbte, die nach Nr. 11 Anno bis hin zu Nr. 23 Hildinus regierten (781 —847), ergibt sich jedoch eine durchschnittliche Amtsdauer von 6,1 Jahren. Auch wenn man im Auge behält, daß Abt Anno nach 781 noch einige Jahre gelebt haben kann, wäre doch die durchschnittliche Amtsdauer mindestens um die Hälfte gesunken. Diese Rechnung bestätigt unseren Verdacht, daß bei den Einträgen H ildi und H ildinus, aber nicht nur bei ihnen, eine Art von Doppelüberlieferung vorliegt. Die Tholeyer Abtsliste ist vor Nr. 24 Hatto stark gestört. Diese Störung entspricht aber rekonstruierbaren Wirrungen, die es im Besitz und der Leitung der ab batia seit Bischof Hilduin gegeben hat. Laurentius von Lüttich, der zur Stauferzeit schreibende Fortsetzer der Verduner Bischofschronik, der auch kritisch gesichtete Nachträge auf Grund eigener Quellenstudien zu seinen Vorgängern gab, berichtet nämlich580: Sub H ildino q u o q u e d ig n a e m em o ria e ep isco p o , q u o m o d o rex K arolus e c c le ­ siam T h eologia m cu m reb u s aliis V irdunensi ecclesia e ablatam cu id a m A delelm o d ed erit, q u a n ta q u e episcopus in d e m ala p ro recu p era tio n e su stinu erit, testis est eiu sd em H ildini scripta la m en ta tio et N icholai p a p a e epistola p ro ipso A delelm o. Laurentius hat also zwei Quellen zur Verfügung gehabt: Eine Beschwerdeschrift Hildins handelte vom Verlust Tholeys und anderer Güter der Verduner Kirche, die einem gewissen Adelelmus übertragen worden seien. Ein Brief des Papstes N i­ kolaus I. (858-867) behandelte die Angelegenheit erneut. Diesen Brief fand der Trierer Historiker Brouwer in scriptis v eter ib u s libris ecclesia e T reviren sis; er hat aus ihm zitiert und den Inhalt referiert581. Daraus ergibt sich, daß der Papst zum Jahre 865 Bischof Hatto den Besitz von Tholey bestätigte und den Verkauf von Gütern der Abtei an einen gewissen Adelhelm unter Androhung des Kirchenbanns

    577 Vgl. o. S. 49 Anm. 107. 578 Vgl. zu den Bildungen auf -in im Rheinland und überhaupt im Westen des deutschen Sprach­ gebiets Dittmaier, Ortsnamen 145 f. In der Arbeit wird jedoch die bereits merowingische Tradition der Ableitung von PN ausgerm. Stämmen auf -mus, -ênus(z. B. Wandalînus, Mummolênus) zu wenig berücksichtigt. Im gegebenen Fall sind aber auch die Ausführungen von H. Kaufmann, Erg. Förstemann 405 f. aufschlußreich, der zeigt, daß altalemanmsch der Stamm -wini im Zweitglied zu -ini werden konnte. Hildi(n) stammte de Alemannia. 579 Vgl. o. S. 128. 580 MG SS X 490. 581 Sauerland, Brief 25,3 ff.; Hübinger, Beziehungen 19 f.

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    rückgängig machte582. Ebenso bedroht er jene p oten tes mit der gleichen Strafe, die gegen das Recht der Kirche von Verdun m ancipia serv o sq u e des Bischofs befreiten und zu Lehnsleuten machten. Damit stellt sich der Sachverhalt ziemlich eindeutig dar. Unter Berücksichtigung der Aussagen Berthars über die Entfremdungen von Kirchengut durch Kaiser Lot­ har I. unter Bischof Hildin nach 841 muß Laurentius Karl und Lothar verwechselt haben. Lothar bzw. sein gleichnamiger Sohn und Nachfolger gaben wie in anderen Fällen - z. B. in Gorze583 und in St. Arnual584—Kirchengut an Laien aus, setzten in Klöstern und Stiften Laienäbte ein585. So könnte ein Lothar in Tholey den Adalhelm, der sich Klostergut aneignete, eingesetzt haben. Über die Aktivitäten dieses Adalhelm im lotharingischen Reich besitzen wir aus anderen Quellen weitere für den Tholeyer Komplex nicht unerhebliche Informa­ tionen. Am 2 3 .1. 840 schenken Adalhelm und sein Bruder Milo Güter im Elsaß im Beisein des Lotharanhängers und Erzbischofs Otgar von Mainz, damals Abt von Weißenburg, an das Kloster im Speyergau, um dieselben vermehrt um die Kloster­ güter in Kirweiler (östlich Buchsweiler) wieder zur Prekarie zu nehmen586. Wir kennen beide Personen aus Weißenburger Urkunden zwischen 838 und 852 587; sie gehören in die Umgebung einiger lothringischer Großen aus der Chrodoinen-Familie, nämlich des Chorbischofs Lantfrid von Metz, des Weißenburger Vogts Ge­

    582 Vgl. weiter zum Adalhelm-Komplex: Lager, Tholey 365 ff.; Parisot, Royaume Lorraine 713. 583 Der lothringische Graf Bivin wird in vier Gorzer Urkunden der Jahre 856 bis 857 als Laien­ abt, einmal sogar in Kontamination von abbatialem Ehrentitel und weltlicher Würde als ve­ nerabilis comes bezeichnet. Vgl. Herbomez, Cart. Gorze Nr. 55. 56. 57. 58. Die Klageschrift des Metzer Bischofs Adventius, welche in seine Reformurkunde von 863 (Nr. 60) eingegangen ist, zeigt, daß Bivin durch einen Lothar in der Abtei eingesetzt wurde. Dies muß nach dem Tode seines Onkels, des Abtbischofs Drogo (t 855) geschehen sein, so daß hier wohl Lothar II. gemeint ist, da Lothar I. am 29. IX. 855 verstarb. Adventius spricht auch nur von Hlotharius rex. Im Jahre 858 nennt eine Gorzer Urkunde (Nr. 59) bereits den regulären (?) Abt Ragimarius. 584 Über die Entfremdung des der Metzer Kirche gehörigen Stiftes St. Arnual zu Saarbrücken sind wir nur durch ein Regest einer Urkunde des Metzer Bischofs Adventius vom J. 857 un­ terrichtet, welches der lothringische Schriftsteller Benoit Picart 1716 nach verlorener, aber zuverlässiger Quelle seiner,Histoire de Metz“einfügte. In diesem Regest ist die Rede davon, daß un certain ... nommé Rolon, officier de Lotbaire, Roy de Lorraine, sich Stift und Besitz der Metzer Kirche an der Saar aneignete. Vgl. Herrmann/Nolte, Frühgeschichte St. Arnual 69 ff. Wie im Fall von Gorze (Anm. 582) kann nur Lothar II. gemeint sein. Hinter dem offi­ cier des 18. Jhs. dürfte ein miles oder vasallus des 9. Jhs. zu suchen sein. Rolon ist kein althoch­ deutscher PN, es handelt sich wohl hier um eine Umsetzung des PN Rodulfm seine französi­ sche Entsprechung Raoul, Roui, Rol. Vgl. Tacobsson, Études 120 f. Ein Rodul(f) läßt sich 861 im Gefolge Lothars II. finden: vgl. Schmid, Königseintrag 100. Auffällig ist, daß ein Ruodolf neben dem späteren Tholeyer Laienabt Adalhelm und weiteren lothringischen Großen, un­ ter anderem aus der Chrodoinen-Familie, zwischen 830 und 846 in Weißenburger Urkunden als Zeuge auftritt. Vgl. Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 198. 251. 273. 268. 269. 585 Zum Institut der Laienäbte, das seit Lothar I. und Karl dem Kahlen vor allem im Mittel- und Westreich bedeutsam war, vgl. Voigt, Klosterpolitik; Mayer, Fürsten 13 ff,; Felten, Laienäb­ te 397 ff.; Felten, Äbte 5 ff. 288 ff. 586 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 151. 587 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 273. 268. 269. 204. 49. 272; dazu Nr. 177 (819). Vgl. zum Familienzusammenhang Alter, Studien II 85 ff.; Langenbeck, Probleme 39 ff.; Schlesinger, Hufe 58 f. 63. Ein Meginhelm, 860/64 Vogt Weißenburger Klostergüter (Nr. 50), steht den Brüdern Milo und Adalhelm besonders nahe.

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    bold, eines Adalhart, sowie Lantfrids Neffen Geboart. Im Jahre 855 erneuert Adalhelm seinen Prekarievertrag mit der Abtei588. Wenig später, kurz vor 860, hat der Rubrikator des Weißenburger Urkundenbuchs diese Urkunde mit T raditio A dalhelm i abbatis überschrieben589. Man war offenbar mit der Karriere dieses dem Weißenburger Kloster durch Familienbande und Besitzpolitik verbundenen Man­ nes im Konvent bestens vertraut. Das bedeutet aber auch, daß Adalhelm seine Abtswürde erst zwischen 855 und 860 erhielt. Schon der Editor der Weißenburger Urkunden bemerkt: „Daß Adalhelm eine bekannte Persönlichkeit war, zeigt die ihm verliehene Kirche in Kirweiler, die Mitwirkung des Erzbischofs, auch die No­ tiz am Beginn der Lage“ des , Codex traditionum1, „wo eigens auf ihn hingewiesen wird“ : in ista (q u a tern ion e) est carta A dalhelm i a b b a tis590. Der Editor A. Doll hat sich auch gefragt, ob es sich bei ihm nicht um einen „Laienabt, wie sie im Reich Lothars zahlreich waren“, handele591. Wir werden nicht fehlgehen, diesen abbas mit dem Laienabt von Tholey (Nr. 20) auch angesichts der alten Bindungen zwischen Weißenburg und dem saarländi­ schen Kloster - zu identifizieren. Dann aber muß die Nachricht des Laurentius von Lüttich, bereits unter Bischof Hilduin habe Adalhelm Tholey erhalten, auf in­ terpretierender Kontamination mit den Informationen, die der Brief des Papstes Nikolaus I. enthält, beruhen592593. Adalhelm hat erst wenige Jahre vor 865 die Abtei Tholey erworben, wegen der von ihm getätigten Ankäufe Tholeyer Gutes wandte sich Bischof Hatto zur Klärung der Rechtslage an den Papst. So kann ihn auch nicht der am 29. IX. 855 verstorbene Kaiser Lothar I. eingesetzt haben, sondern wie in Gorze und St. Arnual (Saarbrücken) erst dessen Sohn König Lothar II. (855-869). So erklärt sich auch der Titel rex, den Laurentius von Lüttich dem Entfremder von Tholey gab. Die Entfremdung der Tholeyer abbatia jedoch war bereits unter Bischof Hilduin nach 841 begonnen worden393. Es ist auch nicht ausgemacht, daß sie mit Adalhelm beendet war. Projizieren wir diese Umstände auf die Namen der Tholeyer Abtsli­ sten, so fällt auf, daß sich in der zweiten Hälfte der fraglichen Passagen Namen

    588 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 56. Dieser Vertrag enthält eine Schenkung pro remedium animae des Adalhelm. 589 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses 40 f. 590 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses 344 Anm. 140. 591 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses 353. Ein Adalhelm abbas steht von späterer Hand des 9. Jhs. im Reichenauer Verbrüderungsbuch in der Nähe des Konvents des Klosters Gengenbach in der Ortenau; der Name hat nichts mit den Gengenbacher Mönchslisten zu tun. Es handelt sich eher um den hier erörterten Abt Adalhelm. Vgl. MG Confrat. II 198, 3; Schwarzmaier, Klöster 22 f. mit Tafel III; MG Libri Memoriales NS I, F. 50 C 1. 592 Kontaminiert hat Laurentius auch an anderen Stellen. So setzt er nur wenige Sätze nach dem Adalhelm-Bericht den Gegner des Bischofs Dado von Verdun (t 923), Graf Boso, einen vir tirannicus» mit dem aus Gregor von Tours bekannten Bösewicht Guntram Boso gleich. 593 Auch Laienabt Bivin besaß in Gorze unbekannte Vorgänger, welche in der Reformurkunde des Bischofs Adventius von 863 (Herbomez, Cart. Gorze Nr. 60) erwähnt werden: Sed cum iam laicalibus deservire imperiispredictum locum Hlothanus rex censuit, Bivino cuidam comiti illud committens...

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    häufen, die an führende Adelsfamilien des Moselraumes im 9. Jahrhundert erin­ nern (Nr. 17 S igebardu s, Nr. 18 E berinus, Nr. 20 A dalelm us, Nr. 21 Stephanus). Setzt sich vielleicht in diesem Abschnitt die Abtsliste aus den Namen der Laienäbte und der konkurrierenden recto res der Klerikergemeinschaft von Tholey zusam­ men, die in zwei Fällen (Nr. 14 und Nr. 22) auch Chorbischöfe waren? Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß Hildi vor Antritt des Bischofsamtes Abt in Tholey bzw. r e cto r der dortigen Klerikergemeinschaft war und sich sein erster Eintrag in die Abtsliste auf diese Weise erklärt. Dann könnten sich in den ersten Namen nach ihm (Nr. 14 T b eo d efrid u s und Nr. 15 G uillibarius) auch Äbte aus der Zeit vor 841 verbergen. Als man zu einem uns nicht mehr erkennbaren Zeitpunkt (spätestens nach 1346 im Abbatiat Philipps von Hagen) in Tholey daranging, eine einheitliche Abtsliste zu redigieren, verfügte man offenbar über mindestens zwei Traditionskerne, die ver­ schmolzen werden mußten. Der eine Kern bestand in einer Liste, welche die Äbte der Frühzeit bis etwa in die Mitte des 9. Jahrhunderts umfaßte, der zweite Kern war eine neue Liste, welche wohl in ihren Anfängen auf den im Kampf um Tholey erfolgreichen Abtsbischof Hatto zurückgeht. Dieser dürfte aus Gründen der Rechtsfiktion seinen Vorgänger Hildinus, mit dem ja auch die Tholeyer Nekro­ logtradition beginnt, an die Spitze der neuen Liste gesetzt haben. Die späteren Re­ daktoren konnten die Doppelüberlieferung des Abtbischofs Hildi nicht mehr durchschauen. Hier ist nicht weiterzukommen59459. Doch ist der entscheidende Punkt, daß auch in dieser Zeit der Wirren des karolingischen Reiches die Tholeyer Abtslisten zwar ei­ ne erklärbare Störung erfahren, jedoch im Kern nicht unzuverlässig sind. 14. T b eod efrid u s ep isco p u s^ Chorbischof? 15. G uillibarius596 16. R o go b ertu s597 17. S igeb a rd u s598:

    594 Völlig fernzuhalten ist eine angebliche Schenkung von Herefrid und Megeneswind an Kloster Tholey vom 24. IX. 825. Es handelt sich um ein Machwerk des Mainzer Urkundenfälschers Schott. Vgl. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Historia et commentationes ..., Bd. 5, Mannheim 1783, S. 173; Goerz, Mittelrhein. Reg. I Nr. 473; Baldes, Heimatkunde 205 ff.; Schaus, Fälschung 363 ff. Der Rettungsversuch bei Seibrich, Entwicklung 245, ist aus­ sichtslos. 595 Vgl. o. S. 50 Nr. 14. 596 Vgl. o. S. 50 Nr. 15. 597 Vgl. o. S. 50 Nr. 16. 598 Vgl. o. S. 50 Nr. 17.

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    Es sei aufmerksam gemacht auf den gleichnamigen co m es in p a go B edinse, der 826 (oder eher 844)? Güter im Bidgau und im Moselgau an die Abtei Prüm ver­ tauscht599. Den gleichen Graf Sigihard kennt der Rubrikator des Weißenburger Urkundenbuchs 855/60 als Enkel eines Schenkers in Burgaltdorf im Seillegau600. 867 erscheint ein Sigar(d)us als Vasall Lothars II. im Moselgau601; derselbe testiert 868 in einer Urkunde für Prüm neben Iberinus602. Ein weiterer S igardus bzw. Segard u s co m es ist unter anderen lothringischen Grafen 916 und 919 Beisitzer im Kö­ nigsgericht Karls des Einfältigen603. Eine Verwandschaft des Tholeyer r e cto r mit der lothringischen Sigihard-Familie erscheint möglich. 18. E berinus60*: Im Umkreis der Widonen, der Eigenkirchenherren des Klosters Hornbach, be­ gegnet um die Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert ein E bruin/E berwin. Er besaß den Ort Mimbach bei Blieskastel, den er vor 796 an Wido übergab, der ihn an Hornbach weiterschenkte605. Seine Schenkungsurkunde über Mimbach wie auch über Bliesransbach Unterzeichnete er jeweils als Zeugenführer nach den Brüdern Wido co m es und Lambert606. Ein Ebroin ist 830 Zeuge für den Priester Milo, der im Elsaß an Weißenburg schenkt607. Milo war ein in der Widonenfamilie ge­ bräuchlicher Name608; auch der Bruder Adalhelms, des späteren Laienabts von Tholey, hieß so609. 19. E rm enaldus610

    599 Beyer, Mittelrhein. UB I Nr. 58. 600 Glöckner/Doli, Traditiones Wizenburgenses Nr. 193 (764): Albrich, Sohn Sigihelms, avus Sigiharti comitis, schenkt Herrenland in Burgaltdorf im Seillegau und dem Nachbarort Bessingen/Bassing. Zu Recht vermutet Doll, daß-wir in dem Grafen den zur Anlagezeit des Wei­ ßenburger Traditionsbuches lebenden Lehnsträger des bedeutenden Klosterhofes am Ort zu sehen haben. Im Hochmittelalter haben die Zweibrücker Grafen Burgaltdorf in Besitz; da sie aus dem Stamm der Saarbrücker Grafen, die sich im 11. Jh. durch Szgi-Namen auszeichnen, abzuleiten sind, liegt genealogischer Zusammenhang nahe. 601 Beyer, Mittelrhein. UB I Nr. 108. 602 Beyer, Mittelrhein. UB I Nr. 110. Den Namen des mittestierenden Iberinus trägt der Nach­ folger des Sigihardus als Abt oder rector in Tholey. 603 Beyer, Mitteîrhein. UB I Nr. 159. 160. Im J. 919 steht Segardus dabei neben dem Grafen Matfridus. 604 Vgl. o. S. 51 Nr. 18. 605 Neubauer, Reg. Hornbach Nr. 6. 606 Francois/Tabouillot, Histoire Metz III 19 f. 607 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 172. 608 Vgl. Büttner, Widonen, passim; Metz, Miszellen 1 ff. 609 Vgl. o. S. 132. Auf mögliche widonische Zusammenhänge Adalhelms wiesen bereits Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses 353, im Hinblick auf Glöckner, Cod. Laureshamensis Nr. 1132 und MG DD LdD Nr. 170 (876). Vgl. o. Anm. 587. 610 Vgl. o. S. 51 Nr. 19.

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    20. A dalelm usbU (855/860 - um 865): Von Lothar II. eingesetzter Laienabt, gegen dessen Entfremdung von Klostergut Bischof Hatto einen päpstlichen Spruch erwirkte61612. Adalhelm und sein Bruder Milo tragen Namen, die auch in widonischem Zusammenhang Vorkommen613. Um 860 stiftet Erkanfrida zu ihrem und ihres verstorbenen Mannes, des Grafen Nithad, sowie ihrer Eltern Seelenheil an viele geistliche Institutionen der Lande zwischen Mosel und Rhein, unter anderem auch a d T oleiam 100 so lid i^ 4. 21. S tephanus615: Ein Stephan ist 840 Vasall Lothars I. und hat den Fiskus von Rémilly an der Grenze von Nied- und Seillegau zu Lehen616. 875 sind Stephan und der Mitinhaber des Fis­ kus Engobert verstorben617. Ingobert ist ein Name, der im Umkreis der Widonen vorkommt618. Graf Stephan und seine Gemahlin Bernowida statten im späten 9. oder frühen 10. Jahrhundert die Widonengründung Mettlach mit einem umfang­ reichen in und um Udern (Oudrenne) bei Sierck gelegenen Güterkomplex aus619. Man leitet Stephans Frau aus dem widonischen Familienverband ab. Es handelt sich hier wahrscheinlich um jenen lothringischen Grafen Stephan, der am Ende des neunten Jahrhunderts als Bündnispartner und wohl auch Verwandter der Grafen Matfrid und Gerhard und ihrer lothringischen Adelsfronde genannt wird620. 882

    611 612 613 614 615 616 617 618

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    Vgl. o. S. 51 Nr. 20. Vgl. o. S. 131 ff. Vgl. Anm. 608. 609. Wampach, UB Luxemburg I Nr. 89; vgl. Waitz, Testament 182 ff.; Omont, Testament 573 ff.; Sauerland, Testament 205 ff. Vgl. o. S. 51 Nr. 21. MG DD Lothar I. Nr. 46. MG DD LdD Nr. 167. Ingobert heißt ein um 810 in Aquitanien und Spanien tätiger missus Karls des Großen, der von Ludwig dem Frommen zusammen mit dem mit Ludwig verwandten Wala und den Wi­ donen Warnarius und Lantbert 814 nach Aachen entsandt wird, um seine Regierungsüber­ nahme vorzubereiten (Anonymi Vita Hludowici, c. 21, ed. Rau, Quellen I 278 ff. 290). Raach, Mettlach 83. 90 ff. Vgl. weiter zu den Stephanen des 9. Jhs.: Parisse, Noblesse I 183 f. Zu älteren Stephanen vgl. Levillain, Comtes de Paris 161 ff. 178 ff.; Brunner, Gruppen 80. Vgl. Hlawitschka, Lotharingien 163 ff.; Hlawitschka, Anfänge 169Anm. 69; Staab, Untersu­ chungen 441; dazu Dümmler, Gesch. ostfränk. Reich III 388. Für die Verwandschaft Ste­ phans mit den Matfridingern gibt es auch besitzgeschichtliche Indizien. In dem Stephans Be­ sitz unmittelbar benachbarten Rettel, Sitz des kleinen Klosters St. Sixtus, das am Ende des 9. Jhs. in der Familiengeschichte noch eine unheilvolle Rolle spielte, war auch die matfridingische Familie begütert: Graf Gerhard, entweder der Bruder des Grafen Matfrid oder jener Gerhard, der 1048 als Fierzog von Oberlothringen eingesetzt wurde, schenkte unter Abt Richizo von Rettel nach einer Notiz aus dem Jahre 1084 dem Kloster 15 mansi in Oberrettel (Oberdorf). Vgl. Hoffmann, Rettel 6 f. ln Rettel selbst und unmittelbar östlich von Udern in und um Laumesfeld besaßen im 10./11. Jh. auch die Nachkommen des Gozlin, des Stamm­ vaters des Grafen von Verdun, und seiner Gemahlin Uda, Tochter des 910 verstorbenen Gra­ fen Gerhard, umfangreiche Güter, wie dann schließlich auch noch die matfridingische Haus­ abtei Busendorf (Bouzonville) später über Anteile an der Grundherrschaft in Rettel verfügte. Vgl. Haubrichs, Miszellen 28 ff. mit Anm. 84.

    testiert er in einer Urkunde für St. Vanne in Verdun neben Matfrid621. Ein co m es Stephan wird 883 von Regino von Prüm wegen seiner Privatfehden in Lothringen getadelt622. 891 ist er Graf im Kalmenzgau (Chaumontois)623, 895 im Bidgau624, Mit Matfrid und Gerhard verliert der aufständische Graf Stephan 897 seine W ür­ den625; drei Jahre später besiegen die drei Alliierten ihrerseits den lothringischen König Zwentibold und töten ihn in der Schlacht626. Stephan war offenbar ein naher Verwandter des lothringischen Großen Megingaud, der 892 erschlagen wurde, denn er übte für diesen die Blutrache, indem er dessen Mörder 896 tötete627. Megingauds Vater hieß Walaho, ebenso wird Stephan fr a te r W alonis genannt. Man identifiziert Stephans Bruder im allgemeinen mit dem Hornbacher Laienabt W ala­ ho, womit die Familie erneut in die Verwandtschaft der Widonen gestellt werden muß628. Megingaud besaß Verbindungen zum Kloster St. Sixtus in Rettel, das Ste­ phans Besitz in Udern (Oudrenne) benachbart ist. Im Verlaufe der Blutrache wird dann der Rächer Stephan seinerseits 901 erschlagen629. In den matfridingischen Kreis gehört Bischof Stephan von Lüttich (f 920), an der Metzer Domschule erzogen, um 893 Abt von St. Mihiel und St. Evre in Toul, seit 901 Bischof von Lüttich630. 906 ist er - und zwar als Verwandter - im Besitz der dem Matfridinger Gerhard entzogenen Königsabtei Herbitzheim an der Saar631. Der Lütticher Bischofskatalog weiß, daß er filiu s com itis Salinensis, Sohn eines Grafen des Seillegaus war632. 911 wird ein weiterer Stephan, Bischof von Cambrai, als Besitzer der ererbten villa Lisdorf (bei Saarlouis an der Saar) faßbar, die er sei­ ner Domkirche zusammen mit dem von Karl dem Einfältigen erworbenen Recht, ebenda castru m und Markt zu errichten, überträgt633. Die Bischofschronik von Cambrai weiß, daß er d e Alisatia stammte, eine Herkunftsbestimmung, die aus nordfranzösischer Perspektive sicherlich auch die Saar-Mosellande einschloß. Wie Stephan von Lüttich war er ein Parteigänger Karls des Einfältigen. Nach der Tradi­ tion seiner Kirche starb er 934 in terra n a tivitatis suae, was wie der Erwerb des Be­ festigungsrechtes für einen Ört an der Saar sein zeit seines Lebens unvermindertes

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    Bloch, Urkunden St. Vanne I 386 Nr. 6. Rau, Quellen III 24. Bouquet, Recueil IX 365. MG DD Zwentibold Nr. 5. Rau, Quellen III 304. Rau, Quellen III 310. Rau, Quellen III 304. Vgl. Werle, Erbe 210 ff.; Wampach, Gesch. Echternach I 183 f. Anm. 2; Ewig, Rhein. Ge­ schichte I, 2, 181. Rau, Quellen III312. Zum Kloster Rettel vgl. neuerdings Hartmut Müller, Quellen und Ur­ kunden zur Geschichte der Benediktinerabtei St. Sixtus in Rettel, in: JWLG 10 1984 S. 1-66. Pelster, Stand 23; Brouette, Etienne 1243 ff. MG DD LdK Nr. 5 7 :.. . Stephano (sc. episcopo) ipsius (sc. Gerardi comitis) proximo affmi ver­ lieh Ludwig das Kind am 18 .1. 908 aie Graf Gerhard entzogene Abtei Herbitzheim a.d. obe­ ren Saar. Vgl, Dümmler, Gesch. ostfränk. Reich III 504. 544. 551; Haubrichs, Ortsnamen II 20 Anm. 220; Herrmann, Landeskunde II 93 f. Wassebourg, Antiquitez, F. CXVII. Vercauteren, Note 93 ff.; Mailänder, Überblick 38 £.; Mailänder, Entstehung 25 f.; Herr­ mann, Landeskunde II94; Haubrichs, Ortsnamen II48 Anm. 316; Haubrichs, Ortsnamen­ probleme St. Arnulf 22 f.

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    Interesse am Mosel-Saar-Raum dokumentiert634. Im Lisdorf benachbarten Ort Roden war der Saar- und Bliesgau-Graf Folmar begütert635, dessen Bruder Bischof Stephan von Toul (994-996) war636. Bei ihm erfahren wir auch etwas über die letztendliche Herkunft des Namens Stephan in den karolingischen Adelsfamilien des Moselraumes; er war n ob ili P arisiensium stirpe ed itu s637, führte sich also wohl auf den berühmten Grafen Stephan von Paris des 8. Jahrhunderts zurück638639. Es ist erstaunlich, daß gleich mehrere Namen (Sigehard, Eberin, Adelelm, Ste­ phan) der recto res bzw. Abte Tholeys der vorhattonischen Zeit mit bedeutenden Adligen des Reiches Lothars I. und Lothars II. in Verbindung gebracht werden können. Wir werden - wie bei Adalhelm besonders deutlich - mit massiver Ein­ flußnahme großer lothringischer Adelsgeschlechter auf das saarländische m o n a ste­ rium in dieser Zeit zu rechnen haben. 22. B erteh a d u s ep iscopu s™ : Chorbischof ?640641 23. H ildinus ep iscopu s Virdunensis™ : Zweiter Eintrag des bereits unter Nr. 13 vermerkten Bischofs von Verdun642. Die erneute Einreihung des Bischofs Hildinus als Vorgänger Hattos, dem die Abtei durch päpstliches Dekret bestätigt wird, ist legitimistisches Signal dafür, daß die Bischofskirche ihren Anspruch auf Tholey auch vor Hatto festhielt, wie ja die von Laurentius von Lüttich zitierte L am entatio des Bischofs Hilduin zusätzlich zeigt. Die Einreihung wird von einem Nachfolger Hilduins, wohl Hatto, der den ersten Eintrag in der Namensform H ildi nicht mehr durchschaute, vorgenommen wor­ den sein.

    634 MG SS VII 426; vgl. Vercauteren, Note 101 f. 635 Wampach, UB Luxemburg I 289 ff.: Die religiosa femina domna Bertha, Witwe des viri illu­ stris Volmari comitis, Schwester des Trierer Chorbischofs Beringer, vertauschte 996 mit St. Maximin von Folmar erworbenes Königsgut in Roden bei Saarlouis. Von Folmar hatte auch Kloster Mettlach in Roden im ausgehenden 10. Jh. einen Besitzkomplex zu Geschenk erhal­ ten. Da sich Tholey später im Besitz der Marienkirche von Roden und anderer Güter am Orte befindet, dürfen wir vermuten, daß Folmar auch dieses monasterium der Trierer Diöze­ se bedacht hat, zumal der Graf zu den Vorfahren der Grafen von Blieskastel, der späteren Vögte des Klosters, zu zählen ist. Vgl. Pauly, Landkapitel Merzig 154; Raach, Mettlach 113 ff. 117 f.; Herrmann, Landeskunde II 78 f. 636 Vgl. Witte, Untersuchungen II 84 ff. 637 Gesta epp. Tüll.; MG SS VIII 642. 638 Vgl. Hlawitschka, Anfänge 166 ff. 639 Vgl. o. S. 51 Nr. 22. 640 Vgl. o. S. 58 f. Wie die beiden Lothare Kirchen und Abteien an Laien vergaben, so auch gelegentlich an Chorbischöfe. Vgl. MG DD Lothar I Nr. 88 (845): Lothar gibt an Berardus venerabilis Tullensis corepiscopus die Kirche St. Amant bei Toul. So könnten die beiden episco­ pi unter den Tholeyer rectores (Nr. 14. 22) die Abtei auch als Lehen empfangen haben. Vgl. o. Anm. 193. 641 Vgl. o. S. 51 Nr. 23. 642 Vgl. o. S. 129 ff.

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    Denkbar ist auch, daß wir es im frühmittelalterlichen Bereich der Tholeyer Abtsli­ sten mit drei Vorlagen zu tun haben, die später ineinander gearbeitet wurden, ei­ ner, die mit Hildi (Nr. 13) endete, einer, welche die recto res des 9. Jahrhunderts (Nr. 14-22) umfaßte, und einer dritten, die Hatto mit H ildinus ep iscopu s beginnen ließ. Mit Hilduin beginnt jedenfalls auch die regelmäßige Führung der Gedenktage der Äbte im Nekrolog der Abtei64364. 24. H atto ep iscopu s V irdunensis644 (8 4 7 bzw. nach 856-870): Das Verdienst, Tholey für die Verduner Kirche wiedergewonnen zu haben, muß diesem Zögling von St. Germain in Auxerre zugeschrieben werden645. Er verfügte über gute Beziehungen zu Lothar II., der anscheinend sein Schüler war646 und den er auch in seiner problematischen Scheidungsangelegenheit bis zum Ende unter­ stützte647. Lothar hat die Verluste, welche die Verduner Kirche unter seinem Vater erlitten hatte, durch reiche Schenkungen aus dem Fiskalgut kompensiert648. Es ist auch kein Zufall, daß Hatto genau zum Zeitpunkt des Regierungsantritts Lothars 855/56 die Abtei Echternach erhält, die er bis 863/64 innehat, als ihn Graf Reginhar ablöst649. Man darf diese Übertragung getrost als Kompensation für das ent­ fremdete Tholey auffassen. Als Hatto Echternach aufgeben muß, interveniert er beim Papst, um Tholey zurückzuerwerben. In Verdun hat Hatto den Bau einer neuen Kathedrale begonnen650. Die m o n u ­ m en ta seiner heiligen Vorgänger P ulcronius, P ossessor et F irm inus in der Basilika von St. Vanne ließ er erneuern; die Gebeine der heiligen Bischöfe Maurus, Salvinus und Arator wurden von ihm erhoben und führten zu Wunderheilungen und einer blühenden Wallfahrt a d sepu lcra illorum . Berthar, der, wie er betont, die Zeit Hat­ tos mit eigenen Augen erlebte, berichtet weiter651 : T em pore eten im L otharii iunioris regis et d o m n i H attonis n ostra e civita tis ep iscop i d e istis sanctissim is viris reliq u ia e su nt su m p ta e et a d T h eo legiu m m o ­ nasterium , q u o d isti a ecclesia e est su b iectu m , nostris tem p orib u s su nt dela tae.

    643 Vgl. o. S. 16 f. 644 Vgl. o. S. 52 Nr. 24. 645 Roussel, Histoire Verdun I 189; Clouet, Histoire Verdun I 259 ff.; Jussy, Histoire Verdun II21 ff.; Hübinger, Beziehungen 17. Zur Zugehörigkeit Hattos zur mächtigen Reichsadels­ sippe der Hattonen, die in den Auseinandersetzungen der Vierziger Jahre des 9. Jhs. die Partei Lothars ergriffen hatte, vgl. nun G. Althoff, Frühmittelalterliche Studien 14 (1980) 226 ff. 233 ff. 238 ff. 646 Dümmler, Gesch. ostfränk. Reich II 268; Wampach, Gesch. Echternach I 166. 647 Duchesne, Fastes III 74. 648 MG SS IV 45; Evrard, Actes Nr. 8; Memoriale Dadonis, ed. Roussel, Histoire Verdun, An­ hang, Nr. 1. 649 Wampach, Gesch. Echternach I 166 f.; II 4. 217 ff. Nr. 145. 219 Nr. 146. 221 Nr. 147. Nr. 222 f. Nr. 148. Hatto heißt 861/62 venerabilis abbas et rector Hattho episcopus, ebenso 864/65 sein Nachfolger Reginarius comes abbas et rector. 650 Memoriale Dadonis, ed. Roussel, Histoire Verdun Anhang Nr. 1. 651 MG SS IV 40, Z. 20 ff.

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    Und angelegentlich der Bischöfe Pulcronius, Possessor und Firminus weiß er652: C erte q u a n d o reliq u ia e d e p ra ed ictis sanctis (sc. M auro, S alvino et A ratore) fu e r u n t a ccep ta e tem p o re d o m n i H attonis episcopi, tu n c etia m m o n u m en ta istoru m h o n ora b iliter a c v en era b iliter, sicu t d e ce t sanctos, sub m o n u m en to b ea ti Vitoni rep erta sunt. Die Formulierungen Berthars lassen m. E. nur die Interpretation zu, daß su m ptio bzw. a ccep tio und d ela tio der Reliquien nach Tholey ein einheitlicher Akt waren. Die Formulierungen zeigen auch, daß nur ein Teil der Reliquien erhoben wurde, so wie ja auch Tholey nur jeweils ein b ra ch iu m der drei Bischöfe von Verdun be­ saß. Daher ist es m. E. nicht richtig, einen zeitlichen Gegensatz zwischen Erhe­ bung und Überführung der Reliquien nach Tholey anzunehmen653. Die Translation fand statt zu Lebzeiten Lothars II. (855-869), Hattos (t 1. 1- 870) und Berthars. Das wird explizit durch den Bericht Hugos von Flavigny bestä­ tigt654: Hic a ccep it p a rtem reliq u iaru m sa n ctoru m co n fesso ru m p a riter q u e p o n tificu m M auri, Salvini, A ratoris, q u oru m corp ora sa n cto A gerico rev ela ta , et ab eo d em fu e ra n t h o n ora b iliter et sa nctissim e ord in ata in ea d em a ecclesia , ubi p rim o fu e ra n t tum ulata, sancti P etri ap ostoli n o m in e con secra ta , sed a d o m n o H ildino in n o v a sancti M edardi a ecclesia era n t translata; et rep osu it in m on a sterio q u o d T h eo legiu m dicitu r, a ecclesia e su ae su btectu m . B rachium v e r o sancti M auri in a ecclesia qu am ipse in ca stello n o v o , q u o d n u n c H attonis castru m ab a u ctoris n o m in e v o ca tu r, construx erat, sub altari reco n d id it a d sa lu tem et p ra esid iu m p o stero ru m . Hugo, der im 11. Jahrhundert schrieb, hat neben Berthar noch andere Quellen be­ sessen, wie seine Zusatzinformationen erweisen655. Er berichtet präziser als Bert­ har, daß nur ein Teil der Reliquien transferiert wurde. Er weiß, daß die Reliquien bereits unter Bischof Hildin in die neue Kirche des hl. Medardus überführt worden war. Schließlich nennt er noch eine zweite Translation, nämlich die Überführung eines Arms des hl. Maurus nach Hattos zur militärischen Sicherung der Südost­ flanke der Diözese und des Weges nach dem im Metzer Gebiet gelegenen castru m S carpona erbauten Burg Hattonchâtel (Meuse, Ka. Vigneulles), wo in der Tat spä­ ter die Pfarrkirche das Patrozinium des hl. Maurus trägt656. Es sei erwähnt, daß die

    652 MG SS IV 40, Z. 44 ff. 653 So auch Gauthier, Evangélisation 145. Anders Hübinger, Beziehungen 20 f.; Pauly, Landkap. Wadrill 131. Vgl. Souplet, St. Maur 20 f. 654 MG SS VIII 354. Vgl. AA SS Sept. II 222 f. 655 Vgl. zu den sonstigen Quellen des Hugo von Flavigny: Koepke, Quellen 240 ff. 656 Vgl. Denaix, Hattonchâtel 18 f. 20 f. Die Kirche St. Maur in Hattonchâtel wird 1051/54 er­ wähnt (Evrard, Actes Verdun I Nr. 61).

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    auf Trierer Gebiet gelegene Kirche von Mercy-le-Haut (Landkap. Bazailles), wo Adalgisil Grimo an Verdun geschenkt hatte657, Salvinus als Kirchenpatron besaß. Auch hier ist eine Initiative Hattos anzunehmen658. Hugo scheint über einen Translationsbericht verfügt zu haben. Hugos Bericht ist uns aber auch wertvoll, weil er explizit äußert, daß die Transferierung der Verdu­ ner Heiligen - wie es auch die oben analysierte Plazierung vermuten läßt - der Pertinenzanzeige, dem Schutz und der Sicherung Verduner Besitzungen diente. So ist die Translation nach Tholey, die man dort und in Verdun am 4. September feier­ te659, ein Stück sakraler Politik des Verduner Bischofs. Er reagierte auf die Ent­ fremdung Tholeys, aber wohl auch auf die schwierige Lage der Verduner Besit­ zungen, die sich wie ein Keil von Tholey über St. Wendel, Wolfersweiler, Freisen und Baumholder bis nach (St.) Medard am Glan660 zwischen die Bistümer Trier, Metz und das ins Remigiusland um Kusel und ins Ostertal seit der Mitte des 9. Jahrhunderts vorgreifende Bistum Mainz schoben661. Daß diese Interpretation den Intentionen Hattos gerecht wird, zeigt sich in der Reaktion des Metzer Bischofs Adventius, der kurz vor 871 unweit Tholeys im Nordzipfel des Bliesgaus und der Metzer Diözese ein n o v u m m on a steriu m (Neumünster) bei Ottweiler errichtete und diese Stiftung mit der ab sen tia pastoris und mangelnder cu ra an im aru m in die­ ser Region begründete662. Es sollte also wohl von Seiten der Diözese Metz einem Verlust an seelsorgerlichen Rechten vorgebeugt werden. So übertrug Adventius seinerseits den Leib des heiligen Metzer Bischofs Terentius nach Neumünster. Wegen dieser Zusammenhänge wird man die Translation erst in die letzten Jahre Hattos, jedenfalls nach 865, nach der Rückerwerbung, setzen dürfen. Da offenbar auf Adalhelm noch ein Laienabt folgte, vielleicht jener Stephan, Vasall Lothars, der vor 875 als Inhaber des Fiskus Rémilly verstarb, wird man wohl erst ab 867 mit der Rückerwerbung Tholeys rechnen können. Für die Translation der Reliquien nach Tholey ist andererseits 869 kein Platz, da Anfang September dieses Jahres Karl der Kahle - nach dem Tode seines Neffen am 8. 8. 869 - in Lothringen einzog, von Hatto am 5. September in Verdun empfangen und unter seiner Assistenz am 9. des Monats zu Metz von Bischof Adventius gekrönt wurde663. So ist wohl an den

    657 Herrmann, Testament 82. 658 Müller, Dekanate 266 f.; Pauly, Siedlung X 180 f. Es handelt sich bei der Kirche von Mercy-leHaut wohl um eine ehemalige Filiale der älteren Remigiuskirche in Mercy-le-Bas. 659 Vgl. Wassebourg, Antiquitez F. CLIXV. In Kalendaren von St. Vanne, Coa. Verdun 129 (s. XII ex.), F. Er, Cod. Verdun 127 (s. XIV), F. 10r und Cod. Verdun 126 (s. XV), F. Er ist das Fest zum 4. IX. mit der Notiz vermerkt: tramlacio sanctorum mauri saluini et aratoris. Auch in Tholey wurde das Translationsfest gefeiert, wie aus dem Festkalender des Klosters erhellt, der das Fest der heiligen Bischöfe zwischen Assumptio B.M.V. (16. VIII.) und Nativitas B.M.V. (8. IX) unter den Hochfesten des Konvents ansiedelt. Vgl. Thiele, Festkalender 145. 660 Die Meaarduskirche in Verdun wurde unter Bischof Hildi(n) (vgl. o. S. 129) restauriert. Vielleicht signalisiert das Verduner Medarduspatrozinium das um die Mitte des neunten Jahrhunderts neu erwachte Interesse der maasländischen Bischofsstadt an ihren Außenpo­ sten im Vosagus. 661 Vgl. Haubricns, Ortsnamen II 49 ff.; Herrmann, Landeskunde II 89 ff. 662 MG DD LdD Nr. 138 (871). 663 Dümmler, Gesch. ostfränk. Reich II 283; Duchesne, Fastes III 74.

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    September 867/68 für die Ankunft der Heiligen in Tholey zu denken. Damals wird Hatto auch - aus dem Motiv der Sicherung des Fernbesitzes heraus - persönlich die Abtschaft übernommen haben. Am 1 .1. 870 starb Hatto und wurde in St. Vanne bestattet664. Auch das Tholeyer Nekrologium hat den Tod des Restaurators des Maasbistums verzeichnet6656. 25. B erh ardus episcopus V irdunensis666 (870-879): In der Überlieferung der Tholeyer Abtsliste konkurrieren die Namensformen G erhardus und B erhardus. Da es sich nach der Beischrift bei dem Nachfolger Hat­ tos um einen Bischof von Verdun handeln muß, ist G erhardus als (leicht erklärli­ che) Verlesung zu werten. Berhard, der aus einer bedeutenden lothringischen Adelsfamilie im Umkreis der Matfridinger stammte667, ist vor dem 25. Juni 870, an welchem Tag er mit der Un­ terschrift B eren h a rd u s V iridunensis episcopus dem Konzil von Attigny beiwohn­ te668, Bischof geworden669. Sein Vorgänger hatte Verdun in einer schwierigen Lage gelassen. Im Streit um das Erbe Lothars II. schuf erst der Vertrag von Meerssen am 8. August 870 Klarheit. Verdun fiel an Karl, Tholey aber lag im Ostreiche. In die­ ser Lage war es nur konsequent, wenn Berhard, um neuen Entfremdungen vorzu­ beugen, die Einrichtung des Bischofsabbatiates durch seinen Vorgänger beibe­ hielt. Berhard war ein reisender Bischof. 871 besuchte er das westfränkische Konzil von Douzy; 873 wohnte er der Weihe der neuen Kathedrale im ostfränkisch geworde­ nen Köln bei. 875 finden wir ihn auf dem lombardischen Konzil von Pavia, wohl in Konsequenz des Italienzuges Karls des Kahlen, 876 unterstützte er auf dem Konzil von Ponthion die Kaiserkrönung Karls. Seine konziliare Tätigkeit entspricht den von Berthar gerühmten Aufbau- und Reformaktivitäten in Bischofsstadt und Diö­ zese670. Er vollendete den Neubau der Verduner Kathedrale und stattete sie mit Glocken, kostbaren Priestergewändern, einem goldenen Evangeliar, einem Reli­ quienschrein und anderen Gerätschaften und Schmuck aus. Die Domkanoniker unterstellte er der Regel; an der basilica sa ncti P etri et sa ncti Vitoni (St. Vanne) er­ richtete er ein Stift für acht Kanoniker und stattete es mit Besitz aus, schmückte das Grab des heiligen Vitonus671. Die v illa n ip resb iteri, die Landpriester reformierte er

    664 665 666 667 668 669

    Vgl. Jussy. Histoire Verdun II 38; dazu o. Anm. 573. Vgl. o. S. 16. Vgl. q. S. 52 Nr. 25. Hlawitschka, Anfänge 72 f. 78. Mansi XVI 561 ff. 856 ffVgl. zu Berhard Roussel, Histoire Verdun I 189 ff.; Clouet, Histoire Verdun 1 274 ff.; Jussy, Histoire Verdun II 41 ff.; Parisot, Royaume 451; Duchesne, Fastes III 74 f.; Lager, 368; Le­ sort, Bérard 327 f. 670 MG SS IV 43. 671 Vgl. dazu auch das Memoriale Dadonis, ed. Roussel, Histoire Verdun, Anhang Nr. 1 (auch MG SS IV 37); ferner: Evrard, Actes 17 Nr. 9; Dauphin, Richard 65; Schwingel, Centenen 4.

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    ebenfalls6726734. An seinen Stiftungen richtete er Schulen ein: p u eros, in ter q u os e g o ß erta riu s unus fu i, in hum ants et in d iv in is libris p er se et p er alios cum sum m a carita­ te instruxit. Berthar, sein Schüler, nennt ihn den sanctissim us p a ter n o ster und sagt von ihm : in ­ ten tio et stu dium sanctissim u m fu it. Eine andere Verduner Quelle nennt ihn eben­ falls sa nctu sbn, und das Memoriale seines Neffen und Nachfolgers Dado spricht sich in hymnischen Worten d e felicib u s a ctib u s dieses inclitus p a sto r aus, denn in ecclesia sticis disciplinis ultra qu am cr ed i v e l fie r i p ossit ferv en tissim u s extitit, et ep is­ co p a le m in isteriu m et religiosa m v ita m a d m od u m diligen s, quam p lu rim a isti e c c le ­ siae con tu lit, q u a e n u n c zelo eju s a etern a liter testim on iu m perhiben t^ 7*. Die Zeitgenossen haben ihn als eine Ausnahmepersönlichkeit gesehen675. Ihm ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Reform der Tholeyer Klerikergemeinschaft zuzuschreiben, die bald zur Umwandlung in ein Benediktinerkloster führte676. Berhards Schüler Berthar hielt einige Jahrzehnte später den benediktinischen Sta­ tus der Tholeyer Gemeinschaft für den seit eh und je etablierten677. Daß Berthar die Reform Tholeys nicht erwähnt, braucht nicht zu irritieren; er konzentrierte sich in seinem Werk stark auf die Geschichte der Bischofskirche, verschwieg sogar die Reform seiner eigenen Gemeinschaft, des Stiftes St. Vanne. Ferner dürften die Reliquien des hl. Vitonus, die wir später in Tholey finden, auf Berhard zurück­ gehen678, der damit wohl ein geistliches Band zwischen dem Verduner Patron der civita s und Tholey knüpfen wollte, vielleicht als er am Ende seines Lebens ge­ zwungen war, die Stadt an der Maas zu verlassen und sich nach Tholey zurückzu­ ziehen. Vielleicht gehört in diese Zeit auch ein sonst enigmatischer heiliger Mönch Theobert (f 11. IE), der in Tholey rege über Jahrhunderte hinweg verehrt wurde, des­ sen Reliquien man auch im Kloster zeigte679, der bereits im frühen elften Jahrhun­

    672 So muß wohl Berthars unmittelbar nach der Notiz über die Reform des Domklerus stehen­ der Satz . . . et villaris presbiteris viam iusticiae viriliter ostendit verstanden werden. 673 So die im 13. Jh. unter Benutzung Verduner Quellen entstandene Chronik des Alberich von Trois-Fontaines (MG SS XXIII741): Apud Virdunum sanctus Berchaldusfit episcopus per an­ nos decem. 674 Memoriale Dadonis, ed. Roussel, Histoire Verdun, Anhang Nr. 1. 675 Wahrscheinlich ist Bischof Berhard auch ehrenhalber der Liste des Konvents der Abtei St. Mihiel im Reichenauer Verbrüderungsbuch (MG Confrat. II 297) vorausgestellt worden. Dort findet sich an der Spitze noch vor Chunibret abb(as) der Name Perinhardus. 676 Ein Zeugnis der Reformtätigkeit Berhards in Tholey könnte eine aus Tholey stammende Handschrift des 9. Jahrhunderts (Cod. Trier Stadtbibi. 170/36) mit Briefen des Mönchs- und Reformpapstes Gregor des Großen sein. Vgl. Herrmann, Klosterbibliotheken 28. 677 Vgl. o. 5. 90 f. 678 Die Tholeyer Reliquien des hl. Vitonus (vgl. o. S. 93) haken in der chronologischen Ord­ nung des ersten Rehquienschreins des Klosters die dritte Stelle nach Paulus (Ende 8. Jh.) und den Bischöfen Maurus, Salvinus, Arator (unter Bischof Hatto). 679 Vgl. K. Kunze, in: Bibi. Sanctorum XII (1969) 203. Reliquien sancti Theoberti fanden sich um 1200 im zweiten Tholeyer Schrein (Levison, Geschichte 71). Im Tholeyer Festverzeich­ nis des 13. Jhs. wird das Fest Teoberti confessoris als Hochfest angezeigt (ebd. 73; Thiele, Fest­ kalender 144. 146).

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    dert unter die Klosterpatrone aufstieg680 und noch im fünfzehnten Jahrhundert zu ihnen gezählt wurde681. Schon vor 1246 gab es eine ecclesia sancti T h eob erti in T holeia ; es ist die spätere Blasiuskapelle in Bergweiler682. Der Name des Heiligen kommt in zwei Formen vor. Die ältere und (später kanonische) Form des H eili­ gennamens ist T heo(t)bert, die mit ihrer lautlichen Entwicklung von germanisch /eu/ > /eo/ ins 8. Jahrhundert gehört, jedoch in romanisch-westfränkischem Kon­ text oder in urkundlicher Archaisierung noch länger möglich bleibt683; es bezeugt den lebendigen Kult des Mönchsheiligen im Kloster, wenn der kanonischen Form des Namens eine Form Thietbertus (11. Jh.) an die Seite tritt, welche eine im mit­ telfränkischen Dialektgebiet, zu dessen Südrand Tholey gehörte, erst seit dem En­ de des 9. Jahrhunderts mögliche Entwicklung des althochdeutschen /eo/ > /ie/ aufweist684. Man wird die Namensvariation am besten als Nebeneinander von ar­ chaisierender Repräsentationsform und volkssprachlicher Form interpretieren. Da die volkssprachliche Form einen Lautwandel des ausgehenden 9. Jahrhunderts aufweist, muß der Namenträger vor 900 gelebt haben. Wenn nun in der Mönchs­ qualität des Theotbert der wahre Kern seiner Legende liegt685, so besitzen wir hier­ mit ein zusätzliches Indiz dafür, daß Tholey vor Ende des 9. Jahrhunderts Bene­ diktinerkloster geworden ist. Es ließe sich z. B. analog zur Weißenburger Ent­ wicklung daran denken, daß dieser Theotbert einer der führenden Köpfe der Monastisierung der Klerikergemeinschaft gewesen ist, der im Kloster zunächst mit ei­ ner m em o ria geehrt wurde, um später in den Rang eines lokalen, klösterlichen Heiligen aufzusteigen686. Nachdem am 10. April 879 der westfränkische König Ludwig der Stammler ge­ storben war, rief eine starke Adelsfaktion unter der Führung des Abtes Gauzlin von St. Denis, St. Germain-des-Prés und St. Amand und des Grafen Konrad von

    680 So im Besitzvermerk (11. Th.) einer Tholeyer Handschrift: Herrmann, Klosterbibliotheken 27. 28 Nr. 15. 681 Ein Tholeyer Sakramentar des 15. Jhs. (Leroquais, Sacramentaires III175) zählt den Heiligen zu den Klosterpatronen. Eberhard von Camp (t 1526), Mönch aus Tholey, Abt in St. Mat­ thias zu Trier, schrieb ein ,Eulogium in honore S. Teoberti“, das sich im Cod. Trier Stadtbibi. 608, F. 83-102, erhalten hat. 682 Kreuz, Besitztümer 8; Levison, Geschichte 72 f.; Stock, Abtei 16; Klewitz, Instandsetzung 6 ff. Kirche und Reliquien sind 1332 Gegenstand eines Wunders (vgl. u. S. 193). Die Zweifel von Reichert, Baugeschichte 203, und Pauly, Landkap. Wadrill 139 f. an der Identifizierung sind nicht berechtigt. Die Ortsangabe in Tholeia kann sich durchaus auch auf einen Standort Bergweiler beziehen, ist doch dieser Ort dem Ausweis seines Namens nach ursprünglich nichts anderes als ein Ausbauhof des Klosters am Berg gewesen, dem Schaumberg nämlich. Ferner zeigt das Eulogium des Eberhard von Camp (Anm. 681), daß die Bergweiler Kirche bereits im 15. Jh. fest mit der Theobert-Legende verknüpft war, was nur durch die Anwesen­ heit der Reliquien ebenda erklärt werden kann. Nach dem Eulogium soll nämlich Theobert in capella sancti blasii in monte scouwenberch sita monasterioque huic proxima während einer Meßfeier ein Wunder gewirkt haben. Blasius ist also ein zwischen 1246 und 1526 an die erste Stelle gerückter Sekundärpatron der Theobertskirche. 683 Vgl. Frank, Altfrk. Grammatik § 37 ff. 684 Braune/Eggers, Ahd. Grammatik § 47 ff. 685 Das Eulogium des Eberhard von Camp (Anm. 681) betont die Priestereigenschaft und die Mönchsqualitäten Theoberts. 686 Vgl. zum analogen Fall einer memoria für den benediktinischen Erstprofeß in Weißenburg: Haubrichs, Mönchslisten 21 Anm. 3.

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    Paris und Auxerre den ostfränkischen König Ludwig den jüngeren ins Land, um ihm anstatt Ludwigs des Stammlers gleichnamigem Sohn die Krone des Reiches an­ zubieten687. Ludwig der Jüngere war im Mai 879 in Metz, rückte dann auf Verdun, um sich dort mit seinen westfränkischen Anhängern zu vereinigen. Verdun wurde geplündert. Dann überschlugen sich die Ereignisse: Die legitimistische Partei Westfrankens bot Ludwig dem Jüngeren den Rest Lothringens gegen die Aufgabe seiner westfränkischen Ansprüche an. Dieser nahm an und zog sich auf Frankfurt zurück. In Lothringen traten unterdessen weitere Prätendenten auf, teils auf das westfränkische Gesamtreich, teils auf Lothringen allein, und verheerten vor allem das Verduner Land. Unterdes scheint am ostfränkischen Hofe erneut ein Um­ schwung eingetreten zu sein; nach Weihnachten 879 marschierte Ludwig erneut nach Westen, um sich im Januar 880 in Douzy an der Chiers mit seinen Anhängern zu vereinigen. Erst der Vertrag von Ribemont (Februar 880) schuf Sicherheit. Ganz Lothringen fiel an Ludwig den Jüngeren. In diesen Wirren hatte sich Berhard offenbar nach Tholey geflüchtet. Er verließ es nicht wieder. O biit ...I n T eo legio m on a sterio, u b i et corp u s eius co n d itu m est, p r i­ d ie K alen das Ianu arii (31. Dezember)688. Noch im 16. Jahrhundert wurde sein Grab in Tholey verehrt689690. 26. *D ado ep iscopu s V irdunensis690 (880-923): Die Abtsliste bietet an dieser Stelle einen Frido, der sprachlich möglich ist. Jedoch wird er in der Liste ep iscopu s V irdunensis genannt, was eine paläographisch gut er­ klärliche Verlesung nahelegt. Es wäre auch zu merkwürdig, wenn während der 55jährigen Amtszeit Dados ebenfalls nur ein Tholeyer Abt regiert hätte. Wir re­ konstruieren also: D ado. Dado war Neffe Berhards691 ; wenn er von Ludwig dem Jüngeren unterstützt und durchgesetzt wurde, so heißt das wohl, daß die Familie Berhards bereits nach dem Tode Karls des Kahlen einen Schwenk zur ostfränkischen Partei vollführt hatte. Vielleicht darf man den Rückzug Berhards ins ostfränkische Tholey, die nachfol­ gende Plünderung Verduns als Indiz dieses Schwenks, der zu einem Konflikt zwi­ schen Bischof und civita s führte, werten692. Trotz der Unterstützung Ludwigs des Jüngeren weigerte sich der legitimistisch orientierte Trierer Erzbischof Bertulf zu­ nächst, Dado zu weihen. Nach dem Vertrag von Ribemont war Dado jedoch

    687 Dümmler, Gesch. ostfränk. Reich III 113 ff. 688 MG SS IV 45; vgl. zum Todesjahr Parisot, Royaume 451; Aimond, Nécrologe Cathédrale 163. 689 Wassebourg, Antiquitez, F. CLXVIF: Et fut inhumé son corps audiet monastère, ou encores depresent est tenu en grande reuerence. Vgf. Reichert, Baugeschichte 63 f. 690 Vgl. o. S. 52 Nr. 26. 691 Vgl. zu Dados Familie: Hlawitschka, Anfänge 71 ff. Ferner zur Person des Bischofs selbst: Roussel, Histoire Verdun I 192 ff.; Clouet, Histoire Verdun I 283; Jussy, Histoire Verdun II50; Tribout de Morembert, Dadon 10; Evrard, Actes 18 ff. Nr. 10-13 (zu den dort versam­ melten urkundlichen Zeugen ist noch hinzuzufügen das Testat einer Urkunde aus St. Mihiel, im castellum beim Kloster am 24. XI. 919 ausgestellt: Lesort, Chronique St. Mihiel Nr. 24). 692 Jussy, Histoire Verdun II 50; Tribout de Morembert, Dadon 10.

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    durchgesetzt. Er besaß gute Beziehungen zu den ostfränkischen Herrschern, wie Schenkungen Ludwigs, Karls III. und Arnulfs an ihn beweisen693. Seine regen Akti­ vitäten auf Synoden und Reichsversammlungen zeigen, daß er neben Hatto von Mainz und dem ihm persönlich befreundeten Salomo III. von Konstanz zu den Trägern des sich gegen Ende des Jahrhunderts ausbildenden bischöflichen Reichs­ regiments gehörte694. Wahrscheinlich 889 wurde Verdun von den Normannen heimgesucht. Dado verfaßte über die ca la m ita tes et m iseriae der Kirche von Ver­ dun ein elegisches Gedicht, das er Remigius von Auxerre dedizierte und das auch Salomo kannte695. Im Jahre 893 ließ er in einem leider nur fragmentarisch erhalte­ nen Memoriale die Taten, Schenkungen und Erwerbungen seiner Vorgänger seit Hatto aufzeichnen696. Im Innern führte er die Trennung zwischen den m en sa e des Domstifts und des Bischofs durch 697. Nach dem Brand der Kathedrale ließ er 916/ 17 durch Berthar alles aufzeichnen, was an historischer Überlieferung über die Entwicklung des Verduner Bistums vorlag698. In Tholey behielt er das Bischofsabbatiat bei698a. Er hatte alle Veranlassung, das Kloster weiterhin eng an die Stadt an der Maas zu binden, war doch die Bedrohung des Saarbesitzes mit der Einrichtung von stärker an den Erzbischof gebundenen Archidiakonen statt der Chorbischöfe unter Ratbod von Trier699 nicht geringer ge­

    693 MG SS IV 37 f. 45; Memoriale Dadonis, ed. Roussel, Histoire Verdun, Anhang, preuves Nr. 1. 694 Salomo III. von Konstanz schickte vor dem 18. V. 906 an Dado ein Gedicht, in dem er u. a. Kritik am Bürgerkrieg der Stände des Reiches und der divisio imperii übte. Vgl. Dümmler, Gesch. ostfränk. Reich III 527 f.; Manitius, Geschichte I 594 ff. Die Gedichte Salomos III. an Dado zeigen sehr deutlich, daß beide untereinander und mit Erzbischof Hatto von Mainz in einer amicitia vereinigt waren, welche politische Konsequenzen hatte, aber auch die gegen­ seitige memoria im Falle des eigenen Todes oder des Ablebens eines Verwandten in sich schloß. Vgl. dazu G. Althoff, in: ZGO 131 (1983191 ff. Es ist zu überlegen, ob diese amicitia nicht — wie im Falle der Beziehung zwischen Salomo und Hatto nachgewiesen (Haubrichs, Zeugnisse 20 f. u. ö) — auch auf Dado Auswirkungen im Bereich des Heiligenkultes hatte: Hatto förderte in Mainz und auf der Reichenau den Kult des Mainzer Märtyrers Albanus. In Tholey befanden sich Reliquien des Albanus sowie der mit St. Alban verbundenen Märty­ rerin Justina (AA SS Juni III 57 ff.), auch gab die Abtei ihrer Eigenkirche in Thalexweiler das Patrozinium des Märtyrers. Vgl. Levison, Geschichte 74; Pauly, Landkap, Wadrill 146 f. 695 Jussy, Histoire Verdun II57; Manitius, Geschichte II353. Zwei Distichen haben sich bei Lau­ rentius von Lüttich (MG SSX 491) erhalten. Laurentius erwähnt auch eine epistola Virdunensis cleri über die Normannen- und Ungarneinfälle. 696 Roussel, Histoire Verdun, Anhang, preuves Nr. 1. Teile des verlorenen Temporale lassen sich wohl aus der auf Papst Leo IX (1049) gefälschten Besitzbestätigung rekonstruieren (ebd. Nr. 3). 697 Vgl. Jussy, Histoire Verdun II 61 f.; Schieffer, Entstehung 276. 698 Vgl. die Vorrede Berthars zu seinen ,Gesta episcoporum Virdunensium“, MG SS IV 39 f. 698a Dasselbe gilt auch für St. Vanne, wo eine Urkunde 911/23 adressiert ist (Bloch, Urk. St. Vanne I Nr. 7): Venerabili in Christo domno Dadoni episcopo custodi sancte dei ecclesie vel reli­ quis canonicis sancti Videni... Auch Dados Vorgänger Berhard, der Restaurator des Stifts, der ihm seinen Erbbesitz aus dem Episkopium zurückgab, dürfte die Institution selbst gelei­ tet haben, nennt doch die einzige Urkunde aus der Zeit seines Episkopats von 882 (ebd., Nr. 6) keinen Abt, sondern adressiert fratribus ecclesie sancti Vitoni. Schließlich gilt Ähnliches später für Bischof Berengar, der auch in Tholey zu Beginn seines Episkopats den Abtsstuhl innehatte; er muß 940 einer Transaktion der Abtei St. Vanne zustimmen, was seine dortige rector-Funktion wahrscheinlich macht (ebd. Nr. 8). 699 Vgl. o. S. 58.

    146

    worden. Die Anfang des 10. Jahrhunderts in Trier getätigte Abschrift des GrimoTestaments signalisiert das Interesse der Trierer Kirche an den Tholeyer Verhält­ nissen700. Mit seinen matfridingischen Verwandten beteiligte sich Dado 895-900 am Auf­ stand der Lothringer gegen König Zwentibold701. Nach dem Tode Arnulfs 899 er­ kannte er mit anderen lothringischen Großen dessen minderjährigen Sohn Ludwig (das Kind) als König an. Mit ihnen vollzog Dado auch nach dem Tode Ludwigs 911 die Schwenkung zum westfränkischen König Karl dem Einfältigen, der bis 923 Lothringen und damit auch Tholey beherrschte. Eine Schenkung Karls von 915 an St. Lambert in Lüttich, die Dado neben dem m a rcb io stren u u s Reginher als Inter­ venienten nennt, zeigt, daß Dado zur engeren Umgebung Karls gehörte702, Dado war ein politischer, ja kämpferischer Bischof703. Jedoch versäumte er es nicht, die Impulse seines Onkels Berhard, der die Reform der Bildung in Verdun initiiert hatte, aufzunehmen: er verkehrte mit bedeutenderen Gelehrten seiner Zeit; bei Remigius von Auxerre bestellte er ein Gutachten über das aus den Steppen des Ostens einbrechende unheimliche Reitervolk der Ungarn704; Erzbischof Rut­ ger von Trier (915-931) dedizierte ihm eine Sammlung von Kanones705. Den Eng­ länder Andreas gewann er als m a gister für die ihm von König Arnulf überlassene Abtei Montfaucon706. Der spätere Reformabt Johannes von Gorze genoß seinen persönlichen Unterricht: D ad on is etiam , su m m i in g en ii et fa m o sissim a e sanctitatis ep iscop i V irdunensis, n on p a rv o tem p o re fr e q u e n tia usus est707708. Am 7. X. 923 starb Dado70s. Er wurde in St. Vanne begraben. Sein Neffe folgte ihm auf den Stuhl des Bischofs. 27. B ern oin us (B ern ouu in us, B arn oin us)709 (923/25-939): Noch zu Lebzeiten Dados hatte sich die politische Lage in Lothringen erneut ent­ scheidend verändert. Zwischen dem ostfränkischen Herrscher Heinrich I. und Karl dem Einfältigen war 921 zu Bonn ein Vertrag geschlossen worden, der den je­ weiligen Besitzstand garantierte710. Jedoch geriet Karl 923 in Gefangenschaft. Der

    700 701 702 703

    704 705 706 707 708 709 710

    Vgl. Pauly, Güter 26. Jussy, Histoire Verdun II 68 f. Lauer, Actes Charles le Simple Nr. 81; Jussy, Histoire Verdun II 69. Das zeigt sich besonders in seinem Kampf gegen den Grafen Boso vir tirannicus, den Bruder des Herzogs Rudolf von Burgund, über den Laurentius von Lüttich noch litterae einsah: . . . mutuis caedibus praedis et incendiis devastaverunt. .. (MG SS X 490). Vgl. Jussy, Histoire 1170. Roussel, Histoire Verdun 1 151; Jussy, Histoire Verdun II59; E. Dümmler, in: NA 11 (1886) 233 f. (mit Hinweis auf Cod. Wien 956). Manitius, Geschichte II 353. Vita Johannis de Gorzia, c. 23, MG SS IV 343. Vgl. Jussy, Histoire Verdun II 59. Vita Johannis de Gorzia, c. 12, MG SS IV 340. Noch im J. 922 ist Dado bei der Wahl des Bischofs Libo von Lausanne anwesend; vgl. zum Todesdatum, bei dem wohl Flodoard von Reims (MG SS III373) das rechte Jahr gibt: Jussy, Histoire II 71; Tribout de Morembert, Dadon 10. Vgl. o. S. 52 Nr. 27. Wolfram, Intitulatio II127 ff.; Schneider, Verträge 10 f. Vgl. Schneidmüller, Lothringenpoli­ tik 1 ff.

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    Gegenkönig Rudolf, Herzog von Burgund, suchte sich Lothringens zu bemächti­ gen. Im Zusammenspiel mit Erzbischof Seulf von Reims stellte er einen eigenen Kandidaten namens Hugo für den verwaisten Stuhl von Verdun auf711. Noch vor Ende 923 reagierte Heinrich mit einem Vorstoß über den Rhein, indem er Metz nahm und die Lande in ter R hen u m et M osellam verheerte712. Er wich jedoch vor dem herannahenden Rudolf zurück. Mit einem neuen Heer und der inzwischen gewonnenen Unterstützung großer Teile des lothringischen Adels gelang es Hein­ rich im Lothringenzug von 925 das Land für Jahrzehnte fest an das Ostreich zu binden713. Bernoin, Neffe des Vorgängers, Sohn des berühmten Grafen Matfrid, Bruder des Grafen Adalbert von Metz und auch entfernter Verwandter des Ottonen Heinrich, hatte Verdun gegen Angriffe von Rudolfs Bruder Boso verteidigt714. Er war der Favorit des neuen Königs, der spätestens 925 auch wirklich inthroni­ siert werden konnte715.

    Die Verwandtschaft der Bischöfe Berhard, Dado und Bernoin (nach. E. Hlawitschka, Anfänge 73) Anscheinend 926 wurde Lothringen und auch Verdun von einem verheerenden Einfall der crudelissim a g en s H u n garoru m heimgesucht716. Bernoin ließ im Verfolg des Wiederaufbaus ein p u legiu m der Besitzungen der Domkirche anfertigen, von dem aber nur die Vorrede erhalten ist717. Auch an der 927 unter Erzbischof Rutger

    711 712 713 714

    Fiodoard, Arm., MG SS XIII 373. 376. Roussel, Histoire Verdun I 202. Fiodoard, Ann., MG SS XIII 372. Vgl. insgesamt Hübinger, Heinrich I. 1 f.; Sproemberg, Politik 1 ff. Vgl. zu Bernoin: Roussel, Histoire Verdun 1 202 ff.; Clouet, Histoire Verdun 1 304 ff.; Jussy, Histoire Verdun II 104 ff.; Hübinger, Beziehungen 21 f.; Hübinger, Heinrich I. 20; Hla­ witschka, Anfänge 71 ff.; Herrmann, Beziehungen 17. 715 Lesort, Bernoin 851. 716 Pulegium Bernoins (Anm. 717). 717 Vgl. Wassebourg, Antiquitez, F. CXXVIIF ff.; Roussel, Histoire Verdun II, preuves Nr. 2.

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    zu Trier tagenden Provinzialsynode, die sich um die Beseitigung der durch den Ungarneinfall hervorgerufenen Mißstände bemühte, nahm er teil718. Bernoin war jedoch kein Kirchenmann. Wie sein Bruder Adalbert war er ein Kriegsmann (a cerrim a e m en tis vir), der Mönchsreform stand er wie dieser skep­ tisch bis ablehnend gegenüber719. So zogen sich zahlreiche d e v o ti, darunter auch Kanoniker des Domstifts, aus der Stadt zurück720. Für Tholey behielt er das Bischofsabbatiat bei721, so wie Adalbert bis 933 sein Laienabbatiat in Gorze vertei­ digte722723. Die Verduner Tradition hat schon im elften Jahrhundert nichts mehr über ihn zu sagen gewußt. Der um 1047 schreibende Fortsetzer der Bischofschronik, Mönch in St. Vanne, schrieb: cuius v ita e p rioru m desidia solo n o m in e p o steris m a n et m e ­ m o ria 721’. Bernoin starb im Jahre 939; Verdun hat nicht einmal sein Todesdatum (24. Mai) bewahrt. Wir kennen es aus dem Nekrolog von Tholey724. Begraben wurde er in St. Vanne.

    718 Roussel, Histoire Verdun I 203; Lesort, Bernoin 851. 719 Vita Johannis Gorziensis, c. 38, MG SS IV 347. Vgl. Schultze, Forschungen 49 f.; Hübinger, Beziehungen 22. Doch hat sich Bemuinus ep. im Verbrüderungsbuch von Remiremont ein­ tragen lassen. Vgl. Hlawitschka u. a., Liber Mem. 101, F. 45V18. Graf Adalbert besaß so­ wohl von Verdun als auch von Metz Kirchenlehen und gehörte zur militia beider Bischöfe. Vgl. Prinz, Klerus 170. 720 Vgl. Jussy, Histoire Verdun II103. Die aktive christliche Elite verließ Verdun: primice­ rius Odilo zog sich nach Gorze zurück; Kanoniker des Domstifts, von der ekstatischen Jen­ seitsvision eines Diakons begleitet, gingen nach St. Evre in Toul; die reclusa Rothildis trat in das von Bischof Gauzlin von Toul gestiftete Kloster Bouxières ein; der an der Kirche von St. Vanne lebende reclusus Humbert zog in die Einsamkeit des Argonnerwaldes; andere Gläu­ bige verließen die Stadt, um in lothringische Reformklöster einzutreten. 721 Die Nachricht des Crollius, Origines Bipontinae I, 67, daß Bernoin bereits vor seinem Epis­ kopat Abt von Tholey gewesen wäre, die er aus einem handschriftlichen Abtskatalog des Klosters geschöpft haben will, dürfte reine Konjektur sein. Es ist ganz unwahrscheinlich, daß Crollius 1761 ein anderer Typ als der oben (S. 19 ff.) gekennzeichnete von Abtskatalog vorlag. Er deutete also den Titel abbas et episcopus Virdunensis aus. Denn gerade nach dem Tholeyer Abtskatalog war ja Bischof Dacfo vor Bernoin Abt, und es ist nicht einzusehen, warum Dado sein Amt vor Ende seines Episkopats abgegeben haben sollte. Das Vertrauen, das Hübinger, Beziehungen 21 f., der Nachricht des Zweibrücker Geschichtsschreibers ent­ gegenbringt, erscheint mir daher nicht gerechtfertigt. 722 Vgl. Herbomez, Cartulaire Gorze Nr. 91 (922); Vita Johannis Gorziensis, c. 36 ff., MG SS IV 347 f. 723 MG SS IV 45. Vgl. zum Fortsetzer der ,Gesta1 Wattenbach/Holtzmann/Schmaie, Ge­ schichtsquellen 193. 724 Vgl. o. S. 16. Bernoin wird im Tholeyer Nekrolog nicht ausdrücklich episcopus genannt. Dennoch ist die Identität nicht zweifelhaft; auch Bischof Stephan von Lüttich, Abt von St. Mihiel, wird in einer Urkunde für St. Mihiel nur abbas genannt (Lesort, Chronique St. Mihiel Nr. 18). In Verdun haben nur die Annales Virdunenses (MG SS IV 8) den Tod des Bi­ schofs Bernoin notiert. Vgl. demnächst: Haubrichs, Annales Virdunenses. Eine vergessene frühmittelalterliche Annalenkompilation aus dem Kloster Sankt Paul in Verdun. Flodoard v. Reims notiert zu 939 (MG SS III 385): Bemuinus Virdunensis episcopus obiit.

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    28. B ern igeru s (B eren ga riu s)725 (939-vor 947): Unmittelbar nach dem Tode Bernoins erschien der westfränkische König Louis d’Outremer in Verdun, um die Huldigung einiger Prälaten Lothringens entgegen­ zunehmen726. Im Gegenzuge, im Jahre 940 auch durch bis nach Frankreich vorsto­ ßende militärische Operationen begleitet, setzte der ostfränkische König Otto I. seinen Verwandten, den Sachsen Bernger, als Bischof in Verdun ein727. Bernger war nicht nur Garant der ottonischen Herrschaft an der Westgrenze des Reiches, sondern entwickelte sich in Zusammenarbeit mit dem abbas Brun, Ottos Bruder, dem späteren Erzbischof von Köln (953-965) und lothringischen a rch idux, zu einem bedeutenden Kirchenpolitiker, wie vor allem seine Rolle bei den Synoden von 947 in Verdun und von 948 in Mouzon und Ingelheim zeigt728. Den monastischen Impulsen Lothringens folgte er ebenso wie Erzbischof Brun. 951/52 wandelte er das Stift St. Vanne in ein Benediktinerkloster um und berief einen ehe­ maligen Verduner Kleriker, Humbert aus St. Evre in Toul, zum ersten Abt729. Ge­ gen Ende seines Lebens scheint er als Mönch in seine Stiftung eingetreten zu sein730. Noch um 959 ließ er die neu aufgefundenen Reliquien des hl. Bischofs Fir­

    725 Vgl. o. S. 53 Nr. 28. 726 Schneidmüller, Tradition 151 f.; Jussy, Histoire Verdun II 106 f. 727 Flodoard v. Reims notierte in seinen Annalen zu 940 (MG SS III386): Berengarius Virdunensis episcopus consecratur ab Artaldo Remensi archiepiscopo. Offenbar wurde Bernger auf dem Feldzug Ottos nach Westen durch Erzbischof Artald von Reims geweiht. Vgl. zu Bernger Roussel, Histoire Verdun 1 204 ff.; Clouet, Histoire Verdun 1 312 ff.; Jussy, Histoire Verdun II 107 f.; Merkert, Kirche 24 f.; Hauck, Kirchengeschichte III 363 f.; Parisot, Origines II 30 Anm. 1; Sproemberg, Politik 46; Lesort, Bérenger 409 f.; Evrard, Actes 32 ff. Nr. 14-20. Viel­ leicht erklären sich durch den Sachsen Bernger und sein Tholeyer Abbatiat die auffälligen Reliquien des in Paderborn verehrten hl. Liborius. Vgl. Levison, Geschichte 75. 728 Jussy, Histoire Verdun II 114; Lauer, Louis IV 163 f.; Lesort, Bérenger 409 f. 729 MG SS IV 45. Vgl. Schultze, Forschungen 49 ff.; Clouet, Histoire Verdun 1315; Bloch, Ur­ kunde St. Vanne 1 352; Lotter, Vita Brunonis 80 f.; v. d. Straeten, Manuscrits 91 f. Flodoard v. Reims notiert in seinen Annalen zu 941: Canonici Montifalconis oppressione Virdunensis episcopi praegravati, deserentes coenobium suum, corpus sancti Baldenci patroni sui deferunt Re­ mis (MG SS III388). Steckt hinter dem Konflikt zwischen Bischof und Stiftskanonikern ein versuchter Reformeingriff Berengars? Dies anzunehmen liegt umso näher, als Bischof Dado bereits zu Beginn des 10. Jhs. das von den Normannen verwüstete Stift Montfaucon einer Gruppe von Iren anvertraut hatte, deren Vorsteher zu den monastischen Lehrmeistern des zweiten Abtes des benediktinischen Reformklosters Gorze zählte (Vita Joh. abb. Gorziensis, MG SS IV 343; vgl. Semmler, Iren 949). Montfaucon war also im frühen 10. Jh. monastisch geprägt, vor 939 jedoch bereits erneut zum Kanonikerstift geworden. 730 Die Berichte über Berngers Rückzug nach St. Vanne können nicht einfach als Legende und „ridicule“ (so Lesort, Berenger 410) abgetan werden. Zwar enthalten sie legendarische Züge, doch werden sie ohne Widersprüche um die Mitte des 11. Jhs. vom Fortsetzer der,Gesta epis­ coporum1, einem Mönch von St. Vanne (... multis autem referentibus audivi...), und gegen Ende des 11, Jhs. von Hugo von Flavigny, der ebenfalls aus St. Vanne stammte und in dieser Passage nachweislich Quellen des Klosters verwandte (s. u.), wiedergegeben. Es handelt sich also um Tradition des Klosters, die der Continuator (MG SS IV 45 f.) sehr knapp, Hugo aber in breiterer Form IMG SS VIII 364 f.) wiedergab. Danach hatte Bernger einen Zusammen­ stoß in der Kathedrale von Verdun mit dem primicerius und praepositus eiusdem aecclesiae

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    min von Verdun in Anwesenheit des Erzbischofs Brun nach Flavigny an der Mosel transferieren, wo von St. Vanne aus ein Priorat errichtet wurde731. Das beste Zeugnis seines Reformgeistes hat dem Bischof der aus St. Vanne stam­ mende, bald nach 959 schreibende Verfasser der ,Translatio S. Firmini“ ausge­ stellt7313:

    Bernerus, über dessen Mildtätigkeit gegen St. Vanne Hugo später manches Rühmenswerte zu erzählen weiß, der auch die Urkunde Bischof Wigfrids fur St. Vanne mit unterschrieb (Evrard, Actes Nr. 22) und im Kloster unter den Bischöfen (!) begraben wurde. Zu seinen bis 973 reichenden Lenenszeugnissen vgl. MG SS IV 341; Bloch, Urk. St. Vanne Nr. 14. 15. 17. 19 und S. 414; Lesort, Chronique St. Mihiel Nr. 28. Nach dem Zusammenstoß soll die Gottesmutter, Patronin des Verduner Domes, den Bischof mit einem lahmen Fuß bestraft haben. Der Bischof mußte sich in conventu aecclesiae zu einer confessio bequemen. Wenige Tage später zog er sich ins Kloster zurück: Nam paucis admodum interpositis diebus monaste­ rium petiit episcopus, et humilitatis vestitus amictu serviebat pauperibus, pauper et ipse spiritu. Non tamen deseruit curam episcopii, quam, ut non desereret, exegit amor cleri et populi, quin potius tantum augebatur in eo lucra virtutum quanto ferventiori proposito adherebat Domino virtutum. Bernger suchte also die episkopale Funktion zunächst zu wahren. Zu Recht hat Lotter, Vita Brunoms 80 L, diese Ereignisse als Ausdruck einer „Opposition von Klerikern geigen den sächsischen Bischof gedeutet. Vgl. Clouet, Histoire Verdun 1 322 f.; Schultze, For­ schungen 49 ff.; Souplet, St. Paul 56. Hugo von Flavigny weiß ferner, daß Berngers Nachfol­ ger W lgfrid 961 auf der Synode von Meaux ohne Information des Trierer Metropolitans ordi­ niert wurde vivente adhuc domno Berengerio Virdunensi episcopo et sedem episcopatus tenente (MG SS VIII 364). Das kann nicht ohne die Zustimmung Bruns, des Erzbischofs von Köln und lothringischen archidux, dessen cancellarius Wigfrid war, geschehen sein. Es muß jedoch bald zu einer Aussöhnung zwischen beiden gekommen sein, denn Wigfrid bestätigte petitio­ ne domni Berengerii episcopi dem Kloster St. Vanne Privilegien und Besitzungen (ebd.). Bern­ ger wurde in St. Vanne begraben; der Continuator (MG SS IV 45 f.) weiß: .. . sepultus est in basilica sancti Petri in sinistra parte chori, super quem positum est altare usque in praesens. Huius ego casulam qua indutus erat in sepulcro positus vidi. . . Bernger hatte sich also im Habit des Bischofs begraben lassen. Vgl. ferner MG SS VIII373. Seine Grabschrift, welche seine conver­ sio zum Mönchtum bestätigt, ist überliefert (Mabillon, Vetera Analecta 379 f.; MG Poetae V 289 Nr. 13): Cultus, iustitiae, clarum quoque dogma sophiae, Clauditur hac urna, perfunctus luce diurna. Praesule sub tanto monachilis coepit hic ordo, Qui dulces Domino laudes ferit in decachordo. Hic Berengarius humiles se subdit ad actus, Dum Monachus factus, priscum commutat honorem Praesuli. Augusti dum tandem lumina currant, Extremum sidus pridie est sortitus in Idus. Bernger starb also an einem 12. August, wie auch die Nekrologien der Kathedrale, von St. Airy, St. Paul und St. Vanne bestätigen (Aimond, Nécrologe Cathédrale 2-3). Das Jahr ist unbekannt. Die ,Annales S. Vitoni’ (MG SS X 525) aus dem späten 11. Jahrhundert behaup­ ten zwar zu 959: Obiit Berengarius episcopus virdunensis. succedit uicfndus. . .Doch stimmt dies nicht zur Chronologie von Wigfrids Episkopat (vgl. Anm. 737). Es ist auch auffällig, daß die ,Annales Virdunenses1 (MG SS IV 8) aus dem Kloster St. Paul zwar den Tod des Bi­ schofs Bernuin und den Amtsantritt des Berengarius, nicht aber dessen Tod melden. Vgl. Haubrichs (wie Anm. 724). Es wird sich also bei dem Datum 959 um das Datum des Kloster­ eintritts Berngers handeln, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß die ,Annales S. Vitoni1 gelegentlich um ein Jahr zu spät datieren. 731 MG SS IV 46; Calmet, Hist. Lorraine III2 337 ff.; MG SS XV 803 ff. Vgl. Jussy, Histoire Ver­ dun II 120 ff.; Dauphin, Richard 167 f. 731a MG SS XV 2, 804.

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    B eren ga riu s v en era b ilis episcopus, ex m a gn a tu m ortu s prosapia, p ra esid eb a t ecclesia e V irdunensi v ir h on estu s m oribu s, v ita castus, natura sim plex, ipsos b o n ita te e t sim plicitate p ra ecellen s, q u ibus d ivitiis e t p o testa te a p parebat in fe ­ rior. Q ui du m sed i su ae in om n ib u s co n su lere et nil q u o d religio n i d ero g a ret p a teretu r ab esse, in ipsa ecclesia m o n a ch o ru m turm ulas a g g r eg a v it, et d e v ictu p ro p rio v ictu m illis am m inistrans, locu m , u t in spicien tibu s liquet, D eo dign issi­ m um , caru m civ ib u s b o n isq u e om n ib u s a m p lecten d u m , quasi ex inopia op u ­ len tissim um pra ep a ra vit. Es war wohl im Sinne der Sicherungsfunktionen, die Berenger in der Frühzeit O t­ tos des Großen übernehmen mußte, wenn er zunächst das Bischofsabbatiat für Tholey beibehielt. Jedoch hat er noch vor dem 13. Juni 947 sein Amt an einen regu­ lären Abt abgegeben. Dies scheint der erste Reformakt des Bischofs gewesen zu sein. 29. B ern hardus (B erahardus, B era rdu s)732 (vor 947 - um 972): Die bald nach der Gründung des Klosters St. Paul733 durch Bischof Wigfrid von Verdun (959 - 984) niedergeschriebene ,Translatio S. Pauli' hatte - wie bereits aus­ geführt734— als Gewährsmann den offenbar zu dieser Zeit noch lebenden v ir bon i­ ta te conspicuus, cu m cetera ru m virtu tu m flo r ib u s v e n ta te orn atus in m on a sterio T h eo legio abbas et m ona chus, n o m in e B erahardus genannt. Dieser Abt ist in Ver­ duner Urkunden in der Umgebung der Bischöfe Bernger und Wigfrid seit 947 nachzuweisen735, wo er als Zeuge B erardus abbas eine Urkunde (947 V I 13) für St. Vanne unterschreibt736. In der Gründungsurkunde für das Stift Amei, die 961 in Anwesenheit des Bischofs Wigfrid zu Verdun ausgefertigt wird, unterschreibt Be­ rardus als Spitzenzeuge der fid e le s des Bischofs, und zwar der clerici und laici, un­ mittelbar nach Rudolf, dem Sohn der Stifterin737. Um 960 testiert er eine weitere

    732 Vgl. o. S. 53 Nr. 29. Der Wechsel zwischen Bernhard und n-loser Form Berhard ist auch anderswo für ein und dieselbe Person belegt. Vgl. Förstemann, Personennamen 263. 733 Die Gründung des Klosters St. Paul durch Bischof Wigfrid ist für die Jahre 972/73 anzuset­ zen. Vgl. u. S. 155. 734 Vgl. o. S. 74. 735 Er darf nicht verwechselt werden mit Abt Berhard von St. Martin in Metz, der 939,947 und 950 genannt wird. Seinem Todesdatum nach —20. IX. —ist er eindeutig von Abt Ber(n)hard von Tholey zu unterscheiden. Vgl. Lepage, Abbaye St. Martin 159. 197 Nr. 1; Aimond, Nécrologes St. Mihiel 176. Es ist ferner nicht möglich, den in Verduner Urkunden genannten Abt Berardus mit dem Abt des Metzer Klosters zu identifizieren; zum einen sind neben Berar­ dus ausschließlich Verduner Funktionäre als Zeugen tätig; zum andern ist es unwahrschein­ lich, daß ein Metzer Abt mehrmals zwischen 947 und 968 und unter zwei verschiedenen Ver­ duner Bischöfen in Verduner Angelegenheiten in der Stadt an der Maas geweilt hat. 736 Bloch, Urk. St. Vanne I 391 Nr. 10. 737 Herbomez, Cart. Gorze Nr. 107. Die Zeugen sind in dieser Urkunde nicht tituliert, jedoch lassen sich unter den erstgenannten Personen so viele aus anderen Verduner Urkunden be­ kannte Prälaten — Bernerus, Propst der Domkirche, Adelardus, Abt und Propst, Abt Milo, Abt Udo von St. Mihiel und Abt A(de)lmarus von St. Vanne — feststellen, daß eine Identifi­ kation nicht zweifelhaft ist. Die Datierung der Urkunde scheint gesichert durch die Datum-

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    Urkunde für St. Vanne738, 962/66 eine Urkunde des Bischofs Wigfrid für das neue Kloster nach den Äbten Adelmar von St. Vanne (962 - 966), Uodo von St. Mihiel (um 951 - um 965) und vor Berner, dem Propst des Domstifts, der vor 973 p r im ice­ rius wurde, und schließlich Adelard, dem Propst von St. Vanne, der 967 Abt wur­ de739. Er leistet diesen Dienst erneut 968740. Hier unterschreibt er nach Bischof Wigfrid, Graf Heinrich, den Archidiakonen Amalrich und Hadebald, aber noch vor dem Bruder des Schenkers Milo, Sohn des a d vo ca tu s Rambert. Berhard gehör­ te also zu den etablierten Würdenträgern der Verduner bischöflichen curia. Schon vor 960 scheint er - wenn hier nicht der gleichnamige, aber nur 939 - 950 belegte Abt von St. Martin in Metz gemeint ist741 - eine Schenkung an das neuerrichtete Damenkloster Bouxières-aux-Dames gemacht zu haben: B erhardus ab bas d ed it qu an dam ecclesia m in G irunnivilla in com ita tu B ed en si, su p er ß u v iu m M osam , qu am em it ab O tb erto, dazu gab er einen Weinberg auf dem Mont Barinne bei Toul742. Dieser Abt scheint also in der Frühzeit durchaus über Besitz verfügt zu haben, hier in Gironville (Ka. Commercy) an der Maas und in der Umgebung von Toul. Das Bild bestätigt sich, wenn wir eine weitere, aus St. Vanne überkommene Nachricht heranziehen: In der Besitzbestätigung Bischof Wigfrids von 980 für St. Vanne heißt es nämlich743: ...a d F la b a siu m m ansa I I I I cu m terris indominicatis, silvis,p ratis, pascuis et utriusque sexus manci­ piis dono d o m n i B era rdi abbatis...

    738 739 740 741 742 743

    ...a d F la b a siu m m ansa V IIcum silvis, pratis, m olen d in is et ceteris appen ditiis q u e d ed it dom n u s B er a rd u s...

    zeile: Actum anno ab incarnatione Domini DCCCCL1X, anno XXIII regni Ottonis imperato­ ris. 959 ist jedoch das 24. Jahr der Regierung Ottos I. (wie in Nr. 108, zu 959, richtig angege­ ben); zu Bedenken gibt der imperator-Titel des Herrschers Anlaß, da Otto erst 962 zum Kai­ ser gekrönt wurde. Bei einer Durchsicht des Gorzer Kartulars, unserer einzigen Quelle für diese Urkunde, zeigt sich, daß der Redaktor des 12. Jahrhunderts die Datierung der Urkun­ den bearbeitet hat: So verwendet er z. B. bei Urkunden, die im gleichen Jahr wie die voraufge­ hende entstanden sind, die Kurzformel Actum anno quo supra (z. B. Nr. 95. 96). Ganz kon­ struiert wirkt die chronikalische Datumzeile von Nr. 116 (984): Actum Gorzie, publice, sub die XVI kalendas septembris, anno ab incarnatione Domini • DCCCCLXXXIIII, indictione XII, epacta XV, concurrente III, in obitu Ottonis II et in adeptione regni Ottonis tercii; et ipso eodemque anno Deoderico defuncto, Adelbero II cathedram Mettensem accepit. Den imperatorTitel hat der Gorzer Redaktor Otto schon 947 (Nr. 104), 949 (Nr. 105) und 957 (Nr. 106), also in den drei der Stiftungsurkunde von Amei vorausgegangenen Urkunden verliehen. Die Datumzeile der Nr. 107 verdient also Mißtrauen.Jedoch besitzt die Urkunde ein inneres Da­ tierungsmerkmal in ihrem Protokoll, wo es heißt anno ordinationis domni Wicfridi, sancte Virdunensis ecclesie antistitis, pnmo.. . Die Ordination Wigfrids vollzog sich im Jahre 961 (Anm. 730). Die Datierung durch den Redaktor des Gorzer Kartulars könnte sich unter dem Einfluß der Bischofschronologie der ,Annales S. Vitoni“(Anm. 730) vollzogen haben, viel­ leicht handelt es sich aber aucn um eine Verlesung *LXI > LIX. Bloch, Urk. St. Vanne I 402 Nr. 14. Bloch, Urk. St. Vanne I 404 Nr. 15; Evrard, Actes Nr. 22. Bloch, Urk. St. Vanne I 411 Nr. 19; Evrard, Actes Nr. 25. Vgl. o. Anm. 735. MG DD Otto I Nr. 211. Bloch, Urk. St. Vanne I Nr. 20.

    153

    Im Vergleich mit dem nebenstehend abgedruckten Urbarfragment von St. Van­ ne744 (968/80) zeigt sich, daß der Titel ab bas ein verdeutlichender Zusatz ist, der wohl nicht in der ursprünglichen Schenkungsnotiz für St. Vanne über die Güter in Flabas (Meuse, Ka. Damvillers) gestanden hat. Der Titel dom (i)n us kennzeichnete den Träger übrigens bereits als einen hochgestellten (im allgemeinen geistlichen) Würdenträger. Eine Schenkung in Flabas wird aber auch erwähnt im Nekrolog von St. Vanne (zum 27. XII.), jedoch schenkt diesmal ein anderer Ber(h)ard745: B erardu s ca n on icu s q u i n ob is d ed it ea q u e h a b em u s a p u d F labasiu m , . . Wir dürfen daraus schließen, daß der gleichnamige Kanoniker ein Verwandter des Abtes war und seine Schenkung die d on a tio des Abtes auf die sieben Mansen des Urbars ergänzte. Nun läßt sich aus der Besitzbestätigung Heinrichs II. von 1015 für St. Vanne die Schenkung eines Richer (980/1015) erschließen, die sich ebenfalls auf Flabas (apud F labasium villa m S. M arie) und eine G otfred i curtis bezieht746. Richar und Ber(n)hard sind Namen, die in der Verwandtschaft der Matfridinger auftauchen: Graf Matfrid, der Bruder Bischof Richars von Lüttich, hatte eine Nichte Bischof Berhards, eine Schwester Bischof Dados, geheiratet, aus welcher Ehe Bischof Bernoin hervorging. Bischof Wigfrid von Verdun wiederum war ein Enkel des Matfridbruders Gerhard und Vetter des 972 bei einem Gefecht zum Schutze des Bischofs umgekommenen Grafen Richar, den er in seinem neugegrün­ deten Grabkloster St. Paul bestatten ließ747. Die Vermutung drängt sich auf, daß die Schenker in Flabas zu dieser Sippe gehörten. Auch die Unterschrift Abt Bern­ hards an Spitzenstelle für die ebenfalls zur Verwandtschaft der Matfridinger gehö­ renden Stifter von Amei könnte sich so erklären748. Dann wäre die Zuweisung von Tholey an Bernhard auch wohl als Kompensation der matfridingischen Verwand­ tengruppe für den bei der Einsetzung Berngers erlittenen Verlust des Bistums Ver­ dun zu verstehen. Aber doch nicht nur: der Zwang, das Bischofsabbatiat in Tholey zu beenden, ging gewiß von der monastischen Reformbewegung Lothringens aus, die 933 Gorze, 941 St. Arnulf zu Metz, dann St. Maximin in Trier, St. Evre und St. Mansuy zu Toul, Senones und Moyenmoutier erfaßte. So kam Abt Humbert von St. Vanne ja 951 aus St. Evre749. Freilich behielt sich der Verduner Bischof in St. Vanne das Recht vor, in die Abtswahl einzugreifen. Im Eigenkloster Tholey wird es nicht an­ ders gewesen sein, wie die späteren Verhältnisse nahelegen750. 744 745 746 747 748 749 750

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    Bloch, Urk. St. Vanne I 449. Bloch, Urk. St. Vanne II 149. Bloch, Urk. St. Vanne I 424 Nr. 24. MG SS IV 46; Evrard, Actes Nr. 26. Vgl. Haubrichs, Siedlung 16 f. Vgl. Dauphin, Richard 66 ff.; Herrmann, Landeskunde II 59. Vgl. u. S. 182. Auch im Kloster Mettlach, das sich gegenüber dem Erzbischof von Trier in einer ähnlichen Situation befand, verzichtet der pontifex et abbas, der Bischofsabt, erst 941 und gibt dem Kloster einen eigenen Abt. Auch hier bleibt das Recht des Eigenkirchenherrn, in die Abtswahl einzugreifen, gewahrt. Vgl. Felten, Äbte 32 ff.; Raach, Mettlach 37 ff. Daß die Trierer Erzbischöfe als Eigenkirchenherren auch später im 10./11. Jh. oft rigoros in die Abtswahlen eingriffen, zeigt eindringlich Wisplinghoff, Klosterreform 8.

    Der Tholeyer Nekrolog verzeichnet den Tod des Abtes Ber(n)hard zum 7. Mai751752. 30. A dolo732 (nach 972): Die Gründungsurkunde der Abtei Vergaville (966) enthält in der Zeugenreihe nach den Verwandten, aber vor den Grafen, Namen von Personen, die dieser Einrei­ hung nach geistlichen Standes sein könnten: Adelo, Reginharus, Azicho753. Wir hätten dann in dem Adelo der Urkunde von 966 vielleicht einen Vertreter (nicht den Abt) der Abtei Tholey zu sehen. Sicherheit kann nicht erreicht werden, jedoch ist der Name selten genug, um eine Vermutung über die Identität legitim erschei­ nen zu lassen754. 31. R u o b ertu s7^ (vor 988): In mehreren Fälschungen für die Trierer Abtei St. Marien (973) und für das Trierer Stift St. Paulin (981), die auf Erzbischof Egbert (977 - 993) lauten756, finden sich in der Zeugenreihe drei kirchliche Würdenträger der Erzdiözese: R ob ertu s a rch id ia conu s, H erem a n n u s corepiscopu s, G erardus corepiscopu s. Wie F. J. Heyen gezeigt hat, sind die geistlichen Zeugen dieser Fälschungen nicht als freie Erfindung zu werten, sondern aus echten Egbert-Urkunden als Vorlagen abzuleiten757. In den drei Prälaten haben wir wohl die Leiter der Archidiakonate der Erzdiözese zu se­ hen, die im 10. Jahrhundert durchaus noch den alten Titel eines corep iscop u s tragen konnten758. Angesichts des bereits analysierten Umstandes, daß Chorbischöfe bis ins 9. Jahrhundert anscheinend gelegentlich recto res der Abtei Tholey waren, ließe sich auch bei dem Namen R u o b ert der Abtsliste der Abbatiat eines Rechtsnachfol­ gers im Archidiakonat Tholey erwägen. Dagegen spricht allerdings, daß die Abts­ liste in diesem Falle einen ep iscop u s-Titel nicht überliefert. Allerdings entsprach am Ende des 10. Jahrhunderts der co rep isco p u s-Titel auch nur noch einer titularen, repräsentativen Reminiszenz, nicht mehr einer konkreten Weihe. 32. *B lich e r us759 (988? - vor 1001 ?): In den Jahren 972 und 973 gründete Bischof Wigfrid die Abtei St. Paul vor den Mauern von Verdun durch mehrere, miteinander verbundene Akte. Zunächst ließ er sich als Teilnehmer des Romzuges Ottos II. Anfang Mai 972 durch Papst Johan-

    751 752 753 754 755 756 757 758 759

    Vgl. o. S. 16. Vgl. o. S. 53 Nr. 30. Calmet, Histoire Lorraine II2 preuves 221. Es ist auch auf den Besitz Tholeys in Bischdorf/Bistroff (Ka. Grostencjuin) — mit Mauritius­ kirche — hinzuweisen, der eine Präsenz Tholeys bei der Gründung eines Klosters im Seillegau verständlich erscheinen lassen würde. Vgl. Pauly, Güter 39. Vgl. o. S. 53 Nr. 31. Beyer, UB Mittelrhein I Nr. 255; Goerz, Mittelrhein. Reg. I Nr. 1045. 1066. Heyen, Egbert-Fälschung 136 ff. Vgl. o. Anm. 536. Vgl. o. S. 53 Nr. 32.

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    nes XIII. den Konsens zur geplanten Gründung, zu ihrer Dotation und zur Ein­ setzung des Abtes Bücher erteilen760. Der Papst schenkte der Neugründung Reli­ quien italischer Märtyrer761. Unmittelbar darauf, noch in Rom, ließ sich der Bi­ schof vom Kaiser die Neugründung und ihren Besitz bestätigen, ihre Unterstel­ lung unter den Bischof von Verdun in geistlicher und weltlicher Hinsicht sichern, den Mönchen schließlich zwar freie Abtswahl (in gewissen Grenzen) gewähren, aber die freie Verfügung über die Güter der Abtei verweigern762: ...p e r h o c p resen s p r iv ileg iu m d elega m u s d o n o q u e et iu re p erp etu o stabilim us, ea siq u idem co n d itio n e ut p e r tem p ora su p erv en tu ra m o n a ch i ib id em d om in o fa m u la n tes lib eru m in ter se elig e n d i a b b a tem h a b ea n t arbitrium , si talis inibi h a b etu r qui iuxta sa n ction es et statuta b ea ti B en ed icti a d hos usus id on eu s esse v id ea tu r; sicq u e reb u s su bnotatis om n i cu m secu rita te e t ab sq u e ullius co n tra ­ d ictio n e et n efaria in va sio n e fru a n tu r lib era q u e d o m in o et p la cid a v o lu n ta te fa m u len tu r, ep iscop o a u tem sedis ipsius sint ut d o m in o e t p a stori su biecti, sed d e his q u e h a cten u s data sunt e t ulteriu s p e r la rgiflu a m d ei m isericord ia m co n ­ fe r en d a , nu llam a u feren d i au t su b tra h en d i v e l in u tiliter co m m u ta n d i a b sq u e ap ostolica licen tia h a b ea n t p o te s ta te m ... Ein interessanter Punkt in dieser Verfügung ist zweifellos die Einschränkung der freien Abtswahl, die eben nur gelten soll, wenn sich ein geeigneter Kandidat im ei­ genen Konvent finde. 984 wird die freie Wahl auch auf Kandidaten aus dem ver­ brüderten Kloster St. Vanne ausgedehnt763. Implizit bedeutet diese Regelung, daß der Bischof als Klosterherr fortan weitgehende Möglichkeiten besaß, die Leitung der Abtei extern zu rekrutieren. Am 2. Februar 973, also am Tage des hl. Paulus von Verdun, erfolgte die feierliche Translatio der neuen Reliquien in die Kloster­ kirche764. Am 10. April desselben Jahres verlas der p rim iceriu s und Chorbischof Bernher im Dom zu Verdun in Anwesenheit des Bischofs, zahlreicher Großer und

    760 Zimmermann, Papstregesten Nr. 501. 761 Die Reliquien werden in der Gründungsurkunde von 973 als Fabiani, Sebastiani et Caesarii a beatissimoJoanne Romanae Sedis Pontificis nobis collatae bezeichnet (Calmet, Histoire Lor­ raine II2 preuves 230). Es handelt sich also um Reliquien römischer Märtyrer, darunter des Märtyrerpapstes Fabian. Reliquien des Papstes befanden sich auch im ersten Tholeyer Schrein (Levison, Geschichte 74). Eine bedeutende Kultstätte des Fabianus befand sich in Hornbach, wo dem Märtyrerpapst im 10. jh. eine Kirche und ein Stift errichtet wurden (Dellwing/Kubach, Kunstdenkmäler Zweibrücken I I 616 ff.). Sicherlich aus Hornbach hatte Tholey Pirminsreliquien (dens) bezogen, die sich im zweiten Schrein befanden. Pirmin wur­ de auch — was keineswegs selbstverständlich ist — in das Kalendar von St. Paul aufgenom­ men. So heißt es im Martyrolog des Cod. Verdun B. M 12, F 41r: Eodem die m horembacb sancti priminii episcopi. Umgekehrt verzeichnet ein Hornbacher Kalendar des 10. Jhs. den Verduner Heiligen Waldfriaus, der auf der Tholeyer Besitzung Welferdingen bei Saarge­ münd verehrt wurde (Haubrichs, Basenvillare 49 f. Anm. 146). 762 MG DD Otto II Nr. 22a; vgl. Reg. Imperii Nr. 599. 763 MG DD Otto III Nr. 3. 764 Hugo, Annales Praemonstratenses 330 f. (das von Hugo gegebene Datum ist zu korrigieren).

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    des Volks von Verdun die Gründungsurkunde765. Mit diesem Akt war die Grün­ dung des neuen Klosters abgeschlossen. Uber den ersten Abt der Gründung sprach Bischof Wigfrid in diesem Text: L ocum v e r o ipsum una cu m reliq uiis et m o d ern o co etu m o n a ch o ru m B lich ero cu id am religio so o p tim iq u e testim on ii viro , q u em ja m d u d u m etia m p e r ap ostolicam licen tia m a b b a tem ord in a vim u s, co en o b io q u e eid em p ra estitu i­ m us, su b testim o n io C hristi co m m isim u s... Es ist ganz deutlich, daß die Berufung des Abtes Bücher das Werk des Kloster­ herrn, des Bischofs von Verdun, war. Die Charakterisierung des Abtes als re lig io ­ sus o p tim iq u e testim o n ii v ir kann nur aus zeitgenössischen Formulierungsgewohn­ heiten verstanden werden; danach kennzeichnet der Titel Blicher als einen Anhän­ ger der Reform. So hatte Bischof Adelbero I. 933 unter Berufung auf Chrodegangs, des Gründers, Regelung der Abtei Gorze und ihren Reformmönchen ur­ kundlich verbrieft766: ...n o n p a rv o la b o re coa d u n a tos v iro s quos p u ta v im u s r e l i g i o s o s , et qui p ro fessi sunt celib em se v e lle d u cer e vita m , in ibi m on a ch os posu im us, e t s e ­ cu n d u m co m m u n em ipsorum om n iu m electio n em a b b a tem b en ed icen tes eis im posu im u s et u n d e a b sq u e ulla co tid ia n i v ictu s so llicitu d in e v iv e r e secu n d u m m o n a ch o ru m regu la m p o ssen t red d en tes h o c statuim us, ut n u n q u am d ein cep s alium h a b ea n t a b b a tem , p r ese n te scilicet q u a n d o q u e u t D eus d e cr e v e r it d e ­ fu n cto , nisi q u em com m u n is ipsius co n g rega tio n is e le g e r it volu n ta s, ex ipsa v i ­ d e lice t co n g rega tio n e. Si a u tem , q u o d a b sit! in ipsa d efu erit co n g re g a tio n e qui h o c im p lere v a lea t, ab ipso ep iscopo, d e alia co n g re g a tio n e m on a ch oru m , r e l i g i o s u s et D eum to to co rd e tim en s a c d iligen s assum atur, e t eis prep on a tu r, q u i eis p r u d e n ter sciat r e g e r e et in D ei v o lu n ta tem v ia m q u e d irigere.

    Diese mit wörtlichen Anklängen arbeitende Paraphrase der Bestimmungen Chrodegangs von 756 dürfte als Vorbild für die Regelung in St. Paul gedient haben. Wie hier handelt es sich um einen Kompromiß zwischen den Rechten des Eigenkir­ chenherren und dem Wunsch der Reformmönche nach libertas. Bemerkenswert ist der bei Chrodegang noch fehlende Zusatz von religiosu s bei der Charakterisierung des geeigneten Kandidaten, der durch Bischof Wigfrid aufgegriffen wurde.

    765 Hugo, Annales Praemonstratenses 321 ff.; Calmet, Histoire Lorraine II2, preuves 230. Vgl. vor allem Clouet, Histoire Verdun 1 345; Hiibinger, Beziehungen 25 ff.; Dauphin, Richard 70; Parisse, Chanoines 363 ff.; v. d. Straeten, Manuscrits 93 f. Die Gründungsurkunde ist falsch datiert auf 971 IV 10 bei Evrard, Actes Nr. 27.

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    Entsprechend hat Eberwin in seiner, Vita S. Magnerici“die Übergabe der Abtei St. Martin in Trier durch den Bischof an einen Reformabt formuliert76767: ...r elig io so a b b a ti... tra d id it... ut regu la rem ibi v ita m in stitu en d o m o n a ch o ­ ru m d ein cep s esset co m m o ra tio . .. Hier war es der Schüler Bruns von Köln, Erzbischof Egbert von Trier (977 - 993). Auch Wigfrid war ein Mann aus der Schule Bruns, des Bruders Ottos des Großen, wie manch anderer zeitgenössischer Bischof Lothringens. Wie alle diese Männer, allen voran Theoderich von Metz (962 - 983) und Gerhard von Toul (963 - 983), wie aber auch vorher bereits Adelbero 1. von Metz (929 - 962), der Neffe und Freund Bruns, war Wigfrid ein Freund der lothringischen Klosterreform, die vom Kloster Gorze ihren Ausgang nahm768. Bischof Theoderich beriet Wigfrid bei der Einrichtung der Neugründung und unterschrieb 973 die Gründungsurkunde 69. Woher Wigfrid die Mönche nahm, von denen er in seiner Gründungsurkunde sprach, wissen wir nicht. Abt Bücher soll nach einer Notiz d e r, Gallia Christiana4 (1786) zur Abtsliste des Klosters St. Paul770 aus Tholey gekommen sein: ex T h eolog ien si a sceterio ed u ctu s... Hier stammt die Nachricht aus der 1734/35 erschienenen Geschichte des Prämonstratenserordens des Charles-Louis Hugo771. Auch der Historiograph Lothringens, Augustin Calmet, zitiert zweifellos 1757 in der zwei­ ten Auflage seiner ,Histoire de Lorraine“Hugo, wenn er in seiner revidierten Ver­ sion der Abtsliste von St. Paul zu Blicher bemerkt: ...p r em ier A bbé v en u d e VAb­ b a y e d e T h o ley772. Noch in der ersten Auflage von 1728 fehlt diese Angabe, weil Hugos Annalen noch nicht erschienen waren773. 1745 schrieb Nicolas Roussel in seiner , Histoire ecclésiastique et civile de Verdun“, daß Bischof Wigfrid Blicher/fr v e n ir du m o n a stère d e T holey, wobei er sicherlich ebenfalls Hugo folgte774. Wir kennen nicht Hugos Quelle, doch wäre es bei der Sorgfalt des Historikers der Prämonstratenser falsch, die Nachricht von vornherein als unbegründet zurückzu­ weisen. P. E. Hübinger bemerkte zur Nachricht von der Herkunft Blichers aus Tholey: „Gelänge es, die Angabe anderweitig zu stützen, so bewiese sie, daß diese Abtei in jener Zeit von der klösterlichen Reformbewegung ergriffen war“775. In der Tat läßt

    766 Herbomez, Cart. Gorze Nr. 92 (mit Bezug auf Nr. 4). 767 Vita S. Magnerici, AA SS Juli VI 191. Vgl. Lotter, Vita Brunonis 82. 768 Vgl. Krüger, Einfluß 49 ff.; Gerdes, Bischofswahlen 19; Wolff, Gorzer Reform 95 ff.; Bütt­ ner, Verfassungsgeschichte 17 ff.; Hallinger, Gorze I 104; Wisplinghoff, Klosterreform 145 ff.; Lotter, Vita Brunonis 82. 769 Calmet, Histoire Lorraine II2 preuves 231 f. 770 Gallia Christiana XIII 1328 f. 771 Hugo, Annales Praemonstratenses 321. 772 Calmet, Histoire Lorraine VII2 preuves 165. 773 Calmet, Histoire Lorraine IIP preuves 169. 774 Roussel, Histoire Verdun II187. Zustimmend z. B. Hübinger, Beziehungen 29 f.; Souplet, St. Paul 59; Dauphin, Richard 70; Parisse, Noblesse 16 Anm. 48. 775 Hübinger, Beziehungen 30.

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    sich die Herkunftsangabe anderweitig stützen. So ließ sich bereits auf Abt Bern­ hard hinweisen776, dessen Einsetzung in Tholey durch Bischof Berengar nur als Akt der Reform gedeutet werden kann. Ihn trafen wir auch in der engeren Umge­ bung des Bischofs Wigfrid. Er spielte eine bedeutende Rolle in den Präliminarien zur Gründung von St. Paul, als er bei einem Aufenthalt in Verdun dem Autor der Pauluslegende seine Erklärung für die Translation von Paulusreliquien in das saarländische Kloster lieferte777. Für enge Beziehungen zwischen Tholey und St. Paul spricht die warme Anteilnahme der zeitgenössischen in St. Paul entstandenen , Vita S. Pauli* an Tholey und seinen Traditionen, die Rolle, die sie dem fernen Klo­ ster in der Geschichte des Bischofs Paulus zugesteht, schließlich die offensichtliche Herkunft einiger Legendenzüge aus Tholey778. Die Verbrüderung, die zwischen beiden Konventen 1238 vertraglich erneuert wird, muß sehr alte Wurzeln besessen haben. Sie wird im Vertrag als illa an tiqua a c an im aru m saluti p ro ficu a , q u e in ter nos e t v o s m ultis a c iustis d e causis q u on d a m fa m ilia rita tis m u tu e societa s specialis bezeichnet779. Diese besondere Gemeinschaft beider Konvente läßt sich im Rah­ men der Tholeyer und St. Pauler Geschichte am besten aus der Konstellation am Ende des 10. Jahrhunderts erklären. Sie könnte Resultat einer besonderen Hilfe­ stellung Tholeys für die Gründung des Bischofs Wigfrid gewesen sein. Auch das Nekrolog von St. Paul erwähnt sie zum 11. März als C om m em o ra tio fra tru m d e ­ fu n cto ru m T h eologie, p ro qu ibus d eb em u s serv itiu m 7*0. Ausdruck eines speziellen, ja patenschaftlichen Verhältnisses wird es auch sein, wenn Abt Rudolf von Tholey 1136 den Akt der Neubesetzung der Abtei St. Paul durch Prämonstratensermönche an führender Stelle unterzeichnet781. Damit hat der Repräsentant eines an der ersten benediktinischen Gründung beteiligten Klosters die zweite Gründung nach dem Verfall der Benediktinerabtei gebilligt782. Die eigentliche Stütze für die Angaben der lothringischen und Verduner Historio­ graphen zur Herkunft des ersten Abtes von St. Paul liefert jedoch eine Urkunde des Bischofs Bernger von Verdun von 947, in der die Zeugenreihe Bücher in enger

    776 777 778 779

    Vgl. o. S. 152 ff. Vgl. o. S. 73 f. Vgl. o. S. 69. 83. 91. Lager, Tholey 585 (nach Cod. Trier 1349/91, F. 176v). Die Verbrüderung wurde 1259 unter Abt Heinrich I. erneuert (vgl. u. S. 183). 780 Brouette, Obituaire St. Paul 97. Dagegen ist es nicht erstaunlich, daß das 1269/70 entstande­ ne Nekrologium keine Mönche und Äbte aus Tholey enthält. Es verzeichnet aus der Früh­ zeit des Klosters nur einige, wohl aus anderen Verduner Quellen entnommene Namen von Bischöfen der Maasstadt, nicht einmal die eigenen Äbte des Benediktinerklosters. 781 Vgl. u. S. 177 f. 782 Aus der Zeit der intensiven Beziehungen zwischen Verdun und Tholey am Ende des 10. Jhs. könnte auch ein in der Tholeyer Bibliothek vormals existenter Kommentar des Abtes Sma­ ragd von St. Mihiel zur Benediktinerregel stammen. Jedoch ist auch an den späteren Abt Wil­ helm aus St. Mihiel (vgl. u. S. 188) zu denken. Vgl. Herrmann, Klosterbibliotheken 25. Wei­ tere Handschriften des 10. Jhs. aus Tholey sind Cod. Trier Stadtbibi. 1096/60 (Orosius, Hi­ storia adversum paganos) und Cod. London Brit. Mus. Add. 29 276, F. 163-167 (Fragmente aus dem Korintherbrief und der Apokalypse). Vgl. ebd. 28.

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    Gefolgschaft des Tholeyer Abtes Bernhard zeigt: B erardu s abbas. H eiroaldus d ia ­ conus. B lich eru s diaconus. Es liegt nahe, Heiroald und Blicher als den Tholeyer Abt begleitende Mönche seines Klosters zu interpretieren781. Abt Blicher wird am 4. Oktober 973 in einer Urkunde des Bischofs Wigfrid ge­ nannt, in der er betont, daß das Kloster St. Paul a fu n d a m en to d iv in o co o p éra n te clem en tia p e r m an um filii n ostri B likerii eiu sd em lo ci prim i abbatis q u on da m co n ­ stru x im u s...794. Am 22. Mai 981 erlangt der ven era b ilis v ir B licheru s ab bas cen o b ii sa ncti Pauli a p ostoli et sancti Pauli con fessoris a c n o ster spiritualis filiu s von Papst Benedikt VII. zu Rom eine Besitzbestätigung78374785. Im Kloster St. Paul ist im frühen elften Jahrhundert eine Annalenkompilation zu­ sammengestellt worden, die uns unter anderem einige Nachrichten über die Grün­ dung und die frühen Äbte des Klosters überliefert786: 973 M onasterium sancti Pauli a W igfrido ep iscop o con secratu r. 989/90 B lich ero a b b a ti G ardinus su cced it. 1000/01 G ardinus obiit. E beruinus successit. Gegen alle Gewohnheiten der Kompilation ist bei der su ccessio des Gardinus der obitu s des Vorgängers nicht notiert787. Das kann wohl nur bedeuten, daß Abt Bli­ cher 989/90 nicht starb, sondern resignierte. Es kann gute Gründe für eine solche Resignation gegeben haben: Der westfränkische König Lothar IV. eroberte nach dem Tode Ottos II. (7. XII. 983) und des Bischofs Wigfrid im Jahre 984 Verdun788.

    783 Bloch, Urk. St. Vanne 1 390 f. Nr. 10. Die Urkunde, welche eine Memorialstiftung des Verdu­ ner Diakons Amalrich in St. Vanne zum Inhalt hat, bietet in den Zeugenunterschriften keine hierarchische Gliederung. Acht Laien folgen Abt Berard, die beiden Diakone und in diesem Fall wohl als ausgezeichneter Schlußzeuge Berthar presbyter calvus. Wenn sich, wie sehr zu vermuten, hinter dieser Attributierung der Autor der ,Gesta episcoporum Virdunensium* verbirgt, so würde der Schlußzeuge hier St. Vanne vertreten. Nun muß, wie die strikte Festle­ gung von St. Paul durch Bischof Wigfrid auf die Benediktinerregel fordert, Blicher Mönch gewesen sein. Von daher erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, daß Blicher 947 zum Gefolge des Abtes der wohl damals einzigen Verduner monastischen Gemeinschaft gehörte. Seinen Kollegen Heiroald trifft man um 960 als archicancellartus des Bischofs (Nr. 14). Der Schen­ ker, Amalricus diaconus atque sancte Marie Virdunensis ecclesie canonicus, Bruder des in St. Vanne begrabenen Lado, ist auch um 960 Zeuge einer Bischofsurkunde (Nr. 14); 967 wird er als Dekan der Domkleriker genannt (Nr. 17). 967 tritt Amalricus auch als Schenker auf (Nr. 18). Mit Bezug auf diese Urkunde läßt sich aus besitzgeschichtlichen Erwägungen der im Urbar von St. Vanne 980 erwähnte Amalrich, der ex canonico monachus wurde, mit dem Dekan identifizieren. 784 Evrard, Actes Nr. 28. 785 Meinen, Papsturkunden Lothringen Nr. 1. 786 MG SS IV 8 (nach Cod. Verdun B. M. 1 aus St. Vanne). Vgl. Haubrichs (wie Anm. 724) zur systematischen Korrektur der Chronologie dieser Annalen. 787 Vgl. Gallia Christiana XIII 1329; Roussel, Histoire Verdun II 187; Evrard, Actes 44 f. Das Nekrologium von St. Mihiel notiert zum 20. IX. den Tod des Garduinus abbas S. Pauli (Aimond, Necrologes St. Mihiel 176 f.). 788 Vgl. Clouet, Histoire Verdun I 349 ff.; Jussy, Histoire II 139 ff.; Uhlirz, Jahrbücher Ottos III. 45; Ennen, Bedeutung 299 f.; Schneidmüller, Tradition 164 ff.

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    Es läßt sich denken, daß er einen Vertrauten des zum Ostreich hin orientierten Bi­ schofs Wigfrid nicht in der Stadt duldete. Bücher erlangte unterdessen am 20. Ok­ tober 984 zu Worms von der im Namen des unmündigen Ottos III. handelnden Reichsregierung unter Kaiserin Theophanu eine Bestätigung des Besitzes und der Privilegien der Abtei789. Die feindselige Haltung des westfränkischen Königs ge­ genüber dem Konvent zeigt sich auch darin, daß er 985 die Schleifung des burgartig ausgebauten Vorstadtklosters befahl790. Als dann 987 Verdun erneut an das Ost­ reich fiel, lag die Abtei St. Paul wohl weitgehend wüst. Auch die , Gesta episcopo­ rum Virdunensium“ schreiben über den Feldzug des westfränkischen Königs: ...o m n ia q u a e circa u rb em era n t v a sta v it791. Erst Bischof Heimo (988/90 - 1024) dürfte Gelegenheit zum Wiederaufbau gefunden haben. In der Tat berichten die ,Miracula S. Pauli“, daß noch in den Jahren nach 1000 unter Bischof Heimo an der Kirche von St. Paul gebaut wurde792. Im Zusammenhang des vorübergehenden Ruins der Abtei St. Paul wird der inzwischen schon betagte Blicher793 sich zurück­ gezogen haben. Auch die Autoren d er, Gallia Christiana“schreiben ihm eine Abts­ zeit von 15 Jahren zu, eine Nachricht, die deshalb Vertrauen verdient, weil sie dem chronologischen System der von d er, Gallia Christiana“erstellten Abtsliste wider­ spricht794. Man käme hiermit für das Jahr der Resignation Blichers auf 987 oder 988, je nachdem, ob man 972 oder 973 als Beginn seines Abbatiats ansetzen möch­ te. Hat Blicher als Kompensation die Abtei Tholey erhalten? Bei der Seltenheit des Namens ist kaum an einen Zufall zu denken, wenn gegen Ende des 10. Jahrhun­ derts in der Tholeyer Abtsliste ein Blicher erscheint. 33. E bruinus I I .795 (vor 1000/01 ?) : Die , Annales S. Pauli“ nennen als Nachfolger des G ardinus im Verduner Kloster St. Paul einen E beruinus und datieren auf 1000/01796. Ihn kennen auch die im

    789 790 791 792

    793 794 795 796

    MG DD Otto III Nr. 3. Jussy, Histoire Verdun II 156; Uhlirz, Jahrbücher Ottos III. 49 f. MG SS IV 46. V. d. Straeten, Manuscrits 148 f. Bischof Heimo kann — nach den Wirren der lothringischen Kriege — als der Restaurator der Verduner Kirche gelten. Er hat nach dem Fortsetzer der ,Gesta episcoporum* (MG SS IV 47) die Stadtmauern erneuert, seine Grabkirche St. Maur mit Kloster erbaut; unter ihm erbaute der praepositus Amicus die ecclesia sanctae Crucis; das Magdalenenstift wurde begonnen; der praepositus Dudo errichtete beim castellum von Dieulouard (Scarpona) eine Laurentiuskirche mit Kanonikerstift; ein Neubau der Kirche St. Vanne wurde durchgeführt, die Gebeine der dort bestatteten Bischöfe Madelveus, Hildinus, Hatto, Dado und Bernger erhoben (MG SS VIII 373 f.). Er besetzte St. Vanne mit irischen peregrini unter Abt Fingenius (t 1004), später mit dem Reformkonvent Richards (vgl. u. S. 167). Vor allem aber ersetzte Heimo um 998 die Kathedrale durch einen bedeutenden und geräumigeren Neubau. Vgl. Marschall, Kathedrale 41 f. 45 f. 54. 155. 189. Blicher war 947 bereits diaconus (vgl. o. S. 159 f.), mithin um 25 Jahre alt: 984/85 war er also sicher über 60 Jahre alt. Gallia Christiana XIII 1329, lassen Blicher im 15. Jahr seines regimen im J. 982 sterben; da­ nach müßte St. Paul bereits 967/68 gegründet worden sein. Vgl. o. S. 54 Nr. 33. Vgl. o. S. 160.

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    späteren 11. Jahrhundert niedergeschriebenen ,Miracula S. Pauli1in einer Passage, die als sechste lectio , als Matutinlesung am Sonntag in der Oktav (8. II.) des Festes des hl. Bischofs Paulus in die Liturgie des Klosters eingegangen war797. Aus dem li­ turgischen Gebrauch wird der Text in die Mirakelsammlung gekommen sein; er selbst ist wesentlich älter und beruht auf Berichten zeitgenössischer Augenzeugen, wie der Autor d e r,Miracula* selbst angibt. Es handelt sich um eine Vision des Ab­ tes im Zusammenhang mit der Weihe der durch Ebroin erbauten und frisch vollen­ deten Krypta: B on e m em o rie a b ba E broynus, crip taru m ed ifica tio n e con su m m ata , q u e q u in ­ q u e altaribus liq u id o in sign ite apparent, scru p u lo an im is in iecto, p a rtes in v a ­ rias flu ctu a n d o rapiebatur, cuius potissim u m celeb rita te sa n ctoru m is locu s d e ­ dicaretu r. Der Abt hat eine Marienerscheinung und beschließt, die Krypta am Vorabend (1. II.) des Festes der P u rificatio S. Mariae, damit nur wenige Tage vor dem Feste des Klosterpatrons, zu weihen. Er versichert sich dabei der Unterstützung des Bischofs: Ita q u e talibus fid e m a d h ib en s a ccito ipsius urbis ep iscopo, qu i tu n c in fa b rica m on a sterii b ea ti M auri desu d abat, v o tu m b o n e volu n ta tis su e a d im p lere n on distulit, e t in k alendis feb r u a r ii locu s d ed ica tu r, p lu rim a ibi sa n ctoru m p ign era r e v e r e n te r reco n d u n tu r... Es kann nur Bischof Heimo gemeint sein, der die Einrichtung des Nonnenklosters St. Maur etwa zwischen 1000 und 1011 betrieb798, was uns einen Anhaltspunkt für die Datierung des Abtes Ebroin liefert. Eine Episode der gegen Ende des 11. Jahrhunderts nach älteren Traditionen gefer­ tigten Vita des Reformers Richard von St. Vanne bestätigt die Chronologie der Annalen und der ,Miracula*. Danach haben Richard und Graf Friedrich von Ver­ dun, bevor sie in St. Vanne Mönche wurden, in v icin o sa ncti Pauli m on a sterio, ubi tu n c sub H ervin o a b b a te n o v ella plan tatio flo r e r e co ep era t e t in d ies fru ctifica re stag e b a t ...7" . Der nahezu gleichzeitige Geschichtsschreiber von Verdun, Hugo von Flavigny, weiß freilich, daß St. Paul zu dieser Zeit zwar eine reiche und blühende Abtei war, jedoch die Regel Benedikts nicht so streng gehandhabt wurde, wie es den beiden Postulanten vorschwebte7978800. Vielleicht dieser Diskrepanz wegen habe Abt Herwin beide an Fingenus, den Abt von St. Vanne, verwiesen, wohin Bischof Heimo eine Kolonie irischer Reformmönche berufen hatte801. Herwin ist-w ie un­

    797 798 799 800 801

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    V. d. Straeten, Manuscrits 148 f. MG SS IV 47; vgl. Roussel, Histoire Verdun I 227. II 80; Evrard, Actes Nr. 38. Vita S. Richardi, c. 5, MG SS XI 282. MG SS VIII 370. Vgl. Sackur, Richard 8; Dauphin, Richard 77 ff.

    ten nachzuweisen - unzweifelhaft mit Eberwin von St. Paul identisch802. Die Da­ tierung der Szene ergibt sich aus dem am 8. Oktober 1004 in Metz erfolgten Tode des Fingenus sowie aus der Weihe des erst wenig vorher in St. Vanne eingetrete­ nen Richard zum Abt am 28. Oktober desselben Jahres8038045,so daß ein Datum gegen 1002/1003 wohl akzeptabel erscheint. Wir entnehmen dieser Quelle zusätzlich, daß man sich in St. Paul um diese Zeit der Tatsache bewußt war, daß nach den Er­ eignissen von 984/85 praktisch eine Neugründung der Abtei, eine n o v ella p la n ta ­ tio vorgenommen werden mußte. Die , Gallia Christiana1nennt für Abt Herwin zwei weitere Daten, deren urkundli­ che Basis wir nicht zu kontrollieren vermögen, die aber nicht a priori unwahr­ scheinlich sind. So soll Abt Herwin circa an n u m 1015 regiert haben und noch im Jahre 1037 der Umwandlung des von St. Paul abhängigen Priorats St. Martin in die Benediktinerabtei St. Airy durch Bischof Raimbert (1025 - 1038) zugestimmt ha­ ben804. Drei Nekrologien lothringischer Reformklöster verzeichnen seinen Tod: St. Mihiel 23. IX. St. Arnulf 22. IX. St. Vanne 23. IX.

    E u rvin u sa b b a sS. P a u li*05 E uurinus a b b a s806 E uruinusabbas*07

    Da die Nekrologtradition ausdrücklich einen Abt von St. Paul festhält, der E urvi­ nus < E berw inus mit Schreibung des zwischenvokalisch spirantisch gewordenen [b] als und Synkope des nebentonigen [e] zwischen [w] und [r] oder auch Euurinus mit Schwund des [w] im zweiten Namenelement808 transskribiert wurde, und da d ie , Annales S. Pauli* und die Mirakelsammlung des Klosters diesen Abt in die Jahre kurz nach 1000 einordnen, ist der in der , Vita Richardi* für die Zeit vor 1004 genannte H ervin u s zweifellos identisch mit Abt Eberwin. Die abweichende Schreibung ist in diesem Falle als romanische Weiterentwicklung mit Verlust des zwischenvokalischen [w] und häufig zu beobachtender hyperkorrekter h-Prothese zu erklären809. In Frage kommt auch eine Verlesung E vrinus > E rvinus.

    802 Die Trennung beider Äbte, die F. Payen, Chronique de St. Paul (Cod. Verdun B. M. 14 p. 142) und Gaina Christiana (XIII 1329) vornehmen, ist nicht gerechtfertigt. 803 Dauphin, Richard 83, 804 Gallia Christiana XIII 1329. 805 Aimond, Nécrologes St. Mihiel 177. 806 Nekrolog von St. Arnulf, Metz (AD Moselle 18 J 20, Abschrift R. S. Bour); dort an 1. Stelle des Tages. 807 Cod. Verdun B. M. 10. Vgl, Wollasch, Mönchtum 77 ff. 808 Kaufmann, Erg. Förstemann 103. Vgl. die 968 in Echt (Niederlande, Prov. Limburg) ausge­ stellte Urkunde der Gerberga, der Witwe des westfränkischen Königs Ludwig IV., die einen *Eber-win in der Graphie Eurvini widergibt (Bernard, Etude 224). 809 Es ist auch zu berücksichtigen, daß die Schreibung Hervinus nur in Quellen des späteren 11. Jhs. vorkommt. So hat die „Vita S. Richardi“ (MG SS XI 288) auch Abt Eberwin von St. Martin und Tholey als Ervinus transskribiert, wobei die Identität in diesem Falle völlig außer Zweifel steht.

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    Damit entfällt aber auch die Notwendigkeit, mit d e r, Gallia Christiana' zwischen Ebroinus und einem präsumptiven Nachfolger H ervin u s in der Abtsliste von St. Paul zu unterscheiden. Auch die , Annales S. Pauli', wohl zu Lebzeiten des Eberwin angelegt, da sie seinen Tod und seinen Nachfolger nicht melden, reichen bis 1024: die letzte Eintragung berichtet den Tod des Kaisers Heinrich II. und die Nachfolge Konrads II.810. Auf keinen Fall darf jedoch Abt Eberwin von St. Paul mit dem zeitgenössischen und ebenfalls mit Richard von St. Vanne bekannten Eberwin von St. Martin zu Trier in Verbindung gebracht werden. Beide besitzen unterschiedliche Todesda­ ten811. Wenn aber im Anschluß an den aus St. Paul gekommenen Blicher in der Tholeyer Abtsliste ein E bm inus genannt wird, so ist eine Identifizierung mit dem Verduner a eq u iv o cu s zumindest erwägenswert. Die fehlende nekrologische Überlieferung aus Tholey spricht nicht dagegen, da das Todesdatum Eberwins in die verlorene Hälfte des Tholeyer Nekrologs fällt812. Wenn eine Identifizierung in Frage kommt, dann kann freilich das Abbatiat Eberwins II. in Tholey nur vor seiner Pro­ motion auf den Abtsstuhl von St. Paul (eventuell auch noch für eine gewisse Zeit­ spanne der Personalunion zwischen beiden Ämtern) angesetzt werden, keinesfalls für den gesamten Zeitraum der Amtsausübung Eberwins in dem Verduner Klo­ ster, da sich sonst chronologische Überschneidungen mit den nachfolgenden Tho­ leyer Äbten ergäben. Für eine Herkunft Eberwins aus dem Osten spricht die kor­ rekt althochdeutsche Graphie seines Namens in den unter ihm redigierten »Anna­ les Virdunenses', sowie gewisse, mit einiger Wahrscheinlichkeit auf Tholeyer Tra­ ditionen zurückzuführende Nachrichten dieses Annalenwerkes813. 34. G erhardus (nach 1000/01 ? - vor 1018) 35. E beruuinus III. (um 1018-n ach 1036): In den späteren Jahren des Episkopats Poppos von Trier (1016 - 1047) stellte Abt Eberwin von St. Martin in Trier eine Sammlung von Schriften zur Abteigeschichte (Cod. Trier Stadtbibi. 1413) zusammen, die im wesentlichen sein Werk sein dürf­ ten oder sich doch seiner Initiative verdanken814. Die Sammlung umfaßt:

    810 Das Interesse für Heinrich II. entspricht den Schenkungen, welche der Kaiser und seine loth­ ringische Gemahlin der Abtei St. Paul zuwandten. Sie wurden im Nekrolog von St. Paul fest­ gehalten: 1) zum 8. VII.: Commemoratio Henriei imperatoris qui multa de thesauris suis contu­ lit huic loco; 2) zum 2. III.: Commemoracio Cunegundis imperatricis quae dedit nobis pallium. Vgl. Brouette,Obituaire 97. 111. 811 Vgl. u. S. 171. 812 Vgl. o. S. 14 ff. 813 Vgl. Haubrichs (wie Anm. 724). Für eine nahe Beziehung zu Eberwin von St. Paul spricht auch die Ausführlichkeit, mit der die,Annales Virdunenses' aus St. Paul den Einfall des west­ fränkischen Königs Lothar IV. in Lothringen besprechen. Wie bei seinem Zeitgenossen, dem 978 geborenen Poppo von Stablo, Schüler Richards von St. Vanne, dessen Vater in den Kämpfen umkam, waren die lothringischen Kriege wohl ein Initialerlebnis. 814 Vgl. Sauerland, Geschichtsquellen 5 f.

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    1) Eberwins ,Vita S. Magnerici*813 2) , Calamitates abbatiae S. Martini Treverensis'815816 3) Antiphonen und Responsorien zum Fest des hl. Magnerich817. Die liturgischen Texte sind wohl, da sie aus denselben Passagen von carm in a des Venantius Fortunatus, die Eberwin für die Vita verwendet hatte, schöpfen, Eigen­ tum des Eberwin. Die , Calamitates1, ein Bericht über die Entfremdungen und Be­ drückungen, welche die Abtei zu Beginn des 11. Jahrhunderts betrafen, setzen den Tod der Erzbischöfe Liudolf (9 9 4 - 1008) und Meingaud (1008 —1016) voraus; die Respektlosigkeit, Heinrich II. q u i et clau dus zu nennen, ist wohl auch erst nach dessen Tod (1024) zu denken818. Die Vita des hl. Magnerich, des Stifters der Trie­ rer Martinskirche, wird im allgemeinen um 1000 angesetzt819. Dann wären die ,Calamitates1als Appendix und Fortsetzung der Abteigeschichte zu werten820. Die Vita bringt folgende Nachrichten über Eberwin: Erzbischof Theoderich von Trier (965 - 977), der die Reform von St. Martin, die Umwandlung aus einem Ka­ nonikerstift in ein Benediktinerkloster durchführte, setzte als Abt Angilbert (Engilbert) ein. Von Papst Benedikt VII. erwirkte Theoderich 975 eine Urkunde, wel­ che unter anderem das Abtswahlrecht der Mönche festlegte. Der Autor d e r, Cala­ mitates' hat sie seiner Beschwerdeschrift vorausgestellt821. Die Abtswahl ist darin wie folgt festgelegt: Wenn der alte Abt verschieden ist, quatinus m o n a sterio ex ea d em co n g r e g a tio n e ab bas iuxta regu la ria sa n cti B e­ n ed icti m on ita constituatu r, p la cu it n o stre a p ostolice sanctionis p o n e r e d e c r e ­ tu m ; q u o d si ex ea d em co n g reg a tio n e, q u o d absit, p erso n a co n v e n ien s m o ­ na chicis institutis m in im e reperitu r, cu m con sen su a rch iep iscop i ex ea d em d io cesi abbas m o n a sterio p reficia tu r. In Anlehnung an das Privileg Adalberos I. von Metz für Gorze von 933822, das auch für St. Paul 973 vorbildlich war, wird den Mönchen von St. Martin das Wahl­ recht für einen Kandidaten aus dem eigenen Konvent zugesichert; einen Kandida­ ten aus einem anderen Konvent muß der Erzbischof bestätigen. Er muß jedoch aus der Diözese Trier kommen823.

    815 AA SS Juli VI 183 ff.; vgl. Winheller, Lehensbeschreibung 117 ff.; Tille, St. Martin 3. 12 ff.; Boshof, Erzstift Trier 99 f.; Gauthier, Evangélisation 189 ff. 816 Kraus, Anecdota 168 ff.; MG SS XV, 2,739-741; Sauerland, Geschichtsquellen 46 ff.; Heyen, Adelbero 12. 817 Sauerland, Geschichtsquellen 53 f. 818 Sauerland, Geschichtsquellen 53 f. 819 Vgl. die in Anm. 815 angegebene Lit. Das Datum ist jedoch nicht vollständig zu sichern. 820 Sauerland, Geschichts^uellen 6, setzt die ,Calamitates* erst für die Zeit Erzbischofs Poppo (1016-1047) und zwar in dessen späteren Pontifikatsjahren an. 821 Sauerland, Geschichtsquellen 46 f. (vgl. S. 9 ff.); dazu Tille, St. Martin 23. Anh. *2-*4; Boshof, Erzstift Trier 98 ff. 822 Vgl. o. S. 157. 823 Es scheint auch ein entsprechendes, gleichzeitiges Privileg Benedikts für St. Maria ad marty­ res in Trier gegeben zu haben. Vgl. Sauerland, Geschichtsquellen 9 ff.

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    Die Nachfolge Engilberts, der noch einige Zeit nach der Privilegierung durch Papst Benedikt amtierte, trat Eberwin an824. Mit seinen eigenen Worten825: S icque lo cu m A postolica p ra ecep tio n e m u n itu m cu m p e r a liq u o d tem p u s p r a e­ d ictu s v ir g u b em a sset, ab h a c lu ce fe lic ite r d iscessit; p o st q u em ea n d em cellam , a n n u en te ep iscopo, cu m fra tru m electio n e nos, q u i h a ec scribim us, licet indigni, regen d a m su scepim us, et u sq u e nunc, p ro u t possum us, in v in ea D om ini, se rv i q u a m vis inu tiles la b ora m u s... Da die Zustimmung des Bischofs zu seiner Wahl erforderlich war, scheint Eberwin aus einem anderen Kloster der Diözese Trier gekommen zu sein826. Bruschius verzeichnet in seiner Abtsliste der Abtei St. Martin Eberwin für das Jahr 995827: A n gilbertus siv e E gilbertus p ra efu isse scrib itu r a n te et p o st an n u m D om ini D CCCCLX I (961). E berw inus su ccessit E gilberto: p ra efu it a n n o D om ini D CCCCXCV (995). Da Erzbischof Theoderich, der E(n)gilbert an die Spitze von St. Martin berief, erst seit 965 regierte, ist die Datierung, die Bruschius für diesen 975 in der Bulle Bene­ dikts VII. erwähnten Abt vorbringt, wenig wahrscheinlich. Damit gerät auch das Datum für Eberwin in Verdacht, auch wenn es für sich genommen nicht unwahr­ scheinlich wirkt. Die , Calamitates' berichten, was hier nicht in den Einzelheiten zu interessieren braucht, von der Schädigung der Abtei St. Martin im Zusammenspiel von Erzbi­ schof Liudolf und Propst Adalbero von St. Paulin zwischen 1002/1008 und von den Entfremdungen von Klostergütern durch Erzbischof Meingaud, der zwischen 1008 und 1015 diese an bischöfliche Vasallen verlehnte828. Wenn Eberwin der Au­ tor der ,Calamitates' ist, was naheliegt, dann erstreckte sich sein Abbatiat bis über 1015 und 1024 hinaus. Aber diese Erstreckung gilt es noch zu beweisen. Die Funktion von Eberwins , Vita S. Magnerici' ist es, die Abtei mit einer ehrwür­ digen, in die Merowingerzeit zurückreichenden Vergangenheit zu versehen, die

    824 Vgl. zur Frühgeschichte von St. Martin vor allem: Tille, St. Martin 14 ff. 825 Vita S. Magnerici, c. 60, AA SS Juli VI 191 f. 826 So auch Sauerland^ Geschichtsquellen 4 ff.; Tille, St. Martin 24 f.; Pauly, Landkap. Wadrill 129 f. St. Martins Abte kamen im 10./11. Jh. fast immer von außen: so nach Eberwin aus Mettlach Remigius, aus Mettlach über St. Maximin Ernst, schließlich aus Tholey Theode­ rich, der dem Erzbischof Egilbert (1079-1101) im Kampf gegen Papst Gregor VII. literarische Schützenhilfe geleistet hatte. 827 Zitiert nach AA SS Juli VI 179. 828 Vgl. Sauerland, Geschichtsquellen 5; Tille, St. Martin 15 f.; Heyen, Adalbero 9 ff.; Pauly, Gesch. Trier II61 f,; Pauly, Landkap. Wadrill 129 f.; Pauly, Güter 24 f. Von Pauly wird eine Übersiedlung Eberwins nach Tholey während der Trierer Wirren vermutet. Dieser Höhe­ punkt der Verfolgungen wäre jedoch sicherlich in den ,Calamitates' erwähnt worden.

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    von jeher benediktinisch geprägt war: locu s ille sem p er sub a b b atibu s erat*29. In den , Calamitates' wird gar ein Wunder des hl. Magnerich gegen den Versuch, St. Martin mit Kanonikern zu besetzen, aufgeboten829830. St. Martin ist aus der Zeit der Heiligen, die um und mit Magnerich im Trierer Land wirkten, hervorgegangen. Eberwin zählt diesen Heiligen zu Paulus von Verdun, Ingobertus, Disibodus, Wandalinus für die nähere Umgebung des Vosagus, für die weitere Carileph, Columban und Gallus831, schließlich die priesterlichen Einsiedlerbrüder Bantus und Beatus aus der Umgebung Triers832, und vor allem Wulfilaich von Ivoy, über des­ sen Beziehung zu Bischof Magnerich (Stiftung einer Martinskirche) der Hagiograph Gregor von Tours konsultieren konnte833. Alle diese Vorzeitheiligen zeich­ nen sich dadurch aus, daß ihr Kult im 10. Jahrhundert für uns historische Dimen­ sionen anzunehmen beginnt834, aber auch dadurch, daß sie ein anachoretisch ge­ prägtes Leben nach kürzerer oder längerer F rist-w ie sich Eberwin ausdrückt-in der vita com m u n is aufgehen ließen. Ein geprägter Typus für diese Heiligenexi­ stenz bot sich in der Verduner ,Vita S. Pauli' an835; die harmonische Verbindung von Anachorese und benediktinischer, coenobitischer, der Regel und der Gemein­ schaft unterworfener Askese entsprach aber auch den Idealen des großen Mönchs­ reformers Richard von St. Vanne836. In seinem Leben vollzog er diese Verbindung, in seiner Vita des hl. Chraudingus von Beaulieu schuf er 1015/20 dem Ideal eine literarisch-hagiographische Existenz837. Es konnte wohl nicht ausbleiben, daß sich die beiden Männer, deren benediktinische Reformpläne einander so nahe waren, auch persönlich begegneten. Zwischen Herbst 1026 und Herbst 1027 unternahmen beide eine Pilgerfahrt in das Heilige Land, über welche die ,Vita Richardi' berichtet838: ...ex it p ereg rin u s C hristi a patria, co m ita tu i eiu s a d h a eren tib u s religiosis qu am plurim is u triu sq u e ord in is viris, in ter q u os v ita e v en era b ilis ab bas E vrin u s839, a T reviris illius sanctitatis fa m ilia rita te illectus, efficitu r e i co m es in d iv i­ duus.

    829 830 831 832

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    AA SS Juli VI 191 D. Calamitates, c. 6, ed. Sauerland, Geschichtsquellen 52. Haubrichs, Basenvillare 11 ff. Zum Trierer Priester Banto, der im Grimo-Testament von 634 genannt wird, vgl. Herr­ mann, Testament 79. Auch hier beginnt der Kult im 10. Jh. intensiver zu werden: Thiedo, Chorbischof unter den Erzbischöfen Ruotbert (931-956) und Heinrich I. (956-964), erbaute ein oratorium S. Band; der Domherr Reinbald betrieb 1024 eine Neuweihe der Kapelle. Vgl. Brouwer/Masen, Metropolis 155. Gregor v. Tours, Hist. Franc. VIII 15 f., ed. Buchner, s. 176 ff. Vgl. Haubrichs, Basenvillare 15 ff.; o. Anm. 832. Vgl. o. S. 67 {.: Die ,Vita S. Magnerici' setzt die ,Vita S. Pauli' voraus. Vgl. Sackur, Richard, passim; Tomek, Studien 148 ff.; Dauphin, Richard, passim; Glaesener, Saint Poppon 163 ff.; Schieffer, Heinrich II. 401 f. 408 ff.; Hallinger, Gorze I 283 ff. 493 ff. 503 ff.; Parisse, Vie 11 ff. Vgl. zum Phänomen des Eremitismus im 10./11. Jh. den Sammel­ band L’Eremetismo.. .und Clasen, Heiligkeitsideal 55 ff. Vgl. o. S. 98 ff. Vita S. Richardi, c. 17, MG SS X I288. Vgl. zur Pilgerfahrt Richards: Sackur, Richard 93 ff.; Dauphin Richard 281. Die Handschrift verlas offenbar < vr > zu < rv >

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    Die Vita erwähnt also als einzigen Begleiter Richards einen Abt namens E vrinus, der sich damals offensichtlich bereits einen Ruf in Kreisen des lothringischen Re­ formmönchtums erworben hatte. Richard hatte ihn in Trier kennengelernt und sich ihm in fa m ilia rita s verbunden; so ist die Identifizierung mit Abt Eberwin von St. Martin nahegelegt. Auf dieser Reise trafen beide den aus Syrakus stammenden Halbgriechen Simeon, der wie Richard zwischen Anachoretentum und coenobitischer Mönchsexistenz schwankte840. Eberwin nahm ihn mit nach Trier, wo er das Jahr 1028 über blieb. Dann nahm ihn Erzbischof Poppo als Führer auf eine Pilger­ reise mit, von der er um 1031 zurückkehrte, um sich an der Porta Nigra als inclusus einzurichten. Simeon starb am 1. Juni 1035841. Wenig später bereits verfaßte auf Geheiß des Trierer Erzbischofs Poppo der fr a te r E berw inus, A bbatis n o m in e in d ign u s eine Schrift d e v ita et co n v ersa tio n e et obitu v iri D ei S ym eonis, et d e m iraculis, q u a e p e r eu m D om inus operatu s est842. Erzbi­ schof Poppo betrieb bei Papst Benedikt IX. die Kanonisation des Inklusen und er­ reichte sie in der Tat am 17. November 1042843. Im Rahmen des Heiligsprechungs­ prozesses ist der Text Eberwins als Beweismittel einzuordnen; eine erste Fassung, die Wunder umfaßte, die sich unmittelbar nach dem Tode des Anachoreten ereig­ neten, wurde noch 1035 expediert844. Eine zweite Fassung schob Wunder nach, die sich bis zum ersten Jahrestag des Todes des neuen Heiligen ereigneten. Das letzte Wunder dieser Serie ist exakt auf Himmelfahrt (14. V.) des Jahres 1036 datiert845. Auch diese zweite Sammlung stammt von Eberwin846. Bei der Schilderung der Begegnung des Richard von St. Vanne mit Simeon bei An­ tiochia offenbart sich, daß der Schreiber der Simeonsakten identisch mit dem Rei­ sebegleiter Richards sein muß847: .. .fa m u lu s D ei S ym eon ju n ctu s est n ob is in am icitia, p ra ed ictu m A bbatem R ich a rd u m adoptans sibi in P a trem : cu i du m ex posuisset p e r o rd in em q u a e sibi in ju n cta essen t, v e l q u a e co n tigissen t; addidit, nullis p ericu lis v e l angu stiis se retin eri posse, quin A bbatis sui m an data im p leret p ro posse. Im us er g o et re d i­ m us, eu m q u e n ob iscu m v en ir e p a ratu m in v en im u s... Simeon will mit Richard und Eberwin nach Europa zurückkehren, wird jedoch von dem Fürsten von Belgrad, q u a e est in con fin io B u lga rioru m a tq u e U ngario-

    840 Vgl. zu Simeon die für die Akten des Kanonisationsprozesses gefertigte Vita, ed. AA SS Juni I 85 f.; dazu Heintz, Simeon 163 ff. 841 Vgl. Jacobi, Poppo 18 f.; Zahn, Porta Nigra 107 ff. 842 AA SS Juni I 86 E/F. 843 AA SS Juni I 93 ff. 844 Heintz, Simeon 165. 845 AA SS Juni I 97 f. 846 Das geht aus dem auf einen Hörigen von St. Martin bezüglichen Ausdruck nostri juris homo hervor. Die weitere Anreicherung und Überlieferung der Mirakel ist kompliziert und ver­ zweigt. Es gab mehrere Editionen, die aber nicht unbedingt von Eberwin stammen müssen. Vgl. AA SS Juni I 86 f. 847 AA SS Juni I 89 A/B.

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    rum , aufgehalten. Er schlägt sich jedoch über Rom nach Frankreich und schließ­ lich nach Rouen durch, wo er seine Reisebegleiter wiedertrifft848: O ccu rit a u tem a n im o ut su um carissim u m P atrem , R icha rdu m scilicet A bba­ tem , n o sq u e su os co m ites in v iseret: q u o d et fe cit. P er lo n g u m a u tem tem p u s m ora tu s est n o b iscu m ; et, ut le v ite r co n clu d a m , q u am diu a p u d nos m ansit, irrep reh en sib iliter vixit. Es geht aus der weiteren Entwicklung der Erzählung klar hervor, daß sich Simeon mit Eberwin in Trier aufhielt. Auch die Sterbeszene der ,Vita S. Simeonis*, in der Eberwin zu dem todkranken Freund gerufen wird, läßt nur die Interpretation zu, daß Eberwin damals in Trier weilte; andererseits finden sich auch deutliche Hin­ weise darauf, daß Eberwin nicht ständig am Orte präsent war, im Gegenteil, gera­ dezu gewohnheitsmäßig öfter abwesend war849. Die geschilderte Sachlage läßt nur den Schluß zu, daß der Reisebegleiter Richards und der Verfasser der , Vita Simeonis* Abt Eberwin von St. Martin war, der somit noch 1036 lebte, wenn auch, wie er selbst angibt, von Krankheit und Alter ge­ beugt850. In der Tat lag auch einer der ältesten Codices der Vita im Kloster St. Mar­ tin. Eine im Jahre 1188 verfertigte Handschrift führt den Titel: P raefatio E berw ini Abbatis S. M artini T reviren sis in v ita m S. Sim eonis*51. Jedoch gibt es auch scheinbar widersprechende Quellen. Nach einer Tradition des Stiftes St. Simeon, die bis ins 16. Jahrhundert zurückgeführt werden kann, hat Abt Eberwin von Tholey die Lebensbeschreibung des Heiligen verfaßt852. Und bereits Jean Mabillon beruft sich 1739 in seinen, Annales Sanctorum Ordinis Sancti Bene­ dicti*853 auf eine Handschrift aus dem Schweizer Kloster Einsiedeln, welche als Verfasser der Simeonsakten den Abt Eberwin von Tholey nenne85485. Es handelt sich um Cod. Einsiedeln Stiftsbibi. Nr. 247 (erste Hälfte bis Mitte 12. Jh.), wo die Si­ meonslegende in der Tat den Titel trägt: In cip it epistola eb ro in i (korr. < th eoin i) th eo lo g en sis ab batis a d d om in u m P op p on em T rev[iren sem ] a ep iscop u m d e v ita v e l obitu S. S ym eon is m on a ch i et d ia con i a tq u e co n fesso ris g lo rio si^ 5. Johannes Trithe-

    848 AA SS Juni I 89 C. 849 Vgl. Lager, Tholey 379 f. 850 Vita S. Simeonis, Prolog an Erzbischof Poppo, AA SS Juni I 86 F: Fateor grande onus mihi infirmo imponis: maxime cum toto corpore debilis tremendum Dei iudicium pertimescam. .. 851 Lager, Tholey 376. Vgl. auch die schnelle Rezeption in Verdun und Metz. Sowohl Hugo von Flavigny als auch der als magister um 1048 bis 1071 im Kloster St. Vincent zu Metz wirkende Sigebert von Gembloux kennen die ,Vita S. Simeonis*. Vgl. Sauerland, Geschichtsquellen 134 f. 852 Lager, Tholey 377. 853 Maoillon, AA SS OSB saec. VI, 1, 325. 854 Vgl. Lager, Tholey 375 f. 378. 855 An dieser Stelle sei der Stiftsbibliothek Einsiedeln für die freundliche Überlassung einer Fo­ tokopie von Seite 430 der Hs. gedankt, welche eine Kontrolle und Korrektur der Lesung Mabillons ermöglichte. Im Text des Prologs hat übrigens der Schreiber den Verfassernamen *ebroinus (nicht eberuuinusf) in ebronius verlesen. In der Überschrift handelte es sich wohl um eine graphische Vorwegnahme des folgenden theo- aus dem Klosternamen, welche später korrigiert wurde. Vgl. zur Hs., einem Legendär, Bruckner, Scriptoria V 180.

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    mius, der Freund des Tholey er Reformabtes Gerhard von Hasselt, der Tholey selbst besucht hatte, gibt in seiner ,Chronica monasterii Hirsaugiensis' ebenfalls an, daß Abt Eberwin von Tholey der Verfasser der v ita S. S im eonis war836. Man kann diese Zeugnisse, unter denen sich eine der ältesten Handschriften befindet, nicht einfach als Irrtümer beiseite schieben. Aus welchem Grunde sollte einem sonst als Schriftsteller unbekannten Eberwin von Tholey ein bereits zugeschriebe­ nes Werk untergeschoben werden? So bleibt eigentlich nur die These einer Identität der gleichnamigen Abte von Tho­ ley und St. Martin856857. Und für diese These sprechen in der Tat schwergewichtige Indizien: Tholey besaß einen Teil des authentischen griechischen Psalters Simeons, während sich der andere Teil in Trier befand858. Abt Eberwin soll diesen Teil von Erzbischof Poppo als m em o ria le erhalten haben859. Um 1200 lag tatsächlich im zweiten, dem goldenen Tholeyer Reliquienschrein D e p sa lterio S. S ym eon is860. Abt Trithemius ließ sich bei seinem Besuch in Tholey vier Blätter des Psalters, q u a tu or fo lia reli­ qu iaru m schenken861. Der Trierer Geschichtsschreiber Brouwer (f 1617) spricht nicht nur von der Autorschaft Eberwins von Tholey, sondern auch von einem Aufenthalt Simeons im saarländischen Kloster, schließlich davon, daß sein griechi­ scher Psalter noch dort zu besichtigen sei862. Calmet, der wohl für diese Nachricht auf dem Tholeyer Mönch Paul aufbaut, oder gar selbst in Tholey den Psalter ein­ sah, bezeugt ebenfalls die Anwesenheit der griechischen Evangelienperikopen863. Schließlich vermerkt noch die Tholeyer Abtsliste G des 18. Jahrhunderts zu Eber­ win folgende Sätze: ... terram sa nctam v isita v it v ita m q u e sancti S im eonis conscripsit, qui sub h o c A bbate in h o c M on asterio aliqu am diu vixit, C ujus e t b rev ia riu m C u m p ectisse (?) g r a e ci C haracteris p ie asserva m us. Vixit a n n o C hristi 1018. Es kommt ein weiteres Indiz hinzu, das bereits H. Butzmann im Sinne einer Iden­ tität der Abte von St. Martin und Tholey verwertet hat864: Der sicher aus Tholey stammende Codex Wolfenbüttel Weiss. 69, aus der ersten Hälfte des elften Jahr­

    856 Johannes Trithemius, Chron. mon. Hirs., ed. Freher, Opera 47 f.; vgl. Trithemius, Annales Hirsaugienses I 173 ad. a. 1019; dazu Butzmann, Glossen 431 f. 857 Für die Identität sind u. a. eingetreten: Lager, Tholey 376 f.; Winheller, Lebensbeschreibun­ gen 117 ff.; Pauly, Landkap. Wadrill 129; Pauly, Gesch. Trier I 80. 96. 858 Vgl. zum Simeonspsalter: Steininger, Codex S. Simeonis; Flügel, Bemerkungen (vor allem 5.9. f.); Rahlfs, Verzeichnis 296; Rahlfs, Lektionen 30 ff.; Goldschmidt, Elfenbeinskulpturen HI 16 Nr. 35 mit Taf. VIII. 859 Lehmann, Merkwürdigkeiten 27. 860 Levison, Geschichte 71. 861 Trithemius, Annales Hirsaugienses 1 173; vgl. Levison, Geschichte 73; Lehmann, Merkwür­ digkeiten 27. 862 Brouwer/Masen, Metropolis 513. 863 Herrmann, Klosterbibliotheken 25 f. 864 Butzmann, Glossen 432 f.

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    hunderts, trägt auf F. Ir den eindeutigen zeitgenössischen Besitzvermerk L iber Sancti M auritii et S ancti T hietberti, womit die Tholey er Patrone angesprochen sind865. Auf der Rückseite findet sich jedoch ein zweiter eher rätselhafter, ebenfalls von erster Hand stammender Vermerk: L iber sa n cti M artini e t sancti T hietberti. Martin war niemals Patron des Klosters Tholey, in Thietbert bzw. Theotbert fas­ sen wir jedoch erneut einen völlig spezifischen Lokalpatron des Klosters. Es bietet sich keine einleuchtendere Erklärung an als diejenige, die bereits H. Butzmann ge­ funden hat: Diese Handschrift ist ein Zeugnis der Personalunion der Klöster St. Martin in Trier und Tholey unter Abt Eberwin. Wir können in dieser Handschrift „wenn nicht ein unmittelbares, so doch ein mittelbares Denkmal des Wirkens Eberwins erblicken, ein Stück seines Testamentes, ein Zeugnis für enge Beziehun­ gen zwischen zwei Klöstern, ein von einer bedeutenden Persönlichkeit gewirktes geistiges Band“. Der endgültige Identitätsbeweis läßt sich jedoch aus der nekrologischen Überliefe­ rung führen. Abt Eberwin ist der in den Totenbüchern Lothringens am stärksten repräsentierte Abt Tholeys: St. Vanne (Neer, abbr.) St. Mihiel St. Vanne (Cod. Verdun 7) St. Arnulf, Metz St. Maximin, Trier Tholey

    14. Juni 14. Juni 13. Juni 14. Juni 14. Juni 14. Juni

    E rvirin(n)us abbas T u b u len sis^ E rvirin n u sa b b a sT a b u len sisÿ(,t> E uru inu sabbasS(>7 E uerinus abbas T h eo lo gien sis8(,H E brouuinus a b b a sSb9 E berw inus a b b a sS70

    Auffallend ist die doppelte Vertretung des Abtes in den Nekrologien des Verduner Klosters St. Vanne865879*871. Ferner können, wie charakteristische Korruptionen des Na­ mens zeigen, die Einträge von St. Vanne I und von St. Mihiel auf den gleichen Ro­ tulus zurückgeführt werden, der mit der archaisierend etymologisierenden, aus der ,Vita S. Pauli' entnommenen Schreibung des Klosternamens (T a b u leia f72 die Todesnachricht den Klöstern der Diözese Verdun übermittelte. Auch Eberwins Nachfolger Folrad findet sich als abbas T abulensis im Nekrolog von St. Mihiel873.

    865 866 867 868 869 870 871 872 873

    Vgl. o. S. 92. Aimond, Nécrologes St. Mihiel 166. Cod. Verdun B. M . 7. Vgl. zu diesem Nekrolog Molinier, Obituaires Nr. 322. Nekrolog von St. Arnulf, Metz (AD Moselle 18 J 20, Abschrift von R. S. Bour). Vgl. Neiske, Necrolog 92 ff. zur Reform von St. Arnulf kurz vor der Jahrtausendwende. Cod. Trier Stadtbibi. 1634/394 (12./13. Jh.), F. 113 v. Vgl. Hontheim, Prodromus II 979. Zur Chronologie der St. Maximiner Totenbücher vgl. G. Althoff, in: Frühmittelalterliche Studien 7 (1973) 243 ff.; Schmid/Wollasch, Societas 24 f. Anm. 58. Vgl. o. S. 17. Nach Hübinger, Beziehungen 75, soll auch im Totenbuch der Kathedrale Abt Eberwin ein­ getragen worden sein. Vgl. o. S. 83. Hübinger, Beziehungen 75.

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    Wir können aus diesem Befund auf eine engere, das Totengedächtnis einschließen­ de Assoziation zwischen Tholey und St. Vanne bzw. St. Mihiel in der ersten Hälfte des elften Jahrhunderts schließen. Diese Assoziation ist aber nicht zu verstehen ohne die Sorge, die Richard von St. Vanne dem Totengedächtnis, der Institutiona­ lisierung des Nekrologs angedeihen ließ874: Q uanto v e r o a ffectu e t stu dio m em oria m d efu n cto ru m eo ru m d em , id est o ffi­ ciu m q u o d vigilia s dicim us, et m issae celeb ra tio n em a gi institu erit, n o v er u n t q u i h o c fa c e r e co n su everu n t. Diese co n su etu d o führte er auch in anderen Klöstern seiner Gemeinschaft, die er mit co a b b a tes gerüstet hatte, ein875. So knüpfte er um 1020 eine Verbindung mit der Abtei St. Mihiel an der Maas unter ihrem neuen Abt Nanther, schickte Mön­ che, um die Observanz der Regel in St. Mihiel zu verbessern876. St. Mihiel pflegte den Gebetsdienst für Tholeyer Abte und Mönche877. So wird die Assoziation von Tholey mit den Klöstern Richards auf die persönlichen Verbindungen Eberwins zurückgehen. Eberwin ist auch in das Totengedächtnis der Abtei St. Maximin eingegangen878, die seit 1023 von dem Schüler Richards, Poppo von Stablo (1020 - 1048), regiert wur­ de879. Poppo förderte den Kult des hl. Nikolaus, schon 1030 errichtete er dem da­ mals noch kaum bekannten orientalischen Heiligen einen Altar in Stablo880. Viel­ leicht erklären sich durch die Beziehungen der beiden Orientpilger Poppo und Eberwin die Tholeyer Nikolausreliquien881. Die nekrologischen Zeugnisse lassen wohl keinen Zweifel daran, daß der Freund Richards von St. Vanne, sein Begleiter auf der Orientreise von 1026/27, identisch mit dem am 14. Juni verstorbenen Abt Eberwin von Tholey, zugleich Abt von St. Martin in Trier, ist. Schwer ist es, die Chronologie seines Abbatiats in Tholey zu etablieren. Es ist ganz unwahrscheinlich, daß er von Anfang an beide Abteien in Personalunion leitete.

    874 875 876 877 878

    879

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    Hugo von Flavigny (MG SS VIII 380). Vgl. Dauphin, Richard 130 f. Dauphin, Richard 355 f. Dauphin, Richard 233. Im Nekrolog von St. Mihiel sind insgesamt 2 Tholeyer Abte eingetragen, und zwar für das 11. Jh. Vgl. u. S. 174. In den Nekrologien von St. Maximin sind insgesamt 6 Tholeyer Abte und 1 Mönch eingetra­ gen. Vgl. u. S. 177. 182. 186. Zwischen Tholey und St. Maximin bestand eine, freilich in ihren Ursprüngen nicht datierbare Gebetsverbrüderung wie auch mit den Trierer Klö­ stern St. Martin, St. Maria ad Martyres, St. Simeon und St. Matthias (seit 1528) sowie mit Mettlach. Daneben gab es noch später anzusetzende Verbrüderungen mit den saarländischen Abteien Wadgassen und Gräfinthal. Vgl. Lager, Tholey 377. 585. Vgl. zu Poppo von Stablo: Ladewig, Poppo 23 ff. 38 ff. 53 ff. 76 f.; Halkin/Roland, Recueil Stavelot XXXVI; Glaesener, Saint Poppon 163 ff.; Wollasch, Mönchtum 164 f. Poppo war auch zeitweilig Leiter des Mauritius-Klosters Beaulieu in den Argonnen und stand in Verbia* düng mit Abt Nanther von St. Mihiel (Ladewig, Poppo 36. 47). Ladewig, Poppo 42. Zum Nikolauskult vgl. Meisen, Nikolauskult, passim. Levison, Geschichte 71.

    Dagegen sprechen die Daten seiner Tholeyer Vorgänger. Für Tholey ist er als Abt zuerst durch die Teilnahme an der Synode der Benediktineräbte in Seligenstadt am Main im Jahre 1023 mit der Unterschrift E ueruino Toleia.no belegt882. Die aus Tho­ ley stammende Abtsliste G, die im 18. Jahrhundert redigiert wurde und noch über lokale Quellen, die heute als verloren gelten müssen, verfügen konnte, schreibt ihm ein Lebenszeugnis aus dem Jahre 1018 zu883. Es ist keineswegs unwahrschein­ lich, daß Eberwin bereits zu diesem Zeitpunkt Abt in Tholey war; sicher lebte er noch im Jahre 1036884. Eberwin verfaßte zwei hagiographische Schriften, die ,Vita S. Magnerici4 und die , Vita Simeonis*. Er legte für St. Martin in Trier eine Beschwerdeschrift vor, verfaß­ te liturgische Texte. Er gehörte zu den führenden Köpfen der benediktinischen Reformbewegung um St. Vanne, förderte den Kult der anachoretischen Volkshei­ ligen des Saar-Mosel-Landes. Es wird uns nicht wundern, daß zu seiner Zeit, in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, in Tholey ein hagiographischer libellu s mit dem L iber S ancti M artini d e T rinitate, der Vita S. M artini, d e r Vita S. B ricii und der Legende des hl. Germanus von Auxerre entstand885. Der ebenfalls während Eberwins Regierungszeit verfertigte Cod. Wolfenbüttel Weiss. 69 enthält den Au­ gustin zugeschriebenen, in Wahrheit aus der Feder des Paulinus von Aquileja stammenden , Liber exhortationis4, die Vita S. P acbom ii, die R egu la S. P achom ii, schließlich die Vita S. Alexii, also vor allem Texte, die exemplarisch das orientali­ sche Anachoretentum zu repräsentieren vermögen88^. Die Texte enthalten mehre­ re althochdeutsche Glossen, die mittelfränkischen Lautstand, wohl den Lautstand Tholeys, aufweisen887. Schließlich sei auf Bruchstücke eines aus Tholey stammen­ den, neumierten Breviers des 11. Jahrhunderts hingewiesen888. Es wäre nicht unin­ teressant zu wissen, ob sich in diesem Tholeyer Brevier Tendenzen der Synode von Seligenstadt, die sich auch mit der Brevierreform befaßte, spiegeln889.

    882 MG Const. 1 635. Vgl. Müller, Aribo 27 f.; Lager, Tholey 374 f. Es muß mit der Handschrift der Magdeburger Centuriatoren Evervino gelesen werden; der Archetyp der aus romani­ schem Gebiet stammenden Hss. St. Omer 194 (11. Jh.) und Vat. Reg. 979 (11./12. Jh.L der auch Toleiano zu Toletano verlas, bietet Everguino mit romanischer Graphie des ahd. [w] durch . 883 Vgl. o. S. 44. 884 Zum Zeitpunkt der Redaktion der Simeons-Vita vgl. o. S. 168. Eberwin ist am selben Tag (14. VI.) wie Richard v. St. Vanne (t 1046) gestorben (vgl. Dauphin, Richard 317). Wenn nun in dem dem Kreis von St. Vanne nahestehenden Nekrolog von St. Mihiel die Memorialnotiz zu Abt Eberwin von Tholey nach der Notiz zu Richard eingetragen wurde, so läßt sich viel­ leicht sogar daraus schließen, daß Eberwin erst nach 1046 gestorben ist. Andererseits könnte es sich auch um einen Ehrenvorrang des großen Abtes von St. Vanne handeln. 885 Delforge, Vita S. Germani 39 ff.: Die Handschrift — Cod. Maredsous 51 — entstammt der Schrift nach der région de la Haute-Moselle. Es spricht nichts dagegen, daß der aus zwei Teilen (Martinsschriften, Germanusvita) bestehende Codex zur Zeit der Personalunion zwischen St. Martin in Trier und Tholey gefertigt wurde. 886 Butzmann, Weissenburger Hss. 27.216 f.; Butzmann, Glossen 428 ff.; Herrmann, Klosterbi­ bliotheken 27 f. 887 Butzmann, Glossen 433; Bergmann, Glossen 147 f. 888 Herrmann, Klosterbibliotheken 28. 889 Vgl. Lager, Tholey 374.

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    36. F olradus (nach 1036): Nach dem Nekrolog von St. Mihiel ist er an einem 4. XII. verstorben890: F olradus abbas T abulensis. Hier kann eine Verlesung vorliegen. Die Tholeyer Nekrologtra­ dition verzeichnet ihn zum 7. XII.891. Wegen der verschiedenen Lebens- und Ster­ bedaten ist er zweifellos zu unterscheiden von den beiden Äbten Folrad I. (f 23. II.), nachweisbar zwischen 1051 und 1094892, und Folcrad II. (f 1. I.), belegt zwi­ schen 1123 und 1126893, die im Verduner Kloster St. Paul aufeinander folgten. 37. C onradus (vor 1066) 38. A berherdus/A bbo (um 1066)894: Im Jahre 1066 ist der Neffe Erzbischofs Annos II. von Köln, K on ra d bzw. K uno als bereits geweihter Erzbischof von Trier bei dem Versuch, seine Bischofsstadt in Besitz zu nehmen, von seinen Gegnern an der Mosel bei Longuich erschlagen wor­ den895. Bischof Theoderich von Verdun (1047 —1089) hat den Leichnam des un­ glücklichen Prälaten in sein Eigenkloster Tholey überführen lassen, wo er alsbald neben Mauritius zum Patron der Abtei aufstieg und einen reichen Kult entfaltete. In Tholey erhielt Kuno ein von Bischof Theoderich veranlaßtes m em o ria le, eine Grabkapelle, die den Pilgern zugänglich gemacht wurde. Man zeigte den Pilgern noch im frühen 18. Jahrhundert die von Schwertstreichen durchbohrte Tunika des Heiligen896. Zeuge dieses auch politisch im Investiturstreit im Sinne der kaiserli­ chen Partei verwendeten neuen Märtyrerkultes ist das von einem Tholeyer Mönch romanischer Zunge namens Theoderich wenige Jahre nach der Elevatio, wohl 1076/80 verfaßte Büchlein über Leben und Wunderwirken des Ermordeten897. Das Werk liegt in mindestens zwei Rezensionen vor. Die ältere Rezension war in den Trierer Klöstern St. Martin und St. Maximin verbreitet898, erreichte aber auch

    890 Aimond, Nécrologes St. Mihiel 184. 891 Vgl. o. S. 16... 892 Daß es zwei Äbte von St. Paul mit Namen Folcrad gab, bezeugen die Miracula S. Pauli, c. 13, ed. v. d. Straeten, Manuscrits 148, welche Folcrad I. als abbas primus bezeichnen. Vgl. Gallia Christiana XIII 1329; Lesort, Chronique St. Mihiel Nr. 34. 53; Roussel, Histoire Ver­ dun II preuves Nr. 7; Bloch, Urk. St. Vanne II Nr. 54, S. 80. 893 Vgl. Gallia Christiana XIII 1329. 894 Vgl. o. S. 54 Nr. 38. 895 Vgl, Meyer v. Knonau, Jahrbücher Heinrich IV., Bd. I, 498 ff.; Martini, Bischofswahlen 26 ff.; Gladel, Erzbischöfe 1 ff.; Lück, Anno II. 38 ff.; Jenal, Anno II. 45 ff. 314 f. 896 Hübinger, Beziehungen 44 f. Die Grabkapelle Kunos befand sich in einem eigenen Anbau nördlich des alten Rechteckchores der Abteikirche und war so gestaltet, daß sie von Pilgern besucht werden konnte. Vgl. Reichert, Baugeschichte 63 ff. Zum Kunokult am Märtyrergrab in Tholey vgl. Levison, Geschichte 79; Stock, Abtei 16; Stock, Kuno von Pfullingen 29 ff. 897 MG SS VIII 212-219; AA SS Juni I 123 ff. Vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. I Nr. 1513; Lager, Tholey 382 ff. Die Datierung bestimmt sich zunächst nach dem Sanctus-Praedikat für den 1075 verstorbenen Erzbischof Anno II. von Köln. Die Vita setzt aber auch die Absetzung Gregors VII. 1076 voraus, ist jedoch offenbar vor der Wahl Wiberts zum Papst (Tuni 1080) geschrieben. 898 AA SS Juni I 123. Zu weiteren Handschriften — Cod. Paris B. N. lat. 870, F. 78-81 (13. Jh.) und Cod. Bruxelles B. R. 6766 (Abschrift Wiltheims) —vgl. Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 8 (1943) 311. 503.

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    auf dem Wege der Verbreitung der von Anno II. initiierten Siegburger Reform das österreichische Kloster Mondsee in einem Einzellibellus899. Diese Schrift enthielt eine entschiedene Stellungnahme gegen Papst Gregor VII. Ferner waren dem Text die neuen Tholeyer Festdaten beigegeben: K l •J u n ii ■Passio S. C unonis ep iscop i et m artyris. VIII ■I d ■Ju lii ■in u en tio corp oris sancti cu n on is ep iscop i et m a rtyris a d ru pem u b i d eco lla tu s est. VIII ■K l ■A ugusti ■T ranslatio corp oris sancti cu n on is ep iscop i et m a r­ tyris ■in basilicam b ea ti m auricii. Diesem Festverzeichnis folgt in der Mondseer Handschrift ein Inhaltsverzeichnis der Mirakel, das eine vom Text abweichende Ordnung aufweist und zum einen Mirakel anführt, die im Text fehlen, zum andern aber Wunderberichte des Textes nicht inventarisiert. Es geht offensichtlich auf eine Wundersammlung zurück, die in Tholey neben der in die Vita integrierten eigenständig existierte900. Die zweite Rezension ist nicht in Tholey gefertigt, entstammt aber mit Zusätzen, die vor allem die Wunder und die Kultstätte betreffen, der fid elis rela tio a fra trib u s eiu sd em m onasterii. Die antigregorianische Polemik ist ausgeschieden, ebenso die Passage der ursprünglichen Vita, in der mit starker Propaganda für Anno von Köln die Weihe seines Neffen zum Trierer Hirten motiviert wurde; schließlich fehlt auch der auf die Person des Verduner Bischofs Theoderich bezogene Prolog901. Die Mirakel, die Kuno in Tholey wirkte, werden uns in zwei Abschriften (12. Jh. Mitte) einer Trierer Überarbeitung des Martyrologs Hermanns von Reichenau be­ stätigt. Dort heißt es zum 1. Juni902: Ipso d ie passio sa n cti C hu ononis, q u id a d T rev eren sem ep iscop a tu m a paucis religiosis electu s, sed a p lu ribu s in d ev o tis p recip icio q u od a m d ejectu s et en ectu s m iraculis claruit.

    899 Cod. Wien Nationalbibl. N 541. An dieser Stelle habe ich der Wiener Nationalbibliothek für die Überlassung von Fotokopien der Handschrift zu danken. Zum Typus der hagiographischen libelli und ihrer Rolle in der Kultverbreitung vgl. de Gaiffier, Saints 66 f.; Bischoff, Handschriften 93 ff. 900 Die Mirakelsammlung beginnt ab c. 7 (MG SS VIII 218) mit eigener Einleitung, welche die durch die Nachlässigkeit priorum nostrorum verursachte Unvollständigkeit der Aufzeich­ nungen beklagt. Bei den Wunderberichten ist zu notieren, daß auch Graf Folmar von Blies­ kastel aus der Familie der Vögte von Tholey bei einem der Ereignisse anwesend war. 901 Die 2. Rezension findet sich im Codex von Henschen, den er für die Edition der Bollandisten verwandte. Vgl. MG SS VIII 213; AA SS Juni I 123 ff. 902 Dümmler, Martyrologium Notkers 217. Die Trierer Rezension findet sich im Clm. 5256 und Clm. 22058.

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    Die , Annales Wirziburgenses‘, entstanden kurz nach 1101, bemerken zu Kunos Märtyrertod9021: et sepultu s est D oleia, u b ip e r illum D om inus m ulta signa tu n c tem p oris fecit. Die Vita Kunos hat uns den Namen des Abtes, unter dem die Translation der Ge­ beine des Heiligen in das saarländische Kloster stattfand, überliefert: A bbo. Es be­ stehen keinerlei Bedenken, diesen Namen als Kurzform des Namens A berherdu s aufzufassen. Wir erfahren zugleich aus der Vita, daß 1066 wie 1076/80 die Herr­ schaft (praesidium ) des Verduner Bischofs über Tholey unbestritten war903. Aus einer Notiz bei Laurentius von Lüttich, dem Fortsetzer der Verduner Bischofs­ chronik, erfahren wir, daß auch noch um 1107 die Vosagus-Besitzungen von der Verduner Kirche gepflegt wurden: Bischof Richer reist durch den Vosagus nach Veldenz, dann moselabwärts nach Trier, wo er stirbt904. 39. A rnoldus (nach 1066): A rnoldus abb. ist nach dem Tholeyer Nekrolog zum 30. III. verstorben903906. 40. *H ieronim us (...)* * 41. B ertolfu s (...): Sein Sterbedatum (24. V.) findet sich eigenartigerweise nicht in der Tholeyer Ne­ krologtradition, dafür jedoch im um etwa 1120 entstandenen alten Echternacher Totenbuch907. Bertolf leitet damit nekrologisch dokumentierte Beziehungen zwi­ schen Tholey und Echternach ein, die bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts reichen und - soweit erkennbar - drei Abte908 und drei Priestermönche des Klo­ sters umfassen909.

    902a MG SS II 244. 903 MG SS X 499. 904 MG SS VIII213. In diese Zeit des starken Verduner Engagements in Tholey gehört vielleicht auch die Translation von Reliquien der Maria Magdalena, der in Verdun eine Kirche mit Stift errichtet worden war und die als eine der Stadtpatrone gelten konnte, in das saarländische Kloster (Levison, Geschichte 73). Auch in dem Verdun gehörigen nahen St. Wendel entsteht um diese Zeit eine Kirche der hl. Magdalena. Vgl. zum Verduner Magdalenenkult des 11. Jhs. Haubrichs, Basenvillare 64 f. 905 Vgl. o. S. 16. 906 Vgl. o. S. 54 Nr. 40. 907 Steffen, Obituar 55: Bertolfus pbr. abbas de Theologia. 908 Neben Bertolf noch zum 9. VIII. Abt Rudolf (vgl. u. S. 177 Nr. 44) und zum 6. XII. Abt Gregor (vgl. u. S. 179 Nr. 46). Die Nekrologbeziehungen zwischen Tholey und Echter­ nach umfassen also das 12. Jh. 909 Zum 5. III.Anno m. pbr. de theologia, zum 7. III. Benzo pbr. m. de theologia, zum 7. VI. Reginbertus pbr. m. d. Theologia.

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    42. H ildericus (...): Die Tholeyer Tradition verzeichnet seinen Todestag am 7. I.910. Im zweiten To­ tenbuch aus St. Maximin in Trier ist zum gleichen Datum eingetragen: H eld ericu s abbas et m onachus, zweifellos der Tholeyer Abt911. Das Nekrologium von St. Ar­ nulf in Metz hat H eld ericu s ab bas einen Tag spater912. Damit sind Nekrologbezie­ hungen zu Trier eingeleitet, die im 12. Jahrhundert noch einen weiteren Abt913 und einen Priestermönch betreffen914. 43. B ertoldu s (vor 1136 . ..): Die Tholeyer Tradition verzeichnet seinen Todestag am 15. IV.915. 44. R u d olfu s (um 1136 ...) : Rudolf erscheint am 20. I. 1136 in der Umgebung des energischen Trierer Erzbi­ schofs Albero von Montreuil916. Das Echternacher Totenbuch verzeichnet ihn zum 9. VIII. als R u d olfu s pbr. ab bas d e T h eologia 917; zum gleichen Tag erscheint R odu lfus abbas im Nekrologium von St. Arnulf918. Mit dem Eintrag der Äbte Hilderich (Nr. 42) und Rudolf scheinen im frühen 12. Jahrhundert zunächst einmal die westlichen Bindungen Tholeys abzuklingen918a. Es ist nicht zu übersehen, daß sich im 12. Jahrhundert die Tholeyer Beziehungen zum Trierer Raum verstärken. Die St. Maximiner und Echternacher Nekrologbe­ ziehungen sind dafür Indiz. Um 1100 behauptete man auch bereits in Trier, daß zu

    910 Vgl. o. S. 16. 911 Cod. Trier Stadtbibi. 1634/394 (Nachtrag des 13. Jhs.). Bei monachus ist wahrscheinlich n. c. = nostrae congregationis zu ergänzen, so daß Hilderich wohl aus St. Maximin kam. Daß in den St. Maximiner Nekrologien die Bezeichnung nostre congregationis Herkunk aus dem Trierer Konvent bezeugt, zeigt wisplinghoff, Klosterreform 7 F. am Beispiel des Abtes Hildebold von St. Maria-ad-Martyres und Mettlach. 912 Nekrolog von St. Arnulf, Metz (AD Moselle 18 J 20, Abschrift von R. S. Bour). 913 Nämlich den Abt Wiricus (Nr. 47). An dieser Stelle habe ich Erich Wisplinghoff (Düssel­ dorf), der eine Edition der Maximiner Totenbücher beabsichtigt, für freundlich gewährte Auskunft (mit Schreiben vom 3. 5. 1976) zu danken. 914 Cod. Trier Stadtbibi. 1634/394 (Anlageschrift 12./13. Jh.), F. 116v zum 18. VII.: Aldricus sacerdos et monachus theolegiensis, eingetragen nach Abt Johannes von St. Maximin (t 1036), König Gottfried v. Jerusalem (t 1100) und einem Otto dux. 915 Vgl. o, S. 16. 916 Calmet, Histoire Lorraine I2, preuves 309; Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 1891. Vgl. zu Albero: Ramers, Churfürst Albero; Prümers, Albero von Montreuil; Huyskens, Albero; Zimmer, Albero von Montreuil 113 ff. 145 ff.; Pauly, Gesch. Trier II 78 n. 917 Steffen, Obituar 71. 918 Nekrolog von St. Arnulf, Metz (AD Moselle 18 J 20, Abschrift von R. S. Bour). 918a Auch im Nekrologium von St. Airy (Cod. Verdun B. M. 10), angelegt um 1100 (vgl. Wollasch, Mönchtum 78 ff.) finden sich Mönche aus Tholey: 1) zum 1 .1. Ulricus mon. diaconus et professus de Theolegia; 2) zum 25.1. Humbertus m. sac. etprofessus de Theolegia. Der eigenarti­ ge Befund, daß sich die Einträge (gekennzeichnete!) Tholeyer Mönche auf den Januar be­ schränkt, deutet darauf hin, daß das Nekrologium ältere Quellen ausschrieb, wobei man die Tholeyer Quelle für die späteren Monate wohl aussparte. Im Falle des Nachbarklosters St. Vanne reichte die benutzte nekrologische Überlieferung bis in die Zeit Richards von St. Vanne zurück. So ergibt sich wohl auch für die Beziehungen des 1037 gegründeten St. Airy zu Tholey ein Schwerpunkt im späteren 11. Jh.

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    Zeiten des Erzbischofs Modoald, im frühen 7. Jahrhundert also, der Eremit Pau­ lus, späterer Bischof von Verdun, sein heiligmäßiges Leben in Trier begonnen ha­ be und von dort aus nach Tholey, mithin in ein vor Grimo existentes Kloster ge­ wandert sei. Tholey sei eine Gründung des Königs Dagobert im Verein mit dem Trierer Bischof919. Wahrscheinlich sind in diesem Zusammenhang Reliquien der heiligen Trierer Bischöfe Fortunatus und Modoald nach Tholey gekommen920. 45. T h eod ericu s (v o r 1142- v o r 1157): Der Einfluß des Trierer Erzbischofs in Tholey verstärkte sich unter diesem Abt noch. Er mußte - wahrscheinlich um 1142 - Erzbischof Albero (1131 - 1152) einen Oboedienzeid schwören, der, da er außer Tholey nur Klöster betraf, die dem Trierer Petrusstuhl unterstellt waren, eine weitgehende, auch weltliche Abhängigkeit Tholeys kurz vor der Mitte des 12. Jahrhunderts von Trier signalisiert921. Es ist 919 Vgl. o. S. 68. 920 Levison, Geschichte 74. 921 Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 1992. Vgl. Lager, Tholey 384 f.; Hübinger, Beziehungen 50; Kreuz, Besitztümer 4. Das bisher noch nicht exakt datierte Dokument besteht im Kern aus dem Oboedienzeid, den Abt Seyherus (Siger) von St. Maximin dem Erzbischof leistete. Den Eid fand der Trierer Historiker Ch. Brouwer (t 1617), auf dessen zum Jahr 1142gestellten Bericht allein unsere Überlieferung beruht (Brouwer/Masen, Annales Trev. II44), in ei­ nem Evangeliar der erzbischöflichen Bibliothek: Pervetustum Metropolitana bibliotheca ser­ vat Evangeliorum codicem, quem religionis causa tetigere majores, quando sacramentum apud Archiepiscopum dicebant; manuque suâ promissionem confirmabant. Vidimus in eo ipsiusmet A bbatis chirographum his omnino verbis conceptum: „Ego SeyherusAbbas S. Maximini promitto obedientiam Trevirensis Ecclesiae sedi, et tibi Alberoni Dei gratia Trevirensium Archiepiscopo, et tuis successoribus Catholicis in perpetuum, salvo proposito ordinis mei. “Subsecuti verba eadem sunt chirographo itidem addito etsi non eodem anno, omnes tamen Alberoni obstricta fide, Bertolffus sancti Eucharii; Constantinus Aureaevallis, Rannulfus de Claustro, Richardus Sprinckirbachcensis ,Wolframnus Watdegozensis, Theodericus Theologiensis, Godefridus Amensteiniensis, Folramus Rutilensis Abbates. Der Oboedienzeid war sehr weitgehend: er bezog sich nicht nur auf die Person des amtierenden Erzbischofs, sondern auch auf dessen Nachfolger; es scheint auch die oboedientia nicht nur auf geistliche Angelegenheiten beschränkt gewesen zu sein. Er dürfte die Voraussetzung für die Ordination eines Abtes in den dem Trierer Erzstuhl unterstellten Abteien gewesen sein, wie es uns für Springiersbach ausdrücklich überliefert ist. Dieselbe Eidesleistung wurde erbracht nicht zur selben Zeit, aber in der Folge von den Äbten Bertolf II. von St. Eucharius (1135-1159/62; vgl. Gallia Christ. XIII 546; Sauerland, Abtskatalog 134; Becker, Abtsreihe 35 f.), Constantin von Orval (1131-8. XII. 1145; vgl. Goffinet, Cartulaire XI f.; Pauly, Regularkanoniker 19 ff.; Monasticon Belge V 192 f.), Rannulf von Himmerode (1136-1167/68, vgl. Gallia Christ. XIII 634 f.; Wilkes, Himmerode 17 ff. 23 ff. 35; A. Schneider, in: LThK2 V 366 f.), Richard I. von Springiersbach (1110/18-22. X. 1158; vgl. Pauly, Springiersbach 116), Wolfram von Wadgassen (vor 1141-3. IV. 1158; vgl. Burg, Reg. Wadgassen Nr. 6. 7. 11. 12. 13. 14), Gottfried von Arnstein (1139-12. X. 1151; vgl. Ällemang, Arnstein 634; Backmund, Monasticon Praemonstratense I 151 ff.), Folram von Rettel (1130/57 -1185; vgl. Gallia Christ. XIII517; Hoffmann, Rettel 9 ff.; Müller, Rettel Nr. 7-14) sowie Theoderich von Tholey. Das Dokument ist also zwischen 1139/41 und 1145 entstanden. Es gehört in den Zusammenhang des Kampfes des Erzbischofs Albero um die Abtei St. Maximin. Auf dem Straßburger Reichstag von 1140 wurde die Abtei dem Erzbi­ schof zugesprochen; jedoch dauerte die Fehde mit den Luxemburger Vögten der Abtei noch bis 1147. Abt Siger (t nach 1163/68) freilich, 1138/39 zum Abt gewählt, beugte sich bereits im Mai 1141. Vgl. Prümers, Albero von Montreuil 33 ff.; Huyskens, Albero 63 ff.; Zimmer, Albero von Montreuil 148 ff.; Büttner, Übergang 75 ff.; Hallinger, Gorze 292 m. Anm. 4; WispÜnghoff, Untersuchungen 37.39.59 ff. 89 Anm. 190. Im Venaufe des Kampfes verstärk­ te Albero den Druck auch auf andere Abteien seiner Diözese (vgl. z. B. Burg, Reg. Wadgassen Nr. 3; Herquet, UB Arnstein Nr. 2 f.). Die Eroberung Echternachs gelingt erst nach 1143

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    nicht ausgeschlossen, daß Theoderich zuvor Trierer Archidiakon (mit Sitz in Tho­ ley?) gewesen ist922. Und es ist wohl kein Zufall, daß in der Bestätigungsurkunde Friedrichs I. von 1156 für Verdun die Ansprüche des Maasbistums auf Tholey nicht erwähnt sind923. 46. G regoriu s (um 1 1 5 7 -6 . XII. 1185): Gregor erscheint als abbas d e T oleia zuerst in einer Urkunde Kaiser Friedrichs I. vom 6. I. 1157, in der dem Trierer Erzbischof Hillin die Abtei St. Maximin bestä­ tigt wird924. Im selben Jahr und wieder 1163 befindet sich Gregor von T aboloia, G regoriu s T h eologen sis in der Umgebung dieses Erzbischofs925926. Bisher nicht bemerkt wurde, daß Abt Gregor von Tholey identisch ist mit Abt Gregor von Prüm, wie eindeutig aus dem Eintrag im Echternacher Totenbuch (6. XII.) hervorgeht: G regoriu s h o n e m em o rie pbr. [abbas] P ru m ie a tq u e T h eo leienb. Er ist damit auch eindeutig als Bruder des Grafen Folmar I. von Blieskastel er­ kannt, als der er 1174 bei einem Prozeß des Grafen gegen die Abtei Beaupré be­ zeichnet wird927. Seine Tholeyer Abtswürde verwundert nicht, wenn die um 1200 aufscheinende Stellung des Hauses Blieskastel und seiner Seitenverwandten als Le­ hensträger von Verdun und Tholey im Saarraum und Vögte von Tholey bedacht wird928. Sein Neffe Heinrich, Metzer Archidiakon, erreichte sogar 1181 die Bi­ schofswürde von Verdun, mußte aber als staufischer Parteigänger 1186 resignie­ ren929. Auch gegenüber dem Erzstift Trier waren die Blieskasteler potente Lehns­ träger. Aus ihrem Hause suchte der Archidiakon Folmar 1183 die Nachfolge Erz­ bischof Arnolds von Trier anzutreten, mußte aber trotz bereits vollzogener Weihe 1189 resignieren930. Gregor jedoch hatte 1171, schon wenige Tage nach dem Tode Abt Roberts II., die wichtige Reichsabtei Prüm erwerben können931. Auch Gregor hat wohl zu den en­

    (Prümers, Älbero von Montreuil 65 ff.). Da die Obödienzeide nur Abteien betreffen, die sich in jurisdiktioneller Abhängigkeit vom Erzbischof befanden, da die Unterschrift des Abtes von Echternach fehlt, werden die Eide eher vor 1143 geleistet worden sein, wahrscheinlich im Rahmen der Trierer Generalsynode von 1142 (Beyer, Mittelrhein. UB I Nr. 526; Prümers, Albero v. Montreuil 60; Pauly, Springiersbach 39. 41. 50). 922 Unter um 1135 bezeugten Würdenträgern der Trierer Kirche findet sich auch ein Theodo­ ricus archidiaconus, der bereits 1125 als Dechant und Archidiakon genannt wird. Vgl. Huys923 MG DD Friedrich I Nr. 149. Vgl. Lager, Tholey 368 f. 924 LHA Koblenz 1 A 67 (Or.); vgl. MG DD Friedrich I. Nr. 156; Böhmer, Reg. Friedrich I. Nr. 431; Beyer, Mittelrhein. UB I Nr. 598; Goerz, Mittelrhein. Reg. II Nr. 114. 925 AD Meurthe-et-Moselle (Nancy) G 530 (Or.); Goerz, Mittelrhein. Reg. II Nr. 127. 218. Kremer, Origines Nass. II Nr. 116; Gudenus, Cod. dipl. Mog. II Nr. 7; François/Tabouillot, Hi­ stoire Metz III 120; Beyer, Mittelrhein. UB I Nr. 638, 926 Steffen, Obituar 95. 927 Vgl. Witte, Untersuchungen II 97; Parisse, Noblesse 853 ff. 928 Herrmann, Landeskunde II256. Im Jahre 1218 stiftete Graf Heinrich von Blieskastel in Tho­ ley ein Anniversarium für sein Haus, das der Erzbischof von Trier 1219 bestätigte. LHA Ko­ blenz 182/42 (kop. 18. Jh.); Goerz, Mittelrhein. Reg. II Nr. 2326. 929 Roussel, Histoire Verdun I 288 f. 930 Herrmann, Landeskunde II 257. 931 Vgl. Beyer, Mittelrhein. UB II Nr. 7 (1171). 8 (1171). 14 (1172).

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    geren Parteigängern der Staufer gehört. Wir finden ihn zuletzt im September 1184 im kaiserlichen Hoflager zu Mailand932. Da ihm die Prümer Abtslisten eine fünf­ zehnjährige Amtszeit zubilligen, dürfte er 1185 gestorben sein933. Den Todestag verzeichnet Echternach zum 6. XII., Maria Laach kennt eine Anniversarstiftung zum 5. XII. (Vigil?)934. Tholey trug den Abt zum 8. XII. in sein Totenbuch ein935. Der Trierer Historiker Brouwer hat das Epitaph Gregors überliefert936: M oribus iste g ra v is rector, pius, a tq u e suavis. Vielleicht hat Tholey m der Zeit der mit Abt Gregor gegebenen Nordbeziehungen Reliquien der hl. Ursula von Köln erworben, deren Tag um 1200 im Kloster als festu m duplex begangen wurde937938. 47. Viricus (1186 - 12./13.V. vor 1222): Wirich scheint aus dem Kloster St. Maximin nach Tholey berufen worden zu sein93893. Die Nekrologtradition dieses Klosters verzeichnet ihn zu zwei Gelegen­ heiten am 12. Mai als W iricus abbas in T b eo ley a 939; im Tholeyer Totenbuch steht er zum folgenden Tag940. Ein in der Literatur gelegentlich für die Zeit um 1220 genannter Abt Reiner ist Re­ sultat eines Irrtums941.

    932 Vgl. Vanderkindere, Chronique Gislebert de Mons 159; Forst, Fürstentum 70. Der Nachfol­ ger Gerhard kommt urkundlich zuerst 1187 vor. 933 MG SS XIII 302. Vgl. Schorn, Eiflia Sacra II 355 f. 934 Wegeier, Kloster Laach II126: Gregorius abbas in Prumiapro quo solvuntur III. sol(idi) collec­ tae) in Ludensdorf 935 Vgl. o. S. 16. 936 Brouwer/Masen, Metropolis I 471 Nr. 28. Ein Prümer Text von 1171 charakterisierte Gre­ gor wie folgt: Gregorius abbas vir valde nobilis natione sed multo nobilior morum honestate et virtute animi sui.. .(Beyer, Mittelrhein. UB II Nr. 9). 937 Levison, Geschichte 73 f. Zum massenhaften Export von Reliquien der 1106 entdeckten 11000 Kölner Jungfrauen im 12. Jh. vgl. Günther, Heiligen legende 41; Levison, Ursula Le­ gende 107 ff. Im J. 1166 werden Reliquien der virgines von Köln nach St. Vanne in Verdun und ins Priorat Chaude-Fontaine transferiert, worüber ein Verduner Bericht vorliegt. Vgl. v. d. Straeten, Manuscrits 202 f. 938 Abtsliste D: San Maximinianae disciplinae alumnus. Es handelt sich um eine Nachricht des Trierer Geschichtsschreibers Brouwer, der im allgemeinen Vertrauen verdient. 939 Cod. Trier Stadtbibi. 1634/394, F. 109r (Nachtrag 13. Jh.). Vgl. Hontheim, Prodromus II 977. Im Nekrolog des Cod. Trier Stadtbibi. 1636/57, F. lOlv (14./15. Jh.) steht nur Wiricus abbas. 940 Vgl. o. S. 16. Wahrscheinlich zur Zeit des Abtes Wirich, um 1200, entstand das Tholeyer Lektionar (Cod. London Brit. Mus. Add. 29276) mit dem Verzeichnis der Reliquien des Klo­ sters. Vgl. Levison 70 ff.; Herrmann, Klosterbibliotheken 28. Ins 12. Jh. gehört Cod. Trier 1150/452 mit des Rufinus ,Vitae patrum1 (ebd.). 941 Bei der Beurkundung einer Schenkung des Grafen Friedrich von Homburg an das Kloster Wörschweiler anläßlich des Begräbnisses seines Vaters, des Grafen Theodench, soll sich un­ ter den anwesenden Klerikern auch ein Reiner von Tholey befunden haben. Vgl. Hahn, Grabsteine 31 f.; Neubauer, Reg. Werschweiler Nr. 9. Es kann sich dabei wie 1172 und 1180, als ein Lambertus monachus de Tholeia als Zeuge auftritt, um einen einfachen Mönch handeln. Vgl. Neubauer, Nr. 6 und S. 412. In der Literatur (Jungk, Regesten Nr. 222; Burg, Reg. Wad­ gassen Nr. 67) wird Reiner gelegentlich zum Abt gemacht.

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    48. T hom as I. (um 1222-26. III. 1235): Es scheint, als ob der Name des Abtes Thomas in den Quellen, die uns überkom­ men sind, nicht genannt wird942. Dennoch läßt sich seine Amtszeit einigermaßen gut eingrenzen. Wir kennen aus dem Tholeyer Nekrolog sein Sterbedatum: 26. III. Texte des Jahres 1236, die bereits P. E. Hübinger genauer analysiert hatte, be­ sonders ein Brief vom 18. März 1236, informieren uns darüber, daß kurz zuvor nach dem Tode des Vorgängers ein neuer Abt gewählt worden war. Es kann sich bei diesem Vorgänger nur um Thomas gehandelt haben. Er ist also aller Wahr­ scheinlichkeit nach am 26. III. 1235 gestorben. Nun hat Hübinger auch auf die Er­ wähnung dreier Huldigungen Tholeyer Abte des 13. Jahrhunderts in einer Denk­ schrift von Colbert aus dem Jahre 1664 hingewiesen, die sinnvollerweise nur mit einer jeweiligen Abtsneuwahl in Verbindung zu bringen sind und deren erste aus dem Jahre 1222 datiert943. In dieses Jahr oder wenig vorher ist also der Amtsantritt des Abtes Thomas zu setzen. Um diese Zeit häufen sich die Klagen über den ruinösen Zustand der Abtei. Der Konvent erlangt zur Abhilfe die Inkorporation mehrerer Patronatskirchen. So in­ korporiert Erzbischof Theoderich von Trier 1216 die Kapelle des hl. Johannes in Tholey, die Laienkirche, und die Kirche in Bliesen, nicht ohne zu erwähnen, daß die ecclesia d e T o leia ... o m n in o ru inosa d ign o scitu r e t... m o n a ch i vix p u ro p a n o sili­ g in e o su sten ta n tu r...944. Diese Inkorporationen werden 1221 vom trierischen Domkapitel und von Papst Honorius bestätigt945. Im selben Jahr inkorporiert Bi­ schof Konrad von Metz der Abtei die Kirche von Welferdingen. Die Motivation ist nahezu wörtlich dieselbe wie in der Trierer Urkunde von 1216, nur werden dies­ mal als Gründe für die schlechte wirtschaftliche Lage der Abtei zusätzlich Kriegs­ ereignisse und Bedrückungen durch die Vögte angeführt: ... m ultis adversitatibus tam bellorum quam insolentiis advocatorum dignoscitur ruinosa et ... m onachi ibi­ d em D eo serv ien tes vix p u ro p a n e siligin eo su sten ta n tu r.. .946. Das Metzer Domka­ pitel bestätigt diese Inkorporation 1223947, Papst Gregor IX. 1233948. Als dem Abt und dem Konvent 1230 von der Reichsstadt Oppenheim das Asylrecht gewährt wird, geschieht dies, cu m ecclesia d e T h eolegia a m ultis a c variis oppressoribu s e t ty ­ rannis co tid ie v ex a retu r et n on esset qu i a d ju va ret, ta n d em p o st in n u m era reru m dam pna e t p ossession u m in ce n d ia .. Hier werden also auch noch die Schädigung, ja Verheerung und Verwüstung der Abteigüter durch Brand erwähnt949. Eine Grundlage für eine Datierung des spätromanischen Kirchenneubaus mit den drei

    942 Leider ist unter den Siegeln einer Urkunde von 1233, die mit 4 Siegeln versehen war, unter ihnen auch das Siegel abbatis et conventus de Tholeia, gerade das Siegel des Abtes von Tholey nicht mehr vorhanden: LHA Koblenz S. 54/719; vgl. Toepfer, UB Hunolstein I 9 Nr. XL Beyer, Mittelrhein. UB III Nr. 497. 943 Hübinger, Beziehungen 77. 944 Lager, Tholey 582 f. 945 Lager, Tholey 583. 946 Sauerland, Urkunden 83 f. Nr. 2. Vgl. Lager, Tholey 583. 947 Sauerland, Urkunden 84. 948 Lager, Tholey 583. 949 Franck, Gesch. Oppenheim 17; Lager, Tholey 583 f.; Reimer, Gesch. Tholey 95 f.

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    Apsiden in diese Jahre bieten diese Klagen jedoch nicht, da sie sich ausschließlich auf die schlechte wirtschaftliche Lage der Abtei, den Ruin der Klostergüter und nicht auf den schlechten baulichen Zustand der Klosterkirche beziehen950. Ein Teil der Konflikte ist wohl aus dem Versuch der Bischöfe von Verdun zu erklä­ ren, die Besitzungen im Saar-Mosel-Raum wieder stärker unter ihre Kontrolle zu bringen, was zu Zusammenstößen mit den Vögten der Abtei und den Lehnsträ­ gern führen mußte. Um 1200 oder einige Jahre später entstand jenes Lehnsver­ zeichnis der Kirche von Verdun, das speziell diese Güter erfaßte und vor dem Zu­ griff der Vögte zu sichern suchte951952.Im Dezember des Jahres 1220 findet zu Tholey im Beisein des Bischofs Johann von Verdun und des Erzbischofs Theoderich von Trier ein interessanter Prozeß statt, dessen Ergebnis uns protokolliert vorliegt: Ein m iles Reymund, ein Mann aus der fa m ilia des Trierer Erzbischofs, suchte die Burg Liebenberg (Kr. St. Wendel), die er bereits vom Verduner Bischof zu Lehen trug, von den Verduner Vasallen, den Grafen von Blieskastel und Zweibrücken, unmit­ telbar zu Lehen zu nehmen. Dieser Angriff auf die Lehnshoheit von Verdun wird im Prozeß erfolgreich abgewehrt, der Bischof reserviert sich das Recht, in der Burg ein festes Haus zu bauen und sich aus ihm zu verteidigen932. Am 23. VIII. 1235 zwingt der Bischof von Verdun auch die Grafen von Veldenz zur Leistung des Lehneides953. Schon 1222 mußte ja der Tholeyer Abt huldigen. Es entwickelt sich nun für Tholey im Laufe des 13. Jahrhunderts ein eigenartiges Rechtsverhältnis, das ansonsten für keine Abtei der Trierer Diözese belegt ist. Wie bei den großen Reichskirchen erhielt der Abt von Tholey vom Eigenkirchenherrn, dem Bischof von Verdun, die Investitur mit den Temporalien, während er sich für die geistliche Jurisdiktion dem Trierer Erzbischof durch Obödienzeid unterwarf95495. 49. H enricu s I. (1235-28. I. 1260): Die Nachricht der Abtskataloge, daß dieser Abt ex co n g r e g a tio n e ...S. M aximini stammte, hat zuerst Brouwer in D1955. Er entnahm sie einem Maximiner Nekro­ log, aus dem er auch das Todesdatum schöpfte (28. L). In der Tat findet sich Hein­ rich I. in zwei noch erhaltenen Maximiner Totenbüchern zu diesem Termin956: 1) Cod. Trier SB 1634/394, F. 96r (12./13. Jh., hier früher Nachtrag des 13. Jh.): H enricus abbas in tboleia. sacerdos et monachus nostre congregationis. 2) Cod. Trier SB 1636/57, F. 88r (14./15. Jh.): heyn ricu s abbas in tboleia sacerdos et m onachus n ostre con grega tion is. 950 Vgl. Reichert, Baugeschichte 128 ff. 160 f. Vgl. Lager, Tholey 582 ff. 951 Pöhlmann, St. Ingbert 485 ff.; Pauly, Güter 47. Zu den Beraubungen Tholeys durch die advo­ cati vgl. auch ebd. 51 f. 952 Beyer, Mittelrhein. UB III Nr. 137; Goerz, Mittelrhein. Reg. II Nr. 1497; Pöhlmann/Doll, Reg. Zweibrücken Nr. 64; Herrmann, Inventar Coli. Lorraine 246. Vgl. Pöhlmann, Gesch, Zweibrücken 15. 953 Goerz, Mittelrhein. Reg. II Nr. 2170. 954 Hübinger, Urkunde 263. 955 Vgl. o. S. 35. 956 Vgl. Hübinger, Beziehungen 80 f.

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    Mit Recht hat Hübinger957 einen Brief des Tholeyer Konvents an das Domkapitel von Verdun, in dem der neue Abt als dom inus H. v ir discretus in disciplina et bonis moribus approbatus in ecclesia beati Maximini Treveris vorgestellt wird, auf Heinrich I. bezogen. Es ist ferner gut möglich, daß sogar die Tholeyer Nekrologtradition zum 28. I. nicht nur den Namenseintrag, sondern auch den Hinweis m onachus S. Maximini enthielt958. P. E. Hübinger hat auch bereits die eindeutige Scheidung zwischen Heinrich I. und sei­ nem gleichnamigen Nachfolger in überzeugender Argumentation geleistet 959. Danach haben wir für die Amtsdaten Heinrichs folgende Quellen: 1) Einen Brief des Priors und Konvents von Tholey an Bischof Rudolf von Verdun vom 18. März 1236, in dem von der kurz zuvor erfolgten Neuwahl eines Abtes die Rede ist960. 2) Mitteilung des Tholeyer Konvents an diesen Bischof über die Wahl des Abtes H. vom 2. April 1236961. 3) Mitteilung des Tholeyer Konvents an das Domkapitel von Verdun über den glei­ chen Sachverhalt vom gleichen Datum962. 4) Erneuerung einer Gebetsverbrüderung mit dem Verduner Kloster St. Paul aus dem J. 1238963. 5) Erneute Auflage der Gebetsverbrüderung mit St. Paul am 16. II. 1259964. 6) Mitteilung des Konvents von Tholey an Bischof Robert II. von Verdun vom Jahre 1261, daß man nach dem Tode des bisherigen Abtes Heinrich den Prior gleichen Namens als Heinrich II. zum Abt gewählt habe965. Demnach wäre Heinrich I. am 28. I. 1260 oder 1261 verstorben. 7) H. m isericordia d ivin a Abbas. P. p r io r totusque con u en tu s m on a sterii in Tholeya schenken Dekan und Domkapitel von Mainz am 14. II. 1260 die Kirche von Essenheim966. Da unter Heinrich I. sein gleichnamiger Nachfolger als Prior wirkte, kann in dieser Urkunde nur Heinrich II. als Abt genannt sein. Also ist Heinrich I. bereits am 28. I. 1260 verstorben. Eine Urkunde des Jahres 1242, welche der Abt von Tholey besiegelt, ist leider nur kopial, ohne Angabe des Abtsnamens erhalten967. Die Bulle Innozenz’ IV. von 1246 nennt ebenfalls nicht den Namen des Abtes968. 957 958 959 960 961 962 963 964 965 966 967 968

    Hübinger, Beziehungen 81. Vgl. o. S. 16. Hübinger, Beziehungen 76 ff. Hübinger, Beziehungen 157 Nr. 3. Hübinger, Beziehungen 157 Nr. 4. Hübinger, Beziehungen 157 Nr. 5. .. Lager, Tholey 585; Brouette, Obituaire 97 (mit Hinweis auf die Verduner Überlieferung in AD Meuse, Bar-le-Duc 11 F 83). Vgl. u. Abb. 3. Marichal, Collection 204. Hübinger, Beziehungen 79 f. StA Würzburg, Mainzer Bücher Nr. 17, F. 172r-v. Vgl, Goerz, Mittelrhein. Reg. II Nr. 1606; Lager, Tholey 584; Würdtwein, Dioecesis Moguntina I 190; Scriba, Regesten III 4 c 8 Nr. 5233. Neubauer, Reg. Werschweiler Nr. 116. Lager, Tholey 287.

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    50. H enricus II. (1260 —6. V. 1260/63): Anscheinend handelt es sich bei diesem Abt um den bereits 1236 bei Amtsantritt seines gleichnamigen Vorgängers amtierenden Prior H. Von seinem Amtsantritt im Jahre 1260 und seiner Huldigung gegenüber dem Bischof von Verdun im Jahre 1261 war bereits die Rede Die sonstigen Quellen zu seinem Leben sind: 1) Undatierter Brief des Abtes H. von Tholey an den Bischof von Verdun um Zu­ stimmung zum Verkauf eines Waldes bei Metz, den schon sein verstorbener Vorgänger, Abt H ., veräußern wollte. In diesem Brief wird ein verstorbener Bischof von Metz namens J. genannt, bei dem es sich nur um Jakob von Loth­ ringen (1239—1260) handeln kann, da die zweite Möglichkeit, die Hübinger er­ wägt969, nämlich mit Bischof Johann I. (1224 - 1238) und Abt Heinrich I. von Tholey zu identifizieren, auf der irrtümlichen, durch die falsche Chronologie bei Lager970 genährten Voraussetzung beruht, daß der Vorgänger Heinrichs I. Hugo geheißen habe. So bleibt nur eine Datierung des Briefes auf die Zeit bald nach 1260. 2) Im Regest einer Tholeyer Vertragsurkunde, erhalten in einer späten Ab­ schrift971, wird H enry ab bé d e T b ola ye en 1276 genannt. Da diese Jahreszahl im Widerspruch zu drei noch zu behandelnden Originalurkunden der Jahre 1264 bis 1275 steht, die bereits den Nachfolger Hugo als Abt kennen972, liegt hier wohl ein Irrtum vor. Ohne Abtsnennung verbleibt leider die Urkunde, mit der Erzbischof Werner von Mainz, sein Dompropst und das Domkapitel 1261 dem Kloster T heolegia die Kir­ chen zu Freilaubersheim, Baumkirchen und O stem ah e (Oberkirchen am Oster­ bach) inkorporieren. W ir erfahren aus ihr, daß die Ecclesia d e T holegia . . . t o t oppres­ sa est oneribu s d eb itoru m et fo rtu itis gra va ta in cen d iis 973. Ob jedoch diese Stelle im Sinne eines Brandes des Klosters bzw. der Klosterkirche interpretiert und damit in Zusammenhang mit Neubauten gebracht werden darf, erscheint mir zweifelhaft974975.Wahrscheinlich handelt es sich um dieselbe Formel, mit der bereits 1230 gearbeitet wurde und die sich auf Verwüstungen der Abteigüter durch Brände bezog973. Es muß im folgenden auch an Zerstörungen der Abteigüter im Blieskasteler Erbfolgestreit gedacht werden976.

    969 Hübinger, Beziehungen 79. 160 f. Nr. 7. 970 Läger, Tholey 387. 585. 971 LHA Koblenz 182/112, F. 168’ (Kopie 18. Jh.), auf das sich Hübinger, Beziehungen 79 Anm. 142 beruft, bringt das Regest nicht. 972 Vgl. u. S. 185 mit Anm. 980-982.^ 973 LHA Koblenz 182/41 (Kopie 18. jh.); vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. III Nr. 1682. 974 Reichert, Baugeschichte 202. Vgl. Lager, Tholey 582 f. 975 Vgl. o. S. 181 Anm. 949. 976 Vgl. Herrmann, Landeskunde II 258 ff.; Pöhlmann, Erbfolgestreit 450 ff.; Mohr, Lothrin­ gen, Tl. III, S. 102 ff.

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    Zwei weitere Urkunden vom 5. IV. 126 1977 und aus dem November 1266978, in de­ nen Abt bzw. Konvent von Tholey als Siegler auftreten, sind nur als Abschriften erhalten, so daß der Name des Abtes ebenfalls als verloren gelten muß. Die Tholeyer nekrologische Überlieferung hat als Todesdatum Heinrichs II. den 6. Mai festgehalten979. Da der Nachfolger Hugo zuerst in einer Urkunde vom 18. 1. 1264 genannt wird, ist Heinrich II. zwischen 1260 und 1263 verstorben, ohne daß wir das Sterbejahr bisher präzisieren könnten. 51. H u go (vor 18. I. 1264 - 29. IV. 1280): Über Abt Hugo besitzen wir folgende Quellen: 1) H. Abt zu T h eolegia ist am 18. I. 1264 Siegler einer Urkunde über die Teilung der Burg Schwarzenberg980. Das Siegel der Originalurkunde läßt noch lesen: [ . ..] ois abbatis in T h[.. .y981. Es muß also Abt Hugo gemeint sein. 2) Urkunde (Or.) über die Teilung des Erbes des Johann von Liebenberg durch Abt Hugo von Tholey vom 18. X. 1274982. 3) Abt H. von T h eolegia besiegelt eine Urkunde (Or.) des Theoderich von Hagen vom 23. Dez. 12 75983. Auf dem erhaltenen Siegel ist zu lesen: S. H V GÖIS[...]. 4) Die Huldigung eines Abtes im Jahre 1277 gegenüber dem Bischof von Verdun betrifft Abt Hugo984. Im gleichen Jahr bezeugt Bischof Lorenz von Metz, daß Veldenz, die Burg Schaumberg über Tholey, Tholey selbst und andere Gü­ ter vom Bistum Verdun lehensrührig sind985. 5) Am 19. VIII. 1277 beurkunden anläßlich der Belagerung der Burg Schaumberg im Blieskasteler Erbfolgestreit Erzbischof Heinrich von Trier und Bischof Konrad von Straßburg, daß in ihrer Gegenwart Wirich von Daun, Dietrich und Nikolaus von Hagen sowie andere m ilites und a rm igeri erklärt haben, daß die belagerte Burg sowie Liebenberg, Veldenz und viele andere Orte Lehen des Bistums von Verdun seien. Der Abt von Tholey hat bezeugt, daß T oleia zu den Lehen Verduns gehöre (evtl. = Nr. 4)986.

    977 Goerz, Mittelrhein. Reg. III Nr. 1686; Burg, Reg. Wadgassen Nr. 162. 978 Goerz, Mittelrhein. Reg. III Nr. 2211. 979 Vgl. o. S. 16. Das Todesdatum könnte sich auch auf Abt Heinrich III. de Indagine bezie­ hen, jedoch ist es nach Analogie anderer Äbte mit Adelsprädikat unwahrscheinlich, daß die­ ser Abt ohne Herkunftsbezeichnung genannt worden wäre. 980 LHA Koblenz 54/S 722; vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. III Nr. 1947. 981 Nach der Siegelkartei des LHA Koblenz, in die mir freundlich Einsicht gewährt wurde. 982 LHA Koblenz 54/L 416; vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 125; Spies, Wolfersheim 8 ff. (dort falsch Abt Heinrich U. zugewiesen). 983 LHA Koblenz 54/S 1286; vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 237. 984 Hübinger, Beziehungen 77. 985 Herrmann, Inventar Coli. Lorraine 248; vgl. auch Mohr, Lothringen, Tl. III, S. 107. 986 Hübinger, Beziehungen 153 f. Nr. 2; Herrmann, Inventar Coli. Lorraine 248.

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    6) Im September 1281 schließt Ritter Lambert von Castel mit Johann von Lieben­ berg, Theoderich von Hagen und dessen Bruder Nikolaus Frieden. Güter und Einkünfte sollen nach dem Briefe des Abtes H. von Tholegia (= Nr. 2) geteilt werden987. Ohne Nennung des Abtsnamens verbleiben die Schutzurkunden der Päpste Gre­ gor X. vom 11. VIL 1274988 und Innozenz V. vom 18. V. 127698990. In der Bulle von 1276 ist von der „Baustelle“ des Klosters die Rede. Diese Nach­ richt stimmt überein mit der exzeptionellen Notiz, welche die Abtsliste A, die wahrscheinlich aus dem Nekrolog schöpfte, Abt Hugo w idm ete:... qu i totu m m o ­ na sterium r eed ifica v it in v ita s u a Man wird diese Nachricht so interpretieren müssen, daß Hugo bereits vor seiner Amtszeit als Abt für den Bau des Klosters verantwortlich war. Mit seiner Lebenszeit wird man die durch die Kunstgeschich­ te erkannten Bauperioden der gotischen Klosterkirche synchronisieren müssen991. In seine Amtszeit wohl, in die Jahre zwischen 1269 und 1278, ist ein Verzeichnis der Spender für den Neubau der Kirche zu datieren, das W. Levison analysiert hat99293.Es zeigt, daß Tholey wesentlichen Einfluß auch in Rheinhessen, im Land an Nahe, Glan und Alsenz sowie im Eifelraum besaß (s. Karte Nr. 3). In einem Totenbuch der Trierer Abtei St. Maximin ist zum 31. Mai eingetragen: H u go A bbas S. M auritii in T hole ja™. Die Tholeyer Nekrologtradition verzeich­ net den Todestag des Abtes zum 29./30. Mai994. Da der Nachfolger Hugos am 24. VIII. 1280 dem Verduner Domkapitel präsentiert wird, dürfte er im Mai dieses Jahres gestorben sein.

    987 LHA Koblenz 54/L 417; vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 847. Lager, Tholey 585 f., weist diese Urkunde fälschlich dem Abt Heinrich III. von Hagen (de Indagine) zu. Für nicht ausgeschlossen halte ich freilich eine Verwandtschaft des Abtes Hugo mit dem Geschlecht der Herren von Hagen zur Motten. Der Name Hugo kommt bei ihnen in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts und der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts dreimal vor (vgl. Schwennicke, Stammtafeln VH Taf. 30). Die Schlichtung betrifft nur Angehörige dieses Geschlechts, denn auch Johann von Liebenberg war Schwager der Brüder Theoderich und Nikolaus (vgl. auch Nr. 3 bei Anm. 983). 988 LHA Koblenz 182/42 (Kopie 18. Jh.); vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 98; Lager, Tholey 584 989 LHA Koblenz 182/42 (Kopie 18. Jh.); vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 297; Lager, Tho­ ley 584; Baldes, Heimatkunde 129. Auch eine weitere Besiegelung abbatis et conventus in Tneolegia vom November 1266 bringt keinen Abtsnamen. Vgl. LHA Koblenz 54/S 1289; Goerz, Mittelrhein. Reg. III Nr. 2211 (dort falsch zum J. 1268). 990 Vgl. o. S. 22. . . . . . 991 Die Zuweisungen der Bauperioden des 13. Jahrhunderts zu einzelnen Äbten bei Reichert, Baugeschichte 171 ff. 201 ft., leiden unter der von Lager und Hübinger übernommenen fal­ schen Chronologie. Ebenso bereits Hau, Klosteranlagen 74 f. Man wird sich überlegen müs­ sen, ob nicht Abt Hugo der Träger des neuen gotischen Stilwillens und der Initiator des goti­ schen Kirchenbaus in Tholey gewesen ist. 992 Levison, Geschichte 75 ff. 993 Hontheim, Prodromus II 978. 994 Vgl. o. S. 16.

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    Schenkungen zum Tholeyer Kirchenbau in den sechziger und siebziger Jahren des 13Jhs.nach dem Spendenverzeichnis des Cod.London B.M.Add.29276(vgLLEVISON,Geschichte 75 ff.)

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    52. W ilhelm us (1280 - 10. III. 1292/94): Die Präsentation Wilhelms vom August 1280 offenbart, daß der neue Abt aus dem Kloster St. Mihiel a. d. Maas in der Diözese Verdun kam995. Auf diesem Kern be­ ruht die mißverstehende Ausschmückung der Tholeyer Abtslisten, die Wilhelm zum Bischof von Verdun promovieren läßt996. Uber Abt Wilhelm besitzen wir folgende Quellen: 1) Die Mönche von Tholey präsentieren Wilhelm, Mönch aus St. Mihiel, dem Ka­ pitel von Verdun am 24. VIII. 1280 als neuen Abt997. Abtsliste F scheint die Ausstellerausfertigung des Briefes noch eingesehen zu haben, wenn sie schreibt: ... q u o d ie m o n a ch i V irdunensi cap itu lo lib ellu m o b tu leru n t b on oru m su oru m p ossession em o b tin en d i g ra tia 99*. Darin drückt sich der schon skizzierte Vorgang der Belehnung des Tholeyer Abtes mit den Temporalien der Abtei durch Bischof und Domkapitel Verduns aus. 2) Am 13. X. 1282 trägt Theoderich von Hagen der Abtei T h eolegia ein Allod zu Lehen auf999. Der Redaktor der Abtsliste F hat im 18. Jahrhundert das Original dieser Urkunde einsehen können und festgestellt, daß Wilhelm der neue Lehns­ herr war: Ipse v e r o an no 1282 a T h eo d erico d e I n d a gin e allod iu m H unzim bach in fe u d u m a c c e p it . . . 100°. 3) Thilmann von Hagen tritt am 13. XI. 1282 an D om inum nostrum W Abbatem et eius conventum d e Tholegia Rechte im Dorfe Scheuern und an dessen Kirche ab1001. 4) Am 16. XI. 1282 bekennt Thilmann von Hagen, daß sein Streit mit Abt W il­ helm von Tholey und seinem Konvent wegen des Dorfes und des Kirchenpa­ tronates zu Scheuern dahin entschieden worden sei, daß ihm keine Rechte Z u ­ ständen1002. 5) Abt W. von T h eologia siegelt für die Söhne des Grafen H. v. Salm in einer U r­ kunde vom 7. IX. 12831003. 6) Abt Wilhelm von Tholey schließt 1285 einen Vertrag mit Abt Petrus von St. Mihiel; die Urkunde war dem Redaktor der Abtsliste F bekannt1004. Vgl. Nachtrag Nr. 1 f. 7) Abt Wilhelm v. Tholey besiegelt eine Urkunde Ysels von Schwarzenberg am 28. VL 12901005. 995 996 997 998 999

    Vgl. Herrmann, Beziehungen 15. Vgl. o. S. 22. Calmet, Histoire Lorraine II1 preuves 421. Gallia Christiana XIII 565. LHA Koblenz 182/49 (Kopie 18. Jh.); ed. Gudenus, Cod. dipl. Mogunt. V Nr. 6 S. 999. Der Abtsname wird in der erhaltenen Abschrift nicht genannt. 1000 Gallia Christiana XIII 565. In der Überlieferung, welche der Edition der Urkunde durch Hontheim, Historia Trev. I 817 zugrundelag, ist freilich der Abtsname nicht enthalten. 1001 Gudenus, Cod. dipl. Mogunt. V Nr. 7, S. 999 f. 1002 LHA Koblenz 182/49 (Kopie 18. Jh.); vgl. Würdtwein, Dioecesis Moguntina IV Nr. 410; Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 1002. 1003 LHA Koblenz 54/H 889 (Or.); ed. Fahne de Roland Cod. dipl. Salm 40 Note; Toepfer, UB Hunolstein I 63. Vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 1083. 1004 Gallia Christiana XIII 565. 1005 Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 1794.

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    8) Zwei Ausfertigungen einer in französischer Sprache geschriebenen Urkunde aus dem August 1291, in der T hiellem an s escu iers dis H u destoch und seine Gat­ tin Y erm en gans d e sh o n b erch an den Grafen von Saarbrücken Güter in St. Wendel verkaufen. Die Urkunde wird von einem A bbes d e T ollee besiegelt; für eine Ausfertigung ist das Siegel erhalten und läßt den Abtsnamen WILERMI lesen1006. 9) Urkunde des T hiellem an s H u d estoch in französischer Sprache vom 30. XI. 1291, nach der er und seine Gattin an den Sohn des Grafen Sy mon von Saar­ brücken Besitz in St. Wendel verkaufen. Ein ab bas d e T ollee ist Siegler; auf dem erhaltenen Siegel sind Reste des Namens (.. ,)LERMI (?) zu erkennen, welche sich wohl nur auf Abt Wilhelm beziehen lassen1007. Wilhelm dürfte damit auch der Tholeyer Abt gewesen sein, der am 18. VI. 1291 ne­ ben dem Abt von Wörschweiler für Graf Heinrich von Salm vermittelte1008. Eine Urkunde vom 30. IX. 1287, in der der Abt von T oleya als Siegler auftritt, ist nur kopial überliefert1009. Auch die Überlieferung der Bestätigungsurkunde des Erzbischofs Heinrich von Mainz für die Schenkung der Kirche von Essenheim durch die Abtei Tholey am 11. I. 1288 scheint den Abtsnamen nicht zu enthal­ ten101010. Am 12. III. 1290 bekennt sich der m iles Nikolaus von Hagen als Vasall des ungenannten Abtes und der Kirche de T h o legia 'o n . Die Tholeyer Nekrologtradition verzeichnet den Todestag Wilhelms zum 10./11. M ärz1012. Da Abt Wilhelm von St. Mihiel (vor 1295 - 1308), der am 9. I. 1295 die Huldigung des Abtes Folmar von Tholey vor Bischof Jakob von Verdun besie­ gelt1013, an einem 3. Januar verstorben ist1014105, kann er nicht mit dem aus St. Mihiel stammenden Tholeyer Abt identisch sein, auch wenn sich die Regierungsdaten gut ergänzen ließen. F. J. Reichert schreibt dem aus Lothringen gekommenen Abt für die Verbreitung bautechnischer und stilistischer Elemente des Tholeyer Neubaus in Lothringen (St. Arnual, Münster, Oberhomburg) prägende Wirkung zu10is. 1006 LA Saarbrücken Abt. 22Nr. 14a/b(Or.). Vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 1959;Jungk, Regesten Nr. 707; Burg, Reg. Wadgassen Nr. 256. Lesung der Legende von H. W. Herrmann. 1007 LA Saarbrücken Abt. 22 Nr. 15 (Or.l. Vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 1937; Jungk, Regesten Nr. 712; Burg, Reg. Wadgassen Nr. 258. Lesung der Legende von H. W. Herrmann. 1008 LHA Koblenz 54 H 897 (2 Or.); ed. Toepfer, UB Hunolstein I Nr. 98. Vgl. Goerz, Mittel­ rhein. Reg. IV Nr. 1905; Neubauer, Reg. Werschweiler Nr. 376. 1009 Burg, Reg. Wadgassen Nr. 237. 1010 Widder, Versuch 335; Würdtwein, Dioecesis Moguntina 1 190; Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 1515. 1011 LHA Koblenz 182/50 (Kopie 18. Jh.), ed. Gudenus, Cod. dipl. Mogunt. V Nr. 8, S. 1000. 1012 Vgl. o. S. 16. 1013 Hübinger, Urkunde 269. Vgl. des Robert, Tableau syst. 63. Es scheint daneben einen frühe­ ren Abt Wilhelm von St. Mihiel gegeben zu haben, der mit Abt Hugo von Hornbach im Dezember 1274 einen Verbrüderungsvertrag schloß. V^l. Litzenburger, Beleg 378 f. 1014 Aimond, Nécrologes St. Mihiel 45: Pourfeu de bonne memoire Willaume abbé du dit mona­ stère, quifist acquest de vint solzfors, pour lejour de son abiit chascun an, et lejour de la Décolacion Saint-Jehan-Baptiste, vint solz de cense pour pitance. . . 1015 Reichert, Baugeschichte 222 ff.

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    53. H eyn n cu s III. d e in d a gin e (1292/94): Mit diesem Abt greift - soweit w ir sehen können - zum ersten Mal das Tholeyer Vasallengeschlecht der Ritter von Hagen (Hahn bei Lebach) nach dem Tholeyer Abtsstab1016. Die Amtszeit des Heinrich von Hagen hat keinen positiv urkundli­ chen Nachweis für ihn hinterlassen. Jedoch wird sein Nachfolger bereits im Au­ gust 1294 genannt, so daß sein Abbatial nur kurz gewesen sein kann1017. Die Familie hat die kurzfristige Machtergreifung in Tholey vielleicht durch jene Urkunde vom 12. III. 1290 vorbereitet, in der Ritter Nikolaus von Hagen, Lehns­ mann der Abtei, derselben verspricht, ihr bis zum 8. September fünf Pfund Rente auf Lehensgüter zu erweisen1018. Bereits im Jahre 1282 hatten Theoderich und Thilman von Hagen durch Lehnsauftragungen und Abtretungen ihre Konflikte mit der Abtei in drei Urkunden bereinigt (vgl. o. S. 188 Nr. 2.3.4). 54. F olm arus (1292/95 - 23. XII. 1305): Für die Amtszeit Folmars haben sich folgende Zeugnisse erhalten: 1) Nach einer späten Prozeßnotiz hat Abt Folmar von Tholey dem Bischof von Verdun für das Temporale der Abtei im Jahre 1294 Lehnseid geleistet1019. Nach einer in Kopie erhaltenen Urkunde hat der Verduner Bischof Jakob von Revigny den F olm arus abbas m on a sterii d e T holleya am 11. I. 1295 zu Charny inve­ stiert1020. Es handelt sich sicherlich um das gleiche Ereignis; die späte Notiz hat sich am Annuntiationsstil der Trierer Kirchenprovinz orientiert. 2) Am 28. III. 1295 ist Abt Folmar d e T boleia Siegler einer Urkunde des Wilhelm Boßel vom Stein und seiner Söhne für Kloster Wadgassen1021.

    1016 Vgl. zur Familie der Herren von Hagen (aus +Hahn bei Lebach, LK Saarlouis), zu deren Lenen auch die Schaumburg über Tholey gehörte: Toepfer, UB Hunolstein I 304-306; Hoppstädter, Herren v. Hagen 27 ff.; Hoppstädter, Vierherrschaft 397 ff.; Möller, Stamm­ tafeln III 222 ff. mit Tafel XC. In den Stammtafeln Möllers fehlen sowohl Abt Heinrich wie auch der urkundlich belegte zeitgenössische Thilmann von Hagen. Ihn hat Schwennicke, Stammtafeln VII Taf. 30 als mutmaßlichen Bruder des Theoderich (1272-1319) und Nikolaus 1272- vor 1319) nachgetragen. Zur gleichen Generation könnte auch Abt Hein­ rich gehören. Der Name Heinrich kommt im Geschlecht der Herren von Hagen im 14. und 15. Jh. fünfmal vor, könnte also auch bereits im 13. Jh. zu den Erbnamen der Familie gehört haben. 1017 Vgl. u. Anm. 1019. 1018 Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 1750. Vgl. o. Anm. 999-1002. 1019 Paris B. N. Coli. Lorraine, t. 717, F. 285r. Vgl. Roussel, Histoire Verdun 1 317; Herrmann, Inventar Coli. Lorraine 249. 1020 AD Moselle B 2342 (kop.). Es ist aufschlußreich für die Beziehungen Tholeys zu den Klö­ stern des Verduner Raumes, daß die mitsiegelnden Äbte Johannes von St. Paul und Wilhelm (Gutllermus) von St. Mihiel alsfratres angesprochen werden. Zwischen Tholey und den bei­ den Maasklöstern bestanden Verbrüderungsverträge. Vgl. Lager, Tholey 586 f.; Hübinger, Beziehungen 86; Hübinger, Urkunde 264 ff. 1021 AD Moselle H 3895/5 (Or.); vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 2458; Jungk, Regesten Nr. 748; Burg, Reg. Wadgassen Nr. 281; Lager, Tholey 586 f.

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    3) Am 19. XII. 1295 ist Abt Folmar Siegler einer Urkunde des Ritters Friedrich vom Stein für Kloster Wadgassen1022. 4) Am 31. V. 1296 schmückt das sigillu m hon orabilis v iri et religiosi F olm ari d ei pa tien tia abbatis d e T h oleya eine Urkunde des Klosters Fraulautern1023. 5) Am 8. X. 1296 ist Abt Folmar Siegler einer Urkunde des Burgmanns Wilhelm von Schaumberg1024. 6) Vergleich Abt Folmars mit Ritter Eigilmann von Freilaubersheim über den dortigen Hof der Abtei am 10. Juni 13031025. 7) Der ehemalige Schultheiß Folmar und seine Ehefrau Elza, Eheleute aus Ormes­ heim, verkaufen am 19. Dezember 1303 an Abt Folmar und den Konvent des Klosters St. Mauritius zu T h oleya eine Jahresgült vom sechsten Teil des Zehn­ ten in Ormesheim10251. Unter Abt Folmar scheint auch die neue Klosterkirche fertiggestellt worden zu sein1026. Die Tholeyer Nekrologtradition nennt den 23. XII. als Todestag Folmars10271028. Der Nachfolger wird zuerst am 11. I. 1306 genannt. Da Calmet, der seine Informatio­ nen von dem Tholeyer Mönch Paul bezog, behauptet: En 1306 v iv o it F olm ar]02s, wird man annehmen dürfen, daß Folmar wohl erst gegen Ende des Jahres 1305 starb, so daß der Irrtum erklärlich würde. 55. E m icho d e su p eriori lapide (Januar 1306 —27. I. 1333/37): Mit Emicho von Oberstein steigt - soweit wir es zu erkennen vermögen - zum er­ sten Male ein Angehöriger dieses mit seiner Stammburg im Nahetal, nahe der Mündung des Idarbaches seßhaften Tholeyer Ministerialengeschlechts zur Abts­ würde auf1029. Über ihn besitzen wir eine große Anzahl urkundlicher Quellen: 1) Urkunde des Thilman Hudestoch vom 11. I. 1306 mit Nennung des E m icho d e i g ra tie abbas d e T h o leya m o . 2) Der Tholeyer Gewährsmann von Calmets Liste E1 hat 1634 den Namen des Abtes in einem Tholeyer Schriftstück des Jahres 1306 gesehen1031. 1022 LHA Koblenz 218/109 (Or.) ed. Kremer, Origines Nass. II379 f. Vgl. Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 2458; Jungk, Regesten Nr. 754; Burg, Reg. Wadgassen Nr. 283. 1023 Ausfeld, Anfänge 52 Nr. 67. 1024 Goerz, Mittelrhein. Reg. IV Nr. 2568. 1025 LHA Koblenz 182/5 (Kopie 18. Jh.); vgl. Lager, Tholey 586 f. 1025a Fürstl. v. d. Leyen’sches Archiv Waal, Abt. Saarpfalz Nr. 1926 (Or); nach freundlicher Mitteilung von H. W. Herrmann (Landesarchiv Saarbrücken). 1026 Das schließt Reichert, Baugeschichte 202 f., aus dem Weihedatum der Glocken (1302). 1027 Vgl. o. S. 16. 1028 Calmet, Histoire Lorraine VII2 216. 1029 Vgl. zu den Herren von Oberstein Toepfer, UB Hunolstein I 307-312; Pauly, Güter 31 f.; Möller, Stammtafeln I 60 Nr. XXIII. Der Name Emich kommt in der Familie Daun zu Oberstein während des 14./15. Jhs. viermal vor. Der Abt von Tholey ist nicht in der Stammtafel verzeichnet. Er dürfte in die Generation Philipps I. und Wirichs IV. gehören. 1030 HStA München, Pfalz-Zweibrücker Urk. Nr. 32. 1031 Calmet, Histoire Lorraine VII2 216.

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    3) Derselbe bezeugt Abt Emicho auch für das Jahr 1307. 4) Am 25. XI. 1310 erscheint Abt E mich von Tholey als Bürge in einer Urkunde des W ilhelm H ospes d e L apide1052. 5) Urkunde des Edelknechtes Johann von Schaumberg vom 29. XII. 1310 mit Nennung des Abtes E m echo von Tholey10321033. 6) Im Jahre 1312 bestätigt Emicho ein von seinem Vorgänger gestiftetes Anni­ versarium1034. 7) Am 16. VII. 1315 besiegelt Abt E m echo zu T oley eine Wadgasser Urkun­ de10351036. 8) Am 28. VII. 1315 besiegelt Abt E. d e T holeya eine Urkunde seines Bruders, des Edelknechtes Bertram d e la p id ex05b. 9) Im Jahre 1315 inkorporiert Erzbischof Balduin von Trier auf Bitten des Abtes Emicho dem Kloster die Pfarrkirchen von Bleiderdingen und Bettingen1037. 10) Am 19. X. 1317 besiegelt Abt E mich eine Urkunde des Johann, Pastor von Tholey1038. 11) Güterteilung des Simon von Heppenheim, des Ludeman von Blieskastel und des Emond vom 26. VII. 1325 mit dem Siegel E m ichonis A bbatis d e T h o ley 1039. 12) Am 29. IX. 1325 ist der Abt von Tholey (ungenannt?) Zeuge eines Eides des Raugrafen C on celin gegenüber Erzbischof Balduin von Trier1040. 13) Urkunde vom 11. XII. 1326 über die Lehnshuldigung des E m icho D ei gratia hu m ilis abbas in T holeya trev iren si d iocesis gegenüber dem Bischof H. von Verdun1041. 14) Im Jahre 1326 nimmt der Abt von Tholey (ungenannt?) von Bischof Heinrich IV. von Verdun (1312 - 1349) die Abtei Tholey und deren Besitz zu Lehen10421043. 15) Urkunde des Jahres 1327, ausgestellt von E m icho, appt v o n T h o ley n {M5. 16) Am 27. II. 1328 beglaubigt Abt Emicho von T h oleyn eine Urkunde des Ru­ dolf (von Nalbach?), Sohn des Ritters Boemund1044. 17) Am 10. VII. 1332 ist Abt Emicho d ivin a p erm issio n e abbas m on a sterii in T holeia als Mitsiegler einer Urkunde über einen Verkauf des H enkin (Johann) von Bliesen an Erzbischof Balduin von Trier zu fassen1045.

    1032 LA Saarbrücken, Bestand Fraulautern Nr. 82 (Or.); vgl. Jungk, Regesten Nr. 924. 1033 Pfarrarchiv St. Wendel (freundliche Mitteilung von H. W, Herrmann, LA Saarbrücken). Vgl. Hannig, Reg. St. Wendel, S. 2. 1034 Lager, Tholey 587. 1035 LHA Koblenz 218/154; vgl. Burg, Reg. Wadgassen Nr. 373. 1036 LHA Koblenz 218/155; vgl. Burg, Reg. Wadgassen Nr. 375. 1037 Lager, Tholey 587. 1038 LHA Koblenz 54/S 106 (Or.). Vgl. Mötsch, Balduineen Nr. 562. 1039 Pöhlmann, Kopialbuch 58 Nr. 46. 1040 Toepfer, UB Hunolstein I 151 Nr. 188. 1041 AD Moselle B 2342 (Kopie). 1042 Paris B. N. Coli. Lorraine t. 717, F. 277v. Vgl. Herrmann, Inventar Coli. Lorraine 248. 1043 LA Saarbrücken, Bestand Dagstuhl Nr. 7. 1044 Mötsch, Balduineen Nr. 832. 1045 Lamprecht, Wirtschaftsleben III 154. Vgl. Lager, Tholey 587; Mötsch, Balduineen Nr. 1015.

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    Brouwer und Masen überliefern in ihrer ,Metropolis Trevirica11046 sechs leoninische Verse, die auf ein merkwürdiges Ereignis des Jahres 1332 Bezug nehmen: P ost bis q u in gen tos, ter d u os a tq u e trecen to s Annos, lux sen a ju n ii tam tu rb in e p len a Extitit, ut fu lm e n su ccen d er et illico cu lm en T em pli, p o st cistam clausam d escen d it in istam , C om b u ren s cappas, p r a eter qu asdam q u o q u e m appas, S ed mox abscessit, n e c reliq uias ibi pressit. Der Blitz also hatte in die Kirche des heiligen Mönches Theobert10461047, wie dem Kommentar zu entnehmen ist, eingeschlagen, hatte Kirchengewänder und Altar­ decken verzehrt, die Reliquien des Heiligen aber unversehrt hinterlassen. Die Tholeyer nahmen dieses sign u m als Erweis der sanctitas des Patrons. Abt Emicho ist so häufig in der Umgebung des Erzbischofs Balduin von Trier zu finden, daß er wohl als dessen Mann im Kloster gelten darf. Dazu paßt, daß der Abt lange, genau zwanzig Jahre zögert, bis er die Lehnshoheit des Bischofs von Verdun anerkennt. Abt Emicho1048 ist nach Tholeyer nekrologischer Überlieferung an einem 27. Ja­ nuar verschieden1049. Da sein Nachfolger erst 1337 genannt wird, kommen die Jah­ re 1333 bis 1337 in Frage. 57. R eyn old u s (um 1337-21. IV. 1345/46): Abt Betzelin wurde von der Abtsliste *Y falsch zwischen Emicho und Reynoldus eingeordnet1050. Von ihm zeugt urkundlich nur ein einziges, wertvolles Regest in französischer Sprache (18. Jh.), das eine Urkunde wiedergibt, nach der im Jahre 1337 L udow in o fficie r d e Tilia (T hailen?) et A leide son ép ou sé et ses h eritiers . . .a d om R einalt a b b é d e T holey Renten des Dorfes E in gveiler verkaufen1051. Nach Tholeyer nekrologischer Überlieferung ist Reinold an einem 21. April ver­ storben1052. Da wir von seinem Nachfolger das Jahr des Amtsantritts (1346) ken­ nen, wird man seinen Tod in die Jahre 1345 oder 1346 setzen müssen.

    1046 Brouwer/Masen, Metropolis II 514. Vgl. Reichert, Baugeschichte 203. 1047 Zur Identifizierung der Theobertkirche vgl. o. S. 144 mit Anm. 682. 1048 Zu weiteren Urkunden aus der Zeit des Abtes Emicho, die aber anscheinend den Namen des Abtes nicht enthalten, vgl. Sauerland, Urkunden Rheinlande II Nr. 1891 (1330 IV 4: Aufnahme des Beroinus deMannendal, Kleriker der Trierer Diözese, als Mönch in Tholey); Seibrich, Entwicklung 150 Anm. 19 (1. Hälfte 14. Jh.); Lager, Tholey 369 f. (1334). 1049 Vgl. o. S. 16. 1050 Vgl. o. S. 22. 1051 HSt A München Kasten blau 393/ l/II Nr. 1827. Vgl. Lager, Tholey 589 (mit falscher Lesung Reinard)-, Schmitt, Ritter von Tholey 77 f.; Klein, Hombrechtlehen 106. 1052 Vgl. o. S. 16.

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    58. Philippus d e in d a gin e (1346 —1. V. 1353/54): Mit Philipp von Hagen besteigt der zweite Sproß des Geschlechtes der Herren von Hagen (bei Lebach) den Tholeyer Abtsstuhl10523. Es konnte bereits wahrscheinlich gemacht werden, daß unter seiner Regie eine erste Redaktion *X der uns heute vorliegenden Abtsliste gefertigt wurde1053. Die exzeptionelle Angabe einer Jahres­ zahl versteht sich jedenfalls am besten, wenn damit das Antrittsdatum des zu die­ sem Zeitpunkt regierenden Abtes genannt ist. Weitere Quellen seiner Amtszeit sind1054: 1) Urkunde vom 28. IX. 1347 des Edelknechtes Ludtman von der Linden, für den Abt Philip von T oly siegelt1055. Vgl. Nachtrag Nr. 3. 2) Am 18. V. 1352 leistet Abt Philippus . . . d e T h oley a mit Abt Godfried von Bu­ sendorf Bürgschaft vor Erzbischof Balduin von Trier für den Mönch Arnold von W yskirchen (Weiskirchen)1056. 3) Urkunde des Edelknechtes Johann von Bliesen vom 8. IX. 1352 mit Siegel des Abtes P hilippes von Tholey1057. 4) Philipp, Abt zu Tholey wird am 22. Februar 1353 in einer Urkunde des Diederich pastor, Bruder des Ritters Thomas von Schaumberg, genannt (LA Saar­ brücken, Best. Nassau-Saarbrücken II Nr. 1380). Die Tholeyer nekrologische Überlieferung nennt als sein Sterbedatum den 1. M ai1058; da sein Nachfolger Betzelin zuerst 1354 genannt wird, ist sein Tod in die Jahre 1353 oder 1354 zu setzen1059. 56. B etzelinu s d e so tteren ( 1354-27. III. 1362/76): Mit Betzelin kommt ein Geschlecht an die Macht, das von nun an für fast hundert Jahre die Abtei beherrschen wird. Die Herren von Sötern waren ein Vasallenge­ 1052a Vgl. Möller, Stammtafeln III221 mit Taf. XC. Den Lebensdaten nach ist Philipp am ehe­ sten der Generation Johanns (1328 - vor 1370) und Nicolaus’ (1332-1352) zuzurechnen. Bei­ de gehören zu zwei verschiedenen Zweigen der Enkelgeneration Theoderichs von Hagen und seiner Gemahlin Agnes, der Tochter Werners von Boianden. Theoderichs Sohn Niko­ laus (1319-1327) hatte neben seinem gleichnamigen Sohn zwei weitere Söhne, denen er die bolandischen Traditionsnamen Werner und Philipp gab. Wahrscheinlich gehörte der Abt Philipp wie Johann zu den Söhnen von Nikolaus’ Bruder Friedrich (um 1305). 1053 Vgl. o. S. 22 f. 1054 Ein Schöffenweistum von Welferdingen (Sante Welfride) bei Saargemünd über die Rechte und Pflichten des Abtes von Tholey daselbst vom 26. 6. 1347 (früher Wetzlar, Reichskam­ mergerichtsarchiv Lit. N. 115/401, Fol. 125; jetzt LHA Koblenz Best. 56 Nr. 1332; vgl. Kircn, Welferdingen II 10 f.) enthält den Abtsnamen nicht. 1055 Kremer, Origines Nass. II 467; Vgl. Jungk, Regesten Nr. 1478. 1056 LHA Koblenz 182/7 (Or.); vgl. Lager, Tholey 589. 1057 Pfarrarchiv St. Wendel (Or.). Vgl. Hannig, Reg. St. Wendel 4. 1058 Vgl. o. S. 16. 1059 Wenn sich eine Nachricht des Bibliothekskatalogs von Verdun (Cat. gén. man. V 490) bestä­ tigt, daß nämlich von einem für den Verduner Bischof Hugues de Bar 1352 gefertigten Bre­ vier (Cod. Verdun B. M. 107) in einer Pariser Bibliothek ein anderes Exemplar, das aus Tho­ ley stamme, liege, so sind wohl auch für Abt Philipp wie für seine Vorgänger intensive Be­ ziehungen nach Verdun anzunehmen.

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    schlecht der Grafen von Blieskastel, der Tholeyer Vögte also; nach dem Krieg ge­ gen Blieskastel von 1337 übernahm Erzbischof Balduin von Trier die Kasteler Va­ sallen1060. Der Redaktor *Y der Tholeyer Abtslisten hat Abt Betzelin falsch eingeordnet, weil er Reynold (Nr. 57) mit Betzelins Nachfolger, den er Beymoldus nannte (Nr. 59), verwechselte1061. Diesen Sachverhalt hat bereits C. Lager erkannt1062. Die Quellen zur Chronologie seiner Amtszeit sind: 1) Ein Vertrag des Abtes B esselin g, wie ihn das späte Regest verstümmelnd nennt, mit Heinrich von Wolfersweiler aus dem Jahre 13541063. 2) Am 14. V. 1361 verzichtet Abt Betzelin auf alle Entschädigungen für die La­ sten, die Erzbischof Boemund II. von Trier ihm und seinem Kloster auferlegt hat1064. 3) Urkunde der Meister Hentzo gen. Nebelung, Boemund gen. Schulteße und Godilmann des Glöckners aus St. Wendel vom 31. V. 1361 mit Nennung des Abtes B etzelin von Tholey1065. Nicht genannt ist der Abt d e T holeya in einer Mahnung des Kollektors der päpstli­ chen Kammer vom 31. III. 1365 an die Klöster der Trierer Diözese, die päpstlichen Subsidien zu bezahlen1066; anscheinend auch nicht in der Urkunde des Verhain G en tilh om m e d e S ch a u m b ou rg über den Verkauf von fünf Untertanen zu Sotz­ weiler und Bergweiler an die Abtei Tholey aus dem Jahre 13661067. Schon die Verzichtsleistung des Abtes gegenüber Erzbischof Boemund zeigte, daß Tholey zwischenzeitlich ganz in die Abhängigkeit von Trier geraten ist. Dafür spricht auch eine Urkunde des Erzbischofs Kuno II. vom 3. VII. 1374, in welcher der Trierer die Dotierung des Zehnten und des Hofs zu Tholey mit Gütern auf dem Schaumberg und zu M ercin gen (Merchingen bei Merzig?) genehmigen muß1068. Die Tholeyer Nekrologtradition meldet den obitu s des Abtes zum 27. M ärz1069. Da sein Nachfolger erst zum Jahre 1376 genannt wird, ergibt sich für das Todes­ jahr ein Spielraum von 1362 bis 1376.

    1060 Toepfer, UB Hunolstein III 264-274; vgl. Baldes, Salier 192 ff.; Hoppstädter, Herren von Sötern 52 ff. (falsche Daten!); Herrmann, Landeskunde II 138; Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXXIV. Bertolf/Betzelin ist im Geschlecht der Sötern ein häufiger Name, auch bei der Familie der Mohr von Sötern ist er einmal im 14. Jh. belegt. 1061 Vgl. o. S. 22. 1062 Lager, Tholey 589. 1063 Reg. St. Gangolph Bl. 48, Nr. 1959 (nach Lager, Tholey 589). 1064 LHA Koblenz 182/8 (Kop. 18. Jh.); vgl. Lager, Tholey 589; Kreuz, Besitztümer 21. 1065 Pfarrarchiv St. Wendel (freundliche Mitteilung von H. W. Herrmann). Vgl. Hannig, Reg. St. Wendel 7. 1066 Sauerland, Vat. Reg. Rheinland V Nr. 366. 1067 Becker, Schaumberg 56. 1068 Goerz, Reg. Erzbischöfe Trier 109. 1069 Vgl. o. S. 16.

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    59. B oem un dus/ *B eym on dus (B eym old u s) d e so tteren (1362/76 —24. V. (?) 1401/ 2 j ^1070.

    Für den zweiten Tholeyer Abt aus dem Geschlecht der Söterner differieren die Na­ menformen beträchtlich. In Urkunden wird er B oem u n d , B eu m o n d und B ey m o n d transskribiert, worin sich ein Schwanken der Entwicklung von entlehntem [oe] analog der Entwicklung von mhd. [iu] > [ÿ] > entweder [oe] oder [ae], z.B. mhd. niu(w e) ,neu‘ > nei, in westmitteldeutschen Dialekten kundgibt10710711072. So verzeichnet die Tholeyer nekrologische Überlieferung den Abt einmal als B eum u n du s (24. V.), zum andern als H eym u n d u s (24. III.), verschrieben aus 'rB eym u n d u s{072. So geht zweifellos auch die Namensform B eym old u s der Abtslisten auf *B eym on d u s der Vorlage zurück. Die Korruption belegt erneut, daß die Abts­ liste nach Philipp von Hagen (1346) erst spät, als man den Äbten des 14. Jahrhun­ derts schon ferner stand, eine ergänzende Neuredaktion erfahren hat1073. Die Quellen zur Chronologie der Amtszeit Boemunds sind1074: 1) Urkunde Ludwigs von Tholey und seiner Ehefrau Demuda von Kempt aus dem Jahre 1376 über den Verkauf von Besitzungen zu Sotzweiler, Marpingen usw. an die Abtei Tholey unter Abt Boemund1075. 2) Urkunde des Ritters Euffrid von Esch und seiner Frau Margarethe vom 7. VII. 1379, die von B eym u n d , Abt zu Tholey besiegelt w ird1076. 3) Regest einer Urkunde aus dem Jahre 1380, in der ein Edelmann von Helflingen (Dép. Moselle, Ka. Falkenberg/Faulquemont) und seine Gemahlin anerken­ nen, daß Abt B ey m o n d von Tholey ihnen den Meßzehnten in der Pfarrei Bisch­ dorf (Ka. Grostenquin) auf Lebenszeit überlassen hat1077. 4) Urkunde vom 11. V. 1383, ein Wiederverkaufsrevers des Abtes B ey m u n d von Tholey1078 über Güter zu Tholey, Sotzweiler, Marpingen usw .1079.

    1070 Vgl. o. S. 54. 1071 Dem entspricht, daß die dialektale Form Beymond in deutschsprachigen Urkunden vor­ kommt, während in lateinischem Kontext Beumundus bzw. Boemundus geschrieben wird. 1072 Vgl. o. S. 16. 1073 Vgl. o. S. 22 f. 46. 1074 In die Zeit des Abtes Boemund könnten zwei Tholeyer Handschriften gehören: 1) eine,Summa virtutum' des Dominikaners Wilhelm von Lyon aus dem 14. Jh. (Cod. Metz B. M. 147); 2) ein Sammelband mit Predigten des Minoriten Nikolaus von Hakervilla und anderen Predigten aus dem Ende des 14. Jhs. (Cod. Metz B. M. 96). Vgl. Herrmann, Kloster­ bibliotheken 28. Beide Handschriften bezeugen den Einfluß der Bettelordensliteratur auf Tholey. 1075 LHA Koblenz 54/T 15. Vgl. Klein, Hombrechtlehen 107. 1076 Pfarrarchiv St. Wendel (nach Klein, Hombrechtlehen 107). Vgl. Hannig, Reg. St. Wendel 9. 1077 Reg. St. Gangolph Bl. 19 Nr. 1834 (nach Lager, Tholey 590). 1078 Schmitt, Ritter von Tholey 78. 1079 Pfarrarchiv St. Wendel (freundliche Mitteilung von H. W. Herrmann).

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    5) Urkunde des Abtes B ey m o n d ...z u th o ley vom 16. XI. 1398, in der er seine Zu­ stimmung zur Verleihung des Priorats Offenbach am Glan durch den Abt von St. Vinzenz zu Metz an den Tholey er Mönch Dietrich von Eisetz gibt1080108. Die Urkunde enthält das Siegel des Abtes mit der Umschrift BOEM [ . . .] '08t. 6) Der Tholeyer Geschichtsschreiber Hansen erwähnt eine Urkunde des Jahres 1400, nach der ein Abt R ein old, sicherlich verschrieben aus 'rB eim on d , den Herren von Waldeck Weinberge zu Lehen gibt1082. 7) Urkunde der Veryne und Katharina von Schaumberg vom Jahre 1400, für die u. a. B ey m o n d v o n g o th is v (er )h en g n isse apt ...z u T holei siegelt1083. 8) A m 3.1. 1401 verleiht Abt B oem u n d von Tholey dem Junker Friedrich dem Al­ ten und seinem Neffen Hannemann II. aus dem Hause Zweibrücken-Bitsch das Dorf Alsweiler1084. Die Abtei hat den Tod Boemunds zu zwei verschiedenen Daten - 24. März bzw. 24. Mai —festgehalten, wobei es sich jedoch um eine auch sonst nachweisbare Ver­ schreibung M artii < M aii handeln dürfte1085. Festzuhalten ist also der 24. Mai, und zwar, da der Nachfolger erst am 27. Mai 1422 in einer Papstbulle urkundlich faß­ bar wird, zwischen den Jahren 1401 und 1421. 60. T hom as II. d e S o tteren (1401/22 - 15. II. 1442): Die m a gn a op im o religion is e t sa pien tiae des dritten Tholeyer Abtes aus dem Söterner Herrengeschlecht1085* hat noch im frühen 17. Jahrhundert der Trierer Jesuit Brouwer gerühmt und hat ihm den Beginn der Reform des Klosters Tholey, um die im 15. Jahrhundert der Kampf im Kloster tobt, zugeschrieben1086. Die Quellen zur Chronologie seiner Amtszeit sind: 1) Bulle des Papstes Martin V. vom 27. V. 1422, in der Abt Thomas von Tholey zum Leiter einer Reformsynode der Benediktinerklöster der Kirchenprovinz Trier berufen w ird1087.

    1080 AD Moselle H 1925 16a (Or.). Vgl. Debus/Stoecklein, Benediktinerpropsteien 255. 1081 Für die großzügige Mitteilung seiner diesbezüglichen Forschungsergebnisse danke ich G. Cahen (Metz, AD Moselle). Dem Wappen nach könnte Beymund in die Familie der Mohr von Sötern gehören. 1082 Lager, Tholey 590. Vgl. o. S. 54 Nr. 59. 1083 LHA Koblenz 54/M 933. 1084 Lehmann, Gesch. Hanau-Lichtenberg II 242. 1085 Vgl. o. S. 16. 1085a Vgl. Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXXIV. Der Name Thomas kommt bei den Mohr von Sötern vom 13. bis zum 15. Jh. dreimal vor. 1086 Brouwer/Masen, Metropolis II 514. 1087 Berlière, General-Capitel 89; Berlière, Jean de Rode 97 ff.; Berlière, Jean Rode abbé 199 f.; Lager, in: SMB 15 (1894) 95 ff.; Redlich, Johannes Rode 48 f.; Becker, Reformprogramm.

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    2) Die Synode wurde vom 18. bis 24. X. 1422 in Trier unter dem Konpraesidium des T hom as sancti M auritii in T h o leyga ... abbas abgehalten1088. 3) Im selben Jahr 1422 wendet sich Abt T hom as d e S otteren an das Domkapitel zu Verdun mit der Bitte um Hilfeleistung gegen Personen, die das Kloster in Brand gesteckt hatten1089. 4) Im Jahre 1439 belehnt Abt Thomas den Godmann von H ob stetten mit Gütern in Bleiderdingen1090. 5) Urkunde des Contz Mauchenheimer von Zweibrücken vom 24. VI. 1439, die von Thomas, Abt von Tholey, besiegelt w ird1090a. Anscheinend nicht genannt ist der Abtsname in einer Urkunde aus dem Jahre 1431, nach der die Ritter Johann und Heinrich von Tholey sowie die Edle Angelika von Tholey, allesamt Kinder des verstorbenen Boemund von Tholey, ehemaligen Burgmannes auf der Schaumburg, der Abtei einen Untertanen zu Linden schen­ ken1091. Die Tholeyer nekrologische Tradition hat als Todestag des Thomas den 15. Febru­ ar festgehalten1092. Die Abtsliste G gibt zusätzlich das Todesjahr 1442 an1093. 61. J o h a n n es d e ellen b a ch (1442 -2 1 . X. 1465/66): Man hat den Abt Johannes von Ellenbach mit dem Geschlecht der Herren von Al­ lenbach (nördlich Birkenfeld) in Verbindung gebracht, jedoch ist dieser Anschluß nicht sicher. Es gibt mehrere Orte mit Namen Ellenbach (z.B. im Odenwald) in Deutschland1094. Für das Geschlecht aus dem Nahetal spricht, daß dort der Name Johannes zu den Traditionsnamen gehörte1095. Der Abt Johannes Trithemius von Sponheim (J* 1516), fast noch ein Zeitgenosse des Johannes, hat - und nach ihm seit Brouwer (D1) mehrere Abtslisten - ihm die Reform des Klosters und den Beitritt zu der sich entwickelnden Bursfelder Re­ formkongregation deutscher Benediktinerklöster zugeschrieben, was sicherlich anachronistisch ist. Jedoch sind die Nachrichten über seine Reformbestrebungen zweifellos zutreffend. Man hat den v en era b ilis d om in u s J o h a n n es ab bas nach dem Beitritt Tholeys zur Kongregation im Jahre 1489 ehrenhalber nachträglich in das 1088 Lager (wie Anm. 1087) 100 ff.; Redlich, Johannes Rode 63. Im Zusammenhang mit der Re­ formtätigkeit des Abtes Thomas könnten zwei Handschriften kanonistischen Inhalts, näm­ lich Cod. Metz B. M. 93 (vom 6. VII. 1435) und Cod. Metz B. M. 121 (15. Jh.), stehen. Vgl. Herrmann, Klosterbibliotheken 28. 1089 Clouet, Histoire Verdun I 161 f.; Lager, Tholey 369. Vgl. u. S. 201. 1090 Reg. St. Gangolph B. 20v Nr. 1932 (nach Lager, Tholey 590). 1090a Hannig, Reg. St. Wendel 85. 1091 Becker, Schaumberg 59; Schmitt, Ritter von Tholey 78. 1092 Vgl. o. S. 16. 1093 Abtsliste G: Da diese Liste unmittelbar aus Tholey stammt, darf die Nachricht als zuverläs­ sig gelten. 1094 Vgl. Lager, Tholey 590 f. 1095 Weidenbach, Nahetal III526 ff.; Möller, Stammtafeln NF 1 4. Gottfried von Ellenbach be­ saß 1437 ein Burglehen des Erzbischofs von Trier zu St. Wendel nahe Tholey. Johannes Ellenbach (t 1452) war mit Irmgard von Löwenstein verheiratet, aus deren Geschlecht der unmittelbare Nachfolger des Johannes auf dem Tholeyer Abtsstuhl stammte.

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    Totengedenken der konföderierten Klöster aufgenommen1096. Zeugnisse seiner Reformtätigkeit sind auch in die Akten des Bundes aufgenommen worden1097. Die Quellen zu seiner Amtszeit sind1098: 1) Urkunde des Edelknechtes Peter Harstbaum von Liebenberg vom 19. IV. 1446, besiegelt vom Tholeyer Abt Johann von Ellenbach1099. 2) Johannes von Ellenbach wird 1448 zusammen mit dem Abt von Mettlach auf ei­ nem Provinzialkapitel der Benediktiner in St. Maximin zum Visitator der Klö­ ster der Metzer Diözese bestimmt1100. 3) Abt Johannes von Tholey hält 1450 zu Tholey ein Jahrgeding ab1101. 4) Am 29. XI. 1458 überträgt Abt Johannes dem Hans Gebert einen Weinberg zu K eb ericb an der Mosel zum erblichen Lehen1102. 5) Am 21. III. 1464 bestellt Abt Johannes von Tholey den Abt Johannes von St. Matthias zu Trier zu seinem Prokurator auf dem Provinzialkapitel in St. Panta­ leon zu Köln1103. Die Tholeyer Nekrologtradition hat seinen Tod zum 21. Oktober festgehalten1104. Da sein Nachfolger am 1. Dezember 1466 den Obödienzeid gegenüber dem Erzbi­ schof von Trier ablegte, ist mit einem Todesjahr 1465 oder 1466 zu rechnen. 62. N icolaus d e L eb en steyn (1466 - 18. I. 1474): Abt Nikolaus von Löwenstein entstammt dem Herrengeschlecht, das sich nach ei­ ner Burg bei Niedermoschel nördlich Alsenz in der Pfalz benannte1105. Uber seine Amtszeit besitzen wir folgende Quellen: \

    1) Brouwer (D3) berichtet —sicherlich nach Trierer Unterlagen —daß Abt Niko­ laus am 1. XII. 1466 dem Trierer Erzbischof den Eid leistete1106. 2) In einer Urkunde des Erzbischofs von Trier vom Jahre 1469 wird Niclais, Abt zu Tholey erwähnt (Von der Leyensches Archiv Waal). 1096 Volk, Generalkapitelsrezesse 236. 1097 Vgl. u. Anm. 1103. 1098 Unter seiner Abtschaft entstanden in Tholey mehrere Handschriften: 1) Sammelband mit Homilien, geschrieben und vollendet durch Seyrnon de Damme am 27. VII. 1445 (Cod. Metz B. M. 155); 2) Sammelband des 15. Jhs. (Cod. Metz B. M. 153); 3) Sammelband aszetischen und homiletischen Inhalts, geschrieben und vollendet durch Philippus Sarbruckensis am 9. VII. 1445; 4) Sammelband des 14./15. Jhs. mit verstreuten Schriften, darunter auch solchen, welche die Bursfelder Kongreigation betreffen (Cod. Metz B. M. 210); 5) Missale des Klosters Tholey aus dem 15. Jh. (Com Metz B. M. 220). Vgl. Herrmann, Klosterbibliotheken 28; Leroquais, Sacramentaires III 175 Nr. 744. 1099 Pfarrarchiv St. Wendel (freundliche Mitteilung von H. W. Herrmann); Vgl, Hannig, Reg. 1100 1101 1102 1103 1104 1105 1106

    Calmet, Hist. Lorraine II1 913. Grimm, Weisthümer III 755 ff. Lager, Tholey 591. Volk, Verbleib 268 Nr. 27 (in Archivalien der Bursfelder Kongregation überliefen). Vgl. o. S. 17. Lehmann, Gesch. Burgen IV 251 ff.; Möller, Stammtafeln I 79 ff. mit Taf. XXX. Brouwer/Masen, Metropolis II 514; vgl. Lager, Tholey 591.

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    3) Im Jahre 1473 entscheidet Erzbischof Johann II. von Trier zu Gunsten des Ab­ tes Nikolaus von Tholey dessen Streit mit Johann Hubenriss von Odenbach über den Seelzehnten zu Ormesheim1107. Die Tholeyer Nekrologtradition nennt den 18. Januar als Todestag. Bereits die Abtsliste A kennt (wie alle späteren Kataloge) das Todesjahr in einem der Erst­ schrift nahezu gleichzeitigen Nachtrag1108. 63. C asperus d e d a lem (1475 —1479): Dieser Abt stammte vermutlich aus Dahlem bei Schmidtheim in der Eifel. Dort hatte bereits Ende des 13. Jahrhunderts ein Adelsgeschlecht zum Tholeyer Kir­ chenbau beigetragen110910. Der im allgemeinen zuverlässige Brouwer weiß von die­ sem Abt, daß unter ihm m on a stica disciplina p essu m a b iit1U0. Er datiert auch sei­ nen Lehnseid gegenüber dem Trierer Erzbischof auf den 3. II. 1475. Die Listen EFG, die hierin zweifellos auf ihren Tholeyer Gewährsmann Paul zurückge­ hen1111, erwähnen Caspar auch für das Jahr 1480. Diese Nachricht beruht wohl auf verlorenen Tholeyer Quellen und ist daher als zuverlässig zu bewerten. Jedoch er­ gibt sich eine chronologische Schwierigkeit daraus, daß Caspars Nachfolger be­ reits am 14. IX. 1479 dem Trierer Erzbischof den Eid leistete. Die Lösung wird wohl in einer vorzeitigen Resignation des Abtes, motiviert aus dem Absinken der monastischen Disziplin, zu suchen sein. Nach der Tholeyer Nekrologtradition starb Caspar von Dahlem an einem 20. Sep­ tember1112. 64. D am ianus d e L om m erssw iler (1 4 7 9 -2 . II. 1489): Damian von Lommersweiler (bei St. Vith in der Eifel) ist der erste jener aus dem niederrheinisch-niederländischen Bereich stammenden Reformäbte, die von nun an für über fünfzig Jahre die Geschicke des saarländischen Klosters lenkten1113. Er war zweifellos vom Trierer Erzbischof eingesetzt worden, um die Reform in Tho­ ley voranzutreiben111415.Brouwer berichtet über ihn, er sei cla d em religion is in stau ­ ra re a ggressu s, rectiu s a liu n d e institutos m o n a ch o s a ccersiit et se su osq u e un ioni B u rsfeld ica e addixit; er sei also gekommen, den Niedergang der Frömmigkeit im Kloster aufzuhalten, habe regelgemäß eingestellte Mönche von außen gerufen und

    1107 1108 1109 1110 1111 1112 1113 1114 1115

    200

    Goerz, Reg. Erzbischöfe Trier 237. Vgl. o. S. 16. 20. Vgl. Levison, Geschichte 77. Brouwer/Masen, Metropolis II 515; vgl. Lager, Tholey 591. Vgl. o. S. 40. Vgl. o. S. 17. Vgl. o. S. 20. Vgl. Levison, Geschichte 81. Brouwer/Masen, Metropolis II 515; vgl. Lager, Tholey 591.

    seinen Konvent und sich der Bursfelder Reformkongregation angeschlossen1115. Auch die Tholeyer Liste F (und fast wörtlich ebenso G) nennt ihn einen v ir p eren n i la u d e et m em o ria d ign u s und kennzeichnet sein Reformwerk: ...e x aliis m o n a ste­ riis p ostu la tos v iro s disciplin am m on a sticam in sign iter resta u ra v itinf>. Brouwer weiß, daß eram 14. IX. 1479 dem Trierer Erzbischof Johann II. von Ba­ den (1456 - 1503) seinen Eid leistete1161117. Eine,L ittera cu m filo canapis ‘ des Papstes Sixtus IV. vom 27. IX. 1480 enthält das Mandat an den Abt von Tholey, die Pfarr­ kirche St. Maria ad pontem in Trier und die dazugehörige Kapelle St. Antonius dem Stift St. Paulin zu inkorporieren. Ein Notariatsinstrument vom 16. XII. 1480 beurkundet die vollzogene Inkorporation und nennt als iudex com m issarius et execu to r den Tholeyer Abt D am ianus d e L o m b er ß w y lerul7i. Am 14. IX. 1481 stellt D am e v o n L u m ersz w iller apt zu T h oley einen Lehnsbrief für Wilhelm von Schön­ berg aus1118. Im Jahre 1482 erteilt die freie Reichsstadt Oppenheim dem Abt und Konvent von Tholey das Bürgerrecht und gewährt in Anbetracht der Brände, Plünderungen und anderen Unglücksfälle, welche die Abtei betroffen hätten, dem Abt und seinen Religiösen ein Refugium in der Stadt1119. Am 15. Mai 1484 er­ langte der Abt von Papst Sixtus IV. die freie Besetzung der Pfarrkirche von Welfer­ dingen (bei Saargemünd), womit er die Einkünfte der Abtei beträchtlich verbes­ sern konnte1120. Auch hier wird der ruinöse Zustand der Abtei erwähnt: ... m on a steriu m q u o d a q u in q u a gin ta annis citra bis com b u stu m e t n on d u m in te g r e restau ratu m fu it et a d q u o d a d v en ien tib u s v ictu i n ecessaria la rgiri co n ­ su evistis,, p ro p terea et gu erra s (sic!) ib id em saepius v ig e n te s p lu rim u m g r a v a ­ tu m extitit. Der erste Brand, von dem hier die Rede ist, wird mit jenem identisch sein, den Abt Thomas 1422 zum Anlaß eines ungewöhnlichen Hilferufs nach Verdun nahm. Im Jahre 1485 konnte dann endlich die Reform unter M itwirkung von Abgesand­ ten des Erzbischofs von Trier, nämlich den bereits der Bursfelder Kongregation angeschlossenen Äbten von Laach und Mettlach, und drei Delegierten des Her­ zogs von Lothringen (darunter der Amtmann der Schaumburg, Thomas von Sö­ tern) zum Abschluß gebracht werden, worüber ein förmliches Protokoll ausgefer­ tigt wurde, das für die drei adligen Mönche im Kloster, nämlich N. von Husen, Dietrich von Brandscheid (bei Bleialf westlich Prüm in der Eifel) und Johann von Löwenstein, einen Verwandten des vormaligen Abtes Nikolaus, sowie einen No­ vizen Übergangsbestimmungen aufwies, die ihnen den Anschluß an die Reform freistellten oder doch den weiteren Aufenthalt im Kloster unter bestimmten Aufla­ gen mit Pension und Wohnung ermöglichen sollten. Es scheint, da sie sich in einer 1116 Vgl. o. S. 40 ff. 1117 Brouwer/Masen, Metropolis II 515. 1117a Stadtarchiv Trier R 19; S. 94. 1118 LHA Koblenz 54, S. 599. Vgl. Klein, Hombrechtlehen 108. 1119 Lager Tholey 591. 1120 Lager, Tholey2 90 ff.; Sauerland, Metzer Urkunden 85; Kirch, Welferdingen II 21.

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    Konventsliste von 1488 nicht wiederfinden, als ob sie auch diese Bedingungen nicht akzeptiert hätten und aus dem Konvent ausgeschieden wären. Es war der Zu­ sammenstoß zweier monastischer Welten, des alten adligen Mönchtums, das sei­ nen Lebensstil auch im Kloster weiterpflegen wollte, mit dem neuen auf Erneue­ rung und strikte Einhaltung der Regel bedachten Reformmönchtum’121. Für die Reform wurden sieben neue Mönche aus Maria Laach und einer aus Köln (St. Pantaleon) gewonnen, darunter der durch theologisches und kanonisches Wissen ausgezeichnete Gerhard von Hasselt, dann Johannes von Enckhausen in secu la rib u s litteris su fficien ter im bu tu s (f 1508), auch Wilhelm v ir divin is scripturis studiosus e t secularis litera tu re disciplinis eru d itis (f 1514). Es wurde also Wert dar­ auf gelegt, die literarische und wissenschaftliche Tradition des benediktinischen Mönchtums in Tholey zu erneuern1121122. Im Juli war der Reformbeschluß gefaßt worden, bereits am 28. August 1485 lagein Aufnahmeantrag beim Generalkapitel der Bursfelder Kongregation vor; man er­ reichte jedoch wegen eines Formfehlers nur die vorläufige Aufnahme1123. Erst auf dem Generalkapitel des Jahres 1487 wurde Tholey endgültig aufgenommen1124. Auf dem Generalkapitel von 1488 wird Abt D am ianus in T holeya - wohl wegen Krankheit - als fehlend gemeldet112S. Das Kapitel beschließt, Tholey durch die Äb­ te von Laach und Mettlach erneut visitieren zu lassen1126. Am 2. oder 3. Februar 1489 starb Abt Damian1127. Auf dem Bursfelder Generalka­ pitel des Jahres wurde er noch 1489 in das Totengedächtnis (freilich zum falschen Datum des 12. Februar) der Kongregation aufgenommen1128. 65. G erhardus d e H asseilt (1489 - 24. VIII. 1517): Gerhard von Hasselt (in den Niederlanden) war zunächst cellera riu s der Abtei ge­ wesen; am 18. II. 1489, schon wenige Tage nach dem Tode seines Vorgängers, lei­ stete er dem Trierer Erzbischof den Eid1129. 1121 1122 1123 1124 1125 1126 1127 1128

    Vgl. Lager, Tholey 592 ff.; Levison, Geschichte 81; Scheer, Abtei 64; Stock, Abtei 19. Scheer, Abtei 72 n. Lager, Tholey 594. Linneborn, Bursfelder Kongregation 37; vgl. Lager, Tholey 595. Volk, Generalkapitelsrezesse 231. Volk, Generalkapitelsrezesse 234. Vgl. o. S. 16. Volk, Generalkapitelrezesse 236. Damianus abb. Tholeye (F. 125v) findet sich auch — dies­ mal zum 9. II. — im etwa 1486 angelegten und bis ins 19. Jn. weitergeführten Nekrolog der Trierer Abtei St. Mathias (Cod. Trier Seminarbibi. 63, F. 120 -179) neben anderen Tholeyer Einträgen bis zu Abt Lucas von Aufeldt (t 1582), die sämtlich Nachträge zum Grundstock darstellen: zum 6. III. Dns Rupert [u]s Wiek Ab: in Tholeya (Rupert von Wyck 1540-1572); zum 21. III. Anthonius Wiek 5. Mauricii in Tholeya mo: "; zum 9.IV. Lucas abbas in Tboleia (1572-1582); zum 24. VIII. Gerardus abbas Thofeiensis (vg\. u. Anm. 1150); zum 25. VIII. balthasar abbas tholeiensis (Balthasar von Utrecht t 1531) zum 20. X. Judocus abbas tholeien/sisJQudokus von Köln 1517-1520); zum 24. XI. P[ate]r Wilhelmfus] Gaudan[us]pnor sanc­ ti Mauricii in Tboleia; zum 5. TAI. f r [ater] Henric[u]s Boten in toleia; zum 6. XII. Francisc[u]s Amersfordt Cellerarius S. Mauritii m Tboleia; zum 9. XII. Pater Petrusparthenheym monachus S. mauricii in Tholeia; zum 10. XII. frfater]Nic[olaus]hermeskeil conuerßus]mfonastejrü toleiensis. Die Einträge spiegeln einen Verbrüderungsvertrag zwischen beiden Abteien. Vgl. Redlich, Johann Rode 47 f. Anm. 6; Marx, Handschriftenverzeichnis 52 f. 1129 Lager, Tholey 595. Vgl. Stock, Gerhard von Hasselt 63 ff.

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    Bereits am 18. August 1489 suchte Abt Gerhard durch die Verabschiedung einer neuen Dienstordnung für Klosterbeamte und andere Bedienstete das Reformwerk auch auf die ökonomische Situation der Abtei auszudehnen. Der diesbezügliche Konventsbeschluß lehrt uns, daß der Konvent sich inzwischen auf vierzehn Perso­ nen vermehrt hatte1130. Neben Gerhard umfaßte er die Mönche Eberhard, Anto­ nius, Johannes von Cues, Adrian von Alckmar, Adrian von Harlem, Gerbrandus, Johannes von Bacharach, Johannes von Arlt, Judocus von Köln (f 1520), den er­ sten Nachfolger Gerhards, Johannes Gorkum, Tilman (von Emmerich) (f 1526), den Nachfolger des Judocus, Johannes von Turnholt und Arnold von Neumagen. Der niederländisch-niederrheinische Einschlag des Konvents überwiegt deutlich: acht Mönche kommen aus dieser Region, drei sind ihrer Herkunft nach nicht zu bestimmen. Jedoch ist es dem Reformkloster gelungen, in nur vier Jahren auch drei Mönche aus dem Mosel- und Mittelrheingebiet zu rekrutieren. In diesem Jahr 1489 wurde Abt G erardus in T holeia auch in die Bursfelder Kon­ gregation aufgenommen1131. Elfmal, in den Jahren 1489, 1490, 1493, 1495, 1498, 1501, 1503, 1506, 1508, 1511 und 1516 nahm er persönlich an den Generalkapiteln der Vereinigung teil, zweimal (1503 und 1516) war er Kopräsident des Kapitels, zweimal (1506 und 1511) hielt er die programmatische Kapitelpredigt, mehrfach wählte man ihn zum Schreiber, zum Visitator, beauftragte ihn mit diplomatischen Missionen1132. Der Abt von Tholey war eine bedeutende Figur der Reformbewe­ gung geworden. An weiteren Quellen aus seiner Amtszeit lassen sich nennen: 1. Ein Lehnsbrief des G erhart v o n H asselt apt zu T h oley vom 31. IV. 1489 für Wilhelm III. Hombrecht von Schönberg1133. 2. Ein weiterer Lehnsbrief des G erhart Apt zu T holey für denselben vom 2. V. 14921134. 3. Eine Bulle des Papstes Alexanders VI. vom 4. XII. 1492 sicherte Abt und Konvent die freie Besetzung der Tholeyer Johanneskirche, der eigentlichen Pfarrkirche des Ortes zu, womit die bisherigen Einkünfte des Vikars an die Abtei fielen1135. Auch hier wird die Sorge des Abtes um das Kloster deutlich. Die Bulle setzte nämlich eine Zweckbestimmung für die zusätzlichen Ein­ künfte fest: die Reparatur der Klosterbauten, die durch zwei Brände der letz­ ten sechzig Jahre arg geschädigt worden w aren :... a sex aginta annis citra p r a e­ d ictu m m on a steriu m tem p o re gu erra ru m com b u stu m bis fu it et in ejus stru ctu ­ ris et a ed ificiis m a gn a m ruinam p ertu lit, ita ut ex illius (sc. ca p ella e S .Joa n n is)

    1130 Scheer, Abtei 77 ff. 1131 Volk, Generalkapitelsrezesse 237. 1132 Volk, Generalkapitelsrezesse 242. 249. 257. 261.268. 270. 283.298. 306. 313. 327. 330. 334. 340.347.353.359.362.370.373.381.391.400.409.411.421.434. 443.451.459. Vgl. Scheer, Abtei 79 ff. 1133 LHA Koblenz 54/S 603. Vgl. Klein, Hombrechtlehen 109. 1134 LHA Koblenz 54/S 606. Vgl. Klein, Hombrechtlehen 109. 1135 Lager, Tholey2 102 ff.

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    fru ctib u s red d itib u s et p ro v en tib u s eju s p o rta e et m uri a d illu d d e ce n te r cla u ­ d en d u m reparari ... h a cten u s n on p o tu erin t. Die Baumaßnahmen bezogen sich also vor allem auf Pforten und Mauern des Klosterbereichs, auf die Mög­ lichkeit der Mönche eben, sich gemäß der Regel Benedikts aus der Welt zu­ rückziehen zu können. So sollte das Recht der freien Besetzung auch dazu dienen, ungeeignete Säkularpriester, die durch lärmendes Treiben auffielen, vom Klosterbereich fernzuhalten, ja eventuell die Kirche durch einen Konventualen versehen zu lassen. 4. In einer Bulle vom 13. I. 1493 gewährte Papst Alexander VI. dem d ilecto filio G erardo A bbati und seinen Nachfolgern das Recht, die Mitra und andere bi­ schöfliche Insignien zu tragen, im Kloster und den ihm unterstehenden Pfarr­ kirchen den apostolischen Segen zu spenden sowie seinen Novizen und aliis su b jectis die Tonsur und die vier niederen Weihen zu geben und die kirchli­ chen Gewänder und Ornate zu benedizieren1136. Der Reformabt erreichte da­ mit eine teilweise geistliche Autonomie seines Klosters und dessen Grund­ herrschaft. 3. Urkunde des G erhart v o n Hasseil, Abt zu Tholey, vom 3. VI. 1493 über die Be­ willigung eines Gültverkaufs1137. 6. Urkunde des G erhart v o n n g o tts g n a d en n apt ... d es m on sters ...z u th o ley vom 26. XII. 14941138. 7. Gerhard von Hasselt führte 1502 zusammen mit Johannes Trithemius, Abt von Sponheim, Verhandlungen für die Bursfelder Kongregation auf dem Nürnberger Fürstentag1139. 8. Abt Gerhard und sein Konvent schenken am 22. IX. 1503 dem Herzog René von Lothringen bestimmte Rechte zur Ausbeutung von Edelsteinen im Scheurener Gericht gegen die Ausstellung eines Schutzbriefes1140. 9. Lehnsbrief des Abtes Gerhard von Hasselt aus dem Jahre 1506 für Wilhelm III. Hombrecht von Schönberg1141. 10. Brief des Abtes Johannes Trithemius an Abt Gerhard aus dem Jahre 15071142. 11. Urkunde vom 23. VIII. 1509 mit Nennung des Abtes Gerhard von Hasselt1143. 12. Urkunde des G erhart a p t ... zu th o ley vom 16. X. 1512 über den Verkauf eines Hauses zu Piesport1144. 13. Verbrüderungsvertrag des G er ardus abbas mit Abt und Konvent von St. Ma­ ximin (Trier) im Jahre 15161144a.

    1136 Lager, Tholey2 104 ff. 1137 Pfarrarchiv St. Wendel (freundliche Mitteilung von H. W. Herrmann). Vgl. Hannig, Reg. St. Wendel 102. 1138 LHA Koblenz 182/9 (Kop. 18. Jh.). 1139 Volk, Generalkapitelsrezesse 330; Arnold, Trithemius 25. 1140 Lager, Tholey 537 f. 1141 LHA Koblenz 54/S 623. Vgl. Klein, Hombrechtlehen 109. 1142 Lager, Brief 189 ff.; Arnold, Trithemius 25. 168. 211. 216. 272. 1143 Salm’sches Archiv in Anholt, Bestand: Salm-Kyrburg Nr. 1609 (freundliche Mitteilung von H. W. Herrmann). 1144 LHA Koblenz 182/14 (Kop. 18. Jh.). 1144a Cod. Trier Stadtbibi. 1635/48, F. 4r/v.

    204

    Den Bemühungen Gerhards - nach dem Vorbild seiner Heimatabtei1145 - um die ökonomische Gesundung des Klosters, von der die Klosterordnung zeugt1146, dem Versuch, die historische Tradition der Abtei im Cod, Trier 1489, der auch die Abtsliste enthält, zu aktualisieren, stehen die Bauten des Abtes1147, seine Stiftung einer großen Glocke1148 und seine Förderung des Kunsthandwerks im Klosterbe­ reich1149 zur Seite. Man wird nicht umhin können, ihn auch im kulturellen Bereich einen Reformer zu nennen. Ohne seine Bemühungen wäre die historische Überlie­ ferung der dreizehnhundertfünfzigjährigen Abtei noch spärlicher als sie jetzt ist. Am Bartholomäustage (24. VIII.) des Jahres 1517 starb Abt Gerhard zu Trier, of­ fenbar unerwartet1150. Noch kurz zuvor hatte er durch den Abt von St. Jakob zu Mainz sein Prokuratorium an das am 30. VIII. stattfindende Generalkapitel der Bursfelder Kongregation gesandt1151. Die Abtsliste F (fast wörtlich ebenso G), die auf Tholeyer Quellen zurückgeht, ehrte ihn mit den Worten: ...e x m on a sterio L acensi ed u ctu s, et D am iano a n tecesso ri in opus refo rm a tio ­ nis subm issus, p rim o cellerariu s, d ein ab bas m axim am cam p ana m fu n d i cu ra ­ vit. Spiritum T reveris ex h alavit fe s to d ie s. B arth olom aei, cu ju s corp us T b eo legiu m relatum , h u m a tu m fu it a d in troitu m chori. Am Eingang des Chores, an ausgezeichnetem Platze also, fand der Reformator von Tholey seine letzte Ruhestätte1152.

    1145 Vgl. zu den Beziehungen von Maria Laach und Tholey Revue Ben, 10 (1893) 81; Pauly, Gesch. Trier 1 96 f. Im Eifelkloster enthält vor allem der ,Codex Tilmani1 des Mönchs Tilman von Bonn das Reformwerk: 1) Fundatio, 2) Zusammenstellung der Besitzrechte, 3) Lehensbuch, 4) Memorienbuch über Seelgerätsstiftungen der Wohltäter der Abtei, 5) To­ tenbuch. Tilman schrieb auch eine verlorene Geschiente der Abtei: Annotationes de gestis abbatum Lucensium. Vgl. Richter, Schriftsteller, passim. 1146 Zur Klosterordnung vgl. o. Anm. 1130. Zu einem späterem Kopial- und Saalbuch, vgl. Kreuz, Besitztümer, passim; Stock, Archivbestände. 1147 Vgl. Reichert, Baugeschichte 232 ff. 1148 Lager, Tholey 598. 1149 Volkelt, Bauskulpturen 45. 1150 Das Kapitel der Bursfelder Kongregation nahm ihn noch 1517 in den Nekrolog auf: in Tholegia dns. Gerhardus abbas ibidem ipso die s. Bartholomei. Vgl. Volk, Generalkapitelsrezesse 458. Vgl. o. Anm. 1128. 1151 Volk, Verbleib 279. 1152 Zu seiner Grabsteinplatte vgl. Volkelt, Bauskulpturen 45.

    205

    5 Ergebnisse Das Unglück, das die Überlieferung der Abtei Tholey getroffen hat, läßt sich nicht aufheben. Der genuine Urkundenbestand des Klosters ist nahezu restlos vernich­ tet. Mühsam nur können die Spuren, die das saarländische Kloster in der Ge­ schichte hinterlassen hat, aus vorwiegend externer Überlieferung nachgezeichnet werden. Diese Überlieferungslage macht es so wichtig, die unscheinbare Quelle der Tholeyer Abtslisten auf die Zuverlässigkeit ihrer Aussagen zu überprüfen. Die philologische, namenkundliche und historisch-quellenkritische Analyse der Abtslisten hat ergeben, daß diese Listen auf eine Redaktion der Zeit um 1500 zu­ rückgehen, die selbst auf einer älteren Redaktion des Jahres 1346 aufruht. Die Neuredaktion ist nicht ohne Brüche gegangen, sie hat Beiwerk hinzugefügt. Je­ doch lassen sich die Brüche entdecken und kitten; das ausschmückende Ornament läßt sich verstehen und beseitigen. Die Tholeyer Abtslisten sind in ihrem Aufbau und in ihrem uns auch in den Wider­ sprüchen verstehbaren, nachvollziehbaren Wachstum selbst ein Monument der Erarbeitung des geschichtlichen Selbstverständnisses der Abtei. In ihrem ältesten Kern sind die Listen überall dort, wo wir das überprüfen konnten, zuverlässig. Das gibt Vertrauen, sie auch in den nichtüberprüfbaren Teilen als zuverlässig an­ zusehen. Mit anderen Daten zur Geschichte der Abtei Tholey kombiniert begin­ nen die spröden Namen der Listen zu sprechen. Ja, die sprachliche Gestalt der Na­ men selbst gibt Hinweise auf die Frühgeschichte des Klosters. Man wird sich vielleicht fragen, wie es kommen könne, daß in einer Abtsliste des späten Mittelalters eine im wesentlichen richtige und unverfälschte Tradition seit der Gründungszeit der Institution durchscheint. Die Antwort fällt heute - nach den intensiven Forschungen der Mediävistik zur Bedeutung der m em o ria , des li­ turgischen Totengedenkens in der Welt der mittelalterlichen Konvente - leichter als noch vor einigen Jahren. Erst kürzlich hat man gezeigt, daß in der aus dem 6. Jahrhundert stammenden ,Regula Magistri' Bestandteil der Ordination des neuen Abtes der Eintrag des Abtsnamens durch den ordinierenden Bischof in das Abts­ diptychon der Gemeinschaft ist1153. Die liturgische Gedächtnistafel mit den Na­ men der verstorbenen Äbte und des lebenden Abtes, die zu bestimmten Gelegen­ heiten in der Messe rezitiert wurden, war also einer strengen Kontrolle unterwor­ fen. Es erweist sich zugleich „die Bedeutung einer Äbteliste für die rechtliche, so­ ziale und geistliche Stellung des Abtes im Kloster“1154. Das Interesse von Konvent

    1153 Frank, Bestellung 111. 1154 Oexle, Memoria 334 f.; vgl. Oexle, Gegenwart 40 ff.

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    und Abt an einer Fortführung der m em o ria verklammert auch im Falle von Tholey die Zeiten und Personen: die Äbte der Frühzeit, den Bischofsabbatiat des Hatto von Verdun, die Redaktion*X des Abtes Philipp von Hagen um 1346 und schließ­ lich die Kodifikation der Redaktion *Y unter dem Reformabt Gerhard von Has­ selt1155. So werden die Abtslisten zu einer eigenständigen und nicht gering zu schätzenden Quelle für die Geschichte der Abtei. Aus den Anfängen einer von einem Adligen der Merowingerzeit gestifteten Klerikergemeinschaft erwächst - wohl seit dem 9. Jahrhundert - ein benediktinisches Kloster. Die Positionen zwischen dem Eigen­ kirchenherrn, der Kirche von Verdun, und dem Diözesanoberen, dem Trierer Bi­ schof, wechseln. Im 9. Jahrhundert legt vorübergehend auch das Königtum die Hand auf das Kloster. Die Verduner Bischöfe nehmen den gefährdeten Außenpo­ sten alsbald bis in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts in den Schutz einer Perso­ nalunion zwischen Abt und Bischof. Erst im Zuge der lothringischen Benedikti­ nerreform erhält Tholey wieder reguläre Äbte, der Verduner Einfluß bleibt jedoch bis ans Ende des elften Jahrhunderts dominant. Im 12. Jahrhundert verstärkt Trier erfolgreich seine Bemühungen um die Abtei, deren Kirche längst Sitz eines Trierer Archidiakonats ist. Im 13. Jahrhundert gewinnt Verdun seine weltliche Gewalt über Tholey wieder, ein juristischer Kompromiß bestimmt von nun an die Posi­ tion der Abtei zwischen Trier und Verdun. Das Ende des Jahrhunderts bringt den Neubau des Klosters. Im 14. Jahrhundert verstärkt sich endgültig die Trierer Do­ minanz in Tholey; die Adelsgeschlechter der Umgebung, die Hagen, Oberstein und Sötern, erobern die Abbatiale des Jahrhunderts und dominieren auch noch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Tholey ist ein kleiner, von adligen Insassen geprägter Konvent geworden, das Benediktinertum der Konventualen ist äußerli­ che Form. Dem Verfall des inneren Lebens entspricht der durch Kriege und Plün­ derungen verursachte äußere Ruin. Die Reform ist überfällig. Dennoch scheitern mehrere erste Ansätze. Erst das Eingreifen des Trierer Erzbischofs zugunsten der Reform bringt den Durchbruch. Tholey erringt am Beginn der Neuzeit noch ein­ mal eine geachtete Position unter den Benediktinerklöstern Deutschlands im Rah­ men der Bursfelder Kongregation. Doch nun wäre eine neue Geschichte zu schrei­ ben, von der wir schweigen müssen.

    1155 Vgl. auch Sot, Gesta 19 mit Hinweis auf die Begründung der Initiative des Bischofs Dado von Verdun um 916/17 für die Anlage der,Gesta episcoporum Virdunensium' — ne autem penitus oblivioni traderetur antecessorum vestrorum sacrosancta memoria (MG SS IV 40). Be­ reits 893 hatte Dado die Taten seiner unmittelbaren Vorgänger Hatto und Berhard aufge­ zeichnet: . . . coepi.. .priorum pontificum facta ad memoriam reducere, et eorum a nostrae ecclesiaefidelibus sedulo ac salubriter investigare. Idcirco etenimfacta orthodoxorum praesulum litteris annotavi, ut eorum memoria sit nobiscum aeterna, quorum nomina in caelo credimus aeternaliter esse scripta (MG SS IV 37). Zum Genus der ,Gesta episcoporum1 vgl. auch Sot, Organisation 31 ff.

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    ABBILDUNGEN UND KARTEN Abbildungen 1. Cod. Trier Stadtbibliothek 1349/91, F. 136v (Tholeyer Abtsliste)

    S. 245

    2. Cod. Trier Stadtbibliothek 1349/91, F. 137r (Tholeyer Abtsliste, Fortsetzung)

    S. 246

    3. Cod. Trier Stadtbibliothek 1349/91, F. 176v (Verbrüderungsvertrag zwischen den Abteien Tholey und St. Paul, Verdun)

    S. 247

    Nr. 1 Tholey im Raum zwischen Maas und Rhein zur Merowingerzeit

    S. 78

    Nr. 2 Der Tholeyer Pfarrbezirk

    S. 86

    Nr. 3 Schenkungen zum Tholeyer Kirchenbau in den sechziger und siebziger Jahren des 13. Jhs. nach dem Spendenverzeichnis des Cod. London B. M. Add. 29276

    S. 187

    Karten

    208

    ABKURZUNGEN AASS

    = Acta Sanctorum, ed. Joannes Bollandius u. a., editio novissi­ ma, curante J. Carnandet, Bd. 1 ff., 1863 ff.

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    AmrhKG

    = Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte

    BECh

    = Bibliothèque de l’Ecole des Chartes.

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    Bibi. Sanet.

    = Bibliotheca Sanctorum, 12 Bde., Roma 1961-1970

    BzN

    = Beiträge zur Namenforschung

    CSEL

    = Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum, Bd. 1 ff., Wien 1864 ff.

    DA

    = Deutsches Archiv der Gesellschaft für Altere Deutsche Ge­ schichtskunde

    DACL

    = Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de liturgie, 15 Bde., Paris 1907-1953

    DHGE

    = Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques, Bd. 1 ff., Paris 1912 ff.

    FEW

    = Französisches Etymologisches Wörterbuch, hg. v. W. v. Wartburg, Bd. 1 ff., Tübingen 1948 ff.

    FmSt

    = Frühmittelalterliche Studien

    HJb

    = Historisches Jahrbuch

    JGLGA

    = Jahrbuch der Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Altertumskunde

    JWLG

    = Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte

    LM

    = Lexikon des Mittelalters, Bd. 1 ff., München/Zürich 1977 ff.

    LThK2

    = Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Aufl., hg. v. J. Höfer u. K. Rahner, 10 Bde., Freiburg i. B. 1957-1968

    Mansi

    = Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, Editio novissimo, 53 Bde., Paris 1901-1927.

    MG

    = Monumenta Germaniae Historica

    AA

    = Auctores antiquissimi

    Cap.

    = Capitularia regum Francorum

    Cone.

    = Concilia

    Const.

    = Constitutiones et acta publica imperatorum et regum

    DD

    = Diplomata

    Epp.

    = Epistolae 209

    Libr. Confrat.

    = Libri Confraternitatum

    Poetae

    = Poetae Latini medü aevi

    SS

    = Scriptores

    SS rer. Mer.

    = Scriptores rerum Merovingicarum

    MHVP

    = Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz

    MSAL

    = Mémoires de la Société d’Archéologie Lorraine

    NA

    = Neues Archiv der Gesellschaft für Altere Deutsche Ge­ schichtskunde

    NDB

    = Neue Deutsche Biographie, Bd. 1 ff., Berlin 1953 ff.

    PL

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    PN

    = Personennamen

    RB

    = Revue Bénédictine

    Reg. Imperii

    = Regesta Imperii, ed. J. F. Boehmer u. a., Bd. 1 ff., Köln 1889 ff.

    Rh. Vjbll.

    = Rheinische Vierteljahrsblätter

    SMB

    = Studien und Mitteilungen des Benediktinerordens

    SN

    = Siedlungsnamen

    ZGORh

    = Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins

    ZGS

    = Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend

    ZMF

    = Zeitschrift für Mundartforschung

    210

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    244

    Abb. 1 Cod. Trier Stadtbibliothek 1349/91, F. 136v (Tholeyer Abtsliste)

    245

    Abb. 2 Cod. Trier Stadtbibliothek 1349/91, F. 137r (Tholeyer Abtsliste, Fort­ setzung)

    246

    Abb. 3 Cod. Trier Stadtbibliothek 1349/91, F. 176v (Verbrüderungsvertrag zwischen den Abteien Tholey und St. Paul, Verdun)

    247

    Personennamen Abt v. Tholey 12 f., 22, 34, 37, 41, 43 f., 54, 57, 174, 176 ABBO, Bf. v. Verdun 106 A bbo, Abt v. Tholey s, Aberherdus A braham (bibl.) 66 ACHERY, Luc d’ 45 A dalbero i„ Bf. v. Metz 157 f., 165 A dalbero il, Bf. v. Metz 34,153 A dalbero , Propst v. St. Paulin (Trier) 166 A dalbertus 54, 148 f. ADALGISIL62, 77, 79, 118 ff., 122

    A m alh ard , A b t v. Hornbach 58 A mallindis 80 A malrich , Archidiakon v. Verdun

    A dalgisil G rim o 11, 2 1, 23, 29, 37 f., 44, 47, 5 6 ,5 9 ,6 1 f., 64 f., 68 f., 7 6 - 8 1 ,8 3 ff., 87 f., 9 1, 94 f., 97, 105 f., 1 1 8 -1 2 4 , 126, 128, 14 1, 147, 167, 178 A dalgisus sibl Allo 119 A d a l h a r d 54, 133, 148 ADALHELM, A b t v. Tholey 21,25, 32,40,45, 51,

    A nno 176 A nno , Abt v. Tholey 21, 31, 49, 127 f., 131 A nno il, Eb. v. Köln 174 f. A nthonius Wiek 202 A ntonius 203 A ntonius v . Trier 26 A ntonius d ’ Yepes 26 A rator , Hl. 75, 93, 95, 130, 140, 143 A rbeo , Bf. V. Freising 83 A rculf 83 A rdalinu S episcopus 106 A ribo, Ebf. v. Mainz 34 A rmoin , Bf. v. Verdun 3 0 ,3 6 , 38, 44, 57, 5 9 ,6 4 , 105 f. A rnold , Eb. v. Trier 179 A rnold , Abt v. Tholey 16, 22, 34, 176 A rnold v . Weiskirchen 194 A rnolt v. Neumagen 203 A rnulf , K s . 146 f. A rtald, Bf. v. Reims 150 A spasius 97 A th alarich , Kg. 84 A tto s . Adalbertus AUDO 62 A udo , Bf. v. Orléans 62 AUDOINUS Dado, Bf. v. Rouen 61 f., 64 AUDOLA 127 AUDOMAR, Bf. v. Thérouanne 62 A ugustinus , Hl. 173 A ugustinus , A bt v. Tholey 30, 38 A urelius, Hl. 70 A ustresius 99 f., 110 f. A ustroald 100 A vitus , Hl. 110 A zicho 155

    ABERHERDUS,

    90, 131-136, 138, 141 A d alm an , Abt v. St. Vanne (Verdun) 152 f. A d am n an , A bt v. Jona 83 A delardus , Propst v. St. Vanne (Verdun) 152 f. ADEDO, Abt v. Tholey 21, 33, 53, 155 A d olach o 119 A drian v . A lckm ar 203 A drian v . H arlem 203 A dventius, Bf. v. Metz 132 f., 141 A elianus 63 A g ath a , Hie. 77, 87 A gericus , Hl. 64, 140 A gilolfinger 117 AGILULFUS qui et Ago 54 A gnes 194 A g o s . Agilulfus AGREBERTUS, Bf. v. Verdun 105 f. A laicho 119 A lbanus , Hl. 146 A lberich v . Trois-Fontaines 143 A lbero, Eb. v. Trier 41 A lbero v. Montreuil, Eb. v. Trier 177 f. A lbero, Bf. v. Verdun 57 A lbrich 135 A ldrich , Eb. v. Sens 129 f. A ldricus 177 A le IDE 193 A lexander v i „ Papst 203 f. A lexius, Hl. 173 A lodius, Bf. v. Toul 96 A lolachus 119 A malbert, Chorbf. (Verdun) 109 A m alh ar , Chorbf. (Metz) 58

    153, 160

    A m an tius , Hl. 64, 120 A micus praepositus 161 A mita 80 A ndo s . Hnodo A ndreas 147 A ngelika v . Tholey 198 A ngibert, A b t v. St. Martin (Trier) 165 f. A n GLEBERTUS, Archidiakon v. Verdun 106

    B a d o s . Frido B alduin , Eb. v. Trier 192-195 Balthasar v . Utrecht, Abt v. Tholey B anto , Hl. 38, 77, 88, 167

    20, 202

    249

    Barnoin s. Bernoin Bartholomäus , Hl. 92, 205 B auer , Notar 15, 42 Bava 100 B eatus, H l. 38, 167 Benedictus 41 Benedikt, Hl. 19, 93, 99, 101 f., 112, 143, 150, 156, 159 f., 162, 165, 173, 204 B enedikt vii., Papst 160, 165 f. B enedikt ix., Papst 168 Benzo 176 Berard 154, 160 B erard , Chorbf. (Toul) 138 B ercharius , Abt v. Montier-en-Der 96, 105 B erhard 152 BERHARD, Abt v. St. Martin (Metz) 152 B erhard , Bf. v. Verdun u. Abt v. Tholey 16,

    21, 25, 32, 35, 40, 44, 52, 56, 87, 91, 141, 143, 145-148, 154, 207 B eringer 53, 59 B eringer , Chorbf. (Trier) 138 BERNARDUS 34 Bernarius 124 BERNGER.Bf. v. Verdun u. Abt v. Tholey 17,32, 35, 42, 44, 53, 56, 60, 73 ff., 146, 150 ff., 154, 159, 161 B ernhard 152 BeR(N)HARD, Abt v. Tholey 16, 21, 33, 53, 74 ff., 152-155, 159 f. BERNHER, Chorbf. (Verdun) 150, 152 f., 156 BERNOIN, Bf. v. Verdun und Abt v. Tholey 16, 21, 25, 32, 40, 44, 52, 56, 1 4 7 -1 5 1 , 154 Bern OINUS de Mannendal 193 BERNOWIDA 136 BerTALAMIUS, Bf. V. Verdun 37, 41, 57, 106 BERTEHADUS21, 25, 37, 45, 52, 56, 91, 124, 138 B ertelaig 119 B erthar 138 B ertharius 28, 36 ff., 43, 51 f., 56 f., 63 ff., 68 f., 75 ff., 80 f., 90 f., 97, 102, 105 f., 109, 129 f., 132, 138, 140, 142 f., 146, 160 BERTHOLD, Abt v. Tholey 17, 22, 34, 177 Bertoendus, Bf. v. Châlons-sur-Marne 107 Bertolf 195 B ertolf, Abt V. Tholey 17, 22, 25, 34, 44, 176 BERTOLF il, Abt v. St. Eucharius (Trier) 178 BERTRADA 125 f. B ertram de Lapide 192 B ertui.F, Eb. v. Trier 145 B etto 127 B etzelin 195 BETZELIN v. Sötern, Abt v. Tholey 16, 22, 35 f.,

    46, 60, 193 ff. Beymolduss. Boemund

    250

    B iliwulf 81 B ivin , Gf., Laienabt Blasius , Hl. 144

    v. Gorze 132 f.

    BLICHERUS, Abt v. Tholey u. St. Paul (Ver­ dun) 21, 33, 53, 155-161, 164 BOBO 62, 77, 79, 123 Bodagisil 120 BODAGISEL, Gründer d. Abtei Lübeln 80, 119 BODEGISIL79, 118 ff. Bodigysilus 79, 80 B odogisil dux 79, 122 Boemund il, Eb. v. Trier 195 Boemund ( v . Nalbach?) 192 BOEMUND gen. Schulteße, Meister

    zu St. Wen­

    del 195 Sötern, Abt v. T h oley 15 ff., 22, 25, 40, 54, 128, 195-198

    BOEMUND v .

    BOGGIS s. Bodogisil BOGGO 119, 122 Bonifatius, Hl. 125,

    127

    Boso, Bf. 133, 147 f. Brendanus , Hl. 99 Brictius , Hl. 173 Brun , Eb. v. Köln 73, 151 f., 158 Brunichild 115 B ucelinus, Gabriel 26, 39 BUERMERUS s. Buot merus BUGGO 119 BUOTMERUS, A b t v. T h oley 21, 24, 25, 3 1, 43, 50 f., 129 Burchard 33 B urgundofar O, Bf. v. Meaux 107

    C andidus 41 C arileph , Hl. 67, 102, 167 K arl il, Kg. 146 K arl d. einfältige, Kg. 135, 157 K arl D. grosse , Ks. 74, 109, 127, 131 f., 136 K ar l D. kahle , Ks. 111, 130, 132, 141 f„ 145 K arl M artell 106, 109 K arlm an n , Kg. 117 CASPAR v . Dahlem, Abt v. Tholey 17, 22, 200 C astor , Hl. 84 K atharina v . Schaumberg 197 C esarius, Hl. 156 CHARDRADUS (qui) et Harbertus 62 CHARDUIN 126 C haribert 126 C haribert, Gf. v. Laon 125 f. CHIETMERICUS s. Chretmerus C hildebert 117 C hildebert il, Kg. 116 C hilderich l, Kg. 63 CHILDERICHIL.Kg. 77, 100, 104-107, 110, 117,

    123

    C hlodulf, Bf. V . M etz 48 C hlodwig i.. Kg. 114 C hlodwig il, Kg 104 C hlodwig in., Kg. 104, 118 C hlothar II., Kg. 61 C h rau DINGUS, Hl., Abt V. Tholey

    u. Beaulieu 21,25,31,38 f., 41 f., 48,71 ff., 92,96,98 -114, 120-123, 167 C hrethmerus s. Chrothmerus CHRODEGANG, Bf. v. Metz 110, 157 C hroding 117 C hrodinus 114 ff., 120, 122 C hrodmarus 97 C hRODOARA, Hie. 120, 122 C hrodoin 116 f., 119, 122 CHRODOlN L, Abt v. Weißenburg 116, 118, 120, 123 C hrodoine 117 f., 120 ff., 126, 132 C hrodomarus 97 C hroduin , Abt v.

    Tholey 15 f., 18, 21, 25, 39, 41 f„ 48, 58, 99, 102, 112 ff., 120, 123 C hrothmer 47 C hrothmerus, Abt v. Tholey 2 1, 25, 47, 97, 113 f. C hunibert, Hl. 143 C lemens s. Clodobertus CLEMENS s. Willibrordus Clemens C lodobertus 124 C lodulph , austras. Hzg. 30 C o lag 119 Co laïc 119 C olbert 181 C oleg 119 K olumban , Hl. 23,

    61 ff., 67,72, 87,98 f., 102, 107, 120, 167 C oncelin , Raugf. 192 K o n rad il, K s. 164 KONRAD/KUNO, HL, Eb. v. T rier 25, 34, 37, 43, 55, 92 ff., 174 ff. K o n rad , Bf. v. Metz 181 K o n rad , Bf. v. Straßburg 185 C o n rad , Abt von Tholey 22, 34, 174 K on rad , Gf. v. Paris 144 C onstantin , Abt v. Orval 178 C ontz Mauchenheimer v. Zweibrücken 198 CUNEGUNDIS, Ksin. 164 K un o i., Eb. v. Trier, Hl. s. Konrad K u n o il, Eb. v. Trier 195 C u n o 41 K unibert, Eb. v. Köln 62, 77 D a d o , Bf.

    v. Verdun u. Abt v. Tholey 17, 21, 25,32,44,52,56,133,143,145-148,150,154, 161, 207

    D agobert I , Kg. 23, 26 f., 29 f„ 36 ff., 5 6 ,6 8 f., 80 f., 104, 178 D agobert il, Kg. 117 D agobertus 41 D am ian v . Lommersweiler, Abt v. Tholey 16,

    19 f., 22, 200 f., 205 D avid (bibl.) 66 D emuda v. Kempt 196 D eodatus, Abt v. St. Die 106 f. D esiderius, Abt v. Beaulieu-en-Argonne D esiderius, Bf. v. Cahors 38, 61, 63 f. D esiderius v . Vienne, Hl. 93, 97 D ietrich v . Brandscheid 201 D ietrich v . Eisetz 197 D ietrich v. Hagen 185 f., 188, 190, 194 D isibodo , Hl. 38, 67, 70, 102, 167 D ro go 132 D udo 161

    123

    Ebaro 58 Ebbo qui et Eberhardus 54 E berhar D(u S) 37, 54, 203 E berhardus s. Aberherdus E berhard v, Camp 144 Eberin 138 Eberinus, A b t v. Tholey 2 1, 51, 134 f., 138 Eberwin 54, 135 E berwin , Abt v. St. Martin (Trier) u. Tholey

    17, 21, 32 f., 37, 39, 44 f., 67, 72 f., 77, 84, 90, 98 f., 101, 128, 158, 163-173 EbreO, Chorb. (Trier) 58 Ebroin 135 Ebroin /EBERWIN, Abt v. St. Paul (Verdun) 160-164 Ebruin 135 EBRUINUS IL, Abt v. Tholey 21, 54, 161, 164 Ebur 108 f. E gbert, Eb. v. Trier 87, 155, 158 E gilbert, Eb. v. Trier 166 Eg o n , Johannes 24 Ehernominius . Hieronimus, Abt v. Tholey E hrardus , Abt 30, 38 ElGlLMANN . Freilaubersheim 191 s

    v

    E leuther(i)us 53 Elias (bibl.) 113 Elicherus s. Bücher, Abt v. Tholey E ligius, Hl., Bf. v. Noyon 61 ff., 120 E lironius 33, 54 E lisäus (bibl.) 113 El io 49 E l z a 191 Emich 191 Emicho v. Oberstein, Abt v. Tholey 16,

    22, 35,

    191 ff.

    251

    Em ond 192 Engobert 136 EOALDUS, Bf. v. Vienne 97 E parlaig 119 Erasm us v. Rotterdam 24 Erkanfrida 90, 136 Ermenaldus , Abt v. Tholey

    F riedrich i., Ks. 179 F riedrich , Gf. v. Homburg 180 F riedrich , Gf. v. Verdun 162 F riedrich , d. Alte, Gf. v. Zweibrücken-Bitsch

    197 21, 25, 32, 40, 51,

    135 E rmenandus s. Ermenaldus E rmengaud , Abt v. St. Mihiel 59 Ermengundis 77 E rmentrud 148 E rminfrid , Bf. v. Verdun 69 Ernst , Abt v. St. Martin (Trier) 166 Etichonen 96 EUFFRID v . Esch 196 E ufimia , Abtissin v. St. Pierre-aux-Nonnains

    (Metz) 127 EUGENDUS, Abt v. St. EURICH, Kg. 97 E v r a n d u s 51 Exuperius , Hl. 92, 95

    Claude 89

    F abian , Hl., 93, 156 F a o LAIC s . Colaic F a TH, Christoph Wilhelm 20 F austus v . Riez 113 F edreus 49 FlDEARDUS, Abt v. Tholey 21, 25, 31, 49, F idegart 49 F idubert 49 FlNGENIUS, Abt v. St. Vanne (Verdun)

    126

    102,

    161 ff. FlRMIN, Hl., Bf. v. Verdun 139 f., 150 F lodoard v . Reims 103, 147, 150 F lodulf s. Chlodulf F lorentinus 41 FOLCRAD il, Abt v. St. Paul (Verdun) 174 F o lm ar 191 F o lm ar , Abt v. St. Maximin (Trier) 121 F o lm a r , Abt v. Tholey 16, 22, 35, 189 ff. F o lm ar i. Gf. v. Blieskastel 175, 179 FOLMAR v. Blieskastel, Archidiakon (Trier) 179 F o lm ar , Gf. d. Saar- und Bliesgaus 138 F o lrad I., Abt v. St. Paul (Verdun) 174 FOLRAD, Abt v. Tholey 16, 22, 34, 171, 174 F o lram , Abt v. Rettel 178 F ortunatus , HL, Bf. v. Trier 178 F ranziskus Amersfordt 202 F rawinsind 119 „F redegar “ 80, 115 f. F retmodu S, Abt v. St. Vanne (Verdun) 127 F rido s . Dado F riü OLENUS v . Säckingen, Hl. 102

    252

    F riedrich v . Hagen 194 F riedrich v. Stein 191 F rodobert, Abt v. Celle 97 F rodoinus s . Chrodoinus F rodolenus 48 F rodon (I)US 35, 37 FULRAD, Abt v. St. Denis 117, 127 F urseus , Hl. 72 G allus , Hl. 67 f., 71 f., 98 f., 102, 167 G ardinus , Abt v. St. Paul (Verdun) 160 f. G aspard de Roussel, Abt v. Tholey 40 G auzlin , Abt v. St. Denis 144 G auzlin , Bf. v. Toul 149 G ebahart 117 G ebhard 116, 148 G eboart 133 G ebold 132 f. G eorg , Hl. 93 G érard , Abt v. Theuley 39 G erardus , Chorbf. (Trier) 155 G erberga 148, 163 G erbert, Bf. v. Verdun 30, 36, 38, 44, 57,

    59,

    105 f. G erbrandus 203 G ereon , HL 98 G erhard 136, 148, 154 G erhard v . Gouda, Abt v. Tholey 20, 25 G erhard v . Hasselt, Abt v. Tholey 17, 19

    f., 22, 46, 56, 76, 128, 170, 202-205, 207 G erhard , Hzg. v. Oberlothringen 136 G erhard , Abt v. Prüm 180 G erhard , Abt v. Tholey 21, 33, 37, 39, 75, 164 G erhard , Bf. v. Toul 158 G ermanus 49, 63 G ermanus , Abt v. Moutier-Granval 63 G ermanus v . Auxerre, HL 139, 173 G ermanus , Bf. v. Paris 63 G ertrud , H k 112 GlSLOALD.Bf. v. Verdun 30, 36, 38 f., 41, 44, 57, 59, 61, 105 f., 117 G o d o s. Guido G o g o , Hausmeier 115 GODILMANN der Glöckner, Meister zu St. Wendel 195 GODMAN v. Hobstetten 198 G orgonius , HL 110 GOTTFRIED, Kg. v. Jerusalem 177 G ottfried , Abt v. Bouzonville 194

    G ottfried v . A rnstein 178 G ottfried v . Ellenbach 198 G ottfried 148 G ozlin 136, 148 G ralinger Mauritius, Abt v, Tholey 42, 45 G raod obard 48 G regor il, Papst 31 G regor vu., Papst 143, 166, 174 f. G regor dc., Papst 181 G regor x „ Papst 186 GREGOR, Bf. v. Tours 68, 80, 114 ff., 133, 167 GREGOR, Abt v. Prüm u. Tholey 16, 22, 34, 39,

    H einrich , Gf. 153 H einrich , Gf. v. Blieskastel 179 H einrich , Gf. v. Salm 188 f. H einrich Boten 202 H einrich v . Tholey 198 HEINRICH v . Wolfersweiler 195 H eiroaldus dtaconus 160 H enschen 175 H enzo gen. Nebelung, Meister zu St. Wendel 195 H erbertus, Abt V. Tholey 21, 35, 37, 49, 124,

    176 f., 179 f. G rimo s . Adalgisil Grimo

    H erefrid 134

    GRIM0 41 G rimoald , Hausmeier 62, 115, 117 G roffius Maurus, Abt v. Tholey 26, 36 G uido , (angebl.) Bf. v. Verdun 62 GUILLIHARIUS, Abt v. Tholey 21,32,40, 50,134 G undalbert , Abt v. Senones 106 G undegisil Dudo 62 G undoine 117 f., 121 GUNDOINUS dux 123 G ünther , Abt v. Erfurt 19 f. G un tram boso 62, 133

    H adebald , Archidiakon (Verdun) 153 HADERICUS Bettilo 62 H adew ig 148 H am e , Theobert d’, Abt v. Tholey 20, 45, 113 H annem ann vi ., Gf. v. Zweibrücken-Bitsch

    197 H ans Gerbert 199 H ansen 197 HARBERTUS s . Chardradus H ar TBANI, Chorbf. (Trier) 58 H arthamus s . Hartbani H atto , Eb. v. Mainz 146 H atto , Bf. v. Verdun u. Abt v. Tholey

    15 f., 21, 32,44, 53, 56, 87,91, 130, 134, 136, 138 -142, 161, 207 H attonen 139 H eimo, Bf. v. Verdun 102, 161 f. H einrich i., Kg. 147 f. H einrich il, Ks. 122, 154, 164 f. H einrich , Eb. v. Mainz 189 H einrich i., Eb. v. Trier 167, 185 H einrich , Bf. v. Verdun 179 H einrich iv„ Bf. v. Verdun 192 H einriche , Abt v. Tholey 14, 22, 25, 35, 159, 182 f. H einrich il, Abt v. Tholey 16, 22, 35, 128, 183 ff. HEINRICH m. v. Hagen, Abt v. Tholey 22, 25,

    35, 186, 190

    126 H eremannu S, C horbf. (Trier) 155 H erigis 119 H eriland , Bf. v. Verdun 129 H erm ann , Abt v. St. Maximin (Trier) 15 f. H ermann v . Reichenau 175 H erwin , Abt v. St. Paul (Verdun) s. Eberwin HlERONlMUS, Abt v. Tholey 22, 25, 34, 44, 54, 176 HlLDEBOLD, Abt v. St. Maria-ad-Martyres

    (Trier) 177 H ilderich , Abt v. T h oley 16, 22, 34, 177 H ildifridus 118 f. HlLD(U)l(N), Bischof v. Verdun u, Abt v. Tholey

    15 ff., 21,32,35,37,44 f., 50 f„ 56 f., 59 f„ 87, 91, 124, 128-134, 138-141, 161 H ildulf, Abt v. Moyenmoutier 106, 124 HlLLlNUS, Eb. v. Trier 34, 41, 179 H nodo , Abt v. Tholey 21, 31, 42, 49, 126 H o d o domesticus 123 H onoratus , Bf. v. Arles, Abt v. Lérins 113 H onorius , Papst 181 H ro do ara 121 f. H rodoin 117 H rodomeres 48, 97 H rodung 117 f. H rotmer 48 H ugbert, Bf. V. Lüttich 124 H u g o , Abt v. Hornbach 189 H ugo , Abt v. Tholey 14, 16,

    22 f., 35, 60,

    184 ff. H u g o v . Flavigny 65 f.,

    130, 140 f., 150 f., 162, 169, 172 H ug o 148, 184 HUGUES de Bar, Bf. v. Verdun 194 HUGUES, Abt v. Theuley 39 H umbert, Abt v. St. Vanne (Verdun) 154 H umbert 149 f., 177 HUNDILANDUS, Abt v. St. Iberinus

    Maximin (Trier) 121

    135

    I ndagine, de s. Hagen, Hren. v.

    253

    Ingobert 136 INGOBERTUS, Hl. 67, 102, 167 Innocentius 41 Innozenz rv„ Papst 183 Innozenz v„ Papst 186 Irm gard v . Löwenstein 198 Irm in a , Ä btissin v. O eren 123 IRMINA-Sippe 123, 126 JAKOB v . Lothringen, Bf. v. Metz 184 J akob v . Revigny, Bf. v. Verdun 189 f. J o h an n n. v. Baden, Eb. v. Trier 200 f. J o h an n v . Bliesen 192, 194 JOHANN v . Enckhausen 202 J o h an n v . Hagen 194 J oh an n Hubenriß v. Odenbach 200 JOHANN v . Löwenstein 201 JOHANN v . Schaumberg 192 J oh an n v . Tholey 198 JOHANN, Pastor v. Tholey 192 J ohannes Baptista (bibl.) 110 J ohannes , Evangelist (bibl.) 101 J ohannes xui., Papst 155 f. J ohannes i., Bf. v. Metz 184 J ohannes , Bf. v. Verdun 182 J ohannes , Abt v. Gorze 70, 73, 147, 150 J ohannes , Abt v. St. Arnulf (Metz) 70 JOHANNES, Abt v. St. Paul (Verdun) 190 JOHANNES, Abt v. St. Matthias (Trier) 199 J ohannes , Abt v. St. Maximin (Trier) 177 J ohannes v . Ellenbach, Abt v. Tholey 17,

    22,

    37, 198 f. J ohannes v . Arlt 203 J ohannes v . Bacharach 203 J ohannes v . Cues 203 JOHANNES v . Liebenberg 185 f. J ohannes v . Turnholt 203 J ohannes Gorkum 203 J ohannes Trithemius, Abt v. Sponheim 23 f., 2 6 ,2 8 ,3 1 , 3 3 ,3 6 ,3 8 ,4 0 f., 5 6 ,1 6 9 f., 19 8 ,2 0 4 J ohannes 198 J osephus 124 JOSUA (bibl.) 113 J ovinus 97 JUDOKUS v. Köln, Abt v. Tholey 20, 202 f. JUSTINA, Hie 146

    K s. C, Ch La d o 160 L ambert, Abt v, Theuley 39 L ambert v. Castel 186 L ambert 30 L ambertus 180

    254

    L antbert 135 f., 148 L antfrid , Chorb. (Metz) 58, 124, 132 f. L antsint 148 L aurentius , Hl. 93, 161 Laurentius v . Lüttich 57, 59, 74, 90, 131 ff., 138, 146 f., 176 L eo 97 Leo dc, Papst 146 L eo , Bf. v. Sens 97 L eo , Abt v. Tholey 21, 30, 47, 97 Leo v. Narbonne 97 L eodewin , Eb. V. Trier 109 LlBO, Bf. v. Lausanne 147 L iborius, Hl. 150 L iudolf , Eb. v. Trier 165 f. LlUTPRAND v. Cremona 80 L iutwin , Hl. 90 L oherus 30 L orenz , Bf. v. Verdun 185 L othar i.,K s. 129 f., 132 f., 1 3 6 ,1 3 8 ,1 4 1 L othar ii„ Ks. 132 f„ 135 f., 138 ff., 142 L othar iv„ Kg. 160, 164 LOUIS iv. d’O utrem er, Kg. 150 L othbertus s. C lodobertus LUDEMAN v. Blieskastel 192 LUDOWIN de Tilia 193 LUDTMAN v. d. Linden 194 L udwig d. Fromme , K s . 129 f., 136 L udwig d. J üngere , Kg. 145 f. L udwig d. K ind, Kg. 137, 147 L udwig d. S tammler , Kg. 144 f. L udwig IV., frz. Kg. s. Louis d’O utrem er L udwig xv „ frz. Kg. 45 L udwig v . Tholey 196 L u ka s , Evangelist (bibl.) 126 L u ka s v. Aufeldt, Abt v. Tholey 26, 202 L upicinus , Abt v. St. Claude 89 LUPUS, A b t v. Ferrières 121 f.

    Hl., Bf. v. Verdun 64, 71 ff., 98, 109, 127, 161 M a n a g o ld 118 f. M agnerich ,H1., Eb. v. Trier 67 f., 72 f., 77, 84, 98, 102, 158, 165 ff., 173 MAGULF, Chorbf. (Metz) 59, 124

    M adalveus ,

    M argarethe 196 M a r ia , H k 75, 92 f., 130, 162 M ar ia m agdalen a , Hie. 176 M artin v„ Papst 4 3 ,1 9 7 M artin Hl. 74, 89, 93, 118, 171, 173 M artin 30 M artinus s . Maseus Martinus M artinus s. Nennich, Martinus M artinus 41

    M aseus , M artinus, Abt v. Echternach 15, 17 M atfrid , Gf. 135 ff., 148, 154 M atfridinger 136 f., 142, 147, 154 M atthias , Apostel 92 M athias 41 M auritius , Hl. 23, 27 f., 30, 75, 9 2 -9 7 , 99 ff., 103, 108 f., 113, 121, 128, 155, 171 f„ 174 f. M auritius 41 M aurus 41 M aurus , Hl. 75, 93, 95, 139 f., 143 M aurus s. Groffius, Maurus M aximinus , Hl. 33, 122, 124 M aximinus v. Micy 110 M aximinus 41 M aximinus , Abt v. Lérins 113 M edardus , Hl. 110, 140 f. M egineswind 134 M egingaud 137 M eginhelm 132 M eingaud , Eb. V. Trier 165 f. M emilianus 121 M énard , Hugo 38

    Miuo, Eb. v. Trier 58 M ilo 119, 132, 135 f., 152 f. MODOALD, Hl., Eb. v. Trier 23, 26, 28, 36, 38, 68, 81, 178 M ohr v . Sötern, Herren von 195, 197 M oses (bibl.) 113 MÖTTE Maxi minus,

    Abt v. Tholey 15, 41 ff.,

    45, 59 M ummolinus 79 f., 131 M umm OLUS Bonus 62 N . v. Husen 201 N a n THER, Abt v. St. Mihiel 172 N ennich , Martinus, Abt v. Tholey 20, N ico d ÈME Astra, Abt v. Theuley 39 N ikolaus , Hl. 172 N ikolaus i., Papst 131, 133 NIKOLAUS v. Löwenstein, Abt v. Tholey

    26, 40

    16, 20, 22, 25, 36 199 ff. N ikolaus v. Hagen (1272-vor 1319) 185 f., 189 f. N ikolaus v. Hagen (1319-27) 194 N ikolaus v. Hagen (1332-52) 194 N ikolaus v . Hakervilla 196 NIKOLAUS Hermeskeil 202 NITHARD 136 N umerianus 49 N umerianus , Eb. v. Trier 62 f., 107, 121 O da

    79 ff., 120, 148

    ODILO primicerius 143 O ptardus

    63

    O ptomarus 63 O tbert 153 OTGAR, Eb. v. Mainz,

    Abt v. Weißenburg 129,

    132 O tto 14 8 ,177 O t t o l . K s. 150, 152 f., 158 O tto il, K s. 153, 155, 160 O tto in,, Ks, 153,161 O ttonen 148,150 P achom ius , Hl. 173 P ankratius , Hl. 93 P aulus 41, 63 PAULINUS, Patriarch v. Aquileja 173 PAUL, Michel 15, 40, 170, 191, 200 P aulus , Apostel 92-95, 160 P aulus , Bf. v. Die 63 P aulus , Bf. v. Sens 63 PAULUS, Hl., Bf. v. Verdun 13, 16,

    18 f., 21, 24 f., 28 f., 37 f., 41, 44, 47 f., 56 f., 61 - 76, 79, 81, 83,87,90 f., 93,97,99, 101 f., 104 ff., 120, 127, 143, 156, 159 f., 162, 167, 178 PAULUS s . Voltius, Paulus P eppo, Bf. v. Verdun 106 PETER Harstbaum v. Liebenberg 199 P etrus, Apostel 75, 92-95, 140, 142, 178 P etrus, Bf. v. Verdun 74 f., 109, 127 P etrus, Abt v. Beaupré 39 P etrus, Abt v. St. Mihiel 188 P etrus, Abt v. Theuley s. Pierre P etrus Parthenheim 202 P etrus de Salabert 36, 45 P etrus 30,36,38, 116 P hilipp v. Hagen, Abt v. Tholey 16,22,60,134, 194, 196, 207 P hilipp i., Hr. v. Daun zu Oberstein 191 P hilipp v . Saarbrücken 199 P hilipp Christoph v. Sötern, Bf. v. Speyer 35 f. PlERRE, Abt v. Theuley 39 PlPPIN d. Mittlere, Hausmeier 108 f., 118, 124, 126 PlPPIN d. Kurze, Kg. 58, 104 PlPPlNlDEN 62, 96, 105, 109 f., 117 P irmin , Hl. 23 f., 26, 28, 31, 36, 43, 107, 156 PlRUTZ(US) 43 PLEKTRUD, Gattin Pippins des Mittleren 108, 126 f. POLICHRONIUS, Bf. v. Verdun s. Pulcronius POPPO, Eb. v. Trier 33, 164 f., 168 ff. POPPO, Abt v. Stablo 98, 164, 172 POPPO, Prior v. Beaulieu-en-Argonne 98 P ossessor , Hl., Bf. v. Verdun 139 f. P ulcronius , Hl. Bf. v. Verdun 63, 139 f.

    255

    R adulf , Hzg. v. Thüringen 77 R aganfred , Hausmeier 106 R agan frid domesttcus 118 R agim arius , Abt v. Gorze 132 R aimbert, Bf. v. Verdun 163 RAMBERT advocatus 153 R annulf , Abt v. Himmerode 178 R adald 148 R aoul s . Rodulf R atbert, Chorbf. (Trier) 58 RATBOD, Eb. v. Trier 58, 91, 125, 146 R atfrid , Abt v. Weißenburg 118, 123 R atram nus , Chorbf. (Metz) 58 R eginbert 176 R eginfrid 118 R eginhar 139, 147, 155 R egino , Abt v. Prüm 137 REINBALD, Domherr (Trier) 167 R einer 180 R einold 197 R einold , Abt v. Tholey 16, 22, 35 f., 193, 195 R em achus , Hl., Abt v. Solignac 62 f. R emigius, Hl., Bf. v. Reims 141 REMIGIUS, Abt v. St. Martin (Trier) 166 R emigius v . Auxerre 146 f. R ené, Hzg. v. Lothringen 204 REYMUND 182 RiCHAR, Bf. v. Lüttich 148, 154 R ichard 33 R ich ard i., Abt v. Springiersbach 178 R ichard , Abt v. St. Vanne (Verdun) 37, 66 f.,

    72 f„ 83, 92, 98-102, 104-108, 110, 112 f., 130, 161-164, 167 ff., 172 f., 177 R icher , Bf. v. Verdun 176 R icher 73,154 RlCHIZO, Abt v. Rettel 136 ROADINGUS sive Roudingus, Abt v. St. Maximin (Trier) 120 f. R obert il, Bf. v. Verdun 183 R obert n., Abt v, Prüm 179 ROBERTOS archidiaconus (Trier) 155 RODWARA, Hl. s. Chrodoara RODINGUS s . Chraudingus RODINGUS41 R o do in gus 117 R odoin os 119 R odulf 132 R ogelmus 50 R o gen a 50 R ogibert 50 R o g o 50 R ogobertus , Abt V. Tholey 21, R oguerus 50 R olon 132

    256

    32, 45, 50, 134

    R othildis

    reclusa (Verdun) 149

    R otrud 148 ROUIN, Hl. s. Chraudingus RUCCO 48 R udolf , Bf. v. Verdun 183 R udolf , Abt v. Tholey 22, 159, 176 f. RUDOLF, Hzg. v. Burgund 147 f. R udolf ( v . Nalbach?) 192 R udolf 152 R udowinus 117 R ufinus 66, 180 RUOBERTUS, Abt v. Tholey 21, 25, 33, 53, R uotbeRT, Eb. v. Trier 167 R upert v . Salzburg, Hl. 53 R upert v . Wyck, Abt v. Tholey 25 f., 202 R utger , Eb. v, Trier 147 f. S adalberga 117 S alomo (bibl.) 71 S alom o Ul., Bf. v. Konstanz S alvator, Hl. 100 S alvinus , HL, Bf. v.

    155

    146

    Verdun 75, 93, 95, 139 ff.,

    143 Salvinus 41 San ctin us , Hl., Bf. v. Verdun 73 S aturninus , Hl. 64, 74 S ch aa d , Salvinus, Abt v. Tholey Sebastianus , Hl. 93, 156 Sebastianus 41

    45

    S edulius, Hl. 71 S eulaic 118 SEULF, Eb. v. Reims 148 S everus, Hl. 130 S eyherus/SIGER, Abt v. St. Maximin (Trier) S eymon de Damme (1445) 199 S igardus 135 Sigehardus , Abt

    V.

    178

    Tholey 21, 32, 40, 50, 134,

    138 SlGER s . Seyherus S igibert I., Kg. 115 f. S igibert m„ Kg. 23, 61 f., 77 S igibert, Abt v. Gembloux 38, 169 SlGIFRlD, Gf. v. Luxemburg 73 SlGIHARD, Gf. d. Bidgaus 135 SlGIHELM 135 Simeon , Hl. 33, 37, 44, 102, 168 ff„ S imon Gf. v. Saarbrücken 183 S imon v . Heppenheim 192 Sdctus rv„ Papst 201 Sm aragd , Abt v. St. Mihiel 159 Stephan , Protomärtyrer, Hl. 93 S tephan , Papst, Hl. 93 S tephan , Bf. v. Cambrai 137

    173

    Stephan , Bf. v.

    Lüttich, Abt v. St. Mihiel 137,

    149 S tephan , Bf. v. Toul 138 STEPHAN, Abt. v. Beaulieu-en-Argonne

    101, 112, 123 STEPHAN, Abt v. Tholey 21, 32, 35, 37, 51, 134, 136, 138 Stephan , Gf. d. Kalmenz- u. Bedgaus 137 Stephan , Gf. v. Paris 138 Stephan 136 ff., 141 SULPICIUS, Bf. v. Bourges 61, 63, 120

    V alentian iii. 85 V alfridus Barrensis Castellanus 103 VENANTIUS Fortunatus 48, 97, 115, 165 V erhain , Gentilhomme de Schaumbourg 195 VERYNEv. Schaumberg 197 V ictor , Hl. 96 V itonus,H1., Bf. v. Verdun 64, 7 5 ,9 3 ,1 3 0 ,1 4 0 , 142 f., 146, 151, 153 VOLCGIS 106 VOLTIUS, Paulus, Abt v. Hugshofen 24, 31, 36 VOSCHISUS, Bf. v. Verdun 106

    S ulpicius Severus 29 W ala 136 T erentius, Hl. Bf. v. Metz 141 T heganbert, Chorbf. (Köln) 59 THEOBERT, Hl. (Tholey) 45, 92 ff.,

    WALAHFRID

    143 f., 171,

    193 T heobertus 41 T heODEFRIDUS,

    Abt V. Tholey 21, 25, 32, 40, 50, 56, 124, 134 T heoderich , Eb. V. Trier 165 f., 181 f. T heod ERICH, Bf. V. Metz 153, 158 T heoderich , Bf. v. Verdun 34,174 f. T heoderich , Abt v. St. Martin (Trier) 162 T heoderich , Abt v. Tholey 22, 34, 178 f. T heoderich , Gf. v. Homburg 180 T heoderich , v. Hagen s. Dietrich T heoderich 37,174 THEODORICUS archidiaconus (Trier) 179 T heophanu , Ksin. 161 T heothard 123 T heothard , Bf. V. Lüttich 123 THEOTHARIUSifMX 123 T heuderich 126 T heuderich in., Kg. 104 T heuderich iv„ Kg. 104 T hiedo , Chorbf. (Trier) 167 T hietbert, Hl. s. Theobert T h ilm an v . Hagen 188, 190 T hilman Hudestoch 189, 191 T ilman v. Bonn, Abt v. Maria Laach 20, 205 T ilman v , Emmerich, Abt v. Tholey 20, 203 T homas i., Abt v. Tholey 16, 22, 34, 181 THOMAS II. v. Sötern, Abt v. Tholey 16, 22, 37, 43, 197 f., 201 THOM AS v . Sötern, Amtmann d. Schaumburg 201 T homas

    197

    U da 136, 148 Udo, Abt v. St. Mihiel U lrich 177 U rsu la , Hie, 98, 180

    Strabo, Abt v. Reichenau 72

    W a lah o 137 W aldfrid , Hl. 156 W alo 137 W als wind 118 W andalinus , Hl. 24,

    26, 28 f., 36 ff., 42, 67,

    102, 167 W an DREGISIL, Hl. 62, 64, W a n zan in ga , genealogia W arnarius 136 WEISS,

    112 117

    Thomas 26

    W endalinus 41, 131 W enido 119 W erner, Eb. v. Mainz 184 W erner v . Boianden 194 W erner v . Hagen 194 WiBERT, Papst 174 WlDlMUND 81 WIDO 62, 135 WlDONEN 58, 96, 135 ff. WlDUGERN, Bf. v. Straßburg W igfrid , Eb. v. Köln 148 W igfrid , Bf. v. Verdun 65,

    106 73-76, 151-155,

    157-161 W ilburch 148 W ilhelm , Abt v. St. Mihiel 159, 189 f. W ilhelm , Abt v. Tholey 16 f„ 22, 3 5 ,4 1 ,5 6 ,5 9 f., 188 W ilhelm Boßel v. Stein 190 W ilhelm iii. Hombrecht v. Schönberg 203 f. W ilhelm Hospes de Lapide 192 W ilhelm v . Lyon 196 WILHELM v. Schaumberg 191 W ilhelm v . Schönberg 201 W ilhelm 202 WlLHELMUS Gaudanus 202 WILLIBRORDUS Clemens, Bf., Abt v. Echter­

    nach 124, 126 152 f.

    WlLLlRAM, Abt v, Ebersberg 70 WINETEHARIUS 124 W irich , Abt V. Tholey 14, 16, 22,

    34, 177, 180

    257

    W irich iv ., Hr. v. Daun u. Oberstein W olfgis 119 W o lfram , Abt v, Wadgassen 178 WULFILAICH, Hl. 102, 167 WULFOALD, Hausmeier WULFOALD, Gf. v. Verdun 106 WULFOALDE 118 Y ermengans de Shonberch YSELv. Schwarzenberg 188 Z wentipold , Kg. 137, 147

    258

    189

    185, 191

    Ortsnamen A achen 129 f., 136, 187 A lbig Kr. Alzey 187 A lkm aar (Niederlande)

    203 Abtei bei Maaseik (Belgien) 111 A llenbach (Kr. Birkenfeld) 198 A lsenz (Donnersbergkreis) 95, 199 A lsweiler (Kr. St. Wendel) 85 f., 197 A ltenbamberg (Kr. Bad Kreuznach) 65, 95 A ltenglan (Kr. Kusel) 82

    A l DEN-EYCK,

    A lzey 121 A may (Belgien) 62, 77-80, 119 f., 122 A mel (Dép. Meuse) 152 ff. A morbach (Kr. Miltenberg) 24 ANGERS (Dép. Maine-et-Loire) 31, 43 A ndenne (Belgien) 111 A nholt (Kr. Borken) 204 A ntiochia 168 A quitanien 63 f., 7 9 ,1 3 6 A rdennen 77 ff., 82, 96, 117 ARGONNEN71 f., 78, 93, 98 ff., 103, 1 0 8 -1 1 1 , 120, 149, 172 A rles (Dép. Bouches-du-Rhône) 113 A rlt 203 A rnstein (Kr. Lichtenfels) 178 ASCHBACH (Kr. Neunkirchen-Ottweiler) 86 A ttiGNY (Dép. Ardennes) 142 AUBERCY (Gde Brizeaux, Dép. Meuse) 110 A u DUN-LE-ROMAN (Dép. Meurthe-et-Moselle)

    101 A uffeld (Kr. Kempen-Krefeld) 26, 202 A uersmacher (Kr. Saarbrücken) 125 A ugsburg 24

    A USTONDORPH (wüst bei Görsdorf, s. d.) 118 A ustria mosellanica 30

    austrasisch 23, 31, 61, 63, 77, 97, 100, 105, 110, 114-118, 122 AUTRÉCOURT (Dép. Meuse) 78, 110 f. AuTREY (Dép. Hte-Saône) 39 AUSTRASIEN,

    A uvergne 77 A uxerre (Dép. Yonne) 139, 145 ff., 173 AuzÉCOURT (Dép. Meuse) 120 A uz Éville (Dép. Meuse) 78, 100, 110, 120 BACHARACH (Kr. Mainz-Bingen) 203 BAD KREUZNACH 121 BAR-LE-DUC (Dép. Meuse) 100, 103, 183,

    194

    Ba SIGUNDE CURTE . . .in pago Scarpontnse 127 BASSING (Dép. Moselle) 135 Bastogne (Belgien) 62, 78 B aumholder (Kr. Birkenfeld) 65, B aumkirchen s. Bommenkirchen

    87, 141

    B ayerfeld (Donnersbergkreis) 187 B ayon (Dép. Meurthe-et-Moselle) 123 B azailles (Dép. Meurthe-et-Moselle) 140 Beaulieu -EN-ARGONNE (Dép. Meuse) 39,

    72, 78, 93, 96, 98 f., 101-105, 107-114, 120, 122 f., 167, 172 Beaulieu -EN-LIMOUSIN, Abtei (Gde. Beaulieusur-Dordogne, Dép. Corrèze) 51 BEAUPRÉ (Gde. Moncel-lès-Lunéville, Dép. Meurthe-et-Moselle) 179 B edgau s. Bidgau BÉDOIS, Landschaft um Commercy a. d. Maas 153 Behren (Dép. Moselle) 82, 86 Belgica

    regio 99 B elgien 51, 77 B elgrad (Jugoslawien) 168 B erglangenbach (Kr. Birkenfeld) 187 Bergweiler (Kr. St. Wendel) 85 f., 14 4 ,1 9 5 BERTAUCOURT (wüst bei Lavoye, Dép. Meuse)

    120 B essingen s . Bassing B essLINGEN (Luxemburg) 117 BETTINGEN (Gde Schmelz, Kr. Saarlouis) 30, 192 BEUVEILLE (Dép. Meurthe-et-Moselle) 78, 81 BÉZANGE-LA-PETITE/-LA-GRANDE (Dép. Moselle,

    Ka. Vie u. Meurthe-et-Moselle, Ka. Arracourt) 121 BÈZE(Dép. Côte d’Or) 51 B idgau 135, 137 B illigheim (Kr. Landau) 118 Birkenfeld 198 B inange (wüst bei Gde Hinckange, s. d.) 128 BlSCHDORF s. Bistroff Bischmisheim (Kr. Saarbrücken) 82 Bistroff (Dép. Moselle) 95, 128, 155, 196 BlTCHE (Dép. Moselle) 84, 197 BLEIALF (Kr. Prüm-Bitburg) 201 BLEIDERINGEN (Kr. Birkenfeld) 192, 198 Bliesen (Kr. St. Wendel) 85 f., 181, 192, 194 BLIESGAU 95, 123, 138, 141 B lieskastel (Saarpfalzkreis) 135, 138, 175, 179, 182, 184 ff., 192, 195 B liesransbach (Kr. Saarbrücken) 135 BliTTERSDORF (Groß-, Klein-) (Kr. Saar­ brücken u. F., Dép. Moselle, Ka. Sarreguemines) 125 f. Bobbio (Italien) 99 Bockenheim (Kr. Bad Dürkheim) 119 BOLANDEN (Donnersbergkreis) 194

    259

    (wüst bei Altenbamberg, s. d.) 95, 184 Bonn 59, 147, 205 BONNE (wüst bei Autrécourt, s. d.) 100, 110 Bosen (Kr. St. Wendel) 82 B oucheporn (Dép. Moselle) 120 BOULAY (Dép. Moselle) 128 B ourgaltroff (Dép. Moselle) 135 Bourges (Dép. Cher) 61, 63, 120 BOUXIÈRES-AUX-DAMES (Dép. Meurthe-etMoselle) 149, 153 BOUXWILLER (Dép. Bas-Rhin) 132 B ouzonville (Dép. Moselle) 136, 194 B randscheid (Kr. Prüm-Bitburg) 201 BRAS-SUR-MEUSE (Dép. Meuse) 96 BRECKLANGE (Ortsteil v. Hinckange, Dép. Moselle) 128 B ritten (Kr. Merzig-Wadern) 82 BRUMATH(Dép. Bas-Rhin) 117 B rüssel (Belgien) 67, 174 B uchsweiler s . Bouxwiller BÜDESHEIM s . Erbes-Büdesheim BüDiGHEiM (wüst bei Billigheim, s.d.) 118 B urg ALTDORF s. Bourgaltroff B urgund 66, 96 f., 112,147 f. B ursfeld , Abtei bei Minden 19 f., 37, 40, 56, 198-201, 203 ff., 207 Burtoncourt (Dép. Moselle) 128 B uschborn s. Boucheporne B usendorf s . Bouzonville BUTTNICH (wüst bei Dagstuhl, Kr. MerzigWadern) 82, 86 B ommenkirchen /baumkirchen

    C lermont-en-argonne

    (Dép. Meuse) 100,

    108 C lichy (Dép. Hauts-de Seine) 62 C olgenstein (bei Frankenthal) 119 C ommercy (Dép. Meuse) 153

    C ondate s . Claude C onfluentis s . Ste. Ruffine

    (Italien) 80 (Belgien) 62, 78, 117 CuSTlNES (Dép. Meurthe-et-Moselle) 122 C remona

    CUGNON

    DAGSTUHL (Kr. Merzig-Wadern) 192 D ahlem (Kr. Bitburg-Prüm) 200 D ahlsheim (Kr. Alzey) 119 D amviller S (Dép. Meuse) 96, 154 D aun 185, 191 D autweiler (Kr. St. Wendel) 86 DlCKHAUSEN (wüst bei Güdesweiler,

    Kr. St. Wendel) 86 D ie (Dép. Drôme) 63 D iedenhofen s. Thionville DiEULOUARD

    (Dép. Meurthe-et-Moselle) 128,

    161 D înant (Belgien) 111 D irmingen (Kr. Neunkirchen-Ottweiler) D örrenbach (Kr. St. Wendel) 86

    85

    DÖRSDORF (Kr.

    D oma

    Neunkirchen-Ottweiler) 86, 187 (wüst bei Tholey, s.d.) 76, 78, 81, 83 f.,

    86 D omprix (Dép. Meurthe-et-Moselle) 101, 110 DONVEN [Nieder-, Ober-] (Luxemburg) 187 D o u zy (Dép. Ardennes) 142, 145

    D yrseit 187 C ahors (Dép. Lot) 61, 63 C almont , Abtei bei Lüttich (Belgien) C ambrai (Dép. Nord) 137 C a RIGNAN (Dép. Ardennes) 167

    111

    Ebersmünster (Dép. Bas-Rhin) 94, 96 E chternach (Luxemburg) 15, 89 f., 104,

    Castelljone s . St. Mihiel Castra 84 Cebenna mons (bei Trier) 68 Cella s. mauritii 30 CHÂLON-SUR-SAÔNE (Dép. Saône-et-Loire) CHÂLONS-SUR-MARNE (Dép. Marne) 98,

    11C C harmontois -uabbé (Dép. Marne) 110 C h arn y (Dép. Meuse) 190 C harfaignegau 127 ff. C hassepierre (Belgien) 109 C hâteau -rouge (Dép. Moselle) 95 CHAUDEFONTAINE (Dép. Marne) 180 C haum ONTOIS s . Calmenzgau Le chemin (Dép. Marne) 110 C heminot (Dép. Moselle) 96 C hurrâtien 117

    260

    112 107,

    124, 126, 139, 176 f., 179 f. E claires (Dép. Marne) 110 E hrenburg (bei Brodenbach, Kr. MayenKoblenz) 187 Eifel 78, 186, 200 f., 205 E incheville /eingweiler (Dép. Moselle) 193 Einsiedeln (Schweiz) 169 Einselthum (Donnersbergkreis) 187 EISENBERG (Donnersbergkreis) 120 E llenbach (Kr. Hersbruck) 198 E lmeren (Gde. Bliesen, Kr. St. Wendel) 86 E lno n e s . St. Amand E lsass 24, 51, 94, 96, 119, 132, 137 E lsassgau 118 E mbrica s . Emmerich E mmerich (Kr. Rees) 203 ENGSCHEID (wüst bei Sotzweiler, Kr. St. Wen­ del) 85 f.

    E pinal (Dép. Vosges) 122 ERBES-BÜDESHEIM (Kr. Alzey) 187 Erfweiler (Saarpfalzkreis) 95 Erfurt (DDR) 19 f. Esch 196 Essenheim (Kr. Mainz-Bingen) 95, Etain (Dép. Meuse) 96, 100, 109

    G

    183, 189

    ETiVAL(Dép. Vosges) 105 Evres-EN-ARGONNE (Dép. Meuse) 78, 100, 108 ff-, 120

    [Grand-, Petit-] (Dép. Meurthe-etMoselle) 78 F aulquemont (Dép. Moselle) 196 F els s. Larochette F errières (Dép. Loiret) 121

    FAILLY

    78 F illiÈRES (Dép. Meurthe-et-Moselle) 96 F labas (Dép. Meuse) 153 F landern 111 FLAVIGNY-SUR-MOSELLE (Dép. Meurthe-et-Mo­

    F id

    in i s

    selle) 151 FLÉMALLE (Belgien) 78 f. F leurysur -aire (Dép. Meuse) 110, 120 F ontenelle s . St. Wandrille FOUCAUCOURT-SUR-THABAS (Dép. Meuse)

    110

    Francia 56 F rankfurt 145 F rankreich 150, 169 F raulautern (Ortsteil, Stadt Saarlouis) 191 f. F reiburg im breisbau 126 F rellaubersheim (Kr. Bad Kreuznach) 95,

    121, 184, 191 F reimersheim (Kr. Alzey-Worms) 187 F reisen (Kr. St. Wendel) 82, 141 F reising 83 F resnes-en-wœvre (Dép. Meuse) 64, 74, FROIDOS (Dép. Meuse) 110, 120 F roville (Dép. Meurthe-et-Moselle) 123 F rutzweiler (Kr. Kusel) 123 G ab SHEIM (Kr. Alzey-Worms) 187 G allien 23, 31, 42, 47, 53, 65, 89,

    77 f.

    97, 99, 109,

    113, 124 G ehnkirchen s . Guinkirchen G uinkirchen (Dép. Moselle) 95, 128 G ellingen (wüst bei Alsweiler, Kr. St.

    Wen­

    del) 86 G engenbach

    o tfr e DI

    CU R T IS

    im Verdunois 154

    G o uda (Niederlande) 20, 25 G räfinthal , Abtei (bei

    (Kr. Offenburg) 133

    G ermania 31, 108, 115 G ermersheim 123 G ironville (Dép. Meuse) 153 G oersdorf (Dép. Bas-Rhin) 118 f. G orze (Dép. Moselle) 50, 59, 70, 73,

    110, 118, 125, 132 f., 147, 149 f., 153 f., 157 f., 165

    BliesmengenBolchen, Saarpfalzkreis) 172 G ran d han (Belgien) 79 G rigny (Gde. Éclaires, Dép. Marne) 110 G ronig (Kr. St. Wendel) 82, 85 f. G rosslangenfeld (Kr. Bitburg-Prüm) 187 GROSTENQUIN(Dép. Moselle) 95,128,155, 196 G rünstadt (Kr. Bad Dürkheim) 119 G üdesweiler (Kr. St. Wendel) 86 GUMONT(Gde. Éclaires, Dép. Marne) 110 G undersheim (Kr. Alzey-Worms) 121 H aard t 66 HAHN(bei Lebach, Kr.

    Saarlouis) 185 f., 188 ff., 194 (vgl. Dietrich, Friedrich, Heinrich, Johann, Nikolaus, Philipp v. Hagen) H a k e r v i l l a 196 H amm (Kr. Alzey-Worms) 187 H an (Belgien) 62, 78 H arlem (Niederlande) 86 HASBORN (Kr. St. Wendel) 86 H asselt (Belgien) 17, 19 f., 22, 46, 56, 76, 128, 170, 202, 207 H at TONCHÄTEL. (Dép. Meuse) 140 H aud IOMONT (Dép. Meuse) 74 H A U M O N T (Dép. Nord) 111 HEDDERSBERG (wüst bei Güdesweiler, Kr. St. Wendel) 86 H elfenstein bei Ehrenbreitstein (Stadt Ko­ blenz) 187 H elflingen s. Helferdange HELFERDANGE (Gde. Guinglange, Dép. Moselle) 196 H enselhofen (Gde. Aschbach, Kr. Neunkirchen-Ottweiler) 86 H eppenheim (Kr. Alzey-Worms) 192 H apsée (Gde. Verlaine, Belgien) 79 H erbitzheim (Dép. Bas-Rhin) 137 H erstal (Belgien) 127 HiMMERODE (Kr. Wittlich) 178 H irsau (Kr. Calw) 170 HOCHSTEIN (Donnersbergkreis) 187 H ochwald 7, 77, 84 H ombourg -HAUT (Dép. Moselle) 189 H omburg (Saarpfalzkreis) 180 H o PPSTÄDTEN-WEIERSBACH (Kr. Birkenfeld) 198 HORNBACH (Kr. Zweibrücken) 24, 31, 58, 84, 135, 137, 156 H uGSHOFEN (bei Andlau, Dép. Bas-Rhin) 24, 36 H unsrück 66, 78, 82, 84 H

    u n z im b a c h

    188

    H uy (Belgien) 62, 77 ff.

    261

    d e I n d a g in e s. Hahn Ingelheim 150 Ingolstadt 23 Ile-de-france 51 ILLINGEN (Kr. Neunkirchen-Ottweiler) 85 IMWEILER (Gde. Oberthal, Kr. St. Wendel) Irland 88, 9 9 -10 2 , 106 f., 162 L es blettes (Dép. Meuse) 108 Israel 113 Italien 99,115, 142 IVOY s. Carignan

    L imousin 49, 63 LlESER (Kr. Bernkastel)

    86

    J erusalem 8 3 ,1 7 7 J o n a , Abtei (Schottland) 83 J osaphat 83 J ura 89 K almenzgau 137 K almeren (wüst bei

    78

    L inden (Gde Oberthal, Kr. St. Wendel) 86, 198 LlSDORF (Stadt Saarlouis) 137 f.

    Oberthal, Kr. St. Wendel)

    86 K arden (Kr. Cochem-Zell) 84, 88 KASSELBURG bei Pelm (Kr. Daun) 187 K e b e r i C H im Moselraum 199 K e l l (K t. Trier-Saarburg) 78, 81 K erbach (Dép. Moselle) 86 K irweiler/kirrwiller (Dép. Bas-Rhin) 132 f. K oblenz 1 7 9 ,1 8 4 ,1 8 6 ,1 9 1 ,1 9 4 ,1 9 6 f., 2 0 1,2 0 3

    f. K öln 26, 47, 59, 62, 73, 77, 97 f., 125, 142, 148, 150 f., 158, 174, 180, 187, 199, 202 f. K onstanz 146 K rettnich (Kr. Merzig-Wadern) 82, 86 K reuznach s. Bad Kreuznach KUCHLINGEN (wüst bei Kleinblittersdorf, Kr.

    Saarbrücken) 125 f. KUES (Kr. Bernkastel) 203

    L dong-lès rouhling (Dép. L obbes (Belgien) 125 LOCHENHOFEN (wüst bei

    Moselle) 95

    Thalexweiler, Kr. Neunkirchen-Ottweiler) 86 L ockweiler (Kr. Merzig-Wadern) 86

    L

    o eg e ape ru m

    30

    LÖSTERN [Nieder-,

    Ober-] (Kr. Merzig-Wadern)

    82, 86 LÖWENSTEIN s.

    Irmgard, Johann, Nikolaus v. L.

    L ombardei 142 LOMMERSWEILER bei

    St. Vith (Belgien) 16, 19 f.,

    22, 200 L ondon 92 f., 127, 159, 187 Longeville-LèS-ST. avold s. Lübeln L onguich (Kr. Trier) 174 LONGUYON (Dép. Meurthe-et-Moselle)

    77 f., 85,

    87, 97, 124 ff. Lorsch (Kr. Bergstraße) 118 f. Losheim (Kr. Merzig-Wadern) 82, 84 L othringen 7, 14, 39, 51 ff., 59, 70, 73, 82, 96, 1 0 2 ,1 1 4 ,1 1 9 ff., 1 2 4 ,1 3 2 ,1 3 5 - 1 3 8 ,1 4 1 f., 145, 147 f., 150 f., 154, 158 f., 161, 163 f., 168, 171, 184, 189, 201, 204, 207 L ubeln/longeville-LÈS-ST.

    avold (Dép. Mo­ selle) 78, 80, 119 f., 128 L üttich (Belgien) 47,59,70,79,111, 123 f., 131, 133, 136, 138, 146-149, 154, 176 L uxemburg 45, 73, 84, 178 LuxEUlL(Dép. Hte-Saône) 51, 62, 67, 107 f. L yon (Dép. Rhône) 196

    K usel 8 2 ,1 2 3 , 141

    M aastricht

    Langres (Dép. LANZWEILER

    M agdeburg (DDR) 173 M ailand (Italien) 180 M ainz 34, 65, 78, 87, 129 f., 130, 132, 134, 141,

    Haute-Marne) 39, 59 (wüst bei Dörsdorf, Kr. Neunkirchen-Ottweiler) 86 L aon (Dép. Aisne) 125 f. L arochette /FELS (Luxemburg) 187 L aumesfeld (Dép. Moselle) 136 L ausanne (Schweiz) 147 L avoye (Dép. Meuse) 110, 120 L ebach (Kr. Saarlouis) 82, 190, 194 L e ia 31 LEITZWEILER (wüst bei Theley, Kr. St. Wendel) 86

    LÉRXNS (Gde Cannes, Dép. Alpes-Maritimes) 113 LIEBENBERG (Burg bei Hofeld, Kr. St. Wendel) 182, 185 f., 199

    262

    (Niederlande) 77 f.

    146, 183 f., 187, 189, 205

    193 (Gde. Glees, Kr. Koblenz-Mayen) 20, 180, 201 f., 205 M arpingen (Kr. St. Wendel) 85 f., 196 M arsal (Dép. Moselle) 123 MARSEILLE (Dép. Bouches-du-Rhône) 64 M aubeuge (Dép. Nord) 111 M eaux (Dép. Seine-et-Marne) 28, 31, 43, 62, 107, 125, 151 M edard am glan s. St. Medard M eerssen (Niederlande) 111, 142 MÉGANGE (Dép. Moselle) 128

    M an n en d al

    M aria

    laach

    M engen

    s.

    Mégange

    M erceria 30 M erchingen (Kr. MERCY [-le-Haut,

    Merzig-Wadern) 195 -le-Bas] (Dép. Meurthe-etMoselle) 77 f., 140 f. M erkingen s . St. Arnual 82 M erles-sur -loison (Dép. Meuse) 109 M ertesheim (Kr. Bad Dürkheim) 119 M erzig 195 M ettlach (Kr. Merzig-Wadern) 15, 17, 58, 90, 96,125,136,138,154,166, 172, 177,199, 201 M ettnich (Gde. Nonnweiler, Kr. St. Wendel) 82, 86 M etz 7, 11, 28, 31, 43, 47 f., 58, 61, 63, 65, 70, 77 f., 82, 84, 87f.,91,96f„ 110,115,120,122, 124 f., 127 f., 132, 137, 140 f., 145, 148 f., 152 ff., 158,163,165, 169, 171,179, 181, 184, 187,196-199 M imbach (Saarpfalzkreis) 135 M ockenbach (wüst bei Bliesen, Kr. St. Wen­ del) 85 f. MÖRSBACH (wüst bei Alsweiler, Kr. St. Wendel) 86, 187 M o g ÉVILLE (Meuse, Ka. Etain) 100 M ondsee (Österreich) 175 M ont barinne (bei Toul, Dép. Meurthe-etMoselle) 153 M o n tfaucon , (Dép. Meuse) 88, 147, 150 M o n t IER-EN-DER (Dép. Haute-Marne) 96, 104 f., 107 MONTMÉDY (Dép. Meuse) 78 MlCY, Abtei (Gde. St. Mesmin, Dép. Loiret) 110 M oselgau 135 MOUTIER-GRANVAL (Schweiz) 63 MOULINS-LES-METZ (Dép. Moselle) 122 MOUZON (Dép. Ardennes) 150 MOYENMOUTIER (Dép. Vosges) 107, 124 f., MÜNCHEN 193 M unster (Dép. Moselle) 189 M urbach (Dép. Haut-Rhin) 96, 104, 106

    154

    NlDANGE(Gde. Charleville, Dép. Moselle) 128 N iederbetschdorf (Dép. Bas-Rhin) 118 N iederhofen (Gde. Bliesen, Kr. St. Wendel) 86 N iederlande 200, 202 f. N iederlöstern s . Löstern N iedermoschel (Donnersbergkreis) 199 N ie d g a u 95, 136 NlTRA-CELLIA (Ägypten) 66 NOERS bei Longuyon (Dép. Meurthe-et-Mo-

    selle) 78 NOYON (D ép. Oise) 61, 120 N ürnberg 56, 204 O berdorf s . Oberrettel O bergailbach (Dép. Moselle) 95 O berlöstern s. Löstern O berlothringen 136 O berrettel (Gde. Rettel, Dép. Moselle) 136 O berhomburg s . Hombourg-Haut OBERSTEIN (Stadtteil v. Idar-Oberstein) 187

    (vgl. Emicho v. Oberstein) OBERKIRCHEN (Gde. Niederkirchen, Kr. Neun­

    kirchen-Ottweiler) 184 O denbach (Kr. Kusel) 200 O denwald 198 O eren , Abtei (Trier) 81, 123 O ffenbach am glan (Kr. Birkenfeld) 197 OHLINGEN (wüst Gde. Aschbach, Kr. Neun­

    kirchen-Ottweiler) 86 OPPENHEIM (Kr. Mainz-Bingen) 181, 201 O rléans (Dép. Loiret) 62 f., 110 O rléanais 110 ORMESHEIM (Saarpfalzkreis) 95, 191, 200 O rten au 133 O rval (Belgien) 178 OSCHWEILER (wüst bei Theley, Kr. St. Wendel)

    86 OSENBACH (Gde. O berthal, ÖSTERREICH 175

    Kr. St. Wendel) 86

    O sternahe s. Oberkirchen N ahegau 95 N albach (Kr. Saarlouis) 192 N amborn (Kr. St. Wendel) 86 N a n c y (Dép. Meurthe-et-Moselle) 179 N arbonne (Dép. Aude) 97 N ehren (Kr. Cochem) 78, 81 N eumagen (Kr. Bernkastel-Wittlich) 203 N eumünster (Stadtteil v. Ottweiler,

    OTTWEILER (Kr. Neunkirchen-Ottweiler) OuDRENNE (Dép. Moselle) 136 f.

    141

    P achten (Stadt Dillingen, Kr. Saarlouis) 84 P aderborn 150 PALECROIX (Gde. Haudiomont, Dép. Meuse)

    74 Kr.

    Neunkirchen-Ottweiler) 141 N eunkirchen (Kr. St. Wendel) 86 N eustrien 110 N euviller-LA-ROCHE (Dép. Bas-Rhin) 125 NEUWElLER/NEUWlLLER(Dép. Bas-Rhin) 58,125

    P aris 51, 63, P arois (Dép.

    125, 138, 145, 174 Meuse) 108 ad Pauli crucem s . Palecroix P aulsberg bei Trier 68 P avi a 142 P etran g e (Gde. Hinckange, Dép Moselle) 128

    263

    P fälzer wald 66 Pfalz 119, 199 P falzel (Kr. Trier) 81 P iesport (Kr. W ittlich) 204 PONTHlON (Dép. Marne) 142 P retz (Dép. Meuse) 110 Prüm 47, 104, 12 1, 125, 135, 137, 179 f., 201 QuiERZY (Dép.

    Aisne) 129

    R aré COURT (Dép. Meuse) 64, 120 REBAIS (Dép. Seine-et-Marne) 62, 107 RÉCOURT-LE-CREUX (Dép. Meuse) 96 R egensburg 83 R ehborn (Kr. Bad Kreuznach) 187 R eichenau , Abtei (bei Konstanz) 28,

    f.

    133, 143, 146, 175 R eims (Dép. Marne) 62 f., 70, 82, 103, 147 f., 150 R emigiusland bei Kusel 141 RÉMILLY (Dép. Moselle) 136, 141 R emiremont (Dép. Vosges) 112, 149 R esson (Dép. Meuse) 100 RETTEL(Dép. Moselle) 136 f., 178 R heinhessen 186 R heinland 49, 131 R heinland -pfalz 7 RiBEMONT (Dép. Aisne) 145 RODEN (Stadt Saarlouis) 138 R o dendorf s . Château-Rouge R odez (Dép. Aveyron) 64 ROM 99 f., 127, 155 f., 160, 169 R otterdam (Niederlande) 24 R ouen (Dép. Seine-Maritime) 61 f., 169 R ouergue 63 ROUPELDANGE (Dép. Moselle) 128 R ubenheim (Saarpfalzkreis) 95 RÜDESHEIM (Rheingaukreis) 187 RÜLZHEIM (Kr. Germersheim) 123 RURANGE (Dép. Moselle) 128

    7, 82, 88, 100, 120, 132 f., 135, 189, 191 f. Sa a r g a u , oberer 52, 117, 126 S a a r g a u , unterer 28, 138 SAARGEMÜND s. Sarreguemines S a ar la n d 7 f., 11, 13, 24, 57, 65, 96, 120, 133, 138, 159, 170, 172, 176, 200, 206 S aarlo uis 137 f., 190 S aarpfalz 191 S ä Ckingen (Schweiz) 102 S alm , Grafschaft 188 f., 204 St. AGATHA, Kirche (Kuchlingen, s. d.) 126 St. AGATHA, Stift (Longuyon) 77 f,, 85, 97, 124 ST. AIRY, Abtei (Verdun) 103, 151, 163, 177 Saarbrücken

    264

    St. ANTONIUS, Kapelle (Trier) 201 St. AMAND(Dép. Nord) 125, 144 St. am an s , Abtei (Rodez) 63 f. St. AMANT, Kirche (bei Toul) 138 St.ARNUAL, Stift (Saarbrücken) 82, 86, 88, 132 f., 189 ST. ARNULF, Abtei (Metz) 96, 112, 154, 163, 171, 177 St.BERTIN, Abtei (St. Omer, Dép. Pas de Calais) 104 St. calais (Dép. Sarthe) 104 ST. CASSIUS, Stift (Bonn) 59 St. CLAUDE (Dép. Jura) 89 St. DENIS, Abtei (bei Paris) 127, 129, 144 St. DIE (Dép. Vosges) 96, 105 ff., 125 St. EUCHARIUS, Abtei (Trier) 109, 178 St. EVRE, Abtei (Toul) 137, 149 f., 154 St. GANGOLPH, Kirche (Besseringen, Kr. Merzig-Wadern) 195 f., 198 St. GALLEN (Schweiz) 51, 99 ST. GEORG, Kirche (Amay) 77 ff., 120, 122 ST. GEORGES-SUR-MEUSE (Belgien) 79 St. GEREON, Abtei (Köln) 97 St. GERMAIN-DES-PRÉS, Abtei (Paris) 65, 144 St. HUBERT (Belgien) 96 St. JAKOB, Abtei (Mainz) 205 St. JOHANN, Kirche (Tholey) 85, 87, 181, 203 St. LAMBERT, Abtei (Lüttich) 147 ST. MAGDALENA, Stift (Verdun) 161 St. MANSUY, Abtei (Toul) 154 ST. MARIA-AD-MARTYRES, Abtei (Trier) 87, 155, 165, 172, 177 St. MARIA-AD-PONTEM, Kirche (Trier) 201 St. MARIEN, Kirche (Roden) 138 St. MARIEN, Stift (Verdun) 160 St. MARTIN, Kirche (Grünstadt) 119 St. MARTIN, Kirche (Losheim) 84 St. MARTIN-DE-GLANDIÈRES (Lübeln) 80, 119 St. MARTIN, Abtei (Metz) 152 f. ST. MARTIN, Abtei (Trier) 37, 45, 67, 72, 84, 90, 98,100, 158, 163-169, 171-174 St. MARTIN, Priorat (Verdun) 163 St. MATTHIAS, Abtei (Trier) 15, 82, 92, 144, 172, 199, 202 St. MAUR-SUR-LOIRE (Gde. St. Georges-leThoureil, Dép. Maine-et-Loire) 31, 43 St. MAUR, Kirche (Hattonchâtel, Dép. Meuse) 140 St. MAUR, Abtei (Verdun) 96, 161 f. St. maurice , Abtei (Beaulieu-en-Argonne) 108 St. MAURICE, Kirche (bei Etain, Dép. Meuse) 96 St. maurice D ’agaun e (Schweiz) 95 f., 100 St. MAURITIUS, Kirche (Guinkirchen) 128 St. MAURITIUS, Abtei (Tholey) 11, 92, 186, 191, 197, 202

    S t . MAXIMIN, Abtei

    (Trier) 14 ff., 35 f., 65, 77 f., 98,120 f., 138, 154, 166,171 f., 174,177-180, 182 f., 186, 199, 204 St. MEDARD (Kr. Kusel) 65, 87, 95, 141 ST.MlHlELpép. Meuse) 16 f., 51, 59 f., 125,137, 143, 145, 149, 152 f., 159 f., 163, 171-174, 188 ff. St. OMER (Dép. Pas-de-Calais) 173 St. PANTALEON, Abtei (Köln) 199, 202 St. PAUL, Abtei (Verdun) 69-73, 77, 100, 151 f., 154-165,174, 183, 190 St. PAULIN, Stift (Trier) 155, 166, 201 St. PETER, Kirche (Theley) 85 St. PETER, Kirche (Temmels) 76, 97 St. PETER, Kirche (Grünstadt) 119 St. PIERRE-AU-MONT Abtei (Châlons-sur-Mar­ ne) 98 St. PIERRE-AUX-NONNAINS, Abtei (Metz) 127 St. REMI, Abtei (Sens, Dép. Yonne) 129 St. REMIGIUS, Kirche (Bliesen) 85 STE. ROLLINE (Gde Custines, Dép. Meurthe-etMoselle) 122 STE. RUFFINE (Dép. Moselle) 122 ST SATURNINUS, Kirche (Verdun) 65, 69, 74 St. SIMEON, Stift (Trier) 169, 172 St SDCTUS, Abtei (Rettel) 136 f., 178 St. vanne , Abtei (Verdun) 53, 64-67, 72 ff., 77 f., 83,92,98,102 f., 105,107-110,112,127, 129 f., 137 f., 141 ff., 146 f., 149, 150-154, 156, 160-164, 167 f., 171 ff., 177, 180 St. VINCENT, Abtei (Metz) 169, 197 St. vith (Belgien) 200 ST. WALFRID s. Welferding St.WANDRILLE(Dép. Seine-Maritime) 51, 62, 64 ST. WENDEL 45, 65, 82, 86 f., 141, 176, 189, 192, 194 ff., 198 f., 204 Sarreguemines (Dép. Moselle) 125 f., 129, 156, 194, 201 SCARPONA (= Dieulouard, Meurthe-et-Moselle), Ka. Pont-à-Mousson) 128, 140, 161 Pag US SCARPONINSE s. Charpaignegau S chaumberg bei Tholey 11, 83 f., 144, 185, 190 ff., 195, 197 f., 201 S chellenbach (Gde. Thalexweiler, Kr. Neunkirchen-Ottweiler) 86 S cheuern (Kr. St. Wendel) 86, 188, 204 S chmidtheim (Kr. Schleiden) 187, 200 S chwarzenacker (Gde. Einöd, Kr. Hom­ burg) 84 S chwarzenberg (wüst bei Lockweiler, Kr.

    Merzig-Wadern) 185, 188 S chwarzerden (Kr. St. Wendel) 187 S chweichhausen (wüst bei Tholey, s. d.) 86,

    187

    S chweiz 169 S eillegau 121, 127, 135 ff., 155 S eligenstadt am Main, Abtei 33, 173 SENARD(Dép. Meuse) 110 SENONES (Dép. Vosges) 104 ff., 125, 154 SENS (Dép. Yonne) 63, 97, 129 f. Shonberch 189 SlEFERSHEIM (Kr. Alzey-Worms) 121 SlEGBURG (Rhein-Sieg-Kreis) 175 SlERCK-LES-BAiNS (Dép. Moselle) 136 S ötern (Kr. St. Wendel) 35 f., 82, 194-197,

    201, 207 S oissons (Dép. Aisne) 110 SOLIGNAC (Dép. Haute-Vienne) 62 f. S ommaisne (Dép. Meuse) 110 S otzweiler (Kr. St. Wendel) 85 f., 195

    f. SoULTZ(Dép. Bas-Rhin) 118 S panien 115, 136 S peyer 35 f., 78, 123, 187 S peyergau 114, 118, 132 SPIEMONT (bei Niederlinxweiler, Kr. St. Wen­ del) 86 S ponheim (Kr. Kreuznach) 23, 187, 198, 204 S pringiersbach (Gde. Bengel, Kr. Wittlich) 178 STABLO (Belgien) 47, 61, 98, 104, 123, 125, 164, 172 S teinbach (Kr. Neunkirchen-Ottweiler) 86 S trassburg (Dép. Bas-Rhin) 106, 117, 125, 178, 185 S ulzheim (Kr. Alzey-Worms) 121 S y raku s (Italien) 168 T aben (Kr. Trier-Saarburg) 78, 81 T emmels (Kr. Trier-Saarburg) 77 f., 81, 97 T ertry (Dép. Somme) 118 T hailen (Kr. Merzig-Wadern) 82, 193 T halexweiler (Kr. Neunkirchen-Ottweiler)

    85 f., 146 T heley (Kr. St. Wendel) 85 f. T h ÉROUANNE (Dép. Pas-de-Calais) 62, 97 T heuley , Abtei (Gde Vars, Dép. Hte-Saöne)

    39 T hiONVILLE (Dép. Moselle) T holey (Kr. St. Wendel) 7

    129 f. ff., 11-15, 17-21, 23-29, 34, 36-46, 52, 54-61, 64 f., 67 ff., 72-76, 78 f., 81-99, 102, 106, 111-114, 118, 120-135, 138-147, 149 f., 152, 154 ff., 158-161, 163 f., 166, 169-207 T hüringen 77 TlLLY-SUR-MEUSE(Dép. Meuse) 109 T ongern gau 79 Tout (Dép. Meurthe-et-Moselle)

    50, 78, 96,

    137 f., 149 f., 153, 158

    265

    TOULOUSE (Dép. Hte.-Garonne) T ouraine 82 TOURS (Dép. Indre-et-Loire) 78,

    64

    W aal

    (Dép. Meuse) 99 f.,

    110

    7 f., 11 f., 14 f., 19 f., 23 ff., 27 ff., 33, 36 f., 41 ff., 45, 47, 49, 58 f., 62-65, 67 f., 72 f., 76 ff., 81 f., 84 f., 87 f., 90 ff., 94,96 -100, 102, 107, 109, 120- 125, 131, 138, 140 f., 143-147, 149, 151, 154 f., 158 f., 164-183, 185 ff., 190, 192 f., 195, 197-202, 204 f., 207 T rOYES (Dép. Aube) 97 TURNHOLT/TURNHOUT (Belgien) 203

    T rier

    U chtelfangen

    (Kr. Neunkirchen-Ottweiler)

    85 s.

    O u d ren n e

    URWAHLEN (wüst

    bei Wahlen, Kr. Merzig-

    Wadern) 82 U t r e c h t (N ied erla n d e ) 202 V alenciennes (Dép. Nord) 111 VALKENBURG (Niederlande) 187 V ars (Dép. Hte.-Saône) 39 V aubécourt (Dép. Meuse) 110, 120 V avincourt (Dép. Meuse) 100 VECHINGEN (wüst bei Sarreguemines, s. d.) 125 V eldenz (Kr. Bernkastel-Wittlich) 176, 182,

    185, 187 V eltenhofen

    (wüst Gde. Thalexweiler, s. d.)

    86 V erdun (Dép.

    Meuse) 7, 12 f„ 15-19, 21 f., 26, 28 - 34,36 ff., 41,43 f., 48,51 ff., 55 - 66,68 - 79, 81, 83, 87 f., 90 f., 93-101, 103-106, 108 ff., 114, 120, 123 f., 127-132, 136-143, 145-152, 154-162, 164, 167, 169, 171, 174 ff., 178 ff., 182-185, 188-190, 192 ff., 198, 201, 207 VERDUNOIS, VERDUNGAU 100 f-, 105 f., 110 f. V ergaville (Dép. Moselle) 155 V erlaine (Belgien) 79 V ienne (Dép. Isère) 97 VlGNEULLES (Dép. Meuse) 140 Villa s . marie (bei Flabas, s. d.) 154

    266

    141, 167, 176

    89, 93, 114 f.,

    167 T riaucour T-EN-argonne

    UDERN

    V o g e se n 66, 105, 114, 123 f. VoSAGUS38, 67,72, 76, 78, 87, 99,

    (Gde Buchlohe, Kr. Landsberg (Lech)

    191 W adern (Kr. Merzig-Wadern) 82, 86 W adgassen (Kr. Saarlouis) 172, 178, 190 ff. W adrill (Kr. Merzig-Wadern) 82 W ahlen (Kr. Merzig-Wadern) 82 W ahlen (wüst Gde Lebach, Kr. Saarlouis) 82 WALDECK, Burg (bei Bell, Rhein-Hunsrück-

    Kreis) 197 W allers, (Dép. Nord) 111 W allesweiler (wüst bei W interbach, Kr. St. Wendel) 85 f. WALY (Dép. Meuse) 99 f., 109 ff. WARESWALD, bei T h oley 84 W arndt 80 WEDERN (Kr. Merzig-Wadern) 82 W eerT-ST. GEORGES (Belgien) 79 WEINGARTEN (Kr. Ravensburg) 26 W eiSSENBURG/WISSEMBOURG (Dép. Bas-Rhin)

    48 f„ 52, 78, 80, 87, 91, 105, 114, 116-123, 126, 132 f„ 135, 144, 176 WEITEN, (Kr. Merzig-Wadern) 81 WELFERDING (Stadt Sarreguemines, Dép. Moselle) 86, 95, 126, 129, 156, 181, 194, 201 W estrich 28, 35 W etzlar 194 WEISKIRCHEN (Kr. Merzig-Wadern) 194 W lC H lM O N H IA G A

    81

    W ien (Österreich) 92, 178 W interbach (Kr. St. Wendel) 85 f. WÖRSCHWEILER (Saarpfalzkreis) 180, 189 W oevre 77 f„ 81 W oimbey (Dép. Meuse) 78 W olfenbüttel 92,170,173 W olfersweiler (Kr. St. Wendel) 65, 87,

    195 W onsheim (Kr. Alzey-Worms) 121 W orms 78, 84,120 f., 160, 187 W ürzburg 183 Z weibrücken

    24, 135, 182, 197 f.

    141,

    NACHTRAG 1) Thierris sires de la Haie empfängt in einer in französischer Sprache geschriebenen Urkunde vom März 1286 ein Allod zu Reisweiler zu Lehen von Willaume, Abt zu Tholey (LA Saarbrücken, Best. Nassau-Saarbrücken II Nr. 5503). 2) Willaumes, Abt zu Tholey wird auch in einer zweiten in französischer Sprache geschriebenen Urkunde des Thierris de la Haie vom März 1286 genannt (LA Saar­ brücken, Best. Nassau-Saarbrücken II Nr. 5504). 3) Philip, Abt von Toly wird 1347 in einer von der Frau des seligen Heinrich Pflugei von Bexbach ausgestellten Urkunde genannt (LA Saarbrücken, Best. NassauSaarbrücken II Nr. 2446, Bl. 256).

    NACHTRAG zu S. 88 Erst jetzt sehe ich, daß auch K. Heinemeyer, Das „Erzbistum“ Mainz in römischer und fränkischer Zeit, Bd. I, Marburg 1979, S. 120 ff., mit gewichtigen Gründen für die Exi­ stenz einer Klerikergemeinschaft im frühen Tholey eintritt. Dort auch wichtige Über­ legungen zur Bedeutung des Begriffs loca sancta.

    267

    Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung L Hans-Walter Herrmann, Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis zum Jahre 1527 Bd. 1: Quellen, 1957 ff., 676 S. Bd. 2: Darstellung, 1959, 265 S.

    DM 36,00 DM 12,00

    II. Saarländische Bibliographie Bd. 1: 1961/62, zusammengestellt v. Lorenz Drehmann und Heinz Kalker, 1964, 448 S.

    DM 29,50

    Bd. 2: 1963/64, zusammengestellt v. Lorenz Drehmann und Ursel Perl, 1966, 362 S.

    DM 29,00

    Bd. 3: 1965/66, zusammengestellt v. Lorenz Drehmann und Ursel Perl, 1968, 381 S.

    DM 32,50

    Bd. 4: 1967/68, zusammengestellt v. Lorenz Drehmann und Ursel Perl, 1970, 382 S.

    DM 45,00

    Bd. 5: 1969/70, zusammengestellt v. Lorenz Drehmann und Ursel Perl, 1972, 324 S.

    DM 42,50

    Bd. 6: 1971/72, zusammengestellt v. Lorenz Drehmann und Ursel Perl, 1974, 282 S.

    DM 42,50

    Bd. 7: 1973/74, zusammengestellt v. Lorenz Drehmann und Ursel Perl, 1976, 271 S.

    DM 49,00

    Bd. 8: 1975/76, zusammengestellt v. Lorenz Drehmann und Ursel Perl, 1978, 306 S.

    DM 58,00

    Bd. 9: 1977/78, zusammengestellt v. Rudolf Lais und Ursel Perl, 1980, 413 S.

    DM 68,00

    Bd. 10: 1979/80, zusammengestellt v. Rudolf Lais und Ursel Perl, 1982, 424 S.

    DM 81,00

    III. Maria Zenner, Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbundregime 1920—1935, 1966, 434 S.

    DM 22,50

    IV. Eduard Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg­ Lothringen, 1969, 4 T., 209 S.

    DM 25,00

    V. Manfred Pohl, Die Geschichte der Saarländischen Kreditbank Aktiengesellschaft, 1972, 14 Tab., 146 S. VI. Fritz Jacoby, Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme an der Saar, 1973, 275 S.

    DM 29,50

    DM 35,00

    VII. Dieter Staerk, Die Wüstungen des Saarlandes, 1976, 445 S. VIII. Irmtraut Eder, Die saarländischen Weistümer — Dokumente der Territorialpolitik, 1978, 272 S.

    DM 52,50

    DM 38,00

    IX. Marie-Luise Hauck/Wolfgang Läufer, Epitaphienbuch von Henrich Dors (Genealogia oder Stammregister der durchläuchtigen hoch- und wohlgeborenen Fürsten Grafen und Herren des Hauses Nassau samt Epitaphien durch Henrich Dorsen) Dezember 1983, 286 S. DM 120,00 X. Jürgen Karbach, Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert, 7 Tab., 255 S.

    DM 48,00

    XI. Hans Amrich, Landesherr und Landesverwaltung. Beiträge zur Regierung von Pfalz-Zweibrücken am Ende des Alten Reiches, 1981, 6 Beil., 284 S.

    DM 55,00

    XII. Klaus-Michael Mallmann, Die Anfänge der Bergarbeiter­ bewegung an der Saar (1848 —1904), 1981, 370 S.

    DM 59,00

    XIII. Beiträge zur Geschichte der frühzeitlichen Garnisons- und Festungsstadt. Referate und Ergebnisse der Diskussion eines Kolloquiums in Saarlouis vom 2 4 .-2 7 . 6. 1980. 1983, 256 S.

    DM 57,00

    XIV. Heinrich Küppers, Bildungspolitik im Saarland 1945 —1955. 1984, 362 S.

    DM 68,00

    XV. Wolfgang Haubrichs, Die Tholeyer Abtslisten im Mittelalter. Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen, 1986, 267 S. Auslieferung durch Minerva-Verlag Thinnes und Nolte oHG, Futterstraße 25, 6600 Saarbrücken. Außerhalb der Reihe sind erschienen und über die Geschäftsstelle der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, Scheidter Straße 114, 6600 Saar­ brücken 3, erhältlich: 1. Fritz Eyer, Saarländische Betreffe des Departementsarchives Meurthe-et-Moselle in Nancy, 1976, 379 S.

    DM 35,00

    2. 25 Jahre Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 1952 —1977. Gründung, Aufbau, Tätigkeit, 1977, 63 S.

    DM 10,00