Die Preussische Stempelgesetzgebung für die alten und neuen Landestheile: Kommentar für den praktischen Gebrauch [4. verm. u. verb. Aufl. Reprint 2018] 9783111652504, 9783111268675


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German Pages 1038 [1072] Year 1887

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Table of contents :
Vorwort zur vierten Auflage
Inhalts-Uebersicht
Abkürzungen
Abtheilung I. Teil 1
Abtheilung I. Teil 2
Abtheilung I. Teil 3
Zusätze zu Abtheilung I.
Abtheilung II. Das Stempelwesen in den neuen Landeptheilen
Anhang. Die Erbschaftssteuer und der Werthstempel von Schenkungen unter Lebenden
Chronologisches Register
Sachregister
Nachträge und Berichtigungen
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Die Preussische Stempelgesetzgebung für die alten und neuen Landestheile: Kommentar für den praktischen Gebrauch [4. verm. u. verb. Aufl. Reprint 2018]
 9783111652504, 9783111268675

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Die

Preußische Stempelgesetzgebung für die

alten und neuen Landestheile.

Kommentar für den praktischen Gebrauch früher herauSgegebm von

Hoyer, Geheimer Regierun— Rath und StempelfiSkal.

Ne« bearbeitet «ad

bis

uns die Gegenwart fortgeführt von

Gairpp, Geheimer RegierungS-Rath und StempelfiSkal in Berlin.

»irrte «rrmrhrtr «nd orrdefferte Anflöge.

Berlin und Leipzig. Verlag von 3. (Buttentag

(D. «,»!,).

1887.

Truck von Troitzsch u. Ostertag in Berlin.

Vorwort zur vierten Auflage.

Die vorliegende neue Auflage dieses Werkes entspricht dem gegen­ wärtigen Stande der Gesetzgebung, Verwaltungspraxis

und

Judikatur

im Gebiete des Stempelwesens. Der Herausgeber ist bemüht gewesen, neben der in erster Reihe an­ gestrebten Vollständigkeit des Materials auch die Uebersichtlichkeit desselben nach Möglichkeit zu wahren, und hat daher in Beziehung auf Anordnung und Sichtung des Stoffs auch diesmal wieder nicht unbedeutende Aenderungen vorgenommen, von denen er hofft, daß sie als Verbesierungen werden erkannt werden. Das Reichsstempelgesetz vom I.Zuli 1881/29. Mai 1885, nebst den Ausführungsbestimmungen des Bundesrathes, ist als Zusatz 2 zu „Ab­ theilung I" (S. 648 ff.) vollständig abgedruckt, während deffen Einwirkung auf die Preußischen Landesstempelgesetze, wo eine solche stattgefunden hat, zutreffenden Orts ersichtlich gemacht ist. Sowohl das chronologische Register, wie das alphabetische Sachregister sind so vollständig und ausführlich als möglich gehalten; auch hat, um den Gebrauch des Buches noch mehr zu erleichtern, die demselben in der vorigen Auflage zuerst beigegebene und damals nur kurz gefaßte „JnhaltsUebersicht" jetzt eine Erweiterung erfahren. Rücksichtlich der Nachträge und der

nothwendig gewordenen Be­

richtigungen, welche letzteren diesmal mit den Nachträgen verbunden worden sind, wird es sich, wie bei den früheren Ausgaben, empfehlen, an den betreffenden Stellen des Hauptwerkes entsprechende Hinweisungen anzumerken. Berlin, September 1886.

Inhalts-Aebersicht Abtheilung L,

enthaltend das Stempelwesen in den neuen Landestheilen, unter zu Grunde Legung der Einzelbestimmungen des Stempelgesetzes vom 7. März 18 22 (vergl. jedoch wegen der auch hier schon in Betracht kommenden neuen, im Jahre 1866 mit der Preußischen Monarchie vereinigten Landestheile die Bemerkung S. 1 unter „Abtheilung I.") In dieser Abtheilung sind zutreffenden Orts die Vorschriften und Erläuterungen hinsichtlich folgender Gegenstände behandelt: Gerichtliches Stempelwesen................................................... Ausländische Schriftstücke..................................... .... . . Verjähmng der Stempelsteuer.............................................. Verfahren in Zweifels- und Beschwerde-Fällen....................... Rechtsweg wegen der Stempelsteuer..................................... Strafrichterliche Festsetzung der Stempelsteuer und deren Bei­ treibung ..................................................................... . . Porto-Bestimmungen............................................................ Befreiungen von der Stempelsteuer..................................... Werthsbestimmung der Gegenstände bei der Berechnung des Stempels, und zwar a. im Allgemeinen....................................................... b. bei der Veräußerung von Grundstücken und Grund­ gerechtigkeiten ....................................................... insbesondere c. bei Uebertragsverträgen zwischen Ascendenten und Descen­ denten ................................................................ d. bei Verpachtungen und Vermiethungen....................... e. bei Auktionen............................................................ f. bei Kauf- und Tauschverhandlungen zwischen Theilnehmern an einer Erbschaft.............................................. Die Stempelabgaben in Grundbuchsachen............................ Wechselstempelsteuer............................................................ Spielkartenstempelsteuer....................................................... Vorschriften wegen Beibringung des Stempels....................... Strafen wegen Nichtgebrauch des Stempels............................ Aufsicht über die Beobachtungder Stempelgesetze; Straffestsetzungen, und Rechtsmittel dagegen...................................................

Seite

1-647 723— 283233-

23 28 32 33 48

48- 50 50- 53 53 — 101 101-103 103-144 126-136 165-178 178—182 183 — 190 144-165 223-285 317—338 191-223 285-316 338-361

Znhalts-Uebersicht.

VI

Seite

Amt der Stempelfiskäle................................................................... Aeußere Form und Absatz der Stempelmaterialien...................... Ersatz: a. für verdorbene Stempelmaterialien....................................... d. für ohne Verpflichtung verwendete Stempelmaterialien Stempeltarif: a. Allgemeine Vorschriften beim Gebrauche desselben . . . b. die einzelnen Tarifpositionen...................................................

362-386 386-401 402-403 404-406 408-444 444-647

Jusätze zir Abtheilung I.: 1. Das Gesetz, betreffend das Sportel-, Stempel- und Taxwesen in den Hohenzollernschen Landen, vom 22. Juni 1875 . . . . 2. Das Gesetz, betreffend die Erhebung von Reichsstempelabgaben, vom 1. Juli 1881/29. Mai 1885, nebst den Ausführungsbestim­ mungen des Bundesraths...................................................................

648-651

652-686

Abtheilung II.» enthaltend das Stempelwesen in den neuen Landestheilen, welche durch das Gesetz vom 20. September 1866, sowie durch die Gesetze vom 24. Dezember 1866 und vom 23. Juni 1876 mit der Preußischen Monarchie vereinigt worden sind; und zwar A. Gerichtliches Stempelwesen in den neuen Landestheilen . . B. Die Stempelgesetze rc. in den neuen Landestheilen. . . .

687-708 709-790

Anhang: Die Erbschaftssteuer und der Werthstempel von Schenkungen unter Lebenden; und zwar a. Das Gesetz, betreffend die Erbschaftssteuer vom 30. Mai 1873 b. Ausführungs-Vorschriften.............................................................. c. Anmerkungen zum Gesetz vom 30. Mai 1873 .......................

791—808 808-835 835-909

Register: Chronologisches Register......................................................................... Sachregister...............................................................................................

Nachträge und Berichtigungen.................................................

910-940 941-988 989 ff.

Abkürzungen. Ortsnamen: A. Altona; B. Berlin; Br. Breslau; C. Cöslin; D. Danzig; F. Frankfurt a. d. O.; F. a. M. Frankfurt a. M.; G. Glückstadt; Gr. Geifswald; H. Hannover; Kg Königsberg i. P.; M. Münster; Mg. Magdeburg; Mr. Marienwerder; P. Posen; Pm. Potsdam; S. Stettin. Abl. der % P.-V. — Amtsblatt der Norddeutschen Post-Verwaltung. AGO. — Allgemeine Gerichtsordnung. ALR. — Allgemeines Landrecht. Appell.-G. — Appellations-Gericht. B.-Bl. f. ger. B. — Büreau-Blatt für gerichtliche Beamte. BGbl. auch BGB. — Bundes-Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes. CB. — Central-Blatt der Abgaben-, Gewerbe- und Handels-Gesetzgebung und Verwaltung. CBl. f. ger. B. — Central-Blatt für gerichtliche Beamte. Cbl. f. d. g. U.-V. — Centralblatt für die gesammte Unterrichts-Verwaltung. Cirk.-R. — Cirkular-Reskript. Ctrlbl. f. d. D. Rch., auch RCBl. — Centtalblatt für das Deutsche Reich. DGKG. — Deutsches Gerichts-Kosten-Gesetz. DGVG. — Deutsches Gerichts-VerfassungS-Gesetz. DCPO. — Deutsche Civil-Prozeß-Ordnung. DRAnz. — Deutscher Reichs-Anzeiger. DStrPrO. — Deutsche Strafprozeß-Ordnung. Entsch. B. — Entscheidungen des Ober-Tribunals, Band rc. Entsch. d. RGer. i. Civils. B. — Entscheidungen des Reichs-Gerichts in Civilsachen, Band rc. Entsch. d. RGer. i. Strass. B. — Entscheidungen des Reichs-Gerichts in Strafsachen, Band re. Erk. d. OT. (I bis VI — 1 oder 2 — S. f. Str. Pl.) — Erkenntniß des Ober-Tribunals (erster bis sechster Senat — erste oder zweite Abtheilung des Senats für Strafsachen — Senat für Strafsachen Plenum). Erk. des RGer. (I bis V — l bis 3) — Erkenntniß des Reichsgerichts (erster bis fünfter Civilsenat — erster bis dritter Strafsenat). FM. — Finanz-Ministerium (Finanz-Minister resp. Generaldirektor der indirekten Steuern). FMR. — Finanz-Ministerial-Reskript (vergl. unter „FM."). GA. B. — Goltdammer, Archiv für Preußisches Sttafrecht, Band rc. GK. — Giseke, Kommentar zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 (v. 1850). Kruchot Beiträge rc. B. — Gruchot, Beiträge zur Erläuterung des Preußischen Rechts, Band re. GS. — Gesetz-Sammlung. H. Str. — Hartmann, die neben dem Strafgesetzbuch in Preußen geltenden Strafgesetze rc. (v. 1873). 3M. - Zustiz-Minister. 3MB. — Justiz-Ministerial-Blatt. JMR. — Justizministerial-Reskript. v. KA. B. — von Kamptz, Annalen der inneren Staatsverwaltung, Band rc. v. KZ. B. — von Kamptz, Jahrbücher für die Preußische Gesetzgebung, Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung, Band rc. Kab.-O. — Kabinets-Ordre. Khm. — Eugen Kühnemann, die Stempel- und Erbschaftssteuer in Preußen (2. Auflage 1885). Komm. — Hoyer und Gaupp, Kommentar „die Preußische Stempelgesetzgebung" 4. Auflage. Kriegs-M. — Kriegs-Minister. LR. — Leyden, Repertorium zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 (v. 1836).

vm

Abkürzungen.

Lottner Samml. — Sammlung der für die Rheinprovinz seit 1813 hinsichtlich der Rechts- und Gerichtsverfaffung ergangenen Gesetze rc., von Lottner rc. M. — Minister. MB. — Ministerial-Blatt für die gesammte innere Verwaltung. M. d. geistl. rc. Angel. — Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. M. d. Z. — Minister des Innern; u. d. P. — und der Polizei. M. d. öfftl. A. — Minister der öffentlichen Arbeiten. M. f. Landw., D. u. F. — Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. (n) in dem chronologischen und Sach-Register vor der Seitenzahl — Note. OLGericht — Ober-Landesgericht. OR. B. — Oppenhoff, Rechtsprechung des Ober-Tribunals in Strafsachen, Band rc. ORKammer — Ober-Rechnungs-Kammer. OT. — Ober-Tribunal. Präj. des OT. — die Präjudizien des Geheimen Ober-Tribunals seit 1832 bis Ende 1848. PStD — Provinzial-Steuer-Direktor. R. — Reskript. Rechtspr. des RGer. — Rechtsprechung des Reichsgerichts in Strafsachen, Band rc. Reg. — Regierung. RGbl., auch RGB. — Reichs-Gesetzblatt. SK. — Schmidt, Kommentar zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 (v. 1838 ff. resp. 1855). Str. A. B. — Striethorst, Archiv für Rechtsfälle, Band rc. V. — Verordnung. Verf. — Verfügung. Zeitschrift f. d. B.-, H.- u. Swesen — Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen.

Abtheilung I. Diese Abtheilung behandelt vornehmlich das Stempelwesen im Gebiet der alten Landestheile; sie berührt aber wesentlich auch das Gebiet der neuen, im Zahre 1866 mit der Preußischen Monarchie vereinigten Landestheile, theils wegen der Gemeinsamkeit der Stempelgesehgebung bei einzelnen Materien, theils wegen der gemeinsamen Anwendbarkeit mannigfacher, die Auslegung stempelgesetzlicher Vorschriften betreffender Ministerial- und Gerichts-Entscheidungen, theils weil auch solche für die neuen Landestheile getroffene Spezial-Bestimmungen mitaufgenommen sind, welche sich den für den Geltungsbereich des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 ergangenen anschließen oder für beide Gebiete maßgebend sind. Die besondere Stempelgesetzgebung für die neuen LandestheUe folgt in Abtheilung II.

Gesetz wegen der Stempelsteuer vom 7. März 1822 (GS. S. 57).

9Btr Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen rc. rc. haben durch das Gesetz über die Einrichtung des Abgabenwesens vom 30. Mai 1820 bereits verfügt, daß zur Aufbringung des Staatsbedarfs auch ferner eine Stempel­ steuer bestehen, und dieselbe durch ein besonderes Gesetz bestimmt werden solle. Hiernach verordnen Wir nunmehr, nach vernommenem Gutachten Unseres Staats­ raths, wie folget: Aufhebung bisheriger Gesetze.

§. 1. Alle bisher im ganzen Umfange der Monarchie, mit Ausnahme des Fürstenthums Neufchatel, bestandene Steinpelgebühren sind hiermit abgeschafft, namentlich auch die Einregistrirungsgebühren in denjenigen Landcstheilen, wo die französische Gerichtsversaffung noch bestehet, und diejenigen Abgaben, welche statt der Einregistrirungsgebühren im Bergischen eingeführt worden. Alle Gesetze und Verordnungen, welche sich auf die hiernach abgeschafften Abgaben beziehen, sind aufgehoben, und es soll auch bei Auslegung des gegenwärtigen Gesetzes niemals darauf zurückgegangen werden. Jedoch wird hierdurch in den übrigen Vorschriften wegen des Enregistrements selbst, wo daffelbe noch besteht, nichts geändert. Hoyer u. Gaupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Aufl.

1

Gesetz §§. 1, 2.

2

[®cf. v. 26. MSrz 1873.]

Stempelsteuer - Tarif.

§. 2. Dagegen sind von jetzt an überall diejenigen Slempelabgaben zu erheben, welche der anliegende von Uns vollzogene Tarif bestimmt. Die Einziehung und Verwaltung dieser Abgaben geschieht allein nach den Vor­ schriften des gegenwärtigen Gesetzes. A>«. Der im §. 2 gedachte Tarif hat durch das folgende Gesetz wesentliche Aenderungen erfahren: Gesetz, betreffend die Aufhebung beziehungsweise Ermäßigung gewisser Stempelabgaben, vom 26. März 1873 — für den Umfang der Monarchie, mit Ausschluß der Hohenzollernschen Lande (GS. S. 131): §• 1. Vom 1. Mai 1873 ab werden ermäßigt die Stempelabgaben: 1) von Eheverträgen, von Erbfolgeverträgen und von Testamenten auf 15 Sgr.; 2) von Cautions-Znstrumenten, wenn der Werth der sichergestellten Rechte beträgt: 50 bis 200 Thlr. auf 5 Sgr., über 200 bis 400 Thlr. auf 10 Sgr.') §• 2. Von demselben Zeitpunkte ab werden aufgehoben die Stempelabgaben von: 1) Gesuchen (Beschwerdeschriften, Bittschriften, Eingaben, Vorstellungen);*) 2) Bescheiden auf Gesuche, Anfragen und Anträge in Privatangelegenheiten, sie mögen in Form eines Antwortschreibens, einer Verfügung, Dekretsabschrift oder eines an die zurück­ gehende Bittschrift selbst gesetzten Dekrets erlassen werden;*) 3) Protokollen, mit Ausnahme der Auktions-, Notariats-, Rekognitions- und derjenigen Protokolle, welche die Stelle einer nach anderweiter Bestimmung der Stempeltarife steuer­ pflichtigen Verhandlung vertreten;*) 4) Requisitionen;*) 5) Dechargen; 6) Beglaubigungen nach §. 33 der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872;3) 7) Quittungen, sowie den in §. 8 Nr. 2 des Gesetzes vom 5. Mai 1872, Stempelabgaben betreffend, gedachten Löschungsanträgen-/) 8) Abschieden (Dienstentlassungen); 9) Urlaubsertheilungen; 10) Kundschaften, welche von Zünften und Gewerbskorporationen den Gesellen und Gehülfen ertheilt werden; 11) Lehrbriefen; 12) Geburts-, Tauf-, Aufgebots-, Ehe-, Trau-, Todten- und Beerdigungsscheinen.5) Insoweit jedoch die unter 1 bis 4 a. in der Provinz Hannover sachen vorkommen, oder gesetzes vom 30. Januar Samml. S. 366), r) s. Abth. 11 des Komm.

bezeichneten Gegepstände: bei gerichtlichen Behörden in anderen als Justizverwaltungsder Versteuerung nach den Bestimmungen des Stempel­ 1859 unterliegen (Gesetz vom 24. Februar 1869,*) Gesetz-

G«s«d 8 2. [etHutmmgoi «c. zu dem Gef. o. re. SRlt| 1873.]

b. im Bezirk des Appellationsgerichts zu Cöln bei gerichtlichen Behörden in anderen alS Zustizverwaltungssachen vorkommen, bewendet es hinsichtlich der Versteuerung derselben bei den bisherigen Vorschriften.«) §•

3.

Zn der Stadt Frankfurt a. M. finden die vorstehend im §. 2 unter Nr. 1 bis 5 und 8 bis 10 enthaltenen Bestimmungen keine Anwendung.«) §•

Der Finanzminister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes beauftragt.

Erläuterungen und Ergänzungen rc. zu vorstehendem Gesetz, im besonderen Hin­ blick auf die Motive zum Gesetz-Entwurf (Berhandl. des HauseS der Abgeordneten, Aktenstück Nr. 70, S. 334 ff.) und auf den Bericht der Kommission des Hauses der Abgeordneten (Aktenstück Nr. 174, S. 831 ff.): 1) Zu §. 1 Nr. 2. Cirk.-R. des FM. v. 28. April 1876 UI 5016 (CB. S. 129, MB. ©. 140): Zur Beseitigung entstandener Zweifel wird Folgendes zur Beachtung mitgetheilt: 1. Durch die Bestimmung unter 2 im §. 1 des Gesetzes vorn 26. März 1873, betreffend die Aufhebung beziehungsweise Ermäßigung gewiffer Stempelabgaben, ist der im allgemeinen für stempelpstichtige Kautionsinstrumente zu 1V2 M. festgesetzte Stempelbetrag auf 50 Pf. ermäßigt, wenn der Werth der sichergestellten Rechte 150 bis 600 M. beträgt und auf 1 M., wenn der Werth dieser Rechte über 600 M. bis 1200 M. beträgt. Die Vorschrift des Gesetzes vom 26. März 1873 bezweckt eine Ermäßigung der Stempelabgabe. Es ist deshalb eine jede Auslegung derselben, welche eine Erweiterung oder Verschärfung der bisher für Kautionsinstrumente bestehenden Stempelpflicht herbeiführen würde, ausgeschloffen. Demgemäß tritt eine Stempelpfiicht solcher Kautionsinstrumente nicht ein, welche nur mit einem bestimmten, unter 150 M. bleibenden Betrdge die Erfüllung einer Verbindlichkeit sichern, selbst wenn der Werth dieser Verbindlichkeit ein höherer sein sollte. 2. Der Werth der Hauptverbindlichkeit ist durch die Kaution nur in soweit sichergestellt, als er durch den Werth des Kautionsgegenstandes gedeckt wird. Wenn für eine Forderung von 2000 M. nur ein Werth von 300 M verpfändet wird, so ist nur ein 50 Pf.-Stempel zu verwenden. 3. Die Höhe des Stempelbetrages ist von der Höhe des Werths der sichergestellten Rechte abhängig gemacht, so daß, wenn sür eine Forderung von 600 M. z. B. ein Pfand im Betrage von 3000 M. bestellt wird, nur ein 50 Pf.-Stempel zu verwenden ist. Da die Verwendung des 50 Pf.Sternpels nur für solche Fälle vorgeschrieben ist, in denen der Werth des sichergestellten Rechtes 150 bis 600 M. beträgt, so ist ein Stempel nicht zu verwenden, wenn dieser Werth geringer ist, ohne daß es dabei auf den Werth des Pfandobjektes ankommt. 4. Bei zweiseitigen Verträgen ist die Frage genau zu prüfen, worin die sichergestellten Rechte bestehen, um danach die Werthermittelung vornehmen zu können. Zst die Sicherheit bestellt, um die Erfüllung der Verbindlichkeit eines der Kontrahenten (z. B. die Lieferung von Waaren) zu garantiren, so ist als Werth des sichergestellten Rechtes der Werth der fraglichen Verbindlichkeit (z. B. der Werth der zu liefernden Waaren oder der verabredete Lieferungspreis derselben) ohne Rücksicht auf etwaige Gegenleistungen des anderen Kontrahenten anzunehmen. Soll dagegen die Kaution nur den Ersatz des Schadens sichern, welcher dem einen Kontrahenten durch die Nicht­ erfüllung der Verbindlichkeiten des anderen Kontrahenten erwächst, so ist der mögliche Betrag des Schadens und zwar unter Berücksichtigung von Leistung und Gegenleistung beider Kontrahenten ab­ zuschätzen und als Werth des gesicherten Rechtes anzunehmen.

4

Gesetz §. 2. f Erläuterungen rc. -u dem öef. v. 26. Mär- 1873.]

5. Wenn eine solche Schätzung bei Ausstellung des Kautionsinstruments auch in soweit nicht möglich ist, daß sich danach beurtheilen läßt, ob der Werth des gesicherten Rechtes innerhalb der im Gesetze vom' 26. März 1873 erwähnten Grenzen liegt, und die Kaution nicht auf eine bestimmte Summe beschränkt ist (vergl. oben Nr. 2), so sind die Voraussetzungen für die in diesem Gesetze zugelassene Ermäßigung nicht vorhanden und muß der regelmäßige Stempel von ll/j M. ver­ wandt werden. 2) Zu §. 2 Nr. 1-4. Motive: Bei diesen Positionen handelt es sich um Beseitigung der bisherigen Besteuerung des schriftlichen Verkehrs in Verwaltungs-Angelegenheiten, einschließlich der Justiz - Verwaltungs­ sachen rc. — Requisitionen, worunter schriftliche Anträge einer Behörde an eine koordinirte Behörde in stempelpflichtigen Privat-Angelegenheiten verstanden werden, unterliegen einem Stempel von 15 oder 5 Sgr. nach dem Ermeflen der Behörde, insofern nicht nach eben diesem Ermessen in ein­ zelnen Fällen vom Stempel ganz zu entbinden Veranlaffung genommen wird. In der Praxis ist die Anwendung des Stempels, wenigstens in neuerer Zeit, zur Ausnahme geworden. Die Auf­ hebung dieser Position des Tarifes liegt nur in der Konsequenz der übrigen Vorschläge wegen Be­ freiung des Schriftwechsels bei den Verwaltungsbehörden von Stempelabgaben. Komm.-Bericht: Die Positionen 1—4 betreffen den gewöhnlichen, in Privat-Angelegenheiten vorkommenden schriftlichen Verkehr bei den Behörden; die Diskussion bewegte sich im Wesentlichen nur um die Frage, ob die Befreiung von der Abgabe nicht auch auf solche Akte der Behörden auszudehnm sein möchte, welche, sei es wegen ihrer Form, sei es wegen ihres Inhaltes als „Aus­ fertigungen", „Bestätigungen", „Bestallungen", „Konzessionen", „Resolute", „Resolutionen" zu gelten haben, und daher im Sinne der Vorlage auch ferner noch der Stempelabgabe von 15 Sgr. zu unter­ liegen haben werden. Da von Seiten des Herrn Regierungs-Kommiflars indessen geltend gemacht wurde, daß hiermit in unerwünschter Weise den Prinzipien der künftigen Revision des Stempelwesens vorgegriffen werden würde, wurden Anträge in diesem Sinne nicht gestellt. Man sah dabei als selbstverständlich an, daß die Tarifposition „Resolutionen" künftig nur noch in denjenigen Fällen Bedeutung haben werde, wo Inhalt uud Form einen charakteristischen Unterschied von einem ge­ wöhnlichen „Bescheide" bedingen. 3) Zu §. 2 Nr. 6. a. Der §. 33 a. a. O. (GS. S. 446) lautet: „Schriftliche zu einer Eintragung oder Löschung erforderliche Anträge und Urkunden müssen gerichtlich und notariell aufgenommen und beglaubigt sein. Jedoch bedürfen schriftliche Anträge, welchen die beglaubigten Urkunden beiliegen, in denen die Betheiligten die beantragte Eintragung oder Löschung schon bewilligt haben, keiner besonderen Beglaubigung. Der Aufnahne eines besonderen Protokolls über die Beglaubigungen und der Zu­ ziehung von Zeugen bedarf es nicht." b. Nicht blos die Beglaubigungen der bezüglichen schriftlichen Anträge, sondern auch die aller Urkunden, aus deren Inhalt sich ergiebt, daß sie zur Herbeiführung einer Eintragung oder Löschung im Grundbuchs dienen sollen, sind gleichmäßig für stempelfrei zu erachten. JMR. vom 14. Oktober 1876 (3MB. 1877 S. 2f). - Vergl. unten lit. f. c. Die Bestimmung im §. 2 Nr. 6 des Stplges. v. 26. März 1873 hat lediglich diejenigen Beglaubigungen von der Stempelabgabe befreien wollen, für welche zugleich durch den Absatz 2 des § 33 der Grundbuchordnung allgemein an die Stelle eines früheren umfangreicheren Aktes eine privilegirte einfache Form zugelassen worden ist. Hierher gehören aber nur die Atteste über Anerkennung der Richtigkeit des Inhalts oder der Unterschrift von Urkunden, nicht auch die Be­ glaubigungen behufs Herstellung beglaubigter Abschriften. Die gleichnamige Position des Stempel­ tarifs ist mithin durch das neue Stempelgesetz nicht berührt worden. JMR. v. 23. November 1876 (JMB. 1877 S. 26).

Test» §. 2. ^Erläuterungen rc. zu bcm Ges. v. 26. März 1878.]

d. Der §. 9 des Ausführungsgesetzes zum Deutschen Gerichtskostengesetze re. v. 10. März 1879 (GS. S. 145) bestimmt: Die Bestimmung im §. 2 Nr. 6 des Gesetzes vom 26. März 1873, betreffend die Aufhebung bezw. Ermäßigung gewisser Stempelabgaben, findet auch für die ausschließlich auf Löschungen von Pfandrechten und Eigenthumsvorbehalten im Stockbuche sich beziehenden Beurkun­ dungen der Feldgerichte und Amtsgerichte im Gebiete des vormaligen Herzogthums Nassau Anwendung. e. Das rc. (Appellationsger.) benachrichtige ich auf den Bericht, betreffend die Beschwerde des Notars L. zu F. über die Nachforde-mrig eines Beglaubigungsstempels, daß ich im Einverständ­ nisse mit dem Herrn M. von einer weiteren Verfolgung der zu der notariellen Anerkennung der Unterschriften unter dem Antrage vom 19. August 1875 gezogenen Stempelerinnerung glaube Ab­ stand nehmen zu sollen. Es unterliegt keinem Zweifel und ist insbesondere seitens der beiden Ministerien wiederholt anerkannt worden, daß die Vorschrift der Nr. 6 im §. 2 des Stempelges. v. 26. März 1873 die­ jenigen Beglaubigungen von der Stempelabgabe befreit, für welche der Abs. 2 des §. 33 der Grundb.Ordnung v. 5. Mai 1872 an Stelle eines bis dahin vorgeschriebenen umfangreicheren Aktes eine erleichterte Form zugelassen hat. Es ist aber ferner kein zwingender Grund ersichtlich, unter denjenigen Anträgen, für welche im Fall ihrer Beglaubigung diese letztere Form genügen soll, nur solche zu verstehen, welche eine Eintragung oder Löschung in der Abtheilung II oder III des Grundbuchs zum Gegenstände haben, bzw. für welche, wie das Kollegium betont, die §§. 8 bis 11 des Stempelges. v. 5. Mai 1872 den Stempelansatz regeln. Der bezeichnete §. 33 schließt sich in seinem Eingänge an den Wortlaut des §. 32 an, welcher die Aufnahme mündlicher Anträge auf Eintragungen und Löschungen vom Grundbuchrichter gestattet und hinsichtlich der „Eintragungen" keinerlei Unterscheidung trifft. Es möchte auch einer inneren Berechtigung entbehren, nur Anträge von größerer Tragweite in der gedachten Weise zu begünstigen, für die Beglaubigung von An­ trägen minder wichtigen Inhalts aber die umständlicheren Förmlichkeiten beizubehalten. Als Absicht der Bestimmung des §. 33 Abs. 2 wird vielmehr angenommen werden dürfen, daß sich diese auf die Beglaubigung aller schriftlichen Anträge beziehen soll, welche irgend eine Eintragung oder Lö­ schung im Grundbuchs bezwecken, so daß als Gegensatz sich solche Anträge darstellen, welche auf eine Maßnahme außerhalb des Gebietes der Grundb.Ordnung hinzielen. (Vgl. unten lit. f.) Zu jenen Anträgen gehören allerdings die Anträge auf Eigenthumseintragungen nicht, da diese ausschließlich auf Grund mündlich abzugebender Auflaffungserklärungen zu erfolgen haben. So­ weit indessen in Grundbuchsachen die Stellung schriftlicher Anträge auf Bewirkung von Eintragun­ gen zulässig, ist für die erfolgte Beglaubigung der Anträge die mehrerwähnte, das Verfahren erleichternde Vorschrift gleichmäßig anwendbar. Demgemäß durste auch im gegebenen Fall die Rekognition der Unterschriften unter dem von den Grundstückseigenthümern gestellten Antrage aus Zuschreibung einer Pertinenz zum Hauptgrundstück ohne Aufnahme eines besonderen Protokolls und Zuziehung von Zeugen erfolgen, und es ist dann auch ein Stempel für dieselbe nicht zu er­ fordern. ZMR. v. 7. Januar 1879 (IMB. S. 14). f. Gesetz, enthaltend Bestimmungen über Gerichtskosten und über Gebühren der Gerichts­ vollzieher, v. vom 21. März 1882 (GS. S. 129) §. 2: „Die Beglaubigungen der Unterschriften unter den zu Eintragungen oder Löschungen in einem Grund- oder Hypothekenbuche (Stockbuche, Schuld- und Pfandprotokolle) erforderlichen Anträgen und Urkunden sind stempelfrei." g. rc. Die schriftliche Session der Hypothekenpost ist ein nothwendiges Erforderniß zur Ein­ tragung des neuen Erwerbers im Grundbuche, und es unterliegt daher auch die Beglaubigung der Unterschriften unter der Urkunde nach §. 33 der Grundbuchordnung und §. 2 Nr. 6 des Stempel­ ges. vom 26. März 1873 keinem Atteststempel, rc. Rekursbescheid des IM. an den LandgerichtsPräsidenten zu Pr. v. 17. Juli 1882 III 2158, erlassen im Einverständnisse mit dem FM., in der Strafsache des Notars G. zu W.

u

Gesetz §• 2. ^Erläuterungen rc. zu dem Ves. v. 26. März 1873.]

4) Zu § 2 Nr. 7. Bezüglich der im §. 8 Nr. 2 des Ges. v. 5. Mai 1872 gedachten Löschungsanträge s. dieses Ges. zu §. 5 des Stempelges. v. 7. März 1822. 5) Zu §. 2 Nr. 12. Motive: Es versteht sich von selbst, daß diese Ermäßigung [nach dem Gesetz-Entwurf sollte der Stempel für die in §. 2 Nr. 12 gedachten Scheine nicht, wie geschehen, aufgehoben, sondern nur ermäßigt werden) sich auch aus die von den Gerichten über Geburt, Heirath, Aufgebot und Sterbefall nach der Verordnung vom 30. März 1847, GS. S. 125 und dem Gesetze vom 23. Juli 1847, GS. S. 263 [in Betreff der Dissidenten und Juden, s. Anm. 11. a zu §. 2] u. s. w. auszustellenden Bescheinigungen bezieht. — Auch der Komm. - Bericht erachtete dies für selbstverständlich, so daß nicht erforderlich sein werde, es im Gesetze besonders auszusprechen. 6) Zu §. 2 Schlußbestimmungen a, b. a. Motive: Das Gerichtskostengesetz vom 10. Mai 1851 hat zunächst für den damaligen Umfang der Monarchie, mit Ausschluß des Bezirks des Apellationsgerichts zu Cöln, die hier in Rede stehenden Stempelabgaben (§. 2 Nr. 1 bis 4) in gerichtlichen Angelegenheiten fast ganz beseitigt und mit den Gerichtskosten verschmolzen.

Nur in den von den Gerichten zu bearbeitenden Justiz-

Vermaltungssachen werden noch die Stempel von Gesuchen, Bescheiden u. s. w. bei den Gerichten erhoben.

Derselbe Grundsatz ist demnächst auch in denjenigen im Jahre 1866 mit der Monarchie

vereinigten Landestheilen durchgeführt, in welchen zu einer durchgreifenden Regelung des Gerichts kostenwesens geschritten ist. Insoweit Letzteres nicht geschehen, hat bisher aber auch die Einführung der Bestimmungen des Gesetzes vom 7. März 1822 über die Besteuerung der Gesuche u. s. w. für gerichtliche Angelegenheiten beanstandet werden müssen. unterblieben.

In der Stadt Frankfurt a. M. ist sie ganz

In der Provinz Hannover \mb in dem Bezirk des Apellationsgerichts Cöln ist der

Grundsatz der Verschmelzung der Gesuch-, Bescheid-, Protokoll-Stempel in gerichtlichen Angelegen­ heiten mit den Gerichtskosten bisher nicht zur Geltung gebracht. In den bezeichneten Gebieten können deshalb für jetzt die bezeichneten Stempelabgaben auch nur bei den gerichtlichen Behörden soweit aufgehoben werden, als die davon betroffenen stempelpflichtigen Gegenstände in den eigent­ lichen Justiz-Verwaltungssachen vorkommen. Im Uebrigen muß es bei den bisherigen Bestim­ mungen wegen der gleichartigen in allen anderen gerichtlichen Angelegenheiten vorkommenden Gegen­ stände bis dahin bewenden, daß das Gerichtskostenwesen in den genannten Gebieten eine anderweite Regelung erfährt.

Für den wichtigsten Theil der gerichtlichen Verhandlungen in der Provinz

Hannover hat bis jetzt, eben wegen der Rücksicht auf den Zusammenhang

des Stempelwesens mit

den Gerichtskosten, noch das ehemalige hannoverische Stempelgesetz vom 30. Januar 1859 in Kraft erhalten werden müssen.

Nach demselben sind auch noch die Verhandlungen der Gerichtsvögte und

deren Gehilfen zu versteuern, weshalb im §. 2 unter a des Entwurfes besonders daraus hin­ gewiesen ist, daß in der Stempelpflichtigkeit der noch nach dem Gesetz vom 30. Januar 1859 zu behandelnden Gegenstände nichts geändert werden soll.

Für die Urkunden der Gerichtsvollzieher

im Bezirk des Appellationsgerichts zu Cöln bedarf es einer ähnlichen Bestimmung nicht, da für dieselben eine eigene Position des Stempeltarifs besteht, welche durch den vorliegenden Entwurf nicht berührt wird. b. Ges., betr. die Kosten, Stempel und Gebühren in Vormundschastssachen v. 21. Juli 1875 (GS. S. 548) Art. 4 §. 3: „Durch die Tarifsätze werden zugleich die Stempelabgaben gedeckt, welche auf Grund der nach dem Gesetze wegen Aenderung der Stempelsteuer vom 24. Februar 1869 (GS. S. 366) §§. 1, 2 und dem Gesetze, betreffend die Aufhebung rc. gewisser Stempelabgaben, vom 26. März 1873 (GS. S. 131) §. 2 in Kraft gebliebenen älteren Vorschriften zu erheben waren." c. §. 19 Abs. 2 und §. 25 des Ges. v. 10. März 1879 (GS. S. 145) liches Stempelwesen" Anm. 14. a (S. 16).

s. unter „Gericht­

Gesetz §. 2. [®eri.]

a. Bei reinen Verkäufen ist der bestimmte Kaufpreis, mit Hinzufügung des Werths der vorbehaltenen Nutzungen und ausbedungenen Leistungen, diejenige Summe, wonach der Betrag des Stempels zu berechnen ift.A) b. Verkäufliche Gutsüberlassungen an Descendenten sind den Schenkungen unter Lebenden gleich zu achten. Gutsüberlassungen solcher Art an Nichtdescendenten sind dagegen als reine Verkäufe zu besteuern; jedoch kommt dabei nur der Werth des Guts, nach Abzug des etwanigen Altentheils, in An­ rechnung. A) c. Werden Grundstücke auf Erbzins oder in Erbpacht ausgethan, so besteht die Summe, von welcher der Stempel bei dieser Veräußerung zu entrichten ist, aus dem Erbstandsgelde und aus dem Zwanzigfachen der jährlichen Leistung an Zins, Kanon oder andern beständigen zu Gunsten des Verpächters über­ nommenen Lasten. d. Wenn zwar der erbliche Besitz ves Nutzungsrechts übertragen, aber vor­ behalten wird, daß periodisch nach Ablauf einer gewissen Zeit ein neuer Nutzungsanschlag gemacht und der Kanon für die nächstfolgende Periode darnach bestimmt werden soll, so wird der Vertrag über ein solches Geschäft nur in Rücksicht des etwanigen Erbstandsgeldes wie eine Veräußerung, in Rücksicht des Kanons aber wie eine Verpachtung auf die Anschlagsperiode besteuert. 6) e. Bei Tauschverträgen über Grundstücke oder Grundgerechtigkeiten wird der Stempelsatz nur nach dein Werthe des einen der beiden vertauschten Gegen­ stände, und zwar nach demjenigen, wofür der höchste Werth zu ermitteln ist, berechnet. C) f. Werden Gegenstände anderer Art, ohne besondere Angabe ihres Werths, mit Grundstücken oder Grundgerechtigkeiten zusammengenommen in einer Summe veräußert, so wird der Stempelsatz von der gedachten Summe dergestalt berechnet, als ob sie ganz für Grundstücke oder Grundgerechtigkeiten gezahlt worden wäre.v) g. Bei Subhastationen wird der Stempel nach dem Gebote, worauf der Zu­ schlag erfolgt, entrichtet.!!) A. zu lit. a u. b. 1. Kab.-O. v. 14. April 1832 (GS. S. 137): Auf den Bericht des Staatsministeriums vom 30. v. M. will Zch die Vorschriften des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 §. 5 lit. a u. b dahin abändern: a. Bei Verkäufen ist der bestimmte Kaufpreis mit Hinzufügung des Werths der vorbehaltenen Nutzungen und ausbedungenen Leistungen diejenige Summe, wonach der Betrag des Stempels zu berechnen ist. b. Bei Verkäufen von Grundstücken an Descendenten kommt derjenige Theil des Kaufpreises, welcher dem Käufer als sein künftiges Erbtheil von dem Verkäufer angewiesen wird, nicht in Anrechnung. Auch wird der Werth eines vorbehaltenen Altentheils der Stempelabgabe nicht unterworfen, wenn der Verkauf des Grundstücks an Descendenten geschieht fdie Be­ stimmung sub b ist aufgehoben, s. Anm. 37 §. 4].

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

^Anmerkungen A. zu lit. a. u. b. — Mehrmaliges Kontrahiren über den nämlichen Gegenstands

2. Eine von beiden Theilen unterschriebene Urkunde, in welcher das Anerkenntniß eines mündlich abgeschlossenen Kaufvertrages enthalten ist, unterliegt, auch wenn ihr Haupt­ zweck auf die Belegung der Kaufgelder gerichtet gewesen sein mag, als Kaufvertrag dem Kaufwerthstempel. Die Entrichtung der Steuer kann unter dem Vorwände, daß der mündlich geschloffene und vollzogene Kauf nur historisch erwähnt sei, nicht abgelehnt werden.

Erk. des OT. (I) vom

22. April 1864 (CB. S. 224); es handelte sich um einen in Neuvorpommern mündlich geschlossenen und in dieser Form nach dem dort geltenden gemeinen Recht zurechtbeständigen Zmmobiliar- KaufKontrakt, welcher in einem die Belegung der Kaufgelder regulirenden Notariats-Protokoll anerkannt wurde; in den Erk.-Gründen heißt es, daß das Anerkenntniß: es sei das Gut S. Seitens des W. an seinen Sohn für 180,000 Thaler verkauft worden, alle Effentialien des Kaufvertrages enthalte, mithin dem Jmmobiliar-Kaufstempel von 1 Prozent unterliege. — Auch in anderen Fällen sind schriftliche Anerkenntnisse mündlich geschloffener Kaufverträge für stempelpflichtig erklärt: FMR. v. 13. Aug. 1861 III 18614 an d. PStD. in S., wonach durch sogenannte historische Erwähnung mündlich abgeschlossener Kaufverträge der Jmmobiliar - Kaufstempel nicht vermieden wird; ferner JMR. v. 29. Sept. 1863 an d. Appell.-G. in Greifswald (mitgetheilt durch FMR. v. 21. Okt. dess. I. III 21098 an d. PSLD. in S.) unter lit. d, e und f, woselbst zu e gesagt ist: ob das mündliche Abkommen schon rechtsverbindlich war und es einer schriftlichen Urkunde nicht erst be­ durfte, ist unerheblich, weil der Stempel auf der Urkunde ruht.

3. a. Der Grundsatz, daß zu jeder Verhandlung, wenn von denselben Personen über den nämlichen Gegenstand mehrmals kontrahirt wird, der Stempel besonders verwendet werden muß, ist im Allgemeinen richtig.

Bei Verhandlungen, welche die Veräußerung von Grundstücken zum

Gegenstände haben, findet aber, insofern von den Interessenten zuerst blos in einer Privatschrift, und demnächst notariell oder gerichtlich darüber verhandelt wird, eine Ausnahme statt.

Denn

wenn gleich blos privatschriftliche Verträge über die Veräußerung von Grundstücken zum Uebergange des Eigenthums hinreichend sind, und deshalb, wie förmliche Verträge, der Stempelabgabe haben unterworfen werden können, so bleiben sie doch insofern immer unvollständig, als zur weiteren Disposition über das Grundstück hypothekarische Eintragung erforderlich ist, diese aber notarielle oder gerichtliche Vollziehung nothwendig voraussetzt.

Es kann daher in Absicht derartiger

Verträge von einer mehrfachen Stempelverwendung abgesehen und für genügend angenommen werden, wenn der durch das Geschäft bedingte Stempel nur Einmal verwendet wird.

Ob der privatrechtliche Vertrag in der notariellen oder gerichtlichen Verhandlung blos

rekognoszirt und vollzogen, oder in extenso darin aufgenommen wird, macht keinen Unterschied, vorausgesetzt, daß das Geschäft im Wesentlichen nicht abgeändert wird.

Ist letzteres der Fall,

so ist entweder ein Ergänzungs- oder ein neuer Stempel zu fordern und die Wahl zwischen beiden nach den Umständen des speziellen Falles zu bemessen rc.

Darauf aber ist zu halten, daß

der notariellen oder gerichtlichen Verhandlung, wenn schon früher der Stempel zum privatschrift­ lichen Vertrag verwendet ist, dieser Vertrag selbst mit dem Stempel angeheftet und außerdem auf jener Verhandlung die Stempelverwendung gehörig vermerkt wird. 31371 an d. PStD. in S. (SK.).

FMR. v. 7. Jan. 1841

Bl

3. b. Dem Königl. Appellationsgericht wird eröffnet, daß der Justizminister im Einverständniß mit dem Herrn Finanzminister die Anrechnung des zu dem notariellen Kaufverträge vom 5. Febr. d. I. verwendeten Werthstempels auf den für den gerichtlichen Vertrag vom 25. März d. I. mit den Gerichtskosten zum Soll gestellten Stempelbetrag nach dem Antrage des Kollegiums genehmigen will.

Die Verschiedenheit zwischen dem in der späteren gerichtlichen Verhandlung beurkundeten Ge­

schäft und dem laut des früheren notariellen Akts abgeschlossenen Geschäft besteht, soweit ersichtlich, lediglich darin, daß der frühere Vertrag sich auf das ganze Grundstück des Verkäufers bezogen hat, während in dem späteren Vertrage mehrere Morgen dieses Grundstücks von dem Verkaufe ausge-

106

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

(Anmerkungen A. zu lit. a. u. b. — Objekte unter 50 Thalers

schlossen geblieben sind.

Ungeachtet des letztgedachten Umstandes ist jedoch selbst eine Aenderung

des Kaufpreises nicht eingetreten.

Die Aufnahme des späteren Vertrages ist dem entsprechend

auch keineswegs durch die sachliche Verschiedenheit der beiden Geschäfte veranlaßt, sondern nur durch die gesetzlichen Bestimmungen über die Form der Parzellirungsverträge erforderlich geworden. Denn die Betheiligten würden, wenn die Gültigkeit solcher Verträge nicht an die Beobachtung der gerichtlichen Form geknüpft wäre (jetzt nicht mehr, Ges. v. 5. Mai 1872, GS. S. 508], sich in der Lage befunden haben, die auf Versehen oder Irrthum beruhende Nichterwähnung des Aus­ schlusses eines Theils des Grundstücks vom Verkauf ohne Aufnahme eines zweiten Kaufvertrages durch eine den Inhalt des notariellen Akts berichtigende nachträgliche Verhandlung beurkunden zu lassen.

Unter diesen Umständen erscheint es gerechtfertigt, beide Geschäfte als im Wesentlichen

identisch anzusehen, und sonach auf den vorliegenden Fall den in der Verfügung des Herrn Finanz­ ministers vom 7. Januar 1841 (Schmidt Komm. Band 1 Seite 38, Hoyer Preuß. Stempelgesetz Seite 58 — in dieser Ausgabe die vorige Anm.) aufgestellten Grundsatz analogisch zur Anwendung zu bringen.

Das Kollegium wolle demgemäß das Weitere veranlassen, und namentlich auch dafür

Sorge tragen, daß die zu dem notariellen Vertrage verwendeten Naturalstempel zu den Akten kassirt werden, und die durch Anrechnung auf die Gerichtskosten erfolgende Verwendung derselben zu dem gerichtlichen Vertrage auf den Ausfertigungen des letzteren vermerkt werde.

JMR. vom

2. Sept. 1872 III 2197 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. vom 15. dess. M. III 13928 an d. Reg. daselbst. Vergl. Anmerkungen zu §. 22 und Tarifposition „Notariats-Instrumente" Anm. 5. In Betreff der Fälle, in welchen über ein und dasselbe Kaufgeschäft wiederholt, unter Verab­ redung verschiedener Kaufpreise, kontrahirt wird, s. ebenfalls Anm. zu §. 22. 4. a.

Die Allerh. Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1) bezieht sich ausdrücklich nur auf die

Bestimmungen lit. a und b im §. 5 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822, welche von der Be­ rechnung des Werthstempels bei Verkäufen von Grundstücken handeln, und wenn daher die ge­ dachte Allerh. Ordre unter b verordnet: daß der Werth eines vorbehaltenen Altentheils bei Ver­ käufen von Grundstücken an Descendenten der Stempelabgabe nicht unterworfen sein solle (ebenso nach d. Ges. v. 22. Juli 1861, s. Anm. 37], so schränkt sich diese Vorschrift ebenfalls lediglich auf die Berechnung des Werthstempels bei dergleichen Verkäufen ein.

Handelt es sich aber von der

Frage, ob überhaupt ein Vertrag über ein Objekt von 50 Thalern und darüber abgeschlossen worden ist, so ist der Werth des ausbedungenen Altentheils dem Kaufpreise zuzusetzen.

Beträgt die Summe

der Gegenleistungen für die Uebereignung eines Grundstücks 50 Thaler und darüber, und darf, be­ sonderer Vorschriften wegen, der Kaufwerthstempel nicht eintreten, so ist doch die Anwendung des allgemeinen Vertragsstempels von 15 Sgr. nicht ausgeschlossen, welcher überall zur Anwendung kommt, wo nicht andere Vorschriften über die Versteuerung besonderer Arten von Verträgen Platz greifen.

JMR. v. 21. Jan. 1859 I 257 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch

FMR v. 28. dess. M. III 1796 an d. Reg. daselbst. Gleichmäßig bestimmt das FMR. v. 27. Febr. 1844 III 4377 (GK.): Wenn gleich nach der Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 bei Verkäufen von Rustikalstellen von. Ascendenten an Descendenten die ausbedungenen Altentheile von dem Kaufwerthstempel befreit sein sollen, so kommt der Kapitalswerth dieser Altentheile nichts desto weniger in Rechnung, wenn es sich um die Fest­ stellung des Kaufpreises überhaupt handelt.

Insofern also der Kaufpreis und der Kapitalswerth

des Altentheils die Summe von 50 Thalern erreichen oder übersteigen, sind die Ausfertigungen der desfallsigen Verträge und resp. Hypothekenscheine dem Ausfertigungsstempel von 15 Sgr. unterworfen. 4. b. In Betreff der Stempelpflichtigkeit notarieller Jmmobiliar-Kaufverträge, in welchen zwar ein Kaufgeld von weniger als 50 Thlr. stipulirt ist, der Käufer aber, abgesehen von der Uebernahme

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re.

107

[Slnmerl. A. $u lit. a. u b. — Niedrigere Angabe des Kaufpreises. Wiederaufhebung von Kaufverträgen.^

der gemeinen Abgaben und Lasten, sich verpflichtet, auf dem erkauften Grundstücke haftende Schulden löschen zu lassen, s. Anm. 6. b zur Tarifposition „Notariats-Instrumente". 5. a.

Wenn in einem schriftlichen Jmmobiliar-Kaufkontrakte der Kaufpreis niedriger an­

gegeben wird, als mündlich verabredet war, so ist der verschwiegene Betrag dem Kauf­ stempel nicht unterworfen und Stempelstrafe nicht verwirkt.

Erk. des OTr. (S. f. Str. Pl.) vom

9. März 1857 (Entsch. B. 36 S. 430, GA. B. 5 S. 221); denn der Stempel zu Kaufverträgen sei, wie es in den Erk.-Gründen heißt, ein Urkundenstempel und nur der schriftliche Vertrag bestimme die Höhe des Stempels; ein Betrug setze die Verletzung eines Rechtes des Fiskus voraus, welches in der Ausdehnung der Stempelabgabe auf mündliche Nebenabreden, neben schriftlichen Verträgen, nicht bestehe.

Gleichmäßig bereits entschieden durch Erk. des OTr. vom 7. September 1855 (GA.

B. 3 S. 687). 5. b.

Der Kaufwerthstempel ist nur nach dem minderen im schriftlichen Vertrage, nicht nach

dem höheren in der mündlichen Nebenabrede stipulirten Kaufpreise zu berechnen.

Erk. des OT. (1)

v. 13. Okt. 1869 (GA. B. 17 S. 846, OR. B. 10 S. 659); in den Erk.-Gründen heißt es, nach Verweisung

auf das in Anm. 5. a citirte Erkenntniß, noch:

Es ist zwar richtig, daß nach den

Vorschriften des §. 5. a des Stempelges. v. 7. März 1822 und nach der Kab.-Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1) der Kaufstempel nach dem bestimmten Kaufpreise zu berechnen ist; damit ist aber nur der in dem schriftlichen Vertrage selbst bestimmte Kaufpreis gemeint, ohne daß es hierbei auf mündliche Nebenabreden, oder eine etwaige Simulation in Betreff der Höhe des Kauf- * Preises ankommt. 5. c.

Für die Bestempelung eines schriftlichen Kaufvertrages ist stets die Höhe des darin an­

gegebenen Preises maßgebend, sollte dieser in Folge einer Simulation auch höher sein, als die Par­ teien vereinbart hatten. fi.a.

Erk. des OT. (1) v. 22. Okt. 1869 (OR. B. 10 S. 659).

Die durch wechselseitige Einwilligung erfolgende Wiederaufhebung eines

in den wesentlichen Theilen von beiden Seiten erfüllten Vertrages soll nach §. 390 Tit. 5 Th. 1 ALR. als ein neuer Vertrag angesehen werden.

Zu welcher Gattung von Verträgen

dieser neue Vertrag gehört, und welchem Stempel derselbe daher unterliegt, ist nach dessen Inhalte zu beurtheilen. Zn dem vorliegenden Falle verpflichtet sich der Käufer des Gutes N. zur Zurückgabe des ihm bereits übergebenen Gutes an den früheren Verkäufer, und bewilligt die Umschreibung des Besitz­ titels auf dessen Namen, wogegen der frühere Verkäufer die von dem Käufer auf Rechnung des Kaufgeldes übernommenen Schulden wieder übernimmt, und denselben von der Bezahlung des übrigen kreditirten Kaufgeldes entbindet.

Es liegen also die Erfordernisse eines Kaufvertrages vor:

Verpflichtung zur Abtretung des Eigenthums der Sache von der einen, gegen Erlegung einer be­ stimmten Kaufsumme von der anderen Seite.

Ob diese Kaufsumme baar bezahlt, oder gegen Ueber­

nahme und Erlaß einer gleich hohen Schuld getilgt wird, ist nur eine Zahlungs-Modalität, und ändert in dem Wesen des Geschäfts nichts. 6. b.

JMR. v. 26. Febr. 1842 (JMB. S. 96).

Zu einem Vertrage, wodurch ein früherer Kaufvertrag über ein Gut aufgehoben wird,

genügt der Ausfertigungsstempel, wenn der ursprüngliche Käufer im Eigenthum und Besitz des Guts geblieben ist.

Von der Verwendung des Werthstempels zu dem ersten Kaufverträge kann

jedoch dessen Wiederaufhebung nicht entbinden.

ZMR. v. 25. Zuli 1834, im Cinverst. des FM.

(Jurist. Zeitung 1834 S. 905). 6.c.

In dem privatschriftlichen Vertrage vom 22. März v. I. zwischen Ihnen und dem Eigen­

thümer N. ist ausdrücklich hervorgehoben, daß die Rückgewähr der gegenseitig verkauften Grund­ stücke stattgefunden habe.

Daraus ergiebt sich, daß, was auch aus den vorangegangenen notariellen

Kaufverträgen hervorgeht, die beiderseits anerkannte Uebergabe der Grundstücke erfolgt war. die Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit

einer Urkunde ist deren Inhalt allein entscheidend;

Für es

108

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. (Anmerkungen A. zu lit». u. b. — Ccheingeschäfte.

(Session der Rechte aus Kaufverträgen ic.]

kann daher auf den Antrag, durch Beweisaufnahme festzustellen, daß dieses wiederholten An­ erkenntnisses ungeachtet die Uebergabe dennoch nicht stattgefunden habe, nicht eingegangen werden, und muß es bei der erfolgten Einziehung des Stempels zu dem Rückkauf-Vertrage vom 22. März v. Z. bewenden. FMR. v. 17. Mai 1864 III 9260 an d. M. u. zur Nachricht an d. Reg. in F. 6.d. Zn der notariellen Verhandlung vom 30. April 1863 wird der unterm 25. desselben Monats geschlossene, von keinem der Kontrahenten bis dahin erfüllte Kaufvertrag einfach wieder aufgehoben. Die Verhandlung enthält demnach keinen (Rück-) Kauf-Vertrag, und es liegt, da nur der Inhalt der Urkunde in Betracht kommt, der Steuer-Verwaltung nicht ob, zu erörtern, ob die in der Verhandlung abgegebene Erklärung, daß die im vorangegangenen Kaufverträge als geschehen anerkannte Uebergabe in Wirklichkeit nicht erfolgt sei, auf Wahrheit beruhe oder nicht. Es ge­ nügt, daß in der Verhandlung kein Kaufvertrag geschlossen worden ist. FMR. v. 20. Zuli 1866 III 14591 an d. PStD. in Br., im Einverst. des ZM. 6.e. Die notarielle Verhandlung vom 2. Okt. 1867 enthält in der That keinen RückkaufsVertrag. Es wird darin der unterm 18. Sept. desselben Jahres geschlossene Kaufvertrag einfach wieder aufgehoben. Ob die Uebergabe bereits erfolgt war, was die Verhandlung vom 2. Okt 1867 in Abrede stellt, kommt bei Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit der letzteren nicht in Be­ tracht. Der Notar wendet mit Recht ein, daß die etwaige rechtliche Nothwendigkeit eines förm­ lichen Rückkauf-Vertrages nicht berechtige, die vorliegende Urkunde, welche solchen nicht enthält, dennoch als Rückkauf anzusehen. FMR. v. 24. Okt. 1869 III 20712 an d. Reg. in F.; in dem Kaufverträge v. 18. Sept. 1867 hatten Verkäufer und Käufer die Uebergabe des Grundstückes Seitens des Ersteren an den Letzteren anerkannt, und mit Rücksicht auf dieses Anerkenntniß war, unter Verwerfung des in der Verhandlung vom 2. Okt. dess. Z. erklärten unmotivirten Wider­ rufes, zu dieser Verhandlung der Kauf-Werthstempel, abzüglich des verwendeten 15 Sgr.-Stempels, nachgefordert. 6. f Wenn in einem Akte erklärt wird, daß ein früher abgeschlossener Kaufvertrag nicht ernstlich gemeint gewesen sei, sondern daß jener Akt nur ein Scheingeschäft darstelle, so liegt in einer solchen Erklärung der früheren Kontrahenten weder ein Kauf, noch ein Rückkauf, noch ein Wiederkauf. Erk. des OT. (V) v. 22. Dez. 1863 (GA. B. 15 S. 605 sub Nr. 25). 7. a. Da der Käufer vor vollzogener Uebergabe — die Fälle eines gerichtlich nothwendigen Verkaufs ausgenommen — noch kein Eigenthum an der Sache erlangt, der Vertrag, wodurch er seine Rechte aus dem Kaufgeschäft an einen Dritten überträgt, folglich kein Kaustontrakt sein kann, wodurch der eine Kontrahent zur Abtretung des Eigenthums einer Sache sich verpflichtet (ALR. Th. 1 Tit. II §. 1), vielmehr eine gewöhnliche Cession enthält, so genügt zu einem Vertrage, in welchem die durch einen früheren, durch Uebergabe noch nicht erfüllten Kaufkon­ trakt erworbenen Rechte auf ein Grundstück an einen Dritten abgetreten werden, soweit der Vertrag sich auf das Abtretungsgeschäft bezieht, ein Stempel von 15 Sgr. Die Be­ rufung auf das Reskript vom 11. Dez. 1820 (v. KZ. Bd. IG S. 263) ist unzutreffend, da dasselbe den Fall betrifft, in welchem ein Grundstück im Wege der Subhastation adjudizirt worden und nach publizirtem Adjudikationsbescheide, wodurch das Eigenthum bereits übergangen ist, abgetreten wird. ZMR. vom 7. März 1835, im Einverst. des FM. (v. KJ. B. 45 S. 274). 7. b. Wenn der §. 342 Tit. 11 Th. 1 ALR. bestimmt, daß bei gerichtlichen nothwendigen Verkäufen Eigenthum u. s. w. durch den Zuschlag auf den Käufer übergeht, so ist unter dem „Zuschlag" nicht die bloße Abfassung des Zuschlagsbescheides oder Erkenntnisses, von welcher der Meistbietende vor der Publikation keine Kenntniß hat und aus welcher allein er keine Rechte erlangt, sondern die Publikation des Zuschlagsbescheides zu verstehen. Der Zeitpunkt, zu welchem der Richter auf Grund der Lizitationsverhandlungen die Adjudikatoria abfaßt, ist für den Bestbietenden ein rein zufälliger, von seiner Einwirkung und Kenntniß völlig unabhängiger.

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. ^Anmerkungen A. §u lit a. u. b. — StüÄouflre^L]

Dieser rem zufällige, dem Bestbietenden unbekannte Zeitpunkt kann daher für dessen Rechte und Pflichten nicht entscheiden rc. Deshalb kann zur vorliegenden notariellen Verhandlung vom 12. Ja­ nuar v. Z., in welcher der Bestbietende vor der erst am 15. Januar v. I. erfolgten Publika­ tion des Zuschlags seine Rechte aus dem Meistgebot abgetreten hat, der Kaufwerthstempel nicht gefordert werden, vielmehr ist die geschehene Verwendung des Cessionsstempels gerechtfertigt. JMR. v. 6. Juni 1867 III 1842 an d. Ostpr. Tribunal in Kg., mitgetheilt durch FMR. v. 16. deff. M. HI 10862 an d. PStD. daselbst. — Auch nach dem Ges., betr. die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen, v. 13. Juli 1883 (GS. S. 131) §§ 82. 97 erwirbt der Ersteher das Eigenthum des versteigerten Grundstücks durch Verkündung des Urtheils über den Zuschlag. 7. c. Werden in einer schriftlichen Verhandlung die aus einem bereits publizirten Adjudikations-Bescheide erworbenen Rechte einem Dritten mittelst „Cession" übertragen, so unterliegt eine solche Verhandlung nicht dem Kaufwerth-, sondern nur dem Cessionsinstrumenten-Stempel von 15 Sgr. Erk. d. OT. (I Nr. 1546) v. 17 Juli 1868 in Sachen des Notars R. wider den Fiskus (bisher nicht abgedruckt.') 8. Aus dem Grunde, weil einem Vorbesitzer eines Guts das Recht zusteht, letzteres nach einer gewissen Zeit zurückzukaufen, kann eine Verminderung des Kaufstempels nicht nachgelassen werden, indem das Stempelgesetz solche Kaufverträge, wobei Rückkauf stipulirt worden ist, vom gewöhnlichen Kaufstempel nicht ausnimmt. FMR. v. 21. April 1841 III 8183 an d. PStD. in S. (SK.). 9. Das Allg. Landrecht bestimmt Th. 1 Tit. 20 §. 568: „Das Vorkaufsrecht ist die Befugniß, eine von dem Eigenthümer an einen Dritten verkaufte Sache, unter den Bedingungen des ge•) Aus dm Erk -Gründen: Es handelt sich um einen Vertrag, worin der P. dem H. die ihm aus dem bereits publizirten Adjudikations-Bescheide zustehenden Rechte gegen Uebernahme der ihm als Adjudikatar obliegenden Verpflichtungen mit dem Bemerken cedirt, daß die Uebergabe des adjudicirten Grundstückes noch nicht erfolgt sei. Unbestritten steht fest, daß nach den aufgestellten Kaufbedingungen die Uebergabe des Grundstücks an den Ersteher nicht durch die Publikation oder Insinuation des Zuschlagsbescheides, sondem erst durch besondere Erklärung der Interessenten nach Zahlung des Kaufgeldes erfolgen sollte. Der Appellations-Richter führt aus: wenn es auch richtig sei, daß der gedachten Kaufbedingung ungeachtet das Eigenthum des Grundstücks ohne vorgängige Uebergabe durch den Zuschlag gemäß §. 342 Tit. 11 Th. 1 ALR. auf den Ersteher übergegangen, so folge daraus doch nur, daß von Letzterem das Eigenthum des Grundstücks nicht mehr durch Cession seiner Rechte aus dem AdjudikationSBescheide, sondern nur durch einen Kaufvertrag auf einen Dritten habe übertragen werden können. Ein Kaufvertrag aber sei nicht abgeschlossen wordm, und die in der NotariatsUrkunde enthaltene bloße Cession (welche ohne rechtliche Wirkung und nicht geeignet wäre, das Eigenthum des Grundstücks auf den Cessionar zu übertragen) könne nicht als Kaufver­ trag versteuert werden, wenngleich der Hypothekenrichter auf Grund derselben mit Unrecht den Besitztitel für den Cessionar berichtigt haben sollte. Der Verklagte wirft deshalb in seiner Nichtigkeitsbeschwerde dem Appell.-Richter vor, den §. 1 Tit. 11 Th. 1 ALR. verletzt und die Natur und den wesentlichen Charakter des zu beurtheilmdm Rechtsgeschäfts verkannt zu haben. Dieser Vorwurf ist jedoch nicht begründet. Nach §. 1 Tit. 11 Th. 1 ALR. ist das Kaufgeschäft ein Vertrag, wodurch der eine Kontrahent zur Abtretung des Eigenthums einer Sache und der Andere zur Erlegung einer bestimmten Geldsumme dafür sich verpflichtet. Unter diesen Begriff fällt die vorliegende Urkunde nicht. In derselben verpflichtet sich der P. keineswegs zur Abtretung des Eigenthums des subhastirten Grundstücks; er bemerkt vielmehr ausdrücklich, daß er noch nicht Eigenthümer desselben geworden sei, cedirt vielmehr nur die ihm aus der Adjudikatoria zustehenden Rechte an den H., welcher als Valuta cessionis alle dem Adjudikatar obliegenden Verpflichtungen übernimmt. Wenn nun auch der Cedent das Eigen­ thum an dem subhastirten Grundstücke bereits erlangt haben mochte, so hat es doch bei Ausstellung der bloßen Cession nicht in seiner Absicht gelegen, dem Cessionar das Eigenthum zü übertragen, da er ausdrücklich bemerkt hat, daß er noch nicht Eigenthümer geworden sei. Mag diese Ansicht auch unrichtig sein, so genügte die bloße Cession doch nicht, das Eigenthum an dem subhastirten Grundstück zu übertragen. Der Urkunde fehlt daher nach Inhalt und Form ein wesentliches Erforderniß eines Kaufvertrages, nämlich die Verpflichtung zur Abtretung des Eigenthums einer Sache, und den Appell.-Richter trifft der erhobene Vorwurf nicht.

HO

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

[Inmertimgen A. zu lit. a. u. b. — Geltendmachung de- Vorkaufsrecht-; Versteigerung in Parzellen/j

schlossenen Kaufs, oder unter gewissen im Voraus bestimmten Bedingungen, käuflich zu übernehmen." Ist also ein Kaufvertrag vorhanden, in Beziehung auf welchen das Vorkaufsrecht gel­ tend gemacht werden kann, so wird vorausgesetzt, daß dieser Vertrag bereits perfekt abge­ schlossen ist, was auch der Natur des Vorkaufsrechts ganz entspricht, da der Berechtigte, wenn er von seinem Rechte Gebrauch machen will, verpflichtet ist, vollständig in die mit dem Käufer verabredeten Bedingungen einzutreten.

Auch läßt sich nicht behaupten, daß in Beziehung auf die Person des

Käufers eine die Perfektion des Kaufgeschäfts hindernde Ungewißheit bestehe, indem die Person des Käufers wenigstens alternativ feststeht, und das Kaufgeschäft jedenfalls nach dem Inhalte des Ver­ trages, es mag der Vorkaufsberechtigte eintreten oder nicht, zur Versteuerung gelangen muß.

Wäre,

um Gewißheit darüber zu erlangen, ob der Vorkaufsberechtigte von seinem Rechte Gebrauch machen wolle, unter allen Umständen eine schriftliche Erklärung erforderlich, so wiirde sich wohl behaupten lassen, daß es, eben dieser zur Zeit der Errichtung des Vertrages noch fehlenden Erklärung wegen, an einem formellen Abschlüsse desselben ermangle.

Allein einer solchen Erklärung bedarf es nur dann,

wenn der Vorkaufsberechtigte in den Kaufvertrag eintreten will, wobei übrigens auch in diesem Falle nicht für zweifelhaft gehalten wird, daß der Kaufstcmpel nur Einmal gefordert werden kann, indem kein neuer Kaufvertrag abgeschlossen wird, sondern nur der Vorkaussberechtigte an die Stelle des Käufers tritt.

Macht dagegen der Vorkaussberechtigte binnen der gesetzlichen Frist von seinem Rechte

keinen Gebrauch, so behält der abgeschlossene Kaufvertrag, ganz wie er verabredet worden, und ohne daß noch irgend eine schriftliche Erklärung hinzutreten darf, die volle Gültigkeit, welche selbiger schon mit dem Abschlüsse erlangt hatte.

Bei sonst perfekt abgeschlossenen Verträgen ist deren Ver­

steuerung daher, die Existenz eines Vorkaufsrechts ungeachtet, sofort zu bewirken.

FMR. v.

17. Nov. 1851 (CB. S. 342).

10. DadieVersteigerungeinesGrundstückesinmehrerenParzellen nichts anderes ist, als eine Reihe aufeinander folgender Verkäufe, so muß die Stempelabgabe von jedem Vertrage besonders berechnet werden.

Wo mithin das Versteigerungs-Protokoll selbst den Vertrag bildet, da

ist für jeden Käufer die Summe seines Ankaufs besonders zu berechnen, und für diese Summe den Stempel zu entrichten sind Käufer und Verkäufer dem Fiskus in solnlum verhaftet.

FMR. v.

8. Juli 1825 an d. PStD. in Coln (SK.).

11. a.

Der über das Gut N. mit Ihrem Schwiegersöhne abzuschließende Vertrag, wovon Sie

den Entwurf in Abschrift eingereicht haben, kann vom Kausstempel nicht entbunden werden.

Es

wird Ihnen danach das Eigenthum des besagten Gutes übertragen, gegen die Ihrerseits übernommene Verpflichtung, den Verkäufer von den auf dem Gute haftenden RealVerbindlichkeiten zu befreien.

Zn dem Geldbeträge dieser Real-Verbindlichkeiten liegt der

Preis, wofür Sie das Gut erworben, und es sind also die Bedingungen des Kaufs, wie solche der §. 1 Tit. 11 Th. 1 ALR. bestimmt, nämlich Abtretung des Eigenthums einer Sache auf der einen, und Erlegung einer bestimmten Geldsumme aus der anderen Seite, vorhanden.

Daß es ver­

mieden ist, den Geldbetrag der Real-Verbindlichkeiten im Vertrage selbst anzugeben, ändert hierbei nichts, da nach §. 52 Tit. 11 Th. 1 ALR. der Preis durch Beziehung auf eine anderwärts schon feststehende Summe bestimmt werden kann, welche im vorliegenden Falle hinsichtlich des Geldbetrages der Real-Verbindlichkeiten aus dem Hypothekenbuche sich leicht und vollständig wird feststellen lassen. FMR. v. 17. Zuni 1838 III 12488 an d. v. W. und zur Nachricht an d. Reg. in F.

11. b.

Zn dem notariellen Kaufverträge vom 23. August 1852 zwischen Zhnen und dem M.

haben Sie für die erkauften Immobilien allerdings nur einen Kaufpreis von 3000 Thalern ver­ sprochen, jedoch in der Nachtrags-Verhandlung dazu nicht nur einen Altcntheil zum jährlichen Werthe von 30 Thalern übernommen, sondern auch anerkannt, davon unterrichtet zu sein, daß auf den verkauften Grundstücken 8100 Thaler Schulden eingetragen stehen und daß Sie für diese Schulden zwar nicht mit ihrem eigenen Vermögen, wohl aber mit den erworbenen Grundstücken

Gesetz §. 5.

Etempelberechnurig bei Veräußerung von Grundstücken re.

Hl

[SUtmert A. -u lit m. u. b. — Uebernahme von Hypotheken rc. Art der Jtaufflelberbelegung.]

auflommen müßten.

Der Altentheil ist bei Berechnung des Kaufstempels mitberücksichtigt.

Wenn

Sie dagegen annehmen, daß Sie zur Versteuerung der 8100 Thaler, als eines Theils des Kauf­ preises, nicht angehalten werden könnten, roett Sie diese Schulden nicht persönlich übernommen haben, so befinden Sie sich im Irrthum, indem es nicht hierauf, sondern nur darauf ankommt, daß selbige zur Zeit des Kaufabschlusses noch validirten,

was die Einsicht des Hypothekenbuches

ergeben hat, und daß sie von Ihnen in Ihrer Eigenschaft als Käuferin und Eigenthümerin der Grundstücke übernommen worden sind, was durch Ihre vorerwähnte Erklärung gleichfalls geschehen ist.

Uebrigens haben Sie selbst auch nicht daran gezweifelt, daß Sie zur Berichtigung der ein­

getragenen Hypotheken in Folge des Kaufgeschäfts mit dem M. verpflichtet seien, indem Sie bei dem späteren weiteren Verkauf jener Grundstücke dem neuen Käufer die Verpflichtung auferlegt haben, den größten Theil der Hypothekenschulden in pariern pretii zu übernehmen.

Der Betrag

derselben mit 8100 Thalern bildet daher einen Theil des Kaufpreises und ist gleichfalls zur Ver­ steuerung zu ziehen.

FMR. v. 30. Sept.

1856 III 23J84 an d. H. und zur Nachricht an d.

Reg. in F. Auf erneute Beschwerde erging das FMR. v. 23. Dez. 1856 III 30731, worin, unter Aufrecht­ haltung des Bescheides v. 30. Sept. dess. Z., noch gesagt wurde:

Daß die von Ihnen, wenn

auch nicht persönlich, doch in Folge des abgeschlossenen Kaufs mitübernommenen Hy­ pothekenschulden einen Theil des Kaufpreises ausmachen, leidet kein Bedenken, und ist die diesfällige ausdrückliche Stipulation unter den Kontrahenten auch nicht unwesentlich und über­ flüssig, indem ohne eine solche Sie dem Verkäufer gegenüber die Befreiung des erkauften Grund­ stückes von den Zntabulaten würden haben begehren können.

12.

Der Kaufstempel soll nach §. 5 des Stempelgesetzes (vergl. Anm. 1 lit. a) nach den

Summen des stipulirten Kaufgeldes, mit Hinzufügung dessen, was dem Kaufgelde beitritt, also jedenfalls mindestens nach der Kausgeldsumme, niemals geringer, berechnet werden.

Die Art und

Weise, wie stipulirtes Kaufgeld berichtigt wird, kommt bei der Berechnung des Kontraktstempels eben so wenig, wie die Erfüllung des Kontraktes überhaupt, in Betracht, vielmehr richtet sich der Stempel lediglich nach den Stipulationen des Kontraktes. Enthalten diese also Festsetzungen, welche eine Verminderung des Werths der Kaufsumme herbei­ führen, etwa, daß das Kaufgeld ganz oder zum Theil in Papieren nach dem Nennwerthe, deren Cours aber geringer ist, berichtigt werden soll,

so wird allerdings die Kaufsumme, der Vorschrift

des §. 4 lit. f gemäß, nur nach dem Cours der Papiere anzunehmen sein.

Tritt dieser Fall aber

nicht ein, sondern ist der Kaufpreis unbedingt nach einer gewissen Summe unter den Interessenten festgesetzt, so liegt die Art und Weise, wie der Käufer solche aufbringt und damit den Verkäufer zufriedenstellt, bei Berechnung des Kontraktstempels außer Betracht, und es kann, wenn dies zum Theil durch Uebernahme einer Pfandbriefs-Schuld geschieht, der geringere Betrag, womit der Käufer diese zu belegen im Stande ist, eben so wenig auf den Betrag des Kontrakt-Stempels von Einfluß sein, als der Nachweis des Käufers, daß er hypothekarische Privatforderungen, die er in pariern pretii übernommen, durch Session zu einem geringeren Preise an sich gebracht habe.

Schreiben des

FM. an d. IM. v. 27. März 1828, mitgetheilt durch ZMR. v. 24. Mai dess. Z. an d. Stadtgericht in Kg. (SK.); vergl. Anm. 13. a.

13. a.

Ob der Käufer eines Grundstückes, welcher sich in dem Kaufvertrags verpflichtet hat,

den Verkäufer von den eingetragenen Kapitalien zu liberiren und löschungsfähige Quittung zu be­ schaffen, vor oder nach Abschluß des Vertrages diese Kapitalien durch jura cessa selbst erworben hat unb für welchen Preis dies geschehen, erscheint bezüglich des zu berechnenden Werthstempels nicht von Erheblichkeit, indem zum Kaufpreise nach der Allerh. Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1) jedenfalls alle Leistungen zu rechnen sind, welche der Käufer für den Verkäufer aus Anlaß des Kaufgeschäfts übernimmt.

Hat Käufer sich daher die eingetragenen Forderungen

112

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re.

^Anmerkungen A. -u lit. a. u. b. — Angabe an Zahlung-statt.)

auch wirklich schon vor Abschluß des Kaufvertrages cediren lassen, so war der Ver­ käufer auf Höhe derselben sein Schuldner und er durch das Eigenthum des ihm überlassenen Grundstückes deshalb befriedigt, und kann also in der Cession dieser Kapitalien kein Grund gefunben werden, deren Betrag bei Berechnung des Kaufstempels außer Ansatz zu lasten. FMR. v. 27. Sept. 1854 HI 23860 an d. PStD. in D.; vergl. Anm. 12 am Schluß.

13. b. Der §. 9 des Kaufvertrages vom 17. Juni 1863 ergiebt, daß diejenigen 10000 Thaler, welche außer den vom Käufer übernommenen 31000 Thalern für einen Vorbesitzer N. und besten Ehefrau eingetragen stehen, bereits vom Verkäufer abgezahlt sind, daß dieser letztere darüber ein Zweigdokument für sich hat fertigen lasten und daß an und für sich, auf Verlangen des Käufers, der Verkäufer verpflichtet sein würde, diese Hypothek löschen zu lasten. Wenn der Käufer es vorzieht, diese löschungssähige Hypothek nicht löschen, sich dieselbe vielmehr cediren zu lasten, um etwa gelegentlich von dem locus Gebrauch zu machen, so liegt darin nicht die Uebernahme einer ausbedungenen Leistung im Sinne der Allerh. Ordre vom 14. April 1832. Denn der Käufer hat die 10000 Thaler an Niemand zu zahlen und die Hypothek ruht, so lange er Gläubiger und Schuldner in Einer Person ist. Von der Forderung des defektirten Stempels von 100 Thalern ist daher Abstand zu nehmen. FMR. v. 2. Mai 1868 III 9631 an d. Reg. in F. 14. a. Kab.-O. vom 13. November 1828 (GS. 1829 S. 21): Um die abweichenden Mei­ nungen der Gerichtshöfe, wegen der Stempelsteuer bei Verträgen über Angaben an Zah­ lungsstatt, zu vereinigen, setze Ich, in Berücksichtigung des Gesetzes §. 242 Tit. 16 Th. 1 des Landrechts, woselbst auf diese Gattung von Verträgen das zwischen Käufern und Verkäufern ob­ waltende Rechtsverhältniß angeordnet wird, hierdurch fest, daß bei den Verträgen über Angaben an Zahlungsstatt die Stempelsteuer vom Kaufwerth, wie solche nach den Bestimmungen im §. 5 deS Gesetzes vom 7. März 1822, und im Tarif unter der Rubrik von Kaufverträgen, vorgeschrieben ist, entrichtet werden soll. 14. b. Nach dem beigebrachten Vertrage haben Sie die Güter P. und R. theils durch Kauf, indem Sie sich verpflichtet, dafür einen bestimmten Preis zu entrichten, theils durch Angabe (be­ ziehungsweise Annahme) an Zahlungsstatt erworben, indem Sie gegen Annahme der Güter Schuld­ sorderungen erlassen haben. Auch für das letztere Geschäft unterliegt der Vertrag nach der Allerh. Kab.-Ordre vom 13. Nov. 1828 (GS. 1829 S. 21 — s. vorige Anm.) dem Kaufwerthstempel rc. FMR. v. 14. Mai 1836 III 12106 an d. H. u. zur Nachricht an d. Reg. in F. 14. c. Der Vertrag vom 30. April 1829, wodurch Sie Ihrer Ehefrau das Miteigenthum an Ihrem Bauergute für 2500 Thaler, die Ihre Ehefrau Ihnen eingebracht hat, eingeräumt haben, enthält eine Angabe an Zahlungsstatt, wofür nach der Allerh. Kab.-Ordre vom 13. Nov. 1828 (GS. 1829 S. 21) die Stempelsteuer vom Kaufwerthe, wie solche für Kaufverträge vorgeschrieben, zu entrichten ist. Der nachgeforderte Stempel von 24 Thalern 15 Sgr. [15 Sgr. Stempel waren verwendet) ist hiernach begründet. FMR. v. 26. Jan. 1838 III 1677 an d. F. u. zur Nachricht an d. Reg. in F. 14. d. Eine in einem Erbschaftstheilungs- und (unter Miterben errichteten) Erbschaftskauf­ vertrage enthaltene Angabe an Zahlungsstatt unterliegt dem Kaufstempel. Erk. des RGer. (IV) vom 19. Juni 1884 in Sachen I. Littauer zu Br. wider den Steuerfiskus IV 72/84 (bisher nicht abgedruckt).') *) Kläger (zugleich Revisionskläger) forderte einen Stempelbetrag von 370 M. zurück, welcher für eine als Erbschaftstheilungs- und Erbschaftskaufvertrag bezeichnete Urkunde defektirt worden war, weil in der Urkunde zugleich eine Angabe an Zahlungsstatt gefunden wurde. In den Entscheidungsgründen heißt es: „Der Revisionskläger bezeichnet das in dem vorliegen­ den Vertrage zum Ausdruck gebrachte Rechtsgeschäft ganz richtig als Abfindung der Miterbin deS Klägers durch Zahlung von 126000 M. ®r stimmt aber hierin mit dem Berufungsrichter überein,

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

113

^Anmerkungen Ä. $u lit.a. u. b. — NaturaUheilung gemelnschaftl. Eigenthum»)

14. c. Wegen des Falles, wenn in einem Zmmobiliar-Kaufvertrage zur Belegung des Kauf­ preises ein anderes Grundstück zu einem vereinbarten Werthsbetrage vom Käufer dem Verkäufer übereignet und von letzterem an Zahlungsstatt angenommen wird s. Erk. des RGer. (IV) v. 26. Mai 1884 — in den Sinnt, zum Stempeltarif, Nr. 1 der allgemeinen Vorschriften beim Gebrauche desselben, unter lit. B. 15. a. Verträge über Theilung gemeinschaftlich besessener Grundstücke, durch welche kein Theilnehmer an, ihm zum speziellen Eigenthum zugewiesenen Immobilien mehr erhält, als er vorher an der Gemeinschaft pro indiviso besessen hat, sind allerdings nur als InnominatVerträge zu behandeln, und unterliegen als solche nur dem allgemeinen Vertragsstempel von 15 Sgr. Soweit aber ein Theilnehmer über diesen Antheil Grundeigenthum übernimmt, hat er den dafür zu entrichtenden Preis als Kaufpreis für den Erwerb von Immobilien zu versteuern. FMR. v. 25. Nov. 1852 III 28331 an d. Reg. in F. 15. b. Wenn eine Naturaltheilung gemeinschaftlichen Eigenthums unter die Theilnehmer daran dergestalt stattfindet, daß keiner dieser Theilnehmer dadurch zum ausschließlichen Eigenthum mehr erhält, als er bisher ungetheilt am gemeinschaftlichen Eigenthum besessen hat, so ist der darüber abgeschlossene Vertrag als ein bloßer Theilungsvertrag dem allgemeinen Vertragsstempel unter­ worfen, wogegen der Kaufwerth-Stempel eintritt, soweit der Werth eines von einem Theilnehmer zum alleinigen Eigenthum übernommenen Gegenstandes, insbesondere eines Grundstückes, mehr beträgt, als der Werth seines ideellen Antheils am gemeinschaftlichen Eigenthum. Im vorliegenden welcher das Geschäft nicht (wie vom Revisionskläger gesagt wird) als Kauf- oder Tauschvertrag über Erbschaftsgegenstände, sondern als Erbschaftstheilungs- und Erbschaftskaufvertrag bezeichnet. Ein Vertrag, durch welchen ein Miterbe dem andern sein Erbtheil überläßt, ist Erbtheilung. „Dadurch, daß die Kontrahenten nun in diesem Vertrage den Kaufpreis für den Erbtheil der Flora Schl, auf 126000 M. festsetzten, demnächst sich über die Kurse, zu welchen diese Miterben bestimmt bezeichnete Inhaberpapiere auf diesen Kaufpreis annehmen sollten, einigten, Kläger ihr die Papiere zur Tilgung des baar bedungenen Erbschaftskaufpreises in Höhe von 111000 M übergab und diese die Papiere zu diesem Kurse annahm, auch darüber qutttirte; durch alles dies schlossen beide ein neben dem Erbschaftskauf bestehendes Geschäft. Denn für den Erbschastskauf und die in demselben zum Ausdruck gelangte Theilung der Erbschaft genügte die Einigung über den Gegen­ stand des Kaufs und den Preis; die oben mitgetheilten Verembarungen waren weder Bestandtheile deS Erbschaftskaufs (da nach diesem die baare Zahlung von 126000 M. bedungen war), noch Bestandtheile einer Erbtheilung (da über die Zugehörigkeit dieser Inhaberpapiere zur Erbschaft aus der Urkunde nichts hervorgeht), sondern sie stellten sich als einen besonderen Vertrag dar, welcher eine andere Art der Ausführung des abgeschlossenen Erbschaftskaufs festsetzt." Und weiterhin: „Nach § 11 Th. I Tit. 16 ALR. kann eine andere Sache oder Handlung, als zu welcher der Verpflichtete eigentlich verbunden ist, von Seiten des Berechtigten weder ge­ fordert, noch demselben aufgedrungen werden. Hiernach kann man den § 28 daselbst nur auf die Erfüllung einer Geldschuld beziehen, denn nur eine Geldschuld hat ihre natürliche Lösung (die Erfüllung) in der Hingabe von Geld. Daraus folgt aber zugleich, daß unter „„geldgleichen, aus jeden Inhaber lautenden Papieren"" im §. 28 nicht alle einen Geldwerth darstellenden, sondern nur solche geldwerthe Papiere verstanden sein können, welche das Gesetz für geldgleiche erklärt, dem Gelde gleichstellt. Dies sind aber gemäß des zitirten §. 11 nur solche, welche der Berechtigte vermöge des Gesetzes anzunehmen verpflichtet ist, deren Hingabe das Gesetz dieselbe Wirkung beilegt, wie der Hingabe geprägten Geldes, d. h. die Wirkung der Tilgung einer Geldschuld. „Der Gegensatz beider Arten von Papieren ist auch in §§. 11, 12, Theil 1 Titel 2 ALR. deutlich ausgedrückt. Durch diese Bestimmung, in welcher das gemünzte Papier ausdrücklich von dem geprägten Gelde unterschieden wird, wird auch das Argument widerlegt, daß das Papiergeld von der Bezeichnung „„Geld"" im §. 28 Theil I Titel 16 mit umfaßt werde. „Die Hingabe von Papieren, welche das Gesetz dem geprägten Gelde nicht gleichstellt, kann die Wirkung der Erfüllung einer Geldschuld durch Vereinbarung der Betheiligten erlangen. In diesem Falle kann nicht die Rede davon sein, daß dem Berechtigten die andere Sache im Sinne des §.11 ausgedrungen wird. Dies setzt aber, da solche Papiere keinen gesetzlich bestimmten Werth haben, da sie mit anderen Worten keine geldgleichen Papiere sind, Eimgung über den Preis, -u welchem der Gläubiger sie an Stelle des Geldes annimmt, voraus und dies ist nach § 235. 238. 242 Theil I Titel 16 ALR. Angabe an Zahlungsstatt." rc. Hoyer u. ®aupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Zufl

8

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Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. Anmerkungen A. zu lit a. u. b. — Naturaltheilung gemetnschaftl. EtgenthumS.)

Falte hatten beide Kontrahenten die Güter zu gemeinschaftlichem Eigenthum gekauft und dabei 21000 Thlr Schulden übernommen. Der Antheil an diesen Schulden betrug für jeden der beiden Käufer die Hälfte mit 10500 Thlrn. Hätte nun bei der Natural-Theilung der Güter jeder der beiden Kontrahenten für die Annahme eines der Güter zum ausschließlichen Eigenthum keinen höheren Schuldbetrag, als 10500 Thlr übernommen, so würde ein nur mit 15 Sgr. Stempel zu besteuernder Theilungsvertrag vorliegen. Der eine hat aber das größere Grundstück erhalten und 13750 Thlr an Schulden übernommen. Rechnet man davon diejenigen 10500 Thlr ab, welche ihm schon als Miteigenthümer des gemeinschaftlichen Besitzes zur Last fielen, so sind es 3250 Thlr, welche er mehr übernommen hat, als ihm zur Hälfte des Zmmobiliarwerthes bisher zu berichtigen oblag, die er daher zu 1 Prozent zu versteuern hat. FMR. v. 13. Okt. 1854 Hl 25062 an d. PStD. in D.

16. Um eine gleichförmige Anwendung der stempelgesetzlichen Vorschriften auf die Verhand­ lungen in dem durch das Gesetz vom 18. April d. Z. geregelten Verfahren bei Theilungen und gerichtlichen Verkäufen von Immobilien im Bezirke des Appellationsgerichts­ hofes zu Eöln herbeizuführen, werden, im Einverständnisse mit dem H. Finanz-Minister, folgende Bestimmungen getroffen: 1. Da in den Fällen der Artikel 13 und 29 des erwähnten Gesetzes wegen der Betheiligung eines Minderjährigen *) oder einer dem Minderjährigen gleichgestellten Person oder Vermögensmaffe die Theilungs-Urkunde (Artikel 13 Nr. 1), sowie die Vereinbarung über den Verkauf (Artikel 22 Nr. 1) nach Artikel 19 u. 24 des Gesetzes erst dann volle rechtliche Wirkung erlangt, wenn die vorschriftsmäßige Hinterlegung der landgerichtlichen Bestätigung bei dem Notar erfolgt, so ist in den bezeichneten Fällen zu der Theilungsurkunde oder zu der Vereinbarung über den Verkauf, einschließlich der vorhergegangenen Theilungsverhandlungen, ein Stempel erst dann erforderlich, wenn und nachdem die Hinterlegung der Bestätigung für sämmtliche Betheiligte jener Kategorien bei dem Notar stattgefunden hat; sobald aber diese Hinterlegung erfolgt, ist der Notar verpflichtet, ohne Verzug, und spätestens innerhalb 14 Tagen, den zur Theilungs­ urkunde oder zur Vereinbarung über den Verkauf erforderlichen tarisinäßigen Stempel zu adhibiren. Zu den Akten über die Hinterlegung der Bestätigung wird ein besonderer Stempel nicht erhoben. 2. Vergleiche bei der Theilung und dem Tausche von Loosen, welche nach Artikel 15 des Gesetzes vom 18. April d. I. vor Abschließung der Theilung eingegangen worden, unterliegen einem besonderen Stempel nicht, insoweit sie nur Vorbereitungen oder integrirende Bestandtheile des Auseinandersetzungs- und Theilungsvertrages bilden. 3. In den Fällen, wo Minderjährige, emanzipirte Minderjährige oder Znterdizirte bei einem außergerichtlichen Theilungsverfahren betheiligt oder die Eigenthünier von Immobilien sind, welche gerichtlich verkauft werden sollen, gehören insbesondere auch die Rathskammerbeschlüsse, welche dem Antrage des Vormundes auf Genehmigung oder Bestätigung der Theilung oder der Vereinbarung über den Verkauf, oder dem Antrage auf Anordnung des Verkaufs nicht stattgeben, oder nur Zwischenverfügungen enthalten, zu denjenigen Verhandlungen, welche in der Ausfertigung, wie in der Urschrift nach den §§. 1 und 4 des Gesetzes vom 23. Dezember 1846, betreffend den Stempel und die Gerichtskosten in Vormundschaften und Curatelen (s. S. 55 Anm. 3), als frei von Stempel und von dem zu den Staatskassen fließenden Antheil der Gerichtsschreibergebühren zu behandeln sind. Diese Vorschriften werden den Gerichtsbehörden im Bezirk des Appellationsgerichtshofes zu 0 Wegen Modificirung der bezüglichen Vorschriften durch die DormundschaftS-Ordnung vom 5. Juli 1875 (GS. S. 431) vergl. §§. 43. 92 Abs. 2 u. §. 102 der letzteren.

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken ic. [Xnmethingen A. |» lit n. u. b. — Eventuelle Erhöhung bei Kaufpreises.^

Cöln zur Kenntniß und Nachachtung mit dem Bemerken mitgetheilt, daß von Seiten des Herrn Finanz-Ministers die demselben untergeordneten Behörden mit gleichmäßiger Anweisung werden versehen werden. ZMR. vom 24. Sept. 1855 (ZMB. S. 374, CB. S. 210), mitgetheilt durch FMR. v. I l.Okt 1855 (CB. 6.211). 17. a. Die Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1) verordnet, daß bei Verkäufen von Grundstücken der bestimmte Kaufpreis mit Hinzufügung des Werths der vorbehaltenen Nutzungen und ausbedungenen Leistungen diejenige Summe sein soll, wonach der Betrag des Stempels zu berechnen ist. Wenn nun in dem Kaufkontrakte der Kaufpreis im §. 3 nicht blos auf 2000 Thaler, sondern auf 2500 Thaler festgesetzt und im §. 8 nur die Bedingungen näher angegeben sind, unter denen 500 Thaler davon gezahlt werden sollen, so ist nicht abzusehen, in wiefern diese 500 Thaler von der Versteuerung sollten ausgeschlossen bleiben können, da sie offenbar einen Theil deS Kaufpreise- bilden. Daß die Zahlung derselben erst bei dem Tode deS Käufers au- besten Nachlaste erfolgen und unter gewissen Bedingungen ganz weg­ fallen soll, ist hierbei nicht entscheidend, weil durch diese Bedingungen in dem Wesen deS Geschäfts nichts geändert wird, und als Grundsatz seststeht, daß jeder Vertrag seinem Inhalte nach mit seinem Abschluß der tarifmäßigen Versteuerung zu unterwerfen ist. Einen Theil des Kaufpreises, vor­ liegend die erwähnten 500 Thaler, für jetzt von der Versteuerung auszuschließen und erst dann dazu heranzuziehen, wenn die Zahlung derselben fällig geworden, ist ebenso unstatchaft, als es unzulässig sein würde, die Versteuerung des Kaufpreises überhaupt erst mit dem Zeitpunkte eintreten zu lasten, wann selbiger gezahlt werden soll. FMR. v. 13. Mai 1842 III 11143 an d. Reg. in F. 17.b. Das Versprechen des Käufers, in einem vorausgesetzten Falle weitere 500 Thaler — neben dem Kaufpreise — zu zahlen, ist eine ausbedungene Leistung im Sinne der Allerh. Ordre vom 14. April 1832 und muß, gleich dem übrigen Kaufpreise, innerhalb der gesetzlichen, höchstens 14tägigen Frist versteuert werden. Ob die Bedingung eintreten und die Zahlung demnächst wird geleistet werden, oder nicht, ist eine Frage, welche nur die bei Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit einer Urkunde nicht in Betracht kommende Ausführung des Geschäfts berührt. Eine Stundung des Urkundenstempels bis zum Eintritt einer Bedingung ist dem Stempel­ gesetz, welches die Versteuerung spätestens innerhalb einer kurzen Frist von 14 Tagen verlangt, unbekannt. FMR. v. 18. Okt. 1867 111 20230 an b. PStD. in Br. Zn diesem FMR. ist noch bemerkt, daß dem an den Notar K. in G. ergangenen Bescheide v. 27. Zan. 1865, auf welchen der Bittsteller sich berufe, nicht beigetreten werden könne. Dieser, im Central-Blatt für gerichtliche Beamte 1865 S. 16 abgedruckte Bescheid de- PStD.'S zu Br. v. 27. Zan. 1865 lautet: Zn der Kaufstempel-Angelegenheit von Nr. 41 zu K. ist für jetzt ein Stempel für die Erhöhung deS Kauf­ geldes um 500 Thaler für den event. Fall, daß die Frau deS Käufers kinderlos versterben sollte, nicht erforderlich, der Stempel von 5 Thalern vielmehr erst dann fällig und nachzulösen, wenn jene Bedingung eintritt. 17. c. Nach § 5. a deS Stempelgesetzes vom 7. März 1822 und der Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 tritt der Werth der vorbehaltenen Nutzungen und ausbedungenen Leistungen dem festgesetzten Kaufpreise Behufs Feststellung des stempelpflichtigen Betrages hinzu. ES kann daher keinem Bedenken unterliegen, daß der Werth der in dem Zmmobiliar-Kaufkontrakte von der Käu­ ferin, der Ehefrau des Verkäufers, übernommenen Verpflichtung, dem Znvaliden R. fernerhin die freie Wohnung auf dem Gute zu gewähren, bei der Versteuerung ebenso zu berücksichtigen ist, wie die freie Wohnung, Beköstigung und Verpflegung, welche der Verkäufer sich selbst für den Fall auf seine Lebenszeit ausbedungen hat, daß er von seiner Eheftau durch richterliches Erkenntniß geschieden werden sollte. Daß diese letztere Stipulation erst dann von Wirksamkeit wird, wenn eine Trennung der Ehe erfolgt, macht bei der Versteuerung keinen Unterschied, indem diese auf dem Abschluß des Kontrakts ruht und nach dessen Inhalt eintreten

8*

116

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. ^Anmerkungen A. zu lit a. u. b. — Eventuelle Erhöhung befl -auspreise- ]

muß, wenn auch die Stipulationen an Bedingungen geknüpft sein sollten, deren Erfüllung ungewiß ist. FMR. v. 17. Zuli 1842 UI 16634 an d. Reg. in F. Derselbe Grundsatz rücksichtlich der Versteuerung der in Zmmobiliar-Kaufverträgen neben dem Kaufpreise ausbedungenen, von dem Eintritt einer Bedingung abhängig gemachten Leistungen ist ausgesprochen in dem F.M.R. v. 16. Nov. 1861 IH 25430 an d. PStD in S.; desgl. im ZMR. v. £9. Sept. 1863 an b. Appell.-G. in Greifswald, mitgetheilt durch FMR. v. 21. Okt. deff. I. HI. 21093 an d. PLtD. in S. 17. d. Die Bestimmung in dem Kaufverträge, daß Käufer, sofern er das Grundstück bei Leb­ zeiten der Verkäufer anderweit verkaufen, vertauschen oder verpachten sollte, außer den bedungenen 1700 Thalern Kaufgeld noch 400 Thaler zahlen solle, enthält eine Erhöhung des Kaufgeldes auf 2100 Thaler. Daß diese Erhöhung von gewissen Voraussetzungen abhängig gemacht ist, kann in Betreff der Stempelpflichtigkeit keinen Unterschied herbeiführen. Aehnlich verhält es sich bezüglich des Vertrages uont 7. Okt. 1862; darin ist für den Fall der weiteren Veräußerung des Grundstückes während der Lebenszeit des Verkäufers bestimmt, daß an Letzteren statt der stipulirten jährlichen 10 Thaler die Summe von 200 Thalern gezahlt werden solle. Auch hierin liegt eine bedingte stempelpflichtige Erhöhung des Kaufgeldes um 200 Thaler. Denn jene Leistung von 10 Thalern jährlich ist ein Theil des den Verkäufern des Grundstückes, den Eltern des Käufers, bedungenen Leibgedinges und daher nach §. 1 des Gesetzes vom 22. Zuli 1861 (f. Amn. 37) stempelfrei. Dagegen ist die an deren Stelle tretende Kapital-Summe dem Stempel unterworfen, und muß deshalb der Stempel auch von den vollen 200 Thalern zum Ansatz gebracht werden. ZMR. v. 30. April 1864 an den Notar N., mitgetheilt durch FMR. v. 9. Mai dess. Z. III 9240 an d. PStD. in S.

17.e. Ist nicht die Gültigkeit des ganzen Vertrages, sondern nur die Höbe der Leistung von dem Eintreten gewisser Ereignisie abhängig, so ist der Stempel von der bedingungsweisen höheren Leistung zu entrichten. Ist also bei einem Kaufverträge über ein Grundstück das Kaufgeld auf 6000 Thaler festgesetzt, jedoch verabredet, daß der Käufer weitere 4000 Thaler zahlen solle, wenn er bei Lebzeiten des Verkäufers das Grundstück anderweitig verkaufe, so ist der Kausfiempel von 10,000 Thalern zu entrichten. Erk. des OT. (I) v. 4. Okt. 1869 (St. A. B. 76 S. 188).') ') Zn den Erk.-Gründen heißt es u. a.: Inwiefern aus der Bestimmung des §. 12 des Stempel­ gesetzes , daß stempelpflichtige Verträge auf das erforderliche Stempelpapier zu schreiben, oder die Stempel in 14 Tagen nachzubringen seien, ganz zutreffend ein Entscheidungsgrund dafür herzuleiten, daß auch von einem bedingt stipulirten Kaufpreise der Kaufstempel zu entrichten, kann füglich dahin gestellt bleiben; der Haupt-Entscheidungsgrund des Appell. - Richters beruht darin, daß nach dem Stempelgesetze von dem bedungenen Kaufgelde der Stempel zu entrichten, und kein Unterschied gemacht sei, ob dasselbe ganz unbedingt oder nur bedingt verabredet worden. Dieser Entscheidungs­ grund wird durch den Vorwurf der Verletzung des §. 12 des Stempelgesetzes nicht beseitigt, ist aber auch gerechtfertigt. Das Stempelgesetz bestimmt im Tarif, daß Kaufverträge über Grundstücke einem Stempel von einem Prozent des Kaufwerthes unterliegen. Ob dieser Kaufwerth ein bedingter oder unbedingter ist, erscheint gleichgültig, das Gesetz unterscheidet in dieser Beziehung nicht, immer hat der Verkäufer aus dem Vertrage einen Titel auf das Recht erlangt, den Kaufpreis zu verlangen, sowie durch den Vertrag auch für den Käufer die Ver­ pflichtung begründet wird, in dem festgesetzten Falle außer den 6000 Thalern auch noch 4000 Thaler zu bezahlen. Implorant beruft sich in der Nichtigkeitsbeschwerde zur Widerlegung dieser Ansicht auch nur auf eine Entscheidung des Rheinischen Senats des Ober-Tribunals vom 2. Februar 1864. Indeß zu Unrecht. Der damals entschiedene Fall ist wesenlich verschieden von dem gegenwärtigen. Es war damals die Gültigkeit des Vertrages überhaupt von dem Eintritte einer Bedingung ab­ hängig gemacht; es sollte, wenn die Regierung den Konsens zur Betreibung des Apothekergewerbes in dem gekauften Grundstücke verweigern würde, der ganze Vertrag als gar nicht geschlossen an­ gesehen, für keinen Theil irgend welche Verbindlichkeiten begründet werden. Mit Rücksicht hierauf ist damals ausgeführt: daß zwar das Rechtsgeschäft der gesetzlichen Definition gemäß unter den Begriff eines Kaufvertrages zu subsumiren, indeß durch me Bedingung die Existenz des Rechtsverhältniffes selbst in Frage gestellt sei, dergestalt, daß es von Anfang an als nicht existirend be-

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re.

117

^Anmerkungen A. zu lit s. u. b. — vorbehaltene Nutzungen ic.]

17. f. Die Grundsätze, welche in den in Ew. rc. Bericht vom 29. September d. Z., betreffend die Pro-eßsache des Rentiers A. E. in S. wider den Steuerfiskus, erwähnten diesseitigen Ver­ fügungen ausgesprochen wird, sind inzwischen auch vom Königlichen Ober-Tribunal in verschiedenen Fällen und in allen Konsequenzen anerkannt worden. Es wird in dieser Beziehung aufmerksam gemacht auf die beiden in Sachen von Voß wider den Steuerfiskus ergangenen Erkenntnisse vom 8. Zuli 1867 und vom 28. Februar 1868, von denen das erstere in Striethorst's Archiv Bd. 67 S. 322 abgedruckt ist. Zn gleicher Weise führt das Königliche Ober-Tribunal im Erkenntniß vom 17. Zuli 1868 (in Sachen von Holtschmidt contra Fiscum F. III 20121) aus, daß der Stempel von einer Leibrente schon dann zu erfordern sei, wenn flott principaliter ausbedungener NaturalPrästationen event, die Zahlung einer Rente bedungen ist. So ferner nimmt auch das Königliche Ober-Tribunal in Sachen Kunze wider den Fiskus (Erk. vom 4. Oktober 1869 III 21891) an, daß der nur event. — für den Fall des Weiterverkaufs — ausbedungene höhere Preis sofort voll versteuert werden müsse; sowie im Erkenntnisse vom 27. November 1868 (Entsch. Bd. 61 S. 252 in Sachen von Ramin wider den Fiskus), daß Fideikommißstiftungen dem Stempel von dem vollen Stiftungskapitale schon dann unterliegen, wenn das letztere aus den Zinsen eines ursprünglich ge­ ringeren Kapitals nach und nach erst angesammelt werden soll. Zu erwähnen ist hier auch das Erkenntniß des Königlichen Appellationsgerichts daselbst vom 23. Oktober 1869 FM. III 2459 in Sachen der Giesche'schen Erben wider den Fiskus, wonach nicht blos der erste unbedingt, sondern der volle nur eventuell zu zahlende Kaufpreis zu verftcuem ist. Hiernach wird im vorliegenden Falle, wo feststeht, daß der Eigenthümer des Grundstücks auf Höhe der vollen eingetragenen Kaution von 7000 Thalern in Anspruch genommen werden kann, die Versteuerung dieser vollen 7000 Thaler mit Recht verlangt. Nach §. 4.f des Stempelgesetzes ist, weil dieser Betrag auö dem Kaufverträge unzweifelhaft hervorgeht, der Gegenbeweis, daß die Kaution den Werth von 7000 Thalern nicht erreiche, ganz ausgeschlossen; am allerwenigsten ist die Steuerverwaltung verpflichtet, den anderweiten Beweis über den Werth der Kaution ihrer­ seits zu erbringen. FMR. v. 14. Oktober 1871 III 14695 an den PStD. zu Br. 18. Unter den nach der Kab.-Ordre vom 14. April 1832 lit. a (s. Anm. 1) dem stempel­ pflichtigen Kaufpreise bei Feststellung des Kaufstempels hinzuzurechnenden „vorbehaltenen Nutzungen" sind nur diejenigen Nutzungen zu verstehen, welche dem Verkäufer nach der Uebergabe Seitens des Käufers gewährt werden müssen, nicht auch diejenigen, welche der Verkäufer noch bis zur Uebergabe bezieht. ZMR. v. 23. Mai 1866 III 1557 an d. Appell.-G. in F., mitgethellt durch FMR. v. 2. Juni dess. Z. III 11105 an d. Reg. daselbst. Dasselbe gilt auch für dm Fall, wenn die Uebergabe des Grundstücks auf unbestimmte Zeit resp. bis zum Tode des Verkäufers ausgesetzt wird. FMR. v. 14. Okt. 1866 III 20948 an b. Reg. in F. Nach §. 3 Tit. 9 Th. 1 MR. wird zur Erwerbung des Eigenthums die Besitznehmung erfordert. Dem entsprechend bleiben bis zur Uebergabe der Sache an den Käufer die Lasten und Nutzungen dem Verkäufer, §§. 95, 105 a. a. O.; nur beim Verkauf einer Sache in Pausch und Bogen, oder trachtet werden müsse, und daß danach gerechtfertigt sei, den Unterschied zwischm bedingtm und unbedingten Verträgen in das Stempelgesetz zu übertragen. Eine weitere Prüfung dieser Ansicht kann hier dahin gestellt bleibm, denn es handelt sich im gegenwärtigen Falle nicht, wie damals, um die Existenz des Vertrages. Das Kaufgeschäft ist hier völlig unbedingt abgeschlossen, es ist völlig perfekt geworden und unbestritten auch stempelpflichtig; lediglich nur ein Theil der Gegenleistung ist vom Eintritte eines Ereignisses abhängig gemacht. Die Verschiedenheit beider Fälle leuchtet ein. Das Ober-Tribunal hat sich denn auch bereits in einem dem vorliegenden ähnlrchen Falle für die oben entwickelte Ansicht ausgesprochen (es wird hierbei das Erk. v. 8. Juli 1867 citirt, s. zur Tarifposition „Leibrenten-Verträge").

118

Gesetz §. 5. Stempelberechnung

M

Veräußerung von Grundstücken rc.

(Anmerkungen A. zu lit u.b. — vorbehaltene Nutzungen k.]

wie sie steht und liegt, gehen mit der Unterzeichnung des Kontrakts die Nutzungen und Lasten auf den Käufer über, §. 117 a. a. O. — Bergl. Gesetz über den Eigenthumserwerb re. v. 5. Mai 1872 (GS. S. 433) §. 1: Zm Fall einer freiwilligen Veräußerung wird das Eigenthum an einem Grundstück nur durch die auf Grund einer Auflassung erfolgte Eintragung des Eigenthumsüberganges im Grundbuch erworben. 19. Der Verkäufer erlangt zwar, wenn ihm das Kaufgeld oder ein Theil desselben vor der Uebergabe des verkauften Grundstückes gezahlt wird, einen Vortheil; dieser Vortheil ist aber keine „ausbedungene Leistung" im Sinne der Allerh. Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1), welche ohne Weiteres dem stempelpflichtigen Kaufpreise Behufs der Versteuerung hinzugerechnet werden muß. Wenn, wie in den vorliegenden Fällen, verabredet wird, daß der Verkäufer bis zur Uebergabe die Nutzungen ziehe und daß ihm der Käufer den Kaufpreis zum Theil vor der Uebergabe zahle, so handelt es sich dabei um bloße Kontraktsbedingungen, deren Absicht dahin geht, festzusetzen, daß gegen die gesetzliche Regel des §. 109 Tit. 11 Th. 1 ALR. der eine Kontrahent — der Verkäufer — Sache und Kaufgeld zugleich soll nutzen dürfen. FMR. v. 13. Äug. 1866 III 16634 an d. Reg. in F. 20. Noch nicht geerntete Früchte, welche vom Verkauf ausgeschlossen resp. vorbehalten werden, sind vorbehaltene Nutzungen, deren Werth nach der Kab.-Ordre vom 14. April 1832 sub a (s. Anm. 1) dem Kaufpreise hinzuzurechnen und mit 1 Prozent zu versteuern ist. ZMR. v. 17. Zuni 1854 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 22. deff. M. III 15896 an d. Reg. daselbst. Bezüglich der Versteuerung von Zmmobiliar-Kaufverträgen beim Mitverkauf noch im Boden befindlicher oder bereits geernteter resp. zur jAberntung bestimmter Früchte s. Anmerkungen zur Tarifpos. „Kaufverträge." 21. Soweit die nach den aufgestellten allgemeinen Bedingungen bei derVeräußerung von Domainen-GrundstÜcken statt anderweiter Verabredung wegen der Kosten dem Käufer auf­ erlegte Verpflichtung zur Zahlung von 1 Sgr. für jeden Thaler des Meistgebots nur die Bestreitung der auflaufenden Kosten einschließlich der Stempel berührt, läßt sich zwar die Anwendbarkeit der Allerh. Ordre vom 14. April 1832 zu a (s. Anm. 1) nicht anerkennen, weil diejenige Summe, welche der Käufer an Kosten zu berichtigen hat, keinen Theil des Kaufpreises bildet; soweit aber die aus dem 1 Sgr. für jeden Thaler des Kaufpreises sich ergebende Summe den Gesammtbetrag der Kosten einschließlich der Stempel übersteigt, bildet selbige allerdings eine dem Verkäufer, des Kaufes wegen, zu Gute kommende Leistung, welche daher in soweit auch dem Kaufpreise bei der Berechnung des Werthstempels zuzusetzen ist. Demgemäß hat die König!. Re­ gierung die Stempel - Revis. - Moniten zu erledigen und ist der H. Prov. - Steuer - Dir. dort danach mit Anweisung versehen worden. FMR. v. 23. April 1854 III 7772 an d. Reg. in Posen. 22. Die Dertragsbestimmung, nach welcher der Verkäufer sich die fernere Benutzung eines über das verkaufte Grundstück führenden Weges vorbehält, enthält nicht so­ wohl einen selbstständigen Nebenvertrag, als vielmehr eine vorbehaltene Nutzung, deren festzustellen­ der Werth auf Grund der Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 unter a (s. Anm. 1) dem fiempelpflichtigen Kaufpreise hinzuzurechnen ist. FMR. v. 8. Zan. 1866 III 25605 an d. Reg. in F. (Ob die vorbehaltene Benutzung des Weges zum 12'/,- oder zum 20fachen Betrage des einjährigen Nutzungswerthes zu veranschlagen, wird nach §. 4.c des Stempelges. zu beurtheilen fein.] 23. Zn Ansehung des Kaufkontrakts vom 21. April 1836 kommt in Erwägung, daß sich der Verkäufer gegen die Verköstigung, welche ihm der Verkäufer ausgesetzt hat, seinerseits zu seinen Kräften angemessenen Dienstleistungen an den Käufer verpflichtet und die Ehefrau des Verkäufers für die ihr im Vertrage ausbedungenen Vortheile auf eine Forderung von 10 Thalern verzichtet hat (für den Verkäufer sowohl wie für dessen Ehefrau war auf ihre Lebenszeit Wohnung und Be-

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. (Anmerkungen JL ju lit. a. u. b. — OeffenINche Abgaben. Gemeine Lasten ic.] köstigung auS&ebungen]. Es läßt sich daher nicht behaupten, daß der Werth dieser Prästatiouen in Folge der Bestimmungen der Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1) dem Auf­ preise bei Berechnung der stempelpflichtigen Summe hinzuzurechnen sei, weil selbige nicht wegen des Kaufs, sondern für andere Gegenprästationen der Verkäufer geleistet werden sollen. FMR. v. 30. Zuli 1842 III 17196 an d. Reg. in F. 24. Es ist anzuerkennen, daß das Allg. Landrecht den „Wald" selbst als eine Substanz be­ trachtet und davon die „Nutzungen" desselben an verschiedenen Stellen unterscheidet (cf. §§. 30 und 32 Tit. 21 Th. 1). Demgemäß liegt in der im §. 5 des Kaufvertrages vom 23. Dez. 1862 getroffenen Verabredung, wonach die Verkäufer das Recht behalten sollen, das auf 90 bis 100 Morgen des durchweg aus Forstland bestehenden Guts-Areals stehende hohe, 50 bis 60 Fahre alte Kiefern­ holz niederschlagen und abfahren zu lassen, und erst alsdann das Areal dem Käufer zur Dispo­ sition zu überlassen, nicht der Vorbehalt einer „Nutzung" des Waldes oder des Guts-Areals im Sinne der Allerh. Ordre vom 14. April 1832 unter a (s. Anm. 1); es wird dadurch vielmehr ein Theil der Substanz des Guts vom Verkauf ausgeschlossen. ZMR. v. 12. Juni 1866 III 1763') an d. Kammergericht, mitgetheilt durch FMR. v. 4. Zuli dess. Z. III 13041 an d. Reg. in Pm. 25. a. Wenn mit der Veräußerung und durch dieselbe zuerst neue onera realia dem ver­ äußerten Grundstücke auferlegt werden, so ist durch bte Verfügung vom 3. Dez. 1824 an die Re­ gierung zu Frankfurt a. d. O. bereits anerkannt, daß der Kapitalwerth der Grundsteuer dem stempelpflichtigen Betrage nicht beizurechnen sei. Es findet nun aber kein Be­ denken, dieselbe Bestimmung auf alle öffentliche Abgaben auszudehnen, welche als onera perpetua realia auf das veräußerte Grundstück radicirt werden, und sind dahin auch die gemeinen Lasten und Pflichten zu rechnen, welche nach der Verfassung des Orts, des Kreises, oder der Provinz von allen Grundstücken derselben Art an die Kirche, die Geistlichkeit, oder an Armen­ haus-Beiträgen zu entrichten sind, wo also die Verbindlichkeit zur Entrichtung auf dem Gesetze be­ ruht, und nur die feste Bestimmung des Maßes und Betrages dieser Leistung den Gegenstand der Stipulation ausmacht rc. FMR. v. 25. Mai 1825 III 10037 an d. Reg. in Br. (SK.). 25. b. Unter „auf dem Gute bereits hastenden Lasten", welche nach desfalls ergangenen Ver­ fügungen von der Stempelberechnung ausgeschlossen bleiben dürfen, sind nur die im §. 48 Tit. 1 der Hypotheken-Ordnung aufgeführten gemeinen Lasten und Pflichten, welche nach der Verfassung des Orts, des Kreises, oder der Provinz von allen Grundstücken derselben Art an den Landesherrn, die Obrigkeit, die Kirche oder Geistlichkeit zu entrichten sind, als Kontribution, LehnS-Kanon, Steuern, Dienste, Servis u. s. w., zu verstehen, niemals aber übernommene Schulden zu begreifen. FMR. v. 28. Okt. 1840 III 24646 an d. PStD. in S. 25. c. Das Laudemium, welches überhaupt keine Leistung aus dem Vertrage zwischen dem Verkäufer und Käufer des Erbpachtrechts ist, bleibt bei Berechnung des kaufstempelpflichtigen Be­ trages außer Anwendung. FMR. v. 9. Zan. 1843 III 31759 an d. PStD. in S., im Einverst. des IM. (SK.). 26. a. Aus den Verfügungen des Finanz-Ministeriums vom 3. Dez. 1824 u. 25. Mai 1825 (s. Anm. 25 a) ist von einzelnen Behörden gefolgert worden, daß der Werth von Altentheilen und anderen in der zweiten Rubrik des Hypothekenbuchs eingetragenen Verbind­ lichkeiten, wenn solche auf einem zu veräußernden Grundstücke bei dem Abschlüsse des Kaufver­ trages bereits haften, bei Berechnung des stempelpflichtigen Kaufpreises nicht zu berücksichtigen ') Als „Verf. vom 12. Zuni 1866 I 2305", im Wesentlichen gleichlautend, abgedruckt im Bureau-Blatt für gerichtliche Beamte 1866 S. 147, woselbst jedoch statt der §§. 30, 32 Tit. 21 Th. 1 die §§. 64 ff. Tit. 2 Th. 1 ALR. allegirt werden.

120

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

^Anmerkungen A. zu lit. a. u. b. — Altentheilsprästationen ic.]

sei.

Diese Ansicht läßt sich nicht rechtfertigen.

Der §. 5 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822

und die Allerh. Kab.-O. vom 14. April 1832 (s. Anm. 1) machen in Betreff der Leistungen, deren Werth dem Kaufpreise hinzuzurechnen ist, keinen Unterschied zwischen solchen Leistungen, welche durch den Vertrag 'dem Grundstücke erst auferlegt werden, und solchen, welche aus früheren Verträgen auf dem Grundstücke bereits

haften.

Jene Verfügungen sind lediglich

auf solche uneingetragene

gemeine oder eingetragene fortwährende Lasten zu beziehen, von deren Vertretung der Verkäufer in Gemäßheit der Vorschrift §. 175 Tit. 11 Th. 1 ALR. Seiten des Käufers

frei wird.

auch

ohne ausdrückliche Uebernahme von

Es muß demnach auch der Werth eines Altentheils, welcher auf

einem zu veräußernden Grundstücke bereits haftet,

bei Bestimmung des stempelpflichtigen Kauf­

gelderbetrages der vorbedungenen Kaufsumme hinzugerechnet werden, wenn der Käufer die Ent­ richtung des Altentheils außer der Zahlung des Kaufpreises mit übernommen hat re.

R. des IM.

u. des FM. v. 12. März 1842 (JMB. S. 108, CB. S. 220).

26. b.

Bei Anwendung der Vorschrift der Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 und §. 5

Nr. 1 des Stempelgesetzes kann es keinen Unterschied machen, ob der Verkäufer dergleichen Nutzungen und Leistungen für sich oder zu Gunsten eines Dritten, neben dem Kaufpreise ausbedingt, und ob der zu Gunsten eines Dritten gemachte Vorbehalt sich in einer

bereits bestehenden Verpflichtung

des Verkäufers gegen den Dritten gründet, oder ob ein solcher Vortheil durch und bei Gelegenheit des Vertrages erst dem Dritten eingeräumt wird.

Das Gesetz enthält von einem solchen Unter­

schiede nichts, den man um so weniger hineinlegen darf, als man sonst dahin gelangen würde, auch Hypothekenschulden, welche der Verkäufer nicht kontrahirt, sondern bereits mit dem Grundstücke über­ nommen hat und rücksichtlich deren er zu den Gläubigern in keinem persönlichen Schuldnexus steht, selbst dann dem stempelpflichtigen Kaufpreise nicht hinzuzurechnen, wenn solche pretii, oder neben demselben,

auch in partem

ausdrücklich übernommen wurden.

Altentheils-Prästationen

stehen in dieser Beziehung Hypothekenschulden gleich.

Sie gehören zu den im §. 184

Tit. 11 Th. 1 ALR. den Privatschulden gleichgestellten Verbindlichkeiten, welche der Verkäufer allemal vertreten und wofür er Gewähr leisten muß, wenn der Käufer dieselben nicht ausdrücklich über­ nommen hat.

Nur die gemeinen Lasten, sie mögen nach §. 48 Tit. 1 der Hypotheken-Ordnung nicht

eingetragen, oder auf Antrag der Berechtigten eingetragen sein, welche bei der Abschätzung Grundstückes und der Bestimmung des Kaufpreises vorweg abgezogen zu werden pflegen,

eines

sind bei

Bestimmung des Werthstempels dem Uebernahmepreise nicht hinzuzurechnen, insbesondere also nicht die aus dem Gemeinde- oder Kirchen-Verbande oder aus gutsherrlichen Verhältnissen fließenden, Rubr. II eingetragenen Lasten und Prästationen, als: demien.

Dienste,

Natural-Abgaben, Zehnten,

Lau-

Hierzu sind jedoch Altentheile und andere Privatleistungen und Schulden, da sie nicht zu

den gemeinen Lasten zu zählen sind, nicht zu rechnen.

ZMR. v. 12. Juli 1842 (Central-Blatt für

Preuß. Juristen 1842 S. 571).

26. c.

Bei Berechnung des Stempels zu einem schriftlich geschlossenen Kaufverträge muß der

Werth auch eines auf dem verkauften Grundstücke bereits haftenden, vom Käufer übernommenen Altentheils als einer neben dem Kaufpreise ausbedungenen Leistung in Ansatz gebracht werden. Erk. des OT. (I) v. 28.

Oft 1872 (Entsch. Bd. 68 S. 99).

In den Erk.-Gründen heißt es im

Wesentlichen: die Berufung der Vorderrichter auf die Erkenntnisse v. 13. Febr. u. 9. Sept. 1863 (f. Anm. 29. b) sei unzutreffend; die Ausführung in diesen Entscheidungen betreffe nur den Erb­ pachts-Kanon und beziehe sich in ihrer Verallgemeinerung nur auf die Real-Lasten und gemeinen Lasten, wie sie beispielsweise in den §§. 175, 183 Tit. 11 Th. 1 ALR. u. §§. 48, 49 Tit. 1 der Hyp.-Ordnung erwähnt werden; jene Ausführung unterscheide, übereinstimmend mit dem in den §§. 183 u. 184 Tit. 11 Th. 1 ALR. aufgestellten Unterschiede, zwischen Real-Lasten und Real-Verbindlichkeiten; zu letzteren gehöre, gleich den Hypothekenschulden, der Altentheil, und dessen Ueber-

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re.

^Anmerkungen A. zu lit. a. u.

121

— Altentheilsprästationen ic.]

nähme Seitens des Käufers involvire eine Erhöhung des von ihm zu entrichtenden Kaufpreises, als eine ausbedungene Leistung. Vorgedachtes Erkenntniß ist auch der Reg. in F. durch FMR. v. 7. Dez. 1872 18110 mit­ getheilt, mit dem Bemerken, daß dieses von dem früheren Erkenntniß des OTrib. v. 11. Zuli 1866 (I in Sachen Lommel wider Fiskus) abweichende Erkenntniß auch mit der letzten Entscheidung des Krim.-Senats des OTrib. übereinstimme und der Auffassung der beiden Ressort-Minister entspreche. Auch schon das Erk. des OT. v. 30. Juni 1854 (GA. B. 2 S. 685) u. das FMR. v. 29. April 1848 III 8556 an d. PStD. in D. sprechen — beide unter Verwerfung der entgegengesetzten Entscheidung des OT. (I) v. 10. Febr. 1848 (Rechtsfälle des OT. Bd. 3 S. 344) — aus, daß auch die dem Grundstücke bereits inhärirenden, vom Käufer übernommenen Privatlasten, insbeson­ dere Altentheile, der Versteuerung unterliegen. 27. a.

Es wird der Ansicht beigetreten, daß das Ausgedinge, dessen Uebertragung auf die

verkaufte Hausabfindung der Käufer sich gefallen läßt, dem stempelpflichtigen Kaufpreise nicht hin­ zuzurechnen ist.

Daß unter Umständen nach §. 183 Tit. 11 Th. 1 ALR. der Verkäufer dem Käufer

Privatdienstbarkeiten rc. nur anzuzeigen braucht, um von der Vertretung frei zu werden, und daß demgemäß die bloße Anzeige solcher Lasten in gewissen Fällen mit deren ausdrücklicher Uebernahme gleichbedeutend sein mag (vergl. Anm. 28. c), rechtfertigt das vorliegende Monitum dennoch nicht, weil die Absicht der Kontrahenten nach Inhalt der getroffenen Verabredung nicht dahin

gegangen

ist,

festzusetzen,

daß

der Verkäufer

von

der Gewährung des

Altentheils befreit werden und daß der Käufer dasselbe zu entrichten haben soll. JMR. v. 18. März 1865 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 29. dess. M. III 6435 an d. Reg. daselbst; im vorliegenden Vertrage wurde von einem städtischen Wohnhause die sogenannte Hausabfindung abverkauft und dabei erklärt: Käufer weiß, daß auf dem verkauften Grundstücke ein Ausgedinge der Mutter des Verkäufers eingetragen ist; er ist damit einverstanden, daß dasselbe mitübertragen wird.

27. b.

Wenn ausbedungen ist, daß, ungeachtet der Käufer von dem auf dem ganzen Grund­

stücke hastenden Altentheile nur die Gewährung der Wohnung übernommen hat, dennoch der volle Altentheil auch auf dem, dem Käufer verkauften Theile des Grundstückes stehen bleiben soll, so hat dies nur die Bedeutung, daß dem Altentheilsberechtigten gegenüber durch den mit dem Käufer abgeschlossenen Verkauf nichts geändert werden soll; zu leisten aber hat letzterer dem Altentheils­ berechtigten außer der übernommenen Gewährung der Wohnung nichts weiter; der Käufer hat sich nur gefallen zu lassen, daß nach wie vor das erkaufte Grundstück für die Gewährung des vollen Altentheils Seitens des Verkäufers hafte; diese Verpflichtung ist aber der Uebernahme der sämmt­ lichen Altentheils-Prästationen Seitens des Käufers in keiner Weise gleich zu achten, deren Werth daher nicht zu versteuern. 28. a.

FMR. v. 27. Aug. 1856 111 21131 an d. PStD. in D.

Die in Folge des Gesetzes vom 2. März 1850 (GS. S. 112) festgesetzten Renten­

bank-Renten, welche auf den Käufer eines Grundstücks übergehen und ein Aequivalent für die in der Verfügung vom 28. Okt. 1840 (s. Anm. 25. b) näher bezeichneten gemeinen Lasten und Pflichten bilden, sind bei Berechnung des Kaufwerthstempels nicht zu berücksichtigen. Die Stempelsteuerfreiheit der auf dem verkauften Grundstücke haftenden Renten wird übrigens nicht ohne Weiteres anzunehmen, vielmehr im Allgemeinen davon auszugehen sein, daß den Inter­ essenten die Führung des Nachweises obliege, daß bei Berechnung des Kaufwerthstempels die Renten außer Betracht bleiben müssen.

Es bleibt hiernach in jedem einzelnen Falle zu ermessen, um

welche Art von Rentenzahlungen es sich handelt, und wenn hierüber Zweifel obwalten, welche nicht sofort zu beseitigen jsind, wird bis auf weiteren Nachweis die Annahme Platz zu greifen haben, daß die zu kapitalisirende Rente dem Kaufpreise bei der Versteuerung des Kaufvertrages zuzusetzen sei.

FMR. v. 19. März 1857 III 5118 an d. .PStD. in Mg. (SK.); vergl. Anm. 30.

122

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re. ^Anmerkungen A. zu lit. a. u. b. — Reallasten Rentenbank-Renten rc ]

28.b. Als ausbedungene Leistung (Kab.O. v. 14. April 1832 lit. a, s. Anm. 1) karrn die an die Rentenbank zu zahlende Rente, welche an die Stelle der vom verkauften bäuerlichen Grund­ stücke an die Gutsherrschaft zu entrichten gewesenen Hülfsdienste getreten ist, nicht angesehen werden, weil sie auch ohne besonderen Vorbehalt auf den Käufer übergegangen sein würde, über­ dies im §. 4 des Vertrages nicht ausbedungen, vielmehr daselbst nur erwähnt worden ist, wie dem Käufer bekannt sei, daß das verkaufte Grundstück der Rentenbank rentenpflichtig sei. Durch diese bloße Anzeige von dem Bestehen der Rente wurde der Verkäufer dem Käufer gegenüber von jeder Regreßverpflichtung dafür frei, und der Zusatz: „es hat Käufer diese Rente, wie alle anderen Verbindlichkeiten Rubr. II des Hypothekenbuches zu übernehmen," ist auf die Versteuerung ohne Einfluß. FMR. o. 21. Mai 1856 III 11462 an d. PStD. in Kg; s. jedoch die folg. Anm. 28. c. Wir finden uns veranlaßt, unsere Cirk. - Verfügung vom 14. März 1862 zu Ziffer 1 und 3 dahin zu erläutern, daß die Hinzurechnung des Kapitalwerths der auf einem verkauften Grundstücke haftenden Rente zum Kaufpreise Behufs Berechnung des Kaufstempels, unter der dort gegebenen Voraussetzung, immer nur dann stattfindet, wenn die Vertrags-Urkunde selbst irgend eine, den Uebergang der Rentenpflicht- auf den Käufer direkt oder indirekt anzeigende Erklärung enthält. Dies folgt aus dem allgemeinen Grundsätze, daß die Stempelpflichtigkeit auf dem über den Vertragsschluß errichteten Dokumente beruht. Als eine solche indirekte Erklärung ist insbesondere die in Gemäßheit des §. 183 Tit. 11 Th. 1 ALR. in der Vertragsurkunde enthaltene Anzeige der Rentenpflichtigkeit des Grundstücks an den Käufer zu betrachten, da dieselbe die rechtliche Wirkung hat, daß der Ver­ käufer von der Vertretung der Rente dem Käufer gegenüber befreit wird. Die in dem Reskript des Herrn Finanzministers vom 21. Mai 1856 (f. vorige Anm.) ausgesprochene entgegengesetzte Anficht ist nach dem Reskript des Herrn General-Direktors der Steuern vom 28. Januar d. I. im Einverständniß mit dem Herrn Justiz-Minister aufgegeben worden. Wenn dagegen die Ver­ tragsurkunde der auf dem Grundstück ruhenden Rentenpflicht überhaupt nicht erwähnt, so kann auch die Versteuerung der Rente nicht gefordert werden. Eirk.-Verf. des Appell.-G. zu Br. v. 13. März 1863 (CBl. f. ger. Beamte 1863 S. 67); vgl. Anm. 27. a. 28. d. Bei Versteuerung von Kaufverträgen über Immobilien ist in Betreff der vom Käufer mitübernommenen Renten nach den in dem Erlaß vom 19. März v. I. (f. Anm. 28. a) ausge­ sprochenen Grundsätzen zu verfahren, und es ist namentlich nach §. 4.c des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 bei immerwährenden Nutzungen das Zwanzigfache ihres einjährigen Betrages als Kapitalwerth anzunehmen, wobei es keinen Unterschied macht, wenn an Stelle der Nutzungen eine ablösbare Geldrente getreten ist. So lange die Rente auf dem Grundstücke haftet, repräsentirt sie die immerwährenden Nutzungen, und ist daher der Kapitalbetrag nach dem Zwanzigfachen der Jahres-Rente zu berechnen. FMR. v. 15. Febr. 1858 III 3066 an d. Reg. in Pm. 28. e. Uebernimmt der Käufer eines vormaligen Erbpachtsgrundstückes die Berichtigung der in Stelle des Kanons getretenen, rezeßmäßig nach einer 56 Jahr 1 Monat hindurch fortgesetzten Zahlung erlöschenden jährlichen Rente, so ist zwar anzuerkennen, daß es sich nicht um eine neben dem Kaufpreise übernommene immerwährende Leistung, sondern um eine solche handelt, welche nach Ablauf einer bestimmten Zeit aufhört, und es ist mithin zuzugeben, daß dem Kaufpreise der Kapitalwerth der Rente zur Zeit des Vertrags-Abschlusses Behufs der Stempelberechnung hinzu­ zutreten hat. Allein dieser Kapitalwerth läßt sich nur nach der Höhe der Summe bestimmen, welche für die Ablösung der Rente zu entrichten gewesen sein würde, und der gedachte Werth besteht nach §. 65 des Gesetzes vom 2. März 1850 (GS. S. 77) in dem zwanzigfachen Betrage der Rente. Daß nach §. 4.c des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 ebenfalls 5as Zwanzigfache der Jahresrente bei immerwährenden Renten als deren Kapital­ werth angesehen werden soll, ändert hierin nichts. Es muß daher der zu versteuernde Kaufpreis

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re. ^Anmerkungen A. zu lit. a. u. b. — Reallasten. Rentenbank-Renten

k.]

um den erwähnten zwanzigfachen Betrag erhöht werden. FMR. v. 30. Sept. 1859 III 22353 an d. Reg. in F. Es handelte sich um einen Vertrag aus einer Zeit, zu welcher noch der Erb­ pachts-Kanon und der Erbzins der Versteuerung unterlag (f. Annr. 29. a, b). Zn einem ähnlichen Falle bestimmt das JMR. v. 9. Zan. 1864 III 2896 an d. Notar Z. in S. (mitgetheilt durch FMR. v. 26. dess. M. III 915 an d. PStD. daselbst), daß, wenn diese erst in späterer Zeit fortfallenden Renten Behufs der Versteuerung mit dem 20fachen Zahresbetrage zu Kapital berechnet werden, die Kontrahenten mindestens gegen diese ihnen günstige Kapitalisirung keinen gegründeten Einwand haben. 29. a. Bei Verkäufen solcher Grundstücke, welche bis zum Erlaffe des Gesetzes vom 2. Mai 1850 (soll heißen März, GS. S. 77] zu Erbzins- oder Erbpachtsrechten besessen worden waren, ist der von dem Käufer übernommene bisherige Erbzins, beziehungsweise Erb­ pachtskanon, oder die an dessen Stelle getretene Amortisationsrente, dem für den Stempelbetrag maßgebenden Kaufpreise nicht mehr hinzuzurechnen. Dasselbe gilt von den Domainenzinsen, beziehungsweise Domainen-Amortisationsrenten, welche der Käufer im Kaufverträge übernimmt. Die von Stempelfiskälen in noch schwebenden Stempel­ revisionssachen aufgestellten Erinnerungen, welche mit der vorstehenden Bestimmung nicht im Ein­ klänge stehen, sind fallen zu lassen. Eine Erstattung der auf Grund der bisherigen, jetzt aufgege­ benen Auffassung erhobenen Stempelbeträge tritt nur insoweit ein, als die Betheiligten unter den Voraussetzungen der §§. 11 ff. des Gesetzes vom 24. Mai 1861 (s. Anm. 42. a zu §. 2) noch be­ fugt sein würden, gegen den Fiskus die Civilklage anzustellen und von dieser Befugniß Gebrauch gemacht, haben, oder mit Berufung auf diese Befugniß rechtzeitig die Erstattung nachsuchen sollten. FMR. v. 2. März 1865 (CB. S. 317, MB. S. 237). - Auch JMR. v. 17. Febr. 1865 (ZMB. S. 54), welches bekannt macht, daß, unter Aufhebung der allgemeinen Verfügung vom 5. Mai 1855 sR. des IM. u. des FM., ZMB. S. 134, CB. S. 107], der vom Käufer übernommene bisherige Erbzins- beziehungsweise Erbpachts-Kanon, oder die an dessen Stelle getretene Amorti­ sations-Rente der Versteuerung nicht mit zu unterwerfen sei. 29. b. Der auf einem verkauften Grundstücke haftende, vom Käufer übernommene Erbpachts- (Erbzins-) Kanon unterliegt dem Kaufstempel nicht. Erk. des OT. (I) v. 28. Nov. 1864 (Str. A. Bd. 55 S. 314). Ebenso Erk. des OT. (I. 709/63) v. 9. Sept. 1863 (nicht „1862", wie in Entsch. Bd. 51 S. 313, noch „1864", wie in GA. Bd. 15 S. 599 sub Nr. 4, sondern „1863", wie in Neumann Erkenntnisse des OTrib. Bd. 3 S. 94), wonach beim Verkauf eines bisherigen Erb­ pachtsgutes der Kaufstempel vom Kapitalwerth der als Erbpachtskanon anzusehenden, auf dem Gute haftenden beständigen Lasten und Abgaben nicht berechnet wird. — Die für diese Entschei­ dungen maßgebenden Gründe s. in der Note zu dem im folgenden Absatz gedachten Erkenntniß v. 13. Febr. 1863, insbesondere unter lit. c dieser Note auch noch Einiges aus den Gründen des vorerwähnten Erk. v. 9. Sept. 1863. Auch die an die Stelle eines Erbpachtkanons getretene Amortisationsrente hat die Natur einer Reallast; sie ist daher bei dem Verkauf des belasteten Grundstücks Behufs Bestimmung des Kaufstempels nicht mit in Anschlag zu bringen. Erk. des OT. (I) v. 13. Febr. 1863 (Str. A. Bd. 49 S. 77, Entsch. Bd. 51 S. 307, Gruchot Beiträge re. Bd. 7 S. 392.’) *) a. Die Gründe des dem Erk. des OT. v. 13. Febr. 1863 zu Grunde liegenden Erk. des Appell.-G. zu Magdeburg v. 24. Mai 1862 (Gruchot a. a. O.) lauten im Wesentlichen: Wenn das Gesetz vom 7. März 1822 §. 5 unter a und die Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 (GS. S. 137 — s. oben Anm. 1) vorschreiben: „Bei Verkäufen ist der bestimmte Kaufpreis, mit Hinzufügung des Werths der vorbehaltenen Nutzungen und ausbedungenen Leistungen, diejenige Summe, wonach der Betrag des Stempels zu berechnen ist", so muß diese Vorschrift.dahin aus­ gelegt werden, daß zu den „ausbedungenen Leistungen* nur solche Leistungen gehören, welche in dem Vertrage selbst, um dessen Besteuerung es sich handelt, ausbedungen find. Indem das Gesetz

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Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

^Anmerkungen A. zu lit. a. u. b. — Reallasten. Rentenbank-Renten tc.]

von den neben dem bestimmten Kaufpreise ausbedungenen Leistungen spricht, beschränkt es sich auf die Verabredungen der Kontrahenten über die Gegenleistung des Käufers. Der Stempel soll überall nur von demjenigen Gesammtbetrage entrichtet werden, welcher nach der Verabredung der Kontrahenten als die für die Ueberlassung der Sache bedungene Gegenleistung des Käu­ fers sich darstellt. Allerdings können auch bereits auf der Sache haftende Leistungen Gegenstand einer solchen Verabredung sein; bei Berechnung des stempelpflichtigen Betrages muß jedoch die Bedeutung der jedesmaligen Verabredung und die Beschaffenheit der Leistung in Betracht gezogen werden, um zu beurtheilen, ob in dem Üebergange der Leistung auf den Käufer zugleich eine be­ dungene Gegenleistung desselben für Rechnung oder im Interesse des Verkäufers enthalten ist. Hierbei ergeben sich folgende Gesichtspunkte: 1. Gemeine Lasten und Abgaben (Hyp.-Ordnung Tit. 1 §. 48) bleiben außer Berechnung; sie gehen gesetzlich auf den Käufer über, ohne daß ihm der Verkäufer dafür Gewähr zu leisten hat (§. 175 Tit. 11 Th. 1 ALR). Wenn daher auch der Uebergang derselben auf den Käufer aus­ drücklich stipulirt wird, so ist dies kein Ausbedingen im Sinne des Stempelgesetzes, da die Ueber­ nahme durch den Käufer keine Gegenleistung für Rechnung oder im Interesse des Verkäufers ent­ hält, sondern lediglich als ein Anerkenntniß der gesetzlichen Verpflichtung des Käufers anzusehen ist. Rur die Uebernahme von Rückständen würde sich als Gegenleistung darstellen (§. 182 1. c.). 2. Beständige Lasten, welche auf speziellem Titel beruhen (Hyp.-Ordnung Tit. 1 §. 49), müssen ebenfalls außer Berechnung bleiben. Dergleichen Lasten hat nach §. 183 Zit 11 Th. 1 ALR. der Verkäufer dem Käufer anzuzeigen; geschieht dies, so ist die Sachlage ebenso wie bei gemeinen Lasten. Die bloße Anzeige des Verkäufers, sogar die bloße Wissenschaft des Käufers von dem Vorhandensein der Last befreit den Verkäufer dem Käufer gegenüber von der Vertretungs­ Verbindlichkeit; damit ist jedes Interesse des Verkäufers an einer besonderen Uebernahme der Last durch den Käufer weggefallen. Erklärt also der Käufer gleichwohl, daß er die Last übernehme, — welche Erklärung nothwendig voraussetzt, daß die Anzeige von Seiten des Verkäufers bereits geschehen ist, oder doch sonst der Käufer Kenntniß von dem Vorhandensein der Last erlangt hat, — so liegt darin kein Versprechen einer Gegenleistung für den Verkäufer. Jene Anzeige des Ver­ käufers aber, die hiernach allein von Erheblichkeit für das Vertragsverhältniß ist, enthält weder der Form, noch dem Wesen nach ein Ausbedingen, eine Verabredung der Kontrahenten; sie ist eine einfache Thathandlung des Verkäufers. Durch die Uebernahme einer derartigen Real-Last wird mit­ hin die dem Käufer obliegende Fortentrichtung derselben an den Realberechtigten nicht zu einer ausbedungenen Leistung im Sinne des Stempelgesetzes. Für die Ausschließung solcher Real-Lasten von der Berechnung des stempelpflichtigen Betrages spricht auch die Vorschrift des Gesetzes vom 7. März 1822 §. 5 unter g, wonach bei Subhastationen der Stempel nur nach dem Gebote, worauf der Zuschlag erfolgt, entrichtet werden soll; denn auch bei Subhastationen hat der Ersteher, außer der Gewährung des Gebotes, die im §. 49 Tit. 1 Hyp.-Ordnung bezeichneten Real-Lasten zu über­ nehmen, wenn nicht etwas Anderes bedungen ist. 3. Hypotheken (Privatschulden und Verbindlichkeiten) kommen dagegen stets zur Berechnung, wenn sie vom Käufer neben dem Kaufpreise übernommen werden; denn eine solche Uebernahme erscheint stets als eine Gegenleistung für den Verkäufer, der nur dadurch dem Käufer gegenüber von der Vertretungs-Verbindlichkeit befreit wird (§. 184 Tit. 11 Th. 1 ALR.). Der Erbpachts­ kanon gehört nicht y dieser letzteren Kategorie, sondern zu den Real-Lasten unter 2, wohin ihn die Hyp.Ordnung §. 49 Zit 1 ausdrücklich rechnet. Die Uebernahme desselben durch den Käufer des belasteten Grundstücks ist daher nach der obigen Ausführung stempelfrei rc. Der auf dem in Rede stehenden Grundstücke für den Domainen-Fiskus haftende Erbpachts­ kanon ist nun mittelst Rezesses in der Weise abgelöst, daß an die Stelle desselben eine Rente ge­ treten ist, welche nach einer Zahlungs-Periode von 56712 Jahren erlischt re. Diese Geldrente ist ihrer rechtlichen Natur nach nicht verschieden von der ursprünglichen Real-Last, sie repräsentirt die­ selbe vollständig. Der Verpflichtete zahlt, selbst wenn er an die Rentenbank nicht die volle, sondern nur die 9/10 Rente entrichtet, keine von der ursprünglichen Realabgabe rechtlich verschiedene Rente. Wie daher der Erbpachtskanon bei Berechnung des stempelpflichtigen Betrages außer Betracht bleiben mußte, so muß dies auch rückstchtlich der Rente geschehen. b. In den Gründen des, das unter a gedachte Erk. des Appell.-G. zu Magdeburg bestäti­ genden Erk. des OTrib. v. 13. Febr. 1863 heißt es im Wesentlichen: Die Frage, ob die in Stelle des Erbpachtskanons getretene Amortisationsrente im Sinne des §. 5. a des Stempelgesetzes und der Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 sub a eine vorbedungene Leistung sei, hat der Appel­ lationsrichter aus völlig überzeugenden Gründen verneint. Es ist ihm darin beizupflichten, daß die gesetzliche Vorschrift sich auf solche Leistungen bezieht, die in dem vorliegenden Kontrakte einen Theil der Gegenleistung des Käufers ausmachen, wogegen die Amortisationsrente eine auf dem verkauften Grundstücke ruhende Real-Last bildet, die wegen ihrer dinglichen Natur mit dem ver­ pflichteten Grundstücke aus jeden neuen Erwerber desselben übergeht. Da sie in das Hypotheken­ buch eingetragen ist, würde sich der Käufer dem Berechtigten gegenüber nicht einmal mit mangeln­ der Kenntniß derselben schützen können, §. 19 Tit. 4 Th. 1 ALR., und nur gegen seinen Verkäufer,

Gesetz §. 5. Stempelberechnung Bei Veräußerung von Grundstücken rc.

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^Anmerkungen A. zu lit. a. u. b. — Reallasten. Rentenbank-Renten zc.]

29. c. Bei der Versteuerung von Zmmobiliar - Kaufverträgen kommen die vom Käufer über­ nommenen, auf dem verkauften Grundstücke haftenden, an ein anderes Grundstück zu ent­ richtenden beständigen Abgaben nicht in Betracht. Erk. des OT. v. 29. Nov. 1872 (I Nr. 26/72 in Sachen des Notars K. wider den Fiskus — bisher nicht abgedruckt). !) wenn er sie ihm nicht angezeigt hat, Vertretungs-Ansprüche machen dürfen, §. 183 Tit. 11 Th. 1. Die Real-Last trägt den Charakter einer Beschränkung des Eigenthums an sich. Ein durch sie belastetes Eigenthum stand dem Verkäufer nur zu und hat er hier dem Käufer auch nur verkauft. Als eine bloße Realverbindlichkeit kann die Amortisationsrente nicht angesehen werden. Real­ verbindlichkeiten gehören in die dritte Rubrik des Hypothekenbuchs, der frühere Erbpachtskanon wie die Amortisationsrente sind in die zweite eingetragen, welche für beständige Lasten und Einschrän­ kungen des Eigenthums oder der Disposition bestimmt ist rc. Ganz zutreffend ist die Erwägung des Appellationsrichters, daß nach der Vorschrift des §. 5 g 1. c. bei Subhastationen der Stempel nach dem Gebot, auf welches der Zuschlag erfolgt, entrichtet wird. Es ist kein Grund abzusehen, warum bei freien Verkäufen etwas Anderes gelten und neben dem Kaufpreis der Werth der über­ nommenen Real-Lasten in Anschlag kommen solle. Auch bei Subhastationen gehen die Real-Lasten, soweit sie nicht ausdrücklich ausgenommen sind, mit auf den Käufer über rc. Der §. 5 c ver­ ordnet, daß, wenn Grundstücke in Erbzins oder in Erbpacht ausgethan werden, der Stempel von dem Erbstandsgelde und dem Zwanzigfachen der jährlichen Leistung an Zins, Kanon oder anderen zu Gunsten des Verkäufers übernommenen beständigen Lasten zu entrichten ist. Daß auch bei späteren Veräußerungen des Erbzins- oder Erbpachtsgutes der Stempel von dem Werth dieser früher auf sie gelegten Lasten zu berechnen, ist hier nicht bestimmt rc. Dem Appellationsrichter wird nun noch eine Verkennung der rechtlichen Natur der Rente zur Last gelegt, weil er, nachdem der Kanon mittelst Rezesses durch Konstituirung einer Amortisationsrente abgelöst worden, letztere als eine beständige Real-Last beurtheile, während sie die Natur einer Hypothekenschuld habe. Diese Ansicht ist ebenfalls hinfällig. Durch die von der Gesetzgebung gestattete Ablösbarkeit geht der Kanon noch nicht in eine Hypothekenschuld oder ihr gleichzustellende bloße Real-Verbindlich­ keit über rc. c. Aus den Gründen des oben in Anm. 29. b Abs. 1 gedachten Erk. des OT. v. 9. Sept. 1863: Daß der vom Käufer übernommene Kanon keine vorbehaltene Nutzung ist, liegt auf der Hand. Er läßt sich aber auch nicht als eine ausbedungene Leistung auffassen. Dazu sind vielmehr nur solche obligatorische Verpflichtungen des Käufers zu rechnen, welche derselbe neben der Zahlung des be­ stimmten Kaufpreises dem Käufer zu leisten, oder wodurch er diesen von einer ihm gegen einen Dritten obliegenden persönlichen Verbindlichkeit zu befreien verspricht. Davon ist aber bei der bloßen Uebernahme der auf einem Grundstücke haftenden Abgaben und Lasten nicht die Rede, sie mögen auf einem bestimmten Titel beruhen oder nicht. Dergleichen Prästationen haften auf dem Gute selbst. Gegenstand des Kaufs ist daher in einem solchen Falle ein belastetes Gut und auf diese Lasten wird bei Bestimmung des Kaufpreises Rücksicht genommen. Sie gehen von selbst mit dem Gute auf den Käufer über, er mag sie dem Verkäufer gegenüber besonders übernehmen oder nicht. Daraus folgt weiter, daß, wenn der Käufer sie im Kontrakte übernimmt, ohne sich dem Ver­ käufer etwa besonders zu dessen Befreiung von einer ihm möglrcher Weise obliegenden persönlichen Verbindlichkeit hinsichtlich solcher Gutslasten zu verpflichten, in deren bloßen Uebernahme kein Ver­ sprechen einer Leistung zu Gunsten des Verkäufers liegt. Diese Uebernahme enthält nur das Anerkenntniß des Käufers, daß er sich diese Beschränkung oder Belastung seines Eigenthums gefallen läßt. Dieser objektive Charakter einer Real-Last wird keinesweges, wie Verklagter meint, dadurch verändert, daß sie auf das Grundstück vermöge eines speziellen Titels (§. 49 Tit. I Hyp.-Ordnung) gelegt ist. Denn das Recht desjenigen, für welchen Lasten und Abgaben dieser Art eingetragen sind, deren Leistung vom neuen Besitzer zu verlangen, hängt nicht davon ab, ob dieser seinem Ver­ käufer gegenüber sich dazu verpflichtet hat; dem Berechtigten gegenüber sind die Verabredungen zwischen Verkäufer und Käufer gleichgültig rc. *) Es handelte sich um eine in Rubr. II des Hypothekenbuchs eingetragene Rente, welche das verkaufte Grundstück an das Stammgut, zu dem es einst gehörte, mit 12 Thalern jährlich zu ent­ richten hatte und die der Käufer übernahm. Der instrumentirende Notar hatte nur den Werth­ stempel von dem Kaufpreise der 1400 Thaler verwendet, nicht aber jene Rente versteuert, von deren 20fachem Betrage (§. 4. c des Stempelges.) daher der Stempel mit 2 Thalern 15 Sgr. nachgefordert und exekutivisch beigetrieben wurde. Das obige Erk. des OT. v. 29. Nov. 1872 erklärt nun in den Gründen, unter Hinweisung auf die Präjudikate vom 13. Febr. u. 9. Sept. 1863 (f. Anm. 29. b) sowie vom 28. Okt. 1872 (f. Anm. 26. c), daß für die auch im vorliegenden Falle den Rechtspunkt beherrschende Frage: wie der Begriff einer „ausbedungenen Leistung" im Sinne der Allerh. Kab.Ordre vom 14. April 1832 zu verstehen sei, der in den §§. 183 u. 184 Tit. 11 Th. 1 ALR. auf­ gestellte, die Vertretungsverbindlichkeit des Käufers regelnde Unterschied zwischen Real-Lasten und Real-Verbindlichkeiten (z. B. Hypothekenschulden, Altentheilen) zu beachten und der Gesichtspunkt

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Gesetz §.

5. SLempelberechnung bei Veräußerung von Grundstück« rc.

tZmmob.-Kaufverträge zwischen Lscendenten und Descendenten. — Leltere Bestimmungen.^ 30.

Es kann nicht zweifelhaft sein, daß der Notar die aus dem Instrumente selbst

sich ergebenden Erinnerungen zu erledigen und die deshalb nothwendigen Er­ mittelungen auzustellen verbunden ist. Wenn der Käufer Lasten und Abgaben, die auf dem Grundstück hasten, übernimmt, so spricht auch die Vermuthung dafür, daß dergleichen das Grundstück belasten, und der sonst geltende Grundsatz, daß die Vermuthung gegen das Vorhanden­ sein solcher Lasten spreche, steht dem Notar dann nicht mehr zur Seite, und ist es alsdann auch seine Pflicht, die Beschaffenheit und den Betrag derselben angeben zu lassen, um beurtheilen zu können, ob eine Versteuerung erfolgen muß. Uebrigens aber kann es dem Notar, wenn er nicht an dem Orte, an welchem das Hypothekenbuch befindlich, wohnhaft ist, nicht schwer fallen, durch Einsicht der Besitz-Dokumente und Hypothekenscheine von dem Vorhandensein der eingetragenen Lasten Kenntniß zu erlangen. ZRR. v. 9. Jan. 1864 III 2896 an d. Notar Z., mitgetheilt durch FMR. v. 26. deff. M. III 915 an d. PStD. in S.; vergl. Anm. 28. a. Zmmobiliar-Kaufverträge zwischen Ascendenten und Descendenten. — a. Be­ stimmungen vor Emanation des Gesetzes vom 22. Juli 1861; b. die neueren Bestimmungen: a. Die älteren Bestimmungen — Anm. 31 bis 36.

31.

Ein Kaufvertrag liegt jedesmal vor, wenn Eltern einem ihrer Kinder bei Lebzeiten einen

Theil ihres Vermögens oder auch das gesammte Vermögen übertragen, und dabei bestimmen, was eS dafür an sie oder an ihre übrigen Kinder entrichten soll.

Alsdann ist der stempelpflichtige Be­

trag nach der Kab.-Ordre vom 14. April 1832 zu a (s. Anm. 1), wie bei jeden anderen Kaufe, zu berechnen.

Die Schulden kommen also nicht in Abzug. Frei vom Stempel ist nach dieser Kab Ordre zu b nicht der künftige Erbtheil an sich, sondern nur derjenige Theil des Kaufpreises, welcher

keineSweges der allein entscheidende sei: ob es sich bei der „ausbedungenen Leistung" um Be. freiung von einer persönlichen Verbindlichkeit des Verkäufers oder um eme Leistung an denselben handle; es könne auch allerdings bei jeder einzelnen Leistung nur in Frage kommen, ob sie eine Erhöhung deS vom Käufer zu entrichtenden Kaufpreises bewirke. Dies aber sei unzweifelhaft nicht der Fall, wenn die Leistung eine beständige Last des verkauften Grundstückes sei, die mit dessen Eigenthumsübertragung von selbst auf den neuen Erwerber übergehe, das berechtigte Subjekt ein andere- Grundstück sei, und der Verkäufer auch nicht persönlich für jene dingliche Last, etwa als deren erster Konstituent verhaftet bleibe, wo also das Kaufobjekt in einer belasteten Sache bestehe, für deren Last der Verkäufer dem Käufer sogar Gewähr zu leisten hätte, wenn ihm die im §. 183 Tit. 11 Th. 1 ALR. vorgeschriebene Anzeige obläge; und das Vorhandensein aller dieser Voraus­ setzungen ergebe die unangefochtene faktische Grundlage des Appellationserkenntniffes. Kläger hatte auch noch die Erstattung der ihm durch die exekutivische Beitreibung des Stempel­ betrages erwachsenen Kosten von 5 Sgr. nebst 5 Prozent Zinsen seit dem Tage der Zahlung dieser Kosten einaeklagt und der Appell.-Richter ihm dies mit Rücksicht aus §§. 207, 208, 189, 194 Tit. 16 Th 1 ALR. zuerkannt, indem er in den Erk.-Gründen noch bemerkt, wie der Umstand, daß Kläger nach §. 12 de- Gef. vom 24. Mai 1861 ((. Anm. 42. a zu §. 2) berechtigt gewesen wäre, gegen den FiSkuS schon dann den Rechtsweg zu beschreiten, wenn er mit Vorbehalt den von chm gefor­ derten Stempelbetrag gezahlt Hätte, und daß in diesem Falle Exekutionskosten nicht entstanden sein würden, einflußlos ser, indem Kläger gesetzlich zwar berechtigt, aber nicht verpflichtet gewesen sei, eine derartige Zahlung mit Vorbehalt zu leisten und somit vor exekutivischer Beitreibung den erfor­ derten Stempelbetrag nicht habe zahlen brauchen. Zn Beziehung hierauf heißt es in den Gründen des OTrib.-Erk.: Doch auch die Entscheidung bezüglich der 5 Sgr. Exekutionsgebühren ist unzu­ treffend als Verletzung der §§. 207, 208, 189, 194 Tit. 16 Th. 1 ALR. angefochten. Denn diese Gesetzstellen bestimmen nichts über die Verpflichtung zum Ersätze des unmittelbaren Schadens — § 2 Tit. 6 Th. 1 ALR.; als solcher charakterisirt sich aber, nach der unangefochtenen Sachlage de- zweiten Richters, die Einziehung der Exekutionsgebühren, und der Umstand, daß von einer anderen alS der im Prozesse den Fiskus vertretenden Behörde die Exekution verfügt wurde, kam icht zur Erörterung sder Stempelbetrag war Seitens des Kreisgerichts, aus Anlaß einer ihm om Notar eingereichten beglaubigten Abschrift des Vertrages, nachgefordert und auf Anweisung de- Appell.-GenchtS exekutivisch beigetrieben, während der Prozeß, da der Stempel nicht als GerichtSgebühr zu verrechnen, sondern in natura zu verwenden war, gegen die Prov.-Steuerbehörde angestrengt ist]

S

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

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l^Zmmob -Kaufverträge zwischen Lscendenten und Descendenten. — AeUere Bestimmungen.^

dem Descendenten als sein künftiges Erbtheil von dem Verkäufer angewiesen wird (vergl. Anm. 34 a—c u. 43 sub a), sowie der vorbehaltene Altentheil. Liegt kein Kaufvertrag vor, so tritt auch der Kaufwerthstempel nicht ein, und insbesondere sind die sogenannten Vitalitien-Verträge nur dem 15 Sgr.-Stempel unterworfen. FMR. vom 18. April 1834 (Jurist. Zeitung 1834 S. 644). 32.a. Das Grundstück der Verkäuferin ist nicht blos an die Tochter, sondern auch an deren Ehemann verkauft; soweit der Verkauf an Letzteren geschehen ist, also zur Hälfte, muß das der Verkäuferin vorbehaltene Ausgedinge zur Versteuerung kommen. Auf den Einwand, daß bei der zwischen den Käufern bestehenden Gütergemeinschaft die Sache eben so wie jetzt zu stehen gekommen sein würde, wenn der Ehemann nicht als Mitläufer aufgetreten wäre, läßt sich kein Gewicht legen, well es Behufs der Versteuerung eines Vertrages nur darauf ankommt, wie selbiger wirklich abgeschlossen worden, nicht wie er anderweit hätte verabredet werden können. FMR. v. 25. Mai 1854 III 12312 an d. PStD. in D. 32. b. In dem in Rede stehenden Vertrage ist lediglich der Schwiegersohn der Verkäufer als Käufer des Grundstückes aufgeführt, und die Absicht der Verkäufer, durch den Verkauf eine Zu­ wendung an ihre mit dem Käufer in ehelicher Gütergemeinschaft lebende Tochter zu machen, in dem Vertrage nicht im Entferntesten angedeutet; es kann daher auf die Vorschrift unter b der Kab.-Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1) bei der Verwendung des Stempels zu dem gedachten Vertrage-nicht zurückgegangen werden. JMR. v. 15. Juli 1853 an das Appell.-G. in Mr, mit­ getheilt durch FMR. v. 6. Aug. dess. I. III 16762 an d. PStD. in D. Die Verpflichtung zur Versteuerung des ganzen Altentheils und des ganzen auf dm künftigen Erbtheil des Kindes angewiesenen Betrages ist für den Fall, daß der Verkauf lediglich an den Schwiegersohn oder den Bräutigam der Tochter des Verkäufers erfolgt, auch ausgesprochen durch ZMR. v. 27. Febr. 1855 I 666 an d. Appell.-G. in Mr, mitgethellt durch FMR. v. 7. März dess. I. III 5414 an d. PStD. in D. Der Vertrag vom 21. August 1858 ist zwar lediglich mit dem Schwiegersohn der Verkäufer abgeschloffen, das Grundstück aber an ihn und zugleich an seine mit ihm in Gütergemeinschaft lebmde Ehefrau, Tochter der Verkäufer, verkauft, der Altentheil daher insoweit, als solcher von dem Schwiegersohn zu entrichten ist, mithin zur Hälfte stempelpflichtig. JMR. v. 12. Sept. 1863 111 2362 an d. Notar B. in Stargard in Pommern. Vergl. Anm. 38. b. 32. c. Nach dem Wortlaut des Gesetzes — Kab.-Ordre vom 14. April 1832 lit. b, s. Anm. 1 — ist der Altmtheil nur stempelfrei, soweit er dem leiblichen Ascendenten des Käufers ausbedungen worden. Haben in Gütergemeinschaft lebende Eheleute, von denen nur der eine Theil leiblicher Ascendent des Käufers ist, der andere aber in einem stiefelterlichen Verhältniß zu demselbm steht, sich den Altentheil vorbehalten, so hat blos die Hälfte des Altentheils auf Stempelfreiheit An­ spruch rc. FMR. v. 1. Juni 1853 111 10815 an d. PStD. in D. 32. d. Die in der Provinz Westfalen hergebrachte, in der ehelichen Gütergemeinschaft begrün­ dete Form der Schenkungs- und Veräußerungs-Verträge zwischen Ascendenten und ihren in ehe­ licher Gütergemeinschaft lebenden Abkömmlingen weiblichen Geschlechts, wonach erstere die den letz­ teren bestimmten Vermögensstücke unmittelbar deren Ehemänner ohne Zuziehung der Frauen, und ohne ausdrückliche Bestimmung darüber, zu wessen Gunsten die Zuwendung erfolgt, abtreten, giebt Anlaß, darauf aufmerksam zu machen, daß die Stempelpflichtigkeit einer Urkunde nach deren wört­ lichem Inhalte und dem, was äußerlich vorliegt, zu beurtheilen, und auf Verhältnisse der Kon­ trahenten, welche außerhalb der Wortfassung liegen, und auf daraus zu folgernde Vermuthungen nicht einzugehen ist, daß daher für Schenkungs- und Veräußerungs-Verträge zwischen Ascendenten und den in ehelicher Gütergemeinschaft lebenden Abkömmlingen weiblichen Geschlechts in Beziehung auf Schenkungen die Befreiung vom Prozentstempel, und in Beziehung auf Veräußerungen die

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Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re. ^Zmmob.-AaufvertrLge -wischen Kfcenbtnten und Descendenten. — Keltere Bestimmungen)

begünstigende Vorschrift der Kab.-Ordre vom 14. April 183*2 lit. b (s. Anm. 1) nur dann in An­ spruch genommen werden kann, wenn entweder die Tochter oder Enkelin selbst als Käuferin auf­ tritt, oder wenn in dem Falle, wo sie von ihrem Manne vermöge der demselben aus dem güter­ gemeinschaftlichen Verhältnisse zustehenden Befugniß allein vertreten wird, dieses Verhältnisses in dem Vertrage Erwähnung geschieht, und die Ascendenten zugleich deutlich erklären, daß sie durch die Abtretung der den Gegenstand des Vertrages ausmachenden Vermögensstücke eine Zuwendung an ihre in Gütergemeinschaft lebende Tochter oder Enkelin beabsichtigen. R. des ZM. u. des FM. v. 11. Dez. 1839 (IMB. 1840 S. 150). Vergl. Anm. 38. b. 33. Das in Verträgen über die Veräußerung ländlicher Grundstücke von Ascendenten an Descendenten ausbedungene freie Vegräbniß der Verkäufer kann als zu dem gleichzeitig stipulirten Altentheil gehörig nicht angesehen werden, weil nach §. 602 Tit. 11 Th. 1 ALR. unter Altentheil nur die Versorgung des früheren Besitzers einer verkauften Rustikalstelle auf seine Lebenszeit zu verstehen ist. ZMR. v. 17. Dez. 1851 1 4949 an d. Notar V., mitgetheilt durch FMR. v. 24. dess. M. III 28471 an d. PStD. in D.; vergl. jedoch Anm. 39. 34. a. Die Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1) befreit bei Verkäufen von Grundstücken an Descendenten denjenigen Theil des Kaufpreises, welcher dem Käufer als sein künf­ tiges Erbtheil angewiesen wird, vom Kaufstempel. Zn einer solchen Anweisung des Kauf­ preises auf das künftige Erbtheil des Käufers liegt der unentgeltliche Erlaß einer For­ derung, also eine Schenkung, und es ist der, die Stempelfreiheit der Schenkungen von Eltern an Kinder aussprechenden Verfügung gemäß, daß das solchergestalt erlassene Kaufgeld der Versteuerung nicht unterworfen wird. Der über das Rittergut F. zwischen Ihnen und Ihrem Sohne abgeschlossene Vertrag vom 4. Zuni 1834 enthält keine Anweisung des Kaufgeldes auf das künftige Erbtheil deS Käufers, sondern die Bestimmung, daß es dabei künftig in Anrechnung kommen soll, so daß, je nachdem das künftige Erbtheil mehr oder weniger als 45000 Thaler beträgt, der Käufer den Mehr­ betrag zugezahlt erhält, oder den Minderbetrag seinen Miterben herausbezahlen muß. Ob und wieviel der Käufer von dem Kaufgelde bezahlen muß, ist zur Zeit noch ungewiß, er kann aber in die Lage kommen, daß er dasselbe zum größeren Theil, vielleicht ganz an seine Miterben bezahlen muß. Die gedachte Ausnahme-Bestimmung der Allerh. Kab.-Ordre kann daher auf diesen Ver­ trag nicht für anwendbar erachtet, vielmehr muß das auf Nachbringung des Kaufstempels von 449 Thalern 15 Sgr. gerichtete Monitum als begründet anerkannt werden. Auch kann durch eine nachträglich wegen Regulirung des Erbtheils des Käufers abzugebende Erklärung der bereits fällige Stempel nicht vermieden werden, und habe ich daher Ihrem eventuellen Antrage, eine solche nach­ trägliche Erklärung zuzulassen, nicht nachgeben können. FMR. v. 24. Juni 1838 III 12487 an d. v. W. und zur Nachricht an d. Reg. in F. — Vergl. Anm. 31 Abs. 1 Schlußsatz, Anm. 34. b, c u. Anm. 43 sub a. 34. b. Nach der Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 soll bei Verkäufen von Immobilien an die Descendenz derjenige Theil des Kaufpreises vom Kaufstempel frei bleiben, welcher dem Käufer als sein künftiges Erbtheil vom Verkäufer angewiesen wird. In dem zwischen Ihnen und Ihrem Vater abgeschlossenen Haus-Kaufkontrakt vom 16. Juli 1842 ist Ihnen aber der Kaufpreis nicht unbedingt als künftiges Erbtheil angewiesen, sondern stipulirt: daß zwar der Kaufpreis der 4500 Thaler Ihnen als künftiges Erbtheil vom Verkäufer angerechnet werden solle, Sie aber, falls Ihr Erbtheil die Höhe des Kaufpreises nicht erreichen möchte, verpflichtet sind, den Mehrbetrag an Ihre Miterben herauszuzahlen. Es ist ersichtlich, daß hierin nur die Zusicherung einer be­ dingten Anweisung der Kausgelder auf Ihr väterliches Erbtheil liegt, da Sie möglicherweise in den Fall kommen können, den ganzen Kaufpreis in die künftige Nachlaßmasse des Verkäufers einwerfen zu müssen. Es hätte also hiernach die volle Versteuerung des Kaufpreises der 4500 Thaler zu 1 Prozent mit 45 Thalern von Ihnen gefordert werden können, und wenn nur 25 Thaler von

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

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[3mmob »Äaufoerträge -wischen Bfcenbenten und Descendenten. — Neuere Bestimmungen.)

Ihnen verlangt worden sind, wobei es das Bewenden behalten soll, so haben Sie keinen Anlaß zur Beschwerde, mit welcher Sie vielmehr hiermit zurückgewiesen werden. FMR. v. 2. Juni 1846 III 10986 an d. S. und zur Nachricht an d. PStD. in Br. 34. c. Eine Verabredung dahin, daß der Käufer — Sohn des Verkäufers — den Kaufgelder­ rückstand erst nach dem Tode des Verkäufers zu zahlen haben solle, weiset dem Käufer einen Theil des Kaufgeldes als sein künftiges Erbtheil nicht an; es kann daher derjenige Theil des Kaufgeldes, welchen der Käufer dereinst vielleicht als Miterbe nicht zu zahlen haben wird, sondern kompensiren kann, vom Kaufstempel nicht frei bleiben. Erk. des OT. (I) v. 22. April 1864 (CB. S. 224); die Erk.-Gründe lauten: Kläger hat zwar event, gegen das Ouantum des Stempelbetrages noch ein­ gewendet, daß der Kaufgelder-Rückstand von 90000 Thalern nach der Verhandlung vom 1. Zuli 1859 erst nach dem Tode des Verkäufers, der 9 Kinder habe, zu zahlen sei und daß daher der Käufer Vv davon, nämlich 10000 Thaler nicht werde zu zahlen brauchen, sondern kompensiren könne. Dieser Einwand erscheint jedoch durchaus verwerflich. Die Bestimmung des §. 5 lit. b des Stempelgesetzes vom 7. März 1822, wonach verkäufliche Gutsüberlassungen an Descendenten den Schenkungen unter Lebenden gleich zu achten sind, ist durch die Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 dahin abgeändert, daß bei Verkäufen von Grundstücken an Descendenten derjenige Theil des Kaufgeldes, welcher dem Käufer als sein künftiges Erbtheil von dem Verkäufer angewiesen wird, nicht in Anrechnung kommt. Von einer solchen Anrechnung eines Theils des Kaufgeldes ist aber in der Urkunde vom 1. Juli 1859 nichts enthalten und kann daher auch von einer Anrechnung, wie sie Kläger verlangt, nicht die Rede sein. 35. Nach der Kab.-Ordre vom 14. April 1832 zu b (s. Anm. 1) soll der auf das künftige Erbtheil angewiesene Theil des Kaufgeldes stempelfrei bleiben, wogegen des Falles, wenn die ver­ kaufenden Eltern dem Sohne eine Mitgift geben, nicht gedacht ist. Allein im Resultate stimmen beide Fälle auf das Genaueste überein. Es macht in faktischer und rechtlicher Beziehung gar keinen Unterschied, mögen die Eltern bei dem Verkaufe ihres Grundstücks an den Sohn diesem einen Theil des Kaufgeldes als sein künftiges Erbtheil anweisen, oder mögen sie ihm denselben als Mitgift, als Ausstattung zuwenden; immer ist die Folge die, daß der Sohn diesen Theil des KaufgeldeS an die verkaufenden Eltern nicht zu zahlen hat und daß er sich denselben bei der künftigen Erbtheilung nach dem Tode der Eltern, seinen Miterben gegenüber, aus das Erbtheil muß anrechnen lassen. Hiernach ist von der Stempelnachforderung zu dem notariellen Zmmobiliar-Kaufvertrage vom 14. Sept. 1858 zwischen dem N. und seinem Sohne Abstand zu nehmen und auch künftig gleichmäßig zu ver­ fahren. FMR. v. 19. Sept. 1860 (CB. S. 273). 36. Die Frage: ob und wie weit bei dem Verkaufe eines Grundstücks nebst Zubehör an die Descendenz, wenn für das Immobile und die Mobilien besondere Preise verabredet sind und wenn dem Annehmer ein Theil des Kaufpreises als sein Künftiges Erbtheil von dem Ver­ käufer angewiesen ist, auf das Erbtheil das Kaufgeld für das Immobile oder das für die Mobilien angerechnet werden soll? kann an sich nur nach den vertragsmäßigen Bestimmungen der Parteien entschieden werden. Da nun im vorliegenden Falle eine solche Bestimmung weder in dem über den Verkauf des Gutes abgeschlossenen notariellen Vertrage vom 29. Okt. 1850, noch bis jetzt in einem Nachtrage zu demselben getroffen ist, so können bte Kontrahenten sich nicht darüber beschweren, wenn bei Festsetzung des Kaufstempels die Erbtheils-Anrechnung auf die Immobiliar- und die Mobiliar-Kaufgelder verhältnißmäßig erfolgt. JMR. v. 11. Mai 1852 I. 1528 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 2. Juni dess. 1.111 12513 an d. Reg. daselbst; vergl. Anm. 42. a, b. b. Die neueren Bestimmungen — Anm. 37 bis 44. 37. Gesetz, betr. die Entrichtung des Stempels von Uebertragsverträgen zwischen Ascendenten und Descendenten, v. 22. Juli 1861 (GS. S. 754): 9 Hoyer u. (Saupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Ausl.

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Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

^Zmmob.-Kaufoerträge zwischen Ascendenten und Descendenten. — Neuere Bestimmungen.^ §• 1. Lästige Verträge, durch welche Immobilien allein oder im Zusammenhange mit anderem Ver­ mögen von Ascendenten auf Descendenten übertragen werden, unterliegen dem gesetzlichen Kauf­ stempel.

Cs kommen jedoch für die Festsetzung des stempelpflichtigen Erwerbspreises folgende von

dem Erwerber übernommene Verpflichtungen und Gegenleistungen nicht in Anrechnung: 1. die von dem Erwerber übernommenen Schulden des Uebertragenden, sowie die auf den über­ tragenden Vermögensstücken haftenden beständigen Lasten und Abgaben; 2.

der zu Gunsten des Uebertragenden und dessen Ehegatten in dem Vertrage festgesetzte Alten­ theil, die denselben vorbehaltenen Nutzungen, Leibrenten und sonstigen lebenslänglichen Geld­ oder Natural-Prästationen, sowie die denselben zugesicherten Alimente;

3.

die Abfindungen, Alimente und Erziehungsgelder, welche der Erwerber nach Inhalt des Ver­ trages an andere Descendenten des Uebertragenden zu entrichten hat; endlich

4. derjenige Theil des Erwerbspreises, welcher dem Uebernehmer als sein künftiges Erbtheil an­ angewiesen wird. §• 2. Wenn die von dem Erwerber übernommenen Gegenleistungen lediglich in den im §. 1 unter Nr. 1—4 einschließlich aufgeführten Verpflichtungen bestehen, so ist der Vertrag einer Schenkung unter Lebenden gleich zu achten und bleibt daher vom Kaufstempel frei. §• 3. Wenn in einem solchen Vertrage dem Uebernehmer Abfindungen, Alimente oder Erziehungs­ gelder für andere Descendenten des Uebertragenden auferlegt find (§. 1 Nr. 3) und der Kapital­ werth dieser Zuwendungen zusammengenommen wenigstens fünfzig Thaler beträgt, so ist zu dem Vertrage, abgesehen von dem nach §. 1 etwa erforderlichen Kaufstempel, ein Rezeßstempel von fünfzehn Silbergroschen resp. zwei Thalern zu verwenden. §•

4.

Die Bestimmung sub b der Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 (GS. S. 137, s. Anm. 1) wird hierdurch aufgehoben. Gegenwärtiges Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1862 in Kraft. 38. a.

Das Wort „Descendenten" hat in dem Gesetze vom 22. Juli 1861 denselben Sinn,

wie in der Bestimmung des §. 5 lit. b des Stempelgesetzes vom 7. März 1822, aus welcher der gedachte Ausdruck in die Allerh. Ordre vom 14. April 1832, an deren Stelle das Gesetz v. 22. Juli 1861 getreten ist, übernommen worden (f. Anm. 1, 37).

Daß aber im §. 5 des Stempelgesetzes

unter „Descendenten" nur leibliche, nicht auch Adoptiv - Kinder verstanden sind, folgt mit Ge­ wißheit daraus, daß durch die Anordnung: „verkäufliche Gutsüberlassungen an Descen­ denten sind den Schenkungen gleich zu achten" eine Begünstigung gewährt werden sollte, während Adoptiv-Kinder für Schenkungen der Adoptiv - Eltern einen Stempel von 2 Prozent zu zahlen haben, mithin die Anwendung der Bestimmung des §. 5 a. a. O. auf Adoptiv - Kinder nicht eine Begünstigung, sondern eine ganz unmotivirte Benachtheiligung sein würde.

Ueberdies ist nicht

nur in dem Berichte des Hauses der Abgeordneten über den Entwurf des Gesetzes vom 22. Juli 1861 klar ausgesprochen, daß unter „Descendenten" nur „erbschaftsstempelfreie", also leibliche Descendenten verstanden seien, sondern es folgt dies auch aus der Bestimmung im §. 2 des Gesetzes selbst, indem nach derselben die Adoptiv-Kinder, wenn sie unter den Descendenten im Sinne des Gesetzes begriffen wären, von dem an sie übergehenden Werthe 2 Prozent, statt des nach dem Preise zu berechnenden Stempels von nur 1 Prozent zu zahlen haben würden.

FMR. v.

4. Juni 1863 (CB. S. 274).

38. b.

Für die Stempelpflichtigkeit einer Urkunde ist ausschließlich deren Inhalt entscheidend

und maßgebend.

Von diesem Grundsätze ausgehend, haben die beiderseitigen Ressort-Ministerien

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken ic. [3mmob.sÄaufüertrflge -wischen Äfcenbenten und Descendenten. — Neuere Bestimmungen.]

stets an der Ansicht festgehalten, daß, wenn Schwiegereltern an ihre Schwiegersöhne Grund­ stücke verkaufen, der Umstand, daß die Töchter (oder sonstige Descendentinnen) mit letzteren in Gütergemeinschaft, gleichviel welcher Art, leben, an sich nicht zur Anwendung der Begünstigungen des Gesetzes vom 22. Juli 1861 (f. Anm. 37) in Bezug auf den Kaufstempel führen kann, weil der Schwiegersohn nicht „Descendent" der Uebertragenden ist, und der Miterwerb des Grundstücks durch die mit dem Käufer verheirathete Tochter derselben nur gesetzliche Wirkung der Gütergemeinschaft ist, nicht auf der Vertragsstipulation als solcher beruht. Diese Gesichts­ punkte lassen auch in den Fällen, aus denen das rc. Veranlassung zu der Remonstration entnommen hat, die bestrittenen Monita des rc. Nr. 2 und 3 der Revisionsverhandlung vom 4. Zuli v. Z. als gerechtfertigt erscheinen. Nach den abschriftlich eingereichten beiden Vertragsurkunden ist in den beiden, diesen Erinnerungen zu Grunde liegenden Fällen die Uebertragung der Grundstücke an die Schwiegersöhne allein erfolgt und nur historisch des gütergemeinschaftlichen Verhältnisies zu den mit denselben verehelichten Töchtern des Uebertragenden erwähnt. Zn ein obligatorisches Verhältniß zu letzteren, namentlich auch bezüglich der bei der Versteuerung in Betracht kommenden Gegen­ leistungen, tritt vertragsmäßig nur der Schwiegersohn. Das Reftript vom 11. Dez. 1839 (ZMB. 1840 S. 150 — s. Anm. 32. d), welches von dem rc. angezogen worden und, wie anerkannt werden kann, wenngleich für die Provinz Westfalen erlassen, nicht auf die prinzipiellen Eigenthümlichkeiten der dortigen Gütergemeinschaft allein zu beziehen ist, giebt in den konkreten Fällen der Remonstration des rc. keine Unterstützung, weil es an der dort ausgesprochenen Voraussetzung: daß die Tochter der Uebertragenden vermöge der derselben aus dem gütergemeinschaftlichen Verhältnisse zustehenden Befugniß allein vertreten wird, und dieses Verhältnisses nicht nur in dem Vertrage Erwähnung geschieht, sondern die Aseendenten zugleich deutlich erklären, daß sie durch die Abtretung eine Zuwendung an ihre in Gütergemeinschaft lebende Tochter (Descendentin) beabsichtigen, hier fehlt. Die Frage wegen fernerer Anwendbarkeit dieser Ministerial-Verfügung vom 11. Dez. 1839 nach Emanation des Gesetzes vom 22. Juli 1861 kann auf sich beruhen; keinenfalls findet eine Ausdehnung der Voraussetzung und Bedingungen derselben in dem allgemeinen Umfange statt, den der in dem Bericht des rc. vorgetragene Beschluß desselben vom 7. Oktober 1865 jenem Er­ lasse gegeben hat. ZMR. v. 8. April 1868 I 1421 im Einverst. des FM. (B.-Bl. f. ger. Beamte 1868 S. 146). — Vergl. Anm. 32. a, b u. zu §. 3 Anm. 36. b sub Nr. 12. 38. c. Auf die von Ew. pp. in Ihrer Stempelrevisionssache erhobene Beschwerde vom 17. Februar d. Z. erwidere ich Ihnen bei Rückgabe des vorgelegten Hefts Verhandlungen, daß im Einverständnisse mit dem Herrn Zustiz-Minister die von Ihnen bestrittene Erinnerung des Stempel­ fiskals auch diesseits aufrecht erhalten werden muß. Das Gesetz vom 22. Zuli 1861 begünstigt bezüglich der Steuer nur Kaufverträge, und zwar nur solche, durch welche Immobilien von Aseendenten auf Descendenten übertragen, nicht aber auch anderweite Verträge, welche etwa zur Ergänzung oder Behufs Abänderung des gesetzlich begünstigten Hauptvertrages geschlossen werden. Demzufolge darf der zweite Vertrag — vom 23. Dezember 1880 — bezüglich seiner Stempelpflichtigkeit nur aus seinem eigenen Inhalte heraus beurtheilt werden. Dieser letztere Ver­ trag nimmt nur Bezug auf den vorangegangenen Kaufvertrag vom 23. Oktober ejd., ist aber selbst ein solcher nicht. Das dem Aseendenten ausgesetzte Aequivalent, bestehend aus einer lebenslänglichen Rente, wird nicht gewährt für die Uebertragung der Grundstücke, auch nicht für die nach dem Kaufverträge nur durch eine Vormerkung gesicherte Auflassung über­ haupt, sondern dafür, daß die Uebergabe und die Auslassung, deren Zeitpunkt zu bestimmen der Ascendent sich vorbehalten hatte, nunmehr sofort erfolgen sollte. So wenig eine Ergänzung oder Modifikation des wirklichen Kaufvertrages die Erstattung eines zu dem letzteren gezahlten Werthstempels würde zur Folge haben können, ebensowenig kann eine solche Ergänzung oder Modi9*

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Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. [3mmob.iÄaufoertrage zwischen Ascendenten und Descendenten. — Neuere Bestimmungen.)

fikation, wenn darin ein selbstständiger lästiger Vertrag anderer Art liegt, eine Begünstigung be­ anspruchen, welche gesetzlich eben nur den Kaufverträgen zwischen Ascendenten und Descendenten zugestanden ist. FMR. v. 11. September 1884 III 11565 an den Notar N. in S., mitgetheilt dem PStD. in B. 39. Wenngleich es im Allgemeinen zweifelhaft sein mag, ob die von dem Annehmer eines Gutes übernommene Verpflichtung, den Uebertragenden dereinst kostenfrei beerdigen zu lassen, unter den gesetzlichen Begriff des Altentheils subsumirt werden kann, so würde es doch bei Verträgen, die unter das Gesetz vom 22. Juli 1861 fallen, der Absicht dieses letzteren nicht entsprechen, Leistungen der gedachten Art zur Versteuerung heranzuziehen. Zn Zukunft sind daher Erinnerungen nicht mehr aufzustellen, wenn bei Berechnung des Werthstempels zu derartigen Ueberlaffungsverträgen der Geldwerth eines dem Altentheilsnehmer Seitens des Descendenten zu ge­ währenden freien Begräbniffes als ein Theil des Kaufpreises nicht besonders zur Versteuerung gezogen ist. FMR. v. 19. Mai 1866 (CB. S. 157); vergl. Anm. 33. 40. Wenn statt der nach §. 1 Nr. 2 des Ges. v. 22. Zuli 1861 (s. Anm. 37) bei der Ver­ steuerung außer Betracht bleibenden Prästationen die eventuelle Zahlung einer KapitalSumme ausbedungen wird, s. Anm. 17.d. 41. a. Unter den im §. 1 Nr. 1 des Gesetzes vom 22. Juli 1861 (f. Anm. 37) erwähnten Schulden des Uebertragenden sind nicht blos Forderungen eines Dritten, sondern auch solche Forderungen zu verstehen, welche dem Erwerber selbst an den Uebertragenden zustehen. Auch diese kommen, wenn sich der Erwerber wegen einer solchen Forderung durch die Ueberlaffung für befriedigt erklärt, zur Feststellung des stempelpflichtigen Erwerbspreises nicht in Anrechnung. Erk. des OT. (I) v. 3. April 1867 (Gruchot, Beiträge rc. B. 11 S. 769, GA. B. 15 S. 610 sub Nr. 45). In Folge mehrerer Entscheidungen des König!. Ober-Tribunals ist schon anderweit nachgegeben worden, daß auch die eigenen Forderungen des Descendenten an den übertragen­ den Ascendenten als von dem Ersteren übernommene Schulden des Uebertragenden, im Sinne des Gesetzes vom 22. Zuli 1861, vom Kaufstempel befreit bleiben. FMR. v. 17. April 1868 III 8841 an d. Reg. in F. Ebenso FMR. v. 23. Zan. 1868 III 120 an d. PStD. in Mg. (mitgetheilt durch FMR. v. 10. Zuni 1869 111 11734 an d. Reg. in Pm.), wonach auch solche, mit dem Kauf­ preise nur zu kompensirende Forderungen bei Feststellung des stempelpflichtigen Erwerbspreises außer Betracht bleiben. 41. b. Bei Kaufverträgen nach Maßgabe des Gesetzes vom 22. Zuli 1861 kann auch ein vom Käufer übernommener, auf dem erkauften Grundstücke eingetragener Altentheil als eine Schuld des Verkäufers angesehen werden und deshalb bei Berechnung des Kausstempels unberücksichtigt bleiben. FMR. v. 28. März 1866 111 6310 an d. Reg. in F. 41.c. Es ist zur Kenntniß des Justiz-Ministers gekommen, daß mehrfach bei Verträgen, durch welche Immobilien von Ascendenten auf Descendenten übertragen wurden, für die zur Be­ rechnung des gesetzlichen Kaufstempels erforderliche Festsetzung des stempelpflichtigen Erwerbspreises die sämmtlichen, von dem Erwerber übernommenen, auf den überlassenen Vermögensstücken ein­ getragenen Grundschulden und Hypotheken außer Acht gelassen worden sind, obwohl die­ selben in den gegebenen Fällen ganz oder theilweise nicht Dritten gehörig, sondern im Eigenthum des Ueberlassenden verbleiben, beziehungsweise vor Abschluß des Ver­ trages in dessen Eigenthum, z. B. durch (Session, übergegangen waren. Es steht dies mit der ausdrücklichen Vorschrift des §. 1 Nr. 1 des Gesetzes vom 22. Zuli 1861 (GS. S. 754 — s. oben Anm. 37), wonach für die Festsetzung der Höhe des stempelpflichtigen Betrages des Erwerbs­ preises lediglich die von dem Erwerber übernommenen Schulden des Uebertragenden nicht in An­ rechnung kommen sollen, nicht in Einklang.

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re.

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[Smmob^ÄaufoertrÄge zwischen Äfcenbenten und Descendenten. — Neuere Bestimmungen.)

Das Königliche Appellationsgericht wird deshalb veranlaßt, die Gerichtsbehörden des dortigen Departements hierauf aufmerksam zu machen und den Departements-Kaffen- und Rechnungs-Re­ visor mit entsprechender Anweisung dahin zu versehen, bei den von ihm vorzunehmenden Revisionen der bei den Untergerichten aufgenommenen Verhandlungen über Akte der freiwilligen Gerichtsbar­ keit sein Augenmerk besonders auch auf den Inhalt der gedachten Uebertragsverträge und nament­ lich darauf zu richten, daß selbst in Fällen, wo in den Verträgen eine nähere Andeutung über die Eigenthümer der betreffenden Forderungen nicht enthalten ist, alle diejenigen Grundschulden und Hypotheken zur Versteuerung gezogen werden, welche von dem Erwerber übernom­ men worden., aber nicht als Schulden des übertragenden Ascendenten gelten können,

vielmehr diesem

eigenthümlich

verblieben,

beziehungsweise von ihm

durch

(Session erworben oder sonst als Forderungen dessen Eigenthum geworden

sind.

Cirk.-R. des ZM. v. 23. Oft. 1874 III 2929, mitgetheilt durch Cirk.-R. des FM. v. 5. Rov.

deff. I. III 15542.

Insoweit dieses ZMR. an die Appell.-Gerichte in den neuen Landestheilen

ergangen ist, wird in demselben, statt des Gesetzes vom 22. Zuli 1861, auf die dort geltenden conformen Bestimmungen der Stempeltarife vom 19. Zuli 1867 sub Nr. 55. a. 1 und v. 7. August 1867 sub Nr. 54. a. 1 (f. in Abthlg. II des Komm.) verwiesen.

41. d. ZMR. v. 13. Mai 1873 III 830 an das Kammerger., die Beschwerde des Fabrik­ besitzers Sch. über die Berechnung des Stempels zu einer Auflassungserklärung betreffend:

rc. re.

Es bleibt hierbei übrigens zu beachten, daß die in der dritten Abtheilung Nr. 32 und 33 eingetra­ genen Posten für den Uebertragenden selbst eingetragen sind und daher nicht als Schulden desselben im Sinne des Ges. vom 22. Zuli 1861

gelten können (f. im Uebrigen

wegen dieses Reskr. Anm. 63. b).

41. e.

Euren rc. übersende ich hierbei einen Bericht des Amtsgerichts zu Hoyerswerda vom

11. April d. I., betr. das Gesuch des Fabrikarbeiters Wilhelm Z. in Z. um Ermäßigung eines auf Anregung des Kgl. Stempelfiskals erhöhten Stempelbetrages zu einem Ueberlaffungsvertrage, nebst Anlagen, mit der Benachrichtigung, daß ich im Einverständnisse mit dem Herrn Finanzminister die Stempelberechnung Bl. 40 der Grundakten in mehrfacher Hinsicht den maßgebenden Bestimmungen nicht für entsprechend erachte,

rc.

Es erscheint-------- gerechtfertigt, daS verabredete Kaufgeld hier nicht in Betracht zu ziehen, da die Verpflichtung des Erwerbers, diese Summe dem Verkäufer und dessen Ehefrau in beliebigen Raten „zur Anschaffung von Kleidungsstücken und Beschaffung anderer Bedürfniffe" zu zahlen, als die Uebernahme einer Prästation im Sinne des §. 1 Nr. 2 des Gesetzes vom 22. Zuli 1861 betrachtet werden darf, überdies auch der von den beiden Bezugsberechtigten bei ihren Leb­ zeiten nicht erhobene Betrag dem Bittsteller als dessen Erbe zufällt,

rc.

Zm Uebrigen ist nicht nur die vertragsmäßige Uebernahme der Begräbnisse im §. 6 bei der Versteuerung außer Acht zu lassen, sondern auch die bereits erwähnte Stipulation im §. 5 einem Schenkungsstempel nicht zu unterwerfen.

Letztere stellt sich zwar als das Versprechen einer Zu­

wendung an einen Dritten im Sinne des §. 74 Theil I Titel 5 Allgem. Land-Rechts dar, enthält aber auf Seiten des Gutsübernehmers keine Schenkung, da dieser die bezüglichen Leistungen als Aequivalent für die Uebertragung des Grundstücks zu gewähren hat. deshalb

Der Werth derselben kann

eben nur nach der Allerhöchsten Ordre vom 14. April 1832 bei der Berechnung des

stempelpflichtigen Erwerbspreises in Betracht kommen,

rc.

Nicht minder darf von der Forderung eines doppelten Kautionsstempels Abstand genommen werden.

Abgesehen davon, daß in den, vor den Auflassungserklärungen abgegebenen Vertrags­

erklärungen eine hypothekarische Sicherstellung der übernommenen Altentheile nicht ausgesprochen worden ist, wird auch nach der konstanten Verwaltungspraxis eine solche Sicherstellung für in Kaufverträgen übernommene Altentheile ebensowenig, wie die für gestundetes

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Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. [3mmob.iÄaufoerträge zwischen «fcenbentcn und Descendenten. — Neuere Bestimmungen.)

Kaufgeld, dem besonderen Stempel für Kautionsinstrumente unterworfen. Endlich kann ein Rezeßstempel nicht in Ansatz kommen, weil die Voraussetzung des §. 3 des Gesetzes vom 22. Zuli 1861 nicht vorliegt. Eure rc. wollen hiernach die vorliegende Stempelangelegenheit zur Erledigung bringen, sowie den Bittsteller von dem Verfügten in Kenntniß setzen lassen. ZMR. v. 30. Juni 1880 111 2004 an den Präsidenten des Landgerichts und den Ersten Staatsanwalt zu Görlitz. 41. f. Auf die Vorstellung vom 1. d. M. erwidere ich Ihnen bei Rückgabe der Anlagen, daß auch ich die Anwendbarkeit der Nr. 3 des §. 1 des Gesetzes vom 22. Zuli 1861 (GS. S. 754) auf den notariellen Kaufvertrag vom 2. Februar d. Zs. nicht zugestehen kann. Die Erleichterungen, welche das angezogene Gesetz den Zmmobiliar-Kaufverträgen zwischen Ascendenten und Descen­ denten gewährt, sind, als Ausnahme von der Stempelpflichtigkeit anderer Jmmobiliar-Kaufverträge, eng auszulegen. Sie haben sich die völlig freie Disposition über die angeblichen Ab­ findungen Zhrer übrigen Kinder, der Geschwister des Käufers vorbehalten, daraus folgt, daß diese Kinder nach Inhalt des Vertrages von dem Erwerber Abfindungen in Wirklichkeit noch gar nicht zu fordern haben und es fällt damit die Anwendung der Nr. 3 a. a. O. fort. FMR. v. 25. Zuni 1880 III 9413 an den Apotheker L. in Köpenick, mitgetheilt dem PStD. in B. 41. g. Die in einem Uebertragsvertrage enthaltene Bestimmung, daß ein gewisser Betrag „an die Erben des Verkäufers" gezahlt werden solle, fällt nicht unter die Befreiungsbestimmung des § 1 Nr. 3 des Ges. v. 22. Juli 1861. Erk. d. RG. (IV) v. 31. März 1884 (ZMB. S. 223). In den Gründen wird ausgeführt, daß jene — als ein Aequivalent für die Ueberlassung des Grund­ stücks aufzufassende — Verpflichtung nicht eine „Abfindung" darstelle, welche der Käufer, wenn­ gleich er ein Sohn des Verkäufers sei, an „andere Descendenten" des Uebertragenden oder Verkäufers zu zahlen habe. 42. a. Das Gesetz vom 22. Zuli 1861 (s. Anm. 37) bestimmt, daß gewisse Leistungen des Käufers bei Berechnung des Werthstempels nicht in Anrechnung kommen sollen, wenn Ascendenten Grundstücke allein, oder im Zusammenhange mit anderem Vermögen, an Descendenten übertragen. Dasselbe setzt aber nicht fest, daß die vom Werthstempel befreiten Leistungen zunächst, oder gar allein, von dem für die Immobilien verabredeten Kaufpreise in Abzug zu bringen seien; der steuerfrei bleibende Theil des letzteren ist vielmehr verhältnißmäßig auf den für die Immobilien und den für die Mobilien stipulirten Preis zu vertheilen. Nach die­ sem Grundsätze ist bei Anwendung der Allerh. Ordre vom 14. April 1832 unter b (s. Anm. 1) verfahren worden, und es kann keinem Bedenken unterliegen, daß in gleicher Weise auch jetzt zu verfahren, da daß Gesetz vom 22. Zuli 1861 in dieser Hinsicht an jener Ordre nichts geändert hat. FMR. v. 22. Juli 1864 (CB. S. 279); vergl. die folg. Anm. 42.b. Werden in einem schriftlichen Vertrage von Ascendenten an Descendenten Grundstücke im Zusammenhange mit beweglichen Sachen für getrennte Preise veräußert, so steht es den Kontrahenten frei, zu bestimmen, in welcher Weise die gesetzlich vom Kaufstempel befreiten Abfindungssummen oder Gegenleistungen des Käufers von den beiden Kaufpreisen abgerechnet werden sollen, und sie sind nicht verpflichtet, im Interesse der Stempelabgabe, diese Summen resp. den Werth der Gegenleistungen des Gutsannehmers verhältnißmäßig auf die gesonderten Kaufpreise in Abzug zu bringen. Erk. des OT. (I) vom 22. März 1869 (Entsch. B. 61 S. 267); vergl. Anm. 36. 42. c. FMR. v. 15. Dezbr. 1873 III 18420 an den Stempclfiskal in B.: rc. rc. Zu 2 des Berichts ist in Folge des von Ihnen erwähnten Erkenntnisses des Königl. Ober-Tribunals v. 22. März 1869 im Einverständniß mit dem Herrn Justizminister schon bei anderer Gelegenheit be­ schlossen worden, anzuerkennen, daß die gesetzlich stcmpelfreien Theile des in einem Kaufverträge zwischen Ascendenten und Descendenten verabredeten Preises vom Zmmobiliar-Kaufstempel frei bleiben, wenn die Kontrahenten diese stempelfreien Theile ganz auf den Zmmobiliar-Kaufpreis anrechnen.

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

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[3mmob.»jtaufoerträge zwischen Aseendenten und Descendenten. — Neuere Bestimmungen.]

43. a) Giebt in einem zwischen Vater und Tochter geschlossenen Zmmobiliar-Kaufvertrage die Letztere, mit Bezug auf die Seitens des Ersteren geschehene Ueberweisung von je 100 Thaler Kauf­ geld an ihre Geschwister, die Erklärung ab, daß sie durch den Vortheil der Erwerbung des Grund­ stücks mit ihren Geschwistern in Betreff des künftigen Vatererbes gleichgestellt sei und sich dereinst gleichfalls 100 Thaler als auf das Vatererbe erhalten anzurechnen habe, so verstößt der Richter rechtsgrundsätzlich nicht, wenn er annimmt, daß diese Erklärung eine Anweisung auf den künf­ tigen Erbtheil im Sinne des §. 1 Nr. 4 des Gesetzes vom 22. Juli 1861 (f. Anm. 37) enthält (vergl. Anm. 31 Abs. 1 Schlußsatz u. Anm. 34.a-c); b) Wenn in einem solchen Vertrage der als Mitkäufer auftretende Ehemann der Käuferin erklärt, daß er für die ganzen Verpflichtungen aus dem Kaufverträge, für die eine Hälfte allein, für die andere Hälfte neben seiner.Ehefrau als Mitschuldner hafte, so hat er den Kaufstempel immer nur rücksichtlich der von ihm selbst erworbenen ideellen Hälfte des Grund­ stücks zu entrichten, nicht auch von den auf die Grundstückshälfte der Ehefrau entfallenden antheiligen Kaufgeldern und Prästationen, für welche er die Mitverhaftung übernommen hat. Erk. des OT. (I Nr. 184 in Sachen Friedrich wider den Fiskus — bisher nicht abgedruckt) vom 20. Dez. 1872. Zn den Erk.-Gründen heißt es im Wesentlichen — zu a): die Nichtigkeitsbeschwerde scheitere an der prozessualisch nicht angegriffenen und daher hier zu Grunde zu legenden thatsächlichen Fest­ stellung des Appell.-Richters, daß eine Anweisung der 100 Thaler auf das künftige Vatergut der Ehefrau, wenn auch im Vertrage nicht mit direkten Worten Seitens des Verkäufers ausgesprochen, doch aus dem Zusammenhange der Vertragsbestimmungen zu entnehmen sei. — Zu b): die auf die Grundstückshälfte der Ehefrau des Klägers entfallenden antheiligen Kaufgelder und Prästationen seien um deswillen als ein Theil des Kaufwerthes der vom Kläger selbst erworbenen Grundstücks­ hälfte nicht zu erachten, weil schon beim bloßen Mangel einer gegenteiligen Vereinbarung der Kläger nach §. 434 Tit. 5 Th. 1 ALR. dem Verkäufer gegenüber für alle demselben von den beiden gemeinsamen Käufern versprochenen Kaufgelder und Prästationen gesetzlich verhaftet und nur diese seine gesetzliche Verpflichtung zu einer ausdrücklichen vertragsmäßigen gemacht worden sei. 44. Die von Ew. rc. in dem Berichte vom 22. d. Mts. bezüglich einer Differenz mit dem Königlichen Appellationsgerichte zu Frankfurt a. O. angeregte Frage ist, soweit sich hat ermitteln lassen, hier noch nicht zur direkten Entscheidung gelangt, wohl aber läßt sich aus den hier zur Sprache gekommenen Fällen, in denen es sich um die Versteuerung derartiger Verträge zwischen Aseendenten und Descendenten und zugleich deren Verlobten oder Ehegatten handelte, mit Sicherheit schließen, daß ein besonderer Vertragsstempel für die werth stempelfreie Uebertragung an den miterwerbenden Descendenten allgemein nicht verwendet und daß vielmehr das Geschäft als Eine Uebertragung angesehen wird. Euer rc. wollen der Auffassung des Königl. Appellationsgerichts nachgeben und von der Forderung eines besonderen Vertragstempels für die Abtretung an den Descendenten selbst Abstand nehmen. FMR. v. 31. Oktober 1877 111 12457 an d. PStD. zu B. 45. Bereits in früheren Fällen hat mit dem Herrn Finanz-Minister eine Verständigung dar­ über stattgefunden, inwieweit bei Kaufverträgen zwischen Aseendenten und Descendenten, wenn die­ selben nach §. 3 des Gesetzes vom 22. Juli 1861 (GS. S. 754 — s. Anm. 37) einem Rezeßstempel von 2 Thalern beziehentlich 15 Sgr. unterliegen, außer diesem Stempel zur ein­ maligen Ausfertigung des Vertrages der Ausfertigungsstempel zu verwenden resp. zu erheben ist. Diese Verständigung hat zu dem Ergebniß geführt, daß zwar dann, wenn mit dem Rezeßstempel ein Werthstempel konkurrirt, für die Ausfertigung ein weiterer Stempel nicht zu ver­ wenden resp. anzusetzen, außer diesem Falle jedoch der Rezeßstempel und der Ausfertigungsstempel, als auf verschiedenen Tarifpositionen beruhend, nach Nr. 1 der Allgemeinen Vorschriften zum Ge­ brauch des Stempeltarifs, neben einander zur Verwendung resp. zum Ansatz zu bringen sind. Daß

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Gesetz § 5. Steinpelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. (Anmerkungen B. C. zu lit. d. u. e.]

in solchen Fällen einmal ausnahmsweise eine kleine Erhöhung des Stempels gegen die frühere Ge­ setzgebung eintreten kann, ist nicht entscheidend; dieselbe wird sich übrigens in dem jetzt zur Er­ örterung stehenden Falle vermeiden lassen, wenn von der nach der Tarifposition „Ausfertigungen" den Gerichtsbehörden zustehenden Befugniß, den Stempel zur Ausfertigung, wo die Verhältnisse der Parteien es rechtfertigen, auf 5 Sgr. zu ermäßigen, Gebrauch gemacht wird. ZMR. vom 6. Dez. 1866 I 4364 an d. Appell.-G. in Ratibor (9399t. f. ger. Beamte 1867 S. 40); vergl. Anm. 6 zur Tarifpos. „Erbrezesfe". 46. Ein Gutsüberlafsungsvertrag zwischen Ascendenten und einem Descendenten, mittelst desien unter Anticipation der künftigen Erbfolge die Theilnahmerechte der sämmtlichen Descendenten der Ueberlaffer an deren dereinstigem Nachlasie festgesetzt und letztere aus dem Ueberlasiungspreise wegen ihrer Erbtheile befriedigt werden, bedarf nach dem ALR. nicht der gerichtlichen Abschließung und ist ohne solche wie gültig und klagbar, auch stempelpflichtig. (ALR. Th. II. Tit. 2 § 484 und Th. I. Tit. 12 §§. 621, 656.) Erk. des OT. (2) v. 9. Mai 1878 (OR. 93. 19 S. 251). B. zu lit. d. 47. Bei einer emphyteutischen Verleihung auf Zeit, wo von einem neuen Kanon nach Ablauf derselben die Rede ist, obgleich kein neuer Nutzungsanschlag zur Bestimmung desselben hervorgeht, kann vom Erbstandsgelde Ein Prozent, vom dreißigjährigen Kanon ein Drittheil Prozent erhoben werden. FMR. v. 30. Okt. 1822 III 20925 an d. Reg. in D. (SK.) C. zu lit. e. 47.a. Zn der Stempel-Revisionssache des verstorbenen Zustizraths Pr. wird Euer je. auf die Vorstellung vom 28. August d. Z. bei Rückgabe der Anlage erwidert, daß die materielle Ver­ handlung vom 3. Zuni 1881, was Sie anerkennen, nicht einen Tauschvertrag, sondern in Wirklich­ keit zwei Kaufverträge enthält. Diese äußere Lage der Beurkundung ist für die Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit allein entscheidend und es muß deßhalb und weil die Steuerverwaltung sich außer Stande befindet, die Gründe zu prüfen, welche die Wahl einer bestimmten Form der Beurkundung veranlaßt haben, im Einverständniß mit dem Herrn Zustizminister, die Forderung des Werthstempels für zwei Kaufverträge, bezw. die Nachforderung des Werthstempels für den noch nicht versteuerten zweiten Kaufvertrag aufrecht erhalten werden. FMR. v. 30. Okt. 1883 III 13863 an den Rechtsanwalt L. in 93., mitgetheilt dem PStD. daselbst. 47. b. Vergl. Erk. des RGer. (IV) v. 19. September 1881 (EB. 1882 S. 146) [f. unter Anm. zum Stempeltarif, Nr. 1 der Allgem. Vorschriften beim Gebrauche desselben, unter lit. F], in dessen Entscheidungsgründen es u. A. heißt: „Wenn Kläger die Veräußerungen der beiden Grundstücke eventuell als ein einheitliches Tauschgeschäft über diese Grundstücke angesehen wissen wollen, so beseitigt sich das Verlangen durch die aus der Interpretation der Urkunde geschöpfte Annahme des Berufungsrichters, daß zwei besondere Kaufgeschäfte geschloffen seien, und namentlich daß eine Abrede mangele, wonach die beiderseitigen Grundstücksübertragungen im Verhältniß von Leistung und Gegenleistung stehen sollen." 48. Bei Berechnung des Stempels für Tauschverträge über Grundstücke und Gerechtigkeiten ist nicht lediglich auf den absoluten Werth der verschiedenen Tauschobjekte Rücksicht zu nehmen, viel­ mehr kommt es dabei nur auf den höheren Werth oder Werthstheil des einen oder des andern der vertauschten Grundstücke an, wie derselbe bei Berechnung der Stempelsteuer in Betracht kommt. Erk. des OT. (1) v. 31. Mai 1872 (Str. A. B. 85 S. 193).') ') Aus den Erk.-Gründen: Der Kläger will das von v. K. sen. seinem Sohne übertragene Gut 93. als das werthvollere, von welchem allein der erforderliche Stempelsatz zu berechnen sei, um deshalb ansehen, weil in dem notariellen Tauschvertrage vom 15. März 1866 der Tauschpreis für dieses auf 102000 Thaler, derjenige für die dagegen eingetauschten Grundstücke in L. und D. von

Gesetz §.

5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken

ic.

[Änmerluttgen C. zu lit. e — LauschvertrLge.)

49. Dcm Königs. Appell.-Gericht wird auf den über die Auslegung des Stempelgesetzes §. 5 lit. e erstatteten Bericht hierdurch eröffnet, daß der Justiz-Minister im Einverständniß mit dem Herrn Finanz-Minister der Ansicht des Kollegiums aus den in dem Berichte entwickelten Gründen Beitritt. Demnach findet auf den notariellen Vertrag vom 11. Dez. 1856 der §. o.e des Stempel­ gesetzes vom 7. März 1822 in der Art Anwendung, daß der Stempel zu 1 Prozent von 33000 Thalern, dem Werthe des vertauschten Grundstücks, mit 330 Thalern Platz greift, während der zu 27000 Thalern angegebene geringere Werth der dagegen vertauschten Mobilien von der Versteuerung ausscheidet und nicht noch besonders mit V3 Prozent betroffen wird. ZMR. v. 8. Zan. 1859 I 4567 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 19. deff. M. 111 612 an d. Reg. daselbst. In dem vorgedachten Bericht des Appell.-G. war u. A. gesagt: das Stempelgesetz v. 7. März 1822 lasse im §. 5 lit. e dasjenige, was für die Grundstücke oder Grundgerechtigkeiten in Tausch gegeben werden solle, ganz dahingestellt, und bezeichne diese Gegenleistung nur ganz im Allgemeinen mit dem Ausdrucke „Gegenstand", so daß dieser Gegenstand füglich auch eine bewegliche Sache sein könne, im §. 5 lit. e fiijde sich der allgemeine Grundsatz aufgestellt, daß bei allen Tauschverträgen nicht der von jedem Kontrahenten veräußerte Gegenstand seinem besonderen Werthe nach versteuert, also das einheitliche Geschäft nicht doppelt besteuert, sondern nur einmal nach dem zu ermittelnden werthvollsten Tauschgegenstande die Stempelsteuer erhoben werden solle. 50. Mit der in Ew. rc. Berichte dargelegten Auffaffung erkläre ich mich dahin einverstanden, daß bei Verträgen, durch welche inländische Grundstücke gegen ausländische ver­ tauscht werden, es sich rechtfertigen läßt, mit Rücksicht auf die Position „Kaufverträge" im Stempeltarif (über außerhalb Landes gelegene Grundstücke rc.), auf welche die Stempeltarifposition „Tauschverträge" verweist, von der allgemeinen Vorschrift im §. 5.e des Gesetzes abzusehen, und demgemäß bei der Berechnung des Werthstempels nicht unbedingt den größeren Werth der beiden Tauschgegenstände in Betracht zu ziehen, dergestalt, daß der Stempel vom Werthe des inländischen, den Kontrahenten aber nur auf 82000 Thaler festgestellt worden ist. Dessen ungeachtet will er den zu entrichtenden Zmmobiliar-Tauschftempel doch nicht nach jener höheren Werthangabe (102000 Thaler), sondern uuter Anwendung der erleichternden Bestimmungen des Gesetzes vom 22. Zuli 1861 §. 1 Nr. 1 und 4 (s. oben Anm. 37), d. h. nach Abrechnung von 59000 Thalern (Seitens des Erwer­ bers übernommenen Schulden des Uebertraqenden) und 20000 Thalern (dem Erwerber auf dessen künftigen elterlichen Erbtheil angewiesen) schließlich nur nach einem Werthe von 23000 Thalern, also nach einem Betrage berechnen, der weit hinter demjenigen Werthe zurückbleibt, der durch die eigene Preisfeststellung der Kontrahenten für die Grundstücke in L. und D. in Höhe von 82000 Thalern ermittelt ist. Dies Verlangen erscheint nicht blos in sich inkonsequent, sondern widerspricht auch augenscheinlich dem Sinne und Zwecke der Vorschrift des §. 5. a a. a. O., deffen Wortfaffung schon darauf hindeutet, daß nicht unbedingt der höhere Werth, sondern nur insofern entscheiden soll, als er für Berechnung des Stempelsatzes als höchster ermittelt wird. Bei der Berechnung des Klägers würde die Differenz zwischen dem Tauschpreise für die Grundstücke in L. und D. (82000 Thaler) und dem Werthstheile des Tauschpreises für das Gut B., der allein der Stempelsteuer unter­ liegt (23000 Thaler), also der Betrag von 59000 Thalern ganz unbesteuert bleiben; das ist offen­ bar nicht die Absicht des Gesetzes. Schon der Appell. - Richter macht hierbei darauf aufmerksam, man dürfe nur an den Fall denken, daß Immobilien, etwa zum Werthe von 1000 Thalern, gegen Mobilien, die vielleicht auf 1500 Thaler abgeschätzt sind, vertauscht würden; beim Kauf würden die ersteren mit 1 Prozent, also mit 10 Thalern, die letzteren aber mit V3 Prozent des Werthes, also mit 5 Thalern besteuert; handele es sich nur um Tausch beider, so würde die Stempelabgabe zu erheben sein, je nachdem die Berechnung nach dem höhern oder geringern Prozentsätze die Ab­ gabe am höchsten herausstelle. Der Vorwurf des Imploranten: der Appell.-Richter mache die beabsichtigte Wohlthat des Gesetzes vom 22. Juli 1861 illusorisch durch die Art und Weise, wie er den §. 5 lit, c a. a. O. auslege, beruht auf einem Irrthum. An sich, d. h. abgesehen von jenem Gesetz, müßte für das vertauschte Gut unzweifelhaft ein Zmmobiliarstempel von 1020 Thalern ent­ richtet werden; wenn nun statt dessen, gerade mit Rücksicht auf die Erleichterungen des gedachten Gesetzes, nach Maßgabe des Werthes des andern Tauschobjektes — 82000 Thaler — nur ein Stempel von 820 Thalern erfordert ist, so kommt den Kontrahenten immer der Minderbetrag von 200 Thalern zu Statten rc.

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Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. [Inmertungcn D. zu lit. f. — Gemeinschaft!. Kaufpreis für Immobilien und andere Gegenstände.)

derselbe möge höher oder geringer sein, als der des ausländischen, zu berechnen ist. FMR- v. 18. April 1866 UI 6979 an d. PStD. in Br. D. zu lit. f.

51. a. Es soll nichts dagegen erinnert werden, wenn bei Verkäufen von Grundstücken und Grundgerechtigkeiten von dem besonders bedungenen Kaufpreise der aus beweglichen Gegenständen bestehenden Znventarienstücke der Kaufstempel auf ein Drittheil Prozent berechnet und verwendet wird. FMR. v. 26. Sept 1830 111 17465 an d. PStD. in S. (SK.). 51. b. Die Wortfassung des §. 5.f des Stempelgesetzes schließt die Annahme aus, daß die besondere Berechnung des Stempels für die Immobilien und für die mitveräußerten sonstigen Gegenstände nur da Platz greife, wo für beiderlei Gegenstände getrennte Kaufpreise verabredet worden sind, vielmehr ergiebt sich daraus, daß auch in den Fällen, in welchen Immobilien mit Sachen anderer Art zusammengenommen in einer Summe, d. h. für einen gemeinschaft­ lichen Kaufpreis veräußert worden sind, die getrennte Berechnung des Werthstempels statt­ finden muß, sofern nur der Werth der zuletzt gedachten Sachen besonders angegeben ist. Hätte das Stempelgesctz beabsichtigt, die Festsetzung abgesonderter Kaufpreise als Erforderniß aufzustellen, so mußten die Worte im §. o.f: „ohne besondere Angabe ihres Werths" ganz weg­ bleiben. Schreiben des IM. an d. FM. v. 17. März 1857 I 1018, mitgetheilt durch FMR. v. 22. Okt. dess. 3. III 22959 an d. Reg. in F. 51. c. Der §. 5. f des Stempelgesetzes greift dann nicht Platz, wenn die Kontrahenten das Grundstück mit den beweglichen Jnventarienstücken zwar in Einer Summe veräußert, aber in dem­ selben Vertrage angegeben haben, welcher Theil der Gesammtsumme auf das mitveräußerte beweg­ liche Inventarium gerechnet werden soll. Erk. des OT. (1) v. 7. Mai 1858 (GA. Bd. 6 S. 547)'

51. d. Da das dingliche Recht des Hypotheken-Gläubigers sich auf die bei dem Grundstücke befindlichen Pertinenzstücke erstreckt (§. 443 Sit. 20 Th. 1 ALR), so läßt sich nichts dagegen er­ innern, wenn bei dem vorliegenden Kaufverträge ein Theil der in partem pretii non soluti vom Käufer übernommenen Hypotheken-Schulden auf die mitverkauften Pertinenzstücke gerechnet ist, und es ist daher, nachdem einmal nachgegeben ist, daß vom Werthe mitverkaufter Pertinenzstücke der Stempel nur mit V3 Prozent entrichtet zu werden braucht, der Anspruch, den auf die Pertinenz­ stücke fallenden Theil der Hypotheken-Schulden nach dem Satze von 1 Prozent, statt nach dem Satze von V3 Prozent zu versteuern, nicht aufrecht zu erhalten. FMR. v. 19. Juni 1840 III 13844 a. d. Reg. in F. In anderen ähnlichen Fällen, in welchen der Käufer von Immobilien und Mobilien, wofür getrennte Kaufpreise verabredet waren, an Hypotheken-Schulden einen, den Kaufpreis für die Im­ mobilien übersteigenden Betrag übernommen hatte, gleichmäßig entschieden durch FMR. v. 28. Okt. 1858 III 22733, 8. März und 11. Juni 1859 111 5416 und 12424, sämmtlich an d. Reg. in F. 51. e. Sind Mobiliar-Gegenstände mit Grundstücken zusammen für einen Gesammtpreis ver­ kauft worden, so richtet sich der Stempel nach dem für den Verkauf von Grundstücken geltenden Tarifsätze. Liegt der schriftliche Kaufakt nicht vor, so ist es Sache der Kontrahenten, nachzuweisen, daß und welcher besondere Preis für die mitverkauften Mobilien im schriftlichen Kontrakte verab­ redet gewesen ist. Erk. des OT. (1) v. 13. Juni 1866 (OR. Bd. 7 S. 356, GA. Bd. 14 S. 568, CB. S. 192). Vgl. wegen dieses Erk. auch Anm. 50. a zu §. 2. 52. a. Wenn ein Grundstück mit andern Gegenständen in Einer Summe veräußert worden, ist eine nachträgliche Einigung der Kontrahenten über den Werth der mitver­ kauften Mobiliar-Gegenstände, lediglich um dadurch eine Herabsetzung des Stempels herbei­ zuführen, nach §. o.f des Stempelgesetzes unzulässig. FMR. v. 1. Rov. (nicht Sept., wie in SK.) 1852 III 25111 an d. PStD. in D.; desgl. v. 2. Mai 1854 111 9502 an d. Reg. in F.

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken tc. (Anmerkungen D. ju lit. f. — Gemeinschaftl. Kaufpreis für Immobilien und andere Gegenstände.)

52. b. Die Vorschrift in §. 5. f des Stempelgesetzes erscheint durchgreifend, weil in dem Ver­ trage ein Kaufpreis für die mitverkauften Mobilien nicht ersichtlich gemacht worden ist. Auf den Vertrag selbst kommt es aber allein an, denn die Stempelpflichtigkeit einer Urkunde bestimmt sich lediglich nach ihrem Inhalte. Die nachträgliche Notiz des Notars, wenn man sie auch für völlig glaubhaft erachtet, und in Gemäßheit seiner amtlichen Versicherung annimmt, daß sie dem bei Ge­ legenheit der Aufnahme des Kontrakts erklärten Willen der Parteien entspreche, kann deshalb keine Berücksichtigung finden. ZMR. v. 2. Aug. 1861 an d. Appell.-G. in Greifswald, mitgetheilt durch FMR. v. 13. dess. M. III 18614 an d. PStD. in S. 52. c. Zn dem gerichtlichen Kaufverträge vom 19. Sept. 1850 zwischen Ihnen und dem Verkäufer ist eine Trennung des Kaufpreises für die verkauften Immobilien und Inventarien nicht enthalten, wiewohl in dem Gesuche um Aufnahme des gerichtlichen Kaufvertrages der Werth der Immobilien nur zu 6000 Thalern angegeben ist, während sich der Werth der Inventarien danach auf 4000 Thaler belaufen sollte. Daß aber diese Angaben in dem Gesuche um Ausnahme des gerichtlichen Vertrages vorkommen, genügt nicht, um darauf Rücksicht nehmen zu können, vielmehr ist, da sie im Kaufverträge nicht wiederholt werden, anzunehmen, daß es in der Absicht der Kon­ trahenten gelegen habe, eine Trennung des Kaufpreises für Mobilien und Immobilien nicht vorzunehmen. Außerdem ist dem gerichtlichen Kaufvertrags der schriftliche Abschluß einer rechtsverbindlichen Kaufpunktation unter Privatunterschrift der Kontrahenten vorhergegangen und in dieser der Kauf­ preis gleichfalls in Einer Summe für Immobilien und Inventarien auf 10000 Thaler ausgeworfen. Diese Kaufpunktation schon hat nach der AUerh. Ordre vom 19. Zuni 1834 (GS. S. 81 — s. Anm. 11 zu §. 12) dem Kauswerthstempel, und zwar, mit Rücksicht auf den §. 5 lit. f des Stempel­ gesetzes vom 7. März 1822, dem 1 Prozent-Stempel mit 100 Thalern unterlegen. Auf diesen Stempelbetrag stand der Staatskaffe mit dem Abschlüsse der Kaufpunktation ein Anspruch zu, und selbst der späteren wirklichen Aenderung der diesfälligen Stipulation in dem nachher gerichtlich aufgenommenen Kaufvertrags würde nicht die Wirkung einer Verminderung der Stempelabgabe haben beigelegt werden können, wie bald auch der gerichtliche Vertrag nach dem Abschluß der Punktation aufgenommen worden sein möchte. FMR. v. 18. April 1851 III 7506 an d. P und nachrichtlich an d. Reg. in F. 52. d. Zm §. 12 des Kaufvertrages vom 17. Nov. 1852 ist zwar Behufs der Stempel­ berechnung bemerkt, daß das neben den Immobilien mitverkaufte bewegliche Vermögen einen Werth von 15566 Thalern 20 Sgr. habe, zugleich aber auch von den Kontrahenten angeführt, daß diese Werthsangabe auf die kontraktlichen Rechte und Verpflichtungen der Kontrahenten ohne allen Ein­ fluß sein solle. Bei der Stempelberechnung ist von dem solchergestalt angegebenen Mobiliarwerthe der Kaufstempel nur zu V3 Prozent angesetzt. Dies ist aber unrichtig und die Versteuerung des vollen Kaufpreises mit dem Stempel zu 1 Prozent zu verlangen, weil eine Werthsbestimmung, welche von den Kontrahenten selbst als für sie unverbindlich bezeichnet ist, für den Steuerfiskus nicht maßgebend sein kann. Die Versteuerung des vollen Kaufpreises zu 1 Prozent erscheint auch schon um deshalb er­ forderlich, weil in der dem Kaufverträge vorangegangenen Punktation der gesammte Kaufpreis in Einer Summe ausgeworfen worden ist. Sie wenden zwar hiergegen ein, wie es der Natur einer Punktation entspreche, daß dieselbe den Vertrag nur in seinen allgemeinen wesentlichen Umriffen enthalte, deren nähere Ausführung aber dem formellen Vertrage überlasse. Dieser Einwand kann aber, was den Kaufpreis anlangt, als zutreffend nicht erachtet werden; letzterer gehört vielmehr zu den Essentialien des Kaufgeschäfts, dergestalt, daß der in einer rechtsverbindlichen Punktation festgestellte Kaufpreis der Berechnung des Vertragswerthstempels zum Grunde gelegt werden muß, gleichviel ob der Stempel zur Punktation oder zu einem nachher geschlossenen formellen Vertrage

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Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. ^Anmerkungen D zu lit. f. — Gemeinschaft! Kaufpreis für Immobilien und andere Gegenständes

verwendet wird.

Denn nach der Allerh. Ordre vom 19. Zuni 1834 hat der Antrag auf Abschluß

eines förmlichen gerichtlichen oder notariellen Vertrages, wenn er binnen 14 Tagen nach Abschluß der Punktation angebracht wird, sowie die nachherige Aufnahme eines solchen Vertrages nur die Wirkung, daß das Stempelpapier nicht zur Punktation, sondern zur Ausfertigung des Vertrages zu adhibiren ist.

Der Betrag des Stempels hingegen richtet sich nach dem Inhalte der Punk­

tation als des stempelpflichtigen Schriftstückes, und der Entrichtung des Stempels in dem einmal fällig gewordenen Betrage können die Kontrahenten sich durch eine Modifikation der früheren Sti­ pulationen nicht entziehen.

FMR. v. 21. Mai 1855 III 11757 an d. Notar P. und zur Nachricht

an d. Reg. in F.

52. e.

Die Auslegung des §. 5 lit. f. des Stempelges. v. 7. März 1822 dahin, daß die nach­

träglich erfolgende Festsetzung eines Preises für die int Zmmobiliar - Kaufvertrags mitverkauften, in demselben sonst nicht bewertheten Mobilien bei der Berechnung des Werthstempels nicht in Be­ tracht gezogen werden könne, muß als durchaus sachgemäß bezeichnet werden.

FMR. v. 23. März

1876 III 984. 53. a.

FMR. v. 4. August 1874 III 10865

an das Stempelfiskalat zu B., betreffend die

Bestimmung des Stempels zu einem zwischen der Preußischen Baubank, Aktien-Gesellschaft, und dem Aktienbau-Verein Königstadt geschlossenen Jmmobiliar-Kaufverträge:

rc. rc. der Ansicht, daß

die Gesellschaft nachträglich zur Deklaration der im Vertrage selbst nicht ausgedrückten Valuta der darin zugleich enthaltenen (Sessionen verstattet werden könne, steht der §. 5. f. des Stempelgesetzes entgegen.

Diesseits

wird

auf Grund des letzteren auch

die nachträgliche

Angabe von

Cessions-Valuten, resp. eine bezügliche Trennung des in Einer Summe ausgedrückten Preises nicht für zulässig erachtet.')

53. b.

Wenn bei der Auseinandersetzung, bezw. bei der Auflösung der Gesellschaft der eine

der gewesenen Gesellschafter dem anderen gewesenen Gesellschafter seine Antheilsrechte an den ein­ zelnen Sachen und Forderungen gegen eine bestimmte Geldsumme überträgt, so schließen sie, soweit es sich um reale Sachen handelt, einen Kaufvertrag.

Gehört zu den veräußerten Sachen

ein Grundstück, so kommt §. 5. f. des Stempelsteuerges. v. 7. März 1822 zur Anwendung.

Erk.

des RGer. (IV) vom 20. Zuni 1881 (EB. S. 396, JMB. S. 172).2) 53. c.

Ew. rc. wird auf die Eingabe vom 4. d. Mts. erwidert, daß zu dem vorliegenden

Vertrage, in welchem die Herren Gebrüder V. u. (So. die im §. 1 näher bezeichneten zwei Kommandit-Antheile der Kommanditgesellschaft, in Firma Stiftsbrauerei zu Minden, für einen be­ stimmten Preis an den Herrn K. verkaufen, ein Werthstempel, und zwar, weil diese KommanditAntheile auch Grundbesitz umfassen, ein Werthstempel von 1 Prozent mit Recht verwendet worden ist.

Das beurkundete Geschäft ist seinem Wesen und seiner schriftlichen Faffung nach ein Kauf­

vertrag und es unterliegt der Kaufpreis nach §. 5. f. des Stempelgesetzes ganz dem Werthstempel zu 1 Prozent, weil die Jntereffenten einen besonderen Preis für mitverkaufte Mobilien nicht an-

') Das Kammergericht hat später in der aus der bezüglichen Angelegenheit hervorgeganaenen Prozeßsache des Aktienbau - Vereins Königsstadt wider den Steuerfiskus durch Erk. v. 23. Oktober 1876 E. 470/11 der vorstehenden Ansicht beigepflichtet. 2) Aus den Gründen: Es ist — die Gesellschaft aufgelöst worden, und es haben die Gesell­ schafter über die ihnen gemeinschaftlich zustehenden Sachen in der Art verfügt, daß der eine ge­ wesene Gesellschafter dem anderen gewesenen Gesellschafter seine Antheilsrechte an den einzelnen Sachen und Forderungen gegen eine bestimmte Geldsumme überträgt. Hierin liegt eine Ver­ äußerung gegen eine bestimmte Geldsumme und, soweit es sich um reale Sachen handelt, ein Verkauf. Zu den veräußerten Sachen gehört ein Grundstück. Es kommt daher §. 5. f. des Stempelsteuerges. vom 7. März 1822 zur Anwendung. Die Ansicht des Berufungsrichters, daß diese Bestimmung nicht anwendbar sei, weil sie die Angabe des certi pretii für diese Grundstücke erfordere, findet in dem Wortlaut des Gesetzes keinen Anhalt, rc.

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

141

[Emncrtimgen D. zu lit f. — Semelnschaftl. jtaufprei» für Immobilien und andere Gegenstände.^

gegeben haben. Unter diesen Umständen kann eine auch nur theilweise Erstattung des Stempels nicht erfolgen re. FMR. v. 13. Juli 1882 III 9608 an den Rechtsanwalt Dr. S. in B., mit­ getheilt dem PStD. daselbst. Dgl. jedoch die folgende Anm. 53. d. Erk. des RGer. (IV) v. 24. September 1883 (ZMB. 1884 S. 6): Der über den Antheil an einer Kommanditgesellschaft geschlossene Kaufvertrag unterliegt, wenn zum Vermögen der Gesellschaft Grundstücke gehören, nicht dem Zmmobiliarstempel.') 54. Der Betrag des Kaufpreises, der auf das Inventarium zu rechnen, ist im Vertrage speziell notirt; wenn daher noch die Zahlung einer lebenslänglichen Rente von 1000 Thalern übernommen wird, so tritt der entsprechende, nach §. 4. c des Stempelgesetzes zu berechnende Kapital betrag dem Kaufpreise für die Immobilien Behufs der Versteuerung mit 1 Prozent hinzu. ZMR. v. 5. Juli 1860 III 2228 an b. Appell.-G. in S. 55. a. Wenn in einem und demselben Vertrage Immobilien und Mobilien zusammen verkauft werden, und der Werth jeder der beiden Arten von Sachen die Summe von 50 Thalern nicht erreicht, beide zusammengenommen aber diesen Betrag übersteigen, wenn also z. B. für 40 Thaler Immobilien und für 20 Thaler Mobilien veräußert werden, so muß der Stempel resp. mit 1 Prozent von dem Zmmobiliarwerth, und mit Vs Prozent des Mobiliarwerths berechnet werden. ZMR. v. 30. April 1829 an das OLGericht in Insterburg, FMR. v. 18. Mai defs. Z. III 10004 an d. PStD. in Kg (SK.). 55. b. Es ist der Ansicht beizutreten, daß eine Trennung des Mobiliar-Kaufpreises von dem Kaufpreise für Grundstücke nicht füglich zu einer Erhöhung des Werthstempels führen darf und daß demgemäß, einer derartigen Trennung der Preise ungeachtet, höchstens derjenige Werthstempel zu erlegen ist, welcher zu entrichten gewesen sein würde, wenn die Trennung unterblieben wäre. Die Verfügung vom 18. Mai 1829 III 10004 (s. vorige Anm.) hat nur dahin Entscheidung ge­ troffen, daß ein Kaufvertrag steuerpflichtig sei, sobald nur der gesammte Kaufpreis, für Mobllien und Immobilien zusammen, den Betrag von 50 Thalern erreicht, und daß eine Vertheilung der Preise auf Mobllien und Immobilien eine Befreiung nicht herbeiführe, auch wenn die für diese Gegenstände verabredeten Preise je unter 50 Thlr betragen und nur zusammen 50 Thlr. erreichen oder übersteigen. Daß in dem gewählten Beispiele (Kaufpreis zusammen 50 Thlr., davon für Zmmobllien 40 und für Mobilien 10 Thlr.) statt eines Stempels von höchstens 15 Sgr. ein solcher von 20 Sgr. zu verwenden sein soll, ist nicht ausgesprochen. FMR. v. 14. Jan. 1869 III 28983 an d. Reg. in F. V Zn dm Entscheidungsgründen heißt es: Eine Handelsgesellschaft, sowohl die offene, als die Kommanditgesellschaft, hat lhr eigenes, durch die Einlagen und den Erwerb gebildetes, von dem Privatvermögm der Gesellschafter gesondertes, dem Handelszweck gewidmetes und ein juristisches Ganzes darstellendes Gesellschaftsvermögen, an welchem dem einzelnen Gesellschafter als Antheil nicht eine bestimmte Quote, sondern ein zeitlich wechselnder und erst bei dem Austritte aus der Gesellschaft oder bei der Auflösung derselben effektiv zu bestimmender Werth- und Summenbetrag zusteht. An den einzelnen Objekten des Gesellschaftsvermögens, an den dazu gehörigen AktiviS und Immobilien, gebührt dem Einzelgcsellschafter kein — auch nur antheiliges — Recht; alle recht­ lichen Funktionen des Eigenthümers vereinigen sich vielmehr — bei handelsrechtlicher Vertretung — in der Gesammtheit der Mitglieder, als der Träger der Gesellschaftsrechte, während sich das Recht und der Antheil des Einzelmitgliedes — nach dem angegebenen Grundsätze — in Werthe, in Saldi auslöst, für deren Ausgleichung das Gesellschastsvermögen — der Handelsfonds — nur die ge­ meinschaftlichen Mittel gewährt (Art. 91, 106, 119 ff., 130, 131, 143, 150, 164, 171 des Allgem. Teutsch. Handelsgesb.). Wenn also die dem N. zustehenden zwei Neuntel Kommanditantheile verkauft worden sind, so ist damit auf den Käufer nicht ein entsprechender aliquoter Theil des Gesellschastsvermögens, insbesondere nicht ein aliquoter Theil der zum Gesellschaftsvermögen gehörigen Grundstücke, sondern das gesellschaftliche Gesammtrecht an dem Handelsfonds in dem Umfange und mit dem Ansprüche aus Gewinn und Verlust übertragen worden, wie es dem Ver­ äußerer aus Grund des Gesellschaftsvertrages und des Gesetzes zustand. Und der Gegenstand dieser Uebertragung repräsentirt keine unbewegliche Sache. Es können daher auch nicht die für Veräußerung von Grundstücken und Grundgerechtigkeiten vorgeschriebenen Stempelsteuersätze zur Anwendung kommen.

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Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. [Xntn. D. |u lit. f. — Gemeinschaft!. Kaufpreis für Immobilien u. andere Gegenstände; ErbschastSkäufe.)

56.a. FMR. v. 22. Jan. 1842 (CB. S. 147), mitgetheilt durch ZMR. v. 2. Febr. defl. I. (ZMB. 6. 52): Zur Beseitigung der über die Versteuerung der Erbschaftskäufe — §§. 445, 447 Tit. 11 Th. 1 ALR. — entstandenen Zweifel wird folgendes festgesetzt: 1. Bei Erbschaftskäufen, wo also das Erbschaftsrecht Gegenstand des Kaufes ist, besteht die dem Kaufstempel unterliegende Summe, wie bei anderen Käufen, in dem Kaufpreise, mit Einschluß der vorbehaltenen Nutzungen und ausbedungenen Leistungen. Schulden, welche auf der Erbschaft ruhen, gehören aber, da dieselben in Folge des Erbschastskaufs ohne besondere Uebernahme auf den Käufer übergehen, nicht zur stempelpflichtigen Kaussumme. 2. Es macht hierbei keinen Unterschied, ob der Erbschaftskauf das Erbrecht nur Eines oder aller Erben einer Erbschaft umfaßt, und ob der Kauf mit einem Dritten, oder unter Theilnehmern der Erbschaft abgeschlossen wird. Im letzteren Falle versteht es sich jedoch von selbst, daß dabei die Begünstigungen der Allerh. Kab.-Ordre vom 24. Dez. 1834 (s. §. 10), welche überhaupt auf Erbschaftskäufe keine Anwendung leidet, nicht in Anspruch genommen werden können, mithin auch solchen Falls der volle Kaufstempel zum Verbrauch kommen muß. 3. Gehören zu der Erbschaft, auf welche sich der Erbschaftskauf bezieht, Grundstücke oder Grundgerechtigkeiten, so unterliegt der nach der vorstehenden Nr. 1 zu berechnende volle Kaufpreis dem Kaufstempel für Immobilien; s. jedoch Anm. 56. b, c. — Vgl. auch oben Anm. 14. c. 66. b.

Erk. des OT. (I) v. 19. Dez. 1864 (Str.A. B. 55 S. 342, Entsch. B. 52 S. 379):

a. Gehören zu der verkauften Erbschaft Immobilien, so kommen Behufs Berechnung der Stempelsteuer die Vorschriften des §. 5 lit. f des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 zur Anwen­ dung. Ist daher in dem Vertrage der Kaufpreis der Erbschaft in nur einer Summe bestimmt worden, ohne daß ein besonderer Werth für die zur Erbschaft gehörigen unbeweglichen be­ ziehungsweise beweglichen Gegenstände angegeben ist, so ist der Stempelsatz von dieser Summe dergestalt zu berechnen, als ob sie ganz für Grundstücke oder Grundgerechtigkeiten gezahlt worden wäre. Ist dagegen ein besonderer Werth für die unbeweglichen beziehungsweise beweg­ lichen Gegenstände angegeben, so macht in Betreff der Letzteren ein Drittheil Prozent des Kauf­ preises den zu erhebenden Stempel aus; b. Hat ein Rechtsgeschäft, z. B. der Erbschaftskauf, in dem einen Landestheile nach der dort geltenden Gesetzgebung einen anderen rechtlichen Charakter, als in einer anderen Provinz, so unter­ liegt dasselbe auch einer verschiedenen Behandlung hinsichtlich der Stempelsteuer. 56. c. FMR. vom 10. Sept. 1866 (CB. S. 245), mitgetheilt durch ZMR. v. 22. defs. M. (ZMB. S. 262): Mit Rücksicht aus die Entscheidung des Ober-Tribunals vom 19. Dez. 1864 wird der unter Nr. 3 der Verfügung vom 22. Januar 1842 ausgesprochene Grundsatz dahin modifizirt, daß Erbschaftskaufverträge allgemein wie Kaufverträge zur Versteuerung zu ziehen sind, daß mit­ hin auch bei den Ersteren nur dann der volle Kaufpreis dem Werthstempel zu 1 Prozent unter­ liegt, wenn eine Trennung der Preise der Immobilien von denen der Mobilien (§. 5. f des Stempelges. v. 7. März 1822) nicht stattgefunden hat, daß aber, wenn für die beweglichen Gegen­ stände ein besonderer Kaufpreis verabredet ist, von dem Letzteren nur ein Werthstempel zu '/z Pro­ zent verwendet zu werden braucht. 57. Wenn der Preis für die Ueberlassung von Mobilien und für andere Lei­ stungen in dem schriftlichen Vertrage nur in ungeteilter Summe ausgedrückt ist und der Werth der anderen Leistungen von den Betheiligten weder nachträglich angegeben wird, noch sonst zu ermitteln ist, so kann der von dem ganzen Betrage des Preises berechnete Mobilien-Kaufstempel als umgangen angenommen und der Bestimmung der Strafe znm Grunde gelegt werden.

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

143

[*mnertungen E. zu lit. g. — Sub&afhUtonnv]

(Sri des RGer. (2) v. 19. Februar 1884 (Entsch. in Strass. Bd. 10 S. HO).1) — S. wegen dieses Erk. auch Anm. tu §. 21. E. zu lit. g. 57. a. Zur Subhastations-Ordnung vom 15. März 1869, für die Landestheile, in welchen die Allg. Gerichts-Ordnung Gesetzeskraft hat, mit Ausnahme der Gebietstheile des ehemaligen Königreichs Hannover (GS. S. 421), bestimmte der derselben nach §. 114 beigefügte und nach dem­ selben §. in Stelle des Artikels 12 des Gesetzes vom 9. Mai 1854 (GS. S. 273) getretene Kosten­ tarif (S. 449 a. a. O.) §. 1: An Gerichtskosten werden erhoben: 4) für das Urtheil, durch welches der Zuschlag ertheilt wird: (Kosten-Sätze nach Maßgabe des Objekts.) Neben den unter Nr. 4 bestimmten Sätzen wird noch der Betrag des nach den Bestimmungen der Stempelgesetze zu berech­ nenden Werthstempels erhoben. Wird auf erhobene Beschwerde das Urtheil, durch welches der Zu­ schlag ertheilt worden ist, aufgehoben und der Zuschlag versagt, so sind die nach Nr. 4 berechneten Kosten und Stempel niederzuschlagen. §. 2: Wenn in einem und demselben Verfahren mehrere Grundstücke, Gerechtigkeiten, Schiffe rc. zur Subhastation gezogen werden, so sind die Sätze zu 1, 2, 3 und 5 itn §. 1 nach der Summe des Werthes derselben, die Sätze zu 4 aber nach der Summe des Werthes der jedem einzelnen Meistbietenden zugeschlagenen Gegenstände zu berechnen. §. 4: Die Kosten der Einlegung und der Verhandlung der Beschwerde — §§. 46 ff. — werden nach den Vorschriften und Grundsätzen berechnet, welche für den Kostenansatz bei Einlegung und Verhand­ lung der Appellation in schleunigen Sachen maßgebend sind. Daneben kommen die unter Nr. 4 bestimmten Sätze in Anwendung, wenn der von dem Subhastationsrichter versagte Zuschlag durch das Appellationsgericht ertheilt wird. Zu §. 1 Nr. 4 bestimmte das JMR. vom 20. März 1869 (ZMB. S. 62) unter Nr. 13, daß, wie aus Nr. 4. c des §. 1 a. a. O. hervorgehe, bei Gegenständen über 20000 Thaler von dem Mehrbeträge besondere Kosten für das Zuschlagsurtheil nicht berechnet werden, sondem nur der Werthstempel in Ansatz kommt, und daß derselbe bei Schiffen, als beweglichen Sachen, nur in Vs Prozent besteht. An Stelle der Subhastations-Ordnung v. 15. März 1869 ist das Gesetz, betr. die Zwangs­ vollstreckung in das unbewegliche Vermögen, v. 13. Juli 1883 (GS. S. 131) getreten, dessen Geltungsbereich derjenige der Grundbuch-Ordnung vom 5. Mai 18722) ist.

57. b. Ges., betr. die Gerichtskosten bei Zwangsversteigerungen und Zwangsverwaltungen von Gegenständen des unbeweglichen Vermögens, v. 18. Juli 1883 (GS. S. 189).3) §. 3. Für das Urtheil, durch welches im Verfahren der Zwangsversteigerung der Zuschlag ertheilt worden ist, werden erhoben: a. von dem Betrage bis zu 300 Mark einschließlich von je 75 Mark 1,50 Mark. Daneben wird der Betrag des nach den Bestimmungen der Stempelgesetze zu berechnen­ den Werthstempels erhoben. In den Hohenzollernschen Landen wird bei der Eintragung des Erstehers als Eigenthümers von diesem die in Artikel 2 §. 1 des Gesetzes vom 22. Juni 1875 (GS. S. 235) [f. Zusatz 2 zu Abtheilung I des Komm.) bestimmte Abgabe erhoben. ') Aus den Gründen: Der allerdings nur bei Veräußerungen von Grundstücken festgestellte Grundsatz, wonach, wenn Gegenstände anderer Art ohne besondere Angabe ihres Werthes mit Grundstücken oder Grundgerechtigkeiten in einer Summe veräußert werden, die ganze Summe als für Grundstücke und Gerechtigkeiten gezahlt, für den Stempelansatz in Betracht treten soll, läßt es als in der Absicht des Stempelgesetzes liegend erkennen, da wo sich eine Untheilbarkeit des Objekts ergiebt, den höheren Stempelansatz als den maßgebenden hinzustellen. 2) d. h. die gesammte Monarchie mit Ausnahme a. des Oberlandesaerichtsbezirks Köln, jedoch ohne einen Theil der Stadt Langenberg, b. des Regierungsbezirks Wiesbaden, c. des Bezirksamts Vöhl, Kreis Frankenberg, Reg.-Bez. Kassel, d. des Kreises Herzogthum Lauenburg. 3) Der Geltungsbereich ist der des Ges. v. 13. Juli 1883. Dgl. die vorige Note.

144

Gesetz

§. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. [$ie Etempelabgaben in Grundbuchsachen. ^

Wird bei einer Versteigerung, welche zum Zwecke der Auseinandersetzung unter Miteigenthümern erfolgt, der Zuschlag einem Miteigenthümer ertheilt, so bleibt bei Berechnung der Gebühren, Stempel und Abgaben derjenige Theil des Meistgebots außer Betracht, welcher auf den dem Ersteher bereits zustehenden Antheil an dem versteigerten Gegenstände fällt. Wird das Urtheil aufgehoben, so werden die angesetzten Beträge nicht erhoben oder, wenn sie bezahlt sind, erstattet.') 57. c. Vergl. auch Tarifpos. „Adjudicationsbescheide" nebst Anm. 2 ff., namentlich in Betreff des Stempelansatzes, falls der Zuschlag an einen Miteigenthümer des subhaftirten Grundstücks er­ folgt, Anm. 8.a, b daselbst, und bezüglich des Falles einer Erbschaftstheilung Anm. 11 zu §. 10. Die Stempelabgaben in Grundbuchsachen. 58.a.

Grundbuch-Ordnung v. 5. Mai 1872 (GS. S. 416) §. 142: Die Stempel­ abgaben für die bei dem Grundbuchamt vorgenommenen Geschäfte und gestellten Anträge werden nach dem besonderen hierüber erlassenen Gesetze erhoben. Auch bestimmt der nach §. 141 a. a. O. beigefügte Kosten-Tarif für Grundbuchsachen (®o. S. 503) im §. 8 unter Nr. 2: Außer den vorstehend bestimmten Kostensätzen wird noch der Betrag der Stempelabgabe erhoben, welche nach dem Gesetze vom 5. Mai 1872 von gewissen, bei dem Grundbuchamt anzubringenden Anträgen zu entrichten ist. 58.b. Gesetz, betreffend die Stempelabgaben von gewissen, bei dem Grund­ buchamte anzubringenden Anträgen, vom 5. Mai 1872 (GS. S. 509): Wir rc. verordnen für die Landestheile, in welchen das Gesetz über den Eigenthumserwerb und die dingliche Belastung der Grundstücke, Bergwerke und selbstständigen Gerechtigkeiten vom 5. Mai 1872 sGS. S. 433] Geltung hat, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages, was folgt: §•

1.

Die im Falle der freiwilligen Veräußerung von inländischen Grundstücken, verliehenen Berg­ werken, unbeweglichen Bergwerksantheilen oder selbstständigen Gerechtigkeiten erfolgende Auflassungs­ erklärung unterliegt einer Stempelabgabe von einem Prozent des Werthes des veräußerten Gegen­ standes. 2) §.

2.

Die derselben Frist die kunde in

Auflaffungserklärung ist jedoch dem Werthstempel (§. 1) nicht unterworfen, wenn mit oder innerhalb der gleichzeitig nachzusuchenden, von dem Grundbuchamte zu bestimmenden das Veräußerungsgeschäft enthaltende, in an sich stempelpflichtiger Form ausgestellte Ur­ Urschrift, Ausfertigung oder beglaubigter Abschrift dem Grundbuchamte vorgelegt wird. §. 3. Den Werth, nach welchem die Stempelabgabe von der Auflaffungserklärung zu bemessen ist, anzugeben, sind der Veräußerer und der einzutragende Erwerber verbunden. Wer aus Aufforderung des Grundbuchamtes oder der Steuerbehörde der Verpflichtung zur Angabe des Werthes nicht genügt, hat die durch amtliche Ermittelung desselben entstehenden Kosten zu tragen. ') Erfolgt der Zuschlag erst in der Beschwerdeinstanz, so ist der §. 18 Abs. 2 des Ausführungsges. zum DGKG. v. 10. März 1879 maßgebend. S. denselben oben in Anm. 14. a zu §. 2. a) Bei der Berathung in der Kommission des Hauses der Abgeordneten erklärte zu §. 1 des Gesetzes der Regierungs-Kommissar, daß die Stempelabgabe von 1 Prozent sich lediglich auf den Werth der betreffenden Immobilien, nicht auf das etwa mitveräußerte Inventar beziehe, daß letzteres überhaupt nicht mit einem Stempel belegt werde, falls es nicht durch einen schriftlichen Vertrag veräußert sei (Verhandl. des Hauses der Abgeordneten Aktenstück Nr. 235, S. 1307). Vergl. in Anm. 59 die Anweisung sub Nr. 7. c.

Gesetz §. 5. Stempelbercchmmg Bei Veräußerung von Grundstücken re.

145

[Die Etempelabgaben in Srundbuchsachen ]

§• 4. Zn keinem Falle darf ein geringerer Werth angegeben werden, als der nach den Vorschriften des Stempelgesetzes über die Versteuerung der Kaufverträge berechnete Betrag der von dem Er­ werber übernommenen Lasten und Leistungen, mit Einschluß des Preises und unter Zurechnung der vorbehaltenen Nutzungen. Die Angabe eines geringeren Werthes wird als Stempelsteuer-Defraudation nach Maßgabe des hinterzogenen Steuerbetrages geahndet. §• 5. Liegt gegründete Veranlassung vor, den angegebenen Werth für zu niedrig zu erachten, und findet eine Einigung mit dem Steuerpflichtigen hierüber nicht statt, so wird der zu entrichtende Stempelbetrag von der Steuerbehörde, nöthigenfalls nach dem Gutachten Sachverständiger, fest­ gesetzt und eingezogen. Zn Betreff der Befugniß des Steuerpflichtigen, seinen Widerspruch gericht­ lich geltend zu machen, bewendet es bei den gesetzlichen Bestimmungen über die Zulässigkeit des Rechtsweges in Beziehung auf die Stempelsteuer. §•

6.

Die Beanstandung der Werthangabe des Veräußerers und Erwerbers ist nur binnen einer dreijährigen Frist nach der Eintragung zulässig. §•

7.

Die Werthsermittelung ist in allen Fällen ohne Rücksicht auf die für besondere Zwecke vor­ geschriebenen Abschätzungsgrundsätze auf den gemeinen Werth des Gegenstandes zur Zeit des Eigen­ thumswechsels zu richten. §•

8.

1) Der Antrag des Eigenthümers auf Eintragung einer Hypothek oder Grundschuld im Grundbuches, ingleichen 2) der auf die Löschungsbewilligung des Gläubigers gegründete Antrag des Eigenthümers auf Löschung einer Post unterliegt einer Stempelabgabe von V,a Prozent der einzutragenden, beziehungsweise zu löschenden Summe [f. jedoch S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 7]. Renten und andere zu gewiffen Zeiten wiederkehrende Leistungen werden Behufs Berechnung der Abgabe nach Vorschrift der Stempelgesetze kapitalisier. §•

9.

Der Antrag auf Eintragung der Verpfändung einer Hypothek oder Grundschuld durch den eingetragenen Gläubiger ist einer Stempelabgabe von '/„ Prozent der Summe, für welche die Post verpfändet wird, wenn dieselbe geringer ist als die Summe der verpfändeten Post, sonst von y12 Prozent der letzteren Summe unterworfen. §. 10.

Betrifft einer der in den §§. 8 und 9 bezeichneten Anträge eine Hypothek oder Grundfchuld, für welche mehrere Grundstücke haften, so ist die Abgabe nur einmal und nach Maßgabe der bei einem Grundstücke beantragten Eintragung zu entrichten. §•

11.

Die in §§. 8 und 9 angeordneten Werthstempelabgaben werden nicht erhoben, wenn bei An­ bringung des Antrages oder innerhalb der gleichzeitig nachzusuchenden, von dem Grundbuchamte 7) Hypothek und Grundschuld unterscheiden sich darin, daß bei jener der Schuldgrund, bei dieser kein Schuldgrund angegeben wird (§. 19 Nr. 1 des Ges. über den Eigenthumserwerb re. v. 5. Mai 1872, GS. S. 433). Hoyer u. Gaupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Ausl.

10

Gesetz §. 5.

14 ß

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken :c. (Die Stempelabgaben in Srundbuchsachen.)

zu bestimmenden Frist die in an sich stempelpflichtiger Form abgefaßte Urkunde über das dem Antrage zu Grunde liegende Rechtsgeschäft, und zwar in den im §. 8 unter 1 und im §. 9 bezeichneten Fällen die Urkunde über das Geschäft, auf Grund dessen die Bewilligung beziehungsweise die Verpfändung der Hypothek oder Grundschuld stattfindet, in den im §. 8 unter 2 bezeichneten Fällen die Urkunde über das Geschäft, auf Grund deffen die Löschungsbewilligung ertheilt ist, in Urschrift, Ausfertigung oder beglaubigter Abschrift dem Grundbuchamte vorgelegt wird. §.

12.

Wird nach Entrichtung der im §. 1 vorgeschriebenen Abgabe die Urkunde über das der Auflaflungserklärung zum Grunde liegende Veräußerungsgeschäft gerichtlich aufgenommen, oder der von dem Finanz-Minister bestimmten Steuerstelle behufs Versteuerung binnen 14 Tagen nach der Errichtung der Urkunde vorgelegt, so ist auf den zu dieser Urkunde erforderlichen Werthstempel der für die Auflassungserklärung erlegte Stempelbetrag auf Verlangen anzurechnen.

Zn gleicher Weise

kann die Anrechnung des nach §§. 8 und 9 erhobenen Abgabenbetrages auf den Werthstempel zu der Urkunde über das dem Eintragungs- beziehungsweise Löschungsantrage zum Grunde liegende Geschäft (§. 11) verlangt werden. Ausgeschlossen von der Anrechnung bleibt derjenige Stempelbetrag, welcher zu dem Eintragungsantrage beziehungsweise dem Löschungsantrage erforderlich gewesen sein würde, wenn dieselben nicht dem Werthstempel unterlegen hätten (Fixstempel). §. 13. Zm Auslande ausgestellte, in einem inländischen Grundbuchamte angebrachte Anträge sind den in den §§. 8 und 9 bestimmten Werthstempelabgaben ebenfalls nach Vorschrift dieses Gesetzes unterworfen. §. 14. Die Grundbuchämter sind verpflichtet, auf die Befolgung der Stempelgesetze in Betreff der bei ihnen vorkommenden Urkunden zu halten und alle bei ihrer Amtsverwaltung zu ihrer Kenntniß kommenden Zuwiderhandlungen gegen die Stempelgesetze von Amtswegen Behufs Einleitung des Strafverfahrens zur Anzeige zu bringen. Zn Betreff der nach diesem Gesetze zu versteuernden Gegenstände haben die Grundbuchämter außerdem die Nachbringung, beziehungsweise Einziehung des etwa fehlenden Stempelbetrages zu veranlassen. §. 15. Wegen der verwirkten Stempelstrafe und in allen übrigen Beziehungen kommen die Bestim­ mungen der Gesetze über den Urkundenstempel auch bei den nach Vorschrift dieses Gesetzes zu ver­ steuernden Gegenständen zur Anwendung. §. 16. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Gesetze über den Eigenthumserwerb und die dingliche Belastung der Grundstücke, Bergwerke und selbstständigen Gerechtigkeiten vom 5. Mai 1872 in Kraft. Der Finanzminister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes beauftragt.

58. c.

Das Gesetz, betreffend die Stempelabgaben von gewissen bei dem Grundbuchamte an­

zubringenden Anträgen, v. 5. Mai 1872 (s. Anm. 58. b) ist auch eingeführt: a. im Zadegebiet, Gesetz v. 23. März 1873 GS. S. 111. noch: 1, §. 30 dieses Gesetzes: rc.

Bezüglich des Stempels bestimmen

Die Verhandlungen, welche zur Eintragung der bisher erwor­

benen, rechtzeitig angemeldeten Hypotheken- und Realrechte in dem neu anzulegenden Grundbuche erforderlich sind, sind kosten- und stempelfrei; 2, §. 15 der nach §. 30 dieses Gesetzes demselben beigefügten zusätzlichen Bestimmungen zu dem Kosten-Tarif für Grundbuchsachen im Zadegebiet

Gesetz §. S. Stempelberechnung bei DerSußerung von Grundstücken rc. [Die Stempelabgaben in Grundbuchfachen.)

(GS. S. 117): Bei den Geschäften, für welche die vorstehenden Tarifsätze zur Erhebung kommen, wird eine Stempelabgabe nur insoweit entrichtet, als dieselbe unter den in dem Gesetze vom 5. Mai 1872 bezeichneten Voraussetzungen auf den Auslaffungserklärungen beziehungsweise auf den, den Einschreibungen beim Grundbuche zum Grunde liegenden Anträgen ruht, oder nach der Aller­ höchsten Verordnung vom 19. Zuli 1867 (s. in Abth. II des Komm.) von den Urkunden über die­ jenigen Rechtsgeschäfte zu entrichten ist, welche zu solchen Erklärungen oder Anträgen Veranlassung geben. Alle sonstigen Gesuchs-, Protokoll- und Ausfertigungsstempel bleiben außer Ansatz. — Vergl. sub d Absatz 2. b. in Neuvorpommern und Rügen, Gesetz v. 26. Mai 1873 GS. S. 229. Der §. 50 dieses Gesetzes bestimmt noch: Die Verhandlungen, welche zur Eintragung der bis 1. Zuli 1869 an­ gemeldeten Hypotheken- und Realrechte in dem neu anzulegenden Grundbuch erforderlich sind, sind kosten- und stempelfrei. Ein Gleiches gilt von den nach §. 49 entstehenden Kosten für die öffent­ liche Ladung und Ausschließung. c. in der Provinz Schleswig-Holstein, Gesetz v. 27. Mai 1873 GS. S. 241. Hinsichtlich des Stempels bestimmt dieses Gesetz noch: §. 24: Wenn der Eigenthümer gleich bei Anlegung deS Grundbuchblattes oder Artikels beantragt, die leeren Stellen oder die vor der Linie getilgten Posten als Hypotheken oder Grundbuchschulden auf seinen Namen einzutragen, so erfolgt diese Eintragung stempel- und kostenfrei. §. 52: Die Verhandlungen, welche zur Feststellung der inner­ halb der Ausschlußfrist angemeldeten oder der Anmeldung nicht bedürfenden Rechte an Grundstücken und Schiffen (§. 50) erfolgen, sind stempel- und kostenfrei rc. d. in der Provinz Hannover mit Ausschluß des Jadegebiets (s. oben sub a), Gesetz v. 28. Mai 1873 GS. S. 253. Bezüglich des Stempels bestimmen noch: 1) §. 57 dieses Gesetzes: lautet wörtlich, wie oben unffcr a. 1 der §. 30; 2) §. 14 des nach §. 56 dieses Gesetzes demselben beigefügten Kostentarifs (GS. S. 266): lautet wörtlich, wie oben unter a. 2 der §. 15, mit fol­ gendem Zusatz: Durch die vorstehenden Tarifsätze (§§. 1—11) werden zugleich die in Hypothekenfachen auf Grund der in Kraft gebliebenen Bestimmungen des Stempelgesetzes vom 30. Januar 1859 zu erhebenden Stempelabgaben gedeckt (§§. 1, 2 des Gesetzes vom 24. Februar 1869, GS. S. 366 — s. in Abth. II des Komm ). Zur Ausführung deS vorgedachten Gesetzes vom 28. Mai 1873 sowie des Gesetzes v. 23. März 1873 (s. oben sub a) ist das JMR. vom 24. Sept. deff. I. ergangen (JMB. S. 259), dessen §. 10 im Wesentlichen mit §. 11 in Anm. 61. c übereinstimmt. e. im Appellationsgerichtsbezirk Kassel excl. Amtsgerichtsbezirk Böhl, Gesetz v. 29. Mai 1873 GS. S. 273. — Hierzu JMR. v. 9. Mai 1874 (JMB. S. 141), in dessen §. 10 hinsichtlich der Stempel auf das JMR. v. 24. Sept. 1872 (JMB. S. 254) und in welchem letzteren auf die An­ weisung des IM. u. des FM. v. 19. Sept. 1872 (s. Anm. 59) verwiesen wird. f. im Bezirk des Justizsenats zu Ehrenbreitstein, Gesetz v. 30. Mai 1873 GS. S. 287. Der §. 43 dieses Gesetzes bestimmt noch: Die Behufs Anlegung des Grundbuchs zur Ermittelung und Eintragung des bisher erworbenen Eigenthums, der Hypotheken und dinglichen Rechte erforderlichen Verhandlungen sind stempel- und kostenfrei. — Hierzu JMR. v. 31. Okt. 1873 (JMB. S. 293): §. 1, betreffend die Anwendung des JMR's v. 14. Nov. 1872 (JMB. S. 302), bezüglich des §. 11 (f. Anm. Gl. a) mit der Maßgabe, daß in dem in der Rubrik 2 des Tagebuchs des Grundbuch­ führers vorgeschriebenen Hinweise auf das Grundbuch statt der Gemarkung die Katastergemeinde zu bezeichnen ist; §. 21, betr. die Stempelfreiheit der von den Schultheißen, Schöffen und Mit­ gliedern der Schöffengerichte auf Antrag der Jntereffenten ertheilten Atteste. g. in den Hohenzollernschen Landen, Gesetz vom 31. Mai 1873 GS. S. 301. — Nach dem JMR. v. 23. Sept. 1873 (JMB. S. 259) findet das JMR. v. 14. Nov. 1872 (ZMB. S. 302 — s. Anm. 61. a), mit einer hier nicht interessirenden Maßgabe auch in den Hohenzollernschen Landen 10*

148

Gesetz §. 5. Slempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. [Die Stempelabgaben in Grundbuchsachen. — 9RtntftertaU6r taffe]

Anwendung. — Später sind in Stelle des durch Gesetz vom 31. Mai 1873 in die Hohenzollernschen Lande eingeführten Gesetzes vom 5. Mai 1872 (s. vorstehend) die Bestimmungen im Artikel 2 des Gesetzes, betreffend das Sportel-, Stempel- und Taxwesen in den Hohenzollernschen Landen, vom 22. Juni 1875 (GS. S. 235 — s. Zusatz 1 zu Abtheilung II) getreten. a. Ministerial-Erlasse rc. — Anm. 59 bis 67.

59.

FMR. v. 19. Sept. 1872, betr. die Ausführung des Gesetzes vom 5. Mai 1872 —

s. vorige Anm., (CB. S. 471, MB. 1873 S. 22): Die rc. (Provinzial - Steuerbehörde) erhalt x Exemplare der in Gemeinschaft mit dem Herrn Zustizminister erlassenen Anweisung zur Ausführung des Gesetzes vom 5. Mai d. Z., betreffend die Stempelabgaben von gewissen, bei dem Grundbuchamte anzubringenden Anträgen (folgt hierunter) mit dem Auftrage, die Hauptämter Ihres Bezirks danach schleunig mit Anweisung zu versehen. Zn Beziehung auf die unter Nr. 8 der Anweisung vorbehaltenen besonderen Vorschriften wird bemerkt, daß es auf die Ermittelung des wirklichen gemeinen Werthes des veräußerten Gegen­ standes unter Berücksichtigung der im §. 4 des Gesetzes vom 5. Mai d. Z. enthaltenen besonderen Bestimmung ankommt.

Als Anhaltspunkte für die Ermittelung des Werthes werden früher für

den verkauften Gegenstand wirklich erzielte Kaufpreise, vorliegende Schätzungen Behufs der Feuer­ versicherung rc., Pacht- oder Miethszinse dienen können, wobei jedoch stets auf eine inzwischen etwa eingetretene allgemeine Preissteigerung Rücksicht zu nehmen ist.

Ebenso werden für ähnliche Grund­

stücke wirklich erzielte Kaufpreise oder davon bezogene Nutzungen bei der Werthschätzung in Betracht zu ziehen sein.

Dabei wird es nach Umständen sich empfehlen, über Verhältnifle dieser Art mit

den Beamten der Grund- und Gebäudesteuer-Fortschreibung (Kataster-Kontroleure) in Einvernehmen zu treten.

Wo jedoch solche Momente nicht vorliegen, oder aus irgend welchen Gründen daraus

auf den gemeinen wirklichen Werth nicht geschlossen werden kann, — wie dieses z. B. bei Schätzungen mit Anwendung besonderer Abschätzungsprinzipien (zum Zwecke der Feuerversicherung oder zur Erlangung eines Darlehns aus einem Kreditinstitute) der Fall sein kann, — ist die Er­ mittelung des wirklichen Werthes durch zuverlässige Sachverständige herbeizuführen. Nach Maßgabe der Ermittelung ist der zu entrichtende Werthstempel festzusetzen und dem Grund­ buchamte neben Mittheilung der durch die amtliche Werthsermittelung entstandenen Kosten (§. 3 des Gesetzes) Behufs Einziehung von dem Steuerpflichtigen zur Kenntniß zu bringen.

Daneben ist in

den geeigneten Fällen nach Maßgabe des §. 4 des Gesetzes das Verfahren wegen StempelsteuerDefraudation einzuleiten. Anweisung des ZM. und des FM. zur Ausführung des Gesetzes vom 5. Mai 1872, betreffend die Stempel­ abgaben von gewissen, bei dem Grundbuchamte anzubringenden Anträgen (GS. S. 509), vom 19. Sept. 1872 (CB. S. 471 ff., MB. 1873 S. 22 ff., DRA. Nr. 230 erste Beilage, auch in der amtlichen Ausgabe des Tarifs zur Berechnung der Gerichtskosten in Grundbuchsachen abgedruckt S. 16 ff.): 1.

Das vorbezeichnete Gesetz tritt mit dem 1. Oktober d. Z. in denjenigen Landestheilen in Kraft, in welchen zur Zeit das Allgemeine Landrecht und die Hypotheken-Ordnung vom 20. Dezbr 1783 gilt, mit Ausschluß der Gebietstheile der Provinz Hannover.

2. Nach §§. 1, 8 und 9 des Gesetzes unterliegen einem Werthstempel von 1 Prozent: die im Falle der freiwilligen Veräußerung inländischer Grundstücke u. s. w. (§. 1) erfolgende Auflassungserklärung; von Vl2 Prozent: a) der Antrag des Eigenthümers

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

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[$ic Stempelabgaben in Srunbbuchsachen. — Ministerialerlasse.)

auf Eintragung einer Hypothek oder Grundschuld re. mit Einschluß der auf den Namen des Eigenthümers selbst einzutragenden Posten; auf Löschung einer Hypothek oder Grundschuld, sofern der Antrag auf die Löschungs­ bewilligung des Gläubigers gegründet ist; b) der Antrag des eingetragenen Gläubigers auf Eintragung der Verpfändung einer Hypothek oder Grundschuld. 3. Die Werthstempelabgabe ist zu berechnen: a) bei der Auflastungserklärung von dem Werthe des veräußerten Gegenstandes zur Zeit des Eigenthumswechsels ohne Rücksicht auf die für besondere Zwecke vorgeschriebenen Ab­ schätzungsgrundsätze, insbesondere also auch ohne Anwendung der wegen Berücksichtigung der Taxprinzipien ritterschaftlicher Kreditsysteme in der Allerh. Kab.-Ordre vom 29. Okt. 1834 erlassenen Anordnung [f. Anm. 6 zu §. 4 am Schluß); b) bei den unter 2.a bezeichneten Anträgen von der einzutragenden bezw. zu löschenden Summe; c) bei den unter 2. b erwähnten Anträgen: von der Summe, für welche die Post verpfändet wird, wenn dieselbe geringer ist als die Summe der verpfändeten Post, sonst von der letzteren Summe. 4. Insoweit das Gesetz vom 5. Mai d. Z. nicht etwas Besonderes in Betreff der unter Nr. 2 ge­ dachten Stempelabgaben bestimmt, kommen die allgemeinen Vorschriften wegen des Urkunden­ stempels zur Anwendung. Zn dieser Hinsicht ist die von dem Grundbuchamt aufzunehmende Auflaffungserklärung als ein mehrseitiger Vertrag zu behandeln (§. 22 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822). Insbesondere erledigen sich die Fragen wegen der Verhaftung der Theilnehmer für die Steuer, wegen des Einfluffes der subjektiven Befreiung des einen oder anderen TheilnehmerS von der Stempelsteuer, ingleichen wegen der Nothwendigkeit der Verwendung von Stempelmaterialien, bezw. der Einziehung der Stempelbeträge als Gerichtskosten u. s. w. überall nach den bestehenden allgemeinen Bestimmungen. 5. Die Werthstempelabgaben von den unter Nr. 2 bezeichneten Gegenständen bleiben unerhoben, wenn bei der Auflaffungserklärung die Urkunde über das Veräußerungsgeschäft, bei Anbringung eines der unter Nr. 2. a und b gedachten Anträge die Urkunde über das zum Grunde liegende Rechtsgeschäft (Schuldverschreibung, Quittung u. s. w.) vorgelegt, oder zu deren Vorlegung eine Frist von dem Grundbuchamte auf gleichzeitigen Antrag bewilligt und demnächst die Vorlegung rechtzeitig bewirkt wird. Hinsichtlich der Stempelpflichtigkeit und der Art der Versteuerung dieser Urkunden ist durch daö Gesetz vom 5. Mai d. Z. nichts geändert. Wegen der im §. 14 vorgesehenen Fälle der Versteuerung mittelst Anrechnung des schon erlegten Stempelbetrages wird unten (Nr. 9) das Weitere bestimmt. Die vorzulegenden Urkunden müssen in an sich stempelpflichtiger Form abgefaßt .sein; es genügt also nicht etwa die Beibringung eines steuerfreien Briefwechsels u. dergl. Die Urkunden müssen ferner in Urschrift, Ausfertigung oder beglaubigter Abschrift vorge­ legt werden (§§. 12 und 14 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822); es genügt also nicht die Beibringung einfacher Abschriften oder Auszüge. Ueber die Verpflichtung des Grundbuchamtes, die vorgelegten Urkunden mit Rücksicht auf die vorschriftsmäßige Versteuerung derselben sorgfältig zu prüfen, und über die hieran sich anschließenden weiteren Verpflichtungen ist im §. 14 des Gesetzes das Nöthige bestimmt. 6. Wird bei der Auflaffungserklärung, oder bei Anbringung eines nach Nr. 2.a, b werthstempel­ pflichtigen Antrages eine Frist zur Vorlegung der Urkunde über das zum Grunde liegende Rechtsgeschäft nachgesucht, so' hat das Grundbuchamt bei seiner Entschließung über die Ge­ währung oder Versagung der Frist und über deren Bemeffung zu erwägen, ob der, der Staats-

150

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

[$U Gtempelflbgabcn in Erundbuchsachen. — Ministerial-rrlasie ^ kaffe gebührende Steueranspruch durch die nachgesuchte Befristung gefährdet wird.

Liegt diese

Besorgniß vor, so kann das Grundbuchamt nach seinem Ermeflen die Frist versagen, abkürzen oder nur gegen Sicherstellung der

(nötigenfalls von dem Grundbuchamte zu arbitrirenden)

Steuer für die Auflafsungserklärung oder den betreffenden Antrag gewähren. 7.

Wird die Urkunde über das zum Grunde liegende Rechtsgeschäft nicht, oder nicht in vorschrifts­ mäßiger Form vorgelegt,

so erfolgt die Festsetzung

und Einziehung des Werthstempels von

den unter Nr. 2 bezeichneten Gegenständen durch das Grundbuchamt. Hierbei ist in Bezug auf die Auflassungserklärung Folgendes zu beachten: a) den Werth des veräußerten Gegenstandes anzugeben, verbunden.

sind der Veräußerer und Erwerber

Das Grundbuchamt hat die Angabe des Werthes in der Regel von Beiden

unter sofortiger Bestimmung einer kurzen Frist zu erfordern, welche nur aus erheblichen Ursachen zu verlängern ist.

Nach Bewandtniß der Umstände kann daffelbe auch die Auf­

forderung nur an den Erwerber oder an den Veräußerer ergehen lasten. b) Wer der Aufforderung nicht

genügt,

entstehenden Kosten zu tragen.

hat die durch amtliche Ermittelung des Werthes

Das Grundbuchamt schreitet deshalb,

forderung zur Angabe des Werthes von dem Veräußerer

sofern seiner Auf­

oder dem Erwerber oder von

Beiden nicht entsprochen wird, zur amtlichen Werthsermittelung und zieht die dadurch entstehenden Kosten außer dem

festzusetzenden Stempelbetrage

von dem Säumigen ein.

Die Werthsermittelung hat das Grundbuchamt nach seinem Ermessen durch Vernehmung von Sachverständigen, oder in sonst geeigneter Weise zu veranlassen. c) Liegt der Auflassungserklärung ein Kaufgeschäft oder überhaupt ein Geschäft über ent­ geltliche sein zu

Veräußerung zum

Grunde,

so

darf der deklarirte Werth

nicht

geringer

als der nach den bestehenden Vorschriften über die Versteuerung der Kaufverträge berechnende stempelpflichtige Werth, wobei jedoch die Bestimmung

im §. ö.f des

Stempelgesetzes vom 7. März 1822 außer Anwendung zu lasten ist svergl. die Note zu §. 1 in Anm. 58. b]. Der Einwand, daß der bedungene Preis

mit Einschluß der sonstigen Lasten

Leistungen und vorbehaltenen Nutzungen den gemeinen Werth

übersteige,

und

ist hierdurch

ausgeschlossen; die Interessenten sind dagegen nicht von der Angabe des wirklichen Werthes entbunden, wenn der aus den Bedingungen des Veräußerungsgeschäftes zu berechnende Werth hinter dem gemeinen Werthe zurückbleibt (gemischte Geschäfte). Grundbuchamt kann deshalb, sofern die Werthangabe unterbleibt,

ihm

Das

aber die Be­

dingungen des Veräußerungsgeschäftes anderweit glaubwürdig bekannt geworden und dem gemeinen Werthe des veräußerten Gegenstandes angemessen sind, von anderer Werths­ ermittelung absehen und auf dieser Grundlage den Stempel zur Auflassungserklärung festsetzen.

Zst die Werthdeklaration abgegeben, der deklarirte Werth erreicht aber nicht den

nach §. 4 des Gesetzes stempelpflichtigen Werth, so hat das Grundbuchamt wegen Stempel­ defraudation das Weitere einzuleiten, unbeschadet der sofortigen Einziehung des dem deklarirten Werthe entsprechenden Stempelbetrages. d) Zn allen anderen Fällen, in welchen das Grundbuchamt den angegebenen Werth bei der ihm obliegenden Prüfung desselben für zu niedrig erachtet und

die Interessenten

auf

desfallsigen Vorhalt bei ihrer Angabe stehen bleiben, hat das Grundbuchamt unverzüglich dem Hauptzoll- oder Hauptsteueramte, in dessen Bezirk es seinen Sitz hat — in Berlin dem Stempelfiskalat für Berlin — Behufs anderweiter Festsetzung des Stempelbetrages nach Maßgabe des §. 5 des Gesetzes die erforderliche Mittheilung zu machen.

Die Ein­

ziehung des der Deklaration entsprechenden Steuerbetrages ist auch in solchen Fällen nicht auszusetzen.

Zn gleicher Weise ist zu verfahren, wenn dem Grundbuchamte nachträglich

Gesetz §. 5. Stempelberechmmg bei Veräußerung von Grundstücken rc.

151

lDle Stempelabgaben in Orundhuchsachnr — Motive bet Oes. v. 8. Mai 1873 ]

Umstände bekannt werden, welche die Beanstandung und Berichtigung des angegebenen Werthes noch innerhalb der im § 6 deS Gesetzes vorgeschriebenen dreijährigen Frist zu rechtfertigen geeignet sind. 8. Die Hauptzoll- und Hauptsteuerämter haben aus Anlaß der ihnen nach Nr. 7. d zugehenden Mittheilungen sich der Ermittelung des wirklichen gemeinen Werthes des veräußerten Gegen­ standes unter Beachtung der dieserhalb ihnen ertheilten besonderen Anweisungen zu unter­ ziehen und über das Ergebniß an die Provinzial-Steuerbehörde zu berichten. Erachtet die letztere den angegebenen Werth für zu niedrig, so setzt sie den zu entrichtenden Stempelbetrag fest und erläßt wegen der nach §. 14 al. 2 des Gesetzes dem Grundbuchamte obliegenden Einziehung des Mehrbetrages die weitere Anordnung. 9. Wird nach Entrichtung der Werthstempelabgabe von der Auflasiungserklärung oder den unter Nr. 2 erwähnten Anträgen die Urkunde über das zum Grunde liegende Rechtsgeschäft (Kauf, Tausch, Schenkung, Schuldverschreibung, Quittung, Erlaß u. s. w.) gerichtlich aufgenommen oder innerhalb 14 Tagen nach Errichtung der Urkunde der Steuerbehörde Behufs Versteue­ rung vorgelegt, so soll, auf Verlangen, der von der Auflassungserklärung, bezw. den Eintragungs- oder Löschungs-Anträgen bereits entrichtete Werthstempel auf den zu der Urkunde erforderlichen Werthstempel angerechnet werden. Die zur Annahme und Erledigung solcher Anträge zuständigen Steuerbehörden sind die Hauptzoll- und Hauptsteuerämter, in deren Be­ zirk das Grundbuchamt, bei welchem der Werthstempel entrichtet ist, seinen Sitz hat, und die Nebenzollämter erster Klaffe und Steuerämter in denjenigen Orten, wo ein Grundbuchamt besteht, sowie die noch außerdem nach Bedürfniß von der Provinzialbehörde bekannt zu machen­ den Steuerstellen. Zn Fällen dieser Art ist dem instrumentirenden Gericht resp. der Steuer­ behörde die Bescheinigung über die Erlegung des Werthstempels zu übergeben; es findet als­ dann die Prüfung der Identität des Beurkundeten mit dem der Austaffungserklärung, bezw. dem versteuerten Antrage zum Grunde liegenden Rechtsgeschäft statt, und wenn sich hierbei keine Bedenken herausstellen, wird auf der Urkunde die Anrechnung des bereits entrichteten Werthstempels bescheinigt und nur der etwa überschießende Betrag, nach Bewandtniß des Falles, in Stempelmaterialien verwendet oder mit den Gerichtskosten eingezogen. Die bei­ gebrachte Bescheinigung über die Entrichtung des Werthstempels ist in der Regel der Urkunde beizuheften, andernfalls bei der Behörde zurückzubehalten. Zst der werthstempelpflichtige Eintragungs- oder Löschungs-Antrag in einer Form eingebracht, welche an sich einen Fixstempel erfordert haben würde (z. B. m einem notariellen Instrumente oder Protokolle u. bergt), und nach den allgemeinen Vorschriften der Fixstempel nur wegen der konkurrirenden Erhebung des Werthstempels unerhoben geblieben, worüber nöthigen Falles die Auskunft des Grund­ buchamtes beizubringen ist, so muß der Fixstempel vor der Anrechnung auf den zu der vor­ gelegten Urkunde erforderlichen Werthstempel in Abzug gebracht und darf nur der verbleibende Rest abgerechnet werden. Desgleichen ist zu beachten, daß die Anrechnung sich überhaupt nur auf den zu der vorgelegten Urkunde erforderlichen Werthstempel bezieht und, insofern letzterer ganz absorbirt oder unter den Betrag des Fixstempels vermindert wird, welchem die vorgelegte Urkunde als Notariats-Instrument, Protokoll u. s. w. unterliegt, der Betrag dieses Fixstem­ pels von der vorgelegten Urkunde erhoben werden muß. 10. Zm Uebrigen wird auf die Bestimmungen des Gesetzes im §. 8 a. E. wegen Kapitalisirung der Renten u. s. w., im §.10 wegen der Korreal-Hypotheken, im §.13 wegen der im Aus­ lande ausgestellten Anträge noch besonders aufmerksam gemacht. 60. Auszug aus den Motiven zum Entwurf des Gesetzes v. 5. Mai 1872, s. Anm. 58. b (Berhandl. des Hauses der Abgeordneten Aktenstück Nr. 22, S. 142): Zu §. 2 des Gesetzes. Die Urkunde über das Veräußerungsgeschäft unterliegt nach den bis-

152

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. [Dit Stempelabgaben in Trundbuchsachen. — Motive bcft Ves. v. L. Mai 1872.]

herigen Vorschriften nicht in allen Fällen dem Werthstempel von einem Prozent.

Es bestehen be­

sondere Vorschriften über die Versteuerung der Kauf- und Tausch-Verhandlungen zwischen Theilnehmern an einer Erbschaft, über lästige Verträge, wodurch Immobilien von Ascendenten auf Descendenten übertragen werden, über Schenkungen an Descendenten oder Ascendenten, über die objektive Befreiung gewisser Geschäfte von der Stempelsteuer u. s. w. Zn diesen Fällen bleibt es den Kontrahenten überlasten, die Urkunde über das Rechtsgeschäft, auf Grund dessen die Auslastung erfolgt, dem Grundbuch-Amte vorzulegen, und es bewendet alsdann bei der Anwendung der be­ stehenden Vorschriften wegen Versteuerung (ober Stempelsreiheit) der Urkunde über das Veräußerungsgeschäft; die Austastungs-Erklärung bleibt vom Werthstempel frei. Allerdings kann die Anordnung im §. 1 bei Schenkungen von Immobilien, welche einem höheren als dem Werthstempel von 1 Prozent (bis zu 8 Prozeut) unterworfen sind, zur Benachtheiligung der Staatskaffe führen, insofern der Beschenkte die Schenkungs-Urkunde zurückhalten und sich der Erhebung des Werthstempels von dem Eintragungs-Antrage unterwerfen kann, um den höheren Schenkungsstempel zu ersparen.

Zndeffen bleibt dann eben auch die Schenkungs-Urkunde

selbst unversteuert und jeder Produzent derselben für den vollen Schenkungsstempel verhaftet, ab­ gesehen von der den Theilnehmern an der Beurkundung drohenden Strafe für Defraudation des Schenkungsstempels.

Wichtiger ist die Möglichkeit, daß die Urkunde über ein von der Stempel­

steuer ganz oder theilweise befreites fingirtes Veräußerungsgeschäft vorgelegt werden kann, um die Stempelfreiheit des Eintragungs-Antrages zu erreichen, indem demnächst oder gleichzeitig das wirk­ liche stempelpflichtige Veräußerungsgeschäft unter Beseitigung jener fingirten Urkunde bekundet wird.

Geschieht letzteres in einer stempelpflichtigen Form, so verhält es sich damit, wie vorhin

wegen der Schenkungs-Urkunde bemerkt ist.

Die Urkunde über das wirkliche Veräußerungsgeschäft

bleibt wie bisher stempelpflichtig und es treten alle Folgen der Stempelsteuer-Defraudation ein, falls die Nichtversteuerung derselben entdeckt wird. Einige Gewähr gegen einen Mißbrauch der bezeichneten Art möchte auch in den Strafgesetzen liegen, da eine absichtliche Täuschung der Behörde über den Abschluß eines fingirten Geschäftes in der gewinnsüchtigen Absicht, die Stempelsteuer vom Eintragungs-Antrage zu hinterziehen, nach Umständen nicht blos als Stempelsteuer-Hinter­ ziehung zu bestrafen, sondern unter die Fälle des strafbaren Betruges zu rechnen sein würde. Darüber kann kein Zweifel sein, daß die Auflaffungs-Erklärung nur dann stempelfrei bleiben darf, wenn das Veräußerungsgeschäft in einer an sich der Stempelsteuer unterworfenen Form be­ urkundet ist.

Auf Briefe und andere an sich stempelfreie Schriften oder aus mündliche Verein­

barungen über das Veräußerungs-Geschäft läßt sich der Anspruch auf Befteiung der AuslastungsErklärung nicht gründen. Zu §. 3 bis 7 des Gesetzes.

Die in den §§. 3 bis 7 getroffenen Anordnungen enthalten

in den nachstehenden Beziehungen Aenderungen oder eigenthümliche Anwendungen der bisherigen Grundsätze: a) Die Werthangabe kann von beiden Theilen — dem Veräußerer und dem Erwerber — ge­ fordert werden (§. 3). b) Die Parteien sollen mindestens den aus ihren, über das Veräußerungsgeschäft getroffenen Verabredungen von selbst sich ergebenden Werth angeben (§. 4), nach den für die Versteuerung von Kaufverträgen geltenden Regeln. Der Einwand, daß die Leistungen des Erwerbers den außerordentlichen oder den Werth der besonderen Vorliebe darstellen, ist damit abge­ schnitten und für die überwiegende Mehrzahl der Veräußerungsfälle jedes Schwanken der Ansichten der Kontrahenten über den von ihnen anzugebenden Werthbetrag ausgeschloffen. c) Die Werthangabe der Parteien kann als zu niedrig beanstandet werden, ohne daß deshalb die Steuerbehörde genöthigt wäre, eine gerichtliche Taxe zu veranlassen.

Unter Benutzung

der ihr zugänglichen Materialien (frühere Preise oder Schätzungen, Rein- und Nutzungs-

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re.

[Ztte Stempelabgaben in Grundbuchsachen. — Ministerial-Srlaffe.^ Erträge bei der Fortschreibung der Grund- und Gebäudesteuer-Veranlagung, Preise gleich­ artiger Gegenstände bei der Fortschreibung der Grund- und Gebäudesteuer-Rollen u. s. w.) — kann die Steuerbehörde ausreichende Information gewinnen, um offenbar unangemessene Werthangaben soweit zu berichtigen, daß bei der Einziehung der Steuern die Festsetzung durch die Steuerbehörde zum Grunde gelegt wird. Wie in anderen Fällen, wo der Steuerpflichtige einen geforderten Werthstempel in dem geforderten Betrage zu zahlen sich nicht verpflichtet glaubt, steht ihm auch hier die Befugniß zu, dies gerichtlich geltend zu machen (§. 11 des Gesetzes vom 24. Mai 1861 über Erweiterung des Rechtsweges — s. Sinnt 42. a zu §. 2). d) Die Werthsermittelung ist auf den gemeinen Werth zu richten (§. 7). Die Bestimmung des Allerh. Erlaffes v. 29. Okt. 1834 wegen Anwendung der Tax-Prinzipien ritterschaftlicher Kreditsysteme [f. Anm. 6 zu §. 4 am Schluß) kann nicht zur Anwendung kommen, sie entspricht den Grundsätzen einer gleichmäßigen Besteuerung überhaupt nicht mehr. Zu §.13 des Gesetzes. Auflassungs-Erklärungen sind stets mündlich vor dem zuständigen Grundbuch-Amte abzugeben. Ausländische Kontrahenten werden sich dabei durch Mandatare ver­ treten lassen müssen. In Betreff der Bestimmungen über die inländischen Stempel-Abgaben von Auflaffungs-Erklärungen macht dies keinen Unterschied. Dagegen können die im §. 8 und im §. 9 des Entwurfes fdes Gesetzess bezeichneten Anträge auch im Auslande ausgestellt werden und es würde dann nach den mangelhaften Vorschriften der bestehenden Stempelgesetze deren Versteuerung nicht beansprucht werden können. Da keine Veranlaffung vorliegt, die im Sluslande ausgestellten Anträge bezüglich des Werthstempels anders zu behandeln, als gleichartige inländische Anträge, so ist im §. 13 des Entwurfes fdes Gesetzess die Gleichstellung derselben ausgesprochen. Zu §. 14 des Gesetzes. Wenn auch die Hypothekenbehörden nicht zu denjenigen Behörden zu rechnen sein sollten, denen eine richterliche oder Polizeigewalt anvertraut ist (§. 30 des Stempel­ gesetzes vom 7. März 1822, §. 23 der Verordnung vom 19. Zuli 1867, §. 23 der Verordnung vom 7. August 1867, GS. S. 1191, 1277 — s. in Abth. II des Komm.), so muß denselben doch wegen der Wichtigkeit der bei ihnen vorkommenden Schriften für das Stempel-Zntereffe die Verpflichtung auferlegt werden, auf Befolgung der Stempelgesetze zu halten und Kontraventionen der zuständigen Behörde zur Ahndung anzuzeigen. 61. a. Vom 1. Dezember d. Z. ab treten für den Geschäftsbetrieb und die Registerführung in den Bureaux der Grundbuchämter nachstehende Anordnungen in Wirksamkeit: §. 11. Der Grundbuchführer hat über die von ihm im Grundbuch bewirkten Einschreibungen ein Tagebuch nach dem beiliegenden Formular zu halten ff. Anm. 61. b]. Nach Anleitung desselben bewirkt der Grundbuchrichter die Vergleichung der Einschreibungen mit den ergangenen Verfügungen. Außerdem dient dasselbe zur Ermittelung der in den jährlichen Geschäftsübersichten darzustellenden statistischen Angaben, und den Steuerbehörden zum Anhalt bei der von ihnen vorzunehmenden Prüfung der auf die Stempelabgaben Bezug habenden Ansätze. Das Tagebuch zerfällt in drei Abtheilungen; die erste Abtheilung bezieht sich auf die Auflaffungen, die zweite auf die endgültigen Einschreibungen in der zweiten und dritten Hauptabtheilung und auf die Löschung solcher Einschreibungen, die dritte auf alle sonstigen Einschreibungen. ' Zn der ersten Abtheilung sind in der Spalte „Bemerkungen" auch Name und Wohnort des Veräußerers und Erwerbers einzutragen, wenn die Versteuerung nach Maßgabe einer WerthSdeklaration erfolgt ist. Ein abschriftlicher Auszug aus der ersten Abtheilung des Tagebuchs, in welchen jedoch nur diejenigen Auflassungen aufzunehmen sind, bei denen die Versteuerung auf Grund einer Werthsdeklaration (§. 3 des Gesetzes vom 5. Mai 1872 — s. Anm. 58. b) stattgefunden hat, wird in Berlin monatlich dem Stempelfiskalat für Berlin übersandt. Im Uebrigen haben die Appellationsgerichte wegen der Mittheilung gleicher Auszüge in den nach dem Umfange des Verkebrs

Gesetz §. 5.

154

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

[Die Stempelabgaben in (ßrundbuchfachen. — Ministerial, Erlaffe.)

zu bemeffenden periodischen Fristen an die betreffenden Steuerbehörden im Einvernehmen mit den Provinzial-Steuerbehörden nähere Bestimmungen zu treffen.

Nach Bedürfniß kann eine Erweiterung

des Inhalts der an die Steuerbehörde zu übersendenden Auszüge durch Aufnahme der im Grund­ buchs vermerkten

letzten Erwerbspreise und anderer für die Beurtheilung der Werthsdeklaration

einen Anhalt gewährender Daten angeordnet werden. 61. b.

ZMR. v. 14. Nov. 1872 (ZMB. S. 302).

3MR. v. 14. Okt. 1874 an sämmtliche Gerichtsbehörden im Geltungsbereiche der

Grundbuch-Ordnung vom 5. Mai 1872, mit Ausschluß derer in den Bezirken der Appellations­ gerichte zu Greifswald und Kiel (ZMB. S. 273): „Mit dem Beginn des Geschäftsjahres 1875 soll das zum Tagebuch der Grundbuchführer seither verwendete Formular durch das hier beigefügte ersetzt werden. zu beachten."

Bei der Anwendung desselben sind die zu dem Formular gegebenen Erläuterungen In diesen „Erläuterungen" (S. 276 a. a. O) heißt es sub Nr. 7:

„Die Rubrik 8

ist für diejenigen Angaben bestimmt, welche nach §. 11 der allgemeinen Verfügung vom 14. November 1872 (s. vorige Sinnt.) der Steuerbehörde mitgetheilt werden müssen.

Die Bedeutung der in der

Spalte e anzugebenden Werthe ist dadurch erkennbar zu machen, daß denselben der entsprechende in der Ueberschrift ersichtliche Buchstabe vorangestellt wird."

Das vorgedachte neue Formular

(S. 274 u. 275 a. a. O.) führt die Ueberschrift: „Tagebuch des Grundbuch-Amts zu.......... für das Geschäftsjahr 18 . ." und hat 8 Rubriken; die 8. Rubrik ist überschrieben: „Auslassungen" und hat die Spalten a bis c und zwar: a. Bezeichnung des aufgelassenen Grundstücks nach dem Grundbuch; b. und c. Namen und Wohnort des: b, Veräußerers — c, Erwerbers; d. Deklarirter Grundstücks werth; e. Sonstige Notizen für die Steuerbehörde: a) Grundsteuer-Reinertrag, b) GebäudesteuerNutzungswerth, c) letzter Erwerbspreis, d) Feuerversicherungssumme, c) Tarwerth (die Werthe ad d und e werden nur angegeben, falls dieselben im Grundbuche eingetragen worden sind). 61.c.

Nach §. 11 der allgemeinen Verfügung des Herrn Justiz-Ministers vom 14. v. M., die

Büreau-Verwaltung bei den Grundbuchämtern betreffend (ZMB. 1872 S. 302 — s. Anm. 61. a), hat jeder Grundbuchführer ein Tagebuch über die bewirkten Einschreibungen zu führen, welches zugleich den Steuerbehörden zum Anhalt bei der von ihnen vorzunehmenden Prüfung der auf die StempelAbgaben Bezug habenden Ansätze dient. Auflaffungen.

Tie erste Abtheilung des Tagebuchs bezieht sich auf die

Aus derselben sollen für die Steuerbehörde Auszüge gefertigt werden, worin die­

jenigen Auflassungsfälle, bei denen die Versteuerung auf Grund einer Werthdeklaration (§. 3 des Gesetzes vom 5. Mai d. Z. — s. Anm. 58. b) erfolgt ist, aufzunehmen und Name und Wohnort des Veräußerers und Erwerbers, Bezeichnung des Gruttdstücks und der versteuerte Werth anzu­ geben ist.

Nach Bedürfniß kann eine Erweiterung des Inhalts durch Aufnahme der im Grund­

buchs vermerkten letzten Erwerbspreise und anderer, für die Beurtheilung der Werthdeklaration einen Anhalt gewährender Daten angeordnet werden.

In Berlin werden solche Auszüge aus dem

Tagebuche dem Stempelfiskalate für Berlin monatlich zugestellt.

Im Uebrigen sollen die ent­

sprechenden Ausführungsbestimmungen von den Appellationsgerichten im Einvernehmen mit der Provinzial-Steuerbehörde erlassen werden. Ueber den Zweck dieser auf diesseitige Anregung von dem Herrn Zustiz - Minister getroffenen Anordnungen wird Folgendes bemerkt: Nach Nr. 7 der Anweisung vom 19. Sept. d. Z. zur Aus­ führung des Gesetzes vom 5. Mai 1872 (s. Anm. 58. c) liegt die Prüfung der bei Auflaffungen vorkommenden Werthangaben zunächst den Grundbuchämtern ob.

Hierbei und bei den unter Nr. 8

derselben Instruktion erlaffencn Bestimmungen über das Verfahren im Falle der Beanstandung des deklarirten Werthes bewendet es auch ferner.

Daneben unterliegen die Stempelansätze in Auf­

lassungsfällen der Prüfung der Stempelfiskäle bei den abzuhaltenden Stempelvisitationen.

Nach

§. 6 des Gesetzes vom 5. Mai 1872 ist jedoch die Beanstandung der abgegebenen Werthdeklarationen überhaupt nur binnen 3 Zähren nach der Eintragung zulässig.

Dazu kommt, daß im Allgemeinen

der Erfolg einer Beanstandung um so unsicherer wird, je später sie auf die Zeit der Eintragung

Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

155

(Die Stempelabgaben in Grundbuchsachen. — Ministerial-Erlasses folgt, und daß es deshalb nicht zweckmäßig sein würde, die Prüfung der in Rede stehenden Stempelansätze durch den Fiskal bis zu der in der Regel nur in mehrjährigen Fristen statt­ findenden Stempelrevision bei dem betreffenden Grundbuchamt hinauszuschieben. Durch die Uebersendung der Auszüge aus den Tagebüchern der Grundbuchführer wird also ben Stempelfiskälen Gelegenheit gegeben, von allen Seitens der Grundbuchämter nicht beanstandeten und dem Stempel­ ansatz zum Grunde gelegten Werthangaben bei. Auflaffungen in kürzeren Fristen Kenntniß zu erlangen, als dies sonst, wenn es erst bei der nächsten Stempelvisitation geschähe, sich erreichen ließe.

Dadurch ist die Möglichkeit gewährt, rechtzeitig die von den Grundbuchämtern nicht bean­

standeten Werthangaben auch vom Standpunkte der Steuer-Verwaltung zu prüfen und sofern sie zu begründeten Bedenken Veranlaffung geben, letztere zum Gegenstände weiterer Erörterungen und Maßregeln zu machen, wie dies geschehen müßte, wenn der Fall erst bei der Stempelvisitation bekannt geworden wäre. Die regelmäßige, in kürzeren Fristen erfolgende Mittheilung aller inner­ halb des Verwaltungsbezirks vorgekommenen Werthangaben wird auch in sachlicher Hinsicht die vergleichende Beurtheilung der Angemessenheit der deklarirten Werthe erleichtern und die Wirk­ samkeit der Monitur fördern.

In dieser Richtung die nöthigen Vorbedingungen für die Thätigkeit

der Organe der Steuerverwaltung zu schaffen ist nothwendig erschienen, da das Gesetz vom 5. Mai d. Z. die wichtigsten Gegenstände der Stempelsteuer berührt und noch ungewiß ist, in welchem Umfange von der Befugniß, die stempelpflichtigen Urkunden über das Veräuherungsgeschäft bei der Auflassung dem Grundbuchamt vorzuenthalten, demnächst Gebrauch gemacht werden möchte. Bei den mit den Appellationsgerichten zu treffenden Verabredungen wird jede durch den vor­ stehend erläuterten Zweck der Einrichtung nicht gebotene Belästiguug der Grundbuchämter zu ver­ meiden sein.

Der Umfang und die Wichtigkeit des Zmmobiliarverkehrs muß bei Bemeffung der

periodischen Fristen zur Uebersendung der Auszüge berücksichtigt werden. von Vakatanzeigen darf in der Regel abgesehen werden.

Von der Einsendung

Nach Umständen kann statt periodischer

Mittheilung auch die Uebersendung eines Auszuges beim jedesmaligen Vorkommen einer Werth­ deklaration nachgelaffen werden, sofern dergleichen Fälle bei dem betreffenden Grundbuchamte selten sind.

Cirk.-R. des FM. v. 22. Dez. 1872 III 19180. 62.

Zn einzelnen, zur dieffeitigen Kenntniß gelangten Fällen ist wahrgenommen, daß die

StempelfiSkäle bei Revision der Verhandlungen der Grundbuchämter sich nicht auf die Prüfung der bei Auflaffungen vorgekommenen Werthangaben und der danach erfolgten Stempelansätze beschräntt, sondern auch ihre abweichende Ansicht darüber, ob unter den im konkreten Falle vor­ liegenden Umständen es überhaupt nothwendig gewesen sei, den Auflaffungsstempel zu erheben, im Wege der Monitur geltend gemacht haben. Die rc. (Prov.-Steuerbehörde) veranlaffe ich, die Stempelfiskäle des dortigen Verwaltungsbezirks darauf aufmerksam zu machen, daß in letzterer Beziehung die allgemeinen Bestimmungen wegen Revision der im Geltungsbereiche des Gesetzes vom 10. Mai 1851 als Gerichtskosten zu verrechnenden Stempel durch die Departements-KafsenRevisoren maßgebend sind.

Der Stempelfiskal hat deshalb, wenn er bei Gelegenheit der Prüfung

der auf die Werthdeklarationen bezüglichen Verhandlungen von einer nach seiner Ansicht nicht zu­ treffenden Entscheidung der Frage: ob überhaupt die Erhebung des Auflassungsstempels nothwendig gewesen, Kenntniß erlangt, die desfallsige Mittheilung an die vorgesetzte Provinzial-Steuerbehörde beziehungsweise den Departements-Kassen-Revisor zu richten, ohne den Gegenstand seinerseits im Wege der Monitur weiter zu verfolgen. 63. a.

Cirk.-R. des FM. v. 11. April 1874 III 2684 (CB. S. 137).

Mehrfache Beschwerden haben ergeben, daß bei der Auflassung des Eigenthums an

Grundstücken nach Maßgabe des Gesetzes über den Eigenthumserwerb an Grundstücken rc. vom 5. Mai 1872 die Betheiligten in Folge nicht gehöriger Beachtung der Vorschriften des Gesetzes von demselben Tage über die Stempelabgaben von gewissen, bei dem Grundbuchamte anzubringen-

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Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken re.

[Die Etempelabgaben in Trundbuchsachen — 9Rintftertal«8r[affe ]

den Antragen zur Erlegung von Stempelbetragen genöthigt werden, welche durch dieses Gesetz nicht beabsichtigt ist. Dies ist der Fall, wenn eine bereits vorhandene Ur­ kunde, deren Vorlegung die Erhebung des Werthstempels zu der Auflassungserklärung ausschließt (§. 2 des Stempelges. v. 5. Mai 1872 — s. Anm. 58. b), nicht vorgelegt wird, und wenn in Fällen der gänzlichen oder theilweisen Befreiung der über das Veräußerungsgeschäst aufzunehmen­ den Urkunde von dem Werthstempel (z. B. in den Fällen der Kab.-Ordre vom 21. Zuni 1844, GS. S. 253 — s. Anm. La zu §. 10 — und des Gesetzes vom 22. Juli 1861, GS. S. 754 — s. S. 129 Anm. 37, rc.) die Aufnahme dieser Urkunde in stempelpflichtiger Form, beziehungsweise die Nachsuchung einer Frist zur Vorlegung derselben unterbleibt. Die Pflicht der Grundbuchämter, die Stempelpflichtigkeit der vor ihnen abgegebenen Auflassungserklärungen zu prüfen, geht auch dahin, im Interesse der Betheiligten festzustellen, ob etwa der Fall einer Befreiung von der Stempel­ steuer vorliegt, also in den geeigneten Fällen die Betheiligten zur Vorlegung der Urkunde oder zur Nachsuchung der bezüglichen Frist zu veranlassen. Um für die Zukunft weiteren Beschwerden der bezeichneten Art, soweit das von den Grundbuchämtern eingehaltene Verfahren in Frage kommt, vorzubeugen, werden die Grundbuchämter hierdurch angewiesen, in das über die Auflaffungserklarung aufzunehmende Protokoll außer der Werthangabe der Betheiligten (§. 3 des Stempelges. v. 5. Mai 1872) auch die Erklärung derselben über die Vorlegung einer das Veräußerungsgeschäft enthaltenden stempelpflichtigen Urkunde (§. 2 ebendas.) aufzunehmen. JMR. v. 12. Mai 1873 lZMB. S. 155, EB. S. 134, MB. S. 199). 63. b. Dem Königlichen Kammergericht wird auf den Bericht vom 17. März d. Z. eröffnet, daß der Zustiz-Minister die Beschwerde des Fabrikbesitzers Schultze vom 21. Januar d. I. über die Berechnung des Stempels zu der Auflassungs-Erklärung vom 5. Oktober v. I., durch welche das Eigenthum des in dem Grundbuche von der Louisenstadt Band 11 Nr. 58. c verzeichneten Grund­ stücks auf ihn übergegangen ist, unter den vorgetragenen Umständen für begründet erachtet. Die Pflicht der Grundbuch-Aemter, die Stempelpflichtigkeit der vor ihnen aufgenom­ menen Auflassungs-Erklärungen zu prüfen, geht auch dahin, im Interesse der Betheiligten festzustellen, daß der Fall der Stempelsteuer nicht vorhanden ist. Im vorliegenden Falle hätte deshalb, da eine Uebertragung vom Vater auf den Sohn stattfinden und der Letztere die auf dem Grundstück eingetragenen Schulden in Anrechnung auf den Preis übernehmen sollte, also nur eine geringere Besteuerung nach Maßgabe des Gesetzes vom 22. Juli 1861 stattfinden mußte, der bezügliche Vertrag aufgenommen und hierdurch die Erhebung des Auflaflungsstempels ausgeschlossen werden müssen. Das Königliche Kammergericht wird deshalb bei Rücksendung der Akten angewiesen, zu veranlaflen, daß den Kontrahenten nachträglich eine Frist zur Vorlegung einer Urkunde über das von ihnen angegebene Veräußerungsgeschäst in stempelpflichtiger Form bestimmt, und nach Vor­ legung dieser Urkunde der zu der Auflassungserklärung liquidirte Stempel niedergeschlagen werde. JMR. vom 13. Mai 1873 III 830 an das Kammergericht (f. wegen dieses Rescr. auch Anm. 41. d). 63. c. In dem Protokolle vom 13. Dezember 1872 ist zwar bemerkt: „Der Kaufvertrag wird nach 14 Tagen vorgelegt werden." Hierin ist jedoch eine von dem Grundbuch-Amte ausgehende Fristbestimmung, wie sie §. 2 des Gesetzes vom 5. Mai 1872 vorschreibt und wie sie erforderlich gewesen wäre, um den Betheiligten die Bedeutung der Vorlegung des Vertrages klar zu machen, nicht zu finden. Die Königliche Gerichts-Kommission ist hiernach mit geeigneter Anweisung zu versehen. JMR. vom 27. November 1873 111 3268 an das Kammergericht. 63. d. Auf den Bericht vom 15. v. Mts., die Beschwerde des Kantors Br. zu Z. über Fest­ setzung eines Werthstempels in der Grundbuchsache Louisenstadt Bd. 53 Nr. 2593 u. 2616, wird dem Königl. Kammergericht eröffnet, wie der Justiz-Minister im Einverständniffe mit dem Finanz-

Gesetz §. 5.

Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc.

[Die Stempelabgaben in Grundbuchfachen. — StinifteriaUffrloffe.]

Minister, mit Rücksicht auf die bereits in ähnlichen Fällen geübte milde Praxis, auch in dem vor­ liegenden Falle von den Rechtsnachtheilen absehen will, welche den Betheiligten nach dem Wort­ laute deS Gesetzes vom 5. Mai 1872 daraus erwachsen, daß sie — weil damals noch nicht darnach gefragt — am 3. Mai 1873 bei den Auflassungs-Erklärungen den am Tage vorher geschloffenen Theilungsvertrag nicht vorgelegt haben. Es wird deshalb dem Antrage des Kollegiums gemäß genehmigt, daß der für die beiden Auflassungen liquidirte Werthstempel niedergeschlagen werde. ZMR. v. 23. Juni 1874 III 3268 an das Kammergerichd. 63. e. Bei den Revisionen der Stempelansätze für Auflaflungs-Erklärungen ist wiederholt die Wahrnehmung gemacht worden, wie von den Grundbuchämtern mehrfach von der irrigen Annahme ausgegangen wird, daß auch bei einfachen Auflassungs-Verhandlungen zwischen Theilnehmern an einer Erbschaft, oder zwischen Ascendenten und Descendenten, ohne Weiteres die eine Steuer­ befreiung bezw. Erleichterung gewährenden Bestimmungen der Kab.-Ordre vom 21. Zuni 1844 (GS. S. 253) und des Gesetzes vom 22. Juli 1861 (GS. S. 754) Pos. 29. e und 55 resp. 28. e und 54 der Tarife zu den Verordnungen vom 19. Juli und 7. August 1867 (GS. S. 1191, 1277) Anwendung finden. Seitens einiger Grundbuchämter ist in derartigen Fällen geradezu den zur Auflaffung Erschienenen eine besondere Beurkundung des der Auflaffungs-Erklärung zu Grunde liegenden Deräußerungsgeschäfts Behufs einer vermeintlichen Ersparung von Kosten abgerathen, und dadurch eine nachträgliche Heranziehung der Betheiligten zur Entrichtung des vollen Auflaffungsstempels gemäß §§. 1 und 2 des Stempelgesetzes vom 5. Mai 1872 veranlaßt worden. Die Grundbuchämter werden zur Verhütung künftiger ähnlicher Vorkommnisse darauf aufmerk­ sam gemacht, daß die den Ansatz des Kauswerthstempels ausschließenden bezw. be­ schränkenden gesetzlichen Bestimmungen lediglich da zur Anwendung gelangen, wo die zwischen Theilnehmern an einer Erbschaft zum Zweck der Theilung der zu letzterer gehörigen Gegenstände abgeschlossenen Kauf- oder Tauschverhandlungen resp. die Uebertrags-Verträge zwischen Ascendenten und Descendenten beurkundet worden sind, und daß, sobald dies bei Auflaffungsfällen der gedachten Art weder in einer dem Grundbuchamte sogleich oder innerhalb einer erbetenen Frist vorgelegten förmlichen Urkunde, noch in einem bei Gelegenheit der Auflaffung selbst errichteten bezw. in das Auflassungs-Protokoll mit aufgenommenen Akt der freiwilligen Gerichtsbarkeit geschehen ist, auf Grund der §§. 1 und 2 des Stempelgesetzes vom 5. Mai 1872 der Ansatz des vollen Werthstempels für die Auflaffungserklärung erfolgen muß. Zugleich wird darauf hingewiesen, wie es hiernach im Interesse der Betheiligten und zur Ver­ meidung einer vom Gesetze nicht beabsichtigten vermehrten Heranziehung der materiellen Rechts­ geschäfte zur Besteuerung geboten ist, daß durch die Grundbuchämter in allen Fällen, in welchen eine über das der Auflaffungserklärung zu Grunde liegende Veräußerungsgeschäft errichtete Ur­ kunde gänzlich oder theilweise von dem Werthstempel befreit sein würde, den Beiheiligten bei der denselben in Gemäßheit der allgemeinen Verfügung vom 12. Mai 1873 (IMBl. S. 155) vorzu­ legenden Frage, ob sie eine solche Urkunde vorlegen wollen, zugleich die Folgen bemerklich zu machen sind, welche ein Unterlassen der Beurkundung des getroffenen Abkommens nach sich zieht. Cirk.-R. des ZM. v. 18. Januar 1876 I. 93, mitgetheilt durch FMR. v. 16. Febr 1876 III 1819 (CB. S. 85, MB. S. 84). 63. f. Dem rc. sende ich anbei die sämmtlichen Anlagen des Berichts vom 11. April d. Js. (I. 4662), mit Ausnahme der Abschrift des Berichts des Grundbuchamts zu Danzig vom 31. März d. Js. mit der Benachrichtigung zurück, wie ich der Ansicht des Kollegiums beitrete, daß Seitens des genannten Grundbuchamts im vorliegenden Falle keineswegs der allgemeinen Verfügung vom 12. Mai 1873 gemäß verfahren worden ist. Es ergiebt sich dies schon daraus, daß in dem Auflaffungsprotokoll eine jede Erklärung der Betheiligten über die Vorlegung einer das Veräußerungs-

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Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. [Die Stempelabgaben in Grundbuchsachen. — Ministerial-Erlasse.)

geschäft enthaltenden Urkunde fehlt. Auch würde der Inhalt des Berichts des Grundbuchamtes dem Anscheine nach der von demselben gehegten Auffaffung, daß die Erhebung des Auflaffungsstempels nur dann ausgeschlossen wird, wenn der Nachweis einer bereits anderweit erfolgten Stempeln erwendung erbracht wird, der Absicht wie dem Wortlaute des §. 2 des Stempel­ gesetzes vom 5. Mai 1872 insofern widersprechen, als jener Ausschluß des Stempels zur Auflassungserklärung schon dann erfolgt, sobald nur das der letzteren zu Grunde liegende Geschäft anderweit in an sich stempelpflichtiger Form beurkundet worden und die Urkunde beigebracht ist. Selbst wenn zu dieser letzteren kein Stempel in Höhe des Werthstempels verwendet worden, bleibt dennoch ein jeder Auflasiungsstempel unerhoben und es ist nur die Urkunde in Betreff ihrer geschehenen Besteuerung einer Prüfung zu unterwerfen. Wäre hiernach im gegebenen Falle verfahren worden, so würde voraussichtlich Seitens der Betheiligten der zur Zeit der Auslasiungsverhandlung bereits notariell geschloffene Vertrag vom 17. Juli 1875 vorgelegt und mit Rücksicht auf den darin beurkundeten Verkauf der in Rede stehen­ den Oelmühle an die erwerbende Kommanditgesellschaft der Ansatz eines besonderen Werthstempels für die Auflassungserklärung unterblieben sein. Es rechtfertigt sich deshalb zur Vermeidung einer vom Gesetze nicht beabsichtigten Doppel­ besteuerung des nämlichen Geschäfts, daß der zur Kaffe des Stadt- und Kreisgerichts zu Danzig eingezogene Auflaffungsstempelbetrag von 2100 Mark durch Ankauf von Stempelpapier Behufs Kaffation des zu dem notariellen Kaufverträge Seitens des hiesigen Stempelfiskalats nachträglich erforderten Werthstempels an die Steuerkaffe abgeführt wird. Das Kollegium wolle demgemäß das Weitere veranlassen und von dem Verfügten die Inter­ nationale Handelsgesellschaft in Liquidation Hierselbst bei Rückgabe der Anlagen ihrer Vorstellung vom 24. Januar d. I. in Kenntniß setzen. JMR. v. 22. Mai 1876 111 1076 an das Appell.-Ger. in Mr., mitgetheilt dem Stempelfiskalat in B. durch FMR. v. 29. desselb. M. 111 6679. 63. g. Auf den Bericht des rc. (Kammer-Ger.) vom 7. v. Mts, betreffend das Gesuch des Banquiers Hugo Pr. um Niederschlagung eines Auflassungsstempels, genehmige ich im Einverständ­ nisse mit dem Herrn Finanzminister, daß nach dem übereinstimmenden Antrage des rc. und des Königlichen Provinzial-Steuer-Direktors Hierselbst der Werthstempel von 600 M. für die Auflassung der in Rede stehenden Parzelle an den rc. Pr. niedergeschlagen und der bezügliche Eintrag im Grundbuch gelöscht wird. Falls es bei der Forderung dieses Stempels das Bewenden behielte, würde die Doppelbesteuerung eines und deffclben Rechtsgeschäfts eintreten, da bereits für die vor­ her geschehene Abtretung der Rechte auf die Parzelle Seitens des Grafen und der Gräfin von P. an den Bittsteller der volle einprozentige Stempel von der Cessionsvaluta erhoben worden ist. Auch würde, wenn die Auflassung der Parzelle direkt von dem Militärfiskus an den Bittsteller erfolgt wäre, ein Auflassungsstempel nicht anzusetzen gewesen sein, weil in den beiden Verträgen vom 3. September und 4. November 1874 die Reihe der Rechtsgeschäfte, durch welche der Uebergang der aufgelassenen Parzelle von dem eingetragenen auf den neuen Eigenthümer vermittelt worden ist, beurkundet vorlag. Der in dieser Beziehung abweichenden Ausführung des rc. liegt eine zu enge Auslegung der Bestimmung int §. 2 des Stempelgesetzes vom 5. Mai 1872 zu Grunde, wenn davon ausgegangen wird, es wäre in dem vorausgesetzten Fall zum Ausschluß des Auflaffungsstempels die Vorlegung einer Urkunde über ein unmittelbar zwischen dem Fiskus und dem re. Pr. geschlossenes Veräußerungsgeschäft erforderlich gewesen. Im Uebrigen erscheint die von dem rc. vorgeschlagene nachträgliche Erhebung eines Eessionsstempels nicht geboten, da dieser Stempel durch die Versteuerung des Cessionsaktes mit dem JmmobUiarkaufstempel mehr als gedeckt ist. Gegen die befürwortete kostenfreie Vornahme der Lö­ schung des Eintrags im Grundbuch ist bei dem gegebenen Sachverhalte diesseits nichts zu erinnern. Unter Rücksendung der eingereichten Akten überlasse ich dem rc. hiernach die Angelegenheit

Gesetz §. 5. Stempelberechnung Bei Veräußerung von Grundstücken rc. [$ie Stempelabgaben in Grundbuchsachen. — »Iniflertal#«rlaffe]

zur Erledigung zu bringen. ZMR. v. 26. Mai 1880 III 1404 an das Kammergericht, mitgetheilt dem PS1D. in B. durch FMR. v. 2. Juni ej. a. III 8137. 64. a. Es wird dem rc. darin beigestimmt, daß die Interessenten auch dann gestraft werden können, wenn das der Auslastung zu Grunde liegende Geschäft nicht in einem schriftlich oder münd­ lich geschloffenem Kaufe, sondern in einer sonstigen Uebertragung des Eigenthums gegen Entgelt bestand, und wenn sie nicht mindestens den sich aus dem bezüglichen anderweiten Ver­ trage ergebenden Werth deklariren. FMR. v. 7. März 1876 III 2259 an d. Stempelfiskalat zu B. 64. b. Der Hotelbesitzer Julius L. zu Muskau hat in der nebst den Anlagen beiliegenden, an den Herrn Finanz-Minister gerichteten und an mich abgegebenen Eingabe vom 24. Juni d. I. darüber Beschwerde geführt, daß durch Beschluß des Königl. Landgerichts zu Görlitz vom 1. April d. I. und des Königl. Kammergerichts vom 23. Mai d. I. die Beschwerde über den Ansatz des einprozentigen Stempels zu der Auslastung des Grundstücks Nr. 174 Muskau von dem Kaufmann Hennig an den Beschwerdeführer zurückgewiesen worden ist. Im Einverständniß mit dem Herrn Finanz-Minister erachte ich die Beschwerde für begründet. Die Auflassung ist nach §. 2 des Gesetzes vom 5 Mai 1872 dem Werthstempel nicht unter­ worfen, wenn mit demselben die das Veräußerungsgeschäft enthaltende, in an sich stempelpflichtiger Form ausgestellte Urkunde vorgelegt wird. Bei der fraglichen Auslastung ist als Grundlage der­ selben der unter den Betheiligten geschloffene Vertrag vom 18. April 1880 vorgelegt worden. Da der Vertrag in einer zweifellos stempelpflichtigen Form vorliegt, so kommt es nur darauf an, ob derselbe im Sinne des §. 2 cit. das „Veräußerungsgeschäft" enthält. Das Eigenthum des Grundstücks kann in allen Fällen der Auslastung nur durch diese, nicht aber durch ein anderes Rechtsgeschäft übertragen werden. Unter dem „Veräußerungs­ geschäft" darf deshalb nur dasjenige verstanden werden, durch welches der Äuslastende sich ver­ pflichtet, dem anderen Theile das Eigenthum zu übertragen. Gerade ein solches Rechtsgeschäft ent­ hält der Vertrag vom 18. April 1880. In demselben ist die Abtretung der Ansprüche, welche dem Veräußernden aus dem in der Subhastation abgegebenen Meistgebote zustehen, erklärt und daneben noch besonders die Verpflichtung übernommen, nach Ertheilung des Zuschlages und nach erfolgter Eintragung des Auslastenden im Grundbuche die Auflassung des Grundstücks an den Beschwerdeführer zu bewirken. Was diesem Vertrage an dem Charakter des der Auslastung zu Grunde liegenden Rechtsgeschäfts noch fehlen soll, läßt sich nicht erkennen rc. JMR. v. 21. Sep­ tember 1881 III 2412 an das Kammergericht, mitgethellt durch FMR. v. 29. deff. Mon. III 13350 den PStDirektoren in Br. u. B. 65. Das rc. benachrichtige ich auf die Berichte v. 9. April und 18. Juni d. I., betreffend die Berechnung der Stempelsteuer und der Gerichtskosten für gewisse Auflastungserklärungen, daß ich im Einverständniß mit dem Herrn Finanzminister der übereinstimmenden Auffaffung des Kolle­ giums und des Königl. Provinzialsteuerdirektors beitrete, wonach die von den Grundbuchämtern des hiesigen Stadtgerichts befolgte Praxis, die in Auflassungserklärungen gleichzeitig erfolgenden Anerkenntnisse des Inhalts mündlich abgeschlossener VeräußerungsVerträge hinsichtlich der Stempelberechnung als Beurkundung von Verträgen, in Betreff des Kostenansatzes dagegen nicht als solche zu behandeln, nicht haltbar ist rc. JMR. v. 9. Sep­ tember 1879 III 2782 an das Kammergericht. Mit Bezug auf vorstehendes R. hat das Kammerger. durch Vers. v. 17. Septbr. 1879 B. 3G7./9, auf Grund einer Ermächtigung des IM. die sämmtlichen Grundbuchämter seines Bezirks angewiesen, um eine von den Betheiligten nicht beabsichtigte Beurkundung mündlich vereinbarter Verträge und die damit verbundene Verursachung unnöthiger Kosten zu verhüten, künftig bei der Aufnahme von Auflassungserklärungen nur auf besonderen Antrag der Betheiligten die für die Auslastung selbst nicht wesentliche, auf die vorangegangenen mündlichen Verabredungen bezügliche

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Gesetz §. 5. Stempelberechnung bei Veräußerung von Grundstücken rc. [Die etempelabgabcn in Trundbuchsachev. — 9Hniftarial». KZ. B. 43 S. 201). [£er fiskalische Untersuchungsprozeß findet nicht mehr statt, §. 182 der Verordnung v. 3. Zan. 1849, GS. S. 14. Statt dessen erfolgt jetzt in Fällen dieser Art die Abgabe der Sache an die Staatsanwaltschaft zur Herbeiführung des gericht­ lichen Strafverfahrens.^ 3. b. Daß der G. auf Grund der von ihm dem Gericht in seiner Prozeßsache wider den M. eingereichten bloßen Abschriften von zwei Bau-Entreprise-Verträgen nicht in Stempelstrafe genommen, noch weniger aber als Produzent dieser Verträge angesehen werden durste, kann nicht zweifelhaft sein. Die hiernach ungehöriger Weise festgesetzte Stempelstrafe wird daher hiermit niedergeschlagen. FMR. v. 13. Sept. 1851 111 19736 an d. Reg. in F.

4. 3ft die angeblich stempelpflichtige Urkunde nicht zu ermitteln und ihr In­ halt nicht festzustellen, so kann eine Bestrafung wegen Stempeldefraude nicht stattfinden. Der Nachweis Desjenigen, worüber die Parteien sich vereinbart hatten, reicht in dieser Beziehung nicht aus, wenn nicht feststeht, daß auch die demnächst aufgenommene Urkunde jene mündlichen Verein­ barungen in übereinstimmender Weise wiedergab. Erk. des OT. (1) v. 14. Dez. 1866 (OR. B. 7 S. 717). Zn Beziehung auf Feststellung der Stempelpflichtigkeit eines nicht mehr vorhandenen Schriftstückes vgl. Anm. 49, 50. a, b zu §. 2; Anm. 53 zu §. 20 (Wechselstempel) sub 11 D u. Tarifpos. „Verträge" Anm. 1. g Absatz 2. Rücksichtlich der Stempelpflichtigkeit wieder aufgeho­ bener resp. vernichteter Verträge s. Anm. 14 zu §. 12.

5. a. Durch faktische Unmöglichkeit der Beibringung des Stempels binnen 14 Tagen wird die Stempelstrafe ausgeschloffen (ein Vertrag war bei dem Inhaber desselben noch am Tage des Vertragsabschlusses gerichtlich in Beschlag genommen und bei den Untersuchungsakten affervirt). Erk. des OT. (2) v. 1. Okt. 1857 (GL. B. 5 S. 841). 6. b. Eine zuzurechnende Schuld liegt da nicht vor, wo ein Anderer, z. B. der Stempelvertheiler, die alleinige Schuld der Nichtverwendung des Stempels trägt. Erk. des OT. (2. 106. c Hesse) vom 27. März 1856 (H. Str. S. 140 sub Nr. 5). Vergl. Anm. 17 zu §. 20 (Wechselstempel) sub II. C. 5.c. Der Znstanzrichter macht sich nicht eines Rechtsirrthums schuldig, wenn er den That­ bestand einer Stempeldefraude in einem Falle verneint, wo die stempelpflichtige Urkunde innerhalb der Präklusivfrist zur Beikassirung des Stempels einem dazu berufenen Beamten übergeben und von diesem angenommen ist, sollte der Letztere auch die recht« zeitige Beikassirung aus irgend einem Grunde verabsäumt haben. Erk. des OT. (1) v. 9. Zuni 1869 (OR. B. 10 S. 403, GA. B. 17 S. 649); der rc. F. hatte einen Vertrag Behufs Lösung des Stem­ pels dem Haupt-Steueramts-Rendanten am letzten Tage der 14tägigen Nachkassirungsfrist — einem Sonntage — überreicht, und der Rendant, da er wegen Abwesenheit des Kontroleurs nicht zu einem Stempel gelangen konnte, den Vertrag zurückbehalten, dem F. die Erhebung des Stempelbetrages durch Postvorschuß zugesichert und den Stempel erst am Tage darauf nachkassirt. Zn den ErkGründen heißt es nun: Der F. hat also seinerseits seine Obliegenheit erfüllt und der Vertreter der Steuerbehörde trägt die Schuld der verspäteten Nachkaffation des Stempels. Daß der Tag der Einlieferung ein Sonntag war, ändert hierin nichts, da die Annahme einmal erfolgt war. Dazu kommt, daß die Instruktion (des FM.j für die Hauptämter, wegen Behandlung des Stempelwesens, v. 26. März 1822 im §. 8 ausdrücklich vorschreibt, daß der Ankauf der Stempel­ materialien dem Publikum so viel als möglich erleichtert und bei den Zoll- und Steuer-Aemtern die Einrichtung getroffen werden soll, daß damit das Publikum auch außer den Amts stunden

6tf4 § 21.

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[Strafen. — Berechnung der Rachkasfirunggfrik.^ bedient werden kann. Daß in dieser Beziehung der Sonntag eine Ausnahme machen soll, ist nicht vorgeschrieben. 6. d. Eine Stempelkontravention wird durch eine von der Steuerbehörde selbst aus­ gegangene Erschwerung der Stempelverwendung nicht straflos, sobald nur für die Partei nicht eine völlige Unmöglichkeit herbeigeführt war (denn die Betheiligten hätten den Antrag auf Rückgabe der Punktation Behufs deren rechtzeitiger notarieller Vollziehung zeitig beim HauptSteueramte stellen oder die Stempelgefälle an letzteres berichtigen sollen). Erk. des OT. (1) v. 23. Mai 1862 (OR B. 2 S. 426). 5. e. Wer den Stempel zu einer Urkunde nicht rechtzeitig beikassirt, ist nicht schon deshalb straflos, weil der Stempeldistributor seines Wohnorts den erforderlichen Stempel nicht vorräthig hatte resp. ihn in den Glauben versetzte, daß er denselben nicht vorräthig habe. Vielmehr bedarf es dann noch des ferneren Nachweises, daß er sich den Stempel auch nicht aus andere Weise hätte rechtzeitig beschaffen können oder überhaupt, daß er in die Unmöglichkeit versetzt war, die Stempelverwendung rechtzeitig vorzunehmen. Erk. d. OT. v. 27. April 1876 (CB. 1877 S. 24, OR. B. 17 S. 284). ö.f. FMR. v. 4. Septbr. 1877 III 10451 an d. PStD. zu B. betr. die Niederschlagung einer Stempelstrafe rc. Bemerkt wird, wie prinzipiell daran festzuhalten ist, daß die Verant­ wortlichkeit für die richtige Stempelverwendung die Aussteller einer Urkunde auch dann trifft, wenn die letztere Behufs der Versteuerung einer Steuerstelle vorgelegt worden ist. 6. g. Zm §.24 der vom Finanz-Ministerium über das Verfahren in Bagatell-Prozessen erlaffenen Instruktion vom 16. Zuli 1837 ist bestimmt, daß für die richtige Berechnung und Ein­ ziehung der nachzuzahlenden Gefälle und der verwirkten Strafe die verhandelnde Steuerstelle ebenso wie für gesetzwidrige Berechnung und Erhebung der Abgaben verhaftet sei, subsidiarisch aber das Hauptamt, wenn daffelbe den Fehler nicht sogleich rüge und dessen Abhülfe fordere. — Zm An­ schluß hieran ist in der Verfügung vom 8. Februar 1845 III 2161 (CB. 1845 S. 35) allgemein für Fälle, in denen in rechtskräftig erledigten Zoll- und Steuerprozessen entweder in Folge eines Rechnungsfehlers oder — bei Zollprozeffen — wegen der Anwendung eines unrich­ tigen Tarifsatzes die Strafe zu gering festgesetzt ist, die Vertretungsverbindlichkeit derjenigen Beamten ausgesprochen, welche die zu geringe Bemeffung der Strafe verschuldet haben. Ich habe aus einem Spezialfalle Anlaß genommen, die Frage, ob in Fällen der bezeich­ neten Art die betreffenden Beamten für ersatzpflichtig zu erklären sind, einer erneuten Erwägung zu unterziehen. Danach vermag ich den oben ausgesprochenen Grundsatz nicht aufrecht zu erhalten. Abgesehen von anderen Bedenken, ist eine Strafe nicht dazu bestimmt, eine Ein­ nahmequelle für den Staat zu bilden, vielmehr soll deren Bezahlung durch den Schuldigen die Sühne für die ihm zur Last fallende strafbare Handlung sein. Es erscheint mit dem Begriffe der Strafe nicht vereinbar, nachträglich defektirte Srrafbeträge, welche von dem Schuldigen nicht mehr bei­ getrieben werden dürfen, von den Beamten einzuziehen, welche die zu geringe Festsetzung der Strafe verschuldet haben. Trifft diese der Vorwurf der Nachlässigkeit oder Unachtsamkeit, so ist eine solche nach Lage der Umstände durch Verweise oder Ordnungsstrafen zu ahnden. Ew. rc. wollen hiernach für die Zukunft verfahren. FMR. v. 11. Februar 1884 III 11476 an den PStD. in B. 6L Die Beikassirung des Stempels zu einer Bürgschaftsurkunde muß binnen 14 Tagen vom Tage der Ausstellung an geschehen, auch wenn die Hauptverbindlichkeit, für welche die Bürgschaft übernommen wird, zu dieser Zeit noch nicht entstanden ist. Erk. des OT. (1) v. 26. San. 1876 (CB. 1877 S. 33, Entsch. B. 77 S. 417, OR. B. 17 S. 62).«) ') In den Erk.-Gründen heißt es u. A.: rc. erscheint es weder für das Geltungsgebiet des ALR. noch desjenigen des gemeinen Rechts zweifelhaft, daß eine Bürgschaft, ohne ihren rechtlichen

Gesetz §. 21.

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[Strafen. — Berechnung der 9ta) ') In den Gründen heißt es: Die Kabinetsordre vom 19. Juni 1834 ändert zunächst unter Nr. 1 die Bestimmung des Stempelgesetzes vom 7. März 1822, der zufolge Punktationen nur dann wie Verträge über denselben Gegenstand zu besteuern sind, wenn sie deren Stelle vertreten, dahin ab, daß Punktationen dem gesetzlichen Vertragsstempel auch dann unterworfen sind, wenn darin die Ausfertigung einer förmlichen Vertragsurkunde vorbehalten ist. In Nr. 2 wird bestimmt, daß jeder Aussteller oder Theilnehmer unter Vorbehalt seines Regresses gegen die Mitbetheiligten für den Mangel hafte. Dann heißt es weiter: 3. „Bei gerichtlich oder von Notarien aufgenommenen Verträgen und Punktationen muß, wenn

Gesetz §. 22. [litm. C. zu Abs. 4, — Strafen bei Punktationen je ]

15. n. Zn Fällen der bloßen Rekognition der Unterschriften unter einer Privat­ urkunde, wenn der Inhalt derselben dem Richter oder Notar nicht zugleich zur Anerkennung vor­ gelegt wird, ist in der Verpflichtung der Parteien zur Verwendung des Werthstempels innerhalb der gesetzlichen Frist bei Vermeidung der sie selbst treffenden Stempelstrafe durch die Allerh. Ordre vom 24. Nov. 1835 keine Aenderung eingetreten, indem der Richter oder Notar solchenfalls nicht in Strafanspruch genommen werden kann. FMR. v. 26. Febr. 1847 III 3906 an d. PStD. in D. Der unterlassene Verbrauch des tarifmäßigen Stempels von 9 Thalern zu dem Vertrage vom rc. läßt sich dem Notar W. nicht zur Last legen, da diesem der Vertrag nicht zur Anerkennung des Inhalts, sondern nur zur Anerkennung der Unterschrift vorgelegt und dem Notar dadurch nicht Veranlassung gegeben war, zu prüfen, ob und welcher Stempel dazu erforderlich gewesen. Die Kontrahenten haben also die Stempelstrafe selbst verwirkt. FMR. v. 16. Dez. 1851 Ul 26751 an d. Reg. in F. Der Notar, welcher lediglich die Unterschrift unter einer ihm vorgelegten Urkunde beglaubigt, ist für die richtige Stempelverwendung zur letzteren nicht verantwortlich. Erk. des OT. (2) vom 11. Zuni 1874 (OR. B. 15 S. 387 ff.). — Dergl. auch ZMR. v. 3. Febr. 1872 (s. Anm. zu §. 34). 16. a. Die zwischen dem R. und dem A. abgeschlossene, vom 19. August 1853 datirte Kaafpunktation stimmt im Wesentlichen mit dem Vertrage vom 29. desselben Monats überein und ist deshalb nicht besonders stempelpflichtig. FMR. v. 14. Sept. 1855 III 21784 an d. Reg. in F.; die Kontrahenten hatten unterm 29. August 1853 privatschriftlich eine Jmmobiliar - Kaufpunktation geschloffen, zu welcher der Stempel auf Erfordern des Gerichts, bei dem sie produzirt worden. deren Ausfertigung nicht früher erfolgt, der Stempel binnen 14 Tagen nach der Aufnahme verwendet und für deffen Einziehung von den Theilnehmern an dem Vertrage oder der Punk­ tation von Amtswegen gesorgt werden. Den zu dergleichen Notariatsverhandlungen zu verwendenden Stempel sind die Gerichte auf den Antrag des Notars von den Zntereffenten exekutivisch einzuziehen verpflichtet. 4. Der Richter oder Notar, welcher bei der Stempelverwendung seine Pflicht versäumt, verfällt in die gesetzliche Stempelstrafe und ist wegen des Stempels zugleich mit den Interessenten, unter Vorbehalt des Regresses an dieselben, persönlich verhaftet." Hiernach ist es nicht zweifelhaft, daß nach dieser in der Gesetzsammlung 1834 S. 81 ordnungs­ mäßig publizirten Kabinetsordre hinsichtlich der von den Parteien dem Richter oder dem Notar überreichten Punktation der Richter oder der Notar für eine Verwendung des Stempels nicht zu sorgen hat und eine Strafe für eine etwaige Versäumniß in der Stempelverwendunq nicht jene, sondern die Parteien selbst trifft, da die Nr. 3 der Kabinetsordre nur von solchen Punktationen und Verträgen redet, welche von dem Richter oder dem Notar aufgenommen sind. Durch die spätere Kabinetsordre vom 14. Novbr. 1835 sind die Vorschriften der Kabinetsordre vom 19. Zuni 1834 auch auf den Fall ausgedehnt worden, wo die Überreichung einer weder gerichtlich noch von einem Notar aufgenommenen Punktation innerhalb 14 Tagen nach ihrer Errichtung an einen Richter oder Notar mit dem Antrage auf gerichtliche oder notarielle Vollziehung geschieht. „Es soll in diesem Falle" — so heißt es dort wörtlich — „der Richter oder der Notar ver­ pflichtet sein, für die Einziehung des Stempels von Amtswegen Sorge zu tragen, wie die Aller­ höchste Kabinetsordre vom 19. Zuni 1834 zu 3 und 4 dies bei gerichtlich oder von Notarien selbst aufgenommenen Verträgen und Punktationen vorschreibt." Die Fassung dieser Kabinetsordre und insbesondere der hier wörtlich wiedergegebene Schlußsatz gestatten darüber keinen Zweifel, daß durch dieselbe die bestehende Gesetzgebung abgeändert, die Haftpflicht der Parteien beschränkt, die der Richter und der Notare erweitert werden sollte. Dafür ist entscheidend, daß in der Kabinetsordre vom 24. November 1835 der hier erörterte Fall als ein von dem in Nr. 3 der Kabinetsordre vom 19. Juni 1834 verschiedener anerkannt und ausgesprochen wird, er solle sowohl hinsichtlich der Personen, welche für die Stempelverwendung verantwortlich sind, als auch rücksichtlich der strafrechtlichen Folgen für die Außerachtlassung dieser Pflicht dem in der Kabinetsordre vom 19. Juni 1834 bestimmten Falle gleich behandelt werden. Das Bedenken des zweiten Richters, daß die Kabinetsordre vom 24. November 1835 eine Strafandrohung nicht enthalte, erledigt sich hiernach durch die in derselben erfolgte Hinweisung auf die Nr. 4 der Kabinetsordre vom 19. Juni 1834. Mit Unrecht bezweifelt aber der zweite Richter die gesetzliche Gültigkeit der Kabinetsordre vom 24. November 1835, weil dieselbe nicht durch die Gesetzsammlung publizirt sei.

312

Gesetz §. 22. [3titm. C. zu Abs. 4. — Strafen bei Punktattonen rc ]

nachgebracht war. Später kam eine zweite Punktation vom 19. desselben Monats zum Vorschein, welche mit jener vom 29. August in Beziehung auf die kontrahirenden Personen, die verkaufte Sache und den Kaufpreis übereinstimmte, aber eine andere Fassung hatte und außerdem einige Abweichungen, namentlich hinsichtlich der Zeit der Uebergabe des verkauften Grundstückes sowie in dem Verzeichniß der mitverkauften Beilaßstücke, enthielt. Es wurde nun auch zu der zweiten Kauf­ punktation der Werthstempel nachgefordert, was indessen durch vorgedachtes FMR. reprobirt ist. Dergl. auch Sinnt 3.a, b zu §. 5. 16. b. Es bedarf der Verwendung des Stempels zu einer Punktation nicht, wenn innerhalb der 14 tägigen Frist ein notarieller Akt über dasselbe Rechtsgeschäft aufgenommen worden ist, sollte dieser letztere auch in einzelnen Punkten vom Inhalt der Punktation abweichen, sobald nur nicht ein neues Rechtsgeschäft an die Stelle des früher geschlossenen getreten ist. Erk. des OT. (2) v. 22. Nov. 1860 (OR. B. 1 S. 52); bei der notariellen Aufnahme eines privatim abgeschlossenen Pachtvertrages trat ein fünfter Pächter hinzu; auch wurde in dem notariellen Vertrage das in der Privatpunktation abgegebene Anerkenntniß eines der vier Pächter über einen Schuldrest von 82 Thalern nicht miterwähnt; sonst trat keine Aenderung ein. 16. c. Die Stempelpflichtigkeit einer Kaufvertrags-Punktation richtet sich nach der in der­ selben enthaltenen Preis-Angabe, sollte auch demnächst im Vertrage selbst ein geringerer Preis bestimmt sein. Wird über ein und dasselbe Rechtsgeschäft zuerst eine Punktation und dem­ nächst der förmliche Akt aufgenommen, so unterliegen beide zusammen nur der einmaligen Stempelbesteuerung, sollten auch die Preis-Angaben in beiden verschieden sein. Erk. des OT. (2) v. 20. Okt. 1869 (OR. B. 10 S. 649, GA. B. 17 S. 847); in den Erk.-Gründen heißt es: Der Appell.Richter erkennt selbst an, daß die Punktation vom 20. Febr. 1867 alle wesentlichen Erfordernisse eines Kaufvertrages enthalte und so beschaffen ist, wie die Kab.-Ordre vom 19. Zuni 1834 Nr. 1 (s. Sinnt. 11 ju §. 12) voraussetzt. Der Steuer-Fiskus hat daher auch das Recht erworben, daß der kaufmäßige Stempel zu dieser Punktation nach dem vollen Betrage des darin bestimmten Kaufpreises von 6750 Thalern berechnet wird. Die spätere, wenn auch innerhalb der 14 tägigen Nachfrist zur Nachbringung des nicht zur Punktation verwendeten Stempels erfolgte Herabsetzung des Kaufpreises durch den Vertrag vom 25. Febr. 1867 auf 6450 Thaler kann hierin ebensowenig etwas ändern, als wenn das Kaufgeschäft vom 20. Febr. 1867 später von den Kontrahenten über­ haupt gänzlich rückgängig gemacht und sogar die Punktation vernichtet worden wäre — Erk. vom 1. Okt. 1858 und 11. Nov. 1863 (f. Sinnt. 18 Nr. 1 Abs. 2 zu §. 12). Was aber die gedachte 14 tägige Frist betrifft, so gewährt dieselbe der §. 12 des Stempelges. nur zur Nachbringung des vollen tarifmäßigen Stempels, aber nicht zu Modifikationen des Vertrages, wodurch der zu dem­ selben erforderliche Stempel ermäßigt wird. Zu der Punktation vom 20. Febr. 1867 hätte daher, weil sie auf keinem Stempelbogen geschrieben war, binnen 14 Tagen, mithin bis zum 6. März 1867, der tarifmäßige Stempel von 1 Prozent, also ein Stempel von 67 Thalern 15 Sgr. nachgebracht werden müssen. Es ist aber zu dem späteren Vertrage vom 25. Febr. 1867 bereits unterm 27. desselben Monats ein Stempel von 64 Thalern 15 Sgr. nachkassirt, welcher auf den zur Punktation vom 20. Febr. 1867 erforderlichen Stempel in Anrechnung gebracht werden muß, weil nach der thatsächlichen Feststellung des Appell.-Richters beide Verträge nur ein und dasselbe Rechtsgeschäft zum Gegenstände haben. Hiernach sind nur 3 Thaler Stempel zur Punkta­ tion vom 20. Febr. 1867 zu wenig verwendet, und der Angeklagte hat daher eine dem vierfachen Betrage des umgangenen Stempels gleichkommende Stempelstrafe von 12 Thalern verwirkt. Vgl. Sinnt. 3. a, b zu §. 5. 17. Zn Betreff der Fälle, in welchen der Kaufpreis im schriftlichen Vertrage niedriger oder höher, als mündlich verabredet war, angegeben wird, s. Sinnt. 5.a-c zu §. 5.

Gesetz §. 22. [8nm. C. zu Lbs. 4. — Strafn, gegen Staatsbeamte.^

18. a.

Kab.-O. v. 28. Okt. 1836 (GS. S. 308): Unter Modifikation des §. 22 des Stempel­

gesetzes vom 7. März 1822 bestimme ich Folgendes: 1.

Die Strafen, welche unmittelbare oder mittelbare Staatsbeamte durch unterlassene Ver­

wendung des tarifmäßigen Stempels zu Amt-Handlungen verwirken, sind nicht von dem Besitzer oder Produzenten der Verhandlung, woran die Kontravention begangen, mit Vorbehalt des Regresses an den Beamten, zu fordern, sondern von den Letzteren selbst einzuziehen. 2. Beamte, welche bei ihren amtlichen Verhandlungen (vergl. oben Anm. 2 u. zu §. 30 Anm. 6. a) die tarifmäßigen Stempel nicht verwenden, werden von der ordentlichen Stempelstrafe nicht betroffen, sondern sind, sofern nicht nach der Art des Vergehens, wegen verletzter Amtspflicht, eine höhere Strafe eintritt, nur mit einer Ordnungsstrafe zu belegen (vergl. Anm. 18. g Absatz 1). 3. Die Strafe ist auf den einfachen Betrag des nicht verwendeten Stempels, für den Fall jedoch, daß derselbe die Summe von 50 Thalern übersteigt, auf letzteren Betrag festzusetzen. Ermäßigung oder Niederschlagung der Strafe ist von dem Ministerium, zu dessen Verwaltung der Beamte gehört, zu verfügen und durch Beibringung der Verfügung zu den Stempelstraflisten, bei denen die Strafen zu verrechnen sind, nachzuweisen. 4.

Notarien sind von den Bestimmungen zu 2 und 3 ausgeschlossen (vergl. Anm. 18. c, g

Absatz 2). 5.

Hinsichts der Verhaftung der Beamten für die Stempel, deren Verwendung sie bei ihren

amtlichen Verrichtungen verabsäumen, verbleibt es bei den bestehenden Vorschriften (vgl. Anm. 7 zu §. 12 u. oben Anm. 15. a). — (Zn Betreff der Ausstellung amtlicher Atteste sowie der Ertheilung von beglaubigten Abschriften oder Ausfertigungen in stempelfreien Angelegenheiten resp. wegen mißbräuchlicher Benutzung solcher Schriftstücke s. unten Anm. 20.] 18.b. 28. Okt.

Kab.-O.

v. 23 Dez. 1842 (GS. 1843 S. 21):

Nachdem durch die Ordre vom

1836 die Vorschriften des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 §. 22 dahin gemildert

worden sind, daß die Stempelstrafe, welche ein Beamter wegen unterlassener Verwendung des tarifmäßigen Stempels zu einer Amtsverhandlung verwirkt hat, nicht mehr von dem Besitzer oder Produzenten der Verhandlung eingefordert, sondern unmittelbar von dem schuldigen Beamten ein­ gezogen, und Letzterer, sofern nicht das Vergehen wegen einer damit zusammentreffenden ander­ weitigen Verletzung der Amtspflicht eine höhere Strafe nach sich zieht, nur mit einer Ordnungs­ strafe belegt werden soll, will Ich die mildernden Bestimmungen dieser Ordre auch auf Verträge ausdehnen, welche zwischen einer unmittelbaren oder mittelbaren Staatsbehörde und einer Privat­ person abgeschlossen sind.

Es soll demnach, wenn zu einem solchen Vertrage der tarifmäßige

Stempel nicht verwendet worden, die bei dem Vertrage betheiligte Privatperson, desgleichen jeder andere Besitzer oder Produzent der darüber aufgenommenen Verhandlung mit Strafe verschont bleiben, der Beamte dagegen, welcher den Vertrag im Auftrage oder Namens der Behörde geschlosien hat, in eine nach den Bestimmungen der Ordre vom 28. Okt. 1836 festzusetzende Strafe verfallen.

Hat jedoch die Privatperson, mit welcher der Vertrag geschlossen worden, erweislich

wider besseres Wissen veranlaßt oder nachgegeben, daß zu demselben ein Stempel gar nicht oder ein geringerer als der tarifmäßige Stempel verwendet worden, so tritt, neben der den Beamten treffenden Strafe, gegen die Privatperson die ordentliche Stempelstrafe nach den Bestimmungen des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 ein.

Der Steuer-Verwaltung verbleibt in allen Fällen die

Befugniß, den fehlenden Stempel von dem Produzenten der Verhandlung einzuziehen, unter Vor­ behalt der dem Letzteren gegen dritte Personen ober Behörden zustehenden Regreßansprüche. Durch FMR. v. 10. Zan. 1843 (CB. S. 109) ist auf vorstehende Kab.-Ordre aufmerksam gemacht.

314

Gesetz §. 22. [Änm. C. zu Abs. 4. — Strafen gegen Staatsbeamte.]

18. c. Die Strafe der Stempelhinterziehung trifft bei den durch einen Notar (Richter) auf­ genommenen Urkunden nur den Beamten, nicht den Privaten, welcher die Beurkundung veranlaßt hat (Erk. des OT. (1) v. 22. Nov. 1872, OR. B. 13 S. 626 — nach G«. B. 20 S. 598: vom „12." Nov., wohl irrthümlich), auch dann, wenn die Parteien es verabsäumt haben sollten, dem Notar die von ihm nachträglich verlangten näheren Aufklärungen über den Werth des Ob­ jekts zu geben — §.22 Abs. 4 des Stempelges., Kab.-O. v. 19. Zuni 1834 Nr. 4 — s. Anm. 11 zu §. 12, Kab.-O. v. 28. Okt. 1836 u. 23. Dez. 1842 - s. oben Anm. 18. a, b, ZMR. v. 5. Nov. 1846 Nr. 2 - s. Anm. 22. b zu §. 12 (Erk. des OT. (2) v. 27. Febr. 1873 - JMB. S. 157, OR. B. 14 S. 174, GA. B. 21 S. 309, Entsch. B. 69 Abth. s. Krim.-S. S. 139). In Betreff der Stempelstrafen gegen Notare s. im Uebrigen die Allegate in Anm. 18. g Absatz 2. Wird eine fr ü her niedergeschriebene Willenserklärung vor dem Notar rekognoszirt und genehmigt, so ist der beurkundende Notar und nicht die genehmigende Partei für die Stempel­ verwendung verantwortlich — §. 22 Absatz 4 des Stempelges. u. der gleichlautende §. 14 Absatz 4 der Verordnung v. 19. Juli 1867 (s.in Abth. II des Komm. sub B. 1. a). Erk. des OT. (2) v. 11. Juni 1874 (ON. B. 15 S. 388); in den Erk.-Gründen heißt es: für die im Gesetze vorausgesetzte Thätigkeit des Notars sei nicht sowohl die Aufnahme und Redaktion der Willenserklärung selbst Seitens des Notars, sondern vielmehr die in vorschriftsmäßiger Form von demselben beurkundete Genehmigung des Inhalts und der Unterschrift von Bedeutung; jene Vorschriften (§. 22 resp. 14 a. a. O.), wenn sie den Notar, vor welchem eine Verhandlung aufgenommen sei, für die verwirkte Stempelstrafe verantwortlich erklären, umfassen daher auch den Fall, in welchen eine von einer Partei abgegebene Willenserklärung vor dem Notar rekognoszirt und genehmigt sei rc. Vergl. Anm. 15. b. 18. d. Die Ordnungsstrafe, welche unter Nr. 2 der Kab.-Ordre vom 28. Okt. 1836 den Beamten bei Nichtverwendung der tarifmäßigen Stempel zu ihren amtlichen Verhandlungen an­ gedroht wird, besteht, wie sich aus Nr. 3 a. a. O. deutlich ergiebt, in der daselbst näher bezeichneten Geldbuße. Die Ansicht der Regierung, daß der §. 15 des Disziplinar-Gesetzes v. 21. Juli 1852 Sie berechtige, nach Ihrem Ermessen bei Stempel-Kontraventionen von Beamten gegen letztere eine bloße Verwarnung auszusprechen, weil Verwarnungen auch zu den Ordnungsstrafen gerechnet werden, erscheint hiernach nicht gerechtfertigt. R. des FM. u. des M. d. Z. v. 28. Febr. 1863 (CB. S. 330, MB. S. 227). 18. e. Durch Erk. d. OT. (V) v. 24. Okt. 1876 (CB. S. 108, Entsch. B. 78 S. 279, OR. B. 17 S. 685) ist Folgendes angenommen worden: 1. Die nach der Kab.-O. v. 28. Oktober 1836 gegen Beamte wegen unterlassener Verwendung des tarifmäßigen Stempels zu Amtshandlungen angedrohte Ordnungsstrafe hat den Charakter einer Stempel st rase. 2. Die nach Nr. 3 ibid. im Maximum von 50 Thlr. (150 Mark) angedrohte Strafe ist bei einer Mehrzahl von Kontra­ ventionsfällen für jeden einzelnen Fall festzusetzen und zu verhängen.') 18.f. Die Bestimmungen der Kab.-Ordre vom 28. Okt. 1836 finden auch auf Verhand­ lungen, welche von Dorf gerichten2) innerhalb der Grenzen ihrer amtlichen Befugnisse auf­ genommen worden, Anwendung, so daß nur die Mitglieder des Dorfgerichts, nicht die Produzenten zur Strafe zu ziehen find, sowohl in Betreff polizeilicher als gerichtlicher Verhandlungen, soweit den ') Der Handelssekretär M. hatte, neben anderen Dienstvergehen, Jahre lang das zu den be­ treffenden Akten zu verwendende Stempelpapier in sehr vielen Fällen gar nicht oder nicht ordnungs­ mäßig verwendet. Zn der gegen ihn eingeleiteten Disziplinar-Untersuchung wurde er in beiden Instanzen wegen sämmtlicher Fälle nur zu einer Ordnungsstrafe von im Ganzen 50 Thaler oder 150 Mark verurtheilt, indem beide Jnstanzrichter annahmen, daß nach der Kab.-O. v. 28. Oktober 1836 die im Maximum auf 50 Thlr. beschränkte Geldstrafe nicht für jeden einzelnen Fall, sondern für sämmtliche gleichzeitig zu verfolgende Kontraventionssälle nur einmal zu verhängen sei. Aus die Nichtigkeitsbeschwerde der Staatsanwaltschaft hat das OT. das Urtheil a quo durch obiges Erk. vernichtet. 2) Wegen des Fortbestehens der Dorfgerichte vgl. §. 12 Ges. v. 24. April 1878 (GS. S. 230).

Gesetz §. 22. [anet. C. zu Abs. 4. — Strafen gegen Staatsbeamte; belgL beim Gebrauch von Attesten.)

Dorfgcrichten zur Aufnahme letzterer gesetzliche Befugniß zusteht. FMR. v. 24. Mär; 1837 III 7020 u. v. 4. Dez. defs. I. III 28863 (GK. — beide Reskripte sind dort als „Z"MR. bezeichnet, nach d. Register sind es aber ,,F"MR.). Vergl. §. 30 Anm. 16. a, b. Die Beurtheilung, ob das Dorfgericht gehörig besetzt ist, steht den Kontrahenten nicht zu; die Letzteren können daher auch in dem Falle nicht in Stempelstrafe genommen werden, wenn daS Dokument, namentlich der Vertrag vor einem nicht gehörig besetzten Dorfgerichte aufgenommen ist. FMR. v. 14. Zuni 1844 III 12616 (GK.). 18. g. Bezüglich der zur Stempelstraffestsetzung gegen Beamte in erster und in der RekursInstanz kompetenten Behörden s. §. 30 Abs. 3 nebst Anm. 12 ff., §.31 Anm. 2. a Nr. 2, s. auch oben Anm. 18. a Nr. 3. Rücksichtlich der Notare insbesondere und zwar wegen ihrer Straffälligkeit sowie wegen der Strafkompetenz wider sie, s. Anm. 11 zu §. 12 (betrifft auch die Richter); s. oben Anm. 15. a (wie vor), Anm. 22. b, 22. d letzten Absatz u. 22. i zu §. 12, oben Anm. 18. a Nr. 4 u. Anm. 18. c, §. 30 Anm. 8. b, Anm. 15, 16. a—d zum Absatz 3 des §. 30, und §.31 Anm. 2. a Nr. 2. Wegen der Verpflichtung der Behörden und Beamten zur Anzeige von Wechselstempel-Kon­ traventionen s. zu §. 20 (Wechselstempel) sub II. A. 1 §. 21 u. die Note 12 dazu. 19. Zn Betreff der Zuständigkeit der Regierungen resp. Eisenbahn-Kommiffariate zur Stempel­ straffestsetzung gegen Beauftragte von Aktien- resp. Eisenbahn-Aktien-Gesellschaften s. Anm. zu §. 34. 20. Es ist der Fall vorgekommen, daß Inhaber solcher amtlicher Atteste, welche zu einem der Stempelpflichtigkeit nicht unterworfenen Geschäfte oder Zwecke stempelfrei ertheilt worden sind, von diesen Urkunden zu anderen stempelpflichtigen Geschäften Gebrauch ge­ macht haben. Die von den Behörden darüber erhobenen Zweifel, wie bei der Bestrafung der durch diesen Mißbrauch verübten Stempelkontraventionen zu verfahren sei, haben die Ministerien der Justiz und der Finanzen veranlaßt, sich über nachstehende Grundsätze zu vereinigen: 1. Alle Behörden und einzelne Beamte sind verpflichtet, bei der Ausstellung von Attesten und bei der Ertheilung von beglaubigten Abschriften oder Ausfertigungen, welche nur um ihres be­ sonderen Zweckes wegen dem sonst eintretenden tarifmäßigen Stempel nicht unterliegen, in dem Atteste, in dem Beglaubigungs-Vermerke, oder in der Ausfertigung selbst den Zweck bestimmt zu bezeichnen, zu welchem das Attest, die beglaubigte Abschrift oder die Ausfertigung ertheilt wird. Unterlassen sie dies, so werden sie für jeden Mißbrauch verantwortlich, der mit einer solchen Ur­ kunde gemacht wird. 2. Ist eine Urkunde ohne Angabe ihres Zwecks stempelfrei ausgestellt, beglaubigt, oder aus­ gefertigt worden, und wird dieselbe demnächst bei einer Behörde in einer stempelpflichtigen Angelegenheit zur Begründung irgend eines Antrags produzirt, so hat die Behörde den fehlenden Stempelbetrag von dem Produzenten einzuziehen und nach §. 30 des Stempelgesetzes den Fall der vorgesetzten Behörde des Ausstellers zur Festsetzung der Strafe nach den Bestimmungen der Allerh. Kab.-Ordre vom 28. 8?kt. 1836 (s. Anm. 18. a) anzuzeigen. 3. Ist aber in der stempelfrei ertheilten Urkunde der die Stempelfreiheit rechtfertigende Zweck bestimmt bezeichnet worden, und wird dieselbe dennoch zu einer stempelpflichtigen An­ gelegenheit zur Begründung irgend eines Antrags produzirt, ohne daß der Inhaber die Bei­ fügung des tarifmäßigen Stempels vorher bewirkt hat, so haftet derselbe nach §§. 21 und 22 des Stempelgesetzes nicht blos für den Stempel, sondern verfällt auch in den vierfachen Betrag desselben als Strafe. Es ist von demselben daher außer dem sofort zu entrichtenden tarif­ mäßigen Stempelbetrage auch die festzusetzende Strafe, sobald das Strafresolut vollstreckbar ist, einzuziehen. R. des IM. und des FM. vom 19. Okt. 1839 (JMB. S. 400), mitgetheilt durch R. der M. d. geistl. rc. Angel., d. I., d. König!. Hauses, u. d. F. v. 28. Zan. 1840 (CB. S. 139, MB. S. 25).

Gesetz §§. 22-24.

316

D. zu Absatz 5.

21

Die Berufung aus §. 22 Abs. 5 des Stempelges. trifft hier nicht zu, wo es sich nicht um

einen Kauf-, sondern um einen Tauschvertrag handelt, in Ansehung dessen jeder Kontrahent hin­ sichtlich der eingetauschten Sache als Käufer anzusehen ist sALR. I. 11 §. 364].

FMR. v. 10. Zuni

1852 III 13736 an d. D. u. zur Nachricht an d. Reg. in F. b. aa. §. 23?)

Besonders, Bei Bittschriften.

Fällt weg — s. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 1 nebst Schlußabsatz sub b, und dazu

S. 6 die Note 6 sub b. bb. Bei beglaubigten Abschriften und unterlassener Bescheinigung des nachgebrachten Stempels.

§.24/' Zst, entgegen der Vorschrift §. 15 [„14", s. Anm. 1 Satz 1], aus beglaubigten Abschriften, Duplikaten und Ausfertigungen der Betrag des Stempels nicht bemerkt, der zu der Urschrift oder der ausgefertigten Verhandlung gebraucht worden, so ist diese Unterlassung mit einer Ordnungsstrafe von einem halben Thaler zu

ahnden.

Dieselbe Strafe trifft

auch die §. 12 gedachten Behörden

und die

Stempelvertheiler, wenn sie die daselbst vorgeschriebene Bescheinigung über die inner­ halb der gesetzlichen Frist erfolgte Nachbringung des Stempels unterlassen haben. 1.

Die im §. 24 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 angeordnete Strafe bezieht sich

garnicht aus den daselbst unrichtig allegirten §. 15, sondern nur auf den §. 14.

Verletzungen der

Vorschriften der §§. 15 und 38 können daher, insofern sie Beamten oder Stempelvertheilern zur Last fallen, nur nach den allgemeinen Vorschriften über die Nichtbefolgung der über die Verwaltung des Amts bestehenden gesetzlichen Vorschriften geahndet werden.

Danach werden Ersatz des ver­

ursachten Schadens und Verweis oder Ordnungsstrafe Seitens der vorgesetzten Behörde die Folgen der Gesetzesübertretung sein.

FMR. v. 28. Aug. 1827 III 15731 an d. Reg. in F.; Seitens einer

Gerichtsbehörde waren, statt zu einem Vertrage die Ausfertigung des dazu fälligen Stempels von über 100 Thaler bei der Provinzial - Steuerbehörde zu extrahiren, mehrere einzelne Stempelbogen verwendet.

2.

Die Strafe von 15 Sgr. wegen unterbliebenen Vermerks des zum Haupt-Exemplare ver­

wendeten Stempels beim Neben-Exemplare kann nicht eintreten, da kein Werthstempel zu verwenden, folglich auch nicht ein Neben - Exemplar von demjenigen, welches den Werthstempel erfordert, zu unterscheiden ist.

FMR. v. 8. Febr. 1832 III 2701 an die Reg. in F; es handelte sich um einen

in zwei Exemplaren vollzogenen Vertrag, zu welchem nach der Tarispos. „Verträge" ein Stempel von 15 Sgr. fällig war.

3. Zum Schlußsatz im §. 24 vergl. auch §. 15 Absatz 3. Bezüglich der Kassation des Stempel­ papiers in ganzen unangeschnittenen Bogen s. §. 12 Absatz 2 nebst Anm. 6.a, b daselbst.

*) Der §. 23 lerntet: Sind stempelpflichtige Gesuche und Bittschriften auf den tarifmäßigen Stempel von fünf Silbergroschen nicht geschrieben, so rc. sbis zu Ende, wie in Abs. 3 der Tarifpositionen 81 bezw. 82 des Gesetzes wegen Aenderung der Stempelsteuer in der Provinz Hannover, vom 24. Febr. 1869 und der Verordnung, betr. die Erhebung der Stempelsteuer in den Herzogthümern Schleswig und Holstein, vom 7. August 1867 — Komm. Abth. II sub B].

Gesetz §§. 25-27.

cc.

§♦ 25.*)

317

Bei Erbschaften.

Aufgehoben durch §. 49 des Gesetzes, betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873

(GS. S. 329) — s. im Anhang. dd.

§. 26?)

ee.

§. 27.

Bei Wechseln.

Fällt weg - s. S. 223 bei §. 20. Bei Spielkarten.

Ungestempelte Spielkarten werden konfiszirt.

Wer sie einbringt, ver­

theilt, in Gewahrsam hat, oder damit spielt, verfällt für jedes Spiel in eine Strafe

von

zehn Thalern.

Gastwirthe, Kaffeeschänker und Andere, welche Gäste hallen,

zahlen dieselbe Strafe, wenn sie in ihren Häusern das Spielen mit ungestempelten Karlen dulden.

sS. jedoch die in den folgend. Anm. abgedruckten neueren Bestimmungen.)

A. Gesetz vom 3. Zuli 1878 mit den dazu ergangenen Beschlüssen des Bundesraths. 1.

Gesetz, betr. den Spielkartenstempel, v. 3. Zuli 1878 (RGBl. S. 133)'): Wir Wilhelm rc. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung

des

Bundesraths und des Reichstags, was folgt: §. 1.*)

Spielkarten2 3) unterliegen einer nach Vorschrift dieses Gesetzes zu erhebenden, zur

Reichskasse fließenden Stempelabgabe, welche beträgt: 0,3o Mark für jedes Kartenspiel von 36 oder weniger Blättern, 0,5o Mark für jedes andere Spiel.

2) Die §§. 25. 26 lauten: §. 25. Die Unterlassung der Anmeldung einer angefallenen stempelpflichtigen Erbschaft, Vermächtnisses oder Schenkung innerhalb der gesetzlichen Frist, wird mit dem doppelten Betrage des Erbschaftsstempels beabndet. Werden stempelpflichtige Erbschaften, Vermächtniffe und Schenkungen zwar angemeldet, aber nicht innerhalb der gesetzlichen, oder auf Ansuchen verlängerten Frist, versteuert, so tritt gleichfalls die Entrichtung des doppelten Betrages des Erbschaftsstempels als Strafe ein. Auch kann alsdann die Ausmittelung des Betrages der Erbschaft auf Kosten der Säumigen vorgenommen werden. §. 26 Die Unterlassung des Gebrauchs des tarifmäßigen Stempels von gezogenm Wechseln und kaufmännischen Anweisungen ist mit dem fünfundzwanzigiachen Betrage des­ jenigen zu bestrafen, was dadurch den Staats-Einkünften entzogen worden. Diese Strafe ist besonders und ganz zu entrichten von einem jeden Inländer, der als Aussteller, Prä­ sentant, Acceptant, Indossant oder Girant an dem Umlaufe des gedachten Papiers Antheil genommen hat, wie auch von inländischen Mäklern, welche solche Papiere erweislich ver­ handelt haben. Außerdem ist der Betrag des Stempels selbst zunächst von dem Inhaber, mit Vorbehalt des Regresses an seine Vormänner, einzuziehen. 1) Das Gesetz ist am 1. Januar 1879 in Kraft getreten (§. 27 desselben). Zu dem Gesetze sind vom Bundesrathe Ausführungsvorschriften erlassen, welche Anm. 2. a abgedruckt sind.

unten in

2) Vgl. Nr. 1 der Ausführungsvorschriften des Bundesraths (S. 322). 3) Nach dem Beschluß des Bundesraths v. 5. Juli 1882 (Centralbl. f. d. D. R. S. 342) sind als Spielkarten im Sinne des Ges. v. 3. Zuli 1878 solche Karten anzusehen, mit welchen irgend eines der gewöhnlichen Kartenspiele gespielt werden kann. Vgl. unten Anm. 6. Sogenannte Lenormandsche Wahrsagekarten, welche aus 36 Blättern mit fortlaufenden Nummern in arabischen Ziffern, nämlich 4 Bildzeichen für Asse, 4 Könige, 4 Damen, 4 Buben — ohne weiteres Zeichen —, ferner je 4 Zehn bis herab zur Sechs in Herz, Kreuz u. s. w. bestehen,

318

Gesetz §. 27. [6piel!artenflempel. — A. Ves. v. 3. Zuli 1878. — Anm. l ]

Spielkarten, welche unter amtlicher Kontrole in das Ausland*) ausgeführt werden, unterliegen der Abgabe nicht. §. 2.*5) * *Gegen 4 Entrichtung der im §. 1 bestimmten Abgabe erfolgt die Abstempelung der Karten. §. 3.6) Wer Spielkarten in das Bundesgebiet einbringt oder vom Auslande eingehende ungestempelte Spielkarten daselbst empfängt, ist verpflichtet7),8 *dieselben 10 nach Menge der Spiele und deren Blätterzahl mit der Angabe, ob sie zum Verbleiben im Zulande oder zur Durchfuhr bestimmt sind, beim Eingänge beziehungsweise Empfange der Steuerbehörde anzumelden und nach deren Anweisung die zum Verbleiben im Zulande bestimmten Spielkarten zur Abstempelung gegen Ent­ richtung der gesetzlichen Stempelsteuer vorzulegen«). §. 4. Die Errichtung von Spielkartenfabriken ist nur in Orten gestattet °), wo sich eine zur Wahrnehmung der steuerlichen Aufsicht geeignete Zoll- oder Steuerbehörde befindet. §. 5.,0) Die Fabrikation von Spielkarten darf nur in den von der zuständigen Steuerbehörde des betreffenden Bundesstaats genehmigten Räumen betrieben werden"). Diese Vorschrift findet auf den Fortbetrieb der bereits bestehenden Kartenfabriken in den bisher benutzten Fabrikräumen keine Anwendung. Die Inhaber bereits bestehender Kartenfabriken müssen der Steuerbehörde nach Maßgabe der desfalls zu ertheilenden Vorschriften über ihren Fabrikbetrieb Anzeige machen.") Außerhalb der Fabrikräume, insbesondere in den Wohnungen der Arbeiter darf nur das Koloriren der Kartenblätter und zwar mit Genehmigung der Steuerbehörde und unter Beachtung der vorgeschriebenen Kontrolmaßregeln ausgeführt werden"). sind stempelpflichtig (Beschluß des Bundesraths v. 30. Oktober 1879, §. 532 der Protok., Cirk.-R. des FM. v. 17. November 1879 111 14823 CB. S. 373). Ein späterer Beschluß des Bundesraths v. 5. April 1880 (§. 224 der Protok., Cirk.-R. des FM. v. 27. April 1880 111 5825) hat alle sogen. Wahrsagekarten oder Karten ähnlicher Art, in welchen auch nur ein mit den üblichen Bildern oder Zeichen der gewöhnlichen französischen oder deutschen Karten versehenes Kartenblatt enthalten ist, für stempelpflichtig erklärt. — Sodann ist noch unterm 17. Februar 1883 (§. 63 der Protok.) rücksichtlich der vorerwähnten sogen. Lenormandschen Wahrsagekarten von dem Bundesrathe beschlossen worden, daß dieselben „nach dem Beschlusse vom 5. Juli 1882 (vgl. Abs. 1 dieser Anm.) für stempelpflichtig im Sinne des Ges. v. 3. Juli 1878 zu erachten sind, indem deren Benutzung auch für gewöhnliche Kartenspiele nicht ausgeschlossen erscheint". Dgl. in Abschn. C. Anm. 5. b. Die aus 48 Blättern bestehenden sogen. Widderkarten, von welchen je 24 Blätter zu einem der gewöhnlichen Kartenspiele verwendet werden können, sind als doppelte Spiele anzusehen und unterliegen folgeweise nach §. 1 des Ges. v. 3. Zuli 1878 und dem Bundesrathsbeschlusse v. 5. Juli 1882 (vgl. Abs. 1 dieser Anm.) einer Stempelabgabe von 30 Pfennigen für jede Hälfte. Beschluß des Bundesraths vom 8. November 1883 (Centralbl. f. d. D. R. S. 333). Vgl. in Abschn. C. Anm. 7. 4) Im Gegensatz zum „Bundesgebiet". Vgl. §§. 3 und 26 des Gesetzes und Nr. I Abs. 2 der Ausführungtzvorschriften des Bundesraths (S. 322) 8) Vgl. Nr. I und 11 der Ausführungsvorschriften des Vundesraths (S. 322, 323). ®) Vgl. Nr. 111 der Aussührungsvorschristen des Bundesraths (5. 323). 7) Dgl. §§. 11, 12 (S. 319). 8) Nach einem Bundesrathsbeschluß v. 10. Zanuar 1881 (Centralbl. f. d. D. R. S. 15) dürfen lose Spielkarten, sowie solche Karlen, welche in ihrer vorliegenden äußerlichen Vereinigung als Kartenspiele anzusehen sind (§. 1 des Ges. v. 3. Juli 1878, RGB. S. 133), bei der Einfuhr vom Auslande in den freien Verkehr des Bundesgebiets nicht gebracht werden. ®) Vgl. §. 16 (S. 320). 10) Vgl. Nr VI der Ausführungsvorschriften des Bundesraths (S. 326). ") Vgl. §. 13 Abs. 1 lS. 320). ") Vgl. § 13 Abs. 2 (S. 320). ,3) Vgl. § 4 des Regulativs, betr. den Betrieb der Spielkartenfabriken (S. 327).

Sesetz §. 27. [Sptdtartenftempel. — A. ®ef. v. 3. Zull 1878. — Ln«. 1.]

§. 6.10) Die Kartenfabriken stehen unter steuerlicher Kontrole und unterliegen den steuerlichen Revisionen. Was die Inhaber von Kartenfabriken hinsichtlich der Fabrikeinrichtung, Fabrikation, Stempelung, Aufbewahrung und Versendung von Spielkarten, sowie hinsichtlich der Buchführung, der bei der .Steuerbehörde zu machenden Meldungen und des Einzelverkauss von Spielkarten zu beobachten haben, wird durch ein besonderes Regulativ ") vorgeschrieben 18). §. 7.'6) Für die Abführung der Steuern können Fristen bis zur Dauer von drei Monaten gegen Sicherheitsstellung bewilligt werden. Steuererlaß oder Ersatz kann nur von der obersten Finanzbehörde des betreffenden Bundes­ staats und nur für inländische Karten in dem Falle gewährt werden, wenn gestempelte Kartenspiele bei der Verpackung oder Aufbewahrung in den dazu bestimmten Fabrikräumen durch einen unver­ schuldeten Zufall zum Gebrauch untauglich geworden sind, und hiervon binnen 24 Stunden unter Einlieferung der verdorbenen Kartenspiele, sofern dieselben durch den Zufall nicht ganz verloren gegangen, der Steuerbehörde Anzeige gemacht wird. §. 8. Der Handel mit Spielkarten, welche nach den Bestimmungen in den §§. 1 und 2 ge­ stempelt worden sind, unterliegt, unbeschadet der nach §. 6 bezüglich der Spielkartenfabrikanten zu treffenden Bestimmungen, nur den allgemeinen gewerbepolizeilichen und gewerbesteuerlichen Vorschriften. Die Händler mit Spielkarten sind indessen verbunden, den mit der Steuerausstcht betrauten Beamten und Bediensteten ihre Vorräthe an Spielkarten zum Nachweise, daß solche mit dem gesetz­ lichen Stempel versehen sind, auf Verlangen vorzuzeigen'«). §. 9. Diejenigen, bei welchen revidirt wird, und deren Gewerbsgehülfen sind verbunden, den revidirenden Beamten diejenigen Hülfsdienste zu leisten oder leisten zu lassen, welche erforderlich sind, um die ihnen obliegenden Geschäfte in den vorgeschriebenen Grenzen zu vollziehen "). §. 10. Spielkarten, welche der Vorschrift dieses Gesetzes zuwider mit dem erforderlichen Stempel nicht versehen sind, unterliegen der Einziehung, gleichviel wem sie gehören und ob gegen eine be­ stimmte Person Anklage erhoben wird"). Wer der Vorschrift dieses Gesetzes zuwider Karten, welche mit dem erforderlichen Stempel nicht versehen sind, feilhält, veräußert, vertheilt, erwirbt, damit spielt oder solche wiffentlich in Gewahrsam hat, verfällt für jedes Spiel in eine Strafe von dreißig Mark. Wirthe und andere Personen, welche Gäste halten, haben dieselbe Strafe verwirkt, wenn in ihren Wohnungen oder Lokalen mit ungestempelten Karten gespielt und nicht nachgewiesen wird, daß dies ohne ihr Wiffen geschehen sei. §. 11. Die Nichterfüllung einer der nach §. 3 dem Einbringer bezw. Empfänger lande eingehender Spielkarten obliegenden Verpflichtungen wird mit der im §. 10 Strafe geahndet. Wird jedoch nachgewiesen, daß der Beschuldigte die Stempelsteuer hinterziehen können oder wollen, so findet nur eine Ordnungsstrafe von drei bis dreißig

vom Aus­ bestimmten nicht habe Mark statt.

§. 12. Wenn eine Person, welche den Handel mit Spielkarten betreibt, Karten, die mit dem erforderlichen Stempel nicht versehen sind, gegen die Vorschriften dieses Gesetzes feilhält, veräußert oder in Gewahrsam hat oder die dem Einbringer bezw. Empfänger vom Auslande eingehender Karten nach §. 3 obliegenden Verpflichtungen nicht erfüllt, so soll gegen dieselbe die nach §. 10 ") ’5) *•) n) '«)

S. dasselbe S. 327 ff. Dgl. §§ 14, 15, 16 (©. 320). Vgl. Nr. IV der Ausführungsvorschriften des Bundesraths (S. 324). Vgl. § 16 () v. 25. Septbr.

1884 (Entsch. in Strass. B. 11 S. 06). §. 28. *)

(Kalenderstempel-Kontraventionen)

§. 21). ’)

und (Zeitungsstcmpel-Kontraventionen) fallen weg, zufolge des Reichsgesetzes über die

Presse v. 7. Mai 1874 (RGBl. S. 65) §. 30 Absatz 4: „Vorbehaltlich der auf den Landesgesetzen beruhenden allgemeinen Gewerbesteuer findet eine besondere Besteuerung der Preffe und der ein­ zelnen Preßerzeugniffe (Zeitungs- und Kalender-Stempel, Abgaben von Inseraten rc.) nicht statt." — Vergl. FMR. v. 26. Mai 1874 (CB. S. 175), betreffend die Einstellung der Erhebung des Zeitungs- und Kalenderstempels.

Aufsicht über die Beobachtung bep Ätempelgesehes. a.

Zm Allgemeinen.

§. 30. Die Verwaltung des Slempelwesens wird unter Leitung Unsers Finanzministers non den Negierungen durch die Zoll- und Steuer- oder auch be­ sonders dazu bestimmten Aemter geführt. oder Kommunalbehörden und Beamten,

Ausserdem haben alle diejenigen Staatswelchen

eine richterliches

oder Polizei-

*) Die §§. 28 u. 20 des Ges. v. 7. März 1822 lauten: §. 28. Ungestempelte Kalender werden konfiszirt und der vierfache Betrag des tarif­ mäßigen Stempels überdies als Strafe von dem Inhaber erhoben. Jedoch soll die Konfis­ kation und Stempelstrafe nur auf Kalender angewendet werden, welche für das laufende oder ein noch nicht angetretenes Jahr bestimmt sind. §. 20. Der unterlassene Gebrauch des Zeitunasstempels zieht ebenfalls die Strafe des vierfachen Betrages nach sich, und es muß auch der fehlende Stempel überdies nach­ gebracht werden. Be: inländischen Zeitungen haftet die Verlagshandlung und jeder Vertheiler für den Stempel und für die Strafe wegen Nichtgebrauch desselben. Bei ausländischen Zeitungen haften in gleicher Art nicht nur die Postbedienten, welche deren Vertheilung besorgen, und etwanige andere Vertheiler, sondern auch diejenigen, welche sie für ihre Rechnung kommen lassen. Insbesondere muß, wer fremde Zeitungen hält, sich durch Vorzeigung des gestempelten Exemplars oder dazu kassirten Stempetbogens für das laufende Vierteljahr über die behörige Lösung des Stempels ausweisen können, und wird von der Verantwortlichkeit für den Stempel durch die Entschuldigung nicht befreiet, daß ihm derselbe vom Postamte oder anderen Vertheilern nicht ausgehändigt worden. 2) Vgl. jedoch unten Anm. 4. b.

Ersetz §. 30. (Aufsicht über die Beobachtung der Stempelges. — Bmn. A. 8. ju Slbs. 1 u. 8.]

gemalt anvertraut ist, die besondere Verpflichtung, auf Befolgung der Stempel­ gesetze zu hallen und alle bei ihrer Amisverwaltung zu ihrer Kenntniß kommende Stempelkontraventionen von Amiswegen zu rügen. A) Insoweit sie überhaupt befugt sind, Strafen zu erkennen oder durch Resolute festzusetzen, sind sie auch verpflichtet, in solchen Fällen die vorstehend geordneten Stempelstrafen in Anwendung zu bringen und einzuziehen; sonst aber haben sie ihrer zunächst vorgesetzten, mit jener Befugniß versehenen Behörde von der bemerkten Kontravention ungesäumt Anzeige zu machen. 8) Stempelstrafen gegen Staats- und Kommunalbehörden, wie auch gegen Be­ amte, sofern denselben eine Nichtbeachtung der Stempelgesetze bei ihrer Dienstver­ waltung zur Last fällt, können jedoch nur von der ihnen vorgesetzten Behörde ausgehen. 6) Bei Kontraventionen aber, die den Stempel von Spielkarten oder Zeitungen betreffen, gehört die Untersuchung und Abfaffung der Strafdekrete den Regie­ rungen. D) A. u. B. zu Absatz 1 u. 2. 1. Die Provinzial-Behörden, von welchen die Verwaltung der indirekten Steuern (mithin auch des Stempelwesens) ressortirt, sind in der Provinz Brandenburg die Regierungen (Abtheilung für indirekte Steuern), in den übrigen Provinzen die Provinzial-Steuer-Direktoren. Kab.-O. vom 31. Dez. 1825 sub D. II. 4 (GS. 1826 S. 5), die für die einzelnen Provinzen erlassenen Kab.-O. (z. B. v. KA. B. 9 S. 887 ff.), Dienst-Anweisung des Staatsminist, für die Prov.-SteuerDir. v. 26. Juni 1823. — Vergl. jedoch unten bei § 31 die Note zum Abs. 4 der Anm. 2. b. 2. a. Das bisherige administrative Strafverfahren, namentlich in Stempelstrafsachen rc. ist, neben dem durch die Verordnung vom 3. Januar 1849 (GS. S. 14) eingeführten mündlichen und öffentlichen gerichtlichen Verfahren in Strafsachen, in Kraft geblieben. FMR. v. 31. März 1849 sub Nr. 1 (CB. S. 134, MB. S. 74); auch JMR. v. 29. Juli 1849 (JMB. S. 347, CB. S. 199, MB. S. 162), mitgetheilt durch FMR. v. 20. Aug. deff. I. (CB. S. 198, MB. S. 213) mit dem Anheimgeben, eintretendenfalls sich auf dieses JMR. den Gerichten gegenüber zu berufen. Vergl. auch §. 31 Anm. 8. b. 2.b. Für die neuen Landestheile bestimmen, und zwar: 1. für Schleswig und Holstein die Verordnung v. 29. Juli 1867 (GS. S. 1265) §. 5. b: „Soweit die Ahndung von Zuwiderhandlungen gegen die Gesetze über die Stempelsteuer im administrativen Verfahren nach den bisherigen Vorschriften den Behörden der Verwaltung der indirekten Steuern übertragen oder in den betreffenden Verordnungen über Stempelsteuer auf die Vorschriften, nach welchen sich das Verfahren wegen Zollvergehen bestimmt, verwiesen worden, ist für das Verfahren die vorerwähnte Ordnung maßgebend, jedoch erfolgt die Verwandlung, der Stempelstrafen in Freiheitsstrafen nach den Bestimmungen des Erlasses vom 24. Mai 1844" (GS. S. 238, s. oben Anm. 9 zu §. 21); vergl. auch §. 21 der Verordnung v. 7. Aug. 1867 (GS. S. 1277 — s. in Abth. II. B des Komm.); 2. für Hannover und die Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden die Verordnung v. 29. Juli 1867 (GS. S. 1268) §. 5. b: wörtlich wie zu Nr. 1; vergl. auch §. 21 der Verordnung vom 19. Juli 1867 (GS. S. 1191 — s. in Abth. II. B des Komm.). 3. a. Die Haupt-Zoll- und Haupt-Steuer-Aemter haben, ebenso wie die übrigen im §. 30 des Stempelgesetzes bezeichneten Behörden, die besondere Verpflichtung, in dem ganzen Um­ fange ihres Geschäftsbereichs so viel als möglich auf Befolgung der Stempelgesetze zu halten und 22*

340

Gesetz §. 30. ^Aufsicht über die Beobachtung der Stempelges. — Sinnt. A. B. -u Lbs. 1 u. 8.]

die bei ihrer Amtsverwaltung zu ihrer Kenntniß kommenden Stempelkontraventionen von Amts­ wegen zu rügen (vergl. Anm. 4) oder, soweit dies ihre Befugniß überschreitet, oder die Kontra­ ventionen den Stempel von Spielkarten oder Zeitungen betreffen, der vorgesetzten Regierung an­ zuzeigen (in Betreff der Spielkarten s. jedoch Anm. 21; der Zeitungsstempel hat aufgehört s. bei §. 29). Wenn daher vollständig vollzogene Wechsel und Anweisungen und zwar inländische nicht vom Aussteller und ausländische nicht vom ersten im Lande sich befindenden Inhaber zur Stempelung vorgelegt werden, so ist zwar die Stempelung gegen Zahlung des gesetzlichen Geld­ betrages zu bewirken, zugleich aber ein von dem Präsentanten zu unterschreibendes Protokoll aufzunehmen, welches den Inhalt des Dokuments und die Namen derjenigen vollständig angiebt, welche ihrer im §. 20 und 26 des Stempelgesetzes bestimmten Verpflichtung, die Stempelung be­ wirken zu lassen, nicht genügt haben. Diesem Protokoll ist eine zu beglaubigende Abschrift des betreffenden Wechsels beizufügen und darauf sodann das Weitere wegen der Untersuchung und Be­ strafung zu veranlassen. Jnstr. des FM. für die Haupt-Zoll- und Haupt-Steuer-Aemter wegen Behandlung des Stempelwesens, v. 26. März 1822 §. 17. In Betreff des Wechsel- rc. Stempels s. jetzt S. 227 ff.; bezüglich der Begründung des Strafantrages durch eine beglaubigte Wechsel­ abschrift s. S. 281, 282 sub b Absatz 2 u. 4. 3. b. Wenn an einem gezogenen Wechsel mehrere Personen als Aussteller, Präsentanten, Acceptanten oder Giranten eine Stempel-Kontravention begangen haben, so erfolgt die Bestrafung nicht durch die verschiedenen Steuerbehörden an den Wohnorten der einzelnen Kontravenienten, sondern auf Grund des §. .30 des Stempelgesetzes durch diejenige Steuerbehörde, welche bei ihrer Amtsverwaltung Kenntniß von der Kontravention erlangt hat. FMR. v. 27. August 1836 (CB. 1840 S. 215). Vergl. S. 249 Anm. 20. a. 3. c. Wenn in Zoll- und Steuer-Untersuchungen der Angeklagte das Vergehen bei seiner Vernehmung an Amtsstelle einräumt und zur sofortigen Zahlung der Strafe sich erbietet, ist die Abfassung eines besonderen Straf-Resoluts nicht erforderlich. Es muß aber, außer der Warnung vor der erhöhten Strafe, wo solche nach dem Gesetz begründet ist, jedesmal im Protokoll selbst eine förmliche Festsetzung dessen, was Denunziat an Steuer, Konfiskationswerth, Strafe und Kosten zu zahlen hat, erfolgen, auch das ausdrückliche Anerkenntniß des Denunziaten, daß er sich dieser Festsetzung unterwerfe und auf anderweite Entscheidung durch den Richter oder durch die höhere Verwaltungsbehörde, sowie auf Abfassung und Aushändigung eines förmlichen Resoluts verzichte, im Protokoll vermerkt und am Schlüsse desselben bescheinigt werden, daß und wie viel von dem Denunziaten gezahlt worden ist rc. Der im Stempeltarif bei der Position „Erkenntnisse" lit. A. f. vorgeschriebene Stempel von 15 Sgr. ist für das Protokoll, weil es das Straf-Resolut enthält, fällig und zu demselben zu verwenden. FMR. v. 25. März 1839 (CB. S. 78). Vergl. auch §. 20. h der Anweis, des FM. zur Prozeßbuchführung für d. Haupt-Zoll- und Haupt-Steuerämter v. 7. Sept. 1867 (CB. S. 471), wonach zur diesfälligen Verhandlung im Submissions-Ver­ fahren 15 Sgr. Stempel zu verwenden. Das Bagatellverfahren findet in Fällen der Uebertretung der Stempelsteuergesetze nicht Statt, §. 4. e. der Jnstr. des FM. über das Verfahren in Bagatellprozessen v. 19. Aug. 1867 (CB. S. 464, MB. S. 353). S. jedoch hinsichtlich des Wechselstplges. S. 252 Anm. 23. 3. d. Die Vorladungen der Angeschuldigten in administrativen Steuerunter­ suchungssachen sind in allen Fällen, in welchen die Berufung auf rechtliches Gehör zulässig ist, unter der Verwarnung zu erlassen, daß, wenn der Angeschuldigte im Termine nicht erscheine, oder eine schriftliche Verantwortung nicht eingehe, angenommen werden würde, er wolle es auf gericht­ liche Untersuchung ankommen lassen. FMR. v. 3. Nov. 1850 III 23575 an d. PStD. in D. Bei der jetzt durchgängigen Zulässigkeit der Provokation auf rechtliches Gehör (s. §. 31 Anm. 8. a, b) tritt daher diese Verwarnung stets ein.

Gesetz §. 30. fLufficht über Me Beobachtung der Stempelges. — Änm. A. B. |« tos. 1 u. 9.]

3. e. Der §. 12 des Stempelgesetzes gestattet, — da stempelpflichtige Verhandlungen auf das erforderliche Stempelpapier selbst geschrieben werden müssen, und der Fall, wo dies nicht hätte geschehen können, bei der Ausfertigung der Strafresolute niemals eintreten kann, endlich aber der 15 Sgr.-Stempel zu den bezeichneten Resoluten nur Einmal zu verwenden, eS also unzulässig ist, dem Denunziaten statt der gestempelten Ausfertigung eine vidimirte Abschrift zuzustellen, indem diese wiederum des Stempels bedarf, und also hierdurch dem Denunziaten eine doppelte Stempel­ belastung zugezogen würde, — kein anderes Verfahren, als die Ausfertigung des Resoluts auf dem geordneten Stempelbogen zu erlaffen, und diese dem Denunziaten urschriftlich bei der Publikation zuzustellen, Abschrift davon aber zu den Spezial-Akten der Untersuchungs­ Behörde zu bringen. FMR. v. 22. Aug. 1828 (v. KA. B. 12 S. 658). 3. f. Es wird genehmigt, daß die Buchung der in Prozeffen als Urkundenstempel zu er­ legenden Steuer — abweichend von der Vorschrift des §. 14 der Anweisung zur Prozeß-Buchfüh­ rung für die Haupt-Zoll- und Haupt-Steuerämter vom 7. Sept. 1867 (CB. S. 471) — bei den Unter-Aemtern erfolge, wenn von letzteren neben der sofortigen Verwendung des Stempel-Materials Prozeß eingeleitet wird. FMR. v. 16. Nov 1868 (CB. 1869 S. 105). 4. Der §. 30 spricht zwar nur von Staats- und Kommunal-Behörden und Beamten, welchen eine richterliche oder Polizeigewalt anvertraut ist. Durch FMR. vom 1. März 1826 III 4044 an d. PStD. in S. ist jedoch, in nächster Beziehung auf Haupt-Zoll- und Haupt-Steuer-Aemter, ausgesprochen, daß nach richtiger Auslegung des §. 30 des Stempelgesetzes alle Staats- und Kommunalbehörden und Beamte, soweit sie überhaupt befugt sind, auf Strafen zu erkennen, Stempelstrafen ohne Unterschied ihres Betrages in Anwendung zu bringen und einzuziehen verpflichtet sind (SK.). Vgl. Anm. 3.a Abs. 1. 4. a, Ausführungsgesetz zum deutschen Gerichtsverfassungsgesetz vom 24. April 1878 (GS. S. 230): § 106. Die Zuständigkeit dkr Gerichte, im Verwaltungswege Stempel­ strafen festzusetzen, wird aufgehoben. Die Gerichte sollen die zu ihrer amtlichen Kenntniß gelangenden Zuwiderhandlungen gegen die Stempelgesetze bei der für die Unter­ suchung und Straffestsetzung zuständigen Behörde zur Anzeige bringen. Unberührt bleiben die Vorschriften!) über die Festsetzung von Stempelstrafen gegen Beamte durch die vorgesetzte Dienstbehörde ’). 4. b. Wegen der noch fortdauernden Verpflichtung der Gerichte zur Prüfung stempelpflichtiger Urkunden s. Anmerkungen zu §. 34 sub litt, C. 5. a. Nach §.30 des Stempelgesetzes ist der Magistrat der Stadt Posen zur Festsetzung von Stempelstrafen nicht befugt, weil demselben, seitdem dort eine besondere Polizeiverwaltung eingeführt worden, diejenigen allgemeinen Amtsbefugnisse fehlen, wovon die spezielle Strafgewalt abhängig gemacht ist. Die zu seiner Kenntniß kommenden Stempel-Kontraventionen werden daher von ihm an die König!. Regierung als die ihm zunächst vorgesetzte, zur Abfaffung von StrafResoluten befugte Behörde einzuberichten und von ihr in erster Instanz zu beurtheilen sein. R. des FM. u. des M. d. I. v. 10. Juli 1834 (v. KA. B. 18 S. 685). ') Diese Vorschriften sind: §. 22 Abs. 4, §. 30 Abs. 3 des Stplges. v. 7. März 1822; Kab.-O. v. 28. Oktober 1836 (GS. S. 308); Allg. Vers. des IM. v. 16. Zuni 1857 (ZMB. S. 230) — s. unten Anmerkungen litt. C -; §§. 16. 17. 22 der Stpl.-Ver. v. 19. Juli 1867 (GS. S. 1197); §§. 16. 17. 22 der Stpl.-Ver. v. 7. August 1867 (GS. S. 1283); Allerh. Erl. v. 14. August 1867 (GS. S. 1346) — s. Komm. Abtheilung II —; §. 1 Ver. v. 16. Aug. 1867 (GS. S. 1346) — s. ebenda —. 2) Vergl. wegen der Beamten der Justiz: §. 28 Ges. v. 9. April 1879 (GS. S. 345) — s. unten Anm. 15. a, b — und wegen des Rechtsweges: §§. 459 ff. der DStrPrO. — s. Anm. 8. c ZU §. 31.

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Gesetz §. 30. (Aufficht über die Beobachtung der Stempelges. — Anm. A. B. zu Lbs. 1 u. 2.]

5. b. FMR. v. 8. Februar 1883 111 1509 an den PStD. in B. jEB. S. 42): Auf den Bericht vom 5. August v. I., betreffend die Beschwerde des hiesigen Magistrats über das an ihn gestellte Verlangen, Stempelstrafen selbständig festzusetzen, wird Ew. rc., unter Rück­ gabe der eingereichten Akten, beifolgend eine Abschrift der vom Herrn Minister des Innern unterm 28. v. Mts., im diesseitigen Einverständnisse, an den Magistrat erlassenen Verfügung zur Nachricht mitgetheilt (folgt hier unten). R. des M. d. I. v. 28. Januar 1883 1. A 124 an den Magistrat von Berlin: In der von dem Herrn Finanz-Minister mir mitgetheilten Vorstellung vom 20. Juli v. I. hat der Magistrat Beschwerde über das Schreiben des Provinzial-Steuer-Direktors Hierselbst vom 15. Mai pr. geführt, in welcher derselbe ersucht worden ist, für die Zukunft bei allen zur dortseitigen Kenntniß kommenden Stempelkontraventionen die Straffestsetzung von Amtswegen eintreten zu lassen. Diese Beschwerde vermag ich, in Uebereinstimmung mit dem Herrn Finanz-Minister, für begründet nicht zu erachten. Der §. 30 Abs. 1 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 legt die besondere Verpflichtung, auf Befolgung der Stempelgesetze zu halten und alle bei der Amtsverwaltung zur Kenntniß kommenden Stempelkontraventionen von Amtswegen zu rügen, allen denjenigen Staats- oder Eommunal-Behörden und Beamten auf, welchen eine (nicht die) richterliche oder Polizeigewalt anvertraut ist. Schon die Wortfassung deutet darauf hin, daß unter den hier bezeichneten Behörden und Beamten nicht blos diejenigen zu verstehen sind, welchen die richterliche oder polizeiliche Gewalt ihrem gesammten Umfange nach anvertraut ist, sondern auch diejenigen, bei welchen diese Funktionsüber­ tragung nur zu einem gewissen Theile stattgefunden hat. Für die gleiche Auffassung spricht indessen auch der ganze Zusammenhang des Gesetzes, bei dessen Erlaß die Absicht obgewaltet hat, im fiskalischen Interesse das Recht und die Pflicht zur Rüge von Stempelkontraventionen allen denjenigen Behörden und Beamten beizulegen, welche in der Art mit einer autoritativen Stellung ausgestattet marcn, daß ihnen in größerem oder geringerem Umfange die Ausübung einer richterlichen oder polizeilichen Gewalt anvertraut war. In diesem Falle befindet sich der Magistrat, einerseits, weil ihm nach §. 120 a der Gewerbeordnung in der Fassung des Gesetzes vom 17. Juli 1878 (RGBl. S. 203) die Befugniß zur Entscheidung von ge­ wissen Gewerbestreitigkeiten zusteht: Entscheidungen, von welchen der Magistrat in dem die jetzige Angelegenheit betreffenden Schreiben vom 2. Mai 1881 an den Provinzial - Steuer - Direktor selbst ausführt, daß sie dieselben Wirkungen haben, wie die Erkenntnisse der ordentlichen Gerichte; anderer­ seits, weil ihm auf Grund des Allerhöchsten Erlasses vom 28. Dezember 1875 unter dem 1. Januar 1876 die örtliche Straßenbaupolizei (worunter die gesammte auf die Anlegung, Regulirung, Ent­ wässerung und Unterhaltung der Straßen und Brücken bezügliche örtliche Polizei zu verstehen) zur eigenen Verwaltung nach §. 62 der Städte-Ordnung vom 30. Mai 1853 übertragen worden ist. Indem ich den Magistrat ersuche, fortan nach den in Vorstehendem entwickelten Grundsätzen zu verfahren, bemerke ich ergebenst, daß dieselben auch bei den anderen Verwaltungs-Ressorts in Geltung stehen. Insbesondere hat bereits im Jahre 1853 der Herr Finanz-Minister sich mit dem Herrn Handels-Minister dahin verständigt, daß die Königlichen Eisenbahn-Direktionen — obwohl ihnen eine sonstige polizeiliche Gewalt außer der Bahnpolizei nicht zusteht — Stempel­ strafen festzusetzen hätten. 5« 6 Nach §. 30 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 unterliegt es keinem Bedenken, daß diejenigen Behörden, welche überhaupt Strafen durch Resolute festsetzen dürfen, so befugt als ver­ pflichtet sind, die bei ihrer Amts-Verwaltung zu ihrer Kenntniß gelangenden Stempel-Kontra­ ventionen von Amtswegen zu rügen. Nachdem die Verordnung vom 3. Januar 1840 den Polizei­ behörden die Festsetzung von Polizeistrafen entzogen und besonderen Polizeirichtern zugewiesen hatte, war allerdings anzuerkennen, daß Polizeibehörden, welchen eine anderweite Befugniß zu

Gesetz §• 30. l»usstcht übet Me Beobachtung bet Stempelgel. — Änm. A. B. ,u flbf. 1 u. 1]

Straffestsetzungen nicht zustand, mit dem Verluste dieser Polizeigewalt zugleich die Befugniß ver­ loren, Stempelstrafen festzusetzen. Da aber durch das Gesetz vom 14. Mai 1852 (GS. S. 245) den Polizei-Verwaltungen die Befugniß wieder beigelegt worden ist, Polizeistrafen, wenn auch in einem beschränkteren Umfange, als bisher, festzusetzen, ist nunmehr anzuerkennen, daß denselben, als zur Festsetzung von Strafen überhaupt befugt, auch wiederum die Befugniß zusteht und die Verpflich­ tung obliegt, die bei ihrer Amtsverwaltung zu ihrer Kenntniß kommenden Stempelkontraventionen von Amtswegen zu rügen :c. R. d. M. f. Handel :c., des M. d. 3- u. des FM. v. 25. Juni 1852 (CB. S. 179, MB. S. 208). 5.0 - Zn Betreff der Wahrnehmung des Stempelsteuer-Interesses und der Stempelstrafbefugniß Seitens der Ober-Post- und der Telegraphen-Direktionen s. Anm. 10.c sub b Absatz 2. 1». Da nach dem wörtlichen Inhalt des §. 30 des Stempelgesetzes die Stempelstrafen nur von den Behörden, welche mit richterlicher oder Polizei-Gewalt versehen sind, festgesetzt werden können, so wird bestimmt, daß sowohl das Kriegs-Ministerium und dessen Departe­ ments, als auch die Intendanturen künftig nur gegen die von ihnen zu kontrolirenden Ver­ waltungen und Beamten, denen etwa bei ihren Dienstgeschäften eine Nichtbeachtung des Stempel­ gesetzes zur Last fällt, die gesetzliche Strafe festzustellen und einzuziehen, und den Betrag nach Abzug des Denunzianten-Antheils auf Grund der hierüber nach §. 30 und 32 zu führenden Liste an die betreffende Regierung oder Steuerbehörde zu entrichten haben, dagegen wegen aller StempelKontraventionen, welche nicht in die gedachte Kategorie gehören, insbesondere also gegen Privat­ personen, sie mögen zum Civil- oder Militair-Stande gehören, gehalten sind, von einem jeden solchen Stempel-Straffalle eine beglaubigte Abschrift des Dokuments, wobei ein Stempel fehlt oder mangelhaft ist, der Regierung [resp. dem betreffenden Prov.-Steuer-Direktor, s. Anm. 1 j, zu welcher die Sache gehört, für Berlin dem Polizei-Präsidium daselbst, zur Festsetzung und Einziehung der Stempelstrafe vorzulegen, und von diesen Behörden den fehlenden Stempelbetrag zur Nachbringung zu dem Original-Dokumente, als wofür gedachte Behörden insbesondere dann verantwortlich sind, sowie den Denunzianten-Antheil einzuziehen. Wo es irgend möglich ist, müsse» die Intendanturen schon der Kürze wegen den Regierungen rc. das Original-Dokument vorlegen, und daffelbe zur weiteren Verrechnung mit dem gesetzlichen Stempel aufs Baldigste zurückfordern. Das KriegsMinisterium und dessen Departements werden solche Stempel-Straffälle den Intendanturen reffortmäßig und für allgemeine Sachen kommissarisch zufertigen, um das Weitere wegen Feststellung der Strafe und Beibringung des gesetzlichen Stempels mit der betreffenden Regierung zu verhandeln rc. Cirk.-R. des Kriegs-M. vom 22. März 1826, mitgetheilt durch Cirk.-R. des M. d. Z. und des FM. vom 30. Mai dess. Z., worin das Polizei-Präsidium in Berlin angewiesen wird, sich der auf desfallsige Requisition zu veranlaflenden Feststellung und Einziehung der Stempelstrafen und Einsendung der fehlenden Stempel und der Denunzianten - Antheile zu unterziehen (v. KA. Bd. 10 S. 323). Vergl. Anm. 22. a. b. 7. Cirk.-R. des M. d. I. v. 7. Nov. 1876 (CB. 1877 S. 239, MB. 1877 S. 276) Nr. 5: Die Verwaltungs-Gerichte haben die Verpflichtung, auf Befolgung der Stempelgesetze zu halten und alle bei ihrer Anitsverwaltung zur Kenntniß kommenden Stempel-Kontraventionen von Amtswegen zu rügen. — Stplges. v. 7. März 1822 §. 30. 8. a. Wenn Behörden und Beamte bei den ihnen eingereichten Verhandlungen den durch die Schuld eines Dritten unterbliebenen Gebrauch der Stempel, der im §. 30 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 ihnen auferlegten Verpflichtung zuwider, zu rügen und die fehlenden Stempel zu ergänzen unterlassen, so liegt hierin zwar keine Stempelkontravention von Seiten der Ersteren, wohl aber eine Versäumniß ihrer Dienstobliegenheiten, welche von ihren Vorgesetzten nach den allgemeinen Vorschriften über Vernachlässigung der Amtspflichten zu rügen ist. FMR. v. 6. Aug. 1824 III 13182 an d. Reg. in S. - Vergl. Anm. 18. a, b zu §. 22.

344

Gesetz §. 30. (Aufsicht über die Beobachtung der Stempelges. — Lnm. A. B. zu Abs. 1 u 2.]

8. d. Nach §. 30 des Stempelgesetzes sind die Notare in Ansehung aller durch ihre Hände gehenden Verhandlungen die Verwendung des Stempels zu kontroliren und etwanige StempelKontraventionen den Gerichten anzuzeigen verbunden. Genügt ein Notar dieser Pflicht nicht, so kann solches im Wege des Disziplinär-Verfahrens gerügt und auf Ersatz des der Stempelkasie dadurch entgangenen Stempelbetrages gegen den Notar geklagt werden. Schreiben des IM. an d. FM. v. 1. Sept. 1823 (Köttner Samml. B. 2 S. 406); auch FMR. v. 18. März 1823 an d. Reg. in Aachen. Vergl. §. 34 Sinnt. 9.a Absatz 2. 9. Des Königs Majestät haben mittelst Allerh. Ordre vom 24. Mai d. Z. zu.bestimmen geruht, daß in dem Falle, wenn eine der im §. 30 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 bezeichneten Behörden Anstand nimmt, das Monitum, durch welches sie vom Stempelfiskal oder der vorgesetzten Behörde auf eine Stempelkontravention aufmerksam gemacht worden, selbst zu erledigen, die Provinzial-Steuerbehörde in eigenem Namen den Stempel und die Stempel­ strafe festsetze und deren Einziehung verfüge. FMR. v. 22. Juni 1844 (CB. S. 206, MB. S. 254); gleichlautend ZMR. v. 10. Sept. 1844 an sämmtliche Gerichtsbehörden (ZMB. S. 198), mit der Anweisung, in vorkommenden Fällen der vorgedachten Art die Akten Behufs Festsetzung des Stempels und der Stempelstrase an die betreffende Provinzial-Steuerbehörde abzugeben. — Diese Kab.-Ordre vom 24. Mai 1844 bezieht sich indessen nicht auf die Erledigung von Stempel­ defekten, sondern lediglich auf die Verfolgung von Stempel-Kontraventionen. FMR v. 3. Juli 1846 Hl 12756 (GK.). Vergl. §. 34 Sinnt. 12. 10. a. Zn Betreff der Stempelsteuer hat die Ober-Rechnungs-Kammer bei Revision der Rechnungen gleich den int §. 30 des Gesetzes vom 7. März 1822 benannten Behörden auf die Befolgung der Stempel-Vorschriften zu sehen, und bei entdeckten Kontraventionen nicht nur die fehlenden Stempel nachträglich beibringen zu lasten, sondern auch die gesetzlichen Stempelstrafen festzusetzen (s. jedoch Sinnt. 10. b) und einziehen zu lassen. Slllerh. Znstr. für die ORKammer v. 18. Dez. 1824 §. 33 (v. KA. B. 9 S. 1 ff.). 10. b. Die Ober - Rechnungs - Kammer wird bei Revision der Rechnungen keine Stempelstrase mehr festsetzen. Wird bereits bei der Abnahme der Rechnung die Stempeldefraudation ermittelt, und ist sowohl wegen Nachbringung des fehlenden Stempelpapiers, als auch wegen Einziehung der Strafe das Erforderliche in das Abnahme-Protokoll ausgenommen, so werben die diesfälligcn Abnahme-Notaten, sofern sich dagegen nichts zu erinnern findet, wie bisher, lediglich bestätigt werden. Wird bei der Rechnungs-Revision eine Stempeldefraudation entdeckt, welche noch durch kein Abnahme-Notat gerügt worden, so wird in dem Revisions-Protokoll nicht allein die Nach­ bringung des fehlenden Stempels verlangt, sondern auch monirt werden, daß die gesetzliche Strafe festzusetzen sein werde, und, wie es geschehen, anzuzeigen sei 2C. Cirk.-R. der ORKammer v. 28. Febr. 1830 (v. KA. B. 14 S. 42). Vergl. Sinnt. 14. 10. c. Behufs Wahrnehmung des Preußischen Stempel-Interesses in Betreff der Rech­ nungen derjenigen Bundesbehörden, welche in Preußen ihren Sitz haben, hatte die Ober-Rechnungs-Kammer die Slnordnung getroffen, daß sie bei ihrer Rechnungsrevision alle auf das Stempelinteresse abzielenden Benterkungen in besondere Verhattdlungen oder Promentorien aufnehmen und letztere den Prov.-Steuerbehörden zur selbständigen Erledigung hinsichtlich der nach­ zubringenden Stempel und der festzusetzenden Stempelstrafen zugehen lassen werde (FMR. v. 8. April 1869 — CB. S. 230. 231, MB. S. 136). Nach dem Cirk.-R. des FM. v. 5. Zuli 1872 Hl 9639 nimmt jedoch der Rechnungshof des Deutschen Reiches das Preußische Stempelinteresse seit dem 1. April 1872 nicht mehr wahr und es sollen daher in dieser Beziehung die Rechnungen durch die Stempelfiskäle geprüft werden; vergl. auch Cirk.-R. des FM. v. 26. Okt. 1872 III 11855, betr. die Bezeichnung der noch aus dem Jahre 1870 Seitens der Stempelfiskäle zu prüfenden Rechnungen. Im Anschluß an letzteres FMR. sind demnächst ergangen:

Gesetz §. 30. ^Aufsicht über die Beobachtung der Stempelges. — Sinn. A. R §u Lbs. 1 u. 9.) a. FMR. v. 8. März 1873 (CB. S. 80 sub a), 6etr. das bei der Revision der Oberpostkassen durch die Stempelfiskäle zu beobachtende Verfahren, unter Mittheilung eines Erlasses des Reichs­ kanzlers v. 25. Febr. 1873 an sammt!. Kaiser!. Ober-Postdirektionen, excl. derjenigen in Berlin u. s. w. (CB. S. 80 sub b); vergl. sub b Absatz 2; b. FMR. v. 22. April 1873, betr. die irn Stempelinteresse zu revidirenden Rechnungen der Obertelegraphenkassen') (CB. S. 132 sub a), unter Mittheilung eines Erlasses des Reichs­ kanzlers v. 5. dess. M. an die Kaiser!. Telegraphen-Direktionen (CB. S. 133 sub b). Die zu a und b gedachten beiden Erlasse des Reichskanzlers enthalten die Schlußbestimmung: „Zn der den Kaiserlichen Ober-Postdirektionen durch die oben bezeichnete Cirkular-Verlügung (in der den Kaiserlichen Telegraphen-Direktionen') durch die Cirkular-Verfügung vom 1. Zuni 1872) in Erinnerung gebrachten Vorschrift wegen Wahrnehmung des Preußischen Stempelintereffes bei der Abnahme der Rechnungen bezw. wegen der selbstständigen Festsetzung und Beitreibung von Stempelstrafen ic. tritt eine Aenderung nicht ein." Die zu a erwähnte „oben bezeichnete" CirkVerfügung (im CB. a. a. O. nicht angegeben) ist die des Kaiser!. General-Postamtes v. 13. Mai 1872 I. B. 2167; diese Cirk.-Verf. und die vorgedachte, an die Telegr.-Direktionen erlassene vom 1. Juni 1872 II. A. 2857 bestimmen: „rc. Im Uebrigen hat die Kaiserliche Ober-Postdirektion (im Uebrigen hat die Kaiserliche Telegraphen-Direktion) aber, wenn bei der Abnahme der Rechnungen fiempelpflichtige Beläge vorgefunden werden, zu denen der gesetzliche Stempel gar nicht oder unzulänglich verwendet worden ist, bis auf Weiteres der selbstständigen Festsetzung und Bei­ treibung von Stempelstrafen auf Grund des §. 30 des Gesetzes vom 7. März 1822 ganz in der früheren Weise sich auch künftig zu unterziehen rc."; c. FMR. v. 20. Zuli 1874 (CB. S. 197), welches einen Erlaß des Kriegs-M. v. 10. dess. M mittheilt (S. 198 a. a. O ) ; in diesem Erlaß wird, unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 9. Mai 1872 (Armee-Verordnungs-Blatt pro 1872 S. 177), nach welcher die Mitwirkung des Rechnungshofes des Deutschen Reiches bei der Wahrnehmung und Verfolgung des Preußischen Stempel-Zntereffes im April 1872 ihre Endschaft erreicht habe, zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß nach Anordnung des Herrn Finanzministers die von dem Rechnungshöfe revidirten Rechnungen derjenigen Behörden, welche innerhalb des Preußischen Staatsgebietes ihren dienstlichen Sitz haben, nach erfolgter Decharge-Ertheilung von den Stempelfiskälen in Beziehung auf das Stempel-In­ teresse geprüft werden, und daß demgemäß die bezüglichen Rechnungen nebst zugehörigm Belägen den Stempelfiskälen auf Erfordern zur Disposition zu stellen sind. 11. Sämmtlichen Gerichtsbehörden wird zur genauesten Achtung bekannt gemacht, daß durch Allerh. Kab.-Ordre vom 12. April 1825 den Ministerien der Justiz und der Finanzen auf­ gegeben ist, die sorgsamste Aufsicht zu führen, daß die bei Pacht- und Miethsverträgen wahrscheinlich häufig bisher stattgefundenen Stempelkontraventionen möglichst ermittelt und gesetz­ mäßig bestraft werden. ZMR. v. 25. April 1825 (v. KJ. B. 25 S. 257). 12. a. Die Instruktion des IM. v. 23. Juni 1828 (Lottner Sammt. B. 3 S. 232) über die Anwendung des §. 30 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 Seitens der Gerichte in den Rheinprovinzen (vergl. Anm. 12.b): ist als durch den §. 100 des Ges. v. 24. April 1878 lGS. S. 230) beseitigt anzusehen. — S. oben Anm. 4. a. 12.b. Die Instruktion vom 23. Zuni 1828 (s. vorige Anm.) ist lediglich in Berücksichtigung der Eigenthümlichkeiten der Zustizverfassung in denjenigen Theilen der Rheinprovinz, in denen die ') Rach §. 4 der Verordnung v. 22. Dezbr. 1875 (RGBl. S. 379) wird jetzt die Verwaltung des Post- und Telegraphenwesens von Reichsbehörden geführt, welche an die Stelle der bisherigen Ober-Postdirektionen und Telegraphen-Direktionen getreten sind und die Amtsbezeichnung als OberPostdirektionen erhalten haben.

346

Gesetz §. 30. lAufsrcht über die Beobachtung der Stempelges. — Anm. C. -u Abs. 3.]

französische Gesetzgebung besteht, erlassen worden, und die Anwendung derselben im Bezirke des Justiz-Senats zu Koblenz sEhrenbreitstein^, wo zu einer Abweichung von dem im Stempelgesetze vom 7. März 1822 §. 30 und 32 vorgeschriebenen Verfahren kein Anlaß vorhanden ist, nicht beabsichtigt. JMR. v. 6. Febr. 1835 (Lottner Sammt. B. 5 S. 65, Jurist. Zeitung S. 293). 13. Durch die in Uebereinstimmung mit dem Finanz-Ministerium erlassene, durch die Amts­ blätter publizirte Verordnung vom 1. August 1825 ist bereits vorgeschrieben, daß in dem nach §. 43 der Notariats-Ordnung zu führenden Repertorium auch der Betrag des zu dem einzutragen­ den Akte verwendeten Stempels vermerkt werden müsse (s. Anm. 22. c zu §. 12). Da nun nach §. 2 des Gesetzes über die Einregistrirung in den Rheinprovinz en vom 23. April 1824 das von den Friedensrichtern zu führende Register die nämliche innere Einrichtung haben soll wie jenes Repertorium der Notarien, so muß auch dieses Register eine Kolonne enthalten, aus welcher ersichtlich ist, ob die einregistrirte Urkunde mit einem Stempel, und mit welchem versehen gewesen. In Uebereinstimmung mit dem Finanz-Ministerium hat das Justiz-Ministerium den General-Pro­ kurator zu Köln veranlaßt, die Friedensrichter zur Befolgung dieser Anordnung anzuweisen und dieselben darauf aufmerksam zu machen, daß, wenn sie bei der zur Einregistrirung überreichten Urkunde eine Stempelkontravention entdecken, sie deswegen die begehrte Einregistrirung nicht ver­ weigern dürfen, daß sie aber auch gleichzeitig verpflichtet sind, wegen Konstatirung und Bestrafung der Kontravention nach §. 30 des Stempelgesetzes und der Instruktion vom 23. Juni 1828 wegen dessen Ausführung (f. Anm. 12. a) zu verfahren. JMR. v. 7. März 1831 (o. KJ. B. 37 S. 137). Vergl. §. 34 Anm. 15. b Das Reskript vom 7. März 1831 ist dahin angewandt worden, daß von der unterbliebenen Verwendung des vorschriftsmäßigen Stempels zu den Behufs der Einregistrirung eingereichten Urkunden nur dann, wenn die im §. 12 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 zur Nachbringung des Stempels gestattete Frist von 14 Tagen abgelaufen ist und eine vollendete Stempelkontra­ vention vorliegt, Notiz genommen, vor Ablauf dieser Frist aber die Urkunde zurückgegeben wird, ohne sich um den Mangel des Stempels zu bekümmern. Dieses Verfahren kann nicht gebilligt werden, da der §. 30 des Stempelgesetzes den Gerichten nicht nur die Rüge der Stempelkontra­ vention, sondern es überhaupt zur Pflicht macht, auf die Befolgung des Stempelgesetzes zu halten. Die Gerichte haben hiernach dafür zu sorgen, daß zu den ihnen vorgelegten stempelpflichtigen Ur­ kunden, auch wenn noch keine Stempelkontravention begangen worden, die erforderlichen Stempel nachträglich verwendet werden. Auch sind die zur Einregistrirung vorgelegten Urkunden den Pro­ duzenten nicht eher wieder auszuhändigen, bis der ihnen bekannt zu machende Stempelbetrag nach­ gebracht und zur Urkunde kassirt worden, was in der Stempel-Kolonne des Registers jedesmal beson­ ders zu vermerken ist. JMR. v. 12. April 1837 (v. KZ. B. 49 S. 453, Lottner Sammt. B. 6 S. 144). C. zu Absatz 3. 14. Durch die Kab.-Ordre an das Staats-Ministerium vom 15. Dez. 1829 ist anerkannt: daß unter der vorgesetzten Behörde, welche nach §. 30 des Stempelgesetzes v. 7. März 1822 gegen Staats- und Kommunalbehörden wie auch gegen Beamte, denen eine Nicht­ achtung der Stempelgesetze bei ihrer Dienstverwaltung zur Last fällt, Stempelstrafen fest­ zusetzen hat, die Dienst- und Disziplinarbehörde des Straffälligen zu ver­ stehen sei, und daher bestimmt: daß die Ober-Rechnungskammer, wenn dieselbe bei Revision der Rechnungen eine Versäumniß der gesetzlichen Vorschriften wahrnimmt, die Stempelstrafe nicht selbst festzusetzen, sondern die Nichtbeachtung des Gesetzes zu moniren und hiernächst dahin zu sehen habe, daß das Monitum derselben in vorschriftsmäßiger Weise erledigt werde.

Gesetz §. 30. [Vttm. C. ,u Bbf. 3. — Straffestsetzung gegen Notare.^ Die Regierung hat daher auf das Monitum der Ober-Rechnungskammer wegen Festsetzung der Stempelstrafe das Erforderliche zu veranlassen. Findet die Regierung die nach dem Monitum verwirkte Stempelstrafe dem Gesetze nicht gemäß, so darf das Monitum deshalb nicht als erledigt behandelt werden, sondern es ist alsdann eben so zu verfahren wie bei anderen Erinnerungen der Ober-Rechnungskammer, welche dieselbe auf die Beantwortung der Verwaltungsbehörden zurück­ zunehmen verweigert. Cirk.-R. des M. d. Z. u. d. FM. v. 22. Febr. 1830 (v. KA. B. 14 S. 40) Vergl. Anm. 10 b. 15.a. Gesetz, betr. die Abänderung v. Best. der Disziplinargesetze, v. 9. April 1879 (GS. S. 345): §. 28. Soweit nach den bestehenden Vorschriften für die Festsetzung von Stempelstrafen') gegen Beamte eine Justizbehörde als vorgesetzte Dienst- oder Disziplinarbehörde zuständig ist, geht diese Zuständigkeit auf den Präsidenten des Landgerichts über. Ueber den Rekurs entscheidet unmittelbar der Justizminister.a) §. 29. Die Bestimmungen dieses Gesetzes finden auch auf die vor dem Inkrafttreten desselben anhängig gewordenen Angelegenheiten Anwendung. 15. b. Gesetz, enthaltend Bestimmungen über das Notariat, v. 8. März 1880 (GS. S. 177): §. 7. In den Geltungsbereichen des Gesetzes vom 11. Juli 1845 und der Hannoverschen Notariatsordnung vom 18. September 1853 steht das Recht der Aufsicht 1) dem Justizminister hinsichtlich aller Notare, 2) dem Präsidenten des Oberlandesgerichts hinsichtlich der Notare des Oberlandesgerichtsbezirks, 3) dem Präsidenten des Landgerichts hinsichtlich der Notare des Landgerichtsbezirks zu. Die Vorschriften des §. 23 des Gesetzes, betreffend die Abänderungen von Bestimmungen der Disziplinargesetze, vom 9. April 18793) finden bei der Aufsicht über die Notare entsprechende Anwendung. §. 8. In der Provinz Hannover findet rücksichtlich der Disziplinarstrafen der §. 12 der Ver­ ordnung vom 30. April 1847, rücksichtlich der vorläufigen Enthebung vom Amte der dritte Abschnitt des Gesetzes vom 7. Mai 18514) mit den durch das Gesetz vom 9. April 1879 bestimmten Aende­ rungen Anwendung. 16. a. Notarien sind sowohl in den Provinzen, wo das Allg. Landrecht und die Allg. Gerichtsordnung gelten, als in denjenigen, wo dies nicht der Fall ist, im Sinne des §. 30 des Stempelgesetzes als Beamte zu erachten, gegen welche Stempelstrafen nur von der ihnen vorgesetzten Justizbehörde ausgehen können. Schreiben des IM. v. 27. Jan. 1823; FMR. v. 15. Juli deff. I. an d. Reg. in Trier (SK.). 16.b. In Bezug auf die Festsetzung von Stempel- und Ordnungsstrafen gegen Gerichts­ beamte und Notare wird an der den Appellationsgerichten, als der vorgesetzten Dienstbehörde, nach §. 30 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 obliegenden Verpflichtung nichts geändert. Art. X Nr. 3 des Ges., betr. die Zusätze zur Verordnung v. 2. Jan. 1849 (für den Umfang der Monarchie mit Ausschluß des Bezirks des Appell.ger.hofes zu Köln), vom 26. April 1851 (GS. S. 181). Vergl. S. 214 Anm. 22. b u. oben Anm. 15. a. ') Einschließlich der Stempel-Ordnungsstrafen. Kab.-O. v. 28. Oktober 1836 (GS. S. 308) — s. Anm. 18.a zu §. 22. 2) Daneben steht der Rechtsweg offen gemäß §. 459 ff. der DStrPrO. 3) GS. S. 345. . a—g zu §. 0.

Aktien. Ein Zwölftheil Prozent desjenigen Betrages, bis auf welchen der AktienInhaber durch die ihm ertheilte Aktie zur Theilnahme an den Einlagen und Zu­ schüssen verpflichtet wird. sDiese Position ist durch §§. 2 ff. u. Tarifnummer I. 1 des Ges., 1. Zuli 1881 i) betreffend die Erhebung von Reichsstempelabgaben, v. ^ - RGB. 1885 S. 179 20. Mai 1885 in Wegfall gekommen. > l.a.

Auf

die Remonstration

gegen

die

bei

Abhaltung

einer

Stempelrevision

gezogenen

Erinnerungen vom 23. v. M. wird der rc.-Bank bei Rückgabe der Anlagen erwidert, daß der Auf­ fassung des £mn Stempel-Fiskals diesseits beigetreten werden muß. gegebenen

Jnterimsscheine über geleistete

Tie von der Gesellschaft aus­

Einzahlungen sind nicht blos Quittungen,

sondern, wie auch die denselben beigefügten Dividcndenscheine nebst Talons, in Verbindung mit den Statuten, ergeben, Dokumente über denjenigen Betrag, bis auf welchen der Inhaber zur Theil­ nahme an den Einlagen und Zuschüssen verpflichtet wird und demgemäß selbst als Aktien — im Sinne der Tarifposition des Stempelgesehes bei diesem Worte [cfr. auch die Position „Obligationen und Schuldverschreibungen, persönliche jeder Art") — stempelpflichtig. gesetzlichen Stempels muß es demgemäß bewenden.

Bei der Nachforderung des

FMR. v. 21. April 1874 III 5063 an d. All­

gemeine Depositen-Bank in Liquidation zu B.

1. b. 1875

Jnterimsscheine unterliegen dem Stempel von Aktien.

(Entsch. B. 75 S. 174, Str. A. B. 95 S. 38).

Erk. des QT. (1) o. 18. Juni

Die Provinzial - Wechslerbank zu Berlin

hatte 12500 Stück Jnterimsscheine über je 200 Thlr, worauf 40 Prozent eingezahlt, ausgegeben. Der §. 7 des Gesellschafts-Statutes enthielt die Bestimmung: daß wo int Statute von Aktien die Rede ist, die Jnterimsscheine an deren Stelle treten, bis die Aktien ausgegeben sind, und nach betn §. 3 des

Statutes waren die Inhaber der Interintsscheine

versammlung berechtigt.

In den Erk.-Gründen wird ausgeführt:

zur Theilnahme an der

die Rechte und Pflichten der Besitzer von Interimsscheinen dieselben von Aktien, Wirkung

so

müsse in Bezug auf den Stempel die Ertheilung

haben, wie die Ertheilung von Aktien.

General­

Seien, wie im vorliegenden Falle, wie die Rechte der Besitzer von Jnterimsscheinen dieselbe

Nähtne »um dies nicht an, so würde bei Aktien

aus den Inhaber eine Verpflichtung zur Zahlung der Stpl.steuer erst eintreten nach erfolgter Ein­ zahlung des

ganzen Betrages

der gezeichneten Summe,

und bei Aktien auf den Namen könnte

dasselbe Resultat erzielt werden, wenn bis zur vollen Einzahlung nicht Aktien, sondern Interims-

i) S. dasselbe als Zusatz 2 zur Abtheilung I des Komm. — Die zu der obigen Tarifposition ergangenen Bestimmungen rc. sind, soweit sie wegen der vor dem 1. Oktober 1881 ausgegebenen Aktien interesstren, hier noch mit abgedruckt.

452

Tarif.

Aktien.

scheine ertheilt würden, während der Tarif zum Stplges. die Verpflichtung zur Zahlung der Steuernicht von der vollen Einzahlung abhängig mache, sondern von dem Betrage der Summe, welche der Aktionär zu zahlen verpflichtet ist. Soweit in den erwähnten beiden Fällen eine volle Ein­ zahlung nicht erfolgte, würde eine Steuer überhaupt nicht gezahlt werden. 1. c. Sog. Ouittungsbogen für Ratenzahlungen auf die Aktien der Mengeder Berg Werks-Aktien-Gesellschaft, welche auf eine bestimmte Aktie ausgestellt und durch Cession bezw. Indossement auf Dritte übertragbar waren, wurden durch eine Verf. des PStD. zu Cöln v. 25. Februar 1878 Nr. 3111 an d. Stempelfiskal in Elberfeld, als dem Stempel nach der Tarif­ position „Aktien" unterliegend erachtet, weil sie Urkunden seien, welche einen ideellen Antheil an dem Vermögen der Aktiengeschaft darstellen und demnach bte rechtliche Natur von Aktien haben. Zn dieser Angelegenheit erging später an d. PStD. zu Cöln das nachstehende FMR. v. 25. Dezbr. 1878 III 14847: Bei Rücksendung der Anlagen des Berichts vom 13 d. Mts. ge­ nehmige ich, nach dem Antrage der Königl. Provinzial-Steuer-Direktion, daß die zu den von der Mengeder Bergwerks-Aktien-Gesellschaft ausgegebenen, zur Zeit aber nicht zu erlangenden Quittungs­ bogen im Nominalbeträge von 2,794,200 M. erforderlichen Stempel durch einen allgemeinen Stempel zum Werthe von 2328 M. 50 Pf. dargestellt werden. 2. a. Zn Folge einer Erinnerung der Ober-Rechnungskammer, welche als gesetzlich begründet hat anerkannt werden müssen, sind im Falle der Neu - Ausfertigung von Aktien an Stelle alter, Anträge auf Erstattung des Stempels für die alten Aktien in Zukunft abzulehnen, bezw. es ist für die neuen Aktien eine etwa erbetene Befreiung von der Steuer nicht zu bewilligen. FMR. v. 27. Mai 1877 III 6021 an d. PStD. zu 93. i) 2.b. Die Berliner Unions-Brauerei, Kommanditgesellschft auf Aktien, hatte deshalb neue Aktien ausgefertigt, weil die alten vielfach beschädigt worden und dies zu Unannehmlich, letten im Verkehr geführt hatte. Gegenüber dem Antrage dieser Gesellschaft auf Erstattung der für die betreffenden alten Aktien verwendeten Stempel frug der PStD. in 93. bei dem FM. an, ob das Reskr. v. 27. Mai 1877 [f. vorige Anm] auch auf Fälle dieser Art zu beziehen sei, worauf durch FMR. v. 11. August 1877 III 9539 bejahende Entscheidung erging. 2. t\ Auf die Vorstellung vom 18. d. Mts. erwidere ich der rc., daß, weil der gesetzliche Stempel eine auf der Urkunde, nicht auf dem beurkundeten Geschäfte, ruhende Steuer ist, der Werthstempel auch zu den noch nicht begebenen Aktien, wie geschehen, hat verwendet werden müssen und daher die Nichtbegebung einer Anzahl von Aktien einen Anspruch auf Erstattung der Steuer nicht gewährt. FMR. vom 26. Februar 1880 III 2705 an die Deutsche EisenbahnbauGesellschaft zu 93., mitgetheilt dem PStD. daselbst. 3. a. Mit der vorgetragenen Ansicht, daß auch die vollgezahlten Aktien, welche vor dem 1. Oktober d. Z. von den Zeichnern bei dem mit der Aushändigung von dem Emittenten beauf­ tragten Bankhause nicht abgehoben worden waren, im Sinne des Gesetzes [b. i. des Ges. v. 1. Zuli 1881 — s. dasselbe als Zusatz 2 zur Abtheilung I des Komm] nicht ausgegeben worden, bin ich ebenso einverstanden, als mit Zhrer Meinung, daß die Vorschrift des Absatzes 2 in der letzten Spalte der Tarifnummer 2 fdesselb. ©es.] über die Anrechnung des Landesstempels auf den Reichs­ stempel auf Aktien analoge Anwendung nicht finden kann. Zch mache aber darauf aufmerksam, daß nach §. 5 Abs. 1 a. a. O. der Reichsstempelsteuer unterworfene Werthpapiere keiner landes­ gesetzlichen Stempelabgabe unterliegen, die Preußische Stempelabgabe also, welche von den vor i) Die General-Versammlung der Aktionäre der Berliner Weißbierbrauerei-Aktiengesellschaft hatte eine Reduktion des Aktienkapitals durch Zusammenlegung der Aktien beschlossen, und sollten demzufolge für je fünf einzuziehende Aktien ä 300 Mark mit 1500 Mark zwei neue Aktien ä 500 Mark mit 1000 Mark ausgegeben werden. Die für die neuen Aktien von der Gesellschaft nach­ gesuchte Bewilligung einer Befreiung von der Stempelsteuer wurde durch obiges Reskript versagt.

Tarif. Antichrelische Verträge.

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dem 1. Oktober d. Z. noch nicht vollgezahlten Aktien der Aktiengesellschaft „Große Berliner Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft" erhoben worden ist, wird erstattet werden müssen, sofern die Ent­ richtung der tarifmäßigen Reichsstempelabgabe nachgewiesen wird. FMR. v. 3. Dezember 1881 III 15622 an d. PStD. in B. 3. b. Nach dem 1. Oktober v. I. ausgebebene aber vor diesem Zeitpunkt vollgezahlte inländische Aktien sind allerdings durch die Befteiung zur Tarifnummer 1 des Reichsgesetzes vom 1. Juli v. I. der Reichsstempelabgabe entzogen. Die Annahme des Herrn Fiskals ist aber irrig, daß sie auch der Preußischen Stempelabgabe von Aktien nicht unterliegen rc. FMR. v. 21. Mai 1882 III 6107 (CB. S. 162). 4. Wegen der früheren Stempelfteiheit der Aktien inländischer Eisenbahn-Unternehmungen s. Anm. 77. a zu §. 3. Wegen der Indossamente bei Aktien s. Anm. zur Tarifposit. „Cessionsinstrumente".

Antichrelische Vertrage, wie Pachtverträge, s. diese. 1. Die Königl. Regierung erhält anliegende Abschriften der Verfügungen des Königl. JustizMinisteriums vom 28. Dez. 1852, Fin.-M. III 31388, und vom 23. Mai 1863, Fin.-Min. III 11262 (folgen sab a, b), um aus denselben zu ersehen, von welchen Grundsätzen dieses und das FinanzMinisterium bei der Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit von artichretischen Verträgen ausgehen. Danach sind im Allgemeinen die Revenüen des Pfandobjekts der Gegenstand der Be­ steuerung und zwar, bei einer Antichrese auf eine bestimmte Zahl von Jahren die Revenüen dieser Jahre, bei Antichresen von unbestimmter Zeit die Revenüen je eines oder dreier Jahre (cf. §. 6.f des Stempelgesetzes). FMR. v. 4. Dez. 1869 III 22977 an b. Reg. in F.’) a. Der Justiz-Minister muß in Uebereinstimmung mit dem Herr Finanz-Minister der in dem Schreiben des Stempelfiskals vom 26. Juni d. I. enthaltenen Ausführung hinsichtlich des in Rede stehenden Monitums beitreten und Ihre dagegen angebrachte Remonstration für unbegründet erachten. Nach dem Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 werden antichretische Verträge, wie Pachtverträge, d. h. mit V3 Prozent von dem ganzen Betrage dessen, was der Pfandinhaber für die ihm überlassene Pfandnutzung zu leisten hat, besteuert. Ein Unterschied zwischen den in den §§. 139 ff. und 226 ff. Tit. 20 Th. 1 des ALR's gedachten verschiedenen Arten der Antichrese [mit oder ohne Verpflichtung des Pfandinhabers zur Rechnungslegung) ist dabei nicht gemacht, und es folgt daraus, daß Alles, was von Pachtverträgen gilt, in Betreff der Berechnung des zu ver­ wendenden Stempels auch in den Fällen Anwendung finden muß, in welchen dem Inhaber des nutzbaren Pfandes vertragsmäßig die Rechnungslegung über die gezogenen Nutzungen und die daraus in Gemäßheit der ihm übertragenen Verwaltung zu Gunsten des Verpfänders zu machenden Aufwendungen obliegt [vgl. Anm. 2]. Da aber nach §. 6 des Stempelgesetzes bei Be­ rechnung des Werths des stempelpflichtigen Gegenstandes bei Pachtverträgen Alles, was der Pächter l) Im vorliegenden Falle hatte der rc. F. sein Gut seinem Gläubiger zum nutzbaren Pfande übergeben, damit derselbe dieses Gut verwalte und die nach Abzug der Kosten und Lasten und der tft zu entrichtenden Hypotheken-Zinsen verbleibenden Nutzungen bis zu seiner vollständigen Beedigung zuerst auf die Zinsen der Kapital-Schuld von 800 Thalern und sodann auf das Kapital behalte und abrechne. Der Gläubiger hatte sich verpflichtet, jährlich Rechnung zu legen. Mit Rücksicht darauf, daß der Vertrag auf unbestimmte Zeit und über ein ländliches Grundstück ge­ schloffen war, ist in Gemäßheit obigen FMR.'s der Stempel zu V3 Prozent von der Summe der Revenüen dreier Jahre, und zwar der Brutto-Revenüen, berechnet und nachgefordert worden. In der hiergegen erhobenen Beschwerde wurde geltend gemacht, daß das in Rede stehende Gut auf Höhe von 50000 Thalern mit Hypotheken-Schulden belastet sei, wovon der Pfandinhaber nach §. 153 Tit. 20 Th. 1 ALR. die Zinsen berichtigen müsse, daß demnach das Gut keine Revenüen abwerfe. Das hierauf ergangene FMR. vom 8. Juni 1870 III 9497 erkannte jedoch jene Stempelberechnung unter Zugrundelegung der dreijährigen Brutto-Revenüen als begründet an.

K

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Tarif.

Antichretische Verträge.

vertragsmäßig dem Verpächter selbst oder einem Dritten für Rechnung des Verpächters wegen erhaltener Pacht zahlt, liefert oder leistet, dem ausbedungenen Pachtzinse zugerechnet werden muß, so ist auch bei antichretischen Psandverträgen der vorliegenden Art der Stempelbetrag nicht blos von demjenigen Theile der Nutzungen, welchen der Pfandinhaber auf seine eigene Forderung an Zinsen und Kapital anrechnet, sondern außerdem auch noch von den, aus den Nutzungen an dritte Personen für Rechnung des Verpfänders zu zahlenden Beträgen, sowie von dem Werthe der für den Verpfänder selbst ausbedungenen Leistungen zu berechnen.

Hiernach muß das betreffende Monitum aufrecht erhalten und es kann von dessen

Erledigung nicht Abstand genommen werden. b.

JMR. v. 28. Dez. 1852 1 5851 an d. Notar H.

Der Justiz - Minister tritt im Einverständnisse mit dem Herrn Finanz-Minister den Aus­

führungen des König!. Kammergerichts und des Notars dahin bei, daß der zu dem antichretischen Pfandvertrage vom 21. Dez. 1SG0 zwischen dem Fabrikanten (9. und der :c. H. nachzufordernde Werthstcmpel nur von dem noch festzustellenden,

event, nach der Angabe des Notars auf

1500 Thaler anzunehmenden Betrage der einjährigen Revenuen der verpfändeten (Grund­ stücke zu berechnen und der von dem Stempelsiskal gezogene Defekt den: entsprechend zu ermäßigen ist.

Da nach dem Vertrage die Pfandnehmerin dem Schuldner von ihrer Verwaltung Rechnung zu

legen, sie zur Tilgung der Lasten, Abgaben, Zinsen u. s. w. auch aus eigenen Mitteln Nichts bei­ zutragen hat, so entsprechen nicht die gedachten übernommenen, im Wesentlichen schon gesetzlich selbstverständlichen Leistungen, zu welchen möglicher Weise die Revenuen ganz oder zum Theil nach und nach die Mittel gewähren, sondern nur die Revenüen selbst Demjenigen, was nach §. G.a des Stempelgesetzes beim Pachtverträge der Versteuerung unterliegt, und demgemäß sind auch nur sie bei dem antichretischen Pfandvertrage, der laut der gleichnamigen Tarifposition nach denselben Grundsätzen wie der Pachtvertrag zu behandeln ist, zu versteuern.

Nur sie sind das, was der

verwaltende Gläubiger für Rechnung des Schuldners aus der Antichrese zu zahlen und zu leisten sich verpflichtet.

JMR. v. 23. Mai 1803 III 1374 an das Kammergericht2).

') Mittelst notariellen Vertrages hatte der :c. S sein Grundstück dem re. N. zur Sicherheit wegen einer Forderung von .“>000 Thalern sowie Behufs dessen Befriedigung wegen der Zinsen davon zum antichretischen Pfandbesitz nur die Dauer von 5 Jahren überlassen. In Ausführung dieses Vertrages ist von den Kontrahenten verabredet, daß über die Verwaltung des Grundstückes alljährlich von dem 9t. Rechnung gelegt, daß aus den Revenüen des Grundstückes alle Hypotheken Zinsen, Abgaben und Lasten berichtigt, die Salarien-Kasie wegen einer Kostcnforderung befriedigt, zwei andere Forderungen von 47 und 106 Thalern bezahlt, und dem S. eine freie Wohnung, sowie an dessen Ehefrau eine jährliche Rente von 200 Thalern gewährt werden solle. Zu diesem antichretischen Vertrage hatte der instrumentirende Notar einen Werthstempel von 12 Thalern 15 Sgr. verwendet, indem er zu beut Kapital der “>000 Thaler, welches der 9t. von dem S. zu fordern hatte, die Zinsen davon für die Dauer des Pfandvertrages hinzugerechnet und von der Summe von 3750 Thalern den Stempel mit Prozent berechnet hat. In dem, in obigem JMR. vom 28. Dez. 1S52 erwähnten Schreiben des Stempelfiskals an den Notar vom 26. Juni 18.52 heißt es nun: Das Monitum kann ich durch die von Euer re. angegebenen Gründe nickt widerlegt finden. Aus den allegirten 140 ff. und §. 226 Tit. 20 Th. 1 ALR. folgt nur, daß ein antichretischer Pfandvertrag mit und ohne Rechnungslegung abgeschlossen werden kann. nicht aber, daß im ersteren Falle keine Antichresis, sondern ein Verwaltungs- oder Vollmachts-Vertrag, den die Antichresis mit Rechnungslegung schon in der Regel in sich schließt, Angenommen werden soll. Ist daher der in Rede stehende'Pfandvertrag ein antichretischer, so folgt auch aus der Position im Stempeltarif zum Gesetz vom 7. März 1822 „antichretische Verträge", daß der Vertrag wie ein Pachtvertrag versteuert werden muß, mithin nach §. 6 1. c. mit V-, Prozent von dem Betrage des Pachtgeldes und alles desjenigen, was der Pächter dem Verpachter selbst oder einem Dritten zu leisten hat, und in concivto von den durch die Nutzung zu tilgenden Kapital-Beträgen, den fünf­ jährigen Zinsen der Schuld von 3000 Ihalern an den Pfandinhaber, den Abgaben und Lasten, der Rente an die Ehefrau des Schuldners und dem Werth der dem Letzteren eingeräumten Wohnung. 2) Der re. G. hatte mittelst notariellen Vertrages seine beiden städtischen Grundstücke der re. H. auf so lange zum antichretischen Pfandbesitz eingeräumt, bis dieselbe wegen ihrer auf diesen Grund­ stücken eingetragenen Forderungen nebst rückständigen und laufenden Zinsen befriedigt sein würde.

Tarif. Assekuranz-Policen.

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2. Ein antichretischer Pfandvertrag kann vorhanden sein, auch wenn der Pfandgläubiger daS Pfand nicht unter Aufrechnung auf die Zinsen und ohne Rechnungslegung nutzt, sondern zur Ver­ rechnung der einzelnen Nutzungsbeträge auf die Zinsenbeträge und zur Rechnungslegung verpflichtet ist. Erk. des RGer. (IV) v. 13. März 1884 (CB. 0. 122)'). 0. wegen dieses Erk. auch 0.408 Anm. 1. c und Anm. zur Tarifpos. „0chuldverschreibung".

Appellations-Erkenntniß, s. Erkenntniß. Affekuranz- Policen. Ein halbes Prozent der gezahlten Prämie. In allen Fällen, wo die gezahlte Prämie Einhundert Thaler nicht übersteigt......................................................................................... 15 Sgr. Da hiernach die Prämie bei Affekuranz-Policen als Gegenstand der Verhand­ lung angesehen wird, so sind diese Policen nach § 3 Buchst, a des Gesetzes stempel­ frei, wenn der Betrag der Prämie Fünfzig Thaler nicht erreicht. 1. Bezüglich des Erfordernisses für die 0tempelpflichtigkeit der Assekuranz-Policen und der Verantwortlichkeit für die Lösung des 0tempels zu denselben, s. Anm. 10. b zu §. 22 und unten Nach der weiteren Verabredung in dem Vertrage soll die Gläubigerin die Grundstücke verwalten, aus den Früchten und Nutzungen die Lasten und Abgaben der Grundstücke, sodann die Zinsen der ihren hypothekarischen Forderungen vorstehenden Hypotheken-Kapitalien berichtigen und den alsdann verbleibenden Ueberschuß zunächst auf die ihr zustehenden Zinsen ihrer eigenen Hypothekforderungen und sodann auf die Letzteren abrechnen. Der vom 0tempelstskal angelegten Berechnung des 0tempels zu diesem Vertrage war der Betrag der Hypothekforderungen der Gläubigerin, der ein­ jährigen Zinsen der gesammten eingetragenen Kapitalien und der einjährigen Lasten und Abgaben zu Grunde gelegt. Das Kammergericht pflichtete der Ansicht des 01empelfiskals nicht bei und äußerte sich in seinem 0chreiben an denselben vom 1. Oktober 1862 dahin: Die Differenz der Ansicht liegt darin, daß wir den Gesammtbetrag der jährlichen Nutzungen für entscheidend halten, 0ie aber den Gesammtbetrag alles deffen, was möglicher Weile in künftiger Zeit aus den Nutzungen des Pfandes getilgt werden kann, namentlich also auch den Betrag der Kapitalien. Eine derartige Berechnung könnte eine richtige sein, wenn der antichretische Pfandvertraq dahin ginge, daß durch die eingeräumte Antichrese in bestimmter Zeit Kapital und Zinsen als getilgt erachtet werden sollen. Wenn es sich aber, wie 0ie anerkennen, nur darum handelt, wie hoch die jährlichen vom Pfand­ nehmer übernommenen Prästationen zu schätzen sind, so kann hierbei, da es an jedem anderen Maß­ stabe dazu fehlt, nur der Werth der dem Pfandnehmer überlaffenen Nutzungen entscheidend sein. Etwas Anderes läßt sich auch aus dem Reskript vom 28. Dez. 1852 (s. oben sub a) nicht schließen, indem dasselbe eben nur den Grundsatz aufstellt, daß der 0tempelbetrag nicht blos von demjenigen Theile der Nutzungen, welchen der Pfandinhaber auf seine eigene Forderung anrechnet, sondern auch von den aus den Nutzungen an dritte Personen für Rechnung des Verpfänders zu zahlenden Beträgen und dem Werthe der für den Verpfänder selbst ausbedungenen Leistungen zu tragen ist. Daß aber der Pfandnehmer mehr als den gesammten Werth der Nutzungen, also im vorliegenden Falle der einjährigen Nutzungen, versteuern soll, sagt jenes Reskript nicht. ') Zn den Entscheidungsgründen heißt es: Das A2R. rechnet die in den §§. 139—156 Th I Tit. 20 behandelten Verträge zu den antichretischen Verträgen, wie aus dem Marginale „Verwaltung und antichretische Nutzung" hervorgeht, und nirgends ist ein Anhalt für die Annahme gegeben, daß allein die in den §§. 226 ff. ebenda unter dem Marginale „Nebenverträge" behandelten Verträge unter den antichretischen Verträgen zu verstehen sind. Der 0tempeltarif stellt durch die Gleich­ stellung bezüglich der Besteuerung nicht einen inneren Zusammenhang und Uebereinstimmung des Wesens der gedachten Verträge mit den Pachtverträgen her, und ebenso wenig giebt die Vorschrift des §. 239 ebenda, wonach der Pfandinhaber in den Fällen der §§. 226 ff. betreffs der Erhaltungs­ und Verbesserungskosten der 0ubstanz als ein Pächter anzusehen ist, einen Grund ab, auch außerdem noch antichretische Verträge vom 0tandpunkt der Pachtverträge aus zu beurtheilen und irgend welche wirthschaftliche oder rechtliche Besonderheiten der letzteren auch bei den ersteren zu erfordern. Ein antichretischer Pfandvertrag kann daher vorhanden sein, auch wenn der Pfandgläubiger das Pfand nicht unter Aufrechnung auf die Zinsen und ohne Rechnungslegung nutzt, sondern zur Ver­ rechnung der einzelnen Nuhungsbeträge auf die Zinsenbeträge und zur Rechnungslegung verpflichtet ist, unb dieser letztere Umstand steht auch im vorliegenden Falle der Annahme eines antichretischen Vertrages im 0inne des 0tempeltarifs nicht entgegen.

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Tarif.

Affekuranz-Polieen.

Anm. 5.a Absatz 2. Wegen der Verwendung von Stempelmarken zu Assek. -Pol. s. Anm. 5. b. Absatz 4 zu §. 35. 2. Der §. 4. c des Stempelgesetzes bezieht sich nur auf Leibrenten oder Nießbrauch auf Lebens- oder andere unbestimmte Zeit, und ist auf andere Verhältnisse nicht analog anzuwenden. Enthalten daher Lebensversicherungs-Policen die Anordnung, daß die jährliche Prämie bis zum Tode des Versicherten zu zahlen, so entscheidet nicht §. 4. c, sondern die Tarifposition „AssekuranzPolicen" (f. auch Anm. 7. a Absatz 1, 2). Bei Policen der eben gedachten Art ist die PrämienZahlung ihrer Dauer nach unbestimmt, also weder unter 50 Thlr, noch nach Gelde schätzbar, daher mit 15 Sgr. stempelpflichtig (f. jedoch Anm. 5. b), sofern nicht schon die für ein Zahr verabredete Prämie einen höheren Stempel erfordert, oder nicht etwa auf Grund solcher Policen alljährlich besondere schriftliche Prolongations-Scheine ausgefertigt werden, für welchen Fall dergleichen Scheine steuerlich ebenso, wie andere auf ein Jahr gültige Policen zu behandeln sein würden, in­ dem die Prolongations-Scheine gleich den Policen selbst zu versteuern sind. FMR. v. 12. Mai 1858 III 9745 an d. Stempelfiskal in Berlin. 3. Auch die Policen der Feuer-Dersicherungs-Gesellschaften unterliegen gleich denen anderer Versicherungs-Gesellschaften der Stempelsteuer nach Maßgabe der Position „Assekuranz-Policen" im Tarife zum Stempelgesetz vom 7. März 1822. Wenn dem entgegen in dem Reskript vom 25. Juni 1822 [III 12449] an die Königl. Regierung zu Stralsund gesagt ist, daß die gedachte Stempel-Tarifposition auf die Feuer-Versicherungs-Anstalten im genannten Regierungsbezirke keine Anwendung finde, so beruht dies lediglich auf der Anzeige dieser Regierung, daß Assekuranz-Policen in dem Sinne des Stempelgesetzes bei den damals dort bestehenden Feuer-Versicherungs-Anstalten nicht vorkämen. FMR. v. 31. Zan. 1860 III 1518 an d. PStD. in S. 4. a. Rach der Position „Aflekuranz-Policen" im Tarif zum Stempelgesetze vom 7. März 1822 ist die gezahlte Prämie der Gegenstand der Versteuerung der Steuerverwaltung gegenüber, mithin als Police dasjenige Dokument anzusehen, aus welchem sich der Betrag der be­ zahlten Prämie ergiebt. Nach §. 3 der mittelst Berichts vom 12. d. Mts. eingereichten, nebst Anlage zurückgehenden Bedingungen zur Versicherungs-Police der Allgemeinen Eisenbahn-VersicherungS-Gesellschaft hier vom 1. d. Mts. für das hiesige Handlungshaus M. C. soll am Schlüsse jeden Monats für die unbestimmte Dauer der Versicherung ein summarischer Auszug aus den Büchern zur Ermittelung der postnumerando monatlich zu zahlenden Prämie nach dem vor­ geschriebenen Formular jeden dritten Tag von dem Versicherten der Direktion der Gesellschaft zu­ gesandt werden, und nach dem den Bedingungen beigefügten Anhang wird am Jahresschlüsse eine Zusammenstellung der im Laufe des Jahres bezahlten Prämie gefertigt, indem dem Versicherten von dieser Summe 12 V, Prozent zugutgerechnet werden. Aus dieser dem Ver­ sicherten zuzustellenden Schlußberechnung ergiebt sich der Betrag, der im Laufe des Jahres, oder wenn die Versicherung kein volles Jahr währt, die Summe der im Ganzen gezahlten Prämien, von welcher der Stempel zu V, Prozent zu berechnen, und zu dieser Zusammenstellung zu ver­ wenden ist. Die Direktton der genannten Gesellschaft aus ihre Vorstellung vom 11. b. Mts. demgemäß mit Bescheidung zu versehen, bleibt Ew. rc. überlasten. FMR. v. 17. August 1854 III 20973 an den Stempelfiskal in B. 4.b. Der Stempel für Aflekuranz-Policen soll nach der Tarifposition des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 bei diesem Worte von der „gezahlten Prämie" entrichtet werden, und außerdem heißt es ebendaselbst ausdrücklich ganz allgemein, daß die „Prämie" als Gegenstand der Verhandlung angesehen werde. Hiernach unterliegt bei Policen, in welchen eine terminweise Prämienzahlung für die Lebensdauer des Versicherten, oder auf sonst unbestimmte, oder aus bestimmte Zeit festgesetzt ist,

Tarif. Affekuranz-Policen.

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nicht blos der auf Grund der Police gezahlte erste PrLmienbetrag, sondern der Gesammtbetrag der Prämie, welche aus der Police zu zahlen ist, der Versteuerung. Ob die Entrichtung der Steuer beim Abschluß der Police sofort für die ganze Dauer der Versicherung, oder in Raten, jedesmal nach Eintritt einer neuen Prämienzahlung zu erfolgen habe, kann zweifelhaft erscheinen; diese Frage hat indeß wesentlich an Bedeutung verloren, nachdem die Praxis sich dahin ausgebildet hat, daß bei Versicherungm auf unbestimmte Zeit der Werthstempel für die Police nur nach Maßgabe der erstjährigen Prämie verwendet wird. Es soll gegen dieses Verfahren nichts erinnert, vielmehr in Uebereinstimmung mit demselben auch nachgegeben werden, daß in gleicher Weise auch bei Versicherungen auf bestimmte Zeit die Versteuerung nur von der Prämie des ersten Zahres eintrete; dagegen ist im Uebrigen an dem Wortlaut des Gesetzes festzuhalten. Wenn demnach bestimmt ist, daß „in allen Fällen", wo die gezahlte Prämie 100 Thlr nicht übersteigt, ein Stempel von 15 Sgr. verwendet werden soll, und daß die Police nach §. 3. a des Stempelgesetzes stempelfrei bleibe, wenn der Betrag der Prämie 50 Thlr nicht erreiche, so folgt daraus, daß die Verwendung eines Stempels von 15 Sgr. die Regel bildet, und daß eine Ausnahme hiervon nur dann eintritt, die Police also nur dann stempelfrei ist, wenn überhaupt daraus eine Prämie von 50 Thlrn, unter Berück­ sichtigung der ganzen Versicherungsdauer, nicht zur Zahlung kommen kann. Wenn dagegen die Prämie, welche möglicher Weise aus der Police während der Versicherungs­ dauer gezahlt werden kann, sich in Gelde nicht schätzen läßt, so ist nach der allgemeinen Regel des §. 3. a des Gesetzes die Police mit 15 Sgr. stempelpflichtig, weil „in allen Fällen" dieser Stempel zu verwenden ist, wo die gezahlte Prämie 100 Thlr nicht übersteigt, und weil von dem Ausnahmefall, daß nämlich die Prämie 50 Thlr nicht erreiche, in den Fällen nicht die Rede sein kann, wo die Prämie sich in Gelde nicht schätzen läßt. FMR. v. 6. März 1863 (CB. S. 138, MB. S. 107); s. jedoch Anm. 5. a, b. 4.0. Zn der Cirk.-Verfügung vom 6. März 1863 Absatz 3 am Schluffe (s. Anm. 4.b) ist darauf aufmerksam gemacht, daß diejenigen Affekuranz - Policen stempelfrei zu laffen sind, aus welchen unter Berücksichtigung der ganzen Versicherungsdauer eine Prämie von 50 Thlrn nicht zur Zahlung kommen kann. Hieraus ist von einzelnen Behörden gefolgert worden, daß bei Versiche­ rungen aufunbestimmteZeit, namentlich auf Lebensdauer, unter allen Umständen der Stempel von 15 Sgr. für erforderlich zu erachten sei, weil der Betrag der wirklich zur Zahlung kommenden Prämie sich im Voraus nicht schätzen lasse. Diese Auffassung kann jedoch nicht für zutreffend erachtet werden. Es ist vielmehr davon auszugehen, daß der Werth einer auf Lebensdauer oder auf sonst unbestimmte Zeit zu leistenden Prämienzahlung jedenfalls den Werth einer immer­ währenden Rente von gleichem jährlichen Betrage nicht übersteigt; es erscheint deshalb nicht gerechtfertigt, diejenigen Policen, aus welchen eine Prämie von weniger als 2 Thlr 15 Sgr. auf Lebens- oder auf sonst unbestimmte Zeit zu zahlen ist, dem Stempel zu unterwerfen. FMR. v. 28. Febr. 1866 (CB. S. 83, MB. S. 90); s. jedoch Anm. 5. b. 5. a. Aus der Bestimmung des Stempeltarifs bei „Affekuranz-Policen" über die Höhe des zu verwendenden Stempels läßt sich nicht die Folgerung herleiten, daß die Stempelpflichtigkeit überhaupt durch die Zahlung der Prämie bedingt sei, so daß also zur Assekuranz-Police insofern gar kein Stempel zu verwenden wäre, wenn die Prämie noch nicht gezahlt, sondern etwa gestundet wäre. Vielmehr gelangt man nur dann zu einem mit §. 3. a des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 übereinstimmenden Resultat, wenn man bei Policen über mehrjährige Versicherungen den für die ganze Dauer der Versicherung vertragsmäßig bestimmten und verbrieften Betrag der, wenngleich in jährlichen Raten zu zahlenden Prämie, und nicht blos für Ein Zahr, als den wahren Gegenstand der Affekuranz-Police betrachtet. Erk. des OT. (I) v. 4. Nov. 1864 (Str. A. B. 55 S. 258); es handelte sich um Feuerversicherungs-Policen, die auf zehn Zahre ausgestellt waren,

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Tarif.

Assekuranz-Policen.

mit alljährlicher Zahlung der Prämie, welche jährlich unter 50 Thlr betrug, für alle zehn Jahre aber 50 Thlr erreichte resp. überstieg. Bei Policen über mehrjährige Versicherungen bildet den Gegenstand der Versteuerung nicht die wirklich gezahlte, sondern die für die ganze Dauer der Versicherung stipulirte Prämie, wenn auch deren ratenweise Zahlung bedungen ist, und ohne Rücksicht auf die wegen etwaiger früherer Auflösung des Versicherungs-Vertrages vorgesehenen, als Resolutiv-Vedingung aufzufassenden, die Wirksamkeit des Kontrakts zur Zeit seiner Errichtung in keiner Weise ausschließenden Eventuali­ täten. Erk. des DT. (VI) v. 1. Juni 1874 (Entsch. D. 72 S. 32:4, CB. S. 214). Dieses Erk. betrifft zwar einen Fall in Schleswig-Holstein; die dort geltende Stempelsteuer-Verordnung vom 7. August 1867 (s. in Abth. II. B des Komm.) stimmt jedoch im Tarif sub voce „AssekuranzPolicen" mit der gleichnamigen Position im Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 überein. Es handelte sich um eine Feuerversicherung auf sechs Jahre gegen eine jährliche im Voraus zahl­ bare Prämie von 15 Thalern, und mit Rücksicht auf die Gesammtprämie von 00 Thalern hatte die Steuerverwattung 15 Sgr. Stempel nachgefordert. In den Erk.-Gründen wird u. A. auf das im Absatz 1 gedachte Erk. des DTrib. verwiesen und bemerkt, daß die Berufung auf das fernere Erk. des DTrib. vom 21. Januar 1868 (s. Anm. 5. b Absatz 2) unzutreffend sei, weil der dort entschiedene Fall als eine Lebensversicherung betreffend wesentlich von dem hier vorliegenden sich unterscheide, und deshalb die Frage, ob die vorerwähnten beiden Urtheile in dem hier frag­ lichen Punkte prinzipiell von einander abweichen, dahin gestellt bleiben könne. Zm Uebrigen hatte der Kläger eventuell noch geltend gemacht, daß im vorliegenden Falle als bedungene Prämie der Gesammtbetrag der Jahresraten auch deshalb nicht gelten könne, weil nach den in der Police enthaltenen Bedingungen die Versicherung erst durch die gehörig geleistete Zahlung gültig werde, auch nach einem etwa eintretenden Brande die Versicherungssumme sich um soviel vermindere, als Entschädigung zu leisten sei, die Prämie also keineswegs so bedungen und festgestellt worden, daß sie bereits bezahlt sein könne. — Vergl. Anm. 10. b Absatz 3 zu §. 22. 5. b. Zwei verschiedene Senate des König!. Dber-TribunalS haben die Position „AssekuranzPolicen" Absatz 2 und 3 im Tarif zum Stempelgesetz dahin ausgelegt, daß Policen, welche sür die Lebenszeit eines Menschen geschlossen sind, einem Stempel nicht unterliegen, wenn die alljährlich zu zahlende Prämie den Betrag von 50 Thalern nicht erreicht (die Erkenntnisse des Ober-Trib. folgen in Absatz 2). Das Dber-Tribunal nimmt dabei an, daß, weil die Dauer des Lebens des Versicherten eine ungewisse und die Zahlung der Prämie jedes folgenden Jahres durch das Leben des Versicherten bedingt sei, der Vertrag ein vollendetes Recht nur auf die Prämie des ersten Jahres gewähre. Da eine Abänderung dieser übereinstimmenden Entscheidung nicht zu erwarten steht, so werden die in den Cirkular-Verfügungen v. 6. März 1863 und v. 28. Febr. 1866 (s. Anm. 4. a, b) für Lebens-Persicherungs-Policen aufgestellten, hiervon abweichenden Bestimmungen aufgehoben. Es sind daher Erinnerungen nicht mehr aufzustellen, wenn, in Gemäßheit der erwähnten Entscheidungen des König!. Dber-Tribunals, Lebensversicherungs-Gesellschaften in Füllen der vorgedachten Art zu den Policen über Kapital-, Renten-, Begräbnißgeld- u. s. w. Versicherungen, die Versicherung mag auf bestimmte Zeit oder auf Lebenszeit geschlossen sein, einen Stempel nicht mehr verwenden. FMR. v. 20. Zuni 1860 (CB. S. 421, MB. S. 248). Zur Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit von Versicherungs-Policen ist lediglich die in der Police selbst festgesetzte Prämie maßgebend. Deshalb sind Lebens-Versicherungs-Policen auf eine unbestimmte Zeitdauer, wenn die in der Police bestimmte Prämie den Betrag von 50 Thalern nicht erreicht, nicht stempelpflichtig (es handelte sich um Lebens-Versicherungs-Policen mit Stipulation eines jährlichen Prämienbetrages unter 50 Thlr). Erk. des DT. (V) v. 21. Jan. 1868 Str. A. B. 70 S. 23). — Bei Versicherungsverträgen auf unbestimmte Zeit ist der Werth­ stempel zur Police nach der Prämie des ersten Versicherungsjahres anzusetzen (es handelte sich um

Tarif.

«fsekuranz-Policen.

459

Begräbniß-Versicherungen, für welche jährliche Prämien unter 50 Thlr auf die Dauer des LebenS der Versicherten ausbedungen waren). Erk. des OT. (I) v. 19. März 1869 (Str. A. B. 74 S. 146, Entsch. B. 61 S. 259). 5. c. Die Revisions - Erinnerungen, welche das rc. zu denjenigen Policen der Norddeutschen Hagelversicherungs-Gesellschaft gezogen hat, in denen die Zahlung der Prämie nur für Ein Jahr und zwar zum Betrage von weniger als 50 Thlrn in Einem Jahre, aber von mehr als 50 Thlrn in den betreffenden mehreren Jahren ausbedungen worden ist, sind, wie auf den Bericht vom 21. v. Mts. erwidert wird, nicht aufrecht zu erhalten, selbst wenn die Dauer des Versicherungsvertrags eine mehrjährige sein sollte. Nach den Bestimmungen des Statuts der Gesellschaft und den Police-Bedingungen muß, ungeachtet des ursprünglichen Antrages auf mehrjährige Dauer der Versicherung, wegen des von Jahr zu Jahr wechselnden VersicherungsObjekts, die Versicherung jährlich aufs Neue beantragt werden, die Prämie wird jährlich besonders berechnet und in jedem Jahre wird eine neue Police ausgestellt. Die Police ist nur für die Dauer eines Versicherungs-Jahres wirksam, und es ist daher für die Frage, ob und welche der mehreren Policen stempelpflichtig sei, nur die in der betreffenden Police bedungene Prämie maßgebend. Die dortseits angezogene Entscheidung des Königlichen Ober-Tribunals betraf Feuerversicherungs-Policen, welche thatsächlich eine mehrjährige Versicherung zum Gegen­ stände hatten und in denen die Prämien für die ganze Versicherungsdauer im unabänder­ lichen Betrage bedungen waren dergestalt, daß sie entweder im vollen Betrage auf ein Mal, unter Bewilligung eines Rabatts, oder in jährlichen Raten zahlbar wurden, und daß im Falle von Ratenzahlungen der versichernden Gesellschaft das Recht zustand, jede Jahresrate einzuklagen. Die Norddeutsche Hagelversicherungs-Gesellschaft hat ein solches Recht nicht, ihr steht, wenn der Versicherte schon im zweiten, oder in einem folgenden Jahre, in der statutarisch bestimmten Frist einen neuen Versicherungs-Antrag nicht einreicht, nur die Befugniß zu, den Versicherungsvertrag zu kündigen und ein Mal den Betrag der vorjährigen Prämie (als Conventionalstrafe) einzuklagen rc. FMR. v. 20. Aug. 1875 III 10282 an das Stempelfiskalat in B. 6. a. Es ist, wie dem rc. auf den Bericht vom 19. Mai er. unter Rücksendung der Anlagen erwidert wird, anzuerkennen, daß die vorgelegten Generalpolicen der Transport-Versicherungs­ Branche, weil bei deren Ausfertigung der Betrag der Prämie in Gelde nicht schätzbar ist, nur einem Stempel von je 1 M. 50 Pf. unterliegen. Das Verlangen der Verwendung eines Stempels von gleichem Betrage für die Prolongation wird dadurch nicht ausgeschlossen; die schriftliche Verabredung einer Prolongation für den Fall der Nichtkündigung des Versicherungs-Vertrages bildet beim Eintritt der Prolongation, die stempelpflichtige Urkunde. — In gleicher Weise sind, wenn ein Voranschlag der Prämie unbedingt nicht möglich sein sollte, auch die Mobiliar-Ver­ sicherungspolicen der Landfeuer-Societät für die Kurmark zu behandeln. FMR. v. 4. Juli 1876 III 66.39 an das Stempelfiskalat in B. 6. b. Bei Rücksendung der Anlage der Vorstellung vom 18. März d. Js. wird Ihnen er­ widert, daß die über die Erinnerungen des Herrn Stempel-Fiskals für Berlin erhobene Beschwerde für begründet nicht erachtet werden kann. Nach den ausdrücklichen Bestimmungen im §. 6 Ihrer Gesellschafts-Statuten sollen die Ver­ bindlichkeiten der Gesellschaft aus der Versicherung erloschen sein, sobald ein Wechsel des Eigenthümers oder Besitzers der versicherten Gegenstände stattfindet. Jene Verbindlichkeit soll aber wieder in Kraft treten, wenn die Gesellschaft, nachdem ihr der betreffende Umstand bekannt geworden ist, zur Fortsetzung der Versicherung schriftlich ihre Zustimmung erklärt. Hieraus ergiebt sich, wie auch Ihrer Subdirektion bereits durch die Verfügung des Herrn Provinzial-Steuer-Direktors Hierselbst vom 14. Januar d. Js. eröffnet worden ist, daß die als s. g. Nachträge ausgefertigten Schriftstücke die über das zwischen Ihnen und der Wusterwitz-Nathenower Ziegelei-Aktien-Ge-

460

Tarif.

Assekuranz-Policen.

sellschast geschlossene neue Versicherungsgeschäft ertheilten Policen bilden, und daß diese somit nach den Bestimmungen des Tarifs zum Stempelgesetze versteuert werden müssen. Die früher ver­ steuerten für rc. Hm. und Ht. ausgefertigten Policen waren durch Besitzveränderung erloschen. Zhrem Antrage aus Erstattung der nachträglich bereits berichtigten Stempelbeträge kann sonach nicht entsprochen werden. FMR. v. 9. August 1880 III 10443 an die Versicherungsgesellschaft Thuringia zu Erfurt, mitgetheilt dem PStD. in B. 6. c. Die urkundliche Übertragung eines gestempelten Versicherungsvertrages auf den neuen Erwerber der versicherten Sache ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 29. September d. I., in Preußen von Neuem mit dem Assekuranz-Policen* Stempel (V2 Prozent der gezahlten Prämie) zu versehen, selbst wenn nach den Versicherungs­ bedingungen in Folge des Ueberganges der versicherten Sache an einen Dritten auch der Ver­ sicherungsvertrag von selbst auf diesen übergeht und es somit eines urkundlichen Uebertragungsaktes nicht bedarf. Erk. d. RGer. (IV) v. 29. September 1884 Nr. IV 747/81 in Sachen der Union, Allgemeinen Versicherungs-Aktien-Gesellschast zu Berlin wider den Steuerfiskus (Deutsch. Reichs- u. Preuß. Staats-Anzeiger Nr. 259 v. 3. November 1884).') 7. a. Der in dem Schreiben der Direktion vom 6. August v. I. ausgedrückten Auffassung, daß die mit Ihren Interessenten geschlossenen Verträge durch Korrespondenz, beziehungsweise in einer die Stempelpflichtigkeit nicht bedingenden Form zu Stande kommen, läßt sich zwar nicht bei­ treten; es muß vielmehr nach wie vor im Prinzip daran festgehalten werden, daß durch den statutenmäßig einzureichenden Antrag des Versicherungsnehmers und durch die schrift­ liche Annahme des Antrages ein schriftlicher, seinem Inhalte nach steuerpflichtiger Vertrag geschlossen wird. Wenn gleich hiernach von diesem Gesichtspunkte aus eine den Lebens-, Renten-, Pensions- rc. Versicherungsgeschästen günstigere Auslegung der einschlagenden Bestimmungen des Stempelgesetzes sich nicht rechtfertigt, so läßt doch eine andere Erwägung, daß nämlich die von solchen Gesellschaften geschlossenen Verträge, obwohl durch dieselben Leibrenten, Renten, Pensionen rc. l) Entscheidungsgründe: Die Anwendung der Tarifposition zum Stempelgesetze vom 7. März 1822, wonach der Stempel zu Assekuranz-Policen V2 Prozent der gezahlten Prämie beträgt, setzt voraus, daß die betreffende Urkunde — ihrem Inhalte nach — eine Police darstellt (§. 2069 ALR. Th. II Tit. 8) und daß der Versicherungsvertrag an sich perfekt und klagbar ist. Im vorliegenden Falle handelt es sich um die Frage: ob ein solchergestalt perfekter und klagbarer Versicherungs­ vertrag durch die urkundliche Translation auf einen Dritten, d. i. auf den Erwerber der ver­ sicherten Sache, geschloffen ist, ob diese Translation ein neues Versicherungsgeschäft darstellt, daher — unabhängig von der ursprünglichen Versicherung — stempelpflichtig ist, oder ob sich dieser Ueber* gang, weil nach dem Gesetze und nach dem Inhalte der Versicherungsbedingungen von selbst und ohne Transaktion eintretend, auf Grund des ursprünglichen Versicherungsvertrages vollzieht und daher keiner neuen Versteuerung durch Stempel unterliegt? Der Berufungsrichter hat diese Frage nach der ersten Alternative bejahet, und dem war beizutreten. Ob ein Versicherungsvertrag, wie er hier vorliegt, gleichsam in dinglicher Zugehörigkeit zur versicherten Sache, mit der letzteren von selbst — nach Recht und Pflicht — auf den neuen Erwerber übergeht, so daß es, um diesen Ueber* gang zu vermitteln, nicht erst eines besonderen Uebergangsvertrages bedarf, das kann ganz dahin gestellt bleiben; denn der Urkundenstempel ist, beim Vorhandensein eines steuerpflichtigen Objektes, bedingt durch die Thatsache der Schrift-Beurkundung eines an sich perfekten und klagbaren Rechts­ geschäftes. Ob diese Beurkundung, um dem Geschäfte rechtliche Wirksamkeit zu verleihen, nach dem materiellen Rechte nothwendig war oder nicht, das ist für die Stempelpflicht der aufgenommenen Schrifturkunde ohne Einfluß. Die Existenz der letzteren, bei steuerpflichtigem Objekte, bedingt die Verstempelung nach Maßgabe des Tarifes. Der Berufungsrichter findet nun in der beurkundeten Thatsache des Antrages und der Genehmigung der Uebertragung der Versicherung aus den neuen Erwerber der versicherten Gebäude die Elemente eines neuen Vertrages über die Versicherung in Schriftform, abgeschlossen zwischen dem neuen Erwerber und der Versicherungs-Gesellschaft auf der Grundlage der früheren Versicherung. In dieser Auffassung und rechtlichen Konstruktion ist weder nach den Vorschriften des Civilrechtes, noch nach denen des Stempelgesetzes ein Rechtsirnhum zu erblicken. Die Entscheidung des Berufungsrichters ist daher fach- und rechtsgemäß und die Revision der Klägerin nicht begründet.

Tarif.

Assekuranz-Policen.

461

konstituirt werden, immerhin Versicherungsverträge seien, welche das Stempelgesetz einem Werthstempel nicht unterwirft, die in Antrag gebrachte mildere Auslegung zu. Es soll demgemäß nichts dagegen erinnert werden, daß in Zukunft zu den Urkunden, in denen eine Lebens- rc. Versicherungsgesellschaft die Annahme eines Versicherungsantrages zu erkennen giebt und die entsprechenden Verpflichtungen übernimmt, statt des tarifmäßig für Leibrenten-Verträge vorgeschriebenen Werthstempels zu 1 Prozent nur der gesetzliche Stempel für Affekuranz-Policen mit '/, Prozent zur Verwendung kommt (s. auch Anm. 2). Der letztere Werth­ stempel ist demnach, wenn die Einkaufssumme Seitens des Versicherungsnehmers in Einem und ungetrennt gezahlt wird, von dieser Summe, wenn sie aber in jährlichen Raten entrichtet wird, nach Anleitung der Verfügung vom 6. März v. Z. (s. Anm. 4. b), welche auch hier Platz greift, zu verwenden. Der Versteuerung unterliegt, mit der aus der angezogenen Verfügung folgenden Maßgabe, der ganze statutenmäßig zu entrichtende Betrag, welchen, wenn er aus der Police nicht hervorgehen sollte, die Kontrahenten nach §. 4.5 des Stempelgesetzes anzugeben verpflichtet sind (s. jedoch Anm. 5. b). Das Verhältniß ausländischer Versicherungsgesellschaften anlangend, so können die mit denselben eingegangenen Verträge gesetzlich nur dann der diesseitigen Versteuerung unterworfen werden, wenn deren Abschluß in Preußen erfolgt.') Das Letztere ist, woran auch ferner fest­ gehalten wird, auch dann der Fall, wenn ein in Preußen wohnender Agent die Police statuten­ mäßig mitzuvollziehen hat, und sie dem entsprechend mitvollzieht. FMR. v. 6. Jan. 1884 an die Berlinische Renten- und Kapital-Versicherungsbank in Berlin (CB. S. 66, MB. S. 108). 7. b. Der dortseitigen Auffassung in den Berichten vom 18. Mai v. Z. Nr. 5778 und vom 18. November v. 3- Nr. 11032 wird dahin beigetreten, daß ein zweiseitig geschlossener Ver­ sicherungsvertrag in dem Falle, wenn auf Grund desselben eine versteuerte Police nicht ausgefertigt wird, dem für Asiecuranz-Policen vorgeschriebenen Stempel unterliegt und daß ein Rückversicherungs-Vertrag in steuerlicher Beziehung ebenso zu behandeln ist. Die etwa vorangegangene Versteuerung der einzelnen Versicherungs-Policen über die rückversicherten Gegen­ stände ändert an der Stempelpflichtigkeit des Rückversicherungs-Vertrages beziehungsweise dieser neuen und anderweiten Police nichts. — Die Forderung eines Werth stempels zu dem zwischen den Schleswig-Holsteinischen adeligen Brandgilden und der Berlin-Kölnischen FeuerversicherungsGesellschaft geschloffenen Rückversicherungs-Verträge vom 2S./29. November 1877 erscheint aber nicht gerechtfertigt, weil es an einem bestimmten Gegenstände der Rückversicherung, und somit an einem mit dem Werthstempel zu belegenden Prämienbetrage, fehlt. Die durch diesen Vertrag rück­ versicherten Gegenstände wechseln und es ist deshalb vertragsmäßig der Prämienbetrag von den Contrahenten durch periodische Abrechnungen festzustellen, deren Ergebnisse nicht nachträglich ver­ steuert werden können. Zu dem Vertrage ist demnach nur der Fixstempel von 1 M. 50 Pf. zu verwenden. FMR. v. 14. Februar 1879 111 966, an die PStDirektion zu Altona, rc. 8. Affekuranz-Policen setzen zwar, wie Ew. rc. auf den Bericht vom 18. d. Mts. erwidert wird, bevor sie zur Ausfertigung gelangen, einen zweiseitigen Vertrag zwischen dem Versicherer und dem Versicherten voraus, sind aber selbst nur einseitige Dokumente, welche die Bedingungm enthalten, unter denen die Versicherung stattfinden soll. — Extrahent der Assekuranz-Police ist der Versicherte. Es scheint daher nicht zweifelhaft, daß diesem die Kosten derselben einschließlich der ') Die Klagen inländischer Versicherungsgesellschaften darüber, daß sie wegen der auf ihren Affekuranz-Policen und Verträgen ruhenden Stempelsteuer in der Konkurrenz mit gleichartigen aus­ ländischen Gesellschaften beschränkt seien, haben die Herren Min. für Hand., für landwirthschastl. Angelegenheiten und des Innern veranlaßt, den ausländischen Gesellschaften die Bedingung auf­ zuerlegen, im Inlands einen Bevollmächtigten zu domiciliren und alle ihre Verträge mit Inländern m dem inländischen Wohnorte des Bevollmächtigten abzuschließen. FMR. v. 29. Dez. 1867 111 25981.

Tarif.

462

Atteste.

Stempelabgabe dazu zur Last fallen, und daß, wenn dem Versicherten Stempelfreiheit zusteht, der zur Assekuranz-Police sonst tarifmäßig erforderliche Stempel außer Ansatz bleibt. Demnach findet sich gegen die Annahme, daß die für die Gebäude der Kowalski'schen ErziehungsAnstalt ausgefertigte Feuer-Assekuranz-Police stempelfrei auszustellen sei, nichts zu erinnern.

FMR.

v. 31. Mai lb60, 111 11814 an den PStD. zu Kg. — Mit Bezug auf vorstehendes Nescr. und bei Zufertigung einer Abschrift des letzteren heißt es in einem an das Stempelfiskalat in B. ge­ richteten FMR. v. 2. Juli 1874 111 0223: Es ergiebt sich daraus, daß die Stempelfreiheit nur für den Fall anerkannt worden ist, wenn dem Extrahenten der Versicherung die subjektive Stempelfreiheit zusteht.

Es ist nicht unerwogen geblieben, daß das hier ausgesprochene Prinzip

nicht unbedenklich ist; man hat aber noch bis in die neueste Zeit, auf betreffende Anregung von verschiedenen Seiten, ausgesprochen, daß es bei dem gedachten Zugeständniß bis auf Weiteres be­ wenden möge. 9. a.

Ew.

2C.

Auffassung im Bericht v. 8. v. M. beipflichtend, ermächtige ich Sie- unter Rück­

sendung der Anlagen, sowohl in Bezug auf die vorliegenden Versicherungodokumente als auch in ähnlichen Fällen die Erstattung der Policenstempel eintreten zu lassen.

Es ist mit Rücksicht

auf die Praxis im Versicherungswesen anzunehmen, daß die Rormirung der Versicherungs-Bedin­ gungen in den Versicherungs- und Prolongationsschcinen, insbesondere der Dauer der Versicherung, des versicherten Betrages und der Prämie, in der Voraussetzung des Einverständnisses des Ver­ sicherten erfolge und daß, wenn diese Voraussetzung durch die Ablehnung des Dokuments seitens des Versicherten sich auch nur in einem Punkte als unzutreffend erweist, ein entschuldbarer Irrthum vorliege, der zur Erstattung des verwendeten Policen-Stempels berechtigt.

FMR. v. 20. Oktober

1874 111 13383 an den PStD. zu Eöln. 9. l>/ Unter Wiederanschluß der mit der Vorstellung vom 4. Dezember v. I. eingereichten Police werden Sie benachrichtigt, daß das hiesige Stempelfiskalat ermächtigt worden ist, den zu einer von dem Versicherungssuchenden nicht angenommenen Police verwendeten Stempel auch in dem Falle zu erstatten, wenn auf der Police zwar schon über die Prämie quittirt worden war, aber nachgewiesen wird, daß hie Prämie in Wirklichkeit nicht gezahlt worden ist.

FMR. v. 28. Jan.

1875, 111 17047 an die Direktion der Allgemeinen Eisenbahn-Versichcrungs-Gcsellschast zu B., mit­ getheilt dem Stempelfiskalat daselbst durch FMR. von demselben Tage, mit nachstehendem Beifügen: Es ist nach der abschriftlich anliegenden Verfügung vom 20. Oktober 1874, (f. vorige Anm.) die Erstattung von Stempeln in ähnlichen Fällen schon anderweit nachgegeben worden.

Das Vorhanden­

sein einer tut Voraus ausgestellten Quittung über die Prämie ist als ein Hinderniß der StempelErstattung nicht anzusehen, weil das rc. in jedem einzelnen Falle den Nachweis der unterbliebenen Zahlung und der Nichtannahme der Police zu fordern berechtigt ist und weil auch die bei den Aktien­ gesellschaften abzuhaltenden Stempelrevisionen Gelegenheit zur Prüfung gewähren, ob die betreffende Gesellschaft, beziehungsweise ihre Akten und Bücher, Anspruch auf Glaubwürdigkeit haben.

Asstgnationen,

rc. sfällt weg, s. S. 227 ff.].

Atteste, amtliche, in Privatsachen................................................................ 15 der Mäkler, s. Mäklerattcste.

Sgr.

Zeugnisse, welche, von wem cs auch sei, nur allein zu dem Zwecke ausgestellt werden, um aus den Grund derselben ein amtliches Attest ausfertigen zu lassen, sind keinesweges stcmpelpflichtig. Alle amtlichen Atteste, welche nur deshalb ausgefertigt werden, damit der In­ haber seine Berechtigung zum Genusse von Wohlthaten, Stiftungen und andern Dispositionen für Dürftige dadurch nachweisen könne, sind stempelfrei.

Tarif.

Atteste.

[A. Allgemeine».)

Alle Atteste,

welche

die Pfarrer

von

Amtswegen

in

Bezug

auf

kirchliche

Handlungen ertheilen, mit alleiniger Ausnahme der Geburis-, oder Tauf-, Trauungs­ und Todten- oder Beerdigungs-Scheine, bedürfen keines Stempels fs. jetzt S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 12].

Diejenigen Atteste,

welche bei öffentlichen Kaffen

als Rechnungsbelag wegen

Zahlung der Wartegelder und Pensionen von den Empfängern eingereicht werden müssen, sind stempelfrei. A.

Allgemeines.

1.

Ueber die Pflicht der Beamten Bei Ausstellung stempelfreier Atteste und deren mißbräuch­

liche Benutzung s. S. 315 Anm. 20.

2. a.

Das Attest muß Umstände betreffen, über welche ein öffentliches Dokument auszustellen

der Beamte durch sein Amt berufen ist. Attestes.

Dies folgt von selbst aus dem Zwecke eines amtlichen

Nun ist aber klar, daß der Orts-Schnlze darüber amtlich nichts zu bezeugen hat, ob sich

eine Frauensperson schwanger befindet; sein Attest ist daher kein amtliches und der Defekt nieder­ zuschlagen.

FMR. v. 11. Juni 1843 111 13178 an d. PStD. in D. — Die Stempelfreiheit des

Attestes würde auch dann eintreten, wenn etwa der rc. N. bei Ausstellung desselben über seine Befugniß zur Ausstellung amtlicher Atteste hinausgegangen sein sollte, weil alsdann in der That kein amtliches, sondern nur ein stempelfreies Privat-Attest vorliegen würde.

FMR. v. 12. Mai

1858 111 9856 an d. Reg. in F. — S. jedoch Anm. 2. c u. wegen der Unterschrifts-Bescheinigungen Anm. 7. a ff.

2. b.

Amtliche Atteste müssen nicht blos von einem Beamten, sondern zugleich in dieser seiner

Eigenschaft als solcher ertheilt sein.

Letzteres ist nur dann der Fall, wenn die Ausstellung des

konkreten Attestes zu den amtlichen Attributen des Ausstellers gehört, und es liegt, wo jene Vor­ aussetzung fehlt, wenn auch nicht der Form, so doch der Sache nach, nur eine Privatbescheinigung vor. Erk. des OT. (1) v. 13. Zuni 1877z(D3t. B. 18 S. 413). — Es handelt« sich um AnWendung der Strafbestimmung des §. 16 der Ver. v. 19. Juli 1867 [f. in Abth. II des Äontnt.] gegen einen in der Provinz Hannover

fungirenden Amtsvoigt,

welcher unter einem

schriftlichen Zmmobiliar-Kaufvertrage die Unterschriften unter Beidrückung seines Amtssiegels be­ glaubigt hatte.

(Die Nr. 61 des Tarifs zum Ges. wegen Aenderung der Stempelsteuer in der

Provinz Hannover, v. 24. Februar 1869 [(. in Abth. 11 des KommZ entspricht den Bestimmungen des Tarifs zum Stempelges. v. 7. März 1822 bei dem Worte „Atteste", u. der §. 16 der Der. v. 19. Juli 1867 den Bestimmungen zu 2 u. 3 der Kab.-O. v. 28. Oktob. 1836 [f. S. 313 Anm. 18. a].) — Vgl. übrigens die folgende Anm. u. Anm. 7. a ff.

2. c. rc.

Die in Rede stehenden, zu 1 u. 2 von Notarien, zu 3 von einem Schulzenamte,

mit Hinzufügung des amtlichen Charakters und des Amtssiegels, abgegebenen Bescheinigungen, die ersteren beiden über den Zustand der Eintragungen in den drei Abtheilungen der von ihnen ein­ gesehenen Grundbücher rc., zu 3 darüber, daß die rc. Baumaterialien auf der Besitzung eines Schuldners der Bank an Ort und Stelle seien, sind mit Recht als amtliche Atteste angesehen worden. Der Einwand, daß die Aussteller der Bescheinigungen bei Abgabe derselben und bei der Bezeugung dessen, was sie wahrgenommen haben, nicht innerhalb der Grenzen ihres Amtes gehandelt hätten, läßt sich als zutreffend nicht anerkennen,

rc. FMR. v. 20. Oktober 1876 111 12702 an die Preuß.

Hypotheken-Aktien-Bank in B., mitgetheilt dem PStD. daselbst. 3.

Da nur das Zeugniß an sich der stempelpflichtige Akt ist, nicht aber die darin bezeugte

Thatsache, so ist zu jedem kirchlichen Zeugniß nur der einfache Atteststempel erforderlich, gesetzt auch, daß Taufatteste über die Geburt mehrerer Kinder, Trauscheine über die Kopulation eines

464

Tarif.

Atteste.

[B. nnterf4rtftt»8cf$emtgunflen.]

Mannes mit mehreren Frauen ausgefertigt werden. FMR. v. 5. Zan. 1825 an die Reg. in Mr (LR.). Bergl. Tarifposition „Abschriften, beglaubigte" Anm. 3. Zm Uebrigen s. jetzt S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 12. 4. Amtliche Atteste, wenn sie zu Verhandlungen erfordert werden, welche stempelfrei sind, bedürfen keines Stempels. FMR. v. 22. Oktober 1827 Ul 16037 an d. PStD. in Kg (LR.). — Vergl. die Begründung des Erk. des OT. v. 30. Oktober 1878 (j. unten Amn. 8. c). 5. Amtliche Atteste sind zwar auch Ausfertigungen; es muß zu denselben jedoch stets der im Tarif ausdrücklich vorgeschriebene Stempel von 15 Sgr. verwendet werden, und genügt nicht der für gewisie Fälle zulässige Ausfertigungsstempel von 5 Sgr. FMR. v. 1. Oktober 1823 1U 17858 (SK.). 6. Atteste öffentlich approbirter Aerzte und Wundärzte sind in der Regel nicht, sondern nur in sofern stempelpflichtig, als sie von ihnen in der Eigenschaft öffentlicher Medizinalbeamten, also z. B. von Kreisphysikern, Kreischirurgen, gerichtlichen Medizinalbeamten, öffentlichen Lehrern an den Unterrichtsanstalten des Staats u. s. w. ertheilt werden. Publik, der Reg. in P. v. 30. März 1824 auf Grund des R. des M. der geistl. rc. Angel, und des FM. v. 25. deff. M. (v. KA. B. 8 S. 354). Ebenso im Wesentlichen nach dem R. des M. d. geistl. rc. Angel. v. 18. Zanuar 1830 (v. KA. B. 14 S. 178). Wenn der Attest-Aussteller durch Beifügung seiner amtlichen Firma zu erkennen giebt, daß er daö Zeugniß nicht in seiner Qualität als Arzt, sondern als Medizinalbeamter ausgestellt hat, so ist die Bedingung zur Forderung des Atteftstempels vorhanden, wenn es auch der Sache nach keines amtlichen Zeugnisses bedurft, sondern das privatärztliche Attest genügt haben würde. Die Bei­ fügung der Amtsfirma entscheidet übrigens für die Stempelpflichtigkeit des Attestes, auch wenn nicht das Amtssiegel beigedrückt ist. Cirk.-Verf. der Reg. in Kg v. 8. Juli 1832 auf Grund des FMR. v. 7. April deff. I. (v. KA. B. 17 S. 217). B. Rekognitions-Atteste (Unterschrifts-Bescheinigungen). 7. a. Daß die Stempelpflichtigkeit der Rekognitions-Atteste nicht nach der Position „Abschriften, beglaubigte" im Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 beurtheilt werden darf, ist ohne Zweifel, indem bei der Ausstellung eines Rekognitions - Attestes die Beglaubigung einer Abschrift garnicht in Frage steht. Ebenso wenig Bedenken aber kann es haben, ein Attest in nachstehender Form: „beglaubigt (versehen mit Datum und Unterschrift unter Beidrückung des Amtssiegels)" für ein amtliches Attest und insbesondere für ein Rekognitions-Attest zu halten, da nirgends vor­ geschrieben ist, daß nur die auf Grund besonderer Rekognitions-Protokolle ausgefertigten Rekogni­ tions-Atteste dem Atteststempel unterworfen werden sollen. Im Uebrigen ist die Frage, ob die unter Privat-Urkunden und insbesondere unter Privat-Bescheinigungen aus­ gestellten Rekognitions-Atteste stempelpflichtig sind, sei es nun, daß diese Rekognition sich auf den ganzen Inhalt der Urkunde oder nur auf die Unterschrift des Ausstellers bezieht, bereits entschieden, wie aus der in Abschrift beiliegenden Verfügung an die Regierung zu Potsdam vom 30. März 1846 (s. folg. Absatz) zu ersehen gegeben wird. FMR. v. 17. Januar 1855 UI 32063 an d. Reg. in F. Unterschriftsbescheinigungen Seitens einer öffentlichen Behörde sind im Sinne des Stempel­ gesetzes Rekognitions-Atteste über die Richtigkeit der Unterschrift, und auch bei Privat-Dokumenten von den» 15 Sgr.-Stempel nach dem Stempeltaris „Atteste" nicht ausgeschloffen, sofern das Doku­ ment nicht über einen an sich oder beziehungsweise stempelfreien Gegenstand spricht. Ein Führungszeugniß, um welches es sich im vorliegenden Falle handelt, ist aber ein nach Gelde nicht schätzbarer Gegenstand; auch ist nicht nachgewiesen, daß dasselbe zu einem die Stempelfreiheit nach sich ziehenden Zweck hat verwendet werden sollen. FMR v. 30. März 1846 1U 5880 an d. Reg. in Pm.

Tarif.

Atteste.

[B. Unterschrift»-Bescheinigungen.)

7. b. Bei Zahlungen aus König!. Kassen bedarf eS in der Regel, namentlich bei bekannten Personen, der Beibringung eines Rekognitions - Attestes über die Echtheit der Unterschrift deS OuittungS-AuSstellers nicht, sondern nur wenn bei unbekannten Empfängern die Identität der Person zweifelhaft erscheint, oder die Erhebung durch einen Dritten erfolgen soll, ist eine besondere Legitimation des zur Empfangnahme der Gelder und Effekten sich Meldenden erforderlich. Wo indessen eine solche besondere Legitimation des Zahlung-Empfängers erforderlich ist, da geschieht sie der Regel nach nicht sowohl im Interesse der zahlenden Kaffe, als in seinem eigenen, und er kann sich daher nicht entziehen, die Kosten derselben, gleichviel in welcher gesetzlichen Form sie bewerk­ stelligt werden möge, zu tragen. Zu dem Attest über die Rekognition der Handschrift deS Zahlungs-Empfängers aber muß, außer dem Ouittungsstempel, der nach dem Stempel­ tarif erforderliche Stempel von 15 Sgr. verbraucht werden, indem ein solches RekognitionsAttest, auch wenn es blos von administrativen Behörden und auf der Urkunde selbst ausgestellt wird, dessen ungeachtet keinesweges zur Kategorie der stempelfreien Legali­ sationen gehört, sondern die Stelle eines förmlichen Rekognitions-Protokolls fvgl. die gleichnamige Tarifposition) vertritt, in dessen Ermangelung der im Stempeltarif für dieses letztere vorgeschriebene Stempel von 15 Sgr. zu dem Atteste selbst verbraucht werden muß. Bekanntm. der Reg. in Merseburg v. 15. Sept. 1835 auf Grund FMR 's v. 7. Aug. dess. Z. (o. KA. B. 19 S. 659). Vgl. Abs. 2 der Anm. zur Tarifpos. „Legalisation" und die Tarifpos. „Rekognitions-Protokolle"; auch Anm. 15 zur Tarifpos. „Vollmachten". Die König!. Ober-Rechnungskammer hat bei Revision der Zahresrechnung der Königl. Proviant­ ämter pro 1841 verordnet, dagegen Vorkehrungen zu treffen, daß die Unterschriften der Fourage-rc. Lieferanten unter Quittungen über empfangene Vergütungen da, wo dies nicht ausdrücklich vorgeschrieben ist oder durch besondere Umstände bedingt wird, künftig nicht meh^, wie dies wohl bisweilen geschehen, beglaubigt werden sollen. Wo eine solche Unterschrifts-Be­ glaubigung jedoch durch irgend welche Umstände nothwendig erscheint, soll darauf gehalten werden, daß alsdann, gemäß den Bestimmungen in dem Tarif des Stempelsteuergesetzes vom 7. März 1822 sub voce „Rekognitionsprotokolle" und „Atteste" das gesetzliche Stempelpapier dazu kassirt wird. Cirk.-Versügung der Reg. in P. v. 4. Jan. 1843 an die Landräthe (MB. S. 47). 7. c. Wenn Kaflenbeamte sich unter Umständen zu ihrer Sicherheit veranlaßt finden, die Bei­ bringung schriftlicher Bescheinigungen der eigenhändigen Unterschrift des Zahlungs-Empfängers zu verlangen, dessen es jedoch schon nach dem Cirkular vom 28 März 1825 und mehrfach wiederholter Anordnung in der Regel nicht bedarf, so ist, mit Rücksicht auf die Stempeltarif-Position „Atteste" Schlußabsatz, bei Zahlungen von Wartegeldern und Pensionen, mit Einschluß der Wittwenpensionen, aus öffentlichen Kassen auch zu dergleichen amtlichen Attesten, durch welche die eigenhändige Unterschrift des Zahlungsempfängers bescheinigt wird, ein Stempel nicht zu verwenden. Danach modifizirt sich die im §. 50 des Nachtrages zur Anweisung für die Kaffenund Buchführung bei den Haupt-Zoll- und Haupt-Steuer-Aemtern vom 25. Oktober 1856 (CB. S. 229) getroffene Anordnung, soweit dieselbe die Stempelpflichtigkeit derartiger Atteste ausspticht. FMR. vom 13. April 1861 (CB. S. 256, MB. S. 225), mitgetheilt durch FMR. v. 14. dess. M. (CB. S. 257, MB. a. a. O.). 8. a. ZMR. v. 13. Februar 1872 I 433 an das Appellationsgericht zu Cassel: Dem rc. er­ öffne ich auf den Bericht vom 11. Januar d. I., die Stempel-Revision bei dem Kollegium betreffend, unter Rücksendung der Anlagen, daß ich im Einverständniß mit dem Herrn Finanz-Minister der Ansicht des Königlichen Provinzial-Steuer-Direktors beitrete. Wenngleich den Ortsvorständen des dortigen Bezirks die Befugniß zu Unterschriftsbeglaubigungen unter Privat-Ouittungen nicht ausdrücklich beigelegt ist und dergleichen Beglaubigungen nicht die volle Beweiskraft der gerichtlichen und notariellen Urkunden beigemeffen werden kann, so sind solche Beglaubigungen doch Hoyer u. öaupp, Stempelsteuergefetzgebung. 4. Lust. 30

466

Tarif.

Atteste.

[B. Unterschrifts-Bescheinigungen.)

auch nicht gesetzlich untersagt und in Berkehrsfällen mancherlei Art durchaus hinreichend, um fest­ zustellen, daß die abgegebenen Erklärungen von den unterschriebenen Personen herrühren.

Da mit

Rücksicht hierauf in der bisherigen Verwaltungs-Praxis die Beglaubigungen der Unterschriften Seitens einer öffentlichen Behörde als amtliche Atteste im Sinne des Stempeltarifs angesehen und besteuert worden sind, so ist es nur folgerichtig, wenn auch im gegebenen Falle die unter Beidrückung des Amtsstegels erfolgte Beglaubigung der Quittungsunterschrift Seitens der Bei­ geordneten zu O. als amtliches Attest der gleichnamigen Position des Stempeltarifs unterworfen wird. DaS rc. wolle hiernach das gezogene Monitum zur Erledigung bringen. ' 8. b.

Die amtliche und notarielle Beglaubigung der Unterschrift einer Quittung ist stempel­

pflichtig. Erk. des OT. (1) v. 30. Oktober 1878 (OR. B. 19 S. 492, Entsch. B. 82 S. 353)?) 8. c. FMR. v. 11. Februar 1884 111 1733 an die Reg. zu F., mitgetheilt dem PStD. zu B.: Auf den Bericht vom 25. v. Mts, betreffend die Vorstellung des Vorschnitters W. S. zu H., er­ widere ich der rc., daß der im Berichte dargelegten Auffassung bezüglich der Stempelpflichtigkeit von Attesten nicht durchweg beigetreten werden kann.

Es ist zwar anzuerkennen, daß eine

strikte Anwendung der in dem Erkenntnisse des vormaligen Ober-Tribunals vom 30. Oktober 1878 [f. die vorige Anm.) ausgesprochenen Grundsätze, insbesondere bei der engen Auslegung, welche die rc. dem §. 3. a des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 giebt, die Stempelpflichtigkeit der Atteste, durch welche Unterschriften von Privatpersonen amtlich beglaubigt werden, ohne Rücksicht auf den Inhalt der unterschriebenen Urkunde, allgemein und immer zur Folge haben würde. Soweit ist aber die Steuerverwaltung in der Auslegung der Tarifposition „Atteste" nicht ge­ gangen, und hat sie den §. 3 unter a weniger enge und namentlich dahin ausgelegt, daß Atteste, auch Beglaubigungs-Atteste, zu den „Verhandlungen" im Sinne dieser Stelle zu rechnen und daß dieselben demgemäß stempelsrei seien, wenn deren Werth nach Gelde geschätzt werden kann und dieser Werth 50 Thlr. (150 M.) nicht erreicht. — Demgemäß ist ein Stempel nicht zu entrichten, wenn die Unterschrift unter einer Quittung über weniger als 150 M. beglaubigt wird.

Nur dann etwa, wenn ausnahmsweise die Privatperson demjenigen Beamten, welcher

ihre Unterschrift beglaubigen soll, die Kenntnißnahme von dem Inhalte der betreffenden Urkunde verweigern möchte, würde der Atteststempel, ohne Rücksicht auf den konkreten ') Der Angekl., ein in der Provinz Hannover angesessener Notar, war freigesprochen worden, weil die Fin.-Min.-Bekanntm. v. 27. Februar 1869 (s. in Abtheilung II des Komm.) bestimme, daß amtliche Atteste stempelfrei seien, wenn sie zu stempelfreien Verhandlungen erfordert werden, dazu aber nach dem Ges. v. 26. März 1873 Nr. 7 (s. S. 2) die Quittungen gehörten. Das OT. ver­ nichtete. Zn den Erk.-Gründen heißt es: Das Reskript des König!. F.-Minist, v. 22. Oktober 1827 111 16037 (f. Anmerk. 4), welches die Grundlage für die Befreiung solcher amtlicher Atteste in den alten Landestheilen bildet, hat nur eine konkret stempelpflichtige Verhandlung zum Gegenstände gehabt. Es ist auch nur konsequent, daß wenn der Gesetzgeber Veranlaffung gefunden hat, einer Verhandlung wegen ihres Zweckes und Gegenstandes die Stempelbefreiung zu bewilligen, welche ihr an und für sich nicht zustehen würde, auch diejenigen Atteste eximirt sein müssen, welche sich auf die Verhandlung beziehen, also dieselbe vorzubereiten, zu vervollständigen, zu erläutern oder zu bekräftigen bestimmt find, überhaupt in einem sachlichen Zusammenhange damit stehen. Dagegen bleibt ein derartiges Attest ungeachtet seines materiellen Konnexes mit einer anderen Verhandlung formell vom Standpunkte des Stempelgesetzes aus eine selbstständige, eine bestimmte Thatsache be­ kundende Verhandlung, und die Voraussetzung für deren Befreiung trifft nicht zu, wenn die Ver­ handlung, womit sie in Beziehung steht, kein gesetzlich beabsichtigtes Privilegium genießt, sondern nur thatsächlich in den von der Stempelsteuer ergriffenen Gegenständen überhaupt nicht einbegriffen ist. Zu den konkret stempelfreien Verhandlungen aber, wovon diesen Ausführungen zufolge die Begünstigung amtlicher und notarieller Atteste abhängt, gehören die Quittungen seit Erlassung des Ges. v. 26. März 1873 (GS. S. 131) [f. S. 2] nicht mehr. Diese sind, soweit sie bis dahin über­ haupt noch stempelpslichtig waren, dadurch ausnahmslos stempelfrei geworden, derart, daß sie von da an den objektiv von der Stpl.pflicht gar nicht betroffenen und niemals betroffen gewesenen Ver­ handlungen gleichstehen, woraus die Befreiungsvorschrift des Erlaffes v. 27. Februar 1869 über­ haupt sich nicht bezieht, rc.

Tarif. Attest«. [C. ttnquflfr, SHebtrlaffungl», WenflontttttHttefle.]

Inhalt der Urkunde, zu erheben sein, weil solchen Falles der Werth de- Gegenstandes, von welchem die Stempelfreiheit abhängt, in Gelde nicht geschätzt werden kann. Die rc. wolle nach diesen Andeutungen auch Ihrerseits verfahren. 8. d. FMR. v. 17. Zuli 1884 111 8748 an den Rechtsanwalt B. zu Rixdorf, mitgetheilt dem PStD. zu B: Ew. rc. erwidere ich auf die Eingabe vom 12. Mai d. I., daß der Herr ProvinzialSteuer-Direktor Hierselbst zwar ermächtigt worden ist, die Erstattung des Stempels von 1 M. 50 Pf., welcher zu der vom Amtsvorsteher zu Rixdorf unterm 16. April d. I. abgegebenen Beglaubi­ gung einer Unterschrift verwendet worden, zu veranlassen, daß aber nach Lage der Sache die Verwendung des Stempels formell nicht für ungerechtfertigt zu erachten ist. Der Amtsvorsteher hat nur die Unterschrift beglaubigt, der Inhalt des Schriftstücks selbst war ihm anscheinend nicht bekannt und es war alsdann das Attest allerdings stempelpflichtig. Aber auch der Inhalt des Schriftstücks berechtigte, bei strenger Anwendung des be­ stehenden Gesetzes, zur Erhebung des Stempels. Die Summe, in deren Auszahlung der Aussteller willigt, beträgt zwar nur 129 M., aber nur diese Summe ist bestimmt, die Zinsen davon sind unbestimmt, und wenn auch wahrscheinlich nur gering, doch in Wirklichkeit nicht schätzbar. Die Geringfügigkeit eines nicht nach Gelde zu schätzenden Gegenstandes begründet unter Umständen eine Ermäßigung gewisser Stempel (cfr. die Tarif-Position des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 beim Worte „Ausfertigungen", Abs. 2), sie hat aber nicht eine gänzliche Befreiung zur Folge (cfr. §. 3.a des Gesetzes). 9. a. Zn Betreff der Stempelfreiheit der Beglaubigungen nach §. 33 der Grundbuchordnung v. 5. Mai 1872 vgl. Ges. v. 26. Mar 1873 §. 2 Nr. 6 und die Noten dazu (S. 2 u. 4). 9. b. ZMR. v. 1. März 1881 III 365 an ben Rechtsanwalt und Notar Br. zu Stettin: Auf den von Zhnen unter dem 23. Zanuar d. Z. gegen das hierbei zurückfolgende Strafresolut des Landgerichtspräsidenten zu Stettin vom 12. dess. M. eingelegten Rekurs eröffne ich Zhnen, daß ich es ablehnen muß, Zhrem Antrage gemäß, das Resolut wieder aufzuheben, da daffelbe den gesetzlichen Vorschriften entspricht. — Nach §. 33 der Grundbuchordnung und §. 2 Nr. 6 des Stempelgesetzes vom 26. März 1873 (GS. S. 131) ist die Stempelfreiheit der Unterschriftsbeglaubigungen nicht für alle Urkunden, in welchen ein Antrag auf eine Eintragung oder Löschung im Grundbuche bezw. die Bewilligung einer solchen Eintragung oder Löschung sich vorfindet, sondern lediglich für diejenigen Urkunden nachgelassen worden, deren Inhalt ausschließlich auf eine Eintragung oder Löschung im Grundbuche gerichtet ist. Enthält eine Urkunde mehr, als die nothwendigen Grundlagen für diese letzteren, insbesondere, wie im vor­ liegenden Fall, den Abschluß eines vollständigen Kaufvertrages, so verbleibt es bei der Regel, wonach die Unterschriftsbeglaubigung in Gemäßheit der Position „Atteste" des Tarifs zum Stempel­ gesetze vom 7. März 1822 zu versteuern ist. Daß ferner der Notar, welcher diese Versteuerung bei der durch ihn erfolgenden Beglaubigung unterläßt, in die ordentliche Stempelstrafe verfällt, kann nach §. 22 Absatz 4 des letztgedachten Gesetzes und Nr. 4 der Allerhöchsten Kabinetsordre vom 19. Zuni 1834 (GS. S. 81) nicht zweifelhaft sein. Der Umstand, daß der Notar nach § 21 der Notariatsordnung vom 21. Zuli 1845 nicht wider den Willen der Zntereffenten von dem Inhalte der Urkunde, deren Unterschrift er beglaubigen soll, Kenntniß nehmen darf, führt nur zu dem Schluß, daß er in allen Fällen zu der Beglaubigung den Atteststempel zu verwenden hat, sobald chn nicht die Interessenten ersehen lassen, daß die Voraussetzung für die Stempelfreiheit gegeben ist. Der Rekurs wird hiernach als unbegründet zurückgewiesen. C. Umzugs- Niederlassungs-, Dienstantritts-Atteste.

10. a. Obrigkeitliche Atteste für, ihren Wohnort wechselnde Personen Behufs Aufnahme in dem neuen Wohnort (Ges. v. 31. Dez. 1842, GS. 1843 S. 5) sind stempelfrei (R. des 30*

468

Tarif.

Atteste.

[C. Umzugs-, Niederlassung«-. Dienstantritts-Atteste.)

FM. u. des M. d. z. v. 7. Mai 1847, MB. S. 172), auch wenn nicht eigentlich ein Domicil ge­ wechselt, sondern zum ersten Mal ein solches genommen wird (FMR. v. 30. Oft 1862 III 22677 an d. Reg. in F.), ferner auch, wenn das Attest die nicht vorgeschriebene Bescheinigung der Führung enthält (FMR. v. 10. Mai 1855 u. R. des FM. u. des M. d. Z. v. 15. März 1856, CB. 1858 S. 286, auch R. des M. d. I. v. 3. Aug. 1858, MB. S. 164). Von den vorallegirten Reskripten machen das 1., 3. u. letzte die Srempelfreiheit dieser Umzugsattesie davon abhängig, daß darin der Zweck derselben bemerkt ist; das FMR. v. 10. Mai 1858 111 9858 an d. PStD. in Br. sagt jedoch, daß aus der mangelnden Angabe des Zweckes nicht unbedingt die Stempelpflichtigkeit der Atteste folge, daß vielmehr von deren Versteuerung abzusehen, wenn nachträglich außer Zweifel gestellt werde, daß selbige Anziehenden, Behufs ihrer Aufnahme in ihrem neuen Wohnort, aus­ gestellt worden. — Vergl. jetzt das Gesetz über die Freizügigkeit vom 1. Nov. 1867 (BGbl. S. 55). Bescheinigungen der Polizeibehörden nach §. 8 des Gesetzes v. 31. Dez. 1842 (GS. 1843 S. 5) über die erfolgte Meldung der sich an einem Orte niederlassenden Personen sind stempelfrei. R. des FM. u. des M. d. Z. v. 11. Aug. 1843 (CB. S. 191, MB. S. 235). 10.b. Amtliche Zeugnisse Behufs der Erlangung eines vorübergehenden Aufenthaltes sind stempelpflichtig. Der Erlaß vom 7. Mai 1847 (s. vorige Anm.) spricht sich nur über die Stempelfreiheit von amtlichen Zeugnissen aus, welche Anziehenden aus Anlaß und zum Zwecke ihres Anzuges ertheilt werden. Zn Fällen aber, in denen es sich nicht um das Gesetz vom 31. Dez. 1842, also nicht um die Ertheilung von Zeugnissen für Personen handelt, welche die Ab­ sicht haben, sich als selbstständige Preußische Unterthanen niederzulassen, läßt sich eine Aus­ nahme von der Regel, daß amtliche Zeugnisse in Privatsachen stempelpflichtig sind, nicht anerkennen. R. des M. d. Z. und des FM. v. 12. März 1854 (CB. S. 204, MB. S. 59). Dieses Reflript ist durch das FMR. v. 22. Juni 1863 (III 11776 an d. PStD. in S.), welches die Gesuche um Ge­ stattung des vorübergehenden Aufenthaltes als stempelfrei anerkennt, nicht aufgehoben. FMR. v. 25. Juli 1865 III 5068 an d. Reg. in F. 10. e. Zu obrigkeitlichen Attesten für Personen, welche das erstemal in Dienst gehen, kann, da sie zu den Gesinde-Entlassungs-Scheinen nicht zu rechnen sind, der für die letzteren fest­ gesetzte 5 Sgr.-Stempel nicht für zulässig erachtet werden, vielmehr ist zu dergleichen nach §. 40 [sott heißen §. 10] der Gesinde-Ordnung [u. 8. Nov. 1810, GS. S. 101] erforderlichen öffentlichen Zeugnissen ein 15 Sgr.-Stempel anzuwenden. Dergleichen Atteste sind jedoch gratis auszustellen, wo der Dienftsuchende zur Entrichtung des 15 Sgr.-Stempels unvermögend ist. Publik, der Reg. in Oppeln v. 12. Mai 1823 auf Grund des FMR. v. 18. Dez. 1822 (v. KA. B. 7 S. 256). Die den neu angehenden Dienstboten zur Annahme ihrer ersten Stelle auszufertigenden obrig­ keitlichen Zeugniffe können, falls diese Leute wirklich arm sind, stempelfrei ertheilt werden, in welchem Falle nur auf dem Atteste selbst zu bemerken ist, daß die Stempelfreiheit Armuths halber eingetreten sei. Aus dem Stande der, überdies in der Regel noch nicht bekannten künftigen Herr­ schaft kann indessen ebensowenig, wie aus dem Stande der Dienstboten unbedingt die Armuth der Letzteren gefolgert werden, da es sehr wohl möglich ist, daß ein solcher Dienstbote ein Vermögen von 100 Thlrn und mehr besitzt, und dann nach §. 40 Tit. 23 Th. 1 AGO. keine, die Stempel­ freiheit begründende Armuth angenommen werden kann. Ueberhaupt ist, sobald es auf Abgabenpflichtigkeit ankommt, die Armuth der Debenten nicht nach dem im gewöhnlichen Leben wohl üblichen Maßstabe zu ermessen. R. des M. d. I. u. des FM. v. 20. Sept. 1826 (v. KA. B. 10 S. 712). Zu den für Dienstboten ausgestellten obrigkeitlichen Führungs-Attesten Behufs Antritts eines Dienstverhältnisses müssen nicht blos 5 Sgr., sondern 15 Sgr. Stempel zum Verbrauch kommen. Die Befreiung von diesem Stempel kann nur eintreten, wenn im einzelnen Falle die Uneinziehbarkeit des Stempelbetrages nachgewiesen ist. FMR. v. 6. Jan. 1860 111 29836 an d. Reg. in F. Vergl. S. 54 Anm. 1, 2.

Tarif. Atteste. [D. «teste öetr. Dampfieflel-Anlagen, Außer- u. ®teber»3nfurtfe|ung.]

D.

Atteste, betr. Bau - Abnahmen rc., Dampfkessel-Anlagen, Außer- und Wieder-Znkurssetzung von Papieren.

11. Zu den von Behörden oder einzelnen Beamten ertheilten Bau-Abnahme-Attesten (auch Revisions-Balancen, Revisions-Anschläge und Bau-Revisions-Protokolle benannt), sowie bei Lieferungs-Kontrakten zu den Ablieferungs-Attesten, welche Entrepreneurs über die kontraktmäßige Ablieferung des Baues oder Lieferanten über die erfolgte Ablieferung verlangen, oder zur Zustifikation ihrer Liquidationen als Belag beizubringen verpflichtet sind, bedarf es, als zu amtlichen Attesten in Privatsachen, sobald sie eine stempelpflichtige Summe betreffen, jederzeit des gesetz­ lichen Stempels von 15 Sgr., ohne Rücksicht darauf, ob dergleichen Attest besonders ausgefertigt oder auf die Liquidation selbst gesetzt wird. Wenn dagegen die Verwaltung nur sich selbst oder der kontrolirenden Behörde von der Erfüllung des Kontrakts Ueberzeugung verschaffen will, und daher jene Abnahme-Atteste nicht für den Entrepreneur oder Lieferanten, sondern zur eigenen Notiz der Behörden ertheilt werden, blos zu dem Zweck, um zu beweisen: a. daß der mit der Leitung oder der Aufsicht des Baues beauftragt gewesene Beamte sich in den Schranken seiner Befugniß gehalten und sich keine eigenmächtige Abweichung gegen den revidirten und genehmigten Anschlag erlaubt hat, oder b. daß die für die Ausführung berechnet gewesenen Kosten nothwendig gewesen und dazu verwendet worden sind, so bedürfen solche rein amtliche Verhandlungen des Stempels nicht. FMR. v. 26. August 1825 (v. KA. B. 11 S. 381). Zur Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit der im Reskript vom 26. August 1825 gedachten Bau - Abnahme - Atteste, sowie der Ablieferungs-Atteste bei Lieferungs-Kontrakten, kommt es auf die Veranlaffung zur Ertheilung derselben an. Liegt diese in der bestehenden Verfaffung, dergestalt, daß die Kaffe dergleichen Zeugniffe jedenfalls zur Zustifikation ihrer Rechnung bedarf, und ist also der Grund, weshalb dieselben ausgestellt worden, nicht in dem Privatintereffe des Entrepreneurs oder Lieferanten, sondern in den bestehenden Verwaltungsvorschristen zu suchen, so bleiben dieselben stempelfrei, und kann selbst die zu betn Kontrakte übernommene Bedingung, welche den Entrepreneur verpflichtet, dergleichen Zeugnisse von einem dazu ihm ausdrücklich bezeichneten, vom Staate für diesen Zweck bestellten Beamten beizubringen, indem dergleichen Be­ dingung nicht zunächst das Interesse des Entrepreneurs oder Lieferanten, sondern vielmehr das Zntereffe der Verwaltung zur Erfüllung der bestehenden Verfaffung beztveckt, die Stempelpflichtigkeit nicht begründen. Werden dagegen dergleichen Zeugnisse außer jenem Verhältniß von dem Entrepreneur oder Lieferanten zur Erreichung seiner Privatzwecke exttahirt, indem er z. B. deren bedarf, um sich mit seinen Theilnehmern auseinanderzusetzen oder anderweite Ansprüche zu verfolgen, so unterliegen dieselben dem Stempel von 15 Sgr. FMR. v. 29. Dezember 1827 (v. KA. B. 12 S. 59). 12. Es sind Zweifel über die Stempelpflichtigkeit der aus Grund der §§. 14 und 16 des Regulativs, betreffend die Anlagen von Dampfkesseln, vom 31. Aug. 1861 sMB. S. 177] ausgestellten Bescheinigungen entstanden. Zur Behebung dieser Zweifel wird bestimmt, daß in jedem Falle nur die letzte dieser Bescheinigungen, nach deren Ausstellung gemäß §. 12 des Gesetzes vom 1. Juli 1861 sGS. S. 749] der Betrieb der Dampskeffel-Anlage beginnen kann, auf Grund der Position „Atteste" in dem Stempeltarif vom 7. März 1822 für stempelpflichtig zu erachten ist, daß jedoch die vor dieser Bescheinigung ausgestellten Bescheinigungen nur dann von der Stempelpflicht befreit sind, wenn sie lediglich zu dem im §. 12 des Gesetzes vom 1. Juli 1861 vorgesehenen Zwecke ausgestellt und benutzt werden. Die zur Ausstellung berechtigten Beamten sind in geeigneter Weise zu veranlaffen, einen entsprechenden Vermerk in die Bescheinigungen aufzu­ nehmen. FMR. v. 2. Februar 1868 (CB. S. 130, im MB. S. 67 als R. des FM. u. des M. f. Handel rc. abgedruckt).

Vergl. jetzt die Gewerbe-Ordnung vom

im

l883 S. 177):

470

Tarif.

Atteste.

[D. Atteste bett. Dampfkessel-Anlagen, Außer. u. SBieber»3nfur6fe|img ]

§. 24 (Erfordernis) der Genehmigung der nach den Landesgesetzen zuständigen Behörde zur An­ legung von Dampfkesseln) und §. 25 (Erneuerung der Genehmigung bei Vornahme einer Aenderung in der Lage oder Beschaffenheit der Betriebsstätte); ferner Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend allgemeine polizeiliche Bestimmungen des Bundesraths über die Anlegung von Dampfkeffeln, v. 29. Mai 1871 (RGbl. S. 122):

§. 11 (Prüfung neu aufgestellter Dampfleffel); §. 12

(gleiche Prüfung bei Ausbesserung von Dampfkesseln) und §. 19, welcher bezüglich der Kessel in Eisenbahn-Lokomotiven auf die Bestimmungen des Bahnpolizei-Reglements vom 3. Zuni 1870 ver­ weiset; aus diesem Reglement (BGbl. S. 461) kommen hier in Betracht: §. 8 (technisch-polizeiliche Prüfung der Lokomotiven vor deren Znbetriebstellung) und §. 9 (zeitweise Wiederholung der Revi­ sionen, wie nach jeder größeren Keffelreparatur).') — Zn Beziehung auf die von Zeit zu Zeit wahr­ zunehmende amtliche Revision im Betriebe befindlicher Dampfkessel vergl. §. 3 des Gesetzes, den Betrieb der Dampfleffel betreffend, vom 3. Mai 1872 (GS. S. 515) und das zu diesem §. 3 er­ lassene Regulativ des M. f. Handel rc. vom 24. Juni 1872 (mitgetheilt durch R. desselben M. von demselben Tage — MB. S. 182 ff.).

Von einem Stempelansatz kann bei diesem von Amtswegen

resp. nur im öffentlichen Interesse stattfindenden Verfahren überall nicht die Rede sein. 13. a.

Für Verhandlungen über Außer- und Wieder-Znkurssetzung von öffent­

lichen auf jeden Inhaber lautenden Papieren ist eine Befreiung von der Stempelabgabe aus dem Stempelgesetze nicht herzuleiten.

Das Finanz-Ministerium aber hat für solche Fälle, wo

nicht ein förmliches Attest ausgefertigt, sondern nur von der Behörde ein Vermerk mit den Worten „Außer Kurs gesetzt" oder „Wieder in Kurs gesetzt" dem Dokumente beigefügt wird, nachgegeben, daß der Stempel nicht zu diesen einzelnen Vermerken, sondern zu jedem Protokolle mit 15 Sgr., ohne weitere Rücksicht auf die Zahl der danach außer oder wieder in Kurs gesetzten Dokumente, verwendet werde.

Wenn dagegen die Außer- oder Wieder-Znkurssetzung mittest Anfertigung

förmlicher Atteste der Behörde geschieht, dann muß zu jedem Atteste der vorgeschriebene Attest­ stempel mit 15 Sgr. verwendet werden

Zn der vom König!. Zustiz - Ministerium im diesseitigen

Einverständniß erlassenen Verfügung vom 21. Nov. 1832 ist dies anerkannt.

Allgemeine Be­

dingung der Stempelpflichtigkeit der in Rede stehenden Verhandlung ist übrigens, daß sie in Priv at - Angelegenheiten

ausgefertigt werden,

indem der Stempeltarif

sowohl bei Attesten als bei Protokollen die Stempelpflichtigkeit bindet.

an dieses

Merkmal

Wenn daher öffentliche

Behörden, welche Dokumente aufbewahren müssen, zu ihrer Sicherheit dieselben außer und demnächst wieder in Kurs setzen, so bedarf es zu den desfallsigen Verhandlungen keines Stempels. FMR. v. 12. Febr. 1841 HI 3038 an d. PStD. in Br., mitgetheilt durch FMR. v. 31. Mai 1848 III 11105 an die PStD. in S.

Das vorgedachte ZMR. v. 21. Nov. 1832 an d. OLGericht

in Kg (SK.) bestimmte im Einverst. des FM.: daß die Bescheinigung, wonach ein außer Kurs gesetzter Staatsschuldschein wieder in Kurs gesetzt werden kann, und wozu nach §. 50 Tit. 15 Th. 1 ALR. ein förmliches richterliches Attest nöthig ist, wie jedes andere amtliche Attest in Privat­ sachen bei einem Gegenstände von 50 Thalern nach der Tarifposition „Atteste" dem Stempel unter­ worfen sind, daß aber das darüber aufgenommene Protokoll, da es entweder nur als RekognitionsProtokoll anzusehen, oder keine solche Verhandlung enthält, wovon im Stempeltarif unter der Rubrik „Protokolle" die Rede ist, keiner Steuer unterliegt. 13. b.

Die in dem Gesetze vom 4. Mai 1843 (GS. S. 179) angeordneten Vermerke wegen

Wiederinkurssetzung der unter öffentlicher Autorität ausgefertigten, auf jeden Inhaber lautenden Papiere können nicht als stempelpflichtige Atteste angesehen werden.

ZMR. v. 20. Okt. 1856 III

') Die oben erwähnten Bestimmungen der Bekanntm. v. 29. März 1871 sind von der späteren denselben Gegenstand betreffenden Bekanntm. des Reichskanzlers v. 18. Zuli 1883 (RGbl. S. 245), welche nur die §§. 2, 7 u. 10 jener Bekanntm. abgeändert hat, unberührt geblieben.

Tarif. Attest«. [E. Atteste behuf» Aufnahme, Penfionirung x.] 3007 an d. Appell.-G. in Mr. Auch die Außerkurssetzung auf jeden Inhaber lautender Papiere erfolgt durch einen Vermerk, §§. 48, 49 Tit. 15 Th. 1 ALR. Ebenso rücksichtlich der Außer- und Wiederinkurssetzung solcher Papiere, in den neuen Landestheilen nach der Verordnung v. 16. August 1867 (GS. S. 1457). E. Atteste behufs Aufnahme, Penfionirung rc., Uebernahme von Vormund­ schaften; Marktpreis-Atteste.

14. Zeugnisse, welche den H ebammen-Schülerinnen Behufs der Aufnahme in die Hebammen-Lehranstalt ausgestellt werden, sind stempelpflichtig. Publik, der Reg. in Trier v. 12. März 1824 auf Grund des FMR. v. 4. Febr. dess. Z. (v. KA. B. 8 S. 355). Zm Falle des wirklichen und gänzlichen Unvermögens der Stempellösung tritt Stempelfreihcit ein. In den übrigen Fällen dagegen können die fraglichen Atteste nur dann wirklich als vor­ bereitende und sonach stempelfreie Zeugnisse angesehen werden, wenn auf deren Grund ein be­ sonderes Attest über die Qualifikation der betreffenden Person zur Aufnahme als HebammenSchülerin auf Stempelpapier ausgefertigt wird. Geschieht das Letztere nicht, so sind jene Atteste nicht blos vorbereitende, und deshalb auch nicht stempelfrei. R. des M. d. geistl. rc. Angel. u. deS FM. v. 1. Sept. 1824 (v. KA. B. 8 S. 922).

15. Die von den Predigeramts-Kandidaten bei Verlegung ihres Aufenthaltes auS einem Superintendentur-Sprengel in einen anderen beizubringenden Moralitäts-Zeugnisse der Superintendenten werden nur von oberaufsichtswegen und im Interesse des öffentlichen Dienstes gefordert, und sind daher stempelfrei. Es ist indessen der Zweck der Ausstellung jedesmal am Rande des Attestes zu bemerken, um die Atteste von den dem Stempel unterworfenen im Privatintereffe der Kandidaten zu ertheilenden Sittenzeugnissen zu unterscheiden. R. des M. d. geistl. rc. Angel. v. 21. Okt. 1846, im Einverst. des FM. (MB. S. 196). 16. Zeugnisse und sonstige Verhandlungen, welche in Bezug auf Pensionirungen der Beamten beigebracht werden müssen, sind durch keine gesetzliche Bestimmung von der Stempelpflichtigkeit entbunden. FMR. v. 15. Dez. 1830 III 23468 an d. PStD. in S. (SK.).

17. Nach §. 18 der Vorschriften der Ober-Rechnungs-Kammer, betteffend die Anfertigung der Civil - Pensions- und Wartegelder-Rechnungen Seitens der Regierungs-Haupt-Kaffen, vom 1. März 1844 sind die Abgänge in Sterbefällen durch die Todtenscheine nebst den sonst noch er­ forderlichen Zustifikatorien nachzuweisen. Die Beibringung dieser Atteste ist lediglich im fiskalischen Interesse und zur Erlangung der Ueberzeugung erforderlich, daß der Pensionair resp. Wartegeld-Empfänger wirklich bis zu dem angegebenen Zeitpunkte gelebt hat. Die Pfarrer haben daher die Todtenscheine von Amtswegen unentgeltlich auszustellen, wie dies in Betreff der MilitairZnvaliden-Pensionen bereits im rc. (hier werden die bezüglichen Bestimmungen aus den Zähren 1809—1811 citirt) vorgeschrieben ist. R. des FM. u. des M. d. geistl. rc. Angel, vom 18. März 1862 (MB. S. 110). 18. Die gemäß §. 22 der Vormundsch.-Ordng. v. 5. Zuli 1875 den Beamten von deren vor­ gesetzten Behörden ertheilten Genehmigungen zur Uebernahme von Vormundschaften sind als stempelfrei anzuerkennen, und zwar ohne Rücksicht auf die Form, in welcher sie ausgestellt werden. Es handelt sich bei der Uebernahme von Vormundschaften überwiegend mehr um die Erfüllung einer öffentlichen, staatsbürgerlichen Pflicht, als um das Privatintereffe; es darf deshalb auch, wie bereits seit einer Reihe von Zähren in der Verwaltungspraxis geschehen ist, von der Anwendung der Tarifposition „Atteste, amtliche, in Privatsachen" auf die, nicht in Bescheids-, sondern in Attestform ausgefertigten Konsense der in Rede stehenden Art abgesehen werden. Cirk.-R. d. ZM. i. Einverst. mit d. FM. v. 20. Zan. 1877 (ZMB. S. 13, CB. S. 284, MB. S. 98).

Tarif.

472

Atteste.

[F. Prüfung»- und BefLhtgungS-Zeugnifie.)

19. Die von den Posthaltern zur Begründung ihres Anspruches aus die kontraktliche FourageBonisikation beizubringenden polizeilichen Atteste über die Markt«Getreide-Preise sind als amtliche Bescheinigungen in Privatsachen stempelpflichtig. R. des General-Postmeisters v. 5. April 1831 (v. KA. B. 15 S. 308). 20. Die von Privatpersonen bei Lieferungen an die Militair-Verpflegungs-Behörden extrahirten Marktpreis-Atteste sind stempelpflichtig. R. des Kriegs-M. v. 26. Febr. 1823 (SK.). Bei Liquidationen über freie Ankäufe und freiwillige Lieferungen bedarf es zu den MarktpreisAttesten des Stempels nicht. R. des Kriegs-M. v. 15. April 1823 (SK ). F.

Prüfungs- und Befähigungs-Zeugnisse.

21. Die den Elementar-Schulamts-Kandidaten nur Behufs der Prüfung und zu dem Zwecke des in Folge derselben auszustellenden amtlichen Qualifikations-Attest es zu ertheilenden Atteste über ihren Gesundheitszustand, über die genossene Erziehung und Bildung überhaupt und Vor­ bereitung zum Schulamte insbesondere, der Ortsbehörde und des Pfarrers über den Lebenswandel und die religiöse und moralische Qualifikation zum Schulamte unter Angabe des Lebensalters, sind stempelfrei; jedoch ist der Befreiungsgrund auf den Zeugnissen ausdrücklich zu bemerken. Zu dem Prüfungs-Zeugnisse ist ein 15 Sgr.-Stempel zu verwenden. R. des M. d. geistl. rc. Angel. u. des FM. v. 30. Zuli 1831 (v. KA. B. 15 S. 562). 22. Die vorerwähnte, die Stempelfreiheit der Zeugnifle betreffende Bestimmung des Reflripts vom 30. Zuli 1831 (s. vorige Anm.) gilt auch für diejenigen Zeugniffe, welche von den zur Auf­ nahme in die Schullehrer-Seminarien sich meldenden Schulamts-Aspiranten gefordert werden. R. des M. d. geistl. rc. Angel. u. des FM. v. 15. Nov. 1839 (CB. S. 403). Werden aber den Seminar-Präparanden bei Zulassung zur Aufnahme in das Seminar über die abgelegte Prüfung besondere, dem 15 Sgr.-Stempel unterliegende Qualifikations-Atteste nicht ausgestellt, so fehlt es an einer gesetzlichen Vorschrift zur Gewährung der Stempelfreiheit für die gedachten amtlichen Vor-Atteste. R. des M. d. geistl. rc. Angel. v. 20. Nov. 1860, im Einverst. des FM. (MB. 1861 S. 4).

23. a. Prüfungs-Zeugnisse pro facultate docendi, ascensione, licentia concionandi et pro ministem, desgleichen über colloquia pro rectoratu sind stempelpflichtig. Zeugnisse über Prüfung der Abiturienten und Zmmatrikulanden aber sind stempelfrei. FMR. v. 16. Zuli 1822 111 13944 (SK.). 23. b. Zu den Zeugnissen der König!. Prüfungs-Kommissionen über die Prüfung oder Nach­ prüfung der Kandidaten für das Lehramt an höheren Schulen (pro facultate docendi) ist ein Stempel von 15 Sgr. zu verwenden. Reglement des M. d. geistl. rc. Angel. v. 12. Dez. 1866 §. 39 (MB. 1867 S. 11). 23.c. Die Zeugnisse der König!. Provinzial-Schul-Kollegien über das Probe-Zahr der Kandidaten des höheren Schulamts können nur in denjenigen Fällen ohne besondern Stempel ausgefertigt werden, wenn sie unmittelbar unter das Zeugniß pro facultate docendi zur Ergänzung desselben gesetzt werden. Geschieht dies nicht, sondern erfolgt die Ausfertigung in der Form eines selbstständigen Zeugnisses auf besonderm Bogen, so bedarf es dazu, den bestehenden Vorschriften gemäß, auch der Verwendung eines besondern Stempels. R. des M. d. geistl. rc. Angel. v. 14. Aug. 1867 (MB. S. 331).

23. d. Dem gesetzlichen Stempel unterliegen die Befähigungs - Zeugniffe der König!. Akademien zu Berlin, Düsseldorf und Königsberg: a. für Zeichnenlehrer an Gymnasien, Real- oder höheren Bürger-Schulen. Jnstr. des M. d. geistl. rc. Angel. v. 2. Qkt. 1863 §. 8

Tarif. Atteste. [P. Prüfung», und BefühigungS-Zeugniffe.)

(MB. S. 213); b. für Zeichnen-Lehrerinnen an höheren Töchter-Schulen. M. d. geistl. rc. Angel, v. 6. Febr. 1864 §. 4 (MB. S. 120).

Bestimmungen rc. des

23. e. R. d. M. d. geistl. rc. Angel, v. 21. März 1858 ü. 745 an den Unwersitätskurator zu Halle a./S.: Ew. rc. erwidere ich auf den gefälligen Bericht vom 22. Oktober v. Z. — Nr. 3815 — nach Benehmen mit dem Herrn Finanz-Minister, daß durch die Bekanntmachung des Herrn Reichs­ kanzlers vom 2. Juni 1883 — Centralbl. f. d. D. R. 1883 Seite 198 — betreffend die ärztliche Vorprüfung, an der Stempelpflichtigkeit der Zeugniffe über die Ablegung dieser Prüfung nichts geändert worden ist. Für dieselben bedarf es vielmehr nach wie vor eines Stempels von 1 M. 50 Pf., was Seitens der dortigen medizinischen Fakultät künftig zu beachten ist. 23.f. Zu den Zeugnissen über die von den Telegraphen-Beamten abzulegenden Prüfungen, insbesondere auch zu den auf Verlangen zu ertheilenden Zeugniffen über das Nicht­ bestehen der Prüfung, ist ein Stempel von 15 Sgr. zu verwenden. Reglement des BundeSKanzlers v. 15. März 1868 Schluß-Absatz (MB. S. 130).

23.g. Bekanntmachung des Bundesraths, betreffend die Prüfung der Seeschiffer und Seesteuerleute auf Deutschen Kauffahrteischiffen, vom 30. Mai 1870 (BGbl. S. 314 ff.): 1. Anordnungen über die Prüfung der Seeschiffer und Seesteuerleute für große Fahrt, §. 21: Die Prüfungsgebühren betragen, einschließlich des etwaigen Stempels, für die Steuermannsprüfung 5 Thaler und für die Schifferprüfung zur großen Fahrt 10 Thaler rc.; 2. Anordnungen über die Prüfung der Seeschiffer für kleine Fahrt, §.17: Die Prüfungsgebühren betragen, einschließlich des etwaigen Stempels, 5 Thaler rc. 23. h. Bekanntm. des Ministers für Handel rc., betreffend die Ausfertigung von Zeugniffen über die Befähigung als Seedampfschisfs - Maschinist für Maschinisten, welche vor dem 1. Januar 1880 Dienste als solche gethan, sowie für Maschinisten und Maschinen-Jngenieure, welche im Dienste der Kaiserlichen Marine gestanden haben, v. 19. November 1879 (MB. 1880 S. 19, 20): Nr. 1—3 re. 4. Jedes Zeugniß über die Befähigung als Seedampfschiffs-Maschinist unterliegt einem vom Empfänger zu tragenden Stempel von 1 M. 50 Pf.

24. a. Atteste, welche den Auskultatoren und Referendarien Behufs ihrer Zulassung zu den höheren Prüfungen von den Gerichten oder deren Präsidenten und Direktoren ertheilt werden, sind stempelpfiichtig, wogegen zu den Censuren und amtlichen Aeußerungen der Korreferenten und Codecernenten, worauf sich das Behufs der Zulaffung zur Prüfung auszustellende Attest zum Theil gründet, kein (Stempel zu verbrauchen ist. JMR. v. 18. März 1836 (v. KI. B. 47 S. 361). 24. b. Die nach §. 17 des Regulativs v. 6. Dezbr. 1875 (JMB. S. 255) von den Gerichts­ vorständen, den Staats- und den Rechtsanwälten über das Verhalten und die Leistungen der Referendare ausgestellten Zeugniffe sind, als lediglich für den inneren Dienst der Justiz­ verwaltung bestimmt, selbst dann nicht einem Stempel zu unterwerfen, wenn ihre Ertheilung in der Form von Attesten erfolgt ist. JMR. v. 7. März 1877 i. Einverständniß mit d. FM. (JMB. S. 42, CB. S. 147). 25. Die den Kandidaten für die höhere Intendantur-Carriere nach §. 2. A. e und B. c und §. 21 des Regulativs über die Prüfung rc. der Jntendantur-Referendarien zu ertheilenden Atteste sind als amtliche Atteste in Privatsachen auf 15 Sgr.-Stempel auszufertigen. Cirk.-R. des Kriegs-M. v. 12. April 1843 I. 372. 3. an d. Intendanturen (SK.). 26. Schulzeugnisse, die nur dazu dienen, um auf Grund derselben das amtliche Attest über die Befähigung als Feldmesser zu erlangen, sind nach der Bestimmung im ersten Ab-

474

Tarif. Atteste. [F. Prüfung-- und BefWgungMeigntfle.]

schütt der Tattfpösition „Atteste" stempelftei.

R. des M. f. Handel re. u. des FM. v. 1. Zuni

1850 (CB. S. 133, MB. S. 193). Aus demselben Grunde und unter gleicher Voraussetzung, daß die Atteste lediglich den Zweck haben, daß auf Grund derselben ein mit dem behängen Stempel zu versehendes amtliches Zeugniß über den Ausfall der Prüfung ausgestellt wird (s. vorige Anm.j, sind auch die Zeugnifle der Feldmesser-Kandidaten über deren praktische Ausbildung, die Schulzeugnisie zu den Bau­ führer- und Baumeister-Prüfungen, sowie die von geprüften Baumeistern ausgestellten Zeug­ nisse über praktische Thätigkeit, und die von den Lehranstalten, Lehrern und geprüften Baumeistern ausgestellten Zeugnisse stempelfrei. R. des M. f. Handel rc. u. des FM. v. 20. Zuli 1850 (CB. S. 134, MB. S. 256). Diejenigen, welche die Prüfung zum Feldmesser ablegen wollen, haben sich bei der Königlichen Regierung, in deren Bezirk sie ihren Wohnsitz haben, in der Provinz Hannover bei dem OberPräsidenten derselben zu melden und folgende nicht stempelpflichtige Zeugnifle einzureichen rc. §. 2 der Vorschriften des M. für Handel rc., des M. für die landw. Angel, u. des FM. v. 2. März 1871 über die Prüfung der öffentlich anzustellenden Feldmefler (MB. S. 121). 27.a. Stempelfreie Prüfungs- resp. Befähigungs-Zeugnisse: a. die nach §. 166 der Allg. Gewerbe-Ordnung vom 17. Jan. 1845 (GS. S. 41) für die Aufnahme in Innungen und für die Befugniß zur Annahme von Lehrlingen zu ertheilenden Prüfungs-Zeugniffe, deren Stempelfreiheit sich in den Bestimmungen des §. 163 (soll heißen §. 165) a. a. O. gründe. R. des FM. u. des M. d. Z. v. 30. Nov. 1845 (MB. S. 357); b. die Zeugnifle über die Meister und Gesellen-Prüfungen nach §§. 37, 39 der Verordnung vom 9. Februar 1849 (GS. S. 93). Anweis, des M. f. Handel rc. v. 31. März 1849 §. 11 (MB. S. 141); c. die Behufs Anstellung in den unteren Stellen des Forstdienstes beizubringenden Atteste, und zwar: zur Einstellung des Forst-Lehrlings ins Zäger-Korps das durch den Oberförster resp. Forstmeister resp. Kreislandrath (Amtshauptmann) zu bestätigende, event, zu ergänzende Attest seines Lehrherrn über die moralische Führung, Fleiß und Applikation, Regul. des FM. und des Kriegs-M. v. 8. Jan. 1873 §. 8 (MB. S. 229), sowie das Zeugniß der Prüfungs-Kommission beim Jäger-Bataillon über die zur Er­ werbung der Forstanstellungsberechtigung abzulegende Jägerprüfung (Lehrbrief), §. 10 a. a. O. 27. b. Auch Führungs-Atteste, welche zu dem Zwecke nachgesucht und ertheilt werden, die Erlaubniß zum Betriebe eines der im §. 33 der Gewerbe-Ordnung v. 21. Juni 1869 bezeichneten Gewerbe zu erlangen, sind stempelpflichtig. R. d. M. d. I. v. 13. Oft. 1876 an das Polizei-Präsidium zu B., mitgetheilt dem PStD. zu B. durch FMR. v. 23. Oft 1876 III 13209. — Vergl. S. 59 Anm. 15 u. Tarifposition „Ausfertigungen" Anm. 10. a Abs. 3. 28. Da nach §. 69 Tit. 10 Th. 2 ALR. zu den Civil-Beamten nicht blos diejenigen gehören, welche im unmittelbaren Dienste des Staates stehen, sondern auch die in Diensten der dem Staate untergeordneten Kollegien, Korporationen und Gemeinden stehenden Be­ amten, so hat es kein Bedenken, daß auch die von den Beamten solcher Korporationen, also auch der Zünfte, in Geschäften ihres Amts ausgefertigte Zeugnisse als amtliche, folglich in Privatsachen als stempelpflichtig anzusehen sind. Rach §. 196 Tit. 8 Th. 2 ALR. sollen aber die Schlüsse und Ausfertigungen der Zünfte durch die Mitunterschrift des von dem Orts-Magistrat verordneten Bei­ sitzers und durch Beidrückung des ihm anvertrauten Gewerks-Siegels bekräftigt werden. Wegen Nichtbeachtung dieser Vorschrift ist das von den Aeltesten des Bäckergewerks für den Gesellen I. einseitig ausgestellte Wohlverhaltungs-Attest nur als ein Privat - Zeugniß und deshalb als nicht stempelpflichtig zu betrachten. FMR. v. 26. Febr. 1825 III 3910 (nach GK. Nr. 3913) an d. Reg. in Br., dem wesentlichen Inhalt des ersten Theiles nach im Publik, der Reg. zu Br. v. 29. Sept. 1825 unter Nr. 2 bekannt gemacht (v. KA. B. 9 S. 921). Vgl. §. 81 ff. der Gewerbeordnung vom 3^3unitt6s 1883 S. 177).

,mbl

L Zull 1883 V

J

Tarif.

Atteste.

[G. Entlassung»., Abgang», und Führung-zeugnisse.)

G.

Entlassungs-, Abgangs- u. Führungszeugnisse.

29. a. Die von den Meistern ihren abgehenden Gesellen zu ertheilenden Auf­ führungs-Atteste sind, wenn sie aus einer Zunftverfaffung fließen, oder zu gleichem Zwecke, wie die Gesindescheine, ertheilt werden, stempelpflichtig. FMR. v. 6. Mai 1822 III 8572 fSK.); vergl. Anm. 28 und Tarifpos. „Gesinde-Entlaflungsscheine" Anm. 1. 29.b. Entlassungsscheine, wodurch Werkmeister ihre Gesellen oder Gehülfen der Arbeit entlasten, sind stempelfrei. FMR. v. 23. Ott. 1822 III 26247 (SK.). 29. c. Da die, den einzeln auf besonderen Bauplätzen arbeitenden Maurern und Zimmerleuten von ihren Meistern mitzugebenden Legitimations-Scheine blos einen gewerbesteuerlichen und polizeilichen Zweck haben, und dieserhalb an sich nicht stempelpflichtig sind, so soll auch, nach einer Bestimmung des Finanz-Ministeriums vom 8. d. M., wegen der dazu erforderlichen Be­ glaubigungs-Atteste der Orts-Polizeibehörde kein Stempel zu den gedachten Legitimations-Scheinen verwendet werden dürfen. Publik, der Reg. in Br. v. 24. Okt. 1823 (v. KA. B. 7 S. 793). Nach dem Publ. der Reg. zu Oppeln v. 4. Juli 1826 (auf Grund des FMR. v. 18. April best. I.) — v. KA. B. 10 S. 714 — bedarf es zu diesen Beglaubigungs-Attesten eines Stempels nicht, insofern dieselben auf das von dem Meister ausgestellte Zeugniß selbst gesetzt werden, indem unter dieser Bedingung auch Legalisationen nach dem Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 nicht stempel­ pflichtig seien. — Vergl. Absatz 2 der Anm. zur Tarifpos. „Legalisation" u. oben Anm. 7.a. 29. d. Bei Auflösung des Lehrverhältnisses hat der Lehrherr bem Lehrling unter Angabe des Gewerbes, in welchem der Lehrling unterwiesen worden ist, über die Dauer der Lehrzeit und die während derselben erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten, sowie über sein Betragen ein Zeugniß auszustellen, welches von der Gemeindebehörde kosten- und stempelfrei zu beglaubigen ist. An Stelle dieser Zeugnisse können, wo Innungen oder andere Vertretungen der Gewerbetreibenden be­ stehen, die von diesen ausgestellten Lehrbriefe treten. Diese Bestimmungen finden auch auf Fabrikarbeiter, wenn dieselben als Lehrlinge anzusehen sind, Anwendung. Gewerbeordnung v. (21. Juni 1869) 1. Zuli 1883 §§. 129, 134 (RGbl. 1883 S. 177). Wegen der Eintragungen in die Arbeitsbücher und der den Arbeitern von den Arbeitgebem etwa ausgestellten Zeugnisse s. Anm. 16 zu §. 3 (S. 59). 29.c. Der Bergwerkbesitzer oder dessen Stellvertreter ist verpflichtet, dem abkehrenden Bergmanne ein Zeugniß über die Art und Dauer seiner Beschäftigung und auf Verlangen auch über seine Führung auszustellen, dessen Unterschrift die Ortspolizeibehörde kosten- und stempelfrei zu beglaubigen hat, §. 84 des Allg. Berggesetzes v. 24. Juni 1865 (GS. S. 705). Dieses Gesetz ist auch in die neu erworbenen Landestheile eingeführt (GS. 1867 S. 237, 242, 601, 770 u. GS. 1869 S. 453). 29. f. Entlassungsscheine, welche den Handlungsdienern, Handlungslehrlingen und Handwerksgesellen von ihren zeitherigen Brodherren und Meistern zum Ausweise ihres Wohl­ verhaltens ertheilt werden, sind nicht wie Gesindescheine auf einem 5 Sgr.-Stempel, sondern als Privat-Atteste ohne Anwendung eines Stempels auszustellen. Publik, der Reg. in Br. v. 29. Sept. 1825 auf Grund deS FMR. v. 22. April dess. Z. (v. KA. B. 9 S. 921). Atteste, welche Gewerbtreibende ihrenGehülfen, z. B. Apotheker ihren Provisoren oder Rezeptoren, darüber ausstellen, daß sie eine Zeit hindurch bei ihnen gearbeitet und sich gut geführt haben, sind nicht stempelpfiichtig, indem sie weder als amtliche Atteste, noch als Gefindescheine bettachtet werden können, und sie sonst, besonders bei Erwähnung der Lehrbriefe, im Stempelgesetz vom 7. März 1822 ganz übergangen sind. FMR. v. 10. Nov. 1826 an d. Reg. in Mr (SK.)

476

Tarif. Atteste. [G. Entlastung»-, Abgang»-, und Führungszeugnisse.!

29. g. Auf den Bericht vom 18. November v. I. (Nr. 1508) erwidere ich dem Königlichen Universitäts-Kuratorium im Einverständniß mit dem Herrn Finanz-Minister, daß fortan die Abgangszeugnisse der Studirenden von der Universität stempelfrei zu lassen sind, mögen dieselben zum Zweck der Immatrikulation auf einer anderen Universität oder Behufs Zulassung zur Prüfung ertheilt werden. In gleicher Weise hat der Herr Finanz-Minister sich damit einver­ standen erklärt, daß fortan die durch Medizinalbeamte ausgestellten Beglaubigungen der Servirzeugnisse der Apothekergehülfen stempelfrei gelassen werden. - Das König!. Universitäts­ Kuratorium veranlasie ich, in ersterer Beziehung das Erforderliche anzuordnen, wegen der Servirzeugnisse der Apothekergehülfen sind die Königlichen Regierungen mit Anweisung versehen l). Cirk.Reskr. des M. d. geistl. rc. Angel. v. 23. Mai 1876, M 2717, U I 2730 an das UniversitätsKuratorium zu Marburg, den PSt.-Behörden mitgetheilt durch FMR. v. 5. Juni 1876 III 6902 (CB. S. 161). 29. h. Auf den Bericht vom 28. Mai er. T. H. 690 erwidere ich Ew. rc., daß durch die von mir im Einverständniß mit dem Herrn Finanz-Minister erlassene Verfügung vom 23. Mai 1876 — Deutscher Reichs- und Preuß. Staatsanzeiger pio 1876 Nr. 129 — die Stempelfreiheit der den Studirenden der Universitäten zu ertheilenden Abgangszeugnisse, gleichviel, ob dieselben zum Zweck der Immatrikulation auf einer anderen Universität oder Behufs Zulassung zur Prüfung ertheilt werden, ausdrücklich anerkannt ist, und daß im Anschlüsse an diese Entscheidung von dem Herrn Minister für Handel rc. und dem Herrn Finanz-Minister unterm 30. Juli 1876 auch bezüglich der Studirenden der Bau- und Gewerbe-Akademien sowie der polytechnischen Schulen zu Aachen und Hannover gleiche Anordnungen getroffen worden sind. Hiernach würde die Erhebung einer Stempelabgabe für die den Studirenden der hiesigen technischen Hochschule nach §. 29 des provisorischen Verfassungsstatuts zu ertheilenden Atteste um so weniger zu rechtfertigen sein, als bereits in dem Erlasse des Herrn Ministers für Handel und des Herrn Finanz-Ministers vom 20. Juli 1850 — Minist.Bl. f. d. tim. Verw. S. 256 — im Hinblick auf Absatz 1 zur Position: „Atteste" des Tarifs zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 die Stempelfreiheit der von den Lehranstalten, Lehrern und geprüften Baumeistern ausgestellten Zeugnisse über Studien, sofern diese Atteste lediglich den Zweck haben, daß auf Grund derselben den Kandidaten ein mit dem gehörigen Stempel zu versehendes amtliches Zeugniß über den Ausfall der Prüfung, zu welcher es der Einreichung jener Atteste bedarf, ausgestellt werde, anerkannt ist. R. des Min. d. geistl. rc. Angel. v. 21. Juli 1879 ü. V 1400 an d. Rektor der Kgl. technischen Hochschule zu B., den PSt.-Behörden mitgetheilt durch FMR. v. 25. dess. Mon. III 9260.

30. Die unter den Handwerkern üblichen sogenannten Zuschickescheine, sowie die von Meistern den abgehenden Gesellen zur Ertheilung eines Reisepasses zu gebenden Legitimations­ scheine sind stempelfrei. FMR. v. 14. Zuni 1822 III 11577 (SK ). 31. Heimathscheine und auf Ertheilung derselben gerichtete Gesuche sind nicht als stempel­ pflichtig zu behandeln. R. d. M. des I. u. d. P. v. 0. April 1839, im Einverst. des FM. (v. KA. B. 23 S. 348). Heimathscheine sind ihrer Natur nach amtliche Zeugnisse, daß Jemand in einer bestimmten Gemeine oder doch in einem bestimmten Staate anerkannte Heimathsrechte besitze, und daß er bort, entweder innerhalb eines bestimntten Zeitraums, oder ohne Zeitbeschränkung, Wieder­ aufnahme finde rc. R. d. M. d. Z. v. 21. Juni 1843, betr. die Ausstellung der Heimathscheine ') Die Zufertigungs - Verfügung an die Regierungen rc. lautet: Abschrift vorstehenden Er­ lasses erhält die rc. zur Kenntnißnahme und entsprechenden Verständigung der Kreis - MedizinalBeamten in Beziehung auf die Servirzeugniffe der Apothekergehülfen. Die Cirkular-Verf. vom 14. Juni 1858 sCB. S. 220, — erklärte die beregten Zeugnisse für stempelpflichtig^ wird hiermit aufgehoben

Tarif.

Atteste.

[G. Entlassung-,, Abgangs- und Führungszeugnisse.^

nach fremdherrlichen Staaten und durch die Behörden der Letzteren (MB. S. 220); ferner R. des M. d. 3- v. 31. Jan. 1869 (MB. S. 53), wonach Heimathschein eine Bescheinigung darüber ist, daß die betreffende Person im Besitze der Preußischen Unterthanen-Eigenschaft sich befindet. — Zn Betreff der nach der Bekanntm. v. 21. Zuli 1827 (GS. S. 81) den nach Frankreich reisenden Handwerkern zu ertheilenden Heimathscheine war die Stempelfreiheit schon in dem R. des M. d. 3- u. des M. d. auswart. Angel, v. 30. Sept. 1827 (v. KA. B. 11 S. 709) ausgesprochen.

32. a. Zu Gesuchen ehemaliger Militairpersonen um Ausstellung von Führungs­ Attesten Behufs Erlangung des Civil-Bersorgungsscheines und um darauf ihre An­ stellungs-Berechtigung zu gründen, sowie zu dem hierauf ertheilten Führungsatteste selbst sind fortan keine Stempel zu fordern, indem es offenbar nicht in der Absicht des Gesetzes liegt, die Realisirung der Ansprüche vormaliger Militairs auf Anstellung im Civildienst durch die Erhebung von Stempelabgaben zu erschweren. FMR. v. 29. Nov. 1842 (CB. 1843 S. 11, MB. 1843 S. 17). Rücksichtlich der Gesuche s. auch S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 1. 32. b. Nach Znhalt des Erlasses vom 29. Nov. 1842 ist nichts dagegen zu erinnern, wenn amtliche Gesundheits-Atteste, welche dazu dienen sollen, Militair-Znvaliden als Unterlagen bei ihren Gesuchen um Anstellung im Staasdienste zu dienen, stempelfrei behandelt werden. Schreiben des FM. an d. M. f. Handel rc. v. 31. März 1858 111 6763, mitgetheilt durch Verf. des Gen.Post-Amtes v. 16. April dass. Z. 1. B. 492 b an sämmtl. Ober - Postdir. Ebenso nach der Postdienst-Znstr. v. 1867 Abschn. X §. 42. 32. c. Aus den in der Cirkular-Verfügung vom 29. Nov. 1842 angegebenen Gründen sind, gleich den Führungs-Attesten, auch die von Militairärzten oder Medizinalbeamten ausgestellten Gesundheits-Atteste stempelfrei, welche Militair-Znvaliden vor oder nach Erlangung des Civilversorgungsscheins, zum Nachweise ihrer körperlichen Brauchbarkeit zur Anstellung im Staatsdienste, beizubringen haben. Auch die Stempelfreiheit der Gesuche um Ertheilung dieser Atteste ist anzuerkennen. FMR. v. 17. Febr. 1868 (CB. S. 145, MB. S. 232).

32. d. FMR. v. 28. März 1884 III 3915 an d. PStD. i. D.: Ew. rc. Auffassung in dem Berichte vom 21. v. Mts., Nr. 934, daß Atteste, welche Behufs der Derheirathung mit Militairpersonen von Polizeibehörden über die Führung der betreffenden weiblichen Per­ sonen ausgestellt werden, nach der bestehenden Gesetzgebung dem Stempel für Atteste unterliegen, wird diesseits beigetreten. Nach einem Berichte des Herrn Provinzial-Steuer-Direktors Hierselbst werden auch hier zu derartigen Attesten die Stempel verwendet, oder sind, wenn die Verwendung unterblieben ist, die Stempel ohne Weigern nachgebracht. Ew. rc. wollen demgemäß die Forderung der Stempel zu solchen Attesten, da dieselben jedenfalls zugleich im Privatintereffe ausgestellt werden, aufrecht erhalten. 33. Das Attest, welches die Polizei-Verwaltung dem Privatsekretair L. dortselbst zum Zwecke seines Eintritts als Civil-Supernumerar bei der Königl. Regierung zu N. ausgestellt hat, ist als ein Abschied oder eine Dienstentlassung im Sinne des §. 2 Ziffer 8 des Gesetzes v. 26. März d. Z. (GS. S. 131, s. oben S. 2 die Anm.) schon um deswillen nicht anzusehen, weil L. nicht polizeilicher Beamter war, sondern sich nur vorübergehend in den dortigen Polizei-Büreaux hatte beschäftigen lassen. Vielmehr charakteristrt sich jenes Attest unzweideutig als ein Führungs­ oder Qualifikations-Attest. Daffelbe erforderte demgemäß den im Tarife zum Gesetze vom 7. März 1822 (GS. S. 74) unter der Position „Atteste, amtliche in Privatsachen" vorgeschriebenen Stempel von 15 Sgr. Unter diesen Umständen ist die Strafverfügung des Königl. Regierungs-Präsidiums zu N. an sich durchaus gerechtfertigt. R. des M. d. Z. v. 7. Okt. 1873 (MB. S. 301). 34. Es ist zur Sprache gekommen, daß viele Königl. Regierungen die Führungs-Atteste für stempelftei erachten, auf Grund deren die Anstellung und Vereidigung im Eisenbahn-

Tarif. Atteste.

478

[H. Atteste verschiedener Sri]

bienste erfolgt. Andere Königl. Regierungen halten diese Atteste für stempelpflichtig, und es wird demgemäß nicht überall gleichmäßig verfahren. Seitens der Steueroerwaltung wird die beanspruchte Stempelfreiheit nicht anerkannt. Es handelt sich hier um „amtliche Atteste in Privatsachen", welche dem Stempel von 1 M. 50 Pf. unterliegen, weil in der betteffenden Tarifpositton des Stempelgesetzes ihnen eine für gewisse andere Atteste ausdrücklich bewilligte Befreiung nicht zu­ gestanden worden ist, und weil auch für die Anstellungs-Angelegenheiten, zu denen sie eingereicht werden, eine besondere gesetzliche Befreiung (§. 3 des Stempelgesetzes) nicht besteht. Daraus allein, daß die Vereidigungs-Protokolle seit dem Gesetze vom 26. März 1873 nicht mehr stempelpflichtig sind, folgt noch nicht die Stempelfreiheit anderer im Stempeltarif der Steuer unterworfenen Urkunden, insbesondere der amtlichen Atteste in Privatsachen. Unter Bezugnahme auf die Grund­ sätze, welche das Erkenntniß des Königl. Ober-Tribunals vom 30. Oktober v. I. (Justiz-Min.Bl. 1879 S. 10) ausspricht, wird die Königl. Regierung (Landdrostei) zur Nachachtung und entsprechenden Anweisung der unterstellten Behörden darauf hingewiesen, daß Führungs-Atteste der bezüglichen Art dem tarifmäßigen Stempel für Atteste unterliegen. Cirk.-R. des M. d. I. v. 19. August 1879 I. A. 6594 (MB. S. 275), den PStBehörden mitgetheilt durch FMR. v. 28. August 1879 HI 10971). H.

Atteste verschiedener Art.

35. Bei der nach Art. 70 des bürgerlichen Gesetzbuches stattfindenden Aufnahme einer Notorietäts-Urkunde genügt der Stempel von 15 Sgr. zur Urkunde selbst, wogegen die vorher bei­ zubringenden Atteste der Civilstandsbeamten darüber, daß aus der betreffenden Zeit kein GeburtsRegister existire, oder daß die Geburt in den vorhandenen Registern nicht eingetragen sei, keines Stempels bedürfen. JMR. vom 21. Nov. 1838, im Einverst. des FM. (v. KI. B. 52 S. 659). Nach Nr. 3 der Kab.-O. v. 22. Nov. 1828 (GS. 1829 S. 1) sind zu dieser Notorietäts-Urkunde (welche nach Art. 70 a. a. O. die zum Zweck der Eheschließung beizubringenden, aber nicht beibringlichen Geburtsscheine der künftigen Ehegatten ersetzt) 15 Sgr. Stempel zu nehmen. 36. a. Zu den amtlichen Attesten (Ursprungs-Certifikaten), durch welche nach Art. 10 des Handelsvertrages mit Brasilien vom 9. Juli 1827 (GS. 1828 S. 81) und in einigen anderen Handelsverhältnissen bei Versendung inländischer Fabrikate in das Ausland, deren Ursprung nach­ gewiesen werden muß, ist der tarifmäßige Stempel zu verwenden. FMR. v. 24. Dez. 1835 III 30440 an d. PStD. in D. (LR.). 36. b. FMR. v. 1. Februar 1883 III 964 an die Fabrikanten P. u. G. i. B. mitgetheilt dem PStD. daselbst: Auf die Vorstellung vom 5. v. Mts. erwidere ich Ihnen bei Rückgabe der Anlage, daß nach der Position „Atteste" im Tarif zum Stempelgesetze vom 7. März 1822 Ursprungs­ zeugnisse über in das Ausland gehende Waaren, weil dies amtliche Atteste in Privat­ angelegenheiten sind, einem Stempel von 1 M. 50 Pf. unterliegen und daß deshalb der hiesige Magistrat die Bezirksvorsteher für Berlin mit Recht angewiesen hat, für die Verwendung dieser Stempel Sorge zu tragen. 37. a. Der Gebrauch des Stempels zu den Transscriptionsattesten, welche von den Hypothekenbewahrern auf den Urkunden vermerkt werden, wird durch die Tarifposition „Atteste, amtliche in Privatsachen" gerechtfertigt, und kann um so weniger erlassen werden, als in den alten Provinzen die Hypothekenscheine, an deren Stelle nach der rheinischen Verfassung jenes Attest tritt, allgemein dem Stempel unterworfen sind. Rheinischer Landtags-Abschied v. 3. März 1835 (Jurist. Zeitung 1835 S. 363, 364). 37. b. Im Einverständnisse mit dem Herrn Finanzminister erwidere ich der Generaldirektton auf die an den gedachten Herrn Minister gerichtete Vorstellung v. 25. März d. I. ergebenst, daß die darin erhobene Beschwerde über die Entscheidungen der dorttgen Königl. Provinzial-Direktton

Tarif.

Atteste.

[H. Atteste verschiedener Art.)

nicht als gerechtfertigt anerkannt werden kann. Amtliche Atteste, welche ein Gutsbesitzer zur Be­ gründung seines Antrages auf Abschätzung dem landschaftlichen Institute einge­ reicht hat, sind nicht als solche Bestandtheile des Taxationsprotokolls zu betrachten, welche — wie die, in dem Erlafle vom 22. September 1839, resp. im §. 9 unter Nr. 6 Theil II Titel 6 der All­ gemeinen Gerichts-Ordnung erwähnten Rechnungsextrakte rc. rc. — eines besonderen Stempels nicht bedürfen. Dieselben fallen vielmehr unter die Stempel-Tarif-Posttion „amtliche Atteste in Privat­ sachen", und es kann darauf auch die Ausnahmebestimmung: Zeugnisse, welche rc. nur allein zu dem Zwecke ausgestellt werden, um auf den Grund der­ selben ein amtliches Attest ausfertigen zu lasten, sind keineswegs stempelpflichtig, schon deshalb keine Anwendung finden, weil die besonders tarierten „Taxen" nicht zu den „Attesten" zu rechnen sind. R. d. M. d. 3- an die Ostpreuß. General-Landschafts-Direktion zu Marien­ werder v. 6. Septbr. 1873 I L. P. 90, mitgetheilt dem PStD. zu D. durch FMR. v. 25. Septbr. 1873 HI 13650. 37. c. FMR. v. 28. Februar 1881 III 1880 an d. PStD. in 33.: Auf den Bericht vom 7. d. M. betreffend die Nachforderung von Stempeln für Atteste zu den Pfandbriefen der Preuß. Central-Boden-Credit-Aktien-Gesellschaft und der Preußischen Hypotheken Aktien-Bank rc., wird Ew. rc. bei Rücksendung sämmtlicher Akten nebst Anlagen erwidert, daß Anstand genommen werden muß, die Forderung der Stempel von je 1 M. 50 Pf. für Atteste in den hier in Betracht kommenden Fällen aufrecht zu erhalten. Es ist zwar richtig, daß bei einer der Gesellschaften, welche die hypothekarische Unterlage ihrer Pfandbriefe durch den Kommiffarius der Regierung bescheinigen lasten muß, die in Rede stehenden Atteste allerdings amtliche sind, und daß bei zwei anderen Gesellschaften, bei denen der Syndikus seine Bescheinigungen neben dieser Eigenschaft zugleich seinen amtlichen Charakter (als Rechtsanwalt und Notar), wenn auch nur in der Umschrift seines Siegels hinzufügt, diese Atteste als amtliche anzusehen sein werden. Es ist ferner anzuerkennen, daß bei den fraglichen Attesten ein Privat-Jnterefle insofern konkurrirt, als durch dieselben den emittirten Pfandbriefen anscheinend der Vortheil größerer Sicherheit gewährt wird, was zur Förderung der Geschäftstätigkeit der emittirenden Gesellschaft dient. Wesentlich waltet jedoch bei diesen Attesten ein öffentliches Interesse vor. Das Publikum soll Gewähr dafür erhalten, daß die Pfandbriefe wirklich durch Hypotheken gedeckt sind. Danach scheint es bedenklich, das zweite der gesetzlichen Requisite, von denen die Stempelpflichtigkeit abhängig gemacht ist, als vorhanden anzunehmen, daß es sich nämlich um amtliche Atteste in Privatsachen handele. Dazu kommt in Betracht, daß die gedachten Bescheinigungen oder Atteste, die statutenmäßige Voraussetzung der Perfektion der Pfandbriefe bilden. Auch aus diesem Grunde erscheint die Be­ rechtigung zur Forderung des Stempels zweifelhaft. Ew. rc. wollen es hiernach dabei bewenden lassen, daß von den in Rede stehenden Attesten ein Stempel, wie bisher, nicht verwendet wird. 38. Die Stempelpflichtigkeit der Auswanderungs-Konsense — welche nicht als Atteste betrachtet werden können — beruht auf der Position „Ausfertigungen" im Tarif zum Stempelgesetz v. 7. März 1822, so daß die Behufs Erlangung des Auswanderungs-Konsenses vorzulegenden Atteste auch keine vorbereitenden Atteste im Sinne des alinea 2 des Tarifs unter diesem Worte sind. R. des M. d. 3- v. 11. 3uli 1865, im Einverst. d. FM. (MB. S. 224). Vgl. S. 407 Sinnt. 8. 39. a. Auf den Bericht vom 6. d. Mts. Nr. R 1470, betreffend die Stempelrevision bei dem Königl. Landrathsamte zu L., ermächtige ich Ew. rc., bei Rückgabe der eingereichten Akten nebst Anlage von der Einforderung der defektirten Atteststempel mit Rücksicht darauf Abstand zu nehmen, daß die der Faffung nach allerdings als Atteste anzusprechenden Bescheinigungen der KreisErsatz-Kommission in Wirklichkeit nur gutachtliche dienstliche Berichte derselben zur Herbei-

480

Tarif. Atteste. [H. Atteste verschiedener SM.]

führung der Entlassung der Reklamanten von Seiten der höheren Militärbehörde darstellen. FMR. v. 13. Oktober 1883 III 13186 an d. PStD. in B. 2C. Dagegen ist der Herr Provinzial-Steuer-Direktor in Magdeburg zu mon. 3 ermächtigt worden, von der Forderung der Stempel für Atteste im vorliegenden Falle mit Rücksicht darauf Ab­ stand zu nehmen, daß die Ortsbehörden die zur Begründung der Reklamationen angeführten Thatsachen und Umstände in der Form nicht stempelpflichtiger bloßer Gutachten hätten bestätigen sollen. Ew. rc. wollen darauf hinwirken, daß die Ortsbehörden sich auf die Abgabe bloßer Gut­ achten beschränken, die Ausstellung von Attesten aber vermeiden. FMR. v. 10. Oktober 1882 III 13597 an den Landrath zu Worbis. (S. wegen dieses R. auch Anm. zur Tarifpos. „Bestallungen".)

40. JMR. v. 6. Sept. 1884 1 3038 an den Ober-Staatsanwalt in B., mitgetheilt dem PStD. daselbst durch FMR. v. 11. dess. M. III 11583: Ew. rc. erwidere ich auf den Bericht vom 14. März d. Z., bei Rücksendung des Schreibens der Städte - Feuer - Societäts-Direktion Hierselbst vom 11. dess. M., daß in der Verwaltungspraxis der Ministerien des Innern und der Finanzen die in Rede stehenden sogenannten Unverdächtigkeits-Atteste') stets als stempelpflichtig behandelt worden sind, und daß bei dem Wortlaute dieser Atteste es auch in der That bedenklich erscheint, mit dem Ersten Staatsanwalt zu Potsdam dieselben als einen Theil der nach §. 3 des revidirten Reglements für die Städte-Feuer-Societät der Kur- und Reumark rc. von 1871 (GS. S. 414) stempelsreien Korrespondenz zwischen den Societäts - Verwaltungen und den Staatsbehörden zu betrachten. Ich muß es deshalb im Einverständniß mit dem Herrn Finanz-Minister ablehnen, von einer Nachbringung der Atteststempel zu den bereits ausgestellten Bescheinigungen der gedachten Art Abstand nehmen zu lassen rc. 41. FMR. v. 7. März 1885 III 2531 an d. PStD. in B.: Ew. rc. erwidere ich auf den Bericht vom 18. Oktober v. Z. Nr. 1455 R, betreffend die Beschwerde des Bureauvorstehers C. S. Hierselbst über den Ansatz von Stempeln, wie ich, im Einverständniffe mit der dieserhalb eingeholten Aeußerung des Herrn Justiz-Ministers, auf Grund des § 2 Absatz 1 und 2 des Deutschen Gerichtskostengesetzes anerkenne, daß die Vollstreckungsklauseln, welche Notare gemäß § 70 5 Absatz 2 der (Zivilprozeßordnung ausstellen, einer Stempelabgabe nicht unterliegen. Da Urkunden dieser Art nur Bedeutung haben für das Zwangsvollstreckungsverfahren, also in einer vor die ordentlichen Gerichte gehörigen Rechtssache, so würde die Erhebung eines Landesstempels, neben den Gebühren, im vorliegenden Falle der Absicht der angezogenen Gesetzesstelle nicht entsprechen. Ueberdies erscheint es zweifelhaft, ob auf derartige Vollstreckungsklauseln die Tarifposition „Ausfertigungen" oder „Atteste" Anwendung finden können. Ew. rc. wollen unter diesen Umständen die von dem Notar, Justizrath L. S. zu den Vollstreckungsklauseln vom 2. Oktober 1883 und 19. Januar 1884 verwendeten beiden Stempel von je l,so M. erstatten lassen und den Bittsteller unter Rückgabe der beigefügten Anlagen seiner hierher gerichteten Vorstellung vom 28. September v. I. entsprechend verständigen. 42. Stempelfrei sind: a. die den Bergarbeitern zum Zwecke der Aufnahme in den Knappschafts-Verein auszustellenden amtlichen Atteste über den Besitz ihrer bürgerlichen Ehrenrechte, da diese Atteste lediglich er­ forderlich seien, um den Bergarbeitern die Aufnahme in den Knappschafts-Verein und dadurch den Bezug der Unterstützungen — §. 1 des Gesetzes vom 10. April 1854 (GS. S. 139) — zu ermöglichen, auf welche sie nach §. 3 unter Umständen Anspruch zu machen haben sollen, dergleichen Unterstützungen aber füglich den Wohlthaten beigezählt werden können, deren die Position „Atteste" im Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 alinea 2 erwähne. FMR. ') Es sind die von den staatsanwaltlichen Behörden in Brandermittelungssachen ausgestellten bergt Atteste gemeint.

Tarif.

Atteste.

[H. Atteste verschiedener Art ]

b.

c. d.

e. f. g.

h.

i.

k.

l. m.

n.

v. 17. Sept. 1857 an d. PStD. in Cöln. Ueber denselben Gegenstand äußert sich das R. des M. der geistl. rc. Angel. v. 20. Zuli 1861 E. 14692 an d. Reg. in F.: daß sich der H. Finanz­ minister bereits im Jahre 1857 allgemein dahin ausgesprochen habe, daß die Behufs der Auf­ nahme der Bergarbeiter in den Knappschafts-Verband beizubringenden Atteste überhaupt für stempelfrei zu erachten seien, und daß in Folge deffen auch die Stempelfreiheit der zu jenem Zwecke erforderlichen Geburis- und Taufzeugniffe überall festgehalten und bis jetzt nirgends angefochten worden sei; Führungs-Atteste, welche ein Hauptmann und Kompagnie-Chef unter Privatsiegel ausstellt, da solche Atteste nicht als amtliche anzusehen und nur amtliche Atteste in Privatsachen dem Stempel von 15 Sgr. unterworfen seien. FMR. v. 31. Jan. 1860 III1517 an d. PStD. in S.; die zur Abwehrung der Cholera, der Verordnung vom 5. April 1831 gemäß, von den Be­ hörden auszustellenden Gesundheits-Atteste. Kab.-O. v. 28. Juli 1831 (GS. S. 170); die im Wege gesandtschaftlicher Verwendungen nachgesuchten Tauf-, Trau- und Todtenscheine (vergl S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 12), sowie andere dergleichen Zeugnisse. R. des M. d. geistl. rc. Angel., des M. d. auswärt. Angel., des M. d. I. u. d. P. u. des FM. v. 22. Sept. 1836 auf Grund der Kab.-O. v. 5. Aug. dess. I. (v. KA. B. 20 S. 522, 523, MB. 1846 S. 199), JMR. v. 27. Jan. 1837 u die Kab.-O. (v. KJ. B. 49 S. 317, 318); Atteste, welche Konsuln fremder Mächte in dieser ihrer Qualität ausstellen, da diese Atteste als amtliche nicht zu betrachten. FMR. v. 29. Jan. 1836 III 2137 an d. PStD. in S.; die Legitimations-Atteste bei Veräußerung von Pferden in den östlichen Provinzen der Mon­ archie. Verordnung v. 13. Febr. 1843 §. 9 (GS. S. 75); Atteste der Militair-Behörden darüber, daß ein Soldat während seines Kriegsdienstes im MilitairLazareth gestorben sei, da sie als militairische Angelegenheit betrachtet werden können, in Ansehung welcher Unteroffiziere und Soldaten nach der jetzigen und früheren Stempelverfaffung stempelfrei seien. FMR. v. 15. Mai 1824 an d. Reg. in Br. (SK.) — vergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 12; die im Falle fruchtlos versuchter Sühne nach §. 10 der Verordnung vom 28. Juni 1844 über das Verfahren in Ehescheidungssachen ausgestellten Atteste der Geistlichen, zufolge der StempeltarifPosition „Atteste" Absatz 3. R. des M. der geistl. rc. Angel. v. 13. April 1847 (ML. S. 255); Atteste, welche von den auf Universitäten immatrikulirten Studirenden im Anfange eines jeden Semesters bei der Immatrikulations-Kommission zur Nachweisung ihres während der Ferien gemachten Aufenthalts zufolge des Publikandums vom 5. Dez. 1835 (GS. S. 287) beizubringen sind. Cirk.-R. des FM. v. 20. Sept. 1836 III 23450 auf Grund der Kab.-O. v. 25. Aug. 1836 (in d. Amtsblättern); die Ursprungs-Zeugnisse der Bezirksbehörden, um zufolge des Kais. Russischen Ukases vom 9. Juli 1842 der Zoll-Erleichterungen beim Handelsverkehr mit Rußland theilhaftig zu werden. FMR. v. 28. Sept. 1842 (CB. o. 366, MB. S. 350); desgl. zufolge Ukases v. 28. Aug. rc. 1842 beim Handelsverkehr mit dem Königreich Polen. FMR. v. 12. Okt. 1842 lCB. S. 372, MB. S. 381); Impfscheine. §. 2 Abs. 2 des Ges. v. 12. April 1875, betr. die Ausführung des Reichs-Jmpfgesetzes (GS. S. 191); amtliche Bescheinigungen, welche zur Legitimation von Kassen- und Verbandsvorständen oder zur Führung der den Versicherungspflichtigen nach Vorschriften des Gesetzes, betr. die Kranken­ versicherung der Arbeiter, v. 15. Juni 1883 (RGB. S. 73) obliegenden Nachweise erforderlich werden (§. 78 des gedachten Ges.) (vgl. S. 89 Anm. 66. h]; die Atteste, welche die Ortspolizeibehörden für die Versendung von Erzeugnissen des Garten­ baues zur Verhütung einer Verschleppung per Reblauskrankheit ausstellen, da es sich bei der­ artigen Attesten nicht um ein Privatinteresse des Versenders, sondern um das öffentliche Wohl handelt. FMR. v. 27. Sept. 1884 Hl 12170 an den PStD. i. B.; Hoycr u. öaupp, Stempelsteuergesetzgebung. *4. Lull. 31

482

Tarif.

Auktionsprotokolle — Ausfertigungen.

o. die Ursprungszeugnisse für Rindvieh, welche in Gemäßheit der §§. 8 ff. der Polizeiverordnung, betreffend die Regelung des Verkehrs auf dem Central-Viehhofe zu Berlin, v. 17. Februar 1881 bei der Einbringung von Rindvieh auf den gedachten Diehhof beigebracht werden müssen, da diese Atteste weniger im Privatintereffe, als vielmehr im veterinärpolizeilichen Jntereffe und zur Verhütung der Einschleppung von Viehseuchen von der Polizeibehörde gefordert werden. FMR. v. 15. Oktober 1884 III 20814 an den Viehhändler Fr. 3- zu Dietz.

Auktiousprotokolle Ein Drittheil Prozent des reinen Ertrages der Lösung. Der behörige Stempelbogen muß binnen drei Tagen nach dem Schluffe der Auktion dem Protokolle beigefügt, dazu kassirt, und daß solches geschehen, aus dem Protokolle selbst vermerkt werden. Vergl. S. 178 §. 7 u. die Anm. daselbst.

Ausfertigungen, amtliche, insofern sie in gegenwärtigem Tarif nicht besonders taxirt worden, nach dem Ermeffen der Behörden............................ 15 Sgr. oder auch nur. . 5 „ Der Stempel von Fünfzehn Silbergroschen ist für Ausfertigungen in der Regel zu gebrauchen. Der niedrigere Stempel findet nur statt, wo die Verhältnisse des Empfängers oder die Geringfügigkeit eines nicht nach Gelde zu schätzenden Gegen­ standes die Ausnahme besonders begründen. Bloße Benachrichtigungen der Behörden an die Bittsteller, wodurch ihnen nur vorläufig bekannt gemacht wird, daß ihr Gesuch eingegangen sei, und sie darauf Bescheid zu gewärtigen haben, sind ohne Stempel zu erlassen. Bescheide derjenigen Staats- und Kommunal-Behörden und Beamten, welchen eine richterliche oder polizeiliche Gewalt, oder die Verwaltung allgemeiner Abgaben anvertraut ist, auf in ihrer amtlichen Eigenschaft an sie gerichtete Gesuche, Anfragen und Anträge in Privatangelegenheiten, sind dagegen in der Regel für stempel­ pflichtige Ausfertigungen zu achten, wenn sie eine Entscheidung oder Belehrung in der Sache selbst enthalten, welche dem Bittsteller darauf zugesertigt wird; sie mögen nun in Form eines Antwortschreibens, einer Verfügung, einer Dekrets­ abschrift, oder eines auf die zurückgehende Bittschrift selbst gesetzten Dekrets, er­ lassen werden. Zn wie weit besondere Gründe eine Ausnahme von dieser Regel rechtfertigen, und eine stempelfreie Bescheidung auch in den vorgedachten Fällen veranlassen können, bleibt dem billigen Ermessen der Behörden anheimgestellt. sVergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 2 nebst Schlußabsatz sub b; s. auch die Tarifposition „Verfügungen"]. 1. Ueber die Pflicht der Beamten bei Ertheilung stempelfreier Ausfertigungen und deren mißbräuchliche Benutzung s. S. 315 Anm. 20. 2. Der Stempeltarif unter den Rubriken „amtliche Ausfertigungen" und „Gesuche" hat den Gebrauch des Stempelpapiers nur davon abhängig gemacht: daß die Behörde» vor welcher ein an sich stempelpflichtiger Gegenstand des Privat-Zntereffes verhandelt wird, die amtliche Eigen­ schaft einer richterlichen, einer polizeilichen oder einer abgabenverwaltenden Behörde besitze, nicht aber davon, daß sie auch in der Eigenschaft einer solchen Behörde auf das vor ihr verhandelt« Geschäft amtlich eingewirkt habe. Bei diesen dreien Gattungen amtlicher

Tarif.

Ausfertigungen.

[8ergomtli$e Verhandlungen.^

Behörden ist hiernach der Gebrauch des Stempelpapiers zu allen an sich stempelpflichttgen Ver­ handlungen, ohne Unterschied des Gegenstandes, im Gesetze vorgeschrieben, und es würde an sich keiner Deklaration des Tarifs, sondern nur einer Belehrung, durch welche die Mißverständnisse der gerichtlichen und verwaltenden Behörden beseitigt werden, bedürfen.

Kab.-O. v. 18. Nov. 1828

(GS. 1829 S. 16).

3.

Nach der Stempeltaris-Position „Ausfertigungen" Absatz 4 sind nur diejenigen Bescheide

stempelpflichtig, welche dem Bittsteller, sei es in Form eines Antwortschreibens, einer Verfügung, einer Dekrets-Abschrift, oder eines auf die zurückgehende Bittschrift selbst gesetzten Dekrets zugefertigt werden.

Eine solche Zufertigung findet aber nicht Statt, wenn der Bescheid nur vor­

gezeigt wird, demnächst aber urschriftlich zu den Akten gelangt, der daher stempelfrei ist.

ZMR.

v. 17. Dez. 1860 I 4443 an d. Appell.-G. in Gr., mitgetheilt durch FMR. v. 28. deff. M. III 27915 an b. PStD. in S.

Auch nach dem IMR. v. 26 Mai 1831 (v. KZ. B. 37 S. 392) sind in der­

artigen Fällen die Verfügungen stempelfrei.

4. Die Stempeltaris-Position „Ausfertigungen" setzt zwar zunächst für alle im Tarif nicht besonders taxirten amtlichen Ausfertigungen den Stempel allgemein fest.

Zn dem Absatz „Be­

scheide" macht sie jedoch deren Stempelpflichtigkeit, gleichwie bei den Positionen „Gesuche" und „Protokolle", von der Qualität der Behörden abhängig.

Die vom Kriegsministerium, den

Militair-Verwaltungsbehörden und den Truppen-Kommandos ausgehenden Be­ scheide sind daher stempelfrei, die Ausferttgungen im engeren Sinne hingegen, z. B. KontraktsKonfirmationen, stempelpflichtig.

Schreiben des M. d. Z. u. des FM. an d. Kriegs-M. v.

31. Mai 1829 (v. KA. B. 13 S. 263).

5. Aus der den Bescheiden der Universitäts-Kuratoren zustehenden Befreiung vom Stempel (s. Anm. 2) darf nicht die Stempelfreiheit aller sonstigen Ausferttgungen gefolgert werden, welche zu ertheilen diese Behörden etwa in die Lage kommen.

Dies gilt insonderheit von den im

Stempeltarif besonders taxirten amtlichen Ausfertigungen, worunter im Gegensatz zu bloßen Be­ scheiden die in einer feierlichen Form abgefaßten und vollzogenen Erlasse, Entscheidungen und Urkunden zu verstehen sind, welche ohne Unterschied der Behörden, von welchen sie ausgehen, dem Stempel unterliegen.

R. des M. d. geistl. rc. Angel, v. 28. März 1870 (CBl. f. d. g. UV. S. 196).

Ebenso nach dem R. defl. M. v. 20. Dez. 1871 (MB. 1872 S. 63) in Ansehung der Stempel­ pflichtigkeit der, Seitens der Königl. Konsistorien ergehenden Ausferttgungen, für die der Stempel­ tarif besondere Festsetzungen enthält, wie z. B. der Atteste, Bestallungen, Vokattonen rc. 6.

Die nach der Verordnung vom 24. Zanuar 1844 (GS. S. 52) über den Betrag von

Defekten und über die Person des zum Ersatz Verpflichteten abzufassenden motivirten Beschlüsse gehören zu den amtlichen Ausfertigungen, und sind daher nach der Stempel­ taris-Position „Ausfertigungen", insofern es sich um einen Defekt von 50 Thlrn oder mehr handelt, in der Regel einem Stempel von 15 Sgr. zu unterwerfen.

FMR. v. 3. Sept. 1850, mitgetheilt

durch R. des M. d. Z. u. des FM. v. dems. Tage (CB. S. 155, MB. S. 301).

7.

Gesetz,

betr. die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, v. 31. März 1873

(RGBl. S. 61) §. 148: Für das Defekten-Verfahren im Verwaltungswege werden Gebühren und Stempel nicht berechnet.

Vgl. Anm. 69. b zu § 3 (S. 90).

8.

Bergamtliche Verhandlungen (vergl. jedoch S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 1—3):

a.

Die Angelegenheiten, betreffend die Herrichtung von Betriebsmaschinen rc. in Privat-

Bergwerken, Aufstellung von Maschinen, z. B. die Gesuche um Genehmigung und die Genehmigung selbst rc., sind stempelfrei behandelt.

Dies ist nicht richtig.

Nur solche Verfügungen und Ver­

handlungen sind stempelfrei, welche, wie z. B. die General-Verfahrungsprotokolle rc., von Amts­ wegen in unmittelbarer Folge der Beaufsichttgung des Betriebs erlassen werden, wie dies auch in der für die Bergämter erlassenen Gebührentaxe vom 11. Okt. 1841 ad 3 anerkannt ist; hierzu 31*

484

Tarif.

Ausfertigungen.

(Bergamtliche Verhandlungen ]

gehören aber die gedachten Schriftstücke nicht, da diesen die besonderen Anträge der Interessenten zum Grunde liegen, es sich also nicht um Handlungen der Bergbehörde von Amtswegen handelt. Eben so wenig lassen sich die Vorverhandlungen in Grund-Entschädigungssachen (Gesuche, Vor­ ladungen rc.j stempelfrei behandeln, und auch die Angelegenheiten, betreffend die Anstellung, Prü­ fung rc. der Privat-Grubenbeamten (wozu auch die Genehmigung der Dienstverträge gehört) sind stempelpflichtig, da hier allenthalben ein Privatinteresse mit vorwaltet. R. des M. f. Handel rc. v. 9. Nov. 1856 (Zeitschrift f. d. B.-, H.- u. S.wesen B. 5 S. 148). b. 1. Die Stempelpflichtigkeit der Vorladungen zu den Repräsentantenwahlen ist bereits in der Instruktion vom 6. März 1852 ausgesprochen, welche im Art. III bestimmt: „die Wahlver­ handlungen sind nicht stempelfrei", wobei unter den Wahl-Verhandlungen nicht, wie das Bergamt unter Berufung aus das hier gar nicht entscheidende Register zur Allg. Gerichtsordnung deducirt, blos die Wahl-Protokolle, sondern dem richtigen Sprachgebrauchs gemäß auf alle die Wahl bezüglichen Schriftstücke verstanden sind, welche ihrem Inhalte nach zu der Kategorie der stempelpflichtigen gehören. Die erwähnte Bestimmung sollte der Auffassung begegnen, als ob die Repräsentantenwahlen nicht zu den stempelpflichtigen Angelegenheiten gehörten, keinesweges aber die Stempelpflichtigkeit ohne Grund und Zweck auf eine besondere Art der Verhandlungen, die Protokolle, beschränken. Was nun insbesondere die Vorladungen zu den Wahlterminen betrifft, so sind dieselben unzweifelhaft als amtliche Verfügungen anzusehen, welche nach der gleich­ namigen Position im Tarife zum Stempelgesetze von 1822 wie Ausfertigungen zu behandeln sind, wenn sie in Angelegenheiten des Empfängers, oder überhaupt an Privatpersonen in Privatange­ legenheiten ergehen. Daß die Repräsentantenwahlen zu den Privatangelegenheiten gehören, erhellt daraus, daß der Zweck derselben ist, der Personenmehrheit der Gewerkschaft zur Ergänzung ihrer physischen Handlungsfähigkeit einen Vertreter zu geben. Ein öffentliches Interesse waltet bei der Bestellung des Repräsentanten nicht vor und ist auch aus dem §. 13 des Gesetzes vom 12. Mai 1851 (GS. S. 265) nicht herzuleiten, da nicht die Behörde, sondern die Gewerkschaft der Ver­ tretung bedarf und die Verpflichtung zur Bestellung eines Repräsentanten der Letzteren nur in ihrem eigenen Interesse auferlegt ist. Auch kann es nicht daraus ankommen, ob der Wahltermin auf Antrag der Interessenten oder von Amtswegen anberaumt wird, da die Stempelpflichtigkeit der amtlichen Ausfertigungen nach der gleichlautenden Tarifposition nicht dadurch bedingt ist, daß sie auf den Antrag der Interessenten erfolgen. Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß die Vor­ ladungen zu den Repräsentanten-Wahlterminen dem Stempel für Ausfertigungen unterliegen. Welcher von den beiden, nach der erwähnten Tarifposition zulässigen Sätzen von 15 Sgr. oder 5 Sgr. in jedem Falle zu verwenden, ist von den Bergämtern mit Rücksicht auf den Werth deS Bergwerks und den Umfang der Geschäfte des Repräsentanten, also besonders mit Rücksicht darauf zu bestimmen, ob das Bergwerk in Betrieb steht oder nicht. Wenn mehrere Interessenten durch eine Verfügung in Form einer Surrende, oder zu Händen eines gemeinschaftlichen Bevollmäch­ tigten, vorgeladen werden, so unterliegt dieselbe selbstverständlich nur dem einfachen Stempelbetrage. 2. Den Verhandlungen in Grund-Entschädigungssachen steht die Stempelfreiheit nicht zu. Die analoge Anwendung der Bestimmung des §. 15 des Eisenbahngesetzes v. 3. Nov. 1838 (s. S. 94 Anm. 77. a) ist unzulässig, und die generelle Bestimmung der Allerh. Ordre v. 4. Mai 1833 (GS. S. 49 — s. oben S. 92 Anm. 74. a): daß Desitzveränderungen, welche zum gemeinen Besten unter Verpflichtung der Interessenten angeordnet werden, als stempelfrei zu behandeln sind, kann weder auf die Entschädigung für die beim Bergbau zufällig entstandenen Grundschäden, noch auch auf die zwangsweise Abtretung von Grund und Boden zum Betrieb des Bergbaues (§. 109 Tit. 16 Th. 2 Allg. Landrecht, Deklaration vom 27. Okt. 1804) ausgedehnt werden, da auch die zwangsweise Abtretung nur auf eine vorübergehende Benutzung für die Dauer der bergbau­ lichen Anlage gerichtet ist, also keine Besitzveränderung enthält, andrerseits aber die Abtretung an

Tarif.

Ausfertigungen.

485

einen bergbautreibenden Privaten nicht zum gemeinen Besten, sondern zunächst im Privatinteresse deS Bergwerksbesitzers erfolgt. Der Erlaß des Generaldirektors der Steuern vom 18. Sept. 1842 bezieht sich auf den Fall einer Landabtretung an den Fiskus zum Betrieb des fiskalischen Berg­ baues und ist deshalb für andere Fälle nicht maßgebend. 3. Zn Betreff der Stempelpflichtigkeit der Muthungen bestimme ich unter Abänderung meines Erlasses vom 21. Juni 1852 (Zeitschrift f. d. B-, H.- u. S.wesen B. 1 S. 48], daß von dem Muther nur der Gesuchsstempel von 5 Sgr. und zwar zu dem Hauptexemplare der Muthung zu verwenden ist. Zu dem Nebenexemplare, welches mit dem Präsentationsvermerk an den Muther zurückgegeben wird, ist von dem Bergamte oder dem Kommissar desselben bei der Rückgabe der in der Tarifposition „Muthscheine" vorgeschriebene Stempel von 15 Sgr. zu verwenden. Ebenso ist bei der Einlegung einer Muthung zu Protokoll zu der Originalverhandlung der in der Tarif­ position „Protokolle" unter a vorgeschriebene Stempel von 5 Sgr., zu der beglaubigten Abschrift aber ein Stempelbetrag von 15 Sgr. zu verwenden, und zu der Approbations-Verfügung dem­ nächst der Ausfertigungsstempel von 15 Sgr. R. des M. f. Handel rc. v. 12. Zuli 1857, im Einverst. des FM. (Zeitschrift f. d. B.-, H.- und S.wesen B. 5 S. 149). 9. Gesetz über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staats­ angehörigkeit, v. 1. Juni 1870 (BGbl. S. 355), §. 24: „Die Ertheilung von Aufnahme-Urkunden und in den Fällen des §. 15 Absatz 1 von Entlassungs-Urkunden erfolgt kostenfrei. Für die Er­ lheilung von Entlassungs-Urkunden in anderen, als den im §. 15 Absatz 1 bezeichneten Fällen darf an Stempelabgaben und Ausfertigungsgebühren zusammen nicht mehr als höchstens Ein Thaler erhoben werden." Die sonstigen Bestimmungen dieses Gesetzes, soweit sie hier in Betracht kommen, lauten: §. 2: Die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaate wird fortan nur begründet re.: 4) für einen Norddeutschen durch Aufnahme und 5) für einen Ausländer durch Naturalisation (§§. 6 ff.); §. 6: Die Aufnahme, sowie die Naturalisation (§. 2 Nr. 4 und 5) erfolgt durch eine von der höheren Verwaltungsbehörde ausgefertigte Urkunde; §. 14: Die Entlassung wird durch eine von der höheren Verwaltungsbehörde des Heimathsstaates ausgefertigte Entlassungs-Urkunde ertheilt; §. 15 Absatz 1: Die Entlassung wird jedem Staatsangehörigen ertheilt, welcher nachweist, daß er in einem anderen Bundesstaate die Staatsangehörigkeit erworben hat. — Vergl. auch R. des FM. u. des M. d. Z. u. d. P. v. 16. Aug. 1883 (v. KA. B. 17 S. 598), welches bekannt macht, daß nach Allerh. Kab.-O. v. 10. Zuli dess. Z. die in Gemäßheit der Amnestie des Bundes-Kartels zu ertheilenden Auswanderungs-Konsense (nach den Bundesstaaten] stempelftei auszufertigen sind. — Zn Betreff der Voratteste zu Auswanderungs-Konsensen und der Letzteren vergl. Tarifpostt. „Atteste" Anm. 38. 10. a. Der Ansicht, daß den Gesuchen der Gast- und Schankwirthe um die polizeiliche Erlaubniß zum Halten von Tanzmusik und den darauf ergangenen Bescheiden Stempelfteiheit zustehe, weil mit dem Privat-Znteresse der Gesuchsteller das öffentliche konkurrire, beziehungs­ weise weil der Geldwerth, um welchen es sich dabei handelt, 50 Thaler meist nicht erreichen werde, läßt sich nicht beitreten. Entscheidend ist, daß die Gesuche rc. zugleich und zunächst ein PrivatZnteresse zum Gegenstände haben, und daß bei Einreichung derselben und beim Erlaß der schrift­ lichen Bescheide der Geldwerth einer Schätzung nicht sähig ist. FMR. v. 5. April 1862 111 7031 an d. PStD. in S. — Den Gesuchen um die Erlaubniß zum Halten von Tanzmusik, sowie den darauf Seitens der Behörden ertheilten Erlaubnißscheinen kann nach Lage der Gesetzgebung die Stempelfreiheit nicht zugestanden werden rc. Zu den Erlaubnißscheinen ist daher auf Grund der Stempeltarif-Position „Ausfertigungen" Absatz 4, „Bescheide", „Dekrete", „Verfügungen" der tarifmäßige Stempel zu verwenden rc. R. des M. d. Z. v. 20. Zuni 1866 an d. Reg. in Pm, mit­ getheilt durch Cirk.-R. des FM. v. 2. Zuli dess. Z. 111 13166. — Nach den in gleichen Fällen er­ gangenen FMR. v. 6. Juli 1861 III 14659 u. 18. Zuni 1863 Hl 11779 an d. PStD. in S. soll

486

Tarif.

Ausfertigungen.

die Bestimmung des Stempels zu diesen Bescheiden der dieselben erlaffenden Behörde anheim­ gegeben bleiben [f. Tarifpos. „Ausfertigungen"). Ein Stempel für schriftlich ertheilte Tanzmusik-Erlaubnißscheine wird seit dem Erlaß des Ge­ setzes v. 26. März d. Z. (s. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 2) nur dann noch gefordert werden können, wenn und soweit dieselben sich als „Ausfertigungen", — im Gegensatz zu bloßen Bescheiden —, je nach der Form der Ertheilung, möchten auffassen laffen. Die früherhin als Ausfertigungen angesehenen und zur Versteuerung gezogenen Eintragungen der Genehmigungs-Vermerke in polizeilich vorgeschriebene Bücher') mögen auf Grund des Gesetzes vom 26. März d. Z. ebenfalls von der Steuer frei gelassen werden. Nach den gleichen Grundsätzen ist die Stempelpflichtigkeit der in Schank- und sonstigen gewerblichen Angelegenheiten zu ertheilenden Konzessionen rc. zu beurtheilen. Soweit dieselben unter den Begriff von Ausfertigungen fallen, oder soweit dieselben in Ausfertigungen er­ theilt werden, sind dieselben stempelpflichtig. Ueber diesen Punkt wird nach Erledigung eines anderweit mit dem Herrn Minister des Innern dieserhalb schwebenden Schriftwechsels besondere Verfügung ergehen. FMR. v. 27. Dez. 1873 111 18013 an d. Reg. in F. — Vergl. S. 58 ff. Anm. 14.a, 15, 17 u. unten Anm. 11. b. sowie Tarifposit. „Atteste" Anm. 27. b.

10. b. FMR. v. 9. Aug. 1883 III 10373 an die Gastwirthe Z. Z. u. Gen. in Reppen: Auf die Vorstellung vom 13. v. Mts. wird Ihnen bei Rückgabe der Anlagen erwidert, daß der gänzliche Erlaß der vom Herrn Provinzial-Steuer-Direktor auf das geringste gesetzliche Maß von je 50 Pf. herabgesetzten Stempel nicht bewilligt werden kann. Es ist dem Herrn Provinzial-Steuer-Direktor darin beizustimmen, daß die von der dortigen Polizei-Verwaltung ausgestellten TanzmusikErlaubnißscheine dem gesetzlichen Stempel von 1 M. 50 Pf. nach der Position „Ausfertigungen" im Tarif zum Stempelgesetze vom 7. März 1822 unterliegen. Der Umstand, daß die Scheine auf Grund bloß mündlicher Anträge ertheilt seien und daß Sie die schriftlich ausgefertigten Scheine vielfach nicht in Empfang genommen, sich vielmehr vor deren Ertheilung aus dem Amtslokal ent­ fernt haben mögen, beseitigt die Stempelpflichtigkeit derselben nicht. 11. a. Cirk.-R. des FM., des M. d. I., des M. f. Handel rc. u. des M. d. geistl. k. Angel. v. 14. Juli 1874 (CB. S. 204, MB. S. 189), mitgetheilt durch FMR. v. 24. dess. M. (CB. a. a. £).): Durch die im §. 2 Nr. 2 des Gesetzes vom 26. März 1873 (GS. S. 131 — s. oben S. 2 die Anm.) erfolgte Aufhebung der Stempelabgaben von Bescheiden aus Gesuche, Anfragen und Anträge in Privat-Angelegenheiten hat, nach den Motiven dieses Gesetzes, die Stempelpflich­ tigkeit der Ausfertigungen, Resolute und Resolutionen nicht berührt werden sollen. I. ES unterliegen hiernach die nach den §§. 16 bis 25, 40 Absatz 2, 43, 54 und 57 Absatz 2 der Reichs-Gewerbeordnung v. (21. Zuni 1869) 1. Juli 1883 (RGB. 1883 S. 177] in dem formellen Verfahren der §§. 20 und 21 dieses Gesetzes zu erlassenden, den Parteien in schriftlicher Ausfertigung zuzustellenden Entscheidungen — soweit sie nicht im Geltungsbereiche der Kreisordnung vom 13. Dez. 1872 (GS. S. 661] zur Zuständigkeit der Kreis-Ausschüffe oder der Verwaltungsgerichte gehören, mithin nach den §§. 162 Absatz 1 und 195 der Kreisordnung (diese Bestimmungen sind inzwischen weggefallen; vgl. Anm. 67. a zu §. 3] stempelfrei zu erfolgen haben — nach wie vor der Stempelpflichtigkeit. Als stempelpflichtig werden demgemäß in Gewerbe-Angelegenheiten der frag­ lichen Art zu behandeln sein: ') In einem Falle, wo die Tanz-Erlaubnißbescheinigungen in ein Controlbuch unter Beidrückung des Dienstsiegels der Polizei-Verwaltung eingetragen worden, und das Controlbuch in den Händen des betreffenden Gastwirths zu dessen Legitimation belasten worden war, wurde zu den qu. Be­ scheinigungen der Ausfertigungsstempel für erforderlich erachtet. (FMR. v. 9. Aug. 1883 III 10330 an d. PStD. i. B.).

Tarif.

Ausfertigungen.

487

1. die in erster Instanz von einer kollegialifchen Behörde auf mündliche Verhandlung erlassenen Entscheidungen (au vergl. jedoch der Ausnahmefall unter II. b), 2. die sämmtlichen Rekursbescheide. Dabei ist indessen zu beachten, daß nur die den Parteien zuzustellenden Ausfertigungen oder beglaubigten Abschriften der Bescheide, nicht auch diejenigen Ausfertigungen, welche von der Rekursbehörde der Behörde erster Instanz übersandt werden und die sodann bei den Akten der Letz­ teren verbleiben, der Stempelpfiichtigkeit unterliegen und daß die Zustellung einer Ausfertigung oder einer beglaubigten Abschrift der Entscheidung an die Parteien zu unterbleiben hat, wenn diese Entscheidung — sie sei erster oder zweiter Instanz — a. in dem Verfahren bei der Errichtung oder Veränderung gewerblicher Anlagen (§§. 16 und 25 der Gewerbeordnung) auf Ertheilung der Konzession ohne Bedingungen oder Einschränkungen lautet und Opponenten nicht vorhanden sind; b. in dem Verfahren bei der Errichtung oder Veränderung von Dampflessel-Anlagen (§§. 24 und 25 der Gewerbeordnung) auf Ertheilung der Konzession ohne Bedingungen oder Einschränkungen lautet; c. in dem Verfahren wegen Versagung der Genehmigung zum Betriebe eines stehenden Gewerbes oder eines Legitimationsscheins zum Gewerbebetriebe im Umherziehen (§§. 30, 32, 33, 34, 43, 57 der Gewerbeordnung) auf Ertheilung der Konzession resp. des Legitimationsscheins lautet, da in allen diesen Fällen ohne Weiteres die Konzessions-Urkunde resp. der Legitimationsschein dem Antragsteller zugefertigt wird. Vergl. Nr. 48, 51 letzter Absatz, 57 Absatz 4 und 58 Absatz 2 der Instruktion vom 4. Sept. 1869 [2R9. S. 200 ff.], sowie Nr. 2 Absatz 8 und 12 der Instruktion vom 24. Nov. 1869 (MB. S. 284 ff.]. II. Von der Stempelpfiichtigkeit sind dagegen, in Angelegenheiten der gedachten Art, befreit die folgenden, im gewöhnlichen Geschäftsgänge zu erlassenden und daher zu den „Bescheiden" im Sinne des Gesetzes vom 26. März 1873 zu rechnenden Entscheidungen: a. die in erster Instanz von einer kollegialifchen Behörde erlassenen vorläufigen, durch rechtzeitigen Antrag auf mündliche Verhandlung außer Kraft tretenden Bescheide; b. die in erster Instanz von einer nicht kollegialifchen Behörde — in der Provinz Hannover auch die von den Magisträten der selbstständigen Städte (vergl. Cirk.-Verfügung vom 5. März 1870 sMB. S. 107]) — erlassenen Entscheidungen. III. Schließlich machen wir noch besonders darauf aufmerksam, daß in denjenigen gewerb­ lichen Angelegenheiten, auf welche das Verfahren der §§. 20 und 21 der Gewerbeordnung keine Anwendung findet (vergl. Nr. 26 Absatz 2 der Instruktion vom 4. Sept. 1869 und Nr. 3 Absatz 2 der Instruktion vom 24. Nov. 1869) die Bescheide aller Instanzen der Stempelpflicht nicht unterliegen. Wir veranlassen die König!. (Regierung rc.), nach diesen Grundsätzen fortan zu verfahren und die betheiligten Nachgeordneten Behörden mit einer entsprechenden Anweisung zu versehen. — Vgl. Anm. 10. 11.b. Die in dem Berichte des rc. erwähnten Urkunden (es handelte sich u. A. um: Kon­ zessionen zur Gast- und Schankwirthschast, zum Droschkengewerbe, Genehmigung zur Anlage von Dampfkesseln, zu gewerblichen Anlagen, Apotheken u. s. w., um die Er­ laubniß zur Abhaltung von Tanzlustbarkeiten, die Ausstellung von Fahrscheinen für Droschkenführer) unterliegen, soweit ihnen wie den Baukonsensen — Stempelfreiheit nicht schon anderweit gesetzlich zusteht, auch ferner, wie bisher, als Ausfertigungen (cfr. auch die Tarifposition „Konzessionen") der tarifmäßigen Stempelsteuer für Ausfertigungen, indem das Ges. v. 26. März d. Z. sich auf dieselben nicht erstreckt. FMR. v. 30. April 1873 III6295 an das Polizeipräsidium zu B. 11. c. R. d. M. d. Z. v. 7. Juni 1877 an den Kreisausschuß des Kreises [®. zu^G. (MBl. S. 200): Dem rc. eröffne ich im Einverständniß mit dem 'Herrn Finanz-Minister auf die an den-

488

Tarif

Ausfertigungen.

selben gerichtete Vorstellung vom 9. März d. Z., betreffend die Stempelpflichtigkeit von Konzessionen zum Betriebe der Schankwirthschast rc., hierdurch Folgendes: Die Bestimmung des §. 162 Abs. 1 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 resp. die Vor­ schrift des §. 71 des Ges. v. 3. Zuli 1875, betreffend die Verfassung der Verwaltungsgerichte und das Verwaltungsstreitverfahren,') beziehen sich nach ihrem Wortlaute und Sinne nur auf die Srempelfteiheit des Verfahrens vor dem Kreisausschuffe, bezw. den Verwaltungsgerichten in streitigen Verwaltungssachen. Wenn der rc. anführt, daß es inkonsequent sein würde, in nicht streitigen Angelegenheiten für Konzessionen den Stempel zu verlangen, während die vorgedachte Bestimmung der Kreisordnung in streitigen Fällen den Stempel ausschließt, so berücksichtigt derselbe nicht, daß auch in Streit­ fällen der Stempel für Konzessionen zu verwenden ist, wenn solche besonders ausgefertigt werden. Demgemäß sind für stempelpflichtig zu erachten alle Konzessionen (Erlaubniß-Ertheilungen) zum Betriebe der in §. 33 der Gewerbeordnung bezeichneten Gewerbe, welche, sei es ohne Streitverfahren, sei es auf Grund des Ergebnisses eines solchen — vom Kreisausschuffe ausgestellt werden, und welche nicht in der Form von Entscheidungen, sondern nur als Folge von derartigen Entscheidungen, resp. eines ohne Streitverfahren gefaßten Beschlusses ergehen. Es muß hiernach bei dem Bescheide des Herrn Provinzialsteuerdirektors der Provinz P. vom 12. Februar d. I. sein Bewenden behalten.

12.

Die Nr. 7 im §. 2 des Gesetzes vom 26. März 1873 (GS. S. 131 — s. oben S. 2 die

Anm.) hebt den Stempel von Quittungen und Löschungsbewilligungen auf, die Nr. 3 daselbst aber erhält den Stempel von Auktions-, Notariats-, Rekognitions- und von denjenigen Proto­ kollen aufrecht, welche die Stelle einer, nach anderweitiger Bestimmung der Stempeltarife steuer­ pflichtigen Verhandlung vertreten.

Daraus, sowie aus der nicht aufgehobenen Position „Ausfer­

tigungen" des Tarifs zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 ergiebt sich, daß Ausfertigungen auch derjenigen gerichtlichen und notariellen Protokolle, welche eine Quittung oder Löschungsbewilligung enthalten, sowie die Behufs Anerkennung der Unter­ schriften zu diesen Urkunden aufgenommenen Protokolle, dem Stempel von 15 Sgr. gerade ebenso unterliegen, wie Ausfertigungen oder Protokolle über andere Gegenstände oder Ge­ schäfte, welche nur ihrer gerichtlichen oder notariellen Beurkundung wegen stempelpflichtig sein können, welche aber stempelfrei sein würden, wenn sie nur unter Privatunterschrift ausgestellt werden möchten.

Daß in Folge deffen für Quittungen rc. unter 600 Thlrn eine Erleichterung im

Falle gerichtlicher oder notarieller Ausfertigung u. s. w. nicht eintritt, ist richtig, kommt aber nicht in Betracht.

Es werden gerade nur der gedachten amtlichen Beurkundung wegen noch andere,

an sich stempelfreie Gegenstände stempelpflichtig, so daß die Erhebung eines Stempels von 15 Sgr. in diesem Falle, für Quittungen rc., nichts Besonderes und Abweichendes ist.

Bloße Be­

glaubigungen, wie der §. 33 der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872 sie voraussetzt, sind stempel­ frei auf Grund der Nr. 6 §. 2 des Gesetzes vom 26. März 1873.

ZMR. v. 21. Aug. 1873 an d.

Appell.-G. in M., mitgetheilt durch FMR. v. 13. Aug. 1874 III 11368 an d. Reg. in F. Die Stempelfteiheit der zu gerichtlichem Protokoll erklärten Quittungen und Löschungsbewilli­ gungen ist anzuerkennen.

Werden die betreffenden Protokolle ausgefertigt, so unter­

liegen die Ausfertigungen als solche dem vorgeschriebenen Stempel.

Ebenso wird die Stempel­

pflichtigkeit der Protokolle nach deren anderweitem Inhalte durch die Stempelfreiheit der darin enthaltenen Quittungen nicht berührt.

ZMR. v. 29. Okt. 1873 an d. Appell.-G. in M., mitge­

theilt rc. wie in Absatz 1. ') Diese Bestimmungen sind weggefallen. Dgl. Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung v. 30. Juli 1883 §. 102 — s. in Anm. 67. a zu §. 3 (S. 89).

Tarif.

Ausfertigungen.

489

Nach dem Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 unterliegen Ausfertigungen dem Stempel ohne Rücksicht auf den Inhalt der auszufertigenden Urkunde. Selbstverständliche Aus­ nahmen bilden nur die für gewisse Gegenstände (insbesondere diejenigen unter 50 Thlr) oder Per­ sonen als Ausnahmen bewilligten Befreiungen. Als eine Befreiung der auf die Quittirung einer Schuld bezüglichen Verhandlungen von Stempeln jeder Art kann die Vorschrift des Gesetzes vom 26. März 1873 §. 1 Nr. 7 nicht gelten. Durch dieselbe ist vielmehr nur der Quittungsstempel aufgehoben, und so wie Notariatsprotokolle, auch wenn sie nur eine Quittung enthalten, noch ferner dem Protokollstempel unterliegen, so ist zu den Ausfertigungen gerichtlich aufgenommener Quittungen noch ferner gemäß §. 24 Nr. 1 des Gesetzes vom 10. Mai 1851 (s. S. 9 Anm. l.e) der Ausfertigungsstempel zu liquidiren. ZMR. v. 19. Febr. 1874 (B.-Bl. f. ger. Beamte S. 109). 13. Die Stempelpflichtigkeit der Schiffs- und Schiffer-Patente (Art. 4 der Elbschifffahrts-Akte vom 23. Zuni 1821 — GS. 1822 S. 10) ist auf den Wunsch des H. FinanzMinisters den Lokal- und Kreis-Polizeibehörden des Bezirks in Erinnerung zu bringen, und zwar mit der Maßgabe, daß der tarifmäßige Stempel von 15 Sgr. entweder zur Ausfertigung selbst zu verwenden, oder derselben alsbald kassirt beizuheften ist. R. des M. d. Z. v. 27. Sept. 1858 (MB. S. 211, CB. S. 311). 14. Hypothekenbriefe sind als amtliche Ausfertigungen über die Eintragung von Hypo­ theken, und Grundschuldbriefe als desgl. über die Eintragung von Grundschulden anzusehen. S. Anm. 5 zur Tarifpos. „Abschriften, beglaubigte." Wegen der Vollstreckungsklauseln, welche von den Notaren gemäß §.705 Abs. 2 der DCPO. ausgestellt werden, s. Anm. 41 zur Tarifpos. „Atteste". Wegen der in Zoll- u. Steuersachen vorkommenden Ausfertigungen s. S. 61 Anm. 19.e. 15. Stempelfrei sind: a. alle Anträge, Verhandlungen und Beglaubigungen Behufs Uebersendung von Geld und geldwerthen Papieren aus den gerichtlichen Deposttorien durch die Post. Ges. v. 8. Juli 1865 §. 5 (GS. S. 761). Die gerichtlichen Depositorien sind weggefallen, und erfolgt die Herausgabe von Geldern, geldwerthen Papieren und Kostbarkeiten Seitens der Hinterlegungsstellen jetzt nach Maßgabe der §§. 22 ff. u. 43 ff. der Hinterleg.-Ordng. v. 14. März 1879 (GS. S. 249); b. ‘ die aus den Civilstands-Registern von Amtswegen zu fertigenden und Behufs der HerrathsVerkündigungen an dem Gemeindehause anzuheftenden Ausfertigungen; alle anderen Ausfer­ tigungen aus diesen Registern sind stempelpflichtig. FMR. v. 4. Sept. 1822 an d. Reg. in Trier (SK.); vergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 12 u. S. 14 Anm. 11.a letzten Absatz; c. die für die evangelischen Geistlichen von den Superintendenten, für die katholischen von den Landräthen auszufertigende Erlaubniß, wenn kirchliche Handlungen von dem Geistlichen einer anderen Konfession, als derjenigen, zu welcher der Eingepfarrte gehört, vorgenommen werden sollen, erfolgt kostenfrei. Kab.-O. v. 6. Nov. 1841, mitgetheilt durch FMR. v. 7. Sept. 1842, Inhalts dessen die Kostenfreiheit auch die Befreiung vom Stempel in sich begreift (CB. S. 354, MB. S. 339); d. Autorisationen für Gemeinden und öffentliche Institute (in der Rheinprovinz) zur Führung von Prozessen, als lediglich aus dem verfassungsmäßigen Oberaussichtsrecht der Regierung herfließend, mithin als Akt der öffentlichen Verwaltung. FMR. v. 2. April 1823 an die Reg. in Cöln (SK.); e. Resolutionen und Verfügungen auf Gesuche derjenigen Individuen, denen wegen freiwillig ge­ leisteter Militairdienste Anspruch auf Versorgung zusteht. R. des M. d. Z. v. 13. Sept. 1828 (v. KA. B. 12 S. 630); vergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 2; f. „alle Eingaben, Verhandlungen, Atteste, Beglaubigungen, Zeugnisse, Auszüge u. s. w., welche die Eintragung in die Eintragsrolle betreffen", §. 42 des Ges., betr. das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musik. Kompos. u. dramat. Werken, v. 11. Zuni 1870 (BGbl. S. 339);

490

Tarif.

Ausfertigungen — Auszüge.

g. Konsense zur Uebernahme von Vormundschaften; vergl. S. 57 Anm. 10; h. die von den Polizeibehörden in Gemäßheit der Der. v. 11. September 1884 (MB. S. 247) auf Grund des Reichsges. v. 9. Juni 1884 (RGB. S. 61) ausgestellten Erlaubnißscheine zur An­ schaffung u. Aufbewahrung von Sprengmitteln, weil anzuerkennen, daß diese Bescheinigungen wesentlich im öffentlichen Interesse ausgestellt werden. FMR. v. 9. April 1885 III 4642. 16. Bisher ist der Betrag des Ausfertigungs-Stempels von 15 Sgr.. welcher einestheils unmittelbar zu den im Finanz-Ministerium ausgefertigten Bestallungen, Patenten und Dimissorialien verwendet (wegen letzterer s. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 8), und anderntheils in solchen Fällen, wo die Bestallungen, Patente und Dimissorialien im Reffort der Finanz-Verwaltung zur Vollziehung Sr. Majestät des Königs gelangen, zu den Ministerial-Akten kassirt worden ist, durch Postvorschuß bei Uebersendung der beregten Urkunden von den Königl. Ober-Präsidien, und die dadurch bei den Letzteren entstandene Auslage sodann auf demselben Wege von den Königl. Regierungen und deren Verlag dann erst von dem betreffenden Beamten eingezogen worden. Zn Folge dessen haben die Empfänger mitunter den dreifachen Betrag des verwendeten Stempels be­ zahlen müssen. Um dies in Zukunft zu vermeiden, werden die oben beregten Bestallungen, Patente und Dimifforialien im Reffort der Finanz-Verwaltung fortan eben so, wie dies bisher schon in Betreff der zur Allerh. Vollziehung gelangenden derartigen Urkunden geschehen, auf ungestem­ peltem Papier ausgefertigt werden. Dagegen muß alsdann der tarifmäßige Ausferti­ gungs-Stempel zu den Akten derjenigen Provinzialbehörde kassirt werden, welcher die Extradition jener Urkunden an die betreffenden Beamten diesseits aufge­ tragen wird, und zwar bevor diese Extradition geschieht. FMR. v. 15. Rov. 1857 (CB. 1858 S. 127). Das gleiche Verfahren ist auch im Ressort des M. d. Z. eingeführt. R. deff. v. 25. Jan. 1858 (MB. S. 13). Ebenso im Reffort des Kriegs-Min. R. deff. v. 26. Febr. 1881 KM. 483. Nach letztgedachtem R. sind die Ausfertigungsstempel bezüglich der Bestallungen, Patente und Dimifforialien für die Militär-Zntendanten zu den Akten der Central-Abtheilung des Kriegsministeriums Behufs der Kassirung einzureichen, dagegen für die Mitglieder und Beamten der Militär-Zntendanturen, sowie für die Beamten der von diesen ressortirenden Lokal-Verwaltungen zu den Akten der Intendan­ turen zu kassiren. Zm Anschluß an den diesseitigen Erlaß vom 15. Nov. 1857 über die Erhebung des Ausfer­ tigungsstempels für Bestallungen, Patente und Dimissorialien bestimme ich, daß Urkunden dieser Art auch in den Fällen, in welchen deren Ertheilung einer Provinzial-Behörde meines Reflorts zusteht, auf ungestempeltem Papier auszufertigen sind. Der tarifmäßige Aus­ fertigungsstempel ist sowohl in diesen Fällen als auch dann, wenn die Bestallung, das Patent oder das Dimissoriale von Sr. Majestät dem Könige oder von mir vollzogen ist, zu den Akten derjenigen Behörde zu kassiren, bei welcher der Empfänger der Urkunde angestellt ist. Gehört jedoch der Letztere zu den einzelnstehenden Beamten, welche eine Behörde repräsentiren (z. B. Oberförster, Domainenrentmeister, Katasterbeamte, Kreissteuereinnehmer, Steuerempsänger), so erfolgt die Kassa­ tion des Stempels zu den Akten der ihm unmittelbar vorgesetzten Behörde. Die rc. (ProvinzialBehörde) hat hiernach das Weitere zu veranlassen. Cirk.-R. des FM. v. 2. Sept. 1870 (I 12006, II 14716, III 14399, IV 11895).

AirSfuhr-Päffe, s. Pässe. Auszüge aus den Akten, öffentlichen Verhandlungen, amtlich geführten Büchern, Registern und Rechnungen, wenn sie für Privatpersonen auf ihr Ansuchen aus­ gefertigt werden..................................................................................................15 Sgr.

Tarif.

491

Auszüge — Bestallungen.

1. Die auf die Fortschreibung bezüglichen Eingaben der Grundsteuerpflichtigen und sonstigen Verhandlungen sind ebenso, wie die den Grundeigenthümern aus den Karten, Flurbüchern u. s. iD., zu ertheilenden Auszüge, stempelfrei. Verordnung, betr. die Grundsteuer rc. in den 6 östlichen Provinzen, v. 12. Dez. 1864 §. 23 (GS. S. 673) u. Ges. v. 8. F br. 1867 §. 38 (GS. S. 185). 2. Auszüge auS den Büchern und Karten des in den westlichen Provinzen auf Kosten der Grundsteuerpflichtigen aufgenommenen Grundsteuer-Katasters können für die Behörden und Privatpersonen, welche dergleichen Auszüge zu verlangen befugt sind, fortan in allen Fällen stempelfrei ausgefertigt werden. Diese Bestimmung ist durch die Amtsblätter der Rheinischen und Westphälischen Regierungen bekannt zu machen. Kab.-O. v. 23. Febr. 1839 (CB. S. 38, ZMB. S. 125). 3. Mit Bezug auf die Bekanntmachung vom 20. Okt. 1833 ^Amtsblatt S. 357] wird darauf aufmerksam gemacht, daß nur diejenigen Auszüge aus den Grundsteuer-Mutterrollen, welche in Folge der deshalb ertheilten Anweisung bei Kauf- und anderen Veräußerungs-Ver­ trägen beigebracht werden müssen, damit die zu veräußernden Grundstücke in genauer Ueberein­ stimmung mit den Steuer-Mutterrollen bezeichnet werden, stempelfrei ausgefertigt werden dürfen, alle übrigen bei Notarialakten zu adhibirenden Auszüge dagegen stempelpflichtig sind. Zn dem Atteste muß jedoch der die Stempelfreiheit begründende Zweck, wozu der Auszug ertheilt worden ist, ausgedrückt werden. Bekanntm. des PStD. in Cöln v. 10. Dez. 1834 (v. KA. B. 18 S. 973). 4. Auch auf das Ansuchen von Privatpersonen dürfen, zum Zweck der Einrichtung des Hypothekenbuches, Auszüge aus Katastern, Flurbüchern, Flurläufern oder andere Bescheinigun­ gen über den Naturalbesitz von Grundstücken durch die Kommunalbehörden im Herzogthum Sachsen, unter Angabe des oben erwähnten Zwecks im Beglaubigungsatteste, stempelfrei ertheilt werden. Kab.-O. v. 13. Febr. 1839 (CB. S. 37).

Beilbriefe......................................................................................... 15 Sgr. Berichte, welche von gerichtlichen und Verwaltungsbehörden an ihre Vorgesetzte er­ stattet werden, sind auch dann, wenn sie Privatangelegenheiten betreffen, von Stempelgebühren frei. Bescheide, schriftliche, wie Ausfertigungen, s. diese

svergl. S.

2

die Anm. §.

2

Nr.

2

und Schlußabsatz sub b].

Beschwerdeschriften, s. Gesuche

svergl. wie vor Nr. l re.].

Bestallungen besoldeter Beamten........................................................ 15 Sgr. „ unbesoldeter Beamten......................................................... frei. l.a. Das Wort „besoldete" soll hier nicht blos in Bezug auf wirkliches Gehalt ver­ standen werden, und der Ausdruck „unbesoldeter Beamter" zunächst auf die ganz umsonst dienenden Magistratsbeamten der Kommunen bezogen werden. Bestallungen für Zustizkommiffare, Notarien, unbesoldete, aber auf fixe Diäten angestellte Assessoren u. s. w., sind stempelpslichtig, da sie, wenn auch auf keine eigentliche Besoldung, doch auf eine anderweitige Diensteinnahme angewiesen sind. Wenn das jährliche Gehalt die Summe von 50 Thlrn nicht erreicht, sollen Bestallungen an Unter­ beamte stempelfrei ertheilt werden. Schreiben des FM. an d. ZM. v. 24. April 1822 III 7962 (SK.). l.b. Nur in Beziehung auf solche Beamte, die ganz unentgeltlich dienen, und auf solche, die nur auf ein Zahr angenommen werden und in dieser Zeit ein Dienstein-

492

Tarif.

Bestallungen.

kommen unter 50 Thlr beziehen, ist die Stempelfreiheit der Bestallungen nachgelassen.

Mt Aus­

schluß dieser Ausnahmen muß zu allen übrigen Bestallungen, gleichviel, ob die Beamten etatsmäßige Besoldung, Diäten oder sonstige Remunerationen empfangen, der Stempel von 15 Sgr. verwendet werden.

Nach gleichen Grundsätzen ist auch die Stempelpflichtigkeit der Beamten-Derpflichtungs-

Protokolle zu beurtheilen.

FMR. v. 28. April 1840 (CB. S. 240, MB. S. 188); vergl. S. 2 die

Anm. §. 2 Nr. 3.

2.

Auch bei vorläufiger Anstellung eines Beamten in einen erledigten Posten ist zu

der Benachrichtigung desselben vor der Ernennung, so wie zu dem Verpflichtungs-Proto­ kolle gestempeltes Papier zu verwenden; doch ist dies nicht zu erstrecken auf die bloß für eine drei­ monatliche Probezeit vorläufig angenommenen Militairs.

FMR. v. 26. Okt. 1823 III 20313 an d.

Reg. in F.; vergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr 2, 3 u. Schlußabsatz sub b. 3. a.

Zu der Bestallung oder dem

Bestätigungs-Dekrete für Elementar-Schulamts-

Kandidaten ist ein 15 Sgr.-Stempel zu verwenden.

R. des M. d. geistl. rc. Angel. u. des FM.

v. 30. Juli 1831 unter Nr. 4 (v. KA. B. 15 S. 562). 3. b.

Insofern die Verfügungen der Regierung wegen provisorischer Anstellung der

Schulamts-Kandidaten nur an die Superintendenten und andere die Schulaufsicht übende Unterbehörden ergehen, ist die Stempelfreiheit dieser Verfügungen unbedenklich.

Aber auch den

schriftlichen Benachrichtigungen, welche solchen provisorisch angestellten Schulamts-Kandidaten hin und wieder selbst ertheilt werden, soll die Stempelfreiheit nicht versagt werden, wogegen bei der definitiven Anstellung derselben nach der Stempeltarif-Position „Bestallungen" verfahren werden muß.

FMR. v. 14 Mai 1846 III 9522 an d. PStD. in Kg, im Einverst. des M. d.

geistl. rc. Angel.

4.

Auf den Bericht vom 30. Mai d. Z., betreffend die Stempelrevisionssache des dortigen

Königlichen Landrathsamtes erwidere ich Ew. rc., bei Rückgabe der Anlagen, daß, im Einverständniffe mit dem Herrn Minister des Innern, zu mon. 10 der defekten Tabelle die Forderung der Stempel für die den Fleischbeschauern zu ertheilenden Bestallungen — unter Hin­ weisung auf die Cirkular-Verfügung des Herrn Ministers des Innern rc. vom 26. Sept. 1878 (MB. 1878 S. 284) — ausrecht erhalten werden muß.

FMR. v. 10. Oktober 1882 UI 13597

an den Landrath zu Worbis.

5.

Die Frage, ob die Anstellungs-Urkunden der in Preußen in Funktion treten­

den Reichsbeamten der preußischen Stempelsteuer unterliegen, war bisher verneint worden; nach der neuerdings veränderten Reichsgesetzgebung ist dieselbe indessen nunmehr wieder zu bejahen. Nach dem Gesetz, betreffend die Rechtsverhältniffe der Reichsbeamten, vom 31. März d. Z. (RGBl. S. 61) sollen aus die Rechtsverhältniffe der aktiven Reichsbeamten, über welche nicht durch Reichs­ gesetz Bestimmung getroffen ist, diejenigen gesetzlichen Vorschriften Anwendung finden, welche an ihren Wohnorten für die aktiven Staatsbeamten gelten [§. 19 a. a. O j.

Ueber die Steuerpflich-

tigkeit der Reichsbeamten sind, abgesehen von den bezüglichen Anordnungen des Gesetzes wegen Beseitigung der Doppelbesteuerung vom 13. Mai 1870 (BGbl. S. 119) reichsgesetzliche Bestim­ mungen nicht getroffen worden; es kommen also im vorliegenden Falle die für die Preußischen Staatsbeamten maßgebenden Gesetze zur Anwendung.

Nach diesen, insbesondere nach dem Tarif

zu dem Gesetze wegen der Stempelsteuer vom 7. März 1822 (GS S. 57) ist für die Bestallung eines besoldeten Beamten eine Stempelabgabe von 15 Sgr. zu entrichten, während die Bestallungen unbesoldeter Beamten stempelfrei sind.

Die fragliche Steuer ist mithin fortan auch für die An­

stellungs-Urkunden (Bestallungen und Patente) der besoldeten Beamten der Marine-Verwaltung in der früheren Weise zu erheben. Verordnungsblatt S. 72).

Erlaß des Chefs der Admiralität v. 25. April 1873 (Marine-

Tarif.

Bestätigungen.

493

6. Wegen Ausfertigung der Bestallungen rc. auf ungestempeltem Papier und Kassirung der bezüglichen Stempel zu den Akten s. Anm. 16 zur Tarifpos. „Ausfertigungen".

Bestätigungen, sofern für besondere Gattungen derselben nicht ein besonderer Tarif­ satz stattfindet, wie Ausfertigungen, s. diese. 1. Der Stempel-Tarif verlangt zu Bestätigungen, sofern für besondere Gattungen derselben nicht ein besonderer Tarissatz stattfindet, den Ausfertigungsstempel, und dieser ist zu der Bestäti­ gung des zwischen der Wittwe R. und ihrem Sohne abgeschloffenen Kaufvertrages zu verwenden, da die Nothwendigkeit der Bestättgung zur Gülttgkeit des Vertrages, mag dieselbe in allgemeiner Verfaffung oder in örtlichen Statuten beruhen, eben so wenig von der Anwendung des Tarifs entbindet, wie die Suppofition, daß die Bestätigung pro Interesse publico angeordnet worden sei. Daß es dieses Stempels nicht bedarf, wenn keine Bestätigung ertheilt wird, versteht sich von selbst, hat jedoch keinen Einfluß auf die Stempelpflichttgkeit der bestehenden schriftlichen Bestäti­ gungen. FMR. v. 3. Aug. 1831 HI 16379 an d. PStD. in S.; es handelte sich um die Seitens eines Magistrats in Neuvorpommern schriftlich ertheilte Bestätigung eines Zmmobiliar-Kaufkontraktes. 2. Zn Fällen, wo stempelpflichtige, von den Unterbehörden abgeschlossene Kontrakte einer Bestätigung des ihnen vorgesetzten Provinzial-Kollegii bedürfen, muß dazu nach dem Stempel-Tarif der AuSferttgungs-Stempel angewandt werden, insofern diese Bestätigung durch eine besondere Formel oder Ausfertigung, sei es auf dem Kontrakte selbst, oder als Anhang zu demselben erfolgt. Wo aber der Kontrakt blos mit einer genehmigenden Verfügung oder Eröffnung, daß dabei nichts zu erinnern sei, der Unterbehörde zurückgesandt wird, da ist zu der begleitenden Verfügung, die als zur Dienst-Korrespondenz der Behörden unter sich gehörig zu betrachten ist, kein Ausfertigungsstempel anzuwenden. FMR. v. 2. Sept. 1823 an d. Reg. in Merseburg, zur Nachachtung mitgetheilt durch R. des M. d. Z. u. d. P. v. 2. Juni 1836 an sämmtl. Rheinische Regierungen (v. KA. B. 20 S. 321). Die Bestätigung derjenigen Verträge, welche von einer Behörde oder einem Be­ amten im Auftrage und Namen seiner vorgesetzten Behörde abgeschlossen worden, und wo eS also von der vorgesetzten Behörde abhängt, ob sie diese Bestätigung (eigentlicher Ge­ nehmigung) in einer dem Vertrage angehängten, unter ihrer Firma und Unterschrift ausgestellten Erklärung, oder in einer besonders an den Beauftragten erlassenen Verfügung in Bezug auf den Vertrag ausdrücken will, bedürfen weder in dem einen noch dem anderen Falle des Ausfertigungs­ Stempels. FMR. vom 25. Okt. 1829 an d. Reg. in Merseburg (SK.). Verhandlungen, in welchen die vorgesetzte Amtsbehörde der Kirchen- und Schul­ verwaltungen ihre Bestätigung oder eigentlich Genehmigung zu Verträgen über Rechts­ verhältnisse der Kirchen und Schulen ausdrückt, unterliegen dem Ausfertigungsstempel nicht. R. des M. d. geistl. rc. Angel. u. des FM. v. 14. Febr. 1834 JLII 1661 an d. Reg. in S. 3. Gegen die Ansicht, daß ^Bestätigungen von Verträgen Seitens der vorgesetzten Dienst­ behörde, mögen die Verträge nur im Namen der Letzteren, oder selbstständig mit dritten Personen abgeschloffen sein, den Stempel für Ausfertigungen dann nicht bedürfen, wenn die kontrahirende Behörde eine fiskalische Station ist, findet sich nichts zu erinnern. Dagegen hat in den Fällen, in welchen den kontrahirenden Behörden, wie z. B. den Kommunalbehörden, allgemein Stempelsreiheit nicht zusteht, zu den Bestätigungen der für Ausfertigungen vorgeschriebene Stempel Platz zu greifen. R. des M. d. Z. u. des FM. v. 10. März 1857 (CB. S. 247, MB. S. 73). 4. Die von der König!. Regierung geäußerten Zweifel über die Stempelpflichtigkeit der vor­ schriftsmäßig zu Zagdverpachtungen auf Privatgrundstücken zu extrahirenden landräthlichen Bestätigungen können nicht als begründet angesehen werden. Denn das Stempelgesetz vom

494

Tarif.

Bestätigungen.

7. März 1822 enthält keine Bestimmung, woraus die Stempelfreiheit von Verhandlungen, welche Privat­ personen deS polizeilichen Interesses wegen nachsuchen müssen, abzuleiten wäre. Ueberdies ist es aber auch nicht richtig, daß die Bestätigung blos das polizeiliche Interesse bezweckt, vielmehr ge­ schieht sie, — wie die von der Königl. Regierung allegirte Instruktion vom 10. August 1831 dies ausspricht, — um die Beobachtung der Vorschriften des Gesetzes bei dieser Art von Verpachtungen zu sichern. Ohne Zweifel erhalten die Verpachtungsverträge durch die landräthliche Bestätigung erst ihre rechtliche Persektion, und es müssen daher auch zu biefen Bestätigungen die Stempel nach der Vorschrift des Stempeltarifs bei der Position „Bestätigungen" verwendet werden. R. des M. d. I. u. d. P. u. des FM. v. 13. Dez. 1839 an d. Reg. in Aachen (v. KA. B. 23 S. 808). Vergl. Jagdpolizeigesetz v. 7. März 1850 (GS. S. 165) und das zu besten Ausführung ergangene R. des M. f. landwirthsch. Angel. u. des M. d. I. v. 14. best. M. (MB. S. 107); letzteres bestimmt sub Nr. 5, daß die Art der Benutzung der gemeinschaftlichen Jagdbezirke, ohne unmittelbare Einmischung der Aussichtsbehörden, von dem Beschlusse der Gemeindebehörden abhängt; ferner R. des M. d. I. u. des M. f. landwirthsch. Angel. v. 4. Aug. 1852 (MB. S. 175), wonach die von den Gemeinde­ behörden geschlossenen Jagdpachtverträge zu ihrer Gültigkeit der Bestätigung des Landraths nicht bedürfen, der jedoch befugt ist, einen derartigen Vertrag von Aufsichtswegen aufzuheben und für ungültig zu erklären. Sodann bestimmt das R. des M. f. landwirthsch. Angel. u. des M. d. I. v. 20. Dez. 1867 (MB. 1868 S. 6), daß unter dem im §. 9 des Jagdpolizeigesetzes v. 7. März 1850 gebrauchten Ausdruck „Gemeindebehörde" in ländlichen Gemeinden der Schulze zu verstehen und derselbe allein berufen ist, die Jntereffenten am gemeinschaftlichen Jagdbezirke zu vertreten resp. Jagdpachtverträge abzuschließen, indem die Schöppen nur mit der Unterstützung des Schulzen und dessen Vertretung in Behinderungssällen betraut seien, der Schulze daher als die ausführende Be­ hörde gelte (vergl. auch Jnstr. des M. d. I. v. 20. Sept. 1873, MB. S. 259, wonach der §. 22 der Kreisordnung v. 13. Dez. 1872, GS. S. 661, keine Aenderung der amtlichen Stellung der Schöffen zu dem Gemeindevorsteher beabsichtigt rc.). Dagegen ist nach dem Erkenntniß des OTrib. (II) v. 20. Okt. 1868 (Entsch. B. 60 S. 302) zur Verbindlichkeit eines von einer ländlichen Gemeinde­ behörde abgeschlossenen Jagdverpachtungs-Kontrakts in den sechs östlichen Provinzen der Monarchie außer der Unterschrift des Schulzen und der Beidrückung des Gemeindesiegels die Unterschrift der Schöppen erforderlich (§§. 9, 10 ff. des Jagdpolizeiges. v. 7. März 1850, GS. S. 165, u. §. 10 Nr. 2 des Ges., betr. die Landgemeinde-Verfassungen in d. sechs östl. Provinzen der Preuß. Monarchie, v. 14. April 1856, GS. S. 359). 5. In Folge eines Monitums der Ober-Rechnungs-Kammer wird die Königl. Regierung darauf aufmerksam gemacht, daß die von ihr, als Aufsichtsbehörde, unter die Schuldurkunden der Meliorationsgenossenschaften zu setzenden Genehmigungsurkunden als Bestätigungen im Sinne der gleichlautenden Tarifposition des Stempelgesetzes angesehen werden müssen und als solche der Stempelsteuer unterliegen. Bei Schuldurkunden über Privatdarlehne wird die Königl. Regierung von der urkundlichen Genehmigung Abstand nehmen können, sofern dieselbe von den betreffenden Verbänden nicht beantragt wird. Inwiefern außerdem bei solchen Darlehnen, in Betreff deren die urkundliche Genehmigung stattfindet, aus Grund des ersten Absatzes oder des Schlußabsatzes der Position „Ausfertigungen" im Stempeltarise, auf welche die Position „Bestätigungen" hinweist, die Verwendung des geringeren Stempels von 5 Sgr. oder die stempelfreie Ausfertigung statthaft sei, bleibt dem Ermessen der Königl. Regierung in jedem einzelnen Falle überlassen. Eirk.-R. des M. für die landwirthsch. Angel. u. des FM. v. 12. Mai 1868 Nr. 4559. 6. Der von Ew. rc. (Regier.-Präsident) in dem gefälligen Berichte vom 18. Januar d. Jrs. ausgesprochenen Ansicht, daß die Bestätigung der Wahl von Gemeindebeamten Seitens der KommunalAufsichtsbehörden einer Stempelsteuer nicht unterliege,

Tarif.

Bestätigungen.

495

trage ich Bedenken unbedingt beizutreten. — Die Position „Bestätigungen" in dem Stempeltarif vom 7. März 1822 und die damit übereinstimmende Position 68 des dem Gesetze wegen Aenderung der Stempelsteuer in der Provinz Hannover vom 24. Februar 1869 (GS. S. 366) beigefügten Tarifs bestimmen, daß Bestätigungen, — sofern für besondere Gattungen derselben nicht ein be­ sonderer Tarifsatz stattfinde — wie Ausfertigungen zu versteuern seien. Der in der Position „Ausfertigungen" vorgeschriebene Stempel von regelmäßig 1 Mk. 50 Pf. ist zwar in Bezug auf Bescheide durch das Gesetz wegen Aufhebung bezw. Ermäßigung gewisser Stempelabgaben vom 26. März 1873 (GS. S. 131) aufgehoben, dagegen rücksichtlich der sogenannten Ausfertigungen im engern Sinne, worunter die in einer mehr feierlichen Form abgefaßten und vollzogenen Erlasse, Entscheidung und Urkunden zu verstehen sind (Centralblatt für die gef. Unterrichts-Verwaltung 1870 S. 196) in Kraft geblieben. Es sind daher Bestätigungen von Kommunalbeamten durch die Aufsichtsbehörde, sofern sie in der Form einer sogenannten Ausfertigung int engeren Sinne er­ theilt werden, dem für Ausfertigungen vorgeschriebenen Stempel unterworfen. Es ist indeß nicht zu verkennen, daß die Erhebung der Stempelabgabe unangemessen erscheint, sofern es sich um die Bestätigung von Kommunalbeamten handelt, welche ihr Amt entweder ganz unentgeltlich, oder gegen eine geringe Vergütung zu verwalten haben, da es nicht wohl angängig ist, denjenigen, welcher das Kommunalamt nur als eine Last übernimmt, auch noch mit einer Stempelabgabe zu treffen. Es rechtfertigt sich daher, bei Bestätigung unbesoldeter Beamter — gleichwie dies in der Position des Stempeltarifs „Bestallungen" vorgeschrieben ist — von einer Stempelverwendung Abstand zu nehmen. Gleicherweise ist zu verfahren, wenn die Besoldung des Beamten während der Dienstzeit, für welche er bestätigt wird, den stempelpflichtigen Betrag von zusammen 150 Mk. nicht erreicht. — Zn denjenigen Fällen, welche hiernach allein stempelpflichtig bleiben, läßt sich mit Recht behaupten, daß bei der Bestätigung außer dem öffentlichen auch ein nicht ganz unerhebliches Privatintereffe (wegen des Gehaltsanspruches des Bestätigten) bestehe. Die Aufsichtsbehörde wird es überdies in ihrer Hand haben, in den ihr dazu geeignet erscheinenden Fällen entweder die Bestätigung in einer stempelfreien Form zu ertheilen (z. B. die Bestätigung städtischer Beamten in Form einer Verfügung an den Magistrat, welcher dann in der dem Betreffenden zu erthellenden Bestallung auf die erfolgte Bestätigung Bezug nehmen kann), oder aber, wenn sie die Form einer sogenannten Ausferttgung im engeren Sinne wählt, den Stempel, je nach Umständen, auf Grund der Tarif­ position „Ausfertigungen" bis auf 50 Pf. zu ermäßigen. — Die hier zunächst in Frage stehende Stempelpflichtigkeit der Bestätigung der Wahl des Bürgermeisters W. zu Z. Seitens des dortigen Amtes vom 7. Februar 1877 hängt mithin davon ab, theils in welcher Form die Bestätigung er­ theilt, theils ob und welches Gehalt dem rc. W. zugesichert ist. Ew. rc. ersuche ich bei Rückgabe der Berichtsanlagen ergebenst, hiernach gefälligst das Geeignete zu veranlaflen. Cirk.-R. des M. d. Z. v. 29. Aug. 1879 (MB. S. 258), den PSt.Behörden mitgetheilt durch FMR. v. 4. September deffelb. Z. HI 11270. 7. R. des Min. d. I. v. 13. August 1883 I A 5844 an die Reg. zu Aachen, mitgetheilt durch FMR. v. 18. deff. M. III 10860: Der rc. eröffne ich auf den Bericht vom 14. Mai er., int Einver­ ständnisse mit dem Herrn Finanz-Minister, daß die von Ihr gemäß §.46 Nr. 1 und §. 47 der Städte-Ordnung, bezw. der §§. 95 und 97 der Gemeinde-Ordnung für die Rheinprovinz zu erthellenden Genehmigungen stempelpflichtig sind und auf dieselben der Stempeltarif beim Worte „Bestätigungen" Anwendung findet. Der Umstand, daß diese Genehmigungen oder Bestätigungen ihren Grund und Ursprung in der staatlichen Oberaufsicht haben, kann die Befreiung von der für Bestätigungen im Stempeltarif festgesetzten Steuer nicht begründen. Das Gleiche trifft zu für eine nicht geringe Anzahl anderer im Stempeltarife genannter Urkunden, wie Concessionen, gewiffe Erlaubnißscheine und sonstige Ausfertigungen, Pässe und dergleichen, und es muß demgemäß daran festgehalten werden, daß der Stempel für tarifmäßig stempelpflichtige Urkunden zu entrichten ist,

496

Tarif. Bittschriften — Cautions-Znstrumente.

wenn neben dem obwaltenden öffentlichen Znterefle zugleich das Privat-Zntereffe berührt wird. Solches ist auch bei Bestätigungen zu Verttägen der Fall, durch welche von Kommunen Grund­ stücke u. s. w. veräußert werden.

Bittschriften, s. Gesuche svergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 1 und Schlußabsatz sah b]. Bürgerbriefe.................................................................................................. 15 Sgr. Nach Anleitung der in den alten Provinzen früher gülttg gewesenen Verordnung vom 13. März 1733 soll künftig in sämmtlichen Provinzen Meiner Monarchie den Soldaten, die entweder zwölf Jahre im aktiven Militair gedient haben, oder, abgesehen von der Zahl ihrer Dienstjahre, durch Wunden im Kriege invalide geworden sind, das Bürgerrecht in den Städten unentgeltlich ertheilt, und diese Vorschrift überall in Anwendung gebracht werden, mit der Maßgabe, daß nur diejenigen auf diese Befreiung Anspruch machen können, welche sich über ihre gute Führung auszuweisen ver­ mögen und durch ein Zeugniß zweiex unbescholtener Bürger des Orts bescheinigen, daß sie ohne Beeinträchtigung ihres Nahrungszustandes die Kosten des Bürgerrechts zu bezahlen nicht im Stande sind. Kab.-O. v. 7. April 1838 (GS. S. 255). . . 15 Sgr. svergl. S. 2 die Anm. §. l Nr. 2]. Alle anderen Verhandlungen über Dienst-Cautionen, wobei ein öffentliches Zntereffe besteht, sind stempelfrei. Cautions-Jristrurnerrte

1. In Betreff dieser Tarifpos. vergl. auch S. 430 sub L., insbesondere Anm. 61. a—d da­ selbst über die Versteuerung mehrerer Kautionsbestellungen in Einer Verhandlung. 2. Das vorgelegte Schriftstück, in welchem der N. sich verbindlich macht, für seinen Neffen die zur Annahme und Fortsetzung einer Pachtung erforderlichen Mittel herzugeben und zu garantiren, ist ein Kautions-Instrument und deshalb als solches stempelpflichtig. Ob die Bestellung der Kaution eine bedingte oder unbedingte ist, erscheint ohne Bedeutung für die Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit; überdies enthält die Urkunde von einer Bedingung nichts. R. des FM. u. des M. d. I. v. 3. Mai 1869 an d. Magistrat zu N. (MB. S. 134, 135 — zu Mon. 78). 3. In dem Vertrage, durch welchen der Mäkler H. sich in der Person des B. einen Substi­ tuten bestellt, hat Letzterer mit 4 eigenen Wechseln a 300 Thaler jenem Kaution bestellt. Daß eine Kautionsbestellung an sich besonders versteuert werden muß, wird nicht bestritten, sondern nur ein­ gewendet, daß in der Deponirung von eigenen Wechseln keine Kaution liege. Dieser Einwand ist indessen unbegründet; denn durch Wechsel wird wegen der leichteren beschleunigten Einziehung der verschriebenen Summe und der mit einer Wechselverbindlichkeit sonst noch verknüpften Vorzüge jedenfalls eine erhöhte Sicherheit gewährt und somit können sie auch wohl als Mittel zur Sicher­ heitsbestellung benutzt werden für eine Forderung, der jene Vorrechte und Vorzüge nicht zustehen. JMR. v. 9. Jan. 1864 III 2896 an d. Notar Z., mitgetheilt durch FMR. v. 26. desf. M. 111 915 an d. PStD. in S. 4. Unter Anwendung des in der Verfügung vom 27. Mai 1850 (CB. S. 103 — s. Tarifpos. „Protokolle" Anm. 6. b Absatz 2) ausgesprochenen Grundsatzes, wonach Pacht-Lizitations-Protokolle, wenn dieselben zu keinem Ergebniß führen, als im öffentlichen Interesse aufgenommene Verhand­ lungen stempelfrei bleiben dürfen, und entsprechend der bisherigen Praxis, ist ein Stempel für Kautions-Instrumente zu den Erklärungen nicht zu erfordern, durch welche in Lizitationsprotokollen die drei Bestbietenden in Folge der allgemeinen Kontrakts-Bedingungen bei der Verpachtung von Chausseegeld-Hebestellen, in Erwartung des Zuschlages, nur interimistisch eine gewiffe Kaution be­ stellen. FMR. v. 26. Mai 1866 111 10367 an d. Reg. in F.; es handelte sich um die Verpachtung einer Staatschauffee-Hebestelle.

Tarif.

LautionS-Znstrummte.

497

5. Zn der generellen Klausel, nach welcher „Pachter für die pünktliche Erfüllung ihrer !on* trattlichen Verpflichtungen eine Hypothek in ihrem gesammten gegenwärtigen und zukünftigen Ver­ mögen konstituiren", kann ein nach der Tarifposition „Cautions-Znstrumente" stempelpflichtiger Nebenvertrag nicht gefunden werden. FMR. v. 25. Nov. 1861 III 22780 an d. PStD. in S. — Die in den Gebieten des gemeinen Rechtes bei Kontraktsschlüffen gebräuchliche Klausel „unter Ver­ pfändung der Güter" oder „sub hypotheca bonorum“ begründet nicht die Anwendung der Tarifposition „Cautions-Znstrumente". Es ist schon in früheren Fällen angenommen, daß diese Position Verpfändung bestimmter Gegenstände voraussetzt. FMR. v. 16. Nov. 1868 III 24444 an d. PStD. in G. sjetzt in «.]. 6. Wie bei hypothekarischen, so bedarf es auch bei persönlichen Schuldverschreibungen nicht der besondern Versteuerung der in derselben Urkunde ausgestellten Kautions-Instrumente. FMR. v. 28. April 1875 III 10033 an das Stempelfiskalat in B. (S. wegen dieses R. auch Anm. zur Tarifpos. „Schuldverschreibungen".) Wegen der hypothekarischen Sicherstellung der in Kaufverträgen übernommenen Altentheile s. S. 133 Anm. 41. e Abs. 4. 7. a. Rekognitions-Protokolle, welche bei Bestellung einer Kaution, wobei ein öffentliches Zntereffe besteht, aufgenommen werden, unterliegen mit Rücksicht auf die Tarifpos. „Cautions-Znstrumente" dem besonderen Protokollstempel nicht, und dürfen daher stempelfrei ausgefertigt werden. Bekanntm. des PStD. in Kg v. 28. Nov. 1828 auf Grund des FMR. v. 7. deff. M. (v. KA. B. 12 S. 987). 7. b. Mit Rücksicht auf die Stempeltarif-Position „Cautions-Znstrumente" bedarf es keines Stempels zu den Unterschrifts-Beglaubigungsattesten unter den Kautions-Verschrei­ bungen, welche nach der Dienst-Instruktion für die Ober-Postdirektionen die nicht förmlich angestellten, sondern nur gegen Diäten, Remuneration oder Kontrakt im Postdienst beschäftigten Individuen auszu­ stellen haben. Schreiben deS FM. an d. M. f. Handel re. v. 2. Nov. 1852 III 23831. Ebenso nach der Postdienst-Znstr. v. 1867 Abschn. X (sub XIV. B „Cautions-Verhältnisse der nicht etatsmäßig angestellten Beamten und Unterbeamten und der kontraktlichen Diener") §. 115, woselbst es am Schluß noch heißt: „Zn den Landestheilen, wo daS Rheinische Civil-Gesetzbuch gilt, muß die Ver­ schreibung über die Kaution eines nicht etatsmäßig angestellten Beamten oder Unterbeamten oder eines kontraktlichen Dieners, sofern dieselbe nicht notariell ausgefertigt ist, bei dem Friedensgerichte einregistrirt werden. Die Kosten der Einregistrirung hat der Kautionsbesteller zu tragen. Die Ver­ schreibungen über die Amts-Kautionen im Bezirke des Appellationsgerichtshofes zu Cöln sind von der Stempel-Abgabe befreit". 8. Bei Dienst-Kautionen sind stempelfrei: 1. die bei Erledigung einer Kaution von der vorgesetzten Dienstbehörde in Gemäßheit des §. 2 der Kab.-Ordre vom 15. April 1837 (GS. S. 73) auszustellende Bescheinigung, daß das Dienstverhältniß des Kautionsstellers aufgelöst, ob und waS aus der Amtsführung desselben zu vertreten, und wer zur Empfangnahme der Kaution legitimirt ist; 2. die bei Rückzahlung erledigter Kautionen von dem legitimirten Empfänger auszustellende Quittung (vergl. Anm. 8 u. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 7); 3. die unter diese Quittungen, in den Fällen, wo es nöthig, zur Beglaubigung der Unterschrift des Quittungs-Ausstellers zu setzende Rekognitionsbescheinigung. Dagegen muß zu allen übrigen Verhandlungen, die mit der Kautionsbestellung in keinem noth­ wendigen Zusammenhange stehen, als: die von den Eigenthümern verloren gegangener Kautions­ Empfangscheine auszustellenden Mortifikations-Erklärungen, Vollmachten, Sessionen, Erbeslegitima­ tionsatteste u. s. re., das gesetzliche Stempelpapier verbraucht werden. FMR. v. 7. Febr. 1838 I 475, III 30539 an d. General-Staatskasse. 9. Die Behufs der Umwandlung einer in baarem Gelde bestellten Amtskaution in eine in Staatspapieren bestehende, über den Kautionsbetrag auszustellende Session an die betreffende -o,er u. Saupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. «ufL 32

Tarif.

498

Cesstons-Znstrumente.

Kaffe ober bereit Rendanten ist als zur inneren Kasienverwaltung gehörig anzusehen, unb beshalb sowie mit Bezug auf bie Vorschrift bei ber Stempeltarif - Position „Cautions - Instrumente" stempelfrei. FMR. v. 4. Nov. 1860 (CB. 1861 S. 26, MB. 1861 S. 71).

Wegen biefer Sessionen, zufolge bed

Ges. v. 21. Mai 1860 u. ber Verorbn. v. bems. Tage, wegen anberweitiger Einrichtung bed Amtsunb Zeitungs-Kautionswesens (GS. S. 211, 213), s. FMR. v. 23. Juni 1860 unter Nr. 8 u. v. 9. Aug. beff. I. (CB. S. 196, 230). Solche Sessionen, sowie Quittungen über AmtskautionsRückzahlungen werben nicht füglich mehr vorkommen (bas Cirk -R. bes FM. v. 30. Nov. 1865 III 25550 hat als Enbtermin für bie Kautionsumwanblungen ben 2. Zan. 1866 bei Vermeibung ber Einstellung ber Verzinsung bestimmt). — Wegen bes Amtskautionswesens in ben neuen Landestheilen s. Verorbn. v. 12. Sept. 1867 (GS. S. 1513).

10. Schreiben bes FM. an ben Min. b. öffentl. Arbeiten v. 20. Februar 1882 III 2035: Ew. 2C. beehre ich mich, auf bas gefällige Schreiben vom 12. November v. Zs. II. b 14552, unter Meberanschluß ber Anlagen beffelben, ganz ergebenst zu erroibem, baß ich, in Uebereinstimmung mit ber fast allgemein bestehenben langjährigen Praxis, bett Stempel für Kautions-Znstrumente nicht für erforberlich erachte, wenn Kassen beamte bei Beurlaubungen auf kurze Zeit bie Er­ klärung abgeben, baß ihre Dienstkautionen für ihren Vertreter haften sollen. — Es läßt sich aner­ kennen, baß berartige Erklärungen wesentlich int öffentlichen Interesse abgegeben werben unb bes­ halb ber Absatz 2 ber Tarifposition „Kautions-Instrumente" Anwenbung finbet, welcher bestimmt, baß „alle anderen Verhanblungen über Dienstkautionen, wobei ein öffentliches Zntereffe besteht, stempelfrei" seien. 11. Wegen ber Stempelpflichtigkeit einer Bürgschaftsurkunbe, auch wenn bie bezügliche Hauptverbinblichkeit noch nicht entftanben ist, s. S. 287 Anm. 6.

Ctssio«8 - Instrumente

:................................................................. 15

Sgr.

Die (Sessionen öffentlicher Papiere sind stempelsrei. 1.

Zn Betreff dieser Tarifpos. vergl. auch S. 434 ff. sab M; s. auch unten Anm. 11.

2. Die Gültigkeit einer Session ist nicht bavon abhängig, baß aus bem Cessionsinftrumente bie über bie Zahlung ber Valuta getroffenen Verabrebungen ersichtlich sind. Es genügt auch eine barüber ftattgefunbene, ber Session vorhergegangene, int Laufe bes Prozesses ihrem In­ halte nach anerkannte münbliche Verabrebung — ALR. Th. 1 Tit. 11 §§. 376, 377, 390, 393. des OT. v. 2. Juni 1845 (Entsch. Bb. 12 S. 204).

Erk.

Auch bas Erk. bes OT. v. 11. Okt. 1847 (Entsch.

Bb. 16 S. 248) spricht in ben Orünben aus (S. 253 1. c. letzter Absatz), baß zur Gültigkeit einer Session bie Erklärung, baß Valuta gezahlt sei, nicht nothwenbig ist — ALR. Th. 1 Tit. 11 §. 393. 3. a.

Für bie Stempelpflichtigkeit ber Sessions-Instrumente entscheibet nicht ber Betrag

ber cebirten Forberung, fonbern bie bafür im Sessions-Instrumente festgesetzte Valuta.

FMR.

v. 12. März 1845 III 2616 an b. PStD. in M., mitgetheilt burch FMR. v. 23. April 1851 III 8096 an b. PStD. in D. 3. b.

Die Stempelpflichtigkeit einer Urhinbe übet bie Session ber aus einer burch ein öffent­

liches Werthpapier erfolgten Kautionsbestellung begrünbeten Rechte ist nach bem Courswerthe bes Werthpapieres zur Zeit ber Session zu bestimmen. B. 17 S. 97.)

Erk. bes OT. (2) v. 8. Februar 1876 (OR.

4. Prioritäts-Einräumungen finb, wenn sie gegen Entgelt geschehen, gemäß §. 376 fat. 11 Th. 1 MR. als Sessionen zu besteuern, inbem in bergleichen Fällen bie Überlassung eines bem vorstehenden Gläubiger zuständigen Rechtes an ben nachstehenden Gläubiger stattfindet.

Da

nun bie Session gemäß §. 393 1. c. nur bie Erklärung des Cebenten, baß ber Andere bas abgetretene Recht von nun an als bas feinige auszuüben befugt sein soll, unb bie Annahme dieser Erklärung, nicht auch bie Erwähnung erfordert, baß bie Abtretung gegen Entgelt geschehen sei (vergl. Anm. 2),

Tarif.

CesfionS-Znstrumente.

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so wird in allen Fällen, in welchen nicht eine unentgeltliche, also nach §. 378 a. a. O. geschenkweise geschehene Prioritäts-Einräumung auS der Urkunde klar erhellt, diese lediglich als Cessions-Urkunde zu besteuern sein. JMR. v. 28. Avril 1857 I I486 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 5. Mai beff. I. III 10278 an d. Reg. daselbst. Die Prioritäts-Einräumung, welche Seitens des Gläubigers, zu dessen Gunsten sie erfolgte, acceptirt ist, unterliegt dem allgemeinen Vertragsstempel. Daß dieselbe bedingungsweise aus­ gesprochen, schließt ihre Stempelpflichtigkeit nicht aus, da bedingte Verträge ebenso wie unbedingte der Versteuerung unterliegen. JMR. v. 25. Okt. 1876 III 2458 im Einverständniß des FM. (Khm. S. 79.) 5.a. FMR. v. 24. Juni 1871 (CB. S. 512, MB. 1872 S. 39): Rach Lage der preußischen Gesetzgebung sind schriftliche Beurkundungen, durch welche Aktien auf andere Personen übertragen werden (Art. 182 und 183 des Allg. Deutschen Handelsgesetzbuchs und §. 377 Tit. 11 Th. 1 ALR ) als Cessions-Znstrumente stempelpflichtig, auch wenn die Uebertragung durch Indos­ sament geschieht. Die Stempelfreiheit der Indossamente und Giro bei Wechseln beruht auf besonderen und ausdrücklichen gesetzlichen Vorschriften (cfr. bezüglich der älteren Gesetzgebung die Positionen „Giro" und „Wechsel" int Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822, die Nr. 7 der Allerh. Ordre vom 3. Januar 1830 — GS. S. 9, und §. 2 des Gesetzes vom 26. Mai 1852 — GS. S. 299, und bezüglich der neueren Gesetzgebung §. 25 des Wechselstempelgesetzes vom 10. Juni 1869 — s. S. 227 ff.) und erstreckt sich auf die Jndoffamente bei Aktien nicht. FMR. v. 14. Mai 1884 III 5864 an die Aeltesten der Kaufmannschaft in B.: Den rc. erwidere ich auf die Vorstellung vom 28. April d. Zs., daß — insoweit nicht die Bestimmung des §. 5 Abs. 2 des Reichsstempelgesetzes vom 1. Juli 1881 [f. Zus. 2 zur Abth. 1 des Komm.) Anwendung findet — an der dieffeitigen Verfügung vom 24. Juni 1871, III 8240 [f. vorstehend), festgehalten werden muß, wonach die durch Indossament erfolgende Uebertragung einer Namens-Aktie auf einen Anderen dem Cessionsstempel von 1,5o Mark unterliegt rc. FMR. v. 18. September 1884 III 9618 an die Bank des Berliner Kassenvereins in 93*: Der re. erwidere ich auf die Vorstellung vom 27. Mai d. Zs., daß für die Blanko-Indossamente, mit welchen die hierbei zurückfolgenden Antheilsscheine der Berliner Handelsgesellschaft versehen sind, in der gleichfalls zurückfolgenden Nachtrags-Defektentabelle der Cessionsstempel von je l,so M. mit Recht nachgefordert ist, da nach Artikel 182 des allgemeinen Handelsgesetzbuchs Aktien durch Indossament Übertragen werdm können und nach den hierbei in Bezug genommenen Bestimmungen der Artikel 11 bis 13 der Wechsel-Ordnung das Indossament auch in Blanko ausgestellt werden kann, so daß bei Aktien das Blanko-Indossament als eine rechtsgültige UebertragungSurkunde an­ zusehen ist. Die diesseitige Verfügung vom 24. März 1874 [f. Anm. 58 Nr. 1 Abs. 4 zu tz. 3 S. 83] und das Obertribunals-Erkenntniß vom 27. Februar 1879 [f. unten Anm. 6.a] können für die vorliegende Frage nicht in Betracht kommen, da dieselben nicht auf Aktien, sondern auf Schuld­ verschreibungen und auf Sessionen im engeren Sinne, sich beziehen. 5.b. Auf die Vorstellung vom 8. November d. I. wird Ew. rc. erwidert, daß durch die in Rede stehenden Uebertragungsanzeigen die Cession der Rechte aus den Aktien beurkundet wird und daß deshalb die Forderung der Stempel für Cessions-Znstrumente mit Recht erhoben worden ist. Die Erstattung der verwendeten Stempel würde aus Billigkeitsrücksichten sich nur dann rechtfertigen lassen, wenn der Nachweis erbracht werden möchte, daß zu einer vorhandenen, dem Erwerber gegenüber abgegebenen direkten Cession der Rechte der Stempel verwendet worden. FMR. v. 21. Dezember 1884 III 15948 an den Banquier L. in Halle a. S., mitgetheilt dem PStD. i. B. (Die betr. Uebertragungsanzeigen, welche sich auf Aktien einer Hypotheken-DersicherungSAktienaesellschaft bezogen, waren nach einem lithographirten Formular ausgestellt und äußerlich 32*

500

Tarif.

Cessions-Znstrumente.

mit den Aktien in Verbindung gebracht, enthielten aber nicht die Erklärung, daß das Recht auS der Aktie zu Eigenthum übertragen werde.) 5. c. Erk. des RGer. (IV) v. 19. März 1885 in Sachen der Pommerschen Hypotheken-Aktienbank zu Cöslin wider den Steuerfiskus (bisher nicht abgedruckt): 1. Es genügt zur Stempelpflichtigkeit von (Sessionen, daß, beim Vorhandensein steuerpflichtiger Objekte, die Cedenten und Cessionare wechselseitig aus den Cessionserklärungen und deren Annahme gebunden sind. — 2. Eine Aktiengesellschaft, welcher ihre Aktien zum Zwecke des Umtausches übergeben worden sind, ist als Inhaberin dieser Aktien im Sinne des §. 22 des Stemgelges. v. 7. März 1822 anzusehen.') 6. a. Urkunden, in welchen der Gläubiger die (Session einer Forderung ohne Be­ nennung des Cessionars erklärt, sind nicht als stempelpflichtige Cessionsinstrumente anzusehen. Erk. des OT. (VI) v. 27. Februar 1879 (Entsch. Bd. 83 S. 108); das Erk. betrifft einen Fall aus ') Aus den Entscheidungsgründen: Die Pommersche Hypotheken - Aktienbank hatte auf Grund ihres Statuts Aktien ausgegeben, welche auf die Namen bestimmter Personen lauteten, und welche mit Genehmigung der Haupt-Direktion durch (Session auf Andere übertragen werden können. Diese Aktien waren auf der Rückseite mit einem mehrfach vorgedruckten Formulare für die Cession und unter derselben für die Genehmigung versehen. Bei einer späteren Erhöhung wurden Inhaber-Aktien ausgegeben, und seitdem konnten für die Namensaktien gegen Rückgabe derselben Inhaberaktien eingetauscht werden; die ersteren wurden dann kassirt. Bei einer Stempelrevision wurden bei der genannten Bank, der jetzigen Klägerin, 8 Stück derartige kassirte Namensaktien vorgefunden, von denen 5 Stück je 3 Mal und 3 Stück je ein Mal durch Ausfüllung des auf der Rückseite vorgedruckten Formulars unter Einrückung des Namens des Cessionars, des Datums und der Unterschrift des Cedenten auf andere Personen übertragen worden waren. Die Genehmigung der Cession seitens der Haupt-Direktion war nur in einem Falle durch Ausfüllung des dafür vorgedruckten Formulars erfolgt. Eine Stempelverwendung hatte in keinem Falle stattgefunden. Der Stempelfiskal hat daher für die 18 (Sessionen den Stempel im Gesammtbetrage von 27 M. defektirt. Es fragt sich zunächst, ob der Mangel der nach dem Statute erforderlichen, aber bei der Mehr­ zahl der fraglichen Aktien äußerlich fehlenden Genehmigung der (Sessionen seitens der Hauptdirektion dem Ansprüche des Verklagten auf Berstempelung entgegen steht. Dies ist zu verneinen. Der erste Richter, dessen Entscheidungsgründen der Berufungsrichter überall beigetreten ist, hat an­ genommen, wie sich aus dem aus den Aktien vorgedruckten, dahin lautenden Formulare: „Die vorstehende Cession wird hierdurch genehmigt. Cöslin.... Die Hauptdirektion." nicht mit hinreichender Sicherheit erkennen lasse, daß die Genehmigung seitens der Hauptdirektion ein wesentliches Erforderniß für die Gültigkeit der Abtretung bilden solle, da aus dem Mangel der Ausfüllung des Formulars nicht mit Nothwendigkeit auf die Nichtigkeit der Abtretungserklärung auch unter den Cedenten und den Cessionaren zu schließen sei. Es kommt hierauf jedoch nicht an. Es genügt, daß die Cedenten und Cessionare wechselseitig aus den Cessions­ erklärungen und deren Annahme gebunden sind. Außerdem steht es fest, daß die Klägerin — nach ihrer eigenen Angabe — dem Antrage der Cessionare aus den Umtausch der in Frage stehenden abgetretenen Aktien gegen Inhaber-Aktien nachgekommen ist. Daraus entnimmt der erste und mit ihm der Berufungsrichter, daß auch die Klägerin selbst die Gültigkeit der Lessionen thatsächlich anerkannt habe. Der Mangel der Schriftform kommt dabei nach Artikel 317 des Handelsgesetzbuchs nicht in Betracht, da die Klägerin als eine Aktiengesellschaft den Kaufleuten zuzuzählen ist. Nach §. 22 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 kann die Nachbringung eines Stempels gegen jeden Inhaber einer Verhandlung oder Urkunde verfolgt werden, welche mit dem gesetzlich dazu erforderlichen Stempel nicht versehen ist, und zu diesen Inhabern ist die Klägerin zu rechnen. Wie die Entscheidungsgründe der Vorurtheile richtig annehmen, kann zwar nicht jeder, bei welchem sich eine Urkunde vorfindet, im Sinne des Gesetzes als Inhaber betrachtet werden. Aber mit Recht führen die Vorderrichter auch aus, daß die Klägerin ein rechtliches Interesse an den fraglichen Aktien hatte, daß ihr dieselben statutengemäß zum — thatsächlich erfolgten — Umtausche gegen Inhaberaktien, also recht eigentlich in Vornahme eines Rechtsgeschästes zur weiteren Verfügung übergeben worden, die Klägerin also Inhaberin im Sinne des §. 22 a. a. O. geworden war. Dies ist auch in dem Urtheile des vormaligen Preußischen Obertribunals vom 20. Zuni 1855 (Hoyer, Stempelgesetzgebung II. Auflage Seite 212 l.b) [f. S. 295 Anm. l.c der vorliegenden Ausgabe) grundsätzlich anerkannt worden, tc.

Tarif.

CessionS-Znstrumente.

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dem Geltungsgebiete der Stpl.-Verordnung v. 19. Juli 1867 (GS. S. 1191 — s. Komm. Ab­ theilung II).») 6. b. Wegen der bloßen Namens-Unterschrift, welche der Eigenthümer einer Obligation auf die Rückseite derselben setzen mag, s. S. 82 Anm. 58 Nr. 1 Abs. 4.

7. Die unversteuert gebliebenen, vom Rekurrenten produzirten (Sessionen über die Abtretung der Rechte aus der Zeichnung auf 10000 Thaler Aktien zur Frankfurt-Posener Eisenbahn unterliegen dem Stempel von je 15 Sgr., indem es sich hierbei nicht um die Cession öffentlicher Papiere handelt, für welche bloße Zeichnungen auf Aktien zu Eisenbahn-Unternehmungen nicht gelten können. Auch kommt es nicht darauf an, welche Erfolge hieraus für die Zntereffenten hervor­ gegangen sind. Rekurs-Resolut des FM. v. 8. Febr. 1848, mitgetheilt durch FMR. v. dems. Tage III 2310 an d. Reg. in F. 8. Zur Erleichterung des Verkehrs mit Anerkenntnissen über Steuervergütung für ausgeführten Branntwein wird bestimmt, daß dergleichen Anerkenntnisse nicht mehr, wie bisher nach §. 5 der Bekanntmachung vom 18. Okt. 1833 geschehen mußte, auf den Namen des Versenders ausgefertigt, sondern auf jeden Inhaber gestellt werden (ebenso nach den neueren Bestimmungen — FMR. v. 3. Juli 1867 (CB. S. 245) sub Nr. 12 nebst den beigefügten beiden Mustern zu den Anerkenntnissen über Branntweinsteuervergütung (S. 267, 269 a. a. O.); vergl. auch Bekanntm. des FM. v. dems. Tage (S. 275 a. a. O.) §. 7 Absatz 2]. Bei der Uebertragung der Anerkennt­ nisse bedarf es daher künftig einer Cession nicht weiter; wo aber eine solche bei Anerkenntniffen erfolgt, die nach der bisher üblichen Form ausgefertigt worden sind, ist die Verwendung eines Stempels dazu fernerhin nicht zu fordern. Auch sind Quittungen der Königl. Bank-Komtoire über den Betrag der Anerkenntnisse, welche derselben in Folge der Verfügung vom 7. Februar 1846 (CB. S. 136) abgetreten werden, als Quittungen einer fiskalischen Behörde ebenfalls nicht stempel­ pflichtig. FMR. v. 18. März 1846 (CB. S. 145). Dgl. Anm. 19. d, e zu §. 3 (S. 60) und die Note zur Anm. 19. e Abs. 2 (S. 61). 9. Im gesetzlichen Sinne lassen sich die sogenannten Extraditionsscheine als Sessionen nicht ansehen, indem es sich dabei nicht um die Uebertragung eines besonderen Forderungsrechts *) Auf Grund der Hauptschuldverschreibung über eine von der Akttengesellschaft „Hannoversche Baumwollspinnerei und Weberei zu Linden" kontrahirte Anleihe von 1,500,000 M. waren nach Vereinbarung der Kontrahenten 2300 Partialobligattonen ausgefertigt, welche durch Privatcession sollten übertragen werden können. Auf der Rückseite jeder Partialobligation findet sich ein Cessionsformular, welches lautet: „Cession" Hierdurch cediren wir, unter Anerkennung des Empfanges der Valuta, alle aus vor­ stehender Partialobligation uns zustehenden Rechte an Hannover, den 18 (Unterschriften der Darlehnsgeber.) In den Entscheidungsgründen sagt nun das OT., daß die in Frage stehenden Urkunden gls stempelpflichtige Cessionsinstrumente nach Pos. 13 des Stempeltarifs zu der Ver. v. 19. Zuli 1867 nicht angesehen werden könnten. Denn als Cessionsinstrumente könnten nur solche Urkunden be­ zeichnet werden, in welchen der Rechtsakt der Cession vollständig beurkundet sei. Das sei aber nicht der Fall bei Urkunden, in welchen, wie in den vorliegenden, der Name des Cessionars nicht angegeben sei, weil für dies Rechtsgeschäft der Cession die Bestimmung und Bezeichnung der Per­ son, auf welche die Forderung übertragen werden soll, wesentlich sei. Ob gemeinrechtlich Blankocessionen überhaupt und event, unter welchen Voraussetzungen Wirksamkeit beizulegen sei, erscheine für die hier allein interessirende Frage der Stempelpflichtigkeit ohne Bedeutung. Denn die That­ sache, daß der Gläubiger auf die Schuldurkunde seinen Atomen oder eine den Namen des Cessionars nicht enthaltende Abtretungserklärung schreibt, bewirke und beweise nicht die Abttetung der in der Urkunde verbrieften Forderung; eine Cession der Forderung komme vielmehr erst unter Konkurrenz anderer Umstände zu Stande, und es müsse namentlich zur Aushändigung der Urkunde auch noch die Ausfüllung derselben mit dem Namen des Cessionars hinzukommen, wenn sie als ein die voll­ zogene Cession beurkundendes Dokument aufgefaßt werden solle.

502

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Charte-Partien — Concessionen.

gegen Festsetzung einer Valuta handelt. Der Zweck dieser Extraditionsscheine ist kein anderer, als der, der Packhofsverwaltung davon sichere Mittheilung zu machen, daß die Dispositions-Befugniß über die niedergelegten Waaren Seitens des Niederlegers, auf deffen Namen der Niederlageschein lautet, an den anderweiten im Extraditionsschein benannten Eigenthümer oder sonstigen Disponenten übergegangen ist, und erfordern dergleichen unter der bloßen Privatunterschrift des Nieder legers ausgestellte Bedingungen (soll wohl heißen „Bescheinigungen") tarismäßig einen Stempel nicht. FMR. v. 30. Sept. 1855 (CB. S. 210). y, 10/' Das Finanz-Ministerium hat mittelst Reskriptes vom 13 Juni 1825 entschieden, daß, wenn Sessionen öffentlicher Papiere durch Notariats-Instrumente vollzogen werden, eine solche Session dem zu jedem Notariats-Instrumente erforderlichen Stempel gleichfalls unter­ liegt. Publik, des PStD. in Cöln v. 2. Zuli 1825 (v. KA. B. 9 S. 324), bestätigt durch FMR. v. 2J>. Juli 1865 III 5068 an d. Reg. in F. 9' " 11. Bezüglich der Sessionen vergl. auch: 1. S. 167 ff. Anm. 6.a bis h — Session von Pachtrechten; 2. S. 438 Anm. 68. a, b — Versteuerung mehrerer Sessionen in Einer Verhandlung; 3. S. 438 Anm. 68. c - gemeinschaftliche Session einer Forderung, welche Mehreren antheilig zu­ steht, an Mehrere gemeinschaftlich; 4. S. 497 Anm. 9 — Stempelfreiheit der Session, welche Behufs Umwandlung einer in baarem Gelde bestellten Amtskaution in eine in Staatspapieren bestehende, über den Kautionsbetrag ausgestellt wird; 5. S. 424, 426 Anm. 41. a, c, 42. b — Sessionen in Erbrezeffen; 6. S. 36 Anm. 47. a, b — Rechtsweg wegm des Cessionsstempel.

Charte-Partien/wenn sie bei einem Handelsgerichte ober einer andern gerichtlichen Polizei- oder Kommunal-Behörde ausgefertigt werden, wie Ausfertigungen, s. diese. Codicille........................................................ 15 Sgr. Concessionen, wie Ausfertigungen, s. diese. 1. Die Stempelpflichtigkeit der Erlaubnißscheine, welche nach §. 21 der Instruktion des Königl. Staatsministeriums vom 31. Dez. 1839 (MB. 1840 S. 94 ff.) denjenigen Personen zu ertheilen sind, die als Hauslehrer, Erzieher und Erzieherinnen fungiren wollen, ist nicht nach der Stempeltarif-Position „Bestallungen", sondern nach der Position „Concessionen" zu beurtheilen. Die Ertheilung der Erlaubnißscheine ist allerdings im Interesse des Staats an­ geordnet worden. Ein solches Zntereffe waltet jedoch auch bei anderen Anordnungen und Ver­ fügungen ob, ohne daß deshalb den betreffenden Verhandlungen im Stempelgesetz Stempelfreiheit eingeräumt ist. Wenn aber auf die Stempelfreiheit der polizeilichen Erlaubnißscheine zum Getränke­ handel, sowie zur Gast- und Schankwirthschaft exemplifizirt wird, so ist dabei unerwogen geblieben, daß diese Erlaubnißscheine nur vorbereitende Verhandlungen zu einem Gewerbe sind, wovon dem Staate eine Abgabe bezahlt werden muß, und daß offenbar nur diese Rücksicht das Zugeständniß der Stempelfreiheit für diese Erlaubnißscheine motivirt hat (jetzt stempelpflichtig, s. S. 59 Anm. 15, vergl. auch Tarifposit. „Ausfertigungen" Anm. lO.a letzten Absatz u. 11.a. Der Stempel für die an Hauslehrer, Erzieher und Erzieherinnen zu ertheilenden Erlaubnißscheine trifft Personen, die nicht zur ärmeren Volksklasse gehören, und von denen diese Abgabe in der Regel nur einmal in ihrem Leben zu entrichten ist. Es handelt sich also um eine durchaus nicht belästigende Abgabe. Ueberdies können die Regierungen, indem bei der Position „Concessionen" auf „Ausfertigungen" verwiesen ist, nach der im zweiten Satz der letztgedachten Tarifposition enthaltenen Bestimmung, unter den

Tarif.

Concessionen - Dienst-Entlassungen.

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dort bemerkten Voraussetzungen, statt des Stempels von 15 Sgr. den geringeren Stempel von 5 Sgr. anwenden, und dadurch eine angemessene Erleichterung, wenn dazu in einzelnen Fallen Anlaß vorhanden ist, gewähren. R. des FM. u. des M. der geistl. re. Angel. v. 30. April 1841 (CB. S. 115, MB. S. 139). 2. Die in Antrag gebrachte stempelfreie Ausfertigung der Concessionen, welcher Gewerbtreibende im Grenzbezirk auf dem platten Lande, oder in den Städten unter 1500 Ein­ wohnern, in Gemäßheit der Verordnung vom 19. Nov. 1824 zu §. 17 der Zollordnung bedürfen, um sich an solchen Orten als Kaufleute niederzulassen, kann um so weniger von Und bewilligt werden, als der Betrag deS Stempels von 15 Sgr. für dergleichen Ausfertigungen, in Betracht, daß der Gewerbtreibende nur eine einmalige Concession nachzusuchen hat, zu unbedeutend ist, um die nachgesuchte Ausnahme von den Vorschriften des Stempelgesetzes zu begründen. LandtagsAbschied für die Provinz Westphalen v. 22. Juli 1832 unter Nr. 29. a (v. KA. B. 16 S. 736). Bergl. §. 124 des jetzt geltenden Vereinszollgesetzes v. 1. Juli 1869 (BGbl. S. 317). 3. Die in der Allerh. Ordre vom 14. Okt. 1838 resp. in der Cirk.-Verfügung vom 28. Dez. 1838 des damaligen Ministers des Innern und der Polizei (v KA. B. 22 S. 171 ff.) vorgeschrie­ benen Concessionen, welche, Behufs des Arbeitnehmens bei inländischen Meistern, an jüdische Handwerksgesellen aus den deutschen Bundesstaaten, beziehentlich, nach der durch die Allerh. Erlasse vom 19. Febr. 1842 und 20. März 1858 der erstgedachten Ordre gegebenen Aus­ dehnung, an solche Gesellen aus dem Königreiche Dänemark und den Niederlanden von den BezirksRegierungen ertheilt werden, und zu denen nach der Cirk.-Verfügung von 1838 bisher ein Stempel von 15 Sgr. zu verwenden gewesen, sind künftig stempelftei auszufertigen. R. des M. f. Handel rc., des FM. u. des M. d. I. v. 10. Juni 1861 (CB. S. 336, MB. S. 132).

ConkurS- und Liquidations-Prozesse. Prioritäts- und Klassifikations-Erkenntnisse in denselben, wie Erkenntnisse überhaupt, s. diese. Das Präklusions-Erkenntniß gegen die im Liquidationstermin nicht erschienenen Gläubiger, wenn der Konkurs durch einen Vergleich eingestellt wird . .15 Sgr. Die Auszüge aus dem Prioritäts- und Klassifikations-Erkenntnisse, welche zu den Spezial-Akten gehen................................................................ 15 Sgr. Coutrakte, s. Verträge. CopulatiouSscheiue, Trauungsscheine, wie amtliche Atteste, s. Atteste jjetzt stempeltet, s. S. 2 die Sinnt. §. 2 Nr. 12.]

Dechargeu . . 15 Sgr. Die Techargen sind jedoch stempelfrei, wenn dieselben über Rechnungen der Garnison-Lazarethe, Gamison-Kompagnien, Depots oder einzelner Truppen-Abtheilungen ertheilt werden; desgleichen, wenn der Rendant weniger als Fünfzig Thaler für die Führung der gelegten Rechnung bezieht jjetzt allgemein stempelfrei, f. S. 2 die Slnm. §. 2 Rr. 5].

Dekrete, wenn sie statt Ausfertigungen dienen, wie diese, s. Ausfertigungen

svergi.

S. 2 di« Slnm. §. 2 Nr. 2 nebst Schlußabsatz sub b].

Depofital-Extrakte oder Depositenscheine, wenn sie die Stelle von Quittungen ver­ treten, wie diese, s. Quittungen, sonst . . frei jjetzt allgemein stempelst«, s. S. 2 die Slnm. §. 2 Nr. 7].

Dienst-Entlassungen, der Beamten, s. Abschiede Nr. 8], des Gesindes, s. Gesinde-Entlassungsscheine

jjetzt stempelftei, s. ©. 2 die Slnm. §.

2

jjetzt stempelftei, s. bei dieser Tarifpos.].

504

Tarif.

Dispositionen von Todeswegen — Eheverträge.

Dispositionen, von Todeswegen, wie Testamente, s. diese

tjetzt 15 Sgr., s. S. 2 die

Anm. §. 1 Nr. 1]. 1. Notarielle Dispositionen der Eltern unter ihre Kinder von Todes wegen, wenn sie ge­ nerelle Bestimmungen über ihren künftigen Nachlaß enthalten, und nicht einzelne Vermögens-Objekte zum Gegenstände haben, unterliegen nach der Stempeltarif-Position „Dispositionen von Todes­ wegen", wie Testamente, dem Stempel von 2 Thlrn (jefct 15 Sgr., s. bei vorst. Tarifpos ). Ent­ hält die elterliche Disposition keine solche allgemeine Vermögensvertheilung, so kommt nur der für Notariats-Znstrumente vorgeschriebene Stempel von 15 Sgr. zur Anwendung, der daher auch im vorliegenden Falle genügt, in welchem der M. nur in Ansehung eines speziell bezeichneten Immobile zu Gunsten seiner Tochter auf seinen Todesfall disponirt hat. FMR. v. 30. April 1859, im E'mverst. des ZM. (CB. S. 114). Letztwillige Verordnungen der Eltern, sofern sie nur die Grundsätze oder die Art der Theilung unter ihren Kindern betreffen, sind auch in außergerichtlicher Form zurechtbeständig, ALR. Th. 2 Zit. 2 §. 378 ff. 2. Der Notar hat zu der Erklärung, durch welche die Verkäuferin ihren Kindern von dem Kaufgelder-Rückstande den Betrag von 2000 Thlrn auf deren künftige Mutter-Erbtheile cedirt und überweiset, einen Stempel von 15 Sgr. verwendet. Dieser Stempel aber genügt, man mag die Erklärung als Session oder als Disposition von Todes wegen auffassen, da letzteren Falls nach betn Charakter der Disposition, als einer über einzelne bestimmte Geldsummen getroffenen, der Stempel für Codicille ausreicht. JMR v. 23. Mai 1866 III 1557 an d. Appell.-G. in F., mit­ getheilt durch FMR. v. 2. Juni deff. I. III 11105 an d. Reg. daselbst. Der Jmmobiliar-Kaufkontrakt, in welchem die Ueberweisung der 2000 Thlr an die Kinder der Verkäuferin erfolgte, war Seitens derselben mit einem Fremden, nicht mit einem Descendenten geschloffen; für den letzteren Fall vergl. S. 130 Anm. 37 § 3. Rücksichtlich des jetzigen Stempelsatzes für Disp. von Todes wegen s. oben bei dieser Tarifpos.

Donationen ober Schenkungen, wie Erbschaften, s. diese. Diese Tarifpos. ist aufgehoben durch §. 49 des Ges., betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873 (GS. S. 329); an die Stelle tritt §. 4 a. a. O. — s. im Anhang.

Duplikate von stempelpflichtigen Verhandlungen, wie beglaubigte Abschriften; s. Abschriften. Vergl. die Anm. zur Tarifpos. „Neben-Exemplare".

Ehescheidungs-Erkenntnisse, s. Erkenntnisse, Buchst. A. b. Wenn darin auf eine Strafe oder Abfindung erkannt wird, so wird außerdem von dieser der Erbschafts­ Stempel erhoben, s. Erbschaften. Der Erbschafts-Stempel von Strafen und Abfindungen aus Ehescheidungs-Erkenntniflen wird nicht mehr erhoben. Kab.-O. v. 16. Mai 1828 (GS. S. 71).

Eheversprecheu, schriftliche................................................................. 15 Sgr. Vergl. die folg. Tarifpos. „Eheverträge" Anm. 1 ant Schluß.

Eheverträge .

.

2

Thlr

(jetzt 15 Sgr., s. S. 2 die Anm §. 1 Nr. 1].

I. Der Stempeltarif unterwirft Eheverträge dem Stempel von 2 Thlrn (jetzt 15 Sgr., s. bei vorst. Tarifpos.). Eheverträge sind diejenigen Verträge, welche, außer dem Versprechen zu heirathen, Verabredung über Vermögen oder Erbfolge, oder beides zugleich, enthalten (vergl. Anm. 3). Daß solche Verträge auch vor der Hochzeit abgeschlossen werden können, ergiebt der §. 209 Tit. 1

Tarif.

Eheverträge.

505

Th. 2 des ALR.; eS ist also für Eheverträge, ohne Rücksicht auf die Zeit des Abschluffes, ob solcher vor oder nach der Hochzeit stattfindet, der Stempel von 2 Thlrn fällig. Enthalten Ver­ handlungen aber ohne beigefügte Verabredung über Vermögen oder Erbfolge weiter nichts als das Versprechen, eine Person heirathen zu wollen, sei es daß dieses Versprechen einseitig oder gegenseittg (Ehegelöbniß-Vertrag) ausgestellt worden, so unterliegen solche Verhandlungen nach der Tarifposition „Eheversprechen" dem Stempel von 15 Sgr. FMR. v. 6. April 1837 III 7874 an d. PStD. in Br. Vergl. die Sinnt, zur Tarifpos. „Gütergemeinschafts-Verträge". 2. Der Derttag zwischen der unverehelichten G. und dem Kaufmann S. enthält außer dem Ehegelöbniß ganz bestimmte Verabredungen in Betreff des eingebrachten Vermögens und wegen Gewährung einer Morgengabe, also Ehepakten, und unterliegt daher nicht als ein bloßes Ehever­ sprechen einem Stempel von 15 Sgr., sondern als Ehevertrag dem Stempel von 2 Thlrn (jetzt 15 Sgr., s. bei vorst. Tarifpos.). JMR. v. 4. Dez. 1850 I 4384 an den Notar G. in D. 3. Zu Eheverträgen, welche zugleich Verabredungen über die künftige Erbfolge enthalten, ist nicht der Stempel nach dem Tarif unter der Position „Erbvertrag" (soll heißen „Erbfolge-Verträge"), sondern allein nach der Position „Eheverttag" zu verwenden, indem die Bestimmungen über das Erbrecht nur einen Theil des Ehevertrages bilden, und dessen Natur als Eheverttag nicht verändern. JMR. v. 29. Juli 1833 (v. KZ. B. 42 S. 139). Vergl. Sinnt. 1. 4. Nach Einvernehmen mit dem H. Finanz-Minister erklärt sich der Justiz-Minister damit einverstanden, daß der Stempsl von 2 Thlrn zu Ehe- und Erbverträgen (jetzt 15 Sgr., s. bei vorst. Tarifpos.) nur alsdann verbraucht werden muß, wenn der Ehevertrag formelle Gültigkeit hat, d. h. gerichtlich, vor einem Zustizkommiffarius und Notar, oder vor Schulzen und Schöppen (§. 83 Tit. 1 Th. 2 ALR.) errichtet ist; daß ein formell ungültiges Ehegelöbniß nur als eine bloße Unterhandlung erachtet werden kann (§. 91 a. a. £).), und ein darüber niedergeschriebener Vertrag, dem es an der gesetzlichen Form mangelt, durch den Hinzutritt des Aufgebots kein gültiger Ver­ trag wird; daß in diesem letzteren Falle vielmehr das Aufgebot, ohne Rücksicht auf den Verttag, die rechtlichen Wirkungen eines Ehegelöbnisses erzeugt (§. 92 a. a. O ). JMR. v. 23. Mai 1834 (v. KZ. B. 43 S. 579). 5. Eheverträge sind, wenn auch das Vermögen beider Paciscenten unter 50 Thaler bettägt, dennoch stempelpflichttg. Der §. 3.a des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 bestimmt nämlich, daß nur diejenigen Verhandlungen stempelfrei sind, deren Werth in Gelde geschätzt werden kann und nicht 50 Thaler erreicht. Der Gegenstand, über welchen in Eheverträgen, abgesehen von dem Vermögen, verhandelt wird, ist aber in Gelde nicht schätzbar. Da nach Art. 3 des Kosten­ gesetzes vom 19. Mai 1854 bei Gegenständen, die keiner Schätzung fähig sind, der Kostenansatz in unbedeutenden Angelegenheiten wie bei einem Werthe von 60 bis 100 Thalern erfolgen soll, so ist in solchen Fällen das Objekt mindestens auf 60 Thaler zu arbitriren. Cirk.-Verf. des Ostpreußischen Tribunals an dessen Untergerichte v. 2. Juli 1861 unter Nr. 2, auf Grund einer Entscheidung des ZM. im Einverst. des FM. (B.-Bl. f. ger. Beamte S. 137 ff.). 6. Die Erinnerung des Stempelfiskals muß aufrecht erhalten werden. Daß die notarielle Verhandlung vom 15. Okt. 1868, in welcher der Ehemann Z. auf den maritalischen Nieß­ brauch verzichtet, die Ehefrau aber diese Erklärung acceptirt, einen Vertrag enthält, und zwar einen Vertrag, welcher, weil die Ehefrau nur Recht dadurch erwirbt, gültig auch vor dem Notar er­ richtet werden konnte, ist nicht zweifelhaft. Es unterliegt auch keinem Bedenken, daß der Vertrag, welcher sich generell auf die vermögensrechtlichen Beziehungen der Eheleute untereinander erstreckt, als „Ehe­ verttag" anzusprechen und als solcher auf Grund der gleichlautenden Tarif-Position des Stempelgesetzes zu versteuern ist. ZMR. v. 3. März 1870 an d. Notar Z., mitgetheilt durch FMR. v. 13. dess. M. III 4385 an d. Reg. in F. Zn letzterem Erlaß wird noch bemertt, daß zu einer einseitigen Erklärung, worin der Ehemann auf den ihm gesetzlich zustehenden Nießbrauch an dem

506

Tarif.

Eheverträge — Engagementsprotokolle.

Vermögen seiner Ehefrau verzichtet, ebensowenig ein Schenkungsstempel erfordert werden kann, als wenn der Verzicht in einem zweiseitigen Vertrage beurkundet wird. 7. Daß der tarifmäßig zu Eheverträgen erforderliche Stempel von 2 Thlrn (jetzt 15 Sgr., s. bei vorst. Tarispos.) zu dem Akten - Exemplare gehören und jede Ausfertigung desselben noch besonders auf dem Stempel von 15 Sgr. erfolgen müsse, läßt sich aus den Vorschriften des Stempelsatzes nicht begründen. Auch Adoptions-Verträge, Majorennitäts-Erklärungen, Päffe zum Transport von Leichen, unterliegen dem Stempel von 2 Thlrn. Es gilt aber hier, wie für Eheverträge, die aus dem Stempelgesetze folgende allgemeine Regel, daß der Stempel zur OriginalVerhandlung verwendet werden muß, daß aber, wenn eine Ausfertigung geschieht, zu dieser, und wenn mehrere Ausfertigungen gemacht werden, zu einer derselben der 2 Thlr-Stempel, und zu den übrigen der gewöhnliche Ausfertigungsstempel verwendet werden muß. Mit Testamenten, Erbfolgeverträgen und Erbrezesien hat es eine andere Bewandtniß. Testamente und Erbfolge­ verträge werden niemals gleich nach ihrer Errichtung ausgefertigt, sie müssen gerichtlich deponirt werden, und bleiben oft lange Zeit im Verwahrsam des Gerichts, bis sie publizirt und ausge­ fertigt werden; aus diesen den Testamenten und Erbfolgeverträgen eigenthümlichen Verhältnissen folgt, daß, um der Vorschrift des §.12 im Stempelgesetz, wonach die stempelpflichtige Verhand­ lung auf das erforderliche Stempelpapier geschrieben oder letzteres doch längstens binnen 14 Tagen nachgebracht werden muß, zu genügen, der Stempel zum Original-Testament und zum OriginalErbfolgevertrag verbraucht werden muß, und die später erfolgenden Ausfertigungen, abgesehen von dem 2 Thlr-Stempel (jetzt 15 Sgr., s. bei den betr. Pos.) mit dem erforderlichen Ausfertigungsflempel versehen werden müssen (s. auch Tarifpos. „Testamente" Anm. 2). Der Erbrezeßstempel aber charakterisirt sich deshalb als ein zum Original oder Akten-Exemplar des Erbrezesses zu ver­ wendender Stempel, weil die Ausfertigungen je nach dem Inhalt der Erbrezeffe, ob darin Käufe, Leibrenten, Quittungen, Sessionen u. s. w. vorkommen, sehr verschiedenartigen Stempeln unterliegen können. FMR. v. 20. Nov. 1837 (v. KZ. B. 50 S. 564), mitgetheilt durch ZMR. v. 26. deff. M. (S. 565 daselbst). 8.

Wegen der Zllaten-Bekenntnisse in Eheverträgen s. S. 423 Anm. 39.

Einfuhrpiiffe, Eingaben,

s. Pässe.

s. Gesuche

svergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 1 u. Schlußabsatz sub b].

Emancipations-Urkundev,

wie Ausfertigungen, s. diese.

Vergl. Anm. 1 zur Tarifpos. „Majorennitäts-Erklärungen".

Endoffemeut,

s. Wechsel [fällt

Engagements-Protokolle,

weg, s. S. 207 ff.].

wenn sie die Stelle von Verträgen vertreten, wie diese,

s. Verträge. Aus den Bericht vom 18. November v. Zs. I 983. 10 erwidern wir Ew. rc., daß der Herr Provinzial-Steuer-Direktor Hierselbst ermächtigt worden ist, von der Forderung von Stempeln für die bei der Annahme von Orts-Steuer-Erhebern entstehenden Verhandlungen Abstand zu nehmen. Es ist anzuerkennen, daß bei diesen Verhandlungen, Engagements-Protokollen oder Verträgen, es sich wesentlich um ein öffentliches Interesse handelt, während das Privatintereffe der Erheber nahezu ganz zurücktritt, die Erhebung der Ortssteuern vielmehr fast als ein Ehrenamt anzusehen ist. R. des FM. u. des M. d. Z. v. 17. April 1882 (FM. III 4591, II 4034 M. b. 3- 1 A 3850) an den Reg.-Präsidenten in Pm.

Tarif

Erbfolge-Bertrage

.

.

2

Erbfolge»ertrLge — Erbrezeffe.

Thlr

507

[jet* 15 Sgr. s. S. 2 die Anm. §. i Rr. i].

Bezüglich der besonderen Verwendung des Ausfertigungsstempels s. Anm. 7 zur Tarifpos. „Eheverträge".

Erbpachts-Verträge. Eins vom Hundert des Werths des dadurch vererbpachteten Gegenstandes (§. 5 Buchst, c und d des Gesetzes). Erbrezeffe oder Erbtheilungsrezeffe, wenn dadurch die Vertheilimg einer stempelfreien Erbschaft ausgesprochen wird: falls die dadurch zu vertheilende Mäste Eintausend Thaler und darüber beträgt..........................................................................................2 Thlr. falls gedachte Masse den Werth von Eintausend Thalern nicht erreicht, wie Ausfertigungen, f. diese; wenn dadurch eine stempelpflichtige Erbschaft vertheilt wird....................... frei. l.a. Die Annahme, daß die Verhandlung, in welcher sich Miterben über Nachlaßgegenstände auseinandersetzen, nothwendig einen Erbrezeß enthalten müsse, kann für richtig nicht anerkannt werden. Der Erbrezeß ist ein Abkommen der Erben wegen Auseinandersetzung der Erbschaft. Wird dagegen blos über einzelne Gegenstände eine Vereinigung unter den Erben getroffen, so hat zwar nach den bisher gültigen Bestimmungen die Allerh. Kab.-Ordre vom 24. Dez. 1834 (f. S. 182 §. 10) darauf Anwendung gehabt, weil eine solche Vereinigung zum Zwecke der Ausein­ andersetzung der Erben erfolgt; als Erbrezeß kann aber eine Verhandlung der Art, indem sie die Requisite deffelben nicht erfüllt, nicht angesehen werden. FMR. v. 28. Sept. 1844 III 20550 an d. PStD. in S. (SK). Der Vertrag ist, wiewohl sich die Auseinandersetzung der Erben darin nicht auf den Gesammtbetrag des nachgelaffenen Vermögens erstreckt, nichtsdestoweniger doch als ein Erbrezeß anzusehen, weshalb auch beim Vorhandensein einer erbschaftsstempelfreien Maffe von 1000 Thlrn und darüber ein Rezeßstempel von 2 Thlrn zum Alten-Exemplar des Rezeffes erforderlich ist (Gegenstand der Erbesauseinanderfetzung war der gesammte Nachlaß mit Ausschluß der Nachlaßforderungen, in Betreff deren sich die Erben, mit Ausnahme eines schon Inhalts der ersten Verhandlung ab­ gefundenen Miterben, in einer späteren Verhandlung auseinandersetzten). FMR. v. 15. April 1851 III 8134 an d. Reg. in F. Die Notariatsverhandlung vom rc. ist als ein Erbrezeß zu betrachten rc. (in dieser Verhandlung setzten sich die Erben nur wegen der Nachlaßgrundstücke auseinander, jedoch unter Hinweisung auf die bereits außergerichtlich erfolgte Auseinandersetzung wegen der übrigen Nachlaßgegenstände). JMR. v. 15. Juni 1867 III 1947 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 29. deff. M. III 11643 an d. Reg. das. 1. b. Verhandlungen über die Theilung einzelner Nachlaßgegenstände sind nicht dem Erbrezeß­ stempel unterworfen. Erk. des RGer. (IV) v. 5. Februar 1880 (Gruchot Beiträge Bd. 24 S. 1081). 2. a. Der Stempeltarif verlangt in der Position „Erbrezeffe" die Verwendung eines eigen­ thümlichen Stempels zu dem schriftlichen Akt der Vertheilung einer stempelfreien Erbschaft; dieser Stempel ist daher beizubringen, gleichviel, ob der schriftliche Akt vor einem Gericht oder einem Notar oder von einer Privatperson aufgenommen worden. Hieraus folgt, daß der Erbrezeß gleich einem Erkenntniß entweder auf das erforderliche Stempelpapier selbst ge­ schrieben, oder das letztere binnen der gesetzlichen Frist zu dem Akt kassirt, zu jeder Ausfertigung aber ein besonderer Ausfertigungsstempel verwendet werden muß. In dem Reskripte vom 1. Okt. 1823 (s. Anm. 2. b) sind nur die dem Erbrezeffe vorhergegangenen vor-

508

Tarif.

Erbrezesse.

bereitenden Verhandlungen, zu denen der Erbrezeß selbst nicht gehört, für stempelfrei erklärt worden. FMR. v. 29. Nov. 1838 III 23397 an d. Gerichtsamt der Herrschaft Saabor zu Grün­ berg, mitgetheilt durch FMR. v. 28. Febr. 1852 III 3165 an d. PStD. in S. Daß bei Erbrezessen in erbschaftsstempelfreien Erbfällen der tarifmäßige Erbrezeßstempel von 2 Thlrn resp. 15 Sgr. als Werthstempel zum Aktenexemplar, zu jeder Ausfertigung aber noch besonders der Ausfertigungsstempel zu verwenden ist, bestimmen auch schon das FMR. v. 1. Okt. 1823 III 17858 an d. Prov.-Stempelfiskal S u. die ZMR'e v. 27. Zuli 1832 an d. OLGericht in Kg (SK) u. v. 10. Nov. 1832 (Zurist. Zeitung 1833 S. 53) rc.; vergl. Anm. 6 u. Tarifpos. „Eheverträge" Anm. 7, und, für den Fall der Konkurrenz erbschaftsstempelfreier u. erbschaftsstempelpfiichtiger Erben, unten die Anm. 3. 2. b. Protokolle, die vor Entwerfung des förmlichen Erbrezefses lediglich über die Prinzi­ pien der Vertheilung der Erbmasse, oder auch nach entworfenem Rezesse über die Genehmigung desselben Seitens aller oder einiger Interessenten aufgenommen werden, sind, als zum Inbegriff des Erbrezeffes gehörig, nicht besonders stempelpflichtig. FMR. vom 1. Okt. 1823 III 17858 an d. Prov.-Stempelfiskal S. (SK). 3. Auch wenn ein Erbrezeß privatim unter stempelfreien Erben schriftlich abgefaßt wird, ist der Stempel von 2 Thlrn resp. 15 Sgr. erforderlich, der jedoch in diesem Falle natürlich nicht zu den Akten einer öffentlichen Behörde gebracht werden kann, vielmehr zu dem Rezeß selbst zu verwenden oder in den Formen des §. 12 des Stempelgesetzes nachzubringen ist. Der Betrag aber richtet sich nach dem erbschaftsstempelfreien Antheil einer zu vertheilenden Masse dergestalt, daß, wenn bei Erbtheilungen erbschaftsstempelfreie Erben und solche, die es nicht sind, zusammen­ treffen, zu den Erbrezeffen der Stempel von 2 Thlrn nur anzuwenden ist, insofern der Erbtheil der erbschaftsstempelfreien Erben 1000 Thlr oder mehr beträgt. FMR. v. 20. Mai 1828 III 10145 an d. PStD. in D. (LR.). 4. Erbrezeffe über den Nachlaß eines Ehegatten, der mit den überlebenden in Gütergemein­ schaft gestanden, unterliegen nur dann dem Stempel von 2 Thlrn, wenn die vertheilte erbschafts­ stempelfreie Erbschaftsmaffe, außer der dem Letzteren zustehenden Hälfte, 1000 Thlr und darüber beträgt, da diese an den überlebenden Ehegatten ex communione bonorum zurückfallende Hälfte gar nicht zu dem Nachlasse des Verstorbenen gehört, und daher bei der Bestimmung des Stempels für den Erbrezeß der durch diesen zu vertheilenden Maffe nicht beigerechnet werden kann. FMR. v. 8. Sept. 1826 III 16674 an d. PStD. in D. (LR.). 5. Bei erbschaftsstempelfteien Massen unter 1000 Thlrn ist der Erbrezeßstempel im Betrage dem Ausfertigungsstempel gleich gestellt. Der Letztere beträgt nach dem Ermeffen der Behörde 15 oder 5 Sgr., den daher eine Behörde nach pflichtmäßigem Ermessen, wie bei Ausfertigungen, auch zu Erbrezeffen festsetzen darf, wogegen die Befugniß, aus besonderen Gründen eine Ausnahme von dieser Regel zu machen und Bescheidungen stempelfrei zu erlassen, auf den Rezeßstempel nicht Anwendung finden kann, weil die Tarifposition „Erbrezeffe" ausdrücklich einen Stempel im Be­ trage eines Ausfertigungsstempels verlangt, und in der Position „Ausfertigungen" im letzten Absätze für die Ausnahme bei Ausfertigungen auf die „vorgedachten" Fälle, also nicht auf andere, ausdrücklich verwiesen wird. Es folgt ferner daraus, daß Erbrezeffe vorgedachter Art, vor einem Notar aufgenommen, keinem anderen als dem Erbrezeßstempel von 15 Sgr. unterliegen, weil die Ausfertigungen der Notare auf keinem geringeren Stempel zu ertheilen sind, und endlich, daß auch die privatim abgeschlossenen Erbrezeffe des Stempels von 15 Sgr. bedürfen, weil Privat­ personen keine Behörden sind, und das arbitrium zu dem Stempel der Ausfertigungen tarifmäßig nur den Bebörden zusteht. FMR. v. 31. Mai 1828 III 10657 an d. PStD. in D. (LR.). 6. Seit Emanation des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 ist grundsätzlich daran festge­ halten, daß der tarifmäßige Stempel von 2 Thlrn resp. 15 Sgr. für Erbrezeffe ein, von dem für

Tarif.

Erbrezefse — Erkenntniffe.

509

Ausfertigungen vorgeschriebenen zu unterscheidender Fixstempel ist, und daß der betreffende Aus­ fertigungsstempel, welcher, je nach dem Inhalte deS Erbrezeffes, ein Werthstempel von einem Kaufe, von Schuldverschreibungen, Quittungen u. s. w., oder der gewöhnliche Stempel von 15 Sgr. sein kann, auch dann zur Verwendung kommen muß, rornn der Erbrezeß, nach dem Schlußabsatz in der gleichnamigen Tarifposition, als solcher von einem Fixstempel frei ist. Von diesem in die Praxis übergegangenen, gelegentlich wiederholt von dem H. Zustiz - Minister anerkannten Grund­ sätze abzugehen, liegt keine hinreichende Veranlaffung vor. Es ist also nach wie vor der Stempel von 2 Thlrn oder von 15 Sgr. für die Rezeffe selbst zu den Akten der Notare zu kasfiren, da­ neben aber der besondere Stempel zu den Ausfertigungen zu verwenden. Nach dem gleichen Grundsätze ist bezüglich des nach §. 3 des Gesetzes vom 22. Juli 1861 gelegentlich eintretenden Rezeßstempels zu verfahren. FMR. v. 23. Juni 1862 III 11043 an d. PStD. in M., mitge­ theilt durch FMR. v. 27. Jan. 1864 III 1423 an d. PStD. in S. Vergl. Anm. 2. a.,sowie in Beziehung auf den Schlußsatz S. 127 Anm. 37 §. 3 u. S. 137 Anm 45.

7. Bei Erbregulirungen sind, wenn auch keines der einzelnen Erbtheile 50 Thlr erreicht, dennoch alle die Erbtheilung überhaupt betreffenden Verhandlungen, z. B. Gesuche um ge­ richtliche Erbregulirung, Vorladungen zum Erbtheilungstermin u. dergl. stempelpflichtig, sobald nur die ganze Maffe 50 Thlr oder mehr beträgt. FMR. v. 1. Olt. 1823 III 17858 an d. ProvStempelfiskal S. (SK.). — Die Stempelpflichtigkeit der Erbregulirungsverhandlungen, sofern sie nicht einen einzelnen abgesonderten Gegenstand unter 50 Thlrn betreffen und also stempelfrei sind, muß jederzeit nach dem Betrage der ganzen Erbmasse und nicht der einzelnen Erbrate beurtheilt werden. ZMR. v. 22. Zan. 1830 (v. KZ B. 35 S. 142), auf welches durch Cirk.-R. des FM. v. 19. Febr. deff. Z. III 3129 aufmerksam gemacht wird. — Vergl. auch Anm. 7 zu §. 3. 8. Bezüglich der in Erbrezeflen enthaltenm Kauf- und Tauschverhandlungen zwischenErb­ schafts -Theilnehmern, sowie sonst in Erbrezessen vorkommender Geschäfte s. S. 183 Anm. 2 u. S. 424 sub F. 9. Zn Betreff der Theilungen und gerichtlichen Verkäufe von Immobilien im Bezirk des Appellationsgerichtshofes zu Cöln s. S. 114 ff. Anm. 16.

Erbschaften, sowie auch Bermächtniffe oder Legate, Schenkungen von Todeswegen und unter Lebendigen, sofern letztere durch schriftliche Willens-Erklärungen erfolgen, mit Einschluß der remuneratorischen Schenkungen, LehnS- und Fideikommiß-Anfälle, ohne Unterschied, ob der Anfall Inländern oder Ausländern zukommt, werden nach dem Betrage des Anfalls (§. 4 und 9 des Gesetzes) folgendermaßen besteuert rc. Diese Tarifpos. ist durch §. 49 des Ges., bett. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873 (@@. S. 329) aufgehoben, namentlich auch bezüglich der Versteuerung schriftlich beurkundeter Schenkungen unter Lebenden, worüber §. 4 a. a. O. anderweitig disponirt — s. im Anhang.

ErbziuSvertriige, wie Erbpachtsverträge, s. diese. Erkenntnisse und UrtheilSsprüche der Gerichte. A) A. In erster Instanz und vor schiedsrichterlichen Behörden. B) a. Wenn der Gegenstand, über welchen im Wege des Civilprozeffes gestritten wird, einer Schätzung nach Gelde fähig ist, so wird der Stempel zu dem darüber entscheidenden Erkenntnisse nach dem Werthe des streitigen Gegen­ standes bestimmt, welcher nach §§. 4 und 11 des Gesetzes zu berechnen ist; und zwar wird gezahlt:

510

Tarif.

Erkenntnisse.

aa. von demjenigen Theile des Werths des streitigen Gegenstandes, welcher Eintausend Thaler nicht übersteigt. Eins vom Hundert; bb. ferner von demjenigen Theile des gedachten Werths, der zwar über Eintausend Thaler hinausgeht, aber Zwanzigtausend Thaler nicht über­ steigt, ein halbes Prozent; cc. endlich von demjenigen Theile des gedachten Werths, der über Zwanzigtausend Thaler hinausgeht, ein Sechstheil Prozent. b. Wenn der Gegenstand, über welchen im Wege des Civilprozesses gestritten wird, einer Schätzung nach Gelde nicht fähig ist, so wird der Stempel nach der Wichtigkeit und Weitläufigkeit des Rechtsstreites, welche der Richter zu ermessen hat, bei Abfassung des definitiven Erkenntnisses von demselben festgesetzt auf...................................................................... 5 Thlr bis.......................................................................................... 20 Thlr. Es gehören hierher namentlich auch die Erkenntnisse in solchen Sachen, wo zwar die Verhandlungen einen nach Gelde schätzbaren Gegenstand be­ treffen, es aber zwischen den Parteien weder streitig ist, wie viel derselbe betrage, noch roent derselbe zugehöre, sondern nur rechtliche Hülse wegen Bewirkung der Leistung oder wegen Sicherstellung bei derselben, oder wegen Befristung für dieselbe nachgesucht wird, wie beispielsweise in Exekutions-, ProvokationS-, Kündigungs-, Besitzstörungs- und Spolien-Pro­ zessen, Prozessen über die Rechtswohlthat der Vermögensabtretung, und solchen, welche die Amortisation verloren gegangener Dokumente oder ein­ getragener Forderungen, oder den Aufruf unbekannter Real-Prätendenten oder Todeserklärungen betreffen. Bei Erkenntniffen auf Ehescheidung oder Trennung von Tisch und Bett ist der höchste Stempelsatz von Zwanzig Thalern in der Regel anzuwenden, und nur bei ganz geringen Vermögensumständen eine Ausnahme zu gestatten. c. Die vorstehend unter a und b für die Erkenntnisse in Civilsachen fest­ gesetzten Stempel werden nur einmal von derselben Sache erhoben. Giebt dieselbe demnach zu mehreren vorbereitenden, nachträglichen oder über Nebenumstände entscheidenden Erkenntnissen Anlaß, so wird der vorstehend vorgeschriebene Stempel nur zu dem Haupterkenntnisse genommen, alle Nebenerkenntnisse aber blos auf einen Stempelbogen von . . 15 Sgr. geschrieben. Zst bei einem Spezial-Moratorien-Prozesse schon ein Haupt-Prozeß über denselben Anspruch vorangegangen, so ist in Folge vorstehender Vor­ schrift auch zu dem Spezial-Moratorio nur ein Stempel von Fünfzehn Silbergroschen erforderlich. d. Bei Widerklagen, welche in einem Prozesse mit der Klage zusammen ver­ handelt und entschieden werden, wird der Stempel zu den Erkenntniffen darin nur nach Einem von beiden Gegenständen des Prozesses, nämlich entweder nach dem Gegenstände der Klage, oder nach dem Gegenstände der Widerklage, jedoch allemal nach dem höchsten von beiden bestimmt.

e. Zn Straf- und Znjuriensachen ist zu Dem Erkenntnisse nach richterlichem Ermessen, wobei jedoch nicht blos die Höhe der Strafe, sondern auch das Vermögen und Einkonimen des Verurtheilten zu beachten ist, ein Stempel von .....................................................................................5 Thlr bis................................................................................ ..50 Thlr zu nehmen. Zst jedoch unter Personen geringen Standes nur auf eine Geldstrafe von Fünfzig Thalern und darunter, oder zugleich auch für den Fall des Unvermögens auf eine verhältnißmäßige Gefängnißstrafe von vier Wochen und darunter erkannt worden, so ist blos ein Stempel von . 15 Sgr. zu dem Erkenntnisse zu brauchen. C) f. Strafresolute der Finanzbehörden, sowie auch der Polizeibehörden, sind, ohne Unterschied der darin festgesetzten Strafe, nur mit einem Stempel von 15 Sgr. zu belegen. D) g. Kriegsrechtliche Erkenntnisse, wodurch ein Offizier verurtheilt wird, erfordern in der Regel einen Stempel von.......................................... 10 Thlr. Dieser Stempel soll jedoch nicht angewendet werden: aa. gegen Subalternoffiziere, Staabskapitaine und StaabSrittmeister im aktiven Dienste, sofern sie sich nicht notorisch in guten Vermögen»umständen befinden; E) bb. gegen Offiziere, welche von Wartegeldern oder Pensionen leben, die nur EinhundertfunUg Thaler oder weniger jährlich betragen. Zn diesen beiden Fällen tritt für das Erkenntniß blos der Aus­ fertigungsstempel ein, f. Ausfertigungen. h. Zn allen Fällen, wo durch Straferkenntniffe dem Verurtheilten neben der Strafe noch die Leistung einer Entschädigung zuerkannt wird, ist dem Stempelbetrage für das Straferkenntniß an sich noch der Betrag desjenigen Stempels hinzuzufügen, welcher von dem Werthe der Entschädigung zu zahlen wäre, falls sie im Wege des Civilprozesses (nach Buchst, a) er­ stritten würde. i. Wenn zwar die Lossprechung, jedoch nur von der Instanz oder wegen Unzulänglichkeit des Beweises erkannt, und der Losgesprochene deshalb zur Tragung der Untersuchungskosten verurtheilt worden, so ist zu dem Er­ kenntniß ein Stempel von der Hälfte desjenigen Betrages zu nehmen, welcher im Falle der Verurtheilung nach Buchst, e anzuwenden gewesen sein würde. k. Fallen bei vollständiger Lossprechung dem Losgesprochenen dennoch die Untersuchungskosten zur Last, so ist für das Erkenntniß blos der Stempel von 15 Sgr. anzuwenden. Zn jeder höheren Instanz, und zwar sowohl bei Appellations- als auch bei Revisions- und bei Kassations-Erkenntnissen wird ein Stempel zu den Er­ kenntnissen verwendet, welcher ein Sechsiheil desjenigen beträgt, der zu dem Erkmntnisse in erster Instanz gebraucht worden.

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Tarif.

Erkenntnisse.

Würde der hiernach anzuwendende Stempel weniger als Fünfzehn Silber­ groschen betragen, so ist jedenfalls dennoch ein Stempelbogen von . 15 Sgr. zu dem Erkenntnisse zu gebrauchen. Zn Fällen, wo blos Milderungsgesuche oder Rekurse im Wege der Be­ schwerde stattfinden, tritt für dieselben und die darauf erfolgenden Bescheide dasjenige ein, was wegen des Stenipels von Gesuchen und Ausfertigungen im Allgemeinen durch gegenwärtigen Tarif festgesetzt worden. F) C. Ausfertigungen der Erkenntnisse und Nrtheilsauszüge, welche den Parteien oder anderen Interessenten zugestellt werden............................ 15 Sgr. Auszüge aus Erkenntnissen, welche blos zur Vervollständigung der Akten erfordert werden, sind, sofern dieser Tarif nicht ausdrücklich Ausnahmen festsetzt, frei. A. zu „Erkenntnisse rc. der Gerichte." l.a.

Vergl. S. 190 die Anm. 1 zu §.11.

1. b. Nach dem Staats-Ministerial-Beschluß vom 13. März 1838 mußte zu den Entscheidungen der Akademischen Gerichte in Civilsachen, wenn das Objekt stempelpflichtig ist, das erforderliche Stempelpapier verwendet werden. (R. des M. d. geistl. rc. Angel, v. 6. April 1838 an die RegBevoll,nächtigten der Universitäten [6fi.]). — Inzwischen sind die nachstehenden gesetzlichen Be­ stimmungen ergangen: Ausführungsges. zum DGVG., v. 24. April 1878 (GS. S. 230), §. 13: Die den Universitätsgerichten------ zustehende Gerichtsbarkeit in nicht streitigen Rechtsangelegenheiten wird aufgehoben. Die den Universitätsgerichten zustehende Befugniß, Schuldurkunden der Studirenden auf­ zunehmen und zu Schulden der Studirenden die Zustimmung zu ertheilen, wird durch diese Bestimmung nicht berührt. Gesetz betr. die Rechtsverhältnisse der Studirenden und die Disciplin auf den LandesUniversitäten, der Akademie zu Münster und dem Lyzeum Hosianum in Braunsberg, v. 29. Mar 1879 (GS. S. 389), §. 16: Das Disziplinarverfahren ist gebühren- und stempelfrei. B. zu lit. A.

2. Nach den §§. 1 und 2 des Gesetzes vom 10. Mai 1851 (GS. S. 622 — s. oben S. 7 Anm. l.b) findet die gerichtliche Sporteltaxe auf schiedsrichterliche Verhandlungen keine Anwendung; es sind vielmehr auf letztere die Vorschriften des Stempelgesetzes, insbesondere in der Tarifposition „Erkenntnifle" und „Prozesse" noch jetzt anwendbar. Unter den in der Tarisposition „Erkenntniffe" bei A erwähnten Uri Heilssprüchen schiedsrichterlicher Behörden versteht das Stempel­ gesetz, wie hier stets festgehalten worden, die Erkenntnisse aller Schiedsrichter, welche einen rechts­ verbindlichen Urtheilsspruch zu fällen befugt sind, und welche in so weit eine erkennende Behörde bilden (§§. 167 ff. Tit. 2 Th. 1 AGO ). FMR. v. 2. März 1865 III 2234 an d. PStD. in Br. (EBl. s. ger. Beamte 1865 S. 42, 43). Auf die Vorstellung vom 24. Mai d. Js. erwidere ich dem Schiedsgericht, daß die Seitens Wohldeffelben angeregten Fragen hier schon anderweit ihre Entscheidung dahin gefunden haben, daß in der Tarifposition des Stempelgesetzes beim Worte „Erkenntnisse", unter „schiedsrichterliche Behörde" alle Schiedsrichter oder Schiedsgerichte, und unter den Urtheilssprüchen schiedsrichterlicher Behörden die Erkenntniffe aller Schiedsgerichte zu verstehen sind, welche im gegebenen Falle einen

Tarif. Erkenntnisse.

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rechtsverbindlichen Urtheilsspruch zu fällen befugt sind, und welche insoweit eine erkennende Behörde bilden. Es kann hiernach kein Bedenken haben, daß zu den Erkenntnissen des Schiedsgerichts der Stempel bisher mit Recht verwendet worden, und daß solcher auch in Zukunft zu verwenden ist. FMR. v. 24. Juli 1880 III 11112 an das Schiedsgericht der Berliner Produkten-Börse in B., mitgethellt dem PStD. daselbst. 2.a. Auf den Bericht vom 28. September d. Zs., betreffend die Verwendung von Erkenntnißstempeln bei den Gewerbegerichten,') erhalten Ew. rc. beifolgend Abschrift eines Schreibens des Herrn Zustizministers vom 2. d. Mts. [folgt nachstehend) zur Nachricht mit dem Bemerken, daß ich mich der Auffaffung des Herrn Zustizministers anschließe, und daß demgemäß die Verwendung des Erkenntnißstempels bei den Gewerbegerichten auch fernerhin stattzufinden hat. FMR. v. 11. De­ zember 1880 Hl 17874 an den PStD. in Cöln, mitgetheilt den übrigen PStDirektoren. Schreiben des ZM. an den FM. v. 2. Dezember 1880, I 4336: Ew. rc. beehre ich mich auf das gefällige Schreiben vom 9. Oktober d. Zs. III 14897, betreffend die Verwendung von Erkenntnißstempeln bei den Gewerbegerichten im Bezirke des Oberlandesgerichts zu Cöln, ganz ergebenst zu erwidern, daß ich Bedenken trage, mich der Auffasfimg des Provinzial-Steuer-Direktors anzuschließen. Ich bin der Ansicht, daß zu den Entscheidungen der gedachten Gewerbegerichte der Erkenntnißstempel sowohl bis zum 1. Oktober 1879 zu erheben war, als auch noch nach diesem Zeitpunkte zu erheben ist. Meines Erachtens sind für die Vergangenheit die Bestimmungen in den §§. 2 und 3 deS Stempelgesetzes vom 7. März 1822 maßgebend, wonach von der Entrichtung des tarifmäßigen Stempels nur die in dem §. 3 aufgeführten Befreiungen stattfinden, zu denen die Verhandlungen vor den Gewerbegerichten nicht gehören. Dem Einwände des Provinzial-Steuer-Direktors gegen­ über, daß das diesen Gerichten durch die frühere Gesetzgebung gewährte Privilegium der Stempel­ freiheit nur durch ein Spezialgesetz habe aufgehoben werden können, ist darauf hinzuweisen, daß die von dem Provinzial-Steuer-Direktor in Bezug genommenen, in der Verordnung vom 7. August 1846 aufgeführten Gesetze aus der Zeit vor dem Zahre 1822 nicht ausdrücklich ein Vorrecht der Stempel­ freiheit den Entscheidungen der Gewerbegerichte ertheilen, daß vielmehr der Provinzial-SteuerDirektor selbst nur aus den gesetzlichen Vorschriften eine solche herleiten zu dürfen meint. Die Befreiung von der Stempelabgabe darf hiernach, wenn sie auf Grund dieser Vorschriften nachgelaffen worden war, als durch jene §§. 2 und 3 des Stempelgesetzes von 1822, durch. welche sie nicht aufrecht erhalten wird, beseitigt angesehen werden. Nach meinem Dafürhalten haben denn auch, im Gegensatze zu der Annahme des Provinzial-Steuer-Direktors, die jüngeren Verordnungen, durch welche einzelne Gewerbe- resp. Fabrikgerichte errichtet wurden, bei der Bestimmung, „daß die Stempel zu den betreffenden Verhandlungen nach den Vorschriften deS Stempelgesetzes vom. 7. März 1822 rc. zu verwenden sind", die Erhebung des Erkenntnißstempels nach der gleichnamigen Tarifposition dieses Gesetzes mit umfassen wollen. War hiernach zu den Urtheilen der Rheinischen Gewerbegerichte bis zum 1. Oktober 1879 der Erkenntnißstempel zu verwenden, so ist diese Verwendung auch ferner nicht durch die neuere Gesetz­ gebung aufgehoben worden. Es darf im Gegentheil aus der Vorschrift im §. 2 Abs. 1 des Deutschen Gerichtskostengesetzes, wonach eine Erhebung von Stempeln neben den Gerichtsgebühren nicht stattfinden soll, in Verbindung mit der Bestimmung im §. 1 Absatz 2 des Ausführungsgesetzes vom 10. März 1879, daß in den vor die Gewerbegerichte im Bezirke des Appellationsgerichtshofs zu Cöln gehörigen Angelegenheiten, Gerichtsgebühren nur in der Instanz der Rechtsmittel oder auf Grund des §. 48 des Deutschen Gerichtskostengesetzes zu erheben sind. ') Vgl. DGVG. §. 14 Nr. 4 und Ges. v. 24. März 1879 (GS. S. 281) §. 10. Qoyer u. öaupp, Stemprlsteuergesetzgrbung. 4. Lust.

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Tarif. Erkenntnisse.

gefolgert werden, daß zu den in erster Instanz ergehenden Entscheidungen der Gewerbegerichte der Erkenntnißstempel verwendet werden muß, weil hier keine Gerichtsgebühr zum Ansatz gelangt. Es folgt dies nicht nur aus dem Wortlaut des Gesetzes, sondern auch aus der Erwägung, daß der Grund für die Ausschließung der Stempelerhebung neben den Gerichtsgebühren in dem Umstande liegt, daß durch die Höhe dieser Gebühren zugleich der Betrag der sonst zulässigen Stempelabgaben abgegolten wird. Wo demnach eine solche Abgeltung wegen nachgelassener Gerichtskostenfreiheit nicht eintritt, behält es bei dem bisherigen Stempelansatze auch ferner das Bewenden. Die Annahme des Provinzial-Steuer-Direktors, daß in den Motiven zum §. 1 Abs. 3 des Gesetzes v. 10. März 1879 unter den erstinstanzlichen Gebühren, von welchen die Verhandlungen vor den Gewerbegerichten auch in Zukunft befreit sein sollen, gerade die Erkenntnißstempel verstanden worden seien, ist nicht zutreffend. Es sind damit die speziellen Gerichtskosten gemeint, deren Ansatz für die vor anderen Gerichten stattfindenden Verhandlungen vor den Gewerbegerichtcn unterbleiben durfte. Hiernach glaube ich, mich dahin aussprechen zu sollen, daß das Verfahren der Rheinischen Gewerbe­ gerichte, wenn sie nach wie vor zu ihren Urtheilen Erkenntnißstempel verwenden und den HauptSteuerämtern Erkenntnißstempel-Restlisten und Vakatanzeigen übersenden, den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen gemäß ist. 2. d. Dem Magistrat erwidere ich auf die Vorstellung vom 9. Juli d. Zs., betreffend die Stempelpflichtigkeit der in Gewerbe-Streitsachen') ergehenden Entscheidungen der Ge­ werbe-Deputation, im Einverständnisse mit dem Herrn Minister des Innern, daß die in der Stempelrevision vom Fiskal gezogenen, Seitens des rc. bestrittenen Erinnerungen aufrecht zu er­ halten sind. Aus dem Einwände, daß die in Gewerbe-Streitsachen ergehenden Entscheidungen der Gewerbe-Deputation nicht Resolutionen, d. h. Beschlüsse, sondern wirkliche Erkenntnisse seien, würde nicht die Stempelsreiheit eben dieser Entscheidungen, sondern die sogar einen Werthstempel be­ dingende Anwendung der Position „Erkenntnisse" unter A. a deS Tarifs zum Stempelgesetze folgen. Die Forderung eines Stempels von nur 1 M. 50 Pf. auf Grund der Tarifposition „Resolutionen und Ausfertigungen" kann daher um so weniger zur Beschwerde gereichen. Ebensowenig kann der Einwand als zutreffend anerkannt werden, daß, weil nach den Gerichtskosten-Gesetzen neben den Kosten nicht noch Stempel besonders angesetzt werden sollen, nunmehr analog Stempel auch da nicht erhoben werden dürften, wo, wie hier, die Städte Gebühren überhaupt nicht erheben. Zn Fällen dieser letzteren Art trifft derjenige Grund, welcher den Gesetzgeber veranlaßt hat, Stempel nicht neben den Kosten zu fordern, offenbar nicht zu. — Das Gesetz hat den Entscheidungen der Gewerbe-Gerichte, bezw. der Magisträte, in derartigen Streitsachen eine Befreiung vom Stempel nicht zugestanden, es ist deshalb der Stempel von mindestens 1,5 o M. davon zu entrichten, die sonstigen Bedingungen der Stempelpflichtigkeit des Werthgegenstandes selbstredend vorausgesetzt. FMR. v. 2. Oktob. 1881 III 13483 an den Magistrat in B. C. u. D. zu lit. A. e u. f. 3. a. Die Stempelpflichtigkeit der von den Disciplinarbehörden gegen Beamte erlassenen Strafverfügungen und der im Disciplinarversahren ergehenden Erkenntnisse wird von verschiedenen Behörden verschieden beurtheilt. Ein Theil der Behörden hält die Tarifbestimmung „Strafresolute der Finanzbehörden" allgemein für anwendbar und unterwirft demnach alle Straf­ verfügungen und Strafurtheile dem Stempel, ohne Rücksicht darauf, ob eine Ausfertigung ertheilt ist oder nicht; andere Behörden verwenden den Stempel nur in dem Falle, wenn eigentliche Er­ kenntnisse angefertigt werden und zwar als Ausfertigungsstempel; noch andere endlich erachten eine Stempelverwendung in Disciplinarsachen überhaupt nicht für erforderlich. Diese zuletzt erwähnte Ansicht wird insbesondere darauf gestützt, daß die Tarifbestimmung ') Dgl. Ges., betr. die Zuständigkeit der Verwaltungs- und Verwaltungsgerichtsbehörden, v. 1. Aug. 1883 iGS. S. 237) §§. 109 ff.

Tarif.

Erkenntnisse.

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„Strafresolute der Finanzbehörden" nur auf Steuer-Kontraventions- und Defraudationssachen an­ zuwenden sei, die Disciplinaruntersuchungen dagegen lediglich im Interesse des Staates zur Auf­ rechthaltung der Dienstordnung angestellt werden, wie denn auch demgemäß durch den §. 53 der Verordnung vom 20. Juli 1843 für ehrengerichtliche Untersuchungen in der Armee (GS. 1844 S. 308), durch den §. 19 der Verordnung vom 30. April 1847 für die bei dem Ehrenrathe der Justiz-Kommiffarien re. geführten Untersuchungen, durch den §. 6 des Gesetzes vom 3. Mai 1853 für die bei den Gerichten geführten Disciplinaruntersuchungen und durch den §. 124 des Reichs­ gesetzes vom 31. März 1873 rücksichtlich der Disciplinaruntersuchungen gegen Reichsbeamte die Stempelverwendung ausgeschlossen sei. Zur Herstellung eines gleichmäßigen Verfahrens ist in Zukunft allgemein nach dieser zuletzt erwähnten Auffassung zu verfahren und soll demgemäß zu Strafverfügungen und Straferkenntniffen in Disciplinarsachen, so wie zu den Ausfertigungen derselben Stempel nicht mehr erfordert werden. Cirk.-R. d. FM. v. 4. Rovbr. 1875 (CB. 1876 S. 21, MB. S. 38). 3. b. Vergl. wegen der Stempelfreiheit der Verhandlungen in Disciplinarsachen auch Anm. 68. a bis 69. b zu §. 3 (S. 89, 90). 4. a. Im Staatsministerium ist unterm 22. Januar d. I. in Beziehung auf die Bestimmung bei dem Worte „Erkenntnisse" lit. A.f der Beschluß gefaßt, daß die Strafresolute der Finanzund Polizeibehörden für den Fall, daß die Strafe, den Werth des Konfiskats mit einbegriffen, fünf Thaler und weniger in Gelde, oder verhältnißmäßiges Gefängniß beträgt, von der Stempelpflichtigkeit ausgeschlossen bleiben sollen. FMR. v. 4. April 1823 (v. KA. B. 7 S. 35). Vergl. §. 11 lit. d nebst Anm. 2 daselbst. 4. b. Gesetz, betr. den Erlaß polizeilicher Strafverfügungen wegenUebertretungen, v. 23. April 1883 (GS. S. 65 — für den Umfang der Monarchie) §. 1, wonach derjenige, der die Polizeiver­ waltung in einem bestimmten Bezirk auszuüben hat, befugt ist, wegen der in seinem Bezirke ver­ übten, in sein Verwaltungsbereich fallenden Uebertretungen die Strafe bis zu 30 Mark oder drei­ tägigem Gefängniß durch Verfügung festzusetzen; §. 4: Für dieses Verfahren sind weder Stempel noch Gebühren anzusetzen, ic.1) 5. Die diesseitige Verfügung vom 15. Februar 1824 [an d. Reg. in Cöln — in LR. rc. ab­ gedruckt mit dem Datum des „13." Febr.) hat zwar dem Staats-Minist.-Beschlusse vom 22. Januar 1823 die Auslegung gegeben, daß der Stempel von 15 Sgr. zu den Stras-Resoluten der Finanz- und Polizei-Behörden schon dann Anwendung finden solle, wenn bei dem Vor­ handensein mehrerer Angeschuldigten die darin im Ganzen festgesetzte Geldbuße, ein­ schließlich des Konfiskationswerths, den Betrag von 5 Thlrn übersteigt, ohne daß es darauf ankomme, ob die den einzelnen Denunziaten betreffende Strafe sich auf mehr als 5 Thlr beläuft. Es ist indessen bereits durch Verfügung des Justiz-Ministeriums vom 4. Juli 1840 für die Rheinischen Gerichte angeordnet, daß zu den polizeilichen Urtheilen der Stempel von 15 Sgr. nur dann ver­ braucht werden dürfe, wenn die Strafe mindestens eines der Angeschuldigten, einschließlich des Werths des Konfiskats, den Betrag von 5 Thlrn übersteige. Diese Ansicht verdient den Vorzug, und es ist demgemäß in Zukunft zu verfahren. In den Fällen, in welchen eine solidarische Ver­ haftung zweier oder mehrerer Angeschuldigten für die festgesetzten Strafen in demselben StrafResolute ausgesprochen ist, dient übrigens nicht der dem einzelnen Angeschuldigten auferlegte Straf­ betrag, sondern die Summe der Strafbeträge, für welche die solidarische Verhaftung angeordnet ist, zum Maßstabe bei Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit des Resoluts. FMR. v. 30. Jan. 1850 (CB. S. 21, MB. S. 79), mitgetheilt durch JMR. v. 21. Febr. 1850 (JMB. S. 82). ') Die landesgesetzlichen Bestimmungen über das Verfahren im Verwaltungswege bei Ueber­ tretungen, wegen deren die Polizeibehörden zum Erlaß einer Strafverfügung befugt sind, sind nach §. 6 des Einführungsges. zur DStrPrO., v. 1. Febr. 1877 (RGbl. S 346), von der Einführung 6er Letzteren unberührt geblieben.

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Tarif. Erkenntnisse — Fideikommißstiftungen.

6. Alle dem Resolute vorhergehenden Gesuche und Verhandlungen bedürfen nach Analogie dessen, was im Stempeltarif bei „Prozessen" gesagt ist, keines Stempels. Wenn Armuths halber die Kosten außer Ansatz bleiben, fällt auch der Stempel weg. FMR. v. 13. Zuni 1822 III 11393 an d. Magistrat in Berlin (SK). Zn Betreff der Rekurs-Znstanz vergl. Anm. 12. 7. Bezüglich der Strafprozesse in Erbschaftssteuer-Angelegenheiten vergl. §. 46 Absatz 1 des Ges., betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873 (GS. S. 329) — s. im Anhang. 8. Zn Betreff der Submissions - Verhandlungen in Zoll- und Steuer - Untersuchungen s. Anm. 3. c zu §. 12. 9. Wegen Zustellung des Resoluts an den Denunziaten auf dem geordneten Stempelbogen, nicht in vidimirter Abschrift, s. Anm. 3. c zu §. 30. E. zu lit. A. g. 10. Die im Stempeltarif vom 7. März 1822 wegen der Stabs - Kapitaine und Stabs-Ritt­ meister bei Erkenntnissen sub A. g enthaltene Bestimmung soll auch auf die, das niedere Gehalt beziehenden Kapitaine und Rittmeister 2ter Klasse Anwendung finden. Kab.-O. v. 7. Juli 1822 (GS. S. 168). 11. Zn Betreff der ehrengerichtlichen Untersuchungen s. Anm. 39. d zu §. 3. F. zu lit. B. Absatz 3. 12. Die Vorschrift der Verfügung vom 4. April 1823 (s. Anm. 4. a), daß die Stempelpflichtigkeit erst bei einem Strafbetrage von mehr als 5 Thlrn, mit Einschluß des Konfiskations­ werths, eintreten soll, gilt nur von den in erster Instanz abzufassenden Steuer-Strafresoluten, wogegen beim Rekurse gegen dergleichen Resolute die sub lit. B der genannten Tarifposition im dritten Absätze gegebenen Bestimmungen eintreten, Inhalts deren zu den Vorstellungen der Ein­ gabenstempel, und zu den Bescheidungen oder Resoluten der Bescheidsstempel erforderlich ist, so­ bald der Gegenstand den Betrag von 50 Thlrn erreicht. FMR. v. 29. Okt. 1828 (v. KA. B. 12 S. 991). Vergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 1-3.

Exarnioatiorrs - Protokolle...................................................................... frei. Vergl. auch S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 3 nebst Schlußabsatz sub b.

CxekutionS-Gesuche, s. Gesuche. Extrakte, s. Auszüge. Fideikommih Anfälle, s. Erbschaften. Diese Tarifpos. ist aufgehoben durch §. 49 des Ges., betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873 (GS. S. 329) — s. im Anhang.

Fideikorurrrih-Stisturigen, Bestätigung derselben. Drei vom Hundert des jedesmaligen Werths des Gegenstandes, welcher durch die Stiftung zum Fideikommiß bestimmt worden. l.a. Kab.-O. v. 18. Juli 1845 (GS. S. 506): Zur Erläuterung und Ergänzung der in dem Tarife zum Stempelgesehe vom 7. März 1822 unter den Worten „Fideikommiß - Stiftungen" enthaltenen Vorschrift will Ich hierdurch Folgendes bestimmen: 1. Fideikommiß - Stiftungen — ohne Unterschied, ob sie zu Gunsten der Anverwandten des Stifters oder anderer Personen errichtet werden — unterliegen der Stempelsteuer von drei vom Hundert des Gesammtwerths der denselben gewidmeten Gegenstände, ohne Abzug der etwanigen Schulden. 2. Der Stempel ist zu der Urkunde, durch welche die Stiftung errichtet wird, zu verwenden, ohne Rücksicht darauf, ob zu der Stiftung eine Bestätigung erforderlich ist oder nicht.

Tarif.

Fideikommißstiftungen.

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3. Bei Stiftungen unter Lebendigen ist der Stempel in der durch §. 12 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 vorgeschriebenen Frist, bei Stiftungen von Todeswegen aber innerhalb des für die Lösung des Erbschaftsstempels vorgeschriebenen Zeitraums beizubringen. Bei Stiftungen von Todeswegen sind die Inhaber der Erbschaft für die Entrichtung der Stempelsteuer eben so, wie nach §. 16 jenes Gesetzes für die Entrichtung der Erbschafts-Stempelsteuer, alle für einen und einer für alle verhaftet. 4. Die Bestimmungen unter 1 bis 3 sind auch auf Familien-Stiftungen 1) anzuwenden. (Bergl. Anm. l.b.) 1. b Wegen Ermittelung des stempelpflichtigen Werthes von Fideikommiß- und Familienstiftungen, sowie wegen der Zeit der Beibringung des Werthstempels und der Verhaftung dafür bei solchen Stiftungen von Todeswegen, vergl. auch §. 2, 3 des Ges., betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873 (GS. S. 329); durch §. 49 daselbst ist auch der in Anm. l.a sub Nr. 3 citirte §.16 des Stempelges. v. 7. März 1822 aufgehoben — s. im Anhang. 2. a. Das Kapital der Familien-Stiftung ist auf 10,000 Thlr bestimmt, wovon jedoch erst 2100 Thlr vorhanden sind, die fehlenden 7900 Thlr aber durch die anzusammelnden Zinsen jenes bereits vorhandenen Kapitals und durch die von den Mitgliedern der Familie bei gewissen Ge­ legenheiten zu leistenden Einzahlungen aufgebracht werden sollen. Erst nach Erlangung des Kapitals von 10,000 Thlm soll die Stiftung in's Leben treten, indem bis dahin eine Gewährung von Unter­ stützungen aus den Zinsen der Stiftung an bedürftige Familien-Mitglieder noch nicht stattfinden soll. Daß an sich das ganze, der Stiftung gewidmete Kapital von 10,000 Thlrn dem gesetzlichen Stempel von 3 Prozent zu unterwerfen, darüber waltet kein Bedenken ob; es fragt sich nur, ob schon jetzt diese Versteuerung einzutreten habe, oder ob nicht vielmehr zur Zeit nur das wirklich vorhandene Kapital von 2100 Thlrn zu versteuern und die Nachversteuerung des Kapitalrestes bis zu dessen Aufbringung vorzubehalten sei. Zn dieser Hinsicht ist jedoch, abgesehen davon, daß diese Aufbringung nach und nach in einer Weise erfolgt, welche die sofortige Verwendung des gesetzlichen Stempels ausschließt, jedenfalls der Umstand entscheidend, daß der zu Familien-Stiftungen erforder­ liche Stempel ein Urkunden-Stempel ist, daher zu der Urkunde, durch welche die Stiftung errichtet wird, zu verwenden ist, ohne Rücksicht darauf, ob das der Stiftung ge­ widmete Kapital zur Zeit schon vorhanden ist, oder noch beschafft werden soll (das Stiftungs-Kapital sollte, abgesehen von einem laufenden Jahresbeiträge von 50 Thlrn, durch kleinere Beiträge der Familien - Mitglieder bei Gelegenheit von Hochzeiten und Kindtaufen aufgebracht werden). ZMR. v. 2. April 1860 an d. Appell.-G. in S., mitgetheilt durch FMR. v. 12. deff. M. III 7866 an d. PStD. daselbst. Ebenso in einem ähnlichen Falle entschieden durch ZMR. v. 24. April 1862 III 1322 an d. Appell -G. in S., im Einverst. des FM. — S. jedoch Anm. 2. d. 2,a. Bei einem Geldfideikommisse wird die Stempelsteuer von dem ganzen in der Stiftungsurkunde dazu bestimmten Kapitale auch dann erhoben, wenn dasselbe dort nicht sofort für das Fideikommiß in seiner vollen Höhe angewiesen ist, diese vielmehr erst durch Zuschlagung der Zinsen des bereit gestellten Kapitals allmählig erreicht werden soll. Erk. des OT. (I) v. 27. Nov. 1868 (Entsch. B. 61 S. 252 ff.). — S. jedoch Anm. 2. d.

2. b. Cirk.-R. des ZM. v 3. März 1877 I. 670, den PStDirektoren mitgetheilt durch FMR. v. 11. deff. M. III 3009 (CB. S. 78, MB. S. 177): In Betreff der Versteuerung von Fideikommiß- und Familien-Stiftungen, für welche von dem Stifter ein weiteres Anwachsen des Grundvermögens, sei es durch in Aussicht genommene Zuwendungen freigebiger Art, sei es durch eine angeordnete Zuschlagung von Zinsen zum Kapital, vorgesehen worden ist, wurde bisher ') Wegen Familien-Stipendien-Stiftungen insbesondere vgl. Anm. zu §. 7 des Erbschaftssteuerges., bte Note [f. im Anhang).

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Tarif.

Fideikommißstiftungen.

daran festgehalten, daß grundsätzlich die Stempelsteuer gemäß der Allerh. Ordre vom 18. Juli 1845 (GS. S. 506) bezw. den Nrn. 27, 26 der Tarife zu den Verordnungen vom 19. Zuli und 7. August 1867 (GS. S. 1191 u. 1277) [f. Abth. II des Komm.) sofort nach Errichtung der Stiftungs-Urkunde von dem Stiftungs-Kapital zu der vollen Höhe, auf welche dastelbe anwachsen sollte, zu berechnen und zu berichtigen sei, und es ist nur in der Verwaltungspraxis der Ministerien der Finanzen und der Justiz aus Billigkeits-Rücksichten nachgelassen worden, daß die Versteuerung in Betreff des sich erst nach und nach ansammelnden Theils des Stiftungsfonds nur allmählich nach Maßgabe des Zuwachses zu erfolgen brauchte. Bei einer erneuten Erörterung des Gegenstandes zwischen den beiden Ministerien ist es im Hinblick auf die aus den §§. 2 u. 12 des ErbschaftsSteuergesetzes vom 30. Mai 1873 (GS. S. 329) auch für die Versteuerung der Fideikommiß- und Familien-Stiftungen sich ergebenden Folgerungen für, dem wirklichen Sachverhalt, wie der Absicht des Gesetzes gleichmäßig entsprechend erachtet worden, in Zukunft bei Stiftungen der erwähnten Art den Werthstempel überhaupt nicht anders, als lediglich von dem sich all­ mählich ansammelnden Stiftungsfonds zu erheben. Das rc. (Appell.-G.) wird hierdurch ermächtigt, demgemäß von vornherein sowohl in den bei dem Kollegium selbst vorkommenden Fällen der gedachten Art selbstständig zu verfahren, als auch in den bei den Gerichten erster Instanz seines Bezirks zur Versteuerung gelangenden Stiftungssachen diese Versteuerung regelmäßig nur allmählich in angemessenen Zeiträumen nach Maßgabe des Anwachsens des Stiftungsfonds ein­ treten zu laffen. 2. c. Ew. rc. benachrichtige ich ergebenst im Einverständnisse mit dem Herrn Finanz-Minister auf die Vorstellung vom 17. Novbr. v. I., in welcher Sie über eine nachträgliche Heranziehung der bei der von P.'schen Genoffenschafts-Stiftung sowie der gemäß §. 2 des Statuts für die Ge­ noffenschaft der Familie von P. sich ansammelnden Kapitalien zur Versteuerung mit dem Fideikommißstempel Beschwerde führen, daß das von dem König!. Provinzial-Stempelfiskal erhobene und von dem Königl. Appellationsgericht zu Cöslin gebilligte Monitum sowohl den maß­ gebenden Vorschriften als auch der Verwaltungspraxis gleichmäßig entspricht und deshalb seitens der beiden Ministerien aufrecht erhalten werden muß. Die Allerh. Ordre vom 18. Juli 1845 (GS. S. 506) bezweckt in ihren Vorschriften unter Nr. 1 u. 4 die sämmtlichen Vermögensgegen­ stände, welche durch ihre Bestimmung zu Fonds von Familienstiftungen dem Verkehr dauernd ent­ zogen werden, einer entsprechenden Besteuerung zu unterziehen. Die Stempelabgabe trifft demnach grundsätzlich nicht blos diejenigen Kapitalien, welche die Begründer von Stiftungen als die ersten Grundlagen zu deren Fonds aussetzen, sondern auch alle Beträge, welche im Laufe der Zeit, sei es durch anderweite Zuwendungen, sei es durch Zuschlagung von Zinsen oder sonstigen, nicht statutenmäßig verwendbaren Revenuen, zum Stammkapital genommen werden und letzteres ver­ größern. (Vgl. Anm. 2. d u. 2. e.] Deshalb erscheint es auch im gegebenen Falle sachgemäß, wenn außer dem im §. 3 der Stiftungsurkunde vom 18. Oktober 1864 erwähnten Grundvermögen von 12,000 Thlrn auch die nach §. 4. a u. d diesem Vermögen zufließenden Beträge dem dreiprozentigen Stempel unterworfen werden, und es folgt ferner auS der Natur der Sache, daß die Erhebung dieses Stempels nach dem jedesmaligen Anwachsen des Stammkapitals und nach Maßgabe der Höhe des Betrages ge­ schieht, um welchen sich dieses Kapital vermehrt. Der Einwand, daß das Gesetz die successive Versteuerung einer Urkunde nicht kenne, vermag keine Berücksichtigung zu finden. Wenn nach Lage der Umstände der zu einer Urkunde an und für sich erforderliche Werthstempel, gleichviel auS welchen Gründen, nicht sogleich berechnet werden kann, so folgt daraus nicht, daß von dem be­ urkundeten Geschäfte ein Werthstempel überhaupt nicht verwendet zu werden braucht, sondern viel­ mehr, daß die Steuer später zu berechnen und zu entrichten ist. Der §. 12 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 verlangt die Verwendung des Stempels innerhalb spätestens 14 Tagen nur

Tarif.

Fideikommißstiftungen.

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als Regel, ohne die sich von selbst ergebenden Ausnahmen auszuschließen. (Vgl. FMR. v. 17. Dezemb. 1880 Abs. 3 — s. Anm. zur Tarifposit. „Gutachten der Sachverständigen".) Nach dm nämlichen Grundsätzen rechtfertigt sich die verlangte Besteuerung des von P.'schen Familienfonds, welcher sich in Gemäßheit des Statuts vom 3. Oktober 1860/18. Oktober 1864 bildet. Den von Ew. rc. aus der mangelnden gerichtlichen Bestätigung des Statuts sowie aus einzelnen Bestimmungm desselben entnommenen Einwendungen gegenüber darf diesseits auf die im Wesentlichen als zutreffend zu bezeichnenden Ausführungen des Königl. Appell.-Ger. zu Cöslin in dessen inzwischen an Sie ergangenen Bescheide vom 25. November v. Z. hingewiesm werden. Aber selbst abgesehen davon, daß, wie diese Verfügung hervorhebt, in dem Allerh. Erlasse vom 27. No­ vember 1865 ausdrücklich der von P.'schen Genossenschafts-Stiftung nebst dem der Urkunde über dieselbe annektirten Statut der Genoffmschaft der Familie von P. die landesherrliche Genehmigung und Bestätigung ertheilt worden, ist auch Inhalts der Nr. 2 der Allerh. Ordre vom 18. Juli 1845 die Stempelpflichtigkeit der Urkunde, durch welche eine Familienstiftung errichtet wird, un­ abhängig von einer Bestätigung der letzteren. Nach der Entstehungsgeschichte dieser Vor­ schrift hat diese gerade auch solche Fälle treffen sollen, in denen Stiftungen in's Leben und in die Wirksamkeit treten, ohne daß die Interessenten die gerichtliche Bestätigung nachsuchen, rc. ZMR. v. 31. März 1879 111 459 a. d. General-Lieut. von P. 2. d. Die Bestimmung in den Positionen 26 resp. 27 des Tarifes zur Verordnung vom 19. Zuli 1867, betreffend die Verwaltung des Stempelwesens und die Erhebung des Urkunden­ stempels in dem ehemaligen Königreiche Hannover rc., derzufolge Familien- wie Fideikommiß­ stiftungen der Stempelsteuer von drei vom Hundert des Gesammtwerthes der denselben gewid­ meten Gegenstände unterliegen ^gleichlautend mit der für den Bereich des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 gegebenen Vorschrift — s. oben Anm. 1. a sub Nr. 1], bezieht sich nur auf Ver­ mögens-Zuwendungen, welche nach urkundlicher Anordnung des Stifters aus dessen Vermögen resp. Nachlasse oder doch zu Lasten des Stifters unter Lebenden oder auf den Todesfall erfolgen. Eigener späterer Vermögens > Erwerb (z. B. an Zinsen von Kapitalien), auch wenn derselbe nach Anordnung des Stifters Behufs Erhöhung des dauernden Bestandes der Stiftung angesammelt werden soll, bleibt bei der Berechnung des Stempels zu der Stiftungs-Urkunde außer Ansatz. Erk. des OT. (VI) v. 14. Sept. 1874 (Entsch. B. 73 S. 115 ff.); zur Errichtung einer Stiftung war testamentarisch ein Kapital von 6000 Thalern ausgesetzt mit der Bestimmung, daß die Zinsen dieser Summe so lange zu Kapital zu schlagen, bis dasselbe die Höhe von 9000 Thalern erreiche, daß erst dann die Zinsen zu dem angegebenen Zwecke (Unter­ stützung von Familiengliedern) zu verwenden, und daß beim Nichtvorhandensein von Berechtigten die Zinsen des ganzen Stiftungsvermögens zum Kapital zu schlagen seien. Für diese Stiftung wurden die Rechte einer juristischen Person nachgesucht und ertheilt. Die Steuerbehörde beanspruchte den Stiftungsstempel zu 3 Prozent nicht blos von 6000 Thalern, sondern von 9000 Thalern, was das vorgedachte Erk. des OT. nicht als begründet erachtet. — S. dagegen die folg. Anm., besonders Abs. 2 u. 3 der Note dazu. 2.c. Die Frage, ob ein Kapital für sich allein Gegenstand einer Familienstiftung ist, oder ob dies Kapital und außerdem die davon zukünftig aufkommenden Zinsen zum Gegenstände der Stiftung gemacht worden, ist lediglich nach dem Inhalte der Stiftungsurkunde zu entscheiden. Erk. d. RGer. (IV) v. 10. Okt. 1881 (CB. 1882 S. 43, JMB. 1882 S. 237).') ') Aus den Entscheidungsgründen: Zn Uebereinstimmung mit der Ausführung des Kgl. Ober­ tribunals in dem Erkenntniß v. 27. November 1868 (Entsch. Bd. 61 S. 252) ist anzunehmen, daß der Inhalt der Stiftungsurkunde maßgebend ist und daß es darauf ankommt, welche Gegenstände nach diesem Inhalt der Stiftung gewidmet worden sind. Es erhellt ohne Weiteres, daß ein Unterschied von praktischer Bedeutung darin liegt, ob ein Kapital für sich allein Gegenstand der

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Tarif.

Fideikommißstiftungen.

3.a. Die Vergrößerung eines bestehenden Fideikommisses durch Inkorporation allodialen Vermögens vermittelst eines Willensaktes unterliegt in gleicher Weise dem Fideikommißstempel von 3 Prozent, wie die ursprüngliche Errichtung eines Fideikommisses, nicht aber der Austausch von Fideikommiß- und Allodialvermögen von gleichem Werthe. Erk. des OT. (I) v. 24. Okt. 1873 (Str. A. B. 90 S. 258). 3.b. Bei einem Austausch von Fideikommiß-Vermögen gegen freies Vermögen ist derjenige Betrag, um welchen das einverleibte Vermögen das veräußerte den Werth übersteigt, dem Fideikommißstempel unterworfen. Erk. des RGer (4. Civilsenat) v. 12. Januar 1880 (Gruchot Beiträge Bd. 24 S. 1080). 3. c. Der in Pos. 27 des Tarifs zur Verordnung v. 19. Juli 1867, betreffend die Verwaltung deS Stempelwesens und die Erhebung des Urkundenstempels in dem ehemaligen Königreiche Hannover :c. [f. Komm. Abth. II — gleichlautend mit der für den Bereich des Stempelges. v. 7. März 1822 gegebenen Vorschrift, oben Anm. l.a sub Nr. 1], vorgesehene Stempel von drei Prozent erstreckt sich selbst dann nicht aus ausländische Grundstücke mit, wenn die Stiftungs­ urkunde im Znlande errichtet ist. FMR. v. 15. November 1879 III 14845 (Khm. S. 85).

4. Wegen der Stempelpflichtigkeit der von den Standesherren errichteten Fideikommisse s. Anm. 35. f zu §. 3. 5. Die Stempelgebühren zur Fideikommißurkunde, bei Umwandlung Alt-Vorpommerscher und Hinterpommerscher Lehne in Familien-Fideikommisse, werden auf den dritten Theil des ge­ setzlichen Betrages ermäßigt. Ges. v. 10. Juni 1856 §. 3 (GS. S. 554); desgleichen bei der Umwandlung Ostpreußischer und Ermländischer Lehne in Familien-Fideikommisse. Ges. v. 23. März 1857 §. 3 (GS. S. 169). Bei Auflösung des Lehnsverbandes in Alt-Bor- und Hinterpommern wird für die Bildung resp. Verstärkung der Stiftung aus den zu zahlenden Allodifikationssummen eine Stempelabgabe nicht erhoben. Ges. v. 4. März 1867 §. 20 (GS. S. 362); desgleichen bei Auflösung des Lehns­ verbandes in Schlesien, der Grafschaft Glatz und dem Preußischen Markgrafthum Oberlausitz. Ges. v. 19. Juni 1876 §. 19 (GS. S. 238); desgleichen bei Auflösung des Lehnsverbandes der in den Provinzen Sachsen und Brandenburg dem Sächsischen Lehnrechte, der Magdeburger Polizei­ ordnung und dem Langobardischen Lehnrechte, sowie dem Allgemeinen Preußischen Landrechte unter­ worfenen Lehne. Ges. v. 28. März 1877 §. 17 (GS. S. 111). Stiftung ist und bleibt, oder ob dies Kapital und außerdem die davon zukünftig aufkommenden Zinsen zum Gegenstände der Stiftung gemacht worden. Im ersten Falle ist nur das Kapital Gegenstand der Stiftung, seine Zinsen vermehren und vergrößern nicht diesen Gegenstand, sondern müssen von der in's Leben gerufenen Stiftung stiftungsgemäß verausgabt werden; sie sind von vornherein zu einer Verwendung bestimmt, welche sie zu Allodialvermögen macht, und sie sind da­ her nicht als der Stiftung gewidmet zu betrachten. Im andern Falle sind die dem Kapitale hinzu­ tretenden Zinsen ebenso wie das Kapital Gegenstand der Stiftung, behalten auch den Charakter als Bestandtheile der Stiftung und als stiftungsmäßiges Vermögen, und sind durch die Stiftungsurkunde von Anfang an der Stiftung gewidmet. Nach Nr. 1 der Kab.-O. v. 18. Juli 1845 ist der Stempel nach dem Gesammtwerthe der der Stiftung gewidmeten Gegenstände zu berechnen, und da im vorliegenden Falle zu diesen Gegenständen die stiftungsmäßig dem Kapital zugeschlagenen Zinsen gehören, so unterliegen auch letztere dem für Familienstiftungen bestimmten Stempel, rc. rc. Geht man dem Zwecke des Gesetzes nach, so besteht dieser darin, die Ausschließung von Ver­ mögen aus dem Verkehr mit einer Steuer zu belegen, und jede Zinsrate wird im vorliegenden Fall durch die Zuschlagung zum Stiftungskapitale dem Verkehr entzogen, weshalb sie von der Steuer ebenso wie das Kapital betroffen wird. Der hier streitige Stempel ist nur von den bereits eingegangenen Zinsen gefordert und be­ züglich dieser gerechtfertigt, weshalb die Frage unerörtert bleiben kann, ob die Stempelpflicht schon mit der in der Stiftungsurkunde enthaltenen Verfiigung für den ganzen aus zukünftigen Eingängen zugewiesenen Zinsenbetrag eingetreten ist.

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Tarif. Fideikommißstistungen — Gesinde-GntlaffungSscheme.

Gesetz, betreffend die Auflösung des Lehnsverbandes der nach dem Lehnrecht der Kurmark, Altmark und Neumark zu beurtheilenden Lehne, v. 23. Juli 1875 (GS. S. 537): §. 2 Absatz 2, wonach den während eines Zeitraumes von vier Zähren, von der Gesetzeskraft dieses Gesetzes an gerechnet, mit Zustimmung der beiden nächsten Agnaten erfolgenden Verwandlungen der Lehne in beständige Familienfideikommiffe die im §. 15 festgesetzte Stempelermäßigung zusteht. §. 3 Absatz 4: Die rechtzeitig erfolgte Eintragung und Anmeldung (der Lehnberechtigten), sowie die Erlheilung der Bescheinigung sind kostenfrei. - §. 15: Die Stempelgebühren zu der Fideikommihstiftungsurkunde werden, soweit das Fideikommiß aus Lehngütern oder Lehnskapitalien errichtet wird, auf den dritten Theil desjenigen Betrages ermäßigt, welcher nach den bestehenden Gesetzen sonst zu entrichten sein würde. §. 23 Schlußabsatz: Eine Stempelabgabe wird für die Bildung resp. Verstärkung der Stiftung (welche event, aus der zu zahlenden Allodifikationssumme zum Besten der bisher lehn­ tragenden Familie errichtet wird) nicht erhoben. §. 27, betr. die Stempelsreiheit der dort bezeich­ neten Umwandlung der Stiftung Seitens des Fideikommißbesitzers. Gleiche Bestimmungen über Stempelermäßigungen bezw. Bewilligung von Stempelfreiheit, wie das Gesetz betreffend die Auflösung des Lehnsverbandes der nach dem Lehnrecht der Kurmark, Altmark und Neumark zu beurtheilenden Lehne, v. 23. Zuli 1875 (GS. S. 537), enthält auch das oben in Abs. 2 erwähnte Gesetz betreffend die Auflösung des Lehnsverbandes der dem Sächsischen Lehnrechte, der Magdeburger Polizeiordnung und dem Langobardischen Lehnrechte, sowie dem All­ gemeinen Preuß. Landrechte unterworfenen Lehne in den Provinzen Sachsen und Brandenburg, v. 28. März 1877 (GS. S. 111) in den §§. 2 (Abs. 5], 11 [Hbf. 6], 14, 19 (Abs. 5] und bezw. 23. Bergl. auch S. 99 Anm. 94. a, b. 6. Nach einem an d. PStD. in Br. gerichteten FMR. v. 16. März 1880 III 3709 ist den Fideikommiß-Stiftungen, zu welchen die in Anerkennung hervorragender, in den Kriegen 1866 und 1870/71 erworbener Verdienste verliehenen Dotationen gewidmet worden sind, durch Allerh. Erlasse v. 27. Okt. u. 4. Novbr. 1873 die Stempelfreiheit gewährt.

Freigeleits-Briefe, wie Ausfertigungen, s. diese. Freipäffe, s. Paffe. Geburtsscheine, wie amtliche Atteste, s. Atteste [jetzt stempelfrei, s. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 12].

Gesinde-Entlassungsscheine, für alles Gesinde ohne Unterschied

.

. 5 Sgr.

(jetzt

stempelftei, s. die hier folg. Anm.]. 1. Gesetz v. 21. Febr. 1872 (GS. S. 160) §. 3: Vom 1. März 1872 ab werden die be. stehenden Stempelabgaben von Gesindedienstbüchern und Gesinde-Entlaffungsscheinen aufgehoben, und dürfen weder Gebühren noch sonstige Abgaben für die Ausfertigung, Vorzeigung und Visirung der Gesindedienstbücher oder für die Beglaubigung der Dienstzeugniffe in denselben erhoben werden. Von demselben Zeitpunkte ab wird der gesetzliche Preis der zu den Seefahrtsbüchern zu verwendenden Formulare von 12 Sgr. 6 Pf. auf 2 Sgr. 6 Pf. für das Exemplar ermäßigt.') ') Aus den Motiven zur Gesetzvorlage (Verhandlung des Hauses der Abgeordneten, Akten­ stück Nr. 33): „Es versteht sich von selbst, daß die Beseitigung der Abgaben von Gesindebüchern auch auf die als eine besondere Art derselben durch Ministerial-Bestimmüngen eingeführten Dienst­ bücher für Schiffsleute der Stromfahrzeuge auszudehnen ist. Dagegen muß der gesetzlich festge­ stellte Preis der Seefahrtsbücher durch besondere gesetzliche Bestimmung anderweit geregelt werden. Nach §. 8 des Gesetzes vom 26. März 1864, betreffend die Rechtsverhältnisse der Schiffs­ mannschaft auf den Seeschiffen (GS. S. 693), welches durch die Verordnungen vom 24. Zuni und 5. Juli 1867 (GS. S. 1165, 1133) auch in den Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein

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Tarif.

Gesinde-Entlassungsscheine — Gesuche.

§. 4: Alle diesem Gesetze entgegenstehende Vorschriften, insbesondere der §. 2 der Verordnung vom 29. Sept. 1846 (GS. S. 467 — betrifft den Preis resp. Stempel von 10 Sgr. für Gesindedienst­ bücher) und die Position „Gesinde-Entlassungsscheine" im Tarife zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 (GS. S. 80) treten vom 1. März 1872 ab außer Kraft. 2. a. Zn Folge der durch Gesetz vom 21. d. M. (f. Anm. 1) erfolgten Aufhebung der be­ stehenden Stempelabgaben von Gesindedienstbüchern und Gesinde - Entlaffungsscheinen wird der Debitpreis der Dienstbücher für Rhein-, Elb-, Weser-Schiffer und für Schiffsleute auf anderen Wafferstraßen vom 1. März 1872 ab von 10 Sgr. auf 1 Sgr. für das Stück ermäßigt und fällt die Stempelung derselben künftig weg. FMR. v. 28. Febr. 1872 (CB. S. 95, 96). Vgl. Anm. 2. b.

2.b. R. des M. f. Handel rc. v. 10. Okt. 1872, im Einverst. des M. d. Z. und des FM. (MB. S. 302), wonach der Verkauf der für den Gebrauch im Binnenschiffahrtsverkehr bestimmten Dienst­ bücher vom 1. Januar 1873 ab durch die Lokal-Polizeiverwaltungen eventuell, wo das Bedürfniß es erheischt, durch Landrathsämter, zum Preise von 1 Sgr. pro Stück erfolgt. — Bergt, auch Cirk.-R. des FM. v. 26. Sept. 1872 111 14890. 2.c. Seemannsordnung v. 27. Dez. 1872 (RGBl. S. 409) §. 9: Einrichtung und Preis des Seefahrtsbuches bestimmt der Bundesrath. Die Ausfertigung selbst erfolgt kosten- und stem­ pelfrei. §.17: Vor der Abmusterung hat der Schiffer dem abzumusternden Schiffsmann im See­ fahrtsbuch die bisherigen Rang- und Dienstverhältniffe und die Dauer der Dienstzeit zu beschei­ nigen, auf Verlangen auch ein Führungszeugniß zu ertheilen. Das letztere darf in das Seefahrts­ buch nicht eingetragen werden. §. 18: Die Unterschriften des Schiffers unter der Bescheinigung und dem Zeugniß (§. 17) werden von dem Seemannsamte, vor welchem die Abmusterung statt­ findet, kosten- und stempelfrei beglaubigt. — Ebenso schon nach dem Gesetz vom 26. März 1864, betr. die Rechtsverhältnisse der Schiffsmannschaft auf den Seeschiffen (GS. S. 693), wonach, bezüglich des der Musterungsbehörde zur Ausfertigung vorzulegenden Formulars des Seefahrts­ buches, die Ausfertigung selbst gebühren- und stempelfrei geschieht (§. 8 a. a. £).), auch das dem Schiffsmann bei Beendigung seines Dienstverhältnisses vom Schiffer zu ertheilende Führungszeugniß einschließlich der Beglaubigung desselben durch die Musterungsbehörde stempelfrei ist (§. 30 a. a. £>.).

Gesuche, Beschwerdeschriften, Bittschriften, Eingaben, welche ein Privatinteresse zum Gegenstände haben, und bei solchen Staats- und Kommunal - Behörden oder Beamten eingereicht werden, welchen die Ausübung einer richterlichen oder polizei­ lichen Gewalt übertragen ist, oder welchen die Verwaltung öffentlicher allgemeiner Abgaben obliegt.................................................................................... 5 Sgr. Gesuche um Exekution eines rechtskräftig gewordenen Erkenntnisses können von dem Bittsteller ohne Stempel eingereicht werden. Es wird aber der dazu, und zu den dadurch veranlaßten Ausfertigungen erforderliche Stempel von Amtswegen von demjenigen eingezogen, gegen welchen die Exekution gerichtet ist. Bleibt die in Kraft gesetzt ist, werden die Formulare zu den Seefahrtsbüchern zum Preise von 12'/, Sgr. debitirt. Zn diesem Preise ist das Aequivalent für die durch die Verordnung vom 29. Sept. 1846 geregelte Abgabe von Gesindebüchern enthalten. Fällt letztere weg, so muß auch eine entsprechende Ermäßigung des Preises der Seefahrtsbücher eintreten. Da die Herstellungskosten der letzteren in neuester Zelt auf 2 Sgr. 41/, Pf. sich belaufen haben, so kann der Preis der Seefahrtsbücher von 12 V, Sgr. aus 2'/, Sgr herabgesetzt werden. Zn Betreff der Herstellung und des Verkaufs der Seefahrtsbücher eine Aenderung vorzunehmen, erscheint nicht rathsam, da dieselben eine solide Aus­ stattung erfordern und nur in verhältnißmäßig geringer Zahl abgesetzt werden." — Bergl. oben Anm. 2. c.

Tarif.

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Gesuche.

Exekution fruchtlos, so sind die Gesuche um dieselbe, und die dadurch veranlaßten Ausfertigungen, stempelfrei. (Vgl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 1 nebst Schlußabsatz sub b.; ferner S. 18, 19 §§ 19, 25 und S. 190 die Anm. 1 zu §. 11.] 1.

Kab.-O. v. 11. Marz 1833 (GS. S. 30): Ich setze hierdurch fest, daß, so wie bloße

Benachrichtigungen, keine Bescheidung oder Belehrung in der Sache selbst enthaltende Verfügungen der Behörden in der Regel nicht stempelpflichtig sind, auch bloße Beschleunigungsgesuche, welche keine zur Sache selbst gehörige Erörterungen oder Anträge enthalten und von den Interessenten oder ihren Geschäftsträgern an die Behörden gerichtet werden, in der Regel keines Stempels be­ dürfen, und es in den einzelnen Fällen dem billigen Ermessen der Behörde überlassen sein soll, in wie weit besondere Gründe eine Ausnahme hiervon rechtfertigen. Die Bestimmung ist als eine Ergänzung des Tarifs, unter der Rubrik „Gesuche", bekannt zu machen. 2. Gesuche sind nur dann stempelpflichtig, wenn sie bei den in der gleichnamigen Tarifposition genannten Behörden eingereicht werden. Zn den hier vorliegenden Fällen sind die Gesuche um Bewilligung von Darlehnen an die unter die Tarifposition a. a. O. nicht fallende Administration eines Hospitals gerichtet und bei dieser eingereicht.

Daß die genannte Administration die Gesuche

demnächst dem Magistrat vorgelegt hat, kommt nicht in Betracht.

R. des FM. und des M. d. Z.

v. 3. Mai 1869 an d. Magistrat zu N. (MB. S. 134, 135). 3. Für die Stempelpflichtigkeit von Gesuchen kommt es nicht darauf an, ob die richterliche rc. Behörde, an welche die Gesuche gerichtet werden, in ihrer vorgedachten Eigenschaft auf das vor ihr verhandelte Geschäft amtlich einwirkt, s. S. 404 Anm. 2. 4. Es kann nicht darauf ankommen, ob mit der schriftlichen Erklärung ein Antrag verbunden ist, welcher eine Bescheidung erwarten läßt, oder nicht, indem das Gesetz die Stempelpflichtigkeit der Gesuche nicht davon abhängig gemacht hat.

Das Gesetz würde dies sonst nicht mit Still­

schweigen übergangen, und nicht die ganz allgemein jeden schriftlichen Vortrag bezeichnende Benen­ nung „Eingaben" beigefügt haben. FMR. v. 25. Okt. 1828 III 20993 an d. PStD. in Kg. 5. Zn Betreff der Verwendung des nur Einmaligen Gesuchstempels zu einem von mehreren Personen unterschriebenen Gesuch s. Tarifpos. „Protokolle" Anm. 1. 6. Die Annahme, daß die erneuerten Gesuche der zu Geschworenen einberufenen Schiffskapitaine P. und B. lediglich als vom Gericht erforderte Ergänzungen anzusehen seien, kann nicht getheilt werden. Wenn auch durch die früher den Bittstellern ertheilten Bescheide die Ein­ reichung besonderer Bescheinigungen anheimgegeben war, so enthielten diese Bescheide doch eine bestimmte Ablehnung jener ersten Dispensations-Gesuche, und die darauf erneuerten Vorstellungen waren selbstständige und ergänzte Gesuche. Das Stempelgesetz hat aber dergleichen wiederholte, beziehungsweise ergänzte Gesuche nirgends für stempelsrei erklärt. Nur Beschleunigungsgesuche sollen einem Stempel nicht unterliegen (s. Anm. 1). ZMR. v. 13. Aug. 1864 III 2192 an d. Appell.-G. in Gr., mitgetheilt durch FMR. v. 18. deff. M. III 16922 an b. PStD. in S. 7. Dispensationsgesuche der Geschworenen, wenn die Befreiung von der SchwurgerichtsSitzung aus persönlichen Rücksichten nachgesucht wird, sind als Gesuche in Privatangelegenheiten, ebenso wie die zu diesem Zweck beigebrachten amtlichen Atteste, stempelpflichtig.

Nach

§. 3.a des Stempelgesetzes setzt die dort bezeichnete Befreiung die Schützbarkeit des Gegen­ standes voraus; bei an sich unschätzbaren Objekten berechtigt die Geringfügigkeit der Angelegenheit zwar nach der Tarifposition „Ausfertigungen" zu Erleichterungen hinsichtlich des Bescheid-Stempels, bildet aber im Uebrigen keinen Grund, von der Stempelverwendung Umgang zu nehmen. Darüber, in welchen Fällen die Verfolgung eines persönlichen Zntereffes als vorliegend anzunehmen, läßt sich eine allgemeine Regel nicht aufstellen; es wird jedoch daran festzuhalten sein, daß Gesuche,

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Tarif.

Gesuche — Gutachten der Sachverständigen.

mittelst deren ein Geschworener Erkrankungen oder andere unabweisbare Zufälle, welche ihm die Ausübung seiner Funktionen unmöglich machen, zur Kenntniß des Gerichtshofes bringt, keine Privat­ angelegenheit betreffen, und somit stempelfrei sind, weil sie den Zweck erfüllen, den Gang der schwurgerichtlichen Verhandlungen vor Störungen und Unterbrechungen zu bewahren. ZMR. v. 11. Sept. 1865 I 3326 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 20. deff. M. Hl 20013 an d. Reg. daselbst. — Das ZMR. v. 6. Zuni 1855 an d. Appell.-G. in Gr. (mitgetheilt durch FMR. v. 14. deff. M. III 14152 an d. PStD. in S.) nimmt an, daß ein Privat-Zntereffe ausschließlich resp. überwiegend vorliegt und die Gesuche stempelpflichtig sind: bei nothwendigen Privat-Reifen, Unabkömmlichkeit in der Wirthschaft, angeblicher, von der vorgesetzten Dienstbehörde nicht be­ scheinigter Unabkömmlichkeit im Amtsberuf, sowie wenn die in den Gesuchen enthaltenen Angaben (z. B. mangelnder Kenntniß der deutschen Sprache, Krankheit) vom Gerichtshöfe nicht als ent­ schuldigend anerkannt, daher nicht berücksichtigt sind, wogegen nach demselben Restripte in dem Falle, wenn als Dispensalionsgrund Krankheit angegeben wird, in Folge deren das Erscheinen zu den Schwurgerichtssitzungen unmöglich wird, die betreffenden Gesuche und Atteste stempelfrei bleiben. 8. Zu der durch den §. 22 des Post-Reglements vorgeschriebenen Erklärung, welche diejenigen bei den Postanstalten niederlegen müssen, welche die für sie angekommenen Sendungen sich nicht durch den Briefträger überbringen, sondern von der Post selbst abholen oder abholen lassen wollen, bedarf es, insofern die Erklärung nicht etwa gerichtlich oder notariell ausgenommen ist, überhaupt keines Stempels, und ist daher auch das Beglaubigungsattest nicht stempelpflichtig. Schreiben des FM. an d. M. f. Handel ic. v. 2. Nov. 1852 III 23831. Ebenso nach der Postdienst - Znstr. v. 1867 Abschn. V Abth. 1 Ausführungsbestimmungen zu §. 33. — Auch die mit diesen Erklärungen in engem Zusammenhange stehenden Anzeigen von Privaten über die eingetretene Veränderung beziehungsweise das Erlöschen der Firma, oder die Bevollmächtigung beziehungsweise das Aufhören einer bisherigen Vollmacht zur Empfangnahme von Briefen rc., sind stempelfrei. Schreiben des FM. an d. M. f. Handel rc. v. 21. Dez. 1860 111 25350, mitgetheilt durch FMR. v. dems. Tage an d. PStD. in S. (vergl. übrigens S. 441 Anm. 72).

Giro, s. Wechsel [fällt weg, s. S. 227 ff.]. Gütergemeinschafts - Verträge, unter Eheleuten, s. Eheverträge tjetzt 15 Sgr., s. S. 2 die Anm. §. 1 Nr. 1]. Die Wortstellung „Gütergemeinschafts-Verträge unter Eheleuten" läßt die Deutung zu, daß Verträge, die erst nach Eingehung der Ehe geschloffen werden, gemeint seien. Gesetzlich muß in­ dessen der Vertrag sowohl über Einführung als Ausschließung der Gütergemeinschaft vor der Heirath geschloffen werden (ALR. Th. 2 Tit. 1 §§. 354, 412), während diejenigen Fälle, in welchen der Ab­ schluß solcher Verträge auch noch nach geschlossener Ehe statthaft ist, zu den Ausnahmen gehören (§§. 355, 416 ff. a. a. O.). Daß das Stempelgesetz nur die Ausnahmefälle hat hervorheben wollen, ist nicht anzunehmen. Die allegirte Stempeltarif-Position ist daher auf alle Verträge über die ehe­ liche Gütergemeinschaft zu beziehen, ohne Unterschied, ob dieselben vor oder nach der Heirath abge­ schlossen werden. Zu diesen Beträgen ist übrigens nicht ein Stempel von 15 Sgr., sondern jedes­ mal der 2 Thlr-Stempel (jetzt 15 Sgr., s. bei vorst. Tarifpos.) zu verwenden. FMR. v. 23. Dez. 1840 III 30210 an d. PStD. in S. Vergl. Tarifpos. „Eheverträge" Anm. 1.

Gutachten der Sachverständigen, wenn sie bei stempelpflichligen Verhandlungen

gebraucht werden............................................................................... 15 Sgr. 1. Die einfache, ein UrtheU über eine technische Frage aussprechende Bescheinigung eines Nicht­ beamten ist weder als „Gutachten" noch als „amtliches Attest" fiempelpflichtig [ein approbirter

Tarif.

Gesuche — Gutachten der Sachverständigen.

525

Dhierarzt, der aber kein Beamter (Kreis, oder Departements-Thierarzt) war, hatte, unter ausführLicher Beschreibung des krankhaften Zustandes eines Pferdes, bescheinigt, daß dasselbe mit dem Dummkoller behaftet gewesen, ohne jedoch dies näher technisch zu motiviren, indem er vielmehr aus­ drücklich bemerkte, daß ein motivirtes Gutachten jederzeit bei ihm eingeholt werden könne). Erk. des OT. (1) v. 11. Jan. 1865 (OR. B. 5 S. 403). Bergt. Anm. 4.a Absatz 2. 2. a. Der Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 erklärt Gutachten von Sachverständigen nur insoweit für stempelpflichtig, als selbige bei stempelpflichtrgen Verhandlungen gebraucht werden; die Stempelverwendung ruht mithin nicht auf der Ausstellung, sondern auf dem Ge­ brauche, welcher damit gemacht wird. Das Medizinal-Kollegium muß daher für befugt erachtet werden, derjenigen Behörde, welche die Ausstellung des Gutachtens begehrt hat, den StempelVerbrauch zu überlassen. FMR. v. 14. Zuli 1852 Hl 16691 an d. PStD. in S. 2.b. Zn der Stempel - Revisionssache der rc. kann die Beschwerde vom 3. Mai b. I., deren Anlagen hier wieder beigefügt sind, nicht für begründet erachtet werden. Daß die der bestrittenen Erinnerung des Stempelsiskals zu Grunde liegenden Gutachten der Sachverständigen zu „stempelpflichtigen Verhandlungen" gebraucht werden, erscheint nicht zweifelhaft. Es handelt sich überall um die Ausführung des stempelpfiichtigen, durch die stempelpflichtige Police verbrieften Versicherungs­ vertrages, also um den Gebrauch der Gutachten zu stempelpflichtigen Verhandlungen. Daß die in Rede stehenden Gutachten vielfach einen Theil der gütlichen Vereinbarung der Gesellschaft, bezw. des Agenten derselben, mit den Versicherten bilden, ist von keinem Einfluß auf die Forderung des Stempels, zumal auch die unter Vorbehalt der demnächst ertheilten Genehmigung der Gesellschaft geschloffenen Vereinbarungen dem Stempel für Verträge unterliegen. Es könnte hiernach die Forderung des zweimaligen Stempels von 1 M. 50 Pf. in Frage kommen und es liegt um so weniger Grund zur Beschwerde vor, wenn dieser Stempel nur Einmal gefordert ist. FMR. y. 13. Zuli 1879 III 8525 an die Berliner Hagel-Affekuranz-Gesellschaft in B. 2. c. re. Die in den sogenannten „Protokollen der Sachverständigen" abgegebenen Erklärungen und Schätzungen sind allerdings „Gutachten" eben dieser Sachverständigen, der Umstand aber, daß derartige Gutachten in Protokollform abgegeben werden mögen, ist ohne Einfluß auf die Forderung des tarifmäßigen Stempels für dieselben. Die sonstigen Bedingungen der Stempelpflichtigkeit — im Sinne der Tarifposition des Stempelgesetzes beim Worte „Gutachten der Sach­ verständigen" — liegen vor, weil diese Gutachten zu Verhandlungen gebraucht werden, welche stempelpflichtig sind. Die Stempelpflichtigkeit der Versicherungsverträge erscheint nicht zweifelhaft, der Stempel für dieselben liegt in dem Stempel für die Policen, durch welche sie verbrieft werden. Die Bedingungen stellen einen wesentlichen Bestandtheil des Versicherungsvertrages dar und die Prämien sind nur der Maßstab für die Berechnung der Steuer; die Feststellung des Schadens endlich ist die Ausführung des Versicherungsvertrages. FMR. v. 28. April 1880 III 6113 an die General-Agentur der Magdeburger Feuerversich.-Gesellschaft i. B. — S. wegen dieses R. auch Anm. zur Tarifposit. „Verträge". 2.d. FMR. v. 14. Zanuar 1880 III 204 an die Direktion der Berliner Hagel-AssekuranzGesellschaft von 1832 in B.: rc. Ebenso sind die Gutachten der Sachverständigen, weil sie den verloren gegangenen Ertragstheil schätzen, mithin den Schaden, wenn auch nicht in Geld, feststellen, und weil sie zu den in Rede stehenden Vereinigungen, mithin zu stempelpflichtigen Verhandlungen, gebraucht worden sind, mit je 1,50 M. stempelpflichtig. Die Bedingung der Stempelpflichtigkeit der Gutachten würde selbst dann, wenn die erwähnten stempelpflichtigen Vereinbarungen über die Höhe des Verlustes nicht geschehen wären, schon aus dem Grunde vorhanden gewesen sein, weil die Policen, auf Grund deren die Schadenermittelung erfolgte, stempelpflichtige Verhandlungen darstellen. Die wenigen Fälle, in denen einen Stempel nicht erheischende Policen vorliegen, kommen nicht in Betracht, weil die aus diesen Policen entstandenen Verluste theils je 150 Mark übersteigen,

526

Tarif.

Gesuche — Gutachten der Sachverständigen.

theils gleichzeitig mit anderen, 150 M. übersteigenden Schäden geschätzt worden sind, und weil in beiden Beziehungen die Gutachten durch den Abschluß der Vereinigungen steuerpflichtig geworden sind.

Auch macht der Stempeltarif die Stempelpflichtigkeit der Gutachten nicht von der Vereidigung

der als Sachverständige fungirenden Personen abhängig.

Die Berufung auf die Verfügung vom

28. Februar 1860, 111 3863, ist nicht zutreffend, weil in dem damals vorgekommenen Falle es sich nur darum handelte, zu erklären, daß einem damals vorgelegt gewesenen ärztlichen Atteste die Eigenschaft eines stempelpflichtigen Gutachtens nicht beiwohnte re. — S. wegen dieses Reskr. auch Anm. zur Tarispos. „Verträge". Daffelbe ist den PSIBehörden mit dem Zusatze mitgetheilt: Sollten Schäden mehrerer Versicherter in einem Gutachten abgeschätzt werden und für den einzelnen Versicherten den Betrag von 150 M. nicht erreichen, so sind derartige Gutachten, sowie die auf deren Grund in einem Akte niedergeschriebenen Vereinigungen für stempelfrei zu erachten. FMR. v. 17. Dezember 1880 111 14632 an die Deutsche Hypothekenbank in B. (in deren Stempelrevisionssache), mitgetheilt dem PStD. daselbst: rc. rc. Es wird bemerkt, zu III. 4: Die Forderung des Stempels für die in Rede stehenden Gutachten findet ihre Begründung in der Thatsache, daß in den monirten Fällen die Darlehnsgeschäfte aus Grund dieser Gutachten zu Stande gekommen sind, bezw. daß die Auszahlung gewisser Raten auf Grund derselben stattgefunden hat. Die Darlehnsgeschäft.e

selbst

sind die stempelpflichtigen Verhandlungen,

„bei"

denen, wie es in der Tarifposition des Stempelgesetzes beim Worte „Gutachten der Sachverständigen" heißt, die Gutachten „gebraucht werden" und es kann in dieser Beziehung keinen Unterschied machen, ob über die gewährten Darlehne besondere Schuldverschreibungen ausgestellt werden, oder ob die Bank das Geld gegen (Sessionen hingiebt. Auch die (Sessionen sind, wie die Schuldver­ schreibungen, stempelpflichtige Verhandlungen. Der Einwand endlich, daß zur Zeit der Ausstellung der Gutachten sich vielfach noch nicht übersehen taffe, ob ein Darlehnsgeschäft werde zum Abschluffe kommen rc., läßt sich nicht anerkennen. — Die schon erwähnte Tarifposition macht die Stempelpflichtigkeit der Gutachten nicht abhängig von der Ausstellung, sondem von dem Gebrauch derselben.

Die Stempelpflichtigkeit tritt demgemäß erst ein,

daß die Verhandlungen, zu denen sie gebraucht werden, stempelpflichtig sind.

wenn feststeht, Der §. 12 des

Stempelgesetzes stellt in der Bestimmung einer 14 tägigen, von dem Tage der Ausfertigung ab zu berechnenden, Frist, nur eine allgemeine Regel auf,

welche nothwendig dann eine Aus­

nahme erleidet, wenn, wie hier und in anderen Tarifpositionen, die Stempelpflichtigkeit von dem Gebrauche einer Urkunde abhängig gemacht ist, oder wenn, nach Inhalt der Urkunde, der Werthstempel sich erst später berechnen läßt.

(Vgl. Anm. 9 zu §. 12 u. Anm. 2. c. Abs. 2 zur Tarifpos.

„Fideikommiß-Stiftungen"). — Wegen des anderweiten Inhalts dieses Rescr. s. Anm. zur Tarifpos. „Schuldverschreibungen". 3. Zum Gutachten der nach §§. 17 und 31 des Gesetzes zum Schutze gegen Nachdruck rc. vom 11. Juni 1837 (GS. S. 165) gebildeten Sachverständigen-Vereine werden Stempel nicht ver­ wendet.

Znstr. des Staats-Min. v. 15. Mai 1838 Nr. 14 (GS. S. 277).

Die Stempelfreiheit

dieser Gutachten ist wiederholt im Beschluß des Staatsministeriums vom 15. Okt. 1856 (GS. S. 873), betreffend die Abänderung des Gebührensatzes für diese Gutachten, ausgesprochen.

Zn

Stelle des Gesetzes vom 11. Zuni 1837 ist mit dem 1. Januar 1871 das für den Norddeutschen Bund erlassene Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musikalischen Kompositionen und dramatischen Werken, vom 11. Juni 1870 (BGbl. S. 399) getreten.

Nach

den §§. 30, 31 und 49 dieses Gesetzes sollen ebenfalls Sachverständigen-Vereine gebildet werden, welche, aus Erfordern des Richters, Gutachten abzugeben haben, und über deren Zusammensetzung und Geschäftsbettieb das Bundeskanzler-Amt die Instruktion erläßt. Diese Jnstruttion vom 12. Dez. 1870 (BGbl. S. 621) bestimmt im §.9: Die etwaige Verwendung von Stempeln zu dm Gutachten richtet sich nach den Gesetzen der einzelnen Bundesstaaten.

Tarif.

527

Gesuche — Gutachten der Sachverständigen.

4. a. Rach der Position „Prozeße im Tarif zum Stempelgesetz von 1822 sind die einzelnen Prozeß-Verhandlungen — einen an sich stempelpflichtigen Gegenstand vorausgesetzt — stempel­ pflichtig und soll nur die Verwendung der Stempel dazu bis zur Abfaffung des Erkenntniffes, wenn ein solches ergeht, ausgesetzt werden, und alsdann die Position „Erkennntniffe" in Anwen­ dung kommen, statt die Stempel zu den einzelnen Verhandlungen nachzubringen.

Das Sportel­

gesetz vom 10. Mai 1851 (GS. S. 622) hat hierin nach §. 16 (s. S. 8 Anm. 1. c) nur insofern eine Aenderung getroffen, daß zu den Prozeß-Verhandlungen besondere Stempel nicht mehr vor­ kommen, diese vielmehr mit den Gerichtskosten verschmolzen und mit diesen zu berichtigen sind, während zu den Akten der freiwilligen Gerichtsbarkeit die Stempel-Ansätze nach Vorschrift des Stempel-Tarifs nach wie vor vollständig erfolgen und als Gerichts-Kosten zur Verrechnung ge­ langen.

Stempelpflichtig an sich sind, ein stempelpflichtiges Objekt vorausgesetzt, die ge­

richtlichen Prozeß-Verhandlungen mithin auch gegenwärtig noch, und es findet da­ her die Position „Gutachten" nach wie vor auf gerichtliche Prozeß-Verhandlungen in der Art Anwendung, daß zu gerichtlichen Prozeß-Akten eingereichte Gutachten der Sachver­ ständigen, da sie solchergestalt bei stempelpflichtigen Verhandlungen gebraucht werden, dem Stempel von 15 Sgr. unterliegen.

Demgemäß haben Ew. rc. den dortigen Polizei-Anwalt auf seine an

Sie gerichtete Anftage unter dem Ersuchen mit Bescheidung zu versehen, der gegen das erste Er­ kenntniß angemeldeten Appellation Fortgang zu verschaffen, wobei noch bemerklich zu machen, wie es wohl nicht zweifelhaft sein könne, daß eingereichte Gutachten von Sachverständigen, weil sie im Stempel-Tarif besonders tarifirt worden,

ebenso

besonders

zu

versteuern

sind, wie Taxen,

Inventars u. s. w. Eine Erörterung der überdies noch von Ihnen angeregten Frage, ob das Schriftstück ein Gutachten sei, bedarf es dem Polizei-Anwalt gegenüber nicht, da dieser hierüber keine Bedenken erhoben hat.

Ew. rc. werden daher zur Nachachtung für künftige Fälle darauf aufmerksam gemacht,

daß es sich vorliegend allerdings um ein Gutachten handelt, da solches von vereideten Taxatoren, wenn gleich von einer Privat-Person extrahirt, über einen, ihrer Kognition anheimfallenden Gegen­ stand ausgestellt ist.

Wenn Sie, zur Unterstützung der entgegengesetzten Ansicht, sich auf die

diesseitige Entscheidung vom 10. Mai 1842 III 10521 berufen, so ist darauf zu entgegnen, daß damals ein, zwar von einem Physikus, aber nicht in seiner amtlichen Stellung ausgestelltes PrivatAttest, welches den Charakter des Gutachtens eines vereideten Sachverständigen nicht an sich trug, von einer Prozeß-Partei eingereicht war, während das vorliegende Gutachten von den Ausstellern ausdrücklich in chrer Eigenschaft als vereidete Taxatoren abgegeben ist.

FMR. v. 28. Febr. 1860

UI 3863 an d. PStD. in Br. (CBbl. f. ger. Beamte 1863 S. 114,115).

4. b.

Vergl. Anm. 1.

Gutachten der Sachverständigen, welche in einem Prozesse beigebracht werden,

sind, sobald der Gegenstand 50 Thlr und mehr beträgt, auch jetzt noch stempelpflichtig (weil nach §. 16 des Gerichtskostenges. v. 10. Mai 1851 nur der Naturalverbrauch des Stempelpapiers auf­ höre, durch den früheren Erkenntniß,Stempel aber der Stempel für beigebrachte Gutachten nicht gedeckt werde).

Erk. des OT. (1) v. 19. Oft. 1860 (OR. B. 1 S. 76, GA. B. 8 S. 815).

S. da­

gegen §. 2 Abs. 2 des DGAG. u. Motive dazu (S. 14 Anm. 13 u. S. 15 Note 1 Abs. 2). 5. a.

Auf die Vorstellung vom 24. v. Mts. wird der Direktion bei Rücksendung der Anlagen

erwidert, daß Gutachten der Sachverständigen, nach der gleichnamigen Position im Tarif zum Stempelgesetze vom 7. März 1822, stempelpflichtig sind, wenn sie bei stempelpflichtigen Verhandlungen gebraucht werden.

Die Tarif-Position macht hiernach die Stempel pflichtig keit nicht ab­

hängig von der Qualifikatiou der Sachverständigen, als Beamte, und es kann dahin gestellt bleiben, welche Bedeutung einer Erklärung der Beamten beizumeffen sein würde, nach welcher sie ihr Gutachten nicht auf den geleisteten Eid nehmen, vielmehr zu deffen eidlicher Bestätigung sich nur bereit erklären.

Zm Uebrigen können Beamte in ihrer amtlichen Eigenschaft, jener Erklärung

528

Tarif.

Gutachten der Sachverständigen — Inventarien.

ungeachtet, immer nur die Richtigkeit ihrer Angaben auf den Diensteid nehmen. Da sonst nicht be­ stritten wird, daß in den vorliegenden Fällen es sich um Gutachten von Sachverständigen handle, so ist die Forderung des Stempels auch diesseits aufrecht zu erhalten. FMR. v. 23. Mai 1876 III 6305 an die Direktion der Berliner Hagel-Affekuranz-Gesellschaft von 1832, mitgetheilt dem Stempelfiskalat in B. durch FMR. von demselben Tage. 5. b. Auf die Vorstellung vom 15. Februar d. Zs. wird der Direktion bei Rückgabe der vor­ gelegten Verhandlungen erwidert, daß die bei der dortigen Registratur-Revision v om Stempelfiskal zu Gutachten von Sachverständigen erhobene Nachforderung von Stempel auch dieffeits aufrecht erhalten werden muß. Daß überhaupt Gutachten, und zwar von Sachverständigen, den bestrittenen Erinnerungen des Stempelfiskals zu Grunde liegen, bestreitet die Direktion nicht; die Stempelpflichtigkeit dieser Gutachten wird nur deshalb in Abrede gestellt, weil die betreffenden Sachver­ ständigen nicht vereidet seien, die Gutachten auch nicht bei stempelpflichtigen Verhandlungen gebraucht würden. Beide Einwendungen sind unbegründet. Die Tarisposition des Stempelgesetzes beim Worte „Gutachten" rc. macht die Stempelpflichtigkeit nicht abhängig davon, daß die Sachverständigen, welche die Gutachten abgeben, vereidigt sind oder nicht. Demgemäß sind auch die von nicht ver­ eidigten Sachverständigen abgegebenen Gutachten stempelpflichtig, wenn die sonstigen Voraussetzungen der Tarisposition vorliegen. Letzteres ist aber der Fall rc. FMR. v. 5. April 1883 III 4145 an die Direktion der Preuß. Hagel-Versich.-Aktiengesellschaft in B. 6. Es genügt die Erklärung der Steuerbehörde, daß sie einen Stempel aus Grund der Position „Gutachten der Sachverständigen" fordere, um in Gemäßheit der im §. 78 Th. II Tit. 14 ALR. ausgesprochenen Regel den Rechtsweg auszuschließen. Erk. des RGer. (IV) v. 14. November 1881 Nr. IV 747/81 in Sachen der Leipziger Feuerversich.-Gesellschast wider den Steuerfiskus (bisher nicht abgedruckt). — S. wegen dieses Erk. auch S. 439 Anm. 70. b u. Anm. zur Tarispos. „Verträge". 7. Bestimmungen des Reichskanzler-Amts über die Zusammensetzung und den Geschäftsbetrieb der künstlerischen, photographischen und gewerblichen Sachverständigen-Vereine (vergl. Ges. v. 9. Ja­ nuar 1876 über das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und Ges. v. 10. Januar 1876 über den Schutz der Photographien gegen unbefugte Nachbildung RGB. S. 4, 8.) vom 29. Februar 1876 (Centralblatt für das deutsche Reich 1876 Nr. 9) — den Justizbehörden mitgetheilt durch Vers. des IM. v. 19. Oktober 1876 (IMB S. 193) — §. 7: Nach Maßgabe des gefaßten Beschluffes wird das Gutachten ausgefertigt, von den bei der Beschlußfaffung anwesend gewesenen Mitgliedern des Vereins unterschrieben und mit dem dem Vereine zu überweisenden Siegel unter­ siegelt. Die etwaige Verwendung von Stempeln zu dem Gutachten richtet sich nach den Gesetzen der einzelnen Bundesstaaten.

Handelsbillets, wie gezogene Wechsel, s. Wechsel [fällt

weg,

s. S. 227 ff.].

Heiraths-Äonsense, für Beamte...............................................................frei. Hypothekenscheine..................................................................... 15 Sgr. Indossament, s. Wechsel [fällt weg, s. S. 227 ff.]. Jngroffations-Derfügungen, an dieHypothekenbuchführer.......................... frei. Inventarien, welche zum Gebrauche bei stempelpflichtigen Verhandlungen dienen...................................................................................... 15 Sgr. Werden dieselben jedoch blosdeshalbaufgenommen, um den Betrag einer Stempelabgabe auszumitteln, so ist die §. 3 Buchst, e des Gesetzes ausgesprochene Befreiung auf sie anzuwenden.

Tarif. — Gutachten der Sachverständigen — Inventarien.

529

1. Die Stempelpflichtigkeit der Inventarien hängt nach der deutlichen Vorschrift der diesfälligen Tarifposition, welcher gemäß alle zum Gebrauch bei stempeipflichtigen Verhandlungen die­ nenden Inventarien einen Stempel von 15 Sgr. erfordern, keinesweges von der Gattung, sondern lediglich von der Stempelpflichttgkeit der Verhandlungen, bei welchen sie gebraucht werden, ab, und es erfordern hiernach alle Verzeichniffe ohne Ausnahme, welche nach den gesetzlichen Defini­ tionen von „Inventarien" und resp. von „Inbegriff von Sachen und Rechten" (ALR. Th. 1 Tit. 2 §§. 104 u. 32 ff.) für Inventarien zu erachten sind und zum Gebrauch bei stempelpflichttgen Ver­ handlungen dienen, gleichviel ob bei Aufnahme derselben das in §. 53 Tit. 5 Th. 2 der AGO. vorgeschriebene Formular angewendet worden ist, oder nicht, einen Stempel von 15 Sgr. FMR. v. 8. Dez. 1834 III 28584, im Einverst. des ZM. (Zurist. Zeitung 1836 S. 281.)

2. a. Nach §. 104 Tit. 2 Th. 1 ALR. ist ein Inventarium ein Verzeichniß aller zu einem In­ begriff gehörigen Stücke, und danach ist ein Verzeichniß, welches die zu einem Grundstücke gehörigen einzelnen unbeweglichen Theile und beweglichen Gegenstände enthält, ein Inventarium, welches nach der Tarifposition „Inventarien" dem Stempel unterliegt. FMR. v. 21. Jan. 1840 III 994 (GK.). 2. b. Wenn in einem Mobiliarkaufvertrage zur näheren Bezeichnung des Kaufobjektes auf ein besonders vollzogenes Verzeichniß der einzelnen verkauften Gegenstände. Bezug genommen ist, so findet auf dieses Verzeichniß die Tarifposition „Inventarien" zu dem Stempelgesetz v. 7. März 1822 nur dann Anwendung, wenn die darin verzeichneten Gegenstände einen Inbegriff von Sachen ausmachen. Erk. des RGer. (2) v. 20. April 1880, Entsch. des RGer. in Strass. B. 1 S. 419, Rspr. des RGer. B. 1 S. 624)'). — Vergl. wegen dieses Erk. auch S. 415 Anm. 15. b. 3. Das dem Pachtverträge beigefügte besondere Verzeichniß der zur verpachteten Badeanstalt resp. zu einzelnen Zimmern und dem Garten gehörenden verschiedenen Gegenstände ist offenbar ein Inventarium im Sinne des Stempelgesetzes; auch §. 104 Tit. 2 Th. 1 des ALR. enthält die Bestimmung: Inventarium überhaupt ist das Verzeichniß aller zu einem Inbegriff gehörigen Gegen­ stände („Stück", wie es daselbst heißt, s. vorige Anm/j. Das Stempelgesetz macht die Versteue­ rung eines solchen Verzeichniffes offenbar davon abhängig, daß es besonders aufgenommen und dem Vertrage beigefügt ist; deshalb erscheint auch der Umstand gleichgültig, daß die Versteuerung unnöthig wird, sobald die Aufzählung aller jener Gegenstände in dem Vertrage selbst bewirkt ist, ebensowie eine doppelte Versteuerung eintritt, wenn Konttahenten Verabredungen, die sie in einer und derselben Urkunde abgeben konnten, in zwei besonderen Instrumenten treffen. ZMR. v. 9. Zan. 1864 111 2896 an d. Notar Z., mitgetheilt durch FMR. v. 26. deff. M. III 915 an d. PStD. in S. 4. Das dem Kaufverträge beigefügte Verzeichniß enthält die Angabe aller zur maschinellen Einrichtung des verkauften Brauereigrundstückes gehörigen Gegenstände und ist daher nach §. 104 Tit. 2 Th. 1 ALR. als ein Inventarium anzusehen und nach der gleichnamigen Stempeltarifposition ') Aus den Erk.-Gründen: Die Nichttgkeitsbeschwerde des Oberstaatsanwaltes kann insoweit für begründet nicht erachtet werden, als dieselbe geltend macht, daß zu dem in dem Kaufvertrag vom 7. Oktober 1878 in Bezug genommenen Verzeichniffe der verkauften Mobilien nach der Tarif­ position „Inventarien" zu dem Stempelgesetze vom 7. März 1822 ein Stempel von 1 Mark 50 Pf. zu verwenden gewesen. Nach dem für die Auslegung herbeizuziehenden §. 104 ALR.'s I. 2. wird unter „Inventarium" das Verzeichniß aller zu einem Inbegriff gehörigen Stücke verstanden, und nach §. 23 daselbst machen mehrere besondere Sachen, die mit einem gemeinschaftlichen Namen bezeichnet zu werden pflegen, einen Inbegriff von Sachen aus und werden zusammen genommen als ein einzelnes Ganzes behandelt. Um einen solchen Inbegriff handelt es sich bei den in dem gedachten Verzeichnisse unter Angabe der einzelnen Preise als verkauft auf geführten Möbeln, Haus­ und Küchengeräthen, Kleidern und Betten nicht. Eine Verbindung dieser Sachen zu einem Ganzen hat ersichtlich nicht bestanden. Dieselben erscheinen in dem Verzeichniffe lediglich als besondere Sachen, die in eine andere Beziehung, als daß sie gleichzeitig verkauft wurden, nicht gesetzt waren. Die Tarifpositton „Inventarien" findet daher vorliegend keine Anwendung. 34 Hoyer u. Saupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Aust.

530

Tarif.

Kaufverträge.

(Unbestimmtes Objekt rc. — Schriftliche« »nerkenntniß eine« mündlich geschloffenen Kaufvertrages tc.]

mit 15 Sgr. stempelpflichtig. Erk. des OT. (I) v. 12. Mai 1873 in Sachen der Aktiengesellschaft Frankfurter Aktienbrauerei wider den Fiskus (Nr. 1214 — bisher nicht abgedruckt). 6. Zn Betreff der Stempelpflichtigkeit der zu gerichtlichen Nachlaßregulirungsakten einge­ reichten Inventarien vergl. S. 10 Anm. 2.

Kalender

rc. (fällt weg, s. S. 338 bei §§. 28, 29].

Kaufverträge über inländische Grundstücke und Grundgerechtigkeiten, Eins vom Hundert des nach §. 4 und 5 des Gesetzes berechneten Kaufwerths. „ über außerhalb Landes belegene Grundstücke und Grund­ gerechtigkeiten ............................................................. 15 Sgr. „ über alle andere Gegenstände ohne Unterschied, sofern über den Kauf derselben ein besonderer schriftlicher Vertrag abgeschlossen wird. Ein Drittheil Prozent des vertragsmäßigen Kaufpreises. 1. a. Wenn bei Verträgen über Eigenthumsabtretung oder Lieferung gegen Bezahlung das abzutretende Objekt dergestalt unbestimmt ist, daß es weder in sich selbst, noch aus einem anderweitigen unzweifelhaften und bedingenden Faktum dem Betrage nach festgestellt werden kann (ALR. Th- 1 Tit. 11 §.32 (soll wohl heißen: §. 12] u. 981), so führt dies nur dahin, daß ein solcher Vertrag gar nicht als Kaufvertrag dem Werthstempel, sondern als unbenannter Vertrag (über Verpflichtung zu künftigen Handlungen) dem allgemeinen Vertragsstempel (von 15 Sgr.) zu unterwerfen ist. FMR. v. 10. Nov. 1828 III 23123 an d. PStD. in S. (SK.). 1. b. Der Käufer kann vor erfolgter Auflassung eines Grundstücks, auch wenn die Uebergabe desselbe stattgefunden haben mag, die Rechte aus dem Kaufverträge durch bloße Session abtreten, weil er durch die bloße Uebergabe ohne Auslastung nach Lage der Gesetz­ gebung noch nicht Eigenthümer geworden ist. FMR. v. 25. Novemb. 1874 III 16673 u. ZMR. v. 19. Dezemb. 1878 III 2751 (Khm. S. 90). Vgl. Anm. 75 zu §. 5. 2. a. Zn Betreff der Stempelpflichtigkeit des schriftlichen Anerkenntnisses resp. historischer Erwähnung eines mündlich gültig geschlossenen Kaufvertrages s. das Erkenntniß des OTrib. v. 22. April 1864, Anm. 2 zu §. 5. Ebenso hat das inzwischen ergangene Erk. des OT. (2) v. 11. Zuni 1874 (OR. B. 15 S. 387 ff.) entschieden, daß eine von beiden Theilen unterschriebene Urkunde, welche das schriftliche Anerkenntniß eines mündlich gültig abgeschlossenen Kaufvertrages enthält, dem gesetzlichen Kaufstempel unterliegt. (Die Wittwe S. zu Frankfurt a. M. hatte im Zähre 1860 ihrem Stiefsohne E. ihre Grundstücke in rechtsverbindlicher Weise durch münd­ lich vereinbarten Vertrag verkauft und demnächst im Jahre 1871 dem E. den rückständigen Kauf­ preis durch eine Urkunde geschenkt, in welcher jener früher abgeschlossene Kaufvertrag seinem wesent­ lichen Inhalte nach relatirt wurde. In den Erk.-Gründen heißt es u. A.: der Ausführung des Angeklagten, daß der mündlich abgeschlossene Kaufvertrag in der Schenkungsurkunde nur zum Zwecke der genauen Präcisirung der Schenkung und um festzustellen, was und unter welchen Modalitäten die Wittwe S. habe schenken wollen, historisch erwähnt worden, sei kein Gewicht beizulegen; denn die Instanz-Richter hätten festgestellt, daß das beiderseitige Anerkenntniß zu dem Zwecke erfolgt sei, den Käufer als Eigenthümer der Grundstücke bei der Hypothekenbehörde zu legitimiren rc.; über­ dies komme es aber auf den Zweck, zu welchem die Anerkennung des Kaufvertrages und dessen Erwähnung in der Urkunde erfolgt sei, überhaupt nicht an, sondern lediglich darauf, ob, wie im vorliegenden Falle geschehen, neben dem etwaigen anderweitigen Zweck der fraglichen Urkunde das Kaufgeschäft seinen essentiellen Erfordernissen entsprechend in der Urkunde dokumentirt sei. Schließ­ lich wird in den Erk.-Gründen auf die gleiche Entscheidung des OTrib. in dem oben citirten Erk. v. 22. April 1864 verwiesen.) — Vergl. auch FMR. v. 16. Aug. 1861 (s. Anm. zur Tarifpos. „Schuldverschreibungen").

Tarif.

Kaufverträge.

[Bcrdnbanmgen betr. -arzellirung eines Grundstück«.)

L. b. Es unterliegen auch solche Urkunden dem Stempel für Kaufverträge, welche von beidm Theilen unterschrieben worden und das Anerkenntniß eines Kaufgeschäfts enthalten, falldie Anerkennung in verpflichtender Absicht, um durch dieselbe Rechte und Verbindlichkeiten zu be­ gründen, darin ausgesprochen ist; gleichgültig, ob das Anerkenntniß Hauptzweck der Errichtung der Urkunde gewesen, oder ob dieselbe, sei es prinzipaliter, sei es nebenher, noch andern Zwecken hat dienen sollen. Erk. d. RGer. (III) v. 16. Mai 1884 (Khm. S. 89). 3. Bei Käufen von Mobilien fehlt es an einer ausdrücklichen gesetzlichen Vorschrift, welche anordnet, daß der Werth anderweiter vom Käufer außer dem Kaufpreise übernommener Prästationen letzterem zugerechnet werden solle, wie dies die Allerh. Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1 zu §. 5) für den Kauf von Immobilien vorschreibt. FMR. v. 9. März 1855 III 3878 an d. Reg. in F. 4. Nur bei Verhandlungen über Immobilien sind nach allgemeinen Grundsätzen die Gesetze des OrtS, wo dieselben liegen, für maßgebend, bei anderen Gegenständen dagegen die Personal­ statuten und resp. diejenigen Gesetze, welche am Orte der vorgenommenen Handlung gelten, für anwendbar zu erachten. Hiernach muß zu einem im Zn lande geschlossenen Kaufverträge über ausländische bewegliche Sachen der in den diesseitigen Gesetzen vorgeschriebene Stempel verwendet und demgemäß der fehlende Stempel von 10,000 Thlrn zu V3 Prozent nach Abzug der verbrauchten 15 Sgr. nachgebracht werden. FMR. v. 6. März 1842 III 3126 an d. PStD. in Br. Vgl. auch Anm. 6. a, b. 5. a. Ein schriftlicher Vertrag, nach welchem der darin mit dem Verkauf eines Grund­ stückes Beauftragte, je nachdem er von dem Grundstücke nichts oder nur einen Theil verkauft, im ersteren Falle berechtigt, im letzteren Falle verpflichtet sein soll, das ganze Grund­ stück resp. den nicht verkauften Theil desselben selbst käuflich zu erwerben, enthält kein Kaufgeschäft. Erk. des OT. v. 20. März 1868 (I Nr. 753 in Sachen des Mühlenbesitzers H. wider die Sportelkaffe der Kreisgerichts-Kommission zu W. — bisher nicht abgedruckt). Ebenso Erk. des OT. v. 22. Zan. 1872 (I Nr. 332 in Sachen des Kaufmanns K. wider den Fiskus — bisher nicht ab­ gedruckt); diese Entscheidung gründet sich auf die als thatsächliche Feststellung bezeichnete und des­ halb durch die Nichtigkeitsbeschwerde unanfechtbare Interpretation des betreffenden Vertrages Seitens deS Appell.-Rtchters, welcher ausgeführt hatte, daß immer nur einer der Kontrahenten ein Recht erworben und der andere Kontrahent nur die entsprechende Pflicht übernommen, daß also eine Uebernahme gegenseitiger Verpflichtungen nicht vorliege, wie zur Annahme eines Kaufvertrages als eines zweiseitigen Vertrages im Sinne der gesetzlichen Vorschriften (ALR. Th. 1 Tit. 5 §. 7 u. Tit. 11 §. 1) erforderlich gewesen, und daß der Mangel wesentlicher Erfordernisse eines Kauf­ geschäfts insbesondere für den Fall hervortrete, daß das Gut nur in einzelnen Theilen verkauft werden sollte, da alsdann die nach dem Gesetze (Tit. 11 §.12 a. a. O.) wesentlich erforderliche hin­ längliche Bestimmung des von dem Bevollmächtigten für eigene Rechnung anzunehmenden Restes des Grundstückes und des dafür zu erlegenden Kaufpreises nicht getroffen sei und im Voraus auch nicht wohl habe getroffen werden können. — Die Ministerien der Zustiz und der Finanzen haben sich schließlich ebenfalls dafür entschieden, in Fällen der in Rede stehenden Art den Kaufwerthstempel nicht zu fordern. ZMR. v. 11. März 1872 111 651 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 26. defl. M. III 4140 an d. Reg. daselbst. 5. b. Die Auffassung der Königl. Regierung und des Königl. Appell.-Gerichts daselbst, daß die notarielle Verhandlung vom 11. März 1871 außer dem Vollmachtsvertrage noch einen unter Suspensiv-Bedingung geschloffenen Kaufvertrag enthalte, würde, wie das Letztere nicht verkennt, nur unter der Voraussetzung zutreffen, daß der §. 5 beiden Theilen das Recht gäbe, event, auf Erfüllung zu klagen. Der §. 5 legt aber dem betreffenden Einen der Vollmachtnehmer nur die Verpflichtung auf, in dem vorausgesetzten Falle daS Grundstück selbst zu kaufen; ein Recht 34*

532

Tarif.

Kaufverträge.

(Vereinbarungen betr. Parzellirung eines Grundstücks.)

darauf erlangt er aber nicht; der Vollmachtgeberin ist die Verpflichtung zum Verkaufe ebensowenig auferlegt. Aus der ganzen Fassung, aus welche das König!. Appell.-Gericht in dem an den Herrn Justiz-Minister erstatteten Berichte sich nur ganz allgemein bezieht, geht keineswegs hervor, daß die Wittwe S. zur käuflichen Ueberlaffung des Grundstücks verpflichtet sei; es scheint im Gegen­ theil, daß auch die Absicht sämmtlicher Kontrahenten dahin gegangen sei, der Vollmachtgeberin nur ein bezügliches Recht zu verleihen, ohne ihr eine entsprechende Verpflichtung aufzuerlegen. Zm Einverständniß mit dem Herrn Justiz-Minister wird die König!. Regierung deshalb angewiesen, die Erinnerung des Stempelfiskals als erledigt anzunehmen. FMR. v. 4. Sept. 1873 III 12635 an d. Reg. in F.; in jener notariellen Verhandlung hatte die Wittwe S. mehrere Personen be­ vollmächtigt, ihr Grundstück im Ganzen oder in Parzellen unter Beschaffung eines Kaufpreises von mindestens 19,000 Thlrn zu verkaufen. Zm §. 5 dieser Verhandlung war bestimmt: „Sollte bis zum 2. Juli d. I. kein Theil des der Wittwe S. gehörigen Grundstücks verkauft worden sein, so übernimmt der Bevollmächtigte S. die Verpflichtung, der Wittwe S. ihr vorbezeichnetes Grundstück für den Preis von 18,600 Thlrn unverzüglich abzukaufen." Hierin hatte der Stempelfiskal die Verabredung eines eventuellen Kaufgeschäfts erblickt und, außer dem zur Verhandlung verbrauchten Vollmachtsstempel von 15 Sgr., 186 Thlr Kaufwerthstempel nachgefordert. 5.e.A Die dem Mandate zur Parzellirung eines Grundstücks beigefügte Verein­ barung einer eventuellen Uebernahme desselben durch den Mandatar für denselben Preis, der durch die Parzellirung dem Mandanten verschafft werden sollte, enthält an sich und ohne Rücksicht auf den Erfolg, sowie ungeachtet des Vorbehaltens eines desfalls später zu errichtenden besonderen Vertrages, eine nach der Position über Kaufverträge stempelpflichtige Verhandlung. Erk. des OT. (IV) v. 23. Nov. 1875 (Entsch. B. 76 S. 238).') *) Der Kaufmann M. schloß am 11. Sept. 1873 zu Lübeck mit dem Hofbesitzer B. wegen der Veräußerung eines dem letzteren gehörenden, in Holstein Gelegenen Hofes einen schriftlichen Vertrag ab. Inhalts desselben überließ B. dem M. diesen Hof mit der Ermächtigung, denselben im Ganzen oder im Einzelnen zu verkaufen, zu übergeben, die Kaufkontrakte mit den Käufern abzuschließen und in die Umschreibung auf deren Namen zu willigen. Der zu beschaffende Kaufpreis war auf 57000 Mark festgesetzt Davon hatte M. bei dem Abschlüsse des Vertrages 4000 Mark zu zahlen, während der Rest demnächst dem B. durch die Käufer der Parzellen überwiesen werden sollte. Würde M. die Stelle bis zum 1. Nov. 1873 nicht parzellirt haben, so sollte er gehalten sein, an diesem Tage dieselbe zu übernehmen, ferner 10000 Mark an B. zu zahlen und den Rest gegen Umund Zuschreibung protokolliren zu lassen. Beigefügt waren endlich noch folgende besondere Bestim­ mungen: Sollte M. die 10000 Mark am 1. Nov. nicht gezahlt haben, so seien die oben erwähnten 4000 Mark als Entschädigung anzusehen und B. bleibe im Besitze der Stelle nach wie vor. Im Falle der Uebernahme der Stelle durch M. wurde dieser Vertrag vom 11. Sept. 1873 „Behufs Errichtung eines Kaufkontraktes" zum Grunde gelegt. Das Amtsgericht zu S. hielt den zu diesem Vertrage verwandten allgemeinen Lertragsstempel zu 15 Sgr. nicht für ausreichend. Die PStDirektion zu Altona trat der Ansicht des Amtsgerichts, daß ein Kaufkontrakt vorliege, bei, und ver­ anlaßte demgemäß die Einziehung des Stempels zu Einem Prozent vom Kaufpreise im Betrage von 227 Thlrn 15 Sgr. In dem auf Restitution von dem Kaufmanne M. angestrengten Prozesse vertrat derselbe die Ansicht, daß die fragt. Urkunde nur einen Vollmachtsvertrag und daneben Ver­ abredungen wegen eines Kaufes enthalte, welche den Kläger zur Eingehung eines solchen noch nicht verpflichtet hätten. Das Kreisgericht zu Altona und auf erhobene Beschwerde das App.-Gericht zu Kiel stellten fest, daß die auf den Fall nicht erfolgender Parzellirung getroffene Vereinbarung ein unter den Kontrahenten geschlossenes Kaufgeschäft darstelle, welches nur durch die bis zum 1. Nov. nicht gelungene Parzellirung bedingt sei, im Uebrigen aber alle Essentialien eines solchen enthalte. Da betbe Theile an das getroffene Uebereinkommen gebunden seien, so hielten beide Jnstanzrichter die nach der Tarifbestimmung über Kaufgeschäfte zu bemessende Steuerpflicht für vorliegend gegeben. Die vom Kläger erhobene Nichtigkeitsbeschwerde wurde vom OT. verworfen; in den Erk.-Gründen heißt es: Haben die betheiligten Personen sich dahin geeinigt, daß die gewollte rechtliche Wirkung nur bei dem Eintritte eines besonderen Umstandes sich realisiren solle l Suspensiv-Bedingung), gleichwohl aber für diesen Fall zum Voraus sich über den eventuell in Kraft tretenden Vertrag nach seinen wesentlichen Bestandtheilen schlüssig gemacht, so liegt ein im Rechte geschütztes Vertrags-

Tarif.

Kaufverträge.

[Äauf inländischer Immobilien.^

Zn einem andern Falle, über welchen das Erk. des RGer. (IV) v. 1. November 1883 (CB. 1884 S. 37 — s. auch Komm. S. 408 Anm l.b) ergangen ist, war der Inhalt zweier bezüglicher Verträge v. 14. Febr. u. 6. Zuni 1878 dahin festgestellt, daß der Auftrag zum Verkaufe oder Ver­ tausche des Gutes H. und des Lehnschulzengutes in L. dem Kläger resp. in Gemeinschaft mit dem Kaufmann Z. ertheilt und von ihnen übernommen werde, daß Kläger resp. in Gemeinschaft mit Z. als persönlicher Schuldner sich schlechtweg zur Berichtigung des Kaufpreises, welcher nach kontrakt­ licher Festsetzung erzielt werden soll, verpflichte und dessen Zahlung, abgesehen von dem wirklichen Ergebniß der auszuführenden Veräußerungsgeschäste und von der Beitreibung oder Beitreibbarkeit der erzielten Kaufpreise, zum 1. Oktober 1878 verspreche, und daß Kläger respektive gemeinschaftlich mit Z. berechtigt sein solle, die Grundstücke für die beim Verkaufsauftrag gestellten Preise käuflich zu erwerben. Es wurden vom Reichsgericht außer dem Vollmachtsauftrage persönliche Schuldver­ pflichtungen zur Bezahlung bestimmter Geldsummen, und Vereinbarungen über den eventuellen Ein­ tritt der Bevollmächtigten als Selbsterwerber der Grundstücke als vorliegend angenommen und demgemäß der Vollmachtsstempel, der Schuldverschreibungsstempel von den beregten Geldsummen und der allgemeine Vertragsstempel für erforderlich erachtet. 6.a. Nach der Stempeltarif-Position „Kaufverträge" sind nur Kaufverträge über inlän­ dische Grundstücke und Grundgerechtigkeiten dem 1 Prozent-Stempel, Kaufverträge über alle andere Gegenstände ohne Unterschied dagegen nur dem Stempel zu V3 Prozent unterworfen. Von dem Kaufpreise für, dem Abbruch unterworfene Häuser und andere Gebäulichkeiten ohne Grund und Boden läßt sich daher der Stempel zu 1 Prozent nicht fordern. FMR. v. 28. Zuli 1857 III 16925 an d. PStD. in S.; vergl. Anm. 7. a—c. 6. b. Wegen der int Auslande geschlossenen Kaufverträge über inländische Grund­ stücke s. Anm. 27 zu §. 12 (S. 220). Wegen der int Jnlande geschloffenen Kaufverträge über ausländische bewegliche Sachen s. oben Anm. 4. 7. a. Unter den in der Tarifposition „Kaufverträge" des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 gedachten Grundstücken sind Wohnhäuser überhaupt, welche zur fortdauernden Benutzung dienen und zum Abbruch nicht bestimmt sind, und auch für den Fall mitenthalten, wenn dieselben auf ftemdem Grund und Boden sich befinden. Erk. des OT. (I) v. 13. Zuli 1868 (Str. A. B. 72 S. 71). Vergl. Anm. 6. a. 7.d. Zn den vorliegenden Verträgen überläßt der eine Theil dem anderen neben seinem Nutzungsrechte an sogenannten Elokationsländereien das Eigenthum an den ihm gehörigen, darauf befindlichen Gebäuden gegen Zahlung eines bestimmten Preises. Das Recht des Uebertragenden an den Ländereien ist ein emphyteutisches, wenn auch auf eine gewisse Zeit beschränktes; die Uebertragung dieses Rechtes geschieht durch Session. Hinsichtlich der Gebäude liegt ein Kauf vor und zwar ein Kauf von Zmmobilien, da die Gebäude nicht als zumAbbruch bestimmt, sondern als zur fortdauernden Benutzung geeignet verkauft worden sind, und das Eigenthum derselben den» Emphyteuten verbleibt, auch wenn sein Nutzungsrecht auf­ hört. Nach §. 6 Tit. 2 Th. 1 ALR. und dem Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 „Kauf­ verträge" unterliegt es hiernach keinem Zweifel, daß zu den Verträgen, soweit sie sich auf die Gebäude beziehen, der Kaufwerthstempel von 1 Prozent zu verwenden ist. Eben daraus folgt aber Verhältniß vor, vermöge dessen der eine Kontrahent dem anderen verbunden ist, die in Aussicht gestellte rechtlicbe Wirkung des Geschäfts lediglich von dem Eintritte oder Ausfalle der Bedingung abhängen zu lassen, ohne inzwischen einseitig der desfalls übernommenen Verpflichtung sich entziehen zu können, rc. (Die der Entscheidung int Wesentlichen zum Grunde liegende Tarifposition Nr. 28 der Der. v. 7. August 1867 wegen Erhebung der Stempelsteuer in den Herzogthümern Schleswig und Holstein, stimmt mit der Position „Kaufverträge" des Stplges. v. 7. März 1822 überein.)

534

Tarif. Kaufverträge. [Superficies rc.; «aufgeschLste bei Eingehung ober Auflösung einer Societät.]

auch mit Rücksicht auf die Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 (s. Anm. 1 zu §. 5), daß der Werth des von dem Käufer übernommenen Leibgedinges verhältnißmäßig, soweit nämlich das Leib­ gedinge auf die verkauften Gebäude zu rechnen ist, als Kaufgeld in Ansatz gebracht und der Stempelsteuer mitunterworfen werden mußte. ZMR. v. 26. Sept. 1853 an d. Notar S., mitgetheilt durch FMR. v. 5. Okt. defs. Z. III 22625 an d. PStD. in D. Wenn dem Pächter auf dem erpachteten Grundstücke eine Superficies zustand, er also die Befugniß zu bauen hatte, so würde die Veräußerung des Gebäudes an den neuen Pächter, sofern es nicht zum Abbruch veräußert worden, dem Werthstempel zu 1 Prozent unterliegen. FMR. v. 27. April 1854 III 9133 an d. PStD. in D. 7. c. Dem Pächter ist im Pachtverträge zwar die Befugniß eingeräumt, das erpachtete Grund­ stück mit den erforderlichen Wohn- und Wirthschaftsgebäuden zu besetzen, jedoch nur mit der Wir­ kung, daß ihm das Eigenthum daran blos für die Dauer seines Pachtrechts verbleibt, während er beim Aufhören desselben lediglich befugt sein soll, die Gebäude, wenn keine anderweite Einigung deswegen stattfindet, fortzunehmen. Daß dem Pächter danach ein dauerndes Recht aus Bebauung des fremden, von ihm erpachteten Grund und Bodens eingeräumt ist, wie es dem Emphyteuten zusteht, läßt sich hiernach nicht behaupten, wenngleich die Dauer des verabredeten Zeitpachtvertrages 100 Zahre währen, letzterer auf die Erben des Pächters übergehen und das Pachtrecht selbst be­ dingungsweise veräußerlich sein soll. Die entgeltliche Ueberlassung der vom bisherigen Pächter errichteten Gebäude an den neuen Pächter ist daher als ein Kauf von Immobilien nicht anzusehen, da es bei der Veräußerung von Gegenständen nicht blos auf die physische Beschaffenheit derselben zur Zeit der Veräußerung, sondern auch darauf ankommt, ob dem Käufer das Eigenthum, dieser physischen Beschaffenheit entsprechend hat übertragen werden sollen, dies aber hier nach Inhalt des Vertrages in so fern nicht der Fall ist, als dem neuen Pächter keine größeren Rechte auf das Fortbestehen dieser Gebäude eingeräumt werden konnten, als der bisherige Pächter besaß. FMR. v. 15. Aug. 1854 III 18998 an d. PStD. in D. Gebäude auf fremdem Grund und Boden können, wenn nicht eine Superficies oder ein Recht auf eine dauernde Verbindung vorliegt, als ein Grundstück nicht angesehen werden. Die Kaufverträge über derartige Gebäude unterliegen nicht dem Stempelbetrage mit Eins vom Hundert, sondern nur dem mit V3 vom Hundert (e§ handelte sich um den Verkauf von Gebäuden Seitens eines Pächters, die derselbe auf dem gepachteten, kontraktlich mit Ablauf der Pachtzeit frei von Gebäuden an den Verpächter zurückzugewährenden Grundstücke errichtet hatte). Erk. des OT. (I) v. 20. Okt. 1871 (Str. A. B. 84 S. 88). 8. ft. Ein Sozietäts-Vertrag, in welchem ein Socius Güter in die geschlossene So­ zietät als Sozietätsfonds bringt, so daß diese Güter nach §. 198—200 Tit. 17 Th. 1 ALR. gemeinschaftliches Eigenthum der Kontrahenten werden, unterliegt nicht dem Kaufstempel, sebst wenn jene Güter zum Zweck der künftigen Auseinandersetzung zu einem bestimmten Preise angeschlagen worden. FMR. v. 6. Juli 1842 III 12921 (GK.). 8. b. Es läßt sich, wie dem Königlichen Stempelfiskalat auf den Bericht vom 6. d. Mts. bei Rücksendung der Anlagen erwidert wird, nicht anerkennen, daß die notarielle Verhandlung vom 9. März d. I. die Effentialien des Kaufs enthalte. Der zweite Gesellschafter wird ideeller Miteigenthümer nicht auf Grund eines Kaufs, sondern auf Grund eines Societätsvertrages. Der so­ genannte Einbringungspreis, worunter wohl der in Geld veranschlagte Werth des vom rc. Z. ein­ gebrachten Gutes zu verstehen ist und welcher gedeckt wird durch die Hypothekenschulden von 48,000 Thlr. und durch die für den rc. Z. neu eingetragenen Grundschuldbriefe von 36,000 Thlr. wird nicht, auch nicht zum Theil, weder von der Gesellschaft, noch von dem zweiten Gesellschafter als Kaufpreis angesehen oder übernommen, insbesondere übernimmt der letztere auch nicht die Hälfte der in Folge schon des Miteigenthums auf die Gesellschaft übergehenden Hypothekenschulden,

Tarif.

Kaufverträge.

[»ausgegaste bet Eingehung oder Auflösung einer Societät.)

rote denn auch die 18,000 Thlr. an Grundschuldbriefen, welche er von Z. entleiht, um sie ein­ bringen zu können, und das sogenannte Abstandsgeld von 8000 Thlr. kein Kaufpreis find, welcher an Z. für das eingebrachte Gut gezahlt wird. Nach Lage der Verhandlung und weil das ge­ meinschaftliche Eigenthum mit seinen rechtlichen Folgen, insbesondere auch bezüglich der Hypothekenund Grundbrief-Schulden, nur aus dem Gesellschaftsvertrage entsteht, konnte ein Kaufstempel von 840 Thlr. nicht erfordert werden. — Das rc. wolle die Ausfertigung des Vertrages und den dazu angeblich verwendeten Werth-Stempel einfordern und die Erstattung desselben, nach Abzug nur des Stempels von 15 Sgr. für den Vertrag und des Werthstempels zu V12 Prozent für die im §. 4 verlautbarte hypothekarische Schuldverschreibung über zusammen 26,000 Thlr., wovon 18,000 Thlr. die dem rc. S. gestundete Valuta für die geliehenen und von ihm einzubringenden Grundschuldbriefe und 8000 Thlr. das sogenannte Abstandsgeld bilden, — in Aussicht stellen. FMR. v. 26. Zuni 1874 III 8421 an das Stempelfiskalat in B. 1) 8. c. Das Erk. des OT. (I) v. 18. Mai 1863 (Entsch. B. 51 S. 323, Str.A. B. 48 S. 338) hatte angenommen, daß, wenn bei Auflösung einer Societät der eine Socius in dem Auseinander­ setzungsvertrage das ganze gemeinschaftliche Gesellschafts-Vermögen allein übernimmt und den aus­ scheidenden Socius für dessen Antheil daran durch eine bestimmte Geldsumme abfindet, davon gleich Kaufverträgen der Werthstempel von 1 resp. ’/3 Prozent nicht zu entrichten ist. Das FMR. o. 21. Juli 1864 (CB. S. 279) erklärt indessen, daß dieser Entscheidung eine prinzipielle Be­ deutung nicht habe zugestanden werden können, und kommunizirt das in Str.A. B. 54 S. 145 ab­ gedruckte Erk. des OT. (V) v. 30. April 1864 (CB. S. 274), durch welches entschieden ist: „Bei Auslegung einzelner Bestimmungen des Stempelgesetzes und Tarifs vom 7. März 1822 streitet die Vermuthung für denjenigen Sinn deffelben, wodurch die Gleichmäßigkeit der Steuer in allen Theilen des Staates am meisten gewahrt wird; die Stempelgesetzgebung versteht unter Kauf- und Tausch-Verträgen auch die Verträge zwischen Theilhabern einer Gemeinschaft zum Zwecke der Auseinandersetzung, welche die allgemeinen Kennzeichen vom Kaufe oder Tausch unter Dritten an sich tragen." ') In der notariellen Verhandlung v. 9. März 1874 hatten der Rittergutsbesitzer Z. und der Kaufmann S. mit einander einen Societätsvertrag errichtet, Inhalts dessen die beiden Kontrahenten zu einer offenen Handelsgesellschaft unter der Firma Z. & S. mit dem Sitze in Berlin zusammen­ traten und als Gegenstand und Zweck der Societät: a. Ausnutzung des Gutes U., insbesondere der im Terrain deffelben befindlichen Torf-, Kohlenund Bernsteinlager, b. Erbauung einer Eisenbahn von diesem Gute bis an die Havel rc. und Betrieb des Transport­ geschäfts aus derselben, c. Betrieb des Bank- und Kommissionsgeschäfts, soweit daffelbe den Geschäften zu a. u. b. dient, bezeichneten. Nach §. 4 des Vertrages brachte Z. in die Societät das ihm gehörige Gut U. mit allem Zubehör ein, und erkannten beide Socien an, daß diese Einbringung bereits geschehen sei, insbesondere bekannte Z., das Gut, dessen gerichtliche Auslastung jeder Zeit aus Verlangen deS S. erfolgen sollte, nur noch Namens der Societät zu besitzen. Der Einbringungspreis des Gutes war auf 84,000 Thlr festgesetzt und wurde durch Anrechnung der auf dem Gute haftenden Hypotheken­ schulden von 48,000 Thlr. und der auf dasselbe neu eingetragenen Grundschulden von 36,000 Thlr. berichtigt. Von den Grundschuldbriefen sollte , jeder der Socien die Hälfte erhalten, diese Hälfte aber in die Societät einlegen. Als Valuta für seinen Antheil an den Grundschuldbriefen gewährte S. in Wechseln 18,000 Thlr, ferner 8000 Thlr, die als Abstandsgeld bezeichnet wurden, und be­ stellte er zugleich für diese in bestimmten Terminen fälligen 26,000 Thlr Kaution mit seinem An­ theil an sämmtlichen vorhandenen und noch zu erwerbenden Grundstücken der Gesellschaft. Am Gewinn oder Verlust des Geschäfts nahmen die Socien, welche — nach Berichtigung der Geschäftsresp. Wirthschaftskosten — zunächst Verzinsung ihrer Einlagen erhielten, gleichmäßig Theil. Der Notar M. hatte, im Einverständniß des Stempelfiskalats in B., zu diesem Vertrage den Kaufstempel von 1 Prozent des Ueberlassungspreises der 84,000 Thlr verwendet, beantragte jedoch später, indem er sich auf das Reskript v. 6. Zuli 1842 [f. oben Anm. 8. a.] bezog, die Erstattung des verwendeten Stemv.ls von 840 Thlr., worauf in dieser Angelegenheit nach erfordertem Bericht des Stempelfiskalats, das obige FMR. erging.

536

Tarif. Kaufverträge. ^Kaufverträge bei Eingehung oder Auflösung einer Societät]

Gleichmäßig ist durch Erk. des OT. (V) v. 22. Nov. 1864 (Str.A. B. 56 S. 243) dahin ent­ schieden: „Dem für den ganzen Umfang der Monarchie erlassenen und eine gleichmäßige Besteuerung in den verschiedenen Rechtsgebieten derselben herbeizuführen bestimmten Stempelgesetz und den generellen Grundsätzen dieses Gesetzes gegenüber müssen Eigenthümlichkeiten der provinziellen Civilgesetzgebung, soweit sie zu einer den erkennbaren Absichten des Stempelgesetzes widersprechenden Behandlung der Stempelfrage führen könnten, in den Hintergrund treten; die Uebertragung des Antheiles eines Miteigenthümers an einem gemeinschaftlichen Immobile zum Zwecke der Auseinandersetzung unter festgesetzten lästigen Bedingungen, bei welcher keiner der in den Kab.-Ordres vom 21. Zuni 1844 und 10. November 1845 vorgesehenen Fälle eintritt, unterliegt als Kaufgeschäft der Besteuerung" (das letztere Citat ist nicht eine Kab.-Ordre, sondern ein ZMR. v. 10. Nov. 1845, welches den Inhalt der Allerh. Deklaration v. 26. Sept. 1845 bekannt macht, s. Anm. l.b &u §. 10. Der Richter 2. Instanz hatte angenommen, daß es sich nicht um Abschluß eines Kaufgeschäfts handele, sondern um Auseinandersetzung und Theilung einer Vertrags-Gemeinschaft, und daß eine derartige Theilung auf Grund der Bestimmungen des in der Rheinprovinz geltenden bürgerlichen Gesetzbuches nach Analogie der Erbschaftstheilungen zu be­ urtheilen sei. 2C.]. Ferner bestimmt das 3MR. v. 14. Aug. 1867 III 2675 an d. Appell.-G. in F. (mitgetheilt durch FMR. v. 25. dess. M. III 16085 an d. Reg. daselbst): Es ist um so weniger Veranlassung vorhanden, von dem im Verwaltungswege bisher festgehaltenen Grundsätze: daß die bei Aus­ einandersetzungen zwischen Gesellschaftern, einschließlich der Handelsgesellschafter, urkundlich verabredeten Ueberlassungen von Sozietäts-Vermögensstücken resp. Antheilen an einen oder mehrere Gesellschafter zu einem bestimmten, dem ausscheidenden Gesellschafter zu vergütenden Preise mit dem Kaufwerthstempel zu belegen sind, abzugehen, als der erste Senat des Ober-Tribunals seine abweichende Entscheidung vom 18. Mai 1863 (s. oben) in einem neueren Erkenntnisse vom 14. Mai 1866 als nicht prinzipiell bezeichnet, und in letzterem die dem oblgen Grundsätze entsprechende Entscheidung des Appellationsrichters mit Rücksicht auf dessen thatsächliche Feststellungen gebilligt hat sonach diesem neueren Erk. (Entsch. B. 57 S. 255) unterliegen die bei Auflösung einer Sozietätshandlung unter den Gesellschaftern Behufs ihrer Auseinandersetzung wegen des gemeinschaftlichen Vermögens getroffenen Verabredungen der tarifmäßigen Stempel­ steuer insoweit, als sie die Kennzeichen eines wirklichen Kaufs oder Tausches an sich tragen). 8. d. Die Beschwerde kann für begründet nicht erachtet werden. Die bei der Auseinander­ setzung unter Miteigenthümern erfolgende Uebertragung des Alleineigenthums einer bisher gemeinschaftlichen Sache an Einen der Miteigenthümer rechtfertigt die Anwendung des Stempels für Kaufverträge ^auch ohne die Bezeichnung des Rechtsgeschäfts als Kauf in dem Vertrage. Daß eine solche Uebertragung in dem Vertrage vom 17. März 1869 rücksichtlich des Grundstücks Straulauerplatz Nr. 6 und 7. stattgefunden hat, wird weder durch den Umstand, daß die früheren Miteigenthümer zu einer offenen Handelsgesellschaft verbunden waren und Einer von ihnen das Geschäft mit der Firma fortführt, noch dadurch, daß diese Art der Auseinandersetzung bereits in dem Sozietätsvertrage vorgesehen war, ausgeschlossen. Wenn man selbst annehmen will, daß die offene Handelsgesellschaft als selbstständiges Rechtssubjekt, und nicht die Socien Eigenthümer des Grundstücks gewesen, so enthält die Uebertragung dieses Eigenthums auf Einen der Socien um so mehr eine Eigen­ thumsveränderung, als die Handelsgesellschaft zu existiren aufhörte und die Firma als solche nur ein Name und unzweifelhaft nicht Rechtssubjekt ist. ZMR. v. 14. August 1873III2074 an den Herrn NN. zu B. 8. e. Bei der Frage: ob Verträge zwischen Theilhabern an einer Gemeinschaft (Miteigen­ thümern, Gesellschaftern) zum Zwecke der Auseinandersetzung dem Kaufstempel unterliegen, ist in jedem Falle besonders zu beurtheilen, ob in demjenigen Auseinandersetzungsakte, um dessen Besteuerumg es sich handelt, alle gesetzlichen Momente eines Kaufgeschäfts anzutreffen find oder nicht.

Tarif.

Kaufverträge.

fAlUifgeschLfte bei Eingehung oder Auflösung einer Societät.)

Err. des OT. (I) v. 28. Sept. 1874 (Str. A. 99b. 91 S. 370); in dem notariellen Vertrage vom 31. Ott. 1871 über die Aufhebung der Handlungsgesellschaft zwischen dem Kläger und der Wittwe F. war bestimmt, daß mit dem 1. Nov. 1873 Aktiva und Passiva der Handlung und ebenso deren Grundeigenthum auf den Kläger übergehen und dafür der Wittwe F. eine Abfindungssumme von 8500 Thalern rc. gewährt werden solle.

Der Appell.-Richter erkannte, daß Fiskus nicht be­

rechtigt sei, zu dieser Stipulation den Kaufwerthstempel zu fordern und das vorgedachte Erk. des OT. wies die hiergegen eingelegte Nichtigkeitsbeschwerde zurück, und zwar auf Grund der that­ sächlichen Feststellung des Appell.-Richters, daß die im vorliegenden Vertrage ausgesprochene nächste Intention der Kontrahenten nicht dahin gehe, dem Kläger den Antheil der Wittwe F. am Gesell­ schaftsvermögen zu übertragen, sondern daß den alleinigen Inhalt des Vertrages die Auseinander­ setzung zwischen den beiden Socien bilde, deren Folge freilich nach der Art, wie die Auseinander­ setzung geschehen, der Uebergang des Alleineigenthums auf den einen Socius sei tc. 8. f. Von Verträgen zwischen Theilnehmern an einer Gemeinschaft zum Zwecke der Aus­ einandersetzung ist derjenige Stempel zu entrichten, welcher auf dem Geschäfte ruht, defien allgemeine Kennzeichen sie enthalten. Erk. d. OT. (I) v. 14. Dezbr. 1877 (CB. 1878 S. 97).'). Vgl. S. 426 Anm. 43.a. Wegen der bei Auflösung einer Gesellschaft erfolgenden Uebertragung der Antheilsrechte des einen der gewesenen Gesellschafter an Sachen und Forderungen auf den anderen gewesenen Gesellschafter gegen bestimmte Geldsummen, s. Anm. 53. b. zu §. 5 (S. 140). 9. a. Die bei der Bildung einer Aktiengesellschaft getroffene Vereinbarung, daß einzelne Kon­ trahenten auf das Grundkapital anzurechnende, nicht in baarem Gelde bestehende Einlagen machen und dagegen mit einer dem festgesetzten Werthe entsprechenden Anzahl von Aktien an der Gesell­ schaft betheiligt werden, ist ihrer rechtlichen Natur nach im Sinne der Nr. 1 der allgemeinen Vor­ schriften zum Stempeltarife als ein von dem Gesellschastsvertrage verschiedenes Rechtsgeschäft anzu­ sehen.

Plen.-Beschl. des OT. v. 20 Dez. 1875 (Entsch. B. 76 S. 20, ZMB. 1876 S. 82).

S. dagegen Anm. 9.b—d.

9.b. Das Einbringen von nicht in Gelde bestehendem Vermögen in eine Aktiengesellschaft gegen Gewährung von Aktien dieser Gesellschaft ist nicht als ein neben dem Gesellschaftsvertrage bestehender, mit demselben nur in Verbindung gebrachter besonderer Vertrag (Kauf, Hingabe an Zahlungsstall) anzusehen und demgemäß zu versteuern, sondern stellt eine derjenigen Abreden dar, welche in ihrer Gesammtheit den individuellen Gellschastsvertrag aus­ machen. Erk. des RGer. (vereinigte Civil-Senate) vom 8. Juli 1880 (ZMB. 1880 S. 258; CB. 1881 S. 19; Entsch. des RGer. i. Civils. 99. 2 S. 303; Nr. 13 der besonderen Beilagen zum Deutsch. Reichs-Anzeiger für 1880 S. 1).2)

Vgl. die beiden folgd. Anm.

') Zn dem dieser Entscheidung zum Grunde liegenden Falle war nicht eine Theilung des vor­ handenen gemeinschaftlichen Vermögens in realer Werse erfolgt, sondern die Auseinandersetzung war dadurch bewirkt worden, daß der eine Socius dem anderen Socius alle ihm zustehenden Ansprüche übereignete und dagegen letzterer dem ersteren eine bestimmte Summe Geldes zahlte. Zu dem bezüglichen Summenversprechen war der Schuldverschreibungsstempel nachgefordert. Zn den Erkenntnißgründen heißt es: wie in dem Urtheil v. 14. Mai 1866 (Entsch Bd. 57 S. 255; s. oben Anm. 8. b) näher ausgeführt sei, komme es bei Verträgen zwischen Theilhabern einer Gemeinschaft zum Zwecke der Auseinandersetzung darauf an, ob dieselben die allgemeinen Kennzeichen vom Kaufe oder Tausche an sich tragen. Dies müsse solgeweise auch gelten, wenn derartige Verträge die Kenn­ zeichen bestimmter anderer Verträge in sich enthalten. a) Durch Akt vor dem Notar C. in C. v. 29. November 1872 hatten die sämmtlichen Gewerken der Gewerkschaft 99. eine Aktiengesellschaft unter der Firma „B.-G. Bergwerks- und Hütten-Aktien­ gesellschaft B." gegründet, mit einem Grundkapital von 400,000 Thlr. Zn dem Akte war beurkundet, daß die Gewerken ihre 1000 Kuxen zum Preise von 1400 Thlr pro Kux, demnach das ganze Aktiv- und Passiv-Vermögen in die Aktiengesellschaft als eine auf das Grundkapital anzurechnende Einlage einbringen und dafür eine bestimmte Anzahl Aktien resp. Baarzahlungen erhalten sollten. Der Notar hatte zu diesem Atte einen Stempel von 1833 Thlr 5 Sgr. verwendet. Der

538

Tarif.

Kaufverträge.

Kaufgeschäfte bei Begründung von Aktiengesellschaften ic.]

9. c.

Wenn Bei Einbringung eines Grundstücks in eine Aktiengesellschaft von der letzteren

die auf dem Grundstück ruhenden Schulden übernommen und nur für den Rest Aktien gewährt werden, so unterliegt der Vertrag in Höhe der übernommenen Schulden dem Kaufstempel zu 1 Prozent.

Erk. d. RGer. (III) v. 21. September 1883 (CB. S. 258, ZMB. S 356) )

Stempelfiskal hielt dagegen einen Stempel von 9000 Thlr. erforderlich und defektirte demgemäß einen Betrag von 7167 Thlr 10 Sgr. oder 21,502 Mark. Dieser Betrag wurde im Verwaltungs­ wege eingezogen, worauf die Aktiengesellschaft auf Rückzahlung dieses Betrages nebst Zinsen klagte. Das Landgericht zu C. wies, unter Anwendung des von dem vormaligen Obertribunal in seinem Plenar-Beschlusse vom 20. Dezember 1875 [f. Anm. 9.a] angenommenen Rechtsgrundsatzes, die Klage ab, und der Appellationsgerichtshof verwarf die gegen diese Entscheidung eingelegte Berufung. Auf den nunmehr von der Klägerin erhobenen Kaffationsrekurs erging das obige Erk. des RGer., durch welches das Urtheil zweiter Instanz kafsirt und der Beklagte zur Herauszahlung von 16,396 Mark nebst Zinsen verurtheilt, die Klägerin mit der Mehrforderung aber abgewiesen wurde. Zn den Erk.-Gründen heißt es am Schluß: Zn Erwägung zur Sache, daß nach dem Ausgeführten die Klage auf Rückforderung der beigetriebenen Steuer in soweit als begründet erscheint, als der Stempel für die Werthe angesetzt worden ist, für welche den Gründern und Aktionären blos Aktien gewährt worden sind, bis zu welchen also dieselben sich mit ihren Einlagen als Gesellschafter betheiligt halten, daß aber, wie sich aus dem Akte vom 29. No­ vember 1872 ergiebt, nicht sämmtliche Gründer der Gesellschaft für die derselben übertragenen Vermögensobjekte nur Aktien, sondern zwei derselben zugleich Baarzahlungen im Gesammtbetrage von 549800 Thlr erhalten haben, daher in soweit Jetne Betheiligung bei der Gesellschaft, sondern ein wirklicher Kaufvertrag vorliegt, und deshalb der Stempel hierfür zu berechnen ist. Daß hierbei die Ausführungen des ersten und zweiten Richters zu billigen sind, daß nicht blos mobilisirte Kuxen Gegenstand der Uebergabe gewesen seien, daß vielmehr, wie die Natur der Sache es erfordert und auch der Vertrag es ausspricht, das gesammte Aktivvermögen der Gewerk­ schaft übertragen worden ist; daß bei entsprechender Vertheilung dieser Baarzahlung im Verhältnisse des Gesammtwerthes des überlassenen Vermögens von 1,400,000 Thlr zum Werthe der Immobilien mit 800,000 Thlr und der Mobilien mit 300,000 Thlr und bei Berechnung des Zmmobiliar- und Mobiliarstempels sich hiernach eine Stempelpflicht der Appellanten in Höhe von 3535 Thlr 5 Sgr., also nach Abzug des bereits vom Notare angesetzten Betrages ein Rest von 1702 Thlr ergiebt, mithin die Klage nur bis zur Höhe von 16,396 Mark mit Zinsen zuzusprechen, die Mehrforderung dagegen abzuweisen ist. Aus diesen Gründen rc. 2C.

') Aus den Entscheidungsgründen: rc. Mit diesem Satze (d. i. dem in dem Urtheil der ver­ einigten Civilsenate des Reichsger. v. 8. Juli 1880 — s. Anm. 9.b — ausgesprochenen) ist jedoch die Möglichkeit keineswegs verneint, daß auch bei Eingehung eines Sozictäsvertrages und speziell eines Aktiengesellschaftsvertrages einzelne Vereinbarungen getroffen werden können, welche den Charakter eines Kaufgeschäfts an sich tragen. Dte Revisionsklägerin geht augenscheinlich zu weit, wenn sie derartige Vereinbarungen ohne Weiteres als Bestandtheile des einheitlichen Gesellschafts­ vertrages aufgefaßt und schon deshalb den Kaufstempel für nicht anwendbar erklärt haben will. Wie eine Gesellschaft nach ihrer Errichtung Rechtsgeschäfte beliebiger Art vornehmen kann, ebenso ist es nicht ausgeschlossen, daß schon bei Eingehung des Gesellschaftsvertrages 93era6rebungen unter den einzelnen Gesellschaftern getroffen werden, welche in anderer Weise rechtlich zu qualifiztren sind, als der Gesellschaftsvertrag selbst. — Zm vorliegenden Fall hat die Firma B., als Mitgründerin der klagenden Aktiengesellschaft, ihr Besitzthum der Gesellschaft mit der Maßgabe überlaffen, daß ihr der nicht auf ihre Aktien angerechnete Theil deffelben dadurch vergütet werde, daß die Gesellschaft den auf den Immobilien hypothecirten Schuldbetrag als eigene Schuld übernehme. Soweit es sich um diese Vergütung handelt, hat die Firma B. keine Gesellschaftseinlage im technischen Sinne gemacht, sondern sie hat gleich einem dritten Nichtgesellschafter der zu bildenden Gesellschaft einen Theil ihres Besitzthums übergeben, und wurde dafür durch Schuldübernahme seitens der letzteren entschädigt. Der Betrag der übernommenen Schuld erscheint als der Betrag, um welchen die Firma den fraglichen Theil ihrer Immobilien veräußert und die Aktiengesellschaft denselben erwirbt; das Objekt dieser Veräußerung aber bildet der aliquote Theil der Immobilien, welcher sich, wenn deren Gesammtwerth zu Grund gelegt wird, int Verhältniß des eben genannten Betrages zu dem­ jenigen Betrage ergiebt, für welchen der Firma B. Vergütung in Aktien gewährt ist. — Danach sind sowohl, was die hinreichende Bestimmtheit des Kaufpreises als des Kaufobjekts anbelangt, die effentiellen Begriffsmomente eines Kaufgeschäfts in der gedachten Vereinbarung zu finden, dieselbe ist somit von dem Berufungsrichter mit Recht als ein stempelpflichtiger Kaufvertrag angesehen worden.

Tarif.

Kaufvertrag«.

^Kaufgeschäfte bei Begründung vou Aktiengesellschaften ic.]

9. d.

Erk. d. RGer. (IV) v. 31. Januar 1884 in Sachen 1. des Mühlenbesitzers und Kauf­

manns A. L. K., und 2. der Kommandit - Aktiengesellschaft „Brandenburger Mühlengesellschast,

A. L. K u. Komp.", vertreten durch den persönlich haftenden Kläger zu 1., beide zu B., wider den Steuerfiskus (ZMB. 1884 S. 67): Zuwendungen, welche bei Gründung einer Kommandit-Aktiengesellschast ein persönlich hastender Gesellschafter über den vereinbarten Baar-Einschuß hinaus auS seinem unbeweglichen und beweglichen Vermögen, für einen bestimmten Preis, der zu gründenden Gesellschaft macht, sind keine Geschästseinlagen, sondern Erwerbungen, welche für die Gesellschaft kaufweise vermittelt werden, und zwar ist dies auch dann der Fall, wenn der Kaufpreis nicht durch Zahlung, sondern durch Schuldübernahme berichtigt wird.') 9. e.

Auf den Bericht vom 2. d. Mts., betreffend das Gesuch des Notars, Justizraths L. S.

Hierselbst, werden Ew. rc. bei Rückgabe des eingereichten Statuts nebst Anlagen und der Anlagen der Vorstellung deS Notars vom 15. September d. I. ermächtigt, von der Forderung des Werth­ stempels für den im Gründungsvertrage vom 7. August d. I. zugleich beurkundeten Kaufvertrag Abstand zunehmen. — Schon in der diesseitigen Cirkularverfügung v. 12. August 1871 III 11820*) ist angenommen worden, daß von derartigen Kaufverträgen, welche die Gründer einer Gesell­ schaft bei der Gründung abschließen, der Werthstempel erst nach erfolgter Eintragung der Aktiengesellschaft gefordert werden könne, weil erst mit der Eintragung in das Handelsregister das Geschäft perfekt wird.

Im vorliegenden Falle ist die Eintragung nicht erfolgt.

') Entscheidungsgründe: In dem Gesellschaftsvertrage vom 31. August 1881 hat der Kläger zu 1., der dadurch gegründeten zu 2. mitklagenden Gesellschaft seine Immobilien und Mobilien zu einem bestimmten Werthe überlaffen und zwar einen aliqouten Theil davon als seine Gesellschastseinlage gegen Gewährung von 53,100 Mark in 354 Stück Aktien und den Ueberrest gegen Ueber­ nahme der darauf ruhenden Schulden, bei den Immobilien von 521,200 Mark und bei den Mobilien von 106,708 Mark, von welchen Beträgen der Beklagte den streitigen Kaufstempel be­ ansprucht. Der zweite Richter hat diesen Anspruch nicht anerkannt, indem er davon ausgeht, daß die eingeworfene Maffe als Einlage, lediglich gegen Gewährung von Aktien dafür, gewollt und gegeben sei, und deshalb nach der Entscheidung des Reichsgerichts vom 8. Juli 1880 (Entscheidungen Bd. 2 S. 303ff.) [f. Anm. 9. b] ein vom Gesellschaftsvertrage verschiedenes Geschäft im Sinne der Nr. 1 der Allgemeinen Vorschriften des Stempeltarifs vom 7. März 1882 nicht vorliege. Er verletzt hierdurch die bezogene Stempelvorschrift, weil es darnach nicht darauf ankommt, welche Beweg­ gründe die Kontrahenten bei Eingehung des Gesellschaftsvertrages geleitet und welche Zwecke sie dabei verfolgt haben, sondern allein darauf, ob der beurkundete Vertrag bei objektiver Beurtheilung seines Inhaltes sich als ein einzelnes Geschäft darstellt, oder darin verschiedene den Vorschriften des Stempeltarifs unterliegende Geschäfte enthalten sind. Die letztere Alternative liegt vor. Eine GeschästSeinlage ist von dem Erstkläger nur insoweit gemacht, als er als Gesellschafter zur Bildung des GesellschaftSfonds 53,100 Mark in Werthen hergegeben und dafür in Anerkennung deffen und des Umfanges seiner Betheiligung 354 Stück Aktien erhalten hat. Die betreffende Abrede ist ein untrennbarer Theil des Gesellschaftsvertrages selbst und in Gemäßheit der bezogenen Entscheidung keinem besonderen Stempel unterworfen, obwohl die Einlage nicht in baarem Gelde bestanden hat. Die Zuwendungen aber, die darüber hinaus der Erstkläger der zu gründenden Gesellschaft aus seinem unbeweglichen und beweglichen Vermögen gemacht hat, sind keine Geschäftseinlagen, sondern Erwerbungen, welche für die Gesellschaft deren übrige Mitglieder und zwar durch Kauf vom Erft­ kläger, der dabei nicht old Gesellschafter in Betracht kommt, vermittelt haben. Denn es ist gemäß § 1 Theil I Titel 11 des Allgemeinen Landrechts für bestimmte Sachen ein bestimmter Preis fest­ gesetzt und unerheblich, daß der Kaufpreis nicht durch Zahlung, sondern Schuldübernahme berichtigt wird, und daß der Erstkläger trotzdem nach § 1 des Gesellschaftsvertrages allein als persönlich haftender Gesellschafter gelten soll, während die übrigen Gesellschafter als Kommanditisten ein­ getreten sind. a) Diese Cirk.-Verf. regelte die Stempelverwendung zu den bei der Begründung von Aktien­ gesellschaften vorkommenden Ueberlassungs- rc. -Verträgen im Sinne der später auch durch den Plenar-Beschluß des Ob.-Trib. v. 20. Dezember 1875 (f. Anm. 9. a) zum Ausdruck gelangten Rechtsauffaffung. Am Schluffe der gedachten Cirk.-Verf. v. 12. Aug. 1871 III 11820 hieß es: Der Werth­ stempel kann jedoch erst nach erfolgter Eintragung der Aktiengesellschaft gefordert werden, well erst mit der Eintragung das Geschäft perfekt wird.

540

Tarif.

Kaufverträge.

[Kauf von Aealberechtigungen u. Gerechtigkeiten. Apotheker.Privtlegien/j

dieselbe kann auch, wenigstens nach dem gegenwärtigen Statut, nicht mehr erfolgen, das Geschäft ist hiernach nicht zum Abschluß gelangt. Es ist zwar richtig, daß das vormalige Ober-Tribunal in mehreren Entscheidungen derartige Verträge, als bedingte, für stempelpflichtig erklärt hat, auch vor Eintragung der Gesellschaft in das Handelsregister: die betreffenden Theile der Entscheidungs­ gründe sind aber doch mehr beiläufige Aussprüche gewesen und es erscheint deshalb nicht unbe­ denklich, sie prinzipiell gelten zu lasten, um so mehr, als es sich in den verschiedenen Fällen gerade um solche Verträge handelt, auf Grund deren die Eintragung der Gesellschaft schon erfolgt war. FMR. v. 12. Dezember 1884 III 15130 an den PStD. in B. IO/ Wenn gleich das Allg. Landrecht §§. 11 und 13 Tit. 22 Th. I unter Grundgerechtigfeiten allerdings die Real-Servituten versteht, so ist doch nicht zweifelhaft, daß der Stempeltaris darunter solche Realberechtigungen und Gerechtigkeiten verstanden wissen will, welche nach den §§. 14 ff. Tit. 1 der Hypotheken - Ordnung unter besonderen Nummern im Hypothekenbuche eingetragen werden können und daher allerdings Gegenstand eines besonderen Kaufvertrages sein können, während die Abtretung von Rechten, also auch von Servituten, nur als Session zu behandeln ist. Die Apotheker-Privilegien haben übrigens durch die neue Gesetzgebung zwar insoweit ihre frühere Exklusivität verloren, daß die Anlegung neuer Apotheken, wenn dieselbe nach medizinal-polizeilichen Gründen für gerechtfertigt erscheint, durch die Privilegien der schon vor­ handenen Apotheken nicht verhindert werden kann; dagegen ist denjenigen Apotheken-Berechtigungen, die früher schon wirkliche Real-Gerechtigkeiten gewesen sind, diese ihre Eigen­ schaft durch die neue Gesetzgebung keineswegs entzogen worden. Solche Apotheken-Berechtigungen können also noch gegenwärtig für sich bestehend Gegenstand eines besondern Kaufgeschäfts sein, müssen aber in diesem Falle wie ein Immobile angesehen, und beim Verkaufe mit einer Stempel­ steuer von Ein Prozent belegt werden. FMR. v. 18. Febr. 1825 (v. KA. B. 9 S. 61). Zn An­ sehung der den Immobilien gleichzuachtenden Apotheker-Privilegien ebenso entschieden durch ZMR. v. 12. Okt. 1833 (v. KZ. B. 43 S. 200); ferner durch ZMR. v. 15. Zan. 1848 an d. ZustizKommiflarius v. W. in Demmin; letzteres Reflript sagt: die vor Emanation des Gewerbe-Edikts v. 2. Rov. 1810 ertheilten Apotheker-Privilegien in den älteren Provinzen bestehen nach dem ZMR. v. 19 März 1840 (ZMB. S. 113) noch als Gerechtigkeiten, welche selbstständig verkauft und ver­ pfändet werden können, nach §§. 14, 15 Tit. 1 der Hyp.-O. ein Folium im Hypothekenbuche er­ halten, und sonach in rechtlicher Beziehung den Grundstücken gleichstehen. Rach dem FMR. vom 11. Febr. 1840 III 2008 (GK.) hat dagegen eine Apotheken-Gerechtigkeit, welche weder selbstständig im Hypothekenbuche eingetragen, noch mit dem Besitz eines Grundstücks verbunden ist, nicht die Eigenschaft einer Real-Gerechtigkeit, und ist zu einem solchen Kaufverträge nicht ein Stempel zu 1 Prozent zu verwenden. Vergl. Anm. 10. a—c. 10. a. Die in einem Kaufverträge über ein Grundstück, in welchem eine konzessionirte Apotheke angelegt ist, vom Gesammtkaufpreise ausdrücklich auf die Apotheker-Konzession und die damit verbundenen Rechte verrechnete Summe unterliegt nicht dem Kaufstempel zu ein Prozent (weil in der Verabredung eines besonderen Preises für die Apotheker-Konzession und die damit verbundenen Rechte nicht das Versprechen einer Gegenleistung für das verkaufte Grundstück, sondern nur die Stipulation einer besonderen Vergütigung dafür zu finden sei, daß der Verkäufer durch die Entsagung der ihm für seine Person zustehenden Rechte dem Käufer die Möglichkeit und Gelegen­ heit, diese Rechte für sich zu erlangen, mindestens erleichtere). Erk. des OT. (I) v. 25. Febr 1867 (Entsch. B. 58 S. 396). 10. b>* 2)a8 Ober-Tribunal hat wiederholt sich dahin ausgesprochen, daß, wenn in Kaufver­ trägen über Grundstücke und die darin befindlichen konzessionirten Apotheken ein besonderer .Preis für die Abtretung der Konzession verabredet werde, dieser besondere Preis nicht allgemein und unbedingt als ein Thefl des Kaufpreises für das Grundstück anzusehen und dem

Tarif.

Kaufverträge.

^Abtretung bei Recht» zum Bezüge von Stenten.]

Werthstempel zu 1 Prozent zu unterwerfen sei, daß solches vielmehr nur dann geschehen könne, wenn nach der Vereinbarung der Parteien der für die Uebertragung der Konzession rc. zu zahlende besondere Preis als der Mehrwerth des verkauften Hauses, der Geräthschasten und der Vorräthe habe gelten sollen. Es ist, in Uebereinstimmung mit dem H. Justiz-Minister, geschloffen worden, sich dieser Auffaffung anzuschließen und in Zukunft die Versteuerung des Aequivalents für die ab­ getretene Konzession als einen Theil des Kaufpreises zu 1 Prozent nicht mehr allgemein und un­ bedingt zu verlangen. Cirk.-R. des FM. v. 16. Mai 1867 III 7761. Vergl. Anm. 10. 10. c. Die König!. Regierung geht in dem Bericht vom 10. Juni d. I. mit Recht davon aus, daß in dem nach der Cirkular-Verfügung vom 21. Okt. 1846 zu beobachtenden Verfahren bei dem Verkauf konzessionirter Apotheken durch die Gewerbe-Ordnung vom 21. Juni 1869 keine Aenderung eingetreten ist. Die Existenz einer konzessionirten Apotheke, im Gegensatz zu einer privilegirten, beruht auf der ihrem Inhaber für seine Person ertheilten Konzession. Die letztere ist kein Gegenstand privatrechtlicher Uebertragung, und der Käufer einer konzessionirten Apotheke er­ langt die Konzession nicht durch Succession in die Rechte seines Verkäufers, sondern kraft einer neuen staatlichen Verleihung, ohne welche die Apotheke die Bedingung ihrer Existenz einbüßen würde. Vom rechtlichen Gesichtspunkt betrachtet, enthält der Uebergang einer blos konzessionirten Apotheke an einen Andern allemal die Errichtung einer neuen Apotheke, weil die Konzession des Verkäufers durch den Verkauf erlischt. An diesem Verhältniß hat die neue Gewerbe-Ordnung nichts geändert und ist somit der Gegenstand auch ferner in derselben Weise, wie früher, zu behandeln. Cirk.-R. des M. d. geistl. rc. Angel. v. 10. Aug. 1871 ($. RA. S. 2222). 10. d. In Beziehung darauf, daß der in einem Kaufverträge über Apotheker-Geräthschaften rc. mitenthaltene Verzicht des Verkäufers auf die Apotheker-Konzession als ein von dem Kauf verschiedenes selbstständiges Geschäft der besonderen Versteuerung unterliegt, s. S. 414 Anm. 13. 11. a. Da die Bestimmung in den §§. 14 und 15 Tit. 1 der Hypotheken-Ordnung auf die, in Stelle der sonstigen gutsherrlichen Rechte konstituirten Renten nicht Anwendung findet, letztere vielmehr nie auf ein besonderes, sondern immer auf das Folium des belasteten Gutes sub rubr. II eingetragen werden, so hat sich das Finanz-Ministerium mit dem Justizministerium darin einverstanden erklärt, daß die Abtretung des Rechts zum Bezüge solcher Renten, gegen einen bestimmten Preis, nicht als Kauf zu betrachten, sondern die Verhandlung darüber blos dem CesstonSstempel unterliege. JMR. v. 16. November 1831 (v. KI B. 38 S. 410). 11. b. Zur Zeit des Abschluffes des Kaufvertrages vom 21. Sept. d. I. zwischen dem Guts­ besitzer S. und dem zeitherigen Pächter W. über die Rittergüter N. und N. hastete auf den ver­ kauften Grundstücken noch die Berechtigung zur Erhebung der Renten rc. von den Verpflichteten. Zwar waren diese Renten rc. damals schon in der Ablösung begriffen und theilweise schon in Rentenkapitalien umgewandelt; so lange indeffen die Berechtigung zur Erhebung der Renten rc. beziehungsweise der an die Stelle derselben getretenen Ablösungs­ kapitalien nicht völlig vom berechtigten Gute abgetrennt ist und eine Abschreibung im Hypothekenbuche nicht stattgefunden hat, was nicht ohne Zustimmung der Hypothekengläubiger geschehen kann, hastet das Erhebungsrecht noch auf dem berechtigten Grundstücke und bildet einen Theil des Grundeigenthums, deffen Veräußerung gegen Entgelt dem Kaufstempel zu 1 Prozent unterliegt. Deshalb ist auch der ganze Kaufpreis der 125,000 Thaler einschließlich der 30,000 Thaler Ablösungskapitalien für die noch nicht definitiv von den verkauften Gütern abgelösten Renten rc., mit Ausnahme der 3000 Thaler für die mitverkauften Mobilien, dem Kaufstempel zu 1 Prozent unterworfen. Erst wenn eine völlige Ablösung der Renten rc. in der Art stattgefunden hätte, daß selbige ganz außer Verbindung mit den bisher berechtigten Grundstücken gesetzt werden, und nur noch ein persönliches Recht auf die Ablösungskapitalien, beziehungsweise auf die Rentenbriefe geltend gemacht werden könnte, würde die Abtretung dieses Rechts dem Stempel von 15 Sgr. unterliegen.

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Tarif. Kauft) ertrüge. [Settauf von Äugen.]

Auch trifft die Berufung auf das Zustizministerial - Reskript vom 16. Nov. 1831 (f. vorige Anm.) nicht zu, indem es sich in dem dadurch entschiedenen Falle nicht um die Veräußerung von Im­ mobilien, welche renteberechtigt waren, sondern allein um die Abtretung gutsherrlicher Rechte, welche auf einem Grundstücke eingetragen standen, mithin nur um die Veräußerung des Rechts zur Er­ hebung dieser Abgaben handelte. Eine solche Abtretungbetraf allerdings nur ein Forderungsrecht und nicht die Veräußerung von Grundstücken oder Grundgerechtigkeiten; es war daher auch gerecht­ fertigt, dafürnur den Cessionsstempel von 15 Sgr. zu erfordern. FMR. v. 19. Rov. 1852 III 26045 an d. Reg. in F.; die betreffende Stipulation im Kaufverträge lautete: Endlich cedirt Verkäufer dem Käufer sein Forderungsrecht an die sämmtlichen Einwohner der Dörfer S., M. und S., überhaupt an alle Personen und Grundstücke, welche nach bisheriger Verfassung den ver­ kauften beiden Rittergütern zins- und dienstpflichtig waren, auf die von allen diesen Personen und Grundstücken zu entrichtenden Renten und Rentenkapitalien oder die in einigen Fällen noch zu leistenden Dienste und Abgaben, zu dem in Pausch und Bogen verabredeten Preise von 30,000 Tha­ lern, so daß der Käufer überhaupt 125,000 Thaler dem Verkäufer zu zahlen sich verpflichtet. Zu dieser Stipulation glaubten die Betheiligten nur den Cessions-Znstrumenten-Stempel von 15 Sgr. verwenden zu dürfen. 12. Der Vertrag, mittelst dessen ein oder mehrere Kuxe für einen bestimmten Preis verkauft werden, erfordert den Stempel zu 1 Prozent. Denn die Kuxe ist ein Theil von den, in 128 Theilen bestehenden Antheilen an dem verliehenen Bergwerk-Eigenthum (ALR. Th. 2 Tit. 16 §. 133), oder der 128ste Theil einer Zeche (Bauflen Bergrecht Tit. 2 Kap. 4 §. 2), und Zeche das Feld, welches die Gewerkschaft in Belehnung hat (Bauflen ibid. §. 1 Nr. 8), mit­ hin die Kuxe zu dem unbeweglichen Vermögen zu rechnen (ALR. Th. 2 Tit. 16 §. 253). FMR. v. 21. März 1823 III 5469 (GK.). Zu diesem FMR. wird in GK. noch bemerkt (ohne Allegirung eines Reskripts rc., also wohl Ansicht des Verfassers): Dagegen ist die Ueberlassung des aus einem Schürfscheine gewonnenen Rechts gegen ein bestimmtes Entgelt blos als Cession zu erachten und nur mit einem Stempel von 15 Sgr. zu belegen, da der Schürfschein nur die Befugniß gewährt, auf dem angewiesenen Felde weitere Versuche anzustellen, und erst durch die wirk­ liche Beleihung ein, dem unbeweglichen Vermögen gleich geachtetes Bergwerkseigenthum konstituirt wird. — Vergl. übrigens Allg. Berggesetz v. 24. Zuni 1865 (GS. S. 705) §. 50, wonach das durch Verleihung begründete Bergwerkseigenthum zu den unbeweglichen Sachen gehört; ferner § 101, wonach die Kuxe die Eigenschaft der beweglichen Sachen haben, und §§. 226, 228, wonach in den rechtsrheinischen Landestheilen die Kuxe die Eigenschaft der unbeweglichen Sachen behalten, jedoch nach §. 235 (jetzt §. 235. a des Ges. v. 9. April 1873, GS. S. 181) vorbehaltlich der Beilegung der Eigenschaft beweglicher Sachen durch einen Gewerkschafts-Beschluß. — Wegen Anwendung des Allg. Bergges. v. 24. Zuni 1865 auf die neu erworbenen Landestheile s. GS. 1867 S. 237, 242, 601, 770 u. GS. 1869 S. 453. 13. a. Die Beschwerde des rc. G. ist begründet. Der Vertrag vom rc. enthält die Ein­ räumung eines eingeschränkten Nutzungsrechtes, welche sich weder nach der Theorie des Allgemeinen Landrechts, noch der des Stempelgesetzes unter den Begriff des Kaufgeschäfts subsumiren läßt. Die von dem Kollegium hervorgehobenen Beispiele des Erbschasts- und Renten-Kaufs sind deshalb nicht entscheidend, weil diese im Allgemeinen Landrecht zwar unter der Benennung „Kauf", aber als besondere Rechtsgeschäfte aufgeführt sind (§§. 445 ff., 606 ff. Tit. 11 Th. 1); das Erbpachtsrecht aber unterscheidet sich von dem hier in Rede stehenden Rechte dadurch, daß es zu den vollständigen Nutzungsrechten gehört; das Bergwerkseigenthum endlich wird gesetzlich zum Zmmobiliar-Vermögen gerechnet (§. 253 Tit. 16 Th. 2 ALR.) und ist überhaupt so eigenthümlicher Natur, daß es einen Vergleich mit anderen Nutzungsrechten nicht gestattet. Der verwendete Ber­ tragsstempel von 15 Sgr. ist hiernach für ausreichend zu erachten, und von der Stempelnachforde-

Tarif. Kaufverträge. [UebetUffung de« Recht« zur Äu«6eubmg von ftoffUitn.] rung von 299 Thalern 15 Sgr. abzustehen. ZMR. v. 6. März 1857 an b. Appell. - G. in S., mitgetheilt durch FMR. v. 15. best. M. III 5604 an b. PStD. daselbst (SK. — ohne Angabe deS Datums dieser Reskripte). Zn dem vorgebuchten Vertrage hatte G. von dem K. die dauernde Mitbenutzung der auf dessen Gute vorhandenen Kalklager für den Preis von 30,000 Thalern in der Weise erworben, daß es dem G. freistehen sollte, für alle Zukunft zu jeder beliebigen Zeit jede beliebige Quantität Kalkerde zu entnehmen. Das Appell.-Gericht zu S. erachtete zu diesem Vertrage den Zmmobiliar-Kaufstempel für fällig, weil nach dem ALR. Th. 1 Zit 11 §. 1 ein Kaufvertrag vorliege; der Ausdruck „Sache" umfasse auch Rechte (Tit. 2 §§. 1, 2—7;; daher spreche das ALR. auch vom Kauf des Erbrechts, vom Rentenkauf u. s. w., das Erbpachts­ recht, das Bergwerksrecht werden verkauft; Rechte gehören zwar zu den beweglichen Sachen (ALR. Th. 1 Tit. 2 §. 7), allein es sei die Kalkerde auf dem Gute in Pausch und Bogen, also eine von dem Grunde und Boden nicht abgesonderte Sache verkauft und es liege mithin nach §. 117 Tit. 11 Th. 1 ALR. ein Kaufkontrakt vor; Kalkerde bilde nach §. 73 Tit. 16 Th. 2 ALR. einen Gegenstand des Bergwerks und der Verkauf eines solchen oder eines Theiles desselben (eines Kuxes) solle nach dem Finanz-Ministerial-Reskript vom 21. März 1823 (s. Anm. 12) mit dem Zmmobiliar - Stempel besteuert werden. 13.b. Wenn nicht blos die Abtretung eines Nutzungsrechtes, sondern die Ueberlassung der im Boden befindlichen Eisenerze und Eisensteine für einen bestimmten Preis den Gegenstand eines Vertrages bildet, so ist das Recht, die Eisenerze und Eisensteine aufzusuchen und sich anzueignen, ein genau bestimmtes Recht, und nur der Ertrag ist insofern ungewiß, als sich vorher nicht übersehen läßt, ob so viel Eisenerze und Eisensteine, als der stipulirte Preis be­ trägt, werden aufgefunden werden. Dieser Umstand gehört aber zur Erfüllung des Geschäfts und hat auf die Stempelpflichtigkeit der Urkunde keinen Einfluß. Ein solcher Vertrag erfordert mithin einen Stempel zu V3 Prozent von dem festgesetzten Preise. Aehnliche Verträge, wodurch Torf, Braunkohlen u. s. w., welche noch im Boden befindlich sind, Steinkohlen eines Bergwerks u. s. w. einem Anderen gegen Entgelt überlaffen werden, kommen nicht selten vor, und es wird stets dazu ein Stempel von Vs Prozent verlangt. FMR. v. 18. Sept. 1840 III 20871 (GK ). 13.c. Die schriftliche Ueberlassung des Rechts zur Ausbeutung nicht regaler Fossilien gegen Entgelt ist nicht ein dem allgemeinen Vertragsstempel von 15 Sgr. unter­ liegendes Geschäft, sondern hat vielmehr die Natur eines mit V3 Prozent zu versteuernden Kauf­ geschäfts. Erk. des OT. (I) v. 2. Okt. 1868 in Sachen Maeß wider Fiskus (Nr. 1451/68 — bisher nicht abgedruckt).') 1) Durch den Vertrag vom 10. Zuni 1863 ist dem Kläger das Recht eingeräumt worden, auS einer Wiese während eines Zeitraums von 20 Zähren gegen Zahlung von 5840 Thlrn die darin stehende Zieaelerde auszugraben und für sich auszubeuten. Zu diesem Vertrage hat der instrumentirende Notar nach der Stempeltarif-Position „Verträge" 15 Sgr. Stempel verwendet. Ge­ legentlich der Stempelrevision wurde der Kaufwerthstempel mit *'3 Prozent nachgefordert, den der Kläger unter Vorbehalt des Rechtsweges an den Notar gezahlt hat. Der Appell.-Richter hat diesen Vertrag ebenfalls als Kaufvertrag aufgefaßt, Absatz 3 der Position „Kaufverträge" des Tarifs zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 für anwendbar erachtet, und demgemäß den Kläger mit seinem Ansprüche auf Rückerstattung des defektirten, von ihm mit Vorbehalt gezahlten Stempel­ betrages von 19 Thlrn abgewiesen. Zn den Gründen des obigen Ober-Trib.-Erk. heißt es nun u. A.: Die Entscheidung des Appell. - Richters beruht auf der thatsächlichen Feststellung, daß die einzelnen Erfordernisse des Kaufs in der vorliegenden Vertragsurkunde vorhanden seien. Daran scheitern sämmtliche Angriffe des Imploranten. Hier ist unter den Parteien streitig: ob der Ver­ trag vom 10. Zuni 1863 ein unter den Kontrahenten zu Stande gekommenes Kaufgeschäft darstelle, oder aber nur die Konstituirung eines das Eigenthum einer ftemden Sache auf Zeit beschränken­ den Rechts zum Gegenstände gehabt habe. Wenn nun der Appell. - Richter von der Annahme, daß zu den Erfordernissen eines Kaufgeschäfts die Bestimmtheit der Personen deS Ver­ käufers und des Käufers, des Kaufpreises und der, den Gegenstand des Vertrages bildendm

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Tarif.

Kaufverträge.

[Ueberlassung der Rechts -ur Ausbeutung von Fossilien.^

14.a. Den Gerechtigkeiten zur Gewinnung von Stein- und Braunkohlen in den vormals Königl. Sächsischen Landestheilen, in welchen das Kurfürstlich Sächsische Mandat vom 19. August 1743 gilt, hat der §. 1 des Gesetzes vom 1. Zuni 1861 iGS. S. 353) ein eigenes Folium im Hypothekenbuche angewiesen und sie dadurch den Immobilien gleichgestellt; sie sind daher als Grundgerechtigkeiten im Sinne des Stempeltarifs vom 7. März 1822 bei der Position „Kaufverträge" anzusehen, und Verträge über ihre Veräußerung unterliegen dem KaufWerthstempel von 1 Prozent. Erk. des OT. (I) v. 17. Okt. 1864 (Entsch. B. 54 S. 357, Str. A. B. 56 S. 229). Zn Stelle des vorgedachten Gesetzes vom 1. Zuni 1861 ist das solgende Gesetz getreten (f. am Schluß §. 11): Gesetz, betr. die Rechtsverhältnisse des Stein- und Braunkohlen - Bergbaues in denjenigen Landestheilen, in welchen das Kurfürstlich Sächsische Mandat vom 19. August 1743 Gesetzeskraft hat, v. 22. Febr. 1869 (GS. S. 401): §. 1: Zn den nachbenannten Landestheilen, nämlich: 1. in den vormals zum Königreich Sachsen gehörigen Landestheilen der Provinz Sachsen, mit Ausschluß der Grafschaften Mansfeld und Barby und der standesherrlichen Gebiete der Grasen von Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla, 2. in den vormals zum Königreich Sachsen gehörigen Landestheilen der Provinz Brandenburg, insbesondere in der Standesherrschaft Baruth und den Aemtern Jüterbogk, Dahme, Belzig und Rabenstein nebst enklavirten ritterschaftlichen Orten, sowie in den vormals zum Kreise Wittenberg gehörigen Orten Blankensee und Stangenhagen, 3. in dem Markgrafenthum Oberlausitz, 4. in dem Markgrafenthum Niederlausitz, mit Einschluß der Herrschaft Sonnenwalde, sowie der Aemter Dobrilugk, Finsterwalde und Senftenberg, unterliegen die Steinund Braunkohlen fernerhin lediglich dem Versügungsrechte des Grundeigenthümers. Die bestehenden Berechtigungen zum Betriebe des Stein- und Braunkohlen-Bergbaues bleiben jedoch aufrecht er­ halten. rc. §. 2: Das Recht zum Stein- oder Braunkohlen - Bergbau kann von dem Eigenthume Sache gehören, ausgeht, so ist schlechthin unerfindlich, wie er hierdurch rechtsgrundsätzlich gegen die als verletzt bezeichneten Gesetzes-Vorschriften gefehlt haben könnte, da mit seiner rechtlichen Voraussetzung die §§. 1, 12, 30, 46 Zit 11 Th. 1 des Allg. Landrechts völlig übereinstimmen. Wenn der Appell.-Richter annimmt, daß im konkreten Falle die Requisite eines Kaufvertrages vorliegen, so sind dies thatsächliche Feststellungen, die auf der Interpretation des Vertrages beruhen, und denen gegenüber von einer Verletzung des §.31 a. a. O. und der §§. 1 und 9 Zit 19 Th. 1 des Allg. Landrechts offenbar nicht die Rede sein kann — der §. 31 nicht, weil in den Anführungen des Appell.-Richters die Feststellung, daß die nähere Bestimmung des ver­ kauften Gegenstandes — der Ziegelerde — einer künftigen Begebenheit überlassen geblieben sei, nicht enthalten ist, der §§. 1 und 9 cit. aber umsoweniger, da der Appell. - Richter nicht nur nicht leugnet, sondern selbst anerkennt, daß der Eigenthümer einer Sache in seiner Verfügung darüber durch fremde Rechte resp. einem Anderen in Beziehung auf die Sache zu­ kommende Befugnisse auch vertragsmäßig beschränkt werden könne, und nur annimmt, daß im konkreten Falle zu prüfen bleibe, ob die vertragsmäßige Einräumung der, ein Recht auf fremdes Eigenthum in sich begreifenden Befugniß zur Entnahme nicht regaler Fossilien aus einem fremden Grundstücke als Ueberlassung von Substanztheilen desselben gegen Entgelt auch Gegenstand eines Kaufs sein könne, und daß im vorliegenden Falle alle Erforderniffe eines Kauss vorhanden seien. Unter diesen Umständen hat der Appell.-Richter gewiß auch die Natur und den wesentlichen Charakter des zu beurtheilenden Rechtsgeschäfts im Sinne der Nr. 9 der Instruktion vom 7. April 1839 nicht verkannt, da er die einzelnen, dem aus dem Rechtssysteme gebildeten Prinzipe nach für einen Kaufkontrakt erforderlichen thatsächlichen Momente, insbesondere das Erforderniß hinläng­ licher Bestimmtheit der den Gegenstand des Vertrages ausmachenden Sache als wirklich vor­ handen und deshalb das instrumentirte Geschäft für einen Kaufvertrag erklärt, nach dieser Fest­ stellung aber unzweifelhaft rechtsgrundsätzlich nicht gefehlt hat. Wenn Zmplorant Bestimmungen wegen der Uebergabe in dem Vertrage vom 10. Zuni 1863 vermißt und deshalb die Klagbarkeit desselben in Zweifel zieht, so kann bied nur auf einem Rechtsirrthum desselben beruhen, da es nicht darauf ankommt, ob wegen der Uebergabe im Vertrage etwas Besonderes verabredet ist, sondern lediglich da.auf, ob auf Uebergabe nach Inhalt des Vertrages geklagt werden kann. Daß übrigens die Ueberlassung des Rechts zur Ausbeutung nicht regaler Fossilien gegen Entgelt unter Umständen die Natur eines Kaufgeschäfts haben kann, ist vom Königl. Ober-Tribunal wiederholt (Archiv B. 13 S. 38; B. 27 S. 155; B. 59 S. 80; Entsch. B. 47 S. 177) angenommen worden.

Tarif. Kaufverträge. [Hcberlaffurtö des Recht- zur Lusbeutung von goffUiett]

an dem Grundstücke, in welchem die Stein- und Braunkohlen anstehen, abgetrennt und als eine selbstständige Gerechtigkeit sowohl dem Grundeigenthümer selbst, als auch dritten Personen zustehen. Die Eigenschaft einer selbstständigen Gerechtigkeit erlangt dasselbe entweder 1. durch die gerichtliche oder notarielle Erklärung des Grundeigenthümers, daß das Abbaurecht von dem Eigenthume an dem Grundstücke oder einem Theile desselben in Zukunft abgetrennt sein solle, oder 2. durch die in gleicher Form bewirkte gesonderte Veräußerung des Abbaurechts an dritte Personen, rc. §. 3: Die bei Erlaß dieses Gesetzes nach §. 1 bestehenden Kohlenabbau - Gerechtigkeiten, sowie diejenigen Kohlenabbau-Gerechtigkeiten, welche gemäß §. 2 von dem Grundeigenthum abgetrennt worden sind, haben die Eigenschaft unbeweglicher Sachen und können in das Hypothekenbuch eingetragen werden. §.11: Das Kurfürstlich Sächsische Mandat vom 19. August 1743, das Regulativ vom 19. Okt./13. Nov. 1843, das Gesetz vom 1. Zuni 1861 (GS. S. 353) und die §§. 212 und 213 des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Zuni 1865 (GS. S. 705) sind aufgehoben. 14. b. Der Tarif zum Stempelgesetze vom 7. März 1822 (Pos. „Kaufverträge") gebraucht den Ausdruck „Grundgerechtigkeiten" in einer anderen Bedeutung als der von Servituten, die als subjekttv-dingliche Rechte zu einem Grundstück gehören. Er stellt sie als Grundstücke neben einander und unterwirft sie dem gleichen Kaufstempel. Es können darunter nur selbstständige Gerechtigkeiten verstanden werden. Das Kohlenabbaurecht in den vormals Sächsischen Landestheilen ist ein objektiv-dingliches, und nach dieser seiner dinglichen Natur ohne Bedenken als eine Grundgerechtigkeit anzuerkennen, weshalb unerörtert bleiben kann, ob zur Anwendung der betreffenden Tarifposition die objektiv- oder subjektiv-dingliche Beziehung der Grundgerechtigkeit zu einem bestimmten Grundstücke unbedingt nothwendig sei. Erk. des OT. (I) v. 8. Sept. 1865 (GA. B. 15 S. 603 sub Nr. 19). 14. c. Das im §. 1 des Vertrages vom 21. Zuni 1864 Ihnen und Zhrem Mitkontrahenten übertragene Recht, die auf dem Rittergute P. befindlichen Braunkohlenlager für Zhre Rechnung und Gefahr auszubeuten, ist nach §. 1 des Gesetzes vom 1. Juni 1861 (GS. S. 353 — s. Anm. 14. a.) allerdings eine Grundgerechtigkeit. Die im §. 12 des Ver­ trages getroffene Verabredung, daß die Berechttgungen der Unternehmer bis zum 1. Januar 1905 — 40 Jahre hindurch — dauern sollen, also aus eine bestimmte Zeit beschränkt sind, verändert den Charakter des Geschäfts, dessen Umfang und Einschränkung gesetzlich von der freien Willens­ erklärung der Konttahenten abhängt, eben so wenig, wie die im §. 10 zu Gunsten der Unternehmer verabredete sechsmonatliche Kündigungsfrist. Bei der Nachforderung des defekttrten Kaufstempels muß es hiernach bewenden. FMR. v. 4. März 1870 III 3226 an d. S. n. zur Nachricht an d. Reg. in F. Vergl. Anm. 14 e Absatz 2. 14.(1. Ein unter der Herrschaft des Gesetzes vom 22. Febr. 1869 (s. Anm. 14. a Absatz 2) notariell geschloffener Vertrag über die entgeltliche Ueberlassung eines Grundstückes zum Braunkohlen-Bergbau unterliegt auch dann dem Kaufwerthstempel von 1 Prozent des Kaufpreises und des Werthes der ausbedungenen Leistungen und vorbehaltenen Nutzungen, wenn die Ueberlaffung des Grundstückes unter dem Vorbehalt „soweit Kohlen darin befindlich sind" erfolgt. Denn dieser Vorbehalt betrifft lediglich die auf die Versteuerung grundsätzlich einflußlose Ausführung des Vertrages und beeinträchtigt die Perfektion desselben nicht. Namentlich läßt sich nicht anerkennen, daß es eines solchen Vorbehalts wegen an der nach §. 12 Tit. 11 Th. 1 ALR. zur Gültigkeit eines Kaufvertrages erforderlichen hinlänglichen Bestimmtheit der zu verkaufenden Sache gebreche, noch daß der im §. 31 a. a. O. vorgesehene Fall vorliege, wonach, wenn die nähere Bestimmung des zu verkaufenden Gegenstandes einer künftigen Begebenheit überlassen sei, der Vertrag nach den Regeln der gewagten Geschäfte beurtheilt werden solle; denn die Einräumung des Kohlenabbau­ rechts auf bestimmt bezeichneten Grundstücken enthält die feste und hinlängliche Bestimmung des Qftyer u. Saupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Lust. 35

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[SRtbBerfauf von Saaten, Ernte, Früchten auf dem Halm *.]

Kaufobjektes. FMR. v. 18. Febr. 1873 III 2209 an b. Reg. in F, welches sich mit vorstehender Auffassung einverstanden erklärt hat. 14. e. Bei Berechnung des Stempels zu den vorerwähnten Kaufverträgen (f. Anm. 14.a—d) kommen nach der Kab.-Ordre vom 14. April 1832 sub Nr. 1 (f. S. 104 Anm. 1) auch die ausbe­ dungenen Leistungen in Betracht, deren Werth event, von den Kontrahenten anzugeben ist (§. 4. f des Stempelges). Zn dieser Beziehung pflegt in jenen Verträgen stipulirt zu werden: a. die Ver­ gütung des dem Verkäufer aus der Entziehung der Nutzung des Obergrundes durch Bohrversuche resp. durch den Bergbaubetrieb entstehenden, event, durch Sachverständige festzustellenden Schadens; b. die Vergütung der Beschädigung an Früchten und stehendem Holz; c. die Gewährung der jedes­ maligen zwanzigsten Tonne der geförderten Kohlen resp. des Geldwerthes dafür; d. die Gewährung eines sogenannten Tonnenzinses (z. B. 4 Pfennige von jeder geförderten Tonne Kohlen). Der Werth aller dieser Leistungen ist indeffen zur Zeit des Kontraktsabschluffes unbestimmbar und es müssen dieselben daher für die Versteuerung des Vertrages unberücksichtigt bleiben, wie dies in mehrfachen Fällen Seitens des FM. anerkannt ist, und zwar: zu a durch FMR. v. 13. August 1870 III 13181, zu c durch FMR. v. 18. Febr. 1873 Ul 2209, zu b und c durch FMR. v. 16. März 1871 III 3147, zu a und d durch FMR. v. 18. März 1874 III 3564 (letzteres im Einverst. des IM.), sämmtlich an d. Reg. in F. — Vergl. S. 173 Anm. 6 u. oben Anm. 1. Wird dagegen, wie es in dem in Anm. 14. c gedachten Falle geschehen war, stipulirt, daß zwar 4 Pfennige Tonnenzins, mindestens aber 200 Thaler jährlich gezahlt werden sollen, so wird durch solche Angabe einer zu zahlenden bestimmten Summe ein fester Anhalt für die Bemessung des zu versteuernden Betrages geboten, und es ist demgemäß in jenem Falle die Summe von 200 Thalern 40 fach (da das Vertragsverhältniß 40 Zahre dauern sollte), also von 8000 Thalern mit 1 Prozent zur Versteuerung gezogen. Zn einem anderen Kaufverträge, betreffend die Ueberlaffung eines Gutes (in einem vormals Sächsischen Landestheile) zum Kohlenabbau, hatte sich der Käufer, außer der nicht in Betracht kommenden Gewährung eines Tonnenzinses und einer Entschädigung für die entzogene Benutzung des abgebauten Terrains (s. oben Absatz 1), verpflichtet, für die entzogene Nutzung des zu Bauten und Grubenanlagen benöthigten Terrains jährlich eine Entschädigung von 15 Thalern für den Magdeburger Morgen zu entrichten. Zn diesem Falle wurde nun angenommen, daß, entsprechend der eben erwähnten Verabredung, die Zahlung der Entschädigung von 15 Thalern für den Morgen mindestens Ein Jahr lang gewährt werde oder doch gewährt werden könne, daß mithin, da das ganze Gutsareal zum Kohlenabbau überlassen sei, die vertragsmäßig event, zu zahlende Gesammtsumme sich auf so viel Mal 15 Thaler belaufe, als das ganze Gutsareal Magdeburger Morgen ent­ halte, und daß von dieser Gesammtsumme der Werthstempel zu 1 Prozent fällig sei. Dieser Auf­ fassung ist das oben im Absatz 1 zuletzt citirte FMR. (im Einverständniß des ZM.) beigetreten. 15. a. Dem zu y3 Prozent zu versteuernden Inventarium dürfen, außer den schon geern­ teten Früchten, Zuwüchse, die noch im Boden stehen, z. B. Bäume des Waldes, Getreide in Aeckern u s. w., nicht beigerechnet werden. FMR. v. 6. Aug. 1840 III 17972 (GK). 15. b. Die in der Erde befindlichen Saaten bilden bereits einen unzertrennbaren Theil des Grundes und Bodens des verkauften Grundstücks und können als bewegliche Sache nicht mehr angesehen werden. Wenn die Stempeltarif-Position „Kaufverträge" „die anderen Gegenstände ohne Unterschied" den „Grundstücken und Grundgerechtrgkeiten" entgegensetzt, so sind unter den Grundstücken unbewegliche Sachen, welchen die Grundgerechtigkeiten gleichstehen, und unter den anderen Gegmständen bewegliche Sachen verstanden, indem überhaupt nur über körperliche Sachen ein Kauf abgeschlossen werden kann. Um ben Kaufstempel zu l/3 Prozent Anwendung finden zu lassen, ist also erforderlich, daß bewegliche Sachen Gegenstand des Kaufs sind, und da diese Be­ dingung in Ansehung der in der Erde befindlichen Saaten und der Ackerbestellung nicht Platz

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[ÄtMkrtauf von Saaten, Ernte, Früchten auf dem Halm it]

greift, so berechtigt der Umstand, daß im Konkrakt ein besonderer Kaufpreis dafür ausgeworfen ist, nicht, hiervon nur Vr Prozent Stempel zu erlegen. FMR. v. 19. Okt. 1844 III 22294 an d. PStD. in S. (SK.). 15. c. Nach Ihrer eingenen Angabe hat die Uebergabe des von Ihnen verkauften Gutes mit bestellter Sommersaat erfolgen sollen, und da hiernach nicht die Sommersaat zur Bestellung als ein Mobile, sondern das Gut mit bestellter, also schon in den Boden eingestreuter und da­ von unzertrennlicher Sommersaat veräußert worden ist, so erscheint die Bestimmung eine- besonderen Kaufpreises für die Sommersaat und die dazu erforderliche Ackerarbeit auf Höhe von 3300 Thalern einflußlos auf die Berechnung des Werthstempels zum Kaustonkrakt; letzterer unterliegt vielmehr nach der Allerh. Kab.-Ordre vom 14. April 1832 (s. S. 104 Anm. 1) und der Tarifposition „Kaufverträge" zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 einschließlich dieser 3300 Thaler dem Stempel zu 1 Prozent. FMR. v. 28. Juni 1847 III 13686 an d. H. u. nachrichtlich a. d. PStD. in S. 15. d. Es wird verlangt werden müssen, daß die Kontrahenten näher erläutern, ob unter der im Zmmobiliar-Kaufvertrage mitverkauften „vorhandenen Ernte" Früchte auf dem Halme enthalten, eventuell zu welchem Preise sie verkauft sind, um davon statt des V3 den 1 ProzentStempel eintreten zu lasten. Möchten sie sich einer solchen Aufforderung weigern, so würden sie zu gewärtigen haben, daß von dem vollen Kaufpreise für die Immobilien und Mobilien von 34,000 Thalern nach §. 5.f des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 der Stempel zu 1 Prozent ver­ langt wird, weil nach der Faffung des Vertrages anzunehmen ist, daß unter der „vorhandenen Ernte" etwas Anderes, als die bereits eingebrachte Ernte zu verstehen sei. Schreiben deS FM. an d. ZM. v. 17. März 1856 III 6283, mitgetheilt durch ZMR. v. 14. April 1856 an d. Appell.-G. in F., beides mitgetheitt durch FMR. v. 25. deff. M. III 10009 an d. Reg. daselbst. 15. e. Die Frage, ob auf dem Halme stehende Saaten als eine bewegliche oder unbewegliche Sache anzusehen sind, kann nicht allgemein aufgestellt und beantwortet werden; vielmehr kommt es auf die Umstände des einzelnen Falles an. Sind aber die zum Theil bereits abgeernteten Früchte reif, zur Aberntung bestimmt und geeignet, so sind sie für eine bewegliche Sache im Sinne des §. 6 Tit. 2 Th. 1 des Allg. Landrechts zu erachten, und unterliegen beim Ver­ kauf nicht dem Zmmobiliar-, sondern dem Mobiliarstempel. Erk. deS OT. (I) v. 25. März 1872 (Str. A. B. 83 S. 347).’) ’) Kläger hatte ein Grundstück mit den zum Theil bereits geernteten Saatfrüchten gekauft. Für die noch nicht geernteten Früchte wurde ihm der Zmmobiliar-Kaufstempel von Einem Pro­ zent berechnet. Er erhob Klage gegen den Steuerfiskus auf Zurückzahlung des Ueberschustes, in­ dem er für den Kaufpreis der Früchte nur den Mobiliarstempel von einem drittel Prozent zu entrichten verpflichtet sein wollte. Erk.-Gründe: Der Appell.-Richter unterwirft die im Kaufkontrakt zugleich mit dem Grundstück vom Imploranten erworbenen Saaten, von denen ein Theil noch nicht geerntet war, dem Zmmobiliarstempel von einem Prozent, und sein Entscheidungsgrund liegt in der Ausführung: „der Bestimmung deS §. 6 Tit. 2 Th. 1 des Allg. Landrechts gegenüber stelle die Saat als organisch mit dem Grund und Boden verbunden in gewisser Hinsicht als ein Theil desselben sich dar; es könne auch ein ganzes Getreidefeld nicht aus dem Boden herausge­ nommen und unbeschadet seiner Substanz anderswohin verpflanzt werden; insoweit spreche die Begriffsbestimmung des aedachten §. 6 für Zmmobiliarqualität der Saat." Das Gesetz stellt in­ dessen im §. 6 a. a. O. oie Unterscheidung auf: ob eine Sache ihrer Substanz unbeschadet von einer Stelle zur andern gebracht werden kann, und bezeichnet hiermit eine Fortbewegung, welche der Sache gestattet, überhaupt und unter welchen Bedingungen für ihre Existenz es sei, ihre Sub­ stanz zu bewahren, nicht aber eine solche Fortbewegung, bei welcher es darauf ankommen soll, ob die Sache auch noch unter den früheren Umständen und Bedingungen weiter existiren und ihre Substanz bewahren kann. Eine Sache, welche nach ihrer Fortbewegung immer noch unbeschadet ihrer Substanz, wenn auch unter anderen Umständen und Verhälnissen als ftüher, existiren kann, ist also noch eine solche, welche unbeschadet ihrer Substanz von einer Stelle zur andern gebracht werden kann, und bat den gesetzlichen Charakter einer beweglichen Sache. Nach der thatsächlichen Feststellung des zwetten Richters ist beim Abschluß des Kaufkonkrakts ein Theil der mit dem

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[SRtfrBertouf von Saaten, Ernte, Früchten auf dem Halm ic ]

15.f. Es erscheint nicht zweifelhaft, daß der noch nicht eingeerntete Zuwachs, die in der Erde befindlichen Saaten und das noch nicht gefällte Holz als zubehörige Theile des Grund und Bodens anzusehen und das dafür besonders bedungene Kaufgeld gleich dem Kauf­ preise für den Grund und Boden mit dem Kaufwerthstempel von 1 Prozent zu belegen ist. Was dagegen die Znventarienstücke betrifft, so würde davon allerdings nur der Stempel von V3 Prozent zu verlangen sein, dies jedoch auch nur unter der Voraussetzung, daß dafür ein besonderer Kauf­ preis ausgeworfen worden svergl. S. 138 Anm. 51. b, c). Es ist aber im Kaufkontrakte ein be­ sonderer Kaufpreis für die Znventarienstücke in sofern nicht ausgeworfen, als solcher mit dem Kaufpreise für die als Immobilien anzusprechenden Saaten und Holzbestände zusammengeworfen ist, und es hätte daher nach §. 5. f des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 von dem ganzen dafür in Einer Summe festgesetzten Kaufpreise der 40,000 Thaler der Stempel zu 1 Prozent verlangt werden können. Da sich indeffen nach der Fassung des Vertrages an der Absicht der Kontrahenten, den Preis der beweglichen von dem der unbeweglichen Gegenstände zu trennen, nicht zweifeln läßt, sie auch geglaubt haben mögen, daß sie diese Absicht durch die getroffene Vertheilung erreichen würden, so ist hierauf billige Rücksicht genommen und es für zulässig erachtet, den Kontrahenten die An­ gabe des Kaufwerths der Znventarienstücke noch nachträglich zu gestatten, wobei es jedoch nicht zulässig erscheint, ohne weiteren Anhalt einen bestimmten Antheil der Kaufgelder als Kaufpreis der Znventarienstücke anzunehmen. FMR. v. 17. Zan. 1852 III 476 an d. rc. P. u. nachrichtlich an d. Reg. in F. — Vergl. Anm. 16. a, b. Die Erinnerung des Stempelfiskals ist, wie die Ministerien der Zustiz und der Finanzen in ähnlichen Fällen wiederholt angenommen haben, gesetzlich allerdings begründet; der Vertrag ent­ hält eben, wenngleich die Absicht dahin gegangen ist, einen besonderen Preis für die mitver­ kauften Mobilien festzusetzen, eine solche Trennung der Preise in der That nicht, weil der ver­ meintliche Mobiliarkaufpreis auch den davon nicht unterschiedenen Preis für unbewegliche Pertinenzien (die stehende Ernte) wieder mitumfaßt. Dagegen ist an­ zuerkennen, daß in Fällen dieser Art beide Ministerien schon anderweit das gesetzliche Prinzip nicht in voller Strenge aufrecht erhalten haben. Zch habe demgemäß die König!. Regierung in F. er­ mächtigt, eine nachträgliche Aussonderung des Preises der mitverkauften Ernte zu gestatten, beziehungs­ weise es bei der stattgehabten Nachzahlung des Stempels bewenden zu lassen, wenn gegen die Deklaration der Ernte auf 2000 Thaler sonst nichts zu erinnern ist. Schreiben des FM. an d. ZM. v. 2. Mai 1872, mitgetheilt durch FMR. von demselben Tage III 5058 an d. Reg. in F. Von der im vorstehenden Schreiben ertheilten Ermächtigung ist das Appell.-Gericht in F. durch ZMR. vom 16. Mai 1872 III 1285, welches sich jedoch über das Prinzip nicht weiter äußert, in Kenntniß gesetzt. Gleichmäßig bestimmt das FMR. v. 24. Zuli 1874 III 10367 an d. Reg. in F : Es ist zwar anzuerkennen, das streng gesetzlich von dem für Znventarienstücke, Vorräthe und Saaten deklarirten Kaufpreise von 12,000 Thalern der Werthstempel zu 1 Prozent möchte erfordert werden können, weil die Saaten nach Lage, des Falles noch zu dem unbeweglichen Zuhehör des Gutes gehörten und well insofern eine Trennung der Preise für Mobilien und Immobilien nicht stattgefunden Grund und Boden verkauften Saat noch nicht abgeerntet gewesen; die Ernte ist also im Gange gewesen, und die verkaufte Saat hat sich in einem Zustande befunden, in welchem sie theils ab­ geerntet war, theils noch abgeerntet werden sollte. Nach §. 5 a. a. O. ist so lange, als durch die Aenderung einzelner Theile die Sache weder vernichtet, noch die Hauptbestimmung derselben ge­ ändert worden, keine Veränderung in der Substanz vorgefallen, und da die Aberntung der Saat in deren Natur und Bestimmung liegt, so ist anzunehmen, daß die an den Imploranten verkaufte, in der Aberntung begriffene Saat, mochte sie zur Zeit des Verkaufs schon vom Boden getrennt sein oder nicht, durch die Aberntung eine Veränderung ihrer Substanz nicht erlitt. Sie ist daher eine Sache, bei welcher das Kriterium zutrifft, daß sie unbeschadet ihrer Substanz von einer Stelle zur andern gebracht werden kann re.

Tarif. Kaufverträge. [VertmenifUUk von Immobilien; Mit-Vertauf von Maschinen tc.]

hat. Indeß ist schon in anderen ähnlichen Fällen und, wenn die Trennung der Preise nicht nur beabsichtigt, sondern auch zum Ausdruck gebracht und wenn nur ein Irrthum darüber vorgefallen war, daß gewisse Dinge — wie hier die Saaten — nicht zu den Mobilien, sondern zu den unbeweglichen Pertinenzien, oder zur Substanz des Gutes, zu rechnen waren, von der vollen Strenge des Gesetzes nicht Gebrauch gemacht worden. Die Königl. Regierung wird ermächtigt, den Stempel von 1 Prozent nur von dem sich aus dem Berichte ergebenden wirklichen Werthe der Saaten zu berechnen, resp. mit */3 Prozent nachzufordern, bezüglich des auf Inventarien rc. entfallenden Preises es aber bei der stattgehabten Verwendung des Stempels von V3 Prozent bewenden zu lassen. 15. g. Zn Betreff der Versteuerung von Zmmobiliar-Kaufverträgen, in welchen noch nicht geerntete Früchte vom Verkauf ausgeschlossen werden, s. S. 118 Anm. 20. 15. h. Die Verordnung zwischen Verpächter und Pächter wegen einer Entschädigung für bereits in der Erde befindliche Saaten kann weder als Zmmobiliar- noch als MobiliarKaufvertrag, sondern lediglich als ein unbenannter Vertrag über eine zu gewährende Entschädigung, für Verwendungen zu Gunsten des Pächters angesehen und nur mit 15 Sgr. zur Versteuerung gezogen werden. FMR. v. 19. Dez. 1858 III 27936 an d. PStD. in S. 16. a. Dem Kollegium wird allerdings darin beigetreten, daß eine bewegliche Sache durch die Eigenschaft als Pertinenz einer unbeweglichen nicht zur unbeweglichen Sache wird, sondern der gedachten Eigenschaft ungeachtet, ihre ursprüngliche Natur in dieser Beziehung behält — vergl. AM. Th. 1 Tit. 2 §§. 42 ff, 89, 103. Es läßt sich dagegen nicht anerkennen, daß die in dem Monitum aufgeführten Gegenstände durchweg lediglich die Natur von Pertinenzien haben. Vielmehr sind die erheblichsten dieser Sachen, wie z. B. die Dampfmaschine mit Kesseln, die Wellen­ leitung, die Röhren, Pumpen u. s. w. mit Rücksicht auf §. 4 a. a. O. als Theile der Substanz der verkauften Fabrik anzusehen und darum, so lange ihre physische Verbindung mit derselben dauert, deren allgemeinen Eigenschaften, mithin auch der einer unbeweglichen Sache, unterworfen. Ebenso haben diese Gegenstände in Folge ihrer durch die Verbindung mit den Ge­ bäuden beziehungsweise dem Boden näher bestimmten Individualität die Eigenschaft unbeweglicher Sachen im Sinne des §. 6 a. a. O. erlangt. Bon dem Kaufpreise für die bezeichneten Sachen muß daher der Kaufwerthstempel mit einem Prozent berechnet werden. Was dagegen die übrigen Gegenstände, auf welche die erwähnten Momente nicht paffen, angeht, so soll den Kontrahenten gestattet werden, den auf dieselben entfallenden Preis nachträglich zu deklariren und diesen mit nur V3 Prozent zu versteuern (außer dm vorgedachten Substanztheilen der Fabrik — unbeweglichen Sachen — waren noch zu dieser Fabrik gehörige Utensilien — bewegliche Sachen — mit­ verkauft und es war der Kaufpreis für beiderlei Gegenstände zusammen in Einer Summe fest­ gesetzt, von welcher der instrumentirende Notar nur den Stempel zu V3 Prozmt verwmdet, der Stempelfiskal dagegen deren Gesammtversteuerung zu 1 Prozmt gefordert hatte — vergl. Anm. 16. b sub Nr. 2 u. Anm. 15. f]. ZMR. v. 25. Aug. 1870 111 2567 an d. Appell.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 3. Sept. dess. Z. III 14432 an d. Reg. daselbst. 16.b. 1. Werden in einem schriftlichen Vertrage über den Verkauf eines BrauereiGrundstückes Gegenstände mitverkauft, welche mit den verkauften BrauereiGebäuden, also auch mit dem gesammten Brauerei-Grundstücke, in einer dauernden phy­ sischen (mechanischen) Verbindung, insbesondere durch Einmauern, untrennbar verbundm, und zum Fortbetriebe der Brauerei bestimmt sind (als: Dampfleffel, Hochdruckmaschine, Kühlschiff, Darre), so sind diese Gegenstände nach §. 4 Tit. 2 Th. 1 ALR. als zur Substanz jenes Grundstückes gehörig, resp. im Sinne des §. 6 a. a. O. als unbewegliche Sachen anzusehen, und es unterliegt daher der für sie besonders bedungme Kaufpreis nicht betn Mobiliar-, sondern zu­ sammen mit dem Kaufpreise für das Grundstück dem Zmmobiliar-Kaufftempel zu 1 Prozmt. 2. Zst

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Kaufverträge.

[Äaufs und Lieferung-geschäfte im kaufmännischen Verkehr — Kab -O. v. 30. April 1847.]



in dem Vertrage der Kaufpreis für die vorgedachten Substanztheile — unbewegliche Sachen — und für mitverkaufte, zum verkauften Brauerei-Grundstück gehörige Geräthschasten — bewegliche Sachen — in ungetrennter Summe festgesetzt, so hat dies nach §. 5. f. des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 zur Folge, daß der gesammte Kaufpreis mit 1 Prozent versteuert werden muß. Erk. des OT. (1) v. 12. Mai 1873 in Sachen der Aktiengesellschaft Frankfurter Aktienbrauerei wider den Fiskus (Nr. 1214 — bisher nicht abgedruckt). Ebenso ist entschieden durch Erk. des OT. v. 11. Febr. 1876 (CB. 1877 S. 194) in Bezug auf Maschinen einer chemischen Fabrik und Glashütte, welche mit den betreffenden Gebäuden in mechanischer Verbindung standen.

16. c. Wie in den in der vorigen Anm. allegirten beiden Erkenntniffen des vormaligen OberTribunals ist auch entschieden vom Reichsgericht durch Erk. v. 24. Zuni 1880 (505. 80. IV. 1020) in Sachen der Handelsgesellschaft Otto Henniges u. Comp, zu Martinickenfelde wider den Steuer-Fiskus, vertreten durch den PStD. in D. (bisher nicht abgedruckt), rückstchtlich der zu einem Fabrik­ grundstück gehörigen Maschinen, von denen ein Theil mit den zu dem Grundstück gehörigen, zum Fabrikbetriebe gehörigen Gebäuden mechanisch verbunden war, während in dem betreffenden Kaufverträge weder der Preis dieser Stücke gesondert von dem Preise der nicht verbundenen Stücke und der sonstigen Pertinenzstücke, noch auch ein besonderer Werth angegeben worden. 17. a. Kab.-O. v. 30. April 1847 (GS. S. 201): Da für die im kaufmännischen Verkehr vorkommenden Verträge über Kauf- und Lieferungs-Geschäfte nach dem gegenwärtigen Stande dieses Verkehrs der für Käufe von Mobilien vorgeschriebene Stempel zu V3 Prozent des Kaufpreises zu hoch erscheint, so bestimme Zch hierdurch nach dem Antrage des Staatsministeriums vom 18. d. M., daß fortan jeder im kaufmännischen Verkehr über bewegliche Gegenstände, mit Einschluß der Aktien und anderen geldwerthen Papiere, sei es mit oder ohne Zuziehung eines vereideten Agenten oder Mäklers, schriftlich abgeschlossene Kauf- oder Lieferungs-Vertrag, ohne Unterschied, ob derselbe unter Handeltreibenden oder unter anderen Personen abgeschloffen worden, soweit er nach der Höhe des Betrages an sich stempelpflichtig ist, einer Stempelabgabe von 15 Silbergroschen und, falls mehrere Kontrakts-Exemplare durch Unterschrift der Kontrahenten vollzogen werden, jedes Exemplar dem Stempel von 15 Silbergroschen unterliegen soll. — Wenn jedoch der Stempel zu V3 Prozent des Kaufpreises weniger als 15 Silbergroschen beträgt, und nicht wegen der Form des Vertrages nach den Tarifpositionen „Protokolle zu b" und „Notariats-Instrumente" zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 ein Stempel von 15 Silbergroschen erforderlich ist, so soll anstatt dieses Stempels nur der geringere Prozentstempel eintreten. — In der Anwendung der Stempel-TarifPosition „Mäkler-Atteste" wird hierdurch nichts geändert. — Zuwiderhandlungen gegen die gegenwärtige Verordnung sind nach den Strafbestimmungen des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 zu ahnden. — Auch soll in dem Fall, wenn der Kauf- oder Lieferungs-Vertrag unter Mit­ wirkung eines Mäklers oder vereideten Agenten abgeschloffen ist, nicht blos jeden der Kontrahenten, sondern auch den Mäkler oder Agenten die in dem vierfachen Betrage des unverbraucht gebliebenen Stempels bestehende Strafe, unter solidarischer Haftung aller dieser Personen für den Stempel, treffen. — (Diese Kab.-O. ist aufgehoben durch das Gesetz, betr. die Stempelsteuer für Kauf- und Lieferungsverträge im kaufmännischen Verkehr und für Werkverdingungsverträge, vom 6. Juni 1884) [f. in Anm. 18. a.]. Hierzu Anm. 17. b bis 17. i.

17. b. Die Allerh. Kab.-Ordre vom 30. April 1847 bezweckt offenbar nur die Erleichterung des kaufmännischen Geschäftsbetriebes. Aus diesem Zwecke aber, eben so wie aus den Worten der gedachten Bestimmung muß, gefolgert werden, daß letztere sich nur auf Verträge über solche Sachen bezieht, welche einen Gegenstand des Handels bilden, wobei es übrigens gleichgültig ist, ob

Tarif.

Kaufverträge.

[Jtauf« und LteferungAgeschLfte im kaufmännischen verkedr. — Kab.-O. v. 30. April 1847.]

dergleichen Verträge unter Kaufleuten oder unter anderen Personen geschloffen worden. Gin Waarenla ger als Inbegriff einer größeren oder geringeren Quantität zum Handel bestimmter Gegenstände, mit Einschluß der für den Geschäftsbetrieb erforderlichen Utensilien, ist aber selbst nicht Objekt deS Handels, und es kann daher auf den über ein solches, wmn auch unter Kaufleuten ge­ schloffenen Kaufvertrag die Vorschrift der erwähnten Kab.-Ordre nicht angewendet werden. ZMR. v. 6. Nov. 1852, mitgetheilt durch FMR. v. 25. deff. M. (CB. 6. 303). 17. e. Ein ganzes Waarenlager und Geschäft ist als solches nicht Gegenstand des kauf­ männischen Verkehrs. Der desfallstge Vertrag unterliegt daher dem Werthstempel zu ’/s Prozent. FMR. v. 26. Mai 1861 HI 11632 an d. Reg. in F. 17. d. Die Anwendung der Kab.-Ordre vom 30. April 1847 auf Verträge über den Verkauf eines ganzen Waarenlagers ist als ausgeschlossen zu betrachten. ZMR. v. 6. August 1855 an den Notar B., mitgetheilt durch FMR. v. 22. dess. M. III 19346 an d. PStD. in D.; ebenso die FMR. v. 31. Okt. 1855 III 26114 an d. PStD. in D. u. v. 25. Zuli 1865 III 5068 an d. Reg. in F. 17.e. Das Weinlager als solches ist nicht zum Wiederverkauf bestimmt, sondern nur die dazu gehörigen Weine in größeren oder geringeren Mengen, je nachdem sich Käufer dazu finden; es handelt sich daher nicht um den Kauf von Gegenständen im Sinne der Kab.-Ordre v. 30. April 1847. FMR. v. 25. Jan. 1856 III 528 an d. PStD. in S. 17. f. Was unter „kaufmännischem Verkehr" zu verstehen sei, ist in der Kab.-Ordre vom 30. April 1847 nicht gesagt, hat auch nach den Materialien gar nicht festgestellt werden sollen, ist vielmehr in jedem einzelnen Falle nach den besonderen begleitenden Umständen der Beurtheilung des Richters überlaffen, fällt somit wesentlich der thatsächlichen Feststellung anheim und kann eben deshalb mit dem Borwurfe der unpaffenden Anwendung jener Kab.-Ordre nicht angegriffen werden, soweit es sich eben nur darum handelt, ob das bestimmte Geschäft im kaufmännischen Verkehr geschloffen ist. Wenn daher die Znstanzrichter angenommen haben, daß ganze Handlungs­ geschäfte zwar Gegenstand des Verkehrs im Allgemeinen seien und daher auch veräußert werden können, daß sie aber nicht Gegenstand des kaufmännischen Verkehrs als solche seien, wenigstens noch nicht zur Zeit, so liegt darin kein Rechtsirrthum. Erk. des OT. (I) v. 9. Zuli 1866 (GL. B. 15 S. 608 sub Nr. 37). Ebenso ist entschieden durch Erk. des RGer. (IV.) v. 26. Februar 1885 in Sachen des Kauf­ mann- Röseler in B. wider den Steuerfiskus IV 357. 84 (bisher nicht abgedruckt) Vgl. auch Erk. des OT. v. 8. Oktober 1874 (Entsch. B. 73 S. 139). 17. g. re. rc. Hiernach muß im Verwaltungswege für den Ansatz des Vs Prozentstempels zu den Lieferungsverträgen entschieden werden, welche das König!. Appellations-Gericht über die Lie­ ferung des Bedarfs an Brennmaterial, wenngleich mit Kaufleuten, schließt. Dgl. jedoch Anm. 17. h, i. Dagegen wird die dortige Regierung mit Anweisung versehen werden, das Monitum bezüglich des Natural-Stempel-Verbrauchs zu derartigen Verträgen, welche von den Gerichtsbehör­ den in Angelegenheiten des eigenen dienstlichen Bedarfs geschlossen werden, fallen zu laffen, indem der Justiz-Minister, im Einverständniß mit dem Herrn Finanz-Minister, der Ansicht des Kollegiums beitritt, daß der Stempel zu solchen Verträgen als Gebühr zur Gerichtskasse einzuziehen ist. ZMR. v. 25. Nov. 1868 III 4413 an das Appell.-G. in F. (mitgetheilt durch FMR. v. 7. Dez. deff. Z. III 26368 an d. Reg. daselbst). 17. h. Cirk.-Verf. des FM. v. 28. Juni 1883 III 8487 (CB. S. 106, ZMBl. S. 301): Seit dem Erlaß der Allerhöchsten Kabinetsordre vom 30. April 1847 (GS. S. 201), wonach die im kaufmännischen Verkehr abgeschlossenen Kauf- und Lieferungs-Verträge über bewegliche Gegenstände einem Stempel von höchstens l,sv M. unterliegen, ist von der Finanz-Verwaltung, im Einverständniß mit der Justiz-Verwaltung und in Uebereinstimmung mit wiederholten Entscheidungen des vor­ maligen Obertribunals, daran festgehalten worden, daß die gedachte Allerhöchste Ordre und die der-

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Tarif

Kaufverträge.

[ftauf* und LteferungVgeschäfte im kaufmännischen Verkehr. — Kab.'O. v. 30. AprU 1847.]

selben entsprechende Vorschrift der Tarife zu den Stempelsteuer-Verordnungen vom 19. Zuli 1867 (GS. S. 1191 — s. Komm. Abtheilung II) Nr. 29. d und 7. August 1867 sGS. S. 1277 — s. Komm. Abtheilung II) Nr. 28. d, nur dann Anwendung finde, wenn der Käufer oder Besteller bett Vertrag in der Absicht demnächstiger Weiterveräußerung der Waare, abgeschlosien hat. Zm Wider­ spruch hiermit hat der vierte Civilsenat deS Reichsgerichts in dem Erkenntniß vom 25. Oktober 1880 (JMBl. 1881 S. 119) und in zahlreichen späteren Entscheidungen ausgesprochen, daß als ein im kaufmännischen Verkehr abgeschlossenes Kails- und Lieferungsgeschäst, im Sinne der erwähnten Be­ stimmungen, jede von einem Kaufmann vorgenommene Veräußerung der nach seinem Geschäft zur Veräußerung bestimmten Waaren zu verstehen sei, gleichviel ob der Käufer oder Besteller die Waare weiter zu verkaufen beabsichtigt, oder nicht. Dieser Auffassung hat der dritte, sowie neuerdings auch der zweite Civilsenat des Reichsgerichts sich angeschlossen. Da hiernach keine Aussicht mehr vorhanden ist, die bisher von der Finanzverwaltung vertretene Ansicht bei den Gerichten zur Geltung zu bringen, so mag in Zukunft auch von den Verwaltungsbehörden nach der dem Er­ kenntniß des Reichsgerichts vom 25. Oktober 1880 zu Grunde liegenden Auffassung verfahren werden. Demgemäß sind auch die von Staatsbehörden mit Gewerbetreibenden abgeschlossenen Verträge dieser Art, auch über die Lieferung von Büreaugegenständen, oder Baumaterialien, einem Stempel von höchstens 1,5 o M. unterworfen, welcher wegen der Stempelfteiheit des Fiskus nur in der darstellbaren Hälfte von 1 M. zu verwenden ist. Die Finanzverwaltung ist ferner, unterstützt durch die Plenarentscheidung des vormaligen Ober­ tribunals vom 27. Januar 1862 (Centralbl. f. Abgabenverw. S. 148; JMBl. S. 143), bisher von der Annahme ausgegangen, daß die nach Allgem. Landrecht zu beurtheilenden Werkverdingungs­ verträge, in welchen der Uebernehmer zugleich zur Hergäbe der Materialien sich verpflichtet, zum Zweck der Stempelberechnung in zwei getrennte Verträge — einen Vertrag über Lieferung der Materialien und einen Arbeitsvertrag — zu zerlegen seien, und daß daher zu solchen Verträgen neben dem allgemeinen Vertragsstempel zu dem Arbeitsvertrage der Lieferungsstempel von V3 Prozent von dem Werth der Materialien zu verwenden sei. Dagegen hat das Reichsgericht wiederholt entschieden, daß der Werkverdingungsvertrag, auch wenn der Uebernehmer danach die Materialien herzugeben hat, in Bezug auf die Stempelverwendung als ein einheitlicher Vertrag anzusehen und demnach nur dem allgemeinen Vertragsstempel von 1,50 M. zu unterwerfen sei. Die Frage hat für die Finanzverwaltung ihre wesentliche Bedeutung verloren, nachdem im Obigen der Auffassung des Reichsgerichts in Bezug auf die Auslegung der Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 30. April 1847 hat Folge gegeben werden müssen. Von den Verwaltungsbehörden mag daher in Zukunft auch in Betreff der erwähnten ferneren Frage, nach der Auffaffung des Reichsgerichts, verfahren werden, wo­ durch zugleich eine Gleichmäßigkeit in der Besteuerung zwischen dem Geltungsgebiet des Allgemeinen Landrechts einerseits und demjenigen des rheinischen und gemeinen Rechts andererseits hergestellt wird. Ew. rc. wollen die untergeordneten Stellen nach Maßgabe des Vorstehenden mit Anweisung versehen, auch zur Vermeidung von Prozeßkosten in den gegen Sie schwebenden Prozeffen, in welchen es sich um die vorstehend erörterten Fragen handelt, unter Zurücknahme der Ihrerseits etwa eingelegten Rechtsmittel, die Kläger so bald als thunlich klaglos stellen, und in denjenigen Fällen, wo ein Prozeß zwar noch nicht eingeleitet, der Stempel jedoch nur unter Vorbehalt ent­ richtet ist und die Klagefrist noch läuft, die Erstattung des Stempels alsbald anordnen. — Vgl. Anm. 17. a Abs. 2. 17.i. Cirk.-Verf. des FM. v. 29 November 1883 (JMBl. S. 361): In der Verfügung vom 28. Juni d. I. III 8487 (f. vorige Anm.) ist auf Grund wiederholter Entscheidungen des Reichs­ gerichts nachgegeben, daß als Kauf- und Lieferungsvertrag im kaufmännischen Verkehr im Sinne der Allerhöchsten Kabinetsordre vom 30. April 1847 und der damit übereinstimmenden Vorschriften der Tarife zu den Stempelsteuer-Verordnungen von; 19. Juli 1867 Nr. 29. d und 7. August 1867

Tarif. Kaufverträge. [Kauf* und Lieferung-geschäfte tat kaufmännischen Verkehr — Äab.*£). v. SO. April 1841]

Nr. 28. ä — s. Komm. Abtheilung 11 — jede von einem Kaufmann vorgenommene Veräußerung der nach seinem Geschäft zur Veräußerung bestimmten beweglichen Gegenstände behandelt werde, gleich­ viel ob der Käufer oder Besteller der Waaren dieselben weiter zu verlaufen beabsichtigt oder nicht. Da bei Auslegung der Allerhöchsten Kabinetsordre vom 30. April 1847 die Vorschriften des erst später in Kraft getretenen Handelsgesetzbuchs nicht maßgebend sein können, so kommt es für die Anwendbarkeit der gedachten Kabinetsordre und der entsprechenden Bestimmungen in den vorher erwähnten Stempeltarifen nicht darauf an, ob der Verkäufer oder Lieferungsübernehmer als Kauf­ mann im Sinne des Art. 4 des Handelsgesetzbuchs anzusehen ist; es genügt vielmehr, wenn er Gewerbetreibender ist und die verkauften oder zu liefernden Waaren nach seinem Gewerbe zur Veräußerung bestimmt sind. Hiernach sind jene Bestimmungen z. B. auch dann anzuwenden, wenn der Besitzer einer Kohlengrube durch schriftlichen Vertrag zur Lieferung der Kohlen aus seiner Grube sich verpflichtet, gleichviel ob der die Lieferung übernehmende Grundbesitzer [sott heißen Gruben­ besitzers eine Aktiengesellschaft, eine Gewerkschaft oder ein Einzelner ist. Außer dem bisher besprochenen Falle des Abschlusses eines Kauf- oder Lieferungsvertrages seitens eines Gewerbetreibenden über bewegliche Gegenstände, welche nach seinem Geschäft zur Ver­ äußerung bestimmt sind, fallen unter die Kabinetsordre vom 30. April 1847 und die entsprechenden Vorschriften der vorgenannten Stempeltarife, dem bisherigen Verfahren gemäß, die Kauf- und Lieferungsverträge über solche bewegliche Gegenstände, welche der Käufer oder Besteller zum Zweck des Wiederverkaufs erwirbt, ohne daß es in diesem Falle darauf ankommt, ob der Verkäufer oder Lieferungsübernehmer ein Gewerbetreibender ist oder nicht. Der zu Kauf- und Lieferungsverträgen im kaufmännischen Verkehr erforderliche Stempel beträgt zwar V3 Prozent, jedoch höchstens 1,50 Mark. Bei Kaufverträgen im kaufmännischen Ver­ kehr, welche mit einer vom Stempel befreiten Person (z. B. mit dem Reichs- oder dem Preußischen Fiskus) geschloffen sind, ist der gedachte Stempel nur in der darstellbaren Hälfte von höchstens 1 Mark erforderlich. Dagegen ist zu den im kaufmännischen Verkehr abgeschloffenen Verträgen über Lieferungen an das Reich, den Staat oder öffentliche Anstalten, soweit nicht das Reichs­ stempelgesetz in Anwendung kommt, der Werthstempel von V3 Prozent bis zum Höchstbetrage von 1,50 Mark voll zu verwenden, indem auch für Lieferungsverträge im kaufmännischen Verkehr die Bestimmung unter „Lieferungsverträge" in den Tarifen zu dem Stempelgesetz vom 7. März 1822 und den Stempelsteuer - Verordnungen vom 19. Juli und 7. August 1867 zur Geltung kommt, wonach diejenigen, welche Lieferungen von Bedürfnissen der Regierung oder öffentlichen Anstalten übernehmen, den vollen Stempelbetrag ausschließlich zu entrichten verpflichtet sind. Die entgegen­ stehende Bestimmung in der Verfügung vom 28. Juni d. I. wird hiernach abgeändert. Der zu Kauf- und Lieferungsverträgen im kaufmännischen Verkehr zu verwendende Stempel ist, wie oben schon angedeutet, nicht als der sogenannte allgemeine Vertragsstempel, sondern als ein Kauf- oder Lieferungs-Werthstempel (mit einem bestimmten Höchstbetrag) anzusehen. Für die in solchen Verträgen etwa enthaltenen Nebenberedungen (z. B. Kompromißverträge) ist daher der allgemeine Vertragsstempel besonders zu verwenden. Dagegen werden bei Entreprise-Verträgen durch den dazu verwandten Stempel zugleich die darin etwa enthaltenen Nebenberedungen gedeckt. *) Ew. re. wollen die Ihnen untergeordneten Stellen mit entsprechender Anweisung versehen. — Vgl. Anm. 17. Abs. 2. ') Zufolge einer Cirk -Verf. des FM. v. 12. Dezember 1883 III 16064, welche den bezüglichen „Schreibfehler" berichtigt hat. 7) Vgl. S. 440 Anm. 71, wonach Nebenabreden über schiedsrichterliche Entscheidungen in Ver­ dingungsverträgen an und für sich als ein besonderer Gegenstand oder Geschäft im Sinne der Nr. 1 der Allgemeinen Vorschriften beim Gebrauche des Stempeltarifs anzusehen, und deshalb der besondere Vertragsstempel dazu verwendet werden sollte, auch wenn in den bezüglichen Fällen solcher Stempel schon anderweit einmal verwendet worden.

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Tarif.

Kaufverträge.

[jteuf» und Lieferungsgeschüfle im kaufmännischen Verkehr. — öef. v. 6. Zuni 1884.]

18. a. Gesetz, betreffend die Stempelsteuer für Kauf- und Lieferungsverträge im kaufmännischen Verkehr und für Werkverdingungsverträge. Vom 6. Zuni 1884. (GS. S. 279.) (Ausgegeben zu Berlin am 20. Zuni 1884')]: Wir re. verordnen, mit Zustim­ mung beider Häuser des Landtages, für den ganzen Umfang Unserer Monarchie, mit Ausnahme der Hohenzollernschen Lande und des Kreises Herzogthum Lauenburg, was folgt: §•

1.

Die Kabinetsordre vom 30. April 1847 (Gesetz-Sammt. S. 201)'»), die Bestimmung unter Nr. 29 d des Tarifs zur Verordnung vom 19. Juli 1867 (Gesetz-Samml. S. 1192)*) und die Be­ stimmung unter Nr. 28. d des Tarifs zur Verordnung v. 7. August 1867 (Gesetz-Samml. S. 1277) *) werden aufgehoben.*) Verträge, welche lediglich mit Rücksicht auf die Bestimmungen des §. 9.a und b des Reichs­ gesetzes vom 1. Zuli 1881 (Reichs-Gesetzbl. S. 185)*4)5* von 3 der Reichsstempelabgabe ausgeschlossen sind, unterliegen einem Landesstempel von 1,5 o Mark.*) ') Das Gesetz ist also am 4. Zuli 1884 in Kraft getreten. Ges. v. 16. Februar 1874 (GS. S. 23). '») S. oben Anm. 17. a. *) S. in Abth. II lit. B des Komm. 3) Diese Aufhebung ist — nach den Motiven zu obigem Gesetz (Stenogr. Ber. über die Ver­ handlungen des Abgeordnetenhauses von 1883/84, Drucksache Nr. 101 S. 5, 6) — um deshalb erfolgt, weil durch die erweiterte Anwendung der Kab.-O. v. 30. April 1847 und der mit der­ selben übereinstimmenden Vorschriften in den Stempeltarifen für die neuen Provinzen, welche die Finanzverwaltung sich genöthigt gesehen hat, durch die Cirk.-Verf. v. 28. Zuni 1883 is. dieselbe in Anm. 17. h) nachzugeben, für den Staat ein erheblicher Ausfall an Einnahme aus der Stempel­ steuer entstanden und namentlich das Aufkommen aus dem Lreferungsstempel auf einen ganz ge­ ringen Betrag herabgedrückt war. 4) Dgl. Zusatz 2 zu Abtheil. I des Komm. — Der §. 9 des Reichsges. v. 1. Zuli 1881 ist seitdem zufolge Art. I des Ges., betr. Abänderungen des Gesetzes megen Erhebung von Reichsfiempelabgaben v. 1. Zuli 1881, vom 29. Mai 1885 (vgl. Zusatz 2 a. a. O.) weggefallen. Der §. 9 und die Tarifnummer 4.a des Reichsges. v. 1. Zuli 1881, soweit sie hier in Betracht kommen, lauteten wie folgt: § 9. Ausgeschlossen von der Reichsstempelabgabe bleiben: a) gerichtliche oder notarielle Beurkundungen der unter Nr. 4. a des Tarifs bezeichneten Geschäfte, sowie die von solchen Urkunden ertheilten Ausfertigungen, beglaubigten Abschriften und Auszüge; b) Schriftstücke, welche von den Staatsverwaltungen der Bundesstaaten über die unter Nummer 4.a des Tarifs bezeichneten Geschäfte aufgenommen oder ausgestellt werden; e) Verträge über die unter 4.a des Tarifs bezeichneten Sachen und Waaren, welche weder zum Gebrauch als gewerbliche Betriebsmaterialien, noch zur Wiederveräußerung in der­ selben Beschaffenheit oder nach vorgängiger Bearbeitung oder Verarbeitung bestimmt sind; d) re. re. Tarifnummer 4.a: Schlußnoten, Schlußzettel, Abschriften und Auszüge aus Tage- oder Geschäftsbüchern, Schlußscheine, Schlußbriefe oder sonstige von einem oder mehreren Kontrahenten, Maklern oder Unterhändlern im Bundesgebiete ausgestellte Schriftstücke über den Abschluß oder die Prolongation oder die Bedingungen des Abschlusses oder der Prolongation eines Kauf-, Rückkauf-, Tausch- oder Lieferungsgeschäfts, welches Wechsel, ausländische Banknoten oder ausländisches Papiergeld, ferner Aktien, Staats- oder andere für den Handelsverkehr be­ stimmte Werthpapiere, oder Mengen von solchen Sachen ober Waaren jeder Art, die nach Gewicht, Maaß oder Zahl gehandelt zu werden pflegen, zum Gegenstände hat . . M. 0,2o. Wird eines der vorstehend bezeichneten Geschäfte auf Zeit abgeschlossen oder auf Zeit prolongirt.......................................................................................................................M. l,oo. 5) Als der Rechtszustand, wie er sich hinsichtlich der Stempelpflichtigkeit der Verträge über bewegliche Sachen nach Annahme des obigen Gesetzes gestaltete, ist von dem Referenten der Kom­ mission des Abgeordnetenhauses der folgende resümirt worden, wobei ein Widerspruch gegen diese Feststellung weder von Seiten des Regierungskommissars noch aus der Kommission erhoben ist (Stenogr. Ber., Drucksache Nr. 269 S. 10, 11):

Tarif.

Kaufverträge.

[ffirrfoerbinbungtoerträge. — G-s. v. 6. 3unt 1884.]

§•

2.

Werkverdingungsverträge, Inhalts bereit der Uebernehmer auch das Material für das über­ nommene Werk ganz oder theilweise anzuschaffen hat, sind, falls letzteres in der Herstellung beweg­ licher Sachen besteht, wie Lieferungsverträge unter Zugrundelegung des für das Werk bedungenen GesammtPreises zu versteuern.') „I. Schlußnoten, Schlußzettel, Abschriften und Auszüge aus Tage- oder Geschäftsbüchern, Schlußscheine, Schlußbriefe oder sonstige von einem oder mehreren Kontrahenten, Maklern oder Unterhändlern im Bundesgebiete ausgestellte Schriftstücke über den Abschluß oder die Prolongation oder die Bedingungen des Abschlusses oder der Prolongation eines Kauf-, Rückkauf-, Tausch- oder Lieferungsgeschäfts, welches Wechsel, ausländische Banknoten oder ausländisches Papiergeld, ferner Aktien, Staats- oder andere für den Handelsverkehr be­ stimmte Werthpapiere oder Mengen von solchen Sachen oder Waaren jeder Art, die nach Gewicht, Maaß oder Zahl gehandelt zu werden pflegen, zum Gegenstände hat, sofern diese Sachen oder Waaren entweder zum Gebrauch als gewerbliche Betriebsmaterialien oder zur Wiederveräußerung in derselben Beschaffenheit oder nach vorgängiger Bearbeitung oder Verarbeitung bestimmt sind, unterliegen, falls nicht eine der Befreiungen unter 1, 2, 3 zur Tarifnummer 4.a des Reichsstempelgesetzes vom 1. Juli 1881 vorliegt, dem Reichsstempel von 20 Pfennige resp. 1 Mark. II. Gerichtliche oder notarielle Beurkundung der vorbezeichneten Geschäfte, sowie die von solchen Urkundeit ertheilten Ausfertigungen, beglaubigten Abschriften und Auszüge, ferner Schrift­ stücke, welche von den Staatsverwaltungen der Bundesstaaten über diese Geschäfte aus­ gestellt oder ausgenommen werden, tragen den Landesslempel von höchstens 1,50 Mark, bei einem Werth des Gegenstandes von 150 Mark und darüber. III. Alle Kauf- und Lieferungsverträge, welche nicht Grundstücke oder Grundgerechtigkeiten be­ treffen, soweit sie nicht dem Reichsstempel unter I. unterworfen sind, insbesondere alle Verträge über Sachen und Waaren, welche weder zum Gebrauch als gewerbliche Betriebs­ materialien noch zur Wiederveräußerung in derselben Beschaffenheit oder nach vorgängiger Be- oder Verarbeitung bestimmt sind, unterliegen, gleichviel ob sie im kaufmännischen Ver­ kehr abgeschlossen sind, oder außerhalb desselben, einem Landesstempel von V3 Prozent des Werths, falls über diese Geschäfte urkundliche Verträge vorliegen und der Werth des Gegenstandes 150 Mark und darüber beträgt; sind die Verträge mündlich vereinbart oder durch Korrespondenz zu Stande gekommen, so bleiben sie stempelfrei". Hierzu ist zu bemerken: zu I. Die Tarifnummer 4.a des Reichsges. v. 1. Juli 1881 ist seitdem durch Art. I des Ges. v. 25. Mai 1885, betr. Abänderungen jenes Gesetzes (91(961. S. 171) in Wegfall gekommen und durch eine anderweite Tarifnummer 4 ersetzt (s. diese in Zusatz 2 zur Abth. I des Komm.); zu II u. III. Der §. 9 des Reichsges. v. 1. Juli 1881, und damit auch die beschränkenden Bestimmungen unter lit. a. u. b. dieses Paragraphen, sind zufolge jenes Art. I gleich­ falls weggefallen. Vgl. die vorige Note. ') Aus den Motiven zum Entwurf des obigen Gesetzes (Stenogr. Ber., Drucksache Nr. 101): „Zu §. 2. Im §. 2 des Entwurfs sind nähere Bestimmungen über die Versteuerung der­ jenigen Werkverdingungsverträge getroffen, inhalts welcher der Uebernehmer zugleich die zur Herstellung des Werks erforderlichen Materialien anzuschaffen hat. Von dem Reichsgericht ist wiederholt entschieden worden, daß zu solchen Verträgen im Gebiet des Allgemeinen Land­ rechts nur der allgemeine Vertragsstempel von 1,5 o Mark erforderlich sei, dagegen der Liefe­ rungsstempel von '/3 Prozent, sei es nun von dem Preise des ganzen Werks, oder wenigstens von dem Werth der Materialien, nicht verlangt werden könne. Diese Entscheidung steht int Widerspruch mit denjenigen Grundsätzen, welche von den Ver­ waltungsbehörden seit einer langen Reihe von Zähren beobachtet worden, und welche auch in dem Erkenntniß des Plenums der Strafsenate des vormaligen Obertribunals vom 27. Ja­ nuar 1862 (ZMB. S. 143) [f. Komm. S. 408 Anm. La] als richtig anerkannt sind (vergl. FMVerf. v. 30. Januar 1863, MB. S. 74 [f. Komm. S. 409 Anm. 4]). Besteht das übernommene Werk in der Herstellung beweglicher Gegenstände (z. B. Eisen­ bahnschienen), so erscheint es gerechtfertigt, den Werkverdingungsvertrag der nämlichen Stempelabgabe zu unterwerfen, wie einen Lieferungsvertrag über den fertigen Gegenstand, da es an jedem inneren Grunde fehlt, einen Unterschied in der Besteuerung zu machen, je nachdem der Uebernehmer sich verpflichtet, den Gegenstand in seinen eigenen Fabrikräumen fertigen zu lassen (Werkverdingungsvertrag), oder lediglich die Verbindlichkeit übemimmt.

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Tarif.

Kaufverträge.

[öerlünbingungSöcrtTägc. — Ges. v. 6. Juni 1884.] Handelt es sich bei dem verdungenen Werk um eine nicht bewegliche Sache, so ist der Werkverdingungsvertrag so zu versteuern, als wenn ein Lieferungsvertrag über die zum Werk erforder­ lichen, von dem Unternehmer anzuschaffenden beweglichen Gegenstände in demjenigen Zustande, in welchem sie mit dem Grund und Boden in dauernde Verbindung gebracht werden sollen, und denselben „anzuschaffen", so daß er ihn auch durch Dritte würde fertigen lassen können (Lieferungsvertrag). Für das Gebiet des gemeinen und des Rheinischen Rechts ist von den Gerichten wiederholt anerkannt worden, daß ein Vertrag der zuerst erwähnten Art ebenfalls als Lieferungsvertrag über den fertigen Gegenstand zu behandeln sei, diese Verschiedenheit der Besteuerung in den verschiedenen Rechtsgebieten bedarf aber dringend der Ausgleichung. Bezieht sich das übernommene Werk auf einen unbeweglichen Gegenstand (sogenannten Bauentreprisevertrag, z. B. Aufführung eines Gebäudes, Herstellung einer Chaussee und dergleichen), so entspricht es den bisherlgen Verwaltungsgrundsätzen, den Werkverdingungs­ vertrag zum Zweck der Steuerberechnung in einen Lieferungsvertrag über die zur Her­ stellung des Werks erforderlichen beweglichen Gegenstände in demjenigen Zustande, in welchem sie mit dem Grund und Boden in dauernde Verbindung gebracht werden sollen (Mauersteine, Thürschlösser u. s. w.) und einen Arbeitsvertrag zu zerlegen, und von dem Werth jener Gegenstände den Lieferungsstempel von V3 %, dagegen für den Arbeitsvertrag den allgemeinen Vertragsstempel von 1,5o Mark zu fordern." Aus dem Bericht der Kommission des Abgeordnetenhauses (Stenogr. 93er., Drucksache Nr. 269 S. 12, 13, 14): „Der Gedanke, welcher--------der Regierungsvorlage hinsichtlich der Werkverdingungsverträae über unbewegliche Sachen zu Grunde liege, daß man, wenn der Unternehmer zu­ gleich das Material zu liefern habe, unterscheiden müsse zwischen Materialwerth und Arbeits­ werth, daß wesentlich der erstere zur Erhebung eines Stempels berechtige, während die Arbeit steuerfrei oder wenigstens minimal besteuert sein müsse — dieser Gedanke lasse sich zwar theoretisch nicht strenge durchführen, weil es Rohmaterial in dem Sinne, daß bei seiner Verwendung nicht schon ein großer vielleicht der größte Theil seines Werthes in der darauf verwendeten Arbeit stecke, gar nicht gebe, well in dem Roheisen, der Baumwolle, dem Korn, welche als Waare oder als Material für ein verdungenes Werk geliefert werden, immer schon ein großes Quantum Arbeit stecke und sich eine Grenze zwischen wirklichem Roh­ material und verarbeitetem Material nicht ziehen lasse. Aber jenes Prinzip entspreche der Billigkeit und sei deshalb durchzuführen, soweit es die Natur der betreffenden Verträge gestalte." rc. rc. „Endlich aber müsse behauptet werden, daß die unter ganz anderen, wesentlich einfacheren VerhÜltniffen gegebenen Bestimmungen der §§ 925 ff. Theil I Titel 11 des Allgemeinen Landrechts über Werkverdingungsverträge auf die heutige hochentwickelte Industrie über­ haupt nicht mehr paffen. Der Richter sei zwar hinsichtlich der civilrechtlichen Beur­ theilung der darin bezeichneten Verträge an diese Gesetzesbestimmungen gebunden und werde sie auslegen müssen, wie es durch das Reichsgericht geschehen — für die steuer­ liche Behandlung der fraglichen Verträge aber könnten jene Bestimmungen nicht mehr maßgebend bleiben. Von einer Arbeitsmiethe, wie sie das Landrecht im Sinne gehabt, könne man wohl bei der Herstellung einer Spezies, eines individuell bestimmten Werkes, eines Kunstwerks im weitesten Sinne sprechen, wie ja auch das Landrecht hier die Be­ zeichnung „Künstler, Werkmeister" anwende, nicht aber bei der fabrikmäßigen Lieferung von so und so viel Stücken einer Gattung, deren Herstellung eben den Inhalt deS Fabrikbetriebes ausmache. Werde bei einem Bildhauer eine Portraitbüste bestellt, so sei das eine Arbeitsmiethe selbst dann, wenn der Künstler das Material zu dem Werk liefere, denn offenbar sei die Arbeit das weit Ueberwiegende an diesem individuellen Werk — werde aber demnächst eine Fabrik mit der Lieferung von 100 Abgüssen eben dieser Büste beauf­ tragt, so liege in der fabrikmäßigen Herstellung derselben ebensowenig individualisiere Arbeit, wie die Aberntung des Korns für den Getreideproduzenten solche enthalte, und die Beschaf­ fung der Abgüsse werde für die Fabrik ein individuelles Werk auch nicht dadurch, daß etwa für dieselben noch die Anbringung eines Stirnbandes oder Ohrringes vorgeschrieben werde, welche das Original nicht besaß. Ganz ebenso verhalte es sich mit der Herstellung von Eisenbahnschienen, Lokomotiven und dergleichen durch die betreffenden Fabriken. Diese Gegenstände seien für die Letzteren nichts als vertretbare Waaren einer Gattung, welche nach Zahl, Maß und Gewicht gekauft werden und können diesen Charakter auch nicht da­ durch verlieren, daß im einzelnen Falle eine bestimmte Stärke der Schienen, Größe des Kessels und dergleichen vorgeschrieben ist. Diese Verträge stempelsteuerlich anders zu be­ handeln als reine Lieferungsverträge liege absolut kein Grund vor. Eine Ausnahme würde gerechtfertigt sein zu Gunsten der Werkverdingungsverträge im

Tarif. Kaufverträge. [SBcrtocrbingungeoerträge. — Ses. v. 6. Zuni 1884.]

außerdem ein Arbeitsvertrag abgeschlossen wäre. ’) Zn dem Vertrage muß daher angegeben werden, wie viel von dem bedungenen Preise einerseits als Preis der erwähnten beweglichen Gegenstände in dem bezeichneten Zustande, und andererseits als Vergütung für die alsdann noch mit denselben auszuführende Arbeit anzusehen ist. Fehlt es an einer solchen Angabe, so ist der Lieferungs­ stempel nach dem bedungenen Gesammtpreise zu verwenden. §• 3. Der Finanzminister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes beauftragt. 18. b. Cirk.-Verf. des FM. v. 28. Juni 1884 III 8200 (CB. S. 106, ZMB. S. 163): Im Verfolg der Verfügungen vom 28. Zuni und 29. November v. Z. — III 8487 und 14156 — [f. Anm. 17. h, ij mache ich Ew. rc. auf das in der Gesetzsammlung S. 279 erschienene, mit dem 4. Juli d. I. in Kraft tretende Gesetz, betr. die Stempelsteuer für Kauf- und Lieferungsverträge im kaufmännischen Verkehr, und für Werkverdingungsverträge, vom 6. Zuni d. Z. noch besonders aufmerksam. Da durch §. 1 dieses Gesetzes die Allerhöchste KabinetS-Ordre vom 30. April 1847 und die derselben entsprechenden Vorschriften der Tarife zu den Stempelsteuer-Verordnungen vom 19. Zuli 1867 Nr. 29. d und 7. August 1867 Nr. 28. d aufgehoben sind, so unterliegen Kauf- und Lieferungsverträge über andere Gegenstände als Grundstücke oder Grundgerechtigkeiten — insoweit dieselben nicht nach §.11 des Reichsstempelgesetzes vom 1. Zuli 1881 (RGBl. S. 185*)) vom Preußischen Stempel befreit sind (vgl. Tarifnummer 4.a zum Reichsgesetze und §. 9 des letzteren) [f. S. 554 Note 4] — in Zukunft dem für Kauf- und Lieferungsverträge über bewegliche Gegen­ stände im Allgemeinen vorgeschriebenen Stempel von V3 Prozent des Kauf- oder Lieferungspreises auch dann, wenn die von einem Kaufmann vorgenommene Veräußerung eines nach seinem Geschäft zur Veräußerung bestimmten Gegenstandes in Frage steht. Dieser Stempel ist bei Kaufverträgen, welche mit einer vom Stempel befreiten Person (z. B. dem Reichs- oder Preußischen Fiskus) geschloffen sind, nur zur Hälfte, — dagegen bei Verträgen über Lieferungen an das Reich, den Staat oder öffentliche Anstalten zum vollen Betrage zu verwenden. Bei Werkverdingungsverträgen, inhalts deren der Uebernehmer auch das Material für das übernommene Werk ganz oder theilweise anzuschaffen hat, ist nach §. 2 des Gesetzes vom 6. Juni d. I. zu verfahren. Für Nebenverträge eigentlichen Sinne, betreffend wirkliche Kunstwerke, allein eine solche Unterscheidung würde leicht wieder zu neuen Zweifeln Anlaß geben, praktisch aber von ganz untergeordneter Be­ deutung sein, weil Bestellungen auf Kunstwerke in der Regel nicht auf Grund instrumentirter Verträge zu geschehen pflegen. Aus diesen Gründen rechtfertige sich für die Werkverdingungsverträge über bewegliche Sachen, bei welchen der Unternehmer des Werks auch das Material zu liefern habe, die Gleichstellung mit den Lieferungsverträgenl Hinsichtlich der Werkverdingungsverträge über unbewegliche Sachen dagegen, bei welchen auch das juristische Moment der Arbeitsmiethe scharf hervortrete, sei der unterschied zwischen dem zum Werk verwendeten Material und der Arbeit selbst ohne jede praktische Schwierig­ keit festzustellen, und es könne deshalb hier dem Eingangs aufgestellten Prinzip der Billig­ keit Rechnung getragen werden, indem man den Werkverdmgungsvertrag in einen Lieferunasvertrag über die Materialien und einen Arbeitsvertrag zerlege und dementsprechend für ersteren den Lieferungsstempel mit V3 Prozent des Werths, für letzteren den Vertrags­ stempel von 1,50 Mark erhebe. Es werde dadurch zugleich die Unbilligkeit beseitigt, welche darin liege, daß der Unternehmer, welcher nur die Arbeit leistet, während ihm das Material geliefert wird, ebenso besteuert werde, wie derjenige, welcher sowohl die Arbeit leistet als das Material beschafft, mithin doppelten Gewinn zieht. Referent empfahl demgemäß die unveränderte Annahme der Regierungsvorlage." 1) Vgl. die vorige Note, Abs. 4, 5, 9. 2) Dieser seitdem ebenfalls weggefallene §. 11 bestimmte, daß, abgesehen von öffentlichen Be­ glaubigungen — hinsichtlich deren die betreffenden landesgesetzlichen Vorschriften Anwendung zu finden hatten (§. 10) — und den Bestimmungen des §. 9 und der Tarifnummer 4 des Ges. v. 1 Juli 1881, die unter der letztgedachten Tanfnummer bezeichneten stempelpflichtigen Schriftstücke it bat einzelnen Bundesstaaten keiner weiteren Stempelabgabe unterliegen sollten.

558

Tarif.

Kundschaften — Legitimationskarten.

B. Kompromißverträge), welche in Kauf- ober Lieferungsverträgen, oder in Werkverdingungs­ verträgen der im §. 2 Abs. 1 des Gesetzes bezeichneten Art enthalten sind, ist neben dem Kauf- oder Lieferungsstempel auch noch der allgemeine Dertragsstempel — und zwar, wenn der eine der Ver­ tragschließenden eine vom Stempel befreite Person ist, in der darstellbaren Hälfte von 1 Mark — zu verwenden.

Dagegen bedarf es bei Werkverdingungsverträgen der im §. 2 Abs. 2 des Gesetzes

bezeichneten Art, falls wegen des darin enthaltenen Arbeitsvertrags der allgemeine Vertragsstempel verwandt ist, eines besonderen Stempels für etwaige Nebenverträge nicht.

Kriegsrechtliche Erkenntnisse, s. Erkenntnisse Buchst. A. g. Kundschaften, welche von Zünften und Gewerks-Korporationen den Gesellen und Gehülfen ertheilt werden . . 15 Sgr. sjetzt stempelfrei, s. S. 2 die Anm. § 2 Nr. 10]. Legalisation von Urkunden, sofern sie nicht auf der Urkunde selbst Statt findet 15 Sgr. sonst........................................................................................................... frei Unter Legalisationen können nur Atteste verstanden werden, welche darüber, daß eine amtliche Unterschrift richtig und mit amtlicher Befugniß ausgestellt sei, von derjenigen Behörde ertheilt worden sind, der die Beurtheilung der amtlichen Qualität des Ausstellers gesetzlich beigelegt ist.

Cirk.-R.

des IM. u. des FM. v. 16. Juli 1828 (v. KA. B. 12 S. 659). Unter dem Worte „Legalisation" sind nur Atteste darüber zu verstehen, daß der angebliche Aussteller einer Urkunde seiner angegebenen Qualität zufolge zu deren Ausstellung befugt gewesen. Zeugnisse darüber, daß der unter der Urkunde Unterzeichnete wirklich derjenige sei, für den er sich ausgiebt, oder wirklich die Urkunde unterzeichnet habe, können hierher nicht gerechnet werden, viel­ mehr sind solche als Rekognitions-Atteste für sich dem Stempel von 15 Sgr. unterworfen.

Nur

bei nicht amtlichen (Privat-)Attesten ist nachgelassen worden, daß die Beglaubigung über die Person des Ausstellers von Seiten der Ortsbehörde, insofern diese Beglaubigung auf das ausgestellte Attest gesetzt wird, stempelfrei behandelt werden darf.

Publik, des PStD. in Cöln v. 7. Okt. 1826 auf

Grund des FMR. v. 23. Sept. deff. 3- (v. KA. B. 10 S. 1006). Anm. 29. c u. Anm. 7. a, b.

Vgl. Tarifpos. „Atteste"

Legate, s. Erbschaften. Diese Tarifpos. ist aufgehoben durch §. 49 des Ges., betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873 (GS. S. 329) — s. im Anhang.

Legitimationskarten, statt der Pässe, wie Reisepässe, s. Pässe. Stempelfrei sind: 1. die von den Dominien und Orts-Schulzen den bäuerlichen Einsassen ihrer Dörfer für den un­ mittelbaren Grenzverkehr mit dem Königreiche Polen auf höchstens 14 Tage auszustellenden Reise-Legitimationsscheine.

Kab.O. v. 11. Nov. 1835 (v. KA. B. 19 S. 1070), mitgetheilt durch

R. des M. d. Z. u. d. P. v. 16. deff. M. (a. a. O. S. 1069). Auf Stadtbewohner erstreckt sich diese Vergünstigung nicht; ist jedoch ihr Unvermögen genügend dargethan oder den Behörden bekannt, so können Letztere stempelfreie Reisc-Legitimationsscheine ertheilen, sie sind aber dieserhalb mit einer ähnlichen Anweisung zu versehen, wie dies hinsichtlich der Ertheilung unge­ stempelter Reisepässe durch die Verfügung vom 4. Juni 1836 (f. Tarifpos. „Pässe" Anm. 3 Abs. 3) geschehen ist.

R. des M. d. I. u. d. P. u. des FM. v. 18. Zan. 1838 (v. KA. B. 22

S. 178, auch mitgetheilt an d. betr. PStD. durch FMR. v. 20. dess. M. III 29064).

Auch

können den Stadtbewohnern die Pässe alle 14 Tage etwa ein Jahr lang immer wieder auf's Neue prolongirt werden, wodurch die Entrichtung von Stempeln und Gebühren für den Paß nur einmal im Zahre eintritt.

R. des M. d. Z. u. d. P. v. 4. Dez. 1838 (v. KA. B. 22 S. 179);

Tarif. LehnSanfälle — Leibrenten-Verträge.

559

2. die bett Eigenthümern der von der Grenze zwischen Preußen und Polm durchschnittenen Be­ sitzungen sowie deren Dienstleuten und Miethern, Behufs des Ueberganges zu den jenseitigen Grundstücken ausgestellten Legitimationskarten. Kab.-O. v. 26. Oft. 1842 (MB. 6. 401), mit­ getheilt durch R. des FM. u. des M. d. Z. v. 23. Nov. defs. Z. (a. a. O. S. 400); 3. die Legitimationskarten für reisende Inländer während der Dauer der Cholera. Kab.-O. v. 6. Juni 1831 (v. KA. B. 15 S. 365). Das R. des M. d. I. v. 12. Febr. 1843 (MB. S. 35), welches nähere Anweisung über die Form und Ausstellung dieser Legitimationskarten ertheilt, bemerkt noch unter Nr. 4, daß die Ausstellung stempel- und gebührenfrei geschieht; 4. die Paßkarten zu Reisen auf Eisenbahnen in den durch dieselben verbundene Preußischen und benachbarten deutschen Staaten. Verordnung des M. d. Z. v. 23. Dez. 1844 §. 5 (MB. 1845 S. 12, 13); desgleichen die statt der Pässe allgemein eingeführten Paßkarten zu Reism auf Eisenbahnen, mit der Post oder sonst, innerhalb der Gebiete der, der Uebereinkunst beigetretenen oder künftig noch beitretenden Staaten. Verordnung des M. d. Z. v. 31. Dez. 1850 §. 8 (MB. 1851 S. 7-12); 5. Aufenthaltskarten, Behufs vorübergehenden Aufenthalts an einem Orte, da ihnen bereits in der General-Instruktion vom 12. Juli 1817 so. KA. B. 1 Heft 3 S. 114) die Stempelfreiheit zu­ gestanden sei. FMR. v. 22. Juni 1863 HI 11776 an d. PStD. in S.

LehnSanfälle, s. Erbschaften. Diese Tarifpos. ist aufgehoben durch §. 49 des Ges., betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873 (GS. S. 329) — s. im Anhang.

Lehnbriefe, wie Ausfertigungen, f. diese. Lehrbriefe, der Handlungsdiener, Künstler, Fabrik- und Handwerks-Gehülfen, auch Zager, Gärtner und Köche . . 15 Sgr. (jetzt stempelfrei, s. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. li). Nach der Tarifposition Lehrbriefe" sind zwar die Lehrbriefe der Handlungsdiener dem Stempel von 15 Sgr. unterworfen, die Stempelpflichtigkeit des Lehrbriefes tritt aber erst alsdann ein, wenn dessen Richtigkeit von der Orts-Polizeibehörde bescheinigt ist. Denn dieser Bescheinigung bedarf eS schon nach §.12 des Gewerbepolizei-Gesetzes vom 7. September 1811 (GS. S. 263), wenn das dem Kaufmannslehrling von seinem Lehrherrn ausgestellte Entlaflungszeugniß als Lehrbrief oder Kundschaft gelten soll. FMR. v. 1. April 1847 III 6787 (GK.).

Leibreuten-Bertriige, wodurch Leibrenten erkauft, oder sonst gegen Uebernahme von Leistungen oder Verpflichtungen erworben werden, Eins vom Hundert des nach §. 4 Buchst, d zu berechnenden Kapitalwerths der Leibrente. 1. In dem, dem Gesetz vom 7. März 1822 beigefügten Stempeltarif ist bei dem Worte „Leibrenten-Verträge" auf §. 4 Buchstabe d zurückgewiesen, während die in Bezug genommene Vorschrift über Berechnung des Kapitalwerths der Leibrente im §. 4 Buchst, c des Gesetzes zu finden ist. 3MR. v. 9. Juli 1829 (v. KZ. B. 34 S. 121, v. KA. Bd. 13 S. 499).

2. a. Die Verhandlung enthält keinen Leibrenten-Vertrag, weil eine dem Stande angemessene Wohnung nebst Bedienung, Erleuchtung und Heizung, auch anständige Bekleidung und Beköstigung keine bestimmte Abgabe sind, welche nach §. 606 Tit. 11 Th. 1 ALR. den Gegenstand des Leibrenten-VerkaufS bildet, sondern unbestimmte Leistungen, deren Betrag mit jedem Jahre sich ändern kann. Der Vertrag ist unter keine Kategorie der mit einem besonderen Werthstempel be­ legten Verträge zu bringen, mithin gleich den Alimentations- oder Vitalitien-Verträgm nur dem

560

Tarif.

Leibrenten-Verträge.

allgemeinen Verlragsstempel von 15 Sgr. unterworfen. FMR. vom 10. März 1834 111 5491 an d. PStD. in S. Nach §. 606 a. a. O. ist der Leibrenten-Kontrakt ein Vertrag, vermöge dessen sich Jemand, gegen Empfang einer Summe Geldes, zur Entrichtung einer bestimmten Abgabe auf die Lebenszeit eines Menschen verpflichtet. — Zn Betreff der Vitalitien-Berträge s. auch Anm. 31 Ab­ satz 2 zu § 5. Der Vertrag ist als Leibrenten-Vertrag nicht anzusehen, weil die vermeintliche Rente nicht in einer bestimmten Geldabgabe, sondern theils allgemein in ihrer Natur nach unbestimmten Leistungen, theils in der Gewährung von bloßen Naturalien besteht. Daß die bestimmte Abgabe in Gelde bestehen muffe, um den Vertrag als Leibrenten-Vertrag erscheinen zu lassen, ist wieder­ holt erörtert und anerkannt worden. FMR. v. 28. Febr. 1862 111 3076 an d. PStD. in S. 2. b. Ein Vertrag ist kein Leibrenten-Vertrag, wenn darin der Verkäufer der Rente sich nicht zur Entrichtung einer bestimmt fixirten Abgabe an den Käufer auf deffen Lebenszeit verpflichtet. Erk. des Reichsgerichts v. 15. Dezember 1879 72. 79/1V. 581 (bisher nicht abgedruckt).') 3. a. Daß das Stempelgesetz vom 7. März 1822 in der Tarifposition „Leibrenten-Verträge" über die in den §§. 606 u. folg. Tit. 11 Th. { ALR. bestimmten Grenzen der Definition eines Leibrenten-Vertrages hinausgeht (s. dieselbe in Anm. 2 Absatz 1 am Schluß), ist bereits im Jahre 1835 in dem König!. Staatsministerium anerkannt, und seitdem stets als Grundsatz festgehalten worden, daß mit dem unter der gedachten Position bestimmten Stempel von einem Prozent des Kapitalwerthes der Rente alle solche lästige Verträge zu besteuern seien, worin eine auf die Lebenszeit des Empfängers oder auf andere unbestimmte Zeit [f. jedoch Anm. 3.es zu gewährende feste jährliche Rente gegen eine gewisse Gegenleistung, bestehe diese in Geld oder in anderen Gegenständen oder auch in Uebernahme von Verpflichtungen, bedungen worden ist (vergl. Anm. 5. b sub a). In dem vorliegenden Vertrage hat die Wittwe B. eine lebenslängliche Rente von 1000 Thlrn jährlich von dem A. erworben, und dieser anerkannt, daß er als Gegenleistung verschiedene, ihm von der Wittwe B. übereignete Aktiva erhalten habe. Daß der Betrag dieser Aktiva nicht angegeben ist, macht dabei keinen Unterschied, indem die ange­ zogene Tarifposition bei ihrer allgemeinen Fassung eine solche Angabe nicht als erforderlich erscheinen läßt. Hiernach charakterisirt sich der in Rede stehende Vertrag als ein Leibrenten-Vertrag. JMR. v. 19. Mai 1857, mitgetheilt durch FMR. v. 28. dess. M. 111 12160 an d. PStD. in S. !) Bei der außergerichtlichen Regulirung des Nachlasses des am 22. März 1871 verstorbenen Professors S. S. kam zur Ausgleichung von Differenzen zwischen dem ältesten Sohne des Erb­ lassers, Lieutenant Emil S. S., und der Wittwe des Erblassers in einer notariellen Urkunde vom 30. Oktober 1871 ein Vergleich dahin zu Stande, daß Letztere sich mit der Uebereignung der einen Hälfte des Nachlasses an den Lieutenant Emil S. S. einverstanden erklärte und auf Erb- und Eigenthums-Ansprüche daran verzichtete, daß dagegen der Lieutenant Emil S. S. an der Halste des auf ihn fallenden Halbscheides des väterlichen Nachlasses seiner Mutter den lebenslänglichen Nießbrauch einräumen und sicherstellen sollte. Dabei wurde die jährliche Nießbrauchsrente auf 2200 Thlr fixirt und bestimmt, daß der Emil S. S. von den auf ihn entfallenden Hypothekenkapitalien Zinsen auf Höhe der Rente an seine Mutter cediren und deren Zinsrecht hypothekarisch vermerken lassen sollte. In Ausführung des Vergleiches wurde sodann von dem Lieutenant Emil S. S. der Wittwe der lebenslängliche Zinsgenuß von vier zu fünf Prozent eingetragenen Hypothekenkapitalien von 22500 Thlr, 10000 Thlr, 7500 Thlr und 7500 Thlr, rücksichtlich der letzteren nur in Höhe von 4000 Thlr, durch vier notarielle Verhandlungen übereignet. An Stempel waren für den Haupt­ vertrag v. 30. Oktober 1871 — 2 Thlr, und für jede der vier Zinsübereignungsverhandlungen — 1,50 M. verwendet. Bei der Stempelrevision wurden aber zu den letzteren vier Verhandlungen noch 1 Prozent von dem 12'/, fachen Betrage des cedirten jährlichen Zinsenbetrages nachgefordert, indem der Stempelfiskal die zwischen dem Lieutenant Emil S. S und seiner Mutter getroffenen Vereinbarungen für einen Leibrentenvertrag erachtete In dem von dem Lieutenant Emil S. S. aus Rückzahlung des nachgeforderten Stempelbetrages wider den Steuerfiskus angestrengten Prozesse wurde in erster und zweiter Instanz nach dem Klageanträge erkannt. In den Gründen des App.-Erk. hieß es u. A.: „Wollte man aber auch annehmen, daß die vier Cessionsverhandlungen selbstständig ein neues Rechtsgeschäft zwischen dem

Tarif.

3. b.

561

Leibrenten-Berträge.

Die Vergleichs - Verhandlung, in welcher der Lehnserbe, gegen Gewährung

des Lehngrundstückes an die Wittwe zu deren Nießbrauchs auf Lebenszeit, eine jährliche Rente von 3000 Thlrn bis an sein Lebensende erworben hat, ist als Leibrenten-Vertrag zu versteuern, da es nicht erforderlich ist, daß die in dem Allg. Landrecht als Requisite eines Leibrenten-Vertrages festgesetzten Momente (s. Anm. 2 Abs. 1 am Schluß) vorhanden sind, indem, wenn die Stempelpflichtigkeit eines Vertrages in Frage kommt, für die Begriffsbestimmung desselben lediglich das Stempelgesetz, soweit eine solche darin enthalten ist, maßgebend ist.

FMR v. 8. Aug.

1859 HI 17932 an d. PStD. in S. 3. c.

Ein schriftlicher Vertrag, in welchem sich Jemand verpflichtet, einem Anderen auf dessen

Lebenszeit eine gewiffe jährliche Rente gegen Verzichtleistung auf eine diesem an Um zu­ stehende Geldforderung zu gewähren,ist als Leibrentm-Vertrag zu versteuern. 31. Juli 1856 III 18626 an d. PStD. in D. — vergl. S. 361 Anm. 47 nebst Note;

FMR. v.

desgleichen, wenn die Gegenleistung für die Leibrente in dem Verzicht auf ein Nießbrauchs­ recht an einem Grundstücke besteht.

FMR. v. 2. Dez. 1860 III 25920 an d. PStD. in S. —

vergl. Anm. 6 u. S. 361 Anm. 46. 3. d.

Es läßt sich, wie Ew. rc. auf die Eingabe v. 28. v. M. erwidert wird, nicht anerkennen,

daß die Ansicht des Notars

G., welcher zu der Verhandlung v. 14. Oktober 1875 mit den Polizei-

Assessor B.'schen Eheleuten den Werthstempel für Leibrenten-Berträge für erforderlicherachtet und verwendet hat, bei dieser Versteuerung eine irrthümliche gewesen sei. Die in der Tarifposition des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 beim Worte „Leibrenten-Berträge" enthaltene Definition um­ faßt auch solche Verträge, durch welche Leibrenten gegen Uebernahme von Leistungen oder Verpflichtungen erworben werden.

Zm vorliegenden Falle hat die Ehefrau die Rente

erworben gegen die ihrerseits (§. 1 und 4) übernommene Verpflichtung, freiwillig der Art in die Scheidung zu willigen, daß die Ehe auf Grund gegenseitiger Einwillignng rechtskräftig getrennt werde.

Unter diesen Umständen ist der Werthstempel mit Recht verwendet und kann demnach die

beantragte Erstattung nicht verfügt werden.

FMR. v. 7. Januar 1877 III 16680 an den Rechts­

anwalt M. in B., mitgetheilt dem PStD. daselbst durch R. von demselben Tage. 3. e.

Auf den Bericht vom 29. v. Mts., betreffend die Beschwerde deS Notars, JustizrathS

H. zu Frankfurt a. O. über die Forderung eines Leibrenten - Werthstempels zu der notariellen Kläger und seiner Mutter begründen, so ist dasselbe doch nicht als Leibrentenkontrakt zu qualifiziren. Richtig ist, daß der Stempeltarif über den landrechtlich fixirten Begriff der Leibrente hinausgeht, insofern der §. 606 Thl. I Zit 11 ALR. nur von verkauften Renten spricht, während der Stempel­ tarif den Leibrentenstempel auch auf Verträge legt, durch die Leibrenten erkauft oder sonst gegen Uebernahme von Leistuugen oder Verpflichtungen erworben werden. Im Uebrigen aber bleibt der landrechtliche Begriff der Leibrente auch für die Beurtheilung der Stempelpflichtigkeit maßgebend. ES gehört nun aber zum Wesen der Leibrente, daß der Verkäufer derselben sich zur Entrichtung einer bestimmt fixirten Abgabe an den Käufer auf dessen Lebenszeit verpflichtet. Dieses Mo­ ment liegt aber in keiner der mer Cessionsverhandlungen vor. Der Kläger übereignet seiner Mut­ ter den Zinsengenuß bestimmter zu 5 Prozent eingetragener Nachlaßhypotheken mit der Berech­ tigung, die Zinsen selbstständig einzuziehen. Er verpflichtet sich, die Kapitalien ohne Einwilligung ferner Mutter nicht zu kündigen, falls sie aber vom Schuldner gekündigt werden, dieselben nur mä Zustimmung der Mutter anderweit auf Hypothek zur ersten Stelle unterzubringen und den Nieß­ brauch der Zinsen zu 5 Prozent einzuräumen, während die etwa zu erzielenden Mehrzinsen dem Kläger verbleiben. Hiernach ist der Mutter des Klägers eine ihrem Betrag nach bestimmt fixirte Rente nicht zugesichert. Es ist nur das Maximum fixirt, insofern sie nur auf 5 Prozent Anspruch hat. Es fehlt aber an der Festsetzung, daß der Kläger für einen etwaigen Ausfall, wenn etwa die gekündigten Hypothekenkapitalien nur zu einem medrigeren Zinsfüße ausgeliehen oder nenn einzelne Zinsraten nicht beigetrieben werden könnten, oder wenn endlich bei etwaiger Subhastation der Pfandgrundstücke die Forderungen ganz oder zum Theil ausfallen sollten, aufzukommen hat." — Die gegen diese Entscheidung eingelegte Nichtigkeitsbeschwerde wurde durch obiges Erkenntniß zurückgewiesen, indem auch das Reichsgericht aus dem vom dem App.-Ger. hervorgehobenen Grunde annahm, daß ein Leibrenten-Vertrag nicht abgeschlossen sei. 36 Hoyer u. «aupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. 8ufL

Tarif. Leibrenten-Verträge.

562

Verhandlung vom 12. März 1882, wird Ew. rc. erwidert, daß seiner Zeit mit dem Herrn ZustizMinister beschlossen worden ist, dem Erkenntnisse des vormaligen Ober-Tribunals vom 28. Sep­ tember 1877') prinzipielle Folge zu geben. Demgemäß ist der Werthstempel für einen Leibrenten-Vertrag nur dann noch zu fordern, wenn die Leistung der Rente auf die Lebenszeit eines Menschen bestimmt ist. Unter diesen Umständen wollen Ew. rc. die betreffende Erinne­ rung auch in ihrer gegenwärtigen Gestalt auf sich beruhm lassen und den Notar demgemäß ver­ ständigen. FMR. v. 8. Juni 1884 III 7246 an d. PStD. i. B. 4. Ein zwischen dem Ausdingeberechtigten und dem verpflichteten Grundstücks­ besitzer getroffenes Abkommen, wodurch vereinbart wird, daß an Stelle der Verbind­ lichkeit, Naturalleistungen zu gewähren, die Verpflichtung, Geldzahlungen zu leisten, treten soll, ist nicht ohne Weiteres und nicht in allen Fällen ein Leibrenten-Vertrag im Sinne des Stempeltarifs. Erk. des OT. (I) v. 22. Nov. 1869 (Str. A. B. 76 S. 300 sub b). — Man hat in Uebereinstimmung mit dem H. Zustiz-Minister auch diesseits schon mehrfach sich dahin ausgesprochen, daß der Werthstempel für Leibrenten-Verträge nicht erfordert werden möge, wenn Altentheile in Renten nur umgewandelt werden. FMR. v. 13. Mai 1871 III 6590 an d. Reg. in F. — Das Erkenntniß des König!. Ober-Tribunals vom 22. Nov. 1869 (f. im Eingänge dieser Anm.) giebt keine ausreichende Veranlassung, die mildere Praxis auszugeben, nach welcher bisher zu den Verträgen, in denen Natural-Prästationen in eine Geldrente umgewandelt werden, der Werthstempel für Leibrenten-Verträge nicht erforderlich ist. FMR. v. 29. Zuni 1871 III 9090 an d. Reg. in F., im Einverst. des ZM. 5. a. Das Stempelgesetz unterscheidet nicht zwischen bedingten und unbedingten Verträgen, wes­ halb auch eine blos eventuell versprochene Leistung, die Perfektion des Vertrages voraus­ gesetzt, bei der Berechnung des Stempels in Betracht gezogen werden muß. Die Bezugnahme auf das Reskript vom 22. Zuni 1825 ist nicht zutreffend; denn die in demselben für die Versteuerung eines Erbanfalles getroffene Anordnung ist auf den Urkundenstempel unanwendbar, weil der letztere nicht, wie der Erbschaftsstempel, auf der in den Vermögensverhältniffen eintretenden Veränderung, sondern auf der Urkunde selbst ruht. Zn Konsequenz dieser Auffassung hat das Stempelgesetz gewisse Fristen vorgeschrieben, innerhalb deren der (Stempel zu einer Urkunde verwendet werden muß, und es ist danach gesetzlich unstatthaft, die Lösung des Stempels für einen an sich perfekten Vertrag von der vollständigen Ausführung der in demselben getroffenen Dispositionen abhängig zu machen, und bis zum Eintritt dieser Ausführung zu suspendiren. Bei der Berechnung des Stempels ist daher nicht allein die schon zur Zeit des Vertrags-Abschlusses beginnende Zahres-Rente von 500 Thlrn, sondern auch die unter gewissen Bedingungen stipulirte höchste JahresRente von 3000 Thlrn zu Grunde zu legen. ZMR. v. 24. Zuni 1865 an d. App.-G. in F., mitgetheilt durch FMR. v. 5. Juli dess. Z. 11114013 an d. Reg. daselbst. Das in demselben Falle ergangene Erk. des OTrib. folgt in Anm. 5. b. 5. b. Erk. des OT. (I) v. 8. Zuli 1867 ((Str. A. B. 67 S. 322): a. Unter Leibrenten-Verträgen sind im Sinne der gleichnamigen Stempeltarif-Position nicht blos diejenigen int landrecht­ lichen Sinne, sondern überhaupt^lle Verträge zu verstehen, wodurch Jemand gegen Entgelt — dieses bestehe in einer bestimmten Geldsumme, oder in der Hingabe von Sachen zu einem nach deren Geldwerthe vereinbarten Preise (Aequivalente), oder aber in der Uebernahme von Leistungen oder Verpflichtungen — von einem Andern eine auf die Lebenszeit eines Menschen (vgl. Anm. 3.e] bestimmte Abgabe (Leibrente) erwirbt; b. Nur bei Erbschaften und den nach dem Tarif gleich diesm zu besteuernden Donationen und Schenkungen ist im §. 16 des Stempelgesetzes vorgeschrieben, daß für Nutzungen, welche dem Erben, Donaten oder Legatar erst in Zukunft an­ heimfallen sollen, die Zahlung des Erbschaftsstempels nicht eher, bis der Anfall wirklich erfolgt ist, ’) ZMB. S. 273.

Tarif.

Leibrenten-Verträge.

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verlangt werden könne. Diese Singularbestimmung für den, die Natur eines Mutations­ stempels habenden Erbschafts- resp. Schenkungsstempel findet aber selbstredend auf, dem Urkundenstempel unterliegende lästige Verträge überhaupt keine Anwendung, also auch nicht auf Verträge, wodurch Leibrenten gegen Entgelt erworben werden, selbst wenn sie dem Er­ werber erst in Zukunst gezahlt werden sollen (in den Erk.-Gründen heißt es u. A.: nicht die Gültig­ keit des ganzen Vertrages sei von einer Bedingung abhängig gemacht, sondern es solle sich nur die Höhe der Leistungen (der Leibrente) nach dem Eintreten oder Nichteintreten gewisser Ereignisse richten; der vorliegende Vertrag bilde den Titel für das Recht, nicht blos eine Leibrente von 500 Thlrn jährlich, sondern auch in Bestimmten Fällen von 1000 und resp. 3000 Thlrn fordern zu können, und dieser eventuell zu zahlende höchste Betrag müsse der Versteuerung zu Grunde gelegt werden). Vergl. Anm. 17. a—e zu §. 5. 6. Ein Vertrag, wodurch ein Ascendent, der bei der früheren eigenthümlichen Uebertragung seiner Immobilien an einen erbberechtigten Descendenten die theilweise Nutznießung derselben sich vorbehalten hatte, letztere gegen Stipulirung einer lebenslänglichen Rente aufgiebt, ist als „Leibrenten-Vertrag" nach Maßgabe des Tarifs stempelpflichtig, und fällt nicht unter die nach §. 2 beziehentlich §. 1 Nr. 2 des Gesetzes vom 22. Juli 1861 stempelsteien Verträge. Erk. des OT. (V) v. 15. Juni 1869 (Entsch. B. 62 S. 252). ’) Vergl. auch Anm. 3. c Absatz 2. 7. Die in einem Vertrage oder Vergleiche, gegen Verzicht auf ein Nießbrauchsrecht übernommene Verpflichtung zur Zahluug einer lebenslänglichen Rente, involvirt eine Leibrente im Sinne des Stempeltarifs beim Worte „Leibrentenverträge" und es unterliegt deshalb der bezügliche Vertrag, oder Vergleich, dem Werthstempel als solcher. Erk. des OT. (I) v. 25. Januar 1878 (CB. S. 133, JMB. S. 129).-) ') Durch notariellen Vertrag vom 5. Dez 1865 hatte der Rentner H. seiner Tochter, der Ehestau P., seine Immobilien, unter Vorbehalt der lebenslänglichen Nutznießung am sogenannten Steinsgute, eines Wohnungsrechtes und einer Weinlieferung, eigenthümlich überlassen. Durch no­ tariellen Vertrag vom 6. Februar 1866 trat an die Stelle dieser Vorbehalte eine lebenslängliche Leibrente von 750 Thalern, welche die Eheleute P. unter solidarischer Hast dem Vater H. viertel­ jährlich zu zahlen sich verpflichteten. Der Notar verwendete zu diesem letzteren Vertrage, weil er ihn nach §. 1 Nr. 2 und §. 2 des Gesetzes vom 22. Juli 1861 (s. S. 129, 130 Anm. 37) für stempelstei erachtete, nur den Stempel von 15 Sgr.; der Stempelfiskal verlangte aber nach der Tarif­ position „Leibrenten-Verträge" einen Stempel von 93 Thalern 25 Sgr. In den Erk.-Gründen heißt es u. A.: daß die Entstehungsgeschichte des Gesetzes vom 22. Juli 1861 keinen Zweifel darüber läßt, daß dasselbe nur die Begünstigung der antieipirten Erbfolge-Regulirungen in Land­ güter und andere Grundstücke bezweckt; daß die Erbfolge der Ehestau P. in das väterliche Grund­ eigenthum bereits durch den Vertrag von 1865 anticipirt war, dieser Vertrag die m §. 2 des Gesetzes von 1861 gewährte Stempelsteiheit genossen hatte, und die Errichtung einer Leibrente für den Vater anstatt der ihm dabei vorbehaltenen Nutznießung durch den Vertrag von 1866 die Erbfolge nicht mehr berührte; daß ein späteres Aufgeben der vorbehaltenen Nutzungen, welche nach §. 1 Nr. 2 und §. 2 des Gesetzes von 1861 bei Berechnung des Kaufstempels für Guts­ übertragungen an Descendenten nicht als Erwerbspreis in Anrechnung kommen, gegen Entgelt d. h. mittelst eines neuen lästigen Vertrages nicht auch die Besteiung der hierüber aufgenommenen Vertragsurkunde von dem tarifmäßigen Stempel nach sich zog rc. 2) In den Erkenntnißgründen heißt es: Der zweite Richter hat die bezügliche Abrede des Klägers mit der verwittweten Gräfin Anna von M. im notariellen Verttage vom 12. Februar 1872 für einen nach dem Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 und der denselben ergänzenden Kab.-O. v. 16. Januar 1840 stempelpflichtigen Leibrentenvertrag erklärt und deshalb unter Ab­ änderung des ersten Urtels den Kläger mit dem Anttage auf Besteiung von dem dafür erfordertm Stempel von 2661 Mark abgewiesen. Die vom Kläger hiergegen eingelegte Revision ist nicht ge­ rechtfertigt. Für die Beantwortung der Frage, ob der Vertrag vom 18. Februar 1874 einen stempelpflichtigen Leibrentenvertrag enthalte, ist dessen Inhalt ausschließlich maßgebend, weil es sich um Besteuerung eines dadurch abgeschlossenen Geschäfts handelt. In dem Vertrage haben die Konttahenten, unter denen ein Streit über den Umfang des der Gräfin Anna von M. an Gütern des Klägers zustehenden und darauf eingettagenen Nießbrauchs entstanden war, zur Beilegung dieses StteiteS sich dahin verglichen, daß die Berechttgte auf ihr Nießbrauchsrecht verzichtet und der Kläger

564

Tarif.

LeichenpSffe — Lieferungs-Verträge.

[Unbestimmtheit der Zeit, de« Objekt-, de» Quantum» der Lieferung.)

8.

Wird in einem Vertrage über Dienstleistungen dem zu diesen Diensten Derpflichtetm ein

Ruhegehalt zugesichert, welches die Bezeichnung einer Pension führt, so nimmt dieser Lohn für bereits geleistete Dienste noch nicht die Natur einer Leibrente m dem Sinne an, daß nunmehr der Dienstvertrag, trotz seiner erwähnten speciellen Natur als Vertrag über Handlungen, sich in einen Leibrentenvertrag von selbst verwandelt.

Erk. des OT. (I) v. 30. Sept. 1872 (Str.

A. B. 86 S. 213, Entsch. B. 68 S. 79); der Stempelfiskus erachtete den vorliegendeu Vertrag, in welchem die Klägerin dem Redakteur S. bei Fortsetzung seiner Thätigkeit als Redakteur der Bres­ lauer Morgenzeitung für gewisie Fälle der Einstellung derselben eine jährliche Pension von 750 Thalern zugesichert hat, für einen Leibrentenkontrakt und als solchen mit 93 Thalern 25 Sgr., 1 Prozent des 12 Vr fachen Betrages des jährlichen Ruhegehaltes, für stempelpflichtig, während Klägerin zu dem Vertrage als einem Dienst- und Arbeitskontrakt nur 15 Sgr. Stempel für fällig hält.

In

den Erk.-Gründen heißt es u. A.: die Dienstleistung auf der einen Seite und das Gehalt dafür auf der anderen Seite bilden den eigentlichen Gegenstand des Abkommens und das Pensionsversprechen erhöhe nur den Betrag des Gehaltes; sonach sei der Haupt gegenständ des Vertrages ein Abkommen über Handlungen und daffelbe daher kein Leibrentenoertrag.

Vgl. Erk. d. RGer.

v. 24. Juni 1880 (f. Anm. zu §. 4 des Erbschastssteuerges. v. 30. Mai 1873 — im Anhang). 9.

Bezüglich der eventuellen Erhebung des Leibrentenvertrags-Stempels, wenn Jemandem

für den Fall seiner ehelichen Verbindung eine Rente auf Lebens- oder auch auf andere unbestimmte Zeit in einem schriftlichen Vertrage versprochen wird, vergl. FMR. v. 3. Mai 1872 Absatz 3 (CB. S. 228) — s. daffelbe im Anhang, Anm. zu §. 4 des Gesetzes, betr. die Erbschafts­ steuer, v. 30. Mai 1873. Wegen der Leibrentenverträge zwischen Theilnehmern an einer Erbschaft s. Anm. 16. c, d zu §. 10 (S. 189, 190).

Leicheu-Päffe,

s. Pässe.

LieferungS-Berträge,

wie Kaufverträge, f. diese. Diejenigen, welche Lieferungen von Bedürfnissen der Regierung oder öffentlicher

Anstalten übernehmen, sind verpflichtet, den vollen Stempelbetrag ausschließlich zu entrichten. 1.

Der gegen die Rechtsverbindlichkeit des Vertrages erhobene Einwand, daß die Zeit der

Lieferung darin nicht ausgedrückt sei, ist unerheblich, indem die formelle Gültigkeit des Ver­ trages durch diesen angeblichen Mangel nicht berührt wird, die Stempelsteuer zu Verträgen viel­ mehr fällig ist, sobald diese auf formell gültige Weise abgeschloffen sind. III 19155 an d. Reg. in F.

FMR. v. 3. Sept. 1847

Der §. 981 Tit. 11 Th. 1 MR. bestimmt: Wer sich verpflichtet, einem

Andern eine bestimmte Sache für einen gewiffen Preis zu verschaffen, wird ein Lieferant genannt. ihr dafür eine lebenslängliche Rente von 7100 Thlr zugesichert hat. Hiernach war das Nießbrauchs­ recht nicht streitig und kommt es auf die Art seiner Entstehung nicht weiter an, weshalb die Anaabe des Klägers, daß die Gräfin Anna von M. befugt gewesen sei, ihr Recht auf die Rente aus Bern Testamente ihres verstorbenen Ehemannes herzuleiten, keine Berücksichtigung finden kann. Erst in dem Vertrage vom 18. Februar 1874 ist das Nießbrauchsrecht der Genannten in eine lebens­ längliche Rente umgewandelt und letztere in's Leben gerufen worden. Dies ist durch einen Leibrentenvertrag im Sinne des darüber entscheidenden Tarifs zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 geschehen. — Die Verpflichtung der Gräfin Anna von M. zur Verzichtleistung auf ihr Nießbrauchsrecht war Bedingung für den Erwerb einer Leibrente vom Kläger, und diese hat sie daher durch Erklärung des Verzichtes auf den Nießbrauch im Sinne der allegirten gesetzlichen Bestimmung gegen Uebernahme von Leistungen oder Verpflichtungen d. h. gegen Entgelt erworben. §§. 270 ff. Th. 1 Zit 5 ALR.-------- Der Umstand, daß die Errichtung des Leibrentenvertrages, wie feststeht, aus einem Vergleich der Kontrahenten hervorgegangen ist, ändert, da es sich um einen Vergleich außer­ halb eines Prozesses handelt, zufolge der Kab.-O. v. 16. Januar 1840 (GS. S. 18) Nichts an der Stempelpflichtigkeit des Leibrentenvertrages rc.

Tarif. Lieferungs-Lertrige. tUnbestimmthett der Zeit, beS Objekt», de» Quantum» der Lieferung.) 2.a.

Der Umftanb, daß zur Zeit des Vertragsschluffes daS Quantum der Lieferung

unbestimmt ist, steht nicht entgegen, das Geschäft als Lieferungsvertrag anzusehen und zu be­ steuern.

Die Unbestimmtheit der zu liefernden Menge hat nur zur Folge, daß der Werthstempel

event, nicht innerhalb der 14 tägigen gesetzlichen Frist berechnet werden kann.

Daraus folgt aber

nicht die Befteiung von der Steuer, sondem die Zulässigkeit der späteren Versteuerung. OT. v. 7. Jan. 1878 (CB. S. 48, JMB. S. 68, Str.A. B. 98 S. 206).

Erk. des

Vgl. Anm. 5 u. 16. b zu

§. 12 und Anm. 2.e zur Tarifpos. „Fideikommißstistungen". 2.1). In Betreff der Lieferungsverträge über ein dem Betrage nach unbestimmtes Ob­ jekt s. Anm. 7. b, i, k u. Tarifpos. Kaufverträge" Anm. 1. 2. c.

Ein Vertrag über die Beschaffung fungibler Sachen unterliegt nicht dem Stempel für

Lieferungsverträge, wenn in demselben die Bestimmung der Quantität dieser Sachen lediglich dem Ermessen des Empfängers anheimgegeben ist. (Entsch. B. 72 S. 238).') 3.

Erk. des OT (V) vom 12. Mai 1874

Zum Zustandekommen gültiger Lieferungsverträge reicht es aus, daß mit der Acceptations-

erklärung des Lieferanten (und erst durch dieselbe, nicht schon durch die Offerte) sämmtliche Vertragserforderniffe bestimmt werden.

Erk. d. RGer. (IV) v. 3. Oktober 1881, in Sachen der Aktien-

zuckerfabrik in T. wider den Steuerfiskus (CB. 1882 S. 445).*)

S. wegen dieses Erk. auch Anm.

zur Tarifpos. „Verträge". ') Zn einem zwischen dem Verpflegungsbeamten der Etappenstation zu Cöln, Namens der Feldintendantur, und den Kaufleuten F. u. D. schriftlich geschloffenen Vertrage übernahmen die Letzteren die Lieferung fertiger Portionen warmer Kost und Kaffee für die auf der Station zu verpflegenden Truppentransporte. Es wurde der für jede Prtion zu zahlende Preis fixirt, und festgesetzt, aus welchen Bestandtheilen dieselbe zu bestehen habe. Bezüglich der zu liefernden Quan­ tität heißt es in den §§. 5 und 6 des Vertrage-: „die Anzahl der zu liefernden Portionen, sowie die Zeit deren Bereithaltung wird von dem genannten Verpflegungsbeamten immer rechtzeitig mit­ getheilt werden; jede Aenderung, die etwa in einer einmal mitgetheilten Fahr-Disposition verfügt werden sollte, oder das Ausbleiben eines angesagten Transportes haben sich Unternehmer ohne Anspruch auf Entschädigung gefallen zu lasten". Zu diesem Vertrage wurde ein Stempel von 15 Sgr. kasstrt, nach ausgeführter Lieferung jedoch der Werth stempel mit V3 Prozent aefordert. Zn den Erk.-Gründen heißt eS nun u. A.: in Erwägung: daß, nach dem hier zur Anwendung ge­ langenden §. 338 des Handelsgesetzbuches, der nach den Bestimmungen über den Kauf zu beur­ theilende Lieferungsvertrag als ein Vertrag bezeichnet wird, bessen Gegenstand in der Lieferung einer Quantität vertretbarer Sachen zu einem bestimmten Preise besteht; daß also das Wesen dieses Vertrages eine hinsichtlich ihres Preises bestimmte Quantität von Sachen voraussetzt; daß, wenn in einem solchen Vertrage der Preis nicht für die zu liefernde Quantität im Ganzen, sondern für bestimmte Einheiten derselben fixirt ist, diese Quantiät, welche die Summe jener Einheiten bildet, nur dann hinsichtlich ihres Preises für bestimmt zu erachten ist, wenn entweder in dem Vertrage selbst eine Angabe von Maß, Zahl oder Gewicht erfolgt ist, oder wenn in eben diesem Vertrage ein anderer Faktor festgestellt ist, aus welchem die umfängliche Bestimmung erfolgen kann; daß in dem letzteren Falle die Grundlage, aus welcher die Feststellung des Leistungsobjektes, seinem Um­ fange nach hervorgehen soll, nicht selbst eine völlig ungewiffe sein darf, weil alsdann bei Abschluß des Vertrages der Gegenstand deffelben nicht blos in keiner Weise bestimmt, sondern auch in Er­ mangelung eines jeden Anhaltpunktes nicht einmal bestimmbar erscheint; daß mithin ein schriftlicher Vertrag über Leistung vertretbarer Sachen, in welchem die Quantität derselben gänzlich dem demnächstigen beliebigen Ermeffen eines der kontrahirenden Theile anheimgestellt ist, den Erforderniffen eines Lieferungsvertrages nicht entspricht und für einen solchen nicht zu erachten ist, und aus den­ selben Gründen auch nicht die Requisite eines gültigen Kaufvertrages enthält; daß daher das an­ gefochtene Urtel, indem es den in Rede stehenden Vertrag nicht für einen Lieferungsvertrag und dem Stempel von 13 Prozent nicht unterliegend, sondem nur für einen dem allgemeinen Fixstempel von 15 Sgr. unterworfenen Vertrag erachtet hat, die von der Kaffationsklägerin bezeichneten gesetzlichm Bestimmungen nicht verletzt rc. *) Entscheidungsgründe: Der Berufungsrichter erachtet die in Rede stehenden Schreiben der Klägerin an die Rübenlieferanten nicht für bloße Anftagen, sondem für wirkliche Offerten zu einem abzuschließenden Vertrage, und er sieht in ihnen und dm Antwortschreiben der Rübenlieferanten die zum Zustandekommen eines gültigen Vertrages erforderliche Erklärung und Annahme eines Versprechens: er folgert auch die Bestimmtheit des Lieferungsgegmstandes aus der bezeichnetm

566

Tarif.

Liefern» gS«BertrSge.

^Lieferung von Bedürfniffen der Regierung oder öffentlicher Anstalten.)

4.a. Cirk.-Rescr. des M. d. Z. u. d. P., des M. des Königl. Hauses, des FM. u. des M. d. geistl. rc. Angel, vom 26. Mai 1840 (CB. S. 255, MB. S. 266) mitgetheilt durch JMR. vom 15. Zuni 1840 (ZMB. S. 202): Es sind schon einigemal in Beziehung auf Lieferungsverträge, welche über die Liefe­ rung von Bedürfnissen der Regierung oder öffentlicher Anstalten abgeschlossen worden, Zweifel in Anregung gekommen, wie hinsichtlich der Verwendung des Stempels verfahren werden soll, wenn bei dem Abschlusie der Verträge der Umfang der Lieferung und der Betrag der im Ganzen zu leistenden Zahlung sich nicht übersehen läßt. Bisher ist, in Folge des §.12 des Stempel­ gesetzes vom 7. März 1822, der Grundsatz festgehalten worden, daß auch in solchen Fällen, nach der von dem Stempelpflichtigen zu machenden Werthsangabe, oder nach der von der Steuerbehörde zu veranlassenden Abschätzung, der Vertrag auf das tarifmäßige Stempelpapier geschrieben, oder dasselbe doch spätestens binnen 14 Tagen nachgebracht und zum Vertrage verwendet werden müsse. Den gemachten Wahrnehmungen zufolge wird aber nach diesem Grundsätze nicht überall verfahren; auch ist es bedenklich gefunden worden, auf dessen Durchführung streng zu bestehen, da die in den Lieferungs-Verträgen gestellten Bedingungen oft jede auch nur annähernd richtige Abschätzung des Umfangs der Lieferung und des dafür zu zahlenden Geldbetrages unthunlich machen.

Zn der Ab­

sicht, ein gleichförmiges Verfahren herzustellen, ergeht daher nachstehende Anweisung: 1. Die über die Verwendung des Stempelpapiers im §. 12 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 ertheilte Vorschrift muß auch für die in Rede stehenden Lieferungsverträge Regel bleiben. Wo es also irgend möglich ist, den Lieferungswerth, wenn auch nur annähernd, sogleich festzustellen, muß der Stempel binnen der vorgeschriebenen Frist sofort zum Vertrage verwendet werden, wobei insbesondere zu berücksichtigen bleibt, daß es auf eine ganz genaue Werthsermittelung insofern nicht ankommt, als ein Werthsunterschied innerhalb und bis zur Summe von 50 Thlrn den Satz des Stempels nicht verändert. 2. Zst ein Vertrag seinem Inhalte nach so unbestimmt, daß sich der Umfang der Lieferung und der Betrag der im Ganzen zu leistenden Zahlung, auch annähernd, nicht berechnen läßt, dann bleibt die Erhebung des Werthstempels ausgesetzt, und ist nach Ausführung der Lieferung bei der Zahlung, oder, wenn successive oder periodische Lieferungen bedungen sind, bei jedesmaliger Zahlung, nach dem Betrage der baar oder durch Abrechnung gezahlten Summe, zu bewirken.

Der Betrag

des Stempels ist von der zu zahlenden Summe zu kürzen, oder, wenn die Zahlungen durch Ab­ rechnung geschehen, von dem Stempelpflichtigen einzuziehen, und das dafür anzuschaffende Stempel­ papier, ordnungsmäßig kassirt, den Sitten der Behörden beizuheften. Beträgt bei successiven oder periodischen Lieferungen der Werth der einzelnen Lieferung unter 50 Thlr, so ist dieser Werth dem der nächsten Lieferung zuzusetzen, und von der sich ergebenden Summe von 50 Thlrn oder mehr der Stempel zu erheben; bei solchen Verträgen über periodische Lieferungen aber, die auf ein Jahr oder auf mehrere Jahre laufen, ist der Stempel am Schluffe des JahreS oder jeden Jahres nach der Gesammtsumme der im Laufe des Jahres für die einzelnen Morgenzahl und aus dem Seitens der Klägerin vorgesehenen Maximalbetrage der abzunehmenden Rüben. Diese Feststellungen bewegen sich auf rein thatsächlichem Gebiete; sie müssen hier zu Grunde gelegt werden, und sie rechtfertigen nach §§. 52, 57 Tit. 4, §§. 1 ff. 77, 78 ff. Tit. 5, §. 981 Tit. 11 Th. 1 ALR. die weitere Annahme des Vorhandenseins gültiger Lieferungsverträge, indem die sonstigen Erfordernisse solcher Verträge unbestritten vorliegen. Die aus den hervorgehobenen Momenten sich ergebende Bestimmbarkeit des Lieferungsgegenstandes namentlich genügt, um die Anwendung des §. 71 Tit. 5 a. a. O. auszuschließen, und wenn die hierbei in Betracht kommende Morgenzahl nicht schon in den schriftlichen Offerten der Klägerin angegeben ist, so wird ein Vertrag nach §. 79 1. c. doch erst durch die Annahme des Versprechens des Offerenten geschlossen; im vor­ liegenden Falle hat sich Klägerin im Voraus für die vom Lieferanten erst noch anzugebende Morgenzahl verpflichtet und es reicht daher zum Zustandekommen gültiger Lieferungsverträge aus, daß mit der Acceptationserklärung der Lieferanten sämmtliche Vertragserforderniffe bestimmt werden.

Tarif. LieferungS-BrrtrSge.

567

[ßiffenuifl non vedürfntffen der Regierung oder öffentlicher Infiniten.] Lieferungm geleisteten Zahlungen zu verwenden. DaS Vertragsexemplar, welches der Lieferant erhält, wird ohne Stempel ausgefertigt; es muß aber von der Behörde darauf vermerkt werden, daß die Berichtigung des Werthstempels bis zur Zahlung nach bewirkter Lieferung ausgesetzt worden sei. Das bei den Akten der Behörde bleibende Nebenexemplar wird mit dem für Dupli­ kate von stempelpflichtigen Verhandlungen vorgeschriebenen Stempel versehen; auch daraus muß aber der Vermerk wegen der Suspension des Werthstempels, eben so wie auf dem Haupt-Exemplar, notirt werden. 3. Ist aus einem Lieferungsvertrage ein bestimmtes Lieferungsquantum und beffen Werth sogleich ersichtlich, aber bedungen, daß der Lieferant nach Maßgabe des entstehenden Bedürfnisses noch über jenes Quantum hinaus zu Lieferungm verbundm sein soll, so ist der Stempel von dem Werthe des ersichtlichm Lieferungsquantums sogleich zum Vertrage zu verwenden, die Verwendung des übrigen Stempels aber nach vollmdeter Lieferung, bei der Zahlung, nach dem Betrage der im Ganzen geleisteten Zahlung, jedoch unter Abrechnung des zum Vertrage schon verwendeten Stempels, zu bewirken, auch die Stempel-Suspmsion, wie zu 2 vorgeschrieben, sowohl auf dem Haupt- als auf dem Nebenexemplar entsprechend zu vermerken. 4. Vorstehendes gilt nur, wie int Eingänge ausgedrückt ist, für Lieferungsverträge, welche über Lieferung von Bedürfnissen der Regierung ober öffentlicher Anstaltm abgeschlossen worden. In An­ sehung anderer, namentlich der blos unter Privatpersonm abgeschlossenen Lieferungs-Verträge, ver­ bleibt es hinsichtlich der Verwendung des Stempels bei der Vorschrift des §.12 des Stempelgesetzes. Es ist hiemach genau zu verfahren, auch dm betreffmdm Unterbehörden die erforderliche Mittheilung zu machm, um die festgestellten Grundsätze gleichfalls in vorkommenden Fällen zu befolgen.

4. b. Für die neuen Landestheile ist das, mit dem Cirk.-R. in Anm. 4.a fast wörtlich über­ einstimmende FMR. v. 29. Juni 1868 ergangen, s. in Abth. II. B des Komm. 4. c. Die Seitens mehrerer Ministerim erlassene Cirkular-Verfügung vom 26. Mai 1840 bestimmt zwar, wie dem Haupt-Steueramte auf dm Bericht vom 7. v. Mts., betreffend die Er­ hebung der Stempelstmer für Liefemngs-Verträge, erwidert wird, unter Nr. 4, daß in Ansehung nammtlich der blos unter Privatpersonen abgeschlossenen Lieferungsverträge, es hin­ sichtlich der Verwendung des Stempels bei der Vorschrift des §. 12 des Stempelgesetzes bewendet; es hat aber bereits anderweit die strenge Anwendung dieses Gmndsatzes auch für solche Verträge sich als gelegmtlich unausführbar ergebm. Es können Fälle vorkommen, in denen (cfr. dm Ein­ gang der Cirkular-Verfügung) auch hier die Bedingungen des Vertrages jedoch auch nur an­ nähernd richtige Abschätzung des Umfangs der Lieferung unthunlich machen. Es wird also auch in Fällen dieser Art, wmn die Kontrahenten sich außer Stande erklären, den zu versteuerndm Werth auch nur annähemd anzugeben, und wmn sich auch ein, wenn auch nur eventuell verabredetes Maximum nicht berechnm läßt, bei der Verwendung des Stempels nach der Vorschrift unter Nr. 2 im zweitm Absatz der Cirkular-Verfügung zu verfahren und nach Ent­ nahme der erforderlichm Notizen aus dem Vertrage, in dm sich daraus ergebmden Fristen, gelegentlich die wirklich stattgehabte Verwendung des einstweilen vorbehaltenen Lieferungsstempels zu kontroliren sein. Hieraus ergiebt sich, daß es einer näheren Definition dessen, was in der Cirkular-Verfügung unter öffentlichen Anstalten verstanden ist, nicht bedarf, und daß es dabei bewenden kann, wenn das hiesige Fiskalat kein Bedenken getragen hat, alle diejenigen Institute, auch Aktien-Gesellschaften, zu diesen öffentlichen Anstalten zu rechnen, bezüglich deren die Stempelrevisionen Gelegenheit geben, die Versteuerung zu kontroliren. rc. FMR. v. 14. Juli 1875 III 8086 an das Haupt-Steuer-Amt für inländ. Gegmstände zu Berlin, mitgetheilt dem Stempelfiskalat daselbst durch FMR. von demselbm Tage.

Tarif.

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Lieferungs-Verträge.

^Lieferung von ©ebürfniffen bet Regierung ober öffentlicher Anstalten.]

4. d.

Beim Abschluß aller Lieferungs-Verträge Seitens der Intendanturen sind die

Lieferanten künftig durch eine vertragsmäßige Stipulation zu verpflichten, das mit dem erforderlichen Werthstempel versehene Haupt-Exemplar des Kontrakts der kontrahirenden Behörde einzureichen und dagegen das mit dem' vorgeschriebenen Vermerk über die Verwendung des Stempels zum Haupt-Exemplar versehene Duplikat zu behalten.

R. des Kriegs-M. v. 26. März 1866, mitgetheilt

durch FMR. v. 22. April dess. I. (CB. S. 184). 4. e.

Um die Stempel-Revision durch die Stempel-Fiskale zu ermöglichen resp. zu erleichtern,

wird im Einverständniß mit dem Preußischen Finanz-Ministerium und mit dem Rechnungshöfe des Deutschen Reichs hierdurch bestimmt, daß von jetzt ab im Bereiche des Preußischen Staats die Lieferungs-Verträge, welche auf mehere Jahre abgeschlossen sind, im Original nebst Allem, was an Bedingungen, Anschlägen u. s. w. dazu gehört, mit den Stempel-Berechnungen und dem kassirten Stempel-Material von den rechnungslegenden Militairbehörden zu ihren Akten zu nehmen, dagegen stempelfreie beglaubigte Abschriften von diesen Verträgen mit den zugehörigen Unterlagen (Bedingungen, Anschläge, Preisverzeichnifle u. s. w.) den Rechnungen als Zustifikatorien beizufügen sind.

rc. Cirk.-R. des Kriegs-M. v. 10. Jan. 1877, mitgetheilt durch FMR. v. 28. deffelb. Mon.

HI 884 (CB. S. 52, MB. S. 78.) 4. f. Zur Beseitigung der Schwierigkeiten, welche sich bei der Berechnung und Kontrolirung des Werthstempels zu solchen im Ressort der Rheinstrom-Bauverwaltung vorkommenden Verträgen heraus­ gestellt haben, in denen ein Lieferant den Bedarf an Materialien für sämmtliche auf einer bestimmten Stromstrecke während der oft mehrjährigen Kontraktsperiode auszu­ führenden Bauten zu liefern übernimmt, wird auf den Antrag derKönigl. Ober-Rechnungskammer nachgegeben, daß, wenn der Werth des Objekts dieser Verträge selbst annähernd sich nicht berechnen läßt: a. bei Lieferungen zu Bauten, über welche Spezial-Rechnungen gelegt werden, der Werthstempel für jeden derartigen Bau nach Maßgabe der für denselben im Laufe des Jahres erfolgten Lieferungen besonders berechnet und mit den Belägen der betreffenden Special-Baurechnung am Jahresschluß, oder, wenn die Rechnung im Laufe eines Jahres geschlossen wird, mit den Belägen der Schluß­ rechnung gehörig kassirt vorgelegt werde, sowie b. bei Lieferungen zu kleineren Bauten, welche in den Bauverwaltungs-Jahresrechnungen justifizirt werden, der Stempel für alle derartigen Bauten nach Maßgabe der für dieselben zusammen im Laufe des Jahres erfolgten Lieferungen berechnet, und mit den Belägen der bezüglichen Jahresrechnung gehörig kassirt vorgelegt werde.

Soweit

dagegen der Werth des Objekts von Lieferungsverträgen aus den letzteren, wenn auch nur an­ nähernd berechnet werden kann, ist der Werthstempel innerhalb der gesetzlichen Frist zum Ver­ trage zu verwenden. Ist ein Maximum der Lieferung, wenn auch nur eventuell verabredet worden, so ist der Werthstempel vom Geldwerthe dieses Maximums zu berechnen (s. auch Anm. 6. a—c); wenn aber der Lieferant sich nur allgemein verpflichtet hat, über das festbedungene Quantum hinaus, nach Maßgabe des entstehenden Bedürfniffes ein nicht näher bestimmtes Mehr zu liefern, so ist nach Nr. 3 der Cirkular-Verfügung vom 26. Mai 1840 (CB. S. 225 — soll heißen 255 — s. Anm. 3.a) zu verfahren, die bezügliche Nachbesteuerung aber vorzubehalten und nachträglich zu bewirken.

R. des M. f. Handel rc. u. des FM. v. 16. März 1870 (CB. S. 270), mitgetheilt durch

FMR. v. 31. deff. M. (S. 269 a. a. O.). 4. g. Es ist, wie Ew. rc. auf den Bericht vom 16. d. M. erwidert wird, schon bei anderen Gelegenheiten nachgegeben worden, daß zu den für den Fall einer Mobilmachung abge­ schlossenen Lieferungsverträgen zunächst nur der allgemeine Vertragsstempel verwendet zu werden braucht.

Ew. rc. wollen demgemäß auch in der Stempelrevisionssache der Königl. Inten­

dantur des 3ten Armee-Corps die Lieferungs-Werthstempel nicht fordern.

FMR. v. 26. Juli 1879

III 9063 an den PStD. in B. 5.

Die Frage, ob Verträge über Lieferung von Bau-Materialien oder anderen

Tarif. LiefenmgS-BertrSge.

569

tLafuhr von Bau*materiellen; BiefenmgSbebarf nach Minimum und Äetinmm.] fungiblen Sachen, insofern darin zugleich der vom Lieferanten zu bewirkenden An­ fuhr derselben Erwähnung gethan ist, in Beziehung auf die Stempelpflichtigkeit als einfache LieferungsVerträge oder als solche anzusehen seien, in welchen neben dem Lieferungs-Verträge zugleich ein Vertrag über Arbeitsleistung enthalten ist, hat vielfach zu Zweifeln Vernlaffung gegeben. In Folge der über den Gegenstand ergangenen Entscheidungen hat sich eine Praxis gebildet, nach welcher bei Verträgen über Lieferung von fungiblen Sachen die Stempelverwendung nur von der. Seitens der betreffenden Behörde beziehungsweise deS Lokal-Baubeamten gewählten Fassung des Vertrages abhängig ist. Dem materiellen Effekt nach ist es ganz gleichgültig, ob es in dem Vertrage heißt: „der R. über­ nimmt die Lieferung von 100 Schachtruthen Steine zum Preise von 11 Thalern für die Schacht­ ruthe" oder: „der N. übernimmt die Lieferung und Anfuhr von 100 Schachtruthen Steine, und erhält pro Schachtruthe 6 Thaler für das Material und 5 Thaler für die Anfuhr. „Gleichwohl wird der dem Lieferungsvertrags-Stempel unterliegende Werth im ersteren Falle zu 1100 Thalern, im letzteren dagegen nur zu 600 Thalern angenommen (vergl. Anm. 7.a am Schluß).

Es hat

dies dahin geführt, daß die Lieferanten je nach der Usance oder dem Belieben der verschiedenen Behörden in Beziehung auf die Stempelverwendung äußerst ungleichmäßig behandelt werden. Außerdem giebt dieses Verfahren, da es nicht selten zu Gunsten der Lieferanten und zur Ungebühr ausgedehnt wird, bei der Rechnungs-Revision zu vielfachen Erinnerungen Veranlaffung. Gründe stehen demselben in der Mehrzahl der Fälle nicht zur Seite.

Innere

Denn der Fiskus ist in der

Regel nur dabei interessirt, daß ihm die Materialien geliefert werden. Einer besonderen Verab­ redung über die Anfuhr und der meist willkürlichen und ungleichmäßigen Verabredung eines be­ sonderen Preises für die letztere bedarf es daher nicht, falls solches nicht ausnahmsweise im Zntereffe der Verwaltung liegt, wie z. B. dann, wenn es darauf ankommt, daß die Materialien aus einem bestimmten Gewinnungsort, etwa einem bestimmten Steinbruch, entnommen werden, und daß die Erfüllung einer darauf bezüglichen Verabredung auf zuverlässige Weise kontrolirt wird.

Zur Beseitigung der durch die bezeichnete Praxis entstehenden Mißstände und Ungleich-

mäßigkeiten bestimme ich hierdurch, im Einverständniß mit dem Herrn Finanz-Minister und mit der Königl. Ober-Rechnungs-Kammer, daß in den Lieferungs-Verträgen des diesseitigen Refforts die Anfuhr künftig nur dann, wenn besondere Umstände dies nothwendig machen, speziell zu erwähnen, der Regel nach aber die Verabredung auf die Stipulation über die Ablieferung an der Bau- oder sonstigen Gebrauchsstelle zu beschränken ist.

Hiernach/ wolle die

König!. Regierung rc. sich achten, und diejenigen ihrer Organe, welchen die Abschließung von Lieferungs-Verträgen obliegt, mit entsprechender Weisung versehen.

R. des M. f. Handel rc. v.

7. April 1870 an sämmtl. Königl. Regierungen und Landdrosteien, die Königl. Ministerial-BauKommission in Berlin, sämmtl. Königl. Eisenbahn-Direktionen u. die Königl. Ober-Berg-Aemter (MB. S. 105, CB. S. 262).

Vgl. Anm. 7.a.

6.a. Bei solchen Kontrakten, in welchen der Lieferungsbedarf nach einem Minimum und Maximum stipulirt ist, muß der Werthstempel gleich nach dem Maximum berechnet und adhibirt werden, indem das höchste bedungene Quantum den Gegenstand des abgeschlossenen Ver­ trages und Verpflichtung des Unternehmers bezeichnet, und die Stempelpflichtigkeit nur hiernach, nicht aber nach dem Umfange der demnächstigen wirklichen Ausführung des Kontrakts abgemeffen werden kann.

R. des Kriegs-M. v. 14. Juli 1829 (SK.). Dem nach einer Mittheilung des H. Finanzministers von der Steuer-Verwaltung stets als

maßgebend betrachteten Grundsätze entsprechend muß in allen Fällen, in denen bei Lieferungsverträgen die Lieferung eines bestimmten eventuellen Maximums über das Anschlagsquantum hinaus verabredet ist, der Werthstempel von vornherein von dem, diesem Maximum der Lieferung ent­ sprechenden Geldbeträge verwendet werden, gleichviel, ob die über das Anschlagsquantum bedunzene Lieferung demnächst wirklich erforderlich wird oder nicht.

Rach diesem Grundsätze hat die

570

Tarif. Lieferung«-Verträge. ^Verpflichtung zur Mehrlieferung.)

König!. Regierung zu verfahren, ohne daß es deshalb der Aufnahme einer besonderen Klausel in die Lieferungsverträge bedarf.

R. des M. für Handel rc. v. 13. Febr. 1874 (MB. S. 58).

Bergl. Anm. 4.f am Schluß, auch S. 417 Anm. 19 Absah 1. Auf die Vorstellung vom 1. Februar d. 3- wird Ihnen bei Rückgabe der Anlagen erwidert, daß nach der bestehenden Gesetzgebung die Werthstempelpflichtigkeit einer Urkunde nur nach ihrem Inhalte beurtheilt werden kann und daß deshalb die Art und Weise der Ausführung des beurkun­ deten Geschäfts bei dieser Beurtheilung außer Betracht bleibt.

Der Werthstempel zu einem Kauf­

oder Lieferungsvertrage ist von dem höchsten Betrage zu berechnen, welcher für die Lieferung, der Verabredung nach, möglicherweise gezahlt werden muß; es ist deshalb auch im vorliegenden Falle, wie geschehen, die wenn auch nur event, verabredete Mehrlieferung zur Versteuerung zu ziehen ge­ wesen.

Die Erstattung des zu dem Vertrage vom 31. März/17. April 1879 nachgezahlten Stempel­

betrages

kann demnach

nicht erfolgen.

FMR. v. 17. März 1882 111 3422 an die Kaufleute

S. & P. in B., mitgetheilt dem PStD. daselbst. 6. b. Auch diejenige Lieferung, welche über einen festbestellten Betrag hinaus der freien Ent­ schließung des Bestellers einstweilen noch vorbehalten ist, unterliegt einer sofortigen gleichen Be­ steuerung.

Erk. des OT. (VI) v. 2. Novbr. 1876 (Entsch. B. 78 S. 245); in den Erk.-Gründen

heißt es: die betreffende Bestimmung in beiden Verträgen, derzufolge der Eisenbahndirektion das Recht beigelegt ist, das Quantum der vertragsmäßig zu liefernden Schienen durch eine spätestens vier Wochen vor Ablauf der Kontraktsperiode dem Lieferanten mitzutheilende Entschließung um fünf Prozent zu vermehren, schließt sich an die Vereinbarung über die festbestellten Schienen an und erscheint in dieser Verbindung als ein zwar unter einer Suspensivbedingung, im Uebrigen jedoch sowohl hinsichtlich der eventuell zu beschaffenden Quantität, als hinsichtlich der sämmtlichen sonstigen Leistungen der Kontrahenten fest vereinbartes Lieferungsgeschäst rc. 6. c.

Schriftliche Lieferungsverträge sind auch insoweit stempelpflichtig, als der Lieferant sich

darin zu Mehrlieferungen auf Verlangen des anderen Kontrahenten innerhalb eines gewiffen Prozentsatzes des festbestimmten Lieferungsquantums unter den nämlichen Bedingungen verpflichtet hat.

Erk. des OT. (I) v. 8. Juni 1877 (Entsch. B. 80 S. 146); der Geh. Kommerzien-

rath K. in Essen hatte mit der Niederschles. - Märkischen Eisenbahn-Direktion zwei Verträge über Anfertigung und Lieferung einer bestimmten Zahl von Zentnern Federstahl und Eisenbahnschienen abgeschlossen und in jedem nach dem §. 9 der allgemeinen Bedingungen sich verpflichtet, auf Ver­ langen Mehrarbeiten und Mehrlieferungen gleicher Art bis zum Betrage von 25 Prozent des ur­ sprünglich vereinbarten Quantums zum Einheitspreise auszuführen. 7.8.

Ein Vertrag über die Lieferung von Sand zu einem Baue soll nach einem

FMR. v. 7. April 1857 III 7323 an d. PStD. in D. nicht als ein Lieferungsvertrag erachtet werden, vielmehr nur als ein Vertrag über Handlungen — die Sandanfuhr, da der Sand am Gewinnungsorte ein völlig werthloser Gegenstand sei.

Dieses Restript hatte jedoch, wie das FMR.

v. 13. Juni 1867 III 8072 an d. Verfasser erklärt, einen ganz besonderen Fall vor Augen und gilt nicht allgemein.

Auch bestimmt ein FMR. v. 14. Juni 1866 III 7785 an d. Haupt-Steuer­

amt für inländische Gegenstände in Berlin: In Verfolg des Monitums 13 im Revisions-Protokoll A über die Rechnung des Haupt-Steueramts von den indirekten Steuern für das Jahr 1864 bemerke ich, wie die dieffeitige Verfügung vom 13. Juli 1850 III 13549, auf welche das in der Beant­ wortung gedachte Monitum der Königl. Ober-Rechnungs-Kammer vom 16. Januar 1858 Bezug nimmt, nicht allgemein ausgesprochen hat, daß Verträge über die Lieferung von Mauersand im Sinne des Stempelgesetzes nicht als Lieferungs-Verträge, sondern als Verträge über Handlungen — die Sand-Anfuhren — anzusehen seien.

Der Erlaß hat vielmehr nur einen Spezialfall ent­

schieden, in welchem aus den damals in Rede stehenden Verträgen hervorging, daß nicht sowohl die Lieferung, als vielmehr der Transport des Sandes verabredet worden war. Wenn aber der

Tarif. Befenmgr-BertrSg«.

571

^Beispiele von Liefern»-« verschiedener *rt] Unternehmer sich verpflichtet, den Sand für einen bestimmten Preis zu liefern, so unterliegt ein derartiger Bertrag dem Werthstempel für Lieferungs-Verträge. Als Vertrag über Handlungen ist ein Vertrag nur dann und nur in soweit zu behandeln, als daraus erhellt, daß der Preis nur für den Transport gezahlt oder wieviel davon für den Transport gerechnet wird. Zm letzteren Falle ist, die Stempelpflichtigkeit des Gegenstandes vorausgesetzt, der Werthstempel für Lieferungs-Verträge nur von dem für die Lieferung selbst verabredeten Preise zu berechnen, während der zugleich geschloffene Vertrag über den Transport unter gleicher Voraussetzung, nur dem allgemeinen Stempel für Verträge unterliegt re. Vergl. Anm. 4. 7. b. Der wegen Lieferung von Gypssteinen geschloffene Vertrag gehört nicht in die Zahl der unbenannten Verträge, sondern ist ein Lieferungs-Vertrag. Zum Wesen eines solchen gehört nach §. 981 Tit. 11 Th. 1 ALR., daß Jemand sich verpflichtet, einem Anderen eine bestimmte Sache für einen gewiffen Preis zu verschaffen, und dieses Kriterium ist bei jenem Vertrage vorhanden, indem der eine Kontrahent sich verpflichtet, aus seinen Gypsbrüchen alle zum Betriebe der Fabrik des anderen Kontrahenten erforderlichen Gypssteine zu liefern. In Absicht der ersten zehn Jahre ist das Quantum der Lieferung und der Preis dafür gewiß, und danach muß für jetzt von dem sich hiernach ergebenden Lieferungswerthe der Stempel zu V3 Proz. zum Vertrage verwendet wer­ den. In Betreff der späteren Zeit soll mit Rücksicht auf die vorbehaltene demnächstige anderweite Preis-Regulirung die Stempel-Verwendung für jetzt ausgesetzt werden. Es liegt aber den Kon­ trahenten ob, den Vertrag nach Ablauf der ersten zehn Jahre vorzulegen, um sodann die Verwendung des ferner erforderlichen Stempels zu veranlaffen. FMR. vom 15. Juni 1841 III 12347 (GK). 7.c. Der Vertrag zwischen der Gasbeleuchtungs-Aktiengesellschaft zu S. und dem G. ist nach den bisher auch schon zur Anwendung gebrachten Grundsätzen als LieferungsVertrag zur Versteuerung zu ziehen. Daß die mittelst Gaslichtes zu bewirkende Beleuchtung eine Lieferung des Gases zu diesem Zweck bildet, ist schon an sich nicht zweifelhaft; die Lieferung des Gases ist aber auch in dem Vertrage besonders stipulirt, indem es daselbst heißt, daß die Anstalt die Brenner mit dem zum Brennen erforderlichen Gase versieht und der Besteller sich ver­ pflichtet, das nach Ausweis des Gaszählers empfangene Gas mit dem verabredeten Preise zu bezahlen. FMR. vom 17. Mai 1862 III 9946 an d. PStD. in S. Vergl. Tarifpos. „Verttäge" Anm. 2.c. 7.d. Verpflichtet sich ein Apotheker, diejenigen Arzeneien, welche von ihm verlangt werden möchten, zu einem gewissen Preise zu liefern, und die Behörde verpflichtet sich, die Zah­ lung nach den einzureichenden Liquidationen unter bedungenen Modifikationen zu leisten, so ist dies kein Lieferungs-Vertrag. Denn der Apotheker verpflichtet sich nur im Allgemeinen, ein an chn zu machendes Verlangen gegen bedungene Vergütigung zu befriedigen, nicht aber eine bestimmte Sache für einen gewissen Preis der Behörde zu verschaffen. Zu einem solchen Vertrage ist der Stempel nach der Tarifpositton „Verträge" zu verwenden. Dies begründet bei einem Vertrage mit einer fiskalischen Behörde, auf welche die Bestimmung am Schluffe des §. 3 des Gesetzes An­ wendung findet, und der bei der Unschützbarkeit des Gegenstandes nicht aus der Vorschrift unter lit. a dieses Paragraphen auf Stempelfreiheit Anspruch machen kann, den Stempelsatz von 10 Sgr., rhne Rücksicht auf die Dauer des Verttages. Schreiben des FM. an d. Kriegs-M. v. 5. Okt. 1829 UI 20066 (SK.); s. jedoch die folg. Anm. 7. e. Nach den gesetzlichen Bestimmungen ist ein Lieferungsverttag dann vorhanden, wenn Jemand verpflichtet, einem Andern eine bestimmte Sache für einen gewiffen Preis zu ver­ schaffen. Dies ist in dem Vertrage zwischen Ihnen und der Direktion der dortigen Straf-Anstalt dadurch geschehen, daß der Preis für die zu liefernden Medikamente durch die Bezug­ rahme auf die Medicinaltaxe (vgl. Anm. 11.b] unter Verabredung gewisser Modifikationen zenau festgesetzt ist, so daß für Aufstellung der diesfälligen Liquidation ein Zweifel über die Höhe der­ selben nicht entstehen kann. Aber auch der Gegenstand der Lieferung ist, wenn auch fungible Sachen,

572

Tarif.

Lieferungs-Verträge.

(Beispiele von Lieferungen verschiedener Sri]

nämlich die für die Gefangenen erforderlichen, in den jedesmaligen Rezepten der Aerzte näher bezeichneten Arzeneimittel zu beschaffen sind, in sich bestimmt und jede Willkühr der Lieferanten in der Wahl der zu liefernden Gegenstände völlig ausgeschloffen. Der Umstand, daß das Gesammtquantum der jährlich zu liefernden Arzeneimittel beim Abschluß des Vertrages nicht schon genau bestimmt werden kann, hat keinen wesentlichen Einfluß auf die Beurtheilung der Natur des Vertrages, sondern kann nur Veranlaffung werden, den erforderlichen Werthstempel nicht sofort, sondern erst nach Festsetzung der jährlichen Liquidation nachträglich zu berechnen und zu verwenden. Hiernach läßt sich auf das Gesuch um Erstattung des zu dem gedachten Vertrage erforderlichen Stenrpels nicht eingehen. FMR. v. 4. Sept. 1860 (B.-Bl. f. ger. Beamte 1861 S. 17, 18). 7.f. Ein auf unbestimmte Zeit über die Wäschereinigung für ein GarnisonLazareth abgeschlossener Vertrag gehört, weil das Objekt deffelben im Voraus sich nach Gelde nicht ermitteln läßt, in die Kategorie derjenigen Verhandlungen, welche bei der Unschützbarkeit ihres Gegenstandes auf Stempelfreiheit keinen Anspruch machen können, indem nach der Bestimmung sub lit. a des §. 3 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 von Entrichtung des tarifmäßigen Stempels nur solche Verhandlungen und Gesuche befreit bleiben sollen, deren Gegenstand nach Gelde geschätzt werden kann, und einen Werth von 50 Thlrn nicht erreicht, und demzufolge dieser Kontrakt ebenso zu beurtheilen ist, wie die Verträge mit den Apothekern über die Lieferung von Arzeneien, welche nach dem Schreiben des H. Generaldirektors der Steuern vom 5. Okt. 1829 (f. Anm. 7.4) dem allgemeinem Vertragsstempel unterworfen sind. Schreiben der ORKammer an d. Kriegs.-M. v. 27. April 1843 (SK.). 7. g. Der Zustiz-Minister kann die Bedenken, welche das Appell.-Gericht in Betreff der (Stempels pflichtigkeit der von Gerichten mit Privatpersonen über die Bespeisung der Ge­ fangenen abgeschlossenen Verträge erhoben hat, nicht für begründet anerkennen, tritt viel­ mehr, in Uebereinstimmung mit dem Herrn Finanz-Minister, der Ansicht der Königl. Ober-Rechnungs­ kammer dahin bei, daß dergleichen Verträge, wie sie unter andern am 30. Okt. 1847 und am 24. Jan. 1853 mit den Tischlergesell Thiel'schen Eheleuten daselbst abgeschloffen worden, hinsicht­ lich der Stempelpflichtigkeit als Lieferungsverträge anzusehen sind und der Stempelverwendung nach Maßgabe der in der Kontrakts-Periode für die Speiselieferung empfangenen Zahlungen ä V3 Prozent unterliegen. Der Zweifel, welchen das Appell.-Gericht gegen die Richtigkeit dieser Ansicht aus der Unbestimmtheit der bedungenen Leistung des Unternehmers herleitet, kann bei näherer Erwägung nicht für gerechtfertigt anerkannt werden. Das Quantum der für jeden ein­ zelnen Gefangenen zu liefernden Speisen steht vertragsmäßig fest und hinsichtlich der Gattung der­ selben schließt die Bezugnahme auf den, dem Vertrage beigefügten Küchenzettel jede Willkühr des Lieferanten in der Wahl des zu liefernden Gegenstandes aus. Daß aber bei Abschließung des Ver­ trages das Gesammtquantum der zu gewährenden Speise-Portionen noch nicht bestimmt werden kann, kommt nach der von der Königl. Ober-Rechnungskammer allegirten allgemeinen Verfügung vom 26. Mai 1840 (ZMB. S. 202 — s. Anm. 4. a) nicht besonders in Betracht, indem daraus nur folgt, daß der zu dergleichen Verträgen erforderliche Werthstempel nicht schon bei dem Vertragsabschluffe, sondern erst nach vollendeter Lieferung oder sonst in bestimmten Zeitabschnitten nachträglich berechnet und verwendet werden kann. Der Prov.-Steuer-Direktor zu Königsberg scheint nach Inhalt seines von dem Appell.-Gericht in Abschrift eingereichten Schreibens vom 8. Mai d. 3- von der Voraussetzung auszugehen, daß es sich um einen Vertrag handle, durch welchen der Unternehmer sich speziell zur Zubereitung der den Gefangenen zu liefernden Speisen aus den von ihm zu diesem Zwecke anzuschaffenden Konsumtibilien verpflichtet hat. Wäre dies der Fall und könnte man überhaupt annehmen, daß es bei der Verpflegung der Gefangenen besonders darauf ankomme, von welcher bestimmten Person die denselben zu verabreichenden Speisen bereitet werden, so würde seiner Deduktion beigepflichtet werden müssen. Die vorliegenden Verträge er-

Tarif. Lieferungs-Verträge. [Beispiele von Lieferungen verschiedener Hrt]

geben jedoch, daß die Unternehmer, Tischlergesell Thiel'schen Eheleute, sich nur zur Lieferung fertiger Speisen nach einem bestimmten Küchenzettel verpflichtet haben. Die zu liefernden Speisen sind dabei als fungible Sachen bettachtet worden; eine Verbindlichkeit, die Speisen selbst anzuferttgen, haben die Thiel'schen Eheleute nicht übernommen, vielmehr sind sie vertragsmäßig nur dafür verhaftet, daß die Verpflegungs-Gegenstände übereinstimmmd mit dem Küchenzettel, reinlich und gut zubereitet, zur bestimmten Zeit und in den festgesetzten Quantitäten abgeliefert werden. Dies entspricht auch im Allgemeinen dem Bedürfniffe, wie es bei der Verpflegung der Gefangenen überall nur in Bettacht kommt, indem eine besondere Geschicklichkeit oder Kenntniß zur Bereitung so einfacher Speisen, wie sie den Gefangenen gereicht werden, nicht erfordert wird. Demnach liegt nicht, wie der Prov.-Steuer-Direktor anzunehmen scheint, ein Verttag der in den §§. 920 ff. Tit. 11 Th. 1 des ALR. bestimmten Art, sondern ein Lieferungs-Verttag gemäß §. 981 a. a. O. vor, wie denn auch im Eingänge der Verträge vom 30. Ott. 1847 und vom 24. Jan. 1853 die Kontrahenten selbst diese Verträge als „Speise-Lieferungs-Verträge" bezeichnet haben. Das Appell.-Gericht hat sich hiernach in Zukunft zu achten und die Kreis-Gerichte des dorttgen De­ partements demgemäß mit Anweisung zu versehen. JMR. v. 14. Dez. 1854 1 5307 an d. Appell.G. in Kg. (B.-Bl. f. ger. Beamte 1855 S. 35, 36). 7. h. Der Vertrag zwischen Ihnen und V. hat unzweifelhaft eines Stempels von 15 Sgr. bedurft, ohne daß es deshalb auf die angestellte Ermittelung wegen der wirklich gelieferten oder wahrscheinlich zu liefernden Brodmenge ankommt, vielmehr ist der Verttag um deshalb stempel­ pflichtig, weil derselbe seinem Inhalte nach ein zur Zeit der Abschließung nach Gelde nicht schätz­ bares Objekt enthält. Denn der V. hat sich verpflichtet, von Ihnen während eines Zeitraums von zwei Jahren sämmtliche Backwaaren gegen die gewöhnlichen Preise zu entnehmen. Eine bestimmte Menge der zu entnehmenden Backwaaren ist nicht festgesetzt, mithin der Gegenstand des Verttages unbestimmt und deshalb der Verttag stempelpflichtig. Hätte der Geldbetrag für die zu entnehmenden Backwaaren auf eine Summe von weniger als 50 Thaler beschränkt sein sollen, so hätte dies int Vertrage bestimmt ausgedrückt werden müssen. FMR. v. 15. April 1851 III 8093 an d. Bäckermeister W. und zur Nachricht an d. Reg. in F. 7. L Der Verttag zwischen dem W. und dem S. enthält keinen Lieferungsverttag. Denn der Lieferungsvertrag ist nach §. 981 Tit. 11 Th. 1 deS Allg. Landrechts der Vertrag, vermittelst dessen sich Jemand verpflichtet, einem Andern eine bestimmte Sache für einen gewissen Preis zu liefern. Nun hat sich zwar nach §. 3 des Verttages der W. verpflichtet, dem S. 4 Jahre hindurch jährlich mindestens 400 Mispel Kartoffeln zur Brennerei zu liefern, der Preis dafür ist aber nicht so bestimmt, wie ihn das Gesetz für die Existenz eines Lieferungsverttages voraussetzt. Der Preis soll sich nämlich nach den jedesmaligen Berliner Spirituspreisen richten, und ließ sich bei Abschluß des Vertrages nicht einmal mit Wahrscheinlichkeit, vielweniger mit Bestimmtheit fest­ stellen. Der Verttag ist überdies dahin gerichtet, daß der S. das Brennereilokal zum Gebrauch, außerdem noch verschiedene Naturalien von dem W. ohne besonderes Entgelt geliefert erhalten soll, wogegen S. wiederum einige Quantitäten Spiritus an den W. unentgeltlich abzuführen hat. Es geht hieraus hervor, daß der Vertrag zur Gattung der Verträge über Handlungen zu rechnen ist, welche als unbenannte Verttäge tarifmäßig nur dem Stempel von 15 Sgr. unterliegen. FMR. v. 30. April 1851 III 7509 an d. Reg. in F. 7.k. Das von dem Rekurrenten und dem S. unterschriebene Schriftstück ist in Beziehung auf den Verkauf von 3 Mispel Gerste zum Preise von 50 Thalern für den Mispel als ein perfetter und stempelpflichttger Kaufverttag anzusehen. Rückstchtlich der Lieferung anderweiter 11 Mispel Gerste erscheint es dagegen nicht als ein Lieferungs-, sondern als ein unbenannter Verttag, indem eben so wenig der Rekurrent zur Lieferung, als der S. zur Abnahme der 11 Mispel Gerste unbe­ dingt verpflichtet, auch der Kaufpreis noch unbestimmt geblieben ist. Aus diesem Grunde ist ein

574

Tarif.

Lieferungs-Verträge.

[BtefmmgBöerträge im kaufmänn. verkehr; Derkverdingungsverträge.^

Stempel von überhaupt 1 Thaler für fällig zu erachten, nämlich 15 Sgr. Kauf-Werthstempel zu V3 Prozent von 150 Thalern und 15 Sgr. als allgemeiner Vertragsstempel. Rekurs-Resolut des FM. v. 23. Zuni 1855, mitgetheilt durch FMR. v. dems. Tage 111 14385 an d. Reg. in F. 7.1. Bei Rücksendung der Anlagen Ew. rc. Berichts vom 16. Zuli d. I., betreffend die Be­ schwerde der Fabrikanten B. und S. in Altena, erkläre ich mich damit einverstanden, daß von dem­ jenigen Theile der Lieferungsverträge vom 1./5. Februar und vom 30. Dezember 1878, in welchem die Lieferanten sich verpflichtet haben, die Messingabfälle für einen bestimmten Preis zurückzunehmen rc., bei der völligen Unbestimmtheit dieser Verpflichtung, ein Werlhstempel von Vs Prozent nicht zu erfordern ist. — Ew. rc. wollen die Königliche Direktion der Munitions-Fabrik in Erfurt von dieser Entscheidung in Kenntniß setzen und das Weitere danach veranlaffen, auch die Bittsteller entsprechend bescheiden. FMR. v. 28. August 1880 III 13038 an d. PStD. i. Mg. 8. Dem rc. erwidere ich auf die Vorstellung vom 6. d. M. Nr. 4029 F. B. 84 ergebenst, daß die Tarifposition des Stempelgesetzes beim Worte Lieferungsverträge, im Abs. 2, nur eine Ausnahme von der gesetzlichen Regel im §. 3.i des Stempelgesetzes dahin hat geben wollen, daß dieser Werthstempel nicht nach eben dieser Regel, zur Hälfte, sondern voll und ganz entrichtet werden soll. — Demgegenüber erhellt aus der gefälligen Vorstellung nicht zur Genüge, welches Interesse der rc. daran haben kann, ob die Stadtgemeinden zu den „öffentlichen An­ stalten" im Sinne der angezogenen Gesetzesstelle zu rechnen sind oder nicht. Der Werthstempel wird eben bei beiden Alternativen voll gezahlt. Wenn dortseits angenommen werden möchte, daß a. a. O. eine civilrechtliche Entscheidung darüber getroffen sei, daß der Unternehmer allein und persönlich diese volle Steuer zu zahlen haben soll, so dürfte eine solche Annahme nach dem Ein­ gangs Angedeuteten nicht zutreffen. Die Steuergesetze entscheiden derartige civilrechtliche Fragen nicht. FMR. v. 12. August 1884 III 10300 an den Magistrat in B., und zur Nachricht an den PStD. daselbst. 9. a. Die Vorschrift des §. G.c des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 [f. S. 165] ist aus­ drücklich nur für Pacht- und Miethsverträge gegeben; sie findet daher auf andere Arten von Verträgen keine Anwendung, namentlich also nicht auf die unter der Bedingung des Fortbestehens bei nicht erfolgender Kündigung geschloffenen Arzenei-Lieferungs-Kontrakte (s. Anm. 7. d, e) und Lieferungs-Kontrakte über konsumtible Bedürfniffe für Garnison-Anstalten, als: Holz, Licht, Oel, Papier u. s. w. R. des Kriegs-M. v. 14. Jan. 1835 IV 113, im Einverst. des FM. (SK.); s. jedoch die folgende Anm. 9. b. Wenn in einem schriftlichen Lieferungs-Verträge verabredet ist, daß derselbe nach Ablauf seiner ursprünglichen Dauer für fernere bestimmte Zeit fortbestehen solle, sofern er nicht durch Kündigung gelöst werde, so handelt es sich nicht um eine „stillschweigende", sondern um eine „ausdrückliche schriftlich verabredete Prolongation", und es muß auch für die Zeit der eintretenden Verlängerung der Lieferungswerthstempel verwendet werden. Erk. des OT. (I) v. 25. Okt. 1867 (EB. 1868 S. 68, StrA. B. 68 S. 327). S. auch Tarifpos. „Prolongationen". 10. In Betreff der Lieferungsverträge im kaufmännischen Verkehr s. a. wegen des früheren Rechtszustandes — Kab.-O. v. 30. April 1847 — Anm. 17. a bis h zur Tarifpos. „Kaufverträge", b. wegen des mit dem 4. Juli 1884 eingetretenen Rechtszustandes — Anm. 18. a, b ebendaselbst. 11. a. In Betreff der Werkverdingungsvertrage, mit Lieferung der Materialien, s. Tarifpos. „Kaufverträge" Anm. 18. a (§. 2) u. 18. b. 11. b. Die Stempelpflichtigkeit eines Bauverdingungs-Vertrages wird dadurch nicht ausge­ schloffen, daß die dem Werkmeister zugesicherte Vergütung in dem Kontrakte nicht unmittelbar und selbstständig, sondern nur relattv, unter Bezugnahme auf ein beiliegendes besonderes

Tarif. LieferimgS-BertrLge. tLiefenmgSverträge tm kaufmänn. Verkehr und WerkverdtngungSverträge vor dem L Oktober 1885 ]

Schriftstück festgesetzt worden ist (roeil das im Kontrakt als „beiliegend" bezeichnete Schriftstück ein integrirender Theil des Kontraktes geworden sei, beide Schriftstücke also rechtlich ein Ganzes bilden). Erk. des OT. (I) v. 28. Sept. 1863 (Entsch. B. 51 S. 315). Dgl. Anm. 7.6. Wegen der Bauverdingungsverträge, mit Lieferung von Materialien, wenn der Werth der letzteren unter 150 M. bleibt, — s. S. 410 Anm. 6. 11. c. Die nachstehend hier noch mit abgedruckten ministeriellen Bestimmungen haben, nach­ dem der §. 9 und die Tarifnummer 4. a des Reichsges. v. 1. Juli 1881 (s. S. 554 Note 4) durch Art. I des Reichsges. v. 25. Mai 1885 (f. Zusatz 2 zu Abth. I des Komm.) in Wegfall gekommen find (vgl. S. 554, 555 die Note 5), nur noch Bedeutung für Verträge aus der Zeit vor dem 1. Oktober 1885 (Zeitpunkt des Inkrafttretens des Ges., betr. Abänderung des Gesetzes wegen Erhebung von Reichsstempelabgaben v. 1. Zuli 1881, vom 29. Mai 1885 [f. Zusatz 2 zu Abth. 1 des Komm.)): 1. Cirk.-Berf. des Min. d. öfftl. A. v. 16. Novbr. 1882 Üb 15766, IV 3527, mitgetheilt durch Cirk.-Verf. des FM. v. 30. dess. Mon. III 16346 (CB. 1883 S. 5, 6): Im Anschluß an den Erlaß vom 8. Juli d. Z. (Eisenbahn-Verordnungs-Blatt S. 262), die Anwendung und Auslegung deS Reichsstempelgesetzes vom 1. Juli 1881 betreffend, werden die Königl. Eisenbahn-Direktionen und Eisenbahn-BetriebSämter davon in Kenntniß gesetzt, daß nach einer Entscheidung des Herrn FinanzMinisters Lieferungsverttäge über Betriebsmaterialien der Staatseisenbahnen mit Rücksicht darauf, daß der Staat die Eisenbahnen wesentlich zum Zweck der Förderung von Staatsintereffen betreibt und die Staatseisenbahnen daher nicht zu den „gewerblichen Unternehmungen" zu rechnen sind, nicht als Lieferungsverttäge über „gewerbliche BettiebSmaterialien" im Sinne des §. 9. c des Reichsstempelgesetzes zu bettachten sind, und daher nicht dem Reichsstempel nach Nr. 4.a des Tarifs, sondern vielmehr dem betteffenden Landesstempel unterliegen. Dagegen sind Lieferungsverträge über Betriebsmaterialien für die nicht für Rechnung deS Staates verwalteten Privateisenbahnen, einschließlich der unter staatlicher Verwaltung stehenden, dem Reichsstempel unterworfen und demgemäß vom Landesstempel Befreit. Die Königlichen Eisenbahnbehörden haben in der Folge hiernach zu verfahren. 2. FMR. v. 19. Zanuar 1883 III 440 an die Magdeburger Bergwerks-Aktiengesellschaft zu Zeche Königsgrube in Wests., mitgetheilt dem PStD. in 99.: Der rc. erwidere ich auf die Vor­ stellung vom 24. Oktober v. Z., daß zu dem von derselben am 16./20. Mai v. 3- mit der König­ lichen Direktion der Gewehrfabrik zu Spandau abgeschloflenen Verttage über Lieferung von Kohlen mit Recht der Preußische Lieferungsstempel von Vs Prozent verwandt worden ist. Die Bestimmung unter Nr. 4.a des Tarifs zum Reichsstempelgesetz vom 1. Juli 1881 kann in diesem Falle keine Anwendung finden, da die Gewehrfabrik vom Staate nicht zum Zweck der Erzielung eines gewerblichen Vortheils, sondern im Staatsintereffe betrieben wird, mithin als gewerbliche Anlage nicht angesehen werden kann, die an dieselbe zu liefernden Kohlen daher als „gewerbliche Bettiebsmaterialien" im Sinne des §. 9c des Reichsstempelgesetzes nicht zu betrachten sind. 3. Cirk.-Verf. deS M. d. öffentl. A. v. 12. April 1883 I 1614 an die Oberbergämter, mit­ getheilt durch Cirk.-Verf. des FM. v. 21. dess. M. III 5117 (CB. 1883 S. 109): Zm Einvernehmen mit dem Herrn Finanz-Minister setze ich das rc. zur Nachachtung und weiteren Veranlaffung davon in Kenntniß, daß alle Verträge über die Lieferung von Betriebs-Materialien für die fis­ kalischen Berg-, Hütten- und Salzwerke nicht dem tarifmäßigen Landesstempel von '/s Pro­ zent, sondern nur dem in Nr. 4.a des Tarifs zum Reichsgesetz vom 1. Zuli 1881 vorgeschriebenen Reichsstempel unterliegen, da der Staat die vorbezeichneten fiskalischen Werke wesentlich zum Zweck der Erzielung eines gewerblichen Vortheils Betreibt, so daß die für den Betrieb dieser Werke er­ forderlichen Materialien als „gewerbliche Betriebsmaterialien" im Sinne deS §. 9.c des ange­ zogenen Reichsgesetzes anzusehen sind.

576

Tarif. Löschungs-Verfügungen — Mäkler-Atteste.

4. Sets. d. Mn. d. öffenll. A. v. 3. Oktob. 1883 I 5116 an die Bergwerks-Direktion zu Saarbrücken und gleichzeitig an die Oberbergämter zur Nachachtung, den PStBehörden mitgetheilt durch FMR. vom 12. dess. Mon. III 12706: Zm Einvernehmen mit dem Herrn Finanz - Mnister eröffne ich der rc. auf den Bericht vom 18. Zuni d. Z., betreffend die Stempelverwendung zu Lieferungsverträgen, daß den Gegensatz gegen die im §. 9.c des Reichsstempelgesetzes vom 1. Juli 1881 [f. Anm. 18.a, §. 1, Note 4] erwähnten Betriebsmaterialien theils die Baumaterialien, theils die Betriebsmittel bilden. Die Ziehung der Grenze zwischen den Baumaterialien und Betriebsmitteln einerseits und den Betriebsmaterialien andererseits kann aller­ dings unter Umständen zweifelhaft sein. Mit dem Herrn Finanz-Minister bin ich indeffen dahin einverstanden, daß zu den Betriebsmaterialien wesentlich solche Stoffe gehören, welche nicht zum Gebrauch (im engeren Sinne), sondern zum Verbrauch bestimmt sind. Zn früheren Entwürfen zum Reichsstempelgesetz war geradezu von Verbrauch als gewerbliche Betriebsmaterialien die Rede (vergl. Stenographische Berichte des Reichstages für 1869, Drucksache Nr. 192 §. 2 für 1875, Drucksache Nr. 43 §. 3 und für 1878 Drucksache Nr. 22 §. 18); und wenn in dem Entwurf zu dem jetzigen Reichsstempelgesetz aus nicht näher zu ermittelnden Gründen anstatt des Wortes „Verbrauch" der Ausdruck „Gebrauch" gewählt ist, so kann hierbei eine Aenderung des Begriffs „Betriebsmaterialien" um so weniger beabsichtigt gewesen sein, als die in den Motiven angeführten Beispiele aus den früheren Entwürfen entnommen sind. Für den Begriff der „Baumaterialien" kann es nicht füglich einen Unterschied machen, ob der Bau zu dauernden oder lediglich zu vor­ übergehenden Zwecken bestimmt ist, da in beiden Fällen die zum Bau zu verwendenden Gegen­ stände sprachgebräuchlich als Baumaterialien bezeichnet werden. Auch werden im §. 2 des Ent­ wurfes von 1875 Verträge über Baumaterialien für die Ausführung eines bestimmten Baues irgend einer Art als nicht unter die gewerblichen Betriebsmaterialien fallend, von der Reichs­ stempelabgabe ausgenommen. Es fallen daher sowohl die Grubenhölzer, als auch die Schwellen und Schienen der Grubenbahnen ebenso unter den Begriff der der landesgesetzlichen Besteuerung unterworfenen Baumaterialien, wie Back-, Bruch-, Pflaster- und Hausteine, Möllons, Kalk, Sand, Cement rc. Dagegen gehören das Hülsenpapier und der Hafer zum Futtern der fiskalischen Be­ triebspferde zu dm gewerblichen Betriebsmaterialien (§. 9. c des Reichsstempelgesetzes), auf welche in Betreff der Stempelverwendung der Circular - Erlaß vom 12. April 1883, I 1614, Anwendung zu finden hat.

Löschungs-Verfügungen an den Hypotheken-Buchführer............................ frei. LoSsprechuugS-Erkenntniffe, s. Erkenntnisse. Müller-Atteste, welche vereidete Mäkler auf den Grund ihrer Bücher den Inter­ essenten zu ihrer Nachricht ertheilen, bedürfen keines Stempels, sofern davon kein Gebrauch vor einer gerichtlichen oder polizeilichen Behörde gemacht wird. Wo da­ gegen ein solcher Gebrauch Statt findet, ist dazu ein Stempel von . . 15 Sgr. anzuwenden. Es ist gestattet, diesen auch nachträglich zu dem Mäkler-Atteste beizubringen, wenn dasselbe ursprünglich ohne Rücksicht auf solchen Gebrauch, mithin ohne Stempel, ausgestellt worden. 1. Die Anwendung dieser Tarifpositton ist inzwischen — durch die Bestimmung des §. 2 Abs. 2 deS DGKG. (f. S. 14) — beschränkt worden. 2.

Vergl. Tarifpos. „Schlußzettel" nebst Anm.

Tarif.

Majorennitäts-Erklärungen — Neben-Exemplare.

577

MajorermitätS - ErNäruugen.............................................................2 Thlr. 1. Zur Entlassung minderjähriger Söhne aus der väterlichen Gewalt ist nicht der Tarifsatz von „Emancipations-Urkunden", sondern von Majorennitäts-Erklärungen anwendbar, da nach §. 216 und 217 Tit. 2 Th. 2 ALR. der von dem Vater unter Beistimmung des Sohnes vor dem vormund­ schaftlichen Gerichte erklärte Wille, den Sohn aus der väterlichen Gewalt zu entlasten, alle Wir­ kungen der Majorennitäts-Erklärung hat, und nach der Allerh. Kab.-Ordre vom 16. Januar 1840 (GS. S. 17) eine dergleichen Majorennitäts-Erklärung mit der eines unter Vormundschaft stehenden Minderjährigen hinsichtlich derKostengleichgestellt ist. JMR. v. 21. Jan.1842 (JMB. S. 51). — Gesetz v. 17. Febr. 1875 (RGbl. S. 71 — mit dem 1. Januar 1876 in Krafttretend, §. 3 a. a. O.) §. 1: Das Alter der Großjährigkeit beginnt im ganzen Umfange des Deutschen Reichs mit dem vollendeten einundzwanzigsten Lebensjahre. 2. Zur einmaligen Ausfertigung einer Majorennitäts-Erklärung bedarf es nicht noch des Ausfertigungsstempels, s. Anm. 7 zur Tarifpos. „Eheverträge".

Mietsverträge, s. Pachtverträge. Mortifikationsscheine.................................................................15

Sgr.

Münz- und Probirscheine über Gold und Silber, welches zur Verarbeitung in der Königlichen Münze von Privatpersonen eingeliefert worden................... frei. Muthscheine, sowohl wenn dadurch die erfolgte Muthung eines Lehns bekundet wird, als auch, wenn dieselben zum Beweise der eingelegten Muthung auf einen Bergbau dienen.......................................................................... 15 Sgr. In Betreff der bergamtlichen Muthscheine vergl. auch Tarifpos. „Ausfertigungen" Anm. 8 sub b. 3.

Neben-Exemplare von Verträgen, wie beglaubigte Abschriften, s. Abschriften. 1. Neben-Exemplare eines Vertrages unterliegen, nach dem Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822, der Stempelabgabe für beglaubigte Abschriften. Als Neben-Exemplare und nicht blos als Konzepte des Vertrages sind die in den Akten des Magistrats befindlichen, vom Stempelfiökal monirten Schriftstücke um deshalb anzusehen, weil sie die Unterschriften der Kontrahenten tragen, was bei bloßen Konzepten zu Vertrags-Ausfertigungen nicht der Fall sein würde. Die Bezugnahme des Magistrats auf Notariats-Protokolle, auf Grund deren Notariats-Instrumente ausgefertigt werden (s. Tarifpos. „Protokolle" Anm. 5), paßt nicht, weil dergleichen Protokolle keine Neben-Exemplare der ausgefertigten Verträge, sondern eben nur Verhandlungen sind, auf Grund deren die Notariats-Instrumente zur Ausfertigung gelangen. FMR. ö. 11. Dez. 1859 III 28042 an d. Magistrat in F. u. zur Nachricht an d. Reg. in F. 2. Auf Ew. 2C. Bericht vom 12. d. M. erkläre ich mich, bei Rücksendung der Anlagen, damit einverstanden, daß in Zukunft die Steuerbehörden und Stempelvertheiler, wenn ihnen ein einzelnes Exemplar eines Mietsvertrages mit dem Antrage vorgelegt wird, daflelbe als das Nebenexemplar anzuerkennen und als solches zu besteuern, diesem Antrage nur dann zu entsprechen haben, wenn ihnen das Vorhandensein eines, als Hauptexemplar versteuerten oder zu versteuernden anderen Exemplars nachgewiesen wird. Wenn der Nachweis des Vorhandenseins eines mit dem Werthstempel versteuerten und zur Versteuerung vorzulegenden zweiten Exemplars nicht geführt wird, so ist das vorgelegte Exemplar als das vorhandene einzige Exemplar anzusehen und zur Versteuerung zu ziehen. FMR. v. 26. April 1879 III 4844 an d. PStD. in B. Hoyer u. Gaupp, Stempelsteuergesetzge-ung. L Lust.

Tarif.

578

Notariats-Atteste — Notariats-Instrumente.

NotariatS-Atteste, wie amtliche Atteste, s. Atteste. NotariatS-Jnstrumeute,

sofern

nach

deren

Inhalt ein

höherer Stempel nicht

eintritt.............................................................................................................................15 Sgr. Die denselben nach der Allg. Gerichts-Ordnung Th. III Tit. 7 §. 56 unmittelbar beigefügten Registraturen und Atteste sind als ein Theil der Instrumente selbst an­ zusehen, und bedürfen daher keines besonderen Stempels. 1.

Wollen die Interessenten nur die Unterschrift eines von ihnen vollzogenen Instruments

anerkennen, so ist der Notar weder schuldig, noch befugt, von dem Inhalt des Instruments Kenntniß zu nehmen; in diesem Falle wird das über die Rekognition der Unterschriften aufzunehmende Pro­ tokoll unter die zu rekognoszirenden Unterschriften geschrieben rc.; in den fänden des Notars bleibt nur der Eintragungsvermerk im Register zurück, §. 21 des Ges. über das Verfahren bei Aufnahme von Notariats-Instrumenten (im Geltungsbereich der 9100.) v. 11. Zuli 1845 (GS. S. 487). Wenn nicht blos die Unterschrift, sondern auch der Inhalt einer Urkunde anerkannt werden soll, AGO. Th. 1 Tit. 10 §. 125, so wird die Urkunde der im Verwahr des Notars verbleibenden Ur­ schrift der Verhandlung angeheftet und mit derselben ausgefertigt, §. 22 a. a. O. — Dgl. Anm. 9.d zu §. 34. 2.

a. Die den Notariats - Instrumenten nach §. 56

und 65 Tit. 7. Th. 3 AGO. beigefügte

Registratur [über den vor dem Notar erfolgten Abschluß des Vertrages, dessen

Durchlesung und

Unterzeichnung — jetzt §. 14 des Ges. v. 11. Zuli 1845, GS. S. 487] ist auch bei NotariatsInstrumenten über Vollmachten kein einem besonderen Stempel unterliegendes Attest, sondern ganz gleich der gewöhnlichen Ausfertigungsklausel gerichtlicher Instrumente.

ZMR. v. 10. Zuli 1833 an

d. OLGericht in Mr (SK.).

2. b.

Die bloße Registratur des Notars darüber, daß es zur Aufnahme

Vertrages nicht gekommen, bedarf keines Stempels.

FMR. v. 3. Sept. 1857

eines notariellen III 20016 an d.

PStD. in S. 3.

Bei den Notariats-Instrumenten in der Rheinprovinz ist der Werthstempel zum Original

zu verwenden, s. Anm. 22. c zu §. 12.

4.

Notariats - Instrumente erfordern, auch wenn der Prozentstempel geringer ist, mindestens

15 Sgr. Stempel, — s. Tarifpos. „Protokolle" Anm. 3. a. 5.

Mit der Ansicht, daß notariell abgeschlossene Verträge, die wegen formeller Mängel als

Notariats-Urkunden ungültig sind, doch die Kraft außergerichtlicher Punktationen haben können, und daß, wenn zu denselben die tarifmäßigen Werthstempel verwendet worden sind, zu den noch­ mals anderweit gerichtlich oder notariell aufgenommenen Verträgen nicht von Neuem der Werth­ stempel, sondern nur 15 Sgr. Stempel zu liquidiren resp. zu verbrauchen sind, erkläre ich mich einverstanden. 6. a.

FMR. v. 9. Okt. 1855 III 23911 an d. Reg. in F.

Vergl. Anm. 3.a, b zu §. 5.

Dem Quittungsstempel unterliegen die notariellen Verhandlungen, in denen über

49 Thaler und resp. 49 Thaler 29 Sgr. quittirt wird, allerdings nicht; dagegen muß zu einer jeden derselben der Stempel von 15 Sgr. verwendet werden, weil die Quittung sich nicht allein auf jene in bestimmten Summen ausgedrückten Kapitalbeträge, sondern außerdem und gleichzeitig auf „alle" oder „sämmtliche rückständige Zinsen" beziehungsweise auf „die Zinsen", wie es dieserhalb ver­ schiedentlich heißt, miterstreckt.

Der Gesammtgegenstand der Verhandlungen ist somit in Gelde

nicht geschätzt und vermöge der gewählten Fassung derselben nicht schätzbar; daraus folgt deren Stempelpflichtigkeit nach der allgemeinen Regel deS §. 3.a des Stempelgesetzes vom 7. März 1822. JMR. v. 20. April 1870 III 1095 an d. Notar S., mitgetheilt durch FMR. v. 3. Mai dess. I. UI 7310 an d. Reg. in F.; in den in Rede stehenden drei Fällen lauteten die notariellen Ouit-

Tarif.

Notariats-Instrumente.

579

hingen: 1. die Quittung v. 14. Febr. 1866: über die Zahlung eines aus der gerichtlichen Ver­ handlung v. 13. März 1852 hypothekarisch eingetragenen, zu 4 Prozent verzinslichen Darlehns von 49 Thalern „nebst allen rückständigen Zinsen", 2. die Quittung v. 3. Jan. 1867: über die Zahlung eines aus dem Dokument v. 6. April 1857 hypothekarisch eingetragenen, zu 4!/2 Prozent verzinslichen Kapitals von 49 Thalern 29 Sgr. „nebst sämmllichen rückständigen Zinsen", 3. die Quittung v. 23. Nov. 1867: über die Zahlung von 49 Thalern, aus dem Kaufverträge v. 27. März und 5. Sept. desselben Jahres hypothekarisch eingetragen und zu 5 Prozent verzinslich, „nebst Zinsen." 6. b. Wiewohl im Einverständniß mit dem H. Justiz-Minister anerkannt wird, daß der Ver­ trag vom 3. Febr. 1870 als Notariats-Instrument dem Fixstempel von 15 Sgr. auch dann unter­ liegen kann, wenn auf Grund besonderer gesetzlicher Vorschriften das darin beurkundete Kauf­ geschäft vom Werthstempel freibleiben muß, so ist hier doch schon bei anderer Gelegenheit zuge­ standen worden, daß Lasten, wie z. B. Erbpachtskanon und Renten, welche bei der Bestimmung eines Kaufstempels nicht mitberechnet werden, auch in dem Falle außer Bettacht bleiben mögen, wenn es sich nur um die Beurtheilung der allgemeinen Bedingungen der Stempelpflichtigkeit eines Notariats-Instruments handelt. Hiernach ist die bestrittene Erinnerung als erledigt anzu­ nehmen, falls nicht etwa die Verabredungen im §. 3 der Verhandlung einen Gegenstand von 50 Thalern oder mehr betteffen. Die Königl. Regierung wolle demnach feststellen, ob auf dem Grundstücke Hypothekenschulden eingetragen sind und ob diese Seitens des Verkäufers event, zur Löschung zu bringenden Hypotheken den Bettag von 50 Thalern erreichen oder übersteigen. Der H. Justiz-Minister ist ersucht worden, das Appellationsgericht in gleichem Sinne zu bescheiden ^geschehen durch JMR. v. 7. Juli 1873 an d. Appell.-G. in g.]. FMR. v. 23. Juni 1873 III 4084 an d. Reg. in F. Mittelst des vorgedachten notariellen Vertrages war Ackerland für 49 Thlr verkauft; der Käufer übernahm die auf diesem Lande ruhenden Abgaben und Lasten, welche, wie sich demnächst herausstellte, nur die s. g. gemeinen Abgaben und Lasten waren, die bei Berechnung des Kaufwerthstempels außer Bettacht bleiben; man hatte aber, da sich unter Hinzurechnung des 20 fachen Betrages dieser Abgaben und Lasten (f. §. 4. c des Stempelges.) zum Kaufgelde ein Objekt von 50 Thalern und mehr ergab, den Notariats-Instrumenten-Stempel von 15 Sgr. für fällig erachtet. Im §. 3 jenes Vertrages hatte sich Verkäufer noch verpflichtet, etwa auf dem verkauften Acker eingetragene Hypothekenschulden zur Löschung zu bringen. 6. c. Die in Rede stehende Schuldverschreibung lautet nur über 49 Thaler, die Verzinsung aber wird nur für die Zukunft, nicht von einem zurückliegenden Termine ab, versprochen; auch ist die Verpfändung nach der Tarifpositton „Schuldverschreibung" für hypotekarische Schuld­ verschreibungen stempelfrei. Es muß daher der Ansicht beigetreten werden, daß die, einett oder mehrere stempelfreie Gegenstände enthaltende notarielle Verhandlung auch dem Stempel für No­ tariats-Instrumente nicht unterliegt. FMR. v. 3. Januar 1873 III 19403 an d. Reg. in F., im Einverst. des IM.; die notarielle Verhandlung enthielt eine Schuldverschreibung über 49 Thaler, mit der Verpflichtung zur Verzinsung mit 5 Prozent jährlich und unter Verpfändung eines Grund­ stückes für Kapital, Zinsen und alle aus dem Schuldverhältnisse entstehenden Kosten. — Vergl. JMR. v. 17. Juli 1867 (s. Anm. zur Tarifpos. „Schuldverschreibungen"). 6. .

5.

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Musters. Eingegangen den 18 Ai des Anmeldungs- Registers. Ai des Hebe-Registers, i Schwarzstempel.)

Anmeldung zur Versteuerung für ausländische Lotterieloose. (Tarifnummer 5 zum ReichSgefetz, betreffend die Erhebung von RcichSflempelabgaben, ReichS-Gefetzbl. 1885 S. 179.)

Des Deic einzelnen Loose Name Lotterie-Unternehmers Zeit Tag Preis einschließl. und Abgabenbetrag der Schreibgeld re. Sitz, nähere Bezeich­ der Wohnung a) im Einzelnen und nung, auch Name AnZiehung in des An­ und Wohnort der b) in Summe. zahl. fremd«» Deutsch» An­ meldung. des Loose. meldenden Unternehmers. Währung. „IC l. 2. 3. ; 4. 5.

Zusatz 2 zu Abtheilung H [Bestimmungen* (B) über die Erhebung von Reich-stempelabgaben. — Nr. 1 btl 5.]

4. Bestimmungen (B) über die Erhebung und Verrechnung der nach dem Gesetz, betreffend die Erhebung von Reichsstempelabgaben (Reichs-Gesetzbl. 1885 S. 179) zu entrichtenden Abgaben (RCBl. 1885 S. 440, CB. 1885 S. 278, DRAnz. Nr. 217 v. 16. September 1885): 1. Jede zur Erhebung von Reichsstempelabgaben ermächtigte Steuerstelle hat über die bei ihr zur Einzahlung kommenden dergleichen Abgaben ein besonderes Heberegister zu führen, besten Einrichtung die Landesregierung bestimmt. Das anliegende Muster 1') dient dabei als Vorbild. Die Buchung der Steuer im Heberegister findet erst statt, sobald die Abstempelung der Werthpapiere und der mit Stempelaufdruck zu versehenden Privatformulare zu Schlußnoten (Nr. 12. c der Ausführungsvorschriften) bezw. die Bedruckung der Lotterieloose mit dem Kontrolestempel erfolgt ist. Hebestellen, welche nur mit dem Verkauf von Formularen zu Schlußnoten und von Reichsstempelmarken, mit der Abstempelung von Prioatformularen zu Schlußnoten und von Vertrags­ urkunden (§. 14 des Gesetzes) beauftragt sind, können die Einnahme dafür je nach der Bestimmung der Landesregierung auch in anderen Registern nachweisen. Auf diese Register finden die nachstehend unter Nummer 5 Absatz 2 und 3 getroffenen Anordnungen keine Anwendung. 2. Alle Anmeldungen zur Abstempelung von Werthpapieren sind zunächst in ein Anmeldungs­ register nach dem anliegenden Muster 2 einzutragen; desgleichen diejenigen Anmeldungen über Formulare zu Schlußnoten, sowie zur Versteuerung von Lotterieloosen, welche nicht sofort oder noch am Tage deS Eingangs erledigt werden können. Durch dieses Register wird die Abgabe bis zur erfolgten Stempelung der Papiere und Erhebung der Steuer festgehalten. Daffelbe dient zu­ gleich zur Kontrole über die Stempelung derjenigen Werthpapiere und Loose, welche von der ReichSstempelabgabe befreit sind, jedoch mit einem Reichsstempel versehen werden müssen. 3. Die zur Erhebung der Stempelabgabe für Aktien, Renten- und Schuldverschreibungen ermächtigten Steuerstellen führen außerdem ein Kontrolebuch über diejenigen Anzeigen, welche nach §. 4 des Gesetzes die Emittenten von inländischen Werthpapieren zu erstatten haben. Daffelbe ist nach dem beigeschloffenen Muster 3 anzulegen. 4. Don den Steuerstellen, welche Formulare zu Schlußnoten und Reichsstempelmarken zu verkaufen haben, ist über die Einnahme und Ausgabe an solchen Stempelzeichen ein besonderes Konto zu führen, deffen Einrichtung von der Landesregierung bestimmt wird. Dasselbe erhält die aus dem Muster 5 (nachstehend Nr. 13) ersichtlichen Abschnitte und dient zugleich als Hebe­ register über die Herstellungskosten, welche nach Nummer 12. b und 27. a der Ausführungsvorschriften die Steuerpflichtigen der Landeskaffe für ungestempelte Formulare zu Schlußnoten, sowie für die als Ersatz für verdorbene Stempelzeichen verabfolgten gestempelten Schlußnotenformulare zu erstatten haben. Die für diese Formulare einzuziehenden Preise bestimmt die Landesregierung. Ferner werden in dem Konto unter Benennung der Empfänger die gestempelten Formulare zu Schlußnoten und die Reichsstempelmarken verausgabt, für welche ein Werthbetrag nicht zu erheben ist. Der unter a der Ausgabe zu berechnende Werth der verkauften Stempelzeichen muß mit der Summe der nach Spalte 11 des Heberegisters dafür erhobenen Steuerbeträge übereinstimmen. Die von Steuerpflichtigen zum Umtausch zurückgegebenen gestempelten Formulare zu Schlußnoten und Reichsstempelmarken sind, bevor sie vereinnahmt werden, in Bezug auf ihre Echtheit und Unversehrtheit zu prüfen. 5. Die zu 1 und 2 genannten Register werden nach Ablauf jedes Vierteljahres abgeschloffen und mit den dazu gehörigen Belägen an die Direktivbehörde zur Revision eingereicht. Auf die ') Die oben erwähnten Muster, deren Abdruck hier unterblieben ist, finden sich abgedruckt im RCBl. 1885 S. 445 ff. und im CB. 1885 S. 267 ff.

680

Zusatz 2 zu Abtheilung IL tBestimmungen (B) über die Erhebung von Reichtzstempelabgaben. — Nr. L bi« 8.J

Erledigung der Erinnerungen finden die für die Zollverwaltung in dieser Beziehung ertheilten Vorschriften sinngemäße Anwendung. Eine Vernichtung der Hebe- und Anmeldungsregister und der dazu gehörigen Beläge darf vor Ablauf von zehn Jahren nach dem Etatsjahr, für welches die Register geführt sind, nicht stattfinden. Zur Herbeiführung und Sicherung der gleichmäßigen Ausführung des Reichsstempelgesetzes in allen Bundesstaaten werden die Landesregierungen auf Ersuchen des Reichskanzlers von Zeit zu Zeit einige bei bcn Direktivbehörden bereits revidirte Register mit den Belägen mitthellen. Ergeben sich bei deren Einsicht Bedenken, so trifft die Landesregierung die zur Erledigung erforderlichen Anordnungen und giebt zugleich dem Reichskanzler von dem Verfügten Kenntniß. Das Kontrolebuch verbleibt bei den Steuerstellen; es ist dauernd und sicher aufzubewahren. 6. Die Herstellung der von den Steuerstellen zu verkaufenden, mit Stempelaufdruck versehenen Formulare zu Schlußnoten, sowie der ungestempelten Schlußnotenformulare und der Reichsstempel« marken (Nr. 12.a und 12.b der Ausführungsvorschriften) erfolgt bei der Reichsdruckerei. Die Landesregierungen haben diese Stempelmaterialien und ungestempelten Formulare von der Reichsdruckerei gegen Erstattung der Herstellungskosten anzukaufen. Die nach Maßgabe der Herstellungs­ kosten von der Reichsdruckerei zu liquidirenden Preise stellt das Reichsschatzamt fest und theilt sie den Landesregierungen mit. Die Reichsdruckerei verabfolgt nur denjenigen Amtsstellen Reichsstempelmaterialien, welche ihr von den Regierungen als zum unmittelbaren Bezüge solcher Materialien berechtigt bezeichnet werden. Jede Regierung erhält vierteljährlich von der Reichsdruckerei eine mit den quittirten Lieferscheinen belegte Rechnung über die von ihr für die verabreichten Stempelmaterialien zu erstattenden Her­ stellungskosten. Den Betrag der Rechnung lasten die Regierungen an die Reichsdruckereikaffe ent­ weder unmittelbar oder durch Vermittelung der Reichs-tzauptkaffe zahlen. Privatpersonen erhalten von der Reichsdruckerei weder Stempelmaterialien noch ungestempelte Formulare. Die Kosten der aus dm Anttag von Steuerpflichtigen bei der Reichsdruckerei bewirtten Abstempelung von Werthpapieren und Formularen zu Schlußnoten werdm von der Reichsdruckerei in jedem einzelnm Falle bei derjenigen Steuerstelle liquidirt, welche die Abstempelung bestellt hat. Für die sofortige Berichtigung dieser Rechnungen habm die Steuerstellen Sorge zu tragen. 7. Die von den Steuerstellen zur Stempelung von Werthpapieren, sowie zur Abstempelung von Lotterieloosm zu verwmdenden Stempel liefert für Rechnung der Landesregierungen die Reichs­ druckerei. Die Stempel jeder Steuerstelle erhalten als Unterscheidungszeichen eine besondere Nummer oder einen Buchstaben, welche nicht veröffmtlicht werden. Die Unterscheidungszeichen sämmt­ licher zur Stempelung von Werthpapieren und Lotterieloosen ermächtigtm Steuerstellen wird das Reichsschatzamt den Landesregierungen mittheilen. Die Schwarzstempel, welche von den Steuerstellen zur Herstellung gestempelter Formulare zu Schlußnoten (Nr. 12. a.2 der Ausführungsvorschriften), sowie zur Abstempelung von Dertragsurkundm (Nr. 14 der Ausführungsvorschriften) verwendet werden, unterscheiden sich von den gewöhn­ lichen Amtsstempeln dadurch, daß sie außer der Bezeichnung der Steuerstelle die Inschrift „ReichSfiempelabgabe" führm. Auf diese Stempel finden die Bestimmungen im Absatz 1 keine Anwendung. Die Abstempelung der Werthpapiere rc. bei den Steuerstellen ist unter Aussicht der Kaffenbeamtm zu bewirken, welche die Stempel, so lange dieselben nicht benutzt werden, unter amtlichem Verschluß zu halten haben. 8. Alle bei den Steuerstellen zur Abgabe gelangenden Anmeldungen zur Entrichtung der Reichsfiempelabgabe rc. sind auf dem Titelblatte mit dem Datum der Präsentation, der Nummer de- Anmeldungs- bezw. Heberegisters und einem deutlichen Abdruck des gewöhnlichen Schwarz­ stempels der Hebestelle zu versehen. Anmeldungen, auf Grund deren eine Reichsstempelabgabe nicht

Zusatz 2 zu Abtheilung IL [Befbmenmgen (B) Öfter ftie Erfteftuug een RetiftSftonpelaftgoften. — 9tt. 9 bis 11.] zu erheben ist, verbleiben als Beläge bei dem Anmeldungsregister; die übrigen werden Beläge -um Heberegister und sind nach den Nummern dieses Registers zu ordnen. Ueber die Einlieferung von Werthpapieren, deren Stempelung nicht sofort bewirtt werden kann, ist dem Steuerpflichtigen einstweilen ein mit der Nummer des Anmeldungsregisters und dem gewöhnlichen Amtsstempel der Hebestelle versehener Empfangsschein zu geben. Nur gegen Rückgabe desselben empfängt der Steuerpflichtige die gestempelten Papiere zurück. 9. Die nach §. 16 des Gesetzes und Nummer 17 der Ausführungsvorschriften zulässige Kreditirrmg der Reichsstempelabgaben für Formulare zu Schlußnoten erfolgt für Rechnung des Reichs unter Haftung der Landesregierungen. Die kreditirten Beträge sind, sobald sie eingezahlt worden, spätestens aber nach Ablauf der Kreditfrist der Reichskaffe zu überweisen. Die Genehmigung zum Beginn des Absatzes von Lotterieloosen vor der Entrichtung der Ab­ gabe (§. 22 deS Gesetzes) und sonstige Stundungen der Abgabe von Looterieloosen erfolgen auf Gefahr und Rechnung der Landesregierung (Nr. 23 der Ausführungsvorschriften). 10. Werden zum Ersatz für verdorbene Werthpapiere von den Steuerstellen neu auszu­ gebende dergleichen Papiere abgestempelt (Nr. 27 der Ausführungsvorfchristen), so ist diese Stempelung nur durch das Anmeldungsregister nachzuweisen (siehe oben Nr. 2). Die als Ersatz für verdorbene gestempelte Formulare zu Schlußnoten und Reichsstempelmarkm zu verabfolgenden Stempelzeichen können, da eine Einnahme dafür nicht zu verrechnen ist, nur im Stempelmaterialienkonto abgeschrieben werden (siehe oben Nr. 4). 11. Ueber dm nach §. 44 des Gesetzes von den Bundesregierungen an die Reichskasse abzulieferndm Nettoertrag der Reichsstempelabgabe haben die LandeSkassm mit der Reichs-Hauptkasse nach Maßgabe der Bestimmungen vom 3. April 1878 monatlich abzurechnen. Die näheren Anordnungm über die Feststellung der monatlich abzuliefernden Einnahmen treffen die Landes­ regierungen. Die Haupt- und Unterämter haben die von ihnen erhobmen Reichsstempelabgaben in dm monatlich und vierteljährlich aufzustellmden Reichssteuerübersichtm mit nachzuweisen. Vierteljährlich werden von dem Reichsschatzamte Hauptübersichtm des Nettoertrages der ReichSstempelabgabe aufgestellt und die Antheile der einzelnen Regierungm an der Gesammteinnahme berechnet. Auf Grund dieser Hauptübersichten und Berechnungen, welche das Reichsschatzamt dm Bundesregierungen in einer mtsprechenden Zahl von Exemplaren mittheilt, erfolgt die vierteljähr­ liche Abrechnung zwischm den Landeskaffm und der Reichs-Haupttaffe. Die Vergütung von 2 Prozmt für Erhebung und Verwaltung der -Reichsstempelabgabe (§. 43 des Gesetzes) ist von dm Staatm, welche die Abgabe erheben, bei der Ablieferung des Ertrages an die Reichskaffe einzubehaltm. 12. Zur Aufstellung der Hauptübersichtm über den Ertrag der Reichsstempelabgabm habm die Direttivbehörden zum 15. Zuli, 15. Oktober, 15. Januar und 15. Mai vorläufige Uebersichten der in ihrem Verwaltungsbezirke aufgekommenen derartigen Abgabm und zum 1. November jedes Jahres eine definitive Uebersicht derselbm für das abgelaufene Etatsjahr nach dem anliegendm Muster 4 an das Reichsschatzamt einzusendm. Für die Richttgkeit dieser Uebersichten ist die Direktivbehörde verantwortlich. Die Einsendung definitiver Uebersichten kann unterbleiben, wenn die provisorischen Ueber­ sichten für das 1. bis 4. Quartal jedes Etatsjahres keiner Vervollständigung oder Berücksichtigung bedürfen. In solchen Fällen genügt die von der Landesregierung dem Reichsschatzamte zu machende Mittheilung, daß die provisorischm Uebersichten auch der definitiven Einnahmefeststellung zu Grunde gelegt werdm können. Die Stempelsteuer für Loose der Staatslotterien wird von dem Reichsschatzamte bei der Aufstellung der vierteljährlichen Hauptübersichtm über dm Ertrag der Reichsstempelabgaben mit berücksichttgt. DaS Ergebniß der auf Grund der Anzeigen der Lotterieverwaltungen (Rr. 26 der

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Zusatz 2 zu Abtheilung II. [Bestimmungen (B) über die Erhebung von Reichsstempelabgaben. — Nr. 13 bis 16.]

Ausführungsvorschriften) erfolgenden Feststellungen theilt das Reichsschatzamt in jedem einzelnen Falle der betreffenden Landesregierung unter Beifügung eines Exemplar- der Anzeige der Lotterie­ verwaltung behufs der Berücksichtigung bei der Feststellung der monatlich an die Reichskaffe abzu­ liefernden Einnahmen mit. 13. Als Beilage zur vorläufigen Uebersicht der für daS 1. bis 4. Quartal des Etatsjahres aufgekommenen Reichsstempelabgaben ist von jeder Direktivbehörde eine nach dem anliegenden Muster 5 aufzustellende Nachweisung der Einnahme und der Ausgabe von Reichsstempelmaterialien im abgelaufenen Etatsjahre zu fertigen und an das Reichsschatzamt einzusenden. 14. Formulare zu den nach den Mustern 4 und 5 aufzustellenden Uebersichten und Nach­ weisungen wird das Zoll- und Steuer-Rechnungsbüreau des Reichsschatzamts den Direktivbehörden nach Maßgabe des Bedarfs zustellen. 15. Die im §. 58 Absatz 3 des Gesetzes bezeichneten Anstalten sind mindestens einmal jährlich der Revision zu unterwerfen; nach der Bestimmung der obersten Landes-Finanzbehörde dürfen solche Anstalten, bei welchen erfahrungsmäßig abgabepflichtige Schriftstücke oder Geschäfte in der Regel nur vereinzelt vorkommen, seltener als einmal jährlich, jedoch mindestens alle drei Jahre einmal der vorgeschriebenen Revision unterzogen werden. Die letztere ist in unregelmäßigen Zwischen­ räumen ohne Anmeldung vorzunehmen. Die revidirenden Beamten haben sich aus den veröffentlichten Geschäftsberichten und Bilanzen, aus Statuten und ähnlichen Materialien vorher eine möglichst sichere und eingehende Kenntniß der Art und des Umfangs der Geschäfte der einzelnen Anstalten zu verschaffen. Dem pflichtmäßigen ©messen der revidirenden Beamten bleibt überlassen, wieweit die Revision auszudehnen und ins­ besondere ob und inwieweit behufs sachgemäßer Ausführung derselben neben der Einsicht der Werthpapiere und Schlußnoten auch die Einsicht von Korrespondenzen, Belägen und sonstigen Schriftstücken, sowie namentlich auch der Geschäftsbücher erforderlich ist. Zedes zur Prüfung gezogene Schriftstück, mit Ausnahme der Werthpapiere, ist zu paraphiren. Ueber den Verlauf der Revision ist ein von dem Revidirten nicht zu unterzeichnendes Protokoll aufzunehmen, in welchem die gezogenen Erinnerungen unter genauer Bezeichnung der nicht vorschriftmäßig besteuerten Schriftstücke und Geschäfte zusammenzustellen sind. Dasselbe ist der Direktiv­ behörde vorzulegen, welche das Erforderliche wegen Einziehung der fehlenden Stempel beziehungs­ weise wegen Nachstempelung veranlaßt und über die Einleitung eines etwaigen Strafverfahrens beschließt. Am Schluffe des Geschäftsjahres erstattet der revidirende Beamte der Direktivbehörde einen Bericht über seine Thätigkeit während deffelben, die dabei gemachten Wahrnehmungen über das Reichsstempelgesetz und dessen Ausführung, etwaige Vorschläge zu Verbesserungen der bestehenden Vorschriften, über entdeckte Umgehungen u. s. w. — Eine Uebersicht der nach §. 38 Absatz 2 a. a. O. der Revision unterliegenden Anstalten, der Anzahl der bei denselben ausgeführten Revi­ sionen und der dabei gezogenen Erinnerungen, des Betrages der in Folge der letzteren eingezogenen Stempelabgaben und der auf Grund der Erinnerungen gestellten Strafanträge ist beizufügen. Diese Jahresberichte sowie auf jedesmaliges Ersuchen die Protokolle über die abgehaltenen Revisionen und die darauf getroffenen Entscheidungen theilen die Landesregierungen dem Reichs­ kanzler zur Kenntnißnahme mit. Die Reichsbank und ihre Stellen unterliegen der Revision der Landesbeamten nicht. Die genaue Beachtung des Stempelgesetzes bei denselben wird durch Bankbeamte nach näherer An­ ordnung des Reichsbank-Direktoriums überwacht. Urbergangsbrstimmungrn. 16. Für die letzten drei Quartale des Etatsjahres 1885/86 sind von den Direktivbehörden zwei Uebersichten des Ertrages der Reichsstempelabgaben, und zwar die eine (A) über die auf Grund

Zusatz 2 zu Abtheilung II. [Bestimmungen (B) über die Erhebung von Reichsstempelabgaben — Nr. 17 bis 19.]

des Gesetze- vom 1. Juli 1881 erhobenen Steuerbeträge nach dem bisherigen Muster [Nr. 13 der Bestimmungen vom 7. Juli 1881), die andere (B) über die auf Grund des Gesetzes vom 29. Mai 1885 (Reichs-Gesetzbl. S. 171) erhobenen Reichsstempelabgaben für Kauf- und sonstige Anschaffung-geschäste nach dem neuen Muster (oben Nr. 12) aufzustellen und an das Reichsschatzamt einzusenden. In der Uebersicht A finden alle im Etatsjahre 1885/86 aufgekommenen Reichsstempelabgaben für Werthpapiere und Loose von Privatlotterien, sowie diejenigen Steuerbeträge für Schlußnoten und Rechnungen, welche bis zum 30. September 1885 noch auf Grund der Bestimmungen in den §§. 6 bis 11 des Gesetzes vom 1. Juli 1881 (Nr. 9 und 10 der Ausführungsvorschriften vom 7. Juli 1881) erhoben worden sind, ihren Platz; ebenso die betreffenden Registerdefekte und Rück­ erstattungen, soweit sie im Etatsjahre 1885/86 zur Verrechnung gelangen. In der Uebersicht B werden nur die auf Grund der Bestimmungen des neuen Gesetzes und der zu demselben ergangenen Ausführungsvorschriften erhobenen Reichsstempelabgaben für Kauf­ und sonstige Anschaffungsgeschäste nachgewiesen. Zur Aufstellung dieser Uebersichten haben die Steuerstellen ihr Heberegister für das 2. Quartal des Etatsjahres 1885/86 in zwei Abthellungen zu führen. Die Abtheilung B, zu der das neue Formular (oben Nr. 1) in Anwendung kommt, dient zur Vereinnahmung der Beträge, welche nach Nummer 12, 17 und 30 der Ausführungsvorschriften bereits in dem bezeichneten Quartal für Abstempelung von Formularen zu Schlußnoten, sowie für verkaufte gestempelte Formulare zu Schlußnoten und neue Reichsstempelmarken erhoben werden. Diese Beträge gehören bei der Ab­ rechnung mit der Reichskaffe zu den Einnahmen für das 2. Quartal 1885/86. Für den Fall, daß bei den Unterämtern in der Zeit vom Schluß des 2. Rechnungsquartals (26. September bis 30. September) noch Reichsstempelabgabe für Schlußnoten und Rechnungen nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 1. Juli 1881 zur Erhebung kommt, ist dieselbe in einem besonderen Abschnitt (A) der nach dem neuen Muster zu führenden Heberegister für das 3. Quar­ tal 1885/86 nachzuweisen. 17. Der Uebersicht A für das 1. bis 4. Quartal des Etatsjahres 1885/86 ist eine Nachweisung (A) der Einnahme und Ausgabe von Reichsstempelmarken nach dem bisherigen Muster und der Uebersicht B für das 2. bis 4. Quartal 1885/86 eine Nachweisung (B) der Einnahme und Aus­ gabe von Formularen zu Schlußnoten und Reichsstemp'elmarken nach dem neuen Muster (oben Nr. 13) beizufügen. Zur Aufstellung der Uebersicht B haben die Steuerstellen das nach den Be­ stimmungen unter Nummer 4 zu führende Konto schon im Laufe des 2. Quartals des EtatsjahreS zu eröffnen. 18. Die am 1. Oktober 1885 bei den Steuerstellen noch vorhandenen, nicht mehr verkäuflichen Reichsstempelmarken der bisherigen Art sind an die Direktivbehörden (in Preußen an das HauptStempelmagazin) abzuliefern und dort in Gegenwart zweier Beamten durch Verbrennen zu ver­ nichten. Die Dernichtungsverhandlungen werden der vorstehend unter 17 gedachten Nachweisung A als Ausgabebeläge beigefügt. In den Verhandlungen ist die Menge und der Steuerwerth der verbrannten Marken, sowie der Betrag der dafür an die Reichsdruckerei gezahlten Herstellungskosten anzugeben. Der Reichkanzler wird ermächtigt, diese Herstellungskosten den Landesregierungen von der Reichs-Hauptkaffe erstatten zu lassen. 19. In derselben Weise, jedoch auch in Preußen bei den Direktivbehörden, erfolgt die Ver­ nichtung der gestempelten Formulare zu Schlußnoten und Reichsstempelmarken der bisherigen Art, für welche nach Ziffer 31 der Ausführungsvorschriften den Steuerpflichtigen der Werth der dafür entrichteten Stempelabgabe baar erstattet ist. Ueber die Vernichtung dieser Stempelzeichen sind besondere, den Nachweisungen über Einnahme und Ausgabe (Muster 5) nachrichtlich beizufügende Verhandlungen aufzunehmen. Die zurückgezahlten Beträge werden wie die Rückerstattungen für unrichtige Erhebungen verrechnet.

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Zusatz 2 zu Abtheilung II. l Cirkular-Verfügung de« Preuß. FM. vom 26. September 1885.]

20. Bis zum 31. Dezember 1885 dürfen sich die Steuerstellen zur Herstellung gestempelter Formulare zu Schlußnoten sowie zur Abstempelung von Vertragsurkunden anstatt des in Nummer 7 Absatz 2 bestimmten Stempels noch des Amtsstempels, mit dem die Abstempelung der mit Marken versehenen Formulare zu Schlußnoten und Rechnungen bisher zu bewirken war, in Er­ mangelung eines solchen aber ihres gewöhnlichen Amtsstempels bedienen. 5. Cirk.-Verf. des Preuß. FM. v. 26. September 1885 III 12272 an die PStDirektoren: Zn Folge eines Beschlusses des Bundesraths vom 25. d. M. veranlasse ich Ew. re., bei Anwendung des durch das Gesetz vom 29. Mai d. I. abgeänderten Reichsstempelgesetzes (ReichsGesetzblatt S. 171 bis 179) nach Maßgabe der folgenden Grundsätze zu verfahren und die bei der Ausführung des Gesetzes betheiligten Ihnen unterstellten Aemter und Beamten entsprechend anzuweisen. 1. (Tarifnummer 1 bis 3) Genußscheine und ähnliche zum Bezug eines Antheils an dem zur Vertheilung gelangenden Reingewinn einer Aktienunternehmung berechtigende Werthpapiere sind, wenn dieselben dem Eigen­ thümer oder Inhaber auch einen verhältnißmäßigen Antheil an dem Vermögen der Gesellschaft gewähren, wie Aktien bezw. Aktienantheilscheine zu besteuern, wenn dies nicht der Fall ist, als Schuldverschreibungen. Als Kapitalwerth der letzteren ist zutreffendenfalls der 25 fache Betrag der durchschnittlichen Zahresrente, event, der Kourswerth und, falls ein solcher nicht besteht, der Schätzungswerth anzusehen. 2. (Tarifnummer 4.) Tauschgeschäfte unterliegen der Abgabe als ein Anschaffungsgeschäft. Zst der Werth der beider­ seitigen Leistungen ein verschiedener, so ist die Abgabe nach dem höheren dieser Werthe zu berechnen. 3. (Tarifnunimer 4.) Lombardgeschäste sind auch dann nicht als Anschaffungsgeschäfte über die Pfandstücke an­ zusehen, wenn dem Darlehnsgeber ausdrücklich das Recht eingeräumt ist, die letzteren zum Zwecke seiner Befriedigung im Falle der Nichterfüllung der Verpflichtungen des Darlehnsnehmers zu veräußern. Uneigentliche Lombardgeschäste, desgleichen uneigentliche Leih-, Mieth- und Depotgeschäfte, bei denen der Empfänger befugt ist, an Stelle der empfangenen Gegenstände andere Gegenstände gleicher Art zurückzugeben, unterliegen der Abgabe, und zwar als ein Anschaffungsgeschäft. 4. (Tarifnummer 4.) Wenn bei Anschaffungsgeschüften, welche ein Beauftragter im Namen des Auftragsgebers ab­ schließt, der erstere an dem Risiko des Geschäftes theilnimmt, so enthält die zwischen Auftraggeber und Beauftragten stattfindende Abwickelung kein Anschaffungsgeschäft. 5. (Tarifnummer 4.) Die Erfüllung abgeschloffener Geschäfte im Wege der Skontrirung enthält kein Anschaffungsgeschäft. 6. (Tarifnummer 4.A ) A. Die Uebernahme von Werthpapieren zur Einführung in den Verkehr (Emission) für eigene Rechnung des Uebernehmers bildet ein Anschaffungsgeschäft im Sinne des Tarifs und ist als solches nach Maßgabe des Uebernahmepreises steuerpflichtig. Wird die Einführung der Papiere von einem Kommissionär (Handelsgesetzbuch Art. 360) mit dem Auftrage übernommen, dieselben in eigenem Namen, aber für Rechnung des Auftraggebers auszugeben, so findet der §. 7 Absatz 3 des Gesetzes Anwendung. Wird die Einführung der Papiere mit dem Auftrag übernommen, dieselben im Namen des Auftraggebers auszugeben, so daß gegen den letzteren unmittelbar der Anspruch auf Lieferung der Papiere für die Zeichner oder sonstigen Nehmer derselben begründet wird, so ist der Uebernehmer nur Vermittler im Sinne des Gesetzes.

Zusatz 2 ju Abtheilung ll.

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[ CtefuUartktfflgirog beS Preuß. FM. vom 26. September 1885.]

B. Findet zum Zwecke der Emission von Werthpapieren die Auflegung derselben zur Zeichnung statt, so bestimmt sich die Steuer nicht nach der Höhe der gezeichneten, sondern der zugetheilten Stücke. Der Betrag der Steuer berechnet sich nach dem EmissionSpreis. ES begründet hierbei keinen Unterschied, ob nach den Emissionsbedingungen der Emissionspreis auf einmal einzuzahlen ist oder nicht. Der Tag, an welchem die Zutheilung erfolgt, gilt als Tag des Geschästsabschluffes. C. Auch die bei Errichtung einer Aktien-Gesellschaft oder Kommanditgesellschaft auf Aktien erfolgende Zutheilung der Aktien auf Grund vorhergegangener Zeichnung (Handelsgesetzbuch Art. 175c und 209e) sowie die bei Errichtung einer Aktiengesellschaft stattfindende Uebernahme von Aktien durch die Gründer (Handelsgesetzbuch Art. 209 Abs. 1, 209 b Abs. 2, 209 d) ist als Anschaffungsgeschäft im Sinne des Tarifs zu behandeln. D. Die Leistung von Einzahlungen auf Werthpapiere sowie die daraufhin erfolgende Aus­ händigung von Jnterimsscheinen oder definitiven Stücken, desgleichen der Umtausch der ZnterimSscheine gegen die definitiven Stücke sind keine Anschaffungsgeschäfte. Dasselbe gilt für die Einlösung ausgelooster oder gekündigter Stücke durch die zur Einlösung bestimmten Stellen, sowie für den Umtausch älterer Schuldverschreibungen gegen neue, sofern das durch die ersteren beurkundete Rechtsverhältniß unverändert bleibt. (Vergl. Nr. 6 Abs. 1 der Ausführungsvorschriften rc. vom 15. September d. I. zum Reichsstempelgesetze.) 7. (Tarifnummer 4.A.) Anschaffungsgeschäste über Zinskoupons und Dividendenscheine sind der Reichsstempelabgabe nicht unterworfen. 8. (Tarifnummer 4.A und §. 7 Abs. 2.) A. Das „Hineingeben von Effekten" (Report-, Deportgeschäfte) enthält zwei abgabepflichtige Anschaffungsgeschäfte. B. Die Prolongation (Hinausschiebung der Erfüllung) des Geschäfts zwischen denselben Kon­ trahenten ist abgabeftei, wenn sie glatt (ohne Report, Deport oder sonstiges Entgelt) und ohne sonstige Aenderungen der Vertragsbestimmungen geschieht. Dagegen unterliegt die Prolongation zwischen denselben Kontrahenten einer und zwar nur einfach zu berechnenden Abgabe in dem Falle, wenn sie unter Ausbedingung eines Entgelts (Reports, Deports re.) oder unter sonstiger Aenderung der Vertragsbestimmungen erfolgt. 9. (Tarifnummer 4, Berechnung der Abgabe.) Vermittlergebühren (Provisionen, Courtagen) bleiben bei der Berechnung außer Betracht. Bei Stellagegeschäften ist daS Stellgeld bei der Berechnung der Abgabe als Theil deS Kauf­ preises mit in Ansatz zu bringen. 10. (§. 7 Absatz 3.) Besteht zwischen mehreren Firmen eine Meta-Geschäftsverbindung, so sind die Abrechnungen zwischen den Mettsten über die von einem derselben auf eigenen Namen, aber für gemeinschafttiche Rechnung der Metisten abgeschlossenen Geschäfte nicht als Abwickelungsgeschäfte zwischen Kommissionär und Kommittenten im Sinne des §. 7 Absatz 3 des Gesetzes zu betrachten. 11. (§• 7 Abs. 4.) A. Bei Geschäften, welche vorbehaltlich der Aufgabe geschloffen werden, ist die Aufgabe inner­ halb der im §. 7 Absatz 4 des Gesetzes bestimmten Frist auch dann steuerfrei, wenn sie zu einem anderen Kurse als dem in dem angenommenen Auftrage bestimmten erfolgt und der Auftragnehmer die Differenz erstattet. Die Abgabe ist nach dem zwischen dem Auftraggeber und Auftragnehmer vereinbarten Preise zu berechnen. Wird die Aufgabe zurückgewiesen, so bleibt auch eine anderweite Aufgabe feuerfrei, wenn sie innerhalb der vorbezeichneten Frist bewiE wird.

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Zusatz 2 zu Abtheilung ll. [Gtrlu[ar»eerfüflung bei Preuß. FM. vom 26. September 1885 ] B. Wenn zwei Auftragnehmer, von denen jeder seinen Auftrag vorbehaltlich der Aufgabe ange­

nommen und damit ein abgabepflichtiges Geschäft mit seinem Auftraggeber abgeschlossen hat, zur Herbeiführung des Abschlusses des definitiven Geschäfts zwischen den beiderseitigen Auftraggebern lediglich als Vermittler thätig sind, so entsteht zwischen ihnen ein Anschaffungsgeschäst nicht; auch ist das Geschäft zwischen den beiden Auftraggebern steuerfrei, wenn die beiderseitige Aufgabe inner­ halb der im §. 7 Absatz 4 des Gesetzes bestimmten Frist erfolgt. 12. (§§. 8 und 12 Abs. 2.) Die Bestimmung des §. 8 des Gesetzes steht der Ausstellung einer besonderen Schlußnote mit dem Zusatze „in Kommission" über jedes Geschäft, für dessen weitere Abwickelung nach Maßgabe des §. 12 Absatz 2 des Gesetzes Steuerfreiheit in Anspruch genommen werden darf, nicht entgegen; zu einer solchen Schlußnote ist der dem Werthe des Gegenstandes des betreffenden Geschäfts ent­ sprechende Stempel zu verwenden.

Abtheilung II. Das Stempelwesen in den neuen Landeptheileu, welche durch das Gesetz vom 20. Septenlber 1866 (GS. S. 555) sowie durch die beiden Gesetze vom 24. Dezember 1866 (GS. S. 875, 876) und durch das Gesetz vom 23. Zuni 1876 (GS. S. 169) mit der Preußischen Monarchie vereinigt worden.

lvergl. S. 1 die Bemerkung unter .Abtheilung 1")

A. Gerichtliches Stempelwesen. I. Hannover. 1. Verfügung des ZM. v. 24. Aug. 1867 (ZMB. S. 269): Nachstehende von dem H. FinanzMimfier und dem Justiz-Minister gemeinschaftlich erlassene Bekanntmachung vom 20. d. M. wird sämmtlichen gerichtlichen Behörden im Gebiete des vormaligen Königreichs Hannover zur Nach­ achtung mitgetheilt. Bekanntmachung deS FM. u. des IM. v. 20. Aug. 1867 - JMB. S. 270, die Beschränkung der Verwendung von Stempelmaterialien bei den Gerichten im Gebiete des vor­ maligen Königreichs Hannover betreffend. Auf Grund des §. 1 der Verordnung vom 19. Juli d. I., betreffend die Verwaltung deS Stempelwesens und die Erhebung des Urkundenstempels in dem vormaligen Königreich Hannover, dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und Herzogthum Naffau, sowie in den vormals Bayerischen Gebietstheilen (GS. S. 1191) [f. im folg. Abschnitt B. Sinnt. 1 a] werden für daS Gebiet deS vormaligen Königreichs Hannover folgende, vom 1. September d. Z. an in Wirksamkeit tretende Bestimmungen getroffen. §. 1. In allen Fällen, wo nach den neben der vorgedachten Verordnung vom 19. Juli d. I. noch in Kraft bleibenden Bestimmungen des Stempelsteuergesetzes vom 30. Januar 1859 bei ge­ richtlichen Behörden, welchen die Gerichtsvorsitzenden, die beauftragten Richter, die Staats­ anwaltschaften und die Gerichtsschreiber heizuzählen und gleichzuachten find, die Entrichtung einer Stempelabgabe zu erfolgen hat, soll der Verbrauch deS Stempelpapiers aufhören und der tarif­ mäßige Stempel als „Stempelgebühr" gleich den Gerichtsgebühren berechnet und erhoben, nöthigenfalls eingezogen werden. §. 2. Die Führer der Gebühren-Register haben auf den, bei den genannten Behörden und Beamten vorkommenden Verhandlungen, welche einer Stempel-Abgabe nach Maßgabe der Bestim­ mungen des Stempelsteuergesetzes vom 30. Januar 1859 unterliegen, auf der ersten Blattseite den zrm Ansatz gekommenen Betrag des Stempels zu vermerken, mit der Bezeichnung „SLempelgebühr" zr versehen und darunter die Nummer des Gebühren-Registers, unter welcher die Stempelgebühr errechnet ist, mit Hinzufügung des Datums, sowie ihres Namens und Dienstcharakters anzugeben. Eine, den vorstehenden Bestimmungen gemäß bezeichnete Verhandlung wird in allen Bezie-

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A. Gerichtliches Stempelwesen in ben neuen Landeschellen. [I. Hannovers

Hungen so angesehen, als ob sie auf das sonst erforderliche Stempelpapier geschrieben ober letzteres zu derselben kassirt wäre. §. 3. Dem Stempelgesetze vom 30. Zanuar 1859 unterliegende stempelpflichtige Eingaben, sowie derartige als Anlagen der Protokolle überreichte Schriftsätze an die im §. 1 genannten Be­ hörden und Beamten sollen nicht mehr auf Stempelpapier geschrieben werden. Für solche ungestempelte Schriftstücke soll vielmehr von dem Zahlungspflichtigen, ohne Ver­ wendung von Stempelmaterialien, die Stempel-Abgabe in der oben in den §§. 1 und 2 näher bezeichneten Weise erhoben werden. Ist besten ungeachtet durch Verwendung des Stempelpapiers zu den vorbezeichneten Schriftstücken der vorgeschriebene Betrag der Stempelabgabe entrichtet, so findet die nochmalige Erhebung der Abgabe als Gebühr nicht Statt. §. 4. Bis auf Weiteres erfolgt die Verrechnung der auf dem Stempelgesetze vom 30. Zanuar 1859 beruhenden Stempel-Abgabe wie bisher in den durch die Bekanntmachung des vormaligen Hannoverschen Finanz-Ministeriums vom 1. Oktober 1854 vorgeschriebenen Gebühren-Registern unter der Rubrik „Stempel", welcher jedoch fortan die Bezeichnung „Stempelgebühr nach dem Gesetze vom 30. Januar 1859" zu geben ist. [93gl. jedoch §. 25 des Ges. v. 10. März 1879 — s. in Abth. I S. 19.] Dagegen sind die nach der zu Eingang angeführten Verordnung vom 19. Zuli d. I. bei den im §. 1 bezeichneten Behörden und Beamten zu verwendenden Stempel fortan unter der Rubrik: „Porto, Botenlohn und sonstige Auslagen", welche durch den Zusatz zu vervollständigen ist: „ins­ besondere für Stempel nach der Verordnung vom 19. Zuli 1867", zu verrechnen. [93gl. Abs. 2. der Bekanntm. v. 13. März 1869 — s. im folg. Abschnitt B Sinnt. 2. b — und §. 25 des Ges. v. 10. März 1879 — s. in Abth. I S. 19.] §. 5. Die ohne Verwendung von Stempel - Material erhobene Stempel - Abgabe ist von den Sportel-Erhebern am Ende eines jeden Monats nach Abschluß des Gebühren-Registers (von dem vorhergehenden Monate) unter Beifügung einer beglaubigten Abschrift des Monats-Abschlusses des betreffenden Gebühren-Registers an dasjenige Haupt-Zoll- oder Haupt-Steuer-Amt abzuliefern, in deffen Bezirk die betreffenden Behörden bezw. Beamten ihren Sitz haben. 2. In Betreff des gerichtlichen Stempelwesens in der Provinz Hannover vergl. auch den folg. Abschnitt B sub 2. a—c (Ges. v. 24. Februar 1869, Bekanntm. v. 13. März 1869 und Bekanntm. v. 27. Februar 1869). 3. Gesetz, betr. die Kosten, Stempel und Gebühren in Vormundschaftssachen, v. 21. Zuli 1875 (GS. S. 548): Artikel 4 § 3: Durch die Tarifsätze werden zugleich die Stempelabgaben gedeckt, welche auf Grund der nach dem Gesetze wegen Aenderung der Stempelsteuer v. 24. Februar 1869 (GS. S. 366) [f. unten sub B. Anm 2. a] §§. 1 u. 2 und dem Gesetze, betr. die Auf­ hebung rc. gewisser Stempelabgaben v. 26. März 1873 (GS. S. 131) [f. S. 2] §. 2 in Kraft gebliebenen älteren Vorschriften zu erheben waren. Artikel 6 (enthaltend Uebergangsbestimmungen) s. S. 9 Anm. 1. i. 4. Vergl. DGKG. v. 18. Zuni 1878 (RGB. S. 141) — s. oben S. 14, 15 Anm 13 und Ausführungs-Gesetz dazu v. 10. März 1879 (GS. S. 145) — s. oben S. 16 Anm 14. a. Insbesondere kommen folgende §§. des letztgedachten Gesetzes in Betracht: §. 13 Abs. 1 - s. oben S. 18. §. 19 Abs. 2 - s. oben S. 19. §. 20— s. oben S. 19. §. 25- s. oben S. 19. A-a. Gesetz, enthaltend Bestimmungen über Gerichtskoflen und über Gebühren der Gerichts­ vollzieher, v. 21. März 1882 (GS. S. 127) §. 5: Der §. 4 des Gesetzes, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichtskosten, vom 10. Mai 1851 [f. Abth. I S. 68, 69 Anm 36. a] tritt

A. GerichtÜcheS Stempelwesen in den neuen Landestheilen.

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[TI. Holstein und Schleswigs

auch für die Provinz Hannover, das Gebiet der vormaligen freien Stadt Frankfurt und den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Cöln in Kraft. Die Gebührenfreiheit entbindet nicht von der Bezahlung der baaren Auslagen (§. 79 des Deutschen Gerichtskostengesetzes vom 18. Zuni 1878).

II. Holstein und Schleswig. 5. Verordnung, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichtskosten und der Ge­ bühren der Notare und Rechtsanwalts in den Herzogthümern Holstein und Schleswig, v. 30. Aug. 1867 (GS. S. 1369): §. 1. Das Gesetz vom 10. Mai 1851, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichts­ kosten (GS. S. 622) nebst dem dazu gehörigen Tarife svgl. Komm. Abth. I S. 7 ff., 68, 69], und das Gesetz vom 9. Mai 1851 (GS. S. 619 — ist hier von keinem Jntereffe), sowie die diese Gesetze und den Tarif erläuternden, ergänzenden und abändernden Bestimmungen, treten vom 1. September d. Z. ab in den Herzogthümern Holstein und Schleswig in Wirksamkeit, jedoch mit den nachstehen­ den Abänderungen, beziehungsweise Einschränkungen. §. 2. Statt §.16 des Gesetzes vom 10. Mai 1851: Wo der Tarif nicht ausdrücklich die Erhebung von Stempelbeträgen anordnet, findet eine solche nicht Statt. Wo in den Gerichtskostengesetzen auf das Stempelgesetz verwiesen worden ist, sind die ent­ sprechenden Bestimmungen der Verordnung über die Erhebung der Stempelsteuer vom 7. August 1867 [f. im folg. Abschnitt B. Anm. 5. a.] maßgebend. Die Stempelbeträge, deren Erhebung der Tarif (§. 24 Nr. 1) beibehält, werden wie Gerichts­ kosten verrechnet und auch in allen übrigen Beziehungen, insbesondere bei Anwendung von Vor­ schriften §§. 4 bis 6 des Gesetzes vom 10. Mai 1851, als Gerichtskosten behandelt. Ein Verbrauch von Stempel-Material in den bei dm Gerichtsbehörden zu bearbeitenden Angelegenheiten findet nicht Statt. §. 5. Statt §. 21 des Gesetzes vom 10. Mai 1851: Wenn in einer am 1. September d. Z. noch nicht beendigten Rechtsangelegenheit Kostm oder Stempel bereits theilweise in Ansatz gekommm sind, so kommt derm Betrag auf die nach dem Tarif zu liquidirenden Kosten in Abzug; in den am 1. September d. Z. noch nicht bemdigtm Civilprozeffen kommt der Tarif nur insofern zur Anwendung, als das Verfahren in der Instanz, für welche die Kosten in Ansatz zu bringen sind, in die nach der Verordnung über das Verfahrm in Civilprozeffen vom 24. Juni d. Z. (GS. S. 885) vorgeschriebenm Formm umzuleiten gewesm ist. §. 12. Statt Abschnitt 2 Nr. III §§ 25 bis 32 des Tarifs: Der §.12 betrifft die Kosten für die dort näher bezeichneten Verhandlungen in Hypothekensachen, und bestimmt sub lit. F. in Absatz 2: „Dagegen ist durch die Sätze ad A bis E nicht nur der Ausfertigungs- und Protokollstempel, sondern auch der Gesuchsstempel gedeckt (vergl. §. 2 dieser Verordnung)" [f. o6en]. §. 15. Statt §. 63 des Tarifs und Artikel 21 des Gesetzes vom 9. Mai 1854: A. Zn allen Fällen, in welchen einer Partei auf deren Antrag Abschriften oder Ausfertigungm aus dm Prozeßakten — nach Beendigung der Instanz — oder von anderen Verhandlungm oder Dokumenten, deren Abtheilung nicht mehr durch den gewöhnlichen Geschäftsgang bedingt ist und auch ohne Antrag nothwendig erfolgen mußte, mitgetheilt werden, sind zu erheben: für jeden auch nur angefangenen Bogen 2V2 Sgr. bei einfachen Abschriftm, der doppelte Betrag bei beglaubigten Abschriften und Ausfertigungm. B. Bei Ertheilung von beglaubigten Abschriftm und Ausfertigungen stempelpflichtiger Dokumente ist zugleich der Betrag des tarifmäßigm Stempels zu erheben. Hoger iL öaupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Hust

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A. Gerichtliches Stempelwesen in den neuen Landestheilen. [III. vormalige« Kurfürstenthum Hessen und die vorm. Bayerischen Gebietst-eile excl. Kaulsdors.s Wenn Kirchenzeugniffe, Inventarien, Taxen, Vollmachten, letztwillige Dispositionen von den Parteien ohne den vorgeschriebenen Stempel eingereicht werden, so ist der Betrag beffeiben als Gerichtsgebühr zu liquidiren und einzuziehen. 6.

Wegen Beachtung der in der Instruktion des ZM. für den Bezirk des Appellationsgerichts

zu Wiesbaden vom 1. August 1870 enthaltenen Erläuterungen zu denjenigen Bestimmungen der Gerichtskosten-Gesetze, welche in beiden Bezirken gemeinsam gelten, s. sub IV Nr. 10, woselbst sich auch die auf den Stempel-Ansatz Bezug habenden Bestimmungen dieser Instruktion befinden.

7. Vergl. im Uebrigen jetzt DGKG. v. 18. Zuni 1878 (RGB. S. 141) [f. in Abtheilung 1 S. 14, 15 Anm. 13] und Ges. v. 10. März 1879 (GS. S. 145) [f. in Abthlg. 1 S. 16 Anm. 14. a]. IIL

Vormaliges Kurfürstentum Hessen und die vormals Bayerischen Gebiets­ theile (excl. Kaulsdors). 8.

Verordnung, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichtskosten und der Ge­

bühren der Notare und Rechtsanwälte in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und den vormals Bayerischen Gebietstheilen, mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, v. 30. Aug. 1867 (GS. S. 1385): §. 1.

Das Gesetz vom 10. Mai 1851, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichts­

kosten (GS. S. 622), nebst dem dazu gehörigen Tarife (vgl. Komm. Abth. I S. 7 ff., 68, 69], und das Gesetz vom 9. Mai 1851 (GS. S. 619) [ist hier von keinem Interesse], sowie die diese Gesetze und den Tarif erläuternden, ergänzenden und abändernden Bestimmungen, treten vom 1. September d. Z. ab in den Eingangs gedachten Gebieten in Wirksamkeit, jedoch mit den nachstehenden Ab­ änderungen beziehungsweise Einschränkungen. §. 2.

Statt §. 16 des Gesetzes vom 10. Mai 1851:

Wo der Tarif nicht ausdrücklich die Erhebung von Stempelbeträgm anordnet, findet eine solche nicht Statt. Wo in dem Gerichtskostengesetz aus das Stempelgesetz verwiesen worden ist, sind die ent­ sprechenden Bestimmungen der Verordnung, betreffend die Verwaltung des Stempelwesens und die Erhebung des Urkundenstempels vom 19. Juli d. I. (GS. S. 1191) [s. im folg. Abschnitt B Anm. 1. a], beziehungsweise der durch diese Verordnung nicht aufgehobenen Kurhessischen Stempel­ gesetze, maßgebend (vergl. die Bem. unten zu §.16 B. Absatz 2]. Die Stempelbeträge, deren Erhebung der Tarif (§. 24 Nr. 1) beibehält, werden wie Gerichtskosten verrechnet und auch in allen übrigen Beziehungen, insbesondere bei Anwendung der Vor­ schriften §§. 4 bis 6 des Gesetzes vom 10. Mai 1851, als Gerichtskosten behandelt.

Ein Verbrauch

von Stempelmaterial in den bei den Gerichtsbehörden zu bearbeitenden Angelegenheiten findet nicht Statt. §. 5. Statt §. 21 des Gesetzes vom 10. Mai 1851: Wenn in einer am 1. September d. Z. noch nicht beendigten Rechtsangelegenheit Kosten oder Stempel bereits theilweise in Ansatz gekommen sind, so kommt deren Betrag auf die nach dem Tarif zu liquidirenden Kosten in Abzug; in den am 1. September d. Z. noch nicht beendigten Civilprozeffen kommt der Tarif nur insofern zur Anwendung, als das Verfahren in der Instanz, für welche Kosten in Ansatz zu bringen sind, in die nach der Verordnung über daS Verfahren in Civilprozeffen vom 24. Zuni d. Z. (GS. S. 885) vorgeschriebenen Formen umzuleiten gewesen ist. §. 11.

Statt Abschnitt 2 Nr. III §§. 25 bis 32 des Tarifs:

Der §. 11 betrifft die Kosten für die dort näher bezeichneten Verhandlungen in Hypotheken­ sachen, und bestimmt sub lit. J in Absatz 1: „Durch die vorstehenden Sätze werden nicht nur die Ausfertigungs- und Protokollstempel, sondern auch die bisher zu den Gesuchen erforderlichen Stempel gedeckt (vergl. §. 2 dieser Verordnung)" [f. oben].

A. GerichtÜches Stempelwesen in den neuen LandeSthellen.

691

[IIL vormaliges -urfürstenthmn Hefien u. die vorm. Bayerischen »ebietstheUe eid. Äaultborf.] §. 16.

Statt §. 63 deS Tarifs und Artikel 21 des Gesetzes vom 9. Mai 1854:

A.

Zn allen Fällen, in welchen einer Partei auf deren Antrag Abschriften oder Ausfertigungen aus Prozeßakten — nach Beendigung der Instanz — oder von anderen Verhandlungen oder Dokumenten, deren Mittheilung nicht mehr durch dm gewöhnlichen Geschäftsgang bedingt ist und auch ohne Anttag nothwendig erfolgm mußte, mitgetheilt werden, sind zu erhebm: für jeben auch nur angefangenen Bogen 2’/2 Sgr. bei einfachen Abschriftm, der doppelte Bettag bei beglaubigten Abschriftm und Ausfertigungen. Bei Ertheilung von beglaubigtm Abschriften und Ausferttgungm stempelpflichtiger Dokummte ist zugleich der Bettag des in dm Stempelgesetzm vorgeschriebenen Stempels zu erheben.

B.

Wenn Vollmachten und letztwillige Dispositionen von dm Parteien ohne den vorgeschriebenen Stempel eingereicht werdm, so ist der Bettag desielbm als Gerichtsgebühr zu liquidirm und einzuziehen.

Inwieweit das gleiche Verfahren bei dm noch fernerhin nach dm bisherigen Kurhessischen Stempelgesetzen zu versteuemdm stempelpflichtigen Schriftstücken eintreten soll, wird auf Grund der Vorschriften im zweiten Absätze des §. 1 der Verordnung vom 19. Juli d. I. (GS. S. 1191) angeordnet werden [f. jedoch Ges. v. 5. März 1868 §. 4 (im folg. Abschnitt B. Anm. 3. b), wonach die Kurhessischen (und Naffauischen) Stempelgesetze inzwischen aufgehoben sind). Inventarien, welche außergerichtlich aufgenommen werdm und zum Gebrauch bei stempelpflichtigm Verhandlungen bienen, unterliegen einer Stempelabgabe von 15 Sgr. In Betreff der Erhebung dieser Abgabe kommm ausschließlich die Vorschriften der Verordnung vom 19. Zuli d. Z. und in den bei den Gerichtm zu bearbeitmden Sachen die Bestimmung im letzten Absätze des §. 2 der gegenwärtigen Verordnung zur Anwendung. §.18. Zu §. 67 des Tarifs: Die Gebühren der zu vemehmenden oder zuzuziehenden Zeugen, Sachverständigen, Geistlichm und Aerzte sind nach Maßgabe des Regulativs zu bestimmen, welches der heute erlassenen Ver­ ordnung, betreffend den Ansatz der Gerichtskosten in den Herzogthümern Holstein und Schleswig, beigefügt ist. Bis zur anderweiten Regelung der Gebühren für die gerichtlichen Aerzte bewendet es bei den Bestimmungen im §.76 des Kurhessischen Stempelgesetzes vom 22. Dezember 1853. Die danach zu erhebenden Stempelbeträge unterliegen dm Bestimmungen, welche in Ansehung der baarm Auslagen im §. 6 des Gesetzes vom 10. Mai 1851 und §§. 12 beziehungsweise 13 der Verordnung vom heuttgen Tage, betreffend den Ansatz der Gerichtskosten in Strafsachen, getroffen worden sind. 9. Gesetz, betteffmd die Gerichtskostm im Bezirke des Appellationsgerichts zu Kaffel, v. 7. März 1870 (GS. S. 202). Daffelbe verordnet Behufs Abänderung und Ergänzung einiger Bestimmungm der Verordnung vom 30. August 1867 (GS. S. 1385 — s. oben Anm. 8), soweit eS dm Stempel-Ansatz betrifft. Folgendes: Artikel V. Statt §. 8. A der Verordnung vom 30. August 1867. A. Zn dem Verfahren, betreffenb die Zwangsversteigerung von Immobilien, wird erhobm: 1—3. [Kostensätze); 4. für den Zuschlagsbescheid und alle auf Grund deffelbm zu erfassenben Verfügungen: [folgen die Kostensätze). Neben dm unter Nr. 4 bestimmtm Sätzm wird noch der Bettag des nach dm Vorschriftm der Stempelgesetze zu berechnmdm Werthstempels erhoben rc. Wird auf ein eingelegtes Rechtsmittel der ZuschlagSbescheid in der höheren Instanz aufgehoben 44*

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A. Gerichtliches Stempelwesen in den neuen Landestheilen. [IV. vormalige» Herzogth. Nassau u. die vorm. Troßhgl. Hessischen VebietTtheile excl. Metsenhetm.)

und der Zuschlag versagt, so bleiben die für den Zuschlagsbescheid rc. berechneten Kosten und Stempel außer Ansatz. 10. Wegen Beachtung der in der Instruktion des ZM. für den Bezirk des Appellations­ gerichts zu Wiesbaden vom 1. August 1870 enthaltenen Erläuterungen zu denjenigen Bestimmungen der Gerichtskosten-Gesetze, welche in beiden Bezirken gemeinsam gelten, s. sub IV Anm. 14, woselbst sich auch die auf den Stempel-Ansatz Bezug habenden Bestimmungen dieser Instruktion befinden. 11. Vergl. im Uebrigen jetzt DGKG. v. 18. Juni 1878 (RGB. S. 141) [f. in Abthlg. I S. 14, 15 Anm. 13] und Ges. v. 10. März 1879 (GS. S. 145) [f. in Abthlg. I S. 16 Anm. 14. a].

IV. Vormaliges Herzogthum Nassau und die vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheile (excl. Meisenheim). 12 Verordnung, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichtskosten und der Ge­ bühren, der Notare und Rechtsanwälte in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen, mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim v. 30. Aug. 1867 (GS. S. 1399): §. 1. Das Gesetz vom 10. Mai 1851, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichts­ kosten (GS. S. 622), nebst dem dazu gehörigen Tarife, und das Gesetz vom 9. Mai 1851 (GS. S. 619) [ist hier von keinem Interesse], sowie die diese Gesetze und den Tarif erläuternden, er­ gänzenden und abändernden Bestimmungen, treten vom 1. September d. I. ab in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen, mit Ausschluß deS Oberamtsbezirks Meisenheim, in Wirksamkeit, jedoch mit den nachstehenden Abänderungen, be­ ziehungsweise Einschränkungen. §. 2. In den ehemals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen bleiben in Bezug auf den Kostenansatz die §§. 25 bis 32 des Tarifs insoweit außer Anwendung, als unter §. 14 D dieser Verordnung dieserhalb etwas Anderes nicht bestimmt worden ist. §. 3. Statt §. 16 des Gesetzes vom 10. Mai 1851: Wo der Tarif nicht ausdrücklich die Erhebung von Stempelbeträgen anordnet, findet eine solche nicht Statt. Wo in den im §. 1 bezeichneten Gerichtskosten-Gesetzen auf das Stempelgesetz verwiesen würden ist, sind die entsprechenden Bestimmungen der Verordnung über die Verwaltung des Stempelwesens und die Erhebung des Urkundenstemvels vom 19. Juli d. I. (GS. S. 1191) [s. im folg. Abschnitt B. Anm. l.a.] beziehungsweise der durch diese Verordnung nicht aufgehobenen Nassauischen resp. Kur­ hessischen Stempelgesetze maßgebend [s. jedoch Ges. v. 5. März 1868 §. 4 (int folg. Abschnitt B. Anm. 3. b.), wonach die Naffauischen resp. Kurhessischen Stempelgesetze inzwischen aufgehoben sind]. Die Stempelbeträge, deren Erhebung der Tarif (§. 24 Nr. 1) beibehält, werden wie Gerichts kosten verrechnet, insbesondere bei Anwendung der Vorschriften §§. 4 bis 6 des Gesetzes vom 10. Mai 1851 als Gerichtskosten behandelt. Ein Verbrauch von Stetnpelmaterial in den bei den Gerichtsbehörden zu bearbeitenden Angelegenheiten findet nicht Statt. §. 6. Statt §. 21 des Gesetzes vom 10. Mai 1854: Wenn in einer am 1. September d. I. noch nicht beendigten Rechtsangelegenheit Kosten oder Stempel bereits theilweise in Ansatz gekömmen sind, so kommt deren Betrag auf die nach dem Tarif zu liquidirenden Kosten in Abzug; in den am 1. September d. I. noch nicht beendigten Civilprozeffen jedoch nur insofern, als das Verfahren in der Instanz, für welche die Kosten in Ansatz zu bringen sind, in die nach der Verordnung über das Verfahren im Civilprozesse vom 24. Juni d. Z. (GS. S. 885) vorgeschriebenen Formen umzuleiten gewesen ist. §. 14. Statt §§. 25 bis 32 des Tarifs: Der §. 14 betrifft die Kosten für die dort näher bezeichneten Verhandlungen in Hypotheken-

A. Gerichtliches Stempelwesen in den neuen Landestheilen.

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[IV. vormalige« -erzogt-. Nassau u. die vorm Sroßhgl. -esfischen vebietst-eile e$cL Meiseuheim.^

fachen, und bestimmt am Schluß: „Dagegen find durch die Kostensätze zu A bis D die Gesuchs-, Au-fertigungS- und Protokoll-Stempel gedeckt." §. 18. Statt §. 63 des Tarifs und Attikel 21 des Gesetzes vom 9. Mai 1854: A Zn allen Fällen, in welchen einer Partei auf deren Anttag Abschriften oder Ausfertigungen aus den Prozeßatten — nach Beendigung der Instanz — oder von anderen Verhandlungen oder Dokumenten, deren Mittheilung nicht mehr durch den gewöhnlichen Geschäftsgang bedingt ist und auch ohne Antrag nothwendig erfolgen mußte, mitgetheilt werden, sind zu erheben: für jeden auch nur angefangenen Bogen 2'/, Sgr. bei einfachen Abschriften, der doppelte Bettag bei beglaubigteil Abschriften und Ausfertigungen. Bei Ertheilung von beglaubigten Abschriften und Ausfertigungen stempelpflichtiger Dokumente ist zugleich der Betrag des in den Stempelgesetzen vorgeschriebenen Stempels zu erheben. 13. Wenn Vollmachten und letztwillige Dispositionen ohne den vorgeschriebenen Stempel einge­ reicht werden, so ist der Betrag deffelben als Gerichtsgebühr zu liquidiren und einzuziehen. Inwieweit das gleiche Verfahren bei den noch fernerhin nach den bisherigen Nassauischen oder Kurhessischen Stempelgesetzen zu versteuernden stempelpflichtigen Schriftstücken eintreten soll, wird auf Grund der Vorschriften im 2. Absatz §. 1 der Verordnung vom 19. Zuli d. Z. (GS. S. 1191) angeordnet werden »ergl. die Bem. oben zu §. 3 Abs. 2], Inventarien, welche außergerichtlich aufgenommen werden und zum Gebrauch bei stempel­ pflichtigen Verhandlungen dienen, unterliegen einer Stempelabgabe von 15 Sgr. Zn Bettest der Erhebung dieser Abgabe kommen ausschließlich die Vorschriften der Verordnung vom 19. Zuli d. I. und in dm bei den Gerichten zu bearbeitendm Sachen die Bestimmung im letzten Absätze §. 3 der gegenwärtigen Verordnung zur Anwendung. §. 20. Zu §. 67 des Tarifs: Der §. 20 bestimmt im Absatz 2: Die Gebühren der Bürgermeister und Feldgerichte beziehungsweise Ortsgerichte für die auf Anweisung des Gerichts vorzunehmenden Geschäfte oder auf Antrag der Exekutorm zu ertheilmden Auszüge und Attestate sind nach den in den betreffenden Jnstruttionen bestimmten Sätzen, ein­ schließlich der von den Bürgermeistem, Feld- und OttSgerichten zu den Verhandlungen und Aus­ fertigungen zu verwendenden Stempel, durch dieselben auf Grund der richterlichen Festsetzung von der zur Zahlung verpflichteten Partei unmittelbar einzuziehen. — Vergl. die folg. Nr. 9 Artikel XV. 13. Gesetz, betreffend die Gerichtskosten im Bezirke des Appellationsgerichts zu Wiesbaden, v. 7. März 1870 (GS. S. 193). Dasselbe verordnet Behufs Abänderung und Ergänzung einiger vestimmungm der Verordnung vom 30. August 1867 (GS. S. 1399 — s. oben Anm. 12), soweit es den Stempel-Ansatz betrifft. Folgendes: Artikel VI. Statt §. 9 der Verordnung vom 30. August 1867. 1. Wenn Immobilien im Wege der Hülfsvollstreckung gepfändet worden sind, so werden rc. Kosten-Sätze für den Erlaß des Pfändungsdekrets rc.j 2. Wenn die Versteigerung der gepfändeten Immobilien durch einen Kommiffar des Amts­ gerichts stattfindet, so werden erhobm: A.—C. (Kosten-Ansätze). D. Für die richterliche Genehmigung des Zuschlages: (folgen die Kosten-Sätze). Neben diesen Sätzen wird noch der Betrag des nach den Bestimmungen des Stempelgesetzes )U berechnenden Werthstempels erhoben. Die richterliche Verfügung, durch welche der Zuschlag versagt wird, erfolgt kostenfrei, mag die Versteigerung der gepfändeten Immobilien durch den Richter oder den Bürgermeister bewirkt worden sein.

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A. Gerichtliches Stempelwesm in den neuen Landestheilen. [IV. Vormaliges Herzogth. Nassau u. die vorm, «roßhgl. Hessischen TebietStheile eicL «eisenheim ^

E.—F. [betrifft die Kostensätze]. 3. Wenn die Versteigerung der gepfändeten Immobilien durch den Bürgermeister der Gemeinde bewirkt worden ist, so wird für die richterliche Genehmigung des Zuschlages der Satz zu 2. D, unter Anwendung der übrigen bezüglichen Bestimmungen unter 2. D und F, erhoben. Artikel X. Zu §. 20 des Tarifs. Die Protokollirung der Viehhändel bei den Marktämtern ist kostenfrei; für die zu ertheilenden Protokollauszüge, Abschriften oder Marktscheine werden, außer dem zu den Marktscheinen gesetzKch erforderlichen Stempel, 5 Silbergroschen entrichtet. Artikel XII. Statt §. 14 der Verordnung vom 30. August 1867. III. Zn Stockbuchs- und Hypothekensachen werden erhoben: A.—G. [Kosten-Sätze]. H. Durch die vorstehenden Sätze werden die Gesuchs-, Ausfertigungs- und Protokoll­ stempel gedeckt. Die in dem zweiten Abschnitt deS Gerichtskosten - Tarifs unter Ziff. II bestimmten Sätze und die in §. 24 Ziff. 1 des Tarifs bestimmten Stempelbeträge werden besonders erhoben, wenn die dort gedachten Erklärungen oder Verträge rc. von dem Amtsgerichte selbst aufgenommen werden rc. Artikel XV. Zu §. 20 der Verordnung vom 30. August 1867. re. Auszüge, Ausfertigungen und Atteste der Feld- und Ortsgerichte, welche nach allgemeinen Vorschriften zum Zwecke der Vornahme eines dem Gerichtskosten-Tarif unterworfenen Geschäfts beigebracht werden müssen, sind, unter Angabe dieses Zweckes, ohne Verwendung von Stempel­ materialien zu ertheilen. Die für solche Schriftstücke erforderlichen Stempelbeträge werden mit den Gerichtskosten für das betreffende Geschäft eingezogen und auf die nach dem Tarif anzusetzenden Kosten dergestalt angerechnet, daß nur der überschießende Betrag der letzteren zu erheben ist. Zn Betreff aller anderen seid- und ortsgerichtlichen Auszüge, Ausserttgungen und Atteste, insbesondere auch derjenigen, welche zu den von den Bürgermeistern (Ortsgerichten) aufzunehmenden Kauf- und Tauschnotuln u. s. w. erforderlich sind, bewendet es bei den stempelgesetzlichen Vorschriften. 14. Allgemeine Verfügung des ZM. v. 1. Aug. 1870, betreffend den Erlaß einer Instruktion zu der Verordnung vom 30. August 1867 — betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichtskosten rc. in dem vormaligen Herzogthum Nassau u. s. w. (Ges.-Samml. S. 1399), [f. oben Anm. 12], — und dem Zusatzgesetze vom 7. März 1870 (Ges.-Samml. S. 193, s. oben sub 9), an die Gerichtsbehörden im Bezirke der Appellationsgerichte zu Wiesbaden, Kiel und Hassel (ZMB. S. 246): Auf Grund des §. 29 der Verordnung vom 30. August 1867, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichtskosten rc. in dem vormaligen Herzogthum Naffau u. s. w., und des Artikels XVII des Gesetzes vom 7. März 1870, betreffend die Gerichtskosten im Bezirke des Appellationsgerichts zu Wiesbaden, hat der Justiz-Minister die anliegende Instruktion erlassen (folgt hierunter auszugsweise). Dieselbe wird hierdurch sämmtlichen Gerichtsbehörden im Geltungs­ bereich der gedachten Verordnung zur Nachachtung mitgetheilt. Zugleich werden die Gerichts­ behörden in den Bezirken der Königlichen Appellationsgerichte in Kiel und Hassel aufgefordert, die in der Instruktion enthaltenen Erläuterungen zu denjenigen Bestimmungen der GerichtskostenGesetze zu beachten, welche in diesen Bezirken und in demjenigen des Königlichen Appellations­ gerichts in Wiesbaden gemeinsam gelten. Instruktion des ZM. v. 1. Aug. 1870 zur Ausführung der Verordnung vom 30. August 1867, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gerichtskosten u. s. w. im vormaligen Herzogthum Naffau u. s. w., und der durch dieselbe

A. Gerichtliche- Stempelwesen in den neuen Landestheilen.

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[IV. vormalige» Herzogt-. Soffern u. die vor«. Sroßhgl. Hessische« vebiet»t-etle exel. Meisen-et». — Ln«. 14.]

eingeführten Gerichtskosten-Gesetze, sowie des Gesetzes vom 7. März 1870, betreffend die Gerichtskosten im Bezirke des Appellationsgerichts zu Wiesbaden (Beilage zu Nr. 33 des ZMB.'s für 1870). Rach der Vorbemerkung daselbst sind die nur durch Ziffern, ohne wetteren Zusatz, angeführten Paragraphen diejenigen des Gesetzes vom 10. Mai 1851 und des dazu gehörigen Tarifs. AuS dieser Instruktion sind nachfolgend nur die unmittelbar oder mittelbar den StempelAnsatz betreffenden Bestimmungen aufgenommen: 2. rc. Die durch die Verordnungen vom 19. Juli 1867 (Ges.-Samml. S. 1191) [f. im folg. Abschnitt B Anm. l.a], beziehungsweise den Allerhöchsten Erlaß vom 14. Aug. 1867 (Ges.Samml. S. 1346) [f. a. a. O. Anm. 3.a Nr. 2], sowie nach betn Gesetze vom 5. März 1868 (Ges.Samml. S. 185) [f. a. a. O Anm. 3. b] bestimmten Stempelbeträge werden neben den GerichtSkosten nur insoweit erhoben, als dies in den Gerichtskosten-Gesetzen und im Tarif ausdrücklich an­ geordnet worden ist. Vergl. §. 3 der Verordnung vom 30. August 1867 (s. oben Anm. 12), Art. VI. 2. D des Gesetzes vom 7. März 1870 (s. oben Anm. 13), §. 24 Nr. 1 des Tarifs (s. S. 9 Anm. l.e), Art. X des Gesetze- vom 7. März 1870 (s. oben Anm. 13), §. 18 der Verordnung vom 30. August 1867 (s. oben Anm. 12, S. 9 Anm. l.e), §. 20 a. a. O. (s. ebendaselbst) — Art. XV des Gesetzes vom 7. März 1870 (s. oben Anm. 13), §. 6 der Verordnung vom 27. Zanuar 1862 (s. S. 12 sub 7). Zu §. 2. 4. Es sind alle Angelegenheiten von der Anwendung der Gerichtskosten-Gesetze ausgeschloffen, welche besonderen Behörden überwiesen sind, die, obgleich sie gewisse richterliche Funkttonen haben, doch nicht in die Kategorie der Kreis- und Amtsgerichte und der diesen vorgesetzten Gerichte höherer Instanz gehören, rc. 5. Für die Geschäfte, welche die Bürgermeister, Feld- oder OrtSgerichte vorzunehmen haben, werden lediglich die Gebühren entrichtet, welche die Bürgermeister, Feld- oder Ortsgerichte nach den für sie bestehenden Gebühren-Ordnungen zu beziehen haben. Die von denselben ohne Mitwirkung des Gerichts wahrgenommenen Verrichtungen unterliegen dem Gerichtskosten-Tarif selbst dann nicht, wenn, wie dies z. B. bei den von den Bürgermeistern aufgenommenen Kauf- und Tauschnotuln der Fall ist, eine gerichtliche Beurkundung hinzutreten muß. Zn den Fällen dagegen, wo die Thättgkett der Bürgermeister, Feld- oder OrtSgerichte mit derjenigen der Gerichte dergestalt konkurrirt, daß die Vollziehung eines und deffelben Atts die Mitwirkung beider Organe erheischt, kommen nach den für das Departement des Appellationsgerichts in Wiesbaden durch die Verord­ nung vom 30. August 1867 und das Gesetz vom 7. März 1870 gegebenen Sonderbestimmungen für die gerichtliche Thätigkeit die tarifmäßigen Gerichtskosten und für die Thätigkeit des Bürger­ meisters, Feld- oder Ortsgerichts die besonders verordneten Gebühren derselben in Ansatz. Vergl. §. 67 des Tarifs (§. 20 der Verordnung vom 30. August 1867 und Art. XV des Gesetzes vom 7. März 1870 — s. oben Anm. 12 u. 13). Zu §. 3. 6. Die objektiven Befreiungen, welche durch das frühere Naffauische Stempelgesetz gewährt worden waren, sind durch die mittelst §. 4 des Gesetzes vom 5. März 1868 (Ges.-Samml. S. 185) [f. im folg. Abschnitt B. Anm. 3. b] ausgesprochene völlige Aufhebung des letzteren durchweg beseitigt worden. Dagegen sind diejenigen Anordnungen, nach welchen im Geltungsbebiete der Allgemeinen Gerichts-Ordnung gewisse Angelegenheiten von den Gerichten kostenftei bearbeitet werden müssen, auch auf die hier in Rede stehenden Bezirke durch die Einführung der Gerichtskosten-Gesetze ausgedehnt worden. Dies gilt insonderheit a) von der Allerhöchsten Ordre vom 4. Mai 1833 (Ges.-Samml. S. 49) [f. S. 92 Anm. 74.a] in Bezug auf die Kostenfteihett der Verfügungen und Verhandlungen bei Besitzveränderungen,

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[IV. vormalige« Herzogt-. Rafiau u. die vorm. Troßhgl. Hessischen EebietStheUe excl. Meisenhei«. — Ln«. 14.]

welche zum Zwecke des gemeinen Besten mit der Verpflichtung der Interessenten, sich solche gefallen zu lassen, angeordnet werden. Die hiernach bewilligte Kostenbefreiung kommt den Chaussee- und Eisenbahnbau-, sowie allen Unternehmungen zu Statten, deren Gemeinnützigkeit durch Verleihung des Expropriationsrechts für den zur Anlage erforderlichen Grund und Boden anerkannt worden ist. — Diese Kostenbefreiung erstreckt sich nicht allein auf die Kosten des Enteignungsverfahrens selbst, sondern auch auf alle Verhandlungen, welche durch die freiwillige Veräußerung beziehungsweise Erwerbung solcher Grundstücke veranlaßt werden, in Ansehung deren die Zwangsenteignung in Anspruch genommen werden könnte, ferner auf alle Verhandlungen, welche durch die erzwungene oder erzwmgbare Veräußerung hervorgerufen werden. Es gehören dahin namentlich alle in die öffent­ lichen Bücher über das Grundeigenthum in Folge des Eigenthumsüberganges zu bewirkenden Ein­ träge und alle Akte, welche die Löschung der auf den enteigneten Grundstücken haftenden und aus dem für die Enteignung gewährten Kaufgelde zu tilgenden Pfandrechte betreffen. Darüber, ob im einzelnen Falle das Expropriationsrecht beansprucht werden konnte, muß nöthigen Falles ein Aus­ spruch der zuständigen Verwaltungsbehörde beigebracht werden. b) von den Verfügungen vom 5. und 28. Oktober 1830 (Jahrbücher B. 36 S. 350), wonach die Legalisation der Unterschriften von Behörden bei den zum Gebrauch im Auslande bestimmten Urkunden kostenfrei erfolgt; c) von den durch die Verfügung vom 9. Mai 1840 (Just.-Min.-Bl. S. 171) näher erläuterten Bestimmungen in §§. 9 ff. des Regulativs vom 25. April 1836 (Ges.-Samml. S. 181) [f. S. 64 Anm. 26. a], wonach den Parteien für die Geschäfte in allen Angelegenheiten, welche zum Ressort der Auseinandersetzungsbehörden gehören (vergl. die Gesetze vom 5. April 1869, Ges. - Sammt. S. 517 und 526), und für die auf Grund der Auseinandersetzungen u. s. w. in den über das Grundeigenthum zu führenden öffentlichen Bücher zu bewirkenden Eintra­ gungen und Löschungen außer den baaren Auslagen, zu denen in diesen Fällen auch die für Abschriften und Reinschriften mit 2'/, Sgr. für den Bogen zu berechnenden Schreibgebühren gehören, keinerlei Stempel, Sporteln und Gebühren in Rechnung gestellt werden sollen. kostenfrei sind ferner: d) die gerichtlichen Verhandlungen und Verfügungen wegen Ermittelung der Erbschafts-Abgabe (Verordnung vom 5. Juli 1867, Ges.-Samml. S. 1120, und allgem. Verfügung vom 20. August 1867, Just.-Min.-Bl. S. 251) [ogl. Ges., betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873 §. 49 s. im Anhang), soweit nicht nach §. 9 der bezeichneten Verordnung eine Ermittelung auf Kosten des Säumigen erfolgen muß; e) die Verhandlungen, Atteste und Ausfertigungen zum Behuf des Eintritts in die Allgemeine oder Offizier-Wittwen-Vcrpflegungsanstalt, desgleichen zur Erhebung der Pensionen uud des zurückzuzahlenden Antrittsgeldes (mit Ausschluß der Pensions-Quittungen) > vergl. wegen der Quittungen S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 7]; f) die von den bei den Gerichten der früheren Großherzoglich Hessischen und Landgräflich HessenHomburgischen Landestheile bei Eheschließungen darüber auszustellenden Bescheinigungen, daß civilrechtliche Hindernisse nicht entgegenstehen. Eine besondere Anordnung kostenfreier Bearbeitung ist im Artikel X des Gesetzes vom 7. März 1870 (zu §. 20 des Tarifs) [f. oben Anm. 13] bezüglich der Protokollirung der Viehhändel bei den Marktämtern enthalten. 7. Zu den auf Requisition der Verwaltungsbehörden kostenfrei zu vollziehenden Geschäften gehört die gerichtliche Vereidigung der mit dem Feld- oder Forstschutze beauftragten Personen (§§. 31 ff. des Gesetzes vom 2. Juni 1852). sVcrgl. S. 588 Anm. 10 u. S. 2 die Anm.

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[IV. vormalige» Herzogth. Nassau u. die vorm. Großhgl. Hessischen Gebiet-theile exel. Meisenhei«. — Bme. 14.]

§. 2 Nr. 3.] Unter dm im Interesse der Justizaussicht und des Geschäftsbetriebes vorzunehmmdm Geschäftm sind einbegriffm: alle Bescheide, welche auf Gesuche oder Beschwerden in Betreff des Ansatzes und wegen Stun­ dung oder Niederschlagung von Gerichtskosten erlassen werden, soweit darüber nach §. 13 des Gesetzes vom 10. Mai 1851 im Aufsichtswege zu entscheiden ist; die von Amtswegen ver­ anlaßte gmerelle Vereidigung von Sachverständigm; die Ertheilung von Attesten, welche in dem Falle des §. 54 der Ministerial-Verordnung vom 31. Mai 1854 (Nassauisches Verordnungs­ blatt S. 71) zur Herbeiführung der Löschung eines von dem Feldgericht bewirkten HypothekenEintrags erforderlich ist, und die Verfügungen, durch welche großjährige Erbm zur Ueberschreibung des Eigenthums-Uebergangs angehalten werden (§. 34 der Instruktion vom 31. Mai 1854, Nassauisches Verordnungsblatt S. 71). Desgleichen ergehen die Bescheide und Verfügungen kostenfrei, welche aus Anlaß von JustizVisitationen oder Geschäfts-Revisionen erlassen werden. Inwiefern dagegen die durch solche Revi­ sionen veranlaßten baaren Auslagen und die Kosten, welche durch begründet befundene Beschwerdm oder durch unrichtige Behandlung einer Rechtsangelegenheit veranlaßt roorben sind, den schuldigen Beamten auferlegt werden können, ist nach den darüber bestehenden gesetzlichen Bestimmungm, insonderheit nach §.81 des Gesetzes vom 7. Mai 1851 (Ges. - Samml. S. 218) und §. 100 des Gesetzes vom 21. Juli 1852 (Ges.-Samml. S. 465) in jedem einzelnen Falle zu beurtheilen. Zu §. 4. 8. Zu Nr. 1. Zu den hier bezeichneten öffentlichen Anstalten u. s. w. gehörm auch die Ver­ waltungen des Krontresors und des Königlichen Hausfideikommiffes, ferner die Preußische Bank, ihre Komtoire, Kommanditen und Agenturen (§. 116 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846, Ges. - Samml. S. 435) [f. oben S. 83 Anm. 58 Nr. 3, wonach an die Stelle der Preuß. Bank inzwischen die Reichsbank getreten], endlich vermöge staatsrechtlicher Succession die von dem Nord­ deutschen Bunde ressortirenden Verwaltungen und Kassen (vgl. S. 69, 70 Anm. 37. a). 9. Zu Nr. 2. Unter öffentlichen Armen- rc. Anstalten und milden Stiftungen sind nur solche zu verstehen, welche durch die ihnen staatlich ertheilte Genehmigung die Rechte einer juristischm Person erlangt haben. 10. Zu Nr. 3. Die Gemeinden, denen die Unterhaltung der öffentlichen Volksschulen obliegt (Schul-Ordnung vom 24. März 1817, Nassauisches Verordnungsblatt Bd. 3 S. 294), werden als Subjekte der Rechtsverhältnisse der Schule angesehen und haben demgemäß, wenn sie in Angelegen­ heiten der Schule handelnd auftreten, Anspruch auf die den öffmtlichen Volksschulm zugestandme Kostmfreiheit. 12. Zu Nr. 6. Die Partei, welche auf eine ihr verliehene und nach §. 6 Absatz 2 aufrecht erhaltene Befreiung Anspruch macht, muß ihr Recht dazu nachweisen. Erscheint der Anspruch oder der Umfang der Befreiung zweifelhaft, so ist dieserhalb durch das Appellationsgericht an den JustizMinister zu berichten, welche darüber in Gemeinschaft mit dem Minister der Finanzen entscheidet. Eine solche Entscheidung ist für die Gerichtsbehörden als Verwaltungsnorm maßgebend; der Partei, welche sich durch eine derartige Entscheidung verletzt fühlt, bleibt überlassen, ihr vermeintliches besseres Recht im Wege des Prozesses gegen den Fiskus geltend zu machen (vergl. Allerh. KabinetsOrdre vom 18. November 1828, Ges.-Samml. 1829 S. 16, und Verordnung vom 16. September 1867 Art. 1, Ges.-Samml. S. 1515) [f. oben S. 46, 47 Anm. 64 und S. 33 Anm. 42. a]. Zu §. 10. 23. Durch die Bestimmungen in §.10 — neben welchen die gleichartigen in den Stempel­ gesetzen enthaltenen Anordnungen (§§. 12 und 14 der Verordnung vom 19. Juli 1867) ss. im folg. Abschnitt A. Anm. 1. a] insoweit in Betracht kommen, als den Gerichtskostensätzcn Stempelbeträge hinzutreten — ist die Zahlungspflicht der Parteien der Kassenverwaltung gegenüber, un-

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A. Gerichtliches Stempelwesen in den neuen Landestheilen.

[IV. Vormalige« Herzogth. Nassau u. die vorm, «roßhgl. Hessischen Gebiet-theile excl. Meisenheim. — *mnv 14 ]

beschadet der Vorschriften des materiellen Rechts über die Verpflichtung zur Tragung der Kosten­ geordnet worden. Die zuletzt gedachten Vorschriften sind indeß für die Kassen-Verwaltung inso­ fern ebenfalls von Bedeutung, als dieselbe in den Fällen, wo die nach Maßgabe des §. 10 ver­ pflichtete Person sich zahlungsunfähig erweist, sich an die materiell zur Tragung der Kosten etwa verpflichtete dritte Person halten wird. Die Einziehung der Kosten für die Aufnahme von zwei und mehrseitigen Verträgen wird in der Regel zunächst in Gemäßheit der wegen Tragung derselben unter den Parteien getroffenen Verabredung versucht. Aus der Bestimmung unter Nr. 4 ergiebt sich aber, daß den gesetzlichen Rechten der Kaffenverwaltung in Bezug auf die Kosteneinforderung durch abweichende Abreden der Parteien nicht Eintrag geschehen kann Wenn der einen der kontrahirenden Parteien eine gesetzliche Befreiung vom Stempel zusteht, so ist von der anderen Partei nur die Hälfte des Stempels für den Vertrag und außerdem für die ausgefertigten Ueberexemplare der gewöhnliche Stempel zu entrichten. Bezüglich der Lieferungsverträge über Bedürfnisse der Regierung oder öffentlichen Anstalten ist die Vorschrift der Tarifposition 33 der Verordnung vom 19. Juli 1867 maßgebend [f. im folg. Abschnitt A. Sinnt. 1. a]. Zu §. 16. 28. Durch die Kostensätze des Tarifs werden in der Regel zugleich die Stempel-Abgaben ab­ gegolten, welche auf den einzelnen Rechtsgeschäften ruhen, insonderheit auch die Stempel zu Gesuchen in Angelegenheiten der streitigen und nicht streitigen Gerichtsbarkeit. Nur da, wo der Tarif die Hebung der Stempel-Abgabe neben dem Gerichtskosten-Pauschquantum ausdrücklich anordnet (cfr. Nr. 2 der gegenwärtigen Instruktion — s. oben), tritt erstere dem letzteren hinzu. Durch die Bestimmung in §. 3 der Verordnung vom 30. August 1867 [f. oben Anm. 12] werden aber solche Stempelbeträge nicht betroffen, welche auf den nicht von den Gerichten, sondern von anderen Behörden oder den Parteien selbst auszustellenden Urkunden haften. Zu solchen Urkunden haben die letzteren, die Ortsbehörden (Bürgermeister, Feld- und Ortsgerichte) jedoch nur soweit, als die in Bezug auf dieselbm getroffenen besonderen Bestimmungen (vergl. Art. XV des Gesetzes vom 7. März 1870 und Nr. 120 der gegenwärtigen Instruktion) [f. oben sub IV Anm. 13 u. unten Nr. 120] nicht Ausnahmen enthalten, das erforderliche Stempelmaterial zu verwenden. Ist die Stempelpflichtigkeit eines Schriftstücks von gewiffen dem Aussteller nicht bekannten Voraus­ setzungen abhängig, wie z. B. bei den in vormundschaftlichen Angelegenheiten erforderlichen Aus­ zügen aus dm Civilstands-Registem, welche nach §. 2 Nr. 4 des Gesetzes vom 5. März 1868 (Ges.Samml. S. 185) [f. im folg. Abschnitt B. Anm. 3. b] unter der Voraussetzung stempelfrei bleiben, daß die Bevormundeten aus den eigenen Einkünften unterhalten werden müssen und diese nach Abzug der Verpflegungs- und Erziehungskosten keinen Ueberschuß gewähren, so ist die Entscheidung über die Stempelpflichtigkeit der fraglichen Urkunden der Gerichtsbehörde zu überlaffen. Diese hat, falls Stempelbefreiung nicht eintritt, weil entweder die bezeichnete Voraussetzung nicht zutrifft oder von bett Auszügen aus den Civilstands-Registem nach Anordnung der Vormundschaft auch noch zum Zwecke einer unter Konkurrenz mit nicht bevormundeten Personen stattfindenden Nachlaßregulimng Gebrauch gemacht wird, die auf denselben lastende Stempel-Abgabe in gleicher Weise wie die Gerichtskosten zu erheben. Ebenso ist gemäß §. 18. B der Verordnung vom 30. Aug. 1867 [f. obm sub IV Anm. 12] in den Fällen zu verfahren, wo Vollmachten, letztwillige Verordnungen oder außergerichtliche Inventarien, falls letztere zum Gebrauche bei gerichtlichen Verhandlungen über stempelpflichttge Objekte dienen, ohne den vorgeschriebenen Stempel eingereicht werden. Die Gerichtskosten-Gesetze beziehen sich nur auf die bei den Gerichten zu bearbeitendm Rechts angelegenheiten. Die Bestimmungen des §. 3 der Verordnung v. 30. August 1867 [f. oben sub IV Anm. 12] fittben daher keine Anwendung auf die dem Gerichtskosten-Tarif nicht unter-

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liegenden Zustizverwaltungs-Angelegenheitm, z. B. Anstellungs-, Urlaubs-, Kaffeuverwaltungssachen. Zu den in solchen Angelegenheiten eingereichten stempelpflichtigen Schriftstücken, Gesuchen, Quit­ tungen u. s. w. muß von den Ausstellern der gesetzlich erforderliche Stempel in Natur verwendet werden; die Justizbehörden aber haben die Stempelbeträge, welche auf dm von ihnm in solchm Angelegenheitm aufgenommenen Verhandlungen oder ertheiltm Ausfertigungen (Bestallungm, Bescheidm u. s. w.) lasten, lediglich als Gerichtskostm zu verrechnen. Die in §. 3 der Verordnung vom 30 August 1867 angezogenen Naffauischen und Kurhessischen Stempelgesetze sind inzwischm durch das Gesetz vom 5. März 1868 (Gesetz-Samml. S. 185) [f. im folg. Abschnitt B. Anm. 3. b] aufgehoben, beziehungsweise ersetzt worden. Auf dm von dm Gerichtsbehörden zu ertheilenden Ausfertigungm muß der zum Ansatz gekommme und als Gerichtskostm verrechnete Betrag des Stempels jedesmal vermerkt werden. Mt einem gleichm Vermerke sind die zu den Aktm eingereichten außergerichtlichen Schriftstücke zu versehm, in Bezug auf welche die Hebung der Stempel-Abgabe bei Berechnung der Gerichtskostm wahrgenommen wordm ist. Die von dm Stempelfiskalm auszuübende Beaufsichtigung des Stempelansatzes beschränkt sich bei den GerichtSbehördm auf die Prüfung, ob in den Akten Urkunden vorhanden sind, für welche, wiewohl sie dm Bestimmungen der Gerichtskosten-Gesetze nicht unterliegen, der tarifmäßig erforder­ liche Stempel weder zur Verwendung gekommen, noch bei der Berechnung der Gerichtskostm zur Hebung gebracht wordm ist. Dagegen muß der Departements-Rechnungs-Revisor bei den von ihm vorzunehmenden Revisionen des Gerichtskostenansatzes svergl. S. 373 Anm 8] die bei dm Gerichtm aufgenommmen Verhandlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit einer Revision unterwerfen. Derselbe hat hierüber abgesonderte Revistonsverhandlungen in ähnlicher Weise, wie solche von dm Stempel­ fiskalen bei Gelegenheit ihrer Revisionm aufzunehmen sind, an das Appellationsgericht einzureichm, welches die Erinnerungm prüft und über dieselben entscheidet. Die im Laufe deS ZahreS aufgenommenm Revisionsverhandlungen werden im Original dem Provinzial-Steuerdirektor zur Kenntnißnahme und mit dem Ersuchen um Rückgabe mitgetheilt. — Dergl. im folg. Abschnitt B Anm. 10. a snb 2 nebst Nr. 13 der Bestimmungen des FM. vom 22. Mai 1868, und Anm. 11. Zu §. 21. 30. Wmn der Betrag der in einer am 1. September 1867 noch nicht bemdigtm RechtSangelegmheit oder Instanz bis dahin entrichtetm Kosten oder Stempel aus dm Akten nicht voll­ ständig ersichtlich ist, so haben die Parteien denselben nachzuweisen. Ob im einzelnen Falle von diesem Nachweise abzusehen sei, bleibt dem Ermessen des Gerichts vorbehalten. Uebersteigt das bereits Entrichtete die nach den gegenwärtigen Bestimmungen zu erhebmdm Gerichtskostm, so findet eine Erhebung der letzteren nicht Statt. In Bezug auf den Kostenansatz in den vor dem 1. September 1867 eingeleiteten Bormund­ schaftssachen ist Folgendes zu beachtm: re. Zum Tarif. Zu §. 11 (Art. IV des Ges. v. 7. März 1870). 47. rc. Der für die richterliche Genehmigung des Zuschlags bestimmte Kostensatz ist eine Ge­ bühr für die Verbriefung des Kaufgeschäfts. Insoweit daher nach den herkömmlich bei dem Ver­ kaufe zu stellenden Bedingungen die Steigerer früher die Expeditionsgebühr für die Ausfertigung des Steigbriefs unter Hinzutritt der Konfirmationstaxe zu übemehmen hatten, werden dieselben gegmwärtig die nach Artikel VI Nr. 2. D des Gesetzes vom 7. März 1870 zu entrichtenden Kosten für die Genehmigung des Zuschlags unter Hinzurechnung des Werthstempels zu übemehmen habm [f. obm sub IV Anm. 13] rc. 48. rc. Der Werthstempel (Position 1 des Stempeltarifs vom 19. Juli 1867) wird lediglich nach dm in der Verordnung von demselben Tage (Ges.-Samml. S. 1191) [f. im folg. Abschnitt B

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Anm. 1. a] aufgestellten Regeln berechnet; die für die Berechnung der Gerichtskosten geltenden Grundsätze, insonderheit die Bestimmungen in Art. VI Ziffer 1. E und F, sind dabei nicht maß­ gebend. Bei der Versteigerung mehrerer Parzellen kommt daher für jeden einzelnen Käufer der Werthstempel nach der Summe der in einem und demselben richterlichen Bescheide genehmigten Meistgebote desselben aus die mehreren ihm zugesprochenen Parzellen in Ansatz. Zu §§. 16 bis 21, Art. 16 Nr. 1 und 2 des Ges. v. 9. Mai 1854 und Art. IX des Ges. v. 7. März 1870. 58. Die in §§. 16 ff. bestimmten Kostensätze werden für die gerichtliche Protokollirung der dort bezeichneten Rechtsgeschäfte erhoben. Dieselben bleiben also überall da ausgeschlossen, wo die Protokollirung eines Vertrags rc. durch eine zur Vornahme eines solchen Geschäfts berechtigte Gemeindebehörde (Bürgermeister, Ortsgerichtl geschehen ist. Die gedachten Kostensätze enthalten zugleich die Gebühr für die Ausfertigung und Bestätigung der gerichtlich protokollirten Geschäfte. Die Kosten für die Ausfertigung und Beurkundung der von den Gemeindebehörden errichteten Verträge u. s. w., welche auf die Führung der Stockbücher u. s. w. Bezug haben, werden durch die in Art. XII des Gesetzes vom 7. März 1870 bezeichneten Kostensätze mit abgegolten. Da indeß in den vormals Großherzoglich Hessischen Landestheilen und dem früheren Land­ gräflichen Amte Homburg den Gerichtsbehörden Verträge zur Bestätigung vorgelegt werden, welche bei den letzteren nicht protokollirt worden sind, und auch bei den über das Grundeigenthum zu führenden öffentlichen Büchern nicht zur Eintragung gelangen, so ist für die in solchen Fällen zu ertheilende Bestätigung und Ausfertigung der Verträge in Art. IX des Gesetzes vom 7. März 1870 ein besonderer Kostensatz bestimmt morden. Demselben unterliegen unter der bezeichneten Voraussetzung namentlich die von den Ortsgerichten in den vormals Grobherzoglich Hessischen Landestheilen aufgenommenen Ehepakten und die Verträge über Theilungen von Nachlaffenschaften unter Großjährigen, welche von den Betheiligten selbst abgefaßt worden sind. 59. Der Tarif unterscheidet hauptsächlich nur einseitige und zwei- oder mehrseitige Verträge oder Geschäfte. Der §. 16 bestimmt aber auch einen allgemeinen Satz für solche Geschäfte frei­ williger Gerichtsbarkeit, welche zwar nicht die Natur einer einseitigen Erklärung oder eines zwei­ seitigen Vertrages haben, aber unter andere Bestimmungen des zweiten Abschnitts nicht subsumirt werden können. Dahin gehören z. B. Taxationen und Inventarisationen, insofern solche nicht als Bestandtheile anderer Nechtsangelegenheiten (z. B. Konkursprozesse, Vormundschaften, Nachlaßregulirungen), für welche besondere Kostensätze zur Anwendung kommen, zu betrachten sind, Volljährigkeitserklärungen in den Fällen, wo eine aufsehende oder verwaltende Vormundschaft nicht geführt wird, ferner Wechselproteste, Ausfertigungen und Atteste, deren Ertheilung nicht nothwendig erfolgen mußte, oder welche nachträglich auf Grund solcher Akte ertheilt werden, in denen Stempel­ taxen oder Gebühren nach den bis zum 1. September 1867 geltenden Vorschriften erhoben worden sind, die generelle Vereidigung von Sachverständigen, vorausgesetzt, daß dieselbe nicht von Amts­ wegen zur Erleichterung des Geschäftsbetriebes veranlaßt wird und deshalb nach §. 3 des Gesetzes vom 10. Mai 1851 kostenfrei bleibt. Für die gerichtlichen Bescheinigungen bei der Eheschließung werden alsdann weder Kosten noch Stempel in Ansatz gebracht, wenn es sich dabei um Einleitung oder Führung einer aufsehenden Vor­ mundschaft handelt. Für Atteste, welche bei der Ausfertigung von Verträgen und in Verbindung damit ertheilt werden, sind besondere Kosten nach §. 16 des Tarifs nur dann in Ansatz zu bringen, wenn dieselben sich auf anderweitige, bei dem Gerichte stattgefundene Verhandlungen gründen. 63. Für die bei Gelegenheit einer gerichtlichen Erbtheilung vorkommenden Verträge, welche von Th eiln eh me rn an der Erbschaft über die zu der letzteren gehörigen Gegenstände geschloffen

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PV. Vormalige» -erzogt-. Nassau u. die vorm. Vroßhgl. Hessischen Sebiettthelle e$cL Metsenhei«. — *mn. 14.] werden, kommen keine besonderen Kosten zum Ansatz.

Werden dagegen dergleichen Verträge außer­

halb eines gerichtlichen Erbtheilungsverfahrens besonders errichtet, so sind die Kosten dafür nach §§. 16 ff. des Tarifs zu erheben. 67.

Zu §. 24. Unter den in Nr. 1 bezeichneten Werth- und bezw. Ausfertigungsstempeln werden nicht

allein die nach Prozenten berechneten Werthstempel im engeren Sinne, und die nach festen Sätzen für einzelne Dispositionen Bestimmten Stempel sFixstempel, welche z. B. in Sätzen von 2 Thlrn. zu Testamenten, Eheverträgen u. s. w. zu verwenden sind) verstanden, sondern auch diejenigen Stempel, welche nach §. 10 der Verordnung vom 19. Zuli 1867 (s. im folg. Abschnitt B. 1. a) zu Neben - Exemplaren und beglaubigten Abschriften, sofern letztere nicht zum Zwecke der Vervoll­ ständigung der Akten oder Stockbuchsanlagen angefertigt werden, sowie im Minimalbetrage von 15 Sgr. bei der gerichtlichen Aufnahme oder Anerkennung von Urkunden nach Maßgabe deS Stempeltarifs (sub voce Protokolle, Atteste, Ausfertigungen) und selbst in dm Fällen in Ansatz zu bringen sind, wo eine Ausfertigung nicht ertheilt wird. Zu dem Protokolle über eine von dem Testator verschlossen überreichte letztwillige Disposition wird der tarifmäßige Stempel von 15 Sgr. berechnet. Dagegen kommen Stempel für gerichtliche Verfügungen, welche die Vorbereitung der auf­ zunehmenden Rechtsgeschäfte oder die nachträgliche Ergänzung eines solchen bezwecken, nicht in Ansatz, und zwar auch dann nicht, wenn für solche Verfügungen, wie z. B. nach Art. XI des Gesetzes v. 7. März 1870 ein besonderer Kostensatz eintritt. Uebrigens sind die Bestimmungm §. 10 Nr. 4 des Gesetzes vom 10. Mai 1851 und §. 3 der Verordnung vom 30. August 1867 und die dazu oben gegebenen Anweisungen zu beachten. Zu §§. 25 bis 32 (Art. XII des Ges. v. 7. März 1870). 73.

Da nach der Bestimmung unter H durch die Kostensätze des Art. XII auch die

Aus­

fertigungsstempel gedeckt sind (s. oben sub IV Anm. 13) und die nach den Vorschriften der Znstruktion vom 31. Mai 1854 (vergl. §§. 22 und 41) den gerichtlichen Urkunden in Stockbuchssachm beizufügendm beglaubigten Abschriften der von Gemeindebehörden aufgenommenen Akte und Attestate einen wesentlichen Bestandtheil der Ausfertigung der gerichtlichen Urkunde bilden, so fällt auch der Ansatz eines besonderen Stempels für diese beglaubigten Abschriften weg. Zu §. 63 (§. 18 der Verordnung vom 30. August 1867). 110.

Bei der Anwendung dieser Bestimmung (s. oben sub III Anm. 8) ist zu unterscheiden,

ob die Ertheilung von Abschriften durch die Sache selbst bedingt und deshalb ohne Antrag nothwmdig war, oder ob nach Lage der Sache zu der Ertheilung keine Veranlassung vorlag, und dieselbe lediglich als eine Folge des Antrags der Znteresienten zu betrachten ist. Nur in dem letzteren Falle kommen die hier bestimmten Gebühren zum Ansätze. Die gedachte Gebühr wird daher nicht erhobm für die Anfertigung von beglaubigten Abschriften, welche bei Rückgabe der Originalien oder deren Aushändigung an die Interessenten bei den Akten zurückbehalten werden. Zn den Fällen, wo hiernach der im §. 18.A der Verordnung vom 30. August 1867 für beglaubigte Abschriften bestimmte Kostensatz zu erheben ist, tritt eine Ermäßigung desselben auch dann nicht ein, wenn die Abschrift von der Partei selbst angefertigt und zur Beglaubigung vor­ gelegt wird. Diese Sätze sind auch für Ertheilung von Duplikaten solcher Atteste und Ausfertigungen zu erheben, für die bereits Kosten, sei es nach dem neuen Tarif oder sei es nach den älteren Taxen, zur Erhebung gekommen sind (vergl. Nr. 59 dieser Instruktion) [f. o&en]. 111.

Die Bestimmung, daß bei Ertheilung beglaubigter Abschriften und Ausfertigungen

stempelpflichtiger Dokumente auch der Betrag des tarifmäßigen Stempels zu erheben ist, bezieht sich nur auf diejenigen Fälle, auf welche der im §. 18. A bestimmte Kostensatz Anwendung findet.

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Die Stempelpflichtigkeit einer Urkunde bestimmt sich ausschließlich nach den Bestimmungen der Stempelgesetze, und zwar lediglich nach denen, welche zur Zeit der Fertigung der Abschrift gelten. Wenn die im §. 18. B der Verordnung vom 30. August 1867 gedachten stempelpflichtigen Akte innerhalb 14 Tagen nach ihrer Errichtung bei den Gerichten eingehen, ist die Festsetzung einer Stempelstrafe ausgeschlossen. Zu den bei Gericht eingehenden Attesten, insbesondere aus den Civilstands - Registern, ist der Stempel in natura zu verwenden, sofern nicht die Vorschriften in Art. XV des Gesetzes vom 7. März 1870 (s. oben sub IV Anm. 13) und Nr. 30 dieser Instruktion in Anwendung kommen. Zu §. 66 (§. 19 der Verordnung vom 30. August 1867). 114. Die Kosten für die den Bürgermeistern oder Ortsgerichten aufgetragenen Versteigerungen von Mobilien werden nach den, den letzteren ertheilten Instruktionen, die Hebegebühren nach Art. XV des Gesetzes vom 7. März 1870 berechnet. Wird dagegen eine solche Versteigerung durch einen gerichtlichen Beamten (einen Richter, Sekretair oder Gerichtsvollzieher) bewirkt, so sind die dafür nach der Gebührentaxe vom 21. Juni 1845 (s. S. 181 Anm. 13) zu berechnenden Sätze als Gerichtslosten zu erheben, bei deren Anwendung Folgendes zu beachten ist: a.—c. rc. f. Zu dem Steigerungsprotokolle ist ein Werthstempel nicht zu verwenden, wenn die zu erhebenden Prozentgelder (Nr. 1 a. a. O.) zur Staatskaffe fließen. 120. Zur Erläuterung und Ausführung der beiden letzten Absätze des Artikel XV des Gesetzes vom 7. März 1870 (s. dieselben oben sub IV Anm. 13) ergeht besondere Verfügung, auf welche hiermit verwiesen wird (s. die folgende Anm. 14. a).

14.a. Allgemeine Verfügung des IM. und des FM. v. 13. Sept. 1870 an sämmtliche Gerichtsbehörden im Bezirk des Appellationsgerichts zu Wiesbaden und an das Amts­ gericht in Vöhl, betreffend die Erhebung der Stempelsteuer für die von den Feld- und Ortsgerichten zu ertheilenden Auszüge, Ausfertigungen und Atteste, sowie für die von den Bürgermeistern, beziehungsweise den Vorstehern der Ortsgerichte vorzunehmenden Rechtsgeschäfte im Bezirk des Appellationsgerichts zu Wiesbaden (JMB. S. 274, Amtsblatt der Reg. zu Wiesbaden für 1870 S. 537 und wiederholt S. 585): Zum Zwecke der Ausführung der Bestimmungen in Artikel XV des Gesetzes vom 7. März d. I., die Gerichtskosten im Bezirk des Appellationsgerichts zu Wiesbaden betreffend (Ges.-Sammt. S. 193) [f. oben sub IV Anm. 13], und zur Beseitigung der Schwierigkeiten, welche sich bei der Vollziehung der Verordnung vom 19. Juli 1867 (Ges.-Sammt. S. 1191) [f. im folg. Abschnitt B Anm. l.a] und des Gesetzes vom 5. März 1868 (Ges.-Sammt. S. 185) (s. a. a. O. Anm. 3.b] in Verbindung mit §. 20 der Verordnung vom 30. August 1867 (Ges.-S. S. 1399) ss. oben sub IV Anm. 8] in Bezug auf die Erhebung der Stempelsteuer ergeben haben, werden hierdurch in Erledi­ gung des Vorbehalts in Nr. 120 der Instruktion vom 1. August d. I. (Beilage zu Stück 33 des Just.-Minist.-Bl.) [f. am Schluffe der vorigen Anm.) nachstehende Anordnungen getroffen. L Diejenigen Auszüge, Ausfertigungen und Atteste der Feld- oder Ortsgerichte, welche nach allgemeinen Vorschriften zum Zwecke der Vornahme eines dem Gerichtskosten-Tarif unterworfenen Geschäfts beigebracht werden muffen, insbesondere: 1. Auszüge aus den öffentlichen Büchern, namentlich den Duplikat-Stockbüchern, welche nebst den vorgeschriebenen Bescheinigungen von den Feldgerichten in den vormals Nassauischen Landestheilen, 2. Grundbuchs- und Hypothekenbuchs-Auszüge, Schätzungen, Frage beantwortungen und Aus­ züge aus der Faustpfandtabelle, welche von den Ortsgerichten in den vormals Großherzoglich Hessischen Landestheilen,

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3. die Schätzungen und Fragebeantwortungm, welche von den Ortsgerichten in dem vormals Landgräflichen Amte Homburg nach den Gesetzen oder Ausführungsvorschriften auszustellen sind, um die Vollziehung eines gerichtlichen Geschäfts der oben bezeichneten Art zu erwirken, sollen unter bestimmter Bezeichnung dieses Zwecks auf dem betreffenden Schrift­ stücke selbst, ohne Verwendung von Stempelmaterial, ertheilt werden, und zwar ohne Unterschied, ob die Ausstellung auf Anordnung des Gerichts, auf Erfordem eines Gerichtsvollziehers (Exekutors) oder auf Anstehen und zu Händen einer Privatperson erfolgt. Die für solche Schriftstücke erforder­ lichen Stempelbeträge werden mit den Gerichtskosten für das gerichtliche Geschäft, zu dessen Vor­ nahme dieselben ertheilt wurden, eingezogen und auf die nach dem Gerichtskosten-Tarif anzu­ setzenden Kosten dergestalt angerechnet, daß nur der überschießende Betrag der letzteren zu erhebm ist. Unterbleibt die Vollziehung des gerichtlichen Geschäfts, so hat bad Gericht, welchem das Schrift­ stück überreicht worden ist, den zu demselben erforderlichen Stempelbetrag als Gerichtsgebühr ein­ zuziehen und zu verrechnen. Die in dieser Weise erfolgte Versteuerung ist auf dem betreffenden Schriftstücke zu vermerken, ehe dasselbe von dem Gericht wieder ausgehändigt wird. Auf dergleichen Auszüge, Atteste u. s. w., welche von den Feld- oder Ortsgerichten ohne die vorgeschriebene Angabe des Zwecks auf denselben etwa stempelfrei ertheilt sind, finden die vorstehenden Bestimmungen keine Anwendung; es bewendet rücksichtlich ihrer vielmehr lediglich bei den bestehenden allgemeinen Vorschriften wegen der Verpflichtung zur Stempelverwendung und wegen der Stempelstrafen gegen die Aussteller, Produzenten u. s. w. Wird ein nach obigen Bestimmungen unter Angabe deS Zwecks stempelfrei ertheiltes Schrift­ stück, bevor dasselbe dem Gericht überreicht ist, in einer stempelpflichtigen Angelegenheit gebraucht, ohne daß zuvor der tarifmäßige Stempel (durch vorschriftsmäßige Kassirung von Stempel­ papier oder Stempelmarken) dazu verwendet ist, so tritt neben der Verpflichtung zur Nachbringung des fehlenden Stempels die gesetzliche Stempelstrafe ein, und findet die Anrechnung auf die nach dem Gerichtskosten-Tarif anzusetzenden Kosten nicht Statt. In Betreff aller anderen feld- oder ortsgerichtlichen Auszüge, Ausfertigungen und Atteste, ins­ besondere auch derjenigen, welche zu den von dm Bürgermeistern (OrtSgerichtm) aufzunehmenden Kauf- und Taulchnotuln u. s. w. erforderlich sind, bewmdet es bei den stempelgesetzlichm Vorschriften. II. Die Bürgermeister in dm vormals Naflauischm Landestheilen und die Vorsteher der Ortsgerichte in den vormals Großherzoglich Hessischen Landestheilen haben in Bezug auf solche von ihnm vorgenommenm Akte, welche bestimmungsmäßig durch sie unmittelbar der Ge­ richtsbehörde übergebm werdm müssen, und innerhalb der für die Stempelverwendung vorgeschriebenen Frist (§. 5 der Verordnung, Nr. 8 des Tarifs vom 19. Juli 1867 (s. im folg. Abschnitt B. Anm. 1.a) der Gerichtsbehörde wirklich übergeben werden, von dem Verbrauch des Stempelmaterials Abstand zu nehmen und die Erhebung der Stempelabgabe dm Ge­ richten zu überlassen, welche dieselbe auch in diesen Fällen als Gerichtsgebühr zu behandeln haben. Zu diesen Akten gehören insbesondere: A. in den vormals Nassauischen Landestheilen.' 1) die Kauf- und Tauschnotuln über Liegenschaftm, welche von dem Bürgermeister binnm drei Tagen an das Amtsgericht einzusenden sind (§. 18 der Instruktion vom 31. Mai 1854, Nassauisches Verordnungsblatt S. 82); 2) die Protokolle über die dem Bürgermeister vom Gericht aufgetragenen Versteigerungen oder Verpachtungen und die genehmigten freiwilligm Versteigerungm von JmmobUim, welche dm Gerichtm zum Zwecke der Beurkundung überreicht werdm (vergl. §. 24 a. a. O., Nassauisches Verordnungsblatt S. 85);

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3) die in Nothfällen von dem Bürgermeister aufgenommenen letztwilligen Verfügungen, welche von demselben persönlich binnen zweimal 24 Stunden dem Amtsgericht übergeben werden müssen (§. 23 des Nassauischen Gesetzes vom 26. Juli 1854, Verordnungsblatt S. 172, und §§.3 bis 5 der Instruktion vom 2. Januar 1863, Verordnungsblatt S. 25); B. in den vormals Grobherzoglich Hessischen Landestheilen: 1) die von dem Ortsvorsteher protokollirten Verträge, welche der richterlichen Bestätigung bedürfen und deshalb unmittelbar an das Gericht eingereicht werden müssen (Artikel 11 des Gesetzes vom 16. Okt. 1852, Regierungsblatt S. 452, §§. 18 bis 21 und 24 der In­ struktion vom 26. Oktober 1852, Regierungsblatt S. 473); namentlich Verträge über Veräußerung unbeweglicher Sachen, die Notuln über Schenkungs-, Kauf- und TauschVerträge, ferner Uebergabeverträge, Gütertheilungen, Eheverträge, sowie die Protokolle über die auf Antrag der Betheiligten vorgenommenen freiwilligen, ganz oder theilweise genehmigten Versteigerungen unbeweglicher Sachen; 2) Verhandlungen über solche Geschäfte, welche von den Ortsbehörden im besonderen Aufträge des Gerichts vorgenommen werden und von dem Ortsgerichtsvorsteher an dasselbe unmittelbar einzureichen sind, z. B. freiwillige Versteigerungen von unbeweg­ lichen oder beweglichen Sachen, Verpachtungen (§. 24 der Instruktion vom 26. Oktober 1852) und Zwangsversteigerungen von Immobilien (§. 44 des Nassauischen Gesetzes vom 16. Juli 1851, Verordnungsblatt S. 139). III. Dagegen sind die Ortsbehörden und Gemeindebeamten verpflichtet, bei Vermeidung der im §. 16 der Verordnung vom 19. Juli 1867 bezeichneten Strafen (s. int folg. Abschnitt B. Anm. l.a) das erforderliche Stempelmaterial zu allen stempelpflichtigen Verhandlungen zu verwenden, bei denen die unter Nr. I und 11 bezeichneten Voraussetzungen nicht vorhanden sind. Eine Verwendung von Stempelmaterial muß demgemäß namentlich erfolgen: bei Mahnungen, Kündigungen, Protestationen, überhaupt allen einseitigen Willenserklärungen über Privatrechts­ verhältnisse, welche die Bürgermeister in den vormals Nassauischen Landestheilen zum Zwecke der Bekanntmachung an Einwohner der Gemeinde zu beurkunden befugt sind (§. 6 der Instruktion vom 2. Januar 1863, Nassauisches Verordnungsblatt S. 27); ferner bei Anzeigen über Mängel an verkauftem oder vertauschtem Vieh zur Wahrung der Wandelungsklage, bei den dem Veräußerer des Viehes zu behändigenden beglaubigten Abschriften dieser Anzeigen und der mit dem Original dem Antragsteller zuzustellenden Bescheinigungen über die Mittheilung der Abschrift an den Ver­ äußerer (§. 13 der Instruktion vom 2. Januar 1863 S. 31); desgleichen bei der Beglaubigung von Unterschriften, bei freiwilligen Versteigerungen von Immobilien, welche die Genehmigung des Versteigerers nicht erhalten, sowie bei solchen von der Ortsbehörde ans Antrag der Betheiligten aufgenommenen Urkunden über einen von denselben geschlossenen Vertrag, deren Einsendung an das Gericht deshalb unterbleibt, weil die Betheiligten den Vertrag demnächst wieder aufgehoben haben. IV. Desgleichen verfallen die Bürgermeister in den vormals Nassauischen Landesthetlen und die Vorsteher der Ortsgerichte in den vormals Großherzoglich Hessischen Landestheilen der Bestra­ fung nach §. 16 der Verordnung vom 19. Juli 1867, wenn sie die unter Nr. II bezeichneten stempelpflichtigen Verhandlungen erst nach Ablauf der für die Stempelverwendung gesetzlich vor­ geschriebenen Frist der Gerichtsbehörde übergeben. 14. b. Bekanntmachung des Appellationsgerichts zu Wiesbaden v. 19. Nov. 1870 (Amtsblatt der Reg. zu Wiesbaden S. 539 u. wiederholt S. 587): Die vorstehende gemeinschaftliche Verfügung der Herren Minister der Justiz und der Finanzen vom 13. Sept. 1870 (JMB. S. 274) [f. die vorige Anm. 14. a] wird hiermit zur Kenntniß der betreffenden Ortsbehörden gebracht und erläutern!) Folgendes dazu bemerkt: I. Sowohl in den unter I als in den unter II der Ministerial-Verfügung genannten Fällen

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Landestheilen.

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[IV. Vormalige» Herzogth. Nassau u. die vorm. Sroßhgl. Hessischen Gebiettthetle exel. Meisenheim. — Ämn. 14.b.] tritt Stempelverwendung durch die Ortsbehörde nicht ein. Die Geschäfte unter I unterscheiden sich in dieser Beziehung von denjenigen unter II darin, daß bei I der Stempelbetrag vom Gerichte mit den Gerichtskosten eingezogen und auf die Gerichtskosten angerechnet wird, so daß nur der überschießende Betrag der Letzterm zu erheben ist, während bei II diese Anrechnung nicht statt­ findet, sondern der volle Stempelbetrag neben den Gerichtskosten vom Gerichte eingezogen wird. Wenn daher die Voraussetzungen unter II vorhanden sind, so ist von den Ortsbehörden auch zu Auszügen aus öffentlichen Büchern, Ausfertigungen und Attesten Stempel nicht zu verwenden' mögen dieselben unter die Bestimmung I fallen oder nicht. Das Gericht aber hat stets zu er­ wägen, ob bezüglich des Stempels nach 1 oder nach II zu verfahren fei Demgemäß ist außer den in I und II namhaft gemachten Fällen Stempel von den Ortsbehörden nicht zu verwenden z. B. zu den Stockbuchsauszügen und feldgerichtlichen Bescheinigungen (Attestaten), welche zu den von den Bürgermeistern aufgenommenen Kauf- und Tauschnotuln gehören (§. 18 der Nass. Znstr. vom 31. Mai 1854), zu den Stockbuchsauszügen und feldgerichtltchen Bescheinigungen, welche zu einem bei dem Amtsgerichte aufzunehmenden Vertrage über Liegenschaften (z. B. Kauf-, Tausch-, Schenkungs-, Verpflegungs-Uebergabevertrag, Bestellung einer Servitut §§. 19, 20, 26, 27, 28, 39 das.) — oder welche zu einer vom Amtsgerichte aufzunehmenden Schuld- und Pfandverschreibung (§. 40 das.) — zu einem vom Amtsgerichte aufzu­ nehmenden Jnventare ober Theilungsvertrage, — zu einer bei dem Amtsgerichte zu erwir­ kenden freiwilligen Versteigerung von Immobilien, sei es, daß dieselbe von dem Amtsgerichte oder dem Bürgermeister abgehalten wird, — zum Zwecke des Vollzugs einer vom Gerichte im Zwangsverfahren verfügten Pfändung (§. 23 das.) — oder zum Zwecke der Ueberschreibung von Immobilien im Stockbuche in Erbfällen (§§. 30-31 das.) ausgestellt werden, — zu den von den Bürgermeistern nach gesetzlicher Vorschrift von Amtswegen aufzunehmen­ den und bei Gericht einzureichenden Siegelungs-Protokollen in NachlaflenschastSfällen (§. 17 der Znstr. vom 2. Januar 1863) und zu den bei dem Amtsgerichte einzureichenden Be­ scheinigungen des Feldgerichts über die geschehene Einttagung der Cession einer Hypothek (§. 52 der Jnstr. vom 31. Mai 1854), oder der geschehenen Löschung eines EinttagS im Hypothekenbuch (§§.53, 54 das.), oder über die Cession oder Löschung eines Eigenthums­ vorbehalts im Stockbuche (§. 57 das.). Wohl aber ist der gesetzliche Stempel von den Ortsbehörden noch außer den in III genannten Fällen zu verwenden, z. B. bei Stockbuchsauszügen und feldgerichtlichen Bescheinigungen, welche von Privaten zum Zwecke der Führung eines Rechtsstreits, oder zum Zwecke der Aufsuchung eines Darleihers (§. 45 der Jnstr. vom 31. Mai 1854) erwirkt werden. 2. Dasselbe, was oben von den feldgerichtlichen Bescheinigungen und Stockbuchsauszügen und von den Siegelungsprotokollen der Bürgermeister bezüglich der vormals Naffauischen Landestheile gesagt ist, gilt auch von den Fragebeantwortungen, Grundbuchsauszügen, Schätzungen und sonstigen Bescheinigungen, sowie von den Siegelungsprotokollen in den vormals Großherzoglich Hessischen und Landgräflich Homburgischen Theilen unseres Bezirks unter den gleichen gesetzlichen Voraussetzungen. 3. Es ist von den betreffenden Ortsbehörden genau darauf zu achten: a. daß von ihnen überall, wo der Zweck des Aktenstücks nicht deutlich und vollständig aus dem Inhalte des Letzteren selbst erhellt, derselbe besonders ausgedrückt wird, was am Besten auf der ersten Seite links oben geschieht; b. daß alle stempelpflichtigen Verhandlungen ohne Verzug an ihren Bestimmungsort gelangen und insbesondere die unter II bezeichneten Akte innerhalb der für die Stempelverwendung bei Strafe vorgeschriebenen Frist von ihnen nicht blos an die betreffende Gerichtsbehörde Ho,er u. Gaupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. ÄufL 45

706

A. Gerichtliches Stempelwesen in dm neuen Landestheilen.

[TV. Bortnollflrt H«»ogth. Nasiau u. die vorm. Sroßhgl. Hessischen GebietttheUe e$cL Metsenheim. — Am». 14.b.]

abgesmdet werdm, sondern auch wirklich in derm Hände kommm. Jene Frist beträgt nach §. 5 der Stempelverordnung vom 19. Juli 1867 (s. im folg. Abschnitt B Sinnt, l.a) 14 Tage vom Tage der Ausfertigung an, und berechnet sich in den Fällm, in welchm noch weitere Erklärungen oder Bescheinigungm bei den Ortsbehörden zur Vollendung des Geschäfts bei­ zubringen sind, von dem Tage an, an welchem hiernach dasielbe zur Vorlage bei Gericht reif ist, also z. B. wenn eine Frist zur Genehmigung einer freiwilligm Versteigerung durch die Interessenten vorbehalten ist, von dem Tage der Ertheilung dieser Gmehmigung, — oder in den vormals Großherzoglich Hessischen Landestheilen bei Kaufnotuln, vom Tage des Eingangs der letzten zur gerichtlichm Bestätigung erforderlichen Bescheinigungm (§. 18 der Instr. vom 26. Oktober 1852, Regierungsblatt S. 468). Bei Protokollen über Versteigerung beweglicher Sachen beträgt jene Frist nach Ziffer 8 des Stempeltarifs nur 3 Tage. 4. Im Allgemeinen wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß die Stempelverwmdung stets in allen Fällen unterbleibt, welche nach §§. 3, 4 der Stempelverordnung vom 19. Juli 1867 (f. im folg. Abschnitt B Anm. l.a) und nach §. 2 deS Gesetzes vom 5. März 1868 (f. a. a. O. Anm. 3.b) von der Stempelsteuer überhaupt befreit sind, nammtlich aber nach §. 3 Satz a der Stempelver­ ordnung vom 19. Juli 1867 bei allen Verhandlungen über Gegmstände, deren Werth nach Geld geschätzt werden kann, wenn dieser Werth 50Thaler Silbergeld nicht erreicht. 15. Bekanntmachung des Appellationsgerichts zu Wiesbaden, Betreffenb die Stempelpflichtigkeit der Beglaubigung von Unterschriften und die Stempelfreiheit von Privat-Ouittungen über Hypothekenforderungen, v. 4. März 1871 (Amtsblatt der Reg. zu Wiesbadm S. 116): I. Nach einer Entscheidung der Herren Minister der Justiz und der Finanzm unterliegen Beglaubigungen von Unterschriften Seitms der Bürgermeister in den durch §. 3 der Verordnung vom 19. Juli 1867 und §. 2 des Gesetzes vom 5. März 1868 nicht ausgeschloffenen Fällm (s. im folg. Abschnitt B. l.a und 3. b) regelmäßig dem Stempel von 15 Sgr. nach pos. 61 des Tarifs (vergl. auch die Allg. Verfügung vom 13. September 1870 Nr. III Absatz 2) [f. oben' sub IV Anm. 14. a]. Den Gerichten und Bürgermeistern unseres Bezirks wird diese Bestimmung wiederholt in Er­ innerung gebracht und namentlich bemerkt, daß auch die Beglaubigungm der Unterschriften von Anträgen Behufs Löschung von Hypotheken und Eigmthumsvorbehaltm, mag dieser Antrag nach dem Formulare M zur Instruktion vom 31. Mai 1854 (S. 137 des B.-O.-Bl. Jahrgang 1854) gleichzeitig eine Quittung enthalten oder nicht (falls die zu löschende Schuldpost 50 Thaler oder mehr beträgt), ferner die Beglaubigungm der Unterschriften der bei Gesuchm um Gestattung einer freiwilligen Immobilien-Versteigerung beizubringenden Einwilligungen der Hypothekengläubiger (§. 17 Absatz 7 der Instruktion vom 31. Mai 1854, S. 81 des V.-O.-Bl.), wmn die Hypothek den Betrag von 50 Thalern erreicht, und die Beglaubigungen der Unterschrift der Erklärung des Ex­ trahenten einer freiwilligm Jmmobilim - Versteigerung: die Versteigerung genehmigen oder nicht genehmigen zu wollm, (wenn es sich um Grundstücke int Werthe von 50 Thalern und darüber handelt), stempelpflichtig sind. Zu den Beglaubigungs-Attesten ist der Stempel in natura zu verwenden. II. Privat-Ouittungen :c. (nicht mehr von Interesse, vergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 7). III. Sodann wird, unter Aufhebung unserer, S. 246 Nr. 809 Amtsblatt pro 1869 abge­ druckten Verfügung vom 9. August 1869 auf die Vorschrift Art. XV letzter Absatz des Gesetzes vom 7. März 1870 verwiesen (s. oben sub IV Anm. 13), wonach die zu den von dm Bürgermeistem und Ortsgerichtm aufzunehmenden Kauf- und Tausch-Notuln erforderlichen Auszüge und Attestate besonders stempelpflichtig sind. Die Amtsgerichte haben den tarifmäßigen Stempel als

A.

Gerichtlich«- Strmpelwrsen in

bei

neuen Lande-theile«.

707

[V. Bern. Bager. Enklave Äanllbotf n. vor«. Hesie«-Ho«b. Oberamt «eisen-ei«. — VL Frankfurt a. ft] Gericht-gebühr nachzuliquidiren, wenn Notul und Attestat innerhalb der gesetzllchen vierzehntägigen Frist beim Gericht eingeht (Allgemeine Verfügung vom 13. September 1870 sab 11) [f. oben sub IV Kirnt 14. a]. 16. Vergl. jetzt DGKG. v. 18. Zuni 1878 (RGB. S. 141) [f. in Abtheilung. I S. 14, 15 Kirnt 13] und Ges. v. 10. März 1879 (GS. S. 145) [f. in Abthlg. I S. 16 Anm. 14. a]. V. Bormal- Bayerische Enklave KaulSdorf und da- vormals Hessen-Homburgische Oberamt Meisenheim. 1. Bergl.: a. Verordnung, betr. die Einführung der Preußischen Gesetze und die Justiz­ verwaltung in der vormals Bayerischen Enklave KaulSdorf, vom 22. Mai 1867 (GS. S. 729); b. Verordnung, betreffend die Einführung der im Westrheinischen Theile de- Regierungsbezirks Eoblenz geltenden Gesetze, in betn vormals Hessen - Homburgischen Oberamte Meisenheim, vom 20. September 1867 (GS. S. 1534); in Beziehung auf diesen Landestheil vergl. übrigens auch die Verordnung, betreffend die Justizverwaltung und die Einführung der im Landgerichtsbezirk Eoblenz geltenden Gesetze, vom 13. Mai 1867 (GS. S. 700) und die Verordnung, betreffend die Einführung der Gesetze über Zölle und innere indirekte Steuern und Abgaben, vom 3. Juni 1867 (GS. S. 776). 2. Bergl. im Uebrigen jetzt DGKG. v. 18. Juni 1878 (RGB. S. 141) [f. in Abthlg. I S. 14, 15 Kirnt 13] und Ges. v. 10. März 1879 (GS. S. 145) [f. in Abthlg. I S. 16 Kirnt 14. a].

VL

Ehemals freie Stadt Frankfurt Sgr. für jedes Exemplar. Ist jedoch zu der stempelpflichtigen Verhandlung selbst nur ein geringerer Stempel nöthig gewesen, so bedarf es deffen auch nur zu den übrigen Exemplaren und beglaubigten Abschriften. Nicht beglaubigte Ab­ schriften der in dem anliegenden Tarife bezeichneten Verhandlungen und Auszüge aus denselben unterliegen keiner Stempelabgabe. fVgl. unten Anm. l.c ]

B. Die Stempelgesetze ic. in den neuen Lande-theilen. f Harmover, Hesien-Rasiau, vor«. Bayr. Gebiet-theile. — Ser. v. IS. Zuli 1867. — Xsm. Ls.] §. 11.

Auf allen beglaubigten Abschriften, Duplikaten und Ausfertigungen fiempelpstichtiger BerIhandlungen muß ausdrücklich der Betrag des Stempels bemerkt werden, welcher zu der Urschrift oder der ausgefertigten Verhandlung gebraucht, oder derselben kassirt beigefügt worden ist. §.

12.

Für den zu einem Vertrage oder einer Punktation zu verwendenden Stempel hastet jeder Aussteller oder Theilnehmer unter Vorbehalt seines Regresses gegen die Mtbetheiligten. Bei gerichtlich oder von Notarien aufgenommenen Verträgen, Punktationen und sonstigen in dem anliegenden Tarife bezeichneten stempelpflichtigen Verhandlungen muß, wenn deren Ausfertigung nicht früher erfolgt, der Stempel binnen 14 Tagen nach der Aufnahme verwendet und für dessen Einziehung von den Theilnehmern an dem Vertrage oder der Punktation oder sonstigen Ver­ handlung von Amtswegen gesorgt werden. Den zu dergleichen Notariatsverhandlungen zu ver­ wendenden Stempel sind die Gerichte auf den Antrag des Notars von den Interessenten exekutivisch einzuziehen verpflichtet. §. 13. Ist der tarifmäßige Stempel nach den Vorschriften dieser Verordnung nicht gebraucht oder beigebracht worden, so ist derselbe nicht allein sofort nachzubringen, sondern es tritt auch außerdem die ordentliche Stempelstrafe ein, welche in Entrichtung des vierfachen Betrages des nachzubringenden Stempels besteht. Wo zwar ein Stempel, jedoch nur ein geringerer als der tarifmäßige, gebraucht oder bei­ gebracht worden, da ist der fehlende Stempelbetrag zu ergänzen und auch nur von diesem die Strafe des Vierfachen zu entrichten. Beträgt aber das Vierfache des nachzubringenden Stempels weniger als Einen Thaler, so wird die ordentliche Stempelstrafe dennoch zu Einem Thaler festgesetzt und erhoben. §• 14. Die Nachbringung des Stempels und Entrichtung der ordentlichen Stempelstrafe kann gegen jeden Inhaber oder Vorzeiger (Produzenten) einer Verhandlung oder Urkunde verfolgt werden, welche mit dem gesetzlich dazu erforderlichen Stempel nicht versehen ist. Es behält derselbe indessen seinen Regreß deshalb an den eigentlichen Kontravenienten. Kann der Inhaber oder Vorzeiger jedoch nachweisen, daß er in den Besitz der Verhandlung oder Urkunde erst nach dem Tode des eigentlichen Kontravenienten gekommen, so kann die Stempel­ strafe von ihm nicht eingezogen werden. Der eigentliche Kontravenient ist bei einseitigen Verträgen, Verpflichtungen und Erklärungen der Aussteller. Bei mehrseitigen Verträgen sind es alle Theilnehmer und jeder derselben besonders ist in die ganze Stempelstrafe verfallen. Ist der gesetzliche Stempel zu einer Verhandlung nicht gebraucht, welche vor Gericht oder vor einem Notar aufgenommen worden, so trifft die Stempelstrafe (Strafe deshalb) denjenigen Richter (§. 16) oder Notar, welcher die Verhandlung unter seiner Unterschrift ausgefertigt hat. Beamte, welche bei ihren amtlichen Verrichtungen hinsichtlich der Stempelverwendung ihre Pflichten verab­ säumen, sind wegen des Stempels zugleich mit den Interessenten unter Vorbehalt des Regresses persönlich verhaftet. Das mit dem Stempel vom Werthe eines Kaufs, einer Pacht oder einer Miethe versehene Exemplar eines Vertrages muß in den Händen des Käufers, Pächters oder Miethers sein, um von diesem auf Erfordern bei Käufen von Grundstücken und Grundgerechtigkeiten innerhalb der ersten drei Jahre, bei Käufen von anderen Gegenständen innerhalb deö ersten Jahres nach voll­ zogener Uebergabe, bei Pachten und Miethen aber während ihrer Dauer darüber Auskunft erhalten zu können, ob der tarifmäßige Stempel gebraucht worden.

714

6. Die Stempelgesetze re. in ben neuen Landesthellen.

^Hannover, Hesien-Rafiau, vor«, »ayr. GebietStheUe. — «er. v. 19. Zuli 1867. — Ämn. Iju] Stempelpflichtige

Quittungen

müssen auf Erfordern

Empfang vorgezeigt werden können.

innerhalb

eines

Zahres

nach

beten

[93gl. jedoch S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 7.] §• 15.

Die Verwandlung einer Geldbuße, zu deren Zahlung der Verpflichtete unvermögend ist, in eine Freiheitsstrafe findet nicht Statt. §. 16. Beamte, welche bei ihren amtlichen Verhandlungen die tarifmäßigen Stempel nicht verwenden, werden von der ordentlichen Stempelstrafe nicht bettoffen, sondern sind, sofern nicht nach der Art des Vergehens wegen verletzter Amtspflicht eine höhere Strafe eintritt, nur mit einer Ordnungs­ strafe zu belegen.

Die Strafe ist auf den einfachen Bettag des nicht verwendeten Stempels, für

den Fall jedoch, daß derselbe die Summe von 50 Thalern übersteigt, auf zusetzen.

letzteren Betrag fest­

Ermäßigung oder Niederschlagung der Strafe ist von dem Ministerium, zu deffen Ver­

waltung der Beamte gehört, zu verfügen, und durch Beibringung der Verfügung zu den Stempel­ straflisten, bei denen die Strafen zu verrechnen sind, nachzuweisen. §. 17. Notarien sind von ben Bestimmungen im §. 16 ausgeschlossen und der ordentlichen Stempelstrafe nach §. 13 unterworfen. §. 18. Die Stempelstrafen, welche unmittelbare oder mittelbare Staatsbeamte durch unterlassene Verwendung des tarifmäßigen Stempels zu Amtsverhandlungen verwirken, sind nicht von dem Besitzer oder Produzenten der Verhandlung, woran die Kontravention begangen,

mit Vorbehalt

deS Regresses an den Beamten zu fordern, sondern von dem letzteren selbst einzuziehen. §. 19. Wenn zu einem Verttage, welcher zwischen einer unmittelbaren oder mittelbaren Staatsbehörde und einer Privatperson abgeschlossen ist, der tarifmäßige Stempel nicht verwendet worden, so soll die bei dem Verttage betheiligte Privatperson, desgleichen jeder andere Besitzer oder Produzent der

darüber aufgenommenen Verhandlung mit Strafe verschont bleiben,

der Beamte dagegen,

welcher den Vertrag im Aufträge oder Namens der Behörde geschloffen hat, in eine nach §. 16 festzusetzende Strafe verfallen. Hat jedoch die Privatperson, mit welcher der Vertrag geschloffen worden, erweislich wider besseres Wissen veranlaßt oder nachgegeben, daß zu demselben ein Stempel gar nicht, oder ein geringerer als der tarifmäßige Stempel verwendet worden, so

tritt neben der den Beamten

treffenben Strafe gegen die Privatperson die ordentliche Stempelsttafe (§§. 13. 14) ein. Der Steuerverwaltung verbleibt in allen Fällen die Befugniß, den fehlenden Stempel von dem Produzenten der Verhandlung einzuziehen, unter Vorbehalt der dem letzteren gegen dritte Personen oder Behörden zustehenden Regreßansprüche. §.

20.

Ist entgegen der Vorschrift im §. 11 auf beglaubigten Abschriften, Duplikaten und Äusserstgungen der Betrag

des Stempels nicht

bemerkt, der zu der Urschrift oder ausgefertigten Ver­

handlung gebraucht worden, so ist diese Unterlassung mit einer Ordnungsstrafe von einem halben Thaler zu ahnden.

Dieselbe Strafe trifft auch die §. 5 gedachten Behörden und die Stempelver-

theiler, wenn sie die daselbst vorgeschriebene Bescheinigung über die innerhalb der gesetzlichen Frist erfolgte Nachbringung des Stempels unterlassen haben. §.

21.

3n Betreff des administrativen und gerichtlichen Sttafverfahrens wegen der Zuwiderhandlungen

B. Die Stempelgesetze rc. in den neum Lande-theilen.

[^emww, MfoXefkw, vor«. Bayr. flkbiettifrtlU. — ver. v. 1». Zull 1867. — am». Ls). gegen die Bestimmungen dieser Verordnung kommen dieselben Vorschriften zur Anwendung, nach welchen sich da- Verfahren wegen Zollvergehen bestimmt. Denunzianten erhaltm ein Drittheil von den festgesetzten Stempelstrafen svergl. jedoch S. 361, 362 Anm. 1. a]. §.

22.

Stempelstrafen gegen Staat-- und Kommunalbehörden, sowie auch gegen Beamte, sofern den­ selben eine Nichtbeachtung der Stempelgesetze bei ihrer Dienstverwaltung zur Last fällt, können nur von der ihnen vorgesetzten Dienst- und Disziplinarbehörde ausgehen. §. 23. Die Verwaltung des gesammten Stempelwesens in den im Eingänge dieser Verordnung be­ zeichneten Landestheilen wird unter Leitung deS Finanzministers von den Provinzial-Steuerbehörden durch die Zoll- und Steuer- oder auch durch besonders dazu bestimmte Aemter geführt. Außer den Steuerbehörden haben alle diejenigen Staats- oder Kommunalbehörden und Beamten, welchen eine richterliche oder Polizeigewalt anvertraut ist, die besondere Verpflichtung, auf Befolgung der Stempelgesetze zu halten, und alle bei ihrer Amtsverwaltung zu ihrer Kenntniß kommende Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz Behufs Einleitung des Strafverfahrens von Amtswegen zur Anzeige zu bringen. Insoweit den bezeichneten Behörden die Befugniß zusteht, wegen Kontraventionen gegen die bisherigen Stempelgesetze Stempelstrafen zu erkennen oder fest­ zusetzen, behält es hierbei rückstchtlich der in Kraft bleibenden Vorschriften jener Gesetze auch ferner da- Bewenden. Die Bestimmung im zweiten Absatz de- §. 21 findet auf die gedachten Beamten und die Vorsteher oder Mitglieder der bezeichneten Behörden, sowie auf Rechtsanwälte und Notarien keine Anwendung. §. 24. Zur näheren Aufsicht über die gehörige Beobachtung der Stempelgesche werden Stempelfiskale angestellt und mit besonderer Anweisung von dem Finanzminister versehen. — Me Be­ hörden und Beamten, desgleichen alle Aktiengesellschaften, welche ganz oder theilweise auf einen Handels- oder Gewerbebetrieb irgend welcher Art gerichtet sind, sind gehalten, den Stempelfiskalen die Einsicht ihrer fiempelpflichtigen Verhandlungen bei den vorzunehmenden Stempelvisitationen zu gestatten. §. 25. Vorstände und Beauftragte der im §.24 genannten Aktien-Gesellschaften, welche bei den Namens derselben gepflogenen Verhandlungen oder mit Privatpersonen abgeschlossenen Verträgen den tarifmäßigen Stempel nicht verwenden, sind mit einer dem einfachen Betrage des nicht vervendeten Stempels gleichkommenden Geldbuße, welche jedoch die Summe von fünfzig Thalem Richt übersteigen soll, zu belegen. Dagegm bleibt die bei dem Vertrage betheiligte Privatperson, desgleichen jeder andere Besitzer oder Produzent der darüber aufgenommenen Verhandlung mit Strafe verschont. Soweit jedoch nachgewiesen wird, daß die Verwendung des gesetzlich erforderlichen Stempels legen besseres Wissen unterblieben ist, tritt in allen vorbezeichneten Fällen die ordentliche Stempeltrafe (§§. 13 und 14) ein. §.

26.

Die Strafe gegen die im §. 25 gedachten Vorstände und Beauftragten ist von der Regierung, mter deren Aufsicht die Aktiengesellschaft steht, festzusetzen. Die Entscheidung in zweiter Znstanz teht dem Minister für Handel und Gewerbe und öffentliche Arbeiten zu, welcher auch zur Ernäßigung oder Niederschlagung der Strafe ermächtigt ist.

Der Rechtsweg findet wegen dieser

vtempelstrafen nach Maaßgabe der allgemeinen Vorschriften Statt, auf welche im ersten Absatz des j. 21 verwiesen ist.

716

L. Die Stempelgesetze rc. in den neuen Landestheilen. ^Hannover, Hegen,Nassau, von». Bayr. Gebiet-theile. — «er. v. 19. Zuli 1867. — Bnm. La.]

§. 27. Auch Privatpersonen können von den Stempelfiskalen aufgefordert werden, sich über die ge­ hörige Beobachtung der Stempelgesetze auszuweisen, wenn erhebliche Gründe vorhanden sind, diese Beobachtung zu bezweifeln. Wider diejenigen, welche solcher Aufforderung nicht Folge leisten wollen, müssen die Stempelfiskale den Beistand der strafgerichllichen Behörden nachsuchen, welchen überlassen bleibt, zu prüfen', wie weit die bestehenden Verdachtsgründe die verlangte Nachweisung rechtfertigen, oder eine förmliche Untersuchung begründen. §• 28. Zeder Stempelbogen trägt auf der ersten Seite oben den schwarz aufgedruckten Stempel, welcher das Adlerzeichen und die Angabe des dafür zu zahlenden Betrages enthält. Dem Finanzminister bleibt es überlassen, diesem wesentlichen Stempelzeichen noch besondere Nebenbezeichnungen beizufügen, wo Verwaltungszwecke ihn dazu bestimmen, Stempelpapier, was zu gewissem Gebrauche dient, unterscheidend zu bezeichnen. Kein anderes als das dergestalt unter­ scheidend bezeichnete Stempelpapier darf bei einer Ordnungsstrafe von fünfzehn Silbergroschen zu dem Gebrauche, welchen die Bezeichnung bestimmt, verwendet werden. Ueberschriebene Pergamente oder gedruckte Formulare zu öffentlichen Verhandlungen oder Urkunden können auch auf Ansuchen von Privatpersonen bei den zur Fabrikation des Stempelpapiers angeordneten Anstalten gestempelt werden. §. 29. Der Verkauf der Stempelmaterialien geschieht ausschließlich durch die Zoll- und Steuerämter und die damit besonders beauftragten Stempelvertheiler. Etwa noch vorhandene Berechtigungen, in Folge deren Korporationen oder Instituten der Ver­ kauf einiger Stempelgattungen, oder der Ertrag davon ganz oder theilweise verliehen worden, sind hiermit aufgehoben. §. 30. Der unbefugte Handel mit Stempelmaterialien wird an sich schon mit Konfiskation der Vorräthe und einer Geldstrafe von fünfzig Thalern bestraft. Ueberdies bleibt die Untersuchung und Ahndung damit verbundener Verkürzungen des Staatseinkommens und Unterschleife den Umständen nach besonders vorbehalten. §. 31. Stempelbogen, deren Betrag 100 Rthlr übersteigt, werden blos von den Provinzial-Steuerbehörden oder dem Haupt-Stempelmagazin zu Berlin ausgegeben. Sie finb unter dem schwarzen Stempel noch mit einem trockenen Stempel versehen und es ist überdies der Betrag derselben schriftlich unter der Unterschrift der Provinzial - Steuerbehörde oder des Haupt-Stempelmagazins oben auf dem Bogen angegeben. sVgl. jedoch S. 387 Anm. 4. a und 4. b.] 8 32. Stempelmaterialien, welche vor dem Verbrauche durch Zusall oder Versehen verdorben worden sind, können der Provinzial-Steuerbehörde des Bezirkes zum Ersatz liquidirt werden. Oeffentlichen Behörden steht dies für jeden Betrag zu, einzelnen Beamten und Privatpersonen aber nur, sofern der klar erwiesene Schaden Einen Thaler und darüber beträgt. §. 33 Bereits geleistete Bezahlung für verbrauchtes Stempelpapier kann nur zurückerstattet werden in Fällen, wo die Zahlung entweder ohne alle Verpflichtung blos aus einem unvermeidlichen Ver­ sehen geschehen ist, oder wo dieselbe wegen Armuth der Zahlungspflichtigen erlassen werden muß. §. 34. Die Bestimmungen im §. 4 und in den §§. 24. 27. 29. 30. 32. und 33 dieser Verordnung kommen auch in Betreff der Wechsel-Stempelsteuer zur Anwendung. sS. dagegen Abth. I S. 227 ff.]

B. Die Stempelgesetze rc. in den neuen Landestheilen.

717

(Hannover, Heffrn-Rafsau, Dornt va,r. GebiettttzeUe. — ver. v. 18. ZuN 1867. — Änm. La.] §. 35. Alle dieser Verordnung entgegenstehenden Vorschriften treten außer Kraft. Insbesondere sollen 11. in dem vormaligen Königreich Hannover a. die in dem Tarife, welcher dem Gesetze vom 30. Januar 1859 angehängt ist, unter den laufenden Nummern 4. (Abschriften), 8. (Anlagen), 15. (Ausfertigungen), 16. (Auszüge), 82. (Notariats-Doku­ mente u. s. w.), 96. (Protokolle) enthaltenen Positionen auf die in dem anliegenden Tarife besteuerten Verhandlungen fortan keine Anwendung finden'); ferner werden b. die in dem ersteren Tarife unter den laufenden Nummern 5. 9. 10. 12. 14. 17. 21. 22. 23. 27. 29. 30. 32. 35. 37. 46. 48. 55. 69. 74. 76. 83. 86. 88. 89. 95. 97. 98. 99. 101. 106. 109. 112. 117. 121. 123. 131. 132. bis 134. 135 mit Ausnahme des letzten Absatzes **) — 136. bis 160. 162. und 163. enthaltenen Positionen und der zweite Absatz der Position 128. aufgehoben. .2. In dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen finden a. die Bestimmungen über eingereichte Urkunden im letzten Absätze des §. 22, und die Bestim­ mungen im §. 23 (Anlagen), §. 24 (Protokolle), §. 28 (Abschriften) des Gesetzes vom 22. De­ zember 1853 über die Verwendung von Stempelpapier auf die in dem gegenwärtigen Tarife besteuerten Verhandlungen, und die Bestimmungen im §. 30 desselben Gesetzes (Beglaubigungen) auf beglaubigte Abschriften der gedachten Verhandlungen und beglaubigte Auszüge aus den­ selben keine Anwendung. Außerdem werden b. die §§. 31. 41. 48. 52. 53. bis 56. 65. und die Bestimmungen über DolljährigkeitSerklärung und Ankindung (Adoption) im §. 74 desselben Gesetzes, sowie die Bestimmungen über die Stempelverwendung zu Wechselprotesten im Artikel 87 der Wechselordnung vom 26. Dtto&er 1859 (§. 3 der Verordnung vom 13. Mai 1867, Gesetz-Samml. S. 738) aufgehoben. 3. Zn dem vormaligen Herzogthum Nassau finden a. die in dem Tarife, welcher dem Gesetze vom 13. August 1859 über die Stempelabgabe ange­ hängt ist, enthaltenen Positionen: 1. (Abschriften und Auszüge), 18. (Beilagen) und 89. unter Nr. 2. und 3. (Protokolle) auf die in dem anliegenden Tarif besteuerten Verhandlungen keine Anwendung. Außerdem werden b. die Positionen des ersteren Tarifs: 4. 6. 8. — mit Ausnahme deS letzten Satzes — 10. 13. 24. 25. 29. 30. 35. 47. 51. 52. 57. 66. 71. 78. 85. 86. 99. 102. 107. 109. 110. 111. 113. 118. 120. 124. 126. 127. 131., sowie der zweite Absatz der Position 2 aufgehoben. Die Po­ sition 116 findet nur noch auf gerichtliche Vergleiche in rechtshängigen Sachen, vorbehaltlich der hierüber in dem anliegenden Tarife unter Nr. 55 getroffenen Bestimmungen, Anwendung. c. Zugleich treten alle auf die Erhebung der Konsirmationstaxe im vormaligen Herzogthum Nassau bezüglichen Vorschriften außer Kraft. §. 36. Hinsichtlich der Stempelabgabe von den vor dem 1. September 1867 errichteten letztwilligen Verfügungen im vormaligen Königreich Hannover bewendet es bei demjenigen, was in der Ver­ ordnung, betreffend die Erhebung der Erbschaftsabgabe (§. 14), vorgeschrieben ist.') ') Vgl. auch §. 5 des Ges. v. 24. Februar 1869 — s. unten in Anm. 2. a. *) Dieser letzte Absatz der Posit. 135 ist seitdem gleichfalls in Wegfall gekommen. ') Der §. 14 der Verordnung v. 5. Juli 1867, betreffend die Erhebung der Erbschastsabgabe

718

B. Die Stempelgesetze

re.

in den neuen Landestheilen.

föannooer, fctflnuÄaffau, vorm. Vayr. Gebiettzthetle. — ver. v. 19. Zoll 1867. — Amn. 1.».] Zn allen, fortan dieser Verordnung und dem angeschlossenen Tarife unterliegenden Füllen, welche vor dem 1. September 1867 vorgekommen sind, und in welchen nach den bisherigen Ge­ setzen Stempel oder die Konfirmationstaxe im vormaligen Herzogthum Nassau zu erheben war, sollen diese vormaligen Abgaben nicht nachgefordert werden, wenn sie, aus welchem Grunde eS sei, bis zu dem 1. September 1867 nicht gezahlt worden, gleichwohl aber auch weder erlassen noch verjährt sind.

Dagegen tritt alsdann die Verpflichtung ein, an Stelle der vormaligen die durch

gegenwärtige Verordnung bestimmten Stempelabgaben davon bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen dergestalt und in solchen Fristen zu erlegen, als wenn der stempelpfiichtige Fall sich nach dem Eintritte der Wirksamkeit der gegenwärtigen Verordnung ereignet hätte. §. 37. Der Finanzminister ist mit Ausführung dieser Verordnung beauftragt. Gegeben Ems, den 19. Zuli 1867. Wilhelm. Stemprltarif. Allgemeine Vorschriften. 1. Enthält eine schriftliche Verhandlung verschiedene stempelpflichttge Gegenstände oder Ge­ schäfte, so ist der Betrag des Stempels für jeden dieser Gegenstände und jedes dieser Geschäfte nach den darauf Anwendung habenden Vorschriften besonders zu berechnen, und die Verhandlung mit der Summe aller dieser Stempelbeträge zusammengenommen zu belegen, insofern der nach­ stehende Tarif nicht ausdrücklich Befreiungen für besondere Fälle dieser Art enthält. 2. Die Stempelabgabe beträgt mindestens 5 Sgr. und steigt von 5 Sgr. zu 5 Sgr.

Es

wird daher, wenn der berechnete Betrag des Stempels 5 Sgr. übersteigt, aber nicht über 10 Sgr. hinausgeht, ein Stempel von 10 Sgr. und so weiter genommen. Rr. 1. Adjrrdikations-Vrscheibe, Dekrete und die AuSferttgungen oder Protokolle, welche die Stelle des Adjudikationsbescheides vertreten — wie Kaufverträge, s. diese. Wird neben einem Kaufverträge ein Adjudikationsdekret ausgefertigt, so wird der Werth­ stempel nur vom Kaufverträge entrichtet und zu dem Dekrete selbst der für Nebenexemplare im tz. 10 der Verordnung vorgeschriebene Stempel verwendet. 2. Adoptionsvrrträge . . 2 Thlr. 3. Aftrrpacht- oder Mirthsvertrage, s. Pachtverträge. 4. Aktien.

Ein Zwölftheil Prozent desjenigen Bettages, bis auf welchen der Aktieninhaber

durch die ihm ertheilte Aktie zur Theilnahme an den Einlagen und Zuschüssen verpflichtet wird. Die Attien der Gisenbahngesellschasten sind stempelfrei. Tarifpos. „Aktien.") 5. Angabe an Iahlungpftatt.

(Dgl. S. 451 die Bemerkung zur

Berttäge über Angabe an Zahlungsstatt, wie Kaufverträge,

f. diese. 6. Antichrrttsche Verträge, wie Pachtverttäge, s. diese. (GS. S. 1120), bestimmt: „Zn dem vormaligen Königreiche Hannover unterliegen vom 1. Sep­ tember 1867 ab letztwillige Verfügungen bei ihrer Errichtung einer Stempelabgabe, welche für Testamente 2 Thaler (jetzt 15 Sgr., s. S. 2 die Anm. §. 1 Nr. 1], für Kodizille 15 Sgr. beträgt. Von den von vor dem 1. September 1867 errichteten Testamenten und Kodizillen, welche erst nach diesem Tage eröffnet werden, ist dieselbe Stempelabgabe bei deren Eröffnung zu entrichten." Zm Uebrigen ist die vorgedachte Verordnung aufgehoben durch §. 49 des Gesetzes, betteffend die Erb­ schaftssteuer, v. 30. Mai 1873 (GS. S. 329) — s. im Anhang.

B. Di« StemPelgrsrtze «. in den neuen Landestheilen.

719

^Hannover, Hefsen-Rassa», vorm. va^r. Okbtetlt^eÄe. — »er. v. 19. Zuli 1867. — Lma. L» ] »r. 7. Affekurauzpolizen. Ein halbes Prozent der gezahlten Prämie. Zn allen Fällen, wo die gezahlte Prämie Einhundert Thaler nicht übersteigt . . 15 Sgr. Da hiernach die Prämie bei Aflekuranz-Polizen als Gegenstand der Verhandlung angesehen wird, so sind diese Polizen nach §. 3. a der Verordnung stempelfrei, wenn der Betrag der Prämie 50 Thaler nicht erreicht. 8. Anktton-protokollr (Protokolle über Versteigerung beweglicher Sachen). Gin Dritthell Prozent deS reinen Ertrages der Lösung. Der Stempel ist nach beendigter Auktion nach dem reinen Ertrage der Lösung zu bestimmen. Gehört der Gegenstand der Auktion nicht zu einer einzigen VermögenSmaffe, fonbent mehreren in keiner Gemeinschaft stehenden Theilnehmern, so ist der Stempel nach den besonderen An­ theilen eines Jeden derselben am LösungSertrage zu berechnen. Der bisherige Stempelbogen muß binnen 3 Tagen nach dem Schluffe der Auktion dem Pro­ tokolle beigefügt, öazu kassirt und, daß solches geschehen, auf dem Protokolle selbst vermerkt werden. 9. Bestallungen besoldeter Beamten . . 15 Sgr. unbesoldeter Beamten . frei. 10. Bestätigungen (Konfirmationen), gerichtliche, der in diesem Tarife besteuerten Verhand­ lungen — sofern nicht für besondere Gattungen derselben (z. B. für Bestätigung eine- Ver­ gleiches der Parteien in rechtshängigen Sachen) besondere Vorschriften bestehen — wie Neben­ exemplare, s. §. 10 der Verordnung. (Vgl. Posit. 68 des Tarifs v. 24. Februar 1869 — s. in Anm. 2. a.) 11. Bürgschaften, s. Cautions-Znstrumente. 12. Cauttons Instrumente . . 15 Sgr. svergl. S. 2 die Anm. §. 1 Rr. 2]. Alle anderen Verhandlungen über Dienstkautionen, wobei ein öffentliche- Interesse besteht, sind stempelfrei. 13. Eesstons-Inftrumrntr . . 15 Sgr. Die Sessionen öffentlicher Papiere sind stempelfrei. 14. Eodirille . . 15 Sgr. sVgl. §. 36 Abs. 1 dieser Verordnung und die Note dazu (S. 717).] 15. Eontrakte, s. Verträge. 16. vi-posttiourn von Code-wegen wie Testamente, s. diese. 17. Vi-postttou-schrinr der Bankiers und Kaufleute, wie Schuldverschreibungen, s. diese svergl. S. 604 Anm. 7 a. b]. 18. Lonattouru oder Schenkungen unter Lebendigen, sofern solche durch schriftliche Willens­ erklärungen erfolgen, mit Einschluß der remuneratorischen Schenkungen, werden wie Erbschaften nach der Verordnung, betreffend die ErbschastSabgabe, versteuert. Der hiernach zu berechnende Abgabenbetrag ist als Stempel zu der steuerpflichtigen Verhandlung zu verwenden (vergl. §§. 4. 49 des Ges., betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873 (GS. S. 329) — f. im Anhang]. 19. Lhrvrrfprrcheu, schriftliche . . 15 Sgr. 20. Ehrvrrträge . . 2 Thlr. fjetzt 15 Sgr., f. S. 2 die Anm. §. 1 Nr. 1]. 21. Engagement- Protokolle, wenn sie die Stelle von Verträgen vertreten, wie diese, s. Verträge. 22. Erbfolge-verträge (Erbverträge) . . 2 Thlr. (jetzt 15 Sgr., s. S. 2 die Anm. §. 1 Nr. 1]. 23. Erbpacht- - Verträge. Eins vom Hundert des Werthes des dadurch vererbpachteten Gegen­ standes. Werden Grundstücke auf ErbzinS oder in Erbpacht ausgethan, so besteht die Summe, von welcher der Stempel bei dieser Veräußerung zu entrichten ist, aus dem ErbstandSgelde und aus dem Zwanzigfachen der jährlichen Leistung an Zins, Kanon oder anderen beständigen zu Gunsten deS Verpächters übernommenm Lasten. Wenn zwar der erbliche Besitz des Nutzung--

720

B. Die Stempelgesetze rc. in den neuen Landestheilen. ^Hannover, HeffewNaffau, vorm. Bayr. Tebtet»theile — ver. v. 19 Zult 1867. — Anm. l.s ]

Nr. rechts übertragen, aber vorbehalten wird, daß periodisch nach Ablauf einer gewissen Zeit ein neuer Nutzungsanschlag gemacht und der Kanon für die nächstfolgende Periode danach bestimmt werden soll, so wird der Vertrag über ein solches Geschäft nur in Rücksicht des etwaigen Erb­ standsgeldes wie eine Veräußerung, in Rücksicht deS Kanons aber wie eine Verpachtung aus die Anschlagsperiode besteuert. 24. Erbrrzrffr oder Lrbthrilungsrezesse, Erbschaststhrilungsverträgr, wenn dadurch die Vertheilung einer von der Erbschastsabgabe befreiten Erbschaft ausgesprochen wird: falls die da­ durch zu vertheilende Masse Eintausend Thaler und darüber beträgt . . 2 Thlr. falls gedachte Masse den Werth von Eintausend Thalern nicht erreicht . . 15 Sgr. wenn dadurch eine abgabenpflichtige Erbschaft vertheilt wird, stempelfrei. 25. Erbzinsvertrage, wie Erbpachtsverträge, s. diese. 26. ^amUirnstistungrn, wie Fideikommißstiftungen, s. diese [f. die Bem. unter der nächstfolg. Pos.s. 27. Fideikommißstistungrn, ohne Unterschied, ob sie zu Gunsten der Anverwandtm des Stifters oder anderer Personen errichtet werden, unterliegen der Stempelsteuer von drei vom Hundert des Gesammtwerthes der denselben gewidmeten Gegenstände, ohne Abzug der etwanigen Schulden. Der Stempel ist zu der Urkunde, durch welche die Stiftung errichtet wird, zu verwenden, ohne Rücksicht darauf, ob zu der Stiftung eine Bestätigung erforderlich ist oder nicht. Bei Stiftungen unter Lebendigen ist der Stempel in der durch §. 5 der Verordnung vor­ geschriebenen Frist beizubringen. Bei Stiftungen von Todeswegen ist der Stempel innerhalb des für die Entrichtung der Erbschastsabgabe vorgeschriebenen Zeitraumes beizubringen und sind die Inhaber der Erb­ schaft für die Entrichtung der Stempelsteuer ebenso, wie für die Entrichtung der Erbschafts­ abgabe, alle für einen und einer für alle verhaftet. sVergl. S. 517 Anm. 1. b.] 28. Gütergemrinsch asts-Nrrträgr unter Eheleuten, s. Eheverträge. 29. Kaufverträge. a. über inländische Grundstücke und Grundgerechtigkeiten Eins vom Hundert des Kaufwerths. Bei Verkäufen ist der bestimmte Kaufpreis mit Hinzurechnung des Werthes der vorbehaltenen Nutzungen und ausbedungenen Leistungen diejenige Summe, wonach der Betrag des Stempels zu berechnen ist. Werden Gegenstände anderer Art, ohne besondere Angabe ihres Werths, mit Grundstücken oder Grundgerechtigkeiten zusammengenommen in Einer Summe veräußert, so wird der Stem­ pelsatz von der gedachten Summe dergestalt berechnet, als ob sie ganz für Grundstücke oder Grundgerechtigkeiten gezahlt worden wäre. Bei Subhastationen (freiwilligen oder Zwangsversteigerungen unbeweglicher Sachen) wird der Stempel nach dem Gebote, worauf der Zuschlag erfolgt, entrichtet; b. über außerhalb Landes belegene Grundstücke und Grundgerechtigkeiten . . 15 Sgr. c. über alle anderen Gegenstände ohne Unterschied Ein Drittheil Prozent des vertrags­ mäßigen Kaufpreises; d.i) jeder im kaufmännischen Verkehr über bewegliche Gegenstände mit Einschluß der Aktien und anderer geldwerthen Papiere, sei e» mit oder ohne Zuziehung eine» vereideten Agenten oder Mäkler», schriftlich abgeschloffene Kauf- oder Lieferung-vertrag, ohne Unterschied, ob derselbe unter Handeltreibenden oder unter anderen Personen abgeschlossen worden, unterliegt, soweit er nach der Höhe de- Betrage» an sich stempel-

*) Die Bestimmungen unter lit. d. sind aufgehoben durch das Ges. v. 6. Juni 1884 (GS. S. 279). Vgl. Komm. AbtheÜ. I S. 554 Anm. 18. a u. die Noten dazu.

B. Die Stempelgesetze rc. in den neuen Landestheilen.

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lHarmover, Heffen-Raffau, vorm. Bo^r. SebietStheUe — Bar. v. 19. Auli 1867. — Bron. Ls.]

Nr. pflichtig tfl, einer Etempelabgabe von 15 Egr. und falls mehrere Kontrakts-Exemplare durch Unterschrift der Kontrahenten vollzogen werden, für jedes Exemplar dem Stempel von 15 Sgr. Denn jedoch der Stempel zu ein Drittheil Prozent des Kaufpreises weniger als 15 Egr. beträgt, und nicht wegen der Form de» Vertrages nach den Larifpofittonen „BrotofoDe* und .NotariatS'Instrumente" ein Stempel von 15 Sgr. erforderlich ist, so soll anstatt diese» Stempel» nur der geringere Prozentflempel eintreten. Ist der Vertrag unter Mitwirkung eine» Mäkler» oder vereideten Agenten adgeschloffen, und der Stempel nicht verbraucht, so soll di« Strafe nicht Mo» jeden der Kontrahenten, sondern auch den Mäkler oder Agenten unter solidarischer Haftung aller dieser Personen für den Stempel treffen;

e. Kauf- und Tauschverhandlungen, welche zwischen Theilnehmern an einer Erbschaft zum Zwecke der Theilung der zu letzterer gehörigen Gegenstände abgeschlossen werden, find dem Werthstempel von Kaufverträgen nicht unterworfen. Zu den Theilnehmem an einer Erbschaft wird auch der überlebende Ehegatte gerechnet, welcher mit den Erben des verstorbenen Ehegatten gütergemeinschaftliches Vermögen zu theilen hat. s. auch Pos. 55 „Uebertragsverträge". 30. Lehrbriefe der Handlungsdiener, Künstler, Fabrik- und Handwerksgehülfen, auch Jäger, Gärtner und Köche . . 15 Sgr. fjetzt stempelfrei, s. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 11]. 31. Lehrbontraktr, s. Verträge. Ist jedoch entweder gar kein Lehrgeld, oder ein Lehrgeld von weniger als 50 Thalern ausbedungen, für jedes Exemplar . . 5 Sgr. svergl. S. 632 Anm. 5.c] 32. Lribrrntruvrrtragr, wodurch Leibrenten erkauft oder sonst gegen Uebernahme von Leistungen oder Verpflichtungen erworben werden: Eins vom Hundert des Kapitalwerths der Leibrente. 33. Lieferungsvrrtrage, wie Kaufverträge, s. diese. Diejenigen, welche Lieferungen von Bedürfnissen der Regierung oder öffentlicher Anstalten übernehmen, sind verpflichtet, den vollen Stempelbetrag ausschließlich zu entrichten. 34. Mablerattrste, welche vereidete Mäkler auf den Grund ihrer Bücher den Interessenten zu ihrer Nachricht ertheilen, bedürfen keines Stempels, sofern davon kein Gebrauch von [soll heißen „vor", s. die Berichtigung S. 1816 der GS. v. 1867 und auch hinter dem chronol. Register daselbst] einer gerichtlichen oder polizeilichen Behörde gemacht wird. Wo dagegen ein solcher Gebrauch stattfindet, ist dazu ein Stempel pon 15 Sgr. anzuwenden. Es ist gestattet, diesen auch nachträglich zu dem Mäkleratteste beizubringen, wenn dasselbe ursprünglich ohne Rücksicht auf solchen Gebrauch, mithin ohne Stempel, ausgestellt worden. sVgl. S. 576 Anm. 1.] 35. Majorrnuitats-Erblarungru . . 2 Thlr. 36. Miethsvrrtragr, s. Pachtverträge. 37. Mortifikationsscheine . . 15 Sgr. 38. Notariats-Instrumente, welche die Stelle einer in diesem Tarife besteuerten Verhandlung vertreten, z. B. einer Quittung, wie diese (f. auch §. 10 der Verordnung), mindestens aber in allen Fällen . . 15 Sgr. Im Uebrigen bewendet es wegen der Stempelpflichtigkeit der Notariats-Instrumente bei den bestehenden Vorschriften. 39. Noten -er Kaufleute über abgemachte Wechsel- und Geldgeschäfte, welche nur als Belag über die gezahlte Valuta dienen, bedürfen keines Stempels svergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 7]. 40. Obligationen, s. Schuldverschreibungen. 41. Pacht- nnb Miethsvrrträge, von dem ganzen Betrage der durch dieselbe bestimmten Pacht oder Miethe: ein Drittheil Prozent. '* Wenn dieselben über ein im Auslande belegenes Grundstück geschloffen werden, ist nur ein Stempel von 15 Sgr. dazu erforderlich. Hvper u. Gaupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Lufl.

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B. Die Stempelgesetze rc. in den neuen Lände-theilen.

(Hannover, QeffemRaflau, vorm. Bayr. Gebietsttzelle — ver. v. 19. Juli 1M7. — ln*. 1a] Verträge über Asterpacht oder Astermiethe werden wie Pacht- und MethSverträge über­ haupt besteuert. Bei Verträgen über Pacht und Miethe ist der Werth des stempelpflichtigen Gegenstandes nach folgenden Grundsätzen zu berechnen: a. Alles was der Pächter vertragsmäßig dem Verpächter selbst, oder einem Dritten für Rech­ nung deS Verpächters rocgen erhaltener Pacht zahlt, liefert oder leistet, muß dem ausbe­ dungenen Pachtgelde zugerechnet werden, und bildet mit demselben zusammengenommen den stempelpflichtigen Betrag der Verpachtung. Naturalien, welche sich hierunter befinden, sind nach den Durchschnitts-Marktpreisen zu Gelde zu berechnen.

Naturaldienste sind mit dem

gewöhnlichen Lohnsätze, welchen ähnliche Dienste im steten Verding in der Gegend haben, anzuschlagen. b. Beständige Hebungen, welche der Pächter bloS für Rechnung des Verpächters einzieht, ge­ hören dagegen nicht zu der stempelpflichtigen Pachtsumme. c. Bei Abschluß der Pacht- und Miethsverttäge wird der Stempel auf einmal für den Betrag alles deffen erhoben, was während der Dauer des ganzen VerttageS zusammengenommen an Pacht und Miethe zu zahlen ist. d. Schriftliche Verlängerungen der Pacht- und Miethsverttäge sind ohne Unterschied gleich neuen Verträgen stempelpflichttg.

e. Enthalten Pacht- oder Miethsverttäge die Bedingung, daß die Pacht oder Miethe süllschweigend für verlängert auf gewisse Zeit angesehen werden solle, sobald und so oft inner­ halb eines gewissen Termins nicht gekündigt wird, so sind die Verlängerungen, welche hier­ nach wirklich eintreten, den schriftlichen auch in Rücksicht der Stempelpflichttgkeit gleich zu achten und ist der Stempel dazu besonders zu lösen. f. Pacht- und Miethsverttäge, welche blos auf Kündigung oder überhaupt auf unbestimmte Zeit geschloffen worden, sind bei Berechnung des Stempels so anzusehen, als ob sie für ländliche Grundstücke auf drei Jahre, für andere Gegenstände auf Ein Jahr geschloffen wären. 42. Pfandbriefe, s. Schuldverschreibungen. sVgl. S. 601 ff. sub lit. c u. f.] 43.

polhen, s. Affekuranzpolizen.

44. Prolongationen von Pacht- und Miethsverträgm, wie neue Derttäge dieser Art für die Dauer der Prolongation, s. Pachtverträge. 45. Proteste

.

.

15 Sgr.

46. Protokolle in Privatangelegenheiten vor einem Notar oder einem mit richterlichen oder poli­ zeilichen Verrichtungen oder mit Verwaltung öffentlicher allgemeiner Abgaben beauftragten Staats- oder Kommunalbeamten oder einer dergleichen Behörde aufgenommen, welche die Stelle einer im gegenwärttgen Tarife besteuerten Verhandlung (z. B. einer Quittung) vertreten — wie diese — mindestens aber . . 15 Sgr. In denjenigen Landestheilen, wo für Viehhandelsprotokolle Stempelsteiheit gewährt ist, bleiben dieselben auch ferner vom Stempel befreit. Im Uebrigen bewendet es wegen der Stempelpflichtigkeit der Protokolle bei den bestehenden Vorschriften. jVergl. S. 2 die Anm. §. 2 Nr. 3 nebst Schlußabsatz sub a u. §. 3.) 47. punktatiourn') über einen zu errichtenden Vertrag, welche die Kraft eines Vertrages haben.

') Diese Tarispositton ist in der Provinz Hannover auf alle Punktaüonen ohne Rücksicht auf ihren Gegenstand anwendbar. Insbesondere ist deren Anwendbarkeit auch nicht blos auf das land­ rechtliche Gebiet von Hannover beschränkt. Erk. des OT. v. 27. März 1878 (EB. S. 273, OR. v. 19 S. 162).

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B. Die Stempelgesetze rc. in den neuen Lände-theilen. [Ornmowr,

vovm. Vayr. WidSt^efU — «er. o. 19. Z»U 1967. — Iml 1a]

Nr. und demnach eine Klage auf Erfüllung begründen, find wie Berträge über denselben Gegen­ stand, und zwar auch dann zu besteuern, wenn darin die Ausfertigung einer förmlichen 8m tragSurkunde vorbehalten ist, f. Verträge. 48.

Gutttuugrn rc. ^aufgehoben, f. S. 2 die Amn. §. 2 Nr. 7 (vergl. auch S. 6 sub 4) u. S. 488

«nm. 12]. 49. Nrgtstraturru, wenn sie die Stelle der Protokolle vertreten, wie diese. 50. Schenkungen, s. Donationen. 51. -chlujzrttrl der Mäkler, wie Mäkleratteste, s. diese. [8gL S. 593 Amn. 1.] 52. Schnl-verschrribuugeu, hypothekarische, Pfandbriefe und persönliche jeder Art, ein Zwölsthell Prozent des Kapitalbetrages, auf welchen die Verschreibung lautet. Die Verschreibungen der Sparkassen (Ouittungsbücher, Sparkaffenbücher) Über Einlagen von fünfzig Thaler oder mehr sind stempelfrei. Amn. 17]. 53. Tauschn ertrage, wie Kaufverträge, s. diese.

(Vgl. dagegen S. 84 Amn. 59. c. u. S. 610

Bei Tauschverträgen wird der Stempelsatz nur nach dem Werthe des einen der beidm vertauschten Gegenstände und zwar nach demjenigen, wofür der höchste Werth zu ermitteln ist, berechnet. 54. Testamente, und zwar sowohl schriftliche als mündlich zu Protokoll erklärte

.

.

2 Thlr.

sjetzt 15 Sgr., s. S. 2 die «nm. §. 1 Nr. 1]. 55. UebertragSvertrage zwischen AS-endenten und Deszendenten. a. Lässige Verträge, durch welche Immobilien allein oder int Zusammenhange mit anderem Vermögen von Aszendenten auf Deszendenten übertragen werden, unterliegen dem gesetz­ lichen Kaufstempel.

Es kommen jedoch für die Festsetzung des stempelpflichttgen ErwerbS-

preffeS folgende von dem Erwerber übernommene Verpflichtungen und Gegenleistungen nicht in Anrechnung: 1. die von dem Erwerber übernommenen Schulden des Uebertragenden, sowie die auf den übertragenen Vermögensstücken hastenden beständigen Lasten und Abgaben; 2. der zu Gunsten des Uebertragenden und deffen Ehegatten in dem Vertrage festgesetzte Altentheil, die denselben vorbehaltmen Nutzungen, Leibrmtm und sonstigm lebenSläng« lichm Geld- oder Naturalprästattonm, sowie die dmselbm zugestchertm Alimente; 3. die Abfindungen, Alimente und Erziehungsgelder, welche der Erwerber nach Inhalt deS Vertrage- an andere Deszendmtm des Uebertragendm zu mtrichtm hat; endlich 4. derjmige Theil deS Erwerbspreises, welcher dem Uebernehmer als sein künftiges Grbtheü angewiesen ist. b. Wenn die von dem Erwerber übernommenen Gegenleistungen lediglich in dm unter a Nr. 1 bis 4 einschließlich aufgeführten Verpflichtungen bestehen, so ist der Vertrag einer Schenkung unter Lebenden gleich zu achten und bleibt daher vom Kaufstempel frei c. Wmn in einem solchen Vertrage dem Uebernehmer Abfindungen, Alimmte oder ErziehungS« gelder für andere Deszendmten des Uebertragenden auferlegt sind (unter a Nr. 3), und der Kapitalwerth dieser Zuwendungen zusammengenommm wenigstens 50 Thaler beträgt, so ist zu dem Vertrage, abgesehm von dem (nach a) etwa erforderlichen Kaufstempel ein Rezeßstempel von 15 Sgr. resp. 2 Thalern (f. Position: Erbrezeffe] zu verwendm. 56. Vergleiche, schriftliche, gerichtliche und außergerichlliche, wie Verträge, s. diese. Bei Anwendung dieser Vorschrift treten folgende nähere Bestimmungen ein: a. Ist der Vergleich über ein Geschäft abgeschloffen wordm, welches blos mündlich oder durch Korrespondenz oder in einer anbeten, die Stempelverwendung nicht bedingendm Form zu Stande gekommen ist, und hätte für dieses Geschäft, wmn darüber eine schriftliche 8er« 46*

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B. Die Stempelgesetze rc. in den neuen Landestheilen.

(Hannover, Heffen-Nafsau, vorm. Bayr. Gebietsteile — Bet. v. 19. 3uli 1867. — Sbtm. l.r]

Handlung aufgenommen wäre, ein höherer, als der bei Verträgen im Allgemeinen statt­ findende Stempel entrichtet werden müssen, so ist zu dem Vergleiche, insofern dadurch das Geschäft im Wesentlichen aufrecht erhalten wird, dieser höhere Stempel zu verwenden, b. Wird durch den Vergleich zugleich ein anderweitiges Rechtsgeschäft begründet, welches, wenn es nicht in Vergleichsform zu Stande gekommen wäre, einem höheren, als dem bei Ver­ trägen im Allgemeinen vorgeschriebenen Stempel unterworfen sein würde, so tritt bei dem Vergleiche dieser höhere Stempel ein. Insonderheit ist, wenn für die streitigen Ansprüche als Gegenleistung das Eigenthum einer Sache abgetreten, ein Erbzins-, ein Erbpachts-, ein Pacht- oder Miethsrecht eingeräumt, eine Leibrente versprochen wird u. s. ro., zu dem Ver­ gleiche der für Kauf-, Erbzins-, Erbpachts-, Pachts- oder Mieths-, Leibrenten- rc. Verträge bestimmte Stempel, sofern er höher ist als der allgemeine Vertragsstempel, zu verwenden, und bei Festsetzung desselben der Werth der Gegenleistung zum Grunde zu legen. Zn gleicher Art findet, wenn zur Sicherstellung der Vergleichssumme eine Hypothek bestellt wird, der für hypothekarische Schuldverschreibungen vorgeschriebene Stempel Anwendung. Dagegen muß, wenn ein Dritter, welcher zu den ursprünglichen Kontrahenten nicht gehört, in der über den Vergleich aufgenommenen Verhandlung stempelpflichtige Erklärungen abgiebt, z. B. eine Bürgschaft übernimmt, der dazu erforderliche Stempel neben dem zu dem Vergleich beizubringenden unbedingt verwendet werden. ') 3n Ansehung der Stempelpflichtigkeit gerichtlicher Vergleiche über rechtshängige Sachen verbleibt es bei den bestehenden Vorschriften; sollte jedoch nach denselben ein geringerer Stempel eintreten, als nach den unter a und b getroffenen Bestimmungen erforderlich ist, so muß dieser höhere Stempel entrichtet werden. Insoweit für Vergleichsverhandlungen der Gerichte Stempelfteiheit bewilligt ist, darf die­ selbe nicht dazu dienen, den Parteien stempelfteie Dokumente über an sich stempelpflichtige Ge­ schäfte zu verschaffen. Sie findet daher in den vorstehend unter a und b erwähnten Fällen keine Anwendung, dergestalt, daß wenn nach den daselbst getroffenen Bestimmungen auch kein höherer als der allgemeine Vertragsstempel begründet sein würde, dennoch dieser letztere zu dem Vergleiche verwendet werden muß. !) Die Bestimmung des Tarifs zur Stempel-Verordnung vom 19. Zuli 1867 Nr. 56. b Ab­ satz 2, nach welcher es in Ansehung der Stempelpflichtigkeit gerichtlicher Vergleiche über rechtshängige Sachen bei den bestehenden Vorschriften (der älteren Landesgesetze) verbleibt, ist (für Nassau) auf­ gehoben. Erk. des OT. (1) v. 9. Dez. 1874 (OR. B. 15 S. 849); in den Erk.-Gründen heißt es: Die sich auf das früher in Nassau bestandene, aus dem Gesetz vom 13. August 1859 (Naffauisches Verordnungs-Blatt S. 95) beruhende, Stempelwesen beziehende Uebergangsbestimmung unter Nr. 56 de- Stempeltarifs vom 19. Zuli 1867 lit. b. Absatz 2, wodurch die Nassauischen Stempelvorschriften für gerichtliche Vergleiche in rechtshängigen Sachen waren aufrecht erhalten worden, sind durch die Gerichtskosten-Verordnung vom 30. August 1867 (s. in Abschnitt ^ sub IV. 12), welche unter Andern daS Preußische Gerichtskostengesetz vom 10. Mai 1851 und dessen Abänderung vom 9. Mai 1854 in Nassau zur Einführung brachte, sowie durch das Gesetz vom 5. März 1868 (GS. S. 185 — s. unten Anm. 3.b) insofern in Wegfall gekommen, als einerseits §. 3 der Verordnung vom 30. August 1867 Absatz 1 an Stelle des §. 16 des Gerichtskostengesetzes vom 10. Mai 1851 ver­ ordnete, daß da, wo der Gerichtskosten-Tanf die Erhebung von Stempelbeträgen nicht ausdrücklich anordnet, eine solche nicht stattfinde svergl. auch Gesetz vom 5. März 1868 §.3) und Artikel 7. A des Gesetzes vom 9. Mai 1854 für Prozesse, welche durch Vergleich beendigt wurden, neben dem Gerichtskostenansatze einen besonderen Stempelsatz nicht verlangt, andererseits der §. 4 des Gesetzes vom 5. März 1868 alle noch in Kraft belassenen Nassauischen Stempelvorschriften und damit sowohl den Vorbehalt des Absatzes 2.b Position 56 des Tarifs vom 19. Zuli 1867 als denjenigen in H. 3 Absatz 2 der Verordnung vom 30. August 1867 beseitigte. Zur Zeit also erscheinen vor Gericht abgeschlossene derartige Vergleiche als durch den Gerichtskostenpauschsatz abgegolten und die Tarifposition 56 kann nur bei gerichtlichen Vergleichen, welche nicht in einer rechtshängigen Sache zu Stande kommen, und bei außergerichtlichen Vergleichen zur Anwendung gelangen. sBergl. übrigens S. 14 ff. Anm. 13 §. 2 Abs. 3 nebst Note 2 u. §. 101 nebst Note 2.]

B. Die Stempelgesetze re. in den neuen Lande-theilen.

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(Hannover, Hefs«-Raff«w, vorm. Vayr. GebietttheU« — »er. v. 19. Zult 1867.]

Nr. 57. Verträge, sofern für einzelne Gattungen derselben nicht ein durch diesen Tarif besonderbestimmter Stempel zu entrichten ist . . 15 Sgr. s. Adoption--, Ehe-, Erbfolge-, Erbpacht--, Erbzins-, Kauf-, Lehr-, Leibrentm-, Pacht- und Mieths-, auch Tauschverträge u. s. w. 58. vollmachten . . 15 Sgr. Die Genehmigung der gerichttichen Verhandlungen eines mit keiner Vollmacht versehenen Anwaltes durch die Partei ist mit dem zu einer Vollmacht erforderlichen Stempel zu ver­ sehen, sofern dieselbe an die Stelle einer Vollmacht tritt Zu den gerichtlichen oder notariellen Beglaubigungen von Vollmachten wird ein besonderer Stempel von 15 Sgr. genommen. Gegeben Ems, den 19. Juli 1867. Wilhelm. l.b. FMR. v. 8. August 1867 III 15301 an d. PStD. in Hannover und Kassel, wodurch dieselben angewiesen rocrben, die anliegenden Bestimmungen (folgen hierunter) von demselben Tage über die Verwendung von Stempelmarken durch die Amtsblätter zu ver­ öffentlichen und die Steuerstellen auf Folgendes aufmerksam zu machen: Die Steuerstellen haben die Verpflichtung, von Privatpersonen etwa aufgeklebte Marken zu kassiren, wenn die letzteren in keiner Weise mit Vermerken versehen und unverletzt sind, und wenn ihre Beschaffenheit keinen Verdacht erregt, daß sie bereits auf einem anderen Schriftstücke auf­ geklebt gewesen seien. Ein anderweit (in Papier, in gestempelten Wechsel-Formularen u. s. w.) verwendeter, nicht ausreichender Stempelbetrag kann durch Marken ergänzt werden. [Sgl wegen der gestempelten Wechselblankets S. 236 Anm. 3 sub 3.] Da die von den Steuerbehörden mit dem Schwarzstempel versehenen Marken, auch wenn Formfehler gemacht sind, als gültig verwendet angesehen werden sollen, so ist um so mehr darauf Bedacht zu nehmen, dah die Beamten und Stempeloertheiler dergleichen Fehler vermeiden und daß die ihnen zur Last fallenden nicht ungerügt bleiben. Außerdem ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß Steuerbehörden und Stempelvertheiler häufig den Schwarzstempel, durch dessen theilweisen Abdruck beziehungsweise auf die Marken und das dieselben umgebende Papier sie Marken kassiren, so unvollständig auf letztere setzen, daß die Marken nicht ausreichend kassirt erscheinen. Es ist daher anzuordnen, daß der SchwarzstempelAbdruck mehrmals und an verschiedenen Stellen der Marken, namenttich der Marken von größerem Format (zu 3 bis zu 10 Thlrn), und auf das dieselben umgebende Papier aufgedrückt werde (vergl. S. 395 Anm. 5. d]. Die Stempelvertheiler erhalten für die Kassation der von ihnen etwa nicht entnommenen Marken keine Tantieme; sie finden in dem Verkauf der Marken und in der Erleichterung der Kassation derselben, im Vergleich mit den Kassations-Vermerken beim Verbrauch von Stempelbogen, ausreichende Entschädigung. Bestimmungen des FM. v. 8. Aug. 1867 über die Verwendung von Stempelmarken zu stempelpflichtigen Schriftstücken, mit Ausnahme der Wechsel, für die Bezirke der Provinzial-Steuer-Direktionen zu Hannover und Kassel und den Kreis Schmalkalden (in d. Amtsblättern v. 1867: Hannover S. 1040, Kassel S. 631, Beilage zum Zntelligenzblatt für Nassau mg«r — Verpflichtungen der Gerichte.)

3. c. ZMR. vom 23. Aug. 1869 an die Gerichtsbehörden in den Bezirken der AppellationSgerichte Celle, Kiel, Kassel, Wiesbaden und Frankfurt a. M. (ZMB. S. 171, CB. S. 474): Nach­ dem zur Kenntniß des Zustiz-Ministers gelangt ist, daß bei einigen Gerichtsbehörden Zweifel über den Umfang der Anordnung in dem Schlußsätze der allgemeinen Verfügung vom 20. August 1867 [f. den folg. Absatz] zur Ausführung des §. 7 der Anordnung über Erhebung der Erbschastsabgabe vom 5. Zuli 1867 entstanden sind, wird diese Anordnung hierdurch dahin erläutert, daß die Gerichtsbehörden verpflichtet sind, den Erbschaftssteuer-Fiskalaten auf Verlangen die Ein­ sicht von Akten, insbesondere auch von Vormundschafts-Akten, zu gestatten und ihnen dieselben zu diesem Zwecke zu übersenden. Sollten in einzelnen Fällen ausnahms­ weise besondere sachliche Hindernisse entgegenstehen, so sind dieselben dem Fiskalat bekannt zu machen. Der Schlußsatz der vorgedachten allg. Verf. des IM. v. 20. Aug. 1867 (an die Gerichts­ behörden in den neuen Landestheilen — ZMB. S. 251) bestimmt: Auch sind die Gerichtsbehörden verpflichtet, jede statthafte und thunliche Auskunft, welche die Fiskalate Behufs Ver­ vollständigung der Todtenlisten und der Ermittelung eines steuerpflichtigen Erb­ anfalls oder irgend welcher, den Betrag und die Fälligkeit einer Erbschaftsabgabe bedingender Thatsachen verlangen sollten, bereitwilligst zu ertheilen. 3. d. R. des Kammergerichts v. 16. Oktober 1874 Nr. 134 C./10 an das Stadtgericht in B. (Letzteres hatte dem Berliner Erbschaftssteueramt gegenüber die Ansicht vertreten, daß die Gerichte nicht mehr verpflichtet seien, den Erbschaftssteuer-Aemtern vor Ausschüttung der Massen von den betreffenden Erbfällen Mittheilung zu machen, da die Gerichte als Nachlaß-Verwalter im Sinne der §§. 28. 35 des Gesetzes vom 30. Mai 1873 nicht zu betrachten seien.): Das re. wird unter Rücksicht der D.'schen Nachlaßakten D. 9. 1874 hierdurch angewiesen, in allen Fällen einer gerichtlichen Nachlaßverwaltung vor Ausschüttung der Masse dem Erbschafts­ steuer-Amte Mittheilung von denjenigen zu den Akten bekannt gewordenen Thatsachen zu machen, welche für die Einziehung der Steuer erheblich sind. Das in der Beschwerde vom 16. v. Mts. von dem Erbschaftssteuer-Amt zu Berlin, I. Ab­ theilung, dieserhalb gestellte Verlangen entspricht, wie in dem Bericht des Stadtgerichts vom 2. d. M. anerkannt wird, dem Zweck des Gesetzes vom 30. Mai 1873, Hinterziehungen der Erbschaftssteuer vorzubeugen. Die Frage, inwieweit aus einer einzelnen Bestimmung des Gesetzes eine Ver­ pflichtung zu der oben angeordneten Mittheilung herzuleiten sei, bedarf ebensowenig einer Erörte­ rung wie die Frage nach der Bedeutung des Ausdrucks „Nachlaßverwalter" in dem Gesetz im Hinblick auf das Gericht als Leiter von Nachlaßverwaltungen. Es genügt vielmehr das von einem Erbschaftssteuer-Amt dargelegte Bedürfniß jener Mittheilung zur Durchführung einer sicheren Fest­ stellung und Einziehung der Steuerbeträge, um zu einer entsprechenden allgemeinen Anordnung zu führen, welche die Steuer-Aemter der Gefahr überhebt, zu spät von den Einzelnfällen Kenntniß zu erhalten. Die Verpflichtung der Gerichte, dem gestellten Ersuchen um Auskunft über steuer­ pflichtige Fälle nachzukommen, folgt nicht nur aus der Verbindlichkeit der Königl. Behörden zur Gewährung jeder statthaften amtlichen Unterstützung, sondern auch aus der Allgemeinen Verfügung des Herrn Justiz-Ministers vom 30. Dezember 1873 — Just. - Min. - Bl. 1874 S. 3 — dessen Schlußsatz sich nicht auf solche Ersuchungsschreiben beschränkt, welche zu einzelnen Nachlaßsachen gestellt werden. 4. a. R. des FM. u. des M. d. Z. v. 15. Aug. 1874 an sämmtl. Ober-Präs. (CB. S. 209, MB. S. 243): Nach §. 29 des Gesetzes vom 30. Mai 1873, betreffend die Erbschaftssteuer (GS. S. 329), haben alle diejenigen, welche Todtenlisten führen, also vom 1. Oktober d. I. [1874] an auch die in Folge des Gesetzes vom 9. März d. Z. [GS. 1874 S. 95] in Wirksamkeit tretenden Standesbeamten, die Verpflichtung, nach Maßgabe der ministeriellen Anweisung dem zuständigen Erbschaftssteuer-Amte Auszüge aus den Todtenlisten einzureichen. (Seit dem 1. Zanuar 1876 sind

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Anhang. Erbschaftssteuergesetz rc. [II. Ausführung-bestimmungen. — Verpflichtungen der Standesbeamten.^

die Standesbeamten nach dem (Reichs-)Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Febr. 1875 — RGbl. S. 23 — für das ganze Deutsche Reich in Wirksam­ keit getreten.] Die näheren Bestimmungen über die Ausstellung und Einsendung dieser Auszüge, bezw. der Vakat-Anzeigen, sind in der von uns in Gemeinschaft mit dem Herrn Minister für geistliche, Unter­ richts- und Medizinal-Angelegenheiten erlassenen, den einzelnen Regierungen und Landdrosteien mittelst Verfügung vom 3. Dezember v. Z. zur Publikation durch die Amtsblätter zugegangenen Bekanntmachung getroffen [f. oben Anm. 2. a], und die Geschäftsbezirke der einzelnen Erbschafts­ steuer-Aemter sind in der gleichfalls durch die Amtsblätter veröffentlichten Bekanntmachung des unterzeichneten Finanz-Ministers vom 2. Dez. v. Z. bestimmt [f. oben Anm. 1. a lit. c]. Ew. rc. ersuchen wir ergebenst, die in Ihrem Verwaltungsbezirke auf Grund des Gesetzes vom 9. März d. I. zu bestellenden Standesbeamten rechtzeitig auf die ihnen hiernach obliegenden Ver­ pflichtungen aufmerksam zu machen, auch ihnen dabei die sorgfältige Ausfüllung des vorgeschriebenen Todtenlistenformulars noch besonders anzuempfehlen, damit hierdurch zeitraubende Erörterungen und Rückfragen vermieden werden. Die erforderlichen Formulare zu den Todtenlisten sind den Standesbeamten von den Bezirksregierungen in gleicher Weise, wie bisher den Geistlichen u. s. w., fortdauernd nach Bedarf zuzustellen. Bei künftigem Neudruck des Todtenlistenformulars [f. oben Anm. 2. b] ist der Vordruck auf der Titelseite dahin zu ändern, daß an Stelle der Bürgermeisterei, des Amtsbezirks, des Gerichts­ bezirks, der Gemeinde (Parochie), nur der Standesamtsbezirk namhaft gemacht wird. Wegen der Verrechnung der Kosten für die Beschaffung dieser Formulare verbleibt es bei den bisherigen Bestimmungen. Die zuständigen Provinzial - Steuerbehörden müssen mit einem Verzeichniß sämmtlicher in der Provinz zu bestellenden Standesämter versehen werden, in welchem nach Anleitung der finanz­ ministeriellen Bekanntmachung vom 2. Dezember v. 3- anzugeben ist, zu welchem ErbschaftssteuerAmts-Bezirk die einzelnen Standesämter gehören. Auch ist es ersorderlich, daß von eintretender Veränderung in der Zahl der Standesämter und in der Person der Standesbeamten diesen Be­ hörden ungesäumt Mittheilung gemacht wird. Für Berlin würde dieses Verzeichniß, bezw. die Be­ nachrichtigung Seitens des Magistrats, dem hiesigen Erbschaftssteuer-Amte zuzustellen sein. Ew. rc. ersuchen wir ergebenst hiernach das Weitere gefälligst anordnen zu wollen. 4. b. Cirk.-R. des M. d. I. v. 7. 3uli 1875 III 9002: Die rc. (Prov. - Steuer­ behörde) erhält hierneben sfolgt hierunter] Abschrift einer von dem Herrn Minister des Innern unterm 22. v. M. an die sämmtlichen Königlichen Regierungen und Lunddrosteien, excl. der Regie­ rung zu Sigmaringen, erlassenen Verfügung, betreffend die Verpflichtung der Standesbeamten zur Ausfüllung der den Erbschaftssteuerämtern einzureichenden Todtenlisten, zur Nachricht. Wenn die Standesbeamten amtlich erklären, daß ihnen die fragliche Feststellung ohne Recherchen in diesem oder jenem Falle nicht möglich gewesen, so werden die Erbschaftssteuerämter nachsichtig zu verfahren und das Erforderliche anderweit zu ermitteln haben. Cirk.-R. des M. d. I. v. 22. Zuni 1875 (MB. S. 143): Das Gesetz, betreffend die Erb­ schaftssteuer vom 30. Mai 1873 (GS. S. 329), verweist im§. 29 die mit der Erhebung der gedachten Steuer betrauten Erbschaftssteuerämter auf die Mitwirkung derjenigen, „welchen die Führung der Todtenlisten obliegt". Es kann einem Zweifel nicht unterworfen sein und ist bereits durch die Cirkular-Verfügung vom 15. August pr. ausgesprochen, daß zu dieser Mitwirkung gegenwärtig, an Stelle der in §.29 eit. nur beispielsweise genannten „Pfarrer, Bürgermeister u. s. ro.", die Standesbeamten berufen sind. Während die große Mehrzahl der Standesbeamten sich der in Rede stehenden Verpflichtung bisher unweigerlich unterzogen hat, ist in neuerer Zeit hier und da eine zur Benachtheiligung des öffentlichen Dienstes gereichende Unwillfährigkeit hervorgetreten. ES

Anhang. Erbschaftösteuergesetz «c. [II. »»»führung-bestimmungen. — Verpflichtung der Polizeibehörden.^

giebt mir dies Veranlassung, der Königlichen Regierung im Einverständnisse mit dem Herrn FinanzMinister Nachstehendes zu bemerken: Gemäß dem Cirkular-Erlasse vom 3. Dezember 1873 [f. oben Anm. 2] haben die Standesbeamten in den, auf Grund des allegirten §. 29 vorgeschriebenen Todtenlisten-Formularen nach Anleitung deS Vordruckes auf der ersten Seite und der Ueberschriften der betreffenden Spalten, gewisse Fragen zu beantworten. Die möglichst vollständige Beantwortung der letzteren ist nothwendig im Interesse der Erbschaftssteuerämter und zugleich, wie anscheinend nicht überall genügend erwogen wird, deS Publikums selbst. Die Standesbeamten werden sich zu vergegenwärtigen haben, daß die zu beantwortenden Fragen zumeist einen mehr negativen Zweck verfolgen, nämlich den, zu konstatiren, daß nach den im einzelnen Falle vorliegenden verwandtschaftlichen Verhältnissen der Hinterbliebenen ein Erbfall nicht steuerpflichtig sein mag. Es handelt sich dabei um eine Sichtung und Aussonderung gerade der steuerfreien Erbfälle. Die Erbschaftssteuerämter müßten, wenn ihnen die hier in Betracht kommenden Unterlagen durch die Führer der Todtenlisten nicht gewährt werden, sich solche aus anderem Wege verschaffen und es liegt auf der Hand, daß die erforder­ lichen anderweiten Recherchen dem Publikum zu viel größerer Belästigung gereichen würden, als die Beantwortung einiger Fragen, welche der Standesbeamte den Betheiligten vorlegt, wenn ihm die Verhältnisse aus seinen amtlichen und persönlichen Beziehungen nicht etwa sonst schon genügend bekannt sind. Dazu kommt, daß beim Mangel dazu bestimmter anderer Organe der Steuerver­ waltung die bezüglichen Recherchen in den alljährlich vorkommenden vielen Tausenden von Todes­ fällen kaum möglich sein, oder bei den zahlreichen Befreiungen des Erbschaftssteuer-Gesetzes doch einen unverhältnißmäßigen Kostenaufwand verursachen würden. Die Bezirke der Standesbeamten sind allerdings vielfach größer, als diejenigen der früheren Führer von Todtenlisten, namentlich der Geistlichen, und es ist deshalb anzuerkennen, daß jene Beamten mit den Personen und Ver­ hältnissen meist weniger bekannt sein werden, als dies bei den Geistlichen der Fall war. Nichts­ destoweniger werden, insbesondere auf dem Lande, also gerade da, wo die Möglichkeit von eigenen Recherchen der Erbschaftssteuerämter ganz besonders erschwert ist, die Standesbeamten die erforder­ lichen Angaben in vielen Fällen aus eigener Kenntniß sehr wohl selbst machen können; in anderen Fällen kann eine bei der Anmeldung zu stellende Frage ihnen nicht eben lästig sein. Die hier und da in Zweifel gezogene Berechtigung zu bezüglichen Fragen ergiebt sich aus dem §. 29 des Erb­ schaftssteuergesetzes, in Verbindung mit den dazu ergangenen Anweisungen, und es läßt sich er­ warten, daß das Publikum sich den Standesbeamten willfährig zeigen wird, wenn letztere, wo es erforderlich sein möchte, dasselbe mit dem Zwecke ihrer betreffenden Fragen bekannt machen. Ist den Standesbeamten die erforderliche Feststellung ohne besondere Recherchen in diesem oder jenem besonderen Falle nicht möglich, so haben sie dies amtlich zu erklären; die ErbschaftSsteuerämter werden besonders angewiesen werden, sich in Fällen solcher Art mit der gedachten Er­ klärung zu begnügen und die Feststellung auf anderem Wege zu bewirken. Die Königliche Regierung wolle den Standesbeamten Ihres Bezirkes von dem Vorstehenden Mittheilung zu machen und vertraue ich, daß hiermit die hervorgetretenen Weiterungen ihre Erledi­ gung finden werden. 5. a. R. des M. d. I. v. 12. Sept. 1874 (MB. S. 260, CB. 1875 S. 20): In dem mir von dem Herrn Finanzminister mitgetheilten, mit sämmtlichen Anlagen hier beigefügten Berichte vom 16. Juni d. Z. hat der König!. Provinzial-Steuer-Direktor daselbst vorgetragen, daß die dor­ tige Polizei-Direktion in verschiedenen Fällen es prinzipiell abgelehnt hat, den für erforderlich er­ achteten Requisitionen des Königlichen Erbschaftssteuer-Amtes daselbst um Feststellung der Erben und Dermögensverhältnisse gewisser verstorbener Personen nachzukommen, und daß die rc. (König!. Regierung) diese Weigerung für im Allgemeinen gerechtfertigt erachtet. Mit seinem weiteren, eben­ falls hier angeschlossenen Berichte an den Herrn Finanzminister vom 5. v. M. hat der genannte

832

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz

re.

[II. LuSführungsbestimmungen. — Verpflichtung der Polizeibehörden.)

König!. Provinzial-Steuer-Direktor die betreffenden Requisitionen vorgelegt. Zn Uebereinstimmung mit dem Herrn Finanz-Mnister kann ich die prinzipielle Ablehnung der in Rede stehenden Requi­ sitionen der Königlichen Erbschaftssteuerbehörde Seitens der dortigen Polizei-Direktion nicht für gerechtfertigt erachten. Wenn auch nach §. 29 des Gesetzes vom 30. Mai 1873 und nach dem Cirkular-Reskript der Minister der Finanzen, des Innern und der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten vom 3. Dezember deff. Z. (MB. 1874 S. 24) [f. oben Anm. 2] in erster Linie die nach dem vorgeschriebenen Formular zu führenden Todtenlisten der Ermittelung der steuerpflichttgen Erbschaftsfälle zu Grunde zu legen sind, und wenn ferner auch die Deklaratton der steuerpflichtigen Anfälle und etwaige Vervollständigung der betreffenden Angaben nach §§. 33 ff. des Gesetzes vom 30. Mai 1873 von den dort bezeichneten Erbes-Zntereffenten zu fordern sind, so muß doch anerkannt werden, daß Fälle vorkommen, in welchen die Königlichen ErbschaftssteuerAemter auf keinem der vorbezeichneten Wege sich in den Besitz der erforderlichen, das weitere selbstständige Vorgehen der Steuerbehörde ermöglichenden Notizen setzen können. Insbesondere stehen den mit der Anfertigung der Todtenlisten beauftragten Geistlichen svgl. Anm. 4.a] zum Zwecke der Ausfüllung der zur Ermittelung der steuerpflichtigen Erbschaftsfälle dienlichen Kolonnen 8 bis 13 keine geeignete Mittel zu Gebote, wenn die Hinterbliebenen Verstorbener ihnen unbekannt oder nicht erreichbar sind, oder wenn dieselben die nöthige Auskunftsertheilung verweigern. Zn solchen Fällen bleibt den Königlichen Erbschaftssteuer-Aemtern nichts Anderes übrig, als auf die Polizeibehörden als diejenigen Behörden zurückzugehen, welche zu solcher Ermittelung an sich geeignet und zur Unterstützung der Behörden in der Wahrung staatlicher Zntereffen mit den ihnen zu Gebote stehenden Mitteln auch kompetent sind. Indem ich mich hiernach im Prinzip mit der Entscheidung der Königlichen Regierung vom 11. Zuni d. I., durch welche dieselbe der Auffassung der dortigen Polizei-Direktion beigetreten ist, nicht einverstanden erklären kann, bemerke ich doch andererseits, daß die Königlichen Erbschaftssteuer-Aemter eine Mitwirkung der Polizeibehörden nur da zu bean­ spruchen haben werden, wo ihre eigenen Mittel zur Feststellung der Steueranfälle erschöpft sind, oder ihnen von vornherein keine solche Mittel offen stehen. Was ferner die Ausführung der Seitens der Königlichen Erbschaftssteuer-Aemter an die Polizeibehörden zu fraglichem Zwecke zu richtenden Requisitionen bettifft, so werden die Polizeibehörden, soweit es auf die Ermittelung von Erben (Kolonne 8 bis 12 der Todtenliste) ankommt, sich auf die Erkundigung im Polizeibezirke zu beschränken, weitere Ermittelungen aber, sowie die Verfolgung der nach auswärts führenden Spuren der Erben der Steuerbehörde zu überlaffen haben. Soweit es sich ferner um die summarische Angabe des bekannten Zmmobiliar- und Mobiliar-Nachlasses (Kolonne 13 der Todtenliste) handelt, wird eben nur eine summarische Angabe und eine Angabe bekannter Thatsachen verlangt. Die requirirten Polizeibehörden werden daher für den vorliegenden Zweck eines näheren Eingehens auf die Vermögensverhältniffe des Verstorbenen sich zu enthalten haben, und es ist demgemäß nicht zu befürchten, daß dieselben sich Beschwerden über Einmischung in die Vermögensverhältniffe der einzelnen Familien aussetzen werden. Wird in dieser Weise die Erledigung der Requisitionen der Königlichen Erbschaftssteuer-Aemter auf das Nothwendige beschränkt, so läßt sich auch nicht annehmen, daß die Polizeibehörden durch die diesfälligen Geschäfte übermäßig werden belastet werden. Die Königliche Regierung wird veranlaßt, die dortige Polizei-Direktion zur Erledigung der Requisittonen des dortigen Königlichen Erbschaftssteuer-Amts nach Maßgabe der vorstehenden Bemerkungen anzuweisen und wie dies geschehen, bei Wiedereinreichung der Anlagen anzuzeigen. 5. b. Cirk - Vers, des FM. v. 27. Zuni 1885 an die PStDirektoren (CB. S. 198): Ew. re. wird beifolgend Abschrift einer vom Herrn Minister des Innern unterm 17. d. Mts, im diesseitigen Einverständnisse an die Regierungs-Präsidenten rc. erlassenen allgemeinen Verfügung, betreffend diejmigen Nachlaßgelder, welche aus Hinterlaffenschasten im Auslande verstorbenen Per-

Anhang. [IT.

Erbschaftssteuergesetz

rc.

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Ausführung-bestimmungen. — Empfangnahme u. Verrechnung der Erbschaftssteuer.^

fönen an deutsche Reichsangehörige auszuzahlen sind [f. folgenden Absatz), zur Kenntnißnahme mitgetheilt. Allgem. Verf. des M. d. Z. v. 17. Juni 1885 an die Regierungs - Präsidenten in den Kreisordnungs - Provinzen und zu Sigmaringen, den Polizei-Präsidenten zu Berlin, sowie an die Regierungen und Landdrosteien in den übrigen Provinzen (CB. 1885 S. 198, MB. 1885 S. 106, 107): Nach einem, von dem Herrn Finanz-Minister mir mitgetheilten Schreiben des Herrn Staatssecretär des Auswärtigen Amts vom 1. d. Mts. sind die Kaiserlichen Consuln angewiesen, Nachlaßgelder, die aus Hinterlassenschaften im Auslande verstorbener Personen an deutsche Reichsangehörigen auszuzahlen sind, dem Auswärtigen Amt zu übermitteln, worauf letzteres die Verkeilung, soweit Preußen in Betracht kommt, durch die Provinzial-Regierungen bewirken läßt. Behufs Sicherung des Fiskus gegen Verluste ersuche ich Ew. rc. ergebenst, in solchen Fällen, sofern der Erblasier ein Preußischer Staatsangehöriger gewesen ist, den Königlichen ProvinzialSteuer-Direktor von dem Erbanfalle und der Höhe der an die einzelnen Erben oder Vermächtnißnehmer zur Auszahlung kommenden Beträge zu benachrichtigen, damit wegen Berechnung der Erb­ schaftssteuer das Erforderliche veranlaßt werde. Nach den bestehenden gesetzlichen Vorschriften (Erbschaftssteuergesetz vom 30. Mai 1873 §§. 9. 10) ist die Erbschaftssteuer von den Nachlaffen aller Preußischen Staatsangehörigen —- mit Ausnahme von etwa dazu gehörigen, außerhalb Preußens belegenen Grundstücken und Grundgerechtigkeiten — zu erheben, gleichviel ob die Erb­ lasser im Preußischen Staate ihren Wohnsitz hatten oder nicht. 6. a. irk. - Verf. des FM. v. 4. Dezember 1877 an die PStDirektoren (CB. 1878 S. 18): Die Bestimmungen der diesseitigen Anweisung v. 14. Novbr. 1873 (CB. 1874 S. 19) [f. oben Anm. l.a sub a] und der §. 1 der Anweisung an die Hauptämter von demselben Tage (CB. 1874 S. 25) [f. oben Anm. l.a sub b] verfolgen den Zweck, den Zahlungspflichtigen Personen die Berichtigung der Erbschaftssteuern möglichst zu erleichtern. Zur Herbeiführung eines gleich­ mäßigen Verfahrens in diesem Sinne wird angeordnet, daß zur Empfangnahme und Verrechnung der Erbschaftssteuer dasjenige Hauptamt zu bestimmen ist, in dessen Bezirk die Zahlungspflichtigen Personen wohnen und daß, wenn Letztere ihren Wohnsitz nicht am Orte des Hauptamts oder in der Nähe desselben haben, das ihnen zunächst gelegene, oder auch daS von ihnen speciell bezeichnete Zoll- oder Steueramt mit der Empfangnahme der Zahlung für Rechnung jenes Hauptamts zu beauftragen ist. Ew. rc. wollen die Erbschaftssteuer-Aemter und die Hauptämter Ihres Bezirks mit entsprechender Anweisung versehen. Cirk.-Verf. des FM. v. 4. Tezbr.1877 an sämmtliche PSt.Direktoren (CB. 1878 S. 18). 6. b. Ew. rc. wird auf die Anfrage in dem Berichte vom 21. v. M. erwidert, daß nach der Cirkular-Verfügung v. 4. Dezbr. 1877 [f. vorige Anm.) jedes Haupt- bzw. Untersteueramt im ganzen Geltungsbereich des Erbschaftssteuerges. v. 30. Mai 1873 mit der Empfangnahme und Verrechnung der Erbschaftssteuer beauftragt werden kann, ohne Rücksicht darauf, in welchem Direktionsbezirke sich das requirirende Erbschaftssteuer-Amt befindet. FMR. v. 6. Februar 1879 III 963 an den PStD. in B. (CB. S. 86). 7. a. Die Verwaltung der direkten Steuern hegt den Wunsch, daß über diejenigen Erbfälle, in denen der Nachlaß den Werthbetrag von 3000 Mark übersteigt, den Königlichen Regierungen, in Hannover der Königlichen Finanz-Direktion, in Berlin der Direktion für die direkten Steuern, unter Benutzung eines Formulars, aus den Akten der Erbschaftssteuer-Aemter Mittheilungen gemacht werden möchten. Das gedachte Formular soll die Ueberschrift: „Nachlaß des — der — am ... zu .. . verstorbenen (Name und Stand)" und folgende Rubriken enthalten: Laufende Nummer — Name, Stand und Wohnort des steuerpflichtigen Erben, Legators — Betrag der Zuwendungen — Bemerkungen. Hoyer u. Gaupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Aust.

834

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz rc.

[II. Au-f^vestimmungen. — Verpflichtungen der Erbsch.st.-Aemter in Beziehung auf andere Behörden.^

Die Formulare werden den betreffenden Erbschafts-Steuer-Aemtern durch die oben genannten Behörden geliefert werden. Ew. rc. PStD. wollen demzufolge die Erbschaftssteuer-Aemter anweisen, in den hier in Betracht kommenden Erbfällen sogleich nach der Berechnung der Erbschaftssteuer gleichzeitig mit der Feststellungsbescheinigung [§. 3V des Gesetzes vom 30. Mai 1873] den Königlichen Regierungen rc. Ihres Bezirks die bezeichnete Nachweisung nach dem Formular mitzutheilen. Zn die Schlußspalte des Formulars sind solche in die Feststellungsbescheinigung zu über­ nehmenden Angaben einzutragen, welche, wie z. B. Erwerb der Substanz ohne die Nutzung, bedingter Erwerb des Anfalls rc. bei der Feststellung des Jahreseinkommens des Pflichtigen behufs seiner Veranlagung zur Klassen- oder Einkommensteuer in Betracht zu ziehen sind. Sollten der Stand und Wohnort von Miterben und Segatoren aus den Akten nicht ersichtlich sein, so bleiben die betreffenden Spalten der Nachweisung unausgefüllt. Besondere Ermittelungen, um die fehlenden Daten zu erlangen, sind nicht anzustellen. Cirk.-R. des FM. v. 13. Oktober 1870 1 LI 12838. 7. b. Die von den Erbschaftssteuer-Aemtern den Königl. Regierungen, der Königl. Finanz­ direktion zu Hannover und der Direktion für die direkten Steuern zu Berlin über Erbfälle, in denen der Nachlaß den Werthbetrag von 3000 Mark übersteigt, zu machenden Mittheilungen sollen nicht allein auf die erschaftssteuerpflichtigen, sondern zugleich auf die erbschastssteuerfreien Zuwendungen sich erstrecken, welche den Erbschaftssteuer-Aemtern bei Gelegenheit der Bearbeitung der Erbschaftssteuer-Angelegenheit bekannt werden. Demgemäß ist in der zweiten Rubrik der benutzten Formulare das Wort „steuerpflichtigen" zu streichen. Es wird bemerkt, daß es sich nur um die Mittheilung und Nutzbarmachung der ohnehin bei der Bearbeitung der Erbschaftssteuersachen anzustellenden Ermittelungen handelt, und besondere Nachforschungen wegen der Aufstellung der fraglichen Mittheilungen von den ErbschaftssteuerAemtern nicht anzustellen sind. Zn der Rubrik „Bemerkungen" ist in den Fällen, in welchen das Erbschaftssteuer-Amt nicht selbst den Betrag der Zuwendung ermittelt hat, die Quelle der Kenntniß kurz anzugeben, wie z. B. laut Testament u. s. w. Steuerfreie Zuwendungen, welche für die Ver­ anlagung der Klassensteuer oder klassisicirten Einkommensteuer nicht von Znteresse sind, wie die unter 2.e—l der Befreiungen des Erbschaftssteuertarifs bezeichneten, sind in die Nachweisungen nicht aufzunehmen. Cirk.-V. des FM. v. 8. Nov. 1877 (EB. S. 278). 7. c. Die im Znteresse der Klassen- und Einkommen-Steuer-Veranlagung durch die EirkularVerfügungen vom 13. Oktober 1876 und vom 8. November 1877 [f. Anm. 7.a. b] angeordneten Mittheilungen an die Bezirks-Regierungen rc. über erbschafrliche Anfälle sollen künftig nicht von der Höhe der Nachlaßmasse, sondern von dem Betrage der einzelnen Zuwendung abhängig gemacht werden. Es wird demnach bestimmt, daß die Erbschaftssteuer-Aemter fortan, ohne Rücksicht auf die Summe des ganzen Nachlasses, jede einzelne Zuwendung einer Substanz im Werthe von 500 M. und darüber, oder der Nutzung an einer solchen, zur Kenntniß der Regierungen :c. zu bringen haben. Für die Stadt Berlin bleibt auch diese Verfügung außer Anwendung.') FMR. v. 7. Mai 1878 111 5309. ') Die besonderen Verhältnisse der Stadt Berlin haben sogleich nach Einführung des Ges. v. 1. Mai 1851 [GS. S. 193) Veranlassung gegeben, bezüglich der Ermittelungen der Erbschafts­ beträge, Legate rc. aus den Erbschaitsstempel-Verhandlungen und sonstigen Akten öffentlicher Behörden besondere Einrichtungen zu treffen, welche im Laufe der Zeit weiter ausgebildet und nach Einführung der Klaffcnsteuer in Berlin auch für die Veranlagung dieser Steuer wirksam gemacht worden sind. Die desfallsigen Einrichtungen sind auch fernerhin für unentbehrlich erachtet, und ist deshalb schon durch FMR. v. 28. Januar 1877 111 831 (an den PStD. in B.) bestimmt worden, daß die Eirk.-V. v. 13. Oktober 1876 [f. Anm. 7.a] für die Stadt Berlin außer Anwen­ dung zu bleiben habe.

Anhang. [III. SUimertimgen rc. —

Erbschastssteuergefetz re. Zu §. 1 Nr. 1 des Ses. v. 30. Mai 1873.]

8. FMR. v. 7. Aug. 1875 III 14097 an das ErbschastSsteuer-Amt in B. (bctr. die Erledigung der bei Revision der Erbschaftsstempel-Tabellen für das Ist« Tertial 1870 aufgestellten Erinne­ rungen) rc. re. Eine Vergleichung der von den Erbintereflenten bei den Testaments-Publikationen behufs Liquidirung der Gerichtskosten angegebenen Objektswerthe mit den bei der Berech­ nung der Erbschaftssteuer festgestellten Nachlaßsummen ergiebt, daß dem Gericht sehr oft, augen­ scheinlich wissentlich, die Objektswerthe zu niedrig angegeben worden sind: z. B. (folgen einige Beispiele). Zur Abwendung des dadurch für die Staatskasse entstehenden Einnahme-Ausfalles wolle das Königliche Erbschaftssteuer-Amt in allen Fällen, in welchen das Stadtgericht von der Werth­ angabe der Erbintereffenten Mittheilung macht, dem Gericht von dem Nachlaßbetrage, wenn dieser höher ist, Nachricht geben.

III.

Anmerkungen re. zum Erbschaftssteuergesetz u. Tarif v. 30. Mai 1873. [mit besonderer Berücksichtigung der Motive zum Gesetz-Entwurf (Reichs- u. Staats-Anzeiger v. 1872 Nr. 281 Beilage 2 und 3) und der Landtagsverhandlungen v. 1872/73.] A.

Zu §. 1 Nr. 1 des Gesetzes.

1. Zn den Motiven zum Gesetz-Entwurf heißt es: „Wenn schon bisher die remunera­ torischen Schenkungen von Todeswegen als besondere Art der, der Erbschaftssteuer unterworfenen Schenkungen ausdrücklich erwähnt waren, so hat sich das Bedürfniß herausgestellt, zur Vermeidung wahrgenommener Zweifel auch noch der mit einer Auflage belasteten (donatio sub modo) und der durch unentgeltliche Entsagung bewirkten Schenkungen zu gedenken." Nach dem Beschluß der Kommission des Hauses der Abgeordneten sind jedoch die im Gesetz-Entwurf §. 1 Nr. 1 vor dem letzten Worte „Schenkungen" befindlichen Worte: „oder durch unentgeltliche Entsagung bewirkten" gestrichen, weil diese Worte kasuistisch seien, und, wenngleich zur Beseitigung von Zweifeln bestimmt, gerade zu neuen Zweifeln Veranlassung geben könnten; ob in einer Entsagung eine Schenkung liege, müsse im konkreten Falle nach den Umständen beurtheilt werden. 2. Wenn von dem Erblasser schon selbst bei seinen Lebzeiten der Gegenstand des vonihm in seiner letztwilligen Verfügung angeordneten Vermächtnisses dem Legatar in der Absicht der Er­ füllung dieser Anordnung gewährt worden, so ist das Legat als wirkungslos und hinweggefallen anzusehen. Dies Prinzip gilt auch bezüglich des Legatenstempels. Erk. des OT. (I) v. 12. Mai 1876 (Str. A. B. 99 S. 7). Vgl. unten Anm. 14. m. 2. a. Trotz der besonderen Vorschriften des ALR.'s über den Zeitpunkt des Anfalls suspensiv bedingter letztwilliger Zuwendungen ist der Zeitpunkt des Eintritts der Bedingung auch im Ge­ biete des ALR.'s für die Steuerpflichtigkeit entscheidend, weil der Erwerb solcher Zuwendungen erst mit dem Eintritt der Bedingung erfolgt. FMR. v. 8. Juli 1876 III 6382 (Khm. S. 304). 3. Von der Nachforderung des Schenkungs-Stempels zur Urkunde vom 7. Mai 1842 ist ab­ zustehen, indem darin keine Schenkung unter Lebenden, sondern eine Schenkung von Todeswegen angeordnet worden ist. Erst nach dem Ableben der unverehelichten L. wird sich der Werth des Geschenks, welches in deren nachgelassenen Vermögen bestehen soll, feststellen lassen. Beträgt dieser Werth 50 Thaler oder mehr, so wird die Bittstellerin (Geschenknehmerin) davon den ErbschaftSstempel zu entrichten haben. FMR. v. 8. Dez. 1846 III 24917 an d. Reg. in F.

836

Anhang. Erbschaftssteuergesetz rc. [III. Anmerkungen rc. — B. Zu Z. 1 Nr. 2 deS Gesetzes.)

4. Remuneratorische letztwillige Zuwendungen (vergl. auch unten Anm. 15.a—c): a. Die Ihren vier Töchtern ausgesetzten Vermächtnisse von je 100 Thalern sind nach Lage des Testaments eine Vergeltung für gewährte und aufgetragene Dienstleistungen, insbesondere „für die dem Erblasser und seiner verstorbenen Ehefrau von jeder der Töchter, der Reihe nach, treu geleistete Pflege, für die ihnen gebrachten mancherlei Opfer und für die ihm bis an sein Lebens­ ende zu leistenden Dienste." Hiernach sind diese Vermächtnisse belohnende Schenkungen, welche nach der Position „Erbschaften" im Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 182*2 der Erbschaftssteuer unterliegen FMR. v. 27. März 1862 III 6306 an d. S. und zur Nachricht an d. PStD. in S. b. Wenn auch nach Inhalt des Berichts der König!. Regierung vom rc. nicht bezweifelt wird, daß die Wittwe B. ihrer verstorbenen Schwester bei deren Lebzeiten Unterstützungen in erheblichem Umfange hat zufließen lassen, so kann doch bei dem Mangel einer diessälligen besonderen rechts­ verbindlichen Abrede die B. dafür aus dem Nachlasse, dessen Erbin sie geworden ist, Vergütigung nicht fordern, hat sich vielmehr wegen der gewährten Unterstützungen durch die Erbeseinsetzung um so mehr für abgefunden anzusehen, als auch remuneratorische Schenkungen nach dem StempelTarif dem Stempel für Erbschaften unterliegen. Hiernach ist für die tarifmäßige Erbschaftsstempel­ berichtigung unter Zugrundelegung eines vollständigen Nachlaß-Inventars Sorge zu tragen. FMR. v. 26. Juli 1860 III 16161 an d. Reg. in F. c. Da der Unterhalt der unverehelichten D. ohne einen zum Grunde liegenden Verpflegungs­ Kontrakt und ohne einen Vorbehalt wegen dafür zu leistender Zahlung gewährt worden, so läßt sich nur annehmen, entweder, daß die Unterhaltene als Arme betrachtet worden, oder daß die Leistung in der Absicht geschehen, dereinst ihren Nachlaß zu gewinnen. Zm ersteren Falle ist der Unterhalt nach §. 1043 Tit. 11 Th. 1 des ALR.'s als geschenkt anzusehen, im letzteren Falle liegt in dem Testamente der unverehelichten D. eine remuneratorische Schenkung, die auch Zhr Ehemann anerkennen muß, weil er durch den ihm zukommenden Nießbrauch von der Erbschaft Vortheil erlangt hat. Ein rechtlicher Grund zur Gestattung eines Abzugs auf Grund der von Ihrem Ehe­ manne eingereichten Unterhaltungskosten-Liquidation ist also nicht vorhanden rc. FMR. v. 1. Februar 1840 111 1304 an d. Frau W. und zur Nachricht an d. Reg. in F. 5. Wegen des in letztwilligen Verordnungen erklärten Anerkenntnisses ge­ machter Zuwendungen s. unten sub E Anm. 8.c.

B. Zu §. 1 Nr. 2 des Gesetzes. 6. Ueberträgt der Besitzer des Familien - Fideikommisses noch bei Lebzeiten das Fideikommiß auf seinen Nachfolger und stirbt hinterher, so ist der Nachfolger doch nur ex providentia majorum in den Besitz gelangt und muß die Erbschaftssteuer entrichten. Erk. des OT. (I) v. 3. Dezbr. 1877 (Str.A. B. 99 S. 266).') ') Das Erk. betrifft einen Fall aus der Zeit vor dem 1. Zan. 1874 (cfr. § 49 des Erbschaftssteuerges. v. 30. Mai 1873). Da jedoch der bezüglichen Bestimmung des §. 0 lit. a des Stempelges. v. 7. März 1822, deren Verletzung von der Nichtigkeitsbeschwerde unter Anderen behauptet war, der § 5 Abs. 1 des neuen Erbschaftssteuerges. amform ist, so interessirt die Entscheidung auch jetzt noch. In den Erk.-Gründen heißt es: Der als verletzt bezeichnete §. 9 des Stplges. v. 7. März 1822 bestimmt, daß der Erbschastsstempel von demjenigen Betrage entrichtet werden müsse, um welchen der Erbe oder Legatar durch den Empfang der Erbschaft oder des Legates wirklich reicher wird. ----------- Diesem §. 0 gemäß ist daher zu fragen, ob der Kläger durch den Tod seines Bruders Leopold hilisichtlich des fraglichen Fideikommisses reicher geworden sei, obgleich ihm sein Bruder schon bei seinen Lebzeiten den Besitz desselben eingeräumt hat? Diese Frage muß bejaht werden! Die Dispositionen des verstorbenen Grafen Leopold über das Besitzrecht des Fideikommisses konnten keine größere Tragweite haben, als eben seine eigenen Befugnisse reichten, da Niemand mehr Rechte übertragen kann, als er selbst hat. Sein Recht auf den Besitz des Fideikommisses und die Ver­ fügungsfähigkeit über dies Recht erlosch mit seinem Tode, er konnte dasselbe weder auf seine Allodialerben, noch auf seinen Bruder, den Kläger, irgendwie übertragen, und würde dieser auf Grund

Anhang. Erbschaftssteuergesetz re.

837

[in. Inmerfungen re. — 6. Zu §. 1 Nr. 3, D. 3u §. 3 tos. l, E. 3« §. 4 bei Gesetzes.^

C. Zu §. 1 Nr. 3 deS Gesetzes. In den Motiven zum Gesetz-Entwurf heißt es: „Nach Nr. 3 sollen ferner die Hebungen aus Familien-Stiftungen unter den näher bezeichneten Voraussetzungen der Erbschaftssteuer unterworfen werden. Familienstiftungen unterliegen nach den Gesetzen über den Urkunden-Stempel demselben Werth-Stempel von 3 Prozent des Betrages der zur Stiftung gewidmeten Gegenstände, welchem Fideikommiß - Stiftungen unterworfen sind. Während aber bei Familien - Fideikommissen der zum Besitz und Genuß des Fideikommiffes Berufene nach Maßgabe seiner Bereicherung die Erbschafts­ steuer zu entrichten hat, bleibt bei Familienstiftungen der in den Genuß der Hebungen aus der Stiftung Eintretende von jeder Erbschaftsabgabe befreit. Es versteht sich von selbst, daß die Beseitigung dieser Verschiedenheit nicht in Frage kommen kann bei allen denjenigen Familien­ stiftungen, bei welchen der Genuß der Hebungen aus der Stiftung nicht durch einen Todesfall bedingt und nicht vermöge einer bestimmten Successionsordnung erworben wird, weil es alsdann an den nöthigen Voraussetzungen der Erbschaftsbesteuerung gänzlich fehlt, wie dies in der Regel bei den Stipendienstiftungen, den Stiftungen zur Ausstattung heirathender Familienmitglieder, zu Unterstützungen und zu ähnlichen Zwecken der Fall ist. Wenn dagegen die bezeichneten Voraus­ setzungen zutreffen, wenn also z. B. Grundstücke oder Kapitalien zu einer Familienstistung be­ stimmt und die Familienmitglieder in feststehender Suceessionsordnung zum Genuß der Nutzungen des Stistungsvermögens berufen worden sind, so besieht zwischen dem Anfall der Hebungen auS einer solchen Stiftung und einem Fideikommißanfall kein solcher Unterschied, daß es gerechtfertigt sein könnte, eine gänzlich verschiedene Behandlung in Bezug auf die Besteuerung eintreten zu laffen re." D. Zu §. 2 Absatz 1 des Gesetzes. Zn Beziehung auf den Werth-Stempel zu Familien- und Fideikommißstiftungen vergl. S. 516 ff. des Komm, die Tarifposition „Fideikommißstiftungen" nebst Anm., S. 720 Nr. 26, 27 u. S. 766 Nr. 25, 26. Zn Betreff der Versteuerung von Fideikommiß- und Familien-Stiftungen, für welche von dem Stifter ein weiteres Anwachsen des Grundvermögens vorgesehen worden ist, vgl. S. 517,518 Anm. 2.b. E. Zu §. 4 des Gesetzes. 7. Die seitherigen gesetzlichen Bestimmungen über die Versteuerung von Schenkungen unter Lebenden s. S. 509 des Komm, bei der Tarifposition „Erbschaften", sowie S. 719 Nr. 18 und S. 765 Nr. 17. 8. Der §. 4 Absatz 1 des Gesetzes weicht vom Gesetz-Entwurf (in welchem er der §. 3 ist) ab; letzterer enthält nämlich hinter „belasteten" die Worte „und durch die unentgeltliche Ent­ sagung bewirkten", sowie hinter „Beurkundung" die Worte „Bestätigung oder Anerkennung". Die Motive zu diesem Paragraph lauten: „Der Entwurf beläßt es in der Hauptsache bei der bis­ herigen Gleichstellung der von Schenkungen zu entrichtenden Stempelabgaben mit der von Vermächtniffen zu entrichtenden Erbschaftssteuer. Die vorgeschlagene Fassung soll zugleich die durch die bisherige Fassung des Stempeltarifes unter der Position „Erbschaften" (Schenkungen von Todes­ wegen und unter Lebendigen, sofern letztere durch schriftliche Willenserklärungen erfolgen") des notariellen Verzichtes vom 9. Septbr. 1869 nicht der Besitzer und Nachfolger im Fideikommisse sein können, wenn er nur diesen Titel aus dem Verzichte seines Bruders allein besäße. Kläger ist vielmehr seit dem Tode seines Bruders im Zahre 1873 aus eigenem persönlichen Rechte, vermöge der Stiftungsurkunde, der Fideikommißbesitzer geworden, welches eigene Recht aber, da die Fideikommiß an fälle vom Gesetze der Erbschaftssteuer ausdrücklich unterworfen sind, obgleich die Succession nicht auf der Disposition des eben verstorbenen Besitzers, um besten Nachlaß es sich gerade handelt, beruht — gerade bei dieser Eigenthümlichkeit der Fideikommisse, der Steuerverpflichtung nicht entgegensteht, da jeder Besitzer ex providentia majorum in das Fideikommiß succedirt und demnach die Erbschaftssteuer nach Maßgabe der Gesetze zu entrichten hat rc.

838

Anhang. Erbschaftssteuergesetz rc. [UL Am«errungen rc. — E. Zu $. 4 de- Gesetze-. — Amn. 9.]

hervorgerufenen Zweifel erledigen. Das Gesetz kann keinen Unterschied in Betreff der Steuerpflichtigkeit der Schenkung zulaffen, je nachdem die letztere im strengsten Sinne durch schriftliche Willenserklärung erfolgt, d. h. der Akt der Schenkung in der betreffenden Urkunde als gegen­ wärtiger behandelt und vollzogen wird, oder aber als ein bereits mündlich erklärter und vollzogener schriftlich beurkundet, bestätigt oder anerkannt wird. Eine derartige Unterscheidung würde zur Folge haben, daß der Schenkungsstempel nur noch ausnahmsweise und von Geschäftsunkundigen entrichtet werden würde. Da gleichwohl jene strikteste Auslegung des Wortlautes der angeführten Gesetzesstelle gelegentlich Eingang gefunden hat, so hat auf eine deutlichere Fassung Bedacht ge­ nommen werden müssen rc. Durch den Schlußsatz werden die Zweifel beseitigt, wie weit sich die Anwendbarkeit der für die Erbschaftssteuer geltenden Grundsätze auf Schenkungen erstrecke, ob also z. B. der Werthstempel von dem Schenker oder dem Beschenkten zu fordern sei. Es ist in Uebereinstimmung mit dem auch bisher schon in der Regel von der Praxis angewandten Grund­ sätze ausgesprochen, daß die Vorschriften über den Urkundenstempel maßgebend sein müssen, inso­ weit es sich nicht um Werthsermittelung und die Bestimmung des Betrages des zur SchenkungsUrkunde erforderlichen Werthstempels handelt. Namentlich muß es auch hinsichtlich der Versteue­ rung bedingter Schenkungen bis zur anderweiten Regelung des Urkundenstempels bei den bestehen­ den Grundsätzen bewenden." Nach dem Beschlusse der Kommission des Hauses der Abgeordneten sind jedoch jene beiderlei Worte als kasuistisch und zu neuen Zweifeln Veranlassung gebend ge­ strichen, nachdem der Reg.-Kommiffarius erklärt hatte, daß sich das Wort „schriftlich" auch auf die „Bestätigung" und „Anerkennung" zu beziehen habe. 9. Schenkungen im Allgemeinen. (Aeltere Bestimmungen.) a. Schenkungen unter Lebenden, insofern sie durch schriftliche Willenserklärungen erfolgen, unterliegen der Stempelabgabe wie Erbschaften. Es ist hiernach die Form eines zweiseitigen schriftlichen Vertrages eben so wenig wie eine schriftliche Acceptation des Beschenkten nöthig, um dm Schenkungsstempel zu begründm, dieser vielmehr auch dann schon fällig, wenn die Schenkung nur in einer einseitigm schriftlichen Urkunde des Geschenkgebers erklärt ist, wobei Beglaubigung der Urkunde durch einen Richter oder Notar nicht erforderlich ist. FMR. v. 6. Aug. 1840 III 17969 (GK.). Es ist auch ferner daran festzuhalten, daß nach den Positionen „Schenkungen" und „Erb­ schaften" im Tarif zum Stempelgesetze Schenkungen unter Lebenden dann dem Stempel unter­ liegen, wenn sie durch schriftliche Willenserklärungen erfolgen. Mit der gewählten Fassung hat der Gesetzgeber andeuten wollen, daß der Stempel von Schenkungen nicht, wie der von Erb­ schaften, lediglich auf dem Anfalle ruhe, also nicht auch von mündlichen und durch Uebergabe vollzogenen Schenkungen zu erfordern sei, und andererseits ergiebt die Zusammenstellung der schriftlichen und remuneratorischen Schenkungen, daß die Stempelpflichtigkeit von dem Vorhanden­ sein schon einer blos schriftlichen Willenserklärung abhängt. FMR. v. 9. Zan. 1865 III 26303 an die Reg. in F. b. Die von dem Erblasser in seinem Testamente gebrauchten Worte: daß die Mutter seiner Enkelin, so lange sie unverheirathet bleibt, den Zinsgenuß von 6000 Thalern aus dem Vermögen ihrer Tochter habe, bekundet ohne Zweifel den Willen des Erblassers dahin, daß die Mutter dieser Enkelin — seine Schwiegertochter — diesen Zinsgenuß bis zu ihrer etwaigen Wiederverheirathung erhalten soll, ohne sich darüber auszusprechen, ob sie denselben erst in Folge dieses Testaments erlangt, oder ob ihr derselbe schon früher in Folge mündlicher Abrede mit dem Erb­ lasser zugestanden habe. Zm ersteren Falle ist die Willenserklärung als Legat, im letzteren aber als das schriftliche Anerkenntniß einer mündlich verabredeten Schenkung oder als Schenkungs-Urkunde aufzufassen. Zn allm diesen Fällen aber hat die Legataria oder Geschenknehmerin den An-

Anhang. Erbschastssteuergesetz re.

839

[TTL Anmerkungen rc. — L. Zu §. 4 des Gesetze». — Lmn. 9.]

fall mit 4 Prozent zu versteuern, und es hätte von dieser Versteuerung nur dann abgesehen werden können, wenn der Stempel schon zu einer, dieselbe Zuwendung betreffenden Urkunde v-xwendet wäre. Da dies nicht der Fall ist, so muß es bei der Nachforderung des Stempels bewenden. FMR. v. 19. Juli 1862 HI 15289 an d. Reg. in F. Es ist nicht zu verkennen, daß durch das Kodizill, in welchem die Erblasserin erklärt: „daß sie die ganze Summe, in welcher ihre Hypotheken-Forderung von 31000 Thalern bei der Subhastation der verpsändeten Grundstücke zur Hebung gelangt sei, ihren drei Erbinnen geschenkt habe und baar zu gleichen Theilen unter sie vertheilt habe," eine Schenkung beurkundet wird. Die Tarif-Position „Erbschaften" fordert die Entrichtung des Stempels für Schenkungen, wenn letztere durch schriftliche Willenserklärungen erfolgen. Welche besonderen Gründe die Erblafferin sonst gehabt haben mag, die Schenkung schriftlich zu beurkunden, erhellet nicht; dieselben sind aber auch unerheblich, es genügt vielmehr das Vorhandensein des die Schenkung beurkundenden Schriftstücks. FMR. v. 8. Jan. 1868 III 24721 an d. Reg. in F. — Auf die Remonstration der Betheiligten gegen diese Entscheidung erging das FMR. v. 5. Mai 1868 III 7853, welches lautet: die Position „Erbschaften" im Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 macht die Forderung des Schenkungs­ stempels nur abhängig von dem Vorhandensein einer schriftlichen Willenserklärung. Es bedarf hiernach einer weiteren Widerlegung der Ausführungen nicht, welche darzuthun suchen, daß im vorliegenden Falle eine Annahme des Schenkungs-Vertrages nicht erfolgt sei rc. Es liegt auf der Hand, daß, wenn durch die einer Willenserklärung gegebene Form einer sogenannten historischen Erwähnung die gesetzliche Steuer vermieden werden könnte, die Stempelsteuergesetzgebung illusorisch werden würde, und daß nur die Unkünde von Privatpersonen zuweilen noch zur vereinzelten Entrichtung der gesetzlichen Werthstempel veranlassen dürste. Derartiges hat der Gesetzgeber zweifellos nicht gewollt, und es hat demgemäß in anderer Veranlaffung auch das Ober-Tribunal sich dahin ausgesprochen, daß, ohne Rücksicht auf den besonderen angeblichen nächsten Zweck ihrer Errichtung, eine Urkunde demjenigen Werthstempel unterliege, welchen das in seinen wesentlichen Erfordernissen darin dokumentirte Geschäft erfordere (vergl. S. 105 des Komm. Anm. 2, auch S. 531 Anm. 2.a). Hiernach kann im vorliegenden Falle kein Unterschied darin gefunden werden, ob die Erblafferin zuerst die schriftliche Willenserklärung ausstellte und dann die geschenkte Summe übergab, oder ob sie umgekehrt erst die Uebcrgabe des mündlich Geschenkten vollzog und später das schriftliche Beweismittel für das durch Uebergabe vollzogene mündliche Schenkungs­ versprechen ausstellte. Bei der Forderung des Schenkungsstempels muß es demnach bewenden. Gleichmäßig in einem ähnlichen Falle entschieden durch FMR. v. 27. April 1854 III 9164 an dieselbe Reg., welches noch bemerkt, daß, da es sich nicht um die Nachforderung eines Erbschafts-, sondern eines Schenkungsstempels handelt, letzterer von der Geschenknehmerin beizutreiben fvergl. jedoch unten Anm. 13. d], der Testaments-Exekutor aber außer Anspruch zu lassen. In diesem Falle lautete der betreffende Paffus in dem Kodizill dahin: „Ich bemerke, daß ich meiner Köchin H. heute die ihr vermachten 900 Thaler durch einen ihr ausgehändigten Pfandbrief gegeben und ihr außerdem noch eine baare Summe von 300 Thalern geschenkt und gezahlt, auch ihr darüber eine Bescheinigung ertheilt habe, wie dies Alles auch der dabei zugegen gewesene Rechtsanwalt K. weiß". c. Schriftlich erklärte Schenkungen unterliegen, da der Stempel aus der Urkunde ruht, auch dann der sofortigen Erhebung des Stempels, wenn die bem Beschenkten zugewendeten Vortheile demselben erst nach dem Tode eines Dritten zufallen sollen. FMR. v. 30. Dez. 1865 III 25879 an d. Reg. in F.; die Schenkung bestand in der Gewährung von Naturalien im Jahreswerth von je 40 Thalern aus die Lebenszeit der beiden Geschenknehmerinnen, falls sie ihre Ehemänner über­ leben und sich nicht wieder verheirathen, und es ist von dem 12 '^fachen Betrage der 40 Thaler — s. §. 4. c des Stempelges v. 7. März 1822 — der Schenkungsstempel zu je 8 Prozent erfordert worden.

840

Anhang.

Erbschastssteuergesetz re.

[in. Anmerkungen rc. — E. Zu §. 4 brt Gesetze«. — Bnm. 10.] d.

Schenkimgen unter Lebenden sind überhaupt nur stempelpflichtig, insofern eine schriftliche

Urkunde darüber aufgenommen wird;

in diesem Falle aber ist,

wie bei allen Verträgen, der

Stempel zu der Urkunde selbst zu verwenden; sie sind also nicht in die Erbschaftsstempel-Tabelle aufzunehmen. e.

FMR. v. 8. Sept. 1826 III 16674 an d. PStD. in D. (SK).

Bei Schenkungen unter Lebenden ist die Schenkungs-Urkunde stempelpflichtig. Es kommen

daher wegen

Entrichtung der Stempelsteuer durch

Verbrauch des

tarifmäßigen Stempels zur

Urkunde, resp. durch Nachbringung desselben innerhalb 14 Tagen nach Ausstellung der Urkunde, der §. 12 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822, und wegen Entrichtung der durch die Kontravention verwirkten Stempelstrafe die §§. 21, 22 zur Anwendung.

Die Vorschriften der §§. 16 — 18 ibid.,

wegen Erhebung und Kontrolirung des Erbschaftsstempels, und des §. 25 ibid., wegen der durch unterlassene Anmeldung einer angefallenen stempelpflichtigen Erbschaft, Vermächtnisses oder Schen­ kung innerhalb der im §. 17 bestimmten Frist verwirkten Stempelstrafe des doppelten Betrages des Erbschastsstempels, können auf Schenkungen unter Lebenden und auf die über solche Schen­ kungen ausgestellten Urkunden nicht

angewendet werden.

Erk. des OT. (HI) v. 15. Okt. 1839

(Präj. des OT. S. 344). f.

In der dorthin ergangenen Verfügung vom 6. August 1840 ist allerdings ausgesprochen,

daß in Betreff der Schenkungen unter Lebenden ein Abzug bei der Versteuerung der geschenkten Summe nicht statthaft

sei, wenn der Geschenkgeber sich die Nutzungen des Geschenks auf seine

Lebenszeit vorbehalten hat.

Späterhin ist aber nachgegeben worden, daß solchenfalls die Cirkular-

Verfügung vom 4. Sept. 1837 sCB. v. 1859 S. 144, v. KA. B. 21 3.621] analoge Anwendung finde, so daß nach Maßgabe des Lebensalters des Geschenkgebers am Tage der Schenkung eine Verminderung der geschenkten Summe

bei deren Versteuerung Platz greifen dürfe.

ist in künftigen ähnlichen Fällen zu verfahren. (CB. S. 143).

Demgemäß

FMR. vom 13. Mai 1859 an d. PStD. in Br.

Als Datum dieses Reskripts ist a. a. O. in der Ueberschrift der 23. März, unter

dem Reskript der 13. Mai angegeben; Reg. zu demselben für

nach d. Register zum CB. für 1859, sowie nach d. Gen.-

1839 bis 1859 ist letzteres das richtige. — Vergl. jetzt §. 25 des Erb­

schaftssteuergesetzes v. 30. Mai 1873, welcher §. zwar nicht zu den im §. 4 a. a. O. citirten §§. gehört, jedoch auf Schenkungen unter Lebenden für anwendbar erachtet wird. g.

S. unten Anm. 10. c u. f.

Schenkungen, unerfüllte, schriftliche, erfordern, auch wenn aus ihnen wegen mangelnder

Form auf Erfüllung nicht geklagt werden kann,

den Schenkungsstempel.

28. Oktbr. 1878 (Entsch. B. 82 S. 189); in den Erk -Gründen heißt es: sei ein Urkundenstempel;

Erk. des OT. (I) v.

Der Schenkungsstempel

die in der Urkunde enthaltene Schenkung, nicht der durch letztere aus­

geübte Akt der Freigebigkeit, als solcher, sei der Stempelabgabe unterworfen.

Mit letzterer belege die

Tarifposition (es handelt sich um die Position des Tarifs v. 7. März 1822 „Schenkungen") ganz allge­ mein die Schenkungen unter Lebenden, sofern sie durch schriftliche Willenserklärungen erfolgen. sei kein Unterschied

gemacht,

ob die

schriftliche Schenkung eine solche sei,

Es

aus der auch in Er­

mangelung der gerichtlichen Form auf Erfüllung geklagt werden kann oder nicht.

Die Vorschrift

sei auf den ersteren Fall nicht beschränkt, und es dürfe diese Beschränkung nicht gegen den Wort­ inhalt in sie hineingelegt werden, rc.

10. a.

Schenkungen im Allgemeinen.

(Neuere Bestimmungen.)

Dem König!. Kammerger. übersende ich anbei die an den £erm Fin.-Min. gerichtete Ein­

gabe der Frau Regimentsarzt Dr. St., Josephine geb. G. zu Bayreuth, vom 20. Januar d. I. nebst Anlagen zur Kenntnißnahme und mit der Benachrichtigung, daß

ick) im Einverständniß mit dem

genannten Herrn Minister im gegebenen Falle mit Rücksicht darauf, daß die Aufrechterhaltung der Forderung des Schenkungsstempels zu dem Kodizille des Dr. Benjamin G., d. d. Frankfurt a. M. den 22. April 1868, nicht auf den §. 4 des Erbschaftssteuerges. v. 30. Mai 1873, wonach die schrift­ liche Beurkundung von Schenkungen unter Lebenden stempelpflichtig ist, sondern auf die dem

Anhang. Erbschaftssteuergesetz re. [TIL Anmerkungen tc. — E. Su §. 4 de- Gesetze». — Ln«. 10.]

Steuerfiskus minder günstige Bestimmung Nr. 18 des Stempeltarifs zur Der. v. 19. Zuli 1867 (GS. S. 1191) [f. oben S. 719], nach welcher Schenkungen, sofern sie durch schriftliche Willenserklärungen erfolgen,') der Stempelabgabe unterliegen, zu gründen sein würde, von einer weiteren Verfolgung der in der Stempelrevisionsverhandlung vom 5. Nov. 1878 erhobenen Erinnerung Abstand nehmen will. rc. ZMR. v. 29. März 1879, an d. Kammergericht, mitgetheilt dem PStD. zu B. durch FMR. v. 10. April 1879 III 3972. b. Nach §. 4 des Ges. über die Erbschaftssteuer vom 30. Mai 1873 tritt der Schenkungs­ stempel ein, wenn die Schenkung schriftlich, nicht erst wenn sie gerichtlich beurkundet ist. Erk. des OT. (I) v. 4. Mai 1877 (CB. S. 176, Str.A. B. 99 S. 168)-). Vgl. unten Anm. 14.i. — S. wegen dieses Erk. auch S. 198 Anm. 15. f und unten Anm. 12. i. c. Der Stempelabgabe unterliegen nicht nur solche Urkunden, durch welche eine Schenkung allererst gemacht, der Akt derselben als gegenwärtig behandelt und vollzogen wird, sondern auch solche, in welchen die bereits vorher mündlich erklärte und vollzogene Schenkung nachträglich ') Gleichlautend mit der bezüglichen Bestimmung des Tarifs zum Stempelges. v. 7. März 1822 bei dem Worte „Erbschaften" (f. oben S. 509). *) Das diesem Erk. zu Grunde liegende Sachverhältniß ist unten in Anm. 12. g angegeben. Zn den Entscheidungsgründen heißt es u. A.: Unter 2. rügt Kläger, daß, wenn selbst der Vertrag als Schenkung zu behandeln wäre, doch der Schenkungsstempel nicht eintrete, da der Vertrag notariell geschlossen sei, und nach den als verletzt bezeichneten §§. 1063—1065 I. 11 des Allg. Landrechts nur aus gerichtlichen Schenkungsverträgen eine Klage auf Erfüllung stattfinde. Es kann zugegeben werden, daß eine Urkunde dem sonst gesetzlichen Vertragsstempel alsdann nicht unterliegt, wenn der darin enthaltene Vertrag nicht perfekt, und nicht klagbar, auch der betreffende Mangel aus der Urkunde selbst ersichtlich ist. Der Tarif zum Stempelgesetz hat zu Zweifeln Veranlassung gegeben, ob und in wieweit diese Regel auf schriftliche Schenkungsverträge anwendbar sei, auf deren Erfüllung wegen nicht beobachteter gerichtlicher Form nicht geklagt werden kann. Derselbe unterwirft dem Schenkungsstempel „Schenkungen von Todeswegen und unter Lebenden, sofern letztere durch schriftliche Willenserklärungen erfolgen", und würde nach diesen Worten nicht klagbare Schenkungen nicht ohne Weiteres und von selbst ausschließen. Das spätere Gesetz über den Erbschastsstempel vom 30. Mai 1873 enthält im §. 4 eine eigene Vorschrift über Schenkungen unter Lebenden. Sie verordnet, daß solche einer Werthstempelabgabe von dem Betrage der Schenkung unterliegen, wenn eine schriftliche Beurkundung derselben statt­ findet. Im Stempeltarif waren die Worte gebraucht, „sofern die Schenkungen durch schriftliche Willenserklärungen erfolgen". Schon mit dem wörtlichen Inhalt des §. 4 ist die Ansicht nicht zu vereinigen, daß Schenkungen, die nicht gerichtlich erklärt, und deshalb nach dem Allgem. Landrecht nicht klagbar sind, auch dem Schenkungsstempel nicht unterliegen. Blos schriftliche Schenkungen taffen allgemein landrechtlich eine Klage auf Erfüllung nicht zu. Gleichwohl tritt nach §. 4 der Schenkungsstempel ein, wenn die Schenkung schriftlich, nicht erst, wenn sie gerichtlich beurkundet ist. Daß der §. 4 diesen Sinn nicht habe, ergiebt sich völlig deutlich aus den Materialien des Gesetzes, insbesondere der Denkschrift, mit der es die Regierung dem Landtage vorgelegt hat, — (Anlage zu den stenographischen Berichten der Legislatur-Periode 1872/73 I 58. II 838). Die von der des Stempeltarifs abweichende Fassung ist gewählt, um die Meinungsverschiedenheiten über die Bedeutung der Tarifbestimmung zu heben. Sie betrafen insbesondere die Fälle, wenn eine Schenkung in der Urkunde erst versprochen, und wenn darin eine mündlich versprochene, durch Uebergabe bereits ausgeführte Schenkung beglaubigt ist. Die Denkschrift sagt: das Gesetz gestatte keinen Unterschied in Betreff der Steuerpflichtigkeit der Schenkung, je nachdem sie im strengsten Sinn durch schriftliche Willenserklärung erfolgt, d. h- der Akt der Schenkung in der Urkunde als gegenwärtiger behandelt und vollzogen wird, oder aber als ein bereits mündlich erklärter und vollzogener schriftlich beurkundet, bestätigt oder anerkannt wird. Die Kommission des Abgeordnetenhauses hat im §. 4 des Regierungs-Entwurfs einige entbehrlich und zu kasuistisch erscheinende Worte gestrichen. Gegen den Grundsatz ist in den Berichten der Kommissionen beider Häuser nichts erinnert. Im Pleno ist von beiden Häusern der §. 4 ohne allen Widerspruch und jede Diskussion angenommen. Damach erscheint auch der zweite Angriff als hinfällig.

842

Anhang. Erbschaftssteuergesetz re. [TU. Anmerkungen re. — E. Zu

4 des Gesetzes. — Anm. 10.]

bestätigt, anerkannt oder sonst schriftlich vollzogen wird. Erk. des RGer. (IV) v. 17. 3um 1880 (3MB. 1881 S. 7).l) . d. Unter der Beurkundung einer Schenkung im Sinne des §. 4 des Erbschaftssteuerges. vom 80. Mai 1873 ist auch die Bestätigung oder Anerkennung einer bereits mündlich erklärten und vollzogenen Schenkung zu verstehen. Erk. des RGer. (IV) v. 14. 3uni 1883 (EB. 1883 S. 250).a) e. 3MR. v. 19. 3anuar 1883 an den Präsidenten des Ober-Landesgerichts in Hamm, den PStBehörden zur Kenntnißnahme und weiteren Veranlassung mitgetheilt durch Cirk.-Verf. des FM. v. 28. deff. M. (CB. 1883 S. 30, 31): Aus einem von dem Herrn Finanzminister mir mit­ getheilten Berichte des Königlichen Provinzial-Steuer-Direktors zu Münster vom 21. November v. 3* habe ich ersehen, daß der Rechnungsrevisor bei der Staatsanwaltschaft zu Essen in einer Revisions­ erinnerung vom 3. April v. 3- ZU der Verhandlung vom 23. 3uli 1880, Fnhalts welcher die Ehe­ leute Sch. ihr gesummtes Vermögen den Kindern aus der früheren Ehe der Ehefrau mit dem verstorbenen Peter Fr. M. unentgeltlich übertragen und speziell der Tochter und deren Ehemann Fr. 3- eine Hypothekenforderung von 11,700 M. cedirt, sich aber den lebenslänglichen Nießbrauch des Vermögens vorbehalten haben, unter Anderem den Schenkungsstempel von dem vollen Betrage des gedachten Kapitals berechnet hat, indem er den Umstand, daß die Eheleute 3 erst nach dem Tode der Geschenkgeber in den Zinsgenuß des Geldes gelangen, bezüglich der Versteuerung für einflußlos erachtete. 3m Einverständniß mit dem Herrn Finanzminister vermag ich diese letztere Auffassung nicht als der Absicht der gesetzlichen Vorschriften entsprechend anzuerkennen. Bereits vor der Geltung des Erbschaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873 (GS. S. 329) war auf Schenkungen unter Lebenden, wenn der Geschenkgeber die Nutzungen des Geschenks sich auf seine Lebenszeit vorbehielt, durch Reflript des Königlichen Finanzministeriums vom 13. Mai 1859 (CB. S. 143) die Cirkularversügung ebendesselben vom 4. September 1837 (v. Kamptz, Annalen Bd. 21 S. 261) für anwendbar und demgemäß es für zulässig erachtet worden, daß nach Maßgabe des Lebensalters des Geschenkgebers 1) Die Kläger, deren Nichtigkeitsbeschwerde durch obiges Erk. zurückgewiesen wurde, hatten sich u. A. auf ein Urtheil des Preuß. Ober-Tribunals berufen. Mit Bezug hierauf heißt es in den Entscheidungsgründen: Auf das beigebrachte Erk. des Preuß. Ober-Tribunals vom 16. 3uni 1879 beziehen sich die Kläger mit Unrecht. Denn nach dem darin erwähnten Thatbestände lag nur eine nachrichtliche Erwähnung in der Vergangenheit vorgekommener Thatsachen ohne jeden weiteren dispositiven Zusatz vor, es war sogar nicht zu ersehen, wer die Schenkung gemacht hatte. 3m vorliegenden Falle aber stehen die Essentialien des Geschäfts, der Schenker, die Beschenkten und die geschenkten Summen fest, und nach der Feststellung des Avpellationsrichters enthält die Erklärung der Testatrix die dispositive Bestimmung, daß die Erben die ihnen gemachten Schenkungen anerkennen sollen. a) Das Gericht zweiter Fnstanz hatte ausgesprochen, in den beiden als stempelpflichtige Schenkungsurkunden angesehenen Nachzetteln sei ein gemäß §. 595 I. 12 ALR. motivirter Widerruf von Vermächtnissen enthalten; damit aber werde nicht ausgeschlossen, daß die Nachzettel auch zur Beurkundung der Schenkungen dienen, vielmehr habe die Geschenkgeberin diese Beurkundung offenbar bezweckt, um den Widerruf der Vermächtniffe zu motiviren. Dem gegenüber argumentirte der Kläger, daß das in Rede stehende Rechtsgeschäft nach der eigenen Auffassung des Gerichts der motivirte Widerruf eines Vermächtnisses, nicht die Bestätigung oder Anerkennung einer Schenkung sei. 3n den Entscheidungsgründen heißt es: Damit, daß der Zweck der Beurkundung der Schenkungen, wie das Berufungsgericht annimmt, die Motivirung des Widerrufes der Vermächtnisse gewesen ist, hören die Urkunde!: nicht auf, Schenkungsurkunden zu sein. Der Zweck der Beurkundung eines Rechtsgeschäfts kann das innere Wesen des Rechtsgeschäfts nicht ändern. Und für die Stempelpflichtigkeit der Urkunde ist nicht der Zweck ihrer Ausstellung, sondern die innere Natur des beurkundeten Rechtsgeschäfts maßgebend. Auch ist die Erwägung des Berufungsgerichts nicht rechtsirrthümlich, daß die urkundliche Bestätigung der Schenkungen für die Rechtsbeständigkeit der Schenkungen selbst von Bedeutung ist, und daß diese Bestätigung einen dispositiven Bestandtheil der Nachzettel darstellt, vermöge dessen die Urkunden stempelpflichtig sind.

Anhang.

GrbschastSsteuergesetz

[HI. Anmerkungen re. — L. Zu

re.

843

4 bet Gesetze». — Lnm. 10 ]

am Tage der Schenkung eine Verminderung der geschenkten Summe bei deren Versteuerung ein­ treten dürfe.

Es erscheint die Annahme gerechtfertigt, daß das Erbschastssteuergesetz, auch wenn

eS in seinem §. 4 nicht zugleich den §. 25 ausdrücklich in Bezug genommen hat, von jenem Grundsätze nicht abweichen wollte. Wenn der zweifellos auf Schenkungen unter Lebenden anwend­ bare §. 12 des Gesetzes bestimmt, daß die Ermittelung des steuerpflichttgen Gegenstandes auf den gemeinen Werth desselben „zur Zeit des Anfalls" zu richten ist, so erscheint es folgerichttg, daß bei Feststellung des steuerpflichtigen Objekts von Schenkungen, welche mit dem Nießbrauche des Geschenkgebers oder eines Dritten belastet sind, auf diese Belastung Rücksicht genommen wird, weil durch dieselbe der Werth der Schenkung sich verringert. Daß dieser Werth eventuell unter Zugrundelegung der Vorschriften der §§. 13 ff. a. a. O. auszumitteln ist, kann ebensowenig einem Bedenken unterliegen. Ew. rc. ersuche ich, die Ihnen untergebenen Justizbehörden hiernach mit einer entsprechendm Verständigung versehen zu wollen. f. FMR. v. 26. Juni 1883 III 7740 an den PStD. in B.:

Mit Bezug auf den Bericht

vom 26. April d. I. erhalten Ew. rc. hierbei ein Schreiben des Herrn Zustizministers vom 7. d. M., III 1327 [folgt unten], nebst sämmtlichen Anlagen, unter dem Beding der Rückgabe und mit der Veranlaflung, den Major z. D. v. Str. Hierselbst darüber zu hören, ob und eventuell wie er mit der in der Urkunde vom 15. Dezember v. I. beschenkten Franziska P. verwandt ist, in welchem Lebensalter er sich zur Zeit der Beurkundung der Schenkung befunden hat, und ob er den Schenkungsstempel in dem nach Maßgabe seines Lebensalters ermäßigten Betrage entrichten will, oder ob die Erhebung des Stempels in vollem Betrage bis zur Fälligkeit des geschenkten Kapitals ausgesetzt werden soll.

Für den letzteren Fall ist zugleich die Art der Sicherstellung zu erörtern.

Ueber das Ergebniß wollen Ew. rc. demnächst berichten. Schreiben des IM. an den FM. v. 7. Juni 1883 III 1327 (vgl. den vorigen Absatz): Ew. rc. beehre ich mich die Anlagen des gefälligen Randschreibens vom 30. April d. I. (III 5712), betreffend das Gesuch des Majors z. D. v. Str. Hierselbst um Niederschlagung eines nachgeforderten Schenkungs­ stempels, mit dem ganz ergebensten Erwidern zurückzusenden, daß ich bezüglich der Frage wegen Versteuerung der Erklärung des Anttagstellers vom 15. Dezember 1882 als einer Schenkung unter Lebenden mich der Annahme des hiesigen Provinzial-Steuer-Direktors anschließe.

Im Uebrigen

aber glaube ich, daß nach der bisherigen Verwaltungspraxis auf den vorliegenden Fall der §. 25 des Erbschaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873 (GS. S. 329) auch im zweiten Theile des ersten Absatzes Anwendung finden darf, so daß dem Antragsteller nachzulaffen sein dürste, je nach Wahl sofort den nach §. 14 a. a. O. zu ermäßigenden Schenkungsstempel zu entrichten oder Sicherheit dafür zu bestellen, daß nach seinem Ableben die Stempelabgabe voll berichtigt wird rc. Sollte der Anttagsteller bereit sein, die erste Alternative zu wählen, so würde dieffeits die Gerichtsbehörde zu veranlassen sein, den Stempelbetrag anderweit festzusetzen und die zuviel liquidirte Summe niederzuschlagen. Anderenfalls würde es bei dem erfolgten Ansätze zu belaffen und diesseitigen Erachtens der Steuerverwaltung die Beschlußfassung über die Art der Sicherstellung anheim­ zugeben sein.

g.

FMR. v. 5. Juli 1884 HI 7526 an den PStD. i. B.: Ew. rc. erhalten unter Rück­

sendung der mit dem Berichte vom 10. April d. Js. eingereichten Akten, betreffend den R.'schen Schenkungsverttag vom 24. Mai 1881, hierbei eine Abschrift des von dem Herrn Justizminister an die Vorstandsbeamten des hiesigen Landgerichts I gerichteten Erlasses vom 7. v. Mts., III 1458/1749 [folgt unten], betreffend die Versteuerung der von dem Kaufmann F. Sch. in der gerichtlichen Verhandlung vom 13. Februar 1882 zu Gunsten der Wittwe B. erklärten Schenkung, zur Nachricht und weiteren Veranlassung. Mit Rücksicht auf die von Ew. rc. zur letzteren Angelegenheit in dem Berichte gemachten AuS-

844

Anhang.

Erbschastssteuergesetz rc.

[III. Anmerkungen re — L Zu §. 4 de» Gesetze». — Amn. 11.]

führungen bemerke ich, daß nach der übereinstimmenden Auffassung beider Mnisterien die in Bezug auf die Erbschaftssteuer im §. 20 des Gesetzes vom 30. Mai 1873 gegebenen Bestimmungen auch auf Schenkungen unter Lebenden analoge Anwendung finden,

rc.

ZMR. v. 7. Juni 1884 111 1458 u. 1749 an die Vorstandsbeamten des Landgerichts I in B. (Vergl. vorigen Absatz): Ew. rc. lasse ich die Anlagen des Berichts vom 10. November v. Zs. mit der Benachrichtigung wieder zugehen, daß ich im Einverständnisse mit dem Herrn Finanzminister Ihrer Auffassung beitrete, daß die in der gerichtlichen Verhandlung vom 13. Februar 1882 seitens des Kaufmanns F. Sch. erklärte bedingte Schenkung erst bei deren wirklichem Anfall an die beschenkte Wittwe B. zu versteuern sei. Der Eintritt der Bedingung, an welche die Schenkung geknüpft ist, wird von dem hiesigen Erbschaftssteueramt I kontrolirt werden, auch wird dieses für die Sicherstellung des Steuerbetrages Sorge tragen. Ew. rc. wollen deshalb veranlassen, daß das Amtsgericht 1 Hierselbst der genannten Steuer­ behörde eine bezügliche Mittheilung von dem Schenkungsakt zugehen läßt, auch gleichzeitig bei der Niederschlagung des jetzt liquidirten Stempelbetrages das Geschehene vermerkt. h.

Das Vermächtniß, eine freigebige Verfügung von Todeswegen, wird zu einer Schenkung

unter Lebenden, wenn der Erblasser die Ueberlassung der vermachten Sache rc. schon bei seinen Lebzeiten zur Ausführung bringt. Für die Stempelpflichtigkeit genügt das Vorhandensein einer schriftlichen Erklärung, aus welcher die Schenkungs-Absicht des Erklärenden hervorgeht.')

Erk. d. RGer. (IV) v. 5. März 1885

(CB. S. 126).

11. a.

Remuneratorische Schenkungen (vergl. oben Anm. 4.a—c): Die Verhandlung vom 27. Okt. pr. enthält keinen Leibrenten-Vertrag, sondern eine remu­

neratorische Schenkung, indem Ihnen und Ihrem zweiten Sohne von dem früheren Gutsbesitzer D. 18000 Thaler, bestehend aus zwei Forderungen von resp. 17700 und 300 Thalern, als Belohnung für Pflege, Unterhalt und Wartung cedirt worden sind (§. 1169 Tit. 11 Th. 1 des Allg. Land­ rechts).

Da der Stempeltarif belohnende Schenkungen derselben Stempelabgabe wie die aus

bloßer Freigebigkeit erfolgenden Schenkungen unterwirft, so ist der von dem dortigen Land- und Stadtgerichte geforderte Stempel zu 8 Prozent von 1440 Thalern begründet.

FMR. v. 26. Zan.

1841 III 1512 an d. H. und zur Nachricht an d. Reg. in F.; §. 1169 a. a. O. bestimmt:

Wird

durch eine Schenkung eine löbliche Handlung, oder ein geleisteter wichtiger Dienst vergolten, so heißt solches ein belohnendes Geschenk. b.

Die Verhandlung vom 27. Januar 1843 enthält keine Session, sondern eine remunera­

torische Schenkung.

Session ist nach §. 376 Tit. 11 Th. 1 des Allg. Landrechts Abtretung des Eigen-

') In einer notariellen Verhandlung v. 22. Juni 1877 hatten die M.schen Eheleute erklärt, dem Kläger das ihm zugedachte Legat von 9000 M. bereits bei ihren Lebzeiten durch den Verkauf des Grundstückes R. Nr. 1 zugewendet zu haben, und Kläger hatte darauf erklärt, die ihm als Legat zugedachte Summe durch den erwähnten Verkauf bereits bei Lebzeiten der M.schen Eheleute erhalten zu haben. In den Entscheidungsgründen heißt es: Dem Berufungsrichter ist darin beizutreten, daß es nicht darauf ankommt, zu welchem Zwecke die betreffende Urkunde ausgestellt ist, und es genügt für die Stempelpflichtigkeit eine schriftliche Erklärung, aus welcher die Schenkungsabsicht des Er­ klärenden hervorgeht, mag die Ausführung dieser Absicht erst in Zukunft gewollt sein oder in der Vergangenheit bereits stattgefunden haben. Es ist daher gleichgültig, daß der durch die Schenkung bewirkte Erwerb von Rechten nicht durch die beurkundete Erklärung herbeigeführt, sondern schon vorher eingetreten ist, und der Revisionskläger beruft sich ohne Erfolg auf den für die Versteue­ rung unerheblichen Umstand, daß die Schenkung faktisch schon durch den früheren Grundstücksverkauf zur Ausführung gekommen ist, und der Notariatsakt von 1877 nur die Feststellung eines von dem Käufer erlangten Vortheils enthält, mit Rücksicht auf welchen das Legat in Wegfall kommt. Hier­ nach ist die Vorentscheidung gerechtfertigt, rc.

Anhang. Erbschaftsstruergesetz ic.

845

[HI. Anmerkungen x. — L Zu §. 4 des Sesetze». — Lnm. 11.]

thums eines Rechts gegen eine bestimmte Vergeltung. Ihrer Ehefrau ist aber ein Kapitalvermögen von 500 Thalern von der Wittwe S. nicht gegen eine bestimmte Vergeltung, sondern, wie in der Verhandlung gesagt ist, für die derselben von Ihrer Ehefrau seit Zähren zu Theil gewordene Ver­ pflegung übereignet worden, mithin nach §. 1169 ebendaselbst eine belohnende Schenkung vor­ handen, wobei es auf den Umstand, daß das Rechtsgeschäft nicht Schenkung, sondern (Session genannt ist, eben so wenig ankommt, als es im entgegengesetzten Falle von Bedeutung sein würde, wenn eine wirkliche (Session als Schenkung bezeichnet worden wäre. Belohnende Schenkungen stellt aber die Tarifposition „Erbschaften" zum Stempelgesetze vom 7. März 1822 den Schenkungen in Ansehung der Versteuerung gleich und sonach ist die Forderung des Schenkungsstempels zur Ver­ handlung vom 27. Zanuar 1843 gerechtfertigt. FMR. v. 18. März 1846 III 5441 an d. R. u. nachrichtlich an d. Reg. in F. c. Zn dem Vertrage vom 4. August 1834 schenkt Ihnen die Wittwe K. mittelst (Session ein Kapital von 300 Thalern, ferner ihr Mobiliar und ihrer Tochter Betten nebst Zubehör. Für diesen Vertrag ist der Schenkungsstempel fällig. Der Umstand, daß geleistete Dienste Bewegungs­ grund der Schenkung sind, entbindet davon nicht, da das Stempelgesetz ausdrücklich remunera­ torische Schenkungen dem Schenkungsstempel unterwirft. Daß die Wittwe K. sich die Zahlung von 10 Thalern jährlich ausbedungen, würde nur dann eine Verminderung des Stempels zum Erfolg haben können, wenn anzuerkennen wäre, daß hierdurch der Werth des Geschenks wesentlich verringert würde, was aber bei dem 75jährigen Alter der Geschenkgeberin, und da sie die Zahlung der 10 Thaler nicht unbedingt, sondern nur nach Verlangen sich ausbedungen hat, nicht der Fall ist. Der nachgesuchte Erlaß des Stempels hat hiernach nicht erfolgen können. FMR. v. 4. März 1837 III 4977 an d. S., u. zur Nachricht an d. Reg. in F. mit dem Bemerken, daß an dem Grundsatz: daß eine unentgeltliche, durch geleistete Dienste motivirte (Session eines Kapitals als Schenkung anzusehen und zu versteuern, festzuhalten sei. d. Das rc. (Appell.-G.) benachrichtige ich bei Rücksendung der Anlagen des Berichts vom 12. Dezember v. Z., betreffend die Meinungsverschiedenheit zwischen dem Kollegium und der hiesigen Königlichen Provinzial-Steuer-Direktion in Betreff der Besteuerung einer Cessionsurkunde, daß ich im Einverständniffe mit dem Herrn Finanzminister und im Anschluß an die in der Verwaltungs­ praxis wiederholt erfolgten gleichlautenden Entscheidungen der Annahme des Königlichen ProvinzialSteuer-Direktors dahin beitrete, daß in der vorliegend beurkundeten Uebereignung einer Forderung für die der Cedentin in der Vergangenheit gewährte Pflege und Aufwartung eine remuneratorische Schenkung im Sinne des §. 1169 ALR. Th. 1 Titel 11 zu finden ist. Dieselbe unterliegt dem­ gemäß nach §. 4 des Erbschaftssteuer - Gesetzes vom 30. Mai 1873 dem Schenkungsstempel rc. ZMR. v. 13. März 1878 III 227 an das Appell.-G. zu F., mitgetheilt dem PStD. in B. durch FMR. v. 20. deff. Mon. III 3313. e. Die remuneratorische Schenkung besteht in der Vergeltung einer löblichen Handlung oder eines geleisteten wichtigen Dienstes. Die Handlung resp. der Dienst müssen in der Schenkungs­ urkunde bestimmt angegeben, brauchen aber nicht als solche, ebensowenig wie deren Vergeltung, mit ausdrücklichen Worten in der Urkunde bezeichnet zu sein. Erk. des RGer. (IV) v. 24. Zuni 1880 (ZMB. 1881 S. 15).') ') Es handelte sich um einen notariellen Vertrag, durch welchen für geführte VermögensVerwaltung eine Rente versprochen worden. Hierin war eine remuneratorische Schenkung gefunden. Zn den Entscheidungsgründen heißt es u. A.: Der Appellationsrichter nimmt unter Bezugnahme auf die §§. 1169, 1173 Titel 11 Th. 1 ALR. an, daß die remuneratorische Schenkung in der Ver­ geltung einer löblichen Handlung oder eines geleisteten wichtigen Dienstes bestehe, und daß diese Handlung resp. Dienst in der Schenkungsurkunde bestimmt angegeben sein müsse. Wenn er nun in dem Akte vom 14. Zuli 1876 die Erklärung findet, daß der Kläger durch seine VermögensVerwaltung den beiden Töchtern einen wichtigen Dienst geleistet und letztere aus Dankbarkeit den

846

Anhang.

Erbschastssteuergesetz re.

[III. Anmerkungen rc. — E. Zu §. 4 des Gesetzes. — Lmn. 12.] f. Zn der Erbeseinsetzung liegt eine belohnende Schenkung dafür, daß Erblasser eine Reihe von Zäh­ ren in einem Hause Wohnung und Verpflegung gefunden hat. Eine angebliche Forderung für diese Ver­ pflegung darf von dem Nachlasse nicht in Abzug kommen. FMR. v. 10. Zuli 1883 III 8966 (Khm. ©.305).

12. Schenkungen zum Zweck resp. bei Gelegenheit einer ehelichen Verbindung des Geschenknehmers: a. Auch wenn ein Fremder unter der Bedingung oder zum Zweck einer zu schließenden Ehe einem oder dem anderen der künftigen Eheleute etwas in rechtsgültiger Form versprochen hat, soll ein solcher Vertrag nach §. 1048 Tit. 11 Th. 1 ALR. einem lästigen gleich geachtet und zu einem solchen Abkommen kein Schenkungsstempel genommen werden. FMR. v. 6. Dez. 1845 III 25567 (GK.). b. Der notarielle Vertrag vom 7. Januar 1828, wonach der Braueigener O. seiner damaligen Braut das Recht eingeräumt hat, sich, sobald die Ehe vollzogen worden, als Miteigenthümerin seines Hauses in das Hypothekenbuch eintragen zu lassen, kann mit Rücksicht auf die Bestimmung im §.1048 Tit. 11 Th. 1 des Allg. Landrechts als Schenkung nicht angesehen werden. Es genügt der zu diesem Vertrage verwendete Stempel von 15 Sgr. FMR. v. 4. März 1837 III 2448 an d. Reg. in F. c.

Diejenigen 300 Thaler, welche im Kaufkontrakte vom 24. Juli 1835 vom Verkäufer,

Mühlenmeister I., Ihrer Ehefrau als Mitgabe zum ehelichen Einbringen überwiesen sind, können nur als ein Geschenk für Ihre Ehefrau angesehen werden, und unterliegen deshalb beim Mangel eines zur Anwendung eines geringeren Prozentsatzes berechtigenden Verwandtschaftsverhältnisses zwischen Ihrer Ehefrau und dem Verkäufer dem Stempel zu 8 Prozent.

Ihr Einwand, daß nach

den §§. 1046 und 1047 Tit. 11 Th. 1 des Allg. Landrechts die Ueberweisung dieser 300 Thaler wegen des dabei angegebenen Zweckes als Schenkung nicht angesehen werden könne, vielmehr als einem, lästigen Vertrage angehörig gelten müsse, ist um deshalb unerheblich, weil Ihre Ehefrau, als uneheliche Tochter der Ehefrau des Verkäufers vor der Eingehung der Ehe des Letzteren geboren und aus dem Umgänge mit einem anderen Manne herstammend, einen Anspruch auf Ausstattung an den Verkäufer in keiner Art gehabt hat, und auch beim Abschluß des erwähnten Kaufiontraktes schon verheirathet war, so daß der §. 1048 ibidem gleichfalls nicht Platz greifen kann.

FMR. v. 16. April 1842 III 8269 an d. H. u. zur Nachricht an d. Reg. in F. d.

Das Versprechen des M. in der notariellen Verhandlung, seiner Schwester, sobald dieselbe

sich verheirathen würde, eine Mitgift von 1500 Thalern zu geben, ist als Schenkung zu versteuern. Dem Bruder liegt keine gesetzliche Verpflichtung ob, seine Schwester auszustatten; die §§. 1046, 1047 Tit. 11 Th. 1 ALR. finden daher keine Anwendung, und da auch in dem vorliegenden Vertrage eine zu schließende Ehe nicht in Aussicht gestellt worden, noch weniger die beschenkte Schwester sich dem Geschenkgeber gegenüber verpflichtet hat, eine Ehe einzugehen, so liegen auch die Voraussetzungen des §. 1048 a. a O. nicht vor, vielmehr greift der §. 1049 a. a. O. Platz, wonach dasjenige, was nur bei Gelegenheit einer Eheverbindung versprochen worden, wenn dabei eine bloße Freigebigkeit zu Grunde liegt, die Natur einer Schenkung hat. Die Natur des Schenkungs­ Vertrages wird aber dadurch nicht geändert, daß dessen Gültigkeit von dem Eintreten eines ungewiflen Ereignisses abhängig gemacht worden.

FMR. v. 18. Mai 1861 111 10671 an d. Reg.

in F., im Einverst. des IM. e.

Auf den Bericht vom rc. wird Ew. rc. erwidert, wie die Voraussetzung, daß nach §. 1048

ALR. Tit. 11 Th. 1 zu der Urkunde, auf welche sich die Anfrage des Notars N. bezieht, der Schenkungsstempel nicht erforderlich sein würde, soweit sich ohne Vorlegung der Urkunde selbst Dienst durch das Versprechen der Rente vergolten haben, so genügt diese Feststellung der Erfordernisse einer remuneratorischen Schenkung, ohne daß der geleistete wichtige Dienst als solcher bezeichnet und dessen Vergeltung durch die Rente mit ausdrücklichen Worten in der Urkunde angeführt zu sein braucht, und es sind durch die Anwendung der §§. 1169, 1173 a. a. O. auf das diesergestalt fest­ gestellte Sachverhältniß weder die gedachten Paragraphen verletzt, noch die Natur und das Wesen der remuneratorischen Schenkung verkannt.

Anhang. Erbschaftssteuergesetz rc. [ITI. Anmerkungen rc. — L. Zu Z. 4 de« «esetzeS. — Anm. 12.]

übersehen läßt, nicht für zutreffend erachtet werden kann [in einer Note zu diesem FMR. wird bemerkt: es handelt sich nach der Angabe des Notars darum, daß Jemand, ohne dazu verpflichtet zu sein und ohne eine Gegenleistung zu erhalten, seiner Schwägerin eine Rente verschreiben wollte, um bei deren Verheirathung mit einem Offizier Sicherheit für den Lebensunterhalt des künftigen Ehepaars, so lange und soweit dies gesetzlich erforderlich sei, zu leisten]. Nach der Rechtsprechung des Königl. Obertribunals liegt es im Begriffe des im §. 1048 1. c. vorausgesetzten lästigen Ver­ trages, daß das unter der Bedingung oder zum Zwecke einer zu schließenden Ehe Versprochene einerseits, und die Schließung der Ehe andererseits, sich als Leistung und Gegenleistung darstellen müssen — vergl. Erk. v. 16. Nov. 1866, Striethorst Archiv Bd. 66 S. 161 [ebenso hat inzwischen auch ein Erk. des OTrib. v. 24. März 1873, StrA. B. 88 S. 332, entschieden]. Inwiefern diesen Erforderniffen entsprochen ist, muß im einzelnen Falle nach den obwaltenden Umständen ermessen werden. Nach demjenigen, was der Notar N. über das beabsichtigte Geschäft angeführt hat, kann nicht angenommen werden, daß die zu verschreibende Rente, und die intendirte Verheirathung der Schwägerin des Gebers mit einem Offizier, in dem Verhältniß von Leistung und Gegenleistung zu einander stehen. Der von dem Königl. Ober-Tribunal festgestellten strengeren Auslegung des §. 1048 1. c., auch in Betreff der Stempelsteuer, zu folgen, waltet kein Bedenken ob. Hiernach und weil nach §. 1049 a. a. O. dasjenige die Natur einer Schenkung hat, „was nur bei Gelegenheit einer Eheverbindung versprochen worden, wenn dabei eine bloße Freigebigkeit zu Grunde liegt", unterscheidet sich das Allg. Landrecht nicht so wesentlich von dem gemeinen Rechte, welches letztere eine dem §. 1048 a. a. O. analoge allgemeine Bestimmung nicht hat. Zm Uebrigen ist zwar, wie auch der 1. Senat des hies. Kgl. Oberappellations­ gerichts in seinem Erkenntnisse vom 15. Februar d. Z. (in Sachen Nathan c/a fiscum) anerkennt, die Steuerverwaltung berechtigt, im Gebiete des Gemeinen Rechts auch in Fällen des §. 1048 1. c., in seiner vorgedachten Beschränkung, den Schenkungsstempel zu erfordern. Ich bin aber damit einverstanden, daß die überwiegende Rücksicht auf die Gleichmäßigkeit der Besteuerung der Staats­ bürger deffelben Staates es nothwendig macht, auch im Gebiete des Gemeinen Rechtes von der Forderung des Schenkungsstempels da abzusehen, wo derselbe im Gebiete des Allg. Landrechts unter der mehrerwähnten Voraussetzung nicht würde gefordert werden können. Der Umstand, daß der Notar in den von ihm erwähnten beiden Verfügungen vom 6. Dez. 1845 und vom 18. Mai 1861 (Hoyer [1. Auflage 93. 1] S. 360 Anm. 8.a und 8.b [f. oben sub au. d]) einen gewissen Wider­ spruch zu finden scheint, ergiebt, daß im Gebiete des gemeinen Rechtes auf das Beachten des Unter­ schiedes besonders hinzuwirken sein wird. Die beiden Verfügungen enthalten eben nur Beispiele je für die verschiedenen Fälle der §§. 1048 und 1049 a. a. O. Was die weitere Frage anlangt, welch' anderweitcr Stempel in Stelle des Schenkungsstempels gelegentlich eventuell zu erheben sein werde, so läßt sich dieserhalb etwas allgemein Maßgebendes nicht von vornherein bestimmen Wenn das Versprechen in einer einseitigen Urkunde abgegeben wird, und in einem Kapitale besteht, so wird unter Umständen ein Schuldverschreibungs- oder ein Ouittungsstempel in Frage kommen können; wird — in einer einseitigen Urkunde — die Zahlung einer Rente versprochen, so ist die Forderung eines Schuldverschreibungsstempels nicht unzweifelhaft, es ist aber solchen Falles auch diesseits schon dieser Stempel für erforder­ lich erachtet worden [vgl. lit. f. dieser Anm.]. Wird dagegen die Rente in einem zweiseitigen Vertrage konstituirt, so wird, auch wenn die Rente nicht auf Lebens-, sondern auf andere unbe­ stimmte Zeit (cf. §. 2. c. der Verordnung vom 7. August 1867, §. 4. c. des Stempelgesetzes vom 7. März 1822) gezahlt werden soll, der Werthstempel für einen Leibrentcnvcrtrag erhoben werden müssen. [Vgl. jedoch lit. g dieser Anm.] Ew. rc. wollen nach den angedeuteten Grundsätzen verfahren lassen. FMR. v. 3. Mai 1872 an d. PStD. in Glückstadt (CB. S. 228).

848

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz re.

[III. Anmerkungen rc. — E. Zu §. 4 des Gesetzes. — Lnm. 12. 13.]

f. Die abgegebene einseitige Erklärung, durch welche Jemand sich verpflichtet, einem Dritten zu den Kosten des zu begründenden ehelichen Hausstandes einen jährlichen Zuschuß von 1000 Thlr. bis zu einem gewissen Zeitpunkte zu gewähren, bedingt die Anwendung des Schuldverschreibungs­ stempels, da es für die Beurtheilung der Anwendbarkeit dieses Stempels aus die causa debendi, welche der Verschreibung zu Grunde liegt, nicht ankommt, und die Ansicht, nach welcher der Ver­ schreibung stets eine anderweit bereits begründete Verpflichtung zu Grunde liegen muß, bei der allgemeinen, eine derartige Beschränkung nicht enthaltenden, Fassung der Tarisposition nicht als richtig anzusehen ist. FMR. v. 14. Mai 1870 111 7501 (Khm. S. 121). g. Es ist, wie Ew. rc. auf den Bericht vom 11. d. Mts., betreffend die Beschwerde der Testaments-Exekutoren der Frau Rentier Fallou, erwidert wird, schon in ähnlichen Fällen im Einverständniß mit dem Herrn Justizminister und in Uebereinstimmung mit der dieserhalb bestehenden allgemeinen Praxis der Notare, anerkannt worden, daß zu Verträgen, in welchen behufs der Er­ möglichung der Erlangung des Heiraths-Eonsenses sich Jemand verpflichtet, dem Offizier oder dessen Braut auf unbestimmte Zeit eine jährliche Rente zu gewähren, nur der Stempel von 1 M. 50 Pf. zu verwenden sei. — Sie wollen demgemäß den zu der notariellen Verhandlung vom 24. November 1874 unter Vorbehalt gezahlten Stempelbetrag erstatten lassen und die Beschwerdeführer zu Händen des Banquier R. G. hiernach bescheiden. FMR. v. 20. März 1878 111 3321 an den PStD. in B. h. rc. Ob die Kontrahenten das, was dieselben mit der gedachten Festsetzung beabsichtigt haben, auch in eine andere Form hätten einkleiden können, ist auf die Frage der Entscheidung der Stempelpflichtigkeit der Urkunde ohne Einfluß; für die Beurtheilung dieser Stempelpflichtigkeit ist lediglich bestimmend, daß die Vertragschließenden ausdrücklich die Bezeichnung und die Form der Schenkung gewählt haben. Tie Hinzufügung der Worte Seitens des Schenkenden, daß die Schenkung im Hinblick auf die beabsichtigte Ehe und in Vergeltung der ihm an der Braut Ver­ mögen eingeräumten Nutzungs. und Verwaltungsrechte geschehe, macht das Rechtsgeschäft noch nicht zu einem lästigen Vertrage, denn nirgends ist der beschenkten Braut für Entgegennahme dieser Schenkung eine Gegenleistung auferlegt worden, jene Aeußerung stellt sich vielmehr nur als Beweg­ grund dar und charakterisirt höchstens die Schenkung als eine remuneratorische, welche dem Schenkungsstempel gleichfalls unterworfen ist. R. des IM. im Einverständnisse des FM. vom 20. Juli 1874 111 1280 (Khm. S. 300, 307). i. Es liegt nach §. 1040 Tit. 11 Th. 1 AM. eine Schenkung vor, wenn ein Fremder aus bloßer Freigebigkeit, nur bei Gelegenheit einer zu schließenden Ehe, eine Ausstattung oder Mitgift zu zahlen verspricht. Erk. d. OT. (I) v. 4. Mai 1877 (CB. S. 176, Str. A. B. 00 S. 168). (Es war unter zwei Verlobten ein Ehevertrag geschlossen. Der Ehemann einer Schwester der Braut hatte an dem Vertrage Theil genommen und sich darin verpflichtet, der Braut zur Ergänzung der ihr vom väterlichen Hose zustehenden Abfindung resp. Ausstattung bei ihrer Hochzeit noch 1000 Thlr und einen Kutschwagen zu geben. Ter Appellationsrichter hat angenommen, daß das Versprechen nicht unter der Bedingung oder zum Zweck der zu schließenden Ehe, sondern nur bei Gelegenheit der einzugehenden Eheverbindung gegeben worden und deshalb nicht der §. 1048, sondern der §. 1049 1. c. anzuwenden sei. Obiges Erk. wies die eingelegte Nichtigkeitsbeschwerde zurück, indem hervorgehoben wurde, daß die Erwägungen des Appellationsrichters thatsächlicher Natur seien und daß die jedesmaligen Umstände des konkreten Falles darüber entscheiden müssen, ob in demselben die faktischen Voraussetzungen des §. 1048 oder 1040 vorhanden sind.) S. wegen dieses Erk. auch S. 198 Anm. 15. f. und oben Anm. 10. h. 13. Entsagungen resp. Verzichtleistungen: a. Die angezogene Entscheidung des Ober-Tribunals (s. am Schluß) wird nicht richtig auf­ gefaßt, wenn daraus gefolgert wird, daß unentgeltliche schriftliche Entsagungen bereits erworbener Rechte nicht als Schenkungen zu versteuern seien. Jene Entscheidung hat vielmehr offenbar nur

Anhang. [HI. Anmerkungen

k.

Erbschastssteuergesetz rc. — BL 3u §• 4 bet Sesetzet. — Anm. 13.]

den Sinn, daß, während nach dem ALR. Schenkungen zu ihrer vollen rechtsverbindlichen Gültigkeit an gewisse im Gesetze bestimmte Formen gebunden sind, diese Formen bei Entsagungen bereits erworbener Rechte nicht beobachtet zu werden brauchen, wiewohl solche Entsagungen in ihren Wir­ kungen den Schenkungen gleich stehen. Es unterliegt daher auch eine nicht gerichtliche Entsagungs­ Urkunde wegen bereits erworbener Rechte der Versteuerung, wie eine Schenkungs-Urkunde. FMR. v. 22. Zan. 1851 (nicht „1831", wie in SK.) III 63 an d. Notar T. u. an d. PStD. in S.; die vor­ gedachte Entscheidung des OTrib. ist besten Plenar-Beschluß v. 24. Febr. 1840 (JMB. S. 295, Entsch. B. 5 S. 261): Unentgeltliche Entsagungen eines bereits erworbenen, ingleichen eines zwar noch künftigen, aber doch so beschaffenen Rechts, daß der Anfall deffelben dem Entsagenden gewiß war, sind nur in Rücksicht auf ihre rechtlichen Wirkungen, nicht aber in Rücksicht auf ihre Form den Schenkungen gleich zu achten. Ebenso Erk. des OTrib. (IV) v. 14. Mai 1847 (Rechtssälle des OT. B. 1 S. 126). b. Eine schriftliche Urkunde, worin eine unentgeltlich geschehene Entsagung eines Rechtes im Sinne des §. 393 Tit. 16 Thl. I ALR. enthalten ist, ist dem Schenkungsstempel unterworfen. Erk. des OT. (1) v. 30. April 1875 (Entsch. B. 75 S. 180, Str. A. B. 95 S. 13). c. Wenn gleich es den Anschein hat, als ob bei dem Erlaß von 250 Thalern der hypothekarisch eingetragenen Forderung von 4400 Thalern die Gläubiger mehr ihr eigenes Zntereffe, als das deS Schuldners im Auge gehabt haben, so genügt dies doch nicht, um die Verhandlung für einen „Vergleich" zu erachten, indem es sich bei jenem Erlaß weder um ein streitiges oder zweifelhaftes Recht des Gläubigers handelt, noch die von dem Schuldner angebotenen Zahlungstermine als eine Gegenleistung für den bewilligten Erlaß im Sinne des §. 405 Tit. 16 Th. 1 ALR. angesehen werden können. Der Verzicht der Gläubiger auf die 250 Thaler hat vielmehr die Natur einer Schenkung. ZMR. v. 4. Nov. 1852 I 4844 an d. Appell.-G. in Mr., mitgetheilt durch FMR. v. 10. dess. M. III 27009 an d. PStD. in D. d. Der notarielle Vertrag, in welchem der Gläubiger eine für ihn eingetragene Forderung von 300 Thalern nebst Zinsen dem Schuldner erläßt, enthält eine Schenkung. Der Werthstempel für eine Schenkung ist demnach mit Recht nachgefordert. Daß der Stempel nicht von dem Geschenk­ nehmer erfordert worden, ist nach Lage der Gesetzgebung nicht ungerechtfertigt. Es steht der Steuerverwaltung das Recht zu, auch den Schenkungsstempel, als eine auf der Urkunde ruhende Steuer, von dem Geschenkgeber einzuziehen. FMR. v. 28. Jan. 1869 III 1213 an d. Reg. in F. Vergl. S. 300, 301 des Komm. Anm. 10. a-d, auch oben Anm. 9 lit. b Schlußabsatz. e. In der notariellen Verhandlung v. rc., deren Inhalt für die Beurtheilung ihrer Stempelpflichtigkeit allein entscheidend ist, haben Sie Zhre Hypothekenforderungen von je 300 Thalern nebst Zinsen Ihrem Schuldner erlasten. Dieser unentgeltliche Erlaß Ihrer Forderungen ist gesetzlich einer Schenkung gleich zu achten und deshalb der Schenkungsstempel mit Recht erfordert. Die Gründe, welche Sie zu diesem Erlaß bestimmt haben mögen, kommen nicht in Betracht; insbesondere kann auch keine Rücksicht darauf genommen werden, daß der Schuldner, wie Sie behaupten, in Konkurs verfallen und daß deshalb die Forderungen werthlos seien. Für den Schuldner, welcher in Höhe von 600 Thalern nebst Zinsen befreit worden, hatten die Forderungen den angegebenen Werth. FMR. v. 2. Dez. 1873 111 17137 an d. Kaufleute A. u. Z. W. u. d. Reg. in F. f. Hätte der M. in der monirten Verhandlung vom 19. Juli 1838 dem L. auf eine ihm zu­ stehende Forderung von 800 Thalern die Summe von 300 Thalern unentgeltlich erlaffen, so würde die Erforderlichkeit des Schenkungsstempels nach §. 393 Tit. 16 Th. 1 ALR. keinem Be­ denken unterliegen können. Die Verhandlung enthält aber keinen durchaus unentgeltlichen Erlaß, indem sich die Ehefrau des L. darin zugleich für den Rest der Schuld verbürgt, M. also dadurch eine größere Sicherheit, als er bisher hatte, erhalten hat, und beiderlei Geschäfte, Erlaß und Bürgschaft, offenbar mit einander im Zusammenhange stehen. Unter diesen Umständen ist die 909er u. Saupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Aust. 54

850

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz

rc.

[HI. Anmerkungen rc. — L. Zu §. 4 de» Gesetze». — An«. 14.] Absicht einer teilten Freigebigkeit Seitens des M. als ausgeschlossen anzusehen und nicht zu bezweifeln, daß ein lästiger Vertrag und keine Schenkung in der Mitte liege.

Die Versteuerung kommt hier­

nach dahin zu stehen, daß für den Vertrag, wodurch M. von seiner Forderung 300 Thaler abläßt, L. dagegen sich auf Höhe von 500 Thalern als Schuldner anerkennt, 15 Sgr., und zu der Seitens der verehelichten L. übernommenen Bürgschaft gleichfalls 15 Sgr., zusammen 1 Thaler Stempel erforderlich sind.

Daß der Richter bei Aufnahme der Verhandlung den M. auf die Exceptionen

hingewiesen hat, die nur für Schenkungen Platz greifen, kann hierbei nichts releviren, indem dadurch die rechtliche Natur des Geschäfts nicht geändert wird. FMR. v. 30. März 1842 111 5088 an d. Reg. in F. g. Die Verhandlung vom rc. zwischen den Kaufleuten P. und W. enthält einen Vergleich und keine Schenkung, indem der Gläubiger bei Verzichtleistung auf einen Theil seiner Forderung sich für den Ueberrest zu dessen Erhaltung besondere Sicherheit hat bestellen lassen [bcr Schuldner hatte über die einzelnen zur Berichtigung der Vergleichssumme zu leistenden Terminalzahlungen Wechsel ausgestellt, auch zur Sicherstellung des Gläubigers sein Leben versichert).

FMR. v. 5. Nov. 1860

lH 23838 an d. PStD. in S. h. Zn Betreff der nicht als Schenkung anzusehenden Verzichtleistung des Ehemannes auf den gesetzlichen Nießbrauch am Eingebrachten seiner Ehefrau s. S. 505 des Komm. Anm. 6. 1. Denn in dem als Erbvertrag bezeichneten gerichtlichen Vertrage vom 2. Mai 1872 Ihre Ehefrau Ihnen die darin bezeichneten Zuwendungen macht und dieselben durch Uebergabe sogleich vollzieht, so ist dies eine Schenkung unter Lebenden.

Die Ansicht, daß durch die im §. 2 daselbst

Ihrerseits abgegebene Erklärung eine Gegenleistung gewährt werde, erscheint nicht zutreffend, weil der von Ihnen erklärte Verzicht auf Ihr Erbrecht in den dereinstigen Nachlaß ihrer Ehefrau, vor angefallener Erbschaft, gegenstandlos

ist; es steht nicht fest, daß Sie in Wirklichkeit Erbe Ihrer

Ehefrau geworden sein würden. Hiernach muß es bei der stattgehabten Entrichtung des geforderten Stempels bewenden. FMR. v. 29. Mai 1875 111 6771 an den rc. S. u. zur Nachricht an d. Reg. in F.

14. Besondere Fälle von Schenkungen rc. verschiedener Art. a. Wenn ein Vater seinem Sohne und der mit demselben in Gütergemeinschaft lebenden Ehefrau etwas schenkt, unterliegt die Hälfte der Schenkung der Stempelsteuer von 4 Prozent. FMR. v. 29. Nov. 1838 III 23397 an d. Gerichts-Amt der Herrschaft Saabor zu Grünberg, mit­ getheilt durch FMR. v. 28. Febr. 1852 III 3165 an d. PStD. in S. b. Das dem Haussohne Behufs Uebernahme einer Pachtung vom Vater, ohne Verpflichtung zu einer Gegenleistung von Seiten

des Sohnes, verschriebene Kapital ist als Ausstattung im

Sinne der §. 304. 305 Thl. II Tit. 2

des Allgem. Landrechts anzusehen.

Die bezügliche Urkunde

unterliegt daher dem Stempel nach der Tarifposition „Schuldverschreibungen", und sind die Grund­ sätze von der Schenkung darauf nicht anwendbar.

Erk. des OT. (I) v. 5. März 1877 (Str. A.

B. 99 S. 144); in den Erk.-Gründen wird ausgeführt, daß auf das Geschäft die §§. 1046, 1047 Thl. I Tit. 11 Anwendung finden. c. Schriftlich erklärte Schenkungen unter Lebenden Seitens des Ehemannes an seine Ehe­ frau unterliegen in allen Fällen der Versteuerung mit 1 Prozent; die Position „Erbschaften" lit. A. c im Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 ist aus sie nicht anwendbar (weil nach dieser Tarifposition der Anfall stempelfrei sei, wenn er an überlebende Ehefrauen gelange, insofern sie mit

hinterlassenen

ehelichen Kindern

ihres

verstorbenen Ehemannes zur Erbschaft

gelangen und diese Vorschrift selbstredend nur auf Erbschaften bezogen werden könne, nicht aber auf Schenkungen unter Lebenden).

FMR. v. 3. Mai 1850 III 9416 an d. Reg. in F. — Jetzt

unterliegen Urkunden über Schenkungen zwischen Eheleuten in keinem Falle dem Schenkungs­ stempel, s. §§. 4 u. 48 Absatz 2 des Erbschaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873 nebst Tarif „Befreiungen" sub 2.c.

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz tc.

[HI. Anmerkungen x. — L Zu

4 des Gesetzes. — Ln». 14.]

d. ES ist vorgetragen worden, daß die Verwendung des Schenkungsstempels zu den Derhandi lungen, wodurch überzähligen Offizieren bis zu ihrer Einrückung in das Offizier-Gehalt eine monatliche Rente von 15 Thalern zugesichert wird, bei der in der Regel kurzen Dauer eines solchen Rentengenusies öfter eine dem Vortheile nicht entsprechende, öfter denselben übersteigende Abgabe erhoben werde, und es ist hierauf durch die Allerh. Kab.-Ordre vom 3. d. M. bestimmt worden, daß, wenn dieses Verfahren bisher stattgefunden, dafielbe abgestellt und zu dergleichen Verhandlungen der Stempel von 15 Sgr. verwendet werden solle. Cirk.-R. des FM. v. 10. Nov. 1832 III 25392. e. Erklärungen, wodurch einem Offiziers-Aspiranten eine Zulage versprochen wird, sind nicht stempelfrei. ZMR. v. 8. März 1869 (H. Sir. S. 139 sub 6 Nr. 2 — etwas Näheres ist daselbst nicht mitgetheilt). Vergl. oben Anm. 12 lit. e vorletzten Absatz. f. Urkundenüber den titulus mensae für zu ordinirende Geistliche bedürfen nur eines Stempels von 15 Sgr. FMR. v. 27. Nov. 1829 (SK.). Hierdurch ist das FMR. v. 14. Okt. 1825 an d. PStD. in Cöln (LR., auch bekannt gemacht im Publik, des OLGerichts zu Hamm v. 6. Dez. 1825 — ohne Angabe des Datums des Reskripts — v. KA. B. 9 S. 926) aufgehoben, welches bestimmt hatte, daß Urkunden über den titulus mensae für zu ordinirende Geistliche, als eine ganz wohlthätige Verleihung enthaltend, dem Stempelsatz für Schenkungen unter Lebendigen unterworfen seien und daß Behufs Berechnung derselben die jährliche, dem Kandidaten konstituirte Revenüe nach §. 4 lit. c des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 mit 12'/, Mal zu Kapital an­ geschlagen werden müsse, von welchem Kapital nach dem jedesmal auszumittelnden Verwandtschafts­ grade des Schenkgebers zu dem Schenknehmer der Stempelsatz geordnet werden müsse. g. Bei den besonderen Verhältniffen, unter denen die Schornsteinfeger in Stralsund in ihr Amt eintreten, und da es daselbst ortsüblich ist, daß sie der etwa vorhandenen dürftigen Wittwe ihres Amtsvorgängers notdürftige Alimente zu verabreichen haben, soll die notarielle Verhand­ lung, in welcher der I. nach dem Tode seines Vorgängers deffen Hinterbliebenen Wittwe 80 resp. 60 Thaler jährlicher Alimente ausgesetzt hat, vom Schenkungsstempel befreit bleiben und der ver­ brauchte Stempel von 15 Sgr. für genügend erachtet werden. FMR. v. 7. Januar 1858 III 28947 an d. PStD. in S. h. In der Nachlaß-Sache Ihres Herrn Vaters, des Geheimen Commerzienraths Paul M.-B., wird Ihnen auf die Vorstellung vom 15. April d. I. erwidert, daß die Verfügung des Erbschafts­ steuer-Amts Hierselbst vom 1. April d. I., soweit solche die der M. M.'schen Familien-Sttftung und der hiesigen Filiale des Convents der grauen Schwestern zu Theil gewordenen Zuwendungen betrifft, aufrecht erhalten werden muß. Dagegen ist das gedachte Amt angewiesen worden, von dem Verlangen der Versteuerung der übrigen Beträge Abstand zu nehmen, welche Ihre Frau Mutter der Augusta-Stiftung für die Feuerwehr, der Pensionskaffe der Berlin-Hamburger-Eisen­ bahn-Gesellschaft und dem Diener Otto Orlowski gezahlt hat und welche sie etwa noch zahlen wird. Die Familien-Stiftung hatte der (Erblasset speziell zur Empfangnahme eines Vermächtniffes benannt und nur die Bestimmung der Höhe deffelben war seiner Hinterbliebenen Wittwe anheimgestellt. Wenn Ihre Frau Mutter überhaupt in Folge des Wunsches Ihres Herrn DaterS Geschenke aus dem Nachlasse verabreichte, würde die gedachte Familien-Stiftung ein Recht auf % des zu Geschenken verwendeten Betrages gehabt haben. Hiernach müssen die dieser FamilienStiftung gezahlten 5000 Thlr als ein erbschastlicher Erwerb angesehen werden, welcher der Erb­ schaftssteuer unterliegt. — Der hiesigen Filiale des Convents der grauen Schwestern hatte der Erb­ lasser in dem Codicille vom 22. Februar v. I. 2500 Thlr vermacht, und ist dieser Bettag, wie an­ erkannt worden, auch bereits gezahlt. Da diesem Institute gesetzlich Steuerfreiheit nicht zusteht, so muß die Erbschaftssteuer dafür zu 8 Prozent zur Hebung kommen. FMR. v. 18. Juni 1875 III 8707 an den Banquier E. M.-B. in B., mitgetheilt dem Erbschastssteueramt in B. mit nach­ stehendem Beifügen: Die von der Steuer freigelassenen Beträge waren nur als solche anzusehen, 54*

852

Anhang. [in.

Erbschastssteuergesetz

re.

Anmerkungen »c. — L Zu §. 4 des Vesetzes. — Ln«. 14.]

zu deren Zahlung die Hinterbliebene Wittwe des Erblassers keine rechtliche Verpflichtung hatte, welche auch nicht eingeklagt werden konnten, da Erblasser weder Personen noch Institute namhaft gemacht hatte, welche mit Geschenken aus seinem Nachlasse bedacht werden sollten.

Hiernach sind diese von

der Wittwe gezahlten Beträge nur als Geschenk der letzteren anzusehen. — (Erblasser hatte es in das Ermessen der ihn ex testamento beerbenden Wittwe gestellt, bis zur Höhe von 10,000 Thlrn Legate an von ihr auszuwählende Personen und Institute aus dem Nachlasse zu zahlen, mit der Maßgabe jedoch, daß, sofern sie davon Gebrauch mache, % der Summe an die M. M.'sche Familienstistung zu verabreichen seien.) t.

Der protokollirte Beschluß einer Gewerkschaft, einem Beamten für die Vergangenheit einen

Geldbetrag als Remuneration an einem bestimmten Tage zu zahlen, stellt eine dem für Schenkungen erforderlichen Stempel unterliegende Urkunde dar. 1882 S. 19). ')

Erk. d. RGer. (IV) v. 4. April 1881 (JMB.

Vgl. Anm. 10. d.

') Entscheidungsgründe: Das Preußische Landrecht verlangt für thatsächlich vollzogene Schen­ kungen beweglicher Sachen oder Summen (§. 1065 Theil I Titel 11 deS Allgemeinen Landrechts) keine Beurkundung, sondern nur für nicht erfüllte Schenkungsverträge, und zwar für schlechthin freigebige die gerichtliche (§§. 1063, 1064), für remuneratorische Schenkungen die schriftliche (§. 1173) Beurkundung. Unter dem Schenkungsvertrage versteht hier aber das Lanorecht nur das Schenkungsversprechen, die Willenserklärung, durch welche sich der Geschenkgeber einem Anderen gegenüber verpflichtet. Die vorgeschriebene Form bezwectt, einem übereilten Versprechen des Schenkenden vorzubeugen, wie sich dies aus einer die eigentliche Schenkung betreffenden Aeußerung von Suarez bei der Schlußrevision ergiebt. Für die Annahme seitens des Geschenkgebers genügt nach den §§. 1058, 1059 Theil I Titel 11 des Allgemeinen Landrechts jede ausdrückliche oder durch konkludente Handlungen sich kundgebende Erklärung (vgl. Förster, Privatrecht 2. Aufl. Bd. 2 S. 20 und 13 — Koch, Recht der Forderungen Bd. 3 S. 162, 163 — Bornemann, System 2. Aufl. Bd. 3 S. 371,372 — Gesetz-Revision, Pensum XV S. 187). Da hiernach das Gesetz die Beurkundung nur für das Schenkungsversprechen fordert, so unterliegt auch eine nur über dieses sich verhaltende Urkunde der unabhängig von einer Annahmeerklärung zu entrichtenden Stempelsteuer. Wenn mithin der Appellationsrichter in dem im Protokolle vom 5. Mai 1874 niedergelegten, die B.'sche Remuneration betreffenden Beschlusse ein beurkundetes remuneratorisches Schenkungs­ versprechen findet, so läßt es sich nicht rechtfertigen, wenn er die Stempelpflichtigkeit dieser Urkunde deshalb verneint, weil nicht konstatire, daß eme ausdrückliche oder durch Handlungen erklärte Annahme dieses Versprechens stattgefunden habe. Er verletzt durch diese, für ihn allein entscheidend gewesene Annahme die Bestimmung in §. 4 des Gesetzes vom 30. Mai 1873: „Schenkungen unter Lebenden, insbesondere auch die remuneratorischen und die mit einer Auflage belasteten Schenkungen, unterliegen, wenn eine schriftliche Beurkundung derselben stattfindet, einer Stempelabgabe von dem Betrage der Schenkung." Die angefochtene Entscheidung war daher zu vernichten. Bei freier Beurtheilung kommt es lediglich auf die Beantwortung der Frage an, ob der notariell beurkundete Gewerkenbeschluß vom 5. Mai 1874 ein Schenkungsversprechen in dem erörterten landrechtlichen Sinne enthält, und diese Frage ist zu bejahen. Zn einer auf den genannten Tag berufenen Versammlung der Steinkohlengrube „Konsolidirte Abendröthe" wurden zunächst über verschiedene Angelegenheiten der Gewerkschaft Beschlüsse gefaßt. Demnächst wurde behufs Erledigung der Nr. 6 der Tagesordnung die Frage vorgelegt (wörtlich): „ob dem Bergrath Dr. B. für die Vergangenheit eine Remuneration zu gewähren sei. Nach eingehender Berathung wurde einstimmig beschlossen, dem Bergrath Dr. B für seine Ver­ dienste um den endlichen Aufschwung der Abendröthegrube eine einmalige Remuneration von 4000 Thlrn. derart zu zahlen, daß sie zum 2. Januar 1875 auszuzahlen ist." Daß auch die Gewerkschaften selbst, das heißt die in einer Gewerkenversammlung auf vor­ schriftsmäßige Berufung erschienenen Gewerken, unmittelbar, also ohne Vermittelung durch den Repräsentanten oder den Grubenvorstand, mit dritten Personen Verträge schließen, überhaupt nach Außen hin in Vermögensangelegenheiten bindende Erklärungen abgeben können, läßt sich mit dem Appellationsrichter nicht bezweifeln. Ob die in den Gewerkenversammlungen gefaßten Beschlüsse nur die inneren Angelegenheiten betreffen, ob dieselben ferner zwar auf nach Außen zu regelnde Verhältnisse sich beziehen, aber dabei die Thätigkeiten der Grubenvorstände in Anspruch nehmen, oder endlich, ob dieselben direkt nach Außen gerichtet sind, — ist eine nach der besonderen Lage des einzelnen Falles zu beantwortende Znterpretationsfrage. Im vorliegenden Falle tritt der Wille der jetzt klagenden Gewerkschaft aus der Fassung des oben wörtlich mitgetheilten Beschlusses unzweideutig dahin hervor, daß die

Anhang. ErbschastSsteuergesetz tc. [HI. Eneerftmflcn

853

— L Zu -. 4 deß Gesetzes — Ln«. H.]

In einem andern Falle, wo durch Beschluß der Gmeralversammlung einer Aktiengesellschaft einem AufstchtSrathsmttglieoe dieser Gesellschaft für die Leitung der Geschäfte und einer Fabrik die Summe von 20,000 M. zugebilligt worden war, wurde von dem Reichsgericht ein lästiger Bertrag über Handlungen, der die Annahme einer remuneratorischen Schenkung ausschließe, als vorliegend angenommen. Erk. deS RGer. (IV) v. 29. Juni 1885 in Sachen Schreiber wider Fiskus IV 91/1885 (bisher nicht abgedruckt). *) k. Auf Ihre von dem Königl. Kammergericht mir überreichte Beschwerde vom 31. Mai d. Z. benachrichtige ich Sie, daß ich im Einverständnisse mit dem Herrn Finanz-Minister die von dem Königlichen Kammergericht aufrecht erhaltene Entscheidung des hiesigen Königlichen Landgerichts I vom 17. April d. Z., wonach die in der gerichtlichen Verhandlung vom 15. Februar d. I. seitender Frau Medizinalrath S. erklärte Zuwendung von einem Dritttheil des jährlichen Reingewinns aus der Allgemeinen medizinischen Centralzeitung an ihren Schwiegersohn Dr. R. auf dessen Lebens­ zeit, als die schriftliche Beurkundung einer Schenkung unter Lebenden im Sinne des §. 4 deS GrbfchastSsteuergesetzes vom 30. Mai 1873, dem Schenkungsstempel zu unterwerfen ist, — nur für zuGewährung der Remuneration dem Dr. B. dadurch endgültig versprochen werden solle, — was sich namentlich auS der sofortigen Festsetzung des Zahlungstermins ergiebt, — und der Auftrag an den Grubenvorstand deutlich nur auf die Ausführung dieser Zahlung gerichtet worden ist. Der Dr. B. würde ohne jede andere Kundgebung des Gewerkschaftswillens an ihn berechtigt gewesen sein, das Versprechen zu acceptiren, und auf die Zahlung Klage zu erheben. Hieraus ergiebt sich, daß der Beschluß vom 5. Mai 1874 in der That eine stempelpflichtige Urkunde im Sinne des §. 4 des Gesetzes vom 30. Mai 1873 ist, die Rückforderungsklage der Gewerkschaft mithin der rechtlichen Begründung entbehrt. Unter Abänderung deS ersten Erkenntnisses war daher die Klägerin abzuweisen. ’) Der Berufungsrichter hatte festgestellt, daß der Kläger (und zwar nach Inhalt der Urkunde) sich durch die Leitung der Geschäfte und der Fabrik mit der Geschäftsführung der Gesellschaft befaßt und somit Funktionen verrichtet habe, die dem Vorstände zustehen, bezw. einem engagirten Direktor übertragen werden, während die Thätigkeit des Klägers als Mtglied des Aufsichtsrathes sich nach Art. 225. a. b deS Handelsgesetzbuchs im Wesentlichen auf die Überwachung der Geschäfte der Gesellschaft beschränke, daß ferner die Thätigkeit der ersteren Art, weil für die Gedeihlichkeit deS Betriebes entscheidend, regelmäßig hoch remunerirt werde und daß sie den übrigen AufstchtSmitaliedern, resp. dem Vorstande, ja selbst den Aktionären in kürzester Zeit bekannt werden mußte. Er hatte aus diesen Thatsachen den faktischen Schluß gezogen, daß Kläger durch solche ihm als Kaufmann selbstverständlich zu vergütende Thätigkeit die Gesellschaft habe verpflichten wollen, daß die Aktionäre und sonstige Interessenten mit solcher zur Vergütung verpflichtenden Thätigkeit ganz Unverstanden gewesen seien, und daß durch den Beschluß der Generalversammlung die hierdurch herbeigeführte Verpflichtung der Gesellschaft in Höhe der bewilligten Vergütung anerkannt sei. Mt Bezug darauf heißt es sodann in den Entscheidungsgründen des Reichsgerichts: Alle wesentlichen Grundlagen dieser Feststellungen sind hiernach aus dem Inhalte der Urkunde entnommen. Danach liegt aber eine stillschweigende Willenseinigung vor, vermöge welcher der Kläger die Dienste gegen ihm zu gewährende Vergütung leistetet die Gesellschaft dieselben mit der Absicht, sie zu vergüten, annahm. Für das Zustandekommen solchen Vertrags war ein ausdrückliches Fordern des Klägers, ein ausdrückliches Bewilligen der Gesellschaft nicht erforderlich. (§. 59 Theil I Titel 4 deS Allgemeinen Landrechts.) Der Beschluß der Generalversammlung endlich hatte die Bedeutung, die Höhe der von Hause gewollten Vergütung festzusetzen und dadurch die Fest­ setzung durch Sachverständige (§. 873 Theil I Titel 11 des Allgemeinen Landrechts) entbehrlich zu machen. Der hiernach Inhalts der Urkunde geschlossene lästige Vertrag über Handlungen schließt die Annahme einer remuneratorischen Schenkung, welcher ebenfalls das Kriterium der Unentgeltlichkett nicht fehlt, aus. Der Umstand, daß der Kläger nicht geeignet war, in seiner Eigenschaft als Mtglied des Aufsichtsraths seine eigene Leitung der Geschäfte und der Fabrik der Gesellschaft zu überwachen, und daß zwischen beiden Funktionen daher eine gewisse Unvereinbarkeit lag, kann vielleicht dahin führen, daß der Aufsichtsrath nicht dem Gesetze entsprechend besetzt war, aber er schließt die recht­ liche Möglichkeit einer verttagsmäßigen Verpflichtung der Gesellschaft, ihm die über die Grenzen seiner Funktion als Mitglied des Aufsichtsraths hinausgehenden Dienste zu vergüten, nicht aus und macht einen solchen Vertrag nicht zu einem verbotenen, die Bewilligung der 20,000 M. als Aequivalent der Dienste nicht zu einer remuneratorischen Schenkung.

Anhang. Erbschaftssteuergesetz rc.

854

pH. Lmverkungen rc. — L Zu Z. 4 de« Gesetze«. — Ln«. 14.]

treffend erachten kann.

Ob der Beschenkte als solcher der Verhandlung beigetreten ist oder sonst

die Zuwendung ausdrücklich angenommen hat, ist auf die Beantwortung der Frage wegen des Um­ fangs der Stempelpflichtigkeit der Erklärung einflußlos. Die gegen den Beschluß des Königlichen Kammergerichts vom 8. Mai d. Z. erhobene Be­ schwerde muß deshalb, wie hiermit geschieht, als unbegründet zurückgewiesen werden.

JMR. v.

7. Juli 1882 III 2056 an den Rechtsanwalt Br. in B., mitgetheilt dem PStD. daselbst durch FMR. v. 25. dess. M. III 9707. L Auf die Berichte vom 8. und 22. v. Mts., betreffend das Gesuch des dortigen Magistrats in seiner Stempel-Revisionssache, wird Ew. rc. erwidert, daß Bedenken getragen werden muß, die Bewilligungen, welche eine Behörde ihren besoldeten Beamten unter dem Namen von extraordinären Remunerationen, Bauprämien u. s. w. anweist, als Schenkungen an diese Beamten an­ zusehen und den Schenkungsstempel von den die Bewilligung aussprechenden Schriftstücken zu fordern. Ew. rc. wollen demgemäß von der Forderung in der Erinnerung unter Nr. 1 der Nachtrags-Defekten-Tabelle vom 3. November v. Z. Abstand nehmen und den Magistrat auf die hier­ her gerichtete Vorstellung vom 2. April d. I., unter Rückgabe der beigefügten Anlagen derselben, entsprechend benachrichtigen. FMR. v. 9. Juni 1883 111 7590 an den PStD. zu S. m. Wenn ein fideikommissarisch substituirter Erbe schon bei Lebzeiten des Fiduciars von dem letzteren eine Summe Geldes erhält, welche einen Theil des mit der Substitution behafteten Nachlaffes bildet, so hat der erstere vom Fiduciar nicht ein Geschenk, sondern einen Theil des NachlaffeS im Voraus erhalten, welcher als Erbschaft, nicht als Schenkung zu versteuern ist. RGer. (IV) v. 24. Februar 1885 (CB. S. 124, ZMB. S. 161). n.

Erk. d.

Dgl. oben Anm. 2.

Das in einem schriftlichen Vertrage beurkundete Geschäft, wonach Jemand einer ver-

heiratheten Frau eine jährliche Rente unter der Bedingung versprochen hatte, daß sie in dem zwi­ schen ihr und ihrem Ehemanne anhängigen Scheidungsprozeffe keine lediglich auf Verschleppung des Rechtsstreites abzielenden Einwendungen erhebe, wurde durch Erk. des RGer. (IV) v. 5. März 1885 in Sachen des Rentiers Schmidt wider den Fiskus — IV 365/84 — (bisher nicht abgedruckt) als dem Schenkungsstempel nicht unterliegend erachtet'). ') Entscheidungsgründe: Es fragt sich, ob das am 31. Oktober 1883 beurkundete Geschäft — wonach der Rentier Sch. der verehelichten Cl. für ihre Lebenszeit, beginnend mit der Rechtskraft des von ihr zu erwartenden Ehescheidungsurtheiles, eine jährliche Rente von 6000 M. unter der Bedingung versprochen hat, daß sie in dem anhängigen Ehescheidungsprozesse keine lediglich auf Verschleppung des Rechtsstreites abzielenden Einwendungen erhebe — eine Schenkung darstellt und als solche stempelsteuerpflichtig ist? Der Berufungsrichter hat das verneint, weil — nach dem Wortlaute des Vertrages — die Verpflichtunb des rc. Sch. beim Eintritte der Bedingung, die Rente zu zahlen, der Obligirung der Frau Cl. keinerlei dilatorische Einreden zu erheben, wie Leistung und Gegenleistung, klar gegen­ über gestellt sei. Soweit diese Auffassung *als ein Ergebniß der Auslegung des Vertrages sich darstellt, ist sie bindend für die gegenwärtige Instanz, soweit sie aber auf Anwendung des Ge­ setzes beruhet, ist ein Rechtsirrthum nicht erkennbar. Wenn Schenkung die unentgeltliche und frei­ gebige Zuwendung eines Vermögensvortheils ist — proptcr nullam aliam causam, quam ut überalitatem et munificeutiam vxerceat, 1. 1. pr. D. (39. 5), also voraussetzt, daß von dem Geschenknehmer keinerlei Aufwendung in Betracht und als Ausgleich für die ihm zugewendete Bereicherung gemacht wird, und wenn eine Aufwendung in diesem Sinne auch in dem Gegen­ versprechen von Handlungen und Unterlassungen bestehen kann (§§. 869, 1177 Theil I Tit. 11 Allgemeinen Landrechts), so war der Berufungsrichter durch das Gesetz nicht gehindert, in dem Gegenversprechen der Frau Cl. eine Gegenleistung für die ihr gemachte Zuwendung zu erblicken und damit den Begriff der Schenkung, d. i. der unentgeltlichen Eigenthumsübertragung, zu ver­ neinen. Nur eine rechtliche Konsequenz dieser juristischen Auffassung ist es, wenn der Berufungs­ richter die Eigenschaft jenes Gegenversprechens, als einer bloßen Bedingung, negirt, und an die Qualität desselben, als Gegenleistung, das obligatorische Recht auf Erfüllung knüpft. Das Alles sind nur Folgen der korrelaten Beziehung, in welchen Versprechen und Gegenversprechen zu einander stehen und den Vertragsgegenstand bilden. Ob einen und welchen ökonomischen Werth die solchergestalt versprochene Gegenleistung der Nichterschwerung des Ehescheidungsprozesses

Anhang.

SrbschastSsteuergesetz rc.

[III. Ätw erstatten x. — F. 3u $. 5 bet Gesetzes. — Lmn. 15.»—16.4.]

F.

Zu §. 5 bc6 Gesetzes (§. 4 deS Gesetz-Entwurfs). 15. a.

Conform mit §. 5 Absatz 1 des Gesetzes ist im §. 9. a des Stempelgesetzes v. 7. März

1822 bestimmt: „der Erbschastsstempel wird von demjenigen Betrage gezahlt, um den der Erbe oder Legatar durch den Empfang der Erbschaft oder des Legats wirklich reicher wird"; ebenso die für die neuen Landestheile ergangene Verordnung v. 5. Juli 1867 (GS. S. 1120) §. 2: „die Erb­ schaftsabgabe wird von demjenigen Betrage gezahlt, um den der Erbe oder Legatar u. s. w. durch den Empfang der Erbschaft oder des Legats u. s. w. wirklich reicher wird".

15. b.

Der §. 5 Absatz 3 des Gesetzes enthält im Gesetz-Entwurf hinter den Worten „und

der im Interesse der Masse geführten Prozesse" die Worte „soweit solche zur Zeit der Berechnung der Erbschaftssteuer bereits feststehen", welche letzteren Worte jedoch nach dem Beschluß der Kom­ mission des Hauses der Abgeordneten, unter Hinweisung auf die Härte und Unbilligkeit der Nicht­ berücksichtigung noch nicht feststehender Kosten, gestrichen sind. 16. a. Bei der Frage: ob ein erbschaftlicher Erwerb auf Grund eines Testamentes zu ver­ steuern sei, kommt es nur darauf an, daß das Testament von den eingesetzten Erben anerkannt morden ist.

Zst dies der Fall, so erscheint es ohne Bedeutung, ob die Erben befugt gewesen,

dasselbe wegen Fehler in der Form anzufechten; vielmehr besteht das Testament in Folge des An­ erkenntnisses Seitens der Erben. Was also ein in diesem Testamente bedachter Legatar aus den Mtteln des Nachlasses erhält, ist für ihn unbezweifelt ein erbschaftlicher Erwerb, und es ist daher nicht statthaft, die dem Stiefsohn des Erblassers zugewendete freie Gewährung des Unterhaltes auf Lebenszeit vom Erbschaftsstempel freizulassen. FMR. vom 17. Mai 1850 EU 10066 an d. PStD. in S. Auch mündliche, von den Erben anerkannte Vermächtnisse unterliegen dem Erbschastsstempel. FMR. v. 2. Aug. 1865 III 10475

an

d. Reg. in F.

Ebenso nach dem FMR. v. 20. Dez. 1823

III 24033 (SK.) und Mon. 16 des Rev.-Prot. des FM. v. 10. Sept. 1861, betr. die ErbschStemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Cöslin für das 3. Tertial 1860.

16. b. Nach dem anerkannten Rezesse unterliegt es keinem Zweifel, daß die Kontrahenten sich als Erben des Nachlasses betrachtet und den Nachlaß unter sich getheilt haben.

Die Steuer­

verwaltung hat kein Interesse daran, gegen diese durch gegenseitige Anerkennung der Betheiligten festgesetzte Erbfolge Widerspruch zu erheben, die Betheiligten selbst aber haben nicht das Recht, die einmal abgegebenen bindenden Erklärungen der Steuerverwaltung gegenüber als unverbindlich darzustellen. Unter diesen Umständen kommt es auf die Untersuchung der Frage, ob vor Abschluß des Rezesses überhaupt ein Anspruch an den Nachlaß bestand und ob eventuell dieser Anspruch als ein Erbanspruch hätte aufgefaßt werden können, nicht weiter an, weil vertragsmäßig von allen Theilen die Erbenqualität anerkannt ist.

FMR. v. 4. Februar 1873 III 1245 (Khm. S. 303, 304).

16. c. Wenn die von dem Verstorbenen in einem Briefe getroffene Anordnung von den Erbm anerkannt und zur Ausführung gekommen sein sollte, so ist die gedachte Bestimmung auch der Berechnung der Erbschaftssteuer zum Grunde zu legen.

FMR. v. 10. Mai 1882 UI 6294

(Khm. S. 304).

16. d.

Die Vereinbarung zwischen der Ehefrau und den Seitenverwandten des Erblassers ist

als ein vergleichsmäßiges Abkommen über eine nach dem Testamente zweifelhafte Frage anzusehen, welches auch bei Berechnung der Erbschaftssteuer zum Grunde zu legen ist. 1882 UI 298 u. v. 28. Februar 1882 UI 2761 (Khm. S. 304).

FMR- v. 12. Januar

repräsentirt, das ist eine Frage thatsächlicher Verhältnisse. Der Berufungsrichter regt diese Frage an und legt — unter den gegebenen Umständen — jenem Gegenversprechen auch eine gewisse praktische Bedeutung für die Vertragsabsicht der Kontrahenten bei. Ein Rechtsirrthum ist dabei nicht erkennbar.

856

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz rc.

[IIL amnerhmgeit ic. — P. Zu §. 6 de» Gesetze». — Anm. 17—19.c.]

17. Der §. 20 Tit. 16 Th. 2 des ALR. nennt den Errverbstitel herrenloser Verlafsenschasten ausdrücklich Erbrecht; mithin haben Magisträte die ihnen als herrenloses Gut zufallenden Derlaffenschaften als Erbschaften zu versteuern. Rev.-Prot. des FM. v. 2. Febr. 1831, betr. die ErbschStemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Cöslin für d. 3. Tertial 1829 (SÄ.). 18. a. Die gesetzlichen, nicht die durch Vergleich festgestellten Erbtheile unterliegen der Ver­ steuerung. Da der Stempel von den letzteren erhoben ist, so bleibt derselbe nach Maßgabe der ersteren zu berechnen. Rev.-Prot. des FM. v. 16. Mai 1869, betr. die Erbsch. - Stemp. - Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frankfurt a. d. O. für d. 2. Tertial 1868, Mon. 31. 18. b. Von der steuerpflichtigen Maffe dürfen nur diejenigen Schulden und Legate abgezogen werden, zu deren Bezahlung der Erbe rechtlich verpflichtet ist. Erk. des RGer. (4. Eivilsenat) v. 11. Dezember 1879 (Gruchot Beiträge B. 24 S. 1083); der Appell. - Richter hatte den verklagten Fiskus zur Zurückzahlung von 846 M. 20 Pf. Erbschaftssteuer verurtheilt, falls Kläger einen Jgnoranzeid darüber schwöre, daß der Erblafler die aus einem eingereichten Zettel enthaltenen Ver­ merke eigenhändig geschrieben und den Baumeister M. beauftragt habe, diesen Zettel mit der Bitte zu übergeben, darnach die Legate auszuführen. Auf die von Seiten des Fiskus eingelegte Nichtigk.Beschw. erging vorstehendes Erk., worin das RGer. eine Verletzung des §. 5 des Ges., betr. die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873, als vorliegend annahm. 18. c. Hat die Erbin den vier Geschwistern des Erblassers deren Erbtheil von je 39 Thalern auf 50 Thaler erhöht, so werden Letztere doch nicht diesen Betrag versteuern dürfen, welchen sie nicht lediglich ererbt, sondern theilweise von der Erbin geschenkt erhalten haben. Rev.-Prot. des FM. v. 6. Juni 1854, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tab. im Bezirk des Appell.-G. zu Cöslin für d. 1. Tertial 1853, Mon. 7. (Zn solchen Fällen wird, falls die Erhöhung des Erbtheils 50 Thaler oder mehr beträgt, der Werthstempel für Schenkungen unter Lebenden zu fordern sein — §. 4 des Erbschaftssteuergesetzes v. 30. Mai 1873.] 19. a. Es ist nicht ersichtlich, ob die den Erben testamentarisch zugestandene Vergünstigung, die Legate erst ein Jahr nach dem Tode des Erblassers zahlen, bis dahin also nutzen zu dürfen, bei der Versteuerung berücksichtigt ist. Rev.-Prot. des FM. v. 13. März 1860, betr. die Erbsch.Stemp.-Tab. im Bezirk des Appell.-G. zu Greifswald, Mon. 3. 19. b. Es unterliegt keinem Bedenken, daß der Erbe, welcher die vermachten Legate erst nach längeren Zeiträumen und zwar zinsenfrei an die Legatare zu zahlen braucht, durch diese Bestimmung des Erblasiers auch um die von den vermachten Summen während der bestimmten Fristen aufkommenden Zinsen reicher wird und daß er demgemäß auch diese erbschastliche Zu­ wendung versteuern muß. ZMR. vom 4. August 1866 111 2355 an d. Appell. - Ger. in Br., im Einverst. d. FM. 19. c. Was die Nachforderung des Stempels von dem erbschaftlichen Erwerbe des Erben anlangt, welcher die Legate erst sechs Monate beziehungsweise ein Zahr nach dem Tode der Erblasserin auszuzahlen hatte, ohne Zinsen davon für diesen Zeitraum an die Legatare berichtigen zu dürfen, so liegt hierin nicht unbedingt ein erbschaftlicher Erwerb für den Erben; es kommt vielmehr auf die Umstände des besonderen Falles mit Rücksicht darauf an, ob dem Erben aus einer solchen Anordnung des Erblasiers in der That ein Vortheil erwachsen ist. Zm vorliegenden Falle wird von der Nachforderung eines diesfälligen Erbschaftsstempels schon aus dem Grunde Abstand genommen, weil dem Erben von der Erblafferin zugleich die Verpflichtung auferlegt ist, die Erbschaftsstempel von den Legaten zu berichtigen. FMR. v. 19. Zuni 1858 111 12171 an d. Reg. in F.; von den legirten Kapitalien sollten 1900 Thaler 1 Zahr und 75 Thaler V, Zahr nach dem Tode der Erblasserin gezahlt werden, und hatte man vom Erben die Versteuerung der Zinsen von diesen Kapitalien für 1 resp. V2 Zahr zu 5 Prozent von resp. 95 Thalern und 1 Thaler 26 Sgr. 3 Pf. zu 2 Prozent verlangt. Tie Legaten-Stempel, welche der Erbe zu entrichten hatte,

Anhang. SrbschaftSsteuergesetz re. [HL Bmnrtfungett re. —

Zu §. S des Gesetzes. — Lm». *0 —81a]

Betrugen 153 Thaler 5 Sgr. Der Erbe hatte noch geltend gemacht, daß er um die Zinsen von den legirten Kapitalien nicht reicher werde, wenn man die Kosten in Betracht ziehe, mit welchen die Nachlaß-Regulirung, Kündigung und Einziehung der Nachlaß-Kapitalien, die demnächstige Befriedigung der Legatare aus denselben und die Tilgung der Nachlaßschulden verbunden zu sein pflegen. (Vergl. unten Anm. 27.a snb 3 am Schluß-s 20. FMR. v. 19. Juni 1856 III 12220 an die Erbschaftsstempelverwaltung in 99., auf eine Beschwerde des Justizrath G. in der v. B.'schen Erbschastsstempelsache: rc. Dagegen läßt es zu 7 die Vorschrift des §. 16 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822, wonach die ganze Nachlaßmaffe für die davon zu entrichtenden Erbschastsstempel haftet, nicht zu, daß der Betrag der Legatenstempel, welcher aus dem Kapitalvermögen entnommen werden soll, mithin von dem Substanzerben zu ent­ richten ist, diesem bei der Feststellung seines steuerpflichtigen Betrages abgesetzt wird. Die dieSfällige Anordnung der Erblafferin ist vielmehr als eine dem Subfianzerben auferlegte Bedingung zu erachten, zu deren Uebernahme derselbe ohne Weiteres verpflichtet ist. Bei der Berechnung deNießbrauchskapitals für die Nießbraucherin aber kann der Betrag des Legatenstempels, welcher von dem zum Niehbrauche gehörigen Kapitalvermögen des Nachlaffes mit 105 Thlr 25 Sgr. vorweg in Abzug kommen soll, nicht wieder in Zugang gestellt, sondern ihr nur dasjenige angerechnet werden, wovon sie den Nießbrauch zu beziehen hat. rc. 21. a. Wenn der Erblasser dem Erben eine diesem gehörige Sache entzieht und ihm eine andere zuwendet, so bildet diese Zuwendung nicht ohne Weiteres eine Bereicherung im Sinne des §. 9. a des Stempelgesetzes vom 7. März 1822, sondern erst die Vergleichung und Abwägung der einen Sache mit der anderen stellt heraus, ob eine Bereicherung eingetreten ist; Was Jemand nicht unmittelbar durch den Tod des Erblassers erlangt, fonbem nur in Folge des Todes ex lege, gilt nicht als Bereicherung. Entzieht also ein Testator Jemanden den diesem gesetzlich zustehenden Nießbrauch an dem gesammten Vermögen seiner Kinder und räumt chm da­ gegen den Zinsengenuß eines Kapitals ein, so muß erwogen werden, ob das Aequivalent für den Verlust des gesetzlichen, uneingeschräntten Nießbrauchsrechts in Betreff seiner Vortheilhafttgkeit letzteres übersteigt oder hinter demselben zurückbleibt. Nur wenn — was aber FiskuS beweisen muß — das Zinsenlegat größere Vortheile bietet, würde Stempelpflichttgkeit eintreten. — Sind einem Vater aus dem freien Vermögen seiner Kinder Erziehungsgelder ausgesetzt, so ist der Betrag gemäß §§. 161, 162 Tit. 2 Th. 2 des Allg. Landrechts als eine Bereicherung des Vaters im Sinne des §. 9.a cit. nicht anzusehen; Wenn eine Zuwendung ein Aequivalent für Leistungen sein soll, so hat sie nicht den Charakter einer Schenkung. Ein etwaiges Uebermaß des Honorars müßte vom Fiskus dargethan werden (vergl. unten snb G Anm. 29 Absatz 2 am Schluß, Anm. 30 u. 31 lit. c); Nicht jede Verringerung einer letzwilligen Zuwendung erscheint als eine Last im Sinne des Schlußsatzes des §. 9 lit. a. Wer sie behauptet, muß den Beweis führen. Verringerung liegt dann nicht vor, wenn Jemand von einer ihm legirten erbschaftsstempelfreien Zuwendung einem Anderen etwas abzugeben hat. Erk. des OT. (I) v. 21. Dez. 1863 (GA. 99. 15 S. 603 sub Nr. 18 — etwas Weiteres ist daselbst nicht abgedruckt). 21. b. Die erlassene Forderung kann dem Legatar gegenüber nicht als unsicher behandelt werden, da der Legatar selbst Schuldner ist und durch deren Betrag um deren vollen Betrag reicher wird. FMR. v. 15. Dezemb. 1871 III 18264 (Khm. S. 308). 21. c. Es ist mit Recht der volle Bettag der dem Legatar erlassenen Schuld in Anrechnung gebracht, da der Legatar selbst dadurch von der Verpflichtung zur Rückerstattung der vollen Summe befreit ist und es darauf nicht ankommt, ob der Legatar sich in der Lage befunden haben mag, auS dem zur Zeit vorhandenen Vermögen, über welches der Konkurs eröffnet ist, die Abgabe zu entrichten. FMR. v. 28. Dezemb. 1872 III 19286 (Khm. S. 308).

858

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz

re.

[III. Anmerkungen rc. — k. Zu §. S bei ©efefei. — Ln«. M.a.

22. a. Es enthält kein Vermächtniß eines Nießbrauchs von Kapitalien, und keine Bereicherung um die Zinsen im Sinne des §. 9.a des Stempelgesetzes vom 7. März 18*22, wenn Jemandem durch Testament die Verpflichtung auferlegt ist, seinen Kindern bei ihrer Großjährigkeit eine bestimmte Summe zu zahlen und diese durch Eintragung auf ein ihm vermachtes Grundstück sicher zu stellen, und dabei ausdrücklich festgesetzt ist, daß er bis zur Großjährigkeit seiner Kinder die vermachten Beträge nicht zu verzinsen habe. Erk. des OT- (IV) v. 30. Sept. 1870 (Str. A B. 79 S. 231); im Testamente war dem Kläger ein Haus vermacht; dabei war ihm die Verpflichtung auferlegt, jedem seiner beiden Kinder bei ihrer Großjährigkeit 1000 Thaler zu zahlen und diese Summe durch Eintragung auf das Grundstück sicher zu stellen, und zugleich ausdrücklich festgesetzt, daß er bis zur Großjährigkeit der Kinder die vermachten Beträge nicht zu verzinsen haben solle. Der Fiskus verlangte Zahlung des Legatenstempels wegen der Zinsen. Kläger behauptete Nicht­ verpflichtung hierzu. Der Appell. - Richter nahm die Nichtstempelpflichtigkeit an. In den Erk.Gründen bezeichnet zunächst das Ober-Tribunal es als einen Rechtsirrthum des App.-Richters, wenn derselbe annimmt: es komme zur Beurtheilung der streitigen Stempelpflichtigkeit darauf, ob das fragliche Testament eine Festsetzung dahin, daß der Kläger die Nutzungen (den Zinsengenuh) von den, seinen Kindern vermachten Kapitalien erhalten solle, enthalte, deshalb nicht an, weil, auch wenn die letztwillige Verordnung eine diesfällige Festsetzung enthalte, eine Bereicherung des Klägers um den Zinsengenuß dennoch nicht anzunehmen sei, da er auch in diesem Falle diesen Zinsengenuh nicht lediglich durch die letztwillige Verordnung und als eine unmittelbare Folge derselben erlangen, sondern schon nach den §§. 156 und 168 II. 2 des Allg. Landrechts, welche bereits einen anderen gesetzlichen Entstehungsgründ für die Be­ reicherung bildeten, erlangt haben würde. — Hiernächst heißt es in den Gründen des OTrib.-Erk. weiter: Es versteht sich von selbst, daß, wenn in einer letztwilligen Verordnung, worin unter väterlicher Gewalt stehenden Kindern ein Zinsen tragendes Kapital vermacht wird, keine andere Festsetzung in Betreff des Zinsengenufles enthalten ist, von einem dem Vater der Kinder „vermachten" Zinsengenuffe, der dem Erbschaftsstempel unterliegen sollte, über­ haupt nicht die Rede sein kann, und ebensowenig von einer Bereicherung des Vaters im Sinne des §. 9 des Stempelgesetzes, da der Vater ein Legat des Zinsengenuffes nicht empfangen hat, und lediglich und allein die gesetzlichen Bestimmungen für die Fragen maßgebend sind: ob, in welchem Umfange und wie lange er als Nießbraucher des nicht freien Vermögens seiner Kinder die Zinsen des diesen vermachten Kapitals für sich zu verwenden befugt sei? Anders dagegen, wenn der Erblaffer, von dessen freiem Willen es abhängt, einem Vater von dem Nießbrauche eines dessen Kindern vermachten Kapitals, es sei zum Besten der Kinder oder zu Gunsten eines Dritten, ganz auszuschließen, oder ihn darin zu beschränken oder ihm den Zinsengenuß unter anderen, als den für den väterlichen Nießbrauch am nicht freien Vermögen der Kinder gegebenen gesetzlichen Vorschriften zuzuwenden, ausdrücklich bestimmt, daß der Vater die Nutzungen des den Kindern vermachten Kapitals erhalten solle. Denn dann liegt eine dem Vater vom Erblasser gemachte Zuwendung nach §. 421 1. 12 des Allg. Landrechts, das Vermächtniß eines Nießbrauchs vor, und dieser auf letztwilliger Verordnung beruhende Nießbrauch ist ein vom gesetzlichen Nießbrauche des Vaters am nicht freien Vermögen der Kinder (§§. 156, 168 a. a. O ) seiner rechtlichen Natur, wie seiner Dauer nach in mehr als einer Beziehung ver­ schiedener. Es genügt, darauf hinzuweisen, daß die Rechte, welche der Vater durch einen ihm vermachten Nießbrauch an einem seinen Kindern legirten Kapitale erlangt, nicht dadurch gekürzt und beeinträchtigt werden, daß das den Kindern vermachte Kapital selbst zur Be­ zahlung von aus unerlaubten Handlungen entstandenen Schulden angegriffen werden könnte (§. 203. II. 2 des Allg. Landrechts), auch den Kindern gegenüber weder davon, daß der Vater für ihre standesmäßige Erziehung und Unterhalt sorgt, abhängen (§. 204 a. a. O.), noch für ihn

Anhang.

Erbschaftrfieuergesetz rc.

[III. Anmerkungen jc. — P. 3u $. 5 des Gesetzes. — Ln«. #.b, e.] dadurch, daß er in Konkurs verfällt (§. 206), oder eine Einschränkung oder Aufhebung der väter­ lichen Gewalt eintritt (§. 264), verloren gehen. Dies Alles sind Vortheile, die nicht nur keine unmittelbaren Folgen der citirten §§. 156, 168, sondern gerade abweichend von den dadurch einem Vater begründeten Rechten, ausschließlich aus der betreffenden letztwilligen Verordnung abzuleiten sind. Durch die unterlasiene Prüfung des Inhalts des hier vorliegenden Testaments aus abstrakten, in ihrer Allgemeinheit, wie gezeigt, unzutreffenden Gründen hat der Appell-Richter sonach, außer dem §. 9 des Stempelgesetzes, auch diese Paragraphen un­ richtig angewendet. Die Nichtigkeitsbeschwerde erscheint daher schon deshalb begründet, ohne daß es auf eine Beurtheilung der übrigen Angriffe noch ankommen kann. Bei freier Beurtheilung er­ scheint aber der vom Verklagten geltend gemachte Anspruch auf Nachzahlung von 25 Thalern Niehbrauchsstempelsteuer nicht gerechtfertigt und der Antrag des Klägers daher begründet, weshalb die angefochtene Entscheidung des Appell.-Richters aufrecht zu erhalten ist rc. Der Erblaffer hat fest­ gesetzt, daß Kläger bis zur Großjährigkeit der Kinder die vermachten Beträge nicht zu verzinsen habe. Diese Festsetzung enthält ganz unzweifelhaft kein Dermächtniß eines Nießbrauchs von Kapitalien (§. 421 1. 12, §§. 22, 101 I. 21 des Allg. Landrechts), sondern die Bestimmung einebestimmten, von der Vorschrift des §. 294 I 12 abweichenden Zahlungstages, unter Befreiung von der nach §. 328 ebenda dem Erben obliegenden Pflicht, Geldvermächtnifse vom Ablaufe der Deliberationsfrist ab zu verzinsen re.

22. b. Der Ew. rc. seitens ZhreS Schwiegervaters, des im Jahre 1867 verstorbenen Rentiers Bading, letztwillig vermachte Nießbrauch an dem Ihrer Tochter hinterlassenen Erbtheile unterliegt, wie Ihnen auf die Vorstellung vom 17. Juli d. I. erwidert wird, der nach §. 4.c des Stempel­ gesetzes vom 7. März 1822 zu berechnenden Steuer, ohne Rücksicht darauf, ob er auch ohne die aus­ drückliche Zuwendung Ihnen für die Dauer der väterlichen Gewalt schon gesetzlich zustehen möchte. Die Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 25. August 1839') hat, wie ihr Wortlaut besagt, nur den Nießbrauch des Vaters an dem mütterlichen Vermögen der Kinder für die Dauer der väterlichen Gewalt von der Erbschastsstempelsteuer befreit. An der Steuerpsiichtigkeit des einem Vater vermachten Nießbrauchs an anderem Vermögen seiner Kinder hat sie nichts geändert. FMR. v. 1. September 1880 HI 13071 an den Amtmann Ferdinand W. in P., mitgetheilt dem PStD. in B.

22. c. Ew. re. erhalten die mittels Berichts vom 6. v. M. R 1422 eingereichten Akten über den Erbfall der Billeteur Krause'schen Eheleute mit dem Bemerken zurück, daß der Nießbrauch an dem Pflichttheile der Franziska L. ihrem Vater schon gesetzlich zusteht (§ 155 II. 2 ALR ), mithin von diesem nicht zu versteuern ist. Die von dem übrigen Theil des Nachlasses der Krause'schen Eheleute, soweit derselbe der Franziska L. angefallen ist, bis zum 20. Lebensjahre der letzteren, an deren Vater als eine Beihülfe zu den Erziehungs- und Unterhaltungskosten zu zahlenden Zinsen *) In Beziehung auf die Frage: wann der Zeitpunkt der Entrichtung des Erbschaftsstempels von demjenigen Nießbrauche eintritt, der einem Vater an dem mütterlichen Vermögen seiner Kinder durch Testament, Erbvertrag oder eine andere letztwillige Verfügung auf Lebenszeit, bis zur anderweitigen Verheirathung oder sonst auf unbestimmte Zeit zugewendet worden ist, ' haben des Königs Majestät mittelst Allerh. Kab.-Ordre vom 25. August 1839 zu bestimmen geruht: daß fortan der Erbschaftsstempel zu dem nach §. 4 des Gesetzes [sc. v. 7. März 1822] zu bestimmenden Betrage erst dann erhoben werden soll, wenn der Vater auch nach Beendigung der väterlichen Gewalt den Nießbrauch fortsetzt. Was zur Sicherung des Stempel-Interesses in Ansehung dieser Stempel-Objecte an die mit Führung der Erbschafts-Stempel-Tabellen beauftragten Gerichte von dem Justiz-Ministerium ver­ fügt worden, ergiebt der in Abschrift beifolgende Erlaß vom 25. November 1839 shier nicht mit abgedruckt). FMR. v. 13. Januar 1840 (GSB. S. 128).

860

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz

re.

[III. Anmerkungen re. — P. Zu §. 5 de- Gesetzes. — »nm. M.d — 84.] erscheinen nach Lage der Sache als eine Zuwendung für die genannte Enkelin der Erblasserin und können deshalb ebenfalls von der Steuer befreit bleiben. Ew. rc. wollen hiernach den Kanzlei-Inspektor L. beschwerdelos stellen und ihm die hierbei zurückfolgenden Anlagen seiner Vorstellung vom 2. September d. Z. wieder aushändigen.

FMR. vom

23. Rovemb. 1882 III 14028 an den PStD. in B.

22. d.

Cirk-Verf. des FM. v. 9. Mai 1885 III 6112: Der III. Civilsenat des Reichs­

gerichts hat in dem Erkenntnisse vom 17. März 1881 (ZMBl. S 110) ausgesprochen, daß im Geltungsgebiete der Frankfurter Reformation eine Erbschaftssteuer nicht zu erheben ist, wenn einem überlebenden Ehegatten an dem seinen minderjährigen Kindern nach dem Tode des verstorbenen Ehegatten zufallenden Vermögen ein den gesetzlichen Umfang nicht übersteigendes Nießbrauchsrecht testamentarisch vermacht wird. Zm Einverständnisse mit dem Herrn Zustiz-Minister bestimme ich, daß nach diesem Grundsätze auch von den Verwaltungsbehörden zu verfahren ist und zwar nicht allein im Geltungsgebiete der Frankfurter Reformation, sondern überall, wo dem überlebenden Ehegatten gesetzlich ein Nießbrauchsrecht an dem nach dem Tode des anderen Ehegatten den minder­ jährigen Kindern zufallenden Vermögen zusteht. Aemter hiernach mit Anweisung versehen. 22. e.

Ew. rc. (PStD ) wollen die Erbschaftssteuer-

Ein Vermächtniß, durch welches dem Bedachten der Genuß der Revenüen eines Ver­

mögenstheiles vermacht ist, an welchem demselben auf Grund des geltenden ehelichen Güterrechts der Nießbrauch zusteht, unterliegt der Erbschaftssteuer nicht.

Erk. des RGer. v. 17. März 1881

(Entsch. in Civils. Bd. 5 S. 211) u. v. 25. Februar 1882 (ebendaselbst Bd. 6 S. 174). 23. a. Von dem Legat, wonach zur Unterhaltung und Verschönerung der Grabes-Monumente des Erblassers und dessen Familie ein eisernes Kapital von 1500 Thalern ausgesetzt worden und wovon die Zinsen zur Verschönerung resp. Anlegung neuer Monumente verwendet rotfben sollen, ist ein Erbschaftsstempel nicht zu entrichten. FMR. v. 16. Aug. 1839 III 11932 an d. Reg. in F. — Ebenso nach dem Rev.-Prot. des FM. v. 5. Mai 1861, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tab. im Bezirk des Appell-G. zu Greifswald für das 2. Tertial 1860, Mon. 8, welches lautet: Die mit 4 Thalern für das Legat zur Unterhaltung des Familienbegräbnisses überhobenen Stempel werden im geordneten Wege erstattet werden.

23. b.

Die zu einem Leichenstein ausgesetzten 100 Thaler waren ebenso wie die Begräbniß-

Toflen mit 99 Thalern 15 Sgr. von der zu vertheilenden Masse vorweg abzusetzen und war diese nur auf 5391 Thaler 3 Sgr. 9 Pf. anzugeben und als vertheilt nachzuweisen.

Rev.-Prot. des FM.

v. 7. Febr. 1867, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frankfurt a. d. O. für d. 1.

Ztxüai

23. c.

1866, Mon. 63.

FMR. v. 6. Aug. 1878 III 8664/5 an d. PStD. zu B., betr. Revision der ErbschaftS-

stempeltabellen:

rc. Zm Uebrigen wird zu der Erinnerung 12 des Revisions - Protokolls vom

15. v. M. bemerkt, daß diesseits schon anderweit nachgegeben worden ist, die Kosten eines Leichen­ steins, auch ohne ausdrückliche Anordnung des Erblassers, als Nachlaßschuld anzusehen.

24.

Die rc. enthält die mittelst Berichts vom 7. März d. Z. nebst Anlage eingereichten, den

Erbfall des am 2. Oktober pr. hier verstorbenen General-Lieutenants a. D. v. E. betreffenden Akten mit dem Bemerken zurück, daß die Kosten der Trauerkleider namentlich für Dienstboten des Erb­ lassers nicht zu den Schulden des Nachlasses gehören, wohin nur die Kosten der Beerdigung gerechnet werden können.

Eine allgemeine Observanz, daß den Dienstboten des Erblassers Trauerkleider ver­

abreicht werden müssen, besteht nicht, wenn sie aber auch bestände, so würde daraus immer noch nicht folgen, daß die Kosten dafür dem Nachlasse zur Last zu legen seien.

Wollen die Erben dennoch

die Liberalität der Gewährung von Trauerkleidern an die Dienstboten üben, so kann daraus kein Anspruch auf Befreiung vom Erbschaftsstempel für die bezüglichen Kostenbeträge entnommen werden, und die von E.'schen Testaments-Exekutoren sind daher auf ihr Gesuch um Absetzung von 40 Thlr.

Anhang. Erbschaftssteuergesetz

x.

[III. Anmerkungen ic. — F. 3u §. 5 brt Gesetzes. — Nnm. 85 — 17.*. für dergleichen Kosten vom Nachlaßbetrage ablehnend zu bescheiden, FMR. v. 10632 an die Erbschaftsstempel-Verwaltung in B.

25.

29. Mai 1851 in

Die Kosten der Nachlaßregulirung hätten von der Theilungsmaffe und nicht von der

Erbportion desjenigen Erben abgezogen werden müssen, welcher dieselben freiwillig übernommen hat.

Rev.-Prot. des FM v. 20. Januar 1868, betr. die Erbsch -Stemp.-Tabellen im Bezirk deS

Appell.-G. zu Frankfurt a. d. O. für d. 1. Tertial 1867, Mon. 72.

26. a.

Eine Nachlaßschuld ist so viel werth, als nach dem sie begründenden Rechtsverhältniffe

zur Befriedigung ihres Gläubigers aufgewendet werden muß.

Erk. des OT. (1) v. 17. Mai 1878

(Entsch. B. 79 6. 88); das Erk. ist ergangen zu dem §. 9 lit. a des Ges. wegen der Stempel­ steuer v. 7. März 1822, welcher dem §. 5 des Ges. betr. die Erbschaftssteuer v. 30. Mai 1873 im Wesentlichen conform ist.

Es handelte sich um die auf einem Nachlaßgute für den neuen land­

schaftlichen Kreditverein der Provinz Posen haftende Pfandbriefschuld, welche die Erben zum Nominal­ beträge, FiskuS dagegen zu dem — geringeren — KurSwerthe bei Ermittelung der Erbschaftssteuer von der Aktivmaffe in Abzug gebracht wissen wollten.

Das OT. entschied sich in Uebereinstimmung

mit dem App.-Richter für die erste Alternative.

26. b. Revisions-Protokoll des FM. v. 2. Oktober 1876, betr. die Erbschaftssteuer - Tabellen des Erbschafts-Steuer-Amts zu Potsdam für das zweite Halbjahr 1874, Monit. 5: Die Alimente für das am 20. Oktober 1868 geborene, uneheliche Kind des Erblassers waren von dessen Todes­ tage, den 6. März 1874, ab für einen Zeitraum von 8 Zähren 7 Monaten 14 Tagen und nicht für 9 Monate zu berechnen.

Auch bleibt der Erbfall zu kontroliren, um den von der Mosteten

Substanz zu wenig erhobenen Steuerbetrag nachzufordern, wenn das uneheliche Kind vor der Mündigkeit sterben sollte.

27. a.

FMR. v. 18. Februar 1880 III 824 an den PStD. in B.: Die mit Ew. rc. Berichte

vom 25. November v. Z. Nr. 16721 abschriftlich eingereichten Verhandlungen über die Revision der Erbschaftssteuer-Tabellen deS hiesigen Erbschaftssteuer-Amts 111 geben Anlaß zu nachstehenden Be­ merkungen: 1. (Folgt zunächst die Bezeichnung des betr. Revisionsprotokolls u. Monit.) Kurkosten kommen, gleichviel ob der Wittwer miterbt oder nicht, von dem Nachlasse einer Ehefrau überhaupt nicht in Abzug.

Auch bei der gesetzlichen Erbfolge nach Märkischem Recht kommen die Kur­

kosten nur bei der Feststellung des von dem miterbenden Wittwer zur Theilungsmasse ein­ zuwerfenden eigenen Vermögens in Betracht.

Die Bestimmung im §. 5 deS Erbschafts­

steuer-Gesetzes, dritter Absatz, wonach zu den Nachlaßschulden die Kosten der letzten Krankheit deS Erblassers zu rechnen sind, findet nur in den Fällen Anwendung, in welchen derartige Kosten dem Nachlasse deS Erblassers wirklich zur Last fallen, nicht aber, wenn sie gesetzlich oder vertragsmäßig von einem Dritten zu tragen sind. 2. (Wie zu 1.)

re. Auch möchte, wenn der Grundstückswerth zum Theil durch Kapitalisirung

des Grundsteuerreinertrages gefunden werden soll, dem Kapitalbetrage des letzteren folgerecht der 25 fache Betrag des Gebäudenutzungswerths, nicht der Versicherungswerth der Gebäude hinzuzurechnen sein. 3. (Wie zu 1.)

Ob die in Betreff der Revision der Erbschaftssteuer-Tabellen des hiesigen Erb­

schaftssteuer-Amts n (ergangene Verfügung vom 3. September v. Z. III 11113 unter 1 in den vorliegenden beiden Erinnerungen Berücksichtigung gefunden hat, läßt sich in Ermangelung der bezüglichen Verhandlungen nicht beurtheilen.

Zm Uebrigen erscheint es nicht gerecht­

fertigt, eine testamentarische Bestimmung, wonach der Erbe ein Legat zeitweise nicht verzinsen und dagegen die Erbschaftssteuer für den Legatar zahlen soll, dahin aufzufassen, daß der Erbe durch den Betrag der von ihm nicht an den Legatar gezahlten Zinsen bereichert worden sei. Der Testator hat zweifellos einen Ausgleich zwischen dem Vortheil des Erben und der ihm

862

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz

re.

[in. Anmerkungen tt. — F. Zu §. 5 de» Vesetze». — Lmn. SS », b.]

auferlegten Leistung beabsichtigt. — Wenn die Zinsen der Legate bis zu deren Fälligkeit nicht ausdrücklich den Erben vermacht worden sind, so bilden sie für die letzteren keine steuer­ pflichtige Bereicherung. 4. (Wie zu 1.)

fVergl. oben Anm. 19. a—c.]

Die Kapitalisirung der Kataster-Erträge soll, weil sie nach- den gemachten

Erfahrungen ein geeignetes Mittel zur Schätzung von Grundstücken ist, nicht blos in Subhastationssachen, sondern auch bei der Feststellung des Werths steuerpflichtiger Erbschasten zur Anwendung kommen, zunächst allerdings nur zur Prüfung der Angemessenheit der nach § 18 des Erbschaftssteuergesetzes von den Steuerpflichtigen selbst zu machenden Werthsangaben, sodann aber auch, um danach die Grundstückswerthe in den Fällen zu berechnen, in welchen die nach §§. 18 und 19 a. a. O. eventuell amtlich anzustellenden Ermittelungen nicht auf andere zuverlässige Weise den wirklichen Werth ergeben. L. (Wie zu 1.) Es erscheint nicht rathsam, Nachlaßschulden grundsätzlich allein durch die eides­ stattliche Versicherung der Richtigkeit seitens der Erben in den Fällen für erwiesen zu erachten, in welchen die Beläge nur in der Form von Privat-Urkunden beigebracht werden können. Erfahrungsmäßig gewähren oft erst die Beläge einen Anhalt zur Beurtheilung der Frage, ob eine unter den Nachlaßschulden verzeichnete Post wirklich als Schuld des Erblassers bezw. des Nachlasses anzuerkennen sei.

Ergeben sich Bedenken gegen die Richtigkeit des Inhalts

oder gegen die Echtheit einer Privaturkunde, so steht der Forderung der eidesstattlichen Versicherung des Erben nichts im Wege.

Andererseits erscheint es zulässig, von einem Nach­

weise überhaupt abzusehen, wenn es sich um Ausgaben handelt, welche, wie Beerdigungs­ kosten, Löhne, Miethen rc., ihrer Natur nach gesetzlich dem Nachlasse zur Last fallen und ihrem Betrage nach angemessen erscheinen. 6. (Wie zu 1.)

Es möchte sich empfehlen, behufs Feststellung des Werths von Nachlaß-Grund­

stücken nicht die Quittungen über die Grund- und Gebäudesteuer, sondern bei den Akten zurückzubehaltende Kataster-Auszüge einzufordern. Beschaffenheit der Grundstücke Auskunft rc. 28. a.

Diese geben zugleich über die Größe und

sVergl. jedoch oben zu 4.]

Die Verpflichtung zur Entrichtung der Stempelsteuer muß jederzeit nach den persön­

lichen Verhältnissen, in denen der wirkliche Empfänger der Erbschaft, der dadurch als Erbe reicher wird, zu dem Erblasser gestanden hat, beurtheilt werden.

Ein stempelfreier Erbe, der die Erbschaft

auf die Repudiation eines stempelpflichtigen erhält, hat hiernach die Stempelsteuer nicht zu ent­ richten, wogegen der stempelpflichtige Erbe, welchem die Erbschaft auf die Repudiation des stempel­ freien zufällt, diejenige Steuer zu entrichten hat, die nach dem Grade seiner Verwandschaft mit dem Erblasser gesetzlich bestimmt ist.

Kab.-O. v. 13. Dez. 1824 (v. KA. B. 9 S. 621, v. KZ

B. 25 S. 125). 28.b.

Bei der Erbschafts-Entsagung zu Gunsten eines nächstfolgenden Erben lassen sich

vier Fälle denken: der nächstfolgende Erbe kann stempelfrei, oder er kann höher, gleich, oder geringer besteuert, als der entsagende Erbe sein.

Zm ersten und vierten Falle darf die zu spät erfolgte

Entsagung nicht zum Nachtheil des Fiskus gereichen, und es muß der entsagende Erbe den Stempel bezahlen.

Zm zweiten Falle ist der Stempel nicht zweimal, sondern nur einmal, und

zwar nach dem Satze, welchem der am höchsten besteuerte Erbe unterliegt, zu fordern; denn da das Gesetz nicht jede zu spät erfolgende Erbschafts-Entsagung unbedingt für nichtig, sondern nur für wirkungslos in Bezug auf den Dritten, welcher dadurch Nachtheil erleiden würde, erklärt, so folgt daraus, daß der Stempel-Fiskus eine Erbschafts-Entsagung, bei welcher er keinen Nachtheil erleidet, nicht anfechten, und daraus keinen Stempel-Anspruch gegen den entsagenden Erben gründen kann.

Auf den dritten Fall paßt dasselbe Argument, und es ist daher auch hier eine einfache

Stempelerhebung genügend. Alles Vorbemerkte gilt übrigens nur sür solche Erbschafts-Entsagungen, welche zu Gunsten des nächstfolgenden Erben geschehen.

Wenn der berufene Erbe seinen An-

Anhang. Erbschaftssteuergesetz (III. Sttmerfungcn re. — S. Zu

re.

863

6 deß Gesetze». — Lma. »9.]

theil nicht unbedingt dem nächstfolgenden Erben, sondern, falls deren mehrere vorhanden sind, nur einem von ihnen, oder vielleicht gar nicht einmal dem nächstfolgenden, sondern einem entfernteren Erben überträgt, so liegt in seiner Erklärung eine Disposition über die Erbschaft, die ohne Erb­ schafts-Antretung nicht denkbar ist, und in solchen Fällen ist daher ohne Rücksicht darauf, ob das Geschäft in die Form einer Entsagung gekleidet ist, von dem berufenen Erben der Erbschafts­ stempel, falls er nach dem Gesetze zu dessen Entrichtung verbunden ist, und für das Geschäft, wo­ durch er seinen Antheil einem Anderen übertragen hat, der durch den Inhalt dieses Geschäfts bedingte Stempel zu erheben. FMR. v. 17. Sept. 1841 (CB. S. 236). 28. c. Ihre Ansicht, daß der Fiskus die von Zhnen und Ihren Geschwistern erst nach Ablauf der gesetzlichen Ueberlegungsfrist abgegebene Erbschaftsentsagung gegen sich gelten lassen müsse, widerlegt sich aus dem §. 412 Tit. 9 Th. 1 des Allg. Landrechts, welcher allgemein bestimmt, daß der Erbe, welcher die Erbschaft — stillschweigend ober ausdrücklich — einmal angenommen hat, derselben zum Nachtheile eines Dritten nicht mehr entsagen kann. Die Staatskasse ist wegen ihrer Erbschaftsstempelforderung ein Dritter, zu dessen Nachtheil eine verspätete Entsagung nicht in Betracht kommt. Hiernach wird von Ihnen und Ihren Geschwistern, als Erben der Erblasserin, die Steuer mit Recht erfordert, denn die Erben sind um die Erbschaft allerdings reicher geworden und die verspätete Entsagung zu Gunsten der Mutter ist ein Akt der Freigebigkeit, welcher die Steuerfrage nicht berührt. FMR. v. 16. März 1862 111 5253 an d. B. und zur Nachricht an d. Reg. in F.; der citirte tz. 412 a. a. O. bestimmt: „Dagegen kann auch der Erbe, welcher die Erbschaft einmal angenommen, oder sich innerhalb der gesetzmäßigen Frist gar nicht erklärt hat, derselben zum Nachtheil eines Dritten nicht mehr entsagen"; ferner Erk. des OT. (III) v. 25. Nov. 1853 (Entsch. B. 26 S. 253): Die von dem Erben nach Ablauf der Ueberlegungsfrist erklärte Erbschaftsentsagung hebt die Eigenschaft als Erbe nicht auf; eine solche Entsagung kann nicht nach den für Erbschaftsentsagungen gesetzlich gegebenen Grundsätzen beurtheilt werden, ist vielmehr als Veräußerung aufzufassen, und nach den für die letztere geltenden Grundsätzen die rechtliche Wirkung einer solchen Entsagung zu ermessen — ALR. Th. 1 Tit. 9 §§.383—385, 397, 406, 410—412, 420-421, Th. 1 Tit. 16 §§. 378, 396. - sVergl. unten Anm. 56. d.] 28. d. Die Ausschlagung einer Erbschaft zu Gunsten eines Dritten ist eine Antretung der Erbschaft mit gleichzeitiger Uebertragung derselben auf den Dritten. Erk. des RGer. v. 2. Novemb. 1880 (Entsch. i. Civils. Bd. 3 S. 193).

G. Zu §.6 des Gesetzes (§.5 des Gesetz-Entwurfs). 29. Der §. 6 des Gesetzes hatte int §. 5 des Gesetz-Entwurfs folgende Fassung: „Insoweit eine Zuwendung in der Vergeltung für Leistungen besteht, welche mit dem Anfall übernommen werden und welche einen Kostenaufwand verursachen, oder für welche eine Vergütung gefordert werden kann, kommt der Betrag des erforderlichen Kostenaufwandes, oder der den Leistungen ent­ sprechenden Vergütung von der Zuwendung in Abzug". Motive: „Zm §. 5 wurde eine Vor­ schrift hinzugefügt wegen der Zuwendungen, die gänzlich oder zum Theil in einer Vergeltung auf­ getragener Leistungen bestehen. Die bisherige Bestimmung — Tarif zur Verordnung vom 5. Juli 1867 [für die neuen Landestheile — GS. S. 1120] unter Nr. 3 der Befreiungen') — ist offenbar unzulänglich und beruht auf der nicht gerechtfertigten Unterscheidung, ob eine jährliche Vergeltung während der Dauer aufgetragener Dienstleistungen angeordnet, oder ein Kapital 0 Diese Bestimmung lautete: 3. jeder Anfall, welcher in einer jährlichen Vergeltung aufgetragener Dienstleistungen besteht und auf die Dauer dieser Dienstleistungen beschränkt ist. Wird dagegen ein Kapital hinter­ lassen, dessen Zinsen auch nach vollendeter Dienstleistung einen Zuwachs für das Vermögen des Empfängers bilden, so bleibt diese letztwillige Zuwendung der Erbschaftssteuer unterworfen.

864

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz re.

[UI. Anmerkungen rc — S. Zu §. 6 de» Gesetze». — Anm. 30, 31].

hinterlassen ist, dessen Zinsen auch nach vollendeter Dienstleistung einen Zuwachs für das Ver­ mögen des Empfängers bilden (im ersteren Falle steuerfrei, im letzteren steuerpflichtig; ebenso im Geltungsgebiete des Stempelgesetzes v. 7. März 1822 nach der Kab.-Ordre v. 7. Juli 1830) [f. unten in Anm. 28.c]. Für die Bereicherung des Empfängers ist die eine wie die andere Form der Zu­ wendung gleichbedeutend und deshalb die gedachte Unterscheidung fallen zu lassen. Die anderweit vorgeschlagene Bestimmung beschränkt sich jedoch nicht auf die Beseitigung der namentlich bei Ver­ steuerung der Vermächtniffe an Testaments-Exekutoren u. dgl. vielfach hervorgetretenen Differenzen bezüglich der Vergeltungen für aufgetragene Dienstleistungen, sondern bezweckt, den Gegenstand im Allgemeinen zu regeln". Bericht der Kommission des Hauses der Abgeordneten: „Der §. 6 —• §. 5 der Regierungs-Vorlage — enthält eine Abänderung der bestehenden Bestimmungen, nach welchen eine jährliche Vergeltung während der Dauer aufgetragener Dienstleistungen ganz steuerfrei ist, wenn aber ein Kapital hinterlaffen ist, daffelbe versteuert wird, soweit deffen Zinsen auch nach vollendeter Dienstleistung einen Zuwachs für das Vermögen des Empfängers bilden. Dagegen stellt §. 5 (des Gesetz-Entwurfs, §. 6 des Gesetzes^ im Allgemeinen das Prinzip auf, daß in jedem einzelnen Falle der Werth der Leistungen festzustellen, und von der Zuwendung in Abrechnung zu bringen ist. Daß dies Prinzip richtiger und gerechter ist, darüber herrscht im Allgemeinen Einverständniß. Widerspruch fand es nur, daß das Prinzip durch die Worte „oder für welche eine Vergütung ge­ fordert werden kann" eingeschränkt oder verdunkelt sei, und daß die praktische Durchführung des­ selben wegen der Unzuverlässigkeit von Taxen zu großen Belästigungen und Härten führen könne". Der §. 6 des Gesetzes erhielt hiernach seine jetzige Fassung In der Kommission war ferner be­ antragt, dem Paragraphen folgenden Zusatz zu geben: „Die Honorare der Testamentsvollstrecker unterliegen nicht der Erbschaftssteuer". Zur Begründung dieses Antrages wurde angeführt, daß er nur den Charakter als Honorar sicher stellen solle. Der Regierungs'KommiffariuS hatte hierauf erwidert: „Die Honorare der Testamentsvollstrecker als reine Legate aufzufassen, liege dem Ent­ wurf fern; soweit dergleichen Legate die gesetzliche Taxe nicht übersteigen, seien sie steuerfrei". 30. Den Testaments-Exekutoren liegt der Beweis darüber ob, daß die ihnen in letztwilligen Verordnungen gemachten Zuwendungen ganz oder theilweise durch den Werth ihrer dafür über­ nommenen Leistungen absorbirt werden. Erk. des OT. (1) v. 1. Mai 1876 in Sachen des Rentiers David Pauls zu Elbing wider den Steuer-Fiskus (bisher nicht abgedruckt).') 31. Frühere Entscheidungen bezüglich der Vermächtnisse an Testaments­ vollstrecker: a. Testamentsvollzieher sind für die ihnen für die Exekution des Testaments hinterlaffenen Legate den Stempel zu lösen verbunden. Kab.-O. v. 22. Aug. 1823 an d. Staats-Ministerium, in einem Spezialfalle (SK.). ') Zn den Erk.-Gründen heißt cd: Endlich kann auch der Ausführung des Imploranten nicht beigestimmt werden: daß der verklagte Fiskus die Beweislast dafür habe, daß und wie weit der dem Kläger zugewendete Betrag das Maß eines angemessenen Aequivalents übersteigt? da er darauf sein Recht zur Stempelerhebung (soll heißen Steuererhebung) stützt. Dies würde schon den allgemeinen Grundsätzen über die Beweislast widersprechen, da die Aufwendungen von Bemühungen und der Werth derselben Thatsachen sind, deren Vorhandensein nicht vermuthet werden kann (§. 28 Tit. 13 Proz.-Ordnung). Will der Kläger sein Recht, den Werth seiner Leistungen in Gemäßheit des §. 6 des Erbschaftssteuergesetzes von der Zuwendung in Abzug zu bringen, auf die Thatsache der Aufwendung seiner Bemühungen und die Thatsache des Werthes derselben gründen, so muß er, da Verklagter beide Thatsachen leugnet, dieselben nach §. 16 der Einleitung der Proz.-Ordnung beweisen. Speziell für die Ermittelung des Erbschastsstempels sind diese Grundsätze aber auch jur Anwendung gebracht durch §. 36 des citirten Steuergesetzes, wonach auf Verlangen dem Erb­ schaftssteueramte die Beweismittel über die von der Maffe abzuziehenden Schulden und andere Ansprüche, auf Grund deren Abzüge von der Maffe gemacht oder Theile derselben ausgeschieden werden sollen, vorzulegen sind rc.

Anhang. ErbschastSsteuergesetz re.

865

[in. Anmerkungen re. — S. Zu Z. 7 bei Gesetze«. — Lmn. 33., 34. a.)

b. Wird dem Testaments-Exekutor eine bestimmte Summe für die Testaments-Exekution aus­ gesetzt, so hat er davon einen Erbschaftsfiempel zu entrichten. Schreiben des FM. an d. ZM. v. 16. April 1832 u. ZMR. v. 9. Mai 1832 an d. OLGericht in Mr. (SK.). c. Wenn einem zum Testaments-Exekutor ernannten Rechtsanwälte für seine Mühwaltung bei Vollstreckung des Testaments ein in einem Kapital bestehendes Honorar ausgesetzt ist, so ist diese Zuwendung nicht unter allen Umständen dem Erbschaftsstempel unterworfen. Entscheidend wird immer sein, ob die Höhe der Zuwendung mit dem Umfange der übertragenen Geschäfte in Verhältniß steht oder nicht (§. 9. a des Stempelges. v. 7. März 1822) [f. oben sub F]. Aus der Kab.-Ordre vom 7. Juli 1830, wonach von letztwilligen Zuwendungen Erbschaftsstempelsteuer nicht zu entrichten ist, sobald sie in einer jährlichen Vergeltung aufgetragener Dienstleistungen bestehen und auf die Dauer dieser Dienstleistungen beschränkt sind, folgt nicht, daß ein in einem Kapitale bestehendes Honorar für Dienstleistungen unbedingt dem Erbschaftsstempel unterliege. Erk. deS OT. (1) v. 24. April 1865 (Gruchot Beiträge rc. B. 10 S. 248 ff. — woselbst die Erk.-Gründe mitabgedruckt sind, GA. B. 15 S. 604 sub Nr. 22 — ohne die Erk.-Gründe). Die vor­ gedachte Kab.-Ordre v. 7. Juli 1830 ist bekannt gemacht durch ZMR. v. 4. Aug. 1830 (o. KZ B. 36 S. 197) und im Cirk.-R. des FM. v. 25. Zuli 1830 III 14495, welches letztere noch zusätzlich bemerkt: Wenn dagegen ein Kapital hinterlasien wird, deffen Zinsen auch nach vollendeter Dienstleistung einen Zuwachs des Vermögens für den Empfänger bilden, so bleibt diese letztwillige Zuwendung dem Erbschaftsstempel unterworfen. 32. Von der Forderung eines Erbschaftsstempels, beziehungsweise eines Stiftungsstempels von 3 Prozent, kann schon deshalb ganz abgesehen werden, weil die Zinsen des der Verwaltung des Magistrats zu C., unter Nr. 48 des Kodizills, anvertrauten Kapitals von 400 Thalern, soweit dieselben nicht als der öffentlichen Armenpflege vermacht schon gesetzlich stempelfrei sein sollten, einen erbschaftlichen Vortheil nicht gewähren, indem sie der jüdischen Gemeinde zum Zwecke einer Leistung, nämlich zur Verrichtung des üblichen Trauergebets am Todestage des Bruders des Erblaffers, gezahlt werden sollen ZMR. vom 4. Aug. 1866 III 2355 an d. Appell.-G. in Br., im Einverst. des FM. H. Zu §. 7 des Gesetzes (gleichlautend mit §. 6 des Gesetz-Entwurfs). 33. Die Motive lauten: „§. 6 bezieht sich auf die Erhebung der Erbschaftssteuer von letzt­ willig verordneten Stiftungen. Daß bereits bestehende Stiftungen, soweit sie juristische Persön­ lichkeit haben, Erbschaften und Vermächtnifle erwerben können, auch (sofern sie nicht Anspruch auf subjektive Befreiung haben) wie andere physische oder juristische Personen versteuern müssen, kann nicht zweifelhaft erscheinen. Hinsichtlich der zur Zeit des Anfalles noch nicht vorhandenen, sondern erst noch in das Leben zu rufenden Stiftungen hat aber in der Praxis Unsicherheit geherrscht, indem in früherer Zeit Anstand genommen ist, eine testamentarisch errichtete Stiftung ohne eine positive Gesetzesbestimmung hierüber zur Erbschaftssteuer heranzuziehen, sofern dieselbe nicht eine Familienstiftung war, für welche etwa eine spezielle Vorschrift erlassen war (Fin.-Min.-Erlaß vom 19. April 1839) [f. in der Note zur folgenden Anm.j. Um das angedeutete, bei richtiger Auffassung der Frage schon damals nicht ausreichend begründete Bedenken zu beseitigen und zugleich im Hin­ blick auf die gemeinrechtliche Kontroverse über die Voraussetzungen und Erfordernisie der Entstehung einer juristischen Person in den hier in Betracht kommenden Fällen sind die Bestimmungen im §. 5 des Entwurfs vorgeschlagen. Dieselben dürsten geeignet sein, die Gleichmäßigkeit der Besteue­ rung bereits vorhandener und neu begründeter Stiftungen zu sichern." 34. ru Bei Rücksendung der Anlagen des Berichts vom 11. v. Mts., die Versteuerung deS Nachlasses des am 21. Zuli 1873 hier verstorbenen Fräuleins M. betreffend, wird dem Königlichen Erbschaftssteueramt Folgendes erwidert: Die frühere Praxis, nach welcher bei Errichtung einer Hoper iL Eaupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Aust. 55

866

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz ic.

[III. Anmerkungen rc. — J. Zu

8 bei Gesetze». — Anm. 35.]

milden Stiftung die von dem Stifter namentlich berufenen Stipendiaten zur Entrichtung von Erbschaftsstempeln für verpflichtet erachtet wurden, ist schon bei andrer Gelegenheit aufgegeben worden. Es sind auch diese Stipendiaten von der Erbschaftssteuer freizulassen. Die Namhaftmachung bestimmter Personen, welche zunächst in den Genuß der Stiftungs-Revenüen treten sollen, ist ein integrirender Theil der testamentarischen Stiftungsurkunde'), und es hat nicht in der Absicht des Gesetzes gelegen, die vom Erblasser selbst berufenen, ihm also näher stehenden Personen ungünstiger zu stellen als diejenigen, welche später von den Kuratoren der Stiftung in den Genuß ein­ gesetzt werden. — Das Königliche Erbschaftssteueramt wird demnach veranlaßt, die für die einzelnen Stipendiaten berechneten Erbschaftsstempel außer Ansatz zu lassen rc. FMR. v. 8. Juli 1875 III 8292 an d. Erbschaftssteueramt in B. 34. b. rc. Im Uebrigen wird mit Rücksicht auf das dortseitige Schreiben an die Königliche Regierung zu Posen vom 26. Juni 1868 bemerkt, daß, des gemischten Charakters der von der Erb­ lasserin angeordneten Stipendien st iftung ungeachtet, der Stiftungsstempel von 3 Prozent hätte erhoben werden sollen. Es ist diesseits in ähnlichen Fällen schon mehrfach in diesem Sinne ent­ schieden worden. FMR. v. 27. Mai 1872 III 6816 an die Erbjchaftsstempelverwaltung in 99.3) 34. c. Die Erbschaftsabgabe von den aus der Nachlaßmasse herrührenden 2400 Thlrn, welche zu einer Armenstiftung verwandt sind, kann nicht erlassen werden, da dieser Betrag Zhnen zur freien Disposition zugefallen ist und die stattgehabte, dem Wunsche der Erblasserin entsprechende, Verwendung lediglich auf Ihrer freien Entschließung beruht. FMR. v. 11. Oktober 1873 III 15156. (Khm. S. 310 ) J.

Zu §. 8 des Gesetzes (gleichlautend mit §. 7 des Gesetz-Entwurfs).

35. Die Motive lauten: „Zuwendungen zu milden, gemeinnützigen oder öffentlichen Zwecken können nicht blos in der Weise gemacht werden, daß eine bestehende Stiftung zum Erben ein­ gesetzt, oder mit einem Legat bedacht, oder daß eine neue Stiftung errichtet wird, sondern kommen häufig in der Art vor, daß einem Erben oder Legatar, mag derselbe eine physische oder juristische Person sein, die Verwendung des für den betreffenden Zweck Ausgesetzten aufgetragen und von ihm übernommen wird. Zn diesem Fall entsteht kein neues Rechtssubjekt, welches zur Versteuerung des Erworbenen herangezogen werden könnte, und ebensowenig hätte streng genommen der Erbe oder Legatar zur Versteuerung der Zuwendung, als eines Theiles des ihm zukommenden Anfalles, angehalten werden können, weil er um den Betrag derselben nicht reicher wird. Man möchte also in letzterem Sinne eine positive Anordnung treffen, wie es wohl anderswo geschehen ist, dahin, daß solche Zuwendungen Seitens des bamit beschwerten Erben oder Legatars von der steuer­ pflichtigen Masse nicht in Abzug gebracht werden dürfen. Indessen würde eine solche Anordnung

') Deshalb hat bei Familien-Stipendien-Stiftungen Stempelverwendung nach Nr. 4 der Kab.-Ordre v. 18. Juli 1845 [f. Abth. I S. 516 Anm. La) einzutreten. Zn diesem Sinne bestimmte schon ein FMR. v. 19. April 1839 111 8905 an d. PStD. in Stettin (S.K.): Zn Ansehung der Familien-Stipendien-Stiftungen ist angenommen, daß kein Erbschaftsstempel, sondern nur bet der Bestätigung der in der Kab.-Ordre v. 22. Zuni 1827 [o. KA. B. 11 S. 905, 906, v. KZ. B. 30 S. 151. An deren Stelle ist die Kab.-Ordre v. 18. Juli 1845 — s. Abth. 1 S. 516 Anm. l.a — getreten] vorgeschriebene Stempel gefordert werden könne. rc. 2) Das im Jahre 1865 verstorbene Fräulein E. M. von Gorska hatte testamentarisch zu seiner Erbin eine Stiftung ernannt, welcher das ganze von ihm zu hinterlassende baare und Kapital­ vermögen zufallen sollte. Tie Zinsen des Stiftungsvermögens sollten verwendet werden zu Stipendien für Kinder aus der Familie von Gorski beiderlei Geschlechts, welche die Schule besuchen. Falls aber Stipendiaten aus der Familie v. G. nicht vorhanden wären, sollten auch an andere Kinder Stipendien verliehen werden. Diese Stiftung war von der Erbschaftsstempelsteuer­ verwaltung in B. auf Antrag der Regierung zu Posen als eine allgemein wohlthätige anerkannt und deshalb vom Stiftungsstempel frei gelassen worden.

Anhang. ErbschaftSsteuergesrtz rL [IIL Anmerkungen tc. — J. 3u §. 8 be* Gesetzes. — Inm. 38. *.]

zu lnicht zu billigenden Ergebnissen führen. Es würde ganz von der getroffenen Auswahl der Person des mit der Zuwendung Beauftragten abhängen, ob die Zuwendung selbst in dem einen Falle mit 8 Prozent zu versteuern, in dem andern Falle steuerfrei zu lassen oder nur mit einem geringerm Prozentsatz, wegm des obwaltendm Verwandtschaftsoerhältniffes, zu belegen wäre. Der angedeutete Ausweg entspricht daher nicht der Natur der Sache. Der Entwurf geht dagegm von der Unterstellung aus, daß eine Zuwmdung der in Rede stehenden Art einer Stiftung von gleichem Betrage zu demselben Zwecke gleich zu achten sei. Hierbei wird der Zweck gewissermaßen als per* sonifizirt gedacht, und es ist nun möglich, den Einfluß der durchaus zufälligen, mit der Persönlich­ keit des Beauftragten zusammenhängenden Momente auszuschließen und die eigentliche Natur der Zuwmdung gebührmd zu berücksichtigen. — Vergl. Tarif D. e (des Entwurfs — identisch mit Pos. C. e der Vorschriften des dem Gesetze beigegebenen Tarifs)." (Vergl unten sub Zg.] 36. a. Ew. rc. Antrage, das von Ihrem verstorbenen Herm Vater, dem Geheimen Kommerzienrath von 5t, im §. 7 seines Testaments zur Gewährung von Unterstützungen an würdige und bedürftige Beamte und Arbeiter seiner Weinhandlung ausgesetzte Kapital von der Erbschaftssteuer ganz ftei zu lassen, läßt sich, wie Ihnen auf die Vorstellung vom 11. August d. Zs erwidert wird, nicht entsprechen. Nach dem Testamente stand dem Erblasser die freie Verfügung über das Kapital zu, und da er, wie er ausdrücklich betont, sich Niemand gegenüber zu Zahlungen aus demselben ver­ pflichtet hatte, so haben alle in Gemäßheit der testamentarischen Anordnung erfolgende Zahlungen von Unterstützungen, selbst die vom Erblasser bei Lebzeiten bewilligten und nach dem Testammte fortzugewährenden, ihren Grund lediglich in der gedachten letzwilligen Anordnung. Auch ist auf die zur Zahlung gelangenden Beträge ein Werth von Leistungm der Unterstützten nicht anzurechnm, weil einerseits der Fall einer Uebernahme von Leistungen gegm die Zuwendung (§. 6 des Erb­ schaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873) überhaupt nicht vorliegt, und weil andererseits die Unter­ stützten als Legatare nicht anzusehen sind. Die Versteuerung der zu den Unterstützungen zur Verwendung kommenden Beträge wird nach dem Zwecke der Verwendung, gemäß der Vorschriftm im §. 8 des Erbschaftssteuergesetzes und in der Tarifposttion C. c, nur zu 4°/0 erfolgen. Die zur Vertheilung gelangenden Beträge müßten, weil den Unterstützten ein Recht zur Forderung der Unterstützungen nicht eingeräumt ist, letztere auch erhöht und vermindert werden können, jährlich versteuert werden. Da Sie, um dies zu vermeiden, nach Ihrem eventuellen Antrage zur Aversionalversteuerung der steuerpflichtigen Summe verstattet zu werden wünschen, so wird das Erbschaftssteueramt 1 Hierselbst dieserhalb mit Zhnen verhandeln, sobald Sie ihm einen bestimmten Betrag, unter näherer Begründung der Berechnung, als Aversum anbieten. Bei dessen Bemessung wollen Sie beachten, daß der Erblasser die Verwendung von jährlich etwa 9000 Mark |u den Unterstützungen für angemessen erachtet hat, und daß davon nach dem Vorhergesagten die in der Anlage II zu Ihrer Eingabe aufgeführten, von dem Erblasser bei Lebzeiten festgesetzten, nach seiner testamentarischen Bestimmung sortzuzahlenden Unterstützungen nicht in Abzug gebracht werden dürfen. Die von dem zeitigen Werthe der dem Arbeiter H. bewilligten Unterstützung entrichtete Erbschaftssteuer im Betrage von 662 Mark 50 Pf. können Sie auf das Aversum an­ rechnen. FMR. v. 12. Oktober 1880 III 14455 an den Banquier von K. in B., zur weiteren Veranlassung mitgetheilt dem PStD. daselbst, mit nachstehenden Beifügen: Die Zuwendung der in Rede stehenden Unterstützungen hat der Erblasser auf die von ihm schon unterstützten und auf die an seinem Todestage in seinem Weingeschäst thätig gewesenen Beamten und Arbeiter beschränkt. Es mag deshalb die Annehmbarkeit des anzubietenden Aversums mit dem Maßstabe erwogen werden, der sich aus dem Lebensalter jener Personen und aus der Erfahrung ergiebt, die in dem Weingeschäft des Erblassers bezüglich des Eintritts der Unterstützungsbedürftigreit bisher gemacht ist. Der Zahresbetrag der Unterstützungen ist auf 9000 Mark anzunehmen.

868

Anhang. Erbschastssteuergesetz ic. [HI. Simcrfungm sc. — K. Zu

9 u. 10 de» Gesetze». — Lnm. 38.]

36. b. Das betn Magistrat hinterlassene Vermächtniß enthält eine Bereicherung der Stadt und ist deshalb steuerpflichtig. Der Umstand, daß der Testator dem Vermächtnibnehmer die Ver­ wendung des Legats zu bestimmten Zwecken aufgetragen hat, befreit die Stadt nicht von der Ent­ richtung der Steuer, vielmehr ist im zweiten Absatz des §. 8 des Erbschaftssteuergesetzes die Ver­ pflichtung zur Steuerzahlung ausdrücklich auch in solchen Fällen dem Legatar auferlegt. Zn Beziehung auf die Höhe des Steuersatzes kommt es lediglich darauf an, ob die Zuwendung ausschließlich zu gemeinnützigen Zwecken bestimmt und ihre Verwendung zu diesen Zwecken gesichert ist. Die Auskünfte des unveräußerlichen Legats sollen „nur zur Verschönerung der Stadt" und „zu patriotischen Festen, als Kaisers Geburtstag, Sedan-Feier und ähnlichen Festen", verwandt werden. Es läßt sich anerkennen, daß dies gemeinnützige Zwecke sind, und die wirkliche Verwendung zu denselben erscheint durch den Umstand ausreichend gesichert, daß dem Legatar als einer öffent­ lichen Behörde diese Verwendung zusteht. FMR. v. 6. Sammt 1878 III 14275. 37. Zuwendungen zu milden Zwecken unterliegen der Erbschaftssteuer, auch wenn das Kapital, beffen Zinsen verwandt werden sollen, einer — subjektiv befreiten — Kirche zufällt. Erk. des RGer. (IV) v. 5. Februar 1881 (CB. 1881 S. 85, 86)').

K. Zu §§. 9 und 10 des Gesetzes (§§. 8 und 9 des Gesetz-Entwurfs). 38. Bericht der Kommission des Hauses der Abgeordneten: „Zu §§. 9 und 10 lagen drei Anträge vor. Der erste Antrag ging dahin, den Eingang des §. 9 dahin zu fassen: „Ausländische Grundstücke, Kuxe (Bergwerksantheile) und Grundgerechtigkeiten". Der Antragsteller ging von der Ansicht aus, daß unter Grundstücken und Grundgerechtigkeiten unbewegliche Kuxe mitverstanden werden könnten, daß es jedenfalls nicht rathsam sei, die unbeweglichen Kuxe anders als die beweglichen zu behandeln, oder die Streitfrage offen zu lassen. Der Regierungs-Kommiffarius erwähnte, daß mit der Bezeichnung „Grundstücke und Grundgerechtigkeiten" nicht alle unbeweglichen Sachen verstanden worden seien. Uebrigens stellte er die Annahme des Antrages anheim. Die Kommission theilte im Allgemeinen die Ansicht des Antragstellers, daß eine verschiedene Behandlung lyr Kuxe, je nachdem sie beweglicher oder unbeweglicher Natur seien, da dieser Unterschied lediglich ') Entscheidungsgründe: Der Appellationsrichter hat mit Recht angenommen, daß genau der Fall des §. 8 des Erbschaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873 vorliegt, denn die Klägerin, welcher das Legat von 6000 Mark vermacht ist, ist beauftragt, von dessen Zinsen 270 Mark an vier verschämte Arme und sieben unverheirathete Frauenspersonen zu vertheilen. Daß die Klägerin als Deutsche Kixche nach dem Tarif „Befreiungen Nr. 2 lit, i" von der Erbschaftssteuer befreit ist, begründet keinen Anspruch auf Befreiung von der durch §. 8 angeordneten Steuer. Die in diesem Paragraphen angeordnete Steuer ist zu entrichten ohne Unterschied, ob die beauftragte Person Steuerfreiheit genießt oder nicht. Denn das Gesetz macht eine solche Unterscheidung nicht, sondern legt die Steuer auf die Zuwendung zu milden Zwecken. Es ergeben auch die Motive, daß eine derartige Unter­ scheidung nicht gemacht werden, sondern nur die Natur der Zuwendung über die Pflicht der Ver­ steuerung entscheiden soll. (Hoyer, die Preußische Stempelgesetzgebung 2. Auflage S. 609 Nr. 31.) [f. S. 866 Anm. 35 dieser Auflage.) Eine Verletzung des §. 8 des Gesetzes vom 30. Mai 1873 und des Tarifs „Allgemeine Vorschriften" zu c, e und Befreiungen zu 2. i liegt sonach nicht vor. Die Klägerin macht nun zwar noch geltend, daß die Zuwendung deshalb stempelfrei sei, weil die Zuwendung zum Kirchenvermögen gehöre, und sie macht dem Appellationsrichter daraus einen Vorwurf, daß er sagt: Angesichts des Wortlautes des §. 160 Titel 11 Theil II Allgemeinen Landrechts könne füglich davon keine Rede sein, daß die in der Klage genannte Zuwendung im landrechtlichen Sinne zum Kirchenvermögen gehöre. Allein der aus Verletzung dieses Paragraphen gestützte Angriff konnte keinen Erfolg haben. Legirt sind der Kirche 6000 Mark, diese 6000 Mark sind Eigenthum der Kirche geworden und gehören zum Kirchenvermögen. Bei der Zuwendung der 6000 Mark ist die Kirche aber beauftragt worden, 270 Mark jährlich zu bestimmten milden Zwecken zu verwenden. Wegen dieses Auftrages müssen die 270 Mark jährlich nach §. 8 des Gesetzes vom 30. Mai 1873 versteuert werden, und die der Klägerin auferlegte Verpflichtung, jährlich 270 Mark zu zahlen, kann nicht deshalb steuerfrei werden, weil Zuwendung von Vermögen an die Klägerin steuerfrei ist.

Anhang.

Erbschastssteuergesetz rc.

[III. Anmerkungen rc. — K. Zu §$. 9 u. 10 de» Gesetze». — »nm. 88.]

von der positiven Gesetzgebung der verschiedenen Länder abhängig, nicht gerechtfertigt sei, und stimmte demselben auch darin bei, daß der Zweifel, wohin die Kuxe -u rechnen, zu beseitigen sei. Sie nahm indessen an, daß, da es hierbei insbesondere auch auf das ausländische Recht ankomme, in ausgedehnten Rechtsgebieten, wie beispielsweise in Frankreich und England, es gar keine unbeweg­ lichen Bergwerksantheile gebe, auch in Preußen die Tendenz der Gesetzgebung dahin gehe, die unbeweglichen Kuxe zu mobilisiren, die Kuxe allgemein als bewegliche Sachen im Sinne dieses Gesetzes zu behandeln seien. Eines besonderen Ausdrucks bedürfe diese Bestimmung aber im Gesetze nicht, da auch unbewegliche Kuxe im strengen Sinne weder zu den Grundgerechtigkeiten noch zu den Grundstücken gerechnet werden könnten, und einer analogen Auslegung der Worte des Gesetzes durch Klarstellung dieser ihrer Ansicht im Berichte hinlänglich entgegengetreten werden könne. Der Antrag wurde vor der Beschlußfassung zurückgezogen." „Ein zweiter Antrag" rc. (Derselbe strebte eine Aenderung des zweiten und brütet Satzes des §. 9 im Sinne größerer Berücksichtigung der ausländischen Gesetzgebung an, wurde aber abgelehnt.) „Der dritte Antrag, überall bei §§. 9 und 10 statt der Worte'): „„seinen Wohnsitz im Inlands hatte"" und „„keinen Wohnsitz im Inlands hatte,"" zu setzen: „„bei seineip Ableben Inländer war"" und „„bei seinem Ableben Ausländer war"" berührt im Wesentlichen das ganze Prinzip des Gesetzes und der Abgaben. Der Entwurf adoptirt lediglich die seit dem Jahre 1866 auf Grund des Plenarbeschlusses deS Obertribunals vom 8. Januar 1866 sEntsch. B. 55 S. 1 ff.] bestehende Praxis. Dieser Beschluß lautet: Für die Stempelpflichtigkeit einer Erbschaft nach dem Stempelgesetze vom 7. März 1822, soweit dieselbe in Mobiliarvermögen besteht, ist nicht das Unterthanenverhältniß des Erb­ lassers, wohl aber der letzte Wohnsitz desselben entscheidend. Er entscheidet nur den einen Fall, nämlich die Stempelpflichtigkeit der Erbschaft eines im Auslande ansässig gewesenen Erblassers, nicht aber die Frage, inwieweit Erbschaften von Ausländern, welche in Preußen ihren letzten Wohnsitz gehabt haben, stempelpflichtig sind." rc. rc. „Der Antragsteller motivirte seinen Antrag im Wesentlichen damit, daß die Erbschaftssteuer unbestreitbar an diePerson desErblassers sich anknüpfe, indem sie dessen Vermögen bei dem erblichen Uebergange einer Besteuerung unterwerfe; daß diese Herrschaft über die Person des Erb­ lassers aber nur in dessen Staatsangehörigkeit, nicht in dem Wohnsitz ihre staatsrechtliche ') Die §§. 9 und 10 (§§. 8 und 9 des Entwurfs) lauteten nach der Regierungsvorlage folgendermaßen: §. 8. (Im Auslande befindliches Vermögen.) Grundstücke und Grundgerechtigkeiten, welche außerhalb Landes liegen, gehören nicht zur steuerpflichtigen Masse. Anderes im Auslande befindliches Vermögen eines Erblassers, welcher seinen Wohnsitz im Inlands hatte, unter­ liegt der Versteuerung, falls davon im Auslande keine oder eine geringere Erbschaftssteuer als nach Vorschrift dieses Gesetzes zu entrichten ist. Im letzteren Falle findet die Anrechnung der im Auslande erweislich gezahlten Erbschaftssteuer auf die diesseitige Steuer statt. §. 9. (Im Jnlande befindliches Vermögen.) Von dem Anfall inländischer Grundstücke, Grundgerechtigkeiten oder deren Nutzungen ist die Erbschaftssteuer zu erheben ohne Unterschied, ob der Erblasser seinen Wohnsitz im Jnlande hatte oder nicht. Anderes im Inlands befindliches Vermögen eines Erblassers, welcher bei seinem Ableben keinen Wohnsitz im Inlands hatte, unterliegt der Versteuerung nicht, wenn in dem Staate, wohin dasselbe verabfolgt werden soll, die gleiche Rücksicht hinsichtlich des Nachlasses dieffeüiger Angehöriger beobachtet wird.

870

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz rc.

[III. Anmerkungen rc. — L. Zu §§. 9 u. 10 de« Gesetze«. — Lnm 39.». — 40.».]

Grundlage finde; daß dieses Prinzip auch bereits bei der Einkommensteuer Anerkennung, für deren Erhebung in erster Linie die Staatsangehörigkeit entscheide (§. 16 des Gesetzes vom 1. Mai 1851), und daß das nämliche Prinzip auch auf die Erbschaftssteuer um so mehr Anwendung finden müsse, als diese noch in höherem Maße wie die Einkommensteuer die gesammte Persönlichkeit des Erb­ lassers erfasse, indem sie in der Erbschaft gewiffermaßen die Summe des Erwerbes seines ganzen Lebens besteuere. Von Seiten des Regierungs-Kommissars wurde dem Amendement im Wesent­ lichen nur aus praktischen Gründen widersprochen rc." „Uebrigens erkennt er an, daß die StaatsRegierung bis zu dem Plenarbeschlufle vom 8. Januar 1866 selbst im Wesentlichen von dem Standpunkte des Verbesserungs-Antrages ausgegangen sei. Im Schooße der Kommission wurde anfänglich aus praktischen Gründen der Zweckmäßigkeit der Beibehaltung der bestehenden Praxis, und der Schwierigkeiten für Nichtjuristen, auf einem rein juristischen Gebiete Entscheidungen zu treffen, widersprochen. Da sich jedoch ein prinzipieller Widerspruch gegen die Ausführungen des Antragstellers nicht erhob und insbesondere ein Grund für die Ausschließung der Steuer bei Erb­ schaften eines im Auslande verstorbenen Preußen, oder für die Anwendbarkeit derselben auf im Znlande eröffnete Erbschaften eines Ausländers nicht angeführt wurde, so wurde der Antrag, und demnächst auch der ganze §. 9 und 10 schließlich angenommen." 39. a. Nach einem Erk. des R.Ger. (111) vom 10. Novemb. 1882 (Entsch. i. Civils. Bd. 8 S. 232, ZMB. 1883 S. 171) ist die Bestimmung des §. 10 Abs. 2 des Erbschaftssteuergesetzes dahin zu verstehen, daß sie ausschließlich nur auf den Fall zutrifft, wenn der im Znlande befind­ liche mobile Nachlaß eines Ausländers in das Ausland geht, und daß sie für diesen Fall eine Retorsionsbestimmung aufstellt, daß dagegen der Fall, wenn der fragliche Nachlaß im Znlande verbleibt, durch §. 10 Abs. 2 des Gesetzes nicht geregelt, also überhaupt auch nicht gesetzlich aus­ gesprochen ist, daß die Erbschaftssteuer in solchem Falle zu erheben sei. Es müsse also der in Preußen befindliche Mobiliarnachlaß eines Ausländers der Regel nach unversteuert bleiben. Ebenso ist entschieden durch Erk. des R.Ger. (IV) v. 4. März 1884 in Sachen Zames Schuster u. Genoffen wider den Fiskus IV 118/84 (bisher nicht abgedruckt). — Vgl. unten Anm. 40.e Abs. 5 u. 6. 39. b. Eine Nachlaßforderung ist als ein im Ausland befindliches Vermögensobjekt des inländischen Erblassers anzusehen, wenn der Schuldner ein Ausländer und wenn die dafür zur Hypothek eingesetzte Sache im Auslande belegen ist. Nach dem allgemeinen Sprachgebrauche, von welchem der Gesetzgeber nicht abgewichen ist, wird unter ausländischem, in Auslande befindlichen Vermögen eines Inländers dasjenige verstanden, dessen Verabfolgung in das Inland beansprucht werden kann. Erk. d. R.Ger. (IV) v. 16. April 1885 (CB. S. 190, ZMB. S. 343), sämmtlichen PStDirektoren zur Nachricht mitgetheilt durch Cirk.-Verf. des FM. vom 1. Juli 1885 III 8456 CB. S. 190). 40. a. Erlaß des Kaiserlich Oesterreichischen Justiz-Ministers, die Befreiung der beweg­ lichen Hinterlassenschaft der in Oesterreich verstorbenen Preußen von der Erbschaftssteuer betreffend, vom 17. September 1875, an sämmtliche k. k. Oberlandesgerichte — Nr. 12468 — (CB. 1875 S. 195): Nach dem im 2. Absätze des §. 10 des Preußischen Erbschaftssteuer - Gesetzes vom 30. Mai 1873 (Ges.-Samml. Nr. 24) ausgesprochenen Grundsätze unterliegt, unter Voraussetzung der Reciprocität, das in Preußen befindliche, nicht in Grundstücken, Grundgerechfigkeiten oder deren Nutzungen bestehende Vermögen eines Erblassers, welcher bei seinem Ableben Ausländer war, der Versteuerung nicht; die Königlich Preußische Regierung hat die Erklärung abgegeben, sie sei bereit, diesen Grund­ satz auch auf solche Fälle anzuwenden, welche sich vor dem 1. Januar 1874, an welchem Tage die erwähnte gesetzliche Bestimmung in Wirksamkeit trat, ereignet haben. — Im Einvernehmen mit dem k. k. Finanz-Ministerium wird das k. k. Oberlandesgericht hiervon mit Beziehung auf Punkt 2 lit. b der Ministerialverordnung vom 8. April 1854 (RGB. Nr. 84) zur eigenen Darnachachtung und zur Verständigung der unterstehenden Gerichte mit dem Beifügen in Kenntniß gesetzt, daß hiernach

Anhang. Erbschafttsteuergese, ic. [HI. Anmerkungen re. — A. Zu §-. 9 u. L0 bei Gesetze« — An«. 40.b Ml «ad.J das in Oesterreich befindliche bewegliche Vermögen verstorbener Angehöriger Preußens der Gebührenbemeffung nicht zu unterziehen ist.

40. b.

Zn Folge einer mit der Herzoglich Anhaltischen Regierung getroffenen Verständigung

bestimme ich auf Grund der Anordnung im §. 10 des Erbschaftssteuer-Gesetzes vom 30. Mai 1873, daß das in Preußen befindliche bewegliche Vermögen eines nach dem 1. April d. Z. sterbenden Erblaffers, welcher bei seinem Ableben Anhaltinischer Staatsangehöriger war, zur diefleitigen Erb­ schaftssteuer nur heranzuziehen ist, wenn und soweit daffelbe in Preußen verbleibt, beziehungsweise Preußischen Staatsangehörigen anheimfällt.

Zn reciproker Weise wird rücksichtlich des in Anhalt

befindlichen beweglichen Vermögens eines nach dem 1. April d. Z. sterbenden Erblaffers, welcher bei seinem Ableben Preußischer Staatsangehöriger war, Herzoglich Anhaltischer Seits die Befreiung von der dortigen Erbschaftssteuer zugestanden. :c. Cirk.-R. des FM. v. 18. März 1878 III 2988. S. jedoch den folgenden Absatz. Die in der diesseitigen Verfügung vom 18. März 1878 [f. vorstehend) erwähnte Vereinbarung zwischen der dieffeitigen und der Herzoglich Anhaltischen Regierung wegen der Erhebung der Erb­ schaftssteuer von dem Nachlaffe der beiderseitigen Staatsangehörigen ist im Einverständniß mit der genannten Regierung dahin abgeändert worden, daß daS den Bestimmungen des §. 9.Satz 1 und des §. 10 Absatz 1 des Preußischen Erbschaftssteuergesetzes und den damit übereinstimmenden Vor­ schriften des §. 7 Satz 1 und des §. 8 Absatz 1 des Anhaltischen Erbschaftssteuergesetzes nicht unter­ liegende Vermögen von Erblassern, welche bei ihrem Ableben Anhaltische Staatsangehörige waren, seitens des Preußischen Staats und umgekehrt das bezügliche Vermögen von Erblassern, welche bei ihrem Ableben Preußssche Staatsangehörige waren, seitens des Anhaltischen Staats überhaupt nicht zur Erbschaftssteuer herangezogen werde. hiernach mit Anweisung versehen.

40. c.

Ew. rc. (PStD.) wollen die Erbschaftssteuerämter

Cirk.-R. des FM. v. 7. April 1883 III 4225.

Zwischen der Preußischen und der Großherzoglich Hessischen Regierung ist in

Bezug auf die Versteuerung des Nachlasses der beiderseitigen Staatsangehörigen eine Verständigung dahin getroffen worden, daß der Nachlaß Preußischer Unterthanen lediglich von Preußen und der Nachlaß Hessischer Unterthanen lediglich von Hessen zur Versteuerung zu ziehen ist, jedoch mit der Maßgabe, daß für Grundstücke und Grundgerechtigkeiten die Erbschaftssteuer von demjenigen Staate zu erheben ist, in welchem dieselben sich befinden.

40. d.

FMR. v. 30. Zuni 1833 III 8613 (Khm. S. 313).

Zwischen der dieffeitigen und der Herzoglich Braunschweigischen Regierung ist

in Bezug auf die Versteuerung des Nachlasses der beiderseitigen Staatsangehörigen eine Ver­ ständigung dahin getroffen worden, daß das den Bestimmungen des §. 9 Satz 1 und des §. 10 Absatz 1 des Preußischen Erbschaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873 und den damit überein­ stimmenden Vorschriften des §. 6 Satz 1 und des §. 7 Absatz 1 des Braunschweigischen Erbschafts­ steuergesetzes vom 18. April 1876 nicht unterliegende Vermögen von Erblassern, welche bei ihrem Ableben Braunschweigische Unterthanen waren, seitens des Preußischen Staats, und umgekehrt das bezügliche Vermögen von Erblassern, welche bei ihrem Ableben Preußische Staatsangehörige waren, seitens des braunschweigischen Staats nicht zur Erbschaftssteuer herangezogen werde.

Ist der Erb­

lasser Staatsangehöriger beider Staaten gewesen, so ist zur Erhebung der Erbschaftssteuer von seinem nicht in Grundstücken oder Grundgerechtigkeiten bestehenden Nachlaß derjenige der beiden Staaten berechtigt, in welchem der Erblasser zuletzt seinen ordentlichen Wohnsitz gehabt hat.

Die

beiderseitigen Steuerbehörden haben von den in ihren Bezirken erfolgten, von dem andern Staat zu besteuernden Erbfällen der zuständigen Behörde des letzteren Mittheilung zu machen.

Die Mit­

theilungen über die in Preußen eintretenden Todesfälle solcher Personen, deren Nachlaß ganz oder theilweise der Braunschweigischen Erbschaftssteuer unterliegt, sind an die Herzogliche Zoll- und Steuer-Direktion zu Braunschweig zu richten. Dagegen wird die Mittheilung in Fällen umgekehrter Art seitens der Braunschweigischen Behörden dem Provinzial-Steuer-Direktor der betreffenden

872

Anhang.

Erbschastssteuergesetz re.

[III. aUunertungfti rc. — L. Zu tz§ 9 u. 10 bet Gesetze». — Ln«. 40a] Preußischen Provinz und für die Hohenzollernschen Lande der Regierung zu Sigmaringen gemacht werden, worauf es diesen überlasten bleibt, dem Erbschaftssteuer-Amt die erforderliche Nachricht zugehen zu lasten. Die in dem einen Staat bestehenden öffentlichen Armen- rc. Anstalten, vom Staate anerkannten milden Stiftungen und öffentlichen Schulen (Nr. 2.g und h der „Befreiungen" in den beiderseitigen Erbschastssteuertarifen) sind auch in dem andern Staate von der Erbschaftssteuer befreit. Die im Vorstehenden angegebenen Grundsätze kommen auch in dm bereits eingetretenen, noch unerledigten Erbfällen zur Anwendung. Euer rc. (PStD.) veranlafle ich, die Erbschaftssteuerämter Ihres Bezirks hiernach mit An­ weisung zu versehen. Cirk.-R. des FM. v. 17. April 1884 III 4499. 40. e.

Nach der Mittheilung des Herrn Ministers der auswärtigen Angelegenheiten wird in

Italien, dem dortigen Stempelsteuergesetz vom 13. September 1874 zufolge, die Erbschaftssteuer von Mobilien und Immobilien, welche sich in Italien befinden, ohne Rücksicht auf die Nationalität des Erblassers erhoben, wogegen alle außerhalb Italiens befindlichen Nachlaßgegenstände, ohne Unterschied zwischen Mobilien und Immobilien, mag der Erblasser ein Italiener oder ein Fremder sein, von der Italienischen Erbschaftssteuer befreit sind.

(Vgl. unten Abs. 5.]

Von dem genannten Herrn Minister ist mir ferner mitgetheilt worden, daß in sämmtlichen Provinzen Rußlands/'einschließlich des Generalgouvernements Warschau und der Ostseeprovinzen, ein im vorigen Jahr von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland genehmigtes Reichsrathsgutachten über die Erhebung einer Abgabe für Erbschaften und Schenkungen in Kraft getretm ist, dessen §. 20 in deutscher Uebersetzung folgendermaßen lautet: „In Rußland befindliche, Ausländern gehörige Vermögensobjekte und Kapitalien, welche auf dem Wege der Erbschaft an Russische Unterthanen oder Ausländer gelangen, unterliegen der Besteuerung gemäß den Bestimmungen dieses Gesetzes. Die Hinterlaffenschaft eines Ausländers, welcher einem Staate angehört, in dem von der Hinterlassenschaft eines Russischen Staatsangehörigen keine Steuer erhoben wird, ist jedoch von der Steuer befreit." Für das Großfürstenthum Finnland gelten die Bestimmungen des Reichsrathsgutachtens nicht und es bestehen auch dort keine andern Gesetze, welche eine Steuer auf Erbschaften legen. Ew. rc. (PStD.) setze ich von Vorstehendem unter Bezugnahme auf die §§. 9 und 10 des Erbschaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873 mit dem Hinzufügen in Kenntniß, daß.der Kaiserliche Botschafter in St. Petersburg, mit Rücksicht auf die Vorschrift int zweiten Absatz des §. 20 des vorerwähnten Reichsrathsgutachtens, beauftragt worden ist, der Russischen Regierung von den Be­ stimmungen der §§. 9 und 10 des diesseitigen Erbschaftssteuergesetzes amtlich Mittheilung zu machen. Cirk.-V. des FM. v. 11. Juni 1883 III 5703. Unter der vorstehenden Cirkularverfügung an die PStDirektoren vom 11. Juni 1883 III 5703 ist folgender Zusatz für die PStDirektoren zu Magdeburg, Caffel und Altona hinzugefügt worden: Bei Magdeburg: der Verfügung vom 19. August 1875 III 11257, bei Altona:

-

-

-

16. September 1876 III 11526,

bei Cassel:

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16. April 1880 III 3788

liegt die Annahme zu Grunde, daß das im Inlande befindliche bewegliche Vermögen eines aus­ ländischen Erblassers, welches nicht in einen anderen Staat verabfolgt wird, sondern einem inländischen Erben oder Vermächtnißnehmer zufällt, nach §.10 Abs. 2 des Erbschaftssteuergesetzes der dieffeitigen Erbschaftssteuer unterliege. Diese Auslegung ist indeffen vom Reichsgerichte für unzutreffend erklärt worden svgl. Anm. 39.a]; auch muß anerkannt werden, daß dieselbe mit der Vor­ geschichte des Gesetzes nicht int Einklänge steht. Die angegebene Auslegung ist daher nicht länger festzu­ halten, vielmehr ist von dem im Inlande befindlichen Vermögen eines ausländischen Erblassers die dieffeitige

Anhang.

Trbschastisttuergesetz re.

[IIL Unmerhmgni re. — L. L» §§.» «. w de» Gesetze». — Site. 40.f., 40.g ] Erbschaftssteuer nur dann zu fordern, wenn der Staat, dem der Erblasser angehört hat, seinersettS den Grundsatz befolgt, den in seinem Gebiet befindlichen beweglichen Nachlaß eines Preußischen Erblassers seiner Erbschaftssteuer zu unterwerfen.

Demgemäß ist z. B. für das in Preußen

befindliche bewegliche Vermögen eines Italienischen Erblaffers die diesseitige Erbschaftssteuer zu erheben [cgi. oben Abs. 1]; dagegen ist von der Erhebung einer diesseitigen Erbschaftssteuer für das in Preußen befindliche bewegliche Vermögen eines Russischen Erblaffers abzusehen, da durch die oben angeführte Bestimmung des §. 20 Abs. 2 des Russischen Reichsgutachtens die Gegenseitig­ keit gesichert ist. Wegen Mittheilung dieses Zusatzes erging das nachstehende FMR. v. 18. Februar 1885 III 2138 an den PStD. in B.: Auf den Bericht vom 24. Zanuar d. Z. R 59 übersende ich Ew. re. hierneben zur Kenntnißnahme und Beachtung Abschrift der Verfügung an die Herren ProvinzialSteuer-Direktoren zu Magdeburg, Cassel und Altona vom 11. Juni 1883 III 5703, wonach für den in Preußen befindlichen beweglichen Nachlaß Russischer Unterthanen eine diesseitige Erbschafts­ steuer nicht zu erheben ist.

40.f. Schreiben des König! Sächsischen Amtsgerichts Dresden Abtheilung HLa an daS Erbschaftssteueramt II zu Berlin v. 17. April 1880: Zn der Nachlaßfache des am 4. September 1879 zu Brandenburg a. H. verstorbenen unmündigen Zimmererlehrlings Armin Argard St. wird auf die Anftage des geehrten Erbschaftssteueramts vom 3./8. d. Mts. (II 4.b III) Folgende­ ergebenst erwidert. Nach Art. 7 des Sächsischen Erbschaftssteuergesetzes vom 13. November 1876 unterliegt däs bewegliche, außerhalb Sachsens befindliche Vermögen eines Erblaffers, welcher — wie im vorliegenden Falle — bei seinem Ableben Sachse war, der Erbschaftssteuer, wenn davon in dem Lande, in welchem es sich befindet, keine oder eine geringere Erbschaftsabgabe als nach Vorschrift des gedachten Gesetzes zu entrichten ist.

Im letzteren Falle findet die Anrechnung der

dort erweislich gezahlten Erbschaftsabgabe auf die Sächsische Erbschaftssteuer statt, rc. Anlangend den Schlußtheil des geehrten Schreibens, so lautet die einschlagende, m §. 8 deS Sächsischen Erbschaftssteuergesetzes enthaltene Bestimmung wie folgt: „Von dem Anfalle Sächsischer Grundstücke und Gerechtigkeiten ist die Erbschaftssteuer zu erheben, ohne Unterschied, ob der Erblaffer Sachse war oder nicht. Anderes in Sachsen befindliches Vermögen eines Erblaffers, welcher bei seinem Ableben nicht Sachse war, unterliegt der Steuer nicht, soweit dasselbe an Nichtsachsen fällt und in deren Heimathsstaate die gleiche Rücksicht Sächsischen Staatsangehörigen gegenüber befolgt wird."

40. g.

Schreiben des Kaiserlich Deutschen Generalkonsuls zu London an das Erbschafts­

steueramt I zu B. v. 11. Zanuar 1883 Z.-Nr. 104: Dem Königlich Preußischen Erbschaftssteueramt erwidere ich auf das gefällige Schreiben vom 29. Dezember v. Z. — 589 II 81/2 — betreffend den Nachlaß des am 12. März v. Z. in Wiesbaden verstorbenen Preußischen Unterthans ZameS Buchanan, ganz ergebenst, daß nach englischer Rechtsanschauung das bewegliche Vermögen der Person folgt und als an demjenigen Orte befindlich betrachtet wird, an welchem die betreffende Person ihr Domicil hat.

Diesem Grundsätze gemäß wird hier eine Erbschaftssteuer von einem

nach dem Auslande zu verabfolgenden Nachlaß nur in dem Falle erhoben, wenn der Erblaffer zur Zeit seines Todes seinen wirklichen Wohnsitz in England hatte. Zn dem vorliegenden Falle hat der Erblasser B., wie ich nach dem gefälligen Schreiben vom 29. Dezember v. Z. glaube annehmen zu können, seinen Wohnsitz zur Zeit seines Todes in Deutschland gehabt. Der hier befindliche bewegliche Nachlaß desselben ist mithin nach hiesigem Rechte von der eigentlichen Erbschaftssteuer (lagacy bezw.

Succession duty) befreit und der von den Erben an den hiesigen Erbschaftssteuer-Controleur für die Bestätigung des Testaments und der beiden Nachträge entrichtete Betrag von £ 582 nicht als Erbschaftssteuer, sondern als Stempelabgabe (probate duty) zu betrachten, welche in der Höhe von

874

Anhang. Erbschaftssteuergesetz re. [IIL Anmerkungen re. — K. Zu §§. 9 u. 10 be» Gesetze». — Ln«. 41. bi» 41b.]

3 Prozent von jedem zur Hebung gelangenden, über £ 1000 betragenden Nachlaß entrichtet werden muß. Der Umstand, daß der Verstorbene Preußischer Unterthan gewesen und in Preußen ver­ storben, sowie daß das Testament nebst Nachträgen in Preußen errichtet worden ist, ist für die Erhebung dieser Stempelabgabe gleichgültig gewesen.

41. Die Ausübung des Retorsionsrechts ist, wie in den Reskripten des Generaldirektors der Steuern vom 3. Mai 1853 III 9350 und vom 7. Zuli 1853 III 13885 an die vormalige Erbschaftsstempelverwaltung in B. anerkannt worden, von der Voraussetzung abhängig, daß das hinterlassene Vermögen noch im Znlande befindlich sei und die Erbschaftssteuer aus demselben entnommen werden könne. 42. a. Gesetz, betreffend die Organisation der Bundeskonsulate, sowie die Amtsrechte und Pflichten der Bundeskonsuln, v. 8. November 1867 (BGB. S. 137) §. 1$: Die Bundeskonsuln sind berufen, der in ihrem Amtsbezirke befindlichen Verlaffenschaften verstorbener Bundesangehöriger, wenn ein amtliches Einschreiten wegen Abwesenheit der nächsten Erben oder aus ähnlichen Gründen geboten erscheint, sich anzunehmen; sie sind hierbei insbesondere ermächtigt, den Nachlaß zu ver­ siegeln und zu inventarisiren, den beweglichen Nachlaß, wenn die Umstände es erfordern, in Ver­ wahrung zu nehmen und öffentlich zu verkaufen, sowie die vorhandenen Gelder zur Tilgung der feststehenden Schulden zu verwenden. 42. b. Die nachstehend bezeichneten Konsular-, Handels- und Schiffahrts-rc. Verträge enthalten die unten angegebenen Bestimmungen, welche theils ausdrücklich die Entrichtung von Erbschaftssteuer betreffen, theils in Beziehung darauf von Interesse sind: 1. Konsular-Konvention zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika, v. 11. Dezember 1871 (RGB. 1872 S. 95 ff.): Art. 10. Zm Falle, daß ein Angehöriger des Deutschen Reichs in den Vereinigten Staaten, oder daß ein Angehöriger der Vereinigten Staaten im Deutschen Reiche sterben sollte, ohne in dem Lande seines Ablebens bekannte Erben oder von ihm ernannte Testamentsvollstrecker zu hinterlassen, so sollen die kompetenten Landesbehörden den nächsten Konsular-Beamten der Nation, welcher der Verstorbene angehörte, von diesem Umstande alsbald in Kenntniß setzen, damit die erforderliche Benachrichtigung den betheiligten Parteien unverzüglich übermittelt werde. Der gedachte Konsular-Beamte soll das Recht haben, persönlich oder durch einen Beauftragten bei allen Amtshandlungen für die abwesenden Erben oder Gläubiger aufzutreten, bis diese einen Bevollmächtigten ernannt haben. 3n allen Erbfällen sollen die Angehörigen eines jeden der kontrahirenden Theile in dem Gebiete des anderen Theiles nur diejenigen Abgaben entrichten, welche sie entrichten müßten, wenn sie Angehörige desjenigen Landes wären, in welchen! der Nachlaß sich befindet oder die gerichtliche Verwaltung desselben stattfindet. 2. Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Brasilien, v. 10. Januar 1882 (RGB. 1882 S. 69): Art. 17 ff. (betr. Feststellung rc. der Hinterlaflenschaften). Art. 37: Vor Vertheilung der Erbmasse an die Erben müssen die der Staatskasse des Landes, in welchem die Erbschaft eröffnet ist, zustehenden Abgaben berichtigt werden. Der Betrag dieser Abgaben soll derselbe sein, welchen die Angehörigen des Landes bei gleichen Anläffen zu entrichten haben oder künftig zu entrichten haben werden. Der Konsularbeamte wird zuvörderst den fiskalischen Behörden die Namen der Erben und den Grad ihrer Verwandtschaft mit dem Erblasser anzeigen. Ist die Zahlung der Abgaben erfolgt, so werden die genannten Behörden nach Maßgabe jener Anzeige die Einweisung der Erben in das Eigenthum und den Besitz der Erbschaft bewirken, soweit eine solche nach den Landesgesetzen erforderlich ist.

Anhang. ErbschastSsteuergesetz re. [HL Anmerkungen tc. — K. Su

9 u. 10 bet Gefetzeg. — An«. 49.C.)

3. Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Griechenland, v. 26. Novemb. 1881 (RGB. 1882 S. 101): Art. 15 bis 22, 24 ff. (betr. die Feststellung re. der Hinterlassenschaften). Art. 23. Das Erbrecht, sowie die Theilung des Nachlasses des Verstorbenen richten sich nach den Gesetzen seines Landes. Alle Ansprüche, welche sich auf Erbrecht und Nachlaßtheilung beziehen, sollen durch die Gerichts­ höfe oder zuständigen Behörden desselben Landes entschieden werden und in Gemäßheit der Gesetze dieses Landes. 4. Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Serbien, v. 6. Zanuar 1883 (RGB. S. 62): Art. 11 bis 18, 20 ff. (betr. Feststellung rc. der Hinterlassenschaften). Art. 19, wie Art. 23 zu 2. 5. Freundschafts-, Handels- und Schifffahrts-Vertrag zwischen Deutschland und Persien, v. 11. Juni 1873 (RGB. S. 351): Art. 15. Im Falle auf dem Gebiete des einen der hohen ver­ tragenden Theile ein Unterthan des anderen stirbt, soll der Nachlaß unverkürzt der Familie oder den Gesellschaftern des Verstorbenen ausgeantwortet werden, wenn solche vorhanden sind. Hatte der Verstorbene weder Verwandte, noch Gesellschafter, so soll sein in den Ländern der hohen ver­ tragenden Theile vorhandener Nachlaß unverkürzt der Obhut der betreffenden Agenten oder Konsuln übergeben werden, damit diese den Gesetzen und dem Herkommen ihrer Heimath entsprechend darüber verfügen. 6. Konvention über die Regulirung von Hinterlassenschaften zwischen dem Deutschen Reich und Rußland, v. 12. November/31. Oktober 1874 (RGB. 1875 S. 136): Art. 10. Die Erbfolge in die unbeweglichen Güter richtet sich nach den Gesetzen des Landes, in welchem die Immobilien belegen sind, und die Gerichte dieses Landes haben ausschließlich über jeden Anspruch oder Ein­ wand, der den unbeweglichen Nachlaß betrifft, zu befinden. Ansprüche, welche sich auf die Theilung des beweglichen Nachlasses, sowie auf daS Recht der Erbfolge in das bewegliche Vermögen beziehen, welches in einem der beiden Länder von Angehörigen des anderen Landes hinterlassen worden ist, werden von den Gerichten oder sonst zuständigen Behörden des Staates, dem der Verstorbene angehörte, und nach den Gesetzen dieses Staates entschieden, es müßte denn ein Unterthan des Landes, in welchem der Nachlaß eröffnet ist, auf die gedachte Hinterlassenschaft Ansprüche zu erheben haben re. (Vgl. oben Anm. 40. e Abs. 2 u. 3.] 7. Freundschafts-, Handels-, Schifffahrts- und Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich der Hawaiischen Inseln, v. 25. März/19. September 1879 (RGB. 1880 S. 121): Art. 19. rc. Zn allen Erbfällen sollen die Angehörigen eines jeden der vertragenden Theile in dem Gebiete des anderen Theiles nur diejenigen Abgaben entrichten, welche sie entrichten müßten, wenn sie Angehörige desjenigen Landes wären, in welchem der Nachlaß sich befindet oder die gerichtliche Verwaltung desselben stattfindet. 42. c. Bestimmungen über die Feststellung, Sicherstellung, Regulirung der Hinterlassenschaften der resp. beiderseitigen Staatsangehörigen, nicht aber auch in Betreff der Entrichtung von Erbschafts­ steuer, enthalten: 1) die Konsular-Konvention zwischen dem Norddeutschen Bunde und Italien, v. 21. Dez. 1868 «RGB. 1869 S. 113 - auf das Deutsche Reich ausgedehnt, RGB. 1872 S. 134) Art. 11, 12. 2) die Konsular-Konvention zwischen dem Norddeutschen Bunde und Spanien, v. 22. Febr. 1870 (RGB. S. 99 — auf das Deutsche Reich ausgedehnt, RGB. 1872 S. 211) Art. 11 ff. 3) der Freundschafts-, Handels- u. Schifffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Freistaate Costa Rica, v. 18. Mai 1875 (RGB. 1877 S. 13) Art. 30.

876

Anhang. [III. Anmerkungen

k.

ErbschastSsteuergesetz re.

— L 3u §. M bet Gesetzes. — Am». 43, 44 ]

L. Zu §. 1 2 des Gesetzes (gleichlautend mit §. 11 des Gesetz-Entwurfs). 43. Motive: „§. 11 spricht das für die Werthsermittelungen maßgebende Prinzip aus und beseitigt alle z. B. wegen der Zugrundelegung der Taxen der ritterschaftlichen Kredit-Institute er­ gangenen, die Gleichmäßigkeit der Besteuerung in Frage stellenden Verordnungen. Durch die Ver­ weisung auf den gemeinen Werth wird die Berücksichtigung des außerordentlichen Werthes und des Werthes der besonderen Vorliebe ausgeschlossen. (Vergl. unten sub P Anm. 48.] 44. Frühere Entscheidungen bezüglich der Werthsveranschlagung: a. Nach §. 9. a des Stempelgesetzes ist der Erbschaftsstempel von demjenigen Betrage zu zahlen, um den der Erbe durch den Empfang der Erbschaft wirklich reicher wird. Hieraus folgt, daß Nachlaß-Grundstücke mit demjenigen Werth in Ansatz kommen müssen, welchen sie zur Zeit des Todes des Erblassers haben. Es ist demnach ersichtlich, daß die Vorschrift im §. 9.d der In­ struktion vom 26. Sept. 1842 (Beilage zum 42. Stück des ZMB. v. 1842], wonach bei Immo­ bilien, wenn die Angabe der Erben nicht höher ausfällt, der letzte Erwerbspreis Behufs der Werthsbestimmung zum Grunde zu legen, der Erbschaftsstempelbehörde nur zum Anhalt ihres Verfahrens dienen soll, und weder dergestalt bindend für sie ist, daß sie unbedingt den letzten Er­ werbspreis der Nachlaß-Immobilien der Erbschaftsstempel-Berechnung zum Grunde legen muß, noch die Steuerverwaltung in der ihr nach §. 4.5 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 zu­ stehenden Befugniß zur Aufnahme einer Taxe beschränken kann. Im Uebrigen hat das Gericht mit Recht den als Werth der Nachlaß-Immobilien des im Jahre 1843 verstorbenen Erblassers ange­ gebenen Erwerbspreis aus dem Jahre 1813 als gegen den Werth zur Zeit des Erbanfalls zu weit zurückliegend verworfen und den von den Erben selbst im Jahre 1844 extrahirten, von dem KreditInstitut für Schlesien festgestellten Taxwerth bei der Berechnung des Erbschaftsstempels zu Grunde gelegt. Nur wenn von den Erben nachgewiesen werden könnte, daß seit dem Tode des Erblaffers bis zum Zeitpunkte der landschaftlichen Abschätzung der Grundstücke damit Veränderungen vor­ gegangen seien, welche auf die Erzielung eines höheren Werthes bei dieser Abschätzung, als solcher zur Zeit des Todes des Erblasiers ausgefallen sein würde, Einfluß gehabt haben, würde eine verhältnißmäßige Herabsetzung des der Erbschaftsstempelberechnung zum Grunde gelegten Güterwerths erfolgen können. FMR. v. 7. Mai 1846 III 9195 (GK). b. Nach §. 4.5 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 steht der Steuerverwaltung, wenn sie mit der Angabe des Werths der Nachlaß-Gegenstände Seitens der Erben nicht einverstanden ist, nur die Befugniß zu, die Aufnahme einer gerichtlichen Taxe zu veranlassen. In den Provinzen, in welchen sich ein Kreditsystem befindet, soll aber nach der in dem Reskript v. 16. Dez. 1834 angezogenen Allerh. Kab.-Ordre vom 29. Okt. dess. I. [f. S. 86 Komm. Anm. 6] die gerichtliche Taxe der demselben angehörigcn Güter jederzeit nach den ritterschaftlichen Taxations-Prinzipien ausgearbeitet werden. Wenn also in Ansehung des Nachlaß-Gutes hiernach verfahren ist, so muß es, des daraus für die Steuerverwaltung hervorgegangenen ungünstigen Ergebnifles ungeachtet, dabei bewenden, indem es an einem gesetzlichen Anhalt fehlt, die gerichtliche Taxe dieses Gutes nach anderen Grundsätzen ausarbeiten zu lassen. FMR. vom 31. Jan. 1854 III 1810 an d. PStD. in S. c. Die Erben können nicht angehalten werden, die Verhandlungen über den Verkauf des Nachlaß-Grundstücks vorzulegen oder Auskunft darüber zu geben. Auch ist es bei dem Widerspruch der Erben unzulässig, den Verkaufspreis ohne Weiteres als den Werth des Grundstückes zur Zeit des Todes des Erblassers anzusehen und zur Versteuerung zu ziehen. Der Umstand, daß die Erben das im Inventarium mit einem Werth von 9000 Thalern angesetzte Grundstück wenige Wochen darauf für 15230 Thaler verkauft haben, läßt aber allerdings eine zu niedrige Werths­ angabe vermuthen. Der Verwaltung steht indeflen nach §. 4.5 des Stempelgesetzes vom 7. März

Anhang. [III. Anmerkungen

k.

ErbschastSsteuergrsetz ic. — 1L 3u §. 13 bti Gesetzes. — An». 45.]

1822 nur daS Recht zu, bei Bedenken über die Richtigkeit der WerthSangabe die Aufnahme einer gerichtlichen Taxe zu veranlassen. Ob hiervon sich ein Erfolg versprechen lasse, bleibt zu erwägen, auch nach Befinden mit den Erben unter Vorhaltung der gegen ihre Angabe sprechenden Umstände darüber zu verhandeln, ob sie den Verkaufspreis als den zu versteuernden Werth anerkennen oder es auf eine gerichtliche Taxe ankommen lassen wollen. FMR. v. 13. Febr. 1863 III 1635 an d. PStD. in S. d. rc. Zm Allgemeinen muß nach den Umständen in jedem Spezialfalle besonders erwogen werden, ob der letzte Erwerbspreis eines Grundstückes den wirklichen Werth desselben angiebt, oder ob derselbe soweit in der Vergangenheit zurückliegt, daß es angemessen erscheinen möchte, den wahren Werth anderweit zu ermitteln. FMR. v. 24. Okt. 1870 III 16480 an d. KreisgerichtsKommission zu S. und zur Nachricht an d. Reg. in F. e. Für die Berechnung des von dem Substanz-Erben zu entrichtenden Erbschaftsstempels ist allein der Werth der Gegenstände zur Zeit des Erbanfalls, und zwar auch dann maßgebend, wenn die Erbschaft durch den, einem Dritten daran konstituirten Nießbrauch beschwert ist, und wenn auch ein Nachlaß-Grundstück inzwischen zu einem höheren Preise verkauft worden (da die Vor­ schriften der §§. 367, 368 Tit. 9 Th. 1 ALR. über den sofortigen Erwerb einer dem Erben an­ gefallenen Erbschaft weder durch §. 9 noch durch §. 16 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 alterirt werden). Erk. des OT. (1) v. 13. Juni 1864 (Entsch. B. 53 S. 293). Das Königliche Ober-Tribunal hat in dem Erkenntnisse vom 13. Juni 1864 (s. vorigen Absatz) angenommen, daß ein Erbe, weil ihm sein Erbtheil mit dem Tode des Erblassers anfällt, gleichviel, ob dasselbe ihm erst später, etwa nach dem Aufhören eines darauf haftenden Nießbrauchs, über­ geben wird, auch nur der Werth desselben zur Zeit des Anfalls am Todestage zu versteuern hat, daß er durch die Erbschaft nur um diesen Werth reicher wird und daß ein bis zur Uebergabe etwa entstandener Mehrwerth keinen erbschastlichen Erwerb bildet. Dieser Ansicht ist diesseits schon anderweit beigetreten worden. Es findet sich daher nichts dagegen zu erinnern, daß der Berech­ nung des Erbschaftsstempels in dem vorliegenden Erbfalle der Werth der zum Nachlasse gehörigen Objekte zur Zeit des Erbanfalls — 1837 — und nicht derjenige Werth zu Grunde gelegt wird, welcher den Interessenten bei der Beendigung des Nießbrauches im Jahre 1865 zugefallen ist. FMR. v. 19. Okt. 1866 III 21420 an d. Reg. in Pm. M. Zu §. 13 des Gesetzes (gleichlautend mit §. 12 des Gesetz-Entwurfs).

45. Motive: „Die aus §. 4.c des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 in §. 3.c der Ver­ ordnung vom 5. Juli 1867 [6etr. die Erhebung der Erbschastsabgabe in den neuen Landestheilen, GS. S. 1120] übernommene Vorschrift ist hinsichtlich der immerwährenden Nutzungen beibehalten, da die Kapitalisinmg nach dem Satze von 5 Prozent auch jetzt noch zutreffend erscheint. Im Uebrigen haben sich die gedachten Vorschriften seit langer Zeit schon als durchaus unzulänglich er­ wiesen. Den vorgetretenen Mängeln hat nur zum geringsten Theile durch Verwaltungsanordnungen Abhülfe geschafft werden können. Es ist deshalb eine durchgreifende anderweite Regelung dieses Gegenstandes nothwendig, worauf sich die Vorschläge in den §§. 12 u. ff. sdes Gesetz-Entwurfs, §§. 13 ff. des Gesetzes] beziehen. Vorab mag daraus hingewiesen werden, daß die vorzuschlagenden Normen ebensowohl auf die den Betrag der steuerpflichtigen Masse vermindernden Leistungen, als tuf die in demselben einbegriffenen Nutzungen u. s. w. gleichmäßig Anwendung finden, und daß folglich ein rein fiskalisches Interesse nicht vorherrscht. Bei periodischen Nutzungen und Leistungen ton unbestimmter Dauer bieten die obwaltenden Umstände oft genügende Anhaltspunkte für eine hinlängliche sichere Schätzung der muthmaßlichen Dauer. So z. B. wenn für die Zeit einer be­ stimmten Berufsstellung, oder eines sonstigen Verhältnisses, eine jährliche Rente ausgesetzt und die Dauer des betreffenden Verhältnisses zwar nicht absolut, aber doch regelmäßig auf einen sich gleich-

878

Lnhang. GrbschaftSstmergesetz re. [III. Anmerkungen rc. — N.—P. Zu §§. 14, 16, 18, 19 u. 80 bei Gesetze-. — Lnm. 46 bi» 48.]

bleibenden Zeitraum begrenzt ist. Zn derartigen Fällen liegt keine Veranlaffung vor, die Rücksicht­ nahme aus die wahrscheinlich längste Dauer der Nutzung oder Leistung auszuschließen, und die oft zu nicht gerechtfertigten Härten führende Regel der Kapitalisirung mit dem 12'/- fachen des ein­ jährigen Betrages festzuhalten." N. Zu §. 14 Absatz 1 des Gesetzes (gleichlautend mit §. 13 Absatz 1 des Gesetz-Entwurfs). 46. Motive: „Bei Leibrenten, Nießbrauchs-Rechten und ähnlichen Nutzungen oder Leistungen, deren Dauer von der Lebenszeit des Berechtigten oder einer anderen Person abhängt, ist für die Schätzung des Werthes das schon erreichte Lebensalter der betreffenden Personen von allgemein anerkannter entscheidender Bedeutung. Die im §. 13 des Entwurfs vorgeschlagene Abstufung der Multiplikatoren ist, mit den für den vorliegenden Zweck dienlichen Abrundungen, den in bekannten Tabellen nachgewiesenen Werthen von Leibrenten rc. für die verschiedenen Altersstufen nach Maß­ gabe der präsumtiven Lebensdauer angepaßt. Die Fassung der Bestimmung läßt keinen Zweifel darüber, daß die vorgeschriebene Schätzung sich ebensowohl auf den Fall bezieht, wo der Nieß­ brauch, die Rente u. s. w. erst letztwillig angeordnet sind, als auf den Fall, wo dieselben schon aus Grund früherer Disposition auf dem Nachlaffe hasten." 46. a. Wegen Anwendung der Bestimmungen des §. 14 Abs. 1 des Ges. auch aus Nieß­ brauchsanfälle aus der Zeit vor dem 1. Januar 1874 vgl. unten Anm. 77. O. Zu §. 16 des Gesetzes (gleichlautend mit §. 15 des Gesetz-Entwurfs). 47. Motive: „Die einfache Zusammenrechnung der Zahres-Beträge bei Nutzungen und Lei­ stungen aus eine bestimmte Reihe von Jahren ergiebt nicht den wirklichen Kapitalwerth für die maßgebende Zeit des Anfalles. Der gegenwärtige Werth der Nutzungen oder Leistungen künftiger Jahre ist vielmehr unter Annahme eines Zinsfußes von 5 Prozent durch Berechnung zu finden. Durch die Mittheilung einer geeigneten Tabelle wird diese Berechnung erleichtert werden. Daß der Maximalmerth einer gleichen immerwährenden Nutzung oder Leistung nicht überschritten werden kann, ist selbstverständlich. Für diejenigen nicht seltenen Fälle, in denen die aus bestimmte Zeit eingeschränkte Nutzung oder Leistung noch außerdem durch die Fortdauer des Lebens einer Person bedingt wird (z. B. bei einem bis zur Volljährigkeit eines Kindes vermachten Nießbrauche), tritt die Begrenzung durch den Maximalbetrag, welcher sich nach §§. 13 und 14 (des Gesetz - Ent­ wurfs, §§. 14 und 15 des Gesetzes) bestimmt, hinzu."

P. Zu §§. 18, 19 und 20 des Gesetzes. 48. Der §. 18 des Gesetzes ist gleichlautend mit §. 17 des Gesetz-Entwurfs. Der §. 19 deS Gesetzes hatte im §. 18 des Gesetz-Entwurfs folgende Fassung: „Trägt die Steuerbehörde Bedenken, die Werthangabe (§. 17 (des Gesetz-Entwurfs, §. 18 des Gesetzes)) als richtig anzunehmen, und findet eine Einigung hierüber mit den Steuerpflichtigen nicht statt, so wird die Steuer nach dem von der Steuerbehörde ermittelten Werthe erhoben. Die Kosten der Werthsermittelung fallen dem Steuerpflichtigen zur Last, werden ihm jedoch erstattet, wenn im Verwaltungswege oder im Rechts­ wege (§. 40) die Ermäßigung der Steuer auf den, dem angegebenen Werthe entsprechenden Betrag erfolgt." — Die Motive zu diesen beiden §§. lauten: „Tie Werthangabe des Steuerpflichtigen kann als zu niedrig beanstandet werden, ohne daß deshalb stets die Nothwendigkeit einträte, eine gerichtliche Taxe zu veranlassen, wozu in einzelnen Landestheilen überdies kaum die Möglichkeit gegeben ist. Die Steuerbehörde ist in vielen Fällen in der Lage, durch Benutzung anderer ihr zugänglicher Materialien (frühere Preise bei Veräußerungen, frühere Schätzungen, Preise gleichartiger Gegenstände, ermittelte Rein- und Nutzungs-Erträge für die Zwecke der Grund- und Gebäude­ steuer-Veranlagung u. s. w.) ausreichende Information zu gewinnen, um unangemessene Werth­ angaben zu berichtigen. Insoweit es hieran fehlt, wird auf sachverständiges Gutachten zurück-

Anhang. Erbschaftssteuergesetz

re.

[III. Ämnctungen ic. — Q. 3u §. 13 be# Gesetz eL. — Lmn. »e.) zugreifen sein, sofern nicht eine anderweite Einigung mit dem Steuerpflichtigen zu erzielen ist. Wie in denjenigen Fällen, wo der Steuerpflichtige einen geforderten Werthstempel oder die geforderte Erbschaftsabgabe in dem festgesetzten Betrage zu zahlen sich nicht verpflichtet glaubte, steht ihm nach §. 40 des Entwurfes [int Gesetz derselbe §.] auch ferner der Rechtsweg offen, falls seinen Einwendungen die verlangte Berücksichtigung bei den Verwaltungsbehörden versagt, oder die sofortige Anstellung der Klage von ihm vorgezogen werden sollte (vergl. Art. V Nr. 2 der Verordnung vom 16. Sept. 1867, GS. S. 1515) [s. S. 34 des Komm. Anm. 42. b]. Die Vorschrift im §. 3.e der Verordnung vom 5. Zuli 1867 (betr. die Erhebung der Erbschaftsabgabe in den neuen Landes­ theilen — GS. S. 1120), nach welcher der Werth von Bergwerks-Antheilen nach dem Gutachten der Ober-Berg-Aemter anzunehmen ist [ebenso nach §. 4.e des Stempelgesetzes vom 7. März 1822), erscheint überflüssig. Wenn der Werth von Bergwerks-Antheilen nicht anderweit feststeht, so wird allerdings auf sachverständiges Gutachten zurückgegangen werden müssen und als solches auch das Gutachten der Ober-Berg-Aemter dienen können, ohne daß es einer besonderen Bestimmung hier­ über bedarf" [vergl. S. 102, 103 des Komm. Anm. 3]. — Vergl. auch oben sub L Anm. 43. 49. Wegen analoger Anwendung der Bestimmungen des §. 20 des Gesetzes auch auf Schenkungen unter Lebenden, s. oben Anm. 10. g. Q.

Zu §. 23 Absatz 1 des Gesetzes (§. 22 des Gesetz-Entwurfs).

50. Statt der Eingangsworte im Gesetz „unsichere Forderungen" heißt es im Gesetz-Ent­ wurf: „Forderungen, welche erweislich unsicher sind"; ferner sind die Worte im Gesetz „entsprechende Nachforderung oder Erstattung der Steuer" an die Stelle der Worte im Entwurf „entsprechende Steuernachforderung" getreten. Absatz 2 im §. 23 des Gesetzes fehlt im §. 22 deS Entwurfs. Motive: „§. 22 entspricht dem §. 2.c der Verordnung vom 5. Zuli 1867 mit der keiner weiteren Rechtfertigung bedürfenden Modifikation, daß die Versteuerung hinsichtlich des von dem Steuer­ pflichtigen selbst angegebenen Werthes sofort erfolgen kann, wenn auch die Berichtigung des Werth­ ansatzes vorbehalten wird. Was von unsicheren Forderungen verordnet wird, muß gleichmäßig auch von anderen, zur sofortigen Werthermittelung nicht geeigneten Gegenständen l streitigem Eigen­ thum u. dgl.) gelten." [Der citirte §. 2.c der für die neuen Landestheile erlassenen Verordnung vom 5. Zuli 1867 (GS. S. 1120) bestimmt, gleichlautend mit §. 9.c des Stempelgesetzes vom 7. März 1822: „Unsichere Forderungen kommen mit einem muthmaßlichen Werthe in Rechnung, den der Erbe in Vorschlag bringt. Findet die Steuerbehörde den vorgeschlagenen Werth zu niedrig, so kann sie den Umständen nach auch die Erhebung der Erbschaftsabgabe (des Erbschaftsstempels) vom Betrage solcher Forderungen bis zum Ausgange derjenigen Verhandlungen aussetzen, von welchen deren Bezahlung abhängt)." Der Bericht der Kommission des Hauses der Abgeordneten lautet: „Zu §. 23 wurden zunächst die Worte: „welche erweislich unsicher sind" vom Referenten bemängelt, und vorgeschlagen, dafür zu setzen: „unsichere Forderungen". Der Regierungskommissar bemerkte, daß der Zusatz „erweislich" neu, und aufgenommen sei, um sofort erkennbar zu machen, daß nackte Behauptungen nicht genügen. Allseitig wurde anerkannt, daß ein strikter Beweis nicht verlangt werden dürfe. Um dies kennt­ lich zu machen, wurde von anderer Seite vorgeschlagen, zu sagen: „Forderungen, von denen der Steuerpflichtige behauptet und wahrscheinlich macht, daß sie unsicher". Zn Betreff dieses Punktes wurde schließlich der Vorschlag des Referenten angenommen. Eine längere Diskussion fand sodann darüber Statt, ob nach dem Vorschlage der Regierung dem Steuerpflichtigen eine Verpflichtung, überhaupt eine Werthsangabe zu machen, auferlegt werden könne, und ob der Steuerfiskus berech­ tigt sein solle, die Steuer nach dieser Werthsangabe zu berechnen, ohne seinerseits dieselbe anzu­ erkennen. Der Referent wollte eine solche Verpflichtung der Steuerpflichtigen nicht zugestehen und schlug vor, die ganze Steuer-Regulirung, wenn eine Einigung nicht stattfinde, auszusetzen. Von

880

Anhang. ErbschastSsteuergesetz rc. [in. Anmerkungen rc. — Q. Zu tz 23 bei Gesetze». — Ln«. 51.]

anderer Seite wurde diese Aenderung gebilligt, weil unter Umständen, namentlich bei „anderen zu sofortigen Werthsermittelungen nicht geeigneten Gegenständen", wohin nach der Auskunft deRegierungs-Kommissars auch streitige Forderungen zu rechnen, eine solche Werthsangabe häufig unmöglich, jedenfalls den Steuerpflichtigen nicht verwehrt werden könne, den Gegenstand als ganz werthlos zu bezeichnen, auch Werthsangaben als Vergleichsvorschlag in Erwartung der Annahme gemacht, und von dem Steuerfiskus mit dem Vorbehalt der Nachforderung angenommen und ver­ steuert werden könnten, während sich später die gänzliche Werthlosigkeit des Gegenstandes heraus­ stelle. Von dem Regierungs-Kommissar und aus der Mitte der Kommission wurde darauf Gewicht gelegt, daß die Verpflichtung des Steuerpflichtigen zu Werthsangaben eine ganz allgemeine und unbedingte sei, und daß, diese vorausgesetzt, der Steuerpflichtige auch an seine eigene Werthsangabe gebunden sein muffe. Um jedoch den Fall eines sich später ergebenden Minderwerths mit berück­ sichtigen zu können, wurde aus der Mitte der Kommission der Vermittelungs-Antrag gestellt, in der Regierungs-Vorlage an Stelle der Worte: „entsprechende Steuernachforderung" zu setzen: „ent­ sprechende Nachforderung oder Erstattung der Steuer". Mit diesem und dem oben erwähnten An­ trage des Referenten wurde schließlich der ganze Paragraph angenommen." 61. Frühere Entscheidungen in Betreff unsicherer Forderungen: a. Der Vorschrift des §. 9 lit. c des Stempelgesetzes [f. oben in Anm. 39] kann, da sie der Steuerbehörde, falls sie den vom Erben vorgeschlagenen Werth unsicherer Aktiva zu niedrig findet, nur freistellt, den Umständen nach die Erhebung des Erbschaftsstempels vom Betrage solcher For­ derungen bis zum Ausgange derjenigen Verhandlungen auszusetzen, von welchen deren Bezahlung abhängt, nicht die Deutung gegeben werden, daß die Steuerbehörde den Werth der ausstehenden Forderungen festzustellen, und danach, mit Vorbehalt der Rechte des Erben für den Fall eines ungünstigen Erfolges bei der Einziehung, den Erbschaftsstempel zu berechnen und einzuziehen befugt sei. ES kann von dem Erben vielmehr nur verlangt werden, daß er bestimmt angebe, welche Aktiva er für unsicher hält, und muß dann, insofern er gar keinen Werth angeben zu können behauptet, der Fall in der Erbschaftsstempel-Tabelle fortgeführt werden, bis auf die von Zeit zu Zeit von den Erben an Eidesstatt zu erfordernden Manifestationen sich ergiebt, ob die Aktiva sicher sind, ob sie insbesondere regelmäßig verzinset werden, und ob zu ihrer Einziehung Maßregeln nicht genommen sind. FMR. v. 1. Zuni 18*27 III 10510 an d. PStD. in Kg. (SK.). b. Die Anfrage anbelangend, ob die beiden von dem Erben als uneinziehbar angegebenen Nachlaßforderungen von der Versteuerung ausgeschloffen bleiben können, so mögen Sie, wenn Sie von deren Werthlosigkeit Ueberzeugung genommen haben, in die Absetzung derselben von der Masse willigen, und so auch in künftigen Fällen verfahren. So lange aber die Uneistziehbarkeit nicht dargethan ist, muß die Versteuerung ausgesetzt und die Führung des diesfälligen Nachweises ver­ langt werden. FMR. v. 20. Dez. 1858 III 27717 an d. PStD. in S. c. Zn der Nachlaßsache der im November v. Z. verstorbenen Ehegattin des Amtsraths U. muß bei der Ansicht stehen geblieben werden, daß der U., welcher die Illaten der Erblasserin mit 37776 Thalern verschuldet und nunmehr deren Erbe geworden ist, gesetzlich diese ganze Summe zu 1 Prozent zu versteuern habe, indem die Vorschriften im §. 9.c. des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 [f. oben in Anm. 54] hier nicht Platz greift. Unsichere Forderungen, von denen in dieser gesetzlichen Vorschrift die Rede ist, setzen einen Nachlaßschuldner voraus, von welchem der Erbe keine oder keine vollständige Befriedigung glaubt erlangen zu können. Im vorliegenden Falle aber ist Schuldner und Erbe dieselbe Person und die Berichtigung der vollen Schuld von selbst dadurch bewirkt, daß der bisherige Schuldner nun auch Gläubiger geworden ist rc. FMR. vom 24. Dez. 1859 III 28786 an d. Reg. in F. d. Die beiden Forderungen des Nachlaffes an den K. von 686 Thalern und an den S. von

Anhang.

[IIL Inmntunflen rc. — L. Zu

Erbschasttsteuergesrtz >5

jc.

Lbs. l u. 1 bei Ges. — An». SS.»., 5*.b.)

1200 Thalern sind alS uneinziehbar außer Versteuerung gelaffen.

Da jedoch diesen Schuldnern

nach dem Testamente des Erblassers Legate in Höhe von 300 resp. 200 Thalern vermacht sind, wegen deren sie durch Ueberweisung eines Theils der Forderungen des Nachlaffes an sie ihre Be­ friedigung erhalten haben, so werden diese beiden Außenstände mindestens in Höhe der Legate dem Nachlasse hinzutreten und versteuert werden müssen.

Es sind daher zu 8 resp. 4 Prozent 28 Thaler

Erbschastsstempel nachträglich aus der Nachlaßmasse, welche für den ganzen Stempel verhaftet ist (§. 16 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822), zu lösen. Rev.-Prot. des FM. v. 24. Zan. 1862, betr. die Erbsch. - Stemp. - Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Stettin für das 1. Tertial 1861, Mon. 9. R.

Zu §. 25 Absatz 1 und 2 des Gesetzes (§. 24 des Gesetz-Entwurfs).

52. a. Motive: „rc. Die anderweite, im § 13 des Entwurfs [§. 14 des Gesetzes) vorgeschlagene Werthbestimmung der lebenslänglichen Nutzung ebnet den Weg, um den einfachen Grundsatz durch­ zuführen, daß bei sofortiger Versteuerung der für die Nutzung berechnete Werth von dem vollen Werthe des Gegenstandes in Abzug gebracht und nur für den Rest von dem Substanzerben die Steuer zu entrichten ist.

Eine Unterscheidung eintreten zu lassen, je nachdem das Nutzungsrecht

erst durch letztwillige Verordnung konstituirt ist, oder schon vorher bestand, liegt keine Veranlassung vor.

Der zweite Satz des §. 24 [be8 Entwurfs, §. 25 Absatz 2 des Gesetzes) regelt die Behandlung

der gewöhnlichen fideikommissarischen Substituten in Uebereinstimmung mit den seit jeher in der Praxis herrschenden Grundsätzen".

52. b. Nach der Erklärung des Regierungs-Kommissars bei Berathung des Erbschafts­ steuer-Gesetzes im Abgeordnetenhause (Sitzung vom 22. Februar 1873, Stenograph. Bericht S. 1144) hat daS Gesetz in den Bestimmungen des §. 25 Abs. 1 den Fall vor Augen, daß zwei steuer­ pflichtige Erben aufeinander folgen, oder daß mindestens der erste steuerpflichtig ist, und dieser erste steuerpflichtige Erbe während seines ganzen Lebens nichts von dem ihm zugefallenen Gut gehabt hat, well der Genuß einem Dritten zustand. Es soll dann der Fall so angesehen werden, als ob der zweite Erbe gleich dem ersten Erblasser gefolgt wäre, also der erste steuer­ pflichtige Erbe soll übersprungen und der zweite so behandelt werden, als ob er an seine Stelle getreten wäre. Nicht anwendbar soll diese Bestimmung sein, wenn es sich um einen ersten steuer­ freien Erben handelt, insbesondere also, wenn der erste Erbe steuerfrei ist und demnächst erst ein steuerpflichttger Erbe, ein Geschwister deS ersteren, eintritt. Seitens der Regierung war hiernach für den Fall, daß ein überlebender Ehegatte im Besitz und Genuß des ganzen EhevermögenS verbleibt und während dessen durch den Tod eines Kindes ein Anfall an dessen Geschwister eintritt, die obige Bestimmung des §.25 deS ErbschaftssteuerGesetzes für nicht zutteffend erklärt. Don dem Abgeordnetenhause wurde daher folgender Zusatz zu diesem Paragraphen beschlossen: „Wenn ein überlebender Ehegatte kraft elterlichen Nießbrauchs oder mit den Kindern fortgesetzter Gütergemeinschaft im Besitz des Ehevermögens bleibt, so findet eine Ver­ steuerung des während der Dauer dieses Verhältnisses durch den Tod eines Kindes an dessen Geschwister oder deren Descendenten gelangenden Anfalls nicht statt." Nachdem sich die Regierung indeß hiergegen erklärt und auch das Herrenhaus dem Beschlusse deS Abgeordnetenhauses nicht zugestimmt hatte (Stenogr. Ber. S. 1334, 1834, 1836), ist der Zusatz in der Sitzung vom 9. Mai 1873 (a. a. O. S. 1846) fallen gelassen. Dagegen ist die Bestimmung im 2. Absatz des §. 38 des Gesetzes ss. oben S. 660] schließlich angenommen.

Danach ist, wenn ein

überlebender Ehegatte mit den Kindern dieGütergemeinschaft fortsetzt, nach dem Tode eines Kindes der Anfall an dessen Geschwister resp. deren Descendenz hinsichtlich des von dem erstver­ storbenen Ehegatten herrührenden Vermögens steuerpflichtig. Dasselbe muß nunmehr auch von dem

Hoyer u. Gaupp, Stempelfteuergesetzgebung. 4. Sufi.

56

882

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz rc.

[m. Anmerkungen rc. — B. Zu §. 25 Abs. 1 u. 2 bet Ges. — An« 53 bi« 56.]

ganz analogen Falle gelten, wenn ein überlebender Ehegatte auf Grund einesTestaments im Besitz und Genuß des ganzen Vermögens verbleibt, und dann ein Kind verstirbt. Hierin wird selbst dann nichts geändert, wenn dem überlebenden Ehegatten nicht blos das Nießbrauchs-, sondern auch das Verbrauchsrecht zusteht. 53. Wegen der Art der nach dem Schlußsatz des Abs. 1 dieses Paragraphen evt. zu bestellenden Sicherheit vergl. unten Anm. 59.a. 54. Wegen Anwendbarkeit der Bestimmungen des §. 25 Abs. 1 des Gesetzes a) auf Schenkungen unter Lebenden, s. oben Anm. 10. e. u. f; b) auf Nießbrauchsanfälle aus der Zeit vor dem 1. Januar 1874, s. Anm. 77. 55. Wegen des Falles, wenn ein fideikommissarisch substituirter Erbe schon bei Lebzeiten des Fiduziars von dem letzteren eine Summe Geldes erhält, welche einen Theil des mit der Substitution behafteten Nachlasses bildet, s. oben Anm. 14. m. 55. a. Wegen des bei einem Fideikommiß in id quod supcrerit aus dem Verkauf der Nach­ laßgegenstände gezogenen Gewinns, s. unten Anm. 58. 56. Frühere Entscheidungen in Betreff fideikommissarischer Substitutionen auf den Ueberrest: a. Der Hinterbliebenen Wittwe ist der Nießbrauch des ganzen Nachlaffes mit der Berech­ tigung, auch über die Substanz zu verfügen, vermacht. Was nach ihrem Tode noch vorhanden sein wird, fällt an Seitenverwandte. Unter diesen Umständen mußte die Wittwe, wie geschehen, den Substanzstempel entrichten. Dagegen durfte von den fideikommiflarisch substituirten Seiten­ verwandten ein Erbschaftsstempel zur Zeit nicht erlegt werden, da es ganz unbestimmt ist, was sie dereinst erben werden. Eine Ermäßigung der ihnen dereinst erst zufallenden Erbtheile nach dem Reskript vom 4. Sept. 1837 sCB. 1859 S. 144 v. KA. B. 21 S. 621] ist unzulässig. Rev.-Prot. des FM. v. 9. Febr. 1857, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tab. im Bezirk des Appell.-G. zu Greifswald für das 3. Tertial 1854, Mon. 3. b. Nach den gesetzlichen Vorschriften ist der Erbschaftsstempel von demjenigen Betrage zu entrichten, um welchen der Erbe durch den Anfall der Erbschaft reicher geworden ist. Bei der unbeschränkten Tispositionsbefugniß, welche Ihnen durch das Testament vom 22. Dez. 1844 über den ganzen Nachlaß Ihrer verstorbenen Ehegattin eingeräumt worden, kann aber nicht wohl ver­ kannt werden, daß die zuvor erwähnte Bedingung in Bezug auf den ganzen Nachlaß zutrifft. Ohne Einfluß erscheint hierbei die Bestimmung, daß das Testament int Falle Ihrer etwaigen Wiederverheirathung seine Gültigkeit verlieren soll, da die Verpflichtung zur Berichtigung des Erb­ schaftsstempels lediglich durch den Erbschaftsantritt bedingt ist, überdies aber jene Bestimmung nur einen Fall zum Gegenstände hat, deffen Verwirklichung oder Beseitigung von Ihrer eigenen Entschließung abhängig ist. Hiernach kann dem Gesuche, daß der Erbschaftsstempel nur von dem vierten Theile des Nachlaffes erhoben werde, nicht entsprochen werden. FMR. v. 31. März 1849 UI 6371 an d. R. und zur Nachricht an d. Reg. in F.; der Antragsteller hatte geltend gemacht, daß, falls er zur anderweitigen Ehe schreite, er nach dem Testament verpflichtet sei, seinen drei Kindern die diesen angefallenen drei Erbschaftsantheile herauszuzahlen resp. sicherzustellen, daß daher nicht der ganze Nachlaß, sondern nur der vierte Theil deffelben zu seinem unbeschränkten Eigenthum gehöre. c. Auf Grund der letztwilligen Anordnung der Erblafferin erscheint der Wittwer berechtigt, bis zu seiner Wiederverheirathung den Nachlaß zu verbrauchen. Ob er von dieser Befugniß wirklich Gebrauch macht oder nicht, ist auf die ©teuerfrage ohne Einfluß. Es bewendet hiernach bei der erfolgten Lösung des Substanzstempels vom ganzen Nachlaß Seitens des Wittwers. Rev.-Prot. des FM. v. 28. Dez. 1870, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frankfurt a. d. O. für das 3. Tertial 1869, Mon. 79; in dem Testamente hatten die Eheleute angeordnet.

Anhang.

ErbschastSsteuergrsetz re.

[I1L Enmcrtmtgoi tc. — B. 3n §. S5 Lbs. I u. > brt Ges. — Erna. *6.] daß der Ueberlebende und das erzeugte Kind und die noch zu zeugenden Kinder den ganzen Nachlaß de- zuerst Versterbenden überkommen sollen; der überlebende Ehegatte soll jedoch, so lange er nicht zur zweiten Ehe schrettet, in welchem Falle eine Erbtheilung eintreten muß, in unbeschränktem Gebrauch und uneingeschränkter Benutzung der ganzen Verlaffenschast bleiben, und es sollen daKind oder die Kinder erst nach dem Tode des zuletzt Versterbenden das alsdann noch vorhandene beiderseittge Vermögen erhalten. d. Die Hinterbliebene Wittwe P. ist, da nach dem Testament nur dasjenige den substituirten Erben zufallen soll, was nach dem Tode der Wittwe von dem Nachlasse noch vorhanden sein wird, als Substanzerbin anzusehen und hat den Substanz-Erbschastsstempel zu entrichten, wogegen die substituirten Erben zur Zeit weder einen Erbschaftsstempel zu lösen noch sicher zu stellen haben. Daß die Wittwe, nachdem der Erblasser bereits am 6. März verstorben war, am 14. August desselben Jahres ihrem Erbrechte theilweise entsagt hat, indem sie sich nicht als Substanz-, sondern als Nießbrauchs-Erbin betrachtet wissen will, darauf läßt sich kein Gewicht legen, indem der Erb­ anfall für die Verpflichtung zur Stempellösung entscheidend ist. FMR. v. 24. Okt. 1858 XII 23816 an d. PStD. in S. — Vergl. oben Snnt. 28. c. e. Bei der testamentarischen Anordnung der Erblasserin, wonach ihre Schwester als Nieß­ brauchserbin, wenn sie Noth leiden sollte, auch berechtigt ist, die Substanz für sich zu verwenden, ist der Substanz-Erbschaftsstempel mit Recht erhoben. Dagegen war von der dieser substituirten Erbin zur Zeit noch kein Erbschastsstempel zu erlegen. PStD. in S.

FMR. vom 7. Aug. 1858 III 17557 an b.

f. Bei einer gemeinrechtlichen fideikommiffarischen Substitution auf den Ueberrest — fideicommissum ejus quod superfuturum erit — ist der Fiduciar als Substanzerbe anzusehen.

Auch

kommt für die Berechnung des Erschaftsstempels nicht derjenige Betrag, über welchen der Fiduciar wirklich disponirt, in Bettacht, sondern es ist derselbe um diejenigen drei Viertheile des Nachlasses, über welche er nach gemeinem Recht unter Lebenden wie ein wahrer Eigenthümer disponiren darf, im Sinne deS § 9. a des Stempelgesetzes v. 7. März 1822 [f. Komm. S. 182] wirklich reicher geworden. Erk. des OT. (1) v. 24. Mai 1872 (Entsch. B. 67 S. 167, Stt. A. B. 85 S. 172). In dem diesen Fall betreffenden, in 2. und 3. Instanz bestättgten Erkenntnisse 1. Instanz heißt es u. A.: gehe die Restitutionspfiicht nur auf den Ueberrest, so könne der Fiduciar drei Viertel der Erbschaft nach Belieben verbrauchen und sei nur verpflichtet, dem Fideikommissar ein Viertel übrig zu lassen, dürfe aber selbst letzteres im Fall der Noth für sich verbrauchen.

Bei dieser rechtlichen Stellung

und ausgedehnten Dispositionsbefugniß des Fiduciars, welche in Ansehung des Klägers durch die Einräumung der streun und uneingeschränkten Disposition unter Lebendigen über die Substanz noch erweitert sei, treffe die Ansicht des Klägers, daß er nur als Nießbraucher des MuttererbtheileS seiner Kinder anzusehen sei, in keiner Weise zu; der Kläger sei vielmehr durch den Empfang der Erbschaft mindestens um den Bettag von drei Viertheilen derselben wirklich reicher geworden, da er diese Quote der Erbschaft beliebig verbrauchen dürfe. Er habe also nach den §§ 9. a und 16 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 [f. Komm. S. 222] von diesem Theil des Nachlasses die tarif­ mäßige Erbschafts-Stempel,Steuer und zwar jetzt schon zu entrichten und ein Mehreres sei von ihm nicht gefordert worden. — In den Entscheidungsgründen des Ober-Trib. heißt es alsdann noch: ES kann dahingestellt bleiben, ob nach gemeinem Rechte der Fiduciar bei einer nicht auf den Ueberrest beschränkten fideikommiffarischen Substitution als wirklicher Eigenthümer des Nachlasses anzusehen ist, obwohl auch die Bejahung dieser Frage bei den neueren Schriftstellern auf kein Bedenken stößt (Arndt's Pandekten 5. Aufl. §. 584). Jedenfalls unterliegt bei einem fideicommissum ejus, quod super­ futurum erit die Eigenschaft des Fiduciars als Substanz-Erben nicht dem geringsten Zweifel. Die Novelle 108, welche speziell von einer solchen fideikommiffarischen Substitution handelt, sagt ausdrücklich: „daß der mit dem Fideikommisse Beschwerte den Erbtheil, auf welchen er ein56*

884

Anhang.

Erbschastssteuergesetz re.

[in. Anmerkungen ic. — 8. Zu §. 26 bei Gesetzes. — Lnm. 57.] gesetzt worden, blos bis zur Falcidia aufbewahren muffe und durchaus nichts davon, d. h. von der Falcidischen Quart, vermindern dürfe; denn es sei hinreichend, wenn der Erbe drei Theile habe, dem Anderen aber blos der vierte Theil hinterlaffen werde". Zn Betreff der DiSpositionsbefugniß aber, welche die Novelle 108 im Kapitel 1 dem Fiduciar über die erwähnten drei Viertheile einräumt, heißt es daselbst: „daß alles Uebrige (nämlich bis auf die Falcidia) in seiner Gewalt bleibe, so daß er die Befugniß habe, sich deffelben nach Belieben zu bedienen, wie dies den wahren Eigenthümern (perfectis dominis) zukomme", rc. Zm vorliegenden Falle steht nun unangefochten fest, daß der Erbschaftsstempel nur von drei Vierteln des Nachlaffes berechnet und vom Kläger eingefordert worden ist. Daß Kläger um diese drei Viertheile des Nachlaffes im Sinne des §. 9. a des Stempelgesetzes vom 7. März 1822 wirklich reicher geworden, kann mit Rücksicht auf die demselben im Testament eingeräumte Dispositionsbefugniß nicht bezweifelt werden, rc. 8. Zu §. 26 des Gesetzes (§ 25 des Gesetz-Entwurfs). 57. Auf die Vorstellung vom 4. November v. Zs. wird Ihnen eröffnet, daß Zhre Remon­ stration gegen die Verfügung des Zustizministers vom 12. August v. Zs. in Betreff der Berech­ nung des von den B.'schen Erben zu entrichtenden Erbschaftsstempels, im Einverständniffe mit dem Herrn Finanzminister nicht für gerechtfertigt erachtet werden kann. Bei der Berechnung des Erbschafts­ stempels kann lediglich der Gesammtwerth der bei dem Tode des Erblaffers vorhanden gewesenen Vermögensmaffe im Ganzen in Betracht gezogen werden. Zm vorliegenden Falle ist nach dem Tode des Peter B. der Werth seines Nachlaffes auf 7,395 Thlr. 5 Sgr. 8 Pf. und nach Abzug eines daraus zu entrichtenden Legats von 300 Thlr. auf 7,095 Thlr. 5 Sgr. 8 Pf. festgestellt, und von dem letzteren Betrage Seitens der Substanz-Erben der Erbschaftsstempel gelöst worden. Nach dem Tode der Wittwe B. dagegen und dem Aufhören des chr testamentarisch eingeräumten Nieß­ brauches an dem Nachlaffe ihres verstorbenen Ehemannes ist der Werth des gesammten zu jener Zeit vorhanden gewesenen Vermögens aus 20,167 Thlr. 20 Sgr. und nach Abzug einer daraus zu entrichtenden Schenkung im Bettage von 1,333 Thlr. 10 Sgr. auf 18,834 Thlr. 10 Sgr. aus­ gemittelt worden. Hiervon war der obige als Nachlaß des Ehemannes festgestellte Geldbettag von 7,095 Thlr. 5 Sgr. 8 Pf., an welchem der Wittwe Besitz und Nießbrauch zugestanden hatte, ab­ zurechnen, der Rest aber mußte als der zu versteuernde Werth des Nachlaffes der Wittwe B. bettachtet werden. Wollte man bei derarttgen Erbfällen auf eine spezielle Vergleichung der einzelnen Titel der von den Erben beigebrachten und der Erbschastsstempel-Berechnung zum Grunde liegenden Inventarien eingehen und danach zu ermitteln suchen, ob und inwieweit die bei dem Tode des erst­ verstorbenen Ehegatten verzeichneten Gegenstände bei dem Absterben des andern noch vorhanden gewesen seien und wie sie sich im Werthe verändert haben, so würde dies in den meisten Fällen zu unlösbaren Bedenken und Schwierigkeiten führen. Zn dem gegenwärtigen Falle tritt eine Ver­ schiedenheit der beiden Inventarien in fast allen Rubriken hervor, nur die im Titel 1 aufgeführten Grundstücke sind ihrem Bestände nach dieselben geblieben. Dagegen ist der Werth der Grundstücke bei der Erbschastsstempel-Berechnung nach dem Tode des Ehemanns Peter B., im Jahre 1841, auf 13,500 Thlr., nach dem Tode der Wittwe B., im Jahre 1876, auf 18,000 Thlr. angenommen, indem bei der ersten Werthsannahme der neueste aus dem Hypothekenbuche ersichtliche Erwerbungs­ preis, bei der zweiten der Preis, für welchen die Erben die Grundstücke kurz nach dem Tode der Wittwe B. veräußert haben, zum Grunde gelegt worden ist. Es muß vermuthet werden, daß in beiden Fällen die Annahme dem wahren Werthe der Grundstücke entsprach. Die Behauptung aber, daß die in der Zeit vom Jahre 1841 bis zum Jahre 1856 eingetretene Erhöhung des Werths lediglich durch eine Veränderung der Konjunkturen herbeigeführt worden sei, ist gänzlich unerwiesen geblieben und wird sich auch schwerlich erweislich machen lassen. Es ist ebenso gut möglich, daß

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz re.

[IIL SnnertungcB x. — 8. 3u §. 26 bei »esetzei. — Hnm. 57.», 57.b.]

die Wertherhöhung durch Verbesserungen hervorgebracht ist, welche die Wittwe während chrer Befitzzeit an den Grundstücken vorgenommen hat und hinsichtlich deren ihr. ben Erben ihres ver­ storbenen Ehemannes gegenüber, wenigstens das jus tollendi gemäß §. 130, Tit. 21 ALR. zustand. Die letztere Annahme findet sogar darin noch eine besondere Unterstützung, daß die Wittwe B. in ihrem Kodizill vom 1. August 1855 selbst erklärt, den Erben ihres Ehemannes werde es wohl bekannt sein, wie sehr sie es sich habe angelegen sein lasten, das von dem Manne hinterlassene Vermögen zu erhalten und zu vermehren. Keinenfalls kann durch die Behauptung, daß die Werths­ erhöhung in Ansehung der Nachlaßgrundstücke blos durch die Konjunkturen herbeigeführt worden sei, eine Aenderung der von dem Stempelfiskal nach richtigen Grundsätzen angelegten Berechnung des Erbschaftsstempels motivirt werden. — Unrichtig ist auch die in Ihrer Eingabe aufgestellte Ansicht, daß nach dem in der Verfügung vom 12. August ausgesprochenen Grundsätze die Zurück­ zahlung eines Theiles des früher erlegten Erbschaftsstempels erfolgen mußte, wenn das gemeinschaft­ liche Vermögen der B.'schen Eheleute sich zur Zeit des TodeS des Peter B. auf einen höheren Betrag belaufen hätte, alS das Vermögen bei dem Absterben der Wittwe B. betrug.

Die Be­

rechnung würde vielmehr in einem solchen Falle ganz ebenso angelegt worden sein, wie jetzt, und der Unterschied hätte lediglich darin bestanden, daß der Nachlaß der Wittwe B., nicht der deS re. Peter B., auf einen geringeren Betrag

festzustellen gewesen wäre.

Bei der Verfügung vom

12. August v. Js. muß es hiernach sein Bewenden haben. ZMR. v. 3. März 1859 an den Zustizrath W. in T., mitgetheilt dem PStD. in D. durch FMR. v 17. März ej. a. III 5999. — Bergl. die Anm. 58.

67. a.

Die Bestimmungen in § 26 des Erbschaftssteuergesetzes beziehen sich insbesondere auf

die steuerliche Behandlung der Erbanfälle aus solchen gemeinschaftlichen Testamenten von Ehegatten, in welchen zunächst die Vererbung der Substanz des Nachlasses des zuerst verstorbenen Ehegatten auf den Ueberlebenden angeordnet ist.

Ungeachtet der zuletzt verstorbene Ehegatte zunächst Erbe

der Substanz des Nachlasses des früher verstorbenen geworden ist, soll bei Berechnung der Erb­ schaftssteuer für die, auf der gemeinschaftlichen letztwilligen Verfügung beruhenden, Anfälle daS Verhältniß des Bedachten zu dem ihm am nächsten Verwandten der verstorbenen Ehegattm maß­ gebend sein, sofern der Nachlaß dieses nächstverwandten Ehegatten reicht.

FMR. v. 5. Dez. 1878

111 8845 (Khm. S. 322).

67. b.

Der Gymnastaldirektor a. D. Professor Dr. M. und seine Ehegattin geb. K. haben,

wie Ew. rc. auf die Eingaben vom 10. u. 19. v. Mts. erwidert wird, nach vorangegangener gegen­ seitiger Erbeseinsetzung, unter C. I des wechselseitigen Testaments vom 8. Februar 1872 gemein­ schaftlich bestimmt, daß das von ihrem Vermögen nach dem Tode des Letztversterbenden noch vorhandene Kapital und baare Geld mit einem Drittheil den gesetzlichen Erben des Erstverstorbenen und mit zwei Dritthellen ben gesetzlichen Erben des Letztverstorbenen zufallen solle.

Es hat demnach

jeder der bethen Erblasser, ungeachtet der vorangegangenen Einsetzung seines Ehegattm zu Erben, noch über sein bisheriges eigenes Kapital- und Baar-Vermögm, soweit dasselbe von dem ersteingesetzten Erbm nicht verbraucht sein möchte, zu Gunsten der Nacherben verfügt, ohne jedoch bestimmte Personm ausschließlich zu seinen Nacherbm zu berufen.

Es findet somit auf dm vorliegendm

Fall die Bestimmung im §. 26 des Erbschastssteuergesetzes vom 30. Mai 1873 Anwendung, wonach, wenn Ehegatten in einer gemeinschaftlichen letztwilligen Verfügung Verwandte des einen oder beider Gatten zu Erben einsetzen und es zweifelhaft bleibt, von welchem der Testatoren der Anfall erfolgt ist, angmommen wird, daß der Anfall von dem dem Steuerpflichtigen am nächstm ver­ wandten Ehegatten erfolgt sei, soweit dessen Vermögen reicht. Die Steuer-Verwaltung bedarf hiemach einer getrennten Angabe des jedem der bethen Erb­ lasser gehörig gewesenen Baar- und Kapital-Vermögens in dem Zustande am Todestage der letztverstorbenm Frau Wittwe, weil sonst, soweit daS Eigmthum an dm einzelnm BermögmSgegen-

886

Änfywg.

Erbschaftssteuergesetz rc.

(HI. «mnertung« rc. — r. Zu §. 97 »bf. 1 u. 3 be* Gesetzes. — Lnm. 59.*.] ständen zweifelhaft sein möchte, diese letzteren nach der weiteren Anordnung des angezogenen Gesetzesparagraphen je zur Hälfte dem unzweifelhaften Nachlasse jedes Ehegatten hinzugerechnet traben müßten. Ihren Anträgen auf eine den vorgedachten Grundsätzen nicht entsprechende Behandlung der beiden Erbfälle kann nicht stattgegeben werden.

FMR. v. 18. Dezember 1884 UI 15039 an den

Oberlehrer Dr. K. in Cottbus, mitgetheilt dem PStD. in B. 57. c. Korrespektive Testamente können nicht widerrufen werden. 24. Februar 1882 (Entsch. i. Civils. Bd. 6 S. 174). 58.

Erk. des RGer. vom

Bei einem Fideikommiß in id quod supererit fällt der aus dem Verkauf der Nachlaß­

gegenstände gezogene Gewinn nicht dem Fiduziar, sondern oem Nachlaß zu.

Dieser Grundsatz ist

auch für die Berechnung der Erbschaftssteuer maßgebend. Erk. des OT. (I) v. 17. Dezember 1877 in Sachen der Scharnweber'schen Erben wider den Fiskus. (Bisher nicht abgedruckt.)') T.

Zu §. 27 Absatz 1 und 3 des Gesetzes (gleichlautend mit § 26 Absatz 1 und 3 des Gesetz-Entwurfs). 59. a.

Bei sicherzustellenden Ansprüchen aus dem Erbschaftssteuergesetze vom

30. Mai 1873 handelt es sich, wie Ew. rc. auf den Bericht vom 3. v. M. Nr. 8 erwidert wird, nicht eigentlich um die Kreditirung bestimmter, feststehender und fälliger Steuern. Der Anspruch auf Sicherstellung entspringt vielmehr überwiegend aus bedingten und aus solchen Anfällen, deren Versteuerung bis zur Vereinigung der Nutzung mit der Substanz ausgesetzt werden muß. In Betreff derartiger Anfälle bestimmt das Gesetz in den §§. 25 und 27, daß die Sicherheit aus der steuerpflichtigen Maffe zu leisten sei und daß diese ganze Maffe für die Steuer hafte.

Zn

Fällen der Sicherstellung von bedingten Ansprüchen und von Ansprüchen anderer Art wird dies ') Aus den Gründen: Die Fräulein Scharnweber und Pauly haben im §. 1 des Erbvertrages vom 18. Dezember 1846 einander zu Universalerbinnen eingesetzt. Fräulein Scharnweber starb zuerst, daher ererbte Fräulein Pauly deren Vermögen. Zn *§. 3 des gedachten Erbvertrages be­ stimmten die Kontrahentinnen ferner, daß der gesammte Nachlaß der Ueberlebenden zur Hälfte den nächsten Zntestaterben oder Testamentserben der zuerst Verstorbenen und zur Hälfte den Zntestatoder Testamentserben der zuletzt Versterbenden zufallen sollen. Da jede der Kontrahentinnen nur berechtigt war, über ihren eigenen Nachlaß zu verfügen, so ergiebt sich, daß insoweit, als die Hälfte des beim Tode des Fräulein Pauly vorhandenen gemeinschaftlichen Vermögens mehr betrug, als der Nachlaß des Fräulein Scharnweber, die Kläger dieses Mehr nicht von dem Fräulein Scharn­ weber, sondern von dem Fräulein Pauly ererbt haben, wie dies auch beide Vorderrichter an­ genommen haben. Die hiergegen von den Klägern erhobenen Beschwerden sind unbegründet, rc. rc. Anlangend die Beschwerde des Verklagten, so konnte dieselbe ebenfalls nicht für begründet erachtet werden. Das Grundstück Schloßfreiheit Nr. 5 gehörte zur Hälfte dem Fräulein Scharnweber. Nach deren Tode hat es Fräulein Pauly für 86,000 Thlr. verkauft, während sein Werth im Inventarium des Nachlasses des Fräulein Scharnweber nur auf 48,000 Thlr. angegeben war. Es hat sich somit bei dem Verkauf ein Gewinn von 38,000 Thlr. ergeben. Der Appellationsrichter hat mit Recht angenommen, daß die Hälfte dieses Gewinnes den fideikommiffarisch substituirten Erben zu Gute komme. Der Verklagte macht hiergegen geltend, der Nachlaß des Fräulein Scharnweber sei seiner Zeit bereits festgestellt worden und könne durch nachfolgende Ereigniffe nicht mehr alterirt werden, und da die Feststellung ordnungsmäßig, insbesondere durch Einforderung eines eidesstattlich ver­ sicherten Inventars, erfolgt sei, so könne nicht vermuthet werden, daß die damalige Werthsannahme dem wahren Werthe nicht entsprochen habe. Er übersieht dabei jedoch, daß bei dem Tode des Fräulein Scharnweber der Werth des Hauses keineswegs auf eine die Kläger verpflichtende Weise festgestellt worden ist. Der Verkauf des Hauses hat ergeben, welchen Werth das Haus zur Zeit des Verkaufs hatte. Eine gesetzliche Vorschrift, daß bei einem Fideikommiß in id quod supererit, der aus dem Verkauf der Nachlaßgegenstände gezogene Gewinn nicht dem Nachlaß, sondern dem Fiduziar zufalle, besteht nicht, daher verbleibt es bei dem allgemeinen Grundsätze, daß das Kauf­ geld für Nachlaßgegenstände dem Nachlaß zufällt. Wenn sich hieraus Schwierigkeiten bei Berech­ nung des Erbschaftsstempels herausstellen, so kann hierin kein Grund liegen, von der Bestimmung des Gesetzes abzugehen.

Anhang. Erbschaftsfieuergesetz «. [III. Lumerkungen re. — l'. Zu - Ä7 Lbs. 1 u. 3 bei «esetze». — Iw*. »9.b., 60.]

ebenfalls vorausgesetzt (cf § 21 1. c.). Es erscheint deshalb zulässig, in den gedachten Fällen von der Anwendung der für die Sicherstellung kreditirter fälliger Abgaben gegebenen Bestimmungen deS Erlasses vom 3. Februar 1866 (vgl. S. 219 Anm. 24. c. Abs. 3] abzusehen, um bett Steuer­ pflichtigen und den Kaffenbeamten die mit der Niederlegung auch der Zins- und DividendenScheine verbundene Belästigung und Arbeit zu ersparen. Dies umsomehr, als vielfach in den Nachlaßmaffen Werthpapiere derjenigen Art, welche kreditirte Steuern sicherstellen sollen, gar nicht vorhanden sein werden [f. jedoch die folgende 9nm.]. — Wenn dagegen gelegentlich die Stundung eines wirklich bereits fälligen Erbschastssteuerbetrags gewährt wird und der letztere sicher gestellt werden muß, so kommt der bezeichnete Erlaß dergestalt zur Geltung, daß mit den Werthpapieren und Talons auch die Zins- und Dividendenscheine zu deponiren sind. Die Art der Sicherstellung wird indeß auch in einem solchen Falle durch die Beschaffenheit der steuerpflichtigen Masse begrenzt. — Ew. rc. wollen in der Folge hiernach verfahren. FMR. v. 22. Dezember 1876 III 14254 an den PStD. in B. — sVergl. auch S. 219 Anm. 24.c.] 59. b. Wenn bei bedingten oder bei solchen Erbanfällen, deren Versteuerung bis zur Ver­ einigung der Nutzung mit der Substanz ausgesetzt werden muß, die nach den §§. 25 und 27 deS Erbschaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873 zu bestellende Sicherheit für die später fällig werdende Erbschaftssteuer durch Niederlegung von Staatsschuldverschreibungen, Eisenbahnaktien oder ähnlichen auf den Inhaber lautenden Werthpapieren geleistet wird, so mögen dem Niederleger die Zins- und Dividendenscheine für einen 4 Jahre nicht übersteigenden Zeitraum belassen und nach Ablauf dieses Zeitraums jedesmal für einen ferneren Zeitraum von höchstens 4 Jahren auf einmal ausgeliefert werden. Der Talon beziehungsweise derjenige Zins- oder Dividendenschein, an deffen Inhaber die neue Zins- oder Dividendenschein-Serie ausgereicht wird, ist bei den niedergelegten Werthpapieren aufzubewahren. Die vorstehende Erleichterung kommt indeß nicht zur Anwendung, wenn gelegentlich die Stundung eines wirklich bereits fällig gewordenen ErbschastssteuerbetrageS gewährt wird und der letztere sicher gestellt werden muß. Vieltnehr sind in solchen Fällen nach Maßgabe deS §. 91 Nr. 7 der Anweisung zur Kaffen- und Buchführung für die Hauptzoll- und Hauptsteuerämter vom 27. Februar 1880 die ZinseouponS. Dividendenscheine und Talons mit den Werthpapieren niederzulegen. Ew. rc. (PStD.) wollen hiernach das Nöthige anordnen. Cirk.-Verf. deS FM. v. 16. März 1881 (CB. 1881 S. 86). 60. Die Erben hasten für die von den Legataren zu entrichtende Erbschaftssteuer selbständig neben den letzteren. Erk. des RGer. (HI) v. 9. Dezember 1881 (JMB. 1882 S. 377).') S. wegm dieses Erk. auch unten Anm. 71. c.

') Entscheidungsgründe: Mit Recht ist die Ansicht der Revisionskläger, daß nach der Vor­ schrift in §. 27 des Gesetzes vom 30. Mai 1873 die Erben für die von den Legataren zu entrichtende Erbschaftssteuer nur als Bürgen haften, verworfen worden, da sich aus der Fassung des Gesetzes ergiebt, daß die Erben bis auf Höhe des aus der Erbschaft Empfangenen für die von allen den Nachlaß betreffenden Anfällen zu entrichtende Erbschaftssteuer selbständig neben den Erwerbern des steuerpflichtigen Anfalls solidarisch hasten. Es ist aber auch den Revisionsklägern darin nicht bei­ zutreten, daß der Fiskus nicht mehr befugt gewesen sei, die Steuer für das in Frage stehende Legat von den Klägern zu fordern, weil in der Bescheinigung des Erbschaftssteueramtes die Steuersteiheit des Vermächtnisses ausgesprochen worden. Aus §. 39 cit. folgt nicht, daß die von dem Erbschastssteueramte ertheilte Bescheinigung in der Art für den Fiskus bindend sei, daß er ver­ hindert wäre, die gesetzliche Erbschaftssteuer von den Verpflichteten zu fordern, wenn das Erb­ schaftssteueramt irrthümlich angenommen hat, ein Anfall unterliege der Erbschaftssteuer nicht. Aus den sonstigen Bestimmungen des Gesetzes und der Stellung der Erbschaftssteuerämter bei der Ver­ waltung und Erhebung der Erbschaftssteuer ergiebt sich vielmehr, daß jene Bescheinigung nicht unbedingt maßgebend ist.

888

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz rc.

[in. Anmerkungen re. — ? Zu §. 27 LLs. I u. 3 bet Gesetzes. — Lmn. 60 a. Ml 63.]

60. a. Die Ansicht, daß der im §. 27 Abs. 2 des Erbschaftssteuer-Gesetzes gebrauchte Aus­ druck „Miterben" auch die Verrnächtnißnehmer umfaffe, widerspricht nicht allein dem Sprachgebrauch, sondern auch der Bestimmung in Absatz 3, wonach nur der Erwerber eines Universalvermächtnisses oder eines Dermächtnifles unter einem Universaltitel den Erben und Miterben gleich zu achten ist. FMR. v. 25. Mai 1882 III 7178 (Khm. S. 323).

61. Motive (zu Absatz 3): „Die Schlußbestimmung rechtfertigt sich durch die rechtliche Stellung des Universal - Fideikommiffars, welche derjenigen eines Erben in den hier ftaglichen Beziehungen fast ganz gleicht, und durch die eigenthümlichen Gestaltungen des Rheinischen Erbrechts (Bürgerl. Gesetzbuch HI. Buch 2. Tit. 4. und 5. Abschnitt)".

62. Beim Mangel ausdrücklicher Bestimmungen über die Entrichtung des Erbschaftsstempels, in einem Erbschastskausvertrage, liegt dieselbe dem Erbschaftskäufer ob, und kann der Verkäufer, wenn er nach Abschluß des Vertrages den Erbschaftsstempel dem Fiskus hat entrichten müssen, von dem Käufer die Erstattung fordern. Erk. des OT. (I) v. 7. Juni 1847 (Rechtsfälle des OT. B. 1 S. 207, Präj. des OT. S. 343); aus den Erk.-Gründen: Die S.'schen Erben haben den ihnen angefallenen Nachlaß in Pausch und Bogen an den G. verkauft.

Der

Erbschaftsstempel war damals noch nicht berichtigt; er wurde erst hinterher von der einen Miterbin, die im Besitze des Nachlasses war, eingezogen. Diese fordert nun auf den Betrag ihres Antheils die Erstattung von dem Erbschaftskäufer. Zn dem Vertrage war darüber ein Besonderes nicht verabredet.

Der Appell.-Richter hielt die Erstattungspflicht des ErbschastSkäufers in den Vorschriften

des ALR. Th. 1 Tit. 11 §§. 447, 454, 456 begründet; der Käufer trete in alle Rechte und Pflichten des Erben; zu diesen Verpflichtungen gehöre auch die, den Erbschaftsstempel zu bezahlen; dieser haste auf der Masse (§§. 9, 16 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822) (s. Komm. S. 182, 222], es sei also eine gesetzlich von der Erbschaft zu entrichtende Abgabe; das Recht der Erbschaftsgläubiger, zu denen in Beziehung auf den Stempel auch der Fiskus gehöre, werde durch den Erbschastskauf nicht geändert; derselbe könne sich deshalb nach Belieben an den Käufer oder an den Erben halten, wenn er aber letzteres thue, dürfe der Erbe von dem Käufer Vertretung fordern (§§. 462, 463, 466 a. a. O.). Das Ober-Tribunal erachtete die vom Appell.-Richter allegirten Gesetze als richtig angewendet, und führte noch aus: da nach §. 16 des Gesetzes wegen der Stempelsteuer für den Erbschaftsstempel die ganze Masse verhaftet sei, so sei die Ansicht des Imploranten, daß hier von einer persönlichen Verpflichtung des Erben die Rede sei, nicht richttg.

Aber auch, wenn diese

Voraussetzung richtig wäre, würde sie nicht dem Imploranten zu gut kommen, weil nach §. 468 a. a. O. der Käufer nur für solche dem Erben in Beziehung auf den Nachlaß obliegenden persön­ lichen Leistungen nicht hafte, die nicht nach Gelde zu schätzen seien.

Auch was Implorant gegen

die Anwendung des §. 456 erinnere, treffe nicht zu. Es lägen zwei ganz von einander verschiedene Akte vor: zunächst die Erbschaft, und hiernächst der Erbschaftskauf.

Zn Beziehung auf jene finde

zwischen dem Erblasser und dem Erbschaftskäufer gar kein Rechtsverhältniß Statt, also bleibe des Letzteren Verwandtschaft oder Nichtverwandtschaft dabei ganz außer Einfluß auf die Bestimmung des Erbschastsstempels; diese regulire sich vielmehr nach dem Verwandtschaftsverhältniß des Erben. Damit stehe aber nicht in Widerspruch, daß der Erbschaftskäufer, eben weil er ganz in die Ver­ pflichtungen des Erben und in die der Masse eintrete, auch für die dem einen und dem anderen obliegende Pflicht für Entrichtung des Erbschastsstempels, eben sowohl dem Fiskus, als dem Erben und Verkäufer gegenüber verhaftet bleibe. Der §. 9.a des Stempelgesetzes: „der Erbschaftsstempel wird nur von demjenigen Betrage gezahlt, um den der Erbe durch den Empfang der Erbschaft wirklich reicher wird", diene nur zur Berechnung des Erbschastsstempels, ändere aber das Grund­ verhältniß nicht, wonach der Erbe der eigentlich Zahlungspflichttge sei, der Erbschaftskäufer aber in Kraft des Verttages in dessen Stelle trete.

Anhang. [Ol. Lmaerkungen re. — V. Zu U.

Erbschastssteuergesetz re. S8, V. 3u §. 30 brt Gesetze«. — «tarn. 63 bi« 65.]

Zu §. 28 des Gesetze- (§. 27 des Gesetz-Entwurfs).

63. 2m Gesetz-Entwurf stehen im Eingänge dieses §. die Worte „Inhaber der Erbschaft". Zn dem Bericht der Kommission des Hauses der Abgeordneten heißt es: „Zn diesem §. wurde eine ganz anomale Ausdehnung der Haftpflicht gefunden, und die Streichung der Worte: „Inhaber der Erbschaft, gesetzliche Vertreter und Bevollmächtigte der Erbintereffenten" beantragt. Zn Betreff deS Worte- „Inhaber" bemerkt der Regierungs-Kommiffar, daß man demselben allerdings eine sehr weite Bedeutung freilegen könne, daß es sich praktisch aber eigentlich nur um Nießbraucher und deren Erben handle; die Bestimmung sei übrigens nur eine Konsequenz des §. 27 sdes Ent­ wurfs — §. 26 des Gesetzes), und habe eine 50 jährige Praxis Beschwerden über die Anwendung der Grundsätze des Paragraphen, welcher nur „gesetzliche Vertreter" neu aufgenommen, nicht er­ geben. Bei der getrennt vorgenommenen Abstimmung wurde beschloffen, die Worte „Inhaber der Erbschaft" zu streichen, dagegen die Worte „gesetzliche Vertreter und Bevollmächtigte der Erfrintereffenten" beizubehalten".

64. Zur größeren Sicherstellung des steuerlichen ZntereffeS hatte der Gesetz-Entwurf noch hinter §. 45 des Gesetzes unter dem Rubrum „Verpflichtungen anderer Behörden und Beamten" folgenden §. 46 aufgenommen: „Außer den Steuerbehörden haben alle diejenigen Staats- und Kommunalbehörden und Beamten, welchen eine richterliche oder Polizeigewalt anvertraut ist, die Verpflichtung, alle bei ihrer Amtsverwaltung zu ihrer Kenntniß kommenden Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz bei dem zuständigen Erbschaftssteuer-Amte zur Anzeige zu bringen. Kein Richter oder Notar darf frei eigener Vertretung der Erbschafssteuer für Erben, Vermächtnißnehmer oder Beschenkte in Bezug auf ihnen zugefallene Erbschaften, Vermächtniffe oder Schenkungen von Todes wegen eine Handlung der freiwilligen Gerichtsbarkeit vornehmen, bevor nicht nachgewiesen worden, daß entweder die Erbschaftssteuer bereits berichtigt, oder daß das zu­ ständige Erbschaftssteuer-Amt von der vorzunehmenden Handlung spätestens am zehnten Tage vor deren Vornahme unterrichtet sei, oder in die Vornahme gewilligt $afrt". Nach dem Beschlusse der Kommission des Hauses des Abgeordneten ist jedoch dieser §. gestrichen. Zn dem Bericht der Kommission heißt es: „Zu §. 46 der Regierungs-Vorlage wurde zum ersten Absätze bemerkt, daß die ganze Bestimmung mehr in eine Instruktion für die betreffenden Behörden, als in dieses Gesetz zu gehören scheine.

Auch der zweite Absatz wurde zunächst in

seiner Gesammtheit beanstandet, weil es sich nicht rechtfertige, Richter und Notare bei eigener Haftbarkeit zu nöthigen, bei allen möglichen Rechtsgeschäften, welche Gegenstände einer Erbschaft re. betreffen, stets erst nach der Quittung über die gezahlte Erbschaftssteuer zu ftagen, dies vielmehr sowohl für die genannten Beamten, als für den gesammten Verkehr eine unerträgliche Belästigung sei.

Dieser Antrag wurde von einer Seite mit dem Bemerken unterstützt, daß auch bisher diese

Vorschrift so gut wie unprattisch geblieben sei, was fteilich von anderer Seite wieder bestritten wurde. Der Regierungs-Kommiffar berief sich auf die 50 jährige Praxis, und daß erhebliche Be­ schwerden hierüber nicht bekannt geworden; auch müsse auf Beibehaltung dieser Vorschrfft Werth gelegt werden, da sie wesenllich zur Sicherung der Steuer, namentlich ausländischen Erben gegen­ über, beitrage re." V. Zu §. 30 Absatz 2 des Gesetzes (§. 29 Absatz 2 des Gesetz-Entwurfs).

65. Die hinter dem Wort „Verpflichtete" befindlichen Worte „wenn er in Europa sich auf­ hält" sind nach dem Beschluß der Kommission des Hauses der Abgeordneten zugesetzt. Zm Kom­ missions-Bericht heißt es sodann noch: „Von verschiedenen Seiten wurde bemerkt, daß die im Entwürfe aufgestellte Vermuthung keine solche sein könne, welche durch strikten Beweis zu reibet* legen sei; die Staatsbehörde werde die gegen die Vermuthung Seitens der Steuerpflichtigen geltend

890

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz re.

[HL anmertungen ic — W. Zu -. 33 Abs. 1 u. 8, X. Zu $. 36 des Gesetzes. — Anm. 65.». bis 67.] gemachten Thatsachen berücksichtigen muffen.

Daß die Vermuthung in dem Falle, wenn sich der

Steuerpflichtige außer Europa aufhält, im Allgemeinen nicht zutreffe, wurde nur vom RegierungsKommissar in Abrede gestellt".

65. a. Wegen der Anwendung der Strafbestimmung des §. 25 des Stempelges. v. 7. März 1822 im Falle nicht rechtzeitiger Anmeldung einer angefallenen, nach diesem Ges. stempelpflichtigen Erb­ schaft, und wegen der Anmeldungspflicht eines Erben, der nur die Substanz des Nachlasses, ohne die Nutzung, geerbt hat, vgl. unten Anm. 75.

W.

Zu §. 33 Absatz 1 und 2 des Gesetzes (resp. des Gesetz-Entwurfs).

66. Nach dem Beschluß der Kommission des Hauses der Abgeordneten ist im §. 33 Absatz 1 an die Stelle des im Gesetz-Entwurf gebrauchten Ausdrucks „Nachweisung", welcher in vielen Landestheilen eine andere Bedeutung habe und deshalb zu Mißverständniffen Veranlaffung gebe, das Wort „Verzeichniß" gesetzt. Sodann enthält der Gesetz-Entwurf in demselben Absatz am Schluß zwischen dem Wort „Verhältniffe" und den Worten „zu verbinden und einzureichen" die Einschaltung: „insbesondere der Verwandtschastsverhältnisse und der die Werthberechnung bestim­ menden Umstände — §.11 u. ff. sdes Gesetz-Entwurfs, §. 12 u. f. des Gesetzes^ — unter Bei­ fügung der bezüglichen Bescheinigungen (Geburts-, Trau- und Todtenscheine u. s. w.)".

Diese

Worte sind nach dem Beschluß der Kommission gestrichen, da die Beibringung der Kirchenzeugnifle in der Mehrzahl der Fälle völlig entbehrlich und für die Betheiligten mit Kosten verknüpft sei. — Die Worte im Absatz 2 „und muß insbesondere gewährt werden, wenn der Berufene den Anfall noch nicht erworben hat, und dies anzeigt" fehlen im Gesetz-Entwurf und sind nach dem Beschluß der Kommission mit Rücksicht darauf hinzugefügt, daß, da sowohl im Gebiete des gemeinen, als des französischen Rechts der Erwerb der Erbschaft resp. des Legats lediglich von der Annahme abhängig sei, der Mangel jeder Bestimmung im Falle der Zögerung mit der Annahme eine Lücke sein würde.

Der Regierungs-Kommissar hatte hierbei bemerkt, daß durch die Fristbestimmung im

Gesetz-Entwurf nach der Ansicht der Regierung auch der Fall, wenn im Gebiete des gemeinen Rechts der Erbe oder Legatar mit der Annahme der Erbschaft oder des Legats zögere, habe getroffen werden sollen. X. Zu §. 36 des Gesetzes (resp. des Gesetz-Entwurfs).

67. Motive: „Die dem Erbschaftssteuer-Amt obliegende Prüfung und eventuelle Berichtigung der eingereichten Nachweisung und Deklaration läßt sich nicht mit Erfolg ausführen, wenn dem Erbschaftssteuer-Amte nicht die Befugnisse beigelegt werden, welche im §. 36 normirt sind.

Es

versteht sich von selbst, daß der zur Vorlegung der Nachweisung und Deklaration Verpflichtete auch die gegen dieselben gezogenen Erinnerungen zu beantworten und die Mängel zu ergänzen oder zu berichtigen hat.

Dem Erbschaftssteuer-Amt kann auch nicht das Recht vorenthalten werden, sich

an die einzelnen Miterben, Vermächtnißgeber u. s. w. direkt zu wenden, um die bessere Infor­ mation, welche sie etwa zu ertheilen vermögen, zu erlangen. Ferner muß es ihm zustehen, von den, den Nachlaß bezw. Anfall betreffenden Urkunden, mindestens in dem Umfange, welchen der Entwurf bezeichnet, Einsicht zu nehmen. Endlich läßt sich einer willfährigen und prompten Erledigung der desfallsigen Anforderung keineswegs immer in dem Maße vertrauen, daß davon Umgang genommen werden könnte, das Erbschaftssteuer-Amt mit der Befugniß zur Verfügung exekutivischer Ordnungsstrafen gegen Säumige oder Widerwillige auszurüsten.

Der Ausweg, das

Erforderliche auf Kosten des Säumigen anderweit zu beschaffen, kann nur unter besonderen Umständen zum Ziele führen". In Beziehung auf den in der Kommission des Hauses der Abgeordneten gestellten Antrag auf Abstandnahme von dem, der Steuerbehörde in Alinea 3 deS §. 36 eingeräumten Ordnungs­ strafrecht heißt es in dem Bericht dieser Kommission: „Der Antragsteller ging von der Ansicht

Anhang.

ErbschastSsteuergesetz

re.

[111. Nmnerbmgen je. — T. 3« §. 88 tos. l u. 2 bei Gesetzes. - «me. 68.] aus, daß bei der Verpflichtung des Steuerpflichtigen zur Auskunft oder zur eidesstattlichen Ver­ sicherung desselben ein Ordnungsstrafrecht der Steuerbehörde entbehrlich und deshalb nicht empfehlenswerth sei.

Der Regierungs-Kommissar hält dies nicht für zutreffend, insbesondere in Beziehung

auf Beschaffung von Urkunden; das Recht, Ordnungsstrafen festzusetzen, wird als Theil des Rechts zur executio ad faciendum für unentbehrlich erklärt; auf Anftage bemerkt er noch, daß der Entwurf die Wiederholung der Ordnungsstrafe bei dem Maximum von 20 Thalern für zulässig erachtet habe. Nachdem diesen Ausführungen sowohl in Bettest der Nothwendigkeit des SttafrechtS, als in Betteff der Ausdehnung desselben auf die executio ad faciendum widersprochen worden, wurde der Anttag abgelehnt". 67. a. Wegen Anwendung des

§. 42 des Erbschastssteuerges., wenn der Steuerbehörde eine

wissentlich unrichtige Auskunft ertheilt ist, s. unten Anm. 73. a. Y.

Zu §. 38 des Gesetzes Absatz 1 und 2 (resp. des Gesetz-Entwurfs).

68. Motive: „§. 38 ertheilt der Finanz-Verwaltung die Ermächttgung zur Gestattung von Aversionalversteuerung (§. 2.d der Verordnung vom 5. Zuli 1867 — s. unten Anm: 69. a). Es muß darauf verzichtet werden, die Voraussetzungen, unter denen die Aversionalversteuerung zuzulassen, in dem Gesetze zu spezialisiren. Selbstverständlich können blos subjettive Bedenken deSteuerpflichtigen gegen die vollständige Nachweisung des Nachlasses nicht entscheidend sein und doch läßt sich auch deren Berücksichtigung nicht immer ohne Härte abweisen.

Die Aversional-

versteuerung ist überhaupt nicht blos als eine Erleichterung der Formalitäten für den Erben auf­ zufassen, ihre Zulassung liegt unter Umständen ebenso sehr im Interesse des Fiskus, weil sie dag Mittel darbietet, weitaussehenden Ermittelungen und Differenzen, wie sie von einer genauen Nach­ weisung der einzelnen Bestandtheile und des Werthes eines Nachlasses unzettrennlich sein würden, zuvorzukommen oder ein Ende zu machen, nach Att eines Vergleiches.

Der Entwurf gedenkt aus­

drücklich der in derselben Richtung liegenden Ermächtigung, auch solche Fälle, deren Versteuerung

eS Be­

sonst noch ausgesetzt bleiben müßte, zur sofortigen Aversionalversteuerung zu verstatten, well sowohl dem Steuerpflichtigen als der Steuerverwaltung erwünscht sein muß, einerseits die

lastung mit der Sicherstellung des Anspruchs zu vermeiden, oder die fortdauernde Haftung der Masse für die Steuern zu beseitigen, und andererseits die Nothwendigkeit einer langjährigen, nicht immer leichten, meist auch andere Behörden und Beamten in Anspruch nehmenden Konttole deSteuerfalles und der späteren Wiederaufnahme von Verhandlungen überhoben zu sein, die zweck­ mäßiger werden.

und ohne materiellen Nachtheil für das Steuerintereffe sogleich zum Abschluß Nach der Fassung des Entwurfs kann endlich kein Zweifel darüber bleiben,

gebracht daß die

Zulässigkeit der Aversionalversteuerung sich nicht nur auf den ganzen Nachlaß bezieht, sondern ebensowohl nach Beschaffenheit der Verhältnisse für einzelne Theile zur Anwendung kommen kann, rückstchtlich deren die Einigung über ein Pauschquantum beziehungsweise die Abstandnahme von der Spezialisirung des Bestandes und Werthes erforderlich erscheinen mag, während die genaue Offenlegung des übrigen Nachlasses keinen Anstand findet. Der letzte Satz des §. 38 entspricht der bisherigen Vorschrift: „Wenn die Kinder eines über­ lebenden Ehegatten mit demselben die Gütergemeinschaft fortsetzen, so ist während der Dauer dieses Verhältnisses keine Veranlassung zur Erhebung der Erbschaftsabgabe vorhanden — §. 5 u. f. der Verordnung vom 5. Juli 1867 [ebenso im Geltungsgebiet des Stempelgesetzes v. 7. März 1822, s. unten Anm. 70.a]", indem er dieselbe für die nach Abschaffung der Erbschaftssteuer des über­ lebenden Ehegatten für den noch praktischen und für gewisse Landestheile, z. B. in der Provinz Schleswig-Holstein, wichttgen Fall des Ablebens eines von mehreren Kindern während der Dauer der fortgesetzten Gütergemeinschaft aufrecht erhält". — Vergl. zu dem Abs. 2 dieses §. auch oben Anm. 52.b.

Anhang. Erbschastsstenergesetz rc.

892

[III. Anmerkung« ic. — Y. 3u §. 38 Lbs. 1 u. 3 bet Ersetze». — Ln«. SS.»., 69.]

68. a.

Wegen der Averfionalversteuerung von fortlaufenden Unterstützungen, welche nach

Maßgabe der Bestimmungen eines Testaments von dem Erben zu gewähren waren, s. oben Anm. 36. a Abs. 3. 69.

a.

Frühere Bestimmungen bezüglich der Aversional-Bersteuerung: Der §. 2. d der für die neuen Landestheile erloffenen Verordnung vom 5. Zuli 1867,

betreffend die Erhebung der Erbschastsabgabe (GS. S. 1120), gleichlautend mit §. 9.d des Stempel­ gesetzes vom 7. Marz 1822, bestimmt: „Erben, welche Bedenken tragen, den Werth des Nachlasses durch Vorlegung eines Inventariums nachzuweisen, soll auch gestattet sein, ein Aversionalquantum für die Erbschastsabgabe anzubieten, dessen Annahme das Finanzministerium nachgeben darf, wenn das Anerbieten dem wahrscheinlichen Werthe der angefallenen Erbschaft angemessen ist". b. Die Bestimmung im §. 9 lit. d des Stempelgesetzes [f. Komm. S. 182] gewährt die Begünstigung wegen des Aversionalstempels nicht blos Kaufleuten und solchen, welche kaufmännische Geschäfte tteiben, sondern Zedermann, der Bedenken trägt, den Werth des Nachlasses durch Vorlegung eines Inven­ tariums nachzuweisen, und macht die Genehmigung nur davon abhängig, daß das Anerbieten dem wahrscheinlichen Werthe der angefallenen Erbschaft angemessen sei.

Nun tritt aber von selbst

hervor, daß der Zweck dieser Bestimmung vereitelt werden würde, wenn man von demjenigen, der ein Aversionalquantum statt des Erbschastsstempels anbietet, zwar kein formelles Inventarium, aber dennoch die Angabe des Werths der Erbschaft nach den einzelnen Rubriken eines Inven­ tariums an Attiv- und Passivvermögen, und, in Stelle der speziellen Spezifikation der Nachlaßstücke, die eidesstattliche Versicherung der Richtigkeit dieser Angaben verlangen wollte, da auf diese Weise der Erbe ja ebenfalls gezwungen würde, dm Werth des Nachlasses anzugeben, wogegen er gerade Bedenken trägt

Das Gesetz schreibt keine Form vor, wonach die Prüfung der Angabe

stattfinden soll; es ist der Behörde verttaut, daß sie, ohne spezielle Werthsangabe vom Erben zu verlangen, im Stande sein werde, nach den Umständen und aus angemessene Weise anzustellende Erkundigungen darüber ein Urtheil zu fällen, ob das Angebot dem wahrscheinlichen Werthe ange­ messen sei. haben.

Sie wird also vor allen Dingen die Person des Anbietenden in Betracht zu ziehen

Ist derselbe ein als rechllich und zuverlässig in seinem bürgerlichen Lebm bekannter Mann,

dem man nicht zuttauen kann, daß er bei seinem Angebot bettügliche Absicht habe, so wird darauf gebauet werden können.

Zwar wird hierdurch nicht ausgeschloffm, über Zweifel, was zu einem

Nachlasse gehöre, nähere Auskunft zu verlangen; Werthsangaben aber, woraus der Dermögenszustand offen gelegt wird, sollm in diesem Verfahren vermieden werden.

Die Behörde kann und

muß sich allerdings den Ueberschlag machen, welcher Erbschaftswerth dem Gebote entsprechen würde; 200 Thaler Erbschaftssteuer vom Nießbrauch zu 1 Prozent würdm z. B. auf eine Erbmasse von 32,000 Thalem

schließen

lassen,

also auf ein Gesammtvermögm beider Eheleute von

64,000 Thalern. Ohne Zweifel werden Steuerbeamte oder sonstige amtliche Personen in der Nähe des Erblassers beurtheilen können, ob das präsumtive Vermögen bedeutend höher anzunehmen, oder die Angabe für richtig zu haltm sei. zu behandeln.

Aus diesem Gesichtspunkte sind dergleichen Angebote

FMR. v. 22. Zuni 1835 III 14480 an b. PStD. in M. (SK.).

c. Wird ein Aversional-Ouantum für dm Erbschaftsstempel angebotm, so berechtigt das Gesetz nicht, eine Erhöhung desselben festzusetzen. Auf das Anerbieten des Erben ist keine weitere Entscheidung abzuwartm, als: ob dasselbe anzunehmen oder die vorschriftsmäßige Manifestation des Nachlasses zu verlangm sei. Geht das Erbieten zu einem namhaft zu machenden AversionalOuantum ein, so hat über dessen Annehmbarkeit die Provinzial-Steuerbehörde motivirt zu berichtm. FMR. v. 16. März 1831 III 5444 an d. Reg. in F. d. Das Aversum darf sich nach §. 9 d des Stempelgesetzes ss.Komm. S. 182] nur auf dm von dm Erbm selbst zu mtrichtmden Erbschastsstempel erstreckm; die Stempel von ausgesetztm Vermächtniffm,

Anhang. [in. Xitmcrfungen

GrbschastSsteuergesetz re.

- Y. 3u $. S8 Sbf. I u. S bei Gesetzes. - Sam. 70.]

gleichviel, ob diese den Erben oder anderen Personen zugefallen sind, müffen dagegen speziell zur Versteuerung kommen, und läßt sich darauf daS Aversum nicht beziehen.

FMR. v. 21. Zuni 1851

HI 13029 an d. PStD. in D. e. Nach dem Gesetz vom 7. Zuli 1833 (GS. S. 82) (aufgehoben, s. §. 49 des ErbschastSsteuerges. v. 30. Mai 1873] bedarf es bei Lehnsanfällen der Einreichung eines Inventars nicht, es ist vielmehr der Erbschaftsstempel vom Funfzehnfachen des einjährigen Ertrages der Lehngüter, oder Kapitalien, zu erheben. Hiernach kann bei Lehnsanfällen von den „Bedenken eines Erben", den Werth deS Nachlasses durch Vorlegung eines Inventariums nachzuweisen (§. 9. d des Stempel­ gesetzes vom 7. März 1822) nicht wohl die Rede sein und demnach auch eine Averstonal-Versteuerung nicht eintreten.

Es muß Ihnen somit überlassen bleiben, den Ertrags-Werth der auf Sie über­

gegangenen Lehngüter des verstorbenen Rittergutsbesitzers v. B. nachzuweisen.

FMR. v. 2. Febr.

1861 111 1635 an d. v. B. und zur Nachricht an d. PStD. in S. — Sehnlich bestimmt schon daS FMR. vom 10. Januar 1846 111 27880 (GK), daß, nachdem durch das Gesetz vom 7. Juli 1833 in Betreff der Versteuerung der Lehns- und Fideikommißanfälle vorgeschrieben sei, daß nicht mehr die Substanz, sondern der funfzehnfache Betrag der Lehns- und Fideikommißrevenüen eines JahreS mit dem Erbschaftsstempel betroffen sein solle, von einer Aversional-ErbschastSstempel-Bersteuerung der Lehnsanfälle im Sinne deS §. 9.d des Stempelgesetzes nicht mehr die Rede sein könne, indem es nunmehr unter allen Umständen lediglich auf die Ermittelung der, der Versteuerung zum Grunde zu legenden Lehnsrevenüen ankomme. f. Insoweit der Allodial-Nachlaß des v. K. aus Werthpapieren besteht, die Jnventarisirung mithin keine Schwierigkeiten bietet, liegt kein ausreichender Grund vor, die Allodial-Erben von der ihnen obliegenden Verpflichtung zur speziellen Angabe der Werthpapiere nebst Zinsen zu entbinden.

Dagegen ermächtige ich die Königl. Regierung, wenn dieselben an Eidesstatt ver­

sichern, daß der sonstige Mobiliar-Nachlaß einen Werth von nur etwa 820 Thalern hat, von dem Verlangen einer Spezialisirung des letzteren Abstand zu nehmen. FMR. v. 8. Juli 1871 111 9268 an d. Reg. in F. 70. Frühere Bestimmungen in Betreff der Fortsetzung der Gütergemeinschaft: a. Ueberall, wo die Kinder des überlebenden Ehegatten mit demselben die Gütergemeinschaft fortsetzen, ist während der Dauer diese- Verhältnisses zur Erhebung des ErbschastSstempels keine gesetzliche Veranlassung. Kab.-O. v. 20. Febr. 1833 (v. KJ. B. 41 S. 261), mitgetheilt durch JMR. v. 28. defl. M. (S. 262 a. a. O.).

Ebenso für die neuen Landestheile, s. oben Anm. 68 Absatz 2.

b. Wenn ein überlebender Ehegatte die Gütergemeinschaft mit seinen Kindern bis zu seinem Tode fortsetzt, so ist nach der Kab.-Ordre v. 20. Februar 1833 überhaupt kein Erbschaftsstempel für den dem überlebenden Ehegatten zugefallenen Erbancheil zu erheben, da der Fall sodann nicht eingetreten ist, durch welchen die Erhebung des Stempels bedingt wird.

JMR. vom 10. Jan.

1837 an d. OLGericht in Br., im Einverständniß des FM. (Amtsblatt der Reg. in BreSlau 1837 S. 23 — SK.). c. In der Allerh. Ordre v. 20. Februar 1833 ist der Grundsatz enthalten, daß, wenn den Erben des verstorbenen Ehegatten gesetzlich die Befugniß zusteht, die Gütergemeinschaft, welche in der durch den Tod getrennten Ehe bestanden hat, mit dem überlebenden Ehegatten fortzusetzen, während der Dauer dieses Verhältnisses zur Erhebung eines ErbschastSstempels keine gesetzliche Veranlassung vorliege, daß vielmehr deshalb der Zeitpunkt der Aufhebung der prorogirten Güter­ gemeinschaft abzuwarten sei.

Hiernach ist auch in dem vorliegenden Falle, in welchem die Güter­

gemeinschaft zwischen dem Wittwer der Erblasserin und deren Seitenverwandten nach den darauf Anwendung findenden Bestimmungen der Bauer-Ordnung vom 30. Dez. 1764 fortgesetzt werden soll, zu verfahren.

Bei der willkürlichen Prorogation der Gütergemeinschaft unter den Erben

894

Anhang.

ErbschastSsteuergesetz rc.

[III. amnerfungctt re. — Z. Zu §. 39 brt Gesetze». — Lnm. 7i bi» 7l.c.]

läßt sich dagegen eine gleiche Begünstigung nicht zugestehen. Vielmehr ist alsdann der gesetzliche Erbschastsstempel in der gewöhnlichen Art sofort zur Erhebung zu bringen, indem die willkürliche Verlängerung der Gütergemeinschaft ein, die Erhebung des gesetzlichen Erbschaftsstempels nicht berührendes besonderes Abkommen unter den Erbintereffen voraussetzt. FMR. v. 22. März 1859 UI 6090 an d. PStD. in S. Z. Zu §. 39 des Gesetzes (resp. des Gesetz-Entwurfs). 71. Bericht der Kommission des Hauses der Abgeordneten: „Don mehreren Seiten wurde angeregt, daß die Regierungs-Vorlage, welche nur ein die ganze Erbschaft betreffendes Attest erwähne, das Recht jedes einzelnen Steuerpflichtigen auf ein solches Attest einschränke. Um dieses Recht zur vollen Anerkennung zu bringen, wurde beantragt: 1) nach dem ersten Satze ein­ zuschalten: „jeder Steuerpflichtige kann eine Ausfertigung dieses Attestes verlangen"; 2) folgenden Zusatz zu machen: „jeder Steuerpflichtige erhält eine Benachrichtigung der von ihm zu entrichtenden Steuer". Beide Anträge wurden, nachdem von verschiedenen Seiten bemerkt worden, daß der Regierungs-Entwurf sich an das im §. 33 bereits angenommene System der Deklaration anschließe, und dem praktischen Bedürfniffe durch die in jedem Falle über die Zahlung der Erbschaftssteuer zu ertheilende Quittung wohl hinlänglich genügt sei, abgelehnt, und der §. 39 nach der RegierungsVorlage mit der Abänderung, daß für „Attest" das deutsche Wort „Bescheinigung" zu setzen, angenommen." 71. a. Die Erbschaftssteuer kann nur insoweit erhoben werden, als der Erbschaftsstempel liquid ist. Liquid ist der Stempel aber für diejenigen Beträge nicht, in Ansehung welcher noch Ansprüche dritter Personen an die Nachlaßmaffe erhoben werden, und insoweit muß die Aussetzung der Stempellösung bis zur Beseittgung der entgegenstehenden Hindernisse eintreten. FMR. vom 26. Nov. 1844 HI 25437 (GK.). Mit Bezug auf §. 16 des Stempelgesetzes v. 7. März 1822 [f. Komm. S. 222] ist mit Ermittelung des Erbschaftsstempels unverzüglich vorzugehen, da die verzögerte Nachlaßregulirung keinen Vorwand ab­ geben darf, die Zahlung des Stempels, soweit der Nachlaß liquid ist, hinzuhalten. Rev.-Prot. des FM. v. 28. Dez. 1870, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frank­ furt a. d. O. für d. 3. Tertial 1869, Mon. 35. Der beanstandete Verkauf des Nachlaßgrundstücks steht der Berechnung und Lösung des Erbschaftsstempels nicht entgegen, indem nicht der zu erwartende Kaufpreis, sondern der Werth, welchen das Grundstück am Todtestage des Erblassers hatte, für die Stempelberechnung maßgebend ist. Der Nachlaß ist hiernach festzustellen, und der Stempel demnächst einzufordern. Rev.-Prot. des FM. v. 19. Zuli 1871, bett. die Erbsch.-Stemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frank­ furt a. d. O. für d. 1. Tertial 1870, Mon. 34. Die Subhastation des Nachlaßgrundstücks darf die Berechnung und Lösung deS Erbschafts­ stempels nicht aufhalten, vielmehr ist der Werth des Nachlaßgrundstücks Behufs der Stempel­ berechnung zu ermitteln und demnächst die Erledigung des Erbfalles herbeizuführen. Rev.-Prot. deS FM. v. 28. April 1867, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frank­ furt a. d. O. für d. 2. Tertial 1866, Mon. 66. 71. b. Zur Beachtung für die Zukunft wird darauf aufmerksam gemacht, daß zur Stundung von Erbschaftsstempeln die dieffeitige Genehmigung erforderlich ist, und daß für denselben in solchem Falle stets Sicherheit bestellt werden muß. Rev.-Prot. des FM. v. 28. April 1867, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frankfurt a. d. O. für d. 2. Tertial 1866, Mon. 52. 71. c. Eine irrthümlich vom Erbschaftssteueramte ausgestellte Bescheinigung der Steuer­ freiheit schließt den Anspruch des Fiskus auf die gesetzliche Steuer nicht aus. Erk. des

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz re.

[III. *mnerfimgen rc. — 2.». Zu -- 41 n. 41 bet Gesetze«. — Wm. 71] AVer. (DI) v. 9. Dezemb. 1881 (ZMB. 1882 S. 377). die Note zur Anm. 60 (S. 887).

Wegen der Entscheidungsgründe f. oben

71. d. Wegen Empfangnahme und Verrechnung der Erbschaftssteuer vgl. Anm. 6. a. u. b. Z. a.

Zu §§. 41 und 43 des Gesetzes (resp. §§. 41 und 42 des Gesetz-Entwurfs).

72. Der §. 41 deS Gesetzes weicht von dem Gesetz - Entwurf, abgesehen von zwei lediglich redaktionellen Aenderungen, nur darin ab, daß er im Absatz 1 die Geldstrafe nicht, wie der Ent­ wurf, auf den vierfachen, sondern auf den doppelten Betrag der Erbschaftssteuer normirt; §. 43 des Gesetzes und §. 42 des Gesetz-Entwurfs sind gleichlautend. Die Motive zu den beiden §§. lauten: „Die bisherigen Strafbestimmungen — §. 9 der Ver­ ordnung vom 5. Zuli 1867 (betreffend die Erhebung der Erbschastsabgabe in den neuen Landesthellen, GS. S. 1120] bestanden in der Androhung der Verdoppelung des Betrages der Erb­ schaftsabgabe für den Fall, daß: a) die rechtzeitige Anmeldung eines steuerpflichtigen Anfalles unterbleibt oder b) der Anfall zwar angemeldet, aber nicht innerhalb der gesetzlichen 6 monatlichen oder auf Ansuchen verlängerten Frist versteuert wird (ebenso nach §. 25 des Stempelgesetzes vom 7. März 1822]. Die letztere Bestimmung ist im Entwürfe beseitigt. Ist die Steuer einmal fest­ gesetzt, — und vorher kann sie nicht erhoben werden, — so hat das Erbschaftssteuer-Amt die Anweisung wegen der Zahlung zu ertheilen, und die zur Einziehung verpflichtete Behörde nöthigenfalls für zwangsweise Beitreibung zu sorgen; einer besonderen Strafbestimmung bedarf es hierbei überall nicht. Dagegen würde die oben erörterte Regelung der Verpflichtungen der Steuer­ pflichtigen chren Zweck verfehlen, wenn nicht außer der Anmeldung eines steuerpflichtigen Anfalles auch die Vorlegung der Nachweisung (des Verzeichnisses, s. oben Anm. 66 im Eingänge] und Deklaration und zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung — statt des bisherigen Zwanges der eidlichen Manifestation — unter die Garantie angemessener Straf - Vorschriften gestellt würde. Die vorgeschlagenen Bestimmungen gehen von der Unterscheidung aus, daß die Nichterfüllung der gesetzlichen Verpflichtungen an sich ebensowohl auf bloßer Nachlässigkeit, als auf der strafbaren Absicht einer Verkürzung der Steuer beruhen kann. Im ersteren Falle soll nur eine geringe Ordnungsstrafe bis zum höchsten Betrage von 50 Thalern eintreten, und da nur diese in der über­ wiegenden Mehrzahl der Fälle in Frage kommt, zugleich auch der Thatbestand ein höchst einfacher ist, so ist darauf Bedacht genommen, die Formen des Verfahrens so einfach als möglich zu halten. Das Erbschaftssteuer-Amt kann geringe Ordnungsstrafen ohne vorherige Einleitung eines Straf­ verfahrens durch Strafbescheid vorbehaltlich der Rechtsmittel festsetzen. Werden die gesetzlichen Verpflichtungen in defraudatorischer Absicht nicht erfüllt, so tritt die bei anderen Steuern regel­ mäßige Strafe des vierfachen Betrages der Steuer ein rc. (ermäßigt auf den doppelten Betrag der Erbschaftssteuer, s. oben im Absatz 1]. Mit Rücksicht auf die etwaige Unausführbarkeit einer nachträglichen Feststellung der Steuer ist eine Geldbuße bis zu 1000 Thaler vorgeschlagen und dabei zu erwägen, daß es sich um bedeutende Steuerbeträge handeln kann. Nach dem Steuersatz von 8 Prozent entspricht eine Steuer von 250 Thalern einem Anfall von 3125 Thalern. Die im §. 42 (des Gesetz-Entwurfs, §. 43 des Gesetzes) vorgeschlagene Strafe für die hart­ näckige Verweigerung der eidesstattlichen Bekräftigung rechtfertigt sich durch die schon oben hervor­ gehobene Wichtigkeit dieses Mittels zur Beschaffung zuverlässigerer Grundlagen für die Feststellung der Steuer." Zu §. 43 des Gesetzes (§. 42 des Gesetz-Entwurfs) heißt es noch in dem Bericht der Kom­ mission des Hauses der Abgeordneten: „rc. Ein Mitglied sprach die Ansicht aus, daß die Steuerbehörde das Recht habe, die eidesstattliche Versicherung bur# executio ad faciendum zu erzwingen. Der Regierungs - Kommissar fand dieses Mittel für weniger geeignet, als die Strafbestimmung.

Anhang. ErbschastSstruergesetz rc.

896

[1H. Anmerkungen tc. — Z.». Zu §Z. 41 u. 43 des Gesetze«. — Änm. 73.»., b.] Dem wurde von anderer Seite beigestimmt, zugleich aber ausgeführt, daß die Steuerbehörde das Exekutionsrecht in dem Umfange, wie die Regierungen, garnicht besitze.

Seitens des Korreferenten

wurde beantragt, das Strafminimum von 25 Thalern zu streichen, da diese Strafe bei unbedeu­ tenden Erbschaften zu hoch sei.

Bei der Abstimmung wurde der ganze Paragraph nach dem Ent­

würfe angenommen."

73. a.

Das Erk. d. OT. v. 13. Septbr. 1876 (CB. 1877 S. 77, ORB. 17 S. 555) hat fol­

gende Sätze aufgestellt: 1) Zur Anwendung des §. 42 des Erbschaftssteuerges. v. 30. Mai 187? genügt es, wenn über Thatsachen, welche die Erbschaftssteuerbehörde zur Ermittelung des Steuer­ betrages für erheblich erachtet, eine wiflentlich unrichtige Auskunft ertheilt ist.

Der besonderer

Feststellung, daß Demjenigen, welcher diese unrichtige Auskunft ertheilt hat, auch die Erheblichkeit jener Thatsachen für die Erbschaftssteuer-Berechnung bekannt gewesen sei, bedarf es nicht.

2) Rur

solche Berichtigungen früherer Angaben schließen die Strafe nach §. 42 Absatz 2 aus, welche der Erbschaftssteuerbehörde zum Zweck einer legalen Steuerermittelung, also im Laufe des Steuer­ ermittelungsverfahrens, im steuerlichen Znterefle gegeben werden').

73. b. Auf bcn Bericht vom 2. d. M., betreffend die Ausführung des §.41 des Erb schaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873, erwidere ich dem rc., daß die angeregten Fragen je nack der Lage des speziellen Falles, verschieden zu beantworten sein werden. Wenn, wie hier, ein Erbe oder dessen natürlicher Vertreter (cfr. §. 35 des ErbschaftSsteuergesetzes) den steuerpflichtigen Ansät nicht anmeldet, oder das Inventar und die Deklaration nicht vorlegt, so greift der §. 41 bei Gesetzes Platz

Ob die Umstände eines Falles annehmen lassen mögen, daß die Absicht der De

ftaude ausgeschlossen, muß ganz der kompetenten Beurtheilung des Königlichen Erbschaftssteuer amts überlassen bleiben.

Wenn angenommen wird, daß die böse Absicht fehlt, dann steht nichtc

entgegen, auf Grund des §. 41 Abs. 2. 1. c. mit der Festsetzung einer Ordnungsstrafe ohm Weiteres vorzugehen.

Wenn dagegen nach der Ansicht des Königlichen Erbschaftssteueramts Grünt

zur Festsetzung der Defraudationsstrafe vorliegt, so erübrigt, weil diese Strafe von der Höh» der Erbschaftssteuer abhängig ist, nur den Betrag der Steuer vorher amtlich zu ermitteln, resp festzustellen, ob ein Betrag sich nicht ermitteln läßt, welchen letzteren Falles eine Geldstrafe bis zi 1000 Thlr. = 3000 Mark einzutreten hat.

Zn welcher Weise diese Ermittelungen anzustellen seir

werden, kann wieder nur der Spezialfall ergeben.

Wenn, wie im vorliegenden Falle, das König

') Die in Gütergemeinschaft lebenden kinderlosen D.'schen Eheleute halten ein wechselseitiger Testament errichtet, in welchem der zuerst verstorbene D. seine Ehefrau, die jetzt wiederverehel. W. ur Erbin einsetzte, ihr aber die Verpflichtung auferlegte, ein in gütergemeinschaftlichem Besitz be indliches Grundstück einer Schwester und Geschwisterkindern des Mannes als Bermächtniß heraus zugeben, und indem die Ehefrau sich zugleich mit dieser letztwilligen Disposition ihres Männer selbst für den Fall einverstanden erklärte, daß sie alsdann ihre gütergemeinschaftliche Hälfte der Vermögens nicht voll erhalten werde. Die nunmehrige W. deklarirte den Werth des Legats zi 10,0 00 Thlr. Sie wurde von der Erbschaftssteuerbehörde aufgefordert, auch die zum Nachlaß der D. gehörigen Forderungen zu bezeichnen und gab sie auf 4500 M. an. Die Steuerbehörde fixirü nun die Steuer des Legats bis zum Belaufe des Nachlasses des Mannes nach B. b. des Tarife zum Ges. v. 30. Mai 1873 auf 2 und für den überschießenden Werth des Vermächtnisses, da dieser nicht aus dem Nachlaß des Bruders und Oheims der Legatare gewährt wurde, und somit als dm Schenkung anzusehen fei, nach D. des Tarifs auf 8 Prozent. Diese Steuer wurde eingezogen Einige Zeit nachher lieferte nun die W. der Steuerbehörde von freien Stücken, um eine Herab­ setzung des Stempels zu erwirken, den Nachweis, daß die ausstehenden Forderungen des verstor denen D. nicht blos 4500 M., sondern 24,900 M. betragen hatten und erwirkte, da unter dieser Voraussetzung der nur mit 2 Prozent zu versteuernde Nachlaß des D. einen höheren, der mit 8 Prozent zu versteuernde überschießende Werth des legirten Grundstücks aber einen geringerer Betrag erreichte, als man vorher angenommen hatte, eine erhebliche Verringerung der Steuer Die W. wurde aber nun aus §. 42 des Erbschaftssteuergesetzes unter Anklage gestellt und tu -weiter Instanz auch wegen wiffenllich unrichtiger Angabe über Thatsachen, welche die Höhe des Steuerbetrages bestimmen, verurtheilt. Ihre Nichtigkeitsbefchw. wurde durch obiges Erk. zurück­ gewiesen.

i

Anhang. Erbschastgpeuergesrtz tc. [IlL Anmerkungen re. — Ld Lu |. 45, Z.c. Zu

49 bei Gesetze». — Im*. 74 bi» 76.]

liche Erbschaftssteuer-Amt selbst für leicht möglich hält, daß der 2 Jahr alte Knabe steuerpflichtiges Vermögen nicht hinterlassen haben wird, so scheint es fich zu empfehlen, den Vater des Miterben— unter der Annahme, daß eine Deftaude micht beabsichtigt sein mag, — zu seiner Vernehmung vor­ zuladen und ihm die Ordnungsstrafe aus §. 41 1. c., event, die Defraudationsstrafe anzu­ drohen. Sollte der Vater und Vertreter des Miterben nicht erscheinen, auch wieder nicht ant­ worten, so kann wegen Festsetzung der Strafe das Erforderliche veranlaßt und mit der amtlichen Ermittelung vorgegangen werden. Zn vielen Fällen, auch int vorliegenden Falle, wird es aus­ reichen, wenn der Bote des Königlichen Erbschaftssteueramts, wie dies auch sonst vielfach geschieht, sich nach den Verhältnissen erkundigt. Ze nach dem Ausfalle dieser Erkundigung kann zur Er­ wägung kommen, ob füglich daö Polizei-Präsidium, der Magistrat, der Bezirksvorsteher oder das hiesige Hauptsteueramt für inländische Gegenstände, oder sonst eine Behörde, um dies und das zu requiriren sein möchte. Die Fälle absoluter Renitenz werden sich nicht zu häufig ereignen und gerade deshalb läßt sich Bestimmtes und für alle Fälle Geltendes nicht vorschreiben. Daß schließ­ lich alle Versuche fruchtlos sein und daß ein Steuerbetrag überhaupt nicht mag berechnet und er­ mittelt werden können, hat der Gesetzgeber selbst als möglich vorausgesetzt. — Das rc. wolle nach diesen Andeutungen die Erledigung des fraglichen Falles herbei zu führen suchen. FMR. v. 12. Zuli 1875 III 9460 an das Erbschaftssteueramt in B. Z. b. Zu §. 45 des Gesetzes (resp. des Gesetz-Entwurfs). 74. Zn Betreff der Vorschriften über das Verfahren wegen Zollvergehen wird auf S. 274 ff. des Komm, verwiesen, woselbst diese Vorschriften für die alten und neuen Landestheile abgedruckt sind. Z.c. Zu §. 49 des Gesetzes (resp. §. 48 des Entwurfs). 75. Erk. des OT. (2) v. 25. Oktober 1877 (CB. 1878 S. 209, QR. B. 18 S. 666), betreffend einen aus der Zeit vor dem 1. Januar 1874 stammenden Erbfall. 1) Zst wegen nicht rechtzeitiger Anmeldung einer angefallenen stempelpflichtigen Erbschaft die Strafe deS §. 25 des Stempelgesetzes einmal verwirkt, wenngleich noch nicht erkannt, so kann dieselbe dadurch, daß der Betreffende den Erbschaftsanfall noch nachträglich anmeldet, nicht mehr ausgeschloffen werden. 2) Ein Erbe, der nur die Substanz der Nachlaffenschaft geerbt hat, die ganze Nutzung aber einem Anderen für deffen Lebenszeit überlasten muß, ist, wenn er auch die Erbschaft erst mit Aufhören der Nutzung zu ver­ steuern braucht, doch schon zur Anmeldung derselben verpflichtet. 3) Gemäß §.49 des Erb­ schaftssteuergesetzes vom 30. Mai 1873 gelten für die auS der Zeit vor dem 1. Zan. 1874 stam­ menden Fälle noch die bisherigen Vorschriften, insbesondere also auch rücksichtlich der Verjährung der Strafverfolgung die 5 jährige Frist des Art. V des Gesetzes vom 22. Mai 1852 und nicht die 3 jährige des §. 47 Abs. 4 des neuen Gesetzes. 76. Ihre an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtete Eingabe vom 23. Febr. d. Zs., worin Sie um Ermäßigung der Erbschaftssteuer bitten, welche in der Nachlaßsache des im Jahre 1838 hier verstorbenen Rentiers M. in Folge des im Jahre 1878 erfolgten Ablebens Ihres Bruders Carl Friedrich S. von dem nunmehr auf Sie und Ihre noch lebenden beiden Geschwister übergegangenen Nießbrauchsantheile mit 8 Prozent erfordert worden ist, ist nebst den hierbei zurück­ folgenden Anlagen auf Allerhöchsten Befehl zur Prüfung und weiteren Veranlaffung mir zugefertigt worden. Nachdem die Prüfung stattgefunden hat, eröffne ich Ihnen, daß die Steuer nicht nach Ihrem und Ihrer Geschwister Verwandschaftsverhältnisse zu Ihrem genannten Bruder auf 2 Prozent herabgesetzt werden kann, weil es sich nicht um einen Anfall von Nutzungen aus einem Fideikommiffe, oder aus einer Familien-Stiftung, handelt, sondem um den Anfall eines Nießbrauchs auf Grund der von dem rc. M., Ihrem Stiefgroßvater, angeordneten fideikommiffarischen Substi­ tution. Der hiesige Herr Provinzial-Steuer-Direktor ist aber ermächtigt worden, die Steuer von dem in Rede stehenden Nutzungsanfalle so berechnen zu lassen, als ob derselbe unter der Herrschaft -oyer il Gaupp, Stempelsteuergesetzgedung. 4. Sufi.

57

898

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz re.

[III. Anmerkungen re. — Z.d. u. e. Zum Tarif „ÄUg. Lorschr." Nr. 2 u. lit A. — Anm. 77, 78.]

des Erbschaftssteuer-Gesetze- vom 30. Mai 1873 sich ereignet hätte, mithin unter Berücksichtigung des Lebensalters der Bedachten, § 14 des Gesetzes, und nach Lit. C.b des Tarifs zum Satze von 4 Prozent. FMR. v. 22. Mai 1881 UI 6717 an den Kaufmann Carl Ludwig S. zu Danzig, dem PStD. in B. zur Nachricht und weiteren Veranlassung mitgetheilt, mit nachstehendem Bemerken: Es ist schon anderweit nachgegeben worden, daß der steuerpflichtige Werth von NießbrauchSanfällen aus fideikommissarischen Substitutionen, wenn dieselben erst nach dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 30. Mai 1873 zur Verwirklichung gelangten, nach den Bestimmungen dieses Gesetzes berechnet werden möge. Auch haben selbst in den dem Stempelgesetze vom 7. März 1822 unter­ legenen Erbfällen Ermäßigungen der Steuer von Erbschaften an Stiefenkel auf 4 Prozent statt­ gefunden. cfr. Allerh. Kab.-Ordre v. 5. Dez. 1842 und Cirk.-Verf. v. 18. Febr. 1847, Schmidt's Kommentar zum Stempelgesetz, von 1855, S. 220')• 77. Ew. rc. Auffassung in dem Berichte vom 29. v. Mts wird dahin beigetreten, daß der von dem im Jahre 1862 verstorbenen Fräulein P. ihrer Schwägerin vermachte, auf die letztere indeß erst im Jahre 1884, nach dem Tode des erstberechtigten Nießbrauchers, übergegangene Nießbrauch an ihrem Nachlasse behufs der Versteuerung nach § 14 des Erbschaftösteuergesetzes vom 30. Mai 1873 zu berechnen ist. Aber auch die Substanz des Nachlasses muß, nachdem das Erbschaftssteuer­ amt aus den Antrag der Erben, die Substanzsteuer zugleich mit der Nießbrauchssteuer zu entrichten, eingegangen ist, und beide Steuern erhoben hat, in Gemäßheit der Bestimmung int § 25 um den zu berechnenden Nießbrauchswerth geringer angeschlagen werden. Ew. rc. wollen hiernach die Erb­ schaftssteuer anderweit berechnen lassen und den zuviel erhobenen Steuerbetrag erstatten, auch die Wittwe P. auf ihr Gesuch v. 13. April d. I. im diesseitigen Aufträge mit einer entsprechenden Mittheilung versehen. FMR. v. 22. Juli 1885 111 7344 an den PStD. in B. Z.d.

Zum Tarif „Allgemeine Vorschriften" Nr. 2.

Diese Vorschrift ist im Wesentlichen übereinstimmend mit § 4 Absatz 2 der für die neuen Landestheile ergangenen Verordnung vom 5. Juli 1867, betreffend die Erhebung der Erbschafts­ abgabe (GS. S. 1120) und mit der entsprechenden Bestimmung bei der Position „Erbschaften" im Stempel-Tarif v. 7. März 1822. 78. Der Erbe hat als Schwiegersohn des Erblassers von seinem Erbtheile nicht 8, sondern nur 4 Prozent Erbschaftsstempel zu entrichten. Die Ansicht: durch den Tod der verehelichten Z. sei das Verwandtschaftsverhältniß gelöst, ist unrichtig. Der Erbe ist des Ablebens seiner Frau ungeachtet der Schwiegersohn des Erblassers geblieben. Bei Beurtheilung der Verwandtschaft, nach der ein Erbschaftsanfall besteuert rntrb, soll nur nicht auf ein Verhältniß zurückgegangen werden, welches durch richterliches Erkenntniß oder Vertrag schon vor erfolgtem Anfalle zu be­ stehen aufgehört hat. Rev.-Prot. des FM. v. 17. Juli 1873, betr. die Erbsch.-Stemp -Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frankfurt a. d. O. für d. 3. Tertial 1871, Mon. 47. Z. c.

Zum Tarif „Allgemeine Vorschriften" lit. A. Statt der Bezeichnung: „Personen, welche dem Hausstande des Erblaffers angehört und in demselben in einem Dienstverhältniß gestanden haben" heißt es in den bisher geltenden Bestim­ mungen der Kab.-Ordre vom 1. Dez. 1822 (GS. 1823 S. 1) und des Tarifs vom 5. Juli 1867 *) A. a. O. findet sich Folgendes abgedruckt: Das Finanz-Ministerium ist allgemein ermächtigt worden, die Steuer von Erbschaften an Stiefenkel bis zum Steuersätze von vier Prozent zu ermäßigen. Allerh. Kab.-Ordre vom 5. Dezbr. 1842. Vorkommende Anträge auf Ermäßigung des Steuersatzes für Vermächtniffe und für die diesen gleichstehenden Schenkungen an Stiefenkel von acht auf vier Prozent sind von den Provinzial-Steuer-Behörden nicht zurückzuweisen, sondern es ist darüber unter Anzeige der obwaltenden Verhältnisse an das Finanz-Ministerium zu berichten. Cirk.-Reflr. des FM. vom 18. Febr. 1847 (CB. 1847 S. 30).

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz re.

[III. Lmnerkungen sc. — Z.f. u. g. Zum Saris

899

vorschr.^ lit C.d. s. C.e.]

(für die neuen Landestheile — GS. S. 1126) sab A. b der Mg. Vorschrift: „Dienstbotm und HauSoffizianten des Erblassers". 79. Motive: „Der Steuersatz von 1 Prozent für remuneratorische Zuwendungen an „Haus­ offizianten und Dienstboten" des Erblafiers ist beibehalten und nicht mehr blos auf Pensionen und Renten beschränkt, sondern, der späteren Praxis folgend, auf alle durch die Lebenszeit des Bedachten beschränkte Nutzungen ausgedehnt. Die mißliche und dem Allgemeinen Landrecht entnommene, aber in den übrigen Rechlsgebieten mit keinem bestimmten Sinne verknüpfte Bezeichnung „Hausoffizianten" ist aufgegeben und durch die Angabe der sachlichen Kriterien — Zugehörigkeit zum Hausstande und dienendes Verhältniß — ersetzt". — Vergl. unten sub Z. i Anm. 83 ff. Z.f.

Zum Tarif „Allgemeine Vorschriften" lit. C. d (D. d des Entwurfs).

80. Die Bezeichnung „erweislich anerkannte Äinber" unter C. d des Tarifes zum Ges. v. 30. Mai 1873 umfaßt nicht blos die Kinder, welche ein nach dem §. 13 des Ges. v. 24. April 1854 (GS. S. 193) ausgestelltes Anerkenntniß beizubringen vermögen; Erk. des OT. (1) v. 8. Febr. 1878 (Entsch. B. 82 S. 222); das Gericht erster Instanz hatte es durch die Aussagen vernommener Zeugen für erwiesen erachtet, daß der betreffende Erblasser die Kläger wiederholt und ausdrücklich als seine natürlichen Kinder anerkannt habe, und hatte die Kläger zur Entrichtung von nur 4 (statt 8) Prozent Erbschaftssteuer für verpflichtet erklärt. Das App.-Gericht hatte dieses Erkenntniß bestätigt, worauf die von der Steuerverwaltung eingelegte Nichtigkeitsbeschwerde vom OT. zurück­ gewiesen wurde. Zn den Erk.-Gründen heißt es unter Andern: Es sei in keiner Weise abzusehen, weshalb das Gesetz sich des allgemeinen Ausdrucks „erweislich" bedient haben sollte, wenn es nur solche Kinder bezeichnen wollte, welche ein nach dem §. 13 des Ges. v. 24. April 1854 ausgestelltes Anerkenntniß beizubringen vermögen, d. h. ein ausdrückliches, in einer öffentlichen Urkunde abge­ gebenes Anerkenntniß der Vaterschaft. Die Heranziehung des Ges. v. 24. April 1854 bei der Aus­ legung sei überhaupt nicht statthaft, denn das Erbschaftssteuerges. v. 30. Mai 1873 verweise weder auf dasselbe, noch mache es den niedrigeren Steuersatz von 4 Prozent davon abhängig, daß dem Kinde ein gesetzliches Erbrecht zustehe. Das Ges. von 1854 sei vielmehr wesentlich nur bestimmt, die Rechtsverhältniffe des Kindes und der außerehelich Geschwängerten zu dem Vater und Schwängerer zu regeln, und lasse sich die Absicht, die damals geltende Position „Erbschaften" des Stempelges. v. 7. März 1822 durch eine neue Satzung zu ändern, um so weniger annehmen, als seine Geltung auf einen Theil der Monarchie beschränkt ist, während das Stempelsteuergesetz von 1822 für die ganze Monarchie galt. 80.b. Die Bestimmungen unter C.d des Tarifs zum Erbschaftssteuergesetz vom 30. Mai 1873, wonach die Anfälle an natürliche, aber von dem Erzeuger erweislich anerkannte Kinder mit vier vom Hundert zu versteuern sind, erscheint zwar, nach ihrem bloßen Wortlaut, auf den Anfall von einem solchen Erblasser nicht anwendbar, der lediglich durch richterliches Urtheil für den außer­ ehelichen Vater des ihn beerbenden Kindes erachtet worden ist. Allein Ihrer Auffaffung, daß die durch rechtskräftiges Erkenntniß gleichsam erzwungene Anerkennung einer freiwilligen auch im Erbschaftssteuer-Jntereffe gleichzuachten sei, stehen die frühere Praxis und der Umstand zur Seite, daß das Erbschaftssteuergesetz vom 30. Mai 1873 eine Erschwerung für die Steuerpflichtigen nicht hat herbeiführen wollen. Es mögen mithin Anfälle an natürliche Kinder solcher Erblasser, deren Vater­ schaft lediglich durch rechtskräftiges richterliches Urtheil festgestellt worden ist, fortan ebenfalls nur mit 4 Prozent zur Versteuerung gezogen werden. FMR. v. 16. Mai 1885 III 3585 an d. PStD. in B. Z.g.

Zum Tarif „Allgemeine Vorschriften" lit. C.e (D.e des Tarif-Entwurfs). 81. a. Zn den Motiven wird bei dieser Position bemerkt: „Auf die unter v.e vorgeschlagene Bestimmung wird bei den die Stiftungen betreffenden Befreiungen näher eingegangen werden" — f. unten sub Z.1 Anm. 85 Absatz 3.

900

Anhang.

Erbschaftssteuergesetz

re.

[III. Anmerkungen rc. — Z.h. Zum.Larif „9efrehmgen" Nr. 9.b, Z.L Zum Tarif „Befreiungen* Nr. 2.d.]

81. b.

Vgl. auch oben unter

J. die Anmerkungen zu §. 8 des Gesetzes (S. 866 ff.>

Z.h. Zum Tarif „Befreiungen" Nr. 2.b. 82.

Der Entwurf enthält bei dieser Position im Satz 1 vor den Worten „legitimirt sind"

die Worte „nachfolgend durch solche".

Nach dem Beschluß der Kommission des Hauses der

Abgeordneten sind jedoch diese letzteren Worte gestrichen, weil die Gleichstellung aller unehelichen legitimirten Kinder beabsichtigt werde, wahrend der Entwurf nur die durch nachfolgende Ehe legitimirten Kinder besonders bevorzugen wolle.

Z.i. Zum Tarif „Befreiungen" Nr. 2.d. 83.

Motive: Bei d wird eine Erweiterung vorgeschlagen.

Die bisherige Befreiung bezog

sich nicht auf die Zuwendung von Renten und Pensionen an Hausoffizianten und Dienstboten, wo­ für der Steuersatz von 1 Prozent vorgeschrieben ist, sondern nur auf Zuwendungen einer Kapital­ summe (vgl. Anm. 84 u. 84 lit. f. am Schluß). Fortan sollen, weil für die bisherige Unterscheidung keine ausreichende Begründung zu geben sein möchte, auch die in Rede stehenden Zuwendungen an Renten und Pensionen und anderen Nutzungen bis zu einem nach den gesetzlichen Vorschriften zu berechnenden Kapitalwerth von 300 Thalern steuerfrei bleiben.

Durch die anderweiten Fassungs­

änderungen soll die bisher schon in gleichem Sinne entschiedene Frage erledigt werden, ob der Betrag von 300 Thalern auch in dem Falle steuerfrei bleibe, wenn die Zuwendung zwar einen Kapitalwerth von 300 Thalern übersteigt, aber durch den Abzug der Steuer unter diesen Werth vermindert werden würde.

Wegen der Fortlaflung der Bezeichnung „Hausoffizianten" kann auf

die obigen Bemerkungen zu A des Tarifes Bezug genommen werden."

sVergl. oben sub Z. e.]

84. Zn Beziehung auf die Position „Erbschaften" lit. A. d im Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 (welche bestimmt: „A. Der Anfall ist stempelfrei, wenn er gelangt: d. an Personen, welche in Diensten und Lohn des Erblaffers gestanden haben, jedoch nur für eine Summe von 300 Thalern Kapital einschließlich" — gleichlautend mit Nr. 2. d der Befreiungen in dem die Erb­ schaftsabgabe in den neuen Landestheilen betreffenden Tarif vom 5. Zuli 1867, GS. S. 1126) sind folgende Bestimmungen zu registriren: a.

Unter den vorgedachten Personen sind nur Hausoffizianten und gemeine Dienstboten im

Sinne des Allg. Landrechts Th. 2 Tit. 5 §. 1 ff. zu verstehen.

FMR. v. 1. Okt. 1823 111 17858

an d. Prov.-Stempelfiskal S. (SK.). b.

Unter den zu A. d gedachten Personen sind, außer den gemeinen Dienstboten, auch die

im §. 177 Tit. 5 Th. 2 ALR. bezeichneten Hausosfizianten, namentlich der Wirthschaftsinspektor, der als solcher der Oekonomie des Erblaffers vorgestanden hat, zu verstehen.

FMR. v. 4. Okt. 1842

111 23063 (GK ). c.

Das Legat von 200 Thalern an die unverehelichte E., welche als Wirthschafterin in

Diensten und Lohn des Erblaffers gestanden, ist gesetzlich erbschaftsstempelfrei, soweit nicht der­ selben außerdem noch erbschaftliche Vortheile zugefallen sind, welche ihren gesammten erbschaftlichen Erwerb auf eine Summe von mehr als 300 Thaler erhöhen.

Der Annahme aber, daß ihr der­

gleichen anderweite Vortheile im Testamente des Erblaffers ausgesetzt seien, läßt sich nicht beitreten. Allerdings hat der Erblasser angeordnet: „ich wünsche, daß sie in ihrer bisherigen Stellung auch nach meinem Tode verbleiben möge, in welcher sie ein jährliches Honorar von 70 Thalern erhält. Sollte sie meinen Wunsch erfüllen, so soll sie für jedes Zahr, welches sie nach meinem Tode in ihrem jetzigen Verhältniß zugebracht haben wird, außerdem bei ihrem demnächstigen Abgänge fünfzig Thaler ausgesetzt erhalten."

Allein hieran kann die Anordnung eines erbschaftlichen Er­

werbes an die E. nicht gefunden werden; diese letztwillige Bestimmung hat vielmehr die Bedeutung, daß daS bisherige jährliche Honorar der E. von 70 Thalern um 50 Thaler auf 120 Thaler erhöht

Anhang.

Erbschaft- steuergefetz re.

[III* Anmerkungen re. — Li. Zum Tarif .Befreiungen* Kr. f .4.]

sein solle, wenn sie eS ihren Wünschen entsprechend findet, ferner im Dienste der Familie de- Erb­ lassers zu bleiben. Eine Freigebigkeit für die E. liegt hierin nicht, sondern nur eine den Erben auferlegte Pflicht, die E. für ein um 50 Thaler erhöhtes Honorar in dem bisherigen Dienstverhält­ nisse zu belasten, so lange sie selbiges fortbestehen zu lasten wünschen sollte. Don der Stempel­ forderung ist hiernach abzustehen, FMR. v. 8. April 1854 111 7666 an d. PStD. in D. d. Da die Kosten der Aufnahme und des Unterhalts des August H. im Schullehrer-Seminar dessen Vater zur Last gefallen sein würden, welcher in Lohn und Diensten des Erblaffers, Majoratsbesitzers v. B. gestanden hat, das Legat auch nur 150 Thaler beträgt, so soll mit Rücksicht auf die Position „Erbschaften" lit. A. d im Tarif zum Stempelgesetz vom 7. März 1822 ein Erbschaftsstempel von diesem Legate nicht gefordert werden. FMR. v. 6. Aug. 1856 III 19202 an d. Reg. in F.; der Majoratsbesitzer v B. hatte in seinem Testamente bestimmt, daß er dem Sohne seines Vogts diejenige Summe vermache, die zu seiner Aufnahme und zu feinem Unterhalt im Schullehrer-Seminar in N. unbedingt nothwendig sei, welche Summe auf 150 Thaler Kapital­ werth ermittelt wurde. e. Für das Legat von 100 Thalern an den Knecht H. kann derselbe keine Stempelfteiheit beanspruchen, indem er netzen diesem Legat noch lebenslänglich eine Rente von jährlich 135 Thalern bezieht, sein erbschaftlicher Vortheil zu Kapital berechnet mithin mehr als 300 Thaler beträgt. FMR. v. 6. Aug. 1858 III 17449 an d. PStD. in S. - Das Kapital der 175 Thaler, welchedem Kammerdiener L. außer und neben der Zahresrente von 50 Thalern ausgesetzt ist, unterliegt der Versteuerung zu 8 Prozent, da die bei der Tarifposition „Erbschaften" sub A. d nachgelassene Befreiung vom Erbschaftsstempel für eine Summe von 300 Thalern Kapital einschließlich hier nicht mehr zutrifft. Rev.-Prot. des FM. v. 20. Jan. 1868, betr. die Erbsch.-Stem.-Tab. im Bezirk des Appell.-G. zu Frankfurt a. d. O. für das 1. Tertial 1867, Mon. 22. f. Die Annahme, als ob in der Verfügung vom 18. März 1830 (FMR. III 5838 — SK] ausgesprochen sei, daß Legate an Dienstboten des Erblaffers zum Betrage von 300 Thalern oder weniger nur dann erbschaftsstempelfrei zu lasten seien, wenn der Legatar, wo nicht am Todes­ tage des Erblassers, doch mindestens zur Zeit der Errichtung der das Legat anordnenden letzt­ willigen Disposition in Diensten und Lohn deS Erblaffers gestanden hat, trifft nicht zu. Die Frage: ob der Legatar zur Zeit der Errichtung des Testaments noch in Diensten und Lohn des Erblassers gestanden haben müsse, um die Stempeltarifposition „Erbschaften" zu A. d auf ihn für anwendbar erachten zu können, ist damals gar nicht zur Sprache gekommen, und wird kein Anstand genommen, selbige zu verneinen, die Stempelfreiheit also auch anzuerkennen, wenn der Legatar auch zur Zeit der Errichtung des Testaments nicht mehr im Lohn und Dienste des Erblaffers gestanden hat, so­ fern nur außer Zweifel ist, daß dies früher der Fall gewesen. Zn gleicher Weise ist die Allerh. Kab.-Ordre vom 1. Dez. 1822 (GS. 1823 S. 1) ^inzwischen aufgehoben, s. §. 49 des ErbschaftssteuergesetzeS v. 30. Mai 1873] aufzufassen, worin bestimmt ist, daß von Pensionen und Renten, welche Dienstboten und Hausoffizianten des Erblassers in Rücksicht der demselben geleisteten Dienste vermacht werden, nicht der 8., sondern nur der 1. Prozent Stempel erhoben werden soll. FMR. v. 17. Zuni 1852 (CB. S. 162). g. Die Erbin M. hat die ihr für geleistete Dienste vermachten 100 Thaler zu 8 Prozent zu versteuern, da sie als bloße Aufwärterin auf die den Dienstboten bei Legaten bis zu 300 Thalern einschießlich bewilligte Stempelfreiheit keinen Anspruch hat. Rev.-Prot. des FM. v. 20. Zan. 1868, betr. die Erbsch.-Stemp-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frankfurt a. d. O. für d. 1. Tertial 1867, Mon. 18. — Die Aufwärterin des Erblaffers hat als solche keinen Anspruch auf die Ver­ steuerung des ihr vermachten Nießbrauchs zu dem durch die Allerh. Kabinets-Ordre vom 1. De­ zember 1822 ermäßigten Satze von 1 Prozent soergl. die vorige Anm. am Schluß], vielmehr muß sie von dem gesammten erbschaftlichen Anfall den Erbschaftsstempel zu 8 Prozent entrichten. Rev.-Prot.

Anhang.

902

Erbschaftssteuergesetz ic.

[III. Anmerkungen rc. — Z.k. Zum Tarif »Vefreiungen- Nr. 2.f]

des FM. v. 8. Zan. 1869, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frank­ furt a. d. O. für d. 1. Tertial 1868, Man. 21.

h.

Eine Gesellschafterin hat keinen Anspruch auf Erbschaftsstempelfreiheit, da sie weder zu

den gemeinen Dienstboten, noch zu den Hausoffizianten gehört.

Rev.-Prot. des FM. vom 25. Zan.

1864, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tabellen im Bezirk d. Appell.-G. zu Stettin für d. 1. Tertial 1863, Mon. 9. i.

Unter den Personen zu A. d sind nicht solche zu verstehen, welche dem Erblaffer gegen

Remuneration Dienste verrichtet haben, sondern nur die Personen, welche das ALR. Th. 2 Tit. 5 §. 1—186 als Gesinde bezeichnet.

Bei den Beziehungen der Handlungsdiener, Handwerksgesellen

und Lehrlinge ist, obwohl sie auch Dienste leisten und Lohn erhalten, das Verhältniß des Brod­ herrn als eines Lehrherrn vorherrschend; die Beziehungen des Gesindes beschränken sich dagegen lediglich auf das Dienstverhältniß, und es werden unter Personen, welche im Dienst und Lohn einer Herrschaft stehen, auch nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch nur die Dienstboten, nicht aber Gerwerbsgehülfen verstanden.

FMR. v. 15. Aug. 1844 III 17379 an d. PStD. in D. — Hand­

lungsdiener und Lehrlinge, welchen von ihren Prinzipalen Legate zum Betrage von 300 Thalern oder weniger vermacht worden, sind nicht nach der Stempeltarif-Position „Erbschaften" zu A. d wie Dienstboten derselben zu behandeln, sondern zur Entrichtung des vollen Erbschaftsstempels nach der Höhe ihres erbschaftlichen Erwerbes anzuhalten. FMR. v. 4. Juli 1846 III 13258 (GK). k.

Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß so wenig der Buchhalter wie der Werksührer

des Verstorbenen zu den Dienstboten oder Hausosfizianten gehören und daß die ihnen ausgesetzten Legate von resp. 100 und 200 Thalern zu 8 Prozent versteuert werden müssen.

Rev.-Prot. des

FM. v. 16. Mai 1869, betr. die Erbsch.-Stemp.-Tabellen im Bezirk des Appell.-G. zu Frankfurt

a. d. O. für d. 2. Tertial 1868, Mon. 65. Z.k.

Zum Tarif „Befreiungen" Nr. 2.5

85.

Bei dieser Position enthält der Entwurf den Zusatz: „Auch andere Vermächtnisse zur

Austheilung — des Kapitals oder der Zinsen — an Arme sind von der Erbschaftssteuer befreit". Die Motive lauten: „Bei Nr. 2. f sind die Bestimmungen des Gesetzes über den Unterstützungs­ wohnsitz vom 6. Juni 1870 (BGbl. S. 360) §§. 2 ff. zu berücksichtigen gewesen.

Vermächtniffe

zur Austheilung an Arme sind nach den bisherigen Bestimmungen auch dann steuerfrei geblieben, wenn die Austheilung nicht durch die zuständige Armenverwaltung (Gemeinde- oder Gutsherrschaft) zu erfolgen hatte. DieAllerh. Kabinets-Ordre vom26. Januar 1827 [|. . ZM . 428 Dez. 11. Konsular-Konvention . 874 15. Desgleichen . . . . 15. FMR....................... 857 15. Erk. des OL. . . . 20. R. des M d. geistl. rc. Angel. 483 21. Gesetz....................... 93 IS72. Jan. 2. FMR......................... 82 8. ZMR......................... 610 17. Erk. des OL . . . 260 10. ZMR......................... . 432, 433 22. Erk. des OL. . . . 531 25. FMR......................... 188 Febr. 2. Erk. des OT. . . . 337 3. ZMR......................... 5. FMR......................... . 428; 433 - 21. Gesetz....................... - 28. FMR......................... 522 März 11. ZMR......................... 531 - 13. Erk des OT. . . . 336 - 2*. Erk. des OT. . . . 547 - 26. FMR......................... April 2. Gesetz....................... 71 5. Erk des OT. . . . 358 6. Schreiben des Reichskanzlers an die Bundesbehörden . . 255 - 10. ZMR.......................... 416 ’ 15. ZMR.......................... . . . 255

, i ji !

1

April Mai * * ; Juni 5 : Juli Sept. r -

18. 21. 1. 2. 2. 3. 5. 5. 5. 5. 0. 13. 15. 16. 23. 24. 27. 31 1. 6. 6. 3. 5. 8. 1!). 2. 2. 15. 17.

f .

10. 10.

Okt. : , Rov.

20.

26. 30. 10. 10. 12.

14. 22. 26. 28. 30. 12. 13. 14 - 22. . 20. Dez. 7. « 11. 13. -

FMR.............................. . . 255 FMR.............................. . . 416 Erk. des OT................... . . 260 Schreiben des FM. an d. ZM. 548 FMR.............................. . . 548 FMR.............................. . . 847 Gesetz............................ . . 118 Desgleichen................... . 144 ff. Desgleichen................... . . 197 Grundbuch-Ordnung 144; (n) 430; 645 Bekanntm. des Kriegs-M. . . 345 Verf. des Gen.-Postamts . . 345 FMR.............................. . . 399 ZMR.............................. . . 548 ZMR.............................. 175, 176 Erk. des OT................... 883, 884 FMR.............................. . . 866 Erk. des OT................... . . 136 Erlaß des Reichskanzlers . . 345 FMR..................................176 Erk. des Kammergerichts . . 336 Erk. des OL.........................621 FMR................................... 344 ZMR................................... 2*20 Erk. des OL........................ 630 ZMR..............................105, 106 Desgleichen........................445 FMR. ............. .......................... 106 Bekanntm. der Gen.-Dir. der Allg. Wittwen-Verpfleg.-Anstalt 70 FMR....................................147 Anweisung des ZM.u.des FM.148 ff. 426 Erk. des OL. 522 FMR. . . . Erk. desOL............................... 564 ZMR.........................................254 R. des M. für Handel rc. . . 522 Erk. des Gerichtshofes zur Entsch. der Komp.-Konflikte .... 47 Erk. des OT............................... 400 Vers. des Gen.-Postamts . . 635 FMR........................................... 344 Erk. des OT............................... 120 Erk. des OL............................... 265 Erk desOL............................... 314 Erk des OT............................... 261 ZMR..............................153, 154 Erk. des OT............................... 314 Erk. des OL................................125 FMR........................................... 121 Erk. des OT................... 260; 260 Kreisordnung........................... 488

Chronologisches Register. De,. 20. Erk des OT.....................................135 22. FMR.................................. 154, 155 27. Seemannsordnung. . . 522; 633 28. FMR.................................................857 1873. Jan. 2. Erk. de» OT.......................... 337 ; 3 Gesetz..................................... 66 3. FMR.......................................579 8. Regul. des FM. u des Kriegs-M. 474 11. Erk. des Ober-Appell.-Gerichts 415 15. Erk. des OT......................264 20. Erk. des OT.......................86 23. Erk. des OT.......................... 216 Febr. 4. FMR.......................................855 11. FMR.......................................589 18. FMR (zwei Mal)............... 546 25. Erlaß des Reichskanzlers . . 345 27. Erk. des OT.......................... 314 Mär, 1. Gesetz..................................... 59 8. FMR.......................................345 12. R. d. M. d. Z...................... 595 17. Gesetz......................................59 17. Erlaß des Präs, des Staatsmin. u. de»FM............................. 446,447 23. Gesetz .... 146; 197; (n) 709 26. Gesetz .. . 2, 3; (n) 9; 486; 487 - 31. Gesetz..................... 483; 492; 515 April 5. Erlaß des Reichskanzlers . . 345 9. Erk. des OT.......................... 264 9. Gesetz.................................... 542 22. FMR.......................................345 24. Gesetz.................................... 610 25. Erlaß des Marine-Min. . . . 492 - 30. FMR.......................................487 Mai 12. ZMR........................................155, 156 12. Erk. des OT. . 529, 530; 549, 550 13. ZMR.......................................133; 156 14. Gesetz.................................. 14 16. Erk. des OT......................... 261,262 21. ZMR....................................... 161, 162 21. FMR.................................... 382,383 21. Allerh. Erlaß u. Statut... 601 26. Gesetz.................................... 147; 197 27. Gesetz.................................... 147; 197 28. Gesetz.................................... 147; 197 29. Gesetz.................................... 147; 197 30. Gesetz.................................... 147; 197 » 30. Gesetz nebst Tarif . . . . 791 ff. 31. Gesetz.................................... 147; 197 Zuni 4. FMR.......................................160 11. Handels- rc. Vertrag mit Persien 875 . 13. ZMR.................................... 14

933

Zuni 18. Erk. des OT............................... 260 18. Instruktion d M. d. Z.. . 89 19. Schreiben des FM. an d. M. für Handel rc......................................... 439 - 23. FMR................................................. 579 - 25. Erk. des OT.....................................348 Zuli 7. ZMR.................................................579 11. Bekanntm des Reichskanzlers (n) 230 12. ZMR.................................................412 17. Rev.-Prot. des FM........................898 30. Erlaß desReichskanzlers . (n) 227 Aug. 14. ZMR.................................................536 21 ZMR.................................................488 26. FMR.................. (n) 231; 252, 253 Sept. 4. FMR.................................. 531, 532 6. R. des M. d. Z.............................. 479 - 23. ZMR................................................. 147 - 24. ZMR................................................. 147 - 25. FMR.................................................479 Okt. 7. R. des M. d. Z.............................. 477 11. FMR.................................................866 24. Erk d. OT.......................................520 27. Allerh. Erlaß...............................521 29. ZMR................................................. 488 30. Erk. des DI.... . 264, 265 31. ZMR................................................. 147 91oo. 4. Allerh. Erlaß...............................521 4. ZMR................................................ 434 7. Erk. des OT.................................... 263 14. Anweisung des FM........................810 14. Desgleichen............................. 818 ff. 22. Erk. des Ober-Appell -Ger. 194; 305 25. Erk. des OT..................................49 26. Erk. des OT.................................... 269 27. Erk des OT.................................... 267 27. ZMR................................................. 156 Dez. 2. FMR..................................... 808 ff. 2. Bekannt»! des FM. . 821ff. 2. FMR................................................ 849 3. R. und Bekanntm. des FM. -c. 825 ff. 15. FMR.................................................134 27. FMR................................................ 486 30. ZMR................................................ 828 31. ZMR................................................ 828 1874 Zan. 16. ZMR................................................ 595 22. FMR.................................................595 Febr. 3. ZMR.................................. 368, 369 9. Erk. des OT....................................436 13. R. des M. für Handel rc. 569, 570 16. Gesetz................................................(n)554 18. FMR...............................................369

934

Chronologisches Register.

Febr. 10. JMR.. ... März 5. ZMR...................................... 9. Gesetz................................... 18. FMR...................................... 23. FMR...................................... 24. FMR...................................... April 11. FMR...................................... 21. FMR...................................... Mai Juni Juli Aug. SepL. Okt. Nov. Dez. -

2. 6. 7. 9. 12. 26. 29.

Gesetz................................... Erk. des OT........................ Gesetz................................... ZMR...................................... Erk. des OT........................ FMR...................................... JMR.. . . .

. . 14; . . . . . . . . . . .

489 12 829 546 429 83 155 451 62 261 338 147

1875. 8. 13. 16. 28. 28. Febr. 6. März 2. 7.

Jan. -

-

Erk des OT. . . Erk. des OT. . . FMR........................... FMR........................... FMR........................... Gesetz........................ JMR........................... R. des FM. u d. M. wirthschaft!. Angel.. 14. Gesetz (zwei Mal) .

. . 303, .... .... . . 385, .... . . . 14; ....

304 298 647 386 462 830 599

f. d. land. . 601, 602 .... 83 JMR........................... .... 416 FMR........................... .... 408 Gesetz........................ .... 481 FMR........................... .... 602 FMR.......................... . . 497; 606 249, 250 FMR.......................... . . Erk. des OT. . . .... 849 Erk. des OT. . . .... 639 Handels- zc. Bertragi . . . . 875 Erk. des OT. . - .... 189 FMR.......................... .... 850 JMR.......................... . . . 70; 83 Erk. des OT. . . .... 163 Erk. des OT. . . .... 451 FMR.......................... Gesetz . . .148; 648 ff.; (n) 791 830, 831 R. des M. d. Z. . . . 65 Gesetz........................ .... Gesetz........................ 7; 707; 750 ff. .... 96 Gesetz . . FMR........................... .... 866 896, 897 FMR........................... . .

15. 30. April 12. . . 338 20. . . 412 1. FMR................................ 28. . 436 : 1. Erk. des OT. . . . 458 29. 11. Gesetz.................................... 30 11. Erk. des OT. . 212; 311; 314; 530 Mai 7. 11. Desgleichen........................ . . 268 18. 23. ZMR...................................... 156, 157 28. 25. Erk des OT........................ 196, 197 29. 25. Desgleichen........................ . . 267 Juni 9. 26. FMR...................................... 15. 2. FMR...................................... . . 462 18. 10. R. des Kriegs-M. . . . 18. 14. R. des FM. zc. ... 22. 486, 487 j 20. FMR...................................... 22. 24. FMR...................................... . . 487 24. 24. Desgleichen........................ 548, 549 27. 31. FMR...................................... 6. Juli 4. FMR...................................... 8. 8. Vers. d. PStD. in A. . . . 220 12. 13. FMR........................................ . . 488 ; 14. FMR.......................... 15. R- des FM. u. des M. d. I. 829, 830 21. Gesetz....................... 6; 10; 688; 24. R. des Hand -Minist.. . . . 634 26. Bekanntm. des Reichskanzlers . 5 6. FMR...................................... 27. FMR........................... .... i 7. Erk. des OT........................ . . 269 5. FMR........................... .... Aug. 8. FMR...................................... 7. FMR.......................... .... 12. R. des M. d. Z. . . . 20. FMR.......................... .... 831, 832 25. Erk. des OT. . . Sept. 17. Erk. des OT. . . .... . . 337 8. Erk. des OT........................ 17. Erlaß des Kaiser!. Oesterr. IM. 14. ZMR...................................... 1. Erk. des OT. . . .... Okt. . . 154 (n) 16. Vers. des Kammer-Ger. . . . 829 1. Siliert). Erlaß . . . . ; 20. FMR...................................... 15. Erk. des OT. . . .... 23. 2MR...................................... 132, 133 26. Erk. des OT. . . .... 5. FMR...................................... 27. Erk. des OT. . . .... . . 133 10. FMR...................................... 259; 262 29. Erk. des OT. . . .... 12. FMR...................................... 1. Erk. des OT. . . .... Nov. 12. Nov. ß . r _ .. 3. FMR........................... .... 5 31 Okt Konsular-Konventwn . . 875 4. FMR........................... .... 9. Erk. des OT........................ . (n) 724 23. Erk. des OT. . . .... 13. Bekanntm. des Reichskanzlers . 237 ; Dez. 6. Regulativ des IM. ....

708 756 248 442 835 459 270 870 268 353 605 268 308 439 38 249 515 532 473

Chronologische» Register. De,. Jan. Febr. -

März April Mai Juni Juli . Aug. -

935

Sept. 1. ZMR.................................. 823, 824 10. Erk. desVT. ..... 250; 262 6. ZMR....................................... . 93 15. FMR...............................................189 13. FMR................................................882 20. Plen-Beschl. des VT. ... 537 13. Erk. des vT.................................. 896 22. Verordnung...........................(n) 345 . 14. Erk. des vT..................... 295 ; 304 1876. 18. FMR............................................ 93 9. Gesetz............................................ 528 19. FMR................................................823 10. Gesetz............................................ 528 20. FMR................................................293 11. Erk. des vT............................217, 218 22. Erk. des vT.................................. 265 15. FMR.................................... 259 ;604 Olt. 13. R. d. M. d. Z.................................474 15. Desgleichen..................................250 13. FMR................................................834 18. FMR...............................................158 14. ZMR............................................ 4 26. Erk. des vT....................................287 19. ZMR................................................ 528 8. Erk. des vT....................................498 20. FMR................................................463 11. Erk. des vT....................................550 23. Erk. desKammergerichts . . 140 15. FMR.............................................. 262 23 FMR................................................474 16. FMR...............................................158 24. Erk deS vT.................................. 314 17. ZMR..................................... 445,446 25. Erk. des vT.................................. 177 18. ZMR.............................................. 616 25. FMR................................................499 26. Bekanntm. des Reichskanzlers . 397 91oo. 2. Erk. des vT.................................. 570 26. Gesetz nebst Strafgesetzbuch für 4. FMR.............................................. 602 das deutsche Reich (n) 232; 240; 7. R. d. M.d. I. ... 343; 381 (n) 320; 396 23. ZMR............................................ 4 28. FMR.............................................. 446 1. FMR.................................................183 29. Bestimmungen b. Reichskanzlers 13 Dez. 2. FMR...............................................181 6. Erk. des vT.................................. 269 7. FMR...............................................159 7. Erk. des vT...................................161 19. FMR.............................................. 583 7. Erk. des vT.................................. 161 9. FMR.................................. 448. 449 23. FMR...............................................140 27. Erk. desvT.................................... 287 13. FMR................................................293 13. FMR................................................823 1. Erk. desvT.................................... 864 3. Gesetz.............................................. 99 15. FMR................................................431 12. Erk. desvT.................................... 835 16. FMR............................................ 57 -' 19. Bekanntm. des PStD. in Berlin 823 14. R. d. M. d. Z.......................... 63 22. FMR................................................887 22. ZMR........................................157, 158 23. R. d. M. d. geistl. rc. Angelegenh. 476 1877. 23. FMR.................................. 527, 528 Zan. 4. FMR................................................250 29. FMR...............................................158 7. FMR................................................561 5. FMR.............................................476 10. R. des Kriegs-M............................568 16. Gesetz..............................................66 12. FMR............................ (n) 819; 824 19. Gesetz........................................99; 520 20. ZMR................................................471 3. Erk. desvT.................................... 626 27. Gesetz 34; (n) 48; 355, 356; (n) 513; 515 4. FMR..............................................459 7. FMR.............................................. 248 28. FMR................................................568 28. FMR..................................(n) 834 13. FMR...................................... 29, 30 22. Gesetz..............................................97 « 30. Cioil-Prozeß-Ordnung (n) 24; (n) 34 23. Gesetz..............................................66 31. ZMR............................................... 448 24. FMR.......................................... 95 Febr. 1. Straf-Prozeß-vrdnung (u) 231; 28. FMR..............................................593 (n) 232; (n) 275; 278; 294; 14. ZMR.............................................. 161 (n) 341; (n) 347; (n) 352; 17. Gesetz..............................................66 356 ff.; (n) 359 25. Gesetz........................................ 62; 446 1. Gesetz . . .(n) 231; 356; (n) 515 6. FMR............................................ 906 30. R. des FM. u. des ZM. . . 27

936 Febr. 15. Erl. des £>2 . . 18. Gesetz........................ 19. JMR........................... 21. Erk. des OT. . . 26. FMR........................... März 3. ZMN........................... 5. Erk. des OT. . . 7. ZMR........................... 7. Erk. des OT. . . 10. ZMR........................... 10. Bekanntm. des FM. 11. FMR........................... 15. Erk. des OT. . . 16. Gesetz........................ 21. Erk des OT. . . 28. Gesetz........................

Chronologisches Register. .

179

.

. (n) 262, (n) 517,

387 257 263 251 518

.

. 298 387, 388 388, 389

. . .

. 163 . 99 . 441 520, 521 180 217

16. Erk. des OT.

25. 30. Febr. 5. 25. 25. März 13. 13. 18. 20. 20. 27. 27. 28. April -

848

11. 12. 13. 15. 24.

...

Erk. des OT......................... ZMR....................................... FMR....................................... Sets. des PStD. ju Köln Gesetz (zwei Mal) . . . Gesetz.................................... JMR....................................... FMR....................................... FMR....................................... FMR....................................... Erk. des OT......................... Desgleichen........................

. .

. . 450, . . . . . .

289 563 451 451 452 708

. . . . .

845 871 845 848 203 722 203 162 167 871 588

. . . . . (n) 202, Erk. des OT......................... 161, Erk. des OT. FMR....................................... . . . . FMR....................................... Gesetz.................................... . . Gesetz 7; (n) 34; (n) 257; 314; 341; 345; FMR....................................... . . Erk. des OT......................... . . Schreiben des FM. . . . . Erk. des OT......................... . . R. d. M. f. Handel -c. . . . R. d. M. d. Z..................... . . Bekanntm des FM. . . . . Erk. des OT......................... . . FMR....................................... . . Erk. des OT......................... . .

512

834 7. 136 595 9. 647 598 10. 861 626 17. ! 647 452 27. 195 s 292 | 31. 824 463 31. 266 609 Zuni 13. 422 15. 38 452 17. 586 18. Gesetz (ns 7; 14 bis 16; (n) 68; 688; 690; 692; (drei Mal) 707 287 ; 164 20. Erk. des OT......................... 265; 267 . . 89 1. Rechtsanwaltsordnung 897 i Juli 3. Gesetz.................................... . 317 ff. 135 ; 4. Erk. des OT......................... . . 265 4. Beschluß des Bundesraths . (n) 321 834 , 6. Bekanntm. des Reichskanzlers 322 ff. 421 j 6. Regulativ des Reichskanzlers 327 ff. 630 : 630 24. FMR....................................... . . 824 309 ! Aug. 5. JMR....................................... . . 824 1 6. FMR....................................... . (n) 244 ; 6. FMR....................................... . . 860 833 11. FMR....................................... . . 252 . . 380 ' 537 1 18. FMR................................ 586 ! Sept. 11. FMR....................................... . . 630 . 270 13. Erk. des OT. . . 886 1 94 i 23. Erk. des OT. . . . . . . 1 26. Beschlußd.Bundesraths(»)323; (n)331 868 596; 624 565 30. Erk. des OT......................... Okt. 11. Erk. des OT......................... . . 298 26. Instruktion des FM. . . . . 335 825 Mai -

00

I

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I !

Gast- und Schankwirthschaft und Klein­ handel mit Getränken, Erlaubnißscheine rc. 59; 486 ff. Geburtsscheine 521; jetzt stempelfrei 2. Geistliche, deren Atteste im Allgemeinen 463; — Sühne-Atteste in Hannover 740. — emeritirte, s. Unterstützungsfonds. — evangelische und katholische, Stempelstrasfestsetzungen gegen sie 349. — s. auch Pfarreien, Vormundschafts­ Sachen. Geld, s. Valuten. Gelehrte Anstalten 68; s. auch Universitäten. Geleit sch eine für poln. und ruff. Juden 583. Gemeinden, s. Stadtgemeinden. Gemeinheitstheilungen, s. Auseinander­ setzungs-Sachen. Genossenschaften, s. Erwerbs- und Wirthschaftsgenoffenschaften. Genußscheine, Reichsstempelabgabe 684. Gerechtigkeiten, s. Kaufverträge. Gerichte, a. ältere Bestimmungen: der Stem­ pelverbrauch hat im Allgemeinen bei ihnen aufgehört; es darf daher auch kein Stempel­ papier zu gerichtlichen Verhandlungen ein­ gereicht noch debitirt werden 8 ff.; zu verwen­ den bleibt aber der Stempel unter Umständen zu Punktationen, insbesondere bei bloßer An­ erkennung der Namens-Unterschriften 11, 12; 309; 376; zu Verträgen, welche die Gerichte in Angelegenheiten ihres eigenen dienstlichen Be­ darfs abschließen, ist der Stempel als Gerichts­ gebühr zu verrechnen 551. Nachbringung des Stempels zu einem dem Gericht eingereichten Vertrage, wenngleich innerhalb 14 Tagen, Straffälligkeit 307 ff. — Zweifel oder Mei­ nungsverschiedenheiten bei Auslegung des Stempelgesetzes 32. — Mittheilung einer Abschrift der zur Begründung eines Antrages in Bezug genommenen Verfügungen des FinanzMinisteriums Seitens der Provinzial-Steuerbehörden an die Provinzial-Justizbehörden 33.

Sachregister. — Beschwerden über Stempelfestsetzungen der Gerichte erster Instanz 33. — auf Beschwerden über Stempelbeträge, die als Gerichtskosten zu verrechnen, entscheidet die Justizbehörde 33. — haben für Verwendung des Stempels binnen 14 Tagen nach der Aufnahme zu sorgen 196. — Pflicht der Gerichtsbehörden zur Prüfung der stempelpflichtigen Privat- und Notariats-Urkunden, nicht aber der blos zur Unterschrifts - Rekognition vorgelegten PrivatUrkunden 11, 12; 311; 376. - Pflicht zur sorgfältigen Ermittelung von Kontraventionen bei Pacht- u. Miethsverträgen 345. — sollen an Ausländer thunlichst auf event, zu stem­ pelndem Briefpapier schreiben 387. — Pflicht bezüglich des Wechselstempels, namentlich bei Aufnahme von Wechsel-Protesten 253 ff ; wegen Nachentrichtung des Wechselstempels 256 ff. — Stempel zu Verhandlungen, welche ihnen die Auditeure einzureichen haben 11. — der Strafrichter darf nicht auf Nachbringung des Stempels erkennen (in den alten und neuen Landestheilen) 48 ff. — dürfen von den Notaren beglaubigte Abschrift der JmmobiliarKaufverttäge, vor Beibringung des Werth­ stempels, nicht verlangen 580. b. neuere Bestimmungen: Eine Erhebung von Stempeln neben den Gebühren findet in den vor die ordentlichen Gerichte gehörigen Rechtssachen, auf welche die Reichs-Justiz­ gesetze Anwendung finden, nicht mehr statt 14. — Urkunden, von denen im Verfahren Ge­ brauch gemacht wird, insoweit stempelpflichtig, als sie es ohne diesen Gebrauch sein würden; Urkunden, welche im Verfahrm errichtet wer­ den, soweit ihr Inhalt über den Gegenstand des Verfahrens hinausgeht, stempelpflichtig 15. — eventuelle Stempelerhebung für einen nach § 471 C.P.O. aufgenommenen Vergleich 16. —- allgemeine Verpflichtung der Gerichte zur Wahrnehmung des Stempclintereffes aus Grund deS § 30 des Stempelges. v. 7. März 1822 ist bestehen geblieben; haben die Einziehung fehlender Naturalstempel bei dem HauptSteuer-Amt des Bezirks zu beantragen 369. — Zuständigkeit und Verfahren für die Fest­ setzung von Gerichtskosten, einschließlich der Stempelbeträge, auf erhobene Beschwerden 17; dicsfällige Beschwerdeführung Seitens der Staatsanwaltschaft 375. — Bezirk des ehe­ maligen Appellationsgerichtshofes zu Cöln, denselben betreffende Vorschriften 19. — s.

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auch Gerichtskosten, Stempelrevisionen, Stem­ pelstrafen. Gerichtskosten, Befreiungen 68, 69; (n) 68. — Verjährung (n) 17; 30, 31. (Einschließlich der ohne Materialverbrauch zu erhebenden Stempelabgaben:) Erhebung und Verrechnung derselben früher durch die Verwaltung der indirekten Steuern; bezügliche Befugnisse der Steuerhebestellen 21; s. dagegen jetzt Nachtrag. — Stundung und Nieder­ schlagung wegen Armuth; Armenrecht 20. — zwangsweise Einziehung; Titel zum Pfand­ recht; Zwangsversteigerung von Immobilien 19. — Prüfung des Ansatzes 22; 373 ff — Beschwerden über Festsetzung der Stempelbettäge, s. Gerichte. Gerichtskosten-Gesetze, bezüglich des Stem­ pelverbrauchs 7 ff.; 14 ff. Gerichtsschreiber, sind zuständig, auf An­ ordnung des Richters Wechselproteste aufzu­ nehmen 254. Gerichtsvollzieher, sind zuständig, Wechsel­ proteste aufzunehmen 254, 255. — haben zu Wechselprotesten u. Versteigerungsprotokollen die tarifmäßigen Stempel zu verwenden (n) 20. — sind verpflichtet, die Besteuerung der bei ihnen vorkommenden Wechsel von Amtswegen zu prüfen und Zuwiderhandlungen der zu­ ständigen Behörde anzuzeigen (n) 20; 255. — Beurkundung der Aufgabe zur Post hin­ sichtlich des durch dieselben bei einer Hinter­ legungsstelle einzuzahlenden Geldes; Stempel­ verwendung dazu 22. — Züstellungsurkunden derselben stempelfrei 20. — zu den ihnen zu vergütenden baaren Auslagen gehören auch die erforderlichen Stempel 20. Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden, zu Berlin, und deren Hülfsverein in Sorau 78. Gesellschafter, s. Auseinandersetzung, Sozie­ tätsverträge. Gesinde, s. Belohnungs-Anstalt. Gesindedienstbücher;jetztstempelfrei521,522. Gesinde-Entlassungsscheine; jetzt stempel­ frei 521; desgl. für Schiffer und Schiffsleute, Seefahrts-Bücher und Beglaubigung; Stem­ pelsteuer-Erstattung; jetzige Debitsbehörden 522. — s. auch Bergleute. Gesuche, Beschwerdeschristen, Bittschriften, Ein­ gaben 522 (Vorstellungen 647); jetzige Stem­ pelfreiheit 2. — stempelpflichttg, sobald sie bei den im Tarif bestimmten Behörden eingereicht

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werden ; auch wenn kein Antrag formirt wird, der eine Bescheidung erwarten läßt 523; auch wenn die Behörde nicht auf das Geschäft amtlich einwirkt 482, 483. — von Mehreren unterschrieben, selbst verschiedene Gegenstände betreffend 584. — Beschleunigungsgesuche ohne sachliche Erörterungen stempelsrei 523. — erneute Gesuche nach definitiver Ablehnung der früheren stempelpflichtig 523. — dem Gericht eingereichte 8. — um Exekution eines rechts­ kräftigen Erkenntnisses, resp. die dadurch veran­ laßten Ausfertigungen 522, 523. — an das Gericht um Uebersendung von Geld oder geldwerthen Papieren durch die Post 489. — um Eintragung in die Genoffenschaftsregister 13. — desgleichen in das Handelsregister 12; 580. — der Geschworenen um Dispensation von den Schwurgerichtssitzungen 523, 524. — an Post-Aemter sowie überhaupt an PostAnstalten; nicht gerichtlich noch notariell ver­ faßte Anzeigen wegen Abholung der Sendun­ gen, nebst Beglaubigungs-Attest; Anzeige einer Vollmacht oder Firma, resp. deren Erlöschen oder Veränderung; wegen Postbetriebs-Ein­ richtungen für den Reise- und VersendungsVerkehr 524. — Rekurs roegen der Gesuchs­ stempel-Strafe 352. — s. auch Ausfertigungen. Gewerbe, An- u. Abmeldungen, Gesuche um Erlheilung u. Verlängerung von Gewerbe- u. Hausirscheinen, Gewerbe- u. Hausirscheine resp. polizeiliche Legitimationsscheine zum Gewerbe­ betrieb im Umherziehen, polizeiliche Bescheide u. Bescheinigungen Behufs des Gewerbebetriebs 58. — Atteste des Gemeinderaths und der Vorsteher der Synagoge für jüdische Gewerbtreibende zur Erlangung von Gewerbescheinen (Patenten) 59. — Gastwirthschaft u. Schank­ gewerbe u. Kleinhandel mit Getränken 59; | 486 ff. — Gewerbe-Polizei-Angelegenheiten, j B. Erlaubniß, Droschken an gewissen Plätzen aufzustellen, sind stempelpflichtig 59, 60; 98. — gewerbepolizeiliche Bau - Angelegenheiten, 58; 98. Gewerbegerichte, Vergleichsverhandlungen; gerichtliches Verfahren 620; deren Erkenntniffe 513, 514. Gewerbescheine 58. Gewerbsberechtigungen, s. Auseinander­ setzungs-Sachen. Giro 524. — aus Aktien 499. Glienicke, s. Waisenversorgungs-Anstalt. Glogau, s. heiliges Stift, Stiftung.

Gold, s. Valuten. Gothaer Bank, Nachschubscheine 594. Gratifikationen, s. Denunzianten-Antheile. Greifswald, s. Befferungs-Anstalten. Gründung neuer Ansiedelungen 62. — von Aktiengesellschaften 537 ff. Grundakten, s. Hypothekenbücher. Grundbuchamt, Stempelabgaben von gewiffen bei demselben anzubringenden Anträgen: Auflaffungserklärung,Stempelsteuer-Defraudation, Beanstandung der Werthsangabe binnen drei Jahren nach der Eintragung; Antrag auf Ein­ tragung einer Hypothek oder Grundschuld; desgl. von Renten u. anderen periodischen Leistungen; auf Löschung einer Post; auf Ein­ tragung der Verpfändung einer Hypothek oder Grundschuld; spätere Anrechnung des Werth­ stempels auf den Stempel zu der über das­ selbe Geschäft aufgenommenen Urkunde; im Auslande ausgestellte Anträge 144 ff.; Stempel­ freiheit der Beglaubigungen u. Löschungsan­ träge 2; 4, 5; nicht aber, wenn letztere aus­ gefertigt werden, noch notarielle, noch bei Unterschrifts-Rekognitionen 488. Ausführungsbestimmungen 148 ff.; Auszug aus den Motiven zum Gesetz-Entwurf 152 ff. Tagebuch des Grundbuchführers u. Mittheilung eines Auszuges an die Steuerbehörde 153 bis 155. — Pflicht des Grundbuchamies zur Aufnahme der Erklärung über die Vorlegung einer das Veräußerungsgeschäft enthaltenden stempelpflichtigen Urkunde im Interesse der Betheiligten 155 ff. — Eintragung einer Hy­ pothek für rückständige Kaufgelder bei Auflaflungen auf Grund mündlichen Vertrages 160. — schriftliche Anträge des Eigenthümers auf Eintragung von Grundschulden 161. — Verpflichtung zur Werthsdeklaration, wenn das der Auslassung zum Grunde liegende Geschäft nicht in einem Kaufe, sondern in einer sonstigen Uebertragung des Eigenthums besteht 159. — in Auflaffungs - Erklärungen gleichzeittg er­ folgende Anerkenntnisse des Inhalts mündlich abgeschloffener Veräußerungsverträge 159,160. Stempelrevisionen bei den Grundbuchämtern 154, 155; Verabfolgung der Grundakten in die Wohnung des Stempelfiskals 368, 369; ob überhaupt ein Auflassungsstempel zu er­ heben war, soll der Fiskal nicht im Wege der Monitur geltend machen 155. — Einführung des Gesetzes über die vorgedachten Stempel­ abgaben in andere Landestheile u. Stempel-

Sachregister. freiheit der bezüglichen Verhandlungen 147. — Gerichts-Entscheidungen betreffend die StempelAbgaben in Grundbuchsachen 161 ff. Grundschuld, s. Grundbuchamt. Grundschuldbriefe, als amtliche Ausferti­ gungen stempelpflichtig. Grundsteuer, Stempelfreiheit der Entschädi­ gungsverhandlungen, ausschließlich der gericht­ lichen Prozesse 66. — Stempelfreiheit der auf die Fortschreibung bezüglichen Eingaben und sonstigen Verhandlungen 491. — s. auch Aus­ züge. Grundstückstheilungen, Vertheilung der öffentlichen Lasten dabei 62. Gütergemeinschafts-Verträge, unter Ehe­ leuten 524; jetzt 15 Sgr. 2. — es macht keinen Unterschied, ob sie vor oder nach Ein­ gehung der Ehe abgeschlossen werden 524. — s. auch Eheverträge. Gutachten der Sachverständigen, bei stempel­ pflichtigen Verhandlungen gebraucht; Stempelpflichtigkeit nicht abhängig von der Qualifikation der Sachverständigen als Beamte 524 ff; 527, 528;. auch nicht von deren Vereidigung 526; — Begriff eines Gutachtens; einfache technische Bescheinigung eines Nichtbeamten; Stempelpflichtigkeit hängt nicht von der Ausstellung, sondern vom Gebrauche ab; Behörde, der die Stempelverwendung obliegt; der Sachverstän­ digen« Vereine, zum Schutz gegen Nachdruck; der künstlerischen, photographischen u. gewerb­ lichen Sachverständigen-Vereine; in Protokollsorm abgegebene; in Prozessen beigebrachte find nach wie vor stempelpflichtig 525 ff.; 590, 591. Gutsherrschaften, f. Armen-Angelegenheiten. Hagen, s. Bank-Znstitute. Handel, mit Getränken 59; 486 ff. — mit Spielkarten, s. diese. — mit Stempelmaterialien, s. diese. Handelsbillets 528; jetzt 233. Handelsregister, Eintragungen in dasselbe u. in das Schiffsregister sowie die darauf bezüg­ lichen Atteste 12. — notarielle Verhandlungen über Eintragung ins Handelsregister und Zeich­ nung einer Firma oder Unterschrift 580. tzandlungs- u. Handwerksgehülfen, deren Entlassungsscheine 475 ff. Haupt-Bibel-Gesellschaft u. deren TöchterGesellschasten 78. Haupt-Exemplar, in wessen Händen sich dasselbe befinden muß 295; insbesondere bei

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Tauschverträgen 316. — zu demselben wird der tarifmäßige Stempel angewandt, Ausfertigung eines Extraktes 221; 443, 444. — bei Lieferungsverträgen über Bedürfniffe der Regie­ rung oder öffentlicher Anstalten 566 ff. — beim Abschluß von LieferungSverträgm Seitens der Intendanturen 568. Haupt-Steuer- u. Zoll-Aemter, s. Kom­ petenz. Hausirscheine 58 Hebammen, Zeugniffe Behufs Aufnahme in die Hebammen-Lehranstalt 471. Heiliges Stift in Glogau 78. Heimathscheine 476, 477. Heirathen, s. Atteste. Heiraths-Konsense, für Beamte 528. Herrenlose Verlassenschaften, den Magisträten anfallende 856. Hinterlegungsordnung, s. „Gerichtsvoll­ zieher" u. „Rekognitionsatteste". Hohenzollern - Hechingen und Sigma­ ringen, fürstliche Häuser, deren Stempel­ freiheit 71. Hohenzollernsche Lande, Sportel-, Stempelu. Taxwesen 648 ff. — Einführung des Ge­ setzes vom 30. Mai 1873 betreffend die Erb­ schaftssteuer 648; (n) 791. Hollandsgänger, s. Pässe. Hospitäler 68; 71; 73. Hülfskasse der Provinz Westfalen 76. Hypothek, s. Grundbuchamt. Hypothekenbücher u. Grundakten, Ver­ handlungen zur Wiederherstellung der durch Brand oder sonst verloren gegangenen 91. Hypothekenscheine 528. — diese und be­ glaubigte Abschriften zur Wiederherstellung der verbrannten Verhandlungen bei der LandschastSdirektion in Schneidemühl 91. Hypothekenwesen, erste Regulirung, im All­ gemeinen und in den einzelnen Landestheilen 91; 147. Jagdpachtverträge, deren Bestätigung 493, 494. Jagdscheine, sowie Gesuche um Ertheilung und Bürgschaften, auch für die neuen Landes­ theile 59. Impfscheine, s. Atteste. Indossament 528. — auf Aktien 499; 653. Zngrossatio ns-Verfüg un gen, an die Hypo­ theken-Buchführer 528. Jnhaberpapiere mit Prämien, Abstempe­ lung der älteren; Ausgabe neuer 611, 612.

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Intendanturen, Bescheide u. Ausfertigungen 483. — deren Verfahren in Stempelstraffällen 343; 350. — s. auch Stempelrevisionen. Jnterimsscheine, s. Aktien; s. auch Reichs­ stempelabgabe. Interventions-Prozesse, beiZnterventionsansprüchen auf die von der Steuerbehörde abgepfändeten Gegenstände ist der Rechtsweg zulässig 47. Inventarien, zum Gebrauch bei stempelflichtigen Verhandlungen resp. zur Ausmittelung einer Stempelabgabe 528. — deren Begriff; Anwendung des vorgeschriebenen Formulars ist einflußlos 2C. 529. — dem Gericht, ins­ besondere zu Nachlaß-Akten eingereichte 9; 55, 56. Zohannishütte, s. Besserungs-Anstalten. Zohannis-Stift, s. Ritterakademie. Johanniter-Orden, s. Balley. Irrenanstalt, s. Provinzial-Jrrenanstalt. Juden, Geburt, Aufgebot, Heirath, Sterbefall 13. Jüdische Schulen 82. (s. auch unter C.) Kalender-Stempel 530; aufgehoben 338. Kanäle, s. Flüsse. Kanon, resp. die in dessen Stelle getretene Rente, bleibt in Kaufbeträgen außer Betracht 123. Kaplaneien 68. Kassation von Stempelmaterialien, s. Stempel­ marken, Stempelpapier Kassen-Verein, Berliner, s. Bank-Institute. Kaufleute, kauf männischeKa ssenv er eine, deren Akkreditive und Anweisungen, Disposi­ tionsscheine, zahlbare Scheine 233; 604; 604,605. Kaufmännischer Verkehr, s. Kaufverträge vorletzten Absatz. Kaufverträge über in- u. ausländische Grund­ stücke und Grundgerechtigkeiten, alle anderen Gegenstände 103, 104; 530; über ausländische bewegliche Sachen 530. — ausländische 25; 191; wenn der Käufer seine Unterschrift erst im Auslande hinzugefügt hat 191. — erfordern, auch wenn kein Werthstempel fällig ist, bei einem Objekt von 50 Thlrn. u. mehr (Alten­ theil, vom Verkäufer zur Löschung zu bringende Hypotheken) 15 Sgr. Stempel, die gemeinen Lasten bleiben außer Betracht 106; 579,580. — von Ausländern im Auslande über inländische Grundstücke geschloffene 220. — wenn das Objekt unbestimmt ist 410; 417; 530. — schriftliches Anerkenntniß mündlich geschloffener

105; 530. — privatschriftliche über Grund­ stücke sind gültig resp. stempelpflichtig 64. — mit Simulation des Kaufpreises, maßgebend ist stets der schriftlich stipulirte Kaufpreis 107. — wenn über denselben Gegenstand mehrmals kontrahirt wird (privatim, gerichtlich, notariell), ist der Stempel nur Einmal, nach der höheren Preisangabe, zu erheben, sofern das Rechts­ geschäft int Wesentlichen unverändert geblieben 89; 139; 311, 312; 578. - mit bedingungs­ weiser Erhöhung des Kaufgeldes; eventuelle Kapitalisirung einer Rente 115 ff. — wenn aus den Kaufpreis hypothekarische, durch (Session erworbene Forderungen übernommen werden 111, 112. — wenn der Kaufpreis in Werth­ papieren resp. durch Uebernahme einer Pfand­ briefschuld entrichtet wird 111. — wenn Käufer als Aequivalent lediglich die Befreiung des Verkäufers von den auf dem Grundstücke haftenden Real-Verbindlichkeiten, sowie wenn er die Schulden nicht persönlich, sondern nur als Eigenthümer des Grundstücks übernimmt 110. — über Grundstücke mit darauf haftendem Rechte zur Erhebung zwar schon in der Ablösung begriffener, aber noch nicht abgetrennter Renten 541,542. — bloße Rentenüberlaffung istzCession 541, 542. — mit Stipulation des Rückkaufs; über Grundstücke, aus denen ein Vorkaufsrecht haftet 110. — Angabe an Zahlungsstatt 112. Für die Stempelpflichtigkeit entscheidet ledig­ lich die formelle Gültigkeit, Klagbarkeit ohne Rücksicht aus den Erfolg; Parzellirungsverträge; mit Minderjährigen resp. unter väter­ licher Gewalt Stehenden, Analphabeten, Taub­ stummen; ohne Genehmigung der Ehefrau oder des Miteigenthümers; mündliche Neben­ abreden; Betrug 2C. 196; 197 bis 202. — Korrekturen im Vertrage 209. — Erfüllung des Vertrages resp. Eigenthumsübergang, Ab­ schluß eines förmlichen Vertrages releviren nicht 196; 202 ff. — der Genehmigung eines Dritten bedürfende, des Vormundschaftsgerichts, demnächstige eigene Genehmigung 196, 197. — Verkauf im eigenen und der Ehefrau Namen 200. — Verkauf Seitens der Eheleute, aber nur vom Ehemanne unterschrieben, stempel­ frei, aber die Stipulation wegen Beschaffung der Genehmigung der Ehefrau erfordert den allg. Vertragsstempel von 15 Sgr. 213. — nachträgliches Protokoll über die Genehmigung Seitens der Ehefrau 586. — unter der Ver­ pflichtung der Ehefrau zur Zahlung ihres

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Antheils am Kaufpreise 200. — Bestimmtheit der kontrahirenden Personen, Unterschrift mit falschem Vornamen 210, 211. — eigene Unter­ schrift der Kontrahenten 211. — Unterschrift aller Theilnehmer am Vertrage 212. — Ver­ nichtung resp. Wiederaufhebung, wenngleich innerhalb 14 Tagen 209. — Wiederaufhebung eines Kaufvertrages vor oder nach vollzogener Uebergabe; die bloße Wiederaufhebung, oder die Erklärung, daß ein ftüherer Kaufvertrag ein Scheingeschäft darstelle, enthält keinen Rück­ kauf 107, 108. — Kaufverträge mit Resolutivund Suspensiv-Bedingungen 203 bis 209. — in Ausführung testamentarischer Anordnung 629. — mit dem, der bereits als Mandatar den Kaufvertrag abgeschlossen 629 ff. — Session der Rechte aus Kaufverträgen, desgl. aus einem bereits publizirten Adjudikations-Bescheide 108, 109. — wenn der mit dem Verkauf eines Grundstücks Beauftragte event, berechtigt resp. verpflichtet sein soll, daffelbe ganz oder den nicht verkauften Theil selbst zu erwerben 531 ff. Ausbedungene Leistungen und vorbehaltene Nutzungen 104; kommen bei Käufen von Mo­ bilien nicht in Betracht 531. — wenn für solche Leistungen eine Gegenleistung gewährt wird 118,119. — Zahlung des Kaufpreises vor der Uebergabe ist nur als Kontrakts-Bedingung anzusehen 118; unter vorbehaltenen Nutzungen sind nur die nach der Uebergabe zu gewähren­ den zu verstehen 117. — gemeine Abgaben u. Lasten; Laudemium; Privatleistungen (Alten­ theil, Schulden); anzeigende Erklärung des Verkäufers über die Abgabenpflichtigkeit des Grundstückes 119 bis 121; Erbpachtskanon, Erbzins, Domainen-Zinsen, Dienste Dienst­ pflichtiger, resp. die in die Stelle dieser Leistun­ gen oder gemeiner Abgaben getretenen Renten, was nachzuweisen, beständige Abgaben an ein anderes Grundstück bleiben bei der Besteuerung außer Betracht; 20 fache Kapitalisirung der Rente 122 bis 125. — Verabredung, daß der Altentheil auf dem Grundstück stehen bleiben soll 121. — Uebernahme der Kosten des Be­ gräbnisses des Verkäufers 128; 132. — Ver­ pflichtung des Käufers eines Domainen-Grundstückes, statt der Kosten von jedem Thaler des Meistgebots 1 Sgr. zu zahlen 118. — vom Ver­ kauf ausgeschlossene nicht geerntete Früchte 118. — vorbehaltene Benutzung eines Weges 118. — vorbehaltener Wald 119. — Verpflich­

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tung deS Notars zur Ermittelung übernom­ mener Abgaben und Lasten 126. Grundstücke zum Abbruch, resp. zur dauern­ den Benutzung, wenn sie sich auf fremdem Grund und Boden befinden (Pachtland, Emphyteusis. Superficies); Mrtüberlaffung des Nutzungsrechtes 533, 534. — Mitüberlaffung der Ackerarbeiten 546, 547. — Apotheken, Apotheken - Privilegien, Real - Gerechtigkeiten, Konzessionen 540, 541; Geräthschaften rc. nebst Konzession 414. — zum Zwecke des gemeinen Besten, Chaussee-, Eisenbahn-, Festungs­ bauten rc. 92 ff. — bei der Auseinandersetzung zwischen Eheleuten 188. — über Eisenbahnu. andere Aktien, unterliegen der Reichsstempel­ abgabe 653; 661; 667. — Ueberlaffung nicht regaler Fossilien 543. — Gerechtigkeiten 540. — Gerechtigkeiten zur Gewinnung von Stein- u. Braunkohlen in den vormals König!. Sächsischen Landestheilen 544 ff. — zwischen Miteigenthümern resp. Gesellschaftern 113; 534 bis 537; im Wege der Subhastation 186; 449, 450. — bei der Begründung von Aktien-Gesellschaften 537 ff. — über Kuxe 449 bis 451. — mit Rebenverträgen, als: pactum de emendo, Eintritt des Käufers in die Mieths-, GesindeDienst-Verträge rc., Session der Rechte aus Verträgen, Session zur Berichtigung des Kauf­ geldes, Session der Feuerkaffengelder, Verkauf von Apotheker-Geräthschaften rc. nebst Verzicht auf die Apotheker-Konzession, Rückkaufs-, Vor­ kaufs-Recht, Einräumung des Gebrauch der verkauften Sachen, Stipulation einer Kündi­ gungsfrist in Ansehung des Kaufgeldes, Ge­ währleistung für die Nichtkündigung von Ka­ pitalien, Verbot des Weiterverkaufs während der Lebenszeit des Verkäufers, Bewilligung der Löschung des Altenthells gegen bloße Produktion des Todtenscheines, Verpflichtung zur Exnexuation nicht mitoerkauster Grund­ stücke 410 ff.; Holzverkauf nebst Hau- und Rückergeld 417. — wenn ein bloßes Nutzungs­ recht Gegenstand der Veräußerung ist 542, 543. — über ein Nutzungsrecht mit oder ohne Nutzungsanschlag 104; 136. — Verkauf in Parzellen 110. — Theilungen und gerichtliche Verkäufe von Immobilien im Bezirk des Appellationsgerichtshofes zu Cöln 114, 115. — s. auch Punktationen, Verträge. Verkauf von Grundstücken oder Grundgerechtigkeiten mit Gegenständen anderer Art in Einer

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Summe 104; wenn auch nicht der Kaufpreis, sondern nur der Werth der anderen Gegen­ stände oder der auf sie entfallende Betrag angegeben wird; auch übernommene Hypo­ thekenschulden können auf die mitverkauften Pertinmzstücke vertheilt werden 138. — die Trennung der Werthsbeträge muß im Ver­ trage selbst erklärt sein, eine nachträgliche Trennung oder eine darauf bezügliche Notiz des Notars ist wirkungslos; desgl. wenn be­ reits in einer vorangegangenen Punktation der Verkauf in Einer Summe stattgefunden hat 138 ff.; — desgl. die nachträgliche Deklaration der im Vertrage selbst nicht ausgedrückten Valuta von darin zugleich enthaltenen Sessionen 140. — wenn bei geschehener Trennung der Werthsbeträge noch eine Rente übernommen wird, unterliegt dieselbe der Versteuerung zu 1 Prozent 141. — Verpflichtung, beim Mit­ verkauf der Ernte den Werth der noch auf dem Halme befindlichen Früchte anzugeben, bei Vermeidung der Versteuerung deS ganzen Werths zu 1 Prozent 547; wenn Zuwüchse im Boden, als: Bäume, Getreide, Saaten, Früchte (ungeerntete oder schon geerntete resp. zur Aberntung geeignete) mitverkauft werden; Stipulation Eines Preises für die mitverkausten Zuwüchse im Boden in Gemeinschaft mit den mitverkauften Mobilien; nachträgliche Dekla­ ration des Werths der Mobilien 547 bis 550. — Mitverkauf von Gegenständen, die in physische Verbindung mit dem Grundstücke (Fabrik, Brauerei) gebracht sind, und von Mobilien 549, 550. — wenn der Werth des Immobile und der Mobilien je unter 50 Thlrn. beträgt; höchstens ist aber der Stempel zu entrichten, welcher zu erlegen gewesen sein würde, wenn die Trennung der Werthe unter­ blieben wäre 141. — bei einem nicht mehr vorhandenen Kaufakte haben die Kontrahenten den Nachweis der verschiedenen Werthsbeträge zu führen 138. Kaufverträge über Immobilien rc. zwischen Ascmdmten u. Descendenten rc.: a ältere Bestimmungen: Versteuerung im Allgemeinen 104. — nähere Bestimmungen über die Versteuerung: die übernommenen Schulden kommen nicht in Abzug; nicht der künftige Erbtheil an sich, sondern nur der auf den künftigen Erbtheil angewiesene Theil des Kauf­ preises ist stempelftei 126, 127, namentlich nicht ein auf den Erbtheil anzurechnender oder

nach dem Tode des Verkäufers zu zahlender Kaufpreis 128. — wenn Kaufgeld als Mitgift zugewendet wird 129. — ausbedungenes freies Begräbniß des Verkäufers 128. — Verab­ redung besonderer Preise für das Immobile und die Mobilien 129. — Verkauf an die Tochter und deren Ehemannn resp. an Letzteren allein; an dm Bräutigam der Tochter; wenn einer der Verkäufer blos im stiefelterlichen Verhältniß steht 127. — Aufhebung der Ver­ günstigungen bei Uebertragung bäuerlicher Besitzungen in der Provinz Westfalen 69. b. neuere Bestimmungen: Versteuerung nach dem Gesetz vom 22. Zuli 1861 129,130. - unter Descendenten sind nur leibliche, nicht AdoptivKinder zu verstehen 130; auf Schwiegersöhne auch bei bestehender Gütergemeinschaft nicht anwendbar 130, 131. — wenn an Stelle einer Rente event, eine Kapitalsumme treten soll 116. — auch die eigenen Forderungm des Descen­ denten an den Ascendenten kommen nicht in Anrechnung; desgleichen nicht ein vom Käufer übernommener, auf dem erkauften Grundstücke eingetragener Altentheil 132; wohl aber die dem Ascendenten eigenthümlich verbliebmen, bezw. von ihm durch Session erworbenm oder sonst als Forderungm dessen Eigenthum ge­ wordenen betreffenden Grundschuldm und Hy­ potheken 132,133. — die Kosten der Beerdigung des Verkäufers bleiben außer Betracht 132. — Verwendung des Rezeßstempels zum AktenExemplar und des besonderen Ausfertigungs­ stempels, insofern kein Werthstempel fällig ist 135, 136; 508, 509. — Vertheilung des steuerfreien Theiles des Kaufpreises auf den Zmmobiliar- u. Mobiliar-Kaufpreis; den Kontrahmten steht es jedoch frei, in welcher Weise die stempelfteien Gegenleistungm von den beidm Kaufpreisen abgerechnet werden sollen 134. — wenn Käufer sich wegen des Vortheils aus der Erwerbung des Grundstückes eine gewiffe Summe auf seinen Erbtheil Behufs Gleichstellung mit seinen Geschwistem anrechnen muß 135. — wenn der Verkäufer sich die freie Disposition über die Abfindungen der Kinder vorbehält 134. — wenn der mitlaufende Ehemann der Descmdentin für derm Antheil mit haftet 135. — beim Verkauf an Descen­ denten und zugleich deren Verlobten oder Ehe­ gatten ist für die werth stempelfreie Ueber­ tragung an dm miterwerbenden Descmdmtm kein besonderer Vertragsstempel erforderlich

Sachregister. 135. — unter Anticipation der künftigen Erb­ folge geschloffene sind nach ALR. auch ohne gerichtliche Form gültig und stempelpflichtig 136. Kauf- und Lieferungsverträge im kaufmän­ nischen Verkehr; ältere Bestimmungen 550 bis 553. — neuere Bestimmungen 554 ff. — Kaufgeschäfte über Werthpapiere u. ausländische Banknoten rc., Reichsstempelabgabe davon 653, 661, 667; desgl. über Mengen von Waaren, die börsenmäßig gehandelt werden 653, 662,667. Kauf- und Tauschverhandlungen zwischen Theilnehmern an einer Erbschaft zum Zwecke der Theilung der zu letzterer gehörigen Gegen­ stände sollen einer Stempelabgabe nicht mehr unterliegen 183; wodurch aber der allgemeine Vertragsstempel für dergleichen Geschäfte nicht aufgehoben 183, 184. — Konkurrenz des über­ lebenden Ehegatten 183; Konkurrenz deS in Gütergemeinschaft lebenden Ehemannes einer Miterbin, der an die Stelle der Erben treten­ den ferneren Erben, eines Erbschastskäufers 183 bis 185. — zwischen Lehnserben 184. — theilweise Erb-Auseinandersetzung 186. — die Erbgemeinschaft rc. braucht nicht aus dem be­ treffenden Vertrage selbst hervorzugehen 186. — wenn ein Miterbe auS seinem übrigen Ver­ mögen zahlt oder Sachen hingiebt 186. — im Wege freiwilliger Subhastation 186, 187. — das Versprechen der Zahlung rückständigen Kaufgeldes wird nicht besonders versteuert, wohl aber anderweite Zahlungsversprechen, (Sessionen, 189; 424 ff.; 427; 506; 508, 509. — wenn eine nicht zu den Miterben gehörige Person konkurrirt oder daS Erb­ schaftsrecht Gegenstand der Veräußerung ist 184. — Legatare sind nicht Miterben 188. — wenn ein erst aus dem Nachlaßvermögen erworbenes Gut Gegenstand der Verhandlung ist; ein Seitens der Wittwe bei fortgesetzter Gütergemeinschaft nach der Pommerschen Bauern-Ordnung aus der Gütergemeinschaftsmaffe erworbenes Gut 187. — wenn Leib­ renten als Gegenleistung gewährt werden 189. — bei Auseinandersetzungen zwischen Eheleuten findet die Stempelbefteiung nicht Statt 188, 189. — s. auch Erbrezeffe. Kautions-Instrumente s. unter C. Kinder, verwahrloste, gerichtliche Verhand­ lungen wegen deren Unterbringung 75. Kirchen 68; 71. — Austritt aus der Kirche 14. — Erbschaftssteuer 804. — s. auch Pfarreien, Synagogen.

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Kirchenzeugnisse, s. Atteste. Kl «gerecht wegen der Stempelsteuer, s. Rechts­ weg. Klein-Glienicke, f. Waisenversorgungs-Anpalt. Klein - Kinder - Bewahr - Anstalten 76; haben Erbschaftsstempelfteiheit, auch wenn sie von der Regierung nur stillschweigend ge­ nehmigt sind 78; Erbschaftssteuer 804. — s. auch Besserungs-Anstalten. Knappschafts-Verein, Atteste Behufs Auf­ nahme der Bergarbeiter in denselben 480, 481. Königliches Haus, Stempelfreiheit für dessen Mitglieder 70. Kommunen s. Stadtgemeinden. Kompetenz der Haupt-Steuer- u. Zoll-Aemter rc., im Allgemeinen 338 ff. — bei Spielkartenstempel. Kontraventionen 337; 351; bei Wechsel­ stempel - Kontraventionen 231 (§. 18); 275 (§. 33); 279 (§. 15); richtet sich nach der Strafe jedes einzelnen, nicht aller Kontra­ venienten (n) 251. — bei Konkurrenz mehrerer Wechselstempel-Kontravenienten, wenngleich in verschiedenen Hauptamtsbezirken (n) 251; 340. — sollen keine Recherchen nach stempelpflichtigen Dokumenten vornehmen lassen 385. Kompetenz-Konflikt, Zu- und Unzulässig­ keit des Rechtswege- wegen Entrichtung der Stempelsteuer; Einwand der Verjährung; Steuerfreiheit auf Grund eines Vertrages, Privilegiums; gegen rechtskräftige Gntscheidüngen der Gerichte; in der Rekurs- und Nichtigkeitsbeschwerde-Instanz; wenn FiSkuS Littsdenuneiat ist; gegen Erkenntnisse in letzter Znstanz nach der Rheinischen Prozeh-Ordnung; eintritt der Wirkung; Verzicht; bei Jnterventionsansprüchen auf die von der Steuerbehörde abgepfändeten Gegenstände 47, 48; — s. auch Rechtsweg. Kompromißvertrüge, in anderen Verträgen enthalten 439, 440. Konfirmationen, s. Bestätigungen. Königsberg i. Pr., s. Bank-Institute, BauGesellschaften, Misstonsverein. Konnoissements 634, 635. Konsense, s. unter E. Konsistorien, deren Ausfertigungen 483. Konsular-Dertrag mit Italien (Urkunden, beglaubigte Abschriften und Auszüge Seitens der Kosuln und Kanzler); desgleichen mit Spanien, Rußland, Brasilien, Griechenland, Serbien 27, 28. — Erbschaftssteuer 874, 875. Kontokorrentverkehr 595, 596.

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Sachregister.

Kontraventionssachen 190; s. auch Er­ kenntnisse. Konventionalstrafen, deren Stipulation in Verträgen ist nicht besonders stempelpflichtig 430. Konzessionen, s. unter C. Korps-Zäger, deren eidliche Verpflichtung als Forst. Hülfsaufseher 589. Korrespondenz, zwischen Behörden s. Requi­ sitionen. — im Wege derselben geschlossene Verträge 624 ff. Kostensreiheit 68 ff. Kranken-Anstalten, öffentliche 68. — Erb­ schaftssteuer 804. Kranken- u. Sterbekassen, haben nicht Stempelfreiheit 73. Krankenversicherung 89. Kreditbewilligung, s. Abgaben, Stempel­ steuer. Kreditbriefe, s. Akkreditive. Kredit-Institute, s. Landschaftsdirektionen. Kreis-Chaussee-Obligationen 93. Kreissparkasse zu Brakel 80. Kriegsdienst, s Militairdienst. Kriegsministerium, Verfahren in Stempel­ straffällen 343. — s. auch Ausfertigungen. Kriegsrechtliche Erkenntnisse 558. Kundschaften 558; Erfordernd der orts­ polizeilichen Beglaubigung 559. — jetzt stempelsrei 2. Kur- u. Neumark, Feuersoz.-Regl. 87. Kuratel, s. Vormundschasts- Sachen. Küster ei en 68. Kuxe, s. Bergwerks - Antheile. Landeshut, s. Prediger-Wittwen-Sozietät. Landgemeinden, s. Armen - Angelegenheiten. Landkasten in Stralsund, dessen jura fisci sind nicht auf die ständischen Schuldverschrei­ bungen zu beziehen 90, 91. Landschaftsdirektionen, sind öffentliche Be­ hörden, haben aber nicht Stempelfreiheit; die bei ihnen vorkommenden Verhandlungen 90. — Königl. Kredit - Institut für Schlesien, dessen Stempelfreiheit, jedoch nicht für die Schuldverschreibungen der Gutsbesitzer, noch für Wechsel der Darlehnsnehmer 90. — Pommersche Landschaft, deren Stempelfreiheit 90. — Vergünstigungen bei der Uebernahme subhastirter Güter 90. — Aufhebung der ihnen bewilligten Kostenbefreiungen 69. — Land­ schaftsdirektion in Schneidemühl, Hypotheken­

scheine rc. zur Herstellung verbrannter Ver­ handlungen 94. — s. auch Pfandbriefe. Laudemium, bleibt für die Versteuerung außer Betracht 119. Legalisation von Urkunden, Begriff der Le­ galisation 558. — s. auch Rekognitions - Atteste. Legate 558; jetzt 791. Legitimationsatteste, für Pferdeverkäufer 481. Legitimationskarten 558. — Aufenthaltskarten; Paßkarten, statt der Pässe, zu Reisen; für reisende Inländer während der Dauer der Cholera; für den Grenzverkehr mit Polen 558, 559. — s. auch Pässe. Legitimationsscheine, zum Hausiren 58. — der Meister für Gesellen Behufs Erlan­ gung eines Reisepasses 476. — der Meister für die auf besonderen Bauplätzen arbeiten­ den Maurer u. Zimmerleute, Beglaubigung 475. Lehnbriefe 559. Lehnsanfälle, s. Fideikommiß- rc. Lehns- u. Successionsregister in Pom­ mern, Eintragung der Rechte 99. Lehns-Umwandelung in Pommern, Ermland u. Ostpreußen, der Kurmark, Altmark u. Neumark 520. 521. Lehnsverbände, Verhandlungen und Be­ scheinigungen bei deren Auflösung 99. Lehrbriefe 559; Erforderniß der ortspolizei­ lichen Bescheinigung 559. — jetzt stempelfrei 2. Lehrverträge, erfordern bei weniger als 50 Thlr. Lehrgeld ohne Rücksicht auf die Form nur 5 Sgr. Stempel; Gewährung des Unter­ halts kommt nicht in Betracht, dagegen Lohn­ zahlung; rücksichtlich unvermögender Pupillen; Nachweisungen statt Vertrages 632. Leibrenten-Verträge 559. — irrthümliche Verweisung im Tarif auf §. 4. d, statt auf §. 4. c 559. — Definition des LeibrentenVertrages im Sinne des Stempelgesetzes; die Abgabe muß in Geld bestehen; muß bestimmt fixirt sein; Leibrenten gegen Gewährung eines Nießbrauchsrechts; gegen Verzicht auf eine Forderung, auf ein Nießbrauchsrecht; gegen Uebernahme von Leistungen oder Verpflichtun­ gen 559 bis 564. — wenn ein Ascendent die ihm bei der früheren Uebertragung seiner Zmmobilien vorbehaltene theilweise Nutznießung gegen Stipulirung einer Rente aufgiebt 563. — wenn Natural-Prästationen in eine Geld­ rente umgewandelt werden 562. — wenn einem zu Dienstleistungen Verpflichteten eine

Sachregister. Pension ausgesetzt wird 564. — wenn Je­ mandem für den Fall seiner eheüchen Ver­ bindung eine Rente versprochen wird 846 ff. — zwischen Theilnehmern an einer Erbschaft zum Zwecke der Theilung 189. — in Erbrezeffen vorkommende 506. — auch bedingt zu gewährende Leibrenten unterliegen der so­ fortigen Versteuerung 562. — wenn sie zu­ gleich einen Alimentations-Vertrag, das Ver­ sprechen einer nur eventuell in Stelle der Alimentation zu gewährenden Leibrente, eine Kautionsbestellung enthalten 428; 432. Leichen-Pässe 564. Lieferungs-Verträge 564. — ausländische 23 ff. — nur von Einem Theile unterschrie­ ben; durch Austausch einseitig unterschriebener Exemplare geschloffen; durch Korrespondenz, s. Verträge. — die mangelnde Angabe der Zeit der Lieferung berührt nicht die formelle Gültigkeit des Vertrages 564. — bei unbe­ stimmtem Objekt oder Preise 530; 573; wenn die Lieferungsmenge lediglich vom Ermessen des Empfängers abhängt 565. — Verpflichtung zur Lieferung eines event. Maximums 569, 570. — im kaufmännischen Verkehr, s. Kauf­ verträge vorletzten Absatz. — über Bedürf­ nisse der Regierung oder öffentlicher Anstalten; möglichst sofortige Stempelverwendung; suc­ cessive oder periodische Lieferungen; Hauptu. Neben-Exemplar; bedungene event. Mehr­ lieferung; auch auf Lieferungs-Verträge unter Privatpersonen, insbesondere auf Verträge der letzteren mit Aktiengesellschaften anwend­ bar 566 ff. ; mit Intendanturen, Lieferant erhält das Neben-Eremplar; auf mehere Jahre geschloffene; für den Fall einer Mobilmachung; im Ressort der Rheinstrom-Bauverwaltung 568. Lieferungsverträge mit Leistung von Arbeit, Bau-Entreprise rc. 100; 408 ff.; in demselben Falle mit einer stempelfreien Behörde 100. — Lieferung mit Anfuhr, über letztere soll Seitens der Behörden keine besondere Verabredung getroffen werden 568, 569. — Holzlieferung unter Verabredung von Hauer- und Rücker­ lohn 417. — Festsetzung der Vergütung in einem dem Vertrage beigefügten Schriftstücke 484. — wenn der Werth der Lieferung resp. Arbeit unter 50 Thaler beträgt 410. — Ver­ träge mit Fabrikanten und sonstigen Gewerbtreibenden über fungilbe, resp. über in­ dividuell bestimmte Gegenstände (ältere Be­ stimmungen) 409. — mit einem Apotheker Hoyer u. Gaupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Aufl.

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über Lieferung der erforderlichen Arzneien 571,572. — über Bespeisung der Gefangenen 572, 573. — über Gasbeleuchtung 571. — über alle zu einem Fabrikbetriebe erforder­ lichen Gypssteine, unter Vorbehalt anderweiter Preisregulirung nach Ablauf von 10 Jahren 571. — über Sand zu einem Bau 570, 571. — über Wäschereinigung. Seife und Holz re. bleiben außer Betracht 572. — Prolonga­ tionen von Lieferungsverträgen, zufolge nicht geschehener Kündigung 574. Lieferung des Materials bei Werkverdingungs(Entreprise)- Verträgen (neuere Bestimmungen) 555 ff. Liegnitz, s. Bürgerrettungs- Institute, Ritter­ akademie. Liquidationspro-esse, s. Konkursprozeffe. Lizitationsprotokolle, s. Pacht- u. Miethsverträge, Protokolle. Logen, haben nicht Stempelfreiheit; desgl. deren Armenkaffen 73. Lohn Versicherungsscheine 633. Löschungsanträge, beim Grundbuchamt, jetzt stempelfrei 2; Ausfertigung der Protokolle über eine Quittung oder Löschungsbewilligung resp. Anerkennung der Unterschriften. 488. Löschungs - Verfügungen an den Hypo­ thekenbuchführer 576. Lossprechungs-Erkenntnisse 576. Magdeburg, s. Bank-Institute. Magisträte, s. Stadtgemeinden. Majorennitäts-Erklärungen 577. — er­ fordern nicht noch einen besonderen Ausferti­ gungsstempel 506. — bei Entlassung minder­ jähriger Söhne aus der väterlichen Gewalt 577. — s. auch Vormundschafts-Sachen. Mäkler, Unterhändler, deren Bestrafung beim Handel mit ungestempelten Wechseln 230. — s. auch Vermittler. Mäkler-Atteste, ohne oder mit Gebrauch vor einer gerichtlichen oder polizeilichen Behörde, nachträgliche Stempelbeibringung 576. — s.auch Schlußnoten und Schlußzettel. Mandatarien, s. St empelstrafen, Vollmachten. Meliorationsanlagen, s. Flüsse, Allensteiner Kreis-Korporation, Wesen-Ordnung. Merkpfähle, bei Mühlen rc., Stempelftecheit des Verfahrens bei Setzung derselben 98. , Merseburg, s. Bürgerrettungs-Jnstitute. Meseritz, s. Verein. Meßatteste, Meßbriefe, für Kähne und See61

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Sachregister.

schiffe 61; Behufs Zollerlasses für zum Schiffs­ bau verwendete metallene Materialien 61, 62. Meßordnung für Frankfurt a. d. O., s. Cautions-Znstrumente. Miethsverträge 577. — s. auch Pachtung, Pachtverträge, Verträge. Milde Stiftungen, s. Stiftungen. Milderungsgesuche 512. Militärdienst, Gesuche, Atteste und Verhand­ lungen in Beziehung auf den Ein- und Aus­ tritt; der Kreis-Ersatz-Kommission Behufs Zurückstellung vorzulegende; Befreiung von den Landwehrübungen 62, 63. Militär-Intendanturen, s. Intendanturen. Militärpersonen, Umfang der Sportel-resp. Stempelfreiheit, insbesondere rücksichtlich der Testamente bei der Mobilmachung; Todes­ erklärungen 68; 71. — s. auch Atteste, Auditeure. Militärverwaltungsbehörden, Bescheide und Ausfertigungen 483. Militär-Wittwenkasse 79, 80. Minderjährige, s. Kaufverträge, Vormundschasts-Sachen. Minute, s. Notare. MissionS-An st alten der evangelischen BrüderUnität zu Berthelsdorf, Schenkungen und Vermächtniffe an dieselben 78. Missionsverein, evangelischer, zu Berlin, Breslau, Königsberg, Missions-Hülssverein in Sorau 78. Miteigenthümer, s. Auseinandersetzung. Mortifikationsscheine 577. — über ver­ lorene Kautions-Empfangscheine 497; der All­ gemeinen Wittwenkaffe 88. Mühlenanlagen 98. — s. auch Merkpfähle. Münz- und Probirscheine 577. Musterregister, bei den Eintragungen in das­ selbe vorkommende Verhandlungen rc. 13. Musterungsgeschäfte 633, 634. Muthscheine, beim Lehnu. Bergbau 577; beim Bergbau 485. Rachlaßregulirungen, s. Vormundschafts­ Sachen. Nachschubscheine, für die Gothaer Bank 594. Nationaldank, allgemeine Landesstiftung 78. Naturalisation 485. Naturaltheilungen, s. Verträge. Neb en-Exemplare; von Verträgen 221; 577. — sind als solche von den Steuerbehörden IL Stempelverthellern nur dann anzuerkennen.

wenn die Existenz eines versteuerten oder zu versteuernden Haupt-Exemplares nachgewiesen wird 577. — zu den Akten der Magisträte gefertigte 577. — Stempelbetrag, extrccktweise ausgefertigte bei einem Objekt unter 50 Thalern stempelfrei 443, 444. — bei Verträgen über Lieferung von Bedürfniffen der Regierung oder öffentlicher Anstalten 566 ff.; bei Liefe­ rungsverträgen mit Intendanturen 568. — Strafe der Unterlassung des Stempelver­ brauchsvermerks 221; 316; es bedarf dieses Vermerkes nicht, wenn kein Werthstempel zu erheben ist, 316. — bei Verträgen mit stempel­ stempelfreien Behörden 54; 100. Nebenverträge, verschiedene Geschäfte in Einer Verhandlung 408 ff.; insbesondere Compromißverträge 439. — Einmalige Erhebung des Stempels von 15 Sgr. für mehrere Neben­ verträge 419. — s. auch unter den betreffen* den Worten. Neumark, s. Kur- u. Neumark. Neuvorpommern und Rügen, s. Hypotheken­ wesen. — Prozeffe u Verträge der Geistlichen 72. Niederlagescheine, deren Abtretung 501,502. Niederlassung an einem Orte, dauernd resp. vorübergehend, Gesuche, Atteste, Anmeldungs­ bescheinigung der Ortsbehörde 468. Niederschlagung von Stempelstrafen s. Stempelstrafresolute. Niederung der schwarzen Elster, s. Flüffe. Nießbrauch, aus Lebens- oder sonst unbe­ stimmte Zeit ist der Kapitalwerth das 12'/r-sache der einjährigen Nutzung 101. — bei Erb­ schaften 794. Nogat, s. Deichbauangelegenheiten. Notare, haben in Ansehung aller durch ihre Hände gehenden Verhandlungen die Verwen­ dung des Stempels zu kontroliren und Kon­ traventionen zur Anzeige zu bringen 344. — ihre Verpflichtung bezüglich des Wechselstempels, insbesondere bei Aufnahme von Wechselpro­ testen 253 ff. — dürfen ohne Venvendung des Stempels keine Ausfertigung resp. vidimirte Abschrift ertheilen 214; 215, 216; 580. — braucht nicht für die Verwendung des Werth­ stempels zu sorgen, wenn in einem Vertrage die vormundschaftliche Genehmigung vorbe­ halten u. dieselbe zur Zeit der Ausfertigung noch nicht ertheilt ist 217. — haben den Betrag des Stempels, der zu ihren, resp. zu den ihnen produzirten Verhandlungen ver­ wendet worden, selbst zu vermerken und durch

Sachregister. Namensunterschrift zu bescheinigen 376, in der Nheinprovinz am Schluffe des Originals (Minute), zu welchem sie auch den Stempel zu verwenden haben (s. dagegen Nachtrag), gleich­ wie im Repertorium 215; Unterlassung resp. un­ wahre amtliche Versicherung 377; bei bloßer Rekognition der Unterschriften 311; 376 (zwei Mal). — haben den Zeitpunkt der Stempelkafsation zu bescheinigen, der Mtwirkung der Steuer­ behörde bedarf eS hierbei nicht 193; 376; was sich aber auf Rechtsanwälte nicht bezieht 194. — sind verpflichtet, den Werth des Gegenstandes der Verhandlung zum Protokoll zu registriren 86; haben den Betrag der vom Käufer über­ nommenen Lasten und Abgaben zu eruiren 103. — ihr Verhalten in Zweifelsfällen; allgemeine Anträge sind jedoch unstatthaft, vielmehr die speziellen Zweifel darzulegen; Anfragen unter Vorlegung bloßer Entwürfe von Verhand­ lungen 32. Notare haben für Verwendung des Stempels binnen 14 Tagen nach Aufnahme des Vertrages event, im Wege der Exekution durch das Haupt-Steueramt zu sorgen, bei Strafe und Verhaftung für den Stempel 196; 214, 215; zu Auktionsprotokollen bleibt der Stempel binnen 3 Tagen zu verwenden 216; der Exekutionsantrag des Notars ist nicht an die 14 tägige Frist gebunden 216. — bei notarieller Vollziehung überreichter Punktationen u. wenn eS nicht zur Vollziehung kommt 307, 308; 309, 310; die Privat- Punktatton muß aber betn Notar mit dem Antrage auf notarielle Voll­ ziehung, Behufs Solennisirung ihres Gesammtinhalts, übergeben sein 311. — können bei Unterschristsbeglaubigungen auch zu Privat­ urkunden auf Antrag der Parteien Stempel­ materialien kassiren 193, 194. — ihre Voll­ streckungsklauseln 480. Strafe gegen Notare: Strafmaß, festsetzende Behörde, strafgerichtliche Verfolgung, Beschwerde gegen die Straffestsetzung, Entscheidung in der Rekurs-Instanz 214; 294, 295; 339; 348. — Einreichung einer Abschrift der ZmmobiliarKaufkontrakte zu den Hypotheken-Akten 445; 580. — Vollmacht zu Anträgen beim Grund­ buchamt 645. — Zahlung der Stempel an den Notar befreit von nochmaliger Entrichtung; die Betheiligten müssen stempelfreie Ausferti­ gungen erhalten 217. — können zur Deckung der baaren Auslagen für Stempelpapier einen Vorschuß fordern, 580. — Porto in Stempel­

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revisionssachen u. bei Stempel-Sendungm 51, 52. — von einem Notar unterschlagene Stem­ pelbeträge sind als Steuerrückstände zu behandeln 217, 218. — s. auch Notariats - Instrumente, Stempelrevisionen, Stempelstrafen. Notariats-Atteste 578. Notariats-Instrumente 578. — Verfahren, jenachdem blos die Unterschrift oder der In­ halt einer Urkunde anerkannt wird 578. — erfordern mindestens 15 Sgr. Stempel 585; insbesondere bei an sich stempelfteien Quit­ tungen 578, 579 (s. auch 488); desgl. bei Sessionen öffentlicher Papiere 502. — bei Objekten unter 50 Thaler: Quittungen über Kapital u. Zinsen, Kaufverträge (wobei die gemeinen Abgaben außer Betracht bleiben, nicht aber Altenthelle u. vom Verkäufer zu löschende Hypothekenschulden); Parzellen nexuatton, Schuldverschreibungen unter Ver­ zinsung, Wechselproteste 579. — die vorschrift­ lichen Atteste darunter sind stempelfrei; die bloße Registratur, daß es zur Aufnahme eines Vertrages nicht gekommen, bedarf keines Stempels 578. — erfordern bei wieder­ holter Aufnahme nicht von Neuem den Werthstempel 105. — über die Berichtigung früherer Notariats-Akte 579,580. — über Anmeldungen zur Eintragung ins Handelsregister u. Zeich­ nung der Firma oder Unterschrift 580. — Infor­ mations-Protokolle , Ausfertigung auf dem höheren Werthstempel nach dem Inhalt aller Protokolle 586. — s. auch Notare. Noten der Kaufleute 580. — wenn sie eine Quittung enthalten und als Belag bei Ab­ nahme der Rechnung vor einer öffentlichen Behörde dienen 581. — der Banken 83. Nothstand in Oberschlesien, die auf Grund des Ges. zur Beseitigung desselben v. 3. Februar 1880 stattfindenden Akte der nicht streitigen Gerichtsbarkeit rc. sind stempelfrei 610. Notorietätsurkunden 478. Nutzungen, immerwährende oder zeitweise, deren Veranschlagung 101. — bei Erbschaften 794. Nutzungsanschläge 581; s. Taxen. Nutzungsrecht, dessen Uebertragung 533 ff.; 543 ; — s. auch Kaufverträge. Ob er lau sitz, s. Bank-Institute. O b er post direkt io nen, Kaiserliche, setzen Stem­ pelstrafen fest 345; — unterliegen der Stem­ pelrevision 380, 381. Oberrechnungskammer, deren Verfahren bei 61*

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Sachregister.

Entdeckung von Stempelkontraventionen 281;

bauliche Leistungen der Domainen-Pächter 174,

284. — s. auch Rechnungshof. Obligationen 493. Areis-Chaufleebau-Obli­

175; Naturaldienste, deren Veranschlagung; Naturalien, Durchschnittsmarktpreis 165; 176; Verpflichtung des Pächters Inventarium und Feldfrüchte zu versichern 175. — bei Berech­ nung des Werths der Prästationen ist die Zeit des Vertragsabschluffes maßgebend; etwaige künftige Leistungen in Kriegs- und Friedenszeiten bleiben unberücksichtigt; desgl. sonstige dem Werthe nach unbestimmbare Leistungen 173, 174; 175. — auch bei Pachtungen in Pausch und Bogen oder ohne Pachtanschlag sind Leistungen aller Art zu versteuern 175. — gesetzlich dem Pächter obliegende Lei­ stungen tommen nicht in Anschlag, namentlich nicht der Werth des Strohes, welches der Pächter zu Bauten hergeben muß 176. — die Kosten der Erleuchtung einer Zollstätte bleiben außer Betracht 176. — bei Chauffeegeldhcbestellen kommen die Kosten der Erleuch­ tung und die sonstigen Leistungen nicht in Betracht 176. — Versteuerung von Fährpachtverträgen; die Unterhaltung der Fähranstalten liegt jedoch dem Pächter schon gesetzlich ob 176. — die Zinsen einer unverzinslich bestellten Pachtkaution werden nicht in Rechnung ge­ bracht 176, 177. — Versteuerung der Lasten, Abgaben und Zinsen, wenn mehrere Eigen­ thümer eines Grundstücks daffelbe an Einen

gationen 78. — s. auch Schuldverschreibungen. Oder, s. Flüsse. Oeffentliche Papiere, Veranschlagung nach ihrem Courswerth 103. — deren Außer- und Wiederinkurssetzung 470, 471. — Giro auf Aktien ist als Session zu besteuern 499. — (Session öffentlicher Papiere 498; notariell 502. — Session der Rechte aus der Zeichnung auf Eisenbahn - Aktien 501. — s. auch Reichsstempel­ abgaben. Offiziere, Stempelstrafen gegen sie 287; im Uebrigen f. unter den betreffenden Positionen. Offizier-Patente 581; f. Bestallungen. Offizier-Wittwenkasse 80. Orchester, Königliches, Wittwen-Kaffe 80. Ordnungsstrafen, s. Stempelstrafen.

P ach t u ng, deffen Abtretung; Afterpacht 167 ff.; 581. — Mitüberlaffung der Saaten 549. — Verkauf von Gebäuden auf Pachtland 411,412. Pacht- u. Miethsverträge 165; 581. — Pacht-Lizitationsprotokolle 586, 587. — über ausländische Grundstücke 581. — nur von Einem Theile unterschriebene 212. — durch Austausch einseitig unterschriebener Exemplare geschloffen 622, 623. — sofortige Versteuerung für die ganze Dauer des Vertrages, ohne Rücksicht auf einen Vorbehalt der Aufhebung

versteuernde Leistungen, ihre Veranschlagung bei Domainen-Pachtungen; zu den zu ver­ steuernden Leistungen gehören auch: die Re­

von ihnen verpachten 167. Schriftliche Prolongationen 165; 583. — unter der Bedingung stillschweigender Prolon­ gation, falls nicht gekündigt wird 165, 166. — Zeitpunkt der Stempellösung bei still­ schweigenden Prolongationen 290, 291. — bei stillschweigenden Prolongationen ist nur das Haupt-Exemplar stempelpflichtig 177. — ein­ seitige Erklärung des Vermiethers hinsichtlich der durch die stillschweigende Prolongation begründeten Stempelpflichtigkeit unwirksam 177. — blos auf Kündigung oder auf unbe­ stimmte Zeit, auf die Lebenszeit des Ver­ pächters geschlossen, bei ländlichen Grundstücken und anderen Gegenständen 166; 178; ein Müh­ lengrundstück ist als ländliches Grundstück an­ zusehen 178. — wenn eine Pacht-Kaution be­ stellt resp. deren Bestellung versprochen wird; in Form historischer Erwähnung rc. s. CautionsZnstrumente; die Einräumung einer generellen Hypothek in dem Vermögen ist jedoch kein

paratur der Gebäude, Ergänzung ausgehender Bäume, Sträucher rc., die Straßenreinigung,

stempelpflichtiger Nebenvertrag 497. Kauf im Pachtvertrags; wenn bem Pächter

166; 173, 174. — wenn der Pachtzins von künftigen Ereignissen abhängig gemacht ist 166, 167. — nur den Pächter, nicht auch den Verpächter bindend 166. — privatschaftliche über Landgüter bei einer Zahrespacht von 200 Thlrn. oder mehr; den Landgütern stehen selbstständig bewirthschaftete Gutstheile, Vor­ werke, gleich 167. — Durch Uebertragung der Verwaltung u. des Betriebes von EisenbahnUnternehmen; über die Mitbenutzung von Bahn­ höfen 171, 172. — durch Einräumung einer städtischen Straße zur Benutzung für die Pferdebahn 172. — durch Gestellung von Wagen zur Verfügung der Militairverwaltung 173. Die vom Pächter übernommenen Abgaben sind zu versteuern; Feuerkassengelder sind zu

Sachregister. das Recht eingeräumt wird, Jnventarienstücke oder die bei der Uebergabe vorhandenen DZaarenbestände anzukaufen 417. — wenn dem Pächter ein Vorkaufsrecht eingeräumt wird 418. — wenn der Pächter entgeltliche oder unentgelt­ liche Leistungen übernimmt 418. — die Ver­ abredung einer Konventionalstrafe ist eine bloße Pachtbedingung 419; 430; desgl. die Verein­ barung, daß der Miether in Stelle beschädigter oder zerstörter Sachen andere anzuschaffen oder den Werth zu ersetzen hat 421; desgl. das Uebereinkommen, daß Pächter und Ver­ pächter den durch Hagelschlag oder Heuschrecken entstandenen Schaden gemeinsam tragen 420, 421; sonstige Nebenabreden, inwiefern sie stempelflichtig oder als Bedingungen anzusehen sind (n) 170; 418 ff.; Einmalige Verwendung des Stempels von 15 Sgr. zu meheren Neben­ verträgen 419. — wenn eine Entschädigung für Saaten stipulirt wird 549. — Kommunen haben für ihre Mietsverträge nicht Stempel­ freiheit 85. — Stempelkontraventionen, s. Ver­ jährung. Packhofswaaren, s. Extraditionsscheine. Papiere, s. öffentliche Papiere. Parzellen, die Stempelflichtigkeit der Ver­ handlungen über ihre Pfand-Entlassung wird durch den Werth der Parzelle, nicht der For­ derung, bedingt 588. Parzellirungen, das Verfahren betr. die Vertheilung öffentlicher Lasten bei denselben, einschließlich der ertheilten Genehmigungen (Konsense), ist stempelfrei 62. — Verträge, ohne daß der Mangel der vorgeschriebenen Form ersichtlich ist 197. Pässe, zu Reisen, zum Waarentransport, zum Transport von Leichen 581. — Aufhebung des Paßzwanges 581. — alle, der eigentlichen Paßausfertigung vorangehenden Verhandlun­ gen sind stempelfrei 53; 64; insbesondere Legi­ timationsscheine der Meister für abgehende Gesellen Behufs Erlangung von Reisepäffen 476. — Leichenpäfle erfordern außer dem 2 Thlr. - Stempel nicht noch einen Ausferti­ gungsstempel 506. — Handeltreibende u. Hand­ werker müssen Pässe zu 15 Sgr. lösen; der Satz von 5 Sgr. ist aber auch für selbst­ ständige Handwerker zulässig, wenn sie ohne Gesellen arbeiten u. dürftig sind, was im Paßjournal zu vermerken; ungestempelte für ganz unbemittelte Leute, Herumtreiber, Sträf­ linge rc.; event, sind zunächst die übrigen

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Gebühren außer dem Stempel zu erlassen; Führung einer Nachweisung über die unge­ stempelten Pässe 582. — stempelfreie Pässe; Geleitscheine für die polnischen u. russischen Juden; Pässe für die Hollandsgänger; SeeAusgangs-Päffe 583. — stempelflichtige Pässe: Erlaubnißscheine zur freien Einfuhr neuer Effekten in Ausstattungsfällen, falls der Zoll nicht ersichtlich unter 50 Thalern beträgt, sowie Erbschaftsguts; Jahrespäfse; Jnterimspäffe für die Zeit während der Erneuerung des Wanderpasses; Musterpäffe über inländische und nach Maßgabe des Zollwerths, auch über ausländische Waaren 582, 583. — s. auch Legi­ tim ationskarten. Paßformulare, deren Debit 398. Paßkarten 559. Pensionirung der Beamten, Zeugnisse und sonstige Verhandlungen 471. Pensions-Verein der Justizkommiffarien im Bezirk des Appellationsgerichts zu Frank­ furt a. d. O. 81. Pensions- u.Versicherungs-Anstalten 69. Pergamente, überschriebene, rc. derm Stem­ pelung 386, 387. Personenstands-Akte, Atteste resp. Beglau­ bigungen 13, 14. Peterswalde, s. Provinzial - Irren - Anstalt. Pfandbriefe 583. — Umschreibung einer Privathypothek in Pfandbriefe 601; der letzteren in Pfandbriefe der Central-Landschast 601. — der ritter- und landwirthschastlichen KreditInstitute 601, 602. — der Boden-CreditAktiengesellschaften 602. — Umschreibung von Kaufgelderforderungen in Pfandbriefe 601. Pfarreien u. Pfarrer 68. — Prozesse und Verträge über das Nießbrauchs- resp. Sub­ stanzvermögen der Pfarren, des Bischöflichen Stuhls 72; in Neuvorpommmern 72. — letztwillige Zuwendungen an den jedesmaligen Pfarrer 73. — Atteste der Pfarrer, s. Atteste. Dotationen, s. diese. — Stempelstrafen gegen sie 349. — s. auch Geistliche. Platzanweisungen 233; 241. Polizeibehörden, deren Strafresolute, s. Erkenntnisse. Polizeigerichte, deren Urtheile, s. Erkenntnisse. Polizen 583, s. Assekuranz-Polizen. Pommern, s. Unterstützungsfonds. Pommersche Landschaftsdirektion, s. Landschaftsdirektionen. Porto-Bestimmungen, Aufhören der Porto-

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Sachregister.

freiheiten; Sendungen von Stempelpapier an Notare, Stempelvertheiler und Pfarrer; in Erbschaftssteuersachen; in administrativenUntersuchungen; in Stempelrevisions- und Stempel­ strafsachen; bei Bestellung von Stempelbogen zum Werth von über 100 Thaler (jetzt 1000 Mark); bei Bescheiden auf begründet befundene Beschwerden 50 ff. Posen, s. Bank-Institut-, Fischerei-Ordnung. Postämter, Verhandlungen in Betreff des Postverkehrs 524. — s. auch Vollmachten. Postverwaltung des Norddeutschen Bundes, jetzt des Deutschen Reichs, hat fiskalische Stempelfreiheit 69, 70. — Verträge über den Vertrieb von Postwerthzeichen 635. Prediger-Wittwenkasse in Berlin 80. Predig er-Wittwen-Sozietät in den Krei­ sen Bolkenhain u. Landeshut 81. Preußen, Provinz, s. Fischerei-Ordnung. /• Prinzen u. Prinzessinnen des Königlichen Hauses, deren Stempelfreiheit 70, 71. Prioritätseinräumungen gegen Entgelt, als Cessionen zu besteuern 498, 499. — in Verhandlungen mitenthalten 585. Prisensachen, Verfahren stempelfrei 95. Privatflüsse, s. Flüsse. Probirscheine, s. Münz- und Probirscheine. Prolongationen, schriftliche resp. stillschwei­ gende, von Pacht- und Miethsverträgen 165, 166; 290, 291; 495; 583. — das Neben­ exemplar bleibt bei stillschweigenden Prolon­ gationen stempelfrei 177. — der Verträge überhaupt; über Handlungen, auf unbestimmte Zeit bei vorbehaltener 14 tägiger Kündigung 637. — der Assekuranz-Polizen 456, 457. — der Lieferungsverträge, für den Fall nicht erfolgender Kündigung 574. — der Wechsel u. Schuldverschreibungen 225. Promis so ry not es, deren Behandlung als Wechsel 224. Proteste 583; s. auch Wechsel-Proteste. Protokolle 584; jetzige Stempelfreiheit 2. — die Auskunft muß „auf Erfordern" gegeben fein 584, 585. — von Mehreren unterschrieben 584. — erfordern, auch wenn der Prozent­ stempel geringer ist, stets den 15 Sgr.- resp. den Prozent-Stempel, einen besonderen Aus­ fertigungsstempel nicht 585, 586. — gericht­ liche oder notarielle über einen zu errichtenden Vertrag, gleichviel ob mit Vorbehalt der bloßen Ausfertigung oder des förmlichen Vertragsabschluffes 196; 203. — vorbereitende.

der Gerichte und Notare, demnächstige Aus­ fertigung eines Instruments; InformationsProtokolle der Notare; Rechtsgeschäft in ver­ schiedenen Protokollen verhandelt 585, 586. — wenn sie das Bekenntniß der Uebergabe eines Grundstücks oder sonst kein an sich stempelpsiichtiges Geschäft und eine Ouittung rc. enthalten 585. Protokolle, betreffend den Beitritt einer Ehefrau zum Kaufverträge 586. — der Berg­ behörden 483, 484. — über Annahme letzt­ williger Dispositionen 9; 615. — über Ver­ eidigung der Privat-Eisenbahn-Beamten als Bahnpolizei- oder Telegraphen - Beamte 590. — über Vereidigung der Forstschutzbeamten, insbesondere der Korps-Jäger, sowie der Feld­ hüter 588, 589. — der Landschaftsdirektionen, insbesondere Taxen u. einzelne Tax-Protokolle 90. — Besichtigung u. Obduktion von Leich­ namen 590. — Pacht- und sonstige LizitationsProtokolle 586 ff. — wenn sich der Geldwerth im Voraus nicht schätzen läßt 588. — enthal­ tend Gutachten von Sachverständigen 590,591. — wenn sie zugleich Bürgschaften enthalten 433; im Protokoll über die Verpachtung einer Chauffeegeld-Hebestelle 496; s. auch CautionsInstrumente. — über die Exnexuation einer Parzelle wegen einer Forderung unter 50 Thlr. 588. — über Vereidigung ständiger gerichtlicher Sachverständiger u. Taxatoren in Vormundschaftssachen 589. — Submissions - Protokolle in Zoll- und Steueruntersuchungen 340. Provinzial-Irren- rc. Anstalt zu Peters­ walde 76; zu Lengerich 78. Provinzialsteuerdirektor in Berlin, Bestel­ lung desselben unter gleichzeitiger Auflösung der bisherigen betreffenden Abtheilungen der Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. d. O. (n) 353. Provokation auf rechtliches Gehör, s. Rechts­ weg, Stempelstrafresolute. Prozeß, Konkurs- u. Liquid.-Prozesse, Kontrav.u. Defraud.-Sachen, Kapital- u Zinsenforde­ rung rc., Werthsfeststellung; Rheinprovinz 190; 591; s. auch Adjudikationsbescheide, Subhastationsprozesse. — auf schiedsrichterliche Ver­ handlungen finden die Bestimmungen der Tarifposition „Prozeß" auch jetzt noch Anwen­ dung, nicht die gerichtliche Sporteltaxe, Be­ griff schiedsrichterlicher Behörden 512, 513. — über Abtretung des Grund und Bodens zu Eisenbahnen 94, 95. — der Feuer-Sozietäten

Sachregister. 87. — wegen Benutzung der Privat-Flüsse 96. — Autorisation für Gemeinden und öffent­ liche Institute in der Rheinprovinz 489. — wegen Grundsteuer - Entschädigung 66. — in Prozessen beigebrachte Gutachten sind nach wie vor fiempelpflichtig 527. — der Städte 85. — wegen der Stempelsteuer s. KompetenzKonflikt, Rechtsweg. Punktationen 592. — Begriff; nur unklag­ bare Traktate und Präliminarverträge sind ausgeschlossen 203. — Stempelpflicht bestimmt sich lediglich nach dem Inhalte 203. — über einen zu errichtenden Vertrag, gleichviel ob mit Vorbehalt der bloßen Ausfertigung oder deS förmlichen Vertrags-AbschluffeS 196; 201 ff. — die Kontrahenten können sogleich zur Bei­ bringung des Stempels gezwungen werden 196. — solidarische Verhaftung der Theilnehmer 196; zunächst ist jedoch der Stempel von dem, welcher die Kosten ü&etnonunm hat, zu fordern 196. — gerichtliche oder notarielle Vollziehung innerhalb 14 Tagen; Straffreiheit der Kontrahenten; Pflicht des Richters und Notars; deren Pflicht, falls eS nicht zur Voll­ ziehung kommt 194; 196; 307; 310 bis 312. — die Punktation muß vorgelegt und der wenn­ gleich nur mündliche Antrag auf Vollziehung, d. h. auf Anerkennung deS Inhalts, nicht blos der Unterschriften formulirt sein; die bloße Ein­ reichung bei Gericht binnen 14 Tagen genügt nicht 307 bis 311. — wenn über daffelbe Rechtsgeschäft nochmals ein Vertrag, ohne oder mit Abänderungen, aufgenommen wird 105, 106; 312; 578. — wenn in der Punk­ tation der Verkauf der Immobilien und Mo­ bilien in ungetrennter Summe stattgefunden, so wird durch eine Trennung in dem demnächstigen Vertrage eine Ermäßigung deS Stempels nicht herbeigeführt 139, 140. — bei Einreichung innerhalb 14 Tagen zur ge­ richtlichen Vollziehung, auch wenn diese nicht erfolgt, ist der Stempel als Gerichtsgebühr einzuziehen, andernfalls sowie bei bloßer Unter­ schrifts-Anerkennung in natura zu verwenden 11, 12; 308, 309, 310; f. auch Kaufverträge, Verträge. Purifikations-Resolutionen 592. Quittungen 182; 592; jetzt stempelfrei, desgl. Löschungsanträge 2; nicht aber, wenn sie aus­ gefertigt werden, auch nicht die zur Anerken­ nung der Unterschriften aufgenommenen Pro­

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tokolle 488. — notarielle Quittungen resp. Protokolle 2; 578, 579; 585. - über Kapital nebst Zinsen, sofern Beide« zusammen nicht ersichtlich unter 50 Thaler beträgt, ist zu notariellen Quittungen dieser Art 15 Sgr. Stempel erforderlich 578, 579. — eigentlicher Kontravenient bei Quittungen ist deren Aus­ steller 300, 301. — Rendanten als Produzenten der zu Rechnungsbelägen dienenden, nicht amtlich aufgenommenen Quittungen 296. Rayon-Angelegenheiten, s. Festungen. Rechnungen 592. Rechnungshof, nimmt bei Revision der Rech­ nungen der Reichsbehörden daS Preußische Stempelintereffe nicht wahr, dies liegt den Stempelfiskälen ob 345; — s. auch Ober­ rechnungskammer. Rechnungsrevisoren als Organe der Präsi­ denten der Landgerichte bezw. der OberlandeSgerichte für die Revision der Kostenrechnungen 374, 375. — f. auch Stempelrevisionen. Rechtliches Gehör, s. Rechtsweg, Stempelstrafresolute. Rechtsanwälte, als Produzenten von Ur­ kunden, Vollmachten, s. daselbst. — gehören nicht zu denjenigen Beamten, welche selbst den Urkundenstempel beizubringen haben 193. — Stempelstrafen gegen dieselben 296, 297; 302 ff. — Disziplinarbehörde; ehrengericht­ liches Verfahren 89; 348. — Beamtenqualität 348, 349. — Beglaubigung von Abschriften nach § 256 der CPO. Rechtsweg, in Betreff der Stempelsteuer, Ge­ setz über die Zulässigkeit deffelben, auch für die neuen Landestheile 33, 34; die Vorschriften dieses Gesetzes werden durch die Bestimmungen der §§. 4 bis 7 des DGKGes. nicht berührt 17. — Bericht an's Finanz-Ministerium nach Eingang der Klage nur noch ausnahmsweise, sonst mit der rechtskräftigen Entscheidung er­ forderlich 43 , 44. — auf andere, als die im Gesetz bezeichneten Stempel nicht auszudehnen 35. — der Anspruch auf Erstattung zu viel gezahlter Stempelbettäge kann nicht blos im Wege der Klage, sondem auch der Adeitation und Litisdenunciation geltend gemacht werden 35. — die Civilklage ist auch statthaft, wenn ein vermeintlich mit Unrecht für Cessionsinstrumente eingezogener Stempelbetrag zurück­ gefordert wird 36; nicht aber auf Rückzahlung einer unter Vorbehalt gezahlten Stempelstrafe

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Sachregister.

nung der Reichsstempelabgaben 679 ff. — durch 36. — auch Beamten als Produzenten einer Beschluß des Bundesraths festgestellte Grund­ Urkunde nicht verschränkt 37. — nur zulässig, sätze über die Anwendung des Reichsstempel­ wenn die Stempelpflichtigkeit, nicht wenn die abgabengesetzes 684 ff. — Befreiungen 659, Straffälligkeit bestritten wird 42. 660, 661, 662; Befreiung der Kaffen des Reichs Aussetzung des Strafverfahrens, wenn die 658. — Rückerstattung 655; 656; 670; 673. — Stempelpflichtigkeit der Urkunde besttitten wird 42. — findet im gerichtlichen Strafverfahren Strafbestimmungen 652, 653; 655, 656; 656; 657. — Strafverfahren 657. — Strafumwand­ wegen Wechselstempelhinterziehung nicht statt 42. lung findet nicht statt 657. — Strafverjährung Zulässigkeit des Rechtsweges, sobald der 657. — Revision im Reichsstempelintereffe 658; Stempel nur erfordert ist 38; — nur zulässig, 674; 682. — Rechtsweg 657. wenn, außer dem Falle der Beitreibung, mit Reichsstempelmarken 654; 657; 667 ff. Vorbehalt gezahlt ist 39; dem Erforderniß des Reisepässe 592; s. Pässe. „Vorbehalts" ist genügt, wenn die Partei den Rekognitio ns-Atteste, über die Beglaubigung Stempelbetrag an den Notar mit Vorbehalt der Unterschriften 464; Beglaubigung der Per­ gezahlt, resp. wenn der Notar dies in der er- j son des Ausstellers einer Urkunde Seitens der theilten Quittung bemerkt hat; der Vorbehalt Ortsbehörde auf der Urkunde selbst stempelfrei braucht nicht schriftlich gemacht zu sein 39, 558; 475. — Behufs Uebersendung von 40. — Wirksamkeit des Vorbehalts durch einen vor der Zahlung eingelegten Einspruch (n) Geld 2C. aus gerichtlichen Depositorien sjetzt 39. — Die zur Anstellung der Civilklage ge­ der Hinterlegungsstelle) durch die Post 489; der Gesuche um Auszahlung im Falle des währte Frist ist eine Verjährungs-, nicht eine §. 25 Abs. 2 der Hinterleg.-Ordng. 23. — bei Präklusivfrist; nicht der Tag der Kassirung des Erklärungen an die Post-Anstalten wegen AbStempels, sondern der Tag der mit Vorbehalt geleisteten Zahlung ist entscheidend 38, 39. — holens von Briefen rc.; desgl. Vollmachten auch dem Notar für seine Person ist ein Klage­ dieserhalb 524; 648. — bei Bestellung und recht gegeben 37. — es ist Sache des Steuer­ Rückgabe von Dienstkautionen 496; 497 ff. — Unterschrifts - Bescheinigungen bei Quittungen fiskus, die Stempelpflichttgkeit der Urkunden über Wartegelder und Pensionen mit Einschluß zu begründen 35. — Nachweis des Inhalts der Wit twenpensionen sind stempelftei, nicht einer nicht mehr existirenden Urkunde 37; 38. — Verpflichtung des Fiskus zur landüblichen Ver­ aber bei Quittungen Anderer, der Fourage- rc. zinsung des zurückzuzahlenden Stempelbetrages, Lieferanten; solche Bescheinigungen sollen aber auch zur Erstattung der Exekutionskosten nebst in der Regel nicht gefordert werden 465. — Zinsen 36. — in Betreff der Stempelsteuer in bei Vollmachten 638; 640; bei ausländischen Grundbuchsachen 145. — in Betreff der Erb­ Vollmachten 24. — Behufs Eintritts in die schaftssteuer 800. — Rechtsweg gegen StempelAllgemeine Wittwenkaffe 79; 80. — bei Unter­ strafresolute, s. diese. — s. auch Kompetenzschriften nach §. 33 der Grundbuchordnung 2. — Konflikt. — in Betreff der Reichsstempelabga­ Beglaubigung der Quittungen und Löschungs­ ben 657. bewilligungen 2; 488. — s. auch die folgende Referendarien, Atteste Behufs Zulassung zur Position und Atteste, Legalisation. Rekognitionsprotokolle, jenachdem sie die Prüfung, Censuren; Intendantur-Ref. 473. Reichsbeamte, deren Bestallungen 492. — Stelle der Atteste vertreten oder besondere Defekten-, Disziplinarverfahren 483. Atteste ausgefertigt werden 592. — s. auch die Reichsstempelabgaben 652. — von Aktien, vorige Position. Rekurs, s. Stempelstrafresolute. Renten- und Schuldverschreibungen; auch Zn. terimsscheinen 652; 659; 663; 684, 665. — Rendanten, sind bezüglich der zu ihren Rechnungsbelägen dienenden, nicht amtlich auf­ Genußscheine 684. — von Kauf- und sonstigen Anschaffungsgeschäften 653; 661; 667. — genommenen Quittungen als Produzenten straf­ Tauschgeschäfte, Lombardgeschäfte 684. — von bar 296. Lotterieloosen 656; 662; 671. — Ausführungs­ Renten, an überzählige Offiziere bis zur Ein­ vorschriften des Bundesraths zum Reichsstempel­ rückung ins Gehalt, an Offizier-Aspiranten abgabengesetz 663 ff. — Besttmmungen des 851. — Ueberlaffung von Grundstücks-Renten Bundesraths über die Erhebung und Verrech­ ist Session; Verkauf eines Grundstücks mit

Sachregister. darauf haftendem Rechte zur Erhebung zwar schon in der Ablösung begriffener, aber noch nicht abgetrennter Renten 541, 542. — Antrag auf Eintragung, s. Grundbuchamt. — Gewäh­ rung für den Fall einer Eheschließung 847. Rentenbankdirektionen, Stempelfreiheit der ihnen übertragenen Geschäfte 66. Renten Verschreibungen, Reichsstempelabgabe davon 652; 659; 663. Requisitionen 592. — deren Begriff 4; 592, 593. — jetzige Stempelfreiheit 2. — zwischen gerichtlichen und Verwaltungsbehörden in Pri­ vatsachen, zwischen verschiedenen Abtheilungen einer Behörde 593. Resolute 593. — Stempel zu denselben nieder­ zuschlagen, wenn der Verurtheilte gerichtlich freigesprochen wird 406. — auf Grund er­ hobener Widersprüche gegen Mühlenanlagen 98. — s. auch Erkenntnisse, Stempelstrafresolute. Resolutionen 593. — nach wie vor stempel­ pflichtig; in Gewerbeangelegenheiten 4; 486 ff. — der Kur- und Neumärkischen Ritterschaftsdirektion über die Prüclusion von Rechten 593. Resoluliv-Bedingungen, in Kaufverträgen 203 ff. — s. auch Vorkaufsrecht. Restitution, s. auch Stempelrestitution. Retablissements-Atteste 88. Rettungsanstalten, s. Bürgerrettungs-Insti­ tute, Besserungs-Anstalten. Revisionen, s. Stempelrevisionen. Rheinische Missions-Anstalt in Barmen 78. Rheinische Pastoralge hülfen-Anstalt zu Duisburg 77. Rheinisch-Westfälischer Verein für Dia­ konissinnen 77. Rheinschifffahrtsgerichte, Stempelfreiheit des Verfahrens 95, 96. Richter, s. Gerichte. Ritterakademie zu Liegnitz und das damit verbundene Zohannisstift 82. Rosenberger Chaussee bau-Aktien-Der ein 93. Rückkauf, s. Vorkaufsrecht. Rügen, s. Hypothekenwesen. Saaten, Entschädigung dafür in Kauf-, Pacht­ verträgen 546 ff., 549. Sachverständige, Gesuche und Verhandlungen wegen deren Vereidigung ein für allemal; Vereidigung ständiger Taxatoren in Vormund­ schaftssachen 588, 589. — s. auch Gutachten. Sag an, s. Bürgerrettungs-Znstitute.

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Salvus Conductus 593. Schank-Anlagen, s. Consense. Schankwirthschaft, s. Concessionen. Scheidebriefe der Rabbiner 593. Schenkungen, von Todeswegen und unter Lebendigen 509; 593; jetzt 791 ff. — bei Schenkungen von Todeswegen ist kein Schen­ kungsstempel zu erheben 741; 835. — remu­ neratorische und mit einer Auflage belastete Schenkungen 791, 792; 836; 844 ff. - eS genügt eine einseitige schriftliche Willenserklä­ rung ohne Acceptation; schriftliche Beurkun­ dung einer vollzogenen Schenkung in Form historischer Erwähnung 792; 837 ff. — bei Schenkungen unter Lebenden ist der Stempel zur Urkunde zu verwenden, auch wenn sie erst nach dem Tode eines Dritten anfallen sollen 840; Nichtaufnahme in die Erbschastsstempel- Tabellen; Unanwendbarkeit der Vor­ schriften wegen Erhebung und Kontrolirung des Erbschaftsstempels 840. — Schenkungs­ stempel hat die Natur einer Mutationssteuer 562, 563. — unentgeltlicher Verzicht auf ein weder streitiges noch zweifelhaftes Recht, For­ derung, ist Schenkung, nicht Vergleich; Form; angebotene Zahlungstermine sind keine Gegen­ leistung, wohl aber Sicherheitsbestellung 835; 848 ff. — Mitverhaftung des Geschenkgebers für den Stempel 849; Haftung des Geschenk­ nehmers 562, 563; 838, 839. Zn Erbrezeffen vorkommende Schenkungen 424. — mit Vorbehalt der Nutzungen auf Lebenszeit 840; 842, 843. — mit Vorbehalt eventueller jährlicher Rückzahlungen 845. — an den Sohn und die mit ihm in Gütergemeinschaft lebende Ehefrau 850. — schriftliche Schenkungen Seitens des Ehemanns an seine Ehefrau waren bisher stempelpflichtig 850. — zum Zwecke einer zu schließenden Ehe, oder nur für den Fall der Verheirathung; erst nach Eingehung der Ehe resp. ohne Verpflichtung zur Aus­ stattung; Seitens eines Fremden; Kapital resp. Rente; in ein- oder zweiseitig er Urkunde 846 ff.— von Renten an überzählige Offiziere, Offi­ zier-Aspiranten 851. — Urkunden über den titulus mensae für zu ordinirende Geistliche 851. — Alimente der Schornsteinfegermeister in Stralsund an die Wittwe ihres Amtsvor­ gängers 851. — Verzicht des Ehemannes auf den maritalischen Nießbrauch am Eingebrachten der Ehefrau ist nicht als Schenkung anzusehen 505,506. — Bewilligung von Remunerationen

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852, 853; 854. — Zuwendung von Seiten eines Fiduciars an den fideikommiflarisch substituirten Erben schon bei Lebzeiten des ersteren 854. — Bedingte Zuwendung einer Rente an eine im Scheidungsprozesse stehende Ehefrau 854. Schiedsmänner, s. Vergleiche, Stempelstrafen. — wegen der Stempelstrafen bei ihnen s. den Nachtrag. Schiedsrichterliche Behörden, deren Er­ kenntnisse; auf schiedsrichterliche Verhandlungen findet die gerichtliche Sporteltaxe keine An­ wendung, vielmehr sind auf dieselben die Vor­ schriften des Stempelgesetzes, insbesondere der Tarisposition „Erkenntnisse" und „Prozefie", noch jetzt anwendbar; Begriff schiedsrichter­ licher Behörden 509; 512 ff. Schiffsleute, An- und Abmusterung 633, 634. — stempelfreie Beglaubigung der Führungszeugniffe 522. — Prüfungszeugnisse für See­ schiffer 473. — Dienstbücher, Losscheine, Füh­ rungszeugnisse ; Seefahrtsbücher 521, 522. Schiffs- und Schiffer-Patente (Elbschifffahrtsakte) 489. Schiffsregister, s. Handelsregister. Schiffsvermessungs-Atteste,?. Meßatteste. Schlesische Blinden-Unterrichts-Anstalt zu Breslau 78. Schlesischer Verein der Freiwilligen aus den Zähren 1813 rc. zu Breslau 77. Schlußnoten über reichsstempelpflichtige Kauf­ und Anschaffungsgeschäfte 654, 655; 667 ff. — Formulare dazu 668 ff.; 677. Schlußzettel der Mäkler 593. — Begriff eines Schlußzettels; dem Gericht eingereicht zur An­ fertigung der Charte-Partien; die Mitunter­ schrift Seitens des Mäklers macht einen Ver­ trag nicht zum Mäkler-Schlußschein; Austausch einseitig von den Kontrahenten unterschriebener Schlußzettel 593, 594 ; 623 ff. s. auch Mäkleratteste und Schlußnoten. Schneidemühl, s. Landschaftsdirektionen. Schreiberhau, s. Befferungs-Anstalten. Schuldverschreibungen 594. — da nur der Kapital-Betrag versteuert werden soll, sind die vor dem Datum der Schuldverschreibung laufenden Zinsen nicht zuzurechnen 608. — über Darlehne unter 50 Thlr., unter dem Ver­ sprechen der Verzinsung und Hypothekbestellung 579. — müssen die causa debendi enthalten; Zahlungsversprechen für das Zustandebringen einer Ehe; Nachschußscheme der Gothaer Feuer-

Versicherungsbank; Angabe der causa debendi durch Bezugnahme auf ein Hypotheken-Dokument; Hypothekbestellung für eine Forderung aus Wechseln, mit oder ohne Angabe einer anderweiten causa debendi 594; 595. — Ent­ behrlichkeit der Angabe des Verpflichtungs­ grundes bei Anweisungen und Verpflichtungs­ scheinen der Kaufleute über Leistungen von Geld rc. ohne Gegenleistung 604. — in Form historischer Erwähnung 608. — Inhalt ist entscheidend; der Einwand, daß die Personen, welche die Schuldverschreibung unterschrieben haben, dazu nicht ermächtigt gewesen, unererheblich 609. Die Schuldverschreibung muß eine neue und prinzipale Schuldverbindlichkeit begründen; selbstschuldnerische Uebernahme hypothekarischer Forderungen Seitens des Erwerbers eines Gutes; Umschreibungen einer Privathypothek in eine Pfandbriefsschuld 600, 601; Umwande­ lung von Pfandbriefen in landschaftliche CentralPfandbriefe 601. — Anerkenntniß, Zinsen rück­ ständig zu sein 608. — Versprechen des mit dem Verkauf eines Grundstücks Beauftragten, dasjenige, was bei dem Verkauf weniger als die festgesetzte Summe erzielt werden sollte, dennoch unter Umständen auch das Ganze zu bezahlen 599; Bezugnahme auf ein schriftlich genehmigtes Kontokurrent, briefliche Mitthei­ lung eines Banquier über die auf einem Konto bewirkte Gutschreibung 595 ff.; Akkreditive mit dem Zusatz „Werth erhalten" 605. — Darlehnsversprechen als Schuldverschreibung nicht zu versteuern 599; dagegen wenn die den Gegenstand der Urkunde bildende Ver­ pflichtung noch an eine Bedingung geknüpft, z. B. durch den Darlehns - Empfang bedingt ist 599, 600. Behufs Eintragung von Kaufgeldern, Erb­ geldern oder anderen Forderungen aus zwei­ seitigen Verträgen, jenachdem der Hauptvertrag bereits die Schuldurkunde enthält oder nicht; Vermerk des zum Hauptvertrage verbrauchten Stempels; event. Verbrauch des Werthstempels zu der besonderen Schuld-Urkunde 607, 608. — Dispositionsscheine der Banquiers und Kaufleute; des „Kaffenvereins" zu Berlin; Begriff eines Dispositionsscheins 604, 605. — von kaufmännischen Kaffenvereinen auszu­ gebende zahlbare Scheine; Beurkundung von Lombardgeschäften 606. — über KollegienHonorare 608. — in Sparkassenbüchern über

Sachregister. Sparkassen-Einlagen 84. — über Darlehne, welche Spar- und Leihkassen gewähren 610. — schriftliche Anerkenntnisse kreditier Frankaturbeträge, Frachten und Spesen 610. — über kreditirte Kaufgelder in Kaufverträgen, welche vom Kaufstempel Befreit find, ebenfalls stempel­ frei 189. — Darlehne an Reservisten u. Land­ wehrleute; an die durch die Sturmfluth Be­ schädigten 610. — an die durch die Hochwasser im Frühjahr 1876 Beschädigten 97. — auf den Inhaber lautende Schuldverschreibungen 611 ff. — s. auch bei den Worten „Grund­ buchamt" u. „Pfandbriefe", u. die Verweisun­ gen S. 611, Anm. 20. — (Zn Betreff des Reichsstempels s. Reichsstempelabgaben.) Schulen, 68; 71; 73; 81. — Stempelfreiheit der Schulgemeinden; gleichviel ob die Schulanstalt bereits besteht oder erst in der Grün­ dung begriffen ist 81. — jüdische, sofern sie als öffentliche anerkannt sind 82. — Erbschafts­ steuer 804. Schullehrer, letztwillige Zuwendungen an den jedesmaligen Schullehrer 73. — Lokationen, s. diese. Schulzen, s. Taxen. Schützengilden, s Vereine. Schutzgenossenschaften und Waldgenoffenschaften 96. Schwarze Elster, s. Flüsse. See-Ausgangs-Pässe 583. Seefahrtsbücher 522. Seehandlung, hat Stempelfreiheit; desgleichen die Verhandlungen in Beziehung auf das WolleBeleihungs- rc. Geschäft 82. Seminare, Atteste Behufs der Aufnahme 472. Sequestrationsverhandlungen 613. Servituten, Kaufverträge darüber, resp. deren Session 540. Siegen, s. Wiesen-Ordnung. Simulation des Kaufpreises 107. Soldaten, s. Militärpersonen. Solennisationsverhandlungen, s. Testa­ mente. Sommerfeld, s. Besserungs-Anstalten. Sozietätsverträge, Einbringung von Gütern zu einem bestimmten Preise 534; von Grund­ stücken je. bei der Begründung von Aktien­ gesellschaften 537 ff. — deren Gründung und Wiederaufhebung, Ueberlassung von Ver­ mögensstücken 535, 536. — in welchen zugleich ein früherer Vertrag aufgehoben wird 423. — die von Socien eingegangene Verpflichtung,

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bestimmte Summen als Einlagen zur GesellschaftSkaffe einzuzahlen, stellt keine stempel­ pflichtige Schuldverschreibung dar 421. — die Verpflichtung eines SociuS zur entgeltlichen Lieferung von Rübm an die Behufs der Rübenzucker - Fabrikation zusammengetretene Gesellschaft ist kein besonders stempelpflichtigeS Geschäft 422; Vermiethung an Mit-Socien nebst Quittung der Letzterm 423. Spannzettel 633. Sparkassenbücher, Einlagm, Ouittungm, Aufgebot verlorener 84. Spielkarten-Stempel 317; 613. — jetzige zur Reichskaffe fließende Stempelabgabe, Stem­ pelung bestimmter Blätter bei den verschiedenm Spielkarten-Gattungen; Einfuhr erlaubt; Fa­ brikation; Detailhandel frei; Strafe gegm Einbringer, Besitzer, Verkäufer, Händler, be­ fugte und unbefugte Fabrikantm; Ordnungs­ strafen; Substitution von Frecheitsstrafm; subsidiarische Verhaftung der Fabrikantm und Händler für ihre GewerbSgehülfm rc.; SteuerStundung auf Gefahr derjenigm Regierung, welche dm Kredit bewilligt; Ausfuhrlager für Großhändler; Steuer-Erlaß, Strafmilderung, Strafverfahren nach Maßgabe der betreffmdm zollgesetzlichen Bestimmungm; Verjährung der Strafverfolgung; Spielkarten-Stempelabgabm hinsichtlich der Vollstreckbarkeit und des Doll­ streckungsverfahrens den Landesabgabm gleich geachtet; Uebergangsbestimmungen; Ausfüh­ rungsbestimmungen: Kontrolirung der Aus­ führung durch die Reichsbevollmächtigtm und StationSkontrolöre; zur Abstempelung befugte Zoll- und Steuerstellm 317 bis 331. — Re­ gulativ, betreffend den Betrieb der Spielkartmfabriken 327 ff. Kinder-Spielkarten und zum Gebrauch als Oblaten eingerichtete Kartm sind stempelfrei, jedoch nur innerhalb einer bestimmten Größe 331, 332. — Art der Abstempelung gewiffer Englischer Karten (n) 330; süddeutsche sogen. Gaigelspielkarten (n) 330; sog. Lenormand'sche Wahrsagekarten (n) 317, 318; (n) 330; 332. — sogen Widderkarten (n) 318; 333. — für Sammlungen bestimmte alte Kartenspiele 334. — in Buntdruck hergestellte Kartenbogen 334. — Einrichtung der zur Abstempelung be­ stimmten Kartenblätter für die Ausführung der Abstempelung (n) 327; 335. — Bunt­ druck der Spielkartenbogm in Druckereim außerhalb der Fabrik (n) 328. — Begriff eine-

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Sachregister.

Spiels Karten 333; 336. — Begriff unge­ stempelter Spielkarten, Verkauf mit unechtem Stempelabdruck versehener, wiffentlicher Ver­ kauf 337. — Versendung von Spielkarten aus der Fabrik, Kompletirung der Spiele durch nicht der Steuerbehörde vorgelegte Karten (n) 320; 338. — Vernichtung der Spielkarten nach eingetretener Konfiskation erfolgt bei der Provinzialsteuerbehörde; neue und gestempelte können verkauft werden 334, 335. — mit un­ sittlichen Bildern eignen sich nicht zum öffent­ lichen Verkauf, sind vielmehr, event, gerichtsseits', zu vernichten 335. — auf Seeschiffen eingeführte 333. — lose Spielkarten u. nicht zu ganzen Spielen vereinigte dürfen nicht in den freien Verkehr gebracht werden 333. — was unter Empfänger nach §. 3 des Ges. zu verstehen. — Gewahrsam ungestempelter Spiel­ karten 337. — Kompetenz zur Entscheidung in Spielkartenstempel - Kontraventions - Sachen 335; 351. — neben der Strafe sind die An­ fälle zu erheben 334 — Versendung unge­ stempelter Spielkarten innerhalb der Zollgrenzen ist strafbar 338. — Rechnungswesen in Betreff der Spielkarten-Stempelsteuer (n) 321; 335. Staatsarchive, s. Abschriften. Stadtgemeinden, Stempelfteiheit steht ihnen nur in Gemeinde-Verwaltungssachen, sonst aber in ihren Angelegenheiten nicht zu; daher sind insbesondere stempelpflichtig ihre Holz­ auktions-Protokolle, Miethsverträge, Prozesse, Schuldverschreibungen 85, 86. — ihre Stempel­ freiheit in Armen - Angelegenheiten 73. — Autorisation zur Prozeßführung, in der Rheinprovinz 489. — ihnen anfallende herrenlose Verlaffenschaften sind als Erbschaften zu ver­ steuern 856. — Verträge wegen Befreiung der Städte von der subsidiären Last der Kriminialgerichtsbarkeit und Gefängnißunterhal­ tung sind stempelfrei 85. Standesherren, s. Familien- rc. Stifungen. Ständische Darlehnskasse für Schlesien, s. Darlehnskassen. Steinbeck'sches Bürgerrettungs - Insti­ tut zu Brandenburg, s. Bürgerrettungs-Znstitute. Stempeldistributeure, s. Stempelvertheiler. Stempelfiskäle, deren Anstellung u. Befugniffe 366 ff.; 384. — Strafanträge derselben 384. — Vernichtung alter Akten der Stempelfiskalate 386. — s. auch Stempelrevisionen. Stempelfreiheit, des Fiskus, besonderer An­

stalten, Gesellschaften und Personen 54; auch des Postfiskus 69,70; des Fiskus des Deutschen Reichs 70; Befreiungen von Gerichtskosten (resp. den als solchen zu verrechnenden Stem­ peln) 68, 69. — nur die subjektiven Stempelbefteiungen bestehen fort, auf Grund gesetz­ licher Anordnung, nicht ministerieller Ver­ fügungen; die objektiven nur, wenn sie im Stempelgesetz von Neuem anerkannt sind 67, 68. — darf nicht auf ausländische Institute ausgedehnt werden 72. — darf mcht der mitkontrahirenden Privatperson eingeräumt werden, letztere zahlt stets die Hälfte 54; 100. — wegen Armuth 53; 468. — der Kaffen des Reichs, in Betreff der Reichsstempelabgaben 658. — s. auch Stadtgemeinden, Standes­ herren, Verhandlungen, und bei den betreffenden Worten. Stempelgesetz, frühere aufgehoben und es soll darauf nicht zurückgegangen werden: An­ wendung auf schwebende Fälle 1; 407. — gilt gleichmäßig für alle Rechtsgebiete der ganzen Monarchie, wenn nicht das Rechts­ geschäft nach der in einem Landestheile gelten­ den Gesetzgebung einen anderen rechtlichen Charakter hat 142; 408; 535, 536. — Ver­ fahren bei Zweifeln und Meinungsverschieden­ heiten über die Auslegung 32 ff.; Anfragen der Notare bei Vorlegung bloßer Entwürfe von Verhandlungen 32; s. auch Stempelrevi­ sionen. — Beschwerden über den gerichtlichen Stempelansatz 32, 33. Stempelkassation, s. Stempelmarken, Stempelpapier. Stempelmarken, gesetzliche Bestimmungen über deren Verwendung mit Vorbehalt nähe­ rer Anordnung des Finanzministers; nicht vorschriftlich verwendete werden als nicht ver­ wendet angesehen; Strafe der Anfertigung von Stempelmarken und sonstigen Mißbrauchs 388, 389; 396, 397; die vorschriftswidrige Verwendung hat Strafe u. Stempelnachbringung zur Folge 396. — finanzministerielle Bestim­ mungen A: über die Verwendung von Stempel­ marken zu Schriftstücken, welche nicht unter öffentlicher Autorität abgefaßt werden 390 ff.; zusätzliche Vorschriften zu diesen Bestimmungen: Formfehler bei der amtlichen Kaffation sollen ohne Einfluß sein; Verfahren der Debitsstellen bei Ergänzung des Stempels zu vorgelegten Schriftstücken 394 ff. (in Betreff der Wechsel s. Wechsel-Stempel sub II Absatz 1 u. 3);

Sachregister. Stempelmarken von 3 bis 10 Thaler werden nur an öffentliche Behörden u. Beamte, mit Einschluß der Notare, vertäust 390; 392, 393, 394; der Gebrauch der Stempelmarken ist auf Urkunden beschränkt, die einem Stempel von nicht mehr als 50 Thaler unterliegen, sonst Stempelpapier u. zusätzlich Marken 390; 393. Stempelmaterialien im Werth von mehr als 100 Thalern (jetzt 1000 M.) werden nach wie vor ausgefertigt 393; Verpflichtung der Steuer­ stellen, unversehrte Marken zu kassiren 389, 390; 393; die Stempelvertheiler erhalten für die Kaffation der von ihnen nicht entnommenen Marken keine Tantieme 390; deutliches u. mehrmaliges Abstempeln der Marken 396; 399; zu Assekuranz - Polizen können Stempel­ marken verwendet werden, jedoch durch die Steuerstellen zu kassiren 390. — Verbrauch von Stempel-Marken resp. Papier bei Berichtigung von Beträgen aus Anlaß der Stempelrevisionen 393. — finanzministerielle Bestimmungen B: über die Verwendung von Stempelmarken zu stempelpflichtigen unter öffentlicher Autorität ausgefertigten, und zu solchen Schriftstücken, zu welchen öffentliche Behörden und Beamte den Stempel beizubringen von Amtswegen verpflichtet sind 393 ff. — Buchung und Vereinnahmung der Beträge aus dem Stempelmarken-Verkauf 390; summarische tägliche An­ schreibung der unter 5 Thaler debitirten Marken 396; bei Unterämtern, wenn von ihnen Prozeß eingeleitet wird 341. — s. auch Stempelmaterialien, Stempelpapier. — (Zn Betreff der Reichsstempelabgaben s. Reichsstempelmarken.) Stempelmaterialien, Aufhören des Ver­ brauchs bei den Gerichten, s. Gerichte. — der Verkauf erfolgt durch die Steuerbehörden und Stempelvertheiler 398; der Ankauf ist dem Publikum zu erleichtern, auch außer den Amts­ stunden 398; der Wechselstempel-Marken und Blankets durch die Post-Anstalten 239. — Aushebung etwaiger Berechtigungen kür Kor­ porationen oder Institute zum Verkauf von Stempelgattungen oder zum Bezüge des Er­ trages davon 398. — Paßformulare, Debits­ behörden, Debitsmenge, Debit, nicht an Privat­ personen 398. — unbefugter Handel mit Stempelmaterialien; Begriff des Handels 400. — Anfertigung unkichter Stempelmaterialien rc., Gebrauch solcher oder bereits verwendeter 396, 397. — Uebereinkunft mit Oesterreich und

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Lichtenstein wegen Bestrafung der Anfertigung und des Gebrauchs falscher Stempelmaterialien 397. — s. auch Stempelmarken und Stempel­ papier. Stempelpapier, äußere Form, Aufhören der Unterscheidung nach der Art der stempelpflich­ tigen Verhandlung; Preis und deffen Steigen um 5 Sgr. resp. 1 u. 10 Thaler 386 ff. — Debit der Stempelbogen von mehr als lOO THlr. (jetzt 1000 M.) geschieht durch die ProvinzialSteuerbehörden oder durch dasHaupt-Stempelmagazin 388, 389 ; 400 auch 393; Bestellung u. Art der Ausfertigung solcher Stempel­ bogen; die Hauptämter haben die zur Aus­ fertigung erforderlichen Data anzugeben 400, 401; die Ausfertigung erfolgt auf den ganzen Betrag 401. — Porto für Bestellung u. Uebersendung 53. — der Betrag für Stempel von mehr als 100 Thlr. (jetzt 1000 Mark) kann exekutioisch vom Antragsteller eingezogen werden 401. Vorschriften über den Verbrauch und die Kaffation des Stempelpapiers; Frist bei Ver­ handlungen innerhalb und außerhalb Landes; Förmlichkeiten; Kaffation in unangeschnittenen, unbeschriebenen Bogen 191; 194, 195; wenn der Umfang des Gegenstandes die zur Berech­ nung des Stempels nöthige Bestimmtheit erst später erlangen kann, ist für die Lösung des Stempels der betreffende Zeitpuntt abzuwarten 195. — Datum der Urkunde für die Berech­ nung der Nachkassirungsfrist nicht unbedingt entscheidend 289. — verdorbenes Stempel­ papier ist nicht von Neuem zu verwenden, sondern Ersatz zu liquidiren 196; 402, 403; Ausfertigung einer Verhandlung in verschie­ denen Exemplaren; Verbrauch mehrerer Stem­ pelbogen zu einer Verhandlung 221. — Rüge gegen Beamte und Stempelvertheiler, wenn sie zu einer Verhandlung mehr Stempelmaterial verbrauchen, als zur Darstellung des Betrages erforderlich ist, oder wenn sie bei Beträgen von «eh« als 100 Thalern (jetzt 1800 Mark) nicht ausgefertigte Stempelbogen verwenden 221; 316. — bei Zwischenbeträgen muß der um 5 Sgr. höhere Stempel genommen werden 444. Verpflichtung der Steuerstellen zur Prüfung der Höhe des begehrten Stempels 191, 192. — Fälle, in denen es der Bescheinigung deS Stempelverbrauchs durch die Steuerstelle nicht bedarf, namentlich bei Notaren, Gerichts-

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Sachregister.

schreiben,, Gerichtsvollziehern 193, nicht aber bei Rechtsanwälten 194. — Bescheinigung des Stempelverbrauchs neben den Konzepten in den Akten; Seitens der Notare Angabe des Zeitpunktes der Beikassirung; bei bloßer UnterschristS-Rekognition; Unterlassung der Beschei­ nigung 376; 381. — BerbrauchSbescheinigung auf beglaubigten Abschriften, Attesten, Dupli­ katen und Ausfertigungen, Strafe der Unter­ laffung 221; 316; 315. Buchung der Stempelsteuer in Prozessen bei Unterämtern 340. — s. auch Stempelmarken, Stempel­ materialien, Stempelung. Stempelrestitution, a. vor dem Verbrauch verdorbene Stempelmaterialien: Ersatz an öffentliche Behörden für jeden Betrag; an ein­ zelne Beamte und Privatpersonen nur, wenn der gesammte zur Restitution liquidirte Betrag mindestens 1 Thlr. beträgt 402, 403. — Ver­ fahren dabei 402, 403. — Tantieme-Abzug findet nur dann Statt, wenn der Ankauf bei einer zur Tantieme berechtigten Stelle konstirt 403. — b. nach dem Verbrauch verdorbene Stempelmaterialien: Ersatzfähigkeit, wenn das Gericht den Stempelverbrauch veranlaßt hat, ist ein für die Privatperson unvermeidliches Versehen anzuerkennen; Verifikation durch den Stempelfiskal; Vermerk der Restitution auf der Verhandlung 404 ff. — probeweise AktenEinsicht und Verifikation rc., insbesondere bei den Gerichten 404, 405. — das Restitutions­ verfahren ist unmittelbar zwischen dem Resti­ tutionsberechtigten und der Steuerbehörde zu betreiben, namentlich bei Gerichten und No­ taren 405. — Resolutstempel zu erstatten, wenn der Verurtheilte demnächst gerichtlich freige­ sprochen wird 406. — Verfahren bei Erstat­ tung der Erbschaftsstempelsteuer 815, 816. — s. auch Spielkartenstempel. Stempelrevisionen, denselben unterliegen alle Behörden und Beamten, event, auch Privat­ personen 366; namentlich auch die Königliche Bank (jetzt Reichsbank), wovon jedoch für jetzt abzustehen, die bischöflichen Behörden, erzbischöfliche Konsistorien, Feuersozietäts-Direktionen, Mllitär - Intendanturen, Ober - Post­ direktionen, Polizeibehörden jeder Art, die vom Rechnungshöfe de- Deutschen Reichs revidirten Rechnungen, die Verwaltungsgerichte 380; Aktiengesellschaften und deren Agenten, inlän­ discher wie ausländischer Gesellschaften; frühere

Mittheilung eines Verzeichniffes und der im Laufe der Zeit eintretenden Veränderungen Seitens der Regierungen 380 ff. — Bestim­ mungen über daS Verfahren bei Abhaltung der Stempelrevisionen Seitens des Fiskals und bei deren Erledigung 362 ff.; Mtwirkung der Gerichte bei Erledigung der Erinnerungen 370, 371; Verabfolgung gerichtlicher Akten, ins­ besondere Grundakten, an den Stempelfiskal resp. an deffen Gehülfen, in die Wohnung, außerhalb des Orts des Gerichts 377 ff. — Verbrauch von Stempel-Marken resp. Papier bei Berichtigung der defektirten Beträge 393; bei den Gerichten 365 ff.; bei den Grundbuch­ ämtern s. Grundbuchamt. Behandlung der von den Stempelfiskälen erhobenen Bemerkungen in Bezug aus den Ansatz der mit den Gerichtskosten zu erhebenden Stempelbeträge 371, 372. — Einwendungen Seitens der Behörden, Beamten und Privat­ personen gegen die Stempelrevisions-Erin­ nerungen 378; wenn eine Behörde die Er­ ledigung eines Monitum's deS StempelfiskalS oder der vorgesetzten Behörde ablehnt, setzt die Prov.-Steuer-Behörde Stempel und Strafe fest, was sich aber nicht auf Stempeldefekte, sondern nur auf Verfolgung von Kontraventionen bezieht 344. — Revision der Gerichte durch die Rechnungs-Revisoren bei den Landgerichten bezw. Oberlandesgerichten; deren Erinnerungen hinsichlich des Stempel­ ansatzes; Mittheilung der betreffenden Er­ innerungen an die Provinzial-Steuerbehörden, jedoch erst nach der Erledigung 373 bis 375. — Pflicht derjenigen Gerichts-Beamten, welche die Kostenliquidalion fertigen oder revidiren, zur Prüfung der stempelpflichtigen Privatund Notariats-Urkunden oder der zur Unter* schrifts - Rekognition vorgelegten Privat-Urkunden 372, 373. Verfahren bei Stempelrevisionen von No­ tariatsakten; desgl. zur Erledigung der dabei gezogenen Erinnerungen 377 ff. — Verpflich­ tung der Notare, die defektirten Beträge mit Vorbehalt des Regreffes zu zahlen; Verfahren hierbei 377. — Stempelrevision bei Verwal­ tungsbehörden 380, 381; desgl. bei Aktien­ gesellschaften 381 ff. — Aufbewahrungsfrist für die Stempelrevisions-Akten der Gerichte und Notare 385. — Porto in StempelrevisionS-Angelegenheiten 52, 53; 385. — f. auch Gerichte, Notare, Stempelpapier. —

tZn Betreff des Reichsstempels s. ReichsPempelabgaben.) Stempelsteuer auS der Zeit vor dem Stem­ pelgesetz 1; 407; jetzige Erhebung 2. — ist keine direkte resp. Personalsteuer 68. — Fest­ setzung Seitens des Strafrichters unstatthaft, in den allen und neuen Landestheilen 48 ff. — Verfahren in Zweifels- u. BeschwerdeFällen 32 ff. — ist durch Subhastatton nur mit Genehmigung des Finanzmin. beizutreiben 50. — für den Stempel haftet jeder Theilnehmer am Vertrage, der Inhaber oder Bor­ zeiger einer Verhandlung 196; 294; ferner derjenige, welcher eine stempelpflichttge Er­ klärung unterzeichnet, also der quittirende Gläubiger, der Bevollmächttgte und der Voll­ machtgeber, bei Verfichetungs-Polizen der Aussteller 300, 301; der Schenkende u. Befchentte 849; 676; 562, 563; nicht aber der den Verttag nur genehmigende Ehemann 300, noch der Verkäufer rücksichtlich der im Vertrage zu Gunsten anderer Personen gettoffenen Stipulationen 301. Stundung der Stempelsteuer; Kontrolirung; Aushändigung von Stempelpapier vor voll­ ständiger Zahlung des Geldbetrages darf nur mit Genehmigung deS Finanzmin. stattfinden; Aufbewahrung der Kautions-Dokumente 218; Stundung von Erbschastsstempeln 894; der Spielkarten-Steuer 324. — Buchung der Stempelsteuer bei den Unterämtern, wenn dieselben dieserhalb zugleich Prozeß einleiten 341. — s. auch Rechtsweg, Stempelrestitution Verjährung. Stempelstrafen, ordentliche Stempelstrafe; allgemeine gesetzliche Vorschriften 284 ; 294, 295. — zu deren Festsetzung befugte und ver­ pflichtete Behörden und Beamte 338, 339; insbesondere die Haupt-Zoll- und die HauptSteuer-Aemter 339, 340; jetzt auch wieder die Polizei-Verwaltungen; nicht aber Magisträte ohne Polizeiverwaltung, die Regierung hat dann zu resolviren 341 ff.; auch nicht das Kriegsministerium oder die Intendanturen, außer gegen ihre Beamte 343; dagegen die Königlichen Eisenbahn-Direktionen 342. — die Zuständigkeit der Gerichte, im Verwaltungs­ wege Stempelstrafen festzusetzen, ist aufgehoben 341. — wenn Behörden, Beamte, resp. Notare eine Stempelkontraventton nicht rügen und für die Stempelnachbringung nicht sorgen resp. keine Anzeige machen 343 , 344. —

Verfahren der Ober-RechnungS-Kammer bei Entdeckung von Stempel-Kontraventionen 344; 347; in Beziehung auf die Bundesbehörden, Ober-Post- u. Telegraphen-Direktionen 345. — wenn eine Behörde Anstand nimmt, die Stempelkonttavention zu rügen, hat die Provinzial-Steuerbehörde dies zu thun, was sich aber nur auf Stempellontraventionen, nicht auf Stempeldefekte bezieht 344. — keine Er­ satzverbindlichkeit der Beamten wegen zu ge­ ringer Strafbemeffung 287. Umwandlung in Freiheitsstrafen findet, außer bei Spiettarten (Zeitungs- u. Kalendersteuer-) Konttaventionen, nicht Statt; diese Bestimmung ist durch das Strafgesetzbuch nicht aufgehoben; gilt auch für die neuen Landestheile 289, 290; 320; 339. — Recht der Provinzial-Steuer­ behörden zur Beanstandung von Stempelstrafen, zur Bewilligung von Theilzahlungen oder Ab­ büßung der Freiheitsstrafen mit Zwischen­ räumen; Begnadigungsgesuche; Verhalten der Gerichte hierbei 292, 293. wegen der Er­ mäßigung und Niederschlagung von Stempel­ strafen s. Stempelstrafresolute. — Zulässigkeit deS Rechtsweges bei Jnterventionsansprüchen auf die von der Steuerbehörde abgepfändeten Gegenstände 47. Strafverfolgung einer juristischen Person (Handelsfirma) unstatthaft 265. — die Kon­ travention muß feststehen; eine simple Ab­ schrift allein genügt nicht, noch ist der Bor­ zeiger einer solchen als Produzent der stempelpflichttgen Urkunde anzusehen 285, 286. — zur Verhängung der Strafe genügt der Richt­ gebrauch des Stempels, Nachweis der Absicht nicht erforderlich, auf den materiellen Beweis der rechtzeitigen Nachkaffation kommt es nicht an 285. — für die rechtzeitige Beibringung des Stempels ist in der Regel die DatumAngabe in der Urkunde maßgebend 288 ; 305. — für die richttge Stempelverwendung prin­ zipiell der Aussteller verantwortlich 287; durch faktische Unmöglichkeit der Stempelbeibringung wird die Sttafe ausgeschloffen, nicht aber durch bloße Erschwerung, wenn ein Anderer, z. B. der Stempelvertheiler die alleinige Schuld der Nichtverwendung des Stempels trägt; wenn der Stempelvertheiler die Beikasfirung abgelehnt hat; wenn ein dazu be­ rufener Beamte die rechtzeittge Beikasfirung versäumt hat; wenn eine Punktation rechzeitig bei Gericht einem Beamten eingereicht ist, sollte

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Sachregister.

dieser auch irrthümlich den Antrag dahin wiedergegeben haben, die Punktation vorläufig aufzubewahren 252; 286, 287; 308. — inner­ halb der 14 tägigen Nachkassirungsfrist kann die Entrichtung der Stempelstrafe nicht verfolgt werden 297. — es ist gleichgültig, durch wen die rechtzeitig erfolgte Nachkassirung erfolgt ist; aus Händen Geben einer Urkunde 297. — Nachweis der Erlangung des Besitzes der Urkunde nach dem Tode des eigentlichen Kon­ travenienten; nicht aus den Fall auszudehnen, wenn der Inhaber erst nach dem Tode Jenes in Anspruch genommen wird 294; 299. Eigentlicher Kontravenient ist, wer die stem­ pelpflichtige Erklärung unterzeichnet hat 196, 294, also der quittirende Gläubiger, der Be­ vollmächtigte (auch der Machtgeber), bei Versicherungs-Polizen der Aussteller, Zeitpunkt der Lösung des Stempels zu letzteren 300, 301; der Schenkende u. der Beschenkte 849; 676; 562, 563, nicht aber der den Vertrag nur genehmigende Ehemann 300, noch der Käufer für den Stempel zu den Stipu­ lationen des Verkäufers zu Gunsten dritter Personen 301. — Einreichung einer unge­ stempelten Cessionsurkunde bei Gericht inner­ halb 14 Tagen nach der Ausstellung 301. — nicht mehr vorhandene Urkunden 286. — Beamte und Behörden, welche als solche eine stempel­ pflichtige Urkunde vorlegen, verwirken nicht die Stempelstrafe 295,296; Mandatarien sind nicht als Inhaber oder Produzenten der von ihnen vorgelegten Urkunden anzusehen; bezieht sich aber nicht aus die von Mandatarien zu ihrer eigenen Legitimation vorgelegten Prozeßvollmachten 295. — Produzent im eigenen Inter­ ests 303, 304. — wenn Vollmachten unge­ stempelt eingereicht werden, insbesondere bei Gericht, wenn dies innerhalb 14 Tagen ge­ schieht; event, sind Aussteller und Rechtsanwalt gleich strafbar 296, 297; 302 ff. — Rendanten öffentlicher Kassen sind bezüglich der Quittungen über die von ihnen geleisteten Zahlungen als Produzenten anzusehen, nicht aber bei Quit­ tungen, welche amtlich aufgenommen oder an­ erkannt sind 296. — bei mehrseitigen Verträgen ist die Gesammtstrafe im Urtheil auszusprechen 297. — Haftbarkeit des Inhabers oder Vor­ zeigers einer Urkunde für die von den ver­ schiedenen Theilnehmern verwirkten Strafen 298; der Mitkontrahent, der nicht Produzent ist, verwirkt nur seine Strafe; hastet bei

mehreren Exemplaren für den zu jedem Exem-.inplar zu verwendenden Stempel; der Produzentent des Neben-Exemplars hastet bezüglich desdes Haupt-Exemplars nur als Mitkontrahent 299.99. — wer nur eins der von je einem Konlra^rahenten unterschriebenen Exemplare einreicht,cht, ist nicht als Produzent des Vertrages anzu-rzusehen 296; Recherche nach dem zweiten Exem-emplar 212; 622. Strafmaß gegen mehrere Aussteller meiner Urkunde, resp. gegen Mitkontrahenten, die alsals Eine Person anzusehen, als: Eheleute, Kor-orporationen 299, 300. — gerichtlich oder nota-)tariell aufgenommene Verhandlungen 294, 295 ;)5; Straffreiheit der Kontrahenten im Falle derder Ueberreichung einer Punktation an einen Richtevter oder Notar innerhalb 14 Tagen nach der Er-Errichtung mit dem Antrage auf gerichtlichoche oder notarielle Vollziehung, dann sind Richtevter u. Notar strafbar, auch wenn die Parteienien die nachträglich verlangten Aufklärungen überber den Werth des Objekts verabsäumt habewen sollten; es muß aber die Punktation vorgelegt,gt, auch der wenngleich nur mündliche Antrassag auf Vollziehung resp. Anerkennung des Ge-9esammtinhalts, nicht blos der Unterschrift, ge-gestellt sein, nicht etwa Einreichung Behufs An^lnstellung einer Klage; die Nachbringung desres Stempels zu einem Kaufvertrags wird nichtcht dadurch ersetzt, daß derselbe binnen 14 Tagenden dem Gericht eingereicht wird 307 bis 312*2; wenn es nicht zur Vollziehung kommt 310*0; bei bloßer Unterschrifts-Rekognition Richterter u. Notar nicht verantwortlich, sondern diedie Parteien 311. — wenn über dasselbe Rechts-tsgeschäft ein nochmaliger Akt, wenngleich mitnit unwesentlichen Aenderungen, aufgenommenen wird; einmalige Versteuerung nach der höhererren Preisangabe 105, 106; 139; 312; 57878. — wenn in dem Vertrage der Kaufpreiseis niedriger als mündlich verabredet, angegebenen wird 107. Stempelstrafen gegen Aktiengesellschaften;n; Strafbetrag; die Privatperson bleibt straf^sfrei, wenn sie nicht wider befferes Wiffenen gehandelt: erste Instanz die Regierung, zweiteite der Minister für Handel rc.; Rechtsweg zmulässig 384; gegen Eisenbahn - Aktien - Gesell-llschäften durch die König!. Eisenbahn-Kommmistariate festzusetzen 383; hat statt der Re-Legierung eine andere Behörde die Strafe sest-stgesetzt, so darf, falls gerichtliches Gehör bearun-

Sachregister. tragt wird, der Richter sich damit nicht befassen 384. Stempelstrafen gegen Staats- und Kom­ munal-Behörden, sowie Beamte aus Anlaß ihres Dienstes 294, 295; 339; 347ff.; mildere Bestimmungen in Betreff der Beamten; ein­ facher Stempelbetrag als Ordnungsstrafe, höchstens 50 Thlr. (150 Mark), welche in ge­ wöhnlicher Art durch die Stempelstraflisten zu verrechnen; diese Ordnungsstrafe hat den Charakter einer Stempelstrafe und ist im Maximum von 150 Mark bei mehreren Contraventionsfällen für jeden einzelnen Fall fest­ zusetzen; die Notare sind ausgenommen; Aus­ dehnung dieser milderen Bestimmungen auf Verträge; Mitbestrafung der betheiligten Pri­ vatperson, wenn sie wider befferes Wissen gehandelt hat; Produzent haftet für den Stempel 313 bis 315; es darf statt der Geld­ buße nicht nach Ermessen eine bloße Ver­ warnung ausgesprochen werden 314. — Ver­ antwortlichkeit der Beamten bei Ausstellung von Attesten, beglaubigten Abschriften u. Aus­ fertigungen; Bezeichnung des stempelfreien Zweckes; Strafbarkeit der Privatperson 315. — wenn auf beglaubigten Abschriften, Dupli­ katen u. Ausfertigungen der zur Urschrift rc. verwendete Stempel nicht vermerkt wird 221; 316. — gegen Behörden u. Stempelvertheiler wegen Unterlassung der vorgeschriebenen Kafsationsbescheinigung 191; 316; wenn sie mehr Stempelbogen, als zur Darstellung des Betrages erforderlich, oder bei Beträgen von mehr als 100 Thlr. (jetzt 1000 Mark) nicht ausgefertigtes Stempelpapier verwenden 310. — gegen Dorfgerichte; über deren gehörige Besetzung haben die Kontrahenten nicht zu be­ finden 314, 315; 349, 350. — gegen evan­ gelische und katholische Geistliche 349. — gegen Gerichtsbeamte, Gerichtsvollzieher 294; 255; 338, 339; 347 bis 349; 616; Dienst- oder Disziplinarbehörde für Zustizbeamte 347; für Rechtsanwälte 348. Stempelstrafen gegen Mäkler, vereidete Agenten, Unterhändler wegen Verhandelns ungestempelter Wechsel, sowie aus Anlaß ihrer Müwirkung bei Kauf- und Lieferungsverträgen im kaufmännischen Verkehr 230. — gegen Notare, s. diese. — gegen Truppen und Of­ fiziere re.; Verrechnung, wie gewöhnliche Stem­ pelstrafen 343 ; 350. — wegen der Erbschafts­ steuer 800 ff. — wegen des Spielkarten-, Hoher u. Gaupp, Stempelsteuergesetzgebung. 4. Aust.

977

Wechsel-Stempels, s. bei diesen Worten. — wegen Nichtgebrauchs deS Gesuchsstempels 316. — Porto für Strafgeldersendungen 361, 362. — s. auch Gerichte, Notare, Rechtsanwälte, Stempelstrafresolute, Stempelstrafverfahren, Verjährung. Stempelstraflisten, Verpflichtung zur Füh­ rung und Einreichung; ihre Form, Prüfung und weiteres Verfahren 361. — auch Ord­ nungsstrafen sind durch die Straflisten zu verrechnen 313; 343; 350. — Verrechnung gerichtlich festgesetzter Stempelstrafen bei den Gerichtskassen und Nichteinreichung von Stem­ pelstraflisten Seitens der Gerichte 361; 366. — Porto für Strafgeldersendungen 361. Stempelstrafresolute, Stempel zu.den­ selben, sowie zu den vorangehenden Gesuchen und Verhandlungen in erster und in der Re­ kurs-Instanz, s. Erkenntniffe. — Kompetenz der Haupt-Steuer- u. Zoll-Aemter, s. Kompe­ tenz. — Die Gerichte sind nicht befugt, ver­ wirkte Stempelstrafen niederzuschlagen oder zu mildern 353. — auf Grund unrichtiger faktischer Voraussetzungen erlassene können nur von der vorgesetzten Dienst- oder von der Provinzial-Steuerbehörde wieder aufgehoben werden 353. — die Provinzial-Steuerbehörden sind zum gänzlichen Straferlaß nicht befugt, aber zur Festsetzung milderer Strafen, auch bei Zeitungssteuer-Vergehen, desgleichen in Wechselstempelsachen; die Nachweisung der Fälle, in welchen eine Strafermäßigung statt­ gefunden hat, wird nicht mehr geführt; Nichtbefugniß der Ober-Inspektoren zur Nieder­ schlagung von Stempelstrafsachen, außer bei Wechselstempelkontraventionen 252, 253; 354, 355. Rekurs resp. Provokation auf rechtliches Gehör 351 ff.; 357; 359, 360; wo das FinanzMinisterium die Rekurs-Entscheidung hat, sind die Verhandlungen direkt, nicht durch Vermitte­ lung der Provinzialsteuerbehörde, einzureichen 353; Verfahren bei Rekursen gegen die Ahndung des Nichtgebrauchs des Gesuchstempels und in anderen Fällen; Rekurseinlegung bei der Behörde, welche die Strafe festgesetzt resp. das Strasresolut publizirt hat; Delegation der Rekurs-Entscheidung an die ProvinzialSteuerbehörden; der Finanzminister entscheidet auf die Rekurse gegen Resolute der Unter­ behörden nur dann, wenn es ausdrücklich ver­ langt wird; kompetent ist dieProvinzial-Steuer« 62

978

Sachregister.

Behörde, in deren Bezirk die Behörde, welche das Resolut erlassen, ihren Sitz hat 251; 279; 352. — Zustellung einer gestempelten Aus­ fertigung des Resoluts, nicht einer vidimirten Abschrift 341. — Belehrung bei Publikation des Resoluts darüber, welche Rechtsmittel zustehen und wo solche einzulegen 276, 277; (n) 252; 279. — Provokation auf rechtliches Gehör ist jetzt in allen Fällen, auch bei Strafen unter 10 Thlr. zulässig'; der Ange­ schuldigte trägt, falls er verurtheilt wird, auch die Kosten des Verwaltungs-Verfahrens 357; wegen der neuen Landestheile s. auch 278; nur der Angeschuldigte, nicht die Steuer­ behörde darf gegen ein Strafresolut auf recht­ liches Gehör antragen; wenn wegen zweier selbstständiger Vergehen getrennte Strafen festgesetzt sind, darf auch nur wegen des einen rechtliches Gehör beantragt werden; durch den Antrag auf rechtliches Gehör verliert der Strafbescheid jede Bedeutung u. es ist frei zu erkennen 358, 359. — Verfahren, wenn der Verurtheilte nicht bestimmt erklärt, ob er den Rekurs oder die Berufung auf rechtliches Gehör einlege 360. — wie dem verurtheilten Produzenten, so stehen auch dem wenngleich nicht benachrichtigten eigentlichen Kontravenien­ ten die Rechtsmittel zu 353. — Rekurs der Staats- und Kommunalbehörden und Beamten gegen Stempelstrasfestsetzungen aus Anlaß ihrer Dienstverwaltung; gutachtlicher Bericht 313; 352; 360; insbesondere der Notare 214, 215. — ein Stempelstrafresolut des vorgesetzten Gerichts gegen einen Beamten kann nicht durch den Kaffationsrekurs angefochten werden 360. Bestimmungen der DStrPO. betreffend das Verfahren bei Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung öffentlicher Abgaben und Gefälle 356, 357. — Gericht­ licher Jnstanzenzug für Strafsachen nach dem DGVGes. 355, 356. — s. auch Stempel­ strafen, Stempelstrafverfahren. Stempelstrafverfahren, administratives in Kraft geblieben, auch in den neuen Landes­ theilen 339; auch nach Einführung der DStrPrO., und zwar hinsichtlich der landes­ gesetzlichen Vorschriften, insoweit nicht die §§. 459—463 der DStrPrO. abändernde Be­ stimmungen getroffen haben, u. hinsichtlich der Reichsgesetze (s. Wechselstempel, Spiel­ kartenstempel) unbeschränkt 356. — Verwar­ nung bei Vorladung des Angeschuldigten im

Administrativ-Verfahren 340. — die HauptAemter haben bei Abgabe der Sachen zur gerichtlichen Untersuchung die Genehmigung der Provinzialbehörde abschriftlich mitzutheilen 359. — Verfahren der Haupt-Aemter bei Wechselstempel - Kontraventionen, insbesondere wenn mehrere Kontravenienten konkurriren 250; 340. — bei Unterämtern, Buchung der Urkunden-Stempelsteuer 340, 341. — s. auch Submissions-Verfahren. Stempelung überschriebener Pergamente oder gedruckter Formulare 386. — unmittelbare Einsendung der abzustellenden Dokumente Seitens der Hauptämter an das HauptstempelMagazin 387. — des Briefpapiers auf Antrag der Gerichte 387. Stempelverbrauchs - Bescheinigung s. Stempelpapier. Stempelvertheiler, deren Anstellung 398. — Kreissekretairen darf eine Stempeldistribu­ tion für den Debit an das Publikum nicht übertragen werden 399. — Debit bis 5 Thlr. im Einzelnen, Baar-Ankauf der Materialien beim Haupt-Amte, 2 Prozent Tantteme 399. — erhalten für die Kassation der von ihnen nicht entnommenen Stempelmarken keine Tan­ tieme 390. — dürfen Paß-Formulare nicht debitiren 398. — Porto für Sendungen der Stempelmaterialien 400. Sterbefälle, s. Atteste, Erbschaften. Sterbekassen, haben nicht Stempelfreiheit 60. Sterbekassen-Verein der Zustizbeamten im Bezirk des Appellationsgerichts zu Breslau u. Glogau 81. Stettin, s. Baugesellschaften, BürgerrettungsJnstitute. Steuerfixations-Verträge 58. Steuer-Kredit, Gesuche und Verhandlungen, s. Abgaben. Steuervergütung, s. Anerkenntniffe. Stift, heiliges zu Glogau 78. Stiftung zur Unterstützung armer unverheiratheter Töchter von Beamten und Offizieren 77. — für Wittwen und Waisen der Zustitiarien des Glogauer AppellationsgerichtsDepartements 77. — s. auch Besserungs-An­ stalten. Stiftungen, milde 68; 71. — nur die öffent­ lichen, vom Staat sanktionirten, resp. wenn ihnen Korporations-Rechte beigelegt sind, haben Stempelfreiheit 73. — Schuld- und Bürgschastsscheine aus den Fonds milder Stiftun-

Sachregister. gexn 76. — Erbschaftssteuer 804. — s. auch FHamilien- und Fideikommiß-Stiftungen. Stoolberg-Wernigerode, Graf, Stempelvoergünstigungen bei seinen Gerichten 99. Strrafanstalten 71. — Erbschaftssteuer 804. Strrasresolute, s. Erkenntnisse, Stempelstrafreesolute. Strrafverfahren, s. Stempelstrafverfahren. Strralsund, s. Befferungs-Anstalten, Landkasten. Strrom- und Deichbauten, s. Deichbauangqelegenheiten. Stuundung, s. Stempelsteuer. Sutbhastationsprozesse, der Stempel wird naach dem Gebot, worauf der Zuschlag erfolgt, enntrichtet rc. 104; 143, 144; Beendigung ohne Zuschlag 613, 614. — nicht die Forderung ifist für die Stempelpflichtigkeit maßgebend, soondern der Werth des Grundstückes 614. — Aülbschluß eines Kaufvertrages über das subhaastirte Grundstück 614. — Vergünstigungen boei Entrichtung des Kaufstempels, wenn Landsächasten in der Subhastation Güter erwerben 900; s. jedoch wegen Aufhebung der Kostenfrreiheit für gewisse Stände rc., namentlich für bbte ritterschaftlichen Kredit-Institute 69. — s. aruch Adjudikationsbescheide. Sutbmissions-Verfahren, zulässig, BagatellWerfahren nicht 340. — Protokolle in Unter­ suchungen statt des Resoluts 340. Surbstitutionen, s. Vollmachten. Smspensiv-Bedingungen, in Kauf- rc. Vertrrägen 205 ff. — s. auch Vorkaufsrecht. Süthne-Atteste der Geistlichen in der Provinz Hannover 603. Syinagogen, deren Angelegenheiten sind stempoelpflichtig 72. — Erbschastssteuerfteiheit 804. — Lizitationen über die Verwendung von Synagogensitzen 633.

Taufscheine 614; jetzt stempelfrei 2. Tauschverträge über Grundstücke und Grundgierechtigkeiten 104; 614. — maßgebend ist derjenige Werth, von welchem sich der Stempel hhöher berechnet 136. — wenn für Grundstücke Mobilien gegeben werden 137. — inländische Grundstücke gegen ausländische 137, 138. — zwischen Theilnehmern an einer Erbschaft Wehufs der Nachlaß-Theilung, s. Kaufverträge leetzten Absatz. — auf Tauschverträge findet tote Vorschrift, wonach der Käufer im Besitze toes Haupt-Exemplars sein soll, keine An­

979

wendung 316. — reichsstempelpflichtige, s. Reichsstempelabgaben. Taxatoren, s. Sachverständige. Taxen, überhaupt 614, 615. — dem Gericht eingereichte 8; 10. — der Landschaften; die besonderen Beilage - Protokolle sind jedoch stempelfrei 90; 615. — für Versichrungen gegen Feuersgefahr 89. Testamente 615; jetzt 15 Sgr. 2. — Annahme­ protokolle u. Ueberreichungsberichte der Ge­ richts-Deputirten 9; 615. — sind stets stem­ pelpflichtig, ohne Rücksicht auf das zeitige Ver­ mögen; mit der Errichtung des Test, ist der Stempel fällig u. einzuziehen 615. — jede Ausfertigung erfordert noch 15 Sgr. 506; 615. — Publikations-Protokolle stempelfrei 590. — Solennisations-Verhandlungen, bei Test.-Aufnahmen nach gemeinem Recht, erfordem 15 Sgr. Stempel 616. — Publika­ tion und Abschriften von über 56 Jahre deponirten Testamenten für milde Stiftungen 616. — vidimirte Abschriften, welche das publizirende Gericht vor Absendung des Originals an das ordentliche Gericht des Erblassers zurückbehält 446. — der Militairpersonen s. diese. Testaments - Vollstrecker, Erbschaftssteuer für die Zuwendungen an ihn 792; 864, 865. — dessen Verhaftung für die Erbschaftssteuer; Verpflichtung zur Vorlegung des Nachlaßverzeichnisses u. zur Deklaration 797, 798. Theilungen gemeinschaftlichen Eigenthums, s. Sozietäts-Verträge, Verträge. — Theilungen und gerichtliche Verkäufe int Bezirk des Appel­ lationsgerichtshofes zu Cöln 114, 115. Todeserklärungen 616. — der in den Kriegen vermißten Personen 71. Todtenscheine 616, jetzt stempelfrei 2. Traktaten, s. Punktationen 203. Transport-Urkunden 171. Transskriptions-Atteste 478. Trauscheine 616; jetzt stempelsrei 2. Unfallversicherung 89. Universitäten 68; 71. — Erbschaftssteuer804. Universitätsgerichte, deren Urtheile 512. Universitäts-Kuratoren, ihre Ausferti­ gungen 483. Unrathsgelder, s. Adjudikationsbescheide. Unterämter, Buchung der Stempelsteuer bei Einleitung eines Strafverfahrens 341. 62*

980

Sachregister.

Unteroffiziere, deren Stempelfreiheit, s. Militairpersonen. Unterstützungsfonds für emeritirte Geist­ liche der Provinzen Brandenburg und Pom­ mern 77. Untersuchungen, in gerichtlichen darf nicht auf Nachbringung des Stempels erkannt wer­ den, in den alten und neuen Landestheilen 48, 49. — Disziplinar-Untersuchungen 89; 514. — ehrengerichtliche in der Armee 71. — ehrengerichtliches Verfahren gegen Rechtsan­ wälte 89. — Einsendung aller auf Nichtig­ keitsbeschwerden ergehenden Erkenntnisse an d. FM. 359. — s. auch Erkenntnisse, Stem­ pelstrafverfahren. Unverdächtigkeitsatteste in Brandermit­ telungssachen 480. Urkunden der Gerichtsvollzieher 616. Urlaubsertheilungen 621;jetzt stempelfrei 2. Ursprungs-Bescheinigungen, s. Atteste. Urtheile 616; s. Erkenntnisse. Valuten, Gold, fremde, Festsetzung von Mit­ telwerthen 101, 102; bezüglich des Wechsel­ stempels 102; 195. Vereidigung, s. Protokolle, Sachverständige. Verein, zur Unterstützung hülfsbedürftiger Kinder verstorbener Zustizbeamten in Cöslin 77. — zur Erziehung armer Kinder in Meseritz 81. — zur Beförderung des Wohlstandes im Kreise Marburg 80. — s. auch BesserungsAnstalten, Bürgerrettungs - Institute, Bürgerversorgungs-Anstalt, Missions-Verein, Schle­ sischer Verein. Vereine, Verhandlungen in Vereinsangelegen­ heiten 86; in den neuen Landestheilen 86. — Gesuche und Bescheide wegen abzuhal­ tender Schießübungen der Schützengilden sind stempelfrei 87. Verfügungen, amtliche, in Angelegenheiten des Empfängers, oder überhaupt an Privat­ personen in Privatangelegenheiten 617. — an Behörden resp. an die Beamten, betreffend die Versetzung, Anstellung, Gehaltsverbefferung der Letzteren 617. — an vorläufig angestellte Beamte, Militairs, Schulamts-Kandidaten 492. — Excitatorien sind nicht stempelpflichtig, der Stempel kann aber an die Stelle einer Ordnungsstrafe gesetzt werden 617. — des Magistrats wegen Zahlung von Pachtrück­ ständen 617, 618. — s. auch Ausfertigungen, Bescheide.

Vergleiche, schriftliche, außergerichtliche, über rechtshängige Sachen; gerichtliche 16; 618. — nähere Bestimmungen über ihde Versteuerung 16; 618, 619. — Stempelpflichtigkeit wird durch, die Höhe der Vergleichssumme bedingt 618. — vor dem Gewerbegericht oder dem Vergleichsausschusse 620. — schiedsmännische 621. — wenn sie dazu dienen, den Parteien förmliche Dokumente zu verschaffen; Schuld­ verschreibungen; in Jnjuriensachen; Atteste über das Fehlschlagen des Sühneversuches 621. — unentgeltliche Entsagungen resp. Verzicht­ leistungen, s. Schenkungen. — bei Theilungen u. gerichtlichen Verkäufen im Bezirk des Appellationsgerichtshofes zu Cöln 114. Verhandlungen, ausländische 23 ff.; 191; wenn die Unterschrift des Käufers im Aus­ lande erfolgt 25. — inländische über aus­ ländische Gegenstände s. Kaufverträge. — über einen nach Geld schätzbaren Gegenstand unter 50 Thalern 53; wenn das Objekt nicht schätz­ bar resp. nicht ersichtlich unter 50 Thalern ist 464; 485; 523, 524; 530; 571, 572, 573; 578; 598; 632; 640; 642. - wer der zur Entrichtung des Stempels Verpflichtete ist, s. Stempelsteuer. — Verfahren bei Zweifeln nnd Meinungsverschiedenheiten über den Stempel­ ansatz, auch den gerichtlichen, Anfragen der Notare bei Vorlegung bloßer Entwürfe von Verhandlungen, s. bei den Worten „Stempel­ gesetz", „Stempelrevisionen." — der Werth des Gegenstandes ist vom Steuerpflichtigen anzugeben, vorbehaltlich der Aufnahme einer gerichtlichen Taxe; Gutachten des Ober-BergAmtes; Registrirung des Werths Seitens der Notare: Papiere nach dem Cours 102, 103. Verbrauch und Kassation des Stempelpapiers; Verhandlungen innerhalb und außerhalb Landes; Frist und Förmlichkeiten; Bescheinigung des Zeitpunktes; Stempelverbrauchs-Vermerk auf beglaubigten Abschriften rc; Pflicht der Stempel­ debits- und sonstigen Beamten; s. bei dem Worte „Stempelpapier." — verschiedene stempelpflichtige Geschäfte enthaltend, Berech­ nung des Stempels, Spezialfälle 408 ff., s. auch bei den betreffenden Worten. — Ver­ wendung der Summe der Stempel zur HauptAusfertigung, 15 Sgr. zu jeder Neben-Ausfertigung; extraktweise Ausfertigung, bei einem Objekt unter 50 Thalern sind die Neben-Ausfertigungen stempelfrei 221; 443, 444. Stempelfreiheit der Verhandlungen im All-

981

Sachregister. gemeinen, Armuthshalber, s. Stempelfreiheit.

5 Jahre, von der Verübung bis zur Kognition

— stempelpflichtig, wenn das Privat-Jnteresse

Seitens der strafkompetenten Behörde; Beginn

auch nur konkurrirt 58; 86, 87; 485; 502;

der Frist mit Ablauf der

523, 524. — in Form historischer Erwähnung

kassirungsfrist, auch bei mehrjährigen Mieths-

eingekleidet 105 u. 530; 432; 608; 839. -

üertragen; bei Pachtverträgen mit stillschwei­

14 tägigen Nach-

nicht mehr vorhandene, deren Stempelpflichtig-

gender Prolongation; §. 22 Absatz 5 des Stem­

keit, Nachweis derselben 37, 38; 209; 269;

pelgesetzes

286; 623. — wegen Bestimmung des Betrages

Unterbrechung durch die Handlung einer be­

öffentlicher Abgaben, Militair-Ein- und Aus­

liebigen Staatsanwaltschaft; durch Aktenrepro-

tritt, überhaupt Leistungen an den Staat;

duktions-Verfügungen des Gerichts, durch eine

kommt

hier

nicht

in

Betracht;

Erbschaftssteuer 53; 57, 58;

Anfrage der Staatsanwaltschaft 290 bis 292;

62, 63; 801. — in Ansiedelungssachen 62. —

durch administrativen Strafbescheid 357; Un­

in Beziehung auf eine künftige Auktion 181. —

terbrechung bei Wechselstempel-Defraudationen

Steuer-Kredit;

in Bau-Angelegenheiten, s. diese. — bergamt­

270.

liche Verhandlungen 483 ff. — bei Besitzver­

Verkauf, s. Kaufverträge.

änderungen zum Zwecke des gemeinen Besten,

Verlängerung, s. Prolongationen.

als: Chaussee-, Eisenbahn-, Festungs-, Fluß-

Vermächtnisse, 622; jetzt 791 ff.

und Kanal-, Deich- und Strom-Bauten, Ent­

Vermittler bei reichsstempelpflichtigen Kauf­

wässerungsanlagen 92 bis 98. — bei Ueber-

und Anschaffungsgeschäften 654; 686. — deren

sendung von Geld und geldwerthen Papieren

Gebühren

Seitens der Gerichte durch die Post 489. —

stempelpflichtigen Werths außer Betracht 685.

bleiben

bei der Berechnung

des

auf Fortschreibung bei der Grundsteuer bezüg­

Versammlungen, s. Vereine.

liche 491. — in Gewerbe- resp. gewerbepolizei­

Versicherungen, s. Affekuranz-Polizen, Feuer­

lichen Angelegenheiten 58,59; 98. — in DienstKautions-Angelegenheiten 497. — in Nieder­

versicherungs-Angelegenheiten. Verträge, ausländische; inländische über aus­

lassungs-Angelegenheiten 468. — Behufs Erlan­

ländische Gegenstände, s. Verhandlungen. —

gung von Pässen zu Reisen 53; 64. — in Bezug

der generelle Stempel von 15 Sgr. tritt ein,

auf Pensionirung von Beamten 471. — be­

sofern nicht für einzelne Gattungen ein durch

züglich des Verkehrs mit der Post 524. —

den Tarif besonders bestimmter Stempel zu

Vereins - Angelegenheiten, auch in den neuen

entrichten ist 622. — Kaufverträge erfordern,

Landestheilen 86. — wegen Verpfändung der

wenn auch ein Werthstempel nicht fällig ist,

Wolle an die Seehandlung 82. — in Vor-

bei einem Objekt von 50 Thalern und mehr,

fluthssachen, Veränderungen des Wafferlaufes

(an sich stempelfreier Altentheil,

und Wasserstandes, Setzung von Merkpfählen

käufer zu löschende Hypothekenschulden) den

vom Ver­

bei Mühlen 98. — in Vormundschaftssachen

allgemeinen

s. diese. — s. auch Ausfertigungen, Gesuche,

die gemeinen Abgaben kommen aber nicht in

Protokolle und die betreffenden Artikel.

Betracht

Verjährung, der Stempelgefälle 28; in der Provinz Schleswig-Holstein und im

Bezirk

träge

Vertragsstempel

106;

579.

stempelpflichtig



von

nur

198;

15 Sgr.,

perfekte Ver­

formelle,

nicht

materielle Gültigkeit, Zulässigkeit der Klage,

des Appellationsgerichts zu Frankfurt a. M.

ohne Rücksicht auf den Erfolg, ist maßgebend;

29. — bei Privat-Urkunden und den Notaren

privatschriftliche Verträge, Parzellirungs-Ver-

gegenüber

träge, mit Minderjährigen, Personen unter

ausgeschlossen

29.



des

Erb­

schaftsstempels 29; der Erbschaftssteuer 801;

väterlicher

— in Betreff der als Gerichtskosten zu ver­

stummen;

rechnenden

Stempelbeträge 29 ff.;

dieselben

unterliegen nicht den Vorschriften über Verjährung

der Gerichtskosten 17.» —

die

Gewalt, ohne

Analphabeten,

Genehmigung

der

Taub­ Ehefrau

oder des Miteigenthümers, mündliche Neben­ abreden 2C. 196, 197 ff. — die Versteuerung

tritt

erfolgt lediglich nach dem Inhalt, ohne Rück­

nicht ein, wenn der Stempelbetrag Seitens

sicht auf die Absicht und ob dieselbe in anderer

des Gerichts aus den bei demselben befind­

Weise zu erreichen gewesen wäre; unabhängig

lichen Geldern des Debenten ohne dessen Be­

von

nachrichtigung entnommen wird 29.

Ausfertigung und Abschluß eines förmlichen



bei

Zuwiderhandlungen gegen die Stempelsteuer;

Ausführung,

Vertrages;

auch

Eigenthums - Uebergang,

wenn

der Vertrag

wegen

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Sachregister.

Betruges anfechtbar 196, 197; 202, 203; 639. — der Genehmigung eines Dritten bedürfende, des Vormundschaftsgerichts, demnächstige eigene Genehmigung 196. — Bestimmtheit der kontrahirenden Personen, Unterzeichnung mit falschem Vornamen 211. — eigene Unterschrift der Kontrahenten 211. — Unterschrift aller Theilnehmer am Vertrage 212. Verträge in zwei gleichlautenden Exemplaren, von jedem Theile unterschrieben und ausge­ wechselt 623; Recherche nach dem zweiten Exemplar 212; die einzelnen Exemplare haben nicht die Eigenschaft eines selbständigen Hauptund Neben-Exemplars 623; wenn Zeder sein Exemplar behält 623. — durch Korrespondenz geschlossen 624 bis 629. — bedingte Verträge 167; insbesondere mit Resolutiv- und Sus­ pensiv-Bedingungen 203 bis 208. — inwie­ fern die Spezialgesetzgebung in den verschie­ denen Landestheilen zu berücksichtigen, s. bei dem Worte „Stempelgesetz." — in Ausführung testamentarischer. Anordnung sind nicht als Kaufverträge zu versteuern 629. — mit dem, der bereits als Mandatar den früheren Kauf­ vertrag abgeschlossen hat 629 ff. — Theilung gemeinschaftlichen Eigenthums, Gesellschafter 113, 114; 535 bis 537. — Theilungen und gerichtliche Verkäufe im Bezirk des Appellations­ gerichts zu Cöln 114. — Nebenverträge s. diese. — Prolongationen, s. diese. — Ver­ nichtung, resp. Wiederaufhebung, selbst inner­ halb 14 Tagen; Korrekturen 209. — solidarische Verhaftung der Theilnehmer; zunächst ist jedoch in Anspruch zu nehmen, wer die Kosten über­ nommen 196. — gerichtlich oder notariell aufgenommen, resp. anerkannt, Pflicht und Verantwortlichkeit, s. Gerichte, Notare. — mit Behörden, deren Verantwortlichkeit 313. Alimentations - Verträge, s. diese. — Ver­ träge über Angaben an Zahlungsstatt 112. — über An- und Abmusterung 633. — ArbeitsKontrakte 633; Engagements-Verträge, s. En­ gagements-Protokolle ; Gültigkeit eines Dienst­ vertrages, auch wenn er von einem Anderen als Mitkontrahent unterzeichnet ist, als dem­ jenigen, welchem die Dienste geleistet werden sollen, und wenn die Dauer des Dienstver­ hältnisses nicht näher angegeben ist 633; Dienstvertrag mit Aussetzung einer Pension 567. — über bäuerliche Besitzungen in West­ falen, Aufhebung ver Vergünstigungen 69. — Bestätigung von Verträgen, s. Bestätigungen

— Entreprise-Kontrakte 633. — Expromissio­ nen 633. — mit Feuer-Sozietäten 87, 88. — mit Fiskus oder sonst von der Stempelsteuer befreiten Anstalten, Gesellschaften und Per­ sonen 54; 100, 101. — Frachtbriefe und Kon­ nossements 634. — über Handlungen, Kauf-, und Lieferungsverträge bei unbestimmtem Objekt oder Preise 530; 572; 572, 573; 633. — über Handlungen, auf unbestimmte Zeit unter Vorbehalt einer 14tägen Kündigungs­ frist 637. — Lehrverträge, s. diese. — der Mitglieder des Königlichen Hauses und der Fürstlich Hohenzollernschen Häuser, deren Stempelfreiheit 70, 71. — über ein Nutzungs­ recht; Ausbeutung von Fossilien; Braun- und Steinkohlen in den vormals Sächsischen Landes­ theilen 542 ff. — über den Vertrieb von Post­ werthzeichen 635. — über die Ernennung von Sachverständigen re. bei Schadenregulirungen 635. — Spannzettel resp. LohnversicherungsScheine 633. — über die Verwendung von Synagogensitzen 633. — über die Verdingung eines Eisenbahn-Transportbetriebes 171 ff. — über Benutzung einer städtischen. Straße zur Pferdebahn 172. — über die Gestellung von Fuhren bezw. von Wagen 173. — s. auch Kaufverträge, Punktationen. Verwaltungsstreitverfahren, stempelfrei 89. Verwaltungsgerichtehabendie Verpflichtung, auf Befolgung der Stempelgesetze zu halten und Stempelkontraventionen von Amtswegen zu rügen 343; desgl. die Einsicht ihrer stempel­ pflichtigen Verhandlungen den Stempelfiskälen zu gestatten 381. Vikarien 68. Vincenz-Verein zu Münster 78. Vitalitien-Verträge, s. Alimentations-Ver­ träge. Vokationen 637. — Verpflichtung des Aus­ stellers zur Verwendung des Stempels, Aus­ händigung der Vokation gegen Erstattung des Stempels 637. Vollmachten, Genehmigung der gerichtlichen Verhandlungen eines nicht mit Vollmacht ver­ sehenen Anwaltes; gerichtliche oder notarielle Beglaubigung 638. — ausländische 2» — Begriff einer Vollmacht 638. — Nichtzustande­ kommen des Vollmachtsvertrages u. Nicht­ gebrauch der Vollmacht sind einflußlos 639. — Vollmacht, die zu ihrer Wirksamkeit einer weiteren Form bedarf (Beglaubigung zum Ge­ brauch bei der Post) 639. — erfordern immer

Sachregister. nur 15 Sgr. Stempel, gleichviel ob General­ oder Spezial-Vollmachten; mit gerichtlicher oder notarieller Beglaubigung oder mit amtlichem Attest 1 Thlr. 640; eine General-Vollmacht erfordert stets 15 Sgr. Stempel, auch wenn davon in Prozessen mit einem Objekt unter 50 Thalern Gebrauch gemacht wird 640. — Vollmachts-Substitutionen sind stets stempel­ frei, wenn nicht die Form Stempelpflichtigkeit bedingt; aber nicht Substitutionen Seitens des General-Bevollmächtigten 640, 641. — ver­ schiedener Personen in Einer Urkunde, bezw. für verschiedene Personen, oder zur Vornahme mehrerer Geschäfte 441 ff. — nur stempelfrei, wenn ihr Inhalt einen Gegenstand unter 50 Thalern ersehen läßt 640. — in Unter­ suchungen, in gerichtlichen stets stempelpflichtig, sonst nur bei einem Strafobjekt von mehr als 5 Thlr. 642. — Stempel sofort beizubringen, ohne Rücksicht auf den Ausfall der Unter­ suchung 302. — es bedarf nicht der Beschei­ nigung des Zeitpunktes der Nachbringung des Stempels 191. — dem Gericht eingereichte, Verrechnung des Stempelbetrages als Gerichts­ kosten 9; in Beziehung auf die Straffestsetzung hat sich aber dadurch nichts geändert 8; 301. — inwieweit die Einreichung ohne Stempel­ verwendung strafbar ist, Rechtsanwälte und Aussteller 296, 297; 302 ff.; die Rechtzeitig­ keit der Stempelnachbringung ist nach der Datumsangabe in der Vollmacht zu beurtheilen 288; 305 (s. jedoch S. 288 Anm. 8.a) Abschriften, beglaubigte, von attestirten Voll­ machten erheischen nur den 15 Sgr.-Stempel 444, 445. — in Auseinandersetzungs- und Ab­ lösungssachen stempelfrei 64, 65. — zur Ver­ tretung armer Parteien in Privatklagesachen stempelpflichtig 643. — der Bischöfe, jenachdem es sich um den Nießbrauch oder die Sub­ stanz des Vermögens des bischöflichen Stuhles handelt 72. — der Brennereibesitzer Behufs Vollziehung der Anmeldungen resp. Gewäh­ rung von Kredit 644, 645. — zur Empfang­ nahme der mit der Eisenbahn ankommmenden Güter 647; 443. — der Ehemänner für ihre Ehefrauen zur Wahrnehmung eines Prozesses 644. — schriftliches Ersuchen eines Forderungs­ berechtigten an den Zahlungspflichtigen, für Rechnung, des Ersteren an einen Dritten zu zahlen 639. — der Gerichtsschreiber u. Gerichts­ vollzieher nach §. 256 der CPO. 447. — in Jnjurien-Sachen 642, 643. — bei Bestellung

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von Amts-Kautionen 497. — für Notare und andere Bevollmächtigte, um Anträge Namens der Betheiligten beim Grundbuchamte zu stellen 645. — die notarielle Ausfertigungsklausel bleibt stempelfrei 578. — der Rechtsanwälte 447, 448. — zur Empfangnahme mit der Post ankommender Gegenstände 524; 646, 647. — der Schiffsbauer und Schiffsbaumeister zur An- und Abmeldung der zum Schiffsbau ver­ wendeten metallenen Materialien 645. — der Versicherungsgesellschaften für ihre Agenten 645, 646. — wenn der mit dem Verkauf eines Grundstücks Beauftragte event, berechtigt resp. verpflichtet ist, dasselbe ganz oder den nicht verkauften Theil selbst zu erwerben 532, 533. — im Verwaltungsstreitverfahren 643. Vollstreckungsklauseln der Notare 480. Vorfluths-Sachen, Setzung von Merkpfählen bei Mühlen rc. 98. Vorkaufs-, Rückkaufsrecht, alteriren nicht die sofortige Versteuerung des Kaufvertrages 109, 110. — ob die Stipulation eines Vor­ kaufs- oder Rückkaufsrecht als besonders zu versteuernder Neben-Vertrag oder nur als Vertrags-Modalität anzusehen 414, 415; '418. Vormundschafts-Sachen, inwieweit in diesen und in Kuratelsachen die Verhandlungen stem­ pelpflichtig sind, arme: Aussetzung des Stempel­ verbrauchs, bis sich Ueberschüsse ergeben; Erb­ rezesse; Emanzipationsakt, Majorennitäts-Erklärung: Verhandlungen nach beendigter Vor­ mundschaft; Konkurrenz majorenner Miterben; Kuratelen Behufs Auseinandersetzung des Vaters mit den Kindern; Inventarien Behufs späterer Benutzung bei der Auseinandersetzung der Mutter mit den Kindern; Stempel u. Gerichtskosten in Vormundschaften und Kura­ telen 10; 17; 53; 55 ff; 223; 688; 708. — Genehmigung eines Rechtsgeschäfts durch das Vormundschaftsgericht im ganzen Umfange der Monarchie stempelfrei 18. — Verhandlungen bei Theilungen und gerichtlichen Verkäufen von Immobilien im Bezirk des Appellations­ gerichtshofes zu Cöln 114. Vorschußvereine 84. Vorstellungen 647; jetzige Stempelfreiheit 2; s. Gesuche. Wadzecksche Anstalt in Berlin 78. Währungen, s. Valuten. Waisenhäuser 68, 71. — nur den öffent­ lichen, vom Staat sanktionirten steht Stempel-

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freiheit zu, nicht Privatanstalten, noch auf eine I gewisse Korporation beschränkten 73. — Erb- j schaftssteuer 804. — s. auch Stiftungen. Waisenversorgungs-Anstalt zu KleinGlienicke 81. Wald, beim Verkauf eines Gutes vorbehaltener ist keine vorbehaltene Nutzung 119. Waldgenossenschaften, s. Schutzwaldungen. Wanderbücher, wenn sie die Stelle der Kund­ schaften vertreten 644; jetzige Stempelfreiheit 2. — s. auch Kundschaften. Wanderpässe, 647. — werden nicht mehr ertheilt 581. Marburg, s. Verein. Wassergenossenschaften 13; 96. Wasserlauf und Wasserstand öffentlicher Flüffe, auf dessen Veränderung bezügliche Ver­ handlungen und Konsense 98. — s. auch Flüsse Merkpfähle. Wechsel-Proteste, Pflichten der Richter, No­ tare und anderer Beamten, welche WechselProteste ausfertigen 253 ff. — der Gerichts­ vollzieher, erfordern ebenfalls 15 Sgr. Stempel 583; 616; (n) 20. — auf Antrag der König!. Bank (jetzt Reichsbank) und ihrer Kommanditen aufgenommen sind stempelpflichtig 583, 584. — bei Wechselbeträgen unter 50 Thalern 584. — rücksichtlich des Stempels zu Wechselpro­ testen ist nicht die Reichs-, sondery die LandesGesetzgebung maßgebend 284, 285. Wechsel-Stempel 223; 317; 647; jetzt 227 ff.; 1. ältere Bestimmungen: für die Stempel­ pflichtigkett entscheidet nur der Inhalt der Schrift, ohne Rücksicht auf die Ausführung; Aussteller unter väterlicher Gewalt, Analphabet 223. — für die Gültigkeit ausländischer Wechsel entscheiden die ausländischen Gesetze, für die inländischen Operationen die inländischen; Promiffory - Notes nach amerikanischem Recht 224. — deren Prolongationen 225. — stem­ pelpflichtig, wenn auch eine Schuldverschreibung darüber ausgestellt ist 224. — vermittelst deren fremde Post- und Telegraphen-Verwaltungen die diesseitigen Gutachten berichtigen 224. — der §. 22 des Stempelgesetzes bezieht sich nicht auf Wechsel, daher Inhaber resp. Produzent, Zndoffatar nicht strafbar 225. — wer einen trockenen, nicht nach einer bestimmten Zeit „nach Sicht" zahlbaren Wechsel Behufs der Zahlung vorzeigt, ist nicht Präsentant; dies bezieht sich jedoch nur auf den ursprüng­ lichen Inhaber, nicht auf den Indossatar 225.

— nur wer selbst acceptirl, Buchhalter für den Prinzipal, ist strafbar 226. — auch am Umlauf des Wechsels theilnehmende Wechsel­ bürgen sind strafbar 226. — Strafmaß gegen mehrere Wechsel-Aussteller 299, 300. — ein postdatirter Dato-Wechsel wird erst mit dem Tage, von welchem er datirt ist, stempelflichtig 224. — ein Wechsel mit irrthümlicher Angabe eines vor dem Datum der Ausstellung liegenden Zeitpunktes als Zahlungstag ist ungültig 224. — ein trockener Wechsel auf eigene Ordre begründet kein Wechselrecht 224. — Wechsel im Eomtoir des Remittenten ist noch keine Aushändigung 226. — Nachweis, daß der ausländische Wechsel im Znlande acceptirt ist 226. — Verfahren der Hauptämter bei Wechselstempel-Kontraventionen339, 340;ins­ besondere bei Konkurrenz mehrerer Kontrave­ nienten 340. II. neuere Bestimmungen: Reichsgesetz v. 10. 3um 1869 227 ff.: stempelflichtige und stempelsreie Wechsel §. 1; Höhe des Stempels §. 5 (Gesetz v. 4. Juni 1879); fremde Wäh­ rungen §. 3; Verhaftung für den Stempel, Theilnehmer am Umlauf des Wechsels §§. 4, 5; Zeitpunkt der Stempelentrichtung, Versendung zum Accept §§. 6, 7; mehrere Wechsel - Exem­ plare, Duplikate, Abschriften §§. 8—10; Pflicht des ferneren Inhabers, sowie des Verwahrers eines zum Accept versandten unversteuerten Wechsels §§. 11, 12; Erfüllung der Stempel­ entrichtung durch Benutzung der gestempelten Vlankets oder vorschriftliche Verwendung der Stempelmarken § 13; vorschriftswidrig ver­ wendete Stempelmarken §. 14; Höhe der Strafe, strafbare Personen, auch Makler und Unterhändler, Freiheitsstrafe, Subhastation §. 15; Einwand der Mangelhaftigkeit des Wechsels § 16; Verjährung der Kontravention, Unterbrechung §. 17; Strafverfahren §. 18 (Kompetenz der Haupt-Steuer- u. Zoll - Aemter, s. Kompetenz); gegen Angehörige anderer Bundesstaaten §. 19; Aufsichtspflicht der Be­ hörden und Beamten §. 20; Pflicht der Steuer­ behörden, der Staats- und Kommunalbehörden und Beamten mit richterlicher oder Polizeigewalt, der Notare, Gerichtspersonen und anderer Beamten, welche Wechselproteste aus­ fertigen §. 21; Anfertigung von Stempel­ marken und gestempelten Blankets §. 22; Strafe der Fälschung rc. von Marken oder Vlankets, §. 23; aufgehoben durch §§. 275,,

Sachregister. 276, 364 des Strafgefd.; den Wechseln gleichge­ stellte Papiere; Zahlungsversprechen an Ordre, kaufmännische Anweisungen,. Akkreditive, Zah­ lungsaufträge, ohne Rücksicht auf die Form, Stempelfreiheit von Platzanweisungen, Cheks, Akkreditiven, Banknoten und anderen auf den Inhaber lautenden, auf Sicht zahlbaren, auf sich selbst ausgestellten Anweisungen §. 24; Aufhebung der bestehenden Wechsel- rc. Stem­ pelabgaben, Stempelfreiheit der Indossamente, Quittungen und sonstiger Wechselerklärungen §. 25; subjektive Befreiungen finden nicht Statt, Entschädigung dafür §. 26; Gewährung gewisser Prozente der Einnahme an die ein­ zelnen Bundesstaaten §. 27; Ausführung des Gesetzes durch Bestimmung des Bundesraths §. 28; Inkrafttreten des Gesetzes mit dem 1. Januar 1870, Anwendung der bisherigen Vorschriften auf frühere Wechsel §. 29. Einführung des Gesetzes rc. in die Hohenzollernschen Lande, in das gesammte Teutsche Reich und in Elsaß-Lothringen (n) 227. Bundes- bezw Reichs - Bestimmungen: Um­ rechnung fremder Währungen, Art der Verwen­ dung der Stempelmarken 234 bis 236. — Be­ schaffenheit der Stempelmarken und gestempelten Blankets 236 bis 239; Debit derselben 239. — Erstattung verdorbener Stempelmarken und Blankets 239, 240. — Bezeichnung der Orte für Platzanweisungen; Entschädigung für subjektive Befreiungen in Bayem 241. — Besorgung der Marken und Blankets durch die Landbriefträger (n) 239. Preußische Ausführungsbestimmungen: Be­ kanntmachung des FM. (Außerkrafttreten der älteren Bestimmungen, vorbehaltlich ihrer An­ wendung aus Wechsel aus früherer Zeit; Er­ stattung resp. Umtausch älterer Wechselblankets) u. Anweisung des FM. für das Strafverfahren wegen Wechselstempel-Hinterziehung 242 bis 246. — Anwendbarkeit des Bagatellverfahrens 252. — Bedeutung der Ausdrücke „Inland" und „Ausland" in Beziehung auf Wechsel 246. — Pflicht der Gerichte, Notare, Gerichts­ vollzieher u. sonstigen Behörden u. Beamten zur Anzeige von Kontraventionen 253 ff. — allgemeine Verpflichtung der Gerichte zur Wahrnehmung des Bundes - Stempelintereffes (Sorge für die Nachbringung der Stempelmarken und deren Kassation Seitens der Ge­ richte, desgleichen Seitens der Steuerbehörden, Unbeitteiblichkeit des ganzen Steuerbetrages, Hoher u. Gaupv. Stempclstcucrgesetzgcbung. 4. Aust.

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Aufnahme der Wechselstempelsteuer-Einnahme in den Vordruck der Monats - Abschlüffe der Hauptämter für die Hauptbuchhalterei, Folge vorschriftswidrig verwendeter Stempelmarken in Beziehung auf Steuer u. Strafe) 254 ff. — Einziehung der Wechselstempeldefekte durch die für das Strafverfahren zuständigen Behörden (n) 257. — Konkurrenz mehrerer in verschie­ denen Hauptamtsbezirken wohnender Kontra­ venienten 249, 250. — mehrere Unterzeichner einer Wechselerklärung wegen verwirkter Strafe jeder besonders in Anspruch zu nehmen 250. — administrative Untersuchung demjenigen Haupt­ zoll- oder Hauptsteueramte zu überlaffen, bei welchem die Kontravention entdeckt oder zur Anzeige gebracht wird (n) 251. — vom Aus­ lande auf das Inland gezogene, im Auslande domizilirte Wechsel, auch wenn ein Umlauf derselben im Inlands nicht stattfindet, steuer­ pflichtig (n) 244. — desgl. solche, die nicht direkt vom Aussteller in das Inland remitttrt werden, sondern im Jnlande erst durch die Hand eines oder mehrerer Käufer gehen 246. — im Ausland ausgestellte u. zugleich im Ausland zahlbare trockene Wechsel, welche im Reichsgebiet in Umlauf kommen 246. — Wechsel können schon im Auslande mittelst Marke oder Blanket gültig versteuert werden (n) 244. — Nichtstrafbarkeit der Post­ beamten bei Aufnahme von Wechselprotesten re. 248. — Straffälligkeit der Einreichung an das Gericht zur Begründung einer Klage und Unzulässigkeit des Rechtsweges in Betreff der Steuer 248. — Ausgleichung von Härten in Wechselstempelstrafsachen (Strafermäßigung, Befugniß der Hauptamtsdirigenten zur Ab­ standnahme vom Strafverfahren bis zu 1 Thaler Gefälle) (n) 253. Gerichts-Entscheidungen: Bei Wechselstempel­ hinterziehungen kommt es auf den Nachweis des Dolus nicht an 263. — auch die Kenntniß der Steuerpflicht gehört nicht zum Thatbestände strafbarer Wechselstempelhinterziehung 263. — Strafverfolgung gegen eine juristische Person (Handelsfirma) unstatthaft 262 — die Be­ freiungsbestimmung im §. 1 Nr. 1 des Ges. umfaßt auch die im Auslande zahlbaren ttockenen Wechsel 259. — das Datum eines Wechsels ist nur ein Beweismittel, deffen Er­ heblichkeit der richterlichen Prüfung unterliegt 259, 260. — wenn der Inhaber den Wechsel aus Händen giebt, dem Gericht einreicht 63

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260. — Aushändigung eines unvollständigen Wechsels Seitens des Acceptanten 261 bis 263. — Unterschrift eines Wechsels als Blanket, welcher nachher zur Begebung an Dritte gelangt; Fälschung der Annahmeerklärung des Bezogenen oder eines Giro's 263. — vom Aussteller und Zndoffanten nachttäglich bewirkte Bestempelung auf den Namen des Zndoffanten ist wirkungslos 263. — desgl. Auflleben eines aus einem Wechselblanket geschnittenen Stem­ pels 268. — die ursprünglich verschriebene, nicht die nachträglich reduzirte Wechselsumme ist zu versteuern 261, 262. — Nachweis der rechtlichen Beziehung des Extrahenten eines Wechselprotestes zum Wechsel nicht erforderlich 263, 264. — der Erwerber eines ungestem­ pelten Wechsels haftet zwar für den Stempel, wird aber erst strafbar, wenn er eine der im § 11 des Wstplges. bezeichneten Verfügungen vornimmt; Zahlung im Sinne dieses § 11 ist nur eine auf die Wechselschuld geleistete 266. — die im Wege der Exekution erfolgte Beitreibung der Wechselvaluta begründet für den Zahlenden keine Theilnahme am Umlaufe des Wechsels 269. — Strafverfolgung gegen Beamte, wenn sie Namens einer Behörde handeln, und zwar nach dem Wechselstempel­ gesetz, nicht nach den Landesgesetzen 264; 265. — vorschriftswidrig verwendete Marken (un­ richtige Stelle, andere als die Anfangsbuch­ staben des Namens, unrichtiges Datum); bloßes Versehen 267. — nur der zeitige Inhaber des Wechsels darf die Marke verwenden 267. — die Thatsache der Markenverwendung genügt nicht, um die Strafbarkeit späterer Theilnehmer am Umlaufe deS Wechsels auszuschließen, wenn die Marke vorschriftswidrig verwendet worden 267. — Unkenntniß einer bei der Stem­ pelverwendung vorgekommenen Vorschrifts­ widrigkeit Seitens des Inhabers 268; desgl. Seitens des Acceptanten. — wenn eine Form­ vorschrift inzwischen aufgehoben ist 268. — ist dem Wechsel hinzugefügte Bestimmung über die Geldsorte; Berechnung des Wechsel­ betrages 270. — Der Beweis, daß das Giro oder Accept vom Angeklagten herrühre, sowie der vorschriftswidrigen Kassation einer Stempelmarke kann auch durch Vorlegung einer beglaubigten Abschrift des Wechsels ge­ führt werden 269; das Protestregister hat öffentlichen Glauben 769, 770. — Unter­ brechung der Verjährung von Wechselstempel-

Defraudationen 270. — der Notar, welcher es unterläßt, nach der Protestirung eineWechsels die vorschriftswidrige Verwendung des gesetzlichen Stempels zur Anzeige zu bringen, verletzt seine Amtspflichten 270. — der Einwand des Angeschuldigtm, daß er den geforderten Wechselstempel nicht zu entrichten verpflichtet sei, darf nicht zum Civilprozeß verwiesen werden 270, 271. Motive zum Wechselstempelgesetz v. 10. Juni 1869 nebst dem Bericht der Kommission des Reichstages und Auszügen aus den ReichstagsVerhandlungen 270 bis 285. Die das Untersuchungsverfahren betreffen­ den Vorschriften aus der Zollstrafgesetzgebung, für die alten und neuen Landestheile, nebst zusätzlichen Bestimmungen 274 ff. Wechselstempelmarken, Blankets, s. Wechsel­ stempel sub II Absatz 3. Weichsel, s. Deichbauangelegenheiten. Weingroßhändler, deren Atteste behufs Ra­ battbezuges 60. Werkverdingungsverträge 555 ff. Werthpapiere, s. öffentliche Papiere; auch Reichsstempelabgaben. Westfalen, Uebertragung bäuerlicher Besitzun­ gen daselbst, Aushebung der früheren KostenVergünstigung 69. — Hülfskaffe der Provinz Westfalen 76. — Hagelversicherungs-Anstalt daselbst 89. Widerklagen 647. Wiederin- u. Außerkurssetzung öffentlicher Papiere 470, 471. Wiederkauf, s. Vorkaufsrecht. Wiesen-Ordnung für den Kreis Siegen, Ver­ handlungen rc., Prozeffe 97. Wirthschaftsgenossenschaften, s. Erwerbsu. Wirthschaftsgenossenschaften. Wittwenverpflegungs - Anstalten, haben Stempelfreiheit, Privatanstalten nicht 79, 80.

Zeitungs-Stempel 647; aufgehoben 338. — zur Straffestsetzung kompetente Behörde 339; 351. Zeugnisse 647; s. Atteste. Z ins fuß erhöhungs-Versprechen 428 ff. Zühlsdorf, s. Befferungs-Anstalten. Züllchow, s. Befferungs-Anstalten. Zusagescheine, beglaubigtt Abschriften, auf zu exportirenden Branntwein, s. Anerkenntnisse. Zuschickescheine, unter den Handwerkern 476.

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Abtheilung II. (vergl. S. 1 die Notiz über „Abtheilung I") A. Alle neuen Landestheile, excl. Kaulsdorf und Meisenheim und Kreis Herzogthum Lauenburg. LieferungsVerträge, über Bedürfnisse der Regierung u. öffentlicher Anstalten 730, 731. Stempelfiskäle, Stempelrevisionen, Geschäftsführung der Stempelfiskäle 782 ff.; Verfahren bei den Stempelrevifionen 785 ff.; Revisionen Seitens der Departements - Rech­ nungs-Revisoren (jetzt Rechnungs-Revisoren bei den Landgerichten bezw. Ober-Landes­ gerichten) 789; 373 ff. Stempelgesetz, Verfahren bei Zweifeln und Meinungsverschiedenheiten 789, 790.

Stempel-Restitution, Anweisung zur Be­ handlung der Anträge auf Erstattung ver­ brauchter oder verdorbener Stempelmaterialien 775, 776. Stempelvertheiler, Instruktion für die Ge­ schäftsführung derselben 780 ff. Stempelwesen, Instruktion wegen Behand­ lung desselben Seitens der Haupt-Zoll- und Haupt-Steuerämter und der Spezial-DebttsStellen 777 ff.

B. Die einzelnen neuen Landestheile. 1. Hannover. Verordnung, betreffend die Verwaltung des Stempelwesens und die Erhebung des Urkunden­ stempels, nebst Tarif 709 ff. Gesetz wegen Aenderung der Stempelsteuer, nebst Tarif 731 ff. Ministerielle Ausführungsbestimmungen zur Verordnung und zum Gesetz: a. Art der Erhebung der Stempelabgabe bei den gerichtlichen Behörden resp. Gerichtsvorsitzen­ den, Staatsanwaltschaften, beauftragten Richtern und Gerichtsschreibern 687, 688; 736. b. Verwendung von Stempelmarken zu Schrift­ stücken, mit Ausnahme der Wechsel 725 ff. ; 736, 737. c. Stempelfreiheit beglaubigter Abschriften u. Auszüge; Pflicht der Behörden und Beamten bei stempelfreier Ertheilung; mißbräuchliche Be­ nutzung 729, 730 (f. auch sub d). .), so steht nach der Annahme des Berufungsrichters fest, daß die Kaufleute W. und & nicht ihre Ansprüche aus dem ursprünglichen Kaufverträge vom 3. Mai 1877 über den Gesammtkompler der Grund­ stücke, also nicht dieses vertragliche Recht im Ganzen oder zu einem aliquoten Theile, in dein Vertrage vom 14. Juni 1877 an den Oekonomen Gustav Jmmrich abgetreten haben, sondern daß sie an den letzteren etwas ganz anderes übertragen haben, nämlich daS Recht auf ein besonderes, räumlich getrenntes, wenngleich zu dem erkauften Gutskomplexe gehöriges, Grundstück gegen Zahlung einer vom Kaufpreise verschiedenen Geldsumme, und daß sie diesen Vertrag durch Uebergabe deS bestimmten Objektes and) erfüllt haben. DaS gebt übn: die Abtretung eines obligatorischen Rechtes, also über den Begriff der Cession weit hinaus Lind schließt die Ueber» tragung deS Eigenthums an einer bestimmten Sache gegen einen Preis * also einen Kauf .in ftd\ beschränkt sich aber nicht darauf, nur ein obligatorisches Recht zur Sache, behufs Geltend­ machung gegen den Verpflichteten, auf den Erwerber zu übertragen Wenn der Berufungs­ richter das so geartete Rechtsgeschäft daher als Kauf bezeichnet, so hat er sich im Gesetze nicht geirrt. Die rechtliche Eigenthümlichkeit, welche für bte Bewegung deS Eigenthums mit der Auflassung verknüpft ist, hat keinen Einfluß auf den rechtlichen Begriff und die obligatorische Wirkung eineS Kaufvertrages, als solchen, unter den Kontrahenten. Hiernach ist die Revision bezüglich des vorstehend bezeidmeten Vertrages nicht begründet. 2) Entscheidungsgründe: Bei der Beurtheilung der zür Entscheidung stehenden Frage, ob der Vertrag vom 1. März 1880 die Bedeutung einer Cession der in dem Kaufvertrag vom 10. März 1879 von dem Käufer erworbenen Rechte, oder die Bedeutung eines neuen Kauf­ vertrages habe, geht der Berufungsrichter von dem richtigen Sahe aus, daß eö nicht auf die Bezeichnung des Rechtsgeschäftes durch die Parteien, sondern auf den Inhalt der konkreten' Bestimmungen der beiden Verträge ankommt. In dem Kaufverträge vom 10. März 1879 habe der Vater E. seine Grundstücke für 2850 Mark seinem Sohne Karl verkauft, die Ueber­ gabe sei als geschehen bezeichnet, Lasten und Abgaben seien vom Käufer vom 1. Januar 1880 ab übernommen, von dem Kaufaeld sei V., mit 712 Mark 50 Pfennig dem Käufer auf sein Vatercrbtheil überwiesen, die übrigen 2/4 habe der Käufer sich verpflichtet, mit 3l's Prozent jährlich dem Vater zu verzinsen und ein Jahr nach dessen Tode dm drei anderen Kindern des­ selben, darunter auch dem Kläger, auf deren Vatererbtheil auszuzahlen, wegen der Auflaffung sei bestimmt, daß sie jederzeit auf Verlangen des Käufers stattfinden solle. In dem Vertrage vom 1. März 1880 seien vor Ausführung der Auflaffung alle Rechte ouß dem Kaufverträge vom 10. März 1879, namentlich auch daö Recht auf Auflaffung, vom Käufer an den Kläger abgetreten, ferner sei festgesetzt, daß Kläger in die Pflichten des Käufers trete, namentlich auch die 712 Mark 50 Pfennig an ihn, und zwar bei der Auflaffung, und die übrigen 3/4 des Kaufgeldeö an den Vater beziehungsweise deffen Kinder nach Maßgabe der Bestimmungen deS Kauf­ vertrages zahle. Hieraus ergebe sich: daß der Vertrag keine Verabredung wegen der Cefsionsvaluta enthalte, namentlich die 712 Mark 50 Pfennig nicht als solche bezeichne; daß ferner eine Abänderung m der Belegung des Kaufgeldes eingetreten sei, weil die 712 Mark 50 Pfennig die in dem ersten Vertrage dem Käufer auf sein Batererbtheil übertrieben seien, nach dem zweiten Vertrage dem Käufer bei der Auf­ laffung gezahlt werden sollten, und weil dadurch, daß der Kläger Gläubiger und

Weitere Nachträge.

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11. Zu S. 164 (hinter Anm. 74).

Erk. d. RGer. (III) v. 28. Februar 1888 (CB.