Die sozialökonomischen Verhältnisse der nomadischen Bevölkerung im Norden der Demokratischen Republik Somalia [Reprint 2021 ed.] 9783112535363, 9783112535356


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German Pages 198 [201] Year 1979

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Die sozialökonomischen Verhältnisse der nomadischen Bevölkerung im Norden der Demokratischen Republik Somalia [Reprint 2021 ed.]
 9783112535363, 9783112535356

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VERÖFFENTLICHUNGEN DES MUSEUMS FÜR VÖLKERKUNDE ZU LEIPZIG HEFT 31

ABDI GAILEH

MIRREH

DIE SOZIALÖKONOMISCHEN VERHÄLTNISSE DER NOMADISCHEN BEVÖLKERUNG IM NORDEN DER DEMOKRATISCHEN REPUBLIK SOMALIA Mit 52 Abbildungen auf 28 Tafeln, 4 Karten und 22 Figuren

A K A D E M I E - V E R L AG 1978

BERLIN

H E R A U S G E G E B E N VON D E R D I R E K T I O N Redaktion: Rolf Krusche

Erschienen im Akademie-Verlag, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4 © Museum f ü r Völkerkunde Leipzig 1978 Lizenznummer: 202 • 100/148/78 Herstellung: IV/2/14 V E B Druckerei »Gottfried Wilhelm Leibniz«, 445 Gräfenhainichen/DDR • 5049 Schutzumschlag: Annemarie Wagner Bestellnummer: 753 341 0 (2085/1/31) • LSV 0705 Printed in GDR DDR 15,-M

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

5

Einführung

7

A. Zur Geographie I

II

13

K l i m a und Landschaft

13

1. Gliederung des Landes, Jahreszeiten, Vegetation 2. Die traditionelle Gliederung des Landes durch die Somali und Veränderungen der Umwelt

13

Die Tierwelt nach der Gliederung der Somali

26

1. Die Gliederung 2. Die Raubtiere

26 27

B . Produktionsmittel, Produktionsprozeß, Grundlagen der Lebensweise I

Herdentiere, Jahreszyklus und Vegetation im Untersuchungsgebiet 1. Die Herdentiere, ihre Einteilung 2. Der Jahreszyklus der untersuchten Gruppe im Überblick 3. Die Einteilung von Vegetation und Weide im Untersuchungsgebiet

II

III

IV

18

32 . . .

. .

32 32 34 37

Die Haltung der Herden

42

1. 2. 3. 4. 5. 6.

Vorbemerkungen Die Herden in der G'u-Regenzeit Die Herden in der Jilaal-Trockenzeit Suche nach verlorenen Tieren Lastkamele Anlage und B a u des K r a l s ; Arbeitsgeräte beim Hüten der Tiere und dem Kralbau 7. Schutz vor Raubtieren auf der Weide und im K r a l

42 44 60 56 57

Zucht

62

1. 2. 3. 4.

62 64 66 67

Paarung Geburt und Aufzucht der Jungtiere Kastration Vorbeugung gegen Krankheiten und Heilung

59 61

Wasserversorgung und Versorgung mit Salzen

71

1. Wasserplätze 2. Die Beschaffung von Wasser für den Bedarf des Menschen 3. Die Versorgung der Tiere mit Salz

71 80 83

3

V N u t z u n g der Tiere u n d E r n ä h r u n g

84

1. Das Melken

84

2. E r n ä h r u n g

87

V I Heilmittel V I I Der aqal 1. K o n s t r u k t i o n und Bestandteile des aqal 2. Haushaltgeräte V I I I Kleidung C. Die gesellschaftlichen Verhältnisse I Familie, Verwandtschaft, Eigentumsverhältnisse 1. 2. 3. 4.

S t r u k t u r der Familie und Arbeitsteilung Eigentumsverhältnisse Familienbeispiele Eigentumsmarken

I I Heiratsformen, yarad u n d Beziehungen in der Familie

91 94 94 96 102 108 108 108 113 119 137 139

I I I Bemerkungen zur politischen Gliederung und gesellschaftlichen Funktionsträgern

147

IV Die Beziehungen z u m Markt

152

V Die tuuloyin (Stationen) u n d ihre Bedeutung in der Gegenwart und f ü r die Zukunft

156

Zusammenfassung

161

Literaturnachweis

165

Vorwort

Nach dem Studium der Landwirtschaftswissenschaften am Institut für tropische Landwirtschaft und Veterinärmedizin der Karl-Marx-Universität Leipzig erhielt ich an der gleichen Universität 1970 eine Aspirantur am Lehr- und Forschungsbereich für Ethnographie „Julius Lips" der Sektion Afrika- und Nahostwissenschaften. Mir war dadurch die Möglichkeit einer zusätzlichen ethnographischen Ausbildung gegeben. Die Aspirantur wurde durch einen zweimaligen Aufenthalt in der Demokratischen Republik Somalia unterbrochen. Im Frühjahr und Sommer 1971 hielt ich mich zu einem längeren Feldforschungsaufenthalt im Gebiet südlich von Hargeisa auf. Während dieses Zeitraums wurde der größte Teil des hier vorgelegten Materials aufgenommen. Ein zweiter kurzer Aufenthalt 1973 ermöglichte Kontrollen und Ergänzungen. Außerdem konnte auf Kenntnisse und Erfahrungen zurückgegriffen werden, die ich bei früheren Ferienaufenthalten vom Ende der 50er Jahre bis zur Mitte der 60er Jahre als Kind einer Nomadenfamilie in meiner Heimat, dem Untersuchungsgebiet und dessen weiterer Umgebung, erwarb. Die Forschungsarbeit war mit außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden, die sich zum Teil bereits aus der Lebensweise der Nomaden ergaben. Die neue somalische Regierung war zur Zeit der Feldforschung kaum zwei Jahre an der Macht; das Interesse der Behörden konzentrierte sich verständlicherweise auf andere Fragen als die gesellschaftswissenschaftlicher Forschungsarbeiten. Ich erhielt aber die Erlaubnis, Akten in Hargeisa einzusehen und die Möglichkeit, mit regierungseigenen Kraftwagen kostenlos mitzufahren. Eine eigene Transportmöglichkeit konnte damals nicht zur Verfügung gestellt werden, die Beweglichkeit war dadurch zeitweilig begrenzt. Danken möchte ich den Mitarbeitern des damaligen Ministry of Rural Development und den Mitarbeitern des Veterinary Department of Hargeisa für ihre Unterstützung und ihr Entgegenkommen. Gedankt sei auch Herrn J a m a Abdi, genannt Takaruuni, für seine materielle Unterstützung während der gesamten Zeit meines Aufenthaltes. Die Ausarbeitung der Planung für die Feldforschung, die Auswertung des Materials und die Abfassung der vorliegenden Publikation erfolgte in ständiger Zusammenarbeit, unter Anleitung und mit großer Unterstützung durch Herrn Dr. W. Liedtke, dem ich dafür danke.

5

Einführung

Ein Blick in die Fachliteratur verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen läßt erkennen, daß in den letzten Jahrzehnten das Interesse an der Nomadenforschung wuchs und neue Fragestellungen ethnographisch-historischer und ökonomischer Art hinzukamen. Das hat offensichtlich zwei primäre Ursachen. Mit der steigenden politischen Bedeutung der Länder Afrikas und Asiens, die in der jüngsten Geschichte ihre Unabhängigkeit erlangten, rücken auch deren historische und die gegenwärtigen sozialökonomischen Verhältnisse mehr in den Vordergrund wissenschaftlicher Forschung. Dazu gehören auch zahlreiche Fragen, die mit dem Nomadismus zusammenhängen. Ihr Studium ist nicht nur von einem vielfältigen allgemeinen, gesellschaftswissenschaftlich-historischen Interesse, sondern von großer Bedeutung für die gegenwärtige und zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung dieser Länder. Schließlich bedecken vielfach Trockensteppen und Halbwüsten, die fast ausschließlich in nomadischer Wirtschaftsführung genutzt werden, bedeutende Teile ihrer Territorien. Ebendeshalb findet der Nomadismus heute gesteigerte Aufmerksamkeit bei Agrarwissenschaftlern, Vertretern der Veterinärmedizin, Geographen, Ernährungswissenschaftlern und verwandten Disziplinen. Ebenso müssen sich aber Praktiker und Wissenschaftler, die sich mit der Organisation der staatlichen Administration und Fragen der Volksbildung beschäftigen, mit ihm befassen. Zum anderen hat die historisch-ethnographische Forschung über die Stellung des Nomadismus in der Geschichte der Menschheit bei den Wissenschaftlern vieler Länder ihr Interesse behalten und gesteigerte Aufmerksamkeit gefunden. Viele neue Erkenntnisse erbrachte besonders die Einbeziehung archäologischer lind prähistorischer Forschungsergebnisse. Im Rahmen von historisch-ethnographischen Periodisierungs- und Klassifikationsversuchen auf der Basis des historischen Materialismus gewann die Nomadenforschung besonders an Vertiefung und neuen Gesichtspunkten. 1 Die Einbeziehung der Nomaden in die Problematik der historischen Periodisierung führt vorrangig zu der Frage der Eigentumsverhältnisse an Produktionsmitteln und der historischen Entwicklungstendenzen dieser Eigentumsverhältnisse. In diesem Zusammenhang ist es von großer theoretischer und methodischer Bedeutung, wie die von K A R L M A R X an verschiedenen Stellen seines Werkes vorgetragenen Erkenntnisse und Gedanken über den Begriff des Eigentums, über die Entwicklung der frühen Ackerbaugemeinde und die Entwicklung zur Klassengesellschaft auf die Erforschung von Nomadenvölkern angewendet werden können. 2 1

2

Vgl. dazu den Band „Das Verhältnis von Bodenbauern und Viehzüchtern in historischer Sicht." Berlin 1968. Zeitweilig hat in der historisch-ethnographischen Forschung im Rahmen der Periodisierungsversuche der Nomadismus nicht die Berücksichtigung gefunden, die ihm universalgeschichtlich zukommt. Vgl. SELLNOW, 1968a. MARX, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. 1953, S. 7f. MARX, Brief an

7

Ein bedeutender Teil der Noniadenforschung konzentriert sich auf Gebiete Mittelasiens, Westasiens und Vorderasiens. 3 Hier handelt es sich zu einem großen Teil um Nomadenvölker mit fortgeschrittener gesellschaftlicher Differenzierung. Innerhalb dieser Untersuchungen nehmen wiederum Fragen ihrer Beziehungen zur seßhaften bäuerlichen und städtischen Bevölkerung und besonders ihr Anteil bei der Entwicklung von Klassengesellschaften einen bedeutenden Raum ein/ 1 Studien über Nomadenvölker des subsaharischen Afrika treten demgegenüber etwas zurück, aber auch dort finden die Beziehungen zur Bodenbau treibenden Bevölkerung, die Rolle der Nomaden bei Staatsgründungen und die Klassenbildung bei Nomaden besondere Berücksichtigung. 3 Andererseits gibt es hier aber auch Nomaden, die sich noch im Stadium der Vorklassengesellschaft befinden — mit allerersten Ansätzen zur sozialen'Differenzierung — und deren gesellschaftliche Verhältnisse in besonders hohem Maße dafür geeignet sind, dieses Entwicklungsstadium auf der Basis nomadischer Wirtschaftsführung zu erforschen. Ein bedeutender Teil der nomadischen Bevölkerung Nordsomalias hat in seiner Gesellschaftsstruktur \Vesentliche Elemente der Vorklassengesellschaft innerhalb der nomadischen Wirtschaftsführung bewahrt. Das gilt auch für die Kolonialzeit, während der die britische Administration in vielen Gebieten nur sehr unvollkommen die „indirect rule" errichten konnte, deren einheimische Repräsentanten zudem mit der Erlangung der Unabhängigkeit bei fast allen nomadischen Bevölkerungsgruppen jede soziale und politische Funktion einbüßten. Unter diesem Aspekt der allgemeinen Ethnographie erscheint die Vorlage von Forschungsmaterial über die Nomaden Nordsomalias wichtig und notwendig. Ein zweiter umfassender Gesichtspunkt ergibt sich aus den Verhältnisssen der Demokratischen Republik Somalia selbst. 75% der Bevölkerung des Landes sind Nomaden, wobei in den einzelnen Landesteilen der nomadische Bevölkerungsanteil etwas höher oder etwas niedriger als die Durchschnittsangaben liegt.1' Abgesehen von der Islamischen Republik Mauretanien und der ehemals unter spanischer Kolonialherrschaft stehenden West-Sahara gibt es keine vergleichbare Situation in einem afrikanischen Land. Die nomadische Bevölkerung Somalias bildet nicht nur keine Minderheit, was auch oft für die Nomaden vieler anderer Länder zutrifft, sondern sie bildet mit der übrigen Bevölkerung auch eine ethnische Einheit. Sie ist in keiner Weise isoliert. Die nichtnomadischen Bevölkerungsgruppen haben engste Beziehungen zum Nomadismus. Diese sind einmal wirtschaftlicher Art, das heißt, es gibt Händler, die mit Produkten des Nomadismus handeln, Handwerker, die Produkte für Nomaden herstellen, usw. V. I. Sassulitsch. Erster Entwurf, Zweiter Entwurf, Dritter Entwurf. MEW, 1973, Bd. 19, S. 384ff, besonders S. 396f. E N G E L S , Soziales aus Rußland. MEW, 1962, Bd. 18, S. 562f. Vgl. auch H A R T W I G , 1974, S. 621 f. K Ö N I G , 1974, S. 454f. 3 Einen großen Beitrag zur Erforschung des Nomadismus auf dem Gebiet Mittelasiens leisteten sowjetische Ethnographen. Vgl. M A R K O V , Problemy social'no-ekonomieeskieh otnosenij u koöevnikov v sovetskoj literature. Manuskript, 1975. 4 Vgl. den Band „Das Verhältnis von Bodenbauern und Viehzüchtern in historischer Sicht", Berlin, 1968. 5 Vgl. S U R E T - C A N A L E , 1960, S . 29f; B Ü T T N E R , 1968; S E L L N O W , 1968b. 6 Nach neuesten Regierungsangaben liegt die Zahl der Nomaden etwas niedriger, die Zahl der vom Nomadismus Abhängigen etwas höher. Vgl. Somalia's Socialist Revolutionary Construction, 1969/73, Mogadishu.

8

Die Bindungen sind aber auch personell sehr eng; es gibt sehr viele Nomaden, die zeitweilig einmal in der Stadt gelebt haben, und es gibt sehr wenige Familien unter der nicht-nomadischen Bevölkerung, die keine nomadisierenden Verwandten haben. Viele in den Städten lebenden Somalis — das gilt auch für Angestellte und Beamte — besitzen noch Tiere, die von ihren nächsten Verwandten mit gehütet werden, und halten sich nicht selten für eine gewisse Zeit bei diesen Verwandten auf. Die Somali gliedern die Bevölkerung in drei Kategorien: Reer Miyi, das sind die Nomaden, zuweilen auch Reer Guura genannt; Reer Magaal, das sind Stadtbewohner, und Beeraley, das sind Bauern. 7 Alle drei werden aber als Angehörige eines Volkes empfunden, was sich aus dem gemeinsamen anthropologischen Typ, der gemeinsamen Sprache und der weitgehend einheitlichen Tradition und Überlieferung ergibt. Alle Fragen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung müssen die Fragen von. Veränderung und Entwicklung bei der nomadischen Bevölkerung einschließen. Alle Entwicklungsvorhaben der Zukunft können in ihren Lösungswegen nicht an der nomadischen Bevölkerung vorbeigehen und müssen sowohl deren historisch gewachsene wirtschaftliche Tätigkeit und alle damit verbundenen Erfahrungen als auch die gesellschaftlichen Verhältnisse und Wertvorstellungen der Nomaden berücksichtigen. Die Entwicklung des Landes hängt also zu einem guten Teil von der Entwicklung des traditionellen Nomadismus zu neuen Formen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ab. Es erlegt uns die Pflicht einer systematischen Erforschung der sozial-ökonomischen und kulturellen Verhältnisse der Nomaden sowie deren Entwicklung auf. Die bisher vorliegende Literatur über die Nomaden Nordsomalias kann nur als dürftig bezeichnet werden. Das gilt für die Gegenwart, ganz besonders aber auch hinsichtlich ihrer zeitlichen Tiefe. Fast alle Quellen aus der Vorkolonialzeit und der frühen Kolonialzeit tragen den Charakter von Reisebeschreibungen. 8 Ihre Zahl ist klein, und Aussagen von wissenschaftlichem Wert sind noch weit geringer und eingeschränkter. Das wissenschaftliche Interesse am Land und seiner Bevölkerung war, wie aus den wenigen Quellen hervorgeht, bei den „Explorern" von unterschiedlicher Gewichtigkeit. !) Einige Expeditionen trugen den Charakter einer Vorerkundung kolonialer Eroberung und (oder) dienten kolonialen Handelsinteressen. 11 ' Man muß zudem berücksichtigen, daß das Hauptziel einiger Expeditionen nicht nur in der Erforschung der Savannen- und Steppengebiete und ihrer Bevölkerung lag, sondern daß es vielmehr darum ging, diese Gebiete zu durchqueren, um die Handelsstadt Harar und andere Gegenden, die südlich oder südwestlich im Inneren lagen, zu erreichen und so an die Peripherie Äthiopiens vorzudringen; dies wurde sowohl von kolonialwirtschaftlichen als auch kolonialpolitischen und etwas später auch von militärischen Interessen bestimmt. 1 1 7

Diese Gliederung der Bevölkerung findet sich auch heute in Schulbüchern. Vgl. Muqdisho, 1 9 7 2 , S. 1 6 .

BUUGGA

JUQRAAFIGA,

8 V g l . B U B T O N , 1 8 9 4 , V o l . I u n d I I ; HAGGENMACHER, 1 8 7 4 ; K E L L E R , 1 8 9 6 ; SMITH, 9

1897.

Hier ragt P A U L I T S C H K E , 1 8 8 8 a, 1 8 9 3 und 1 8 9 6 hervor, der viele Angaben zu den einzelnen Bereichen der Somali-Kultur machte. Seine Arbeiten stellen die besten älteren Quellen dar. Manche neuere Arbeit enthält zum Beispiel zur materiellen Kultur weit weniger Belegmaterial. B U R T O N , 1894, Vol. II; K E L L E R , 1897a (über die Bottego-Expedition), S. 110 u. 111; K E L L E R , 1897b, S. 329f. " B U R T O N , 1894, Vol. I und II. Vgl. B A R T H , 1876, S. 481 f.

9

In den Berichten der Reisenden und der „Explorer" traten die Angaben über Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur der nomadischen Bevölkerung hinter solchen geographischer Art weit zurück. 12 Die Aussagen über die Bevölkerung sind zudem oft durch Vorurteile geprägt. Sie tragen oft alle charakteristischen Mängel von Fremdzeugnissen, deren Autoren sich nicht um eine sachliche Darstellung und Erklärung ihnen fremder kultureller und gesellschaftlicher Verhältnisse bemühen, und entbehren schon deshalb weitgehend eines wissenschaftlichen Wertes. 13 Das Mißtrauen der Bevölkerung gegen alle Eindringlinge war — wie sich bald herausstellte, mit vollem Recht — sehr groß. Mit dem Beginn der kolonialen Eroberung setzte sich die Bevölkerung der Küstengebiete, besonders aber die nomadische Bevölkerung des Hinterlandes, gegen die englische Kolonialmacht zur Wehr. Ebenso stießen im Süden die italienischen Imperialisten auf starken Widerstand. In vielen Gegenden nahm der Kampf gegen beide Kolonialmächte einen äußerst erbitterten Charakter an. 14 Verschiedene militärische Vorstöße der Engländer und diplomatisch-politische Manöver, die sie unternahmen, um Nordsomalia unter ihre Kontrolle zu bringen, schlugen fehl. Ein somalisches Sprichwort, das sich auf diese Situation bezieht, heißt in deutscher Übersetzung: „Wo die Engländer ein Kamel hindurchgehen lassen wollen, probieren sie es erst mit einer Nadel." Dem offenen englischen Versuch, das Land zu unterwerfen, trat die Bevölkerung unter Führung von Sayiid Moxamed Cabdille Xassan entgegen. Die Kämpfe begannen 1899 und zogen sich bis 1921, also über zwanzig Jahre, hin. Es ist hier nicht der Ort, im einzelnen die materiellen und ideologischen Grundlagen dieser Bewegung zu untersuchen. Sie trug jedenfalls zum Zusammenschluß des somalischen Volkes wesentlich bei und bildet heute eine der hervorragendsten nationalen Traditionen. Es gelang den Somali, große Teile des Landes, das die Engländer bereits in der Hand zu haben glaubten, wieder zu befreien, so daß die Briten sich gezwungen sahen, auf einige wenige Positionen an der Küste zurückzugehen. 1 "' Den Kämpfern lim Sayiid Moxamed Cabdille Xassan gelang es auch, noch über längere Zeit eine Unterwerfung des Landes zu verhindern, als sie gegen Italiener und Briten kämpfen mußten und außerdem an einigen Stellen Angriffen äthiopischer Soldaten ausgesetzt waren. Die Befreiungsbewegung steht zeitlich zwischen den Kämpfen afrikanischer Völker gegen die koloniale Unterwerfung und der modernen Unabhängigkeitsbewegung. Sie trägt charakteristische Züge beider historischer Erscheinungen. Aber auch nachdem es den Engländern gelungen war, mit Hilfe von Schiffen und Flugzeugen Sayiid Moxamed Cabdille Xassan zu schlagen und diesen zum Rückzug in das Innere des Landes zu zwingen, gelang es ihnen nicht, die Weidegebiete der Nomaden völlig unter Kontrolle zu bringen. So scheiterte am Widerstand der Somali der Versuch einer Besteuerung der nomadischen Bevölkerung. Ebensowenig gelang es, wie gesagt, in allen Teilen des Landes eine fest etablierte „indirect rule" aufzubauen. Diese ganze historische Entwicklung ist eine der wesentlichen Ursachen dafür, daß 12

13

14

13

Hier muß besonders H U N T , J. A., erwähnt werden: „A General Survey of the Somaliland Protectorate 1944—1950", London. (Die Quelle war mir leider nicht zugänglich). Vgl. B U B T O N , 1894, Vol. I, S . 21 f. und eine Reihe anderer Stellen. H A G G E N M A C H E R , 1874, S. 27. J A B D I N E , 1923; A B O H E B , 1963, S. 6 7 - 9 5 , 197-229; Die Völker Afrikas, Bd. II, 1961, S. 481 f. J A R D I N E , 1 9 2 3 , gibt v o m englischen Standpunkt aus einen Überblick. J A B D I N E , 1 9 2 3 , S. 1 6 3 f . JABDINE, 1 9 2 3 , S. 71 f.

10

die Erforschung der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse der somalischen Bevölkerung in sehr geringem Umfang unternommen wurde und möglich war. Konkrete Kenntnisse über die Entwicklung in den inneren Gebieten Nordsomalias haben wir deshalb sehr wenige; es ist heute darum z. B. sehr schwer zu ermitteln, welche Rolle neben dem Nomadismus in der Vergangenheit der Bodenbau in der Wirtschaft der Bevölkerung gespielt hat und wie groß die Zahl der Somali war, die sowohl Felder bestellten als auch Wanderweidewirtschaft betrieben. Es gibt aber auch einige Hinweise darauf, daß in einigen Gegenden des Landes die Landwirtschaft eine größere Bedeutung hatte als heute und in der Kolonialzeit. 16 Eine Klärung dieser Frage wäre nicht nur von historischem Interesse, sondern auch für die gegenwärtige Entwicklung von Bedeutung. Eine größere Anzahl von Ruinenfunden im Inneren des Landes, die zum Teil beträchtlichen Umfang haben, weisen darauf hin, daß hier nicht immer nur Nomaden gelebt haben. Das geschichtliche Alter dieser Bauwerke ist vielfach noch umstritten. 1 7 Was die Herkunft und die weiter zurückliegende Geschichte der Somali betrifft, so sind unsere Kenntnisse trotz einer Reihe von Einzeluntersuchungen äußerst gering und vor allem sehr wenig gefestigt. Dies kommt schon darin zum Ausdruck, daß heute so grundsätzlich unterschiedliche Positionen zu diesem Fragenkomplex möglich sind, wie sie in prinzipiellen Fragen und Einzelheiten L E W I S , M U R D O C K und auch 18 H A B E R L A N D vertreten. Die einzige große Arbeit, die über die Nomaden Nordsomalias vorliegt und einen monographischen Anspruch erheben kann, ist das Werk von L E W I S . Es enthält außerordentlich viel Material und ist für jeden, der sich mit diesem Gebiet wissenschaftlich beschäftigt, unentbehrlich geworden. In dieser Arbeit von L E W I S werden bestimmte Seiten der gesellschaftlichen Struktur, vor allem das Verwandtschaftssystem, stark hervorgehoben, während andere vernachlässigt werden. Die Arbeit folgt damit einer Tendenz, die auch in einer Reihe anderer Werke englischer Social Anthropologists zu bemerken ist. Dem mit dieser Gegebenheit nicht vertrauten Leser muß das Bild von den gesellschaftlichen Verhältnissen, wie L E W I S es zeichnet, als weitestgehend durch Verwandtschaftsbeziehungen bestimmt erscheinen. Beziehungen territorialer Art und vor allem die Beziehung zwischen der wirtschaftlichen Tätigkeit und den gesellschaftlichen Verhältnissen im Detail, werden von L E W I S nicht oder nur andeutungsweise herausgearbeitet. Gerade in der Ermittlung dieser Beziehungen muß aber eines unserer Hauptinteressen liegen. Die Widersprüche, die sich aus wirtschaftlichen Notwendigkeiten in den gesellschaftlichen Verhältnissen vor allem auch in den Beziehungen zwischen Familien und innerhalb der Verwandtschaftsgruppen ergeben, treten bei L E W I S zurück. Gerade sie sind aber, um den Charakter neuer gesellschaftlicher Verhältnisse zu erfassen, von großer Wichtigkeit. 16 K E L L E R , 1896, S. 6 u. 7;

HAGGENMACHER,

1874, S. 32f. Vgl. auch

LEWIS,

1961, S. lOOf.

" V g l . BURTON, 1 8 9 4 , S. 7 9 f ; CURLE, 1 9 3 7 , S . 3 1 5 f . 18

1961, S. 2 1 - 2 5 ; L E W I S , 1955, S. 45; H A B E R L A N D , 1963, S. 24, 257, 410, 527; 1959, S . 318f.; P A U L I T S C H K E , 1888a, S . l f . und L E W I S , 1961, S . 23 gehen davon aus, daß ursprünglich Galla sehr weit im Norden (Hawd) gesessen haben. HUNT I N G F O R D , 1955, S. 19 gibt als Heimat das äthiopische Hochland an. Die Somali sehen Nordsomalia in ihren Überlieferungen als Teil ihrer Heimat an. H A B E R L A N D , 1963, S. 260—261 hebt das nationale Einheitsgefühl der Somali hervor: „Ihr Nationalgefühl ist ausgesprochener als das der Galla . . . Jeder Somali fühlt sich mit den Angehörigen eines anderen Somali-Stammes verwandt, besonders, wenn es darum geht, gegen einen gemeinsamen Feind Front zu machen."

LEWIS,

MURDOCK,

11

Zweifellos werden aber viele von L E W I S beschriebene Sachverhalte gerade in Anbetracht der gegenwärtigen Veränderungen für zukünftige historische Forschungen von Wert bleiben. Die vorliegende Arbeit besteht, wie bereits gesagt, vorwiegend aus Material, das 1971 während einer Feldforschung gesammelt wurde. Die Forschung konzentrierte sich auf eine bestimmte Gruppe, die sich im Gebiet von Hargeisa zwischen zwei großen Ebenen, nämlich der Qolcadey- und der Tuyo-Ebene, bewegt und deren Gebiet im Norden in der Guban-Vegetationszone und im Süden im Hawd seine Begrenzung findet. Diese Forschung kann in ihren Ergebnissen nur als ein Anfang betrachtet werden, einmal wegen ihrer regionalen Begrenzung, zum anderen, weil nicht alle gesellschaftlichen Erscheinungen in gleicher Intensität erfaßt und auf ihr Wesen hin untersucht werden konnten. Es liegt dies unter anderem auch in der Tatsache begründet, daß in einer Zeit umfassenderer gesellschaftlicher Entwicklungen und Veränderungen, die sich im ganzen Land im Vergleich zur Vergangenheit verhältnismäßig schnell vollziehen, bei zeitlich und räumlich begrenzter Forschung nicht immer die künftige Rolle und Bedeutung älterer wie neuester ökonomischer und sozialer Gegebenheiten erfaßt werden kann. Während der Feldforschung wurde Material gewonnen durch Eigenbeobachtung, das heißt, durch Teilnahme am Leben der Nomaden. Die zweite Quelle bildeten die Aussagen von Gewährsmännern. Es wurden viele ältere und jüngere Frauen und Männer befragt. Außerdem wurden einige schriftliche Materialien ausgewertet. Dazu gehören Berichte, die bei den Verwaltungsstellen in Hargeisa eingesehen werden konnten. In der vorliegenden Arbeit wird großer Wert auf die Darstellung der Produktivkräfte und des Produktionsprozesses gelegt, da sie die Grundlagen der gesellschaftlichen Verhältnisse sind, und weil bei allen gesellschaftlichen Veränderungen beachtet werden muß, ob ihnen eine Veränderung im Bereich der Produktivkräfte zugrunde liegt. Ebenso wichtig war es, festzustellen, wie die von der staatlichen Administration eingeleiteten Maßnahmen zur Entwicklung der Produktivkräfte beitragen. Die Notwendigkeit und Bedeutung wissenschaftlicher Forschungen als Grundlage für die progressiven Maßnahmen des Staates kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, ist doch die Zukunft der nomadischen Bevölkerung von größter Wichtigkeit für das ganze Land. Wie viele sozialökonomische Fragen und notwendige Untersuchungen schließt das Problem ein, daß einerseits die Tendenz zur Seßhaftwerdung verfolgt werden muß, andererseits aber das große wirtschaftliche Potential der Steppengebiete, in denen riesige Viehbestände bei Wanderweidewirtschaft gehalten werden können, nicht verloren gehen darf. Erst in den letzten Jahren wurde die Sprache der Somali zur Schriftsprache entwickelt. Daraus ergaben sich manchmal Probleme bei der Niederschrift dieser Publikation. Ein großer Teil der Ausdrücke aus dem speziellen Vokabular der Nomaden findet sich nicht in den bisher erschienenen Lehrbüchern und anderen Materialien. Es wurde versucht, die Schreibweise nach den Grundregeln vorzunehmen, die bei der Schaffung der Schriftsprache aufgestellt wurden. Die somalischen Worte wurden, wie es der Rechtschreibung des Landes entspricht, klein geschrieben. Großschreibung erfolgte bei Eigennamen, am Anfang von Sätzen und bei zusammengesetzten Begriffen, die aus einem somalischen Wort und einem deutschen Wort gebildet wurden.

12

A.' Zur Geographie

I. Klima und

Landschaft

1. Gliederung des Landes, Jahreszeiten, Vegetation Die Demokratische Republik Somalia erstreckt sich im Osten Afrikas vom 2. Grad südlicher Breite bis zum 12. Grad nördlicher Breite. Sie wird im Norden durch den Golf von Aden und im Osten durch den Indischen Ozean begrenzt. Auf eine kurze Strecke im Norden grenzt sie an Djibuti, das gegenwärtig, bei Niederschrift dieser Arbeit, als Französisch-Somaliland noch unter Kolonialherrschaft steht. Die Westgrenze wurde in der Kolonialzeit durch ein Abkommen zwischen der englischen Kolonialmacht, der italienischen Kolonialmacht und Äthiopien gezogen. 19 Sie ist keine ethnische Grenze und hat keinerlei historische Grundlagen. Sie ist zudem mit den notwendigen Weidewanderungen der somalischen Nomaden, die diese am grünen Tisch gezogene Linie aus wirtschaftlichen Gründen überschreiten müssen, nicht in Einklang zu bringen. 20 Die Bevölkerung der Demokratischen Republik Somalia beträgt nach den neuesten Statistiken etwa 4,5 Millionen Einwohner. Zwei Drittel der Bevölkerung sind Nomaden. Die Fläche der Republik umfaßt 262000 Square miles, das sind 63800000 ha, also fast 640000 km 2 . Davon sind nach bisher vorliegenden Untersuchungen 8000000 ha kultivierbar. Von diesen waren 1972 etwa 1,5% in Ackerland verwandelt worden. Allerdings gibt es hier, nicht zuletzt durch entsprechende Programme der Regierung bewirkt, eine ständige Ausdehnung. 21 Kleinere Anteile des kultivierbaren Landes liegen auch in Nordsomalia, besonders in dessen westlichen Gebieten, wo seit alters her einige Bevölkerungsgruppen die Bestellung von Feldern mit der Wanderweidewirtschaft verbinden. Die folgenden Zahlenangaben zeigen die Bedeutung der Viehhaltung. Ein Blick auf die Tabellen und der Vergleich zwischen ihnen offenbart große Abweichungen und Widersprüche. Bestand an Herdentieren Horned cattle: 1,100,000 out of which 850,000 250,000 Camels: 4,300,000 out of which 1,300,000 3,000,000 Sheep: 6,550,000 out of which 650,000 6,000,000 19

20

21

in former in former

Italian British

Somalia Somaliland

in former in former

Italian British

Somalia Somaliland

in former in former

Italian British

Somalia Somaliland

1964, S. 25f. und S. 7 4 - 7 5 ; Somalia Today, 1970, S. 8; Beautiful Somalia, 1972, S. 1 9 - 2 1 ; vgl. auch L E W I S , 1961, S. 19-21. Vgl. Abschnitt über den Jahreszyklus und Abschnitt über Haltung der Kamele in der Trockenzeit. Vgl. auch L E W I S , 1961, S. 20. Beautiful Somalia, 1972, S. 11 und S. 45—46. Somalia's Socialist Revolutionary Construction 1964-73, 1973, S. 8 1 - 8 8 . DRYSDALE,

13

Bestand an Herdentieren Goats: 5,000, 000 out of which 3,000,000 in former 2,000,000 in former British Somaliland 1950 Stock Cameis 1,200,000 Cattle 223,100 Sheep 2,355,000 Goats 1,645,000 Somalia Stock Camels 1,156,000 Cattle 1,200,000 Sheep 2,000,000 Goats 2,135,000 Der Viehbestand Somalias belief sich im J a h r e 1965 a u f : 1301500 Kamele 842 800 Rinder 2 855000 Ziegen 645000 Schafe 19300 Esel 240 Pferde

Italian British

Somalia Somaliland 2 2

Total p o p u l a t i o n : 640,000 Per head of population 1,88

0,33 3,52 2,57 Total p o p u l a t i o n : 1,242,200 Per head of population 0,91 0,96 1,61

1,72 23

Er dürfte bis heute k a u m wesentlichen Schwankungen unterworfen sein. 2 4 Livestock population has been variously estimated as follows: (1)

(2)

T h e Livestock Development Agency estimates (guesses) for 1969/1970 varies as follows: Cattle 2,5 t o 2,8 million head Camels 2,5 to 3,0 million head Sheep 2,1 t o 4,0 million head Goats 3,2 to 8,0 million head According t o F A O Production Yearbook, t h e livestock population was as follows (in t h o u s a n d s ) : Year Cattle Sheep Goats Camels 1963/64 4,350 1,820 3,750 2,500 1,850 3,950 4,320 2,450 1964/65 1965/66 1,880 4,100 4,250 2,400 1966/67 1,910 4,250 1,100 2,350 2,300« 4,050 1,945 4,400 1967/68

Die Differenzen in den Angaben, die alle amtlichen Berichten e n t n o m m e n wurden oder auf solche zurückgehen, machen einmal mehr deutlich, wie schwierig es in der jüngsten Vergangenheit war und auch gegenwärtig noch ist, die Viehbestände v o n N o m a d e n einigermaßen genau zu schätzen. Auf einer Zählung, die es nie gegeben hat, kann keine der Angaben beruhen. 22

Z ö h r e b , 1964/65, S. 194. 3 LEWIS, 1955, S. 71. 24 Länderbericht (Deutsches I n s t i t u t f ü r Marktforschung) Nr. 11, 1960, S. 10. 25 FAO Prospecting for Production Marketing a n d T r a d e in Livestock a n d Livestockproducts. . . ., 1972, S. 1 - 2 . 2

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Die Schilderung der materiellen Grundlagen der Produktion bei Hirtennomaden und ihrer Lebensweise erfordert in hohem Maße die Berücksichtigung geographischer Verhältnisse. Ohne deren Kenntnis sind weder die Arbeitsorganisation im Jahresablauf und der Spielraum, der hier den Nomaden bleibt, noch die Ursachen für eine bestimmte Zusammensetzung der Herden und viele besonders damit verbundene gesellschaftliche Einzelerscheinungen zu erklären. Von besonderem Interesse ist dabei aber auch die Veränderung der natürlichen Umwelt und zwar sowohl eine vielleicht existente, langsame klimatische Veränderung als auch durch die nomadische Wirtschaftsführung, das heißt also, durch den Menschen. Die Kenntnis der geographischen Umwelt ist schließlich ebenso notwendig, um die materielle Kultur als einen historischen, nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit dieser Umwelt und der Nutzung der von ihr gegebenen Möglichkeiten erwachsenen Komplex zu verstehen. Vor allem aber — und gegenwärtig erscheint dies besonders wichtig — ist die Kenntnis und detaillierte Beachtung der Umwelt bei allen gezielten Veränderungen in der Wirtschaft und Lebensweise der Nomaden unter dem Aspekt ihrer Einbeziehung in die fortschreitende Entwicklung des ganzen Landes eine unabdingbare Notwendigkeit. Unter den geographischen Gegebenheiten sollen im vorliegenden Zusammenhang natürlich nur diejenigen genannt werden, die

!•'." '•'•-I Strauch wüste 188883 Sfrauch-undfiaibwüsfe III II III in äerTrockenzeitLaut> abwerfende Bäume u.Sträucher t^j lichterBaumbestand,Pdrksavan/7e, Xerophyten ffffffl 1111111 I/chterBaumbestand mit ßummi arab/cum enthaJ+0rr//on

B f r u m o n unst

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Karte 1:

Vegetationstypen in Somalia (Nach Sergeeva 1965, S. 54) 15

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H ßypsum J... s Gebiet der Feldforsctiung vonfi.Mirreh

Karte 3:

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Vegetationszonen in Nordsomalia (Nach Hemming 1966, S. 204)

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