Die Plata-Staaten und die Wichtigkeit der Provinz Otuquis und des Rio Bermejo seit der Annahme des Princips der freien Schiffarth auf den Zuflüssen des Rio de la Plata [Reprint 2019 ed.] 9783111672137, 9783111287379


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German Pages 138 [152] Year 1854

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Inhalt
I . Einleitung. Die freie Schiffahrt auf den Strömen des La Plala ist gesichert
II. Nähere Betrachtung der Flüsse des Plata- Stromgebietes
III. Uruguay. Die Argentinische ConfÖderation. Das Gran Chaco
IV. Paraguay. — Die Brasil. Provinz Maíto grosso. — Bolivia. — Die Bolivianische Provinz Ofuquis
V. Rückblick und Schluss
Beilagen
I. Vertrag zwischen der Argentinischen Conföderatlon und Paraguay In Betreff der freien Sehlfffahrt u. s. w.
II. Freundschalls-, Handels- und Schiftfahrts-Vertrag zwischen Grossbrittanien und Paraguay
III. Beeret des Pr&aldenteu der Republik Bolivia, bezuglleh der freien Schiffahrt auf den Strömen Jenes Staates
IV. Privilegio
IV. Privilegium
V. Vertrag Aber die freie Schiffahrt auf den Strömen Parana und Uruguay, zwischen der Argentinisehen Conftoderatlon und S. M. des Kaisers der Franzosen
VI. Die Artikel aus der neuen Constitution der Argentinischen Conföderation, welche auf die Beförderung der Einwanderung Bezug nehmen
Berichtigungen
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Die Plata-Staaten und die Wichtigkeit der Provinz Otuquis und des Rio Bermejo seit der Annahme des Princips der freien Schiffarth auf den Zuflüssen des Rio de la Plata [Reprint 2019 ed.]
 9783111672137, 9783111287379

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DIE

PL ATA-STAATEN UND

DIE WICHTIGKEIT DER

PROVINZ OTUQUIS UND DES RIO BERMEJO SEIT DER ANNAHME DES PRIKCIPS DEH FREIEN SCHIFFFAHRT AUF DEN ZUFLÜSSEN DES RIO DE LA R A T A .

VON

S. GOTTFRIED

KERST.

M I T KIN Eli K A H T K .

BERLIN.

VERLAG

VON

VEIT 1854.

UND

COMP.

I

n

h

a

l

t

.

SeilB I.

Einleitung.

Die

f r e i e SchifTfahrt auf den Strömen

des

La Plata ist gesichert II. III.

1

N ä h e r e Betrachtung der Flüsse des Platastrom-Gebietes . Uruguay.

Die Argentinische

Conföderation.

Das Gran

Chaco

28

IV. P a r a g u a y . via.

17

Diu Brasilianische P r o v i n z Mattogrosso.

Boli-

Die Bolivianische Provinz Otuquis

AU

V. Rückblick und Schluss

103

B e i l a g e n . I.

Vertrag zwischen

der Argentinischen Conföderation und

P a r a g u a y in BetrelT der freien SchifTfahrt

III

II. F r e u n d s c h a l l s - , Handels- und SchifTfahrts-Vertrag zwischen Grossbrittanien und P a r a g u a y III. Decret des Präsidenten

der Republik Bolivia

114 bezüglich

der f r e i e n SchifTfahrt auf den Strömen dieses Staates

.

121

IV. P r i v i l e g i u m , w e l c h e s von der Bolivianischen R e g i e r u n g dem G r ü n d e r des Hafens in Otuquis verliehen w o r d e n

.

12)

V. Vertrag ü b e r die freie Schifffahrt auf den Strömen Parann und Uruguay, zwischen der Argentinischen Conföderation und Sr. M. des Kaisers der Franzosen

134

VI. Die Artikel aus der n e u e n Constitution der Argentinischen Conföderation, w e l c h e auf die B e f ö r d e r u n g der E i n w a n d e r u n g Bezug n e h m e n

137

I.

Einleitung. Die freie Schiffahrt auf den Strömen des La Plala ist gesichert. A m e r i k a , von der Vorsehung der europäischen Menschheit zum Schauplatz einer neuen grossartigen Entwickclung bestimmt, ist unstreitig der yon der Natur am herrlichsten ausgestattete Welttheil. Durch alle Zonen hingestreckt, und als Verbindungsglied für alle übrigen Contineute in die Mitte des allgemeinen Oceans gelagert, ist er zu der hervorragendsten Rolle in der Geschichte der Menschheit prädestinirt. Die Gewalt dieses Verhältnisses hat in stetigem Wachsthum, von dem ersten Tage der Entdeckung dieses Welltheils an, sich in unwiderstehlicher Weise geltend gemacht. Ein f ü r das Völkerleben unbedeutender Zeitraum von viertehalbhundert Jahren ist kanm seit der Elitdeckung des grossen Genuesers verflossen und wir sehen den ganzen riesigen Continent in verschiedenen Richtungen von den Europäern durchforscht, in Besitz genommen, zahlreiche Städte daselbst gegründet, in denen europäische Cultur w a l t e t , und umfangreiche Staaten gebildet, welche von der Natur mit Allem ausgestattet sind, w a s das Leben des civilisirten Menschen beglücken, ihm Reiz verleihen kann. Keiner der übrigen Welttheile bietet, im Ganzen betrachtet, so grossartige und günstige Verhältnisse für die menschheitliche Entwickelung dar, als Amerika. Eine unermessliche Küsteneutwickelung an den grössten und für den Verkehr 1

-wichtigsten Meeren, Riesenströme wie dazu geschaffen, die Cultur in das fernste Innere des Continents zu leiten, und ein Boden von wunderbarer Fruchtbarkeit, sowohl für den Anbau aller nützlichen, selbst der geschätztesten Gewächse, als auch für die Zucht aller für den menschlichen Haushalt nützlichen Thiere geeignet, und der zugleich in seinem Schoosse die werthvollsten und nützlichsten Mineralien jeder Art in fabelhafter Menge birgt, mussten nothwendig mit gewaltiger Anziehungskraft auf die betriebsame europäische Bevölkerung wirken. In der allgemeinen Jagd auf die Erwerbung uuermesslicher Besitzungen in dem neuen Wclttheile fielen die reichsten und schönsten Länder den Spaniern und Portugiesen als Beute zu, die sie Jahrhunderte lang mit dem ganzen Argwohn, mit welchem der Geizige seine ihm ziemlich unnützen Schätze bewacht, vor der übrigen Welt abzuschlicsscu suchten. Der überraschend sich entwickelnde Rcichthum der Kolonien w u r d e indessen bald die Hauptgrundlage der Macht ihrer Stanimländer, reizte aber auch um so stärker die Habsucht der letztem, welche immer steigende Erpressungen zur Folge h a t t e , erzeugte und nährte das Misstrauen iu die Treue der Kolonien, welches wiederum der Grund zu entwürdigender Unterdrückung derselben wurde. So wurden denn gerade die Mittel, welche eine arglistige Politik zur Erhaltung der Kolonien in Abhängigkeit in Anwendung brachte, die Ursachen zu dem gefürchteten Verlust derselben. Iii blutigem Bruderkampfe und mit dem Opfer ihres Wohlstandes errangen die Kolonien endlich ihre Unabhängigkeit; aber welche Verschiedenheit zeigt ihre weitere Entwickelung als selbstständige Staaten! Die ehemaligen e n g l i s c h e n Kolonien, genährt von dem Geiste w a h r e r bürgerlicher Freiheit, welcher alle staatlichen Verhältnisse des Mutterlandes durchdringt, entfernten männlich alle religiösen und politischen Knebel, durch welche man den Geist zu erwürgen vermeinte, und errichteten ein Staatsgebäude auf so sichern Fundamenten, dass es bald bei Einigen Furcht, bei Vielen sehnsüchtige Hoffnungen, bei Allen den

Glauben au D a u e r und Bestand erweckte. Dieser Glaube bat der amerikanischen Union in kurzer Zeitspanne eine Fülle von. Macht verliehen und zugeführt, welche bis dabin in der Geschichte ohne Beispiel w a r , und diese Macht der Union wächst in unseren Tagen immer gewaltiger an, in Folge der mannigfaltigen Ursachen, welche alljährlich Hunderttausende aus Europa treiben. Ob es verständig ist, gegen diese Thatsache absichtlich die Augen zu verschliessen, wird von allen Denen bezweifelt, welche der folgenreichen Erscheinung der Auswanderung, eine mehr als flüchtige Aufmerksamkeit zugewendet haben. W i r unseres Theils haben nach ernster Prüfung und unbefangener Beobachtung die unerschütterliche Ueberzeugung g e w o n n e n , dass es f ü r die civilisirten europäischen S t a a t e n , insonderheit für Deutschland, eine brennende Lebensfrage geworden ist, den unhemmbaren Auswanderungsstrom nach Gegenden zu leiten, die, durch ihn befruchtet, dem alten Europa zu einer neuen uncrmcsslichen Quelle des Seegens w e r d e u , und d a s s i n d d i e a u s d e n e h e m a l i g e n spanischen Kolonien erwachsenen Staateu Südamerikas. Von einer argwöhnischen, despotischen Regierung Jahrhunderte lang niedergedrückt und ausgebeutet, fehlten den südamerikanischen Staaten, nach ihrer Befreiung vom spanischen Joche, die Grundlagen, auf denen sich bürgerliche Freiheit und Wohlstand begründen lassen. Dazu kam, dass die schwache, unwissende, in vielen Gegendeu sehr gemischte Bevölkerung, über ein unermessliches Gebiet zerstreut w a r , und sich in keinem Punkte eine compactere Bevölkerung zusammengedrängt vorfand, von welchem aus Cultur und Ordnung sich verbreiten konnten. Bei dem Gefühl eigener Schwäche gegen europäische Oberherrschaftsgelüstc mit Recht inisstrauisch, glaubte man durch möglichste Absperrung gegen eine fremde Einwanderung die mühsam gewonnene Selbständigkeit wahren zu können. Fortschreitende A r m u t h und sich immer erueuende Anarchie sind die Folgen dieser ängstlichen Politik gewesen, und die reichsten und schönsten Länder der Erde bieten nunmehr den betrübendsten Contrast gegen die von der 1»



4



Natur weit weniger begünstigte nordamerikanische Union dar. Leider hat die Politik eines oder des andern eroberungssüchtigen europäischen Staates diese Lage der südamerikanischen Republiken zum Theil mitverschuldet. Denn statt darauf zu denken, wie diesen jungen Staaten die Mittel zuzuführen seien, durch welche sie befähigt w ü r d e n , die unermesslichen Rcichthüiner ihres Bodens zu heben, ihren Wohlstand zu begründen und die Bedingungen schätzen zu lernen, unter denen derselbe allein bewahrt und gemehrt werden kann, während sie dadurch zugleich iu die Lage gebracht worden wären, in immer steigendem Maassc die Abnehmer der europäischen Industricerzeugnisse, die Ableitcr für das europäische Proletariat und der Revolutionäre aus Mangel und Reschäftigungslosigkeit zu w e r d e n , hat man in unbegreiflicher Verblendung viele Millionen vergeudet, um an verschiedenen Punkten durch Intriguen, die man durch Flotten und Heere unterstützte, eine sogenannte „conquete pacifique" zu machen, wobei aber weder Gloire, noch irgend ein moralischer oder materieller Vortheil, gewonnen wurde. D i e Zeit ist längst vorüber, w o ein europäischer Staat, und w ä r e er noch so mächtig, iu Amerika dauernde Eroberungen machen könnte. Nordamerika hat bereits einen guten Theil der europäischen Kraft in sich aufgenommen, und man fährt in Europa f o r t , die bereits Gefahr drohende Macht der Union unwillkürlich immer melir zu steigern, indem man ihr Menschen, Kapitalien, Wissenschaft und Künste so eifrig z u f ü h r t , als sei es politischer Calcül der monarchischen Staaten Europas, diesen demokratischen Staat so eilig als möglich zur Weltherrschaft zu verhelfen. Dadurch ist die Union bereits hinlänglich gekräftigt worden, um a n d e r e Eroberer von Amerika fern zu hallen, und in diesem Streben findet sie in den Bevölkerungen des gesammten Amerikas, ja in der Bevölkerung eines grossen Thcils von Europa selbst, die entschiedenste Unterstützung. W7ir nieineu daher, es sei die höchste Zeit, die überschüssigen Kräfte Europas fortan S ü d a m e r i k a zuzuwenden, um die Staaten daselbst zu stärken, und sie in eine solche Lage zu versetzen, dass ihr An-

blick jeden Gedanken einer, auf ihre Kosteil zu machenden, Eroberung niederschlage, und dass Europa sich auf die Vortheile beschränke, welche der gesteigerte Verkehr mit diesen Staaten, in Folge einer solchen Politik, mit sich, führen muss. Eine solche f r i e d l i c h e Politik liegt zugleich'im Interesse der Vereinigten Staaten Nordamerikas, deren Produkte in den fortgeschrittenern Theilen der Union iin Ganzen denen Europas zu ähnlich sind, als dass durch dieselben eine wesentlich weitere Steigerung des Verkehrs mit den europäischen Ländern herbeigeführt werden könnte, und die gewaltige Einwanderung der neuesten Zeit hat den Werth der auf den Ackerbau angewendeten Arbeit dort bereits so tief herabgedrückt, dass man mit Vortheil zum Fabriksystem übergehen konnte. Die gewerblichen Verhältnisse der Union gestalten sich daher überraschend schnell immer mehr denen der europäischen Staaten ähnlich, und erzeugen das Bedürfniss mit den eigenen l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n und Industrieerzeugnissen der Union auf fremden Märkten mit denen Europas in Concurrenz aufzutreten. Diese Mitbewerberschaft der Vereinigten Staaten auf den fremden Märkten ist nicht mehr auszuschliessen, nachdem man nun einmal sie soweit gefördert hat. Um so mächtiger aber dürfte nunmehr der Antrieb wirken, die Cultur der südamerikanischen Staaten zu fördern. Unter diesen Staaten nimmt räumlich betrachtet, B r a s i . l i e n den ersten Rang ein. Die Natur hat für dieses Land Alles geleistet, w a s einen Staat reich, mächtig und glücklich machen kann. Aber es ruht auf demselben der Fluch der Sklaverei, die alle Hoffnung auf eine gedeihliche Entwickelung abschneidet. Revolutionen, schrecklichere als diejenigen, die irgeud ein anderer Staat Amerikas durchgemacht, stehen voraussichtlich in nicht allzu ferner Zukunft diesem Lande bevor und die herrschende Factiou daselbst zeigt sich völlig unfähig dieselben zu beschwören. Brasilien hat eigentlich keinen Befreiungskampf durchzumachen gehabt. Es w a r seit der Zeit, als die Königl. Familie von Portugal daselbst ein Asyl fand, ein unabhängiges Reich. Das alte portugiesische Regierungssystem setzte sich daher bis zu dieser Stunde fast

_

ungeschwächt fort.

6

-

W a s von den w e l t b e w e g e n d e n Ideen der

Neuzeit ihm z u s t r ö m t e , h a f t e t n u r als sehr äusserlicher Anflug, f ü h r t e aber zu keiner inneren Umgestaltung, w i e die Revolutionen in den übrigen amerikanischen S t a a t e n . seits ein Glück zu n e n n e n , schweres Land

Unglück; denn

auf eiuen Vulkan

f u r c h t b a r e r sein

werden

die Krisis ist n u r gestellt,

verschoben,

dessen E r u p t i o n e n

je länger die g ä h r e n d e n

waltsam

comprimirt

sittlicher

Kraft verhindert

Rcttungsmittcl,

I s t dies einer-

so ist es andererseits doch ein

werden.

Der

die

das

um

so

K r ä f t e ge-

Mangel an hinlänglicher

herrschende

Klasse

zu

dem

w e l c h e s möglicher Weise allein die d r o h e n d e

G e f a h r a b z u w e n d e n v e r m ö c h t e , zu g r e i f e n , nämlich das menschenleere Gebiet, nach

dem

Vorbilde,

das die Vereinigten

S t a a t e n gegeben, der freien E i n w a n d e r u n g zu ölTncn, die m a n d u r c h die s t ä r k s t e n B a n d e an des Landes In

dem

Gebiet

Bewusstscin gegen

der

irgend

einen

Schwäche,

Interessen

fesselt.

ein so unennesslichcs

ernsten Angriff

zu vertheidigen,

s u c h t man d u r c h diplomatische I n t r i g u e n den Mangel an realer IVlacht zu ersetzen.

D a s s dieses Mittel das Reich f ü r die

D a u e r nicht zu schirmen v e r m a g , ist e i n l e u c h t e n d ,

und

m i n d e r die Interessen der übrigen südamerikanischen als die

der

europäischen, werden

nicht

Staaten

bald dahin d r ä n g e n ,

dass

ihnen nicht die grössere und schönste H ä l f t e des südamerikanischen K o n t i n e n t s von einer Handvoll Menschen verschlossen bleibe, die w e d e r die K r a f t , noch die Einsicht, n o c h den M u t h haben, das reiche Gebiet, w e l c h e s der Zufall ihnen überliefert h a t , im I n t e r e s s e der Menschheit zu benutzen.

Dieselbe trei-

bende G e w a l t , welche das m e h r als 300 Millionen E i n w o h n e r z ä h l e n d e Chinesische Reich g e z w u n g e n h a t , seine

Grenzsper-

ren

nöthigt, in

niederzureissen,

w e l c h e das mächtige J a p a n

den Kreis des allgemeinen Verkehrs e i n z u t r e t e n , lich nicht d u r c h kleinliche Lebensadern sein.

Ob

des der

Intriguen

südamerikanischen

Amazonenstrom,

in

w i r d sicher-

v o n der O e f f u u n g d e r Kontinents dessen

abzuhalten

unermesslichem

Gebiete R a u m f ü r m e h r als ein mächtiges Reich ist, noch J a h r hunderte zeii.

seine

ob sein ,

W a s s e r m a s s e n u n g e n ü t z t dem Ocean z u w ä l mit so

grossem

Luxus

von

der N a t u r aus-

gestattetes Gebiet noch für lange Zeit lediglich der Tummelplatz wilder Thiere bleiben soll, ist eine Frage, deren Lösung man nicht gar zu lange den Politikern in Rio de Janeiro überlassen wird. So lange aber die Lösung dieser Frage noch ausgesetzt bleibt, sind alle die reichen Länder, welche in dem Amazonenstrome und seinen mächtigen Zuflüssen ihre natürlichen Abzugskanäle haben, auf Verkehrswege angewiesen, deren Schwierigkeiten sie zur Ohnmacht und Armuth verurtheilen. Der europäische Unternehmungsgeist hat daher vorläufig, und noch für längere Zeit, d a s z w e i t e R i e s e n s t r o m g e b i e t , d e n La P l a t a , fest ins Auge zu fassen. In der That haben auch alle grössern Staaten, welche eine Handelspolitik befolgen, seit längerer Zeit sich bemüht gezeigt ihrem Handel dieses Stromgebiet zu offenen; aber Deutschland, das in seiner riesigen Auswanderung, in seiner täglich wachsenden Industrie und in seiner grossen Handelsmarine genügende Aufforderung finden sollte, sich vor Allen den neuesten erfolgreichen Bemühungen Englands, Frankreichs und Nordamerikas anzuscliliessen h a t , während die genannten Staaten, selbst Sardinien, handeln, noch immer nicht zu einem Entschlüsse kommen können. Wir fürchten sehr, dass der günstige Moment vorübergegangen sein wird, wenn man eudlicb in Deutschland zu der Einsicht gelangt, dass man handeln müsse. Die gewaltige Barriere, welche die Natur in den Anden gegen das Stille Meer aufgethürmt bat, schliesst von dieser Seite den Zugang zu dem ganzen südamerikanischen Kontinent. Die Entwickelung der reichen herrlichen Länder au der Westküste hängt daher fast gänzlich von der K o l o n i s a tion und von d e r f r e i e n B e s c h i f f u n g der w u n d e r v o l l e n S t r ö m e a b , in denen die Natur einen mehr als hinlänglichen Ersatz für das Hemmniss, welches der Riesenwall an der Westküste für den Verkehr bildet, dargeboten hat. Auf den gigantischen Strömen Orinoco, Amazon und La Plata und deren gewaltigen Zuflüssen wird, sobald sich der europäische Auswanderungsstrom diesen Gegenden zuwendet, sich ein Leben entfalten, wovon der heutige Verkehr auf dem Mis-

sissipi k a u m einigcrmassen eine Vorstellung zu geben vermag. D e n n jeder der drei S t r ö m e f ü r sich betrachtet w i e g t

einen

Mississipi auf, u n d umfasst Gebiete, die an F r u c h t b a r k e i t und an K o s t b a r k e i t der P r o d u k t e ,

die sie zu erzeugen im S t a n d e

sind, die L ä n d e r des Mississipi-Gebietes unendlich w e i t hinter sich lassen.

D a z u k o m m t , dass die N a t u r selbst den Orinoco

mit dem Rio negro, u n d d u r c h denselben, mit dem Amazonens t r o m , mittelst des Cassiquiari, v e r b u n d e n h a t , und dass durch einen Kanal von n u r 5300 T o i s e u , d e r , ohne grosse Schwierigkeiten zu ü b e r w i n d e n , zwischen dem J a u r u (Nebenfluss de9 Paraguay)

und dem Madeira

hergestellt w e r d e n

La Plata mit dem A m a z o n e n s t r o m

verbunden

kann,

werden

der

kann,

nach dessen H e r s t e l l u n g also Buenos A y r e s ( 3 5 ° S. Br.) mit A n g o s t u r a (8° N. Br.) eine grossartige innere W a s s e r v e r b i n d u n g haben w i r d * ) . W i r haben jedoch schon bemerkt, dass die U n t e r n e h m u n gen in der G e g e n w a r t sich h a u p t s ä c h l i c h auf das Plata-Stromgebiet zu beschränken haben. W a s hierzu bestimmt, ist nicht allein die e r w ä h n t e E i f e r s u c h t o d e r F u r c h t der Brasilianischen Regierung hinsichtlich einer freien E i n w a n d e r u n g in das Amazonengebiet, sondern b e s o n d e r s der U m s t a n d , dass das Platagebiet

zum

grossen

Theil

der

gemässigten

Zone angehört,

also europäischen E i n w a n d e r e r n zuträglicher ist, sodann dass dasselbe bereits zum

Theil eine

grössere

Bevölkerung

hat,

die eine Masse w e r t h v o l l c r P r o d u k t e f ü r den A u s t a u s c h gegen europäische Erzeugnisse g e w i n n t ,

und au der M ü n d u n g des

P i a t a s t r o m s grosse H a n d e l s p l ä t z e besitzt, tionspunkte

grosser

Kapitalien

jeder

die als Conccntra-

gesunden

Speculation

eine sichere Basis g e w ä h r e n . Mit

dem

Sturze

des

Dictators

Rosas

ist zugleich das

S y s t e m der Barbarei, w e l c h e s länger als 2 0 J a h r e auf dem L a n d e lastete, gefallen.

hindurch

Die seither schmählich un-

t e r d r ü c k t e n und ausgesogenen P r o v i n z e n a t h m e u

wieder auf,

u n d der u n f r u c h t b a r e n P a r t h e i k ä m p f e müde, haben sie einstim-

*) Alex, von Humboldt Voyages T. IX. p. 188.

Di ig dcD Wunsch laut werden lassen, mit den civilisirtcu Völkern in Verkehr zu treten, durch den allein die grossen, bisher total vernachlässigten Hülfsquellen des Landes flüssig gemacht werden können. Als die klarste Kundgebung dieses Willens ist das allbekannte Decret des Chefs der Argentinischen Conföderalion, vom August 1852, zu betrachten, das den L a P l a t a - S t r o n i u n d s e i n e Z u f l ü s s e d e m H a n d e l und der f r e i e n S c h i f f a h r t allen N a t i o n e n öffnet. Selbst die Provinz Buenos Ayres, welche durch die, seit der Flucht des Ex-Dictalors Rosas, eingetretene neue Ordnung der Dinge sich ungern des Vorrangs entkleidet sah, deu sie bisher zu behaupten gewusst hatte, und zur Wiedergewinnung ihres alten Einflusses mannigfache unfruchtbare Versuche machte, beeilte sich nach ihrer Lossagung von dem Argentinischen Staatenbunde durch das Decret vom 18. October 1852*) dem Grundsatze der freien SchifTfahrt aller Nationen auf den Zuflüssen des Rio de la Plata ausdrücklich beizustimmen. Hier reihen sich ferner an:

*) Dasselbe lautet in der englischen Uebersetxung v i e folgt: „The Honourable Chamber of Representatives of the Province of Buenos Ayres, in exercise of the ordinary and extraordinary soverignity with which it is invested, has sactioned with the validity and force of law the fallowing: A r t . 1. The province of Buenos Ayres recognises as a principle the general convenience of o p e n i n g t h e R i v e r P a r a n a t o t h e m e r c a n t i l e t r a f f i c a n d n a v i g a t i o n of a l l n a t i o n s ; and henceforth declares and concedes it on its part. A r t . 2. The Executive Power is authorised to accord the corresponding regulations, which shall be submitted for the approbation of the Honourable Chamber. A r t . 3. When the regulations referred to in the second article have been approved, they shall be submitted by the Executive Power to the conterminous provinces for their adoption, in so far as they concerned, without prejudice to their immediately commencing to have effect in what regards the province of Buenos Ayres. A r t . 4.

Let it be communicated to the Executive P o w e r . Marcelo Gamboa, Vice-President. Juan Pico, Secretary.



10



der zwischen der A r g e n t i n i s c h e n C o n f ö d e r a t i o n und der R e p u b l i k P a r a g u a y abgeschlossene sehr wichtige Vertrag vom 15. Juli 1852, welcher in den Art. 5 bis 8*) die freie SchiflTahrt auf dem Rio Paraguay und dem Vermejo für alle Fahrzeuge unter argentinischer Flagge stipulirt; und die nicht minder wichtigen Verträge, welche G r o s s b r i t t a n i e li, F r a n k r e i c h , d i e V e r e i n i g t e n S t a a t e n von Nordamerika und S a r d i n i e n im Februar 1853 mit der Republik Paraguay abgeschlossen haben, durch welche dieses reiche Land dem Verkehre des Auslandes geöffnet wird. Nach diesen Verträgen ist den genannten Staaten Seitens Paraguay die freie SchiflTahrt auf dem Paraguay bis Asunción, und auf dem Parana von da, w o dieser Fluss dem Gebiete der Republik angehört, bis zur Stadt Encarnación, eingeräumt. Waaren aus den gedachten Ländern werden unter solchen Bedingungen w i e sie den am meist begünstigten Nationen gestattet w e r d e n , zugelassen, und im Falle eines Bruches, zwischen Paraguay und einem oder dem andern der genannten contrahirenden europäischen Staaten, sollen die Unterthanen beider, die sich respective auf dem Gebiete des andern angesiedelt haben, im vollen Genuss ihrer Freiheit und ihres Eigenthums bleiben, während andererseits die öffentlichen Gelder der beiden Contrahenten in keinem Falle aufgehalten, couflscirt oder sequestrirt werden dürfen. Allen iu Paraguay wohnenden britischen resp. französischen, oordamerikatiischea Staatsbürgern wird unbeschränkte Glaubensfreiheit, ihren Todten ein anständiges Begräbniss auf den allgemeinen Kirchhöfen zugesichert. Die Regierung der Republik macht sich, i n F o l g e des G e s e t z e s , w e l c h e s die F r e i h e i t aller von S k l a v e n a b s t a m m e n d e n K i n d e r a u s s p r i c h t , verbindlich, alle ihre Unterthanen und im Staate Angesiedelten durch die wirksamsten Mittel vom Sklavenhandel mit afrikanischen Negern abzuhalten 0 "). Die Yankees, denen man doch gewiss nicht einen prak*) Siehe die Beilagen ¡Vr I. ' * ) Siehe die Beilage Nr. II.



11



tischen Bück in Handels-, ScliiöTalirts- und in manchen andern Angelegenheiten absprechen k a n n , haben sich nicht durch das Geschwätz der Lohnschreiber, welche Rosas in Europa besoldete, und die Urtheilc solcher Frauzosen beirren lassen, welche aus dem Freistaat Banda oriental del Uruguay, durch eine sogenanute conquéte pacifique, eine französische Kolouie zu macheu trachteten, und deshalb den Glauben zu verbreiten suchtcn, dass die herrlichen Länder des Plata-Gebiets , zumal die innern Provinzen der Argentinischen Conföderation, Paraguay u. s. w . , für den europäischen Verkehr ohne alle Bedeutung seien; es deshalb pure Menschenfreundlichkeit des „grossen'* Rosas gewesen sei, wenn er den Handel und Verkehr mit dem Innern den Fremden ganz entzog, die Binnenstaaten durch vorsätzliche Vernachlässigung der Communicationsmittel in Aimuth und Barbarei versinken licss, und der Stadt Buenos Ayres die Ausbeutung der Binnenländer überlieferte, freilich nur in so weit er dieses Monopol iu seinem persönlichen Vortheilc und f ü r sein barbarisches Gaucho-Regiment ungefährlich fand. Es w a r d nichts verabsäumt, die Macht dieses Despoten, dem nichts als Schlauheit und feige Grausamkeit eigen war, i u fibertreiben, eine Macht, die sich als ein P h a n t o m erwies, welches vor ein P a a r ernsten Flintenschüssen spurlos verschwand. In der That die Folgezeit wird es unbegreiflich finden, wie es möglich gewesen, dass das stolze Frankreich und das mächtige England sich so oft und so tief vor einer Schattenmacht beugen konnten! — Die Nordamerikaner, aus eigener täglicher Anschauung die Bedeutung eines Stromgebietes, das dem des Mississipi gleichkommt, wohl kennend, haben die neuen Verhältnisse am La Plata sofort richtig gewürdigt, und beeilen sich von dem proclamirteu Priucip der freien Schifffahrt auf den mächtigen Zuflüssen des La Plata den möglichst grössten Nutzen zu ziehen. Die Bundesregierung zu Washington verlor nicht einen Augenblick, seinen Vertreter in Buenos Ayres zn instruiren, wie er die neue Lage dort zu benutzen habe und beeilte sich in dem, für die innere Entwickelung des grossen in Rede stehendeil Ländergcbietes, höchst bedeutsamen Asuuciou del

-

Paraguay,

eineii

Consul

12



zu ernennen, zu welcher Stulle sie

einen Manu w ä h l t e , welcher längst vorher sich von den inneren Verhältnissen der P l a l a - L ä n d e r unterrichtet hatte. — U u t e r den B i n n e n l ä n d e r n des Plata-Stromgebietes, w e l c h e bei der freien SchilTfahrt auf den S t r ö m e n desselben am meisten intercssirt sind, ist ganz besonders den Bestrebungen des von

der N a t u r überreich gesegneten B o l l v l a s

Aufmerksamkeit zuzuwenden.

die

grössle

F a s t kein a n d e r e r B i u n e n s t a a t

h a t v o n den barbarischen R e g i e r u n g e n ,

welche

so

lange

B u e n o s Ayrcs und Asunciou w i r l h s c h a f t e t e n , schwerer

in

gelit-

t e n , kein anderer südamerikanischer S t a a t das Bedürfniss, mit der eivilisirten W e l t in Verbindung zu t r e t e n , tiefer e m p f u n den als B o l i v i a .

Die inneren Hülfsqucllcn und die geogra-

phische L a g e dieser Republik, deren Bevölkerung fast doppelt so

zahlreich

ist,

als die der Argentinischen C o n f ö d c r a l i o n ,

bieten ein so vielseitiges, mannigfaches Interesse dar, dass w i r uns d u r c h dasselbe f ü r hinlänglich entschuldigt

halten, w e n n

w i r in den folgenden Abschnitten dieser Schrift vorzugsweise dieses Land zum Gegenstände u n s e r e r B e t r a c h t u n g machen. D e m Prinzip der freien S c h i f f a h r t h a t Bolivia nicht allein z u g e s t i m m t ,

sondern

der grossen S e g n u n g e n ,

h a t auch welche

der

S t r ö m e n dem L a n d e z u f ü h r e n w i r d ,

in

richtiger Erkenntniss freie Verkehr auf den

in dem B e e r e t des P r ä -

sidenten vom '27. J a n u a r 1 8 5 3 * ) um zu diesem Verkehr einzuladen, Ströme

sehr

erhebliche a n d e r w e i t e Vortheile olTerirt.

der Republik, w e l c h e dem A m a z o n

Alle

und dem P a r a -

g u a y zufliessen, w e r d e n frei erklärt f ü r den Handel und die SchifTfahrt aller N a t i o n e n ;

an

allen

diesen S t r ö m e n w e r d e n

geeignete O r t e zu Freihäfen creirt, in welchen auch die K r i e g s s c h i f f e der b e f r e u n d e t e n Nationen Z u t r i t t haben sollen-, allen I n d i v i d u e n und Gesellschaften, w e l c h e über den Atlantischen Ocean d u r c h die S t r ö m e nach Bolivien k o m m e n

und in den

f ü r H ä f e n erklärten O r t e n Ackerbau- oder industrielle Etabliss e m e n t s begründen wollen, sollen, w i e es das Gesetz bestimmt,

*) Siehe die Beilagen Nr. III.



13 —

1—12 Quadrat-Leguas Land erhalten, dem ersten Dampfschiffe, das durch den Plata- oder durch den Amazonen-Strom zu einem der bolivianischen Freihäfen gelangt, wird eine Prämie von 10,000 spanischen Thalern zugesichert; die A u s f u h r von National-Erzeugnissen des Bodens und der Industrie mittelst der Ströme wird f ü r frei erklärt; den Tarif für die E i n f u h r verspricht man so niedrig als möglich zu stellen. Unmöglich können solche Beweise des ernstlichen Willens der Bolivianischen Regierung, den Verkehr mit dem Auslande zu fordern, von der europäischen Spekulation jetzt noch unbeachtet bleiben.

Nicht der Augenblick hat die Boliviani-

sche Regierung zu diesen Schritten vermocht.

D e r Gedanke,

der dieses Decret diktirt hat, ist längst in Bolivia festgewurzelt.

Es existirt eine Reihe Gesetze,

eines

der

denkwürdigsten

blick von h ö c h s t e r 17. N o v e m b e r

und

Bedeutung

1832,

welches

die darüber zeugen; in

diesem

Augen-

ist das Gesetz dem

vom

Bolivianischen

B ü r g e r D o n Manuel Luis de Oliden die grosse Provinz

Otuquis

gien

unter

mit

ganz

gewissen,

ungewöhnlichen

jetzt leicht erfüllbaren,

Privile-

Bedingungen

s c h e n k t , mit dein Recht, diese Provinz, sammt den Privilegien, an einheimische oder fremde Individuen oder Gesellschaften cediren zu dürfen.*) wollen

In einem der folgenden Abschnitte

wir diesen Gegenstand in der Ausführlichkeit

und

mit dem Ernste besprechen, den er in jeder Hinsicht v e r d i e n t So ist denn die freie ScliifTfahrt und der Handelsverkehr auf allen Hauptstrümen des Plata-Stromgcbicts gesetzlich und vertragsmässig ausgesprochen und wenigstens f ü r die Flaggen derjenigen Staaten gesichert, deren Regierungen

die Bedeu-

tung des Plata-Gcbiets für Gegenwart und Zukunft frühzeitig genug

begriffen haben, und

Aufgaben betrachten,

es für eine ihrer vornehmsten

den Erzeugnissen ihres eigenen Landes

einen ausgedehnten Markt,

den Kapitalien und den Schiffen

der Unterthanen eine gewinnreiche Verwendung,

' ) Siehe Beilage Nr. IV.

und

über-



14 —

haupt dem Unternehmungsgeiste ihrer Nation ein fruchtbares Feld zu gewinnen. Den Schlussstein aber aller dieser Gesetze und Verträge über die freie SchiflTahrt bilden diejenigen gleichlautenden Vertrüge, welche Grossbrittanien, Frankreich und Nordamerika unter dem 10. Juli 1853 mit dem Chef der Argentinischen Confoderation abgeschlossen haben.*) Durch diese Verträge werden, wie es iu der Einleitung derselben heisst, die Bedingungen der freien SchiiTfalirt auf den Strömen Paraná und Uruguay festgestellt, und die Hindernisse beseitigt, welche bisher der SchiiTfahi't entgegenstanden. Ueberaus wichtig aber ist der Artikel 5., welcher d e n S c h l ü s s c l d i e s e r S t r ö m e , d i e I n s e l M a r l i n G a r c i a , an den Mündungen derselben durch die Bestimmung, dass dieselbe fortan von K e i n e m der P l a t a - S t a a l e n , noch sonst von einem EinzelS t a a t e , d e r a u d i e g e n a n n t e n S t r ö m e g r a n z t , besessen werden soll, zum gemeinsamen Besitz aller der Staaten macht, welche dem folgenreichen Princip der freien SchiflTahrt beigestimmt habeu. Es darf nicht Verwunderung erregen, dass diese Verträge, vou deren Existenz man in Buenos-Ayres und iu Rio de Janeiro erst Ende Octobcr die erste Kunde erhielt, seitens der Regierung der Provinz Buenos-Ayres, die sich f ü r den Augenblick vom Argentinischen Slaalcubuudc getrennt hält, aber als selbstständiger Staat von keiner Macht bis jetzt anerkannt ist, einen lebhaften Protest hervorgerufen h a t , und w i r irren kaum iu der Annahme, dass der plötzliche, von keinem Principienwechscl begleitete Ministerwcchsel iu Rio de Janeiro iu Folge der Kundwerdung dieser Verträge eiugetretcn ist. Denn jedenfalls bleibt es auffällig, dass mau unter den neuen brasilianischen Ministern d r e i Männer fiudet, welche iu den diplomatischen Kunststückchen, die Brasilien um La Plata aufgeführt h a t , persönlich mitgewirkt haben. Denn Brasilien, das von jeher alle Mittel angewendet b a t , sich der Banda

*) Sielte Beilage N r . V.

— 15 — oriental xu bemächtigen, das für sein Sklaventhum keine grössere Besorgniss kennt, als die kräftige Entwicklung der freien Plata-Staaten, welche bei sich die Sklaverei längst aufgehoben haben, kann unmöglich Verträge mit Beifall begrüssen, wie die in Rede stehenden, die in Art. 8. d i e E n t w i c k e l u n g d e r H a n d e l s b e z i e h u n g e n zu d e n U f e r s t a a t e n u n d d i e V e r m e h r u n g d e r E i n w a n d e r u n g in d i e s e l b e n unumwunden als Hauptziele hinstellen. Es ist für diejenigen, welche den Schlangenwindungen der brasilianischen Politik mit einiger Aufmerksamkeit gefolgt sind, längst kein Geheimniss mehr, dass all' die schönen Redensarten von Humanität, denen man zum Ueberdruss in der brasilianischen Presse und in den Kammern begegnet, von Aufhebung des Sklavenhandels, Beförderung der Einwanderung nichts als Humbug sind. Brasilien intriguirte und intervenirte am La Plata nicht um des grossen Princips der freien Schifffahrt willen, wie es vorgab; denn diese Unwahrheit springt sofort in die Augen, wenn man sein Verhalten in der Schifffahrtsfrage des Amazonenstroms näher ins Auge fasst, an welcher die Staaten Bolivia, Peru, Equador, Neu-Granada und Venezuela genau dasselbe Interesse haben, als Brasilien an der Schifffahrtsfrage bezüglich der Zuflüsse des La Plata. Gegen alle bestehenden Verträge und Gesetze hat Brasilien in „seeräuberischer Weise" seit 1831 circa Millionen Afrikaner eingeschleppt, und dieselben sammt allen ihren Nachkommen, der persönlichen Freiheit beraubt, uud erhält sie in Sklaverei. Es sucht von allen angränzeoden Staaten, in denen die Sklaverei gesetzlich aufgehoben ist, Verträge zu erreichen über die Auslieferung von ans Brasilien entlaufenen Sklaven, d. h. solcher Menschen, die gegen alle Gesetze ihrer Freiheit beraubt worden und in jenen freien Staaten für ihr Menschcnrcclit Schutz suchen-, ja es i s t b e m ü h t , d i e S k l a v e r e i in d e n benachbarten Republiken unter einer andern Benenn u n g f a c t i s c h w i e d e r e i n z u f ü h r e n , lediglich, um dadurch die freie Einwanderung in diese Republiken zu verhindern; wovon das wahrhaft schamlose Circular vom 7. August 1852 und die darauf bezügliche Correspondenz, die man in



16



dem Relatorio, welehes der Minister des Auswärtigen den brasilianischen Kammern 1853 vorlegte, Seite 49 — 51 unter den Nummern 47 und 48 abgedruckt findet, ein sprechendes Zeugniss geben. W i r glauben uns daher nicht im I r r t h u m e zu befinden, wenn wir die Brasilianische Politik bezüglich der Plata • Staaten für eine dem Wohlstände und der Machtentwickelung dieser Staaten höchst verderbliche ansehen, eine Politik, welche lediglich die Schwächung dieser Staaten und deren absolute Abhängigkeit von Brasilien zum Ziel hat, also um jeden Preis die Enlwickelung des Handels und die Stärkung mittelst einer zahlreichen, intelligenten, thätigen Einwanderung zu verhindern trachtct. Die in Rede stehenden Verträge führen einen uuübersteiglichen Wall gegen diese machiavellistische Politik Brasiliens auf und der Schutz dieses Walles ist nunmehr der ganzen civilisirten Welt anvertraut. Es steht demnach nicht zu befürchten, dass es Brasilien je gelingen werde die dem Welthandel und der Einwanderung am La Plala geöffnete Pforte wieder zu schlicssen. Die höchsten materiellen und geistigen Interessen und der Unabhängigkeitsgeist der Binnenstaaten sind weitere mäclitigc Verbündete der Civilisation, welche auf der Insel Martin Garcia für immer ihr siegreiches Banner aufpflanzen wird*).

* ) Die Insel

Martin

Garcia,

welche die P r o v i n z

Buenos

A y r e s als ihr Eigenthum b e a n s p r u c h t , ist für die kaiserl. Brasil. R e gierung immer ein Gegenstand grosser Zärtlichkeit g e w e s e n , sie sogar in einein der drei fainösen V e r t r ä g e , die sie mit d e r

so

dass

Regie-

rung der belagerten Stadt M o n t e v i d e o alischloss, die Neutralität d i e ser

Insel

stipulirte

nicht undeutlich

und in der Fassung des betreffenden Artikels g a r

durchblicken

liess,

dass

der

freie Verkehr

auf den

Strömen für die „ U f e r s t a a t e n " nur gesichert sein w ü r d e , w e n n Brasilien die Insel in Besitz n ä h m e .

(Vgl. die Times vom 14. Nov. 1 6 5 1 ) .

Diese interessante Insel ist ausgedehnt genug um eine grosse Stadt mit vortrefflichem S e e h a f e n ,

Werften

etc. aufnehmen t u k ö n n e n ,

und es

giebt am La Plata eine a u f g e k l ä r t e P a r t h e i , w e l c h e sie längst für den Sitz der Regierung eines Bundesstaates, d e r ausser den

Argentinischen

II. Nähere Betrachtung der Flüsse des PlataStromgebietes. Können wir nach dem vorstehend Erwähnten die freie Schifffabrt auf den Zuflüssen des Rio dela Plata als eine unwiderruflich feststehende Thatsache ansehen, so ist die nähere Kebntniss

dieser Ströme unerlässlich, weil ihre Natur und

P r o v i n z e n , die Staaten Uruguay und P a r a g u a y mit umfasst, vortrefflich geeignet findet. pitale

des

Siehe die interessante S c h r i f t : Argyropolis ou la C a -

Etats

confédérés du Rio de la Plata , par M. Domingo F.

Sarmiento, Paris 1851.

Der

f o l g e n d e Passus aus dieser Schrift lehrt

den ganzen W e r t h und die B e d e u t u n g dieser Insel k e n n e n : France

dont

question,

l'intervention

ceux

qui

pacifique que nous indépendants fleuve

du

peut

exercer

„ A p r è s la

u n e g r a n d e influence sur la

peuvent faire le plus pour la réalisation de l'idée émettons,

ce

sont

les g o u v e r n e m e n t s f é d é r a u x et

littoral des rivières qui se réunissent pour f o r m e r le

de la Plata.

C'est pour eux une

question

de vie ou d e mort.

Si l ' I l e d e M a r t in - G a r c i a r e v i e n t s o u s l e p o u v o i r v e r n e m e n t de B u e n o s - A y r e s ,

du

gou-

il s u f f i r a d ' u n b a t e a u ù v a p e u r

a r m é e n g u e r r e , se promenant dans les eaux du P a r a n à , la soumission et le silence r é g n e n t sur les deux rives.

pour que

Adieu

alors,

tout règlement de la navigation des rivières, si souvent sollicité par les g o u v e r n e m e n t s fédéraux de S a n t a - F é , et à tant d'autres

dérisions

de

Corrientes

et

d'Entre-Rios

si cauteleusement différées jusqu'à la r é -

union d'un congrès, qu'on a mis tant d ' a r t à faire o u b l i e r ! d é r a t i o n ! adieu égalité entre les provinces!

Adieu f é -

Le g o u v e r n e m e n t d e B u e -

n o s - A y r e s tiendra sous ses pieds les peuples de l'intérieur qu'il n e r a par le moyen de la douane du p o r t u n i q u e , geôlier

domine

les

tout

domi-

comme

le

prisonniers par le m o y e n de la porte qu'il garde.

L'fle de Martin-Garcia est, à l'entrée des rivières, ce qu'est le verrou à la barrière d'un passage.

Malheur à ceux, qui seront dans l'impasse,

quanil le gouvernement d'une

seule p r o v i n c e aura de nouveau

sa ceinture la elef qui l'ouvre et qui le f e r m e !

mis à

C'est là q u e sont les

2



18



Beschaffenheit die Bedingungen feststellt, unter denen das angenommene Prinzip

anzuwenden

ist.

Im

Folgenden

wollen

wir daher in Kürze das Nöthige hierüber zusammenstellen. D e r gewaltige R i o d e l a P l a t a wird bekanntlich durch die Vereinigung (unter 3 4 ° S . B r . ) der beiden R i e s e n s t r ö m e : Paraná und Uruguay gebildet.

Mau weiss, dass Seeschiffe je-

der Grösse vom Meere aus bis Montevideo gelangen können. Von Montevideo bis zum Paraná guazu, dem Hauptmüudungsarme des Paraná, ist das F a h r w a s s e r nach Capitain Sulivans K a r t e ( 1 8 4 7 ) überall

zwischen 3 ¿ bis 10 Faden tief.

stimmt auch der B e r i c h t

Damit

des Capitains A. T. H o l h a n i * ) ,

so

dass also Seeschiffe von 16 bis 18 Fuss Tiefgang ohne S c h w i e rigkeit 1 0 0 Seemeilen, von Montevideo bis Martin Garcia, den S t r o m hinaufsteigen können. 1.

Der U r u g u a y .

E r entspringt in der Brasilianischen

Provinz S a n t a Catharina am Fusse der S c r r a do mar, durchströmt in westlicher Hauptrichtung durch fast 7 Längengrade einen zur Zeit noch wenig

gekannten, nieist mit Urwald be-

deckten Landstrich, macht dann einen grossen B o g e n ,

um iu

der Meridianrichtung den Rio de la Plata zu errreichen. Von der Einmündung des von Norden kommenden Repiri mini bis zur

Einmüudung

des

Brasilianischen

Grenzflusses

Quaraim

bildet er die Gränzc zwischeu Brasilien und der Argentinischen Conföderation,

destinées Pampa,

und von

futures se

va

du

Rio

mourant

da ab bis zu seiner Mündung

d e la P l a l a !

L'intérieur

de mort l e n t e ;

é l o i g n é d e s r i v i è r e s e t d e la c ô t e , dont le c o m m e r c e les villes existantes,

et



d é s e r t e t d é v e l o p p a n t la

il e n c r é e r a i t

de

Man w i r d h i e r n a c h die A n s t r e n g u n g e n können.

l'ouest

womöglich

Einmal würde

d a u e r n d in A n a r c h i e zu e r h a l t e n

Sklaven

der

civilisirtcn

unzulänglich sein

la trop

e u r o p é e n enrichit

nouvelles en

peuplant

le

Brasiliens, die Insel

e s die P h i t a - S l n a t e n , wissen

Welt

gegen

würde,

die

aushungern

es

1853.

fort-

können, Mass-

den brasil. S c h m u g g c l h a n d e l

würden.

* ) I a der Times vom 5. Juli

Martin

in s e i n e n B e s i t z zu b e k o m m e n ,

und z w e i t e n s ein so a u s g e d e h n t e s L i t t o r a l e g e w i n n e n , dass alle nahmen

de

beaucoup

civilisation."

G a r c i a u n t e r seinen E i n B u s s , würdigen

à

trop é l o i g n é ,

die

mit



19



Gl änze zwischen der letztern u n d ' d e r Republik Banda oriental del Uruguay. D i e wasserreichsten Nebenflüsse strömen ihm von Osten her zu, unter denen die grössern insgesammt schiffbar sind, und fruchtbare, herrliche Landschaften bewässern, in welchen mehr als 30 Millionen Menschen eine glückliche Existenz finden k ö n n t e n , die jetzt aber noch beinahe völlig verödet daliegen, weil Brasilien thatsächlich die freie Einwanderung fern zu halten sucht. Vor allen sind unter den Nebenflüssen des linken Ufers der Rio negro und der Ibiculiy oder Santa Maria zu nennen. Besonders wird der Rio negro in nicht zu ferner Zukunft eine grosse Bedeutung erlangen, wenn erst der europäische Auswandcrerstrom seine Richtung nach dem La Plata gewonnen h a t . " ) Auf der rechten Seite ist der bedeutendste Nebcnfluss der Rio Gualcguaychu, welcher an seiner Mündung einen vortrefflichen Hafen bildet, der schon heute f ü r den Verkehr mit Entre-Rios wichtig ist. Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Uruguay fast in seinem ganzen Laufe für grössere Fahrzeuge schiffbar ist; aber näher untersucht ist er nur in seinem Unterlaufe. Man weiss, dass er iu der Strecke zwischen 31* und 31* 2 3 ' S. Br. vou zwei Felsbänken durchzogen wird, welche, wenigstens bei niedrigem Wasserstande, die Schifffahrt unterbrechen. Nach Capitain Sulivans Karte hat das Fahrwasser des Uruguay, von Martin Garcia ab a u f w ä r t s bis zum 31 ° S. Br., von 3£ bis zu 14 Faden Tiefe, es können also auch Seeschiffe vou 14 bis 18 Fuss Tiefgang nach der Mündung des Rio negro und bi6 Gualeguaychu hinauf segeln. Nach Capitain Ilotham's oben angezogenem Bericht w ü r d e n Schiffe von 6 bis 14 Fuss Tiefgang diesen Strom 250 Seemeilen a u f w ä r t s bis zum ersten Wasserfall befahren köunen. 2) D e r P a r a n d . E r wird durch die Vereinigung der mächtigen S t r ö m e Rio grande und Paranahyba gebildet. D e r

*) Siehe: Die Läader am Uruguay, von S. G. Kerst, Berlin 1851 und von Demselben: Die Länder im Stromgebiete des La Plata, Berlin 1652.

2*



20



erstere entspringt (unter 2 2 ° S . B r . ) in der Brasilianischen Provinz Minas geraes auf der Serra de Mantiqueira, nur 2 0 geogr. Meilen von der atlantischen Kflste entfernt, durchströmt in westlicher Hauptrichtung ein ausgedehntes, überaus reiches Thal der Provinz Minas geraes und den südlichen, beinahe ganz menschenleeren Theil der brasilianischen Provinz Goyaz, und vereinigt sich nach einem Laufe von circa 150 geographischen Meilen, nachdem er eine grosse Zahl kleinerer und grösserer Nebenflüsse, unter denen der Sapucahy und Pardo als die ansehnlichsten zu nennen sind, aufgenommen, auf der Gränze von Mattogrosso mit dem fast nicht minder bedeutenden Paranahybastrom.

Dieser letztere hat seine Quellen in

der Provinz Goyaz auf der Serra S. Br.),

da Matta da Corda ( 1 8 °

nimmt zuerst einen westsüdwestlichen Lauf, dann,

nachdem er den von Norden kommenden rumba

aufgenommen,

einen

mehr

ansehnlichen Cu-

südlichen

Lauf auf der

Gränze zwischen Goyaz und Matto grosso, und mischt seine Wassermasse

unter 2 0 °

Von dieser Vereinigung

22'

S. Br.

ab nimmt

mit

dem

Rio

grande.

der majestätische Strom

den Namen Paraná an, den er bis zu seiner Einmündung in den Plata beibehält.

Nach einem Laufe von mehr als 180

geographischen Meilen durch ziemlich unbekannte Wildnisse Brasiliens und die Gränze zwischen Paraguay und Brasilien, und Paraguay und der Argentinischen Coufodcralion bildend, nimmt er den gewaltigen Paraguay strom auf, und von hier ab mehr einem Meerarme denn einem Strome gleichend, wendet er sich in südlicher Richtung dem noch 130 geographische Meilen entfernten Plata zu, allein der Argentinischen Conföderalion angehörend.

Nur

auf dieser letztern Strecke ist er näher bekannt; aber selbst auf dieser, w o er die Hauptader des innern Verkehrs bildet, hat sich in den dreihundert Jahren seit der Eroberung in seinem Ansehen wenig geändert. sermasse,

„ E s ist immer dieselbe Was-

die sich ihr B e t t gräbt bis zu Tiefen,

die häufig

das Senkblei kaum zu erreichen vermag, bald einen Spiegel bildend, auf welchem sich das Auge vergebens abmüht, die Ufer zu schauen, bald ihre Wogen in Engen

aufthürmend,

w o sie sich zwischen Inseln, die sich dem Lauf entgegenstel-



21



len, einen Weg bahnen muss. Zuweilen bespült der Strom seine Uferränder, die er auch wohl überfluthet und man glaubt sich dann in einem See zu befinden, bald stürzt er an dem Fusse eines steilen Ufers (baranca) hin, dessen Band hundert Fuss seinen Spiegel überragt und scheint in einen Abgrund zu fliehen."*) Dies ist der Paraná von der Einmündung des Paraguay bis zum Rio de la Plata, in welchem er sich verliert. Dass er auch in seinem obern Laufe, welcher zumTheil Brasilien allein, zum Theil Brasilien und Paraguay, und der Argentinischen Conföderation und Paraguay gemeinschaftlich angehört, ebenso wie seine mächtigen, heute noch blos menschenleere Wildnisse, welche die Natur mit grossem Luxus ausgestattet hat, durchströmenden Nebenflüsse, für grössere Fahrzeuge schiffbar ist, kann nicht bezweifelt ^werden. Man weiss indess, dass sieben Wasserfalle (zwischen 23¿° and 25° S. Br.), in welchem sich die gewaltige Wassermasse auf einer Strecke von 25 Leguas von Abgrund zu Abgrund hinabstürzt, die Schifffahrt unterbrechen. Von der Beschaffenheit des Fahrwassers des untern Laufes des Paraná, der iur jetzt auch nur von grösserer Wichtigkeit ist, haben wir erst eine genauere Kenntniss erlangt, seit im vorigen Jahre (1852) britische und französische Dampfschiffe den Paraná und Paraguay bis Asunción hinaufstiegen. Das englische Dampfschiff hatte 10 Fuss Tiefgang nnd machte die Reise ohne Schwierigkeit; inzwischen hat sich bei dieser Fahrt gezeigt, dass weniger tief gehende Schiffe die Reise schneller machen können, indem sie nicht genöthigt sind, das tiefere Fahrwasser zu halten, wo die Strömung meist sehr stark ist. Ueberdies giebt es zwischen den StSdten Santa Fé und Bajada de Paraná zwei seichte Stellen im Fahrwasser, über welche Schiffe, die mehr als 10 Fuss Tiefgang haben, bei dem niedrigsten Wasserstande nur mit Schwierigkeit fortkommeu, und 160 Miles weiter aufwärts findet sich eine noch schlimmere seichte Stelle, der Pass von S. Juan genannt, woselbst beim niedrigsten Wasserstande nur Schiffe von 7{*) Capitata Tb. P a g e , Le Paraguay, Paris 1851.



22



Fuss Tiefgang fortkommen. Während sechs Monaten im J a h r (December bis Juni) hat der Strom Hochwasser, während den übrigen sechs Monaten ciueu niedrigen Wasserstand. Bei hohem Wasserstande wächst die Tiefe des Stromes an den Stellen, w o sein Bett schmäler ist, u m ' 8 F u s s , da w o dasselbe breiter ist, oder wo er über seine TJfer t r i t t , um 3 Fuss. Während des hohen Wasserstandes würden also auch Schiffe von mehr als 10 Fuss Tiefgang über die vorhin genannten seichten Stellen kommen. Die Strömung ändert sich je nach der Jahreszeit von 2 bis 4 miles die S t u n d e , so dass also Segelschiffe eines sehr kräftigen Windes bedürfen, um sie zu überwinden. Auch für die Windströmungen scheint der Strom der natürliche Kanal zu sein, denn sie wehen hauptsächlich nur den Strom auf- oder a b w ä r t s , und zwar ist zu rechnen, dass auf zwei Tage Nordwind, ein Tag Südwind kömmt. Hieraus ergiebt sich, dass die Bergfahrt für Secgclschiffc langwierig w i r d , und tnan rechnet in der That durchschnittlich 70 Tage, um von Buenos Ayres nach Asuncion del Paraguay zu gelangen; was eine länger dauernde Fabrt ist, als von Europa nach Buenos Ayres. D a m p f s c h i f f e v o n 8 F u s s T i e f g a n g gelangen d a g e g e n , w i e die Erfahrung l e h r t , v o n B u e n o s A y r e s in 8 T a g e n n a c h A s u n c i o n u n d m a c h e n d i e s e n W e g in 5 T a g e n z u r ü c k . D e r erwähnten Umstände wegen werden Seeschiffe in der Regel nicht über R o s a r i o hinaus den Strom hiuaufscgeln und bis zu diesem, f ü r den Verkehr vortrefflich gelegenen, Orte (35 geogr. Meilen von der Insel Martin Garcia entfernt) linden Schiffe von 14—16 Fuss Tiefgang ein schönes Fahrwasser. W a n r e n , die von Europa kommend, für das Plata-Binnenland bestimmt siud, werden demnach mit Vortheil in Montevideo. Buenos Ayres, Gualeguaychti, St. Nicolas und Rosario ausgeladen und von dort auf Dampfschiffcn weiter ins Innere befördert. Unter den Nebenflüssen des Uutern-Paranä sind zu nennen: auf der rechten Seite der S a l a d o , welcher in der Cordillcra Vallcs (Provinz Salta) entspringt, das G r a n - C h a c o durchströmt und bei S a n t a - F e in den Pnranä m ü n d e t ; auf



23



der liiikeo Seite der C o r r i e n t e s , C o n c h i t a s (bei Bajada) und der Gnaleguay, welche in das Innere der reichcu Provinzen Corrientes und Entre - R i o s fuhren. 3. Der P a r a g u a y . Die Quellen dieses Stromes liegen in dem reichen Diamantendistrict der Brasilianischen Provinz Mattogrosso, etwa in 14 a S . Br. In dem genannten reichen Becken haben eine Menge Nebenflüsse ihren Ursprung, z. B. der Preto, Vermelho, S e p u t u b a * ) , Cabacal etc., durch deren Aufnahme der Paraguay sehr schnell zu einem ansehnlichen schifTbaren Strome anwächst. Nachdcm er in 1 6 ° 2 5 ' sich mit dem ansehnlichen J a u r i i * * ) vereinigt hat, tritt er in eine eine Wasserverbindung

zwi-

schen dem A m a z o n e n - und Platagebiet herzustellen sein w ü r d e ,

* ) Wie leiebt

in diesen Gegenden

lehrt

auch die folgende Notiz, die wir einem brasilianischen Journal entlehnen: der

„ E s w a r in dieser Gegend (bei den Quellen des Seputuba), w o alle und kühne Sergent J o á o de Souza einen natürlichen Tunnel

— der Sumudouro g e n a n n t ,

weil er sein Wasser eine Viertel Legua

durch einen B e r g sendet —

vorfand, der sein Wasser dem

zuführt.

Amazon

Nachdem jener Sergent von Cuyabá ( 1 7 4 6 ) auf dem Flusse

gleichen Namens bis zum P a r a g u a y herabgefahren w a r , letzteren hinauf, seiner Quelle.

fuhr in den Seputuba

stieg er den

und befuhr denselben bis zu

OeBnete sich dann vermittelst des Messers einen W e g

durch den Urwald auf der Entfernung von 3 L e g u a s ,

wohin er seine

Kähne brachte, die er auf den Sumidouro warf und bis dabin befuhr, w o derselbe in der Erde verschwindet.

Nachdem er sich hier a u s g e -

schifft, überliess er die Kähne der Strömung, er selbst aber begab sich über die S e r r a zu F u s s , und als er an den Ort g e l a n g l e , wo er (der Sumidouro) wieder zum Vorschein k a m , halte er das Glück zu sehen, wie seine Kähne, obne Schaden zu nehmen, angelangt w a r e n . " Oer Berichterstatter

erwähnt

bei dieser Gelegenheit f e r n e r : J o á o

dem Sumidouro

de Souza habe sich auf

wieder

eingeschifft, sei

den

Arinos hinabgefahren und so in den Amazonas und nach Para g e l a n g t , „woselbst

er w e g e n s e i n e r E n t d e c k u n g e n

geworfen

wurde;

es später die

denn

es

Brasiliens gewesen,

zu s e i n , a l s J a p a n , und d e r S c h ä t z e ,

ins

ebenso

sie

und ist

ausschliesslich

in B e t r e f f d i e s e r g r o s s e n die

Gefängnis*

war Politik Portugals,

Flussbecken

e n t h a l t e n . " (Correio Mercantil v. 10.

Oclober 1853 ) " ) Es ist Bcbon oben e r w ä h n t ,

dass sich mittelst des Jaurii eine

Kanalverbindung zwischen dem Paraguay und Madeira herstellen liesse. Die geeigneiste Stelle w ü r d e dort s e i n , w o sich der A g u a p a h y

(Ne-



24



gewaltige Ebene, die er zur Regenzeit ganz überschwemmt, weil sein Bett sich unter 18° 3 3 ' dergestalt verengt, dass an dieser Stelle der Strom nur 100 Varas*) Breite bei 10 Varas Tiefe hat. Von diesem Punkte ab begleiten ihn in seinem südlichen Laufe links die Ebene, rechts die S. FernandoBerge bis 19° 30'. In 19° 48' findet sich wieder eine Verengerung des Flussbettes, der Estrecho de S. Francisco Javier und unter 21° 17' eine dritte Verengung, erzeugt durch die Berge Tres Ilermanos. Von hier ab senkt sich das rechte Ufer in die Ebene des Gran Chaco. Zwischen Ufern, die alle Reize einer tropischon Vegetation zeigen, wälzt nun der gewaltige Strom seine klaren Wassermassen immer weiter nach S ü d e n , bis er dieselben (unter 27° 15') bei Corrientes, nach einem Laufe von mehr als 200 geographischen Meilen, mit den trüben Wogen des Parana mischt. Dass der Paraguaystroin von seiner Müudung bis zum Jaurü für Schiffe von 8 — 10 Fuss Tiefgang ohne alle Hindernisse in allen Jahreszeiten befahrbar ist, darf nicht bezweifelt werden. Schon die ei sten Eroberer haben in Brigantinen ihn aufgcscgclt, genauer Imtcrsueht haben ihn Don Manuel Flores 1756, bei Gelegenheit der Grenzbesliminung,* 9 ) D. Felix Azara 1792, welcher in seiner Correspondcnz den Strom „den

benfluas des J a u r u ) , dem A l e g r e (Nebenfluss des G u a p o r é ) auf 5 3 0 0 Toisen n ä h e r n , haben.

ohne eine wirkliche L a n d e r h e b u n g

Der Gouverneur Luis Pinto de Souza

zwischen sich zu

lieas in dieser G e g e n d

1772 ein Frachtschiff mit 6 Ruder per Bord passiren. • ) Die

Spanische

Vara

ist =

0 , 8 3 5 5 Meter =

2

Fuss

8

Zoll

rheinl. " ) Leider scheint die Karte, w e l c h e D. Manuel Flores vom P a r a guay e n t w o r f e n hatte, verloren, oder im Staube der Archive i r g e n d w o v e r g r a b e n zu s e i n ; w i r k e n n e n von seiner Beschreibung leider nichts ala einen B r i e f , den er über seine Expedition an den Vicekönig von Buenos A y r e s g e s c h r i e b e n , und den P e d r o de Angclis

in seinen C o -

lecciones de documentos Vol. IV. mittheilt; allerdings ein sehr w e r t h volles Aktenstück, und um so w e r t h v o l l e r , da es heute noch die beste und g e n a u e s t e Beschreibung des Stromes ist, die es giebt. es im Vorstehenden Gebrauch machen.

benutzt

und w e r d e n

W i r haben

im Folgenden noch davon



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sbhönstcn der Welt f ü r die S c h i f f a h r t " nennt, und „der uns ohne alle Hindernisse bis in den Mittelpunkt der Portugiesischen Minen f ü h r t . " * ) In der allerneuesten Zeit sind Seeschiffe und Dampfschiffe bis nach Asunción gelangt, und einstimmig ist die Bewunderung des gewaltigen Stromes, welcher rahig und langsam seine grossen Wassermassen wälzt dessen Tiefe fiberall sehr gross, ohne Klippen, ohne Strudel und dessen Breite dreimal grösser als die der Seine bei Neuilly ist.**) Unter seinen Nebenflüssen sind ausser den oben schon gc nannten zu e r w ä h n e n : Auf der linken Seite: a) Der C u y a b a , welcher mindestens von der Stadt gleichen Namens an, für grössere Fahrzeuge schiffbar ist. b) Der gewaltige T a q u a r i , welcher durch drei Mündungen sich in den Paraguay ergiesst, und in Verbindung mit dem vorigen und dem Paraguay, in der Regenzeit , Februar und März, die - weite Ebene überschwemmt, die sich von der Mündung des Jaurú bis zu der des Taquary und von den San Fernando-Bergen östlich SO — 40 Meilen in die Provinz Matto grosso ausdehnt, w o alsdann dieses gewaltige Becken sich als ein unermesslicher See darstellt, aus welchem hin und wieder Hügel und Baumgruppen als Inseln hervorragen. Dieses Becken, welches übrigens den Rest des Jahres hindurch eine fruchtbare Prairie ist, wird auf den Karten gewöhnlich als Laguna de Xarayes bezeichnet. c) Der gleichfalls schiffbare M b o t e l y , dessen Quellen in der Nähe der Quellen solcher Flüsse liegen, welche sich ostwärts in den Paraná ergiesseu. Es würde die Untersuchung verlohnen, ob hier eine Kanalverbindung zwischen dem Paraguay und obern Paraná herzustellen sei, indem durch denselben eine bequeme Wasserver-

*) Pedro de Angelis Colecciones. •*) Th. Page Le Paraguay pag. 9.



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binduug, mit U m g e h u n g der oben beim P a r a n ä e r w ä h u teu W a s s e r f a l l e , f ü r den westlichen T h c i l der P r o v i n z e u S. P a u l o uud die südlichen Thcile der P r o v i n z e n Miuas geraes u n d G o y a z hergestellt

würde;

d) eine grosse A n z a h l kleinerer F l ü s s e , Innern der Republik P a r a g u a y

welche

aus

dem

k o m m e n und v o n denen

die Mehrzahl, w e n i g s t e n s f ü r kleinere F a h r z e u g e , schiffbar i s t ; der w i c h t i g s t e u n t e r diesen ist der

Tibicuary

im S ü d e n , w e l c h e r die augebautesten Gegenden der Republik P a r a g u a y d u r c h s t r ö m t , bis Villa Rica schiffbar ist. und 10 Leguas oberhalb Pilar de N e m b u c o Auf der r e e l l t e i l

ausmündet.

Seite:

a) die A u s f l ü s s e einer Menge grösserer und kleinerer Seen, welche z w i s c h e n den S a n F e r n a n d o - B e r g e n liegen,

und

deren s p ä t e r ausführlicher gedacht w e r d e n soll. b) D e r O t u q u i s ,

der seine M ü n d u n g ain südlichen E n d e

der oben g e n a n n t e n Bergkette, e t w a u n t e r i n 2 0 ° S. Br. hat,

und

und

S.

aus

dung n i m m t auf.

den

Rafael

wasserreichen

gebildet

wird.

Zuflüssen

Tucubaca

K u r z vor seiner

Mün-

er noch den wenig b e k a n n t e n Latiriquiqui

D i e grosse Wichtigkeit

des Oluquis-Gebictcs für

den V e r k e h r Boliviens verdient einer ausführlichen Betrachtung, Raum

und

w i r w e r d e n ihm daher einen grösseren

widmen.

c) D e r P i l c o m a y o

oder P i l c o - M a y o

(Sperlingslluss) hat

seine Quellen n o r d w e s t l i c h von Polosi u n t e r 1 9 ° S. Br., geht

ein w e n i g

südlich

von

Chuquisaca,

biegt

dann

nach S. O. und vereinigt sich u n t e r dem 2 1 . Breitengrad mit dem Rio Pilaya oder Tupiza.

D u r c h b r i c h t in

seinem w e i t e r n L a u t e die Cordillera von Abarenda und stürzt

in

einem

Guarapetcndi Cliaco.

in

Wasserfall die

und

nach

20

wellenförmige

Sein sehr gesehlängeltcr

liche H a u p t r i c h t u n g nach

von

bei,

Fuss

Fläche

Lauf hält

und er m ü n d e t ,

die w e n i g

Höhe des

bei Grau

die südöstnachdem

bekannten F l ü s s e :

er

Sepepe,

S a l a d o , S a n t a R o s a . T a b a s , Yoyivida a u f g e n o m m e n , in ¿wei A r m e n in den P a r a g u a y , von denen d e r nördliche,



27



grössere, Aragnay oder Araqnai genannt, 10 Leguas unterhalb Asuncion del Paraguay, der südlichere, Confuso, welcher sich nochmals theilt, 9 Legaas w e i t e r , seine Mündung hat. Es sind, namentlich auch in der neuesten Zeit, mannigfache Versuche gemacht w o r d e n , diesen Strom zu befahren, inzwischen alle diese Versuche sind missglückt. Seine Strömung ist, so weit er untersucht ist, überall sehr s t a r k , es finden sich sehr viele seichtc Stellen in seinem B e t t , auf denen in der trockenen Jahreszeit der Wasserstand nur wenige Zolle beträgt, hat Stromschnellen, sein Bett bildet häuGge Veränderungen. Dieser liindernisse wegen wird er noch lange für den Verkehr von geringem Vortheile sein, d) D e r B e r m e j o . E r hat seine zahlreichen Quellflüsse in den Bergen von Tarija. Nachdem er diese Stadt verlassen , empfangt er die Flüsse Narvaez oder Salinas, I t a u , S. Jacintho u. a. und nimmt auf Argentinischem Gebiete den Pescado und den Rio Cento (in der Nähe von Oran 22° 45' Br.) auf. Bis hierher hindern Klippen mannigfach seine Bcschiffung; von Cento ab aber wird er schifTbar. Sechszehn Leguas von O r a u , 50 Lcguas von Jujui und etwa in demselben Abstände von T a r i j a , an dem O r t e , den man J u n t a s d e S. F r a n c i s c o nennt, verbindet er sich mit dem, für kleine Fahrzeuge eine Strecke a u f w ä r t s schiffbaren, Rio grande de J u j u i , welcher vorher sich durch eine Menge kleinerer. Flüsse verstärkt hat. Bald nach seiner Vereinigung tritt der Bermejo in das Hügelland des Gran Chaco und kann schon auf dieser Strcckc Fahrzeuge von 4 bis 500 Tons tragen. Iii seinem w e i t e m Laufe bleibt er ziemlich dem Pilcomayo pararallel, mit Ausnahme eines grossen Bogens, den er gegen Norden macht — die Esquina grande genannt. Im Gran-Chaco erweitert sich sein B e t t , uiul damit nimmt seine Tiefe ab. E r hat zwei Stellen, die in der trockenen Jahreszeit seine Beschulung zu Berg hemmen. Die eine die-



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ser Stellen befindet sich etwa eine oder zwei Tagereisen von der Mündung, und besteht, nach Soria's Angaben, in einer Thonbank von 7 — 8 Fuss Höhe, durch welche der Strom w i e durch ein Mühlgerinne schiesst, die aber bei H o c h w a s s e r auch in der Bergfahrt zu überwinden sein dürfte. Die andere Stelle liegt einige Tagereisen abwärts von Junlas de S. Francisco und scheint grössere Schwierigkeiten darzubieten. Es ist eine Stromschnelle, fast ein Wasserfall zu nennen, der einen sehr heftigen Strudel bildet. Alle bisherigen Vcrsuchsreisen auf dem Bermcjo sind thalwärts ausgeführt w o r d e n , und in Fahrzeugen, die nur wenige Zoll Tiefgang h a t t e n ; womit allerdings jeder Zweifel über seine Schiffbarkeit gehoben ist, aber dic Frage ist damit noch keineswegs gelöst, ob er bergw ä r t s in der trockenen Jahreszeit, in seiner ganzen Strecke von der Mündung bis zu den Juntas de S t . Francisco, oder auch nur bis zu dem eben gedachten obern Salto zu befahren ist. O h n e Zweifel ist er dies für Dampfschiffe, wie auch Weddel bemerkt,*) während des höchsten Wasserstandes, d. h. vier Monate des Jahres hindurch.

III. Uruguay.

Die Argentinische ConfÖderation. Das (¡ran Chaco.

Das Ländergebiet,

welches

die Zuflüsse des Rio de la

Plata bewässern, ist, wie wir im vorigen Abschnitte gesehen haben,

beinahe eben so gross als der Theil des südamerika-

nischen Kontinents, der zwischen dem 14. und 35. Breitengrade liegt, denn es sind von dieser Fläche nur die schmalen *) François de Castelaau Histoire du Voyage T. VF. pag. 389.



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Küstenstreifen abzuziehen, welche die Anden an der einen, das brasilianische Küstengebirge an der andern Seite abtrennen. Eine genauere Berechnung ergiebt für die Oberfläche des Plata-Stromgebiets in seiner grössten Beschränkung die Zahl von 71,700 geographischen • Meilen. Es ist demnach das zweite Stromgebiet der Erde, circa 18,000 geographische QMeilen kleiner, als das Amazonen-, und um eben so viel grösser, als das Mississippi-Gebiet, und verglichen mit der Quadratlläche anderer Stromgebiete, übertrifft es das des Nils des Ganges 3£, der Donau 5, des Bheins 18, der Eibe 26, der Loire 30 mal; an natürlichen Reichthümern des Bodens aber ist es unbestritten das erste der Welt. Seine Bedeutung steigert sich noch, wenn wir die Lage und Richtung der Ströme in Betracht ziehen. Das Plata-Stromgebiet ist das einzige der Erde, welches gleichmässig der heissen und der gemässigten Zone angehört, und den Austausch aller der unendlich verschiedenen Produkte dieser Zonen, mit Anwendung des Dampfes auf seinen Strömen, in sehr wenigen Tagen gestattet, es ist das einzige der grossen Stromgebiete, das den Lauf seiner Gewässer vom Aequator abgekehrt nach Süden gerichtet hat. Die Jahreszeiten, welche den Ackerbau regeln, sind dort denen unserer Erdhälfte entgegengesetzt; der Landmann am Plata säet, wenn wir ärnten, und umgekehrt. Hat man wohl je die Bedeutung gehörig erwogen, welche die allweise Vorsehung in diese Anordnung für das Wohl und die Erhaltung des menschlichen Geschlechts gelegt h a t ? Man denke sich das Plata-Gebiet mit einer betriebsamen Bevölkerung besetzt, welche dem reichen Boden, im Süden und Norden desselben, alle Produkte der gemässigten wie der heissen Zone abgewinnt, wie es von den Culturvölkern der nördlichen Erdhälftc, hier aber räumlich weit auseinander licgeud, geschieht, wie leicht werden die Aerndten am Plala, die wenigstens zum guten Theil in unsern Frühling fallen, im Stande sein, Mangel und Noth abzuhelfen, von denen die nördliche Erdhälfte in Jahren des Misswachses betroffen wird I Der Dampf, welcher in der grossen Schifffahrt immer mehr zur Anwendung kommt, bald allgemein angewendet werden



30



d ü r f t e , r ü c k t die M u n d u n g des Rio de la P l a t a den

atlanti-

s c h e n europäischen S e e h ä f e n ziemlich eben so n a h e , als jetzt Odessa

wie

und die S e e h a f e n der D o n a u zu ihnen s t e h e n ;

aber w i e unendlich mannigfaltiger sind die P r o d u k t e , w e l c h e die SchifTo in den P l a t a - H ä f e n w e r d e n einnehmen können 1 Allerdings w i r d das Platagebiet erst in der Z u k u n f t das Vollgewicht seiner B e d e u t u n g e n t w i c k e l n , aber diese Z u k u n f t i s t , w i e die E u t w i c k e l u n g

N o r d - A m e r i k a s gelehrt

sehr n a h e , und ihr H e r a n n a h e n kann werden,

wenn

die g e g e n w ä r t i g e n

stände verständig

benutzt

unendlich

hat,

Zeitverhältnisse

werden.

eine

beschleunigt

Nichts fehlt

und

Um-

dem P l a t a -

Gebiet als arbeitsluslige Menschen uud dass sich ihm die grosse S p e k u l a t i o n z u w e n d e t , die nirgeud iu der W e l t ein reicheres Aerudtefeld linden k a n n .

W e n n man hin uud wieder e r w a r -

tet h a t , dass mit der O e i l n u n g des P a r a u a f ü r den freien Verk e h r s o f o r t ein g e w a l t i g e r Absatz europäischer W a a r e n eiut r e t e n w ü r d e , so w a r das eine T ä u s c h u n g der s o n d e r b a r s t e n A r t , die n u r zu deutlich v e r r ä l h , w i e w e n i g iu E u r o p a das L a n d uud die W i r k u n g e n der Barbaren-Regierung, w e l c h e auf demselben ein Meuscheiiullcr gelastet, gekannt w a r e n .

Noch

befremdlicher aber sind die Urlhcile D e r j e n i g e n , w e l c h e der

Zuvorkommenheit

Chefs

oder

dieser Regierung

der S c h e i n m a c h t

bestochen,

sich

des

von

früheren

die Mühe

gegeben

haben, in E u r o p a den Glauben zu v e r b r e i t e n , dass ü b e r h a u p t eiu

grösserer A u f s c h w u n g

Rosas

Schreckensherrschaft

couceulrirl w a r , Köhlerglaube

hat

gar

des V e r k e h r s , gekannt

nicht möglich

hin

als w i e

und

in

sei.

Auch

u n d w i e d e r Eingang

er unter

Buenos ein

Ayrcs solcher

gefunden.

Wir

sind d a h e r gciiülhigl, einen Blick auf die g e g e n w ä r t i g e n Verhältnisse jener L ä n d e r zu w e r f e n ,

um ein unbefangenes Ur-

lheil über die Aussichten, die sie f ü r G e g e n w a r t und Z u k u n f t bieten, zu g e w i n n e n .

Die Republik Banda oriental del Uruguay. Diese

Republik

ist

für

amerikanische

Verhältnisse

ein

sehr kleiner, aber durch seiue Lage an der M ü n d u n g des Rio de la P l a t a sehr w i c h t i g e r S t a a t .

A u f seiner Obcrllüchc von

-

31 —

mindestens 4000 geogr. QMeilen zählt man kanm 100,000 Einwohner*), von denen mehr als zwei Drittel in den Städten: Montevideo, Maldonado, Colonia, Paysandú und den wenigen kleinen Klecken des Innern zusammengedrängt leben. Der Boden dieses Staates ist durchweg ein ausgezeichnet fruchtbarer, den wasserreiche Ströme, wie der Rio Negro, Dayman, Arapahy, Quaraim, Jaguaron, Tacuary, Cebollaty, Santa Luzia und unzählige kleinere Flüsse bewässern. Der mächtige Rio negro, an dessen Mündung ein vortrefflicher Seehafen gegründet werden könnte, mit seinen gleichfalls schiffbaren Nebenflüssen Yaceguá, Tacuarembó und Gy auf der West-Seite, und der Cebollati mit dem Ulimar grande und Pardo auf der Ost-Seite sind vortrefflich geeignet, den Verkehr durch das ganze Innere des Landes zu vermitteln. Bis heute zeigt sich auch noch nicht eine Spur einer solchen Benutzung, denn der fette Boden, den diese Flüsse bewässern, harrt der Bebauer. D a s Klima gehört zu den gepriesensten der Erde. Alle europäischen Getreidearten, Früchte und Gemüse, überdies: Mais, Baumwolle, Rciss etc. gedeihen in demselben, aber noch hat kein Pflug in dem ganzen Gebiet die narbige Grassfläche geritzt, auf welcher sich bisher nur grosse Ilcerden von Rindvieh und Pferden tummeln, welche die Hauptausfuhrartikel des Landes liefern. Die herrliche Abwechselung von grassreichen Cochilhas, Scrras und Thälern machen das Land vorzüglich geeignet für die Schaafzuclit. Die Thiere finden Sommer und Winter hinlängliche Nahrung im Freien, die Mühe des Heuerndtens fallt fort. D a s s der Boden nicht arm au geschätzten Mineralien ist, ist längst erwiesen, ernste Nachforschungen haben aber bis jetzt nicht stattgefunden. Bei Minas, 11 Leguas nördlich von Maldonado, findet man Gold im Arroyo de S . Francisco; Gold und Silber am Tacuarembó, Kupfer am Abhänge der Serra von Montevideo, in der Quinta des Manuel Ilerera y Obes und bei Minas, Antimon bei Solls im Departement Mi* ) Die neueste dem Verfasser e u g e g a n g e n e Statistik giebt 131,989 Einwohner.



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nas, Blei bei Minas-, Eisen in der Serra von Montevideo; Zinnober bei Minas, Schwefel im Departement Colonia, Steinkohlen bei Minas, Kalksteine bei Montevideo und Minas. Der W e r t h der bisherigen Einfuhr beträgt jährlich im Durchschnitt 14 Millionen, der der Ausfuhr 12 Millionen Preuss. Thaler. Der Schleichhandel, der sehr bedeutend ist, vermehrt die angegebene Einfuhr um mindestens 25 Procent, oder zwischen 3 bis 4 Millionen Thaler. Wahrlich ein Staat von circa 100,000 E i n w o h n e r n , der bis jetzt ohne Ackcrbau, Bergbau und ohne alle Industrie, lediglich durch die Häute, Horner, Haare, Talg und Fleisch der wilden Hcerdeu, die seine reichen Fluren bevölkern, eine Handelsbewegung von diesem Umfange bietet, ist w o h l werth, in Europa, namentlich in Deutschland, eine grössere Beachtung als bisher zu finden. Zu welcher Bedeutung w ü r d e er aufsteigen, w e n n sein Gebiet, auf weichein mehr als 15 Millionen Menschen behaglich leben könnten, durch europäische Einwanderung auch vor erst von einer, oder auch nur von einer halben Million betriebsamer Menschen bevölkert w ä r e ! Eine solche Zahl w ü r d e mehr als hinreichend sein, diesen Staat in Wahrheit unabhängig zu machen, und ihn für immer dem Einflüsse der auf seine Zerstörung gerichteten Politik des Cabinets von Rio de Janeiro zu entziehen. Dieselbe Politik, welche die eigenen, vom Mittelpunkt der Macht entfernten Provinzen, zumal die Gränz-Provinzen Rio grande do Sul, Parä und Mattagrosso, durch Hemmung ihrer Entwickelung in Abhängigkeit und Unterwürfigkeit von Rio de Janeiro zu erhalten sucht, ist noch weit sorgsamer bemüht, das Aufkommen eines Nachbarstaates, welcher in der Bevölkerung der herabgekommenen oder zurückbleibenden Provinzen gefährliche Vergleichungcn anregen könnte, zu verhindern, und vor allen sind es die Plata-Staatcn, und unter diesen wieder vorzugsweise U r u g u a y , welche sich diese Politik zu ihrem Opfer ausersehen hat. Von jeher hat sich die Regierung Brasiliens viel Mühe gegeben, die Banda oriental und die Insel Martin Garcia in ihre Hände zu bekommen, ein Besitz, der das g a n z e Piatage-



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biet seiner Herrschaft nnterwerfen würde, das dann in sehr kurzer Zeit eine Wüstenei darstellen würde, wie das Amazonen-Gebiet, das östliche Peru, Ecuador etc. Es würde hier zu weit führen, wollten wir diese auf die Fernhaltung einer grössern europäischen Einwanderung und gegen die Civilisation gerichtete Politik Brasiliens an den zahlreichen vorliegenden Thatsachen umständlicher nachweisen. Es genügt, an Folgendes zu erinnern. Während des Unabhäugigkeitskampfes der Spanischen Kolonien benutzte Brasilien die eingetretene Schwäche der Regierung in Buenos Ayres und den Abscheu, den das barbarische Gaucho-Regiment des Artigas in der Banda oriental bei dem gebildetem Theile der Bevölkerung erweckte, um sich der letztern zu bemächtigen, nnd sie zu einer Provinz Brasiliens zu machen. Die Einwohner trugen das neue Joch mit um so grösserem Widerwillen, als es bald dem Blödsichtigsten klar wurde, dass nicht die Förderung der Interessen des Landes, sondern die Unterdrückung desselben das Ziel der Brasilianischen Verwaltung war. Der Aufstand brach aus, und unterstützt von der Argentinischen Confoderation ward das Land rasch befreit und der Krieg bald auf Brasilianisches Gebiet, in die Provinz Rio grande, welche dadurch ausserordentlich litt, gespielt. In dem für Brasilien wenig ehrenvollen Frieden vom 27. August 1828 erkannte es die Unabhängigkeit des neuen Staates Banda oriental an. — Wunderbar schnell entwickelte sich der Wohlstand der neueu Republik. Die Hauptstadt Montevideo verdoppelte in einem Jahrzehent die Zahl ihrer Häuser und Einwohner, und der Werth ihrer Einfuhr vervierfachte sich in Folge der beginnenden Einwanderung. Das Kabinet in Rio sah diese Fortschritte mit um so grösserer Beunruhigung als derselbe von der Provinz Rio grande nicht unbeachtet bleiben konnte, welche durch die chinesiche Absperrung gegen eine grössere freie Einwanderung in dcmselbcu Zeiträume kaum den Wohlstand wieder erlangen konnte, den sie vor der Schilderhebung in der Banda oriental besessen. Es erklärt sich hieraus die eigentümliche Wechselwirkung zwischen der Republik Uruguay und der Pro3



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vinz Rio grande, die sich in der Erscheinung kuiid giebt, dass in der letztern sofort Symptome einer politischen Gährung sich zeigen, wenn in Uruguay Frieden und Ruhe herrscht, und umgekehrt, die politische Gährung in Rio grande scheinbar verschwindet, wenn iu der Nachbar-Republik grössere Unordnungen Platz greifen. Völlig unfähig, durch Waffenmacht sich die Nachbar-Staaten zu unterwerfen, ja auch nur den ernsten Aufstand einer Provinz, wie Rio grande do Sul, zu verhindern uud zu besiegen, versucht das Brasilianische Ministerium seitdem durch diplomatische Iutriguen und Geld sein Ziel zu erreichen. Aus dieser Politik ist die Sendung des Viscoude de Abrantes (1844) nach Europa zu erklären, angeblich, um mit Preussen einen Handelsvertrag zu verhandeln, an dessen Abschluss Brasilien nicht entfernt dachte, in Wahrheit aber, wie die demselben mitgegebene Instruction vom 23. August 1844 naiv es ausdrückt, um mit den Ministem Frankreichs und Englands in Beziehung zu treten, zu dem Zweck, wie es in der Instruction wörtlich heisst, um „vermittelst der mit denselben zu haltenden Conferenzen u n d a l l e n I h n e n s o n s t z u Geb o t e s t e h e n d e n M i t t e l n die Politik, welche jene Kabinette in Betreff der Plata-Angelegonheiten haben, kennen zu lernen, und Ihrer Regierung mitzutheilen. welche die Punkte sind, mit denen jene Regierungen einverstanden, und in w e l c h e n P u n k t e n ihre I n t e r e s s e n von e i n a n d e r a b w e i c h e n u n d s i c h d u r c h k r e u z e n , uud nach solchen Informationen den Schluss ziehen, welches die Vortheile sind, die das Kaiserliche Kabinet von jenen europäischen Regierungen hoffen darf, oder welche Inconvenienzen zu befürchten sind; welche Mittel anzuwenden wären, um die Esteren zu erreichen, und die Letztern zu verhindern." Es ist bekannt, dass diese Sendung den Lord Aberdeen und Herrn Guizot bestimmten, am La Plata im Interesse der Brasilianischen Politik mit Flotten, Truppen und Geld, [ohne Kriegserklärung zu interveniren. Wir sagen im Interesse der B r a s i l i a n i s c h e n Politik, denn Brasilien erreichte damit, dass England und Frankreich durch diese lange dauernde Intervention, die keine Intervention gc-



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nannt werden sollte, die erwünschten Unruhen am La Plata unterhielten, den Handel ihrer Länder, welcher den Wohlstand der Platastaaten forderte, selbst zerstörten, indirect, wegen der Furcht vor Unruhen, die von Brasilien so sehr gefürchtete Einwanderung von jenen Gegenden fernhielten, und bei den Einwohnern der Platastaaten Misstrauen und Erbitterung gegen die Fremden erregten. Dergleichen Einleitungen zur Friedensstörung am La Plata traf Brasilien zu einer Zeit als sich die Provinz Rio grande in offenem Aufstande befand, den die Kaiserliche Regierung nicht zu bewältigen vermochte. Kurz zuvor hatte sie versucht deu Dictator Rosas zu bewegen, mittelst Waffengewalt die l e g a l e Regierung in Montevideo zu stürzen. In dem in Rio de Janeiro deshalb am 24. März 1843 verabredeten, von Brasilien schon am 27. März ratilicirten und publicirten, aber von Rosas verworfenen Vertrage, wird gesagt, dass ,,die Regierung des Frutuoso Rivero (in Montevideo) unverträglich ist mit der innern Ruhe der erwähnten Republik, sowie mit dem Frieden und der Sicherheit des Kaiserreichs und der Nachbarstaaten" *), und ferner, „dass eine Verlängerung seiner Herrschaft und damit die einer trügerischen treulosen (II) Pol i t i k " ) nicht zu dulden sei, und dass sich deshalb S. M. der Kaiser von Brasilien und die Regierung des Argentinischen Bundesstaates vereinigen gegen die (legale) Macht und Autoritfit, welche Frutuoso Rivera in der Republik Uruguay ausübt, so wie gegen die Rebellen der Provinz Rio grande de S. Pedro do Sul, s o w i e a u c h g e g e n die A n h ä n g e r des e r w ä h n t e n H ä u p t l i n g s und der erwähnten Rebellen."

*) Gewiaa ein eigentümliches Eingeständnias der Schwäche des grossen Kaiserreiches Braailien der Regierung eines so kleinen Staates, als Uruguay, gegenüber! **) Ein sonderbarer Vorwurf von Seiten einer Regierung die sich facliach über die Verbindlichkeit der Verträge, mit der gröaslen Leichtigkeit fortsetzt, aobald sie es glaubt wagen zu dürfen, wie z. B. der Vertrag von 1826 über Unterdrückung des Sklavenhandels, die V e r träge von 1828 über die Grenze gegen Uruguay, die Verträge von 1750 and 1777 über die Grenze gegen Bolivia u. s. w .

3#



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Es ist bekannt, dass die Kaiserliche Regierung später (im October 1851), als O r i b e in Uruguay eine fast unbestrittene Macht ausübte, es nicht verschmähte mit den Gegnern desselben, den „Anhängern des erwähnten Häuptlings" Frutuoso Rivera, die Verträge abzuschliessen 1) über Allianz und Subsidien; 2) Abtretung eines vertragswidrig von Brasilien usurpirten Landstriches zwischen dem Quaraim und Ibicuhy, grösser als manches deutsche Königreich, und Abtretung der wichtigsten Strommündungen am Lagoa m e r i m * ) ; 3) über Auslieferung von Sklaven die durch die Flucht nach Uruguay ihre Freiheit wieder zu erlangen sucheu, deren man sie in Brasilien gegen Verträge und Gesetz beraubt hat. W i e Brasilien den Subsidienvertrag gehalten hat, darüber belehrt besonders die Note des Uruguayanischen Geschäftsträgers Andres Lamas vom 4. September 1852. Brasilien hörte mit der für 4 Jahre stipulirten Zahlung auf kaum zwei Monate nachdem die neue Regierung für Uruguay instalirt w a r , aus keinem andern G r u n d e , als weil ihr diese Regierung nicht behagte. Nachdem nämlich Oribe mit dem A r g e n t i n i s c h e n General, ohne Mitwirkung Brasiliens, eine Capitulation abgeschlossen, in Folge welcher er seine Waffen, ohne vorher von ihnen Gebrauch gemacht zu haben, niederlegte, schritt man in Uruguay zur Bildung einer ueucn legalen Regierung. Bei der VVahl der Abgeordneten für den Congress begann Brasilien zuerst seinen „legitimen Einfluss", zu dem ihm die obengedachten „uneigennützigen" Verträge (nach Brasilianischer Auffassung) berechtigen sollen, auf die innern Angelegenheiten Uruguays durch militärische Einmischung bei den Wahlen auszuüben. Dessen ungeachtet kam doch ein Congress zu Stande der den Wünschen und Absichten der Brasilianischen *) In dem Memorandum vom 9. November 1844, welches der Visconde de Abrantes dem Lord Aberdeen überreichte, heisat e s : „Die Kaiser!. Regierung hält es für ihre Pflicht, eine Pflicht von der sie nicht absehen kann, die Unabhängigkeit und die Integrität des Staates Orientai del Uruguay aufrecht zu erhalten." Der im Text erwähnte Vertrag ist der Commentar dieser „Pflicht".



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Regierung nicht entsprach, besonders insofern er in dem Vertrage über die neue Grenze Brasilianische Uneigcnnützigkeit nicht anerkennen wollte. Noch weniger fand sich das Brasilianische Kabinet durch die Verwaltung des neuen Präsidenten Girò befriedigt, dessen Bestrebungen zu sichtbar auf Versöhnung der Partheien und Herstellung der Ordnung gerichtet waren. Der Brasilianische Gesandte zeigte sich ausserordentlich thätig, die Schwierigkeiten der neuen Verwaltung durch zahllose meist sehr geringfügige Reclamationen zu vermehren; während die Kaiserliche Regierung gestattete, dass sich der General Frntuoso Rivera mit einer Anzahl Ofßciere von Rio de Janeiro nach Rio grande an die Grenze Uruguays begeben durfte -, derselbe „Häuptling", dessen „trügerische und treulose Politik", wie das oben angeführte Actenstück sagt: „der Sicherheit des Kaiserreiches und der Nachbarstaaten" so gefährlich sein soll. Jedermann sagte in Rio grande aus dieser Thatsache voraus, dass es auf die Schürung neuer Unordnungen in Uruguay, mit Vorwissen Brasiliens, abgesehen sei. Wenige Monate darauf hat sich diese Voraussage in jeder Hinsicht bestätigt. Der Präsident Girò, der legale Chef der Uruguayanischen Regierung, ist auf der Flucht, und Frutuoso Rivera an der Spitze der neuen Verwaltung*). Ob sich diese neue Verwaltung ganz und gar dem „legitimen Einfluss" des Brasilianischen Kabinets ergeben wird, muss die Zeit lehren, wir unseres Theils zweifeln daran, weil wir an den männlichen Unabhängigkeitsgeist und den Patriotismus der tapfern Männer glauben, welche an der Spitze der neuen Regierung stehen, ein Glaube zu dem uns eigene aufmerksame Beobachtungen berechtigen**). Das angemaasste Protectorat Brasiliens fallt aber sofort, *) Nach Art. ö, 6, 7, 8 des Allianz - Vertrages ist Brasilien aufs allerstärkste und unzweideutigste verpflichtet den legal erwählten P r ä sidenten Giro während seiner vierjährigen Amisdauer, mit Aufgebot der ganzen Brasilianischen Macht, in seiner Stellung zu erhalten. (!!) **) Während des Druckes geht uns das Decret der neuen Regierung, vom 10. October 1853 zu, das a l l e Flüsse der Republik für die Schifffahrt aller Nationen frei erklärt.

-

38 —

w e n n sich die E i n w a n d e r u n g Uruguay z u w e n d e t , denn der Mangel an Einwohnern und an Industrieen, die verbindende Interessen unter denselben schaffen, ist allein die Ursache von Uruguays Schwäche. Die liberale Gesetzgebung und die unabweisslichen Bedürfnisse Uruguays bürgen dafür, dass jede Verwaltung der Einwanderung kräftigen Vorschub leisten w e r d e , und der fleissige, f r i e d l i c h e Einwanderer hat von allen Regierungswechseln nichts zu fürchten, w i e die Erfahrung sattsam gelehrt hat. W e r sich muthwillig in Händel mischt die ihm nichts angehen, hat hier, wie überall, die Folgen davon zu tragen. Natürliche Grenzen aber für ein Land wie Brasilien sind nicht die Völker verbindenden Ströme, wie der La Plata, sondern unermessliche Urwälder, wie im Norden und Westen, also, f ü r den Süden des Reichs, die Urwälder nnd Einöden am obern Uruguay, «zwischen Rio grande do Sul und der neuen Provinz Paraná.

Die Aigentinische Conföderation. Die Conföderation reicht im Süden bis zu Cap Horn, thatsächlich aber so weit als die Tapferkeit der Patagonischcn Ureinwohner sie zu ziehen gestattet, und das ist jetzt e t w a der Parallel vom 40steu Grade. Im Westen trennen sie die Anden von Chili und Bolivia. Im Norden etwa in 22° Breite zieht die Grenze zwischen Bolivia und, in unbestimmter Richtung, durch das Gran - Chaco. Im Osten sind der Unterlauf des Paraguay, ein Theil des von Osten nach Westen gerichteten Mittellaufes des Paraná, der Uruguay, La Plata und das Meer die Grenzen. Dieses Gebiet, 40 bis 50,000 geograph. Quadratmeilen gross, ist in 14 selbstständige Provinzen (eigentlich Staaten) getheilt, die staatsrechtlich einen Bundesstaat bilden, bis jetzt aber noch nicht dahin gelangt sind, eine Constitution für denselben zu besitzen, jedoch nunmehr die Hoffnung haben, eine solche durch die weise Mässigung des eben in Santa-Fé versammelten Congi-esses zu erlangen. — Auf diesem unermessliehen Gebiete leben ohngeráhr nur 600,000 bis 800,000 Ein-



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wohner, genaue Angaben fehlen. gut als menschenleer.

E s ist also das Land so

Die Vertheilung dieser geringfügigen

Bevölkerung hängt mit der Configaration des Bodens den

Wegen

zusammen,

welche

die spanischen

und

Eroberer

nahmen. Im Nordwesten und Westen, wo Andenzweige und Vorberge in das Gebiet hineinragen, malerische Thäler von wunderbarer Fruchtbarkeit bildeud, drangen die Eroberer Peru's zuerst ein, von den aufgefundenen Reichthümern des Ynkareiches geblendet, dem immer südlicher weichenden Nebelbilde der Trapalanda oder Cäsarenstadt, deren Mauern von Silber, Dächer von Gold und Fenster von Edelgesteinen sein sollten, nachjagend, bis die Ernüchterung der Sinne sie das Paradies würdigen liess, in welches sie die Jagd auf fabelhafte Reichth&mer geführt hatte.

Allerdings zeigen die Anden - Berge

auch hier Ueberfluss an den geschätztesten Erzen,

aber es

mu8s mühsam gewonnen werden, während eine milde Sonne dem fruchtbarsten Boden der Thäler Schätze von grösserem Werthe entlockt,

deren

Eroberung

angenehmer

und

loh-

nender ist. Hier liegen die von der Natur so reich gesegneten Provinzen Jujui, Salta, Tucuman, Santiago del Estero, von den Strömen Bermejo und Salado und deren Zuflüssen bewässert; Catamarca, Rioja, San Juan und Mendoza, längs den Anden hingestreckt, welche nnr einen kurzen Theil des Jahres hindurch einige wenige höchst schwierige und gefahrvolle Saumpfade für den Verkehr nach Chili haben, sie sind also, wie die südliche Provinz San Luis, hauptsächlich auf die ebenen Landwege durch die Pampas

nach

dem

Paraná

angewiesen.

Diese

eigentlich noch zu schaffenden Strassen werden einst in der Provinz Cordova, welche im Herzen des Landes liegt, zusammenlaufen und dieser herrlichen Provinz,

die an Erzen

aller Art so reich ist und auch für den Ackerbau fette Fluren darbietet, eine weit höhere Bedeutung geben, als sie schon an und für sich hat, indem nach einem älteren Bericht der Tercero durch Canalisation leicht bis zum Paraná schiffbar gemacht werden kann.



40

-

Ungefähr am dieselbe Zeit, als jener Eroberungszug spanischer Abenteuerer nach der fabelhaften Trapalanda die Kegionen südlich und westlich der Anden aufdeckte, und zur Gründung der Städte führte, von denen die genannten Provinzen ihren Namen haben, w a r ein anderer Haufe Abenteuerer von 2700 Mann aus Spanien an den Ufern des Rio de la Plata gelandet (1535), deren Phantasie durch die wenigen Silberstücke erhitzt worden war, welche Sebastian Cabot auf seiner Entdeckungsfahrt auf dem Paraná und Paraguay von den dortigen Einwohnern erworben hatte. Mit dem Entschlüsse, das Reich des Silberkönigs aufzusuchen und zu erobern , stürmten sie den Paraná und Paraguay hinauf, weil sie aus den Andeutungen der Indianer glaubten entnehmen zu können, dass im Norden dieser fabelhafte König throne. Um einen Stützpunkt in dem vermeintlich bevorstehenden Kriege mit jenem mächtigen Herrscher zu haben, gründeten sie an der Stelle, wo heute Asunción steht, ein Fort am Paraguay (1536). Von hier aus begann nun der Kriegszug den Paraguay aufwärts bis zu den Xarayes, und da ihnen hier die Lage des Rciches des Silberkönigs als westwärts liegend angegeben wurde, drangen sie in Chiquitos ein, bis sie auf einen anderen Abenteurerhaufen stiessen, der von Peru aus ostwärts auf Entdeckung von Reichthümern vorgedrungen w a r , und sie durch diese Begegnung belehrt wurden, dass der Thron des verfolgten Königs im erzreichen Innern der Peruanischen Anden crrichtet sei. Nur 600 kehrten nach Asunción zurück, die Uebrigen hatten Mühseligkeiten, Krankheiten und Hunger aufgerieben. I r a l a , den diese kleine übrig gebliebene Schaar zu ihrem Haupt erwählt hatte, war unleugbar ein Mann von grossem Verstände, den er in den Staatseinrichtungen, die er schuf, und in der Wahl Asuncions als künftigen Stapelort für den Peruanischen Handel unwidersprechlich bekundet hat. Seine Nachfolger, mit gleicher Einsicht begabt, gründeten Santa-Fé und Buenos-Ayres als Etappenorte für Asunción, und von hier aus wurden allmälig die Pampas und das herrliche Gebiet zwischen dem Paraná und Uruguay, jetzt die Provinzen Entre-Rios und Corrientes, in



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Besitz genommen. Diese unermesalichen Weideflächen lieferten ¿war nicht edle Erze, aber wurden bald zu einer unerschöpflichen, ewig sich erneuernden Goldquelle, durch die wilden und halbwilden Viehherden, welche sich rasch auf ihnen ausbreiteten. Die Pampas bilden bekanntlich eine unermessliche Ebene, wo das Auge keinen Baum, keinen Strauch, keinen Stein gewahrt, und wo die von den Anden herabströmenden Flüsse wegen mangelnden Gefälles im Lande versiegen. Sie dehnen sich vom rechten Ufer des Paraná bis zu den Vorbergen der Anden, den Gebirgen von Cordova und Tucuman und von dem 40sten Breitengrade bis zum Salado und Gran Chaco aus, eine einzige unermessliche Viehweide! Ausser an dem Ufer des Paraná und Tercero, wird wahrscheinlich in Jahrhunderten der Pflug auf den Pampas nicht zur Anwendung kommen; es sei denn, dass die Spéculation die Anlegung einer Eisenbahn nach den an so mannigfaltigen Producten reichen Provinzen des alten Cuyo (S. Juan, Mendoza und S. Luiz) profitabel findet, und diese neue Ortschaften und Farmwirthschaften erstehen läS8t.

Von ganz anderer Beschaffenheit ist die gewaltige Halbinsel, die sich zwischen dem Paraná und Uruguay ausdehnt. Von Nordosten, der Brasilianischen Grenze, tritt ein noch sehr wenig gekanntes Gebirge in die Provinz Corrientes, das sich näher dem Uruguay haltend, die ganze Halbinsel durchzieht und im Süden sich in zwei'Hügelreihen spaltet, welche das fruchtbare, reich bewfisserte Thal des Gualeguay zu beiden Seiten begrenzen. Grosse Weideflfichen wechseln mit Waldilächen, welche besonders gegen den Paraná hin von grösserem Umfange sind. Kein Land ist mehr geeignet, die europäische, besonders die deutsche Auswanderung anzuziehen*). Auf der ganzen über 4200 geogr. Quadratmeilen gros-

*) „Ifous n'avons jamais pn jeter un coup d'oeil carte du Rio de la Plata, sans que nos yeux fassent attirés par l'admirable disposition d'Entre Rios à devenir riche de l'univers. Nous le disons hautement la nature

distrait sor la irrésistiblement le pays le plus a crée là le

-

42

-

sen Halbinsel leben gegenwärtig kaum 120,000 Menschen, Viehhöfen und ein wenig Handel sind bis jetzt fast ihre ausschliessliche • Beschäftigung. Das Bedfirfniss, dem Mangel an Menschen und Industrie durch Heranziehung einer Einwanderung in grösserem Maassstabe abzuhelfen, wird seit der Eröffnung der freien Schifffahrt immer mehr und mehr empfunden, und namentlich hat die Regierung von Corrientes bereits beachtenswerthe Schritte in dieser Hinsicht gethan, und es ist kein Zweifel, dass die Regierung von Entre-Rios sich beeilen wird, den übrigen Provinzen das Beispiel zu geben, auf welehe Weise die Confédération zu dauerndem und gesichertem Wohlstande, Ansehen und Macht gelangen kann. Bei der grossen Ausdehnung von Süden nach Norden, und seiner Lage, hat das ausgedehnte Gebiet der Coofoderation ein mannigfaltig wechselndes K l i m a , das aber durchweg als ein gesundes zu bezeichnen ist. In dem nördlichen Theil der Pampas und den Anden-Thälern der nördlichen Provinzen herrscht tropisches Klima, während auf den Gebirgen eine rauhe Luft weht, und die höchsten Gipfel ewiges Eis tragen, weiter gegen Süden, etwa vom 30° S. Br. ab, wird das Klima gemässigter und ist dem süditalienischen vergleichbar, weiterhin, in der Breite von Buenos - Ayres (35° S. Br.), sind im Winter Schneegestöber und dünnes Eis einige Tage hindurch nicht selten. — Von hier ab, weiter nach Süden wird das Klima rauher, bis es unter 40" Breite dem Deutschen Klima ziemlich ähnlich wird. In den südlichen Pampas, an der Küste morcela de terre le plus privilégie. L'Egypte est étroite, la Hollande marécageuse, la France mal arrosée. Là tout le pays est traversé par une chaîne de montagnes qui varient agréablement le paysage, et alimentent les fleuves en arrêtant les nuages. Au centre, entre deux collines, coule le Gualeguay, formé par quarante-huit ruisseaux qui à droite et à gauche divisent le bassin comme un système de canaux d'irrigation et tout cet admirable pays est embrassé, entouré de tous côtés par le Paranà et l'Uruguay qui le ferment. L'Entre Rios, le jour o ù il a u r a d e s l o i s i n t e l l i g e n t e s d e n a v i g a t i o n , sera le paradis terrestre, le centre de la puissance et de la richesse, la réunion la plus compacte de villes florissantes." (Sarmieato, Argyropolis pag. 83 )



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and in Entre-Rios ist die Luft sehr feucht aber doch gesund, Hegen und Gewitter sind daher hier häufig und, obgleich selten, toben gewaltige Stürme — Pamperos. Im Westen dagegen ist die Laft trockener and in einigen Gegenden, anf den Ebenen, namentlich in den Provinzen Rioja und Catamarca, so trocken, dass sie todte thierische Körper in Mumien verwandelt *). Diesen KlimaS nderongen sind auch die Producte des Pflanzenreichs entsprechend. Im Norden gedeihen und werden angebaut: Zuckerrohr, Baumwolle, Maniok, Bataten, Oliven, Goldfrüchte, selbst Kaffee und Indigo; auch der Johannisbrotbauin, Mangaysy nnd die Agave finden sich. In den grossen Wäldern der Gebirge findet man eine Menge der geschätztesten Holzarten, sowohl für den tfiglichen Gebrauch als tu reichen Möbelarbeiten geeignet, desgleichen Farbehölzer. In den südlichen Gegenden, besonders im alten Cuyo, werden Reis, Taback, Mais, Weizen, Gerste, Gemüse, Hanf und Flachs angebaut und liefern fabelhafte Ertrige, trotz der unglaublich mangelhaften Bearbeitung des Bodens. Geschfitzt wird auch der Wein, besonders die Rosinen von Mendoza. Bei der grenzenlosen Vernachlässigung der Transportmittel konnten bis jetzt alle diese reichen Producte des Nordens und Westens nicht verwerthet werden. In den Pampas, in Entre-Rios und Corrientes weiden Millionen wilde und zahme Pferde nnd Rinder, die hauptsächlich nur wegen ihrer Häute Werth haben. An Butter- nnd Käsebereitung wird nicht gedacht, und grosse Quantitäten davon noch heute von Europa eingeführt. Der Schaafzucht hat man in der allerneuesten Zeit angefangen einige Aufmerksamkeit zuzuwenden, aber noch lange nicht in dem Maasse als sie es verdient. Für den Ackerbau, für wel*) Nach einer verlässlichen Priv»lmiUheilang eines Freundet des Verf. und Augenzeugen soll auch an der Ostküste Palsgoniens, um 45° S. Br., dieselbe Trockenheit der Laft bemerkt werden, was jedenfalls eine unerwartete Erscheinung ist. Desgleichen soll daselbst niemals Schnee fallen, während es allerdings auf den gegenüberliegenden Falklandsinseln ordentlich schneit nnd die Luft daselbst sehr feucht ist



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chen diese Gegenden so vorzüglich geeignet sind, und der so überaus lohnend sein würde, fehlt es an Menschen. D a s s die Einsicht in das, w a s dem Lande noth thut, bereits tiefe Wurzeln geschlagen, das lehrt überzeugend die hier schon öfter angezogene vortreffliche Schrift des Argentiners Domingo F. Sarmicnto, und die Acte des in Santa F e versammelten Congresses und der Bundes-Rcgierung geben den unwidersprechlichen Beweis in Händen, dass die Confoderation der Missregierung müde ist, welche so lange, von Buenos Ayres aus, das Land erniedrigt und in Elend erhalten hat*). In der T h a t ist eine grössere Verwahrlosung nicht denkbar, als diejenige gewesen ist, wclche das Gauchoregiment des Rosas über das schöne Land verbreitet hat. Es werden Jahre vergehen, und die energischsten Anstrengungen von der Centralregierung und den einzelnen Provinzialregierungen zu machen sein, um die Spuren dieser Verwaltung zu tilgen. Vor Allem wird es darauf ankommen, durch Herstellung von Ordnung und Befestigung der Autorität des Gesetzes, das Vertrauen der europäischen Kapitalisten, für die BeschafTimg bequemer und wohlfeiler Transportmittel, in Culturbringung öder Strecken durch zahlreiche ueue Ansiedelungen u. s. w . zu gewinnen. Seit dem Sturze des Dictators haben alle Provinzen, mit einziger Ausnahme der Provinz Buenos Ayres, sich einer seltenen R u h e erfreut, und sehnen offenbar die neue Aera herbei, welche endlich mit der freien SchiflTahrt auf den Strömen eintreten wird. Nur eine Parthei in der Stadt Buenos Ayres scheint den Einlluss nicht vergessen zu können, den sie so lauge auf das Hiuterland ausgeübt hat. Die Hauptstadt der alten Vicekönigc hat zwar einst zuerst die Fahne der Republik entfaltet und sie siegreich im Westen und Nordeu über die Anden getragen, aber noch immer nicht sich von den Traditionen der monarchischen Herrschaft frei machen können. Genöthigt durch den republikanischen Geist der Provin-

* ) Seitdem dieses geschrieben war hat der Congress die Constitution für den Argentinischen Bundesstaat promulgirt. Die Bestimmungen derselben bezüglich der Einwanderung geben wir in Beilage Nr. VI.



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zen, die Gleichberechtigung aller Provinzen öffentlich anzuerkennen, ist sie doch beharrlich den Consequenzen des ausgesprochenen Principe aasgewichen, und während an der Spitze der

öffentlichen

Aktenstücke

der

barbarische

Wahlspruch

„Mueran los seivages Unitarios I" zu lesen war, übte der Gouverneur von Buenos Ayres eine usurpirte Gewalt über die Provinzen, wie sie nie ein Spanischer Vicekönig einheitlicher znsaramengefasst

hatte.

Nach

dem Sturze

dieser

Gewalt

sehen wir von jener Parthei die grössten Anstrengungen machen, den alten Einfluss wieder zu erringen, aber weder Waffengewalt, noch diplomatische Kunststücke haben irgend einen nennenswerthen Erfolg für diesen Zweck gehabt.

D a s Zu-

sammentreten eines Congresses, seit mehr als einem Vierteljahrhundert — das man bezeichnend die Epoche der Acephalie nannte — von Buenos Ayres verhindert, hat, ungeachtet aller neueren Anstrengungen dagegen, in Santa F e

stattgefunden,

und es scheint demselben das grosse Werk der Einigung, so lange von allen wahren Patrioten vergeblich ersehnt, zu gelingen, wenigstens für die 13 Provinzen, welche in demselben vertreten sind. giger Staat

Ob die Provinz Buenos Ayres als unabhän-

für immer sich von der Conföderation

lossagen

wird, und damit die auf die Zerstückelung der Conföderation gerichtete Brasilianische Politik fördern wird, muss die Zeit lehren.

Sicherlich werden durch eine solche Lostrennung die

Interessen der Stadt Buenos Ayres nicht gefördert werden, besonders seit

die Schifffalirt auf den Strömen für alle Na-

tionen gesichert ist.

Denn die Fortdauer der Agitationen in

Buenos A y r e s , in der Absicht, die innern Provinzen wieder in die politische Abhängigkeit von dieser Stadt zurückzuführen, könnten leicht die Ursachc werden, dass die Kapitalien die Stadt verlassen, um gesehützt durch das Bollwerk,

das

die Insel Martin Garcia bietet, auf irgend einem der gelegenen Punkte der Conföderation, in grösserer Sicherheit verwendet zu werden.

Die Bedeutung der Stadt Buenos Ayres

hängt durchaus nicht von

dem Umstände a b ,

dass

sie der

Sitz der Bundesregierung sei, eben so wenig als New-York an Wichtigkeit dadurch verliert, dass die Regierung der Union



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¡a Washington ihren Sitz hat. Im Gegentheil lehrt eine vierzigjährige Erfahrung, dass es fiir den Aufschwung von Buenos Ayres ungleich vorteilhafter gewesen wäre, wenn diese Stadt den politischen Partheikämpfen dadurch mehr entrückt gewesen wäre, dass der Sitz der Bundesregierung auf ein neutrales Gebiet, mehr ins Innere verlegt, ja dass Buenos Ayres selbst nicht einmal der Sitz der Regierung der Provinz geworden wäre. Wir betrachten daher die neueste Verfügung des Congresses in Santa Fe, wonach das Ministerium der Confoderation fortan in Bajada de Paraná sich etabliren soll, als eine weise, zweckentsprechende, und sehen in dieser Maasnahme eine neue Garautie fiir die freie Scliififahrt auf den Strömen, als des grossen Mittels, die bisher schwer vernachlässigte Entwickelung der Wohlfahrt der Provinzen zu fördern. Früher oder später wird auch in Buenos Ayres die macchiavellistische Politik des Brasilianischen Ministeriums bezüglich der Plata-Staalen richtiger gewürdigt werden, und die geistvollen Porteños erkennen lassen, dass ein aufrichtiger Anschluss an die übrigen Provinzen, im grössten Interesse der Provinz Buenos Ayres selbst ist. Der moralische Einiluss der Stadt wird immer ein höchst bedeutsamer bleiben, auch, wenn sie darauf Verzicht geleistet, Herrscherin zu sein. Dieser Einfluss wird von dem Tage an ein gewaltiger werden, wo man in Buenos Ayres den Entschluss fasst, den Verkehr mit und zwischen den Provinzen durch alle zu Gebote stehenden Mittel zu erleichtern, und die Stadt zum Ausgangspunkte der Dampfschiffe und Dampfwagen zu machen, welche die bisher unbenutzten Produkte dieser Provinzen, wie die Paraguays und Bolivias, in der wohlfeilsten Weise in den Weltverkehr werfen. Um eine einigermaassen richtige Vorstellung von dem zukünftigen Verkehr der grossen Stapelplätze am Rio de la Plata, im Vergleich zu dem bisherigen, hervorzurufen, wird es genügen, nur auf folgende Thatsacheu die Aufmerksamkeit hinzulenken. Der bisherige Stromverkehr beschränkte sich auf die Strecke des Paraná zwischen Buenos Ayres und der Mün-

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düng des Paraguay, und wurde durch elende Segelfahneuge vermittelt, die weit mehr Zeit gebrauchten, diese Strecke zurückzulegen, als die Segelschiffe gebrauchen, um von Hamburg, London oder New-York nach Buenos-Ayreß sn gelangen. Die Republikeu Paraguay, Bolivia und die Brasilia nische Provinz Matto grosso, von der Natur auf diesen Han delsweg gewiesen, waren von diesem Verkehr total ausgeschlossen, weil die Herrschlust des Dictators Rosas die Fortsetzung der strengen Abschliessung Paraguays, auch nach dem Tode des Dr. Francia, als eine politisch gerechtfertigte N o t wendigkeit erscheinen liess. Der Bermejo, die Lebensader der Provinzen Jujui, Salta und Tucuman und der Bolivianischen Provinz Tarija, blieb dadurch fest unterbunden und der V e r k e h r d i e s e r P r o v i n z e n , w i e d e r d e r ü b r i g e n im I n n e r n g e l e g e n e n , auf d i e L a n d w e g e v e r w i e s e n . Aber in welchem traurigen Zustande befindet sich dieser Verkehr! Von Strassen, auf denen europfiische Lastwagen fortkSmen, ist überall nicht entfernt die Rede. Durch die Pampas vermitteln den Verkehr grosse Karawanen, bestehend aus höchst unförmlichen zweirädrigen Karren (mit Blockrider von 5—6 Fuss Durchmesser), deren Construction der Art ist, dass 4 — 6 Ochsen erforderlich sind, um eine solche Karre leer fortzubringen. Eine Karre ladet gewöhnlich und vorschriftsmässig 2 Tonneladas. In den Gebirgen bedient man sich der Maulesel als Saumthiere, von denen jedes circa 10 Arroben (a 25 Pfd.*) Waaren fortschafft. Die Frachten, welche man bei diesem Transportmittel zahlt, sind folgende: Von Buenos Ayres: nach Cordova für eine Karrenladung 25—30 Pesos fuertos, nach Santiago del Esterro oder nach Tucuman per Arroba 7 bis 8 Realen Silber, nach Salta oder nach Jujui per Arroba 11 bis 12 ,, „ *) Das Argentinische Pfund stimmt IO ziemlich mit dem engli. sehen ¿Iberein, nimlich 100 Argent. Pfund = 101$ engl. Pfund = 46 Kilogramms naheio.



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N a c h Buenos A y res : 4 Realen Silber,

von Cordova fur eine Arroba von Santiago oder Tucuman per Arroba

.

*

«

yon Salta per Arroba . von J u j u i per Arroba . D i e Zahl der K a r r e n , welche jährlich von S a l l a , man

und Santiago

gelangen,

ist

800

nach bis

Buenos A y r e s

1000

Tucu-

oder nach Rosario

und von Cordova eben

dahin

über 2 5 0 0 . D i e Fracht zu W a s s e r auf dem Paraná Von

Buenos

Ayres

nach Rosario

ist: und Santa



für eine Arroba ¿ Real Silber und nach Corrientes und Paraguay 1 bis

Real Silber.

Hieraus folgt mit aller Evidenz, das« nur die an den Paraná gränzenden Provinzen im S t a n d e sind, auch ihre voluminöseren Produkte in den Verkehr zu bringen, die inneren Provinzen nur solche Produkte, welche die hohe F r a c h t tragen;

wie wenige

dies sind,

liegt auf der Hand.

Reichthum ihrer Erzeugnisse Dutzt nicht

wohlfeilere

Verkehrsmittel

ihnen also nichts; angewendet

er-

Aller bevor

werden.

Im

g a n z e n Lande gehören z. B . Häute zu den wichtigsten Ausfuhrartikeln.

Man kann den Durchschnittspreis

in Buenos A y r e s zu 8 Realen annehmen.

einer

Haut

Bei diesem Preise

hat Cordova 3 , S a n Luis 4, Rioja und Tucuman 7 bis 8 , Jujui 8

und mehr Realen per Haut

an Transport

zu

zahlen!

Man kann aus diesem einen Beispiel entnehmen, welche Massen von Produkten dem Verkehr entzogen bleiben, Transport zu kostspielig ist. würde demnach

schon

weil der

W e l c h e Verkehrungvermehrung

allein

die Einrichtung einer Dampf-

schiffahrt auf dem B e r m e j o erzeugen! kann, kann auch nichts kaufen.

W e r nichts verkaufen

D e r Absatz Europäischer In-

dustrieerzeugnisse kann sich nur in dem Maasse steigern, als man die Transportmittel überhaupt wohlfeiler macht.

Dass

in dieser Richtung sich der Spekulation ein weites äusserst lohnendes Feld darbietet, wird wohl Niemand bezweifeln, und man w i r d uns nicht der Uebertreibung anklagen, wenn w i r behaupten, dass bei Benutzung der freien S c h i f f a h r t auf den



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Strömen, in Verbindung mit Colonisationen, der Verkehr allein mit den Argentinischen Provinzen in wenigen Jahren den drei- bis vierfachen Werth des heutigen erlangen k a n n , und dieser letztere ist schon aller Beachtung w e r t h , d e n n e s b e t r ä g t die j ä h r l i c h e A u s f u h r von B u e n o s A y r e s d u r c h s c h n i t t l i c h 21 Millionen T h a l e r , die E i n f u h r n a h e z u ebenso viel.*) In riesigen Proportionen aber wird der Verkehr alsobald steigen, w e n n die erste Dampflinie die entferntem Punkte des Paraguay, namentlich Otuquis, mit Buenos Ayres verbindet, und der Handel Bolivias auf diesen Weg geleitet und mit dem von P a r a g u a y , Matto grosso und den Argentinischen Provinzen in den Häfen des La Plata concentrirt sein wird. Hier liegt eine unerm essliche Erndte vor. D e r Wettlauf unter den handelsverständigen Nationen bereitet sich vor, England, Frankreich, Nordamerika, selbst Sardinien stehen bereits auf der B a h n , aber Deutschland, die zweite, wenigstens die dritte, Handelsmacht der W e l t sieht schlaftrunkenen Blickes diesem Schauspiel zu, w i e es scheint, kaum ahnend, um w a s es sich in der Piatafrage handelt. Und doch spielt die deutsche Auswanderung in den brittischen, französischen und nordamcrikanisclien Speculation e n , welche die neue Phase, in welche die Platafrage getreten, hervorruft, eine so hervorstechende Rolle!

Das Gran Chaco. Als nördliche Fortsetzung der Pampas,

aber doch

we-

sentlich verschieden von denselben in seinem äussern Anseh e n , dehnt sich an der rechten Seite des Parana und Para*) Die zuverlässigsten

Nachweise

über den

Handelsverkehr

Stadt Buenos Ayres findet man in der vortrefflichen S c h r i f t :

der

„Gegen-

w a r t und Z u k u n f t der P l a t a - L ä n d e r für deutschen Handel und Colonisation, Hamburg, Hoffmann und Campe, 1 8 5 2 . "

Diese Schrift ist ü b e r -

dies«, trotz ihrer Rosaistischen F ä r b u n g , überaus reich an den i n t e r e s santesten

Notizen

über

das L a n d , die gesellschaftlichen

die Lage der f r a n z ö s i s c h e n , deutschen und

italienischen

u. s. w.

4

Verhältnisse, Einwanderer



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-

guay, zwischen den Strömen Salado und Otuquis und westw ä r t s bis zu den letzten östlichen Verzweigungen der Argentinischen und Bolivianischen Anden, ein Gebiet aus, an Oberfläche ziemlich so gross als ganz Deutschland, das G r a n C h a c o ' " ) genannt, welches noch heute von der civilisirten Welt kaum so gut gekannt i s t , als Germania den Römern zur Zeit des Tacitus. Die Reichthürner des Chaco, sagt Arenales, sind nur vergleichbar den majestätischen Strömen, die es begränzen. W e r aber hat. diese Reichthümer e r forscht I ? D e r erste, welcher das Chaco erobern wollte, war der aus Peru vertriebene Capitain Andres M a n z o . Er drang bis zum Pilcomayo vor, auf dessen rechtcm Ufer er sich niederlassen wollte. Vou allen Seiten durch die dort heimischen Indianer augegriiTcn, verlor er im Kampfe mit den Chiriguanos sein Leben, und es blieb von dieser Unternehmung keine S p u r , ausser der Benennung Llanos de Manzo, welchc die Gegend heute noch f ü h r t , w o dieser Versuch so traurig endete. Die Jesuiten, in ihrem Streben, ein uncrraesslichcs Reich in dem reichsten Theile Amerikas zu gründen, machten auch während des Laufes eines Jahrhunderts zahlreiche, wiewohl vergebliche Versuche, sich das Gran Chaco zu unterw e r f e n ; ihre wenigen Missionen, die sie hier c m c h l c t e n , besonders am Bcrmejo. gelangten zu keiner Bedeutung und sind längst verschwunden. Die Kühnheit, mit der die Indianer dos Chaco die Spanischen Ansiedelungen im Gebiete von Jujuy angriffen und zerstörten, vermochte endlich (seit 1670) die Regierung, wiederholt Expeditionen vou Tucunian und Tarija aus in das Gran Chaco auszusenden, die aber wegen schlechter Leitung in der Regel kein günstiges Resultat ergaben. Die wichtigsten sind die folgenden.

* ) Z u w e i l e n wird dieses Gebiet auch Charo - Gualamba g e n a n n t . Der N a m e soll von Chaca h e r k o m m e n , der in der (Juichuasprache eine grosse H e e r d e Rothwild b e z e i c h n e t , sehr zahlreich ist.

w e l c h e s in dem w e i t e m

Gebiete



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D e r Gouverneur von T u c u m a n , D o n J. Espinosa, brach (1759) von Campo hernioso am Salado a u f , ging über Pilos direct nach dem Bermejo, auf einem W e g e , den man die Senda de Macomita genannt hat, und drang an diesem Flusse weiter abwärts bis zu eioem Orte, der Tren de Espinosa genannt w u r d e , von w o er auf demselben Wege zurückkehrte. Eine spätere Expedition unter Arrascaeta gelangte von der Mission Macapilla am

Salado

ohne grosse Hindernisse

bis

Cangayé (wo später die Mission Santiago gegründet wurde) am Bermejo, ungefähr 40 Leguas von Corrientes und dem Paraná entfernt.

Hier stiess sie auf einen so kräftigen Wi-

derstand der Indianer, dass Arrascaeta und seine Leute sich glücklich preisen mussten, durch die Grossmuth der Indianer mit

dem geretteten nackten Leben die Ueimath wieder zu

erreichen.

Die bei weitem ausgiebigste aller dieser Expedi-

tionen aber w a r die, welche D o n Geronimo M a t o r r a s ausführte.

in den Vorbergen der Serra L u m b r e ) einem

1774

Er ging vom Fort Rio del Valle (25° 5' S. Br.

höchst

beschwerlichen

Marsche

aus,

erreichte

Tren

de

nach

Espinosa.

Von hier verfolgte er mit einer kleinen S c h a a r , welche den Muth behalten hatte ihm zu folgen, den Lauf des Bermejo bis Cangayé. In der Nähe dieses Ortes traf er auf den mächtigen Häuptling Paikin, den e r , wie schon früher die Indian e r , durch deren Land er gezogen, durch

freundliche und

kluge Behandlung gewann und mit dem er einen feierlichen Vertrag abschloss. Paikin, zum „Ersten Corporal des Chaco" ernannt, erkannte die Oberherrschaft des Königs von Spanien au und bcharrte bis zu seinem Tode in der Treue.

Bei Po-

treros de S. Bernardo cntschloss sich Matorras zur Umkehr, weil es anfing an Weiden f ü r die Lastthicre zu mangeln, sandte aber von hier aus zwei Boten mit Schreiben an den Gouverneur von Corrientes, die auch, von Paikin glücklich anlangten.

geschützt,

Im Jahre 1780 nahm der Oberst Arias

denselben W e g , den Matorras genommen, und gründete zu Cangayé die Mission Santiago und 15 Leguas weiter abwärts die Mission S. Bernardo.

Noch mit Einrichtungen an dem

letzteren Orte beschäftigt, erschien am 1. December 1780 ganz 4 *



52



u n e r w a r t e t der J e s u i t M o r i l l o , w e l c h e r von J u n t a s d e S . F r a n c i s c o ab den B e r m e j o in einem seinem C h e f e n t w e n d e t e n B o o t e liera b g e s c h w o m m c n w a r , dem Oberst Cornejo, dessen Expedition z u r U n t e r s u c h u n g d e s B e r m e j o er als C a p l a n beigegeben hinterlistig

den

Ruhm

S t r o m e raubend.

der

Arias

ersten

Entdeckungen

hielt z w a r

auf

a n f ä n g l i c h den treulosen

P a t e r f e s t , a b e r dieser w u s s t e ihu bald

dahin zu

bestimmen,

mit ihm die F a h r t a u f d e m S t r o m e f o r t z u s e t z e n . schnell ein B o o t

war,

diesem

dein gleich e r b a u t ,

Es

wurde

w c l c h e s Morillo

mitge-

bracht, u n d beide B ö t e z u einem F I o s s vereinigt, a u f welchcin sich Morillo und A r i a s n e b s t sieben Officicrcn a m 2 6 . J a n u a r 1 7 8 1 einschifften und nach einer F a h r t von 2 2 T a g e n in den P a r a g u a y gelangten.

Zehn

Jahre

obengedachte Oberst Cornejo

später.

1790,

den B e r m e j o

befuhr

von O r a n

der

ab bis

z u r M ü n d u n g und s e i t d e m h a t N i e m a n d , a u s s e r O b e r s t S o r i a 1 8 2 5 den S t r o m beschifft. raguay w u r d e Soria

Bei

seiner A n k u n f t

auf

dem

von dem Diutator D r . Francia

Pa-

gefangen

g e n o m m e n und bis 1 8 3 1 festgehalten.

Seine Beschreibung

der

Stromfahrt

über

be-

ist

das

Beste,

was

wir

den

Bermejo

sitzen V o n einem Z u g e , den f ü n f z i g C o r r e n t i n o r 1®42 n a c h einem unglücklichen Gefecht von Tiicmnaii a u s q u e r d u r c h d a s G r a n C'haco

nach Corrientes

ausgeführt,

ist

wenig mehr,

allerdings wichtige T h a l s a c h c bekannt,

als

die

d a s s sie o h n e Verlust

eines einzigen M e n s c h e n glücklich in C o r r i e n t e s a n l a n g t e n

und

unterweges

und

hinlänglich

wilde

Früchte,

Fische,

Vögel

v i e r f ü s s i g e T h i c r e f ü r ihren Unterhalt g e f u n d e n h a t t e n . So

gering

auch

im G a n z e n

genommen

den diese E x p e d i t i o n e n g e l i e f e r t , so haben südlichen mejo,

Theil

des

cinigcrmasscn

C h a c o , zwischen kennen gelehrt

sachc ausser Zweifel gestellt,

in

Buenos

Ayres

und

ist,

und Ber-

die w i c h t i g e T h a l wenigstens

a u f einer S l r e c k c von circa

erscheinende

g i e b t den B e r i c h t S o r i a s in den N u m m e r n vollständig.

dem Salado

d a s s der B e r m e j o ,

eiuen Theil des J a h r e s h i n d u r c h ,

* ) Das

der G e w i n n

sie u n s d o c h den

Journal

„British

Packel"

1 3 9 9 — 1 4 0 2 , August 1S53,



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100 geogr. Meilen schiffbar ist. Nur an zwei Stellen treten ernstlichere Hindernisse auf, wclche die SchifTfahrt bergwärts unterbrechen, von denen jedoch das im Unterlaufe, der Salto de I s o , höchst wahrscheinlich umgangen, oder mit geringen Kosten wegzuräumen sein wird. Dagegen ist der m i t t l e r e Theil des Chaco, zwischen dem Bermejo und Pilcomayo, und der n ö r d l i c h e , zwischen dem Pilcomayo und Otuquis s o g u t a l s g a n z u n b e k a n n t . Wir haben schon erwähnt (Abschn. II.), dass die Versuche, den Pilcomayo zu beschiffen, bis jetzt sämmtlich missglückt sind, und es ist daher um so mehr zu bedauern, dass auch Herr Weddel 1846 es nicht thunlich befunden, seine Absicht auszuführen, nämlich von Tarija aus quer durch das Chaco nach dem Paraguay zu reisen. Doch bleibt seine Beschreibung des ganz kleiaen Abschnitts der Umgegend von Villa Rodrigo und von dem obern Pilcomayo ein höchst interessanter und schätzenswerther Beitrag zur Kenntniss des Landes.*) Herrn Weddels Charakteristik des Landes ist die folgende*): „ D e r hervorstechendste Charakter des Chaco ist die Einförmigkeit seiner Oberfläche und die geringe Erhebung seines Bodens über dem Niveau des Oceaus. Ilaenkc hat schon diese Bemerkung bezüglich der Ebenen von Santa Cruz de la Sierra, Moxos und Chiquitos, die als seine nördliche Fortsetzung zu betrachten sind, gemacht. Azara machte dieselbe Beobachtung iu Bezug auf den Theil, welcher au den Paraguay gränzt. Ich habe meinerseits die Erhebung des Chaco an der Glänze von Tarija gemessen und sie nur 160 Meter über dem Niveau des Meeres gefunden, w a s f ü r das allgemeine Gefälle der Ströme nur 10 Meter auf den Grad giebt. A u s dieser Thatsachc allein kann man schliessen, dass in diesen Gebieten die Ucberschwemmungeu unabwendbar sind. Ihre häufige Wiederkehr muss, w i e ich glaube, als das grösste Hinderniss angesehen werden f ü r die Communicationen, welche durch diese Districte hergestellt werden sollen,

* ) Siehe F. de Castelnau Expedition dans l ' A m é r i q u e du Sud, T. YI. F . de Castelnau Expédition. T. VI. p. 2 7 1 .



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und für die Etablissements, welche man liier gründen wollte. Uebrigens sind die Ueberschwemmungen im nördlichen Theil des Chaco von grösserer Ausdehnung als im südlichen. Während der Regenzeit, welche vom October bis in den März dauert, zeigen die überschwemmten Ebenen die Ansicht eines grossen Oceans, besäet mit grünen kleinen Inseln. Die Ströme, welche einige Zeit zuvor klar zwischen ihren steilen Ufern hinflössen, schwellen alsdann über alles Maass, von den Cordillercn herabströmend an, und ihre Gewässer beladen sich mit einem Schlamm, den sie fallen lassen, sobald sie in die Ebene gelaugen und ihre Strömung an Gewalt verliert. Hieraus ergiebt sich eine fast beständige Aenderung in der Beschaffenheit des Betles verschiedener Flüsse, die das Chaco durchströmen, und folglich ein Hindcrniss für ihre Beschiffung." „Die Monotonie der Oberfläche des Chaco wiederholt sich in seiner Vegetation. Man sieht hier uncrmessliche Räume fast allein nur mit einer Pflanzenart, einer Baumart, bedcckt. Es giebt keinen Reisenden, der das Chaco besucht h a t , welcher nicht der P a l m a r e s oder jener ausgedehnten Anhäufungen von Palmen, die sich hier vorfinden, erwähnte. Von einer gewissen Höhe aus die Wälder überschaut, welche von diesen gesellschaftlichen Bäumen gebildet w e r d e n , gewähren sie den Anblick eines Oceans. Der Algarrobo (Prosopis dulcis) bildet auch Waldungen vou grosser Ausdehnung, die inan A r g a r r o b a l e s nennt. Dasselbe kann man von der eleganten Mimose sagen, die unter dem Namen V i n a l bekannt ist. Dieser Bauin wächst insonderheit an Orten, die den Ueberschweiiiinungen ausgesetzt sind, und trägt sehr dicke Stacheln, die oft 2 Decimeter (7—8 Zoll) laug sind. Der Saft aus deu Blättern, welcher adstringirend ist, wird als ein Hauptniittel gegen Augenleiden betrachtet. Der C a y a c , deu man seiner Kräfte wegen Palo-Sauto n e n n t , bildet in einigen Gegenden auch Gehölze. Die Bombaceenart, bekannt unter dem Namen P a l o B o r r a c h o , Cndct sich gleichfalls häufig, und an den Ufern des Bermejo gewahrt man überall Weidenund Pappelgehölze, welche die Beschiffer dieses Stromes als



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seine schönste Zierde schildern. Ich könnte auch von den Thieren sprechen, welche die Flüsse, die ausgedehnten baumlosen Weideflächen oder die so mannigfaltigen Gehölte des Chaco bewohnen, da sie jedoch nur wenig characteristisch f ü r das Land nnd dieselben sind, die man in den angrenzenden civilisirten Gegeuden antrifft, so halte ich es f ü r überflüssig, in dieses Detail einzugehen." Die partiellen Uebcrschwetnmungen in der Regenzeit sind allerdings ein besonders zu berücksichtigender Umstand, aber wir glauben, dass sie sowohl ihrer Erstreckung als ihrer Bedeutung nach weit hinter der Vorstellung zurückbleiben, die so allgemein gehaltene Schilderungen hervorrufen könnten. Kein Reisender hat, so viel bekannt ist, in der Regenzeit das Chaco im Innern besacht und es scheint uns der Schluss ans der Thatsache, dass ein bedeutender T h e i l d e s P a r a g u a y U f e r s im Chaco überfluthet w i r d , auf das ganze ungeheure Gebiet, als grösstentheiis der Ueberschwemmung unterworfen, voreilig zu sein. Die obige Schilderung von den Ueberschwemmungen passt allerdings auf die Ueberschwemmung des Paraguay-Ufers, aber sie wird auch wohl hauptsächlich nur auf dieses zu beschränken sein, obgleich damit nicht bestritten werden soll, dass auch der Bermejo, Pilcomayo und andere Flüsse des Chaco nicht gewisse niedrige Uferstrecken haben, die bei Hochwasser überfluthet werden. Die früher am Bermejo und dem Salado bestandenen Missionen, die grossen Waldflächen, zum Theil aus Bäumen gebildet., die zwar die Ebenen, aber nicht das Wasser lieben, der grosse Rcichthum des ganzen Chaco an vierfüssigen Thier e n , die nicht unansehnliche menschliche Bevölkerung, die sich hier vorfindet, und manches andere n o c h , spricht dafür, dass bei weitem der grösste Theil der Oberfläche den Ueberschwemmungen n i c h t ausgesetzt sei. W i r wollen gar nicht einmal die Frage aufwerfen, woher die ungeheure Wasserniasse kommen soll, die ein so unermessliches Gebiet, als das Grau-Chaco, in einen einzigen See verwandelt, „aus dem nur kleine Inseln hervorragen," und das f ü r Monate lang; w i r brauchen nur die genaueren Berichterstatter selbst zu hören,

— um

die

allerdings

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wichtige F r a g e

über die

Bewohnbarkeit

des Cliaco beurtheilen zu können. Der

vorsichtige und überaus

aufmerksame D o n

Mauuel

Flores spricht in seinem früher schou hier angezogenen B e richt nur davon, dass das westliche Ufer des Paraguay

(wel-

ches dem Gran-Chaco angehört) bis 22° 6' S . B r . niedrig und der Ueberschwemmung erhebe sich der

ausgesetzt

wasser bespült werde. das Land immer schiedene dass

sei.

kleine G a l v a n - B c r g , Von

kleine B e r g e ,

„die

hohes,

ausgesetztes Land sei."

diesem Fuss

Punkte

bei Hoch-

hier ab nordwärts erhebe

mehr bis zum 2 1 °

das Binnenland

An

dessen

und man

zu dem

sich

erblicke

Schluss

ver-

berechtigen,

den Ueberschwcmmungen

nicht

Von 2 1 ° bis 20° bemerke man vom

S t r o m aus w e d e r Hügel noch B e r g e , aber hohes Gestade, bcdeckt abwechselnd mit Gras

und dichtem Gehölz,

besonders

Palmen, und es sei nicht zu entscheiden, ob dieses Ufer übers c h w e m m t werde.

V o n 2 0 ° ab den S t r o m aufwärts erschei-

nen Hügel und B e r g e in immer grösserer Zahl bis in 19° 3 0 ' zusammenhängende Bergreihen auftreten. F ü r die F r a g e , w i e weit die Ueberschwemmung

des Pa-

raguay an den niedrigsten Stellen des Chaco-Ufers reiche, ist die Untcrsuchungsfahrt

von D . Felix Azara

mayo von Wichtigkeit.

Er

fuhr den

auf dein

nördlichen

Pilco-

Mündungs-

arm, den A r a g u a y hinauf, zur Zeit, als die Ueberschwemmung stattfand, und nach seiner Bestimmung w a r der W a s s e r s t a n d des Paraguay zu dieser Zeit nur 1 \ Fuss unter dem höchsten den er erreicht.

W e g e n der Ueberschwemmung w a r die Mündung des

Pilcomayo s c h w e r aufzufinden, und als mau in dieselbe eingetreten w a r , zeigte s i c h , wegen der Stauung, die S t r ö m u n g des P i l c o m a y o

Null.

Nach

einer F a h r t

von

einem

halben

T a g e t a u c h t e das Ufer des Pilcomayo an verschiedenen S l e l len aus dem W a s s e r auf und bald darauf erhob es sich vollständig über dasselbe. den.

Die

Flussticfe w u r d e

16 Fuss befun-

Schnell erlangte das Ufer die Höhe von 3 Varas über

der W a s s e r f l ä c h e . s e l c h e n und

„Es

man

gab w e i t e r keine beholzten

sah

auf allen Seiten

dais-Palmenwaldungcn

erheben,

und

sich

Iu-

Caran-

die U f e r ,

be-



57



sonders das rechte, w a r h ä u f i g mit BaumwollenB ä u m e n b e s t a n d e n von d e n e n seine L e u t e eine s c h ö n e A n z a h l P f u n d e B a u m w o l l e s a m m e l t e n . Alle A n z e i c h e n s p r a c h e n d a f ü r , dass die U e b e r f l u t h u n g des P a r a g u a y n i c h t s i c h viel w e i t e r als bis h i e h e r e r s t r e c k e . " Die bis hieher von der Mündung aufwärts zurückgelegte Wegstrcckc schätzte Azara auf 6 bis 7 (See-) Meilen. Den folgenden Tag fand er den Pilcomayo auf seiu eigenes Wasser reduzirt, nur 7 — 1 2 Fuss tief, und die Ufer 20 Varas hoch. An dem steilen Ufer w a r unverkennbar zu sehen, dass der höchste Wasserstand des Pilcomayo nur 4 Varas den gegenwärtigen übertroiTen habe. In 3 Lcguas Abstand vom Fluss sah man am rcchten Ufer einen grossen Wald, der Rest der Ebene w a r wagrecht und ohne Grenzen. Den dritten Tag der F a h r t begegnete man einer F e l s e n b a n k die bis in die Mitte des Bettes vorsprang 4 ). Das etwa 20 Varas hohe Ufer w a r zum Theil Fels, Wassertiefe nur 6 Fuss, die Strömung auf manchen Strecken ausserordentlich stark. Die Ufer w a r e n zu hoch um den Gebrauch der Segel zu gestatten und die Strömung f ü r das Rudern zu stark, w a s zur Rückkehr bestimmte. Wir glauben hiernach, dass das Gran Chaco, dessen herrliche Vegetation die Bewunderung aller Reisenden, die einen Schritt in dasselbe gethan, erregt hat, ebenso gut bewohnbar sei, als die grosse germanisch - slawische Ebene Europas, in der es gleichfalls nicht an Strömen fehlt, die zu gewissen Jahreszeiten ihre niedrigen Ufer überschreiten, wenn es der Kunst nicht gelingt sie an ihr Bett zu fesseln. Die Zahl der gegenwärtigen Bewohner des Gran Chaco schätzt man auf höchstens 100,000. Es sind freie Indianer, die in diesem weiten Gebiete eiu Asyl fanden, als die Spanier *) Diese Bank scheint ein halb zerstörter Salto zu s e i n ,

welcher

dem Salto de Iso im Unterlaufe des B e r m e j o ebenso entspricht, der o b e r e Salto des B e r m e j o dem Salto des Pilcomayo bei tendi.

wie

Guarape-

Die Linie, w e l c h e durch die beiden u n t e r e n Saltos des Bermejo

und Pilcomayo gezogen w i r d , w ü r d e die Grenze der höheren Terrasse des Chaco bezeichnen, die in dieser Linie zum P a r a g u a y sich herabsenkt.



58

-

das Yukareicli zertrümmerten und iu den heutigen Argentinischen Provinzen sich festsetzten. Man mag sie Barbaren nennen, aber Wilde sind sie ebenso wenig, als es die Germanen zur Römerzeit waren. Wie diese damals, so zerfallen auch die heutigen Bewohner des Chaco in verschiedene kleine Völkerschaften*), welche theils dem Guarani-, thcils dem Quichua-Stamme anzugehören scheinen. Die Guarani-Sprache scheint die verbreitetestc zu sein. Zu den bekanntesten dieser Völkerschaften gehören wohl die Chiriguanos und Malacos im Westen, die Tobas im Osten und die G u a r d i n i s und Mbayas nördlich von den Tobas. Ihren Unterhalt gewinnen die Chaco - Einwohner durch Jagd, Fischfang, Viehzucht und einigen Ackerbau. Erzeugnisse des letztern sind: Mais, aus dem sie die beliebte Chicha, eine Art Bier, bereiten, Erbsen, Baumwolle, Wassermelonen u. s . w . Sie sind überhaupt betriebsamer als man sonst von den freien Indianern gewohnt ist**). Aus dem tiefsten Innern begeben sie sich in grossen Schaareu zur Erntezeit nach den angrenzenden Provinzen J u j u y , Salta etc. um zu helfen und mit dem geringen Verdienst sich die Gegenstände zu erwerben, die sie benöthigen. Sie sind gastfrei, so weites ihre Arniuth gestattet, und gutmüthig; aber eifersüchtig auf ihre Freiheit uud Unabhängigkeit. Was man jedoch auf dem Wege der Güte und bei Einhaltung der gegen sie eingegangenen Verbindlichkeiten zu erlangen vermag, hat das Verfahren des Matorras gelehrt. Dass sie dem ehrlichen Verkehr mit den Weissen nicht abgeneigt sind, davon liegt ein sprechendes Zeugniss aus unsern Tagen vor, das d'Orbigny a u f b e w a h r t hat. Während der Anwesenheit dieses berühmten Reisenden in Corrientes, erzählt derselbe, sei der Häuptling der Tobas, Bernardo, mit vier andern Männern seines S t a m m e s , nach jener Stadl gekommen ftls eine Deputation, um dem Gouverneur vorzuschlagen mit den Tobas einen H a n d e l s v e r t r a g a b z u s c h l i e s s e n , der Art, dass sie ihre Baumwolle und Pelzwerke nach Corrientes

*) Azara zählt deren 17 auf. **) Soria lobt ihre w o l l e n e n

Gewebe.



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tum Verkauf bringen durften, oder dass man diese Waaren vou ihnen abhole. Unglaublich aber wahr ist es, der Gouverneur hat den Vorschlag verworfen mit dem Hinzufügen, er bedürfe ihrer Baumwolle nicht und könne auch ihre Pelzwerke entbehren, die Tobas lieferten schon genug in den Handel! Die Tobas reisten ohne ihren Zweck erreicht zu haben ab und der dargebotene Weg zur Civilisation des Chaco war für's erste abgeschnitten. Die Einrichtung einer Dampflinie auf dem Bermejo wird auch den armen Tobas zu Gute kommen, ihnen die Arbeit im eigenen Interesse, schätzbar machen und sie zu einer höhern Culturstufe erheben. Möchten die europäischen Unternehmer der Dampfschiffahrt auf den Strömen des Chaco nie vergessen, dass die Verbreitung wahrer Humanität ihr grösster Vortheil ist t Die Gränzlinie zwischen der Argentinischen Conföderation und Bolivia soweit sie das Chaco durchschneidet ist völlig unbestimmt.

IV. Paraguay. — Die Brasil. Provinz Maíto grosso. — Bolivia. — Die Bolivianische Provinz Ofuquis. Paraguay. Der Gründung von Asunción, der Hauptstadt des Landes, ist schon oben bei der Argentinischen Conföderation gedacht worden. Durch die Feudaleinrichtungen, welche Jrala traf, der an die Spitze jenes Restes Abenteuerer gestellt wordeil war, der aus den Wildnissen von Chiquitos nach dem Fort Asunción zurückkehrte, wurden die sanftmüthigen Paraguayos um so leichter unterworfen, als die neuen Feudalherren sich Kazikentöchter zu Frauen zulegten und dadurch den Eingebornen näher traten. Die Wildniss um Asunción verwandelte schnell ihr Ansehen. Meilenweit ins Land traf man bald schöne Herrensitze und Dörfer, umgeben mit reichen



60

_

Pflanzungen und Weiden auf denen sich grosse Rindcrhecrden tummelten. Es w a r sicher ein grosser Gedanke, Asunción zur Hauptstadt des uiiermesslichen Stromgebietes und zum Hauptstapelplatz für den Handel mit Perú zu erheben. Von dieser Politik geleitet, gründeten die Nachfolger l í a l a s . Corrientes, Santa Fé und Buenos Ayres als Stationsplülze und suchten sich in Chiquitos festzusetzen. Man kann es nur als einen folgenreichen Fehler der Spanischen Regierung betracht e n , dass sie diese Politik der ersten Eroberer nicht allein nicht fortsetzte, sondern sogar Buenos Ayres zu einem sclbststündigen Gouvernement (1620), später (1776) zum Sitz eines Vicekönigs erhob, von welchem Paraguay abhängig wurde. Inzwischen halten sich im letztern Lande die Jesuiten eingef u n d e n , denen es durch den Einflnss den sie am llofe von Madrid hatten, bald gelang sich an die Stelle des Gouverneurs von Paraguay zu setzen. Sie, nahmen in gewissem Sinuc die Politik der ersten Eroberer wieder auf. jedoch nach dem Charakter der Indianer und nach der Absicht, ein grosses unabhängiges Reich im Herzen Südamerikas zu gründen, wesentlich modificirt. Es ist nicht zu leugnen, dass sie es verstau den haben in verhältnissmässig kurzer Zeil eine Wildniss von unermesslicher Ausdehnung in ein Land von blühendem Aussehen zu verwandeln. Ihre Reductionen, wie sie ihre Ansiedelungen nannten, dehnten sich bald ostwärts über den Paraná und Uruguay, w e s t w ä r t s über Chiquitos bis in die Anden aus. Mit der Verlreibung der Jesuiten trat auch sofort der Verfall der Missionen ein. Die armen Indianer wurden gedruckt, gemisshandelt, ja in der grössern Entfernung von dem Gouvernementssitze selbst zu Sklaven gemacht, so dass bald ein grosser Theil der Indianer sich in die Wälder flüchtete und dort wieder verwilderte. Nur in Paraguay selbst erhielt sich einige C u l t u r , hauptsächlich durch die Mischung mit Europäern, welche durch die ersten Eroberer eingeleitet w o r den w a r . Aber die elenden Regierungen, welche in den letzten Zeiten in Spanien w i r t s c h a f t e t e n , hatten ganz andere Sorgen als an die Hebung eines so entfernten Landes zu



61



denken, das nicht einmal Gold- und Silberminen aufzuweisen hatte. Allgemein ist bekannt, dass die Absetzung der Spanischen Dynastie durch Napoleon für B u e n o s - A y r e s und Paraguay das Signal w a r , sich vom Mutterlandc zu trennen; aber unter allen Spanischen Kolonien w a r Paraguay die erste, die sich (1811) als einen unabhängigen Staat hinstellte, an dessen Spitze D r . Francia t r a t , welcher bald die unumschränkteste Herrschaft übte, die er bis zu seinem Tode (1840) behauptet hat In der Abgeschlossenheit, in welcher er das Land erhielt, konnte von Fortschritten nicht die Rede sein, aber wie gerechter Tadel ihn auch li-ifTt, so lässt sich doch nicht leugnen, dass er dem Lande seine vielfach bedrohte Unabhängigkeit bewahrt und Bürgerkriege vou ihm ferngehalten hat, welche die Nachbarstaaten, besonders die Argentinischen Provinzen, so lange zerrüttet und noch mehr entvölkert haben. Dieser Anblick w a r allerdings auch nach dem Tode des Dr. Francia nicht geeignet, den Paraguayanern den Wunsch cinzuflüssen, von B u e n o s - A y r e s aus beherrscht zu werden. Diesen Umstand hat Brasilien trefflich auszubeuten gevvusst. Eine engere, selbst auch nur eine commerziclle Verbindung zwischen Paraguay und den übrigen Platastaaten ist das, was man in Rio de Janeiro am meisten fürchtet. Hauptsächlich auch deshalb, weil Paraguay mit seinen Producten ein sehr gefährlicher Rival Brasiliens auf den Märkten am La Plata wird, von dem Tage an, w o Asuncion mit Bucnos-Ayres und Montevideo durch eine Dampflinic verbunden w i r d , und DampfschleppschifTe den Parana und Paraguay hinauf- und hinabfahren. Und das ist für Brasilien ein sehr bedeutsamer Gegenstand, da es an Zucker, Kaffee, Tabak und Cacao in die Platahäfen für circa 2 Millionen Thaler Preuss. jährlich einführt, ein Absatz, den es sicher ganz verlieren w ü r d e , wenn es nicht zu verhindern wüsstc. dass Paraguay dieselben Producte, die es bei besserer Qualität wohlfeiler zu erzeugen v e r m a g , gleichfalls dorthin sendete. Für Brasilien w a r e n daher die Bestrebungen des Dictators Rosas, Paraguay seiner blutigen Herrschaft zu unterwerfen, sehr willkommen. D e n n

-

die Sperrung

62



des P a r a g u a y s t r o m e s ,

seines Eldorado

Mattogrosso

willen

die Brasilien schon zu verewigen

um

wünscht,

und die Beseitigung jedes Handelsverkehrs mit Paraguay dem noch

weiter

nördlich gelegenen

Bolivia,

den nordwestlichen Argentinischen P r o v i n z e n ,

und

ja selbst mit die alle

Han-

delsconcurrenten mit Brasilien zum Theil schon siud, aber es in unendlich grösserem Maassstabe werden können, waren die natürlichen Folgen j e n e r feindlichen Gegenüberstellung, die es daher nach Kräften zu nähren suchte.

Unter der Maske der

uneigennützigsten F r e u n d s c h a f t b e f ü r w o r t e t e deshalb das B r a silianische Kabinet überall die Anerkennung

der Unabhängig-

keit Paraguays, hoffend, in dieser Republik denselben

„legiti-

m e n " Einfluss zui- Geltung zu bringen, mit dem es die B a n d a oriental beglückt. Jahren

auf

In derselben Absicht arbeitet Brasilien seit

die Abtrennung

der Provinzen

Entre-Rios

und

Corrientes vom Argentinischen B u n d e h i n , und es unterliegt wohl

kaum

einem

Zweifel,

dass es

in der

letzten Zeit

in

eben dieser Richtung in B u e n o s - A y r e s thätig ist, nachdem es in Urquiza

das

gefügige

W e r k z e u g 'nicht

gefunden für

Geltendmachung des „ l e g i t i m e n " Einflusses Brasiliens innern Angelegenheiten Santa-Fe

ist ruhig

von E o t r c - R i o s .

seinen

Der

in

Congress

die den in

eigenen W e g gegangen und daher

von der Regierungspresse Brasiliens constant ignorii t w o r d e n , w ä h r e n d man f o r t f u h r ,

die S t a d t B u e n o s - A y r e s in den Vor-

dergrund zu stellen, als ob diese eine S t a d l die ganze grosse Argeutinische Conföderatiou darstelle. träge, w e l c h e

D i e Gesetze und Ver-

die freie Schifffahrt auf den S t r ö m e n

für alle

Nationen eröffneten, waren eben so viele harte Schläge gegeu die Brasilianische P l a t a p o l i t i k ,

und

daher

scheint

Brasilieu

das Möglichste gethan zu haben, um Paraguay von dem S c h r i t t e abzuhalten, sich zu diesem grossen Prinzip, a u f welchem sich die W o h l f a h r t der Plataländer kennen.

D e n n o c h hat

schnell erbauen

w i r d , zu be-

die Regierung P a r a g u a y s die

ersten

S c h r i t t e in dieser Richtung g e t h a n , und ist auch namentlich zu

den

dreizehn

Argentinischen

im Congress

Provinzen,

von S a n t a - F é

in ein

engeres,

repräsenlirten

ihren

durchaus entsprechendes Verhältniss getreten.

Interessen



63

Diese Einigung und Uebereinstimmung der Binnenländer erregt, wie man uns bericlitcl b a t , am Hofe von Rio de Janeiro gegenwärtig grossen Missmuth, und wir schenken dieser Nachricht um so williger Glauben, als die neuesten Zeitungen aus jenen Ländern die Anzeige bringen, dass der Brasilianische Geschäftsträger in Asunción wegen seiner Bemühungen, in Paraguay eine ähnliche Revolution anzuzetteln, wie sie gleichzeitig in Montevideo, trotz oder wahrscheinlich vermöge des „legitimen Einflusses", den Brasilien dort übt, durchgesetzt wurde, aus Paraguay verwiesen worden ist. Die Note des Paraguayanischen Ministers Benito Varela vom 10. August 1853,anden gedachten Geschäftsträger gerichtet, giebt eine klare Einsicht in die Brasilianischen Intriguen bei den Platastaaten, die darauf gerichtet sind, wie die Note es richtig und unumwunden ausdrückt, „ e i n e S p a l t u n g z w i s c h e n den S c h w e s t e r - R e p u b ü k e n einz u f ü h r e n , w e i l sie i h r e g u t e n B e z i e h u n g e n d u r c h das n e u e Band eines Navigations- und G r e n z - V e r t r a g e s enger geknüpft haben." W i r ersehen hieraus, dass die Mehrzahl der Plata-Staaten sehr wohl begreift, w a s die „Grossinuth und die Civilisationsbestrebungen" Brasiliens hinsichtlich der Plata-Staaten, deren sich die Brasilianische Regierung vor der Welt r ü h m t , bedeuten, und es kann nicht fehlen, dass diese Einsicht auch in Uruguay und Buenos-Ayrcs, w o Brasilianischer Einfluss zur Zeit noch w a l t e t , sich immer weiter durch alle Klassen verbreitet. Der Castilischc Stolz der Porteños*) ist ohnehin nicht dazu geneigt, Portugiesiche Herrschaftsgelüste zu ertragen. Keine Nation der Erde ist in so günstiger Lage, ein inniges, aufrichtiges Verhältniss mit den Plata-Staaten einzugehen, als die Deutsche, hoffen w i r , dass diese Einsicht, zunächst in Deutschland, nicht länger, zum grössten Schaden beider Läudergruppen, in der E n t w i c k l u n g aufgehalten werde! Die Gränzc von Paraguay bilden im Westen, Süden und Osten die Ströme Paraguay und P a r a n á , im Norden uncr*) Einwohner von Buenos Ayres.



64



mcsslichc W i l d n i s s e , d u r c h w e l c h e die feste G r ä u z e noch zu ziehen bleibt.

D e r Flächeninhalt

geschätzt w e r d e n

und

kann daher n u r annähernd

ist in keinem Falle viel u n t e r

geograph. Q u a d r a t m e i l e n ,

also n a h e zu dem

d e r Prcussischen M o n a r c h i e gleich.

5000

Flächenraume

Die Einwohnerzahl wird

s e h r verschieden angegeben, doch d ü r f t e die S c h ä t z u n g , welche 800,000

annimmt,

Hauptpunkte

des

der innern

E i n w o h n e r ) , Villa de Nembuco.

Wahrheit

ziemlich

Verkehrs

sind:

rica (5000 E i n w . ) ,

nahe

kommen.

Asunción

Curuguaty

(12000

und Pilar

D e r r e i c h s t e , a n g e b a u t e Theil des Landes ist

der südliche, an dem Rio T e b i c u a r y

und seinen

B e d e u t e n d e Gebirge besitzt das L a n d nicht.

Zuflüssen.

Die Erhebungen,

w e l c h e v o r k o m m e n , übersteigen nicht ein P a a r h u n d e r t Meter den H o r i z o n t a l s c h n i t t wundervoll

reiche

des wellenförmigen

Vegetation

Bodens,

bedeckt.

den eine

Herrliche

Wälder

wechseln überall mit f e t t e n Prairicn ab. Von dem M i n e r a l r e i c h t h u m e

des Landes w e i s s man

Zeit noch so g u t w i e gar nichts.

zur

D a s erste H ü t t e n w e r k ist

e r s t seit z w e i J a h r e n eingerichtet, und soll g a n z vortreffliches Eisen liefern.

D i e Eisenminen

die von Ibicui 43 p C t . geben.

von C a a p u c ú sollen 75 p C t . , D a s Zink der kleinen Cordil-

lera 2 2 p C t . ; Silber aus denselben Bergen d u r c h Schmelzung 4 pCt., Blei k o m m t bei Ibitimi, Quecksilber in der Sierra von S a n t a Maria de F e , in den Missionen, Salzinger in den stricten v o n L u q u e und Cnpiatá vor.

I)i-

D i e H a u p t q u e l l e n des

R e i c h t h u m s des Landes sind die Viehzucht

und der

Acker-

bau, namentlich der letztere b r a u c h t aber noch grosser Verbesserungen,

wofür

die

S o r g e zu t r a g e n scheint. noch der gemässigten

gegenwärtige

Regierung

ernstlich

Obgleich dein gross teil Theile nach

Zone angehörend,

erzeugt

das

Land

doch alle w e r t h v o l l c n tropischen P r o d u c t o in grossem Uebcrflussc.

Kaifee, Zucker, B a u m w o l l e , Indigo, T a b a k , Yerba de

Maté ( P a r a g u a y l h e c ) ,

kostbare Farben- und

Tischlerhölzer,

G u m m i , Balsame, Copal, C a u t s c h o u k , P r o d u c t e der Viehzucht, insonderheit H ä u t e ,

Horner,

Talg

und F l e i s c h ,

bilden

die

Hauptausfiihrartikcl. Die Jesuiten und n a c h h e r D r . F r a n c i a h a b e n die E i n w o h -



65



ner an Arbeit gewöhnt, und sie sind in dieser Rücksicht den Brasilianern weit voran, die nur gewohnt sind, Sklaven für sich arbeiten zu lassen. Von der herrlichen Vegetation und dem Klima des Landes sprechen alle Reisenden mit Begeisterung. Hören wir über das Letztere den Capitain Th. Page. E r sagt: „ D a s Klima ist köstlich, von einer Heilsamkeit, die nur demjenigen der Canarischeu Inseln zu vergleichen ist. Die Luft durchdringt Euch mit Wollust, der Himmel hat die Heiterkeit und die Reinheit des Himmels von Jonien, der Winter ist frisch, der Sommer sehr heiss. Besonders im Juni ( W i n t e r ) gewahrt man Reif und in den Ebenen treibt der Südwind zuweilen sogar Schneeflocken, aber dabei entkleiden sich die Bäume nicht ihres Blätterschmuckes, und. die Prairien behalten ihre Blumen das ganze Jahr hindurch; reichlicher Thau ertheilt dem Erdreich immer eine saufte Feuchtigkeit." Dem Character der Einwohner wird von Allen grosses Lob gespendet. Sic sind „ s a n f t , indolent, friedlich, harmlos, durchdrungen von einem tiefen Gefühl vor der Autorität, gehorchen den Befehlen des Präsidenten wie dem göttlichen Gesetze, sind ehrerbietig gegen ihre Vorgesetzten, wohlwollend und herzlich gegen Gäste, wclchc der Zufall ihnen zugeführt." Volks- und Umgangssprache ist in Paraguay die GuaraniSprachc, wclchc bekanntlich schon die Jesuiten zu einer Schriftsprache erhoben hatten. Die ofGcielle Sprache ist zwar noch die Spanische, welche aber von einem grossen Theilc des Volkes nicht verstanden w i r d . Es kann daher nicht fehlen, dass früher oder später Guarani auch iu dieser Sphäre das Spanische verdrängen wird, w a s für das Land ein offenbarer Segen und eine grosse Garantie für seine Unabhängigkeit sein würde.

Die Brasilianische Provinz Hatto grosso. Zwischen dem Paraguay, J a u r ü , Itencs und Madeira int Westeu, und dem Parana, Paranahyba und Araguava (Haupt-

5



66



nebenfluss des T o c a n t i n s ) im O s t e n , breitet sich z w i s c h e n d e m 7. und 23. südlichen Parailelkrcis ein Gebiet a u s ,

ziemlich

2Mal

Provinz

so gross

Mattogrosso.

als F r a n k r e i c h ,

Hier h a b e n der P a r a g u a y

Nebenflüsse des A u i a z o n e n s t r o m s gold-

die Brasilianische

u n d die grössten

ihre Quellflüsse,

die über

und diamaulenreichc Geschiebe ihre G e w ä s s e r

Zahllose schiffbare S t r ö m e

rollen.

und Flüsse breiten ein Netz ü b e r

das ganze L a n d aus, die Menschheit einladend, von d e m reichsten Lande der E r d e Besitz zu n e h m e n . P r o v i n z streicht von O s t e n birge,

auf

welchem

die

gedachten

Plata und des A m a z o n a s

D u r c h die Mitte der

uach Westen

ein niedriges Ge-

Zuflüsse des Rio de la

entspringen,

und

von einem E n d e

zum andern, auf dessen beiden A b h ä n g e n , finden sich die reichen Lager v o n G o l d ,

Diamanten

und

A u s g e d e h n t e Viehweiden und W ä l d e r ,

andern

Edelsteinen.

die aus den herrlich-

sten Bäumen, w e l c h e die k o s t b a r s t e n Möbel- und F a r b e h ö l z e r liefern, bestehen, w e c h s e l n mit einander ab und es ist zweifelhaft, ob der Reichthuni des Pflanzen- oder der des Mineralreiches

der P r o v i n z

flüssen

und in den E b e n e n

höher

anzuschlagen

reiche Rindvieh- und P f e r d e h e c r d e u , w o h n e r bauen Z u c k e r r o h r ,

ist.

des P a r a g u a y Mais,

An

findet

und

den Zuman

zahl-

die wenigen Ein-

Alamlioc,

Baumwolle

im

Uebcrfluss, konnten aber bis jetzt, t r o t z der herrlichen S t r ö m e , nichts v e r w e r t h e n , weil die R e g i e r u n g in Rio de J a n e i r o d u r c h jedes Alittel dieses reiche B i n n e n l a n d den zu entziehen suchte

den Blicken der F r e m -

und den A m a z o n e n s t r o m

absperrte,

w ä h r e n d auf der a n d e r n S e i t e D r . Francia uud R o s a s diesen Cerberusdicnst jener R e g i e r u n g leisteten. U m Villa Alaria bedeckt Ipecacuanha

ein

Areal

von

eine n a t ü r l i c h e P f l a n z u n g v o n ein

Paar Quadratmeileu.

einigem Fleisse k ö n n t e ein Mensch hier täglich g e w i n n e n .

Bei

15 P f u n d W u r z e l n

I n Rio de J a n e i r o w i r d das P f u n d mit

circa 500 Reis (10 Silbcrgroschen)

bezahlt.

Nach

Castelnau

w u r d e n in den J a h r e n 1 8 3 0 — 1 8 3 7 gegen 8 0 0 , 0 0 0 P f u n d davon nach Rio de J a n e i r o auf d e m L a n d w e g e , geogr. Meilen w ä h r e n d Villa

in g e r a d e r Alaria

an

Richtung

einem

beträgt,

der

240

geliefert,

d e r schönsten S t r ö m e

der

-

6?



E r d e liegt, a u f dem man mittelst niger

als

12

Tagen

Gleicherweise Bei

findet

Castelnau's

eines Dampfbootes in w e -

nach B u e n o s - A y r e s sich

gelangen

könnte!

bei diesem O r t e die Vanille häufig.

Anwesenheit

daselbst

1 , 2 0 0 Reis ( e t w a 2 5 Silbergroschen

kostete

das

Pfund

Preuss.)!

Cuyabd, eine S t a d t von 7 0 0 0 E i n w o h n e r n , liegt an einem schönen schiffbaren Flusse, der in den Paraguay mündet, hat aber, D a n k der Brasilianischen Politik, keinen andern Verkehr mit der civilisirlcn W e l t

als über Rio de J a n e i r o ,

wohin es

die VVaaren der Provinz, Rinderhäute, Jaguarfelle, Staubgold, Diamanten und I p e c a c u a n h a , Meilen weit befördert I

auf Saumthiercn 2 5 0 geograph.

D i e Transportkosten

für 4

Arroben

werden zu 3 0 Millreis ( e t w a 2 0 Thaler Preuss.) veranschlagt, w ä h r e n d der W a s s e r t r a n s p o r t bis B u e n o s - A y r e s

für ein sol-

ches Gewicht kaum 2 T h a l c r Preuss. betragen w ü r d e ,

abge-

sehen von dem enormen Zeitverlust

der mit dem Landtrans-

port

wo

die

auf

solcher riesigen S t r e c k e ,

Rede

sein

kann,

verbunden

eine solche T r a n s p o r t - Coloune n a t e , um vou VVaaren, gen,

Cuyaba

die

nach

werden

ist.

vou Strassen Es

gewöhnlich

10

nach R i o zu gelangen 1

den

Städtchen

als w i e in

den Seestädten

nicht

nämlich

bis 12

Mo-

Europäische

von Mattogrosso

oft für einen Preis verkauft,

mal höher i s t ,

braucht

gelan-

der 8 0 0 bis 9 0 0 Brasiliens!

100

Pfund Eisen kosten gewöhnlich 4 8 Millreis, die T o n n e Eisen 1056 das

Millreis; Fass

100

Mehl

Pfund

76

Salz

Millreis

u.

kosten s.

w.

dort

34

Millreis,

Bekanntlich

Cuyaba in dem reichen Diainanteudistrict,

liegt

und so fabelhaft

es auch klingt, so kann man doch sagen, die E i n w o h n e r treten s t a t t , w i e anderwärts steine.

auf P f l a s t e r ,

E s ist eine T h a t s a c h c ,

auf Gold und Edel-

dass die Kinder die E r d e der

ungepflasterten S t r a s s e n der S t a d t waschen und reichlich Gold, zuweilen auch D i a m a n t e n dabei gewinnen.

Nach einem star-

ken Regengüsse

Sklaven

stürzen

die Kinder

uud

auf

Strassen, um die blossgelegten Goldkörner zu sammeln!

die Ca-

stelnau erzählt, dass kurz vor seiner Ankunft in Cuyaba ein Eseltreiber, Stock

als er sich

aufzuheben,

einen

bückte, Diamant

um vou von 9

der S t r a s s e einen Quilates 5»

(Karat)

— fand.

68



Diese kostbaren Steine werden

den F l ü s s e n O u r o , D i a m a n t i n o , Francisco

aber

Santa

und d e m P a r a g u a y gefunden.

gilt als h ö c h s t r e i c h an

hauptsächlich

Anna*),

Arinos,

A u c h der S u m i d o u r o

Diamanten.

Dieser fabelhafte Rcichthum

ist das U n g l ü c k der P r o v i n z .

D e n n d e r G e i z der B r a s i l i a n i s c h e n r c i c h c n S c h ä t z e selbst zu h e b e n ,

Regierung, unfähig, s u c h t in

jeder nur

ren W e i s e die P r o v i n z in I s o l i r u n g v o n der W e l t zu und

man

wird

in San

hoffentlich

nun

P o l i t i k in E u r o p a zu w ü r d i g e n

wohl

die

diese

denkbaerhalten,

macchiavellistischc

a n f a n g e n , die so emsig b e m ü h t

ist, die E n t w - i c k e l u n g der P l a t a l ä u d e r a u f z u h a l t e n und w o möglich die M ü n d u n g des L a P l a t a in die I l ä n d e zu b e k o m m e n , u m dieses S t r o m g e b i e t e b e n s o a b z u s p e r r e n , als das A m a z o u e n g e b i e l . E i n b r a s i l i a n i s c h e s B l a t t ä u s s e r t über die G e i z h a l s - P o l i t i k des B r a s i l i a n i s c h e n . , E s ist v o n

Kabineis

j e h e r ein

Folgendes: unwandelbares

politisches

System

der B r a s i l i a n i s c h e n R e g i e r u n g g e w e s e n , die w u n d e r b a r e n I l ü l f s quellen, den R c i c h t b u i n L a n d e s der W e l t

und

die F r u c h t b a r k e i t des

(Mattogrosso)

vcrschliesscu,

sondern

zu e n t z i e h e n .

Unter

sie den

v e r g r a b e n und u n g e n ü t z t

nicht

auch

der

allein

sind

schönsten Handel

allgemeinen

uncrinesslichcn ruhen,

dein

S c h ä t z e n , die

nach

zu

Beachtung

unserer

hier

Meinung

das G o l d u n d die edlen G e s t e i n e die von g e r i n g e r e m W c r t h e . E s befindet

sieh zur Zeit iu R i o de J a n e i r o das O r i g i n a l

c r t h c i l t c n B e f e h l s aus d e r Z e i t ,

als H u m b o l d t in

r e i s s t e , k r a f t dessen j e n e r g r o s s e M a n n gefangen aus d e m L a n d e g e j a g t

werden

Brasilianische Territorium nicht

drei

Staaten

Jahre

sich

an

her,

sollte,

im Falle

betreten würde.

dass

die R e g i e r u n g

die R e g i e r u n g

Brasiliens

eines

Südamerika gesetzt

und

derselbe

das

Und

n o c h ist es

der

Vereinigten

mit

dem

Gesuch

w a n d t e , z u g e s t a t t e n , dass ein D a m p f s c h i f f den A m a z o n e n s t r o m

*)

Gin S p a n i e r N a m e n s D . S i m o n ,

der

sich

mit

seinen

Sklaven

n a c h d e m R i o S a n t ' A n n a b e g e b e n h a t t e , s a m m e l t e allein w ä h r e n d der t r o c k e n e n J a h r e s z e i t , im L a u f e v o n 4 J a h r e n Wir entnehmen

d i e s e Notizen

einem

M e r c a n t i l , e i n e m der in B r a s i l i e n

7 0 0 0 Quilates

Diamanten.

interessanten Aufsätze des Correio

verbreiterten

Blätter.



69



hinaufsegele, um dieses Gebiet zu erforschen, nicht bloss im selbstischen Interesse

der Vereinigten S t a a t e n ,

sondern

im

Interesse des Handels und der Wissenschaft der gauzen Welt. Die Erlaubniss w u r d e n i c h t ertheilt, und die Folge

davon

w a r , dass zwei Seeofficiere beauftragt w u r d e n , nach Lima abzugehen, die Anden zu übersteigen und den Amazonenstrom hinunter zu f a h r e n , so gut sie es vermöchten.

Einer dieser

Offfciere, der Lieut. Herndon, reiste vor Kurzem ( n a c h den Vereinigten Staaten) zurück, um seinen Bericht

abzustatten,

der andere, Licut. Gibbon, befindet sich noch auf der Reise." Nach unserer UeberzeuguDg hat das Brasilianische Kabiiict noch einen ganz andern Grund f ü r seine Politik, den es seither

vortrefflich zu verdecken

gewusst.

Die

herrlichen

freien Länder im Stromgebiet des Rio de la Plata,

insonder-

heit die nördlichen Argentinischen Provinzen, das Gran-Chaco, Paraguay, ferner: Bolivia, P e r u und Ecuador können,

wenn

die SchiiTfahrt auf den Strömen frei ist, dieselben Productc in ungeheuren Massen, ja wie allgemein zugestanden wird, in noch sehönercr Qualität als Brasilien, liefern. Der Preis dieser Productc w ü r d e wesentlich hcrabgcdrückt w e r d e n , w e n n es Brasilien nicht gelänge, fernerhin wie bisher die Ausfuhr aus jenen Ländern zu hindern.

Die theure Sklavenarbeit kann

unmöglich mit der Arbeit freier Leute die Concurrenz bestehen und es würde demnach die Sklaverei in Brasilien unhaltbar.

Die

freie Schifffahrt

P l a t a ist d a h e r venhandel

zu

auf

den

Zuflüssen

das w i r k s a m s t e M i t t e l , unterdrücken.

des

den

Skla-

Dieser Umstand

erklärt

zur Genüge das Verhalten des Brasilianischen Kabincts zu der Kolonisationsfrage und zu seinen Nachbarstaaten. wird die „Japauesischc" Politik der

Schwerlich

Brasilianischen Staats-

männer noch ferner nennenswerthe Triumphe feiern.

Europa

und Nordamerika haben begriffen, dass sie es nicht nöthig haben, d e r

Brasilianischen

Sklaverei

tributair

s e i n , und dass es f ü r ihre fortgeschrittene Industrie

zu

unend-

lich v o r t e i l h a f t e r ist, freie Arbeiter zu Abnehmern zu haben, die man hierfür befähigt, indem man ihre Productc, welche



70



Brasilien bisher von den Märkten

fernzuhalten gewusst,

in

Austausch nimmt.

B o 1 i v i a.*) In Mattogrosso und Bolivia

haben

die beiden

grüssten

S t r o m g e b i e t e der E r d e ihre W a s s e r s c h e i d e , die von W e s t nach O s t d u r c h die Mitte der beiden L ä n d e r geht. Diese Scheidelinie beginnt in dem gigantischen O s t w a l l e der Cordillera unt e r 19° S. Br., geht nördlich bei Chnquisaca vorbei, zieht dann zwischen

den beiden Granitkegeln Sicasica

und C h u r u q u e l l a

in südöstlicher Richtung nach P o m a b a m b a , fällt darauf in die grosse E b e n e , durch w e l c h e sie in einem gegen Südost gek e h r t e n Bogen nach den Q u e l l e n

des I t e n e s l ä u f t und

in die P r o v i n z Mattogrosso tritt.

Keine Bergreihc bezeichnet

hier

ihren Z u g in der imerniesslichen Bolivianischen Ebene, die in der W a s s e r s c h e i d e k a u m merklich gebrochen

erscheint,

und

mit fast unerkennbaren S e n k u n g e n südlich in das G r a n Chaco, nördlich in die unermcsslichen Selvas des

Ainazouenstroins

verläuft. V e r m ö g e dieser Lage ist Bolivia, eines der interessantesten L ä n d e r der E r d e . Von d e r Küste des stillen O c e a n s gehört

der

n u r ein, 60 geogr. Meilen langer und 2 5 — 3 0 Meilen

Republik breiter,

Streifen W ü s l e , den die h i m m e l h o h e Cordillera von dem übrigen Gebiete absondert, und in diesem t r a u r i g e n Streifen liegt der einzige erbärmliche Seehafen Bolivias — Cobija. D a s gesammte

der Republik

angehörige Areal

m e h r als das D o p p e l t e von ganz D e u t s c h l a n d .

beträgt

Die Zahl der

E i n w o h n e r ist circa 1,400,000, m i t A u s s c h l u s s von m e h r als einer halben Million Indianer, die in absoluter Freiheit innerhalb d e r G r e n z e n *) W i r

der Republik leben.

haben bei diesem

Unterabschnitte

R e i s e w e r k e n von d'Orbigny, de Castelnau u. A

S o gering auch ausser

den

die

grösseren

besonders die a u s g e -

z e i c h n e t e kleine Schrift von H e r r n Leon F a v r e , k. franz. G e n e r a l - C o n sul und Geschäftsträger in Bolivia, w e l c h e unter dem Titel: „ L a B o livie" im August 1853 in der Revue Contemporaine a b g e d r u c k t

wor-

d e n , und auch in einem besondern A b z ü g e zu haben ist, benutzt.



71



Zahl der E i n w o h n e r zu dem Umfange des Gebietes ist, so gebührt diesem Lande doch wegen des Reichthums seiner Producte und seiner Stellung zum Platagebiet die höchste Beachtung. Bis jetzt drängte sich die Hauptmasse der Bevölkerung in dem gebirgigen Tlieile, der e t w a die Hälfte des Landes begreift , zusammen. D e r unerschöpfliche Reichthum dieser Hälfte an edlen Metallen hat es verschuldet, dass die östlich gelegenen, in jeder Beziehung von der Natur reicher ausgestatteten Provinzen, beinahe menschenleer geblieben sind. In der westlichen Hälfte theilen sich, etwa unter 20° S.Br., die Anden in zwei gewaltige K e t t e n , die durch mehr als 8 Breitengrade n o r d w ä r t s parallel laufen und ein 12,000 Fuss hohes Thal cinschliessen, das sie noch um viele Tausend Fuss überragen, so dass ihre höchsten Gipfel im Nevado de Sorata 23,600 Fuss, im Nevado de lllimani 22,400 Fuss über dem Meere aufsteigen. D e r See von Aullagas im S ü d e n , und der Titicaca-See im Norden nehmen die Gewässer auf, welche aus den Quebradas*) der beiden Andenzweige in das Hochthal gelangen, welches der dichtbevölkertste Theil des Landes ist. Die Centralpunkte für den Verkehr sind die S t ä d t e : L a P a z (30,000 Einwohner) 11,400 Fuss; C o c h a b a m b a 7,900 F u s s , P o t o s i (20,000 Einwohner) 12,500 F u s s , und C h u q u i s a c a , früher die Silberstadt genannt, Hauptstadt des Landes (26,000 Einwohner) 11,700 Fuss über dem Meere. Diese Mittelpunkte der Bevölkerung sind, wie ein Blick auf die Karte lehrt, weit von einander entfernt, und stehen nur durch höchst beschwerliche Saumpfade, die über wilde Gebirgsjoche führen, miteinander in Verbindung. Um zu einem Seehafen zu gelangen, sind die Andenketten ein- oder ein paar Mal zu übersteigen, und daher die Transportkosten ganz enorm. Deshalb

*) Von q u e b r a r : brechen. Man bezeichnet mit dem Ausdruck „Quebradas" die schluchtenähnlichen Pässe in den Anden, in welchen sich die Flüsse und Ströme ihr Bett gebrochen haben, und die bei den Hauptflüssen, im weitern Laufe derselben, sich allmälig tu wirklichen Längen- und Querthälern erweitern.



72



b e s c h r ä n k t sich auch der A c k e r b a u , der bis zur l l ü h e \OII 13,000 Fuss betrieben w i r d , n u r auf die G e w i n n u n g der nöthigen L e b e n s m i t t e l ; f ü r die A u s f u h r sind n u r solche P r o d u c t e g e e i g n e t , w e l c h e bei klciaerni Volumen einen sein- bedeutenden Werth

haben,

weshalb

sich

dieselbe

gegenwärtig

last

n u r auf edle Metalle und Fieberrinde reducirt. E s sind drei W e g e , w e l c h e bis jetzt für den Verkehr mit dem A u s l ä n d e benutzt w e r d e n konnten.

D e r eine, innerhalb

des Gebietes der Republik, von (.'huquisaca, Potosi und Cochabamba über den östlichen und den westlichen durch die W ü s t e A t a c a m a nach Cobija, R i c h t u n g circa

100 geogr. Meilen b e t r ü g t ;

ziemlich gleicher L ä n g e ,

Andenwall

v\elcher in

gerader

der z w e i t e ,

gleichfalls ^iber beide

von

Andenketten,

ü b e r Tacua nach dem Peruanischen Hafen A r i e n : endlich der d r i t t e über T a r i j a , Salta, Tucunian nach B u e n o s A y r c s , welcher circa 260 geogr. Meilen in gerader R i c h t u n g misst. chem von diesen drei Wegen

Wel-

der Preis grösserer Schwierig-

keiten gebiert, ist s c h w e r zu sagen. Ein Blick auf die Karte lehrt sofort, dass die N a t u r den V e r k e h r dieses Landes nicht auf die genannten W ege gewiesen h a t .

Der Lauf der S t r ö m e zeigt w o h i n derselbe sich w e n -

den müsse.

D i e zahlreichen Q u c b r a d a s in der östlichen Cor-

dillera, w e l c h e die Strassen der Zuflüsse des B c u i , und Vermejo sind,

sind ebenso

viele

V e r k e h r s w e g e die in und aus

Pilcomayo

dem Herzen

des

führen.

Mauiore, natürliche

llochlaudcs

Kaum sind die genanntcn S t r ö m e zu den Vorbergen

hiuabgerauscht,

so w e r d e n sie und ihre grösseren Z u f l ü s s e

schiffbar, und ihre Q u c b r a d a s e r w e i t e r n sich zu a u s g e d e h n t e n , f r u c h t b a r e n Längen-

und Q u c r t h ä l c r n .

III die grosse

Ebene

eingetreten w i r d die S t r ö m u n g immer ruhiger, und der \ \ asserreichthum

der

meisten

g e s t a l t e t die Schillfahrt a u f -

und

a b w ä r t s das ganze Jahr hindurch. D e r bei w e i t e m grossere Theil des Landes w i r d v o n den Strömen B e n i , M a m o i e o d e r G u a p a i , U b a i o d e r S. M i guel, ßaurcs

und den Grenzfluss I t e n e s

oderGuapore,

d u r c h s c h n i t t e n , w c l c h c durch den gigantischen M a d e i r a , der Mamore nach seiner Vereinigung mit

dein Beui

wie

genannt



73



wird, den Verkehr auf den Amazonenstrom leiten. Auf diesem W e g e ist der Bolivianische Verkehr in einer Strecke von mehr als 300 geogr. Meilen (nach geraden Linien gemessen), gi-ossentheils durch unbekannte Wildnisse, auf die Protection Brasiliens, die wir genügend kennen, angewiesen. Diese unermessliche Wildniss, und der fortschreitende Verfall der Provinzen Para und Mattogrosso, belehren durch den Augenschein, dass die Politik der sklavenhaltenden Pflanzer, der mittlem Kfistenprovinzen Brasiliens, fürs Erste noch Alles aufbieten wird diese Wasserstrasse durch tausend politische Schlagbäume zu sperren. Dieses Hemmniss wird aber noch durch physische Hindernisse wesentlich vergrössert. D e r Ma111 oré und Madeira hat nämlich von einem P u n k t c ' a b , der 26 Leguas stromabwärts von der Einmündung des Itencs liegt, nicht weniger als 17 Katarakten, in der Ländersprache C a c h u e l a s genannt, die in kurzen Abständen aufeinanderfolgen. Die Beseitigung oder Umgehung dieser SchilTfahrtshiudernisse, durch Sprengungen und Kanalisationen, wird in diesen menschenleeren Wildnissen, unter einer glühenden Sonne, nicht sobald geschehen. Noch manche Generation dürfte darüber hinsterben, wenn die Ausführung dieses Werkes zum grossen Theil von der Brasilianischen Regierung erwartet werden müsste*).

*) Don Jose Augustin

Falacios

hat als Gouverneur der

Provinz

Moxos im J q h r e 1S46 eine s e h r sorgfällige Recognoscirung der 1 7 K a tarakten des Mamoré und Madeira

unternommen

und eine

Beschrei-

b u n g derselben veröffentlicht, die Herr Leon F a v r e in seiner

Schrift

aufgenommen hat, und d i e w i r hier w i e d e r g e b e n . 1) La cascade Guayara mini : Cette cascade est formée par une m u l titude de rochers, tantôt à fleur d'eau, tantôt saillants, tantôt a u dessous; elle embrasse un espace de 2 0 0 mètres, et la differenco de niveau est de deux

pieds entre le c o m m e n c e m e n t et la fin.

Le fleuve se divise en une infinité de bras, dont l'eau se p r é c i pite avec violence; c e p e n d a n t ,

sur la rive occidentale, il existe

un canal par lequel passent les barques c h a r g é e s , quelques précautions.

en

prenant

(Auch s t r o m a u f w ä r t s ? )

2 ) La cascade Guayara g u a z u :

Elle se trouve à deux lieues de la

p r é c é d e n t e et provient des mêmes c a u s e s ; son

extension est de

Die

Ströme

74

¡Mamorc



von

der

Cachnela

(¿iiayara

mini

a u f w ä r t s bis A z e r o , also über 1 4 0 geogr. Meilen; Itenes v o n ¿40 mètres,

et la d i f f é r e n c e

Les b a r q u e s ,

conduites

par

c a n a l s u r la inéine rive 3)

La B a n a n e r a :

Elle

auf d e n G r a d ) ,

de

niveau

des

deux

à trois pieds.

pratiques,

suivent

un

occidentale.

a (rois q u a r t s

hien

de

hommes

que

le

de l i e u e d e l o n g ( 2 5

danger n'existe

que

Léguas

s u r un

espace

de 304

m è t r e s , où les e a u x o n t u n e d i f f é r e n c e d e n i v e a u d e trois

pieds.

C e t t e c a s c a d e n, s u r la m ê m e r i v e , un c a n a l qui n e

pré-

s e n t e pas de g r a n d s r i s q u e s à la d e s c e n t e , mais qui est plus d i f ficile

à la r e m o n t e , ce qui fait q u e , d ' o r d i n a i r e , o n d é c h a r g é

b a r q u e s et on les hâlc.

les

Les r o c h e r s qui f o r m e n t la B a n a n e r a

se

d i l a t e n t au n o r d - o c u s t et d o n n e n t p a s s a g e à l ' e f f r o y a b l e c a t a r a c t e du Yata et à la c a s c a d e B o r d a , d a n s le B é n i .

E l l e est à

quatre

l i e u e s ( L é g u a s ) de la p r é c é d e n t e . 4)

Le P a l o G r a n d e :

A

l'oeust

se

trouve

tin

canal où les b a r q u e s

p a s s e n t s a n s a u c u n e difficulté. 5)

Las Lajas:

224 mètres de l o n g u e u r ,

d e d e u x pieds, et canal o c c i d e n t a l e précédente.

différence

pour

n a u x d e ces cinq c a s c a d e s .

niveau

a m é l i o r e r c o n s i d é r a b l e m e n t les c a D e u x lieus plus b a s q u e la

se t r o u v e le c o n f l u e n t du M a m o r é ,

de l a r g e , avec

(>j b r a s s e s

de profondeur.

qui

cachuela

a 800

Le B e n i s e

métrés présente

p a r d e u x c m b o u c h c u r s , L1 p r e m i è r e a G40 m è t r e s d e l a r g e

avec

1 5 b r a s s e s de f o n d ,

avec

6à une

et

la s e c o n d e ,

b r a s s e s de p r o f o n d e u r . ¡le

contre

laquelle

L'espace

360

métros

entre

de

large

c e s d e u x bras f o r m e

s ' a m o n c è l e n t les a r b r e s c h a i r i é s p a r les

e a u x , c e qui l'a fait a p p e l e r „ I s l a d e la M a d e r a " , d o n n é e n s u i t e aux d e u x 6)

de

p r a t i c a b l e q u e p o u r le

Mr. P a l a c i o s p e n s e qu'il s u f f i r a i t d e q u e l q u e s t r a v e a u x

d e m i n e bien e n t e n d u s de Lajas,

avec

aussi

fleuves

nom qu'on a

réunis.

Non loin de cette île se t r o u v e la c a c h u e l a M a d e r a , p r o v e n a n t

de

trois i m m e n s e s g r a d i n s qui e m b r a s s e n t un e s p a c e d e 8 0 0

mètres.

On d é c h a r g e g é n é r a l e m e n t l e s b a r q u e s , q u ' o n r e m o r q u e

pendant

q u ' o n t r a n s p o r t e les m a r c h a n d i s e s p a r t e r r e . r i r ainsi n e d é p a s s e pas 8 0 m è t r e s .

Le t r a j e t à p a r c o u -

La d i f f é r e n c e d e n i v e a u

est

d e d e u x pieds, sur u n e l o n g e u r de c?0 m è t r e s . 7)

A une demi-lieue

plus

qui, t o u j o u r s sur la rive barques chargées.

la s a i s o n d e s pluies. sur 2 4 0

se

trouve

occidentale

a

la c a c h u e l a un

canal



Misericordia, passent

les

C e c a n a l est d a n g é r e u x à c a u s e de ses r é c i f s

d a n s les basses e a u x ;

8)

bas

mais

il n e

présent

a u c u n e difficulté d a n s

La d i f f é r e n c e d e n i v e a u e s t d e d e u x pieds,

mètres.

La c a c h u e l a R i v e r o n , à u n e d e m i - l i e u e plus b a s : E l l e est f o r m é e



75 —

demselben Wasserfall a u f w ä r t s mehr als 115, Beni von seinem Katarakt Y a t a , gegen 90 geogr. Meilen a u f w ä r t s , f ü r de cinq chutes, sur un espace de 2 4 0 mètres. niveau, est d'un pied sur 6 4 mètres.

La différence de

On d é c h a r g e les

canots,

que l'on r e m o r q u e , transportant les marchandises par terre p e n dant un espace de 120 métrés. 9 ) L'Arara ou H i g u e r a : fleuve

Elle est à quatre lieues du Riveron.

Le

se divise en une foule de petits bras f o r m e n t des ilôts et

semés de récifs.

A l'oeust

se trouve un canal où passent

barques avec quelque difficulté.

les

La cascade a environ 3 2 0 m è -

tres de l o n g u e u r , et la différence de niveau

est de deux pieds

sur 2 4 0 mètres. 10)

Douze lieues plus loin, on rencontre mètre de longueur.

la P e d e r n e r a ,

qui a

360

Sa pente est peu considérable, mais les r é -

cifs sont tellement nombreux qu'on a l'habitude de d é c h a r g e r les barques et de transporter la marchandise par t e r r e . 11) Le P a r e d o n , trois lieues plus bas.

Le

fleuve,

r e s s e r r é dans u n

étroit canal sur un espace de S0 mètres, prend une rapidité e f f r a y a n t e , ce qui oblige les bateliers à déchargés les barques et R tout transporter par terre. 12)

Six lieues plus loin se trouve la cascade de los Très Hermanos, p r o venant de quelques chutes de peu d'importance, espacés sur u n e distance de 8 0 0 mètres.

Mais la différence de niveau n'est que

d ' u n pied sur 160 mètres, et les barques passent cette cascade sans décharger, principalement dans la saison des pluies. 13) La cascade de G i r a n , huit lieues plus bas.

Ce n'est à p r o p r e -

ment parler qu'un rapide occasionné par l'encaissement du fleuve ; mais le courant est si fort qu'on est obligé de d é c h a r g e r les b a r ques et de les transporter par t e r r e , ainsi que les marchandises pendant un espace de 80 mètres. 14) A une lieue et demie de là se trouve le Calderon sur

un espace

d'un

pleine de turbillons;

peu plus de d e m i - l i e u e .

del Infierno

La cascade est

mais les bateliers qui connaissent le

fleuve

les passent sans d é c h a r g e r les barques. 15) Six lieues plus bas, la cascade de los Morritos, sur un peu plus de 120 m è t r e s ,

avec un pied de différence de n i v e a u :

on la

passe sans difficulté; mais il faut bien connaître les récifs et les écueils sons l'eau. 1 6 ) La cascade de Teotonio, à quatre lieues de la précédente. est formée par

trois bancs de rochers qui coupent le

Elle fleuve,

laissant quatre canaux pour le passage des eaux, qui s'y p r é c i p i tent avec impétuosité.

Vis-à-vis celte d i g u e , sur la rive o r i e n -

tale, se trouve un amas de r o c h e s , q u i , f e r m a n t toute issue à



76

grössere Fahrzeuge schiffbar, hauptsächlich wird

nur

geweckt

wickeln, wenn der

dem

und

daher

Verkehr

sich

n o c h s e h r laiige

dienen,

überraschend

und

dieser

schnell

ent-

der f a b e l h a f t e P f l a n z e n - und M i n e r a l r e i c h t h u m ,

die D e p a r t e m e n t s

a u f eine L i n i e s t e l l t , funden hat.

werden

inneren

werden



Alle

Majos

und C h i q u i t o s

erst einen A u s w e g

europäischen

mit

Mattogrosso

n a c h dem M e e r ge-

Heisenden,

welche

diese

in

G e g e n d e n e i n g e d r u n g e n sind, von d e m b e r ü h m t e n I l a e n k e

an,

bis a u f die n e u e n ) d ' O r b i g n y und C a s l e l n a u . s t i m m e n in der B e w u n d e r u n g d i e s e r G e g e n d e n iiberein, und der l e t z t g e n a n n t e . n a c h dem e r das g a n z e t r o p i s c h e B r a s i l i e n , v o n R i o de J a n e i r o zur B o l i v i a n i s c h e n G r e n z e , d u r c h w a n d e r t gend ein so

herrlichcs L a n d ,

continuirlich

mit

jedem

eine

Schritt,

so

hatte, gesteht,

man

vorwärts

Papayos

(Carica

Cherimoyas (Anona

Orangen,

papaya),

Melonen,

die

mach),

dem A u g e n e u e G e g e n s t ä n d e d a r b i e t e t , angetroffen zu gen,

.,nir-

reiche Vegetation,

den

als in diesem T h a l e des M a d e i r a . "

bis

haben,

Liinonen,

Fei-

Wassermelonen,

c h c r i m o l i a ) ; A n a n a s u. s. w . ^ die letzte-

ren in g r o s s e m U e b c r f l u s s e w i l d in d e n W ä l d e r n

von Chiqui-

t o s , w a c h s e n und gedeihen m i t U c p p i g k e i t , J a l a p a , Q u i n a o d e r Fieberrinde.

Sassaparilla, Vanille,

Urucu

(Orlcan),

Copaiba

( C o p a i f c r a o f f i c i n a l i s ) , I p c c a c u a u h a , C o p a l . C a u t s c h o u k u , s . vv. w e r d e n iu C h i q u i t o s in g r o s s e n M a s s e n g e s a m m e l t ; die \V; 1der e n t h a l t e n die k o s t b a r s t e n F a r b e - und T i s c h l e r h ö l z c r iu e n d l i c h e r M e n g e . Z u c k e r r o h r kann s c h o n 8 M o n a t e ,

l'ouc6t, forcent

les e a u x à s e f r a y e r

une sortie

de l ' e n c a i s s e m e n t et la r i v e g a u c h e .

On

Une lieue

plus

bas,

on

rencontre

la

l'extrémité

lire les b a r q u e s à

et on les t r a n s p o r t e à u n e d i s t a n c e de 3 & I 17)

entre

un-

nachdem

terre,

métrés

cascade

de

San-Antonio,

f o r m é e par d e u x masses de r o c h e r s qui divisent le t l e u v e en trois liras. ger

L e c o u r a n t est t r i s c o n s i d é r a b l e ,

c e qui o b l i g e à

déchar-

les b a r q u e s et à t r a n s p o r t e r les m a r c h a n d i s e s par t e r r e

dant un e s p a c e de t u é e au

112 mètres.

C'est

la

dernière

si-

4 8 ' latitude s u d , à t r e n t e l i e u e s de la p l a i n e d e

Ta-

inandua.

D e là à la m e r , on n e r e n c o n t r e

nature.

Les

frégates

tirant

facilement jusqu'à Tamandua, souffle

pen-

cachuela

constamment.

de

deux

d'obstacles

à trois

brasses

d'aucune remontent

p o u s s é e s par le v e n t du N o r d ,

qui



77



es gepflanzt w o r d e n , geerndlct w e r d e n , Kaffee liefert in Chiquitos

schon

nach

zwei Jahren,

nachdem

der S t r a u c h

ge-

pflanzt w o r d e n , F r ü c h t e ; Cacao, kürzlich hier erst eingeführt, giebt F r ü c h t e nach drei bis vier J a h r e n , der T a m a r i n d e n b a u i n t r ä g t in C h i q u i t o s nach fünf JahreD. lich z w e i E r n d t e n

B a u m w o l l e giebt jähr-

und w ä c h s t in O t u q u i s

z w e i S o r t e n , gelbe und weisse Baumwolle. fast o h n e alle K u l t u r .

wild.

Es

giebt

D e r Tabak wächst

Von Indigo giebt es drei S o r t e n , eine

in grosser Menge wild.

D e r ¡Mais reift in drei M o n a t e n in

jeder Jahreszeit, M a n j o c kann nach 8 Monaten g e e r n d t e t w e r den.

Vom Reis h a t m a n zwei S o r t e n und man e r n d t e t ihn

in Chiquitos ullc 5 bis 6 M o n a t e ; man behauplet, dass er in dieser P r o v i n z auch w i l d w a c h s e .

W a h r l i c h , das sind Ele-

m e n t e f ü r einen grossartigen V e r k e h r ,

der die S t r ö m e Boli-

via's beleben w i r d von dem Augenblicke an, w a n n die ersten D a m p f e r den P a r a n á und P a r a g u a y hinaufsteigen, die ersten Handelscomptoire Bis

jetzt w a f

an diesen S t r ö m e n gegründet sein w e r d e n .

all' dieser

Reichthum

unnützer L u x u s ,

nur

W a c h s und Q u i n a w u r d e n von hier nach Chuquisaca und von dort auf den o b e n g e n a n n t e n W e g e n w e i t e r b e f ö r d e r t ! solchen U m s t ä n d e n

mussten

die reichsten L ä n d e r

Unter

der

Erde

in trostlose A r m u t h und in Barbarei v e r s i n k e n , und

dies ist

die Folge der Politik des „ g r o s s e n " Rosas und der

„huma-

n e n " Regierung Brasiliens g e w e s e n . den Zuflüssen

des La Plata

und die gewaltigen

Interessen

ist

Die freie Schiflfahrt auf

vertragsmässig

festgestellt,

der ganzen civilisirten

Welt,

einmal allgemein e r k a n n t , sind nicht w i e d e r d u r c h kleinliche Intriguen in Vergessenheit zu bringen. W i e w i r gezeigt haben, i s t B o l i v i a m i t s e i ü c m V e r kehr

auf

den

Paraguay

angewiesen.

Es

sind

drei

Richtungen, w e l c h e dabei in B e t r a c h t k o m m e n k ö n n e n . D e m P i l c o m a y o w ü r d e der Vorzug v o r den beiden andern R i c h t u n g e n o h n e W i d e r r e d e gebühren.

Alle

Versuche

aber, ihn zu b e f a h r e n , sind bisher misslungen, und sein niedriger W a s s e r s t a n d in der t r o c k e n e n J a h r e s z e i t , seine vielen scicliteu S t e l l e n ,

seine

starke S t r ö m u n g ,

der K a t a r a k t

von

G u a r a p c t e n d i , und a n d e r e U m s t ä n d e , w e r d e n noch lange v o n



78

der Benutzung dieses S t r o m e s

— abseilen lassen.

Es

bleiben

demnach n u r noch der Bcrmcjo und O l u q u i s in B c l r a c h t zu ziehen. Was wir

oben,

an verschiedenen S t e l l e n * ) ,

über

den

B e r m e j o a n g e f ü h l t , kann uns nicht f ü r die Ansicht stimmen, dass dieser S t r o m die H a u p t h a n d c l s s t r a s s e f ü r Bolivia w e r d e n k ö n n e , so unschätzbar

auch sein W e r t h

Argentinischen P r o v i n z e n ,

f ü r die

nördlichen

die Kolonisation des Gran C h a c o

und f ü r die Bolivianische Provinz T a r i j a ist.

Bestätigt

sich

die Ansicht W e d d e l s , die w i r , nach sorgfaltiger P r ü f u n g der vorliegenden Tliatsachcn, tlicilen m ü s s e n , dass der S t r o m f ü r die Bergfahrt mir einige Monate des J a h r e s zu benutzen sein w i r d , so liegt schon hierin eine «rosse Beschränkung seines Werlhes.

Den reichslcn Provinzen Bolivias liegt er ohnehin

zu fern, um auf ihreu Verkehr eine sonderliche W i r k u n g äussern zu können-, aber auch für die C e n t r a l p u n k t e Chuquisaca, Potosi und Cochabamba g e w ä h r t er nicht die w ü n s c h c u s w e r then Verkelirscrleichtcrungen. B e r m e j o bis J u u l a s

I)ic W a a r e n , w e l c h e auf dem

de S. Francisco ( V e r b i n d u n g s s t e l l e

des

B e r m e j o mit dem llio grande de J u j u i ) gelangen, sind durch Maullhicr-Caravaucn, nach dem von hier noch 30 geographische Meilen entfernten T a r i j a , und in derselben W e i s e nach dem noch mehr als 40 Meilen entfernten Chuquisaca zu transportiren und denselben beschwerlichen Gebirgsweg von mehr als 70 Meilen (in gerader Richtung) haben die Ausfuhrartikel von Chuquisaca nach J u n t a s de S. Francisco zu n e h m e n . F l u s s w e g von hier bis Buenos A y r c s w ü r d e Linien g e m e s s e n , noch 215 Meilen des

Landweges

Tucunian nach Buenos dieser W e g

von AJTCS

Juntas

Der

geraden

s e i n , und die T r a n s p o r t -

kosten auf demselben allerdings k a u m denen

nach

den vierten Thcil de

S.

Francisco

von über

betragen. Jedenfalls w ä r e auch

um mehr als 100 geogr. Meilen k ü r z e r , als der

durch den Madeira und Ainazoncustrom. A u c h Leon F a v r e *) Seile 27, 52. " ) La Bolivie, p. 57.

welcher den Bermejo so w a r m cin-

-

79 —

pfiehlt, ist genöthigt anzuerkennen, dass die Culturzweige von Santa-Cruz, Mojos und Chiquitos wohl eiuen andern Verkehrsweg suchen miissten, und deutet denselben mit folgenden Worten an. „Es ist schon lange Jahre her, dass ein k ü h n e r und intelligenter Mann daran dachte, mittelst Kolonisation von allen diesen bisher brachgelegeuen Reichthümern Nutzen zu ziehen. Uuterm 17. November 1832 concedirte die Bolivianische Regierung dem Herrn Luis de Oliden ein ausgedehntes Gebiet, am O t u q u i s , in geringem Abstände von der Einmündung dieses Flusses iu den Paraguay belegen. Der Concessionairc sollte während 50 Jahren den Einschiffungshafen besitzen, und alle eingerührten YVaaren sollten nur einer Abgabe von 5 p C t . unterliegen. Der Congress hatte die wichtigen Vortheile, welche zur künftigen Kolonisation dieses Etablissements anlocken sollten, ralificirt *). Herr Oliden hatte sich mit den britlischen Auswandcrungsgesellschaften in Verbindung gesetzt, und alle seine Maassnahmen, die Arbeit mit Eifer zu beginnen, getroffen. Er halte seine Rechnung ohne die Hindernisse der Uferstaatcn gemacht, und die Sperrung des Paraguay (durch Rosas) machte jede Möglichkeit des Gelingens fehlschlagen. Heute, nach zwanzig langen Jahren Wartens, ist die SchiflTahrt auf dem Punkte, sich zu verwirklichen, und Herr Oliden nimmt seine früheren Projekte wieder auf. Sein Erfolg wird eine Aufmunterung sein, ähnliche Etablissements zu gründen, und seine vollkommen wohlgewählte Position w i r d gestalten, die Provinzen Mojos und Chiquitos zu nutzen." W i r g e h e n a b e r w e i t e r in u n s e r n U r t h e i l e n ü b e r die P o s i t i o n d e s O t u q u i s , d e n n w i r b e h a u p t e n , d a s s B o l i v i a , d. Ii. d i e g a n z e R e p u b l i k , m i t A u s n a h m e vielleicht d e s D e p a r t e m e n t s v o n T a r i j a , u n d d e r H o c h e b e n e zwischen den beiden Cordillera-Zweigen, f ü r d i e G e g e n w a r t u n d e i n e s e h r geraume Z u k u n f t , keine wohlfeilere, bequemere u n d v o n dein W e c h s e l d e r J a h r e s z e i t e n u u a b h ä n g i -

*) Siehe die Privilegien Olidcns in Beilage Nr. IV.



gere VJerkehrsstrasse

80



erlangen

kann,

als

die

über

Otuquis. S e i t m e h r e r e n J a h r e n mit d e m S t u d i u m der V e r h ä l t n i s s e der P l a t a l ä n d c r ernstlich b e s c h ä f t i g t , gesprochene IJeberzeugung Weddels: fiel,

längst

h a t t e ich die eben aus-

gewonnen.

„ V o v a g e d a n s le S u d

als

de B o l i v i c ' '

mir

in

und es hat mir keine kleine F r e u d e g e m a c h t ,

d a s s ich in m e i n e m Urthcile

mit

dem

dieses

Herrn

die Hände, zu

finden,

ausgezeichneten

R e i s e n d e n z u s a m m e n t r e f f e , w e l c h e r sich. p a g . 3 5 9 der gedachten S c h r i f t , w i e nördlichen dem

folgt ä u s s e r t :

Provinzen

Bermcjo

ziehen

des

La

würden,

sehr g r o s s sein, i n d e s s e n , weg,

direkt durch

„ D i e Vortheile. Plata

ihn

den

ein

Land-

des

des

auf

Weise Pilco-

i h m e i n e R i e h l u 11 g

Ueberschweinmungcn

gäbe,

Pilcomayo

11 o c h v i c 1 r e e l l e r e

darbieten."

Ein solcher L a n d w e g , Zustande,

würde

im N o r d e n

und d cs P a ra g u ay selbst entzöge, Vorth eile

der S c h i f f f a h r t nolhwendiger

1'ürBolivia

dasCliaco,

m a y o c r ö f f n e t, i n d e m m a n die

von

werden

w e l c h e die

bestand

schon

w e n n auch in sehr m a n g e l h a f t e m in früheren Zeiten und

w a r e n die .Jesuiten b e m ü h t , ihr Reich die A n d e n ,

woselbst

sie

unter

namentlich

über C h i q u i t o s

vielen

andern

die

bis in äusserst

w o h l g e w ü h l t c i i Missionen A b a p o und A z c r o g e g r ü n d e t h a t t e n , auszudehnen.

H ä t t e man

g e s t ö r t , so w ä r e Hände gefallen, festigung

ihrer

rung wusstc

sie nicht

der H a n d e l und

des

grossen

silberreichcn P e r u

Plane in ihre

derselbe ein g e w a l t i g e s Mittel z u r Be-

Herrschaft geworden. mit

in ihrem

der g r o s s e n

Die

Erbschaft

s p a n i s c h e Regie-

nichts

anzufangen.

S i c liess die Missionen v e r f a l l e n , die der Z i v i l i s a t i o n

gewon-

nenen Indianer misshandeln und in die alte B a r b a r e i z u r ü c k sinken,

und d a c h t e noch viel w e n i g e r d a r a n ,

halbgeöffneten V e r k e h r s w e g zu v e r b e s s e r n .

den

mühsam

Dr. Fraucia

und

R o s a s tliateu s p ä t e r das Uebrige d u r c h die S p e r r u n g d e s P a r a g u a y , und man d a r f sich daher k a u m w u n d e r n , w e n n

man

h ö r t , d a s s selbst die Tradition über die f r ü h e r e E x i s t e n z jener V e r k e h r s r i c h t u n g v e r s c h w u n d e n ist. Dieser

ältere W e g ,

von S a n t a - C r u z

de la S i e r r a

nach



81



dem östlichen Chiquitos, spaltet sich in zwei Richtungen. Die nordöstliche führt nach S. Xavier, die mehr östliche nach S. Jose, beide Richtungen aber durch einen dichten Wald von 30—40 geogr. Meilen Breite, der bald beginnt, nachdem man den Rio grande (Guapai, später Mamore genannt) überschritten hat, und der sich vom 14. bis zum 20. Breitengrade erstreckt. Die Ströme Rio grande und Parapiti, nachdem sie die letzten Strebepfeiler der Anden verlassen haben, treten in ein weites Beckcn, das die Gewässer, welche in den Sandsteinfelsen der Anden jene gewaltigen, mehrere tausend Fuss tiefen Quebradas ausgewaschen, mit Alluvium, namentlich mit Sand, ausgefüllt haben, der in weiten Strecken um SantaCruz de la Sierra h e r u m , gleich dem Sande der Dünen der Ostsee, der Dünen Frankreichs u. s. w., ein Spiel des Windes ist. Der Parapiti durchfurcht ihn in der trockcncn Jahreszeit nur mühsam, und in der Regenzeit überfluthen die beiden genannten Ströme grossenthcils diese ganze gewaltige Fläche. Gleich aber nachdem man den Parapiti ostwärts überschritten hat, erhebt sich der Boden über diese Ebene zu einem sanft wellenförmigen, den Ucberschwctnmungcn entrückten Hügcllunde, dessen Bedeckung älteres Alluvium ist, das mehr oder minder mächtig, durchweg, auf dein ganzen östlichen Gebiet von Chiquitos und Oluquis bis zum Itencs und Paraguay, auf Gneis lagert, der auch in zahlreichen einzelnen Kuppen lind vielen kürzern und längern Sierras oder Bergzügen sich über das allgemeine Niveau des Landes 300 bis 700 Meter hoch erhebt. Diese letzten Formationen liegen, wie wir sehen, auf der Wasserscheide des Amazonen- und des Platagebietes. Alle Nachrichten sprechen ferner von einer Sierra Yoyvida, etwa unter dem 20. Breitengrade, auf welcher der Latiriquiqui, der dein Otuquis, und der Rio Yoyvida, der dem Pilcomayo zuiliesst, ihre Quellen haben. Auch diese Sierra liegt in dem Bogen der Wasserscheide, dem Durchschnitt der Pampas - Ebene mit der Bolivianischen Ebene, von dem wir oben gesprochen. Endlich wissen wir aus Weddels Reise in das Gran Chaco, dass nördlich von dem Ufer des Pilcomayo und östlich von der Sierra de Abarenda, 6



82



dem letzten Strebepfeiler der A n d e n in dieser G e g e n d ,

siel

ein herrliches Hügelland erstreckt, das oiTenbar auch ein T h e i der W a s s e r s c h e i d e i s t , die von P o m o b a m b a iin B o g e n durcl das C h a c o geht.

Wir

halten uns daher f ü r b e r e c h t i g t , die-

selbe Bildung auch w e i t e r h i n von hier ab d u r c h den unbek a n n t e n Rest unsers Bogens bis zur Sierra de Yoyvide

uni

der Sierra de S. J o s é an der westlichen G r ä n z e der Provino O t u q u i s a n z u n e h m e n , uin so m e h r , als w i r in dieser s u p p o nirten grössern E r h e b u n g

die Ursache zu erblickcn

glauben,

w e l c h e die S t r ö m e P a r a p i t i und Rio g r a n d e nöthigt, eine plötzliche W e n d u n g gegen Norden zu n e h m e n , gegen den sie ini; „ s t a r k e r " S t r ö m u n g eilen. Hiermit, glaube ich, ist die Richtung im Allgemeinen b(zcichnet, den der L a n d w e g

zu nehmen hat.

aus der Provinz O t u q u i s auf gegen die Q u c b r a d a

der

E r w ü r d e alst

gedachten

des P i l c o m a y o , und

Wasscrscheid*.

von hier in einen

a n d e r n Z w e i g e gegen die Q u c b r a d a des P a r a p i t i n a c h Pomabaniba f ü h r e n .

Und es unterliegt keinem Zweifel, dass aucl

ein den Ueberschweinniungen nicht a u s g e s e t z t e r , g u t e r , fahibarcr L a n d w e g längs den letzten C o n t r c f o r t s der A n d e n , zwischen dein Parapiti und Rio g r a n d e , herzustellen w ä r e , etwa

Abapo

wohin

gegenüber,

den

letztem Strom

auf dem RI a m o r e die W a a r e n

langen können. losi, Chuquisaca

von

erreichte,

de*, bit

Mojos leicht ge-

D a d u r c h w ä r e man den C e n t r a l p u n k t e u Peund C o c h a b a m b a

so nahe als möglich

mi.

einem F a h r w e g e gekommen, der zu a l l e n Jahreszeiten brauchbar und insofern leicht herzustellen w ä r e , als voraussichtlici keine bedeutenden Terrainschwierigkeiten zu ü b e r w i n d e n seil dürften.

Eine E i s e n b a h n , nach n o r d a m e r i k a n i s c h e m Muster

wohlfeil a u s g e f ü h r t , d ü r f t e die rentabelste U n t e r n e h m u n g seit, w e n n m a u den riesigen Verkehr in B e t r a c h t zieht, der mit einen solchen W e g e im ganzen Gebiet der Republik g e w e c k t

würdt.

Um cinigermaasscn davon eine Vorstellung zu geben, w o lcn w i r noch w e i t e r einen Blick auf einige H a u p t p r o d u c t i o n c i Bolivias w e r f e n . Obeuan

stellen,

wegen

der Kostbarkeit

d e r Transport-

m i t t e l , heute w i e in f r ü h e r e n Zeiten die P r o d u c t e des Berf-



83



b a u e s , besonders die G e w i n n u n g des S i l b e r s , Metalle Bolivia bekanntlich überreich ist.

an w e l c h e m

A b e r , t r o t z dieses

unerniesslichen R e i c h t h u m s , ist in dem letzten halben J a h r h u n d e r t d e r Bergbau i m m e r tiefer gesunken, und es ist nicht o h u e I n t e r e s s e , die U r s a c h e n , w e l c h e diese E r s c h e i n u n g h e r D a l e u c e fasst dieselben

b e i g e f ü h r t haben, k e n n e n zu lernen. in f o l g e n d e n W o r t e n z u s a m m e n * ) :

„ D e r Bau auf Gold u n d

Silber ist sehr h e r a b g e k o m m e n , aber n i c h t durch die Beschaffenheit der Minen selbst verschuldet. ohne O r d n u n g ,

D i e S p a n i e r arbeiteten

ohne R e g e l , o h n e irgend eine V o r s i c h t ,

die

m a n u m die Verlängerung der Arbeit o d e r um das Eindringen der G e w ä s s e r fernzuhalten, s o n s t zu nehmen pflegt. V o n dem Augenblicke a u , w o diese sie e r r e i c h t e n ,

verliesseu sie

die Mine, indem sie sehr selten Gallerien o d e r k o s t b a r e S c h a c h t e begannen,

uin bis zur E r s c h ö p f u n g (der Mine) zu gelangen.

Z u diesen Ursachen

gescllteu

sich der allgemeine

Aufstand

der E i n g e b o r n e n 1781, der Krieg z w i s c h e n Spauien und E n g land u n d der Unabhängigkeitskrieg.

D a s Quecksilber

fehlte

1802; das J a h r 1804 h a t eine t r a u r i g e B e r ü h m t h e i t erhalten durch die f u r c h t b a r c T r o c k e n h e i t , in deren Gefolge der H u n ger u n d die P e s t erschienen.

D i e reiche P r o v i n z Lipez ver-

w a n d e l t e sich in eine W ü s t e , die 90 I l a u p t h ü t t e n von P o t o s i w u r d e n auf 13, und die v o n O r u r o auf 8 reducirt. drangen die Royalistcn

ein und v e r b r a n n t e n diese,

so viele Citadellcn der I n s u r g e n t e n .

Dann als eben

S p ä t e r vollendeten for-

cirle Anleihen, u n g e h e u r e C o n t r i b u t i o n e n den Ruin der Kapitalien u n d der Kapitalisten.

Die intelligenten B e r g l e u t e ,

die

geschickten Schmelzer, v e r s c h w a n d e n , und diejenigen, w e l c h e wissen, welche F o n d s n ö t h i g sind, u m diese I n d u s t r i e w i e d e r in Gang zu bringen, w e n n es w e d e r H ü t t e n , noch S c h m e l z e r , noch Bergleute m e h r giebt, w e r d e n stand dern."

u n s e r e r Minen nach

sich nicht über den Z u -

so vielen

Kalamitäten

verwun-

L e o n F a v r e f ü g t dem b e i , dass dieses trostlose Ge-

mälde in jedem P u n k t w a h r sei, und

dass Bolivia,

welches,

wie w i r gesehen haben, sich seither in die Unmöglichkeit ver-

*) Leon F a v r e , La Bolivie, pag. 23.

6*



84



setzt gesehen, seinen A c k e r b a u

zu e n t w i c k e l n , fast eben so

w e n i g Aussichten f ü r seine Minen hat, w e n n nickt europäische Kapitalien

diesem I n d u s t r i e z w e i g e

neues

Leben

einhauchen.

D i e eindringenden T a g w a s s e r sind kein so grosses Hindernistf ü r die A u s b e u t u n g

der Minen, a b e r , um sie zu

tnuss man Maschinen

anwenden,

entfernen,

deren Beschaffung f ü r die

g e g e n w ä r t i g e n U n t e r n e h m e r viel zu kostspielig ist. Bolivia existirt bis schine. Nur

jetzt noch nicht eiue einzige

In ganz Dampfma-

Die armen B e r g l e u t e arbeiten zu Tage a m Tage *).

eine

europäische E i n w a n d e r u n g

kann

die Republik

zu

neuem Leben verhelfen, und diese Einsicht ist in Bolivia längst allgemein g e w o r d e n , w o v o n die Bestrebungen des C o n g r c s s c j und

der R e g i e r u n g ,

das L a n d dem V e r k e h r des

Auslände:-

und der Kolonisation zu öffnen, den besten B e w e i s in I l ä n d e geben. D e r Corro von P a t o s i , ein gewaltiger Kegel von 1500C

*) Im J u h r e 184G z ä h l t e

man:

I n d e r l ' r o v . Foiosi 2G S i l b e r m i n e n in d e r B e a r b e i t u n g , -

-

-

l'orco 33

-

Chayanta 8 -

1800

verlass

-

-

-

1519

-

-

-

-

130

-

-

-

-

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