Die Metaphern: Band 1 Die Thierbilder der Sprache [Reprint 2020 ed.]
 9783112346204, 9783112346198

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DIE

METAPHERN. Studien über ilen

Geist der modernen Sprachen von Dr. F r i e d r i c h B r i n k m a n n , uberleliror

1. Band. Die Thierbilder ilor Sprache.

Bonn, Verlag von Adolph Marens. 1878.

Das R o c h t d e r U e b e r s e t z u n g w i r d

vorbehalten.

I'niversltäts-Buclid ruckerei von Carl Georgi in Bonn

Herrn Professor Dr. Nicolaus Deiius in

Ikmn

und

Herrn Professor Dr. Adolf Ebert in Leipzig

in V e r e h r u n g u n d

gl wulmut.

Dankbarkeit

Vorwort.

Wenn die Befolgung der alten

Regel: „Nonum

prema-

tur in annum" eine Bürgschaft für den Erfolg eines Buches enthielte, so könnte ich mit froher Zuversicht dies Werk dem Publicum vorlegen.

Acht J a h r e sind verflossen seit das Manu-

script dieses Bandes, mit Ausnahme der Einleitung,

vollendet

wurde.

als

Im J a h r e 1870 erschien

das erste Kapitel

erste

Probe in Herrig's Archiv für das Studium der neueren Sprachen (Band XLVI, Seite 425—465), und seitdem hat dieselbe Zeitschrift in grösseren oder kleineren Zwischenräumen die übrigen Kapitel gebracht bis zum zehnten, welches in dem letzten Hefte des Jahrgangs 1877 sich findet. Ich darf also wohl voraussetzen, welches dies Werk bestimmt ist, seiner Tendenz bekannt ist.

dass das Publicum,

im Allgemeinen

für

schon mit

Trotzdem habe ich es für gut ge-

halten, der systematischen Darstellung eine Einleitung vorhergehn zu lassen, um den Plan des ganzen Werkes, von welchem dieser Band nur einen Theil bietet, im Einzelnen darzulegen. Die Art und Weise,

wie dies geschehn ist, insbesondere die

Einfügung von Special-Ausführungen einzelner Abschnitte

im

Rahmen dieser allgemeinen Uebersicht über das ganze Werk, mag zwar als ungewöhnlich auffallen, ich habe aber die Ueberzeugung,

dass ich nur auf diese Weise dasjenige, was ich in

diesem Werke zu leisten beabsichtige, deutlich zum Verständnis» bringen und das Interesse des Publicums für das Werk gewinnen kann. Von der Theilnahme des Publicums wird es auch abhangen, ob und wann dieser Band seine Fortsetzung finden wird. Ich bin mir bewusst, mit diesen Studien einen neuen Weg zur Bewältigung des gewaltigen in der Sprache niedergelegten Gedankenstoffes eingeschlagen zu haben; ich bin mir ebenso bewusst, keine Arbeit gescheut zu haben, um in diesem Bande eine durchaus reife Frucht meiner Studien darzubieten, insbesondere gilt das von den bereits in Herrig's Archiv veröffentlichten Abschnitten, die alle einer Ueberarbeitung, zum Theil einer völligen Umarbeitung unterworfen worden sind. Wenn ich dennoch nur zweifelnd und schüchtern diesen Band dem Publicum übergebe, so geschieht das im Hinblick auf die Grösse der Aufgabe, welche ich mir gestellt habe, und auf das Wort des Horaz: Sumite materiam vestris, qui scribitis, aequam Viribus, et versate diu, quid ferre recusent, Quid valeant humeri. Nur eine entschieden ausgesprochene Theilnahme des Publicums vermag mir über den Zweifel, quid valeant humeri, hinwegzuhelfen, mir die Ueberzeugung zu geben, dass ich das Richtige getroffen habe, und den Muth das Werk zu vollenden. A l t o n a bei Hamburg, den 12. Januar 1878. Dr. F r i e d r i c h B r i n k m a n n .

Inhalt.

Einleitung E r s t e s K a p i t e l . Allgemeines über Ziel und Zweck des Werkes Z w e i t e s K a p i t e l : Das Wesen der Metapher . D r i t t e s K a p i t e l . Die praktische Bedeutung der Metapher . V i e r t e s K a p i t e l Die theoretische Bedeutung der Metapher.

Seite

1—211 1—22 23— 93 94 — 119 119—211

Erster Theil. Die Thierbilder der Sprache. 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16)

I. Abschnitt: Die Hansthiere Der Hund Das Pferd Der Esel Das Maulthier Die Katze Das Rind Die Ziege Das Schaf Das Schwein Huhn und Halm Die Gans Die Ente Der Truthahn. Der Pfau Der Schwan Die Taube Die Biene

213—582 215—281 282—361 362—383 384—392 393—427 428—466 467—477 478—500 501—512 513—550 551—558 559—562 563—564 565—570 571—574 575—582

Einleitung.

Erstes Kapitel.

Im Laufe der letzten dreissig Jahre ist von Seiten namhaafter Sprachgelehrter vielfach darüber geklagt worden, dass wvir in unseren Grammatiken noch immer keine Bedeutungslehre boesitzen, und der lebhafte Wunsch ausgesprochen worden, dass ddoeli dieser bis jetzt so vernachlässigte Theil des weiten Feldes dder Sprachwissenschaft endlich energisch in Angriff genommen unnd angebaut werde. So sagt Freund in seinem Vortrage „Uber diiie Idee einer allgemeinen sprachvergleichenden Lexicographie", geehalten in der 7. Versammlung deutscher Philologen in Dresden (s.s. Verhandlungen der 7. V. d. Ph. No. IV, S. 69—79) „Die Wissenschaft der Sprachvergleichung hat sich bei ihurer Behandlung des indogermanischen und semitischen SprachcoDinplexes bisher fast ausschliesslich auf dem Gebiete der Etymoologie und der grammatischen Formenlehre bewegt und d e n e i g e n t l i c h e n I n h a l t d e r W ö r t e r , d. h. ihre Bedeutung nur so i weit berücksichtigt, als die etymologische und formalgrammaatische Untersuchung dies nöthig machte. Diese besonnene Määssigung und Beschränkung des Forschens auf einen möglichst kideinen Raum ist für die Entwicklung und das Gedeihen jenes neeuen Zweiges der Sprachwissenschaft von segensreichem Erfolg g e w e s e n . A l l e i n es d ü r f t e n u n m e h r w o h l an d e r Z e i t s e i in, dass der forschende Blick des Sprachvergleichers sich a u i c h d e r B e d e u t u n g d e r W ö r t e r zuwende und dem Walten dess menschlichen Geistes in diesem eigentlich und vorzugsweise geiiistigen Elemente der Sprachen nachspüre." l

2 Ebenso bemerkt Reisig in seinen Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft, § 1 7 1 : „ D i e E n t f a l t u n g d e r G e d a n k e n r e i h e in B e t r e f f d e r B e d e u t u n g d e r W ö r t e r ist ein anziehendes, anmuthiges Geschäft für einen Jeden, der rein menschliches Interesse besitzt. D i e L e x i c a a b e r s i n d h i e r i n s e h r m a n g e l h a f t u n d u n v o l l k o m m e n , indem bei ihnen an systematische Ordnung und richtige Ableitung der Bedeutungen von einander selten zu denken ist; eine Herleitung der übrigen Bedeutungen von der ersten, logisch und historisch geordnet, ist vielen ganz fremd." Fuchs sagt (in seinem Buche: Die Romanischen Sprachen in ihrem Verhältnisse zum Lateinischen. S. 192) „Schon diese wenigen Beispiele können zeigen, wie wichtig für das Verständniss einer Sprache d i e L e h r e v o n d e r B e d e u t u n g d e r W ö r t e r ist, aber dessenungeachtet ist n o c h so w e n i g d a f ü r g e t h a n , d a s s diese W o r t b e d e u t u n g s l e h r e sieh noch n i c h t zur W i s s e n s c h a f t e r h o b e n hat." Endlich Förstemann, in seinem Aufsatze: Zur Bedeutungslehre der deutschen Adverbia (erschienen im Neuen Jahrbuebe der Berl. Gesellsch. f. deutsche Spr., herausggb. \ . v. d. Hägen, Band VI, S. 44—51)„Ueber die Bedeutungslehre als notliwendigen T h e i l d e r G r a m m a t i k , der bisher zwischen Formenlehre und Syntax auf schmerzliche Weise vermisst worden ist, haben sich in den letzten Jahrzehnten mehrere so gewichtige Stimmen erhoben, dass es wohl endlich Zeit ist, dieser Mahnung der neueren Linguistik nachzugeben und diesen Zweig in die Wissenschaft einzuführen." Trotz aller dieser Klagen und Mahnungen ist aber die Bedeutungslehre bis jetzt nicht merklich weiter gefördert worden. Die Grammatiker fahren in der althergebrachten Weise fort ihre Grammatiken zu schreiben, d. h. die Bedeutungslehre zu ignoriren, und die Lexicographen ihre Wörterbücher zu 'schreiben, d. h. wenig Aufmerksamkeit auf den inneren Zusammenhang der Bedeutungen eines Wortes und auf die Darstellung der Entwicklung der einen aus der andern zu verwenden. Bei den ersteren ist der gerügte Mangel weniger fühlbar,

3 weil man sich noch nicht daran gewöhnt hat,- eine Bedeutungslehre in den Grammatiken zu suchen, um so fühlbarer bei den Wörterbüchern. Es besteht nun aber der bei weitem grösste Theil aller Bedeutungen eines Wortes, die etwas anderes sind als die ursprüngliche, sinnliche, aus M e t a p h e r n , als der grösste Theil der zu schaffenden Bedeutungslehre würde eine r a t i o n e l l e D a r s t e l l u n g d e r M e t a p h e r n erscheinen, bis jetzt hat man sie ausschliesslich in den Wörterbüchern behandelt und darum sind die Metaphern es besonders, welche unter dem mangelhaften Zustande derselben zu leiden haben. Alle Wörterbücher, auch die grössten und ausführlichsten, die es über das Griechische, Lateinische, das Deutsche, Englische und die Romanischen Sprachen gibt, mögen sie auch in anderer Hinsicht noch so vorzüglich sein, sind unbefriedigend in der Darstellung der Metaphern'). Das Mangelhafte besteht theils darin, dass sie eine Erklärung der Metapher, wo diese dunkel ist, gar nicht geben, dass sie die sinnliche Anschauung, welche der Metapher zu Grunde liegt, in der Regel gar nicht andeuten, anderen Theils darin, dass der Zusammenhang, welcher zwischen den verschiedenen metaphorischen Bedeutungen eines und desselben Wortes obwaltet, gar nicht oder nicht genügend entwickelt wird, dass zu wenig Werth darauf gelegt wird, die bunte Mannigfaltigkeit der einzelnen Bedeutungen eines Wortes als ein einiges, organisches, aus Einer Wurzel hervorgewachsenes Ganzes darzustellen. Es ist wahr, manchmal scheinen die Fäden so bunt durcheinander zu laufen und sich zu verschlingen, dass das Ganze wie ein gordischer Knoten erscheint. Dann ist aber nicht die richtige Methode die, welche unsere Wörterbücher nur zu oft befolgen, den Knoten einfach zu zerhauen und uns die 1) Eine ehrenvolle Erwähnung verdient bei dieser Gelegenheit das grosse von der Akademie in Madrid veranstaltete Wörterbuch der spanischen Sprache (1726—39) in 6 Folio-Bänden. Ich kenne kein Wörterbuch der romanischen Sprachen, worin der Entwicklung der Metapher aus der Grundbedeutung dos Wortes so viel Aufmerksamkeit geschenkt wäre wie hier.

4 einzelnen Fetzen der Fäden vorzulegen, aus welchen das Gewebe bestand, sondern geduldig zu suchen, bis man das eine Ende des Fadens gefunden hat. Mit diesem in der Hand entwirrt man gewöhnlich leicht das scheinbar Verworrenste. Zu diesen zwei Hauptmängeln kommt nun noch ein dritter, der freilich durch die Natur des Wörterbuchs unvermeidlich gegeben ist, dieser, dass die einzelnen Metaphern, welche wegen der Identität des zu Grunde liegenden sinnlichen Begriffes, oder wegen der nahen Verwandtschaft und innigen Verbindung der mehreren zu Grunde liegenden sinnlichen Begriffe (wie ein sinnliches Ding und seine Eigenschaften und Thätigkeiten) zusammengehören und sich gegenseitig ergänzen und erläutern, nicht zusammen behandelt «erden, sondern der natürliche Zusammenhang zerrissen und eine jede Metapher an dem Platze angeführt wird, den die ganz äusserliche alphabetische Ordnung der Wörter anweist. Ist man nun durch den Mangel einer würdigen Behandlung noch weit davon entfernt, auch nur die einzelne Metapher richtig zu deuten, das einzelne Wort in dem ganzen Geflechte seiner metaphorischen Bedeutungen richtig zu verstehen, so ist man natürlicher Weise um so mehr von der Erkenntniss dessen entfernt, was a l s d a s l e t z t e R e s u l t a t e i n e r r a t i o n e l l e n D a r s t e l l u n g d e r M e t a p h e r n , als die höchste Blüthe der wissenschaftlichen Pflege dieser Blumen der Sprache sich von selbst crschliesst, von der Erkenntniss der hohen Bedeutung, welche die Metaphern als Offenbarungen des menschlichen Geistes haben, als treuer Spiegel der Aussen- und Innen-Welt des Menschen, als Monumente so vieler Thatsachen seiner Geschichte, mit Einem Worte von d e r P h i l o s o p h i e d e r Metaphern. Die Metaphern sind Minen, in welchen noch ganze Goldund Silberbarren von Gedanken stecken, und nur auf den fleissigen Arbeiter warten, um a n s Tageslicht hervorzutreten. Dass man aber den in ihnen verborgenen geistigen Gehalt bisher im Allgemeinen kaum geahnt, viel weniger herausgefunden hat, ist die Folge der ganzen mangelhaften wissenschaftlichen Pflege, welche ihnen bisher zu Theil geworden ist, und zwar

5 ganz besonders desjenigen Fehlers in ihrer Behandlung, den wir oben zuletzt angeführt haben, des Mangels an allem Zusammenhange zwischen den zusammengehörenden Metaphern, der v ö l l i g e n S y s t e m l o s i g k e i t u n d Z e r r i s s e n h e i t d e r D a r s t e l l u n g . Denn der geistige Inhalt der Metaphern tritt erst hervor in der zusammenfassenden upd vergleichenden Behandlung, nur dadurch, dass diejenigen, welche wegen der Identität des zu Grunde liegenden Begriffes nahe mit einander verwandt sind, sich gegenseitig ergänzen und erläutern, auch zusammen behandelt werden und so in ihrem organischen Zusammenhange, als Theile eines grösseren Ganzen erscheinen. Die einzelne Metapher, aus diesem Zusammenhange herausgerissen, erlaubt keinen Rückschluss auf den Gegenstand, auf den sie sich bezieht. Wenn ich auch weiss, dass das altfranzösische Wort c a s n a r d , das Schmeichler bedeutet, von dem lateinischen canis, Hund, kommt, so berechtigt mich diese einzelne Metapher doch nicht zu dem Schlüsse, die Sprache fasse den Hund als Schmeichler auf. Es bleibt so lange eine blosse Vermuthung, bis ich diesen selben oder einen ähnlichen Zug in einem andern oder in mehreren anderen Wörtern derselben Sprache oder einer verwandten Sprache wiederfinde. Solche'Wörter sind nun aber das französische c a l i n und das italienische c a g n o t t o , die beide von canis, Hund, kommen und beide Schmeichler bedeuten, das franz. p a t e l i n mit derselben Bedeutung und abgeleitet von patte, die Pfote (ce chien donne la patte), das englische w h e e d l e , das schmeicheln bedeutet und dasselbe Wort wie unser wedeln ist, also ursprünglich auch dieselbe Bedeutung hatte, das provenzalische lagot, Schmeichelei, das spanische l a g o t e a r , schmeicheln, lagoteria, Schmeichelei, die alle von dem gothischen bilaigon (s. Diez, Etymol. Wörterb. II, S. 355) belecken, herkommen, und aller Wahrscheinlichkeit nach (die Wahrscheinlichkeit beruht auf den andern genannten Wörtern) das Bild des l e c k e n d e n und so schmeichelnden Hundes zur Grundlage haben, wie wheedle das .des w e d e l n d e n , patelin das des P f ö t c h e n g e b e n d e n und in dieser Weise schmeichelnden Hundes, während calin, cagnotto und casnard, als von

6 dem Namen des Hundes selbst gebildet auf a l l e d i e s e einzelnen Äeusserungen des schmeichelhaften Wesens des Hundes zusammen gehen, das g a n z e Gebahren des Hundes als das eines Schmeichlers auffassen. Der Mangel einer solchen Betrachtungsweise der Metaphern ist nun aber von einer weit grösseren Wichtigkeit als die anderen gerügten Fehler der bisher üblichen Behandlung derselben. Denn diese können durch Fleiss und Verstand gehoben werden, ohne die Methode der herkömmlichen Darstellungsweise, d. h. die lexicalische, zu ändern und zu verlassen. Jener Mangel ist aber unvermeidlich, so lange man bei der bisherigen Gewohnheit bleibt, die Metaphern nur in Wörterbüchern darzustellen. Diejenige Darstellungsweise aber, welche an die Stelle dieser ganz äusserlichen, lexicalischen zu setzen wäre,, d. h. d a s n a t ü r l i c h e S y s t e m d e r M e t a p h e r n , kann wieder erst durch jene Erforschung der Metaphern nach ihrem geistigen Gehalte gefunden werden. Andererseits führt aber auch diese mit N o t wendigkeit auf das natürliche System der Metaphern hin, wie wir sogleich nachweisen werden, und darum ist diese Betrachtungsweise der Metaphern, die, oberflächlich betrachtet, einem ihnen fremden Interesse zu dienen scheint, von dem grössten Nutzen für die Metaphern selbst. Kurz, die Erkenntnis» der Metaphern und ihre richtige Darstellung beruhen beide auf der Erkenntniss ihres geistigen Gehaltes. So lange diese Erkenntniss fehlt, sind die Metaphern unter den Bestandteilen der Sprache zwar immerhin die Goldmünze, aber eine solche, deren Feingehalt man nicht kennt und deren Gepräge selbst durch häufigen Gebrauch sich oft so abgenutzt hat, dass es kaum mehr zu entziffern ist. E s s o l l n u n i n d e m v o r l i e g e n d e n W e r k e d e r Vers u c h g e m a c h t w e r d e n , die Metaphern in solch einer Weise darzustellen, dass nicht nur die vorhin gerügten Fehler vermieden werden, sondern dass vor Allem der eigentliche Gedankengehalt der Metaphern, von dem zuletzt die Rede war, die Bedeutung der Metaphern a l s t r e u e r C h a r a k t e r b i l d e r d e r D i n g e u n d d e s M e n s c h e n , der ganzen belebten und unbelebten Natur, des menschlichen Geistes, des Volksgeistes und des in-

7 dividuellen Geistes, in den Vordergrund gerückt wird, und auf dieser Basis die Metaphern in ihrem wahren Zusammenhange und n a t ü r l i c h e m S y s t e m erscheinen. Wenn man daher uns fragen sollte, w a s d e r N u t z e n sei, welchen diese M e t a p h e r - S t u d i e n gewähren, w a s d e r Z w e c k , d e m s i e d i e n e n s o l l e n , so würden wir uns nicht damit begnügen zu sagen, dass wir das Verständniss der Sprache dadurch zu fördern suchen, dass wir eine grosse Masse des Stoffes, welcher bisher nur in der Form des Wörterbuches geboten wurde, nach seinem inneren, organischen Zusammenhange darstellen, und so f ü r d e n V e r s t a n d u n d die P h a n t a s i e e r f a s s b a r m a c h e n w o l l e n , was bisher lediglich Gedächtnisssache war. Es würde uns das als ein zwar erwähnenswerther, aber nicht als der höchste Gesichtspunkt erscheinen, von welchem diese Studien anzusehen sind. Wir würden vielmehr zunächst und vor Allem eine ähnliche Antwort geben, wie wenn gefragt wird: Was ist der Zweck, zu dem wir Geschichte studiren? Der von der Würde seiner Wissenschaft erfüllte Geschichtschrciber antwortet: die Geschichte ist sich selbst Zweck, und so antworten wir: d i e s e M e t a p h e r - S t u d i e n s i n d s i c h s e l b s t Z w e c k , sie streben durch das, was sie leisten wollen, einem Ziele zu, das an und für sich vollauf verdient dem menschlichen Geiste als Ziel vorzuschweben. Denn dieses Ziel ist nichts Geringeres als die E r f a s s u n g des G e i s t e s u n d der P o e s i e d e r S p r a c h e . Gerade in der Art und Weise, wie die Sprache den weiten Spielraum, der ihr in der Wahl der Bilder für den Ausdruck materieller und besonders immaterieller Begriffe gelassen ist, benutzt, das heisst in der Metapher spricht sie am bestimmtesten ihre Originalität, ihren eigentümlichen Geist aus, die Totalität der Bilder, welche sie anwendet, stellt d i e n a t i o n a l e P h y s i o g n o m i e d e r S p r a c h e h e r . Es ist dies nur ein anderer Ausdruck für das, was wir den Geist der Sprache nannten. D e n n d i e P h y s i o g n o m i e ist n i c h t s a n d e r e s a l s d e r s i c h t b a r g e w o r d e n e Geist. Und wie die Physiognomie und der Geist des einzelnen Menschen ihr eigenthüm-

8 liches Gepräge besonders dadurch erhalten, wie der Mensch die von der Sinnenwelt in sich aufgenommenen Eindrücke gemäss der ihm angeborenen Anlagen und Neigungen (ingenium) in sich verarbeitet, so charakterisirt sich auch die Physiognomie und der Geist einer Sprache besonders durch die Art und Weise, wie die sinnlichen Anschauungen und die Erfahrungen der Nation durch den schöpferischen Sprachgenius erfasst, umgebildet und dem Sprachschatz einverleibt worden sind. Wir können diese selbe Sache aber auch a l s d i e P o e s i e d e r S p r a c h e bezeichnen. Dieser Ausdruck bezeichnet dasselbe, nur von einer anderen Seite. G e i s t u n d P o e s i e d e r S p r a c h e sind c o r r e l a t e Begriffe, sie g e h ö r e n zusammen w i e L e i b u n d S e e l e . Lege ich den Nachdruck auf den vom Bilde umschlossenen Gedanken, so rede ich vom Geist der Sprache, lege ich den Nachdruck auf das den Gedanken umkleidende Bild, so rede ich von der Poesie der Sprache. Denn wie es die allgemeinste Aufgabe aller Kunst, so ist es auch die der Poesie, „das Wirkliche in ein Bild zu verwandeln" (W. v. Humboldt), und insofern die Sprache diese Aufgabe erfüllt, kann man auch von einer Poesie der Sprache reden. Diese Poesie der Sprache ist aber e i n e l a t e n t e Poesie. Es sind Goldkörner und Goldbarren, die mehr oder weniger tief vom Schutt verdeckt liegen, der sich im Laufe der Jahrhunderte über ihnen angesammelt hat. Als die Sprache den grossen Grundstock der Metaphern schuf, war das Volk in einem jugendlichen Zustande, durchaus erfüllt von einer frischen, lebhaften Phantasie, d a s g a n z e V o l k e i n g r o s s e r D i c h t e r . Um uns nun wieder in vollen Besitz dieses zum grössten Theil verloren gegangenen Schatzes zu setzen, muss der Schutt fortgeräumt und das Gold blossgelegt werden. Wir müssen den Weg, welchen die Metapher bis zu uns gemacht hat, rückwärts machen, bis wir wieder zu dem Punkte gelangen, wo sie ihren Ausgang nahm, soweit uns das überhaupt noch möglich ist, d. h. wir müssen uns das sinnliche Bild, von dem sie ausging, in voller Schärfe und frischer F a r b e auszumalen suchen. Indem wir uns nun dieser Arbeit in der im Vorhergehenden veranschaulichten Weise unterziehen, glauben wir ein ahn-

9 liches Verdienst uns zu erwerben wie derjenige, welcher die Schönheiten eines alten, schwer verständlichen Gedichtes uns enthüllt. Und in der That, d a s ä s t h e t i s c h e V e r g n ü g e n , w e l c h e s uns die A n a l y s e e i n e r M e t a p h e r g e w ä h r t , ist d e m j e n i g e n n a h e v e r w a n d t , w e l c h e s w i r in der P o e s i e finden. Ein Hauptreiz der Poesie besteht ja gerade in treffenden Vergleichen und glücklichen Beiwörtern, die mit wenigen hingeworfenen Pinselstrichen uns den ganzen Gegenstand malen und aufs lebhafteste vergegenwärtigen. Ganz dasselbe thut ja aber auch so sehr oft die Metapher, und es kommt, um einen wirklich ästhetischen Genuss aus ihr zu ziehen, nur auf uns an, ob wir in der Metapher zu lesen verstehen. Wenn mich das Homerische Bild der M e e r e s w o g e n : ,Krumm gewölbt und beschäumt, vorn andere und andere hinten", (Ilias, XIII, 799) erfreut, kann ich nicht denselben Genuss aus dem einzigen italienischen Worte cavallo oder cavallone ziehen, welches metaphorisch die Meereswoge, eigentlich aber das Ross, das grosse Ross bedeutet? Malen wir uns dieses Bild in Gedanken aus — und dazu gehört nicht viel Phantasie —, so finden wir, dass es das ganze Homerische Bild in ein einziges Wort zusammengedrängt enthält, dazu aber noch einen erheblichen Ueberschuss, dass in ihm also das Bild Homers zu einem schärferen, plastischeren, malerischeren potenzirt worden ist. Alle die Eigenschaften der Woge, welche Homer hervorhebt, sind durch das Bild des Rosses vertreten: ' k r u m m g e w ö l b t , — denn die Wölbung des Halses charakterisirt die Gestalt des Pferdes ebenso sehr, wie der oben scharf auslaufende, aber sich überschlagende und so sich wölbende Kamm die Woge, ja dieser erinnert in seiner ganz eigentümlichen Beschaffenheit an nichts so sehr als an den Hals des Pferdes, — b e s c h ä u m t , — denn die Mähne wallt von dem Halse eines Renners herab, wie der Schaum von dem Kamme der Woge, — vorn a n d e r e und a n d e r e h i n t e n , — denn das Heranstürmen der einen Woge hinter und neben der anderen gleicht einem Schwarme wilder Pferde oder wettlaufender Berberhengste. Und alle diese Eigenschaften treten malerischer in der Metapher hervor, gerade darum, weil sie nicht als solche bloss genannt werden, sondern

10 das schöne Bild des Pferdes für die Woge selbst gesetzt ist, ein lebendiges Wesen, welchem diese Eigenschaften in hervorragendem Grade zukommen und charakteristisch sind, an die Stelle eines leblosen, eines blossen Elementes gesetzt ist. Wollen wir nun aber auch immerhin von solchen Vergleichen absehen, wollen wir zugestehen, dass gerade die dichterische Ausführung des Bildes ihre grossen Reize hat: wer k a n n sein Auge dieser eigenthiimlichen Poesie verschliessen, die in der Metapher steckt, und d e m e i g e n t ü m l i c h e n R e i z e , den diese Poesie gerade darin hat, d a s s s i e u n s e r e P h a n t a s i e z u r S e l b s t t ä t i g k e i t a n r e g t , dass wir uns selbst das Bild ausmalen müssen? Wer fühlt sie nicht heraus, wenn der Hund französ. niatin, der Hausgenosse, der Hausfreund lieisst, wenn schmeicheln engl, wheedle, wie ein Hund wedeln, wenn französ. entre chien et louji in der Dämmerung des Morgens oder des Abends, monier sur ses grands chevaux einen hochmiithigen Ton annehmen lieisst, wenn ein Lieblingsgegenstaiul der Rede das Schlachtross, eheval de bataille, genannt wird, wenn das Wiesel in einigen deutscheu Gauen Miihmlein, Mim Franzosen belette, kleine Schöne, vom Italiener donnola, kleine Dame, \0111 Spanier comadreja, kleine Gevatterin, genannt wird, wenn die Pupille spanisch la niña de los ojos, (las Mädchen der Augen, lieisst, wenn der Lateiner von einem geliebten Wesen sagt, dass er es in den Augen trage, in oculis ierre, gestare, und es mit ocule mi, mein Auge, oculissime lionio anredet, und so in unzähligen anderen F ä l l e n ? U n d n i c h t b l o s s e r n s t e P o e s i e l i e g t in d e n M e t a p h e r n , sondern auch h u m o r i s t i s c h e , k o m i s c h e und s a t i rische. Welcher H u m o r den spanischen Metaphern eigenthtimlich ist, werden wir unten sehen. Und übertrifft nicht die Sprache an eigentlichem Humor alle Humoristen von Profession, wenn sie das niedrigste, verachtetste Wesen, welches es nur gibt, das Schwein, durch eine merkwürdige Verkettung von Metaphern nach derjenigen Stadt benennt, welche alle anderen Städte der alten und neuen Zeit durch den Glorienschein von Poesie überstrahlt, womit die grössten Dichter sie umgeben hafeen, wenn

11 das Mutterschwein t r o j a im Italienischen, truie im Französischen genannt wird? Ist es nicht k o m i s c h , wenn der Spanier Jemanden witzigen als ihn ent-eseln, desasnar, bezeichnet, wenn alle romanischen Sprachen das launische Wesen nach dem Gebahren der Ziege benennen (ital. capriccio, span. capricho, fr. caprice), wenn der Franzose sagt vouloir prendre la lune avec les dents, sich an etwas Unmögliches wagen, wenn er die Dummheit oisonnerie (von oison Gänschen), der Engländer den Feigling chicken-hearted, hen-hearted, der Franzose une poule mouillée (c'est une p. m.) ein nasses Huhn nennt, wenn der Kapaun als Hagestolz (hétaudeau) bezeichnet wird, wenn, um die Pantoffelherrschaft in einem Hause zu bezeichnen, der Engländer sagt: This woman wears breeches, die Frau hat Hosen an, der Franzose und Italiener übereinstimmend : Cette femme porte le hautde-chausses, Sua moglie porta i calzoni, wenn jener sagt: He is the cock on the hoop, dieser : c'est le coq du village u. s. w.? Und welche beissende S a t i r e liegt in dem französischen Ausdrucke se prélasser für sich brüsten, sich breit machen, stolz einherschreiten, da es eine Metapher von prélat ist und als synonymes Wort se pavaner, von pavo Pfau, neben sich hat; und besonders in den spanischen mit Dios es Cristo, gebildeten Metaphern, hacer la de Dios es Cristo, ponerse à lo de Dios es Cristo, die wir unten besprechen werden? Wir müssen daran festhalten, dass dies der Hauptgesichtspunkt ist, von dem aus unsere Darstellung der Metaphern betrachtet werden muss. Daneben m a c h t sich a b e r ein z w e i t e r G e s i c h t s p u n k t g e l t e n d , der zwar nicht so hoch ist wie der erstere, dafür aber einen greifbareren, näher liegenden, u n m i t t e l b a r e r e n N u t z e n d i e s e r S t u d i e n e r s c h e i n e n l a s st, und so mit jenem ersten gewissermassen um den Vorrang streitet. Das ist d e r N u t z e n , d e n d i e M e t a p h e r n selbst indirect aus dieser P r ü f u n g nach ihrem geistig e n G e h a l t e z i e h n , das Licht, weichesauf sie selbst reflectirt wird, indem wir aus ihnen den Geist und die Poesie der Sprache zu erkennen suchen. Wir glauben nämlich nicht zu viel zu sagen, wenn wir die Ansicht aussprechen, dass diejenige Darstellung

12 der Metaphern, auf welche wir durch jene Forschungen geführt worden sind, die einzige ist, welche auf den Namen e i n e r w i s s e n s c h a f t l i c h e n , s y s t e m a t i s c h e n D a r s t e l l u n g Anspruch machen darf, und dass nur dieser Weg zu einem vollendeten System der Metaphern hinführt. Hoffentlich ist der Zeitpunkt nicht mehr fern, wo der seit Jahren von angesehenen Vertretern der Wissenschaft (Pott, Fuchs, Freund, Reisig, FörstemanB) ausgesprochenen Aufforderung, d i e B e d e u t u n g s l e h r e auszubilden und sie als integrirenden Theil in die Grammatik aufzunehmen, endlich entsprochen werden wird, und so ein grosser Theil des Stoffes, der bisher unseren Wörterbüchern allein überlassen war, ihnen abgenommen und in die Grammatik aufgenommen wird. Mit der Gründung und dem Ausbau einer solchen Bedeutungslehre muss dann aber auch den Metaphern ihr Recht werden. Sie müssen als ein wichtiger Theil in die Bedeutungslehre aufgenommen werden, j a sie werden den umfangreichsten und schwierigsten Theil dieser Lehre bilden, und vielleicht mag es Scheu vor der Arbeit, welche die Metaphern erfordern, sein, was bisher von der Ausbildung dieser Lehre zurückgeschreckt hat. So w i e n u n a b e r d i e M e t a p h e r n n i c h t m e h r v o n den W ö r t e r b ü c h e r n , s o n d e r n von d e r G r a m m a t i k d a r gestellt w e r d e n , k a n n von der B e h a n d l u n g , die sie b i s h e r e r f a h r e n , g a r k e i n e R e d e m e h r s e i n . Die alphabetische Ordnung fällt als etwas dem Stoffe völlig Fremdes und ihm Aufgedrungenes fort und es fragt sich nun: welche andere Ordnung soll an ihre Stelle treten V Darauf gibt es keine andere Antwort als die wissenschaftliche, die in dem Stoffe selbst liegende, durch die Natur der Sache verlängte Ordnung. Dass aber diese natürliche Ordnung nichts anders als der durch die Identität der den Metaphern zu Grunde liegenden sinnlichen Begriffe und deren Verwandtschaft unter einander gegebene Zusammenhang der Metaphern ist, wird durch folgende Erwägung einleuchtend werden. Es sind Uberhaupt nur zwei Möglichkeiten denkbar, wie zwei oder mehrere Metaphern mit einander in Verbindung stehen können, e n t w e d e r d u r c h d e n A u s d r u c k o d e r d u r c h d e n G e d a n k e n , und darum kann es überhaupt nur zwei Systeme

13 der Metaphern geben. Entweder stellen wir die Metaphern zusammen, welchen derselbe sinnliche Begriff zu Grunde liegt, und ordnen die einzelnen so gefundenen Gruppen nach dem natürlichen Zusammenhange der sinnlichen Objecte zusammen. Oder, wir fragen, welche Metaphern denselben Gedanken ausdrücken, und ordnen alle nach der grösseren oder geringeren Verwandtschaft der in Metaphern ausgedrückten Vorstellungen und Begriffe. B e i d e B e t r a c h t u n g s w e i s e n h a b e n i h r e e i g e n e n V o r t h e i l e , die erster« muss aber als die wichtigere angesehen werden, und führt zu dem eigentlichen natürlichen Systeme der Metaphern, die zweite tritt nur ergänzend hinzu. Denn nur auf jenem Wege gelangen wir dazu, die einzelne Metapher vollständig und allseitig zu verstehen, ihre enge Verknüpfung mit ihrer Wurzel, der sinnlichen Anschauung, und die mit den anderen Metaphern, die aus ebenderselben Wurzel und aus verwandten Wurzeln entsprungen sind, und durch gewisse übereinstimmende Züge ihre Verwandtschaft nicht selten verrathen, die Fortentwicklung der einzelnen Metapher in ihren mannigfaltigen Verzweigungen und Umbildungen bis zu den äussersten, höchsten Ausläufern des ganzen Metapliern-Gewäclises, die der Wurzel oft sehr unähnlich sind, und nur durch die Mittelglieder verstanden werden können. Kurz, nur diese Betrachtungsweise verfolgt den Weg, den die Metaplierbildung selbst durchgemacht hat, und darum verdient das System, welches sich danach aufbaut, das n a t ü r l i c h e S y s t e m d e r M e t a p h e r n g e n a n n t zu w e r d e n . Die andere Betrachtungsweise kann diesen Zweck, die einzelne Metapher völlig zu verstehen, nicht erreichen, sie weist bei demselben Gedanken immer auf eine Mehrheit von Bildern hin, die losgerissen aus dein natürlichen Zusammenhange, worin sie sich entwickelt haben, so nicht verstanden werden können. Haben wir aber sie schon einzeln im natürlichen Systeme kennen gelernt, so ist auch diese z w e i t e B e t r a c h t u n g s w e i s e a l s E r g ä n z u n g u n d U e c a p i t u l a t i o n aller denselben Gedanken ausdrückenden Metaphern von Nutzen und dient insbesondere dazu, die in den Metaphern erscheinenden Idiotismen der einzelnen Sprachen, die Latinismen, Italianismen, Hispanisnien,

14 Gallicismen,

Anglicismen,

e i n a n d e r zu s t e l l e n .

Germanismen

mit S c h ä r f e

neben

Darum braucht aber auch dieserTheil

nur alphabetisch, etwa nach dem deutschen Ausdruck, geordnet zu sein und kann so z u g l e i c h a l s R e g i s t e r für das natürliche •System der Metaphern dienen. Fragen wir nun aber,

was uns bei der Darstellung

und

Ausführung des natürlichen Systems der Metaphern als L e i t f a d e n durch die mannigfachen, nicht selten labyrintliartig verschlungenen Metaphern,

die \on Einem und demselben Gegen-

stande gebildet sind, am besten dienen kann, so ergibt sich die Antwort von selbst aus dem Wesen der Metaphern.

Die Ueber-

tragung des Namens von einem Begriffe auf einen anderen beruht immer auf der A c h n l i c h k e i t des einen mit dem anderen. DieseAehnlichkeit

ist aber i m m e r n u r e i n e

partielle,

es genügt, dass unter den mannigfachen Eigenschaften, das Charakterbild

eines Gegenstandes

ausmachen,

welche

eine

ein-

z i g e sich finde, welche auch als wesentliches Moment in einein anderen Begriffe erscheint. dass, so viele

Davon ist nun die natürliche Folge,

Eigenschaften, Charakterzüge an einem Gegen-

stände entdeckt

werden können,

ebenso

viele Metaphern von

ihm sich bilden lassen, und nicht nur ebenso viel einzelne Metaphern,

sondern ebenso \iele ganze Metaphernketten,

einzelne Metapher denjenigen Charakterzug, geht, mannigfach

nuanciren

und sich

da jede

von dem sie aus-

überhaupt

in den ver-

schiedensten Richtungen, durch Sy nckdoche, Metonymie, j a sogar durch nochmalige Uebcrtragung des Wortes (Metapher einer Metapher, griff,

Metapher

der nur mit

in zweiter,

dritter Potenz)

auf einen Be-

dem metaphorisch bezeichneten,

nicht aber

mit dem Grundbegriffe Aehnlichkeit hat (s. z. B. das merkwürdige span. Wort bozal, in

dem Kapitel über den Hund),

fort-

entwickeln kann. •So hat z. B. der Gegenstand A, an welchem schaften m, n und p als

besonders

charakteristisch

die Eigenschaft m mit dem Gegenstande trägt darum seinen Namen auf B.

B gemein

die Eigenauffallen, und

über-

Er hat aber ausserdem die

Eigenschaft n mit dem Gegenstande C, p mit dem Gegenstande D gemein, und gibt ihnen allen seinen Namen,

oder doch den

15 e i g e n t ü m l i c h e n Namen der Eigenschaft, welche er mit ihnen gemein hat. Dies sind die Haupt-Metaphernstämme, welche aus der Wurzel A aufwachsen. Ein jeder von ihnen theilt sich nun wieder in Aeste und Zweige, mit denen er in das Geäst der Nachbarbäume nicht selten hineingreift und sich verschlingt, und einem jeden bieten sich verschiedene W e g e , um seine Zeugungskraft zu bewähren. B ist der Theil eines Ganzen E und überträgt auf dieses weiter den von A erhaltenen Namen (Synekdoche), C ist die Wirkung einer Ursache F , und gibt ihr den Namen weiter (Metonymie), ü ist sogar so kühn den Namen A auf einen Gegenstand G zu tibertragen, der zwar mit ihm die Eigenschaft x gemein hat, mit dem Gegenstande A aber weder diese noch eine andere Eigenschaft (Metapher einer Metapher, M e t a p h e r z w e i t e r P o t e n z ) , und G kann nun wieder den Namen A auf einen Gegenstand H tibertragen, der zwar mit ihm die Eigenschaft y , aber weder diese noch eine andere mit D oder mit A gemein hat ( M e t a p h e r d r i t t e r Potenz). Da nun ein j e d e r Stamm auf eine jede der angegebenen Weisen sich fortentwickeln kann, und wir ebenso gut neben den Eigenschaften m, 11, p uns noch andere t, k, r, etc., und dem entsprechend noch andere Hauptstäinnie neben B, C, D denken können, so ist ersichtlich, welch ein tippiges Metaphern-Gewächs aus Einer und derselben Wurzel hervorgehen kann. Ebenso ersichtlich aus dieser ganzen Auseinandersetzung ist es aber, wie wir zu Werke gehn müssen, wenn wir die Aufgabe würdig lösen wollen, eine solche zusammengehörende Gruppe von Metaphern wissenschaftlich darzustellen. Wir müssen das am nächsten Verwandte immer zusammenstellen, das so gewonnene Ganze, (den Zweig), dem höheren Ganzen (dem Aste) unterordnen, und so einen Hauptstamm nach dem andern vorführen und aus der allen gemeinsamen Wurzel entwickeln. E s hängt also Alles davon ab, dass wir für die ganze Gruppe der Metaphern d i e j e n i g e n M e t a p h e r n f i n d e n u n d f e s t s e t z e n , w e l c h e als dfe H a u p t s t ä m m e , die ersten u n m i t t e l b a r der W u r z e l e n t s p r u n g e n e n G e b i l d e a n z u s e h e n sind. Wir haben nun aber gesehen, dass diese durchaus von d e n

16 E i g e n s c h a f t e n , die an dem Gegenstande hervortreten und von der Sprache als seine Hauptcharakterzüge aufgefasst werden, abhängen, dass ein jeder von ihnen solch einem Charakterzuge des Gegenstandes entspricht und daraus hervorgegangen ist. Wollen wir also wissen, wie wir die von einzelnen Gegenständen gebildete Metapherngruppe zu behandeln und einzut e i l e n haben, so müssen wir die Frage zu beantwarten suchen: Unter welchen C h a r a k t e r z ü g e n erscheint der Gegens t a n d in d e r S p r a c h e , was i s t sein B i l d , d a s er in den M e t a p h e r n a b s p i e g e l t ? Diese durch Induction aus dem Studium der Metaphern zu findenden Charakterzüge sind zur Basis der Darstellung zu machen. Sie geben die Haupteintheilung des Stoffes und sie sind das Thema, das bei der ganzen Darstellung der Metapherngruppe von den Hauptstämmen an bis zu den entferntesten Verzweigungen durchzuführen ist, der rotlie Faden, der sich durch alle Verwickelungen hindurchschlingt. Denn sie sind der Inhalt, den alle diese Formen nur in mannigfaltiger Weise aussprechen, das Lebensmark, das sie alle nährt, und sie alle als Ein Ganzes zusammenhält. Vergleichen wir nun dieses Resultat unserer Untersuchung Uber das natürliche System der Metaphern mit dem vorher besprochenen Hauptzweck dieser Arbeit, so finden wir, dass hier wie dort dieselbe Anforderung an uns gestellt wird und somit beide Systeme zusammenfallen. Wir sagten oben, es sollte unser Hauptzweck sein, die Metaphern nacli ihrem geistigen Gehalte zu prüfen '), und somit darzustellen, wie der Geist des einzelnen Volkes, dessen Sprache sie angehören, der Geist des Menschen Uberhaupt, die Charaktere (Ideen) aller Dinge der belebten und unbelebten Natur sich in den Metaphern aussprechen; u-nd j e t z t s e h e n w i r , d a s s d a s n a t ü r l i c h e S y s t e m a n u n s g e r a d e dieste A n f o r d e r u n g s t e l l t , die Charaktere der Dinge und Menschen in den Metaphern zu erkennen zu suchen, ihre Bilder dort gezeichnet zu finden, und die so gewonnenen Charakter-Bilder zur Grundlage der Dar1) S. darüber Ausführliches im 4. Kapitel.

17 Stellung der Metaphern zu machen. W a s hier also gefordert wird, ist gethan, wenn wir j e n e Aufgabe gelöst haben. Dieses Zusammenfallen unserer Darstellung der Metaphern mit dem natürlichen Systeme derselben hat aber einen tieferen Grund. Es waltet n i c h t n u r ein natürlicher Zusammenhang ob zwischen den Metaphern und den Charakteren der Dinge und Mensehen, und es s p i e g e l n s i e h diese Charaktere n i c h t n u r treu in den Metaphern, s o n d e r n , wie der Geist des Dichters die ihm persönlich eigenen Metaphern als sein Bild g e s c h a f f e n , so h a b e n d i e I d e e n d e r D i n g e und d e r G e i s t d e s M e n s c h e n in i h r e m Z u s a m m e n w i r k e n d i e der Sprache incarnirten Metaphern als ihre Bilder g e r a d e z u geschaffen. Wenn wir daher, um die Metaphern darzustellen, vor allem auf den Geist des Volks, des Menschen und die Charaktere (Ideen) der Dinge zurückgeht!, und sie zum Mittelpunkte der Darstellung inachen, so legen wir nur den wahren Ursprung der Metaphern bloss, und das hieraus hervorgehende System darf sich in e m i n e n t e m S i n n e des Wortes e i n n a t ü r l i c h e s S y s t e m nennen. Eine nothwendige Folge, die sicli aus dieser Behandlung der Metaphern ergeben wird, ist von solch einer Bedeutung, dass wir sie a l s e i n e n b e s o n d e r s h e r v o r r a g e n d e n , e v i d e n t e n N u t z e n derselben herausheben müssen. Wir werden bei einer später folgenden Gelegenheit von dem ununterbrochenen A b n u t z u n g s p r o z e s s e zu sprechen haben, den die Metaphern durch das Leben der Sprache erleiden, dass dieselben immer mehr von ihrer ursprünglichen Farbe verlieren und verblassen, und viele endlich als Bilder völlig sterben und zu blossen Wortklängen herabsinken, die uns sofort die bezeichnete Sache vor die Seele rufen, ohne noch im Entferntesten an das Bild zu erinnern. Es gibt nun aber, nach unserer Meinung, nichts, was gegen diesen stetigen Abnutzungsprozess der Sprache einen so starken Schutz gewährte, und so geeignet wäre das, was er schon ver2

18 dorben hat, wiederherzustellen, d i e v e r b l a s s t e n Bilder w i e d e r a u f z u f r i s c h e n , und der Sprache ihr sinnliches Leben wiederzugeben, als die von uns charakterisirte Darstellung der Metaphern. Es ist das so klar und selbstverständlich, dass w i r kein Wort darüber weiter zu verlieren brauchen. Wer uns bisher aufmerksam gefolgt ist, wird auch diese Ansicht begreifen und theilen. Dies ist ein Vortheil, der natürlich d e r S p r a c h e a l s s o l c h e r und allen denen, die sie brauchen, zu Gute kommt, in b e s o n d e r e m G r a d e aber d e m D i c h t e r , dem l i e d n e r , dem H i s t o r i k e r , überhaupt einem Jeden, der durch seinen Beruf auf die Handhabung des Wortes in Hede oder Schrift angewiesen ist. Wenn wir uns durch den eigentümlichen Ausdruck eines Schriftstellers oder Redners besonders gefesselt fühlen, so kommt das entweder von der durchsichtigen K l a r h e i t , der logischen Schärfe, der Bündigkeit der Gedanken, die wie eine geschlossene, unbesiegbare Phalanx eindringen und unseren Verstand gefangen nehmen, oder von der besonderen I n n i g k e i t des Gefühls, welches aus den Worten in uns überströmt und uusere Seele erfüllt, oder endlich \011 einer eigenthümliclien, uns Überraschenden, s i n n l i c h f r i s c h e n F ä r b u n g des Ausdrucks, die auf unsere Phantasie wirkt, wie das Grün einer Berginatte auf unser Auge. Das Erste kann durch Studien, wenn auch nicht gewonnen, so doch erheblich gefördert werden, das Zweite lässt sich nicht lernen, d a s D r i t t e a b e r i s t in n o c h v i e l h ö h e r e m G r a d e S a c h e d e s S t u d i u m s als das Erste. Es ist jedoch auch bedeutend schwieriger zur Vollendung zu bringen. Zu jenem ist, ausser einem mehr als massigen Talente, nichts erforderlieh als unerbittliche Strenge gegen sich selbst und gegen Andere, die nichts duldet als was vor der L o g i k sich rechtfertigen kann, und beim eigenen Schaffen alles verwirft, was besser gedacht und gesagt werden kann. Dieses erfordert aber ein sehr aufmerksames wissenschaftliches Studium der Sprache selbst, w i e sie uns in den besten Schriftstellern entgegentritt, und selbst das genügt nicht: es müssen andere Sprachen zur Vergleichung herangezogen werden, um uns das Auge zu öffnen zur Erkenntniss der Eigent ü m l i c h k e i t e n und der Schönheit unserer eigenen Sprache.

19

Zu solchen umfassenden Sprachstudien haben nun aber dit- wenigsten Vertreter jener Berufe, die auf die Handhabung des Wortes angewiesen sind, Zeit und Lust. Man kann sie weder von dein Ivaiizelredncr, noch von dem gerichtlichen Redner, noch dem Redner der Tribüne, j a nicht einmal vom Dichter und Historiker verlangen, obgleich es ausser Zweifel ist, dass einzelne Redner und Dichter, z. B. Deniosthenes, Cicero, Horaz unter den alten, Rlickert, vielleicht auch J. J. Rousseau unter den modernen, solche Studien gemacht haben. G r a d e f t i r diese Berufe sind daher unsere Metapher-Studien von besonderer Wichtigkeit. Ihnen wird hier fertig zusammen geboten, was sonst der Einzelne zusammensuchen milsste, und dazu findet er hier die Arbeit für ihn gethan, wozu er in der Regel nicht befähigt ist, nämlich den gewonnenen Stoff zu verarbeiten. Mit dieser Hülfe wird es dem Dichter und Redner leicht werden der Mahnung zu entsprechen, die R ü c k e r t in folgende Worte fasst: Wenn du deinen Ausdruck willst b e l e b e n , So dass er nie todtgeboren sei, Musst a u f W o r t e s U r s p r u n g A c h t u n g g e b e n . Wie auch fern er ihm verloren sei, Nur der Wurzel kann die Frucht entstreben.— E n d l i c h müssen wir aber noch darauf aufmerksam machen, dass a u c h f ü r d e n S p r a c h f o r s c h e r v o n F a c h u n s e r e M e t a p h e r - S t u d i e 11 \ o i i W i c h t i g k e i t s i n d . Insbesondere müssen bei e t y m o l o g i s c h e n F o r s c h u n g e n die Resultate dieser Studien immer im Auge behalten werden, j a sie können dabei nicht selten a l s w a h r e L e i t s t e r n e dienen. Hätte man sie gekannt, so würde manche etymologische Entdeckung schon gemacht, und manche wirklich gemachte mit grösserer Evidenz bewiesen worden sein, und anderer Seits manche falsche Etymologie nicht aufgestellt worden sein. So werden z. B. durch meine Studie Uber d e n H u n d (in Herrig's Archive, Band 4(1, und im Anfange der systematischen Darstellung in diesem Bande) nicht weniger als f ü n f W ö r t e r in Hinsicht ihrer Etymologie mehr oder weniger influ-

20 i r t : casnard, calin, patelin, couard, caniuso, und die räthselhafte Redensart entre chien et Joup erhält erst durch metaphorische Auffassung in der von uns dargelegten Weise die richtige Deutung. Vom altfranz. c a s n a r d , Schmeichler, hat Diez das richtige Etymon in canis, Hund, gefunden, aber er würde der Begründung dieser Etymologie einen evidenteren, zwingenderen Abschluss gegeben haben, wenn er, statt zu sagen: „Der Name des Hundes wird auch sonst zur Bezeichnung tibler Eigenschaften benutzt", gesagt hätte: „Der Name des Hundes wird auch sonst zur Bezeichnung des Begriffs Schmeichler benutzt". Dass dem so ist, haben wir a. a. 0 . bewiesen. Dass Littrö keine Ahnung von diesem Charakterzuge des Hundes in der Sprache hat, gellt aus der Umständlichkeit hervor, womit er sich dazu versteht, v i e l l e i c h t canis als Etymon von c a l i 11, s c h m e i c h e l n d , anzunehmen. Denn er sagt S i l'on connnissait la provenance de ce mot, e t s i l'on savait qu'il vint du Nord, on p o u r r a i t l e r a t t a c h e r au wailon calin, qui signitie de chien. Hätte Littre gewusst, dass der Hund so oft in der Sprache als der Schmeichler erscheint (s. a. a. 0.) so würde er keinen Anstand genommen haben, calin direct auf caninus, das Adjectiv von canis, zurückzuführen, da der l'ebergang von n in 1 (canin in caljn) zu den allergewöhnlichsten Erscheinungen gehört. Genau derselbe Grund liegt vor, wenn «immtliclie Etymologen und Wörterbücher-Schreiber innerhalb und ausserhalb Frankreichs sicli bei der hergebrachten Ansicht beruhigen, das Wort p a t e l i n Schmeichler komme von der Komödie her, die i. J . 1480 unter diesem Namen zum ersten Male gegeben wurde, dass man die so nahe liegende ursprüngliche Bedeutung, der Pfötchengeber (von patte Pfote), ganz übersah und sich nicht die ebenso \ 011 selbst sich aufdrängende F r a g e vorlegte, welches Thier denn mit den Pfötclien in so sprechender Weise zu schmeicheln verstellt, dass es in dieser Stellung und Bewegungverdient als Bild eines schmeichlerischen Menschen in die Sprache aufgenommen zu werden. Wir können dies hier nicht genauer ausführen, verweisen vielmehr auf die genannte Abhand-

21 lung und das später folgende Kapitel über den Hund, ebenso in Betreff von couard und camuso und geben hier nur n o c h ein B e i s p i e l aus dem E n g l i s c h e n . Man ist im Englischen in Verlegenheit das richtige E t y m o n v o n p i e , P a s t e t e , zu finden. Eduard Müller sagt in seinem etymologischen Wörterbuche der engl. Sprache Theil II Beite 179: „In der Bedeutung Pastete ist pie schwerlich wie Wedgwood möchte, als Abkürzung von pastie zu nehmen; andere führen keltische Wörter an, gael. pig'he, pighean, kymr. pi, piog; m i t p i e E l s t e r w a g i c h d o c h n i c h t e s z u s a m menzubringen". W a r u m d e n n n i c h t ? Das Wagniss ist doch nicht sehr gross. Man muss aber zweierlei wissen : erstens, dass p i e , Elster, für n i d d e p i e , Elstern-Nest stehen kann, wie troja für porco di Troja, truie für cochon de Troie, zweitens, dass im älteren Französisch, d. h. in dem des 16. Jahrhunderts, und wahrscheinlich auch schon früher, d a s E l s t e r n - N e s t als Bild z u r B e z e i c h n u n g d e r Pas t e t e diente, metaphorisch le nid de la pie, das ElsternNest, die Pastete bezeichnete, offenbar wegen der Aehnlichkeit der Gestalt der Pastete mit einem Elsteru-Ncste.und wegen der Aehnlichkeit des Inhalts beider, da die Elster mit ihren Jungen in ihrem Neste steckt, wie das Fleisch in der Pastete. Diese Bedeutung von nid de pie geht z. B. hervor aus denjenigen Worten, welche als die letzten R a b e l a i s ' überliefert werden. Als er auf seinem Todtenbette eine Botschaft seines Freundes, des Cardinais du Beilay, durch einen Pagen desselben erhielt, richtete er an diesen folgende Worte: Dis à Monseigneur l'état où tu me vois, j e m' en vais chercher un grand Peut-être. I l e s t a u n i d d e l a p i e ; dis-lui, qu'il s'y tienne, et pour toi, tu ne seras jamais qu'un fol. Tire le rideau, la farce est jouée. In diesen Worten heisst II est au nid de la pie metaphorisch: E r s i t z t i m U e b e r f l u s s e . Die eigentliche Bedeutung kann aber keine andere sein als e r s i t z t in d e r P a s t e t e . Denn sie kann nicht sein: er sitzt im Elstern-Neste, da man hieraus doch unmöglich auf die metaphorische Bedeutung: er ist im Ueberflusse, im Rchoosse des Glücks, kommen kann. Dagegen ist es schon aus allgemeinen Gründen leicht begreiflich,

22

dass die glückliche Lebenslage, das Sitzen im Ueberflusse, ein Bild finden kann in dem Sitzen des Huhns in der Pastete, wenn man jenes als lebend fingirt. Wir brauchen uns aber mit dieser allgemeinen Erwägung nicht zu begnügen, wir haben auch einen positiven speciell auf das Französische bezüglichen Grund für jene Auffassung der Pastete. Das ist der französische Ausdruck: Il e s t là c o m m e le c o q en p â t e , der wörtlich bedeutet: Er ist dort wie der Hahn im Teige, d. h. in dem Teige, aus welchem die Pastete gemacht worden ist, oder gemacht wird, metaphorisch aber: E r s i t z t im S c h o o s s e d e s G l ü c k s . Vous serez dans sa maison comme un petit coq en pâte. Le Sage, G. Blas IV, 10. Es kann also keinen Zweifel leiden, dass, wenn II est au nid de la pie metaphorisch dasselbe bedeutet, auch die zu Grunde liegende eigentliche Bedeutung ist: er sitzt in der Pastete, und d a s s f o l g l i c h n i d d e p i e P a s t e t e bede utete. Der Unistand, dass im Englischen pie Pastete noch immer bedeutet, tritt verstärkend zu dieser Beweisführung hinzu, und so ist denn durch das eigenthümliche, s i c h g e g e n s e i t i g s t ü t z e n d e I n e i n a n d e r g r e i f e n d e r d r e i A u s d r ü c k e , der beiden französischen: il est là comme le coq en pâte, und: il est au nid de la pie, und des englischen pie in der Bedeutung Pastete, evident bewiesen, dass sowohl nid de pie im älteren Französisch Pastete bedeutete, als dass das englische pie in der Bedeutung Pastete von diesem französischen nid de pie herzuleiten ist und als eine Verkürzung desselben erscheint, die durchaus nicht beispiellos ist. Diese Beispiele werden genügen, um den Nutzen, den auch der Sprachforscher von Fach aus unseren Metapherstudien ziehn kann, nachzuweisen. Wir dttrfen uns also wohl jetzt dem Glauben hingeben, Ziel und Zweck unserer Behandlung der Metaphern n a c h a l l e n S e i t e n dargestellt zu haben, und, ohne der Bescheidenheit zu nahe zu treten, auch auf uns das Wort Goethes anwenden: Wer Vieles b r i n g t , w i r d Manchem Etwas bringen.

23 Zweites Kapitel. Ehe wir lins der Darstellung unseres Systems der Metaphern im Einzelnen zuwenden, scheint es uns zweckmässig - zu sein, eine allseitige Uebersicht Uber d i e B e d e u t u n g d e r M e t a p h e r n i m A l l g e m e i n e n zu geben. Unser System stellt die t h e o r e t i s c h e Bedeutung der Metapher dar. Im Gegensatze dazu stellt die p r a k t i s c h e Bedeutung derselben, und das Verständniss beider erfordert eine Erörterung des W e s e n s der Metapher. Danach zerfällt dieser allgemeine Tlieil in drei Unterabt e i l u n g e n : in die Darstellung des W e s e n s der Metapher, die der p r a k t i s c h e n und die der t h e o r e t i s e h e n Bedeutung derselben, wovon der letzte Theil zugleich eine a l l g e m e i n e U e b e r s i c h t ü b e r u n s e r S y s t e m d e r M e t a p h e r n bieten wird, und diejenige Frage, welche wir schon oben im Allgemeinen beantwortet haben, welche Wichtigkeit eine wissenschaftliche Behandlung der Metaphern für unsere Erkenntniss hat, im Einzelnen beantworten wird. Das Wesen der Metapher. So viel über die Bedeutung der Metapher zu sagen ist, so wenig über ihren Begriff. Er gehört zu den bekanntesten, die es in sprachlichen Dingen gibt und bietet nicht die geringsten Schwierigkeiten. A r i s t o t e l e s verband freilich mit dem Ausdruck ^tiacpn^ä nicht denselben Begriff wie wir. Er nahm das Wort in einem allgemeineren Sinne, so dass er eine jede Uebertragung des Namens von einem Begriffe auf einen anderen darunter verstand, also ausser dem, was wir jetzt Metapher nennen, auch d i e S y n e k d o c h e und d i e M e t o n y m i e . Er sagt in seiner Poetik, Kap. 21: MtiarpnQcc ytv/ng

¿7li

t iL eidog,

tidog, v.aiü

(Tiaitv r

i'tvo/iacng

et'NO in

TOI

eidovg

clklnzgioitili

ytvng,

enicpoQa r> .: T r o p u s est verbi \ e l sermonis a propria significatione in aliam cum virtute mutatio. Dies Wort bezeichnet also dasselbe was Aristoteles ¡.isiarpogct nennt, die eigentliche Metapher aber, das, was Aristoteles /n&Tcupoga •/.axa in avälnynv nennt, wird theils mit dem aus dem Griechischen herübergenommenen Wort nietaphora, theils mit der wörtlichen Uebersetzung desselben, translatio, bezeichnet (Quint 1. c.: Incipiamus igitur ab eo, qui cum frequentissimus est, tum pulcherrimus, t r a n s l a t i o d i c o , quae fieicupoga graece vocatur) und ihr Begriff so gefasst, dass sie e i n a b g e k ü r z t e s G l e i c h n i s s ist, von dem Gleichnisse sich dadurch unterscheidet, dass ein Begriff nicht bloss mit einem anderen v e r g l i c h e n , sondern geradezu nach einem andern b e n a n n t und so durch ihn vertreten wird. Q u i n t i l i a n sagt 1. c.: „In totum autem m e t a p h o r a b r e v i o r e s t s i m i l i t u d o , quod illa comparatur rei quam volumus exprimere, hacc pro ipsa re dicitur. Coniparatio est, cum dico fecisse quid hominem, ut leonem, translatio, cum dico de hoinine: leo est"; und übereinstimmend C i c e r o , de oratore lib. III., cap. 38, 39: Ergo hae translationes quasi mutationes sunt, cum quod non habeas, aliunde sunias. Illae paullo audaciores, quae non inopiam indicant, sed orationi splendoris aliquid arcessunt: quariuu ego, quid vobis aut inveniendi rationem aut genera ponamV S i n i i l i t u d i n i s e s t a d v e r b u m u n u m c o n t r a c t a b r e v i t a s , quod verbum i n a l i e n o l o c o , t a n q u a m in s u o p o s i t u m , si agnoscitur delectat, si simile non habet, repudiatur. Von dieser Art der Tropen unterscheidet Quintilian genau die beiden anderen, die S y n e k d o c h e (1. c.: synecdoche, ut ex uno plures intelligamus, p a r t e t o t u m , s p e c i e g e n u s , praecedentibus sequentia, v el contra) und die Metonymie (ptzwvi /.n'a, quae est nominis pro nomine positio, cujus vis est, p r o e o , q u o d d i c i t u r , c a u s a m , propter quam dicitur, poliere, sed, ut ait Cicero, vim\layi]v rhetores dicunt). Diese technischen Ausdrücke: T r o p u s , M e t a p h e r , S y n e k d o c h e , M e t o n y m i e , sind nun bis zur Gegenwart erhalten und die damit zu verbindenden Begriffe in derselben Weise fest-

25 g e h a l t e n worden, wie wir sie bei Quintilian definirt finden. W a s d i e M e t a p h e r insbesondere betrifft, so ist die Definition: b r c v i o r e s t s i m i l i t u d o , so oft seitdem wiederholt worden, dass man sie fast als stereotyp bezeichnen kann. So sagt H u g h B l a i r in den Lectures on Rhetoric, vol. I., lecture XV, p. 372: I begin with Metaphor. T h i s is a figure founded entirely on the resemblance which one object bears to another. Hence it is much allied to simile or comparison, a n d i s i n d e e d no o t h e r t h a n a c o m p a r i s o n in a n a b r i d g e d f o r m . F e r n e r Z u m p t (Latein. Gramm. § 820): „Die m e t a p h o r a oder translatio ist e i n z u s a m m e n g e z o g e n e s G l e i c h n i s s " ; W a e k e r n a g e 1 (Poetik, Rhet. u.Stil. S . 3 9 5 ) : „Mit Einem Worte die Metapher ist eine abgekürzte Vergleichung" u n d G o t t s c h a l k (Poetik, S. 222): „Die Metapher ist e i n e c o n c e n t r i r t e V e r g l e i c h u n g , bei welcher statt des Gegenstandes, der verglichen w i r d , unmittelbar d e r j e n i g e gesetzt wird, mit dem die Vergleichung stattfindet, eine k ü h n e Metamorphose der Phantasie". Dagegen definirt V i s e h e r , in seiner Aesthetik, § 852, die Metapher in folgender W e i s e : „Die mehr äusserliche aber farbenreichere Hauptform des indirecten V e r f a h r e n s , der T r o p u s , zieht vergleichend eine E r s c h e i n u n g aus einer andern S p h ä r e herbei; verschweigt sie diesen Act und scheint sie das Verglichene identisch zu setzen, so ist sie eigentliche LTebertragung Metapher"; und M a x M ü l l e r , in seinen Vorlesungen über d. Wissensch, d. Spr. S e r i e II., Vöries. 8., S. 331 der Ueberstz. v. B ö t t g e r : „Metapher heisst im Allgemeinen das Uebertragen eines Namens von dem Gegenstande, dem derselbe eigentlich zukommt, auf a n d e r e G e g e n s t ä n d e , welche auf unseren Geist den E i n d r u c k machen, als ob sie an den E i g e n t ü m l i c h k e i t e n des ersten Gegenstandes auf irgend eine Weise Theil hätten". Wenn wir nun selbst eine Definition geben wollen, so wählen wir nicht eine der Variationen des brcvior est similitudo, weil diese F a s s u n g zwar nicht f a l s c h , aber doch zu unbestimmt ist, und, wie wir sogleich sehen werden, irre f ü h r e n kann, sondern schliessen uns an M. Müller an, sagen aber kürzer: Die Metapher ist die auf G r u n d der Aehnlichkeit zweier Begriffe gemachte U e b e r t r a g u n g (Tropus) des Namens des einen auf den andern.

26 Ergänzend fligen wir hinzu, dass mit diesem Ausdruck auch das Wort selbst bezeichnet wird, welches auf den andern Begriff übertragen wird. Wenngleich mit dieser Definition das Wesen der Metapher bestimmt bezeichnet ist, so haben wir doch zur völligen Klarheit des Begriffs noch ein Wort über d a s V e r h ä l t n i s s d e r M e t a p h e r z u r A l l e g o r i e zu sagen. Die Allegorie wird in der Regel als eine besondere Unterart der Metaphern im Allgemeinen aufgefasst. So von B l a i r , indem er sagt (a. a. 0 . p. 396): An Allegory may be regarded a s a c o n t i n u e d m e t a p h o r , as it is the representation oi some one thing by another that rcsembles it and that is made to stand for it. Ihm sind alle späteren Rhetoriker und Aesthetiker gefolgt bis auf V i s c h e l - , der (a. a. 0.) die Allegorie als „eine durch mehrere Momente durchgeführte Metapher bezeichnet, welche in der Art ^ r s t e c k t ist, dass sie den verglichenen Gegenstand verschweigt und räthselartig errathen lässt". Wir müssen aber hierzu noch bemerken, dass die G r e n z e n zwischen der Allegorie und der nicht allegorischen Metapher nicht immer leicht zu erkennen sind und man wohl zuweilen im Zweifel sein kann, ob man eine Allegorie oder eine gewöhnliche Metapher vor sich hat. Es kommen daher auch nicht selten Verwechselungen der einen und der anderen Art vor, selbst bei Mannern, zu deren eigentlicher Provincia es gehört Uber diese Begriffe aufzuklären und sie festzustellen. Ho ist unter all den Beispielen, die C a r r i e r e bei seiner Besprechung der Metaphern (Aesthetik, Bd. II, H. 471) als Metaphern anführt, nur Eine Metapher im engeren Sinne des Wortes, die übrigen sind Allegorien. Er sagt: Dies führt dann zur Metapher, welche Sinn und Bild nicht mehr scheidet, sondern das Bild statt der Sache setzt. So nennt Shakespeare den Schlaf das Bad der sauern Lebensmiih, den Entwirrer des verworrenen Sorgenknäuels; so sagt Wallenstein: „Nacht muss es sein, wo Friedlands Sterne strahlen"; so Tasso: „Beschränkt der Rand des Bechers einen Wein, der brausend wallt und schäumend iiberschwillt?" So sagt Perikles am Grabe vieler in einer Schlacht gefallenen Jünglinge, „dass dem J a h r e sein Frühling genommen sei."

27

Von diesen Beispielen ist bloss das erste aus Shakespeare genommene eine gewöhnliehe Metapher. Die saure > Lebensmüh kann nicht gebadet werden, Sorgen können nicht zu einem Knäuel zusammengedreht werden, beide Worte brechen die Integrität der beiden Bilder, die Bilder sind nicht durchgeführt und stellen sich folglich als Bilder schon durch den Ausdruck selbst dar. Das ist aber bei den drei anderen Beispielen nicht der Fall. In dem zunächst folgenden: ,Nacht muss es sein, wo Friedlands Sterne leuchten" ist nicht ein einziger unbildlicher Bestandtheil, es ist ein durch mehrere Momente consequent durchgeführtes Bild, also eine Allegorie. Man ^ könnte höchstens der Meinung sein, dass der Ausdruck „Friedlands Sterne" schon in dem Bilde selbst als uneigentlich zu verstehen sei, da doch im eigentlichen Sinne kein einzelner Mensch einen Stern sein eigen nennen kann, mithin das Bild nicht ganz rein sich darstelle. Und man muss zugeben, dass dieser Fall zu denjenigen gehört, die wir oben im Auge hatten, als wir sagten, dass man manchmal zweifeln könne, ob eine Allegorie vorliege, und die uns berechtigen können, die Grenzen zwischen Allegorie und Metapher als fliessende zu bezeichnen. Aber im Zusammenhange dieses Schauspiels, wo die Astrologie ein so bedeutendes Moment ausmacht und in so vielen Wendungen der Gedanke erscheint, dass ein jeder Mensch einen besonderen, seine Geschicke leitenden Stern habe, ist es doch wohl natürlicher die Worte „Friedlands Sterne" im eigentlichen Sinne zu verstehn, das Ganze als ein in sich einiges, vollständiges Bild anzusehn, und den Gedanken, der dadurch ausgedrückt werden soll, durch eine ebenso stetig fortlaufende Substitution von geistigen Begriffen für die sinnlichen zu gewinnen. Noch entschiedener stellt sich das folgende Beispiel Carriere's als Allegorie heraus: „Beschränkt der Rand des Bechers einen Wein, der brausend wallt und schäumend Uberschwillt?" Man muss sich wirklich wundern, wie man hierin eine Metapher erblicken kann, da das Gleichniss in völliger Reinheit durchgeführt ist, alle Begriffe zusammen eine Thatsache der sinnlichen Wahrnehmung darstellen, und dabei auch nicht die entfernteste Hinweisung auf das geistige Phänomen gegeben ist, wofür das

28 Ganze ein B i l d sein soll.

Gerade das, was Vischel- in den oben

mitgetheilten Worten als den „räthselhaften" C h a r a k t e r der Allegorie bezeichnet, tritt hier besonders deutlich hervor. Nach diesen Erläuterungen

bedarf

es

keines Nachweises,

dass auch das letzte j e n e r B e i s p i e l e C a r r i e r e ' s : „Dem J a h r e

ist

sein Frühling genommen", nichts als eine Allegorie ist. Zu diesen

und

ähnlichen

Verwechselungen der Metapher

im eigenen S i n n e des Wortes und der Allegorie

mag wohl die

so häufig vorkommende Definition der Metapher als einer abgekürzten Vergleichung verführt haben, indem man dadurch leicht auf den Gedanken gebracht werden konnte, als sei die

Kürze

etwas Charakteristisches für die Metapher und umgekehrt gewisse L ä n g e für das Gleichniss,

und

mithin

Allegorie, in der man

eine

grössere Aehnlichkeit

mit

dem Gleichniss

ganz richtig als

in

der

Metapher

auch

eine

erkannte.

fiir die Es

gibt

j e d o c h Gleichnisse (Goethe : „ E s weilt so hoch, es blinkt so schön, wie droben j e n e r S t e r n " ) und folglich auch Allegorien die sehr kurz sind, wie das obige Beispiel genommen",

und

Nibelungenliede Nu t r i n k e n w i r

die

schaurig schönen Worte,

Hagen die

„Dem J a h r ist sein Frühling

das

Morden

minne

denen

gelten

im

2030):

'skiiniges

wtn.

Der j u n g e voit der Hiunen der muoz der aller erste sin. 1 )

Um-

gekehrt gibt es Metaphern,

und

mit

beginnt ( X X X I I I ,

die sehr lang s i n d ,

Haupt-Sätze zur vollständigen Darstellung das unten genauer auseinandersetzen häufigen Verwechselungen

von M e t a p h e r

\erlangen,

wie

wir

werden.

Mag dem nun sein wie ihm wolle, diese

sogar mehrere

wir

\eranlasst

fühlen den

u n d A l l e g o r i e hier bestimmt

uns durch

Unterschied hervorzuheben.

S i e unterscheiden sich dadurch, dass die Allegorie ein aus einem 1) Dazu gibt Vilrnar du und opfern des Königs Wein.

Erklärung-

„Nun

trinken

am Ende des Mals ein Becher geleert als G e d ä c h t n i s benen, als Opfer für die Tollten mss),

wir die Minne

K m e r alten In idnischen Sitte gemäss wurde (Minne bedeutet

für

die Verstor-

ursprünglich

so wurde nun hier das Gastmal beschlossen mit dem

Geilächt-

Minnetrinken

für Sigfried, der T r a n k aber war Blut und Schwerter waren die B e c h e r ; des Königs W e m war das Opfer, des Königs Blutwein, das B l u t der Semen, das B l u t seines Sohnes."

Gesch. d. d. Nat. L i t . S. 85.

29 oder mehreren Sätzen bestehender, a b e r in a l l e n s e i n e n T h e i l e n d u r c h a u s b i l d l i c h e r A u s d r u c k eines Gedankens ist, dass ein Gedanke durch einen ähnlichen Gedanken als Bild ausgedrückt wird, o h n e dass sich dieser durch seinen Ausdruck a l s B i l d zu erkennen gäbe, dass die Worte von Anfang bis zu Ende etwas anderes sagen, als sie meinen (a'AAo Öyngtiei vnti)- dass hingegen der metaphorische Ausdruck eines Gedankens nur zum Theil Bild ist, zum anderen Theil eigentlicher Ausdruck, dass er eine D o p p e l n a t u r hat, theils eigentlich, theils bildlich gemeint ist, m e i s t e n t e i l s die V e r k o p p e l u n g eines geistigen und eines sinnlichen Elementes ist, folglich in jedem Falle sich a l s B i l d d u r c h s i c h s e l b s t zu erkennen gibt. Man sieht, der Unterschied zwischen Allegorie und Metapher ist theoretisch so durchgreifend, dass man sich wohl veranlasst fühlen könnte, die Allegorie vom Gebiete der Metapher ganz auszuscheiden, sie als eine eigene der Metapher nebengeordnete Art der Tropen zu behandeln, und das, wodurch sie sich von dieser unterscheidet, als negativen Bestandtheil in die Definition der Metapher aufzunehmen. Bedenkt man jedoch, dass im ^eben der Sprache beide Arten so leicht in einander Übergehn und die Grenze zwischen beiden sich nicht selten so sein1 verwischt und fast verschwimmt, so erkennt man, dass es besser ist, die bisher Übliche Behandlung dieser Lehre beizubehalten. Eine genauere Einsicht in das Wesen der Metaphern erlangen wir, wenn wir jetzt dazu Übergehn auseinanderzusetzen, in w e l c h e H a u p t g r u p p e n d i e s e l b e n z e r f a l l e n . Zunächst haben wir die Eintheilung derselben nach der Natur und Besahaffenheit d e s B i l d e s und des darunter vorgestellten Beg r i f f e s zu behandeln. Da beide materiell oder immateriell sein können, so ergeben sieh nach diesem Eintheilungsgrunde v i e r A r t e n von Metaphern. 1) B e i d e , der zu bezeichnende Begriff und sein Bild können d e r S i n n e n w e l t angehören, e t w a s M a t e r i e l l e s , Sinnliches kann f ü r e t w a s M a t e r i e l l e s gesetzt sein. Es findet

30 nun aber hier wieder ein grosser Unterschied statt, jenachdem etwas L e b l o s e s für etwas anderes L e b l o s e s , oder etwas Bel e b t e s für etwas L e b l o s e s , oder etwas B e l e b t e s für etwas anderes B e l e b t e s , oder etwas L e b l o s e s für etwas B e l e b t e s gesetzt wird. Namentlich ist der Unterschied sehr fühlbar zwischen der ersten und zweiten Unterart, da grade vorwiegend in dieser zweiten das statt zu finden pflegt, was Gottschalk als eine E i g e n t ü m l i c h k e i t dieser ganzen Klasse \ o n Metaphern hervorhebt, dass nämlich, wie er sich ausdrückt, hierbei in der Regel e i n e A r t S t a n d e s e r h ö h u n g statt findet, dass etwas Höheres, Edleres an die Stelle von etwas Niedrigerem, Unedlerem gesetzt wird. Indem wir nun diese ^ ier Unterabtheilungen der ersten Klasse machen, vereinigen wir die von Bouterwek und Gottsehalk aufgestellte Eintheilung der Metaphern mit derjenigen, welche Quintilian macht. Jene haben wir als Haupteintheilung aller Metaphern beibehalten, aus derjenigen aber, welche Quintilian für alle Metaphern aufstellt, haben wir die Unterabtheilungen unserer ersten Klasse gemacht. Quintilian sagt nämlich (De institut. orator. lib. VIII, cap. (>) Huius vis omnis quadruplex maxime \ i d e t u r . cum in rebus animalibus aliud pro alio ponitur, -- inanima pro aliis generis eiusdem sumuntur, — aut pro rebus animalibus inanima — aut contra. a) L e b l o s e s f ü r L e b l o s e s . Als Beispiel möge das von Quintilian angeführte dienen: C l a s s i q u e immittit h a b e n a s (er lässt der Flotte die Ztigel schiessen), welches uns ein ähnliches aus dem Französischen ins Gcdächtniss zurückruft: Et encores eust cest honneur de baiser les mains de nostre roy, lors de la demolition du f o r t de Sainte Catherine, fasoheuse b r i d e aux habitans de Geneve, (Pasquier, recherches p. 914); ebenso aus dem Portugiesischen: Foy Ceuta o f r e i o (frenum) da Mauritania; und aus dem Englischen: The king resolved to put that place, which some men fancied to be a b r i d l e upon the city, into the hands of a man as he might rely upon. Clarendon. b) B e l e b t e s f ü r U n b e l e b t e s . Diese Metapher liegt vor, wenn ein Gerüst zum Aufziehn schwerer Güter nach der Aehnlichkeit mit dem Kranich Krahn genannt wird, wenn die Maler-

31

Staffelei im Italienischen, Spanischen, sischen als Pferdchen (it. cavalletto, sp. frz. chevalet), im Englischen als Esel wenn von einem Wege gesagt wird, er hinan, wenn J u l . H a m m e r singt:

Portugiesischen, Franzöcaballete, ptg. cavallete, (easel) bezeichnet wird, schlängele sich den Berg

Siehst Du den S t e r n am Himmel stehn? Dich freut's, wenn er Dich a n b l i c k t mild, Doch musst er lang h e r n i e d e r s e h n , Ehe Deinen Blick erreicht sein Bild, und P l a t e n (Amalfi, II, 216): Seit Jahrtausenden ruht, sich selbst hinreichend und einsam, Voll trotzbietender Kraft, dein f a l l e n d e r T e m p e l , P o s e i d o n , Mitten im Haidegefild und zunächst an des Meeres Einöde. Völker und Reiche zerstoben indess, und es welkte für ewig Jene dem Lenz nie wieder gelungene R o s e v o n P ä s t u m . c) B e l e b t e s f ü r B e l e b t e s . d) U n b e l e b t e s f ü r B e l e b t e s . An diesen beiden Arten und überhaupt an dieser ganzen Klasse der Metaphern ist besonders Calderón reich. So nennt er d e n G a r t e n ein Meer von Blumen und das Meer einen Garten von Schaumwellen: Siendo, ya con rizas plumas — Ya con mezclados colores, El jardin un mar de flores, — Y el mar un jardin de espumas. Princ. Const. I, 2. den Vogel eine befiederte Blume, einen Bluiiienstrauss mit Flügeln: Nace el ave, y con las galas Que le dan belleza suma, Apenas es flor de pluma, - O ramillete con alas. La vida es sueño, I, 3. das R a u b t h i e r mit geflecktem Felle ein Sternbild: Nace el bruto, y con la piel — Que dibujan manchas bellas, Apenas signo es de estrellas. Daselbst, den F i s c h einen Kahn mit Schuppen: Nace el pez, que no respira, — Aborto de ovas y lamas, Y apenas bajel de escamas — Sobre las ondas se mira. D a s . den B a c h eine silberne Schlange: Nace el arroyo, culebra — Que entre flores se desata, Y apenas, sierpe de plata, — Entre las flores se quiebra. D a s .

32 die T r o m p e t e n Vögel von Metall und die Vögel befiederte T r o m p e t e n : Siendo con musica igual Unos clarines de pluma, - Y otras aves de metal. L a vid. e. s. I. die P i s t o l e eine Schlange von Metall, und ihre Kugeln das Gift, das diese Schlange ausspeit etc. 2) D a s B i l d k a n n s i n n l i c h e r , das d a r u n t e r Vorgestellte u n s i n n l i c h e r Natur sein: d i e v e r s i n n l i c h e n d e M e t a p Ii e r , in der Poesie vor allen anderen Klassen beliebt. ajabstracte

Begriffe.

Des Lebens Mai blüht einmal und nicht wieder.

Schiller.

Zwei Blumen blühen für den weisen F i n d e r , Sie heissen Hoffnung und Genuss, Wer dieser Blumen eine brach, begehre Die andere Schwester nicht.

Derselbe.

Erzitternd auf des Hohen prächtge Stirn Legt ich die Hand: Du loderndes Gehirn, So sind jetzt Asche d e i n e B r ä n d e , W a c h t f e u e r sie, an deren sprühn'der (Hut Der Hohenstaufen Heeresvolk geruht, Freiligrath. Des Corsen Volk und des Cartliagers 'i Im Tode b r a c h hier Alberts h a r t e r Sinn, Der seinem Volk Freiheit \ erhielt und Recht. Und meine z w a n z i g L e n z e Sind rasch dahin geeilt. Voll unerfüllter T r ä u m e , Verweist, in Gram versenkt, Entfallen mir d i e Z ä u m e , Die. dieses Reich gelenkt. Und Lust und Liebe sind

Platen.

Derselbe.

die Fittige zu grossen Thaten. G o e t h e , Iphigenie.

11 lui e c h a p p a j e ne sais coinbien de traits pleins de s e i castillan qui vaut bien le s e i a t t i q u e . Le Sage, G. Blas II. 4. 0 ! — this is t h e p o i s o n of deep grief; it springs all from her father's death. S h . Hamlet, IV, 5.

33 b) P e r s o n e n . Komm du B l u m e der Ritterschaft, voll Milde und Kraft.

Geibel.

Schiller und Klopstock sangen, und Goethe, die Blume der Anmuth. Platen. 0 , diese R o s e stirbt, zu schön! — o w e h ! — zu kostbar finden Acheron. S c h i l l e r , Semelc. Der Bazar war eine Kriegslist, und d i e A n g e l Dschumaleddin, Ausgelegt vomGrossveziere. Doch wer sich a m H a m e n schliesslich Fangen wird, nur Allah weiss es. G r o s s e , Tamarena, 9. Elle (la sultane) ne l'appelait que son l i o n : Quand voulezvous donc, disait-elle quelquefois au sultan, aider mon lion à dévorer ce czar? V o l t a i r e , Charles XII. Je justifiai bien leur choix par une infinité de friponneries que nous fîmes et dont j e fus, p o u r . ainsi dire, la c h e v i l l e o u v r i è r e (Hauptfriebfeder). Le Sage. 0 R o s e of M a y !

Dear maid, kind sister, sweet Ophelia. S h a k e s p. Hamlet, IV, 5.

So farewell, Reignier ! Set t h i s d i a m o n d [Margarethe] saîe In golden palaces, as it becomes. S h a k e s p. H. VI, P. I., V, 3. 3) D a s B i l d k a n n un s i n n l i c h , das dadurch Vertretene sinnlicher Natur sein, ein materieller Gegenstand vergeistigt werden, indem ihm menschliche Empfindungen, Gedanken, Eigenschaften oder Handlungen geliehen werden: d i e v e r g e i s t i g e n d e M e t a p h e r . So, wenn ein tödtliches Geschoss u n b a r m h e r z i g , ein See l ä c h e l n d , e i n l a d e n d zum Bade genannt wird, wenn Schiller singt:

Geibel:

Wenn des Nordens kaltem Hauche Blatt und Blume sich entfärben, T r a u r i g s t e h t der nackte Strauch. Die goldnen Sterne g r i i s s e n So klar vom Himmelzelt, Es geht ein Wehn und K ü s s e n Heimlich durch alle Welt. Die Blumen selber n e i g e n S e h n s ü c h t i g einander sich zu.

34 Herder:

Platen: Ders.: Klopstock:

Ich lehnt' mich an ein'n Eichenstamm Und glaubt', ein t r e u e r B a u m es sei; Der Stamm gab nach, der Ast der brach, So mein Treulieb ist ohne Treu. (Stimm, d. Volk.) Es z ü r n t der umhüllenden Fessel d i e K n o s p e . An Dauer weicht die Rose dem Rubin, Ihn aber schmückt d e s T h a u e s T l i r ä n e nicht. Wenn ich dies frische Leben regsam athme Hör ich dich denn auch wohl, mit Geistes Ohre, Dich dein Tröpfchen leises Geräusches träufeln, Weinende Weide. Nicht die Cypresse — denn nur t r a u r i g ist sie, — Du bist traurig und schon, du ihre Schwester, 0 , es pflanze dich an das Grab der Freund mir, W e i d e der T h r ä n e n !

4) Endlich können b e i d e , der zu bezeichnende Begriff und sein Bild u n s i n n l i c h e r Natur sein. M e i s t e n t e i l s werden wir dann jedoch bemerken, dass, wie in der ersten Klasse, wo beide Begriffe materieller Natur sind, das Bild edler ist, höher im Range der materiellen Wesen steht als das dadurch Bezeichnete, und daher dem Gebiete der immateriellen Begriffe sich mehr nähert, so hier, wo beide Begriffe inimaterieller Natur sind, umgekehrt das Bild der Siniienwelt näher stellt als der eigentliche Begriff, dass dort der Ausdruck d e r v e r g e i s t i g e n d e n Metapher, hier d e r v e r s i n n l i c h e n d e n z u s t r e b t . In sehr schöner Weise tritt das zu Tage in folgendem kleinen Gedichte Kinkels E i n s a m k e i t des Dichters B r a u t , M u t t e r N a t u r ihn so gross anschaut, G e s c h i c h t e , d i e A h n f r a u , hebt ihn hinauf Ueber des gemeinen Lebens Lauf. Da rauscht das Lied aus starkem Busen, D i e d r e i , das sind d i e ä c h t e n M u s e n . Einsamkeit ist ein immaterieller Begriff, ein Abstractum. Der Dichter nennt sie seine Braut, weil er nur durch dies Medium fruchtbar, schöpferisch wird, weil nur in der geistigen

35 Ruhe und Gemtithsvertiefung, welche die Einsamkeit gewährt, die dichterische Ader sich regt. Das Wort Braut bezeichnet aber ein theils geistiges, theils materielles Wesen. Wenn also die Einsamkeit des Dichters Braut genannt wird, so ist ersichtlich, dass das Bild der Sinnenwelt um ein Bedeutendes näher steht als der dadurch vertretene Begriff selbst. Ganz dasselbe gilt vom nächsten Bilde: „ M u t t e r N a t u r ihn so gross anschaut". Auch Natur ist ein abstracter Begriff, in ihre Tiefe dringt kein erschaffener Geist, und ein Schleier liegt über allem, was nicht materiell greifbar in ihr ist. Das freundlichste Bild aber, worunter wir uns ihr geheinmissvolles Wirken veranschaulichen können, ist das der Mutter, das wieder, wie oben Braut, ein theils geistiges, theils materielles Wesen ist. Von derselben Art ist das Bild der A h n f r a u , womit eine Wissenschaft, d i e G e s c h i c h t e , cliarakterisirt wird. Endlich werden alle drei Begriffe, Einsamkeit, Natur und Geschichte die ächten M u s e n genannt, also zwar Göttinnen, die aber in der menschlichen Gestalt, worin sie gedacht werden, doch der Sinnenvvelt näher stehen als das Abstraetum die Einsamkeit, als eine Wissenschaft und als der geheinniissvolle Gedanke des Alls. Dasselbe Verhältnis* zwischen dem eigentlichen Ausdruck und dem Bilde ist wahrzunehmen in folgenden Stellen: F r e i h e i t . , M u t t e r des Heils, nannten sie dich Nicht selbst da noch, als nun Eroberungskrieg Mit dem Bruche des gegebenen Edlen Worts begann. Klopstock. Komm denn, M a l e r e i , und deine parische S c h w e s t e r , Komm, verbindet euch auch. Ders. Wenn auch Natur mir Weihe verlieh und auch Tonreicher Brust Urbilder an's Licht zu ziehn Mir Geisteskraft gab, ihr v e r s c h w i s t e r n d Eine bewegliche, weiche Seele. Platen. Zum Schlüsse dieser Eintheilung der Metaphern müssen wir noch eine besondere Unterart der dritten und vierten der so eben behandelten Arten erwähnen, das ist die P e r s o n i f i c a t i o n . Es ist dies eine solche Metapher, wodurch anstatt

30 eines n i c h t p e r s ö n l i c h e n Begriffs, sei er ein materieller oder ein

bloss

gedachter,

ein

Abstractum

(eine

Eigenschaft,

Handlung, ein Zustand), e i n p e r s ö n l i c h e r

eine

gesetzt wird.

So

wenn B y r o n sagt (Cli. Har. I I I , 6 2 ) : Above nie are the Alps, T h e palaces of N a t u r e , whose vast walls Iia\ e pinnaeled in clouds their snowy scalps And throned E t e r n i t y

in icy halls

Of cold subliinity. Und hier liaben wir denn A l l e g o r i e zu gedenken.

noch einmal Gelegenheit,

der

W i e nümlich die Allegorie i m

t e r e n S i n n e des W o r t e s ,

wei-

von der wir oben sprachen,

eine

durch mehrere Momente vollständig durchgeführte Metapher ist, so ist d i e A l l e g o r i e

im

engeren

S i n n e des W o r t e s

eine

durch mehrere Momente vollständig- durchgeführte Personification. E s ist bekannt, zu welche r.Ausdehnung der Gebrauch dieser personiticirenden Allegorie in zweiten Hälfte

des

Mittelalters

der französischen Poesie der

heranwuchs,

als

deren T y p u s

der Roman von der Rose angesehn w erden k a n n ; w ie die Allegorie damals

die ganze Poesie

in

allen Gattungen,

in L \ r i k ,

E p i k und Dramatik (Moralitäten) beherrschte und kein Dichter sich diesem zur Mode gewordenen Geschmack entziehen konnte. E s hatte sich ein ganzer 0 1 } inj) \ on lauter allegorischen Göttern gebildet

la Haine, la J a l o u s i e , la Felonie, la Bassesse, l'A\ariee,

Male - Bouche,

Dangier,

Bel - A c c u e i l ,

Faux-Seinblant,

Raison,

J e u n e s s e , Vieillessc und andere Begriffe sind die Götter, die in Verbindung mit einigen herzugenommenen Göttern des griechischrömischen Olymps,

als Cupido und Venus,

die G e s c h i c k e

der

Sterblichen in den Gedichten dieser Zeit beherrschen. »Selbst nachher,

als

der G e s c h m a c k

des Romans von

der

Rose einem besseren Platz gemacht hatte, lastete das Allegorienwesen noch J a h r h u n d e r t e lang wie ein Alp auf der französischen Poesie, es wurde so zu sagen als die unvermeidliche Maschinerie der erhabenen Gattung angesehen, und sogar Voltaire sah sich noch genöthigt, dadurch sein Epos, die Henriade, zu entstellen. Dass aber in rechtem Maasse und am rechten Orte angewandt auch diese Allegorie

die

rechte F o r m für

den

Dichter

sein

kann,

37

zeigt so manches schöne Gedicht in allen Literaturen, z. B. folgendes kleine von Goethe: Eros, wie seh ich dich hier! In jeglichem Händchen die Sanduhr! Wie? Leichtsinniger Gott, missest du doppelt die Zeit? „Langsam rinnen aus einer die Stunden entfernter Geliebten; Gegenwärtigen iiiesst eilig die zweite herab." — Wir gehen jetzt zu einer z w e i t e n E i n t h e i l u n g d e r M e t a p h e r n Uber, die uns noch tiefer in die eigentliche Natur derselben blicken lässt, da sie uns mit ihrem W e r d e n bekannt macht. Der Eintheilungsgrund ist der Grad, bis zu welchem die einzelnen Metaphern in die Sprache eingedrungen sind, der Umstand, ob sie wirklich zu einem Bestandtheil der Sprache selbst geworden sind, oder ob sie bloss Eigenthum der Person sind, die sie gebraucht. Die Erörterung dieses Unterschiedes nöthigt uns weiter auszuholen und gleichzeitig zu untersuchen, auf welche Weise denn die Metaphern entstanden sind und entstehen. Wenngleich wir von der grossen Masse der Metaphern nicht nachzuweisen vermögen, in welcher stufenweisen Entwicklung sie allmählich Bestandtheile der Sprache geworden sind, so geht doch die Art und Weise ihrer Entstehung so klar und entschieden aus ihrer eigenthiimlichen Natur hervor, dass wir darüber keinen Zweifel hegen können, um so weniger, als wir noch immerfort Metaphern entstehn und in den Wortschatz der Sprache übergehn sehn. Eine jede Metapher ist ursprünglich das Besitzthum Einzelner. Sie entspringt im Kopfe einer einzelnen Person, die von der Aehnlichkeit zweier Begriffe frappirt wird und einen nach dem anderen benennt, oder auch in mehreren einzelnen Individuen an verschiedenen Orten. Der Drang zu einer solchen Metapherbildung ist ganz allgemein durch alle Völker und alle Menschen verbreitet, er entspricht einem tiefen Bedürfniss der Menschenbrust, und nichts läge weiter von der Wahrheit ab, als ihn für ein ausschliessliches Eigenthum der Dichter zu halten. Er entsteht aus derselben Wurzel wie der Drang zur

38 Begriffsbildung, S p r a c h b i l d u n g und Benennung der Dinge. Das, was

in alle

dem waltet,

ist

die Erkenntniss des Gleichen im

Verschiedenen und das Bestreben dieses Gleiche hervorzuheben. Dazu kam

in der

alten Zeit j e d e s V o l k e s das Bedtirfniss für

neue Begriffe, die sich bildeten, A u s d r ü c k e

zu

finden,

während

die sprachbildende Kraft nicht mehr die ursprüngliche F ä h i g k e i t besass völlig neue W o r t e zu schaffen.

A l s aber auch ein solcher

Nothstand nicht mehr vorlag, w i r k t e der T r i e b zur Metaphern bildung ungeschwächt sich

an

fort

ihrem Spiele,

im Volke.

D i e Phantasie vergnügt

das Aelinliche

mit dem Aehnlichen

zu

vertauschen, dem bloss Sinnlichen eine Seele, dem bloss Geistig e n einen K ö r p e r zu geben, sie schwelgt in dem Kraftgefühle, das

sich

in

der Aussen-

diesem sou\eränen Beherrschen und

Innenwelt

kund

gibt,

der Gegenstände

und

weidet

sich

an

ihrer eigenen Schönheit, die ihr im Spiele mit der Mannigfaltigkeit und Schönheit der W e l t zum Bewusstsein kommt '). Hatte nun geleitet von diesem D r a n g e Einer 1) Diese eine

bekannte

doppolte

Wurzel

Thatsache

ä'ovx 'icmv öfo/iiu xtifitruv oiov rb TOP xtiQnov ipmpvuov

icifisvni

. f f ¿ ¡ L t o t a t g f/ti rnitioMV

(Berlin

manchen

Bei

z. B .

sagt

aniiijtir, nttos

TUVTO

XKQ7I0V, ]TT0V

schon eap

Gegenständen

lov rjXtiw 7100s

Uebersetzung

ist kern

von

analoger

desto w e n i g e r w e r d e n sie a n a l o g i s c h

ebenso

zur

Sonne,

hat,

wie

Cicero sagt

(de

kein W o r t .

das Saun

D i c h t e r s . S ä e n das g ö t t l i c h e verbi

man

zur

Ausdruck

Saat.

necessitas

Tertius

Daher

orat

llle

genuit,

p o s t a u t e m d e l e c t a t i o j 11c u n d i t a s q u e und Q u m t i l i a n (in st aut

translatum

der

dies

Ausdruck

des

V I I I , 6)

proprio

modus

transferendi

ru6tici d i c u n t

gemmam

s i t i r e s e g e t e s et f r u e t u s l a b o r a r e . asperum.

angustns,

celebravit T r a n s f e r t u r e r g o n o m e n a u t ver-

melius

111 est,.

quo

aut

proprium

Id f a c i m u s

necesse est, a u t q u i a s i g m f i c a n t i u s est, a u t (ut d i x i ) q u i a d e c e n t i u s . sitate

Verbreisich

mopia coacta et

b u m ex eo loeo in q u o p r o p r i u m est, m eum, deest

es v e r h ä l t

Licht.

o r . III, 3 8 )

late p a t e t , q u e m

Aber

TOV

Buhle

ausgedrückt,

das A u s s t r e u e n d e r ¡Saat n e n n t m a n S a c n , d a g e g e n f ü r d a s

ten d e r S o n n e n s t r a h l e n

Alten ' Uvioig

Xe/fl-qaeiui

uno

xtü To GiftottV

Uto/TIÜTUV (/ t.oy«.

hatten

den

XXI.)

öuohus

eif rrjp (floyic

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TOP

war

(I'oetic.

oder

in v i t i b u s (quid Necessitate

aut

quia

Neces-

e n i m d i c e r e n t a l i u d ? ) et 110s d u r u m h o m m e m ,

aut

N o n e n i m p r o p r i u m e r a t , q u o d d a r e m u s his a f f e c t i o n i b u s nomen.

39 Einige aus dem Volke eine neue Metapher gebildet, so blieb sie längere oder kürzere Zeit das Besitzthum Einzelner. Fand sie aber bei der grossen Masse Anklang, und fühlte das Volk, dass sie seinem eigenen Wesen, seinem Schönheits-, Sittlichkeitsund Wahrheitssinne entsprach, so wurde sie zu einem Eigenthum des Volkes und zu einem B e s t a n d t e i l e der Sprache. Kurz die Metapher der Sprache machte denselben Prozess durch, den wahrscheinlich in der Urzeit des Volkes die einzelnen Wörter, als sie entstanden, durchgemacht haben. Neben diesen in die Sprache selbst aufgenommenen Metaphern gibt es aber in jedem Volke eine grosse Anzahl von solchen, die durchaus persönliches Eigenthum des Einzelnen sind, der sie gebraucht, grade die geniale Schöpfungskraft zeigt sich nicht am wenigsten in dem Reichthum an eigenen, selbst erfundenen Metaphern, der grosse Redner, der grosse Dichter prägt einen nicht geringen Tlieil seiner Originalität in neuen, oder doch e i g e n t ü m l i c h gebrauchten, neu gewendeten Metaphern aus. Viele von diesen neuen Schöpfungen gehn allmählich durch häufigen Gebrauch in die Sprache selbst über, andere aber thun das nicht. Die Sprache offenbart bei dieser Auswahl, diesem Aufnehmen und Verwerfen, manchmal etwas, das man Willkür, Laune, Eigensinn nennen möchte, das aber oft bei näherer Prüfung sich als höchste Weisheit herausstellt. Wir wollen das an einem Beispiele veranschaulichen. Calderon liebt es bekanntlich, Metaphern in der Weise zu bilden, dass er ein sinnliches Object mit dem andern vertauscht, dass er einen ( Bach eine silberne Schlange, die Blumen die Sterne der Erde, die Sterne die Blumen des Himmels nennt. In dieser Weise vergleicht er denn auch im Principe constante (I, 3) einen vom Zephir sanft bewegten Blumengarten mit dem ruhigen, von leichten Schaumwellen bedeckten Meere, und schliesst dann mit den beiden Metaphern: So ist denn der Garten ein Meer von Blumen, und das Meer ein Garten von Schaumwellen: Siendo, y a con rizas plumas, Ya con mezclados colores, El jardin un mar de flores Y el mar un jardin de espumas.

40 Beide Metaphern sind aber das ausschliessliche Besitzthum des Dichters geblieben, der sie gebraucht, die Sprache hat sie nicht aufgenommen. Dagegen gibt es im Italienischen und Französischen einen metaphorischen Ausdruck für die leichten Schaumwellen, denen eine Anschauung zu Grunde liegt, die mit diesem Calderon'schen Bilde sehr nahe verwandt ist. Der Franzose nennt sie moutons (la mère couverte de moutons) der Italiener pecorelle, welche beiden Ausdrücke Lämmer bedeuten. Das Aehnliche mit dem Calderon'schen Bilde liegt darin, dass sowohl hier wie dort das Meer als ein mit Vegetation bedecktes Land, als ein grünendes Gefilde gedacht wird. In dem einen Ausdruck erscheint dies aber als Garten, in dem anderen als Feldflur, in dem"einen stellen die kleinen weissen Schaumwellen die Blumen des Gartens dar, in dem anderen auf der Flur weidende weisse Lämmer. Das erste Bild ist von der Sprache verschmäht worden (da jardin de espumas kein Ausdruck für Meer im Spanischen geworden ist), das zweite ist aber in zwei Sprachen übergegangen, wenngleich wir nicht im Stande sind zu sagen, wer es zuerst gebraucht hat. I nd wir können hinzufügen: dies \erschiedene Schicksal der beiden Bilder ist gerecht vertheilt. Denn das Bild der Lämmer ist treffender, lebendiger, plastischer und poetischer als das andere. Seltsamer Weise hat sich nun zur Bezeichnung dieses wichtigen Gegensatzes der der Sprache selbst und der dem Einzelnen angehörigen Metaphern ein fester technischer Ausdruck bis jetzt nicht herausgebildet. Nur hier und da zeigen sich Ansätze dazu. In Bouterweks Aestlietik (S. 274 fg.) findet sich der Gegensatz von p r o s a i s c h e r und poetischer Metapher, und es scheint, als ob mit diesen Ausdrücken der zuletzt von uns erörterte Unterschied genieint ist. Indessen ist dann der Ausdruck nicht besonders gut gewählt, da die e i n e ' und die andere Art der Metapher sich sowohl in Prosa als in Poesie findet, und namentlich der grosse Redner sich fast ebenso schöpferisch in neuen Metaphern zeigen wird als der grosse Dichter. Man kann jedoch zugeben, dass durchschnittlich in Prosa vorzugsweise die der Sprache selbst angehörigen Metaphern gebraucht werden, in der Poesie vorzugsweise die

41 dem Dichter selbst angehörigeu hervortreten. Doch selbst j e n e r Ausdruck wird von Bouterwek nur so nebenbei hingeworfen, ohne dass er es für der Mühe werth erachtete, eine Erklärung und Erörterung des entsprechenden Unterschiedes beizufügen. Der Ehj/.ige, welcher unter den Schriftstellern Uber Aesthetik, Rhetorik und Poetik den zuletzt besprochenen Unterschied zwischen den Metaphern gebührend hervorhebt und zugleich der Erste und Einzige, der einen passenden technischen Ausdruck für die eine wichtigere Klasse eingeführt hat, ist Gottschalk (in seiner Poetik S. 179). Er sagt: „Wir haben gesehn w i e d i e S p r a c h e s e l b s t r e i c h i s t a n incarnirten M e t a p h e r n , die ihre sinnliche Bliithe bereits gegen ihre geistige Bedeutung verloren haben." Wir aeeeptiren vorläufig diesen Ausdruck: „incarnirte Metaphern" als Bezeichnung der der Sprache selbst angehörigen Metaphern und warten es ab, ob er sich in der Wissenschaft einbürgern wird. Denen, welchen er nicht gefallen sollte, schlagen wir zur Auswahl folgende Ausdrücke vor: g e m e i n e und b e s o n d e r e M. (communis-singularis) l i n g u a l e und p e r s ö n l i c h e M., S p r a e h m e t a p h e r und A u t o r m e t a p h e r. Wir müssen noch eine besondere U n t e r a r t d e r i n c a r n i r t e n Metaphern erwähnen, nämlich die r a d i c a l e n M e t a p h e r n , wie sie von Max Müller (in seinen Vorlesungen Uber die Wissenschaft der Sprache, Serie IL, Vöries. VIII., Ausg. v. Böttger. S. 334) bezeichnet worden sind. Die Metaphern zerfallen im Allgemeinen in incarnirte und nicht incarnirte, und die incarnirten wieder in radicale und nicht radicale. Und wie die incarnirten inniger mit der Sprache selbst zusammenhangen als die nicht incarnirten, so sind die .radicalen wieder inniger mit der Sprache verflochten und wurzeln tiefer in ihr als die nicht radicalen, sodass hier also eine doppelte Gradation stattfindet. Müller sagt Uber die radicalen Metaphern a, a. 0 . : „Ich spreche von einer radicalen Metapher in dein Falle, dass eine Wurzel, welche scheinen bedeutet, zur Bildung von Benennungen nicht nur für Feuer oder Sonne, sondern auch für den Frühling, das Morgeulicht, die Klarheit des Gedankens oder für einen freu-

42 dig aufjauchzenden Hymnus benutzt wird.

Die alten S p r a c h e n

strotzten von solchen Metaphern und unter dem Mikroskope des Etymologen zeigt fast j e d e s W o r t Spuren phorischen

seiner

ersten

meta-

Fassung."

Radicale Metaphern sind also solche Ausdrücke, die einen B e g r i f f durch

einen

andern

Begriff

als Bild

bezeichnen,

der

nicht durch ein in der S p r a c h e gebrauchtes W o r t , sondern nur durch eine im Ausdrucke selbst liegende W u r z e l

benannt nur

und daher als das zu Grunde liegende Bild sich

dem mit

den Bildungsgesetzen der S p r a c h e vertrauten, das Wort sirenden Gelehrten offenbart. wir

hierher

ist,

analy-

In den neueren S p r a c h e n müssen

auch diejenigen

Ausdrücke

rechnen,

alten nicht mehr gebräuchlichen Wörtern

welche

abstammen

von

und Me-

taphern derselben sind, j a auch diejenigen, welche \n noch in der S p r a c h e lebenden Wörtern gebildet sind,

sofern

sie neben

ihrer metaphorischen Bedeutung nicht auch eine solche welche

nur die Weiterbildung

Stammwortes ist.

W i r wollen da« an einem Beispiel erläutern.

Das italienische t i c c h i o ziccki

Zicklein,

haben,

der eigentlichen Bedeutung des

bedeutet

ist abgeleitet von dem deutschen

Laune,

Grille,

wunderliches Wesen,

und ist offenbar dadurch zu dieser Bedeutung gekommen,

dass

man Aehnliches in dein Gebahren der j u n g e n Ziegen zu erkennen glaubte.

Die italienische S p r a c h e kennt

nun

aber

weder

Wort ziccki oder ein davon gebildetes für Ziege, noch eine Bedeutung Bedeutung

von ticchio

entwickelt,

des Stammwortes

erhalten

worin wäre.

die

sie

eigentliche

Ziccki

im Italinischen bloss als Wurzel und ticchio

das

hat

ist

eine

capriecio

und

gilt

also

radicale

Metapher. Dasselbe

was ticchio,

bedeutet

hier auch dasselbe Bild, das der Ziege, zu Grunde. Stammwort gehört k e i n e r fremden S p r a c h e a n ,

es

liegt

Aber

das

sondern ist ein

aus dem Lateinischen in das Italienische übergegangenes W o r t : capra die Ziege. einer

Man könnte hier also eher geneigt sein,

nicht radicalen Metapher

consequentei betrachten,

auch

dies Wort

zu als

sprechen. eine

Dennoch

radicale

Metapher

weil die Bedeutung Laune, Grille, Eigensinn,

die Metapher von einer anderen Bedeutung

des

von ist es

Wortes

zu

nicht ca-

43 p r i c c i o s e l b s t ist, sondern die Metapher von einem b l o s s a l s W u r z e l , a l s E t y m o n im Worte capriccio verborgenen Worte ist. Wir müssen noch einmal mit einigen Worten auf Müller zurückkommen. An der Stelle, wo er die radicalen Metaphern bespricht, nennt er alle übrigen p o e t i s c h e Metaphern. Er s a g t : „Man muss nun zwischen z w e i A r t e n der Metapher unterscheiden, welche icli d i e r a d i c a l e und die p o e t i s c h e nennen will." Müller geht also im Gebrauche dieses Ausdruckes noch viel weiter als Bouterwek. Dieser stellt doch neben den poetischen die Klasse der prosaischen Metaphern auf, womit er diejenigen meint, welche wir incarnirte genannt haben. Für Müller ist aber alles poetische Metapher, was nicht radicale ist, also ausser den eigentlich poetischen, dem Dichter und überhaupt dem Autor selbst als solchem angehörigen (den nicht incarnirten M.) die grosse Zahl der incarnirten oder prosaischen Metaphern, die der Sprache als solcher angehören, mit Ausnahme der radicalen. Haben wir uns schon oben gegen die Bouterwek'sche Terminologie erklärt, so müssen wir uns hier um so mehr gegen diese von Müller angewandte aussprechen, wodurch so verschiedenartige Dinge in Eine und dieselbe Klasse zusammengeworfen werden. Folgte man diesem Sprachgebrauche, so kämen so alltägliche und der allergewöhnlichsten Prosa angehörige Ausdrücke, wie sich entwickeln, scheinen, erscheinen, saure Arbeit, zäher Geizhals, scharfe Kritik, bohrender Schmerz, ohne Unterschied zusammenzdstehn mit denjenigen Metaphern, in denen der Dichter seinen Genius in der originellsten Weise offenbart, und der grösste Theil der Prosa bestände aus Poesie. Diese Ungehörigkeit ist aber bloss die Folge davon, dass die Miiller'sche Einthcilung der Metaphern in radicale und poetische einen logischen Fehler in sich schliesst, und dieser besteht in der Vermischung verschiedener Eintheilungsprincipien. Der radicalen Metapher stellt nicht die poetische als zweites Eintheilungsglied gegenüber, sondern die nicht radicale, und der poetischen steht nicht die radicale sondern die prosaische gegenüber. Wie aber diese beiden E i n t e i l u n g e n mit einander zu combiniren sind, haben wir bereits oben gesagt.

44 An die Auseinandersetzung der Eintheilung der Metaphern und der sich herausstellenden Arten derselben, die uns bis jetzt beschäftigt hat, schliesst sich auf natürliche Weise d i e E r ö r t e r u n g d e r s p r a c h l i c h e n F o r m e n an, in denen sie auftreten können. Man k a n n diese E r ö r t e r u n g als die Darstellung einer dritten Eintheilung der Metaphern bezeichnen, der Eintheilung n a c h d e r g r a m m a t i s c h e n und zwar d e r s y n t a k t i s c h e n Form. E s ist das allerdings eine rein äusserliche Betrachtung, aber doch nicht ohne Nutzen. Auch sie trägt dazu bei, uns das Wesen der Metaphern zu veranschaulichen, da sie uns die ausserordentliche Mannigfaltigkeit der Formen, worin sie sich kleiden, und damit die Elasticität, womit sie sich dem Gedanken anschmiegen, zum Bewusstsein bringt. Auch an unserem Gegenstande b e w ä h r t sich der Erfahrungssatz, dass um d a s W e s e n einer Sache gründlich kennen zu lernen, man auch d i e F o r m einer gewissenhaften P r ü f u n g unterwerfen muss, d a diese niemals etwas Zufälliges ist, sondern ein gutes Stück des Wesens sicli darin ausspricht. Wenn wir aber ausserdem noch einer besonderen Entschuldigung für diese E r ö r t e r u n g bedürften, so möchten wir auf Vischel - hinweisen, (1er in seiner Aesthetik § 852 es nicht für überflüssig erachtet hat, diesen Gegenstand, wenn auch kurz und flüchtig, zu berühren. Geschieht das in einer Aesthetik, so muss es um so natürlicher in einem W e r k e erscheinen, das sich die allseitige Darstellung der Metaphern zum Z w e c k e gesetzt hat. Wir werden finden, dass \ o n der einfachsten W o r t f ü g u n g an bis zur complicirtestcn Architektonik des mehrfachen Satzes es kein syntaktisches Gebilde gibt, welches nicht als F o r m von Metaphern dienen könnte. Wir beginnen aber mit dem Einfachsten, A. der Metapher als Bestandtheil des einfacheii Satzes. Gehn wir davon a u s , dass die Metapher ein verkürztes Gleichniss ist, so stellt sich als die einfachste, zunächst sich d a r b i e t e n d e F o r m der Metapher 1) die Verbindung des zu bezeichnenden Begriffs mit dem Bilde d u r c h d i e C o p u l a S e i n dar. Diese F o r m steht gleich-

45

sam aui der Grenze von Gleichniss und Metapher. Man braucht nur das „ist" in ein „ist wie", „ist gleichsam", „ist vergleichbar" zu verwandeln, und man hat statt einer Metapher ein Gleichniss; und umgekehrt, man braucht nur aus einem Vergleiche das „wie" wegzulassen und aus dem Gleichnisse ist eine Metapher geworden, z. B. in diesem Satze Goethes: „Unter den holden Sternen hingestreckt war ihm sein Dasein w i e ein goldner Traum." (Wilh. Meist. L. J. XVI. 80). Du musst leiden oder triumphiren, Aniboss oder Hammer sein. Goethe. Die feinsten Perlen, deine Thränen sind's. Platen. In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne. Vertrauen zu dir selbst, Entschlossenheit Ist deine Venus! Der M a l e f i c u s , Der einz'ge, der dir schadet, ist der Z w e i f e l . S c h i l l e r , Wall. Picc. II, G. Wir sollen einer dem andern Engel Gottes sein. Schleiermacher. Der wahre Bettler ist der wahre König. König ist der Hirtenknabe. Hamlet ist Deutschland.

Lessing.

Heine.

G c r v i n u s , Shakesp. III, 286.

The latter (the fair daughters Minna und Brenda) a r e f l o wers too delicate for such a cold and storniy clime. C h a m b e r s , cycl. Hazte al mar, un b a r c o sea Dorado e a r r o d e l sol. C a l d e r o n , Princ. const. I, 2. (El corazon) Va ä los o j o s a asomarse Q u e son v e n t a n a s del p e c h o . Das. Magister artis ingeniique largitor Venter, negatas artifex sequi voces. 'EHTJVSI

ctQyia

dÖEXcpi]

Gyo)j)v zrjs

iog

xalliGiov

elev^egiag

y.zi]/iaziüv,

Persius. tleyev,

OTI

f]

eariv.

Socrates'Leben v. L a s a u l x . 2) Der Verbindung durch die Copula steht grammatisch

46 und logisch sehr nahe die durch die Verben w e r d e n , h e i s s e n , g e n a n n t w e r d e n , nennen. Kehrt zu mir, ihr lieben armen Kleinen! Eurer Mutter Brust ist E i s e n w o r d e n , Fest verschlossen, kann nicht Mitleid fühlen. G o e t h e . Mittelmässige Stellen w u r d e n z u G o l d in meinem Munde und hätte mir damals ein Dichter zweckmässig beigestanden, ich hätte die wunderbarsten Wirkungen hervorgebracht. G o e t h e , W. Meister's L. J. Zwei Blumen blühen für den weisen Finder, •Sie h e i s s e n Hoffnung und Genuss. S c h i l l e r , Resign. Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht Und die Gewohnheit n e n n t er seine Amme. S c h i l l e r . Es nuisstc die Mahlzeit, die Melina regelmässig sogleich berichtigte, jederzeit \on vorn wieder durchgenommen werden, so dass Philine ihn, ohne Umstände, ein wiederkäuendes Thier nannte. G o e t h e , W. M. L. J. Let the bloat king call von his mouse. S l i a k e s p . Haml. III, 4. Canes venaticos d i c e r e s [sc. cos homines]. C i c e r o , in Yerr. IV. 3) Es \erstellt sich \on selbst, dass die Metapher in der Form eines ¡Satzes mit der Copula Sein, auch als relativer Nebensatz erscheinen kann. Die Abkürzung eines solchen ist die Apposition. Was die A m e i s e V e r n u n f t mühsam zu Haufen schleppt, jagt in einem Hui der Wind des Zufalls zusammen. S c h i l l e r , Fiesco, II. 4. Die Franzosen, sagen sie, seien Genuas Ratten gewesen. K a t e r D o r i a habe sie aufgefressen und lasse sich nun die Mäuse belieben.

Das.

Nur um d e n T r o p f e n a m E i m e r , U m d i e E r d e nur, will ich schweben und anbeten. Hallelujah! Hallelujah! Der Tropfen am Eimer Rann aus der Hand des Allmächtigen auch. K1 o p s t o c k, Frühlingsfeier.

47 Bald mit Blitz bewehrt durchleuchtet Als e i n A a r die Luft der Glaube, Und bald rulit er, e i n e

Taube,

Die am Bach die Flügel feuchtet.

P i a ten.

Et le mien et le tien, d e u x f r è r e s pointilleux. It hath pleased t h e d e v i l to the d e v i l w r a t h .

drunkenness

Boileau.

to give place

S h a k e s p e a r e , Othello, II, 3.

Nace el a r r o y o c u l e b r a

Auch der Bach wird, eine Schlange,

Que entre flores se desata,

Zwischen Blumen sich verbreitend;

Y apenas, s i e r p e de p l a t a , Kaum als Silbernatter gleitend Entre las flores se quiebra,

Feiert er im Ringelgange

Cuando músico celebra

Mit melodischem Gesänge

De las flores la piedad.

Blumen, die ihn mild uinfahn. Calderón.

Rendid las armas y vidas, O aquesta pistola, á s p i d D e m e t a l , escupirá EI veneno penetrante

Uebergebt die Waffen und euer Leben, oder diese Pistole, eine Schlange von Metall, wird das durchdringende Gift von zwei Kugeln aus-

De dos balas.

speien.

C a l d e r ó n , L. vida es sueño, I. 4) Eine andere Abkürzung des relativen Nebensatzes ist d e r A u f r u f und d i e A n r e d e . Vielgeliebter, durch dieselbe Mutter Mir Verwandter, m e i n e s A u g e s A p f e l . P l a t e n , Abass. Du meine Seele, Du mein Herz, Du meine Wonne, o Du mein Schmerz, Du meine Welt, in der ich lebe, Mein Himmel Du, darein ich schwebe, O Du mein Grab, in das hinab Ich ewig meinen Kummer gab.

Rückert.

O eastern star (Cleopatra)! S h a k e s p . Ant. & Cleop. 0 Antony! Thou mine of bounty. „ „ Hierher gehören alle

die als Schmeichel-

namen gebrauchten Thiernamen,

wie:

oder Schimpf-

Meiu Mäuschen,

mein

48 Schäfchen,

engl.:

my

pug

(mein

Mops),

my

duck

(meine

Ente), my mouse [jetzt veraltet], franz.: ma biche (meine Hündin) mon chat, ma chatte (meine Katze),

span. : mi

oïslo

(ovicellus

oder avicellus, mein S c h ä f c h e n oder mein Vögelchen). 5) An

die Apposition

schliesst

sich

enge

das

geniti-

v i s c h e V e r h ä l t n i s s zwischen zwei Substantiven, in sofern in sehr vielen Fällen,

wo die Metapher

der Geniti\ ein G e n i t i v u s nitiv regierende Wort selbst

in

dieser Form

appositionis

enthält

hier

ist.

Das den Ge-

die Metapher,

den eigentlichen Ausdruck des Begriffs.

auftritt,

der Genitiv

Wenn Mme de

Staël sagt: Dans le vaste caravensérei de Rome tout est étranger (Corinne I, 5), so heisst das so viel a l s : in Rom, der Karawanserai, in Rom, welches eine K a r a w a n s e r a i ist. Wenn Goethe \on einem „goldenen Baum des L e b e n s " spricht, wenn Geibel s a g t : „Doch nie vergisst das l k r z den T r a u m

der ersten L i e b e " , so

heisst das so viel als das Leben, der goldene B a u m , Liebe, diesen Traum.

die

erste

Ebenso sind die Dichterworte zu deuten:

In gährend Drachengift hast du Die Milch der frommen Denkungsart

verwandelt.

Schiller,

Tell, IV, 3.

Aber der Becher der Wonnen, Die Früchte waren zerronnen.

Geibel.

Du bringst der L i e b e Moschusduft, Du bringst der Wahrheit Speise mir.

Plate».

Bist Du so w e i s e ? Willst heller sehn als deine edlen

Väter

Die um d e r F r e i h e i t k o s t b a r e n

Edelstein

Mit Gut und Blut und Heldeilkraft gestritten ? S c h i l l e r , Teil,11,1. E r h a b e n e Vernunft . . . ,

Wer

bist

du denn,

wenn

du,

tollen

Ross

dem

D e s A b e r w i t z e s an den S c h w e i f gebunden, Unmlkîhtig rufend, mit dem T r u n k e n e n Dich sehend in den Abgrund stürzen musst! S c h i l l e r , Jungfr. v. Orl. I I I , 6. Such is the Italian mode of conducting t h e t r a g i - c o m e d y of life.

the

last scene of Mathew.

49 Ma si conviene a te, cui fatto il corso D e l l e cose e de' tempi lian si prudente, Impor colà

de'

tuoi

consigli

il

morso.

T a s s o , Gerus. lib. B e s o n d e r s viele der ¡ncarnirtcn Metaphern gehören in diese Klasse.

So

die

ausserordentlich

zahlreichen,

und

so

oft

im

G e b r a u c h e wiederkehrenden Ausdrücke, welche im Französischen mit chien und diablc gebildet s i n d , mit denen selbst W e s e n , j a sogar Abstracta

in

unbelebte

ein genitivisches Verhältniss ge-

setzt werden, z. ß. C'est un beau chien d'ami. vous

a-t-il

faite?

Quelle

Quelle chienne de

chienne

de vie

mine

(Rousseau)!

Voilà une boline chienne de condition ( V o l t a i r e ) . — Quel diable de m é t i e r !

(sp. Qué demonio de trabacuenta!) —

Quelle diantre de eérémonie est-.ee l à ? M o l i è r e , L ' A v . I I I , 5. Auch die anderen Arten des Genitives sind geeignet metaphorische Ausdrticke zu bilden.

W i r müssen

in der E n t w i c k l u n g weiter gehn,

hier

einen

jedoch,

ehe

Augenblick

wir inne

halten und einen R ü c k b l i c k auf die bisher dargestellten F o r m e n werfen.

Sie

bilden

eine Klasse

für

sich,

die zwar ver-

hältnissmässig klein ist, aber durch eine scharf ausgesprochene Eigentümlichkeit

sich

streng

reicheren F o r m e n scheidet.

von

allen

übrigen,

weit

zahl-

S i e zeichnen sicli nämlich dadurch

aus, das.s in ihnen allen der Hegriff, den sie metaphorisch ausdrücken, ausserdem a u c h drucke bezeichnet

mit

seinem

eigentlichen

Aus-

i s t , und dies ist wieder die F o l g e davon,

dass ihnen allen die erste F o r m mit der Copula (No. 1.): irgend ein Gegenstand, X , ist metaphorisch etwas anderes, M, X i s t M, in verkürzter W e i s e zu Grunde liegt.

In allen übrigen F o r m e n ,

worin die Metaphern erscheinen, gibt es bloss den metaphorischen Ausdruck, M, für den zu bezeichnenden Gegenstand, der eigentliche, X , bleibt fort und niuss

errathen

werden.

Man

könnte

daher diese d i e p r ä g n a n t e n , j e n e die e x p l i c i r t e n Metaphern nennen. Um nun dies X zu finden, sind wir selten ausschliesslich auf

den

gesunden Menschenverstand

und

den Zusammenhang 4

50 der Gedanken im Allgemeinen hingewiesen. In der Regel benutzt die Sprache die syntaktische Verbindung, in die sie den metaphorischen Ausdruck M mit einem nicht metaphorischen (wir wollen ihn mit A bezeichnen) setzt, um auf die richtige Deutung der Metapher als Metapher hinzuweisen. Solche syntaktische Verbindungen sind: das genitivische Verhältniss zwischen zwei S u b s t a n t h e n (Genitivas subjectivus, objectivus, generis, qualitatis), die Verbindung von einem Substantiv als Subject mit einem andern als Object, mit einem Verbuni als Prädicat und' umgekehrt, die Verbindung von einem Adjectiv als Attribut mit einem Substantiv, die \ o n einem Adverb oder einer präpositioneilen Bestimmung mit einem Verbuni als Prädicat. In allen diesen Fällen enthält immer das eine im eigent liehen Sinne gebrauchte Wort, oder die mehreren so gebrauchten Wörter (A) die Erklärung, in welchem Sinn das metaphorisch gesetzte Wort (M) zu verstehn ist. Das Subject (A) erklärt das Prädicat (M) und das Object (M), das Prädicat (A) erklärt das Subject (M), das Object (M), das Adverb (M) und die präpositioneile Bestimmung (M), das Object (A) erklärt das Subject (M) und das Prädicat (M), das Substantiv (A) erklärt das als Attribut ihm beigefügte Adjectiv (M) und das regierende Substanth (M). Endlich kann es alter allerdings auch wohl \orkommen, dass alle diese syntaktischen Anhaltspunkte zur Ermittelung des Sinnes der Metapher fehlen, und die Sprache sich in Betreff der Auffassung der Metapher als Metapher ausschliesslich auf den gesunden Verstand des Lesers und Hörers verlässt. Nachdem wir uns so im Allgemeinen orientirt haben, nehmen wir den Faden der Entwicklung da wieder auf, wo wir ihn fallen gelassen haben. 6) Wir sprachen zuletzt von dein Genitivus appositionis. Er gehört noch zu der ausgezeichneten ersten Klasse der grammatischen Formen der Metaphern, die sieh auf die Formel: „X ist M" zurückführen lässt. Die übrigen Arten des Genitivs gehören nicht mehr dahin, sondern in die andere bei weitem grössere Klasse, so dass det Verbindungsring zwischen dieser und jener durch den Genitiv hergestellt w i r d , und er

51 passend den vermittelnden Uebergang von der einen zur andern bildet. a. Wir lassen zunächst den G e n i t i v u s s u b j e c t i v u s (possessivus) folgen. Die Metaphern in dieser Form sind ausserordentlich zahlreich, zahlreicher als in irgend einer anderen genitivischen Form. Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des F r ü h l i n g s h o l d e n , b e l e b e n d e n

Blick. Goethe.

Versagt ist dem Menschen des L e b e n s

Frucht,

So lang er die Schatten zu haschen sucht.

Schiller.

So lang er glaubt, dass dem ird'schen Verstand D i e W a h r h e i t j e wird erscheinen. I h r e n S c h l e i e r hebt keine sterbliche Hand. S c h i l l e r . Plus l'on développe son esprit et son âme, plus l'on sent l e s b o r n e s de la d e s t i n é e . Mme d e S t a ë l . A Malherbe, à Racan préférer Théophile Et l e c l i n q u a n t d u T a s s e à tout l ' o r d e V i r g i l e . B o i l e a u . Wise inen have a l w a j s been inclined to look with great suspicion on the a n g e l s a n d d e m o n s of t h e m u l t i t u d e . M a c a u 1. Cr. & h. ess. I. His writings contain the spirit, t h e a r o m a , if I may use the phrase, of t h e a g e in which lie lives. Wash. Irving. You have already snapped asunder t h e g o s s a i n n i e r t h r e a d s of as sweet a dream as was ever spun from a poet's brain. Longfellow. Shortly after this period came the calamitous w r e c k of S c o t t ' s f o r t u n e s - the shivering of his household gods. C h a m b e r s , cycl. b. Der G e n i t i v u s o b j e c t i v u s ist wie überhaupt so auch insbesondere in dieser Weise selten gebraucht im Deutschen, (wo er meistens durch Präpositionen vertreten wird), aber ziemlich häufig in den alten Sprachen und in den Romanischen, so wie im Englischen. Ôv [sc. •/.av/.ia.

TOV

iXeïv\ Î-'QCOTOÇ

ovâév F.OTI ÔSIVOTEQOV vnév.X e n o p h . sympos. IV, 25.

52 Initium et causa belli inexplebilis h o n o r u m Marii f a m e s . F l o r u s , III, 21. Les Allemands sont l e s m i n e u r s d e l a p e n s é e , ils exploitent en silence les richesses intellectuelles du genre humain. Mme d e S t a ë l . Un revers éclatant peut donner de nouvelles forces à une âme fière, mais un chagrin continuel est le p o i s o n d e t o u t e s l e s v e r t u s , d e t o u s l e s t a l e n t s , et les ressorts de l'âme s'affaissent entièrement par l'habitude de la souffrance. Mme d. S t a ë l . Delph. Le bonheur tel que Goethe le comprend, n'a pas cet aspect riant et enivré que lui prêtent la plupart des hommes; c'est une chose grave, sérieuse et austère et qui s'acquiert par le s a c r i f i c e d o u l o u r e u x d e n o s i l l u s i o n s . Ë m . M o n t é g u t : Ess. d. morale & de litt. Her t h i r s t of k n o w l e d g e , quaffing there her fill, Flows from the eternal source of Rome's imperial hill. B y r o n , Ch. Mar. Ill, 110. Hi1 enriches them [sc. his writings] by p i c t u r e s of h u m a n l i f e , such as passing before him. Wash. I r \ i n g . Ich miisste mich schlecht auf d e n B a r o m e t e r d e r S e e l e verstelin, oder der Herr Major ist in der Eifersucht schrecklich wie in der Liebe. S c h i l l e r , Kab. u. L. Wunderlichstes Buch der Blieber Ist das B u c h d e r L i e b e ; Aufmerksam hab ich's gelesen: Wenig B l ä t t e r F r e u d e n , Ganze H e f t e L e i d e n , Einen Abschnitt macht die Trennung. Wiedersehn! ein klein Kapitel, Fragmentarisch. B ä n d e K u m m e r s Mit Erklärungen verlängert, Endlos, ohne Maass. G o e t h e , W. 0 . Divan IV, 30. c. D e r G e n i t i v u s g e n e r i s und p a r t i t i v u s . Wenn's Männer gäbe, die ein weiblich Herz Zu schätzen wüssten, die erkennen möchten,

53 Welch einen holden S c h a t z von T r e u u n d L i e b e Der Busen einer Frau bewahren kann: Dann war' uns wohl ein schöner Tag erschienen, Wir feierten dann unsre goldne Zeit. G o e t h e , Tasso, II, 1. To take arms against a s e a of t r o u b l e s . S h a k e s p e a r e , Haml. III, 1. No human teacher ever left behind him so v a s t a n d t e r r i b l e a w r e c k of t r u t h s and falsehoods, of things noble and things base, of useful and things pernicions. M a c a u l a y , Fred, the gr. p. 53. Des r u i s s e a u x d e l a r m e s coulèrent des yeux de tous leurs habitants. F i é e h i e r (Turenne). Horida siccae s i l v a c o m a e . J u v e n a l , sat. IX, 12. d. D e r G e n i t i v u s q u a l i t a t i s . Homo e m u n e t i o r i s n a r i s. Cicero. Una v i d a d e p e r r o s . Philosophe d e c h i e n . Molière. (Bourg, gent.) Le ciel ne m'a point fait l ' â m e d e b r o n z e . M o l i è r e , L'Avare, IV, 1. Elle dit tout en paroles d e feu. Mme D e s b o r d e s - V a l m o r e . There is a very life in our despair, V i t a l i t y of p o i s o n . B y r o n , Ch. Har. Ill, 34. His sainted Maria, who led him t h e l i f e of a dog. Bui wer. Ueberblicken wir noch einmal alle diese genitivischen Formen der Metaphern, um die Wahrheit unserer oben vorausgeschickten allgemeinen Bemerkungen daran zu prüfen, so bemerken wir, dass d i e M e t a p h e r ü b e r a l l , nur mit Ausnahme des genit. qualitatis, in d e m d e n G e n i t i v r e g i e r e n d e n W o r t e e n t h a l t e n i s t , das im Genitiv selbst stehende Wort aber im eigentlichen Sinne gebraucht ist, mithin, wie wir oben sagten, dieses andeutet, dass die Metapher als solche zu nehmen ist. Dies ist also der Einfluss, den der Genitiv auf den Sinn des regierenden Wortes äussert. Aber umgekehrt äussert auch das regierende Wort einen Einfluss auf den Sinn des regierten, scheinbar bloss im eigentlichen Sinne gebrauchten Wortes: die

54

Innigkeit des genitivischen Verhältnisses bewirkt, d a s s d i e s e s W o r t in das Bild des m e t a p h o r i s c h e n A u s d r u c k s m i t h i n e i n g e z o g e n w i r d und so seinerseits selbst bildlich wird. Beide Wörter, das regierende und das regierte, üben eine Wechselwirkung auf einander aus, beide gehören, im eigentlichen Sinne genommen, mehr oder weniger verschiedenen Sphären von Begriffen an, ein jedes von beiden sucht aber in seiner ursprünglichen Sphäre zu bleiben und dazu das andere aus dessen Sphäre heraus- und in seine eigene hereinzuziehen. Es findet also ein eigenthümlicher Antagonismus statt, man möchte sagen, ein Kampf des Verstandes und der Phantasie. Der Verstand stützt sich auf den im eigentlichen Sinne gemeinten, im Genitiv stehenden Ausdruck, erkennt sofort das Wort im regierenden Casus als ein blosses Bild, entkleidet den Begriff seines bildlichen Gewandes und verknüpft ihn mit dem andern. Die Phantasie aber hält sich an das im regierenden Casus stehende Wort. Sic ergreift mitFreude das Bild, behauptet es gegen die feindlichen Absichten des Verstandes, und sucht diesem nun auch noch den anderen Begriff, seinen eigentlichen Stützpunkt, zu entwinden und in ein Bild zu \ erwandeln, ihn zu einem Gliede jenes ersten Bildes zu machen. Di e s e r A n t a g o n i s m u s f i n d e t n u n s e i n e V e r s ö h n u n g in f o l g e n d e n » P a r a l l e l i s m u s , in welchem jedem \ (in beiden Thcilen sein Recht wird. Der eigentliche nackte Gedanke wird hergestellt durch die metaphorische Bedeutung des regierenden Casus und die eigentliche des Wortes im Genitiv, umgekehrt wird das Bild für diesen Gedanken hergestellt durch die eigentliche Bedeutung des Wortes im regierenden Casus und die metaphorische des Wortes im Genitiv. Wir wollen dies jetzt an einigen Beispielen erläutern. Nehmen wir aus den Beispielen ad a, den Ausdruck: der Schleier der Wahrheit. Das Wort Wahrheit hat den Einfluss auf das Wort Schleier, dass dieses metaphorisch gefasst w i r d , da die Wahrheit keinen Schleier im eigentlichen Sinne des Wortes haben kann. Der Verstand schält gleichsam aus dem Bilde den abstracten Gedanken heraus, verbindet ihn mit Wahrheit und wirft das Bild des Schleiers als etwas für ihn Werthloses fort.

55 Dieses findet aber freundliche Aufnahme hei der Phantasie. Sie erfreut sich an seiner Schönheit, und da ein Schleier nicht gedacht werden kann ohne etwas Verschleiertes, so zieht sie auch den Begriff W a h r h e i t , womit die Sprache es verbunden hat, herüber, verwandelt ihn aus einem nackten Begriffe in ein Bild, in eine Frauengestalt, in eine Göttin, und \ erbindet damit das Bild des Schleiers. So ist denn aus jenem Gedanken das Bild geworden: eine verschleierte Göttin, deren Schleier sich nicht heben lässt. Das in dem Ausdruck: „Schleier der Wahrheit" liegende Bild besteht als» aus der eigentlichen Bedeutung von Schleier und aus einer vcrsinnlichenden Metapher von Wahrheit. Der Gedanke selbst besteht aus einer vergeistigenden Metapher von Schleier und aus der eigentlichen Bedeutung von Wahrheit. Dasselbe was wir hier ausführlich an einem jener von a—c genannten Beispiele auseinandergesetzt haben, kann an jedem anderen derselben nachgewiesen werden. Wir wollen nur noch über einige d a \ o n ein Paar Andeutungen geben. In vTttY.-/.ai ftcc tgo)zog, Zunder der Liebe, wird die Liebe zu einem Feuer gemacht, in fames bonorum die honores zu einer Speise, in. thirst of vengeance die Rache zu einem Tranke, in wreck of truths die "Wahrheiten zu einem Gebäude oder einem Schiffe, in silva siccae comae die Haare zu Bäumen etc. 7) Die übrigen syntaktischen Verbindungen, in denen das Substitutiv sowohl mit einem anderen Substantive als mit anderen Wortarten stehen kann, werden mit Ausnahme des attributiven Verhältnisses, wovon beim Adjectiv die Rede sein wird, durch die priidieathe Kraft des Verbums bewerkstelligt, indem es durch dieses zu einem S u b j e c t e , einem d i r e c t e n oder i n d i r e c t e n O b j e c t e gemacht wird. Ebenso nun Wie wir bisher sahen, dass das Substantiv durch einen beigefügten Genitiv seine Deutung als Metapher erhält, so werden wir jetzt sehen, dass es a l s S u b j e c t seine Deutung durch das Verb oder das Object oder durch beide, und a l s O b j e c t seine Deutung durch das Verb oder durch das Subject oder durch beide erhält, indem in jenem Falle das Verb oder das Object oder beide, in diesem das Subject oder das Verb oder beide einen Sinn haben,

56 der es unmöglich macht, dort das Subject, hier das Object im eigentlichen Sinne aufzufassen. a. D a s m e t a p h o r i s c h g e b r a u c h t e S u b s t a n t i v i s t S u b j e c t . Ist das Subject eine Metapher, so erhält es seine Deutung, wofern es Uberhaupt eine solche erhält, durch eine beigefügte adjectivische (attributive), genitivische, oder präpositioneile Bestimmung, nur höchst selten durch das prädicative Verbum. D i e s e s h a t v i e l m e h r i n d e r R e g e l d i e e n t s c h i e d e n e N e i g u n g in d a s B i l d d e s m e t a p h o r i s c h e n S u b j e c t e s sich zu k l e i d e n , und offenbart so aucli im Gebiete der Metapher dieselbe Abhängigkeit vom Subjecte, die ihm in der grammatischen Satz-Construction eigen ist. Es selbst hat aber nicht umgekehrt denselben Einfluss auf das Subject. Dieses ist ganz unabhängig davon, ob das Prädicat metaphorisch ist oder nicht. Aehnlich ist das gegenseitige Verhältnis» zwischen Subject und directem Object. Auch dieses wird, wegen des starken Abliängigkeits-Verhältnisses in der Regel in das Bild des metaphorischen Subjectes mit hineingezogen. Die Beispiele, worin das metaphorische Subject durch das prädicative, im eigentlichen Sinne gebrauchte Verb, oder durch ein ebenso gebrauchtes direetes Object seine Deutung erhält, werden daher sehr selten sein. Denkbar sind solche Fälle aber doch. Es würde z. B. gegen den folgenden Satz. „Viel Glut spricht sich in diesem Gedichte, in diesem Gesänge aus", nichts einzuwenden sein. S. auch das Beispiel aus Leasings Nathan unter d. b. D a s m e t a p h o r i s c h direetes Object.

gebrauchte

Substantiv

ist

F r ü c h t e bringet das Leben dem Mann; doch hangen sie selten Roth und lustig am Zweig, wie uns ein Apfel begriisst. G o e t h e. Die Kirche hat einen guten M a g e n , Hat ganze Länder aufgefressen, Und doch noch nie sich Ubergessen.

Goethe.

Weit in das Land hinein die Ströme ihr S i l b e r [ihre silbernen Wellen] tragen. Eichendorf.

57 Leidenschaften setzen die schärfsten B r i l l e n auf. Kohl. Das S c h w e r t im Herzen, Mit tausend Schmerzen Blickst auf zu deines Sohnes Tod. G o e t h e , Faust. Der grosse Mann braucht tiberall viel Boden, Und mehrere, zu nah gepflanzt, zerschlagen Sich nur d i e A e s t e .

L e s s i n g , Nath.

II faut un peu entre amis laisser trotter les plumes corame »elles veulent: l a m i e n n e a toujours la b r i d e sur le cou. Mine d e S e v i g n e . Thou formed to eat and be despised and die Even as the beasts that perish, save that thou Hadst a more splendid t r o u g h and wider s t y . B y r o n , Ch. Harold, IV, 38. Quodsi dolosi spes refulgeat nummi Corvos poetas et poetridas picas C a n t a r e credas P e g a s e i u m n e c t a r . P e r s i u s , prol. c. D a s m e t a p h o r i s c h indirectes Object.

gebrauchte

Substantiv

ist

Geheimnissvoll am lichten T a g Lässt, sich Natur d e s S c h l e i e r s nicht berauben. Goethe. Pindarum quisquis studet aemulari, Iule, c e r a t i s ope Daedalea Nititur p e n n i s , vitreo daturus Nomina ponto. H o rat., od. IV, 2. L'tendum est aetate, c i t o p e d e labitur aetas. Ovid. art. amat. II, 516. d. D a s S u b j e c t u n d d a s O b j e c t s i n d

Metaphern.

Nur rnuss der Eine nicht den Andern mäkeln, Nur muss d e r K n o r r d e n K n u b b e n hübsch vertragen,

58 Nur muss ein Gipîelchen sich nicht vermessen, Dass es allein der Erde nicht entschossen. L e s s i n g , Nath. e. Als Zusatz zu diesen Ausführungen über d a s S u b s t a n t i v als Subject und Object wollen wir noch die Bemerkung machen, dass zu den syntaktischen Mitteln die Metapher als solche kenntlich zu machen auch die Hinzuîtigung des P r o n o m e n d e m o n s t r a t i v u m gehört. Das findet sich z. R. in der von Blair zu Anfang seiner Besprechung der Metaphern als besonders schön hervorgehobenen Stelle aus Bolingbroke's Remarks on the history of England, die folgendermassen lautet: In a word, about a month after their meeting he dissolved them, and as soon as he had dissolved them, he repented; but he repented too late of his rashness. Well might he repent; for the vessel was full, and t h i s l a s t d r o p made the waters of bitterness overflow. Ebenso in folgenden StellenT h i s h u m a n o a k [Tom Cordery] grew on the wild Northof-Hamphire country. Mary Mitford. Drum vergib mir, wenn ich nieine Sklav in Nenne dich. Du bist es. S o l c h e R o s e n Nicht zu pflücken, wäre Schimpf und Thorheit. P l a t e n , Abas.s. D i e s feine Saitenspk*l zerbrach in Ihrer Metallnen Hand. Sie konnten nichts, als i h n ermorden. S c h i l l e r , D. Carl. V, 4. Doch sollte wohl niemals, fuhr sie (Philine) fort, indem sie die'Hand auf das Her/, der (Jrilfin legte, in d i e s e verborgene K a p s e l sich ein ander Bild eingeschlichen habend G o e t h e , XV. M. Als in den weichen Armen d i e s e r Amme Die zarte Menschheit noch geruht. S c h i l l e r , Künstler. Peut-être il dort, ce b o u l e t invincible Qui fracassa vingt trônes à la fois. B é r a n g e r , 1. 5. Mai. Ce bras, qui rend la force aux plus faibles courages, Soutiendra ce roseau plié par les orages. V o l t a i r e , Zaire.

59 Selbst

ohne ein

in einem Satze

eigentliches Demonstrativpronomen

eine demonstrative Kraft liegen,

den eigentlichen Gegenstand, phorisch benannt ist, speare's

Antony

wodurch

auf

der durch die Worte bloss meta-

hingewiesen

and

kann

wird.

Cleopatra (Act

V.)

So,

wenn

Cleopatra,

in S h a k e nachdem

sie die S c h l a n g e an ihre Brust gelegt hat, s a g t : Doest thou not sec iny b a b y at my breast T h a t sucks the nurse a s l e e p ? Hier

wird

mit

dem

ganzen Ausdruck

bestimmt auf

die

S c h l a n g e h i n g e « iesen, als ob es h i e s s e : diesen ineinen S ä u g l i n g hier, um so mehr, als eine demonstrative Geste hinzuzudenken ist. B e i allen diesen F ä l l e n können wir nun wieder ganz dieselbe Beobachtung machen, die wir in den F ä l l e n des genitivischen Verhältnisses gemacht haben, dass nämlich das metaphorisch gebrauchte Wort einen umbildenden,

metamorphosiren-

d e n E i n f l u s s auf das im eigentlichen S i n n e gebrauchte W o r t äussert, dem

womit es in einem syntaktischen V e r b ä n d e steht.

Satze:

„die

Kirche

hat

einen

guten Magen",

wird

In die

K i r c h e als ein menschliches Individuum gedacht, in dem S a t z e : „ D e r grosse Mann braucht überall viel B o d e n " , das S u b j e c t a l s ein Baum, und in dem Verse B ) r o n s : „ S a \ e that thou Iladst a more splendid trough and wider s t y " , wird der dort unter dem thou gemeinte Alfons von Este, der Gönner und P e i n i g e r T a s s o s , zu einem T h i e r e , j a sogar zu einem S c h w c i n e degradirt. (Denn sty heisst der Schweinestall.) 8) Wir übergehen hier das attributive und präpositioneile Verhältniss als s y n t a k t i s c h e s Hiilfsmittel zur Deutung eines metaphorisch gebrauchten Substantivs und wenden uns dem F a l l e zu,

syntaktischen

Mittel,

s o l c h e k e n n t l i c h zu m a c h e n ,

dass

alle

fehlen.

die

Metapher

als

W i e in so manchen anderen Beziehungen, so verlässt sich die S p r a c h e auch für die richtige Auffassung der metaphorisch gesetzten Substantive sehr oft durchaus auf den gesunden Verstand

des

Lesers

schon

durch

Stand

gesetzt

den

und Hörers,

setzt

ganzen Zusammenhang

sein,

chende Bedeutung

sie

die richtige, des Wortes

zu

von der finden.

voraus,

class

dieser

der R e d e werde

in

eigentlichen abweiEine Folge

davon

60 ist nun freilich, dass der so angewandte metaphorische Ausdruck zuweilen sehr nahe an die Allegorie anstreift. Wenn Horaz in der Ode: Pindarum quisquís studet aemulari (IV, 2, 25), sagt: Multa D i r c a e u m levat aura c y c n u m , Tendit, Antoni, quotiens in altos Nubium tractus. so kann Niemandem zweifelhaft sein, dass hier unter dem Bilde des Schwanes Pindar gemeint ist, da, abgesehen von dem Adjectiv Dircaeus, in den \ orhergelienden fünf Strophen fortwährend von Pindar die Rede war.

Darum trägt der Hörer oder Leser so-

fort den Begriff Pindar

als das eigentliche

logische Object in

den Satz hinein, als ob Dircaeus cycnus nur als dessen Apposition dastände, wie „ihn, den dircäisehen Schwan", und darum liegt hier logisch keine Allegorie sondern eine Metapher vor: Wenn Ovid (art. am. II, 516) sagt: Littore quot conchae, tot sunt in amorc dolores. Quae patimur, multo s p i e u l a feile m a d e n t . wenn Martial. (epigr. I X , 81) sagt: Lector et auditor nostros probat, Aule, libellos, Sed quídam exactos esse poeta negat. Non nimium curo: nam c e n a e f e r c u l a n o s t r a e Malim convivís quam placuisse cocis. so wird dort durch die Worte tot sunt in amorc dolores deutlich genug gesagt, was für Pfeile unter den unmittelbar darauf genannten spicula quae patimur zu verstehn sind, und hier wird durch nostros libellos exactos esse negat deutlich gesagt, was für Schüsseln die fercula cenae nostrae bezeichnen. Selbst der Prosaiker kann sich erlauben, in dieser freien Weise die Metapher zu gebrauchen. So sagt Hettner (Litcraturgesch. d. 18. J . H. II., p. 437): „Derselbe Grund macht es auch, dass alle wahrhaft schöpferischen und umgestaltenden Geister fast immer nur Kreisen und Ständen erwachsen, welche dem ausgetretenen Gleise der allgemeinen Verkehrsstrasse fern liegen. Ein Kind dieser Art erhält d i e M ü n z e nicht fertig und ausgeprägt, es muss sich dieselbe erst mühsam erarbeiten und selbst

61 prägen." Aus dem Zusammenhange gerissen könnte die Erk l ä r u n g des letzten Satzes Schwierigkeit machen. Im Zusammenhange mit dem Vorhergehenden gelesen, findet ein Jeder sofort, dass unter dem Bilde des Prägens von Münzen die Bild u n g der allgemeinen Begriffe durch den sich entwickelnden Geist des Kindes gemeint ist. Es versteht sich von selbst, dass je ungewöhnlicher, j e neuer die so gebrauchte Metapher ist, die vorhergehenden Sätze um so deutlicher und bestimmter den nöthigen Fingerzeig zur Deutung geben müssen, dass aber um so weniger in dieser Beziehung gentigt, j e bekannter der grade vorliegende Gebrauch des Wortes ist, insbesondere also die der Sprache selbst angehörigen Metaphern, die incarnirteii Metaphern bei weitem leichter und freier sich gebrauchen lassen, als die übrigen, die Eigentliuin des Einzelnen sind. — 9) D i e m e t a p h o r i s c h e n A d j e e t i v e , zu deren Darstellung wir jetzt übergehen, sind weder so zahlreich wie die metaphorischen Substantive, noch bieten sie von Seiten ihrer syntaktischen Form dasselbe Interesse. In letzterer Beziehung geben sie nur zu wenig Bemerkungen Veranlassung. Sie bilden entweder in Verbindung mit der Copula Sein, mit werden oder machen das Prädieat. oder sie sind das Attribut eines Substantivs. In jenem Falle erhalten sie durch das Subjeet des Satzes, in diesem durch das Substantiv, dessen Attribut sie sind, ihre Deutung, wie sie umgekehrt selbst auf die metaphorische Bedeutung eines Substantivs hinweisen können, wenn sie im eigentlichen Sinne gebraucht sind, z. B. in dem ad 8) citirten Beispiele aus lloraz, wo D i r c a e u s mit dazu beiträgt, das Wort e y e n u s in seinem richtigen Lichte erscheinen zu lassen, und in der ad 11) a. ß. erwähnten Stelle aus Carlyle: It took a hundred and tifty \ e a r s of B r a n d e n b o u r g h o r s e b r e a k i n g , wo das Adjectiv Brandenbourg sich ebenso zu horsebreaking verhält. Da die grammatische Form hier von geringerem Interesse ist, so wollen wir die Beispiele, die zur Veranschaulichung dienen sollen, nach den Bedeutungen ordnen. a. E i g e n s c h a f t e n d e r l e b l o s e n N a t u r werden auf andere

62 Gegenstände derselben Art,

auf

belebte Wesen

und

abstrafte

Begriffe übertragen. a ) Allgemeine physikalische Eigenschaften der Körper, aa. Cohärenz: ein fester Charakter, ches Gemlith, steifer S t y l ,

ein

ein

hartes Herz,

geschmeidiger

ein wei-

Hofmann,

ein

ein zäher Geiz, eine biegsame, ela-

stische Natur. Auch scheint mein Bruder ein h a r t e r Kopf zu sein.

G o e t h e , Claudine.

Manches gewagte Problem und die

spröde-

s t e n Stoffe bewältigt Mein siegreicher Verstand, meine \ ollendete Kunst. Platen,

Alfieri.

bb. Schwere. E r ist ein wenig leicht.

Drei Worte

euch

schwerfälliger

inhaltschwer.

Ein

Homo gra\ issimus.

Quis Oatone

nenn'

ich

Mensch.

gra\ ior

in di-

eendoV G r a u s aetate, u i l n c r e . Dolor le\ is. Causa levior. ec. Optische Mit den

Eigenschaften. den

s c h w a r z e n Seelen

ist's wie

schwarzen Augen, — es gibt keine,

Nähe sind sie braun.

Jean

mit

in der Paul.

W i e könnt' ich sonst so tapfer ¡schmälen, Wenn thät ein armes Mägdlein fehlen! Wie könnt' ich Uber andrer Sünden Nicht Worte genug der Zunge finden! W i e schien niir's s c h w a r z , und schwärzt's noch gar, Mir's immer doch nicht s c h w a r z g'nug war. G o e t h e , Faust. Aber Rom in allem seinem Glänze Ist ein G r a b nur der V e r g a n g e n h e i t ; L e b e n duftet nur die frische Pflanze, Die die g r ü n e S t u n d e

streut.

S c h i l l e r , A. d. F r e u n d e .

63 Il est pâle, défait, et les n o i r s s o u c i s sont peints sur son visage. F é n é l . Tél. III. Il a fait des actions b r i l l a n t e s . — Il y a loin des pensées brillantées aux pensées brillantes. Une âme candide. Anima c a n d i d a . Queste parole nel loro senso candido, vogliono dire. Parimente maturo aveva il consiglio E verdi ancor le forze. T a s s o , Ger. 1. VII, 61. Surely happiness is r e f l e c t i v e , like the light of heaven. W a s h . I r v i n g . , sk. 6. Every countenance b r i g h t with smiles and g l o w i n g with innocent enjoyment, is a mirror transmitting to others the rays of a supreme and ever s h i n i n g benevolence. Wash. Irving. How green you are and fresh in this old world. S h a k e s p. Kg. John III, 4. dd. Wärme. Ein warmes Herz. Caldi prieghi. Caldo desiderio. Caldo parlar. Cavalla calda. Mein Vater liebt Die k a l t e Buchgelehrsamkeit, die sich Mit todten Zeichen ill's Gehirn nur drückt, Zu «eilig. L e s s i n g , Nath. •la(ita



ö'

äg'

tvwgio

yt?j, fr. che\alier, engl, cavalier. Das Wörterbuch der Akademie in Madrid sagt darüber: una obra que se levanta sobre el terraplén de la plaza . . . llamase caballero, porque a s í c o m o un h o m b r e á c a b a l l o s e ñ o r e a á t o d o s los que están á pié' asi este caballero domina á toda la plaza y á los enemigos. S p . : El capitan leuuitó luego un caballero alto para sujetar á los trabajadores \ poderlos descubrir en la obra que haeian. M a r m o l , rebell. d. 1. Moriscos. It.: Ora col far mine e trincêe, ora col far ca\alieri grandissimi di terra e di legname. G u i c c i a r d i n i , stor. F r . : Ils erigeoyent cavaliers, ressapoyent contre-escarpes, enduisoyent courtines. Rabelais. c. Der Umstand, dass der Reiter s t o l z \oii seinem Rosse auf die Menge der Fussgänger h e r a b s i e h t , wie es das französische Sprüchwort: Un homme bien monté est toujours orgueilleux (Le Roux (1. E., I, 172), und das italienische: Ea superbia and TCÖV 'AOOVQÍIOV ßaoilei nageiyo^v. X e n o p h o n , Cvr. Auch im Lateinischen kann equi Reiterei bedeuten. Besonders geschieht dies in dem Ausdrucke v i r i s e q u i s q u e , equis virisque, oder equis viris, eigentlich mit Männern und mit Pferden, d. h. mit Fussvolk und Reiterei. Daraus ist aber weiter die metaphorische Bedeutung: mit aller Macht, mit Händen und Füssen (omni contentione, omni conatu) entstanden: Cum his viris equisque, ut dicitur, si honestatem tu er i sententia est, decertandum est. C i c e r o , off. III, 33. Seltsamer Weise hat sich nun in den romanischen Sprachen, wir lassen dahingestellt, ob mit. oder ohne Einfluss des lateinischen Ausdrucks, eine Redeweise gebildet, die im Bilde und Gedanken die lateinische völlig deckt. Der Spanier sagt: á p i é y á c a b a l l o seguir alguna cosa und á uno. im Sinne von sich alle mögliche Mühe geben, um eine Sache zu erreichen (hacer cuantas diligencias son posibles para conseguirla y alcanzarla), oder: Jemanden aufs heftigste verfolgen (y también vale perseguir á uno sin dejarle parar ni sosegar en parte alguna, valiéndose de cuantos medios son posibles para el intento); der Franzose: chercher qn. ä p i e d et ä c h e v a l = faire toutes les diligences pour le trouver. — Wie Spanien dasjenige Land ist, in welchem sich das Ritterwesen und der ritterliche Geist am entschiedensten entwickelte und sich am längsten behauptete, so hat auch die spanische Sprache manche auf das Kriegsross bezügliche metaphorische Redensarten und Sprüch Wörter, zu denen die anderen romanischen Sprachen kein Analogon bieten. So ist das Bild zu der Redensart e s t a r e n t r e l o s p i e s d e l o s c a b a l l o s , von denjenigen hergenommen, die in der Schlacht fallen und unter die Füsse der Pferde gerathen (es

313 tomada la metaphora de los que caen en la guerra y son pisados de los caballos, que por milagro escapan con vida). Die metaphorische Bedeutung ist: in einer elenden Lage sein. Senor, todo està enfermo . . ., entre los piés de los caballos el bueno, sobre las puntas de la luna el ruin. Dicc. d. 1. Ac. Für den Gedanken, dass der Mensch dem ihm bestimmten Schicksal nicht entgehen kann, bildet der Spanier und der Portugiese ein Sprüchwort, dem auch das Kriegsross als Bild dient. Es sagt : Das Pferd, dem bestimmt ist, in den Krieg zu ziehen, îrisst weder der Wolf, noch bringt es die Stute vorzeitig zur Welt. Sp. : Caballo que ha de ir ä la guerra, ni le come el lobo, ni le aborta la yegua. Ptg. : Cavallo que lia de ir à guerra, nem corra lobo, nem o abane egoa. Blu te a u , voc. portg. cavallo. Die Weltanschauung, die sich darin ausspricht, ist freilich so entschieden der Fatalismus des Muhammedanismus, dass man versucht sein könnte, in diesen» Sprüchworte die Nachahmung eines arabischen zu vermuthen, wenn nicht die Sprüchwörter der anderen romanischen Nationen, das englische und deutsche denselben Gedanken in einem anderen Gewände aussprächen. So sagt der I t a l i e n e r : Chi ha da morir di ghiandosa ( = peste), non gli vale far casotti in campagna ; und : Chi ha da morir di forca, può ballar sul fiume. G i u s t i , 138. der F r a n z o s e - Ce qui est à pendre, n'est pas à noyer. La chose qui être doit, ne peut être qu'elle ne soit. L e R o u x II, 244. der E n g l ä n d e r : He that is born to be hanged, shall never be drowned, und: Who was killed by a cannon bullet, was cursed in his mother's belly. R a y , 87. Marriage and hanging go by destiny. H i l p e r t , dict.: Hang, der D e u t s c h e : Das sein soll, das schickt sich wohl. S i m r . 447. 4) Echt spanisch ist auch die Redensart, die sich auf ein Schlachtross eigener Art, das bei den nationalen Stierkämpfen gebrauchte Pferd bezieht. Sie heisst: s a c a r el c a b a l l o l i m pio. Die eigentliche Bedeutung ist: das Pferd rein, heil, un-

314

versehrt mitfortbringen, nämlich aus einem Stiergefechte, und dann überhaupt aus einem Kampfe. Das Wörterbuch der Akademie sagt: Propriamente se entiende del c-aballero que saca su caballo de algun combate ó lid sin herida ó golpe, lo que tuvo principio de las fiestas de toros, donde peligra tanto el anca del caballo. Davon die Metapher: sich mit Glück und unversehrt aus einer schwierigen oder gefährlichen Angelegenheit herausziehen. Y quiere sacar el caballo limpio de tan enlazados y superiores peligros. Was aber das Stiergefecht dem Spanier ist, das ist das Wettrennen der Pferde d e m I t a l i e n e r und d e m E n g l ä n d e r , und so mögen denn hier des natürlichen Zusammenhanges wegen einige Metaphern angeführt werden, die sich auf d a s R e n n p f e r d beziehen, wenngleich streng genommen die meisten derselben in den letzten (V.) Abschnitt gehören. Die italienischen drehen sich alle um das Wort m o s s a . Le mosse heissen die Schranken, welche am Anfange der Rennbahn die Pferde zurückhalten und fortgenommen werden, wenn das Rennen beginnt. Das Wort kommt von muovere bewegen, muoversi sich bewegen, aufbrechen; daher mossa das Anrücken eines Heeres, der Marsch, far una mossa anrücken, prendere la mossa einen Anlauf nehjnen, und j e n e Bedeutung: Schranken, scheint mit diesen Bedeutungen \ ermittelt zu sein durch den Ausdruck d a r le m o s s e , der (eigentlich: die Bewegung, den Aufbruch, das Auslaufen veranlassen) das Zeichen zum Beginn des Wettrennens geben bedeutet. Hiernach erklären sich die Metaphern von selbst: S t a r a l l e m o s s e warten, wie ein Pferd an den Schranken auf dem Sprunge steht, und wie im eigentlichen Sinne das Sprüchwort sagt: Il maggior disagio per i barberi è star sulle mosse. ( G i u s t i , 280.) T e n e r e u n o alle mosse, einen warten lassen. Non poter più stare alle mosse, nicht länger warten können. F u r a r e , r u b a r e le mosse ad uno (eig. Jemandem das Rennen, den Lauf rauben, d. h.) Jemandem zuvorkommen.

315 S o n o b u o n e raosse eig. der Lauf ist gut ausgefallen, d. h. nach vielen Schwierigkeiten endlich am Ziele angelangt sein. D a r l e m o s s e a l l 1 i n i p o s s i b i l e alles Mögliche versuchen. Wir brauchen wohl kaum zu bemerken, dass in den drei letzten Metaphern inosse nicht clie Bedeutung Schranken, sondern die ursprüngliche Bedeutung, Bewegung, zu Grunde liegt. Auch in England gehören die Wettrennen bekanntlich zu den Volksbelustigungen. Der Ausdruck dafür ist r a c e (race horse Rennpferd), Forspent with toil, as runners with a race, I lav ine down a little while to breathe. S h a k e s p . Kg. H. VI., III. P., II, 3. und auch davon sind Metaphern entstanden.

So wird von einem

r a c e of g l o r y (Wettrennen nach Ruhm) g e r e d e t : He safe return cd, the race of glory past, New to his friend's embrace.

Pope.

und einem race of war (der Wettstreit zweier einander bekämpfenden Feinde im Kriege) der Verlauf des Krieges. — 5) Den diametralen Gegensatz zum Kriegs- und Schlachtrosse macht d a s A r b e i t s p f e r d . Jenes ist die hohe Aristokratie der Pferde, dieses die mit gemeiner Arbeit beschäftigte Plebs. In jenem und dem Reitpferde sieht die Sprache die eigentliche Natur des Pferdes, seine natürliche Bestimmung verwirklicht, in diesem eine Degradirung, j a gleichsam eine Caricatur des Pferdes. Sie betrachtet das Pferd als ein aristokratisches, zu niedrigen Arbeiten nicht bestimmtes Geschöpf, und wenn es zu diesen verwandt wird, so sieht sie darin den Verlust seines Adels und gebraucht es in dieser Situation als Bild zur Bezeichnung von mancherlei Dingen, die darin übereinstimmen, dass sie etwas Unedles, Gemeines sind. Sie verwendet zu diesem Zwecke aber nicht die allgemeinen Ausdrücke für Arbeitspferd, als da sind: It. cavallo da arare, sp. caballo de labor, fr. cheval de labour, engl, farm-horse (Ackergaul); it. cavallo di carretta, sp. caballo de carro, fr. cheval d e charette, engl, cart-horse (Karrengaul);

316 it. cavalTo di tiro, sp. caballo de carro, caballo de coche, fr. cheval de carrosse, de harnais, engl, waggon-horse, carriage horse (Wagenpferd); sondern ihrer Neigung gemäss, diejenige Species herauszuheben, welche

den Charakter

einer ganzen Klasse

am bestimmtesten

dargestellt enthält, wählt sie diejenigen Arten der Arbeitspferde aus,

welche

den Charakter

schwerer Arbeit

und die Spuren

derselben am d e u t l i c h s t e n a u s g e p r ä g t z e i g e n , Metaphern zu bilden. einem Worte

Das

sind aber

nicht nur die Plebs,

Pferde darstellen,

diejenigen,

um daraus welche

mit

sondern das Proletariat der

die abgearbeiteten Gäule,

die alten Mähren,

Klepper, Miethpferde. a. An Ausdrücken für diese armen Geschöpfe fehlt es nicht, die Sprache

wuchert vielmehr

darin,

die Matapherbildung ist

jedoch nicht entsprechend reich ausgefallen. Wurzeln nach

zusammenstellen

Wörter it. r o z z a , zu besprechen. Klepper,

das

wollen,

r o n z i n o , sp. r o c i n , Sie

bedeuten

sp. rocin aber

rocin de campo).

alle

Wenn wir sie den

so sind

zunächst

rocinante,

die

fr. r o s s e

ursprünglich Schindmähre,

ausserdem Ackerpferd (z. B. un

Das spanische Wort ist unter ihnen das ein-

zige, das mehrere Metaphern getrieben hat.

Ks sind folgende:

r o c i n heisst auch Tölpel (hombre necio y pesado). Por lo cual me he juzgado por centauro á lo picaro, medio hombre y medio rocin. Esteban Gonzales. i r de r o c i n á r u i n , vom Pferde auf den Esel kommen. A l l á v a S a n c h o con su r o c i n ,

in dem Sinne des fran-

zösischen: c'est St. Roch et son chien. Sollte,

wie es leicht möglich

Sancho Pansa,

der Knappe

ist, unter diesem

Sancho

des Don Quijote, gemeint sein,

so

müsste freilich unter rocin dessen Esel verstanden werden. Damit würde dann

zu vergleichen

sein, dass

auch

unser Wort

Gaul zuweilen für Esel steht (z. B. bei Lenau: dein Grau-Gaul sträubt die Ohren). Sancho incontra con su rocin, von Jemandem gesagt,

der

seines Gleichen trifft. Mit rocin

ist r o c i n a n t e

in ursprünglicher Bedeutung gleich.

317

Als Name des Rosses des edlen Ritters von der Mancha ist es in der ganzen gebildeten Welt bekannt geworden und so in vielen Sprachen wieder zu einem Appellativ geworden, z. B. im Englischen, wo rosinante gleichbedeutend mit jade ist. Aus dem Französischen wollen wir nur folgende mit r o s s e gebildeten Sprüchwörter bemerken: Il n'est si bon cheval qui ne devienne rosse; und das Gegentheil: Jamais bon cheval ne devint rosse. Le R o u x , 1,104. altfr. Fols est ki d'esprivier cuide faire faucon, né de ronci destrier. (Thöricht ist derjenige, welcher aus einem Sperber einen Falken und aus einer Schindmähre ein Schlachtross zu machen gedenkt.) Letzteres hebt den Gegensatz, auf den wir vorhin aufmerksam machten, gut hervor. Vgl. auch Boileau: Mais la postérité d'Alfane et de Bayard, Quand ce n'est qu'une rosse, est vendue au hasard, b. Ein zweiter Ausdruck für diese Gattung von Pferden ist sp. h a c a , it. a c c h i n e a u. c h i n e a , fr. h a q u e n é e , e n g l . h a c k n e y und h a c k . Die Grundbedeutung, worin alle vier Sprachen übereinstimmen, ist: kleines, unansehnliches Pferd, Passgänger. Im Englischen kommt noch dazu die von Miethpferd, und sie ist die gewöhnlichste. Die übertragenen Bedeutungen von chinea (meretrix) und haquenée (grande femme dégingandée) haben wir schon oben erwähnt. Mit chinea stimmt das engl, hacknex tiberein, wenn es a prostitute bedeutet, es liegt hier aber, anders als bei chinea, der vermittelnde Begriff a hired horse, a hireling vor. (Uebrigens nimmt Diez [Etym. Wörterb. I, 2341 als Etymon aller dieser Wörter das engl, hack an.) That is no more than every lover Does for his hackney lady suffer.

Hudibras.

Eine fernere Metapher von hackney ist: verbraucht, abgenutzt (wie ein Miethpferd), daher h a c k n e y a u t h o r s Lieblingsschriftsteller (die man gleichsam stets reitet und abnutzt durch häufigen Gebrauch), These notions young students in physic derive from their hackney authors. Harvey.

318

Sometimes as a practitioner of medicine . . ., and more generally as a miserable and scantily paid b o o k s e l l e r ' s h a c k . S h a w , Hist of E. Lit. cap. 17. It is far more graceful as well as original than the h a c k n i e d personification of Sloth and other abstract qualities in the famous mock-heroic of Boileau. D a s . cap. 15. c. Zu diesen aus gemeinsamen Wurzeln entsprungenen Ausdrücken kommen noch solche, die den einzelnen Sprachen besonders angehören. Das schon oben angeführte fr. c r i q u e t , m a z e t t e (auch aus einem deutschen Stamme, niatz ungeschickt, Klotz, ein matzicht Pferd, ein matziger Kerl) und h a r i d e l l e . Von ihnen hat nur mazette Metaphern aufzuweisen, und zwar die von schwach und schlaff (celui qui manque de force et d'ardeur): Ce n'est qu'une mazette, und die von ungeschickt, besonders im Spiel. Malgré ses prétentions, au jeu de billard, il n'est qu'une m. Das englische h a r r i d a n hat, wie wir schon oben bemerkten, die metaphorische Bedeutung a deca\ ed strumpet erhalten. She just endured the winter she began, And in four months a batter'd harridan; Now nothing 's left, but withered, pale and shrunk, To bawd for others and go shares with punk. S w i f t . H o b b y , aus dem fr. hobin entstanden, hat die Bedeutung Steckenpferd, im eigentlichen und im ulieigentlichen Sinne ( = Lieblingsneigung) erhalten. This is some minx's token, and I must take out the w o r k ! There, give it your hobby-horse. S l i a k . , Othello IV, 1. Der einfachste Ausdruck für Packpferd p a c k - h ö r sc scheint meistens ohne unedle Nebenbedeutung:

er-

Ere you were queen, ay, or your husband king, I was a pack-horse in his great affairs. S h a k e s p., Rich. I l l , I, 3. J a d e , das gebräuchlichste Wort für Schindmähre, hat eine ähnliche Bedeutung wie hackney, (a sorry woman, a word of contempt, noting sometimes age, but generally vice), und ebenso

319 die von Mädel, Dirne (a young woman, in irony and slight contempt). Das vom Substantivum gebildete V e r b u m j a d e heisst ein Pferd abjagen, abmatten, sodann Jemanden wie eine Schindmähre behandeln, reiten, und daraus entwickelten sich in ganz ähnlicher Weise, wie wir es bei den spanisch-portugiesischen Ausdrücken acanhar, aperrear im Kapitel liber den Hund gesehen haben, die Bedeutungen: einen ermatten. There are seasons, when the brain is thinking. For jaded now, and spent with The labouring stag strain'd full W.

jaded with study or toil, in view. S c o t t , lady o. L.

erniedrigen und herrisch behandeln (rule with tyranny), ganz ähnlich wie das später zu erwähnende ride.

dies

1 do not now fool myself to let imagination jade me. S h a k e s p e a r e , Twelfth N. II, 5. In dem Adjeetiv j a d i s l i ( = unchaste, incontinent) kommt die zuerst gedachte Metapher wieder zum Vorschein. Eine ähnliche Bedeutung mit jade hat auch n a g (a paramour in contempt). Yon ribaudred nag of Egypt Hoists sails and flies. S h a k e s p., Ant. Cleop. Ill, 8. Wir brauchen wohl kaum daran zu erinnern, dass diese erotischen Bedeutungen \on nag und jade erklärt werden müssen aus demjenigen, was wir im zweiten Abschnitte ausführten. — fij Zum Schlüsse dieser Erörterungen über die verschiedenen Arten der Pferde wollen wir hier noch einige Worte über das junge Pferd, d a s F o h l e n , sagen. Es hat dem Italiener und dem Engländer Veranlassung zur Bildung von Metaphern geboten, denen allen das eigentümlich muthwillige und ausgelassene Gebahren des noch in voller Freiheit lebenden Fohlens als Bild zu Grunde liegt, also ein Seitenstück zu den vom jungen Hunde gebildeten Metaphern (s. oben fr. bichon, bichette, sp. cachorro, engl, whelp). Neben dem schon genannten poledro heisst im Italienischen cavallina das Fohlen, und davon ist die Redensart

320 gebildet: îare correre oder scorrere la cavallina (eigentlich : das Fohlen frei umherrennen lassen), mit der Bedeutung von fare, cavarsi ogni suo piacere senza freno o ritegno, ein zügelloses, ausschweifendes Leben führen. E non bisognerebbe altro a voler f a r c o r r e r e l a c a v a l l i n a , se non che o io fossi bella e giovane, come sei tu, o tu fossi scaltrita e scozzonata come son io. V a r c h i , la suocera. Noch ansprechender ist das Bild verwandt in der Metapher von engl, f i l l y . Es heisst auch loses, muthwilliges Mädchen und bildet so den Gegensatz zu dem von fr. haridelle (Schindmähre) gebildeten harridan, alte Vettel. Ebenso ist der andere englische Ausdruck für Fohlen, c o l t , ausgebildet worden, und zwar, da es commonly is used for the male offspring of a horse, as foal (und filly) for the female, zur Bezeichnung eines ausgelassenen tollen Jünglings (a young foolisch fellow), wie auch der Franzose sagt: c'est un jeune clieuil échappé. Ay, that 's a colt indeed; for lie doth nothing but talk of his horse. S h a k e s p . , Mercb. of V., I, 2. Die Entwicklung geht liier aber noch weiter als bei filly; colt ist auch wie horse und dog, zu einem V e r b u m gemacht worden, und bedeutet als solches im neutralen Sinne lierumspringen, ausgelassen sein, ausschweifen, schwelgen (to frisk, to be licentious, to run at large without rule, to riot, to frolick), und im transitiven Sinne Jemanden bethüren (gleichsam wie ein Fohlen Jemanden behandeln;. As soon as they were out of sight by themselves, they shook off their bridles and began to colt anew more licentiously than before. S p e n s e r , state of Irland. What a plague mean ye to colt me thus? S h a k e s p . , H. IV. P. I, II, 2. Auch im Sprüchwort wird der Knabe oder Jüngling zuweilen durch das Fohlen bezeichnet. Folgendes findet sich übereinstimmend im Deutschen, Engl., Sp. und It. D t : Aus klatterigen Fohlen werden die schönsten Hengste. S i m r o c k , S. 118. Engl.: A ragged colt may make a good horse. R a y , 62.

321 wofür die Schotten umgekehrt sagen: A kindly aver will never make a good horse. Daselbst. Sp.: De potro sarnoso, buen, caballo y hermoso. O u d i n , 85. It.: De puledro scabbioso talvolta kai cavallo prezioso. G i u s t i , 146.

V. Wir haben schon zweimal Gelegenheit gehabt, darauf hinzuweisen, in w e l c h e m s c h r o f f e n G e g e n s a t z e d i e v o m P f e r d e g e b i l d e t e n M e t a p h e r n zu d e n v o m H u n d e g e b i l d e t e n s t e h n . Wir sahen dies zuerst in der Grundauffassung beider Thiere in der Sprache, des einen als des edlen, des anderen als des unedlen (I. Abschnitt), und dann in der Beziehung der Metaphern, das eine Mal \orziiglich auf das Innere, den Charakter (beim Hunde), das andere Mal vorzugsweise auf das Aeussere (III. IV. Abschnitt). Wir haben jetzt, wo wir uns zu denjenigen Metaphern wenden, die v o n ei n z e l n e n T h ä t i g k e i t e n d e s P f e r d e s oder T h ä t i g k e i t e n A n d e r e r a n u n d m i t d e m P f e r d e gebildet sind, e i n e d r i t t e V e r a n l a s s u n g jenen Gegensatz hervorzuheben, wir lernen einen dritten Hauptunterschied in dem Gange der Sprache bei der Metapherbildung von dem einen und dem anderen Thiere kennen. Beim Hunde war von Metaphern, welche sich auf T h ä t i g k e i t e n A n d e r e r a m H u n d e , auf e i n L e i d e n des Hundes bezielin, gar keine Rede, es fehlte völlig an Metaphern dieser Art. Dagegen sind solche auf e i n L e i d e n d e s P f e r d e s bezügliche Metaphern so zahlreich, dass sie die anderen auf e i n z e l n e T h ä t i g k e i t e n desselben sich beziehenden bei weitem übertreffen. Wir wollen zunächst die letzteren betrachten. Folgende T h ä t i g k e i t e n sind es, die in Betracht kommen: D a s W i e hern, d a s A u s s c h l a g e n , das sich Bäumen, das Laufen und S p r i n g e n . 1) Unter den Ausdrücken, die w i e h e r n bedeuten (it. nitrire, sp. relinchar, ptg. rinchar, fr. hennir, engl, neigh) 21

322

haben, in merklichem Gegensatze zu den Ausdrücken für Bellen, bloss das spanische und das portugiesische Wort es zu einer Metapher gebracht: r e l i n c h a r heisst auch (gritar en regocijo y fiesta) schreien vor Freude, und ptg. r in c h a r hat eine ähnliche Bedeutung. Auch kann hier an das oben schon erwähnte engl, h o r s e - l a u g h , lautes, unanständiges Gelächter, erinnert werden, da es ursprünglich Gewieher bedeutet haben muss. 2) Etwas zahlreicher sind die Metaphern, welche von den Ausdrücken für s i c h b ä u m e n (it. impennarsi, inalberarsi, îr. se cabrer, sp enarmonarse, arbolarse, enarbolarse, engl, rear) entstanden sind. Das fr. se c a b r e r und it. i n a l b e r a r s i bedeuten auch sich erzürnen, insofern das sich bäumende Pferd immer in einem aufgeregten und dazu meist widersetzlichen Gemütliszustände ist. Fr.: L'homme envain cabré contre son frein. — On ne saurait dire un mot, qu'il ne se cabre. It.: La bertuccia si cominició ad alberare, fatto lor paura pignendo il muso innanzi, cominció a fuggirc. Sacchetti. Das französische cabrer hat auch eine c a u s a t i \ e Bedeutung: machen, dass Jemand sich bäumt, sich erzürnt, d. h. ihn beleidigen, aufbringen. Je payai, en tremblant de le cabrer.

J. J. R o u s s e a u .

Je répartis du mieux que je pus sans le cabrer. Le C h â t r e . Wie aber das Pferd nicht bloss aus Zorn und Eigensinn sich bäumt, sondern auch um zu paradiren, so hat der italienische Ausdruck auch noch die Bedeutung s t o l z w e r d e n , sich überheben (insuperbire), ähnlich wie abbajare (bellen) prahlen heisst. Prima l'enipio si vede in quella sua gloria, e di poi s'inalbera, quasi che a lui sia dovuta. Eine ähnliche Bedeutung wie das fr. se cabrer hat im ursprünglichen Sinne die Redensart f a i r e un é c a r t , z. B.: Son cheval a eu peur, il a fait un écart, das Pferd machte einen Satz, einen Seitensprung. Davon die Metaphern: f a i r e un é c a r t , un b r u s q u e é c a r t (dans un discours),

323 eine Abschweifung machen in der Rede, von dem eigentlichen Gegenstande derselben abschweifen, il est sujet à des écarts, à faire des écarts, er ist zu Ausschweifungen, zu liederlichen Streichen geneigt. Vous êtes si fertile en pareils contre-temps, Que vos écarts n'étonnent plus personne. M o l i è r e , l'Et. I, 5. f a i r e d e s é c a r t s de p o i t r i n e (Le Sage), sich in die Brust werfen (wie ein Pferd, das bloss um zu paradiren Sätze macht). 3) Ueber alle romanischen Sprachen ist d a s A u s s c h l a g e n des Pferdes als Bild der Widersetzlichkeit verbreitet: it. r i c a l c i t r a r e , sp. ptg. r e c a l c i t r a r , fr. r é c a l c i t r e r (alle von dem lat. recalcitrare, ausschlagen, herkommend) bedeuten widerspenstig sein. Der ursprüngliche Begriff hat sich auch in allen jenen Sprachen erhalten, er ist aber weniger gebräuchlich als der metaphorische, und w ird in der Regel anderen Wörtern beigelegt, als it. dare, menare, tirare calci, sp. tirar coces, cocear, acocear, dar eoz, fr. ruer, regimber, (engl, kick, fling out,wince). It.: Perché r i c a l c i t r a t e a quella voglia, A cui non puote il fin mai esser mozzo, E che piü volte v'ha cresciuta doglia? D a n t e , inf. IX, 94. (Warum widersetzt ihr euch jenem Willen, welcher niemals seinen Zweck verfehlen kann, und welcher oft euren Schmerz vermehrt hat vj Frz.: récalcitrer peu usité dans ce sens. B e s c h e r e l l e . Dagegen r é c a l c i t r a n t in der Bedeutung widerspenstig sehr gebräuchlich une humeur récalcitrante, un esprit récalcitrant, se montrer récalcitrant, und als Verb mit derselben Bedeutung r e g i m b er. Sitôt qu'il m' entendit parler d'eau chaude, il se montra si r é c a l c i t r a n t contre ce spécifique qu'il se mit à jurer. L e S a g e , G. Blas III, 4. Puisqu'aujourd'hui votre humeur pétulante Vous rend l'âme aux leçons un peu récalcitrante, Je reviendrai demain. Regnard.

324 Mon jugement m'empesche bien de r e g i m b e r et g r o n d e r contre les inconvénients que nature m'ordonne à souffrire. M o n t a i g n e , III, 5. Il n'est plus temps de r e g i m b e r , quand entraver.

on s'est laissé Das.

Lat.: Nisi dextro tempore, Flacci Verba per attentai» non ibunt Caesaris a u r e m ; Cui male si palpere, r e c a l c i t r a t undique t u t u s ' ) . H o r a t. sat. II, 1, 20. 6 r . Xay.%ÎÇEIV, IIQOÇ 0Ì

Kai Kannwva

XÉVTQCT

ôè

uiioXaY.TÎ'Çeiv.

/.ti]

ÈY.UQTÎQOVV

LAURINE ÎIQOÇ

INLG

y.Qaroiai ont.

Eurip.2)

kaxuitnvieg. E u r i p i d e s, Ipli. T a u r . 1395.

XLUCÎ

Taing à n o 'Lctv.i i a a ç rà /.ui.à /.ai oiûTrjçia vrâvxa, WovTtjov uitpipiv aÇovxa KLtonuiqav éig —içiav. P l u t a r c l i . , Anton. 36.

4) F ü r d a s L a u f e n des Pferdes gibt es bekanntlich zwei e i g e n t ü m l i c h e Ausdrücke: it. t r o t t a r e , sp. trotar, fr. trotter, engl, trot traben, und it. g a l o p p a r e , sp. ptg. galopar, prov. galaupar, fr. galoper, engl, gallop fabzuleiten \ie kostbaren Schlussworte der

Schilderung Manzoni'« mögen hier folgen: Era, bestie,

dico,

una cosa

singolare a vedere alcune di quelle

ritte e quiete sopra questo e quel bambino,

poppa;

e

qualque

altra

accorrere

a un

dargli

vagito,

come

la con

s e n s o m a t e r n o , e fermarsi presso il piccolo allievo, e procurar d'accomodarcisi sopra,

e belare e dimenarsi,

quasi

chiamando

chi venisse in ajuto a tutt' e due. ( E s war, sage ich, cine seltsame S a c h e zu sehn, wie einige j e n e r T h i e r e , grade aufrecht und ruhig Uber diesem und j e n e m S ä u g l i n g stehend ihm das E u t e r reichten, und wie ein anderes auf ein Kindergesclirei fühle

getrieben,

über

ihm

mäekerte

die

bei

herbeieilte,

dem

geeignete

kleinen Stellung

und sich geberdete,

wie

\on

mütterlichem Ge-

Pflegling stehen einzunehmen

blieb

und

suchte,

und

als ob es nach J e m a n d e m riefe,

der ihnen beiden zu Hülfe käme.) Aneli

dem

so

fein

beobachtenden

Montaigne

ist

dieser

ebenso auffallende wie rührende Zug im Seelenleben der T h i e r e nicht

entgangen

und

er

schildert

ihn

in

seiner

Weise

fast

ebenso ansprechend wie Manzoni. E t ce que j ' a y parle des chevres,

c'est d'autant qu'il

est

474 ordinaire autour de chez nioy de veoir les femmes de village, lorsqu'elles ne peuvent nourrir les enfants de leurs mammelles, appeller des chevres à leur secours : et j ' a y à cette heure deux laquais qui ne tetterent jamais que huict j o u r s laict de femmes. Ces chevres sont incontinent duictes à venir allaicter ces petits enfants, recognoissent leurs voix quand ils crient et y accourent: si on leur en presente un anitre que leur nourisson, elles le refusent ; et l'enfant en fa ¡et de mesme d'une anitre ehevre. J'en veis un l'aultre j o u r à qui on osta la sienne, parce que son père ne l'avoit qu'einpruntee d'un sien voisin, il ne peut jamais s'adonner à l'aultre qu'on luy presenta, et mourut, sans doubte, de faim. M o n t a i g n e , Essais, II, H. i ) Einen dritten Gehrauch scheint noch der Italiener von der Ziege zu kennen. Er hat die seltsame Redensart c a r i c a r e l a c a p r a i n \ e r s o il c h i n o , die Ziege gegen den Abhang zu reiten, in dem Sinne von Andare in rovina, etwas Gefährliches unternehmen, mit Gewalt sich ins Verderben stürzen. Boccaccio, Decani. Il, 10: Per la qualcosa mi pare che ser Bernabò disputando con Anibrnogiulo, cavalcasse la capra inverso il chino. Man muss danach wohl annehmen, dass die italienischen Hirtenjungen, welche die Ziegen auf den dortigen Bergen weiden, ein besonderes Vergnügen darin finden, auf Ziegen zu reiten, l'ebrigens scheint auch das ältere Französisch diesen Ausdruck besessen zu haben. Cotgrave, in seinem Engl.-Franz. "Wörterbuche, führt ihn wenigstens an als chevaucher la chèvre en la vallée, mit der E r k l ä r u n g : to undertake a dangerous tliing. 3) Auch von der A e h n l i e h k e i t m i t d e r G e s t a l t der Ziege sind in den romanischen Sprachen Metaphern gebildet worden, die dann also dem mannigfaltigen Gebrauche unseres Wortes Bock völlig entsprechen. So heisst im Ital. capro der Schabebock der (Herber, sp. cabrio der Stuben- oder Deckenbalken, eabrion ein hölzerner Block (b. d. Schiffskanonen), fr. chèvre der Sägebock, chev ron der Dachsparren, engl, goats Steine, die in ein Gewässer gelegt sind, um darüber zu schreiten. Freilich sind dies mehr vereinzelte Ausdrücke, und, wie wir schon gesehen haben in den vorhergehenden Kapiteln, die meisten Gertiste metaphorisch mit den Namen des Pferdes, Esels oder Maulesels benannt.

475 Auch die Bedeutung P u r z e l b a u m Fehler,

w e l c h e Bock

standen. genau

Wie man

nahm,

so

haben

es

kann,

(Burzelb.) und Irrthum,

sind

auf d i e s e W e i s e e n t -

bei a l l e n d i e s e n V e r g l e i c h e n n i c h t s e h r

glaubte

man

in

der

Gestalt

Jemandes,

der

e i n e n P u r z e l b a u m m a c h t e , die G e s t a l t e i n e s B o c k e s zu e r b l i c k e n , und sagte

e i n e n Bock s c h i e s s e n

(s. S a n d e r s , I,

180,

man nun wieder

Nr. 8, 9),

auf

s t r a u c h e l t , d. h. e i n e n men

denjenigen, Irrthum,

diesen Ausdruck

der

in

geistiger

tibertrug Beziehung

F e h l e r sich zu S c h u l d e n k o m -

liess. ( M t p h r . 11. Potenz.)

s c h i e s s e n , zu d e r Bdtg.

für purzeln, straucheln, fallen und

So k o m m t

d e n n : einen

Bock

irren. D i e s e l b e B d t g . h a t ( n a c h S c h m e l l e r ,

Bair. W b . I, 150. u n d ihm f o l g e n d S a n d e r s , I, 182.) d a s V e r b u m bocken.

S c h m e l l e r f ü h r t f o l g e n d e s B e i s p i e l a n : S o b a l d es bei

der Obrigkeit, dem Adam, gefehlt war, sobald bockten die Unterg e b e n e n nach. Wegen

B u c h e r ' s s. W . IV, 104, a u c h cit. v. S a n d e r s .

einer Aehnliehkeit

mit d e m F u s s e d e r Z i e g e

im fr. d a s B r e c h e i s e n den N a m e n p i e d d e c h è v r e 4) E n d l i c h

wird

für das Meckern lichen Klang

der

auch

im F r a n z ö s i s c h e n

von d e m

der Ziege Gebrauch gemacht, menschlichen

Stimme

hat

erhalten. Worte

um e i n e n ä h n -

beim

Singen

zu

be-

zeichnen.

W i r l e r n e n h i e r m i t eine d r i t t e B e d e u t u n g des V e r b u m s

chevroter

kennen:

sa

voix

chevrote,

une

cadence

ehevrotée

(Boekstriller). 5) W a s noch d i e A u s d r ü c k e f ü r d e n B o c k

insbesondere

b e t r i f f t : it. becco, sp. bode, c a b r o n , fr. bouc, engl, h e - g o a t , b u c k g o a t , so h a t d a s l a t e i n i s c h e h i r c u u i olere e i n e N a c h b i l d u n g g e f u n d e n in d e m f r a n z ö s i s c h e n p u e r c o m m e in d e m G r i e c h i s c h e n /.tgaiiag,

u n b o u c , und die schon

xeçcrçr/iôçoç ( H ö r n e r t r ä g e r ) offen-

b a r mit H i n b l i c k auf d e n Z i e g e n b o c k g e b i l d e t e M e t a p h e r sich a m b e s t i m m t e s t e n a u s g e d r ü c k t w i e d e r

im it. becco,

findet becco

e o r n u t o , u n d d e m sp. c a b r o n , a b e r a u c h in d e n ü b r i g e n S p r a c h e n , obgleich

sie

den Namen

des Bockes

selbst

nicht gebrauchen,

s o n d e r n n u r vom H ö r n e r t r ä g e r u n d H ö r n e r t r a g e n Sp.: Cornudo, cornudar, encornudar

(=

sprechen:

it. f a r le

corna)

poner cuernos; F r . : A v o i r les c o r n e s ( =

it. a v e r e

p l a n t e r d e s c o r n e s à. qn.

le c o r n a ) , p o r t e r 1. c.,

476 Engl.: Wear horns, bestow a pair of horns upon somebody, to horn, a cornuto. Dtsch. : Hörner tragen, aufsetzen, Einen hörnen. Der Grund dieser auffallend übereinstimmend in allen Sprachen (mit Ausnahme des Lateinischen) sicli findenden Metapher muss in folgendem Charakterzuge des Bockes zu suchen sein. Le bouc est un assez bel animal, très-vigoureux et t r è s c h a u d : un s e u l p e u t s u f f i r e à p l u s d e c e n t c i n q u a n t e c h è v r e s pendant deux ou trois mois; mais cette ardeur qui le consume ne dure que trois ou quatre ans, et ces animaux sont.énervés et même vieux dès l ä g e de cinq ou six ans. Huff on. Wie aber die Erklärung zu geben ist, übergehen wir hier und behalten es für einen anderen Ort vor, wo wir jene Ausdrücke mit ihren Synonvnien zusammenfassen können, und gerade durch diese Zusammenstellung der richtige Gesichtspunkt mit Bestimmtheit angezeigt wird, von welchem auszugeben ist, um die richtige Deutung zu finden. Dieser Ort findet sich im Kapitel Uber H u h n u n d H a h n , Abschn. III. Von derselben Eigenthümlichkeit des Bockes ist die Hede, wenn sein Name mtpli. gebraucht wird, wie in dieser Stelle aus Jer. Gotthelf: Es gebe noch Andere für sein Meitschi als so alte Böcke und Sünder (s. d. u. andre Stellen bei Sanders, D. Wb. 1, S. 180.) und das engl, goat und go;itish so viel als lustful, lecherous bedeutet. Thou damned and luxurious mountain goat, Offer'st me brass? S h a k c s p . Kg. Henry V., IV, 4. An admirable evasion of wh . . . -master man, to lay his goatish disposition on the charge of a star. D e r s . , Kg. Lear I, 2. Das Wort S t i n d en b o c k wird auch wohl in demselben Sinne gebraucht, in der Regel aber zur Bezeichnung einer Person, welche für die Sünden Anderer büssen muss, fr. bouc émissaire, engl, scape-goat, ital. becco emissario. Der Ursprung dieser Metapher ist in 3. Mos. 16, 20 — 22 zu suchen, wo von dem Sündenbock der Juden während ihres

477 Zuges durch die Wüste die Rede ist: Und wenn er (Aaron) vollbracht hat das Versöhnen des Heiligthums und der Hütte des Stifts und des Altars, so soll er den lebendigen Bock herzubringen. Da soll denn Aaron seine beiden Hände auf sein Haupt legen und bekennen auf ihn alle Missethat der Kinder Israel und alle ihre Uebertretung in allen ihren Sünden; und soll sie dem Hock -auf das Haupt legen und ihn durch einen Mann, der vorhanden ist, in die Wüste laufen lassen; dass also der Hock alle ihre Missethat auf ilnn in eine Wildniss trage und lasse ihn in die Wtiste.

8. Das Schaf. I. Mit d e r Z i e g e ist d a s Schaf so n a h e \ e r w a n d t , d a s s , w e n n man

die Verschiedenheit

man

es so zu

des Temperaments

a u s s e r Acht lässt,

s a g e n als e i n e \ e r e d c l t e Z i e g e b e t r a c h t e n

kann

(vgl. Buffon, V, p. 60). D a s Schaf h e i s s t it. p e c o r a , sp. o v e j a , ptg. ovellia, fr. b r e b i s , m o u t o n , engl, s h e e p , e w e , d a s m ä n n l i c h e , d e r W i d d e r , it. mont o n e , sp. c a r n e r o , f r . belier, it. a g n e l l o ,

fr. a g n e a u ,

engl, r a m ;

sp. c o r d e r n ,

das Junge,

engl. l a m b .

das

Lamm,

Von

diesen

A u s d r ü c k e n ist auf d a s l a t e i n i s c h e W o r t fiir S c h a f , o\ is (gr. wc), n u r o v e j a , o v e l l i a z u r ü c k z u f ü h r e n , e i n e D i m i n u t i v f o r m ovicula, w i e ojo von oculus.

Pecora

lienische Sprache beschränkt e n g e r e n Begriff, d e n s c h e e r e n , jTtxog Wolle)

und

Lateiner liche

hatte (Wollvieh,

d i e W o l l e , d a s Vliess,

verwirft

den

weiteren

jtö/.og

wie

(Thiere)

auf

die

Beschränkung

Rindvieh

in

D i e ita-

ursprünglichen

d e n n ;itxiu h e i s s t die abgeschorene

Begriff Vieh,

n i e i s t e n t h e i l s dein W o r t e beilegt,

Erscheinung-,

animalia

pecus

k o m m t \ o n i lat. p e c u s . sich also auf d e n

welchen

demnach des

auinailles,

der

eine ähn-

Begriffes

von

und

von

des

a v i s ( V o g e l ) auf G a n s in oca, oie, 1) D i e A u s d r ü c k e b r e b i s , m o u t o n , m o n t o n e ,

carnero

sind bemerkenswerth wegen des Umschlagens der ursprünglichen Bedeutung Hammel d i e von W i d d e r .

in d i e von Schaf

Fr. b r e b i s

d e r H a m m e l , von d e m a u c h g e l e i t e t ist,

und

im A l l g e m e i n e n ,

o d e r in

k o m m t n ä m l i c h v o m lat. v e r v e x berger (gleichsam verviearius) ab-

sp. c a r n e r o ,

wenigstens

nach

d e r w o h l zu

b i l l i g e n d e n A n n a h m e v o n Diez, von c r e n a d e r E i n s c h n i t t

(wäh-

479 rend das Wörterbuch der Akademie es von carne ableitet und als das fleischreiche Thier deutet). M o n t o n e u n d m o u t o n haben als Etymon das lat. mutilus, verstümmelt. Diese Ableitung des Wortes (it. montone, ven. moltone, prov. u. catal. molto, altsp. moton, fr. mouton) erregt zwar sowohl in Betreff der Form als in Betreff der Bedeutung mancherlei Bedenken, und wir würden eine andere Etymologie zu geben suchen, wenn nicht unter den Formen des Mittellateins, in welchen das Wort erscheint, multo, muto, molto, molton, monto, niunto, montonus sich auch eine Form mutilo fände. Ducange (Glossar, med. latin.) führt sie in einer Urkunde vom J a h r e 1277 an: IV boves, vi m u t i l o n e s , et sex africanae foeniinae. Angesichts dieser Stelle (die übrigens Diez, dem wir diese Etymologie verdanken, hätte anführen sollen) muss jeder Widerspruch verstummen. Was nun die jetzige Bedeutung von montone, mouton etc. betrifft, so muss die Aeusserung von Diez, dass in der Bedeutung Hammel alle Sprachen zusammentreffen (Etym. Wb. I, 280) als unrichtig bezeichnet werden. Das it. m o n t o n e bedeutet nicht bloss Hammel, sondern das männliche Schaf überhaupt, es geht so \öllig auf in den Begriff des lat. aries, dass ihm auch die Bedeutung Mauerbrecher, den (lies hat, zukommt. Das Wörterbuch der Akademie (Bologna 1822) definirt den Begriff von montone als il maschio della pecora, che s e r v e p e r f a r r a z z a . Lat. aries. Bestimmter kann der Gegensatz gegen das was Hammel bedeutet, doch nicht ausgesprochen werden. Montone ist sogar das einzige Wort, das der Italiener für den Begriff Widder (aries) hat, der Hammel heisst castrato (arrosto di castrato, carne di castrato, brodo di castrato). Sollte aber ein Hammel noch als montone bezeichnet werden dürfen, so wäre das nur in so weit richtig, als im Deutschen die Hammel noch zu den Widdern gerechnet werden dürfen, und die Angabe der Bedeutung Hammel für montone bliebe gerade so falsch, wie wenn man das lat. aries so übersetzen wollte, oder it. guaragno mit Wallach. Ebenso falsch ist es, wenn Diez (Et. Wb. II, 114) das sp. c a r n e r o als Hammel wiedergibt. Es bedeutet das männliche

480 Schaf überhaupt, sowohl den W i d d e r als den Hammel, der dann im Besondern noch von j e n e m als carnero castrado oder carnero capado unterschieden werden kann, und w i r d s o g a r nicht selten als epicoenum für das Schaf überhaupt,

das

männliche

wie

d a s w e i b l i c h e , gebraucht, so in der Definition, die das Wörterbuch der A k a d e m i e von carnero

gibt:

animal quadrupedo

de

uña hendida y lanudo.

Algunos tienen cuerno retorcido, como

son todos

Divídense en

los merinos.

tres

especies,

que

son

merinos, riberiegos y churros ó burdo*, ¡11 welchen Worten \ m Geschlechte g a r keine Rede ist. D a s fr. m o u t o n behält zwar die ursprüngliche

Bedeutung

Hammel, bekommt aber da/u noch die \ iel weitere v 011 S c h a f , deren w i r

eben

Widder durch dabei,

bei

carnero

gedachten,

während

b é l i e r 1 ) bezeichnet wird.

dass mouton sogar als der edlere,

für S c h a f ,

etwa

in dem S i n n e

sagen, anzusehen ist,

vgl

wie

z. B. das

ist

poetische A u s d r u c k

wir L ä m m e r

statt S c h a f e

Gedicht- Les moutons von

Ant. Deshoulières, das mit den Worten a n f ä n g t : moutons, que vous êtes h e u r e u x !

der B e g r i f f

Bemerkenswerth

Noch seltsamer

dass mouton, trotz seines schmutzigen Ursprungs im Mittelalter sogar gebraucht wurde,

Hélas, petits ist es aber, \on

iiiutilus,

uni einen der höchsten

kirchlichen B e g r i f f e , den des L a m m GoHes, des Agnus dei, zu bezeichnen, wofür jetzt l ' a g n e a u de Dieu gesagt wird. E s geht das hervor aus dem Namen zuerst von L u d w i g I X . und K a r l V I I . geprägten Stempel ein L a m m

dann

Goldmünze,

von die

auf

mit einein Kreuze,

einer im Mittelalter,

allen Königen der

und

bis auf

einen Seite

als

darum im K r e i s e

die Worte t r u g : Agnus Dei, qui tullís pee-cata mundi, miserere nobis.

Man nannte diese Münze ursprünglich d e n i e r s d ' o r à

l ' a g n e l , oder auch kurz A g n e l s , so in einer Ordonnance von P h i l i p p dem Schönen: au

temps

de

Agnels que nous faisons forger comme

saint Louis.

Sehr

bald scheint aber dafür der

Name M o u t o n d ' o r aufgekommen zu sein.

Ducange führt eine

1) „Vom ndl. bei Glückchen, weil er ein solches zu tragen pflegt, ndl. bel-hamel, engl, bell-wether, fr. auch cloclieman (Glöckner) und mouton ä la Sonette, mlat. aries squilatus genannt." Diez, Et. Wb. II, 219.

481 Urkunde aus dem Jahre 1363 an, wo dieser Ausdruck vorkommt: Ego Hervaeus . . . do et lego abbatissae et conventui de Gaudio prope Hennebont centum m u t o u e s a u r i semel solvendos; und Le Blane sagt in seinem Traité historique des monnaies de France (Amsterd. 1692) pag. 168: Cette monnaie fut nommée dans la suite m o u t o n ä l a g r a n d e l a i n e e t ä l a p e t i t e l a i n e . II n'y a rien de si fréquent dans les anciens titres que cette monnaie sous le nom de Mutones ou Moultones. Da nun aber der einfache Anblick des Bildes auf der Münze und ihre Umschrift unzweideutig erkennen liess, welch einem Lamme mau den Namen mouton gab, so ist wohl der Schluss gerechtfertigt, dass man überhaupt das Agnus Dei in volksthümlicher Weise als mouton bezeichnete, und also, wie man jetzt sagt, Agneau de Dieu, und wie in der Redensart C'est la brebis du bon Dieu eine Metapher des Agnus Dei steckt, so auch wahrscheinlich das Volk früher von einem Mouton de Dieu sprach. Es zeigt das aber, wie bald man die eigentliche Bedeutung von mouton vergessen haben muss, da man sich sonst doch nimmermehr eine solche Anwendung davon erlaubt haben würde. Mouton ist in der Form m u t t o n auch in das Englische übergegangen, bezeichnet dort aber nur das Schöpsen- und Schal'fleisch, während der Name für Hammel wether, der für Schaf slieep und ewe, der für Widder ram ist. Von diesen entspricht wether unserem Worte Widder, goth. vithrus, ahd. vidar, ags. wedher; sheep unserem Schaf, ahd. scaap, scaf, ags. sceap; und ewe (das Mutterschaf) dem goth. avi (wovon avethi die Heerde], ahd. aivi, ags. eav, eova, Schweiz, au, ow, ouw, lat. ovis, gr. oit,-. Aus dieser Zusammenstellung fällt zunächst und besonders auf, dass die Bedeutung, welche die ursprüngliche des deutschen W i d d e r zu sein scheint, in dein e n g l i s c h e n w e t h e r (Hammel) s i c h e r h a l t e n h a t . Das Althochdeutsche vidar heisst nämlich so viel wie vervex, das verschnittene Thier, (Grimm, Grammat. III, S. 326), freilich im Widerspruche mit dem goth. vithrus, das Ulfilas ganz allgemein für Schaf, Lamm gebraucht, und sogar um den Begriff Agnus Dei wiederzugeben, wofür er 31

482 v i t h r u s g u t h s sagt, z.B. Job. 1, 29: Sai, sa ist vithrus guths saei aînimith fravauhrt thizos manasedais. Indem nun das ahd. vidar im neuhochdeutschen Widder die allgemeine Bedeutung von männlichem Schaf überhaupt gewonnen hat, hat es eine ganz ähnliche Entwicklung durchgemacht wie die romanischen Ausdrücke it. montone, îr. mouton, brebis, sp. carnero. Die U e b e r e i n s t i m m u n g des D e u t s c h e n mit den r o m a n i s c h e n S p r a c h e n wird aber noch vollständiger durch die eigentliche Bedeutung des W o r t e s S c h a f . Auch dieses Wort, jetzt der allgemeinste Gattungsname, bedeutete ursprünglich Hammel, ebenso wie Schöps, mit dem es den Ursprung gemein hat. Schwenck sagt darüber (Wörterb. der deutsch. Spr. S. 579): „Der Name ist nicht deutsch, sondern aus der slavischen Sprache entlehnt, böhm. skopec, welches eigentlich das verschnittene Thier, den Hammel bezeichnet, sla\. skopîti castriren, skopetz Castrat." Und sogar auch Lamm hat \ ielleicht ursprünglich dieselbe Bedeutung gehabt (siehe Schwenck, S. 379). Wir sind also zu dem K e s u l t a t e gekommen, dass nicht nur die romanischen Ausdrücke it. montone, ïr. mouton, brebis, sp. carnero, sondern auch die deutschen Widder, Schaf und das engl, sheep u r s p r ü n g l i c h H a m m e l bedeutet haben, und dann bei allen eine Erweiterung des Begriffes zu dem des männlichen Schafes überhaupt (montone, carnero, Widder), oder sogar zu dem des männlichen und weiblichen Schafes, zu dem \ on Schaf überhaupt (fr. mouton, sp. carnero, engl, sheep, dt. Schaf i eingetreten ist. Diese auffallende Uebereinstimmung der Sprachen kann nicht ohne Grund sein. Es muss ihr e i n e p o s i t i v e T h a t s a c h e , eine Erfahrung des Lebens zu Grunde liegen, und welche es ist, darüber kann kein Zweifel sein. Es ist die, dass der Hammel sowohl ein bei weitem besseres Fleisch, als eine bessere Wolle liefert, als der Widder oder das Schaf. L a c h a i r du bélier, quoique bistourné et engraissé, a toujours un mauvais goût, celle de la brebis est molasse et insipide, au lieu que c e l l e d u m o u t o n est l a p l u s s u c c u l e n t e et la meilleure de toutes les viandes communes. Buffon V, p. 13. L a l a i n e d e s m o u t o n s est ordinairement plus abondante et meilleure que

483 celle des brebis. p. 19.

In der Uebertragung der ursprünglich

für den Hammel bestimmten

Ausdrücke

auf alle Schafe,

doch auf das ganze männliche Geschlecht derselben,

oder

liegt

also

dieses Urtheil ausgesprochen, dass der Hammel das vorzüglichste Schaf ist, dass er, wenngleich vom objectiven, natürlichen Standpunkte

darin

eine

mutilatio

zu sehen

ist,

vom

subjectiven,

menschlichen S t a n d p u n k t e als d a s v e r e d e l t e , m ö g l i c h s t v e r vollkommnete

Schaf

erscheint.

Es

ist

eine

Benennung

der ganzen Gattung

nach der vorzüglichsten S p e c i e s ,

minatio

Eine

a potiori.

Schwein.

Parallele

dazu

ist

fr.

eine no-

cochon

das



2) W i e in den zuletzt behandelten Ausdrücken die S p r a c h e sich darüber ausspricht,

welche Art der S c h a f e

am meisten Nutzen bringt,

so

spricht

sie

dem Menschen

sich

auch

darüber

aus, w a s vom S c h a f e dem Menschen am meisten Nutzen bringt, ob die Wolle lat. p e c u s

oder das Fleisch.

bezeichnet,

scheeren,

7II'MO

legt also

da

Wolfe,

JIO-M^

Das oben von

uns

es desselben Ursprungs

den l l a u p t n a c h d r u c k

das S c h a f auf

als

erwähnte

ist wie gr.

das W o 11 v i e h ,

die Gewinnung der Wolle,

und, wie diese Anschauung ganz mit der W i r k l i c h k e i t harmonirt, da das Schaf

in allem,

ersetzt werden kann, die Ansicht

der

was es gewährt,

durch

nur nicht in der Wolle,

heueren

Sprachen.

In

andere T h i e r e so ist dies auch

ihnen

tritt

aber

die

überwiegende W i c h t i g k e i t der Wolle vor allen anderen Erzeugnissen des Schafes Abstammung hervor, sich

nicht

in einzelnen W o r t e n ,

aussprächen,

und zwar insofern,

auf

wenige

es

das S c h a f es

gibt,

die

Schlachtvieh gewährt.

als

sondern

eine F ü l l e

als Wollvieh an

den

in

bezieht,

Nutzen

die durch ihre

den

Sprüchwörtern

von Sprüchwörtern aber

erinnern,

nur

einzelne

den

es

als

Als solche sind nur zu nennen:

It.: L'agnello e buono anche dopo pascua.

Giusti

160.

Kr.: Chair de inouton manger de glouton. L e R o u x 1 , 1 2 1 . Mieux vaut gigot voisin et prochain Qu'un gros mouton lointain.

ibid.

S u r toute chair le mouton est le plus eher. i b i d . Dagegen reden vom S c h a f e als Wollvieh folgende:

484 Span.: A la ruin oveja la lana le pesa y al ruin pastor el cayado y el zurron. (Uem schlechten Schafe ist die Wolle zur Last, und dem schlechten Hirten der Hirtenstab und die Schäfertasche.) Portg.: A ruin ovelha a là le peja. Ital. (Nordit.): Trista l'è quela pegora, che no l'è buna de porta la só lana. Dt.: Es ist ein faules Schaf, das die Wolle nicht tragen mag. (Engl.: It 's a sorry goose that will not baste (begiessen) herseif.) D ü r i n g s f . 1, 228. It.: Il buon pastore tosa, ma non iscortica. Fr.: Bon berger tond, n'escorche pas.

G i u s t i 154.

Le l i o u x II, 91.

Dt.: Man soll die Schafe scheren, aber nicht rupfen. S i m r o c k , S. 415. Lat. : (Rescripsit) Boni pastori» esse tondere pecus, non deglubere. S u et on. Tiber. 32. It.: E meglo dar la lena che la pecora. G i u s t i 109. Fr.: Mieux vaut perdre la toison Que brebis, bélier ne mouton. L e R o u x I, 97. It.: Corte romana non vuol pecora senza lana. G i u s t i 214. Fr.: Cour de France et cour romaine Ne veulent de brebis sans laine. Le R o u x II, 60. (Dt.: Zu Rom ist keine grössere Sünde, denn kein Geld haben. S i m r o c k , S. 401.) It.: Tondi l'agnello, e lascia il porcello. G i u s t i 343. Uomo senza roba è pecora senza lana. G i u s t i 254. Dio modera il vento all' agnello tosato. (Dio manda il freddo secondo i panni.) Fr. : A brebis tondue Dieu mesure le vent. Engl.: God tempers the wind to the shorn lami). Dt.: Gott gibt leisen Wind, wenn die Schafe geschoren sind. Gott gibt gelinden Regen, wenn das Schaf geschoren ist. D ü r i n g s f . I, 322.

485 Fr.: Il n'est pas toujours saison De tondre brebis et mouton. L e R o u x I, 97. De brebis ou mouton à courte laine Espérer grand toison est perdre sa peine, ib. 196. L'ouaille et l'abeille En avril ont leur deuil. L e R o u x I, 63. Sp. : De mañana en mañana Pierde el cordero la lana. Ou d i n 91. El que ha ovejas, ha pellejas. On d i n 106. Lao"\eja lozana dijo á la cabra: dame lana. O u d i n 148. Engl.: Sheer sheep that has them ( = fr. écorcher l'anguille tant qu'on la tient). D. : Wer die Schafe schiert, dem wird die Wolle. S i m r o c k 415. Das Schaf trägt sich selbst keine Wolle. Es ist nicht Noth, dass man die Schafe frage, die Wolle gilt. Es ist ihm nicht uni's Schaf, sondern um die Wolle. S i m r o c k ibid. Aus diesem Grunde gilt denn auch das weisse Schaf für besser als d a s s c h w a r z e , und so erklärt sich die Metapher (les engl, b l a c k s h e e p für einen missrathenen Menschen. If the mere glimpse of a coronet on a sheet of note-paper attracts such offers, what would not be the value of genuine credentials such as e\en a b l a c k s h e e p might easily obtain from his family. Saturday Rev. 1874. 22. Aug. S. 2381). Bei dieser Gelegenheit mögen auch noch zwei originelle spanische Sprüchwörter erwähnt werden, in welchen sich die grosse Wichtigkeit des Schafes überhaupt spiegelt, welche Buffon zu dem Ausspruche veranlasste: Cet animal est pour l'homme l'animal le plus précieux. Sie lauten: Abeja y oveja, y piedra que trabaja, y péndola tras oreja, y parte en la igleja, desea á su hijo la vieja. O u d i n 2. (Bienen und Schafe, und einen Stein, welcher arbeitet 1) Im Alterthume wurden schwarze Schafe den finsteren Gottheiten, dem Pluto, der Proserpina, den Erinnyen und der Hekate geopfert.

486 (Mühlstein), und eine Feder hinter dem Ohr, und ein Amt in der Kirche wünscht die Alte ihrem ¡Sohne.) Agora que tengo oveja y borrego, todos me dicen buena esteis Pedro, (Jetzt,

wo ich Schafe

en hora

ib. 10. und Lämmer habe,

sagen Alle zu

mir: Möge es Euch gut gehn, Pedro.)

II. 1) D a s N a t u r e l l d e s S c h a f e s ist sehr e i g e n t ü m l i c h e r Art, und scharf unterschieden von dem der Ziege, so ähnlich sich beide Thiere im äusseren und inneren Bau auch sind. Das Schaf zeichnet sich aus durch eine g r e n z e n l o s e S t u p i d i t ä t und eine ebenso grosse F u r c h t s a m k e i t : ce sont de tous les animaux quadrupèdes les plus stupides, ce sont ceux qui ont le moins de ressource et d'instinct: les chèvres qui leur ressemblent à tant d'autres égards, ont beaucoup plus de sentiment. B u f f o n V, 5. Daher ist das Schaf in vielen Sprachen, und mit grösserem Rechte als andere Thiere, der Vertreter von Dummheit, Furchtsamkeit, Schüchternheit, aber freilich auch der damit zusammenhängenden empfehlenden Eigenschaften, der Sanftmuth, Unschuld und Gutinüthigkeit. Ausschliesslich die letztgedachten Eigenschaften vertritt das junge Schaf, das Lamm. Die ital. Ausdrücke pecora, pecoraccia, pecorone, montone heissen alle Dummkopf. „II Pecorone" ist der Titel der Novellen des Ser Giovanni (1378 begonnen), und der Verfasser gibt selbst den Grund dieser Benennung in folgenden Worten an : (Il libro) è per nome il Pecoron chiamato, Perché ci ha dentro novi barbagianni Ed io son capo di tal brigata, Che vo belando come pecorone, Facendo libri, e non ne so boccata. Dagegen heisst

es mansueto corne

un agnello (sanft wie

ein Lamm), und agnello wird auch wohl ohne Zweifel als Metapher in demselben Sinne gebraucht werden.

487 Unter den französischen Ausdrücken hat nur m o u t o n die Bedeutung dumm, und zwar nur als Adjectiv, z. B. un caractère mouton, ein gutmiithig einfältiger Charakter. Ebenso oft bedeutet mouton aber gutmiithig, z. B. une humeur moutonne, und als Substantiv luit e* im metaphorischen Sinne immer diese Bedeutung: C'est un mouton, er ist eine gute Seele, wie: II est doux comme un mouton. Noch stärker tritt derselbe hervor in a g n e a u : Pourquoi, s'écria-t-elle avec emportement, pourquoi ne voulezvous pas que j e ressente vivement l'offense qu'on a faite à ce petit agneau, à cette colombe sans fiel, qui ne se plaint pas seulement de l'outrage qu'il a reçu? L e S a g e , G. Blas II, 7. Dies ist denn auch die metaphorische Bedeutung,

welche

B r e b i s in dem Ausdrucke hat: C'est la brebis du bon Dieu (er ist das harmloseste, sanfteste Geschöpf von der Welt), worin wir, wie schon oben erwähnt, eine Nachbildung des Ausdrucks Agnus Dei zu sehen haben. In dem Sinne des ital. pecorone kommt brebis nicht vor. Dagegen bezeichnet es Furchtsamkeit in den beiden Sprüchwörtern : Tel resemble Orlando qui est puis après une brebis. L e R o u x II, 48. Courage de brebis toujours le nez en terre, ib. I, 96. vgl. Rabelais IV, 23: Du couraige tant et plus. J e n'entens couraige de brebis, je diz couraige de loup. Als Sinnbild der Genügsamkeit steht brebis in dem Ausdrucke repas de brebis. Quand la viande fut cuite, il la tira de la broche et en coupa quelques picces pour notre souper qui ne fut pas un repas de brebis, puisque nous bûmes d un bon vin. L e S a g e , G. Blas IV, 10. Den spanischen Wörtern c a r n e r o und o v e j a fehlen beide metaphorische Bedeutungen, sowohl die von dumm, als die von furchtsam, und nur in einem Sprüchworte tritt letztere hervor Oveja hasta de su rabo se espanta.

( O u d i n 231)

(das Schaf erschrickt sogar vor seinem eigenen Schwänze). Die

488 von sanft, gutmüthig hat aber c o r d e r o (Lamm), und der Schmeichelname o i s l o (mi oislo. Im Don Quijote nennt Sancho seine Frau zuweilen so), wenn wir ihn, was unbedenklich zu sein scheint, für ovislo setzen, und somit von ovicellus = ovicula (Schäfchen) ableiten. Engl, s h e e p heisst Dummkopf und das Adjeetiv sheepish sowohl dumm, einfältig, als furchtsam, schüchtern, blöde; l a m b entspricht ganz dem agneau, agnello, cordero, und in diesem Sinne steht auch sheep in dem Ausdrucke: to cast a sheep's eye at one, einen verschämten Blick auf Jemand werfen. Better a shrew than a sheep {besser ein zänkisches als ein dummes Weib, for commonly shrews are good housewives). R a y , S. 34. Twenty to one then, lie is shipped already, And I have play'd the sheep in losing him. S h a k e s p., Two g. o. Verona, I, 1. Hark, countrymen! either renew the fight, Or tear the lions out of England's coat, Renounce your soil, give s l i c e p in lions' stead. S h a k e s p . , Henry VI., P. I, 1, 5. Pr'ythee, despatch: The lamb entreats the butcher; where'« thy knife? S h a k e s p . , Cymb. Ill, 4. She is a l a m b , a dove, a fool to him. S h a k e s p . , Taming of the shrew III, 2. Wilt thou, o God! fly from such gentle l a m b s , And throw them in the entrails of the wolf? Richard III., IV, 4. I will sacrifice the l a m b that I do love, To spite a raven's heart within a dove. S h a k e s p . , Twelfth-n. V, I. What, l a m b ! what, lady-bird! — God forbid! where is this girl? — What Juliet. D e r s . , Rom. & J., I, 3. He (Marcius) is a lamb indeed, that baes like a bear. — He is a bear indeed, that lives like a lamb. Cor. II, 1. Daher wird auch der kirchliche Ausdruck Agnus Dei durch L a m b of God wiedergegeben 1 )1) Den Kenner der englischen Geschichte erinnert dieser Ausdruck

489 Ausserdem sind hier aus dem Englischen noch zwei Ausdrücke für das Lamm zu erwähnen, nämlich P e t und C o s s e t . Letzteres bedeutet ein Lamm, das ohne Mutter aufgezogen wird, nitph. ein verzogenes, verhätscheltes Kind, pet überhaupt das Lamm, mtph. den Liebling eines Kreises von Menschen. He has been made too much of a p e t a n d c o s s e t already. His (Goldsmith's) vanity, his childish though not malignant envy, his more than Irish aptitude for blunders, his eagerness to shine in com ersation, for which he was peculiarly unfitted, his weaknesses and genius combined made him t h e p e t and the laughing stock of the company. S h a w , Hist, of E. L., cap. 17. Sterne became the pet and lion of fashionable London society. Daselbst. Bei dieser Auffassung der beiden Bedeutungen von P e t kann über die Etymologie des Wortes kein Zweifel obwalten. Es ist das französische P e t i t , das j a für alle Thierjungen gebraucht werden kann, und dazu ein Liebkosungswort (mon petit!) ist. Müller (Etymolog. Wörterb. d. Engl. Spr. II, S. 176) und dem dort angeführten Wedgwood ist dieser so nahe liegende Ursprung des Wortes entgangen, weil sie sich nicht gefragt haben, was die Grundbedeutung des Wortes ist. Dass aber Lamm die Grundbedeutung ist, wird unterstützt durch die beiden parallelen Bedeutungen Mm cosset, von denen unzweifelhaft die Grundbedeutung Lamm ist. Ueber die metaphorischen Bedeutungen der d e u t s c h e n Wörter Schaf und Lamm brauchen wir nichts zu bemerken. an die K i r k e ' s L a m b s , bürgerlichen

Unruhen

zur

als welche im 17. Jahrhundert während der Zeit Jacobs II.

und Grausamkeit berüchtigten Soldaten Iiirke luess, bezeichnet wurden.

die

wegen

ihrer

Rohheit

eines Regimentes, dessen Oberst

As tliej had been levied for the purpose

of waging war on an infidel nation (nämlich

als Besatzung

von Tanger

auf der nordafricanischen Iviiste) they bore on their flag a Christian emblem, the Paschal Lamb.

In allusion to this device, and with a bitterly

ironical meaning, these men, the rudest and most ferocious m the English army, were called Kirke's Lambs.

M a c a u l a y , H. 0 . E. II, 5.

490 Schlaf wohl, mein Schäfchen ! G o e t h e , d. Mitschuld. I, fi. Nun hatte ich denn wirklich gefunden.

das gewünschte Schäfchen

D e r s . , W. Meisters L. J., VI. B. Fahr hin, lammherzige Gelassenheit, Zum Himmel fliehe, leidende Geduld. S c h i l l e r , M. Stuart, III, 4.

Wer von uns ist nun Memme genug, Genuas Erlösung zu verzögern, wenn er weiss, dass dieses schuldlose Lamm seine Feigheit mit unendlichem Gram bezahlt? D e r s . , Fiesco I, 12. Möge die Krämer verschonen der wiedererwachende Christus, Aber die Pfaffen indess peitsch er zum Tempel hinaus! Weil dies feige Geschlecht ihn stets ein geduldiges Lamm schilt, Zeig er sich ihm schreckhaft als ein gewaltiger Leu. P1 a t e n : Auferstehung. 2) Aus den beiden soeben dargestellten Hauptcharakteren des Schafes, seiner Furchtsamkeit und seiner Dummheit, leitet Buffon eine dritte Eigenthiimlichkeit desselben ab, nämlich den gewaltigen Drang der Schafe s i c h z u I l e e r d e n z u s a m m e n z u s c h l i e s s e n . Les moutons, sagt er, sont encore plus timides que les brebis; c'est par crainte qu'ils se rassemblent si souvent en troupeaux, le moindre bruit extraordinaire suffit pour qu'ils se pécipitent et se serrent les uns contre les autres, et cette crainte est accompagnée de la plus grande stupidité, car ils ne savent pas fuir le danger, ils semblent même ne pas sentir l'incommodité de leur situation; ils restent où ils se trouvent, à la pluie, à la neige, ils y demeurent opiniâtrement, et poulies obliger à changer de lieu et à prendre une route, il l e u r f a u t u n c h e f , qu'on instruit à marcher le premier, et dont ils suivent tous les mouvements pas à pas ce chef demeurerait lui-même avec le reste du troupeau sans mouvement dans la même place, s'il n'était chassé par le berger ou excité par le chien commis à leur garde, lequel sait en effet veiller à leur sûreté, les défendre, les séparer, les rassembler et leur communiquer les mouvements qui leur manquent. Wenngleich daher auch die Rinder und Ziegen in Heerden

491 weiden,

so haben doch weder die einen noch die andern auch

nur im Entferntesten diesen seltsamen inneren D r a n g der Schafe, immer Heerden zu bilden, sich gleichsam traubenförmig an einander zu hängen, und so eine einzige compacte Masse zu bilden, worin die I n d h iduen fast verschwinden. Ziege

das

entgegengesetzte

Heerde zu entfernen,

E h e r haben Rind und

Bestreben,

und besonders

sich

gilt

immer

das

von

von

der

der Z i e g e :

ce n'est qu'avec peine qu'on la conduit, et qu'on peut la réduire en troupeau, elle aime à s'écarter dans les solitudes etc. Aus diesen Gründen

nun ist

das S c h a f

Buffon.

als das

vorzugs-

weise in Heerden weidende Vieh anzusehen, und kann a l s H e e r d e s i e h im e n g e r e n S i n n e d e s W o r t e s werden.

das

eharakterisirt

Daher kommt es denn a b e r auch, dass, wenn Vereini-

gungen von Menschen

mit

einem

leitenden

Oberhaupte

unter

dem Bilde der Heerde und des Hirten bezeichnet werden, immer an die Schafheerde und den S c h ä f e r gedacht liebt es Homer die Könige,

ist.

Bekanntlich

und insbesondere den Agamemnon,

als Hirten der Völker ( n o i f i r v Xaiov) zu bezeichnen, und ebenso nennt Trissino, der Verfasser des E p o s Italia liberata da' Goti, ohne Zweifel Homer nachahmend, den K a i s e r J u s t i n i a n

wieder-

holt so; z. B. 0

buon P a s t o r d e ' p o p o l i , tu dormi,

E lasci il gregge, e le tue mandre ai lupi. Quando il P a s t o r d e i p o p o l i del mondo S ' a s s i s e sovra una grau sedia d'oro. Auch Fénélon

macht wiederholt

von

dieser Art

der

Be-

zeichnung Gebrauch. Quoi!

Vous

êtes

si

prodigues

qui êtes établis l e s p a s t e u r s

des

du sang hommes,

humain, ô

vous

et qui ne com-

mandez sur eux que pour les conserver, comme un pasteur conserve son troupeau! non les pasteurs,

Vous

êtes

donc l e s

loups

cruels,

du moins vous n'êtes p a s t e u r s

et

que pour

écorcher le troupeau, au lieu de le conduire dans les pâturages. F é n é l o n , Télém. 0

vous,

pasteurs

des

assemblés ici pour défendre la

peuples, patrie

XV.

qui êtes sans doute

contre ses ennemis,

ou

492 pour faire fleurir les plus justes lois, écoutez un homme que la fortune a persécuté. D a s . XVI. Ungleich häufiger aber als die weltliche Gemeinde, das Volk, und ihr Herrscher, wird die k i r c h l i c h e G e m e i n d e u n d i h r V o r g e s e t z t e r als Hirt und Heerde bezeichnet, und hier tritt denn besonders die Schaîheerde und der Schäfer als das zu Grunde liegende Bild hervor. Da das entscheidende Kriterium auf der einen Seite unbedingte Herrschaft, auf der anderen unbedingter Gehorsam ist, so wurde im neuen Testamente und in den ältesten Zeiten der Kirche, so lange die demokratische Verfassung derselben bestand, Christus selbst als der Hirt der Heerde angesehen und bezeichnet, welche die Gemeinde darstellt, und die Vorsteher dieser hiessen nur die Aeltesten (uQtaßhtrjQ) und die Aufseher (hüov.oTrog). Als aber die Hierarchie sich entwickelt hatte und damit die Gemeinde in das Verhältniss unbedingter Unterwerfung unter die Geistlichen gekommen war, wurden conséquent die Geistlichen als Hirten bezeichnet. Und so bestehen denn für diese heut zu Tage die Ausdrücke it. p a s t o r e , sp. p a s t o r , fr. p a s t e u r , engl, p a s t o r , für die Gemeinde, die Pfarrkinder aber die entsprechenden it. p e c o r a , p e c o r e l l a (le m i e p e core)î fr. o u a i l l e (von ovis Schaf gebildet, n i e aumailles \uii animalia), sp. o v e j a 1 ) . Der Engländer gebraucht ebenso das Collectix um f l o c k , welches Heerde, und zwar im engeren Sinne Schafheerde bedeutet, für Gemeinde, und im Deutschen kommt dieser Gebrauch von Schaf ebenfalls vor: Nun wurde der Neuangekommene gleichsam im Triumph allen besonders geliebten S c h ä f c h e n des Oberhirten 1) Auch der sp. Ausdruck fehgres würde hierher gehören, wenn man mit Diez (\\ b. II, l,jJ.) annehmen dürfte, dass er aus fihus gregis entstanden wäre. Er kommt aber, wie Cabrera zuerst behauptet hat und jetzt Car. Michaelis in Lembke's Jahrb. f. rom. u. engl. &pr. u. L. (XIII, ¡5. 211) wieder in Erinnerung bringt, von fihus ecclesiae Doeeant autem clerici filios ecclesiae, ut symbolum et orationem Dominicam memoriter teneant.

493 vorgestellt.

G o e t h e , W. Meisters L. J., VI. Buch (Be-

kenntnisse e. schön. S.) Davon sprach ihm ein geistlich Schaf, Das er auf hohem Wege traf.

Ders.,

Ewiger Jude.

Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, dass aus den letztgenannten Ausdrücken, die alle eigentlich das Schaf bedeuten, deutlich hervorgeht, dass hier überall das Bild der Schafheerde zu Grunde liegt. 3) Es gibt auch einige Sprüchwörter,

die sich auf

die

Schafheerde beziehen, insbesondere auf ihre eigentümliche, den angeführten Worten Buffon's zubewegen, folgen.

dass

eins

dem andern

Das SprUchwort

sieht

in

charakterisirte Art sich fortund alle dem Leithammel

hierin ein Bild der Handlungs-

weise der grossen Masse der Menschen. Sp.: Ovejas bobas por do va una, van todas. O u d i n 231. Anda cada o\eja con su pareja. O u d i n 35. Fr.: Le peuple fait comme les moutons. Le peuple n'est que franche moutonnaille. L a multitude est moutonnière. Ital. : F a r come le pecore ove va uno, andar tutti. Engl, (schott.). If ae slieep loup the dyke, a' the rest will follow. (Wenn ein Schaf liber den Damm springt, folgen alle Uebrigen.j Dt.: Wo ein Schaf vorgeht, folgen die andern nach. Niederld.: Als een shaap over den dam is, volgen er meer. D ü r i n g s f . I, 198. R a b e l a i s verwendet diese Eigenheit der Schafe zu einer sehr

komischen,

Bartholomäusnacht

aber

immerhin

nach

schmeckenden Scene,

dem

Jahrhundert

im P a n t a g r . IV,

der 8:

Soudain, j e ne sçay comment, le cas îeut subit, j e n'eus loisir le considérer.

P a n u r g e , sans aultre chose dire, jecte en pleine

mer son mouton criant et bellant.

Tous

les

t o n s , crians et bellans en pareille intonation, s o y j e c t e r et s a u l t e r

aultres

mou-

commencearent

en m e r a p r è s à l a f i l e .

La foulle

estoyt a qui premier y saulteroyt après leur compaignon. Possible n'estoyt les eu garder.

Comme vous sçavez estre du mouton

494 le naturel tousjours suyvre le premier, quelque part qu'il aille. Aussi le dict Aristoteles, lib. IX. de Histor. anim., estre le plus sot et inepte animant du monde. Le marchant, tout effrayé de ce que devant ses yeulx périr voyoit et noyer ses moutons, s'efforceoyt les empescher et retenir de tout son pouoir. Mais c'estoit en vain. T o u s a l a f i l e s a u l t o y e n t d e d a n s la m e r e t p e r i s s o y e n t . Finalement, il en print ung grand et fort par la toison sus le tillac de la nauf, cuydant ainsi le retenir, et saulver le reste aussi consequemment. Le mouton feut si puissant qu'il emporta en m e r a \ e c s o y le marchant, en pareille îorme que les moutons de Polyphemus le borgne cylope emportaient hors la caverne l l y s s e s et ses compaignons. Autant en îeirent les autres bergiers et moutonniers, les prenans ungs par les cornes, aultres par les jambes, aultres par la toison. Lesquels tous feurent pareillement en mer portez et noyez misérablement. l>iese Geschichte hat eine solche Berühmtheit erlangt, dass sie zur Bildung einer Metapher die Veranlassung gegeben und so gleichsam in die Sprache selbst übergegangen ist. Die moutons des Panurge scheint man ebenso oft als Bild in der Rede gebraucht zu haben wie die moutons des Pathelin, und su entstand denn der Ausdruck m o u t o n s d e P a n u r g e mit der Bedeutung Nachäffer (gens qui imitent tout ce qu'ils voient faire) und die sprichwörtliche Redensart: S a u t e r c o m m e l e s m o u t o n s de P a n u r g e . Eine Folge des innigen Zusammenlebens der Schafe in der Heerde mag es sein, dass so leicht e i n k r a n k e s S c h a f d a s a n d e r e a n s t e c k t . Daher das Sprüchwort: Ein räudiges Schaf steckt die ganze Heerde an. S i in r o c k 415. It.: Una peeora marcia (oder rognosa) ne infetta (oder guasta) un branco (oder ne animorba una setta). G i u s t i 66. F r . : 11 ne faut qu'une brebis galeuse pour gâter tout un troupeau ; od.: Une brebis galeuse gâte tout le troupeau;

495 od.: Brebis rogneuse fait souvent les autres teigneuses. L e R o u x I, 96. Engl.: One scabb'd (oder scabby) slieep will mar (oder spoil) a vvliole flock. R a y 105. (Lat.: Grex totus in agris unius scabie cadit Et porrigine porci. J a v e n a l . ) Der Spanier gebraucht aber fiir vom faulen A p f e l , der die anderen drida pierde á su compañía ( = it.: asta un monte. G-iusti oG; = lat.: ducit ab uva. J u v e n a l . )

dieselbe Wahrheit das Bild ansteckt: La manzana puUna pera îradicia ne guUvaque conspecta livorem

4) Wir sahen, dass das heerdenweise Weiden des Schafes aus seinen beiden Hauptcharakteren, seiner Furchtsamkeit und Dummheit-, mit einem Worte aus seiner entsetzlichen lliilflosigkeit entspringt. Diese Hülflosigkcit weist nun aber auch mehr wie irgend ein anderes Hausthier auf den S c h u t z d e s M e n s c h e n hin, und wenn ihm dieser Schutz fehlt, so ist es als leicht zu gewinnende Heute einem seiner vielen Feinde sicher verfallen. Si l'on fait attention à la faiblesse et à la stupidité de la brebis; si l'on considère en même temps que cet animal sans défense ne peut même trouver son salut dans la fuite ; qu'il a pour ennemis tous les animaux carnassiers, qui semblent le chercher de préférence et le dévorer par goût, . . on serait tenté d'imaginer que dès les coinmencemens elle a été confiée à la garde de l'homme, qu'elle a eu besoin de sa protection pour subsister et de ses soins pour se multiplier etc. (Buffon V, 4.) Unter jenen Feinden ist es besonders der W o l f , der dem Schafe nachstellt, und darum spricht denn das Spriiehwort so oft von der F e i n d s c h a f t d e s W o l f e s u n d L a m m e s , eben so oft wie von der Feindschaft des Wolfes und Hundes, die eigentlich nur die Folge jener und damit identisch ist, da der Hund dem Schafe zum Beschützer gesetzt ist. It.: Chi pécora si fa, il lupo se la mangia. Fr.: Qui se fait brebis, les loups le mangent. Fol est qui se fait brebis entre les loups. L e R o u x I, 156.

496 Qui se fait brebis, le loup le ravit. L e R o u x I, 97. Engl.: He that makes himself a sheep, shall be eaten by the wolî. R a y 106. D. : Wer sich zum Schafe macht, den fressen die Wölfe. S i m r o c k 410. Sp. dagegen: Quien se liace m i e l , las lnoscas le comen ( = lat. Veterem ferendo injuriam invitas novani. Terelit. Post folia cadunt arbores. Plaut.). It.: Dar la pecora in guardia al lupo, o d e r : Porre il lupo per pecorajo Sp. : Encomendar las nvejas al lobo. Dar las ovejas en guardia al lobo. Fr.: Donner la brebis à garder au loup. Engl.: You give the vvolf the weather to keep. R a y 147. Lat.: Ovem lupo committere ( = dt.: Den Bock zum Gartner machen). lt.: Matta è quella pecora che si confessa al lupo. G i u s t i 135. Fr.: Folle et simple est la brebis qui au loup se confesse. L e R o u x 97. It.: Delle pecore annoverate mangia il lupo, od. Pecore contate il lupo se le mangia. G i u s t i 114. Fr.: Hrebis comptées mange bien le loup. L e H o u x 1, 96. A brebis comptées le loup en mange une. Sp. De lo contado come el lobo. ( J ü d i n 83. Lat.: Lupus non curat numerimi. It.: Pecora che bela il lupo la strozza. La morte dei lupi è la salute delle pecore. G i u s t i 70. Non tutte le pecore sono per il lupo. G i u s t i 72. Se il lupo sapesse come sta la pecora, guai a lei. G i u s t i 122. Il lupo non caca agnelli. G i n s t i 128. (Fortes creantur fortibus. H ö r . Dagegen sp. : De padre santo, hijo diablo. O u d i n 88.) Sp.: El lobo donde halla un cordero, busca otro. O u d i n 104. Engl.: T h e Ione sheep is in danger of the wolf. R a y 35.

497 It.: La pecora che si sbranca, la fiera la mangia. Dt.: Das freie Schaf frisst der Wolfc D ü r i n g s f . II, 164. Dt.: Der Wolf beisst das Schaf um eine Kleinigkeit* Fr.: A bien petite occasion se saisit le loup du mouton. Dt.: Der Wolf beweint das Schaf und dann frisst er's. It.: Il lupo piange la pecora, poi se la mangia. D t i r i n g s f . II, 388.

III. So viel von der Charakterisirung des Schafes in der Sprache. Wir haben nun noch einige Metaphern zu betrachten, die sich auf die ä u s s e r e A e h n l i c h k e i t einiger Dinge mit einem Schafe, oder e i n z e l n e r H a n d l u n g e n m i t T h ä t i g k e i t e n des Schafes beziehen. 1) Eine hübsche, von der Aehnlichkeit der Gestalt und Farbe des Lammes oder vielmehr einer Heerde Lämmer gebildete Metapher ist die Bezeichnung von fein am Himmel ausgesponnenen W o l k e n a l s S c h a f e , wofür wir j a auch den Ausdruck Schäfchen haben: it. pecorelle, sp. ovejitas, fr. mouton, lat. vellus, Fr.: Le ciel est moutonné. — Temps moutonné et femme fardée ne sont pas de longue durée. Sp. : Ovejitas tiene el cielo, ö son de agua, ö son de viento. O u d i n 232. Lat.: Lanae vellera per coelum feruntur. V i r g i l . Dtsch.: Diese leichten Wölkchen, die bei uns Schäfchen heissen . . . . Bekannt sind sie einem Jeden, wenn sie wie eine Heerde hinter einander dahin ziehender Schäfchen oder gelockter Baumwolle gleich sich zeigen. G o e t h e , Meteorologie. (XL, 315.) Dem Engländer fehlt diese Metapher und überhaupt ein bestimmter Ausdruck für die Sache; er muss sich mit Umschreibungen helfen. Die Aehnlichkeit zwischen der Metapher und dem sinnlichen Objecte besteht hier eines Theils in der wie eine Heerde 32

498 weisser Lämmer zusammengruppirten Menge der Wolken, anderen Theils in der weissen F a r b e derselben. Beides, die Aehnlichkeit der Gestalt und der Farbe, liegen auch vor bei der anderen hierher gehörigen Metapher: die w e i s s e n , s c h ä u m e n d e n k l e i n e n W e l l e n d e s M e e r e s heissen it. p e c o r e l l e , fr. m o u t o n s , dtsch. Schäfchen (s. Sanders, D. Wb. III, 880.) und fr. m o u t o n n e r (la riviere moutonne) heisst sich kräuseln, aufschäumen, kleine Wellen werfen, wofür der Engländer den nüchternen Ausdruck ripple (sich bewogen) hat (the rippling current of the river 1 , im Deutschen aber ein ganz ähnlich gebildeter Ausdruck, Schäfeln, zuweilen vorkommt, z. B. bei Burmeister, Geolog. Bilder, II, 12: „Dass Schaumwellen nur bei stärkeren Winden vorkommen und unter den sämmtlichcn Wellen stets nur die höchsten und grössten zum Schäfeln gelangen." (Sanders, a. a. 0 . ) Wie also dort die Wolken auf dem durchschimmernden blauen Himmel, so werden hier die kleinen schaumbedeckten Wellen auf der grünen Meeresfläche mit einer Heerde Lämmer verglichen. Wir können nicht umhin, liier eine Metapher in Erinnerung zu bringen, die wir bei der Erörterung des Pferdes in der Sprache behandelt haben, und die in einer schönen, sinnigen Parallele zu der zuletzt besprochenen Metapher vom Schafe steht. Es ist die Bezeichnung der grossen Meereswogen bei stürmisch aufgeregter See als Bosse, Renner, eavalloni nennt sie der Italiener. Wie die liochgethlirniten, wild anstürmenden Wogen des stürmischen Meeres sich zu den kleinen, plätschernden und leicht aufschäumenden Wellen des ruhigen Meeres oder des sanft strömenden Flusses verhalten, so der feurige Renner zu dem sanften Lamme. Erwähnenswerth ist noch, dass das latein. aries (Widder) eine Belagerungsmaschine bedeutete, deren Haupttheil ein langer, schwerer, vorn mit einem eisernen Widderkopf versehener Balken war, der an Ketten oder Seilen hin und herbewegt und so dazu gebraucht werden konnte, die Mauern einer belagerten Stadt zu zerstören. Nach diesem Vorbilde sind auch in den modernen Sprachen gleiche Bedeutungen für den Namen des Widders entstanden. Wie wir das Wort Stunnbock gebrauchen, so der Franzose

499 bélier, mouton, und der Italiener montone, während der Spanier dafür das lat. aries zu ariete unigebildet hat. Già riparate in parte avea le mura Che de' montoni l'impeto percosse. T a s s o , Geras, liber. X I I I , IG. 2) Von e i n z e l n e n T h ä t i g k e i t e n des Schafes d a s B l ö k e n zu erwähnen. Davon das Sprüchwort: Ital. : Pecora che bela, perde il boccone.

i3t

nur

Span.: Oveja que baia, bocado pierde. Frz.: Brebis qui bêle, perd sa goulée. Dt,: Wenn die Schafe dem Maule.

blöken, fällt

ihnen das Futter aus D ü r i n g s f . II, 165.

Der Italiener gebraucht b e l a r e im Sinne von c i a r l a r e , schwatzen, und von p i a g n e r e , weinen, welchen blöken j a auch im Deutschen hat; der Spanier b a i a r im Sinne von desear con ansia, heftig verlangen, andar baiando por una cosa, Von dem französischen bêler und engl, bleate (ags. bleatan) kommen keine Metaphern vor. Dagegen hat sich aus dem Naturausdruck bée oder baye, dem Laute, welchen das Schaf beim Blöken von sich gibt, eine metaphorische Redensart gebildet: d o n n e r u n e b a y e à qn. mit dem Sinne: Jemanden Uberlisten, prellen. Wir finden sie wenigstens als solche angeführt bei Le lioux de Lincy, prov. fr. II, S. 119. Derselbe führt zugleich den Ursprung derselben an. E s soll die Komödie vom P a t h e l i n sein. Ce proverbe est emprunté à la farce de Pathelin. Il signifie attraper. Baye est un vieux mot, qui veut dire bourde, mensonge. Dans la comédie, Agnelet le berger ayant volé son maître, est assigné devant le juge. Agnelet vient trouver Pathelin, q u i l u i c o n s e i l l e de f a i r e l ' i m b é c i l e , et de ne r é p o n d r e à t o u t c e q u ' o n l u i d e m a n d e r a q u e p a r c e c r i d e b é e . Ce moyen et la confusion du drapier qui mêle toujours le drap que Pathelin lui a volé avec les moutons, donnent gain de cause au berger. Hinzuzufügen ist noch, dass Agnelet dieses praktische Mittel bée zu sagen auch gegen Pathelin selbst, der es ihm gerathen, anwendet, als dieser den bedungenen Lohn fordert, und er so diesen grade so prellt wie vorhin seinen Herrn, maître Guillaume.

500 Um so mehr konnte die Redensart donner une baye ä qn. zu einer Metapher mit dem .Sinne prellen erhoben werden. 3) Eine andere auf das Schaf bezügliche Redensart, die ebenso wie diese ihre Entstehung der Farce vom P a t h e l i n verdankt, aber ungleich häufiger gebraucht wird, und so zu sagen zu einem der trivialsten Ausdrücke geworden ist, ist die Phrase: r e v e n i r ä s e s m o u t o n s , revenons ä nos moutons, als familiärer Ausdruck für den Gedanken: um wieder auf unseren Gegenstand zurückzukommen. Als nämlich mattre Guillaume, der Herr des Agnelet, in dem Advocaten seines ungetreuen Schäfers den Pathelin erkennt, der ihm früher ein Stück Tuch gestohlen, geräth er so sehr in Zorn, dass er die gestohlenen Schafe und das gestohlene Tuch in seinen Reden unaufhörlich vermengt und verwechselt, so dass endlich der Richter sich genöthigt sieht, ihn an den Gegenstand, um den es sich in dem Processe eigentlich handelt, zu erinnern und ihn aufzufordern, ä revenir a ses moutons (Le Roux, 1, 121). Schon Rabelais gebraucht diese Worte in sprüchwörtlicher Weise, Liv. I, 1: Retournant ä noz moutons, je dy que; III, 34: Retournons ä nos moutons, dit Panurge.

9. D a s S c h w e i n. I. Die unterste ¡Stelle in der R a n g o r d n u n g der vierfüssigen Ilausthierc nimmt das Schwein ein: it. porco, ciro, ciaeeo, t r o j a ; sp. puerco, eerdo, cebon, coehino; ptg. porco, cevado, c o c h i n o ; îr. cochon, pore, pourceau, t r u i e ; engl, sow, swine, pig, h o g ; lat. sus, porcus; gr. vç, avy, %OÏQOÇ. De tous les q u a d r u p è d e s , le cochon p a r a î t être l'animal l e p l u s b r u t ; les imperfections de la forme semblent influer sur le naturel, toutes ses habitudes sont grossières, tons ses goûts sont immondes, toutes ses sensations se réduisent, à une l u x u r e f u r i e u s e e t à u n e g o u r m a n d i s e b r u t a l e , qui lui fait dévorer indistinctement tout ce qui se présente, et même sa progenitm-e au moment qu'elle vient de naître. S a voracité d é p e n d a p p a r e m m e n t du besoin continuel qu'il a de remplir la g r a n d e capacité de son estomac; et la grossièreté de ses a p p é t i t s de l ' h é b é t a t i o n d u s e n s du goût et du toucher. B u f î o n V , 112. 1) Die in diesen Worten gezeichnete massiv rohe N a t u r des Schweines, wonach es gleichsam das t h i e r i s c h e s t e T h i e r g e n a n n t werden k a n n , spiegelt sich sowohl im Ganzen wie in ihren einzelnen Zügen treu in der Sprache. Die tiefe Verachtung, womit der Mensch das Schwein ansieht, spricht sich in der s p r ü c h w ö r t l i c h e n R e d e n s a r t des F r a n z ö s i s c h e n a u s : Il semble que nous ayons g a r d é les cochons ensemble, d e r gleichen deutschen : W o h a b e n w i r zusammen die Schweine g e h ü t e t ? ( S i m r o c k 443), in Metaphern w i e :

502 Es war ein ulischätzbarer Handel, es schien eine Heerde Schweine durcheinander zu fahren. G o e t h e , Benv. Cellini II, 4. insbesondere im Gebrauch als gröbstes Schimpfwort; Verdammtes Thier! verfluchte Sau! Versäumst den Kessel, versengst die Frau. F a u s t (Hexenküche) 1 ), und d i e g a n z e s t u m p f e , r o h e O r g a n i s a t i o n desselben, wovon alle einzelnen abstossenden Eigenschaften, seine Alles verschlingende Gehässigkeit, seine „luxure furieuse", die U11reinlichkeit etc. nur einzelne Aeusserungen sind, in dem englischen Sprüchworte: A turd (stercus, coenum) is as good for a sow as a pancake ( R a y , 108), und dem gleichbedeutenden französischen: Truie aime mieux bran que roses; vgl. Luther: Was soll der Sau eine Muskate! ( S a n d e r s , Wb. III, 865). in der sprüchwörtlichen Redensart: Die Perlen vor die Säue werfen. (Ev. Matth. VII, G.) Man gibt clie Herzen jetzt nicht mehr so in den Tag hinein weg. Und glaubt er etwa, dass ich so verlegen mit dem ineinigen bin? Ich werde schon einen ehrlichen Mann dazu finden, ehe ich's vor die Säue werfe. L e s s i n g , Freigeist I, 11. Doch nimmer lass sie sicli am Heil'genscheine Des fremden Meisters freventlich vergreifen, Und wirf nicht länger Perlen vor die Schweine. P l a t e n , an Tieck. It.: Gettare le perle ai porci; dar la treggea (Zuckerwerk) ai porci; oder: gettar le perle in bocca ai ciacchi; buone parole male intese son perle a porci stese. ( G i u s t i 73.) Fr.: Jeter, semer des perles devant les pourceaux; donner sie perles aux p. 1) Die Schweininn in Baiern Schimpfwort gegen Weibspersonen. S c h m e l l e r , B. Wb. III, 538.

503 Engl.: to throw pearls before Swine. Mlat. : Turpe rosas suibus, sanctum dare turpe catellis. und in dem Sprüchwort der alten Sprachen: Das Schwein will die Minerva lehren, Lat.: Sus docet Minervam, Gr.: vç 'Ad-r¡vav, welches auch eine, jedoch wohl nicht volksthümlich gewordene Nachbildung im Italienischen: II porco vuol insegnare Minerva, und im Französischen: Pourceau enseignant Minerve (Le R o u x d. L. 1, 23 nach Rabelais IV, 41) gefunden hat, während das dem Sinne nach gleiche englische: A sow to a fiddle ( R a y 143), selbständig geschaffen ist, obgleich es an das Asinus ad liram, (»vog XÍQctc, (fr. I n âne n'entend rien en musique, etc. s. ob. i. Kap. liber d. Esel) erinnert. Aehnlich Hans Sachs' In der heiligen Schrift fertig, wie eine Sau auf der Harfen. ( S a n d e r s , D. Wb, III, 865). 2) Von d e n e i n z e l n e n oben genannten E i g e n s c h a f t e n des Schweines tritt keine so allgemein unter den vom Namen des Schweines gebildeten Metaphern hervor als die Unreinlichkeit, d i e L i e b e z u m S c h m u t z e . Die italienischen Ausdrücke p o r c o , porcone (fem. porca, troja) mit dem Adjectivum porcino, c i a c c o , sudicio come un porco, die spanischen p u e r c o , cochino, das portg. porco (homeni porco\ der franz. c o c h o n (c'est un cochon, lin vilain e., mener une vie de cochon) und p o r c (c'est un vrai porc), die engl, h o g , p i g (he is a beastly hog, a regular hog, a filtliy pig) entsprechen unserem Sau, Schwein in der Bedeutung von schmutzig, und die Ableitungen it. porchería, (II vino è una porcheria, lo conosco all' odore. Goldoni, Locand. II, 7; Il tabacco di Spagna è una porcheria. ders. bott. d. caf. II, 16.) sp. porquería, fr. cochonnerie (quelle cochonnerie dans ce ménage!), engl, piggishness, hoggishness, unserem Sauerei, Schweinerei, dazu die Verba: fr. c o c h o n n e r un ouvrage hinsudeln, pfuschen, verpfuschen, wie im Dt. Säue machen, Schweine machen, für: Fehler machen, stehn k a n n ;

504 Es sind mir einige gewaltige Schnitzer oder Sauen entwischt. W i e l a n d (Sanders a. a. 0.) und: eine Sau aufheben, einlegen, f ü r : wider Willen etwas Unverständiges begehn (labi imprudentia). S c h m e l l e r , B. Wb. III, 178. it.: porcheggiare, wie ein Schwein sich benehmen, und das it. Sprüchwort: Porco pulito non fu mai grasso (Giusti 130), ein reinliches Schwein wird nicht fett. Ferner werden das sp. puerco und das ptg. porco unverändert auch als Adjective gebraucht mit der Bedtg.: schmutzig, und vom lat. sus, Schwein, ist das spanische Adjectiv s o h c z oder s o e z , schmutzig, gebildet, (vgl. Diez, Etym. Wörtcrb. II, S. 180), und umgekehrt kommt einer der spanischen Ausdrücke für Schwein, c e r d o , vom lat. Adj. sordidus, schmutzig (vgl. Diez, a. a. 0 . S. 116. sordidus — sordo — suerdo — cerdo) und bezeichnet dieser Name das Schwein geradezu als das schmutzige Thier, wie ciuco den Esel als das dumme Thier (s. ob. Cap. Esel). Das dt. Sau bedeutet auch Dintenklecks. (s. Sanders a. a. 0.) 3) Gegenüber dieser Uebereinstimmung der neueren Sprachen ist es auffallend, dass weder der Grieche ig, ai c, yolgnc, noch der Lateiner sus, porcus in dieser Weise gebrauchte. Dagegen treten in der metaphorischen Bedeutung von porcus die beiden anderen Eigenschaften des Schweines, die in der oben an die Spitze gestellten Beschreibung Buffon's als unc l u x u r o f u r i e u s e et u n e g o u r m a n d i s e b r u t a l e bezeichnet werden, hervor, da porcus einen Menschen von grob materieller Sinnesweise, welcher der Völlerei und Wollust fröhnt, bedeuten kann, so in dem Ausdrucke des lloraz: porcus de grege Epicuri. Auch in den neueren Sprachen werden die genannten beiden Eigenschaften hervorgehoben. Einestheils die Gefrässigkeit in der französischen Redensart: C'est un vrai pourceau, er ist ein wahrer Fresssack, der Bauch ist sein Gott, in den italienischen Spriichwörtern: Porco schifo non ingrassa mai, ein blödes Schwein wird nicht fett. AI porco peritoso non cade in bocca pera

505 mezza, einem blöden Schweine füllt keine reife Birne ins Maul, und in dem italienischen Ausdruck c i a c c o für Schwein, falls man nicht mit Menage und Diez (Etym. Wörter!). II, S. 21) das Wort vom gr. avßa^, atßa/.ng, schweinisch, sondern, wie wir hiermit vorschlagen, von dem näher liegenden saccus, sacco ableitet, indem dann das Schwein gleichsam als ein lebendiger Sack angesehen wird, in den man jede beliebige Menge Speisen hineinstecken kann, ganz wie wir sagen, als einen Fresssack, ein Vergleich, auf den man unwillkürlich kommt, wenn man die oben angeführten Worte Buffon's liest: La grande voracité dépend apparemment du besoin continuel qu'il a de r e m p l i r la g r a n d e c a p a c i t é de son e s t o m a c . Daher singen die der Völlerei sich schrankenlos hingebenden Gäste in Auerbachs Keller (Faust): Uns ist ganz kannibalisch wohl Als wie fünf Hundert Säuen. Die Gefrässigkeit geht bekanntlich so weit, dass die Sau ihre eigenen Jungen oft auffrisst. Daher sagt Falstaff in Shakespeare's Henry IV. P. II. I, 2, zu seinem kleinen Pagen: „Ich gehe \ or dir her wie eine Sau, die ihren ganzen Wurf aufgefressen hat bis auf eins". Wie liier sich Falstaff in naiver Weise selbst mit einer Sau vergleicht, so wird er oft von Anderen ein Schwein genannt, und zwar in mannigfaltigen Nuancirungen. Prinz Heinrich sagt von ihm: Doth the old boar feed in the old frank V (Frisst der alte Eber in dem alten Schweinekoben?) — At the old place, my lord, in Eastcheap, während die Doli Tear-Sheet ihn liebkosend ein little Bartholomew boar-pig, ein niedliches Bartholomäus-Schweinchen nennt (II, 4). Wahrscheinlich wird auch wohl an diesen Charakterzug des Schweines gedacht sein, wenn das dt. Sau so viel wie Ass im Kartenspiel bedeutet. Es ist das gleichsam die Karte, welche wegen ihres höchsten Werthes alle anderen auffrisst. Sanders und Sehmelier führen diese Bedeutung an, aber ohne eine Erklärung Uber die Entstehung beizufügen. So sind j a in den Karten vier Säu, Eichel-Sau, SchellenSau, Herz-Sau, Gras-Sau, und weil die Säue mehr gelten als ein

506 König, so ist j a das ein säuisch Spiel. A b r a h a m a S a n t a C l a r a (citirt bei Schmeller, III, 177, und Sanders, III, 865). Daher heisst die Säue haben, die besten Karten haben, und das wurde dann verallgemeinert zu: Glück im Spiel haben, und Gltick Uberhaupt haben. So kommen die Worter Sau und Schwein dazu, in nicht besonders gewählter Redeweise Glück zu bedeuten. Die andere jener beiden Eigenschaften, die luxure furieuse, liegt der Anschauung zu Grunde, wenn engl, sty (Schweinestall) und das it. p o r c i l e d i V e n e r e (Schweinestall der Venus) als Ausdruck für lupanar gebraucht werden. For nie, tliat am a maid, though most ungentle fortune Hath placed me in this sty. S h a k e s p . , Pericl. IV, G, während der übereinstimmende spanische Ausdruck zah u r a d a s mit dem Zusatz de Pluton (die Schweineställe des Pluto), welchen Quevedo als Titel eines seiner Sueños gebraucht, wieder sich auf alle schlechten Eigenschaften des Schweines zusammen bezieht, denn der dadurch angedeutete Inhalt dieses poetischen Erzeugnisses ist a show of what may be called t h e r a b b l e of Pandaemonium (Ticknor, liist. of span. lit. II, 191). Einen bösartigeren Sinn hat die Metapher in der Stelle von Shakespeare's Rieh. III. (I, 3), wo Richard von Margarethe ein wühlendes Schwein genannt wird: Thon clvish-inark'd, abortive, rooting liog. Es ist hier an das Alles aufwühlende, zerstörende Schwein gedacht, freilich mit einer Anspielung auf das Abzeichen des Ebers, das Richard im Wappen führte. 4) Andere Eigenschaften des Schweines als diese seine Untugenden kommen noch vereinzelt in Sprüchwörtern und sprüehwörtlichen Redensarten vor. So seine grosse Fruchtbarkeit und sein Reichthum an Fett in den französischen Redensarten c'est. u n e g r o s s e t r u i e = une femme fort grasse, und c'est une bonne truie ä pauvre homnie, es ist eine arme Frau mit einem Rudel Kinder. Auf die ihm eigenthiimliche Nahrung, d i e E i c h e l m a s t (die in Italien oft durch Birnen ersetzt zu werden scheint), beziehen sich folgende Sprüehwörter: It.: Aspettare il porco alla quercia, (Giusti 19), das Schwein

507 an der Eiche erwarten d. h. die rechte Gelegenheit abwarten. II porco sogna ghiande, oder: Scrofa niagra ghianda s'insogua. G i u s t i 19. Sp.: Al mas ruin puerco la mejor bellota. O u d i n 18. oder: El mas ruin puerco corne la mejor bellota, O u d i n 110. It.: Ai peggio porci vanno (toccano) le meglio pere, das schlechteste Schwein bekommt die besten Eicheln oder Birnen, d. h. in dieser Welt gewinnen diejenigen Menschen meistens Reichthümer, die es am wenigsten verdienen, (eine Wahrheit, wofür das franz. Sprüchwort das Bild vom Hunde nimmt, indem es sagt: A un bon chien n'arrive (n'échoit) jamais un bon os.) Fr.: S'il pleut le jour saint Gengoul Les porcs auront de glans leur soul. Le l l o u x I, 78. auï die Kleien und Trabern: Wer sich mischt unter die Kleie, Den fressen die Säue. Wer sich unter die Trebern mengt, den fressen die Schweine, altdt.: Swer sich menget under die klîen, Den ezzent diu swîn under dem brîen. mlat. : Furfure se miscens porcorum dentibus estur. ptg.: Quem com farellos se mistura, porcos o comem. D ü r i n g s f . II, 5ö. auf das Spühlicht: Viel Schweine machen den Trank dünn. Wo viel Säue sind, wird das Gespühl dünn, niederld: Daar de varkens veel zijn, valt de spoeling dun. Das. II, 304. II. 1) Das so viel geschmähte und so tief verachtete Schwein ist trotzdem e i n e s d e r n ü t z l i c h s t e n H a u s t h i e r e , dessen Stelle schwer zu ersetzen wäre, wenn es fehlte, und seine gefrässige, mit allem, auch dem schlechtesten Futter sich begnügende Natur erscheint vom volkswirtschaftlichen Standpunkte

508 als ein grosser Vorzug. Denn dadurch eignet es sicli g e r a d e dazu, die Abfälle sowohl der Production (bei bedeutenden Milchwirthschaften, Branntweinbrennereien) als der Consunition zu venverthen. Gerade darum ist das Schwein der b e l i e b t e , u n e r s e t z l i c h e H a u s g e n o s s e d e r A r m e n , des kleinen Bauern und des Handarbeiters, überhaupt der unteren Stände. Auch die ärmste Familie kann in der Regel so viel aufbringen, dass ein Schweinchen fett gemacht werden kann. Wenn aber der lang ersehnte T a g erscheint, an dem es geschlachtet wird, so wird er als ein Familienfest gefeiert. Von dieser anmuthigen Seite erscheint uns das Schwein besonders in einem spanischen Spvtichworte von echt nationalem Gepräge. Es heisst: AI niatar de los puercos placeres y juegos, al comer de las morcillas placeres y risas, al pagar de los dineros pesares y duelos, d. h. beim Schlachten der Schweine gibt es Vergnügen und Spiele, beim Essen der Blutwürste Vergnügen und Gelächter, beim Bezahlen des Geldes Kummer und Trauer. Der Ausdruck ist so aus dem Leben gegriffen, dass sich einem gewisserinaassen das Bild eines solchen Familienfestes vor der Phantasie aufrollt, und es uns ist, als hätten wir nicht einen Zug eines fremden Volkes, sondern unseres eigenen vor Augen. In weniger lebendiger, aber doch immer leicht erkennbarer Weise tritt uns dieselbe Thatsache entgegen in folgenden Sprüchwörtern : Dt.: Der verliert sein Almosen nicht, der es seinem Schweine gibt. Fr.: II ne perd pas son aunione, Qui ä son cochon le donne. It.: Dice il porco: damini, dammi, Ne contar mesi, ne anni. (Das Schwein sagt: Gib mir, gib mir, und zähle mir weder Monate noch Jahre.) Mlat.: Me coales anno, pascam te vero secundo. D ü r i n g s f . I, 19.

509 Dt.: Wer nur einen Sohn hat, macht ihn albern, wer nur ein Schwein hat, macht es fett. Nioderlnd. : De maar eenen Sohn heeft, maakt hini zot; die maar een varken heeft, makt het vet. Engl. : He who lias but one hog makes him fat, ancl he who lias but one son, niakes him a fool. It.: Chi lia un sol figliuolo, lo fa matto, e chi ha un sol porco, lo fa grasso. Frz.: Qui n'a qu'un oeil, souvent le torche, Qui n'a qu'un fils, le fait fol, Qui n'a qu'un pourceau, le fait gras. Das. I, 198. Vgl. auch das Liedchen eines bairischen Kinderspiels, genannt das Säuchen: Wir wollen das Säucken mästen Mit lauter Zwiebel und Kästen. S c h m e l l e r , bair. Wb. III, 177. Sp. : Ptg. : Frz.: Dt.:

A cada puerco su san Martin. O u d i n G. Cada porco tem su S. Martinho. A chacun pourceau son sain Martin. Le R o u x I, 32. Jede Sau hat ihren Martinstag. (den Tag an dem sie geschlachtet wird.) D l i r i n g s f . I, 433.

It.: Chi vuol avere bene un dì, faccia un buon pasto, chi una settimana, ammazi i l p o r c o (er schlachte d a s Schwein, nämlich sein Schwein, das er fett gemacht hat), chi un mese pigli moglie, chi tutta la vita, si faccia prete. G i u s t i 329. Frz.: Qui lasve la tête, a bien un jour, Qui tue porceau, un mois, Qui se marie un an, Qui se fait moine, toute sa vie. L e R o u x II, 300. 2) Einen Gegensatz hierzu macht das Schwein auf sehr niedrigen Stufen der Volkswirtschaft, wo weit verbreitete Wälder mit reichlicher-Buch- und Eichelmast eine ausserordentliche Vermehrung der Schweine veranlassen. Die Folge davon ist grosse Billigkeit und weitverbreiteter Gebrauch des Schweinefleisches als Speise. „Daher bildete im Mittelalter Schweinefleisch

510 selbst bei den Vornehmen die gewöhnliche animalische Nahrung." ( R o s c h e r , National-Oekon. I, S. 247.) Eine deutliche Erinnerung an diese Zeit ist das spanische Wort c e b o n . Es bedeutet Mastschwein, kommt aber vom lateinischen e i b u s , Speise, heisst also eigentlich die starke, kräftige Nahrung, wie caballon das grosse Pferd, hombron der starke, dicke Mann heisst. Es wird also in dem Worte cebon ausgesprochen, dass das Schwein d i e a n i m a l i s c h e Nahrung s c h l e c h t h i n , die gewöhnliche animalische Kost ausmacht, wie eine andere Ableitung von eibus, sp. e i b e r a , mit der Bedeutung Getreide, d a s G e t r e i d e als d i e v e g e t a b i l i s c h e Nahrung schlechthin, als die hauptsächliche vegetabilische Kost bezeichnet, und wie das engl, meat Fleisch, von matjan, essen, gebildet, das Fleisch als die menschliche Nahrung schlechthin bezeichnet. 3) Mit dem sp. cebon, Mastschwein, hat das italienische Wort t r o j a , Sau, Muttersau, das gemein, dass seine Entstehung eine Beziehung auf den Gebrauch des Schweines von Seiten des Menschen als Nahrung hat. Aber wie cebon uns in die einfachen, halb barbarischen Zustände des Mittelalters zurückführt, so troja zu der überfeinerten Civilisation des alten Roms, und zwar zu den raffinirten culinariehen Genüssen desselben. Unter diesen gab es ein Gericht, bestehend in einem Schweine, das mit anderen Thieren, besonders Geflügel gefüllt war, und so gebraten wurde. Man nannte es P o r c u s T r o j a n u s , indem man darin eine Nachahmung des E I J U U S Trojanus, des hölzernen Pferdes sah, dessen sich die Griechen im Kampfe gegen Troja bedienten, um heimlich in die Stadt zu gelangen. Wie dieses Pferd in seinem Inneren bewaffnete Männer barg, gleichsam „trächtig von Waffen" (machina foeta arinis, Virg. Aen. II, 237) war, so jenes Schwein voll von anderen Thieren (quasi aliis inclusis animalibus gravidum. Macrob. sat. 2, 9). Den Ausdruck porcus Trojanus löste man nun in romanischer Sprachweise in p o r c u s d e T r o j a auf (wie man de auro, de argento statt aureus, argenteus sagte) und endlich schrumpfte dieser wieder in d a s e i n z i g e W o r t T r o j a z u s a m m e n (siehe die Belege bei Diez, Etymol. Wörterb. I, S. 427). Den so gewonnenen Ausdruck troja Ubertrug man aber von dem mit

511 anderen Thieren gefüllten Schweine, dem Tafelgerichte, auf die mit Jungen t r ä c h t i g e S a u , und dann überhaupt auf d i e Sau. So ist denn troja, die Sau (fr. fruie), dasselbe Wort wie Troja, die Staclt des Priamus, und so hat das verachtetste aller Geschöpfe den Namen von einer Stadt erhalten, welche seine Ahnfrau nennen zu dürfen selbst Rom auf dem Gipfel seiner Macht sich zur Ehre rechnete, und die man daher mit dem ganzen Nimbus von Poesie, der sie umgibt, die berühmteste Stadt der alten und neuen Zeit nennen kann: ein Beispiel, wie wunderliche Wege manchmal die Sprache geht, wie sie es oft liebt, die Bedeutungen der Wörter in jähem Wechsel zu ändern, das Hohe zu erniedrigen und das Niedrige zu erhöhen, das Edle zu brandmarken, und das Gemeine zu adeln. Man kann es die Ironie der Sprache nennen. 4) Auch beim Schwein hat diejenige Metapherbildung Platz gegriffen, welche auf der A e h n l i c h k e i t mit einzelnen Aeusserlichkeiten des sinnlichen Objectes beruht. Das l a n g g e s c h l i t z t e A u g e ist beim Schwein eben so charakteristisch, wie das runde beim Ochsen. Daher sagt der Italiener f a r l ' o c c h i o d e l p o r c o , ein Schweinsauge machen, um auszudrücken: einen von der Seite ansehen, scheel ansehen, anschielen. Eine noch stärker hervortretende Eigentümlichkeit des Schweinekopfes ist der R ü s s e l . Der italienische und spanische Ausdruck dafür, grifo und hocico, werden auch in scherzhafter oder grober, derber Redeweise für den Mund oder das ganze Gesicht des Menschen gebraucht: It.: t o r c e r e il g r i f o , die Nase rümpfen, ungersi il grifo a spese altrui, sich das Maul salben, schmieren, d. h. sich gütlich thun auf ander Manu's Unkosten; Sp.: h o c i c o heisst ein Mund mit dicken Lippen (wie der Rüssel eines Schweines), hocicudo maulend, torcer el hocico maulen, meter il hocico en todo die Nase in Alles stecken. Auf die Aehnlichkeit mit dem G r u n z e n des Schweines, it. grugnire, sp. grunir, fr. grogner, engl, grünt, beziehen sich folgende Bedeutungen dieser Verba: fr. grogner und sp. grunir heissen murren, das engl, grünt seufzen. Das it. grugnire hat keine derartige Metapher gebildet, dagegen sagt ein ital. Sprüchwort:

512 Russa come un porco ( G i u s t i 369), er schnarcht wie ein Schwein. Von jenen drei Verben hat wieder das französische den weitesten Umfang gewonnen. Es hat viele Sprossen getrieben : grognon, brummig, zänkisch (Mde. Clot était bien la vieille la plus grognon que je connus de ma vie. J. J. R o u s s e a u ) , grognard ebenso, la grogne, das Murren (Voilà le sujet de sa grogne), grognement (Ce sont de continuels grognements), grognonner, ein Brummbär, Zankteufel sein. Auch gehört das englische Sprüchwort hierher : Thou singest like a bird called a Swine. R a y 142.

10. Huhn und Hahn. I. Wir gehen jetzt zu denjenigen Hausthieren Uber, die zu den Vögeln gehören. Es sind dies das Huhn, die Gaus, die Ente, die Taube, der Pfau und der Schwan. Sie sind alle, eben so gut wie die bisher behandelten Vierfüsser, vom Menschen als Hausgenossen aufgenommen worden, und dem gemäss hat denn auch die Sprache ihnen eine ähnliche Aufmerksamkeit geschenkt wie jenen. Während von den übrigen, dem Menschen ferner stehenden Thieren nur \erhältnissmässig wenige Metaphern und Sprüchwörter gebildet worden sind, reihen sich die auf das Hausgeflügel bezüglichen an Zahl und Wichtigkeit würdig den Namen der bisher behandelten llausthicre an. Ganz besonders gilt das vom H u h n , das, wie es das wichtigste dieser Klasse von Hausthieren ist, so auch die meisten Metaphern und SprUchwörter hervorgebracht hat. Jene Thatsache, dass für den Menschen das Huhn der wichtigste Vogel ist, wird unter den Ausdrücken für Huhn (lat. gallina, gallus, pullus gallinaceus; gr. 'OQVH;, «/ixiog/c, ÄXTXIQVWV; it. pollo, gallina, gallo; sp. pollo, gallina, gallo; fr. poule, coq; engl, fowl, hen, cock) ausgesprochen in dem engl, fowl und dem altgriechischen OQVIS, die beide im weiteren Sinne Vogel, im engeren aber Huhn bedeuten. Allerdings muss es für die romanischen Nationen eine Zeit gegeben haben, wo nicht das Huhn, sondern d i e G a n s als der wichtigste, nützlichste Vogel angesehen wurde, da sie dieselbe als auca, oca, oie (von avis, avica), d. h. als d e n V o g e l s c h l e c h t h i n bezeichnen. Dass jedoch auch in den romanischen Sprachen jene Anschauung des Huhnes jetzt getheilt wird, beweist am 33

su besten der Unistand, das* auch in ihnen die auf das Huhn bezüglichen Metaphern und Sprüchwörter an Zahl und Wichtigkeit die auf die Gans bezüglichen bei weitem Ubertreffen. Indessen haben die meisten dieser Metaphern und Sprtichwörter speciell auf den Hahn oder die Ifenne Bezug, nur sehr wenige auf das Huhn im Allgemeinen, und das liegt in der Natur der Sache. Folgendes ist ungefähr die Charakterisirung, welche die Sprache v o m H u h n e im A l l g e m e i n e n gibt. 1) Wie die Gans als das dumme Thier von der Sprache aufgefasst wird, so das Huhn als das f e i g e Thier, z. B. im Span, bedeutet g a l Ii n a (Henne), wenn es männliches Gcschlecht hat, Feigling, und wie bei der Gans vorzugsweise das Junge als dumm gilt, so das junge Huhn, das Küchlein, vorzugsweise als feig. Da aber das Huhn besonders verzagt und kläglich dann aussieht, wenn es vom liegen durchnässt ist, so greift das Italienische und Französische gerade dieses Bild auf, um metaphorisch einen Feigling zu bezeichnen: It.: star Ii come u n p u l c i n b a g n a t o (Giusti 371) oder andarsene come un p. b. heisst: wie ein begossenes Huhn (wie wir sagen: Hund) dastehen. Fr.: p o u l e m o u i l l é e , eine Memme, c'est une poule mouillée = c'est un poltron (Le R o u x I, 127), während das wörtlich genau entsprechende Sp. : estar liecho un pollo de agua nur bedeutet: in Schweiss gebadet sein; und wie im Französ. coeur de poule, so heisst im Englischen h e n h e a r t e d , c h i c k e u h e a r t e d (mit einem Htihnerherz) feigherzig. Für die Verbindung von Verzagtheit und Unbeholfenheit (wofür er den Ausdruck hat dappoco, dappocaggine) braucht der Italiener ausserdem das Bild von dem Küchlein im Werge, besonders in der beliebten Redensart più impacciato che un p u l cin n e l l a s t o p p a , oder imbrogliato, impastojato come un pulcino tra la stoppa, in Verlegenheit wie ein Küchlein im Werge. Gia l'aveva sentito dire cli'era un homo da poco, ma in quest' occasionc ho dovuto proprio vedere, che è piii impacciato che un pulcin nella stoppa. M a n z o n i , Proin. Sposi cap. 24.

515 2) Als s c h m u t z i g Sprüchwort :

erscheint

das Huhn hier und da im

It.: Pulito come un bastone di pollajo. Ragazzi e polli imbrattan le case.

G i u s t i 369. ib. 129.

Fr. : Enfans, poules et les coulombs Embrènent et souillent les maisons.

L e R o u x I, 140.

3) auch als g e f r ä s s i g bis zur Unersättlichkeit: It.: Ragazzi e polli Non si trovan mai satolli. G i u s t i 129. Preti, irati, monache e polli Non si trovan mai satolli, ib. 178. Fr.: Nonnains, inoisnes, prestres et poullets Ne sont jamais pleins ne saoules. L e R o u x I, 25. Sp.: Doce gallinas y un gallo comen tanto como un caballo. O u d i n , 100. 4) und in seiner natürlichen F e i n d s c h a î t zum F u c h s e , wie die von Lamm und Wolf, Maus und Katze ist. It.: Quando la volpe predica, guardatevi, galline. G i u s t i 47. Consiglio di volpi, tribolo di galline,

ib.

Quando le volpi si consigliano, bisogna chiudere il pollajo.

ibid.

Fr.: Profiter à qn. comme une poule égarée au renard. — I)t.: Schlafender Fuchs fängt kein Huhn. D ü r i n g s f . II, 175. 5) Von T h ä t i g k e i t e n des Huhnes im Allgemeinen sind zwei bemerkenswerth: das S c h a r r e n mit den Füssen in dem Erdboden und das A u f f l i e g e n auf die Stange. Der italienische Ausdruck für den ersteren Begriff, r a z z o l a r e , und der spanische, e s c a r v a r , bedeuten mtph. nachspüren, emsig aufsuchen, und das scharrende Huhn wird oft im Sprüchwort als Bild gebraucht. It.: Tauto razzola la gallina, che seuopre il coltello che l'amazza. G i u s t i 201. Sp.: Escarva la gallina y halla su pepita. =

O u d i n 131.

Muchas veces el que escarva lo que no querría halla. (Dicc. d. 1. Acad.)

516 = Der Blick des F o r s c h e r s fand Nicht selten mehr als er zu finden hoffte. L e s s i n g , Nathan II, 7. It.: Chi di gallina nasce, convien che razzoli. (=

G i u s t i 128.

Chi nasce di gatta, p i g l i a i topi al bujo.)

Ogni gallina r a s p a a se.

G i u s t i 91.

E i n e l l e n n e kann mehr a u s e i n a n d e r scharren als sieben Hähne. Wenn die Henne nicht scharrt wie der Hahn, Kann der Haushalt nicht bestahn. Kein Huhn scharrt umsonst. W a s zum Huhn geboren ist,

Si mrock,

S . 210.

S i 111 r o c k , S . 229. scharrt nimmer \ o r sich. Das.

Auch d a s It.: Serive come una gallina. G i u s t i 380. (Int.: Has literas gallina scripsit.

E r schreibt wie eine Henne)

bezieht sich auf d a s Scharren.

Daher heisst es z. 15. auch im

Deutschen: Die Pfote [Handschrift] m a g der Teufel lesen,

ist's

doch

als hätten's die Hühner zusammengekratzt. W a g n e r , Kind. 78. (cit. v . S a n d e r s , D. Wh. I, 798.) Vom Ausdruck

für d a s A u f f l i e g e n der Hühner auf

Stange, wo sie übernachten,

die

ist im Italienischen ein Metapher

gebildet worden: a p p o l a j a r s i heisst sich niederlassen an einem Orte. S e questa feccia di geilte q u a p e n s a s s e appollajare. und hier m a g denn auch

noch ein deutsches Sprüchwort vom

Hlilinerhaus erwähnt w e r d e n : Der Ehestand ist wie ein Hülinerhaus, Der Eine will hinein, der Andere will hinaus. D ü r i n g s f . 1, 1G3.

II. E i n e bei weitein reichere Mctapherbildung stellt sich uns dar, wenn wir den Hahn und die Henne besonders ins A u g e fassen.

517 1) W-as d e n H a l m b e t r i f f t , so trägt seine ganze Erscheinung zu auffallend den Charakter des S t o l z e s und g e f a l l s ü c h t i g e r E i t e l k e i t , als dass die Sprache sich diesen Zug entgehen hissen könnte. Er tritt am reinsten und bestimmtesten im Spanischen und Englischen hervor: Sp. t e n e r m u c h o g a l l o heisst sehr stolz sein (tener soberbia, altanería ó vanidad, y afectar superioridad ó dominio) und g a l l e a r den Kopf hoch tragen; Engl, to c o c k sich brüsten, einherstolziren wie ein Hahn, to c o c k t h e n o s e die Nase hoch tragen (wie der Hahn den Kopf, vgl. It.: a testa ritta come un gallo), t o c o c k t h e h a t den Hut aufs Ohr setzen, und: den Hut aufkrämpen, a cocked hat, ein aufgekrämpter, dreieckiger Hut, welche letzteren Ausdrücke sich dadurch erklären, dass sowohl in dem aufs Ohr Setzen des Hutes als in dem Aufkrämpen des Randes Eitelkeit und Gefallsucht gesehen wurde 1 ); b a w c o c k , aus dem franz. beau coq entstanden, wird in der Bedeutung: netter Junge, Bürschchen, gebraucht, z. 15. in Shakespeare s Twelfth night III, 4, redet Junker Tobias so den Malvolio an: Why, how now, my bawc o c k ? how dost thou, cliuck? Als G e f a l l s u c h t charakterisirt sich bestimmter die Eitelkeit des Hahns, wenn mir auf sein Benehmen in Bezug auf die Hühner gesehen wird, lind von dieser Seite fasst ausschliesslich das Französische das Benehmen des Hahnes auf. Das allbekannte und weitverbreitete c o q u e t ist nämlich von coq, der Hahn, gebildet, und heisst also gefallsüchtig wie ein Halm; von coquet wieder coqueter. Wie dies Wort in das Deutsche übergegangen ist, so auch in das Spanische (coqueta, coquetar) und in das Englische (coquet, to coquet). Der Italiener dagegen hat seltsamerweise d i e k l e i n e E u l e , das sog. Käuzchen, als Bild 1) A n m . .

vgl. Falke

Die deutsche Trachten

und Modcnwelt, Bd.

II, S. 238: E s konnte nicht ausbleiben, dass dio donunirende Perrücke auch auf den Hut umgestaltend einwirkte. der

zierliche Eleganz,

Zur Steifheit

Bewegung

im

muss s i c h wie-

Contour

gesellen.

So

richtet sich der Rand allmählich wieder auf, erst auf der einen Seite, und zwar auf der linken, dann auf zweien, bis er endlich mit drei Krampen die feste, bestimmte Form erhalten hat,

mit welcher er wie ein Diener

die Allongeperrücke m ihrer Höhezeit begleitet.

518 benutzt, um Kokette und kokettiren zu bezeichnen, er ¡sagt dafür c i v e t t a und c i v e t t a r e , und das hat wohl seinen Grund darin, dass dieses Thier durch „seine b a r o c k e , l e b e n d i g e M i m i k " sich auszeichnet und darum oft gezähmt wird (siehe Masius, d. gesammt. Naturvv. II, S. 222), während zugleich nicht zu verkennen ist, dass das Fratzenhafte und K a r i k i r t e , das beim Kokettiren so leicht sich einschleicht, glücklich durch dieses Bild angedeutet ist. Angesichts aller dieser Ausdrücke, besonders aber des sp. gallear, können wir nicht anstellen, das italienische g a l l a r e und g a l l e g g i a r e mit den Bedeutungen: frohen Muthes, u n v e r z a g t s e i n , und o b e n auf dem Wasser s c h w i m m e n , von gallus, Hahn, abzuleiten und die Frage von Diez bei Besprechung dieses Wortus (Etymol. Wörterl). II, 33): „Nahm man es vom stolzirenden üppigen H a h n ? " durchaus zu bejahen. Wenn jedoch Diez weiter behauptet, dass „die sinnliche Bedeutung des Obenschwimmens sich erst aus der abstrakten des Ueppigseins entfaltet habe", so nmss das als unnatürlich und schwer begreiflich verneint werden. Vielmehr sind beide Bedeutungen, sowohl die abstrakte als die sinnliche, aus der ursprünglichen sinnlichen Bedeutung von gallare, galleggiare- den Kopf stolz und hoch tragen wie ein Hahn, hervorgegangen. Es entsteht daraus die Metapher: o b e n s c h w i m m e n , indem man einen auf der Oberfläche des Wassers schwimmenden Gegenstand mit dem Kopfe eines Hahns vergleicht, der stolz über die Schaar der Hühner hervorragt, und die andere: m u t h i g s e i n , indem man auf denGemüthszustand sieht, der in jener Haltung des Hahnes sich ausspricht. 2) Besonders stolz und in seiner Würde fühlt sich aber der Hahn, wenn er auf s e i n e m M i s t e steht. Wie wir daher die Sprüchwörter haben: D e r H a h n i s t K ö n i g auf s e i n e m M i s t e ; u n d : Der Hahn kräht am kühnsten auf eigenem Miste (Simr. 193, D ü r i n g s ! I, 347), so sagt der Italiener: E ardito il gallo sopra il suo letanie, der Spanier: cada gallo canta en su muladar (Oudin 60), der Engländer: Every cock is proud on his own dunghill (Kay 62), As proud as a cock on Iiis own dunghill (Ray 153), und dieser hat ausserdem die metaphorische Redensart: H e is c o c k on t h e h o o p , oder c o c k -

519 a - h o o p , tun einen stolzen, dünkelhaften Menschen zu bezeichnen, ein Ausdruck, der, wenn man die anderen angeführten Sprüchwörter vergleicht, im wörtlichen Sinne nicht anders gedeutet werden kann, als: er ist der Hahn auf dein Haufen, obgleich sonst heap Haufen heisst und lioop Reifen. Vielleicht ist dies lioop eine vereinzelte Nebenform von heap, die hervorgegangen ist aus dem angeisächs. h e o p , einer Nebenform von angels. heap. Der Franzose hat für denselben Gedanken ein anderes Bild, er sagt C l i i e n sur son furnier est hardi. Der Lateiner aber fast übereinstimmend mit jenen Sprachen: Gallus in sterquilinio plurimum putest. 3) Nahe an dieses Bild schliesst sich das des Hahnes a l s h e r r s e h e n d e n H a u p t e s e i n e r G e s e 11 s c h a f t v o n H ü h n e r n . Wir sehen es zu Grunde liegen in der Bedeutung: Factotum, Hauptperson in einem Hause oder einer Gemeinde, welche das sp. gallo hat (el que en alguna casa, pueblo ö comunidad t o d o lo m a n d a , o lo qttiere niandar en tales terminos que no hagan los demas sino lo que el dispone), und in der span. Redensart: h a c e r s e oder s e r el g a l l o , der Hahn sein, sich zum Hahn machen, d. h. die erste Rolle spielen, die Herrschaft sich anmaassen (ser el primero en autoridad, aprecio 6 saber en alguna comunidad 6 junta); ebenso in der französischen: c ' e s t le c o q d u v i l l a g e , il est le coq de son village, er ist der Hahn des Dorfes, d. h. er ist der Erste, Vornehmste; und in der englischen: H e is t h e c o c k of t h e r o o s t (Hlihnerstangc zum Aufsitzen, mit derselben Bedeutung. In der andern englischen Redensart: lle is the cock of the club, er ist der Wortführer im Club, ist einerseits auch wieder an den Hahn als das Haupt der Hühner gedacht, dazu aber an die andere Eigenschaft des Hahns, dass er der Kräher, der S c h r e i e r ist. Daher heisst auch im Spanischen gallo derjenige Professor, welcher bei der Verleihung der Doctorwiirde die Lobrede auf den Doctoranden hält, während in dem sp. g a l l e a r mit der Bedeutung: mit lauter Stimme drohen, schreien, g a l l e a r s e , mit zorniger Stimme Jemandem Beleidigungen sagen (enfurecerse con otro, diciendole injurias), und in dem fr. c o q u a r d , ein alberner Schwätzer, bloss an den Hahn als den Schreier gedacht ist.

520 In diesen beiden Eigenschaften als H e r r s e h e r u n d a l s S c h r e i e r erscheint der Hahn auch in folgenden Sprüchwörtern, die alle den Gedanken aussprechen, dass es schlecht mit einem Hause bestellt ist, in welchem der Mann u n t e r d e m P a n t o f f e l steht. It.: In quella casa è poca pace Dove gallina canta e il gallo tace. oder: Trista è quella casa, dove etc. ftiusti 129. oder: In casa non c'è pace, quando gallina canta e gallo tace. Fr.: Malheureuse maison et méchante Où coq se tait et poule chante. Le R o u x I, 111. La poule ne doit pas chanter devant le coq. ib. I, 127. C'est chose qui moult me deplaist, Quand poule parle et coq se taist. Rom. d. 1. Rose. Femme qui parle comme homme, et geline qui chante comme coq ne sont bonnes à tenir. Le R o u x 1,14GSp.: Con mal esta la casa, donde la rueca manda al espada. Engl.: lt's a sad house where the hen crows louder then the R a y 26. cock. Dt.: Wo die Henne kräht und der Hahn schweigt, da geht's liederlich zu. D ü r i n g s f. I, 371. Wenn die Henne kräht vor dem Hahn, Und das Weib redet \or dem Mann, So soll man die Henne braten Und das Weib mit Prügeln beratlien. S i m r o c k 210. Dem Huhn das kräht, soll man den Hals drehn. S a n d e r s , D. Wb. I, 798. Aus diesem Bilde heraus ist indessen keine Metapher für den Begriff: unter dem Pantoffel stehen, gebildet worden. Metaphorisch drückt ihn der Italiener, Franzose und Engländer dadurch aus, dass er sagt: die Frau trägt die Hosen; it.: Sua moglie porta i calzoni ; îr. : Cette femme porte le haut-de-chausses (Le Roux 121); engl.: The woman wears breeches (Ray 137). Der Engländer hat aber ausserdem noch zwei metaphorische Ausdrücke, also einen nicht zu verkennenden Reichthum an

521 Ausdrücken für diesen Begriff, was offenbar mit der hoch entwickelten Herrschaft der Frauen in diesem Lande zusammenhängt. Davon lautet der eine: T h e grey mare is the better horse (Die graue Stute ist das bessere Pferd), der andere ist aber wieder ein aus dem Leben des Hahnes mit den Hühnern entnommenes Bild, und zwar ein originelles und geradezu drastisches, aus einer Zeit stammend, wo man die Dinge noch beim rechten Namen zu nennen wagte, und die delicacy, fashion und respectability noch nicht regierten. Wenn der Hahn das Huhn tritt (engl.: the cock treads the hen), so pickt er es in den Kamm. In der Umdrehung dieses natürlichen Verhältnisses, dass die Henne den Hahn pickt, sieht nun der Engländer das Bild des von der F r a u beherrschten Mannes, und er bezeichnet einen solchen als einen von der Henne gepickten Ehemann, a h e n p e c k e d husband. Wir finden diese Metapher in sehr breiter und behaglicher Weise ausgeführt bei Longfellow, Hyperion IV, 2: I had a friend who is now no more. He was taken away in the bloom of life, by a very rapid—widow. He was by birth and perfection a beau, born with a quizzing-glass and a cane. C o c k of t h e w a l k , h e f l a p p e d h i s w i n g s a n d c r o w e d a m o n g the f e a t h e r e d tribe. But, a l a s ! a f a i r , w h i t e p a r t l e t has t o r n his c r e s t out, and he s h a l l crow no more. In the evening he rocks the cradle, and gets up in the night when the child cries. Like a Goth of the Dark Ages, he consults his wife on all mighty matters and looks upon her as a being of more than human goodness and wisdom. In short, the women will say, h e i s a v e r y d o m e s t i c m a n , and makes a good husband; which, under the rose, is only a more polite way of saying, h e i s h e n p e c k e d .

III. 1) Nachdem wir so gesehen haben, wie die neueren Sprachen die Bilder für eine gewisse Gestaltung des ehelichen Lebens aus dem Leben des Hahnes mit den Hühnern entnehmen,

522 k a n n es uns nicht wundern, wenn dasselbe geschieht, uin einen anderen C h a r a k t e r desselben, den es durch gewisse Ereignisse erhalten kann, zu bezeichnen. Einer der am meisten hervortretenden und charakteristischen Züge im geselligen Leben der Hühner ist d i e E i f e r s u c h t d e s H a h n e s . „Vor Allem ergötzlich, sagt Masius (a. a. 0.), ist die Eifersucht, womit der H a h n seine Alleinherrlichkeit überwacht. In hartnäckigen, blutigen Gefechten, mit Sporn, ¡Schnabel und Flügeln k ä m p f e n d , \ ertreibt er den Eindringling aus seinem Gebiete, und nun thut ein weithin d r i n g e n d e s T r i u m p h lied von hoher Stelle herab die Niederlage seines Feindes k u n d . " Das deutsche S p r ü c h w o r t d r ü c k t dies in den Worten aus: „Zwei Hahnen auf einem Mist v e r t r a g e n sich nicht" (Simr. 194), und das italienische in diesen: Non istamio bc-ne due galli in un pollajo (Giusti 91, Düringsf. II, 43;-!). Eins der überall sich darbietenden Bilder in dem Leben der Hühner ist der Kampf zweier H ä h n e um die Alleinherrschaft, und mit Rücksicht auf die Veranlassung dieser Kämpfe und den Gemüthszustand der Kämpfenden, d. h. Eifersucht, macht diu S p r a c h e d a \ o n Gebrauch, um den in seinen Rechten \ erletzten E h e m a n n zu bezeichnen. W i r sprechen von dem französischen A u s d r u c k e c o c u . Die bisher allgemein angenommene Meinung (s. Diez, Etymol. Wörter!). I, S. 147) ging dahin, dass cocu \ o n cuculus, der Kuckuck, abstamme, der bekanntlich seine Eier in fremde Nester legt, um sie ausbrüten zu lassen. Diese Ableitung ist aber sachlich sehr bedenklich und formell geradezu unhaltbar. Was nämlich den Sinn betrifft, so hat schon Adelung bemerkt, dass, wenn j e n e Ableitung richtig wäre, cocu nicht den betrogenen E h e m a n n bezeichnen könnte, sondern im Gegentheil den Betrüger (s. Schwenck, Wörterb. d. deutsch. Spr. S. 2 7 4 \ und dieses Bedenken sucht Diez nicht besonders glücklich durch die B e m e r k u n g zu h e b e n : „ G a b man nun etwa dem betrogenen E h e m a n n per antiphrasin den Namen des Vogels, der in fremde Nester legtV" Wir wollen jedoch auf diese Schwierigkeit kein zu grosses Gewicht legen, weil die Wege, auf welchen die Begriffe in einander übergehen, m a n c h m a l recht wunderlich sind,

523 und zudem hier ein Ausweg zur E r k l ä r u n g versucht werden könnte, von dem wir unten sprechen werden. Ungleich gewichtiger ist aber das f o r m e l l e B e d e n k e n . Cocu kann formell weder von cuculus, noch von dein seltenen cucus abstammen. Cucus mlisste im Französischen eine Form couc, wie lupus — loup, jugum — joug, ergeben, und cuculus kann gar nicht in Betracht kommen, wenn man die vorletzte Sylbe als kurz nimmt, da dann der Ton auf der ersten Sylbe ruht (cuculus); nimmt man sie aber als lang, so kann cuculus doch immer nur eine Form eoeul oder cocule, wie culus—cul, nmlus—mule ergeben, nicht aber cocu, da ein Wegfall des nach Abwerfung der Endung auslautenden 1 unerhört ist. Und darum ist auch coucou, der Name des Vogels, nicht von cuculus abzuleiten, sondern als ein selbständig nach dem Rufe des Vogels gebildeter Naturausdruck anzusehen. 2) M i t V e r w e r f u n g d e r b i s h e r i g e n A b l e i t u n g v o n c o c u w o l l e n w i r d a h e r h i e r e i n e a n d e r e g e b e n . Das fr. cocu setzt ein it. coeuto (lat. -utus), ein sp. cocudo, ein provenz. cocut oder cucut voraus, wie fr. barbu dem it. barbuto, sp. ba.rbudo, wie fr. chenu dem it. canuto, provenz. canut, wie membru dem it. membruto, sp. membrudo etc. entspricht. Von jenen Ausdrücken existiren nun aber in der T h a t die provenzalischen in den Formen c u c u t , c o c u d a , c o g o t z mit derselben Bedeutung wie das fr. cocu. Hieraus geht cinestheils unwiderleglich hervor, dass cocu nicht von cuculus abgeleitet sein kann, denn jene mit ihm identischen provenzalischen Ausdrücke können doch nimmermehr auf cuculus zurückgeführt werden, anderntheils aber das positive Resultat, dass der Auslaut u von cocu das Ableitungssuffix ist, welches lat. utus, it. uto, sp. udo, prov. ut lautet, und dass daher c o c u v o n c o q g e b i l d e t i s t , wie barbu von barbe, membru von niembro. Die Bedeutung von cocu entwickelt sich aber mit Leichtigkeit unter Zugrundelegung dieser Etymologie. Seinem Ursprünge von coq entsprechend, bedeutet cocu ursprünglich zu e i n e m H a h n e g e m a c h t , e i n e m H a h n e g a n z ä h n l i c h gemacht, etwa wie it. chercuto (geschoren) eigentlich heisst: zu einem Geistlichen (eherico) gemacht, einem Geistlichen ähnlich gemacht,

524 nämlich in Bezug auf diu Tonsur. D i e B e z i e h u n g aber, i n w e i t h e r eine mit cocu bezeichnete Person einem Hahne ähnlich gemacht ist, liegt auf der Hand. Sie ist demjenigen H a h n e ähnlich, welchem ein anderer Hahn ins Gehege gekommen, oder, wie es deutsch heisst, auf den Mist gekommen ist, und, wenn sie ihren Zustand kennt, so ist sie in demselben leidenschaftlich aufgeregten Gemüthszustande der Eifersucht, wie ein solcher Hahn, der mit dem Eindringling kämpft. Das T e r t i u n i c o m p a r a t i o n i s i s t a l s o E i f e r s u c h t wegen grober Verletzung ehelicher Rechte, und darum ist die eigentliche Bedeutung von coeu: e i f e r s ü c h t i g w i e e i n H a h n . 3) Mit dieser Auffassung harmoniren auch die Ausdrücke für denselben Begriff, die wir bei Besprechung der Z i e g e kennen gelernt haben: it. becco, becco cornuto, sp. corniulo, cabron, fr. porter, avoir les cornes, engl, wear horns, gr. /.SQcatctg, y-tQuccpognc. Wie cocu heisst zum Hahne gemacht, so bedeuten alle diese Ausdrücke z u m B o c k e g e m a c h t , mag der Bock ausdrücklich genannt sein wie im it. becco, sp. cabron, oder er bloss angedeutet sein durch den Ausdruck: gehörnt, Ilörnerträger; und wie die bestimmtere Bedeutung u m cocu ist: eifersüchtig gemacht wie ein Halm, so die von jenen Ausdrücken: e i f e r s ü c h t i g g e m a c h t w i e e i n B o c k 1 ) . In beiden Ausdrücken wird also n i c h t auf d i e T h a t s a e h e a l s s o l c h e gesehen, dass der Ehemann beleidigt ist, sondern auf den G e n u i t h s z u s t a n d , in den er d u r c h die Beleidigung versetzt worden sein muss, und das ist Eifersucht. Die Eifersucht muss aber um so mehr aufgeregt sein, j e heisser die Liebe war. D a r u m w ä h l t d i e S p r a c h e , um diesen Geiniithszustand auszudrücken, z w e i T h i e r e a l s Bilder, die d u r c h i h r e n heftigen Ardor coeundi bek a n n t s i n d , d e n B o c k u n d d e n H a h n . Vergl. über den

1) Dies ist eine Auffassung, die auch Shakespeare getheilt muss,

wie aus

folgender Stelle h e r v o r g e h t (Otli. III, 3).

I ' d m a k e a l i f e of j e a l o u s y , with fresh suspicions?

haben

T h m k ' s t tliou,

to follow still tlie changes of tlie moon

X o , to be once in d o u b t , is onee to be resolv'd.

E x c h a n g e rae f ü r a g o a t ,

vvhen I shall t u r n t h e busmess of my soul

to such exsuffiieate and blown surmises.

525 Letzteren die oben eitirte Stelle von Masius und die aus ßuffon (hist. nat. des ois. 67. genre): quand il [se. le coq] en aurait cinquante [se. poules] chaque jour, on prétend qu'il ne manquerait à aucune, liber deu Ersteren die am Sehlusse des Kapitels liber die Ziege citirten Worte von Buffon, insbesondere: Le bouc . . est très-chaud, un seul peut suffire à plus de cent cinquante chèvres pendant deux ou trois mois. 4) W a s d i e A u s d r ü c k e d e r a n d e r e n S p r a c h e b e t r i f f t , welche dem fr. cocu entsprechen, so ist zu unterscheiden. Das italienische c u c u l o kennt die hier besprochene Bedeutung gar nicht und scheidet also aus. Das englische c u c k o l d kann seinen Ursprung aus coek nicht verleugnen, da es im Altengl. coke-wold lautet, und stimmt also ganz mit dem fr. cocu überein. So bleiben noch die s p a n i s c h e n und die p r o v e n z a l i s c h e n Ausdrücke. Die l e t z t e r e n s i n d von b e s o n d e r e r W i c h t i g k e i t . Sie können unmöglich alle auf ein und dasselbe Etymon zurückgeführt werden. Die schon oben angeführten drei Wörter c u c u t , c o c u d a , c o g o t z haben mit cocu denselben Ursprung coq. Davon ist cucut der catalonische Ausdruck; von cogotz ist aber eine ursprüngliche Form cocut anzunehmen, wie das Femininum cocuda beweist, und dies cocut entspricht dann genau dem fr. cocu. Dagegen k a n n ein anderes provenzalisches Wort für denselben Begriff, c o g u l , der im Catalonischen eugul lautet, nur von cuculus, der Kuckuck, abgeleitet werden. In d e n p r o v e n z a l i s c h e n A u s d r ü c k e n i s t a l s o e i n e M i s c h u n g der b e i d e n S t ä m m e coq und cuculus einget r e t e n . Und darum können wir nicht umhin, die beiden spanischen Ausdrücke c u q u i l l o und c u c l i l l o , sowohl in der Bedeutung von fr. coeu als in der von Kuckuck von cuculus abzuleiten, während, ohne die bestimmte Hinweisung des provenzal. cogul, man geneigt sein könnte, für deu ersten Begriff darin eine Bildung aus einem nach fr. cocu vorauszusetzenden cocudo mit dem Diminutiv-Suffix ellus zu sehen. 5) Für die spanischen Ausdrücke und das provenz. cogul lässt es sich also nicht leugnen, dass der Name des betrogenen Ehemannes vom Namen des Kuckucks hergenommen ist. Wenn so auch an uns die Forderung herantritt dies zu erklären, so

526 geben wir folgende E r k l ä r u n g als einen Versuch, der, wenn er nicht befriedigt, doch wenigstens das für sich hat, dass er auf k e i n e r blossen Vennuthung, sondern auf einem positiven Grunde fusst. Was des oben

in

dem

Kuckucks

metaphorischen

für

den

ausgesprochen

Gebrauche

betrogenen

worden.

Alle

Ehemann

des

Namens

befremdet,

Erklärer,

die

ist

sich hierin

versucht haben, sind darin einig, dass es viel natürlicher wäre, den Betrüger als den betrogenen E h e m a n n unter dem Bilde des K u c k u c k s zu bezeichnen,

dass also gerade das Gegentheil von

demjenigen stattfindet, was sein sollte.

Und dieser Einwand ist

unwiderleglich, so lange man bloss die T l i a t s a c h e ins Auge fasst, dass der K u c k u c k seine E i e r in fremde Nester legt. Indessen der V o l k s g l a u b e scheint sich ein

etwas

anderes

Bild

vom

Kuckuck

der italienischen Sprtichwörtersanimlung

stellenweise

zu m a c h e n .

In

von Giusti findet

sich

pag. 3G") eine sprüehwövtliche R e d e n s a r t : C o v a n e l n i d o altri come

il

cuculo,

wie der K u c k u c k .

d. h. er briitet im Nest der Anderen

Hieraus

also wahrscheinlich

auch

geht

lienor,

in Spanien

dass in Italien (und

und

der Provence)

Volksglaube besteht, der K u c k u c k b r ü t e a u c h Nestern, worin er seine E i e r legt, darum thut,

w e i l er sie

obgleich

selbst

nicht

Von dieser Ansicht aus fällt nun ein besprochenen

dcgli

Ausdrücke.

der

in den fremden er dies

gerade

ausbrüten

kann.

ganz neues Licht auf die

Vorausgesetzt,

der

Kuckuck

brütet

in einem fremden Neste, so thut er das in der Absicht, nur sein eigenes hineingelegtes E i auszubrüten;

er brütet aber zugleich

auch die fremden, dort liegenden E i e r aus und i s t s o g e w i s s e r maassen

der Betrogene.

also gerade

das Gegentheil

Dinge statt,

und

Nach diesem Volksglauben von

so fänden

findet

dem wirklichen Verlaufe

denn

die

obigen Ausdrücke

der ihre

Erklärung. Mag man nun aber die sp. W o r t e r cuquillo, euclillo, uud das provenz. cogul e r k l ä r e n beweisen

sie

etwas

wie

mau

wolle,

.coq als Namen des Hahnes G e l t u n g hat, zösischen

in keinem Falle

für die Herleitung des fr. cocu.

und Englischen,

ist

der Name

Soweit

d. h. im Fran-

des betrogenen Ehe-

527 mannes von coq gebildet. Und in dem zwischen dem Gebiete des Französischen und dem des Spanischen liegenden Lande, d. h. in dem Gebiete des Provenzalischen und des Catalonischen, sinde in leicht begreiflicher Weise beide Ausdrücke reeipirt und angeeignet worden. (5) Eine auffallende Parallele zu fr. eocu, wenn wir es von coq ableiten, bietet der d e u t s c h e A u s d r u c k H a h n r e i . So nahe es lag, cocu von coq abzuleiten, ebenso nahe lag es Hahnrei von Hahn abzuleiten. Und ebenso wenig wie jene, wagte man diese Ableitung aufzustellen und verstieg sich zu den wunderlichsten Hypothesen 1 ). Hahnrei kommt aber ebenso gut von 1) Man muss den Artikel Hahnrei m dem W ö r t c r b . d. d e u t s c h . S p r . v o n S c h w e n c k lesen, um sich einen Begriff davon zu machen, wie selbst tactvolle Sprachforscher zur Erklärung- dieses W o r t e s und der entsprechenden Ausdrücke m den f r e m d e n Sprachen immer geneigt gewesen sind, auf das weit E n t f e r n t e zu verfallen Liegende zu übersehen.

und das

nahe,

u n m i t t e l b a r vor Augen

W i e m a n bei cocu zu cuculus und nicht zu coq

als E t y m o n g r e i f t , so sieht Schwenck m dem entsprechenden lt becco nicht becco, den Ausdruck f ü r Bock, sondern becco, cornuto, eornaro,

dem

Gehörnten,

nicht an den Bock, sondern er glaubt Benennung einen Menschen, welcher

Schnabel,

Hörnertrager.

Maul, und bei

denkt er auch

wieder

^Wahrscheinlich bezeichnete diese

ochsendumm ist, denn was wir einen

Esel b o h r e n nennen, d. h. andeuten, es habe einer Eselsohren, nennen die F r a n z o s e n faire les cornes ä qn. etc."

l ' n d so leitet er denn Hahnrei von

.,11 a n s " ab, welches einen einfältigen Menschen bezeichnet, e r w ä h n t aber auch die Schmeller'sche Ableitung von „ H e i n r i c h " , und bezeichnet, auch sie als sehr wahrscheinlich. Die beiden W ö r t e r , welche die w a h r e n E t y m a der hier behandelten Ausdrücke sind, Bock und Hahn, werden nicht einmal nebenbei e r w ä h n t . Cnd w a r u m

werden

sie

so gänzlich

überschenV

Weil man sich nicht

d a r u m g e k ü m m e r t h a t , zunächst die C h a r a k t e r e der Tlncre in der W i r k lichkeit zu erkennen und darauf das Bild aufzufinden, welches die Sprache von ihnen e n t w i r f t , um dann an passender Stelle das einzelne W o r t als V e r t r e t e r eines Zuges in dem Gesammtbilde einzureihen, als V e r t r e t e r , d e r mit den ü b r i g e n V e r t r e t e r n desselben Zuges

u n d m i t dem Gesammtbilde

in Harmonie und Z u s a m m e n h a n g stehen muss — das ist meine Methode —, sondern gerade u m g e k e h r t ausgeht

von dem Speciellsten,

und nun auf g u t Glück nach

dem einzelnen W o r t e ,

einem E t y m o n sucht, das formell

passt. und einen Sinn hat, der einigermaasseii, wenn auch nur schwach, mit dem Sinne des untersuchten Wortes vermittelt w e r d e n kann.

528 Hahn, wie cocu von coq, und dadurch ist unsere Ableitung um so gesicherter. Man könnte geneigt sein, Hahnrei für eine Bildung von Hahn mit dem Ableitungssuffix ei, statt dessen s e h r oit rei steht (s. Grimm, Gramm. II, S. 97) zu halten, Hahnrei also zusammenzustellen mit Eselei, Schweinerei, und demnach als ursprüngliche Bedeutung eine Handlung, ein Benehmen, einen Zustand wie den eines Hahnes anzunehmen. In seiner Anwendung aui das Verhältniss eines betrogenen Ehemannes zu seiner F r a u miisste es dann u r s p r ü n g l i c h n i c h t d e n E h e m a n n s e l b s t , s o n d e r n d e n Z u s t a n d , in welchem er sich befindet, bezeichnet haben. Man miisste anfangs nicht gesagt haben: „Der X ist ein Hahnrei", sondern „der X ist i n e i n e r Hahnrei", d. h. er befindet sich in einer Lage und in einem Gemiithszustande, wie ein Hahn, zu dem sich ein zweiter Hahn gesellt hat. (Wir verweisen auf die obige Ausführung zu cocu.) Und erst weiter hätte sich dann die Redeweise entwickelt, dass die Person selbst als Hahnrei bezeichnet wurde, etwa wie Schäferei nicht das Schafehalten, sondern den Inbegriff der Schafe selbst bezeichnet, und wie im Französischen la garde die Bewachung, und le garde der Wächter heisst. In der That war ich früher dieser Ansicht. Nachdem ich aber in dem Grinim'schen Wörterbuche eine andere Erklärung gefunden habe, stehe ich nicht an, derselben den Vorzug zu geben. In dem Artikel: Hahnrei, heisst es dort: „ D e r l e t z t e Tlieil des W o r t e s Reie oder Reier enthält den Begiiff T ä n z e r , wie sicher durch Folgendes bewiesen wird: Wer leyden mag, dass man in göich — Oder man iun die Schuh im seich •— Uder setzt Hörner uff die Oren — Der h a t e i n R e i g e n m i t den Dören. Braut, Narrenschiff (v. Zarnke, S. 34.). Das IG. Jahrhundert bezeichnet sehr gern das innige Verbundensein innerhalb einer Genossenschaft unter dem Bilde eines Tanzes oder Reigens: Ich bin der drit der sich wol ziert — Und diesen Narrenreyen fiert. Murner. Hahnrei, Hahnreier ist demnach der, d e r e i n e n R e i g e n d e r H ä h n e m i t m a c h t , in die Genossenschaft der Hähne gehört" (Grimm), — oder, wie wir auch sagen können, zu e i n e m H a h n g e m a c h t i s t , wie der, welcher „einen Reigen hat mit den Thoren", eiii Thor ist. Das bedeutet

529 aber genau auch das fr. cocu, und so i s t d e n n d i e U e b e r e i n s t i m m u n g des d e u t s c h e n u n d des f r a n z ö s i s c h e n Ausdruckes eine vollständige1). 7) Nachdem wir so die Ableitung von Cocu festgestellt und dabei insbesondere gefunden haben, wie vortrefflich diese Ableitung zu dein ganzen Bilde passt, welches die Sprache von dem Charakter des Haiines entwirft, wollen wir zum Schlüsse noch eines Einwurfes gedenken, welchen man uns vom Standpunkte des Altfranzösischen aus machen könnte. Man kann uns entgegenhalten, dass j a im Altfranzösischen Wort Cocu neben seiner jetzigen Bedeutung auch noch die Kuckuck habe, und somit über jeden Zweifel erhaben sei, Cocu eine Metapher vom Namen des Kuckucks und nicht dem des Hahnes sei. So scheinbar dieser Einwand ist, so völlig grundlos ist er gegenüber den weitgreifenden Gründen, die unsere Ableitung von Cocu tragen. Er wird einfach durch die Erwägung zurückgewiesen, dass hier zwei homographe und homophone Worte vorliegen, die mit einander in gar keiner Verbindung stehen, eine Erscheinung, die j a gar nichts Seltenes im Eranzösischen, so wie in anderen modernen Sprachen ist. Cocu = Cornard und Cocu = Coucou, völlig gleich geschrieben und gleich gesprochen, sind zwei ebenso grundverschiedene Wörter wie la somme die Summe und la somme die Last, wie le tour und la tour, wie sp. duelo der Schmerz und duelo der Zweikampf, wie engl, to lie liegen und to lie lügen. Die Gründe für diese Auffassung des altfranz. cocu sind folgende: a. Der älteste Ausdruck für den Begriff Cornard ist nicht Cocu sondern Coux, ein Wort, das auch in den Formen Cous, Coz, Cox vorkommt. At nostri olim non cocu sed coux dicebant. Du Cange. Dieses Coux ist aber nicht auch eine das von dass von

1) Auch Grimm vermag eine befriedigende Erklärung des Zusammenhanges dieses Wortes und seines Etymons Hahn nicht zu geben, weil auch er den wesentlichen Punkt, auf den es hier ankommt, übersieht.

Trotz-

dem hat er nicht den geringsten Zweifel, Hahn als Etymon anzunehmen.

34

530 Bezeichnung des Kuckucks,

sondern beschränkt sieh durchaus

auf den Begriff Cornard. Plusieurs l'aiment par sa beauté, Et par amour complaît à tous, (Tarder donc ne peult feaulté A son mari, mais le fait coux. L e S o n g e - c r e u x , îol. 51. (Du Cange: Ciigus.) Suis j e mis à la Conîrairie Saint Arnoult le Seigneur des Coux (Cous) Dont nus ne puest estre rescous Qui îame ait. Roman de la Rose 9167. (Du Cange, a. a. 0 . U t t r é : Cocu.) Anderer Seits wird das schon dem Altfranz, Wort Coucou bloss \oni Kuckuck gebraucht.

angehorigc

Quant du coucou oient le cri, Ne s o m i t quex oisiaus ce fut. M a r i o , fable 22. Nur Cocu und Cucu werden sowohl îlir den Kuckuck als fttr den Cornard gebraucht. Durch diese eingeschränkte Bedeutung M>II C H U \ und Coucou werden wir schon darauf hingewiesen, das* Coii\ und Cocu soweit es mit ihm gleichbedeutend ist, ein anderes Wort ist als Coucou und Cocu, soweit es mit diesem gleichbedeutend ist. Wäre wirklich der Cornard durch Cocu als Kuckuck bezeichnet worden, so wäre auffallend, warum nicht auch Coucou für ihn gebraucht werden konnte und umgekehrt, warum nicht auch Coux den Kuckuck bedeutete. b. Fragen wir nun nach dem Ursprünge dieses C o u \ (Cous, Cos), so wird die Verschiedenheit der beiden gleichlautenden Wörter Cocu erst recht evident. Nach Diez (Ktjmol. Wb. I, 147.) ist das dem altfranz. Coux entsprechende prou'nzalische Wort Coutz eine Zusammenziehung aus Cogotz, und also Coux dasselbe Wort wie Cocu und Cogotz. Nun bedeutet aber prov. Cogotz nicht Kuckuck sondern nur Cornard, ebenso bedeutet Coux nicht Kuckuck sondern nur Cornard: a l s o b e d e u t e t auch C o c u , wenn es den Cornard bezeichnet, n i c h t K u c k u c k , und

531 folglich ist das Wort Cocu, welches Kuckuck bedeutet, ein anderes Wort. Lassen wir aber dies Coux ganz unberücksichtigt, so genügt schon die einfache Argumentation: Cocu ist das prov. Cogotz. Dieses bedeutet aber nicht Kuckuck und kommt nicht vom Namen des Kuckucks, also ist beides auch bei Cocu nicht der Fall, soweit es gleich Cogotz ist. Hei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin zu bemerken, wie nahe Littré der richtigen Deutung dieses Wortes kommt. Er sagt (Art. Cocu) : Cocu en français et cogot en provençal supposent une forme e u e il tu s, comme qui dirait traité en coucou. Er findet die Grundform \ o n cocu und cogot beinahe richtig heraus, ¡schliesst dann aber falsch. Denn wenn man von Cucutus das Suffix utus fortninnnt, so bleibt nicht cu oder cueu, sondern Cuc - Coq. Genauer ist aber als Grundform coi'utus anzusetzen, denn die erste Silbe in beiden Wörtern cocu, cogotz ist co, und streicht m a n d a \ o n utus, so bleibt als Stamm coc = coq Hahn. c. Fassen wir anderer Seits die Ausdrücke des Altfranz, für den Begriff Kuckuck ins Auge, so sehn wir, dass sich im Ganzen drei Wörter gebildet haben, zwei mit gleichem Vocale Cucu und Coucou, wie das lateinische Cuculus, das ital. Cueulo und unser Kuckuck, und eins mit zwei verschiedenen Vocalen, Cocu, wie griech. xoxxiS, engl, cuckoo; und zwar sind alle drei selbständige, ursprüngliche \ o n der Sprache gebildete Ausdrücke, ohne irgend welche Anlehnung an das lateinische Cueus oder Cuculus. Daneben trat nun das von Coq der Hahn abgeleitete Cocu = Cornard und so erhielt das Wort Cocu zwei ganz verschiedene Bedeutungen. Darum ist es aber auch nicht zu verwundern dass \ o n den beiden andern Ausdrücken für Kuckuck derjenige, welcher am meisten Aehnlichkeit mit Cocu hat, d. i. Cucu, beide Bedeutungen von Cocu erhielt, obgleich es eigentlich nur den Vogel bedeutete. Diese Uebertragung konnte um so leichter stattfinden, als Umdeutung liier so nahe lag. Da Cocu beide Bedeutungen hatte, so konnte man leicht vergessen, von welchem Worte Cocu in der Bedeutung Cornard gebildet war, und denken

532 beide Bedeutungen

hätten denselben Ursprung,

die Bedeutung

Cornard sei eine Metapher der Bedeutung Kuekuck.

80 kam

es denn, dass Cucu eine Nebenform von Cocu in dieser Bedeutung wurde,

während

das dritte Wort

für K u c k u c k ,

Coucou,

durch die grössere Verschiedenheit der Form vor diesem Schicksal bewahrt blieb,

und dass man

lateinischen Worte Cuculus

selbst

im Mittel-Latein sogar dem (geschrieben Cucullus. s. b.

Du Cange) die Bedeutung Cocu beilegte. (1. Trotz dieser wahrscheinlich häufigen Auffassung des Cocu als Metapher vom Namen des K u c k u c k s , muss es jedoch selbst zur Zeit des Altfranzösischen unter den Sprachgelehrten Leute gegeben haben, die dieser volksthiimliehen Ansicht misstrauten und Zweifel

in die Richtigkeit

Coux und Cocu von Cucus

der Ableitung

setzten,

der Ausdrücke

wenngleich

sie

allerdings

eine bessere Ableitung nicht finden konnten. Ks geht das klar hervor aus der Art und Weise, wie Du Cange selbst seinen Zweifel ausdrückt. Zu den Worten Cogus, K u q u s ,

(Kr lebte

Cougot,

1610—1688.)

Cogul (Glossar,

latin.

med. aevi) bemerkt er nämlich: Has vero \oces linde nostri usurparint, 11011 plane constat,

etsi

plurimi

in eam concedant sen-

tentiani, ut ita dictos censuant adulteraruni conjnges a cuculis avibus (juae in aliarum avium nidos ova edunt. und zu Coux

As nostri olini 11011 cocu sed coux dieebant,

. . . . tametsi istius etv 111011 liaud planum sit. Wahrscheinlich haben solche sich immer mehr verbreitende Zweifel an der Statthaftigkeit eines Zusammenhanges zwischen den beiden Bedeutungen von Cocu

dazu

mitgewirkt,

dass die

neuere Sprache Cocu auf die eine von beiden beschränkte, und die andere ausschliesslich Coucou zuwies. Und wenn man genau zusieht, so bemerkt man, dass diese Scheidung der Bedeutungen schon im Altfranzösischen vorbereitet, j a zum Theil schon durchgeführt war.

Die Form Cucu, welche

jetzt ganz verschwunden ist, wurde vorzugsweise für den Kuckuck gebraucht

und die Form Cocu vorzugsweise für den Cornard.

S o befindet sich

unter all

den Beispielen,

welche Littre für

Cucu und Cocu anfuhrt, nicht ein einziges, wo Cucu die Bedeutung Cornard hätte,

und nur eins,

wo Cocu

die

Bedeutung

533

Kuckuck hat. l ' n d ebenso verhält es sich mit all den Beispielen, die Du ("ange anführt: nur ein Beispiel findet sich, wo Cucu den Cornard bezeichnet, und keins, wo Cocu Kuckuck bedeutet').

IV. 1) V o n e i n z e l n e n ä u s s e r e n EigenthUinlichkeiten des Hahnes tritt besonders d a s K r ä h e n hervor. Wie der Lateiner sagt: gallus c a n t a t , der Hahn singt, und gallus als abstammend von canere, singen, eigentlich d e r S ä n g e r heisst, so gebrauchen alle romanischen Sprachen die Ausdrücke für Singen, um das Krähen zu bezeichnen: it. il gallo c a n t a , sp. el gallo c a n t a , fr. le coq c h a n t e , während der Engländer mit dem Deutschen übereinstimmend sagt: the coq crows, und nur in dem Ausdruck c h a n t i c l e e r (singe laut) für den Hahn an die romanische Ausdrucksweise erinnert. Ein anderes v o l k s t ü m l i c h e s Wort des Französischen für Krähen ist das von coq gebildete onomatopöische c o q u e r i q u e r , und davon ist das Substantiv c o q u e r i c o t , das Krähen, gebildet. Nur eine andere Form dieses Wortes scheint c o q u e l i c o t zu sein und _mundartlich bedeutet es auch dasselbe. In der Schriftsprache heisst aber coquelicot die Klatschrose. L eber die Entstehung dieser Bedeutung sagt Diez (Etyrn. Wörterb. II, S. 263): „Leicht konnte man nach seinem Schrei den Hahn selbst coquelicot nennen, wie der Grieche ihn igou-, oder wie der Franzose den Wiedehopf putput nennt, und wegen seines purpurrothen Kammes den Namen des Hahnes auf die Blume übertragen." Als Wecker, als V e r k U n d e r d e s M o r g e n s erscheint der Hahn in den Sprüchwörtern: 1) Ein synonymer Ausdruck für Cocu = Cornard ist. im Mittel-Latein Copaudus, Coupaudus.

Vir cujus uxor,

ipso sciente, moechatur,

coppeau, coupant, couppant et copereau. (Du Cange.) Wortes Cop (coup, eouper) ist,

nostris

Da der Stamm des

so ist es höchst wahrscheinlich,

dass die

eigentliche Bedeutung Kapaun ist (wofür ja auch im Deutschen Kaphahn gebraucht wird), mtph. Bdeutg

und unter

dieser Voraussetzung ist ( opaudus mit der

Cocu eine Unterstützung unserer Ansicht.

534 It.: II gallo è l'oriolo délia villa.

Giusti

F r . : Le coq chante, il nous faut haster.

342.

L e R o u x I, 110.

Coq chante ou non, viendra le jour,

ibicl.

S i j à ne chante le coq, si vient le jour.

ibid.

Engl.: T h e coek that is the trumpet oî the morn. S l i a k e s p., Haml. I, 1. Dt.: Es wird T a g , wenn auch der Hahn nicht kräht. D ü r i n g s f . II, '237. und a l s W e t t e r p r o p h e t

in-

It.' Quando il gallo canta a pollajo, Aspctta l'acqua sotto il grandajo.

Giusti

191.

Quando il gallo beve di State, tosto piove.

ib.

F r . , Quand en esté le haut coq boit, L a pluie soudain vient et paroist.

L e R o u x I, G5.

Dt.: Wenn de Hahn kreihet op dein Nest, S o bliv dat W i ä r as et ess. Auf den Hahn

als

den Kräher

S inirock muss auch

193. die

französische mit coq gebildete Redensart Bezug haben, l'âne.

Le Roux

de L i n c y

(Prov. fr. I, 111) führt

seltsame coq-àals Bei-

spiele a n : C'est bien sauté du coq à l'asne, aus dem 15. Jahrb., und: Je

lie vis j a m a i s

poursuivez-vous

tant

pas

sauter

\otre

du coq à l'Ane;

propos?

aus

der

que ne neuesten

Zeit (Moyen de Parvenir), und fügt die Erklärung hinzu' Manière de s'exprimer pour dire passer d'une chose à une autre sans aucune liaison. Diese Erklärung ist ungenügend.

L eber den Sinn ist Nie-

mand im Zweifel: sauter du coq à 1 âne, heisst in unziisaninienhängender Weise reden, von einem Gegenstände der Rede auf einen anderen kommen, ohne dass ein Zusammenhang vorliegt; und substantivisch gebraucht

le coq-à-l'âne unzusaninienhängende

Rede, unpassende Antwort (répondre par un coq-à-l'Ane). Aber auf welche Weise kommt dieser Ausdruck zu dieser Bedeutung?

Das

wäre

interessanter

zu

erfahren

gewesen.

Folgendes scheint die Entstehung dieser originellen Redeweise gewesen zu sein. Die Aufeinanderfolge

der

Gegenstände

einer Rede,

oder

535 e i n e r Unterhaltung' in Rede

und Antwort w i r d geregelt

d a s Gesetz d e r Ideen-Association.

durch

Es niuss m i n d e s t e n s Ein Ver-

g l e i c h u n g s p u n k t vorliegen, d a m i t die Rede den C h a r a k t e r einer z u s a m m e n h ä n g e n d e n erhalte.

Je mehr Yergleichungspunkte

j e u n g e z w u n g e n e r sie sich bieten, der U e b e r g a n g

^on

einem

um so n a t ü r l i c h e r

Gegenstande

der

Rede

und

erscheint auf

einen

a n d e r e n , um so fliessendcr ist der Strom der Rede oder Unterhaltung;

und umgekehrt, je weniger Vergleichungspunkte

und

j e g e z w u n g e n e r sie sich bieten, um so z e r r i s s e n e r u n d u n e r q u i c k licher erscheint die Rede. ist d e r ^111 H a h n e i n a n d e r gemein,

Ein solcher u n g l ü c k l i c h e r U e b e r g a n g

zum Esel.

Beide T h i e r e

haben

nichts

mit

als dass d e r eine k r ä h t u n d d e r a n d e r e sein

Ia schreit, d a s heisst, dass der eine g e r a d e so u n m e l o d i s c h e T ö n e \011 sich gibt,

wie der a n d e r e .

So e r k l a r t es sich denn,

dass

d i e s e r U e b e r g a n g u m der S p r a c h e herausgegriffen ist als T y p u s f ü r eine u n z u s a m m e n h ä n g e n d c Rede. Auch d a s d e u t s c h e S p r ü c h wort macht d a \ o n G e b r a u c h ,

indem es s a g t :

„Vom

krähenden

H a h n zum Esel gehen heisst einen G e s a n g hören'' (Simrock 100), u n d dieses k a n n gleichsam als C o m m e n t a r zu der französischen M e t a p h e r eoq-ä-1 a n e dienen. D a der H a h n in der Art wie er k r ä h t ,

in seinem g a n z e n

G e b a h r c n dabei, seinen Stolz zu e r k e n n e n gibt, a l s .seinem

henorragendsten Charakterzuge

von dem oben

die R e d e w a r ,

so

e r s c h e i n t es als eine sinnige Metapher, dass engl, crow p r a h l e n , g r o s s t h u n bedeutet, und crow over one

sich stolz ü b e r J e m a n -

d e n erheben. 2) E i n e

andere

auffällige Eigenthümlichkeit

ist sein r o t h e r K a m m .

des

Hahnes*

D a h e r sagt der F r a n z o s e : II est rouge

comine un coq, er hat ein rothes Gesicht wie ein H a h n , besond e r s von der Z o r n e s r ö t h e gesagt, d a der K a m m u n d die L a p p e n d e s H a h n e s b e s o n d e r s im Z u s t a n d e des Zornes sich röthen. D a s s d i e Klatschrose e b e n d a h e r den N a m e n coquelicnt e r h a l t e n w u r d e schon oben e r w ä h n t .

hat,

Dazu kommen d i e englischen Aus-

d r ü c k e : to cut one's comb ( J e m a n d e m den Kamin a b s c h n e i d e n , a s is usually done to cocks wlien gelded.

R a y ) in d e r Bedeu-

t u n g J e m a n d e m d e n Muth n e h m e n (to cool o n e ' s courage), crestfallen

(eig. mit

gesunkenem

Kamme)

muthlos,

und

coxcomb

536 (entstanden aus c w k ' s comb) in der Bedeutung Stutzer, Geck,, während die andere von Narr, Dummkopf, daher rührt, dass die Narrenkappe Aehnlichkeit mit einem Hahnenkamin hat. Will you help? — an ass-head, and a c o x c o m b , and a knave, a thin-îaced knave, a gull ! S h a k e s p., Twelîth night V, 1. Auf die Aehnlichkeit der Gestalt des Kammes bezieht sich auch das franz. Wort C o c a r d e , engl, cockade, Hutschleife, während das altfranz. cocart eitel bedeutet (Diez, II, S. 262), und auf die Aehnlichkeit der Gestalt des Hahnes selbst die Redensart im Deutschen- Jdm. den r o t lien H a h n a u f s D a c h s e t z e n , f ü r : das Haus in Brand stecken, insofern man vielleicht in den zuerst aus dem Dache aufzüngelnden Flammen eine entfernte Aehnlichkeit mit einem rothen Hahne entdecken kann. 3) Endlich auf den H a h n a l s N a h r u n g d e s M e n s c h e n bezieht sich die bemerkenswerthe sprichwörtliche Redensart des Französischen: Il e s t l à c o m m e le c o q e n p â t e , er befindet sich dort wie der Hahn im Teige (sc. in dem er gebacken werden soll oder gebacken worden ist, vgl. mettre de la viande en p â t e \ d. h. er befindet sich dort vortrefflich, wie der in Teig zu einer Pastete eingewickelte Hahn im Ueberflusse zu sitzen scheint. Vous serez dans sa maison comme un petit coq en pâte. L e S a g e , G. Blas, IV, 10. Man gebraucht nun aber genau für denselben Begriff den Ausdruck: il e s t a u n i d d e l a p i e . So Rabelais in den letzten Worten, die er seinem Gönner, dem Cardinal de Beilay, sagen liess: „Dis à Monseigneur l'état où tu me vois, j e m'en vais chercher un grand Peut-être. I l e s t a u n i d d e l a p i e ; disluy, qu'il s'y tienne". Die Worte il est au nid de la pie, er sitzt im Elsternneste, bedeuten: er sitzt im Ueberflusse, steht auf dem Gipfel des Glücks; eben dieselbe Bedeutung hat aber die so eben genannte Redensart • il est là comme le coq en pâte. Es liegt daher sehr nahe, in: il est au nid de la pie, die bildliche Redensart: il est là c o m m e le coq en pâte, zur Metapher erhoben zu sehen, und in nid de pie einen Ausdruck für Pastete zu" sehen. W a r u m man aber eine Pastete metaphorisch ein

537 Elsteninest nennen konnte, erklärt sich leicht aus der Aehnlichkeit der Gestalt eines Elsternnestes mit der einer Pastete, und aus der Aehnlichkeit des Inhaltes beider, d a die Elster mit ihren Jungen ebenso in ihrem Neste steckt, wie das Fleisch in der Pastete. So schliesst denn der Ausdruck: Il est au nid de la pie, eine doppelte Metapher, oder, wie ich sie nenne, eine Metapher des zweiten Grades in sich. Il est au nid de la pie steht für : Il est là le coq en pâte, und dieses wieder f ü r : II est là c o m m e le coq en pâte, mit dem oben angegebenen Sinne. Ein besonderes Interesse hat nun noch, wie wir schon in der Einleitung S. 21 erwähnten, die Feststellung dieser Metapher für uns, um die wahre Etymologie des englischen Wortes Pie mit der Bedeutung Pastete zu finden, um dessen Ableitung man sich bis jetzt vergebens bemüht hat. Eduard Müller (in seinem etymolog. Wörterbuche der engl. Spr., Theil II, S. 170) hält es zwar für zu gewagt, das Wort „mit p i e , E l s t e r , z u s a m m e n z u b r i n g e n " . Im Zusammenhange unserer Entwicklung erscheint die Sache durchaus nicht gewagt, da wir uns davon Uberzeugt haben, dass schon im Französischen des 10. Jahrhunderts, und wahrscheinlich noch früher, nid de pie Pastete bedeuten konnte. Wir brauchen dann nur noch einen Schritt weiter zu gehen und in dem engl, p i e e i n e A b k ü r z u n g v o n n i d d e p i e zu sehen. Und das wird wohl nicht als unerhört betrachtet werden dürfen: wir brauchen uns nur aus einem früheren Capitel daran zu erinnern, dass ital. troja für porca di T r o j a steht, fr. truie für cochon (le Troie. Andererseits ist aber klar, dass diese Etymologie des engl. Pie, der Umstand, dass dieses Wort noch immer Pastete bedeutet (was das fr. nid de pie nicht thut), eine Verstärkung unserer vorhergehenden Beweisführung ist, ein zweiter Beweis, der uns eine solche Kraft zu haben scheint, dass wir auf ihn gestützt, über einen anderen Versuch j e n e Redensart zu erklären getrost uns hinwegsetzen können. Le Roux de Lincv scheint nämlich folgende aus einem anderen Schriftsteller (bezeichnet als Nicod.?) gezogene Erklärung zu billigen: Estre au nid de la pie. On se sert de ce proverbe quand quelqu'un est monté au plus haut degré de sa fortune, et cela par application à

538 la pie qui fait son nid au haut des plus grands arbres qu'elle peut clioisir. (Le R o u x , Livre d. prov. fr. I, 124.) und auch Cotgrave (in seinem englisch-französ. Wörterbuche) gibt diese Erklärung, vielleicht aus derselben Quelle wie jener Autor. Es scheint uns das aber nichts weiter als ein Erklärungsversuch eines Gelehrten zu sein und hat nur den Werth einer subjectiven Meinung, etwa wie die oben initgetheilten Meinungen Schindlers und Schwencks über die Erklärung des deutschen Wortes Hahnrei. Dagegen fällt die Beweiskraft des engl. Pie, als der Sprache selbst angehörig, mit einem ganz anderen Gewichte in die Wagschalc. — 4) Zur Speise pflegt der Hahn fast nur als Kapaun verwandt zu werden. Wir können daher hier einige Metaphern anführen, die sich im Französischen a u s d e m N a m e n d e s K a p a u n s entwickelt haben. Zwei davon bezichen sich auf die früher übliche, weitverbreitete Abgabe der Z i n s h ü h n e r , die \on den Bauern jährlieh an den Gutsherrn zu entrichten war und wahrscheinlich meist in Kapaunen bestand. Es sind die Redensarten: La terre lui appartient, mais u n a u t r e e n m a n g e l e s e h a p o n s , das Gut gehört ihm, aber ein Anderer bezieht die Einkünfte; und Ce s o n t d e u x e h a p o n s d e r e n t e , das sind zwei Zin*kapaunen, Zinshühner, d. h. das ist ein sehr ungleiches Paar, welche letztere wohl daraus entstanden ist, dass bei den Zinsliiilinern es nur auf die zu liefernde Zahl, nicht auf die Qualität ankam, das Gute mit dem Schlechten angenommen werden musste, wie sie gerade kamen. Auch mag dieselbe Beziehung auf Zinshühner dem Sprüchworte zu Grunde liegen: Q u i c h a p o n m a n g e , c h a p o n l u i v i e n t , wer Kapaunen isst, zu dem kommen die Kapaunen, unser- Wo Täubchen sind, da fliegen Täubchen zu. Im alten Gewohnheitsrechte wurde die Umgebung des Herrenhofes, des Edelsitzes, als le \ ol d u c h a p o n bezeichnet, d. h. so weit der Kapaun fliegen kann, z. B. le vol du chapon appartenait l'aine. Ein wunderliches Gepräge hat aber die Redensart: ¡1 a l e s n i a i n s f a i t e s e n c h a p o n r ö t i , er hat krummgewachsene, einem gebratenen Kapaun ähnliche Hände, und im

539 figürlichen S i n n e : er hat l a n g e F i n g e r , wofür also der F r a n z o s e das Bild h a t :

er

hat

k r u m m e Finger,

wie er für denselben

Gedanken auch s a g t : il a les mains erochues. Ein

anderer Ausdruck

für K a p a u n

im Französischen

ist

h e s t o u d e a u , oder, wie Diez schreibt (Rtyni. Wörterb. I I , S. 344), hetaudeau,

womit ein j u n g e r Kapaun bezeichnet wird.

Wort kommt vom althochdeutschen liagastalt, geselle.

Hagestolz,

Dies Jung-

E s liegt darin eine „scherzhafte Uebertragung mensch-

licher auf thierische Zustände; der hetaudeau wird als ein zum Cölibat bestimmtes T h i e r aufgefasst" (Diez, a. a. 0 . ) , und diese Metapher

ist

also

ein Gegenstück

sprochenen Metaphern,

worin

zu

den oben von uns be-

umgekehrt

menschliche Verhält-

nisse, eheliche Zustände nach der Aehnlichkeit mit dem L e b e n von l l a h n und Henne bezeichnet werden.

E i n e hübsche Erläu-

terung des Ausdrucks hetaudeau, Hagestolz, für Kapaun ist das deutsche Sprüchwort; Kein Huhn hält sich zum Kapaunen, sondern zum Gückelhahn ( S i m r o c k , 228).

V. A u f d a s H u h n im e n g e r e u S i n n e d e s W o r t e s ,

d. h.

d i e H e n n e , beziehen sich auch eine nicht geringe Anzahl von Metaphern und Spriichwörtern. hange

mit

W i r wollen, um im Zusammen-

dem Vorhergehenden zu bleiben,

diejenigen

voran-

stellen, in welchen das Huhn v o n S e i t e n d e s G e b r a u c h s

er-

scheint, den der Mensch davon a l s S p e i s e macht, um so mehr, als in dieser Beziehung das Huhn und der Kapaun oft zusammen genannt werden, und so Manches an diesem Orte vorkommt, das auch

am

S c h l ü s s e des

vorigen Abschnittes

hätte

erwähnt

werden können, dort aber mit Kiicksicht auf den Zusammenhang von K a p a u n und Henne übergangen wurde. 1) W i r haben nun in dieser Beziehung bloss Sprüchw örter anzuführen, von ihnen aber eine grosse Zahl.

Der

bemerkens-

vvertheste Zug, der in ihnen hervortritt, ist der, dass die S p r a c h e Henne speise,

und Kapaun

als

die

beste

und

feinste

Fleisch-

daher als ein Kennzeichen von Wohlstand und Reich-

540 thum ansieht und sie in Gegensatz stellt theils zum Brode, tlieils zum Rindfleisch, als den gewöhnlichen, allgemeinen Speisen. Es sind besonders folgende: It.: P i ù v a l e u n p a n c o n a m o r e , c h e u n c a p p o n e c o n dolore. G i u s t i 56. (Val più un buon giorno con un uovo, che un mal anno con un bue. ib. 78.) Vecchia gallina ingrassa la cucina, o d e r : fa buon brodo. ib. 342. 0 polli o grilli ( = Aut Caesar aut nihil). ib. 357. Non è si piccola ponzina, che di marzo non sia gallina. ib. 188. Al carnevale si conosce, chi ha la gallina grassa. ib. 185. Ala di cappone, schiena di castrone, son buon bocconi. ib. 306. Gennajo e febbrajo tienti al pollajo. il). 309. Fr.: A faute de cliapon, pain et oignon. Le R o u x ) Endlich kann sogar auch d e r G e i s t Persönlichkeit wird

im

Liebenden

und die

ganze

eines Menschen Honig genannt werden.

Englischen

Honig

als

Schmeichelwort

und vertrauten Personen

So

zwischen

gebraucht: my honey, my

dear honey, my sweet honey. O God, she comes. — O honey nurse! what newsV S h a k e s p . , Rom. & Jul. II, 5. und darauf bezieht sich auch das Spriichwort: Sweat heart and honey-bird keeps no house. R a y , 32. d. deutschen:

Ehestand ist kein Geschleck.

=

S i m r . 82.

Ebenso kann das lat. mel ganz allgemein zur Bezeichnung einer angenehmen Person gebraucht werden. tíeito,

C. Sempronium Ruf um, m e l a c d e l i c i a s

tuas,

calumniam máximo plausu tulisse. Coelius ad Cicerón. V I I I , 8. Altcrius

ingenium

sie

dulce

ut

acetuin

Aegyptiuin,

alterius sie acre ut mel Hyinettium dieimus. C i c e r o in Hortens. Ein (pílnv

sehr ähnliches Liebkosungswort

yXi kl j.i>]lov,

hatte

der

Grieche:

mein lieber süsser Apfel, womit z. B. bei

Theokrit, Idyll. X I , 3Í». Polyphein die Galatea anredet: Tiv, To ffíXov yh v.vi-ia'hnv, ana

y.i]uaiióv

cteidwv (Tecum,

o carum dulce pomum, nie ipsuin quoque cantu celebrans). Im Spanischen heisst sich zu Honig machen, h a c e r s e m i e l , Jemanden mit

ausgesuchter Höflichkeit

de

behandeln (por-

tarse con alguno blanda y suavemente mas de lo que conviene),

582 En haciendose de miel, se burlali de uno criados é impresores. H a r t z e n b u s c h , La coja y el encogido, I, 3. im Französischen ê t r e t o u t s u c r e et t o u t m i e l , oder être doux comme miel, ein süsslicher, îader Mensch sein (être doucereux, faire le doucereux). Dieselbe persönliche Bedeutung hat das Wort Honig in dem englischen Sprtichwort: He is all honey or all turd. R a y , 134. und dem italienischen: Il mele si fa leccare, il feie si fa sputare. G i u s t i , 245. Den Honig leckt man auf, die Galle spuckt man aus, d. h. wer geliebt sein will, muss liebenswürdig sein. —

Deutsches Register. A. Aehrcnlese 199. Allegorie 26 fg. 36. anteln, bair. Dial. 554 Anthropologie, die A 111 der Spracht'. 169 fg. Aphrodite 102. Arbeitspferd 315—319. Athene 103.

B. Der Bauer, Bild des Bauers m der Sprache 185—208. beissen 253—255. bellen 248—253. beschlagen, das Pferd b. 340. D i e B i e n e , 575—582. blöken 499. Der Bluthund 273. Der Bock 474 476. „ , einen B. schiessen 475. bocken 469. 475. bockig 468. bockisch, verbocken 469 Der Bracke 274. brüllen 457. Brut 548. brüten 542—546. Bücheresel 377 Butter 465. Byron 121.

C. Calderon 122. Chans 102. Corneille 125. Crucifixe, sprechende Cr. 104.

D. dreschen 200. Drohne 577.

E. Ehejoch 434.

D i e E n t e 559—564. „ , Zeitungsente 661. Der Enterieh 560. entesein 365. Die Ernte 194—199. D e r E s e l 362—383. 1) Charakterzüge. Dummheit , Eigensinn, Langsamkeit. 362—369. 2) vortheilhafte : Geduld, Genügsamkeit, daher Arbeitsgehülfe des Armen 369—375. E. als Lastthier 375— 378. 3) einzelne äussere Eigen Schäften 378. 383. einen Esel bohren 381. Eselreiten 377.

F. fletschen, die Zähne fl. 256. Flitterwochen 580. Das Fohlen 319 Die Folter 303.

G. gackern 545. D i e G a n s 551—558. G. und Schwan 569. gänseln 553. Gebiss (am Pferdegeschirr) 322—337. DieGesetze über den G e b r a u c h d e r M t p h r n . 107—119. Goldhand, Beiname d. Sonne 99 —100. Goethe, eharakterisirt im Gebrauche der Mtphrn. 123.

II. Der Der Der Die Das

Hagestolz 539. Hahn s. Huhn. Hahnrei 527—529. Halfter 339. Heupferd 297.

584 H i r t und H e e r d e •192. D e r l l o n i g 577—582. Horn, H o r n e r t r a g e n 470. 524. I l u l i n u n d H a h n 513- 55U. 1) Charakteristik im Allgemeinen 513—516. 2) Char. des H a h n s im Besonderen 517—521. 3) f r . Cocu, E t y m o l o g i e : COIJ. 521—53a. 4) Einzelne äussere E i g e n t ü m lichkeiten des H a h n s 533 536. Der Hahn als N a h r u n g 536 - 539. 6) Das H u h n im Besonderen 539 —550. brüten 542 - 546. gackern 546—547. Sohn der weissen Henne etc. 548. mein Hühnchen 549. „ , den rothen H a h n aufs Dach setzen 536. „ , ein H ü h n c h e n zu pflücken haben mit 541. H u m o r , d. H. der span. M t p h r n . 134. „ , d. H. in den englischen M vom Namen des Hundes 237—241. D e r H u n d 2 1 5 - 2 8 1 . 1) Charakteristik dess. in der Sprache 215 —241. II. als S c h i m p f w o r t 217—226. als Schmeichler 227—229, 242 —245, 277. S j m b o l der T r e u e 2 3 6 - 2 3 7 . 2) Einzelne Thätigkeiten des Hundes 241—265. a) Pfotchen geben 242 b) lecken 243. c) wedeln 244 —246. d) bellen 248—253. e) beissen 253—255. f) Z ä h n e fletschen 255. 3) A r t e n der Hde.: Haushund (hovawart) 265, J a g d h u n d 270, W i n d h u n d 272, Bracke 274, W a c h t e l h u n d 277, Schoosshund 277, B l u t h u n d 278, Höllenhund 280, II. d. G ä r t n e r s 267. „ , auf den II. kommen 204, d II. schmecken, finden 270, da liegt d. II. begraben 270 Hundeschnauze 259—264.

J. J a g d h u n d 270. 277. Jean Paul, charakterisirt b r a u c h e d. M. 122. Das J o c h 431—434.

im

Ge-

K. K a p a u n 588. lväse 465. Katachresen 110—115. K a t e r 425 „ , der gestiefelte K a t e r 426. Kätzchen 418. D i e K a t z e 393—127. 1) Katze und Maus 394—400. d. K. d. Sehelle a n h ä n g e n 396. 2) d. K. als Dieb 400—407. 3) Schmeichelkätzchen 408 K a m m e r k ä t z c h e n 409. Schmeichelnamen der Katze 409—411. 4) d. K. als Schlachtvieh 411 —414. d. K. im Sacke k a u f e n 413. 5) H u n d und K. 415 D u m m h e i t 416. Reinlichkeit 417. einzelne äussere Eigenschaften der Ii. 418—425. die P f o t e n 419, 4 2 2 - 4 2 4 . Krallen 420—422. die schillernden Augen 424. Katzenbuckel 426. Katzengold 409. Katzenkopf 416. Kinnkette (des Pferdes) 337. D e r K o p f "lymbohk des Kopfes in den M t p h r n . 171—183. k r ä h e n 533. Das Kriegsross 310 f g . D i e K u h 428—466, insbesondere 453—406 (s. das Rind.) Ii. L a m m 490. „ und Wolf 195. Lastesel 376. L a s t p f e r d 302—305 H. Mähen 194—196. D a s M a u l t h i e r 384—392 „ , M als das b o s h a f t e T h i e r 384. „ , eigensinnig 385, als L a s t t h i e r 387, als R e i t t l n e r 388, M. = B a s t a r d 289—392. Meerross 301. Die M e t a p h e r n . „ , die M. u. d. E t y m o l o g i e 19—22. „ , das Wesen d. M. 23—93. „ , d. M. I. II. III. Potenz (Grades) 14. 15. „ , die incarnirte M. 41.

585 Diu Metaphern, diu radicale M. 41. „ , prosaische, poetische M. 40 43. „ , die grammatischen Formen dur M. 44 — 93. „ , das metaph. Substantiv 46—61. „ , das metaphor. Adjcctiv (¡1—68. „ , „ „ Verbum 68—75. „ , „ „ Adverb. 7 5 - 8 2 . „ , Nebensätze z. Ausführung einer M. 82—88. „ , ein oder mehrere Hauptsätze zur Ausführ, einer M. 88—93. „ , die prakt. Bedtg. der M. 94 — 119. „ , Gesetze über den Gebrauch der M. 107—119. „ , Häufung der M. 116—119. „ , die theoretische Bedeutung der M. 119-211. „ , die M. als Ausdruck des indi\ lduellen Charakters 121—128. „ , die M. als Ausdruck des Volkscharakters 128—163. „ , das Bild des Menschen als solchen in den M. 168—208. „ , die Anthropologie in den M. 169—183. „ , das Bild des Bauers in den M. 185-208. Miez 410. Milch 462. Mühmlem 10. Die Mythologie im Verhältniss zu den Metaphern 99 104.

N.

Nachlese 199 Nagen 257 Die Nase, hymbolik der N. in den Metaphern 179 fg. naseweis 183. nasführen 183.

o.

D e r O c h s e 443—453. Ochsenaugen 442. ochsenmässig 437.

164 fg.

Packesel 376 Packpferd 358. D e r P f a u 563—561. D a s P f e r d 282—361. 1) Grundauffassung des Charakters 282—293. 2) Nebenzüge 293—296. 3) M. beruhend auf äusserer

Aelmlichkeit mit d. Pferde a. im Allgemeinen 297—302. b. mit d. Lastpf. 302—305. c. mit d. Reitpf. 3 0 5 - 3 1 0 . d. mit dem Kriegs- und Schlachtross 310—313 e. mit dem Rennpf. 314—315. f. mit d. Arbeitspf. 315—321. 4) Thätigkeiten des Pferdes: wiehern 321, sich bäumen 322, ausschlagen 323, laufen324 fg. 5) das Pferd als Object der Thätigkeiten Anderer: a. Bändigung durch Zaum und Zügel 328. durch Gebiss322fg., Kinnkette337, d Halfter 339. b Beschlagen 340. c. Reiten 342 fg. Spornen 345—349. der Sattel 3 4 9 - 3 5 8 . der Steigbügel 352 (Stegreif). d. Belasten (das Lastpferd) 358—361. Der Pflug, pflügen 185—189. R. Racine 125. D a s R i n d 428—466. 1—2) Charakterisirung des R. im Allgem. 428—442. 3—4) der Stier 443—453 (bravo 443-450). 5) die Kuh 453—455. das Kalb 455—456. 6) Thätigkeiten des R., und Anderer am R.: brüllen 457, wiederkäuen 458, melken460, die Milch 462, Rahm 464, Butter 465. Riten, mhd. (vom Schiffe) 301. Der Römische Volkscharaktor und die latein. Metaphern 128- 130. S. Säen, Saat 190—191. Sattel 349. D a s S c h a f 478—500. 1) Die Namen verglichen 478 —483. 2) das Sch als Schlachtvieh 483. als Wollvieh 484—486. 3) Charakter des Sch 486—497. Hirt und Heerde Bild für d. kirchliche Gemeinde 492. Lamm und Wolf 495

586 Das Schaf. 4) E i g e n t ü m l i c h k e i t der Gestalt, Aehnlichkcit d a m i t 496, blöken 499. S c h ä f c h e n 490. 492. 497. schäfeln 498. Bchnattern 556. D e r S c h w a n 565—570. „ , Schwanengesang 565—570. „ , Schwanenhals 568. „ , Schwan u n d Gans 569. D a s S c h w e i n 501—512. 1) Charakter 501—507. 2/ d. Schw. als nützliches Hausthier 507—511. 3) Einzelne äussere E i g e n t ü m lichkeiten 511—512. Shakespeare 121. 117. sieben 2 0 2 - 2 0 8 . Der Spanische Yolkscharakter und die Spanischen M t p h r n . 130—161. Der Spitz 268. Der Sporn, spornen 345—349. Spreu 201. Der S p ü r h u n d 271. Der Stegreif, aus dem St. 354. Der Stier 4 4 3 - 4 5 3 . 164 fg. Die Stirn, Symbolik der St. in den M t p h r n . 177. Stoppel, zusammenstöppeln 199. Die Stumpfnase, Symbolik d e r S t . 180. Der Sündenbock 476.

T. Die T a u b e 571-574. D e r T r u t h a h n 563—564. Die T u r t e l t a u b e 573. T y r , Gott T. e i n h ä n d i g 100.

F. Das U n k r a u t 191—194.

V. Vereseln 365. v e r s c h n u p f e n 182. Die Violine 455. W. Der W a c h t e l h u n d 277 fg. Der W i d d e r , goth. v i t h r u s 481. wiederkäuen 458. wiehern 321. Das Wiesel 10. 209. worfeln und sieben 201—208.

Z. Z a u m u n d Zügel 328—339. D i e Z i e g e 467—477. 1) C h a r a k t e r . launisch 468, eigensinnig, n a s c h h a f t 470. 2) Z als Milchvieh 472. E i g e n t ü m l i c h k e i t e n der Gestalt etc. 475. 3) Der Bock 475—477.

Englisches Register. A. The Ass 362-383.

B. to b a r k 248—253. b a r k e r 249. bawcock 517. bay, to stand a t b., to keep at b. 276. bayard, to ride a b. of ten toes 293. beef-witted 440. to bellow 458. bitch, a queer b. 234. to b i t e 253. to b l i g h t 199. blockhead 171. 173. bloodhound 274. breeches, this woman wears br. 11.520.

to breed 543—546. bridle 329. 331. „ , to bite u p o n t h e br. 333. t o b r o o d 543 t h e b r o o d 548. bulimy 230. T h e B u l l 428—466. „ , b . - b e e , b . - f i n c h , b.-fly etc. 438. bull-beef, to eat b. b. 452. bullhead 173.

C.

canaille 225. t o canvass 204—205. to caper 472. caprice 468. capricious daB. career 327.

587 The „ , „ , „ ,

C a t 393—427. to turn c. in the pan 412. to make one a cat's paw 422. to live under the sign of the cat's foot 422. catkin 418. cattle 441. chaff 201. chanticleer 533. chevaux de f n s e 297. chicken 549. chicken-hearted 514 chuck 549 clod-pated 173. T h e C o c k 513—550. „ , to cock 517. to c. the nose, to c. the hat 517. „ , to be cock of the hoop 518. 519. „ , to be cock of the roost 519. „ , „ „ „ „ „ club 619. cockade 536. colt, to colt 320. 343. comb, to cut one's comb 535 contrition 200. coquet 517. cornuto 476. cosset 489. T h e Cow 428—466. „ , a milk c. 453. coward 245. coxcomb 536. cream 464. cream-faced 462. crest-fallen 535. cricket 298. crop 195. to crow 535. „ ,, over one 535. curb 338. to curb 338. 339. D. T h e D o g 215—281. „ , to have a dog in one's belly 234. „ , a merry d., a jolly d , a happy d., a lucky d. 238—241. „ , throw that bono to another d.258. „ , the d. in the manger-267. to dog 252. dogged 233. donkey 362. dotted with 206. to doubt 96. dove 572. drake 560. drone 677.

T h e D u c k 559—564. „ , my d. 564

E. ear, to hang one's ears 371. easel 304, 376. ewe 481.

F.

to fan 202. filly 320. flock 492. forehead 177. 179. fowl 513. front, a brazen fr. 179. to furrow 188. O. to gallop 326. to give to the dogs 226. to glean 199 T h e G o a t 467—477. 524. „ , goals 474. a scape-goat 476. goatish 476. T h e G o o s e 551—558. „ , souls of geese 556. gosling 556. to grunt 511. II. hackney 317 hand, to be hand and glove 137. harridan 294 318. harvest 197. to hatch 543. hell-hound 280. T h e H e n 513—550. „ , a hen with one chicken 548. henpecked 521. hive 576. hobby 318. hog 503. honey 577—582. honey-moon 580. honey-month 580. horn, to wear horns, to bestow h-s. 476. 524. to horn das T h e H o r s e 282—361. „ , h.-radish, h.-cucumber etc. 293. „ , a h.-face, h.-kiss, h.-buss 294. „ , to mount upon one's great horse 306. „ , h.-laugh 322. „ , h.-breaking 341, 342. to horse 343. 305. house-keeper 266.

588 R.

J. Jack of all work 305. 376. jade, to jade 318. 319. jadish 319. Ii. lamb 488. „ , 1. of God 488, Kirke's l.-s 489. lily-livered 571. longpated 173. to look big upon one 181.

race 315. ravenous, a. r. appetite 230. to reap 197. refrain 329. r e m 329. to ride upon the mam 300. to ride at anchor, to ride master at see 301. to ride somebody 343. to ruminate 460.

8. M. mastiff 267 milk, the m. of human kindness etc. 463. a milk-cow 453. milk-livered 462. a milk-sop 462. milky 462—464. to mow 195. to muse 260. muzzle 259. 262. W. nag 319. nose, to turn up the n., to wrinkle the n. 181. to nose 181.

saddle, to put the s upon the right horse 350. to saddle 351. scape-goat 476. to send to the dogs 226. T h e S h e e p 478-500. „ , a black sheep 485. „ , to cast a sheep's eye at one 488. sheepish 4S8. to sift 202. 203. to snarl 256. to sow 190. spaniel 277. spur, to spur 347 studded with 206. sty 506. to subjugate 433.

T. O. ox,

the black ox has trod on his (her) foot 1 6 4 - 1 6 8 . 453. ox-bird, ox-fly, ox-bill etc. 438. oxeye, oxeyed 442.

P. pack-horse 318. to pare 341. pastor 492. pet 489. pie 2 ) . 537. p i g 503. pigeon-livered 571. plough, the pi., to pi. 185—189 ploughman, ploughboy 185. pug 277. puppy 278. puss, pussy 411.

to thrash 301. tom-cat 411. tooth, to show tile teeth 256. tribulation 200. to trot 325. turkey-cock 503. turtle 573. U. unsifted 203 w . weeds 192. wether 481. to wheedle 5. 10. 214. whey-face 462 white-livered 571. t o winnow 202.

Y. yoke, to y o k e 433.

589

Französisches Register. A. abois, être aux aboi3 275. 276. aboyer 248—253. s'acagnarder 228. agneau 480. 487. „ , a. de Dieu 480. amuser 261. L ' A n e 362—383. 292. „ , roi des ânes 371. „ , boire en âne 373. monter l'âne 374. n » sérieux comme un a. qu'on n i étrille 374. „ , montrer à qn. que son âne n'est qu'une bête 375. arçons, vider, perdre les a. 350. aumailles 436. autre, à d'autres 258.

Barde 361 bât, porter le b., c'est un cheval de b. 361. bâtard 390. baudet 362. 372. baye, bée, donner une b. à qn. 499. bec, passer la plume par le bec à «in. 558. belette 10. 209. bélier 480 499. bête, c'est ma bête noire 164—168. 453 biehette, bichon, bichonner 278. 236. bidet, pousser son b. 348. L e B o e u f 428—466. „ , la pièce de b. 434. bonnet, être deux têtes sous un b. 137. bouc émissaire 476 boulimie 230. bourdon 387. bourrique 362. 376. 379. braire 383 braque 274. brave 443—151. braver 450 L a B r e b i s 478—500. „ , la br. du bon Dieu 481. 187. „ , repas de br 487

bride 329. „ , tenir en br , lâcher la br. 331. „ , à br. abattue, avoir la br. sur le cou, tenir la br. haute, courte, aller br. en main 331 C cabrer 322 471. cabriole 472. cagnard 228. cagot 225 câlin, calinerie 5.20.227. camus 180. 263. canaille 225 canard (Zeitungsente) 561 „ , donner des c. à qn. 561. L a C a n e 559—564. „ , faire la c. 560. canin, faim canine 230. caprice 11. 468. caquet, caqueter 547. carrière, donner libre c. à qc. 327. „ , ouvrir une c. à qn. 327. casnard afr 5. 20. 228. cavalier 286. chapon 538 Le Chat 393-427. „ , avoir un ch dans la gorge 398 „ , il n'y a pas là de quoi fouetter un ch 404. „ , nous avons bien d'autres ch.-s à fouetter 404. „ , non, c'est le ch 405. „ , jeter le ch. aux jambes de qn.405. ,, , il n'y a pas un ch 408. „ , emporter le ch. 408. 423. „ , des manières chattes 408. „ , chatte mite 410. „ , appeler un ch. un ch 410 „ , acheter ch. en poche 413. „ , ch. fourré 416. „ , on va marier le ch. 418. „ , laisser aller le ch. au fromage 402. 418. „ , jouer avec les ch-s 421. „ , bailler le ch par les pattes 421. „ , réveiller le ch. qui dort 421 „ , tirer les marrons du feu avec la patte du ch 421.

590 Chat, yeux de ch. 425. chatière 400. chaton 418. chatoyer 424. chenet 279. chenille 280. L e C h e v a l 282—361. „ , une fièvre de ch. 294. „ , écrire une lettre à ch. 294. „ , ch. de Frise 297. „ , ch. du bon Dieu 297. „ , ch. de bât 305. „ , être à ch. sur 305. 306. 310. „ , monter sur ses grands chevaux 10 306. „ , être mal à cheval 309 „ , dans le pas d'un ch. 309. „ , ch. de bataille 10. 310. „ , chercher qn. à pied et à cheval 310. „ , rompre le ch. au trot 341. „ , monter à ch. chevalet, chevaler 303. 304 chevalier 286. chevêtre 339 L a C h è v r e 467—477. „ , ch. chevron 474. „ , pied de ch. 475. chevroter 471 472. 475. L e C h i e n 215—281. „ , jeter aux ch-s 226. „ , n'être pas à jeter aux ch-s. 226. „ , sortir entre chien et loup 10. 20 268. „ , ch. de chasse 271. „ , ch. de manchon 277. cocarde 536. L e C o c h o n 501—512. cochonnerie 503. cocu 522—533. colombe 572. colombier 574. connétable 287. contes de ma mère l'oie 555 contes bleus 555. contrition 200. L e C o q 513—550. „ , le c en pâte 22. 536—538. „ , c. du village 11. 519. „ , c. à l'âne 535. coquard 519. coqueriquer, coquericot, coquelicot 533. 535. coquet, coqueter 517. cornes, avoir, porter les c -s-475. 524. couard 20. 245.

courroie, serrer la c. à qn., allongerr la c. 355. couvée 548. couver, se c. 542. „ qn. des yeux 543. crème 464. „ fouettée 464. criquet 298. croupe, porter en cr. 344. „ , être chatouilleux sur la cr. 344.. Le Cygne 565-570. „ , cou de c. 568. D. déchaîner 267. deniers d'or à l'agnel 480. dent, montrer les d.-s 256. dindon, dindonnier 564. doute 96.

E. ébrouer, s'ébr. 451. écart, faire un é., sujet à des é-s. 322—323. effronté 178. s'empêtrer 339. empiéter 186. s'enchevêtrer 339. éperon, éperonner 347. étalon 295. être 97. étrier 352. pied de l'étr. 352. „ , perdre les é-s chez qn. 353. „ , avoir le pied à l'é. 354. „ , mettre le pied à l'é. 354.

F. faim canine 230. faucher 195. fièvre de cheval 294. foin, mettre du foin dans ses bottes 199. frein 329. mettre un fr. à qc. 330. „ , ronger le fr. 334. fromage 465. front 177. „ , avoir un fr. d'airain, avoir un grand fr. 178, avoir le fr. de faire qch. 179.

G.

glaner 199. gourmer, gourmander 338. gourmette 337. grelot, attacher le gr. 397. grogner 511. grognon 512.

591 S. hanneton 298. haquenée, aller sur la h. &c. 293. „ , c'est une grande h. 294. haut-de-chausses 11. 520. hétaudeau 11. 539. J. imagination 96. ivraie 192. japper 250. jargon 557. jars 557. je 97. jeter aux chiens 226. joug 433. briser, secouer le j. 433. L. lagot, prov. 244. lait 463. soupe de 1. 4G2. lévrier 273. lune, vouloir prendre la 1. avec les dents 11. 251. M. main, m-s faites en chapon rôti 538. mâtin 10. 265. mazette 318. menton, lever le m. 181. miel 577—582. „ , lune de m. 580. „ , être tout sucre et tout m. 582. minon, minette 409. mite, chatte-m. 410. moissonner 195. 197. mordicus 235. mordre 253. mors, prendre le mors aux dents 333. L e M o u t o n 478—500. „ , m. d'or 480. „ , un caractère m. 487 „ , les m-s de Panurge 494. „ , revenir à ses m-s 500. „ , m-s 497. 499. moutonner 498. L a M u l e 384—392. „ , garder le mulet de qn. 388. „ , faire garder le m. à qn. 388. „ , ferrer la m. 388. musard 261. museau 259. museler 262. muselière 261. muser 260. narguer 182.

Ji.

narquois 182. nasarder 181. nez 179—183. „ , regarder qui a le plus beau n. 179. „ , mener qn. par le n. 183. O. L ' O i e 551—558. „ , contes de nia mère l'o. 555. oison 555. oisonnerie 11. 555. P. paonace 564. paonné 564. parer, p. les ongles 341. pasteur 491—492. patelin 5. 20. 242. se pavaner 564. penser 96. pie, il est au nid de la p. 21.530 - 5 3 8 . L e P i g e o n 571—574. La P o u l e 513-550. „ , une p. mouillée 11. 514. „ , une p. qui n'a qu'un poussin 548. „ , le fils de la p. blanche 548—549. poulet 549—550. poulette 550. pourceau 504. pousser 548. poutre 303. se prélasser 11. 564. R. rabrouer 451. récalcitrer 323. recaner afr. 382. ricaner, rechigner 181. 382. récolté 197. recolter 197. recueillir 197. refréner 329. regimber 323. rêne 329. rogner la corne, l'ongle d'un cheval, la paie, les gages de qn. 340. rompre qn. aux affaires 341. ronger un os 257. roquet 268. ruminer 460. rustre 185. S. sasser 203. selle, être bien en s. 360. „ , une s. à tous chevaux 350.

592 V.

sillonner 188. sobriquet 366. solive, soliveau 303. subjuguer 433. T. taureau 452. tête carrée 175. têtu 172. tic 468. tribulation 200. trotter 324. 325, au trot, au grand trot, la trotte 325. truie 10. 506.

L a V a c h e 428—466. „ , une v. à lait 453. „ , une v. espagnole, il parle français comme u. v. e., il est sorcier comme u. v. e. 453. ^ „ , c'est une v., une grosse v. 454. veau, s'étendre comme un v. 456. „ , faire le pied de v. à qn. 456. „ , des brides à v. 456. viole 455. zizanie 192.

Z.

Spanisches Register. A. ábrego 161. abrir á azotes 141. acribillar 206. 207. acrisolar 137. adarga, adargarse 156. agosto, hacer su agosto 197. agua, por qué carga de a.? 131. aire, qué aires te traen por acá? 136. Alarbe 150. albarda 360. „ , dejarse echar una a. „ , llevar la a. etc. 360. „ , a. sobre a. 360. albardar portg. 361. Algarabia 150. amen, sacristan de a., voto de a. 145. anadear 560. ancas, traer, llevar á las a. 344. „ , estar á las a. de alg. das. „ , no sufrir a. das. aperrear 226. arabigo, estar en ar. 150. arar la mar 189. ariete 499. E l A s n o 362—383. „ , caer de su a. 375. avemaria 145. B. balar 499. barba, hazme la b. y hacerte he el copete 132. barbudo 469. barruntar 204. bastardo 390.

blasón, blosonar 156. bonete, a tente bonete 136. bordon 387. borrica, la b. del hato 136. 376. borrico 362. 379. bozal 262. braco 264. 274. bramar 457. bravear 450. braviar, embravecerse 450. bravo 443—451. brida 329. E l B u e y 428—466. „ , caminar al paso del b. 438. burro 376. 379. „ , un b. cargado de letras 377. C. caballero 154. 286. caballeta 304. caballete 297. E l C a b a l l o 282—361. „ , c. de palo 302. „ , á uña de c. 308. „ , á pié y a c . 512. „ , estar entre los piés de los c-s. 157. 312. „ , sacar el c. limpio 159.313.451. „ , c. de Frisia 297. cabestra 339. cabeza redonda 174. 177. cabezudo 172. L a C a b r a 467-477. cabrero, es duro Pedro para c. 132. cabrio, cabrion 474.

592 V.

sillonner 188. sobriquet 366. solive, soliveau 303. subjuguer 433. T. taureau 452. tête carrée 175. têtu 172. tic 468. tribulation 200. trotter 324. 325, au trot, au grand trot, la trotte 325. truie 10. 506.

L a V a c h e 428—466. „ , une v. à lait 453. „ , une v. espagnole, il parle français comme u. v. e., il est sorcier comme u. v. e. 453. ^ „ , c'est une v., une grosse v. 454. veau, s'étendre comme un v. 456. „ , faire le pied de v. à qn. 456. „ , des brides à v. 456. viole 455. zizanie 192.

Z.

Spanisches Register. A. ábrego 161. abrir á azotes 141. acribillar 206. 207. acrisolar 137. adarga, adargarse 156. agosto, hacer su agosto 197. agua, por qué carga de a.? 131. aire, qué aires te traen por acá? 136. Alarbe 150. albarda 360. „ , dejarse echar una a. „ , llevar la a. etc. 360. „ , a. sobre a. 360. albardar portg. 361. Algarabia 150. amen, sacristan de a., voto de a. 145. anadear 560. ancas, traer, llevar á las a. 344. „ , estar á las a. de alg. das. „ , no sufrir a. das. aperrear 226. arabigo, estar en ar. 150. arar la mar 189. ariete 499. E l A s n o 362—383. „ , caer de su a. 375. avemaria 145. B. balar 499. barba, hazme la b. y hacerte he el copete 132. barbudo 469. barruntar 204. bastardo 390.

blasón, blosonar 156. bonete, a tente bonete 136. bordon 387. borrica, la b. del hato 136. 376. borrico 362. 379. bozal 262. braco 264. 274. bramar 457. bravear 450. braviar, embravecerse 450. bravo 443—451. brida 329. E l B u e y 428—466. „ , caminar al paso del b. 438. burro 376. 379. „ , un b. cargado de letras 377. C. caballero 154. 286. caballeta 304. caballete 297. E l C a b a l l o 282—361. „ , c. de palo 302. „ , á uña de c. 308. „ , á pié y a c . 512. „ , estar entre los piés de los c-s. 157. 312. „ , sacar el c. limpio 159.313.451. „ , c. de Frisia 297. cabestra 339. cabeza redonda 174. 177. cabezudo 172. L a C a b r a 467-477. cabrero, es duro Pedro para c. 132. cabrio, cabrion 474.

593 cabrón 475. 524. cacarear 546. cachorro 236.280. calabazada 135. can 216. canalla 224. canas, quitar mil c-s á alg. 136. caninez 230. capa, echai' la c. al toro 159. 452. „ , sacar bien su c. 159. 452. capear 159. 452. capricho 119.468. carnero 478. carrera, no poder hacer c. con 327. partir de c. das. „ , dar, abrir c. á alg. 327. hombre d. c. 328. casillas, sacar á uno de sus c. 135. cebón 510. cerdo 504. chápiro, por vida del ch. verde 133. cibera 510. cisne 569. cobarde 245. coger las de Villadiego 132. comadreja 10. 209. comulgar con ruedas de molino á alg. 132. 145. condestable 287. coqueta, coquetar 517. cordero 488. cornudo, cornudar 475. 524. coserse con uno 141. Cristo. Ni por un Cr. 148. „ , poner á uno como un Cr. 148. „ , Dios es Cristo, hacer la de Dios es Cr., ir, ponerse á lo de D. e. Cr. 11. 148. cruz, cata la cr. 143. estar por esta cr. de Dios das. „ , adelante con la cr. 143. entre la cr. y el agua bendita das. desde la cruz hasta la fecha, das. „ , hacerle la cruz á alg. 143. „ , por la cruz 144. cuerno, poner c-s á alg. 475. I>. dedo, los dedos se le antojan huespedes 136. „ , mamarse el d. 136. „ , tener malos dedos para organista 136. 146. desasnar 11. 136. 365. diente, mostrar dientes 256.

Dominguillo 148. duda 96. E. echar á perros 226. embravecerse 450. encabestrarse 339. encornudar 475. envainar 141. escarvar 515. espada, con esp. en mano 141. „ , hombre de capa y e. 158. „ , primera e. 160. media e., salir con su esp. media 160. esposas 136. espuela, espolear 346. estribo 352. el pié del e. 352. „ , perder los e-s. 352. „ , perder los e-s de la paciencia. 353. „ , estar muy sobre los e-s. 353. F. faldero, falderillo 279. feligres 492. freno 329. poner fr. á 329. „ , tomar el fr. con los dientes 333. „ , morder el fr. 333. „ , tascar el fr. 334. frente 177. O. Galgo 273. gallear 517. 519. L a G a l l i n a 513—550. „ , ser, hacer el gallo 519. gallipavo 563. gallo, tener mucho g. 517. galopar 324. E l G a n s o 551—558. garañón 295. gatada 400. gatatumba 409. gatear 400. gatera 399. gatita, gatica 409. E l G a t o 393—427. L a G a t a . „ , echar el cascabel al g. 396. „ , g. Dieb 400. „ , un ojo á la sartén y otro á la gata 402. „ , no hacer mal á un gato 404. „ , hacer la gata 409. „ , la mano de gato 417. „ , buscar cinco pies al gato 419. „ , buscar tres piés al g. 420. „ , llevar el gato al agua 421. 38

594 E l Gato. L a Gata, ha parido la g . ? 424. o j o de g 425. g a t o sapato, p o r t g . : facer de alg. gato sapat9 426. gruñir 51.

ir.

hambre canina 230. haza, mondar el h. 198. hipo, nos ha de sudar el hipo 132. hocico, torcer el h. 181.

J. jerigonza 557. Juan lanas 148. jumento 362 Ií. labrador 185. ladrar 248—253. lagotear, lagotero, lagotería 5. 244. lanza, 1 en ristre 160. „ , á punta de 1., echar la 1. á 160. „ , sacar á punta de 1. 1G0. lechuguino 136. M. mano, le beso la m. á Vd. 156. manso (buey) 443. manteca 465. mastín 265. mesar 194. micha 409. miel 577 — 582. „ , ser cosa de míeles 580. „ , dejar á uno con la m. en los labios 581 „ , hacerse de miel 581. miga, hacer buenas migas 136. misa, otra misa sale 144. „ , decir m., misa de salud 144. mizo, miza 409 mohíno 385. moler á palos 141. morder 253. mordaz 253 morirse por sus pedazos 142. moro, hai moros y cristianos 150. „ , m-s van, m-s vienen 150 moscardon 137. m u j i r 457. L a M u í a 384—392. muleta 387. Sí. nariz, hinchar la n. 181. nata 464. , nina de los ojos 10. 135. novillo 464.

O. obispo 146. L a O c a 551—558. oislo 488. ordeñar 460—461. organista, tener malos dedos para o. 146. L a O v e j a 478—500. „ , o. = f r . ouaille 492. ovejitas 497.

P. paja, en un álzame y quítame esas pajas 131. 199. „ , en dácame esas p 132 199 palomar 574. palomas, palomillas 573. parejas, correr p. con 157 pascua, poner, tener una carita de p. 151. „ , está una p 151. „ , santas p-s, decir los nombres de las p-s 151. pastor 492. pato 552. patochada, patraña 555. pavonearse 564. P e d r o entre ellas 148. peinar, no peinarse para uno 135. pencas, hacerse p. 136. pensar 96. perlas, de p. 137. hablar de p. E l P e r r o 215-281. „ , ponerse coran un p. 235. „ , hecho un p. 235. „ , á otro p. con ese hueso 131.258. „ , p. del hortolauo 267 „ , p. faldero, falderillo 279. pesadumbre 96. pesar 96. pié, sacar los p-s de las alforjas 136. pila, qué h i j o me has sacado de p i l a ? 132. polla 550 pollo, hecho un p. de agua 514 potro 303. E l P u e r c o 501—512. puñalada 141. Q San Quintín, ha habido ahí S. Q. 132. R. recalcitrar 323. refrenar 329. relinchar 322.

la do

595 rienda 329. „ , poner v. á 332. rinehar, portg. 295. 322. riíion, tener el r. bien cubierto 137. rocm 316 rocinante 317 rucio 379. rumiar 459. S. sacrismocho 147. sacristano, es bravo s., un gran s. 146. sacristía 147. sangre, beber la s á alg. 140. santiguar 144. santo, encomendarse á buen s. 147. „ , mano de s. 147. „ , á santo capado 147. „ , s. de pajaros, jugar al s. mocarro 147. „ , dar el s. á uno para un lugar. 147. segar 194. sembrar 191. silla, un Castilla el caballo lleva la s. 351. „ , ser hombre de ambas s-s, de todas s-s 359. „ , no ser m para s. ni para allarda 359. soez, soliez 504. subyugar 433. surcar la mar 189.

T. tapa, la t. de los sesos 135. torear 159. toro, ciertos son los t-s 158. 451. v , estar, verse en los cuernos del t. 159. 452. „ , echar la capa al t. 452. tramontana 162. tribular, tribulación 200. trillar 201. tripa, sacar la tr. de mal año 136. trota-conventos 325. trotar 324. F. uña, ponerse en veinte u-s 132. „ , ser uña y carne 137—139. 141. usted 155. V. vaca, la v. de la boda 435. viento, beber los v-s por uno 141. Villadiego, coger las de V. 132. viula 455. Y. yo 97. yugo 433. zangano 577. zapato 361 zizafla 192.

Z.

Italienisches Register. A. abbajare 248—253. abbajatore 249. accanare, accagneggiare 234 accanire, accanimento 234. agnello 486. anima, essere una a. in due corpi 137. animella, essere due a-c m un nooeniolo 137. appolajarsi 516. arare diritto 187. asmissimo 365. L ' A s i n o 362—383. „ , legar l'a. 378. „ , fare come l'a. del pentolaio 378. B. barbazzale, parlare senza b. 337. bastardo 390.

basto 358. ,, , non portar b. 359. „ , rodere il b., serrar il b. adosso ad uno, ser uomo da basto e da sella 359. becco, b. cornuto 475. 524. „ , b. emissario 476. belare 499. botolo 268. bordone 379. 387. braccare 274. bracco 274. bravare 450. bravo 443—451. bricco 376. briccola 376. briglia 329. „ , dar la br., sciorre la br. 330.

595 rienda 329. „ , poner v. á 332. rinehar, portg. 295. 322. riíion, tener el r. bien cubierto 137. rocm 316 rocinante 317 rucio 379. rumiar 459. S. sacrismocho 147. sacristano, es bravo s., un gran s. 146. sacristía 147. sangre, beber la s á alg. 140. santiguar 144. santo, encomendarse á buen s. 147. „ , mano de s. 147. „ , á santo capado 147. „ , s. de pajaros, jugar al s. mocarro 147. „ , dar el s. á uno para un lugar. 147. segar 194. sembrar 191. silla, un Castilla el caballo lleva la s. 351. „ , ser hombre de ambas s-s, de todas s-s 359. „ , no ser m para s. ni para allarda 359. soez, soliez 504. subyugar 433. surcar la mar 189.

T. tapa, la t. de los sesos 135. torear 159. toro, ciertos son los t-s 158. 451. v , estar, verse en los cuernos del t. 159. 452. „ , echar la capa al t. 452. tramontana 162. tribular, tribulación 200. trillar 201. tripa, sacar la tr. de mal año 136. trota-conventos 325. trotar 324. F. uña, ponerse en veinte u-s 132. „ , ser uña y carne 137—139. 141. usted 155. V. vaca, la v. de la boda 435. viento, beber los v-s por uno 141. Villadiego, coger las de V. 132. viula 455. Y. yo 97. yugo 433. zangano 577. zapato 361 zizafla 192.

Z.

Italienisches Register. A. abbajare 248—253. abbajatore 249. accanare, accagneggiare 234 accanire, accanimento 234. agnello 486. anima, essere una a. in due corpi 137. animella, essere due a-c m un nooeniolo 137. appolajarsi 516. arare diritto 187. asmissimo 365. L ' A s i n o 362—383. „ , legar l'a. 378. „ , fare come l'a. del pentolaio 378. B. barbazzale, parlare senza b. 337. bastardo 390.

basto 358. ,, , non portar b. 359. „ , rodere il b., serrar il b. adosso ad uno, ser uomo da basto e da sella 359. becco, b. cornuto 475. 524. „ , b. emissario 476. belare 499. botolo 268. bordone 379. 387. braccare 274. bracco 274. bravare 450. bravo 443—451. bricco 376. briccola 376. briglia 329. „ , dar la br., sciorre la br. 330.

596 I l B u e 428—466. „ , insegnare al b. a far santa 439. „ , avenirsi come al b. a far s. 439. „ , dar nel bue, far il b. 440. „ , imbuire, rimbuire 440. „ , b. brado 443. bugigatto, bugigattolo 398. bulimo 230. C. cagneggiare, guardare in cagnesco 234. cagnolino, cagnotto 279. 236. cagnotto 227. caleffare 250. calzoni, sua moglie porta ì u. 11.520. camo 339. camuso 20. 180. 263. canaglia 224. canata 248. I l Cane 215-281. canino 234. caparbio 469. capestra 339. L a C a p r a 467-477. „ , cavalcare la c. inverso il chino 474. capriccio 11. 42. 468. capro 474. carriera, far c., comprar, vender per c. 327. catarro, aver il c. di q. c. 180. cavalcare, c. il mare 300. cavaliere 286. „ , stare a c. 305. cavalletta 297. cavalletto 304. cavallina, far correre la c. 320. Il C a v a l l o 282-361. „ , una medicina da c. 294. „ , cavai di Frisa 297. „ , portare a c. 305. 309. „ , essere, stare a c. 309. „ , essere, stare sopra un c. grosso 309. „ , lasciarsi levare a e. 309. cavallone 9. 298. cecino, cecero 568. chiacchierare 546 chiave, essere eh. e materozzuolo 137. chinea 295. ciacco 505. ciuco 362. 366. civetta, civettare 518. codardo 245. covare 542 fg.

covare, c.il letto, questa casacova542. „ , c. il fuoco etc. 542. „ , c. un disegno 543. covata 548. L a C o l o m b a 571—574. colombaja 574. contestabile 287. cribrare 204. crivellare 203. 206. 207. cucciolo, cuccolino 279.

D. dente, mostrare i denti 256. donnola 10. 209. dubbio 96

E. essere 97.

F. fame canina 230. formaggio 465. freno 329. tenere a fr., m fr., stringere, rallentare il fr. 329. „ , rodere il fr. 334. fronte 177. 178.

G. gallare, galleggiare 518. L a G a l l i n a 513—550. gallopavone 563. galoppare 524. ganzo 551. gattaja, gattajuola 400. gatteggiare 424. gattino 418. I l G a t t o 393—427 „ , appicar il sonaglio alla gatta 396. ,, . ogni g vuol il sonaglio 397. „ , qui gatta ci cova 397. 542. „ , fare la gatta morta 399. ,, , bugigatto 398. „ , tenere un occhio alla padella e uno alla gatta 402. „ , non trovar né can nè gatta 408. „ , comprar la gatta in sacco 413. „ , chiamare la g. muccia 410. „ , chiamare la g. g. 410. „ , cervel di g. 416. aver mangiato di cervel d. g. „ , uomo g. 416. „ , fare il gattono 416. „ , g. frugato 416. „ , voler la gatta 420. „ , occhio di g. 425. gergo 557. gettare ai cani 226.

597 giogo 432. giovenca 456. grifo, torcere il gr., ungersi il gr 511.

J.

imbrigliare 329. imbuire 440. impastojarsi 339. inalberarsi 322. incapestrarsi 339. 10 97. L. leccare 244. H. manzo (bue) 443. mastino 265. medicina da cavallo 294. miccio 380. micio, micia 409. mietete 194. 196. montone 478. 499. mordace 253. mordere 253. morso, prendere il m. ai denti 333. mossa 314. dar le m-e, star alle m-e. „ , tenere uno alle m-e 314. „ , furare, rubare le m-e 314. „ , sono buone m-e, dar m-e all' impossibile 315. mugghiare 457. mugnere 461. 11 M u l o 384—392. „ , tenere la mula, reggere la m. di qd. 389. „ , fare da mula, fare m. di medico 389. ,, , mulo Bastard 389. musare 260. muso 259. musohera 262. musone 261. N. naso 179. „ , aggrinzare il n. 181. nasuto 180.

o.

L ' O c a 551—558. „ , tener le oche m pastura 551 „ , un cervel d'oca 553.

P.

pan, essere p. e caccio 137. pastor dei popoli 491. pavoneggiarsi 564. L a P e c o r a 478—500. „ , p., pecorone 486. „ , pecorelle, Wolken 497

pensare 96. pollastriere 550. porcheggiare 504. porcheria 503. porcile 506. I l P o r c o 501—512. „ , il p. parla francese 181. „ , far l'occhio del p. 511. pulcin bagnato 514. pulcin nella stoppa 514. R. raffrenare 329. razzolare 515. redma 329. ricalcitrare 323. rimbuire 440. rincagnarsi 234. ringhiare 256. rodere il freno, r. la collera, dersi 335. ruminare, ragumare 459.

ro-

s. scatenare 267. schiamazzare 546. scornare, tornare scornato, rimanere se. 441. segugio 274. sella, rimanere in s. 349. „ , essere, montare, tornare in s.360. „ , votar la s. 350. seminare 191. sfron tarsi 178. sgattajolare 400. solcare il mare 189 soma 359 „ , pareggiare, raguagliare le some 360. somaro 375. sprone, spronare 345. staffa, piede della st 352. „ , perdere le st. del cervello 352. „ , tirare alla staffa 353. svignare 198.

T. testacela 171. 172. testardo 172. ticchio 42. 468. trebbiare 201. tribolare 201. tabulazione 200. troja 10 510—511. trottare 324.

598 V. vacca 454. vagliarsi 205. vilano 185. 188.

viola 455. vitello 440. 455

Z. zizzania 192

Lateinisch-griechisches Register. A. a f f l i g e r e 128. agnus Dei 480 f g . allatrare 249. arare 189. aries 498. armentum 430. a s m u s 3 6 2 — 383. auriculas demitterc 370. auriga 301.

B. b o a 428—460 „ , clitellas b o v i iraponcre 456. bulimus 230 burdo 587. C. caballettus mlat. 303. calcar, c-ia adhibere, addere, admovere 345. camnus, eloquentia c-a 255. C a n i S 215—281. „ , c. venaticus 271. „ , c. gallicus 272. cantherius 304 copaudus, mlat. 533. cornua sumere, c. addere 441 oumulus (beneficiorum), cumulare, cumulate 129.

D.

frenum 328. „ , fr-a mjicere 328 „ , fr-a mordere 336. frons 178. fructuosus 129.

G.

gemmare (\ites) 129.

J. imbucre 129. i m i t a n 97 incubare 542. 543. inculcare 128. mequitare alicui rei 342 jugum 432 junix 455 latrare 249. líitrator das. luxuries m herbis, luxuriusa f r u menta 129 M. manare 129. mei 578. m nuhi videor l m g u e r e 581. „ , m. ac delieiae tuae 581. metaphura 24 f g metere 194 196. metunyima 24. morsus 259 mugiré 457. m u l u s 384—392. „ , muli Mariani 387.

depascerc 129.

E. e g o 97. eques 286. equitare in alq re 307. equuleus 304. e q u u s 282—361. „ , e. October 284. „ , e. = aries 297 „ ligneus = navis 301.

F. f e l e s 393—427. „ , f. = f u r o 400. f r a n g e r e 128.

N. nares 1 8 1 - 1 8 3 nasus 182. O. ocule mi, ooulissime homo 10.

P. pecus 478. pedestris, sermo p pendere 96. perarare 188. porcus 504.

R.

recalcitrare 324. refrenare 328.

307.

598 V. vacca 454. vagliarsi 205. vilano 185. 188.

viola 455. vitello 440. 455

Z. zizzania 192

Lateinisch-griechisches Register. A. a f f l i g e r e 128. agnus Dei 480 f g . allatrare 249. arare 189. aries 498. armentum 430. a s m u s 3 6 2 — 383. auriculas demitterc 370. auriga 301.

B. b o a 428—460 „ , clitellas b o v i iraponcre 456. bulimus 230 burdo 587. C. caballettus mlat. 303. calcar, c-ia adhibere, addere, admovere 345. camnus, eloquentia c-a 255. C a n i S 215—281. „ , c. venaticus 271. „ , c. gallicus 272. cantherius 304 copaudus, mlat. 533. cornua sumere, c. addere 441 oumulus (beneficiorum), cumulare, cumulate 129.

D.

frenum 328. „ , fr-a mjicere 328 „ , fr-a mordere 336. frons 178. fructuosus 129.

G.

gemmare (\ites) 129.

J. imbucre 129. i m i t a n 97 incubare 542. 543. inculcare 128. mequitare alicui rei 342 jugum 432 junix 455 latrare 249. líitrator das. luxuries m herbis, luxuriusa f r u menta 129 M. manare 129. mei 578. m nuhi videor l m g u e r e 581. „ , m. ac delieiae tuae 581. metaphura 24 f g metere 194 196. metunyima 24. morsus 259 mugiré 457. m u l u s 384—392. „ , muli Mariani 387.

depascerc 129.

E. e g o 97. eques 286. equitare in alq re 307. equuleus 304. e q u u s 282—361. „ , e. October 284. „ , e. = aries 297 „ ligneus = navis 301.

F. f e l e s 393—427. „ , f. = f u r o 400. f r a n g e r e 128.

N. nares 1 8 1 - 1 8 3 nasus 182. O. ocule mi, ooulissime homo 10.

P. pecus 478. pedestris, sermo p pendere 96. perarare 188. porcus 504.

R.

recalcitrare 324. refrenare 328.

307.

599 T.

r i n g i 255. rivalis 187. ruminare 459.

taurus 437. terere 200. tribulare 200. tropus 24.

8. segetes laetae 129. serere 191 silva exemplorum, rerum 129 sitire agros 129. spiritus 96 synecdoche 24

T. vellus 497. v i n s equisque 312. vitulus, vitulari 456.

A.

A.

ttfiiXytiv 461. ìtvunoXiìv 459. ilvfuôç 96. ánoXay.TÍtíiV 324. ttnovv 189.

XuxTtÇeiv 324. M. li ¿Xi 577. fJiTCKfOQK 23. /iitjQvxetv 459. f i i f i i o f t a i 96. /Livxúü;uíti 457 ftvxxTjçiiidv 181.

B. ßoüs 230. 437. 440. ßovh/uog 230. ßocoTiii 442.

N.

r.

yXvxítur¡Xov,

vtjtraet, vrjzjtt 560.

(f i'Xov yX. 581.

0. '¿voi 370, 376.

z/. JeÎKJÎ 307. ch'xruov 207.

O(ÎVIÇ 513 ôoevç 388.

Z.

77

Cvyov 432. H r¡[ilovos

390.

r¡víu, tÙç rraç

cii'iú'fíi,

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