Die medizinische Praxis der bewährtesten Ärzte unserer Zeit: Teil 1 Die akuten Krankheiten [Reprint 2021 ed.] 9783112412060, 9783112412053


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German Pages 984 [1041] Year 1838

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Die medizinische Praxis der bewährtesten Ärzte unserer Zeit: Teil 1 Die akuten Krankheiten [Reprint 2021 ed.]
 9783112412060, 9783112412053

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Oic

medizinische Praxis il e r

bewährtesten Aerzte unserer Zeit, systematisch

dargestellt.

Nach Baumgärtner, Berends, Berndt, Carus, Clarus, J. P. Frank, Gölis, Heim, Val. v. Hildeubrand, Horn, Jüngken, Kluge, Kopp, Kreyssig, Krukenberg, Marcus, Naumann, Raimann, Reil, Rust, Sachse, Schönlein, Stieglitz, S. G. v. Vogel, Wendt, — Alibert, Andral, Baron, Baudelocque, Billard, Bouillaud, Bulard, Breschet, Chaussier, Chomel, Cruveilhier, Delpech, Dubois, Lallemand, Louis, Olivier, Parent-Duchatelet, Rayer, Rostan, Velpeau, — Abercrombie, Burns, Cheyne, Clark, Copland, Davies, Gaitskell, Hastings, Hope, R. Lee, Marshall Hall, Pemberton, Stokes, Thompson, Todd u. A.

Erster

Theil.

D i e akuten K r a n k h e i t e n .

Berlin, V e r l a g

von

1838:

V e i t

&

Comp.

W i e n , bei C. Gerold.-,

H a n d b u c h der

speziellen

Pathologie und Therapie der

akuten

Krankhelten, nach

den Erfahrungen der bewährtesten Aerzte unserer systematisch

Zeit dargestellt.

Berlin, Verlag?

von

V e i t

1838: &

Comp.

W i e n , bei C. Gerold.

Vorwort des Herausgebers.

Dem

mit der Literatur der Ileilwissenschaft Vertrauten wird

es nicht entgangen sein, wie es bis jetzt auf dem in neuester Zeit so fleissig kultivirten Gebiete der praktischen Medizin noch an einem Werke gemangelt habe, welches die am Krankenbette gewonnenen Erfahrungen der bewährtesten Aerzte unserer Zeit in Form einer systematisch geordneten, und für das Studium wie* für die ausübende Kunst berechneten, speziellen Krankheitsund Heilungslehre enthielte. Welchen grossen Werth auch immerhin die in unseren Tagen erschienenen Kompendien über diesen wichtigsten Abschnitt der Hcilwissenschaft haben mögen — mentlich die von Raimann,

unter denen na-

Conraili, Choulant und Baumgärt-

ner wohl den meisten Nutzen gestiftet haben — so geben sie, ganz abgerechnet, dass ihre Grenzen von Hause nur eng gesteckt sind, doch nur das Resultat der E i n z e l e r f a h r u n g , das Resümee der i n d i v i d u e l l e n Ansicht ihres Verfassers, der unmöglich alle Segmente des so weitumfassenden Kreises der medizinischen Klinik mit einer g l e i c h e n Erfahrung darstellen kann. Aus diesem Grunde glaubt sich der Herausgeber nicht zu irren, wenn er das vorliegende W e r k , dessen erster Theil die a k u t e n K r a n k h e i t e n umfasst, während die zwei nächst folgenden die c h r o n i s c h e n U e b e l erkennen und behandeln'lehren, als etwas Zeitgemässes und Nützliches bezeichnet, worin die Summe der Beobachtungen und Erfahrungen der meisten

VI ausgezeichneten Heilkünstler unserer und jüngst verflossener Zeit niedergelegt sind. Der Herausgeber unterzog sich dieser wahrlich nicht leichten Arbeit, die ihren auf F ö r d e r u n g d e r p r a k t i s c h e n H e i l k u n s t gerichteten Zweck wohl nicht verfehlen dürfte, in einer Weise, welche die Reichhaltigkeit des Gegenstandes mit der Fasslichkeit der Darstellung harmonisch vereint erscheinen lassen sollte; was hauptsächlich dadurch realisirt wurde, dass er jedesmal e i n e n Autor für den Grundtext wählte, und die abweichenden, modifizirenden oder ergänzenden Beobachtungen und Erfahrungen anderer Aerzte in das Gebiet der dem Werke sich anschliessenden Noten verwies, wodurch das Zerstückelte und stets Unzulängliche einer in den Grundtext mit verwebten MeinungsDiyergenz vermieden wurde. Der zunächst folgende und bereits unter der Presse befindliche Band wird die N e u r o s e n (welchen auch die Cholera wohl mit Recht zugerechnet wurde), ferner die k a t a r r h a l i s c h e n u n d r h e u m a t i s c h e n K r a n k h e i t s f o r m e n , die B l e n n o r r h ö e n und H ä m o r r h a g i e e n , und von den K a c h e x i e e n die H y d r o s e n und die P h t h i s e n , und der letzte Band die übrigen chronischen Krankheiten umfassen, und somit das ganze Werk beschliessen. B e r l i n , den 20. Dezember 1837.

Der Herausgeber.

I

n

h

Erste

a

l

t

.

Klasse.

Entzündungen. I. E n t z ü n d u n g e n der B r u s t o r g a n c . Seite

1. Entzündung des Perikardiums. Perikarditis. Nach Hope und Andral 1 A. Akute Perikarditis 1 B. Chronische Perikarditis 19 Endokarditis oder Entzündung der inneren Haut des Herzens und des faserigen Gewebes der Klappen. Nach Bouillaud . . . * . . . 21 Entzündung des Herzens. Carditis. Nach Kreyssig, Heim und Horn . 38 A. Einfache idiopathische Herzentzündung .38 B. Schleichende, komplizirte Herzentzündung 55 Entzündung der Aorta. Aortitis s. Inflammatio Aortae. Nach Bouillaud und Copland 58 Entzündung der Lunge. Pneumonie. Peripneumonie. Nach Peter Frank, Laennec und Schönlein 68 I. Pneumonia acuta vera 68 II. Pneumonia gastrica; biliosa 88 III. Pneumonia nervosa 90 IV. Pneumonia periodica 92 V. Pneumonia notha (Reil) 93 Entzündung der Lungen der Neugebornen. Pneumonia infantum. Nach Billard, Kluge und Succow ^ . . 98 Pneumonia lobularis der Kinder. Nach Dr. Louis de la Berge . . 106 Entzündung des Brustfells, Pleuritis. Nach Berends und Laennec . . 110 Entzündung der Luftröhrenäste. Inflammatio bronchiorum, Bronchitis. Nach Hastings, Badham und Sachs 117 1 ) Bronchitis acuta 117 2 ) Bronchitis chronica 126 Entzündung der Bronchien oder Bronchialkatarrh der Neugebornen. Nach Billard 129 Entzündung des Larynx. Laryngitis. Angina oedematosa. Nach J. Cheyne . . 132 Die häutige Bräune, der Croup, nach Albers und Jurine. Mit Anmerkungen von Heim, Guersent und Sachse 138 Entzündung des Zwerchfells. Paraphrenitis. Diaphragmatitis. Nach Marcus und P. Frank 160

VIU

Entzündungen

II. der

Halsorgane.

Entzündung des Rachens und des Schlundes, Angina. Nach Sachde, Reil und P. Frank A. Entzündung des hängenden Gaumens B . Entzündung des Zapfens C. Entzündung der Mandeln D. Entzündung des Kehldeckels E. Entzündung des Schlundes 1 ) Angina inflammatoria 2 ) Angina catarrlialis 3 ) Angina biliosa . . . . 4 ) Angina gangraenosa Diphtheritis, Angine diphtheritique, conennense. Schlund- oderRachenkroup, nach Guersent *

166 167 167 167 168 168 169 180 181 182 189

III. E n t z ü n d u n g e n der Kopforgane. Entzündung der Zunge. Glossitis^ Nach Vogel EnlzUndung der Ohrspeicheldrüsen. Angina parotidea. Parotitis. Nach Rust Entzündung des Ohrs. Otitis. Nach Krukenberg Entzündung des innern Ohrs. Otitis interna. Nach John Burne . . Entzündung der Augen. Ophthalmia. Nach Jüngken Entzündung der Gehirnsubstanz. Encephalitis. Nach P. Frank, Horn, Abercrombie und Lallemand Entzündung der Dura Mater. Nach Abercrombie Entzündung der Arachnoidea. Arachnilis. Nach Parent-Duchatelet und Martinet Die hitzige Gehirnhühlenwassersucht. Hydrocephalus acutus. Nach Gölis, Formey und Guersent Entzündung des Rückenmarkes. Myelitis. Nech R. B. Todd . . . Scklagfluss. Apoplexia I. Apoplexie des Gehirns. Nach Copland und Cruveilhier . . . II. Apoplexie des Rückenmarkes. Nach Cruveilhier III. Apoplexie der Lungen. Lung'enschlag. Apoplexia pulmonum. Nach Cruveilhier IV. Apoplexie des Herzens. Nach Cruveilhier Entzündungen

196 200 209 22t 224 241 254 255 264 284 289 289 326 329 333

IV. der Unterleibsorgane.

Entzündung des Magens. Gastritis Gastritis muscularis, acuta. Nach Kreyssig und Stokes . . . . Gastritis chronica. Nach Abercrombie, Stokes, Lesser und Audral. Entzündung der Därme. Enteritis • A. Enteritis pldegmonosa. Nach Marcus und Abercrombie . . B. Enteritis mucosa. Nach'Lesser und Stokes EnlzUndung des Darmkanals bei Neugebornen und altern Kindern. En-

334 335 348 368 — 377

IX teritis infantum. Nach Billard und Lesser Entzündung des Bauchfells. Peritonitis. Nach P. Frank und Casper . 1 ) Peritonitis acuta A ) P. muscularis . . . . 2 ) Peritonitis chronica. Nash Abercrombie und Andrai . . . 3 ) Peritonitis infantum. Nach Billard und Romberg 4 ) Peritonitis puerperarum. Nach Robert Lee Die Ruhr. Dysenteria. Nach Hanff, Ségond, Thomas und Peniberton. Entzündung der Leber. Hepatitis. Nach Bonnet, Abercrombie, Stokes und Tvvinning A ) Akute Leberentzündung B ) Chronische Leberentzündung G ) Die Leberentzündung der Kinder. Nach Hanke und Büros . Entzündung der Milz. Splenitis. Nach J. Bigsby, Marcus und Brce . Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Pancreatitis. Nach Bigsby, Mondière, Bright und Hohnbaum Entzündung der Gebärmutter. Metritis. Nach Carus, Hüter u. R. Lee. A ) Entzündung der nicht schwangern B ) Gebärmutterentzündung während der Schwangerschaft:, Geburt und während des Wochenbettes Chronische Metritis. Nach R. Lee Metritis follicularis. Nach R. Lee Entzündung der Ovarien. Oophoritis. Nach Henning, Löwenhardt und Seymour . . Entzündung der Nieren. Nephritis. Nach A. G. Richter, Schönlein und Chomel Entzündung der Harnblase. Nach Berndt, Peter Frank und Schönlein. A ) Akute Blasenentzündung B ) Chronische Blasenentzündung Entzündung der Vorsteherdrüse. Prostatitis. Nach Ollivier . . . . Entzündung des Lendenmuskels. Psoitis. Nach Rust Entzündung der Harnröhre. Urethritis. Nach Rust Entzündung der Hoden. Naoh Rust,> Fricke und Reynaud . . . > . .

Zweite

391 405 406 412 419 429 455 497 — 515 522 526 536 550

561 569 571 572

597

609 616 625 628

Klasse.

F i e b e r .

E i n t ä g i g e s Fieber.

Ephemera.

I. Entzündungsfieber. Ephemera. Nach Kreyssig Entzündungsfieber. Febris inflammatoria. Synocha gravior. Nach Berndt Hitziges NervenGeber. Febris nervosa acuta. Nach P. Frank und Berends Abdominaltyphus. Typhus abdominalis. Fièvre typhoide. Nach Chomel, Heusinger und Eberroaier Faulfieber. Febris putrida s. septica. Nach Baumgärtner Saburralfieber. Febris gastrica saburralis. Nach Dr. Georg A. Richter.

643 647 660 675 712 718

X Seite

Gallenfieber. Febris biliosa. Nach Raimann und Zangerl Das hitzige Darmfieber der Kinder. Febris intestinalis, meseraica, remittens infantum. Nach Wendt Schleimfieber, Febris pituitosa; und Wurmfieber, Febris verminosa. Nach Berndt Rheumatisches Fieber. Febris rheumatica. Rheumatismus acutus; und katarrhalisches Fieber. Febris catarrhalis. Nach Naumann . . . . Epidemischer Katarrh. Influenza. Nach Fischer Wechselfieber. Febris intermittens. Nach Joseph Frank Hektisches Fieber. Zehrfieber. Febris hectica s. phthisica s. lenta. Nach Vetter Ansteckender Typhus. Typhus contagiosus. Nach Johann Valentin von Hildenbrand Gelbes Fieber. Febris flava, typhus icterodes. Nach J . Gilkrest und Matthaei Die Pest. Pestilenzialfieber. Pestis orientalis. Febris pestilentialis. Nach Bulard

Dritte

738 751 757 765 779 805 828 834 856 867

Klasse.

Akute Hautausschläge.

Exanthemata.

Die Blattern. Variolae. Nach Alibert A. Menschenpocken B. Kuhpocken C. Varizellen Der Scharlach. Febris scarlatinosa. Nach Rayer Die Masern. Morbilli. Nach William F. Montgomery Die Rose. Erysipelas. Nach Berndt Der Gürtel. Zoster, Herpes zoster. Nach Alibert und Rayer Der Friesel. Miliaria. Nach Peter Frank und Rayer Die Röthein. Roseola. Nach Rayer . . Der Blasenausschlag. Pemphigus. Nach Corrigan Das Nesselfieber. Urticaria. Nach Alibert Purpura. Nach Rayer

.

.

885 — 893 896 901 913 923 . 931 936 944 949 957 963

Erste Abtheilung.

Entzündungen.

E R S T E

H X A S S E .

E n t z ü n d u n g e n . i.

Entzündungen der Brustorgane. 1.

Entzündung des Pcrikardiums. Perikarditis. N a c h H o p e und Andral. A.

A k u t e

P e r i k a r d i t i s .

Allgemeine Symptome, ßei keinem entzündlichen Leiden hat man die Erkenntniss für so schwierig gehalten, als bei der Perikarditis. L a e n n e c versichert, oft bei der Leichenöffnung die Krankheit in einer ausgebildeten Form entdeckt zu haben, wo er sie durchaus nicht vermulhet halle, und dagegen häufig, alle ihre Symptome gefunden zu haben, wo sich nach dem Tode keine Spur von Entzündung zeigte. L a t h a m führt zwei Fälle a n , welche ihren Symptomen nach für die ausgeprägteste Gehirnentzündung gehalten werden mussten, und auch als solche behandelt wurden, bei denen sich aber später ergab, dass das Gehirn vollkommen gesund, dagegen ein hoher Grad von Perikarditis vorhanden war *). A n d r a l erwähnt eines ähnlichen Falles **). Es ist allerdings nothwendig, diese Schwierigkeiten immer vor Augen zu haben, um ihnen desto leichter begegnen zu können; indessen sind doch Fälle, wie die von A n d r a l uud L a t h a m angeführten, höchst selten, und seitdem unsere Diagnostik durch die Auskultation und Perkussion bereichert worden ist, wird die Perikarditis nicht leicht mehr übersehen. Die P e r i k a r d i t i s giebt sich durch folgende Symptome kund: akutes entzündliches Fieber; stechenden, brennenden, reissenden Schmerz in der Herzgegend, der sich nach dem linken Schulterblatte, der Schulter und dem Oberarm hinaufzieht und in seltenen Fällen bis zum Ellbogen hinabsteigt, bei voller Inspiration, und wenn man die linke Seite ausstreckt, besonders aber auch, wenn man zwischen den Präkordialrippen und vom Epignsfrium nach dem linken Hypochondrium sie drückt, zunimmt, und bei nur subakuter Entzündung mehr oder weniger dumpf wird; Unfähigkeit des Kranken, auf der linken ' ) Lond. Med. Gaz. Vol. III. p. 209. " ) Cliniquc medicale. Vol. III. pag. 444. 1

1

Entzündungen

Seile zu liegen, und die einmal angerommene Lage, gewöhnlich die Rückenlage, zu ändern; trockener Husten; beschleunigtes Athmen; Herzklopfen, wobei der Stass bald netig, hüpfend und regelmässig, obwohl die Schläge von verschiedener Stärke sind, bald schwach, flatternd und unregelmässig ist; während der Puls immer frequent und im Anfange gemeiniglich voll, hart, schnellend und oft vibrirend, nach wenigen Tagen aber, w e n n er nicht etwa diese Beschaffenheit beibeh ä l t , schwächer als man bei der gcsleigcrten Herzthätigkeit erwarten sollte, und in den schlimmsten Fällen, bisweilen vorfi Anfange der Krankheit a n , aussetzend, unregelmässig, ungleich und mit Dyspnoe verbunden ist; Erslickungsgefühl bei dem Versuche, die Lage zu ändern; ungeheure Angst; e i g e n t ü m l i c h entstellte und zusammengezogene Gesichtszüge — vermöge der Sympathie zwischen den Respirationsnerven des Gesichtes und des Herzens — bisweilen sardonisches Lächeln; Neigung zu Ohnmächten; beständige Unruhe; unerträgliche Beklemm u n g ; kalte Schweisse und endlich durch die Hemmung des Blutlaufes,' Auftreibung und livide Farbe des Gesichtes uud der Extremitäten. Die Erscheinungen, unter welchen die Perikarditis auftritt, gestalten sich demnach höchst verschieden, und man könnte beim ersten Anblick glauben, die Schwierigkeit der Erkenntniss beruhe auf eben diesem Mangel an Uebereinstimmung und zu häufigem Wechsel der S y m p t o m e ; denn in dem einen Falle ist die Krankheit äusserst qualvoll, in einem anderen, obwohl die Entzündung denselben Grad erreicht hat, erträglich; in dem einen endet sie in 2 oder 3 Tagen mit dem Tode, iu dem andern dauert sie mehrere Wochen u. s. w . Betrachten wir aber diese Verschiedenheiten näher, so werden wir finden, dass sie den patbognomonischen W e r t h der Symptome keinesweges schwächen, sondern vielmehr unschätzbare W i n k e für uns sind, in so fern sie uns über "das Wesen und den Fortschritt der anatomischen Strukturveränderungen (siehe unten Leichenbefund) und damit wiederum über den Verlauf und genauen Standpunkt der Krankheit Licht verschaffen. Die Erfahrung hat nämlich gelehrt, dass die Modifikation in den Symptomen, vorzüglich durch die Qualität uud Quantität der fergiessung, und zwar auf folgende Weise bedingt werden. Wenn die Ergiessung vorzugsweise in geronnener Lymphe besieht, oder dass gleichzeitig mit ihr abgesonderte Serum resorbirt worden ist, so dass sich sofort eine allgemeine Verwachsung des Herzbeutels bildet, die den fernem Erguss jeglicher Flüssigkeit hindert, so behält die Thätigkeit des Herzens durchweg dieselbe Stärke und Regelmässigkeit, die sie im Anfange der Krankheit zeigte, und demgemäss ist auch der Puls stark, hart und regelmässig, der Kranke nicht so sehr auf eine bestimmte Lage beschränkt, und die öftere Aenderung derselben verursacht ihm weniger Schmerzen, vielleicht weil das H e r z , durch die Verwachsung festgehalten, nicht mit gleicher Heftigkeit gegen die

der Brustorgane.

3

Brustwandungen stossen kann. Da endlich unter diesen Umständen die Kraft und der Rhythmus der Herzthätigkeit, und folglich auch der Blutumlauf gleiclimässig erhalten werden, • so pflegt der Kranke, selbst wenn die Entzündung nicht beseitigt wird, doch noch mehrere Wochen zu leben und am Ende nur der durch die lange Reizung veranlassten Erschöpfung zu unterliegen. Wenn dagegen der Erguss von Serum besonders reichlich ist, so wird die Thätigkeit des Herzens mechanisch durcli den Druck der Flüssigkeit gestört, und das um so m e h r , da der Herzbeutel, durch die Entzündung seiner Dehnbarkeit beraubt, der sich anhäufenden Flüssigkeit nicht nachgeben kann* Unfähig seinen Inhalt auszutreiben, wird also das Ilcrz mit Blut überfüllt; es flattert, setzt aus, schlägt schwach, unregelmässig und ungleich. Der Puls stimmt damit überein, und ist in manchen Fällen kaum zu fühlen. Daher entstehen dann Mattigkeit, Dyspnoe, Angst, Kälte, Lividität, Erstickungsgefühl bei der geringsten Veränderung der Lage, kurz alle Symptome eines gehemmten Kreislaufes, und der Kranke stirbt in "wenigen Tagen oder Stunden, wenn ihm nicht sofort Erleichterung verschafft werden kann. Wenn gleich im Anfange der Krankheit eine reichliche Absonderung von Serum statt findet, so tritt diese Reihe der schlimmeren Symptome ebenfalls früher auf; gewöhnlich aber vergehen 2 , 3 oder 4 Tage, ehe sich eine beträchtliche Menge angehäuft hat, so dass sich Anfangs jene mildere Gruppe von Erscheinungen zeigt, und an ihre Stelle plötzlich die heftigeren treten. In einigen Fällen sah ich die Krankheit in einer schwereren Form, wo nur wenig Serum, desto mehr Lymphe aber vorhanden war, und ziehe daraus den Schluss, dass eine Anhäufung von Lymphe die Ilerzthätigkeit eben so sehr stört, als ein Ucbermaass von Serum. Dass manchmal schon eine geringere Quantität Serums heftigere Erscheinungen veranlasst, während oft eine grössere Menge es nicht thut, findet in manchen Fällen gewiss häufig in der verschiedenen Reizbarkeit der Nerven seinen Grund; zuweilen möchte jedoch auch das gleichzeitige Vorhandensein einer Karditis dazu beitragen, denn bei dieser Complication bemerkte ich immer die schwache, flatternde Thätigkeit des Herzens und die ganze Reihe der dieselbe begleitenden ungünstigen Symptome, obschon die Ergicssung innerhalb des Herzbeutels nicht von Belang war. Wir sehen also, dass wir es der Wandelbarkeit der Symptome nicht zur Last legen dürfen, wenn uns die Erkenntniss der Perikarditis schwierig erscheint; diese Schwierigkeit hat vielmehr in.andern Umständen ihren Grund, und zwar besonders darin, dass oft einige von den wichtigsten Symptomen entweder gänzlich fehlen, oder zu unbedeutend in die Erscheinung treten. W e n n C o r v i s a r t meint, die akutesten Fälle seien am schwersten zu erkennen, weil, wie er sich ausdrückt, bei ihnen „der Anfall 1 '

Entzündungen mit cincmniale kommt, der Verlauf rapid, und der Ausgang fast plötzlich ist," so hatte er zu seiner Zeil allerdings recht, denn er konnte sich nur an die Kennzeichen eines gehemmten Blutumlaufs, den schwachen, unregelmässigen P u l s , die Angst, Dyspnoe, Lividität u. s. vv. halten — Symptome, die sich oft erst dann kund geben, wenn bereits alle Hoffnung f ü r den Kranken verloren ist. W i r werden aber in solchcn Fällen keine Schwierigkeit mehr finden, da uns jetzt so viele andere Kennzeichen die Erk^nntniss erleichtern. Am dunkelsten erscheinen uns immer noch die von A n d r a l *) und L a t h a m angeführten Formen, w o nämlich eine scheinbare Entzündung des Gehirns, oder irgend eines andern Organs unsere Aufmerksamkeit vom Herzen ablenkt, und Delirien den Kranken ausser Stand setzen, selbst über seinen Zustand Auskunft zu geben. Es .wäre wünschenswcrth, dass der Arzt bei jedem bedeutenden entzündlichen oder fieberhaften Leiden, die Hand nicht nur an den Puls, sondern auch auf die Präkordialgegcgcnd legte — gerade so wie er bei Fiebern nach dem Bauche fühlt, wenn auch der Kranke gar nicht' darüber klagt; — er w ü r d e dadurch sehr bald den ungewöhnlich starken Stoss oder irgend eine andere Anomalie in der Thätigkeit des Herzens entdecken, und Bich so über das Vorhandensein einer Perikarditis Auskunft verschaff e n , da ja die Symptome in solchen dunkeln Fällen nicht eigentlich f e h l e n , sondern vielmehr nur durch die überwiegende Heftigkeit anderer verdeckt werden. Das einzige, was die Diagnose der Perikarditis noch erschweren k ö n n t e , w ä r e die Entzündung des einen oder des andern der Brustcingewcide, insbesondere der P l e u r a , wobei der Schmer« über das Ileiz hin seinen Silz haben kann. Pleuritis lässt sich aber durch die Aegophonie, den überaus matten Brustton und an der Schwäche oder dem gänzlichen Mangel des Respirationsgeräusches erkennen; Peripueumonie unterscheidet sich, abgesehen von ihren gewöhnlichen S y m ptomen, durch das Knistern und die Schwäche dcsRcspiiationsgeräuschcs und des Schalles hei der Perkussion; Bronchitis giebt sich durch Gurgeln, Pfeifen und Blasen kund. W e n n nun keins von diesen Symptomen vorhanden ist, so wird man auf negativem Wege dahin geführt, die Krankheit im Herzen zu suchen; sind sie aber vorhanden, so wird eine allgemeine Vcrglcichung und vorsichtige Erwägung aller Symptome das Richtige lehren. Träfe es sich übrigens, dass in einem solchen Falle das Leiden des Herzens einmal überse*) A n d r a l (Krankheiten der Brust. Uebers. von Balling. S. 26.) ist der Meinung, dass es in Bezug auf die individuelle Empfänglichkeit kein Organ giebt,. dessen Verletzung nicht die veränderlichsten nervösen Erscheinungen hervorzurufen im Stande wäre, und zwar in der Art, dass sympathisch die verschiedensten krankhaften Zustände, deren Sitz man in die Centraigebilde des Nervensystems und ihrer Umhüllung verlegt, entstehen.

der Brustorganc.

5

hcn würde, so wäre der Irrthum doch nicht von bedeutenden Folgen, da sich das gegen Pleuritis und Pcripneumouie gerichtete Heilverfahren auch für Perikarditis eignet. Ehe ich zu den physikalischen Zeichen der Perikarditis übergehe, liabe ich noch in aller Kürze anzugeben, unter welchen Erscheinungen die Krankheit zur Annahme einer Besserung berechtigt. Wenn die schlimmsten Symptome, nämlich der schwache, ilatternde, unregclmässigc P u l s , das Erschöpfungs - und Erstickungsgefiihl abnehmen, und der Kranke hinsichllich seiner Lage nicht mehr so genirt ist, so dürfen wir mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass die Flüssigkeit — die gewöhnliche Quelle jener Symptome — mehr und mehr resorbirt wird. Wenn aber dennoch Schmerz, heftiger Herzstoss, Fieber und Beängstigung fortbestehen, so kann man vermuthen, dass die Entzündung noch im Zunehmen ist, und die Absonderung der Lymphe, wo nicht auch des Serums, fortdauert. Breitet sich indessen der Schmerz, statt bleibend und stechend zu sein, mehr aus, nimmt die Beängstigung ab, und geht die cigenthüinlich heftige Herztliätigkeit allmählig in den gewöhnlichen Schlag eines blos beschleunigten Blutumlaufes über, so lässt sich daraus schliessen, dass die Entzündung im Abnehmen ist; man darf sie jedoch nicht eher als gehoben betrachten, als bis alle diese Symptome verschwunden eind. Allein auch dann ist oft die ganze Kur noch nicht beendigt; bisweilen bleibt Lymphe und eine Verwachsung des Herzbeutels zurück, die man daran erkennen kann, dass trotz der vollkommensten Ruhe und Schonung des Kranken, die Bewegungen und Geräusche des Herzens ihre normale Beschaffenheit noch nicht wieder erlangt haben, und dass die Anfälle des Herzklopfens mit den übrigen Erscheinungen eines kranken Herzens wiederkehren, sobald der Patient wieder an seine gewöhnlichen Geschäfte geht. Man hüte sich daher wohl, den Kranken vollkommen gesund zu nennen; ehe man sich nicht durch einen gehörigen Versuch überzeugt h a t , dass e r , nach einer allmähligen Rückkehr zur körperlichen Uebung, der gewohnten Anstrengungen wieder fähig ist *). Physikalische Symptome. Der H e r z s t o s s ist bei der Perikarditis bedeutend verstärkt; er hebt die Wandungen der Brust gewaltsam, und zeichnet sich besonders durch seine Plötzlichkeit und das ihm eigenthümlich schnellende Wesen a u s , wodurch er oft die ganze vordere Brust erschüttert. Die Schläge sind gewöhnlich nicht gleich heftig, selbst wenn ihre Thätigkeit sonst regelmässig ist. Der Puls, oder besser das Klopfen der Arterien, welches oft über den ganzen Körper hin fühlbar ist, entspricht dein Herzstossc; jede Blut' ) Man vergl. Lond. Med, Gaz. Vol. III, p. 43.

6

Entzündungen

welle schiesst nämlich mit momentaner Geschwindigkeit, als ginge sie durch eine schlaffe oder unvollkommen gefüllte Röhre, unter den Finger, und bildet den sogenannten hüpfenden, oder noch bezeichnender, schnellenden P u l s , wie man ihn während der Reaction nach starken Metrorliagien oder anderen Blutflüssen findet. Oft ist er zugleich vibrirend; bald stark und gross, bald klein und schwach, aber immer schnellend. D y s c h n e l l e n d e Hcrzstoss und Puls deutet eine ungewöhnlich plötzliche, und gleichsam krampfhafte Zusammenziehung des Herzens an, die wahrscheinlich das Produkt einer durch die Entzündung gesteigerten Reizbarkeit ist. Der Schlag unterscheidet sich dadurch von dem Schlage eines bloss beschleunigten Blutlaufes. E r behält auch diese Eigentümlichkeit nicht nur so lange, als die Entzündung daue r t , sondern auch nach bereits gehobener Entzündung, so lange die Thätigkeit des Herzens noch aufgeregt bleibt, gewöhnlich also mehrere Wochen, und wenn sich eine Verwachsung des Herzbeutels gebildet h a t , oft mehrere Monate, ja ein Jahr lang. In sich sehr in die Länge ziehenden Fällen, wird wahrscheinlich durch die gelegentliche Wiederkehr des entzündlichen Prozesses, oder durch die ungewohnten Umstände, in welche das Organ durch die Verwachsung versetzt wird, oder endlich durch eine in Folge von Karditis entstandene Erweichung der Muskclsubstanz die Reizbarkeit des Herzens unterhalten. Die G e r ä u s c h e . Das Geräusch der Kammersystole ist ungewöhnlich laut und mit einem Blasebalggeräusche verbunden. Dr. L a t l i a m , der dies Kennzeichen zuerst angab, will es zwar nur bei rheumatischer Perikarditis beobachtet haben, allein ich habe es in allen den Fällen gefunden, w o das Herz den oben beschriebenen verstärkten schnellenden Stoss hatte. Ich vermisste es, wenn die Herzthätigkeit nicht mehr gehörig von Statten ging, hörte es aber in dem nämlichen Falle zu Zeiten, w o dieselbe kräftig und schnellend war. Das Aftergeräusch dauert bisweilen noch fort, wenn das Herz bereits zu seiner normalen Thätigkeit zurückgekehrt und der Patient sich wohl zu befinden scheint; allein, so lange es sich vorfindet, „bringt die Rückkehr des Kranken zu seinen früheren gewöhnlichen Beschäftigungen," wie Dr. L a t l i a m sich ausdrückt*), „Palpitationen und andere Symptome zu W e g e , die mit Sicherheit dafür sprechen, dass der krankhafte Prozess in dem Herzen noch nicht gehoben ist." So wie zur Systole, so gesellt sich auch zur Kammerdiastole dann und wann, obwohl keinesweges immer, ein Blasegeräusch hinzu, welches einen solchen Grad zu erreichen pflegt, dass es das normale Herzgeräusch völlig übertäubt, und bei einer andern Krankheit des *) Lond. Med. Caz. Vol. III. p. 214.

der Brustorgane.

7

Herzens nicht leicht stärker angetroffen wird. Oft ist es ein reines Schwirren, und so gedehnt, dass es fast in das erste Geräusch übergeht. Den Grund für das Aftergeräusch der Kammersystole möchte ich grösstenteils der grössern Schnelligkeit zuschreiben, mit welcher das Blut in Folge der krampfhaft plötzlichen Zusammenziehung des Herzens ausgestossen wird. Dafür scheinen die Beobachtungen zu sprechen, dass nämlich 1) bei Thieren durch Blutentziehungen, welche in Zwischenräumen Ton einem oder zweien Tagen wiederholt werden, die beschleunigte, klopfende, schnellende und vibrirende Bewegung des Herzens und der Arterien, und in enger Verbindung mit denselben, das Blasebalggeräusch nach Belieben hervorgerufen werden kann; dass 2 ) das Aftergeräusch bei nervösem Herzklopfen Statt, findet, wo die Bewegung des Herzens und der Arterien die eben beschriebene Beschaffenheit hat, und 3) das Aftergeräusch desto lauter ist, je heftiger das Klopfen, und dass es gewöhnlich verschwindet, wenn das Klopfen aufhört. In einigen Fällen piöclite jedoch das Aftergeräusch nicht ganz auf die eben genannte Art zu .erklären sein," sondern zum Theil wohl von einer Verengerung der Arlerienmündungen herrühren, die in Folge einer Entzündung der serösen Membran sehr leicht entsteht, zumal da diese sich an keiner Stelle so leicht entzündet, als eben d a , wo sie die Klappen bildet. Das mit dem zweiten Herzgeräusche verbundene Aftergeräusch möchte vielleicht ganz und gar der nämlichen Veränderung in den Mündungen zwischen den Kammern und Vorkammern zuzuschreiben sein; denn die Erfahrung hat gelehrt, dass durch die plötzliche, schuellende Thätigkcit des Herzens nach einem Blutverluste oder bei nervösem Herzklopfen dies Aftergeräusch nie sehr bedeutend ist; ferner findet man auch gewöhnlich da, wo es wahr genommen wurde, bei der LeichenuntersuchuDg die Klappen mehr oder minder verdickt und undurchsichtig, so dass man daraus entnehmen kann, dass eine Verstopfung derselben vorhanden war. V pen verhindern, die Oeffnungen, denen sie angehören, gehörig zu vei eehliessen. Zu erwähnen sind noch die organisirten Pseudomembranen, welche zuweilen die Oberfläche der inneren Haut des Herzens, in einer mehr oder weniger grossen Ausdehnung auskleiden, ja oft den ganzen Raum einer der Herzhöhlen einnehmen. Man findet manchmal mehrere solcher Lagen, eine über die andere geschichtet. Meistens jedoch sind diese Membranen von keiner so grossen Ausdehnung, sondern haben nur 4 , 5 bis 6 Linien im Diameter, und stellen sich dann unter der Form von F l e c k e n dar. Sie lassen sich leicht mit der Pincette wegnehmen, und unter ihnen findet man das Endokardium normal beschaffen, oder doch nur etwas dunkler als im gesunden Zustande. In der Mehrzahl der Fälle rührt die Verdickung der inneren Ilcrzhaut von den eben erwähnten organisirten Pseudomembranen her. Indessen giebt es doch auch Fälle, wo das Endokardium an und für sich wirklich verdickt, hypertrophtisch ist; dann hat es auch seine Durchsichtigkeit verloren und seine Oberflächc erscheint weniger glatt, gleichsam faltig oder zottig. III. D r i t t e P e r i o d e ( k n o r p e l i g e , k n o c h i g e o d e r k a l k a r t i g e V e r h ä r t u n g des E n d o k a r d i u m ' s im A l l g e m e i n e n u n d der Klappen i n s b e s o n d e r e , mit oder o h n e V e r e n g e r u n g der H e r z m ü n d u n g e n . Die in Rede stehenden Entartungen, welche sich in dieser Periode als Resultate einer vorausgegangenen Endokarditis manifestiren, gestalten sich auf verschiedene Weise, ßald sind es bloss cirkumscripte Punkte, von der Grösse einer Erbse, bald daumenbreite Stellen, bald mehr oder minder rundliche Massen. Oft findet man die ganze Klappe in ein knorpeliges oder knochigcs Gewebe verwandelt. Vorzüglich sind es der faserige Gürtel der Herzmündungen und die Spitzen der Klappen, an denen sich diese knorpeligen oder knochigen Entartungen befinden. Die knochigen oder kalkartigen Ablagerungen zeigen sehr verschiedene Gestaltungen. Einige bilden einen Bogen, andere sind pyramidenförmig oder ganz unregelmässig, andere endlich sind ovalrund und gleichen wirklichen kalkartigcn Konkrementen, welche die Grösse eines Taubcncics bis zu der eines kleinen Hühnereies darbieten. So lange sich die Vcrknöcherung auf den Rand und die Basis beschränkt, der mittlere Theil aber gesund bleibt, kann die Klappe, wenn sie nicht allzusehr vcrdickt ist, sich noch öffnen und schlicsscu,

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Entzündungen

ohne den Blutumlauf merklich zu hindern. Wenn aber die Verknöcherung den mittlem Theil der Klappen überzieht, so schrumpfen sie zusammen und rollen sich entweder nach ihrer koukaven oder"konvexen Seite hin auf, so dass sie beinahe die Form gewisser Arten von Seemuscheln haben, wodurch sie bisweilen unbeweglich bleiben. Wenn sich z. B. die Aortenklappen vorwärts aufrollen, dann sitzen sie an den Wandungen der Aorta fest, und hindern den Blutumlauf nicht weiter, als etwa durch die Dicke der Verknöcherung. Rollen sie 6ich rückwärts, so bleiben sie geschlossen, und verursachen eine beträchtliche Verengerung der Mündung. S y m p t o m e der 1)

Endokarditis.

Symptome der ersten oder akuten Periode.

1. Von den v i e r a l l g e m e i n e n S y m p t o m e n , welche die Pathologen als karakteristisch für die Entzündung bezeichnen, entgehen drei, nämlich die erhöhte Temperatur, die Rothe und Geschwulst gänz und gar unserer Beobachtung, und auch das vierte, der Schmerz, fehlt in der Mehrzahl der Fälle vollkommen. W o dies letztere Symptom vorhanden ist, ist es weniger der Endokarditis, als einer gleichzeitigen Entzündung des Perikardium's oder der Pleura zuzuschreiben. Statt des Schmerzes findet sich in den meisten Fällen ein Gefühl von Unbehaglichkeit, von Oppression und von heftiger Angst in der Präkordialgegend. Steigern sich diese Erscheinungen bis zu ihrer grössten Höhe, so verbinden sich noch .Ohnmächten damit. 2. P h y s i k a l i s c h e S y m p t o m e . Von der grössten Wichtigkeit sind die Zeichen, welche uns die O c u l a r i n s p e k t i o n des kranken Organs, das B e f ü h l e n desselben, die A u s c u l t a t i o n und P e r k u s s i o n an die Hand geben. Ist die Endokarditis mit einer Perikarditis verbunden und dauert sie schon einige Tage an, so bemerkt man zuweilen eine leichte Wölbung der Präkordialgegend. Bei der einfachen Endokarditis wird diese Gegend durch die Heftigkeit der Herzschläge gewaltsam erschüttert, wodurch, wenn man die Hand auf sie legt, diese zurückgeschleudert wird. Diese Schläge, wahre Palpitationen, lassen sielt in einer weit grösseren Ausdehnung fühlen, als dies im Normalzustande der Fall, und stehen in geradem Verhältniss zu der Anschwellung und Turgescenz, welche das Herz in Folge des enlzündlichen Processes erlitten hat. Auch bemerkt man zuweilen ein mehr oder weniger ausgeprägtes vibrirendes Rauschen in der Präkordialgegend, Die P e r k u s s i o n der Herzgegend ergiebt einen matten Ton auf einer Fläche von 4, 9 selbst 16 Zoll im Quadrat. Um diese Mattheit des Tones von derjenigen zu unterscheiden, welche bloss das Resultat eines einfachen Extravasats im Herzbeutel ist, darf man nur dar-

der Brustorgane.

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auf achten, dass bei der Endokarditis sie mit sichtbaren, oberflächlichen, mit der Hand fühlbaren Herzschlägen koincidirt, während beim Extravasat die Herzschläge lief, entfernt und fast gar nicht fühlbar sind. Die A u s k u l t a t i o n ergiebt ein Blasebalggeräusch (bruil de soufflet), welches die beiden normalen Herzgeräusche, oder doeh wenigstens eins derselben, übertönt. E s ist dies Blasebalggeräusch um so stärker, je heftiger und übereilter die Pulsationen des Herzens sind. Erreichen die Herzschläge einen gewissen Grad von Heftigkeit, so vernimmt man bei der Auskultation auch ein M e t a l l k l i r r e n (tintement métallique) das mit der Systole der Ventrikel isochron ist, 3. Auch durch das Gesicht und das Gefühl kann man sich über die Stärke der Herzpulsationen Auskunft verschaffen. Nicht nur bezüglich der Stärke und Energie sind die Herzschläge während des Verlaufes einer akuten Endokarditis verändert, auch die Zahl derselben und in vielen Fällen auch ihr Rhythmus ist gestört. Sellen nur geschieht es, dass die Herzschläge nicht unregelmässig, ungleich, intermittirend sind, wenn die Frequenz derselben so vermehrt ist, dass sie auf 140, 160 Schläge und darüber steigt. 4. Mehr oder weniger heftiges Fieber begleitet in den meislen Fällen die akute Endokarditis. Man darf indessen diesen Fieberzustand nicht mit der blossen Vermehrung der Frequenz des Pulses und der Herzschläge verwechseln, wie sie bei einfacher oder mit Perikarditis komplizirter Endokarditis vorkommt. Diese Frequenz kann auch ohne wirklichen' Fieberzustand bestehen; wir haben davon im Januar 1835 ein merkwürdiges Beispiel beobachtet. Ein Kranker, der schon oft an Rheumatismus gelitten, ward von einer ausgebildeten, subakuten Endo-Perikarditis befallen. Die Pulsationen des Herzens und der Arterien stiegen auf 140 in der Minute, und waren ungleich, unregelmässig, intermittirend. Dabei fehlte aber jenes innere Unbehagen, jene aligemeine Unruhe, welche f ü r den Fieberzustand bezeichnend ist; auch fehlte die Hitze der Haut und der Durst. Es bleibt indessen doch immer ein sehr seltener Fall, dass bei einer akuten Endokarditis das Fieber ganz fehlt. < Obschon in den meisten Fällen der Puls einen und denselben Karakter wie die Herzschläge darbietet, so giebt es doch auch hiervon Ausnahmen. Bei manchen Kranken ist der Puls klein, wenig entwickelt, schwach, während die Herzschläge mit grosser Heiligkeit und ausserordentlichem Tumult vor sich gehen. Diese Disharmojiie zwischen den Pulsationen des Herzens und denen der Arterien ist leicht zu erklären; sie resultirt gewöhnlich aus der Ansammlung einer grossen Quantität fibröser Konkremente im Herzen, aus einer Anschwellung der Klappen oder einem sonstigen Hinderniss in den Mündungen, lauter Momente, die, trotz der Heftigkeit der Herzschläge, es verhindern, dass eine grosse Blutsäule in das arterielle System ge-

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Entzündungen

lange. In solchen Fällen zeigt sich denn nun auch Blässe des Gesichtes, Angst, Hin- und Ilcrwerfcn, Schwindel, Ohnmacht etc. Es giebt auch Fülle, wo die Schlüge des Pulses und die des Her« zens auch bezüglich der Zahl unter sich differiren. Man begreift leicht, dass in einem solchen Falle immer die Zahl der Pulsschläge geringer als die des Herzens sein muss. Es ist nämlich die Zirkulation im Herzen oft so sehr gestört und beeinträchtigt, dass die geringe Blutquantilät, welche während der Systole aus dem Herzen getrieben wird, nicht mehr hinreichend ist, die Blutsäule, die in -den vom CenIrum entfernten Arterien zirkulirt, zu erschüttern. Gemeinhin ist in der ersten Periode einer akuten Endokarditis die venöse Zirkulation nicht besonders gestört. Wenn indessen der Durchgang des Blutes durch das Herz nur mit grosser Schwierigkeit von Statten geht, so bekommen das Gesicht und die Hände eine violette oder livide Färbung, das Gesicht schwillt an, es zeigt sich Ocdcm an den Extremitäten etc. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass die Ohnmächten, die Krämpfe, die schnarchende Respiration mit Schaum vor dem Munde, Zufälle, wie man sie bei einigen Kranken beobachtet, das Resultat einer starken venösen, durch fibrinöse Konkremente in den Herzhöhlen bedingten Kongestion im encephalischen System sind. Wir haben bisher die Beschreibung der Störungen, welche sich in der Funktion des Centraiorgans der Zirkulation kund geben, und des Einflusses der rein mechanischen Zustände Erwähnung gethan. Allein auch die dynamische Erregung, die hyper-normale Stimulation des Herznerven-Systems ist bei der Vermehrung der Kraft und Erequenz der Herzschläge zu berücksichtigen und in Anschlag zu bringei, und es giebt gewiss Fälle, wo man lediglich in einer Störung des dem Ilerzen angehörenden Nervenapparates die Ursache der Unregelmässigkeit, Ungleichheit und Intermission der Herzschläge suchen muss. 6. Der Einiluss der akuten Endokarditis auf die Respiration ist in den Fällen, bei denen die Zirkulation im Herzen noch ziemlich frei von Stalten geht, höchst unbedeutend. Man sieht Kranke, die, wenigstens im Zustande der R u h e , weder Dyspnoe noch sonst Oppressionsgefühl haben. Wird aber der Blutumlauf in den Herzhöhlen durch irgend ein Hinderaiss sehr gestört, so leiden die Kranken an dem fürchterlichsten Oppressionsgefühl; sie sind dem Ersticken nahe, können nicht einen Augenblick schlafen, müssen fortwährend im Bette sitzen und suchen unaufhörlich eine Lage, in welcher ihnen das Athmen leichter wird. 7. Die Störungen in den Funktionen der Gentraiorgane des Nervensystems sind im Allgemeinen nur konsekutiv und gehen aus den Störungen der Zirkulation und Respiration hervor. Fast niemals zeigt sich, wenn die Endokarditis einfach und ohne Komplikation mit Pleu-

der Brustorganc.

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litis oder Perikarditis ist, ein wirkliches Delirium; ist aber die Dyspnoe sehr stark, befindet sich der Kranke in einem der Ohnmacht sich annäherndem Zustande, so tritt auf Augenblicke eine Art von Verwirrung ein, die viel Analoges mit derjenigen hat, welehc aus einer anhaltenden und lebhaften Furcht entspringt. 8. Die Funktion der Digestionsorgane verhält sich in der Endokarditis, wie bei allen anderen bedeutenden akuten Leiden, die nicht mit einer idiopathischen Afleclion des Nahrungskanals komplizirt sind. Dasselbe ist der Fall mit den wichtigsten Sekretionen; nur bei grosser Dyspnoe tritt zuweilen kaller Schweiss an dem ganzen Körper oder auch nur an Gesicht und Slirn hervor. Das Bild, das wir hier von der Endokarditis entworfen, betrifft hauptsächlich ihre akute Form. Ist die Entzündung nur partiell, nimmt sie einen chronischen Verlauf, so sind auch ihre Erscheinungen nicht mehr so in die Augen springend, und es wird dann zu ihrer richtigen Erkeuntniss, grosse Aufmerksamkeit Seitens des Arztes nöthig. Eiu geübter Beobachter wird nicht leicht die Endokarditis mit irgend einer andern Krankheit verwechseln; nur die Pericarditis macht hiervon eine Ausnahme und es ist nicht zu leugnen, dass es hier einige sehr intrikate Fälle giebt. Uebrigcns wäre der Irrthum nicht von grosser Bedeutung, da die ärztliche Behandlung für beide Krankheiten eine und dieselbe ist, beide aueb wirklieb sehr oft mit einander verbunden vorkommen. II. Symptome der verschiedenen organischen Störungen, welche in der zweiten und dritten Periode der Endokarditis eintreten. Die Endokardiiis kann in glücklichen Fällen sich durch Zerlheilung endigen; es verschwinden dann nach und nach die Symptome, die wir im Vorhergehenden angeführt. Da man aber bis jetzt leider sehr häufig die Endokarditis verkannt, und ihr nicht die passende Heilmethode entgegengestellt hat, so war. dieser Ausgang in Zertheilung bisher nicht der gewöhnlichere. Es sind uns daher die Folgen einer Endokardiiis, wenn sie in den chronischen Zustand übergegangen, nicht unbekannt. Hat die Krankheit diese Form angenommen, so verliert auch der entzündliche Process nach und nach an Intensität, wird mehr schlcichcnd und führt so hypertrophische Verdickung der befallenen Gewebe, in vielen Fällen aber auch Induration und Entartung derselben herbei. Der krankhafte Process, der auf die akute Entzündung folgt, ist oft so schleichend und unmerklich, dass man ihn weniger an sich, als aus seinen Resultaten zu erkennen vermag. Von allen) organischen Slörungen, welche die Endokardiiis nach sich zieht, und die, einmal entstanden, auch nach gehobener Ursachc

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Entzündungen

fortdauern und fast nur als rein mechanisch sich darstellen, sind ohne Zweifel die verschiedenen Arten der Klappenverhärtungen mit Verengerung der Herzmündung die allerwichtigsten. Wir beginnen daher mit einer näheren Beschreibung ihrer Symptome. A.

S y m p t o m e der I n d u r a t i o n der K l a p p e n mit rung der Herzmündungen.

Verenge-

Die Zeichen, welche eine Verengerung der Herzmündungen, als Resultat einer Induration der Herzklappen, andeuten, theilen sich in solche, welche aus der Untersuchung des Herzens selbst hervorgehen, und in solche, welche aus einer Würdigung des Zustande der übrigen Organe resultiren. Locale

Zeichen.

1. Obschon uns die O k u l a r i n s p e k t i o n der Herzschläge kein direktes und sicheres Zeichen über die in Rede stehende Affektion an die Hand giebt, so können wir doch, da gewöhnlich diese letztere yon Hypertrophie und Erweiterung des Herzens begleitet ist, daraus nützliche Andeutungen über die Stärke und Ausdehnung der Herzpulsationen, so wie über den Rhythmus derselben entnehmen. 2. Die A p p l i k a t i o n d e r H a n d auf die Präkordialgegend Iässt ausser den Modißcationen in der Stärke, der Ausdehnung und dem Rhythmus der Herzschläge, noch ein gewisses v i b r i r e n d e s Z i t t e r n (frémissement vibratoire ou cataire) erkennen. Das Vorhandensein dieses Zittcrns und die Unregelmässigkeiten, Ungleichheiten und Intermissionen in den Herzpulsationen, sind Zeichen von grosser Bedeutung für die Diagnose der Verengerung der Herzmündungen, 3. Die P e r k u s s i o n ergiebt eine viel ausgedehntere Mattigkeit des Tones, als im normalen Zustande. Es bezieht sich dieser Umstand aber auf die Erweiterung und Hypertrophie, welche gewöhnlich die Verengerung der Herzmündungen begleiten und kann daher für kein direktes Zeichen dieser letztem gelten. 4. Der A u s k u l t a t i o n verdanken wir eins der wichtigsten Zeichen der Verengerung der Herzmündungen und der Verhärtung der Klappen. Es sind dies die unter dem Namen des bruit de soufflet, de râpe und de scie bekannten Töne, die man während der Herzpulsationen vernimmt. Diese regelwidrigen Töne sind bald doppelt, bald einfach. Im ersteren Falle maskiren sie das doppelte Klappengeräusch, im letzteren wird nur eins derselben durch den bruit de soufflet bedeckt oder vielmehr ersetzt. Bezüglich seiner Dauer und Intensität bietet dies Geräusch gleichfalls manche Verschiedenheit dar. Bald ist es schnell und stossweise, bald wieder langsam und lang anhaltend. Bei einigen Individuen ist seine Intensität so gross, dass man es schon in

tier Brustorgane.

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einer gewissen Entfernung von der Brust h ö r t , bei anderen hingegen ist es dumpf und man hört es nrir bei grosser Aufmerksamkeit. 0. Gemeinhin findet sich kein S c h m e r z bei der Induration der Herzklappen. Einige Kranke klagen bloss über ein Gefühl von Schwcre und Druck in der Präkordialgcgend oder der Magenhöhlung. Fast alle leiden mehr oder weniger an Herzklopfen, Schwindel und Ohnmächten. Bei der geringsten Bewegung, wie z. B. beim Treppensteigen, so wie bei allen GemüthsafTekten, nehmen diese Palpitalionen an Heftigkeit z u ; es ist sowohl die Stärke, als auch die Zahl der Herzschläge (sie können sich bis auf 140 — 1 6 0 in der Minute steigern) widernatürlich vermehrt. A l l g e m e i n e Zeichen. 1. E i n f l u s s a u f d i e a r t e r i e l l e u n d v e n ö s e Z i r k u l a t i o n . Der Puls ist unregelmässig, ungleich, inlermittirend und kontrastirt durch seine Kleinheit und Schwäche auffallend mit der Heftigkeit, Energie und Ausdehnung der Herzsehlüge. Findet ausser der Verengerung noch bedeutende Hypertrophie des linken Ventrikels statt, so ist der Puls, trotz seiner Kleinheit, hart und vibrirend. Auch die venöse Zirkulation wird durch Verengerung der Herzmündungen mit Induration der Klappen bedeutend beeinträchtigt. Alle äussere Venen im Allgemeinen und die dem Herzen zunächst liegenden insbesondere, wie z. B. die Iugularis, zeigen eine dem Grade und der Dauer der Krankheit. entsprechende Erweiterung. Zuweilen bemerkt man in den ausgedehnten und von Blut strotzenden fugularvenen eine mit dem Pulse isochrone Pulsation, die man den v e n ö s e n P u l s nennt. Dieser venöse Puls ist das Resultat einer Regurgitation einer gewissen Quantität Blutes in das rechte Herzohr und die Venen, welche sich in dasselbe während der Kontraktion des rechten Ventrikels entleeren. Diese Regurgitation findet in folgenden zwei Fällen Statt: 1) wenn die verhärtete Valvula tricuspidalis eine Oeffnung hat, welche sich während der Systole nicht schliesst; 2 ) wenn die rechte Auriculo-Ventricularmündung so dilatirt ist, dass die Valvula tricuspidalis, sie mag nun ihre normalen Dimensionen beibehalten, oder ihre natürliche Breite verloren haben, dieselbe im Augenblicke der Kontraktion des Ventrikels nicht hermetisch schliessen kann. Aus diesem Hinderniss der venösen Zirkulation resultiren noch ferner die Lividität, die blaue Färbung und Geschwulst 'des Gesichtes und der Lippen, das injicirte Ansehn der Hände, die Anschoppung der Lungen, Leber, des Gehirns und der Schleimhäute, die serösen Ansammlungen im Zellgewebe, die passiven Hämorrhagieen u. s. w., lauter Erscheinungen, die im Verlaufe der Krankheit sich manifestiren können. ) 2. E i n f l u s s a u f d i e R e s p i r a t i o n . Eine leichte Dyspnoe, 3

Entzündungen welche die Kranken mil dem Ausdruck des kurzen Alhcms bezeichnen, da9 Verlieren der Luft nach ermüdenden Bewegungen, sind die Störungen, die sich zuerst in der Respiration kund geben. Je mehr nun dasUebcl fortschreitet, desto grösser wird die Dyspnoe, die dann gewöhnlich rtiit dem Namen Asthma bezeichnet wird. Zulelzt stellt sich Orthopnoe ein, die Kranken müssen im Belle aufrecht sitzen, und sind oft dem Ersticken nahe. 3. É i n f l u s s a u f d i e C e r e b r a l f u n k t i o n . Diece Störungen schliesscn sich genau an die der Respiralion an und stehen in geradem Verhältnis» zu ihnen. Angst, Schrecken, Verzweiflung malen sich in den Zügen des Kranken; die Augen treten hervor, sind stier, irre; die Augenbraunen richten sich in die Höhe, die Nascnlliigel erweitern sich, der Mund sieht halb geöffnet, der Kranke silzt mit herunterhängenden Füssen auf dem Rand des Bettes, wälzt sich umher, sucht das Freie, stöhnt, klagt, schreit mit halberstickter Stimme uin Hülfe, wünscht sich den Tod und würde ihn sich geben, gestalteten es die sinkenden Kräfte und die Verhall nisse, in denen er sich gerade befindet. Kein Schlummer crquickt ihn mehr, und verfällt er auch auf Augenblicke in ein dumpfes Jlinbrüten, so wird er von schrecklichen Träumen gequält und fährt plötzlich in die Höhe. Der Tod bcschlicsst endlich die schreckliche Scene. B.

S y m p t o m e der V e r d i c k u n g und V e r h ä r t u n g der inner e n H a u t des H e r z e n s o d e r der K l a p p e n , o h n e V e r e n g e r u n g der M ü n d u n g e n und Höhlen des Herzens.

Die Diagnose einer einfachen, Verdickung der inneren Ilaut des Herzens, sie mag nun von der Organisalion einer Pseudomembran auf der Fläche des Endokardium's, oder von einer wirklichen Hypertrophie der inneren Auskleidung abhängen, scheint in den meisten Fällen, bei dem jetzigen Slande der Wissenschaft, unmöglich. Betrifft die hypertrophische Verdickung die Klappen, ohne dass diese übrigens entartet, oder die Mündungen verengert sind, so wird gewöhnlich die Intensität der Herzgeräusche auffallend vermehrt. Es entsteht dann ein Ton, als riebe man zwei Pcrgamenlblütter schnell gegen einander, weshalb man den so modißzirien Klappengeräuschen den Namen hruils parcheminés gegeben hat. Diese Erscheinung tritt besonders deutlich hervor, wenn die Verdickung sich in der Valvula tricuspidalis, der stärksten von allen, befindet. Die übrigen (siehe Beschreibung der anatomischen Störungen) oben näher angegebenen Störungen treten durch kein Zeichen, das ihnen eigcnthümlich angehörte, in die Erscheinung. Ihre Diagnose ist desshalb während des Lebens des Kranken schwierig, ja vielleicht unmöglich. rin Umsland, der jedoch für die Behandlung von keiner gros-

der Brustorganc.

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sen Bedeutung ist, da sie gewöhnlich in Verbindung mit einigen der oben nälier beschriebenen anatomischen Störungen vorkommen, welche darcli bestimmtere Zeichen die Natur des Leidens bekunden, und so die zweckenlspreclicndo Heilmethode genugsam andeuten. III. Entwickelung und Ursachen der Endokarditis. Die Endokarditis kann sich auf zweierlei Weise entwickeln; bald nämlich tritt sie unter dem Einflüsse direkter und unmittelbarer Ursachen, bald wieder als Folge einer andern Entzündung auf. Man kann die erstere EndocardUis primiiiva s. idiopathica, und die letztere E. consecutiva s. sympathica nennen. Die hauptsächlichsten Entzündungen, während deren Verlaufes oder in deren Folge eine Endokarditis sich ausbilden kann, sind die Pleuro-Pneumonie, die Phlebitis und die gewöhnlich mit dem Namen des akuten Gelenk-Rheumatismus bezeichnete Arthritis. Die direkten Ursachen der EndocardUis idiopathica sind Erkältung, vorzüglich nach grosser Erhitzung oder heftigen Körperbewegungen, äussere Insultationen, traumatische Einwirkungen, als Stoss, Fall, Eindringen fremder Körper u. s. w. Gleich der Perikarditis tritt auch die Endokarditis unter denselben Einflüssen wie der akute Gelenkrheumatismus auf, und obschon sie zuweilen während des Verlaufes einer solchen Affektion auf rein metastatische Weise sich entwickeln kann, so ist doch nicht zu leugnen, dass in der Mehrzahl der Fälle, das innere serös-fibröse Gewebe des Herzens zu gleicher Zeit mit dem der Gelenke ergriffen wird. Eben so erwiesen ist es, dass in den meisten Fällen dieser Art die Endokarditis und Perikarditis, dieser doppelte Rheumatismus der serösfibrinösen Gewebe des Herzens, mit einander vereint auftreten. Uebrigens giebt es, bezüglich der bedingenden Ursache, weder im akuten Gelenk -Rheumatismus, noch in der rheumatischen Endo-Perikarditis etwas Spezifisches. Die spezielle, n i c h t s p e z i f i s c h e , Ursache besteht in den grossen atmosphärischen Veränderungen, ganz besonders aber in dem Einwirken einer trockncn oder fcuchlcn Kälte auf einen bis zum Ausbruch des Schweisscs erhitzten Körper. IV. Verlauf, Dauer, Komplikationen und Prognose der Endokardiiis. Wie die Pericarditis, so kann auch die Endokarditis einen seh? akuten, subakuten und chronischen Verlauf annehmen. Die akuteste Endokarditis kann nach einer gewissen Zeit einen langsameren Verlauf annehmen und sich in eine chronische Endokarditis umwandeln. Die Natur und Intensität der Ursachen, die individuelle Beschaffenheit des befallenen Subjekts, die Heilmethode, die man der Krankheit entgegenstellt. alles dies sind Umstände, welche den Gang einer Endokarditis modifiziren können. Die akutesten Formen der Endokarditis 3 *

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beobachteten wir in Folge einer schnellen Erkältung, bei lymphatischsanguinischen Subjekten, denen man Excitantia, heissen Wein u, s. w. gegeben, um auf diese Weise die unterdrückte Transpiration gewaltsam wieder herzustellen. Um die Dauer einer Endokarditis auch nur approximativ berechnen zu können, muss man eine grosse Zahl von Umständen berücksichtigen als: den Grad der Krankheit, ob sie einfach oder komplizirt ist, das Alter und die Kräfte des Kranken, die in Gebrauch gezogene Heilmethode und den Zeitraum der Krankheit, in dem man die Behandlung begonnen. Ganz bestimmte Angaben lassen sich noch nicht über die Dauer der Endokarditis beibringen; folgendes Verhältniss möchte wohl das wahrscheinlichste 6ein. In der akuten Form kann eine allgemeine Endokarditis schon in wenigen Tagen einen unglücklichen Ausgang nehmen, und der Tod ist dann in den meisten Fällen die Folge der zahlreichen Blutkonkremente in den Herzhöhlen. Die so sehr vortheilhaften Resultate aber, die B. von den copiösen, rasch hintereinander (coup sur coup) angestellten Aderlässen beobachtet, berechtigen ihn zu der Behauptung, dass in den meisten Fällen die Krankheit, wird sie auf diese Weise angegriffen, schon in einem Zeiträume von 8 Tagen ungefähr -auf günstige Art endigt. Im chronischen Zustande ist die Dauer der Endokarditis gewissermassen unbeschränkt. In dieser Form treten immer, wie man oben gesehen, verschiedene permanente organische Störungen ein, die, wenn nie einen hohen Grad erreicht und die Klappen und Ilerzmündungen in den Kreis des Erkrankens ziehen, nothwendig mit dem Tode endigen müssen. Wenn indessen der schleichende und heimliche Prozess, der diese Störungen erzeugt hat, sei es nun durch die Anstrengungen der Natur oder durch die wohlthätige Einwirkung der Kunst, wieder erlischt, so können dieselben lange Zeit hindurch stationär bleiben, und die Kranken mit Hülfe eines angemessenen ßegimen's lange noch am Leben erhalten werden. Die Komplikationen der Endokarditis sind in der Mehrzahl der Fälle dieselben wie die der Perikarditis. Schon oben ist die Koexistenz dieser beiden Krankheiten in den meisten Fällen von akutem Gelenkrheumatismus erwähnt worden. Es giebt indessen eine Art von Endokarditis, die auch ohne Perikarditis vorkommt; es ist diejenige, die sich in Folge weit verbreiteter Gefässentzündungen und ganz besonders einer heftigen Phlebitis entwickelt. Die P r o g n o s e der Endokarditis ergiebt sich grösstenteils aus dem Gesagten. Ist sie allgemein und sehr akut, so stellt sie sich ohne Zweifel als eine der fürchterlichsten Entzündungen dar, die man sich nur denken kann. Dessenungeachtet haben doch sichere Beobachtungen erwiesen, dass sie selbst unter diesen beiden Umständen nicht immer mit dem Tode nothwendig enden müsse. Was die nur mit

der Brustorgane.

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geringer Intensität auftretende Endokarditis bei rillt, so weicht sie einer zweckentsprechenden Behandlung ohne Schwierigkeit. Die chronische Endokarditis, diejenige nämlich, in deren Folge sich tiefgehende, organische Störungen entwickelt haben, kann zwar einer rationellen Heilmethode weichen, ihre Produkte aber werden fortbestehen und, da wir kein Mittel besitzen das wir ihnen mit einiger Aussicht auf Erfolg entgegenzustellen vermögen, auch als unheilbar bezeichnet werden müssen. Sind daher diese Störungen sehr ausgedehnt und so belegen, dass sie der Zirkulation ein grosses anhaltendes Ilinderniss entgegensetzen, so werden 6ie die Wahrheit des schrecklichen Motto's von C o r v i s a r t bestätigen: „haeret lateri lethalis arundo V. Behandlung der Endocarditis. Die Behandlung der Endocarditis unterscheidet sich nur wenig von der der Pericarditis. Die Dringlichkeit starker, in kurzen Intervallen wiederholter ( c o u p sur coup) Blutentleerungen, macht sich hier noch weit mehr geltend, als in der Pericarditis. Die Koagulation des Blutes oder die Bildung von Pseudomembranen, welche eine allgemeine und sehr akute Entzündung der inneren Haut des Herzens jedesmal herbeiführt, wenn sie nicht gleich bei ihrem Entstehen gleichsam erstickt (jugule) wird, ist ein so fürchterlicher Zufall, dass gegen ihn ein reichliches Extravasat in den Herzbeutel gar nicht in Betracht kommen kann. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass die heftigsten Formen von Pericarditis gerade diejenigen sind, welche, sei es nun direkt oder durch Komplication mit Endocarditis, die Formation von fibrinösen Konkrementen nach sich ziehen. Nicht bloss durch die Zufälle, welche ihnen Unmittelbar folgen, sind diese fibrinösen Konkremente und die Pseudomembranen auf der inneren Haut des Herzens, so unheilvolle, meistens tödtliche Zustände, auch später können aus ihnen noch Adhäsionen, Verdickung der Valveln, Verengerung der Herzmündungen, lauter Störungen- von hoher Bedeutung, hervorgehen. Nach den allgemeinen und lokalen Blutentleerungen muss man, wenn'die Krankheit noch forldauert, zu den rcvulsorischen und kalmirenden Mitteln greifen. Man sieht oft sehr günstigen Erfolg von einem breiten Vesicatorium, das in die Präkordialgegend gelegt und in welches täglich 8 , 10, 12 bis 15 Gran vom Pulver der Digitalis inspergirt wurde. Eine strenge Diät, laue von Zeit zu Zeit wiederholte Bäder, werden die Wirkung der anderen Heilmittel kräftig unterstützen. Nimmt die Endocarditis eine chronische Form an und hat sie noch keine bedeutenden organischen Störungen herbeigeführt, so ist

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Entzündungen

noch Hoffnung auf Genesung vorbanden, und man darf eich von der anhaltenden Anwendung kleiner Blutenlziehungen, von den Rcvulsivmitteln, den Bädern, einer strengen Ruhe, passendem Verhalten und vom Gebrauch der Digitalis günstigen Erfolg versprechen. Die Induration und die Verdickung der inneren Haut des Herzens, und vor allem der Klappen mit Verengerung der Ilerzmündungen, die Adhäsionen ctc. lassen, wie schon bei der Prognose erwähnt worden, keine radikale Heilung mehr zu, weil diese mechanischen Störungen, nur der Einwirkung mechanischer oder chirurgischer Mittel weichen würden, ein operativer Eingriff in diesem Falle aber leider ganz unmöglich wird. Iiier bleibt dem Arzte nur noch die sogenannte palliative Heilmethode. Die in längeren oder kürzeren Zwifchenräumen wiederholten Aderlässe, Ruhe, magere Diät, der Gebrauch der Digitalis, der Diurctica und Purgantia, wenn sich seröse Ansammlungen gebildet, die Entleerung der Flüssigkeit durch operative Hülfe, wenn die Heilstoffe unwirksam bleiben, dies sind die Elemente des liier einzuschlagenden Heilweges. Diese Methode hat schon einer grossen Zahl von Kranken Erleichterung verschallt, und mehrere von ihnen, denen schon Erstickung and unvermeidlicher Tod drohte, konnten ihre frühere Beschäftigung wieder beginnen, wenn sie nicht zu anstrengend war.

Entzündung d e s Herzens. Carditis. H e i m und Ilorn. A,

Nach Krcyssig,

E i n f a c h e i d i o p a t h i s c h e I l e r z c u tzündung.

S y m p t o m a t o l o g i e . 1. Zufälle des ersten Zeitraums. Das erste Symptom ist ein a n h a l t e n d e s F i e b e r , das mit Frost oder Schauder anfängt, der in Hitze fibergeht; erstcrer ist meist heftig und von der Dauer einer halben Ins ganzen Stunde, wie bei jeder grossen Fieberkrankheit, doch kann er auch gering sein und mit Hitze unterbrochen abwechseln, nach den Verschiedenheiten des Körpers und seiner Verhältnisse. Das Fieber bricht meistens uqverinulhet schnell aus. Das A t h e m h o l c n ist beschleunigt und kurz, eine Art von Keuchen, wobei die Kranken aber abwechselnd einmal sehr lief, wie seufzend Athem holen, was sie oft und mit Behagen Ihun. Der H e r z s c h l a g ist Anfangs heftig und schnell, aber regelmässig ? wird aber in der Folge am zweiten oder dritten Tage weniger stark; mit Wallen, in der Folge mit einem hörbaren Schwirren verbunden, wenn der Herzbeutel angeklebt ist; der P u l s ist s e h r bes c h l e u n i g t , gleich von Anfang an mehr, als man es bei dem vor-

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Entzündungen

noch Hoffnung auf Genesung vorbanden, und man darf eich von der anhaltenden Anwendung kleiner Blutenlziehungen, von den Rcvulsivmitteln, den Bädern, einer strengen Ruhe, passendem Verhalten und vom Gebrauch der Digitalis günstigen Erfolg versprechen. Die Induration und die Verdickung der inneren Haut des Herzens, und vor allem der Klappen mit Verengerung der Ilerzmündungen, die Adhäsionen ctc. lassen, wie schon bei der Prognose erwähnt worden, keine radikale Heilung mehr zu, weil diese mechanischen Störungen, nur der Einwirkung mechanischer oder chirurgischer Mittel weichen würden, ein operativer Eingriff in diesem Falle aber leider ganz unmöglich wird. Iiier bleibt dem Arzte nur noch die sogenannte palliative Heilmethode. Die in längeren oder kürzeren Zwifchenräumen wiederholten Aderlässe, Ruhe, magere Diät, der Gebrauch der Digitalis, der Diurctica und Purgantia, wenn sich seröse Ansammlungen gebildet, die Entleerung der Flüssigkeit durch operative Hülfe, wenn die Heilstoffe unwirksam bleiben, dies sind die Elemente des liier einzuschlagenden Heilweges. Diese Methode hat schon einer grossen Zahl von Kranken Erleichterung verschallt, und mehrere von ihnen, denen schon Erstickung and unvermeidlicher Tod drohte, konnten ihre frühere Beschäftigung wieder beginnen, wenn sie nicht zu anstrengend war.

Entzündung d e s Herzens. Carditis. H e i m und Ilorn. A,

Nach Krcyssig,

E i n f a c h e i d i o p a t h i s c h e I l e r z c u tzündung.

S y m p t o m a t o l o g i e . 1. Zufälle des ersten Zeitraums. Das erste Symptom ist ein a n h a l t e n d e s F i e b e r , das mit Frost oder Schauder anfängt, der in Hitze fibergeht; erstcrer ist meist heftig und von der Dauer einer halben Ins ganzen Stunde, wie bei jeder grossen Fieberkrankheit, doch kann er auch gering sein und mit Hitze unterbrochen abwechseln, nach den Verschiedenheiten des Körpers und seiner Verhältnisse. Das Fieber bricht meistens uqverinulhet schnell aus. Das A t h e m h o l c n ist beschleunigt und kurz, eine Art von Keuchen, wobei die Kranken aber abwechselnd einmal sehr lief, wie seufzend Athem holen, was sie oft und mit Behagen Ihun. Der H e r z s c h l a g ist Anfangs heftig und schnell, aber regelmässig ? wird aber in der Folge am zweiten oder dritten Tage weniger stark; mit Wallen, in der Folge mit einem hörbaren Schwirren verbunden, wenn der Herzbeutel angeklebt ist; der P u l s ist s e h r bes c h l e u n i g t , gleich von Anfang an mehr, als man es bei dem vor-

der ßrustorganc.

31)

Landeneu Grado von Ililze erwarten sollte; dabei kaum auffallend hart, wie ihn indessen andero angeben, vielmehr pflegt man ilnl massig gross, oft dabei voll und stark, manchmal eingeschnürt zu finden, übrigens regelmässig. Kaum ist bedeutender Brustschmerz 3 wenigstens nicht heiliges Stechen, jedoch eine schmerzhafte, mehr auf die linke Seile der Brust beschränkte Empßndung damit verbunden; die ganze Brust ist aber in gewissem Grade und auf eine unbestimmte Weise schmerzlich angegriffen; die Kranken klagen nicht sowohl über Brustschmerz, als vielmehr über lebhafte Schmerzen in anderen Thcilen, am meisten iu der Magengegend, oder an der Spitze einer Schuller oder zwischen beiden, oder in den Gliedmassen, als ob ein allgemeiner Rheumatismus Statt fände. — (Sie können auch in der Nierengegend, in der Blase oder Mutter vorkommen, und dann sehr leicht täuschen.) Ueber H u s t e n , A n g s t und U n r u h e klagen viele Kranke voin Anfange an nicht; vielmehr benehmen sie sich meist wie Kranke, die ein einfaches Fieber von mittlerem Grade haben, ohne Eingenommenheit oder Schmerzen des Kopfes; nur abwechselnd stellt sich eine äusserst schnell vorübergehende Bänglichkeit ein, worüber die Kranken selbst sich keine genaue Rechenschaft zu geben wissen; sie husten auch wohl einmal auf, ohne dass sie selbst darauf achten und sie athmen, wenn man es ihnen heisst, ohne Schmerzen und ohne dass Husten folgt, tief ein. Die Krankheit scheint ein mässiges Fieber mit einiger Brustaffeklion zu sein, dem man den Namen Plcurcsie zu geben sich nicht für berechtigt hält, das aber dennoch etwas Besonderes zu haben scheint, was den aufmerksamen Arzt besorglich machen kann. Das A n s e h n des Kranken ist meist vom Anfange an entstellt, lang gezogen, entweder sehr roth, «der bleich und gelblich; sie schlagen selten die Augen auf, die Augen glänzen meistens und sind auch feucht, die Zunge ist feucht; Urin geht wenig ab, und er ist feurig; oft stellt sich Neigung zum Brechen oder Ucbelkeit ein, wenn der Magen schmerzhaft ist. Manche haben heftigen Durst, andere nicht; manche klagen über eine besondere Glut in der Brust. Zwjschcndurch meldet sich nun jene vorübergehende Unruhe und Aengsllichkeit oder auf einmal eine Ohnmacht bei der Bewegung, und der Arzt weiss sich diese Zufälle nicht recht zu deuten, da die Krankheit übrigens nicht von so grosser Wichtigkeit zu sein scheint. Meist können sie auf beiden Seiten liegen, doch am besten auf dem Rücken. Doch macht die Krankheit bei ihrem Eintritt und in den ersten Tagen auch mannigfaltige andere Abänderungen, besonders je nachdem sie sehr hitziger oder schleichender Art ist; zum Theil auch, j e nachdem sie von Entzündung der benachbarten Theile, des Rippenfells oder Mittelteils, oder der Lungen zunächst ausgeht, oder mit EnlzUn-

Entzündungen

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dung dieser Tlicile sogleich verbunden ist; endlich je nachdem die Oberfläche des Herzens oder die Muskclsubstanz, oder die innere Membran den Hauptsilz der Entzündung ausmacht. So verräth sich die hitzige Entzündung des Herzbeutels auch meist bald durch stärkere, stürmische Zufälle, besonders mehr Oxirtcn und deutlicheren Schmerz in der Herzgegend und Gefühl von Glut in der Brust. Im Allgemeinen sieht die Entzündung des Herzens selbst in den ersten Tagen einer Pneumonie ähnlich, jedoch mehr einer schwachen oder solchen, die erst in der Ausbildung begriffen ist, nur dass die Kranken beim tiefen Einathmen keinen Stieb, auch nicht sogleich bei einem solchen Versuch Husten bekommen, hingegen aber bald .abwechselnd husten nnd auch bald einen mässigen, etwas röthlich gefärbten serösen Auswurf bekommen. 2. Z u f ä l l e des z w e i t e n Z e i t r a u m s . Es ist dies diejenige Periode, in der die ächten Zufälle der gestörten Ilerzthätigkeit hervortreten. Dies kann nun früher oder später, vom zweiten Tage an bis vielleicht zum achten geschehen. Diese Zufälle bestehen in ängstlichem und schnellem Athemholcn, in grosser Unruhe mit beständigem Herumwerfen und einem Gefühl, als ob Erstickung drohe; das Gesicht drückt Angst und Unruhe aus und ist sehr verzerrt und entstellt; es schwillt zugleich etwas an und treibt auf, eben so die Gegend der Knöchel der Füsse; entweder tritt nun Husten dazu, oder der früher schon von Zeit zu Zeit sich zeigende seltene kurze Husten wird häufiger, lästiger; er kann ganz trocken sein, ist aber oft feucht und der Auswurf wie ein mit Blut gefärbtes Serum, oder auch eiterarlig, gleichsam wie aus Fäden bestehend, die in einen Knaul zusammengewickelt srod, oder auch starke Flocken einer ^gallertartigen Substanz, die mit Blut gefärbt ist. Bei manchen hat fast gar kein Husten Statt; er fehlt aber wohl nie bei Entzündung der Aorta und ist dann äusserst stürmisch. Der Kranke muss sich sehr hoch betten lassen; der Puls bleibt sehr schnell, aber noch regelmässig, nur selten bemerkt man, dass ein einzelner Pulsschlag fehlt; d e r U r i n w i r d s e h r t r ü b e , wie Pferdeharn, und geht in k l e i n e n Meng e n ab; das Herzklopfen kommt periodisch, dazwischen ist die Herzbewegung verworren, undeutlich, mit Gefühl von Schwirren verbunden, wenn der Herzbeutel angeklebt ist. Ohnmachtsgefühl oder Ohnmacht selbst tritt dazwischen ein, besonders werden alle Zufälle durch jede Bewegung des Körpers und Anstrengungen, z. B. bei den natürlichen Ausleerungen, verschlimmert; der Kranke fühlt sich höchst niatl.*). Jetzt fühlt man auch ein Klopfen unterhalb des Brustbeins, °) Die Kranken haben heiligen Durst, und getrauen sich doch nicht zu trinken, so dass es oft den Anschein hat, als wären sie liy d r o p h o b i s c h (Horn

Enrycl. Wörterbuch l. Utl Artikel Canlitis )

der Brustorgane.

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wenn das Herz sich vergrössert oder erweitert hat, oder der Herzbeutel angeklebt ist. Die Krankheit macht nun täglich einige, meist zwei Verstärkungen von der Dauer einiger Stunden; in diesen nehmen die Angst und Unruhe, ein unablässiges Umherwerfen, dessen sie sich bei dem grüssten Zureden nicht enthalten können, bedeutend zu, und in diesen tritt dann auch sehr oft Delirium ein. Gemeinhin bricht in dem Anfalle ein allgemeiner heftiger Schweiss aus, der aber nicht wahrhaft erleichtert. Nach Verschiedenheit des Sitzes der Krankheit pflegen folgende Abänderungen der periodischen Verstärkungen bemerkt zu werden. Bei der Entzündung des Herzbeutels und der Oberfläche des Herzens kündigt sich das zunehmende Leiden durch ein von Zeit zu Zeit sich einstellendes Aussetzen des Pulses an, wobei jedesmal Aengstlichkeit eintritt; es ist dies wahrscheinlich der Zeitpunkt, wo die Ausschwitzung beginnt, oder wo nun die Entzündung der äusseren Membran das Leben der Ilerzsubstanz selbst ergreift. Bei der Entzündung der Substanz selbst tritt mit einemmalc, nachdem das Fieber big dahin mit sehr beschleunigtem Pulse, sonst aber ohne grosse Zufälle verlaufen w a r , ganz unerwartet schnell ein Paroxysmus von höchster Beklemmung und Todesangst mit stierem Blick, hastigem Benehmen und einem sonderbaren Delirium ein, bei welchem die Kranken mit dem Scheine von statt findender Besonnenheit irre reden; der Puls wird dabei eben so wie der Herzschlag höchst unordentlich, und bleibt es dann auch leicht für immer. So sieht man auch Zufälle von tödtlicher Beklemmung bei der Entzündung der inneren Membran schnell und unvermuthet hervortreten, und dann bis zum Tode periodisch wiederkommen. Zuweilen tritt ein Zustand von täuschender Besserung ein, der Puls wird langsamer, der Kranke ruhiger, auf einmal aber wird Alles wieder schlimmer. 3. D e r d r i l t e Z e i t r a u m zeichnet sich durch Vermehrung der wesentlichen Zufälle des Herzleidens, grössere Störung der Thätigkeit des Herzens und des Athemholens, häufigere und stärkere Anfälle von SuHocation, anhaltend unregelmässigen, sehr schnellen, immer kleiner werdenden Puls, zunehmende Kraftlosigkeit und Unvermögen, die Lage zu ändern, ohne Ohnmächten zu bekommen, unaussprechliche qualvolle Angst und innere Unruhe aus; der Herzschlag wird unordentlich, ist mehr ein W a l l e a als ein Schlag, oder ein Zittern; der Athem so beengt, dass der Kranke in einer vorwärts gebückten Lage ausser Bette, den Kopf und die Arme auf einen Tisch gestützt, fast anhaltend zubringen muss und nur in dieser StelluDg einige Ruhe geniesst. Der Kopf ist dabei mehr oder weniger eingenommen und die Ideen verworren; die Kranken klagen wohl ihr Leiden, aber mit einem fremdartigen Benehmen, als ob sie es nicht fühlten. Die Füssc und Hände sind kalt, meist zugleich mit Schwciss bedeckt; der Urin bleibt höchst trübe und geht in geringer McDge ab. Die Kranken

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Entzündungen

sterben entweder unvermulhet sclmcll, %. B. beim Umwenden, oder langsam an SuiTokation, uustreilig wegen endlicher Lähmung des Herzens. Diagnose. Als wesentliche, palliognomonische Zeichen der Herzentzündung sind folgende Erscheinungen zu betrachten: Fieber mit sehr beschleunigtem Pulse und Herzschlage, unbeschreiblich grosse Angst und Unruhe, sehr schneller Alheui, Klagen über unbestimmte Schmerzen oder grosse Hitze und Gefühl von Beengung und Druck auf der Brust, sehr verändertes Gesicht gleich imAnfauge der Krankheit, Anwandlung von Ohnmachtsgefühl oder Ohnmacht selbst. Ganz besonders muss man sich hüten, dass man sich nicht durch einige zugleich vorhandene und stark hervortretende Zufälle in anderen nahen oder entfernteren Theilen, z. B. Schmerzen im Halse, im Magen, in der Nieren-, Blasen- oder Muttergegend, oder durch Erbrechen, gehemmtes Schlingen, Urinbeschwerden, oder allgemeine Schmerzen im ganzen Körper täuschen, und von der Beachtung jener Zufälle abziehen lässt, da die Herzentzündung so oft durch die letzgenannten Erscheinungen maskirt wird. U n t e r s c h e i d u n g der H e r z e n t z ü n d u n g von anderen ihr ähnlichen Krankheiten. Ausserdem dass die Herzentzündung so versteckt einhergeht, dass sie sehr leicht verkannt wird, kann sie auch leicht mit anderen Krankheiten, besonders den Entzündungen der benachbarten Theile, der Lungen, der Pleura nnd ihrer Fortsetzungen, ganz vorzüglich des Mittclfells und des Herzbeutels verwechselt werden. Auf die scharfe Unterscheidung der beiden letzteren kommt nicht so viel an; denn, da das Herz bei den Entzündungen dieser Theile in der höchsten Gefahr ist, selbst ergriffen zu werden, so muss man sie eben so ernstlich behandeln wie Herzentzündung selbst, und die vom Anfange der Krankheit meist schon stärker ausgedrückten Symptome dienen nur dazu, um den Arzt desto mehr aufmerksam zu machen. E n t z ü n d u n g d e r L o n g e n ist nicht so schwer von der Herzentzündung zu unterscheiden. Bei der Lungenentzündung findet wahre Hinderung des Alhemholens und lokaler Schmerz in der Brust Statt, beide treten wenigstens augenblicklich bei jedem Versuche, tief Athcm zu holen, hervor, und es folgt sogleich Husten nach; im späteren Verlaufe gesellt sich derselben wohl auch leicht Angst und Unruhe hinzu, aber bei weitem nicht in so hohem Grade und in so scharf bezeichneten Anfällen; noch auch in Begleitung derselben Zufälle. Der Husten ist bei der Pneumonie ganz wesentliches Symptom, vom ersten Anfange an gegenwärtig, und bald mit 6eröscm, blutigem Auswurfe verbunden; bei der Herzentzündung hingegen fehlt er oft im Anfange ganz oder ist und bleibt doch trocken, und hat einen ganz

der Brustorgane.

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anderen Klang. Bei der Pneumonie kann der Kranke nicht auf der gesunden Seile liegen und zwar stört ihn sogleich der Hüsten als Folge der grössern Beklemmung; bei der Herzentzündung ist die Lage 6ich nicht gleich, doch verträgt sie die Rückenlage am besten, und wird dem Kranken die Seitenlage auch meist unmöglich, so ist es nicht der Husten, der ihn nöthigt sie zu ändern, sondern die Angst und innere Unruhe, die sich auch in seinen Geberden ausdrückt. Wenn beide Krankheiten gewisse Zufälle gemein haben, als Brustschmerz, Husten, Blutauswurf, Unvermögen auf beiden Seiten zu liegen, Beklemmung, so sind die drei ersten Symptome bei der Pneumonie die wesentlichsten und am ersten hervortretenden, bei der Herzentzündung aber unstäter, in einer anderen Ordnung und mit anderer Begleitung einhergehend, auch weniger deutlich ausgesprochen; hingegen wird die Herzentzündung vorzugsweise durch ganz plötzlich kommende Ohnmachtsaufälle, durch Anlaufen des Gesichtes und der Füsse an den Knöcheln, Angst nnd Unruhe ausgezeichnet. Eben so ist die P l e u r i t i s zu unterscheiden, bei welcher der Seitenschmerz weit stärker, das Athemholen gehemmter, der Husten scharf, heftig und trocken ist *). Auch E n t z ü n d u n g d e s Z w e r c h f e l l e s kann zu Verwechselungen Veranlassung geben, da das Herabsteigen desselben in den Unterleib dabei sehr erschwert ist, was dem Kranken grosse Angst und Beklemmung verursacht. Man unterscheidet aber den Silz dieser Entzündung durch den Schmerz rings um die Brust, durch das Unververmögen, die Bauchmuskeln zum Athmen zu gebrauchen, durch den *) H e i m (Rust's Magazin 1819) giebt ausser den genannten noch folgende Unterscheidungszeichen der Carditis von der Pleuro-Pneumonie an: 1 ) Die Peripneumonie fängt gewöhnlich mit einem bedeutenden Frost an, der aber nur 1 höchstens 2 Stunden anhält; die Carditis beginnt wohl mit Schauer und Zittern des ganzen Körpers, aber keinem Froste. Ist Frösteln zugegen, kann es wohl 24 Stunden vorhergehen. 2 ) Bei der P. folgt nach dem Froste starke Hitze; bei der C. wenig oder gar keine. 3 ) Bei der P. kann der Kranke vor Beklemmung und Stiche nur leise, langsam, nicht laut und hastig sprechen; bei der C. schreit er aus vollem Halse, schweigt auch nicht eine Sekunde, und wiederholt mit Heftigkeit ein und dasselbe Wort 4 — 6 Mal. 4 ) Jeder Druck vermehrt bei der P. die Beklemmung; bei der C. verlangt der Kranke mit Ungestüm darnach. 5) Bei der P. ist der Puls immer fühlbar, so klein er auch ist; bei derC. ist er durchaus nicht zu fühlen. 6) Bei der P. fehlt meistens Herzklopfen, ist es aber da, so kann es der Arzt auch fühlen; bei der C. klagt der Kranke über empfindliches Herzklopfen, ohne dass der Arzt es fühlen kann. 7 ) Bei der P. kommt oft Erbrechen vor; hei der C. niemals. S) Bei der P. erfolgt nach dem Aderlass nur Erleichterung; bei der C. erscheint der Kranke danach fast ganz gesund, bis sich ein neuer Anfall einstellt.

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Entzündungen

Sitz und die Stärke des Schmerzes und durch die Verschiedenheit des ganzen Bildes der Krankheit. Die E n t z ü n d u n g d e r L e b e r auf ihrer konvexen'Flächcähnelt mehr der Entzündung der Lungen als der des Herzens, indessen macht die Hemmung des Blutumlaufs in der Pfortader und die meist gleichzeitige Affection der unteren Seite des Zwerchfelles, dass sie mit grosser Unruhe und Aengstlicbkeit, auch Schmerz an der Spitze der linken Schulter verbunden ist. Allein ihre cliaracteristischen Zufälle: ein dumpfer Schmerz, wenn man die Lebergegend^drückt, .

Decoct. Hord. u.\) Nitr. depurat. 3 j O x y m e l l . 6impl.

M. Ferner ist es erforderlich, dem K r a n k e n öfters crweichcndc und antiphlogistische Klystirc beizubringen.

E s gehören

dahin z. B . fol-

gende : ty.

IIb Malv. 3 i j

9?.

coq. per quadr. hör. c. aq. ad Colatur.

Decoct. Hord. g x Nitr. depurat. 3 j

adde

Meli. %j

O l . Lin.

M. D . S . Z u m K l y s t i r .

M. D. S . Z u m Klystir. Die A n w e n d u n g nicht billigen;

der Mineralsäuren lässt sich in der Pneumonie

d o c h w i r d der Husten durch in l a u w a r m e m

verdünnte Pflanzensäuren keinesweges der Lungenentzündung

verstärkt.

nicht selten von

Oleosa

augenscheinlichem

Wasser

waren

in

Nutzen,

indessen zeigen sich auch Mucilago G u m m i Mimosae oder ein Salepd e k o k t nicht minder w i r k s a m * * ) .

Eine z u s t a r k e , doch nicht durch

c ) Man sei mit der Gabe des Nitrura's vorsichtig, denn es greift das chylopoütische System heftig an, »und hat nicht selten schon Gastritis hervorgerufen. Bei alten Leuten, dürfte man am Besten thun, Nitrum gar nicht zu geben, denn auf seinen Gebrauch schwindet zwar in der Regel die Entzündung, aber die Kranken sterben meist später an Marasmus. Schönlein.

**) In neuerer Zeit hat man auch kohlensaures Kali unter das Getränk empfohlen, in den spateren Zeiträumen, wenn der Harn sich nicht brechen w i l l , und durch seine rothe Farbe ciuc Menge freier Harnsäure nachweist.

der Brustorganc,

87

gastrischo Ursachen entstandene Diarrhoe beschränkt man durch Blutcntzichungen, durch eine Emulsio arabica, und zuweilen selbst durch Opium Urgircn die Seilenschmerzen heftig, so zeigen sich, nachdem zuvor zur Ader gelassen worden, Skariiikationen und Blutegel an der schmerzhaften Stelle ausserordentlich wirksam. Auch ersetzen sie öfters die Venäsection, wo diese der zunehmenden Schwäche wegen zweifelhaft erscheint. Hierbei muss man sich jedoch, wenn die Applikation der Blutegel lange Zeit wegnimmt, vor jeder Erkältung der Brust in Acht nehmen. Gegen die so heftig gesteigerten Brustschmerzen im Anfange der Krankheit wendet man erweichende Fomentationen, das flüchtige Liniment, und nach gemässigter Entzündung ein als rothmachendes Mittel gelegtes Vesicans — namentlich bei rheumatischer Affektion — mit gutem Erfolge an. Gegen den spastischen Zustand der Lungen leisten Dämpfe aus Wasser und Essig mehreremal des Tages eingezogen, herrliche Dienste, und machen den zähen Bronchialschleim zum Auswurf geschickt. Das Opium findet in der Pneumonie nur dann eine Anwendung, wenn der Kranke, nachdem die entzündliche Periode bereits vorüber ist, noch an Schlaflosigkeit und trockenem Husten leidet, oder wenn der Schmerz mehr Ursache der Entzündung, als diese Ursachc des Schmerzes ist. P . F r a n k fand niemals bei der wahren Pneumonie eine Indikation zur Anwendung des Opium's, obwohl den Alten solche Fälle nicht unbekannt waren. Nach vorausgeschickten allgemeinen Blutentziehungen und det Anwendung der antiphlogistischen Methode, werden kleine Gaben von Antimonialien, Brechweinstein, Vinum Anlimonii, mit dem Salztränkchen (Salmiak) verbunden. Diese Mittel erheben und bethätigen die Hauttranspiration in einem gemässigten Grade, und befördern und unterstützen die Expektoration. Im Anfange sind indessen sowohl diese Medikamente als auch alle anderen sogenannten Expectorantia nur höchst nachtheilig *). Entsteht aber in Folge der Blutcntziehuu wenn der Husten trocken bleibt etc. Man giebt den Liq. Kai. subcarbonic. in Zuckerwasser etwa Zß in 24 Stunden. Schönlein. In neuerer Zeit hat man auch glcicb von Anfang an den Tartai'. stibiatus in Anwendung gezogen. Man lässt gr. vj - Qß in - viij Wassel auflösen, und giebt davon 1 — 2 stündlich einen Esslöffel, wonach nur das erste Mal Erbrechen, später aber Durchfall und Schweiss erfolgt. Bei alten Leuten ist diese Anwendung zu vermeidenj leicht entstehen, paralytische Durchfälle, und die Kranken sterben an Marasmus. Eine andere Methode ist die des Contrastiinulus, die von Rasori zuerst angeregt, und im nördlichen Italien zu Hause ist. Die Anhänger dieses Systems geben bei Pneumonieen die Narcotica in ungeheuren Gaben; das Aconilextrat zu mehreren Drachmen, das Bilsenkrautextrakt zu Aq. lauro - cerasi zu mehreren Unzen in 24 Stunden. Es muss dies Verfahren als ciue Vergiftung bezeich net werden. S — n,

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Entzündungen

gen oder durch andere Umständo Schwäche, sinken die Kräfte bedeutend, dann verdienen der Kampher, das flüchtige Laugensalz, das Dekokt der Rad. Senegae oder die Solutio gummosa, und Vesicanlia vor Allem ganz besonders empfohlen zu werden. g». Rad. Seneg. ¡y. Gummi ammoniac. depuar. 3il Aq. font. H.j/3 Solve in Haust, salin. §vii coq. ad. remanent. Uj adde Cola. Vin. Antimon. 3]. M. Stockt der Schleim - oder Eiterauswurf, und ist daher Erstickungsgefahr zu befürchten, so kaDn man ein Brechmittel aus Antimonium, welches einige Aerzte liier empfohlen haben, reichen. Recidive, die bei vielen Kranken sich einzustellen pflegen, werden auf dieselbe Weise wie die Primärkrankheit behandelt. Die Krise muss der Arzt auf dem von der Natur angezeiglen Wege unterstützen. Lungenabscesse suche man durch richtige Leitung und Behandlung des Fiebers, durch zweckmässige Diät, so wie durch Einatlimung von Dämpfen zur Maturation zu bringen, und die Eiterentleerung in die Bronchialäste so schleunig als möglich zu befördern. Bisweilen leisten hierbei allgemeine Blutentziehungen, bisweilen Excitantia die herrlichsten Dienste. Unzweckmässig hingegen ist es, die Ruptur der Vomica durch Körperbewegung oder Erschütterung zu beschleunigen. Kündigt die weichgewordene und fluktuirende Geschwulst an, dass entweder in der Pleura, oder in einer mit dieser Membran im Adhäsionsznstande befindlichen Lunge Eiterung entstanden sei, so muss der Abscess ohne Zeitverlust geöffnet und lange offen erhalten werden. Ist man überzeugt, dass ein Empyem zugegen ist, so versuche man die Paracentese. Hat sich Eiter unter dem Brustbeine angesammelt, so bewirke man die Entleerung desselben durch frühzeitige Anbohrung des Sternum's. Hat sich aber bereits Lungeneiterung vollkommen ausgebildet, so muss das bei der Lungenschwindsucht näher anzugebende Verfahren, wiewohl leider sehr oft ohne Erfolg, in Anwendung kommen. Bleiben nach überstandener Krankheit noch Brustschmerzen zurück, so bediene man sich theils des flüchtigen Liniment's mit Kampher, der Blutegel oder eines Blasenpflasters, theils narkotischer Kräuter, w i e z. B. des Hyoscyamus, der Cicuta, mit Milch zu Kataplasmen gemacht und mit Opium verstärkt. Zuweilen beweisen sich auch stärkere Abführmittel, so wie ein Sarsaparillendckokt mit Vitium Antimonii sehr nützlich. II. Pneumonia g a s t r i c a , biliosa. Gastrische Ursachen, zu welchen sich zuweilen noch epidemische Einflüsse gesellen, erzeugen auch in der Brust nicht pur stechende

der Brustorgane.

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Schmerzen, 6ondern sogar bisweilen alle pneumonischen Symptome. Irren ist hier leicht möglich, uud bei weitem häufiger findet hier sicherlich eine Komplikation der Entzündung mit dem Status gastricus statt, als dass aus Unterleibsunreinigkeiten allein, die Brust in eine so stark ausgeprägte konsensuelle Reizung gezogen werden sollte. Indessen kommen solche Fälle bisweilen vor, und dann entstehen Hus. ten, Dyspnoe, Beängstigung, Brustschmerzen, wobei der Kranke zugleich fiebert, aus keiner anderen Quelle als aus dem Unterleibe, und werden durch biliöse Ursachen, durch Unreinigkeiten in den ersten Wegen, durch Würmer herbeigeführt. Schon Blähungen erzeugen bei hypochondrischen und hysterischen Individuen, wo ein spastischer Zustand der Därme vorwaltet, einen sehr heftigen Schmerz unter den Rippen und in der Gegend des Schulterblattes, 60 wie bisweilen Husten und Stiche allein durch Würmer zu Wege gebracht werden. In vielen Epidemieen werden, die entzündlichen Symptome bei der Lungenaflektion deutlich ausgebildet, während die gastrischen Symptome mit ihnen gleichen Schritt halten. Reichliche und oft wiederholte Blutentziehungen sind dann höchst nachtheilig, da hingegen Brech- und Abführmittel, nachdem zuvor ein oder zweimal zur Ader gelassen worden, sehr schnell Genesung bewirkten. Aus der gelb- oder gräulichen Farbe der Sputa sogleich auf einen biliösen Karakler der Pneumonie zu schliessen, scheint zwar durchaus ungegründet, da ja nicht alles, was gelb ist, ohne Weiteres für die Einwirkung der Galle spricht; wenn aber in einer gastrische Einflüsse besonders begünstigenden Jahreskonstitution, die das gastrische Fieber gewöhnlich begleitenden Erscheinungen auftreten, wenn man ferner die Beobachtung macht, dass theils spontanes Erbrechen, theils biliöse Diarrhoe bei verschiedenen Kranken un« ter ähnlichen Verhältnissen einen günstigen Erfolg herbeigeführt liaben, wenn endlich Pneumonieen überdies an der Tagesordnung sind, dann kann durchaus nicht mehr gezweifelt werden, dass sie konsensuell entstanden und rein symptomatisch sind. Von der Richtigkeit dieser Annahme wird man noch mehr überzeugt werden, wenn man sieht, dass oft wiederholte Aderlässe das Uebel nur verschlimmern. Was nun die B e h a n d l u n g dieser Art von Pneumonie betrifft, so muss man vorher die Entzüudung zu beseitigen, und die Krankheit in eine einfache zu verwandeln suchen. Man muss deshalb zuerst zur Ader lassen, und hierauf die veranlassenden Momente, welche die Lunge in Mitleidenschaft gezogen haben, durch zweckmässig gewählte Mittel beseitigen. Da nun diese Krankheitsreize meist in gastrischen Kruditäten bestehen, so wird hier Alles anzuwenden sein, was sich überhaupt bei der Behandlung eines gastrischen Fiebers als nützlich erweisst. Ein Brech- oder Abführungsmittel die, nachdem es die Indikation erfordert, auch wiederholt werden können, so wieResolven-

DO

Entzündungen

lia, die man inlerponirt, werden das Bruslleidcn sehr scluicll beseitigen. III.

Pneumouia

nervosa.

Bisweilen ist die Pneumonie mit einem Nervenfieber komplicirl, und nimmt dann, theils in Folge der individuellen Konstitution des Kranken oder der spezifisch einwirkenden Ursache, theils hauptsächlich des epidemischen Einflusses wegen, einen bösartigen Karaktcr an. Diese nervöse Lungenentzündung erreicht bisweilen eine so schreckliche Höhe, dass sie beinahe der Pest, hinsichtlich der durch sie bedingten Lethalität gleichkommt, und nicht seilen, selbst wenn die epidemischen Einflüsse minder heftig wirken, sehr viele Kranke hiuwegrafft. Sie beginnt mit der äussersten Virium prostratio, das Geeicht des Kranken ist bleich, und hat einen traurigen Ausdruck; er ist verdriesslicli, mürrisch, fürchtet sich, und mehr oder weniger sind die anderen, das erethische oder torpide Nervenlieber begleitenden Symptome ausgebildet. Zuerst erscheint Frost mit dazwischenlaufcnder Hitze, darauf erfolgen grosse Athmungsbeschwerden, Brustbeklemmung (oppressio pectoris) und Beängstigung mit einem öfteren, anstrengenden, trocknen Husten, oder der Kranke wirft sehr wenig seröse , dünnflüssige, mit Blut tingirte oder eiterige Sputa aus. Der Puls ist entweder kaum frequenter als der natürliche, oder schnell, klein, ungleich und sehr veränderlich. Die äusserste Dyspnoe nöthigt den Kranken aufrecht zu sitzen, allein die Kräfte verstatten dies nicht, und leicht erfolgt in dieser Stellung Ohnmacht. Zugleich quält ihn äusserst heftiger Kopfschmerz in der Gegend des Hinterhauptes; er leidet an starkem Schwindel, wozu oft stille oder wüthende Delirien hinzutreten. Allein bereits vor dem Erscheinen des Nervenfiebers, oder zugleich mit ihm entstehen heftig stechende Brustschmerzen, die kaum eine Berührung zulassen, und den Athem beinahe ganz hemmen, wobei zugleich ein biliöses, grasgrünes Erbrechen Statt findet. Der Kranke vermag entweder gar nicht zu schlafen, oder er verfällt in komatösen Sopor. Die Zunge ist trocken und dürr; es erscheinen Zittern, Sehnenhüpfen und Singultns. Der Urin ist trüb, wässrig oder beinahe schwarz, blutig, laugen- oder kleienartig; es brechen passive, klebrige, kopiöse Schweisse, und mit ihnen livide oder schwärzliche Petechien, oder ein Frieselexanthem aus, oder es entstehen höchst gefährliche Blutungen aus der Nase, dem Mastdarm oder auf anderem Wege. Bisweilen scheinen die flüchtigen Bruststiche ganz verschwunden, und keine so grossen Respirationsbeschwerden zugegen zu sein, allein dafür entstehen stark quälender Durst, Ohnmacht und Aphthen, welche die Mundhöhle bedeutend afficiren. Das aus der Ader gelassene Blut zeigt meistenteils keine Kohärenz, ist in einem aufgelösten Zustande, und zeigt keine Crusta plcuritica. Doch beobachtete man

der Brustorganc.

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in einigen Fällen auch ein hartes Korion auf dem Blute. Naht der unglückliche Ausgang der Krankheit, so entsteht Röcheln auf der Brust, fast lethargischer Sopor, bisweilen Convulsionen, Eiskälte der Extremitäten, äusserst schwacher Puls, unter welchen traurigen Erscheinungen endlich der Tod die Scene beschliesst. In anderen Fällen, wo gastrische Ursachen im Hintergründe waren; mindert bisweilen eine massige Diarrhoe den ungestümen Krankhcitsverlauf, oder es kommen Abscesse an äusseren Theilen, und kleine Geschwüre um die Lippen zum Vorschein, oder es bricht ein Friesclausschlag auf der Haut zugleich mit einem reichlichen, duftenden Schweiss aus, worauf die Krankheit eine glückliche Wendung nimmt. Der Leichenbefund zeigte die Lunge an ihrer hintern Fläche im Zustande der Turgescenz; sie war von Blut überfüllt, doch nicht hart; auch zeigte sich nicht diese Schwere, wie man sie nach der wahren Pneumonie beobachtet, und liess eben so wenig irgendwo seröse Flüssigkeit, als koagulablc Lymphe entdecken. Die U r s a c h e n und krankhaften Einflüsse, welche diese bösartige Form der Lungenentzündung erzeugen, sind durchaus unbekannt. Zwar weiss man sehr wohl, dass bei kachektischen oder solchen Individuen, welche nach langen Seereisen am Skorbut leiden, eine Disposition zu jedem schlimmen Krankheitsausgang — sobald Fieber sich hinzugescllt — Statt findet; was aber diese bisweilen gefährliche epidemische Lungenentzündung zu produciren vermöge, dies ist eins von dem Vielen, das die Acrzte noch nicht wissen. B e h a n d l u n g . Bei dieser nervösen oder bösartigen Pneumonie sind mit Rücksicht auf das afficirte Organ, diejenigen Mittel in Anwendung zu bringen, die bei der Behandlung des mit einer örtlichen Entzündung komplicirten NervenGebers angezeigt sind. Daher werden allgemeine Blutentziehungen hier nicht leicht, und nur im Anfange, so wie bei jugendlichen, plethorischen Individuen, und selbst auch dann nur höchst vorsichtig und zwar in Gegenwart des Arztes, gemacht werden können. Nur selten wird es angezeigt sein, sie zu wiederholen, ausser wenn die höchste Gefahr sie nothwendig macht. Die Wirkung des ersten Aderlasses und der Genius der herrschenden Krankheitskonstitution müssen hierbei entscheiden. In der Regel sind jedoch die Blutentleerungen gänzlich zu vermeiden. Doch muss man auch hier bei der Beurtheilung des Krankheitszustandes höchst vorsichtig zu Werke gehen, und nicht zu voreilig Erscheinungen für bösartig halten, die, wiewold unter der täuschenden Maske der Schwäche auftretend, doch nur das Produkt einer aufs Höchste gesteigerten Entzündung sind. Findet demnach wirklich bei einer wahren Pneumonie eine Komplikation mit einem Nervenfieber Statt, so sind die Serpentaria in einem Aufgussc gereicht, Kampfercssig, Weinmolken, der Wein selbst, so wie Rubcfacientia und Vcsicantia anzuwenden. Da

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Entzündungen

bei muss der Kranke Dämpfe aus Wasser und Essig einziehen, so wie überhaupt alle Mittel hier in Anwendung kommen, die bei der Behandlung des NeivenCebcrs empfohlen 6ind (s. NervenGcber). IV. P n e u m o u l a p e r i o d i c » . Bestätigte es nicht die Erfahrung, dass zuweilen Lungenentzündungen einen intermittirenden Typus beobachten, und somit in die Klasse der Wechselfieber gehören, so würde Niemand diesem Phänomen Glauben schenken. Allein die Intermittens übt ihren Einfluss eo sehr auf alle KrankheitszustSnde aus, dass dieser sich auch auf die Lungenentzündung erstrecken kann, eine Beobachtung, die sowohl Frank, als mehrere andere Aerzte gemacht haben. Zwar hat diese Annahme keine so allgemeine Gültigkeit, dass man in jeder Pneumonie, wenn sich irgend eine Remission zeigt, gleich China ohne Naclithcil verordnen kann; allein es sind auch Lungenentzündungen beobachtet worden, die den Tertiantypus hielten, und die, nachdem zuvor weit geringere Blutentziehungen, als bei auderen Pneumonien erforderlich gewesen wären, gemacht worden waren, schnell und sicher geheilt wurden. Der Anfall einer solchen intermittirenden Lungenentzündung beginnt mit grosser Dyspnoe, mit Husten und stechenden Brustschmerzen, die Sputa sind mit. Blutstreifen gemischt, das Fieber stark ausgebildet, und der Puls hart und voll. Allein mit dem, nach ziemlich lange anhaltender Hitze ausbrechenden Schweisse, verschwinden die vorzüglichsten, auf die Brustaffektion sich beziehenden Symptome; der Puls nimmt, wiewohl noch immer voll, an Frequenz ab, und die über die Hautoberfläche verbreitete Hitze wird gemässigt. Nun bildet der Urin oft einen ziegelmehlartigen Bodensatz, und der Kranke erfreut sich einer ziemlich deutlich sich aussprechenden Ruhe, bis wiederum, fast zu derselben Zeit, wo der vorhergegange Anfall 6ich eingestellt hatte, eine neue Exacerbation mit den Zeichen einer noch bedeutenderen Brustaffekt ion auftritt, und sich auf dieselbe Weise durch Schweiss entscheidet. Bisweilen wird die sonst deutlich ausgebildete Remission durch eine Art der Tertiana duplex oder derAmphemerina etwas verdunkelt; vergleicht man diesen Nachlass aber mit dem neuen Anfall, so zeigt sich nach diesem gelinden Zwischenakt eine bei weitem grössere Verschlimmerung der Krankheit, als es bei gewöhnlichen Pneumonieen zu geschehen pflegt. Zieht man überdies die grosse Anzahl intermittirender Fieber in Erwägung, die zu derselben Zeit vorkommen, so kann der periodische Karakter einer Lungenentzündung nicht mehr in Zweifel gezogen werden. Die B e h a n d l u n g der intermittirenden Lungenentzündung richtet sich ganz nach den Regeln, welche bei der Kur des entzündlichen Wechselfiebers angegeben werden, siehe daher dieses. Hat man cini-

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der Brustorgaue.

genial, je nachdem es die Intensität der Entzündung erhclscht zur Ader gelassen, und topisclie ßlutenlziehungen gemacht, oder, wenn gastrische Unreinigkeilen prädominiren, diese so schnell als möglich beseitigt, so ist es indizirt, 6chnell das Opium, wie beim pereiziösen Wechselfieber, anzuwenden. V. Pnelimonia notlia.

(Reil.)

Die falsche Lungenentzündung entsteht zuweilen so heimlich,. dass der Kranke ihren Anfang nicht genau bemerkt. Oft gehen ihr Mattigkeit des Körpers und Schwere der Glieder voraus. Sie fängt dann gewöhnlich unter der Maske eines gewöhnlichen Lungenkatarrhs, mit abwechselndem Frost und Hitze, und mit Husten an. S y m p t o m e . Der H u s t e n ist gewöhnlich gleich von Anfang an feucht; der Auswurf selten blutig. Meistens wird eine grosse Menge eines weissgelben, undurchsichtigen, rohen und wässrigea Rotzes ausgeleert, der nicht kuglich und fest wie der gekochte katarrhalische Auswurf oder das Sputum bei der Pneumonie ist, sondern ein klumpriges Ansehn hat, und an der Erde in einen breiten Fladen zerfliesst. Der Schleim löst sich zuweilen leicht, im Anfange der Krankheit, in gewissen Perioden derselben, bei einigen Individuen. Allein oft sitzt er auch, im Verlaufe der Krankheit, oder wenn sie einen tödtlichen Ausgang nimmt, fest; der Kranke muss oft anhaltend und heftig husten, dass ihm Kopf und Brust vor Schmerz zerspringen möchten, und zuletzt der Anfall sich noch durch ein Erbrechen endigt. Die Quantität des Auswurfes ist oft ungeheuer gross, erleichtert die Kranken aber nicht, ausgenommen zur Zeit der Krise. E r dauert zuweilen bis an's Ende, mit Zunahme der Kurzathmigkeit fort. Dann und wann hört er auch vor dem Tode auf, und dann wachsen meistens die Dyspnoe, der röchelnde Athem und die Zufälle der Erstickung zusehends. Der Kranke hat ferner eine v e r l e t z t e R e s p i r a t i o n . E r ist von Anfang an voll auf der Brust, sein Athem ist keuchend, kurz, ungleich, stossend. Die Brust hebt sich nicht gehörig, oder gar nicht, und giebt beim Anschlagen einen vollen Ton. Die Hülfskräfte der Respiration wirken mit, der Kranke muss hoch liegen, fast aufrecht sitzen. Der Athem ist hörbar, pfeifend, röchelnd. Der Auswurf vermindert, auch wenn er leicht und reichlich ist, die Dyspnoe nicht. Man hat Kranke beobachtet, die bis an's Ende stark aushusteten, und fast in demselben Augenblicke erstickten, als sie noch auswarfen. E i n s t u m p f e r D r u c k a u f d e r B r u s t ist das dieser Krankheit eigenthümliche Gefühl. Es kann zuweilen ein stechender Schmerz, pneumonischen Ursprunges, mit gegenwärtig sein, der aber ausserwesentlich ist. So kann auch die Erschütterung durch den Husten ein allgemeines, gleichsam wundes und schmerzhaftes Ge-

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Entzündungen

fühl in der Brust, der Gegend des Zwerchfells und des Unterleibes erregen. Das Blut hat in den Lungen keine freie Kommunikation mit dem Sauerstoffgase der Atmosphäre; es wird nicht genug oxygenirt, und der Kreislauf desselben durch die Lungen ist nicht frei. Daher entstehen Schwindel, Eingenommenheit des Kopfes, stumpfer Druck in demselben, ein kleiner, weicher, unregelmässiger, blutleerer Puls, Herzklopfen, unbeschreibliche Angst, gelbe, stiere Augen, Mattigkeit und Schwäche, blasse, fahle blaue Farbe des Gesichts, der Nägel und des ganzen Körpers. Das aus der Ader gelassene Blut sieht ungewöhnlich schwarz aus, und die Extremitäten sind gegen das Ende der Krankheit kalt. Der Kranke hat die Physiognomie eines Dummen, Trauernden, und sein Geist ist muthlos und niedergeschlagen. Zuweilen hat der Kranke heftige, siechende Kopfschmerzen, als wenn der Kopf zerspringen möchte, bald nur während des Hustens, bald immer, und sie werden durch denselben vermehrt. Zuweilen hat er Erbrechen während des Hustens, oder auch ausser dem Anfall. E r ist meistens hartleibig. Das Gefässfieber fehlt durchgehends, wenigstens ist es gering, nur selten heftig. Der Durst ist gering, der Urin roth oder trübe; Hitze und Frost sind unbedeutend, die Zunge schleimig, weiss belegt, das Blut soll eine Schleimhaut haben. D i a g n o s e . Die Krankheit karakterisirt sich vorzüglich durch die LeibesbeschafTcnheit der Personen, die sie befällt, durch das Alter derselben und die Schwäche ihrer Lungen, durch einen stumpfen Druck auf der Brust, grosse Dyspnoe, röchelnden Athem, Husten und Auswurf einer eigenen Materie, Eingenommenheit und Ueberfüllung des Kopfes mit Säften, einen kleinen und weichen Puls, endlich durch eine fahle und blaue Gesichtsfarbe, und durch endliche Erstickung. Von der P n e u m o n i e unterscheidet, sie sich durch die ihr cigenthümlichen Zufälle. Die Pneumonie ist heftiger, das Fieber stärker, der Auswurf fehlt im Anfang, und überhaupt hat sie einen ganz verschiedenen Gang. Die grösste Aehnliclikeit hat die falsche Lungenentzündung mit einem L u n g e n k a t a r r h . Allein diese Krankheit ist meistens zugleich mit Katarrh der Nase und des Rachens verbunden, ist im Anfang ohne Auswurf, ohne Dyspnoe; der Auswurf sieht verschieden aus, und erleichtert den Kranken. Hat der Lungenkatarrh mit der falschen Lungenentzündung einerlei Zufälle, so sind beide Krankheiten dann nicht mehr zu unterscheiden, und mögen alsdann auch wohl objektiv nicht mehr verschieden sein. Mit dem Stickfluss darf man sie nicht verwechseln, weil derselbe kein spezifisch cigcnthümlichcr Zustand, sondern ein Phänomen ist,

der Brustorganc. das von verschiedenen Süsseren Ursachen erregt werden k a n n , oder als gänzliche Lähmung der Lungen den Beschluss der Brustwassersucht, der Pneumonie und verschiedener anderen Lungenkrankheiten macht. A e t i o l o g i e . An der Entstehung dieser Krankheit haben weniger die Gelegenheitsursachen, als vorzüglich e i n e e i g n e D i s p o s i tion der L u n g e n u n d des ganzen K ö r p e r s der K r a n k e n Antheil. Ohne diese Disposition entsteht nie falsche Lungenentzündung; bei ihrer Gegenwart erregen die gewöhnlichen Gelegenheitsursachen, die anderen Menschen Katarrhe und P n e u m o n i e n zuziehen, diese Krankheit. Die Disposition kann alt oder erst neuerdings durch äussere Ursachen erregt sein. Alles, was die Lungen s c h w ä c h t , öftere Katarrhe, feuchte und kalte Luft, macht zu dieser Krankheit geneigt. Daher grassirt sie im Anfang des Winters und Frühjahres, bei veränderlichem W e t t e r , feuchter Kälte, zu Zeilen, w o katarrhalische Krankheiten herrschen, in niedrigen, feuchten, kalten und sumpfigen Gegenden, am Ufer der Flüsse und an den Gestaden bes Meeres. In kalten Klimaten ist sie häufiger, als in warmen Gegenden. In der Normandie, Flandern, Holland, Irland und Grossbritannien, w o die L u f t und der Erdboden feucht sind, und eine wirksamere Vegetation, Menschen, Vieh und Pflanzen wie die Pilze aufschwemmt, Fleisch und Pflanzen fett und saftreich sind, findet man sie häufig, selten in trockenen Gebirgsgegenden. Menschen, die viele grobschleimigte Speisen, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Mehlspeisen, Käse, viel Fett und Butter essen, Personen, die vielen Branntwein trinken, endlich betagte Subjekte, die über das fünfzigste Jahr hinaus sind, bei denen sich allmählig örtliche Lähmungen, als Vorboten der bevorstehenden allgemeinen Paralysis einfinden, neigen ganz besonders zu der in Hede stehenden Krankheit. V e r l a u f , D a u e r u n d A u s g a n g . Die D a u e r der.Krankheit ist unbestimmt; sie tödlct zuweilen schon in einigen Tagen. Ihre Grade sind sehr verschieden; einen bestimmten Typus hat man nicht bei ihr bemerkt. Sie ist oft einfach, zuweilen mit E r b r e c h e n , Pneumonie, Schlagfluss und verschiedenen anderen Lähmungen zusammengesetzt. Der A u s g a n g der falschen Lungenentzündung ist verschieden: 1 ) D e r Kranke g e n e s e t ; der anfänglich wässrige Schleim wird konsistenter, mit dem Auswurf nimmt die Dyspnoe verhältnissmässig ab, die Angst lässt nach, der Kopf wird frei, der Puls hebt sich, auf der ganzen Haut bricht ein dampfender Schwei ss a u s , der Urin ist hypostatisch, und der Leib öffnet sich regelmässig. 2) Sie kann in a n d e r e K r a n k h e i t e n , BruStwassersucht, Schleinischwindsucht, Knoten der LungeD, Schlagfluss und allerhand Lähmungen übergehen.

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Götz findungen

3) Es erfolgt d e r T o d . Die Dyspnoe wird immer grösser, dies geschieht bald allmälilig, bald auf einmal. Dabei bleibt der Aaswarf aus, oder er dauert fort, und es iiiesst um desto mehr zu, je mehr der Kranke aushustet. Die Angst und der Druck auf der Brust nehmen z u , der Puls wird immer kleiner, ungleich, intermittirend. Der Kopf des Kranken ist eingenommen, er wird schläfrig, soporös, sinnlos, apoplektisch, die Brust kocht, der Auswurf ist selten, die Extremitäten sind kalt, der Schweiss am Kopfe und auf der Brust kalt und klebrig, und das Gesicht und die Nase haben eine blaue Farbe. L e i c h e n b e f u n d . Durch Leichenöffnungen hat man bis jetzt die Natur der Krankheit noch nicht mit Genauigkeit erforscht, wie sie es verdiente. Beim Einschneiden der Pleura weichen die Lungen entweder gar nicht, oder nicht mit der gehörigen Schnelligkeit zurück. Die Luftröhre und ihre Aeste hat man mit Schaum, Wasser, einer käsigen Flüssigkeit und Rotz angefüllt gefunden. Die Lungen lassen sich durch die Luftröhre nicht in allen Theilen und nicht ohne grossen Widerstand aufblasen, sie sinken ganz oder theilweise im Wasser. Ihre Gefasse sind erweitert und mit einem schwarzen Blute angefüllt. Die rechten Höhlen des Herzens und ihre Gefässc strotzen von einem schwarzen Blute; das linke Herz ist fast leer. In den Lungensäcken und im Herzbeutel findet man mehr oder weniger Flüssigkeit. P r o g n o s e . Es liegt in der Natar der Krankheit, nämlich in dem Werth des leidenden Organ's und in ihrem Karakter, dass sie gefährlich sein muss. Zuweilen ist sie im Anfange gelinde, und betrügt unter der Maske eines gewöhnlichen Katarrhs; aber auf einmal erfolgt eine so starke Exsudation, dass sie den Kranken erstickt. Zuweilen geht die Krankheit am Ende in eine Art Wechselfieber über. Personen, die sehr alt, oder beständig an Katarrhen und Schleimhusten gelitten, und dureh Trunk und Schwelgerei sich entkräftet haben, laufen vorzüglich Gefahr. Ist der Puls klein, ungleich, intermittirend, das Gesicht blau, die Extremitäten kalt, der Athem röchelnd, und die Stimme so schwach, dass man den Kranken kaum verstehen kann, so wird er wahrscheinlich ein Opfer des Todes sein. T h e r a p i e . Es fehlt bis jetzt noch an bestimmten Regeln zur Kur dieser Krankheit, weil man keine deutlichen Begriffe von ihrer Natur hat, worauf man sie gründen könnte. Es müssen die Lungen von ihrem Extravasat befreit, und'ihre Atonie und Trägheit als Ursache desselben verbessert werden. Beides muss fast durch einerlei Mittel geschehen, weil der Auswurf nicht direkt, sondern nur dadurch gefördert werden kann, dass die Lungen die nöthige Kraft zum Auswerfen erhalten. S y d e n h a m lässt zur Ader; doch räth er, dies nicht ohne Vorsicht zu thun. Seinem Vorschlage sind andere Aerzte gefolgt. Allein zuweilen starben die Kranken unmittelbar,

der Brustorganc.

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auch nach massigen Aderlässen. Rutherford verwirft sie ganz. Auel» scheinen die Phänomene der Krankheit, und ihre Ursachen, die Vollheit der Brust, die Kleinheit des Pulses, die Schwäche und das Alter des Kranken, keine Aderlässe anzuzeigen. Sicher ist er schädlich, wenn die Muthmaassung, dass die falschc Lungenentzündung paralytischer N a t u r ' s e i , gegründet ist. In Fällen, wo er genutzt haben mag, irrte sich der Arzt in der Diagnose und sah eine Pneumonie für diese Krankheit an. Dann empfehlen S y d e n h a m u n d G r a n t Purgirmittel, wodurch sie wahrscheinlich den im Blut herumirrenden Schleim und die schwarzc Galle fortschaffen wollen. Allein die Existenz dieser Stoffe ist Idee, und Purgirmittel können sie weder aus dem Blute, noch aus den Lungen ausleeren. Purgirmittel, die ausleeren, schwächen und schaden iu einer paralytischen Krankheit. Einige, i . B. die Rhabarber, können in kleinen Dosen als Reizmittel wirken. Allein es giebt zur Erreichung dieses Zweckes sichrere Mittel; fehlt es an Oeffnung, so sind Klystire hinlänglich. Reizmittel scheinen vorzüglich der Natur der Krankheit angemessen zu sein. Dahin gehören: 1) B r e c h m i t t e l , besonders ein weinigter Aufguss der Ipecacuanha. Man giebt sie bis zum Ekel, oder in voller Dose, theils um den Ton in den Lungen durch die Erschütterung wieder herzustellen, theils durch sie den Auswurf zu fordern, wenn die Lungen voll von einem lockern Schleime stcckcn, der wegen Mangel an Kraft nicht ausgehustet werden kann. 2) D i e M e e r z w i e b e l , das Gummi Ammoniacam, die Alantwurzel, Senega, Arnica, Goldschwefel, Kermes, Asa foetida und die Senfmolkcn mit Honig. 3) Das A m m o n i u m ist auch hier ein vorzügliches Mittel zur Belebung der trägen Lungen. Man giebt das Hirschhornsalz, den Liq. c. c. succinatus oder den spirit. sal. ammoniac. anisatus. Diesen Mitteln kann man noch die Benzeeblumcn hinzufügen. 4) B l a s e n p f l a s t e r , unmittelbar auf die Brust gelegt, deren gute Wirkung durch das fast einstimmige Urtheil der Aerzte bestätigt wird. 5) Endlich verbindet man diese Mittel mit reizenden Lungendampfbädern. Brown schlägt auch noch das Einathmen des Sauerstoffgases vor, doch gesteht e r , dass ihm von seinen guten Wirkungen in dieser Krankheit keine Erfahrungen bekannt sind. Vielleicht ist auch das Waschen der Brust mit einer verdünnten übersauren Salzsäure, oder die Zumischung derselben zum Getränk heilsam. Im Verlaufe der Krankheit kann man, besonders wenn der Husten sehr heftig ist, mit tien Reizmitteln eine Mohnsafttinktur verbinden. Dadurch wird dem Kranken Ruhe und Zeit zur Erholung ver7

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Entzündungen

6chaflt, nach welcher er alsdann desto Ieichlcr und reichlicher auswirft. Doch muss man sich vor Uebcrmaass in der Dosis hüten. Nebst diesen Mitteln empfehlen einige noch bittere uud gewürz hafte Mittel, China, EiseD, Wein, und eine volle Diät. Die Stubenwärme muss massig und die Luft derselben rein sein. Kalte Fiisse sucht man durch wollene Decken zu erwärmen. G r a n t rälh den Kranken, wenigstens abwechselnd einige Zeit in aufrechter Stellung ausser dem zu Bette zu sein, in welcher Lage sie weit lcichter aushusten können. Zuweilen gesellt sich zur falschen Lungenentzündung ein Weclisclfiebcr des Gefässsystcms hinzu, dessen Einfluss auf den Gesundheitsstau d des Kranken man beobachten muss. Wird nach dem Anfall desselben der Auswurf gekocht, leicht und mit Erleichterung ausgeworfen, so unterdrückt man es nicht glcich. Allein in den meisten Fällen, besonders wenn die Krankheit schon alt, die Schwäche der Lungen uud des ganzen Körpers gross ist, schadet es und vermehrt die Schwäche der Lungen. Der Auswurf wird roher und die Ausschwitzung in der Brust'stärker. Alsdann muss man seine Zuflucht bald zur llindc nehmen, die das Wechselfieber und oft die falschc Lungenentzündung zugleich mit heilt. In der Rekonvalcscenz hütet sich der Kranke vor Erkältung und zieht Flanellhemden an. Aktive Bewegung verträgt er wegen Erschöpfung der Kräfte und Mangel an Luft selten. Hingegen tliut das Fahren und Reiten seinen Lungen durch die Erschütterung gut. Personen, die eine Anlage zur falschen Lungenentzündung oder sie überstanden haben, müssen Uebermaass der Butter, des Felles und geistiger Getränke meiden, früh aufstehen, sich viel bewegen, reiten, in der See baden und dann und wann einen Kaffeelöffel voll sehwarzen Scnfsaamen verschlucken.

Pneumonia infantum. Nach B i l l a r d ').

L u n g e n e n t z ü n d u n g der Neugebornen.

Mit A n m e r k u n g e n von K l u g e und Succow.

Die Pneumonie giebt sich bei Säuglingen durch eigentümliche Symptome zu erkennen, und unterscheidet sich von der Entzündung der Lungen bei Erwachsenen. Anstatt auf eine idiopathische Weise, oder in Folge einer Reizung des Lungengewebes durch atmosphärische Einflüsse zu entstehen, ist die Pneumonie bei ganz kleinen Kindern meistens Folge von Stockungen in den Lungen. Das Blut wirkt gleich» sam als fremder Körper, verändert das Gewebe der Lungen, mit dem es sich mischt, und bewirkt so das llepatisiren der Lunge. Dies be' ) M'hulirg des enfans. Par Dillan). Deutsch von Meissner. Leipzig 1829.

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Entzündungen

6chaflt, nach welcher er alsdann desto Ieichlcr und reichlicher auswirft. Doch muss man sich vor Uebcrmaass in der Dosis hüten. Nebst diesen Mitteln empfehlen einige noch bittere uud gewürz hafte Mittel, China, EiseD, Wein, und eine volle Diät. Die Stubenwärme muss massig und die Luft derselben rein sein. Kalte Fiisse sucht man durch wollene Decken zu erwärmen. G r a n t rälh den Kranken, wenigstens abwechselnd einige Zeit in aufrechter Stellung ausser dem zu Bette zu sein, in welcher Lage sie weit lcichter aushusten können. Zuweilen gesellt sich zur falschen Lungenentzündung ein Weclisclfiebcr des Gefässsystcms hinzu, dessen Einfluss auf den Gesundheitsstau d des Kranken man beobachten muss. Wird nach dem Anfall desselben der Auswurf gekocht, leicht und mit Erleichterung ausgeworfen, so unterdrückt man es nicht glcich. Allein in den meisten Fällen, besonders wenn die Krankheit schon alt, die Schwäche der Lungen uud des ganzen Körpers gross ist, schadet es und vermehrt die Schwäche der Lungen. Der Auswurf wird roher und die Ausschwitzung in der Brust'stärker. Alsdann muss man seine Zuflucht bald zur llindc nehmen, die das Wechselfieber und oft die falschc Lungenentzündung zugleich mit heilt. In der Rekonvalcscenz hütet sich der Kranke vor Erkältung und zieht Flanellhemden an. Aktive Bewegung verträgt er wegen Erschöpfung der Kräfte und Mangel an Luft selten. Hingegen tliut das Fahren und Reiten seinen Lungen durch die Erschütterung gut. Personen, die eine Anlage zur falschen Lungenentzündung oder sie überstanden haben, müssen Uebermaass der Butter, des Felles und geistiger Getränke meiden, früh aufstehen, sich viel bewegen, reiten, in der See baden und dann und wann einen Kaffeelöffel voll sehwarzen Scnfsaamen verschlucken.

Pneumonia infantum. Nach B i l l a r d ').

L u n g e n e n t z ü n d u n g der Neugebornen.

Mit A n m e r k u n g e n von K l u g e und Succow.

Die Pneumonie giebt sich bei Säuglingen durch eigentümliche Symptome zu erkennen, und unterscheidet sich von der Entzündung der Lungen bei Erwachsenen. Anstatt auf eine idiopathische Weise, oder in Folge einer Reizung des Lungengewebes durch atmosphärische Einflüsse zu entstehen, ist die Pneumonie bei ganz kleinen Kindern meistens Folge von Stockungen in den Lungen. Das Blut wirkt gleich» sam als fremder Körper, verändert das Gewebe der Lungen, mit dem es sich mischt, und bewirkt so das llepatisiren der Lunge. Dies be' ) M'hulirg des enfans. Par Dillan). Deutsch von Meissner. Leipzig 1829.

der ßrustorganc.

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stäligt, dass die Pneumonie fast immer der Kongestion und ßlutfiberfüllung der Lunge folgt; und da diese Kongestionen und Blufüberfüllungen häufiger in der rechten als in der linken Lunge und namentlich nach dem hintern Rande zu wahrgenommen werden, so ist auch viel häufiger, wenigstens bei den Kindern im Findelhause, die immer auf die rechte Seite gelegt werden, die rechte als die linke L u n g e entzündet. Sonach also entsteht die Entzündung der Lunge, welche das Hepatisiren derselben veranlasst, bei Kindern fast immer auf eine physische oder mechanische Veranlassung w a s bei Erwachsenen nicht der Fall ist. Auch ist die Lungenentzündung bei Kindern immer umschrieben, und beschränkt sich fast immer n u r auf die anfänglich mit Blut überfüllte Stelle; und die P l e u r a , welche bei der Pneumonie der Erwachsenen gewöhnlich an der Entzündung Theil nimmt, bleibt bei Kindern frei davon *).

*) Dagegen sagt Dr. F r o r i e p in dem unten näher angegebenen Aufsätze von K l u g e : „Nach dem Ergebnisse der zwei Sektions-Berichte scheint mir kein Zweifel obzuwalten, dass der Krankheitszustand beider Kinder eine ausgebildete p r i m ä r e Lungenentzündung gewesen sei. Dass eine Lungenentzündung vorhanden w a r , ergiebt sich aus der Beschaffenheit der Lungen selbst, welche mit dem Produkte einer noch im Reizstadium begriffenen Entzündung (d. h. einer graubraunen, trüben, serösen Flüssigkeit) sehr reichlich angefüllt waren, und daher die sogenannte g r a u e H e p a t i s a t i o n darstellten. Dass diese Lungenentzündung aber eine pcimäre, nnd nicht eine bloss zufällige Folge der allgemeinen Kongestion nach der obern Körperhälfte war, scheint mir nicht bloss aus den Erscheinungen während des Verlaufs der Krankheit, sondern auch besonders daraus hervorzugehen, dass bei der (durch die intensivere Färbung des Kopfes und weniger intensive Färbung der Brust und der Arme erwiesene) offenbar weit stärkeren Blutüberfüllung der Kopfgefässe, doch keine krankhafte Reaktion im Gehirn zu Stande gekommen, da nicht einmal eine irgend erhebliche Menge seröser Flüssigkeit in die Höhle der Arachnoidea ausgeschwitzt worden, während es in den Lungen, bei hier geringerer Kongestion, zu so beträchtlichen Veränderungen gekommen war. Ferner geht aber dasselbe überzeugender noch daraus hervor, dass diejenigen Lungenllieile, welche nicht durch den Entzündungsprozess wirklich verändert (d.h. derb, infiltrirt und bläulich braun) waren, keinesweges merkliche Spuren von Kongestion zeigten, sondern vollkommen hellroth aussahen. Wäre aber die Entzündung sekundär ( d . h. Folge allgemeinen Blutandranges) gewesen, so hätte auch in a l l e n Theilen der Lunge wenigstens Blutstockung ersichtlich sein müssen, wie z. B. bei der Apoplexia pulmonum, wo neben wirklichen Blutausleerungen in das Parenchym immer die g a n z e Lunge mit stockendem Blute übermässig angefüllt gefunden wird. Die hellrothen Stellen in den Lungen beider Kinder zeigen daher, dass hier keine allgemeine Kongestion vorhanden w a r ; eine partielle Kongestion nach einzelnen Lungentheilen in diesen Fällen aber als primär annehmen zu wollen, wäre gewiss etwas gewagt." „Ich erkläre nun aber im Gegentheüe die K o n g e s t i o n oder vielmehr 7

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Entzündungen

Die Entzündung kann das Gewebe der Lungen auf verschiedene Weise verändern, von dem Hepatisiren bis zu bedeutenderen Desorganisationen. B. schickt in dieser Beziehung erst einige Thatsachen voraus. Ein 5tägiges, kleines, schwächliches Mädchen mit bedeutend gcrötlieter Haut, wurde am 20. September in's Krankenhaus aufgenommen. E s litt an einem starken grünlichen Durchfalle, und hatte eine schwache, zuweilen kaum hörbare Stimme. (Reisschleim, Stärkeldyslire, verdünnte Milch). Am 22. bemerkte man eine livide Färbung und ein sclimcrzhafles Verziehen des Gesichtes; die Nasenflügel waren nach aussen gezogen, und mit einem violettfarbigen Ringe umgeben. Das Geschrei w a r mühsam, und die Stimme fast immer belegt. Auf der rechten Seite des T h o r a x , w o man fast gar keine Respiration wahrnahm," hörte man b e i ' d e r Perkussion einen dumpfen Ton. (Schleimiges Malvendekokt, Brustsaft, mit Senf geschärfte Fussbäder). Am 23. bemerkte man keine Fieberbewegung; die Extremitälen waren kalt und ödematös angeschwollen, die Herzschläge so undeutlich, dass es unmöglich war, sie zu zählen. Am 24. starb das Kind. Bei der Leichenöffnung fand man im Magen und in dem obern Tlieilc der dünnen Därme rothe Streifen, und im untern Drittheile des Krummdarmes 15 geröthete und leicht angeschwollene Drüsehgeflechle. D e r obere Lappen der linken Lunge näherte sich einem hepalisirten Zustande; die rechte Lunge w a r in ihrer ganzen Ausdehnung hepatisirt, sank im Wasser schnell unter, und man erkannte in ihr die zellige Textur gar nicht. Die Pleura w a r vollkommen gesund, die Fötalöffnungen geschlossen, Hirn und Hirnhäute aber stark injizirt. Bei diesem Kinde wurde gar kein fieberhaftes Symptom wahrgenommen, die örtlichen Erscheinungen aber waren um so bedeutender. Der Arzt musB sich daher n u r nach den letzteren richten, und die Blutstockung in der obern Körperl]älfte für s e k u n d ä r , und glaube dies aus dem Sektions-Befunde leicht nachweisen zu können— Lungenentzündung bedingt Hemmung des Blutlaufs im kleinen Kreislaufe. Ist aber liier Hemmung vorbanden, so muss sich das Blut in den Körper-Venen und LungenArterien ansammeln. Das Herz nämlich treibt durch die Körper-Arterien fortwährend Blut hinweg; dieses kommt durch die Körper-Venen, durch das Herz und durch die Lungen-Arterien bis zu der Hcmmungsstelle in den Lungen, und nun muss es zuerst in der Lungen-Arterie, dann rückwärts im rechten Herzen, und endlich in den Körper-Venen bis zum Kapillar-Syslem hin stocken. Dagegen werden auf der andern Seite der Hemmungsstelle die Lungen-Venen leer sein müssen, da sie theils nicht mehr so viel Blut als gewöhnlich durch die Lungen erhalten, theils vom Herzen gewissermaassen ausgepumpt werden. Dies fand sich nun aber wirklich bei der Sektion, welche in beiden Fällen volle Lungen-Arterien und leere Arterien und leere Lungen-Venen ergab."

der Brustorgane.

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die Diagnose darauf gründen. Der nächste Fall' lehrt, wie anders die Erscheinungen der Pneumonie sich bei einem älteren Kinde gestalten*). Ein 7 monatliches Mädchen w a r , weil es am fünften Tage nach Einimpfung der Pocken von einer Gastroenteritis befallen worden w a r , am 8. Juni in's Krankenhaus aufgenommen worden. Es hatte bei Anwendung von Blutegeln in der Herzgrube, Bädern und beruhigenden milden Getränken diese Krankheit überstanden, und war kaum genesen, als es am 22. Juni von einem heftigen trockenen Husten befallen wurde, der von Angst, Unruhe und,Schlaflosigkeit begleitet war. Zu gleicher Zeit wurde auf der linken Wange ein dunkelroIher Fleck sichtbar; die Haut war brennend lieiss, der Puls sehr frequent, das Athmen mühsam und ohne Röcheln, die Stimme stark lelegt, und bei starkem Schreien erstickt; das Gesicht wechselte jeden Augenblick die Farbe, runzelte sich und schien beim Schreien mehr anzuschwellen, und sich mehr blauroth zu färben. (Drei Blutegel an die oberen Seitengegenden des Thorax, Reisschleim, Brustsaft). Es entleerte sich viel Blut, so dass das Kind eine Ohnmacht bekam. Am 28. drang etwas blutige Feuchtigkeit am Auge hervor. Am 1. Juli gegen Abend trat viel Fieber und Unruhe ein, es gesellte sich ein kurzer Husten ohne Röcheln und Auswurf hinzu, und bei der Perkussion nahm man an der linken Seite der Brust einen dumpfen Ton wahr. Diese Symptome währten bis zum 10. Juli fort; das Kind fiel allmählig ab, der immer sehr frequente Puls wurde fadenförmig, im Gesicht erschienen Petechien, die mehrere Tage lang sichtbar waren, und am 18. Juli erfolgte endlich der Tod. L e i c h e n ö f f n u n g . Aeusserlich: allgemeine Abmagerung. Innerlich fand man den Magen ganz farblos, ohne dass er erweicht war. Im untern Theile des Krummdarms waren 6 dunkelgeröthete Drüsengeflechte sichtbar, ausserdem erschienen noch in einer 8 Zoll langen Ausdehnung die Kapillargefässe dieses Darmes injizirt. Die rechte Lunge war an ihrem hintern Rande, und eben so die ganze untere Hälfte der linken Lunge hepatisirt. Diese Parthieen Hessen sich gut schneiden, doch konnte man kein Blut aus ihnen heraus drückcn, und in's Wasser geworfen, sanken sie sogleich zu Boden. Die Verzweigungen der Bronchien waren schwach geröthet, und mit *) Vorzugsweise werden die jüngstgeborenen Säuglinge von der Krankheit ergriffen, doch bleiben auch ältere nicht davon verschont; niemals beobachtete ich aber das Uebel bei solchen, die schon über 6 Wochen alt waren. Dies erklärt sich daraus, dass das Foramen ovale und der Ductus artcriosus Botalli (wctchc der Krankheit gerade den spezifischen Karakter der Lungenentzündung der N e u g e b o r e n e n (s. unten) verleihen), erst nach der sechsten W o c h e sich zu schliessen anfangen, und, wenn Letzteres geschehen ist, dann auch die Pneumonie in der gewöhnlichen A: I pliiinomenirt. K l u g e (Medizin. Zeitung vom Vereine f. Heilkunde, 1835.)

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Entzttndungcn

einem schaumigen Schleime erfüllt; die Luftröhre war gesund. Das Hers und das Gehirn zeigten nichts bemerkenswerthes. Bei diesem Kinde wurden nicht nur die örtlichen Symptome der Pneumonie, sondern auch die, alle Entzündungen der vornehmsten Organe gewöhnlich begleitenden, Fiebersymptome wahrgenommen. Der Husten, der im vorigen Falle nicht vorhanden war, stellte sich in diesem ein, aber der Auswurf fehlte eben so, wie bei dem vorigen Kinde; denn er ist nicht leicht bei kleinen Kindern zugegen, sondern sie brechen sich leichter, was die Folge der Einwirkung des Hustens auf den Magen zu sein scheint. Dem sei wie ihm wolle, auch dieser Fall beweist, dass bei Kindern gewöhnlich mit der Pneumonie keine Pleuritis verbunden ist. Abscesse kommen in der Lunge der Erwachsenen selten nach Pneumonie vor, da der Eiter in der Regel keinen besondern Hcerd bildet, sondern überall im Gewebe dieses Organs sich erzeugt. Eben so selten sind die Lungen abscesse bei Kindern; indessen trifft man sie doch zuweilen bei diesen an, wie das folgende Beispiel zeigt. Ein 3monatlicher Knabe war seit seiner Geburt schon zweimal im Krankenhause gewesen, einmal wegen einer ödematösen Geschwulst der Extremitäten, und das zweitemal wegen Darmentzündung mit grünem Durchfalle, wozu sich ein starker Husten gesellt hatte. Durch ganz einfache Mittel wurden die Uebel zum Weichen gebracht, das Kind einer Amme anvertraut, welche eine sitzende Lebensart führte; allein am 2. März 1826 brachte man es zum drittenmal in's Krankenhaus. Das Kind war blass, mager und sehr elend geworden; obschon es keinen Durchfall hatte, war doch der Leib aufgetrieben, jedoch schmerzlos. Das Kind hustete fortwährend, die Respiration war rauschend, und bei der Perkussion liess sich nirgends ein heller Ton vernehmen. (Versüsster Reisschleim, Brustsaft, verdünnte Milch). Am 10. März schien das Kind viel wohler zu sein, wenigstens war die Respiration viel freier, der Husten währte aber fort, obschon zu keiner Zeit Fieber bemerkbar war. Das Kind sollte eben wieder einer Amme übergeben werden, als der Husten sich wieder verschlimmerte, Erstickungsbeschwerden eintraten, und das Kind mit kaum vernehmbarer Stimme ßeine Angst und seinen Schmerz zu erkennen gab. Am 11. war der Husten häufig und trocken, das Gesicht blauroth, die Nasenflügel nach aussen gezogen, und mit einem bläulichen Reife umgeben, der sich auch an der Nasenwurzel zeigte, und das Kind gab mit Mühe Klagelaute von sich. Die linke Seite der Brust gab bei der Perkussion einen dumpfen Ton, und das Athmen liess sich durch das Stethoskop an dieser Hälfte dc9 Thorax nicht vernehmen; die Extremitäten waren kalt, der Puls klein und unregelmässig. (Brustsaft, verdünnte Milch, Senfumschläge um die Füsse). Am 13.

der Blutorgaue. erschienen die Augeu eingefallen, die Respiration wurde immer beschleunigter, und die übrigen Symptome blieben dieselbe«. Am 16. erfolgte unter denselben Erscheinungen endlich der Tod. L e i c h e n ö f f n u n g . In der Basis der linken Lunge traf man einen Eiterhcerd von der Grösse einer llaselnuss a n , welcher einen weisslichen, geruchlosen Eiter enthielt. Die innere Oberilächc dieses Heerdes war gleichmässig geröthet, bildete aber keinen besondern Sack. Es öffnete sich in demselben kein deutlicher Bronchialast, doch enthielten die benachbarten Bronchien einen eiterarligen Schleim; in einem Umkreise von -1 Zoll Breite um den Heerd war das Lungengewebe stark hepatisirt. Die rechte Lunge war gesund, die l o lalöifnungen des Herzens verwachsen, das Gehirn gesund, die Hirnhäute in einem injizirten Zustande. Alles deutet in diesem Falle darauf hin, dass das Kind seit langer Zeit an, einer Pneumonie, die sich durch keine deutlichen Symptome mehr zu erkennen gab, gelitten hatte. Diese Beobachtung lehrt übrigens, dass man sehr wachsam auf die verborgenen Entzündungen sein müsse, die bei Kindern nicht allein häufiger als bei Erwachsenen vorkommen, sondern auch, ohne dass es der Arzt ahne, die gefährlichsten Zufälle herbeiführen können. Die Entzündung der Lungen kann aber nicht allein Hepatisation und Eiterung zur Folge haben, sondern es kann ihr auch, wie der Entzündung in anderen Organen, Erweichung folgen. Bei der Lci : chenöifnung eines am eilften Tage nach der Geburt gestorbenen Knaben fand Billard die linke Lunge strotzend von Blut; der hintere Rand befand sich in einem an die Hepatisation gränzenden Zustande, und bestand aus einem weichen, rölhlichen Breie. Dieser Brei verbreitete keinen Schwefclwasserstoffgeruch, und liess sich durch Wasser in Form von gräulichen Flocken, die das Produkt der Desorganisation der Lunge waren, abspülen. Die feinsten Verästelungen der Bronchien waren nur etwas geröthet, übrigens waren sie gesund und von weisser Farbe. Die rechte Lunge war vom Blute aufgetrieben. Diese Entartung des Lungengewebes schien Folge einer Pneumonie gewesen zu sein, die einer passiven Kongestion gefolgt sein konnte, wie dies bei Neugebornen häufig der Fall ist. Jedenfalls lehrt diese Beobachtung, dass man den Symptomen von Lungenentzündung selbst bei den zartesten Kindern seine ganze Aufmerksamkeit widmen müsse. Die Komplikation der Pneumonie mit Brustfellentzündung (Pleuropneumonie), kömmt bei Kindern viel seltener, als bei Erwachsenen vor. Man beobachtet sie nur bei etwas grosseren Kindern, wo die Plcilro-Pneuinonie nicht mehr Folge einer Lungenkongeslion, wie bei Neugebornen, ist, sondern durch atmosphärische und äussere Einflüsse hervorgerufen wird.

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Entzündungen

S y m p t o m e d e r P n e u m o n i e b e i N e u g e b o r n e n *). Die R e s p i r a t i o n ist erschwert, kurz, mühsam**); bei der Auskultation h ö r t m a n in den liepatisirten Stellen kein Geräusch; bei der Perkussion vernimmt man einen m a t t e n , dumpfen T o n , und das Athmen ist zuweilen sehr b e k l o m m e n , aber keinesweges immer mit Röcheln verbunden. Die S t i m m e ist beim Schreien niemals frei, sondern fast i m m e r erstickt; bisweilen wird sie auf einige Augenblicke hell, nimmt aber bald wieder die beschriebene Beschaflenlieit an. D e r H u s t e n ist zuweilen vorhanden, aber nicht immer***). A u s w a r f ist nicht vorhanden, und es fehlt also dieses diagnostische Hülfsmittel, aus dem man bei Erwachsenen den Sitz und Grad des Lungenleidens abnehmen kann. Eben so verhält es sich mit dem Schmerze; Blulbrechen ist sehr selten. Das G e s i c h t . D e r besondere, die Krankheiten der B r u s t begleitende Zug im Gesicht, gesteht in dem Nachaussenziehen der Nasenflügel, w o d u r c h das Kind die Nasenlöcher mit Anstrengung zu erweitern scheint, und in einem sich um die Nasenflügel und um die Mundflügel herumziehenden bläulichen Reif, w a s Folge des erschwerten allgemeinen oder Kapillar-Kreislaufs zu sein scheint. D a s Falten *) K l u g e macht noch auf ein eigentümliches Symptom aufmerksam, das die Krankheit vorher verkündet. Ehe nämlich die pneumonischen Zufälle bemerkt werden, verlieren die neugeborenen Kinder ihre Wärme und hochrothe Farbe der Haut, werden kühl und bleich, bekommen eine a s c h g r a u e B l e i f a r b e , und erst, wenn diese Farbe gesättigter geworden ist, treten die Respirationsbeschwerden, jedoch immer ohne v o l l k o m m e n e n H u s t e n ein. Die Ursache hiervon ist die, dass gleich beim ersten Entstehen des Uebels, vermöge der alsdann e r s c h w e r t e n Z i r k u l a t i o n in d e n L u n g e n , wieder e i n U e b e r t r i t t d e s v e n ö s e n B l u t e s in d a s a r t e r i e l l e durch das Foramen ovale und den Ductus arleriosus Botalli erfolgt, und dieser Uebertritt nun das Heftigerwerden der Entzündung und deren Ausbildung bis zur grössten Höhe, so wie das hiermit erst sich entwickelnde Symptom des Reizhustens, verhindert, so dass mehr die Zustände der K o n g e s t i o n , a l s d i e d e r E n t z ü n d u n g sich geltend machen, und beide vereint den Tod d u r c h E r s t i c k u n g zuletzt veranlassen. **) Das Athemholen ist im Vergleich zu dem in der Brust zu hörenden Schleim-Rasseln wohl meistens kurz, und, wo es häufig, beengt, mit Anstrengung der Nasenflügel, Bauch- und Halsmuskeln verbunden, ein wichtiges Kennzeichen. Allein es ist nicht immer so gestört, und auch in anderen Krankheiten, namentlich Unterleftsentzündungen, kurz. (Dr. S u c c o w über Pneumonie der Kinder. Hufeland Journ. der prakt. Heilk. 1835.) ***) Der Husten kann karakteristisch sein, wenn er in Anfällen kommt, eine Wenge Hustenstösse hintereinander folgen, diese in einen Brecliton oder selbst Konvulsionen enden, welches letztere mehr bei schon entstandener Hepatisation erfolgt. Er kann aber auch, zumal bei Neugebornen, seltener sein oder auch ganz fehlen. S u c c o w 1. c.

der Brustorgane.

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der Stirn ist viel seltener, als b e i d e n Krankheiten des Unterleibes vorhanden. Die linea nasalis und mentalis sind wie gewöhnlich vorhanden. Das Gesicht wird zuweilen ödemalös, vorzüglich gegen das Ende der Krankheit. F i e b e r ist bei ganz kleinen Kindern nie, oder wenigstens fast nie zugegen; es zeigt sich um so deutlicher, je älter das Kind ist; der Puls ist oft klein und undeutlich, die Haut kalt und livid, und die Extremitäten ödemalös. A l l g e m e i n e r Z u s t a n d . Da die Pneumonie vorzugsweise nach Lungenkongestionen, und zwar bei kräftigen und vollbltüigen Kindern vorkommt, so sind die mit akuter Pneumonie befallenen Kinder meistens sehr roth *), geschwollen oder ödemalös. W ä h r t die Pneumonie einige Zeit laug, so tritt Marasmus ein, der allen chronischen Entzündungen im Allgemeinen folgt. B e h a n d l u n g . Vor allem hüte man sich, Kinder, die an Kongestionen oder Pneumonie leiden, fest zu wickeln. Sobald sich Symptome von Kongestionen zeigen, muss man unter jede Achsel oder auch an die Basis des Thorax, 2, 4 bis 6 Blutegel legen, wobei man sich nach der schwächern oder stärkern Konstitution richtet *"). Warme Bäder sind nachtheilig, weil durch die Wärme und durch den Druck des Wassers, die Kongestionen nach der Brust verstärkt werden, und die Respiration beklommener wird. Man entfernt das Kind von der Brust, und giebt ihm einen Linktus, verdünnte Milch oder Mandelmilch. Mindert sich die Entzündung nicht, so wendet man nach den Blutentziehungcn noch trockene Schröpfköpfe auf die Brust, und Blasenpflaster auf den Oberarm an. Die Ableitungen nach dem Darm*) Nach K l u g e ' s Erfahrungen (1. c.) ist gerade das Gegentheil der Fall. Die Kinder verlieren die rotlie Hautfarbe, nnd werden kühl und bleich. Nach S u c c o w (1. c . ) ist B l ä s s e d e s G e s i c h t e s , oft in's Graue oder Blaue spielend, meistens gleich anfangs vorhanden, und besonders bei strophulösen und ganz kleinen Kindern deutlich ausgesprochen. Die muss den Arzt immer auffordern, die Brust genau zu untersuchen. Sic entsteht wahrscheinlich von verminderter Oxydation des Blutes, und nicht von Offenbleiben des Duct. arter. oder Foram. ovale, da sie auch bei grösseren Kindern und solchen, w o diese Oeffnungen nach dem Tode geschlossen gefunden wurden, vorhanden ist. Doch ist auch diese Blässe nicht immer zugegen, und manche Kinder, namentlich ältere und plethorische, sind rotli oder bläulichroth, ja während der Krampfanfälle zuweilen auch livid. **) Wenn man jene charakteristische Entfärbung der Haut zeitig genug bemerkt, und, ehe noch die eigentlichen Respirationsbeschvvcrden eingetreten sind, gleich 1—2 Blutegel über das Brustbein ansetzt und Calomel giebt, so können die Kinder meistenteils gerettet werden; sind aber die Respirationsbeschwerden erst eingetreten, so ist auch gewöhnlich keine Hülfe mehr möglich. D i e Entfärbung der Haut gellt diesen Beschwerden oft mehrere Stunden, in einzelnen Fällen sogar an 24 Stunden voraus. K l u g e 1. c.

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Entzündung«!

kanal oder auf die Füsse können dazu dienen, die Erstickungsbeschwerden zu mildern. Erleidet das Kind viel Schmerz, ist es sehr unruhig, so giebt man mit Vortheil 1 Drachme Syrupus diacodii in 2 Unzen eines schleimigen Vehikels. Die Leichenöffnungen lehren, dass die Pneumonie bei sehr kleinen Kindern fast immer die Folge einer Blutkongestion, dass sie oft rein örtlich ist, dass oft die Bronchien an der Entzündung gar keinen Theil nehmen, und es würde demnach zu nichts nützen, dem Kinde Syrupus ipecacuanliac, Kermes minerale, Squilla und ähnliche Mittel in der Absicht, einen Schleimauswurf zu befördern, zu verordnen, besonders da bei Kindern kein Auswurf Statt findet * ) . Dagegen kann man bei älteren Kindern, und bei g l e i c h z e i t i g e n Symptomen von Entzündung der Bronchien im letzten Stadium der Krankheit \ Gran Kermes in 2 — 3 Unzen eines Brustsafles verordnen und dem Kinde Kaffeelöffelweise einflössen. D u g e s versichert, eine Mischung aus einer Unze eines schleimigen Syrups und Orangeblüthenwassers mit 2 Drachmen Meerzwiebelhonig und 2 Löffeln von Wasser sehr wirksam befunden zu haben. Man hüte sich allen Kindern, welche Husten haben, den S y rupus ipecacuanhae zu verordnen, ohne sich von der Ursache und Natur des Hustens, und von den allgemeinen Symptomen und örtlichen Nebenerscheinungen überzeugt zu haben. Nie darf man S y m ptome zu beseitigen suchen, ohne auf die Natur, den Sitz und die verschiedenen Modifikationen, welche die Krankheit hervorgebracht hat, Rücksicht zu nehmen. An die Pneumonia infantum reihen wir hier noch an:

Die Pneumonia lobularis der Kinder. Nach Dr. L o u i s de la B e r g e **). Anatomische Kennzeichen.

Bei derSektion eines an Pneu-

monia lobularis gestorbenen Kindes findet man

die Lungen

roseu-

») Blutentziehungen und Brechmittel sind bei der in Rede stehenden Krankheit die wichtigsten Mittel. Das Blut muss rasch entzogen werden; daher setze man lieher mehrere Blutegel auf einmal, lasse sie aber nicht nachbluten. Bei Kindern über 4 Jahren kann man eine kleine Venasection von 2—4 Unzen machen. Eben so wichtig sind Brechmittel, am besten aus Tartarus stibiatus, in wiederholten Dosen, so dass täglich mehrmals Erbrechen erfolgt. Sie sind so lange, meistens während mehrerer Tage fortzugeben, als die entzündlichen Symptome dauern, und die der Hepatisation noch nicht das Uebergewicht haben. Ist dies aber der Fall, so wird nach der Blutentziehung und den Brechmitteln, Calomel mit Digitalis passen. S u c c o w 1. c. •*) S . S c h m i d t s Jahrb. der gesamint. in- und ausländischen Medicin. Bd. V. 1835.

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Entzündung«!

kanal oder auf die Füsse können dazu dienen, die Erstickungsbeschwerden zu mildern. Erleidet das Kind viel Schmerz, ist es sehr unruhig, so giebt man mit Vortheil 1 Drachme Syrupus diacodii in 2 Unzen eines schleimigen Vehikels. Die Leichenöffnungen lehren, dass die Pneumonie bei sehr kleinen Kindern fast immer die Folge einer Blutkongestion, dass sie oft rein örtlich ist, dass oft die Bronchien an der Entzündung gar keinen Theil nehmen, und es würde demnach zu nichts nützen, dem Kinde Syrupus ipecacuanliac, Kermes minerale, Squilla und ähnliche Mittel in der Absicht, einen Schleimauswurf zu befördern, zu verordnen, besonders da bei Kindern kein Auswurf Statt findet * ) . Dagegen kann man bei älteren Kindern, und bei g l e i c h z e i t i g e n Symptomen von Entzündung der Bronchien im letzten Stadium der Krankheit \ Gran Kermes in 2 — 3 Unzen eines Brustsafles verordnen und dem Kinde Kaffeelöffelweise einflössen. D u g e s versichert, eine Mischung aus einer Unze eines schleimigen Syrups und Orangeblüthenwassers mit 2 Drachmen Meerzwiebelhonig und 2 Löffeln von Wasser sehr wirksam befunden zu haben. Man hüte sich allen Kindern, welche Husten haben, den S y rupus ipecacuanhae zu verordnen, ohne sich von der Ursache und Natur des Hustens, und von den allgemeinen Symptomen und örtlichen Nebenerscheinungen überzeugt zu haben. Nie darf man S y m ptome zu beseitigen suchen, ohne auf die Natur, den Sitz und die verschiedenen Modifikationen, welche die Krankheit hervorgebracht hat, Rücksicht zu nehmen. An die Pneumonia infantum reihen wir hier noch an:

Die Pneumonia lobularis der Kinder. Nach Dr. L o u i s de la B e r g e **). Anatomische Kennzeichen.

Bei derSektion eines an Pneu-

monia lobularis gestorbenen Kindes findet man

die Lungen

roseu-

») Blutentziehungen und Brechmittel sind bei der in Rede stehenden Krankheit die wichtigsten Mittel. Das Blut muss rasch entzogen werden; daher setze man lieher mehrere Blutegel auf einmal, lasse sie aber nicht nachbluten. Bei Kindern über 4 Jahren kann man eine kleine Venasection von 2—4 Unzen machen. Eben so wichtig sind Brechmittel, am besten aus Tartarus stibiatus, in wiederholten Dosen, so dass täglich mehrmals Erbrechen erfolgt. Sie sind so lange, meistens während mehrerer Tage fortzugeben, als die entzündlichen Symptome dauern, und die der Hepatisation noch nicht das Uebergewicht haben. Ist dies aber der Fall, so wird nach der Blutentziehung und den Brechmitteln, Calomel mit Digitalis passen. S u c c o w 1. c. •*) S . S c h m i d t s Jahrb. der gesamint. in- und ausländischen Medicin. Bd. V. 1835.

der Brustorgane.

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roth, Sasserlich gräulich, leicht Luft enthaltend, wie im gesunden Zustande. Manchmal jedoch, und wenn die Lungenverhärtungen obcriläclilich liegen, ist die Farbe der Lunge in der Umgebung violett, und es erscheint an dieser Stelle das Gewebe des Organs wie komprimirt. Dem Fingerdrucke giebt es nach, ausser an einigen Stellen, wo es in Form einer mehr oder weniger umfänglichen Kugel, die sich durch einen seitlichen Druck nur wenig dislociren lässt, Widerstand leistet. Eingeschnitten ist das Lungengewebe grauröthlich, von weicher Konsistenz. Führt man den Schnitt bis auf den verhärteten K e r n , so findet man, dass an dieser Stelle das Lungengewebe deutlich von den umgebenden Parthieen absticht, und zwar 1 ) durch seine glatte, gleichförmige, reine Schnittfläche, 2 ) durch seine Dichtigkeit, vermöge der es im Wasser untersinkt, und 3 ) unter dem Gewichte der Luft nicht, wie das benachbarte Gewebe, zusammenfällt; 4 ) durch 6eine rothe, violette oder gelbgraue, mit einigen sehr kleinen Punkten besäete Färbung, die gewöhnlich nicht so dunkel, wie die verhärtete Masse, wenn sie violett ist, dunkler aber, wenn sie gelb ist, sind; 5 ) endlich durch die Trockenheit des eingeschnittenen Theiles. Das Volumen der verhärteten Lungenkerne variirt zwischen dem einer Linse und dem einer grossen welschen Nuss. Die violette Färbung scheint den Beginn der Lungenverhärtung, die gelbbraune den Uebergang in den chronischen Zustand, die rothe den intermediären zu karakterisiren. Diese Verhärtungskerne sind gewöhnlich ohne Ordnung in verschiedenen Stellen des Lungengewebes zerstreut, in der Regel finden sie sich jedoch in den zentralen Parthieen an der Wurzel der Bronchieen. Uebrigens kann sich die Lungenaffeklion bei einem und demselben Subjekte, in den oben angegebenen verschiedenen Graden Vorfinden; allein das Lungengewebe zeigt stets fast die nämliche Dichtigkeit, zu welchem Grade auch die Ailektion gelangt sein mag, und es bleiben die umgebenden Theile völlig gesund. Die Anschoppung der tiefer gelegenen Theile der Lunge, die rothe, gelbe Lungenlappenhepatisation, so wie jede Art tuberkulöser Entartung treffen manchmal mit dem in Rede stehenden pathologischen Zustand zusammen. Häufig oder fast stets sind die Bronchien an ihren Enden roth, erweicht oder verdickt, an manchen Stellen erweitert. E s scheint, als ob die kleinen Bronchien sich in einem entzündlichen Zustand befänden, der, je näher sie den verhärteten Lungenkernen liegen, desto deutlicher ist. E s dürfte sich hieraus, so wie aus andern sogleich anzugebenden Thatsachen folgern lassen, dass die Pneumonia lobularis stets auf eine Bronchitis capillaris folgt. In Betreff der U r s a c h e n ist zu bemerken, dass die Pneumonia lobularis der Kinder eine vain denen ist, die ihren Anfangspunkt in einer Entzündung der Endbläschen der Bronchien zu haben scheinen. Die so merkwürdige Dichtigkeit des Lungengewebes in der Kindheit,

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Entzündungen

wo die grösstmöglichste Anzahl von Lungenbläschen, vorhanden ist; die plötzlichen Modifikationen, welche der Lungenkreislauf in den ersten Lcbensmonalen erfährt (VerschlieSsung des Duct. arler. /Botalli und des For. ovale), die Schnelligkeit, mit der diese Verrichtung vor sich geht (vom dritten bis achten Jahre ist die mittlere üäufigkeit des Pulses zwischen hundertundzwanzig und hundert Schlägen in der Minute), die Schwierigkeit der Expektoration (das Kind scheint nicht Kraft genug zu haben, den in den Bronchien enthaltenen Schleim bis zur Mündung der Stimmritze zu bringen), die dem Kinde eigent ü m l i c h e Rückenlage sind lauter günstige Umstände für die Entwikkclung der Blutanschoppungen der Lungen. Ausserdem sind aber auch noch gelegentliche Umstände zu berücksichtigen. So folgt die Krankheit häufig auf die Masern und den Keuchhusten, die fast immer von Bronchitis begleitet werden, oder auch auf einen langwierigen Katarrh, namentlich bei schon geschwächten Kindern. Es scheint die Pneumonia lobularis endlich häufiger im Frühjahre und Herbste, als im Winter vorzukommen, was der Häufigkeit der exantlicmatischen und katarrhalischen Affektionen jener beiden Jahreszeiten zugeschrieben werden könnte. In Betreff der D i a g n o s e herrscht die grösste Dunkelheit. Es, lässt sich diese Affeklion nur aus folgenden rationellen Zeichen v e r öl u t h e n . Der Patient hustet seit langer Zeit oder hat die Masern gehabt^ er leidet an Keuchhusten, ist jung, befindet sich seit langer Zeit im Spitale u . s . w . Die Respiration wird behindert, kurz, h ä u f i g , diaphragmatisch, oft durch einen ungleichen stossweisen Husten unterbrochen, während elwäs leichtes Rasseln, keine Veränderung in der Sonorität des Thorax,- keine bedeutende AfTektion verrathen; der Puls wird ausserordentlich häufig, verliert an Kraft, die Abmagerung nimmt täglich zu; es tritt Diarrhoe und Tod ein. Dies ist in wenigen Worten der Verlauf der Pneumonia lobularis, der aber noch einiger Erläuterungen bedarf. Die Hänfigkeit der Respiration ist eins von den wesentlichen Zeichen der Pneumonia lobularis, allein sie gehört auch einer Menge anderer Affektionen an: der Bronchitis capillaris,.der Lungenlappenentzündung, der Pleuritis, der tuberkulösen Affektion der Lunge. Der Husten, welcher fast immer statt findet, ist oft feucht, von einem in der Ferne hörbaren Luftröhrenrasseln begleitet; andere Male ist er k u r z , nicht sehr sonor und ganz trocken; er wiederholt sich mehr oder weniger häufig. Expectoration bemerkto de la Bei ge niemals. Das in diesem Alter so häufige Schreien verliert von seiner Intensität, je mehr die Krankheit fortschreitet. Anfangs scharf, sonor und anhaltend, wird es dumpf, schwach, unterbrochen und kurz; oft hört es in den letzten Tagen völlig auf. Die Perkussion und Auskultation liefern keine Zeichen. Letztere lässt bloss verschiedenartiges Rasseln hören, was nur eine katarrhalische

der Brustorgane.

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Affcklion der Bronchien andeutet. Die Häufigkeit des Pulses ist um so grosser, je schneller die Respiration vor sich geht. Die Wärme der Haut steht nicht immer mit den fieberhaften Symptomen des Pulses im Verhältnisse. Oft ist die äussere Temperatur nicht merklich gesteigert; allein die Haut wird glatt, gelblich, bedeckt sich mit kleienartigen Schuppen, runzelt sich, und es tritt mehr oder weniger rasch Abmagerung ein, was sich vorzüglich im Gcsichte bemerklich macht. In manchen Fällen beobachtet man offenbare Auftreibung des Gesichts, Oedem der Extremitäten, vorzüglich der unteren. Die Augen bleiben bis zum Tode glänzend und natürlich, manchmal verkleben die Ränder der Augenlicder. Die Kinder liegen auf dem Rücken, beide Arme parallel an den Seiten des Stammes angeschlossen, die unteren Extremitäten halbgebogen. Die Verdauung wird gestört, und es tritt nicht selten in de« letzten Tagen Diarrhoe ein. Die ßlutegelstiche, die Blasenpflaster, ulzerirön, werden brandig und kündigen dadurch meistens den Tod an. In den Fällen, wo B. diese Affeklion vermuthele und Heilung erfolgte, wurde der Husten allmählig weniger häuCg, die Respiration tiefer, vollständiger, natürlicher, und das Rasseln verschwand, die Häufigkeit des Pulses nahm ab, die Kräfte und Heiterkeit kehrten wieder. Bisweilen hinterlässt die lobuläre Anschoppung des Lungengewebes Tuberkel, und Abscesse; mehrere Male fand B. diese Affektionen gleichzeitig. Eine bestimmte Dauer der Krankheit lässt sich nicht angeben. Aus dem bisher Gesagten ergiebt sich hinlänglich der Unterschied der Lungenläppchen-Entzündung (Pneumonie lobulaire) von der Lungenlappen-Entzündung (Pneumonie Iobaire). Die erslere hat alle Kennzeichen einer meistenthcils asthenischen Affeklion, während die letztere sich in der Regel unter der splenischen Form zeigt. Bei der B e h a n d l u n g dieser Pneumonie dürfen daher die Blutentziehungen nur mit Vorsicht gemacht werden. Wenn nach einer Ausschlagskrankheit, einem Keuchhusten u. s. w., bei einem Kinde ein intensives Fieber eintritt, wenn d e r P u l s s t a r k e n t w i c k e l t , v o l l i s t , wenn eine beträchtliche, von Husten begleitete Dyspnoe Statt findet, so darf man nicht zaudern, antiphlogistisch zu verfahren. Nur ist das Aderlass am Armé den örtlichen Blutentziehungen vorzuzieheil, weil man dadurch weniger Schmerz erregt, und leichter die zu entziehende Blutmenge abmessen kann, auch die brandigen Ulzcrationen vermieden werden. Kann aber der Aderlass nicht gemacht werden, so setze man die Blutegel vom Thorax entfernt, z. B. an die Knöchel, die man nachher in warmes Wasser tauchen kann. Neben den Blutentzichungen sind milde, erweichende, lauwarme Getränke oder auch ein gummöser Looch, so wie Fomentationen, Kataplasmen, ölige Einreibungen auf die Brust, und reizende Applikationen auf die unteren Extremitäten anzuwenden. Dabei ist die strengste

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Entzündungen

Diät zu beobachten. Blasenpflaster auf die Brust haben Bich in der Regel nicht nützlich bewiesen. W i l l man Schmerz auf der Hautflächc erregen, so möchten Senfkataplasmen auf die uniern Extremitäten oder Friktionen auf die Brustbeingegend mit folgendem Liniment: alkoholische Kanlharidentinktur 2 0 — 3 0 Tropfen in giv süssem Mandelöl, ferner mit der Autenriethschen Salbe oder mit 6 — 8 Tropfen Crotonöl vorzuziehen sein. Um den in den Broncliien angesammelten Schleim lierauszubefördern, dienen am besten Emetica in kleinen Gaben, öfter wiederholt, namentlich die Ipecacuanha, entweder in Form der Magendie'schen Brechtäfelchcn von Emetin (alkohol. Ipecacuanha-Extrakt ein Theil, gepulverten Zucker 3 5 Tbeile, Tragakanthgummischleim so viel, als zur Bereitung der Täfelchen von 1 8 Gr., wovon jedes i Gr. gefärbtes Emetin enthält; ein solches Täfelchen nüchtern gegeben reicht gewöhnlich zur Erregung des Brechens h i n ) oder als Syrup. Endlich muss man die Wiedergenesung durch eine passende nahrhafte Diät unterstützen. D a die grössere Sterblichkeit der Kinder an dieser Krankheit im Spitale, wohl durch die daselbst gewöhnliche Rückenlage bedingt werden könnte, so mnss man diese zu verhindern suchen.

Pleuritis,

Brustfellentzündung. Laennec.

N a c h B e r e n d s und

S y m p t o m e . Die Pleuritis giebt sich durch folgende Zeichen zu erkennen: der Kranke empfindet einen heftigen, stechenden Schmerz in der Gegend der Rippen, welcher stets während der Inspiration zunimmt, beim Ausathmen aber abnimmt. Daher vermeidet er die tiefe Inspiration, athmet nur kurz ein, und ist bemüht, mehr mit dem Zwerchfell und den Bauchmuskeln, als mit dem Brustkorbe und den Brustmuskeln zu athmen, besonders wenn die Krankheit einen höheren Grad erreicht hat * ) . Mit diesem Seitenstiche stellt sich auch ein heftiger Husten ein, der durchaus trocken und höchst schmerzhaft ist; dabei kann der Kranke nicht auf der leidenden Seite liegen. Die Krankheit ist stets von einem sehr akuten, anhaltenden Fieber begleitet, mit einer grossen Aufregung des Gefässsystems; daher unterscheidet sich diese Entzündung von allen übrigen durch den P u l s ; er ist nämlich häufig, hart nnd gespannt (pulsus pleuriticus), *) Das Stechen kann sich auf jeglichem Theile der Brustwandungcn festsetzen, am häufigsten aber findet es sich unterhalb der Brustwarzen, oder in gleicher Höhe in der Seite; zuweilen fehlt es selbst bei der akutesten Pleuritis ganz und gar. L.

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Entzündungen

Diät zu beobachten. Blasenpflaster auf die Brust haben Bich in der Regel nicht nützlich bewiesen. W i l l man Schmerz auf der Hautflächc erregen, so möchten Senfkataplasmen auf die uniern Extremitäten oder Friktionen auf die Brustbeingegend mit folgendem Liniment: alkoholische Kanlharidentinktur 2 0 — 3 0 Tropfen in giv süssem Mandelöl, ferner mit der Autenriethschen Salbe oder mit 6 — 8 Tropfen Crotonöl vorzuziehen sein. Um den in den Broncliien angesammelten Schleim lierauszubefördern, dienen am besten Emetica in kleinen Gaben, öfter wiederholt, namentlich die Ipecacuanha, entweder in Form der Magendie'schen Brechtäfelchcn von Emetin (alkohol. Ipecacuanha-Extrakt ein Theil, gepulverten Zucker 3 5 Tbeile, Tragakanthgummischleim so viel, als zur Bereitung der Täfelchen von 1 8 Gr., wovon jedes i Gr. gefärbtes Emetin enthält; ein solches Täfelchen nüchtern gegeben reicht gewöhnlich zur Erregung des Brechens h i n ) oder als Syrup. Endlich muss man die Wiedergenesung durch eine passende nahrhafte Diät unterstützen. D a die grössere Sterblichkeit der Kinder an dieser Krankheit im Spitale, wohl durch die daselbst gewöhnliche Rückenlage bedingt werden könnte, so mnss man diese zu verhindern suchen.

Pleuritis,

Brustfellentzündung. Laennec.

N a c h B e r e n d s und

S y m p t o m e . Die Pleuritis giebt sich durch folgende Zeichen zu erkennen: der Kranke empfindet einen heftigen, stechenden Schmerz in der Gegend der Rippen, welcher stets während der Inspiration zunimmt, beim Ausathmen aber abnimmt. Daher vermeidet er die tiefe Inspiration, athmet nur kurz ein, und ist bemüht, mehr mit dem Zwerchfell und den Bauchmuskeln, als mit dem Brustkorbe und den Brustmuskeln zu athmen, besonders wenn die Krankheit einen höheren Grad erreicht hat * ) . Mit diesem Seitenstiche stellt sich auch ein heftiger Husten ein, der durchaus trocken und höchst schmerzhaft ist; dabei kann der Kranke nicht auf der leidenden Seite liegen. Die Krankheit ist stets von einem sehr akuten, anhaltenden Fieber begleitet, mit einer grossen Aufregung des Gefässsystems; daher unterscheidet sich diese Entzündung von allen übrigen durch den P u l s ; er ist nämlich häufig, hart nnd gespannt (pulsus pleuriticus), *) Das Stechen kann sich auf jeglichem Theile der Brustwandungcn festsetzen, am häufigsten aber findet es sich unterhalb der Brustwarzen, oder in gleicher Höhe in der Seite; zuweilen fehlt es selbst bei der akutesten Pleuritis ganz und gar. L.

der Brustorgane.

111

bisweilen verursacht seine Härte sogar das Gefülil als wenn er in die Finger einschneide, so dass man ihn mit Recht sügenförmig (pulsus serratus) nennen kann. Auf dem bei der Pleuritis gelassenen Blute bildet sich sehr bestimmt und deutlich die Entzündungshaut, so dass man sie deshalb ehemals Crusta pleurilica nannte. Das Fieber steht mit dem Seitenstiche in einer so engen Verbindung, dass es mit demselben ab- und zunimmt. P h y s i k a l i s c h e Z e i c h e n . Sobald die Ergiessung an der innern Oberfläche der Pleura, welche eine Entzündung dieser Membran stets begleitet, sich gebildet hat, so fehlt der Wiederhall, welchen die Brust bei der Perkussion liefern sollte, an allen Theilen derselben, w o er eigentlich vorhanden ist. Bei der Auskultation bemerkt man eine grosse Verminderung oder den gänzlichen Mangel des ' R e spiralionsgeräusches, das Erscheinen, Verschwinden und die Wiederkehr der Aegophonie; es sind dies Zeichen, wodurch das Sethoskop das Vorhandensein des pleuritischen Ergusses und seine Quantität anzeigt. Der gänzliche Mangel des Respirationsgeräusches einige Stunden nach Eintritt der Krankheit ist ein ganz pathognomonisches Zeichen der Pleuritis mit reicldichem Erguss, selbst wenn das pleuritische Stechen nicht vorhanden ist; denn in der Pneumonie geschieht dies Verschwinden nur gradweise, und man vermisst das Geräusch fast nie unter dem Schlüsselbeine. Das Fortbestehen des Geräusches in einer Ausdehnung von ungefähr 3 Querßnger längs der ganzen Wirbelsäule nach der Wurzel der Lunge zu, ist ein nicht minder beständiges Zeichen der Pleuritis. Dieses Zeichen erklärt sich übrigens sehr wohl durch das Zurückdrängen der Lunge durch den Erguss nach ihrer Wurzel zu. Die Aegophonie tritt zu der Zeit ein, wenn der Erguss anfängt, einigermassen beträchtlich, der Ton auf der kranken Seite matt und die Respiration unmerklicher zu werden; sie verschwindet, wenn der Erguss sehr reichlich wird, und erscheint von neuem, wenn dieser sich zu vermindern anfängt. Die Aegophonie fehlt niemals, wenn die Pleuritis bei einem Subjekte erscheint, dessen Brustfell bisher gesund gewesen war. Dsr einzige Umstand, unter welchem sie manchmal fehlt, wird durch alte, an einem grossen Theile der Lunge befindliche Verwachsungen bedingt. D i a g n o s e . Heftiger, stechender Schmerz in der Gegend der Rippen, der bei der Inspiration z u - bei der Ausathmung aber ab. nimmt, trockner und höchst schmerzhafter Husten, häufiger, harter, gespannter, zuweilen sägenförmiger Puls, Verminderung oder gänzlicher Mangel des Respirationsgeräusches, und Erscheinen, Verschwinden und Wiederkehr der Aegophonie, sind die pathognomischen Zeichen, welche das Bestehen einer Pleuritis kund geben. A e t i o l o g i e . Die schon bei der Pneumonie aufgeführten okkasionellen Momente können auch bei dazu disponirten Individuen Pleu-

112

Entzündungen

riti9 hervorrufen. Besonders gehären dahin mechanische Verlegungen, Wunden, wclche die Brustmuskeln durchdringen, Rippenbrüche, starke Quetschungen und Erschütterungen des Brustkorbes 0. dgl. m. Sie befällt meistens nur sehr robuste Individuen, dann aber auch vorzugsweise solche, die zu Rheumalismen geneigt sind; daher ist sie besonders häufig im Frühling, als in der dem Rheumatismus günstigsten Jahreszeit *). V e r l a u f , A u s g a n g u. s. w. Die Krankheit verläuft sehr rasch, oft schon entscheidet sie sich am 5.—7. Tage, und zwar durch Nasenbluten, durch reichliche, allgemeine Schweisse und durch einen starken Bodensatz im Urin. Wenn die Krankheit nicht bald zertheilt wird, so gesellen sich nach einigen Tagen pneumonische Symptome, Druck auf der Brust, grössere Athembeschwerden hinzu, der Husten wird feucht, der Auswurf ist anfänglich bliitig, und die Krankheit geht immer mehr in Pneumonie über, wobei sich die siechenden Schmcrzcn vermindern. Wenn diese Entzündung vernachlässigt wird, so nimmt sie nach einigen Tagen leicht eine chronische, schleichende Form an, während welcher sich ein reichlicher, mit vieler Lymphe gemischter und daher sehr flüssiger Eiter bildet, der sich dann seinen Weg nach Aussen bahnt, und sehr bald eine Caries der von ihm berührten Rippen verursacht. Den auf diese Weise gebildeten Abscess hat man mit der Benennung eines Empyema spurium bezeichnet, indem sich der Eiter zwischen der Rippenpleura und den Interkostalmuskeln befindet, den man oftmals deutlich durch, die, äussere Untersuchung als eine umschriebene, schwappende Geschwulst wahrnehmen kann. W e n n man den Eiter durch einen gemachten Einstich abflicssen lässt, so wird dadurch der Pleurasack nicht geöffnet. Hat sich einmal ein solcher Abscess gebildet, so dauert die Eiterabsonderung an dieser Stelle meistens sehr lange, oft Zeitlebens; es ist daher gerathen, die gemachte Oeifnung nicht sogleich wieder zu schliessen, sondern dieselbe lieber künftig offen zu erhalten, und in eine Art von Fontanell zu verwandeln. Sellener geht die Pleuritis in. Wassersucht, und zwar in eine Sackwassersucht der Pleura über. Diese Membran wird nämlich verdickt, krankhaft verändert, und bildet so zwischen ihr und den Interkostalmuskeln den Sack, in welchem das Wasser enthalten ist. Endlich giebt die Entzündung der Pleura sehr häufig Veranlassung zu weit verbreiteten Ausschwitzungen, Verwachsungen und Pseudomembranen zwischen dem Rippenfelle und den Lungen. Dergleichen falsche Häute und Verwachsungen findet man so oft in den *) Auch soll sie in gewissen Epidemieen kontagios werden tonnen, wie mehrere glaubhafte Beobachter die Erfahrung gemacht. L.

113

der Brustorgane.

Lungen von Personen, die niemals an wahrnehmbaren Zeichen einer Pleuritis gelitten haben, dass man durch die Gegenwart derselben sich noch nicht berechtigt halten kann, in allen diesen Füllen auf eine vorhergegangene Entzündung zu schliessen. Uebcr den Silz der Pleuritis haben sich die Aerztc schon seit den ältesten Zeiten gestlitten, und die Meinung darüber w a r sehr verschieden. Die älterem Aerzle nehmen an, dass der Sitz der Entzündung ausschliesslich in der Pleura sei, und zwar so, dass die Lungen gar nicht mit ergriffen würden. Dagegen behaupteten M o r g a g n i H o f f m a n n , II all e r und andere, dass die Pleura nie allein entzündet sei, sondern dass stets auch Peripneumonie Statt finde. Die Neueren stimmen dieser Meinung bei, nicht nur, weil die Beobachtung dafür sprach, sondern weil sie auch durch die theoretischen Vorstellungen, besondere der H a l l e r s c h e n Schnle, bestätigt ward. Da nach H a l l e r die Pleura eine unempfindliche Membran ist, so musste bei der Pleuritis entweder eine gleichzeitige Entzündung der Lunge vorhanden sein, oder sie musste in den Brustmuskeln ihren Sitz haben. Dass aber mit allen diesen Hypothesen nichts bewiesen wird, leuchtet von selbst ein. Die Pleura ist zwar allerdings im unverletzten Zustande nicht empfindlich, aber viele Theile werden dies erst, wenn sie sich in einem entzündeten Zustande befinden; ausserdem hat sie auch Blutgefässe, kann also füglich der Sitz einer Entzündung sein. Dagegen muss man zugeben, dass sich wohl nur höchst selten die Entzündung ganz allein auf die Pleura beschränke, sondern in den bei weitem häufigsten Fällen mehr oder weniger auch auf die Lungen übertragen werde. Dass man so selten bei Leichenöffnungen die Spuren einer einfachen Pleuritis vorfindet, erklärt sich auch daraus, dass die reine Pleuritis sehr selten tödtlich ist, sondern dies erst wird, indem sie auch die Lungen befallt. Je nachdem nun die Entzündung ausschliesslich das Rippenfell, oder gleichzeitig die Lungen mit ergriffen hat, muss man folgende Species der Pleuritis unterscheiden: 1) Die wahre, reine Brustfellentzündung, Pleuritis vera (Boerhave), Pleuritis pura (Bagliv). 2) Die peripneumonische Brustfellentzündung, Pleuritis peripneumonica, Pleuroperipneumonia, bei der sich die Entzündung nicht nur über das Brustfell, sondern auch über die Oberfläche der Lungen erstreckt. 3) Die falsche Brustfellentzündung, der falsche Seitenstich, Pleuritis spuria. Dieser Name ist schon von den älteren Aerzten sehr gut gewählt; denn entweder hat bei den dadurch bezeichneten Zuständen die entzündliche Reizung ihren Sitz gar nicht in der Pleura, oder die Krankheit ist überhaupt keine Entzündung. Im ersteren Falle sind es die Brustmuskeln, welche entzündlich affizirt werden,

8

114

Entzündungen

in dem anderen gehen die Scitenschmerzen von ganz verschiedenen Ursachen aus, z. B. von Blähungen, welche sich im Kolon anhäufen, von Würmern, u. dgl. m. Dabei fehlt natürlich das Fieber. Auch verursachen bisweilen Krämpfe in den Brustmuskeln heftige Seitensclnncrzcn, welchc von den Neueren Pleurodyne genannt werden. L e i c h e n b e f u n d ' (Laennec). Die anatomischen Kennzeichen der Pleuritis beziehen sich auf den Zustand der Pleura selbst und des Produktes der vermehrten und veränderten Sekretion, welche immer die Entzündung dieser und aller serösen Membranen begleitet. Das Brustfell zeigt im Zustande der akuten Entzündung eine punklirte Rothe, und es scheint, als habe man mit einem Pinsel an der Oberfläche dieser Membran eine grosse Menge kleiner unregelmässiger und sehr nahe an einander stehender Blutflecken gemacht. Diese rolhen Flecke durchdringen die ganze Dicke der Membran, und lassen Räume zwischen sich, an denen man noch sehr gut die weisse Farbe des Brustfelles unterscheidet. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Rothe während des Lebens nicht glcichmässig verbreitet ist, und dass die nicht gcrötheten Stellen, die man nach dem Tode an der Pleura beobachtet, und welche ihr ein punktirtes Anselm geben, so wie die Abwesenheit der unnatürlichen 'Färbung im grössten Th^ile der Membran nicht, wie dies Bichel bei analogem anatomischen'Befunde that, mit dem fast gänzlichen Verschwinden der Rothe, die man oft an den Leichen der an Erysipelas Verstorbenen wahrnimmt, verglichen werden darf. Einige Aerzte betrachten die Verdickung der Pleura als eine sehr gewöhnliche Folge ihrer Entzündung. Allein in den meisten Fällen hat man gewiss zahlreiche an der innefn oder äussern Fläche der Pleura befindliche hirsekornähnliche Tuberkeln zwischen dieser Membran und den Thcilen, welche sie überzieht, gelegene knorpelartige Inkrustationen, oder mehr oder weniger dichte und fest an ihrer inneren Fläche anhängende falsche Membranen für die Verdickung genommen. Die Entzündung der Plenra wird immer von einer Aushauchung an ihrer inneren Oberfläche begleitet; diese Aushauchung, die eigentlich die den serösen Häuten eigentümliche Art der Eiterung ist, scheint von den ersten Augenblicken der Entzündung zu beginnen, und liefert gewöhnlich immer zwei ihrer Natur nach verschiedene Materien, eine halb feste und eine andere wässrige und sehr flüssige. Die erste ist unter dem Namen f a l s c h e M e m b r a n , die zweite unter dem der S e r o s i t ä t , oder der w ä s s r i g - e i t r i g e n E r g i e s s u n g (epancliement sero-purulcnt.) bekannt. Die falschen Membranen werden von einer mehr oder weniger gelbweissen, undurchsichtigen oder halb durchsichtigen Materie gebildet, deren Konsistenz manchmal kaum fester als die des Eiters ist, und in anderen Fällen mit dem gekochten Eiweiss oder der Entzündungshaut des Blutes Aehn-

115

der ßrustorgane.

lichkeit haben. Diese die ganze entzündete Parfhie der Pleura wie ein Tuch überziehende Materie erstreckt sich, wenn die Entzündung allgemein ist, über alle Theile, sowohl über die Lungen, als über die Wandungen des Thorax, und bildet sonach eine Art innerlicher und vollständiger Verdoppelung. Ihre gewöhnliche Dicke wechselt "von einer halben bis zu zwei Linien, und ist im Allgemeinen ziemlich gleichförmig. Manchmal lösen sich, vorzüglich wenn die Menge der ergossenen Serosität sehr gross ist, die falschen Membranen ganz oder zum Theil von der Pleura los, und schwimmen frei in der serösen Flüssigkeit, Diese wässrige Ergiessung, welche die Bildung der falschen Membranen begleitet, zeigt sich gewöhnlich unter der Gestalt einer zitronen - oder schwach - gelben F a r b e , und ihre Durchsichtigkeit wird nur durch kleine, von fest gewordenem Eiter gebildete, oder pseudomembranöse .Fragmente, oder durch Fasern von gleicher Natur getrübt. Sie ähnelt demnach sehr den nicht geklärten Molken, und diese Aehnlichkeit ist so gross, dass sie einige Praktiker in den Irrlhum hat verfallen lassen, in der wässrig-eitrigen Ergiessung der Peritonitis der Wöchnerinnen die Milch erkennen za wollen. Die pleuritische Ergiessung ist bei der akuten Pleuritis gewöhnlich geruchlos. Ein ziemlich verbreiteter Irrthum in Bezug auf den Zeitpunkt, in welchem der Erguss in der Pleuritis Statt findet, ist es, dass er sich erst nach einer bestimmten Zeit, und selbst nach mehreren Tagen einstellte; man pflegt dies mit dem Aasdrucke, Pleuritis mit dem Ausgange in Ergiessung zu bezeichnen. Allein meistens finden sich schon eine Stunde nach dem Erscheinen des pleuritischen Stechens und dem Beginne der Krankheit alle physischen Merkmale der Ergiessung, nämlich Aegophonie, Abwesenheit des Respirationsgeräusches und des Brustwiederhalles. Nur das ist w a h r , dass die Ergiessung einige Tage lang zunimmt, und dass sie erst nach dieser Zeit durch die Erweiterung der Brust und den vollkommenen Mangel alles Wiederhalles für Jedermann offenbar wird. B e h a n d l u n g . Da die Pleuritis immer hypersthenischer Natur ist, und stets bei kräftigen, zu sthenischen Krankheiten geneigten Individuen vorkömmt, auch meistens aus einem Uebermaasse der Inzita« mente besteht, so erheischt sie ein schwächendes Verfahren, besonders'wiederholte Aderlässe, deren Maass der Puls sehr sicher bestimmt. Man muss sie oft wiederholen, bis der Puls seine abnorme Fülle und Härte verliert. Aeusserlich dienen Bähungen, Breiumschläge, Einreibungen, welche hier mehr nützen, als bei der Pneumonie. Wenn die örtlichen Schmerzen, obgleich der allgemeine Entzündungszustand durch allgemeine, und nach Umständen auch durch örtliche Blutentziehungen gemässigt worden ist, noch fortdauern, so wird ein auf die leidende Stelle gelegtes Vesikatorium um so mehr leisten, da die Entzündung ihren Sitz in einer serösen Membran ge8 *

116

Entzündungen.

nommen liat, und schon deshalb eine Neigung verräth, eine dem Rheumatismus verwandte Natur anzunehmen. Innerlich giebt man schwächende Neutralsalzc, besonders reichlich den Salpeter, und wenn es zuletzt an der gehörigen Entscheidung 'durch den Schweiss fehlen sollte, so wird diesen theils schon ein Vesikatorium befördern, theils kann man die Hautthäligkeit durch kleine und wiederholte Gaben Campher erwecken. Wenn die Krankheit in eine Pneumonie übergeht, so muss sie als solche behandelt werden. Lässt die vernachlässigte Pleuritis eine Eiterung zwischen der Pleura und den Interkostalmuskeln zurück, so muss, wenn sich ein Abscess nach Aussen hin bildet, dieser alsbald geöffnet werden. Sehr dunkel ist die Diagnose, wenn die Krankheit, was jedoch im Ganzen selten geschieht, in eine Sackwassersucht der Pleura übergeht, wobei der Sack die Brusthöhle verengert. Deutlicher wird dieser Zustand durch eine sorgfältige Beobachtung der vorhergegangenen Pleuritis. , Von der eigentlichen Brustwasscrsucht unterscheidet er sich durch das mehr örtlich begränzte Leiden. Ist die Wasseransammlung unbedeutend, so wird sie wieder resorbirt; wenn sie beträchtlicher ist, kann sich wohl die Flüssigkeit in die Brusthöhle ergiessen, und eine wirkliche Brustwassersucht bilden. Bei der traumatischen Pleuritis ist natürlich die chirurgische Behandlung das Wichtigste. , Brüche müssen reponirt, Splitter entfernt, und nun, um die Entzündung zu verhüten, Blutentziehungen und antiphlogistische Mittel in Anwendung gesetzt werden. Doch soll man, nach einer richtigen Lehre der Alten, bei allen äusseren Verletzungen sich nicht sogleich zu einer bestimmten Heilart entschliessen, sondern erst einige Stunden abwarten, um zu erforschen, welche Natur die Affektion annehmen werde. Bei Behandlung einer periodischen Pleuritis hat man zu erwägen, ob die entzündlichen Zufälle besonders vorherrschend sind, was namentlich im Frühjahr am ersten der Fall sein wird, oder ob der Seitenstich mehr die Natur einer periodischen Neurose zeigt. Im ersten Falle muss man zunächst antiphlogistisch verfahren, und namentlich sind Blutentziehungen angezeigt; im anderen gebe man ableitende, gelind krampfstillende Mittel, wende ölige Einreibungen und ein Blasenpflaster auf die schmerzhafte Stelle an. Sind die Schmerzen sehr heftig, so können sie nur durch wiederholte Gaben von Opium beseitigt werden, sonst benutze man die eintretenden Apyrexieeu und gebe zeitig China, um das Wechselfieber, und mit ihm die Zufälle zu heben. Die falsche Brustfellentzündung erfordert eine, die zum Grunde liegende Krankheitsursache berücksichtigende Behandlung; je nachdem man es also mit einer pleuritis spuria saburralis, flatulenta oder verminosa zu thun hat, verfahre man ausleerend, Blähungen treibend

117

der Brustorganc. oder gebe dem Warmreiz entsprechende Mittel. schen Erscheinungen

Die

uiiter pleurili-

auftretende rheumatische Afleklion der

Brust-

muskeln, pleurilis rhcutnatica, •erfordert eine dem Rheumatismus angemessene Behandlung,

daher Einreibungen Ton Liniment, ammonia-

lum und innerlich diaphoretische Mittel, Liq. animon. acetic. in einem Infusum flor. sambuci.

Ist die rheumatische Aifektion aber bedeuten-

der, mit Fieber verbunden, und der wahren Entzündung eich nähernd, so sind auch hier öiilichc Blutentziehungen, Blasenpflaster und innerlich kühlende Ncutralsalze angezeigt. Bei der Pleuroperipneumonie muss man die Ileilart gegen beide Entzündungen richten, und besonders den Uebergang in eine eindringende Pneumonie zu verhüten suchen. Da die Krankheit meist einen rein hyperslhenischen Karakter h a t , und auch Puls und Athemholcn einen sichern Maassstab für die Stärke der Entzündung abgeben, kommt es besonders darauf an, zu verfahren. mida,

so

im Anfange hinreichend schwächend

Boerhave nennt die Pleuroperipneumonie Pleuritis liu-

und will,

dass man

sie ganz wie eine Pleuritis behandle.

Sind die plcuritischcn Symptome beschwichtigt worden, so befördere man durch milde und krampfstillendc Mittel

die anderweitigen Kri-

sep, den Auswurf, Schweiss und Urin.

E n t z ü n d u n g der L u f t r ö h r e n ä s t e . I n f l a m m a t i o chiorum, Bronchitis.

bron-

Nach H a s t i n g s , B a d h a m und S a c h s . Betrachtet man die Struktur und die Funktion der Bronchialgcfässe und bedenkt man, dass dieselbe beständig dem Einflüsse der atmosphärischen Luft ausgesetzt sind, so dürfte man sich nicht wundern, dass die Schleimhaut, welche diese Gelasse inwendig überzieht, häufig der Silz der Entzündung ist. diese Entzündung

Die Symptome, welche durch

hervorgebracht werden,

sind

der

Art

und

dem

Grade nach sehr verschieden, und richten sich nach dem Alter und der Konstitution des Kranken, nach der Gclindigkeit oder Heftigkeit des Anfalles, und nach der Länge der Zeit, welche er gedauert hat. Man unterscheidet:

1) Symptome.

Bronchitis

acuta.

Der Puls, die Haut und die Zunge zeigen eine

ungewöhnliche Reaktion a n ; doch ist das Gesicht oft eigen blass gefärbt.

Selten fühlt der Kranke einen örtlichen Schmerz in derBrusl,

aber beständig hat er ein beängstigendes Gefühl von Beklemmung.

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der Brustorganc. oder gebe dem Warmreiz entsprechende Mittel. schen Erscheinungen

Die

uiiter pleurili-

auftretende rheumatische Afleklion der

Brust-

muskeln, pleurilis rhcutnatica, •erfordert eine dem Rheumatismus angemessene Behandlung,

daher Einreibungen Ton Liniment, ammonia-

lum und innerlich diaphoretische Mittel, Liq. animon. acetic. in einem Infusum flor. sambuci.

Ist die rheumatische Aifektion aber bedeuten-

der, mit Fieber verbunden, und der wahren Entzündung eich nähernd, so sind auch hier öiilichc Blutentziehungen, Blasenpflaster und innerlich kühlende Ncutralsalze angezeigt. Bei der Pleuroperipneumonie muss man die Ileilart gegen beide Entzündungen richten, und besonders den Uebergang in eine eindringende Pneumonie zu verhüten suchen. Da die Krankheit meist einen rein hyperslhenischen Karakter h a t , und auch Puls und Athemholcn einen sichern Maassstab für die Stärke der Entzündung abgeben, kommt es besonders darauf an, zu verfahren. mida,

so

im Anfange hinreichend schwächend

Boerhave nennt die Pleuroperipneumonie Pleuritis liu-

und will,

dass man

sie ganz wie eine Pleuritis behandle.

Sind die plcuritischcn Symptome beschwichtigt worden, so befördere man durch milde und krampfstillendc Mittel

die anderweitigen Kri-

sep, den Auswurf, Schweiss und Urin.

E n t z ü n d u n g der L u f t r ö h r e n ä s t e . I n f l a m m a t i o chiorum, Bronchitis.

bron-

Nach H a s t i n g s , B a d h a m und S a c h s . Betrachtet man die Struktur und die Funktion der Bronchialgcfässe und bedenkt man, dass dieselbe beständig dem Einflüsse der atmosphärischen Luft ausgesetzt sind, so dürfte man sich nicht wundern, dass die Schleimhaut, welche diese Gelasse inwendig überzieht, häufig der Silz der Entzündung ist. diese Entzündung

Die Symptome, welche durch

hervorgebracht werden,

sind

der

Art

und

dem

Grade nach sehr verschieden, und richten sich nach dem Alter und der Konstitution des Kranken, nach der Gclindigkeit oder Heftigkeit des Anfalles, und nach der Länge der Zeit, welche er gedauert hat. Man unterscheidet:

1) Symptome.

Bronchitis

acuta.

Der Puls, die Haut und die Zunge zeigen eine

ungewöhnliche Reaktion a n ; doch ist das Gesicht oft eigen blass gefärbt.

Selten fühlt der Kranke einen örtlichen Schmerz in derBrusl,

aber beständig hat er ein beängstigendes Gefühl von Beklemmung.

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Entzündungen

Das Athmen ist schnell und mühsam, und der Kranke hat nur Erleichterung in aufrechter Lage. Hasten ist immer vorhanden, doch steht er mit dem Schwerathmen in keinem Verhältnisse der erste ist unbedeutend, während das andere sehr stark ist. Im ersten Zeiträume dieser Krankheit findet immer einiger Auswurf Statt. Das Aufhören desselben ist immer ein böses Zeichen, wenn das Schwerathmen fortdauert, da es anzeigt, dass nicht Kräfte genug vorhanden sind, die in die Bronchien ergossenen Flüssigkeiten auszuwerfen, welche eich nothwendig anhäufen, und cndlich diese und die Luftzellen ausfüllen müssen. Die Haut ist trocken, die Zunge schmutzig belegt, und der Urin roth gefärbt und sparsam; der Puls ist indessen in anderer Hinsicht verschieden, er ist immer hart, und zeigt meistens die Nothwendigkeit zum Blutlassen an. Das Stadium der Erregbarkeit gellt, wenn dasselbe nicht durch passende Mittel gehoben wird, in ein gleichmässigcs Sinken aller Kräfte des Organismus über. Es entsteht Orthopnoe, die Lippen werden oft purpurroth gefärbt, der Puls sinkt und mehrt sich in Hinsicht der Frequenz, die Haut ist gewöhnlich nasskalt, und der Vorderkopf und das Kinn sind mit kalten Schweissen bedeckt. Der Auswurf, der häufig war, mindert sich, oder hört gänzlich auf, und der Kranke stirbt in Folge der Anhäufung der abgesonderten Flüssigkeit in den Luftzellen. Der hohe Grad des Schwerathmens und die Neigung der Krankheit, früher als am fünften oder sechsten Tage tödtlich abzulaufen, geben die hervorstechendsten Zeichen derselben ab. Werden kräftige Mittel, welche einen Eindruck auf die ganze Konstitution machen, frühzeitig angewendet, so verschwinden diese gefahrdrohenden Symptome zuweilen. Das Schwerathmen mindert eich, die Zusammenschnürung der Brust hört auf, der Husten wird leichter, und wird vop einem reichlichen und dicken Auswurfe, der sehr erleichtert, begleitet. Der Puls, die Beschaffenheit der Zunge und der Haut werden natürlicher, und nach und nach befindet sich der Kranke ausser Gefahr. Der hohe Grad von Schwäche, der herbeigeführt wurde, macht, dass die Genesung sehr langsam Vor sich geht, und oftmals bleibt ein langwieriger chronischer Zustand zurück, der sich durch einen häufigen und heftigen Husten, und reichlichen Auswurf einer eiterartigen Flüssigkeit auszeichnet. Der Puls ist besonders beschleunigt, das Gesicht wird gewöhnlich gegen Abend sehr geröthet, und bei Nacht brechen partielle Schweisse aus. Zu diesen Symptomen gesellt sich zuweilen eine grosse Abmagerung, alle Symptome einer beginnenden Schwindsucht treten ein, und der Tod des Kranken scheint unvermeidlich. Dieses chronischc Leiden kann dennoch günstig ablaufen, besonders wenn der Sommer herankommt, und der Kranke den Vorthal der günstigen Witterung gemessen kann. Es wird dieser Ausgang

der Brustorgane.

Iii)

der akulen Bronchitis noch näher bei der chronischcu Form dieses Leidens abgehandelt werden. Noch giebt es eine a k u t e E n t z ü n d u n g d e r B r o n c h i e n b e i K i n d e r n , B r o n c h i t i s i n f a n t u m , die schneller tödtlich abläuft, als die eben beschriebene Form, obwohl sie keine so heftigen Symptome darbietet, als diese. Dieselbe ist in der That so trügerisch, dass oft der Arzt, wenn die Gefahr am stärksten ist, eine günstige Prognose stellt, weil die gewöhnlichen Zeichen einer heftigen Entzündung fehlen. Gemeinhin kommt diese Art. im Frühjahr vor, fängt als ein katarrhalisches Leiden an, und behält gewöhnlich diesen Karakter durch ihren ganzen Verlauf. Die Respiration ist schneller als !m gesunden Zustande, und sehr allgemein hört man bei derselben ein keuchendes Geräusch, das Schwerathmen ist indessen nicht bedeutend, und der Kranke scheint kein besonderes Unbehagen in der horizontalen Lage zu fühlen. In dieser Hinsicht leidet der Kranke überhaupt nicht mehr, als bei einem gewöhnlichen heftigen Katarrh. Husten ist immer vorhanden, manchmal ist er aber sehr gelinde, und wird selten von einem Auswurfe begleitet, wenn derselbe nicht durch Erbrechen erregt wurde. Die Zunge ist manchmal belegt, hat aber zuweilen ein natürliches Ansehn. Das Kind verweigert selten die ihm angebotene Nahrung, und das Fieber ist in vielen Fällen nicht bedeutend. Die blasse Farbe des Gesichts ist besonders merkwürdig, und wird gewöhnlich gleich nach dem ersten Anfalle bemerkt. Im frühesten Zeiträume findet man den Puls hart und frequent, aber in den meisten Fällen verschwindet die Härte, während die Frequenz bleibt. So wie die Krankheit immer weiter schreitet, bemerkt man eine ausserordentliche Veränderung im Zustande desAthmens und des Pulses. Das Athmen wird zuweilen einige Stunden hindurch so frei und leicht, dass der Arzt glauben kann, er habe die Krankheit gehoben und das Kind werde genesen; mit einem Male aber findet eine so plötzliche Verschlimmerung des Schwcrathmens Statt, dass augenblickliche Erstickung erfolgen zu wollen scheint. Nach und nach wird die Heftigkeit des Schwerathmens gelinder, und die Respiration wird in einigen Fällen dem Anscheine nach beinahe wieder natürlich, und bleibt so lange so, bis eine neue Verschlimmerung eintritt, welches gewöhnlich sehr bald der Fall ist. Diese Remissionen und Exacerbationen dauern durch die ganze Krankheit fort. Während der Remissionen schlummert das Kind, und wird aucli nicht sehr von dem Husten ge|)lagt. Der Zustand des Pulses hängt augenscheinlich ^lössteutheils von dem der Respiration ab. Während der Exacerbationen ist derselbe sehr beschleunigt, und oft schwankend; s o w i e die Heftigkeit derselben aber nachlässt, so wird er gewöhnlich langsamer. Die Krankheit bleibt nicht so 8lchcn } die Symptome werden bald

120

Entzündungen

schlimmer. Die Beschwerde beim Athcmholen mehrt 6ich, wird beunruhigender, und die Remissionen sind weniger vollkommen. Das Kind verfallt oft in einen komatösen Zustand. An den Lippen zeigt sich eine leichte, schwarzgelbe Farbe, von der die Wangen nicht ganz frei sind. Selbst in dieser letzten Periode scheint noch zuweilen ein Hoffnungsstrahl aufzugehen, denn eine kurze Zeit hindurch scheint die »Scliweratlimigjceit aufzuhören, und das Kind besser zu sein. Diese Hoffnung geht aber nie in Wirklichkeit über, denn schon die nächste Exacerbation kann den Tod durch Erstickung herbeiführen. In den heftigsten Fällen dauert die Krankheit nur eine halbe Stunde; in denen aber, die nicht so heflig sind, ist das Ende derselben gewöhnlich vor dem 5ten oder 6ten Tage. D i a g n o s e . Die Unterscheidung der akuten Bronchitis von einer P n e u m o n i e ist schwierig, und nicht in allen Fällen können diese Krankheiten von einander unterschieden werden. In der Bronchitis ist die Gesichtsfarbe gewöhnlich blass, welches bei der Pneumonie nicht der Fall ist. Das Schwerathmen ist in der akuten Bronchitis w e i t heftiger, als in der Pneumonie. Auch ist bei ersterer ein weit höherer Grad von Angst vorhanden, als bei der letzten. Ueber Schmerz klagt der Kranke selten in der Bronchitis, vielmehr fühlt er nur eine eigerithümliche Beklemmung auf der Brust, während wirklicher Schmerz bei der Pneumonie vorhanden ist." W e n n der Auswurf frei w i r d , so ist er bei der Bronchitis ungleich stärker, als bei der Entzündung der Lungensubstanz oder des Brustfelles. Das keuchende Geräusch heim Athemholen, welches bei einigen Arten der Bronchitis immer gehört wird, hört man selten bei der Pneumonie. In allen Fällen der akuten Bronchitis hat die Respiration etwas Eigentümliches; sie ist beschleunigt und ängstlich. Auch drückt sich die Angst auf dem Gesichte hier ungleich stärker aus, als in der Pneumonie. Der Puls kann ebenfalls als diagnostisches Zeichen dienen; er ist frequent, aber ihm fehlt die Härte und das Gespannte des pleuritischen Pulses. ¡Alle praktischen Schriftsteller bemerken, dass die arteriellen Pulsationen in dieser Krankheit wesentlich von denjenigen abweichen, welche bei Entzündungen fester Eingeweide vorkommen. Achtet man auf die Entstehung der Krankheit, so hat man dadurch gleichfalls ein Hülfsmittel f ü r die Diagnose. Folgt das Brustleiden nach den Masern, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass es seinen Sitz in der Bronchialhaut hat. Eben so hat man allen Grund anzunehmen, dass die Schleimhaut der Luftwege krankhaft ergriffen sei, wenn Schwerathmigkeit und Husten unmittelbar nach dem Verschwinden einer Hautkrankheit entstehen. Findet bei den Blattern ein erschwertes Athmcn Statt, so ist es wahrscheinlich, dass eine Entzündung der Schleimhaut der Bronchien entstanden sei. Vom C r o u p lässt sich die Bronchitis im Allgemeinen leicht uii-

der Brustorgane.

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tersclieidcn. Der ungewöhnliche Ton beim lluslcn, und das eigent ü m l i c h e Geräusch hei der Respiration, welches beim Croup vorhanden ist, wird nicht bei der Bronchitis gehört. Es giebt indessen Fülle, in welchen eine Bronchitis in Verbindung mit einer Entzündung der Trachea vorkommt, und bei diese» finden sich Symptome ein, die mit denen beim Croup Aehnliclikeit haben. Die verschiedenartigen krankhaften Veränderungen der Stimme, des Athmens und des Hustens, die im Verlaufe des Croup's statt finden, zeigen deutlich die Beschaffenheit der Krankheitssymptome an, je nachdem der eine oder der andere Theil der Schleimhaut der Luftwege entzündet ist. Vom K e u c h h u s t e n unterscheidet sich die Bronchitis durch den höheren Grad von Fieber. In manchen Fällen des Keuchhustens bemerkt man kaum einiges Fieber. Das Schwerathmen ist in der Bronchitis ungleich grösser, als im Keuchhusten, ausgenommen in den Zeiträumen, in welchen die Anfälle des Hustens eintreten. In einigen Fällen, in welchen der Keuchhusten offenbar von einem Konlagium entstand und in der Gestalt eines Katarrhs anfing, nimmt er nie den eigentümlichen Karakter des Keuchhustens an, denn die Beschwerden beim Athmen, der Husten und das Fieber sind so heftig, dass die Krankheit bald tödtlich wird. Diese Fälle unterscheiden sich gar nicht von der Bronchitis. Die Leichenöffnung zeigt, dass die Trachea und die Bronchien sehr entzündet sind, und die letzteren, so wie die Luftzellen findet man mit einer weissen, eilerartigen Flüssigkeit angefüllt. Der Keuchhusten scheint aber gewöhnlich in Bronchitis überzugehen, ehe er tödtlich endet. Kommt bei ihm ein heftiges Schwerathmen und ein schneller und harter Puls vor, so sind dies die deutlichsten Zeichen, dass ein hoher Grad von entzündlicher Thäligkeit in der Schleimhaut der Bronchien vorhanden ist. Kaum wird es nöthig sein zu bemerken, dass sich die Bronchitis vom a k u t e n A s t h m a durch den Grad des Hustens, der bei der Bronchitis sehr heftig, beim Asthma aber gelinde ist, unterscheidet. Bei der Bronchitis ist das Schwerathmen immer gleich heftig, während es beim Asthma durch das Aufstossen von Blähungen erleichtert wird. In der Bronchitis ist Fieber vorhanden, und der Urin ist liochl'oth gefärbt. A e t i o l o g i e . Die Anlage zur Bronchitis kommt mehr dem höheren Alter z u ; dieses gilt besonders von der chronischen; doch kommen beide, die akute und chronische, unter begünstigenden Veranlassungen, in jedem Alter vor. V e r a n l a s s e n d e M o m e n t e können mehr oder weniger alle diejenigen sein, welche Pneumonie und arterielle Entzündungen überhaupt zu erzeugen vermögen; katarrhalische Aflektionen sind hier besonders häufig wirksam. Besonders leicht scheint die Bronchitis durch Ausschlagskonlagicn veranlasst zu werden; na-

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Entzündungen

mentlicli sind es Pocken, M a s e r n , Krätze, Herpes, welche hier anzuklagen sind. V e r l a u f , A u s g ä n g e etc. Wenige akut verlaufende Entzündungen, selbst die Tracheitis nicht ausgenommen, gelangen so schnell zu ihrer Akme, als die Bronchitis; desto langsamer aber und zögernder ist ihr Genesungsprozess. Deutlich jedoch beurkundet er sich durch die Abnahme der Schwerathmigkeit, und der damit verbundenen Angst. Bemerkenswerth ist es, dass der Husten, welcher im Zunehmen und anf der höchsten Höhe der Krankheit nur eine untergeordnete Stelle in der Symptomengruppe einnimmt, in der Genesungsperiode die bedeutendere hat. In der That wird er jetzt sehr häufig,, quälend und anhaltend, während die Respiration immer freier wird. Iii demselben Maasse, als die Respiration freier und das Fieber geringer wird, in demselben schreitet die Genesung fort, wenn dabei auch ein heftiger, anstrengender Husten sich entwickelt, und dieser mit sehr kopiösem Auswurfe und bedeutender Abmagerung anfänglich verbunden ist. Es ist nämlich jetzt nicht mehr Bronchitis, sondern eine andere, gefahrlosere Krankheit; es ist eine vegetative Entzündung in der Bronchialschleimhaut (Lungenkatarrh) und nicht mehr eine arterielle. Günstiger jedoch ist es, wenn der Katarrh sich in einem andern, unedlem Organ, z. B. im Darmkanale ausbildet; es ist jedoch der Durchfall nur dann ein günstiges Zeichen, wenn mit seinem Erscheinen zugleich Abnehmen der Schwerathmigkeit und Zurücktreten des Fiebers verbunden ist; unter jeder andern Bedingung vermehrt er nur die Gefahr. Allgemeine reichliche Schweisse, Nasenbluten, profuse Harnaussonderung u. dgl. sind auch hier günstige Ereignisse, aber nur wenn sie mit Erleichterung der Schwerathmigkeit und entschiedener Verminderung des Fiebers verbunden sind. L e i c h e n ö f f n u n g . In den Erscheinungen, die man bei den Leichenöffnungen der in Rede stehenden Krankheitsfälle vorfindet, herrscht eine grosse Verschiedenheit. In den heftigeren Fällen, wo eine starke Entzündung vorhanden war, und die Krankheit schnell endigte, fallen die Lungen gewöhnlich nicht zusammen, wenn man die Brusthöhle, obgleich das Brustfell nicht angewachsen ist, öffnet. Die Struktur der Lungen ist aber gewöhnlich völlig gesund, und frei von irgend einer Spur von Entzündung. Auch findet man gewöhnlich keine Flüssigkeit in der Brusthöhle oder im Herzbeutel ergossen. Deutliche Spuren aber einer entzündlichen Thäligkeit findet man in den Bronchien. Entfernt man die äussern Bedeckungen von der Trachea und macht einen Einschnitt in dieselben, so findet man sie oft mit einer Flüssigkeit angefüllt, die zu Zeiten citcrartig ist, oder auch aus einer serösen Masse besteht, die gewöhnlich mit koagulirter Lymphe oder Schleim vermischt ist. Die Bronchien sind gewöhnlich voll von einer cilcrartigcn Flüssigkeit, oder eines zühen Schlciuies oder blutigen Se-

der ßrustorganc.

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rums. In allen solchen Fällen üiesst, wenn man einen Schnitt in die Lungen macht, eine schaumartige Flüssigkeit aus. In wenigen Fällen entdeckt man keine Flüssigkeit in der Trachea, in den Bronchien oder Luftzellen, obgleich die Schleimhaut sehr entzündet ist. Zuweilen sind die Trachea und die Bronchien mit einer Substanz angefüllt, die der so häufig im Herzen nach dem Tode vorkommenden polypösen Konkretion gleicht. Die Schleimhaut, welche die, Luftzellen überzieht, ist deutlich entzündet. Die Haargefässe sind immer roth und erweitert, und zuweilen geschieht es, dass diese Rothe und diese Erweiterung so bedeutend ist, dass die Schleimhaut einem Gewebe von Blutgefässen gleicht. Ist die Krankheit in ihrem Verlaufe nicht so schnell, so sieht man nicht immer die ganze Schleimhaut entzündet. Einige Stellen derselben sind viel röther, als gewöhnlich, doch behält die Haut in den Zwischenräumen ihre natürliche Farbe bei. In diesen Fällen wird gewöhnlich eine grosse Menge seröser Flüssigkeit in die Luftzellen ergossen. P r o g n o s e . Die Gefahr, welche die akute Bronchitis mit sich führt, ist höchst" verschieden, indem sie von den verschiedenen Arten derselben abhängt. Man kann jedoch annehmen, dass wenn das Athmen nicht sehr erschwert, der Husten nicht heftig, der Auswurf reichlich und frei ist, und Erleichterung verschafft, der Puls regelmässig und fest, und nicht sehr frequent und hart ist, und die Kräfte des Kranken nicht sehr gesunken sind, dass die Prognose nicht ungünstig sei. Wenn das Athmen sehr hoch und mühsam ist, wenn eine Art von komatösem Zustande eintritt, wenn die Nägel schwarzgelb werden, und die Stimme heiser und undeutlich ist, wenn der Kranke einen hohen Grad von Angst und Brustbeklemmung empfindet, und der Puls weich, schnell und wogend wird, so kann man mit Sicher« heit annehmen, dass ein tödtlicher Ausgang erfolgt. Befällt die Bronchitis starke vollblütige Personen, so ist die Gefahr selten zweifelhaft. Keine Entzündung läuft häufiger tödlich ab, als diese. Alles ist zu befürchten, wenn auch die kräftigsten Mittel angewandt werden. Das Gefühl von Zusammenschnürung der Brust, der beschleunigte, ängstliche und mühvolle Athem, der Husten ohne Auswurf, die trockene, heisse Haut, die schmutzig belegte Zunge, der hochrothe Urin and der schnelle Puls, zeigen eine heftige Entzündung der Schleimhaut an. Die Prognose wird günstig, wenn das Alhmen leicht wird, und der Husten von einem freiem Auswurf begleitet ist. Weit schlimmer ist sie aber, wenn man die geringste Rothe des .Gesichtes bemerkt, oder der Auswurf geringer, und das Athmen schwerer wird, oder endlich, wenn die Augen aus dem Kopfe hervorstehen, und der Kranke

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Entzündungen

abwechselnd entweder unruhig oder schlafsüclitig ist. Hoffnungslos ist der Fall, wenn der Puls sehr schnell und frequent ist, oder wenn partielle Schweisse ausbrechen und der Auswurf stockt. Böi jungen Kindern ist die Prognose am ungünstigsten. Eine Bronchitis, die von Hautkrankheiten entsteht, ist weit gefährlicher als eine solche, welche durch Erkällung hervorgebracht - wird. K u r . Bei der Kur der Bronchitis sollte man z w a r , wie bei jeder rationellen Behandlung, zuerst sein Hauptaugenmerk darauf richten, diejenigen schädlichcn Einflüsse wegzuräumen, welche die Krankheit entweder veranlasst haben, oder sie noch fortwährend unterhalten und zu steigern im Stande sind (indicatio causalis); allein es sind dies hauptsächlich solche, die von atmosphärischen Einflüssen abhängen. Es folgt daraus, dass zur Genügung dieser Indikation nur wenig geschehen kann, und dass man die Kur gleich mit der gegen die Entzündung gerichteten Heilmethode beginnen müsse. Solche Schädlichkeiten aber, die die Entzündung zwar nicht allein herbeigeführt haben, die aber doch an der Entstehung derselben einigen Antheil haben können, müssen vor allen Dingen streng abgehalten werden, z. B. zu heisse Stubenluft, schädliche Dünste, Stubenrauch u. s. w. Das Krankenzimmer muss geräumig, luftig, im Winter nicht über 10 bis 12° R. erwärmt sein, und jede wärmere Luft streng vermieden werden. Der Kranke muss sich vollkommen ruhig halten, und so wenig als möglich sprechen. Eine angemessene, die Hautausdünstung befördernde Bedeckung, obwohl nie zu schwer und beängstigend, darf ihm nie fehlen. — Sind diese Rücksichten genommen, so sucht man durch eine der Individualität des Kranken und der Höhe der Krankheit angemessene a n t i p h l o g i s t i s c h e H e i l m e t h o d e die Entzündung zu heben. Um dieser Indikation zweckmässig zu genügen, muss man besonders das Alter deg Kranken und die Form und den Grad der Krankheit berücksichtigen. Das erstere betreifend, so muss man im Allgemeinen bei Kindern eiliger und thätiger sein, weil bei ihnen die Krankheit in der Regel einen viel rapideren Verlauf nimmt, und namentlich die so sehr gefahrvolle Bildung eines häutigen Konkrementes oft sehr rasch zu Stande kommt, und einen tödtlichen Ausgang herbeiführt. Bei der Bronchitis synochialis als der reinen, unvermiscliten Form ist die Blutentleerung das erste und wichtigste Mittel, das um so wirksamer ist, je früher man es anwendet. Bei Erwachsenen lässt man zur Ader, 3 — 4 Tassen am Arm, bei älteren, nicht zu schwächlichen Kindern von 9 — 1 2 Jahren, ebenfalls 1 , 2 bis 3 Tassen. Bei den jüngeren Subjekten reicht man gewöhnlich mit örtlichen Blutentleerungen durch Blutegel aus. Die Zahl derselben richtet sich nach"dem Alter des Kranken, bei kleinen Kindern unter einem Jahre sind 2 — 3 Blutegel, oberhalb des Brustbeins angelegt, oft schon hinreichend, und man kann bei noch jüngeren Kiu-

der Brustorganc.

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dem von 3 — 5 Monaten in der That nicht vorsichtig genug sein, da ein Paar Blutegel mehr oder weniger hier oft schon viel entscheiden. Ks ist allemal am gcrathensten, bei Kindern von 1 — 2 Jahren, zu Anfang nicht mehr, als höchstens 2 — 3 Blutegel anzulegen, und die Wirkung derselben abzuwarten. Bei älteren Kindern von 4 , 6 — 8 Jahren kann man schon viel dreister sein, und gleich anfangs 4 — 6 Blutegel anlegen, und ihre Wunden, je nachdem diese mehr oder weniger Blut entziehen, 1 — 2 Stunden nachbluten lassen. Nach geschehener Blutentziehung muss man nun auf den Erfolg aufmerksam sein. Dauert die Entzündung in ihrer Heftigkeit fort, so ist der Kranke in hoher Lebensgefahr, und es muss bei Erwachsenen die Venäsection, bei Kindern die Anlegung von Blutegeln wiederholt werden, so lange bis die Respiration merklich freier, der Puls entwickelter, weicher und ruhiger wird, und der Kranke sich erleichtert fühlt. Unter den übrigen antiphlogistischen Mitteln ist das Calomel, als ableitendes die Gefässthätigkeit und die Gerinnbarkeit des Blutes minderndes Mittel das wichtigste, das nur in manchen Fällen von dem Brechmittel übcrtrofTen w i r d , wenn nämlich die Bronchitis mehr in dem obern Theilc der Luftröhrenäste ihren Sitz hat, und sich als Laryngitis und Tracheitis infantum manifestirt. Man giebt das Calomel gleich nach der Blutentziehung bei ganz jungen Kindern zu einem -j bis l Gran mit Zucker allein, oder mit einem kleinen Zusatz von irgend einem Absorbens; bei älteren Kindern von 1 — 2 Jahren, und Erwachsenen zu 2 — 3 Gr. p. d. alle 2 — 3 Stunden, so dass es mässig abführt, und eine zu starke Einwirkung auf Mund- und Speicheldrüsen sorgfältig vermieden wird'. Nächst dem Calomel sind auch das Nitrum und das Ammonium muriaticum, Natr. sulphuricum, Kali sulphur. Magnes. sulphur. Tart. natron. u. dgl. zur Minderung des Fiebers und der Entzündung zu benutzen, die dann am nützlichsten werden, wenn sie täglich einige Sedes herbeiführen. Ist nun durch diese Mittel die Entzündung in ihrer Heftigkeit gemildert, so ist es nothwendig, den Auswurf, als die bei allen entzündlichen Brustkrankheiten wünschenwerthcste Krise, zu befördern. Der Salmiak in schleimigten Vehikeln, der Goldschwefcl, die Schwefelmilch, der Brechweinstein in kleinen Dosen passen hier am besten. Bei hartnäckigem, mehr trocken und krampfhaft gewordenem Husten sind, nach den nöthigen Blutentleerungen, kleine Opiate bei Erwachsenen oft ganz vortrefflich, theils um jeuen zu lindern, theils aber auch um auf die Nerven der Respirationsorgane belebend zu wirken, und den Auswurf zu befördern. Am besten setzt man es als Extr. opii aquos. den Mixturen z u , etwa zu gr.i — iij auf jfvi, oder man giebt es in getheilten Dosen zu -i — i gr. Morgens, Mittags und Abends in Pulverform mit ein Paar Gran Acid. benzoicum und Gummi mimosae und Anisölzucker.

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Entzündungen

Die äasserlichen ableitenden Mittel, aromatische FomentationeD, Blasenpflaster, Seafteige sind bei der Bronchitis synochalis häufig ganz entbehrlich. Wenn jedoch im Stadium Decrementi bei Kranken, die sehr angegriffen sind, der Auswurf stockt, die Kranken öfters Beklemmung und Angst haben, dann sind neben den zuletzt genannten Expectorantibus, auch die Derivantia externa ganz an ihrem Platze. Einer eigentlichen Nachkur bedarf es bei dieser Form von Entzündung in der Regel nicht; nur muss der Genesene in den ersten Wochen nach überstandener Krankheit sich sehr schonen, die Hautausdünstung befördern, und besonders sich aller derjenigen Anstrengungen enthalten, bei denen die Respirationsorgane stark affizirt werden. 2)

Bronchitis

chronica.

S y m p t o m e und D i a g n o s e . Nach einer akuten, nicht zur völlig günstigen Entscheidung gelangten Bronchitis, oder nach überstandenen Hautausschlägen, namentlich der Masern, oder nach schnell verschwundenem Rothlaufe, nach heftigen katarrhalischen Affektionen der Luftwege; oder bei alten Individuen, die schon lange an einem trokkenen Husten gelitten haben; bei alten Säufern, bei denen sich ein mehr oder minder heftiger, zuweilen mit Würgen verbundener Hnsten, der besonders des Morgens beim Erwachen sich einzustellen, dann anhaltend und mit dem Auswurf einer sehr schwer sich ablösenden, visciden Materie begleitet zu sein pflegt, ünd nach mannigfach anderen krankhaften Zuständen, mit welchen eine Reizung der Luftwege verbunden ist, ereignet es sich nicht selten, dass sich eine Schwerathmigkeit entwickelt, die von Husten, verschiedenartigem Auswurfe und auffallender allgemeiner Abmagerung begleitet ist. Deut« liehe Symptome des Fiebers treten hierbei nicht, wenigstens nicht nothwendig auf; sie kommen erst hinzu, wenn die Krankheit einem tödtlichen Ende sich nähert, und bilden dann eine Febris hectica, oder wenn die chronische Bronchitis sich in eine v akute verwandelt. Die D i a g n o s e der chronischen Bronchitis bietet grosse Schwierigkeiten dar. Manchmal hat die Krankheit in der ersten Zeit das Ansehn eines starken, sogenannten Schleimhustens; andere Male wiederum scheint das Uebel ein bloss sympathisches, und das eigentliche Leiden eine Unterleibskrankheit zu sein. Oft glaubt man es mit einer weit vorgeschrittenen Phthisis tuberculosa zu thun zu haben, oft wieder sieht das Uebel wie ein Hydrothorax aus. Die wichtigsten und wesentlichsten Symptome der Bronchitis chronica sind nur: S c h w e r a t h m i g k e i t , H u s t e n , A u s w u r f und A b m a g e r u n g . Sie unterscheidet sich: 1 ) von chronischem Lungenkatarrh durch folgende Symptome. Dem Lungenkatarrh fehlen in seiner Entstehung und oft, nach längerer Dauer, die Schwerathmigkeit und die Abmagerung; der Husten

der Brustorgane.

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ist minder anhaltend nämlich im einzelnen Anfalle, dagegen aber öftere Anfalle machend. Bei der Bronchitis chronica sind die Hustenparoxysmen sehr anhaltend and quälend, treten jedoch seltener ein, und vorzüglich des Morgens; am Tage können viele Stunden vergehen, ohne dass der Kranke hustet. Sehr verschieden ist auch der Auswurf. Beim Lungenkatarrh ist er im Anfange dünn, etwas scharf, wird aber nach und nach gebundener, gelb und dem gewöhnlichen Nasenschleime ganz ähnlich; zugleich wird bei diesem Auswurf der lluslen geringer und weniger anstrengend. Bei der chronischen Bronchitis besteht gewöhnlich der Auswurf, besonders am Morgen, wo er am häufigsten ist, aus einem Gemenge mehrerer Stoffe; das Meiste davon ist eine durchsichtige, fast stahlgraue, sich fladenartig ausbreitende Masse, der auch etwas festerer, reiner Bronchialschleim beigemischt ist. Unterscheidend endlich ist auch das Fieber; während bei jedem, nur einigermaassen heftigen Lungenkatarrh im Anfange das Fieber nie fehlt, sich aber gleichmässig mit der angegebenem Veränderung des Auswurfes vermindert, und dann bald ganz erlischt, kann die chronische Bronchitis sehr bedeutend entwickelt sein, ohne dass sich Fieber wahrnehmen liesse, es sei denn, dass sie sich in eine akute umwandelt, oder sich ein hektischer Zustand ausbildet. 2) Von beginnender Phlhisis tuberculosa. Zur Entstehung der Tuberkeln gehört eine besondere Diathesis; erethische Zustände sind innig mit der Entstehung und weiteren Eptwickelung der Tuberkeln verbunden; kleine atypische Fieberchen fehlen niemals, der Husten ist anfänglich trocken, kurz; sobald Auswurf sich einstellt, besteht dieser grösstenteils aus eiteriger Materie. Schweratlimigkeit fehlt ganz, wohl aber ist Kurzathmigkeit vorhanden. Im Verlaufe einer Phlhisis fehlt es nicht an Erscheinungen, die auf mehr oder minder heftige Entzündung einzelner Lungen)heilchen deuten: Stiche, Bruck, und hin und wieder Blut unter dea Sputis. Bei der Bronchitis chronica ist alles dies wesentlich verschieden. Sie fordert zu ihrer Entstehung keinen erethischen Zustand; sie kommt nicht selten auch bei phlegmatischen Subjekten vor; sie entwickelt sich weder mit, noch durch Fieber, der Husten ist gleich anfangs feucht, oft sogar mit sehr kopiösem Auswurf verbunden, der jedoch bei Steigerung der Krankheit abnimmt. Schwerathmigkeit ist das Hauptsymptom schon bei beginnender Krankheit, dagegen sind tiefe Inspirationen völlig schmerzlos. Die Kräfte sinken sehr schnell, eigentliche Koliiquationen fehlen aber fast ganz; der Kranke kann auf jeder Seite liegen. Der Husten selbst ist hohl, wie aus einem hohlen Fasse. V e r l a u f , A u s g ä n g e etc. Die chronische Bronchitis führt, w o sie nicht geheilt wird, auf mannigfache Weise zum Tode. Dann nimmt die Schweratlimigkeit zu und mit ihr die Beklommenheit, Unruhe und Angst. Der Kranke magert sehr rasch ab, das Gesicht sieht

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Entzündungen

bleich, erdfahl, gedunsen, die Lippen bläulich aus, die Extremitäten werden ödematös; kommt ein Hustenanfall, so begleitet ihn jedesmal Erstickungsgefahr. Endlich erfolgt unter grossen Qualen der Tod. Die einfachste und wünschenwertheste Weise des Ueberganges der chronischen Bronchitis in Genesung, ist die in Katarrh. Zuweilen jedoch erfolgt noch Genesung, wenn die Entzündung lange gedauert, der Auswurf eitcrartig gewesen i?t. Immer aber geht diese nur sehr langsam vor sich; sie giebt sich kund durch allmähliges Zurücktreten der karakteristischen Symptome, der Schwerathmigkeit, des Hustens, des Auswurfes und der Abmagerung. L e i c h e n b e f u n d . Die Schleimhaut gleicht durch und durch einem Gewebe von Gefässcn, und hat viel Aehnlichkeit mit der Zottenhaut des Magens oder des Darmes, wenn dieselbe sehr fein ausgespritzt ist. Zuweilen hat die Membran auch eine purpurrothe Farbe. Manchmal sind die Ilaargefasse nur an einigen Stellen ausgedehnt, und die Zwischenräume sind beinahe natürlich. Nicht ungewöhnlich ist e s , die Haut vereitert zu finden ; besonders ist dies der Fall, wenn die Krankheit durch den Reiz mechanischer Substanzen entstand. Die Geschwüre sind immer oberflächlich, und gewöhnlich klein; zuweilen findet man sie aber in den grösseren Bronchien von bedeutenderer Grösse. Die Bronchien und Luftzellen findet man immer überfüllt. Die in ihnen enthaltene Flüssigkeit gleicht sich nicht in allen Fällen; gewöhnlich hat aber ein bedeutender Theil derselben ein eiterartiges Ansehn, und mit ihr sind Schleim, ein blutiges Serum und eine schaumigte Flüssigkeit vermischt. Gemeinhin findet man auch krankhafte Veränderungen in den Lungen. P r o g n o s e . Ist die Krankheit durch einen katarrhalischen Anfall entstanden, und ist keine grosse Abmagerung oder ausgebildetes hektisches Fieber vorhanden, so läuft sie zuweilen glücklich ab, wenn der Auswurf auch eiterartig und reichlich, und ein bedeutender Grad von Dyspnoe und Husten vorhanden ist. Ist hingegen der Kranke sehr abgemagert und ein hektisches Fieber hat angefangen, so ist die Gefahr sehr gross, und es ist wahrscheinlich, dass die Krankheit auch die Substanz der Lungen ergriffen hat. Fing die Krankheit mit den Erscheinungen einer akuten Bronchitis an, so geschieht es oft, dass die Kranken von einem Zustande der Abmagerung, womit zugleich Schwerathmigkeit, Husten and reichlicher Auswurf verbunden ist, leichter genesen, als wenn diese Symptome ohne einen solchen akuten Anfall schleichend entstanden sind. Kranke, die den Anfall durch einen mechanischen Reiz in den Bronchien bekommen, werden oft von einem gefährlichen Zustande geheilt, wenn der Reiz, der die Krankheit hervorbrachte, gehoben wird. Befällt die Krankheit Schwindsüchtige oder sehr geschwächte Personen, so ist grosse Gefahr vorhanden. Findet sich viel Schleim zwischen dem Auswurfe, so kann

der Brustorgane.

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man einen glücklichen Ausgang hoffen, wenn die Menge des Auswurfs auch beträchtlich sein sollte. Bei Komplikation mit Unterleibskrankheiten ist der Ausgang gewöhnlich tödtlich. K u r . Bei der Kur der chronischen Bronchitis macht sich gewöhnlich nnr ein Palliativverfahren geltend. Man muss gleichfalls antiphlogistisch verfahren, aber mit grösserer Vorsicht und Einschränkung, als bei der acuten, da der Kranke hier mcislentheils schon an einein, von einer organischen Entartung abhängigen hektischen Fieber leidet. — Kleinere, von Zeit zu Zeit jviederholte Aderlässe von bis 2 Tassen Blut sind hier am besten, um die schon ausgebildete Entzündung zu lieben, und die grosse Neigung zu Rezidiven zu mindern. Die entzündlichen Zufälle pflegen sich nach einer solchen Aderlässe, und bei der Anwendung der hier angemessenen kühlenden Mittelsalze z. B. des Salmiak in schleimigen Vehikeln und mit Narcoticis, besonders Opiaten in sehr kleinen Gaben versetzt, wobei man auch die Derivantia externa in Gebrauch zieht, Rubefacientia, Vesicatoria , Ulcera artificiaba — sehr bald zu mindern, so dass der Kranke freier athmet, der Husten geringer, der Schlaf ruhiger wird. Kranke dieser Art müssen sich der wollenen Uemden, Strümpfe etc. bedienen, jede Anstrengung meiden, eine blande, leicht verdauliche Diät führen, und überhaupt alles unterlassen, was den Blutumlauf in den Lungen beschleunigen, und die Respirationsorgane im Geringsten reizen kann. In den seltenen Fällen, wo sich durch einen fremden in die Luftröhre oder die Bronchien gelangten Körper, z. B. einen Kirschkern, eine Entzündung dieser Theile entwickelt hat, ist das Erste und Wichtigste, jenen fremden Körper wo möglich zu entfernen. Ein Emeticum, zur rechten Zeit gegeben, kann hier schnelle und radikale Hülfe bringen. In einigen Fällen gelang es durch die Tracheotomie den fremden Körper zu entfernen, und die zuweilen dringende Lebensgefahr zu heben.

Entzündung

der B r o n c h i e n der

oder

Bronchialkatarrh

Neugebornen. Nach B i l l a r d *).

Die Bronchien können bei neugebornen Kindern entzündet sein, ohne dass eine deutliche Krankheitserscheinung dies vermuthen lässt. B. fand bei 4 Kindern, die zwischen dem ersten und zehnten Tag ihres Lebens gestorben waren, und weder eine röchelnde Respiration *) 1. c.

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der Brustorgane.

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man einen glücklichen Ausgang hoffen, wenn die Menge des Auswurfs auch beträchtlich sein sollte. Bei Komplikation mit Unterleibskrankheiten ist der Ausgang gewöhnlich tödtlich. K u r . Bei der Kur der chronischen Bronchitis macht sich gewöhnlich nnr ein Palliativverfahren geltend. Man muss gleichfalls antiphlogistisch verfahren, aber mit grösserer Vorsicht und Einschränkung, als bei der acuten, da der Kranke hier mcislentheils schon an einein, von einer organischen Entartung abhängigen hektischen Fieber leidet. — Kleinere, von Zeit zu Zeit jviederholte Aderlässe von bis 2 Tassen Blut sind hier am besten, um die schon ausgebildete Entzündung zu lieben, und die grosse Neigung zu Rezidiven zu mindern. Die entzündlichen Zufälle pflegen sich nach einer solchen Aderlässe, und bei der Anwendung der hier angemessenen kühlenden Mittelsalze z. B. des Salmiak in schleimigen Vehikeln und mit Narcoticis, besonders Opiaten in sehr kleinen Gaben versetzt, wobei man auch die Derivantia externa in Gebrauch zieht, Rubefacientia, Vesicatoria , Ulcera artificiaba — sehr bald zu mindern, so dass der Kranke freier athmet, der Husten geringer, der Schlaf ruhiger wird. Kranke dieser Art müssen sich der wollenen Uemden, Strümpfe etc. bedienen, jede Anstrengung meiden, eine blande, leicht verdauliche Diät führen, und überhaupt alles unterlassen, was den Blutumlauf in den Lungen beschleunigen, und die Respirationsorgane im Geringsten reizen kann. In den seltenen Fällen, wo sich durch einen fremden in die Luftröhre oder die Bronchien gelangten Körper, z. B. einen Kirschkern, eine Entzündung dieser Theile entwickelt hat, ist das Erste und Wichtigste, jenen fremden Körper wo möglich zu entfernen. Ein Emeticum, zur rechten Zeit gegeben, kann hier schnelle und radikale Hülfe bringen. In einigen Fällen gelang es durch die Tracheotomie den fremden Körper zu entfernen, und die zuweilen dringende Lebensgefahr zu heben.

Entzündung

der B r o n c h i e n der

oder

Bronchialkatarrh

Neugebornen. Nach B i l l a r d *).

Die Bronchien können bei neugebornen Kindern entzündet sein, ohne dass eine deutliche Krankheitserscheinung dies vermuthen lässt. B. fand bei 4 Kindern, die zwischen dem ersten und zehnten Tag ihres Lebens gestorben waren, und weder eine röchelnde Respiration *) 1. c.

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Entzündungen

noch Husten gehabt hatten, die letzten Verzweigungen der Bronchien stark gerölhet und mit dickem Schleime erfüllt. Bei zweien dieser Kinder fand Pneumonie mit Blutüberfüllung der Lungen 'Statt; bei zwei anderen waren die Lungen gesund, und der Darmkanal war entzündet gewesen. Doch ist die Bronchitis nicht immer so versteckt, oft ist sie leicht zu erkennen, und ihre Symptome sind um so deutlicher, je älter das Kind ist. In dem folgendem Falle war z. B . bei einem 15lägigcn Kinde das Vorhandensein einer akuten Bronchitis unbezweifelt. Ein 15tägiger Knabe von kräftiger Konstitution und bisher vollkommen gesund, wurde am 2 2 . Novbr. von einem heftigen Husten mit deutlich wahrnehmbarem Rasseln befallen. Der Athem war schnell, ächzend, und doch vernahm man bei der Perkussion des Thorax überall einen hellen T o n ; die Haut war brennend heiss, der Puls klein und sehr frequent, und an den Hinterbacken entwickelte sich eine erythematöse Hautentzündung. {Schleimiges Malvendekokt, Brustsaft, verdünnte Milch.) Am 2 6 . war der Zustand derselbe; das Gesicht war bleich, geschwollen, das Kind schlief nicht, und schrie fortwährend. Jedesmal wenn es hustete, blieb es einige Minuten in einem beklommenen Zustande. Am 2 8 . war der Ton bei der Perkussion an der linken Seite des Thorax dumpfer. Am 2 9 . war die Haut im Gesichte und am Stamme mehr livid geworden, das Schleimrasseln war sehr deutlich, und der sehr frequente Husten von deutlichen Ersticknngszufällen begleitet. Das Kind wurde sehr unruhig, es gesellte sich ein starker Durchfall hinzu; der Leib war weich, die Haut brennend heiss, der Puls klein aber ausserordentlich geschwind, und in der Naclit vom 2 9 . — 3 0 . starb das Kind. Bei der Leichenöifnung fand man Mund und Speiseröhre bleich, den Magen zusammengezogen, fallig und roth gestreift. Die linke Lunge strotzte von B l u t ; die ganzen Bronchial Verzweigungen waren an der innern Fläche stark geröthet, geschwollen, und mit dickem, zähem und röthlichem Schleime erfüllt. Auf gleiche Weise verhielt sich auch die rechte Lunge. Das Herz war gesund, die Fötalöffnungen waren noch frei, das Gehirn -war fest, und alle Gewebe waren mit einem flüssigen, venösen Blute angefüllt. Folgte die Bronchitis einer Pneumonie, so sind nur ganz kleine Thcilchen der Bronchien entzündet, oder es nehmen die Verzweigungen der Bronchien und die Luftröhre an dieser Entzündung gar keinen Theil. Oft ist die Entzündung der Bronchien mit sehr beunruhigenden Zufällen verbunden, die darin ihren Grund haben, dass die Luft nur mit Schwierigkeit in die Lungen eindringt. B . beobachtete mehrmals dabei Erscheinungen, die man gewöhnlich dem Catarrhus suffocalivus zugeschrieben hat, und die G a r d i e n von einer serösen Infiltration des Lungengewebes ableitet.

der Brustorgane.

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Der Bronchialkatarrh kann auch chronisch werden, und eine langwierige Sclileimsekretion in den Bronchien und in der Luftröhre veranlassen. Oft tritt er nur als Symptom einer Lungenentzündung a u f ; zuweilen ist er von Tuberkeln, die in der Lungensubstanz oder an den Verzweigungen der Bronchien liegen, abhängig, und in allen Fällen giebt er sich durch besondere Zufälle, die er erregt, zu erkennen. Zu diesen Zufällen gehören hei Kindern, die 10 Monate bis 1 Jahr alt sind, fortwährender Husten, Beklemmung, sehr beschleunigte, rauschende und mit einem deutlichen Köcheln verbundene Respiration, Fieber, vermehrte Wärme der Haut, Blässe und Anschwellung des Gesichtes. Mit diesen Zufällen verbindet sich häufig eine mehr oder weniger heftige Entzündung des Darmkanals, dessen Schleimhaut entartet, sich entfärbt und zuweilen erweicht. Bei mehreren Kindern, die an chronischem Katarrh gestorben waren, fand ß . die Schleimhaut der Luftröhre und der ersten Theilungea der Bronchien mit rothen Streifen übersäet, während die übrigen Verzweigungen eine gleichmässige dunkle Rothe zeigten, und mit dickem, fest anhängenden Schleime erfüllt waren. Der akute Bronchialkatarrh kann bei Neugcbornen einen sehr kurzen Verlauf machen; man sieht ihn ohne Ursache entstehen, und nach einigen Tagen wieder verschwinden. E r giebt sich oft nur durch ein Schleimröcheln, oder durch ein rasselndes, kurzes und sehr schnelles Athmen ohne deutliches Röcheln zu erkennen. Bei älteren Kindern ist der Bronchialkatarrh immer hartnäckiger, und endet gewöhnlich mit Husten; manche Kinder bleiben Jahrelang davon ergriffen, behalten ihn selbst nach dem Entwöhnen noch, und doch schcint er ihnen keinen grossen Nachtheil zu bringen. Im Allgemeinen ist dieses Uebel bei Kindern nicht sonderlich zu fürchten, da 6ie nicht leicht von Marasmus befallen werden, nicht leicht abmagern, den Appetit, ihre gewöhnliche Fiöhlichkeit und die ihrem Alter eigne Munterkeit behalten. Am häufigsten endet der Bronchialkatarrh in Zertheilung; nur ein einziges Mal fand B. bei einem Kinde, das er nicht bei Lebzeiten beobachtet hatte, die Bronchien ödematös, bei einem andern hatte eine Blutausschwitzung Statt, und beide waren erst 5 Tage alt. Die B e h a n d l u n g , welche für die Pneumonie vorgeschlagen worden, pasBt auch für die Bronchitis, zu der sich oft die Entzündung der Lungen gesellt; indessen hat man hier mehr auf die Anwendung der Blasenpflaster zwischen den Schultern und auf den Oberarmen zu dringen, besonders wenn die Entzündung chronisch wird. Man könnte auch den Balsamus Copaivae zu einigen Granen täglich, und wo es das Aller des Kindes erlaubt, in stärkerer Dosis geben. La R o e h e in Philadelphia schien viel Nutzen von diesem Mittel gesehen zu haben, und sein darüber bekannt gemachter Aufsatz lässt nichts zu wünschen übrig, alsdass die Erfahrung dieWirk9 *

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Entzündungen

samkcit dieses Mittels bestätigen möchte. T h o r c hat ein resinöses Extrakt aus dem Copaiva gezogen, welches des wesentlichen Oeles, von dem der widrige Geschmack und Geruch des Mittels abhängt, beraubt ist, und das dessenungeachtet die Eigenschaften dieses Mittels haben soll. Bleiben andere Mittel ohne Erfolg, so sollte das Extrakt des Copaiva Balsams immer bei der chronischen Bronchitis der Kinder angewendet werden.

E n t z ü n d u n g des Larynx. Laryngitis. oedematosa. Nach J. Cheyne.

Angina

(Encyclopedia medical. Part. 14.)

S y m p t o m e . Untersucht man den Patienten gleich beim ersten Entstehen des Schmerzes in der Kehle, so findet man das Zäpfchen entzündet, und die Tonsillen und den Bogen des weichen Gaumens röther als im natürlichen Zustande; in einigen wenigen Fällen zeigt sich auch wohl Exsudation von plastischer Lymphe auf den genannten Theilen. Die Zunge ist geschwollen, das Gesicht aufgedunsen, der Puls frequent, voll und hart, und die Haut heiss. Die Respiration wird beschwerlich, die Inspiration ist lang und hörbar, und es ist, als würde die Luft durch ein trockenes und enges Rohr gezogen. Der Patient giebt den Kehlkopf als den Sitz des Schmerzes a n ; er hustet häufig, und der Husten hat etwas ganz eigcnthümliches; er ist nicht so klingend wie beim Croup, sondern rauher und stridulüser, und von sparsamer, viscider und durchsichtiger Expectoration begleitet. Zuweilen klagt der Kranke auch über Schmerz in der Brust. Die Stimme', die zuerst scharf und pfeifend ist, wird allmählig tiefer, dann heiser und wispernd, und erlischt endlich ganz und gar. Oft zeigen sich grosse Deglutitionsbeschwerden, da die Epiglottis nicht mein ihre Funktion gehörig ausübt, und als Klappe dient, so dass, wenn der Patient zu trinken versucht, ein Theil der Flüssigkeit in den Larynx gelangt, und Husten und Erstickungsgefahr herbeiführt. Die Physiognomie des Kranken drückt Angst aus, sein Gesicht ist blass, die Lippen sind bleifarben, die Augen prominirend und in, Wasser schwimmend; sein Puls ist jetzt schnell, schwächer und unregclmässiger, und die Kürperoberfläche kälter. Zuweilen sind auch tiie den Kehlkopf umgebenden Theile, besonders am vordem Theile des Halses geschwollen. Der Kranke ist unruhig und ängstlich, und ändert oft seine Lage, in der vergeblichen Hoffnung, Erleichterung zu finden; läuft von einem Zimmer in das andere, fürchtet jeden Augenblick zu ersticken, und unterwirft sich jedem Mittel, das ihm Erleichterung seiner Angst verspricht.

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Entzündungen

samkcit dieses Mittels bestätigen möchte. T h o r c hat ein resinöses Extrakt aus dem Copaiva gezogen, welches des wesentlichen Oeles, von dem der widrige Geschmack und Geruch des Mittels abhängt, beraubt ist, und das dessenungeachtet die Eigenschaften dieses Mittels haben soll. Bleiben andere Mittel ohne Erfolg, so sollte das Extrakt des Copaiva Balsams immer bei der chronischen Bronchitis der Kinder angewendet werden.

E n t z ü n d u n g des Larynx. Laryngitis. oedematosa. Nach J. Cheyne.

Angina

(Encyclopedia medical. Part. 14.)

S y m p t o m e . Untersucht man den Patienten gleich beim ersten Entstehen des Schmerzes in der Kehle, so findet man das Zäpfchen entzündet, und die Tonsillen und den Bogen des weichen Gaumens röther als im natürlichen Zustande; in einigen wenigen Fällen zeigt sich auch wohl Exsudation von plastischer Lymphe auf den genannten Theilen. Die Zunge ist geschwollen, das Gesicht aufgedunsen, der Puls frequent, voll und hart, und die Haut heiss. Die Respiration wird beschwerlich, die Inspiration ist lang und hörbar, und es ist, als würde die Luft durch ein trockenes und enges Rohr gezogen. Der Patient giebt den Kehlkopf als den Sitz des Schmerzes a n ; er hustet häufig, und der Husten hat etwas ganz eigcnthümliches; er ist nicht so klingend wie beim Croup, sondern rauher und stridulüser, und von sparsamer, viscider und durchsichtiger Expectoration begleitet. Zuweilen klagt der Kranke auch über Schmerz in der Brust. Die Stimme', die zuerst scharf und pfeifend ist, wird allmählig tiefer, dann heiser und wispernd, und erlischt endlich ganz und gar. Oft zeigen sich grosse Deglutitionsbeschwerden, da die Epiglottis nicht mein ihre Funktion gehörig ausübt, und als Klappe dient, so dass, wenn der Patient zu trinken versucht, ein Theil der Flüssigkeit in den Larynx gelangt, und Husten und Erstickungsgefahr herbeiführt. Die Physiognomie des Kranken drückt Angst aus, sein Gesicht ist blass, die Lippen sind bleifarben, die Augen prominirend und in, Wasser schwimmend; sein Puls ist jetzt schnell, schwächer und unregclmässiger, und die Kürperoberfläche kälter. Zuweilen sind auch tiie den Kehlkopf umgebenden Theile, besonders am vordem Theile des Halses geschwollen. Der Kranke ist unruhig und ängstlich, und ändert oft seine Lage, in der vergeblichen Hoffnung, Erleichterung zu finden; läuft von einem Zimmer in das andere, fürchtet jeden Augenblick zu ersticken, und unterwirft sich jedem Mittel, das ihm Erleichterung seiner Angst verspricht.

der Brustorgane.

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In diesem Stadium der Krankheit schläft der Patient nur seilen einige Minuten hintereinander; schlummert er ein wenig ein, so springt er gleich erschrocken in die Höhe, schnappt nach L u f t , und es bewegt sich jeder die Respiration unterstützende Muskel auf eine wahrhaft krampfhafte Weise. E r ist sehr abgemattet, delirirt und verfällt zulelzt in einen komatösen Zustand; die Zirkulation wird immer schwächer und schwächer, und der Kranke stirbt am vierten oder iünften Tage der Krankheit, oft schon früher. W i r haben Fälle beobachtet, wo schon innerhalb 12 Stunden der Tod erfolgte; wenn daher ein Individuum plötzlich in der Nacht stirbt, nachdcm es Tages zuvor über Schmerz im Kehlkopfe geklagt, so kann man Laryngitis als Ursache des Todes annehmen. Dagegen haben wir auch Fälle beobachtet, wo die Krankheit sich 3 — 4 Wochen verzögerte. D i a g n o s e . Zu den Krankheiten, welche leicht eine Verwechselung mit der Laryngitis zulassen, gehören: 1) Ossifikationen und Karies der Kehlkopfknorpel. — Die genannten Veränderungen an diesen Körpern veranlassen eine weit verbreitete Ulceration, deren Centrum der kranke Knorpel ist. Diese Affektion schleicht oft langsam heran, und beginnt mit einem Schmerz in der Gegend des Kehlkopfs, dem Heiserkeit folgt; darauf zeigt sich Husten, erschwerte, quiekende, pfeifende Respiration, Dcglutitionsbeschwerde, eitriger, oft sehr übel riechender Auswurf, in dem sich oft kleine Stückchen des kranken Knorpels vorfinden. Aus Dr. Monr o ' s Abriss der Anatomie lernen wir, dass die Knorpel des Kehlkopfs, besonders die Schildknorpel, und selbst die der Luftröhre zuweilen verknöchert angetroffen werden. Bei der Untersuchung des Körpers eines alten Mannes, der in den letzten 6 Jahren unausgesetzt an einem heftigen Husten gelitten hatte, fand M o n r o die Knorpel des Kehlkopfs verknöchert, eine bedeutende Menge visciden Schleimes in der Luftröhre, und die innere Haut derselben verdickt, schwammig und roth. In solchen Fällen wird die Beweglichkeit der den Kehlkopf bildenden Theile gestört, und es wird dann die Stimme bedeutend schwächer; auch sind Fälle vorgekommen, wo sich Stücke dieser krankhaften Verknöcherungen im Innern exfoliirt haben, und durch den Husten ausgeworfen worden sind. Ein Kranker des Dr. C o l l e s in Dublin, der an dieser Krankheit litt, entleerte mit dem Husten die giessbeckenförmigen Knorpel, und I l u n t e r beobachtete einen Fall, wo die verknöcherte Cartílago cricoidea sich exfoliirtc, und ausgehustet wurde. Abscesse, die sich auf diese Weise bilden, entleeren sich manchmal in den Oesophagus, manchmal in die Luftröhre, manchmal auch nach aussen. Stirbt der Kranke nicht an plötzlicher Erstickung, so endet diese Krankheit gewöhnlich mit hektischem Fieber. Gemeinhin wird sie nicht von Entzündung der Epiglottis begleitet, und macht einen langsamen Verlauf.

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Entzündungen

2) Abscesse in der Nähe der Luftröhre, welche dieselbe zusammendrücken, bilden sich zuweilen am Halse, unter der Fascia, und geben sich durch Härte, Geschwulst, Schmerz, Oedem und Unfähigkeit den Mund weit zu offnen, kund. Sic werden oft von einem typhösen Fieber begleitet, das man oft als die primitive Krankheit angesehen; da aber nur durch einen Einschnitt noch zuweilen Erleichterung geschafft werden kann, so gehört die Behandlung dieser Krankheit mehr der Chirurgie an. Der gewöhnlichste Sitz dieser Abscesse ist, nach Porter, hinter dem breitern Theile der Cartilago cricoidea, wo sie' auf die Rima glottidis drücken. Die Krankheit macht zuweilen einen schnellen Verlauf; manchmal platzt der Abscess hinler der Bima glottidis, und es folgt Hektik. 3) Auch die Aneurysma tischen Geschwülste können Erscheinungen hervorrufen, die denen der Laryngitis sehr ähnlich sind, und wir finden bei L a w r e n c e ein Beispiel davon. Eine Frau litt an grossen Respirationsbeschwerden, die paroxysmenweise eintraten, und L a wr e n c e glaubte, dass hier die Bronchotomie einige Hülfe schaffen könnte. Die Kranke starb, und man fand, dass ihre Krankheit in einem Aneurysma der Arteria innominata bestand, das auf die Luftröhre drückte. Auch W o o d erzählt mehrere dergleichen Fälle. L e i c h e n b e f u n d . Ausser Geschwulst der Zunge, des Velum palatinum, der Fauces, die zuweilen vorhanden ist, ergiebt die Sektion der an Laryngitis Verstorbenen immer folgende Resultate. Die Epigloltis ist verdickt und steht aufrecht, beschützt also nicht mehr den Eingang in die Luftröhre; die Schleimmcmbran der Glottis und des Larynx, so wie der Epiglottis ist verdickt, und mit Gelassen durchweht; unter der Schleimmembran findet sich Infiltration von Serum. Diese Verdickung der Schleimmembran und die Ausdehnung des darunter liegenden Gewebes, beides Resultat der Entzündung und der Exsudation, bringen die Seiten der Rima glottidis fast in Berührung mit einander, und verschliessen so vielleicht endlich den ganzen Durchgang. Zuweilen hat mau auch koagulable Lymphe auf der freien Fläche der Schleimhaut gefunden. In dem von F a r r e erzählten Falle war koagulable Lymphe von den entzündeten Flächen um die Glottis und Epiglottis ausgeschwitzt, und hatte somit dazu beigetragen, die Rima glottidis zu verschliessen. Die Geschwulst der Schleimmembran hört gewöhnlich an der Vereinigung des Larynx mit der Luftröhre auf; grösserer Gefassreichthum wird aber zuweilen auch in der Trachea und n Bronchien angetroffen. Die 2 anatomischen Erscheinungen, wclche unwandelbar die Laryngitis karakterisiren, sind 1) Entzündung und ziemlich bedeutende Verdickung der Schleimmembran, und 2) Oedem unter der Schleimhaut, welcher letztere Zustand, obwohl er nicht als dieser Krankheit

der Brustorganc.

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ausscliliesscnd angehörend angesehen werden k a n n , sich doch nur höchst selten bei anderen Krankheiten der Schleimhäute findet. W e s e n d e r K r a n k h e i t . Dass die Laryngitis eine Entzündung sei, dafür haben wir zahlreiche Beweise. Das die Krankheit begleitende Fieber giebt sich durch erhöhte Hauttemperatur, und durch einen frequenten und starken Puls zu erkennen. Das Blut ist dick; die affizirten Theile sind schmerzhaft und geschwollen, und man vermag zuweilen einen Theil des ergriffenen Organs im Zustande heftiger Entzündung zu erblicken. Ist die Zunge nicht zu sehr geschwollen, so kann man, wenn man mit einem Spatel die Wurzel der Zunge niederdrückt, und zugleich den Griff des Spatels in die Höhe hebt, die Epiglottis in einem erigirten, strotzenden und geschwollenen Zustande erblicken. Reine Entzündung der Membran wird Schmerz und Athmungsbeschwerden, in Folge der spastischen Strictur, hervorrufen. Exsudat aber in das darunter liegende Gewebe wird diese Beschwerden nicht riilr steigern, sondern sie auch anhaltend machen, und Asphyxie herbeiführen, w e n n , wegen Verengerung der Glottis, die atmosphärische Luft nicht mehr in der zur Verwandlung des venösen Blutes in arterielles erforderlichen Menge eindringen kann, und wenn folglich die Funktionen, welche eben von dieser Umgestaltung in arterielles Blut abhängen, besonders die Funktionen des Gehirns, unterbrochen werden. Bei der Laryngitis kann die Asphyxie unter mancherlei Umständen eintreten. 1 ) Sie kann schon in der ersten Nacht durch Strangulation Statt haben, und man findet dann am nächsten Morgen den Kranken todt. 2)' Häufiger entsteht die Asphyxie durch die allmählige Verderbnis» des Blutes. 3) Es kann der Tod auch dann erfolgen, wenn die Verstopfung schon durch chirurgische Kunsthülfe entfernt worden. In solchen Fällen bekömmt das Gehirn, durch das ihm zuströmende, nur unvollkommen oxydirte Blut, einen Stoss, von dem es nicht mehr geneset, selbst wenn die Lunge auch wieder mit der erforderlichen Menge von Luft versorgt worden. Es verhält sich dies wie beim Ertrinken, w o , trotzdem dass Respiration und Puls wieder hergestellt worden, doch oftmals der Tod erfolgt. In den beiden letzten Krankheiten stirbt der Kranke an einer Gehirnkrankheit, und nicht an Straugulation. Das den Tod herbeiführende Oedem kann das W e r k einer Nacht sein; in den meisten Fällen jcdoch dauert die Krankheit 4 — 5 Tage; die anfaogs noch remiUirendcn Athmungsbeschwerden, rühren theilweise von dem durch die Entzündung der Haut bewirkten Krampf her. Im weitern Verlaufe der Krankheit aber, wird die Dyspnoe anhaltend, ohne alle Remission, was nur durch eine bedeutende Verengerung, als Folge des Oedems, erklärt werden kann. Hätte man Mittel, die Periode, w o die Entzündung noch eine reine ¡st, von derjenigen zu unterscheiden, wo

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Entzündungen

die Haut entzündet und ödematös ist, so würde die Behandlung weit geringeren Schwierigkeiten unterliegen. A e t i o l o g i e . Die Laryngitis entsteht am gewöhnlichsten dadurch, dass der Körper, oder auch nur ein Tlieil desselben, der Kälte und Nässe, oder einem plötzlichen Wechsel der Temperatur preisgegeben wird. Sie befällt gern solche Individuen, die überhaupt zu Bräunen geneigt sind, und beginnt auch oft ganz wie diese, so dass die Patienten selten früher die Gefahr, in der sie schweben, ahnen, als bis Erstickungsgefühl sie von der Heftigkeit der Krankheit überzeugt. Aeltere Personen neigen mehr zu dieser Krankheit, als junge; auch kömmt sie häufiger bei solchen Individuen vor, die an Indigestionen und Störungen in der Leber leiden. P r o g n o s e . In einigen wenigen Fällen lässt sich die Entzündung zurückbilden, und die Krankheit nimmt dann einen günstigen Ausgang. Man kann dies vermuthen, wenn die Geschwulst der Epiglotlis abnimmt, wenn Athmungsbeschwerde und Schmerz im Larynx sich mindern, wenn die Expectoration wieder frei wird, und die Deglutilion leicht von Stalten geht. Je mehr dagegen die Athmungsstörungen sich steigern, je höher steigt auch die Gefahr. Bleichheit und Lividität des Gesichts, hervorstehende, wässrige Augen, und Lethargie und Stupor sind Symptome, welche die dringendste Gefahr andeuten. Man kann wohl behaupten, dass die Laryngitis die tödtlichste aller Entzündungen ist; man muss daher die Prognose nur mit der höchsten Vorsicht stellen. Unter 17 von B a y l e in dem Zeitraum von 6 Jahren beobachteten' Kranken dieser Art kam nur ein einziger mit dem Leben davon. B e h a n d l u n g . Da wir keine Mittel besitzen, uns. über den eigentlichen Zustand der Luftröhre Gewisshcit zu verschaffen, so können wir uns auch bei der Bestimmung, ob Blut entzogen werden soll, — einem der wichtigsten Punkte in der Behandlung dieser Krankheit — nur durch die Erscheinungen leiten lassen. Wenn schon die Blutentziehung im Stande ist, die Entzündung der Schleimhaut zu beseitigen, so vermag sie doch- nichts gegen das unter derselben befindliche Extravasat. Sie kann allerdings eine weitere Ergiessung verhüten, und auch die Einwirkung der absorbirenden Gefässe auf das, was schon ergossen worden, verstärken; allein mehr darf man auch von ihr nicht erwarten. Die Blutentziehung ist mit Erfolg bei dieser Krankheit in Anwendung gekommen, wie manchc aufgezeichneten Krankheitsgcschichtcn lehren; sie ist aber auch oft ohne allen Erfolg geblieben. Es muss also Fälle geben, wo die Blutentziehung mit Nutzen, und wieder andere, w o sie ohne Erfolg unternommen wird, und es entsteht daher die Frage, wann und in welcher Ausdehnung dies Mittel in der Laryngitis anzuwenden sei? Die Blutentziehung passt 1) mehr

der Brustorgane.

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bei jungen als alten Leuten, und wird 2 ) nur dann mit Ausstellt auf Erfolg angestellt werden können, wenn die Erscheinungen des rein entzündlichen Fiebers noch recht sichtbar sind. Bezüglich der Quantität des zu entleerenden Blutes, so darf man wohl so viel davon entziehen, dass sich eine Veränderung im Pulse bemerkbar macht, niemals aber ist es rathsam, die Blutentziehung bis zur Ohnmacht fortzusetzen. So lange noch die Farbe des Gesichtes gut ist, oder mit andern Worten, so lange noch so viel Luft in die Lungen gelangt, als erforderlich ist, die Umwandlung des venösen Blutes in arterielles zu bewirken, so lange darf man noch Blut entziehen; wenn aber die oben erwähnte Veränderung in dem Gesichte des Patienten sich kund giebt, und man daraus abnehmen kann, dass die Oxydation des Blutes, bei seinem Durchgang durch die Lungen, nicht länger vor sich geht, wenn Gesicht und Lippen livide werden, wenn Angst sich in den Zügen malt, die Augen wässrig sind und promimren, so ist die Striktur der Glottis schon von der Art, dass sie durch Blutentleerung nicht mehr beseitigt werden kann, und dass diese dann, anstatt zu nützen, nur Nachtheil bringt. Die Applikation von Blutegeln an die innere Fläche des Gaumens und der Tonsillen, wird von C r a m p t o n als höchst wirksam gerühmt; seiner Erfahrung nach, lässt sich in allen Fällen, wo innerhalb der ersten 4.2 Stunden diese Applikation vorgenommen wird, die Entzündung immer zurückbilden, und niemals sah er darauf Eiterung entstehen. Unsere Ansicht über die Behandlung der Laryngitis ist folgende: Wir würden dem Kranken während der ersten 2 4 Stunden reichlich Blut entziehen; wir würden dies fortsetzen, so lang die Gesichtsfarbe noch gut, und der Puls nicht zu schwach ist; wir würden Blutegel an die Theile selbst, oder Schröpfköpfe in den Nacken setzen; wir würden die Blutentziehung zum 2ten und selbst zum 3ten Male wiederholen, so dass 40 — 5 0 Unzen Blut entzogen werden, und würden gleichzeitig dem Kranken ein Pulver geben, bestehend aus 2 — 3 Gran Kalomel, 3 — 4 Gran Pulvis Jacobi veri und einem J- oder Gran Opihm, und dies alle 3 — 4 Stunden wiederholen, bis sich Affektion des Zahnfleisches zeigt. W i r ziehen diese Heilmethode der mit dem Tartarus stibiatus vor, weil wir den Kranken keinem Erbrechen aussetzen möchten, wodurch bei der Laryngitis seh lcicht Erstickungsgefahr eintreten könnte. Die Wirkung- des Blascnpflasters um den Hals ist sehr problematisch, vermehrt durch die Entzündung und den Schmerz nur die Leiden des Kranken, und erschwert die Operation der Bronchotomie, wenn sie nöthig werden sollte. Vertraut der Arzt aber den Blasenpflasteta, so mag er sie auf den obern Theil des Brustbeins legen.

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Entzündungen

„ W i r d innerhalb 30 Standen, sagt Dr. B a i l l i e , durch Blutlassen und Opium die Heftigkeit der Krankheit nicht gebrochen, so muss man zur Operation der Broncholomie, am obern Theil der Luftröhre, dicht unter der glandula thyreoidea, unverzüglich schreiten." Wir glauben indessen, dass die blosse Dauer der Krankheit hier nicht allein entscheiden darf; 30 Stunden können hier eine zu lange, aber auch eine zu kurze Frist sein. Sind die Umstände von der A r t , dass die Blutentziehung aus den oben angegebenen Gründen contraindizirt ist, und droht Asphyxie, so darf man auch nicht 30 Minuten mit der Operation zögern. Ist aber die Gesichtsfarbe noch gut, braucht man keine Erstickung zu fürchten, so kann man die Operation auf 30 Tage verschieben. D a die Operation bei Erwachsenen ohne Schwierigkeit ausgeführt werden kann, und Beispiele bekannt sind, dass sie selbst da noch geholfen, w o schon Unterdrückung der Hirnthätigkeit, der am meisten zu fürchtende Zufall bei dieser Krankheit, vorhanden w a r , so glauben wir, dass man keinen Kranken, wenn er nicht grade schon in der Agonie liegt, dieses Mittels, das allein noch retten kann, berauben darf. Die Ausführung der Operation selbst gehört der Chirurgie an. Die Laryngitis hat oft einen mehr chronischen als akuten Karakter, wobei das affizirte Organ gewöhnlich bedeutende Strukturveränderungen erleidet. Mutatis mutandis, gelten auch hier dieselben Grundsätze, welche bei der akuten Form angegeben worden sind. Die wichtigsten Mittel sind Luftveränderung, Etablirung einer künstlichen Sekretionsslelle auf beiden Seiten des Larynx mittelst kleiner Caustica, und gelinde Merkurialmittel in Verbindung mit einem Decoctum Sarsaparillac.

Die h ä u t i g e Bräune, der Croup, nach A l b c r s und Jurinc. Mit Anmerkungen von H e i m , G u e r s e n t und S a c h s e . S y m p t o m e . Ein oder zwei Tage vor Eintritt der Croupanfiille ist das Kind etwas niedergeschlagen, nnd nicht so lebhaft als gewöhnlich, öfters klagt es über ein leichtes Kopfweh, lcidöt zuweilen etwas an Schnupfen, Husten und Heiserkeit; darauf bemerkt man eine etwas erhöhte Hautwärme mit häufigerem Pulse, mit einem Worte — die Symptome eines leichten Schnupfens. Die Esslust ist gut, und die Heiterkeit kehrt von Zeit zu Zeit zurück. Die cigenthümlichcn Symptome des Croup entwickeln sich ge-

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Entzündungen

„ W i r d innerhalb 30 Standen, sagt Dr. B a i l l i e , durch Blutlassen und Opium die Heftigkeit der Krankheit nicht gebrochen, so muss man zur Operation der Broncholomie, am obern Theil der Luftröhre, dicht unter der glandula thyreoidea, unverzüglich schreiten." Wir glauben indessen, dass die blosse Dauer der Krankheit hier nicht allein entscheiden darf; 30 Stunden können hier eine zu lange, aber auch eine zu kurze Frist sein. Sind die Umstände von der A r t , dass die Blutentziehung aus den oben angegebenen Gründen contraindizirt ist, und droht Asphyxie, so darf man auch nicht 30 Minuten mit der Operation zögern. Ist aber die Gesichtsfarbe noch gut, braucht man keine Erstickung zu fürchten, so kann man die Operation auf 30 Tage verschieben. D a die Operation bei Erwachsenen ohne Schwierigkeit ausgeführt werden kann, und Beispiele bekannt sind, dass sie selbst da noch geholfen, w o schon Unterdrückung der Hirnthätigkeit, der am meisten zu fürchtende Zufall bei dieser Krankheit, vorhanden w a r , so glauben wir, dass man keinen Kranken, wenn er nicht grade schon in der Agonie liegt, dieses Mittels, das allein noch retten kann, berauben darf. Die Ausführung der Operation selbst gehört der Chirurgie an. Die Laryngitis hat oft einen mehr chronischen als akuten Karakter, wobei das affizirte Organ gewöhnlich bedeutende Strukturveränderungen erleidet. Mutatis mutandis, gelten auch hier dieselben Grundsätze, welche bei der akuten Form angegeben worden sind. Die wichtigsten Mittel sind Luftveränderung, Etablirung einer künstlichen Sekretionsslelle auf beiden Seiten des Larynx mittelst kleiner Caustica, und gelinde Merkurialmittel in Verbindung mit einem Decoctum Sarsaparillac.

Die h ä u t i g e Bräune, der Croup, nach A l b c r s und Jurinc. Mit Anmerkungen von H e i m , G u e r s e n t und S a c h s e . S y m p t o m e . Ein oder zwei Tage vor Eintritt der Croupanfiille ist das Kind etwas niedergeschlagen, nnd nicht so lebhaft als gewöhnlich, öfters klagt es über ein leichtes Kopfweh, lcidöt zuweilen etwas an Schnupfen, Husten und Heiserkeit; darauf bemerkt man eine etwas erhöhte Hautwärme mit häufigerem Pulse, mit einem Worte — die Symptome eines leichten Schnupfens. Die Esslust ist gut, und die Heiterkeit kehrt von Zeit zu Zeit zurück. Die cigenthümlichcn Symptome des Croup entwickeln sich ge-

der Brustorgane.

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wohnlich gegen Abend, oder noch häuGger in der Nacht. Das Kind crwaclit mit einem Ilustcuanfalle, dessen rauher Ton sehr von dem am vorigen Tage verschieden ist. Bei diesem Husten ist die Respiration gehindert, gleichsam als w ü r d e der Larynx gedrückt oder zugeschnürt, die Inspiration ist laut und pfeifend, die Expiration aber oft ganz frei. *) Nach A l b e r s sind die Inspirationen jedoch nicht immer pfeifend, sondern in einzelnen Fällen klingt das Einathmen tief, und das Ausathmen hingegen mehr pfeifend. D e r Puls hebt sich, und wird häufiger, **) das Gesicht wird r o t h , die Augen werden hervorgetrieben und thränend. Gegen Morgen werden diese Z u fälle gelinder, und das Kind scheint nicht viel kränker als am Abend zuvor zu sein; jedoch ist der Puls häufiger, der Husten rauher. W e n n nun am Tage kein Anfall sich zeigt, so legt man das Kind zu B e t t ; kaum aber ist es eingeschlafen, so wacht es plötzlich mit einem ähnlichen Huslenanfalle wie am Abend vorher auf. Dieser ist dann weit heftiger, die Beschwerde beim Athemholen ist' sehr gross, oft von Angst, Unruhe und einem Gefühle von Erdrosselung, Erstickung und Schmerz begleitet, welche verursachen, dass das Kind nach dem Halse greift, als wolle es das Hinderniss des Athemholens hinwegnehmen. D e r Athcmzug, vorzüglich bei der Inspiration, wird l a u t ; das Gesicht roth und aufgetrieben, die Augen feurig; die Haut ist heiss, der Puls voll, hart und häufig; der Husten heiser, krampfhaft und trocken; zuweilen zeigt sich auch Auswurf, jedoch nur in geringer Menge, zäh und schleimig, oft mit Blutstreifen vermischt. Nach dem Anfalle schläft das Kind ein; beobachtet man es während des Schlafes, so bemerkt man Anfangs nichts, als eine erschwerte und laute Respiration; je länger aber der Schlaf dauert, desto lauter und schneller wird sie, und ein neuer Anfall erfolgt. Diese Anfälle erfolgen mit grösserer oder geringerer Schnelligkeit nacheinander, sind mehr oder weniger heftig, je nachdem die Krankheit heftig ist. W e n n das Kind wach bleibt, so ist die Respiration nicht so l a u t , als im Schlafe; schreit oder weint es aber, so kommt gleich ein Anfall. Während dieser stürmischen Auftritte ist der Durst oft unaus-

*) G u e r s e n t (Dict. de Med.) bemerkt, dass man ausser diesen pfeifenden Inspirationen während des Hustens, zwischen den Hustenanfallen ein fortwährendes Rauschen oder Zischen vernimmt, als wenn die Luft durch eine enge, metallische Röhre ginge. *) Heim (vermischte Schriften herausgegeben von P a e t s c h ) läugnet «war nicht die Frequenz des Pulses, will sie aber nicht als wesentliche Fiebererscheinung gelten lassen; er glaubt, es gebe einen ächten Croup ohne Fieber, was aus dem Wohlbefinden der Kranken, und dem fehlenden Gefühl von Mattigkeit und Hinfälligkeit abzunehmen sei.

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löschbar, das Schlucken ungehindert und Icicht, *) die Zunge etwas belegt; die Stimme scheint einen ähnlichen Ton wie der Husten zu haben, zuweilen fehlt sie auch wolil ganz. Zuweilen stellen sich in der 2ten Nacht auch bei den Anfällen konvulsivische Bewegungen und freiwilliges Erbrechen ein, wodurch eine weissliche, zähe Masse ausgeleert wird, und der Kranke Erleichterung bekommt. In dieser Periode der Krankheit ist der Urin noch natürlich, und nach der Menge des genommenen Getränkes mehr oder weniger gefärbt. Der nächstfolgende Tag briDgt keine solche Remission in den Zufallen hervor, wie der vorige; die Dyspnoe wird stärker, die Respiration geschieht fest und konvulsivisch, die Nasenlöcher stehen offen, die falschen Rippen und das Zwerchfell sind in steter Bewegung und Erstickung steht bevor. Der Puls wird zusammengezogen und unregelmässig; auf dein Gesichte bricht der Schweiss aus, es wird blass, die Lippen violett. Alles zeigt von der grössten Angst; die Exspiration wird fast eben so laut als die Inspiration, die Stimme verliert sich immer mehr, das Kind bringt nur kurze, abgebrochene Worte heraus. Zuweilen wirft es mit Husten oder Erbrechen dem Anscheine nach, häutige Lappen aus, die man beim flüchtigen Anschauen für Stücke der innern Haut der Luftröhre halten könnte; dieser Auswurf erleichtert aber oft nur auf wenige Augenblicke. Bietet man dem Kranken etwas zu trinken, s sind bei der exsudativen Entzündung, ganz mit einer weissen, plastischen Lymphe oder mit verdicktem Schleime überzogen. Man hat sich zu hüten, diese Bedeckungen, welche Folgen der Exsudation sind, für Geschwüre zu halten. Oft jedoch hat S a c h sc auch auf den entzündeten Mandeln wirkliche, Geschwürclien beobachtet, die als kleine gelbe Krätz-Pusteln entstehen, oberflächlich bleiben, bevor sie platzen, ziemlich stark brennen, aber keinen üblen Geschmack im Munde, keinen stinkenden Athem verursachen, sich selbst dann, wenn viele da sind, milde verhalten, nicht in die Tiefe fressen, und jenen weissen Ueberzug verursachen, der entweder die ganze Drüse wie mit einer Pseudomembran, bedeckt, oder noch viele rolhc Stellen zwischen sich lässt. Es ist dies die oberflächliche, gutartige, mit der inflammatorischen Bräune verbundene Eiterung, die von vielen Schriftstellern beobachtet wurde, und keine antiseptische, sondern eine antiphlogistische Behandlung erheischt. Häufig entsteht diese Erosion dann, wenn der Scharlach die Haut verlässt, zum Munde hinein geht, da noch oft grosse Halsbeschwerden verursacht, wo sie früher sehr geringfügig waren, und wird auch bei milden, besonders habituellen Katarrhalbräunen beobachtet. Mit der Steigerung der beschriebenen Entzündungszufalle, mehrt sich auch ihr Gefolge. Die Sprache bleibt wegen der Geschwulst oft kaum verständlich, wird ganz nasal; das Gehör wird schwach, weil die Eustachischen Röhren verstopft sind. Die Luftwege werden beengt, es ist grosse Beklemmung und Unruhe vorhanden, und die Kranken können kaum anders als aufrecht sitzend athmen. Sei es nun, dass die so sehr geschwollenen Theile den Rückfluss des Blutes vom Kopfe hindern, oder dass die entzündliche Reizung mehr Blut herbeilockt, genug, die Strangulations- und Kongestions-Zufalle werden immer grösser, die glänzenden, gerötheten Augen ragen hervor, das Gesicht, die Lippen werden braun und blau, und die mit ergriffene, geschwollene, schwarze und trockene Zunge dringt zwischen den Zähnen hervor. Dabei sind alle Zufalle des Entzündungsfiebers vorhanden; die Verstopfung mehrt die Kongestion, und der Kopf schmerzt heftig. Der Urin ist hochroth, oft dick und trübe, die Haut trocken oder mit kaltem Angstschweiss bedeckt, die in anderen Krankheiten so erleichternden Morgenremissionen werden hier kaum empfunden, weil des Nachts der Mund offen gehalten, und dadurch Schmerz und Trockenheit vermehrt wurden. A u s g ä n g e . Die Krankheit kann sich endigen: a) In Z e r t h c i l u n g . War die Entzündung nicht gar zu heftig, so dauerte, während im Hintermunde Trockenheit herrschte, im Vor-

der Ilalsorgane.

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dermnnde vermehrte Absonderung eines zähen Speichels fort. Diese Absonderung vermehrt sich oft bei der günstigen Zertheilung so, dass eine förmliche Salivation daraus wird. Zuweilen erfolgt ein Auswurf der oben beschriebenen plastischen Lymphe in grösseren oder kleineren Stücken, womit die Mandeln bedeckt waren, oft räuspernd, ja würgend, bis zum Erbrechen, in anderen Fällen erfolgen Verminderungen des Fiebers und der Qalszufälle, während k r i t i s c h e S c h w e i s s e , U r i n , B l u t u n g e n , S t u h l g ä n g e eintreten *). b ) In A b s c e s s d e r M a n d e l n . Ist der Zertheilnngstermin verstrichen, und neigt die Entzündung zu einem Abscess der Mandeln (Angina ulcerosa), so remittirt das Fieber deutlicher, der anhaltende Schmerz weicht, oder verwandelt sich vielmehr in einen flüchtig durchfahrenden, stechenden Schmerz. Dennoch bleibt der Mund oft so geschlossen, dass man kaum einen Löffel einbringen kann, oder lässt er sich öffnen, und kann man die geschwollene Zunge niederdrücken, so erscheint die eine Mandel ungemein gross, man bemerkt eine grössere Dünnhäutigkeit, eine bleichere, später in das marmorirt bläuliche übergehende Farbe, und der Finger entdeckt, wenn er so weit eindringen kann, eine deutliche Schwappung. Das Schlucken wird immer empfindlicher, die Sprache ist gar nicht mehr zu verstehen, die Töne scheinen allein vom Gaumen herab zu kommen, beim forgirten Schlingen, zieht der Kranke die Schullern in die Höhe, undhat dabei das Gefühl im Ohre, als ob sich eine Klappe öffnete, oder als ob es darin knisterte; der stechende Schmerz wird allmählig klopfend, die Kongestionszufälle mehren sich, die Angst nimmt zu, das Fieber nimmt dagegen ohne kritische Ausleerungen ab, und es erscheint ein öfteres Frösteln, und so geht unter diesen Erscheinungen die Bräune in 4 — 7 Tagen in eine Eitergeschwulst bis zum Durchbruch über. Je später der Durchbruch erfolgt, oder durch Kunst bewirkt wird, desto mehr zeigt sich auch äussere Geschwulst, und die Materie arbeitet sich zuweilen sowohl nach aussen, als nach innen durch. Jede Entleerung des Eiters macht den Kranken frei von aller Beschwerde, oft jedoch nur auf kurze Zeit. Selten brechen beide Mandeln gleichzeitig auf, gewöhnlich platzt die zweite 24— 48 Stunden später. Dieser Uebcrgang in Eiterung wird auch zuweilen epidemisch beobachtet **). *) Oft wird die Zertheilung durch eine Uebertragnng, durch eine rosenarlige Entzündung der äusseren Theile des Halses, durch Anschwellen der Olirendrüsen, durch Erbrechen, Durchfall etc. bewirkt, wenigstens befördert, lieil Fieberlehre. Theil 2. S. 436. **) Zuweilen entstehen von freien Stücken, nach Erkältungen der Füssc im Wasser, bei skorbutischcn und kachcklisclien Personen, weisse Blasen und Gcschwürc am Zapfen, der Gaumendecke und den Mandeln, ohne eine vorhergegangene Entzündung des Halses. Sie sind durebgehends gutartig, und

172

Entzündungen

Mit der Entleerung des Eiters ist in der Regel Alles gehoben; zuweilen jedoch bleibt eine Fistel-Oeffnung zurück, besonders wenn sich der Abscess hoch oben in der Mandel geöffnet hatte. Es offenbart sich eine solche Fistel, durch heftige Schmerzen nach dem Essen, wenn Speisen in die Oeffnung eingedrungen sind; auch bleibt das Sehlingen noch immer schwer, und zuweilen vergeht auf kurze Zeit die Stimme. c) In B r a n d . Dieser Uebergang ist besonders häuGg bei der Angina gangränosa (siehe unten); allein auch bei den heftigsten Graden 6carlatinöser Halsentzündungen wurde in neuerer Zeit dieser Uebergang beobachtet. Die Kranken fühlen dann weniger Schmerz, können besser schlingen, dagegen sieht man aber im Schlünde die brandigen Zerstörungen, alle Zufälle nehmen den typhösen Karakter an, bis nocli Rettung gelingt, oder der Puls immer schwächer, kleiner wird, die Gliedmaassen erkalten, und der Tod erfolgt *). d ) In V e r h ä r t u n g ( A n g i n a s c i r r h o s a ) . Nicht selten ist die Ueberfüllung der leidenden Organe mit Blut so gross, der Absatz plastischer Lymphe so stark, dass man eine vier- ja achtfache Vergrösserung, vorzüglich der Mandeln und des Zäpfchens, beobachtet. Dies ist besonders dann leicht der Fall, wenn die Entzündungen öfter wiederkehren, oder skrophulöse Subjekte befallen, oder wenn zu früh adstringirende Gurgelwässer in Anwendung kommen. Ausser dass sie kleine Schling-Beschwerden verursachen, sind sie unschädlich, und verdienen die Benennung scirrlxös durchaus nicht. Man erkennt diese Vergrösserungen durch genaue Exploration der leidenden Theile. e ) I n ä u s s e r e H a l s e n t z ü n d u n g . Dieser Uebergang ist als kritisch zu betrachten. f ) I n Tod. Der Tod erfolgt entweder durch wirkliche E r s t i c k u n g , zuweilen am vierten, fünften Tage unter Röcheln, kalten Extremitäten, zuweilen auch ganz unerwartet; oder er erfolgt aus der Heftigkeit der Entzündung durch U e b e r g a n g in B r a n d , unter den bekannten allgemeinen Erscheinungen, oder endlich durch U e b e r g ä n g e in a n d e r e E n t z ü n d u n g e n : der Lunge, der Luftröhre elc. verschwinden meistens in wenigen Tagen, nur selten sind sie hartnäckig und büsartig. R e i l I. c. *) Zuweilen entscheidet sich auch die brandige Bräune gutartig; es sondern sich dann die Brandborken ab, die entzündeten Ränder bekommen ein frisches und -rothes Ansehn, der Grund der Geschwüre reinigt sich, und dieselben geben einen guten Eiter Zugleich entscheidet sich das damit verbundene. Fieber durch Urin, Schweiss, Sputum und Abschuppung; Irrereden, Erbrechen, Durchfall hören auf, der Alhem wird freier, und der Puls langsamer. Diese gute Entscheidung entsteht seilen vor dem 7ten, meistens später aui 9, 11, und 13len Tage. I t e i l 1. c.

der Halsorganc.

173

A c t i ö l o g i e . Selten licrrschen die entzündlichen Bräunen epidemisch; meistens werden junge, kräftige, vollsaftige, gut genährte Individuen, im Winter oder Frühling, während einer entzündlichen Konstitution, oder nach ausgebliebenen gewohnten Blutilüssen, bei scharfen Nord- und Ostwinden davon ergriffen *). Andere prädisponirende Ursachen sind: Frühere Salivation, Skropheln, öftere Bräunen, nördliche hoch gelegene Gegenden, kindliches Alter, Pubertätjahre, vieles Singen, lautes Schreien, daher häufig bei Sängern und Matrosen. Zu den Gelegenheitsursachen gehören: Aeussere Verletzungen und Reizungen z. B. von Gräten, Knochensplittern, von Steinen in den Speicheldrüsen, und in den Mandeln selbst, Zahnreiz, Gifte, z. B. Arsenikdämpfe, scharfe W i n d e , Erkältung, durch schnellen Wechsel der Temperatur, durch Genuss von Eis und kalten Getränken, durch schnelle Entblössung des Halses bei erhitztem Körper, durch IJeberniaass spiriluöser Getränke, unterdrückte Salivation etc. Prognosis. Die Gefahr hängt vorzüglich von der Wichtigkeit des ergriffenen Theiles a b ; die Angina pharyngea ist gefährlicher als die tonsillaris. W e n n einmal Vereiterung da war, so gelingt die Zertlieilung bei der Wiederkehr selten. Eine zweite grosse Gefahr hängt a b , von der leichten Ausbreitung nach den Lungen ; je mehr pneumonische Zufälle eintreten, desto schlimmer. Eine dritte Gefahr von dem Blutandrange zum Kopfe. J e mehr das Gesicht erdfarben und gedunsen w i r d , die Zunge hervordringt, die Augen stier und wie injizirt erscheinen, je mehr Schlafsucht eintritt, desto mehr Gefahr. Je mehr skrophulöse Anlage, desto leichler bleiben Drüsenverhärtungen zurück. Eine ungünstige Erscheinung ist es, wenn die Zufälle der B r ä a n e schwinden, und dafür Entzündungen anderer wichtiger Theilc entstehen. Gut ist es dagegen, wenn der liais äusserlich schwillt, und roth wird. Den nahen Tod verkünden: Schaum vor dem Munde, kalte Extremitäten, wiederholter Frost, schwarze, sehr geschwollene Zunge, grosse Angst, zitternder, intermittirender Puls, Verstuminung. Therapie Den ersten Platz bei Heilung der entzündlichen *) P. F r a n k (Behandlung der Krankheiten des Menschen) beobachtete häufig Anginen nach rheumatischen Pneumonieen, die im Winter vorkommen, nachdem die Primärkrankheit nachgelassen, und die entzündliche Affektion sich mehr auf die oberen Gebilde verbreitet hatte. *) R e i l 1. c. rühmt den Alaun als ein Mittel, wodurch man oft eine Bräune in ihrer Geburt ersticken kann. Er lässt einen Skrupel Alaun und

174

Entzündungen.

Bräunen nehmen die B l u t e n t z i e h u n g e n ein. Man lasse zuerst am Arme zur Ader, oder bei starken Kongestionen zum Kopfe, und kalten Füssen, gleich am Fusse; das letztere verdient auch dann den Vorzug, wenn unterdrückte Menstruation oder Hämorrhoiden ursächlichen Einfluss erwarten lassen. Die Aderlässe am Halse sind um nichts wirksamer, für den Kranken ängstlicher, und das Zubinden noch einengender für den Hals. Ist den Anzeigen zu allgemeinen Aderlässen genügt worden, so schreitet man dann gleich zu örtlichen ßlntentleerungen. Nichts hilft schneller, als die Skarifikation der entzündeten Mandeln, des Zapfens, der Zunge, mittelst des Pharyngotoms *). Blutegel entziehen dem entzündeten Theile nicht Blut genug, selbst dann nicht, wenn sie öfter, und in Menge angesetzt werden. Die Entzündung zieht sich dabei in die Länge, geht in Eiteruug über, und hiuterlässt Vergrösserung der Mandeln mit Sprach, und Schlingbeschwerden. Die Erleichterung nach dem Skarifiziren folgt sogleich, und man sollte daher bei jeder Mandelbräune zu diesem Mittel schreiten. Man ritzt gleich an mehreren Stellen, einige Linien tief, und kümmert sich nicht darum, wenn sich die Wundränder auch umlegen, und wie Speck aussehen; so wie die Geschwulst sinkt, vereinigen sie sich auch bald. Den Ausfluss des Blutes befördert man durch Gurgeln mit lauwarmer Milch, worin Feigen gekocht worden, oder man wiederholt die Skarifikation. Sollten die Wundränder sich nicht schliessen, so kann man mit ßatanha-Dekokt, oder mit Alaun und Pimpinell in Rosenwasser gurgeln lassen. Hindert aber, bei heftigen Entzündungen, der verschlossene Mund die Skarifikation, so muss man zu den B l u t e g e l n greifen, und von diesen, mit Rücksicht auf das Alter etc., 10—12 Stück dem leidenden Theile so nahe als möglich setzen. B l u t i g e S c h r ö p f k ö p f e würden doppelt zu empfehlen sein, wenn die Operation nur nicht so viele Schmerzen verursachte, weil sie gleichzeitig als roth machende Mittel wirken, und ganz besonders in der Angina pharyngea, wo sie in den Nacken, doch ziemlich nahe, angesetzt werden können. I n n e r e M i t t e l . Man gebraucht hier alle Antiphlogistica: Saleben so viel Zucker als Pulver trocken verschlucken, damit es einige Zeit im Ilalse hängen bleibt; das Mittel wird alle 4 Stunden wiederholt. *) R e i l bedient sich dazu einer myrtenförmigen Lanzette, die nnter einem rechten Winkel an einem Stiel befestigt ist. Diese drückt er in jeder Mandel an verschiedenen Stellen, einigemal eine Linie tief ein, nachdem die Zunge vorher mit einem Spatel niedergedrückt ist. Hierauf wird der Blutiluss durch laues Gurgelwasser unterstützt. Auch den Zapfen kann man skarifiziren, oder ein Stück von seiner Spitze mit der Scheere abschneiden, wenn er vorzüglich, nnd am heftigsten entzündet ist.

der Ilalsorganc.

475

pclcr, Salmiak, Molke», Krebsstcinc mit Essig. Meistens sind sie aber sehr schwer hinunterzubringen, und deshalb dürften die kleinen Potionen, worin A. Fr. L ö f f l e r den Spiritus Minderen ( g j ) undSahniac ( 3 j ) gemischt giebt, und wovon er alle Viertel-Stunde einen halben Theclöffel voll giebt, um so mehr zu empfehlen sein, als seine Anpreisungen durch sehr wichtige Beobachtungen bestätigt werden *). Das Mittel zeigte sich nicht nur im Anfange, sondern selbst da noch hülfreich, wo die Bräune schon 8 Tage gedauert halte; schon nach einigen Stunden hatte das Mittel so vortrefflich gewirkt, dass die heftigsten Beschwerden beim Schlingen beseitigt waren. Zwischendurch liess er auch mit einer verdünnten Mischung gurgeln; wenn er Besserung bemerkte, so liess er sie sparsamer geben, weil zu starker Gebrauch den Mund und Ilals enthäuteten, wogegen er bloss Rosenhonig gebrauchen liess. So gut es sein würde, und im Anfange der Krankheit auch wirklich zur Hebung derselben hinreichend ist, recht viele kühlende Dekoktc (8 Loth alle 3 Stunden) mit Salpeter trinken zu lassen, so wenig gestattet dies doch in den meisten Fällen das Schlingen, besonders mit Säuren, Salzen und anderen reizenden DiDgen, die bei jeder starken Entzündung schädlich sind. Man muss daher daran denken, den Körper anderweitig anzufeuchten, und dazu dienen: K l y s t i e r e vortrefflich. Der Zweck, den man dabei hat, ist ein doppelter, und danach muss man die Mittel wählen. Einmal muss man bei jener Neigung zur Obstruktion, eröffnen, und auch dann vorher ein eröffnendes Klystir geben, wenn jene anfeuchtenden länger im Körper verweilen sollen. Diese eröffnenden muss man nun gleichzeitig derivirend machen; scharf gesalzenes Wasser, mit Zusatz von Brechweinstein, können hier, so wie Essig-Klystire, sehr nützlich werden. Mit grossen Erfolge werden k ü h l e n d e A b f ü h r u n g e n gegeben, sobald Fieber und Heftigkeit der Entzündung durch Blutentleerungen gemindert worden sind. Dazu dienen Bittersalz, Infusum Sennae mit Tamarinden und Salpeter, oder Mannadekokt mit Sernm lactis. Bedenkt man aber, dass diese Mittel, um den beabsichtigten Zweck zu erfüllen, in grossen Quantitäten gegeben werden müssen, dies aber bei dem gehinderten Schlingen dem Kranken sehr schwer fällt, so muss man den Merkurialabführungen aus Calomel den Vorzug geben, da diese schon in kleinen Gaben wirken. Man kann die Pulver auf die Zunge streuen, und der schmelzende Zucker führt den Merkur mit hinab; zu gleicher Zeit wirkt auch das Calomel als ein kräftiges Antiphlogisticum, und es lassen sich so beide Zwecke vereinigen.

*) S. seine Beiträge zur Arznei-Wissenschaft 1 Theil Leipzig 1792,

476

Entzündungen

Hat man sich überzeugt, dass Eiterung eingetreten, so giebt man keine Abfuhrungen, sondern täglich nur ein Klystier. B r e c h m i t t e l . Bei den rein entzündlichen Bräunen, von denen hier die Rede ist, hat man keine Indikation zu Brechmitteln; weiter unten wird weitläufiger von ihnen die Rede sein. Zur Beförderung der so wohlthätigen H a u t - K r i s e n sorge man für eine temperirte Luft, und befördere die Transpiration, was durch Zumischung des Oxymels zu den Getränken, oder durch mild kamphorirte Salpetermixturen am besten geschieht, so wie auch durch l a u w a r m e F u s s b ä d e r , Morgens und Abends, die man noch durch Senf reizender machen kann. A e u s s e r e M i t t e l . Was zunächst d i e B r e i u m s c h l ä g e betrifft, 60 sind diese von keinem besonderen Wertlie. Legt man sie nämlich zu kalt auf, so veranlassen sie Erkältung, und diese wird auch selbst bei der besten Temperatur kaum zu vermeiden sein, weil sie am runden Halse herunter gleiten, und die Wäsche feucht und kalt machen; legt man sie wieder zu warm auf, so bewirken sie die Eiterung, die doch zu vermeiden ist. Auch können manche Kranke den Druck gar nicht ertragen. Nur in dem Falle können sie zweckmässig sein, wo die Empfindlichkeit der Haut weder Vesikatorien noch Einreibungen zulässt, oder zu diesen die Entzündung noch nicht weit genug heruntergebracht ist. Auch passen sie da, wo die Eiterung unvermeidlich ist; hier wähle man die bekannten erweichenden Kräuter, oder Leinsaamenmehl mit Opium (zu gij Mehl 15 Gr. Opium), oder Semmel und Milch. Will man Einreibungen von z e r t h e i l e n d e n S a l b e n machen, so spiele man nicht damit, sondern schreibe genau vor, wieviel eingerieben werden soll. Man nehme Spiritus Salis ammoniaci caustici auf Sj Oleum Hyoscyami, und lasse alle 1 — 2 Stunden einen Theelöffel voll über den ganzen Hals einreiben, so lange, als man noch Hoffnung zur Zertheilung hat. Zweckmässig kann man auch noch dem flüchtigen Liniment, den vierten Theil Merkurialsalbe hinzumischen, oder es mit der Kantharidentinklur verbinden. Ve s i k a t o r i e n lassen, nach gehörig verrichteten Blutentzieliungen, alle obigen Mittel hinter sich an Wirksamkeit zurück. Man muss sie allemal da anlegen, wo die schon genannten Antiplilogistica nach 8 — 12 Stunden keine Erleichterung verschafften, oder wo das Uebel sich nach dieser Behandlung gleich wieder einstellt. Man legt sie, scharf und gross, auf den Theil des Halses, der am meisten schmerzt, oder um den ganzen Hals. Sie nur bis zur Röthung der Haut liegen zu lassen, ist unzweckmässig, weil die seröse Ausscheidung, sowohl in der Blase, als auch bei der Nachsickerung, gewiss vom wesentlichsten Nutzen ist. Sie sind die vortrefflichsten Mittel, um dem Uebergange der ent-

177

der ilalsorgane.

zfmdlichen in die brandigo Bräune vorzubeugen. Ja was noch wichtiger ist, sie verhüten nicht bloss den Ucbergang in Brand, sondern Selzen diesem in der brandigen Bräune auch noch Gränzen, wie aus mehreren Beobachtungen P o u t e a n ' s erhellt. Sollen sie Von Wirksamkeit sein, so muss man sie gross und queer über den Hals legen, und gehörig lange liegen lassen; man sei jedoch nicht zu dreist, damit sich nicht Brand ausbilde. Andere A b l e i t u n g s m i t t e l , z. B. S e n f p f l a s t e r , kann man gleichfalls mit Nutzen an die Waden oder an die Fusssohlen legen; an den letzteren sollen sie jedoch ein so unerträgliches Brennen ver< Ursachen, dass sie den Kranken alles Schlafes berauben. Die G u r g e l w ä s s e r gehören zu den am häufigsten in der Bräune benutzten Mitteln. Man bereitet 6ie bald aus erweichenden Dekokten von Malven, Verbascum, Feigen, bald aus zusammenziehenden, z. B. Salvey mit kühlenden Salzen, oder auch zur Unterdrückung der Entzündung mit Säuren, dem Saft der schwarzen Johannisbeeren versetzt, die sich besonders in England einen grossen Ruf erworben haben. Die erweichenden Gargarismen passen bei grosser Trockenheit und vielen Schmerzen, oder bei der Ueberzeugung, dass Zertheilung nicht mehr möglich sei; die zusammenziehenden dagegen, um gelinde Entzündungen damit zu unterdrücken, und den Uebergang in Faulniss zu verhüten. Allein im Ganzen genommen, ist das Gurgeln nicht recht zu empfehlen; es werden dadurch die Theile noch mehr gereizt, und es dürfte zweckmässiger sein, die dazu bestimmten Mittel lauwarm recht oft in den Mund zu nehmen, und lange darin zu halten. E i n s p r i t z u n g e n . Kann man die Zunge so weit niederdrücken, dass man in den Hintermund sehen kann, so ist es leicht, den Strahl aus der Spritze an den meist leidenden Ort hinzuleiten; kann man nicht in den Mund hineinsehen, so muss auf dem LöiTel, mit dem man die Zunge niederdrückt, die Spritze so gerichtet werden, dass man jene Stelle mit dem Strahle erreicht. Unglaublich gross ist die Masse vom zähesten Schleim, welche das Spritzen zur grössten Erleichterung des Kranken herausbringt. Erfolgt danach ein momentanes Würgen oder Brechen, so ist dies mehr nützlich, als schädlich. Die Kranken können gleich besser reden, schlucken und die Kinnbacken leichter auseinanderbringen. Dass man langsam und sanft, dem Grade der Entzündung angemessen, spritzen müsse, versteht sich von selbst; bei heftiger Entzündung wählt man dazu die blandestcn Mittel, z. B. nur Dekokte von Aiihaea, Feigen, Süssholz, Flieder in Milch und Wasser gekocht, mit etwas Spiritus Minderen, Salmiak, Nitrum, nur 3j — ij auf 1 « . Dekokt, oder mit ein wenig Oxymel simplex; bei mehr atonischem Zustande, kann man sich der mehr reizenden Mittel, bedienen. Ist der Mund so verschlossen, dass das Einspritzen in denselben

12

178

Entzündungen

unmöglich wird, so kann man seine Zuflucht zu den E i n s p r i t z u n g e n d u r c h d i e N a s e nehmen. Man bedient sich dazu der oben genannten Substanzen, und beobachte nur dabei, dass der Kopf mehr vor- als zurückgebogen werde, damit sich der Oesophagus erweitere, und lasse den Athen» anhalten, damit nichts in die Luftröhre gerathe. Bei noch fortdauernder Geschwulst und sehr verminderter Entzündung kann man sich zum Einspritzen der reizenden Dekokte von Salvey, Öriganum, Piinpinella, ja der Sabina bedienen, und sie noch mit Essig und Pimpincll-Tinktur verstärken. Nur im Anfange hüte man sich vor dergleichen Mitteln; auch mache man die Einspritzungen immer warm. Bei Erosionen und grosser Empfindlichkeit sind L e c k s ä f t e von Quittenschleim mit Rosenhonig, oder von Oelen mit Eidotter und Zucker, oder, wenn es die Öeffnung des Mundes gestattet, das Pinseln damit sehr zu empfehlen"). Die D i ä t ist die bei jeder Entzündung zu beobachtende; des Nachts muss man den Mund mit Flor bedecken, damit er nicht noch mehr austrockne. W o nichts geschluckt weiden kann, musa die Ernährung durch Klystire bewerkstelligt werden. B e h a n d l u n g d e s A u s g a n g s in E i t e r u n g . Erkennt man die Unmöglichkeit der Zertheilung aus den oben angegebenen Zeichen, so muss man die ZeRigung des Abseesses auf alle Weise zu befördern suchen. Es dienen dazu das Einathmcn von erweichenden Dämpfen, erweichende Kataplasmata aus Malven, Verbascum, Leinsaamen, mit recht vielem Oele, oft frisch erwärmt ubergeschlagen **). So wie mit der Vermehrung der Eiterung m den Bespirationsorganen, das Klopfen in der Geschwulst zunimmt, muss man Einspritzungen von erweichenden Dekoktea machen lassen. Oft erfolgt dadurch unmittelbar das Platzen des Eitersackes, und sie sind das einzige Ersatzmittel, wo hartnäckig jede Anwendung von Instrumenten verweigert wird. Das frühe Einstechen in die Geschwulst, noch ehe sie zur völligen Maturation gekommen, ist verwerflich; es erneuert sich die Entzündung bei der geringsten Gelegenheit wieder, oder es bleiben Geschwülste zurück, die in Verhärtung übergehen*"). r ) P. F r a n k (1. c.) empfiehlt folgenden Linctus., ly. Mucil. arabic. Meli, despuraat. Sä **) Dämpfe des warmen Wassers an deu leidenden Theil, helfen oft am raschesten. H e i l . 1. c. ""*) Oft fehlt es an Thäligkeit in der leidenden Parthie, und es rückt deshalb die Eiterung nicht fort. Hier muss man durch Reizmittel das Spiel der Gefasse beleben, und 6ie gleichsam in einen entzündlichen Zustand versetzen. Man reibt zu diesem Zwecke die flüchtige Salbe ein, setzt den Wasserdämpfen Ammonium zu, uud lässt mit einem Aufgusse des schwarzen Senfes gurgeln. H e i l . 1. c.

der Ilalsorgane.

479

Kann man den Mund so weit öffnen, das9 man den Eiterhcerd sehen kann, so hat die Eröffnung mittelst eines Schneideinstruments keine Schwierigkeiten, und ist um so mehr zu empfehlen, als man dadurch das Leiden abkürzt, und Fisteln verhütet; wo dies nicht det Fall ist, da suche man an der leidenden Seite den Zeigefinger einzubringen, und die schwappende Geschwulst so za drücken, dass sie aufspringt. Auch kann man zu diesem Zwecke ein Brechmittel geben; viele Beobachtungen zeigen die Nützlichkeit und Unschädlichkeit dieses Verfahrens. Damit das Aufplatzen nicht, besonders. bei Kindern, Erstickungs-Gefahr herbeiführe, muss man die Kranken stets bewachen, um ihnen gleich zu Hülfe eilen, and sie auf die Seite legen zu können. Ist der Abscess geöffnet, so reinigt man ihn durch fleissiges Gargein oder Ausspritzen mit Gersfendekokt und Rosenhonig. Sind Fisteln entstanden, so muss man die vorhandene Oeffnung erweitern. Jede ä u s s e r e G e s c h w u l s t , die im Verlaufe der Krankheit am Halse erscheint, muss man kräftigst za fördern suchen, und täglich nachforschen, ob man nicht tiefere Schwappung entdecken kann, die man dann zeitigen, und baldigst mit der erforderlichen Behutsamkeit öffnen muss. Zuweilen bleiben kleine Geschwürchen zurück, die aus den Pusteln entstanden sind. Diese Pusteln muss man durch viele warme erweichende Getränke zu öfTnen, und so zu beseitigen suchen. Schmerzen die Geschwürchen sehr, so legt man ein Kataplasma von gequetschtem Mohn etc. um den Hals, und wenn das nicht hilft, ein neues Vesikatorium. Sind sie a p h t h ö s e r Natur, so helfen kleine Brcchund Laxirmiltel, und Pinseln mit Borax und Rosenhonig. Bleiben V e r h ä r t u n g e n zurück, so können diese zweierlei Art sein: 1) Die, welche aus dem Ergüsse plastischer Lymphe entstehen; sie vergrössern das Volumen der Mandeln, geben ihnen die höckerige Form und Härte, ohne deswegen Scirrhus zu sein, oder in solchen überzugehen. 2) Die, welche aus wirklicher Schwäche zurückgeblieben, eine mehr glatte, wässrige, schwammige Geschwulst darstellen, und Folge einer frühern Ergiessung in das Fachgewebe sind. Bei der e r s t e n Art sind Resolventia, Taraxacum, Cicula, Seifen, gummi Ammoniacum, salia media, Mercurialia, innerlich und äusserlich angezeigt, mitunter auch kleine Vesikatorien, und dieser Idee entsprechende Gurgelwässer. Bei der z w e i t e n Art muss man mehr Ton zu geben suchen, durch reizende stärkende Gurgelwässer und Injektionen, z. B . von Rothwein, Aufgüssen von schwarzem Senf, Auflösung des Ammoniak's. Das oft wiederholte Bestreichen der Mandeln und des Zäpfchens mit einem nassen Pinsel, der so eben in 12 *

180

Entzündungen

Alaun-Pulver getaucht worden, ferner Gurgelwässer aus Eichenrinde, Bistorta haben gleichfalls oft gute Dienste geleistet. Zurückbleibende Geschwülste und Verengerungen des Schlundes erfordern Bougies. 2. A n g i n a c a t a r r h a l i s . S y m p t o m e . Die Katarrhalbräune ist die häufigste; sie kommt cpidemisch oder sporadisch vor; es gehen öfters Frösteln, wohl auch ein leichtes Abendfieber voran, oder sie verkündigt sich auch, ohne alle Fieberbewegung durch, einige Beschwerden beim Niederschlucken. Sie ergreift besonders die Mandeln und das Zäpfchen, welche anschwellen, meistens erst an einer, dann auch an der andern Seile; die Schmerzen sind dabei nicht gross, sehr beschwerlich aber wird dem Kranken das Schlingen. Die Farbe der Geschwülste weicht wenig von der natürlichen ab, ist mehr bleich, und gewöhnlich kann man die röjheren, angelaufenen Blutgefässe darauf erkennen. Die Geschwulst ist ödematös, wie durchsichtig; es ist ein wahrer Catarrlius faucium vorbanden, den auch oft die rauhere Sprache anzeigt, mit so vermehrter Schleimabsonderung, dass er sich in langen Fäden aus dem Munde hervorziehen lässt, und oft anhaltend ausfliesst. Selten jcdoch wird mau hier Ausschwitzungen plastischer Lymphe antrell'en, und wo diese gefunden wird, da nähert sich die Angina der inllammatorischen schon sehr. Häufiger trifft man kleine Bläschen, die da, wo Schärfen im Körper sind, leicht in oberflächliche Eiterung übergehen, besonders wenn diese Entzündung sich mit Scharlach verbindet, wo dann Schleim und Eiter aus Nase und Mund ausgeworfen werden. Unter diesen Umständen bemerkt man auch einen o

Mundgeruch, der überall da leicht entsteht, wo die Speicheldrüsen in widernatürliche Thätigkeit gesetzt werden, und zuweilen eine Verbreitung der Geschwulst bis zum Zahnfleisch. Da so häufig Erkältung die Angina catarrhalis veranlasst, so kann auch wohl Husten und Heiserkeit damit verbunden sein, beständige Erscheinungen aber sind sie durchaus nicht. Diese Bräune kommt mehr bei bejahrten Leuten, als bei Kindern vor. Bei letzteren ist sie energischer; feuchte Witterung, Frühling und Herbst bringen sie hervor. Die Dauer ist unbestimmt, sie verschwindet oft in 3 , oft erst in I i Tagen, unter vermehrtem Ausfluss eines an Konsistenz zunehmenden Schleimes, kritischem Schweiss und Urin. G e l e g e n l i e i t s u r s a c h e n sind: Erkältungen, besonders der Füsse, und durch langes Verweilen in feuchter L u f t ; schneller Uebergang von strenger Kälte in nasskaltes, sehr gelindes Wetter; erste Frühlingstage, Thauwetter; Weglassungen gewohnter Halsbedeckungen. A u s g ä n g e . Die Krankheit endet in Zertheilung, oder es bleiben Geschwülste zurück, die Anlage zur habituellen Bräune geben,

der Ilalsorganc. oder es

kann

ancli

der

Tod

durch

18 L

gänzliche

Verschwellnng

der

Schling- und Respiralions werk zeuge erfolgen. Prognosis. fahrlos;

Die Krankheit ist in der Mehrzahl der Fälle ge-

sie zertheilt sich leichter, dauert aber länger als die Angina

inflammatoria.

Häußg

giebt

sie Gelegenheit

zur Angina habitualis,

die sogar erblich sein kann. Kur.

Unzählige Mal werden die geringen Grade dieser Bräune

durch sogenannte

Hausmittel

beseitigt;

wenige

Tassen

Fliederlhee,

oder Fliederinuss in Warmbier beim Schlafengehen genommen, warmer Punsch mit Eidotter, oder der warme, frisch vom Fuss gezogene wollene Strumpf um den Hals gelegt, reichen oft zur Kur hin. Bei höheren Graden und gleichzeitig vorherrschendem KatarrlialIeiden mit Fieber, ist der Salmiak, Spiritus Minderen, mit ganz kleinen Zusälzcn von Brechwcinstein, zu empfehlen. lung und vielem Schleim im Halse, ein Emelico-calharticum Ader lassen müssen;

schnelle

Bei Mageniiberfül-

leistet oft ein Brechmittel,

Hülfe.

oder

Nur selten wird man zur

bei 6ehr starken Graden reichen Blutegel

ge-

wöhnlich aus. Vesikatorien, selbst,

Fussbäder

mit S e n f geschärft,

w o mau es haben kann,

reizende

ein warmes B a d ,

Klystire,

werden oft mit

Vortheil in Auwendung kommen. Auch die reizenden und zusammenziehenden Gurgelwässer und Einspritzungen sind hier an ihrem Platze, z. B . die Dekfckte von rad. Tormentillae. Pimpinellac. cortex Quercus, Alauu, Essig und W a s s e r ;

in stärkeren

Graden Salveydekoktc

mit Honig, Salpeter, Salmiak. Einige lassen auch Kubeben und Pfeffermünzkuchen k ä u e n , in

den

Mund

oder den L ö f f l ersehen

nehmen.

Wo

Spiritus auf Zucker

nicht so sehr Geschwulst

Schleimmassen das Sehlingen hinderten,

besonders weun

vorherging, hilft folgendes Gurgelwasser oft schnell: uiac. 3iij Acet. squill.

als grosse Schnupfen

ry. Sal. ammo-

Oxymel. squill. gii Aq. flor. sambuc. ti.j.

Die A n g i n a I i a b i t u a l i s

kann man durch Abhärtung,

tung, Stärkung der leidenden Parthiecn verhüten.

Ablei-

Dazu dienen: öf-

teres Waschen, und A'usgurgeln des Halses mit kaltem

Wasser,

mit

Alaunwasser, oder mit Rosenwasser, dem einige Tropfen Liquor anodynus IIoiFmanni zugemischt sind.

Auch sind Fontanellen sehr kräf-

tige Ableitungsmittel. 3)

Angina

biliosa.

Die Kranken haben liier bei den Schlingbeschwerden ein Abcndfieber,

der Appetit mangelt, sie haben bitteru Geschmaok,

gelbe oder weisse Zunge, nung. schlaiF,

D e r Hals ist dabei nur wenig geschwollen, voll Schleim;

Die U r s a c h e n

Kopfweh,

auch wohl Uebelkeit, unregelmässige Oeifmehr weiss und

das Sehlingen ist mit Schmerzen verbunden.

sind,

wie

beim Gallenfieber,

grosse

hitze. Arbeiten in der Sonne an sehr heissen Tagen etc.

Sommer-

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Enlz&ndungen

Die B e h a n d l u n g ist ganz die des Gallenßcbcrs. Blutcntleerungcn nützen nichts, dagegen erleichtern Brechmittel oft augenblicklich, und beseitigen schnell die ganze Krankheit. Auch gelinde säucrliche Laxanzen leisten hier oft grossen Nutzen *). 4. A n g i n a g a n g r a e n o s a . D e f i n i t i o n . Eibe ansteckende, schnell in Eiterung und Brand übergehende, sich rasch auf die benachbarten Theile verbreitende Entzündung des Halses, -welche ohne alle Hautausschläge einzelne Menschen befällt, auch ohne Ausschläge epidemisch erscheint, und noch häufiger mit Scharlach, Friesel, Scliwämmchen verbunden vorkommt. S y m p t o m e . Die Krankheit beginnt entweder plötzlich ohne, oder mit gelindem Fieber, und nach Heiserkeit, welche einige Tage voranging. Zuweilen gehen mehrere Tage Frost und Hitze abwechselnd voran, mit Trägheit und Uebelkeit verbunden, ehe die geschwollenen Halsdrüsen die Nähe der Krankheit verkünden. Zuweilen entwickelt sich die Krankheit auch aus einem rein inflammatorischen Fieber, oder aus der inflammatorischen Bräune selbst. Das Fieber selbst ist nun von dem verscliiedenslen Karakter. Zuweilen ist es inflammatorisch, zuweilen so gelinde, dass die Kranken dabei bis an ihren Tod umher gehen können, und Esslust behalten. Auel) ist es manchmal galliger Natur, und tritt mit Erbrechen, und Zeichen von Unreinigkeiten im Magen auf. D e r asthenische Karakter ist aber immer der allgemeinere, wenigstens wird das Fieber schwerlich den inflammatorischen während der ganzen Krankheit beibehalten **). Dazu kommen grosse Mattigkeit, starke, trockene Hitze, sehr schneller und kleiner Puls, Ohnmächten, trübe und glanzlose Augen, Kopfschmerz, Schlaflosigkeit und Delirien. O e r t l i c h e E r s c h e i n u n g e n . Die Bräune ergreift gewöhnlich den ganzen Rachen, besonders aber die Mandeln. Zuweilen wird jedoch auch Anfangs die Gegend des Kehlkopfes zuerst ergriffen, welches sich durch mehr oder weniger heftigen Husten und schweres Atlimen offenbart. Eine Anfangs blühende, glänzende, später immer dunkler werdende R o t h e zeigt sich zuerst am hintern Rande des Gaumens, in *) Ist die Bräune nicht heftig, so fängt man mit den Ausleerungen an; im entgegengesetzten Falle wird erst zur Ader gelassen. Brechmittel haben meistens vor den Laxirmitteln den Vorzug; sie reinigen die ersten Wege, und bewirken zugleich durch ihren Nervenreiz die Zertheilung der Entzündung. R e i h 1. c. **) Das Geßissfieber exaeerbirt am Abend, remittirt am Morgen, und hat durchgehende den Karakter des Typhus. Es scheint in der Gruppe der vorhandenen Symptome das wichtigste zu sein, denn die Bräune als solche kann in Brand übergehen, ohne dass sie dadurch so tüdtlich als die faulige Bräune wird. R e i l . Ficberlebre. Theil 2. S. 428.

der Ilalsorgane.

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den Winkeln Uber den Mandeln, und an den Mandeln selbst. Schnell verbreitet sich über diese Theilc eine G e s c h w u l s t , die mehr elastisch als weich ist. Der S c h m e r z ist im Verhältniss zur Geschwulst nur gering, und bestellt mehr in einem Wundheitsgefühl und einer Rauhigkeit, als in einem Schmerz, wie er wohl sonst Entzündungen zu begleiten pflegt. Zaweilcn lassen, so wie der Brand entstanden ist, alle Schmerzen und Schlingbeschwerden ¡nach, vermehren sich aber bei Verschlimmerungen wieder. Auf diesen rolhen, zuweilen nur wenig, meistens aber sehr geschwollenen Theilen erblickt man nun, oft schon in den ersten 24 Stunden, oder am zweiten Tage, a s c h g r a u e F l e c k e , die wie Speck aussehen, und mit rothen oder blauen Rändern umgeben sind. Es entsteht diese aschgraue Farbe nicht von einer Kruste oder von Eiter, die etwa auf den leidenden Theilen ruhten, sondern von b r a n d i g e r Z e r s t ö r u n g , vou wirklich abgestorbener Substanz. Der die Geschwüre umgebende blaurothe Rand ist gespannt und schmerzhaft; die übrigen Theile sind bleicher, missfarbiger. Die Geschwüre, dio zuweilen auch als eine Menge kleiner, weissgrauer Pünktchen erscheinen, die sich oft aber schon in wenigen Stunden ausbreiten, und in einander fliessen, bedecken sich dann mit dickcn B o r k e n , die, wenn sie ausgebrochen werden, so leicht sind, dass sie schwimmen. An ihren Rändern stellt man die Eiterung. W o sie sich trennen, sieht man bösartige bohle Geschwüre mit Jauche bedeckt, die sich an Grösse, oft auch an Tiefe und Zahl immer mehr vermehren, sich über Zunge, Zahnfleisch und Lippen verbreiten, so dass man oft den ganzen Mund dunkelroih und schwarz erblickt, aus welchem blutiger Speiche] iiiesst. Oft erstrecken sie sich bis in die Luftröhre, und es treten dann alle bekannte« Zufälle des Croup ein. Auch Durchfressungcn nach aussen, mit brandigen Zerstörungen des ganzen Vorderhalses, hat man beobachtet. Der Geruch, der sich von diesen Geschwüren verbreitet, ist -unerträglich; seihst die Kranken spüren ihn, und er ist schon vorhanden, wenn man n u r n o c h blosse Entzündung, und keine Eiterung wahrnimmt. Die S t i m m e wird meistens verändert, heiser, das Sprechen geschieht mit Mühe, ist kaum verständliche Nasensprache, oder auch wohl ganz erloschen. Zuweilen ist H u s t e n vorhanden, der dann bald Krusten, bald Pseudomembranen, bald abgestorbene Theile, bald Eiler und Blut herausbefördert. Auch ä u s s e r l i c h am Halse zeigen sich die Geschwülste. Die Mandeln sind fühlbar und höchst schmerzhaft} es zeigt sich eine wässlige Geschwulst, die über den oft schwer beweglichen und steifen Ilals bis zur Brust, ja oft noch weiter hinabsteigt; die Ohr- und Submaxillaidrüsen sind gcscbwollcn, ebenso die lymphatischen Drüsen

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Entzündungen

A u s g a n g e . Die Krankheit endigt: 1) Ia den Tod. Zeichen dieses Ausganges sind koliiqualive Erscheinungen, Blutungen, matte Augen, sehr stinkender, schwerer Athem, Schlafsucht oder Raserei, fleckiges, blasses, gleichsam schmieriges Gesicht, geschwollener, todtenfarbiger Nacken, sehr schmerzhafte Geschwulst der Drüse unter dem Kinn, marmorirte welke Uaut und Muskeln. Der Puls wird immer kleiner, schneller, schwächer; Angst und Schmerzen zwingen zu stetem Umherwerien, zu überlautem Geßchrci; der Geruch ist aashaft, das Schlucken leicht, der Atliem schwer, das Gesicht wird dunkler oder todtenbleich. Vorhandene Zuckungen werden allgemeiner, stärker und unter kalten Schweissen erfolgt der Erstickungstod. 2) In Genesung. Hier wird der Harn trübe, bekömmt einen klcicnartigen, oder dicken, schwarzen, stinkenden Bodensatz; die etwa vorhandene Diarrhoe geht in Verstopfung über, der gelinde Speicheliluss dauert fort; es entsteht eine äussere Ilalsgeschwulst mit Verminderung der innern; die dicken Krusten trennen sich leicht, und die Stellen, welche sie bedeckten, zeigen eine frische Rothe, keinen unreinen Grund, keine Jauche, sondern guten Eiter, und es schwindet das Fieber unter kritischen Symptomen. Einige wollen auch kritisches Nasenbluten beobachtet haben. 3) Abscess der Mandeln und der Zunge ist selten, und nur von G r a n t beobachtet worden. D a u e r . Die Genesung erfolgt gewöhnlich innerhalb 7 bis 14 -Tagen. Bei phlegmatischen, schlaffen, welken Kranken, dauert das Abslossea der Borken meistens eine Woche, wenn auch alle übrigen Zufälle schon mit dem vierten oder fünften Tage nachlassen. Der Tod erfolgt zuweilen sehr schnell, oft schon in den ersten 24 Stunden; gewöhnlich zwischen dem ersten und achten Tage. Leichenbefund. Die ganze Mundhöhle, die Schling- und AtlunungsWerkzeuge, sah man zum Theil vom Brande zerstört oder verdickt, oder mit dunkelgelben Borken bedeckt, unter welchen Vereiterung und Substanzverlust zu bemerken war. Aehnliche Erscheinungen beobachtete man bis zum Magen, sogar bis zu den Gedärmen hinab. Zuweilen trifft man nur braune Flecke und oberflächliche, brandige, rothe Geschwüre ohne Borken. Neben den brandigen Geschwüren fand mau die Theile, z. B. den Gaumen, mit Pseudomembranen bedeckt, ganz denen im Croup in der Luftröhre gleich, nur schmutziger, aber eben so zähe, so dass man sie, ohne sie zu zerreissen, abziehen konnte. Es war eine Exsudation im fauligsten Zustande; denn Gaumen, Schlund und Kehlkopf waren voll schwärzlicher Jauche, und alle diese Theile, bis einen Zoll in die Luftröhre hinab, faul und schwarz, das Uebrige bis zur Bifurkalion entzündet, und ihre Aeste gefüllt mit tlicils gelber, theils röthlicher Materie,

der Halsorgane.

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A c t i o l o g i e . Die nächste Ursache ist die Reizung, welche einen Andrang der Säfte zum leidenden Organ bewirkt, und sich durch Geschwulst, Hilze, Rothe und Schmerz offenbart. W a r u m sie nicht hier energischer wirkt, sondern mit fauligen Zerstörungen auftritt, das ist in den p r ä d i s p o n i r e n d e n Ursachen, in der L u f t , und in der fauligen Säftebeschaffenheit zu suchen. Jugendliches Alter, weibliches Geschlecht und die angeborne oder durch Krankheit erworbene, schwächliche Konstitution, prädisponiren zur Angina gangraenosa. Dass die Krankheit a n s t e c k e n d sei, beweisen zahlreiche Beobachtungen. Der Ausbruch erfolgt gewöhnlich 7 Tage nach der Infektion; indessen hat man Beispiele, dass diess schon nach 12 Stunden, nach 2, nach 6 und auch nach 8 Tagen geschah. Zu den G e l e g e n h e i t s u r s a c h e n gehören, ausser der Anstekkung, alle Schärfen, welche die Schling- und Athmungsorgane reizen, namentlich die A u s s c h l a g s k r a n k h e i t e n , ganz besonders aber der S c h a r l a c h . Dieser bewirkt die brandige Bräune so häufig, dass man beide Krankheiten für identisch hielt. Dagegen aber sprechen: 1) Soll die brandige Bräune nur Attribut des Scharlachs sein, 60 muss sie ohne diesen nicht vorkommen; wenigstens dürfte man keine Epidemie von brandiger Bräune nachweisen können, in welcher jeder Hautausschlag mangelte. Da nun aber die besten Beobachter einer solchen Verbindung des Scharlachs oder eines anderen Exanthem's mit der brandigen Bräune durchaus nicht gedenken, so kann man daraus mit Gewissheit schliessen, dass die brandige Bräune eine ganz eigne Gattung von ansteckender Krankheit bilde. 2) Soll die brandige Bräune ein Zufall des Scharlachs sein, so darf man nicht Hunderte von Scharlachepidemieen aufweisen können, worin gar keine brandige Bräune erschien. So wie Augenentzündungen beinahe immer von den Masern unzertrennlich sind, so ist es auch die Bräune vom Scharlach. Aber diess ist nicht die brandige Bräune, sondern nach Verhällniss der Luftbeschaffenheit bald eine rein inilammaturische, bald eine katarrhalische, bald eine biliöse. W e n n prädisponiiende Ursachen voraus gingen, die den Körper schwächten, zur Fäulniss geneigt machten, dann kann der Scharlachstoff, als Reizmittel des Halses, auch die erregende Ursache der brandigen Bräune werden, ohne dass sie auch nur das Mindeste mit der Natur des Scharlachs gemein hülle. W i r dürfen hier nur eine Komplikation beider Krankheiten annehmen. 3) Selbst während der Scharlach-Epidemieen kommen viele brandige Bräunen ohne Scharlach vor. Um dies zu erklären, nahm man einen Scharlach ohne Ausschlag an, wo der Prozcss in der Haut dennoch, wenn auch unseren Augen nicht sichtbar, vor sich ginge; einzelne Fälle von Abschilferung, ohne vorhergehenden Ausschlag, sollten diess bestätigen. Aber diese Fülle stehen viel zu ein-

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Entzündungen

aeln da, um daraus einen allgemeinen Schluss zu ziehen; auch Hesse sich eine Abschuppung der Haut nach der brandigen Bräune recht gut denken, wenn der kritische Schweiss scharf war. Wer viele faulige Krankheiten behandelt hat, wird auch gewiss Endigung derselben mit völliger Enthäutung und Enthaarung gesehen haben. 4) Es giebt Scharlachepidemieen, in denen gar keine Halsentzündung vorkömmt. 5) Es herrscht weder in Rücksicht des Verlaufs, noch des Ausbruchs, irgend eine TJeberemstimmung beider Krankheiten zu einander. P r o g n o s i s . Zuweilen ist die Krankheit so gelinde, dass sie gar keine ärztliche Hülfe erfordert, besonders am Ende der Epidemie; dagegen tödlet sie oft Kinder und Erwachsene wie eine Pest. Folgende Momente bestimmen die Prognose näher. Je mehr Gift in den Körper dringt, je mehr Schärfen kn Körper waren, desto grösser ist die Gefahr. Je mehr Geschwüre, je schwärzere Farbe, desto schlimmer. Schnelles Aufhören des jauchigen Nasen-Abflusses ist oft lödtlich. Je stärker und anhaltender der Frost im Anlange, je grösser die Angst, je häufiger das Brechen und Purgiren, desto mehr Gefahr. Schwächliche oder vorher Geschwächte erliegen eher und schneller als Starke. Bei Erwaehseaen ist die Gefahr geringer als bei Kindern. Ueble Zeichen sind: matte Augen, sehr stinkender, schwerer Alhem, Schlafsucht oder Raserei, fleckiges, blasses Gesicht, geschwollener, todtenfarbiger Nacken, sehr schmerzhafte Geschwulst der Drüse unter dem Kinn, marmorirte welke Haut und Muskeln. Von guter Vorbedeutung ist es, wenn der Ueberzug im Halse sich nicht aus einzelnen Punkten ausbildete, sondern auf einmal die Theile bedeckte; wenn die Klagen über Mattigkeit aufhörten, wenn unterdrückte Blutflüsse zurückkehrten u. s. w. K u r . Fast alle Beobachter haben die allgemeinen Blutentleerungen bei " dieser Art der Bräune schädlich gefunden. Befällt die Krankheit, wie dies wohl zuweilen geschieht, durch Ansteckung ganz robaste Männer, so kann im Anfange wohl, bei sehr vollem und hartem Pulse und sehr beschwerlicher Respiration, ein Aderlass nötliig werden; immer aber ist auch in diesen Fällen grosse Vorsicht nöthig. Passender sind bei der Angina gangraenosa inflammatoria, um so mehr, da man es hier meistens mit Kindern zu thun hat, örtliche Blutentleerungen durch Blutegel oder Skariiikationen. Immer ist jcdoch auch hier grosse Behutsamkeit nöthig; auch darf man sich nicht zu lange auf Salpeter und Salmiak verlassen, oder sie doch nur in Verbindung mit Kampher anwenden. Das antiphlogistische Verfahren, stark und lange fortgesetzt, macht die Krankheit unordentlich, langwierig und gefährlich.

der llalsorgauc.

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Arlct sich die Angina gangraenosa als eine gaslrica, so sind Brechmittel als erste und doppelte Mittel zu empfehlen, Iheils weil sie, gleich gegeben, die Ansteckung verhüten, das Uebel im Keime ersticken können, tlieils weil sie den IVIagcn und den Hals reinigen, und endlich die Hautkrise, den Schweis», befördern. Sie sind in allen Zeiten der Krankheit nützlich, sobald sich Zeichen von Uneinigkeiten offenbaren. Diese Zeichen sind aber von denen zu unterscheiden, welche jeder Fieberfrost mit sich zu führen pflegt. Diess Brechen, diese Angst, diese Schmerzen im Untcrlcibe, verschwinden, sobald der allgemeine Fieberkrampf aufhört. Dauern sie aber fort, bei unreiner Zunge, unreinem Geschmack etc., dann muss man nach den Zeichen der Turgescenz so früh als möglich ausleeren, besonders wenn der epidemische Karakter gallig ist. Die Auswahl der Brechmittel muss sich nach Verhältnissen richten. Je schwächer der Kranke, je später in der Krankheit, desto mehr muss man solche wühlen, die nicht durchschlagen, weil hier der Durchfall so schädlich ist Purgirmittel muss man mit ungleieh grösserer Vorsicht anwenden. Kann es indessen gleich Anfangs geschehen, so entnimmt man oft grade dadurch d a s dem Körper, was später die oft so schädlichen Diarrhöen veranlasst. Eins der vortrefflichsten Ausleerungsmittel ist hier der Merkur. Viele englische und deutsche Aerzte gaben ihn mit grossem Erfolg. S o gab W e d e k i n d z . B . dasCalomel, nach dem Brechmittel, zu 5 — 10 Gran mit 2 0 Gran Rhabarber gemischt, 3 Morgen hintereinander, und rühmt, dass ihm bei dieser Behandlung kein Kranker gestorben, obwohl er das Uebel in seiner ganzen Heftigkeit und 2 Mal epidemisch beobachtet habe. Ein anderes vortreffliches Mittel ist hier der Spiritus Minderen, in so grossen Dosen gegeben, dass er milde auf den Stuhl wirkt. Indem er dies erfüllt, leitet er auch die Krise durch die Haut ein. W o man der Schwäche wegen nicht purgiren darf, sucht man in Klystiren, täglich ein oder zweimal^gesetzt, ein Ersatzmittel. Die Beförderung des Schweisses ist gleichfalls eine sehr wichtige Sache bei Behandlung dieser Krankheit. Es muss der Schweiss jedoch kein triefender sein, Bondern nur eine 48 stündige gelinde freie Ausdünstung. Zu stark und zu lange unterhalten, brachte er Niedergeschlagenheit, Schwäche und Ohnmächten hervor. F o r d y c e cmpiiclilt zur Erfüllung dieser Indikation sein Serum antisepticum, welclies aus I i Pfund Kuhmilch, i Pfund Wasser, 2 Unzen Rheinwein, aus 3 Loth Pomeranzen- und eben so viel Zitronensaft besteht. ") Meistens ist-ein einmaliges Brcchen hinreichend, selten darf man es wiederholen. Sind schon Kardialgie, Härle, llitze uud Schmerz der Präkortlien zugegen, so können die Brechmittel Durchfälle, grosse Hinfälligkeit und Brand im Unterlcibc erregen. R e i l . 1. c. S. 449.

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Eulzündungen

Werden belebende, stärkende Mittel nöthig, so passen Angélica, Serpentaria, rad. Caryophyllat., Yaleriau., Mentha etc. Glaubt man bei höchst gesunkener Lebenskraft mit ErschlalTung, eines sehr scliarfen Mittels zu bedürfen, so kann-man sich des kleinen rollten, oder des Cayenne - Pfeifers bedienen, womit S t e p h e n , in einer Epidemie zu St. Christophers 1 7 8 6 , vierhundert Kranke glücklich wiederherstellte. Die wässrig gedunsenen Mandeln und Zäpfchen wurden am dritten Tage mit einer weissen zähen Borke bedeckt, schwarz und stinkend. Nun liess er 2 Esslöffel voll vom kleinen rothen, oder 3 vom Cayenne-Pfeffer und 2 TheelölFel feines Salz pulverisiren, mit einer Pinte Wasser heiss infundiren, und nach dem Erkalten durchseihen; dann setzte er eine halbe Pinte sehr starken Weinessigs jiinzu, und gab davou Erwachsenen alle halbe Stunde einen Theelöllel voll. Schnell verbreitete sich eine angenehme Wärme und Transpiration über den ganzen Körper, die Dccken im Munde lösten sich, und es erfolgte Genesung. Als grosse Antiséptica empfahl man nun auch noch die China, die Mineral* und vegetabilischen Säuren. M o n r o sagt: die Krankheit mag ihren Anfang genommen haben, wie sie wolle, so muss man, nachdem die gastrischen Zufälle beseitigt und der Puls weicher geworden, sobald sich Geschwüre und Borken im Halse zeigen, gleich grosse Dosen China geben. E r verband sie mit Mineralsäuren, bei erschöpfenden Durchfällen mit Opium; konnten die Kranken nicht schlucken, so wurde sie den Klystiren zugeselzt, bei Kindern etwa zu 3¡i), alle 3 Stunden ein Klystir. Die Säuren sind zur Kühlung vortrefflich, und passen sowohl gleich da, wo man bei anderen Bräunen Salpeter, Salmiak anwenden würde, als auch da, wo schon wirkliche Fäulniss eingetreten ist. Ucber den Nutzen der Vesikatorien sind die Aerzte nicht einig; viele wollen sie mit Nutzen angewendet, andre aber gar keinen Erfolg davon gesehen haben; auch fürchten einige, dadurch Brand herbeizuführen. W e r diese Furcht theilt, der kann statt ihrer, würzige Umschläge um den Ilals machen, oder Bähungen von Kamphergeist und Essig, oder Naphthen, reizende Salben, flüchtige Linimente einreiben, und dadurch nach aussen abzuleiten suchen. Als äusserer, theils die brandigen Geschwüre reinigender, thcils dem Umsichgreifen wehrender, und die Heilung befördernder Mittel, bediente man sich des Spiritus salis acidus zum Pinseln und Gurgeln, etwa 30 Tropfen auf 3 Unzen Rosenhonig, zum Pinseln, ferner der Dekokle der Althaea, Agrimonium, Virga aurea, Contrajerva, China, Arnica etc. Auch werden Alaunauflösungen als besonders hülfreich gerühmt, elwa 1 Loth auf eine Pinte Wasser, etwas erwärmt eingespritzt; nichts soll so schucll den faulen Geruch verbessern.

der Halsorganc.

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Sind dio Borken abgefallen, so passen Bestreichungen mit Quittenschleim, Milch, Lcinsaamcndekokt efc. D i ä t . Frische, aber nicht kalte Luft, reichliche stärkende Nahrung aus Milch, Hühnern; Vermeidung der Erkältung; zum Gelränk, dünne Pauade mit Hafergrütze, etwas Wein, und Zitronensaft; Pflaumen- und Kirschsuppen; viel reifes Obst.

Diphthcritis, Angine diphtheritique,

couenncuse.

Schlund- oder Rachencroup, nacli G u e r s e n t . S y m p t o m e . Die Angina mit einer Speck- oder Pseudomembran (Angina maligna, gangraenosa der meisten Schriftsteller) ist eine Krankheit, die jedes Alter, besonders die Kindheit, epidemisch oder auch sporadisch befällt. Sie zeigt sich anfänglich mehr oder weniger insidiös, und kündigt sich fast niemals als eine Angina inflammatoria an; inan wird deshalb auch seilen gleich beim ersten Anfange gerufen, ausgenommen bei Epidemieen, wo alsdann die um sich greifende Furcht auch auf die ersten Symptome aufmerksam macht. Ist der Kranke in einem Alter, wo er seinen Empfindungen Worte geben kann, so beklagt er sich bloss über Steifigkeit des Halses, über Hitze und Schmerz im Halse; dieser ist gewöhnlich angeschwollen, die Haisund Submasillardrüsen sind aufgetrieben, die Augen thränen, und das Gesicht ist geschwollen. Der Kranke hat mehr oder weniger Fieber, zuweilen aber auch keins; oft erbricht er sich, doch sind diese Symptome, je nach der Individualität sehr veränderlich. Die Basis der Zunge, das Gaumensegel, das Zäpfchen, welches gewöhnlich angeschwollen ist und herabhängt, sind nicht sehr oder nur blass geröthet, wofern die Krankheit nicht mit den Rölheln oder dem Scharlach komplicirt ist, weil dann der Pharynx und die verschiedenen Thcile des Mundes, in Folge dieser Krankheit, sehr hochroth sind. Bis dahin unterscheidet sich diese Angina nur wenig von einer Angina pharyngea. Diese erste Periode dauert in einigen Fällen einige Tage, in andern nur einige Stunden. Meistentheils beginnt die 2te Periode noch am Tage des Eintrittes, und zuweilen wenige Stunden darauf. Man bemerkt sodann an den Mandeln und an den Seitentheilen des Pharynx oder am Gaumensegel, zuweilen auch an allen diesen Theilen zu gleicher Zeit, unregelmässige Plättchen, die weissgelblich sind, und ein speckähnliches Anselm haben. Diese Plätlchen verbreiten sich oft sehr schnell, vereinigen sich, iiiessen zusammen, und verbreiten sich .zuweilen über den ganzen Pharynx und die fossae nasales, über den Kehlkopf und die Luftröhre. Dann wird die Deglutition oft beschwerlich, ohne schmerzhaft

der Halsorganc.

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Sind dio Borken abgefallen, so passen Bestreichungen mit Quittenschleim, Milch, Lcinsaamcndekokt efc. D i ä t . Frische, aber nicht kalte Luft, reichliche stärkende Nahrung aus Milch, Hühnern; Vermeidung der Erkältung; zum Gelränk, dünne Pauade mit Hafergrütze, etwas Wein, und Zitronensaft; Pflaumen- und Kirschsuppen; viel reifes Obst.

Diphthcritis, Angine diphtheritique,

couenncuse.

Schlund- oder Rachencroup, nacli G u e r s e n t . S y m p t o m e . Die Angina mit einer Speck- oder Pseudomembran (Angina maligna, gangraenosa der meisten Schriftsteller) ist eine Krankheit, die jedes Alter, besonders die Kindheit, epidemisch oder auch sporadisch befällt. Sie zeigt sich anfänglich mehr oder weniger insidiös, und kündigt sich fast niemals als eine Angina inflammatoria an; inan wird deshalb auch seilen gleich beim ersten Anfange gerufen, ausgenommen bei Epidemieen, wo alsdann die um sich greifende Furcht auch auf die ersten Symptome aufmerksam macht. Ist der Kranke in einem Alter, wo er seinen Empfindungen Worte geben kann, so beklagt er sich bloss über Steifigkeit des Halses, über Hitze und Schmerz im Halse; dieser ist gewöhnlich angeschwollen, die Haisund Submasillardrüsen sind aufgetrieben, die Augen thränen, und das Gesicht ist geschwollen. Der Kranke hat mehr oder weniger Fieber, zuweilen aber auch keins; oft erbricht er sich, doch sind diese Symptome, je nach der Individualität sehr veränderlich. Die Basis der Zunge, das Gaumensegel, das Zäpfchen, welches gewöhnlich angeschwollen ist und herabhängt, sind nicht sehr oder nur blass geröthet, wofern die Krankheit nicht mit den Rölheln oder dem Scharlach komplicirt ist, weil dann der Pharynx und die verschiedenen Thcile des Mundes, in Folge dieser Krankheit, sehr hochroth sind. Bis dahin unterscheidet sich diese Angina nur wenig von einer Angina pharyngea. Diese erste Periode dauert in einigen Fällen einige Tage, in andern nur einige Stunden. Meistentheils beginnt die 2te Periode noch am Tage des Eintrittes, und zuweilen wenige Stunden darauf. Man bemerkt sodann an den Mandeln und an den Seitentheilen des Pharynx oder am Gaumensegel, zuweilen auch an allen diesen Theilen zu gleicher Zeit, unregelmässige Plättchen, die weissgelblich sind, und ein speckähnliches Anselm haben. Diese Plätlchen verbreiten sich oft sehr schnell, vereinigen sich, iiiessen zusammen, und verbreiten sich .zuweilen über den ganzen Pharynx und die fossae nasales, über den Kehlkopf und die Luftröhre. Dann wird die Deglutition oft beschwerlich, ohne schmerzhaft

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Entzfindungcn

zu sein; die Getränko werden durch die Nase wieder ausgetrieben, die Kranken sprechen durch die Nase, husten, besonders wenn sie trinken, und in vielen Fallen kommen, alle Symptome des Croups hinzu. Zuweilen fliesst aus der Nase eine gelbliche oder blatige Feuchtigkeit, die einen ekelhaften und beinahe spermatischen Geruch hat. Das Zahnfleisch und die Lippen bluten oft, und aus dem Munde kommt bei den meisten Kranken ein Gerucb, wie bei Karies der Zähne. Gewöhnlich bemerkt man diesen Geruch bei Kindern nicht. Der Kranke wird bald von der Angst zu ersticken gequält, bald befindet er sich in einem Zustande von Abgeschlagenheit und Schlafsucht, aus der er nur durch den Husten, der zuweilen Nasenbluten hervorbringt, geweckt wird. Die 31c Periode beginnt unmittelbar nach Bildung der falschen Membranen, und zuweilen verläuft die Krankheit so rasch, dass sie das Ende dieser Periode innerhalb 24 Stunden erreicht hat. Während dieser Periode unierliegen die Kranken mehr oder weniger schnell mit sehr verschiedenen Symptomen, je nach der Beschaffenheit der ergriffenen Theile und dem besondern Zustande der Individuen, aber niemals mit Delirien, ansser bei Komplication mit ataxischen Fiebern, die nur selten- vorkommt. Wenn die Krankheit sich bis in die Luftwege verbreitet, und die Kennzeichen des Croups angenommen h a t , so wird sie meistens vom 3. bis 7. Tage tödtlich. Sie ist nicht immer so gefährlich. Ist sie auf den Pharynx und auf die Mandeln beschränkt, nnd mit keiner andern Krankheit komplicirt, so wird sie leicht durch passende örtliche Mittel beseitigt. Die 3le Periode wird besonders durch die Exfoliation der falsohen Membranen karakterisirt. Wenn diese Krankheit eine günstige Wendung nimmt, so werden alleTheilc des Pharynx feucht, und anfangs mit einem schaumigen und klaren Schleime, und zuweilen mit einem blutigen Speichel benetzt. Diese Exkretion nimmt dann den Karakter eines katarrhalischen Auswurfs an. Der rothe Kreis, welcher die Plättchen umgiebt, vergrössert sich, und bald exfoliiren sich die Plättchen, lösen sich stückweise los, und werden durch Erbrechen oder Stickhusten, der nach unregelmässigen Zwischenräumen wiederkehrt, ausgeworfen; bald adhäriren die Plättchcn innigst an der Schleimmembran, und scheinen allmählig resorbirt zu werden, so dass sich die speckige Farbe in ein klares Weiss verwandelt, und sie dann so durchsichtig werden, dass man unter ihnen die Schleimmembran wie unter Flor bemerkt; endlich verschwinden sie gänzlich ohne bedeutende Exfoliation. Während der Exfoliation oder Resorption der falschen Membran haben alle dem Auge sichtbaren Theile eine etwas lebhaftere Farbe, a b im Anfange der Krankheit, angenommen. Diese Färbung verschwindet hierauf allmählig, und die Schleimmembran erlangt ihre natürliche Beschaffenheit wieder; doch erscheinen oft nach der Heilung das Zäpfchen und die

der Ilalsorganc.

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Mandela in ihrem Volumen vermindert, und wio in sich zusammen« gezogen. Wenn man mit Aufmerksamkeit die kranken Theile, sowohl wahrend des Leben» als nach dem Tode, betrachtet, so findet man in keinem Stadium der Krankheit, ungeachtet des stinkenden Athems in manchen Fällen, und der Blässe bei mehreren Kranken, welche beide Symptome vereinigt, einen allgemeinen Zustand der Zersetzung anzuzeigen scheinen dürften, gangränöse Erscheinungen. B r e t o n n e a u hat diese Thalsache in der Epidemie, die 3 Jahr zu Tours geherrscht hat, und vvo er eine Menge Kinder untersuchen konnte, und mehr als 50 Leichenöffnungen gemacht hat, bestätigt. Auch er hat Gelegenheit gehabt, sich sehr häufig imKinderhospitale, wo sich die Angina pseudomembranosa unter allen Formen so häufig zeigt, dass man behaupten könnte, sie herrsche darin auf eine endemische Art, davon zu überzeugen. Man findet jederzeit, dass die gelblichen oder weissen, mehr oder weniger dicken oder ausgedehnten Plältchen, aus einer an der Oberfläche der Schleimhaut gebildeten falschen Membran bestehen. Diese häutigen Plältchen lösen sich los, und erneuern sich mehreremale an den Mandeln, im Pharynx und in der Luftröhre, und die blutige Feuchtigkeit, die sich ans dem Zahnfleische und den Wandungen des Mundes ergiesst, färbt oft ihre Stücke, und giebt ihnen ein schmutzig graues, oder mehr oder weniger schwarze» Ansehn. Man darf sich daher nicht wandern T dass alle Aerzte bis jetzt diese AfTektion für gangränöse Geschwüre gehalten haben, besonders wenn der stinkende Atliem diese trügerische Analogie noch unterstützt. Bei der L e i c h e n ö f f n u n g findet man, dass die falsche Membran entweder, wie ein weisses Tuch, oder plättchenweisc sich verbreitet hat. Bald beschränkt sie sich auf die Wandungen des Pharynx, auf die Epiglotlis, auf die Stimmriizenbänder einerseits, und auf das Gaumensegel, auf die Mandeln, in deren Folliculi sie sieh einsenkt, und wo sie eine körnige oder breiartige Form annimmt, andererseits; bald verbreitet sie sich in den Kehlkopf, in die Luftröhre und selbst bis in die Theilungen der Bronchien. In manchen Fällen steigt sie hinter dem Gaumensegel bis zu den Nasengruben empor, und bedeckt die Nasenmuscheln gänzlich mit einer Kruste; ich habe sie selbst bis in die sinus frontales verbreitet gesehen. Andere Male dringt sie in den Oesophagus herab, lässt die Mitte desselben frei, um in der Gegend der Kardia wieder zu erscheinen, und sich über einen Theil des Magens zu erstrecken. Gewöhnlich adhärirt die falsche Membran an den Mandeln, dem Gaumensegel und in den Nasengängen ziemlich fest; weniger fest in den Luftwegen. Man findet sie fast immer freihäogend (flottante) in der Luftröhre und in der Gegend der Bifurkation der Bronchien. Wenn man die Konkretion wegnimmt, so findet man darunter die Schleimhaut weder exkoriirt noch exulcerirt, sondern ganz

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Entzündungen

unversehrt. In einigen sehr seltenen Fällen ist sie an einigen Stellen des Pharynx leicht erodirh Die Basis der Zunge ist roth oder violett marmorirt, und die cryptae mucosae sind daher sehr Entwickelt und oft geröthet; das Gaumensegel, das Zäpfchcn, die Mandeln und Seitentheile des Pharynx zeigen gewöhnlich eine violett rothe Färbung, die in Form von Plättchen oder Punktchen erscheint; der Mittelpunkt dieser Flecke ist dunkler, und das ganze Gewebe mit einciji schwarzen Blute überfüllt. Neben den schwarzen oder violetten Flekken bemerkt man zuweilen andere, graue, unregelmässige, die von einer Art Infiltration des Exsudats in das Gewebe der Schleimhaut selbst abzuhängen scheinen. Alle diese Theile sind aber weder erweicht, noch haben sie den dei'-Gangrän eigenen Geruch. Die schwarzen, rothen violetten Flecke, die man an den Wandungen des Pharynx und in der Luftrühre bemerkt, bilden oft Longitudinalstreifen von verschiedener Länge, und die falsche Membran ist an diesen Stellen ausgezackt, als wenn sie sich bei ihrer Verbreitung in diesen Theilen nach den punktirten Linien gerichtet hätte. In den meisten Fällen, besonders bei jungen, sehr geschwächten Kindern, findet man diese Flecke in der Luftröhre nicht, und die Schleimmembran darunter ist im natürlichen Zustande, oder gleichförmig roth gefärbt. Die häutigen Konkretionen, welche den Pharynx und die Nasengänge auskleiden, und sich in die Speiseröhre liinab verbreiten, zeigen die nämliche Beschaffenheit, wie die in den Luftwegen. Sie sind mehr oder weniger dick; einige sind dünn, wie ein Blatt Papier, andere über eine Linie dick. Sie sind mehr oder weniger fest, konsistent und elastisch. Chemisch verhalten sie 6ich alle auf gleiche Weise; die Alkalien und konzentrirten Säuren lösen sie auf. B r e t o n n e a u hat auch bemerkt, dass das salpetersaure Kali eine gleiche Wirkung hervorbringl. Diese Konkretionen unterscheiden sich übrigens chemisch nicht von denen, die in Folge von Entzündung seröser Membranen entstehen; beide tragen alle Kennzeichen des Eiweissstoifes an sich. A e t i o l o g i e . Die Ursache, welche die Angina pseudomembranosa entweder sporadisch oder epidemisch hervorbringen, sind eben so dunkel als die der übrigen kalarrlialischen Phlegmasieen. Die Krankheit kommt in allen Ländern, unter allen Breijegraden vor, ganz besonders aber, wie die übrigen katarrhalischen Ail'ektionen, unter der gemässigten und nördlichen Zone, und in den feuchtesten, dem Meere nahe gelegenen Ländern. Sie zeigt sich ohne Unterschied in allen Jahreszeiten, doch vielleicht etwas häufiger im Frühjahr. Die Kinder, namentlich bis zum beendigten Zahngeschäft, sind ihr am meisten unterworfen, doch befällt sie auch zuweilen Erwachsene, und in seltenen Fällen bejahrte Individuen. W e n n die Krankheit sich in einem Kinderhospitale entwickelt, so geschieht es gewöhnlich in den Sälen, w o die

der üalsorganc.

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jüngsten liegen, und vorzüglich dann, wenn sie überhäuft sind. In diesem Falle sieht man zuweilen 2 oder 3 Individuen innerhalb Ii Tagen plötzlich davon befallen werden, ohne dass sie sieh zugleich einer grössern Zahl miltheilt. Es vergehen dann 3 oder 4 Monate, ohne dass irgend eine Entzündung dieser Art im Hause zu bemerken ist. G u e r s e n t hat niemals gesehen, dass diese Entzündung, wenn sie von aussen hereingebracht wurde, sich anderen Kindern mitgetheilt hätte. Sie erscheint zuweilen nur distriktweise in Familien und Pensionsanstalten, und rafft mehrere Kinder hinweg, ohne sich darüber hinaus au verbreiten. In andern Fällen dagegen verbreitet sie ihre Verheerungen, wie andere mörderische Epidemieen, über eine ziemlich grosse Landcsstrecke. In den meisten Fällen scheint die Krankheit nicht kontagiös, sondern nur epidemisch zu sein. Es erfordert jedoch immer die Vorsicht, wenn diese Krankheit mit einiger Heftigkeit in der Mitte einer zahlreichen Familie, in einem Hospitale, oder in einer Pcnsioüsanstalt zum Vorschein kommt, die Kranken gehörig zu isoliren. Die Krankheit lässt sich, nach dem Sitze der Entzündung, unter zwei grosse Hauptabteilungen bringen. A) A n g i n a p s e u d o m e m b r a n o s a p h a r y n g e a , Aphthae malignac, ulcerosae, Angina gangraenosa simpicx. Diese Varietät ist zuweilen mit den Aphthis confluentibus verwechselt worden, wiewohl gar keine Analogie zwischen den speckartigcn Plättchen, die bloss der Oberfläche der Schleimmembran anhängen, und den Aphthen, die sich in dem Gewebe dieser Membran selbst entwickeln, Statt findet. Die Angina pseudom. pharyngea ist, wenn sie nicht mit einer andern Krankheit komplizirt ist, gewöhnlich nicht sehr gefährlich. Das speckhautartige Exsudat zeigt sich bei dieser Varietät an verschiedenen Tlieilen des Pharynx in umschriebenen Stellen. Die Symptome, welche sie karakterisiren, sind dieselben, welche wir für die erste und zweite Periode der Angina pseudom. im Allgemeinen angegeben haben, und in der 3. Periode jene, wclche sich bloss auf die Exfoliation oder Absorption der falschen Membran beziehen; doch zeigt sich dabei niemals, wie bei der folgenden Varietät, eines der Kennzeichen, wie sie der Angina pseudom. des Kehlkopfs und der Luftröhre eigen sind. Diese Varietät befällt besonders schlecht genährte Kinder mit einer zarten Konstitution, oder solche, die durch vorausgegangene Krankheiten geschwächt worden sind. G. hat sie nach Blattern, Röthein, oder im Verlaufe der Phthisis pulmonalis eintreten sehen; zuweilen kommt sie einfach, andere Male mit mehr oder weniger gefährlichen akuten Krankheiten vor; kürzlich hat er sie bei einer Pleuro-Pneumonie, woran der Kranke starb, beobachtet. Ist diese Krankheit ohne Komplikation vorhanden, so muss sie als eine örtliche angesehen, und auch so behandelt werden. Sie en13

194

Entzündungen

digt sich dann gewöhnlich innerhalb 12—14 Tagen; zuweilen aber ist sie zu Rückfällen, und selbst zum Chronischwerden geneigt, besonders nach einer unpassenden Behandlung. Das zweckmässigste örtliche Mittel ist seit langer Zeit von v a n S w i e t e n bei der skorbutischen Gangraen des Zahnfleisches und der Mundwangen, die mit unserer Angina einige Aehnlichkeit h a t , empfohlen, und besteht darin, dass man alle kranken Theile, besonders die Ränder der falschen Membran, mit Rosenhonig, dem man ungefähr } — ~ sehr konzentrirte Hydrochlorsäure hinzufügt, bestreicht. Die Menge der Säure richtet sich nach der .Beschaffenheit der Theile; sind diese bleich, so setzt man mehr Säure hinzu; sind sie aber von einem deutlich rothen Rande umgeben, so nimmt man mehr Honig und weniger Säure. Die Zahl der Applikationen richtet sich nach dem Grade der Entzündung; oft reichen eine oder zwei hin; andere Male muss man mehrere Tage damit fortfahren. Man bedient sich dazu eines kleinen, an einem Stück am Feuer gekrümmten Fischbeines befestigten Schwammes, oder der Charpiepinzette. W e n n die ersten Applikationen eine zu grosse Reaktion verursachen, so muss man ihre Wirkung durch milde Gurgelwässer, durch das Einziehen schleimiger Dämpfe, und durch erweichende Kataplasmata um den Hals, mässigen. Wenn aber trotz dem die Scbleimmembrau bleich, und der Athem immer stinkend bleiben, so muss man mit diesem Mittel Gurgelwässer von mit Säuren versetztem Chinadekokt verbinden, und auch innerlich die Säuren geben. Man darf in keinem Falle die mit den Konkretionen bedeckten Theile skarifiziren, oder die zum Theil losgelösten Stücke abzureissen suchen. Alle diese heftigen Eingriffe haben stets Verschlimmerung, und in manchen Fällen eine Ulceration oder eine wahre Verschwärung der Mandeln zur Folge. Der Kranke muss säuerliche und kühlende Getränke geniessen, und kann Nahrungsmittel nach dem Verliältniss seines Alters und seines Appetites zu sich nehmen, ausgenommen, w o irgend eine Komplikation oder Fieber vorhanden ist. Die örtlichen Blutentziehungen sind selten von Nutzen, wofern nicht die Anschwellung der Submaxillar- und Halsdrüsen, die immer vorhanden, sehr beträchtlich ist; w o es dann zuweilen nothwendig wird, sie wiederholt anzuwenden, weil die Drüsenentzündung bei jungen Kindern manchmal eine gefährliche, und selbst tödtliche Komplikation werden kann. ' ß ) A n g i n a p s e u d o m e m b r a n o s a p h a r y n g e a s. l a r y n g o t r a c h e a l i s . Zu dieser Varietät gehören die gefährlichsten, sporadischen Anginen, und alle verheerenden, unter dem Namen: Ulcus syriacum, Passio anginosa, epidemica gutturis lues etc. beschriebenen Epidemicen. Die Gefahr bei dieser Krankheit liegt darin, dass die häutige Konkretion sich vom Pharynx bis in die Luftwege verbreitet, und dass folglich die Angina, die man gangraenosa nennt, sich mit dem

der Halsorgane.

195

Croup komplizirt. Die Krankheit stellt eich unter folgenden 2 Hauptformen dar: 1 ) Angina pseudomembranosa pharyngea und laryngo-trachealis slhenica. Mit den in der 1. und 2. Periode der Aug. pseudom. iin Allgemeinen beschriebenen Symptomen, verbinden sich hier als karakteristisch, mit dem zuweilen sehr starken Fieber, ein gewisses Erlöschen der Stimme, mit Schmerz im vordem Theile des Kehlkopfs und der Luftröhre; ein seltener, trockener und rauher Husten, der in unregelmässigen Anfällen wiederkehrt, und von einer Art strangulatio laryngea und einem eigentümlichen Pfeifen mit langen Inspirationen begleitet wird, während die Exspirationen sehr kurz sind; der Kranke bleibt ausser der Zeit des Hustens, während dessen er sich umherwirft, ruhig oder verfällt in Schlaf; doch zeigt sich immer das eigenthiimliche Merkmal einer 'pfeifenden Inspiration; endlich findet man bei diesen Kranken alle Kennzeichen, womit die Schriftsteller den entzündlichen, katarrhalischen oder nervösen Croup bezeichnet haben. Diese sekundären Verschiedenheiten beruhen hauptsächlich auf den durch die individuelle Konstitution in der Krankheit hervorgebrachten Modiiikationen, und dürfen in der Praxis nicht vernachlässigt werden. Die Behandlung dieser Aifektion ist ganz die des Croups, auf den deshalb hier verwiesen werden muss. Die örtliche Behandlung ist bei dieser Komplikation weit weniger nöthig, als bei jeder andern. Sie kann sich nicht über den Schlund hinaus verbreiten, und die Todesursache liegt in der Konkretion, welche die Luftröhre einnimmt. Doch darf man auf die Anwendung der Hydrochlorsäure in der angegebenen Weise nicht verzichten, so lange die Merkmale, welche das Vorhandensein der falschen Membran im Halse verkündigen, nicht evident sind,; denn oft fängt die pseudomembranöse Entzündung im Schlünde an, und bleibt, bevor sie sich in die Stimmritze verbreitet, in den verschiedenen Theilen desselben stationär, was B r e t o n n e a u mehrmals in der Epidemie zu Tours beobachtet hat. Hat die Konkretion sich aber schon im Kehlkopfe und in der Luftröhre verbreitet, was immer der Fall sein wird, wenn die Zeichen des Croups sehr evident siud, so können auch die direkten Applikationen nichts mehr nützen. Die Aether-Ammouiak-Dämpfe und die G u y t o n - M o r v e a u ' SCJICD Räucherungen, sind die einzigen anwendbaren örtlichen Mittel; die letzteren aber, die B r e t o n n e a u zwar mehreremalc mit Glück angewendet hat, sind ein zu gefährliches Mittel, als dass man sich ihrer bedienen dürfte, und G. hat jederzeit davon nur üble Folgen gesehen. Ueber den Nutzen der Tracheotomie. s. das beim Croup Gesagte. 2 ) Angina pseudom. phar. und laryngo-trachealis asthenica. Die Symptome dieser Varietät unterscheiden sich von denen der 13 *

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Entzündungen

vorigen so sehr, dass man bei der ersten Untersuchung gtanben möchte, dass diese Krankheiten nicht ganz zu einer und derselben Galtung gehören. Der Kranke hat, selbst beim Anfange der Krankheit, sehr wenig Fieber, nnd zuweilen gar keins; er beklagt sich kaum über den Hals, aber seine Stimme ist erloschen; er hustet wenig nnd selten, und man hört ein eigentümliches Pfeifen bei der In- und Exspiration; doch ist kein Zeichen von Erstickungszufällen oder von Angst bei der Respiration bemcrklich. Der Kranke begehrt Nahrungsmittel, und geniesst sie; endlich verfällt er in der letzten Periode in eine Art von Schlafsucht und Adynamie, und erlischt allmählig ohne irgend eine Respirationsbeschwerde. Dessenungeachtet findet man bei dieser Varietät, wie bei der vorigen, die nämliche pathologische Veränderung, und die pseudomembranöse Konkretion erstreckt sich zugleich in den Schlund und in die Luftwege. Diese Varietät kommt hauptsächlich bei sehr geschwächten Kindern vor, die nach und nach an mehreren Krankheiten gelitten haben, oder lange Zeit in Spitälern waren, worin die Krankheit meistenteils vorkommt. Diese Varietät ist unter allen die schlimmste; sie ist fast immer tödtlich, wenn sie einen gewissen Grad erreicht hat, und die Kranken erliegen, wie man sie auch behandeln mag, mehr oder weniger schnell, zuweilen innerhalb 24 Stunden. Die Blutentziehungen, selbst die örtlichen, sind immer in dieser Varietät schädlich, und müssen durchaus vermieden werden. Brechmittel, und unter ihnen besonders die Senega, können, wenn der Kranke noch nicht zu sehr geschwächt ist, in Gebrauch gezogen werden; allein es müssen ihnen schnell Vesikatorien, um den Hals oder zwischen die Schultern gelegt, folgen. Besonders darf man den Gebrauch des Calomels nicht vernachlässigen. Auch muss man in dieser Krankheit die Kräfte durch leichte Nahrungsmittel unterstützen, und den Tonus der Organe durch reizende Ilautfriktionen, und durch Klystire von China und Kampher erwecken. Von der örtlichen Behandlung gilt auch hier dasselbe, was von der vorigen Varietät bemerkt worden ist.

E n t z ü n d u n g der Zunge.

Glossitis.

Nach Vogel (Handbuch der praktischen Arzneiwissenschaft. 4. Theil 1820.) S y m p t o m e . Die Entzündung der Zunge bekundet sich durch Trockenheit, Hitze, Empfindlichkeit, Schmerz, dunkle Rothe, Härte und Geschwulst dieses Theiles. Dass das Sprechen, das Schlucken, überhaupt eine jede Bewegung der Zunge sehr beschwerlich und schmerzhaft dabei sein müsse, leuchtet ein. Eben daher wird auch der Athem mehr oder weniger gestört, der Mund steht offen, es quillt immer zäher Speichel heraus, und die Zunge tritt entweder zwischen den Zäh-

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Entzündungen

vorigen so sehr, dass man bei der ersten Untersuchung gtanben möchte, dass diese Krankheiten nicht ganz zu einer und derselben Galtung gehören. Der Kranke hat, selbst beim Anfange der Krankheit, sehr wenig Fieber, nnd zuweilen gar keins; er beklagt sich kaum über den Hals, aber seine Stimme ist erloschen; er hustet wenig nnd selten, und man hört ein eigentümliches Pfeifen bei der In- und Exspiration; doch ist kein Zeichen von Erstickungszufällen oder von Angst bei der Respiration bemcrklich. Der Kranke begehrt Nahrungsmittel, und geniesst sie; endlich verfällt er in der letzten Periode in eine Art von Schlafsucht und Adynamie, und erlischt allmählig ohne irgend eine Respirationsbeschwerde. Dessenungeachtet findet man bei dieser Varietät, wie bei der vorigen, die nämliche pathologische Veränderung, und die pseudomembranöse Konkretion erstreckt sich zugleich in den Schlund und in die Luftwege. Diese Varietät kommt hauptsächlich bei sehr geschwächten Kindern vor, die nach und nach an mehreren Krankheiten gelitten haben, oder lange Zeit in Spitälern waren, worin die Krankheit meistenteils vorkommt. Diese Varietät ist unter allen die schlimmste; sie ist fast immer tödtlich, wenn sie einen gewissen Grad erreicht hat, und die Kranken erliegen, wie man sie auch behandeln mag, mehr oder weniger schnell, zuweilen innerhalb 24 Stunden. Die Blutentziehungen, selbst die örtlichen, sind immer in dieser Varietät schädlich, und müssen durchaus vermieden werden. Brechmittel, und unter ihnen besonders die Senega, können, wenn der Kranke noch nicht zu sehr geschwächt ist, in Gebrauch gezogen werden; allein es müssen ihnen schnell Vesikatorien, um den Hals oder zwischen die Schultern gelegt, folgen. Besonders darf man den Gebrauch des Calomels nicht vernachlässigen. Auch muss man in dieser Krankheit die Kräfte durch leichte Nahrungsmittel unterstützen, und den Tonus der Organe durch reizende Ilautfriktionen, und durch Klystire von China und Kampher erwecken. Von der örtlichen Behandlung gilt auch hier dasselbe, was von der vorigen Varietät bemerkt worden ist.

E n t z ü n d u n g der Zunge.

Glossitis.

Nach Vogel (Handbuch der praktischen Arzneiwissenschaft. 4. Theil 1820.) S y m p t o m e . Die Entzündung der Zunge bekundet sich durch Trockenheit, Hitze, Empfindlichkeit, Schmerz, dunkle Rothe, Härte und Geschwulst dieses Theiles. Dass das Sprechen, das Schlucken, überhaupt eine jede Bewegung der Zunge sehr beschwerlich und schmerzhaft dabei sein müsse, leuchtet ein. Eben daher wird auch der Athem mehr oder weniger gestört, der Mund steht offen, es quillt immer zäher Speichel heraus, und die Zunge tritt entweder zwischen den Zäh-

der Kopforgaue.

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nen und Lippen hervor, oder sie füllt unbeweglich deu ganzen Mund aus. Damit sind Angst, Unruho, Schlaflosigkeit, Durst, Fieber, beständiges Räuspern und Hüsten, Kopfschmerzen, rothes und aufgelaufenes oder blasses, trauriges Gesicht, Schweisse, Mangel an Esslust, Erstikkungsgefahr, hervongetriebene Augen, verdorbener Geschmack, nach der verschiedenen Heftigkeit und Ausbreitung der Entzündung, in verschiedenen Graden verbanden; das Fieber ist bald sehr lebhaft, und hebt mit einem starken Froste an, bald sehr geringe, so dass es kaum zu bemerken ist, und auch zuweilen nachlassend. Der Schmerz entsteht gewöhnlich schnell und zugleich mit dem Fieber. Nach einigen Tagen wird die Zunge zuweilen mit ausgeschwitzter koagulabler Lymphe bedeckt. Es kann eine gewisse Schwere der Zunge vorhergehen. Die Entzündung nimmt entweder die ganze Zunge oder nur einen Theil derselben ein. In einem Falle, den W e n d t beobachtet hat, nahm sie mehr den hintern Theil der Zunge ein, besonders die Muskeln, welchc die Zunge beim Herunterschlugen anziehen. Um desto mehr hinderte 6ie den Genuss aller, auch der flüssigsten Nahrungsmittel. Sie dauerte bis zum 13. Tage, zur unbeschreiblichen Beschwerde und Beängstigung des Patienten, welcher mehr als ein Mal zu erstikken glaubte, und überdies vom Hunger nicht wenig gequält wurde. Zuweilen ist die Zunge nur zur Hälfte entzündet, und dann sind die Erscheinungen nicht so heftig. So sah s i e L e n t i n , und v a n S w i e ten bemerkt in einem von ihm erzählten Beispiele, dass sich der Schmerz aus der Wurzel der Zunge nach der Spitze derselben versetzte. V e r l a u f und A u s g a n g . Die ZungenentzünduDg wird entweder früh ohne bemerkbare Krisis zertheilt, oder später unter allgemeinen Schweissen und liypostalischem Urine, oder sie geht in Eiterung über, wenn nicht früher Erstickung erfolgt oder Brand entsteht. Das erstere geschieht zuweilen schon in wenigen Tagen nach einer kräftigen und simpeln Heilmethode; v a n S w i o t e n hob binnen 24 Stunden das IJebel bei grosser Gefahr. Am Abend entstand der Schmerz, und in der Nacht war die Patientin beinahe schon erstickt. Die im höchsten Grade geschwollene Zunge füllte die ganze Höhle des Mundes in Gestalt einer unförmlichen Fleischmasse. Um 5 Uhr Nachmittags kamen nach den angewandten Mitteln Sprache, freies Schlukken und Athmen 6chon wieder, und die Geschwulst sammt dem heftigen Fieber verlor sich. L e n t i n erzählt ein Beispiel, wo das Uebel in einem und einem halben Tage schon geheilt war. Nach einer lehrreichen Beobachtung von F r a n k erfolgte die Zerthcilung am G.Tage. Wenn auf alle entzündungswidrigen Mittel binnen dieser Zeit die Geschwulst nicht abnimmt, vielmehr noch grösser wird, und ein Klopfen in derselben entsteht, so darf man nicht mehr an Eitcruug

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Entzündungen

zweifeln.

In dem W e n d t s c h e n Falle halte sich der E i t e r

linken Seite der Zunge an den beiden

auf der

hintersten Backzähnen

einen

W e g eröffnet, woraus die wirklich vorhandene Eiterung desto deutlicher wurde. Aetiologie.

Meistens scheint dasUebel rheumatischer Natur zu

sein, und von plötzlichen Erkältungen zu entstehen. S c h e i d e m a n t e l beschreibt einen Fall bei einem Manne, der sogleich einen drückenden Schmerz

in der Zunge

und öftern Schauder

über den ganzen Leib

s p ü r t e , als er-erhitzt und durstig sich auf einen kalten feuchten B o den hinsetzte, und aus einer vorbeirieselnden Quelle ganz kaltes W a s ser trank, worauf bald eine sehr heftige Glossitis folgte. Ein anderer Mann, dessen Krankheit W e n d t beschreibt, hatte sich eben dies Uebel durch Vertreibung eines übermässigen Schweisses telst kalter Fussbäder zugezogen.

der Füsse

vermit-

Ein anderes Mal zeigte sich,

nach

F r a n k , die rheumatische Natur dieser Entzündung deutlich durch die Versetzung

einer rheumatischen Entzündung von der Leber auf die

Zunge. Nicht so selten sind die symptomatischen sekundären und superfiziellen Zungenentzündungen, welche von Schwämmchen, der Bräune, von Blattern auf der Zunge, vom Speichelflusse, Verbrennen, von V e r wundungen und Verletzungen derselhen durch Zahnspitzen, Gifte, andere Schärfen allerlei Art und hitzige S a c h e n , wovon die Zunge Jberührt w i r d ,

Insektenstiche, unvorsichtige Lösung des Zungenbandes,

Zerbeissen der Zunge in Anfällen von Epilepsie, verdorbenen Zähnen u. s. w . entstehen, oder auch aus den ersten Wegen von Metastasen, von übermässigem Tabackrauchen, von einem Rausche, von Verhärtungen, selbst steinigen Konkretionen, und anderen, durch D r u c k und Reiz wirkenden Fehlern der ZuDge und des Mundes herrühren. Prognose.

Dass

die ursprüngliche,

idiopathische

und

wahre

Glossitis eine höchst empfindliche, angstvolle, schnell überhand nehmende, und durch Erstickung oft grosse Gefahr drohende Krankheit sei, erhellt schon aus der Beschreibung derselben, wenn sie auch in einzelnen Fällen weniger bedeutet, und überhaupt durch schnelle und angemessene Hülfe bald gehoben werden kann. Der gehinderte Genuss aller Nahrungsmittel, und zumal der durch Durst und Hitze so driugend geforderten Getränke, verschlimmert natürlicher W e i s e das Fieber und den ganzen Zustand in hohem Grade.

Die Krankiieit gehört

zu den akutesten, und wird meistens binnen 7 Tagen, auf die eine oder die andere W e i s e , nicht

entschieden.

Scirrhus

und Krebs scheinen

leicht Folge dieser Entzündung zu sein; jene Uebel existiren

viel häufiger ohne vorhergegangene Entzündung. Kur.

Die Hülfe besteht hauptsächlich in geschwind veranstalte-

ten, reichlichen, und in Zwischenräumen, von 4—»6—8 Stunden so oft wiederholten

Blutauslecrungen,

bis

die

Geschwulst

sinkt

und

der

der Kopforgane.

199

S c h m e r z naclilässt, durch Aderlässe am F u s s e oder A r m e , Oeffnung der Halsader,

durch Blutegel oder S c h r ö p f k ö p f c um den Hals

uud

unter das Kinn. Scheidemantel

ist

der Ansicht,

dass die Aderlässe aus

der

Drosselader nicht n u r keinen V o r z u g v o r den Aderlässen am A r m e , oder

an noch entfernteren Thcilen h a b e , sondern diese sogar unter

gewissen Umständen vorzuziehen seien.

D i e Zweifel und Schwierig-

keiten bei der Eröffnung der Drosselader beziehen sich besonders a u f den Nachtheil

der anzulegenden Binde um den Hals, und die leicht

erfolgenden O h n m ä c h t e n , Oeffnung zu dem

auf die Möglichkeit,

machen u. s. w .

leicht eine zu

Indessen versichert F r a n k ,

besten Erfolge in dieser Krankheit

kleine sie

angestellt zu h a b e n ;

Binde u m 'den Hals hat e r sich dabei aber nicht bedient. nur eines D r u c k e s der Ader mit der Hand über dem

mit einer

E s bedarf

Schlüsselbeine

bei zurückgebeuglem Kopfe, um sie in den meisten Fällen sichtbar zu machen, und dem Instrumente darzustellen. Nach und zwischen den allgemeinen Blutentleerungen lässt m a n unter dem Kinn am Halse herum 6 — 8 — 1 0 S c h r ö p f k ö p f e und n o c h einmal

so

viel Blutegel ansetzen.

Froschadern ten vor.

empfohlen,

Man

und J o u r d a i n

hat auch die Oeffnung der zieht

sie

selbst

Einschnit-

E s ist aber nicht w o h l möglich ihnen beizukommen, vvenD

die Geschwulst der Zunge einigermaassen beträchtlich ist. W i e d e r h o l t e , erweichende Klystire mit S a l p e t e r , laue Fussbäder, erweichende Umschläge

um den H a l s ,

von Leinsaamen,

Milch

und

O p i u m , sanfte Einspritzungen von den erweichenden D e k o k t e n oder von Milch mit Opium in den Mund,

muss

man

gleichzeitig fleissig

anwenden, so lange die Geschwulst noch nicht erlaubt, etwas in den Mund zu nehmen und zu verschlucken.

Sobald dies aber thunlich,

werden eben diese Dinge lauwarm anhaltend im Munde gehalten, und nun auch kühlende, gelind ausleerende Mittel zum Verschlucken gegeben.

U m diese Zeit, oder nachdem nicht m e h r B l u t zu lassen ist,

wird ein grosses Blasenpflaster, um den Hals gelegt, grossen Nutzen schaffen, besonders da das Uebel am gewöhnlichsten rheumatisch ist. Ausserdem muss alles andere, w a s bei jeder bedeutenden Entzündung die allgemeinen Vorschriften lehren, in Anwendung Viele Erleichterung pflegt es dem K r a n k e n

kommen.

zu g e w ä h r e n ,

wenn

die emptindliche und wunde Zunge fleissig mit schleimigen D i n g e n , •i. B . Quittenschleim, Salepschleim, auch Mandelöl sanft bestrichen wird. S o l l t e aber dies Verfahren den Z w e c k

nicht bald erfüllen,

und

die Gefahr der Erstickung dringend w e r d e n , so ist noch ein wirksames Mittel übrig, nämlich ein tiefer Einschnitt in die Zunge, wodurch die Geschwulst plötzlich gehoben wird. den S c h n i t t zu lief zu m a c h e n , weil e r , verloren hat. in der T h a t nur flach ist.

Man hat

nicht zu fürchten,

sobald die Geschwulst sich E r verursacht auch niemals

200

Entzündungen

die geringste Beschwerde. Die Traclieotomie wird man daher nur in dem Sussersten Nothfalle vorzunehmen haben. Im Falle der Eiterung befördert man dieselbe nach bekannten allgemeinen Grundsätzen, und ölFnet den Abscess sobald als möglich. Sollte vom Mangel der Nahrung, wegen zu lang fortdauernder Unmöglichkeit zu schlingen und den Hunger zu befriedigen, Nachtlieil zu besorgen sein, so würden nährende Klystire von Milch, Fleischbrühe etc. zu Hülfe genommen werden müssen. Kommen bei der Glossitis besondere Ursachen in Betracht, worauf man bei der Kur sehen soll, z. B. ein versetzter Rheumatismus, unterdrückte Fussschweissc etc., so müssen diese ilirer jedesmaligen Natur nach behandelt werden. Einen versetzten Rheumatismus sucht man durch reizende Mittel auf den vorher damit behafteten Theil, wenn es ein Susserlichcr, unwichtiger ist, wieder hin zu locken. — Unterdrückte Fussschweissc werden oft glücklich durch warme Senf-Fussbäder, warme Senium, schlüge, durch vieles Bürsten, Socken von Wachstuch u. 8. w. wieder hergestellt.

Die Ohrspcichcldrüscncntzündung. Angina parotidca. Parotitis. Nach Rust's Handbuch der Chirurgie. 13. Band. 1. Lieferang. S. 155. Die Entzündung der Ohrspeicheldrüse giebt sich durch folgende Erscheinungen zu erkennen. Die Gegend um das Ohr, bis hinunter zum Winkel der Kinnlade, hat ihre natürliche Farbe verloren; sie ist dick, gcschwollen und hart, meistens auch roth und lieiss. Leidet nur die Parotis einer Seite, so ist die Krankheit, aus dem Mangel an Symmetrie, dann um so leichter und schon von weitem zu erkennen; doch gewöhnlich leiden beide Seiten zugleich. Oft ist das über der Drüse liegende Zellgewebe mit entzündet, nicht selten auch die Haut und die nahe gelegenen Muskeln, die Glandula subtnaxillaris und die Tonsillen. Daher entstehen für den Kranken Beschwerden beim Schlucken und beim Kauen; jede Bewegung der Kinnbacken macht Schmerz, und der Kranke hat fast ähnliche Beschwerden, wie bei der Angina faucium, weshalb auch die Krankheit gewöhnlich zu den Anginen gezählt wird. Die Parotitis herrscht oft cpidemisch, zuweilen auch endemisch, und befällt lcichlcr Kinder und junge Leute, als alte. Die Krankheit lässt eich ohne Schwierigkeit erkennen, und man könnte sie höchstens nur mit einer skrophulösen Drüsengeschwulst an dieser Stelle verwechseln, wie sie namentlich bei Mädchcn bis in's Alter der Manu-

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Entzündungen

die geringste Beschwerde. Die Traclieotomie wird man daher nur in dem Sussersten Nothfalle vorzunehmen haben. Im Falle der Eiterung befördert man dieselbe nach bekannten allgemeinen Grundsätzen, und ölFnet den Abscess sobald als möglich. Sollte vom Mangel der Nahrung, wegen zu lang fortdauernder Unmöglichkeit zu schlingen und den Hunger zu befriedigen, Nachtlieil zu besorgen sein, so würden nährende Klystire von Milch, Fleischbrühe etc. zu Hülfe genommen werden müssen. Kommen bei der Glossitis besondere Ursachen in Betracht, worauf man bei der Kur sehen soll, z. B. ein versetzter Rheumatismus, unterdrückte Fussschweissc etc., so müssen diese ilirer jedesmaligen Natur nach behandelt werden. Einen versetzten Rheumatismus sucht man durch reizende Mittel auf den vorher damit behafteten Theil, wenn es ein Susserlichcr, unwichtiger ist, wieder hin zu locken. — Unterdrückte Fussschweissc werden oft glücklich durch warme Senf-Fussbäder, warme Senium, schlüge, durch vieles Bürsten, Socken von Wachstuch u. 8. w. wieder hergestellt.

Die Ohrspcichcldrüscncntzündung. Angina parotidca. Parotitis. Nach Rust's Handbuch der Chirurgie. 13. Band. 1. Lieferang. S. 155. Die Entzündung der Ohrspeicheldrüse giebt sich durch folgende Erscheinungen zu erkennen. Die Gegend um das Ohr, bis hinunter zum Winkel der Kinnlade, hat ihre natürliche Farbe verloren; sie ist dick, gcschwollen und hart, meistens auch roth und lieiss. Leidet nur die Parotis einer Seite, so ist die Krankheit, aus dem Mangel an Symmetrie, dann um so leichter und schon von weitem zu erkennen; doch gewöhnlich leiden beide Seiten zugleich. Oft ist das über der Drüse liegende Zellgewebe mit entzündet, nicht selten auch die Haut und die nahe gelegenen Muskeln, die Glandula subtnaxillaris und die Tonsillen. Daher entstehen für den Kranken Beschwerden beim Schlucken und beim Kauen; jede Bewegung der Kinnbacken macht Schmerz, und der Kranke hat fast ähnliche Beschwerden, wie bei der Angina faucium, weshalb auch die Krankheit gewöhnlich zu den Anginen gezählt wird. Die Parotitis herrscht oft cpidemisch, zuweilen auch endemisch, und befällt lcichlcr Kinder und junge Leute, als alte. Die Krankheit lässt eich ohne Schwierigkeit erkennen, und man könnte sie höchstens nur mit einer skrophulösen Drüsengeschwulst an dieser Stelle verwechseln, wie sie namentlich bei Mädchcn bis in's Alter der Manu-

der Kopforgane.

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barkeit beobachtet wird. Diese Geschwulst ist aber kalt, schmerzlos, gewöhnlich mit noch anderen Drüsenanschwellungen verbunden; dabei ist der Ilabitus 6cropliulosus vorhanden, und die Krankheit stellt sich als eine höchst chronische dar, während die Parotitis einen akuten Verlauf hat. Die Parotitis wird immer von einem Fieber begleitet, das zuweilen sehr gelind ist, so dass die Kranken ausserhalb des Bettes sein können, welches in anderen Fällen aber so bedeutend wird, dass die Patienten genöthigt sind, das Bette zu hüten. Der V e r l a u f ist, wie in allen Entzündungen drüsiger Organe, nicht sehr schnell; und es gehen nicht selten 8 —14 Tage, auch 4 — 6 Wochen darüber hin, bevor die Krankheit beendet ist, namentlich, wenn die Entzündung gleich anfangs mehr passiv und schleichend auftritt. A e t i o l o g i e . Unterdrückte Hautausdünstung, wie überhaupt katarrhalische Einflüsse der Witterung beim Wechsel der Jahreszeiten, müssen als die häufigsten Momente zur Erzeugung der Krankheit genannt werden; namentlich gilt dies von der Parotitis catarrhalis vaga. In anderen Fällen erscheint die Krankheit bei oder nach den Pocken, den Masern, dem Nervenfieber, den Petechien, dem Kindbett; nach unterdrückter Gicht, nach zurückgetriebener Krätze oder Kopfaussclililgen, in der Denlilionspcriodc durch Zahnreiz, oder in Folge eines kariösen Zahnes, eines Speichelsteines, der in der Drüse sich gebildet hat, durch Mcrkurialismus, Syphilis u. s. w. A u s g ä n g e . Der häufigste und günstigste Ausgang ist die Zert h e i l u n g , welche bei der mit Fieber verbundenen Parotitis am 4., 5. oder 8. Tage, unter allgemeinen kritischen Erscheinungen, wobei die Geschwulst sinkt, flacher wird, und sich allmählig gänzlich verliert, zu Stande kommt. Bei der lieberlosen Parotitis dauert es bis zur Zertheilung länger, und diese kommt oft nur sehr langsam zu Stande. E i t e r u n g ist ein bei der Parotitis im Ganzen selten vorkommender Ausgang. Indessen werden doch Fälle erzählt, wo, nachdem die Parotitis 8 —14 Tage lang gedauert hatte, allerlei üble Symptome, als Trismus, Raserei, Schlafsucht, apoplektische Zufälle u. dgl. entstanden. Ein kräftiger Schnitt bis in die Drüse entleerte den Eiter, der sich nur sehr undeutlich fühlen liess, und hob die Zufälle. Zuweilen bleibt nach der Eiterung der Parotis eine Speichclfislel zurück. Die V e r h ä r t u n g ist ein Ausgang, der gleichfalls nicht häufig, und gewöhnlich nur in Folge verkehrter Behandlung, durch Kälte u. dgl. vorkommt. Es giebt zwar kalte Geschwülste und Scirrhcn der Parolis, aber diese sind gewöhnlich anderer Nalur und nicht Folge der akuten Parotitis. M e t a s t a s e n sind bei dieser Krankheit eine, nicht ungewöhnliche "Erscheinung, und es gehört zu den Eigenthümlichkciten der Parotis, dass sie so gerne Versetzungen auf die Tcslikcl. oder bei Weibern auf die Brüste, die Eierstöcke und die

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äusseren Gescldechtstheile macht. Man gicbt oft den übermässigen Aderlässen, drasl¡sehen Purganzen und vielen Blutegeln die Schuld; aber auch ohne diese Behandlungsweise kommt oft eine Orchitis zu Stande. Auch geschieht es, dass die AfTektion vom Testikel auf die Parotis zurück, und von dieser wiederum nach den Hoden wandert. Dergleichen Wanderungen erfolgen meistens unter Zunahme des Fiebers, Angst und Unruhe, und diese Beschwerden lassen nach, sobald das Skrolum und die Testikel anschwellen, roth und heiss werden. Bleiben aber diese Symptome in den Testikeln aus, versetzt sich die Krankheit nach den edlen Organen, z. B. dem Gehirne, so erfolgen Delirien, Konvulsionen und nicht selten der Tod. In anderen Fällen wurden die Kranken, in 'Folge des Verschwindens der Parotitis, ähnlich wie nach dem Scharlach, wassersüchtig (Pratolongo); andere bekommen Husten, andere Erbrechen ( B u r s e r i u s ) , oder Weiber wurden von Jucken oder Brennen in den Geschlechtsthcilen befallen, und die Periode wurde unregelmässig. Leidet nur eine Parotis, so wird auch gewöhnlich nur ein Testikel ergriffen, und zwar auf derselben Seite, wo die Parotidengcscliwulst bestand; in anderen Fällen werden beide Hoden entzündet. R a v a t o n hat statt der Entzündung sogleich den Brand erfolgen gesehen. Leicht behalten die Testikel in Folge dieser Affektion noch eine Zeit lang eine gewisse Härte, oder gehen wohl gar in Atrophie über. Der Ausgang der Parotitis in B r a n d kommt fast niemals vor. P r o g n o s e . Sie ist nach dem Grade der Krankheit und dem Karakter der Epidemie verschieden. Häufig ist die Krankheit sehr leicht und ohne alle Gefahr; in anderen Fällen bilden sich die Metastasen nur zu leicht aus, und bei den Versetzungen auf edle Organe ist stets die höchste Gefahr zu besorgen. K u r . Der Zweck' der Behandlung ist immer die möglichst rasche Zertheilung. In der Mehrzahl der Fälle reicht ein sehr einfaches, mehr negatives als aktives Verfahren aus. Es reicht hin, den Kopf mit einem Tuche zu bedecken, welches die angeschwollene Parotis vor der Einwirkung der Kälte schützt, oder einen Flanelllapp e n , für sich oder mit Kampher bestrichen, oder mit Wachholderbeeren durchräuchert, aufzulegen, oder ein Kräuterkissen aus aromatischen Kräutern, mit und ohne Kampher, oder einen warmen Umschlag aus Asche, Brod, Kümmel und Salz. Einige ziehen die Anwendung eines Pflasters, z. B. Emplaslrum mercuriale mit Kampher und Opium, oder einEmpl. de Meliloto vor; Andere legen einen Bausch Wolle mit Kamillenöl getränkt auf, Andere reiben Quecksilbersalbe und flüchtige Linimente ein. Nach allen diesen Mitteln sieht man die Zertheilung bald früher, bald später erfolgen. Nur hüte man sich vor kalten, zurücktreibenden und adstringirenden Mitteln, weil man sonst Gelegenheit zur Ausbildung von Metastasen giebt, die man grade sorg-

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fallig verhüten muss. In den bedeutenden Graden der Krankheit, wenn die Haut des ganzen Gesichlcs gliilit, und das Fieber beträchtlich ist, können massige Blutentziehungen von Nutzen sein; doch hat man nach starken Aderlässen Metastasen erfolgen sehen, weshalb man dabei die nöthige Vorsicht niemals ausser Acht lassen darf. Besser setzt man einige Blutegel, doch darf man auch damit nicht'zu freigebig sein, weil Drüsenentzündungen überhaupt nicht viel Blutentzichungen ertragen. Die Vitalität in diesen Organen wird zu leicht zu sehr herabgesetzt, und statt der Zertheilung kommt oft Verhärtung und Langwierigkeit des Uebels zu Stande. Die allgemeine innere Behandlung muss sich nach dem Grade des Fiebers richten; Brechmittel verträgt die Krankheit besser, als starke Purganzen. In der Mehrzahl der Fälle rcicht man mit einem gclind antiphlogistisch-diaphoretischen Verfahren aus, mit Salmiak, Natrum, Nitrum, Infusum Sambuci, Roob Sambuci, Vinum stibiatum, Spirit. Minderen u. dgl. Gelingt die Zertheilung nicht, wird der Schmerz klopfend, und deuten alle Symptome die Bildung der Eiterung an, so müssen die trockenen Fomente mit feuchtwarmen Umschlägen vertauscht werden, mit Abkochungen von Flieder- oderMalvenblumen, Kataplasmen von Leinsaamen u. dgl. Verzögert sich der Ausbruch des Eiters zu lange, so muss die Kunst eingreifen, weil auch in diesem Falle Versetzungen zu fürchten sind, wenn man zu lange auf Selbsteröifnung des Abscesses wartet. Man bedient sich hier am besten des Cauterium potentiale; liegt der Eiter aber sehr lief, so muss man die Lanzette nehmen. Die fernere Kur besteht dann in Fortsetzung der warmen Umschläge, und in Anwendung eines zertheilenden Pflasters. Zuweilen geht die Parotis nur theilweise in Eiterung über, und es bilden sich fistulöse Gänge mit kailösen Rändern und bedeutenden Verhärtungen in der Umgegend. Die Kur dauert dann lange, und muss konsequent mit Breiumschlägen, zertheilenden Pflastern und geeigneten inneren Mitteln vollzogen werden, ^ u den letzteren gehören Mercurialia, Anlimonialia, beide vereint unter der Form der P l u m m e r s c h e n Pulver, Cicuta, Belladonna, Calendula, Guajak, Ammoniacum, Jodine etc. Mehrere Autoren rühmen besonders den Nutzen einer Speichelk u r ; , Andere ( S t o e r k und E r h a r d ^ empfehlen die Cicuta. Die meiste Aufmerksamkeit erfordert der metastatische Ausgang der Parotitis. Sinkt die Geschwulst zusammen, und zeigen sich Symptome der Metastase an den Geschlechtstheilen, so lege man ohne Verzug einen Senfteig oder ein Blasenpflaster auf die Ohrgeschwulst, und gebe innerlich Kampher und Opium, um den Uebertritt wo möglich noch zu verhüten. Hat 6ich aber die Krankheit schon auf die Testikel geworfen, so halte man diese wärfli, hülle sie in Flanell ein, und gebe innerlich leicht erregende Mittel, ein Infusum Mcnlhac.

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Arnicae mit Liq. C. C. succinalus, Liquor anodyn. in. Hoffm. u. dgl. W i r f t sich dessenungeachtet die Krankheit auf das Gehirn, indem die Gcscliwulst der lloden plötzlich verschwindet, so hat man zunächst zu untersuchen, oh die Beschaffenheit des Pulses und der ganze Zustand des Kranken einen Aderlass gestattet. Man lege Sinapismen auf verschiedene Tlieile des Körpers, und gebe innerlich grosse Gaben Moschus mit Kampher, Ammonium carb. pyroolcosum, Serpentaria u. dgl., als die einzigen Mittel, den Kranken noch vom Tode zu retten, dem er dann gewöhnlich schon geweiht ist. Auf die lloden lege man gleichzeitig eine spanische Fliege, um die Entzündung und Geschwulst wo möglich wieder dahin zu locken. Die Franzosen nennen die epidcmisclie, durch Einflúss-der Witterung bedingte Ohrspeicheldrüsenentzündung (Parotitis catarrhalis vaga) O r e i l l o n s , während sie die in Nerveniieberu, Faulfiebern, hitzigen Hautausschlägen vorkommende durch den Ausdruck P a r o t i d e s unterscheiden. Von der letzteren sagen 6ie, dass sie entweder symptomatisch oder kritisch auftrete, das Erstere, in den ersten Stadien der Grundkrankheit, Letzteres dagegen zur Zeit der Entscheidung der Krankheit, und dann meistens einen günstigen Ausgang verkündeod. Ihre Neigung zur Eiterung muss möglichst unterstützt werden, wozu in gewöhnlichen Fällen der Gebrauch warmer Breiumschläge hinreicht. Zögert die Natur zu lange, und treten gefahrdrohende Zufälle, Erstickung u. dgl. ein, so muss das Messer Luft schaffen. Ist die Geschwulst aber mehr kalter Natur, hart, torpide, so reichen die einfachen Breiumschläge nicht aus, sondern es müssen die Cataplasmata acria aus Senfmehl, Seife und Zwiebeln zu Hülfe genommen werden. Geht die Parotitis critica in Brand über, so hat dieses meistens nicht, viel zu bedeuten, weil daran in der Kegel nur eine kleine Stelle leidet, welche den Brandschorf bald abstösst, guten Eiter erzeugt, und dann sehr bald verheilt. Sollten dennoch in einzelnen Fällen mit der Erscheinung des Brandes gefahrdrohende Zeichen, allgemeiner Kollapsus, kalte Scliweissc, kleiner, aussetzender Puls u. dgl. eintreten, so müssen zunächst innerlich die kräftigsten, belebendsten Mittel aus der Klasse der flüchtigen Reizmittel gegeben, örtlich Einschnitte in die Brandschorfe gemacht, und ilcissig aromatische und antiseptische Mittel, wie bei jedem andern äussern Brande, applizirt werden. Fast eben so verhält es sich mit der ersten Art der Parotiden, der Parotitis symptomatica. Die Aerzte haben darüber gestritten, ob man sie zertheilen, oder zur Eiterung bringen solle; aber die ineisten Praktiker sind der Meinung, dass man von der Zertheilung weit mehr zu fürchten habe, als von der Eiterung, welche der Krankheit meistens eine gute Wendung giebt, und gleichsam einen Ablagcrungshecrd für die Kraakhcitsmaleíie clablirt.

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Liegen besondere Ursachen der Parotitis zum Grunde, so bat man bei der Behandlung zuvörderst hierauf Rücksicht zu nehmen, und sie zu beseitigen. Ein hohler Zahn muss entfernt werden, Gicht, Krätze, Tinea u. dgl. wenn sie zurückgetrieben waren, müssen retablirt werden u. s. w . , worauf dann die Heilung der Parolidcngeschwulst keinen weiteren Schwierigkeiten unterliegt.

Wir lassen hier den Bericht über eine Epidemie von A n g i n a p a r o t i d e a folgen, die in den Monaten Januar und Februar 1836 unter den Zöglingen der Kadettenanstalt zu Berlin Statt gefunden, und die Professor Dr. W o l f f in Berlin in der Medizinischen Zeitung vom Vereine für Heilkunde in Preussen Nr. 14. 1836. beschrieben hat. Im Januar waren 29 und im Februar 31 Zöglinge von der Krankheit befallen worden. V e r l a u f d e r K r a n k h e i t . Stadium p o d r o m o r u m . Ein Zeitraum der Vorboten wurde in sehr vielen Fällen nicht wahrgenommen, und die Krankheit begann sofort mit den ihr cigenthümlichen Symptomen. W o hingegen dem Ausbruche der Krankheit Vorboten vorausgingen, waren diese die gewöhnlichen der akuten Krankheiten, and bestanden in Abgeschlagenheit der Glieder, Kopfschmerz, Appetitmangel und wiederholtem Frösteln. Nach einer 12-, höchstens 24stündigen Dauer der Vorboten begann die eigentliche Krankheit. Der A n f a n g ' d e r s e l b e n wurde in keinem Falle durch einen starken Frost, wie dieser doch in der Regel die bedeutenderen akuten Krankheiten einleitet, bezeichnet; vielmehr waren es die örtlichen Erscheinungen, welche zuerst wahrgenommen wurden. Die Kranken empfanden nämlich unter dem Ohre, zwischen dem Aste des Unterkiefers und dem Processus mastoideus, einen dumpfen, drückenden S c h m e r z , welcher sich allmählig bis unter den Unterkiefer erstreckte. Druck auf die schmerzhafte Stelle vermehrte den Schmerz, so wie dieser hauptsächlich durch die Bewegungen des Kiefers beim Sprechen und namentlich beim Kauen gesteigert wurde. Hierin lag eine der Hauplbeschwerden der Kranken, welche in den höheren Graden der Krankheit sogar dem Trinken hinderlich war. Das Verschlucken der einmal in den Mund gebrachten Dinge unterlag keinen weiteren Schwierigkeiten, und ich habe fast keinen Kranken gesehen, bei dem man den Symptomen nach auf eine cinigcrmaassen beträchtliche angina faucium hätte schliessen können. Eine Besichtigung der Mundhöhle und des Rachens konnte bei dem Unvermögen der Kranken, den Mund zu öffnen, natürlich nicht stattfinden. An den schmerzhaften Stellen erhob sich eine G e s c h w u l s t , welche, in der Regel in den Parotidcn beginnend, sich auf die Sub-

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maxillardrüsen ausbreitete, und dann auf glciche Weise in beiden fortbestand. Die anfangs geringe Anschwellung erreichte innerhalb eines kürzern oder langem Zeitraums ihre Höhe, bisweilen schon während der ersten Nacht, bisweilen erst innerhalb 2 — 3 Tagen. Bei einigen Kranken erhob sich die Geschwulst zu keiner besondern Höhe, und veranlasste in so fern auch keine auffallende Entstellung; bei andern erreichte sie dagegen einen sehr beträchtlichen Grad, und bewirkte dann die auffallende Entstellung des Gesichts, welche der Krankheit den Namen B a u e r w e t z e l verschafft hat. Der geringere Gräd der Geschwulst schien lediglich von den erkrankten Drüsen auszugehen, denn die Anschwellung war alsdann immer umschrieben und hart. An den höheren Graden der Anschwellung halte das Zellgewebe unverkennbar einen grossen Antheil, indem die Geschwulst weicher und in dem Maasse ausgedehnt war, dass sie sich am Unterkiefer entlang bis zum Kinn erstreckte. Bei einem Kranken, welcher überhaupt den schwersten Fall des Uebels darstellte, erstreckte sich die Geschwulst in gleicher Höhe von den Winkeln des Unterkiefers und dem Kinn, bis zu den Schlüsselbeinen, und gewährte den Anblick einer merkwürdigen Entsteilung. Die Farbe der Haut auf den geschwollenen Theilen war nur wenig röther, als im gesunden Zustande, und wurde grossentheils durch die überhaupt lebhaftere Röthung des Gesichts bedingt. Eine gestörte Funktion der Parotiden und Submaxillardrüsen hat Wölfl: nicht bemerken können; denn die Absonderung des Speichels war weder vermindert noch vermehrt, so wenig als das Sekret ah'enirt erschien. Daher, klagten die Kranken weder über Trockenheit des Mundes, noch über vermehrten Zuiluss des Speichels, noch über eine ätzende Beschaffenheit desselben. Selbst zur Zeit der Entscheidung der Krankheit und der Abnahme der Geschwulst, liess sich keine Spur von Speichelfluss wahrnehmen. Nicht in allen Fällen fand die Anschwellung auf beiden Seitea Statt; denn bei 6 der behandelten Kranken zeigte sie sich nur an einer Seite des Gesichts. Das begleitende F i e b e r war sowohl nach dem Grade, den es erreichte, als nach der Zeit, die es dauerte, sehr verschieden. Meistens war es sehr lebhaft, was auch bei früheren Fällen dieser Krankheit stets beobachtet worden war, erreichte seine Akme sehr schnell, gewöhnlich in 24 Stunden, und dauerte in gleicher Heftigkeit 2 — 3 Tage, worauf der Nachlass einzutreten pflegte. Seine Entscheidung erfolgte mit dem 3., 5., 7., in 6 Fällen sogar erst mit dem 9. Tage, und zwar unter einem allgemeinen und reichlichen Schweisse, der um 60 anhaltender und deutlicher war, je grösser die Intensität des Fiebers gewesen war. In einigen Fällen blieben die Fiebersymptome äusserst gering, und erregten fast gar keine Beschwerden. Als Regel liess sich behaupten, dass der Grad des Allgemeinleidens dem Grade des örtlichen Uebels entsprach; indessen kamen

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auch Ausnahmen vor, in welchen ein geringer Grad von Anschwellung der Speicheldrüsen von lebhaftem Fieber begleitet wurde, oder eine beträchtliche Geschwulst nur geringfügige Fiebersymptome zu ihren Begleitern hatte. Das Fieber bot alle Symptome der Synocha dar: sehr erhöhten Turgor Vitalis, daher rothes Gesicht und heisse, aber weiche Haut, einen frequenten, grossen, vollen und weichen Puls, lebhaften Durst und einen sehr gesättigten Urin. Die Geschwulst der Drüsen und das Fieber nahmen jedoch nicht denselben Verlauf, indem das Fieber jederzeit sich früher entschied, als die Anschwellung verschwunden war. Im Gegentheil blieb die letztere bisweilen nach vollständiger Beseitigung des Fiebers einige Tage ohne alle Zeichen von Abnahme, und zertheilte sich dann allmählig mit dem 7., 9., 11. oder 13. Tage ihres Bestehens. Ueber diesen letzten Termin hinaus dauerte die Geschwulst in keinem Falle. Dergestalt war der gewöhnliche Verlauf der Krankheit, und es bleibt noch zu erwähnen, welche Abweichungen von dieser Norm sich dargeboten haben. Eine V e r s e t z u n g der Krankheit von den Speicheldrüsen auf die H o d e n wurde nur einmal beobachtet. Sie erfolgte am 2. Tage der Krankheit plötzlich, und zwar, da die Anschwellung der Drüsen nur auf einer Seite stattgefunden, auf den Hoden derselben Seite. Die Geschwulst des Hoden und des Hodensackes war massig, weich, wenig schmerzhaft, und von einem mässigen Fieber begleitet. Nach 3 Tagen war die Anschwellung verschwunden, ohne dass die frühere Behandlung geändert worden wäre. Insbesondere war von äusseren Mitteln gar kein Gebrauch gemacht worden. E r b r e c h e n , " w e l c h e s nicht etwa im Anfange und während der Zunahme der Krankheit, sondern vielmehr in der Abnahme derselben eintrat, belästigte die Kranken durch seine Häufigkeit einige Tage lang sehr. Die Kranken wurden unmittelbar nach dem Genüsse von Speisen und Getränken, von Uebelkeit und Erbrechen befallen, und dadurch sehr erschöpft. In Bezug auf die Natur dieses Erbrechens, theilt W . die Ansicht des B u r s e r i u s , welcher es für nervös hält; denn nicht nur wurde es nicht durch einen unregelmässigen Gang der Krankheit veranlasst, sondern es bestand auch bei reiner Zunge, reinem Geschmacke, unverändertem Appetite und Abwesenheit von schmerzhafter Spannung in der Magengegend. Ueberdies wurden die genossenen Speisen und Getränke unverändert ausgebrochen, und die Kranken empfanden, weder vor noch während dieser Anfälle, Beängstigung und Unruhe. Auch der Erfolg der Behandlung bestätigte diese Ansicht, indem leicht beruhigende Mittel, Kali aceticum, Pulvis aerophorus, Selterwasser etc. die Zufälle bald beschwichtigten. D i a r r h o e befiel nur 2 Kranke im Stadium der Abnahme der Krankheit, welche übrigens einen ganz regelmässigen Verlauf genom-

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men hait'c, so dass selbst die Abnahme der Drüsengeschwulst auf die gewöhnliche Weise erfolgte. Der Durchfall war, gleich dem Erbrechen, durch seine Häufigkeit nnd die Quantität der dünnflüssigen Ausleerungen sehr erschöpfend; besonders in dem einem Falle, in welchem er, mit heftigen, anhaltenden Kopfschmerzen verbunden, 7 Tage dauerte. Fiebersymptome waren nicht gegenwärtig, auch fehlte Spannung und Empfindlichkeit des Unterleibes, und die Zunge war rein und roth. Infusum Ipecacuanhae, Aq. oxymuriatica, späterhin rother Wein und Tinctura Fern pomata beseitigten diesen Durchfall, und die durch ihn hervorgerufene Schwäche. K o p f s c h m e r z nervöser Natur, die Stirn- und Scheitelgegend einnehmend, befiel während der Abnahme der Krankheit 3 Kranke, und belästigte sie volle 5 Tage lang, ohne jedoch nachtheilige Folgen zu hinterlassen. A c t i o l o g i e . Die Meinung, dass das kindliche Alter, hauptsächlich die Jahre der Pubertät, die Disposition zur Angina parotidea bedingen, ist durch die diesjährige Epidemie durchaus bestätigt worden. Sämmtliche Kranke befanden sich in dem Alter von 15 — 1 8 Jahren, und es ist kein Erwachsener von diesem Uebel befallen worden. Die Gelegenheitsursache lag, den bisherigen Beobachtungen entsprechend, deutlich genug in der sehr ungünstigen Witterung der beiden ersten Monate dieses Jahres, welche fast ununterbrochen regm'g und windig war, und durch häufige Erkältungen, wie durch anhaltende Beschränkung der Hautlhätigkeit, zur Entstehung von katarrhalischen Krankheiten Veranlassung geben konnte. Wie entscheidend der Einfluss der Witterung auf die Erzeugung der Angina parotidea war, lehrte der Umstand, dass, als gegen die Mitte des Januar günstigeres Wetter eintrat, vom 11 — 23. kein Kranker der Art aufgenommen wurde; während vom 1 — 1 8 . Februar, so lange, als das schlechte, regnige Wetter angehalten hatte, 28 Kranke dem Lazareth zugegangen waren. Die Ansicht, dass auch diese Krankheit ein Kontagium erzeuge und durch dasselbe verbreitet werde, ist durch die diesjährige Epidemie anscheinend wenig bestätigt worden. Im Lazareth selbst erkrankten nur 2 Zöglinge, die, chronischer Uebel wegen, dort behandelt wurden, bald nach der Aufnahme mehrerer an Angina parotidea Leidender, und in der Anstalt selbst liess sich nicht nachweisen, dass die späteren Erkrankungen zunächst unter denjenigen vorgekommen wären, welche mit früher Erkrankten dasselbe Zimmer bewohnten. Die P r o g n o s e war in Bezug auf den Ausgang jederzeit günstig. Die K u r bestand, entsprechend dem Karakter und der Grösse der Krankheit, in der Anwendung kühlender und ausleerender Mittel, des Tartarus stibiatus mit Natr. sulphuricum, des Acidum tartaricum mit Electuarium lenitivum und reichlicher erfrischender Getränke. Nur in 2 Fällen war es nothwendig, von Blutegeln Gebrauch zu machen.

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E n t z ü n d u n g d e s Ohrs.

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Otitis.

Nach Kruienberg. *) 1) E n t z ü n d u n g d e s ä u s s e r n O h r e s . Die Kranken klagen über Schmcrz im leidenden Theile. Dieser ist bald massig, bald heftig, zuckend, stechend, brennend, reissend, meistens anhaltend; er vermehrt sich, wenn man den knorpeligen Theil des Gehörganges von aussen zusammendrückt, oder diesen Kanal von innen auch noch so leise mit der Sonde berührt, zuweilen auch beim Kauen. Zuweilen verbreitet sich der Schmcrz vom Ohr aus über die ganze Hälfte des Kopfes der leidenden Seite. Ganz junge Kinder verrathen diesen Schmerz dadurch, dass sie ohne bekannte Ursache sehr unruhig und schlaflos werden, gewaltig schreien, oft zum Ohr greifen, oder dasselbe zu scheuern suchen. Bei näherer Untersuchung erscheint die leidende Schleimhaut ungewöhnlich roth, beiss, geschwollen, blutet leicht; auf der vordem Fläche des Trommelfells sieht man bisweilen schöne Netze von ungewöhnlich stark entwickelten Blutgefässen. Am äussern Ohr bemerkt man oft gar-nichts; nur zuweilen ist es geröthet und geschwollen. Die Hitze verbreitet sich zuweilen nicht nur über das ganze äussere Ohr, sondern auch über die Wange der leidenden Seite. Hierzu gesellen sich oft Klingen, Sausen und Brausen vor dem Ohre, mehr oder weniger Schwerhörigkeit. Die Krankheit tritt zuweilen mit Frösteln oder mit starkem Froste ein, der wohl eine Stunde lang anhält; hierzu kommen Hitze, ein freqnenter, gespannter, voller Puls, Eingenommenheit des Kopfes, gelblich belegte Zunge, Appetitlosigkeit, Durst, Unruhe, Angst, Schläfrigkeit, Delirium, Stuhlverstopfung, Erbrechen, sparsamer Abgang des Urins, jagender Athem und andere Symptome eines sehr lebhaften Gefässfiebers mit hervorstechendem Kopfleiden. — Diese Beschwerden halten oft nur einige Stunden, zuweilen einen oder ein Paar Tage an; dann erfolgt ein heller, wässriger, seröser, etwas blutiger, in anderen Fällen ein dünner, gelblicher, scharfer Ausfluss aus dem Ohre, der die benachbarten Theile roth und wund macht. Häufiger ist cicr Ausfluss gelb, dicklich, klumpig, käsigt gehackt, zuweilen ohne merklichen Geruch, zuweilen sehr stinkend. Anfangs ist dieser Ausfluss sparsam, in den folgenden Tagen reichlicher; in demselben Maasse mindern sich die Symptome der Entzündung und der allgemeinen Reizung. Die Schleimhaut behält, so lange dieser Ausfluss dauert, häufig ein rothes, schwammig aufgelockertes, sammetartiges Ansehn. — Bei einem zweckmässigen Verhalten wird der Ausfluss in den meisten Fällen nach 6 bis 8 Tagen sparsamer, gewinnt eine mehr polkig-käseartige Beschaffenheit, hört ") Aus dessen Jahrbüchern Band 2. 1824.

der ambulatorischen Klinik zu Halte.

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zuletzt ganz auf; und macht der Absonderung eines normal beschaffenen Ohrenschmalzes wieder Platz. Wirken nachtheilige Einflüsse auf solche Kranke, so verstärken sich alle Symptome der Entzündung von neuem, der Ausfluss wird plötzlich sparsamer, hört wohl ganz auf, und erscheint erst dann wieder, nachdem die Entzündung gemässigt ist. — In ungünstigen Fällen wird der Ausfluss langwierig; er wird dann bald stärker, bald sparsamer, bleibt zuweilen auf eine Zeit lang ganz aus, ist zuweilen wässerig-serös, blutig, zu andern Zeiten dick, gelblich eiterartig, nicht selten sehr stinkend, zuweilen so scharf, dass er die benachbarten Theile entzündet. Die Schleimhaut ist dabei oft aufgelockert, empfindlich, blutet leicht, verengt den Gehörgang, und macht die Untersuchung desselben und des Trommelfelles sehr beschwerlich. Die meisten dieser Kranken hören schwer; höchst wahrscheinlich wegen gleichzeitiger Auflockerung und Anschwellung des Theiles der Schleimhaut, der die vordere Fläche des Trommelfells bedeckt. — Bei anderen entstehen Polypen im O h r e , die selten hart w i e Knorpel, meistens weich sind, und leicht zusammengedrückt werden können. Sie sitzen in der Regel mit einem dünnen Stiele auf einer W a n d des Gehörganges, selten auf der Schleimhaut des Trommelfelles. Bei einem Kranken fand K. zwei solcher Polypen in einem Ohre, beide auf der Schleimhaut des Gehörganges. Die Schwerhörigkeit wird durch diese Auswüchse um vieles vermehrt. Zuweilen entzündet sich auch das Zellgewebe der das Ohr umgebenden Theile; die Gegend hinter dem Ohre, oberhalb desselben, vor demselben, wird empfindlich r o t h , geschwollen, fluktuirend; die Augenlider und Wange der leidenden Seite werden ödematös, die benachbarten lymphatischen Drüsen schwellen a n , und werden empfindlich. — In bösen Fällen zerstört die Krankheit das Trommelfell; die purulente, oft sehr scharfe Feuchtigkeit bahnt sich einen W e g in die Paukenhöhle, in die Zellen des Zitzenfortsatzes, und der Entzündung und dem Schleimiluss des äussern Gehörganges gesellt sich Entzündung und Blennorrhoe des innern Ohres hinzu. Zuweilen leiden die Kranken ursprünglich an Gesichtsrose, woran das äussere Ohr und der äussere Gehörgang Theil nehmen. In letzterem erheben sich dann eine Menge Blasen, die eine wässrig-eiterartige Flüssigkeit enthalten, bald platzen und sich mit gelblich-braunen Schorfen bedecken« unter denen sich ein blutiger, dünner, stinkender Eiter anhäuft. Dieser Ausfluss kann selbst noch Monate lang fortdauern, nachdem die Gesichtsrose ganz geschwunden ist. Etwas ganz dem Aehnliches sieht man zuweilen in solchen Fällen, wo porrigo larvalis den äussern Gehörgang befällt.— Bei einem Kranken, der über die heftigsten Schmerzen im Ohre klagte, fand K. nahe an der Oeffnung des äussern Gehörganges einen Furunkel in diesem Kanale, etwa von der Grösse einer Erbse. Dieser öffnete sich, leerte theils blutigen Eiter, theils einen Pflock abgestorbenen Zellgewebes aus, und heilte dann schnell.

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2 ) E n t z ü n d u n g d e s i n n e r n O h r e s . Bei der Entzündung des innern Ohrs ist gewöhnlich nur die Schleimhaut entzündet, welche die Paukenhöhle, die innere Fläche des Trommelfells, die Zellen des Zitzenfortsalzes und die Eustachische Trompete bekleidet. — In bösen Fällen leidet aber auch das Labyrinth, die benachbarten Schädelknochen, die Häute des Gehirns, ja dieses selbst, bald m e h r , bald weniger mit an der Entzündung und ihrem Gefolge. Die Krankheit erscheint unter folgenden Symptomen: Es entstehen meistens plötzlich mehr oder weniger heftige Schmerzen in der Tiefe des leidenden O h r e s ; diese sind zuweilen dumpf und spannend, in andern Fällen lebhaft, brennend, stechend, reissend, klopfend; sie verstärken sich anfallsweise, sind zuweilen anhaltend, in der Regel aber des Nachts heftiger, am Tage etwas gelinder. Die Gegend des processus mastoideus ist nicht seilen besonders schmerzhaft und gegen äussern Druck empfindlich. Häufig verbreiten sich die Schmerzen über den Kopf der leidenden Seite; beim Kauen, Iluslen, Niesen, Schnauben, beim Bücken des Körpers werden sie stärker; mitunter sind sie so heftig und quälend, dass die Kranken ganz ausser sich kommen. Zu diesen Schmerzen gesellen sich grosse Empfindlichkeit des leidenden Ohres gegen Geräusch, schmerzhaftes Sausen und Brausen vor demselben, Schwerhörigkeit, Schwindel. Im äussern Gehörgange ist dabei nichts Abnormes zu entdecken. Einige Kranke klagen über Kitzel und Brennen im Halse, in der Gegend der Mandel der leidenden Seite; die Schleimhaut der Rachenhöhle ist hier geröthet. Zu diesen örtlichen Erscheinungen gesellen sich oft Fiebersymptome, Frost, starke Hitze, ein voller, harter, gespannter Puls, der 90, 110 bis 120 Mal in der Minute anschlägt, lebhafter Durst, Mangel an Appetit, bitterer Geschmack, weiss belegte Zunge, träger Stuhlgang, Kopfschmerz in der Stirn, Ang6t, Unruhe u.s.w. In gelinden Fällen und bei übrigens gesunden Individuen vermindern sich diese Symptome, nachdem sie einige Tage gedauert halten, und verschwinden zuletzt ganz. Ein gewisser Grad von Schwerhörigkeit und etwas Sausen und Brausen bleibt am hartnäckigsten zurück, vermehrt sich periodisch bei nasskaltem Wetter, und verliert sich erst allmählig. Es entsteht hier weder ein Ausfluss aus dem O h r e , noch kann man irgend einen Erguss aus der Eustachischen Trompete bemerken. — Andere leiden periodisch an den Symptomen einer gelinden Otitis interna mit Schwerhörigkeit, die nach 8—12 Tagen ohne allen Ausfluss wieder verschwinden. Nachdem in gewöhnlichen Fällen die heftigsten Schmerzen in der Tiefe des Ohres, 4, 6 bis 8 Tage angehalten, die Ruhe des Kranken bei Tage und bei Nacht gestört, und sich nicht selten bis zu einem fürchterlichen Grade gesteigert haben, erfolgt plötzlich ein gelber, eiterartiger, oft von einigen Blutslreifen gefärbter Ausfluss aus dem kranken Ohre. Hierauf lassen die Schmerzen sogleich nach, verlieren sich aber keinesweges ganz. Im 14 *

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Entzündungen

guten Falle ist der Ausfluss weisslich, gelblich, dünn, nicht stinkend, massig, mit einiger Schwerhörigkeit verbunden, — Symptome, die sich in Zeit von 5 — 6 Wochen ganz verlieren. Bei manchen Kranken der Art erneuern sich die Zeichen der Otitis interna von Zeit zu Zeit, bald in einem gelindem, bald in einem heiligem Grade; der Ausfluss wird habituell; mit seinem Eintritte nehmen die Schmerzen ab. Die ausfliessende Feuchtigkeit ist "grünlich-gelb, dicklich, in anderen Fällen blutig, wässerig, meistens übelriechend, mit kleinen abgestorbenen Knochenslücken vermengt, und so scharf, dass sie die benachbarten Theile wund macht. Nicht selten ist des Nachts der Schmerz lebhafter, der Ausfluss sparsamer; am Tage lässt der Schmerz im Ohre nach, und dann verstärkt sich der Ausfluss. Die meislen Kranken dieser Art sind schwerhörig, besonders bei nasskalter Witterung, zuweilen ganz taub auf dem leidenden Ohre, und haben beständiges Sausen vor demselben. Das Trommelfell ist mehr oder weniger zerstört, beim Schnäuzen mit fest verschlossenem Munde tritt keine Blase vor's Ohr. Die hierbei durch die Eustachische Trompete in die Paukenhöhle gedrängte Luft fährt, nicht selten mit einem pfeifend schnarrenden Geräusche, aus dem äussern Gehörgange, bewegt die Ilaare des Kranken oder die Flamme einer vors Ohr gehaltenen Kerze; Einspritzungen in's Ohr gemacht dringen, obgleich nicht immer, in den Mund; die Sonde dringt ungewöhnlich tief durch den äussern Gehörgang bis zur Paukenhöhle ein; man fühlt ganz deutlich die festen Wandungen derselben, die bald noch mit ihrer Schleimhaut bedeckt, bald von derselben enlblösst, rauh und kariös sind, so dass die silberne Sonde sich braun oder schwarz färbt. Zuweilen blutet das kranke Ohr uDgemein leicht, bei der geringsten Berührung, beim leisesten Sondiren, bei-dem vorsichtigsten Einspritzen, oft auch ganz von selbst. Nicht selten erheben sich bald blassere, bald blaurothe, festere oder lockere, fast immer sehr leicht blutende polypöse Auswüchse, bald aus der Paukenhöhle, bald aus dem äussern Gehörgange. Da, wo das Uebel syphilitischen Ursprunges ist, haben diese Auswüchse ganz das Ansehn von Feigwarzen. Die Kranken werden hierbei nicht selten fieberhaft, klagen über heftig reissende Schmerzen im Kopfe, haben ein trübes, unheimliches Ansehn, und sterben apoplektisch. Bei andern entzündet sich die ganze Umgegend des Ohres; die Haut wird hier roth, Wange und Augenlider der kranken Seite werden ödemalös, die Bewegungen des Unterkiefers ungemein schmerzhaft; hierzu gesellen sich Frostschauer, fliegende Ilitze, schlaflose Nächte, grosse Mattigkeit, Neigung zu Ohnmächten, heftige Delirien u. s. w. Am Ende erfolgt der Aufbruch, oder die am deutlichsten fluktuirende Stelle wird geöffnet. Jm guten Falle werden hierdurch alle Symptome schnell gemildert und die Kranken bald geheilt. Bei Andern zeigt sich der Processus mastoideus kariös;

der Kopforgane.

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die Karies dringt tief in die Zellen desselben hinein; es erfolgt eine profuse Eiterung im Zellgewebe der ganzen Umgegend des Ohres; ein hiiußger, eiterarliger, stinkender Auslluss aus dem Gehörgange dauert dabei fort; die Kranken werden hektisch, äusserst angegriffen, und haben des Nachts profuse Schweisse. Dergleichen Kranke werden nur mit grosser Mühe am Leben erhalten, und nur langsam, im Verlauf von 10 — 12 Monaten genesen sie so w e i t , dass nur ein gewisser Grad von Taubheit auf dem kranken Ohre zurückbleibt. Zuweilen stockt der habituelle Ausfluss aus dem Ohre plötzlich; dann erfolgen heftige Kopfschmerzen, besonders in der Stirn; dazu kommen Frost, Ilitze, Delirium, Eibrechen, lebhaftes Fieber, Bewnsstlosigkeit, Verdrehen der Augen, stolpernder, schwankender Gang und andere Symptome, die auf Hirnentzündung hinweisen. Kinder sterben zuweilen sehr schnell unter allen Symptomen des Wasserkopfes; Erwachsene werden unter diesen Umständen zuweilen apopleklisch, oder von den Symptomen einer sehr leicht tödllichen Hirnenlzündung befallen. Bei einer Kranken, die viele Jahre von Zeit «u Zeit an heftigen Schmerzen im Ohre gelitten halte, die sich nur durch einen sehr stinkenden Ausfluss entschieden, blieb dieser Ausfluss nach einer heftigen Anstrengung des Körpers plötzlich aus. Hiernach entstanden heftige Kopfschmerzen, reissende Schmerzen in der rechten Hälfte des Nackens; die ganze rcchte Seite des Halses vom Zitzenfortsatze bis zum Brustbein schwoll gewaltig an, und die Kranke starb unter heftigem Schmerz und Delirium apopleklisch. L e i c h e n b e f u n d . Die Sektionen der an Entzündung des inneru Ohres Gestorbenen geben folgende Resultate: das Trommelfell war in den meisten Fällen mehr oder weniger zerstört; die Gehörknöchelchen fehlten meistens ganz und gar, die Pauke war mit blutigem Eiter gefüllt, an ihren Wandungen kariös. Nicht selten verbreitete sich diese kariöse Zerstörung von der Paukenhöhle aus' zum Vorhof, zu den Bogengängen und zur Schnecke, so dass das ganze Felsenbein in eine kariöse Höhle verwandelt, und mit brandiger Jauche angefüllt war. Da, wo der Zitzenfortsatz mitgelitten hatte, fand man immer die Zellen von Karies angegriffen. In einem ganzen verkannten und vernachlässigten Falle hatte sich der jauchige Eiter durch den processus mastoideus einen Weg nach aussen gebahnt, und sich längs dem musculus stcrnocleidomastoideus bis zum Brustbein im Zellgewebe verbreitet. Einmal sah K. den Zitzenfortsatz angeschwollen, und in eine weiche, käsigte, ganz gleichförmige Masse verwandelt, die sich sehr leicht zerschneiden liess. Zuweilen erschien das ganze Felsenbein ungewöhnlich weich. Die allgemeinen Bedeckungen des Kopfes, die Häute des Gehirns, die Gehirnsubstanz selbst waren an der kranken Seite nicht seilen ungewöhnlich blutreich; zwischen den Hirnhäuten fand man Ausschwitzungen von Wasser oder plastischer Lymphe, oder

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Entzündungen

eine Anhäufung von klarem oder gelblichem Wasser, die in mehreren Fällen 4 — 8 Unzen betrug. Aehnliclie Ergiessungen, die aber meist etwas blutig waren, zeigten sich an der Basis des Schädels und im Kanale der Wirbelsäule. — In mehreren Fällen zeigte sich das Gehirn an der Seite des vorzüglich leidenden Ohres ganz und gar vereitert; es stellte dann einen Balg vor, etwa von der Grösse eines Borsdorfer Apfels, der eine gclbliche eiterartige Flüssigkeit enthielt. In einem Falle, wo dieser Eiterbalg durch eine kariöse Ocffnung mit den Zellen des Zitzenfortsatzes kommunizirte, war der Eiter in denselben ungemein stinkend. Da wo das ganze Ohr durch Karies, zerstört war, fand K. den Theil der harten Hirnhaut, der den kranken Felsentheil bedeckte, merklich verdickt und das Gehirn an dieser Stelle sehr weich und livide. Mitunter fand man eine kariöse Oeflnung im Felsenlheile des Schlafbeins, wodurch sich die Jauche einen Weg in die Schädclhühlc gebahnt, die Haute und die Substanz des benachbarten Gehirns stark entzündet, in Brand versetzt, und die Knochen an der Basis des Schädels kariös gemacht hatte. A e t i o l o g i e . Ueber die ursächlichen Verhältnisse der Otitis ist Folgendes zu bemerken. Am häufigsten kömmt das Uebel bei Kindern v o r , doch auch oft genug bei Erwachsenen, selbst bei Greisen; bei männlichen Subjekten nicht seltener, als bei weiblichen. Nur selten wird die Krankheit durch äussere Schädlichkeiten bedingt, die unmittelbar auf den Gehörgang einwirken, durch eine Kontusion, die die Gegend des Ohres erlitten hatte, durch Erbsen, kleine Bohnen, Pflaumen* und Kirschkerne, die sich Kinder in's Ohr stecken, durch grosse Hitze, die bei Feuerarbeiterp mitunter nachtheilig einwirkt. Gelinde Grade der Otitis scheinen nicht selten durch Erkältung des Kopfes begünstigt zu werden, und kommen bei nasskaltcr Witterung neben anderen katarrhalischen Beschwerden häufig vor.- Sehr oft hängt die Krankheit, namentlich die Otitis interna, mit Allgemeinleiden zusammen; vorzüglich mit Dyskrasicen, Skropheln, Rheumatismus, Gicht, Syphilis. Oft geben unregelmässig verlaufende exanthematische Fieber, besonders Scharlach und Masern, mitunter auch Varicellen, häufiger die Gesichtsrose, porrigo larvalis, die den äussern Gehörgang affiziren, schnell unterdrückte porrigo favosa, u. s. w. zur Entstehung der Krankheit Anlass. Fast immer hängt die Otitis, die sich in eine langwierige Blennorrhoe des äussern Gehörganges, oder in langwierige Blennorrhoe in der Pauke und in den Zellen des Zitzenfortsatzes verliert, und so oft Zerstörung des Trommelfells und Karies im innern Ohre veranlasst, mit Kachexieen zusammen. Sehr langwierig und leicht sehr verderblich ist die Otitis, die sich im Gefolge eines normal verlaufenden Scharlachs entwickelt. Sehr gefährlich ist es auch, wenn Kranke, die an chronischcr Entzündung im Ohre litten, das kranke Organ nicht sorgfältig genug vor der Einwirkung äusserer

der Kopforgane.

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Schädlichkeiten und namentlich vor Erkältung schüizen. Die Otitis verstärkt sich unter diesen Ilmständen von neuem, der Ausflnss aus dem Ohre stockt, die entzündliche Thätigkeit verbreitet sich nicht nur über das ganze O h r , sondern sehr leicht auch zum benachbarten Gehirn, und giebt so zu den traurigsten Folgen Veranlassung. K u r . Bei der Behandlung berücksichtige man vor Allem den dynamischen Karakter der Krankheit. Ist sie synochaler Art, noch frisch, heftig, mit Zeichcn von starkem Blutandrange zum Kopfe, mit synochalem Gefässfiebcr verbunden, so sind entscheidende Blutentziehungen nothwendig; bei Erwachsenen ein oder ein Paar Aderlässe, gleich nachher Blutegel, in gehöriger Anzahl in die Nähe des kranken Ohres geselzt. Bei Kindern reichen Blutegel allein aus. Nach diesen Blutentleerungen werden nicht selten abführende Pulver von Jalape mit Kalomel, Neutralsalze, kalte Essigklystire angewandt, um schnell vom Kopfe abzuleiten. Späterhin passen Salmiak, kleine Gaben Kalomel mit Digitalis, u m ' d e n Rest der Entzündung oder die etwanigen Folgen derselben, Exsudationen, Auflockerung der Membranen etc. noch vollends zu tilgen. Zugleich lässt man warme Dämpfe von Kamillenthee, Fliederthee u. s. w . in's Ohr gehen, und in der Zwischenzeit das Ohr mit einem trocknen, warmen, aromatischen Kräutersäckchen, bei grosser Empfindlichkeit der Theile auch wohl mit einem gewöhnlichen warmen, erweichenden Breiumschlag von Semmel mit Milch gekocht, oder mit einem warmen Brei von Hafergrütze bedecken. Dabei berücksichtige man auch die Schädlichkeiten, welche die Otitis veranlasst hatten. Fremde Körper im äussern Gehörgange müssen behutsam ausgezogen, ein etwa vorhandenes Allgemeinleiden seiner verschiedenen Natur gemäss beseitigt werden, sobald die Entzündung im Ohre so weit beseitigt ist, dass sie die bekannten hierzu nöthigen Mittel ertragen kann. Bei diesem Verfahren nimmt die Krankheit immer mehr und mehr ab, und entscheidet sich in vielen Fällen ganz vollständig zum Guten. Dieser günstige Ausgang scheint durch den Gebrauch äusserlicher Mittel sehr befördert zu werden. D a , wo das Uebel rheumatischen Ursprungs zu sein scheint, lege man ein Vesikator in den Nacken. Da, w o es mit gestörten Kopfausschlägen zusammenhängt, suche man diese duich Einreibungen von Brechweinsteinsalbe in die Kopfhaut wieder hervorzurufen. D a , w o der äussere Gehörgang und die Umgebung desselben geschwollen oder Verdacht vorhanden ist, dass sich plastische Lymphe in die Pauke ergossen haben möchte, wird man mit Nutzen graue Quecksilbersalbe in die Umgebung des Ohres einreiben. — Entscheidet sich die Entzündung des äussern Gehörganges, durch Erguss einer schleimig-eiterartigen Feuchtigkeit, so passen vorsichtige, lauwarme Einspritzungen von Kamillenthee, Fliederthee etc. theils um das Ohr zu reinigen, theils um gelind tonisirend auf die kranke Schleimhaut einzuwirken. Dabei

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Entzündungen

suche man das Ohr durch ein aromatisches Kräutersäckchcn oder durch elvvas Baumwolle vor jeder Erkältung zu schützen. Wild der Ausfluss langwierig, so wendet man Einspritzungen von einer 'allmählig verstärkten Auflösung von Sublimat oder von Alaun, Lapis divinus, Zincum sulphuricum oder von Lapis infernalis an, der man noch Tinct. Opii simples oder crocata hinzusetzen kann, um der übermässigen, sezernirenden Thätigkeit im Gchörgangc Schranken zu Selzen. Zuweilen thun auch Salben von rolliem Präcipitat, mit Flores Zinci und etwas Mohnsaft versetzt, mittelst eines Pinsels in den äussern Gehörgang eingestrichen, gute Dienste; besonders da, wo man Bläschen und nachher Krusten, unter denen sich ein wässriger Eiter anhäufte, in diesem Kanäle bemerkte. — Die etwa vorhandenen Polypen lassen sich in manchen Fällen dadurch zerstören, dass man sie häufig mit der Pinzette zusammendrückt. Auch kann man sie von Zeit zu Zeit mit Höllenstein berühren, wonach sie verschwinden. Ist man sicher, dass der Polyp nicht auf dem Trommelfelle, sondern auf den Wandungen des äussern Gehörganges aufsitzt, so kann man ihn durch Abdrehen schncll entfernen, und dann die Stelle wo er sass, ein Paar Mal mit Höllenstein betupfen. — Bei Uebcrfüllung mit eitcrartigem Schleime muss man bei Zeilen das Trommelfell durchbohren, um der verhaltenen Feuchtigkeit freien Ausfluss zn verschaffen. Sehr oft suchen die Kranken, die an Otitis interna leiden, erst dann Hülfe, wenn das Trommelfell längst zerstört, und nur noch ein langwieriger, schleimig-eileiartiger Ausfluss aus dem kranken Ohre vorhanden ist. Meistens sind darin die Gehörknöchelchen verloren gegangen, die Pauke ist kariös und mit polypösen Auswüchsen gefüllt. Unter solchen Umständen suche man vor Allem Rückfälle der Entzündung zu verhüten, oder die bereits vorhandenen schnell zu beseitigen. Den langwierigen eiterartigen Ausfluss, die etwa vorhandenen polypösen Auswüchse behandele man dann auf die bereits angegebene Weise. Meistens gelingt die Kur aber nur sehr langsam. Bei Karies in der Pauke hat sich der innerliche Gebrauch von Asa foetida mit Phosphorsäure, nützlich erwiesen. Einige Kranke werden, bei dieser langwierigen Eiterung im Ohre, hektisch; dies verliert sich aber wieder beim fortgesetzten Gebrauch nährender und stärkender Mittel. Abscesse, die im Umfange des Ohres sympathisch entstehen, müssen zeitig geöffnet werden. Eiteranhäufungen über dem Processus mastoideus darf man nur vorsichtig öffnen; sie sind meist Folge von kariöser Verderbniss oder gänzlicher Entartung des processus mastoideus zu einer ganz homogenen, speck- oder käseartigen Masse. Würde man hier keck bis auf den Knochen einschneiden wollen, so könnte man Gefahr laufen, eher die Iliruhäule, als einen festen, dem Blosser widerstehenden Knochen zu treffen. Eben so vorsichtig sollte man bei einer alten vernachlässigten Olit is interna mit reizenden Einspritzungen verfahren.

-Jcr Kopforgane.

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Man weiss Anfangs nicht, wie tief die Verdcrbniss eindringt, ob das innere Ohr nicht schon mit der Schädelhöhle oder w o h l ' gar mit der Gehirnsubstanz durch Fisteigänge in Verbindung steht. Sehr ralhsam ist es unter diesen Umsiänden, anfänglich sehr vorsichtig ganz milde Flüssigkeiten in massiger Quantität ohne grosse Gewalt einzuspritzen, und dabei auf den Erfolg zu achten. Man kann in solchen Pälletf nicht viel wesentlich nutzen, und sollte sich wohl hüten, durch plumpe und unverständige Maassregeln unersetzlichen Schaden zu stiften. Sehr böse ist es, wenn kariöse Vereiterung im innern Ohre zu Encephalitis und deren Folgen, akutem Wasserkopf, Vereiterung der Gehirnsubstanz u. s. w. Anlass giebt. In solchen Fällen bleibt meistens nichts übrig, als diese Zustände bei Lebzeiten des Kranken mit Sicherheit zu erkennen, den schlimmsten Ausgang zu verkünden, und die Wahrheit der gestellten Diagnose durch die Sektion zu bestätigen. Krankengeschichten. 1. Am 20. Januar 4822. Ein acht und zwanzigjähriger Tuchmachcrgeselle von schwächlicher Konstitution, der schon seit seinen Kinderjahren häufig an Ohrenschmerz, langwierigem Ausflusse aus den Ohren, an habitueller Schwerhörigkeit und später an syphilitischen Affekten und Rheumatismen gelitten halte, ärgerte sich vor einigen Wochen heftig. Einige Tage nachher entstanden Schmerzen im linken Ohre; sie waren anfänglich gelind, wurden aber bald sehr heftig, reissend, halten ihren Sitz in der Tiefe des Ohres, und verbreiteten sich von hier über die ganze linke Seite des Kopfes. Der Gehörgang war theils mit verhärtetem Ohrenschmalze, theils mit verhärtetem Eiter überfüllt. Nachdem diese Hindernisse weggeräumt waren, drang die Sonde mit Leichtigkeit in die Paukenhöhle ein; die Schleimhaut derselben war sehr empfindlich und aufgelockert. Der früher vorhandene Ausfluss fehlte jetzt ganz. Im Uebrigen fühlte sich der Kranke gesund. Es wurden sogleich 14 Blutegel in die Umgebung des Ohres gelegt, nachher lauwarme Dämpfe ins Ohr geleitet, und in der Zwischenzeit wurde das kranke Ohr auPs sorgfältigste durch Baumwolle und ein Kräuterkissen vor jeder Erkältung bewahrt. Hierbei nahmen die Schmerzen im Ohre ab; es erfolgte am 2. Februar ein gelblicher, eilerartiger, nicht übelriechender Ausfluss aus dcip äussern Gehörgange. — Es wurden lauwarme Einspritzungen von Kamillenthce in's Ohr gemacht, und in die Umgegend graue Quecksilbersalbe eingerieben. Am 12. Februar. Patient schont sich nicht, setzt sich häufig der rauhen Witterung aus, klagt wieder über heftige Schmerzen, vorzüglich in der Gegend des proccssus mastoideus; die Haut, welche denselben bcdeckt, ist etwas entzündet, der Ausfluss aus dem äussern Ohre

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Entzündungen

dauert fort; aus der Pauke erbebt sieb eine weiche, sehr leicht blutende polypöse Masse. Es wurden wieder 12 Blutegel um's Ohr gesetzt. Zugleich bekam der Kranke eine Purganz vou Kalomel und Jalape. Die warmen Dämpfe, die lauwarmen Einsgritzungen von Flieder! hee, das Kraut m ü c k c h e n , die Einreibungen von Quecksilbersalbe •wurden fortgesetzt. Am 25. Februar keine entscheidende Besserung. Die Schmerzen in der Gegend des processus mastoideus liessen zwar anfänglich nach, hörten aber nicht ganz auf, und vermehrten sicli bald wieder von neuem. Jetzt hat der Kranke die heftigsten Schmerzen, die ihm Tag und Nacht keine Ruhe lassen, und die besonders des Nachts sehr heftig sind ; sie verbreiten sich über die ganze linke Seile des Kopfes; der ganze Umfang des linken Ohres, die linke Seite des Halses ist geschwollen, hart und schmerzhaft; der polypöse Auswuchs füllt den ganzen äussern Gehörgang aus; der Kranke ist auf dieser Seite ganz taub, dabei schlaflos, sehr angegriffen, hat häufig Frösteln, fliegende Hitze, fieberhaften Puls, wenig Appetit; jede Bewegung des Kiefers beim Kauen vermehrt die Schmerzen im Ohre. Eine Vereiterung im processus mastoideus war nicht zu verkennen. Man bedeckte das ganze Ohr mit einem warmen, erweichenden Brei aus Semmel und Milch. Am 28. Februar, Beim Gebrauche der erweichenden Umschläge dauerten die Schmerzen Anfangs mit grosser Heftigkeit fort; aus dem Ohre hatte ein profuser Ausfluss einer gelblichgrünen, eiterartigen, jetzt ungemein stinkenden Feuchtigkeit Statt; der polypöse Auswuchs im äussern Gehörgang trat immer mehr hervor, die fieberhaften Bewegungen hielten an; hierzu gesellten sich Nachtschweisse; die Verdauungskräfte lagen darnieder, der Geschmack war bitter, die Zunge dick, braun belegt; selbst die Geisteskräfte des Patienten waren merklich angegriffen; er war mitunter verwirrt, besonders aber schien stein Gedächtniss zu leiden. Endlich erschien am 7. und am 12. März Fluktuation; zuerst in der Gegend des processus mastoideus. Diese Stelle wurde vorsichtig geöffnet, und gab einige Theelöffel voll grünlich-gelblichen, sehr stinkenden Eiters. Später floss hier eine Menge unerträglich stinkenden Eilers ab. Die Sonde drang tief in den processus mastoideus ein, ohne auf einen festen Grund zu kommen; die Zellen des Zitzeufortsatzes waren von ihrer Schleimhaut entblösst und rauh. Später entstand eine gròsse fluktuirende Stelle, die sich über die ganze Schuppe des kranken Felsenbeins längs der Linea semilunaris des Scheitelbeins bis zum linken Jochbeine verbreitete; die Augenlider waren auf dieser Seite ödematös verschwollen. Diese Stelle wurde durch einen freien Einschnitt hinlänglich geöffnet; es floss eine Menge blutigen Eiters ab, der mit Flocken von abgestorbenem Zellgewebe vermengt war. Die Sonde fühlte die Schuppe und die benachbarten Knochen entblösst. Neben einem leichten Verbände der geöffneten Stellen wurde Anfangs wegen des gastrischen Leidens

der Kopforgane. ein Brechmittel, nachher eine Auflösung von gelind biltern Extrakten in einem aromatischen Wasser und eine leichtc nahrhafte Diät, um die Kräfte gelind zu heben, und der Gebrauch von Phosphorsäure mit Asa foetida in Pillen verordnet, um v o r t e i l h a f t auf den Vegetationsprozess der kranken Knochen einzuwirken. — Bei diesem Verfahren erholte sich der Kranke zusehends. Die Schmerzen im u n d ' am kranken Ohre verminderten sich täglich; es floss immer weniger und ein dicker, gelber, nicht mehr stinkender Eiter aus; die Nächte wurden ruhig, der Kranke bekam Schlaf, Appetit, war ohne Fieber, wurde heiter, gewann die verlorenen Kräfte wieder. Am 28. April. Fortschreitende Besserung. Man fühlte keine Karies mehr; die Abscesse am processus ruastoideus und an der Schuppe schliessen sich täglich mehr, der Ausfluss aus dem äussern Gehörgang wird sparsasamer, der polypöse Auswuchs in demselben zieht sich zurück. Die Pillen von Asa foetida und Phosphorsäure werden fortgesetzt; dabei Einspritzungen in's kranke O h r , Anfangs von einer Auflösung des Quecksilbersublimats, nachher von Lapis infernalis, mit etwas Opiumtinktur versetzt. In den nächsten Monaten dasselbe Verfahren; fortschreitende Besserung. Der Polyp im Ohre war jetzt ganz verschwunden, der Ausfluss wurde immer sparsamer. Im Februar des Jahres 1823 konnte der Kranke aus der Kur entlassen werden. Der Ausfluss halte jezt ganz aufgehört, auch hörte der Kranke auf diesem Ohre jetzt besser als früher. 2. Am 16. Juli 1822. Ein 4jähriges, früher gesundes Mädchen überstand vor 5 Monaten das Scharlachfieber, wozu sich Otitis gesellte; nachher erfolgte ein gelinder Ausfluss aus dem rechten Ohre, der sich auch in der Folge von Zeit .zu Zeit erneute. Vor etwa 4 Wochen soll das Kind auf den Kopf gefallen sein, ohne dass daraus erhebliche Zufälle entstanden. Heute wurde das Kind ohne bekannte Ursache sehr unruhig, erbrach einigemal, wurde lieiss, hatte einen kleinen, härtlichen Puls, der 110 Mal in der Minute schlug, eine heisse Haut, trägen Stuhlgang, schrie von Zeit' zu Zeit laut auf, griff mit, der rechten Hand zum Kopfe; der Leib schien etwas empfindlich zu sein. Urin soll gehörig abgehen. Etwas eiterartige Feuchtigkeit zeigte sich in beiden Ohren. Der processus mastoideus schien nicht besonders empfindlich zu sein. — Der Fall wurde für eine chronische Otitis genommen, zu der sich Entzündung der Hirnhäute und vielleicht auch des Gehirns gesellt haben. Es wurden bei diesen schlimmen Verhältnissen 6 Blutegel an die rechte Seite des Kopfes, ein Essigklystir und abführende Pulver von Jalape und Kalomel verordnet. Am 17. Juli. Es war einigemal Stuhlgang erfolgt, die Schmerzen im Leibe waren verschwunden, das Kind schien freier und munterer, die Ililze war

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Eulzündungen

selir gemässigt. Am 18. Juli. D a s Kind liat G dünne Stuhlgänge gehabt, w a r aber in der Nacht sehr unruhig gewesen, hatte delirirt, zuweilen laut aufgeschrieen. Der Puls schlug hundertmal in der Minute, w a r klein und härtlich; der Kopf war lieisser a h der übrige Körper. E s wurden wieder 6 Blutegel an den Kopf geselzt und 2slündlich ein Gran Kalomel gegeben. Am Ii). Juli. Nach der Blutenlziehung w a r das Kind ruhiger, munterer, der Puls langsamer, die Hitze am K o p f e vermindert. D a s Auge war aber trübe, die Pupillen erweilert, die Nase trocken; das Kind schreit noch zuweilen plötzlich auf, der Ausfluss aus dem Ohre dauert fort. E s waren 2 grüne Stuhlgänge erfolgt. Die Kalomelpulver werden fortgesetzt, und kalte Umschläge über deu Kopf gelegt. A m 20. und 21. Juli keine Veränderung; dieselbe Behandlung. A m 22. Juli. Die Hitze am Kopfe ist sehr gemässigt; es erfolgten 3 Stuhlgänge; Urin geht gehörig a b ; der Bauch ist schlaff, das Kind isst und trinkt wenig. E s bekommt 2stündlich % (iran Kalomel und kalte Umschläge über den Kopf. A m 24. Juli. A u s dem rechten Ohre fliesst heute nichls mehr a u s ; der Puls klein, ungleich, langsam, schlägt nur 60 — 70 mal in der Minute. E s schien eine Effusion zwischen den Häuten des Gehirns oder in die Gehirnhöhlen erfolgt zu sein. D a s Kind hat bis jetzt 40 Gran Kalomel genommen. Dieses wurde daher ausgesetzt, statt dessen Salmiak und ein schleimiger Tliee verordnet. Am 25- Juli. Die Zeichen von Effusion innerhalb des Schädels mehren sich. Am 26. und 27. Juli. D a s Kind befindet sich leidlich, scheint etwas munterer zu sein; Stuhlgang und Urin waren gehörig erfolgt; die Haut scheint feucht werden zu wollen, der Puls bleibt aber ungleich und ungewöhnlich langsam. Am 2. August. Heute war das Kind ausser Bette, schien ziemlich munter, und sprach ganz ordentlich. Am 3. August. Wie« gestern, nur ging der Urin etwas sparsamer ab. Es wurde 2stündlich x Gran Kalomel verordnet. Am 4. und 5. August befand sich Patientin ziemlich munter, redete ganz vernünftig, auch floss der Urin reichlicher. Am 7. August. D a s Kind hat in der vorigen Nacht wieder delirirt, sich im Bette hin und her geworfen, öfters aufgeschrieen. Heute Morgen lag das Kind soporös da; das Auge war wie gebrochen; dann und wann erfolgten hydrocephalische jSchreie; Stuhlgang und Urin gingen unwillkührlicli a b , und gegen 1 0 Uhr erfolgte der Tod unter leichten Konvulsionen. — Nur der Kopf konnte geöffnet werden. Man fand die Gehirnhöhlen sämmtlich erweitert; sie enthielten ungefähr 6 Unzen ganz helles W a s s e r ; der rechte Lappen des kleinen Gehirns stellte einen Eiterbalg von der Grösse eines kleinen Borsdorfer Apfels d a r , der aber nicht mit den Gehörwerkzeugen kommunizirte. Auf der rechten Seite war das Trommelfell zerstört, die Gehörknöchelchen waren, bis auf den Steigbügel nicht mehr vorhanden. und die Wandungen der Pauke zeigten sich kariös.

Otitis interna.

Entzündung

Nach J o h n Burnc.

d e s i n n e r n ' Ohres.

(Cyclopaedia meilicai.)

Die Entzündung des inneren Ohres, des Cavum tympani, kann, gleich andern Entzündungen, einen geringeren oder starkem Grad von Heftigkeit darbieten. 1) Die subakute innere Ohrenentzündung ist eine sehr gewöhnliche Erscheinung, und begreift den krankhaften Zustand, der fast immer unter dem Namen Ohrenschmerz vorkommt. Der Kranke klagt über Schmerz im Ohre, der von einem klingenden Geräusch und von Schwerhörigkeit begleitet wird. Damit verbindet sich zuweilen etwas Appetitlosigkeit, die jedoch eher Resultat des Schmerzes, als irgend einer febrilischen Bewegung zu sein scheint, indem das Gefäßsystem und die übrigen organischen Funktionen nur geringen Antheil an dieser AfTeklion nehmen. Auf der entsprechenden Seite des Kopfes bemerkt man eine gewisse Empfindlichkeit gegen den Einfluss der kalten Luft, weshalb aucli die Kranken gewöhnlich ihren Kopf einhüllen; dies ist auch das Einzige, was sie gegen den Schmerz anwenden, der dann einige Tage andauert, sich darauf wieder verliert, und nur für eine kurze Zeit noch etwas Schwerhörigkeit zurücklässt. 2) Ganz entgegengesetzt diesem Zustande sind aber die Erscheinungen, der Verlauf und die Ausgänge einer akuten, innern Otitis, oder einer heiligen Entzündung der Paukenhöhle. Hier hat der Kranke einen heftigen, anhaltenden, tiefsilzenden Schmerz, und klagt über ein ganz besonders lautes, klingendes Geräusch im Ohre; der Schmerz nimmt den ganzen Kopf ein, konzentrirt sich aber hauptsächlich an der Seite des Kopfes, die der Sitz der Entzündung ist. Schreitet die Entzündung in ihrer Heftigkeit fort, so wird der Schmerz im Ohre immer fürchterlicher; der Kranke hat ein Gefühl von Spannung im affizirten Theile, als wollte plles zerspringen, und es stellen sich nächtliche Delirien ein. Auch der Kopfschmerz nimmt verhältnissmässig zu; das Gesicht drückt Angst und Schmerz aus, und der ganze Organismus zeigt sich tief ergriffen-, was sich jedoch weniger durch heftiges Fieber, wie dies wohl bei anderen Entzündungen der Fall; ist, bekundet, als durch grosse allgemeine Erschöpfung, ein Resultat der mit ungezügelter Heftigkeit andauernden Schmerzen, Der Puls ist zwar frequent, aber nicht besonders voll und stark, auch zeigt sich keine merkliche Temperaturerhöhung; nichts destoweniger sind alle Funktionen des Organismus gestört, und die Zunge ist belegt, der Geschmack unrein, und der Appetit mangelt gänzlich. Hat dieser Zustand nun 24 — 36 Stunden angedauert, so fängt die Entzündung sich zu mindern an; die Heftigkeit des Schmerzes lässt nach, und das metallische Klingen verwandelt sich in starkes

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Entzündungen

Zischen. Das Gefühl von Spannung dauert gerne noch fort, ist aber nicht mehr so stark; die Delirien hören auf, und Schmerz und Eingenommenheit des Kopfes lassen nach. Endlich stellt sich auch wieder Esslust ein, und der Kranke schreitet in der Genesung rasch vorwärts; das Zischen aber und jenes Gefühl von Spannung beunruhigen den Kranken noch einige Wochen lang. Nur langsam kehrt das Organ zu seiner ungetrübten Funktion zurück, und noch lange hört der Kranke nur undeutlich. Dies nun ist der glücklichste Ausgang einer akuten Entzündung des Ohres. Anstatt dieses Ausganges in Zertheilung, beobachtet man aber auch häutig den in Eiterung. Dann steigern sich alle Erscheinungen auf's heftigste; Schmerz und Spannung erreichen eine furchtbare Höhe; der Kopfschmerz dauert ohne Nachlass fort, es zeigen »ich, sowohl bei Tage als bei Nacht, die heftigsten Delirien; und nach Verlauf von 2 — 3 Tagen stellt sich Ausfluss aus dem Ohre ein. In einem solchen Falle hat sich das Cavum tympani mit einer purulenten Flüssigkeit, ein Produkt der Entzündung, angefüllt, die Flüssigkeit hat sich durch Ulzeration einen Weg durch die Membrana tympani gebahnt, und ergiesst sich nun nach aussen. Ist die Perforation des Trommelfells gross, und der Ausfluss frei und reichlich, so mindern sich das Fieber und die anderen urgirenden Symptome schnell, und es bildet sich nun ein chronischer Eiterausfluss, die Otorrhoea purulenta. Ist aber die Perforation nur klein, und der Ausfluss nur sparsam, so werden die Leiden des Kranken dadurch nicht gemildert; alle Zeichen einer im mittleren Ohre angehäuften und eingeschlossenen Materie dauern fort, und es wird nun dringend nötliig, die Oeffnung in der Membrana tympani auf künstlichem Wege zu erweitern. Wird auf diese Weise ein freier Abfluss zu Stande gebracht, so tritt auch schnell Milderung aller Symptome ein; es iiiesst der Eiter reichlich ab, uud es bildet sich, wie im vorigen Falle, die Otorrhoa purulenta. B e h a n d l u n g . Nur durch schnelle und dreiste Anwendung der antiphlogistischen Heilmethode in ihrer ganzen Ausdehnung lassen sich der Ohrenentzündung Schranken setzen, und nur so kann man den Ausgang, in Eiterung mit allen seinen verheerenden Folgen verhüten. Schon oben bei Betrachtung der Krankheitserscheinungen haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass der örtliche Schmerz und die anderen örtlichen Symptome einen weit höhern Grad von Heftigkeit zeigen als die allgemeinen febrilischen Erscheinungen, und da wir es nun als Grundsatz bei der Behandlung aller Krankheiten gelten lassen, dass, je mehr die örtlichen Zeichen die allgemeinen überwiegen, desto grössere Erleichterung auch von einer örtlichen Entleerung zu erwarten steht, so werden wir uns bei Behandlung dieser Krankheit von diesem Grundsatze leiten lassen. Anstatt daher besonders auf

der Kopforgane.

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eine Venaesektion zu dringen, machen wir anf die unumgängliche Notwendigkeit einer reichlichen und wiederholten Blutentleerung durch Blutegel, an das affizirte Ohr gesetzt, aufmerksam. Immer jedoch wird es gut sein, eine dem Alter, dem Geschlechte und der Konstitution ' angemessene allgemeine Blutentleerung vorauszuschicken. Man entleere daher zuerst aus, dem Arme oder der Jugularvene, 10, 15, 20 Unzen Blut, und setze gleich darauf 6 — 1 8 Blutegel an den Processus mastoideus der leidenden Seite. Man wiederhole dies spätestens nach 6 Stunden, und lege, damit diese Zeit nicht verloren gehe, ein Blasenpilaster in das Genick, um die Gegend des Ohres für eine grössere Zahl von Blutegeln, wenn sie nothwendig werden sollte, frei zu erhalten. Fomentationen werden nur selten im ersten Stadium der Entzündung ertragen; sie machen Hitze, und vermehren die Schmerzen des Kranken; auch lässt sich aus denselben Gründen kein anderes Mittel in den äussern Gehörgang einbringen. Zu gleicher Zeit mit der Blutentleerung und dem Gegenreize, verordne man ein starkes Laxans aus 4 Gran Kalomel und 10 Gran Jalape, oder lasse alternatim mit dem Kalomel einen Trank aus einem Infusum von 10 Drachmen Senna und 2 Drachmen Kali tartaricum nehmen. Ausserdem gebe man am 1. Tage alle 2 Stunden 1 — 2 Gran Kalomel mit -i Gran Tartarus stibiatus, und am 2. alle 3 — 4 Stunden, w o es auch gewöhnlich wegen der Erschöpfung des Kranken nöthig ist, den Brechweinstein wegzulassen. Das Calomel muss aber so- oft gegeben, und so lange fortgesetzt werden, als es die vorhandenen Symptome erheischen, da nur dies Mittel, in Verbindung mit den Blutentziehungen, den glücklichen Ausgang der Zertheilung herbeizuführen vermag. Opium passt in keiner Gabe und in keiner Form; es betäubt den Kranken. Mindern sich unter dieser Behandlung die Erscheinungen, und nimmt die Entzündung ab, so kehrt auch der Appetit wieder, und der Kranke schreitet rasch in der Genesung vor. Weichen die Erscheinungen aber der eben angeführten kräftigen Heilmethode nicht, so darf man annehmen, dass die Entzündung in Eiterung übergegangen, die sich dann auch durch Gefühl von Schmerz im Ohre, durch den klopfenden Schmerz, das Delirium und den starken Kopfschmerz zu erkennen giebt. Nun kann man zur Anwendung von Fomentationen und Kataplasmen schreiten; von den antiphlogistischen Mitteln muss man nun abstehen, und so wie die Perforation der Membrana tympani zu Stande gekommen, und die Materie aus dem äussern Gehörgang ausfliesst, so muss das Bestreben des Arztes dahin gehen, die Kräfte des Kranken aufrecht zu erhalten, und ihm Schlaf, wozu hier dann Opium empfohlen werden kann, zu verschaffen. Lassen, nachdem sich Ausfluss eingestellt, Schmerz, Spannung u. s. w. nicht sogleich nach, so ist dies ein Beweis, dass die Perfo-

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ration in der Membrana tympani zu klein ist, um der Materie einen freien An6gang zu gestatten. In diesem Falle ist nun die Erweiterung der OeiTnung dringend indizirt, wonach sogleich alle! Schmerzen aufhören, während sich eine Otorrhoe etablirt, die dann reinigende Einspritzungen nöthig macht.

Ophthalmia.

D i e E n t z ü n d u n g des Auges. Nach Jünglcen.

Unter Augenentzündung versieht man einen abnormen, durch erhöhte Tliätigkcit des erkrankten Theiles hervorgerufenen Vcgetationsprozess, der sich durch Rothe, Geschwulst, Schmerz, erhöhte Temperatur und gestörte Funktion ausspricht. S y m p t o m a t o l o g i e . Die genannten Erscheinungen bieten hinsichtlich ihrer E x - und Intensität grosse Verschiedenheiten dar, welche besonders von der Beschaffenheit des erkrankten Gebildes, von der Intensität der Entzündung, von dem Zeiträume, in welchem diese sich befindet, und endlich von der Individualität des Kranken abhängig sind. Aus der näheren Würdigung der einzelnen Symptome wird sich ergeben, in wie fern sie zur Feststellung der Diagnose der Augenentzündung dienen. W a s zunächst die R o t h e betrifft, so erscheint diese um so auffallender und lebhafter, je kräftiger und blutreicher das Individuum überhaupt, je gefässrciclier und oberflächlicher der von der Entzündung ergriffene Theil, je lockerer seine Textur ist. Daher röthen sich die Augenlider und die Konjunktiva leicht und stark. Bei der beginnenden Entzündung ist die Rothe gering, mit der Zunahme der Krankheit entwickelt sie sich deutlicher, und nimmt mit der Zurückbildung derselben wieder ab. Nicht immer aber bemerken wir Rothe an dem entzündeten Theile, die Kornea, Linsenkapsel, Hyaloidea verlieren im Anfange der Entzündung ihren Glanz, trüben sich, werden weissgrau; die Iris verändert ihre Farbe, die braune oder graue wird grünlich, und erst wenn die Entzündung einen hohen Grad erreicht hat, erscheinen diese Theile geröthet. Andererseits finden wir Rölhe, ohne dass wirkliche Entzündung des Auges Statt hat. Die Rölhe ist daher kein konstantes Zeichen der Entzündung der Augen, immer aber bemerken wir eine Farbeuveränderung des entzündeten Theiles. Eben so verschieden wie die Rothe, ist auch die G e s c h w u l s t , die im Beginne der Krankheit eine Folge der erhöhten Expansion des entzündeten Theiles ist^ im spätem Verlaufe der Entzündung durch Anhäufung der Säfte, Exsudation von Lymphe, Extravasaten von Blut u. s. w. herbeigeführt wird. Sie erscheint bald klein, bald gross, bald

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ration in der Membrana tympani zu klein ist, um der Materie einen freien An6gang zu gestatten. In diesem Falle ist nun die Erweiterung der OeiTnung dringend indizirt, wonach sogleich alle! Schmerzen aufhören, während sich eine Otorrhoe etablirt, die dann reinigende Einspritzungen nöthig macht.

Ophthalmia.

D i e E n t z ü n d u n g des Auges. Nach Jünglcen.

Unter Augenentzündung versieht man einen abnormen, durch erhöhte Tliätigkcit des erkrankten Theiles hervorgerufenen Vcgetationsprozess, der sich durch Rothe, Geschwulst, Schmerz, erhöhte Temperatur und gestörte Funktion ausspricht. S y m p t o m a t o l o g i e . Die genannten Erscheinungen bieten hinsichtlich ihrer E x - und Intensität grosse Verschiedenheiten dar, welche besonders von der Beschaffenheit des erkrankten Gebildes, von der Intensität der Entzündung, von dem Zeiträume, in welchem diese sich befindet, und endlich von der Individualität des Kranken abhängig sind. Aus der näheren Würdigung der einzelnen Symptome wird sich ergeben, in wie fern sie zur Feststellung der Diagnose der Augenentzündung dienen. W a s zunächst die R o t h e betrifft, so erscheint diese um so auffallender und lebhafter, je kräftiger und blutreicher das Individuum überhaupt, je gefässrciclier und oberflächlicher der von der Entzündung ergriffene Theil, je lockerer seine Textur ist. Daher röthen sich die Augenlider und die Konjunktiva leicht und stark. Bei der beginnenden Entzündung ist die Rothe gering, mit der Zunahme der Krankheit entwickelt sie sich deutlicher, und nimmt mit der Zurückbildung derselben wieder ab. Nicht immer aber bemerken wir Rothe an dem entzündeten Theile, die Kornea, Linsenkapsel, Hyaloidea verlieren im Anfange der Entzündung ihren Glanz, trüben sich, werden weissgrau; die Iris verändert ihre Farbe, die braune oder graue wird grünlich, und erst wenn die Entzündung einen hohen Grad erreicht hat, erscheinen diese Theile geröthet. Andererseits finden wir Rölhe, ohne dass wirkliche Entzündung des Auges Statt hat. Die Rölhe ist daher kein konstantes Zeichen der Entzündung der Augen, immer aber bemerken wir eine Farbeuveränderung des entzündeten Theiles. Eben so verschieden wie die Rothe, ist auch die G e s c h w u l s t , die im Beginne der Krankheit eine Folge der erhöhten Expansion des entzündeten Theiles ist^ im spätem Verlaufe der Entzündung durch Anhäufung der Säfte, Exsudation von Lymphe, Extravasaten von Blut u. s. w. herbeigeführt wird. Sie erscheint bald klein, bald gross, bald

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hart, bald weich; Verschiedenheiten, die theils von der Struktur de9 entzündeten Gebildes, theils vom Grade der Entzündung bedingt werden. Sie ist um so bedeutender, je lockerer das Gewebe des Thciles, je weniger dessen Ausdehnung gehindert ist; daher wir sie am stärksten bei Entzündungen der Konjunktiva der Augenlider, unbedeutend bei der Entzündung der Sklerotika sehen. Die e r h ö h t e T e m p e r a t u r lässt sich bei den Entzündungen der äusseren Gebilde des Auges durch die aufgelegte Hand, bei grosser Heftigkeit derselben durch das Thermometer wahrnehmen, und kann bei jugendlichen, kräftigen Individuen einen sehr hohen Grad erreichen. Bei den Entzündungen tief liegender Gebilde, wird sie durch die Aussage des Kranken, durch das Ausflössen der heissen Sekrete, durch das schnelle Trockenund Warmwerden der aufgelegten Kompressen erkannt. Wenn man auch nicht gleich im Anfange bei Augenentzündungen einen wirklichen S c h m e r z beobachtet, so ist doch in der Regel eine erhöhte Empfindlichkeit vorhanden, die sich bei der Einwirkung des Licht- und Luftreizes, bei der Berührung mit den Fingern, bei jeder Veranlassung zu Kongestionen nach dem Kopfe lebhaft ausspricht. Der Schmerz bei Augenentzündungen ist bald juckend, brennend, stechend, bohrend, klopfend, bald auf den kranken Theil beschränkt, bald weit ausgebreitet, bald anhaltend,, nachlassend aussezzend, zuweilen ganz unbedeutend und in keinem Verhältnisse zur Heftigkeit und Wichtigkeit der Entzündung, zuweilen äusserst heftig. Je nervenreichcr der entzündete Theil, je weniger nachgiebig dessen Umgebung, je höher die Entzündung gesteigert ist, um so heftiger wird im Allgemeinen der Schmerz sein. Zu den zuverlässigsten Erscheinungen der Augenentzündung gehört die g e s t ö r t e F u n k t i o n . Das Sehvermögen steht immer in gleichem Verhältniss zur Heftigkeit der Entzündung, zur Wichtigkeit des erkrankten Gebildes, und ist bald vermindert, bald ganz aufgehoben. Auch die Ab- und Aussonderungen werden in der Regel sowohl hinsichtlich ihrer Quantität als Qualität verändert; der leidende Theil sondert um so weniger-ab, je heftiger die Entzündung desselben ist, und die sich wider einstellende Sekretion ist in der Regel ein Zeichen des Nachlasses derselben; dagegen erscheint bei den nur in einem gereizten Zustand sich befindenden Nachbargebilden die Sekretion mehr oder weniger erhöht; und das Sekret selbst bald dünn, wässrig, hell, schleimig, trübe, bald mild, bald scharf. Häufig'wird die Augenentzündung von L i c h t s c h e u , (Photophobie) begleitet. Der Grad derselben ist höchst verschieden; bald dauert sie anhaltend fort, bald verschwindet sie, bald zeigt sie sich nur bei Exacerbationen, was grösstentheils von der Natur der Entzündung und dem Grade der Heftigkeit derselben abhängt. Viele Augenentzündungen verlaufen zwar als rein örtliche Krankheiten, jedoch sind dieselben, nament-

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lieh bei einiger Heftigkeit, und wenn wichtige Gebilde ergriffen sind, selten ohne Einfluss auf den Gesammtorganismus; früher oder später zeigt sich ein Gefässfieber mit allgemeinem Unwohlsein, gestörten S e - und Exkretionen u. s. w . ; überhaupt bleiben alsdann die allgemeinen Zufälle, welche eine jede heftigere Lokalentzündung zu, begleiten pflegen, und mit dieser ab- und zunehmen, nicht leicht aus.— Aus dem Bisherigen geht hervor, dass zur Begründung der Diagnose der Augenentzündung das Vorhandensein sämmtlicher, oder wenigstens mehrerer der genannten Haupterscheinungen nothwendig ist, da jedes einzelne Symptom für sich allein und aus der Reihe der übrigen Phänomene herausgehoben, auch anderen Krankheiten angehören kann. Selten finden wir aber, wie bei der rein traumatischen Entzündung, eine vollkommene Harmonie in den einzelnen Erscheinungen, so dass kein Symptom auf Kosten des andern vorwaltet; vielmehr erscheint meistens das reine Bild der Krankheit durch die Konstitution des Kranken, durch die ursächlichen Momente, Komplikationen und durch vielfache andere Verhältnisse getrübt. A e t i o l o g i e . Abgesehen von der causa próxima der Augenentzündung, welche die der Entzündung überhaupt ist, zerfallen die aetio» 'logischen Momenten in prädisponirende und okkasionelle. Zu den er« steren gehören: 1) Eine besondere Anlage zu Augenentzündungen, beruhend auf einer eigenthümlichen Verletzbarkeit des Sehorgans, wodurch dasselbe sich, selbst nach geringfügigen schädlichen Einflüssen, leicht und heftig entzündet. Man erkennt diese schon an der grossen Empfindlichkeit des Auges gegen Lichtreiz und äussere Berührung; es thränt leicht, und röthet sich bei körperlichen und geistigen Anstrengungen. In der Regel haben auch Individuen mit solchen vulnerablen Augen eine feine, zarte, weisse Haut, und sind namentlich gegen Temperaturveränderung äusserst empfindlich. 2) Alles, was überhaupt eine Steigerung der Vitalität, namentlich des Auges selbst, herbeiführt, disponirt zu Augenentzündungen; das jugendliche Alter, das männliche Geschlecht, die Schwangerschaft, w o die Plasticität überhaupt überwiegend ist, eine kräftige, reizende D i ä t , in Verbindungen mit Anstrengungen der Augen etc. 3) Der Aufenthalt in Gegenden, welche häufig einem schnellen Temperaturwechsel unterworfen sind, z, B. Gebirgsgegenden. 4) Im Körper vorhandene Dyskrasieen, namentlich Skrophulosis, worin wohl die ererbte und angeborne Disposition zu Augenentzündungen ihre Erklärung findet. Die Gelegenheitsursachen sind theils äussere, theils innere. Zu den ersteren gehören: die atmosphärische L u f t , wenn sie einem schnellen Temperaturwechsel unterworfen, und diesem das Auge oder die ganze Kürperobcriläclic ausgesetzt ist; wenn sie von Stürmen,

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scharfen Winden, namentlich Nordostwinden, bewegt wird, und diese das Auge treffen; schnelles Abkühlen des erhitzten Körpers, Erkältung der Füsse. Ferner geben häußg zu Augenentzündungen Veranlassung: 1) der atmosphärischen Luft beigemischte fremde Stoffe, Rauch, ammoniakalische Dünste von Harn, Exkrementen, scharfe metallische Dünste, als Blei, Arsenik- und Merkurialdünste, denen die Vergolder und die Arbeiter in den Amalgamationsanstalten ansgeselzt sind. 2) Das Licht, wenn es zu grell und plötzlich auf das Auge einwirkt, z. B. das von einer Schncefläche oder von einem hellen Wasserspiegel stark zurückgeworfene Licht, das Sehen in die Sonne u. s. w. 3) Fremde Körper, die in das Auge gerathen, wie Staub, Sand, Tabak, Pfeifer, Metallstückchen, Kalk, Glassplitter, Kornährenspitzen, kleine Insekten; reizende pharmaceutische Mittel, scharfe Augensalben; schlechte, unreine, verrostete Augeninstrumente; fehlerhaft stehende, gegen den Augapfel gerichtete Augenlidhaare; fehlerhafte Stellung der Augenlider. So wird beim Entropium durch den dem Augapfel zugekehrten Tarsalrand, heim Ektropium durch den fehlenden Schutz gegen Luft, Licht und andere Schädlichkeilen, zu Augenentzündungen Veranlassung gegeben. 4) Mechanische Verletzungen, Wunden, Quetschungen des Auges, Streifverletzungen des Auges durch Peitschenhiebe, Stich- und Schnittwunden bei Operationen, besonders wenn durch eine grosse Wunde die atmosphärische Luft in die Höhlen des Augapfels eintritt, durch Insektenstiche vergiftete Wunden etc. 5) Kontagien, namentlich das syphilitische, herpetische und psorische, vermögen durch unmittelbare Uebertragung auf das Auge Entzündung zu erregen. 6) Eng anliegende, Kongestionen nach dem Kopfe begünstigende Kleidungsstücke, enge Halsbinden, den Unterleib zusammenschnürende Beinkleider, schwere, dicht über den Augen aufliegende Kopfbedekkungen, bedingen häußg bei den Soldaten Augenentzündungen. Unter den i n n e r e n Gelegenheitsursachen verdienen besonders Erwähnung: 7) Dyskrasieen, Kachexieen und Kakochymieen, von denen am häufigsten zu Augenentzündungen Veranlassung geben: Skrophulosis, Syphilis, Arthritis, Rheumatismus, Katarrh und Skorbut, die entweder primär oder sekundär die Augen befallen. 8) Metastasen und Metaschematismen, durch plötzliches Verschwinden exanthematischcr oder impetiginöser Hautübel, schnell geheilte Ohrenflüsse, Fussgcschwürc, unvorsichtig unierdrückte Fussechweisse, Menstrual- und Ilämorrhoidalilüsse erregt. 9) Gastrische, biliöse Reize durch übermässigen Genuss unver daulicher, stark gewürzter Speisen und spirituöser Getränke, vermögen konsensuell Augenentzündungen herbeizuführen.

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1 0 ) Übermässige Anstrengung der Augen, übertriebene Geistesanstrengungen, Nachtarbeit, besonders bei schlechter Beleuchtung, E i n t h e i l u n g d e r A u g e n e n t z ü n d u n g e n . Sie beruht, da die Entzündung ihrem Wesen nach immer dieselbe ist, auf zufälligen Differenzen, und ist folgende: 1) Nach dem Kausalverhältnisse zerfallen die Augenentzündungen in idiopathische, symptomatische und sympathische. Unter idiopathischer Augenentzündung versteht man die, welche durch eine äussere, unmittelbar auf das Auge einwirkende Ursache erzeugt wird, und die auch nach entfernter Ursache als rein örtliche und selbstständige Krankheit fortbesteht. Symptomatisch heisst jene, welche als Aeusserung eines Allgemeinleidens auftritt, durch eine Krankheit der ganzen Konstitution erzeugt und unterhalten wird. Sehr oft ist das Allgemeinleiden eine Dyskrasie, und dann nennt man sie auch dyskratische oder specifike Augenentzündung. Unter sympathischer versteht man diejenige Augenentzündung, die ihr Dasein einem anderen leidenden Organe oder Systeme verdankt, welches mit den Gebilden des Auges dynamisch oder organisch verwandt, auf dieses seine krankhafte Thätigkcit überträgt. 2 ) Nach dem Karakter theilt man 6ie ein in: a) d i e s y n o c h ö s e o d e r p h l e g m o n ö s e , reine, ächte Augenentzündung. Sie giebt, wenn sie frei von einer fremden Beimischung ist, das reinste Bild eines erhöhten Vegetationsprozesses des leidenden Theiles. Gewöhnlich tritt sie mit auffallenden, lebhaften, intensiven, aber unter sich übereinstimmenden Erscheinungen auf, verläuft akut, nimmt bis zur höchsten Entwickclung fortwährend an Heftigkeit zu, und zeigt, sich selbst überlassen, eine entschiedene Neigung zum Ausgange in Eiterung. Sie ist meistens, namentlich wenn ein wichtiger Theil leidet, von einem Gefässfieber mit synochalem Karakter begleitet, wird vorzugsweise bei kräftigen Individuen mit dunkelgefärbten Augen, in solchen Gebilden des Auges, die reich an Gefässen sind, (Iris, Chorioidea), beobachtet, und besonders durch traumatische Ursachen herbeigeführt. b) Die e r e t h i s c h e , nervöse Augenentzündung. Sie zeichnet sich durch eine vorwaltende abnorme Thätigkeit des Nervensystems im Auge aus. Vor allen übrigen Erscheinungen tritt der Schmerz am meisten hervor, und ist verhältnissmässig äusserst heftig, steohend, juckend; die Funktion des Auges ist im hohem Grade gestört, das Auge lichtscheu; periodisch schiessen licissc Thräncn aus dem Auge, denen eine lästige Trockenheit nachfolgt. Die Rothe ist ungleich, meistens fleckweise verbreitet, und entweder eine blasse oder dunkle; die Geschwulst ist verhältnissmässig nicht bedeutend, die Hitze bren-

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neiid, stechend, und mehr dem Gefühle des Kranken nach vorhanden. Die Remissionen und Exacerbationen sind unregelmässig; .Fieber fehlt in der Regel, und der Verlauf ist langsam, bei grosser Reizung zum Ausgange in lymphatische Exsudation und Exulceration geneigt. Weiber, Kinder und reizbare, mit Dyskrasieen behaftete Individuen, sind vorzugsweise dazu disponirt. c) Die t o r p i d e , lymphatische, kachektische Augenentzündung besitzt äusserst gelinde Symptome, und unter diesen ist vorwallend die Funktion des Auges gestört; die Rothe ist dunkel, die Geschwulst zwar verhältnissmässig stark aber diffus, der Schmerz gering, drükkend, dumpf, die Temperaturerhöhung nur unbedeutend. Bei einem langsamen Verlaufe hat sie zugleich grosse Neigung zu profusen, schleimigen, trüben, scharfen Sekretionen und zum Ausgange in Exulceration, Induration und Hypertrophie. Sie befällt vorzugsweise schlaffe, torpide, bejahrte Individuen, Gebilde von geringerer Dignität, Drüsen, Schleimhäute, und wird meistens durch Kachcxiecn erzeugt. 3) Nach den verschiedenen Systemen theilt man die Augenentzündungen ein in: Hautentzündungen, Zellhautentzündungen, Entzündungen der fibrösen, der serösen und der Schleimhäute, und Entzündungen der Drüsen. 4) Nach der Art und Weise des Entstehens unterscheidet man: a) primäre oder protopathische Augenentzündungen, solche, deren erregende Ursache kein anderweitiger kranker Zustand des Körpers ist; b) sekundäre oder deuteropathische, für welche eine schon im Körper vorhandene Krankheit veranlassende Ursache wird. 5) Nach der Art des Erscheinens und der Ausbreitung zerfällt die Augenentzündung in: a) sporadische Augenentzündung, die nur einzelne Individuen befällt, und ihren Ursprung zufälligen Verhältnissen, welche zu einer bestimmten Zeit bloss auf jene beschränkt sind, verdankt; b) endemische Augenentzündung, die in. besonderen Lokalverhältnissen, des Bodens, der Atmosphäre, Witterung etc. begründet ist, und demnach eine grössere Anzahl von Menschen befällt; c) epidemische Augenentzündung, die nicht sowohl durch Ortsais vielmehr durch Zeitverhältnisse bedingt w i r d , deren Ursachen sich nämlich nur unter bestimmten Zeitverhältnissen neu entwickeln, sich eine Zeit lang behaupten, und wieder verschwinden, und die Bewohner ganzer Länder befällt. 6) Nach der Dauer unterscheidet man: die sehr akute, die innerhalb weniger Tage das Auge zerstört; die akute, welche innerhalb 7 — l d — 21 Tagen entweder zerlheilt wird, oder einen anderen Ausgang nimmt, und die chronische Augenentzündung, welche diesen Zeitraum überschreitet.

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7 ) Nach der Gefahr, in gutartige und bösartige Augenentzündungen. 8) Nach dem Sitze, in innere und äussere Augenentzündungen. V e r l a u f , Ausgang und P r o g n o s e der A u g e n e n t z ü n dung. Eine jede ungestört verlaufende Ophthalmie erreicht früher oder später, indem sie die den akuten Krankheiten eigenen Stadien durchläuft, eine bestimmte Höhe, von der aus, wenn die Lebensthätigkeit zur Beseitigung der Krankheit kräftig genug ist, eine ßückbildnng in Gesundheit, oder im entgegengesetzten Falle der Uebergang in ein anderes Augenübel, oder selbst in Zerstörung des Auges Statt findet. Bei den synochösen Entzündungen erfolgt meistenteils in kurzer Zeit die Entscheidung, indem entweder eine rege Lebensthätigkeit die Krankheit bald überwindet, oder derselben schnell erliegt; woher der Verlauf hier meistens rasch, regelmässig und entscheidend ist; bei den erethischen und torpiden dagegen ist der Verlauf langsam, unregelmässig und die Zeitperiode, in der sich die Krankheit entscheidet, unbestimmt. Die Ausgänge der Augenentzündung sind: Zertheilung, Exsudation und Brand. 1 ) Die Z e r t h e i l u n g , als der günstigste Ausgang, kommt zu Stande, wenn die Lebensthätigkeit kräftig genug ist, die krankhaften Veränderungen des Auges wieder auszugleichen. Sie erfolgt nach beseitigten Ursachen und unmittelbaren Folgen der Entzündung, unter dem allmähligen Nachlassen und gänzlichen Aufhören der Zufälle, und ohne Hinterlassung einer bleibenden Nachkrankheit. Die reinen Entzündungen mit synocliischem Karakter nehmen, bei zweckentsprechender Behandlung, diesen Ausgang am häufigslen. Hat aber der Organismus Weht Lebensstärke genug, die Normalität des Auges wieder herzustellen, sei es wegen Fortdauer der Ursache oder sonstiger Komplikation, so nimmt die Entzündung einen andern Ausgang, und zwar: in 2) E x s u d a t i o n , die entweder purulenter, lymphatischer oder plastischer Art sein kann.' Die purulente Exsudation erscheint entweder als ein gutartiger, reproduktiver Suppurationsprozess, bei dem sich der Eiter theils in einer normalen Höhle des Auges, oder in einer im Parenchym des kranken Theiles neu erzeugten Höhle sammelt, und kommt bei einer noch kräftigen Reproduktionstbätigkeit, am häufigsten bei synochösen, meistens traumatischen Entzündungen im Zellgewebe und in den übrigen Gebilden des Auges vor; oder sie ist ein mit Zerstörung verknüpfter Exulcerationsprozess, wobei die Eiterung auf einer neu gebildeten Sekretionsfläche als Geschwür erscheint. Dyskratiscbe Augenentzündungen bei kachektischen Individuen neigen zu diesem Ausgange. Die Beschaffenheit des Secernirten ist verschieden nach der Organisation des Theiles, und je nachdem es Produkt

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eines Suppuralions- oder Exulcerationsprozesses ist. Im erstcren Falle erscheint das Sekret als gutartiger, milder, durchsichtiger, weissgelblicher Eiter von einem eigenthümlichen Gerüche; im letzteren Falle als Jauche, und ist grün, braun, mit Blut gemischt, übelriechend etc. Die lymphatische oder seröse Exsudation erfolgt, wenn die Bedingungen zur Eiterbildung wegen allgemeiner oder örtlicher Schwäche fehlen, und erscheint im Zellgewebe als ödematöse Anschwellung, in den Höhlen des Auges als Hydrophthalmus, in den durchsichtigen Häuten als Trübung. Entzündungen mit dem erethischen Karakter lieben diesen Ausgang. 3 ) Der Ausgang in B r a n d kommt bei Ophthalmieen seilen vor, und wird fast nur bei fehlerhafter Behandlung, namentlich der erysipelatösen Augenentzündung, beobachtet. Die Bedingungen f ü r die Prognose der Augenentzündung ßndet man thcils in der Entzündung selbst, theils in den Aussenverhältnissen des Kranken. Demnach bestimmt die Voraussage der Sitz, der Umfang, der Grad, der Karakter, die Ursache, die Dauer der Entzündung, die Gegenwart oder Abwesenheit von Komplikationen. Eine weit günstigere Prognose geben 1 die Entzündungen in der Umgegend des Auges, als die des Augapfels selbst, und hier wiederum die der äusseren Gebilde desselben eine bessere, als die der inneren, da bei letzteren die das Sehorgan vorzüglich bildenden Theile ergriffen sind, leichter das Sehvermögen, die Form des Auges gefährdet w i r d , und sie f ü r die Kunst weniger, als die äusseren, zugänglich sind. Die synochösen Entzündungen erlauben eine weit bessere Prognose als die erethischen und torpiden, um so mehr, wenn sie einfach sind, und nicht komplizirt auftreten. Hinsichtlich des Kausal Verhältnisses hängt die Prognose ab von der Möglichkeit, die entfernten erregenden Ursachen zu beseitigen. Ist eine örtliche oder allgemeine Disposition zugegen, so ist die Beseitigung der Entzündung schwer, indem immer Recidive zu befürchten sind. Kann man die ungünstigen, die Krankheit unterhaltenden, äusseren Verhältnisse des Kranken, W o h n o r t , Beschäftigung etc. unschädlich machen, so ist um so eher Heilung der Krankheit zu erwarten; die andererseits, wenn die Entfernung derselben ausser dem Bereiche des Arztes liegt, wenn z. B. eine besondere Witterungskonstitution die Krankheit unterhält, grossen Schwierigkeiten unterliegt. Je länger ferner die Entzündung dauert, desto intensiver wird auch der leidende Theil ergriffen, um so leichter bilden sich organische Krankheiten, und um so misslicher ist die Prognose. Man berücksichtige ferner bei dieser Alter, Geschlecht und Konstitution des kranken Individuums; je gesunder, jugendlicher und kräftiger dieses ist, desto heftiger pHegt zwar die Entzündung zu verlaufen, desto leichter w r d sie aber auch besiegt, da hier eher ein kräftiges Einschreiten der Kunst gestaltet wird,

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K u r . Siemuss nach denselben allgemeinen therapeutischen Grundsätzen geleitet werden, wie jede Behandlung einer andern Entzündung des Körpers. Demgemäss muss die Haupttendenz des Arites dahin gehen, den Ausgang in Zertheilung herbeizuführen. Dieser Zweck wird erreicht durch Entfernung der ursächlichen Momente, durch Berücksichtigung des Karakters der Entzündung und der Ausgänge, zu denen sie hinneigt. 1 ) Entfernung der Ursachen ist der wichtigste Punkt bei der Behandlung der Augenentzündung; nicht selten wird diese allein dadurch gehoben. Bezüglich der p r ä d i s p o n i r e n d e n Momente hat man besonders auf obwaltende Dyskrasieen Rücksicht zn nehmen, und diesen ein zweckentsprechendes diätetisches und therapeutisches Verfahren entgegenzustellen. Besondere Rücksicht als prädisponirendes Moment verdient die eigenthümliche V u l n e r a b i l i t ä t des Auges. Diese suche man zu beseitigen durch Entfernung der abnormen Verhältnisse des Gefäss- und Nervensystems, auf denen sie zu beruhen pflegt. Man leite demgemäss, wenn Kongestionen nach dem Kopfe Statt finden, die Säftemasse nach anderen Organen ab, durch warme, mit Asche, Kochsalz oder Senf geschärfte Fufsbäder, welche, um derivirend zu wirken, nur bis über die Knöchel reichen, höchstens 5 Minuten lang fortgesetzt werden dürfen, und so w a r m , als sie vertragen werden, anzuwenden sind; ferner durch Laxantia antiphlogistica, durch Errichtung neuer Sekretionsheerde mittelst Vesikantien oder Fontanelle. Bezüglich der gesteigerten Empfindlichkeit des Auges selbst, ist vor allen Dingen der früher allgemein angenommene Grundsatz, das Auge gegen jede Licht- und Lufteinwirkung sorgfältig zu schützen, zu verwerfen; die Sensibilität des Auges wird bei diesem Verfahren noch höher gesteigert, und die Entzündung somit äusserst hartnäckig. Man suche daher die genannten Einwirkungen nur zu mildern, entziehe sie aber nicht ganz, und vermehre sie An dem Maasse, als die Entzündung sich mindert. Uebcrdies wende man Mittel an, welche direkt die Reizbarkeit des Auges herabzustimmen vermögen; als solche haben sich besonders Kalomel und Opium bewährt, welche man mit Zucker alkoholisirt und mit Speichel zu einer Paste gemacht, Abends in die Stirne und Schläfe umreiben, und am andern Morgen wieder abwaschen lässt. (Man nimmt 5—6 gr. Opium auf 10 gr. Zucker). Ausserdem leistet das kalte Wasser in Form von Umschlägen vortreffliche Dienste, falls seine Anwendung nicht durch die besondere Art der Entzündung oder durch die Individualität des Kranken kontraindizirt wird. Die Gelegenheitsursachen betreffend, so suche man die schädlichen Einflüsse ganz oder soviel als möglich zu entfernen. Man schütze die Kranken vor der rauhen atmosphärischen Luft, sorge für warme

der Kopforgane.

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Bekleidung, namentlich für warme Fussbedeckung, gebe dem Auge eine gehörige Beschattung durch Verdunklung lies Zimmers oder durch einen Augenschirm, und empfehle dem Kranken die strengste Ruhe des Auges. Die Diät des Kranken regulire man sorgfältig; besonders sind alle erhitzenden, reizenden Speisen durchaus zu vermeiden. Sind Kongestionen die Ursache der Augenentzündung, oder wird sie durch selbige unterhalten, so muss die Säftemasse vom Kopfe abgeleitet werden. Bei- aktiven Kongestionen und bei allgemeiner Plethora ent4eere man vor allen Dingen Blut durch eine Venaesektion, in sehr dringenden Fällen selbst durch die Arteriotomie; die auf letztere Operation folgende Unterbindung der Arterja temporalis verhindert, nach erfolgter Blutentlecrung, auf einige Zeit direkt das Zuströmen einer übermässigen Menge Blutes zum Auge. Nächst der Blutentziehung, wende man antiphlogistische, beruhigende und ableitende Mittel an. Dahin gehören die Aq. lauro-cerasi, die Narcotica frigida, die Mineralsäuren und die Laxantia antiphlogistica. Auch Repellenlia sind dabei nicht zu vernachlässigen, und unter diesen steht das kalte Wasser oben an. Wurden die Kongestionen nach dem Kopfe durch Unterdrückung gewohnter Blutflüsse, namentlich der Menses und der Hämorrhoiden, veranlasst, dann wende man ein Aderlass am Fusse an, setze Blutegel ad anum, ad perinaeum etc., und wirke durch passende Gegenreize derivirend auf den Darmkanal und die unteren Extremitäten. Bei passiven Kongestionen, welche,in der Regel auf Störungen der Circulation im Pfortadersysteme beruhen, und besonders durch eine sitzende Lebensweise hervorgerufen werden, ist ausser dem Gebrauche der derivirenden Hautreize, besonders die Anwendung gelind abführender Miltelsalze, namentlich aber der Gebrauch auflösender Mineralwässer, des Marienbader Kreuzbrunnens, des Seidschützer Wassers etc. zu empfehlen. Gastrische Reize erheischen nach den Umständen resolvirende Mittel, Emetika und Purgantia; die näheren Indikationen zur Anwendung dieser Mittel giebt die allgemeine Therapie. Sind Metastasen Ursache der Augenenlzündung, so suche man die Krankheitszustände an ihrem ursprünglichen Orte wieder hervorzurufen, falls nicht etwa die Wichtigkeit des respektiven Organs das verbietet, wo man dann einen minder wichtigen Thcil, am liebsten die Extremitäten dazu benutzt. Ist das metastatische Augenleiden im Beginn von geringer In- und Extensität, so reicht Behufs der Derivation eine blosse antagonistische Reizung der Haut mittelst Sinapismen und Meerrettig hin. Man vermeide hierbei die Nähe des entzündeten Auges, denn leicht setzt sich die durch die Applikation dieser Irritantia erzeugte Reizung der Haut auf das Auge fort; am zweckmässigsten benutzt man dazu den Nacken, die Oberarme, den Rucken zwischen den Schultern und die Waden. Etwas kräftiger und andauernder,

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zugleich eine seröse Sekretion veranlassend, wirken die Kantharidenpflaster. Sie werden daher bei einer etwas intensivem Entzündung ihre Anwendung finden. Sind aber die edleren Theile des Auges tief ergriffen, dann müssen Haarseile oder Fontanelle als kräftige Ableitungsmittel, welche nicht nur eine anhallende starke Reizung der Haut, sondern auch zugleich eine purulente Sekretion unterhalten, in Anwendung kommen; diese Ableitungsmittel etablirt man hinter den Ohren, im Nacken, an den Oberarmen. Ist eine noch kräftigere, tiefer dringende Reizung der Haut und öftere Wiederholung derselben, wie dies in chronischen Entzündungen häufig der Fall ist, n o t w e n dig, dann schreitet man zu dem Gebrauche des Tart. stibiatus. Man wendet ihn gewöhnlich in Salbenform an, und lässt von einer Salbe, bestehend aus 2 Theilen Fett und einem Theile Tart. stibiat. früh und Abends eine Bohne gross einreiben, womit man je nach dem Grade der Reizung, die man beabsichtigt, entweder so lange fortfährt, bis sich kleine hirsekornartige Scliörfchen oder den Blatterkrusten ähnliche Brandschorfe gebildet haben. Als Pflaster wendet man den Tart. stibiat. zu gleichen Theilen mit Emplastr. citrinum gemischt in den Fällen gerne an, wo man die Wirkung desselben auf eine begränzte Stelle, z . B . in der Nähe des Auges beschränkt wissen will. Die Salbe wirkt schneller als die Pflaster, erstere bei Kindern nach 2 Tagen, bei Erwachsenen bereits nach 3 — 4 Tagen; die Wirkung des Pflasters erfolgt erst gegen den 8. Tag bei Erwachsenen. Seltener wird eine Auflösung des Tart. stibiat (1 — 3 Gran auf gj Wasser) als hautreizendes Mittel in Anwendung gesetzt, indem man die Haut einige Mal des Tages damit waschen lässt. In Fällen, wo das Auge in grosser Gefahr schwebt, und nur durch die kräftigsten Gegenreize gerettet werden kann, wendet man als eingreifende und schnell wirkende Derivantia die Kauteria, namentlich das actuale, hinter den Ohren, zwischen dem Winkel des Unterkiefers und dem Processus mastoideus, auf dem Scheitel, selbst zuweilen in den Schläfen und auf der Stirn an. Die nach Abfallen der Schorfe zurückbleibenden eiternden Flächen kann man als Fontanellen unterhallen. 2 ) B e h a n d l u n g der A u g e n e n t z ü n d u n g n a c h i h r e m K a r a k t er. Sie kommt besonders in Betracht bei idiopathischen Augenentzündungen, welche nach Beseitigung ihrer ursächlichen Momente fortbestehen. Bei allen Spezifiken Augenentzündungen verdienen die denselben zum Grunde liegenden, allgemeinen dyskratischen Zustände, die Hauptberücksicht igUDg bei der einzuleitenden Kur, und nur dann wird auch die Entzündung des Auges selbst, als solche, Gegenstand der Kur, wenn dieselbe intensiv und extensiv so heftig auftritt, dass ohne Beseitigung dieser in hohem Grade krankhaft erholen Vitalität, für die dynamische und organische Integrität des Auges zu fürchten wäre.

der Kopforgane.

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Gegen die s y n o c l i ö s e Augenentzündung ist im Allgemeinen ein antiphlogistisches Regimen und Heilverfahren einzuschlagen. In diätetischer Hinsicht ist dem Kranken vor allen Dingen Ruhe des Geistes und Körpers, und eine kühlende, sparsame und leichtverdauliche Diät zu empfehlen. Als Hauptmittel stellt sich das Aderlass dar. Die Behandlung jeder heftigen synocliösen Entzündung,, namentlich wenn,edle Theile davon ergriffen,, und wenn Fieber und plelhorische Konstitution vorhanden sind, muss mit einer Yenäsektion beginnen. Man lasse das Rlut aus einer hinreichend grossen Ocffnung fliessen, bis die heftigen Symptome nachgelassen haben, und wiederhole bei eintretender Exacerbation die Blutentziehung. Die Arteriotomie wird in den meisten Fällen zu entbehren sein, weil sie selten die gehörige Quantität Blutes geben wird. Nächst der Venaeseklion ist die örtliche Blutentziehung durch Blutegel das wichtigste Mittel, um das erhöhte vegetative Leben im entzündeten Auge herabzustimmen. Sie müssen in gehöriger Zahl, bei Erwachsenen nicht unter 6—8, in wichtigen Fällen nicht unter 15—20 angewendet, und ihre Applikation nach den Umständen wiederholt werden. Zweckmässig setzt man sie an den Theil der Hautfläche, welcher durch den darunter liegenden margo infraorbitalis der Augenhöhle bezeichnet wird. Auch kann man sie an die Schläfengegend oder hinter die Ohren ansetzen; die Nachblutung wird auf die bekannte Weise unterhalten. Skariiikationen sind nur in den Fällen synochöser Augenentzündungen von Nutzen, w o unter der Konjunktiva bulbi in. Folge der Entzündung sich ein wässriges Exsudat gebildet hat. Man fasst in diesem Falle ein Stück der aufgeblähten Konjunktiva mit derBlömer'schen oder einer andern Pinzette, und schneidet mittelst einer kleinen Cooperschen oder Davielschen Scheere den gefassten Theil heraus. Als Mittel, welche durch Erregung der Sekretionsthätigkeit des Darmkanals antiphlogistisch wirken, und namentlich im Auge die erhöhte arterielle Thätigkeit durch Ableitung mindern, zeichnen sich die abführenden Mittelsalze aus; dagegen sind Ableitungen durch Sinapismen, Fussbäder, Yesikantien und andere reizende auf die Haut wirkende Mittel .hier weniger an ihrem Orte. Als das bewährteste Mittel zur Herabsetzung des örtlich erhöhten vegetativen Lebens im Auge ist das k a l t e W a s s e r , äusserlich auf das Auge und seine Umgebung angewendet, zu betrachten. Die Applikation desselben geschieht auf die bekannte Weise, und es ist nur noch zu bemerken, dass man bei synochösen Entzündungen eines so edlen Organs, dessen Zerstörung bei der Fortdauer derselben gewiss ist, um so sorgfältiger und pünktlicher dieses wirksame Mittel anzuwenden habe. Man erneuere dabei recht oft die Umschläge, damit 6ie nie warm und trocken auf dem Auge werden, lasse sie daher nur

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einige Sekunden liegen, und fahre so lang mit dem Wechseln derselben fort, bis der Kranke das Auge bis in die Tiefe kalt fühlt. Nachlässig angewandte, namentlich zu selten gewechselte Umschlage haben nicht nur nicht den gewünschten Erfolg, sondern sie schaden sogar direkt, indem sie in Folge des öfteren Temperaturwechsels, welcher n o t w e n dig damit verbunden ist, die Entzündung durch Umwandlung in eine rheumatische Ophthalmie kompliziren. Ilaben nach den kalten Umschlägen die Entzündungszufälle nachgelassen, ist die erhöhte Temperatur vermindert, haben die Schmerzen aufgehört, so setze man dieselben aus. Man trockne alsdann das Auge und seine Umgebung mittelst eines feinen Leinwandläppchens ab, und lasse es entweder unbedeckt , oder eine leichte um den Kopf gebundene Kompresse vor demselben herabhängen. Allein nicht immer werden in synochösen Augenentzündungen die kalten Umschläge vertragen; der Grund davon liegt entweder in der Individualität des Kranken, oder in der besondern Art der Entzündung. So verbieten solche, die sich in der Kälte verschlimmern, wie die artliritischc, rheumatische und katarrhalische Augenentzündung jede Anwendung der Kälte; eben so diejenigen synochösen' Augenentzündungen, welche auf kachektischem Boden wurzeln, der die Anwendung der Kälte nicht gestattet, oder welche mit anderen Krankheiten komplizirt sind, die sich in der Kälte verschlimmern. Unter den Mitteln, welche durch Verminderung der Plasticität des Blutes die synochöse Augenentzündung beseitigen helfen, stehen die Merkurialien obenan. Sic finden besonders bei heftigen Entzündungen der serösen Häute des Auges, welche gern in Exsudation übergehen, nach vorausgegangenen Blutentziehungen ihre Anwendung; nur müssen sie hier immer in ziemlich starker Dosis ( 1 — 2 Gran Kalomel ^stündlich) gereicht werden, damit sie durch ihre Wirkung auf den Darmkanal zugleich als kräftige Derivantia wirken. Zum äusserlichen Gebrauche ist das Ungt. mercuriale zu einer halben Drachme pro Dosi in der Schläfen - und Stirngegend, oder Falls fettige Mittel nicht vertragen würden, Kalomel mit Speichel eingerieben, besonders' zu empfehlen. Die A u g e n e n t z ü n d u n g mit dem K a r a k t e r des Eret h i s m u s erheischt ausser der beschränkten und umsichtigen Anwendung der bereits genannten, noch den Gebrauch solcher Mittel, welche die erhöhte Sensibilität herabzustimmen vermögen. Es findet hier die sogenannte besänftigende, beruhigende Heilmethode und eine dieser entsprechende Diät ihre Anwendung. Frische Fälle dieser Art erfordern auch eine sparsame, blande D i ä t ; bei chronischen Fällen muss die Diät zwar leicht verdaulich, aber auch zugleich nährend sein. Es passen hier kräftige Fleischbrühen, frisches, nicht fettes Fleisch, und ein gut ausgegohrnes bitteres

der Kopforgatic.

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Bier. Bezüglich der arzneilichen Behandlung dieser Form ist im Allgemeinen zu bemerken, dass der antiphlogistische Heilapparat hier nur eine beschränkte Anwendung finden darf, weil ein zu rigoroses Verfahren den Erelhismus nur steigern, und somit die Krankheit hartnäckiger machen würde. Aderlässe sind nur in recenten Fällen, und bei kräftigen Subjekten vorzunehmen; mehr leisten, besonders in chronischen Fällen, die Blutegel. Auch blutige Schröpfköpfe-fti den Nakken und zwischen die Schultern in hinreichender Menge und wiederholt applizirt, sind hier, namentlich bei dyskratischen Augenentzündungen von grossem Nutzen. Kalle Umschläge passen nur bei recenten idiopathischen Entzündungen dieser Art; die meisten erethischen Augenentzündungen beruhen aber auf Krankheitszuständen, welche durch Anwendung der Kälte sich verschlimmern, und in allen diesen Fällen muss sie also vermieden werden. Wird im ersten Falle durch die sorgfältige Anwendung der Kälte zwar die Hitze im Auge vermindert , die hier stets sehr heftigen Schmerzen aber nicht besänftigt, nehmen diese sogar zu, dann müssen die kalten Umschläge sogleich ausgesetzt, und die Augen gehörig abgetrocknet werden. Bei Augenentzündungen mit dem Karakter des Erethismus, namentlich wenn die Entzündung nicht mehr frisch ist, passen im Allgemeinen mehr warme Fomentationen. Diese Umschläge dürfen jedoch nur interkurrent, etwa 2 — 3 mal täglich eine halbe bis ganze Stunde lang, gemacht werden, weil sie, anhaltend angewendet, eine zu grosse Erschlaffung, und somit einen chronischcn Verlauf der Entzündung herbeiführen. Ist die Entzündung akut, und von sehr heftigen Schmerzen begleitet, so werden zu diesen Fomenten am besten warmes Wasser, schleimige Dekokte, oder sehr dünne, gut durchgeseihte Flieder- und Kamillenaufgüsse genommen, denen man im Falle eines sehr heftigen Nervenerethismus Narcótica, namentlich Opiumtinctur, zumischen kann. Hier passen auch warme Fomentationen aus Aq. Saturnina mit Tinct. Opii. Bei mehr chronischem Verlaufe der Entzündung bedient man sich mit Nutzen einer schwachen Auflösung des Sublimats in Wasser ( 1 — l^j-gr. in 8 Unzen) mit einem Zusatz von Schleim und Opiumtinktur, als Foment. Manche erethische Angenentzündungen vertragen indessen nur die einfache trockene W ä r m e ; man applizirt diese am besten durch erwärmte, leinene Kompressen, die man vor dem Auge herabhängen lässt. Kräuterkissen schaden, weil sie theils dynamisch, theils mechanisch zu reizend suf das Auge einwirken. Von grosser Wirksamkeit sind bei erethischen Augenentzündungen kräftige'Ableitungen nach der Haut, in leichteren Fällen durch Sinapismen und Meerrettigpflaster, in hartnäckigeren durch das Ungt. oder Emplastr. Tartari stibiati bewirkt. Auch mit Senf, Asche und Kochsalz geschärfte Fussbäder sind hier an ihrem Platze. Diese Gegenreize

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sind denen vorzuziehen, welche vorzugsweise durch Einleitung einer neuen Sekretion ableitend wirken, - und durch die leicht eine Steigerung des Nervenerethismus herbeigeführt wird. Es ist deshalb auch zweckmässig, das Empl. undUngt. Tartari stibiati nur bis zur Entstehung kleiner Schörfclien und nicht weiter hinaus anzuwenden, dann die Abheilung derselben abzuwarten, und sie auf diese Weise wiederholt zu appliziren. Weniger, als diese Ableitungen nach der Haut, sind hier die Ableitungen nach dem Darmkanalc indizirt; nur in hartnäckigen chronischen Fällen können Drastica, Purgantia, auch wohl zuweilen Emetica, durch ihre umstimmende, die Resorption befördernde Wirkung von Nutzen sein. Haupfmitlel bei erethischen Augenentzündungen sind die Mercurialia in Verbindung mit Narcoticis. Es gehören dahin die Auflösung des Sublimats als Foment mit Tinct. Opii, das Kalomel mit Cicuta, Hyoscyamus, und das Ungt. mercuriale mit Opium als Einreibung in die Umgegend der Angen. Auch der innere Gebrauch des Kalomel in Verbindung mit Narcoticis, namentlich mit Opium, Hyoscyamus, Cicuta, Aq. laurocerasi leistet, besonders nach vorausgeschickter Blutentleerung, vortreffliche Dienste. In chronischen Fällen verbindet man mit Nutzen die Mercurialia mit Antimonialien, Kalomel mit Sulphur auratum, oder giebt den Aethiops anlimonialis. Ist die Krankheit sehr hartnäckig, so kann man auch zum Sublimat greifen. Sehr nützlich ist der gleichzeitige Gebrauch warmer einfacher Bäder oder der Kalibäder; schwächlichen Individuen sagen Malz- und aromatische Bäder besonders zu. D i e A u g e n e n t z ü n d u n g m i t t o r p i d e m K a r a k t e r crheischt im Allgemeinen ein umstimmendes, reizendes und roborirendes Heilverfahren, so wie ein diesem entsprechendes diätetisches Regimen. Allgemeine Blutentziehungen werden hier nur selten nothwendig, höchstens bei grosser Ueberfüllung der venösen Gefässe des Auges, in Folge passiver Kongestionen und bei plethorischen Individuen. Ocfter kommen Blutegel auch hier in Anwendung, um die schlaffen Gefässe unmittelbar zu entleeren, und ihre Applikation in der Nähe des Auges führt hier niemals Nachtheile herbei. D a , w o einzelne Gefässe der KoDjunktiva sehr angefüllt und ausgedehnt erscheinen, oder sämmtliche Gefässe ein dunkles, undurchsichtiges Netz darstellen, sind Skarifikationen ganz an ihrer Stelle. Die Skarifikationen müssen so oft wiederholt werden, als sich die durchschnittenen Gefässe wieder füllen, welches vermöge der kleinen bogenförmigen Anastomosen, wodurch sie bald wieder mit einander verbunden werden, bereits nach wenigen Tagen der Fall zu sein pflegt. Die Applikation blutiger Schröpfköpfe ist hier gleichfalls 'sehr wichtig und von grosser W i r k samkeit. Die Kälte passt hier n u r , in so fern sie reizend wirkt; sie

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wird daher nur, momentan durch die Augendouche angewandt, bei dem Sitze der Entzündung in den äusseren Theilen des Auges, von Nutzen sein. Im Allgemeinen fordert diese Augenentzündung die Anwendung warmer, reizender Fomente, einer Auflösung des Sublimat's oder des Lapis divinus in Wasser mit einem Zusatz von Tinct. Opii. Wird die feuchte Wärme nicht vertragen, dann sind erwärmte aromatische Kräuterkissen oder kamphorirte'Kompressen an ihrem Platze, dürfen jedoch nur bei Nacht vorgebunden werden, weil bei Tage die Einwirkung der Luft und des Liclites nicht abgehalten werden darf. Auch umstimmende und reizende Mittel in Salbenform zeigen sich in manchen Fällen besonders hülfreich; es eignen sich hierzu namentlich der rotlie und weisse Präzipitat mit oder ohne Opium. Bei höchst torpiden Entzündungen der Konjunktiva, Sklerotika und Kornea kann man sogar die mit Wasser verdünnte Tinct. Opii crocata und selbst die Tinct. Opii simpl. eintröpfeln, oder mittelst eines Miniaturpinsels einstreichen. Unter den innerlich anzuwendenden Mitteln, verdienen nicht nur die milderen antiphlogistischen Laxantia, sondern auch Drastica, namentlich Purgantia aus Kalomel und Jalape, selbst interkurrente Emetica, Empfehlung. Ausserdem aber müssen innerlich die wirksamsten Alterantia, namentlich die Gummi -resinen, die Antimonialia und Mercurialia, die Holztränke in Anwendung gezogen werden. B e h a n d l u n g d e s A u s g ä n g e . Neigt sich die Entzündung zum Ausgange in Z e r t h e i l u n g , dann lasse man in gleichem Verhältnisse mit der Abnahme der Entzündung, auch mit den gegen diese angewandten Mitteln nach; zugleich versäume man nicht, das Auge allmählig wieder seinen gewohnten Reisen, der Luft und dem Lichte, auszusetzen; widrigenfalls hat man eine laug andauernde Lichtscheu zu fürchten. Bei dem Ausgange in E x s u d a t i o n , gleichviel ob Lymphe, Eiter oder Faserstoff ausgeschwitzt wird, wende man nebst den die Entzündung beschränkenden Mitteln zugleich solche an, welche vorzugsweise die Resorptionsthätigkeit der Lymphgefässe erhöhen. Hierher gehört besonders die innerliche und äusserliche Anwendung der Mercurialien; ausserdem leisten kräftige Hautreize und Ableitungen auf den Darmkanal durch Drastica, sehr gute Dienste. Nicht minder entsprechend werden von Zeit zu Zeit angewandte Emetica sein, welche den Resorptionsprozess kräftig bethätigen. Wird feuchte Wärme überhaupt vertragen, so sind lauwarme Umschläge hier an ihrem Orte; die Kälte darf unter keiner Bedingung fortgeselzt werden, wenn man nicht den Krankheitszustand hartnäckiger machen will. Bei Entzündungen mit synochösem und erethischem Karakter kann man zu diesen Umschlägen ein Decoctum malvae oder Althaeae mit Tinctura Opii, bei torpiden Entzündungen eine Sublimatauflösung mit Opiumtinktur wählen. Nehmen Entzündungen der das Auge umgebenden Theile ihren Aus-

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gang in Exsudation, dann kann man sich der Cataplasmata emollientia .zu Umschlägen bedienen. In allen Fällen von Exsudation muss die Anwendung entsprechender pharmazeutischer Mittel versucht werden; nur unter besondern Umständen darf das Exsudat auf operativem Wege entfernt werden, und zwar, wenn durch dasselbe die Anschwellung und Spannung der Theile so bedeutend wird, dass die Entzündung in Folge derselben sich zu einem hohen Grade steigert, wenn bei längerem Verweilen wichtige Nachbartheile des Auges gefährdet werden, wenn endlich die Natur unvermögend ist, die Resorption oder Entleerung des Exsudats . zu bewirken. Nimmt die Entzündung den Ausgang in G a n g r ä n , so beschränkt man vor allen Dingen die noch obwaltende Entzündung an den Gränzen der abgestorbenen Partieen, ihrem Karakter gemäss, durch ein zweckmässiges Verfahren, und befördert eine gute Eiterung, damit durch diese die mortifizirten Theile abgestossen werden. Es dienen hierzu warme Fomenlationen, bei synochösen Entzündungen aus einem einfachen schleimigen Dekokt, bei Entzündungen mit erethischem Karaktcr aus schleimigen Abkochungen in Verbindung mit. Narcoticis, und bei torpiden endlich aus Infusionen aromatischer Kräuter, der Kamille, Spec. aromaticae etc. wozu man noch etwas Vinum camphoratum setzen kann. Ist so das Brandige abgestossen, und durch den Fortgebrauch der genannten Mittel die zurückbleibende Geschwürfläche gereinigt, so suche man sie durch ein zweckentsprechendes Verfahren auf dem Wege der Eiterung zur Heilung zu bringen. Schwäche des Sehorgans, welche nach jeder nur etwas bedeutenden Augenentzünduug als Residuum zurückzubleiben pflegt, giebt die Indikation das geschwächte Sehorgan zu seiner Normalität zurückzuführen. Ein zweckmässiges diätetisches Verfahren ist hier besonders zu empfehlen. Vor allen Dingen geniesse das Auge Licht und Luft, und der Patient gebrauche es nur allmählig und mit Schonung wieder. In therapeutischer Hinsicht sind hier Mittel an ihrem Platze, welche tonisirend, stärkend, belebend" auf das Auge wirken, ohne zugleich stark zu reizen. Es gehört hierher namentlich das Zincum sulphuricum, welches in destillirtem Wasser oder Aq. rosarum (gr, } in aufgelöst als Augentropfwasser, je nachdem es die Umstände erheischen, kalt oder lauwarm benutzt werden kann. Bei grosser Empfindlichkeit kann man auch als Menstruum die Aq. Opii wählen. Nach torpiden Augenentzündungen ist es zweckmässig, zugleich etwas reizend auf das Auge einzuwirken, wo man sich der gelind aromatischen Wässer z. B. Aq. Focoiculi Menthae, worin man das Zincum sulphuricum auflösen und wozu man noch 1 0 — 1 5 Tropfen Tinctura Opii setzen lässt, bedienen. Auch sind spirituöse Waschungen in der Umgegend des Auges, der Dunst ätberischer Mittel an das Auge und endlich die Augendouche von grosser Wirksamkeit.

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E n t z ü n d u n g der G e h i r n 6 u b s t a n z . Nach P. F r a n k .

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Encephalitis.

Mit Anmerkangen von H o r n , A l i e r c r o m b i e und Lallemand.

Der Kopf mit der Wirbelsäule nehmen im frühesten Kindesaller den grössten, und beim Erwachsenen einen beträchtlichen Theil des Körpers ein. In den von beiden gebildeten Höhlen, ruht das grosse und kleine Gehirn nebst dem Rückenmark; sie machen zusammen nur ein einziges Organ aus. Dieses ist nur der nothwendigen Angränzung dieser Theile w e g e n , und um ihnen eine grössere B e w e gungsfähigkeit zu ertheilen, von so vielen Windungen und Abtlieilungen durchschnitten, und so höchst verschiedenartig gestaltet. E s ist der edelste Theil des Organismus, der Anfang oder Endpunkt aller Nerven, und die Quelle aller organischen Empfindung und Bewegung. D e f i n i t i o n . Sowohl das Gehirn, als seine Hüllen werden häufig aus äusseren Ursachen von Entzündung ergriffen. Doch wird diese, wunderbar genug, bei weitem seltener, als es bei anderen Organen der Fall ist, durch Einwirkung innerer Kausalmomente herbeigeführt. Diese Hirnaffektion nannte man eines einzigen Symptom's wegen, welches überdies weder jedesmal zugegen ist, noch auch dieser Krankheit allein eigentümlich zukömmt, nämlich in Bezug auf die fieberhaften „Deliria furiosa," Phrenitis. Mit besserem Rechte verdient sie aber den Namen Encephalitis. Denn auch in der Manie findet nicht immer ein ganz fieberhafter Zustand Statt, und andererseits kommen nicht selten fast anhaltende deliria furiosa im Nervenfieber vor. Daher kann man nicht einzig und allein aus dieser abnormen Aeusserung der Geislesthätigkeit den Karakter einer so gefahrdrohenden und furchtbaren Krankheit deduziren. Auch haben sowohl F r a n k als andere Aerzte sehr häufig bei perpetuellen und sehr heftigen Delirien keine Encephalitis, und umgekehrt, bei ganz normalem Zustand des Geistes nicht nur Gehirnentzündung, sondern auch Abscess in demselben beobachtet. Man kann demnach mit der Benennung „ P h r e n i t i s " jedes sehr gesteigerte, febrilische und anhaltende Delirium bezeichnen, nicht aber eine eigene Krankheit, für welche dieses Symptom ein pathognomisches, ihr eigcnthümlich angehörendes wäre, darunter verstehen. S y m p t o m e *) Der Kranke fühlt abwechselnd Frost und ungewöhnliche Hitze, empfindet eine Mattigkeit in den Gliedern, ist *) P. F r a n k liat hier alle Symptome aufgeführt, die überhaupt ein entzündliches Leiden des Gehirns und seiner Hüllen andeuten, ohne auf den verschiedenen Sitz der Entzündung Rücksicht zu nehmen. Als Symptome der Substanz des Gehirns giebt A b e r c r o m b i e (pathologische Untersuchungen

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Entzündungen

ängstlich, zeigt eine besondere Unruhe, Traurigkeit und Reizbarkeit des Geistes; der aufgeregten Phantasie schweben zahlreiche und verschiedene Bilder vor, die sich, trotz aller Mühe, nicht verdrängen lassen. Zuweilen sind die Kranken ausserordentlich heiter, singen und lachen laut auf, oder still in sich hinein, zeigen grosse Sorglosigkeit und Sicherheit, ohne Grund dazu zu haben, oder grosse Kühnheit. Sie leiden an Schwindel, Sinnestäuschungen, Gedäcbtnissschwäche, oder an vermehrter und gesteigerter Hitze des Kopfes, und an einem innern Schmerz, der sich in der Gegend des Hinterhauptes und längs den Scheitelbeinen verbreitet, gleichsam als durchbohre er das grosse und kleine Gehirn, oder der sich von den Halswirbeln ab beinahe durch die ganze Wirbelsäule erstreckt, wobei zugleich die Gefässe des Halses und der Schläfe stark pulsiren. Die Schlaflosigkeit hält an, oder der Schlaf ist nicht erquickend, oder der Kranke liegt in Typhomanie, hat höchst beunruhigende und schreckhafte Träume, zeigt Spuren von leichter Verstandesverwirrung, speit sehr oft, Zunge und Gliedmaassen zittern, es entsteht Anorexie und Erbrechen einer schleimigen oder grünspanähnlichen Masse. Allein nicht immer tritt die Krankeit im Anfange so gelinde auf. Oft bricht, nachdem Starrfrost vorausgegangen, ein hitziges Fieber aus, wobei der Puls bald hart, vibrirend, frequent, bald klein, härtlich, schnell oder langsam, zitternd, inkonstant oder ungleich ist. Die Delirien nehmen unter beständiger Geschwätzigkeit des Kranken nach und nach zu, oder es brechen urplötzlich und schnell furiose Delirien aus, die oft einigermaassen, oft aber gar nicht nachlassen. Viele über die Krankheiten des Gehirns, aas dem Engl, von G. v. d. Bäsch, Bremen 1829) folgende an: Die Erscheinungen, welche eine Entzündung der Substanz der Hemisphären Legleiten, sind sehr verschieden, und richtet sich diese Verschiedenheit theils nach dem Umfange der Entzündung, theils nach dem besondern Theile des Hirns, welcher der Sitz der Entzündung ist. In einigen Fällen beobachtet man Kopfschmerz, auf welchen ein heftiges Delirium und Koma folgen, in anderen einen plötzlichen Anfall von Konvulsionen. Eine häufige und sehr wichtige Form zeichnet sich durch Kopfschmerz aus, auf den Konvulsionen eines oder mehrerer Glieder folgen, und werden diese so ergriffenen Glieder späterhin gelähmt. Andere Fälle haben wiederum eine grosse Aehnlicbkcit mit dem gewöhnlichen Anfalle der Hemiplegie, und sind kaum von derselben zu unterscheiden. Eine sehr interessante Erscheinung der Krankheit in Fällen dieser Art ist die, dass die Hirnkrankheit sich oft nicht über den Zustand einer einfachen Entzündung ausbreitet, obschon die Krankheitssymptome ihren gewöhnlichen Verlauf machen, und in ein tödtlich ablaufendes Koma übergehen. Im Verlaufe der Krankheit beobachtet man bedeutende Modifikationen, die von den verschiedenen Ausgängen der Krankheit bedingt werden. S. A u s g ä n g e der E n c e p h a l i t i s .

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Kranke zeigen eine thierische Muskelstärke (robur taurinum), wenden sich oft rücklings am, und werfen den Kopf bald liier bald dorthin. Die Stimme weicht von der natürlichen ab; kühn und verwegen strömen die Worte aus dem Munde; der Kranke springt aus dem Eette; stürzt sich, ehe man sich's versieht, vom Fenster, am liebsten in ein vorbeifliessendes Wasser, oder fallt in seiner Wuth die ihn umgebenden Personen an. Sein Blick ist scharf, die Augen rollen wild oder blinzeln, oder sind so starr wie Horn, scheinen sich um ihre Axe zu drehen,.oder haben ein funkelndes Ansehn. Oft sind sie so sehr von Blut unterlaufen, dass kaum das Weisse zn sehen ist; sie werden lichtscheu, oder drängen sich aus der Augenhöhle hervor, wobei das eine mehr, als das andre thränt. Die äusseren Kopfbedekkungen schwellen an, eben so das am meisten geröthete Gesicht, Bisweilen jammern die Kranken fortwährend, sprechen die Worte falsch aus, oder mussitiren still in sich hinein. Das Gehör ist sehr scharf, und wird von dem leisesten Geräusch angegriffen, oder es entstehet Klingen und Sausen vor den Ohren und Schwerhörigkeit. Mund und Zunge sind meist trocken, Durst ist nur in geringem Maasse vorhanden, der Urin ist gelb tingirt, wässrig, wird nur nach und nach, und zwar in geringer Quantität gelassen. Zuweilen werden die Sinne von einem bis aufs höchste gesteigerten Kopfschmerz, wobei zugleich ein starkes Fieber zugegen ist, ganz betäubt, ohne dass Delirien vorausgegangen wären. Der Kranke liegt im Stupor, erwidert die an ihn gerichteten Fragen nur dann, wenn er geweckt wird, und zwar immer nur mit wenigen Worten. Höchst unruhig wirft er sich im Bette umher, greift mit den Händen nach dem Kopfe, wirft diesen bald hier, bald dorthin, seufzt und krümmt sich oft, als empfände er Schmerzen. Doch pressen ihm selbst diese kein Wort ab, vielmehr verharrt er, als sei er stumm, in seinem Schweigen; oder er erhebt den Arm, hält ihn in dieser aufrechten Lage, und zwar sehr lange, an den Kopf, so wie es diejenigen zu tliun pflegen, die an einer Kopfverletzung darnieder liegen; oder die Kranken liegen auf dem Rücken, und sind, der grossen Schwäche wegen, nicht im Stande zu sprechen. Auch vermögen sie vor Angst weder ruhig an einem Orte zu bleiben, noch können sie kräftig sich aufrichten oder aus dem Bette steigen, sondern jagen nach Flocken; zitternd werfen sie ihre Hände unordentlich hin und her. F r a n k beobachtete bei einem an Hirnentzündung leidenden jungen Manne, dass ein kopiöser Schwciss ausbrach, ein Dampf, gleich dem des kochenden Wassers, den ganzen Körper entlang aufstieg, und dass, während starke Kopfschmerzen die eine Seite des Kopfes einnahmen, sich auf der andern Lähmung zeigte. Auch entstehen epileptische Zuckungen und tiefe Ohnmacht. Die Respiration geschieht nur nach langen Zwischenräumen, und zwar sehr stark oder beschleu16 *

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nigt, mit vollen Backen, unter apoplektischen Erscheinungen mit Schaum vor dem Munde, wie ich dies einige Mal beobachtet habe. Nimmt man dies alles, so ergiebt sich, dass die Encephalitis sowohl die allen anderen Entzündungen zukommenden, als auch einige ihr eigenthümlich angehörige Erscheinungen an sich trage. Diese sind: g r o s s e H i t z e u n d S p a n n u n g d e s K o p f e s *), blutige lichtscheue Augen, blutrothes, aufgedunsenes Gesicht, fixer nach innen sich erstreckender Kopfschmerz, starke Pulsation der Karotiden und der Temporalarterien, oft sehr scharfes, bisweilen stumpfes Gehör, beständige Schlaflosigkeit, gelinde, häufiger wüthende Delirien, oder mehr ein soporöser, stupider Zustand des Kranken, bisweilen, namentlich bei Kindern, die Erscheinungen des Hydrocephalus acutissimus. Ob* gleich nun zwar die Delirien weder ein perpetuelles, noch ein dieser Krankheit einzig und allein zukommendes Symptom darstellen, so finden sie sich, wenn sie wirklich vorkommen, gleich beim Anfang ein, hängen auch nicht von dem, die Hirnentzündung begleitenden, schon vorgerückten Fieber ab, sondern erscheinen bereits, noch ehe ein febrilischer Zustand zugegen ist. Kann man auch dasselbe, in Beziehung auf die Delirien, von einigen Fiebern und namentlich vom Nervenfieber sagen, so unterscheiden sich diese doch deutlich von denen bei der Encephalitis dadurch dass bei ihnen, neben den Delirien, noch anderweitige Zeichen der Kopfaffektion hervortreten. Nur der Komplex der Symptome kann daher die Diagnose der Encephalitis sichern. In Bezug auf Diagnose sind hier noch folgende Momente zq beachten. 1) Sehr schwierig ist es, mit Bestimmtheit zu erkennen, welche T h e i l e d e s G e h i r n s entzündet sind. Es scheint, als wenn grade die heftigste und gefährlichste Entzündung des Gehirns, die der eigentlichen Marksubstanz, sich durch die am wenigsten in die Augen springenden Entzündungssymptome kund gäbe, so dass bei dieser Form das ganze Krankheitsbild mehr die Form der febris nervosa annimmt, und sich durch einen weniger entzündlichen Puls, weniger lebhaften Kopfschmerz, geringere Hauttemperatur etc. ausspricht, als bei der Meningitis und Arachnitis, oder bei der Entzündung der denselben näher liegenden und überaus gefässreichen Kortikalsubstanz des Gehirns. Das G e f ü h l d e s S c h m e r z e s a l l e i n ist hier gewiss ein sehr trügliches, über den wahren Sitz der Entzündung nicht entscheidendes Zeichen. Bei der Encephalitis traumatica klagt der Kranke sehr oft über Schmerz an einer dem entzündeten Theile des Gehirns ganz entgegengesetzten Stelle. *) Mit gleichzeitig verminderter Temperatur der Extremitäten. Encyclop. Wörterbuch. Artik. Cephalitis.

Horn

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2) Zu den Krankheiten, mit welchen die Gehirnentzündung verwechselt werden kann, gehören: a) der T y p h u s . Encephalitis und Typhus haben das mit einander gemein, dass in beiden das Gehirn ergriffen ist; jedoch unterscheiden sich beide sowohl in Hinsicht ihres Verlaufes, als auch ihrer karakteristisclien Symptome. Die Hirnaffektion beim Typhus ist in der Regel mehr als kongestiver Zustand zu betrachten; der Kranke ist vom Anfange an in seinem Wesen verändert und passiv, und selbst in der erethischen Form zeigt sich selten der hohe Grad von Exaltation und Kraftäusserung, wenigstens nicht so anhaltend, als bei der Gehirnentzündung. Die anhaltende Typhomanie, der häufige Wechsel und Widerspruch der Symptome, der vorwaltend soporöse Zustand u. dgl. gehören dem Typhus an, selbst schon im Zeiträume der Zunahme, was man bei der Encephalitis nicht findet. b) Die M a n i a f u r i b u n d a . Der Maniacus hat während des Anfalles im Blick und Ausdruck des Gesichtes, den wild rollenden Augen, den tobenden Delirien etc. grosse Aehnlichkeit mit einem Encephal i t i s , und wenn das Stadium maniacum lange anhält, so fehlt der stattfindenden Gehirnreizung in der That wenig, um Entzündung zu werden. Doch unterscheiden sich beide bei einiger Aufmerksamkeit von einander. Bei der Gehirnentzündung gehen gemeiniglich nur wenig merkliche Vorboten voran, und die Krankheit manifestirt sich vom Anfange an als eine febrilische, während der Maniacus in der Regel entweder schon vor dem Ausbruche des tobsüchtigen Anfalles Spuren von Verkehrtheit und Seelenstörung gezeigt hat; oder die Manie zeigt sich ganz plötzlich, unter der Form der mania transitoria, so dass der Kranke, nachdem er eben noch ganz vernünftig gewesen, in die wildeste Tobsucht ausbricht, ohne alles Fieber, das sich immer erst später hinzugesellt, und nach gehobenem Anfalle vollkommen intermittirt. Eine genaue Erwägung aller vorangegangener Momente, der Konstitution und der Krankheitsanlage des Patienten wird beide Krankheiten, auch wenn man im Anfange selbst herbeigerufen würde, von einander unterscheiden lassen. c ) Das D e l i r i u m t r e m e n s . Irrereden und Zittern der Hände und Füsse sind die beiden wesentlichsten Symptome der Mania potatorum. Die Kranken sind unruhig, werden zuweilen selbst tobsüchtig, lassen sich jedoch gewöhnlich wenigstens auf kurze Zeit beruhigen. Die Delirien drehen sich in der Regel um einen und denselben Punkt; häufig glauben sie kleine Tliiere, Mäuse, Fliegen etc. um sich zu haben. Die Zunge ist belegt, feucht; der Schlaf fehlt ganz, sie schwitzen sehr stark, der Puls ist Anfangs oft gar nicht beschlcunigl, wird aber späterhin sehr schnell. Die Kranken sind gewöhnlich alle Säufer, und die Ursache der Krankheit liegt klar zu Tage. Opium,

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das bei der Gehirnentzündung sehr nachteilig ist, und nur in den späteren Stadien unler gewissen Bedingungen seine Anwendung findet, ist hier Hauptmittel, wahrhaft spezifisch, und wird in grossen Dosen vertragen. Läuft das Delirium tremens tödllich ab, was selten in den ersten 2 — 3 Tagen, meist nach mehreren Wochen geschieht, so findet sich bei der Sektion keine Spur einer vorhergegangenen Entzündung, häufiger Desorganisation der Leber, Milz etc. ( H o r n 1. c.) L e i c h e n b e f u n d . Bei denjenigen, welcher dieser so schnell tödtenden Krankheit unterlagen, haben sowohl Andere, als auch F r a n k , folgende Abnormitäten in der Hirnhöhle gefunden. Bald waren die Hirnhäute entzündet, von festerer Konsistenz, dicker und beinahe in einem kallösen Zustande, oder es zeigten sich Spuren von einer weissen, gelatinösen Flüssigkeit und von eitrigem Serum, welches sich zwischen den Häuten und dem grossen und kleinen Gehirn angesammelt hatte. Bald war die Marksubstanz von fester und beinahe harter Konsistenz, das grosse und kleine Gehirn geröthet, und von unzähligen, sonst kaum zu unterscheidenden Gefässen durchzogen. In den Ventrikeln, und an der Basis des Gehirns, fand sich Serum mit Eiter gemischt, und bisweilen in der einen oder andern Hemisphäre oder im kleinen Gehirne selbst, eine beinahe umschriebene, blassrothe, oder gelbliche Geschwulst, welche aus einer fast breiartigen Substanz, die aber etwas dicker als Eiter war, bestand. Und doch sind oft gar keine sicheren Zeichen von dem Sitze dieser so verschiedenartigen, bald weit umher verbreiteten, oberflächlichen, bald mehr phlegmonösen, zur Eiterbildung tendirenden Entzündung vorhanden. Auch kann man selbst den Hirnbrand (sphacelismus cerebri) nicht aus den jählings entstehenden Kopfschmerzen, aus dem heftigen, anhaltenden Fieber, und aus der Sinnes- und Geistesbetäubung allein, auf welche rasch gänzliches Erlöschen folgt, mit Sicherheit von der Hirnentzündung unterscheiden. A e t i o l o g i e . Die Entzündung des grossen und kleineb Gehirns, und ihrer sie bekleidenden Hüllen, wird durch dieselben Kausalmomente, die überhaupt Entzündung veranlassen, zu Wege gebracht. Allein alle diese reizenden Potenzen müssen, wenn man das seltenere Vorkommen der Encephalitis in Erwägung zieht, anf das Gehirn eine geringere Wirkung ausüben, als auf alle übrige Organe des Körpers. Doch geben häufig folgende okkasionelle Momente zu dieser Krankheit Veranlassung: Starke Verletzuog des Cranium's, Fraktur desselben, Wunden, Erschütterung, Quetschung, so wie ein rohes Verfahren bei der künstlichen Geburt, besonders starke Kompression des Kindskopfes durch Hebel und Zangen. Nicht selten verdankt sie ihr Entstehen einem zurückgetretenen Erysipelas, oder wenn die Gc-

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sichtsrose sieb bis auf das Gehirn verbreitet *). Besonders fand icb, dass die rheumatische Schärfe für das Rückenmark sehr gefährlich ist; eben so kann auch unvorsichtig unterdrückte Scabies, so wie jede andere Metastase, sie hervorrufen **). Ferner gehören hierher heftige Aufregung des Geistes, Jähzorn, unglückliche Liebe, die Unterdrückung der Lochien oder eines habituellen Nasenblutens, Sonnenstich, langes Verweilen in der Sonne mit entblösstem, oder wie dies bei den Soldaten der Fall ist, mit einer Metallmütze bedecktem Kopfe. Auch müssen Lungen- und Halsentzündungen, so wie Otitis, hierher gezählt werden. Ist vielleicht die taenia vesicularis oder hydatigena bisweilen Ursache der Encephalitis? Jede Plethora, hauptsächlich die des Kopfes, starke Geistesanstrengungen beim Studiren, lang fortgesetztes Nachtwachen, heftige und langwierige Kopfschmerzen, Missbrauch spirituöser Getränke, so wie des Opium's, können zum Entstehen der Hirnentzündung besonders leicht disponiren. E i n t h e i l u n g . Aus dem bisher Gesagten ergiebt sich, dass die Hirnentzündung bald eine primäre, bald eine sekundäre Krankheit *) Zu den konsensuell wirkenden Ursachen, gehören auch heftige Augen* und Ohrenentzündungen, Halsentzündungen, Lungenentzündungen, UnterleibsentzQndungen, zumal bei Wöchnerinnen. Die Encephalitis puerperarum ist. meistenteils eine Meningitis, welche leicht in seröse Ausschwitzung übergeht. H o r n 1. c. **) Die Krankheit tritt oft im Gefolge anderer fieberhafter Krankheiten auf, z. B. der Masern, des Scharlachs u. s. w. Eins der gewöhnlichsten und gefahrlichsten Beispiele der aus dieser Quelle entspringenden Krankheit, ist die nach dem S c h a r l a c h vorkommende Geliirnaffektion. Ein von einem; vielleicht nur geringem Grade des Scharlachs befallenes Kind, wird, etwa nach einer vorausgegangenen Erkältung, von Kopfschmerz affizirt, nach welchem in kurzer Zeit Konvulsionen, Blindheit und Koma folgen. Diesen Symptomen kann eine Anasarca, so häufige Folge des Scharlachs vorangegangen sein, und könnte man dieselben daher für Folgen einer plötzlichen Ergiessung im Gehirn halten. Die Krankheit ist jedoch rein entzündlicher Art, und kann der Kranke nur durch das kräftigste antiphlogistische Heilverfahren gerettet werden. Ferner sind noch als Kausalmomente zu nennen u n t e r d r ü c k t e A u s l e e r u n g e n , besonders die des M o n a t s f l u s s e s , die bei jungen Frauenzimmern von ungesunder Konstitution gar oft Veranlassung zu gefährlichen Ilirnkrankheiten wird, und K r a n k h e i t e n d e r H a r n w e r k z e u g e , besonders Ischuria renalis, welche so oft Ausschwilzungen im Gehirn herbeiführen. In dieser dunkeln Krankheit ist das hervorstechendste Symptom eine plötzliche Verminderung der Urinsekretion, die häufig zu einer völligen Aufhebung derselben sich steigert. Gewöhnlich verfällt der Kranke am dritten Tage, von dem ersten Auftreten dieses Symptom's angerechnet, in einem komatösen Zustand, und stirbt einige Tage später in demselben. Man findet die Hirnhöhleri von einer Flüssigkeit ausgedehnt. A b c r c r o m b i c 1. c

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sei. Auch ist sie bald eine wahre, phlegmonöse, von einem entzündlichen Fieber begleitete, bald mehr eine falsche und erysipelatöse Entzündung, in welchem Falle sich häufig ein nervöses Fieber mit ihr verbindet, bald endlich nimmt sie auch den gastrischen Karakter an. Dass auch aas Unreinigkeiten in den ersten Wegen zuweilen die heftigsten Delirien entstehen, lehrt die tägliche Erfahrung. Allein gleich wie diese Delirien, für sich allein betrachtet, keinesweges die Hirnentzündung ausmachen, so kann auch jene gastrische Ursache bei weitem seltener bei der im Ganzen nur selten vorkommenden Encephalitis, als bei Hals- uud Augenentzündungen supponirt werden *). *) Ueber D a u e r , V e r l a u f und A u s g ä n g e der Encephalitis ist hier noch folgendes hinzuzufügen: 1) Der V e r l a u f der Hirnentzündung ist in der Regel höchst akut und oft so rasch, dass sie durch hinzutretenden Schlagfluss schon nach wenigen Tagen tödtet. Bisweilen dauert es länger; es vergehen 7 — 14 Tage, ehe die Entzündung sich zertheilt, oder einen andern Ausgang erleidet; doch hat H o r n nicht die Angabe von Marcus bestätigt gefunden, dass die Encephalitis vera, gleich dem Typhus, 21 Tage zu ihrer Beendigung erfordere. Die Krankheit kann wohl über 3 Wochen hinausdauern, aber nicht leicht ohne den Eintritt der Krisen oder der Nachkrankheiten. Wo die Zertheilung derselben gelingt, wo die Encephalitis in Genesung übergeht, erfolgt in der Regel die günstige Wendung schon in den ersten 3 — 4 , höchstens 8 Tagen. Je mehr die Entzündung um sich gegriffen hat, je mehr sie von solchen Ursachen herbeigeführt worden, die das Gehirn direkt und unmittelbar verletzen, desto heftiger tritt sie auf, desto rascher ist ihr Verlauf. Sekundäre und sympathische Hirnentzündungen haben deshalb im Allgemeinen einen langsamem Verlauf, und sind, ceteris paribus, minder gefährlich, als die acht idiopathischen; es sei denn, dass die Grundkrankheit, der sie sich hinzugesellt, schon an und für sich gefahrdrohend ist, wie z. B. die Encephalitis, die dem Typhus sich beimischt. 2) Die A u s g ä n g e der Hirnentzündung lassen sich in folgende unterscheiden : a) D i e Z e r t h e i l u n g , 1 als der erwünschteste von allen, gelingt, wenn man das Uebel gleich im ersten Entstehen erkannt, zweckmässig und schnell behandelt hat, nicht ganz selten. Der Kranke wird ruhiger, die Delirien lassen in ihrer Heftigkeit nach5 Patient wird besonnener, der Kopf wird freier, fühlt sich nicht mehr so lieiss an, das Fieber vermindert sich; der Kranke bekömmt ein freundlicheres Ansehn, der Blick wird natürlicher, es stellt sich ein kritisches Nasenbluten (die erwünschteste Krise), oder ein örtlicher Schweiss am Kopfe ein, worauf eine merkliche Remission aller Zufalle eintritt,* findet sich ein ruhiger mehrstündiger Schlaf ein, aus dem der Kranke wie neugeboren, unter Eintritt eines allgemeinen Schweisses, ohne neue Delirien erwacht. Es erfolgen kritische Harnabsonderungen; es treten keine neuen Exacerbationen ein, der Kranke erholt sich allmählig, und die Genesung geht ungehindert vor sich. Horn 1. c. b) D i e K r a n k h e i t kann in dem e n t z ü n d l i c h e n Z e i t r ä u m e t ö d t l i c h w e r d e n , und dann findet man eine gewisse umschriebene Por-

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P r o g n o s e . Schon aus der Beachtung der Symptome lässt sich die Gefahr, welche die Encephalitis mit sich führt, ziemlich deutlich tion der Hirnsubstanz dunkel geröthet, ohne weitere Veränderung der Struktur, oder der Tod erfolgt in Folge der noch anzugebenden Ausgänge. c) D i e e i n f a c h e E r w e i c h u n g , die darin besteht, dass ein Theil des Gehirns sich in eine weiche breiartige Masse auflöst, dabei aber seine natürliche Farben beibehält, keinen Anschein von Eiterung darbietet und geruchlos ist. Man findet diesen Zustand od als die einzige krankhafte Erscheinung; häufig ist sie jedoch mit dem Vorigen verbunden, und es zeigt dann ein Theil der Substanz eine dunkelrothe Färbung, während sich ein anderer im Zustand der Erweichung befindet. Diese E r w e i c h u n g d e r H i r n s u b s t a n z scheint nicht durch irgend eine Uebereinstimmung in den Symptomen karakterisirt zu werden. Die von L a l lern and gemachte Behauptung, dass sich dieselbe durch eine tonische Kontraktion eines oder mehrerer Glieder zu erkennen giebt, hat sich als unbegründet nachgewiesen. Man findet dies Zeichen auch in Verbindung mit krankhaften 'Zuständen der Hirnhäute, ohne dass eine Krankheit der Hirnsubstanz zugegea ist; man sieht es bei dem eingeschlossenen Abscesse, und häufig wird es in Fällen des Typhus mit bedeutender Störung der Hirnfunktionen, die aber dennoch günstig ablaufen, angetroffen. Im Allgemeinen scheint sich die Erweichung durch mehr oder minder heftige Konvulsionen, denen eine Paralyse und Koma folgen, auszuzeichnen. Die Konvulsionen hören einige Zeit vor dem Tode auf, und gleich nach ihnen entsteht Koma. Eben so schwierig ist der Versuch, die Wirkung der Erweichung besonderer Theile des Gehirns zur Hervorrufung von Symptomen in besonderen Organen zu ermitteln. Konvulsionen auf der Seite, auf welcher der Sitz der Krankheit ist, und Lähmung auf der entgegengesetzten Seite scheinen sehr häufig vorkommende, aber durchaus keine konstanten Symptome zn sein. In einem von L a l l e m a n d (Recherches Sur TEncephale) erzählten Falle, in welchem der obere Theil beider Hemisphären krankhaft ergriffen war, beobachtete man eine Lähmung aller Gliedmaassen, und in einem Falle, in welchem das Tuber annulare der Sitz der Erweichung war, beobachtete •nan ein Schielen, eine Lähmung aller Extremitäten, und eine Drehung des Kopfes nach hinten zu. Derselbe Schriftsteller hat 2 Fälle beschrieben, in welchen die Krankheit ihren Sitz in dem kleinen Gehirn hatte. In dem einen Falle waren Kopfschmerz, Raserei und konvulsivische Bewegungen vorhanden gewesen, und es erfolgte der Tod plötzlich. In dem andern, wo der linke Lobus ergriffen worden war, waren Sprachlosigkeit, Lähmung der rechten Seite und Stupor vorhanden, und der Tod erlolgte nach 8 Tagen. d) D i e u n b e g r ä n z t e E i t e r u n g . Man findet in diesem Falle eine grosse unebene und unbegränzte Höhle, die zum Theil mit einer stinkenden, eiterartigen Flüssigkeit, zum Theil mit aufgelösster Ilirnsubstanz angefüllt istj die die Höhle umgebende Hirnsubstanz erscheint weich und desorganisirt. e) D e r b e g r ä n z t e o d e r e i n g e b a l g t e A b s c e s s . Dieser besteht aus einer regelmässig begränzten Höhle, die mit einer eiterartigen Flüssigkeit angefüllt; gewöhnlich von einem weichen Balge eingeschlossen, und von einer gesunden Hirnsubstanz umgeben ist.

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ersehen. Dass die leichteren Entzündungen der Hirnhäute nicht so häufig mit dem Tode endigen, scheint daraus hervorzugehen, dass man nicht selten diese nach dem Tode in einem fast kallösen Zustande findet, obwohl die Krankheit lange Zeit schon vor dem Ableben des lndividuum'8 Statt gefunden hatte; auch beweisen dies die Wunden, welche tief in den Hirnschädel eindringen, und dennoch nicht tödtlich endigen. Dass aber auch sogar die Entzündung dea grossen und kleinen Gehirnes nicht jedesmal absolut lethal sei, zeigen die so zahlreichen okkulten Abscesse, die man in der Substanz des Gehirns, ohne dass Symptome von Entzündung des Gehirns vorausgegangen wären, entdeckt hat. Indessen ist jede heftig auftretende Entzündung des Gehirns, wenn man ihr nicht sogleich entgegenwirkt, meist schon nach einigen Tagen bestimmt tödtlicb, und es erscheinen ungefähr im Verlaufe einer W o c h e , oder schon nach 3 oder 4 Tagen, Zeichen von Apoplexie, von Hydrocephalus acutus, von Hemiplegie und von Krämpfen. f) D a s G e s c h w ü r auf d e r O b e r f l ä c h e d e s G e h i r n s . Auch in den Fällen, die durch V e r e i t e r u n g endigen, findet sich eine grosse Verschiedenheit in Hinsicht der begleitenden Symptome. Die Vereiterung ist, wie oben sab d, e. f, angegeben worden, verschieden, indem sie in einigen Fällen als ein bestimmt begränzter Abscess erscheint, in anderen Fällen aber eine unbegränzte Krankheitsmasse bildet, bei der man mehr oder weniger eiterartige Flüssigkeit mit der erweichten Hirnsabstanz untermischt vorfindet. Welche Erscheinungen diese oder jene Art der Vereiterung kund geben, ist noch dnnkel und unbestimmt; im Allgemeinen erkennt man den Uebergang der Entzündung in Eiterung aus folgenden Zeichen: der Kranke bekömmt öftere Fieberschauer mit abwechselnder Hitze; es treten keine kritischen Symptome ein, die auf einen günstigeu Ausgang schliessen lassen; allmählig treten nun die durch Druck oder Reiz des Gehirns veranlassten Erscheinungen deutlich hervor, es finden sich heftige Kopfschmerzen ein, der Kranke wird beängstigt, verfällt in Schlafsucht, in ein stilles Irrereden; es gesellen sich allerhand lähmungsartige Zufälle hinzu, es treten unter gewissen Stellungen des Kopfes sogleich Verschlimmerungen ein; der Kranke wird blind, taub, oder die eine Seite des Körpers wird gelähmt; es stellen sich Zuckungen ein, unter denen der Kranke früher oder später stirbt. A b e r c r o m b i e I.e. g) Der Uebergang in B r a n d dürfte wohl nur bei der Encephalitis traumatica, wenn eine wirkliche Laesio continui Statt findet, zu Stande kommen können, da die phlegmonöse Entzündung durch einen oder den anderen der genannten Zufälle eher tüdtlich abläuft, als sie in Brand übergeht. h) Die Entzündung kann auch in Manie und M e l a n c h o l i e übergeh e n , und diese Zustände können sich entweder als unmittelbare Folgen der Entzündung ausbilden, oder sie machen sich als Folgeübel der durch die Entzündungen herbeigeführten partiellen Eiterungen und Verwachsungen u.s.w. bemerklich, und dauern dann in der Regel Zeitlebens. H o r n hat jedoch, selbst unter diesen Umständen, ja selbst nach vollendetem Blödsinn, nach Jahre langer Behandlung, vollständige Heilung zu Staude gebracht. H o r n I.e.

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Schlimm ist es, wenn die Encephalitis einen bereits erschöpften Kranken befällt, oder wenn sie aus einer Hals- und Lungenentzündung, oder aus irgend einer Metastase nach dem Gehirn entstand. Lässt die Heftigkeit des Fiebers nach, stellt sich hingegen, statt der Delirien, ein tiefer Sopor ein, so ist Apoplexie oder Eiterung des Gehirnes zu erwarten. Verschwinden die Kopfschmerzen, so folgt darauf bisweilen eine meistens tödtliche Pneumonie. Je mehr grünspanartige Galle ausgebrochen wird, je mehr man Zähneknirschen, fortwährendes Kauen, schwierige und mühsam von Statten gehende Deglutition bemerkt, je weisser die Farbe der Exkremente, je roher und dünner der Urin ist, oder Sehnenhüpfen und anhaltende Schlaflosigkeit eintreten, desto mehr ist ein tödtlicher Ausgang zu fürchten. Bisweilen ging die Encephalitis auch in Manie über; zog sie sich hingegen mehr in die Länge, war das sie begleitende Fieber nur schwach ausgebildet, dann trat an ihre Stelle nicht selten Blödsinn (fatuitas). Besonders ist dies zuweilen bei Wöchnerinnen der Fall, wenn nach Unterdrückung der Lochien Encephalitis entstanden war. Besser ist die Prognose, wenn Blutungen aus der Nase, dem Uterus oder den Hämorrhoidalgefässen sich einstellen. Bisweilen kommt eine glückliche Metastase nach einem andern Theile zu Stande, oder es weicht die Krankheit früher oder später, wenn ein kopiöser Schweiss, und ein reichlicher, beinahe eitriger Bodensatz im Urine sich zeigen. Leicht jedoch erfolgen bei dieser Krankheit Rezidive und Verschlimmerung der Krankheit, selbst bei ganz geringfügigen Ursachen. Neigt sich die Krankheit zu einem günstigen Ausgange, so nehmen jedesmal die Delirien, die bisher Tag und Nacht angedauert, allmählig ab, und an ihre Stelle tritt ein sanfter, erquickender Schlaf. So lange hingegen die Schlaflosigkeit oder der soporöse Zustand anhalten, kann von einer glücklichen Lösang der Krankheit nicht die Rede sein. Immer, selbst bei einem günstigen Ausgange, bleiben noch Schwindel, Kopf- und Augenschmerzen, Gedächtnissschwäche und scharfes oder schweres Gehör zurück. B e h a n d l u n g . Alle Mittel, die überhaupt als entzündnngswidrige gelten, müssen bei der Encephalitis schnell und in der gehörigen Ausdehnung in Anwendung kommen; doch muss man hier noch folgende Momente genau berücksichtigen. Je heftiger die Delirien sind, um so mehr suche man den Kranken unter sichere Aufsicht zu bringen. Ruhe ist ihm vor Allem nöthig; auch muss sein Zimmer dunkel sein, und in seiner Gegenwart nichts gesprochen werden. Ist es dringend angezeigt, seiner ausbrechenden Tobsucht Einhalt zu thun, so kann man ihn binden lassep, wenn es die Umstände nicht erlauben, mehrere Krankenwärter zu halten. Man lege jedoch an die Stelle, wo man die Binden anlegen will, Wolle oder Kleidungsstücke, um jede Reizung, welche die Unruhe des Kranken nur noch steigern würde, zu

Entzündungen vermeiden. Auch ist es von wesentlichem Nutzen, wenn man den Kranken, so oft es nur geschehen kann, aus dem Bette nimmt, ihn auf einen Stuhl in aufrechter Stellung mit geschornem Haupte und nur leicht bekleidet, setzen lässt, um ihn so lange der kalten Luft auszusetzen. Nächst diesem Verfahren besteht fast die einzige Hülfe darin, dass man zur Ader lässt, besonders aus der Jugularvene. Auch kann man die Vena frontalis öffnen, und an die Schläfe, das Hinterhaupt oder hinter die Ohren Blutegel oder blutige Schröpfköpfe öfters appliziren, oder auch einige Blutegel an die Nase setzen. Dadurch erfolgt, nachdem man bereits reichliche allgemeine Blutenlziehungen angestellt hat, Depletion der Kopfgefässe. Für die Arteriotomie ist F r a n k deswegen nicht, weil diese Operation theils unbequem, theils wegen der Tobsucht des Kranken oft höchst schwierig ist. *). Ist dies geschehen, so sind öftere Umschläge auf den Kopf, die aus kaltem Wasser, Nitrum, Salmiak und Essig bereitet werden, in Anwendung zu bringen**). Zugleich ist es erforderlich, lauwarme

*) Die A d e r l ä s s e stehen hier unter allen Mitteln obenan. Je früher man zur Ader lässt, desto leichter verhütet man nachtheilige und bedenkliche Folgen. Man sei hier ja nicht zu ängstlich, lasse dreist nnd aus einer grossen OefTnung zur Ader, und beachte sorgfältig den Erfolg. Man lasse sich hier ja nicht durch einzelne Symptome leiten) der Puls kann klein, frequent und unregelmässig, der Kranke scheinbar matt, erschöpft und soporös sein, und der Aderlass ist dennoch dringend indizirt. Damit verbinde man die ö r t l i c h e n B l u t e n t z i e h u n g e n ; man setzte sofort bei Erwach* senen 15 — 20 Stück B l u t e g e l an die Schläfen, hinter die Ohren, in die Nackengegend. Ist der Kranke ruhiger, so kann man sich auch mit Vortheil der b l u t i g e n S c h r ö p f k ö p f e bedienen, deren man 15 — 20 aul den Rükken, in den Nacken setzt. Man unterhalte die Nachblutung möglichst lange, wenigstens 2 Stunden. Bei jungen Leuten und selbst bei grösseren Kindern muss man ebenfalls zum Aderlass schreiten. Bei jüngeren Kindern hingegen sind die örtlichen Blutentziehungen im Allgemeinen hinreichend, 4 — 6 — 8 Blutegel können liier schon eine hinreichende Menge Blutes entleeren. Bei sehr jungen Kindern bis zum zweiten Lebensjahre reicht man oft schon mit 2 — 3 Blutegeln aus, und man darf bei ihnen, die eine zu starke Blutentziehung oft nicht vertragen, die Berücksichtigung der Erhaltung der Kräfte nie ausser Acht lassen. Ist die Heftigkeit der Krankheit durch die erste Blutentziehung nicht gebrochen, was selten der Fall sein wird, so wiederhole man sie von 8 zu 8 Stunden, so lange und so oft, bis ein deutlicher Nachlass eintritt. H o r n 1. c. " ) Ausser diesen kalten Umschlägen, sind bei der echten synochischen Hirnentzündung, und wenn diese in Verbindung mit Nervenfiebern vorkommt, d i e k a l t e n U e b e r g i e s s u n g e n u n d S t u r z b ä d e r , mit oder ohne lauwarmes Unterbad, unentbehrlich. Jfc heisser der Kopf ist, je heftiger die Delirien, je betäubter und un-

der Kopforgane. Fussbäder zu machen, in welche die Füsse bis an die Knie gebracht werden, oder sie in feuchte Tücher einzuhüllen. Auch müssen oft erweichende Klystire aus Nitrum und Essig applizirt werden. W u r d e die Kopfentzündung durch rheumatische Schärfe oder durch irgend eine andere Metastase herbeigeführt, dann muss man suchen, diese durch Vesicantia an ihre alte Stelle wieder hin zu leiten. Auch kann man die Blasenpflaster, wenn die erhöhte Empfindlichkeit des Kranken nicht im Wege steht, und auch das Fieber bereits gebrochen ist, ohne Furcht selbst an den Kopf appliziren. AU innerliche Mittel sind ganz besonders zu empfehlen die Abführmittel, und säuerliche mit Nitrum versetzte Getränke " " ) . Jedesmal muss man jedoch sein vorzüglichstes Augenmerk auf das begleitende Fieber, so wie auf die einwirkenden Ursachen richten, und einer jeden die zweckmässige Behandlung entgegenstellen. Mehrere empfehlen den Kampher in Verbindung mit Nitrum, bei zitterndem und ungleichem Pulsschlage. Finden jedoch starke Kongestionen nach dem Kopfe Statt, dann muss man mit dem Kampher sehr vorsichtig zu Werke gehen, und nach meiner Meinung sollte man in diesem Falle dem Moschus den Vorzug geben. Dasselbe gilt auch vom Opium. Zwar zeigten die Alten eine besondere Vorliebe dafür, allein seine Anwendung kann nur dann Statt finden, wenn die Heftigkeit der Entzündung bereits gebrochen ist, und noch anhaltende Schlaflosigkeit and zu sehr erhöhte Empfindlichkeit sich manifestiren. besinnlicher der Kranke, desto dringender ist es nütliig, sie anzuwenden. Ist das Fieber sehr heftig, der Kopf sehr licissj die übrige Hautfläche ebenfalls brennend, trocken und pergamentartig anzufühlen, so setze man den Kranken in eine t r o c k e n e Wanne, und lasse ihn mit 10, 2 0 , 30 Eimer eiskalten Wassers übergiessen, bis er wenigstens einige Empfindung davon äussert. Bei weniger trockner Hitze, wenn sich die Haut feucht anfühlt, nicht so brennend heiss ist, werden die Uebergiessungen im lauwarmen Bade angewandt. Kritische Erscheinungen, z. B. Nasenbluten, örtliche und allgemeine, erleichternde Schweisse verbieten den ferneren Gebrauch der Kälte. H o r n 1. c. *) Von den innerlichen Arzneimitteln passen hier am besten das Nitrum, der Salmiak, das Natr. sulphuricum, die Magn. sulphurica, uud andere abführende Salze, so dass täglich 3 bis 4 Sedes danach erfolgen. Auch das Kalomel ist hier ganz an seinem Platze. Erwachsenen gebe man von einer Auflösung von Nitr. 5iij, Natr. sulphur. giij in H.i Wasser und ein Paar Unzen Himbeersaft alle Stunde £ Tasse voll, oder das Kalomel zu Gr. ii — iij alle 2 Stunden, bis zur gehörigen Wirkung. Bei dem Gebrauche dieser Mittel geniesst der Kranke nichts, als kühlende Getränke, Zuckerwasser, Himbeerwasser, Mandelmilch, dünne Hafergrütze, Brodwasser u. s. w . Ueberhaupt muss derselbe kühl gehalten werden, und iu einem dunkeln^ luftreinen, im Winter selbst bei 5 ° Kälte nicht geheizten Zimmer liegen. H o r n 1. c.

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Entzündungen

E n t z ü n d u n g der Dura Mater nach Abercrombie. Die Dura Mater scheint weit weniger zu einer idiopathischen Entzündung geneigt zu sein, als die anderen Häute des Hirns. Man hat indessen verschiedene Fälle erzählt, in welcher sie, ohne eine Krankheit des Knochens, in einem bedeutenden Umfange entzündet gefnnden wurde. Viel häufiger beobachtet man aber die Krankheit unter einer andern Gestalt, nämlich in Verbindung mit K r a n k h e i t e n des O h r e s u n d d e r p a r s p e t r o s a des S c h l ä f e n b e i n s . Diese tückische und höchst gefährliche Krankheit beginnt gewöhnlich im Ohre, und man kann dieselbe einige Zeit für nichts anderes, als einen gewöhnlichen Ohrenschmerz hallen. Bisweilen entsteht ein Ausiluss aus dem Ohre, von dem man hofft, dass er den Schmerz heben wird, der indessen fortdauert oder gar noch heftiger wird. Der Kranke wird niedergeschlagen und schläfrig, verfällt in ein gelindes Delirium, zu dem sich oft ein Frost gesellt, und endlich stellt sich ein komatöser Zustand ein. In anderen Fällen findet kein Ausiluss aus dem Ohre Statt; der Kranke wird, nachdem er einen oder zwei Tage über einen tief sitzenden Schmerz im Ohre geklagt hat, unruhig und vergesslich, legt den Kopf von einer Seite auf die andere, oder bewegt ihn mit den Händen hin und her, und verfällt dann bald in einen komatösen Zustand. In einigen Fällen entsteht die Krankheit nach der plötzlichen Unterdrückung eines eiterartigen Ausflusses ans dem Ohre, der vielleicht eine Zeit lang vorhanden gewesen war, wie man ihn z. B. oft nach dem Scharlach' entstehen sieht. Nach dem plötzlichen Verschwinden dieses Ausflusses folgt in solchen Fällen ein Schmerz im Ohre, dann eine grosse Niedergeschlagenheit und Trägheit, und endlich entsteht nach wenigen Tagen ein Koma. Der Puls ist in einigen Fällen frequcnt, in andern natürlich, und noch in anderen langsamer als gewöhnlich. Die Natur dieser Krankheit ergiebt sich aus den L e i c h e n ö f f n u n gen. Gewöhnlich findet man eine Karies der pars petrosa des Schläfenbeins, die sich oft nur auf einen kleinen Raum beschränkt. Eine mit diesem Theile korrespondirende Portion der Dura mater ist entzündet und verdickt, voll schwammiger Auflockerungen oder vereitert, und gewöhnlich von dem Knochen abgelöst. Zwischen dieser und der Arachnoidea findet man gewöhnlich eine Ablagerung von eiterartiger Flüssigkeit, oder eine falsche Membran, die sich bisweilen längsdes Tentorium's ausdehnt. In einigen Fällen findet sich ein oberflächlicher Abscess des Hirns oder des kleinen Gehirnes selbst, eine Ansammlung von Flüssigkeit in den Hirnhöhlen, und man beobachtet dann die übrigen gewöhnlichen Zeichen einer allgemeinen Hirnkrankheit. Sehr häufig findet man Eiter

der Kopforgane. in den Zellen der pars petrosa, in den Gängen des Ohres und in der Paukenhöhle, der sich zu Zeiten bis in die Zellen des processus mastoideus ausbreitet. Die Krankheit wird häufig bei Personen beobachtet, die eine Neigung zu Krankheiten dieser Theile haben, die sich durch Eiterausflüsse aus den Ohren, oder eine tief eindringende Vereiterung hinter dem Ohre ausspricht. Man findet oft in dieser Lage einen sehr schwierig zu behandelnden Abscess, aus welchem man eine Sonde in bedeutender Tiefe bis in die Zellen des proccssus mastoideus einschieben kann. Gewöhnlich ist die Krankheit skrophulöser Art, die sehr langsam verläuft, und bisweilen durch eine Entzündung, die sich bis auf die dura mater ausbreitet, tödtlich abläuft. Die sich in Krankheiten dieser Art bildende eitrige Flüssigheit, der Sitz der Krankheit mag nun in der Hirnsubstanz oder zwischen den Hirnhäuten sein, findet oft einen Ausfluss aus dem Ohre, indem die dura mater durch Eiterung zerstört, und der Knochen durch Karies durchlöchert wird; auf diese Weise werden oft sehr beunruhigende Symptome ganz unerwartet gebessert. Die Besserung ist aber gewöhnlich nur Torübergehend. Der Kranke fühlt nämlich immer noch Schmerz, dem ein Ausfluss aus dem Ohre nachfolgt, und stirbt endlich komatös, indem oftmals die geistigen Fähigkeiten nach und nach schwächer werden, und Zuckungen oder allgemeine Konvulsionen eintreten. In einigen Fällen dieser Art lässt es sich mit Grund vermuthen, dass eine Verbindung zwischen dem Ohre und der kranken Höhle in der Hirnscliaale bereits längere Zeit vorhanden war, und dass der auf diese Weise bewirkte Ausfluss der eiterartigen Flüssigkeit den tödtlichen Ausgang von Zeit zu Zeit verzögerte.

E n t z ü n d u n g der A r a c h n o i d e a .

Arachnitis.

Nach Parent-Duchatelet und Martinet. N o s o g r a p h i e . Im Verlaufe der Arachnitis lassen sich 3 Zeiträume unterscheiden. Das e r s t e S t a d i u m verräth sich durch eine erhöhte Empfindlichkeit. Seine Symptome, von deren genauer und schneller Erkenntniss der Erfolg der Behandlung abhängt, sind im wesentlichen folgende: K o p f s c h m e r z , eines der wichtigsten und beständigsten, dem Sitze und der Intensität nach verschieden, Störung der intellektuellen und Sinnesthätigkeit, Veränderung des Karakters, Delirium, leichte Betäubung (besonders bei Kindern in Verbindung mit Konvulsionen), Strabismus, Erbrechen mit und ohne Ekel. Gewöhnlich stellen sich Fieberbewegungen ein.

der Kopforgane. in den Zellen der pars petrosa, in den Gängen des Ohres und in der Paukenhöhle, der sich zu Zeiten bis in die Zellen des processus mastoideus ausbreitet. Die Krankheit wird häufig bei Personen beobachtet, die eine Neigung zu Krankheiten dieser Theile haben, die sich durch Eiterausflüsse aus den Ohren, oder eine tief eindringende Vereiterung hinter dem Ohre ausspricht. Man findet oft in dieser Lage einen sehr schwierig zu behandelnden Abscess, aus welchem man eine Sonde in bedeutender Tiefe bis in die Zellen des proccssus mastoideus einschieben kann. Gewöhnlich ist die Krankheit skrophulöser Art, die sehr langsam verläuft, und bisweilen durch eine Entzündung, die sich bis auf die dura mater ausbreitet, tödtlich abläuft. Die sich in Krankheiten dieser Art bildende eitrige Flüssigheit, der Sitz der Krankheit mag nun in der Hirnsubstanz oder zwischen den Hirnhäuten sein, findet oft einen Ausfluss aus dem Ohre, indem die dura mater durch Eiterung zerstört, und der Knochen durch Karies durchlöchert wird; auf diese Weise werden oft sehr beunruhigende Symptome ganz unerwartet gebessert. Die Besserung ist aber gewöhnlich nur Torübergehend. Der Kranke fühlt nämlich immer noch Schmerz, dem ein Ausfluss aus dem Ohre nachfolgt, und stirbt endlich komatös, indem oftmals die geistigen Fähigkeiten nach und nach schwächer werden, und Zuckungen oder allgemeine Konvulsionen eintreten. In einigen Fällen dieser Art lässt es sich mit Grund vermuthen, dass eine Verbindung zwischen dem Ohre und der kranken Höhle in der Hirnscliaale bereits längere Zeit vorhanden war, und dass der auf diese Weise bewirkte Ausfluss der eiterartigen Flüssigkeit den tödtlichen Ausgang von Zeit zu Zeit verzögerte.

E n t z ü n d u n g der A r a c h n o i d e a .

Arachnitis.

Nach Parent-Duchatelet und Martinet. N o s o g r a p h i e . Im Verlaufe der Arachnitis lassen sich 3 Zeiträume unterscheiden. Das e r s t e S t a d i u m verräth sich durch eine erhöhte Empfindlichkeit. Seine Symptome, von deren genauer und schneller Erkenntniss der Erfolg der Behandlung abhängt, sind im wesentlichen folgende: K o p f s c h m e r z , eines der wichtigsten und beständigsten, dem Sitze und der Intensität nach verschieden, Störung der intellektuellen und Sinnesthätigkeit, Veränderung des Karakters, Delirium, leichte Betäubung (besonders bei Kindern in Verbindung mit Konvulsionen), Strabismus, Erbrechen mit und ohne Ekel. Gewöhnlich stellen sich Fieberbewegungen ein.

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Entzündungen

Der Verein dieser Symptome spricht 6ich nach dem Alter, der Reizbarkeit des Kranken, und dem Sitze der Entzündung verschieden aus. Die Dauer beträgt gewöhnlich mehrere Stunden, oder 1, 3, 4, zuweilen selbst 14 Tage; allein dieser letztere Fall ist selten, und kommt nur bei schwachen kachektischen Personen, vorzüglich bei Kindern vor. Die Zufälle sind alsdann unbestimmt und wenig entwickelt. Im z w e i t e n Stadium erreicht die Gehirnreizung ihren höchsten Grad, und offenbart sich durch Konvulsionen, Irrereden, Oscillation und beginnende Erweiterung der Pupille etc. Die Klagen über den Kopfschmerz sind nicht mehr so anhaltend, weil das Gehirn sowohl die inneren als äusseren Empfindungen schwerer pereipirt. Die Dauer beläuft sich auf 2, 3, 4, selbst 14 Tage. Der Sitz der Entzündung bedingt auch hier einige Modiiikationen. Das d r i t t e S t a d i u m währt am kürzesten, gewöhnlich nur einige Stunden, oder 2 — 4 Tage, selten darüber. Verlust der Sinnesthätigkeit, des Bewegungsvermögens, allgemeine und örtliche Lähmung, Sopor sind die Hauptzüge, lassen aber an und für sich keine sichere Diagnose der Arachnitis mehr zu, weil andere Krankheiten des Gehirns, ja selbst akute Entzündungen der Brust- und Unterleibshöhle auf ähnliche Weise enden. In vielen Fällen hält es sehr schwer, die Uebergänge der Zeiträume in einander zu unterscheiden, weil nicht immer dieselben Symptome sich einfinden, und ein einzelnes zur Karakteristik keinesweges hinreicht. Oeflers gehen sie auch mannichfache Verbindungen ein; so vermischen sich bisweilen die Zufälle der beiden Perioden, oder die der 2ten mit der ersten, selten die der 2ten mit denen der 3len. S y m p t o m a t o l o g i e . Das G e s i c h t des Kranken bietet mehrere wichtige Zeichen dar. Die P h y s i o g n o m i e hat etwas eigenthümliches, einen aus Verwunderung und Dummheit gemischten Ausdruck, der sich nicht genau beschreiben Iässt, aber durch die Antopsie leicht einprägt. Die P u p i l l e n sind entweder erweitert oder verengert, oder abwechselnd beides. Die Kontraktion derselben zeigt sich in allen Stadien, dahingegen die Erweiterung mehr im 2. und besonders im 3. Statt findet. Gänzliche Unbeweglichkeit der Pupille bei hellem Lichte nimmt man nur gegen Ende der 3. Periode wahr, wenn die Symptome den höchsten Grad der Intensität erreicht haben. Diese Zustände der Pupille werden durch keiue bestimmte organische Veränderung bedingt; so kommt die Erweiterung mit und ohne Extravasate vor, welche man bisher fälschlich f ü r die alleinige Ursache derselben gehalten hat. Am A u g e bemerkt man ferner ßölhe der Bindehaut, Schielen, Rotation, Aufwärtskehrea des Bulbus und Lähmung des obern Augen-

der Kopforgane.

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lides. R o t h e d e r K o n j u n k t i v a , zuweilen selbst bis znr Enlzün. duDg gesteigert, ist ein sehr häufiges Symptom. Die Streifen von grauer Farbe, welche die Hornhaut verdunkeln, und ihr ein staubiges Ansehn geben, entstehen durch Eiterung; oder vielmehr durch eine eiweissartige Ausschwitzung auf der äussern Lamelle der Kornea. S t r a b i s m u s zeigt sich ungefähr beim loten Theile der Kranken, gewöhnlich auf beiden Augen, und nach dem inneren Winkel zu, selten nur auf einem. Er wird hauptsächlich bei Entzündung desjenigen Theiles der Arachnoidea beobachtet, welcher die Sehnervenkreuzung und die Varolsbriicke bekleidet. R o t a t i o n des A u g a p f e l s , ein im Ganzen seltenes Symptom, welches sich so wie auch das Schielen, meistens im dritten, zuweilen im zweiten Stadium einstellt, bot sich nur in solchen Fällen dar, w o die Arachnitis schon Eiterung herbeigeführt hatte, und zwar hauptsächlich bei Kindern und bei Entzündung der Basis-Arachnoidea. A u f w ä r t s k e h r e n d e s A u g e s u n d P t o s i s pflegen gegen Ende des zweiten und im dritten Stadium einzutreten. E r h ö h t e E m p f i n d l i c h k e i t g e g e n das Licht ist ein wesentliches Symptom der Arachnitis. Die G e s i c h t s m n s k e l n leiden auf mannichfache Weise; einer der häufigsten und wichtigsten Zufälle ist der Trismus, von welchem ¿nchr als der fünfte Theil der Kranken, gewöhnlich im zweiten und dritten Stadium, selten im ersten, befallen wird. — Z u c k u n g e n , s a r d o n i s c h e s L a c h e n , k a u f ö r m i g e B e w e g u n g e n der Lipp e n , Z i t t e r n d e r s e l b e n kommen nicht so oft vor, und gehören der zweiten, niemals der ersten Periode an. — V e r z e r r u n g d e s Mundes nach einer b e s t i m m t e n R i c h t u n g zeigt sich selten andauernd, meist schnell vorübergehend. Das Gesicht ist gewöhnlich r o t h u n d b e l e b t , zuweilen aber auch bleich und eingefallen. S y m p t o m e der e i n z e l n e n S y s t e m e . I. D e s N e r v e n s y s t e m s . Diese sind die gewöhnlichsten und wesentlichsten der Arachnitis; sie bestehen in folgenden: I r r e r e d e n , der Form und Dauer nach sehr verschieden, bald heiterer, bald trauriger Art. Lautes Schreien und Toben ist selten; meistens verhalten sich die Kranken ruhig, und murmeln, wie Trunkene, unzusammenhängende Töne vor sich hin. Aus diesem Delirium kann der Kranke leicht geweckt werden, und beantwortet die, an ihn gerichteten Fragen, verfällt aber schnell in den vorigeu Zustand. Dieses Symptom bildet den Uebergang vom ersten zum zweiten Stadium, hört im dritten auf, und ist das Hauptzeichen der Arachnitis der Oberfläche. B e t ä u b u n g , oft bis zum Sopor gesteigert, stellt sich meistens gegen Ende des ersten Zeitraumes ein, vorzüglich bei Kindern. Im 17

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Entzündungen

dritten Stadium gehört sie zu den Zeichen der Agonie, und verliert dadurch ihren Werth als Krankheitssymptom. Anfangs können die Kranken noch ohne sonderliche Mühe aus diesem Schlummer geweckt werden; gegen Ende des zweiten und dritten Stadium's ist dies nicht mehr möglich. — Auf einen Druck im Gehirn lässt sich aus diesem Symptome nicht mit Sicherheit schliessen, da es sich auch da einfindet, wo keine Extravasate in den Ventrikeln oder auf der Grundfläche anzutreffen sind. K o p f s c h m e r z , eines der wichtigsten Symptome im ersten und zweiten Stadium. Alle Kranke, die bei Bewusstsein sind, lassen ihre Klagen laut werden, über ein Gefühl von Schwere oder Klopfen, oder Erstarrung u. s. w. Gewöhnlich nimmt der Schmerz den ganzen Kopf ein, zuweilen nur eine Seite; er bezeichnet nicht immer den Sitz der Entzündung. II. D e r B e w e g u n g s o r g a n e . K o n v u l s i o n e n , eines der sichersten Zeichen, bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen, stellen sich in der zweiten und im Anfang der dritten Periode ein. Allgemeine Zuckungen kamen bei dem Drittheil der Kranken vor, gewöhnlich in Verbindung mit Steifheit der von ihnen befallenen Theile. Partielle Zuckungen sind seltener, in einigen wenigen Fällen nehmen sie nur eine Hälfte des Körpers ein. K o n t r a k t u r e n (starre Zusammenziehung einzelner Muskeln) finden sich im Laufe des 2ten und im Anfange des 3ten Stadium's ein, zuweilen anhaltend, gewöhnlich in kurzen Intervallen mit Erschlaffung abwechselnd. Am häufigsten bemerkt man sie in den Kau- und Nackenmuskeln, an den oberen und unteren Extremitäten, sowohl in deren Beuge- als Streckmuskeln. Mit einiger Anstrengung lässt sich zwar der Widerstand, welchen diese, sobald man ihre Richtung verändern will, entgegensetzen, beseitigen, doch nicht in allen Theileu gleich; am leichtesten in den Gliedmaassen, am schwersten in den Kauund Nackenmuskeln, welche oft in einem solchen Grade von Steifheit verharren, dass man an dem Halse den ganzen Rumpf des Kranken in die Höhe heben kann. Zuweilen sind diese tonischen Krämpfe auf einer Seite des Körpers bemerkbarer, als auf der anderen. L ä h m u n g sowohl halbseitige, als allgemeine. Hemiplegie tritt mehremale schon im 1. und 2. Stadium ein, gewöhnlich in solchen Fällen, wo die Entzündung der Arachnoidea durch eine äussere Ursache veranlasst worden war. Meistens finden sie auf der entgegengesetzten Seite der Konvulsionen Statt, doch herrschte hierin kein bestimmtes Gesetz, indem die eben genannten Symptome in der Arachnitis auf mannichfaltige Weise abwechseln, und selbst nach dem Tode der Kranken keine bestimmte, in allen Fällen übereinstimmende Veränderung im Gehirn als bedingende Ursache nachweisen. III. D e r V e r d a u u n g s w e r k z e u g e .

der Kopforgane. Ucbelkeit und Erbrechen, welche die Eintrittsperiode der Krankheit bezeichnen, dauern bei Kindern öfters noch im 2ten Stadium fort. Verstopfung ist ein ziemlich beständiges Symptom, statt dessen bei Komplikation mit Enteritis, besonders bei Kindern, Durchfall einzutreten pflegt. Ist die Arachnitis einfach, so ist die Zunge gewöhnlich von weisslicher Farbe, hingegen bei Verbindung mit Gastritis, u . s . w . roth oder schwärzlich, rissig, zitternd u. s. w . IV. D e s K r e i s l a u f s . Meistens ist der Puls frequent, zuweilen auch langsam, öfters aussetzend und unregelmässig, besonders im 3ten Stadium. Die Art der Komplikation, das Alter und die Konstitution des-Kranken haben hierauf einen entschiedenen Einfluss. Mehreremal zeigt sich die Frequenz des Pulses erst gegen Ende des 2. Zeitraums, auf ähnliche Weise, wie bei der Krankheit der Hirnsubstanz. Bei bedeutenden Extravasaten pflegt er besonders langsam zu sein. V. D e r R e s p i r a t i o n s o r g a n e . In der einfachen Arachnitis findet gewöhnlich keine Störung des Athmcns Statt, ausser gegen Ende der 3ten Periode, in der Agonie; während bei Komplikationen die Störung mit der Art und Natur derselben übereinstimmt. VI. D e r A u s s e n f l ä c h e d e s K ö r p e r s . Die Wärme ist meistens erhöht und gleichförmig verbreitet. Im 2ten Stadium ist sie am stärksten, gegen Ende der Krankheit nimmt sie ab, uud wird ungleich. In seltenen Fällen ist ihre Vertheilung 'vom Anfange an unregelmässig; der Kopf glüht, während sich der Rumpf kalt anfühlen lässt. Die Haut ist im Durchschnitte trocken im lten Stadium, im 2ten feucht oder stark schwitzend. Im 3ten ist der Schweiss gewöhnlich nur auf das Gesicht beschränkt und klebrig. Zuweilen verbreiten die Kranken einen eigentümlichen Geruch, welcher am besten mit dem der Mäuse verglichen werden kann; er entwickelt sich gegen Ende der 2ten Periode, und ist stets von sehr übler Vorbedeutung. Die Lage ist, wie in den meisten Krankheiten, wo das Gehirn besonders affizirt ist. Gewöhnlich liegt der Kranke in einem Zustande von Unbehülflichkeit und Verfall der Kräfte auf dem Rücken, während der Rumpf und die Extremitäten ihrer eigenen Schwere folgen. D i a g n o s e des S i t z e s d e r A r a c h n i t i s . Die Krankheit bietet verschiedene Symptome dar, je nachdem die Arachnoidea der konvexen Fläche oder der Hirnbasis entzündet ist. Unter jener begreift man denjenigen Theil der Spinnwebenhaut, welcher die ganze Peripherie des Gehirnes, mit Ausnahme des in der mittlem Grube der Schädelgrundfläche gelegenen, bekleidet, demnach die Ober- und Seitenflächen der Hemisphären, die untere Fläche des vordem und hintern Lappens, und die hintere und obere Fläche des 17 *

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Entzündungen

kleinen Gehirns. Mit dem Namen Basis-Ärachnoidea bezeichnet man den Theil, welcher sich im Cenlrum der mittleren Grube der Schädelgrundfläche befindet, und die SehnervenkreuzuDg, den Ilirnknoten und dessen hintere Fortsätze umzieht. I. A r a c h n i t i s d e r O b e r f l ä c h e (Convexité). Delirium ist das Hauptsymptom dieser Entzündung; der Grad desselben richtet sich nach der Reaktion des Kranken. E s hält mit der Energie des Gehirnes gleichen Schritt; so wie diese sinkt, lässt es ebenfalls an Intensität nach. Koma tritt nur im dritten Stadium ein; dauert höchstens 3 — 4 Tage, und endet unmittelbar mit dem Tode. — Stirbt der Kranke im zweiten Stadium, so findet man bei der Leichenöffnung eine einfache Rothe der Spinnen webehaut, und eine sehr geringe Quantität seröser Feuchtigkeit in den Ventrikeln, dahingegen in der Entzündung der Basis-Arachnöidea die serösen Extravasate zu den beständigen Erscheinungen gehören. — Die Arachnitis der Oberfläche ist in den ersten 7 — 1 4 Jahren des Lebens sehr seilen, und kömmt fast ausschliesslich bei Erwachsenen vor. II. A r a c h n i t i s d e r B a s i s . Hang zur Betäubung und zum Sopor ist das karakteristische Zeichen, welches sich bei Kindern, die vorzugsweise dieser Art der Arachnitis unterworfen sind, wegen der ausserordentlichen Beweglichkeit ihres Nervensystems meistens mit spastischen Zufällen verbindet; mit Konvulsionen der Augen, Strabismus u. s. w. Diese letzteren treten zuweilen plötzlich ein, ohne dass Betäubung vorhergeht; zuweilen ist der Uebergang allmählig. — Da bei Erwachsenen das Gehirn einen höhern Grad von Energie besitzt, so sind sie auch längere Zeit im Stande, gegen die Schlummersucht anzukämpfen, daher diese bei ihnen weniger entwickelt ist, als bei Kindern. — Im Verlaufe dieser Entzündung, besonders im zweiten, seltener im dritten Stadium, kann die Ilirntliätigkeit momentan erwachen, und der Kranke seinBewusstsein wieder erhalten, was bei Kindern, die gewöhnlich im tiefen S o por liegen, um so mehr in die Augen springt. Die Erscheinungen dieser Basis-Arachnitis haben in mehrfacher Hinsicht mit denen der Blutaustretungen, in und auf der Hirnsubstanz Aehnlichkeit, und unterscheiden sich von diesen nur durch die allmählige Entstehung und gleichmässige Vertheilung des Extravasats. III. A r a c h n i t i s d e r V e n t r i k e l . Sie kommt nur äusserst selten allein für sich vor, und giebt sich selbst in diesen Fällen durch kein eigentümliches Symptom zu erkennen. IV. A l l g e m e i n e A r a c h n i t i s . Die Symptome verbinden sich auf mannichfache Weise, je nachdem die Entzündung der Obcrfläche oder der Basis das Uebergewiclit

der Kopforgane.

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hat. Sie kommt hauptsächlich bei Erwachsenen vor; tödtet indess nicht schneller, als die partielle Arachnilis. L e i c h e n b e f u n d . Die Veränderungen, welche man bei Leichenöffnungen der an Arachnitis Verstorbenen vorfindet, besteben in folgenden: Rothe der Spinn webenhaut, Verdickung und Undurchsichtigkeit, Ausschwitzungen, eiterartige, serös eiterartige Pseudomembranen, seröse Extravasate in den Ventrikeln oder zwischen den Blättern der Arachnoidea, oder in dem Zellgewebe, mittelst dessen sie mit der Pia Mater Zusammenhängt. 1 ) Die R o t h e , welche die Entzündung dieser Membran bezeichnet, ist hinsichtlich ihrer Ausdehnung und Intensität verschieden. Meistens ist sie auf einzelne Stellen der Oberfläche oder Basis beschränkt, zuweilen aber auch über eine ganze Hemisphäre, oder selbst, was indessen selten ist, über die ganze Spinnwebenhaut, bis in's Innere der Ventrikel, verbreitet. Die Farbe steigt vom blassen Rosenroth bis zur dunkeln Rothe, deren Gränzen, wenn die Entzündung nicht allgemein ist, sich allmählig verwischen. Die Enlzündungsröthe der Arachnoiden darf nicht mit der blossen Kongestion oder der Scheinrölhe, von den durchschimmernden Gefüssen der Pia Mater verwechselt werden. In beiden Fällen ist die Rothe nicht mit dem Gewebe der serösen Haut verschmolzen, sondern verschwindet beim Waschen, oder leichten Abschaben mit dem Skalpell, oder beim Ablösen der Arachnoidea von der Pia Mater. 2 ) Statt der Rothe findet man öfters auffallende V e r d i c k u n g der Spinnwebenhaut, wodurch sie ein weissliches, milchiges Ansehn erhält, ihre Durchsichtigkeit verliert, und einer Ausdehnung Widerstand leistet, welche sie im normalen Zustande nicht ausgehalten hätte. Diese Verdickung ist gewöhnlich nicht allgemein; fast immer fand sie sich nur strichweise, von grösserem oder geringerem Umfange. 3 ) Eiterung ist ein sehr häufiger Ausgang dieser Entzündung. Mehrentheils liegt der Eiter in einer dünnen Schicht auf der Arachnoidea, und lässt sich mit leichter Mühe davon abschaben; unter demselben ist die Membran gewöhnlich roth oder verdickt, zuweilen selbst von zottigem Ansehn. Selten ist er in einen Klumpen angehäuft, oder über die ganze Arachnoidea verbreitet; gewöhnlich findet man ihn nur auf der konvexen Fläche einer oder beider Hemisphären, oder an einzelnen Stellen der Basis, besonders in der Nähe der Sehnervenkreuzung und der Varolsbrücke. Die Farbe und Konsistenz desselben ist verschieden. 4 ) Nicht selten ist die Arachnoidea gleich anderen entzündeten serösen Häuten mit P s e u d o m e m b r a n e n bedeckt, in welcher sich öfters vollkommen ausgebildete Blutgefässe schlängeln. Auf der Oberfläche des grossen und kleinen Gehirns bieten sie sich häufiger dar, als auf der Basis und in den Ventrikeln.

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Entzündungen

5 ) Fast bei allen Kranken, die an Aracliuilis sterben, findet man s e r ö s e E x t r a v a s a t e , mehrentlieils in geringer Quantität, zuweilen aber auch in grosser von 3, 4, selbst 6 Unzen, entweder in einem Lateralventrikel, oder in beiden, oder in allen 4 Höhlen zugleich. Oefters ist auch die ganze Oberfläche der Araclinoidea damit angefeuchtet. Nach .Herausnahme des Gehirns sammelt sich die Flüssigkeit auf der Basis Cranii, welche gewöhnlich hell, zuweilen milchig und flockig, in einigen Fällen schwach geröthet war. Ist eine bedeutende Menge in den Ventrikeln angesammelt, so lässt sich dieses schon, ehe sie geöffnet sind, aus den abgeplatteten und wie verwischten Hirnwandungen vermuthen. 6) V e r w a c h s u n g e n kommen an verschiedenen Stellen vor, und deuten, wenn sie von zottiger Beschaffenheit sind, auf eine längere Zeit vorher Statt gehabte Entzündung. Zuweilen verknöchern sie. 7) Bei Wassersucht der Seitenhöhlen findet man bisweilen auf der die innere Wand derselben überziehenden Arachuoidea G r a n u l a t i o n e n , welche sich mit den kleinen Tuberkeln der Pleura und des Bauchfells, nach chronischen Entzündungen am besten vergleichen lassen. Sind sie deutlich, so erhält die Spinnwebenhaut dadurch ein pudriges Anschn; doch muss man, um sie genau zu beobachten, die Arachnoidea bei hellem Lichte und in horizontaler Richtung untersuchen. A e t i o l o g i e . Die Ursachen, welche die Arachnitis hervorrufen, wirken entweder unmittelbar oder mittelbar auf das Gehirn ein. Die erstem sind die zahlreichsten. Dahin gehören: V e r l e t z u n g e n des S c h ä d e l s . Diese erzeugen häufig Komplikationen mit andern Krankheitszuständen, welche die Diagnose der Arachnitis erschweren; und die Heilung oft unmöglich machen, z. B. mit Wunden der äussern Bedeckungen, Nekrose der Schädelknochen, Blutextravasaten, brandiger Verderbniss der Hirnsubstanz u. s, w. Mehr als andere Ursachen führen sie vorzugsweise Eiterung herbei. Der Eintritt der Arachnitis kann entweder augenblicklieh nach der Verletzung, oder einige Stunden oder Tage nachher erfolgen. Unter allen Symptomen verdient der Kopfschmerz die grösste Aufmerksamkeit des Arztes. Die Entzündung beschränkt sich nicht blos auf eine Stelle, wo die äussere Gewalt eingewirkt, sondern gewöhnlich ist sie allgemein, und kontraindizirt die Anwendung des Trepans im zweiten und dritten Stadium. Sonnenstich, organische Fehler des Gehirns, apoplektische Konstitution, Blutextravasate in der Hirnsubstanz, deprimirende Gemüthsaffekle. Die mittelbaren bestehen in Metastasen, gichtischen, rheumatischen, unterdrückten Ausleerungen, zurückgetretenen Exanthemen, Gesichtsrose, Hydrophobie, Missbrauch weingeistiger Getränke.

der Kopiorgane.

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In vielen Fällen ist es nicht möglich eine besondere Ursache zu entdecken. Die Arachnitis gesellt sich zu Entzündungen anderer serösen Häute, zur Pleuritis, zur Peritonitis u. s. w. Endlich können noch epidemische und miasmatische Verhältnisse der herrschenden Krankheit die Form der Arachnitis ertheilen, wie sie zu andern Zeiten die der Pleuritis oder Gastroenteritis hervortreten lassen. Im Typhus, im gelben Fieber u. s. w. hat man dies zu beobachten häufig Gelegenheit. Das G e s c h l e c h t scheint von grossem Einfluss auf die Entstehung der Arachnitis zu sein. Die Zahl der von dieser Krankheit befallenen Männer überstieg um das dreifache die der Weiber. Kein A l t e r bleibt von dieser Krankheit ganz verschont; am seltensten kommt sie bei Greisen vor, am häufigsten im Jünglings- und Mannesalter. Dauer, Typus, Verlauf. Die Dauer dieser Krankheit beträgt gewöhlich 7—18 Tage; der Tod kann schon am 3. oder 4. eintreten. Wenige Kranke überleben den '25. Tag; nur bei 3en verlängerte sich die Krankheit über den 30. Tag. Der Typus der Arachnitis ist gewöhnlich anhaltend, mit Exacerbationen und Remissionen, deren Dauer und Intensität verschieden ist; zuweilen, doch nur in seltenen Fällen, nimmt diese Entzündung die Form einer Intermittens an, sowohl mit demQuotidian alsTertian— oder Quartan-Typus. Wie andere seröse Membranen, kann auch die Spinnwebenhaut an einer Entzündung leiden, die sich durch ihre eigenthümlichen Symptome nicht verräth (Arachnitis latens, occulta). Indessen ist diese äusserst selten, was auch von der chronischen Arachnitis gilt. Behandlung. In Bezug auf die therapeutischen Vorschriften über Anwendung der Blutziehungen, der ableitenden Mittel, der kalten Uebergiessungen, u . s . w . u s . w . muss hier auf den Artikel E n c e p h a l i t i s verwiesen werden. Es mögen hier nur einige Vorschläge und Versuche eine besondere Erwähnung finden. Es gehört hierher die K o m p r e s s i o n d e r K a r o t i d e n , um einen starken Andrang des Blutes nach dem Gehirn zu hemmen. Dieses sinnreiche Mittel wurde zuerst von B l a n d zu Beaucaire in einem Falle, wo ein dringend indizirtes Aderlass nicht augenblicklich instituirt werden konnte, angewendet. Man verrichtet diese Kompression, indem man entweder die Karotiden einander nähert, und gegen den untern Theil des Larynx stark anpresst, (bei Kindern mittelst des Daumens und Zeigefingers; bei Erwachsenen mittelst des Daumens und Mittelfingers), oder indem man die Wirbelsäule zum Stützpunkt nimmt, und die Karotiden mit dem Daumen

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Entzündungen

und Z e i g e - oder Mittelßnger, oder mit dem Mittel- und Zeigefinger von vorn nacli hinten drückt. D a s erste Verfahren kann man bei mageren Kranken mit sichtbaren, leicht zu fassenden Karotiden und wenig hervorragendem Kehlkopf befolgen; das zweite bei fetten Individuen, deren Karotiden reichlich mit Zellgewebe umgeben sind. Die Dauer der Kompression, welche B l a n d nie über 50—60 Sekunden verlängert hat, richtet sich nach der Konstitution des Kranken und der Intensität der Zufälle. Bei robusten, vollblütigen Subjekten mit kräftigem, vollem Pulse, muss sie längere Zeit fortgesetzt werden, als in den entgegengesetzten Fällen. Man wiederholt sie mit öfteren Unterbrechungen selbst dann noch, wenn die dringenderen Symptome des Blutandrangs, Betäubung, Rothe des Gesichts u. s. w . schon gewichen sind. ' Eine besläudige W i r k u n g der Kompression w a r beträchtliche Verminderung der Pulsfrequenz, so wie des ganzen fieberhaften Zuetandes. Nur im Anfange der Entzündung, im ersten Stadium, lässt sich von diesem Mittel ein günstiger Erfolg erwarten; in den späteren Perioden, w e n n schon organische Veränderungen eingetreten sind, w ü r d e es die Zufälle verschlimmern. Von der Anwendung des B rechWeinsteins in kleiner, Uebelkeit erregender Dosis, welche D e s a u l t und B i c h a t bei Kopfwunden so sehr wirksam fanden, lässt sich auch in der Arachnitis aus inneren Ursachen einiger Erfolg erwarten. Es ist daher rathsam, ihn zu versuchen, ausgenommen bei Kindern, w o nicht selten eine Darmentzünzündung die Arachnitis komplizirt.

Die hitzige Gehirnhöhlenwassersucht. cephalus acutus. Nach G ü l i s , F o r m e y und

Hydro-

Guersent.

Die hitzige Gehirnhöhlenwassersucht ist immer eine SekundärKrankheit einer vorausgegangenen entzündlichen Turgeszenz und Entzündung (Encephalitis der Gehirnhäute) oder der Gefässe des Gehirns selbst, und besteht in einer Austretung oder Durchschwitzung des Blutwassers und der gerinnbaren Lymphe zugleich, in die Höhlen des Gehirns, wovon ersteres stets in den Ventrikeln oder in der Substanz desselben sich anhäuft, und letztere als eine Sülze oder schleimige H a u t die Vertiefungen der Darmwindungen mehr oder weniger ausf ü l l t , die W ä n d e der Gehirnhöhlen als eine Pseudomembran umkleid e t , die Grundfläche des Schädels belegt, die Wiederaufsaugung des ersteren hindert, und den apoplektischenTod zur Folge h a t ; oder sie

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Entzündungen

und Z e i g e - oder Mittelßnger, oder mit dem Mittel- und Zeigefinger von vorn nacli hinten drückt. D a s erste Verfahren kann man bei mageren Kranken mit sichtbaren, leicht zu fassenden Karotiden und wenig hervorragendem Kehlkopf befolgen; das zweite bei fetten Individuen, deren Karotiden reichlich mit Zellgewebe umgeben sind. Die Dauer der Kompression, welche B l a n d nie über 50—60 Sekunden verlängert hat, richtet sich nach der Konstitution des Kranken und der Intensität der Zufälle. Bei robusten, vollblütigen Subjekten mit kräftigem, vollem Pulse, muss sie längere Zeit fortgesetzt werden, als in den entgegengesetzten Fällen. Man wiederholt sie mit öfteren Unterbrechungen selbst dann noch, wenn die dringenderen Symptome des Blutandrangs, Betäubung, Rothe des Gesichts u. s. w . schon gewichen sind. ' Eine besläudige W i r k u n g der Kompression w a r beträchtliche Verminderung der Pulsfrequenz, so wie des ganzen fieberhaften Zuetandes. Nur im Anfange der Entzündung, im ersten Stadium, lässt sich von diesem Mittel ein günstiger Erfolg erwarten; in den späteren Perioden, w e n n schon organische Veränderungen eingetreten sind, w ü r d e es die Zufälle verschlimmern. Von der Anwendung des B rechWeinsteins in kleiner, Uebelkeit erregender Dosis, welche D e s a u l t und B i c h a t bei Kopfwunden so sehr wirksam fanden, lässt sich auch in der Arachnitis aus inneren Ursachen einiger Erfolg erwarten. Es ist daher rathsam, ihn zu versuchen, ausgenommen bei Kindern, w o nicht selten eine Darmentzünzündung die Arachnitis komplizirt.

Die hitzige Gehirnhöhlenwassersucht. cephalus acutus. Nach G ü l i s , F o r m e y und

Hydro-

Guersent.

Die hitzige Gehirnhöhlenwassersucht ist immer eine SekundärKrankheit einer vorausgegangenen entzündlichen Turgeszenz und Entzündung (Encephalitis der Gehirnhäute) oder der Gefässe des Gehirns selbst, und besteht in einer Austretung oder Durchschwitzung des Blutwassers und der gerinnbaren Lymphe zugleich, in die Höhlen des Gehirns, wovon ersteres stets in den Ventrikeln oder in der Substanz desselben sich anhäuft, und letztere als eine Sülze oder schleimige H a u t die Vertiefungen der Darmwindungen mehr oder weniger ausf ü l l t , die W ä n d e der Gehirnhöhlen als eine Pseudomembran umkleid e t , die Grundfläche des Schädels belegt, die Wiederaufsaugung des ersteren hindert, und den apoplektischenTod zur Folge h a t ; oder sie

der Kopforgane.

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ist jene Gattung von Entzündung, in deren Verlaufe sich Serum und Lymplie, aus den in der Schädelhöhle von Blut strotzenden Gefössen durchschwitzend, in die Höhlen des Gehirns ergiesst'). Die Symptome und pathognomonischen Zeichen der Encephalitis, die Wirkung der antiphlogistischen Heilmittel,/ verbunden mit äusserlichen und innerlichen, entleerenden und ableitenden Mitteln, nnd die bei Obduktionen der an der hitzigen Gehirnhöhlenwassersucht Verstorbenen vorgefundenen Erscheinungen, welche eine Entzündung zum Vorläufer gehabt haben müssen, bestimmen diese Krankheitsform als eine entzündliche. Die Krankheit schont kein Alter; Jüngling, Mann und Greis werden von ihr befallen, doch ist sie dem kindlichen Alter am gefähr*) Es fehlt viel, dass die Nosologen eine feste Ansicht von der Natur des akuten Hydrocephalus haben, und über die Stelle einig sind, welche diese Krankheit im nosologischen Systeme einnehmen muss. Die Alten betrachteten alle akuten Ergüsse, die hl den Gehirnhöhlen statt lialien, als das Resultat einer Art Apoplexie, die sie s e r ö s e nannten. Die Untersuchung von W e p f e r und M o r g a g n i hatten dieser Ansicht, die sie auf Thatsachen begründeten, eine gewisse Konsistenz gegeben, und sie hat deshalb lange Zeit in den Schulen gegolten. W h y t t , welcher zuerst den grossen Unterschied bemerkte, welcher zwischen den Symptomen, die gewöhnlich die serösen Ergüsse des Gehirns bei den Kindern begleiten, und denen, welche das Resultat einer schnell eintretenden Blutung in dem Gewebe dieses Organs sind, Statt findet, glaubte diese Krankheit an den chronischen Wasserkopf, wegen der Analogie der in beiden Fällen ergossenen Flüssigkeiten, anreihen zu müssen, und belegte die Krankheit mit dem Namen a k u t e r W a s s e r k o p f , den sie aucli jetzt noch führt. Der Verfasser der Nosographie philosophique hat zuerst die Ansicht von Meyseray, der den akuten Hydrocephalus als ein Geliirnfieber beschrieben, angenommen; später aber hat er seine Meinung geändert, und ihn unter die Wassersuchten gerechnet. Da die pathologischanatomischen Untersuchungen bewiesen hatten, dass der akute Erguss in die Ventrikel beinahe immer von organischen Veränderungen der Hirnhäute oder des Gehirns begleitet ist, so hat man den serösen Erguss nur für eine sekundäre Wirkung gehalten. Mehrere Schriftsteller haben demnach in dem Hydrocephalus von W h y t t nur eine Arachnitis, und andere nur eine eigentümliche Gehirnentzündung gesehen, die man Encephalitis exsudatoria genannt hat. Mehrere Anhänger der Fieber haben aus dem Hydrocephalus ein Gehirnfieber gemacht, während B r o u s s a i s behauptet hat, dass der seröse Erguss in das Gehirn meistentheils nur ein symptomatischer oder sympathischer Erguss der Magendarm-Affektionen wäre. Ein neuerer Anatom hat endlich, indem er die symptomatischen Unterscheidungen, welche zwischen den Gehirnblutungen und den serösen Ergüssen Statt finden, unberücksichtigt liess, die Unterscheidung der Alten in seröse uud blutige Apoplexie a u f s neue hervorgesucht, und unter dem Namen Apoplexia meningea alle serösen Ergüsse in den Gehirnhöhlen vereinigt. ( G u e r s e n t Dict. de Medecine. Artikel: Hydrocephalus.)

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Entzündungen

liebsten, ergreift die Kleinen schon in den ersten Tagen ihres Daseins, wüthet unter ihnen am stärksten um die Zeit des Zahnens, und mordet sie auch nach dem Zahnwechsel, bis zur Periode der Mannbarkeit, sehr oft, ohne eine bestimmte Deformität des Kopfes. Hat man Gelegenheit, diese Krankheit von ihrem Entstehen an bis zu ihrem Ende genau zu beobachten, so findet man, dass dieselbe in ihrem Verlaufe bestimmte Perioden oder Stadien habe, welche sich durch die jeder Periode eigenthümlichen, pathognomonischen Zeichen von einander unterscheiden. Solcher Stadien giebt es nur 4 an der Zahl, nämlich: das Stadium der Turgeszenz nach dem Kopfe, der örtlichen Entzündung der Häute, oder der Substanz des Gehirns oder beider zugleich, der Trapssudation des Blutwassers und der Lymphe gewöhnlich in die Höhlen des Gehirns, und das Stadium der Lähmung. I t e s S t a d i u m . A n f a n g und V e r l a u f d e r T u r g e s c e n z . Die Kinder fangen an gegen Dinge, die sie sonst liebten, mit denen sie sich gern unterhielten, und gegen Menschen, denen sie sonst zugethan waren, gleichgültig zu werden. Ihre Munterkeit, ihre Lebhaftigkeit und gute Laune verstummt, sie werden empfindlich, mürrisch, licht- und menschenscheu. Die lebhaften Farben ihres Gesichts fangen an zu welken; nur dann, wenn auf dieses Stadium das folgende mit Heftigkeit und Wuth eintritt, bemerkt man eine lebhaftere Farbe wenige Augenblicke vor dem Uebergange in den encephalitischen Zustand; das Feuer ihrer Augen fängt an zu erlöschen, die elastischen Muskeln erschlaffen, die volle, runde Gestalt ihres Körpers schwindet, und ihre Leichtigkeit geht in Schwerfälligkeit über. Sie gehen selten zu Stuhle-, lassen wenig Urin, essen und trinken mit weniger Lust, erwachen aus ihrem Schlafe gewöhnlich matter, als sie vorher waren. Grosse klagen bei dem Aufstehen aus dem Bette oder Aufsitzen in demselben, über Schwindel, augenblickliche Betäubung; kleinere äussern dies durch ein gewisses Wanken mit dem Kopfe und durch ein plötzliches Verstummen, wenn sie auch schon im Schreien begriffen waren. Erstere beschweren sich über rheumatische Schmerzen in den Gliedern, besonders im Nacken, den Fusssohlen und W a den; letztere geben diese Gefühle durch die Bewegung mit den Händen nach dem Hinterhaupte, und durch ein vom Schmerz erpresstes Weinen zu erkennen. Ihr Puls, der übrigens von seiner natürlichen Geschwindigkeit noch wenig oder gar nicht abweicht, schlägt beim aufrnerksamen Fühlen zuweilen einige Schläge schwächer an, und setzt manchmal sogar aus. Gewöhnlich ist es der 7., 9., 16., 17. oder 31. Schlag, den der tastende Finger schwächer oder auch gar nicht fühlt. Die Haut ist jetzt schon trocken, und ohne alle Ausdünstung; man kann die Haarzwiebeln des Ober- und Vorderarmes, so wie des Schenkels und der Wade bei erwachsenen Kindern zuweilen durch die erschlaffte Haut durchfühlen. Aus einem Zustande,

der Kopforgane.

2G7

der jenem des tiefen Nacbsinncns ähnlich ist, erwachen sie unter tiefen Athemzügen, und fangen wieder ihre Umgebung, an -welchen sie keinen Antheil zu nehmen schienen, zu bemerken an. Sie wechseln zuweilen die Farbe des Gesichts, klagen bald über Wallungen, bald über einen flüchtigen Schauer. Müssen sie gehen, so ist ihr Gang mühsam, ohne Gleichgewicht und Festigkeit; im Vorschreiten heben sie den Fuss öfters so hoch auf, als wollten sie eine Treppe steigen; sie wanken im Gehen, und straucheln wie Betrunkene *). Bei schwächlichen, reizbaren, empfindlichen Kindern mit erblichen Anlagen, oder bei jenen, welche schon an einer langwierigen Krankheit, vorzüglich an chronischer Wasseransammlung in den Uirnhöhlen, an allgemeiner Drüsenkrankheit, an beschwerlichem Zahnen, an schwacher Verdauung, mit wiederholtem Erbrechen u. s. w. leiden, wird der Anfang dieser mörderischen Krankheit, wegen der kaum bemerkbaren Krankheitszufälle, fast immer übersehen, und von den erfahrensten Aerzlcn diese krankhaften Erscheinungen einem andern Uebelsein zugerechnet. Folgende Erscheinungen verdienen daher besondere Beachtung, und werden immer mit grosser Wahrscheinlichkeit die Turgeszenz der Gehirnhöhlenwassersucht vermutlien lassen. Es gehören dahin: Eingetretene Gleichgülligkeit bei einer sonst erhöhten Empfindlichkeit und Reizbarkeit; seltener Stuhl bei sonst häufigen und weichen Ausleerungen; sparsamer, jumentöser oder mehr gelb gefärbter Urin, mit oder ohne Bodensatz; Trockenheit der Haut, welche vorher sehr leicht bei der mindesten Bewegung, ja sogar beim Essen und Trinken, und vorzüglich während des Schlafes schwitzte; R u h e , welche oft plötzlich bei sonst äusserst unruhigen Kindern folgt; scheinbarer Tiefsinn und Ernst, welche män vorher nicht wahrgenommen, und endlich die vorher schon angeführten Erscheinuugen. Noch weit schwerer ist die Gegenwart der Turgeszenz dieser Krankheit bei jüngeren Kindern von einem, 2 , 3 , 4 Monaten zu erkennen, zumal *) F o r m e y (Horn's Archiv. 9.Band 1 8 1 0 ) nennt als wesentliche Symptome dieses Zeitraumes: 1) Ein kleiner ganz > feiner, trockener Ausschlag, wodurch die Farbe der Oberhaut nicht verändert wird, der, wie man sagt, zwischen Fleisch und Haut seinen Sitz zu haben scheint, ist an den Oberarmen, und zwar bloss an ihren äussern Seiten, an den Wangen und zuweilen an den Lippen bemerklich. Diese Efflorescenz der Haut sieht dem sogenannten Zahnausschlag der Kinder einigermaassen ähnlich, und wird oft dafür gehalten. 2) Ein trüber, ganz malkenartiger Urin geht von den Kranken ah. Es ist dies eins der bestimmtesten Zeichen der krankhaften Gehirnthätigkeit. 3 ) Schnelle Aenderung des Betragens der Kinder, Yerdriesslichkeit, Unart. 4 ) Straucheln beim Gehen und Fallen der Kinder. 5 ) Neigung zum Erbrechen und wirkliches Erbrechen. 6 ) Abgang eines grün gefärbten dünnen, schleimigen Stuhlganges.

Entzündungen

268

die Kleinen in diesem Alter leicht nnd gern in gesundem Zustand sich erbrechen, plötzlich aas ihrem Schlafe aufschreien, bei einer geringen Veberladung des Magens soporös da liegen, und ihr Puls be'i kleinen Indigestionen, leichten Windkoliken, j a selbst bei dem besten Wohlsein nicht selten von seinem natürlichen regelmässigen Zustande abweicht. Folgende Krankheitszeichen werden, bei einer genauen Anamnesis und Rücksicht auf die Konstitution des Kranken, zur richtigen Diagnose führen: Schlaflosigkeit; ungewöhnliches, unausgesetztes Schreien, ohne Zeichen einer anderen vorhandenen Krankheit, mit Rückwärtsbeugung des Kopfes und Krümmung des Rückens; Verkeichen bis zur Athemlosigkeit während dieses Schreiens; Erschrecken bei der sanftesten Berührung; vermehrte Empfindlichkeit des Auges gegen stärkeres Licht; ein bis zum höchsten Grade kränklicher Reizbarkeit gesteigertes Gehör, so dass sie aus dem besten Schlafe durch das leiseste Geräusch schon erwachen; verminderte Esslust und mangelnder Durst bei Kindern, die sich's vorher wohlschmecken liessen; Weinen bei geringer, und plötzliches Verstummen bei einer jähen, schnellen Bewegung des Körpers; immerwährendes Greifen mit den Händchcn nach dem Nacken; Seitenlage mit zurückgezogenem Kopfe; sparsamer, die Windeln mehr als vorher färbender Urin; seltenere Entleerung des Stuhls, welcher bald, nachdem er entleert worden, einte dunkelgrüne Farbe annimmt; gänzliches Verstummen der Winde und Blähungen, die vorher häufig tönend abgingen; vermehrte Wärme des Kopfes, besonders an Stirn und Nacken. Diese Art des Entstehens der hitzigen Gehirnhöhlenwassersucht ist leider die frequenteste, ühd nur selten tritt sie unter mehr tumultuarisclien Erscheinungen auf. Es werden nämlich die Kinder, nach einer plötzlich eingetretenen Mattigkeit, Betäubung, Schwindel, heftigen Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, weiss belegter Zunge, Neigung zum Erbrechen, vollem, hartem, langsamen Pulse, von einem heftigen Fieberanfall, meistens mit grässlichen Konvulsionen schnell ergriffen, und bieten so dem Arzte ein viel anschaulicheres Bild der Krankheit dar, als jene obenerwähnten, nur langsam heranschleichenden Erscheinungen. 2.

Stadium.

Entzündungs - Periode.

Hier verlieren sich die Zeichen der Turgescenz, und die des phrenitisclien Zustandes treten hervor. Die Kranken klagen über peinliche Schmerzen in der Stirngegend, die auf die Augen drücken, bis in die Schläfe sich ausdehnen, und zuweilen mit Koliken abwechseln, über Gliederschmerzen, heftiges Spannen und Ziehen im Nacken. Von einer innern Angst gequält, finden sie keine Stellen, auf der sie blieben, und keinen Menschen, der sie beruhigen könnte. Da$ Auge

der Kopforgane. wird scbeu, zieht sich in seine Höhle zurück, und öffnet sich nur im Dunkeln vollkommen. Von seiner Hülle kaum zur Hälfte bedeckt, sucht es sich vor den einfallenden Lichtstrahlen zu bergen, und hinter das obere Augenlid zu verkriechen. Der Kopf des Kranken ist jetzt heisser anzufühlen, vorzüglich die Nacken - und Stirngegend; die Kranken liegen auch in diesem Stadio der Krankheit oft lange in einem ßetäubungszustande, der sich nur dadurch von jenem des dritten Zeitraumes unterscheidet, dass die Kranken hier oft mit einem durchdringenden Schrei aus ihrem Taumel auffahren, wieder zusammen sinken, und lange noch wimmern. Die Drosselschlagadern pulsiren stark; das Gesicht wird bleich, fällt ein, oder läuft in seltenen Fällen ödematös auf, und nimmt eine fremde Gestalt an. Diese Veränderung der Gesichtszüge ist unstreitig ein pathognomonisches Zeichen der hitzigen Gehirnwassersucht. Die Nase ist trocken, die Lippen sind bleich oder matt dunkelroth, und zerspringen vor Trockenheit. Die Zunge wird unrein; Durst und Esslust hören bei den Meisten auf, und nur im tumultuarischen Eintritte ist jener oft unersättlich. Die Kranken erbrechen sich gewöhnlich 4 — 6 Mal binnen 24 Stunden; doch hört dies Erbrechet bald auf, und wird durch das Bewegen des Kranken, oder Aufsitzen im Bette vermehrt. Einige Kranke pflegen immer zu käuen, oder wie die Kutscher den Pferden die Zunge zu geben, und mit derselben zu schnalzen. Das Athemholen wird öfters von Seufzern und tiefen Athemzügen unterbrochen. Die ausgeathmete Luft hat bei den meisten Krankheiten schon in diesem Momente ihren eignen üblen Geruch. Die Magen- und Lebergegend ist bei einem starken Drucke empfindlich; der Bauch, der bei vielen vorher sehr gross und ausgedehnt war, fällt ohne vermehrte Stuhlsekrelion zusammen, ja sogar die Skropheln in dem Gekröse scheinen sich zu vermindern. Das Verschwinden des Bauches während der Krankheit ist ein pathognomonisches Zeichen, und zugleich das sicherste Unterscheidungssymptom des Typhus von dieser Krankheit. Der Leib bleibt oft gegen Abführmittel und Klystire hartnäckig verstopft; der Stuhl ist leimartig, zähe, meistens braun, und nicht sehr stinkend. Blähungen gehen fast gar nicht ab. Der Urin geht nur in geringer Menge, oft mit Schmerzen ab; er ist anfangs trübe, schmutzig weiss, in den folgenden Stadien aber hochgelb, bildet schon in diesem Stadio das karakteristische, weisse, schleimige Sediment; er riecht wenig, bricht sich aber schon in den nächsten Stunden, und affrart die Geruchsnerven dann mehr. Das Gehör wird jetzt fein und empfindlich; die Nächte sind meistens schlaflos, oder der Schlaf ist unruhig; die Kinder knirschen mit den Zähnen, träumen viel, und schreien im Traume auf. Der Puls gleicht in den meisten Fällen dem eines Greises; er ist langsam,' ungleich und aussetzend. Doch fühlt man ihn auch bei Kindern un-

Entzündungen

270

ter einem Jahre zuweilen vollkommen regelmässig, mehr oder weniger fieberhaft. Die Haut, die noch vor kurzem gespannt w a r , wird (schlapp, trocken und missfarbig. Gewöhnlich liegen die Kinder jetzt auf der einen Seite so wie auf der andern gleich leicht; die Hand derselben Seite, auf welcher sie liegen, unter dem Kopfe, die andere bald ausgestreckt, bald nach dem Kopfe bewegt, oder zwischen die Beine geschoben, als sollte sie die Schamtheile bedecken.

3.

Stadium.

Transsudations - Periode.

Die meisten der erst beschriebenen Krankheitszufälle von wenigen Slunden bis 2 , 4 , 6 und mehreren Tagen, fangen an sich zu verschlimmern; die Kleinen können nicht mehr ausser dem Bette verweilen, auch nicht mehr aufrecht sitzen. Sie liegen jetzt ruhig am gewöhnlichsten in der Rückenlage, wobei sie mit einem oder beiden Füss'en immerwährend die Bettdecke von sich stampfen. Sie schaukeln mit den Beinen, fahren mit der Hand nach dem Kopfe, nach dem Munde oder der immer trocknen Nase. Alle äusseren Sinne, ausser dem Gehör, welches in diesem Sladio noch empfindlich ist, werden stumpf oder ganz vernichtet; die Empfindlichkeit der Augen, die im vorigen Stadium krankhaft erhöht w a r , wird bis zu einem hohen Grade von Stumpfheit herabgestimmt; ihr Focus wird verrückt, ihr schielender Blick ist nach abwärts gerichtet, die Pupille erweitert, doch gegen stärkeres Licht noch etwas empfindlich. Die Sehkraft ist schwach, täuschend; die Kranken sehen die Gegenstände oft doppelt, oder glauben sie entfernter, als sie wirklich sind, und machen Fehlgriffe, wenn sie mit zitternden Händen darnach greifen wollen. Jammern und Stöhnen hört man bei jedem Alhemzuge; weit reissen sie öfters die Augen auf, und schliessen sie sogleich wieder; auf ihrem Gesichte mahlt sich finsterer Ernst. Auffallend magern sie jetzt zum Skelette ab; die Haut ist trokken, und nur hier und da brechen partielle Schweisse aus. Der Urin geht schon unwillkührlich ab; Stuhl folgt auch bei grossen Gaben Kalomel selten ohne Klystire, und ist meistens natürlich, weich und breiartig. Der Puls wird bei seiner immer mehr zunehmenden Unregelmässigkeit auch immer schwächer; der Athem wird mehr und mehr von Seufzern unterbrochen, iinmer stinkender, und die allgemeine Schwäche grösser. Der soporöse* Zustand, in welchem sie mit den Zähnen knirschen, und aus welchem sie nicht mehr jäh und mit Heftigkeit aufschreiend erwachen, wie sie es im vorigen Stadio thaten, geht bald ganz in Betäubung über, und nur noch einmal pflegen die Kranken daraus zu erwachen, Bewusstsein zu bekommen, um bald wieder in die vorige Lethargie zu versinken.

der Kopforgane. 4.

Stadium.

Periode

der

271 Lähmung.

Zu dem so eben beschriebenen Zustand, der 10, 14, 15, 21 seilen 30 Tage andauern kann, gesellen sich nun noch folgende Erscheinungen. Allgemeine Zuckungen, auf welche immer Lähmung meistens der rechten Seite, und öfters ein Krampf folgt, der den Kopf nach hinten abwärts zieht, und nur mit dem Tode endet, verzerren die Gesichtszüge und Gliedmaassen des Kranken auf eine grässliche Weise. Ein heftiges Fieber, die letzte Anstrengung der Natur, die Ursachen des Todes, das Extravasat aus dem Gehirn hinwegzuschaffen, erfolgt. Der Kopf trieft vom Todesschweiss, alle Sehkraft ist erloschen, die Pupille des konvulsivisch bewegteh Auges ist im höchsten Grade erweitert, und nur in seltenen Fällen krampfhaft, verengert. Die Hornhaut ist meistens mit Schleim bedeckt, und das Auge tritt jetzt wieder etwas mehr aus der Orbita hervor. Das Schlucken wird sehr beschwerlich; der Urin geht unwillkürlich ab, er ist sparsam u n d , wie in der vorigen Periode, hochgelb mit weissem Bodensatz. Der Puls wird äusserst schnell, unregelmässig, aussetzend; der Athem ist kurz, schnell, und wird allmählig kalt; die Füsse schwellen etwas an. Den Krampf, der den Kopf nach hinten, und den nicht gelähmten Arm längs des Rumpfes nach unten ausgestreckt an seiner Seite fest an den Körper zieht, löset endlich der Tod, der oft unter grässlichen Verzerrungen des Gesichtes erfolgt. D i a g n o s e . Pathognomonische Symptome für das 1. S t a d i u m sind: Schwindel, augenblickliche Betäubung bei einer schnellen Bewegung des Kopfes; unruhiger Schlaf; stolpernder, schwerfälliger Gang; Empfindlichkeit und üble Laune, veränderter Habitus des Kranken. Für das 2. S t a d i u m : Heiliger Kopfschmerz; Neigung zum Erbrechen und wirkliches Erbrechen; erhöhte Empfindlichkeit des Auges gegen das Licht; gestörte Darmausleerung; veränderte Physiognomie; Neigung zum Schlaf. Für das 3. S t a d i u m : Gleichgültigkeit und Stumpfheit; Unempfindlichkeit des Auges gegen das Licht, mit Erweiterung der Pupille; langsamer, unregelmässiger Puls; unwillkührlicher Abgang des Urins; Schlummersucht. Für das 4. S t a di u m : Halbseitige "Zuckungen; allgemeiner Krampf; Opisthotonus; Reizlosigkeit der Pupille; schneller, kleiner, fadenförmiger, aussetzender Puls; schnelles kurzes AUimen. Unterscheidung

von anderen

Krankheiten.

1 ) Von dem W u r m - und S c h l e i m f i e b e r . Die hitzige Gehirnhöhlenwassersucht hat in ihrem Verlaufe bestimmte 4 Stadien, endet selten oder nie vor dem 13. Tage, und selten nach dem 21. Tage, befällt mehr blühende, gesunde Kinder, macht keine deutlichen

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Entzündungen

Remissionen, ist mit auffallender Veränderung der Gesichtszüge verbunden, tritt mit heftigem Kopfweh in der Stirngegend, Appetitlosigkeit, Verstopfung, sparsamem, milchweissem, trübem Urin auf; dabei findet Schlaflosigkeit, oder unruhiger, oft unterbrochener Schlaf Statt; der Puls ist anfangs natürlich, wird dann langsam und aussetzend und zuletzt erst fieberhaft; die Kranken sind unruhig, werfen sich im Bette umher, greifen mit der Hand nach dem Kopfe; das Auge ist anfangs empfindlich, wird später erst gegen das Licht unempfänglich; das Gehör ist anfangs scharf; die Nase ist trocken; die Temperatur des Kopfes ist erhöht; die Kinder magern sehr schnell ab; es zeigt sich ein eigner Ausschlag um den Mund, und an mehreren Theilen des Körpers. Im Wurmfieber hingegen ist der Verlauf ohne bestimmte Stadien, endet seilen vor dem 21., oft erst nach dem 30. oder 40. Tage der Krankheit; es werden meist phlegmatische, überfütterte, dickbäuchige Kinder davon befallen; das Fieber macht deutliche Remissionen; das Gesicht bleibt unverändert; der Schmerz befallt mehr die Bauchgegend; die Wurmkranken essen viel, und haben starke Ausleerungen; der Schlaf ist fest; der Puls ist gleich anfangs unregelmässig und fieberhaft, niemals langsamer als im Normalzustände; die Kinder liegen ruhig im Bette; das Auge zeigt keine erhöhte Empfindlichkeit, und wird auch später nicht unempfänglich gegen den Reiz des Lichtes; die Kranken hören meistens schwer; die Nase ist feucht und juckt; der Bauch ist meistens am heissesten anzufühlen; die Kranken magern nicht ab, der Bauch wird sogar grösser, und es gehen Blähungen hörbar ab. 2) Von dem chronischen Wasserkopfe unterscheidet sich die hitzige Geliirnhöhlenwassersucht schon durch den Verlauf der Krankheit, und durch den Sitz der ausgetretenen Flüssigkeit in der Schädelhöhle; dazu kommt noch in vielen Fällen die Differenz in der äussern Bildung oder Gestaltung des Kopfes. Die hitzige Gehirnwassersucht ist niemals, der chronische Wasserkopf sehr oft angeboren; im ersteren verändert sich die äussere Form des Kopfes nicht, im letzterem stellt sie sich meistens vergrössert da; in jenem ist starker Kopfschmerz, in diesem nur stumpfer Schmerz zugegen. A e t i o l o g i e . Die Ursachen zerfallen in prädisponirende und okkasionelle. Zu den ersteren gehören: das kindliche Alter, grosse Lebhaftigkeit und Munterkeit, Uebergewicht des Kopfes und Gehirns zum übrigen Körper, die Evolutionsvorgänge; anhaltender Reiz von durchbrechenden Zähnen oder von W ü r m e r n , erlittene Gewaltthätigkeiten am Kopfe während der Geburt, allzufestes Wikkeln der kleinen Kinder, der Keuchhusten, langwierige Krankheiten des Unterleibes, als der Milz, Leber, der Gekrösdrüsen, chronischer innerer Wasserkopf. Ferner sind hier noch zu nennen: schädlicher Gebrauch schlafmachender Mittel, der Mohnköpfe, des Opium's, IJyoscyamus, der Belladonna;

der Kopforgane.

273

langwierige Leibesverstopfung, durch welche Kongestionen nach dem Kopfe herbeigeführt werden; geistige Getränke, endlich noch erbliche Anlage. Zu den okkasionellen Momenten gehören: Erkältung des Kopfes, besonders bei Neugeborenen, heftige Erschütterung des Gehirns durch Fall, Stoss der Wiege, Schlag; jäh gehemmte Ausflüsse aus Geschwüren, unterdrückter Kopfausschlag, schnell geheiltes Wundsein; Zurücktreten fieberhafter Ausschläge; äussere Entzündungen am Kopfe und Gesichte; entzündliche Alfektion der Baucheingeweide; Missbrauch der Brechmittel und Narkotika. D a u e r u n d A u s g a n g . Der grösste Tbeil der von der hitzigen Gehirnhöhlenwassersucht Ergriffenen wird eine Beute des Todes; selten geht die Krankheit in Genesung oder in eine andere Krankheit, als: Blindheit, Taubheit, Blödsinn, Fallsucht, halbseitige Lähmung, und in den chronischen Wasserkopf über. Die Kranken, welche wieder genesen, können nur in dem Momente der Turgescenz und der Lokalentzünduug gerettet werden; auch geschieht der Uebergang in eine der eben angeführten Krankheiten meistens im Momente zwischen dem Stadio der Entzündung und dem der Transsudaten, und erfolgt er später, so ereignet es sich nur unter den bei der Prognose noch anzugebenden' Bedingungen. Der Tod erfolgt gewöhnlich erst im 4. Stadio der Krankheit, selten früher. W a s die D a u e r der Krankheit betrifft, so stirbt die Mehrzahl der Kranken zwischen dem 13. und 17. Tage, selten vor dem 8. und nach dem 24. Tage. Uebrigens lehrt die Erfahrung, dass der früher oder später erfolgte Tod, von der grössern oder geringem Empfindlichkeit oder erhöhten Reizbarkeit des Gehirns, vom langsamem oder schnellern Anhäufen der ausgetretenen Flüssigkeiten, von dem Grade der Heftigkeit der einwirkenden Ursachen, von dem Gebrauche der mehr oder weniger zweckmässigen Heilmittel, und von derZeit und dem Maasse, in dem sie angewendet wurden, abhängt. L e i c h e n b e f u n d *) Die organischen Veränderungen, die man im Gehirn in Folge der akuten Hydrocephalen beobachtet, sind Von verschiedener Natur. Man kann sie unter 3 von einander verschiedene Arten bringen: die einen sind alt, und schreiben sich von einer mehr oder weniger entfernten und früheren Epoche, als der des Hydrocephalus her; die anderen sind gleichzeitig, und fallen mit ihm zusammen; endlich sind die letzten organischen Veränderungen mehr oder weniger wesentlich an den serösen Erguss selbst gebunden. Unter >der ersteren Abtheilung finden sich die Tuberkel, die Skirrhen, die Encephaloiden, die Schwämme der harten Hirnhaut, die apoplektischen Kysten, die Erweichungen mit rother, gelber Einspritzung ; die wahren alten und ausgedehnten chronischen Abscesse, die chronischen Verhärtungen einer oder mehrerer Partieen des Ge*) Nach G u e r s e n t , im Dictionnaire de Bledecine, Article: cephalus. 18

Hydro-

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Entzündungen

hirns, die Verdickungen der Hirnhäute. Alle diese organischen Veränderungen, die dem akuten Hydrocephalus vorausgehen, geben sich oft durch eigentümliche Symptome, an denen man sie unterscheiden kann, zu erkennen. Die Kenntniss, die man von diesen vorausgegangenen Störungen hat, wird nothwendig für den akuten Hydrocephalus, der unter diesen Umständen eintritt, sehr wichtig, denn da die meisten von diesen Störungen gewöhnlich tödtlich sind, so wird der Hydrocephalus, wie die Hauptkrankheit, durch die er entstanden, und deren Symptom er ist, unheilbar sein. Die organischen Veränderungen der zweiten Abtheilung sind alle mehr oder weniger neu, und der Epoche des Ergusses oder der Infiltration von Serum bloss einige Tage vorausgegangen. Unter diese Abtheilung gehören die tiefen und mehr oder weniger ausgedehnten rothen Injektionen der Hirnhäute und des Hirngewebes selbst, die Erweichung mit blutiger Einspritzung und rother oder violetter Färbung des Hirnmarks, die Ergüsse von eitrigem Serum in das unter der Spinnwebenhaut befindliche Gewebe, vorzüglich an der Basis des Gehirns. Diese eitrige Infiltration der weichen Hirnhaut, die ungefähr bei zwei Drittheilen von denen, welche an dieser Krankheit gestorben sind, von serösem Erguss in die Höhlen der Spinnwebenhaut begleitet wird, findet sich gewöhnlich mehr oder weniger tief in den fossae Sylvii, oder hinter der Durchkreuzung der Sehnerven und an der obern Partie des kleinen Gehirns, an der Stelle, wo die Membranen durch den grossen Hiatus dringen, um den Plexus choroideus zu bilden. Man sieht leicht ein, dass der eitrige Erguss, welcher in diesem TheileStatt findet, dadurch, dass er die Hauptstämme der Gefässe, die sich in dem Plexus choroideus verzweigen, komprimirt, alle aushauchenden und aufsaugenden Verrichtungen der Membranen der Ventrikel stören, und leichter als an allen anderen Stellen einen Erguss hervorrufen muss. Es geschieht sogar sehr oft, dass man nur an dieser Stelle eitrige Ansammlung und nur in sehr geringer Menge antrifft, so dass sie lcicht der Aufmerksamkeit eines nicht geübten Beobachters entgehen kann. Dieser Art Hirnhautentzündung der Basis des Gehirns, die zuweilen mit Gehirnentzündung komplizirt ist, gehört dem akute Hydrocephalus an, den die meisten Schriftsteller als wesentlich beschrieben haben, der sich aber in jeder -Beziehung den anderen Varietäten der Hirnhautentzündung nähert. Die organischen Veränderungen, die wesentlich an den Erguss oder an die Infiltration von Serum gebunden sind, können davon getrennt oder damit vereinigt sein. Wenn der seröse Erguss so beträchtlich ist, dass er in der grossen Höhle der Spinnwebenhaut oder in allen Gehirnhöhlen zu gleicher Zeit Statt findet, so ist die erste Veränderung, welche davon abhängt, die Depression der Gehirnwindungen, Wenn der Erguss bloss in den Ventrikeln Statt findet, so sind die Gehirn- und Schädelspinnwebenhaut gewöhnlich mehr oder

der Kopforgane.

275

weniger trocken und glänzend, wofern nicht Infiltration des unter der Spinnwebenliaut befindlichen Gewebes und des Gehirnes Slalt findet Wenn die Scheidewände der Ventrikel nicht infiltrirt sind, so können die seitlichen Ventrikel sehr ungleich erweitert, und ihre Scheidewand mehr nach der einen als nach der andern Seite hingedrängt sein. Man findet in diesem Falle oft, dass die Höhle der Ventrikelscheidewand selbst, die einige Schriftsteller mit dem Namen f ü n f l e r V e n t r i k e l belegt haben, durch das Serum ausgedehnt w i r d , und diese Erweiterung ist um so beträchtlicher, je jünger die Individuen sind, weil die Ausdehnung dieser Höhle in einem umgekehrten Verhältnisse zum Alter steht. Ziemlich oft ist der Hydrocephalus der Venlrikel mit einer serösen Infiltration der mittleren Parthieen des Gehirns verbunden; dann ist die Scheidewand gewöhnlich zerstört, das dreisäulige Gewölbe, der schwielige Körper und die Wandungen der Ventrikel, vorzüglich nach hinten, sind mehr oder weniger erweicht. Man findet auch zuweilen, aber weit seltener, eine ähnliche Erweichung der Thalami nervorum opticorum, der Corpora striata, und manchmal sogar einer Parthie der Hemisphären. Die weisse Gehirnsubslanz hat bei dieser Art Erweichung oft eine grössere Weisse, ^ls im natürlichen Zustande; sie ist ganz und gar zeriliessend, und gleicht vollkommen der im Serum schwimmenden käsigen Materie. Es ist offenbar, dass diese Erweichung, welche sich bedeutend von der, die von der Blutinfiltralion oder von einer Entzündung abhängt, unterscheidet, hier das Resultat einer dem Gehirne eigentümlichen, serösen Infiltration ist, die oft sehr schnell dieses Organ ergreift. Ein bemerkenswerther Umstand ist es, dass diese Durchdringung der Gehirnsubstanz mit Serum, in der Scheidewand des dreisäuligen Gewölbes in einem sehr deutlich ausgesprochenen Grade vorkommen kann, ohne dass sie durch ein bedeutendes Gehirnsymptom angekündigt worden ist, woraus man schliessen könnte, dass diese Erweichung, ohne irgend eine merkliche Störung in den Verrichtungen des Gehirns zur Folge zu haben, Statt finden kann, oder dass sie in der letzten Lebenszeit sehr schnell eintritt. Unmöglich kann man diese Erweichung der Maceration der, der Einwirkung der ergossenen Flüssigkeit ausgesetzten Parthieen zuschreiben; wäre dies der Fall, so müsste diese Veränderung weit häufiger beim chronischen Wasserkopfe vorkommen, wo aber grade das Gegentheil Statt findet. Die verschiedenen, hier angegebenen Arten von organischen Veränderungen können isolirt, oder alle vereinigt vorkommen. So findet man nicht selten bei den Kindern, die am akuten Hydrocephalus gestorben sind, Tuberkeln im Gehirn, Spuren frischer Hirnhautentzündung, und einen von seröser Infiltration der mittleren Parthieen begleiteten Erguss in den Ventrikeln. P r o g n o s e . Der heftigste Grad der hitzigen Gehirnhöhlenwas18 *

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Entzündungen

sersucht, der Wasscrsclilag, ist immer tödtlich; die schnellste Hülfe kommt immer zu spät, jedes bisher versuchte Reltungsmittel blieb ohne Wirkung. Auch die hitzige Gehirnhöhlenwassersucht selbst, wenn sie schon einmal ausgebildet ist, d. h. wenn die Transsudation . schon vollkommen zu Stande gekommen, weicht keinem Mittel mehr, und jeder Kranke ist dann ohne Rettung verloren. Rettung ist nur dann möglich, wenn der Arzt, noch zur rechten Zeit gerufen, unter der Turgescenz den verlarvten Feind erspäht, oder zu Anfange des Stadiums der Entzündung die .zweckmässigen Mittel rasch in Anwendung bringt. Werden im Stadio der Turgescenz oder der Entzündung auf den Gebrauch der antiphlogistischen Arzneien, des Kalomels, innerer und äusserlicher Ableitungs- und Entleerungsmittcl die hydrocephalischen Zufälle gänzlich gehoben, und kehren dieselben am 2. oder 3. Tage der Krankheit nicht wieder zurück, so ist die Wiedergenesung zu hoffen; stellen sich aber an diesen Tagen unregelmässiger P u l s , Schmerz des Kopfes, Neigung zum Erbrechen u . s . w . wieder ein,, so folgt zwischen dem 13. oder 17. Tage, selten später, der unvermeidliche Tod. Entsteht die hitzige Gehirnhöhlenwassucht aus einer chronischen Schärfe, welche die in den Gehirnhöhlen stagnirenden Flüssigkeiten angenommen haben, so ist selbst im Stadio der Turgescenz und der Entzündung wenig Gutes zu erwarten. Die Transsudation geht hier trotz aller Mittel, ungehindert vor sich. Die Komplikationen mit fieberhaften Hautausschlägen, als Masern, Scharlach, Blattern, mit W u r m - , Schleim- und Nervenfiebern sind immer tödtlich, weil auch der aufmerksamste und scharfsinnigste Arzt oft nicht im Stande ist, die hydrocephalischen Symptome von den Zufällen der mitkomplizirten Krankheit zu unterscheiden, oder wenn er dies auch vermag, doch die angezeigten Mittel nicht anwenden darf; indem dadurch die mitverilochlenß Krankheit tödtliöh würde, z. B. grosse Gaben Kalomel, starke Blutentziehungen, bei Komplikationen mit Schleim- und Nervenfiebern. Ein allgemeiner dampfender Schweiss im Verlaufe des 2. Stadiums, wenn derselbe auf die nöthigen Blutentleerungen und andere Mittel unter einem sanften Schlafe ausbricht, und mehrere Stunden anhält, ist eine erwünschte Erscheinung; er verbürgt die verhinderte Transsudation der Lymphe und des Blutwassers in die Gehirn- und Schädelhöhlen. Partielle und allgemeine Schweisse im Stadio der Lähmung sind die Vorboten des nahen Todes. Je früher der Arzt gerufen, und je früher die Krankheit erkannt w i r d , je geschwinder die angezeigten Mittel mit praktischer Einsicht und Vorsicht gegeben werden, desto gegründeter ist die Hoffnung auf Rettung des Kranken. Allein auch bei der pünktlichsten Erfüllung aller nur möglichen Bedingungen, bei einer auffallenden Besserung

der Kopforgane.

277

auf die angewandten Heilmittel, kann der Arzt nie vor 7 oder 8 Tagen mit voller Gewissheit und Sicherheit auf Wiedergenesnng rechnen. Oft verschwinden Kopfschmerz, Erbrechen, Empfindlichkeit der Augen ; der langsam aussetzende Puls wird regelmässig, und Alles scheint Hoffnung anzudeuten; allein nach 2 4 — 48 Stunden treten alle üblen Zufälle wieder ein, und der Tod erfolgt unaufhaltsam. Erst wenn die üblen Erscheinungen in einem Zeitraum von 7 — 8 Tagen nicht wiederkehren, erst dann kann man eine gute Prognose stellen. B e h a n d l u n g . Die Behandlung der hitzigen Gehirnhöhlenwassersucht ist verschieden, je nachdcm sich der Patient in dem Stadium der Turgescenz, der Entzündung, der Transsudation oder der Lähmung befindet. Nur in den ersten beiden Zeiträumen kann von einer radikalen Heilung die Rede sein; in den beiden letzten bleibt nur ein palliatives Heilverfahren übrig. 1) B e h a n d l u n g im S t a d i o d e r T u r g e s c e n z . Vor allem ist hier nothwendig, eine genaue und richtige Anamnese zu machen, und die erweckenden Ursachen der Krankheit aufzufinden, weil einzig und allein davon die richtige Indikation und die zweckmässige Auswahl der Arzneien abhängt. Es ist demnach bei der Kur der Turgescenz sehr wichtig zu wissen, ob zurückgetretene Hautausschläge, schnell vertrocknete alte Geschwüre, oder habituell gewordene Ausflüsse aus den Ohren und anderen Theilen, kranke Leber, kranke Eingeweidedriisen, verschluckte narkotische, geistige Dinge, erlittene Hirnerschütterungen u. s. w. die erregenden Ursachen seien. Jede derselben muss genau berücksichtigt, der Heilplan gegen diese eingeschlagen, und bei dem angezeigten allgemeinen Heilverfahren auch speziell jeder einwirkenden Ursache und der Individualität des kranken Subjekts angepasst werden. Der Kranke liege in einem geräumigen, vor hellem, starkem Lichte verwahrten Zimmer im Bette; er darf nur sehr langsam aufgehoben, und sanft wieder hingelegt werden; die Temperatur des Zimmers muss mehr kühl als warm sein; der Kopf muss oft erhöht und unbedeckt liegen, und es muss alles vermieden werden, was den so reizbaren Kranken beunruhigen und ärgern könnte. Zu den Mitteln, welche während der Turgescenz zur "Verhütung des Ausbruchs der örtlichen Entzündung, in Anwendung zu bringen und, gehören das Kalomel, die erweichenden und antiphlogistischen, die ausleerenden und ableitenden innerlichen und äusserlichen Arzneien. Das K a l o m e l ist unter den gegen die hitzige Gehirnhöhlenwassersucht empfohlenen Mitteln das wirksamste. Es erregt einen Ptyalismus abdominalis, lösst die koagulirende Kraft der Lymphe, und vermindert durch die Reaktion, welche es im Darmkanale hervorruft, den Orgasmus nach dem Kopfe, erweckt in den Enden der serösen Gefässe mehr Thätigkeit, wodurch die Aufsaugung verstärkt wird, und macht alle übrigen Abführmittel grösstenteils entbehrlich.

Entzündungen

278

Die grössere oder kleinere Gabe und der längere oder kürzere Gebrauch des Quecksilbers, hängen nicht von dem Aller des Kranken ab, sondern von der individuellen Beschaffenheit desselben, uüd von der mehr oderweniger erhöhten Erregbarkeit seines Darmkanals. Kinder von einem Jalire und noch unter demselben, vertragen in der Regel eine weit grössere Gabe, z. B . 8 — 1 0 Gran Kalomcl binnen 24 Stunden, ohne dass davon Durchfälle, Kolikschmerzen, Anschwellen der Speicheldrüsen u. s. w. entstehen, als Kinder von 4, 5, 6 bis 8 J a h . ren, welche kaum 3 — 4 Gran eingenommen haben, und schon über Bauchgrimmen klagen. Zuverlässig kann man bei kleineren Kindern von einem bis 4 und 5 Monaten einen viertel Gran, bei grösseren von 6 Monaten bis zu einem und zwei Jahren einen halben Gran Kalomel alle 2 Stunden geben, bis grünschleimige Stuhlgänge 4 — 6 mal, doch keine diarrhoischen, folgen, oder bis sich starke Leibschmerzen einstellen, welche man bei kleineren Kindern aus dem Hinaufziehen der Beine nach dem Bauche, und dem weheklagenden Schreien und Weinen erkennt, grössere aber mit Worten anzeigen. Bei hartleibigen Kindern ist es oft nothwendig, die erwähnte Gabe vom Kalomel stundlieh zu reichen, und bei höheren Graden von Unempfindlichkeit des Darmkanals müssen noch einige Gran gerösteter Jalapenwurzel, die weniger leicht als die rohe Erbrechen und Kolik macht, dem Kalomel hinzugefügt werden. Stellen sich nach den Ausleerungen heftige Kolikschmerzen ein, so setzt man mit dem Kalomel so lange aus, bis sich diese Schmerzen gestillt, oder die Durchfälle nachgelassen haben, und setzt es dann in grösseren Zwischenräumen und kleineren Gaben, etwa zu \ Gran alle 3 — 4 Stunden, fort. Auf diese Weise fährt man nun so lange damit fort, als es die Krankheitszulalle erfordern. Zu grosse und zu lange fortgesetzte Gaben des Kalomel können leicht Gedärmentzündung herbeiführen, indem die bydroeephalischen Zufälle plötzlich verschwinden. Uebrigens passt des Kalomel nur in dieser und der folgenden Periode der Krankeit. und wird in den beiden andei-en immer ohne Wirkung bleiben*) * ) Das Kalomcl ist allen anderen Mitteln, Salzen und Abführungen,

unbedingt vorzuziehen.

antiphlogistischen

D i e Kinder nehmen diese Mittel un-

gern, brechen sie leicht wieder a u s , und es liegt viel daran, dass das Kind willig, ohne Angst, Geschrei, Z w a n g , wodurch die Erregung vermehrt wird, seine Arznei verschlucke, u. dass diese hei ihm bleibe, u. nicht ausgebrochen werde.

Die

Dosis

des Kalomels richtet sich z w a r nach dem A l t e r ,

m e h r aber nach der W i r k u n g ; als seltene grosse Gaben.

noch

bessere Hülfe leisten kleine, oft wiederholte,

Alle Stunden 1 — 2

Gran selbst kleinen Kindern

gereicht, und so lange damit fortgefahren, bis 6 — 8 Stühle erfolgen, ist die b e s t e , die allein sichere Methode.

Diese häufigen Darmauslecrungen müssen

mehrere T a g e hintereinander und eifen bemerkte (Versüsstes Infusum Flor. Tiliae, ganzes Bad und verdünnte Milch.); derselbe Zustand dauerte die nächsten Tage hindurch fort. Am 4. Oktober war das Gesicht sehr verändert, der Leib war aufgetrieben, und beim Druck desselben verzog sich das Gesicht des Kindes schmerzhaft. Der Soor bildete über die ganze Zunge einen starken Ueberzug, der sich bis zum Zungenbändchen erstreckte; die Stimme war schwach und erschöpft, die Darmausleerungen blieben grünlich, blutig und sehr reichlich; der Leib war hart und gespannt; die Brust gab bei der Perkussion einen hellen Ton in allen Gegenden; der Tod erfolgte noch an demselben Abende. Bei der am andern Tage unternommenen Leichenöffnung fand man den Körper noch immer gut genährt, die Glieder 6teif, und das Fett war in den verschiedenen Theilen des Körpers fest geworden. Die obere und untere Fläche der Zunge war mit einer dicken Soorlage überzogen, und der untere Theil der Speiseröhre zeigte unverkennbar eine gallertartige Erweichung. An der innern Fläche des Magens bemerkte man nur eine punktirle Rothe, und der Darm kanal enthielt in seiner Länge eine Menge blutiger, schwarzer und

de!" Unterleibsorgane.

403

pechartiger Stoffe. An verschiedenen Stellen der Tünnen Därme entdeckte man breite geröthete Stellen mit deutlicher Anschwellung und mürber Beschaffenheit der Schleimhaut, die sich leicht mit dem. Nagel wegschaben Hess. An den enlzündeten Stellen war noeli neuerlich Blut ausgeschwitzt. Am unteren Tbcile des Krummdarmes waren mehrere angeschwollene und gerölhcle Drüsen sichtbar. Auch der Blinddarm war mit zahlreichen, einzeln stehenden, leicht entzündeten Drüsen wie übersäet, und im Kolon zeigte sich einö Menge gerötheter Stellen mit untermischten schiefergrauen Streifen. — I)i Leber hatte eine etwas dunklere Farbe angenommen, die Gallenbiase enthielt eine flüssige, dunkelgrüne Galle. Die Lungen waren gesund, nur die rechte in der untern Partie etwas mit Blut erfüllt, der B o l a l l i s c h e Gang stand noch offen, dasForamen ovale war geschlossen. Das Gehirn war fest und erschien wie injizirt. Die Krankheit, an der dieses Kind gestorben wnr, halte ihren Sitz im Darmkanale, und zeichnete sich durch die entschiedenen und positiven Erscheinungen aus, wohin der reichliche grüne Durchfall, das schmerzhafte Verziehen des Gesichts, die immer mehr -zuwhmende Spannung des Leibes, die stete, höchst wahrscheinlich schmerzhafte Unruhe, und . dabei der Mangel allen Fiebers zu zählen ist. Das später hinzukommende Erbrechen schien der Leichenöffnung zu Folge von der Erweichung der Speiseröhre, die sich in der letzten Zeit der Krankheit gebildet hatte, abzuhängen. Endlich musste das blutige Erbrechen und der blutige Durchfall von der Blutung im Darmkanate überzeugen, von der sich noch bei der Leichenöffnung Spuren vorfanden. Offenbar ergiebt sich pns diesen Symptomen und Erscheinungen, dass dies Kind an einer mit Hämorrhagie verbundenen Entzündung des Darmkanals litt. No. 3. D a r m e n t z ü n d u n g m i t k r a n k h a f t e r S e k r e t i o n o d e r S o o r in d e n D ä r m e n . — Ein dreitägiger, seit 2 Tagen von einem heftigen Durchfalle befallener Knabe wurde am 24. April in da* Krankenbaus gebracht. Auch war er noch an der KörperflSche ;kteri8ch. (Reisschleim, verdünnte Milch.) Am 2o. verschwand die Gelbsucht, das Kind, erbrach' die Getränke wieder, der heftige Durchfall veranlasste ein plötzliches Abmagern des Kindes, das am 27. Starb. Bei der Leichenöffnung fand man die Schleimhaut, des Mundes gesund, die drei Magenhäute ganz desorgaoisirt, mürbe, die Schleimhaut galIerlarlig erweicht, besonders an der grossen Kurvatur. Das unterste Drittheil des Krummdarmes, der Blinddarm und das grosse Kolon waren lebhaft geröthet, geschwollen; letztere beiden zeigten eine grosse Menge kleiner, weisslicher Flocken an den oberflächlich jerötheten und geschwollenen Zellen der Schleimhaut. Einice dieser Flocken lagen frei im Darmkothe. der grün und flüssig war. die meisten aber hingen an der Schleimhaut, und lassen, sich nur mit dem Skalpell ab26 *

404

Entzündungen

schaben. In der Gegend der Flexura sigmoidea bemerkte man nichts von diesen Flocken; sie zeigten siali aber im Mastdarm, in dem mehrere dunkel geröthete Längenstreifen sichtbar waren, wieder. No. 4. D r ü s i g e D a r m e n t z ü n d u n g . — Ein dreizehn Monate aller, seit einigen Tagen sehr unruhiger Knabe wurde am 12. September in das Krankenhaus gebracht; die Pupillen waren erweitert, die Zunge roth und trocken, die Haut sehr heiss, und der Puls bedeutend frequent. Das Kind lilt weder an Erbrechen noch an Durchfall. (Haferschleim, mit Senf geschärfte Fussbäder, Umschläge auf den Unterleib, drei Blutegel in der Gegend der Herzgrube.) Am 13. trat ein reichlicher, dünner, grünlicher Durchfall ein; der Leib war weniger gespannt, das Kind schrie weniger, und schien sehr ermattet. Von diesem Tage an bis zum 20. zeigte sich keine Veränderung. Am 21- Hess der Durchfall einigermaassen nach, und es trat dafür einigemal Erbrechen ein. Am 23. wurde die Respiration beengt, das Kind erschien sehr kraftlos, und befand sich in einem schwer zu beschreibenden ängstlichen Zustande. Das Gesicht wurde faltig und blieb es, selbst wenn das Kind nicht schrie. Um die Nasenflügel wurden zwei livide Ringe sichtbar; der Puls hatte 90 — 1 0 0 Schläge. Am folgenden Tage war der Zustand im Ganzen derselbe, die Darmausleerungen verbreiteten einen höchst üblen Geruch; das sehr ermattete Kind verfiel in Marasmus, der Puls wurde merklich schwächer, und die Haut kälter. Am 23. befand sich das Kind in der äussersten Entkräftung, bewegte konvulsivisch die Augen; die Bisswunden der Blutegel wurden blauroth, schwärten, und aus ihren Mittelpunkten ergoss sich ein jauchiger Eiter. In der Nacht zum 26. starb das Kind. Bei der am folgenden Morgen angestellten Leichenöffnung fand man äusserlich allgemeine Blässe und Marasmus; in der Gegend des Kreuzbeins einen Schorf von der Grösse eines Achtgroschenstükkes. Magen und Speiseröhre waren gesund, jener leicht geröthet. La Zwölffinger- und Krummdarm war eine grosse Menge angeschwollener und gerötheter Drüsen sichtbar, von denen einige oberflächlich vereitert waren. Am unteren Ende des Krummdarmes befanden sich 12 sehr geröthete und angeschwollene Drüsengeflechte. Eben so fanden sich im Blinddarm und Kolon eine Menge einzelner bis zu der Grösse von Hanfkörnern vergrösserter Drüsen, die sieht, wie die des Krummdarmes, lebhaft geröthet, sondern im Gegentheil von bläulichen Ringen umgeben waren. Das Gehirji erschien wie injicirt, und enthielt in den Ventrikeln eine getrübte seröse Flüssigkeit. Das Rückenmark war gesund.

der Unterleibsorgane.

E n t z ü n d u n g des B a u c h f e l l e s .

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Peritonitis.

Nach P e t e r F r a n k (Behandlung der Krankheiten des Menschen) mit Anmerkungen von A b e r c r o m b i e (1. c.) und C a s p e r (Wochenschrift für die ges. Heilkunde. Februar. 1 8 3 7 . ) Die Peritonitis begreift nicht nur die auf der ganzen innern Oberfläche des Unterleibes statt findenden Entzündungen, sondern auch diejenigen, welche das Netz und die Gekröse affiziren, ohne dass jedoch die mit ihnen verbundenen Eingeweide oder der Magen, die Därme, ein Theil des Uterus und der Blase von einer primären Entzündung ergriffen w ä r e n . Eine genaue D e f i n i t i o n der Peritonitis ist wegen der grossen Ausdehnung der dabei betheiligten Haut nicht leicht zu geben; nach der Orts Verschiedenheit, w o die Entzündung ihren Sitz hat, w e r d e n auch die Krankheitserscheinungen sich verschieden gestalten. Am häufigsten jedoch kommt sie an den Bauchmuskeln und an ihrer inneren gegen die D ä r m e sehenden Fläche v o r , findet aber auch nicht selten da S t a t t , w o das Peritonaeum den Psoas und Iliacus internus überzieht. Die Peritonitis ist demnach eine Entzündung des Bauchfelles und z w a r an den die Eingeweide nicht umkleidenden Partiecn. Ihre Begleiter sind ein bei der Berührung oder Körperbewegung ( w o durch der entzündete Theil extendirt und gedrückt w i r d ) zunehmender Schmerz und grösstentheils Fieber, ohne dass die den andern Unterleibsentzündungen e i g e n t ü m l i c h e n Erscheinungen auftreten *).

¥ ) Bezüglich der Unterscheidung der Peritonitis von einer ihr ühnlichen Krankheit, der P e r i t o n a l g i a r l i e u m a t i c a , sagt C a s p e r 1. c. Folgendes: Schon oft habe ich mich zu überzeugen Gelegenheit gehabt, w i e leicht beide Krankheiten, die keinesweges ein gleiches Heilverfahren bedingen, mit einander verwechselt werden, wozu namentlich die heftigen Schmerzen im Unterleibe bei beiden Krankheiten, die, auch bei beiden bei der Berührung zunehmen, verleiten können. Genauer betrachtet beschränkt sich aber auch hierauf die Analogie. Ist das Bauchfell Sitz einer rheumatischen Affektion, so haben die Schmerzen einen durchaus periodischen Karakter, der Kranke liegt halbe Stunden lang, und viel länger, ganz ruhig und klagt mit einem Male über die heftigsten Schmerzen im Leibe. Diese Schmerzen nehmen allerdings beim äussern Druck zu, sie ertragen aber oft einen starken, tiefen Eindruck viel leichter als einen gelinden, und sind darin schon wieder von den Schmerzen der ächten Peritonitis zu unterscheiden, die bekanntlich nicht den leisesten, am allerwenigsten aber einen tiefen und kräftigeren äusseren Druck vertragen. Ein symptomatisches Erbrechen, w i e in der ächten Peritonitis, kommt in der rheumatischen Peritonalgie nicht vor, und die Darmfunktionen folgen hier ebenfalls keiner bestimmten Norm, so dass bald Obstruktion, bald Diarrhoe vorhanden ist. Ferner ist gewöhnlich, aber nicht einmal beständig, in letzterer Krankheit gleichzeitig Fieber zu bemerken, das aber den Karakter des

406

Entzündungen

G i n t h e i l u o g . Die Peritonitis kann in verschiedene A b t e i l u n gen gebracht werden, welche sich säuiuitlich durch den Sitz derEntzündung, durch die veranlassenden Momente, so wie durch den Karakler des begleitenden Fiebers von einander unterscheiden lassen. Die vorzüglichsten Varietäten dieser Entzündung sind folgende: 1.

Pcritouitis

acuta.

A) P. m u s c u l a r i s . Die Peritonitis .muscularis ist mit erhöhter Empfindlichkeit des Unterleibes verbunden, wobei sich besonders die Schmerzen in der Nabelgegemi konzculriren, und der Kranke selbst die leiseste Berührung dieser Stelle nicht vertragen kann. Die Krankheit beginnt, wie die anderen entzündlichen Affektionen, gewöhnlich mit Frost und tlilze, worauf ein an einer bestiinmnen Stelle des Unterleibes fixirtcr, brennender, während der Inspiralioii, beim llustcji. so wie bei der Körperbewegung bedeutend sich steigernder Schmerz folgt, der schon früher zugegen war. Die Haut ist weich, die unter derselben liegenden Thcile fühlen sich hart au, und manchmal, entsteht eine umschriebene Geschwulst. Diese nimmt biswerten die Form der Muskeln an, was besonders dann zu geschehen pflegt, wenn sie an den geraden Baiichmutkelu vorkommt. Hier verursacht die in die tflutkelscheiden exsndirle plastische Lymphe »der das da elbst ergossene Blut sehr bedeutende Spannung, Delirien und bisweilen sogar raschen Tod. Zu diesen Erscheinungen gesellt sich ein dentlich ausgebildetetes entzündliches Fieber. Trotz dem stellen sich weder Symptome von einem entzündlichen Leiden der Uuterleibseingeweide; noch (meistenlheils) Erbrechen oder hartnäckige Leibcsverstopl'ung ein. Sowohl dadurch als auch durch die karakleristischen Zeichen unterscheide! sich die Er.iziiiiduug der Bauchmuskeln in der Re^ii) epigastrica von der des Magens, wofür sie leicht gehalten werReiz- oder rheumatischen F i e b e r s , nie den des F i e b e r s zeigt, welches Unterleihsentzünduiigen

begleitet und liaraLterisirt.

zweifcllraften Fällen L i c h t zu gehen.

Auch der Verlauf vermag in

S a rapide der Decursus morbi in der

ächten Bauchfellentzündung i s t , so wenig ist er es in der Peritonalgie,

die,

wie jedes andere akut-rheumatische Leiden, sich 4 — 6 — 8 W o c h e n hinziehen kann

ohne dass deutliche E x a c e r b a t i o n e n oder Krisen sich zeigen. Lind w i l l

man die Diagnose ex juvantihus mit zu Hülfe n e h m e n , faeria lich

so zeigt sich

auch

der wesentliche Unterschied beider Krankhcitslormen, in so fern nämals der antiphlogistische Apparat und namentlich Blutentleerungen gegen

die lierilonalgie nichts leisten, oft vielmehr, da sie die allgemeine Reizbarkeit steigern, geradezu schädlich sind, während Warme B ä d e r , Diaphoretica überhaupt

unter Umständen Brechmittel und örtlich warme Katimiasmen hier die

greigneten Mittel sind.

Aus dem eben angedeuteten Grunde sind

therapeu-

tische Uebereilungen mit liluleutziehungen hier (in der Peritonalgie) namentlich bei Kindern so sehr zu türchten." ,

der Unterleibsorgane.

407

den kann. Indessen entstehen auch bei einer etwas bedeutenden Peritonitis zuweilen Uebelkeit, Vomiturition, Atlimuqgsbeschwerden, Angst und, hat die entzündliche Aflektion sich bis auf das Diaphragma verbreitet, Singultus; jedoch treten alle diese Erscheinüngen schwerlich gleich in den ersten Tagen ein. B. P s o i t i s . Findet die Entzündung des Peritonäums an den Partieen Statt, wo es den Psoas und Iliacus bedeckt, so kommen theils viele der vorgenannten, theils die diesen Gebilden eigenthümlii clien Symptome zum Vorschein, von welchen einige mit den bei der Hepatitis sich manifestirenden, sowohl im Anfange als am Ende ziemlich übereinstimmen. Der Kranke klagt nämlich über Rückenschmerzen , öfter kommen diese jedoch unterhalb der Gegend der Harnblase und zwar auf einer Seite v o r , sind mehrentheils nicht so bedeutend, zuweilen jedoch ausserordentlich heftig. Von der Inguinalgegend bis zu den Schenkeln, welche der Kranke ohne grosse Beschwerde nicht ausstrecken kann, verbreitet sich ein stumpfer Schmerz und Taubheit. Doch fällt sowohl die Harnexkretion als die LeibesöiTnung nicht im Geringsten beschwerlich. Nach einigen Tagen kann man eine ausgebildete, tiefsitzende Geschwulst längs des Verlaufes des Psoas und Iliacus und äusserlicli an den Inguinaldrüsen fühlen. C. P e r i t o n i t i s d o r s a l i s l u m b a l i s . Bei dieser Peritonitis sind die karakteristischen Symptome nicht so deutlich ausgesprochen, wie bei den anderen Entzündungen des Bauchfelles, und leicht kann man sie, was jedoch keinen wesentlichen Nacht heil bringt, mit der L u m b a g o i n f l a m m a t o r i a verwechseln. Theilweise stimmen die bei der Peritonitis lumbalis dorsalis sich darstellenden Krankheiterscheinungen mit jenen überein, welche bei der Pleuritis dorsalis aufzutreten pflegen, mit dem Unterschiede, dass der Kranke grössere Rückenschmerzen empfindet, die bei jeder etwas stärkeren Erektion des Körpers und Druck auf den Unterleib sich bedeutend vermehren, dass sich ein entzündliches Fieber hinzugesellt und Magen und Darmkanal mehr in Konsens gezogeti werden. D. M e s e n t e r i t i s . Geht die Entzündung des Bauchfelles von den Partieen, wo es die Wirbelkörper überzieht, auf das Mesenterium über, was leicht zu geschehen pflegt, so entsteht eine Krankheit, die man Mesenteritis nennt. Auch hier ist die Diagnose sehr schwierig, da die Mesenteritis oft mit einer Enteritis komplizirt ist. Meistens klagt der Kranke über einen tiefsitzenden, vom Rücken ausgehenden und in der Nabelgegend sich iixirenden Schmerz, welcher, wenn die affizirte Stelle, wo zugleich Geschwulst und Härte deutlich gefühlt werden, berührt wird, ausserordentlich zunimmt. Nicht selten ist hartnäckige Leibesverstopfung zugegen. E. E p i p l o i t i s . Eine nicht minder unsichere Diagnose ist die der Epiploitis, der Entzündung des Netzes. Oft hat sie einen erysipelatösen

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Entzündungen

Karakler ° ) , bisweilen bildet sie jedoch in Folge einer phlegmonösen Entzündung eine bedeutende Geschwulst, die, wie mehreremalc beob*) Es ist hier der Ort, einer Form der Peritonitis zu erwähnen, die sich in mancher Hinsicht merklich von den vorigen unterscheidet, und die A b e r c r o m b i e I.e. als P e r i t o n i t i s c r y s i p e l a t o s a aufführt. Aus dem pathologischen Gesichtspunkte genommen, ist der vorzüglichste Karakter dieser Krankheit, dass sie besonders dur£h eine Ausschwitzung von Flüssigkeit endigt, ohne dass man dabei ein bedeutendes, oft gar kein entzündliches und adhäsives Exsudat antrifft, welches eine so hervorstechende Erscheinung der Krankheit in ihrer gewöhnlichen Form abgiebt. Die ausgeschwitzte Flüssigkeit besteht in einigen Fällen aus einem blutigen Serum oder einer Sanies; sie ist auch mit einer Portion Eiter gemischt, der sicli abscheidet und zu Boden sinkt, wenn man das Gefäss, in dem sich die Flüssigkeit befindet, ruhig stehen lässtj in anderen Fällen ist sie milchigt oder molkenartig gefärbt, und enthält die Schnitzel einer flockigen Masse. Zu diesen Ausschwitzungen gesellt sich in einigen Fällen eine Art von pseudomembranöser Ablagerung, die indessen gewöhnlich unbedeutend ist, und oft gänzlich fehlt. Das Aussehn des Darmes ist ausserordentlich verschieden; in einigen Fällen hat die Oberfläche desselben, in einer bedeutenden Ausbreitung, eine gleichförmige dunkle Küthe; in anderen beobachtet man nur eine leichte Vermehrung der Vaskularität, und gar häufig kann man nur eine geringe oder gar keine Abweichung von der gesunden Struktur entdecken. In einigen Fällen hat die Bauchfellhaut oder ein Theil derselben ein etwas verdicktes und erweichtes Aussehn und Aehnlichkeit mit einem Theile, der gekocht worden ist, und in einigen Fällen dieser Krankheitsform' schien es, als wenn das N e t z hauptsächlich von der Krankheit ergriffen worden wäre. Die S y m p t o m e dieser Krankheit sind oft gelinde und tückisch, oft aber sind sie sehr heftig. Sie zeichnen sich besonders durch die Schnelligkeit, mit der sie verlaufen, und durch ein merkwürdiges Sinken der Lebenskräfte, welches schon gleich Anfangs eintritt, und oft jede kräftig eingreifende Behandlung verhindert, aus. Ein andererer merkwürdiger Umstand in der Geschichte dieser Krankheit ist die Verbindung derselben mit dem Erysipelas oder mit anderen Krankeiten erysipelatöser Art. Ganz besonders scheint diese Form auf eine Krankheitsklasse, die Peritonitis der Kindbetterinnen, bezogen werden zu können. Dieselben können nämlich von der gewöhnlichen akuten Peritonitis befallen werden, sie können aber auch von einer Art der Krankheit heimgesucht werden, in welcher die Symptome mehr tückisch sind, und die vom ersten Anfange an von einem bedeutenden Sinken der Kräfte und einem Fieber typhöser Art begleitet wird. Diese Krankheit macht ihren Verlauf mit grosser Schnelligkeit; sie weicht den gewöhnlichen Mitteln nicht, und verträgt dieselben auch nicht. Bei der Leichenöffnung findet man besonders eine sehr weit verbreitete Ergiessung einer milchigten, eiterartigen oder saniösen Flüssigkeit, und weit geringere Verwachsungen, als in der andern Form. Oft fehlen diese durchaus ganz, und häufig lassen sich durchaus keine sichtbaren Veränderungen in der Struktur oder dem Ansehn der Theile entdecken. Ohne Zweifel ist diese Krankheit lcontagiöser Art, und man hat bemerkt, dass, um diese Zeit das Erysipelas oder andere Krankheiten erysipelatöser Alt häufig vorkommen.

der Unterleibsorgane.

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achtet worden, bis zur Daumendicke und noch darüber zunimmt. Die fehlenden Zeichen der Peritonitis mtiscularis und der Enteritis, ein entzündliches Fieber, ein heftiger Schmerz, welcher die vordere und obere Bauchfläche, so wie die Gegend ober- und unterhalb des Nabels einnimmt, in Verbindung mit Geschwulst, Spannung, erhöhter Empfindlichkeit beim Berühren können hier einigermaassen Licht geben. W e s e n d e r P e r i t o n i t i s . Alle diese bisher genannten Entzündungen des Peritonäums und der von ihm bedeckten Gebilde sind oft symptomatisch, richten sich, wenn sie sich entwickelt haben, nach der Primärkrankheit, aus der sie entstanden, oder haben doch wenigstens ein bald entzündliches, bald (und zwar ganz vorzüglich) gastrisches Fieber zum Begleiter. Dass die Peritonitis bisweilen sich in Folge epidemischer Einflüsse bilde, ist mehrfach erwähnt worden, und diese Bauchfellentzündung kommt allerdings bei Wöchnerinnen, welche eine so grosse Empfänglichkeit dafür zeigen, weit häußger als bei anderen Individuen vor. Da die Entzündung des Peritonäums sonst keinesweges so bedeutende Zufälle herbeiführt, und auch nicht schwerer zu heilen ist, als jede andere Entzündung, die Peritonitis puerperalis hingegen sehr oft von einer so furchtbaren, beinahe unbesiegbaren und todtbringenden Symptomengruppe begleitet wird, so geht daraus deutlich hervor, dass hier gewisse Verhältnisse obwalten müssen, durch welche es bedingt wird, dass die Krankheit bei ihnen häufiger vorkommt, und grössere Lethalität mit sich führt. (S. unten Peritonitis 8. febris puerperalis.) A e t i o l o g i e . Betrachtet man die veranlassenden Momente der Peritonitis im Allgemeinen, so findet man, dass sie keinesweges von denjenigen unterschieden sind, welche für die Entstehung der übrigen Entzündungen die einwirkenden Ursachen abgeben. Dahin gehört jede starke äussere Verletzung des Peritonäums, durch Erschütterung, Kontusion, Wunden, D r u c k , durch sehr bedeutende Extension und Kont r a k t i o n , so wie durch heftige Körperanstrengung. Nicht minder gehören hierher Ablagerungen scharfer, reizender Stoffe, Metastasen, der so grosse Konsensus des Bauchfelles mit den Eingeweiden, mit denen es verbunden ist, so wie endlich die C o n s t i t u t i o e p i d e m i c a . Auch findet man nicht selten in Folge einer einfachen Darmreizung durch gastrische und biliöse Einflüsse, in gastrisch nervösen durchaus nicht entzündlichen Fiebern, nach dem Tode nicht nur die Därme, sondern ,auch das Gekröse, Netz und Bauchfell entzündet. Die Mesenteritis entwickelt sich meist aus einer skrophulösen Verstopfung und t uberkulösen Entartung der Lymphdrüsen, die Epiploitis hingegen aus Unterleibsunreinigkeiten, oder in Folge einer Hernia incarcerata. P r o g n o s e . Wird die Peritonitis muscularis frühzeitig erkannt, bevor sie sich noch nach Innen konzentrirt hat, oder in Eiterung übergegangen ist, so pflegt sie nicht so gefährlich zu werden. Jedoch

41Ü

Entzündungen

scheint eine häufig vorkommende abnorme Verwachsung des Bauchfells mit den Därmen eine Folge dieser Krankheit zu sein. Vernachlässigt, erzeugt sie Abszesse und schwer zu heilende, zwischen den Bauchmuskeln Sinuositäten bildende Fisteln. Diese Abszesse nehmen bisweilen einen so beträchtlichen Umfang ein, dass man, da das Peritonäum, seiner durch den Entzündungsprozess akquirirten derberen und festeren Struktur wegen, Widerstand leistet, leicht auf die Vermuthung kommen kann, es hier mit einem Ascites zu thun zu haben. Oft bemerkt man, dass, wenn man die Därme in einen engen Kaum zusammendrückt, beinahe die ganze Bauchhöhle von einem grossen Sacke angefüllt ist. Entleeren sich die Abszesse nach Innen, so erzeugt der in der Bauchhöhle iluktuirende Eiter Hydrops purulentus, in andern Fällen bildet sich eine krankhafte Verwachsung des Netzes oder der Därme, entweder. unter einander oder mit-dem nahegelegenen Bauchfell. Grösser ist die Gefahr bei der Psoitis. Hier erfolgt, wird die Krankheit vernachlässigt, ein meist langsam sich ausbildender, schleichender Eiterungsprozess. Dieser bewirkt, wenn die Eiteransammlung zwischen dem Bauchfelle und den ossibus innominatis statt findet, eine tödtlich endende Karies des Beckens, der Bauchwirbel und des Kreuzbeins, oder der Eiter nimmt seine Richtung nach den Lenden oder erzeugt längs den Vereinigungspunkten der Bauchmuskeln mit der Krista des Darmbeins eine iluktuirende Geschwulst an den Hüften. Bisweilen bahnt sich der Eiter einen Weg durch die Weichen zum Schenkelbein, erzeugt hier einen fluktuirenden Abszess, von wo aus er leicht in die Bauchhöhle zurücktritt. Wird dieser Abszess geöffnet, so entleert sich bei der Schenkelbewegung eine beträchtliche Quantität ichoröser Flüssigkeit. Findet Beckenkaries Statt, so erfolgt Tabes purulenta oder sehr rasch Gangrän. Bisweilen erstrekken sich die Fisteln den ganzen Schenkel entlang, bisweilen ergiesst sich der Eiter in die Becken- oder Bauchhöhle, wobei die nahegelegenen Eingeweide bedeutend affizirt, und Abzessbildungen im Peritonäum oder täuschende Hämorrhoidalzufälle hervorgebracht werden, und endlich der Tod fast jedesmal unvermeidlich erfolgt. Mit gleicher, wenigstens nicht mit geringerer Gefahr, ist die Peritonitis dorsalis lumbalis verbunden, wenn sie ihren Ausgang in Eiterung macht. Diese erzeugt Abszesse und Fisteln, welche an dep ringsumher belegenen Muskeln vorkommen, woher es dann leicht das Ansehn gewinnt, als hätte man es mit einer Nierenkrankheit zu thun. Auch vermögen diese Abszesse zu der aus Wirbelkaries entstehenden Kyphosis sehr viel beizutragen. Die Mesenteritis bringt sehr leicht Enteritis hervor. Geht sie in Eiterung über, so erzeugt sie bisweilen beträchtliche eitergefüllte iluktuirende Säcke, welche durch ihren Druck die Därme verschliessen,

der Unterleibsorgaue.

411

oder wenn sie sich in dieselben öffnen, eitrige sehr oft tödtlich ablaufende Diarrhoen veranlassen, oder endlich, wenn Eiterentleerung in die ßauchhöble erfolgt, einen rasch tödtenden Ascites purulentus herbeiführen. Die Epiploitis pflanzt sich leicht auf den Magen fort, produzirt zwischen den Lamellen desselben reichliche Abszesse, und ist sehr geneigt in Eiterung überzugehen. Oefters bildet sich eine schleichende und vielleicht nicht immer tödtlich werdende Eiterung aus, wodurch das Netz bisweilen ganz konsumirt wird, oder mit dem Peritonäum oder den Därmen in Verwachsung übergeht. Die Netzabszesse nehmen einen ähnlichen Ausgang wie die des Mesenteriums. Oefters geht die Epiploitis in Brand über. B e h a n d l u n g . Die Behandlung aller Arten der Peritonitis stimmt in allen Punkten mit der bei andern Entzündungen angegebenen völlig überein. Die Natur der einwirkenden Ursachen und der Karakter des begleitenden Fiebers bilden auch hier das Hauptmoment der Behandlung, und nach der verschiedenartigen Gestaltung derselben, s o w i e nach den stattfindenden Komplikationen, oder je nachdem die Krankheit als eine idiopathische oder symptomatische erscheint, wird auch bald dieses bald jenes Verfahren angezeigt sein. In der wahren Periritonitis sind demnach nächst der sorgfältigen Beseitigung und Hinwegräumung der veranlassenden Momente, llieils allgemeine Blutentziehungen, die, wenn es nöthig ist, wiederholt gemacht werden können, theils ganz besonders Blutegel und Skarifikationen, lauwarme Halbbilder, erschlaffende, jedoch durch ihre Schwere nicht im geringsten beläsligende Fonientationen, ölige, oder mit flüchtigem Kampherliuimrnt in Verbindung mit Laudauum vorzunehmende Einreibungen indizirt. Bisweilen ist es erforderlich, Vesicantia auf die schmerzhafte Stelle zu appliziren, und erweichende Klyslire beizubringen. Zeigt das begleitende Fieber mehr den gastrischen oder nervösen Karakter, so ist eine, diesen Kumplikalioncu angemessene Behandlung in Anwendung zu bringen. Hat sich ein Extravasat gebildet, so suche man die Entleerung dieser eiterartigen Flüssigkeit auf jede Weise zu befördern, und durch eine zweckmässige Körperlage zu unterstützen. Nicht minder sei man darauf bedacht, die Kräfte durch China und Nutrientia aufrecht zu erhalten. Abscesse an den Bauchmuskeln müssen frühzeitig durch den Schnitt geöffnet werden, damit der Eiter nicht die inneren Theile angreife, und keine hartnäckigen Fistelbildungen entstehen. Die in der Psoilis zum Vorschein kommende Ccschwulst an den Weichen, muss sogleich', wenn sich nur Spuren von einem beginnenden Eiterungsprozesse zu erkennen geben, durch den Schnitt geöffnet, und nächstdem ein äusseres Verfahren eingeleitet werden, welches indessen

412

Entzündungen

bei diesen tief sitzenden Abscessen schwerlich etwas zu leisten im Stande sein wird. 2.

Peritonitis

chronica.

Nach A b e r c r o m b i e (1. c.) und A n d r a l (Clinique medicale, Paris 1834.) Diese lückische Krankheit kommt weit häufiger vor, als Aerzte, die nicht mit pathologischen Untersuchungen vertraut sind, glauben. Sie ist eine höchst gefährliche Krankheit, aber in ihren Erscheinungen oft sehr dunkel, und man kann dieselbe nur dann mit Erfolg behandeln, wenn man auf die ersten Erscheinungen derselben ein wachsames Auge richtet. Die S y m p t o m e der chronischen Peritonitis sind hinsichtlich ihrer Heftigkeit in den ersten Stadien derselben bedeutend verschieden *). Gewöhnlich hat der Kranke einen Schmerz in irgend einem Theile des Leibes, der entweder andauernd vorhanden ist, oder aber in Paroxysmen vorkommen kann. Der Schmerz beschränkt sich in einigen Fällen auf eine genau beschriebene Stelle, in anderen ist er mehr allgemein über den ganzen Unterleib verbreitet. Gewöhnlich *) Die chronische Peritonitis kann sich unter unendlich verschiedenen Formen darstellen. So gielil es Fälle, in denen man fast dieselben Erscheinungen wahrnimmt, wie sie die akute Peritonitis darbietet; andere Male aber fehlen diese ganz, und es giebt also Fälle, wo beim Auftreten der Krankheit heftiger Schmerz vorhanden ist, während in anderen auch nicht das mindeste Schmerzgefühl wahrgenommen wird, wie dies auch in gewissen Pleuresieen vorkommt, die entstehen, sich entwickeln, und sich mit dem Zustandekommen sehr bedeutender Eiteransammlungen endigen, ohne dass die Kranken jemals über Schmerz geklagt. In noch anderen Fällen von chronischer Peritonitis behält der Unterleib durchaus seine Weichheit, und es ist, wenn nicht etwa gleichzeitig Schmerz vorhanden ist, ein Verkennen der Entzündung fast unvermeidlich. Zuweilen tritt die Krankheit beim Beginn wie ein Peritonitis auf; später aber beobachtet man bloss die Erscheinungen eines einfachen Ascites. Je nach der verschiedenen Beschaffenheit der Pseudomembranen, können auch die Bauchwandungen sehr auffallende Anomalieen bezüglich ihrer Form darbieten; es kann das Fieber anhaltend sein, sich nur in Zwischenräumen zeigen, oder auch gar nicht vorhanden sein. Eine gleiche Verschiedenheit in dem Verlaufe und den Symptomen der chronischen Peritonitis, wird durch die verschiedenen Krankheiten, die sich mit ihr kompliziren können, und die ihren Sitz entweder in der Bauchhöhle oder ausserhalb derselben haben, bedingt. In dem von chronischer Entzündung ergriffenem Bauchfelle entwickeln sich häufig verschiedene akzidentelle Produktionen, besonders aber Tuberkeln, und hier vermag man besser, als in irgend einem andern Organe, die Bildung dieser Körper zu verfolgen, ihre Ursachen zu entdecken und ihre eigentliche Natur zu enträlhseln. A n d r a l 1. c.

413

der Unterleibsorgane. wird er durch einen Druck auf den Theil vermehrt,

und oft durch

die aufrechte Stellung oder jegliche Bewegung bedeutend verschlimmert.

In einigen Fällen beklagt sich der Kranke nicht über einen

wirklichen S c h m e r z , keit,

sondern über eine e i g e n t ü m l i c h e Empfindlich-

und er krümmt sich jedesmal,

des Unterleibes drückt.

wenn man irgend einen Theil

Bisweilen erbricht sich der K r a n k e ,

und es

wird dies Erbrechen in manchen Fällen in den späteren Stadien der Krankheit sehr häufig. Der Unterleib ist gewöhnlich mehr oder weniger ausgedehnt,

und manchmal sogar etwas tympanitisch.

In einigen Fällen kann man umschriebene Stellen einer tief liegenden Verhärtung an verschiedenen Theilen des Leibes fühlen, -und dieselben sind gewöhnlich bei der Berührung sehr empfindlich. einer wichtigen

Form

der Krankheit

ist kein Schmerz

In

vorhanden.

D e r Kranke klagt bloss über ein Gefühl von Ausdehnung, sein Appetit ist veränderlich, und der Stuhlgang unordentlich, und es tritt unter diesen Beschwerden nach und nach eine allgemeine Abmagerung ein.

In manchen Fällen sind die ersten Symptome so unbedeutend,

dass man dieselben nicht eher beobachtet, als bis die Abmagerung des K r a n k e n Aufmerksamkeit erregt.

Man wird dann den Unterleib bei

der Untersuchung wahrscheinlich aufgetrieben, und an verschiedenen Stellen etwas empfindlich fühlen,

und bei weiterer Befragung

des

Kranken wird man hören, dass derselbe schon seit W o c h e n oder Monaten etwas Schmerz empfunden habe. In

anderen

Fällen ist

aber kein

merklicher Schmerz

worden,

sondern der Kranke hatte nur eine gewisse Empfindlichkeit pirt,

ein unbehagliches Gefühl,

wenn

perci-

der Unterleib gedrückt

irgend ein Kleidungsstück fest angelegt wurde.

oder

In gar vielen Fällen

aber schreitet die Krankheit bedeutend vor, ohne dass sich der Kranke über irgend eine Empfindlichkeit oder über Schmerzen beklagt. D e r Leib ist gewöhnlich mehr oder weniger verstopft, doch erhält der Kranke gemeinhin durch milde Mittel bald Oeffnung. In anderen Fällen wirken die Abführmittel

sehr unsicher,

entweder

gar

nicht, oder zu heftig. Bisweilen hat der Kranke Neigung zum Durchfall,

was besonders in den spätem Stadien der Krankheit bemerkt

wird.

Die Stuhlausleerungen sind ihrem Ansehn nach sehr verschie-

den; gewöhnlich haben sie eine bleiche Farbe und einen e i g e n t ü m l i chen Geruch; manchmal sind sie aber auch dunkelfarbig, und bisweilen ziemlich natürlich beschaffen. D i e Krankheit kann sich nach und nach schleichend entwickeln, ohne dass man eine Ursache derselben entdecken kann.

In andern

Fällen entsteht sie nach gelinden Anfällen einer mehr akuten Krankheit des Darmkanals oder noch andern fieberhaften Affektioneri, z. B .

nach den Masern und dem Scharlach.

äusseren Gewalttätigkeiten

entstehen. S e h r

wie

Auch kann sie nach häufig

kommt

sie

bei

414

Entzündungen

jungen Leuten von 10 — 1 5 Jahren vor, und ist bei Kindern und Säuglingen seltener, obwohl sie auch bei diesen beobachtet wird, und dann gewöhnlich mit einer Krankheit der mesenterischen Drüsen verbunden ist. Bei älteren Personen trifft man sie oft in Verbindung mit einer Krankheit der Lungen. Schreitet die Krankheit vor, so nimmt' die Abmagerung gewöhnlich zu, der Puls ist frequent. es bilden sich Symptome der Hektik aus, und es stellt sich zuweilen Durchfall ein. In andern Fällen bildet sich Eiter, der sich oft einen Ausweg durch die ßauchdecken oder den Bauchring bahnt. Bei den L e i c h e n ö f f n u n g e n findet man gewöhnlich, dass die Gedärme mehr oder weniger stark untereinander, oder mit den Bauchdecken zusammenhängen; auch ist das Netz oft krankhaft ergriffen. Bisweilen ist eine Vereiterung der Schleimhaut vorhanden, und nicht selten ist das Bauchfell an vielen Stellen verdickt und mit Tuberkeln besäet. Manchmal findet man an vielen Stellen eine bedeutende Verdickung aller Häute des Darmes. In einigen Fällen findet man in der Mitte der festgewachsenen Darmportionen Höhlen, die mit einer eiterartigen Flüssigkeit angefüllt sind. Gar häufig findet man eine krankhafte Beschaffenheit der mesenterischen Drüsen, der Leber oder der Lungen. W a s die B e h a n d l u n g dieser gefährlichen und tückischen Krankheit anbelangt, so beruht die Hauptsache darauf, dass man derselben in der ersten Periode zu begegnen sucht; denn wenn dieselbe nur einige Fortschritte gemacht hat, so ist sie wahrscheinlich unheilbar. Selten nimmt dieselbe einen so heftigen Karakter an, dass allgemeine Blutentleerungen nothwendig werden, und man muss daher besonders auf die öftere Wiederholung reichlicher örtlicher Blulausleerungen, die Anwendung der Blasenpflaster, ein ruhiges Verhalten, ein antiphlogistisches Regimen, und eine möglichst milde Diät sein Vertrauen setzen. Wenn die Krankheit unter einer solchen Behandlungsart glücklich abläuft, so kann man freilich nicht mit Gewissheit behaupt e n , dass diese furchtbare Krankheit vorhanden gewesen ist; allein man hat Grund genug das Vorhandensein derselben zu vermuthen, wenn man bei jungen Personen einen allgemein gestörten Gesundheitszustand und eine Empfindlichkeit des Unterleibes wahrnimmt. W i r lassen hier einige der von A b e r c r o m b i e und A n d r a l in den angeführten Werken mitgetheilten Fälle von chronischer Peritonitis, zur nähern Verständniss dieser dunkeln und lückischen Krankheil, folgen. 1. K r a n k h e i t s g e s c h i c h t e . (Nach A b e r c r o m b i e ) . Eine Frau von 32 Jahren hatte im Winter 1813 - 1 8 1 4 an Leibschmerzen gelitten, war aber nicht eher bettlägerig geworden, als um die Mitte dos Aprils 1814, um welche Zeit sie sich genöthigl sah, täglich einige Stunden lang das Bette zu hüten. Am 4. Mai, wo die Kranke zum

der Unterleibsorgane.

415

erstetimale gesehen wurde, hatte sie Schmerzen im Unterleibe und etwas Durchfall; der Puls hatte 90 Schläge. Zwei Tage späler ward sie plötzlich von einem heftigen Schmerze und einer grossen Empfindlichkeit im ganzen Unterleibe befallen. Dazu gesellten sich eine bedeutende tympanitisclie Auftreibung desselben, ein öfteres Erbrechen und ein solches Sinken der Lebenskräfte, dass es wirklieb schien, als wenn die Kranke nur wenige Slunden noch leben könne. Ihr Puls halte 120 Schläge und war klein; sie hatte sehr reichliche Leibesöffnung gehabt. Es wurden alle 2 - 3 Stunden Klystire von schwacher Bouillon mit einem Zustatz von Laudanum und Chinapulver zu geben verordnet, und 3 Tage lang anhaltend fortgebraucht. Bei dieser Behandlung besserte es sich nach und nach mit ihr; die tympairitische Auftreibung nahm ab, der Puls sank bis auf 84 Schläge, das Erbrechen war minder häufig und hörte einige Tage später gänzlich auf, und es konnte die Kranke dann die ihr gereichten Nahrungsmittel und Arzneien bei sich behalten. Der Leib ward nun mehr verstopft, so dass kleine Gaben eines Laxirmittels nöthig wurden, wodurch jedoch sehr bald Stuhlausleerungen erfolgten, die jedesmal sehr dünn und reichlich waren. Der Leib blieb jedoch immer noch etwas tympanitisch aufgetrieben, und die Kranke klagte auch noch über Schmerzen, die besonders in der linken Seile nahe an der Crista Ilei vorhanden waren. An dieser Stelle Hess sich eine tief sitzende Härte fühlen-, die beim Drucke sehr schmerzhaft war. Unter der gewöhnlichen Behandlungsart schien die Kranke sich zu erholen, ward aber bald wieder schlimmer. Ihr Puls ward frequenter, es bildeten sich die Symptome eines hektischen Zustandes aus, die Kranke verlor den Appetit, hustete, ward immer schwächer, und magerte mehr und mehr ab. Die tympanitische Auftreibung und die Härte in der linken Seite des Leibes, so wie die grosse Empfindlichkeit an dieser Stelle dauerten fort, doch schien sie von letzterer nur beim Drucke besondere Beschwerden zu haben. Leibesöffnung erfolgte leicht, doch waren die Stuhlausleerungen immer dünn. Zu Ende des Juni starb die Kranke an einer nach und nach eintretenden Erschöpfung. L e i c h e n ö f f n u n g . Die Bauchhöhle schien von einer gleichförmigen Masse angefüllt zu sein, indem die Gedärme so allgemein unter einander verwachsen waren, dass es unmöglich war, irgend einen Theil des Darmkanals gehörig nachzuweisen. Die Theile schienen in der linken Seite, an der Stelle, wo die Kranke die heftigsten Schmereen gehabt halte, am meisten krankhaft beschaffen zu sein. Hier bildeten die unter einander verschmolzenen Gedärme eine breite feste Oberfläche, die in ihren Umkreise mit den Bauchdecken zusammenhing, wodurch eine grosse Höhle gebildet wurde, die inwendig eine dunkle unebene Ulzerationsfläche darbot. Aehnliche Höhlen von kleinerem Umfange wurden in anderen Theilen des Darmkanals gefunden.

416

Entzündungen

und einige derselben enthielten eine klare gallertartige Flüssigkeit, andere aber Eiter. Im linken Ovarium befand sich ein grosser Abscess; ein kleiner ward im rechten gefunden. Der Magen, die Lebfer und die Eingeweide der Brusthöhle erschienen ziemlich gesund. 2. K r a n k h e i t s g e s c h i c h t e (Nach A b e r c r o m b i e ) . Ein junges Frauenzimmer von 16 Jahren war seit einigen Wochen abgemagert und kraftlos geworden; es war unlustig, hatte keinen Appetit, klagte aber weiter über nichts. Am 5. April 1816. Die Kranke war sehr matt und bei jeder Gelegenheit müde; ihr Puls hielt 120 Schläge; die Zunge war etwas belegt, der Appetit war schlecht, der Unterleib aufgetrieben und tympanitisch; die Kranke halte keine Schmerzen; sie sagte, dass sie bloss ein Gefühl von Vollheit im Leibe habe. Es wurden leichte Abführungen, stärkende Mittel und laue Bäder verordnet. Es erfolgten 14 Tage lang sehr reichliche Stuhlentleerungen; die Kranke war unruhig, hatte bei Nacht Hitze, war bei Tage träge, ihr Appetit war schlecht, ihr Puls schnell, doch beschwerte sie sich über kein unangenehmes Gefühl. Um die Mitte des April schien sie sich zu bessern; sie hatte guten Appetit, und schlief des Nachts ruhig. Dabei hatte sie ein weit besseres Aussehn, war heiterer und nahm an Kräften zu. Der Puls blieb aber frequent, hielt gewöhnlich 100 bis 120 Schläge, und der Leib war noch immer in einem bedeutenden Grade aufgetrieben. Die Kranke hatte gehörige Leibesöffnung, oft etwas Durchfall; bisweilen litt sie an Leibkneipen, hatte aber keinen fixen Schmerz, und die Stuhlausleerungen waren ganz natürlich beschaffen. Am 1. Mai ward die Kranke wieder schlimmer, doch trat keine anderweitige Veränderung in Hinsicht der Krankheitssymptome ein, als dass sie nach und nach mehr abmagerte, und kraftloser ward. Sie klagte noch immer nicht über Schmerzen, hatte aber bisweilen ein leichtes Kneipen im Leibe; die Stuhlausleerungen waren natürlich beschaffen. Zu Ende des Mai fing sie an, sich zuweilen zu erbrechen, und litt auch hin und wieder an Durchfall. Das Erbrechen ward nach und nach heftiger, und endlich konnte die Kranke nichts mehr bei sich behalten. Sie starb im Anfange des Juni, und war nur 2 3 Tage vor ihrem Tode bettlägerig gewesen. L e i c h e n ö f f n u n g . Alle in der Bauchhöhle befindliche Kontenta waren zu einer festen Masse unter einander verwachsen, und man konnte in denselben unmöglich einen Darm von dem andern unterscheiden. Die Masse hing mit den Bauchdecken ebenfalls fest zusammen, und män fand an verschiedenen Stellen derselben Höhlen, welche eine eiterartige Flüssigkeit enthielten, und auf ihrer inncrn Fläche eine ungesunde skrophulösc Vereiterung zeigten. In der Beckenhöhle war ebenfalls viele eiterartige Flüssigkeit vorhanden; die niesenteri-

der Unterleibsorgane.

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sehen Drüsen waren sehr krankhaft beschaffen, und die Leber war bedeutend vergrössert. Die Lungen waren gesund. 3. K r a n k h e i t s g e s c h i c h t e (Nach A n d r a l ) . Chronische P e r i t o n i t i s , d i e i m A n f a n g e a k u t a u f t r i t t . Ein Schuhmacher, 19 J a h r alt, ward unter folgenden Erscheinungen in die Charilc aufgenommen: Allgemeine Rothe der Haut, starker Kopfschmerz, voller, freqnenler Puls, Bitterkeit im Munde, weissliclie, mit rothen Flecken besetzte Zunge, Verstopfung^ geringe Empfindlichkeit beim Druck auf den Unterleib, Husten. Man hielt die Krankheit für eine1 allgemeine Reizung von geringer Intensität der Gastro -Intestinalschleimhaut, und verordnete einen Aderlass am A r m e , erweichende Gelränke, Diät. W ä h r e n d des Tages minderte sich der Kopfschmerz, wie die Frequenz des Pulses; die Haut wurde 1 feucht, und das rothgefleckte Ansehn der Zunge w a r weniger lebhaft. Während der folgenden 5 Tage, vom 30. Juli bis zum 5. August w a r das Fieber sehr massig, und die Schmerzen im Unterleibe n u r gering. In dem Zeitraum vom 5. — 1 2 . August veränderte der Schmerz auf eine auffallende Weise seinen S i t z ; der Kranke fühlte ihn nach und nach am Nabel, im Epigaslrium, in dem linken wie in dem rechten Ilypochondrium. 12 Blutegel wurden zweimal s auf die schmerzhaften Stellen applizirt; sie nahinen da, w o man sie gelegt hatte, sogleich den Schmerz w e g , allein 6ehr bald erschien e r , ähnlich den rheumatischen Schmerzen, an einem andern Orte. Der Puls' w a r ziemlich frequent, die Zunge halte ihre Rothe verloren; die Digestion w a r iu fast normalem Zustande. Vom 12. — 20. blieb der Schmerz in der rechten Seite, w a r aber übrigens sehr erträglich; der Puls zeigte noch immer mässige Frequenz. In der Nacht zum 20. steigerte sieh der Schmerz plötzlich zu einer furchtbaren Heftigkeit. Es zeigte sich zugleich grosse Angst, Dyspnoe, Erbrechen von grüner Galle. A m Morgen des 21. w a r der Bauch gespannt, und vertrug an keiner Stelle auch nicht den leisesten Druck ohne die heftigsten Schmerzen. Der Puls war ausserordentlich klein und f r é q u e n t , die Haut brennend, das Gesicht bleich, gefaltet ( g r i p p é e ) und die höchste Angst ausdrückend. Die Peritonitis w a r nicht mehr zu verkennen. (Aderlass, 3 0 Blutegel, erweichende Fomentâtionen, Leinsaamentisane). A m Abend halle sich noch keine Linderung gezeigt. A m 22. A u g u s t : Vermehrte Spannung des Unterleibes, lebhafter Schmerz, natürliches Anselm der Zunge, keine Stuhlansleerong seit 48 Stunden. (Aderlass, 3 0 Blutegel auf den Bauch, Fomentationen, Mixtur aus zwei Unzen süssem Mandelöl, einer Unze Rizinusöl und zwei Unzen Kapillärsyrup). E s erfolgten 5 Stuhlausleerungen bis zum andern Morgen. 23. Bedeutende Besserung. Ruhiges Gesicht; verringerte Em27

418

Eotzttndungen

pfindliclikeit des Bauches; gehobener und weniger frequenler Puls (20 Blutegel auf den Leib, Fömentationcn, Oelmixtur). 24. Der Druck verursacht nur noch geringen Schmer«; die Spannung des Leibes dauert fort;.dunkle Fluktuation. Mehrere Stuhlausleerungen in der Nacht; geringes Fieber ( 2 0 . Blutegel auf den Bauch ; Gerstentisane ). In den folgenden Tagen verlor sich der Schmerz im Leibe vollkommen; der Bauch blieb aber noch gespannt. Der Puls, ohne Frequenz am Tage, war am Abend beschleunigt, und in der Nacht traten Schweisse ein. Der Kranke blieb bis zum 16. September in diesem Zustande. Während dieser Zeit erhielt er als Nahrung nichts als mehrmals täglich eine Suppe. Am 17. Septbr. Wollte er das Hospital verlassen, obwohl sein Beiinden alle Symptome einer chronischen Peritonitis darbot; er wollte sich nicht überzeugen lassen, dass er noch krank sei, und er schrieb seine Schwäche lediglich der strengen Diät zu, der er im Hospitale unterworfen war. Die Peritonitis begann bei diesem Individuum, wie zuweilen gewisse Plcuresieeu zu beginnen pflegen. Herumziehende Schmerzen befielen nach und nach einzelne Stellea des Unterleibes, ohne dass irgend ein gefahrdrohendes Symptom sie begleitet hatte. So gehen oft den pleuritischcn Extravasaten dergleichen geringe, den Platz wechselnde, sogenannte rheumatische Schmerzen voraus, die in gar keiner Beziehung zu einer Entzündung der Pleura zu stehen scheinen. Zweimalige Applikation von Blutegeln bewirkte bloss, dass der Schmerz die Stelle wechselte. Mitten in diesem Zustande, der durchaus nichts beunruhigendes hatte, traten auf einmal die Symptome einer akuten Peritonitis auf; sie wichen einem sehr eingreifenden antiphlogistischen Verfahren dass um so mehr hier nützte, als es gleich bei Erscheinen der Krankheit in Anwendung kam. Nachdem diese Symptome der akuten Peritonitis verschwunden waren, glaubte Patient sich geheilt; allein die fortdauernde Aufgetriebenheit des Leibes, die dunkle Fluktuation, die Exacerbation des Fiebers jeden Abend, waren sichere Zeichen, dass die Entzündung nicht zertheilt worden, und sich eine chronische Peritonitis gebildet hatte. 4. K r a n k h e i t s g e s c h i c h t e . (Nach A n d r a l ) . G l e i c h i m A n f a n g e c h r o n i s c h e P e r i t o n i t i s . Ein Mann von 63 Jahren war im Anfange des Jahres 1822 in die Charité aufgenommen. Er halle -um diese Zeit einen bedeutenden Ascites und Oedem der unteren Extremitäten; e r h a t t e n i e m a l s S c h m e r z e n im L e i b e e m p f u n d e n . Der Hydrops dauerte schon seit 7 Monaten an; der Kranke klagte nur über ein geringes Oppressionsgeiühl. Legte man die Hand auf die Präkordialgegend, so fühlte njan kaum die Herzschläge; mit Hülfe des Stethoskops hörte man sie unter den beiden Schlüsselbeinen; der Puls war unregelmässig, und jeder Herzschlag

4(9

der Unterleibsorgaue.

von einem Blasebalggeräusch begleitet. W ä h r e n d der 4 bis 5 Monate, die der Kranke im Hospitale zubrachte, blieb er fast in demselben Zustande. Endlich starb er plötzlich, nachdem er noch den Tag vor seinem Tode aufgestanden und umhergegangen w a r . L e i c h e n ö f f n u n g . Das Bauchfell enthält eine grosse Quantität eines röthlichen S e r u m s ; die Gedärme sind allenthalben mit dikken und schwarzen Pseudomembranen bedeckt. Die Herzwandungen sind sehr dünn und so w e i c h , dass sie schon bei einem massigen Zuge zerreissen, und dass der Finger, wenn man ihn auf die äussere Fläche des Herzens l e g t , mit leichter Mühe eindringt. Die inoere Haut des Herzens und der Aorta ist roth und mit schwarzem flüssigen Blute in B e r ü h r u n g ; die Lungen sind gesund und zeigen keine Anschoppung. Die Leber nimmt nur einen kleinen Thcil des rechten Hypochondriums e i n ; auch sie lässt sich w i e das Herz mit grosser Leichtigkeit zerreissen. Das Netz ist auffallend klein. Iiv diesem Falle ist, in Bezug auf die organischen Störungen, die Peritonitis sehr deutlich ausgesprochen, und dcnnocli w a r sie vollkom men unschmerzhaft. Man liätte es gewiss nicht vermuthet, dass so dicke Pseudomembranen, w i e sie in dem ganzen Tractus intestinalis gefunden w u r d e n , sich entwickeln können, ohne an den betreffenden Stellen auch n u r den geringsten Schmerz zu, W e g e zu bringen. 3.

Die B a u c h f e l l e n t z ü n d u n g der Neugebornen ren Kinder. Peritonitis infantum.

und

älte-

Nach B i l l a r d (1. c.) mit Anmerkungen von R o m b e r g (Wochenschrift für die gesammte Heilkunde 1833. Nr. 17. 1 8 . ) Die Entzündung des Bauchfelles kommt häuQger bei neugebor • nen Kindern vor, als man glaubt, und sie kann nicht allein nach der Geburt in Folge von reizenden Ursachen, denen die Kinder unterworfen sind, sondern auch schon in der Gebärmutter entstehen. A n g e b o r n e B a u c h f e l l e n t z ü n d u n g . B . hat bei 2 neugebornen Kindern, von denen eins 1 8 und das andere 2 0 Stunden nach der Geburt gestorben w a r , alte und feste Verwachsungen angetroffen; bei einem w a r e n die verschiedenen D a r m w i n d u n g e n , und bei dem andern die konvexe Fläche der Leber durch 4 dünne aber feste Verbindungen mit der innern Fläche der Leber verwachsen. Gewiss mussten diese Verwachsungen als Folgen einer vor der Geburt vorhanden gewesenen Entzündung betrachtet werden. Eins dieser Kinder w a r m a g e r , klein und sehr bleich; das andere zeigte die gewöhnliche S t ä r k e der Neugebornen. Man hat häufig die akute Bauchfellentzündung bei Kindern beob-

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Entzündungen

achtet, welche diese Krankheit mit zur Welt gebracht haben. Dugfcs hat in seiner Dissertation über die Krankheiten der Neugebornen in dem sehr interessanten Abschnitte von der Bauchfellentzündung der Neugebornen, die Geschichte eines Kindes mitgetheilt, das am 9. Februar 1821 im achten Monate der Schwangerschaft geboren wurde, und 3i- Pfund schwer war. Es war ganz ödematös, der Leib gespannt, und nach begonnener Respiration 6chrie es 3 Stunden, ohne während dieser Zeit Mekonium zu entleeren, obschon es ein lauwarmes Klystir bekommen hatte. Nach 3 Stunden starb es. Bei der Leichenöffnung, die am folgenden Tage in Gegenwart des Professors C h a u s s i e r angestellt wurde, fand man, wie D u g e s sagt, alle Unterleibseingeweide mit einem gelben und festen Eiweissstoffe unter sich und durch falsche Membranen mit der Leber, Milz, Harnblase u. s. w. verbunden. Das Netz hing mit den Därmen zusammen, die gelblich, hart und verdickt erschienen. Ihr Gewebe war wie mit festem EiweissstofTe vermischt, und sie enthielten einen gelblichen und schaumigen Schleim. Dieses Kind war ein erstgebornes und seine Mutter gesund und 22 Jahr alt; sie hatte nur an Frostbeulen und an Flechten an der Hand gelitten. B i l l a r d fand die Bauchfellentzündung in dem nämlichen Grade bei 3 Kindern, die sämmtlich bald nach der Geburt gestorben, und alle stark und kräftig waren. Bei Lebzeiten halte er diese Kinder nicht beobachtet. Bei der Oeffnung fand er bei einem eine reichliche Ergiessung einer serös purulenten Flüssigkeit in die Bauchhöhle. Die Darmwindungen waren äusserlich stark geröthet, und fingen schon an Verwachsungen einzugehen. Man muss annehmen, dass die in den genannten Fällen gefundenen frischen Verwachsungen des Bauchfelles Zeichen einer akuten Entzündung sind, die entweder während der letzten Tage der Schwangerschaft, oder während der Geburt entstanden sein konnte. Es ist nicht derselbe Fall mit der chronischen Bauchfellentzündung, die ihren Verlauf in der Gebärmutter gemacht hat, und von alten und festen Verwachsungen begleitet ist. Nach der G e b u r t e n t s t a n d e n e B a u c h f e l l e n t z ü n d u n g . — Von der Zeit an, wo die Aussenwelt mit ihren Reizen auf den kindlichen Organismus einströmt, ist er auch wie Erwachsene den Entzündungen unterworfen, und man darf sich daher über das Vorkommen der Bauchfellentzündung bei ihnen wohl nicht wundern. Sie kann akut oder auch chronisch sein; Beispiele beider Formen s. unten. Die S y m p t o m e , die dieser Krankheit eigentümlich sind, bestehen in Spannung des Leibes, der sich am Nabel zuspitzt, Unruhe, Schmerz, den das Kind durch das gefurchte Gesicht und durch das

der Unterleibsorgane.

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unaufhörliche Schreien kund g i e b t * ) , nebsl Erbrechen"''), Aufstossen, endlich allgemeiner Erschöpfung, kleinem P u l s " * ) , Marasmus und Entstellung de'r Gesichtszüge * * " ) . Dies sind die Symptome der Peritonitis, die übrigens von Seiten des Arztes die gröfsle Aufmerksamkeit

und

Erfahrung verlangt, um 6ie von der Darmentzündung, mit der sie in Verbindung vorkommen k a n n , zu unterscheidenf). *) Ein Symptom, das niemals vermisst wird und als patliognomonisch betrachtet werden kann, ist die Empfindlichkeit der Bauchdecke bei der Berührung. Nur muss man sich bei kleinen Kindern, um das Vorhandensein und den Heerd dieses Schmerzes zu konstatiren, yor Täuschung hüten. W e r dessen Stärke aus verhältnissmässig lautem Schreien bei der Befühlung des Unterleibes beurtheilen wollte, würde sehr irren. Sehr oft hört man nur ein Wimmern, oder wenn der jählings gesteigerte Schmerz einen lauten, scharfen Ton auspresst, so bricht dieser eben so schnell wieder ab, und geht in Wimmern über. R o m b e r g 1. c. ' * ) Häufig ist Verstopfung des Stuhlganges, am häufigsten aber Erbrechen bei der Peritonitis zugegen. Zuweilen erhält sich aber auch die peristaltische Bewegung des Darmkanals ungestört. Auf keinen Fall ist also hier die Diagnose ex matula zu entnehmen oder zu vergewissern. Die Beschaffenheit der Exkremente und die Art ihrer Ausleerung, worauf in der Entzündung der Schleimhaut des Darmkanals grosses Gewicht zu legen ist, kommt bei der Peritonitis nur im Falle einer Komplikation in Betracht. R o m b e r g 1. c. ***) Die Theilnahme des Herzens ist oft nur gering, nicht bloss in der chronischen, sondern auch in der akuten Form der Peritonitis, wo alsdann erst gegen Ende der Krankheit die Bewegung des Pulses sehr zunimmt. R o m b e r g 1. c. ***") Ein besonderer Werth ist auf die Physiognomie und auf die Lage des Körpers zu legen, deren diagnostische Bedeutung im zarten "Kindesalter um so wichtiger ist. In allen Fällen, wo das Gehirn frei blieb, fand R . eine Schmerz ausdrückende Spannung der Gesichtszüge, der durch die Runzelung der Augenbraunen, ein Ausdruck von Ernst und Zürnen beigemischt ist. Meistens hat auch das Gesicht, mit Ausnahme der Augen eine dunkelgelbe Farbe. Die Lage zeichnet sich durch grosse Ruhe und Unveränderlichkeit aus; das in Darmkrankheiten, besonders Koliken, so häufige Anziehen der Beine an den Leib findet hier nicht statt. R o m b e r g 1. c. •f) Durch Komplikation mit Entzündung anderer Organe wird das Bild der Peritonitis nicht selten getrübt, am wenigsten noch durch die Koexistenz einer Enteritis. ( S . die 2. Krankheitsgeschichte). Einen wichtigeren Einfluss als die Enteritis übt die im kindlichen Alter so oft die Krankheiten anderer Organe komplizirende Hirnentzündung auf die Objcktivirung der Peritonitis, mag sie vorangehen oder 6ich hinzugesellen. Die Aeusserung des Schmerzgefühls, selbst bei äusserer Berührung des Unterleibes, tritt dann in den Hintergrund, und die Gesichtszüge nehmen den karakteristischen Ausdruck der Encephalitis infantum an. ( S . die 3. Krankheitsgeschichte). Endlich verdient, unter den Komplikationen, welche die Peritonitis eingeht, noch eine besonders Erwähnung, theils wegen eines bestehenden ätiologischen Verhältnisses, theils auch weil sie, während des Lebens der Kranken selten

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Entzündungen

Von der Brustfellentzündung unterscheidet sich die Peritonitis durch den hellen Ton, den man beim Anklopfen an den Thorax vernimmt. Die Athmungsbeschwerde deutet nicht immer auf ¿in Leiden der Lungen, sondern kann auch von Meteorismus des Leibes und gestörter Bewegung des Zwerchfelles abhängen. Endlich unterscheiden eich die von der Peritonitis abhängigen Leibschmerzen dadurch von den durch Krampf oder Blähungen erzeugten, dass im letzteren Falle die Schmerzen fast immer nachlassend sind, und bei abgehenden Blähungen aufhören. Als U r s a c h e der Bauchfellentzündung betrachtet D u g e s die Leibesverstopfung, und führt einige treffende Thatsachen zur Unterstützung seiner Ansicht an; allein die Verstopfung scheint oft mehr Folge als Ursache zu sein, da sie erst nach begonnener Krankheit beobachtet wird, und man könnte sich fragen, wie der Fötus schon in der Gebärmutter an Bauchfellentzündung leiden könne, w o die Stuhlverstopfung sonder Zweifel nicht Folge gestörter Verdauung ist. Wahrscheinlicher ist es, dass die Verschliessung des Mastdarms und die Verengerung der Därme, wovon L e g o n a i s und D u g e s Beispiele anführen, die Peritonitis veranlassen; aber auch diese Zufälle kommen zuweilen ohne Entzündung des Bauchfelles vor. Aus allem dem geht hervor, dass,die Erklärung der Ursachen der Peritonitis bei Säuglingen sehr schwierig ist. Bemerkenswerth ist noch der Umstand, dass die Mütter der von Duges beobachteten Kinder nicht an Bauchfelleulzündung gelitten hatten. Die P r o g n o s e bei der Bauchfellentzündung der Kinder ist immer ungünstig. B e h a n d l u n g . Man muss die Kur damit anfangen, dass man das Kind entwöhnt, ihm einen oder zwei Blutegel in die Nähe des Nabels setzt, das Kind in ein warmes Bad aus einer Abkochung der Altbäewurzel bringt, und auf den Leib Leinmehlumschläge legt, auf welche man, nach Chaussier's Käthe, noch Ol. amygd. dulc. und Ol. Chamomill. tröpfeln kann. Innerlich kann man dem Kinde 2 — 3 Grau Kalomel, einige Theelöfl'el voll Syrup. Cichorei geben, Klystire mit einer halben Drachme Ol. Ricini setzen, um auf den Darmkanal abzuleiten und Oeffnung zu erhalten; dieser letzteren Mittel darf man sich jedoch nur nach Beseitigung der gefährlichsten Zufalle und in den

gehörig beachtet, unter dem so mannichfaltige Krankheiten' umfassenden, Kollektivnamen Tabes, Atrophia puerorum mit einbegriffen w i r d ; es ist dies die Komplikation mit der Phthisis tuberculosa mesenterii. Hier nimmt die Peritonitis meistens einen schleichenden Verlauf, und zeigt nach dem Tode, Debst den gewöhnlichen Merkmalen der Exsudation serös - lymphatischer S t o f f e , die Bildung von Granulationen und Tuberkeln in din entzündeten Partieen. S. die 4. Krankheitsgeschichte. R o m b e r g . 1. c.

der Unlerlelbsorgane.

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Fällen bedienen, w o man überzeugt ist, dass man es mit keiner Darmentzündung zu lliun bat. *) Iii der Rekonvalescenz gewöhnt man das Kind nach Verhältnis des Alters wieder an eine kräftige Diät. Eine Amme giebt man dem Kinde aber nicht, bevor es nicht einige Zeit lang durch eine Mischung von Griitzsclileim mit Kuh- oder verdünnter Ziegenmilch ernährt worden ist. D i e Füsse des Kindes müssen immer warm gehalten, die blosse Haut mit Flanell bedeckt werden, weil das Frottiren der Haut hier einen wohlthätigen Reiz ausübt. Krankheitsgeschichten. i. A k u t e P e r i t o n i t i s . (Nach Billard). Ein 14tägiger, ziemlich kräftiger, seit 2 Tagen aber sehr blasser Knabe wurde am 13ten Februar in's Krankenhaus gebracht. Er erbrach, w a s man ihm ein*) Die Behandlung der, Bauchfellentzündung im kindlichen Alter unterscheidet sich nicht von derjenigen bei Erwachsenen, ß . hat sich in den letzten Jahren überzeugt, dass auch bei kleinen Kindern, in der akuten Form dieser Krankheit der glückliche Erfolg von zuerst instituirtem Aderlasse, der nach Erforderniss der Umstände wiederholt werden muss, bedingt wird, und dass, nachdem dies geschehen, die örtlichen Blutentziebungen eine um so grössere Wirksamkeit haben. Indikation zur Wiederholung der letzteren ist die Schmerzhaftigkeit des Unterleibes bei äusserer Berührung, und es kann die dies ermittelnde Untersuchung nicht sorgfältig genug angestellt werden, weil die Empfindlichkeit häufig nur auf einzelne, leicht zu übergehende Stellen, besonders in der Weichengegend, beschränkt ist. Zunächst sah ß . von Warmen Fomentationen des Unterleibes treffliche Wirkungen, am passendsten mittelst grosser, nicht zu dicker, in heissen Kamillenabsud getauchter und ausgerungener Flanellstückp, unter welchen die Nachblutung reichlich und lange genug unterhalten werden kann. Die von B. in einigen Fällen versuchte Anwendung von Kälte, welche bei Krankheiten, die hauptsächlich das Darmmuskelgew'ebe betreffen, im Ileus, bei Hernia incarcerata, von so ausgezeichnetem Erfolge ist, hat nichts Erfreuliches geleistet, und es scheinen überhaupt die serösen Membranen im entzündlichen Zustande für den wohlthätigen Eindruck der Kälte nicht empfänglich zu sein. Ableitungen aut den Darmkanal, zumal bei verstopftem Stuhlgange sind nothwendig, wozu sich das von Kindern ohne Widerstreben genommene Kalomel in etwas starker Dosis am besten eignet. Ist die Krankheit schon etwas versäumt, deuten schon Merkmale die begonnene Exsudation mit einiger Wahrscheinlichkeit an, wozu besonders eine umschriebene Rothe der Wangen zu rechnen ist, so darf man sich auch dann von der beharrlichen Fortsetzung der antiphlogistischen Methode nicht abschrecken lassen, welche alsdann durch Resorption befördernde Mittel (Quecksilber m kleinen Gaben, verbunden mit Antimonialien, Einreibungen des Unguent. neapolit., lauwarme Bäder) modifizirt werden muss. R o m b e r g . 1. c.

424

Entzündungen

flösste, sogleich wieder, hatte geschwollene Füsse und verzog schmerzhaft das Gesicht. Das Kind war fortwährend unruhig, der Leib aufgetrieben, gegen den Nabel zugespitzt, hart und sehr schmerzhaft bei der Berührung, indem das Kind, wenn man den Leib drückte* schrie, ganz rolli wurde, und mit grosser Anstrengung alhraele. Die Brust gab an allen Stellen beim Klopfen auf dieselbe einen hellen Ton. Die Haut war trocken und brennend lieiss, der Puls an der Hand nicht fühlbar, und die Herzschläge dumpf und undeutlich; die Stimme war schwach, fein, scharf und kaum hörbar; die Stuhlausleerungen fehlten. (Zuckerwasser, Umschläge auf den Leib, Bäder). In der Nacht vom 13—14 Februar starb das Kind. Bei der am folgenden Morgen angestellten Leichenöffnung fand man den Mund, die Speiseröhre und den Magen gesund; die Därme waren durch Luft stark aufgetrieben; das Bauchfell war nicht geröthet, allein es waren frische und doch ziemlich feste Verwachsungen zwischen den Därmen vorhanden; auf dem Mesenterium lag eine ziemlich dicke falsche Membran, und in die Unterleibshöhle waren 2 Unzen seröser Flüssigkeit ergossen. Unter den Symptomen war besonders die schmerzhafte Auftreibling des Unterleibes, der Mangel an Durchfall, der kleine Puls und der schmerzhafte Ausdruck in den Mienen auffallend. Der Leichenbefund zeigte unverkennbar die vorhanden gewesene Bauchfellentzündung. 2. (Nach R o m b e r g ) . Karl C. ein achtjähriger Knabe von schwächlicher Konstitution, wurde am 13. April 1822, Vormittags 10 Uhr, nachdem er sich den Tag zuvor wohl befunden, von Erbteilen , Diarrhoe und Leibschmerzen befallen. ' Wegen Erkrankung des Hausarztes ward bis zum folgenden Abend keine Hülfe gesucht. Um 10 Uhr Abends ward R. gerufen. Er fand den Knaben mit etwas aufgetriebenem, harten, heissen, äusserst sei. herzhaften Unterleibe, welcher, besonders in der Inguinalgegend, auch nicht die geringsle Berührung vertragen konnte, mit Erbrechen augenblicklich nach dem Genüsse der mildesten Dinge, unersättlichem Durste, fadenförmigem, auf 120 Schläge beschleunigtem Pulse, un verrückter Rückenlage, kühlen Extremitäten, eingefallenem Gesichte, hohlen, von einem schwarzblauen Rande umgebenen Augen, dürren Lippen und schleimbelegter Zunge. Stuhlgaqg war seit dem Morgen dieses Tages nicht erfolgt., (Blutegel, warme Fomentationen auf den Unterleib, Kalomel abwechselnd mit einer Emulsio oleosa). Um 4 Uhr Morgens ward R. schleunigst zn dem Kinde gerufen. Das Erbrechen, welches auf einige Stunden nachgelassen hatte, war mit voller Gewalt zurückgekehrt, die Extremitäten waren marmorkalt geworden, der Puls kaum noch zu fühlen, und blande Delirien halten sich eingestellt. Es ward noch ein warmes Bad verordnet. — Zwei Stunden darauf starb der Kranke. Bemerkenswerlh war die kurz vor dem Tode zur Norm zurückkehrende psychische Thätigkeit. Die Eltern überliessen sich froher Hoff-

der Unterlcibsorgane.

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nung, weil der Kranke über keinen Schmerz mehr klagte, Speise und Trank forderte, denselben ohne Erbrechen zu sich nahm; allein die fallen Extremitäten, der wurmförmige aussetzende Puls, das Hervorblicken des Weissen im Auge während momentanen Schlummers, die beginnenden leichten Zucknngen der Lippen, liessen mit grosser Bestimmtheit den- Tod voraussagen. Dreissig Stunden darauf wurde der Unterleib geöffnet. Nach dem Einschnitte in die Bauchdecke drang eine gelbliche serös- lymphalhische Flüssigkeit hervor. Das Peritonaeum war entzündet, hauptsächlich in der Wcichengegend, wo es eine dunkel-rothe Farbe hatte, und mit injizirten Gelassen durchwebt war. Hier fand sich auch die grösste Menge der molkenähnlichen, zum Tbeil geronnenen Flüssigkeiten angesammelt. Die Windungen der dünnen Därme waren mit Flocken und Streifen koagulirter Lymphe bedeckt. Das Coekum war sowohl auf seiner innern als äussern Fläche im hohen Grade entzündet, und an mehreren Stellen von gangränöser Beschaflenheit. 3. Rosa W . ein 4jähriges Kind von anmuthigem Wesen, schöner Gesichtsbildung, körperlich und geistig kraftvoll entwickelt, hatte im Alter von 6 Wochen an einer kongestiven Hirnaffektion gelitten, welche der Anwendung von Blutegeln 'und kalten Fomentationen schnell gewichen war. Sechszehn Monate vor ihrem Tode erwachte sie in einer Nacht mit heftigen Delirien, sah Gestalten im Zimmer, die ihr Schrecken einflössten, und konnte selbst nach Anbruch des Tages nicht beruhigt werden. Hiermit vorhandene Fieberbewegungen erforderten den Gebrauch kühlender Abführmittel, welche auch nach einigen Tagen den Zustand beseitigten. Seit dieser Zeit hörte man zuweilen Klagen des Kindes über flüchtige Bauchschmerzen und bemerkte eine auffallende Gesichtsblässe mit blauen Rändern unter den Augen, wodurch der Verdacht auf Wurmreiz erregt, jedoch nicht durch die Wirkung der Anthelminthica gerechtfertigt würde. Am 18. März 1826 ward R. zu dem Kinde gerufen, welches, nachdem es wie gewöhnlich zu Abend gegessen, in der Nacht mit Delirien, wie im verwichenen Dezember, aufgewacht war, einigemal gebrochen und über Leibschmerzen geklagt hatte. Das Gesicht war roth, aufgetrieben, mit verstörtem Ausdruck; die Augen glänzend, die Zunge massig feucht und weiss belegt, die Haut trocken, der Puls frequent; der Unterleib, sehr heiss, war bei starker Reibung empfindlich. (Solut. Acid. tartaric. c. Syr. mannat). — Zweiter Tag der Krankheit. Der Kopf heiss, die Rothe des Gesichtes stärker, der Puls auf 120 Schläge beschleunigt, der Durst stark. (4 Blutegel an die Stirn, | Gr. Kalomel zweistündlich). — Dritter Tag. Früh Morgens ein heftiger Anfall von Delirien mit schwer zu beschwichtigender Agitation und W u t h , darauf jählings Blässe und Kälte des Gesichts. (Wiederholte Applikation der Blutegel, eine potio nitroea abwechselnd mit Kaloniel).

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Entzündungen

In der Nacht zum 4. Tage zweimaliges Erbreeben lauchgriiuer Flüssigkeit, wässriger Durchfall, sehr starker Durst. — 4. Tag. Erbrechen augenblicklich nach dem Trinken, brennend heisser Leib, massig schmerzhaft bei der Berührung, getrübtes Bewusstsein, Somnolenz, abwechselnd mit Unmuth und Unruhe. ( 8 Blutegel auf den Unterleib, Einreiben der Schenkel mit Ungt. neapol., Emubio oleosa, Aussetzen des Kalomel.) — o. Tag. Verfall des Gesichts, Einsinken der Augen, Spitzwerden der Nase, langsame, tiefe Inspirationen, grunzendes Ausathmen, Sopor, Herausstecken des rechten Beines aus dem Bette, Puls von 120 Schlägen, die Haut trocken, der Stuhlgang normal, Verziehen der Gesichtszüge beim Druck auf die Bauchdcckeu. (Lauwarmes Bad, kalte Fomentationen auf den Kopf, warme aromatische auf den Unterleib). 6. Tag. Hippokratisches Gesicht, Sopor, lautes schmerzhaftes Aufschreien, Vomiturition, brauner Beleg der Zunge, Lippen und Zähne, Puls von 135 Schlägen. (Saturation und Vesikatorium in den Nacken). 7. Tag. Keine Veränderung in dem Zustande. (Kalte Uebergiessungen des Kopfes im lauwarmen Bade.) Nach dem 3. Sturzbade trat kopiöses Erbrechen grünspanfarbiger flüssiger Stoffe ein, darauf Eiskalte der Extremitäten und des Gesichts, 5 Stunden nachher der Tod, in der Nacht vom 7 — 8. Tage der Krankheit. Sechs und dreissig Stunden darauf wurde der Unterleib geöffnet, der etwas aufgetrieben • und teigig war. Nach dem Einschnitte drang eine beträchtliche Quantität lymphatischer purulenter Flüssigkeit hervor, welche die Bauchhöhle ausfüllte. Das Peritonäum hatte ein injizirtes Ansehn, Die dünnen-Gedärme waren unter einander verklebt. Die äussere Membran des Magens war mit den den Bauchmuskeln zugekehrten Peritonäum fest verwachsen. Auf den Windungen des Darmkanals lagen viele Flocken und Streifen koagulirter Lymphe. Die SchLeimmembran des Magens und der Gedärme verhielt sich normal. Die Oeffnung des Kopfes wurde nicht gestattet, jedoch waren die Krankheitserscheinungen zu deutlich, um einen Zweifel über das Vorhandensein einer exsudativen Hirnentzundung aufkommen zu lassen. 4. Eio fünfjähriges Mädchen, das Kind armer, in einem feuchten Keller wohnender Eltern, die unlängst einen Knaben an der Atrophia mesenterica verloren hatten, war nach Aussage der Mutter bereits im ersten Lebensjahre von einem Zahnfieber befallen, welches durch die jhr von einer klinischen Anstalt zu Theil gewordene Hülfe geheilt worden war. Im Monat April 1830 sahK. das Kind zum erstenmale; der aufgetriebene harte Leib, die Abmagerung, die gelbliche zusammengeschrumpfte Haut, die unregelmässigen Darmfunktionen, Heisshunger, Durchfall, abwechselnd mit Stuhlverstopfung, gaben eine tuberkulöse Desorganisation iu den Gekrösdrüsen zu erkennen- Auf den Gebrauch von Rheum mit Kali aceticum stellte sich eine scheinbare Besserung

der Unterleibsorgane.

427

ein, welche zum Aussetzen der Medikamente den Beweggrund gab. In den ersten Tagen des Juni ward R. zu dem Kinde gerufen; beträchtliches Fieber mit Abendexazerbationen, starker Durst, Husten, Sclimerzhaftigkeit des an Umfang verkleinerten Leibes bei äusserer Berührung, greise Züge, Abmagerung im höchslen Grade bekundeten das herannahende Ende, welches unter Hinzutritt von Sopör und Konvulsionen am 9. Juni erfolgte. Vier und zwanzig Stunden nach dem Tode wurde der Unterleib geöffnet. Die Fettschicht der Bauchdecken war noch ziemlich beträchtlich. Die Windungen des Dünndarmes adhärirlen mit einander mittelst Faserstoffes, welcher an einigen Stellen ein frisches Ansehn, an Andern eine verhärtete körnige Beschaffenheit von der Beimischung kleiner Tuberkeln darbot. Die seröse Membran des Ileum zeigte an mehreren Stellen bedeutende Gefassinjektion, und war grösstentheils mit kleinen runden Granulationen von dem "Ansehn der Miliaria bedeckt. Die Oberfläche des rechten Leberlappens hing mit ihrem Peritonealüberzug durch eine Lymphschicht fest zusammen, in der sich erbsengrosse, runde Tuberkel vorfanden, die auch hier und da im Parenehym, der Oberfläche nahe, verbreitet waren. Im Gekröse waren die Drüsen zur Grösse der Mandeln, einige zum Volumen einer Wallliuss angeschwollen, verhärtet, und enthielten im Zentrum eine weisse, härtliche, Käsekrumen ähnliche Masse. Viele halten von den stark injizirten Gefässen eine rötlilich-blaue Farbe. 5te Krankheitsgeschichte. Am 24. Dezember 1827 wurde R. zu einem zwölfjährigen Knaben gerufen, der seit einigen Tagen an gelinden Fieberbewegungen mit gelblichem Beleg der Zunge, Uebelkeit, Vomituritionen und herumziehenden Leibschmerzen gelitten hatte. Nach genommenem Brechmittel schwanden die gastrischen Symptome, die Frequenz des Pulses fiel auf den normalen Stand, nur die Schmerzen im Unterleibe kehrten paroxysmenweise, bald stärker, bald schwächer zurück. R. verordnete, in der Voraussetzung einer leichten Colica gastrica, die Tinct. Rhei aquosa und srenge Diät. Am 31. Dezember ward er zu dem Kinde gerufen, und fand das ausgeprägte Bild einer hoffnungslosen Peritonitis, mit aufgetriebenem, harten, bei der leisesten Berührung schmerzhaften Unterleibe, kollabirlem Gesicht mit umschriebener Wangenröthe, Würgen,. Erbrechen, Verstopfung, Dysurie, heftigem Fieber, Durst. Allgemeine und örtliche Blutentleerungen minderten zwar den Schmerz, Kalomel bewirkte Stuhlgang, allein ohne die Fortdauer der Entzündung und ihre Folgen zu unterbrechen, welche am 12. Januar den Tod herbeiführten. Nach Oeffnung des Unterleibes zeigte sich die vordere Wand des Bauchfells von normaler Beschaffenheit. Das grosse Netz und Mesenterium waren in hohem Grade entzündet, von dunkelrother Farbe, mit stark injizirten Kapillargefässen und von Streifen koagulablerLymphe

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Entzündungen

bedeckt. Ein Theil der äussern Membran des Jejunum war ebenfalls entzündet. Zwischen den Windungen des Dünndarms und in der Beckenhölile war ein Extravasat von gelblicher, seröser Flüssigkeit, mit umschwimmenden Lymphflocken angesammelt. Die Schleimmembran des Darmkanals hatte ein gesundes Ansehn. II. C h r o n i s c h e P e r i t o n i t i s . 6. K r a n k h e i t s g e s c h i c h t e (Nach B i l l a r d ) . Ein zehn monatliches, ziemlich grosses, abgemagertes und blasses Mädchen, welches schon zwei Schneidezähne in der unteren Kinnlade hatte, wurde plötzlich von ziemlich heftigen Athmungsbescliwerden befallen. Dieses gewöhnlich sehr heitere Kiijd war seit einiger Zeit sehr mürrisch geworden, und schrie häußg; am 22. Januar 1836 wurde es in das Krankenhaus aufgenommen. Der Leib war aufgetrieben, die Respiration bfeengt, und am obern Theil der rechten Seite der Brust vernahm man beim Klopfen keinen hellen Ton; die Zunge war trocken, der Puls klein, die Haut brennend heiss, und es war ausserdem ein reichlicher, grüner und schleimiger Durchfall vorhanden. (Grützschleim, Umschläge auf den Leib, verdünnte Milch.) Am 23. wurden die dünnen Stuhlausleerungen hell und weniger grün. Am 25. waren die Symptome im Ganzen dieselben; Fieber war nicht vorhanden, der Leib gespannt, das Gesicht schmerzhaft verzogen, die Stirn gefaltet. Am 26. war das Schlingen erschwert; das Kind machte, so bald es etwfcs zu sich nahm, Anstrengung zum Brechen, die Stimme war schwach und zuweilen belegt. Der Isthmus faucium war lebhaft geröthet. Am 27, gegen Morgen erfolgte der Tod. L e i c h e n b e f u n d . Man bemerkte einen mittleren Grad von Marasmus; die Hautbedeckungen waren überall bleich, und in die Unterleibshöhle waren zwei Unzen einer gelblichen, trüben, serösen Flüssigkeit ergosssen. Zwischen dem Colon transversum und der grossen Kurvatur des Magens hatten zahlreiche und sehr feste Verwachsungen Statt; auch einige Windungen der dünnen Därme zeigten Adhäsionen, doch weniger fest als jene. Die Schleimhaut des Magens hatte eine blassrosenrothe Farbe, die des Dünndarms zeigte eine Menge rother Streifen, und die des Kolon zahlreiche schieferfarbene kleine Stellen. Der obere und untere Kieferknochen war so weich, dass man sie mit Leichtigkeit wie Knorpel durchschneiden konnte. Das Zahnfleisch war nicht entzündet; das Gehirn enthielt in den Seitenventrikeln eine grosse Menge zitrongelben Serum's. Die Gehirnmasse selbst schien wie injizirt; die rechte Lunge litt an Blutüberfüllung. In diesem Falle war die Diagnose der Peritonitis sehr schwierig, da sie bei chronischem Verlaufe minder deutliche Symptome veranlasst, und durch die sich hinzugesellende Darmentzündung ihr Dasein verhüllt wurde. Die Athmungsbeschwerde war vielleicht Folge einer reichlichen Ergiessung in die Bauchhöhle, wqdurch die Bewegungen

der Unteileibsorgane.

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des Zwerchfells erschwert werden, besonders wenn der Leib mit der Hand, oder durch zu fest angelegte Windeln oder Kleidungsstücke gedrückt w i r d ; denn die Lungen waren zu gut beschaffen, als dass man jene Beschwerde durch sie selbst hätte erklären können. 4. P e r i t o n i t i s , d e r W ö c h n e r i n n e n . Peritonitis puerperar u m . F e b r i s p u e r p e r a l i s . Nach R o b e r t L e e (Untersuchungen über das Wesen und die Behandlung der wichtigsten Krankheilen der Wöchnerinnen. Aus dem Englischen von S c h n e e m a n n . Hannover 1834.) Der Ausdruck P u e r p e r a l f i e b e r ist seit etwa einem Jahrhundert gebraucht worden, um eine sehr gefährliche, entzündliche Krankheit zu bezeichnen, welcher Wöchnerinnen ausgesetzt sind. Der Name ist von medizinischen Schriftstellern jetzt allgemein adoptirt, und wird als gleichbedeutend angesehen mit den Ausdrücken: Bauchfell-Entzündung im Wochenbette, Kindbeltfieber, Peritonalfieber oder epidemische Krankheit der Wöchnerinnen. Die Urkunden der Medizin beweisen es unwiderlegbar, dass seit der entferntesten Vorzeit schon, die Kindbetterinneb zu Anfällen dieser zerstörenden Krankheit geneigt gewesen sind. Dennoch ist die Geschichte derselben in den W e r k e n der früheren Schriftsteller kurz und unvollständig, und es ist wahrscheinlich, dass die Krankheit eine besondere Aufmerksamkeit unter den Aerzten nur erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts erregte, w o sie als bösartige Epidemie in der geburtshülflichen Abtheilung des Hotel Dieu herrschte. Seit dieser Zeit ist sie in den vorzüglichsten Städten und Gebäranstalten von Europa beobachtet worden. Sehr unbestimmte und widersprechende Meinungen haben bisher über die Natur und Behandlung dieser Krankheit geherrscht. Einige Aerzt,e betrachteten die Entzündung des Bauchfells, des Netzes oder anderer Unterleibseingeweide, als die Ursachen aller Erscheinungen bei derselben; reichliche Blutentziehung und abführende Mittel wurden f ü r die Behandlung empfohlen. Andere Schriftsteller, welche örtliche und allgemeine Symptome nur von einem spezifischen Fieber herleiten, das den Kindbetterinnen eigenthümlich sein soll, verwerfen die Anwendung des Aderlasses und dringen auf den Gebrauch der stärksten Reizmittel. Die krankhafte Empfindlichkeit des Bauches, welche man gewöhnlich zu Anfang der Krankheit bemerkt, eben so die Zerstörungen der S t r u k t u r , welche als Folge der Entzündung, sowohl in den Geschlechtsorganen,, als in anderen Theilen r ä c h dem Tode öfters gefunden werden, sehen sie nur als Folgen dieses eigenthümlichen Fiebers a n , in demselben Verhältnjss, wie Entzündung des Gehirns, der Lunken oder der Gedärme oftmals sich im Verlaufe eines Typhus einstelle.

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Entzündungen W e r mit gehöriger Aufmerksamkeit die ärztlichen Schriften von

H u l m e , L e a k e , D e n m a n , W a l s h , G o r d o n , J o s e p h und J o h n Clarke,

H a m i l t o n etc. gelesen hat, wird überzeugt sein, dass die

Pathologie

des Puerperalfiebers

eine sorgfältigere Prüfung verlange,

als ihr durch einen dieser ausgezeichneten Schriftsteller zu Theil geworden ist.

Um die abweichenden Behauptungen derselben über Na-

tur und Behandlung der Krankheit zu vereinigen, scheint es n o t w e n dig, dass man sie nicht bloss in den Hospitälern, sondern auch in der Privatpraxis während mehrerer nach einander folgende/1 Jahre und in allen

verschiedenen

Jahreszeiten

beobachte.

Nur

auf diese

Weise

scheint es möglich zu bestimmen, ob man gänzlich verschiedene Krankheiten oder nur Abarten desselben Uebels geschildert habe, verändert etwa durch mächtige aber unbekannte Einflüsse. V o m 1 . Januar 1 8 2 7 bis zum 1. Oktober 1 8 3 2 kamen 1 7 2 Fälle von gut alfsgeprägtem Puerperalfieber

unter L e e ' s unmittelbarer B e -

obachtung, theils in der Privatpraxis, theils im British Lying-inHospital und anderen öilentlichen Anstalten der

westlichen Bezirke

von

London vor. Die Symptome und der Verlauf wurden in diesen Fällen mit ungetheilter Aufmerksamkeit beobachtet; die Wirkungen der verschiedenen Heilmittel wurden angemerkt,'und wenn der Tod erfolgte, so wurden sorgfältig die Veränderungen in der Struktur der Geschlechtstheile und anderer Organe untersucht. Von 5 0 Fällen, welche tödtlich endeten, ist bei 4 5 der Leichnam geöffnet worden, und in allen fand L .

einige krankhafte

Er-

scheinungen, als entschiedene Folgen der Entzündung; entweder an der Fläche der Gebärmutter, welche das Bauchfell überzieht, oder anderen Ausgänge derselben, im Muskelgewebe, in den Venen oder den einsaugenden Gefässen des Uterus, auf eine sehr genügende Weise dem Grade der allgemeinen Störung

entsprechend,

welche

während

des

Lebens beobachtet wurde. Das Peritonäum und die Anhänge der Gebärmutter fand man entzündet in 3 2 Fällen; 2 4 Mal zeigte sich Entzündung des Uterus;

1 0 Mal w a r die Entzündung mit Erweichung

des Muskelgewebes der Gebärmutter verbunden, und in 4 Fällen waren die einsaugenden Gefässe mit Eiter gefüllt.

Diese Beobachtungen

müssen daher die allgemein jetzt herrschende Ansicht widerlegen, dass es ein eigenthümliches Fieber gebe, welches die Wöchnerinnen befalle, unabhängig von jeder örtlichen Krankheit der Geschlechtsorgane sich ausbilde und selbst tödtlich werden könne, ohne eine wahrnehmbare Veränderung

in dem Baue der verschiedenen Gewebe derselben

hinterlassen.

D a nun die allgemeinen Symptome ihren Ursprung in

zu

dem örtlichen Leiden zu haben scheinen, so wäre es den Grundsätzen guter

nosologischer Anordnung mehr entsprechend,

Puerperal-

die Ausdrücke

oder Kindbettfieber aas der ärztlichen Nomenklatur ganz

der Unterleibsorgane.

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zu verbannen und anstatt ihrer G e b ä r m u t t e r - E n t z ü n d u n g , oder E n t z ü n d u n g d e r G e b ä r m u t t e r u u d i h r e r A n h ä n g e zu sagen. Folgende sind die wichtigsten Arten von Entzündung der Gebärmutter und ihrer Anhänge bei "Wöchnerinnen. 1. Entzündung der Bauchfell-Bedeckung des Uterus und des Bauchfellsackes. 2. Entzündung der Anhänge des Uterus, nämlich der Eierstöcke, Fallopischen Röhren und breiten Mullerbänder. 3. Entzündung des schleimichlen, muskulösen oder eigentümlichen Gewebes des Ulerus. 4. Entzündung und Eiterung der einsaugenden Gefässe uud Venen der Ulerinorgane. Diese Arten der Gebärmutterentzündung können unabhängig von einander vorkommen, obgleich sie sehr häutig mit eihander vermischt gefunden werden. Peritonitis ereignet sich selten ohne einige Entzündung der Gebärmutter-Anhänge; beide Gebilde wurden aber in hohem Grade krank angtroffen, ^während die Muskelwand des Uterus und die Venen von aller Krankheit frei waren. Eben so sind die venösen und muskulösen Theile der Gebärmutter Anfällen heftiger Entzündung ausgesetzt, ohne irgend betreffende Theilnalime des BauchfellUeberzuges, obgleich es sich häufig ereignet, dass Entzündung sowohl der Venen als der Muskelwand des Uterus, auch das Bauchfell ergreift. Entzündung der Uterinorgane, so wie Entzündung der Lungen und andern Krankheiten von ähnlichem Karakter, welche epidemisch auftreten, kommen in einer Jahreszeit viel häufiger vor als in einer andern; eben so ist in dem e nen Zeiträume das Bauchfell mehr das gewöhnlich erkrankende Gewebe, während in einem andern tiefer gelegene Partieen fast ohne Ausnahme von der Entzündung ergriffen gefunden werden. Dass hier kein wesentlicher Unterschied zwischen diesen Arten der. Gebärmutter-Entzündung Statt finde, wird durch den Unterschied dargethan, dass im Verlaufe weniger Tage, in demselben Zimmer des Londoner Gebärhauses, und bei Kranken, welche in der Epidemie in dicht neben einander stehenden Betten lagen, and wo die Krankheit von einer Person auf die andere sich fortgepflanzt zu haben schien, bald Entzündung des Bauchfells, bald Venen-Entzündung der Gebärmutter, so wie die übrigen Abarten bemerkt wurden, welche sämmtlich in ihrer eigentümlichen Form verliefen. Bei einigen Kranken zeigten die örtlichen und allgemeinen Symptome die Gegenwart einer heftigen Entzündung des serösen Ueberzuges der Gebärmutter a n j in solchen Fällen erfolgte, wenn zu Anfang eine gehörige Blutentziehung vorgenommen w a r , sehr häufig schnelle Genesung. In anderen Fällen zeigte sich bei Entstehung der Krankheit verhältnissmässig nur geringer Schmerz in der Gegend des Uterus; der Puls war von Anfang an schnell und klein, und die Symptome waren solche.

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Entzündungen

welche die Anwendung von Aderlässen und Abführmitteln widerrathen. Dergleichen Fälle endeten meist tödtlich, ungeachtet örtlicher Blutentziehung und der Anwendung von Quecksilber mit Opium und anderen Mitteln; bei der Leichenöffnung fand man entweder die Venen, die Muskelsabstanz oder die Anhänge der Gebärmutter am meisten entzündet. 1. E n t z ü n d u n g d e s B a u c h f e l l - U e b e r z u g e s d e r G e b ä r m u t t e r u n d des B a u c h f e l l - S a c k e s . Grosse Empfindlichkeit im Hypogastrio, vermehrt durch Druck, so wie Fieber, sind die karakteristischen Symptome des Uebels. Iu jedem Falle, den L e e beobachtete, fand in der Gegend des Uterus mehr oder weniger Schmerz beim Drucke und zugleich fieberhafte Aufregung Statt. Ist der Anfall heftig, so liegt die Kranke meistens auf dem Rücken mit an den Leib gezogenen Knieen. Der Unterleib ist anfangs weich und schlaff, nnd ausgenommen in der Gegend der Gebärmutter, häufig nicht empfindlich gegen Druck. Obgleich die Erweiterung und der schmerzhafte Zustand des Uterus nie ganz verschwinden, so treten doch öfters Verschlimmerungen des Schmerzes ein, ähnlich den Nachwehen, wofür er häufig auch von leichtsinnigen Beobachtern genommen wird, und man übersieht den wahren Karakt er der Krankheit so lange, bis ein grosser Theil des Bauchfellsackes entzündet ist. Der ganze Bauch wird dann geschwollen und tympanitisch, und der Schmerz verliert sich entweder gänzlich, oder wird immer noch heftiger als vorher. Durchfall oder Erbrechen von schwarz oder dunkelgrün gefärbter Flüssigkeit erfolgt, so wie in andern gefährlichen Entzündungskrankheiten der Eingeweide des Unterleibes; der Puls wird äusserst schnell und klein, die Zunge trocken und braun, die Lippen und Zähne bedecken sich mit Schmutz, und der Tod erfolgt bald nachher. Die Art, wie die Krankheit anfängt, ist bei den einzelnen Personen durchaus verschieden. Der Anfall des Schmerzes kommt zuweilen plötzlich; zu anderer Zeit geht die gewöhnlich nach der Geburt erhöhte Sensibilität unmerklich in einen heftigen Schmerz über, welcher beim Drucke zunimmt, das vorzüglichste pathognomonische Zeichen dieser Krankheit. Sehr häufig wird der Eintritt der Krankheit durch Kälte bezeichnet, örtlich oder allgemein, welche zuweilen so geringe ist, dass sie der Beachtung entgeht, ein anderes Mal so heftig, dass sie einen starken Frost des ganzen Körpers hervorbringt. Nach längerer oder kürzerer Dauer verliert sich diese Kälte, und es folgt heisse Haut, Gedunsenheit des Gesichts, beschleunigter Puls und schnelles Athmen, Durst, oft Uebelkeit oder Erbrechen und Schwindel oder heftiger Schmerz in der Stirngegend. Husten ist ebenfalls ein ge-

der Unterleibsorgane.

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wohnliches Symptom dieser Krankheit. Vor, während oder nach dem Frieren ist die Sensibilität der Gebärmutter erhöht. In einigen der heftigsten Fällen hat man nicht bestimmt Kälte bemerkt; indessen ein schneller Puls, heisse Haut, hastiges Athmen sind schnell nach dem Schmerz in der Gebärmutter eingetreten. In der Mehrzahl der tödtlichcn Fälle war von Anfang an das Gesicht ängstlich und blass und die Extremitäten kalt. lieber Beschaffenheit der Zunge lässt sich bei der Bauchfell-Entzündung der Wöchnerinnen nichts Gleichförmiges wahrnehmen. Zuweilen ist sie ganz bedeckt mit einem dünnen, feuchten, weissen oder rahmähnlichen Häutchen, zu anderer Zeit ist sie von liochrother oder brauner Farbe in der Mitte, mit einem dicken gelben oder weissen Belage an den Rändern. Die Lochien sind oftmals gänzlich unterdrückt, in andern Fällen nur der Quantität nach geringer. Mitunter haben sie einen abscheulichen Geruch. Die Brüste werden gewöhnlich welk; doch wurde in einigen tödtlichen Fällen die Milch abgesondert, bis kurz vor dem Tode. Der Urin geht oft mit Schmerz und Beschwerde ab. D i a g n o s e . Diese Art der Gebärmutierentzündung wird häufig verwechselt mijt krankhaften Zuständen des Darmkanals, unregelmässigen Zusammenziehungen des Uterus, welche die Nachwehen hervorbringen, Hysteralgie und einfacher Unterdrückung des Lochialflusses. In den Fällen von Darmreizung oder krankhaften Zuständen des Magens oder der Eingeweide nach der Niederkunft, welche nicht so häufig vorkommen, als einige Schriftsteller behauptet haben, ist der Schmerz vom Beginn des Anfalls an mehr über den ganzen Unterleib verbreitet; es ist mehr ein Kneipen als heftiger Schmerz, fängt nicht in der Gegend der Gebärmutter an und wird, wenn überhaupt, doch nur wenig durch Druck vermehrt. Der Unterleib ist meistens weich, aufgetrieben und gespannt. Die Zunge ist belegt; es findet Durst Statt und Kopfschmerz; weder die Lochien noch die Milchabsonderung sind unterdrückt. Dem Eintritte des Fiebers gehen gewöhnlich bestimmte Zeichen von Störung in den Eingeweiden, wie Blähungen, Uebclkeit, Erbrechen, Verstopfung oder Durchfall vorher. Die Bauchfell-Entzündung im Wochenbette ist, in der grossen Mehrzahl der , Fälle, vor dem Ende des 4. Tages nach der Entbindung, zuweilen sogar innerhalb 24 Stunden entwickelt, während jenes Leiden sich selten vor dem Ende der ersten Woche zeigt. Es ist zuweilen schwierig, die Entzündung des Bauchfclls von Nachwehen und 1 Hysteralgie zu unterscheiden. Wenn" der Puls beschleunigt, die Remission des Schmerzes unvollständig ist, die Lochicn spärlich oder unterdrückt sind, und sich der Bauch empfindlich beim Drucke zeigt, so gelangt man zu einer richtigen Diagnose, wenn man 28

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die Bauchfellseite des Uterus in einem Zustande von Kongestion und Entzündung begriffen ansieht, und eine antiphlogistische Behandlung einschlägt. E s giebt wenige Wöchnerinnen, ausgenommen solche vou schwacher und reizbarer Konstitution, oder durch v o r h e r erlittene s t a r k e Blutungen oder chronische Krankheiten Geschwächte, welche durch eine vorsichtige allgemeine oder örtliche Blutentziehung ernstlich beeinträchtigt w ü r d e n ; und folgt e t w a der Tod auf das Entleeren von 1 6 — 2 0 Unzen Blut aus den A r m e n , so darf mit Recht dieser tödtliche Ausgang der Krankheit selbst und der Verschiebung des Mittels mehr zugeschrieben w e r d e n , als dem Missbrauche desselben. In Fällen von Darmreizung zeigte sich oftmals die örtliche Blutentziehung von entschiedenem N u t z e n , eben so bei den hefligen, unregelmässigen Schmerzen ohne E n t z ü n d u n g , welche oft nach der Entbindung vorkommen, und den gewöhnlichen Mitteln nicht zu weichen pflegen. Ist das Bauchfell entzündet, so wird es gefässreicher, rotlx uud merklich verdickt, und die Unterleibseingeweide kleben zusammen durch ergossene L y m p h e , oder es findet sich ein Erguss von trüber, gelblich weisser, wässrichter Flüssigkeit, mit kleinen Stücken E¡weiss oder Eiter vermischt, zuweilen mehr oder weniger mit Blut gefärbt, in der Höhle des Bauchfelles. Manchmal besteht das Ausgeschwitzte, welches die Eingeweide verklebt, fast gänzlich aus dichter L y m p h e , ein andermal findet man n u r Stückchen L y m p h e , mit einer grossen Menge dünner, wässrichter L y m p h e vermischt. D a s Netz ist oft von hochrother F a r b e , höchst gefässreich, und durch L y m p h e dicht verklebt mit den Gedärmen, zuweilen anch mit dem Grunde der Gebärmutter. In einigen Fällen ist das Netz nur ein wenig roth, in andern ist es gänzlich frei. O f t findet man den Darmkanal durch L u f t stark ausgedehnt, zu andern Zeiten wieder den Sack des Bauchfelles. Die Bauchfellentzündung der Wöchnerinnen fängt in dem Theile des Bauchfells a n , welcher die Gebärmutter bedeckt, und verbreitet sich von hier a u s , mit. grösserer oder geringerer Schnelligkeit, nach dem Grade des Anfalls über die ganze Membran. In einigen Fällen beschränkt die Entzünduug sich auf die Gebärmutter, und ist meist dann sehr heftig, und selbst, w o sie sich auf die übrigen Eingeweide mehr ausgedehnt und dieselben höchst bedeutend ergriffen h a t , zeigt doch das Bauchfell der Gebärmutter, ohne A u s n a h m e , S p u r e n solcher Entzündung. Die L y m p h e ist am Uterus, meist in dickerer Konsistenz ausgeschwitzt als in irgend einer andern Gegend, und dies Eingeweide scheint jederzeit am meisten zu leiden. Im Zellgewebe unter dem Bauchfelle findet man gleichfalls Eiter und Serum nicht selten abgelagert. Auch das Zellgewebe, welches die Gefässe der Gebärmutter bei ihrem Ein- und Austritt umgiebt, enthält nicht selten einige wässrichte oder eiterähnliche Flüssigkeit, und dieselbe Erscheinung ist

der Unterleibsorgane.

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an demjenigen Zellstoff beobachtet worden, welclicr die Muskelfasern mit einander verbindet 2. E n t z ü n d u n g d e r A n h ä n g e d e s U t e r u s , n ä m l i c h d e r E i e r stöcke, Fallopischen Röhren und breiten Mutterbänder. Nur in einem Falle, wo der Bauchfellüberzug der Gebärmutter entzündet war, fand L e e die Anhänge des Uterus frei von Krankheit; oft aber sah er das Bauchfell nur unbedeutend erkrankt, wenn die Anhänge der Gebärmutter tief ergriffen waren. Die Oberfläche der breiten Mutterbänder, der Eierstöcke und Fallopischen Röhren fand man, wenn sie entzündet waren, in einigen Fällen roth und gefässreich, und theilweise oder völlig in Lymphe oder Eiter eingehüllt. Eben so hat man auch das freie Ende der Fallopischen Röhren stark geröthet, und erweicht gefunden, und Ablagerungen von Eiter, auf ausgebreiteter oder begränzter Fläche, innerhalb ihrer Höhlen oder in dem Gewebe derselben unter dem Bauchfelle. Zwischen den Falten der breiten Mutterbänder hat man gleichfalls Ergüsse von wässrichter oder eilerartiger Flüssigkeit bemerkt. Zahlreiche bedeutende Veränänderungen sind auch in der Struktur der Eierstöcke beobachtet worden. Die Bauchfellseite derselben war roth, gefässreich und mit Lymphe bedeckt, ohne irgend wahrnehmbare Veränderung in dem Gewebe des Theils, oder man fand die ganze Fläche sehr vergrössert, angeschwollen, roth und breiartig; Blut war in die G r a a f s c h e n Bläschen ergossen oder umgab sie, und abgesonderte Eiterheerde waren durch die ganze Masse der vergrösserten Eierstöcke vertheilt. In mehreren Fällen war das ganze Gewebe der Eierstöcke zu einem blutreichen Brei ausgeartet, wobei keine Spur des nalürlichen Baues derselben ferner nachzuweisen stand. In einem Falle, den L e e beobachtete, fand sich das Ovarium in einen mit Eiter gefüllten Sack verwandell, der mit der Bauchwand verwachsen w a r , und durch eine entstandene Oeffnung seinen Inhalt nach Aussen entleerte. In einem anderen Falle, der tödtlich ablief, waren die entzündeten und unter einander verklebten Anhänge der Gebärmutier mit dem Bauchfell am Rande des Beckens verwachsen, indem die Entzündung bis zu dem Zellgewebe ausserhalb des Bauchfells sich verbreitet und eine ausgedehnte Eilersammlung im Verlaufe des Muse. Psoas und Iliac. intern., ähnlich dem Lumbarabszessse, veranlasst hatte. Bei 3 andern Personen, die zuletzt genasen, nahm der Eiter seinen Weg längs des Beckenrandes, unter dem Poupart'schen Bande durch, nach'dem obern Theile des Schenkels, und entleerte sich durch eine dort gebildete Oeffnung. In allen diesen Fällen enlstand Krümmung des Schenkels gegen das Beckep, welche mehrere Monate anhielt. P u z o s und L e v r e t haben beide diese Art von Gebärmutlerenlzündung bei Wöchnerinnen beschrieben, der Erstere unter dem Na-

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men Depot laiteux dans l'hypogastre, der Andere unter Encorgemens laiteux dans le bassin. P u z o s behauptet, dass sie sich fast immer zwischen den Schaamtheilcn und der Spina ant. snp. des Darmbeines der einen Seite befände. In einigen Fällen ist die Flüssigkeit unter der Haut und dem Fett gelegen, in andern zwischen Muskeln und Bauchfell; die beträchtlichsten Ablagerungen aber finden sich in dem Zellgewebe des Bauchfells, in den breiten Mutterbändern oder dem Ovarium. Bei ihrer Entstehung, bemerkt er, bieten sie keine Zeichen dar, welche durch Gesicht und Befühlen zu erkennen wären, aber es treten lästige Schmerzen ein, welche sich über den Leib verbreiten, und zuletzt an einem Punkte fixiren. Die übrigen Symptome, welche eine Bildung dieser eiterartigen Ablagerung andeuten, sind Verlust von Appetit -und Schlaf, anhaltendes oder intermittirendes Fieber mit Kälte, welche im Verlaufe von 24 Stunden mehrmals wiederkehrt. Erst gegen den 10., 12., 14. Tag nach der Entbindung können diese Ansammlungen durch das Gefühl erkannt werden, und wenn sie nicht früh und ernstlich durch allgemeine und örtliche Blutentziehungen behandelt werden, so gehen sie in Eiterung über. P u z o s fügt hinzu: „die Eiterung 'nach Milchversetzungen, vorzüglich in der Schaamgegend und dem Hypogastrium, ist immer gefährlich, und setzt die Kranke der Gefahr aus, ein Glied und zuweilen das Leben zu verlieren. — Man darf wohl annehmen, dass bedeutender Erguss von Serum und Lymphe nach Anfällen von Entzündung des Bauchfells eintreten, auf welche dennoch Genesung folgt. Verwachsungen des Uterus mit den benachbarten Eingeweiden, nach einer Entzündung im Wochenbette, bilden sich häufig uhd geben im spätem Leben Veranlassung zum Abortus und schmerzhafter Verschiebung der Gebärmutter und ihrer Anhänge. S y m p t o m e . Da die Entzündung der Gebärmutteranhänge mit Entzündung des Bauchfells in grösserer oder geringerer Ausdehnung meistens verbunden vorkommt, so wird es oft schwer, eine Diagnose dieser verschiedenen Arten der Gebärmutter-Entzündung aufzustellen. Der Schmerz ist gewöhnlich weniger heftig, als bei der BauchfellEntzündung, und hat seinen Sitz besonders in einer der beiden Fossae iliacae, indem er sich von hier aus zu den Lenden, dem After oder den Schenkeln verbreitet. Beim Druck wird man finden, dass die grosse Empfindlichkeit vorzüglich nur in den Seitentheilen des Bauches vorhanden ist. Die allgemeinen Symptome zu Anfang des Anfalls sind nicht wesentlich von denjenigen unterschieden, welche den Eintritt der Bauchfell-Entzündung bezeichnen, indem sie oft von einer starken Fieberbewegung begleitet sind, die schnell verschwindet, und worauf plötzlich Erschöpfung der Kräfte und andere Umstände folgen, wie man sie bei Entzündung des Muskel- und Schleimhautgewebes des Uterus wahrnimmt.

der Unterleibsorgane. 3.

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E n t z ü n d u n g und E r w e i c h u n g des e i g e n t ü m l i c h e n oder muskulösen Gewebes der Gebärmutter.

Mehrere Tage nach der Niederkunft, wenn nicht eine Krankheit der Gebärmutter eintritt, ist die auskleidende Haut derselben mit einem gelbbräunen, dunkeln, rothen oder aschgrauen Stoffe von geringer Dicke bedeckt, welcher allein aus dem Faserstoffe des Blutes und kleinen Theilclien der hinfalligen Haut gebildet zu sein scheint; der Mund und Hals der Gebärmutter sind in dieser Zeit hochroth gefärbt von dem Bluterguss unter der auskleidenden Haut. An der Insertionsstelle der Plazenta findet man zahlreiche, dunkelfarbige Blutpfropfen, welche die Blutbehälter der innern Wand der Gebärmutter verschliessen, und häufig beträchtlich weit ia diese Venen sich erstrecken. Die Blutpfropfen, deren eines Ende frei in die Höhle des Uterus hineinragt, sind oftmals durch ein grosses, faseriges Koagulum verbunden, welches den Gebärmuttergrund völlig bedeckt, und allenthalben fest an der Wand dieses Organs aufsitzt. Die dunkelfarbige Schicht, welche die innere Fläche des Uterus nach der Entbindung gewöhnlich bekleidet hat man für die Wirkung einer brandigen Entzündung gehalten, und sie ist als solche von einigen Pathologen beschrieben worden. Dieser Zustand darf indessen nicht verwechselt werden mit den Veränderungen, welche eine Entzündung an der innern Haut des Uterus hervorbringt, indem sie dadurch erweicht oder gänzlich zerstört wird, eben so wie die Schleimhäute des Magens und der Gedärme, in gewissen entzündlichen Krankheiten. Zuweilen war nicht nur die innere Wand zerstört, sondern das Muskelgewebe bis zu einer bedeutenden Tiefe oder sogar durch, seine ganze Substanz bis zum Bauchfelle war schwarzroth, grau oder gelblich gefärbt und so erweicht, dass bei den vorsichtigsten Bemühungen sie vom Körper zu entfernen, die Theile durchgestossen wurden. Das Bauchfell, welches den entzündeten Theil der Muskelwand der Gebärmutter bedeckt, wurde auch verändert angetroffen und entweder war über seine ganze Fläche Lymphe ausgeschwitzt, wie bei einfacher Bauchfellentzündung, oder das Bauchfell wurde roth, gelb oder bleifarbig gefunden, wenn kein Eiweissstoff auf seiner Oberfläche abgelagert war. Das Bauchfell zeigte sich ebenfalls mürbe, sobald die unter liegende Muskelsubstanz etwas erkrankt war, obgleich man weit öfter bedeutende Zerstörung des letztern Gewebes antraf, ohne entsprechende Krankheit des Bauchfelles. In einigen Fällen hatte die Entzündung den grössten Theil vom Muskelgewebe dieses Organs ergriffen; in andern war nur der Hals der Gebärmutter befallen oder der Theil, wo die Plazenta festsass und das natürliche Ansehn der Muskelfasern sich verloren halte. In andern Fällen wurden Ablagerungen von Eiter beobachtet, entweder unmittelbar unter dem Bauchfell, oder zwischen den Fasern des eigenen Gewebes der

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Gebärmutter. In den verschiedenen Schriften, welche über Puerperalfieber in England erschienen, ist diese rapide und gefährliche Art der Gebärmutter-Entzündung kaum erwähnt, obgleich sie mehrere deutsche und französische Pathologen genau beschrieben haben. Im Jahre 1750 wurden viele Wöchnerinnen von einer epidemischen Krankheit ergriiTen, welche sich durch heftigen Schmerz im Unterleibe und Anschwellung, des Hypogastriums auszeichnete. Bei der Leichenöffnung von 2 — 3 Frauen fand man, wie Pouteau versichert, die Gebärmutter sehr ausgedehnt; die innere Haut war mürbe und schwarz, die Substanz der Wände von blassrother Farbe und in brandigem Zustande. B o e r hat dies Uebel unter dem Namen Putrescenz der Gebärmutter beschrieben und das öftere Erscheinen desselben in mehreren Epidemieen wahrgenommen. L u r o t h und D a n y a n haben später noch sehr genaue Beschreibungen dieser zerstörenden Krankheit geliefert. Unter den 222 tödtlichen Fällen von Puerperalfieber, welchc T o n c l l é in der Maternité zu Paris 1829 beobachtete, waren 49, bei welchen man die Muskelsubstanz der Gebärmutter erweicht fand. T o n e l l c versichert, nachdem diese Erweichung derGebärmlitter in der ersten Hälfle des Jahres 1829 und vorzüglich im Januar sich Häufig gezeigt habe, sei sie völlig verschwunden in den Monaten Juli und August, welche durch Heftigkeit der V e n e n - E n t zündung ausgezeichnet gewesen wären. Darauf begann sie auf's neue in den Monaten September und Oktober mit grosser Heftigkeit zu wülhen, und verschwand wieder in den letzten beiden Monaten, während welcher Zeit die Sterblichkeit unbeträchtlich war. B o e r und L u r o t h haben irriger Weise die verschiedenen Grade dieses Uebels als zwei wesentlich verschiedene Krankheiten dargestellt. T o n c l l é behauptet auch, dass die Krankheit zu Paris zwei verschiedene Formen angenommen habe, Erweichung des Uterus im strengen Sinne und Putreszenz. Bei der einen ergriff die Erweichung nur die innere Fläche der Gebärmutter, und that sich kund durch das Erscheinen unregelmässiger, oberflächlicher Flecke von rother oder brauner, Farbe, welche beinahe jeden Punkt der Oberfläche einnahmen, keinen begränzten Rand bildeten, und wobei das Kranke durch unmerkliche Stufen oder Schattirungen in das Gesunde überging. In der zweiten dehnte die Erweichung sich bis tief in die Substanz der Gebärmutter aus. Sie ergriff zuweilen die ganze Dicke des Körpers und Halses der Gebärmutter, deren Gèwebe so erweicht war, dass die Fingér es nicht fassen konnten, ohne aller Orten durchzugreifen. Oberflächliche Erweichung war beinahe immer verbunden mit irgend einer Struktur-Veränderung, mit Entzündung des Bauchfells, der Gebärmutter oder deren Venen, und es schien dem Dr. T o n e l l é nicht, als äussere die Entstehung dieser Zustände einen merklichen Einfluss auf die Zunahme jener Symptome. Die Erweichung der zweiten Art war

der Unterleibsorgane.

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auch zuweilen mit andern Krankheiten verbunden, aber sie bildete gewöhnlich das grössere Leiden, oft sogar das alleinige, und theilte der Krankheit ohne Ausnahme einen entschiedenen typhösen Karakter mit. Dass Zerstörung der gesunden Beschaffenheit des e i g e n t ü m l i c h e n und inneren Gewebes des Uterus, welche hier beschrieben worden, Folge eines entzündlichen Vorganges, nicht aber eines besondern spezifischen Einflusses auf die Tlieile, oder einer veränderten Beschaffenheit des Blutes sei, wie einige deutsche und französische Pathologen geglaubt haben, das kann man nicht n u r aus den Symptomen, welche die Krankheit begleiten, so wie aus den gewöhnlichen W i r k u n g e n der Knizündung auf muskulöse Theile in den andern Gegenden des Körpers mit Sicherheit schliessen, sondern ebenfalls aus dem häutigen Vorkommen dieser Krankheit in Verbindung mit Entzündung des Bauchfells und den andern Arten der Gebärmutter-Entzündung. Dieselben Ursachen, welche Entzündung der übrigen Gewebe des Uterus hervorbringen, erregen auch die Entzündung der Muskelsubstanz dieses Organs, als z. B. G e w a l t , welche w ä h r e n d der Schwangerschaft den Leib trifft, langwierige G e b u r t , unvorsichliges Einführen der Hand in die Gebärmutter mit A n w e n d u n g der Kälte und der Aufenthalt in unreiner Luft nach der Niederkunft. S y m p t o m e . Schmerz im Hypogastrium, verminderter oder unterdrückter Lochialffuss und Frostanfälle mit sehr schnellem und kleinem Pulse, sind die häufigsten Erscheinungen bei dieser Krankheit. D a s Gesicht wird blass, mit einem Ausdruck von grosser Angst und Betrübniss. Oftmals ist heftiger Kopfschmerz und Irrereden nebst anderen. Zeichen von Hirnleiden zugegen. Die Haut ist anfangs heiss und trocken, aber späterhin kalt und zuweilen von e i g e n t ü m l i c h blauer oder bleicher Farbe; d e r A t h e m jagend, mit grosser Erschöpfung der Kräfte. Die Zunge wird bald unrein, die Lippen bedecken sich mit S c h m u t z , und nach Umständen tritt Uebelkcit, Erbrechen und Diarrhoe ein. Zuweilen macht die Krankheit ihren Verlauf mit sehr grosser Schnelligkeit; ein anderes Mal endet sie erst am Ende der zweiten W o c h e nach der Entbindung mit dem Tode. D i a g n o s e . Die Erkenntniss dieser A r t von Gebärmutterentzünd u n g , vorzüglich w o sie in Verbindung mit Entzündung des Bauchfells oder der Venen vorkommt, wie es oft der Fall ist, hat sehr grosse Schwierigkeiten. Die Erschöpfung der Kräfte und die Entstellung der Gesichtszüge, welehe oft schon im Anfange sich findet, die Schwäche und Schnelligkeit des Pulses, die unregelmässige, stinkende Beschaffenheit der Lochien sind nicht so konstante Erscheinungen, um als pathognomonisch zu gellen, und können durch anderweitige Ursachen hervorgerufen werden. Die aufmerksamste E r w ä g u n g der Erscheinungen kann in Hinsicht der Natur der Krankheit nur zu Wahrschcinliciikci-

Enlziindungeu

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teil führen, und zuweilen ist die Existenz derselben während des Lebens gar nicht, zu bestimmen. In allen Fällen, die L e e beobachtete, erwiesen sich Natur und Kunsthülfe gleich unzureichend in Hemmung ihres tödtliclien Verlaufes. Die heftigen entzündlichen Symptome, welche zu Anfang des Anfalles gewöhnlich hervortreten, verschwanden schnell, welche Kurmethode auch eingeschlagen wurde, und baldigst folgten ihnen die Zeichen der Erschöpfung. W o die Krankheit nicht mit Entzündung anderer Gebilde der Gebärmutter verbunden w a r , zeigten die Symptome keine Indikation zum Aderlassen, und in einem Falle, wo eine beträchtliche Menge Blut gelassen war, trat bald der Tod ein. In anderen Fällen, wo man die entgegengesetzte Behandlung anwandle, erschien der tödtliche Ausgang zwar weniger schnell, aber eben so gewiss. 4.

Entzündung

und Eiterung der aufsaugenden der Gebärmutter.

Gefässe

Durch die Untersuchung von T o n e l l e und D u p l a y ist es erwiesen, dass Entzündung der Lymphgefässe des Uterus, des Receptaculum Chyli und Brustganges bei Wöchnerinnen nicht selten vorkommen, und zu denselben konstitutionellen Störungen Veranlassung geben, wie Entzündung der Blutgefässe der Gebärmutter. Es scheint indessen, dass diese Arten der Gebärmutterentzündung häufig verbunden sind, und es ist wahrscheinlich, dass in beiden das Eiter durch die Lymphgefässe und Venen in die zirkulirende Blutmasse gelange. Die örtlichen Zeichen dieser Krankheit sind oft so versteckt, dass sie der Beachtung entgehen, während die allgemeinen Symptome, welche zuweilen den von spezifischen Giften erregten täuschend ähnlich sehen, so bösartig sind, dass sie keinem Mittel weichen, es mag noch so früh und kräftig angewandt werden. 5.

E n t z ü n d u n g der Venen der G e b ä r m u t t e r mutter-Phlebitis.

oder

Gebär-

Bei Frauen, welche sich einer guten Gesundheit während der Schwan gcrschaft erfreuten, und bei denen der Akt des Gebärens leicht erfolgt ist, pflegt die Gefässentzündung des Uterus, vorkommenden Falls, innerhalb 24 Stunden nach der Niederkunft anzufangen, mit mehr oder weniger heftigen Schmerzen in der Gegend der Gebärmutter, begleitet oder gefolgt von heftigem Froste oder einer Reihe von Frostanfallen, Unterdrückung der Milch und Lochien, beschleunigtem Pulse, Kopfschmerzen oder geringem Irrereden, mit einem peinlichen Gefühl allgemeiner Unbehaglichkeit, und zuweilen mit Erbrechen, Uebelkeit und Durchfall. Nach einiger Andauer dieser Symptome stellt sich vermehrte Ilitze ein, Zittern in den Muskeln des Gesichts und der Glieder, schleuniger, schwacher Puls, ängstliches, jagendes Athmen, gros-

der Unterleibsorgane.

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scr Durst mit brauner Zunge und häufiges Erbrechen grün gefärbter Stoffe. Die geistigen Verrichtungen pflegen meist sehr zu leiden, und auf einen Zustand schläfriger Unempfindlichkeit oder heftigen Delirium's und Aufregung folgen bald die Zeichen der äussersten Erschöpfung. Die ganze Oberfläche des Körpers nimmt nicht selten eine starke und eigenthümlich blasse oder gelbe Farbe a n , oder es entsteht Ausbruch von Petechien oder Bläschen auf verschiedenen Theilen des Körpers. Auch der Unterleib wird zuweilen geschwollen und tympanitisch, und einige der entfernteren Organe des Körpers, als Lungen, Herz, Gehirn und Leber, so wie die Gelenke, das Zellgewebe und die Muskeln der Extremitäten werden zerstört in Folge schneller, bösartiger Kongestion und Entzündung. Es giebt kaum ein Organ, an dem nicht schon eine sekundäre Affektion in Folge von Entzündung und Eiterung der Uterinvenen beobachtet worden wäre. Die Blutgefässe des Gehirns erleiden zuweilen eine starke Kongestion, und es wird auf der Oberfläche der Pia mater Lymphe ergossen oder Serum in den Ventrikeln; Theile der Hirnsubstanz wurden erweicltt und zerstört oder Eitererguss halte in die Hirnsubstanz Statt gefanden. Bei andern Personen, deren Lungen früher gesund waren, stellte eine rasche und zerstörende Entzündung der Pleura sich ein, oder es wurden Stellen des Lungengewebes hepatisirt und dunkelroth oder mit Eiter gefüllt. Bei einer Person sah man die Pleura weggeeitert, und die rechte Brustseite von Luft ausgedehnt. Zuweilen bildet sich Gangrän auch an solchen Theilen rasch aus, auf welchen die Kranke liegt, und derselbe Prozess geht in anderen zarten Theilen vor, worauf kein 1 Druck Statt fand. In einem Falle, den C r u v e i l h i e r erzählt, und welcher nicht tödtlich ablief, wurde die Nase schwarz und brandig. Man hat bei der Venenentzündung des Uterus auch die Schleimhaut des Magens in eine markige Masse verwandelt, und die Substanz der Milz erweicht und entartet gefunden. So sind auch die Augen plötzlich von einer zerstörenden Entzündung ergriffen, und mehrere Tage vor Eintrittt des Todes ist schon das Sehen verloren gewesen. Ablagerungen oder Ergüsse von Eiter in ausserordentlicher Menge bilden sich auch im Zellgewebe, in der Nachbarschaft grosser Gelenke und zwischen den Muskeln der Extremitäten; die Knorpel an den Gelenken selbst vereitern, und der Eiter findet sich innerhalb ihrer Kapselligamente. Bei andern Wöchnerinnen, welche nie an Rheumatismus gelitten haben, findet sich heftiger Schmerz in verschiedenen Theilen des Körpers, besonders aber in den Gelenken und Extremitäten, mit einem abzehrenden Fieber ein. T o n e l l e behauptet, die Bedeckungen über tiefen Abszessen nach Uterinphlebitis seien jedesmal von violetter Farbe, oder hätten ein ganz besonders gespanntes und glänzendes Ansehn. Die Entzündung beschränkt sich nicht auf be-

Entzündungen stimmte Glänzen, und bildet keinen umschriebenen Abszess, sondern der Eiter ist mehr verbreitet, und verschwindet in unmerklicher Abstufung, zwischen den umgebenden Theilen. Lagert der Eiter sich/in den Muskeln ab, so werden die Fasern graufarbig und erweicht. T o n e l l e versichert, dass er häufig Eiter in kleinen Abszessen zwischen den Muskeln angetroffen habe, wodurch die Fasern derselben in ihrem Ansehn nicht verändert gewesen seien. Alle diese Uebel haben einen gemeinschaftlichen Ursprung, und können keiner andern Ursache, als der krankhaften Beschaffenheit der Venen der Gebärmutter zugeschrieben werden. Das eitrige oder anderweitige Sekret, welches durch die Entzündung im Innern dieser Gefässe entsteht, bringt vermutblich die Gesammtheit der schädlichen Wirkungen, die hier beschrieben sind, hervor, indem es in die Gefässe dringt, und die Masse des Blutes auf ähnliche Weise verdirbt, als es Gifte thun, welche resorbirt worden. Es kann wahr sein, was einige vermuthen, obgleich es nicht zu erweisen steht, dass kleine Eiterlheilchen sich selbst in den Muskeln und an andern Orlen festsetzen, nach Art der Quecksilberkügelchen>, welche in die Venen gebracht sind, und dass sie der Heerd oder der Mittelpunkt einer genau umschriebenen Entzündung werden, welche schnell in Eiterung übergeht. In manchen Fällen beginnt die Gebärmutter-Phlebitis zu einer spätem Periode der Geburt, als eben angegeben worden und zwar in mehr dunkler tückischer Gestalt, ohne Schmerz oder Gefühl von Unbehagen in der Gegend der Gebärmutter oder irgend ein anderes Symptom, aus welchem die Krankheit zu erkennen wäre. Die Gebärmutter kann zu der Grösse zurückkehren, welche sie nach der Entbindung gewöhnlich einzunehmen pflegt; derLochialiluss kann fori dauern, und die Entzüudung und Eiterung der Venen, wodurch oft bedeutende allgemeine Störungen und bösartige Verletzungen entfernter Körpertheile hervorgebracht werden, kann gänzlich übersehen worden sein. Entzündung der Venen findet sich selten an irgend einem Theile des Körpers, ausser bei Verwundungen oder wo eine besondere Ursache auf die äussere Gefässwand eingewirkt hatte. Es ist wahr, bei Gebärmutter-Phlebitis kann die Entzündung nicht in allen Fällen verfolgt werden bis zu den halbmondförmigen Oeffnungen in der Schleimhaut der Gebärmutter, welche mit den Blutbehältern kommuniziren, auf denen die Plazenta ihren Silz gehabt; jedoch unterliegt es kaum einem Zweifel, dass das häufige Vorkommen dieser Krankheit von den Mündungen dieser Venen in der Schleimhaut des Uterus herrühre, welche^.nach Ablösung der Plazenta offen bleiben, wodurch eine unmittelbare Verbindung zwischen den Höhlen dieser Venen und der atmosphärischen Luft auf ähnliche Weise zu Wege gebracht wird, wie man dies bei Amputationen und anderen bedeutenden Verwun-

der Unlerleibsorgane.

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düngen wahrnimmt. Ein solcher Zustand der Gebärmuttervenen, als Folge der Trennung der Plazenta, muss der Bildung von Entzündung günstig sein, und sie beschränkt sich, einmal entstanden, selten auf diese Venen, sondern dehnt sich mit grösserer oder geringerer Schnelligkeit längs der fortlaufenden Haut der Gebärmuttervenen bis zu den spermatischen oder hypogastrischen Venen aus, und von hier bis zur Hohlvene und ihren bedeutenderen Zweigen, welche das Blut von den untern Extremitäten zurückführen. Mancherlei Strukturveränderungen werden durch Entzündung in den Venen des Uterus erzeugt. Ihre Wandungen werden meist verdickt und mehr fest, und ihre innere Fläche überzieht sich zuweilen mit Lymphe in Gestalt einer vollkommenen Röhre. Ablagerungen von koagulirter Lymphe und Faserstoff des Blutes, mit Eiter vermischt, bilden sich auch häufig in ihren Höhlen, welche dadurch gänzlich verwachsen. Pfropfe von Faserstoff aus dem Blute, welche oft bis auf eine bedeutende Strecke in die Blutbehälter der Gebärmutter hineintreten, bilden sich in den Mündungen derselben nach jeder Gebnrt, und geben das vorzüglichste Mittel ab, welches die Natur ausser der Gebärmutter-Kontraktion zur dauernden Stillung des Blulflusses anwendet. Diese Pfropfe kann man deutlich sehen, noch mehre Wochen nach der Niederkunft, und sie unterscheiden sich sowohl in Gestalt als Farbe von denen, welche die Entzündung hervorbringt. Die Entzündung kann sich auf die Venen der Gebärmutter beschränken, aber nicht selten nimmt auch das angrenzende Muskelgewebe au derselben Theil, wird dunkelroth oder sebwarzroth gefärbt und von ungewöhnlich weicher Konsistenz. Auch wird der Bauchfellüberzug ergriffen, und es entstehen dann die gewöhnlichen Zeichen von Bauchfellentzündung bei Wöchnerinnen. Gebärmutter-Phlebitis scheint durch mechanische Verletzungen zu entstehen, welche auf den Uterus wirken, theils bei verzögerter Geburt, theils bei der Gewalt, welche die Lösung der Nachgeburt bei Mutterblutflüssen erfordert, so auch bei zurückgebliebenen ^heilen der Plazenta, welche in der Gebärmutter faulen, durch Anwendung der Kälte, und vielleicht durch Ansteckung oder irgend eine der Ursachen, welche die anderen Arten der Gebärmutterentzündung hervorbringen. Es ist in den meisten Fällen vielleicht unmöglich, die Zeit ihres Eintrittes genau zu bestimmen, wegen gänzlicher Abwesenheit von örtlichen Schmerzen und anderen Symptomen; aber es ist wahrscheinlich, dass sie am häufigsten bald nach der Geburt anfängt, und in der Umgegend der Mündung der Uterinvenen eine Zeit lang stille steht, wie man es sieht, wenn Phlebitis nach einem Aderlass eintritt. Sind die Venen nur allein entzündet, das Bauchfell und Muskelgewebe gesund geblieben, so ist entweder gar kein oder ein stumpfer Schmerz

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Entzündungen

mit dem Gefühle von Schwere in der Gegend der Gebärmutier vorhanden , weiter aber kein örtliches Symptom, durch welches man die Krankheit erkennen könnte. Die Gebärmutter kann selbst zu ihrer gewöhnlichen unbedeutenden Grösse zurückkehren, und nur durch den Eintritt der allgemeinen Zufallé, wie Frost, Erschöpfung der Kräfte, schnellen kleinen Puls, leichte Delirien, Anfälle von Erbrechen und Diarrhoe mit braun belegter Zunge, endlich noch schnelle und zerstörende Augenentzündung und Eiterergüsse in die Lungensubstanz, wird die Anwesenheit dieser tückischen Krankheit erkannt. Ist die Substanz der Gebärmutter ergriffen, so fühlt man dieselbe über dem Rande des Beckens hart und schmerzhaft beim Drucke, so wie bei der Bauchfellentzündung der Wöchnerinnen. Was den Lochialiluss betrifft, so ist er zuweilen stinkend und eiterarlig, zu anderer Zeit aber vollkommen natürlich beschaffen gewesen. W o die Lochien sich unregelmässig zeigen, da ist dies jederzeit dio Folge, nicht die Ursache der Gebärmutterkrankheit. U r s a c h e n d e r E n t z ü n d u n g der G e b ä r m u t t e r bei nerinnen.

Wöch-

Die Ursache einer Entzündung der Uterinorgane bei Wöchnerinnen sind oft sehr dunkel. In manchen Fällen kann man die Entzündung bestimmt dem schädlichen Einflüsse, welcher auf die Geburt wirkte, zuschreiben, wie einer verzögerten schweren Instrumentalgeburt, der gewaltsamen Einführung der Hand in den Uterus, um die Lage des Kindes zu bessern, dem Aussetzen der Kälte und Nässe und manchen Diätfehlern bald nach der Geburt. Oft entsteht sie aber in ihrer bösartigsten Form, ohne dass eine von diesen Veranlassungen Statt gefunden hat, und man sieht sich genöthigt, sie einer besonders ungünstigen Luftbeschaffenheit oder der Mittheilung eines Anpteckungsstoffes zuzuschreiben. Es ist ein Gegenstand von grosser praktischer Wichtigkeit, zu bestimmen, wie weit Ansteckung als eine Veranlassung dieser Krankheit angesehen werden kann. H u l m e behauptet, sie sei nicht mehr ansteckend, als Pleuritis, Nephritis oder jede andere entzündliche Krankheit. H ü l l ist auch der Meinung, sie sei nicht ansteckend. T o n c l l é behauptet, dass die Idee der Ansteckung in der Maternité gänzlich ausser Frage gestellt sei, denn die Frauen, welche kürzlich nieder gekommen wären, hätten jede ein abgesondertes Zimmer bekommen und seien doch von der Krankheit befallen worden, während in den Krankenzimmern der Anstalt kein Beispiel der Verbreitung des Puerperalfiebers jemals vorgekommen sei. Das Zeugniss von D u g è s gegen die Lehre der Ansteckung ist nicht weniger bestimmt; denn er versichert, es hätten sehr häufig

der Unterleibsorgane.

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schwangere Frauen in der Krankenanstalt sich befunden, um- wären von an Bauchfellentzündung leidenden Personen rings umgeben gewesen, ohne angesteckt zu werden, und noch weit öfter habe er gesehen, dass kürzlich entbundene Frauen, wegen irgend einer andern Veranlassung in die Anstalt gebracht seien, ohne sich die Krankheit zuzuziehen. Niemals beobachtete er, dass eine Hebamme, welche mit Abwartung zweier Frauen zu gleicher Zeit beschäftigt w a r , diese Krankheit von der Kranken auf die gesunde Person übertragen halle, und nie habe sich die Entzündung von Individuum auf Individuum fortgesetzt in den Zimmern, welche für die Aufnahme der Gesunden besonders bestimmt waren. Aeltere Schriftsteller schreiben indessen die Krankheit nicht bloss der verdorbenen Hospitalluft, sondern auch der Ansteckung zu. Es ist schwierig, diese widersprechenden Zeugnisse zu vereinigen, und wenn gleich manche Umstände dafür sprechen, es könne die Krankheit zuweilen durch Ansteckung mitgetheilt werden, so sind sie dennoch nicht zahlreich genug, noch von hinlänglich entscheidender Art, um jeden Zweifel in dieser Beziehung zu beseitigen. Es muss jedenfalls eingeräumt werden, dass sie oftmals in der gefährlichsten Form vorgekommen sei, ohne dass Ansteckung als die veranlassende Ursache anzunehmen gewesen wäre. Immer jedoch ist die grösste Vorsicht in Verhütung einer weitern Verbreitung dieser Krankheit, durch sorgfältiges und wiederholtes Waschen und Wechseln der Kleider, nachdem man Kranke besucht hat, welche an jenem Uebel leiden, durchaus erforderlich. Man mag übrigens die Krankheit für kontagiös oder nicht kontagiös halten, so hat dies gar keinen Einfluss auf die Ansicht von der oben ausgesprochenen nächsten Ursache oder wesentlichen Natur derselben; denn die Symptome, die krankhaften Erscheinungen und die Wirkung der Mittel, Alles beweist unwiderlegbar, welches auch die Natur der entfernten Veranlassung sein mag, dass sie durch Erregung einer Entzündung in den Uterinorganen wirke. In Rücksicht der Natur dieser Entzündung ist es schwer zu entscheiden, ob sie gewöhnlich oder spezifischer Art sei. Ohne Zweifel bildet sie sich auch da, wo Personen den gewöhnlichen Veranlassungen zur Entzündung sich nicht ausgesetzt haben, und wüthet oftmals epidemisch, namentlich in Hospitälern; und in dieser Hinsicht ist sie der Rose, dem Hospitalbrande und andern spezifischen Entzündungskrankheiten ähnlich, von welchen meistens angenommen wird, dass sie von einem fehlerhaften Zustande der Atmosphäre abhängen. Eben so, wie diese Krankheiten, - verschwindet sie ohne eine ersichtliche Veranlassung vielleicht auf mehrere Jahre, erscheint dann wieder in denselben Hospitälern, und ist von ähnlichen zerstörenden Folgen begleitet.

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Entzündungen

Sporadische Fälle von Gebärmutterentzfindung kommen zu allen Jahreszeiten und in allen Ständen v o r , und die Krankheit ist zuweilen nicht weniger zerstörend, wenn sie auf diese Weise eintritt, a b während einer in den Hospitälen herrschenden Epidemie. P o n t e a u betrachtet die Krankheit* welche im Hotel Dieu zu Lyon im Frühling des Jahres 1750 erschien, und grosse Verwüstung unter den Wöchnerinnen anrichtete, als eine epidemische, rosenartige Entzündung des Bauchfelles. Dieselbe Meinung von der Natur der Krankheit hegten die D D r r . L o w d e r , H o m e u n d Y o u n g inEdinburg, welche sie in den Wochenzimmern der Royal Infimary beobachteten. G o r d o n erzählt, Erysipelas sei zu Aberdeen im Jahre 1790 sehr verbreitet gewesen, aber er zog aus diesem Umstände nicht den Schluss, dass die Bauchfellentzündung, welche er so sorgfältig beschrieben hat, von erysipelalöser Natur oder verschieden sei von gewöhnlicher Unterleibsentzündung. A b e r c r o m b i e hat neuerlich mehrere Fälle von Peritonitis beschrieben, welche er als mit Erysipelas verbunden ansieht. Der grosse pathologische Karakt er dieser Krankheit, welche er geschildert hat, ist, dass sie vorzugsweise mit Ergiessung seröser Flüssigkeit endet, ohne viel, und öfters ohne irgend etwas von dem entzündlichen und adhäsiven Karakter zu besitzen, wie ihn die Krankheit in ihrer mehr gewöhnlichen Form zeigt. P i n e l , B a y l e , G a s e und L a e n n e c haben keine Aehnlichkeit zwischen den Erscheinungen der Wochenbett-Peritonitis und einer rosenartigen Entzündung bemerkt, und es ist immer noch äusserst zweifelhaft, ob seröse Häute den Anfällen des Erysipelas unterworfen sind. Um die Lehre zu begründen, dass Gebärmutterentzündung bei Wöchnerinnen von rosenartiger Beschaffenheit sei, wäre es erforderlich, dass eine entscheidende Abweichung nachgewiesen werde, in ihren Produkten, in der Umänderung des Gewebes, im Verlaufe der Symptome und in den Wirkungen der angewandten Mittel. Anstatt ihren bestimmten Verlauf zu machen, wie Erysipelas es thut, wenn es an der äussern Fläche des Körpers erscheint, wird die Entzündung des Bauchfells bei Wöchnerinnen gleich anfangs völlig gehoben, wenn eine angemessene Behandlung Statt findet. Erysipelas an andern Theilen des Körpers kann auf diese Weise nicht gehemmt werden. B e h a n d l u n g der E n t z ü n d u n g der G e b ä r m u t t e r Wöchnerinnen.

bei

So wie die Entzündung anderer Organe des Körpers, so ist anch die des Uterus nach dem Grade ihrer Heftigkeit sehr verschieden in den einzelnen Fällen. Zuweilen bemerkte man nur eine Art Neigung zu der Krankheit bei Wöchnerinnen, indem Empfindlichkeit des Ute-

der Unterleibsorgane.

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rus und beschleunigter Puls Statt f a n d , und wenn sie sieb einstellte, so blieb sie so milde, dass die A n w e n d u n g von Opiaten, nebst Bähungen und Kataplasmen auf den Leib hinreichend w a r e n , sie baldigst zu beseitigen. Einige A e r z t e , namentlich C h a u s s i e r hielten sich so bestimmt von den Vortheilen dieser Mittel zur Verhütung der Krankheit überzeugt, dass sie alle ihre Neuentbundenen in kürzeren oder längeren Zwischenräumen kleine Dosen von D o v e r s c h e m Pulver nehmen und erweichende Kataplasmen auf die Gebärmutiergegend machen liessen. Bei Darmrcizung, bei Schmerz und mancher krampfigen Affektion der Gebärmutter und der Baucheingeweide, wird diese Behandlung sich nützlich erweisen. Bei geringem entzündlichem Leiden anderer Organe ist es nicht ungewöhnlich, dass die S y m p t o m e auch ohne Anwendung kräftiger Mittel sich verlieren, und nach dem, w a s in vielen Fällen beobachtet w o r d e n , scheint es ausser Zweifel, dass, in den milderen Arten der Gebärmutter-Entzündung, die Krankheit nicht selten ohne weitere Hülfe sich verliert. Aber w o die Entzündung der Bauchfellwand des Uterus ganz entwickelt ist, w o die Krankheit in heftiger sporadischer oder epidemischer Forin auftritt, da wird eine besänftigende Behandlungsweise durchaus nicht zureichen, um den Fortgang derselben zu hemmen, und sie wird in den meisten Fällen tödtlich enden, wenn nicht allgemeine oder örtliche Blutentleerungen und andere antiphlogistische Mittel früh und kräftig angewandt werden. Bei der Behandlung des Puerperalfiebers sind Folgendes die H a u p t p u n k t e , welche man in's Auge zu fassen hat. Z u e r s t , die örtliche E n t z ü n d u n g der Uterinorgane zu heben, und zweitens, die konstitutionelle Aufregung zu massigen, welche die örtliche Entzündung jedesmal hervorruft. Bei Erfüllung dieser Indikationen sollte keine abgeschlossene Heilmethode aufgestellt w e r d e n , sondern man muss, nach der Eigenthümlichkeit eines jeden Falles und nach dem Grade der Krankheit, Blutentziehungen, Merkur, O p i u m , Abführmittel, Schweissmittel, Blasenpflaster und was man sonst noch auffinden k a n n , in Gebrauch ziehen, um Einfluss auf die Krankheit zu erlangen. Bei keinem entzündlichen Leiden innerer O r g a n e , hat man den guten Erfolg allgemeiner und örtlicher Blutentleerungen so hoch gestellt, als bei der ersten Art der Entzündung der Uterinorgane, hei Peritonitis; die Erfahrung bestätigt indessen die Schlüsse einiger Schriftsteller durchaus nicht, dass man in allen Fällen durch frühzeitige Anwendung dieser Mittel die Krankheit beseitigen könne. E s ist jederzeit ein gefährliches Uebel, und es geht nicht selten rasch dem tödtlichcn Ausgang entgegen, ungeachtet der schnellsten A n w e n d u n g der Arzneimittel. Sobald die Symptome der Peritonitis puerperarum auf die ange-

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Entzündungen

gebene Weise und in heftiger Form sich zeigen, müssen sogleich 2024 Unzen Blut am Arme aus einer'weitem Oeffnung gelassen werden, wobei der Körper und die Schultern der Kranken im Bette ziemlich aufgerichtet werden. Man darf eich von dem Gebrauche der Lanzette nicht abschrekken lassen, wenn auch der Puls klein und zusammengezogen ist, vorausgesetzt, dass er nicht über 110 und 115 Schläge in der Minute hat; denn häufig wurde der Puls voller und stärker, während das Blut floss oder doch bald nachher, und es trat eine merkliche Verminderung der Zufälle ein. In jedem Falle sollte wo möglich ein bestimmter Eindruck auf das System erzielt werden, und wenn Abspannung oder Ohnmacht auf das Aderlass folgt, so wird dadurch die heilsame Wirkung noch vermehrt. In keinem Falle von Entzündung der Bauchfellwand der Gebärmutter hat L e e irgend einen Nachtheil durch die Blutentziehung entstehen sehen, wenn sie so weit ausgedehnt wurde; aber in sehr vielen wurde durch ihre zeitige Anwendung die Macht der Krankheit mit einem Male völlig gebrochen. Ist der Anfall der Entzündung heftig; und wurde der Schmerz nur wenig vermindert, so muss auf das Aderlassen ohne Zeitverlust das Ansetzen von 1, 2 — 3 Dutzend Blutegel auf das Hypogastrinm folgen. Nach dem Abfalle der Blutegel muss die Blutung durch wärme Bähungen oder Auflegen eines dünnen warmen Breies von Leinsaamen auf den Leib unterhalten werden. Breiumschläge, wenn sie gut zubereitet sind, verursachen durch ihr Gewicht niemals Beschwerden oder eine Vermehrung der Zufälle; nur muss für häufige Erneuerung derselben Sorge getragen werdeu. Zu derselben Zeit reiche man 8 — 1 0 Gran Kalomcl mit 5 Gran Antimonialpulver und l-~ Gran Opium oder mit 10 Gran D o v e r s c h e m Pulver, und wiederhole diese Gabe alle 3 — 4 Stunden, bis die Symptome nachzulassen anfangen. Ueber 50 Gran Kalomel wurden in vielen Fällen mit entschiedenem Nutzen gegeben, und nur 2mal von 170 Fällen wurde der Mund stark angegriffen. Niemals hat L e e beobachtet, dass Quecksilber in diesen grossen Gaben solche Erscheinungen von höchster Schwäche und einen tympanitischen Zustand des Unterleibes mit Erbrechen und grosser Reizbarkeit des Magens erzeugt hätte, wie Einige angeführt haben. Nach der 2. Gabe vom Kalomel ist oft mit Nutzen ein stark abführendes Klystir oder ein abführender Trank aus Senna und Salz verordnet, und dies nach Erforderniss wiederholt worden. Nach erfolgter Wirkung der Arznei war der Schmerz im Uterus, welcher vorher sich nur vermindert hatte, völlig beseitigt. Es giebt Fälle, in denen es nöthig ist, eine zweite Blutentziehung am Arme vorzunehmen; wo indessen die Notwendigkeit einer solchen

der Unterleibsorgane.

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durch Rückkehr des heftigen Schmerzes bezeichnet wird, da muss die Mengo des entzogenen Blutes nicht über 12 — 14 Unzen betragen. Sollte die Kranke auch noch so sehr über Schmerz in der Gebärmutter klagen, so darf doch kein zweiter Aderlass gemacht werden, wenn der Puls über 120 und klein ist, und die Kräfte durch die vorhergehende Behandlung sehr heruntergekommen sind. Sollte der Schmerz unvermindert 6 — 8 Stunden nach dem ersten Aderlass oder noch länger andauern, der Puls voll und nicht sehr beschleunigt, und die Kräfte der Kranken nur wenig verringert sein, so kann ein zweiter Aderlass in dem angegebenen Maasse nicht bloss mit Sicherheit, sondern mit bestimmtem Nutzen gemacht werden. Man muss indessen hierbei anmerken, dass bei Bestimmung des zweiten Aderlasses weit mehr Vorsicht nölhig ist, als bei dem ersten, und wo man nicht überzeugt ist, es sei unumgänglich nöihig, noch einmal Blut zu lassen, da ist es besser, abermals Blutegel zu setzen. Nachdem die Heftigkeit des Anfalls verringert ist, bleibt die Fortsetzung des Kalomels in kleinen Gaben zweckmässig. 5 Gran Kalomel mit zehn Gran D o v e r s c h e m Pulver reiche man alle 6 Stunden, und setze dies fort, bis der Mund ergriffen, oder die Empfindlichkeit der Gebärmutter beseitigt ist. Der richtige Zweck, welchen man bei Anwendung des Quecksilbers verfolgt, ist, die Kongestion und Entzündung des Bauchfells zu heben, und den Ausgang des Uebels in Ergiessung wässrig-eiterartiger Flüssigkeit zu verhüten, nach deren Zustandekommen jede fernere Behandlung unnütz ist. W o die Symptome einen Anfall von heftiger Natur nicht andeuten, da braucht auch die Blutentziehung nicht so beträchtlich zu sein, noch braucht Kalomel und Opium in den oben angeführten Gaben gereicht zu werden. In vielen Fällen bewies sich ein Aderlass zureichend, um die Krankheit zu beseitigen, und in andern war die alleinige Anwendung von Blutegeln nebst 5 Gran Kalomel mit zehn Gran D o verschen Pjilvers und Abführmitteln hinreichend, das Uebel zu heben. Ausser den bereits angeführten sind noch andere Mittel für die Behandlung des Puerperalfiebers empfohlen worden, wie Terpentinöl, Ipekakuanha, Digitalis, Kolchikum und Kampher. Seitdem das Terpentinöl durch Dr. B r e n a n empfohlen wurde, sind höchst widersprechenden Angabe über die Wirkungen desselben bekannt geworden. B r e n a n erzählt, „ d a s s im Dezember 1812 das Puerperalfieber im Dnbliner Gebärhause mit grosser Heftigkeit aufgetreten sei, und nicht allein eine bedeutende Anzahl sondern ganze Säle voll Kranker hinweggerafft habe. Meine „Behandlungsweise, fügte er hinzu, „wurde von so gutem Erfolge gekrönt, dass es Erstaunen erregte. Der Gebrauch des Terpentinöls in einer Krankheit, welche gewöhnlich für entzündlich gilt, konnte nicht stattfinden, 29

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ohne diejenige Kritik zu erleiden, welche jedes Neue zu erfahren pflegt. Indessen die Wirkungen des neuen Mittels habe jene Kritik zum Schweigen gebracht." Prüft man jedoch die von B r e n a n erzählten Fälle sorgfältig, so findet sich nicht in einem einzigen der unzweifelhafte Beweis von den guten Wirkungen des Terpentinöls im Puerperalfieber. L e e hat manche Kranke genesen sehen ohne Terpentinöl, bei welchen die Symptome noch ungünstiger waren als in den Fällen, welche B r e n a n beschreibt; andere dagegen starben, deren Krankheit dadurch verschlimmert zu sein schien. J o s e p h C l a r k e bemerkt Folgendes über das in Rede stehende Mittel. „Als Beitrag zu der üblichen Behandlungsart, wurden zahlreiche Versuche mit dem gereinigten Terpentinöl, in Dosen von 6 — 8 Drachmen, angestellt, bald nur mit Wasser, bald mit eben so viel Rizinusöl. Die ersten Gaben waren den Kranken meist angenehm, und schienen den Schmerz zu mindern. Bei einiger Wiederholung wurde es aber äusserst widerlich, und mehrere Kranke erklärten, sie wollten lieber sterben, als es nochmals einnehmen. In mehr als 20 Versuchen dieser Art genas nicht eine einzige Kranke." Will man demnach überhaupt vom Terpentinöl Gebrauch machen, 60 leuchtet es ein, dass es nur dann geschehen darf, wenn die antiphlogistische Behandlung gehörig Statt gefunden hat, und die stärkeren entzündlichen Symptome beseitigt sind. Zu Gunsten des Gebrauchs der Digitalis und des Kolchikum im Puerperalfieber, werden nur wenige Zeugnisse angeführt, welche vort e i l h a f t lauten. Brechmittel. — W i l l i s , W h i t e und andere Aerzte wandten Brechmittel und ganz besonders Ipekakuanha zur Kur des Puerperalfiebers an, schon vor dem Jahre 1782, wo D o u l c e t im Hotel Dieu den ausschliesslichen Gebrauch dieser Mittel empfahl. Höchst übertriebene Angaben von dem Erfolge dieser Behandlungsweise wurden schnell durch ganz Europa verbreitet, und mancher betrachtete die Resultate des Hölel Dieu als unzweifelhafte Beweise von der Macht der Brechmittel, die Krankheit in ihrer bösartigsten Form zu beseitigen. 200 Frauen wurden, im Verlaufe einer Epidemie, als gerettet dargestellt durch die Anwendung der Ipekakuanha und der andern Mittel. Es geht aber aus den Mittheilungen von A l p h o n s e l e R o i hervor, dass die Genesung so vieler Personen, ohne allen Grund der eingeschlagenen Behandlung zugeschrieben wurde; denn nach seiner Angabe fing D o u l c e t die Behandlung durch Ipekakuanha und Kermes mineralis erst dann an, als die Epidemie aufhörte; völlig unwirksam fand man aber diese Mittel in den Monaten November und Dezember und zu Anfange des folgenden Jahres, wo die Sterblichkeit grösser war als 1781, ehe D o u l c e t ' s Mittel bekannt wurde. T e n o n

der Unterleibsorgane.

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versichert, dass 1786 ein komplizirtes Puerperalfieber durch kein bis dahin entdecktes Mittel geheilt worden sei. Wegen des heftigen Schmerzes im Unterleibe, erhöht durch den leisesten Druck und durch jede W i r k u n g der Bauchmuskeln und wegen des frühzeitigen Eintrittes von Uebelkeit und Erbrechen in den schlimmsten Fällen der Krankheit, scheinen Brechmittel wenig geeignet zur Hebung der Zufälle, und viele Praktiker behaupten, dass sie im Stande w ä r e n , Entzündung zu erregen, w o sie nicht bereits vorhanden sei, und dass ihre Anwendung nicht bloss unnütz, sondern auch gefährlich und ungereimt erscheine. H u f e l a n d , O s i a n d e r und D e s o r m e a u x fuhren dennoch fort, bei Behandlung des Puerperalfiebers sie zu gebrauchan, und meinten Vortheil davon zu sehen. T o n e l l e bemerkt, dass D e s o r m e a u x zuerst Ende 1828 einen Versuch mit ihnen m a c h t e , und zwar mit grossem Nutzen. Im folgenden Jahre wurden sie wieder angewandt, schlugen aber meistens fehl; indessen schienen sie niemals eine Zunahme der Schmerzen und der andern Erscheinungen hervorzubringen. Nach diesem w u r d e ein neuer Versuch mit ihnen gemacht, und sie zeigten den besten Erfolg. Zu Anfang 1829, während einer gefährlichen Epidemie und in kalter nasser Jahreszeit, wandte man abermals Brechmittel an; aber während der beiden Monate, w o man diese Methode befolgte, wurden zwar nicht alle Kranke, aber doch eine grosse Zahl derselben, von ihren Leiden „ w i e durch Zauber b e f r e i t , " und „ f ü r einen Augenblick" schien der brillante Erfolg sich zu erneuern, welcher nach Annahme jener Methode durch D o u l c e t und die Aerzte des Hotel Dieu sich gezeigt hatte. Zu Ende Oktober verloren die Brechmittel allmählig ihr Ansehn, und gegen die Mitte November mass man ihnen weiter keinen Nutzen bei. In einigen der günstigen Fälle, welche T o n e l l e erzählt, muss man noch bemerken, dass 4 0 Blutegel und warme Kataplasmen auf das Hypogastrium angewandt w u r den, ehe man das Brechmittel reichte; und in den Fällen, w o der Nutzen ausgezeichnet w a r , brachte die Ipekakuanha entweder Teichlichen Schweiss hervor, oder wirkte kräftig auf den D a r m k a n a l , indem sie kopiöse, gallichte Stuhlgänge bewirkte. Es geht aus den Geschichten der glücklichen Erfolge mit Wahrscheinlichkeit hervor, dass der Vortheil dieser Behandlung weit mehr von den Wirkungen der Ipekakuannha auf Haut und Darmkanal, als auf den Magen abhänge, indem die Besserung nicht unmittelbar auf das Erbrechen folgte. T o n e l l e giebt a n , dass wenn Ergicssung oder Eiterung Statt finden, die Brechmittel unnütz seien, und er erzählt Fälle, in denen auf den Gebrauch von Blutegeln auf das Hypogastrium, so wie anderer antiphlogistischer Mittel, schnelle und völlige Besserung sich einfand, wenn gleich Brechmittel gänzlich fehlschlugen. In den gutartigen Formen

der Gebärmutterentzündung 29 *

können

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Eutziindungcn

Brechmittel sehr wolil durch schnelle Ableitung nach der Haut und kräftige Wirkung auf den Darmkanal den Zustand von Kongestion und Entzündung des Uterus heben, und dadurch die Krankheit sogleich abschneiden. Niemals aber und in keinem Zeiträume des Ucbcls ist die Anwendung eines Brechmittels als sicher zu betrachten, und ist kaum zu begreifen, wie in irgend einem Falle die Behandlung allein nach dem Plane ß o u l c e t ' s geleitet werden kann. Blasenpflaster auf den Leib und die innere Seile des Ober- und Unterschenkels sind oft nützlich gefunden worden, wo der Schmerz in der Gebärmuttergegend auch selbst nach allgemeiner und örtlicher Blutentziehung noch mit Heftigkeit fortdauerte. Nach der äussern Anwendung des Terpentinöls ist gleichfalls mehreremale unzweideutige Erleichterung der Schmerzen eingetreten; die Wirkungen desselben erfolgen schneller, als die der Blasenpilaster. Auch allgemeine und örtliche Bäder sind von einigen Aerztcn empfohlen worden. W a r die Haut lieiss, der Schmerz massig, die Klüfte der Kranken nicht zu sehr geschwächt, so soll auf ein allgemeines Bad vollständiger Schweiss und Erleichterung aller Zufalle ge-> folgt sein. Dagegen ist das Bad kontraindizirt, wenn der Schmerz bedeutend, die Haut feucht, die Kräfte erschöpft, die Angst gross, der Athem jagend und beklommen, das Gesicht gedunsen, der Kopf schmerzhaft ist. DasHüflbad zeigte sich fast allgemein nülzlich, und wurde von D e s o r m e u x fast ohne Unterschied in den verschiedenen Arten der Krankheit angewandt. R e c o l i n , D a n c e und T o n e l l e empfehlen dringend die Einspritzung von warmem Wasser in die Scheide und Gebärmutterhöhle. Die Einspritzungen wurden im Verlaufe des Tages 3 — 4 Mal von ihnen wiederholt, und sie behaupten, dass sie nicht bloss die faulichten Stoffe entfernen, welche an der innern Oberfläche der Theile anhängen, sondern dass sie die Reizung des Organs selbst zu mindern scheinen. Es scheint deshalb dies Mittel grössere Aufmerksamkeit zu verdienen, als ihm bisher zu Theil ward. L e e hat es in mehreren Fällen mit entschiedenem Nutzen versucht. In manchen Fällen von Gebärmutter-Entzündung tritt im Verlaufe der Krankheit heftige Reizung des Magens ein, welche oft durch Krampfmittel und salzhaltige Brausetränke vermehrt wird. 10 Gran kohlensaures Kali in einer Unze Aq. Menthae alle 2 — 3 Stunden gegeben, haben zuweilen dies peinigende Symptom beschwichtigt, wo alle anderen Mittel fehlschlugen. Sollte Diarrhoe von selbst oder durch den Gebrauch von Quecksilber entstehen, so muss sie durch Opium angehalten werden. Hierzu passen am beslen Stärkeklystire mit Zusatz von Laudanum. Im ersten Zeiträume der Bauchfell-Entzündung bei Wöchnerinnen sind China, Kampher und Reizmittel nachtheilig; sobald aber die ent-

der

Unlerleibsorgaue.

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zündlichen Symptome beseitigt sind, und die Kranke sich in einem Zustande grosser Erschöpfung beßndet, dann bringen China, Ammonium, Wein und andere Reize zuweilen die glücklichsten Wirkungen hervor. Es kann nicht ernstlich genug darauf gedrungen werden, diese Mittel fortzusetzen, so lange nur noch die minderte Hoffnung auf Genesung Statt findet. Es sind Kranke wieder aufgekommen, deren Puls 1G0 zählte und so klein war, dass man ihn an derlland kaum fühlte, und w o beständiges Delirium und die äusserste Erschöpfung bereits eingetreten waren. In einigen Fällen erfolgte Genesung, w o der Leib lympanitisch aufgetrieben, und eine beträchtliche Ergiessung in die Bauchhöhle zu Stande gekommen war. Bei keiner akuten Krankheit ist es so wichtig, als bei dieser, dass die Krauken von ihrem Arzte in kurzen Zwischenräumen besucht werden, und dass die Gaben der verordneten Mittel einander bald folgen. W a s die Behandlung der Entzündung der Gebärmutter-Anhänge und der tiefen Gebilde des Uterus selbst, Lymphgcfässe, Venen und Muskclsubstanz betrifft, so sind die Erscheinungen von Anfang an meist solche, welche die Anwendung allgemeiner Blutentziehungen widerralheu. In den Fällen, w o die Aufregung zu Anfang heftig war, und man zur Ader gelassen hatte, zeigte sich der gute Erfolg nur vorübergehend, und manchmal verursachte die Entziehung einer geringen Ouanliiät Blutes am Arme eine gefährliche Ohnmacht. Häufig will das Blut nach Eröffnung der Venen gar nicht in einem- Strahle fliessen, und es laufen nur einige Tropfen am Arme hinunter. W o der Schmerz heftig ist, soheinen Blutegel und warme Bähungen die geeignetsten Mittel zu sein; allein ein sicheres Mittel, wodurch diese Arten der Knizündung der tieferen Gebilde des Uterus auf eine wirksame Weise gehemmt würden, besitzt die Medizin noch nicht. Die französischen Aerzte sind freilich ganz anderer Meinung, und freuen sich der Kenntniss eines mächtigen Heilmittels, selbst in den schlimmsten Fällen, nämlich des Quecksilbers bis zur Salivalion angewandt. In vielen Fällen von Gebärmutter-Phlebitis wandte L e e dies Mittel in grosser Ausdehnung äusserlich an, und erlangte schnell eine Wirkung auf die Speicheldrüsen; allein der Fortgang der Symptome wurde dadurch nichl aufgehoben, und die Kranken starben eben so wohl als diejenigen, die keinen Merkur bekommen hatten. In anderen Fallen reichte er das Quecksilber mit Nachdruck innerlich, allein auch hier ohne den geringsten Nutzen, und es muss daher die gepriesene Wirkung des Mittels sehr bezweifelt werden, da von 43 Kranken, welche Queksilber als Häuplmitlel gebrauchten, nnr 11 genasen. Im letzten Zeiträume der Entzündung der tiefer liegenden Theile des Uterus verlangt die grosse Ersoliöpfung eine dreiste Anwendung von Reizen auf das Bestimmteste, und• in manchen Fällen von Phlebitis schien das Lehen der Krauken dadurch verlängert worden zu sein.

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Entzündungen

Prophylaktische Behandlung. Immer wird es von der höchsten Wichtigkeit sein, den Eintritt dieser zerstörenden Krankheit, die zuweilen allen Mitteln hartnäckig Trotz bietet, verhüten zu können. Eine Wöchnerin muss sich 9 Tage nach der Entbindung eben so sorgfältig in Acht nehmen, wie eine Person, die ein heftiges Fieber oder die Entzündung irgend eines wichtigen Eingeweides überstanden hat. So lange die Gebärmutter noch über den Schaambeinen zu fühlen ist, oder der Lochialfluss noch fortdauert, können auch die übelsten Folgen durch Anstrengung, Erkältung und Diätfehler herbeigeführt werden. Die Anwendung scharfer Abführmittel bald nach der Entbindung ist zu vermeiden, und eben so wenig darf Druck ohne Noth aaf den Unterleib Statt finden. Die grösste Sorgfalt ist bei Anwendung geburtshülflicher Operationen anzuwenden, um einer Verletzung der mütterlichen Weichtheile vorzubeugen; die ü a n d muss in die Höhle des Uterus nur mit grösster Schonung gelangen, wenn ihre Einführung nothwendig wird, um etwa eine Kindeslage zu ändern, oder die Plazenta zu lösen; das Zurückbleiben von Stücken der Nachgcburt, welche später in der Gebärmutter faulen, darf nicht vorkommen. Nicht genug zu tadeln ist der Rath, welchen kürzlich G o o c h bei Blutungen nach entfernter Plazenta gegeben hat, „ m a n soll die Hand ia die Gebärmutter einführen, und gleich einem Tourniquet die Theile drücken, an denen die Plazenta gesessen hatte, und aus denen die Blutung kommt." Die Nachgeburt ist bei weitem am häufigsten am hintern Theile des Grundes und Körpers der Gebärmutter befestigt; es ist daher nicht möglich, auch wenn die Hand völlig so gross und breit wäre als die Plazenta, dass die Mündungen der Blutbehälter des Uterus, aus denen die Blutung kommt, zusammengedrückt werden können, zwischen einer Hand, welche auf dem Hypogastrium liegt und der andern, welche in die Höhle der Gebärmutter eingeführt wird. Das von G o o c h empfohlene Tourniquet wird also auf den vorderen Theil des Uterus angebracht, w o es kein Gefäss zu komprimiren giebt, und die blutenden Oeffnungen an der hintern W a n d bleiben dabei unberührt. Noch ist darauf aufmerksam zu machen, wie dringend nöthig es sei, dass man die geeigneten Mittel sorgfältig aufsuche, um das Vorkommen des Puerperalfiebers und der Gebärmutterentzündung in Gebäranstalten zu verhüten, wo ihre Furchtbarkeit, seit Gründung derselben, durch alle Schriftsteller bezeugt wird. Aus den Registern der brittischen Gebäranstalt, der Maternité zu Paris, des Dubliner Gebärhauses, so wie aus den Tabellen des Herrn v. C h a t e a u n e u f ist es nachzuweisen, dass in diesen Anstalten das Verhältniss der Sterblichkeit weit grösser ist, als in solchen Instituten, vermittelst welcher die Frauen in ihren eigenen Wohnungen entbanden werden; und sollte es

der Unterleibsorgane.

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sich zuletzt finden, dass alle Bemühungen nicht ausreichen, um die Zahl der Kranken dieser Art zu mindern, so verdient aus Gründen der Humanität die Frage eine ernstliche Berücksichtigung, ob man nicht die Gebäranstalten überall aufheben müsse. Die Erfahrung lehrt es nur zu überzeugend,' dass durch keine bisher entdeckte Methode, das häufige und tödtliche Vorkommen der Krankheit in Gebäranstalten verhütet werden könne, und dass die Zwecke der wohlthätigen Begründer derselben, wegen der hierdurch veranlassten Menschenopfer, völlig vereitelt werden.

Die Ruhr.

Dysenteria.

Dîfficultas intestinorum.

Nach H a n f f (zur Lehre von der Ruhr. Tübingen. 1836.) mit Anmerkungen von Stokes (1. c . ) S é g o n d (Archives générales 1835) T h o m a s (Archives générales. Avril 1835) und P e m b e r t o n (Praktische Abhandlungen über verschiedene Krankheiten des Unterleibes. Deutsch vonBressler, Bonn 1836.)

Die R u h r , D y s e n t e r i a , F l u x u s d y s e n t e r i c u s , T o r m i n a etc. ist eine gewöhnlich akute, meist epidemisch herrschende; fieberhafte Krankheit, deren karakteristische Symptome s e h r h e f t i g e , rem i t t i r e n d e L e i b s c h m e r z e n , und ein e b e n s o h e f t i g e r , h ä u f i g w i e d e r k e h r e n d e r S t u h l z w a n g sind, der jene Schmerzen vermehrt, und meist nur g a n z g e r i n g e Q u a n t i t ä t e n a b n o r m bes c h a f f e n e r Darmexkrete unter heftigen Schmerzen auspresst. N o s o g r a p h i e . Die Ruhr befällt seltener mit, als ohne Vorboten. Wenn letztere da sind, so gehen sie 3—8, ja nach Einigen sogar 14 Tage dem eigentlichen Ausbruche der Krankheit voraus. Mattigkeit, Abgeschlagenheit der Glieder, flüchtige, reissende Schmerzen in denselben, so wie im Nacken, kurz vorübergehendes, drückendes Kopfweh, häufig wiederkehrendes Frösteln mit Schweissen abwechselnd, ungleiche Temperatur der Haut, Mangel an Esslust, auch wohl krankhaft beschaffener Appetit, schleimig belegte Zunge, Uebelkeit, Brechreiz, flüchtige, wiederkehrende Kolikschmerzen in der Nabelgegend, die sich nach dem After hinziehen, Kollern im Bauche, Dehnen, Spannen im Kreuze, Unordnung im Stuhlgang, so dass bald Verstopfung, bald wirkliche Diarrhoe, mit Schmerzen und Zwang verbunden, entsteht, welche zuweilen schon jetzt Schleim mit Blutstreifen vermischt ausleert; das sind die gewöhnlichen Vorboten der Ruhr, denen dann der wirkliche Ausbruch der Krankheit mehr oder minder schnell folgt, indem, gewöhnlich bei einem Stuhlgänge, mit etwas stärkeren Froste schmerzhafter Zwang (Tcnesmus) sich einstellt, und die Krankheit somit als wirklich ausgebildet angesehen werden kann. Wo

der Unterleibsorgane.

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sich zuletzt finden, dass alle Bemühungen nicht ausreichen, um die Zahl der Kranken dieser Art zu mindern, so verdient aus Gründen der Humanität die Frage eine ernstliche Berücksichtigung, ob man nicht die Gebäranstalten überall aufheben müsse. Die Erfahrung lehrt es nur zu überzeugend,' dass durch keine bisher entdeckte Methode, das häufige und tödtliche Vorkommen der Krankheit in Gebäranstalten verhütet werden könne, und dass die Zwecke der wohlthätigen Begründer derselben, wegen der hierdurch veranlassten Menschenopfer, völlig vereitelt werden.

Die Ruhr.

Dysenteria.

Dîfficultas intestinorum.

Nach H a n f f (zur Lehre von der Ruhr. Tübingen. 1836.) mit Anmerkungen von Stokes (1. c . ) S é g o n d (Archives générales 1835) T h o m a s (Archives générales. Avril 1835) und P e m b e r t o n (Praktische Abhandlungen über verschiedene Krankheiten des Unterleibes. Deutsch vonBressler, Bonn 1836.)

Die R u h r , D y s e n t e r i a , F l u x u s d y s e n t e r i c u s , T o r m i n a etc. ist eine gewöhnlich akute, meist epidemisch herrschende; fieberhafte Krankheit, deren karakteristische Symptome s e h r h e f t i g e , rem i t t i r e n d e L e i b s c h m e r z e n , und ein e b e n s o h e f t i g e r , h ä u f i g w i e d e r k e h r e n d e r S t u h l z w a n g sind, der jene Schmerzen vermehrt, und meist nur g a n z g e r i n g e Q u a n t i t ä t e n a b n o r m bes c h a f f e n e r Darmexkrete unter heftigen Schmerzen auspresst. N o s o g r a p h i e . Die Ruhr befällt seltener mit, als ohne Vorboten. Wenn letztere da sind, so gehen sie 3—8, ja nach Einigen sogar 14 Tage dem eigentlichen Ausbruche der Krankheit voraus. Mattigkeit, Abgeschlagenheit der Glieder, flüchtige, reissende Schmerzen in denselben, so wie im Nacken, kurz vorübergehendes, drückendes Kopfweh, häufig wiederkehrendes Frösteln mit Schweissen abwechselnd, ungleiche Temperatur der Haut, Mangel an Esslust, auch wohl krankhaft beschaffener Appetit, schleimig belegte Zunge, Uebelkeit, Brechreiz, flüchtige, wiederkehrende Kolikschmerzen in der Nabelgegend, die sich nach dem After hinziehen, Kollern im Bauche, Dehnen, Spannen im Kreuze, Unordnung im Stuhlgang, so dass bald Verstopfung, bald wirkliche Diarrhoe, mit Schmerzen und Zwang verbunden, entsteht, welche zuweilen schon jetzt Schleim mit Blutstreifen vermischt ausleert; das sind die gewöhnlichen Vorboten der Ruhr, denen dann der wirkliche Ausbruch der Krankheit mehr oder minder schnell folgt, indem, gewöhnlich bei einem Stuhlgänge, mit etwas stärkeren Froste schmerzhafter Zwang (Tcnesmus) sich einstellt, und die Krankheit somit als wirklich ausgebildet angesehen werden kann. Wo

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Entzündungen

solche Vorboten nicht vorausgingen, erwachen die meisten Kranken, nachdem sie sich gesund schlafen gelegt, um Millcrnacht oder gegen Morgen mit einem heftigen Drange zu Stuhle zu gehen, verbunden mit dem Gefühle von Vollsein, Kollern und Grimmen im Bauche, leichter Uebelkeit und Frösteln; die Ausleerung erfolgt sehr rasch, ist kopiös, mehr oder minder wässrig, grünlich oder gelblich-braun gefärbt, und verursacht einen brennenden Schmerz und etwas Zwang im After. Bisweilen ist bei dieser ersten Ausleerung schon heftiger Zwang und Schmerz, und Blut mit den Exkrementen gemischt; gewöhnlich aber fühlt sich der Kranke durch sie erleichtert, bis sich nach einer Stunde oder etwas früher oder später der Drang zur Ausleerung wiederholt, w o denn alle die genannten Erscheinungen immer mehr hervortreten, die Ausleerungen immer häufiger, immer mehr vom natürlichen Zustande abweichend und sparsamer werden, der Leibschmerz und Tcnesmus einen immer höhern Grad erreicht, das allgemeine Leiden, namentlich aber Entkräftung und Durst, immer mehr hervorh'iüt bis die Krankheit, nachdem sie von 3 — 21 Tagen und noch länger gedauert hat, unter allgemeinem Nachlasse der Symptome und kritischen Ausscheidungen verschiedener Art, selten schnell, gewöhnlich langsam in Genesung, oder durch unvollkommene Krisen in andere Krankheilsformen, oder endlich unter anhaltender Steigerung der Symptome und unter den Erscheinungen von Brand, Lähmung oder langsamer Konsumtion, oft schon am 3 — 7 Tage, oft weit später in den Tod übergeht. Dies ist das in einen engen Kaum gedrängte Bild der Krankheit, dessen einzelne hervorstechende Züge nun noch näher zu bei rächten sind. Der S c h m e r z ist ein karakteristisches und sehr qualvolles Symptom der Ruhr. Er sitzt in den Organen der Bauch- und Beckenhöhle und äussert sich in den erstgenannten als kolikartiger Schmerz; in den letztem erscheint er mit dem Gefühle des Dehnens u. Pressen?, unter der Form des Krampfes als Tenesmus. Der k o l i k a r t i g e L e i b s c h m e r z ist oft schon vor, oft gleich mit der Krankheit da, er nimmt besonders die Nabelgegend ein, zieht sich aber alsbald nach abwärts und links, nach dem Laufe des Kolon descendens und des Rektum, und zwar mit der längern Dauer der Krankheit immer mehr. Er ist gewöhnlich remittirend, wird aber durch jeden Stuhlgang vermehrt, und eben dadurch, weil die Ausleerungen oft in so unglaublich kurzer Zeit auf einander folgen, zuweilen zu einem anhaltenden gesteigert. Ausserdem rufen ihn bei irgend höherer Entwickelung der Krankheit der Gcnuss aller Dinge, auch der mildesten, besonders aber kaltes Getränk, so wie nicht selten jede Bewegung des Kranken, das Aufstehen und Umwenden im Bette, ja schon das Sprechen wieder hervor. Von vorn herein anhaltend ist er nur bei der entzündlichen Ruhr, wie er denn auch hier auf eine Stelle fixirt ist, und durch jede

der Unterleibsorgane.

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Berührung stets vermehrt wird, während er in andern Formen der Ruhr diese bald mehr bald minder gut ertrügt. Im AUgemeineu 6teht er mit der Heftigkeit oder Gelindigkeit der Symptome, besonders aber mit dem Tenesmus in geradem Verhältnisse, bleibt aber nach dem Verschwinden desselben in so fern noch nach, als der Darmkanal auch gegen die mildesten Speisen und Getränke eine abnorme Empfindlichkeit zeigt. Auf die Ausdehnung des Bauches hat dieser Schmerz an sich keinen Einfluss, denn dieser ist bald einwärts gesunken und nach innen gezogen, bald mehr oder weniger aufgetrieben. Wenn er sich i n d e r R e g e l alsbald mehr abwärts verbreitet, so dringt er in andern Fällen zu gleicher Zeit mehr nach oben, und äussert sich als sehr lästiges, meist anhaltendes Gefühl von Druck und Brennen in der Magengegend. D e r S c h m e r z in d e n O r g a n e n d e r B e c k e n h ö h l e , d e r T e n e s m u s , ist das eigentliche pathognomonische Symptom der Ruhr, und in so fern von grösserer Bedeutung, als der oben genannte. Auch er ist bald eines der ersten Symptome der beginnenden Krankheit, und stellt sieh schon bei den ersten Ausleerungen ein, bald erscheint er erst, nachdem schon mehrere wässrige Stühle erfolgt sind, bald zeigen sich Anwandlungen von ihm schon vor dem Ausbruch der Krankheit, während die Kranken noch ausser Bette sind, und ihren Geschäften nachgehen. Er ist im Anfang nur gering, und äussert sich während der Zeit, wo der Krauke keine Ausleerungen hat, nur durch ein Gefühl von Spannung und Vollsein im Unterbauche, und wenn dann ein Stuhlgang kommt, so stellt sich ein mässiges Drängen und Pressen ein. Eigentlich besteht er in dem Gefühle eines im After befindlichen Hindernisses nnd Reizes, das den Kranken treibt, immer mehr auszuleeren, als schon abgegangen ist. Gewöhnlich entwickelt er sich schnell zu einem bedeutenden Grade, ist nicht selten ausserordentlich heftig, und nicht im Verhältniss mit den übrigen Symptomen der Krankheit, namentlich nicht mit der Störung des AllgemeinBefindens. Er kehrt immer liäuGger wieder, und auch bei übrigens milde und gefahrlos verlaufenden Fällen der Ruhr quält er den Kranken mehrmals in dem kurzen Zeiträume einer Stunde. Remitlirend ist er immer, seltene Fälle ausgenommen, w o die Kranken anhaltend das Gefühl haben, als ob eine glühende Kohle im After läge; doch folgen in den höheren Graden der Ruhr seine Anfälle so unablässig und schnell hintereinander, dass das zwischen denselben sich einstellende Gefühl der Ruhe von dem Kranken kaum bemerkt wird. Sie fallen mit den Anfällen des kolikartigen Schmerzes zusammen, so dass dieser, von oben herabschiessend, plötzlich sich im Rektum konzentrirt, und hier das schmerzhafte Pressen und Drängen erregt. Bei diesem Pressen geht immer nur sehr wenig ab, und man kann im Allgemeinen sagen, dass je heftiger und anhaltender der Tenesmus ist,

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Entzündungen

desto kleinere Quantitäten aus dem After abgehen, so dass diese oft nur einen Esslöffel, oft sogar nur eine Nussschaale voll betragen mö. gen, und beim höchsten Grade desselben alle Exkretion fest vollständig stockt (trockene R u h r , Dysenteria sicca). Das Orificiüm ani ist bald kontrahirt, so dass man kaum eine Klystirspritze einbringen k a n n , bald steht es, wie gelähmt, weit offen und man sieht in den After hinein; bald treibt sich die Schleimhaut des Rektum's als roIher, dicker, heiss anzufühlender Wulst hervor, bald bildet sich, besonders bei Kindern, vollständiger Prolapsus ani, der, in seltenen Fällen von den immer wiederkehrenden Kontraktionen des Sphinkters eingeschnürt, brandig abstirbt. Oft ist der Schmerz beim Tenesmus so gross, dass Ohnmächten, Konvulsionen, Zittern der Glieder, Delirien erfolgen. Vom Mastdarm aus verbreitet er eich in fast allen Fällen auf die Urinblase, so dass der beständige Drang und Schmerz beim Abgange des Urins fast unerträglich wird, und der Harn bei leerer Blase nur tropfenweise abgeht. Er verbreitet sich ferner in das Skrotum, so dass die Hoden krampfhaft an den Leib gezogen werden^ in die äussern Schaamtheile des Weibes, in das Kreuz und von da hinauf bis in den hintern Theil der Brust, und hinunter in die Extremitäten, welche krampfhaft zittern und gelähmt werden. Dieser eigentümliche Schmerz, dieser Tenesmus ist dasjenige Symptom der Ruhr, welches am spätesten unter allen ganz verschwindet, und W o chen hindurch fühlen die Kranken, nach übrigens vollständig eingetretener Genesung, immer einen Druck, eine Schwere in der Gegend des Afters, und bei den Stuhlgängen einen stechenden, zwängenden Schmerz nach dem Laufe des Rektum's. Und dennoch ist es immer noch verhältnissmässig gut, wenn die hier beschriebenen Schmerzen da sind; denn es giebt Fälle von exquisit bösartiger Natur, wo fast gar kein Schmerz, weder im Bauche, noch im After und seiner Umgebung empfunden wird, sondern der After wie gelähmt offen stehend, die pathologischen Sekretionsprodukte ohne Kontraktion austräufeln lässt, und der Tod in den ersten Tagen der Krankheit unter allen Symptomen der Lähmung erfolgt, ohne dass die Kranken viel gelitten hätten. Auch sonst aber deutet das Aufhören der hier geschilderten Schmerzen bei übrigens schlimmen Symptomen den nahen Tod an, während in anderen Fällen der Schmerz die Kranken bis zum letzten Athemzuge martert, und sie das Leben auf dem Nachtstuhle aushauchen. D i e A u s l e e r u n g e n bieten nach Beschaffenheit und Menge die grössten Verschiedenheiten dar. In der Regel bestehen sie aus geringen Mengen eines mehr oder minder festen Schleimes, der mit dunkelröthlichen Blutpunkten und Streifen und bräunlicher Fäkalmaterie gemischt ist. Man hat ein grosses Gewicht darauf gelegt, ob Blut mit abgehe oder nicht, und darauf sogar die Eintheilung in die weisse und

der Unterleibsorgane.

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rotlio Ruhr gegründet. Es ist aber dies ohne allen Belang, und es kann bei einem und demselben Kranken bald Blut und Schleim, bald blos dieser abgehen, ohne dass hieraus etwas für den Verlauf der Krankheit zu entnehmen wäre. Nicht einmal für einen höhern Grad der Reizung spricht es, wenn Blut abgeht; denn selten ist es, dass kein Blut ausgeleert w i r d , und es sind oft in den leichtesten Fällen, wo die Kranken kaum das Bett hüten, die Stuhlgänge während der ganzen Dauer der Krankheit blutig. Der abgehende Schleim ist bald gleichförmig gemischt, wie Eiter aussehend, bald zitternd, wie Gallerte, bald dem Froschlaich ähnlich, bald bildet er Gerinnsel und bandartige Streifen, polypöse Konkremente, bald sieht er einem klumpigen, salzigem Fette ähnlich. Zuweilen gehen weisse oder röthlich-weisse oder gelb-braune Klümpchen ab, die man früher für Fleischklumpen und Drüsen (carunculae), ja für Abschabsei der Därme selbst hielt; Murs i n n a erklärte sie für Stücke des Epithcliums, weil sie sich bei der Mazeration in Schichten ablösen liessen, und in der flitze gerannen. Dass übrigens wirklich mehr oder minder zusammenhängende Partieen des Epithelium's, ja der Villosa selbst ausgestossen werden, scheint nach den von F r a n k , B e c k e r , L a n c i s i u s und Andern gemachten Beobachtungen nicht ganz unwahrscheinlich zu sein. Bezüglich der Farben arten sich die Ausleerungen sehr verschieden. Meistens haben sie die Farbe der Weinhefe; man hat sie grün, braungrün, jauchartig, theerartig, chokoladefarbig, kaifeesatzähnlich gesehen. Die letztgenannten Färbungen zeigen sich übrigens hauptsächlich in den bösesten Fällen der Ruhr, und gehen meist dem Tode voran. Das Blut ist mehr oder minder innig mit den Abgängen gemischt; es liegt in Streifen, in kleinen Klümpchen oben auf, und ist von helirother oder schwärzlicher Farbe. Aber auch reines Blut geht ab, theils in Stücken, theils flüssig und selten nicht in überaus grosser Menge. Die Ausleerungen sind oft ausserordentlich scharf. Häufig erregen sie die schlimmsten Exkoriationcn und Geschwulst am After und den Genitalien, denen in seltenen Fällen brandiges Absterben folgt. Die Kranken selbst sagen, es sei ihnen, als ob siedendes Oel aus dem After flösse, w e n n die Exkremente abgehen. Eigentliche Fäkalmassen sieht man unter diesen Umständen nur selten beigemischt, wenn die Krankheit auch 14 Tage und länger dauert, aber häufig bleiben kleinere oder grössere harte Kothballen in den Falten des Dickdarmes zurück, die dann erst später in grossen Massen unter heftigen Schmerzen, aber meist mit nachfolgender Besserung abgehen, so dass man durch sie, nachdem man längere Zeit gewohnt w a r , die Kranken bei fast gänzlicher Enthaltsamkeit von aller Nahrung täglich unzähligemal zu Stuhle sitzen zu sehen, eigentlich überrascht wird. Auch der Geruch der Ausleerungen ist verschieden. Anfangs hat

Entzündungen er immer noch elwas Kothähnliches; später wird er ein ganz eigenIhümlicher, den N a u m a n n als aus dem Geruch von altwerdendem Feit mit dem von gekochlen Schnittbohnen zusammengesetzt beschreibt. Dieser Gerach bat etwas penetrantes, und wird an Orten, wo viele Ruhrkranke beisammen sind, höchst widerlich. In bösartigen Formen und kurz vor dem Tode wird der Gcruch mehr dumpfig, moderig oder auch wirklich aashaft. Die Quantität des Ausgeleerten ist meist gering, in einzelnen Fällen aber höchst kopiös. Die einzelnen Ausleerungen folgen immer höchst rasch auf einander, und wenn auch nicht bei jedem Drange dazu elwas ausgeleert wird, so sind ihrer doch oft 200 und mehr in 24 Stunden. Sie sind, wie der Tenesmus, bald bei Tage bald bei Nacht häufiger, und lassen sich oft gar nicht mehr einzeln unterscheiden, weil sie fortwährend aus dem Afler auslräufeln. Sie erfolgen, wie schon bemerkt, immer mit dem schmerzhaftesten Zwang, und nur in den böseilen Formen der Ruhr und kurz vor dem Tode nähern sie sich mehr den kolliqualivcn, und gehen unwillkürlich und ohne Empfindung des Kranken ab. Die übrigen Ab- und Aussonderungen sind beinahe alle durchgängig unterdrückt; die Haut ist kühl, trocken, oft lederartig spröde; die Mundhöhle kk-bricht, die Zunge ebenfalls trocken, besonders aber ist die Se- und Exkretion des Urins fast ganz aufgehoben. E r geht, ohne dass man die geringste Auflrcibung in der Gegend der Blase bemerken könnte, nur unter Schmerzen und in-sehr geringer Menge, oft in 24 Stunden nur einmal ab. Zuweilen tritt Harnverhaltung ein, welche den Katheter anzulegen nöthigt. Nur e i n e Ausleerung ist ausser den Darmcxkretionen nicht selten zugleich häufig, das Erbrechen; dieses tritt oft gleich mit dem Anfange der Krankheit ein, und entleert klaren Schleim und Magensaft, oder verschieden allerirte Galle und Spulwürmer, oder aber es tritt erst im spätem Verlaufe hinzu, und wirft dann nicht selten dunkles, schwärzliches, in Klumpen zusammengegangenes oder mehr hellrothes, flüssiges Blut in Menge aus, wird durch Alles, was irgend in den Magen gelangt, vermehrt, und hört in schlimmen Fällen erst mit dem Leben selbst ganz auf. Das F i e b e r verhält sich sehr verschiedenartig bei der Ruhr. ( Gelindere Fälle können ohne alles Fieber verlaufen, und man hat Kranke gesehen, welche 4 0 — 5 0 blutige Stühle täglich unter grossen Schmerzen hatten, ohne dass Fieber hei ihnen hätte wahrgenommen werden können. Man erkennt das etwa vorhandene Fieber bei der Ruhr weit weniger aus der Temperatur der Haut und aus dem so höchst verschiedenartig beschaffenen Pulse, als an zuweilen wiederkehrendem leichtem Frösteln, grösserem Durste und an den Exazcrbationen, welche die Krankheit überhaupt macht, so besonders an einem vermehrten lleisscn uud Ziehen in den Extremitäten und dem

der Untcrleibsorgnne.

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Kreuze. Gewisse Formen und Füllo haben freilich ein deutlich ausgesprochenes Fieber mit heisseni glühendem Gesichte, trockener lieisser Haut, heftig aufgereglem Pulse, und hier ist denn auch ein bestimmter Wechsel zwischen Frost und Elilze wahrzunehmen. Im Laufe der Krankheit wiederkehrender, starker Frost h a t , wie bei den meisten Krankheiten, so auch hier eine schlimme Bedeutung. Dagegen verlaufen die schwersten Fälle der Ruhr oft ohne alles bemerkliche Fieber, wenigstens ohne irgend eine im Gefasssystem bemerkbare Aufreizung; und es ist zu allgemein ausgesprochen, wenn N a u m a n n sagt: „überhaupt wird mit der Zunahme des Grundübels das Fieber selbst viel heftiger," indem solche Fälle oft rasch dem Tode entgegen gehen, ohne dass man eine Zunahme der fieberhaften Erscheinungen bemerken könnte. E i n Symptom des Fiebers aber, welches dasselbe überhaupt gewöhnlich begleitet, wird in der Regel wohl nie vermi.-st, der D u r s t . Dieser ist immer sehr heftig und quälend, besonders bei den böseren Formen der Ruhr, wo er den Kranken stets zum Trinken nöthigt," sodass der Durst bei der Ruhr in keinem Vcrhältniss zu dem Fieber selbst steht. Die Z u n g e so wie der P u l s haben nichts konstantes, sondern bieten die grössten Varietäten in ihren Erscheinungen dar; namentlich ist der Puls in dieser Krankheit kein sicherer Führer. Der U r i n ist oft dunkelroth, wird aber nur äusserst seilen gesehen, weil er mir sehr wenig abgeht, und dann meist zugleich mit den Exkrementen ausgeleert wird. Die E s s l u s t liegt in der Regel in demselben Grade darnieder, in welchem der Durst aufgeregt ist, und nur in einzelnen seltenen Fällen verliert sie sich nicht ganz. Ein besonders lästiger und für die Kranken sehr nachtheiliger Umstand ist bei der Ruhr der fast gänzliche Mangel an Schlaf. Einmal haben die Kranken schon an sich keine Neigung zum Schlafe, und dann lassen sie, wenn auch zuweilen ein kurzer Schlummer eintreten wollte, die stets wiederkehrenden, schmerzhaften Ausleerungen keinen Augenblick ruhen. Darum trilt eine grosse A b m a g e r u n g u n d E n t s t e l l u n g des Gesichts, so wie ein auffallendes G e f ü h l v o n S c h w ä c h e , dessen Sitz namentlich im Kreuz und den untern Extremitäten ist, oft so schnell, selbst auch bei leichtern Fällen der Ruhr ein, und wird die Rekonvalescenz so sehr verlangsamt. Was das A l l g e m e i n b e f i n d e n der Kranken betrifft, so sind sie theils ruhig, resignirt, aber sehr niedergeschlagen, tlieils klagen sie fortwährend und wälzen sich, von unerträglicher Angst und Bangigkeit geqnält, im Bette, klagen oft über Schwindel, eingenommenen Kopf und wirkliches Kopfweh, und während Einigen leiclitc Delirien und Schlummersucht das Schreckenhafte des letzten Augenblickes verhüllen, fühlen Andere mit ganz ungestörtem Bewusstsein den nahenden Tod, und erwarten ihn mit Ergebung und Ruhe. Die D a u e r der Ruhr ist sehr verschieden, und beträgt bald nur

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Entzündungen

einige Tage, bald eben so viele Wochen und Monate. Sie kann, wie jede andere Krankeit, in Gesundheit, in andere Krankheitsformen und in den Tod übergehen. Die Rekonvaleszenz wird besonders auch dadurch sehr häufig verzögert und unterbrochen, dass die Ruhr so ungemein zu Rückfällen geneigt ist, welche sich nach dem unbedeutendsten Diätfehler, nach einem lebhafleb Eindruck auf das Gemiitli des Kranken, ja oft ohne alle wahrnehmbare Veranlassung einstellen. Der U e b e r g a n g in G e s u n d h e i t wird durch ein allgemeines Nachlassen und Abnehmen der Symptome angedeutet, und durch mehr oder minder materielle Ab- und Ausscheidungen in verschiedenen Systemen des Körpers bewerkstelligt. Zuerst nehmen die Leibschmerzen und der Tenesmus ab, die schmerzhaften Ausleerungen kehren seltener wieder, und nähern sich mehr ihrer normalen Beschaffenheit und Konsistenz; der Durst nimmt ab, der Puls wird freier, weniger frequent, der Urin geht ohne Schmerzen, in grosser Menge und weniger geröthet ab, und lässt nicht selten ein weisses Sediment fallen, der Kranke fühlt sich weniger matt, wird zuweilen durch kurzen Schlummer erquickt, die Haut fängt an wieder warm zu werden, auszudünsten und warm zu schwitzen.^ Der Haut scheint überhaupt bei dieser Krankheit die vornehmste kritische Thätigkeit übertragen zu sein. S i e ä u s s e r t sich g e w ö h n l i c h durch wässrige oder gasförmige Aussonderung, durch Schweiss; nicht selten aber kommen auf ihr roch andere kritische Produktionen vor. Schon H o l l e r i u s sah nach einer heftigen Ruhr die Hände mit einem schuppigen Ausschlage bedeckt werden, den er aussatzartig nannte. ( N a u m a n n ) . Z i m m e r m a n n sah brandigen Dekubitus, grüne Eiterpusteln am ganzen Körper, Pusteln um den Mund, auf der Zunge, Petechien, Abszesse und in Eiterung gehende erysipelatöse Anschwellungen, als kritische Erscheinungen auftreten. F r i e s e l ist häufiger symptomatisch als kritisch, doch beobachteten ihn in letzterer Eigenschaft C l a r u s und D i e t r i c h , welcher ihn dann immer zuerst auf dem Bauche ausbrechen sah. Allein auch andere Organe können kritische Funktionen übernehmen. So sah H e i m dreimal die Entscheidung durch Parotiden, R a m p o l d in zwei Fällen, wo kein Quecksilber gegeben war, durch kopiöse Salivation zu Stande kommen. In seltenen Fällen scheint die Ruhr selbst als Krisis auf andere Krankheiten zu wirken und zu ihrer Heilung beizutragen., Schon I l i p p o k r a t e s erwähnt dieses Umstandest Splenicis dysenteria accidens bonum. (Aphorism. VI. XLVIII.) und Ex insania dysenteria aut hydrops, aut mentis emotio bonum. (Aphorism. VII. V.) S t o l l , A k e u s i d e und Andere beobachteten, dass sie heilend auf chronischen Rheumatismus, und wieder Andere, dass sie in gleicher Weise auf Asthma und hartnäckige Geschwüre ( H u f e l a n d ) eingewirkt habe. Ueberhaupt hat

der Unterleibsorgane.

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sie in seltenen Fällen den Organismus gesunder und den Körper kräftiger gemacht, als er vorher gewesen war. Wenn nun diese Heilbestrebungen der Natur entweder an sich zu wenig energisch sind, oder durch Diätfehler, Erkältung und andere nachtheilig wirkende äussere Einflüsse gestört werden, oder wenn die Ruhr unvorsichtigerweise schnell unterdrückt wird, oft aber auch, wenn kein Umstand der Art vorangegangen ist, so entstehen Beschwerden und Krankheiten der mannichfaclisten ,Art, die sonderbaren Nachkrankheiten, Metastasen und Metaschematismen der Ruhr. Diese Nachkrankheiten haben theils ihren Sitz im Darmkanale, theils kommen sie in dem Systeme der fibrösen und serösen Häute vor, theils endlich befallen sie parenchymatöse Organe der verschiedensten A.rt und von der verschiedensten organischen Stellung. Unter den im Darmkanale haftenden steht oben an die c h r o n i s c h e Ruhr. Sie ist immer nur eine Uebergangsform, eine Folgekrankheit der akuten R u h r , und kommt meist nur nach schweren Fällen der Krankheit, bei Personen höhern Alters und bei Kindern, aber auch bei bereits durch Krankheit sehr erschöpften Individuen überhaupt v o r , und ist eine langwierige oft unheilbare Krankheit. Wenn die anderweitigen Symptome der R u h r , namentlich das Fieber, der D u r s t , der Leibschmerz und in gewissem Grade wenigstens auch der Tenesmus nachzulassen beginnnen, wenn ein gewisser Grad der Kräfte und besonders die Esslnst wiedergekehrt ist, und der Kranke jeden Tag seiner Genesung entgegen zu sehen glaubt, so bleibt der Bauch noch gegen alle Nahrungsmittel empfindlich, die Stuhlgänge immer noch abnorm häufig, oft sehr kopiös, immer geht ihnen ein Kneipen im Leibe voran, und ein schmerzhafter Tenesmus begleitet sie. Die Ausleerungen selbst kehren oft alle Stunden, oft seltener wieder, und bestehen bald aus bedeutenden, breiartigen Kothmassen, bald aus mit Blut gemischten Scbleimklumpen, bald aus verschieden gefärbtem flockigem Schleime, und endlich schwimmen nicht selten Eiterklümpchen oben auf. Dabei ist der Kranke matt, magert schnell ab, wird niedergeschlagen, das Gesicht, ja der ganze Körper ist gelblich gefärbt, die Haut kühl, lederartig, trocken, stellenweise mit Krusten besetzt. Der Puls ist schwach, langsam, zuweilen intermittirend, die Zunge gelblich, weiss, schmutzig grau oder auch gar nicht belegt, und dann glatt und dunkelroth; der Bauch ist oft meteoristisch aufgetrieben, oft hart anzufühlen, oft eingesunken, bei der Berührung bald empfindlich, bald nicht. Der After steht zuweilen offen, und wenn die Kranken auch den Abgang der Exkremente empfinden, so vermögen sie dieselben doch nicht anzuhalten, und lassen sie in das Bett gehen. Dabei ist der Appetit stets sehr lebhaft, so dass die Kranken alle Stunden grosse Portionen der besten Nahrungsmittel zu sich nehmen. Auch

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Entzündungen

haben sie in der Regel grosses Verlangen nach Opium, von dem sie nngelieure Dosen vertragen. (Dict. des sciences med.) Auch die Lage der Kranken soll ein karakleristisches Zeichen sein. Sie liegen auf der Seite, alle Gelenke halb gebeugt, die Beine an den Leib gezogen und den Kopf in das Kissen versteckt. Der spezifische Ruhrgestank soll bei dieser Krankheitsform unerträglich und weit heftiger sein, als bei der akuten. (Ebendaselbst.) Zuweilen sind mit diesem Leiden Zufälle von Induration der Leber, der Milz, sowie Scorbut und depaszirende Aphthen verbunden; es gesellt sich Ocdema pedum hinzu, welches oft bis an den Leib hinaufreicht, und überall, besonders am Skrotum, leicht zu bösen Verschwärungen Anlass giebt. Zuweilen geht sie in akute Ruhr oder vielmehr in tödtliche Enteritis über. Allmählig entwickelt sich der hektische Zustand immer mehr, der Puls wird sehr schnell, klein, es kommen nächtliche, kalte Schweisse, die Kräfte sinken immer tiefer, und der Kranke stirbt endlich ganz erschöpft und bis zum Skelette abgemagert unter kolliqualiven Erscheinungen. Die Krankheit dauert 4—6—8 Wochen und noch länger, und ist namentlich den Armeen gefährlich. Ein ebenfalls nicht seltener, unter denselben Umständen eintretender Ausgang ist der in c h r o n i s c h e D i a r r h o e oder vielmehr in L i e n t e r i e . Er entwickelt sich ganz allmählig in ähnlicher Weise, wie der obige, nur mit dem Unterschiede, dass die Ausicerungen hier ohne Tenesmus, und nur von Leibschmerzen angekündigt erfolgen, und weniger so verschiedenartig gemischt, als vielmehr rein schleimig sind. Wenn das Uebel sich aber irgend in bedeutendem Grade einslellt, so ist der Magen und Darmkanal so empfindlich, dass sich alsbald nach dem Genüsse einer Speise Druck in demselben, Grimmen im Bauche, und ein Kollern einstellt, worauf die genossenen Speisen denn sogleich und meist völlig unverdaut abgehen. Im weitem Verlaufe sind bald die Symptome der sekundären Bauch- und Ilautwassersucht, bald die der Hektik und der Darmphthise mehr hervorstechend, und der Kranke erliegt nach längern Leiden unter ähnlichen Symptomen, wie bei der chronischen Ruhr. Die beiden hier genannten Krankheitsformen beruhen auf mehr oder minder ausgebreiteter Verschwärung und Degeneration der Darmschleimhaut. Fernere Folgen sind Dyspepsie, Flatulenz, Neigung zu Kolik und Durchfall, Verdickung und Degeneration der Schleimhaut des Mastdarmes und daher Verengung seines Lumen's, Blennorrhoe, Verstopfung oder Durchfall mit anhaltendem Tenesmus. Besonders häufig aber sind bei und nach der Ruhr plötzlich eintretende krankhafte Erscheinungen in dem serösen und fibrösen Ilautsysteme. S t o l l , C r u c i a n i und A k e n s i d e haben diese Nachkrankheiten besonders in'sAuge gefasst, und sie benutzt, um die Ruhr für einen blossen Rheumatismus erklären zu können. Diese Erscheinungen treten bald mehr unter

der Unterleibsorganc.

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der Form der rheumatischen, bald mehr der arthrilisclien Cclenkanschwellungen a u f , bald bestehen sie nur in hartnäckigen, nach dem L a u f e der Ilauptnerven der Glieder ziehenden Schmerzen. Rhcumatalgie, R u h r und hitziger Gelenkrheumatismus verdrängen sich oft in kurzer Zeit mehrmals nach einander, wie dies von fast allen Beobachtern berichtet wird. Zuweilen hört die R u h r plötzlich auf, nachdem ausserordentlich heftige Schmerzen in einem Kniegelenk eingetreten sind, worauf dieses anschwillt und 6ich innerhalb weniger Tage eine grosse, wässrige Geschwulst in demselben entwickelt. Anch brandiges Absterben des Zellgewebes wird zuweilen als relativ gute Krisis beobachtet, so wie S t o m a k a c e einzelne Epidciniecn als nicht seltene Erscheinung begleitet. Höchst merkwürdig sind noch die Unterbrechungen, welche gewaltige Gemülhseindiücke auf den Verlauf der Ruhr, sowohl bei einzelnen Menschen, als in ganzen Epidemieen hervorzubringen im Stande sind. S o sistiite in einem Falle ein heftiger Aerger die R u h r sogleich, und rief an ihrer Stelle einen sehr heftigen Anfall des bei diesem Kranken habituellen Magenkrampfes hervor. Von der Art und W e i s e , wie die Ruhr in den Tod übergeht, w a r theils schon die R e d e , theils wird sie noch näher besprochen werden. Verschiedene F o r m e n der Ruhr. Man hat diese Krankheit auf die mannichfachste Weise zu unterscheiden und e i n z u t e i l e n gesucht, indem man den Einlhcilungsgrund von der Art ihres Vorkömmens, von der D a u e r ihres Verlaufes, von einzelnen S y m p t o m e n , von der Verschiedenheit des sie begleitenden Fiebers und endlich von ganz unwesentlichen Dingen herleitete. S o hat man eine akute und chronische, eine epidemische, endemische und sporadische, eine rothe und eine weisse, sogar eine trockne Ruhr statuirt *). Folgende Arten der Ruhr lassen sich wirklich in der Natur nachweisen: *) Dr. S e g o u d , Charge en chef du Service de sante en Cayenne, nimmt (1. c.) 3 Hauptnüancen der Ruhr an, nämlich: die schleimig - blutige, die gallige und die seröse; erkennt aber an, dass sie, wie die Temperamente, sich zur Bildung von Untervarietäten vereinigen können. Die schleimig-blutige Ruhr, Dysenteria raucnso-sangninolenta ist, vorzüglich in Europa, die gewöhnlichste, und zeigt sich dann sporadisch. Wenn diese Form in den kalten und temperirteo Gegenden häufig vorkommt, so liegt der Grund darin, dass das Temperament der Bewohner sich mehr zum sanguinischen und lymphatischen als zum galligen neigt, und dass das Absonderungsorgan der Galle so zu sagen schlummert. Bei dieser ¡Nuance organisirt sich die Ruhr langsam, erweckt keine Sympathieen, und nimmt, wenn auch nicht den heftigsten, doch wenigstens den deutlichsten entzündlichen Karakter an. Hier sind die örtlichen Blutentziehungen, und bei kräftigen Organismen selbst der Aderlass angezeigt.

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1 ) Die e r e t h i s t i s c h e Ruhr, Dysenteria e r e t h i s t i c a (auch die einfache, gutartige, katarrhalische genannt). Sie ist die leichteste Form der Ruhr und diejenige, welche so oft durch warmes Verhalten allein bezwungen wird, und nach 24 Stunden nicht selten wieder Die gallige Ruhr, die in den kalten und gemässigten Zonen weniger intensiv ist, als unter der heissen, bietet eine Nüance d a r , die sich nicht verkennen Iässt. Jedes Individuum kann von der galligen Ruhr ergriffen werd e n , allein diejenigen, bei welchen die Leber vorherrscht, sind bei weitem mehr dazu disponirt, daher sie auch in den heissen Ländern häufiger und gefährlicher als in den kalten ist. Bei dieser Nuance beweist sich das Kalomel in grosser Gabe und die Ipekakuanha ganz vorzüglich nützlich. Die seröse R u h r , dysenteria serosa, ist selten ganz entschieden ausgesprochen, weil sich mit den flüssigen Stühlen, die'sie karakterisiren, Blut oder Galle vermischen, nnd schwieriger zu heilen, als die, welche von rein blutigen Stühlen begleitet wird. W i e der Ueberschuss an Galle bei der galligen Kühr von einer übermässigen funktionellen Thätigkeit der Leber herr ü h r t , so scheint dem Verf. das Uebermass von Serum von einem entzündlichen oder kongestiven Zustande des Dünndarmes abzuhängen, wenigstens scheint die darauf basirte Behandlung dafür zu sprechen. Die serösen Stühle haben eine röthliche, gelb-grünliche Farbe, und sind in der Regel sehr scharfriechend. Die Lienterie ist an diese Form der Ruhr weit mehr gebunden, als an die beiden früheren.- Dieser letztere Umstand beweist, das9 hier der Magen und vorzüglich der Dünndarm nur sehr unvollkommen ihre Verrichtungen erfüllen, und wenn auch keine Gastro-Enteritis stattfindet, so kann man doch nicht leugnen, dass hier der Magen und der Dünndarm zu einer für die Chymifikation und Chylifikation passenden Aktivitätsweise zurückgeführt werden müssen. Der Verf. verordnet bei dieser Form die Ipekakuanha nach der brasilianischen Metbode, d. h . er giebt 3 Tage lang am ersten in der Gabe von 6 Löffeln den reinen Aufguss von 24 gr. Ipek. den zweiten 4 Löffel vom Aufguss des Markes, und am 3ten endlich 3 Löffel von dem 2ten Aufguss desselben Markes. In Folge davon tritt am lsten Tage reichliches und von einer kräftigen revulsiven Diaphorese begleitetes Erbrechen ein; am 2ten Tage giebt der Magen weniger Flüssiges von sich, nnd es ist dies weit weniger gelarbt; die Transpiration, die sich schon leichter erzielen lässt, kann die des eisten Tages übertreffen; am 3ten Tage können alle diese primitiven oder sekundären Wirkungen fehlen und durch Stühle ersetzt werden, die manchmal zahlreicher als an den früheren Tagen und das Resultat einer abführenden Wirkung sind. W e n d e t man dieses Mittel auf eine zweckmässige W e i s e an, so geht eine unerhörte Wirkung in dem Organismus vor sich. Die weit weniger zahlreichen Stühle verlieren ihre Flüssigkeit und jene Schärfe, die sie früher karakterisirte; die Haut ist duftend geworden; ein Gefühl von Wohlbehagen folgt auf jene tiefe Angst, die hier deutlicher als in den übrigen Formen der Ruhr ist. E s findet bei dieser Form gleichsam eine Färbung von Dothinentcrie Statt, w a s durch den Antheil der dünnen Därme an dem krankhaften Zustande angedeutet wird. Dieser Ansicht zufolge hat S. mit glücklichem Erfolge die die Haut erregenden und röthenden Mittel stalj, der Blutegel angewendet. Um diese letz-

der Unterleibsorgane.

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vergeht. Oft liegen die Kranken gar nicht zu Belle, sondern gehen ihren Geschäften nach. Oft leiden sie vor dem Ausbruche der Ruhr selbst an wässrig schleimigen Durchfällen, oft auch an BronchialKatarrli, womit ein Kranheitsgefühl verbunden ist, wie es sonst, unter ähnlichen Umständen, nur den Influenzen eigentümlich erscheint. Das Fieber ist meist gering,' doch der Durst heftig, die Zunge mit dünnem, weissem Schleime belegt, die Ausleerungen kehren sehr häufig, 40 — 50 mal in 24 Stunden und unter Schmerzen wieder, sind schleimig, mit ßlut gemischt, hcfenarlig gefärbt, der Bauchschmerz ist remitlirend, massig, wird durch Berührung nicht vermehrt. Der Kranke klagt über flüchtige, durchschiessende Schmerzen in den Extremitäten und dem Kreuze, er hat zuweilen wiederkehrendes Frösteln: die Haut wird seilen anhaltend kühl. Kopfschmerz, Ekel, Aufstossen sind auch hier nicht sellene Erscheinungen, so wie sich (besonders wenn die Kranken einige Tage nacheinander Ipekakuanha genommen haben) gerne noch andere gaslrischc Symptome, verdorbener Geschm.ick, gelblich belegte Zunge u. s. w. hinzugesellen. Diese Form der Ruhr ist an sich nicht gefährlich, und an i h r , als solcher stirbt Niemand. Aber sie kann, besonders wenn sie mit erhitzenden Mitteln behandelt wird, in die cnlzündlichc, in die nervös paralytische und in die typhöse übergehen, und dadurch Gefahr bringen. Im erstem Falle nehmen alle Symptome zu, namentlich der Leibschmerz, der Tcnesmus, der Durst, das Fieber; der Puls wird hart, frequent, .der Bauch gegen Berührung empfindlich, die Ausleerungen schmerzhafter u. s. w. Wenn sie in die nervöse und typhöse Form übergeht, so sinken die Kräfte des Kranken, der Puls wird klein, schnell, die Haut kalt, die Ausleerungen missfarbig und kehren häufiger wieder, und so entwickelt sich allmählig die weiter unten zu beschreibende Symptomengruppe dieser bedenklichen Formen. Sie dauert 2, 7, 14 Tage, und entscheidet sich besonders durch Ilaulausdünstuug, zuweilen auch durch sedimentösen Urin. Die Rekonvalescenz erfolgt nach ihr am schnellsten. 2 ) Die r h e u m a t i s c h e R u h r , D y s e n t c r i a r h e u m a t i c a . Sie ist der vorigen ähnlich, nur durchaus heftiger, und kommt besonders im Spätsommer, wo die Nächte kühl und kalt werden, häufig vor. Doch mag sie auch häufiger gesehen worden sein, als sie wirklich vorgekommen ist, da bei der Ruhr so gerne scheinbar rheumatische Symptome mit unterlaufen. Sic hat gewöhnlich herumziehende Glieder- und Nackenschmerzen mit unregelmässigem Frösteln zu Vordren anzusetzen, hit er immer wohlgethan, den Moment dieser Reaktionen abzuwarten, die ihrer Seits, wenn der Organismus nicht mehr unter einem besondern schwächenden Einflüsse steht, den wirklich entzündlichen Karaktcr jeder Art von Ruhr offenkundig machen. 30 *

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boten und befällt dann vorzugsweise gerne bei Nacht. Alle Symptome sind sehr heftig, besonders der Tenesmus; der Leibschmerz ist, brennend, reissend, und macht kürzere Remissionen, als bei der vorigen Form; das Fieber ist heftig, der Puls schnell, frequent, härtlicli, der Urin brennend, roth, der Durst sehr gross. Reissende Gliederschmerzen fehlen auch jetzt nicht, die Haut schwitzt ausserordentlich stark, gerne gesellt sich, unter Bangigkeit und Angst, Friesel hinzu, welcher häufiger symptomatisch als kritisch ist, und dem Kranken grosse Gefahr droht. Diese Form geht gerne in die nervösseptische über, und wird dann tödtlich. Ihre Dauer ist verschieden von 7 Tagen bis zu mehreren Wochen, nie geht sie so schnell vorüber, wie die vorhergenannte. Sie macht besonders gerne Metastasen und Nachkrankhciten von rheumatisch-arthritischer Form, '.geht namentlich gerne in vollständigen Gelenks-Rheumatismus über, und hinterlässt lange noch eine Gewohnheit des Ilautorgans zu profusen Schweissen. 3 ) Die e n t z ü n d l i c h e R u h r , D y s e n t e r i a i n f l a m m a t o r i a , s t l i e n i c a . — Sie befällt entweder gleich als solche, oder entwickelt sich aus anderen Formen der Ruhr, namentlich aus den beiden obengenannten und aus der gastrischen, wenn in dieser Opiate, Styptika und andere erhitzeodeMittel zur Unzeit angewendet worden, und besonders dann, wenn sich die Kranken durch Gcnuss von Wein und Branntwein selbst zu helfen suchen. Auch in typhösen Ruhrepidemicen sind eiozelne Fälle deutlich mit Entzündung komplizirt. Sic ist, wenn sie gleich erkannt und richtig behandelt wird, in der Regel heilbar, in andern Fällen, besonders wenn sie mit der galligen komplizirt ist, geht sie gerne in die typhös - septische über. Deshalb ist es höchst wichtig, ihre karakteristischen Symptome genau zu kennen, um so mehr, als fast alle Formen der Ruhr im Anfange Erscheinungen von heftiger Aufreizung darbieten, ohne den entzündlichen Karakter zu haben. Sie kommt vorzugsweise bei plethorischen, robusten, jugendlichen Subjekten v o r , und befällt meist ohne Vorboten, plötzlich. Oft gleich mit, oft nach einem Froste, der stärker, als in den übrigen Arten der R u h r , nicht selten wahrer Schüttelfrost ist, tritt heftige Hitze, glühender Durst, und ein brennender, stechender, an irgend einer Stelle fixirter Schmerz ein, der keine reine Remissionen macht, wie ein glühendes Messer nach dem After und dem Kreuz hinabschiesst, und hier einen ungemein schmerzhaften Tenesmus erregt. Der Puls ist hart, voll, schnell, oft äber auch gleich Anfangs klein, unterdrückt, das Gesicht geröthet, aufgetrieben, die Haut sehr lieiss, die Zunge weisslich belegt, trocken, oder roth, rissig. Der Leibschmerz breitet sich allmählig über den ganzen Umfang des Bauches aus, und ist besonders in der Gegend des Kolon's und der Blase empfindlich. Der Bauch ist heiss, gespannt, erträgt nicht die geringste

der Unterleibsorgane.

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Berührung, oft nicht einmal die Last des Beltluches. Der Tenesmus kelirt jeden Augenblick wieder, unter den grössten Schmerzen wird blutiger Schleim, grünliche, weissgraue, bräunlichc, oft mit Eiter gemischte Materie ausgeleert, auch gehen polypöse Gerinnsel, Stücke von Pseudomembranen ab. Zuweilen wird Iiellrothes Blut in bedeutender Menge und mit Erleichterung der Kranken ausgeleert, i« dem höchsten Grade ist der Tenesmus aber ganz vergeblich, und es geht fast gar nichts ab. Der Leibschmerz verbreitet sich als ein Gefühl von Brennen mit unerträglicher Bangigkeit und Angst aufwärts nach dem Magen und dem Schlünde, der Schmerz im Kreuze aber auf die Schenkel und Füsse und nach dem Rücken. Das Orificium ani ist zusammengezogen, die Schleimhaut des Kektum's aufgeschwollen, fest, iiart, so dass sie dem Drucke des eingebrachten Fingers nicht nachgiebt, oder es entsteht Prolapsus ani, und das umgestülpte Rektum erscheint wulstig und rolh. Der Tenesmus ist im ßlaseuhalsc derselbe wie im After, daher Slrangurie eine fast konstante Erscheinung, und nur unter heftigem Brennen nach dem Laufe der Harnröhre gehen, zugleich mit dem Stuhlgange, etlichc Tropfen eines dunkelrotlien Urins ab. Zuweilen gesellen sich zu diesen Erscheinungen noch pneumonische Symptome. Uebelkeit, welche oft schon von vorn herein da ist und konsensuelles Erbrechen, sind nicht seltene Erscheinungen. Dieses übrigens, so wie das oben angeführte Brennen im Magen, deutet gewöhnlich auf den Uebergang der Krankheit in verbreitete Bauchentziindung. Allinählig steigern sich alle Symptome, besonders der Schmerz und Durst, es treten Konvulsionen, Ohnmächten und ein quälender Singullus ein, der Puls wird weich, klein und schnell, und der Kranke stirbt unter Erscheinungen, welche aus denen der Gangrän und des typhös-septischen Zustandes zusammengesetzt sind, bald mit, bald ohne Bewustsein. Der Karakler dieser Form der Ruhr ist auch dadurch als der entzündliche ausgesprochen, dass das abgelassene Blut eine feste, dicke Speckhaul zeigt. Die bezeichnendsten und für den Arzt sichersten Symptome sind übrigens der g l e i c h A n f a n g s f i x i r t e , anh a l t e n d e u n d v o n e i n e r b e s t i m m t e n S t e l l e a u s s i c h verb r e i t e n d e S c h i n e r z im B a u c h e , so w i e d i e a u s g e z e i c h nete E m p f i n d l i c k e i t desselben gegen B e r ü h r u n g . Auch diese Form macht zuweilen Metastasen, uud es entstehen nicht selten sehr schmerzhafte Anschwellungen der Fussgclenke während ihres Verlaufes. 4. D i e g a s t r i s c h e R u h r , D y s e n t e r i a g a s t r i c a . In der Mehrzahl der Fälle ist diese Form dadurch beslimuil, dass ein an irgend welchen Störungen der Digestionsorgane leidender Mensch vou der Ruhr befallen wird. In andern Fällen aber treten diese Sym-

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plomo entweder gleich mit oder nach dem Zufalle der Ruhr hervor. Man unterscheidet folgende Unlerabtheilungen. A ) D i e g a l l i g e R u h r , D y s e n t e r i a b i l i o s a . Sie kommt vorzugsweise im hohen Sommer und zu Anfange des Herbstes vor, und befällt gerne Personen, welche zu biliösen Auktionen überhaupt geneigt sind. Meist gehen dem Ausbruche der Krankheit selbst mehrere Tage lang biliöse Symptome voran. Die Kranken haben ein Gefühl von Druck und Spannen in den Präkordien, mit bitterem Aufstossen, Mangel an Appetit, verdorbenem Geschm3ck, gelblich be legter Zunge mit zottenartig verlängerten Papillen. Brechreiz und wirkliches Erbreeben gesellen sich zuweilen hinzu; der Kopf ist eingenommen, mit drückendem Schmerze in der Stirn, die Farbe des Gesichts, so wie des übrigen Körpers, mehr oder weniger gelblich; der Durst ist gross, der Stuhlgang entweder verstopft oder es gehen jetzt schon kopiüse Massen einer grünlichen Flüssigkeit ab; der Kranke ist verstimmt, malt, klagt über ein Dehnen im Riickcn und ein häufig wiederkehrendes Frösteln mit abwechselnder Ilitze. Unter diesen Umständen nun, oder auch ohne diese Vorboten, bricht gewöhnlich die Ruhr plötzlich aus. Es stellt sich Frost mit darauf folgender Ilitze, heftiger, intermiUirendcr, reissender Leibschmerz, galliges Erbrechen und Tenesmus ein; das Fieber ist heftig, der Puls voll, schnell, das Gcsicht geröthet, gelblich, der Durst nicht zu stillen, der Rauch aufgetrieben, besonders nach den Präkordien zu; unter dem heftigsten Zwange erfolgen anfangs reichliche, in der Folge aber immer sparsamere Ausleerungen einer safrangelben, laucbgrünen, schwarzgrünen, oft dunkelbraunen Flüssigkeit, mehr oder wertiger mit Blut gcmischt, die, wie das nicht selten wiederkehrende gallige Erbrechen, den Kranken sehr erleichtern. Der Urin ist dunkelroth, und geht in geringer Menge unter Schmerzen ab; das Fieber steigt in den ersten Tagen immer mit den andern Symptomen, ist fcber stets bestimmt rcmiltirend, und macht besonders Abends und Nachts seine Exacerbationen, bis die Krankheit nach 5 — 1 0 Tagen durch pustulöse Ausschläge um Mund und Nase, durch Schweisse und reichliche um! faekulente Ausleerungen der Genesung zugeführt wird, oder unter immer grösserem Sinken der Kräfte, Delirien und anderen bekannten Erscheinungen in die nervös-putride oder typhös-septische Ruhr übergeht. Die gallige Ruhr komplizirt sich gerne mit der ent züudlichcn, wo dann die ganze Krankheit unter schwereren Zufällen verläuft. Das Erbrechen ist dann häutiger, schmerzhafter, und nicht so erleichternd, wie bei der rein galligen Form, sondern mehr bloss konscnsuclle Erscheinung von starker Reizung der Leber. Eben so ist der Bauch gegen Berührung sehr empfindlich, der Schmerz anhaltender und der Tenesmus heftiger.

der Uoterlelbsorgane.

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B) Die schleimige R u h r , D y s e n t e r l a mucosa, pltultosa. Sie befällt besonders Menschen von phlegmatischer Konstitution und wenig energischem Lebensprozesse, und zwar niemals plötzlich, sondern tritt immer zu einem schon länger bestehenden Status pituitosus hinzu. Sie kommt zuweilen sporadisch vor, und wird bei Epidcmieen nicht häufig bemerkt. Sie ist ausgezeichnet durch ihren trägen Verlauf. Die Kranken leiden, wie bereits erwähnt, schon vor dem Ausbruche der Ruhr an fadem, pappigem Geschmacke, haben eine weissgrau belegte Zunge, deren Zotten und Papillen sehr verlängert, und deren Ränder vom Eindruck der Zähne nicht selten gekerbt sind; der Bauch ist voll, schwer, kollernd, schleimige Ausleerungen nach oben und unten gehen voran, der Kranke ist mürrisch, träge und mall. Unter diesen Symptomen nun bricht die Ruhr aus. Das Fieber ist theils sehr mässig, theils gar nicht vorhanden, der Puls leer, matt, die Ausleerungen schleimig, blutig, oft mehrere Tage retardiit, der Bauch ist gegen Druck nicht empfindlich, und fühlt sich schwer und teigigt an. Der Urin ist trübe, oft dem Lehmwasser ähnlich. Diese Forin der Ruhr dauert 3 — 14 Tage — 3 Wochen, und geht zuweilen in eine Febris nervosa lenta über. Ihr in jeder Ilinsicht verwandt, ja eigentlich mit ihr zusammenfallend ist C) Die W u r m r u h r , D y s e n t e r i a v e r m i n o s a . Würmer können in einzelnen Fällen von Ruhr jeder Art abgehen, bisweilen sind aber ganze Epidemieen durch das häufige Zugegensein von W ü r mern besonders ausgezeichnet. Bestimmte karakteristisclie Symptome hat die Wurmruhr als splche, ausser dem häufigem Abgänge der Würmer und einigen bekannten, übrigens nicht zuverlässigen Erscheinungen, nicht; sie sind bald die der schleimigen, bald die der übrigen Ruhrformen. 5) D i e i n t e r m i t t i r e n d e R u h r , D y s e n t e r i a intermittens. Es kommen hier alle Typen der Intermittens vor, Quotidiana, Tertiana, Tritaeophya (Tertiana remittens) und Quartana. Ausserdem sind namentlich folgende Verhältnisse zu beachtcn: a) Das Wechselfieber ist die ursprüngliche Krankheit, und verläuft als Intermittens dysenteria mit den Symptomen der Ruhr, welche mit dem beginnenden Paroxysmus (Frosl) ungemein heftig hervortreten. Unter heftigea Leib- und Magenschmerzen werden gallige Stolle nach oben und unten ausgeleert, - welche1 oft so scharf sind, dass sie Exkoriationen des Oesophagus bewirken küuncn, später geht dann mit Tenesmus nur mehr blutiger Schleim ab. Solche Fieber sind höchst gefährlich, eigentliche Peruiciosae, und tödlen nicht sclleu schon nach einigen Anfällen. b ) Die Ruhr ist die ursprüngliche Krankheit und nimmt aliinählig einen interinittirenden Karakter an, und zwar gewöhnlich mit dem Quolidian-Typus. Doch hören iu der Zwischenzeit weder das Fieber,

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nocli die übrigen Leiden ganz auf, sondern lassen nur nach, und kehren zur Zeit des um eine bestimmte Stunde eintretenden Paroxysmus in unvcrhältnissmässigein Grade wieder. Gern entsteht aus der Komplikation der chronischen Ruhr mit der Intermitlens tödtliche Wassersucht. c) Ruhr und Wcchselficber folgen aufeinander, so dass eine Krankheit bei einem und demselben Individuum die andere verdrängt. Zuweilen schliessl sich die Ruhr unmittelbar an das Wechsellleber an, und bringt dieses zum Weichen, es kehrt aber nach der Heilung der Ruhr gerne zurück. Häufiger möchte aber der umgekehrte Fall vorkommen, dass das Wechselfieber auf die Ruhr folgt. WechselCeber gehen tlicils sporadisch, tlieils in epidemischer Verbreitung den RuhrEpidemieen voraus, begleiten sie und folgen ihnen, bleiben oft lange mit aus, und kehren mit ihnen wieder. 6) D i e t y p h ö s e R u h r , D y s e n t e r i a t y p l i o s a , s é p t i c a , p ú t r i d a . Diese Form bietet folgende 2 Hauptvarietäten dar. A ) Die eigentlich und mit Recht sogenannte t y p h ö s e Ruhr entsteht primär als typhöses Grundleiden unter Umständen, unter welchen sich sonst auch der ansteckende Typhus, Typhus contagiosus und bellicus entwickelt, also namentlich da, wo Strapatzen, Mühseligkeiten und Entbehrungen aller A r t , so wie deprimirende Gemüthsall'ekte, eine auf einen verliältnissmässig engen Raum zusammengedrängte Partie Menschen treffen. Sie entsteht zu gleicher Zeit und neben dem Typhus, so dass Typhus- und Ruhrkranke dieser Art zusammenliegen. Sie ist zu allen Zeiten ein mörderischer Feind kriegführender Armeen gewesen, und tritt nicht selten zu den.endlosen Drangsalen, welche über die Bewohner belagerter Städte kommen, hinzu. Ausserdem hat man sie auf langen Seefahrten und iu unreinlichen überfüllten Gefängnissen gesehen. Sie ist im höchsten Grade ansteckend, und eine wahre Pestilenz. Bei ihr treten die Symptome der Ruhr und des Typhus zu einem unseligen Bündniss zusammen, dessen zerstörenden Schlägen der menschliche Organismus kaum zu widerstehen vermag. Sie befällt auf verschiedene Weise, indem Mattigkeit, eingenommener Kopf, gestörtes Gemeingefühl mit einer Diarrhoe vorangehen, welche sich durch den sie begleitenden Zwang und die immer mehr alterirten Ausleerungen, so wie durch die kolikartigen Schmerzen allmälilig zur wirklichen Ruhr gestaltet, oder in andern Fällen plötzlich, wie der Typhus, mit heftigem Froste, starkem betäubendem Kopfschmerze, und einem Gefühle, als ob kaltes Wasser den Rücken hinunterflösse. Ueberhaupt ist der betäubende Kopfschmerz, so wie die grosse Schwäche durch den ganzen Verlauf der Krankheit, karaktcrislisch, und wenn sie irgend weiter sich entwickelt hat, so ist ein Unterschied in ihrem ferneren Verlaufe nicht zu bemerken, sie mag nun langsam oder schneller befallen haben. Die

der Unterleibsorgane.

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Schmerzen im Bauche, 60 wie der Tenesmus, sind bald ausserordentlich heftig, brennend, anhaltend, bald fühlt sie der Kranke kauin 7 oder klagt wenigstens in seinem soporösen Zustande nicht darüber. Die Ausleerungen nehmen namentlich hier die schon erwähnte enorme Schärfe a n ; so dasä sie die Umgegend des Afters weit exkoriiren und zerstören, sie folgen unablässig auf einander, und bestehen aus einer bräunlichen und schwärzlichen Masse, oft aus blossem aufgelösstcm Blute, nehmen oft alle möglichen Farben nach einander an, und haben einen abscheulichen, kadaverösen, fauligen Geruch. Der Urin ist bald wasserhcll, bald trübe, wie Lehmwasser, bald schwarz, und geht meist in geringer Menge ab. Heftiger, nachhaltender Singultus, so wie Erbrechen von schwarzen, chokoladenfarbigen Massen gesellen sich meist hinzu, und zuweilen hat sowohl das Erbrochene als der Urin, so wie der Athcm denselben Geruch, wie die Darmausleerungen. Der Puls ist klein, schnell, wurmförmig, oft scheinbar regelmässig, oft intermittirend, das Fieber anhaltend oder wenigstens nur kurze Remissionen machend, die Zunge rissig, trocken und gleich den Zähnen mit einem russigen Ueberzuge bedeckt, die Augen gläsern, geröthet, das Gesicht im höchsten Grade entstellt, die Haut kalt, schwitzend, der Kranke liegt bald in mussitirenden, bald in wilden Delirien, und stirbt, indem die Ausleerungen immer profuser und kolliquativer werden, am 3. bis 13. Tag. Zuweilen kommen oft am 5. bis 7. Tage der Krankheit Petechien oder auch das dem Typhus eigentümliche, frieselartige Exanthem hervor. In anderen Fällen erscheinen Blutungen aus dem Munde, der Nase, den Geschlechtstheilen, in wieder anderen grosse Brandblasen und Karbunkel, zerstörende Aphthen etc. Die Krisen bilden sich durch Scbweiss, durch verschiedenartigst gestaltete exanthemathischc Bildungen, durch Parotiden und durch Brand. Uebrigens ist es unglaublich, unter welchen ungünstigen Verhältnissen auch hier das Leben sicli oft noch aus dem zerstörenden Kampfe losringt. M u r s i n n a und P. F r a n k haben hierher gehörige Fälle beobachtet. B) Die nervöse, typhös-septische, sekundär-t.ypböse R u h r , D y s e n t e r i a n e r v o s a . Dies ist immer eine sekundäre Form der R u h r , welche sich aus jeder andern herausbilden kann. Wie zu jeder andern akuten Krankheit, wenn sie einen hohen Grad erreicht, und der Organismus nicht die Kraft besitzt, ihr gehörig zu widerstehen; sich eine Status nervosus oder typhosus gesellen kann, so auch zur Ruhr. Diese Art der typhösen Ruhr unterscheidet sich von der vorigen ausser ihrer sekundären Entstehungsweise besonders auch dadurch,' dass bei ihr gewöhnlich die Zufälle der Sepsis, des Zerfalls des Organismus, mehr hervorstechen, als die des Typhus. Besonders

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gehen dio entzündliche und gastrische Ruhr gern in diese sekundärtypliöse Form über, aber auch ganze Epidemieen haben oft eine ungemeine Neigung liiczu, und im Allgemeinen kann man sagen, 'dass dieser Uebergang um so leichter eintritt, einen je höhern Grad der intensiven Entwickelung und der extensiven Verbreitung eine Epidemie erreicht. In ihren Symptomen ist übrigens diese Art der typhösen Ruhr der vorigen höchst ähnlich, und auch an Gefahr und Bösartigk e i t , so wie au Ansteckung, steht sie der vorigen kaum nach. Ihre Entwickelungsvrase ist gewöhnlich folgende. Um den 7. Tag, oft vor ihm, oft einige Tage später, wenn die primär dagewesene Form als solche ihren höchsten Grad erreicht zu haben scheint, treten unter immer schneller und kleiner werdendem Pulse, Delirien, Ohnmächten und der höchste Grad von Schwäche ein, die Zunge und Zähne werden trockcn, russig, die Haut brennend heiss (calor mordax), es brechen unter grosser Bangigkeit frieselartige Exantheme, Petechien, klebrige Schweisse hervor, das Gesicht wird entstellt, der Kranke sinkt zusammen, der Leibschmerz ist ausserordentlich heftig und kehrt, so wie der gleich heftige Tenesmus, jeden Äugenblick wieder, die Ausleerungen sind blutig schwarz, grünlich, stinken aashaft, exkoriiren den After und gehen zuletzt unwillkührlich ab. Ein heftiger Singultus und Erbrechen fehlen auch liier nicht. Endlich wird die Haut kalt, der Puls verschwindet, und der Kranke stirbt unter mussitirenden Delirien, Flechsenspringen und allen übrigen Erscheinungen des typhös-septischen Zustandes, nachdem er in demselben 3 — 8 Tage zugebracht hatte. 7 ) Die typhös-paralytische R u h r , D y s e n t e r i a paralyt i c a . . Sie unterscheidet sich von der typhösen besonders dadurch, dass bei ihr alles Typhöse mangelt, dass der Kranke, wenige vorübergehende Störungen abgerechnet, sein Bewustsein ungetrübt behält, und unter verzweifelnder Angst, oder aber mit stiller Ruhe dem Tode entgegengeht. Diese Form der Ruhr stellt ein Bild des unter dem Gewicht der Krankheit sicher und nicht selten schnell erlahmenden Organismus der, welches oft vollständig eintritt, ehe es nur zur Hervorbringung der scptischen Erscheinungen kommen kann. E s ist dies diejenige Art der R u h r , welche oft ohne Schmerz verläuft, in 3 bis 8 Tagen mit dem Tode endet, und bei welcher oft gleich mit dem Beginn der Krankheit Marmorkälte der Haut, Schmerzen in den E x tremitäten, welche schnell in Lähmung enden, und andere Erscheinungen von schlimmer Bedeutung eintreten. Diese Form der Ruhr befällt bald primär, bald sekundär, besonders geht unter ungünstigen Umständen die erethistische Ruhr in 6ie über. Sie stellt die am höchsten entwickelte Form der Ruhr dar, ist der asphyktiseben Form der asiatischen Cholera dem Wesen nach ähnlich, und wird nicht geheilt. Dies nun sind die vornehmsten Arten und Formen der Ruhr, weicht" auf mehr oder minder starken, in ihrem pathologischen W c -

der

Unterleibsorganc.

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sen begründeten Differenzen beruhen, und in der Natur nachgewiesen werden können. Beim wirklichen Vorkommen der Kulir aber, besonders bei verbreiteten Epidemieen, vermischen sich diese verschiedenen Formen wie die entzündliche mit der biliösen, die rheumatische mit der gastrischen, die einfache mit der rheumatischen u. a . w . ; unter Umständen können alle in die (sekundär) typhöse Form übergehen. Ueber den L e i c h e n b e f u n d s. die Anmerkung*). A e t i o l o g i e . W a s zunächst die nächste Ursache, das W e s e n der Ruhr betrifft, so herrschen in dieser Beziehung sehr abweichende *) Dr. T h o r a a s theilt 1. c. auf Grund yieler und sehr genau angestellter Leichenuntersuchungen folgendes in Betreff der a n a t o m i s c h e n Kennz e i c h e n d e r R u h r mit: Die Ruhr hat ihren Sitz im Dickdarme, und es erstrecken sich ihre Störungeu daselbst vom Mastdarme bis gegen den Blinddarm; sie ist eine der heftigsten Entzündungen, die schnell Ulzeration und Zerstörung der Gewebe zur Folge hat. Die Gewebestörungen und die Veränderungen des Produktes der Darmaushauchung sind so innig mit einander verbunden, dass man bei der Besichtigung der Stuhlausleerungen der Ruhrkranken die Grade der Darmstörungen, und umgekehrt bei der Besichtigung des Darmes ohne weitere Nachweisung die JNatur der ausg«schiedenen Materien erkennt. Eine genaue Beschreibung der anatomischen Merkmale kann Th. nur nach dem achten Tage des Eintritts der Ruhr gehen, weil er vor diesem keine Sektion gemacht; doch darf man annehmen, dass diese Störungen sich auch schon von Beginn der Krankheit entwickelt haben. Die Schleimmembran des Dickdarmes bietet vom achten Tage an kleine, rundliche Ulzerationen dar, die in den folgenden Tagen sich ausdehnen, ver* einigen und unregelmässige Geschwüre mit scharf abgeschnittenen Rändern bilden. Diese Membran ist in ihrer ganzen Dicke zerstört; der Grund der ulzerirten Oberfläche wird durch das darunter liegende Zellgewebe gebildet. Die Entzündung hat zu dieser Zeit bereits eine sehr grosse Intensität, sie beschränkt sich nicht bloss auf die Schleimhaut, sondern dehnt sich auf die Zell- und Muskelhaut aus, die doppelt und dreifach dicker werden, als im normalen Zustande. Die Stuhlausleerungen zeigen Flocken von fadenziehendem Schleim wie Eiweiss, mit Blut unter der Form von kleinen, schwarzen Klümpchen oder Fäden vermischt; ein Theil dieses Schleimes ist roth gefärbt, ein Theil behält seine halbdurchsichtige grauliche Färbung. Diese ausgeschiedenen Materien haben fast den nämlichen Karakter gleich von Be-' ginn an; nur nimmt die Blutmenge in dem Maasse zu, als das Uebel Fortschritte macht. Man findet auch sehr häufig während der ersten acht Tage an der Oberfläche der Stuhlmaterien ein gelbliches oder grünliches Moos, welches offenbar das Resultat der Vermischung der Galle mit den andern Flüssigkeiten ist. In den weiter vorgeschrittenen Perioden kommt dieser gelbe oder grüne Schleim seltener vor; er kündigt stets eine Verschlimmerung der Krankheit an. An der Oberfläche der Ulzeration lagert sich eine häutige Konkretion, eine Art 6ehr dünner, oder grünlicher Membran ab,

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Entzündungen

Ansichten unter den Aerztcn.

W ä h r e n d sie einige (namentlich

Stoll)

als Rheumatismus der Gedärme betrachten, halten sie andere ( B e c k e r , welche das Zellgewebe vor der Berührung der In dem Darme Materien zu schützen scheint. Da man oft dieses Häuteben an tumferenz abgelöst und ira Zentrum adhärirend findet, so bat seinen ersten Sektionen für einen Schorf gehalten; später aber nen Irrthum erkannt.

enthaltenen seiner Zires Th. bei hat er sei-

Oeflnet man den Darm In dieser vorgeschrittenen Epoche der Krankheit, so bietet seine, innere Fläche ein sonderbares Ansehn dar; hier und da bemerkt man dicke Buckel, die mit dem grau melirten, graulichcn, gelblichen, pseudomembranösen Ueberzug cbedeckt sind, unter welchem diu blossgelegle Zellhaut beträchtlich verdickt, an ihrer Oberfläche rolh, und in ihrer übrigen Dicke glänzend weiss und von speckiger Konsistenz ist. Die Muskelhaut ist gegen das untere Ende des Dickdarms auch sehr hypertrophisch; sie hat eine Dicke von 4 /// . Zu dieser Zeit der Entzündung des Dickdarmes ist seine Sensibilität so gesteigert, dass die Berührung einer kleinen Menge Schlammes oder blutigen Serums ihn zur Kontraktion bringt, und das Bedürfniss der Defäkation sich so häufig fühlbar macht, dass man Kranke mehr als lOOmal täglich zu Stuhle gehen sieht. S o verhält es sich in der ersten Periode der organischen Störungen, welche die akute ßuhr in dem Dickdarm entwickelt. Die Ulzeration hat hier einen ganz besondern Karakter. Sie beginnt im Mastdarme, und verbreitet sich mit einer solchen Schnelligkeit nach dem Blinddarme hin, dass sie schon binnen einigen Tagen die ganze Schleimhaut zerstört. Anfangs verbreitet sie sich nur aui der Oberfläche, und greift bloss die innere Membran an; in der zweiten Periode aber ergreift sie auch die tiefern Häute. — Im Anfange der zweiten Periode bleiben an der Obcrfläche des Dickdarms nur einige Schleimhautlappen übrig, die Zellhaut ist entblösst oder mit einem gelblichen oder grünlichen häutigen Ueberzuge bedeckt. E s entwickelt sich eine grosse Menge kleiner Ulzerationen von 1 — 2 Durchmesser auf dieser Zellhaut, sie dehnen sich aus, und verschmelzen mit einander; dadurch entstehen breite Gcschwure, deren Grund durch die Muskelhaut gebildet wird. In einer vorgeschrittenen Epoche dieser Periode findet man nur noch hier und da einige Platten der Zellhaul; der ganze Ueberrest ist dnreh die Ulzeration zerstört; diese Platten haben gewöhnlich eine dunkelschwarze Färbung, die von der graulichen Oberfläche der Muskelhaut absticht. Das blutige Serum und eine mehr oder minder grosse Menge Häutchen bilden anfangs die ganze Materie der Ausleerungen; es giebt keine schleimige .Flocken mehr, weil zu ihrer Erzeugung keine Schleimhaut mehr vorhanden ist. Hierauf wird in dem Maasse, als die Ulzeration* in der Zellhaul Fortschritte macht, eine grauliche, eitrige Flüssigkeit mit dem blutigen Serum ausgeleert; dieses letztere nimmt mit der Ausdehnung der Zellhaut a b , und der Eiter bildet fast allein die Materie der Ausleerungen. In der drillen Periode ist die Muskelhaut in einer grösseren oder geringeren Ausdehnung entblösst; ihre Bündel liegen wie präparirt da, und entbehren des dazwischen liegenden Zellgewebes. Sie ist mit einer Lage ftsltii

der Untcrlcibsorganc.

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F r a n k , V o g e l , R i c h t e r ) f ü r eine katarrhalische AfTektion; als eine W i r k u n g der scharfen Galle haben sie besonders E t t m ü l l e r , F r / I l o f f i n a n n und Z i m m e r m a n n angesehen. Auch fiir ein krankhaftes Leiden der dicken Gedärme hat man die R u h r genommen; G u l l e n und I l u f e l a n d verlheidigen diese Ansicht. S e h r viele Aerzie haben die R u h r f ü r eine Entzündung erklärt; es gehören hallin O s l a n d e r , v. W e d e k i n d , N e u m a n n , B e r n d t , B r o u s s a i s u. Andere*). H a u f f setz,t das Wesen der R u h r in ein cigcnthümliches, durch äussere Schädlichkeiten verschiedener A r t und durch Kontagium veranlasstes E r k r a n k e n der in der Bauchhöhle verbreiteten Geflechte des sympathischen Nervensystems. E s soll dies E r k r a n k e n in aller Weise

Eiters bedeckt. Die Ulzeration ergreift diese Haut, dehnt sich in die Breite und in die Tiefe aus, die seröse Haut wird bald entblösst, und es droht Dnrmperforation. Merkwürdig ist es, dass diese Ulzeration vorzüglich in dem S. romanum des Kolon grosse Fortschritte macht; T h . hat daselbst zweimal die Darmwand auf ihren Bauchfelliiberzug reduzirt gefunden. Bezüglich der übrigen Organe bemerkt Th., dass man, wenn keine Tuberkel in den L u n g e n vorhanden sind, diese Organe weich, welk, blutleer findet; die Brustfelle enthalten kein Serum. — Bei Tuberkeln dagegen hat der Verf. mehr oder weniger ausgedehnte Blutkongestionen gefunden. Das H e r z so wie die Aorta haben keine Spur von Veränderung gezeigt. — K o p f . Das Gcfäss, welches das Gehirn umziehet, war blutleer; die Substanz des grossen und kleinen Gehirns ausserordentlich blass. Die Sinus der harten Hirnhaut enthielten eine grössere oder geringere Quantität schwarzes, flüssiges Blut. Nach diesen Resultaten ist es dem Verf. offenbar, dass ciiv beträchtlicher Blutzufluss nach den in dem Bauche enthaltenen Organen Statt findet; der Dickdarm, so wie die entsprechenden lymphatischen Drüsen sind damit überfüllt; das Netz zeigt eine deutliche Injektion, eben so die Nieren. Die so reichliche Absonderung einer schwärzlichen, bräunlichen Galle in der Gal lenblase, die man vom 8. — 20. Tage vorfindet, deutet auch an, dasS der Kreislauf in der Leber eine ungewöhnliche Aktivität erlangt hat. Dagegen 6tehen die in der Brust- und Schädelhöhle enthaltenen in einem anämischen Zustande befindlichen Organe auffallend ab. *) Die Dysenterie besteht in einer Entzündung der dicken Gedärme, und es wird diese Ansicht sowohl durch die Symptome der Krankheit, als durch die Ergebnisse der Leichcnuntersuchungen hinlänglich bestätigt. Fieber ist, wie bei jeder Entzündung eines wichtigen Organs, fast immer vorhanden; Schmerz und Irritation des Darms sind sehr gross, weil die Muskelfasern in der Regel mit affizirt sind; die Stuhlentleerungen sind krankhaft, eiterartig und blutig und meistens ohne alle Fäkalmateric. Irrig ist es daher, wenn man die Dysenterie fiir das Resultat einer Irritation hält, welche durch eine Anhäufung von Koth in den dicken Därmen erzeugt werde; das Wesen der Ruhr ist Entzündung, und nur von der Anwendung der antiphlogistischen Behandlung ist bei derselben viel zu erwarten. S t o c k e s I.e.

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denjenigen Vorgängen älinlieh sein, welche A u t h e n r i e t h neuroparalytisclie Entzündung, und spätere Aerztc Neurophlogosen genannt haben. Als e r r e g e n d e Momente füs die Ruhr werden angegeben: Erkältung, Genuss des Obstes, Gegenwart einer verdorbenen Galle im Darmkanal, eine eigene Luft-Konstitution, endlich ein Kontagium. E r k ä l t u n g , sowohl der äussern Haut als der Darmoberfläche durch kalte Speisen und Getränke, ist eine bedeutende Ursache der Ruhr. Es ist leicht begreiflich, dass bei dem engen Konsensus, in dem die Haut mit der Darmschlcimhaut steht, eine schnelle Unterdrückung der Funktionen derselben eine vermehrte Sekretion auf der Oberfläche des Darmkanals, und gleich wie eine Diarrhoe, so auch eine Ruhr erregen kann, und zahlreiche Beobachtungen, w o die Ruhr nach heftigen Erkältungen, besonders durch Liegen auf feuchtem Boden mit erhitztem Körper, durch Schlafen im Freien, in kalten Nächten mit nicht gehörig bedecktem Körper etc. schnell entstand, sprechen dafür; im Ganzen ist man geneigt, die Erkältung häufiger anzunehmen, als sie wirklich eingewirkt hat, und H o r n bemerkt mit Recht, dass es keine epidemisch herrschende, ganze Einwohnerschaften betreffende Erkältung gebe. Unter den Nahrungsmitteln hat man besonders das O b s t und ähnliche Früchte als Ursachen der Ruhr angeklagt. Allein zahlreiche 'Beobachtungen bestätigen es, dass der Obstgenuss an sich die Ruhr nicht nur nicht errege, sondern unter Umständen sogar sehr zweckmässig gegen sie wirke. Man hat heftige Epidemieen in Jahren und Jahreszeiten beobachtet, wo es kein oder nur sehr wenig Obst gab. Ausserdem haben grosse Aerzte wie P r i n g l e , T i s s o t , Z i m m e r m a n n , S t o l l und A. den Genuss des Obstes in der Ruhr empfohlen. Dies alles aber gilt nur von dem Genuss des r e i f e n Obstes, und so wenig gegründet der Vorwurf ist, dass das Obst an sich die Ruhr veranlasse, so wenig ist doch zu bezweifeln, dass der Genuss von u n r e i f e m , halbreifem oder auch sehr wässrigem Obste, besonders wenn er anhaltend einwirkt, durch Ueberladung des Magens mit unverdaulichen Stoffen die Ruhr bei Einzelnen veranlassen oder wenigstens begünstigen kann. Schädlicher, als das Obst, wirken andere wässrige Pflan¡¿enfrüchtc, wie blähende Gemüse, Gurken, Melonen, unreife Ertoffcln, übersauer gewordene Milch, unter den Getränken aber besonders ein dünnes, sauer gewordenes Weissbier, und schlammiges, schlechtes Trinkwasser. Auch gewisse Arten von Thau, Mehl- und Honigthau, sollen den von ihnen beflecktem Obst und andern Früchten in dieser Beziehung schädliche Eigenschaften mitthcilen können. Ein eigenthümliches R u h r - M i a s m a giebtes nach II. nicht, u. was man als solches ausgageben hat, fallt theils mit den Wirkungen der Sumpfeffluvien, der feuchten Luft überhaupt, theils mit denen der

der Unterleibsorgane.

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Ansteckung zusammen, und wird auf diese Weise ungezwungener erklärt, als durch die Annahme eines besondern Miasma. Ueber die eigentlich a n s t e c k e n d e E i g e n s c h a f t , über das Kont a g i u m der Ruhr, hat sich eine grosse Verschiedenheit der Ansichten unter den Acrzten geltend gemacht. Aeltere Aerzte ( E t t m ü l l e r . F r . H o f f m a n n , T i s s o t , O s i a n d e r ) sind entschieden für die Ansteckung, als deren Vehikel sie theils die Ausdünstung vieler enge beisammen liegender, unreinlich gehaltener Kranken überhaupt, theils die Exkremente derselben insbesondere betrachten. Dagegen erklären andere, nicht minder gewichtige Aerzte, die Ruhr theils für gar nicht, theils nur für bedingt ansteckend; es gehören dahin S t o l l , P . F r a n k , R i c h t e r , v. W e d e k i n d u. A. Naeh H o r n ist die Ruhr nur ansteckend, wenn sie von einem höchst bösartigen Fieber begleitet, und die lokale Affektion zu brandiger und tödllicher Entzündung gesteigert wird. Betrachtet man den fraglichen Punkt näher und unbefangen, so stellt es sich heraus, dass die Ruhr, wie alle anderen Krankheiten, mit denen vermehrte und qualitativ veränderte Exkretion auf Schleimhautflächen verbunden ist, unter gewissen Verhältnissenwohl ein Kontagium entwickeln könne. Es wird sich besonders dann entwickeln, wenn die Krankheit überhaupt unter Umständen entsteht, welche sie von vorn herein einen hohen Grad der Entwickelung gewinnen lassen (wie bei der Lagerruhr), wenn viele Kranke, unreinlich gehalten, enge beisammen liegen, wo die von ihnen ausströmenden Exhalationen sich gegenseitig zu potenziren scheinen, oder endlich wenn in einem Hause auch nur ein einziger, aber schwer Kranker liegt, bei dem die Blutmasse in ihren edleren Theilen qualitativ sehr verändert ist. Es ist theils flüchtig, theils mehr an palpabele Materien gebunden, und wird deshalb sowohl durch die Exhalation der Lungen und der Haut, als auch mit den Exkreten des Darmkanals ausgeschieden und verbreitet. Seine Aufnahme ist gleichfalls eine doppelte; es wird von der Schleimhaut der Nase und der Respirationsorgane, wahrscheinlich auch durch die äussere Haut, in dünstförmiger Gestalt, von der Schleimhaut des Rektum's aber unter beiderlei Formen aufgenommen. Zu dem Rektum steht es in besonders naher Beziehung, und darum äussert es, es mag immerhin in den Körper gelangt sein, wie es wolle, seine Wirkung vorzugsweise in ihm, um so mehr, als dies bei jeder, auch primär entstandenen Ruhr, der Fall ist. P r o g n o s e . Die Prognose in der Ruhr ist sowohl im Allgemeinen, als in einzelnen Epidemiecn höchst verschieden. Was zunächst die verschiedenen Formen der Ruhr betrifft, so ist die einfache erethistische, so wie die leichteren Grade der entzündlichen, wenn sie zweckmässig bebandelt werden, gefahrloser, als die gallige und gastrische überhaupt, bei denen der Uebergang in den sekundär-typhösen, putriden Zustand schon mehr vorbereitet ist; die typhösen For-

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men aber, so wie die paralytische sind höchst gefahrvolle Krankheiten, besonders wenn eine Epidemie in grösserer Ausdehnung herrscht, nnd letztere ist wohl gar nicht heilbar. Das zarte Kindes- und das hohe Mannesalter sind aus leicht begreiflichen Gründen besonders gefährdet; auch begründet eine kränkliche oder aus irgend einer Ursache schon früher geschwächte Konstitution eine schlimmcre Prognose, als eine gesunde und kräftige. Schwangerschaft ist eine üble Komplikation; die Gefahr nimmt mit der Dauer der Schwangerschaft z u , und es erfolgt lcicht Abortus. W a s die allgemeinen Verhältnisse betrifft, so bedingen Folgsamkeit nnd Ruhe der Kranken, günstige äussere Verhältnisse überhaupt, Reinlichkeit, luftige, geräumige Wohnung, hinreichende Absonderung der einzelnen Kranken, eine gute Prognose. Anlangend die einzelnen bösen Erscheinungen, so beruhen sie besonders auf den Symptomen der steigenden, verbreiteten Entzündung und des Brandes, der Zersetzung der Blulmasse und der Lähmung. An irgend einer Stelle fixirter, anhaltender, von da aus über den ganzen Bauch sich verbreitender Schmerz ist höchst bedenklich, und plötzliches Aufhören des Schmerzes, bei fortbestehenden übrigen schlimmen Symptomen, geradezu tödtlich. E r b r e c h e n im Anfange der Krankheit ist, besonders wenn es viel Schleim und Galle ausleert, immer erleichternd, und giebt nicht selten dem ganzen Verlaufe der Krankheit eine günstige Richtung. Je später es aber im Verlaufe der Krankheit erst hinzutritt, je häufiger es wiederkehrt, desto gefährlicher ist es, und deutet auf Verbreitung der Krankheit auf Magen und Dünndarm. Trockene, rothe, glänzende, oder aber schwärzlich belegte Zunge ist schlimm, anginöse Rothe der Rachenhöhle nicht immer gefährlich, aber im spätem Verlaufe der Krankheit sich einstellendes Unvermögen zu schlingen, meist tödtlich. Als sehr gefährliches, sehr oft den Tod verkündendes Symptom wird der S i n g u l t u s bezeichnet. Von den S t u h l a u s l e e r u n g e n gilt im Allgemeinen, dass sie um so gefährlicher sind, je mehr sie von ihrer normalen, fäkulenten Beschaffenheit abweichen, und je stärkere Entmischung sie verrathen. Abgang von reinem Blute kann im Anfange der Krankheit sehr erleichtern, im Allgemeinen aber ist es ein gefährliches Symptom, und je später es sich einstellt, um so schlimmer. Dasselbe gilt von schwarzen, schaumigen, profusen, kadaverös riechenden AusleerungenA p h t h e n b i l d u n g in der Mundhöhle, im Schlünde und im Rektum hat man zuweilen kritisch gesehen, häufiger aber ist sie ein Zeichen der beginnenden Sepsis, und als sehr gefährlich anzusehen. Eben so ist der Friesel nur in seltenen Fällen kritisch, meistens symptomatisch und das erste Zeichen der beginnenden Entmischung. Im Uebrigen sind alle Zeichen der Lähmung und des Brandes, wie Delirien, Ohnmächten, Konvulsionen, Zittern der Zunge,

der Unterleibsorgane.

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kleiner, aussetzender Puls etc., gleich gefährlich oder eigentlich tödtlich. Als g u t e Zeichen sind zu betrachten der Naclilass sämmtlicher Krankheitserscheinungen überhaupt, besonders aber seltneres Wiederkehren des Leibschmerzes und des Tenesmus. Sehr gut ist, wenn Blähungen und wirklich fäkulenle Exkremente in grosser Menge wieder abgehen, wodurch die Kranken sich sehr erleichtert fühlen. Ein ebenfalls sehr günstiges Zeichen ist eine weiche, duftende, warm schwitzende Haut, welche am besten beweist, dass die Kraft des in der Bauchhöhle haftenden Krankheitsprozesses gebrochen ist. Zu gleicher Zeit wird die Zunge feuchter, der Beleg löst sich ab, allmählig stellt sich Esslust und ein ruhiger Schlaf wieder ein, und diese Zeichen, so wie das Gefühl der wiederkehrenden Kräfte deuten die nahe bevorstehende Genesung an. T h e r a p i e . Die grosse Verschiedenheit in den therapeutischen Ansichten der Aerzte bei der R u h r , welche sich zu allen Zeiten ausgesprochen hat, beruht hauptsächlich darauf, ob man mehr die ausleerende, oder mehr die besänftigende und anhaltende Methode befolgen solle. Da aber nicht nur jede neue Epidemie immer wieder einen eigenthümlichen Karakter annimmt, sondern auch in einer und derselben Epidemie alle nur erdenkbaren Formen der Ruhr nebeneinander vorkommen können, so lässt sich eine in allen Fällen bestimmte Heilmethode der Ruhr gar nicht festsetzen, sondern die Therapie muss immer auf das genaueste dem Karakter des einzelnen Falles angepasst werden, und nur allgemeine Indikationen kann man angeben. Diese beruhen wesentlich in Folgendem: 1 ) Nicht selten sind schon vor dem Ausbruche der Krankheit krankhafte Stoffe, besonders abnorm gemischte Galle in dem Darmkanale, abgesondert, und immer geschieht es während der Krankheit selbst mehr oder weniger, theils vou den dem Darmkanal anhängenden Sekretionsorganen, theils von seiner eigentliümlich gereizten Schleimhaut. Diese müssen daher je nach den Umständen nach oben oder unten ausgeleert werden. 2) Der Zustand krankhafter Aufregung, in welchem sich der Darmkanal befindet, muss in seiner Entwickelung bekämpft und beseitigt werden, indem man theils unmittelbar besänftigend auf ihn einzuwirken, theils mittelbar, durch Ableitung und Gegenreize, diesen Zweck zu erreichen sucht. 3 ) Die Veränderungen, welche der Darmkanal selbst durch die Krankheit erlitten h a t , besonders der Zustand reizbarer Schwäche, müssen gehoben und er selbst zu seinen normalen Funktionen zurückgeführt werden. 4 ) Besonders dringende Symptome und etwa bestehende Komplikationen müssen gehörig berücksichtigt werden. Vorzüglichen Ruf bei der Behandlung der Ruhr haben sich folgende Mittel erworben: 1) B r e c h - und Abführmittel. Die vorzüglichsten, zum Theil un31

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bedingten Lobredner der Brechmittel sind: F r . H o f f m a n n , Z i m m e r m a n n , M u r s i n n a , T i s s o t , H u f e l a n d u. A. Ihre Anzeige ist besonders dringend, findet fast unter allen Umständen Statt in der galligen R u h r , wo sie denn auch wirklich ausserordentlich günstig wirken. Aber nicht hier, sondern auch in der ganz einfachen Ruhr wirken sie nicht selten vortrefflich, weniger durch Ausleerung verdorbener Stolle, als durch Erregung eines Gegenreizes und Einleitung der Krisen. Das Brechmittel ist, vorsichtig gegeben, fast in alleta Formen der Ruhr anwendbar, und findet seine Kontraindikationen streng genommen nur bei der entzündlichen R u h r , besonders wenn man zu vermuthen Ursache hat, dass sich die Entzündung nach den dünnen Därmen verbreitet habe, w o es dann nur die Krankheit steigern würde. Unter den einzelnen zu diesem Behufe gegebenen Mitteln hat sich besonders die Ipekakuanha, und zwar allein gegeben, einen grossen Ruf erworben; sie wirkt nicht so auf den Stuhlgang und vermehrt deshalb den Tenesmus nicht. Will man aber Ausleerungen nach unten mit dem Erbrechen verbinden, so vermischt man sie mit dem Tart. emeticus, oder reicht diesen allein in grösseren Gaben. Unter den eigentlichen Abführmitteln steht die R h a b a r b e r oben an. Sie ist von vielen Seiten her empfohlen worden, und es hat 6ich ihre gute Wirkung in der neuesten Zeit auch mannichfach bestätigt. Man hat sie besonders in Form des gerösteten Pulvers und als wässrige Tinktur gegeben, und so nach Umständen mit Muskatnuss, Zimmt und andern Gewürzen, mit Kolumbo, Kaskarilla, oder mit Salmiak, Ipekakuanha, besonders zweckmässig mit Kalomel verbunden. Ihrer hauptsächlichsten Wirkung nach ist sie besonders ein in der gastrischen und galligen Ruhr passendes Mittel, da sie vorzüglich die Abscheidung einer normal gemischten und kräftig wirkenden Galle befördert, und kann hier, besonders mit Kalomel und feinen, kühlenden, säuerlichen Mittelsalzen, gleich nach dem Brechmittel gereicht werden. Im Allgemeinen aber wirkt sie im Anfange der Riihr durchaus zu reizend und zu erhitzend, indem sie den Leibschmerz, den Tenesmus, den Durst und das Fieber vermehrt, und wird nur bei schon beseitigter Empfindlichkeit des Darmkanals, nach gemildertem Fieber, wenn die schleimigen Ausleerungen mit Zwang verbunden anhalten, und sich der Zustand überhaupt mehr der chronischen Form nähert, mit Vortheil gegeben werden, indem sie hier die Wiederkehr fäkulenter Stuhlgänge, und damit die Rückkehr zur Genesung überhaupt begünstigt Drastische Purgirmittel sind nicht anzura*) S t o k e s I. c. sagt in Betreff der Abführmittel in der Ruhr: „In früherer Zeit hielt man die Dysenterie für das Resultat einer Irritation, welche durch eine Anhäufung von Koth in den dicken Gedärmen erzeugt werde, und man hielt daher die Entfernung dieser Kothmassen durch

der Unterleibsorgane.

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then; mehr Jagegen passen, besonders in den gastrischen Formen der Ruhr, die gelinden kühlenden Abführmittel, Manna, Tamarinden und die feineren Mittelsalze, besonders diei Weinsteinpräparate*) und Kalomel in grösseren Gaben **). Hierher gehören auch die Potio Riv e r » , das Natrum nitricum, der Salmiak und der Spiritus Minderen. D a die Erfüllung der 2. und 3. Indikation so sehr oft zusammenfällt, so können die ihnen entsprechenden Heilmittel mit einander besprochen werden. Unter allen dahin gehörigen Mitteln gebührt unstreitig dem O p i u m der Vorrang. Es giebt keine einzige Form der Ruhr, welche die Anwendung des Opiums gänzlich kontraindizirl; denn auch in der galligen und entzündlichen kann e s , nach Beseitigung der dringendsten S y m p t o m e , mit dem besten Erfolge gegeben die Anwendung von Purgirmitteln für die erste und hauptsächlichste Indikation. Viele ältere Schriftsteller hängen dieser Ansicht an, und empfehlen in ihren Werken Kurpläne, die derselben angemessen sind. Merkwürdig ist es, dass diese harten Fäkalmassen nur in sehr seltenen Fällen von Dysenterie angetroffen werden. Man irrt daher sehr, wenn man glaubt, dass die Dysenterie von der Ansammlung verhärteter Kothinassen im Dickdarme abhänge, und dass die Entfernung dieser letztem für die Heilung der. Krankheit wesentlich sei; der auf diese irrige Ansicht gegründete Kurplan muss vielmehr den grüssten Nachtlieil haben, da durch die Anwendung heiliger Purgirmittel die ohnehin schon grosse Irritation nur noch mehr gesteigert wird. Selbst milde salinische Abführmittel sind nicht anzuratlien; der reichliche Gebrauch demulzirender Getränke z. B. des Haferschleims, der Leinsaamenbkochung u. s. w . wird sich immer nützlicher erweisen. *) Während der Epidemie von 1818 in Irland kamen zu einer Zeit viele Fälle vor, gegen die der Scharfsinn und die Erfahrung des Dr. C h e y n e , der dem ersten Hospitale vorstand, nichts auszurichten vermochte, weil sie allen Heilmitteln hartnäckig widerstanden. Ein englischer Arzt, der damals zufällig in Dublin war, schlug den Gehrauch des Tartarus depuratus in grossen Dosen vor, indem ef versicherte, dass er bei mehreren Gelegenheiten unter ähnlichen Umständen die grosse Wirksamkeit desselben erprobt habe. E s wurde darauf das Mittel 4stündlich zu { Unze gegeben. Nach der ersten Dosis wurden alle Zufälle schlimmer, aber nach der dritten oder vierten erfolgten gallige und fäkulente Stühle, und der Kranke fühlte sich erleichtert. C h e y n e versichert,' dass viele M e n s c h e n , die höchst wahrscheinlich unter der gewöhnlichen Behandlung gestorben wären, auf diese Weise gerettet worden seien. S t o k e s . 1. c. ' " ) Die beiden innern Mittel, welche bei der Behandlung der Dysenterie das grösste Vertrauen verdienen, sind Merkur und Opium. Kalomel und Opium leisten treffliche Dienste, und man kann diese Mittel abwechselnd mit einem milden Laxans nehmen lassen, wenn man Grund hat, bedeutende Kothmassen in den Gedärmen zu vermuthen. In sehr schlimmen Fällen muss man mit dem Gebrauche des Merkurs fortfahren, bis Speichelfluss entsteht,' Lei der gewöhnlichen sporadischen Ruhr jedoch wird die Erregung einer Salivation nur selten nöthig sein. S t o k e s . 1. c.

31 *

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Entzündungen

werden. Nicht leicht bewirkt es in irgend einer Krankheit so selten Narkosis, und kann daher in so grossen Gaben gegeben werden, wie hier. Indessen ist in der Ruhr, wie in jeder Krankheit, dennoch die grösste Vorsicht in dem Gebrauche dieses heroischen Mittels nothwendig, und immer muss man mit kleinen, mit den Normaldosen anfangen. Sehr zweckmässig erscheint die Methode S y d e n h a m ' s , der es in grössern Gaben ( 1 6 —18 Tropfen Laudanum) auf einmal reichte, und zwischendurch einen abführenden Trank aus Tamarinden, Manna, Serina und Rhabarber nehmen liess, so, dass dieser über den andern Tag Morgens, das Laudanum aber an den freien Tagen Abends gegeben wurde. Besser und sicherer ist es gewiss, wenn man es in grössern, weiter auseinander gesetzten, als in kleineren, oft wiederholten Gaben reicht. Man giebt es in Pulverform, als Tinktur, als Extrakt und neuerdings auch als Morphium, welches man auch endermatisch anzuwenden versucht hat. Im Allgemeinen werden das Pulver und die beiden Tinkturen, wie in andern Krankheiten, so auch hier, die zweckmässigsten Formen der Anwendung sein. Wenn man es anhaltend und in kleinen Gaben geben will, so reicht man es am J>esten in einer Emulsion oder in schleimigem Vehikel. Man hat es theils für sich allein, theils mit Ipekakuanha, mit Kalomel, mit Rhabarber, so wie mit den eigentlichen Antidysentericis und mit fetten, öligen Mitteln verbunden. Besonders zweckmässig ist die Verbindung mit Ipekakuanha z. B. ry. Pulv. Opii gr. i. Pulv. rad. Ipekakuanh. gr. A — i Sacchar. alb. gr. xvi M. D. S. Alle 3 — 4 Stunden ein solches Pulver zu nehmen. Auch in Klystiren hat man das Opium sehr empfohlen, und die schmerzlindernde und beruhigende Wirkung eines solchen Klystirs ist in einzelnen Fällen wirklich überraschend. Als spezielle Indikationen für die Anwendung des Opiums in der Ruhr überhaupt, dürften folgende gelten: Man reiche es höchst vorsichtig, besonders bei Kindern, fange mit kleinen, weit auseinander gerückten Gaben an, bis man weiss, wie es vertragen wird. Bei der galligen und den andern Formen der gastrischen Ruhr müssen die n o t wendigen Ausleerungen, und bei der entzündlichen die Anwendung der antiphlogistischen Mittel seinem Gebrauche vorangehen; überhaupt vermeide man es, so lange sehr bedeutende Aufregung des Gefässsystems vorhanden ist. Sind aber die genannten Hindernisse beseitigt, so ist es in allen Formen der Ruhr angezeigt; es leistet in der galligen Ruhr mit Rhabarber, und in der entzündlichen mit Kalomel gemischt die trefflichsten Dienste, nnd erfüllt alle Indikationen, um die es sich bei Behandlung der Ruhr handelt. Die dem Opium ähnlich wirkenden K r ä h e n a u g e n sind besonders von H u f e l a n d empfohlen worden. Er gab gleich nach dem Brechmittel: fy. Extr. Nuc. vomicae gr .x Muc. Gum, arabic. Syr. Alth. •ää Sj Aq. flor. Sambuc. f v i , und liess zugleich schleimige Klystire,

der Untcrleibsorgane.

485

mit Opium oder 3 — 4 Gran Krähenaugenextrakt versetzt, anwenden. W a r die Zunge sehr belegt, und das Fieber noch heftig, 60 setzte er 1 Drachme Salmiak, marindenmark hinzu.

bei wirklich galliger Komplikation 1 Unze TaKindern gab er sie zu 2 Gran in 2 4 Stunden.

Ob-

wohl auch einige andere Aerzte von diesem Verfahren Nutzen gesehen,

so wird die Nux vomica doch immer dem Opium nachstehen,

und, so lange man dieses haben k a n n , ohne Nachtheil entbehrt werden können. S e h r berühmt ist die I p e k a k u a n h a , worden.

die R u h r w u r z e l ,

ge-

Die Ipekakuanha übt einen ganz eigenthümliclien Eindruck

auf die Nervenausbreitungen

des Magens,

besonders

auch

auf den

Vagiis, vermöge dessen sie in diesen Regionen einen Zustand hervorruft, der dem im untern Theile des Darmkanals durch die Ruhr bedingten einigermaassen ähnlich ist, und somit nach den Gesetzen des Antagonismus heilsam einwirkt.

S i e ist ein vortreffliches Mittel, das

nicht nur bei sehr nervösen Ruhrpatienten,

sondern bei solchen von

der verschiedensten Konstitution v o r t e i l h a f t wirkt, und in allen Formen der R u h r ,

die entzündliche ausgenommen,

gereicht werden kann.

mit grossem Nutzen

Die Zeit ihrer Anwendung fällt besonders in

die ersten Tage der Krankheit, da ihre wesentlichste Wirkung darin besteht, der Entwickelung des Rulirprozesses im Dickdarm hemmend entgegen zu treten.

Man reicht sie zu ^ — T Gr. alle 3 — 4 Stunden

in Pulver, besser als im Infusum (von £>¡3 — Qi auf gvi Colat.) weil man so die einzelnen Dosen genauer bestimmen kann.

Immer muss

man die Ipekakuanha in kleinen Gaben geben, indem oft schon ganz geringe Quantitäten unvermuthet heftiges Erbrechen erregen, und das Mittel sofort

ausgesetzt

werden muss.

Verbindungen

sind die mit

Muskalblüthe und Nuss, mit Rhabarber, mit Zinkblumen und besonders mit Opium. Die eigentlichen A n t i d y s e n t e r i c a , stringirend bittern, tigkeit.

Unter

den

die schleimig bittern,

ad-

tonisirenden Mittel sind von der grössten W i c h ersteren

steht

die S i m a r u b a r i n d e

oben

an.

Sie unterscheidet sich von allen ihr nahestehenden Mitteln besonders dadurch, dass sie am leichtesten ertragen wird, ders vor der Kolombo voraus.

und hat dies beson-

Man giebt sie in einem aus 2 Drach-

men bereiteten D e k o k t von 8 Unzen, alle 2 — 4 Stunden 2 — ".:'len, sobald sie anzuhalten drohen, und giebt am besten einige Gaben Opium, z. B. 2 Mal im Tage 6 Tropfen der Tinktur, und auch Amylum-Klystire, mit oder ohne Opium. Ausserdem kann man die gegen Durchfälle überhaupt empfohlenen Mittel anwenden, z. B. die Kolumbo, die Arnikawurzel, das v o n A u t h e n r i e t h e m p f o h l e n e s a l z s a u r e Eisen. Oefters hat B a u m g ä r t n e r auch, um die Geschwüre im Darmkanal zu heilen, den Zinkvitriol in kleinen Gaben, so wie auch Borax und Mineralsäuren augewandt; doch hält er das Opium immer für das Hauptmittel, dessen Gebrauch wegen des etwa bestehenden Schwindels wohl beschränkt, aber nicht leicht ganz aufgegeben werden muss. In einzelnen Fällen hat man, wahrscheinlich aus den Geschwüren erfolgende, Blutungen im Darmkanal bemerkt. Treten schnell Zeichen von Blutleere des Körpers ein, oder nimmt man Blutungen in den Stuhlentleerungen oder in dem Leintuche des Bettes w a h r , so gebe man das Haller'sche Sauer mit Himbeersyrup in einem Getränk von Salep-Abkochung, oder auch mit andern blutstillenden Mitteln.

718

Fieber

G e g e n den Meteorismus w e n d e t m a n w a r m e , fenchte aromatische U m s c h l ä g e auf den Unterleib a n , lässt m i t K ü m m e l d u r c h r ä u c h e r t e n Flanell auflegen, aromatische E i n r e i b u n g e n m a c h e n , einen grossen S e n f teig auf denselben legen, Melissenthee t r i n k e n etc.

Das Saburralfieber (Febris gastrica

saburralis).

(Nach Dr. G e o r g A. R i c h t e r : Darstellung des Wesens, der Erkennlniss und Behandlung der gastrischen Fieber. Halle und Berlin 1812.) Die R e p r o d u k t i o n im ganzen D a r m k a n a l ist hier k r a n k h a f t ergriffen, u n d in diesem m e h r oder weniger schadhafte Stoffe enthalten, die e n t w e d e r von aussen d u r c h den Mund in denselben gelangt, oder d u r c h die absondernden O r g a n e dahin abgesetzt sind. Die E r s c h e i n u n g e n , w o d u r c h sich dieser Z u s t a q d zu e r k e n n e n giejbt, bestehen in dem ganzen Heer der b e k a n n t e n gastrischen Zufälle. Diese sind besonders folgende: ein u n a n g e n e h m e r in d e r ganzen Mundhöhle verbreiteter Geschmack, der nach den mannichfalligen, im D a r m k a n a l befindlichen Stoffen s e h r verschieden, biller, schleimig oder fade sein w i r d . In leichten Fällen entsteht dieser üble Geschmack n u r , w e n n es dem Kranken aufslösst, oder w e n n er e t w a s genossen bat, nicht selten scheiuen ihm denn a u c h die Speisen und G e t r ä n k e denselben zu besitzen. In bedeutenden Gradeil verlässt aber dieser üble Geschmack den K r a n k e n n i e , und dieses zeigt schon einen h o h e n Grad der Verdeibniss der Materie an. Die Z u n g e ist b e l e g t , w o r a u s m a n mit ziemlicher Ge'wissheit auf einen ähnlichen Z u s t a n d des Magens u n d gauzen D a r m k a n a l s schliessen k a n n . D i e G r a d e einer belegten Z u n g e , und folglich auch die geringere und grössere A n h ä u f u n g u n d Verderbnis« der schadhaften S t o f f e in den D ä r m e n sind mannigfaltig. In leichten Graden e n t d e c k t m a n n u r ein P a a r unreine Streifen a n den beiden S e i t e n , oder n u r die W u r z e l ist belegt, die Zungenspitze aber ganz r e i n ; in bedeutenderen G r a d e n ist die ganze Z u n g e m i t einem dicken Brei ü b e r z o g e n . D e m K r a n k e n f e h l t es gänzlich an Esslust, ja er hat sogar eiuen grösseren oder geringeren W i d e r w i l l e n gegen Nahrungsmittel, besonders gegen Fleischspeisen, geringere oder stärkere K o p f s c h m e r z e n , w e l c h e das E i g e n t ü m l i c h e h a b e n , dass 6ie besonders v o r n in der S t i r n ihren Silz h a b e n ; die K r a n k e n bedienen sich bäufig des A u s d r u c k s , -es sei ihnen zu M u t h e , als haben sie ein B r e t t vor der S t i r n ; bei bedeutenderen Graden sind sie schwindlich, u n d die S c h m e r z e n erstrecken sich von der S t i r n nach dem H i n t e r k o p f e zu. D e r Unterleib u n d die H e r z g r u b e sind gespannt, nicht selten sogar e t w a s s c h m e r z h a f t , der K r a n k e klagt ü b e r ein eigenes vol-

718

Fieber

G e g e n den Meteorismus w e n d e t m a n w a r m e , fenchte aromatische U m s c h l ä g e auf den Unterleib a n , lässt m i t K ü m m e l d u r c h r ä u c h e r t e n Flanell auflegen, aromatische E i n r e i b u n g e n m a c h e n , einen grossen S e n f teig auf denselben legen, Melissenthee t r i n k e n etc.

Das Saburralfieber (Febris gastrica

saburralis).

(Nach Dr. G e o r g A. R i c h t e r : Darstellung des Wesens, der Erkennlniss und Behandlung der gastrischen Fieber. Halle und Berlin 1812.) Die R e p r o d u k t i o n im ganzen D a r m k a n a l ist hier k r a n k h a f t ergriffen, u n d in diesem m e h r oder weniger schadhafte Stoffe enthalten, die e n t w e d e r von aussen d u r c h den Mund in denselben gelangt, oder d u r c h die absondernden O r g a n e dahin abgesetzt sind. Die E r s c h e i n u n g e n , w o d u r c h sich dieser Z u s t a q d zu e r k e n n e n giejbt, bestehen in dem ganzen Heer der b e k a n n t e n gastrischen Zufälle. Diese sind besonders folgende: ein u n a n g e n e h m e r in d e r ganzen Mundhöhle verbreiteter Geschmack, der nach den mannichfalligen, im D a r m k a n a l befindlichen Stoffen s e h r verschieden, biller, schleimig oder fade sein w i r d . In leichten Fällen entsteht dieser üble Geschmack n u r , w e n n es dem Kranken aufslösst, oder w e n n er e t w a s genossen bat, nicht selten scheiuen ihm denn a u c h die Speisen und G e t r ä n k e denselben zu besitzen. In bedeutenden Gradeil verlässt aber dieser üble Geschmack den K r a n k e n n i e , und dieses zeigt schon einen h o h e n Grad der Verdeibniss der Materie an. Die Z u n g e ist b e l e g t , w o r a u s m a n mit ziemlicher Ge'wissheit auf einen ähnlichen Z u s t a n d des Magens u n d gauzen D a r m k a n a l s schliessen k a n n . D i e G r a d e einer belegten Z u n g e , und folglich auch die geringere und grössere A n h ä u f u n g u n d Verderbnis« der schadhaften S t o f f e in den D ä r m e n sind mannigfaltig. In leichten Graden e n t d e c k t m a n n u r ein P a a r unreine Streifen a n den beiden S e i t e n , oder n u r die W u r z e l ist belegt, die Zungenspitze aber ganz r e i n ; in bedeutenderen G r a d e n ist die ganze Z u n g e m i t einem dicken Brei ü b e r z o g e n . D e m K r a n k e n f e h l t es gänzlich an Esslust, ja er hat sogar eiuen grösseren oder geringeren W i d e r w i l l e n gegen Nahrungsmittel, besonders gegen Fleischspeisen, geringere oder stärkere K o p f s c h m e r z e n , w e l c h e das E i g e n t ü m l i c h e h a b e n , dass 6ie besonders v o r n in der S t i r n ihren Silz h a b e n ; die K r a n k e n bedienen sich bäufig des A u s d r u c k s , -es sei ihnen zu M u t h e , als haben sie ein B r e t t vor der S t i r n ; bei bedeutenderen Graden sind sie schwindlich, u n d die S c h m e r z e n erstrecken sich von der S t i r n nach dem H i n t e r k o p f e zu. D e r Unterleib u n d die H e r z g r u b e sind gespannt, nicht selten sogar e t w a s s c h m e r z h a f t , der K r a n k e klagt ü b e r ein eigenes vol-

gastrisches.

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Ies ängstliches Gefühl in diesen Thcilen. D e r Urin ist trübe und lehmartig, gleicht dein des Rindviehes (Urina jumentosa). E s entsteht eine Empfindung von Mattigkeit und W e h t h u n in den H ü f t e n u n d Knieen, ein öfteres Bollern im Bauche, von vieler in demselben erzeugten Luft und öfteres Abgehen von vielen, meistens übelriechenden Winden. Alle diese Erscheinungen wird man eben mehr oder weniger bei allen, und selbst oft bei den leichtesten, einfachsten Fiebern linden, oder sich doch früher oder später im Verlauf derselben dazu gesellen sehn. Belegte Z u n g e , mehr oder weniger übler Geschmack, Kopfschmerzen, volles, ängstliches Gefühl in der Herzgrube u. s. w . sind in Fiebern so häufige Erscheinungen, dass sie sogar einige Aerzte z u den wesentlichen Symptomen derselben haben zählen wollen. D a diese Zufä.'e allerdings stets auf eine AlTektion der S p h ä r e der Reproduktion im Darmkanal deuten, so w ä r e in gewisser Rücksicht ein jedes Fieber ein gastrisches zu nennen, und als solches zu behandeln; dadurch w ü r d e aber der Begriff desselben viel zu weit ausgedehnt werden. Sie werden daher nur dann Veranlassung, das Fieber als ein gastrisches zu betrachten, w e n n sie in einem besonders hohen Grade vorhanden sind, zugleich mit dem Fieber eintreten, w o h l gar schon vor dem Ausbruch desselben vorhandeu w a r e n , es wenigsten«, w e n n sie auch später eintreten, konstant begleiten, und besonders zu dem Leiden der Irritabilität und auch der Sensibilität in einem ursächlichen Verhältniss stehen. Denn nur dann werden und müssen sie sogar einen entschiedenen Einfluss auf die Behandlung haben. Dass diese Bestimmungen in vielen Fällen schwierig sind, dass man häufig die gastrischen Erscheinungen f ü r zu wichtig hält, sie als Ursache des Leidens der Irritabilität ansieht, wenn sie n u r W i r k u n g desselben w a r e n , dass man daher häufig ein Fieber ein gastrisches n e n n t , dem dieser Name keinesweges z u k o m m t , dass man endlich durch abführende, und besonders auflösende Mittel, selbst diesen Zustand hervorbringen k a n n , beweist noch keinesweges, dass das gastrische Fieber ein Geschöpf der Einbildungskraft der Aerzte ist. H a t denn das E r kennen der reinen S y n o c h a , des Sensibilitätsfiebers und der andern Arten des Reproduktionsfiebers nicht häufig auch grosse Schwierigkeiten? W a r u m übrigens in Fiebern die gastrischen Erscheinungen so ausserordentlich häufig vorkommen, oder ein örtliches Leiden der Reproduktion des Darmkanals fast nie f e h l t , kann mau sich zum Tlicil aus der innigen Verbindung oder Polarität erklären, in welcher diese Theile mit den edelsten und wichtigsten Organen stehen, zum Theil auch aus dem Umstände, dass diese gastrischen Organe vorzüglich, und mit am 'unmittelbarsten den meisten äussern Einflüssen ausgesetzt sind, und endlich aus den mannigfaltigen A b - und Aussonderungen,

720

Fieber

die im ganzen Darmkanal statt finden, wodurch daher nach ihm ganz vorzüglich die Absetzung schadhafter Stoffe geschieht, die eich im Verlauf der Krankheit durch fehlerhafte Mischung der thierischen Materie erzeugt haben. D i e G e l e g e n h e i t s u r s a c h e n der gastrischen Ersehen.-.mgen, und das Verhältniss, in dem sie zu dem begleitenden Fieber stehen, sind sehr mannigfaltig, und ihre Erforschung und genaue Auseinander* Setzung ist von der grössten Wichtigkeit, da sie besonders mit dazu benutzt werden müssen, fest zu setzen, ob der gastrische Zustand auch wirklich als primäre AfFektion der Reproduktion anzusehen ist, oder, wenn auch dieses nicht gerade statt findet, ob das begleitende Leiden der Reproduktion auf den Verlauf des Fiebers einen bedeutenden Einiluss bat. Sie sind.daher wichtige Kriterien der Diagnose, die, wie so .eben gezeigt worden ist, nicht immer klar aus der Beschaffenheit der gastrischen Erscheinungen hervorgeht. Es werden diese Ursachen am zweckmässigsten unter vier Klassen gebracht werden können. 1 ) Schon vor dem Ausbruch des Fiebers war die Reproduktion und Assimilation in den Digestionsorganen ergriffen, und schadhafte Stoffe in diesen Theilen angehäuft. Hiermit verbindet sich ein Fieber, welches aber nicht durch jene1 Abnormität der Reproduktion hervorgerufen wird, sondern offenbar von einer ganz andern zufälligen Ursache, z. B. .Erkältung, oder durch das Miasma der fieberhaften Hautausschläge entsteht. Dieser Fall tritt ein, wenn sich viele Würmer, viel zäher Schleim in dem Darmkanal, eine örtliche Krankheit desselben, oder auch von aussen hineingebrachte schadhafte Stoffe zufällig mit einem Fieber verbinden. In solchen Fällen ist das Fieber allerdings ein gastrisches zu nennen, oder doch wenigstens eine wahrhafte gastrische Komplikation anzunehmen, da diese verschiedenen Zustände auf den Verlauf, die Dauer und Heftigkeit der Krankheit den .entscheidendsten Einfluss haben, und stets bei der Behandlung mit berücksichtigt werden müssen. 2 ) Die gastrische Ursache ist als die alleinige Veranlassung des Fiebers anzusehen, die Abnormität der Sphäre der Reproduktion hat offenbar das Leiden der Irritabilität hervorgerufen. Es ist viel darüber gesprochen worden, ob gastrische Unreinigkeiten für sich allein im Stande sind, Fieber zu erzeugen. Oft werden sie allerdings anhaltend und in Menge vorhanden sein, ohne dass Fieber entsteht. Wie häufig sieht man nicht die allerbedeutendsten Fehler der Reproduktion des Unterleibes, in allen Graden innormal vor sich gehender Gallenabsonderung, Gelbsucht, sehr beträchtlichen Anhäufungen von Schleim und Würmern u. s. w. ohne alles Fieber? Aber dagegen entsteht auch häufig wieder von sehr unbedeutenden gastrischen Ursachen, z. B. von einer ganz einfachen Ueberladung des Magens, ein Fieber, welches man vernünftiger Weise von keiner andern Ursache

gastrisches.

721

abieilen kann, und welches auch fast augenblicklich verschwindet, sobald man jene schadhaften Stoffe entfernt. E s ist daher wohl keinem Zweifel unlerworfen, dass gastrische Zustände f ü r sich allein Fieber erzeugen k ö n n e n ; sehr häufig mögen sie aber auch w o h l nicht alleinige, sondern n u r vorzüglich mitwirkende Ursache des Fiebers sein. W a r u m übrigens nicht ein jedes bedeutende Leiden der Reproduktion die Irritabilität mit in seine Sphäre hinüberzieht, ist freilich sehr räthselhaft. 3 ) Die Ursachen des gastrischen Zustandes entwickeln sich aus einer abnormen chemischen Mischung der thierischen Materie in andern Organen und S y s t e m e n ; sie sind dann die Folge einer in diesen Statt findenden Abnormität der Reproduktion, und die dadurch stets erzeugten wahrnehmbaren schadhaften Stoffe werden durch die verschiedenen Ab- und Aussonderungs-Organe des Darmkanals in diesem abgesetzt. E s geht in diesem Falle dem Saburralfieber das weiter u n ten zu beschreibende venöse gastrische Fieber voraus. Das Heer der bekannten gastrischen Erscheinungen gesellt sich hier erst Im Verlauf des Fiebers zu diesem, welches aber auch hier als ein wahres Saburralfieber betrachtet werden niuss, da die oft sehr scharfen schadhaften Stoffe einen entscheidenden Einfluss auf den f e r n e m Verlauf der K r a n k heit haben. 4 ) Die alleinige Ursache der gastrischen Erscheinungen ist die Abnormität der Irritabilität, oder auch der Sensibilität; sobald diese beiden Sphären zu ihrem Normalverhältniss z u r ü c k k e h r e n , verliert sich auch das sekundäre Leiden der Reproduktion im Darmkanal, und daher die gastrischen Erscheinungen, In diesem Fall ist dann das Fieber keinesweges ein gastrisches zu nennen, da die vorhandenen gastrischen Erscheinungen bei der Behandlung nicht die geringste Rücksicht erfordern. Nicht immer erkennt n\pn aber diesen Fall aus den weniger hervorstechenden, geringen, vorübergehenden oder sich erst später zu dem Fieber gesellenden, gastrischen Erscheinungen; oft können diese in grosser Menge und Stärke vorhanden sein, das Fieber konstant, begleiten, und doch allein durch eine R ü c k w i r k u n g der beiden andern Sphären entstehen. Nicht selten giebt hier das Verhältnisse in denen sie zu diesem Leiden der beiden andern Sphären stehen, einiges L i c h t ; denn häufig halten sie mit diesen genauen Schritt, vermehren sich in eben dem Maasse, in dem die Erscheinungen einer abnormen Irritabilität und Sensibilität z u n e h m e n , und vermindern sich, wenn diese nach und nach anfangen, zu ihrem Normalzustande zurückzukehren. Ferner ist es aber s c h w e r , diesen Fall gehörig zu beurtheilcn, und häufig wird er erst n u r dann klar, w e n n man durch den einige Zeit fortgesetzten Gebrauch der auflösenden und ausleerenden Mittel nicht im Slande w a r , die gastrischen Erscheinungen zu • m

722

Fieber

besiegen, und die Reproduktion des Darmkanals zu seinem Normalvcrhältniss zurück zu führen. Sehr bemerkenswert!) ist es endlich noch, dass die verschiedenen Ursachen des Saburralfiebers häufig epidemischer und endemischer Natur sind. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass die verschiedenen Abnormitäten der Sphären gewissen Witterungs-Konstitutionen und daher Jahreszeiten entsprechen. Eine Abnormität der Reproduktion des Dannkanals entspricht aber vorzüglich der Witterungskonstitutioii des Herbstes; diese wird daher auch stets das Saburralfieber um so sicherer und ungetrübter hervorrufen, je treuer sie ihren Karakter behauptet, und je greller der Uebergang derselben aus der WitterungsKonstitution des Sommers ist. Wenn daher auf einen heissen und trockenen Sommer ein feuchter und nasser Herbst, besonders mit sehr kühlen Abenden folgt, so wird die unausbleibliche Folge davon die gastrischc Form aller Krankheiten, und daher auch der Fieber sein. Spiegelt sich aber der Karakter des Herbstes auch in andern Jahreszeiten ab, so wird auch in diesen eine gastrische Fieber-Epidemie entstehen können, und daher eine jede dauernd feuchte, nasskalte Witterung die gastrische Form hervorrufen. In den Gegenden aber, in welchen die Herbstwitterung gleichsam das ganze Jahr über vorherrschend ist, werden die gastrischen Fieber endemisch sein; ein Fall, der sich in tiefliegenden, sumpfigen, nasskalten, einer veränderlichen Witterung ausgesetzten Gegenden ereignet. Jedoch scheint zuweilen auch eine eigene Konstitution der Atmosphäre die Entstehung der gastrischen Fieber zu begünstigen, die nicht in einer solchen Herbstwitterung zu suchen ist, deren Eigenthümlichkeit wir bis jetzt noch nicht zu ergründen im Stande gewesen sind, und welche gastrische Fieber-Epidemieen in den verschiedenartigsten Gegenden, und bei der verschiedenartigsten Witterungskonstitution hervorruft. Leicht wird man einsehen, wie wichtig die Berücksichtigung dieser epidemischen und endemischen Konstitution ist, und wie sie besonders zu der Berichtigung der oft so schwankenden Diagnose der gastrischen Fieber dienen kann. Die V o r h e r s a g u n g des Saburralfiebers lässt sich nicht im Allgemeinen bestimmen. Sie richtet sich nach den Ursachen des gastrischen Zustandes, nach der verschiedenen Beschaffenheit der gastrischen Unreinigkeiten, ob diese leichter oder schwerer fortzuschaffen sind, ob sie sich vielleicht immer wieder von neuem erzeugen; nach der grösseren oder geringeren Mitleidenschaft der beiden andern Sphären, und besonders, wie sich die davon abhängenden dynamischen Verhältnisse zu jener veränderten Mischung der thierischen Materie verhalten, ob daher die Kräfte noch ziemlich bedeutend sind, und ob der Kranke im Stande ist, die oft nöthige Wiederholung der Ausleerungen zu ertragen. Gut ist daher die Vorhersagung bei ganz einfachem Saburralfie-

gastrisches.

723

her, welches von einfachen äussern Ursachen, einer Ueberladung des Magens mit Speisen und Geträukcn entsteht; weniger gut ist sie, wenn die Unreinigkeiten aus der ganzen Masse der Säfte nach dem Darm kanal abgesetzt werden, oder wenn eine bedeutende Abnormität dci Reproduktion des Darmkanals zufällig init einem Fieber zusammen trifft. Das Saburraliieber, welches sich daher aus einem yenösen gastrischen entwickelt, ist nicht so gutartig als das ursprüngliche, besonders wenn dieser venös-gastrische Zustand noch immer fortdauert, und sich stets von neuem schadhafte Stoffe nach dem Darmkanal hinziehen. Ist die Beschaffenheit der Kruditätcn ganz einfach und blande, so ist dieses nicht so schlimm, als wenn sie eine besondere Schärfe annehmen, aus kaustischer Galle, atrabilarischen mehr oder weniger fauligen Unreinigkeiten, zähem Schleim mit Würmein oder ohne solche bestehen. Wird das Saburraliieber von den hohem Graden des Reproduktions und Sensibilitätsfiebers, oder von Schleim-, Faul- und Nervenfiebern begleitet, so ist die Vorhersagung zweifelhaft. Gleichzeitige, bedeutende Fehler der Organisation in wichtigen Theilen, besonders in den Organen des Unterleibes, sind stets mit Gefahr verbunden. Die B e h a n d l u n g desSaburralßebers ist nach den verschiedenen Zuständen sehr mannigfaltig. Es tritt hier zuvörderst ein doppelter, wohl zu unterscheidender Fall ein. 1 ) Die Erscheinungen eiuer Abnormität der Reproduktion und Vegetation im ganzen Darmkanal sind die Hauptsache, die etwanigen schadhaften Stoffe nur Nebensache, sind nicht als Ursache, sondern nur als Folge jener gestörten Funklionen des Darmkanals anzusehen Dann ist es «nnöthig, diese schadhaften Materien auszuleeren; sie werden ohne Beihülfe der Kunst durch eigene Kräfte der Organe forlgeschafft, wenn man nur die gestörten Funktionen derselben hebt. Bemerkt man daher in irgend einem Fieber, die eben hinlänglich auseinandergesetzten gastrischen Erscheinungen, und zwar unter Verhältnissen, dass man sich berechtigt glaubt, dieses ein gastrisches zu nennen, so schreite man, wenn auch fast gar keine Gegcnanzei"en vorhanden sind, deswegen noch nicht auf der Stelle zur Anwendung ausleerender Mittel. Man untersuche zuerst, ob die gestörte Vegetation des Darmkanals nicht vielleicht die Hauptsache ist, und ob es nicht gelingt, durch gehörige, auf die Abnormität der Reproduktion im Allgemeinen, nnd besonders auf die der gastrischen Organe einwirkende Mittel, die Organe in den Stand zu setzen, diese schadhaften Stoffe ohne die Beihülfe der Kunst zu entfernen. Dieser Fall wird aber besonders dann eintreten, wenn der ganze Darmkanal schon vor dem Ausbruch des Fiebers der Sitz einer örtlichen Affektion war. Hat man es aber wegen grosser Menge oder besonders auffallen der Verderbniss der schadhaften Stoffe f ü r nöthig gehalten, ausleerende 4«*

'

724

Fieber

Mittel anzuwenden, erzeugen sich diese aber immer wieder von neuem, so schaffe man sie nicht immer wieder gleich auf der Slelle durch ausleerende Mittel w e g , sondern wende solche Mittel an, die der abn o r m e n Vegetation im Darmkanal angemessen sind, bringe diese mit den nie fehlenden Abnormitäten der beiden andern Sphären m gehörige Verbindung, und die schadhaften Stoffe werden dann meistens ohne künstlich hervorgebrachte Ausleerungen verschwinden. Mehr über diesen Gegenstand, und wie solche schadhafte Stoffe selbst künstlich erzeugt, und nach dem D a r m k a n a l hingelenkt werden könn e n , bei dem venösen gastrischen Fieber. 2) Die im Magen und den Gedärmen befindlichen schadhaften Stoffe sind ganz besonders zu berücksichtigen, und müssen daher, sobald als m ö g l i c h , nach unten oder oben ausgeleert werden. Dieser Fall tritt dann ein, wenn sie zu dem Fieber in einem ursächlichen Verhältniss stehen, w e n n daher der Kranke sich durch Speisen und Getränke den Magen überladen h a t , und dadurch ein Fieber b e k o m m t , oder auch w e n n d u r c h das venöse gastrische Fieber Unreinigkeiten vielleicht kritisch nach dem Darmkanal abgesetzt worden sind, ohne dass irgend die Vegetation desselben bedeutend ergriffen ist, und w e n n in diesem Falle, wie fast immer, die schadhaften Stoffe einen neuen schädlichen Fieberreiz abgeben. Aber selbst w e n n sie Folge einer örtlichen Krankheit des Darmkanals sind, müssen sie doch zuweilen künstlich fortgeschafft w e r d e n , wenn sie durch ihre grosse Menge und Schärfe nachtheilig auf diesen und das begleitende Fieber einwirken. Z w a r ist man in diesen Fällen oft im Stande, durch eiue vermehrte Thätigkeit der Organe, besonders durch die A n w e n d u n g bitterer spirituöser Mittel, diese Unreinigkeiten ohne ausleerende Mittel fortzuschaffen; allein w e n n diesen keine deutliche Gegenanzeige im W e g e steht, k o m m t man durch sie doch meistens weit leichter und schneller zu seinem Z w e c k . Häufig kann hier selbst eine zu lange Aufschiebung der ausleerenden Mittel sehr schädlich w e r d e n , denn die schadhaften Stoffe nehmen dann nicht selten eine grosse Schärfe und gleichsam giftige Eigenschaft an, dass sie theils, wenn gleich P r o d u k t einer fehlerhaften Vegetation, diese noch immer vermehren, thcils auch die anderen Sphären, besonders aber die Sensibilität sehr schnell in Mitleidenschaft ziehen, daher K r ä m p f e , Nervenzufälle und ein schnelles Sinken der dynamischen Verhältnisse hervorbringen. Hier tritt dann der Fall ein, w o man 6elbst am Krankenbette oft zu den grössten Trugschlüssen, u n d daher zu falschen Erfahrungen verleitet w u r d e . Die allein in der Absicht, um auf die Sensibilität einzuwirken, oder zu reizen und zu stärk e n gegebenen Mittel, erregten wegen ganz eigener Stimmung der Thäligkeit des Darmkanals, Ausleerungen nach oben oder unten, wod u r c h dann jene schadhaften Stoffe weggeschafft w u r d e n , und z w a r häufig u n t e r sehr schnellem Besserwerdeu. Man freute sich um der

gastrisches.

725

trefflichen W i r k u n g dieser Arzcneien, nahm daraus einen Beweis, dass es der ausleerenden Mittel nicht bedürfe, bedachte n i c h t , dass diese Mittel ganz als solclic gewirkt h a t t e n , und dass man den nämlichen Knizweck weit schneller, zweckmässiger und sicherer durch gewöhnliche ausleerende Mittel halte erreichen können. D e m n a c h hat man folglich beim Saburralfieber zwei Arten von Mitteln, solche, die vorzüglich auf die Reproduktion des Darmkanals e i n w i r k e n , die Thätigkeit, desselben zu erhöhen im Stande sind, und nach oben oder unten ausleerende Mittel. In welchen Fällen die eine oder die andere Art angewendet werden kann und m u s s , geht hinlänglich aus dem im Vorhergehenden Gesagten hervor. D e r v o r t e i l h a f t auf die Vegetation des Darmkanals einwirkenden Mittel, giebt es eine grosse Menge. Die drei passendsten und vorzüglichsten sind: 1 ) Der S a l m i a k ( A m m o n i u m muriaticum d e p u r a t u m ) , besonders deswegen eines der zweckmässigsten Mittel, weil es zu gleicher Zeit v o r t e i l h a f t auf eine abnorm erhöhete Irritabilität einwirkt, oder kühlt. Der Salmiak passt daher vorzüglich bei einem gleichzeitigen bedeutenden Fieberzustande, bei einem vollen und harten Pulse, grosser Hitze u. s. w . Man giebt ihn in 2 4 Stunden zu 2 uud 3 Drachmen in einem aromatischen Wasser aufgelöst, mit Zusatz von Succus liquiritiae, welcher seinen so sehr üblen Geschmack am besten verbessert. 2 ) D i e b i t t e r n M i t t e l . Gleichfalls sehr w i r k s a m ; n u r haben sie leicht eine nachthcilige E i n w i r k u n g auf das begleitende Leiden der Irritabilität, oder e r h i t z e n ; sie passen daher nicht bei vollem und hartem Puls und grosser Hitze. Einige unter ihnen besitzen diese Eigenschaft in einem gelinderen G r a d e , verdienen daher den Vorzug, und können besonders in Verbindung mit Salmiak schon bei einem ziemlich bedeutenden Fieberzustande angewendet werden. Dahin gehören das extractum hellenii, trifolii aqnatici und dieQuassia, sowohl im E x t r a k t , als auch das Holz in Infusion. Die biltern E x t r a k t e giebt m a n drachmcnweise in aromatischem W a s s e r aufgelöst, mit Zusalz von Salmiak. Schon in einem weit höheren Grade erhitzend sind die meisten andern bitteren Mittel, die Gentiana, das E x t r a k t der Pomeranzenschaalen, besonders aber die bittern Essenzen und Tinkturen. Mit ihrer Anwendung muss man dalj®r bei einem, n u r einigermaassen bedeutenden Fieber behutsam sein; desto besser aber vertragen sie sich mit einem hervorstechenden Leiden der Sensibilität. 3 ) Die R h a b a r b e r i n - k l e i n e n G a b e n . Unstreitig eines vorzüglichsten, auf abnorme Reproduktion der Verdauungsorgane w i r k e n d e n , oder magenstärkenden Mittel, n u r nicht ganz frei schädlichen Einwirkungen auf die Irritabilität oder erhitzend; uach sind die Fälle zu bestimmen, in denen ihre A n w e n d u n g

der einvon hierStatt

726

Fieber

findet.

Man

kann

übrigens

die

Rhabarber,

zweckmässig mit bittern Mitteln verbinden, zeigt w e r d e n ,

besonders und

die

Tinktur

weiterhin wird ge-

dass sie in stärkeren Gaben in gewissen Fällen auch

eines unserer zweckmässigsten ausleerenden Mittel ist. D i e a u s l e e r e n d e n M i t t e l bestehen bekanntlich aus abführenden und Brechmitlein.

Es

ist natürlich

nichts weniger als

w e l c h e von beiden Arten man a n w e n d e t ; auch

gleichgültig,

sind sie bei wirklich

vorhandenen Unreinigkeiten, die ausgeleert werden m ü s s e n , nicht sogleich ohne weitere R ü c k s i c h t zu reichen.

"Man hat nämlich

immer

zuerst zu untersuchen, ob die Unreinigkeiten auch schon zum Ausleeren geschickt sind, und ist dieses nicht der F a l l , so müssen sie erst dazu vorbereitet, oder beweglich gemacht werden. stände

F o l g e n d e drei. Z u -

sind a b e r besonders der Ausleerung der Unreinigkeiten

hin-

derlich. 1 ) Die

schadhaften Stoffe

bestehen

aus einem zähen

Schleim,

der entweder in dem D a r m k a n a l selbst erzeugt, oder aus der ganzen Masse der Säfte in diesen abgesetzt ist.

E s hängt sich dieser so fest

an die W ä n d e des Magens und ganzen Darmkanals an, dass g e w ö h n lich

ausleerende

Mittel

nicht

im S t a n d e

sind,

ihn aufzulösen

und

wegzuschaffen. 2 ) D i e Materie besteht aus einer scharfen, kaustischen Galle im ganzen D a r m k a n a l ,

und besonders im M a g e n ,

durch ihre S c h ä r f e

einen krampfhaften

die in diesen Theilen

Zusland hervorbringt,

dann

wirken die ausleerenden Mitlei nicht, vermehren w o h l gar n o c h diesen krampfhaften Zustand, und so die krankhaften Erscheinungen. 3 ) Mit den Unreinigkeiten ist eine grosse Trockenheit zen Darmkanals verbunden,

Giebt man in diesem F a l l

des

gan-

ausleerende

Mittel, so erzeugen sie meistens sehr Starke wässrige Stuhlgänge, w o durch

gar keine schadhaften StoiTe ausgeleert w e r d e n ,

und welche

den K r a n k e n stets u n n ö t i g e r w e i s e entkräften. V o n den beiden ersten Zuständen und ihrer Erkenntniss ausführlich bei den S c h l e i m -

und Gallen fiebern; hier allein von der grossen

Trockenheit der Eingeweide.

Man erkannt diesen Zustand ausser den

bekannten gastrischen Zufällen-, aus einer sehr trockenen Pergament ähnlichen

Zunge,

den Vorschriften

und einer der

hartnäckigen

gastrischen S c h u l e

Leibesverstopfung.-

soll

man

Nach

den K r a n k e n

einem solchem Falle etwas k ü h l legen, ihn nur leicht bedecken,

in um

durch Verminderung der Ausdünstung der Haut, die des Darmkanals, den sogenannten Intestinalechweiss, zu v e r m e h r e n ; ferner soll man viel trinken lassen, um dadurch die Unreinigkeiten anzufeuchten, und dazu sogenannte säuerliche Ptisanen aus P f l a u m e n , Kirschen und anderm O b s t w ä h l e n ; endlich abführende und Brechmittel, besonders Antimonialia

in

kleinen Gaben

anwenden,

so dass sie keine Airsleerungen

hervorbringen, sondern allein die Darmsekretion befördern, so die Un-

gastrisches.

727

reinigkeiten anfeuchten, und zum Ausleeren geschickt machen. Allein diese Trockenheit der Därme ist wohl immer Folge einer zugleich Statt findenden bedeutenden Affektion der Irritabilität, wodurch Kontraktion gesetzt, daher die Sekretionen im Allgemeinen, und also auch die des Darmkanals vermindert wird. Das beste Mittel in diesem Falle, die Uneinigkeiten beweglich zu machen, wird daher sein, das Fieber durch kühlende antiphlogistische Mittel, vielleicht selbst durch Biutauslecrungen zu vermindern. Dadurch giebt man Gelegenheit zu dem Ehtsteheu der sogenannten kritischen Erscheinungen, und dann wird sich häufig zu gleicher Zeit vermehrte Darmabsonderung mit vermehrter Ilautabsonderung oder Schweiss einstellen. Auch sind in der That alle die Mittel, die zur Befeuchtung der Unreinigkeiten Vorgeschlagen werden, mehr oder weniger Antiphlogistica. Sind die Unreinigkeiten gleich von Anfang an beweglich, oder dieses erst späterhin geworden, so hat man zuvörderst zu bestimmen, ob die Ausleerung derselben nach unten oder oben durch abführende oder Brechmittel geschehen soll. Dip A n w e n d u n g d e r B r e c h m i t t e l findet in der Regel mehr au Anfang, als im Verlauf des Saburralfiebers Statt; denn natürlich sind im Anfange die Unreinigkeiten mehr im Magen und den obern ThciJen des Darmkanals, späterhin ziehen sie sich aber weiter herunter in die untern Thcile desselben. Ausserdem erfordern in der Regel die galligen Unreinigkeiten eher Brechmittel, da diese stets mehr im Magen und Duodenum enthalten sind. Die speziellen Zeichen der nach obenturgeszirendenUnreinigkeiten sind: ein unangenehmer, meistens bitterer Geschmack, mit öfterem Aufstossen verbunden, ein Drücken und selbst schmerzhaftes Gefühl in der Herzgrube, Schmerzen vorn inderStirne, ein trauriges, hypochondrisches Wesen, Aengstlichkeit, eine nicht selten mit diesen Zufällen verbundene Schwäche, die hier oft durch die Anwendung eines einzigen Brechmittels gehoben wird, vor allen Dingen endlich Uebelkeiten und Vomiturilionen. In allen diesen Fällen muss man die schadhaften Stolle durch Brechmittel ausleeren, und kann sie nicht durch ablührende Mittel ersetzen. Zuweilen tritt der Fall ein, dass Brechmittel durchschlagen, oder als abführende Mittel wirken. Dieses ist besonders der Fall, wenn der Kranke kurz vorher ein abführendes Mittel genommen, oder gerade von freien Stücken einen Durchfall h a t , auch wenn das Brechmittel zu lange ist aufgeschoben worden. In solchen Fällen muss man ein Brechmittel geben, welches nach Erfahrung nicht leicht durchschlägt. Es verdient daher hier die Ipekakuanha den Vorzug vor dem Brechweinstein; beinahe noch zweckmässiger ist wohl die Verbindung beider; ingleichem wird eine Mischung aus 15 Gran Ipekakuanha, und 2'Gran Goldschwefel ausserordentlich gerühmt, und endlich rathen einige Acrzlc hier das Brechmittel mit anhaltenden schlei-

7'28

Fieber

migen Milteiii, besonders mit Stärkemehl zu verbinden. liier das Brechmittel in einer einzigen, und nicht in

Ferner muss abgebrochenen

Gaben gereicht werden, und man darf den Kranken nicht zuviel nachtrinken lassen, damit das Mittel nicht zu sehr verdünnt, und dadurch seine Brechen erregende Kraft vermindert wird. Ist bei der Indikation zum Brechen ein Durchfall vorhanden, so 6ucht man vorher erst durch schleimige Mittel, besonders eine Emulsion aus Mandeln mit arabischem Gummi diesen anzuhalten, und giebt dann das Brechmittel.

Ist aber der Fall mehr oder weniger dringend,

darf man das Brechen nicht länger mehr aufschieben, so giebt man erst ein schleimiges Klystir aus Stärkemehl oder arabischem Gummi, mit Zusatz von 1 0 bis

höchstens 1 5 Tropfen der einfachen Opium-

tiuktur, und ein bis zwei Stunden darauf das Brechmittel, oder auch innerlich eine halbe, bis ganze Stunde vor der Anwendung desselben, Opium, wozu sich liier,

besonders wegen des starken Zusatzes von

aromatischen Substanzen der Theriak (Electuarium theriaca) eignet. Schlägt allen diesen Vorsichtsmaassregeln ungeachtet das Brechmittel doch durch, ein Fall, der sich allerdings zuweilen ereignet, so ist meistens Opium das einzige Mittel, den schädlichen Folgen vorzubeugen. Von manchen Arten des schweren Erbrechens, und von der Anwendung der Brechmittel, gar nicht

in

der Absicht,

um schadhafte

Stoffe auszuleeren, weiter unten. Die a b f ü h r e n d e n

Mittel

finden

dann im Saburralfieber ihre

Anwendung, wenn die Unreinigkeitcn nach unten turgesziren; dieses wird aber in der Regel immer erst im spätem Zeitraum der Krankheit der Fall sein, wenn sie sich aus dem obern Theil des Darmkanals herabgesenkt haben.

Die speziellen Zeichen der nach unten tur-

geszlrenden Uneinigkeiten sind: Schvvcre in denKnieen, und Schmerzen ziehender Art in den Lenden, ein getrübter, dem des Rindviehes ähnlicher Urin, ein gespannter, auch wohl etwas schmerzhafter Unterleib, Leibschneiden und andere Arten von Kolikschinerzen, eine Neigung zum Durchfall, und Abgang häufiger übelriechender Winde. Immer muss man mit den abführenden Mitteln weit behutsamer als mit den Brechmitteln sein, denn sie wirken leichler nachtheilig auf die dynamischen Verhältnisse ein, und sind selbst im Stande den örtlichen Fehler der Vegetation im Darmkanal zu vermehren, oder ihn gar herbeizuführen.

Diese Vorsicht

ist weniger nölhig,

wenn

man

voraussieht, dass ein P a a r Darmausleirungen hinlänglich sein würden; ein Fall, der beim einfachen von Kruditäten im Darmkanal entstandenen Saburralfieber eintritt, oder wenn nach der Anwendung eines Brechmittels nicht wie gewöhnlich ein Paar Stuhlgänge erfolgen, und man diese durch ein gelindes abführendes Mittel hervorbringen muss, weil beim Bicchen ein Theil der schadhaften Stoffe stets in den unteren

Theil

des Darmkanals

abgeleitet

wird.

Hingegen

wird diese

gastrisches.

729

Vorsicht h ö c h s t n ö t h i g , w e n n m a n v o r a u s s i e h t , dass m a n m e h r e r e Ausleerungen w i r d h e r v o r b r i n g e n m ü s s e n , u n d w e n n dabei, w i e dieses fast i m m e r der Fall i s t , die dynamischen Verhältnisse bedeutend u n t e r den N o r m a l g r a d h e r a b g e s u n k e n sind. Dieser U m s t a n d ereignet sich aber v o r z ü g l i c h , w e n n sich das S a b u r r a l f i c b e r aus d e m v e n ö s - g a s t r i s c h e n e n t w i c k e l t , d a h e r bei d e n alrabilarischen, Gallen-, Schlcimfiebern u. s. w . E s ist hier besonders wichlig, dass die a b f ü h renden Mittel z u r e c h t e r Z e i t , d. h . , w e n n sich gerade bewegliche gastrische Unrcinigkeiten im D a r m k a n a l befinden, a n g e w e n d e t w e r d e n , u n d nicht e t w a zu f r ü h , e h e die schadhaften S t o ß e in diesen abgesetzt sind. Man w i r k t sonst d a d u r c h besonders nachl heilig auf die d y n a mischen Verhältnisse u n d die beiden andern S p h ä r e n ein, z i e h t die Sensibilität in bedeutende Mitleidenschaft, u n d w e n n sich n a c h h e r w i r k l i c h e schadhafte Stoffe in dem D a r m k a n a l absetzen, verbietet vielleicht die künstlich herbeigerufene A b n o r m i t ä t derselben die A n w e n d u n g ausleerender Mittel. A b e r selbst w e n n die Unreinigkcilcn schon im D a r m k a n a l u n d b e w e g l i c h sind, k a n n m a n d u r c h u n b e h u t s a m angewendete a b f ü h r e n d e Mittel, Ausleerungen h e r v o r b r i n g e n , die n i c h t s , oder doch n u r sehr w e n i g von den schadhaften Stoffen wegschaffen. Dieses ist besonders der Fall, w e n n m a n die Ausleerungen zu s e h r übereilt. In den Fällen des Saburralfiebers daher, w e l c h e s sich aus dem venös-gastrischen entwickelt h a t , besonders w e n n damit ein bedeutendes Leiden d e r Sensibilität u n d sehr gesunkene d y n a m i s c h e Verhältnisse v e r b u n d e n s i n d , m u s s m a n nie m e h r als höchstens 3 bis 4 S t u h l g ä n g e täglich h e r v o r zu bringen s u c h e n , und diese lieber desto läDger, w o h l 8 bis l ü Tage, fortsetzen. D e n nämlichen E n d z w e c k k a n n m a n u n m ö g l i c h m i t einem einzigen s t a r k e n A b f ü h r u n g s m i t t e l hervorbringen. E s m a c h t dieses w o h l eine Menge Ausleerungen h i n t e r e i n a n d e r , alle diese sind w ä s s e r i g , die schadhaften Stoffe w e r d e n d a d u r c h nicht ausgeleert, u n d der K r a n k e k ö m m t dabei ausserordentlich schnell v o n K r ä f t e n . ... N o t h w e n d i g , w i e m a n leicht einsieht, ist es d a h e r , einen j e d e n S t u h l g a n g des K r a n k e n auf das sorgfältigste z n u n t e r s u c h e n , u n d m i t den A u s l e e r u n g e n n u r so lange f o r t z u f a h r e n , als diese auf irgend eine andere A r t eine f e h l e r h a f t e Beschaffenheit zeigen, auf der Stelle d a h e r diesen E i n h a l t z u t h u n , sobald nichts S c h a d h a f t e s m e h r ausgeleert w i r d . Allein es k ö n n e n a u c h w o h l anhaltend schadhafte Stoffe w e g geschafft w e r d e n , dessenungeachtet der fernere G e b r a u c h d e r a b f ü h r e n den Mittel höchst nachtheilig s e i n , u n d der K r a n k e dabei z u G r u n d e gehen. Dieser Fall tritt besonders bei den w e i t e r u n t e n z u beschreibenden, bösartigen, venösen gastrischen Fiebern ein, w o sich d u r c h eine f o r t d a u e r n d e fehlerhafte Mischung der thierischen Materie stets n e u e s c h a d h a f t e S t o f f e erzeugen, u n d n a c h dem D a r m k a n a l hingeleitet w e r den. D a s Erscheinen der s c h a d h a f t e n S t o f f e n i m m t d a n n in eben dein

730

Fieber

Maasse zu, als diese ausgeleert werden. Unter dem beständigen Abgang einer sehr stinkenden, und in jeder Rücksicht übel gemischten Materie, vermehren sich alle Krankheitserscheinungen, und dieses dauert so nicht seilen bis zum Tode fort. Die Ausleerungen schadhafter Stoffe müssen daher auch mit Abnahme der Zeichen der gasirischen Zufälle, mit Verminderung der verschiedenen krankhaften Erscheinungen, und einem Zurückkehren der Abnormitäten der Irritabilität und Sensibilität zu ihrem Normalverhältniss verbunden sein; sobald alle Symptome zunehmen, besonders die Sensibilität in immer deutlichere Mitleidenschaft gezogen w i r d , die Kräfte sehr schnell sinken, die schadhaften Stolle sich in eben dem Maasse erneuern als man sie ausleert, muss man den Ausleerungen schnell Einhalt thun. Auf diese Art vermeidet man ess durch abführende Mittel vielleicht immer wieder von neuem eine fehlerhafte Mischung der thierischen Materie hervorzurufen, und diese schadhaften Stoffe nach dem Darmkanal hinzuziehen. Ein abführendes Mittel hat eigentlich keine bestimmte Gabe. Zuweilen erfolgt die erwünschte Wirkung nach sehr kleinen Dosen, zuweilen werden dazu ausserordentlich grosse erfordert. Häufig hängt dieses zwar von der eigentümlichen Konstitution des Kranken, aber eben so häuGg von einer veränderten Stimmung der Thätigkeit des Darmkanals, und von der Beschaffenheit der schadhaften Stoffe ab. D a man nun dieses niemals mit Sicherheit vorher wissen k a n n , so ist es immer zweckmässig, ein abführendes Mittel nie auf einmal, sondern immer in abgebrochenen Gaben zu reichen. Man kann auf diese Art am allerbesten die nöthige Menge der Ausleerungen abmessen, läuft nicht Gefahr, dass diese zu stark werden, und kann ihnen, wenn man es f ü r nötbig hält, sehr schnell Einhalt thun. Zuweilen dauert es sehr lange, ehe nach der Anwendung ausleerender Miltel die Ausleerung wirklich erfolgt. Es würde hier sehr unzweckmässig sein, das Abführungsmittel sehr lange fortzubrauchen. Hat man daher schon eine ziemlich starke Gabe gereicht, und die Wirkung will noch immer nicht erfolgen, so halte mau dann damit ein, und gebe ein Paar gelinde eröffnende Klyslire, und man wird häufig sehen, dass nun der erwünschte Erfolg auf einmal eintritt. Bekanntlich giebt es besonders zwei Arten von abführenden Mitteln, kühlende und erhitzende. Die kühlenden wirken zugleich vort e i l h a f t auf die begleitende Abnormität der Irritabilität oder das Fieber; sie passen daher vorzüglich, wenn dieses mehr oder weniger heftig ist, die Krankheit den Karakter der Synocha hat, daher bei starkem, vollem Aderschlag und grosser Hitze. Hierher gehören der gereinigte Weinstein (Tartarus depuratus), das Glaubersalz (Natrum sulphuricum cryslallisatum), das Bittersalz (Magnesia sulphurica), das Seignettesalz (Tartarus natronatus), die Tamarinden, die Manna u. s. w., die man dea Kranken in den bekannten Verbindungen bald in gros-

gastrisches.

731

serer, bald in kleinerer Gabe reicht, und 6ie in den höheren Graden des entzündlichen Zustandes, besonders mit Salpeter (Kali nitricum) verbindet. Die erhitzenden, abführenden Mittel wirken nachthcilig auf die Abnormität der Irritabilität. das Fieber ein, dagegen vortheilhaft. auf die unter den Normalgrad herabgesunkenen, dynamischen Verhältnisse, wenigstens 60 lange, als sie nicht starke Ausleerungen hervorbringen. Sic passen daher nicht, 60 lange die Fieberbewegungen nur einigermaassen bedeutend sind, können dagegen aber mit grossem Nutzen angewendet werden, wenn die dynamischen Verhältnisse bedeutend herabsinken, und zu gleicher Zeit die Sensibilität bedeutender als die Irritabilität crgriiFen ist. Dahin gehören besonders die Jalappe, die Sennesblätter, die Rhabarber u. s. w. Ucber die Verbindung dieser Mittel mit andern, vortheilhaft auf die Sensibilität und die dynamischen Verhältnisse einwirkenden Arzeneien ein mehreres bei den Komplikationen des gastrischen Fiebers. Von der Rücksicht aber, die bei der Anwendung der ausleerenden Mittel, zuweilen aus der eigenen Beschaffenheit der schadhaften SlofTe hervorgeht, ausführlich bei den Gallen- und Scbleimfiebern. Zuweilen hat der Krauke beim SaburralGeber schon Erbrechen oder Durchfall. Werden hierdurch offenbar schadhafte Stoffe ausgeleert, die Ausleerungen sehr gut ertragen, tritt danach Erleichterung ein, und nehmen besonders die Kräfte dabei eher zu als ab, so geschieht hier durch heilsame Bemühungen der Natur, was man späterhin durch die Kunst hätte thun müssen. Solchen Ausleerungen muss man daher ihren freien Lauf lassen, und nur dafür sorgen, dass die Natur in ihren Anstrengungen nicht zu heftig wird. Unglaublich ist es übrigens, wie lange in manchen Arten des gastrischen Fiebers diese Ausleerungen fortdauern, und wie kopiös sie sein können, ohne dass der Kranke sehr davon angegriffen wird, und man daher nöthig hätte, sie anzuhalten. Ja häufig wird sogar der geringste Versuch, den man dazu macht, augenblicklich den Zustand verschlimmern, und man daher genöthigt sein, auf der Stelle die Ausleerungen wieder herzustellen. Fangen indessen die abgehenden Stoffe an, unschadhaft, und mehr oder weniger wässrig zu werden, nehmen die übrigen Zufälle der Krankheit mehr zu als ab, oder waren diese Erscheinungen glcich von Anfang an mit den Ausleerungen verbunden, so muss man nach den Umständen diese entweder gleich anzuhalten, oder doch zu vermindern suchen. Dieser Fall tritt übrigens besonders ein. wenn man gleich zu Anfang ein zu stark abführendes Mittel gegeben, oder ein Brechmittel durchgeschlagen hat. Es können in diesem Fall allerdings noch schadhafte Stoffe im Darmkanal enthalten sein, die aber durch die vorhandenen Ausleerungen nicht weggeschafft werden, und die man vielleicht im späteren Zeiträume der Krankheit noch künst-

Fieber

732

lieh ausleeren muss. Die hier beim Durchfall nach Erfahrung z w e c k mässigsten Mittel sind: in leichten Füllen eine Mandelmilch mit arabischern Gummi, die Wurzel der Arnika zu einer halben D r a c h m a , 2 bis 3 mal täglich und Klystire von S t ä r k e m e h l ; in dringenden Fällen aber die vorsichtige Anwendung des Opiums, zuerst in Klystiren von 1 0 bis 1 5 T r o p f e n , u n d , helfen diese nicht, selbst innerlich z u sechs Tropfen und mehr. W i e ein zti starkes Erbrechen zu behandeln, davon bei dem Gallenfieber. Die D i ä t im Saburralfieber erfordert eine ganz besondere Rücksicht. Hier findet mehr als in irgend einer Krankheit das Sprichwort der Alten seine A n w e n d u n g : morbum nutris non a e g r u m ; denn in keinem andern Fall thut der Magen und D a r m k a n a l so wenig seine Schuldigkeit als in diesem. Man muss daher sehr wenige, ja fast gar keine Nahrungsmittel reichen. Auch hat der K r a n k e fast niemals Appetit, und äussert er Verlangen nach S p e i s e n , so wird dieses mehr durch Langeweile und Neigung zu Leckerbissen, als durch w a h r e E s s lust hervorgebracht. Reicht man indessen einige N a h r u n g , so m u s s diese besonders von der Art sein, dass sie keine Verstopfung macht, und leicht verdaut werden kann; daher sie vorzüglich aus dem Pflanzenreich zu wählen ist. Z u m Getränk sind besonders diejenigen säuerliclicn Plisanen zweckmässig, die den Leib gelinde offen erhalten, wenn der K r a n k e anders nicht den Durchfall hat. ses Verlangen

S e h r häufig äussern die Kranken ein gros-

nach W e i n .

Man

kann

diesen

unbedingt

erlauben,

wenn es nicht e t w a die Heftigkeit des begleitenden Leidens der Irritabilität verbietet; der W i r k u n g der ausleerenden Mittel ist er keinesw e g s hinderlich. In der Rekonvaleszenz nach dem Saburralfieber

findet

der Ge-

brauch der gewöhnlichen Mittel Statt^ besonders aber sind diejenigen z u empfehlen, die zugleich magenstärkend sind, weil doch meistens immer noch eine Abnormilät in der Reproduktion und Vegetation des D a r m k a n a l s zurückbleibt, daher die bittern Mittel, die biltern E x t r a k t e in einem aromatischen W a s s e r gelöst, vorzüglich auch das Elixir aurantiorum compositum, späterhin dann die China und das Eisen.

Nur

einigermaassen schwer verdauliche Speisen sind dabei natürlich sorgfältig zu vermeiden. Zuweilen bleiben nach einem glücklich beendigten Saburralfieber allerhand kleine Beschwerden zurück. 1 ) D e r K r a n k e bringt die Nächte schlaflos z u , ob er gleich im höchsten Grade entkräftet, und sehr müde ist.

D a r a n ist häufig eine

zurückgebliebene S c h w ä c h e oder krankhafte Reizbarkeit des

Magens

S c h u l d , und magenstärkende Mittel wirken hier S c h l a f erregend wie Opium.

G a n z vorzüglich w i r k s a m haben sich

hier

bewiesen:

eine

T a s s e w a r m e r rother W e i n mit vielen G e w ü r z e n , besonders Nelken,

gastrisches.

733

jeden Abend kurz vor Schlafengehen getrunken, oder auch eine Mischung aus der weinigen Rbabarbertinktur, Visceralelixir und Pfeffermünzwasser zu gleichen Theilen, wovon täglich dreimal ein Esslöffel voll zu nehmen. 2 ) Leichte, gichtische und rheumatische Zufälle, die nach geendigtem Fieber zurückbleiben. Dieser Fall tritt besonders ein, wenn das Saburralfieber aus einem venös-gastrischen entstanden ist, man die Ausleerungen ein wenig zu lange fortgesetzt hat, und dadurch ein kleiner Theil der schadhaften Stoffe, welcher durch die Haut ausgeleert sein wollte, zurückgehallen worden ist. Einige lauwarme Bäder, verbunden mit gelinden, schweisstreibenden Mitteln, machen dieses Versehen meistens wieder gut, und heben jene Zufälle. 3 ) Es bleibt zuweilen ein kleiner, trockener Husten zurück, der nicht ohne alle Bedeutung ist, und selbst wohl Veranlassung zur Entstehung der Schleimschwindsucht werden kann. E r entsteht entweder von einigen im Magen zurückgebliebenen schadhaften Stoffen oder von einer gestörten Ilautkrise; man hebt ihn daher entweder dm'ch ein gelindes Brechmittel, oder durch diaphoretische Arzeneien. Man kann nicht immer genau vorher bestimmen, welcher von diesen Fällen Statt findet, und muss daher häufig beide Arten von Mitteln versuchen. Zuweilen hat dagegen empirisch das isländische Moos allein, oder in Verbindung mit China gute Dienste gethan. K o m p l i k a t i o n d e s g a s t r i s c h e n F i e b e r s . 1) M i t d e n b ö s a r t i g e n N e r v e n f i e b e r n . Die gastrischen Erscheinungen sind hier oftmals gleich im Anfange hervorstechend. Anhaltender Ekel und Uebelkeilen, Gefühl von Angst und Völle in der Herzgrube, dauernd bitterer Geschmack im Munde, Schmerzen in den Gedärmen, verbunden mit öfteren stickenden Ausleerungen, auch wohl leichtes ikterisches Ansehn, besonders im Gesicht, sind dann so gar häufig, dass man das Uebel besonders in den ersten Tagen, für ein einfaches, vorzüglich galliges Fieber hält, wenn nicht etwa der Karakter der Epidemie oder die deutliche Ansteckung die Diagnose sichern. In diesem Falle ist denn stets eine wahrhaft gastrische Komplikation anzunehmen, die eine entschiedene Rücksicht bei der Behandlung erfordert. Eiqe solche Komplikation findet aber vorzüglich in demjenigen anstekkenden Typhus Statt, welcher bei einer, dem gastrischen Zustande entsprechenden Witterungs-Konstitution, daher in der Hitze des Sommers, und überhaupt in heissen Klimaten herrscht. Hier liegt es sogar ohne allen Zweifel in der Eigentümlichkeit des die Krankheit erzeugenden Kontagiums auf die gastrischen Organe, und vorzugsweise auf das Lebersystem einzuwirken, wovon das gelbe Fieber den deutlichen Beweis giebt. Die Behandlung geschieht hier nach den hinlänglich im Vorigen auseinander gesetzten Regeln. Dabei erfordert indessen die Idee des

734

Fieber

Typhus in sofern grosse Rücksicht, als sie zu einer besondern Vorsicht bei der etwanigen Anwendung der ausleerenden Mittel auffordert; nur zu leicht wirken diese hier abnorm, erregen die fürchterlichsten,' durch nichts zu stillenden Ausleerungen, ziehen dadurch denn auch die Irritabilität im Darmkanal in Mitleidenschaft, und können daher manches zum unglücklichen Ausgange beitragen. Im ersten Zeiträume der Krankheit 6ind zuweilen wegen wirklicher, nach oben turgeszirender Unreinigkeiten, Brechmittel angezeigt, wclche jedoch stets nur mit der ausserordentlichsten Behutsamkeit gereicht werden müssen. Sie schlagen hier ganz besonders leicht durch, erregen die fürchterlichsten, durch nichts zu stillenden Durchfälle, und auch die verschiedenen, beim Gallenfieber abgehandelten Arten des schweren Erbrechens kommen hier sehr häufig vor, daher die bei diesem gegebenen Vorsichtsmaassregeln niemals ausser Acht zu lassen sind. Aber freilich eben so häußg hat hier die Natur so schon das fürchterlichste, durch nichts zu stillende Erbrechen hervorgebracht, welchem man, wenn gleich von wirklichen schadhaften Stoffen entstehend, nicht schnell genug Einhalt thun kann. Ausserdem darf man in dieser ersten Periode noch am dreistesten mit den abführenden Mitteln verfahren. Da die Affektion der dynamischen Verhältnisse in der Regel dann noch nicht sehr bedeutend ist, so hat man durch die Entleerung lymphatischer Feuchtigkeiten noch keine so sehr nachteiligen Einwirkungen auf dieselben zu fürchten, und diese kann auf das stets bedeutende Leiden der Irritabilität einen vortheilhaften Einfluss haben. In den spätem Zeiträumen der Krankheit hingegen, wenn die Sensibilität schon in bedeutende Mitleidenschaft gezogen ist, erfordert die Anwendung der abführenden Mittel desto grössere Behutsamkeit. Die schadhaften Stoffe haben hier oft schon einen starken Durchfall hervorgebracht, der häufig allein auf Rechnung in der ersten Periode verabsäumter ausleerender Mittel zu schieben ist, und den man eher vermindern als vermehren muss. Sollte indessen der Kranke, bei wirklichen schadhaften Stoffen, nicht gehörige Darmausleerungen haben, so müssen diese auch jetzt noch durch innere Mittel befördert werden, besonders wenn etwa zu diesem Endzweck gegebene Klystire den erwünschten Erfolg nicht haben. Hierzu eignet sich denn vorzugsweise die Rhabarber, besonders die weinige Tinktur derselben, die man geradezu mit den auf die Sensibilität einwirkenden Mitteln verbindet. Der sich mit dem ansteckenden Typhus verbindende gastrische Zustand ist übrigens verschieden. Sporadisch kommen nicht selten bei Prädisposition d a z u , die oben beschriebenen schwarzgalligen Unreinigheiten vor, w o denn allerdings die verschiedenen auflösenden Mittel, vorzüglich das Extrakt der Aloe, von grossem Nutzen sein können. Epidemisch beobachtet man einen galligen und schleimigen Zustand. Aus ersterem entwickeln sich besonders leicht die Erscheinungen des Faulfiebers;

gastrisches.

735

saure und andere der fauligen Vcrdcrbniss der Galle Grämen setzende Mittel sind liier angezeigt. In letzlerem können Salmiak, Antimonialia, andere schleimauflösende Mittel und vor allem das versüsste Quecksilber von Nutzen sein, welches letztere indessen von manchen, vorzüglich englischen Aerzlen sicher viel zu allgemein empfohlen wird. Empirisch werden endlich noch im allerfrühesten Zeitraum der Krankheit, bei gar nicht vorhandenen, oder wenigstens nicht sehr hervorstechenden gastrischen Erscheinungen, Brechmittel empfohlen, und die Erfahrung aller Aerzte und der neuesten Zeiten bürgt für ihre grosse Wirksamkeit. In der That, wenn irgend ein Mittel im Stande ist, dem ganzen Verlauf der Krankheit einen gutartigen Karakter einzuprägen, so ist es dieses. Besonders wird dadurch späteren Verbindungen mit einem galligen Zustande und bedeutenden Nervenzufällen vorgebeugt. Diese grosse Wirksamkeit lässt sich auch einigermaassen erklären, denn im Vorhergehenden ist schon die ausserordentlich v o r t e i l h a f t e Einwirkung der Brechmittel auf die Reproduktion und Vegetation der Leber und des ganzen lymphatischen S y stems, und ihre bedeutenden, wahrscheinlich durch die heftige E r schütterung bewirkten krampfsdllenden Kräfte, hinlänglich auseinander gesetzt worden. Man beginne daher in der Regel mit einem Brechmittel die Behandlung eines jeden Typhus. Je früher, folglich am ersten oder zweiten Tage der Krankheit, dieses gereicht wird, desto wirksamer zeigt es sich allerdings; aber auch in den spätem Tagen bringt es oft noch sehr erwünschte Wirkungen hervor, macht, dass die Nervenzufalle verschwinden, der Kopf freier wird, das Irrereden nachlässt, das Ansehen heiterer wird, und die wohlthäligen Krisen leichter eintreten. In einzelnen Fällen kann man sogar die Brechmittel zwei und mehrere Male wiederholen. Dass man hier besonders darauf zu sehen hat, ein etwaniges Durchschlagen zu verhüten, und dass dieses gerade dann oft am allerleichtesten geschieht, wenn schadhafte Stoffe am dringendsten zum Brechen auffordern, ist schon oben erinnert worden. Aus diesem Grunde verdient auch eine Verbindung der Ipekakuanha und des Brecliweinsteins den Vorzug vor andern Brpchmitteln, und bei grosser Gefahr des Durchschlagens, hat man sich derselben gänzlich zu enthalten. Imglcichcn giebt ein bedeutender, allgemeiner und örtlicher, entzündlicher Zustand, besonders der Lungen and des Gehirns eine Gegenanzeige ihrer Anwendung. 2 ) M i t ö r t l i c h e n E n t z ü n d u n g e n . Dahin gehören vorzüglich Entzündungen des Magens, der Därme, des Netzes, Gekröses und Bauchfells. Sie mögen bei den bedeutendem gastrischen Fiebern weit leichter vorkommen, als man gemeinlich denkt, da in der Regel ihr Erkennen mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist, oft den alleinigen Grund des unglücklichen Ausganges abgeben, und ihre Entstehung nicht selten allein einer nicht gehörigen Einwirkung auf die

736

Fieber

abnorme R e p r o d u k t i o n , und einer vernachlässigten Ausleerung der scharfen, schadhaften Stoffe zuzuschreiben sein, die denn beide zuletzt so überhand nehmen, dass sie nun auch die Irritabilität im Organ mit ergreifen. S o ist es ja ein bekannter praktischer S a t z , dass der Meteorismus, jener fürchterliche, meistens auf eine Entzündung der Gedärme oder auch des Bauchfells hindeutende Zufall, ain besten durch behutsame, früh genug vorgenommeneDarmausleerungcn verhütet wird. Jcdoch auch in entfernten, mit dem gastrischen Zustande nicht so in unmittelbarer Verbindung stehenden O r g a n e n , wird dieser im Stande sein, w e n n auch nicht geradezu E n t z ü n d u n g hervor zu rufen, doch wenigstens ihr Entstehen zu begünstigen, und ihr den reproduktiven Karakter mitzulheilen. In ganz besonders inniger Wechselverbindung stehen aber bekanntlich die gastrischen Organe mit dem Gehirne und der H a u t , daher auch die Entzündungen dieser beiden Theile vorzüglich häufig gastrischen Ursprungs sind. Eben so wie die heftigsten Kopfschmerzen, die wüthendsten Delirien und andere Erscheinungen einer ergriffenen Sensibilität im Gehirnorgan, allein von einer fehlerhaften Reproduktion und Vegetation im D a r m k a n a l , oder von einem gastrischen Zustande entstehen k ö n n e n , eben so gut kann dadurch in demselben auch die Irritabilität ergriffen werden, und wird es in der That bei schon gereiztem Zustande dieses Organs nicht selten. D a h e r der stufenweise Uebergang der Kopfschmerzen und D e lirien in wirkliche Ilirnentzündung, daher die Vermengung der Alten zwischen Paraphrenitis, als eines von den gastrischen Organen ausgehenden Entzündung, mit der Phrenitis. Aber freilich auch umgekehrt werden n u r irgend bedeutende Gehirnaffektionen Abnormitäten der Reproduktion in den Organen des Unterleibes hervorrufen, daher in der That die verschiedenen gastrischen Zufälle eine jede n u r einigevmaassen bedeutende Gehirnentzündung begleiten. W e l c h e r von beiden Zuständen hier der idiopathische ist, daher ganz besondere Rücksicht verdient, geht aus der Folgenreihe derselben, dem deutlichem Hervortreten des einen oder andern, der Individualität des Kranken, den Gelegenheitsursachen u. s. w . h e r v o r , und kann hier nicht weiter auseinander gesetzt werden. Beinahe noch häufiger verdanken die verschiedenen Hautentzündungen ihre Entstehung einem gastrischen Z u stande, und dieses z w a r u m so eher und um so gewisser, w e n n sie die F o r m der reproduktiven E n t z ü n d u n g , die hier den Namen des Rothlaufs (erysipclas) bekommt, annehmen. Dass diese fast immer in Verbindung mit einem gastrischen Zustande erscheint, und ausleerende Mittel in ihr den enschiedensten Nutzen bringen, ist eine bekannte, d u r c h die Erfahrung aller Zeiten bestätigte W a h r h e i t . D i e Behandlung dieser gastrischen Entzündungen hat wenig Eig e n t ü m l i c h e s ; ' j e reiner und deutlicher sie als solche erscheinen, desto weniger darf mau sich dadurch abhalten lassen, den gastrischen Z u -

737

gastrisches.

stand als solchen nach den' bekannten Regeln zu behandeln. Es ist sicher eines der verderblichsten Vorurtheile in der Arzneikunde einen bedeutenden entzündlichen Zustand irgend eines Organs, als eine Gegenanzeige der ausleerenden, und besonders der Brechmittel anzusc~ hen. Sobald eine Entzündung wahrhaft reproduktiv ist, von wirklichen Unreinigkeitcn in den ersten Wegen und einem gastrischen Zustande begleitet wird, so muss man auf abnorme Reproduktion einwirkende uqd ausleerende Mittel anwenden; dieses sind hier die wahren antiphlogistischen. Dieses gilt sogar von der Lungenentzündung; vermöge der Verrichtungen und des Baues des Organs erscheint diese zwar in der Regel unter der Form der reinen mehr oder weniger irritablen Entzündung, jedoch zuweilen auch, und besonders wenn es mehr Brustfell- als Lungenentzündung ist, als reproduktive. Vorzüglich häufig kommt die Brustentzündung in Verbindung mit galligen Zufällen, und selbst einem wahren Gallenfieber vor, der berühmte gallige Seltenstich. Wohl möglich, dass hier die Entzündung vom obern Theilc der Leber ausgeht, und sich durch das Diaphragma der Pleura, und selbst der Lungensubstanz mittheilt, daher auch die Beschwerden in der Regel im untern Theile der Brusthöhle bcobachlct werden. Aber so viel ist ausgemacht, dass hier, selbst bei bedeutenden Graden des örtlichen und allgemeinen ErgriiTenscins der Irritabilität, Blutauslccrungcn und andere Antiphlogistika wenig Nutzen bringen, die Zufälle sich oft sogar dadurch vermehren, daher auch nur mit der grössten Behutsamkeit angewendet werden müssen; dagegen ein einziges Brechmittel den ausserordcntlichsten Erfolg hat, die Stiche und Beängstigungen auf der Brust, und selbst das Fieber, sehr schnell, fast gänzlich dadurch gehoben werden. In wie fern eine jede Entzündung um so eher reproduktiv ist, als sie den exsudativen Karakter hat, wie zweckmässig es hier stets ist, auf abnorme Reproduktion und die gastrischen Organe vorzugsweise durch das versüsste Quecksilber einzuwirken, ist schon bei dem venösen gastrischen Fieber ausführlich dargethan worden. Die reproduktive und mit Unrcinigkciten in den ersten Wegen verbundene Magen- und Darmentzündung macht indessen von der allgemeinen Regel eine Ausnahme. Bei ihr müssen Ausicerungen und überhaupt das ganze antigasüische Verfahren nur mit der grössten Vorsicht unternommen werden, weil hier die Mitlel mit den entzündeten Theilen j n die genaueste und innigste Berührung kommen, und durch ihren Reiz leicht die Entzündung noch vermehren. Wirkliche Magen- und Darmentzündung sind daher vielleicht die einzigen unbedingten Gegenanzeigen der Brechmittel, welche hier nie, selbst nicht bei der schärfsten Galle im Magen, die 'offenbar jenen entzündlichen Zustand hervorgerufen h a t , angewendet werden dürfen. Inigleichen muss man hier mit den abführenden Mitteln ausserordentlich . Pulv, rad. Ipekakuanhae gr. iij. Lap. cancr. ppt. 3ij. Sacchari albi M. divide in pulveres ncquales Nro. xij. D S. Alle drei Stunden ein Pulver zu geben. Auch kann die Ipekakuanha zu drei bis vier Gran ad colat. giv. im Aufgusse mit kleinen Gaben von Salmiak verbunden werden. Lässt das Fieber nach, nähert sich die Zeit der Krisen, und ist dabei der Unterleib gespannt, auch etwas aufgetrieben, so setze man den Gebrauch der Breiumschläge noch fort, und wende dabei eine Salbe aus gleichen Theilen Rosenpomade und flüchtigem Liniment täglich zweimal auf den Unterleib an. Die Diät muss im ganzen Laufe der Krankheit der Heilanzeige vollkommen entsprechen. So lange das Fieber bedeutend ist, wird nur Wasserkost, etwas gekochtes Obst und ein dünnes schleimiges Getränk gereicht. Es sei überhaupt ein allgemeines Gesetz, bei heftigen Fiebererregungen im Anfange der Krankheit die strengste Wasserkost eintreten zu lassen. Bei so krankhafter Thätigkeit, wie uns das Fieber darbietet, nimmt die Ernährung nur wenig auf, und was sie aufgenommen und der Masse angeeignet hat, das stösst die organische Natur nach hergestelltem Gleichgewicht wieder von sich; das sichtbare Abmagern des Wiedergenesenen verbürgt die Richtigkeit der aufgestellten Ansicht, und beweist deutlich, dass dem Organismus Alles feindlich ist, was unter dem Einflüsse des krankhaften Zustandes sich ihm aneignete. Auch gehören Ruhe und ein mässig kühles Verhalten zu den diätetischen Rücksichten bei dieser Krankheit. In der Wiedergenesungsperiode ist es hinreichend, alle schädlichen Einflüsse zu verhüten, wo es auch nöthig bleibt, die. Kost noch immer zu beschränken, weil leicht beim neuen Hervortreten der hergestellten normalen Thätigkeit der Organe der Ernährung sich der Appetit sehr mehren, und auf diese Weise eine Indigestion vorbereitet werden kann. In den Fällen, wo noch Spannungen in der Regio epigastrica und Trägheit des Stuhlganges zurückbleiben, nützt der Gebrauch des folgenden oder eines ähnlichen Mittels: bj. A(j. Menthae crispae 3iiij 9 Tinct. Rhei aquosac Liq. Kali acet. singul. §j. Saccliari albi M. D. S. Täglich zweimal einen Esslöffcl zu geben.

schleiinigcs.

D a s S c h l e i m f i e b e r . F e b r i s p i t u i t o s a , m e s e n t e r i c a ßag l i v i i , M c n i n g o - g a s t . r i c a P i n e l , und das W u r m f i e b e r . Febris verminosa. Mach Bern dt { Encytlopädisches Wörterbuch der medizinischen Wissenschaften. Berlin 1835. Bd. 13.) A. S c h l e i m f i e b e r . B e g r i f f . Das Schleimfieber im engern Sinne des Wortes steht mit einer Säftcstockung im Mesenterium, und mit einer allgemeinen Schleimkacliexie im ursprünglichen Zusammenhange, und ist entweder eine ursprüngliche Krankheit, oder eine durch andere Ursachen hervorgerufene Fieberkrankheitsform, die vermöge einer besonderen individuellen Anlage die Gestalt des Schleimfiebers annimmt. S y m p t o m e . Diese bestehen hauptsächlich in dem Status pituitosus. Dieser karakterisirt sich durch Mattigkeit, Trägheit, leichte Ermüdung nach jeder Anstrengung, geistige Unlust, Traurigkeit, M u t losigkeit, ungewöhnliches, anhaltendes Kältegefühl, öfteres schnell vorübergehendes Frösteln, unruhiger nicht erquickender Schlaf, Mangel an Esslust, Auflreibung des Unterleibes, Flatulenz, Stuhlverstopfung, eine mit Schlcim belegte Zunge, ein fader, pappiger Gcsclimack, trüber Urin, bleiches Ansehn ; , matter Blick, ein kleiner, schwacher, unbeständiger Puls. Allmälig treten gegen Abend leichte Fiebersymptome ein, bis bald früher, bald später, ein dauernder Fieberzustand sich ausbildet. Nun findet man den Kranken mit einer bleichen, ins Schmutzige spielenden Gesichtsfarbe. Im Gesammtausdruck des Gesichts liegt etwas Verdriessliches und Aufgedunsenes; der Blick ist matt, das Weisse im Auge ist bläulich blass, die Haltung der Gesichtszüge ist mehr passiv. Dasselbe gilt von der Haltung des Kranken im Allgemeinen. Die Kranken reiben sich oft die Nase, und pflücken an den Lippen. Der Puls ist anfänglich nur massig beschleunigt, beim weitern Fortschreiten der Krankheit wird er aber meist sehr schnell, gleichsam fliegend und ungeregelt. In den Zeiten der Exazerbation ist die Haut meist trocken und brennend heiss, während der Remission aber oft feucht, und die Temperatur weniger erhöht. Mit den Exazerbalionen stellt sieb auch gewöhnlich eine umschriebene hellere Rothe der Wangen, ein stärkeres Brennen in denselben, in den Handtellern und den Fusssohlen ein. Die Kranken klagen viel über Mattigkeit, sind verdi üsslich, zeigen eine grosse Unlust, klagen über Eingenommenheit und Schwere des Kopfes, dumpfen Stirnkopfschmerz und Schwindel. Einige haben eine schmerzhafte, spannende oder drückende Empfindung im Unterleibe. Der Schlaf ist anfänglich sehr unruhig, beim höhern Grade der Krankheit fehlt er später ganz, oder

758

Fieber

ist doch mit ängstlichen den Delirien nahe stehenden Träumen gemischt. Beim w e i t e m Fortschreiten des asthenischen Karakters des Fiebers stellen sich auch blande Delirien und andere nervöse Symptome ein. Die Zunge ist mit einem zähen Schleime überzogen, der beim Fortschreiten der Krankheit braun, schmierig, auch wohl schwarz und borkenartig wird. D e r Appetit fehlt ganz, der Geschmack ist fade und pappig, der Speichel zähe und kleistrig. In den Präkordien fühlt der Kranke eine beängstigende S p a n n u n g , die durch Aufstossen vermindert wird. Die meisten Kranken riechen übel aus dem Munde, viele haben Uebelkeiten und Neigung zum E r b r e c h e n , oder es trilt auch w o h l u n w i l l k ü r l i c h e s Erbrechen ein, wodurch dann ein zäher, oft übelriechender Schleim ausgeleert wird. Diese Zufälle treten um 60 stärker hervor, je mehr eine Saburra pituitosa im Magen uud D a r m kanal angehäuft ist. Als Komplikation des Schleimiiebers treten hin und wieder Entzündungen, besonders der ß r u s t o r g a n e auf. Die sogenannte Pneuinonia notha ist in dieser Beziehung besonders zu beachten. Im weitern Verlauf der Krankheit gesellen sich leicht A p h t h e n hinzu. O f t sind auch Schleimflüsse aus der Vagina, oder ein Schleimhusten gleichzeitig vorhanden. Meist zeigt sich die Unrinabsonderung durch ihre trübe, weisse, oft milchartige Beschaffenheit bedeutend verfindert. Ganz besonders aber tritt im weitern Verlaufe eine Neigung zu Durchfällen ein, welche tlieils eine Menge Schleim ausleeren, theils aber bald wässrig w e r d e n , den Kranken sehr erschöpfen, und später einen kolliquativen Karakter annehmen. Bei jüngern Kindern ruft das Schleimfieber leicht einen Hydrocephalus acutus secundarius hervor. Schreitet das Schleimfieber in seiner Wesenausbildung v o r , so artet es aus zum N e r v e n - oder Faulfieber. D a s Ncrvenfieber n i m m t hier meist den schleichenden Verlauf des Abdominal-Nervenfiebers an. Die A u s a r t u n g zum Faulfieber liegt aber nicht minder nahe wegen der schon in der Anlage des Individuums vorwaltenden fehlerhaften Säftemischung. D e r T y p u s des einfachen Schleimfiebers ist ein anhaltend nachlassender. Sein Verlauf ist ein mehr schleichender, langsamer, sich auf mehrere W o c h e n erstreckender. Seine Entscheidung zum glücklichen Ausgange erfolgt mehr langsam, und z w a r immer unter öfter wiederkehrenden Schleimausleerungen, denen sich eine Ausscheidung durch den Urin, und ein sich öfter wiederholender, allgemeiner, duftender Schweiss beigesellen. Häufig bilden sich Metastasen aus, und z w a r um so mehr, als so häufig skrophulös-dyskrasische Individuen der Krankheit unterworfen sind. O f t bleibt eine allgemeine S c h w ä c h e der Reproduktion z u r ü c k , die mit Wassersucht enden kann. Tödtlich wird das Schleimfieber theils durch seine Ausartung zum N e r v e n - und Faulfieber, theils aber durch die K r a n k h e i t e n , die aus demselben hervorgehen, und d u r c h L ä h m u n g der Lnngen.

P r ä d i s p o n i r e n d e und G e l e g e n h e i t s u r s a c h e n .

Die beson-

schleimiges.

759

dere Anlage zum Schleimfieber beruht in der Diathesis pituitosa, welche durch das kindliche Lebensalter, durch einen laxen schwammigen Habitus des Körpers, durch die venöse und lymphalische Konstitution, durch eine krankhafte Anlage der Unterleibsorgane zu Stockungen, durch die Skrophelkrankheit, und eine reizlose vegetabilische Diät, aber auch durch eine reizende Lebensweise, eine feuchte dumpfige Zimmerluft vorzugsweise begünstigt wird. Bei einer solchen Anlage entwickelt sich der Fieberzustand entweder allmälig durch den Einfluss der Schleimkachexie und der Säftestockung in den Unterleibsorganen nach Art einer Febris lenta; oder aber es treten besondere Gelegenheitsursachen hinzu, die eine Störung der Vitalitätsäusserungen der Unterleibsorgane, eine Reizung und fehlerhafte Absonderung auf der Schleimhaut des Tractus alimentarius erzeugen, und hiermit zugleich das Fieber bedingen. Es tritt aber auch der Fall ein, dass im Verlaufe anderer Fieberkrankheiten sich die schleimige Anlage, welche das Individuum trägt, geltend macht, und modifizirend auf den Verlauf desselben einwirkt. D a s W e s e n des Schleimfiebers scbliesst ein die schleimige Diathesis der Säfte, einen Kongestions-, Reizungs- und krankhaften Abgonderungsvorgang auf der Schleimhaut des Verdauungskanals, oft auch zugleich des Mesenteriums, und das Fieber als solches. In der Natur der Anlage liegt es, dass das Schleimfieber eine entschiedene Neigung zum Uebergang in den asthenischen Karakter offenbart. Iii der besondern Beschaffenheit der Lokalaffektion liegt aber der Grund zu den mehrfachen Auswüchsen, welche oben näher bezeichnet sind. P r o g n o s e . In prognostischer Hinsicht lässt sich schon aus den Bildungselementen des Schleimfiebers folgern, dass es eine grössere Bedeutung habe, als eine tiefere Verletzung der Säftemischung, vorzüglich der Blutbildung, so wie eine zu bösen Ausartungen leicht hinüberschreitende Lokalaffektion, in das Grundverhältniss des Krankheitsprozesses wesentlich verflochten sind. Ja diese Bedeutung wird um so gewichtiger, als die Beseitigung des innern Krankheitsgrundes nur sehr langsam erzielt werden kann. Die Bedeutung spezieller Fälle ist aber zu entnehmen aus dem Grade der Krankheit, der Natur und dem Karakter des Fiebers; aus der Anlage des Subjektes, aus der Beschaffenheit der etwa vorhandenen Gelegenheitsursachen, den äusseren Verhältnissen des Kranken, und besonders auch aus den Komplikationen die in das Schleimfieber verflochten sind. Unter allen Umständen ist bei dem Schleimfieber eine längere Dauer anzunehmen. Seine Entscheidung aber erfordert jedenfalls materielle Krisen, am häufigsten durch den Darmkanal. D i e B e h a n d l u n g des Schlcimfiebers erheischt zunächst die Entfernung der im Verdauungskanal enthaltenen Saburra pituitosa. Ist dieselbe zur Ausleernug geschickt, so wird solche durch die An wen-

760

Fieber

düng eines Brechmittels am sichersten erzielt. Ist der Schleim aber zähe und festsitzend, so ist es nothwendig, ihn zuerst löslich zu machen, was am besten durch kleine Gaben Tartarus stibiatus, /Ammonium muriaticum, oder durch einzelne Gaben Kalomel, mit Sulphur stibiatum aurantiacum verbunden, erzielt wird, worauf dann die Anwendung des Brechmittels folgen muss. Mit der ersten Entfernung der Saburra pituitosa ist die Sache indessen nicht abgethan, denn ni der Natur des Schleijpiiebers und besonders der LokalaiTektion liegt die Anforderung einer längern Zeit fortdauernden Ausscheidung schleif miger Stoffe auf der Schleimhaut des Verdauungskanals, und diese auf eine leichte, dem Karakter der LokalaiTektion entsprechende Weise zu befördern, wenn aber neue Anhäufungen sich bemerkbar machen, diese abermals zu entfernen, bleibt die weitere Aufgabe des Arztes. Hin und wieder, und besonders im kindlichen Lebensalter spricht sich die LokalaiTektion aus mit dem Karakter einer entzündlichen Mesenterialreizung, und dieser Fall erheischt die Applikation von Blutegeln auf den Unterleib. Zum innern Gebrauch bewährt sich die vorsichtige, massige Darmausleerungen hervorrufende Wirkung des Kalomels am meisten. In den gewöhnlichen Fällen des Schleimfiebers, wo dieser; Zustand der aktiven Reizung im Mesenterium fehlt, ist der massige Gebrauch des Ammonii muriatici, besonders in einem Decoctum graminis, sehr passend zur Unterhaltung der Schleimausscheidung nach dem Verdauungskanale und zur massigen Beförderung der Darmausicerungen. Die stärker abführenden Miltelsalze sind mit Vorsicht anzuwenden, weil zu starke Ausleerungen für den weitern Verlauf der Krankheit sehr nachtheilig werden. Bei einer solchen behutsamen Behandlung werden nicht selten grosse Quantitäten von Schleim allmälig abgeführt, nach und nach werden die Unterleibsorgane wieder frei von der Säftestockung, das Fieber verschwindet allmälig, und mit diesem Zeitpunkte muss eine roborirende, vorzüglich auf die Unterleibsorgane gerichtete Nachkur folgen. Während der Fortdauer des Fiebers ist der Karakter desselben als ein zweites Objekt der Kur zu betrachten', und seine Behandlung gleichzeitig mit der auf die LokalaiTektion und die Schleimausscheidung gerichteten zu verbinden.- Ueberall ist dahin zu wirken, dass ein solcher Stand der Lebenskräfte erhalten werde, bei welchem ein aktives, auf die Schleimaussclieidung gerichtetes Naturbestreben auch wirklich bestehen kann. Wemv nun das Schleimfieber, vermöge seines Grundverhältnisses eine entschiedene Hinneigung zum asthenischen Karakter offenbart, so wird von einer strengern antiphlogistischen Behandlung desselben zwar nicht die Rede sein können, falls nicht die erwähnten entzündlichen Lokalaffektionen eine Ausnahme bedingen, aber eben so wenig erträgt dasselbe stärker einwirkende Excitantia und Adstringentia, weil diese Mittel die Ausscheidung nacli dem Verdauungskanal

761

schleimiges.

hemmen, Kongestionen und auch wohl entzündliche Reizungen hervorrufen, die die Krankheit verschlimmern. mit Rücksicht

Man wird jedoch immer

auf den Stand der Lebenskräfte und den besondern

Karakter des Fiebers zu handeln, hierbei aber zugleich die eben erwähnte, durch die Erfahrung festgestellte Thatsache zu beachten haben. E s giebt allerdings Fälle, w o stärker wirkende Excitantia nicht vermieden werden können, und w o der Uebergang zu kräftigeren Roborantibus gemacht werden muss. fiebers

der Gebrauch

S o ist im spätem Zeitraum des Schleim-

der China

öfter

ganz

unerlässlich.

Mit

dem

Nachlass des Fiebers sind die bittern Pflanzenextrakte, Extr. taraxaei, graminis, marrubii, centaurei, später das E x t r . absinthii, gentianae, die China, selbst die Eisenmittel,

so wie eine massig erregende,

kräftig

restaurirende Diät in Anwendung zu ziehen, der gestörten Darmfunktion

aber ist mit kleinen Gaben der Rhabarber nachzuhelfen.

Das

Schleimfieber lässt immer eine bedeutende S c h w ä c h e der Reproduktion zurück, und macht deshalb eine, längere Zeit fortgesetzte, Nachkur nöthig.'

Die Komplikation und die besondere Beachtung

erhei-

schenden S y m p t o m e , die sich dem Schleimfieber beigesellen, müssen nach ihrer Art behandelt werden. B.

Das

Wurmfieber.

Wurmfieber wird jene Modifikation des Schleimfiebers genannt, hei welchen die eigentümlichen Symptome, welche durch die Anwesenheit der W ü r m e r im Verdauungskanal des menschlichen

Körpers

hervorgebracht werden, sich in das Bild des Schleimfiebers mit einmischen, und sowohl zu Abänderungen seines Verlaufes, als auch zu besonderen Ausartungen Veranlassung geben. Die Erzeugung der W ü r m e r im Darmkanal ist an das Vorhandensein eines Status pituitosus geknüpft, und das Fieber, mit dem sie in ursachlicher Beziehung stehen bleibt, daher in der Hauptsache ein Schleimfieber; indessen ist dei'Antheil, den die W ü r m e r an der Erzeugung des Fiebers nehmen, doch ein verschiedener.

Einmal erwächst

das Fieber aus dem schleimigen Zustande, und erscheint durch den Einfluss der W ü r m e r

allmälig mehr als eine Febris lenta.

Ein ander

Mal entsteht das Fieber mehr plötzlich nach der Einwirkung entsprechender Gelegenheitsursachen, und die zufällige Anwesenheit der W ü r mer wirkt nicht modifizirend auf seine Gestaltung.

Endlich kann im

Verlaufe verschiedenartiger Fieberkrankheiten die zufälligeAnwesenheit Von W ü r m e r n ihren Einiluss geltend machen.

Im eysteren Falle ge-

hen dem Ausbruche des Fiebers längere Zeit hindurch Vorboten vorher,

die aus Symptomen des Wurmreizes und des Status pituitosus

zusammengesetzt sind. Symptome.

D i e Kinder, denen das Wurmfieber vorzugsweise

angehört, zeigen einen eigentümlichen Gesichtsausdruck.

Die Farbe

762

Fieber

des Gesichts ist blass, und wechselt häufig mit schnell aufsteigender und eben so schnell wieder verschwindender Rothe. £>er Blick ist m a t t , oft schielend oder stier. Die Pupillen sind ungemein erweitert, und die Augenlider sind mit bläulichen Ringen eingefasst. Auch wird bei einzelnen Kindern, besonders im Schlafe, ein leichtes Zucken einzelner Gesichtsmuskeln bemerkt. Die meisten haben ein lästiges Jukken in der Nase, was sie zum Reiben nöthigt. Der Bauch ist meist unverhältuissmässig dick, und die Kinder liegen im Schlafe gern auf demselben. Viele klagen über eine kriechende, nagende Empfindung in der Gegend des Nabels, die sich besonders nach dem Genuss süsser Speisen zu vermehren pflegt. Mannigfaltige Störungen der Verdauung, und viele durch den Wurmreiz erzeugte sympathische Zufalle kommen zum Vorschein. Dahin gehört: ein grosserHeisshunger, eine sehr veränderliche, aus anderen Ursachen nicht erklärliche Esslust, öfter wiederkehrende, schnell vorübergehende Uebelkeiten ohne anderweitigen materiellen Grund, die sich am häufigsten des Morgens mit einem Zusammenlaufen des Speichels im Munde einstellen. Dazu gesellen sich vielfache Nervensymptome; als Schielen und Verdrehen des Augapfels, insbesondere das Schlafen mit halboffenen Augenlidern und Durchscheinen des Weissen des Auges, die Erweiterung der Pupille, mannigfaltige Fehler des Sehens, Lähmungen des obern Augenlides, Knirschen mit den Zähnen während des Schlafes, ein plötzliches Aufschrecken aus dem Schlafe, ängstliche Träume, Verziehen der Mundwinkel während des Schlafes, Ohnmachtsanfälle, Herzklopfen, Ohrensausen, Kopfweh, Stiche in der Brust, spastische Urinbeschwerden, eine eigenthümliche GernüthsVerstimmung, Sopor, Konvulsionen u. s. w. Dabei treten die Symptome des Status pituitosus gleichzeitig hervor. Insbesondere finden wir schleimige Stuhlausleerungen oft mit todten Würmern gemischt, eine mit Schleim belegte Zunge, einen trüben milchigen Urin. Alle die erwähnten Wurmsymptome steigern sich zu bestimmten, nicht selten dem Mondeswechsel folgenden Perioden, und vorzüglich im Frühling, und lassen dann wieder nach. Diesen Wurrazufällen gesellen sich nun entweder allmälig Fiebersymptome bei, oder eine besondere Gelegenheitsursache ruft dieselben plötzlich hervor, und das Bild der Krankheit gestaltet sich nun wie folgt: Im Gesichte tritt ein Wechsel der Farbe auf; besonders tritt häufig ein schnelles Erröthen der Wangen ein, eine bleiche Umkränzung des Mundes und der Nase, das Schlafen mit halb geöffneten, das Weisse hervorkehrenden. Augen, ein matter Glanz der Augen, ein starrer und schielender Blick, ein bläulicher oder bleicher Ring um die Augenlider, Gesichtstäuschungen, Zucken der Mundwinkel, karakterisiren vorzugsweise den Gesichtsausdruck. Der Puls zeichnet sich durch seine grosse Unbeständigkeit aus; er ist meist unterdrückt, klein, härtlich, ungleich, selbst aassetzend,

wurmiges.

763

oft sehr frequent, oder gar langsamer als im natürlichen Zustande, liin und wieder voll. Die Temperatur des Körpers entspricht meist der Beschaffenheit des Pulses, bald ist die Haut heiss und trocken, darauf tritt aber wieder schnell ein Erbleichen ein, die Temperatur vermindert sich, und es treten örtliche Schweisse hinzu. In der Regel walten die Klagen über Mattigkeit und Körpererschöpfung vor, so wie überhaupt in den meisten Fällen das Fieber unter dem Karakter des Synochus auftritt, ja wohl gar in ein Nervenfieber übergeht, wie dies schon im Allgemeinen in der Neigung des Schleimfiebers liegt. Doch giebt es auch Fälle, wo sich eine grössere Aufregung, selbst Komplikationen mit Entzündungen zeigen. Der Unterleib ist meist gespannt, und bei der Berührung in der Gegend des Nabels schmerzhaft. Oefter stellt sich anhaltende Uebelkeit und Erbrechen ein, womit hin und wieder Würmer ausgeleert werden. Sind Würmer in den Magen gelangt, so ist die Angst und Unruhe meist sehr gross, das Gesicht bleich, der Puls klein, sehr unterdrückt und Ohnmachtsanfälle mischen sich ein. Der Urin ist sehr veränderlich, bald blass, bald wie Milch gefärbt und trübe. Der Stuhlgang ist grösstenteils verstopft, seltener beobachtet man Durchfall mit Abgang von Würmern. Eine besondere Aufmerksamkeit erheischen die Nervensymptome, denn sie sind es-vorzugsweise, die dem Wurmfieber eine Eigenthümkeit verleihen. Sie sprechen sich aus in krankhaften AiFektionen der Augen, Schielen, Doppelsehen, Verdrehung des Augapfels, unvollkommener Schliessung der Augenlider im Schlafe, Lähmung des obern Augenlides, der Gesichtsmuskeln, als Zähneknirschen, Zucken der Muskeln, Risus sardonicus; mit Zuckungen in den Extremitäten, überhaupt in konvulsivischen und tetanischen Krampfformen; mit Lähmungszufällen, Blindheit, Taubheit, Sprachlosigkeit, Urinverhaltung u. s. w . Besondere Beachtung verdient die Sprachlosigkeit, da sie eines der häufigeren Symptome des Wurmfiebers ist. Oft tritt allgemeine Angst und Unruhe, besonders Präkordialangst ein, wobei sicli ein ängstliches Aufschreien und eine eigentümliche Gemüthsveränderung häufiger gleichzeitig einstellt. Die Kranken gebärden sich wie närrisch, beissen, schlagen, schreien, widersetzen sich Allem. Sehr oft ist das Wurmfieber mit einer meist plötzlich eintretenden soporösen Affektion gepaart. Zu alle diesen eigentümlichen, mit dem sonstigen Verhalten des Fiebers im Widerspruch stehenden Symptomen gesellt sich eine grosse Wandelbarkeit in der Ordnung des Verlaufes der Gesammtkrankheit. Vorzüglich ist in dieser Beziehung zu beachten die Unregelmässigkeit der Exazerbationen und Remissionen. Es leuchtet von selbst ein, dass mit der Ausartung des Fieberkarakters natürlich auch das Bild der Krankheit verändert werden müsse; diese Veränderung bedarf jedoch keiner weiteren Erörterung.

764

Fieber

Das Wurmfieber endet wie das Schleimfieber mit Ausleerungen, besonders von Würmern. Sehr oft gehen diese aber erst viel später ab, wenn das Fieber bereits aufgehört hat. Gefährlich wird 'es durch die Ausartung des Fieberkarakters zum Nervenfieber, oder durch die sich mit einmischenden Nervenzufälle, besonders den Sopor und die Konvulsionen, wenn sie einen hohen Grad erreichen. B e h a n d l u n g . Bei der Kur des Wurmfiebers hat der Arzt die Aufgaben zu lösen, den Wurmreiz zu massigen und w o möglich zu entfernen, das Schleimfieber als Grundkrankheit seiner Natur entsprechend zu behandeln, und abgesehen von sonstigen möglichen Komplikationen die bedenklichen Symptome, vorzüglich den Sopor und die Konvulsionen zu behandeln. W a s die Beschränkung und Entfernung des Wurmreizes betrifft, so würde diese Absicht am sichersten erreicht werden müssen durch die unmittelbare Ausleerung der Würmer, so wie des im Darmkanal enthaltenen Schleimes. Indessen kann dieser W e g jedoch nur in den seltensten Fällen eingeschlagen werden, da der Erfolg der abführenden Mittel nicht nnr unzuverlässig ist, sondern die Wirkung von Mitteln, die die Reizung im Darmkanal vermehren, auch leicht dazu beitragen kann, dass die nervösen Zufälle um so heftiger hervortreten. Bei weiten am häufigsten wird der Arzt daher den Weg einschlagen müssen, durch Milch, ölige und schleimige Mittel für die Beruhigung der Würmer zu wirken, so viel es die Umstände gestatten, durch die eigenthümlichen Wurmmittel auf eine Lebensschwächung der Würmer hinzustreben, und hierbei gleichzeitig eine massige Beförderung der Darmausleerungen zu unterhalten. Ausser der schon genannten Milch, die auch in Klystiren beigebracht werden kann, den öligen und schleimigen Mitteln, die am besten in der Form einer Emulsion zu reichen sind, ist die gleichzeitige Anwendung eines Decocti seminum cinae, eines Infusi valcrianae, der Gebrauch der Asa foetida besonders in Klystiren zu empfehlen. Dabei können Einreibungen von Oleum tanaceti und Kataplasmata von der Herba tanaceti auf den Unterleib gemacht, und zur Beförderung der Darmausleerungen von Zeit zu Zeit eine grössere Gabe Kalomel mit und ohne Jalappc, nach Umständen auch Oleum ricini gereicht werden. Diese Behandlung ist freilich immer mit Rücksicht auf die Natur und den Karakter, so wie die besondere Formgestaltung des Schleimfiebers auszuführen. Dies Fieber kann wegen bedeutender Anhäufung schädlicher Stoffe die Anwendung von Brechmitteln nothwendig machen. Eine gleichzeitig vorhandene entzündliche Reizung des Mesenteriums kann eine entsprechende antiphlogistische Beliandlnng erheischen. Der bedeutender vorgeschrittene asthenische Karakter kann die Anwendung von Reizmitteln erfordern u. s. w. Unter den speziellen, durch den Wurmreiz veranlassten Symptomen sind die Konvulsionen und der Sopor am meisten zu beachten, da

wurmiges.

765

beide leicht lebensgefahrlich werden können. Die Beruhigung des Wurmreizes ist zwar ebenfalls als ein Hauptthcil dieser symptomatischen Kur zu betrachten, weil mit der Entfernung der Ursache auch der Nachlass der Wirkung erwartet werden darf; indessen können diese Nervenaffektionen doch auch durch Nebenumstände eine A u s a r tung erhalten, oder durch ihre Heftigkeit und Dauer vermöge des Eindruckes, den sie machen, eine Selbstständigkeit gewinnen, und eine besondere Berücksichtigung bei der Behandlung verlangen. So hat man beim Sopor sein besonderes Augenmerk auf einen stärkern Säfteandrang nach dem Kopfe zu richten, und wo es nothwendig scheint, Blutegel zu appliziren, kalte Umschläge zu machen, und durch öfter wiederholte stärkere Gaben des Kalomels nach dem Darmkanal abzuleiten, auch Senfpflaster Und spanische Fliegenpflaster als Ableitungsmittel zu benutzen. Eben so ist bei Konvulsionen auf diesen Säfteandrang nach dem Gehirn und Rückenmark zu achten. Sind diese Zustände mehr rein nervös, so nützen öfter die kräftigeren Antispasmodica, besonders der Moschus in grösseren Gaben, die öfter wiederholte Anwendung der Asa foetida-Klystire, das Zincum oxydatum album, für sich oder in Verbindung mit Moschus. Sind die Symptome des Wurmreizes beseitigt, so tritt die gewöhnliche Behandlung des sporadischen Schleimfiebers ein, worauf die zur Verhütung der Wurmkrankheit erforderliche Nachkur folgen muss.

R h e u m a t i s c h e s F i e b e r , F l u s s f i e b e r . F e b r i s rheumatica. R h e u m a t i s m u s a c u t u s , und k a t a r r h a l i s c h e s F i e ber. F e b r i s c a t a r r h a l i s . (Nach N a u m a n n (Mediz. Klinik, 1819, Bd. 1.) A.

Rheumatisches

Fieber.

S y m p t o m e . Diese äussern sich als ein herumziehendes Frösteln, w e l c h e s j e d o c h im V e r l a u f d e r K r a n k h e i t n u r s e l t e n w i e d e r k e h r t , ferner Müdigkeit, Trägheit und ein von Zeit zu Zeit eintretendes unangenehmes Gefühl von Spannen und Ziehen in den Gliedern. Bald auf diese Vorboten, welche in seltenen Fällen auch fehlen, folgt allgemeine Hitze, mit häufigerem, gereiztem Pulse, dumpfer, drückender Kopfschmerz (Ccphalaea) heftiger Durst, mit dem bisweilen Halsschmerz verbunden ist. Bei zunehmender Hitze empfindet der Kranke heftige, reissende, ziehende, oder spannende, bohrende, brennende oder stechende Schmerzen in den äusseren Theilen, und zwar entweder auf bestimmte Gegenden beschränkt (Rh. fixus), oder von einer Stelle zur andern ziehend (Rh. vagus, fluxio), welche sich, am häufigsten Nacken und Rücken, die Schultergegend oder die Kniee

wurmiges.

765

beide leicht lebensgefahrlich werden können. Die Beruhigung des Wurmreizes ist zwar ebenfalls als ein Hauptthcil dieser symptomatischen Kur zu betrachten, weil mit der Entfernung der Ursache auch der Nachlass der Wirkung erwartet werden darf; indessen können diese Nervenaffektionen doch auch durch Nebenumstände eine A u s a r tung erhalten, oder durch ihre Heftigkeit und Dauer vermöge des Eindruckes, den sie machen, eine Selbstständigkeit gewinnen, und eine besondere Berücksichtigung bei der Behandlung verlangen. So hat man beim Sopor sein besonderes Augenmerk auf einen stärkern Säfteandrang nach dem Kopfe zu richten, und wo es nothwendig scheint, Blutegel zu appliziren, kalte Umschläge zu machen, und durch öfter wiederholte stärkere Gaben des Kalomels nach dem Darmkanal abzuleiten, auch Senfpflaster Und spanische Fliegenpflaster als Ableitungsmittel zu benutzen. Eben so ist bei Konvulsionen auf diesen Säfteandrang nach dem Gehirn und Rückenmark zu achten. Sind diese Zustände mehr rein nervös, so nützen öfter die kräftigeren Antispasmodica, besonders der Moschus in grösseren Gaben, die öfter wiederholte Anwendung der Asa foetida-Klystire, das Zincum oxydatum album, für sich oder in Verbindung mit Moschus. Sind die Symptome des Wurmreizes beseitigt, so tritt die gewöhnliche Behandlung des sporadischen Schleimfiebers ein, worauf die zur Verhütung der Wurmkrankheit erforderliche Nachkur folgen muss.

R h e u m a t i s c h e s F i e b e r , F l u s s f i e b e r . F e b r i s rheumatica. R h e u m a t i s m u s a c u t u s , und k a t a r r h a l i s c h e s F i e ber. F e b r i s c a t a r r h a l i s . (Nach N a u m a n n (Mediz. Klinik, 1819, Bd. 1.) A.

Rheumatisches

Fieber.

S y m p t o m e . Diese äussern sich als ein herumziehendes Frösteln, w e l c h e s j e d o c h im V e r l a u f d e r K r a n k h e i t n u r s e l t e n w i e d e r k e h r t , ferner Müdigkeit, Trägheit und ein von Zeit zu Zeit eintretendes unangenehmes Gefühl von Spannen und Ziehen in den Gliedern. Bald auf diese Vorboten, welche in seltenen Fällen auch fehlen, folgt allgemeine Hitze, mit häufigerem, gereiztem Pulse, dumpfer, drückender Kopfschmerz (Ccphalaea) heftiger Durst, mit dem bisweilen Halsschmerz verbunden ist. Bei zunehmender Hitze empfindet der Kranke heftige, reissende, ziehende, oder spannende, bohrende, brennende oder stechende Schmerzen in den äusseren Theilen, und zwar entweder auf bestimmte Gegenden beschränkt (Rh. fixus), oder von einer Stelle zur andern ziehend (Rh. vagus, fluxio), welche sich, am häufigsten Nacken und Rücken, die Schultergegend oder die Kniee

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Fieber

erwählend, bisweilen auf ganz kleine Stellen am Kopf, den Kieferknochen, die Rippen, oder das Kreuzbein beschränken, meistens aber einen sehr hohen Grad erreichen, so dass die affizirten, gewöhnlich glühend heissen Stellen, auch die leiseste Berührung nicht vertragen; die Bewegung ist erschwert, obwohl ein fast unwillkürlicher Drang dazu vorhanden ist. In seltenen Fällen ist ein Gefühl von Kalle mit dem Schmerz verbunden. Beim fixen Rheumatismus ist auch Anschwellung vorhanden, Folge des vermehrten Zuflusses seröser Flüssigkeiten. Alle diese Erscheinungen fehlen oft beim heftigsten Schmerz. Die Respiration ist übrigens normal, wenn nicht örtliche Reizung am Thorax statt findet, die Zunge rein und feucht, der Stuhlgang normal, zuweilen jedoch wechseln Kolikschmerzen mit Durchfällen förmlich ab. Die Transspiration ist im hohen Grade vermehrt, klebriger, stark säuerlich riechender Schweiss, keine Erleichterung gewährend; am wenigsten schwitzen die Stellen, an welchen der Schmerz fixirt ist. ' Der Schweiss wird auch in geradem Verhältnisse zu seiner Intensität von einem frieselartigen oder ekzematösem Ausschlage begleitet, wechselt auch öfter mit Trockenheit und Wärme der Haut ab. Der Urin bleibt während des Fiebers stark riechend, und ist entweder trübe oder von röthlicher oder bräunlicher Farbe; er wird auch wohl unter Brennen gelassen, und zeigt später ein schmutzig-rothes oder ziegelmehlartiges Sediment. Das Fieber exazerbirt Abends, und remittirt Morgens, und nimmt auch in manchen Fällen den intermittirenden Typus an. V e r l a u f . 1 ) I n G e s u n d h e i t . Vollständig ausgebildete Fälle sind gewöhnlich in 7 — 14Tagen entschieden, leichtere in noch kürzerer Zeit. Die kritischen Ausscheidungen, saturirter Harn und massiger, gleiclimässig verbreiteter Schweiss treten jedoch nur in besonders günstigen Fällen auf, und ist alsdann immer ein ruhiger und sanfter Schlaf vorhanden. Gewöhnlich aber schwindet die Krankheit allmälig. 2 ) I n e i n e a n d e r e K r a n k h e i t , und zwar gewöhnlich unter Begünstigung atmosphärischer Einflüsse in ein entzündliches Fieber, unter vermehrtem Orgasmus der Säfte und Turgeszenz des ganzen Körpers; der Utebergang in nervöse Fieber ist seltener. W a s die -lokalen AfFektionen betrifft, so hinterlassen diese entweder 1. ein chronisch kongestives Leiden; es entsteht chronischer Rheumatismus, das Bewegungs- und Empfindungsvermögen des betreffenden Theiles nimmt ab (Anaesthesia), Lebensturgor und Ernährung vermindern sich (Melatrophia), welche Znstände in einen leichteren Grad von Lähmung übergehen können (Paresis partialis); 2) Exsudation seröser Flüssigkeiten, wodurch die verschiedensten Formen von Wassersucht sich bilden, als Oedema, Pseudomembranen, Anchylosen (auch kyphotische Verkrümmungen), Hydatiden (im Neurilem), lymphatische Geschwülste, so

rheumatisches.

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so wie auch besonders noch erwähnt werden muss, dass die, als eine weiche, weisse, e l a s t i s c h e schmerzlose Geschwulst sich manifestirende Gelenkwassersucht ( hydarhron ) dem Rheumatismus oft genug ihren Ursprung verdankt. 3) Kalk- und tuifsteinartige Konkremente, welche als Niederschläge aus der serösen Flüssigkeit zu betrachten sind. Sie entwickeln sich aber nur erst, wenn der Rheumatismus chronisch geworden ist, oder sich zu einer vollstäadigen, der gichtischen ähnlichen Dyskrasie ausgebildet hat. Diese r h e u m a t i s c h e D y s k r a s i e giebt sich durch häufig wiederkehrende, vom Temperaturwechsel begünstigte rheumatische Schmerzen zu erkennen, ferner durch grosse Geneigtheit zum Transspiriren, manchmal aber auch durch ganz trockene Haut, grosse Empfindlichkeit gegen feuchte Kälte, endlich durch trüben, stark riechenden Urin, meist schnellen und härtlichen Puls und Herzschlag 3 ) In d e n T o d . Auf direktem Wege erfolgt dieser Uebergang nur höchst selten, da die entzündliche Reizung sich nur auf die H ü l l e n der edlen Organe beschränkt. Werden aber jene Umhüllungen durch plötzlich Erfolgende Metastasen gewaltsam von der Schädlichkeit getroffen, dann entsteht der heftigste Entzündungsprozess^ der entweder in schneller und reichlicher Ergiessung erlischt, oder sich auf die eingehüllten e d l e r e n O r g a n e selbst fortpflanzt. Endlich kann auch das r h e u m a t i s c h e F i e b e r s e l b s t durch Uebergang in Zehrfieber den lethalen Ausgang herbeiführen. L e i c h e n b e f u n d . Abgesehen von den oben erwähnten PseudoOrganisationen und Produktionen finden wir Verwachsungen der Muskeln mit der Haut und unter einander, und wenn ( w a s selten) die Entzündung sich den Muskeln mitgetheilt hatte, Umwandlung derselben in wallrathähnliche, fungöse und selbst hirnartige Bildung. A e t i o l o g i e . Prädisposition zum Rheumatismus findet sich immer in zarten, schwächlichen Subjekten, und auch solchen, die dureh reichliche und häufige Diaphorcse, oder durch ein ängstliches Vermeiden von atmosphärischen Einflüssen ihr Hautorgan geschwächt haben. Dasselbe gilt für e i n z e l n e T h e i l e des Körpers, wenn sie für äussere Schädlichkeiten besonders empfänglich sind, z. B. hohle Zähne, Merkurialkuren, zu reichlicher Genuss warmer Getränke; überhaupt alle Einflüsse, welche die Auflockerung der thierischen Materie begünstigen, und endlich schon früher überstandene Rheumatismen entwikkeln die Prädisposition. Die e x z i t i r e n d e n M o m e n t e lassen sich alle auf plötzliche Temperaturveränderung zurückführen. Daher ist wohl jede Erkältung, besonders durch Zugluft und Aufenthalt an feuchten Orten, sumpfigen Gegenden als auch die Constitutio annua im Frühling und Herbst als äussere Veranlassung anzusehen. N o s o l o g i e . Der Sitz des Rheumatismus sind die serösen, fibrösen und die ihnen verwandten Gebilde. Der Karaktcr der Entzün-

768

Fieber

dung entspricht einem zwischen entzündlicher Reizung und Kongestion mitten inne stehendem Zustande, aus welchem sich ihre flüchtige Natur erklärt, und eben nur wenn der Rheumatismus als fixer auftritt, sich also einen bestimmten Heerd gewühlt hat, mag derselbe sich zur phlegmonösen Entzündung steigern. Alsdann sehen wir ihn auch von serösen und fibrösen Hüllen auf die unten gelegenen edleren Organe übergehen. Je stürmischer und gewaltsamer übrigens der Rheumatismus sich ausbildet, um so heftiger wird die Reaktion des Organismus, also das Fieber sein, während bei allmüliger Entwickelung der Krankheit keine oder nur sehr unbedeutende Ficberbewegnngen statt finden werden. Die Diagnose des Rheumatismus wird gesichert durch den Sitz des Uebels und durch dessen Verlauf. Unter den Zuständen, welche i

850

Fieber

die oft damit Verbundene typhöse Gelbsucht. Gegen sie hat sich eigentlich noch kein Heilmitlei bewährt (das von englischen Aerzten empfohlene Kalomel ist geradezu schädlich), und am meisten^ verdienen auch hier noch die flüchtigen Reize in Betracht zu kommen. Der f a u l i g e K a r a k t e r , der sich entweder aus einer eigenen Disposition, meist aber auch aus vernachlässigter Diät entwickelt, hat in der Schwäche zwar gleichfalls ein vorzügliches Indicans, indessen ist hier auch der eigentliche anliseptischc Apparat, China, Mineralsäuren, grosse Gaben Kampher erforderlich, und äusserlich Rubefacientia und nicht mehr Eiterung bewirkende Mittel. Haemorrhagieen weichen am besten dem Alkohol (hier auch innerlich anzuwenden). Schliesslich noch von einigen besonderen Krankheitszufällen. O h r e n d r ü s e n g e s c h w ü l s t e , jenes schlimme prognostische Zeichen erfordern beim ersten Entstehen k a l t e Ueberschlüge, neben gelinder Leibesöffnung, und wenn ihrem Weiterschreiten keine Schranke gesetzt werden konnte, reizende Umschläge und möglichst baldige Oeflnung des Abszesses. D u r c h f a l l u n d R u h r im nervösen Stadium, sind wie schon früher bemerkt, die alleinigen Indicantia für Opiate, doch ist w o möglich nur eine, aber grosse Gabe zu verordnen. Auch sind hier der Liehen islandicus und der Wein sehr verlässliche Mittel, nicht so die Coldmbo. D a s S c h l u c h z e n u n d d e r T r o m m e l b a u c h sind der Gedärmeentzündung angehörig, und bei glücklicher Bchandluug dieses Uebels schwinden jene Erscheinungen daher von selbst. Doch haben gegen den Meteorismus die flüchtigen Laugensalze,' so wie bei jenem, der bis in die Konvaleszenz hinein dauert, auch die fixen sich zuweilen von grosser Wirkung gezeigt. D i e k r a m f p h a f t e U r i n v e r h a l t u n g (oft durch den langen Gebrauch der Kanthariden hervorgerufen), erfordert Umschläge von warmer schwacher Lauge auf die Blasengegend. Dieser Zufall gehört wohl übrigens mit zu den lästigsten des anomalen Typhus. Endlich führen wir noch, gewiss als eine der gefährlichsten Symptome, den Dekubitus a n ; e r erfordert im Typhus kein anderes Heilverfahren, als das auch unter andern Umständen gegen ihn empfohlene *). W i r wollen jetzt noch der letzten Zeiträume des anomalen T y phus gedenken. Kommt es nämlich zur Krise, so haben wir immer von der sehr grossen Schwäche des Kranken auch hier Anomalieen zu fürchten, und wir müssen daher bei der zu erwartenden Krisis nochmals zu den flüchtigen Reizmitteln uns wenden, nebenbei auch *) Kälte, öfteres Wechseln der Bettwäsche, zusammenziehende und austrocknende äussere Mittel u. a. in.

(ansteckend) typhöses.

851

den heilsamen Schweiss berücksicktigen, ohne ihn jedoch erpressen zu wollen. Die freilich b e h u t s a m e F o r t s e t z u n g dieser Mittel gilt auch für die Stadien der Abnahme und Konvaleszenz; wenn noch Schwäche zurückgeblieben ist, in diesen Zeilräumen .aber noch äussere Uebel als Residnen sich zeigen, so werden diese auf eine angemessene Art, ohne weitere Rücksicht auf den Typhus behandelt. Gegen innere Metastasen, und zurückbleibende Desorganisation einzelner Eingeweide ist freilich jede Kunsthülfe fruchtlos. B. D i ä t e t i k . Es springt in die Augen, dass der Typhus, der auf eine so ausgezeichnete Weise nur durch den Heilakt der Natur in Genesung übergehen kann, noch mehr als jede andere Krankheit ein angemessenes diätetisches Regimen erfordert. Indessen wird auch die Diät, so wie pharmazeutische Behandlung den verschiedenen Stadien angepasst werden müssen. Wir haben für das Stadium der Invasion schon oben gesehen, dass die verordneten Mittel hauptsächlich nur diätetische sind, und können nun also hier wohl füglich eine Wiederholung ersparen. Was nun d a s e n t z ü n d l i c h e S t a d i u m betrifft, so verdienen hier vor jedem pharmazeutischen Mittel Luft und W ä r m e die erste Rücksicht. Man sorge daher für reine atmosphärische Luft, und öllhe zu diesem Behufe öfters die Fenster, damit die Ventilation des Zimmers gehörig vor sich gehen kann, und soll der Kranke auch den gehörigen Nutzen von dieser Erfrischung haben, so liege er in einem von allem Vorgehänge befreiten, erhabenen Bett, nicht aber am Boden, welcher letzterer auch noch die weitere Ansteckung befördert. Auch hat die trockene Luft vor der feuchten unbedingt den Vorzug, denn diese begünstigt, die Verletzung der Haulfunktionen und die Neigung zu Durchfällen; dagegen ist die k ü j i l e L u f t äusserst nützlich im entzündlichen Stadium. Sie ist auch ein vortreffliches Prophylaktikum gegen die g e f ä h r l i c h s t e n F o r t s c h r i t t e des Anstekkungsprozesses, so wie die Kälte überhaupt als das vorzüglichste Mittel zur Zerstörung des Ansteckungsmiasmas sich bewährt hat. In jenem Sinne ist auch das Waschen und noch mehr das Uebergiessen mit kaltem Wasser gewiss mit Recht empfohlen worden, und ohnehin schon durch die trockene Haut angezeigt. D i e N a h r u n g muss freilich den antiphlogistischen Mitteln angemessen, kann jedoch auch etwas mehr nährend als gewöhnlich (versteht sich indessen leicht verdaulich) sein; einerseits weil im r e g e l mässigen Typhns der entzündliche Karakter keinesweges so deutlich ausgeprägt, anderseits aber auch, weil das mit so prägnanter Schwäche verknüpfte Stadium bevorsteht. Zum G e t r ä n k ist leichte Limonade, Ptisane mit etwas Essig, säuerlicher Wein mit sehr vielem Wasser verdünnt am schicklichsten. Kalle Getränke erlaubt der Husten nicht, und gar zu laue können den Kranken nicht erquicken; es ist daher ein gewisser Mitlelgrad cr54*

862

Fieber

forderlich. Sclileimigc Getränke und einige Male des Tages ein gelinder, Schweiss treibender Thee sind aber jedenfalls sehr dienlich. B e w e g u n g , auch eine noch so unbedeutende, wenn sie nür aktiv ist, kann nicht dringend genug empfohlen werden, denn sie macht dem Kranken einen freien Kopf, verschafft ihm erquickenden Schlaf, wirkt Vortheilhaft auf die Hautverrichtungen, und durch die Muskeln auf die Nerven und eben durch die grosse Ueberwindung, die sie dem Kranken kostet, auch gegen die Indolenz und die Betäubung. In diesem letztern Sinne sorge man auch für g e h ö r i g e R e i z u n g d e r ä u s s e r e n S i n n e durch ein helles Zimmer, entferne nicht allzusorgfältig jedes Geräusch, denn Todtenstille begünstigt die traurigen Pathemata, und macht die so nothwendige, öfters zu wiederholende Erheiterung und Ermunterung ganz unmöglich oder unnützlich. Im e n t z ü n d l i c h e n S t a d i u m kann ein freundliches, verständiges Zureden die irrigen und fixen Ideen wohl noch beseitigen oder doch mildern. Uebrigens darf auch der Kranke nicht zu sehr mit Betten bepackt werden, und im Sommer ist sogar eine einfache leinene Decke schon hinreichend; denn ein gewaltiges Erpressen des Schweisses ist nur nachtheilig. D a s n e r v ö s e S t a d i u m erfordert noch strengere diätetische Rücksichten. Die Temperatur der Luft muss um drei bis vier Grade erhöht werden, und die Bedeckung muss auch wärmer sein. Doch muss f ü r eine gleichmässigeTemperatur, und für eine t r o c k e n e , öfters zu reinigende Luft mit noch grösserer Aufmerksamkeit als früher gesorgt werden. Die Nahrung muss jetzt kräftiger, aber auch daulich sein. Nährende Kraftbrühen, Bier- oder Eigelb abgerieben, eignen sich hierzu am besten. vor der Krise aber gar nicht zu erlauben; Früchte, befördern nur den Durchfall.

noch leichter verWeinsuppen, mit Feste Nahrung ist nähren wenig, und

Zum ordinären G e t r ä n k ist das schleimige am geeignetsten. Neben demselben gebe man jedoch auch guten, alten W e i n , nicht allein als Erquickungs- sondern auch als ein allen Anzeigen genügendes Ii e i l mittel. E r darf jedoch nur mehrere Male des Tages l ö f f e l w e i s e genommen werden. Uebrigens müssen die Kranken bei ihrer grossen Indolenz zum Trinken aufgefordert, n ö t h i g e n f a l l s gezwungen werden. Auch die a k t i v e B e w e g u n g , wenigstens die Anstrengung dazu, Aufsitzen im Bette sind jetzt noch weiter vorzunehmen, und nur, wenn Ohnmächten mit solchen Manocuvers verbunden sind, beschränke man sich auf passive Bewegungen durch oftmaliges Heben und Legen des Kranken. Ebenso ist d i e R e i z u n g d e r ä u s s e r n S i n n e auch noch jetzt nicht ausser Acht zu lassen, ja sie ist, bei der grösseren

(auslcckcnd) typhöses.

853

Stumpfheit der Krauken noch weit wichtiger als im entzündlichen Stadium. Ein vorzügliches Augenmerk verlangt jedoch die R e i n l i c h k e i t u n d S a u b e r k e i t , weil sonst dem Aufliegen gar nicht vorgebeugt werden kann; man schütze den Kranken vor aller Nässe, und reinige ihn auch von dem zähen, klebrigen, an der Zunge festsitzenden Schleim, am besten mit Salzwasser oder Essig; eine gleiche Sorgfalt ist auch für die Nasenlöcher erforderlich. Das von einigen Aerzten empfohlene Abschneiden der Kopfhaare (gegen Typhomanie), dürfte nur im ersten Zeiträume der Krankheit rathsam sein. Späterhin aber ist es, besonders in Rücksicht auf die Ilaulfuuktionen durchaus verwerflich. Dass w ä h r e n d d e r K r i s e n die so nothwendige Ilautausdünstung durch gleichmässige, warme Zimmerluft, durch gehörige Bettwärme und passendes Getränk zu unterstützen sei, versteht sich wolil von selbst. In der A b n a h m e kann man endlich zu festen Nahrungsmitteln übergehen, doch müssen sie jedenfalls leichtverdaulich und n ä h r e n d sein; auch hier ist der Wein empfchlenswerlh. Reine Luft und mässige Bewegung bleiben auch in diesem Stadium sehr wesentliche Momente der Lebensordnung. In der Konvaleszenz bleibt, wie schon oben erwähnt, die Anwendung der Diät das Hauptgeschäft des Arztes, und es gelten hier die allgemeinen, zur Herstellung eines geschwächten Menschen bestehenden Gesetze. Jedoch sehe man den oft ausartenden Gelüsten der Konvaleszenten keinesweges nach. Uebrigens muss nun das Krankenzimmer verlassen werden, keinesweges aber darf der Konvaleszent jetzt schon an ernstere Beschäftigungen gehen. Endlich wollen wir noch erwähnen, dass B ä d e r , ehe nicht die alle Oberhaut gänzlich gelöset ist, und die Haare nicht grösstenteils ausgefallen sind, durchaus nicht gestattet werden dürfen. C. P r o p h y l a x i s . Das sicherste Schutzmittel gegen die Ansteckung ist freilich die Vermeidung von Typhuskranken (selbst Konvaleszenten) und solcher leitender Körper, die mit dem Kranken in Berührung waren, überhaupt die Vermeidung aller Oerter, wo die Verschleppung des Giftes durch Personen und Sachen am ehesten möglich ist; wo nun aber solche Vorsichtsmaassregeln nicht getroffen werden können, da muss man wenigstens für die nachfolgenden angemessensten Schutzmittel sorgen. Nie besuche man einen Kranken im nüchternen oder müden Zustand, auch nicht mit nasskaltem Körper, sondern man nehme zuvor etwas Wein oder Brantwein, oder eine sonstige kleine Mahlzeit zu sich, auch suche man durch mässige Erwärmung den Körper weniger empfänglich für den Ansteckungsstoff zu machen, weil ein kalter

854

Fieber

Mensch immer mehr zur A u f n a h m e geneigt ist. A m Krankenbette selbst schnaube und 6pucke man öfters a u s , bediene sich der Riechmittcl, und wenn es angeht auch des Tabackrauchens. Nach dem Besuche wasche man Ilände und Gesicht sorgfällig mit kaltem W a s s e r , spüle auch Mund und Nase aus, und lasse die Kleider gehörig durchr ä u c h e r n , besonders wollene, welche ein so starker Leiter des Kontagiums sind. Glaubt man indessen schon angesteckt z u sein, so »st gleichwohl der Invasion noch vorzubeugen, oder doch noch ein äusserst milder "Verlauf der Krankheit zu erwarten. Und hier ist der O r t , w o a n h a l t e n d e K ä l t e durch kalte Bäder, Heiben des Körpers mit Schnee angezeigt ist; denn die Källe ist das mächtigste Zerstörungsmittel thierischer Gifte. Künstliche Eiferungen w i r k e n z w a r ähnlich, siö 6ind aber ein zu grausames Mittel, und werden ohnehin durch die Anw e n d u n g der Kälte entbehrlich. S o viel über die Vorbauungsmittel f ü r einzelne Menschen, jetzt noch Einiges über d i e P r o p h y l a x i s f ü r d a s A l l g e m e i n e . Als Grundgeselz haben w i r hier, die sorgfältigste Trennung der Angesteckten von den Gesunden aufzustellen. Deshalb ist die Einrichtung von eigenen abgeschlossenen T y p h u s h ä u s e r n , oder doch w e nigstens von solchen Abfheilungen in den anderen Spitälern erforderlich. In diese Anstalt müssten alle T y p h u s k r a n k e ohne Ausnahme geschickt w e r d e n , und dort müsste auch ein eigenes Personale angestellt sein (Aerzte, W ä r t e r , Priester), welche mit den andern Menschen ausser aller Berührung bleiben; auch dürfte kein Gegenstand aus jenen Häusern, wenn nicht nach der sorgfältigsten Reinigung entfernt werden, so dass das Gift immer n u r hinein, niemals aber herauskommen könnte. Endlich müsste auch zum Transport der Kranken ein ganz besonderer Tragsessel vorräthig sein. Gegen die mittelbare Ansteckung sind indessen einige andere Maassregeln erforderlich, welche vor Allem die in der A t m o s p h ä r e d e s K r a n k e n befindlichen Gegenstände zu berücksichtigen haben. Man veranstalte deshalb in den Krankenzimmern Räucherungen mit Mineralsäuren, und trage öfters Flammenfeuer durch dieselben. W e r t h lose Gegenstände, die mit dem Kranken in B e r ü h r u n g w a r e n , v e r b r e n n e m a n , und w e n n das nicht angeht, so wasche man sie sorgfältig in kaltem W a s s e r ; Räucherungcn sind entweder zu unbedeutend, oder zu kostspielig, und grösstentheils auf gehörige Weise schwer ausführbar. Auch setze m a n , w e n n es thunlich ist, die Gegenstände anhaltend dem Nachtfroste a u s , weil so die W i r k u n g der Kälte am besten erzielt w i r d . Ebenso sind auch das A u f b r ü h e n mit siedendem W a s s e r , das Auskochen und Ausbacken in trockener Ofenhitze sehr verlässliche Zerstörungsmittel.. Jedoch w ä r e n alle diese Maassregeln von n u r sehr beschränkter

866

(ansteckend) typhöses. Wirksamkeit, werden.

wenn sie nicht mit gehörigem Nachdrucke

vollzogen

Daher müsste die strengste obrigkeilliche Aufsicht auf die

Handhabung aller dieser Gesetze wachen. Dass man auch die Inokulation als Prophylacticum vorgeschlagen h a t , wollen wir lrier noch erwähnen. doch so barbarisch,

dass

Indessen ist dieser Vorschlag

schwerlich ein

menschenfreundlicher

und

vernünftiger Arzt darauf eingehen dürfte. Da

der Typhus

sich hauptsächlich in Kriegszeiten

entwickelt,

um von den Lagern in die Städte zu dringen, so dürften hier wohl einige Bemerkungen

über

militärärztlichc Polizei

in dieser Hinsicht

am Orte sein. V o r Allem ist in den Spitälern für möglichst bessere Atmosphäre zu sorgen, weil sonst am leichtesten der ursprüngliche Typhus sich entwickeln kann.

D a nun aber jenes Uebel einmal nicht leicht ab-

zustellen ist, so sollte der Weiterverbreitung durch Anlegung rerer Feldspitäler

entgegengearbeitet werden.

auch eigene F e l d t y p h u s s p i t ä l e r errichtet,

meh-

Nun könnten aber

und dabei die nöthige

Reinigung auf das ängstlichste befolgt werden.

Auch ist gerade hier

die strengste Beaufsichtigung der Konvaleszenten,

durch welchc die

Ansteckung am häufigsten g e s c h i e h t , a m l e i c h t e s t e n möglich. Indem wir durch diese letzteren Betrachtungen z u d e m lichen Typhus

geführt werden,

ursprüng-

wollen wir zum Schlüsse

dieser

Abhandlung diesem Gegenstande noch einige W o r t e widmen. Die Ursachen dieses ursprünglichen Typhus sind nur in der Luft zu suchen; es sind die in Folge ü b e r h ä u f t e r m e n s c h l i c h e r

Aus-

d ü n s t u n g e n erzeugten Schädlichkeiten, und wenn schon das Zusaroniensein

sehr

vieler

gesunder Menschen in

engen Ränmen z, B . in

Schiffen, Kerkern u. s. w. so nachtheilig wirkt, um wie viel schlimmer muss sich dieses Verhältnis« nicht dort gestalten, wo die Atmosphäre

von

den

Ausdünstungen

vieler

hitzigen Fiebern Leidender überschwängert

Kranken, wird.

besonders

an

Dieses ist nun in

Spitälern immer der Fall, besonders aber in Feldlazarethen, w o nur f i e b e r n d e , v e r w u n d e t e Soldaten in ungeräuraigen Gemächcrn aufgehäuft werdeD.

Hieraus nun sehen wir den primären Typhusstoff,

welcher sich sehr gern rasch an jene Körper legt, zu denen er Verwandtschaft hat, sich entwickeln, und er kann unter solchen Umständen künstlich erzeugt werden; obschon wir nicht wissen, welche Mischungsveränderung eigentlich in jener Luftatmosphäre vor sich gehe. Auf solche Weise verbindet sich nun der primäre Typhus zuerst mit ¿inem schon vorhandenen Fieber, es sei intermittirend oder remittirend, entzündlich, gastrisch, exanthematisch, nervös oder selbst faulig. Das Wechselfieber wird dann immer erst zum anhaltenden, und der frühere Karakter der anhaltenden Fiebergattungen verbirgt sich mehr und mehr hinter den wesentlichen Symptomen des Typhus.

Schwin-

856

Fieber

del, Betäubung, Stupor, Typhomanie, rothe Augen, katarrhalisches Leiden der Nase, des Rachens, der Luftröhre, der Lungen, Trockenheit der Zunge und Haut, Schwerhörigkeit, Trommelbauch, heller Urin geben bald den neuen Feind zu erkennen. Das nicht ansteckende Nervenßeber bietet den Stupor und die katarrliösen Zufälle gar nicht dar, wenn gleich andere heftige Nervcnzufälle, Zuckungen, Krämpfe, und auch periodischer Verlauf hier zugegen sein können. Der primäre Typhus ist übrigens immer anomal, und die eigentliche Dauer um desto schwerer zu bestimmen, als bei einem schon vorhandenen fieberhaften Zustand die Invasion sich durch einen Fieberschauer nicht bestimmen lässt. Trifft der Typhus auf exanthematische oder faulige Fieber, dann ist der Verlauf äusserst schnell, weil er auch ungemein tödtlich ist.

Gelbes Fieber.

Febris flava, T y p h u s icterodes.

(Aus der C/yklopädia of Practical Medecine, von Dr. J. G i l k r e s t , mit Anmerkungen von M a t h a e i , aus dessen gekrönter Preisschrift über das gelbe Fieber.) Das gelbe Fieber Westindiens ist eine Krankheit, in welcher, nebst den andern, später zu beschreibenden Symptomen eine gelbe Beschaffenheit der Haut und, gegen den tödtlichen Ausgang hin, Erbrechen einer schwärzlichen oder dunkelbraunen Flüssigkeit als die häufigsten, obgleich keinesweges konstanten Erscheinungen sich kund geben. Wegen der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen im gelben Fieber ist es nothwendig 2 oder 3 und selbst 4 Formen'desselben zu unterscheiden. In der mildeslen Form nimmt die fieberhafte Aufregung den Karakter eines gelinden Synochus an, und die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Individuen, namentlich Kinder, die ganze Krankheit überstehen können, ohne etwas mehr als einige Tage ein leichtes Unwohlsein zu empfinden. In nicht zu heftigen Epidemicen kommen solche milderen Anfälle im Verhältniss wie 1 zu 10 oder 12 vor, und am häufigsten zeigen sie sich, wenn die Epidemie sich ihrem Ende naht. In einem deutlich ausgesprochenen Falle mit oder ohne Vorboten sind die Symptome folgende: —Schauder, Ekel, Frontal- — namentlich aber Supraorbitalkopfschmerz, Rothe der Konjunktiva und ein eigentümlich glänzendes Ansehn der Augen; Schmerzen in den Beinen und Rücken, und eine oft unerträgliche Rachialgie. Die Zunge ist mit einem dicken Ueberzuge belegt, bisweilen aber auch, und selbst in höchst gefährlichen Anfällen vollkommen rein; oft ist sie zitternd, oft angeschwollen und mit der Spitze nach unten gekehrt. Die Empfindlichkeit des Epigastriums ist häufig gesteigert, aber in den ge-

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Fieber

del, Betäubung, Stupor, Typhomanie, rothe Augen, katarrhalisches Leiden der Nase, des Rachens, der Luftröhre, der Lungen, Trockenheit der Zunge und Haut, Schwerhörigkeit, Trommelbauch, heller Urin geben bald den neuen Feind zu erkennen. Das nicht ansteckende Nervenßeber bietet den Stupor und die katarrliösen Zufälle gar nicht dar, wenn gleich andere heftige Nervcnzufälle, Zuckungen, Krämpfe, und auch periodischer Verlauf hier zugegen sein können. Der primäre Typhus ist übrigens immer anomal, und die eigentliche Dauer um desto schwerer zu bestimmen, als bei einem schon vorhandenen fieberhaften Zustand die Invasion sich durch einen Fieberschauer nicht bestimmen lässt. Trifft der Typhus auf exanthematische oder faulige Fieber, dann ist der Verlauf äusserst schnell, weil er auch ungemein tödtlich ist.

Gelbes Fieber.

Febris flava, T y p h u s icterodes.

(Aus der C/yklopädia of Practical Medecine, von Dr. J. G i l k r e s t , mit Anmerkungen von M a t h a e i , aus dessen gekrönter Preisschrift über das gelbe Fieber.) Das gelbe Fieber Westindiens ist eine Krankheit, in welcher, nebst den andern, später zu beschreibenden Symptomen eine gelbe Beschaffenheit der Haut und, gegen den tödtlichen Ausgang hin, Erbrechen einer schwärzlichen oder dunkelbraunen Flüssigkeit als die häufigsten, obgleich keinesweges konstanten Erscheinungen sich kund geben. Wegen der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen im gelben Fieber ist es nothwendig 2 oder 3 und selbst 4 Formen'desselben zu unterscheiden. In der mildeslen Form nimmt die fieberhafte Aufregung den Karakter eines gelinden Synochus an, und die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Individuen, namentlich Kinder, die ganze Krankheit überstehen können, ohne etwas mehr als einige Tage ein leichtes Unwohlsein zu empfinden. In nicht zu heftigen Epidemicen kommen solche milderen Anfälle im Verhältniss wie 1 zu 10 oder 12 vor, und am häufigsten zeigen sie sich, wenn die Epidemie sich ihrem Ende naht. In einem deutlich ausgesprochenen Falle mit oder ohne Vorboten sind die Symptome folgende: —Schauder, Ekel, Frontal- — namentlich aber Supraorbitalkopfschmerz, Rothe der Konjunktiva und ein eigentümlich glänzendes Ansehn der Augen; Schmerzen in den Beinen und Rücken, und eine oft unerträgliche Rachialgie. Die Zunge ist mit einem dicken Ueberzuge belegt, bisweilen aber auch, und selbst in höchst gefährlichen Anfällen vollkommen rein; oft ist sie zitternd, oft angeschwollen und mit der Spitze nach unten gekehrt. Die Empfindlichkeit des Epigastriums ist häufig gesteigert, aber in den ge-

gelbes.

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fährlichsten Fällen bringt oft ein auf dasselbe angebrachter Druck keine Schmerzen hervor. Bisweilen wirft sich der Kranke hin und her, und wechselt in jedem Augenblicke seine Lage, ohne Schlaf noch Milderung seiner Leiden finden zu können; in andern Fällen liegt er rullig da und fährt bei jeder Annäherung, oder bei jeder an ihn gerichteten Frage zusammen. Im Beginnen des Leidens ist immer eine Neigung zur Verstopfung vorhanden, später aber wird die grösste Reizbarkeit des Magens eins der bemerkenswerthesten und hartnäckigsten Symptome. Jede angewandte Arznei oder selbst jede in den geringsten Quantitäten genommene Flüssigkeit wird sogleich wieder ausgebrochen, so dass man zur Darreichung von Heil- oder Nahrungsmitteln einen ruhigen Augenblick abwarten muss. Die ausgebrochenen Massen bestehen aus den in den Magen gebrachten Substanzen und einer zähen Flüssigkeit, g e w ö h n l i c h ohne Beimischung von Galle. Dieses Stadium der fieberhaften Aufregung dauert 48—70 Stun den, worauf der bisher volle, rasche und mehr oder wenigsr feste Puls weicher wird, die Augen ihr glänzendes Ansehen verlieren, und die Patienten bisweilen so schwach sind, dass sie nicht im Stande sind, ohne Hülfe auf dem Nachtstuhl zu sitzen. Bisweilen endet der Anfall am 3ten Tage tödtlich, wo dann zu den beschriebenen Symptomen eine eigentümliche, brennende, nicht selten bis zum Oesophagus sich erstreckende Empfindung sich hinzugesellt, die Temperatur des Körpers rasch sinkt, kein Urin sezernirt wird, die Gesichtszüge entstellt werden } und höchst quälendes Schluchzen, und endlich schwärzliches Erbrechen sich einstellen. Gewöhnlich aber geht die Krankheit nicht so schnell einem tödtlichen Ende entgegen, sondern dauert bis zum 5ten, (iten oder 7ten Tage, oder auch noch länger; in einigen selteneren, Fällen trat der Tod erst am 12ten oder 15ten Tage ein. Die gelbe Farbe der Haut, welche bisweilen schon am 3ten oder 4len Tage, gewöhnlich aber erst später sich zeigt, ist zuerst längs der grossen Gefässe am Halse bemerkbar, und breitet sich von da über die Brust und den ganzen Körper aus. Vom 4ten Tage an treten öfters Blutungen aus dem Zahnfleische, der Nase, und aus jeder OefTnung des Körpers, selbst aus der Haut ein. Im fernem Verlaufe dieses Stadiums wird die Zunge so schwarz und inkrustirt, dass sie das Ansehn hat, als ob man mit einem heissen Eisen darüber hingefahren wäre; der Puls wird schwächer,^ unregelmässiger und selbst intermittirend; der Stuhlgang hat ein dunkles und gelatinöses Ansehn und nicht selten geht ein komatöser Zustand dem Tode vorher. Bisweilen bemerkt man weder eine gelbe Färbung der Haut, noch treten Ilämorrhagieen ein, aber der Tod erfolgt in noch kürzerer Zeit. Hier liegt der Kranke aufgedeckt, njit dem Kopfe aus dem Bette heraushängend; die Zunge ist trocken, kleicnartig belegt und braun oder gelb an ihrer Basis. Der Puls ist schwach und intermittirend, die

858

Fieber

Stühle gewöhnlich dunkel gefärbt. Bisweilen gehen Icichtc Zuckungen um den Mund unmittelbar dem Tode vorher, einige Mal zeigte sich Trismus. In einer andern Form des Leidens prägt sich die tödlliche Natur des Anfalls gleich im Anfange in der Physiognomie des Patienten deutlich aus. Die Gesichtszüge sind zusammengefallen, entstellt; das Antlitz ist aschgrau gefärbt, der Blick erschrocken und die Augen sind mattrolh. Die Gefässaufregung ist hier gering, die Temperatur der Haut kühl; der Kranke fühlt sich nicht besonders krank, und besitzt oft einen überraschenden Grad von Muskelkraft. Das Schluchzen stellt sich hier bald ein, nebst Lividität und Kälte der Extremitäten, gerade so wie in den gefährlichsten Formen der Cholera. Der Puls ist in diesem Zustande kaum zu fühlen; der Stuhlabgang ist gering und bisweilen hell gefärbt. Die Ohren und Extremitäten nelii-aen eine Bleifarbe a n , die Urinsekretion ist unterdrückt, und nicht selten beschliessen schwärzliches Erbrechen und das brennende Gefühl im Magen die Szene innerhalb 48 Stunden. Fehlen die beiden letztem Symptome aber, so kann das Leben sich 3 Tage lang hinziehen. Unfähigkeit das Licht zu ertragen und Petechien, so wie Meteorismus, Sudamina, Ohrenklingen, unfreiwilligen Abgang der Fäzes und des Urins, Taubheit und Geschwüre um den Mund, hat G. im gelben Fieber nicht beobachtet. In einigen Fällen zeigte sich eine Infiltration des venösen Blutes in muskulöse Parthieen. D i a g n o s e . Es geht aus dem Vorhergehenden die Unbeständigkeit und Mannigfaltigkeit der pathognomonischen Erscheinungen so wie die Nothwendigkeit hervor, einige karakteristische Symptome eines Anfalls besonders hervorzuheben. Ekel und Erbrechen einer schwärzlichen oder dunkelbraunen Flüssigkeit, so wie bei jungen Personen ein geschwollenes und rothes Ansehen der Augen bilden in der Mehrheit der Fälle karakteristische Zeichen; ferner eine intensive, aber nicht glänzende Rothe der Konjunktiva, in welcher die Sekretionen unterdrückt sind, und welches dem Gesichte einen wilden Ausdruck giebt. Der rothe oder vielmehr karmoisinrothe Rand der Zunge zeigt deutlich das erste Stadium der Krankheit an. Das rastlose Umherwerfen im Bette, so wie die Schmerzen in den Lenden und Waden sind hier heftiger, als in jeder anderen Fieberform. Schon der dieser Krankheit von den verschiedendsten Schriftstellern der verschiedensten Nationen beigelegte Name des gelben Fiebers deutet darauf hin, das» die gelbe Farbe der Haut zu den karakteristischslen Erscheinungen gehört; obgleich sie in besonderen westindischen Epidemieen auch eben so häufig gefehlt haben soll. Diese gelbe Farbe ist entweder partiell oder allgemein verbreitet, und variirt vom hellsten Zitronengelb bis zur dunkelsten Okerfarbe. Auch die Hämorrhagieen aus den verschiedenen OriGzicn des Körpers nehmen eine bedeutende Stelle

gelbes.

859

unter den karakteristischen Erscheinungen ein. Endlich sind Suppreseion des Urins und die e i g e n t ü m l i c h e , brennende Empfindung in der Magengegend in diesem Leiden bei Weilern häufiger als in irgend e i ner andern akuten Krankheit, vielleicht mit Ausnahme der spasmodischen Form der Cholera *).

*) Der Zeitraum von der Aufnahme des Ansteckungsstoffes bis zum Ausbruche ist nur sehr kurz, höchstens 4 Tage dauernd,' und es kann jene bei einem zuvor ganz gesunden Menschen erfolgen, sobald er nur mit einem am gelben Fieber Kranken in Berührung w a r , indem eine Ansteckung aus der Atmospähre nicht stattfindet. Auch hat die Krankheit das Gemeinschaftliche mit den übrigen kontagiüsen, dass sich ihr Verlauf nicht abkürzen lässt, und dass sie, wenn sie vollkommen verlaufen, vor Rückfällen schützt. Die Gränzen der Dauer sind nicht mit Gewissheit anzugeben, doch wenn nach dem 5ten Tage noch kein zum Leben nothwendiges Organ zerrüttet ist, so fängt die Hoffnung eines glücklichen Ausgangs an, die nach dem siebenten zur Gewissheit wird. D a s R e s u l t a t d e r ä t i o l o g i s c h e n Untersuchungen ist ganz ähnlich der des Typhus contagiosus, Ansteckung, doch giebt es auch wie beim Typhus ein ursprüngliches gelbes Fieber, welches sich durch Erkältung, körperliche und g e i s t i g e A n s t r e n g u n g e n etc. entwickelt, aber einmal entstanden, die Fähigkeit hat, andere gesunde Individuen anzustecken. Dieses ursprüngliche gelbe Fieber, dessen Vaterland Ostindien ist, entwickelt sich wahrscheinlich aus einem remittirenden galligen Fieber, bei einer Temperatur von mindestens 72° Fahrenheit. Durch welche Momente es aber zu einer ganz e i g e n t ü m l i c h e n a n s t e c k e n d e n Krankheit wird, ist uns unbekannt; doch ist jene Wärme kein hinlänglicher Gfund, aber auch nicht die aus Feuchtigkeit oder aus faulenden Substanzen entstandene Verderbniss oder Abänderung der Elektrizität der Luft. Am wahrscheinlichsten wirken die Einflüsse welche lebende Individuen auf einander haben; denn sehr häufig, wenn viele Fremde, nicht Akklimatisirte auf den Antillen zusammenströmten, z. B. bei grossen Truppensendungen, sah man Epidemieen ausbrechen. Die Aufnahme des AnsteckungsstofTes wird durch eine Anlage begünstigt, die vorzugsweise in den nicht Akklimatisirten ist. M a t h a e i weiset übrigens nach, dass deprimirende Gemüth$stimmung die Anlage n i c h t erhöhe. Akklimatisation aber erfolgt bei einem längeren (vielleicht über 2 Jahre dauernden) Aufenthalt in solchen Ländern, wo die gewöhnliche Temperatur über 72° ist. M a t h a e i entkräftet durch viele Thatsachen und Analogieen alle Meinungen für eine Nichtfähigkeit zur Ansteckung, doch giebt er zu: 1) An keinem Orte der mehr als 2000 Mètres über der Meeresfläche erhaben w a r , hat man das gelbe Fieber beobachtet. (Dennoch wäre aber das Gegentheil doch wohl möglich). 2) Es kann sporadisch vorkommen (so gut wie Blattern und Keuchhusten u. dgl.). 3) Es herrschen vor dem Ausbruche des gelben Fiebers gallige Krankheitszustände. Die Form des Ansteckungsstoffes ist unbekannt, er wird durch Men-

860

Fieber Prognose.

Zu

den

ungünstigen Erscheinungen

gehören:

das

frühzeitige Erscheinen der gelben F a r b e , heftige Kreuzschmerzcn, unschen, Thiere und Sachen geleitet, und obgleich er um die neue Krankheit zu erzeugen, immer w e n i g s t e n s 7 2 ° F a h r , der Atmosphäre bedurft hat, und jenseits des 44° n. B . die Krankheit noch nicht beobachtet worden ist, so ist gleichwohl die Unmöglichkeit einer Verschleppung bis nach Deutschland nicht bewiesen. E s ist auch möglich, dass das Contagium andere bösartige Krankheitsformeu erzeugt. Summarium der Erscheinungen aus 190 mit dem Tode endenden Krankheitsgcschichten aus den Tropenlanden, N. Amerika und Europa von jedem Tage, vom lsten bis 17ten. Die Krankheit begann mit Fiebererscheinungen Frost und darauf folgender Hitze. Die häufigste Erscheinung der ersten Tage ist K o p i s c h m e r z , der jedoch an den folgenden Tagen immer seltener wird, vom 6ten Tage an schon zu den Ausnahmen gehört, und am I l t e n gar nicht vorkommt, und nur wenn noch am 17. Tage der Tod eintrat, erschien dieses Symptom wieder. Noch früher verschwinden andere lokale Schmerzen, und Schmerz in allen Gliedern ist nur am ersten Tage beobachtet worden, so dass am 11. Tage gar kein Schmerz mehr vorkommt. Am konstantesten begleiten Schmer zen des Magens und Unterleibes den Kopfschmerz, demnächst aber auch Schmerzen im Bücken, den Lenden, den unteren Extremitäten und in den Seiten. Auch war einmal am 16. Tage der Leib schmerzhaft. I k t e r i s c h e E r s c h e i n u n g e n traten vor dem zweiten Tage nie ein, und sind nach dem 11. Tage gleichfalls nicht wieder beobachtet worden, in eiuem Falle erst am 10. hervorbrechend. Am häufigsten Gelbheit der Augen und des Gesichtes und allgemeine Gelbsucht, die letztere nie vor dem 3. T a g ; übrigens ist wenigstens bis zum sechsten Tag K ü t h e des Gesichtes und der Augen ein gleichfalls sehr gewöhnliches Symptom, und zwar beginnt sie schon am e r s t e n Tage. Nach dem 6sten Tage ist sie jedoch nur selten beobachtet worden. Eben so kamen auch Blässe, Entstellung und bläuliche Farbe des Gesichtes vor, jedoch alles nur seltener. In den ersten Tagen hat man auch die A u g e n lichtscheu und tbränend beobachtet, in den letztern mehr starr, oder mit erweiteter Pupille oder geschlossen und tiefliegend; doch sind dies nur seltene Erscheinungen. Die Zunge war im Anfange, bis zum 5ten Tag mehr feucht belegt, selten trocken; von diesem Zeitpunkt an wird sie sehr trocken, lind öfter auch schwarz. Vor dem 4ten Tage ist jedoch Schwärze der Zunge nicht beobachtet worden. Stammeln und Zittern der Zunge sind nur selteue Beobachtungen. E r b r e c h e n , und Uebelkeit oder Brechneigung sind auch sehr konstante Symptome, und ist bis zum 13ten Tag beobachtet. Selten kommt blutiges und schwarzes Erbrechen vor, und zwar in einigen Fällen schon am 2. Tage. Vom 7lcn Tage wird jedoch das gewöhnliche Erbrechen nicht so häufig, und es sind von da ab mehr Fälle von schwarzem als blutigen. V e r s t o p f u n g ist nur in den ersten 4 Tagen beobachtet, dagegen finden sich Schon vom 2ten bis zum 17ten Tage als Vorboten des Todes und von schwarzer Zunge begleitet, s c h w a r z e u n d b l u t i g e S t ü h l e v o r .

gelbes.

861

aufhörliches Erbrechen und Umherwerfen, tiefes Aufseufzen, Intermission oder merkliche Depression des Pulses, Schmerzcn der Augäpfel, Singultus und nach einigen Beobachtern das Ausfliessen einiger Tropfen Blut aus der Nase in einer sehr frühen Periode der Krankheit. Aber auch eine affektirte Lustigkeit, eine Versicherung von Seiten des K r a n k e n , dass er sich ganz w o h l befinde, unter den gefahrvollsten Umständen, lassen n u r eine sehr üble Prognose zu. Ein übler Ausgang ist ferner zu befürchten, wenn der K r a n k e im vollen Besitze seiner geistigen Fähigkeiten, meistens auf dem R ü k D e r P u l s ist in den beiden ersten Tagen in 61 Fällen als schnell und hart angegeben. Vom 3ten Tage kommt kein barter Puls mehr vor, dagegen noch öfter ein schneller nnd voller Pills, und vom vten Tage an lauten die Beobachtungen über den Puls, mehr schwach, klein, unregelmässig, intcrmittirend und zitternd. (Beim 11. und 21ten Tage ist über den Puls nichts angegeben, und überhaupt scheinen die Pulsbeobachtungen sehr unvoll' ständig. A t h m u n g s b e s c h w e r d e wird auch in einigen Fällen Aufgeführt, doch mehr in den ersten Tagen, wo er auch einige Male röchelnd und tömend war. Bemerkungen über die H a u t b e s c h a f f e n h e i t sind nur 14 bis zum 8ten Tage. Ausser 2 Fällen von allgemein verbreiteten violetten Flekken war die Haut immer trokken. D e l i r i r e n ist vom lsten Tage nicht aufgeführt, vom 2ten Tage in 6 Fällen nur gelinde, späterhin aber kommt es als nicht seltener Begleiter vor, und ist nun häufiger als Missmuth und Nervenzufälle beobachtet worden. Der S c h l a l ist, wo er angeführt worden grösstentheils als unruhig bezeichnet. P e t e c h i e n sind im Ganzen nur in wenigen Fällen beobachtet worden, in allen mit Ausnahme eines einzigen zwischen dem 4ten und 7ten Tage. B l u t u n g e n sind vom 2ten Tage beobachtet und zwar zuerst und am häufigsten aus der N a s e , später auch aus dem Munde.; vom 5ten Tage an kamen auch mehrere aus den Genitalien, und etwas später aus After und Zähnen, Einige Beobachtungen sagen auch aus mehreren OeffnuDgen und dem rechten Ohre. Die Abweichungen vom U r i n stellen dieses Exkret beständig als sparsam und unterdrückt abgesondert dar. Rücksichtlich der Beschaffenheit finden sich nur ein Paar Beobachtungen, die ihn als blutig und schwarz bezeichnen. Sonst ist auch einige Male Spcichelfluss (auch ohne Quecksilbergebrauch) und Meteorismus beobachtet, doch diess mehr in den ersteren Tagen. Endlich werden auch noch Missmuth Angst, unruhiges Umherwerfen u. dgl, noch bemerkt. Heftiger Durst ist am ersten Tage angeführt. Die meisten T o d e s f ä l l e kommen am sechsten Tage vor, von da an nimmt die Zahl derselben ab, nach dem 17ten und vor dem 2ten kömmt keiner vor; die meisten sind am 4ten bis 7ten Tag erfolgt, und es geht ihnen öfters Abnahme der Heftigkeit der Zufälle voraus.

862

Fieber

ken in einem Zustande von Kollapsus da liegt, wenn bei einer innerri, brennenden, verzehrenden Hitze die Temperatur des Körpers weit unter das natürliche Maass gesunken ist.

Schwärzliche

Beschaffenheit

der ausgcbrochenen Massen und selbst bedeutende Hämorrhagieen sind keine absolut tödtlichen Erscheinungen. Deutliche Remissionen, eine gleiclimässige Temperatur und weiche Beschaffenheit

der Haut

in

den

ersten 2 4 S t u n d e n ,

Heiterkeit im

Ausdrucke des Gesichts und eine leichte und freie Beweglichkeit der Augen, geben eine wahrscheinliche Auseicht auf Genesung.

Eben so

gehören eine Frieseleruption, einige Stunden ruhigen, nicht durch E r brechen unterbrochenen Schlafs, natürliche Farbe der ausgebrochenen Massen, Wiederherstellung der natürlichen Feuchtigkeit der Zunge und der Urinsekretion zu den erfreulichsten, einen günstigen Ausgang versprechenden Erscheinungen. Im Allgemeinen aber ist das gelbe Fieber als die tückischste und hinterlistigste aller Fieberformen zu betrachten, da die Erfahrung gezeigt hat, dass bei Patienten, die in heiterer Laune und anscheinend ganz wohl aufrecht im Bette sassen, plötzlich schwärzliches Erbrechen, und schnell darauf der Tod zum äussersten Erstaunen des Arztes sich einstellten. Pathologische Erscheinungen nach dem Tode. tige Fälle.

1) Sehr

bösar-

D e r ganze Körper ist intensiv gelb gefärbt, und man

bemerkt einen blassgelblichen Streif von der Nase zur Schaam herabsteigend.

Die Ohren, Hände und Arme werden schnell braunschwarz,

auch der Penis und das Skrotum werden dunkel gefärbt.

Man hat

daraus auf eine rasche Zersetzung der organischen Materie geschloss e n , allein man hat nicht bemerkt, dass der Putrefaktionsgeruch bei einem am gelben Fieber verstorbenen Individuum früher als sonst eintritt.

D i e Muskeln sind dunkel gefärbt, und gehen bei dem Drucke

zwischen den Fingern auseinander,

auch das Herz

hat dieselbe Be-

schaffenheit; in der Leber bemerkt man bisweilen hellgelbe Flecken, aber

keine S p u r

von Entzündung

kleiner gewordene,

bisweilen

oder Abszessen.

Die

bedeutend

zusammengeschrumpfte und verdünnte

Gallenblase ist entweder gänzlich l e e r , oder enthält nur eine äilsserst geringe Quantität von ganz dunkelrother oder grüner Galle, oder von S e r u m und in seltenen Fällen, von E i t e r ; die sie auskleidende Schleimmembran

ist

in

einigen Fällen

von

hellrothem Blute injizirt.

Der

Gallengang ist bisweilen so vollständig geschlossen, dass kaum eine Sonde hindurchgeführt werden kann.

D e r Magen ist nicht entzündet,

und man hat bloss in verschiedenen Fällen eine einfache R o t h e , entweder in Streifen nach verschiedenen Richtungen verlaufend, oder als sternförmige Flecke

von

verschiedener Grösse

auf der

Schleimhaut

des Magens bemerkt, in demselben Grade wie dieses auch bei andern Affektionen des Magens v o r k ö m m t , w o man nicht am entferntesten an Gastritis denken kann.

Nicht seilen ist die Scbleimmembran voll-

gelbes.

863

kommen farblos. Die dunklen Streifen und Flecken, welche man häufig auf der Schleimmembran des Magens bemerkt, haben zu der Meinung Aulass gegeben, dass der Magen im gelben Fieber brandig werde, allein die sorgfältigsten und genauesten Untersuchungen haben die Unrichtigkeit dieser Meinung hinlänglich dargethan. 2 ) G e w ö h n l i c h e m i t t l e r e F ä l l e . Geringe Gelblichkeit der Haut. W a r während des Lebens gar keine gelbe Färbung vorhanden, so bemerkt man jetzt, nach dem Tode, eine solche in geringem Grade in der Gegend der Augen, der Nase und des Mundes, längs des Verlaufs der grossen Halsgefässe und auf der Brust. Die Leber ist blassgelb oder grüngelblich, mit kleinen hellrothen Flecken punktirt; in andern Fällen hat die Leber eine röthlich braune Farbe. Die Gallea blase enthält gewöhnlich eine stark konzentrirte und sehr dunkel gefärbte Galle. Der Magen ist mit schwarzgefärbten Massen, oft mit Blut oder Schleim angefüllt. Der Oesophagus ist zuweilen von seinem Epitheliuxn gänzlich entblösst. Bisweilen findet man im Jejunum, aber öfter noch im Ileum die erwähnten schwärzlichen Blassen. Die Ulzeralion, welche im Typhus und andern bösartigen Fiebern in dem Theile des Ileums sich bilden, wo die Peyer'schen Drüsen sitzen, bemerkt man im Typhus icterodes nicht. Die Schleimhautfläche des Kolon ist bisweilen mit der adhäsiven schwärzlichen Substanz bedeckt; wird diese entfernt, so ist hier wie i Mm Intestinallraktus die darunter beiindliehe Schleimmembran vollkommen farblos, so dass das gelbe Fieber weder in einer Gastritis, noch in einer Gastroenteritis begründet ist. Die Harnblase ist in den Fällen, wo Suppression des Urins Statt gefunden h a t , sehr zusammengezogen. Eine zerreibliche, bröcklige Textur des Pankreas, die L i n t o n zu Jamaika angiebt, ist von Andern nicht beobachtet worden. Wie gewöhnlich in allen epidemischen Krankheiten, ist auch hier die Sterblichkeit in den ersten Perioden der Epidemie bei Weitem grösser, als in den folgenden. In der Epidemie zu Murzia im Jahre 1804 genasen von den ersten 134 Erkrankten nur 3 oder 4. In der Epidemie zu Barcelona von 1821 verhielt sich die Sterblichkeit im Anfange wie 19 zu 20, und am Ende der Epidemie starben nur f der Erkrankten. Bisweilen ist die Sterblichkeit sehr gering, oder 69 sterben in einer Klasse von Menschen, in einem Regimente im Verhältniss zu andern bei weitem weniger, ohne dass man sich die Ursache davon erklären könnte. W e s e n . B r o u s s a i s und seine Anhänger u n d B o i s s e a u in seiner „Pyretologie" haben das Wesen des gelben Fiebers in einer Entzündung der Gastrointestinal-Schleimhaut gesucht. Wir haben indessen so eben in der pathologischen Anatomie hinlänglich dargethan, dass keine Spur von Entzündung in dem ganzen Intestinaltraktus aufzufinden ist. Andere haben die Inhalation eines spezifischen Giftes

Fieber

864

als die Ursache der Veränderungen in den chemischen Eigenschaften des Blutes angesehen, und daraus die verschiedenen Krankheitserscheinungen im gelben Fieber hergeleitet; so viel Wahrscheinliches

diese

Ansicht auch haben mag, so ist doch die Richtigkeit noch nicht durch überzeugende Beweise dargethan.

Noch Andere betrachten das Ner-

vensystem als primär affizirt, und nehmen einerseits eine Abstraktion und andererseits eine Obstruktion der Nervenkraft in verschiedenen Individuen als Grundursache .des gelben Fiebers an.

Betrachten wir

aber die vollkommene Integrität der Zerebralfunktionen in den ersten Stadien des Leidens bis zum letzten Augenblicke des Lebens, nebst der merkwürdigen Unterdrückung der Sekretionen, so sind w i r wohl zu der Annahme berechtigt, dass das Gangliensystem vorzugsweise ergriffen, und der eigentliche Träger des Krankheitsstoffes ist. Ursachen.

D i e Ursachen des gelben Fiebers sind bis jetzt noch

in ein rälhselhaftes Dunkel gehüllt, und die Frage über die Kontagiosität desselben ist trotz der Fluth von Schriften, die darüber erschienen sind, noch nicht gelöst.

Unbekannte, nicht durch die Sinne wahrnehm-

bare epidemische Einflüsse, deren Bedingungen wir nicht im mindesten kennen, sind die einzigen Ursachen, welche man nicht bezweifeln kann. Höchst merkwürdig ist der Einfluss einer kalten Temperatur auf die Epidemie.

Bei ungefähr 5 0 ° F . nämlich hört die Epidemie gänzlich

auf, und in Spanien und "Nordamerika lässt sich dadurch oft das Verschwinden der Krankheit mit Genauigkeit vorher berechnen.

In eini-

gen Epidemieen blieben Weiber und Kinder verschont, während sie in andern mit desto

grösserer Heftigkeit ergriffen wurden.

sollen von der Krankheit fast verschont bleiben.

Die Neger

Die höheren Stände

der Gesellschaft und regelmässig lebende Personen sind nicht weniger den Anfällen unterworfen, als Andere, doch ist bei ihnen die W a h r scheinlichkeit auf erfolgende Genesung grösser.

Ein einmaliger, deut-

lich ausgeprägter Anfall sichert in hohem Grade vor einem zweiten, obgleich Rezidive auch nicht selten sind. Behandlung.

Die

grosse

Meinungsverschiedenheit

berühmter

Aerzte über die Vorzüge gewisser Methoden, lässt sich nur aus dem Umstände erklären, dass in der That jede einzelne Epidemie ihre besondern Eigentümlichkeiten besitzt. Praktiker

in \Vestindien sowohl

Während z. B . die erfahrensten

als in Amerika den Aderlass gänz-

lich verworfen haben, und mit Recht behaupteten, dass bei der Anwendung desselben der eigentliche Karakter der Krankheit erst recht deutlich hervortrete, und dadurch die dem Kranken so nothwendige Kraft geraubt wei de, ist die Venäscktion erst neulich in Trinidad von berühmten Autoritäten höchlichst gepriesen worden. eines

reichlichen Aderlasses

in

besondern Fallen

Ohne den Nutzen in Zweifel ziehen

z u w o l l e n , können wir uns doch nicht verhehlen, dass die meisten und stärksten Gründe gegen die Applikation desselben sprechen, selbst

gelbes.

865

da, wo er durch den ersten Anblick unbedingt nothwendig erscheinen sollte. — Um das so sehr quälende unaufhörliche Erbrechen zu stillen, könnten trockene Schröpfköpfe auf das Epigastrium gesetzt, von Nutzen sein. Zu demselben Zwecke hat man häufig Blasenpflaster mit Glück angewandt. — Warme Bäder unterstützen die Kur in den früheren Stadien der Krankheit; wo aber eine bedeutende Gefässaufregung nebst grosser- Hitze der Haut sich zeigt, sind laue oder kalte Bäder oder das Waschen des Körpers, mit einem in kaltes Wasser oder in Weinessig und Wasser getauchten Schwämme vorzuziehen. Häufige Friktionen des ganzen Körpers nach einem angewandten Bade hat man nützlich befunden. Nasse Tücher auf die Stirn gelegt, milderten den bei robusten Personen häufig vorkommenden heftigen Kopfschmerz. Die Anwendung von innern Arzneimitteln ist in den wenigsten Fällen zugänglich, da in der Mehrheit der Fälle die Reizbarkeit des Magens so abnorm gesteigert ist, dass, kaum ehe eine Stunde verfliesst, gerade zu der Zeit, wo man hoffen kann, dass die angewandten Mittel ihre Wirksamkeit entfalten, jegliches Getränk, jedes Arzneimittel, selbst in der kleinsten Quantität ¡augenblicklich wieder ausgebrochen wird, so dass man oft, an der Möglichkeit, irgend ein Remedium anzuwenden, verzweifelnd, die Natur sich selbst zu überlaissen, und einen ruhigen Augenblick abzuwarten genöthigt ist. Wenn Remissionen eintreten, eben so zur Zeit der Rekonvaleszenz wird die China mit grossem Nutzen gereicht werden können, die Dosen müssen aber höchst vorsichtig abgemessen werden, indem grosse Gaben höchst nachtheilig auf den Magen und das Gehirü wirken. Bei einer sehr geringen Anzahl von Praktikern standen die Emetika eine Zeit lang in grossem Ruf, welcher sich aber in der Folge nicht immer bewährt hat. Von mehreren Praktikern sind in einem vorhandenen Zustande von Aufregung purgirende Mittel angewandt worden, welche die neuere Schule, eine Entzündung der Gastrointestinalschleimhaut als Grundursache des gelben Fiebers annehmend, verworfen hat. Die brittischen Aerzte geben ganz geringe Dosen Kalomel in Pillen- oder Pulverform, um die ersten Wege frei zu machen, und es scheint, dass dieses Mittel noch am besten vom Magen vertragen wird. Besser möchte der angedeutete Zweck noch durch Applikation von Krotonöl auf die Zunge erreicht werden. Ein oder zwei Tropfen dieses Oels bethätigte nicht nur die Aktion der Gedärme, ohne die Reizbarkeit des Magens zu steigern, sondern beförderte auch die Nierensekretion, — ein Umstand von picht geringer Wichtigkeit. Klystire sind nützliche Unterstützungsmittel der Behandlung; Dr. A r e j u l a in Spanien gab ein solches aus Seewasser; in Westindien gab man Klystire mit einem Zusätze von Ol. therebinth. Dasjenige Mittel aber, welches innerhalb der letzten 50 Jahre am

866

Fieber

besten seinen R u f in diesem proteusartigen Leiden behauptet h a t , ist der M e r k u r , und obgleich es nicht zu läugnen ist, dass er bisweilen durch seine Unwirksamkeit bei einigen Praktikern gänzlich irt Misskredit gekommen ist,

so

hat er doch in andern Fällen seine W i r k -

samkeit in einem hohen Grade bewährt.

L i n t o n zu Jamaika gab nach

den Purgiermitteln, Bädern und Blasenpflastern, alle 2 Stunden Kalomcl, in Dosen von 5 — 1 0 Gran,

und w o der Verlauf sehr rasch

machte er schon frühzeitig Merkurialfriktionen.

war,

E r versichert zu glei-

cher Z e i t , dass, sobald der Ptyalismus sich einstellt, man den Kranken als gerettet betrachten kann.

East alle Schriftsteller stimmen in

ihrer Ansicht über den grossen Nutzen des genannten Mittels übereio. Mr. W i l s o n

sagt

in

seinem

höchst

schätzbaren W e r k e über das

gelbe Fieber, dass er selbst d a , wo der nervöse Torpor und die Gefässatonie sehr gross und die Reaktion träge, unvollkommen und unregelmässig i s t , w o der Krauke, ohne über einen grossen Schmerz zu klagen, in grosser Prostration mit vom Kissen herabgefallenem Kopfe da liegt,

das Gesicht leichenblass oder livid ist,

die Iris kaum den

Eindruck des Lichts empfindet, reichliche und oft wiederholte Dosen Kalomel anwende. täglich,

E r giebt 1 0 , 1 5 oder 2 0 Gran Kalomcl 2 — 3 m a l

nebst einem Zusatz von 1 — 1-j Gr. Opium zu jeder Dosis

nach dem Zustande der Verdauungsorgane. — Uebrigens müssen w i r uns auch bei diesem Mittel nie zu sanguinischen HolTuungen über die Wirksamkeit desselben in einem so hiuterlistigen Leiden hingeben, indem oft selbst die spezifische Wirkung des Merkurs nicht eintritt, und der Torpor der absorbirenden Gefässe oft ganz unüberwindlich ist. — W o eine profuse Hämorrhagie sich einstellt, verträgt der Magen in der Regel m e h r , und hier hat sich dann eine bittere Infusion mit einem Zusätze von Schwefelsäure nützlich bewährt.

Bisweilen

sind

die Blutungen aus dem Munde so übermässig gross, dass sie Befürchtungen erregen;

sie

werden aber durch eine reichliche Applikation

einer starken Solution von salpetersaurem Silber bald gestillt.

Wo

die eigenthümliche brennende Empfindung im Magen sich einstellt, die oft bis zum Pharynx hinaufsteigt, haben kalzinirte Magnesia und präparirter Kalk einige Erleichterung gewährt; übrigens sind solche Fälle als gänzlich unrettbar zu betrachten. —

W e n n in weiter vorgerück-

ten Stadien das unaufhörliche Erbrechen und die Schlaflosigkeit eine grosse Erschöpfung

herbeigeführt

haben,

sind mässige

Gaben

von

Opium und Capsikum in kleinen Pillen oft sehr nützlich gewesen. — Zum Getränk eignet sich eine Mischung aus Eiweiss, Zucker, W a s s e r und einem aromatischeu Zusatz am besten.

pestilentialisclies.

Die Pest.

867

Bubonenpest. Pestilenzialfieber. orientalis. Febris pestilentialis.

Pestis

Nach B u l a r d ' s (de H e r n ) Beobachtungen (roitgetheilt von Dr. V e t t e r in der Zeitung vom Verein für Heilkunde in Preussen. 1837, Sept. und Okt.) S y m p t o m e d e r P e s t . Die Pest hat keine Vorläufer. Ihr Gang theilt sich in drei vollkommen verschiedene Zeitabschnitte: den Anfall oder die Periode der Abgeschlagenheit, die Reaktion oder entzündliche, die freiwillige Synergie oder die kritische Periode. 1 ) A u s b r u c h . l>Ie Kranken fühlen gewöhnlich sogleich und plötzlich eine ausserordentliche Unruhe im Nervensysteme, ein Gefühl allgemeiner Mattigkeit, Schauer, ein mehr oder weniger heftiges Kopfw e h , klopfende, oder n u r bei der Berührung wahrnehmbare Schinerzen in der Achsel- oder Leistengegend, bisweilen Ekel, von Erbrechen gefolgt. Das Gesicht nimmt einen Ausdruck der Schwäche a n , der Blick ist niedergeschlagen, die Augenlider bleiben halb geschlossen, der Mund klafft und der Gang ist w a n k e n d , wie bei der Trunkenheit. Einige Stunden später wird die Abgeschlagenheit ausserordentlich, die Glieder sind schlaff, und wie verrenkt, Stehen und Gehen werden nun unmöglich, der Kopf bleibt auf die Brust gesenkt, die H a u t ist heiss und trocken, der Puls häufig, klein, elend, mit 115 bis 130 Schlägen, das Athmen ist oft häufig und geschieht 30- bis 35mal in der Minute; die S t i m m e behält ihren natürlichen Klang, aber die Aussprache wird beklemmt, belegt und wie von Fettigkeiten ers c h w e r t , so dass man an eine Angina glauben k ö n n t e , welche doch niemals v o r k ö m m t ; bisweilen tritt ein vollkommenes S t u m m w e r d e n ein. Die immer f e u c h t e , breit gezogene, weisse, in der Milte fast perlmutterglänzende Zunge ist an den Rändern und an der Spitze rein. Das Erbrechen geschieht wie ohne Wissen des K r a n k e n ; die ausgebrochenen Stoffe sind oft gallig, selten g r ü n l i c h , bisweilen sind es n u r die aufgenommenen Flüssigkeiten. Auf dem P u n k t e der höchsten Intensität in dieser Periode verfallen die Kranken in eine Art komatösen Zustandes, die Haut ist t r o c k e n , rauh und von verringerter W ä r m e , der Puls sehr klein, sehr häufig, nicht w a h r n e h m b a r . D a s Athmen geschieht m ü h s a m , unregelmässig, Erbrechen ist selten, die Kinnladen bleiben zusammengezogen, die Lippen werden Jivid, die Glieder verlieren ihre W ä r m e , und die Kranken sterben. Bei einer grossen Zahl von Individuen zeigt aber diese Periode nicht den eben beschriebenen heiligen und gefährlichen Karakler. Es giebt dann keine allgemeinen S y m p t o m e . Statt jeder andern pathologischen, Erscheinung nimmt man n u r B u b o n e n an den gewöhnlichen Orten w a h r , bisweilen eine feuchte, breite, perlfarbene Z u n g e , einen leichten Fieberzustand; aber stets bleibt der Organismus in seinem gew o h n t e n Geleise, die Bubonen zertheilen sich oder vereitern, und die 55*

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Krankheit endigt sieb damit; dies nennt man die gutartige oder träge Pest. Entwickelt sie sieb aber in ibrer ganzen Stärke, so unterliegen fast alle Kranken vom zweiten bis zum vierten Tage. In einigen Fällen trifft es sieb, dass die Zahl und Stärke der S y m p t o m e sich verringert, dass sie, so zu sagen, zu früh geboren werden; dann verschwinden die nervösen Erscheinungen, das Erbrechen hört a u f , Puls und Alhmung werden grösser, ein reichlicher Schweiss stellt sich ein. Von der allgemeinen Krankheit bleibt nur noch die Schwächung und ein leichter Reizzustand der Verdauungsorgane zurück, die lymphatische Affeklion allein behauptet sich, geht in Verhärtung, Zertheilung oder Eiterung über, und die Kranken genesen. Jedoch ist diese A r t des Ausgangs sehr selten, und findet sich nur zu J j oder von der Zahl der Heilungen. Unter dieser Gesammtheit von Symptomen treten, einzeln oder verbunden, folgende diagnostische Erscheinungen hervor: 1 ) Die knotenartige Anschwellung des lymphatischen Systems in den Weichcn- oder Achsêlgegenden, selten in der Nacken-, und noch seltener in der Kniekehlengegend. 2 ) Pelechialflecken auf dem Thorax, dem Halse, bisweilen der ganzen Oberfläche des Stammes, selten über dem ganzen Körper. 3 ) Karbunkelgeschwülste am häufigsten auf den Gliedern (membres), seltner auf Stamm und Gesicht, selten 'an den Endgliedern (extrémités). Zu Kairo und besonders zu Smyrna haben uns diese drei Arten von Krankheitserscheinungen stets drei Formen der Krankheit zu bezeichnen geschienen: die e i n f a c h e B u b o n e n f o r m , die B u b o n e n f o r m m i t P e t e c h i e n und die B u b o n e n f o r m mit K a r b u n k e l n , und niemals haben w i r die beiden letzteren, w o h l abgesonderten Formen sich zusammen verbinden sehen. Unter allen Umständen folgt auf die erste Periode fast immer die der Reaktion; es erscheint dann eine neue Reihe von Zufällen, und die Krankheit ändert ihr Aussehen ganz und gar. 2 ) R e a k t i o n . Die Leere der Arterien verschwindet, der Puls kehrt wieder, hebt sich, wird hart, voll, schwingend und von einer Häufigkeit zwischen 9 0 und 1 0 0 Schlägen. Das Gesicht belebt sich, begeistert sich (s'exalte), wird bisweilen sehr ausdrucksvoll (vultueuse), der Augapfel nimmt seine Beweglichkeit wieder an, die er zum Theil verloren hatte, die Konjunktiva wird ausgespritzt, die Pupille erweitert sich, die Zunge wird trocken, dann dürr, gespalten, hornartig, die Zähne siud russig und die Schlcimhauttheile der Lippen mit Krusten überzogen, die Nasenlöcher füllen sich mit einem schwärzlichen Stoffe von fester Form, der durch Eintrocknen staubartig wird. Werden zufällig Stoffe ausgebrochen, so sind sie immer schwärzlich und ziemlich dick. Die Haut behält alle ihre Trockenheit, alle ihre Dürre.

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Die Athmung ist liäafig, die Stimme aufgeregt. Die Agitation ist allgemein, oft findet Traumsucht und Geistesabwesenheit Statt, selten ein wahres Delirium. Ausserdem beobachtet man eine hartnäckige Verstopfung und in einzelnen Fällen ausnahmsweise einen sehr stinkenden, schwärzlichen Durchfall ohne Unterleibsschmerzen. Wenn der Ausgang tödtlich werden will, nimmt die Aufregung ab, der Puls sinkt und wird schnell, klein, wie entfliehend, die Athmung ist unregelmässig, mühsam, aufgeblasen; bisweilen tritt ein krampfhaftes Schluchzen ein, die Oberfläche zieht sich wie krampfhaft zusammen, ein kalter Schweiss erscheint auf dem Antlitze, und der Tod tritt ohne einen andern Kampf ein. Die mittlere Dauer dieses Zeitraums beträgt 4—5 Tage. E r verlängert sich oft bis auf 12 und 14, dann aber nimmt er ganz und gar die typhöse Form an, mit anhaltendem Fieber, Schnenhiipfen, einigen leichten Zuckungen, einer starken Reizung der Bindehaut, mit Unbcweglichkeit, Betäubung u. s. w . 3 ) F r e i w i l l i g e S y n e r g i e . Diese dritte Periode fallt weder vermittelnd zwischen die beiden ersten, noch folgt sie der zweiten; sie ist immer begleitend, sobald sie sich gleichzeitig mit dem Beginnen der letztern entwickelt. Sie verkündet sich Anfangs durch eine allgemeine Schlaffheit, welche der Aufregung folgt; es brechen plötzlich Karbunkeln mit breiter Oberfläche, oft von 4 — 5 Zoll Durchmesser, aus, besonders in den, den drüsigen Strängen entsprechenden Gegenden; dieBubonen werden schwellend, thätiger in ihrem Verlaufe, und eilen schneller zur Eiterung; die Zusammenziehungen des Herzens regeln sich, und der k r i t i s c h e Puls von 75 bis 80 Schlägen zeigt bis zur Entscheidung der Krankheit, ein auffallendes Gleichmaass; die Haut verliert ihre Trockenheit und Dürre, und wird bianen wenigen Stunden von einem reichlichen und anhaltenden Schweisse gebadet oder zum Sitze anomaler, fast allgemeiner Hautausschläge, die in einigen Fällen einen papulösen, in anderen einen vesiculösen Karakter haben; umschriebene Rosenausschläge, Eitergeschwülste, Nasenblutungen, Blutungen aus der Scheidc oder vorzeitige Geburten vollenden die kritischen Erscheinungen dieses Zeitraums des Uebels. Der russartige Ueberzug der Zunge spaltet sich, wird feucht, und fällt ab, die Einspritzung der Bindehaut und die Erweiterung der Pupille verschwinden, der Puls wird wieder normal, alle Symptome gleichen sich aus, verschwinden sodann; die Genesung tritt ein. P r o g n o s e . Die Prognose wird besonders nach den Perioden und nach der Abwesenheit oder dem Vorherrschen gewisser Symptome gewonnen. So lässt sich immer Einiges hoffen, wenn es der Kranke bis zur vollständigen Reaktion bringt, schon allein um deswillen, weil die Krankheit sich in die Länge zieht, und eine kritische Bewegung entstehen kann.

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Ist das Erbrechen gering oder fehlt es, entspricht das Athmen nicht der Kleinheit des Pulses, ist keine Störung des Ilirns wahrnehmbar, findet kein Petechialausbruch Statt, zeigen sich Karbunkeln in Menge und mit grossen Oberflächen, eilen die Bubonen schnell zur Eiterung, so ist die Vorhersage stets um viel weniger schlimm. Das freiwillige Auftreten von Erscheinungen, welche durch die Synergie der Organe hervorgebracht sind, ist fast immer günstig, aber leider auch sehr selten. Eine kräftige, blutreiche, gesunde Organisation, Kiadheit und Jugendalter (ohne merklichen Unterschied der Geschlechter), das sind die individuellen Umstände, unter denen die Pest uns ganz besonders furchtbar erschienen ist. Dagegen scheint sie oft die von allen Arten früherer Ausschweifungen zerrütteten Organisationen, Greise, Schwache und Kranke verschont zu haben. Nach allem Vorigen ist es offenbar, dass die Symptomatologie nichts für die Schlüsse vermag, welche uns von dem Wesen und Sitze des Leidens belehren könnten. Nur die pathologische Anatomie kann also jetzt diese wichtige Frage aufklären, und wir wollen daher jetzt mit Sorgfalt die Resultate vorlegen, welche sie uns bei den 300 von uns angestellten Leichenöffnungen gewährt hat. Als a l l g e m e i n e S c h l ü s s e kann man aufstellen: 1) dass die Existenz eines kontagiösen Prinzips in der Pest m a t e r i e l l noch zu erweisen ist; 2 ) dass die positiven und authentischen Thatsachen, die wir zu Gunsten der unmittelbaren Ansteckung beigebracht haben, u n w i d e r l e g l i c h sind, dass sie aber durch andere, nicht weniger authentische Thatsachen verifizirt werden müssen, um ein wissenschaftliches Prinzip zu begründen; 3 ) dass, ausser einigen von uns angeführten Thatsachen, diejenigen, welche die wirkliche Schädlichkeit der mittelbaren Berührung zu erweisen streben, nichts weniger als unbestreilbar sind, weil die Erscheinungen sich auch aus andern Gründen erklären lassen; 4 ) dass die Impfungsversuche an Thieren und gesunden Menschen noch weniger Gültigkeit haben, sowohl durch die negativen Resultate und die Umstände derZeit und des Orts, als rücksichtlich der geimpften Stoffe; 5 ) dass zum l o g i s c h e n Beweise der Ansteckungsfähigkeit der Pest neue Versuche erfordert werden; 6 ) dass es nöthig sei, im Laufe der Pest-Epoche, ausserhalb des Mittelpunktes der Pest-Einwirkung, Versuche an Individuen anzustellen, die ausserdem in keiner Art von Beziehung zu Pestkranken oder deren Effekten gestanden haben; 7), dass hierbei das Hinzutreten jedes'anderen ursächlichen oder für ein solches zu haltenden Moments entfernt, und zu diesem Zwecke die Pestkranken , • welche mit gesunden Menschen in Berührung kommen sollen, ausserhalb des Krankheitsheerdes geführt, ihrer Sachen entledigt, und so mit Menschen oder Effekten zusammengelegt werden müssen; 8 ) dass auch die Impfungen ausserhalb der Sphäre des Uebels vorgenommen werden müssen,

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dass sie mit Blut, Buboneneiter und Karbunkelserosität zu wiederholen , demnächst aber uoch andere vergleichende Versuche mit Scfiweiss, Speichel, Bronchialschleim und den Stollen der ersten Aufsaugungswege in Haut und Schleimhaut anzustellen seien. A e t i o l o g i e . D a r s t e l l u n g d e r V e r l e t z u n g e n . Die nekroskopischen Untersuchungen haben Ergebnisse vom höchsten Interesse geliefert, ebensowohl durch ihre Uebereinstimmung unter einander, als weil sie bis jetzt grösstenteils unbekannt waren. — Die Zergliederungen fanden 1, 2, 3, 4, 5, 10, 12, 15, und 20 Stunden nach dem Tode Statt. A c u s s e r c r E m p f i n d u n g s - A p p a r a t . Bei den Weissen bemerkt man fast immer grosse, mehr oder weniger livide Flecken an der vordem Hals- und der obern Brustgegend, und da das Skrotum und die grossen Schaamlippen gewöhnlich dasselbe Ansehen haben, so lässt sich schliessen, dass es eich bei den Farbigen eben so verhalte, sowohl auf der braunen Haut des Arabers, als auch auf der schwarzen des Aethiopen, und der kupferfarbenen des Abyssiniers. — Stehenbleiben der während des Lebens beobachteten Petechien, — stets Einsinken der Bubonen und Karbunkeln, — zusammengefallenes, weder geschwollenes noch livides Gesicht, — ganz geschlossene Augenlider, — Nase und Mund oft von der beim Erbrechen bemerkten schwarzen Materie beschmutzt. M u s k e l s y s l e m . Schwache Leichenstarrre, — verminderte Kohäsionskraft der Muskeln, — das ganze Muskelgewebe weich, etwas livid und ein wenig entfärbt. Nervensystem. Uuter allen organischen Tlleilen zeigt das Nervensystem a n s c h e i n e n d die meiste Normalität, — Die Sinus der harten Hirnhaut und alle Gefässe der Hirnhäute sind stark mit schwarzem Blute erfüllt; — die Blätter dieser Häute sind gesund. — Die weisse Hirnsubstanz ist wie sandig (sfablee); in Schichten abgeschnitten, lä&st sie eine grosse Menge schwarzer Blutströpfchen aussickern; — Das kleine Gehirn zeigt dieselbe Beschaffenheit. — Die Konsistenz der ganzen Hirnmasse ist gewöhnlich verringert, die Hirnhöhlen und der Plexus chorioideus zeigen nichts Abweichendes, — wenig oder gar keine Serosität. — Der Trisplanchnicus ist weder roth noch erweicht, — seine Knoten sind stets gesund; nur in einigen Fällen hat man auf dem Stamme desselben im untern Brustlheile Petechialflecken oder richtiger Blutaustretungen wahrgenommen; genau untersucht, nahmen diese Flecken immer nur die Dicke der eigenthümlichen Haut der Fäden des Nervens und niemals die des Stammes selbst ein. Eine zweite bemerkenswert he Veränderung ist die, welche die neurilemalischen Kanäle der in die knotigen Anschwellungen der Lymphgefässe eingeschlossenen Nerventheile an ihrem Umfange erfah-

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ren. W e n n diese Anschwellungen stark entwickelt sind, und ¿um Sitze einer Bluterfiillung wurden, findet man die äussere Fläche des Neurilems stark gefleckt und von dem Anselm einer Ekchymose; wenn man jedoch einen'leichten Einschuitt macht, und ihn mit Sorgfalt zergliedert, kann man ohne Schwierigkeit bemerken, dass diese Flecke sich auf die äusserstc Lage des Neurilems beschränken, so wie auf das umgebende Zellgewebe, und dass sie folglich nur das Ergebniss einer Art von Imbibitions-Erscheinung sind. Die verschiedenen Nervenplexus, und namentlich der Plexus coeliacus, sind ohne w a h r n e h m b a r e Veränderung. L y m p h a t i s c h e s S y s t e m . Die einzige unbedingt beständige Veränderung, welche zugleich die allgemeinste, die tiefste und die am wenigsten gekannte ist, ist ohne Einrede die des lymphatischen Systems. K r a n k h e i t d e r L y m p h g a n g l i e n . Die Ganglien fallen bald durch das Uebermaass ihrer Entwickelung, bald durch die Stärke ihrer Färbung, bald durch die verschiedene Weise ihrer pathologischen Entartung auf. Nimmt man alle angestellten Leichennntersuchungen zusammen, so findet m a n , dass sie im Umfange von der Grösse eines kleinen Pistazienkorns bis zu /der eines Gänseeies und darüber wechseln ; in der Farbe von derjenigen der grauen Ilirnsubstanz bis zu dem höchsten Grade der Lividität; in der Konsistenz von einem, dem Skirrhus nahen Zustande bis zu dem der Fäulniss. — In den schwersten Fällen weiss man nicht, ob die Tiefe der Störungen oder die Schnelligkeit ihrer Entstehung mehr auffallen müsse. W e n n man damit anfängt, die Knoten zu zergliedern, aus denen die äusseren Bubonen bestehen, indem man nach einander die Aponeurose des schiefen Bauchmuskels, welche den Schenkelbogen bildet, abschneidet, das Septum crurale durchreisst, in den Unterleib dringt, und die Eingeweide hinwegräumt, so erblickt man durch das Bauchfell hindurch eine weitverbreitete Blutergiessung, welche den hintern Theil der rechten oder linken Hälfte der Bauchhöhle, je nach der kranken Seite, fast ganz auskleidet, und zugleich sieht man höckerige Geschwülste, welche dem Laufe der Gefässe bis zum Zwerchfelle hin folgen. Wird diese Blutanfüllung durch Ausschneiden des bedeckenden Theils des Bauchfells biosgelegt, so sieht man, dass die ganze Kette der Ganglien von ihrer Basis in der Weichcngegend bis zum Plexus solaris ausserordentlich entwickelt ist, dass diese krankhafte Enlwikkelung, einen Augenblick durch den Schenkelkanal eingeschnürt, weiterhin über dem Schenkclbogen weit beträchtlicher wird, als darunter, und dass sie nur erst am Plexus endigt. Dann zeigen alle Ganglien nur noch eine feste, mit Hülfe des umgebenden Zellstoffs gleichsam verschmolzene Masse, welche sekundär verstopft ist, und worin Arte-

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rien, Venen und Nerven nur noch eine in dem lymphatischen Netze gefangene, mit der Blutaustretung vermischte Anhäufung bilden. Wird sodann jedes dieser Organe mit dem Bistouri durchschnitten, und für sich betrachtet, so bemerkt man: 1) dass die eigenthümliche Substanz der Knoten alle Grade organischer Entartung zeigt, von der leichtesten subinflammatorischen Abweichung an bis zur Eiterbildung, dass die Zellhaut, obgleich mehr als die eigcnthümliche Substanz Widerstand leistend und deshalb weniger häuüg umgebildet, dennoch in vielen Fällen endlich gleichfalls dieselben krankhaften Veränderungen eingeht; dass das umgebende Zellgewebe in der Regel gesund ist, und nur in Fällen sehr bedeutender Zerstörungen zufällig mit infiltrirt gefunden wird; 2 ) dass die cigenthümliche und gemeinschaftliche Haut der Blutadern, die Faserzellhaut der Schlagadern, und die Nervcnscheiden mit einer Art von Ekchymom von livider Färbung an den mit der Bluterfüllung in Berührung stehenden Stellen getränkt sind; 3) dass die L y m p h g e f ä s s e in keinem Falle jemals den Phasen der krankhaften Veränderungen der G a n g l i e n zu folgen oder ihre normalen Zustände zu verlieren scheinen. Wenn die Krankheit, statt sich in den Lymphganglien der unteren Gliedmaassen und des Unterleibes zusammenzuziehen, sich in den Ganglien der Achselhöhlen und der Brust gleichsam zcntralisirt, bemerkt man entsprechende Störungen: dieselbe Veränderung der Ganglien, der Venen, Arterien und Nerven, dieselbe Bluterfüllung in der Achselgegcnd und unter dem Bruslfelle längs des Laufs der Lymphorga'ne bis zum Brustgarige oder dem grossen rechten Lymphgefässe, je nach der befallenen Seite; — ein vollkommen entsprechender Zustand. In allen Fällen ist das Lymphknotensystem niemals gleichzeitig in allen seinen Theilen ergriffen. So hat niemals ein Kranker zugleich Bubonen unter beiden Achseln und in beiden Weichen, in der Nacken- und in der Kriiekelilengcgend. Niemals werden die respektiven Ganglien beider Stammhöhlen zugleich befallen. Oft begiebt es sich auch, dass die Ganglienbündel nicht die eben beschriebene Stärke der Veränderungen zeigen, und dass die Bluterfüllung fehlt; dann beschränkt sich der ganze krankhafte Vorgang ausschliesslich auf das lymphatische System. In diesem Falle nimmt man nur die mehr oder weniger entwickelte Anschwellung der Ganglien w a h r , eine, der der grauen Ilirnsubstanz entsprechende Färbung ihrer eigenthüinlichen Substanz und eine mehr oder weniger, bisweilen bis zur Fäulniss fortgeschrittene Entartung derselben. Uebrigens zeigen Gefässsystem und Nerven, die in dem lymphatischen Netze milbcgriffen sind, die beobachteten Veränderungen nicht, sobald eine Ilämorrhagie vorhanden ist, und der ganze Anblick besitzt Nichts von jener Lividität, welche von einer Kongestion oder einer Blutstocküig

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herzuleiten ist, welche in diesen, dnrch die Beobachtung vollkommen unterschiedenen Fällen nicht obwaltet. Athmungs-Apparat. Das Brustfell ist fast immer gesund. Nur tn zwei oder drei Fällen war es leicht entzündet gefunden, und in anderen, wo dies enlziindliehe Ansehn fehlte, zeigten sich sparsam einige kleine Petechien. — Das Mittelfell zeigt keine Spur von Veränderung. — Die Lungen sind knisternd, und verhältnissmässig weniger als Milz und Leber mit Blut erfüllt. — Die Schleimhaut der Bronchien hat sich bisweilen leicht entzündet, gewöhnlich aber normal gezeigt. K r e i s l a u f - A p p a r a t . Der Herzbeutel enthält oft eine von Blut gefärbte Flüssigkeit, die aber sehr flüssig und wahrscheinlich Folge der serösen Aushauchung ist. In diesen Fällen beobachtet man ziemlich häußg umschriebene, petechienartige Blutaustretungen, bald in der serösen Haut des Perikardiums, bald unter der des Herzehs selbst..— Das Herz ist fast immer um ein Drittel seines Umfang» vergrössert. Das rechte Herzohr und die Kammer dieser Seite sind im Allgemeinen mehr als die der anderen Seite erweitert erschienen; immer werden sie von einer Menge schwarzen, geronnenen Blutes stark ausgedehnt, und oft findet man in den Einbiegungen der Kammern fettfarbige FaserstofFgerinsel gelagert. Das Muskelgewebe des Herzens ist bisweilen blass, bisweilen deutlich erweicht, oft normal. Das venöse Gefässsystem ist der Sitz einer allgemeinen Kongestion; immer ist es mit Blut überfüllt, welches schwarz, geronnen und von gallertartigem Zusammenbange ist. Die Hohlvenen, die Venae subclaviae und die Lungenvenen sind häufig ungemein erweitert, und man findet darin, so wie in den Sinus der harten Hirnhaut, auch ziemlich oft die in den Kammerhöhlen des Herzens wahrgenommenen Fasergerinsel. Uebrigens sind, wie bereits bemerkt, die in dem bluterfüllten Räume um die Lymphganglien begriflenen Theile dieser Gefässe stark gefleckt, blauroth; mehrmals zeigten sich auch auf der Oberfläche des Blutes der grossen Venenstämme ölige, kleine, den Augen der Fleischbrühen ähnliche Tröpfchen. — Das arterielle Gefässsystem zeigt meist eine fast allgemeine Leere. Die Arterien sind normal, ausgenommen in den Fällen von Blutung, wo sie nur an der äussern Fläche ihrer Scheide jene lividen Flecke zeigen, von denen die ganze Dicke der Venenwändc getränkt ist. — Das Kapillargefässsyslem ist entleert. V e r d a u u n g s - A p p a r a t . Als allgemeine Verletzung zeigt dieser Apparat eine Erweichung der Häute. Der Bauchfell Überzug, die Muskel- und fibröse Haut zerreissen fast immer mit der grössten Leichtigkeit. Der Magen ist oft beträchtlich durch eine, gewöhnliche schwärzliche und wie mclanolische Flüssigkeit gefüllt, deren Menge wechselt;

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seine äussere Haut ist gewöhnlich blassgelblicb, verdickt und erweicht. — Fast in allen Fällen ist seine innere Haut von vielem Schleime überzogen, mit Petechien bedeckt, deren Farbe und Ausdehnung verschieden w a r , gleich denjenigen der Haut, und die bisweilen so zusammenfliessen, dass sie mit einander, verschwimmen, und sodann eine Fläche von einem bläulichen Roth bilden, die ein fast gleichmässiges, aber sehr karakteristisclies, und mit dem entzündlichen Zustande der akuten Gastroenteritis durchaus nicht zu verwechselndes Ansehn h a t ; sie. ist zuweilen verdickt, zuweilen erweicht. — In einem vorgerücktem, der Periode der Reaktion entsprechenden Grade zeigt diese Oberfläche V e r s c h w ä r u n g e n , vorzüglich in den von den Falten der Schleimbaut gebildeten Vertiefungen. Dieselben beschränken sich auf die Dicke der letzteren. Diese Verschwärungen haben bisweilen 2 bis 3 Linien Ausdehnung; andere Male folgen sie den Fallen in einer Länge von 2 — 3 Zoll; weniger häuGg haben sie ihren Sitz auf anderen Theilen der inneren Magenfläche; immer zeigen sie das schwärzliche Ansehn des Zustandes der Zersetzung in ihrer Mitte; ihr Umkreis ist livid und ziemlich umschrieben. — Der Dünndarm ist niemals in sich zusammengefallen, noch zeigt er sich jemals verschwärt; gewöhnlich sind seine Häute nicht deutlich erweieht, seine Schleimhaut ist zuweilen hier und da mit rothen, mehr oder weniger, oft über einen Raum von 5 — 6 Zoll ausgedehn ten, erhobenen Flecken (pläques) bedeckt, öfter noch ist sie ihrer gan zen Länge nach mit Petechien besäet, die aber hier gewöhnlich eine kleinere Fläche einnehmen und weniger zusammenfliessen, als im Ma gen; sie zeigen sogar bei einigen Leichen nur unregelmässig vcrtheilte kleine Stiche, ähnlich einer in Aufsaugung begriffenen Ekchymose. Ausserdem findet man auch den im Magen wahrgenommenen Schleim hier in geringerer Menge wieder; die äussere Fläche ist, gleich der des Magens, blassgelblich, oder baumförmig ausgespritzt. — Die Blinddarmklappc ist bisweilen ausgedehnt, livid; gewöhnlich aber ist sie normal. — Der Wurmfortsatz ist in einigen Fällen um sein Zweibis Dreifaches vergrössgrt und livid gefärbt, gewöhnlich aber von normaler Beschaffenheit. — Die dicken Därme zeigen, ausser einer oft vorkommenden beträchtlichen Ausdehnung durch Gas oder grünliche halbflüssige Stoffe, keine wahrnehmbare Veränderung. — Die schwärzliche Flüssigkeit des Magens findet sich selten im Darmkanale wieder, der gewöhnlich eine Flüssigkeit von galliger Färbung enthält. — Die B r u n n e r ' s c h e n und P e y e r ' s c h e n Drüsen sind normal beschaffen ! A b s o n d e r u n g s - A p p a r a t e . In Farbe, Umfang und Dichtigkeit der Leber nichts Auffallendes; schichtweise geschnitten, lässt sie viel schwarzes und dickes Blut abfliessen. Viermal fand man in ihr den Sitz eines kleinen Karbunkels am vordem Rande des linken Lappeos,

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und die dieser Entartung entsprechende Stelle der Bauchwand stark schwarzlivid gefleckt. Bisweilen ist ihre Oberfläche mit wenigen Petechien besetzt. — Die Gallenblase zeigte sich bisweilen sehr merklich ausgedehnt, und von bläulichen Petechien bedeckt; in zwölf Fällen waren ihre Wände um mehrere Linien' verdickt. Die Galle, gewöhnlich in geringer Menge, nicht verdickt und von einem dunkeln Grüngelb. — Die Milz hat fast immer das Drei- bis Vierfache ihres normalen Umfange, ihre seröse Haut ißt erweicht, und die eigentümliche trägt oft Petechien; ihr Parenchym, stets von schwarzem Blute erfüllt, weinhefenfarbig, fast immer in einen fauligen Brei umgewandelt, würde ohne die Gegenwart der Gefässe und einiger Bruchslücke von Zellstoff zerfliessen. Nur in vier oder fünf Fällen hat man die Müs fast normal angetroffen. — Das Pankreas, obwohl meistenteils normal, ward doch zuweilen wie hypertrophisch, verhärtet, skirrhös, aber ohne abnorme Färbung gefunden. H a r n w e r k z e u g e . Die Nieren haben fast immer um ein Drittel, um zwei- oder dreimal ihren normalen Umfang vergi'össert. O f t sind sie an ihrer Oberfläche ekehymosirt. Am Einschnitte geöffnet, erscheinen die Rinden- und Röhrensubstanz von einem schwarzen 'Blute erfüllt, wovon Kelche und Becken gleichcrgestalt voll sind; sie haben dann das Aussehn wie von einem wahren Blutflusse. Die äussere Haut der Harnleiter ist oft unterlaufen, die Schleimhaut aber immer normal. — Die Blase von ihrem gewöhnlichen Umfange, ist fast immer normal; bisweilen ist der Harn blutig. In den seltensten Fällen ist ihre Schleimhaut der Sitz von Blutunterlaufungcn, bläulich und von petechienartigem Ansehn. In den Fällen von Blutungen in der Fossa iliaca ist die seröse Fläche wie unterlaufen, eine Erscheinung) welche nur auf der Tränkung beruht, die, wie leicht begreiflich, von der Nähe dieses Organs an der Stelle' der Blutung herrührt. Das Aetiologische und Diagnostisch - Pathologische der Pest lässt sich auf folgende ,Grundsätze »usammendrängen: I. Die Pest ist eine kontagiöse Krankheit, deren spezifische, durchaus individuelle Ursache nur durch das gleichzeitige Hinzutreten eines meteorologischen Phänomens wirksam werden kann. II. Es ist unmöglich, den gegenseitigen Werth der Zufälle streng zu bestimmen, ihr übereinstimmendes Auftreten erlaubt durchaus keinen Schluss auf Sitz und Wesen des Uebels. III. Die Menge und Intensität der Verletzungen steht im geraden' Verhältnisse zu der Dauer der Krankheit und der Umbildung ihrer Perioden. IV. Die der ersten Periode entsprechenden Störungen sind: die mehr oder weniger beträchtliche Entwickelung ( der Lymphganglien, mit Erweichung oder fauliger Entartung, oft ganz ohne Lividität, und

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die venöse Kongestion mit oder ohne eine geringe Erweiterung der grossen Gefässe. V. Die der zweiten Periode entsprechenden Störungen sind: a. fauliger Zustand der Lymphganglien mit Blutergiessungen; b. allgemeine Erweichung der Gewebe; c. sehr deutlich ausgesprochener Kongestivzustand; d. innere und äussere Petechien; e. Verschwärungen der Magenschleimhaut; f. Ekehymosen; g. Karbunkeln. VI. Nach der Art ihrer Entwickelung oder Folge unterscheiden sich alle Veränderungen in primitive und konsekutive. VII. Das abgesonderte Bestehen, die Beständigkeit und die Pathognomie des lymphatischen Leidens, Verbunden mit der Unmöglichkeit, es als konsekutive Affektion zu deuten, so wie Gründe, hergenommen von der Ansteckungskraft der Pest und ihrem Eindringen durch Aufsaugung, erweisen die Wesentlichkeit dieser Verletzungen. VIII. Die zu- und abführenden Gefässe, der Brustkanal und der grosse rechte Lymphstamm, so wie überhaupt das gesammte Lymphgefäss - System, zeigt immer die normalen Zustände der Form, Durchsichtigkeit, Schnell- und Widerstandskraft. Nur ihre Ganglien allein sind mehr oder weniger, und b e s t ä n d i g , verändert. IX. Die Lymphgefässe sind niemals, ihre Ganglien immer verändert, und dies in nothwendiger Folge ihrer Beziehung zur Animalisation, deren Sitz sie sind, und die nun gegen eine bereits durch das Phänomen der krankhaften Absorbtion verderbte Lymphe oder lymphartige Stoffe zu wirken h a t , welche Stoffe den GaDglien zugeführt werden. X . Alle aus den ursprünglichen Verletzungen des Lymphganglien« systems hergenommenen Schlüsse sprechen für eine Krankheit aus verderbter Lymphe. XI. Das mehrmals in den bedeutendsten Venenstämmen und dem Zellgewebe nachgewiesene brennbare Gas, der Zustand der Aufgeblähtheit und Erweiterung der venösen Gefässe, die allgemeine Erweichung der Gewebe, die äusseren und inneren Petechien, die aufgelöste Milz, der petechiale und verschwärte Zustand des Magens, die Ekehymosen, Blutergiessungen und Karbunkeln sind Folgen der Verderbniss des Blutes. XII. Diese Verletzungen gehen von keiner speziellen Affeklion der Organe aus, worin man sie antrifft; sie sind nur zufällige Folgen, Komplikation, beiläufige Begleiter einer allgemeinen Krankheit, die oft ohne sie besteht und tödtet. XIII. Die allgemeine Krankheit ist keine Gefässentzündung, da man in vielen Leichen hiervon keine Spur wahrnehmen konnte, während in anderen die Störungen so gering waren, dass sie nicht als Todesursachen gelten können. XIV. Das Blut zeigt niemals eine Entzündungshaut; niemals sind

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ferner die Symptome solche, welche f ü r die bestehenden Verletzungen pathognomonisch sind. X V . Die Symptome, der Zustand des Bluts und der Leichenbefund, welche jeder Vorstellung von Entzündung der Gefässe, von örtlicher Phlegmasie widersprechen, rechtfertigen im Gegentheile vollkommen die Theorie, welche diese allgemeine Krankheit als nachfolgende, nnd durch die Verderbniss des Bluts erzeugte betrachtet, die ihrerseits wiederum erst in Folge der Lymphganglien-Affektion entsteht. Prophylaktik. Da alle Thatsachen klar beweisen, dass die heftige Pest unter hundert Fällen wenigstens zwanzigmal ihrer Natur nach unheilbar ist, und dass sie den Mitteln der Behandlung nur innerhalb der Gränzen der ersten Periode weicht, so wie dass in allen übrigen Fällen die Natur allein etwas zur Heilung thut, muss die Kunst mehr darauf denken, das Uebel zu verhüten, als es zu heilen, und dies ist die wichtigste, vielleicht auch die rationellste der zu stellenden Aufgaben. Wie bereits gezeigt, kann die Pest nur Folge einer schädlichen lymphatischen Aufsaugung sein. Die Art, wie die Krankheitserscheinungen auf einander folgen, und die vielen Versuche über die Aufsaugung kontagiöser Stoffe zeigen, dass die Aufsaugung und der Uebergang des Gifts in den Organismus stets erst nach einigen Tagen, unter gewissen Umständen selbst später, erfolgen, es mögen nun die Ansteckungsstoffe wie die Pocken eingeimpft oder endermatisch eingebracht sein, oder es mögen nur Kleider und Geräth, welches sie enthält, blos in Berührung mit der Haut gestanden haben, wie bei der Pest und der Kratze. In allen Fällen findet doch die Äbsorbtion statt, und die Krankheit wird mitgetheilt. Da die Pest solchergestalt ganz in die Reihe der ansteckenden Krankheiten tritt, so kann man die an Blattern, Kuhpocken, schwarzer Blatter und Karbunkeln, bei der Hundswuth, Lustseuche und Krätze erworbenen Erfahrungen gewiss mit Nutzen auf sie anwenden, und daraus schlicssen, dass, wie die Kuhpocke das absorbirende S y stem so umändert, dass es das Blatterngift zurückweist, eben so die Entdeckung eines Stoffs oder eines Schutzverfahrens möglich' sein biüsse, wodurch das aufsaugende System'gegen den Peststoff unempfänglich gemacht würde. Aus diesem, Gesichtspunkte hat B u l l a r d angenommen, dass neue Versuche über die abschliessenden Eigenthümlichkeiten der besonders auf die Aufsaugung wirkenden Stoffe vom höchsten Interesse sein müssten, und er hält demnach dafür, dass folgende, die in dieser Rücksicht zu erforschenden Mittel seien: 1 ) Jod und seine Präparate; 2) Quecksilberpräparate; 3) Oel-Einreibungen; 4) Einimpfung des Bluts der Pestkranken, des Eiters der Bubonen und des Serums der Karbunkeln; 5 ) Kuhpockenstoff; 6 ) Epispastica (Exutoires).

pcstilenzialisches.

879

KuhpockenstoiF. Man hat behauptet, dass die Blattern vor der Pest schützten; diese Annahme ist aber bis jetzt, trotz der Versicherungen des Herrn P a r i s e t , noch nicht authentisch erwiesen: jedoch hat sie in der Levante die Autorilät der Mehrzahl für sich. — Epispastica. Bei einer der stärksten Pestseuchen in Konstantinopel hat man auf mehr als 40,000 Pestleichen nicht eine einzige gefunden, welche ein Blascnpilaster oder Kauterium getragen hätte. Im Hospitale Ezebekieh zu Kairo sah man unter 1500 Pestkranken einen , ein' zigen, der am ifineren oberen Theile des rechten Beins ein Kauterium trug. Stellt man diese Beobachtungen mit dem grossen Missbrauche permanenter Exutorien im Oriente zusammen, so muss man über die geringe Anzahl von Pestopfern unter den Trägern derselben erstaunen, und, so lange das Gegentheil nicht erwiesen ist, an ihre Schutzkraft glauben. B e h a n d l u n g . Nach fünfmonatlichen Versuchen mit allen Heilmethoden und allen Modifikationen, nach Proben aller Art, und ungeachtet einige tausend Thatsachen uns zugekommen waren, fanden wir uns nur erst bei dem traurigen negativen Schlüsse, dass die M e d i k a m e n t e z w a r auf den O r g a n i s m u s w i r k t e n . , das Uebel aber weder aufhielten, noch umänderten. Bei der Ankunft solcher Kranken, welche die karakteristischen Symptome der ersten Periode, den Zustand der Prostratiön, zeigten, und überhaupt 6 bis 12 Stunden nach dem Ausbruche, wurden die e r r e g e n d e n u n d f l ü c h t i g e n M i t t e l in steigenden Gaben angewendet, wie flüchtiger Salmiak und essigsaures Ammonium, Ammoniak, J o d , Chlorliquor, Salpetersäure, Alkoholtinkturen und Aetherpräparate. Niemals hat die Anwendung dieser verschiedenen Mittel uns merklich auf das Nervensystem einzuwirken geschienen. Bisweilen war es, als ob Haut- und Harnabsonderung sich wiederherstellten; die reizende Heilmethode schien einen Augenblick lang eine Veränderung in dem physiognomischen Ausdrucke hervorzubringen, und auf die Muskelkraft zu wirken, aber im Ganzen starben die Kranken immer in 21, 36 oder 48 Stunden, nach einigen Blitzen einer mühsam erweckten Vitalität. — Unter gleichen Bedingungen der Zeit und Erscheinung reichten wir, um einen nmstimmenden Heilweg einzuschlagen und vor Allem die Art des krankhaften ErgrifTenseins des Darmkanals abzuändern, B r e c h m i t t e l in gebrochenen oder steigenden Gaben und in verdünnter Lösung. Immer erhielten wir eine doppelte Wirkung: Erbrechen und Hautausdünstung; es wurde mit den genossenen Getränken eine schleimige oder gallige Flüssigkeit entleert, auf Gesicht und Stamm bemerkte man einen zähen Schweiss, aber die Glieder blieben trocken und niemals hatte diese Methode den geringsten Einfluss auf den glücklichen oder unglücklichen Ausgang der

880

Fieber

Krankheit, niemals ward dadurch Blutlauf nndAthmen wieder gehoben. — Ganz gegen die sich aus den nervösen Zufällen ergebenden Anzeigen, gebrauchten wir ferner in der nämlichen Periode N a r c o t i c a , um die so beschleunigte Blutbewegung zu massigen, deren Aufregung zu mindern, und auf das Erbrechen einzuwirken; die Tinctura thebaica, das Opium-Extrakt, das von Hyoscyamus, die Thridax (Lactucarium) erregten gleichfalls Schweiss, wirkten auf den Blutumlauf, und hoben das Erbrechen, aber das wahre Ergebniss der Krankheit wurde dadurch eben so wenig verändert, als wenn gar nichts geschehen wäre. — Geleitet durch das Frösteln, welches die meisten Kranken im Anfange gefühlt zu haben versicherten, versuchten wir ebenfalls das s c h w e f e l s a u r e C h i n i n , aber es brachte keine bemerkenswerthe Wirkung hervor. — Z w a n z i g Kranke wurden stündlich mit J-Gran S t r y c h n i n behandelt: es entstand hei allen Sehnenhüpfen, ohne andere Erscheinungen und Ergebnisse. — K a l o m e l ward immer durch das schon bestehende Erbrechen ausgeleert oder durch flüssige Stühle, die es ohne weitere Wirkung erzeugte. Auf die Beobachtungen des Herrn V e l p e a u über die Anwendung des Merkurs bei akuter Peritonitis und auf die ausschliessliche Wirkung dieses Mittels auf das Lymphsystem und insbesondere auf die Lymphganglien gestützt, haben wir öfters Merkurialeinreibungen und Pillen aus Quecksilbersalzen versucht. Die Wirkungen theilten sich dergestalt, dass es zweifelhaft blieb, ob die Kranken, welche sie erfuhren, durch die vom Merkur erzeugte Umstimmung genasen, oder durch das ungewöhnliche Phänomen einer neuen Phase der Krankheit, zu welcher die Kranken auch ohne Reibungen und Pillen gelangt sein würden. Wenn wir jedoch nur unsere Ueberzeugung hören, und die Heftigkeit der Krankheit in den meisten Fällen betrachten, so fühlen wir uns nicht geneigt, diesem Mittel eine bedeutende Wirkungskraft zuzugestehen. So war das therapeutische Einschreiten in der ersten Periode beschaffen. Erreicht das Uebel die zweite, erringt die Lebenskraft den Sieg ülrer den Krankheitsreiz, so entsteht eine Art augenscheinlicher Reaktion, aber es ist unmöglich, diesen Zustand mit der konsekutiven entzündlichen Umbildung, welche bei gewissen Fiebern aus der Adynamie hervorgeht, zu verwechseln. Trotz der Rückkehr des Pulses, der Röthung des Gesichts, der Ausspritzung der Bindehaut, der Erweiterung des Augensterns und des Zustandes der Zunge hat das Blut niemals eine Entzündungshaut, haben die entzündungswidrigen Mittel und Blutentleerungen keine bemerkbare Wirkung, vielmehr wurde durch sie im Gegcntheile die Reaktion gelähmt, und der Ausgang des Uebcls tödtlich. Bei diesem Grade ist es, wo sich neue Kraukheiten, so zu sagen, in eben so grosser Anzahl, als es Organe giebt, entwickeln. Jedes Eingeweide wird zum Sitze einer Konge-

881

pcslilenzialisches. stion, aber einer Kongestion, welche von Seilen des Organs,

woria

sie sich bildet, durchaus passiv ist; denn die Blutenlleerungen unterhalten

sichtbar den Zustand

des Torpors der intellektuellen Kräfte,

und steigern die allgemeine Erschöpfung. gistica sind mehr schädlich,

als nützlich.

Die allgemeinen AntiphloB e i dieser zweiten Form

der Krankheit tritt der Tod fast immer, entweder durch den Zustand der Kongestion, Stockung oder Turgeszenz io den Venen, oder durch das Ergriffensein der Organe selbst, oder durch den Mangel der organischen Synergie, oder, wenn diese sich herstellt, und der Kranke die allgemeine Krankheit überwindet, durch die Drüsen-Affektion, ein, welche unabhängig von den andern pathologischen Verhältnissen des Organismus ihren Gang zur Eiterung verfolgt, sich durch diese Bildung endet, und bei der Leichenöffnung grosse Eiterheerde unter der Pleura oder dem Peritoneum und zwischen den Blättern des Mesenteriums zeigt.

Mehrmals haben wir das vitale Prinzip so ganz allein

anscheinend über die allgemeine Krankheit siegen gesehen;

ohne ir-

gend ein kritisches Phänomen verschwanden alle bedeutenden Zufälle, die Kranken befanden sich besser, und — starben dann plötzlich. Die Besichtigung erwies leicht, dass die besprochenen grossen Eiterergiessungen Todesursache waren. W i e es nun auch mit diesem wahren, natürlichen Ausgange der Krankheit und dem W e r t h e unserer Meinung über die ihr zu gebende Auslegung beschaffen sein mag, so ist es gewiss, dass die Hoffnung, welche wir auf die Annahme eines vorsichtigen Eklektizismus stützten , vor den Thatsachen

weichen musste.

Nach dieser erwiesenen,

Ohnmacht der Wissenschaft ist es nicht möglich, diejenigen

Aerzte,

welche mit Blutegeln oder kaltem Wasser stets zu heilen behaupten, nicht als Träumer oder Lügner zu verdammen.

Ausserdem, dass die

Resultate, von denen sie sprechen, durch vergleichende, mit demselben Scharfsinne und vielleicht etwas mehr Wahrheit angestellte Beobachtungen entkräftet werden, muss man noch wissen, dass sie die Macht ihrer Miltel zur Zeit der Abnahme des Uebels in jener Periode erprobten, wo die Krankheit in ihrem

eigenen Laufe über .die Stö-

rungen siegt, und dass man auf die Wirksamkeit

der Anliphlogistica x

aus sehr streitigen Thatsachcn geschlossen hat, die sich nicht anders verhallen haben würden, wenn man die homöopathische oder abwartende Methode angewendet hätte.

Weniger glücklich, als diese Dok-

trinärs des Speziflkums, verharrten wir einen Augenblick in demselben Irrthume,

aber

fast eben so bald sind wir unserem

Gewissen

gefolgt. Nach so vielen fehlgeschlagenen Versuchen

wird der Vitalismus

zu unserm neuen Glaubensbekenntnisse und zum Leiter unseres neuen Verfahrens. Es giebt, wie aus dem Krankheilsgcmälde hervorgeht, einen wahr

56

882

Fieber

haften Wendepunkt des Heils, w o die Lebenskraft ein Streben zur Herstellung offenbart, freiwillig gegen das krankhafte Prinzip zurückwirkt, und ganz allein über die Störungen triumphirt. Es ist die von uns sogenannte synergische Periode. Diese Art von erhallendem Orgasmus und das instinktmässige Verhalten der Kranken bilden die Basis der natürlichen Behandlungsmethode, welche wir schliesslich angenommen haben. Einerseits offenbart sich die Heilkraft der Natur durch eine freiwillige Bewegung, durch das vitale Phänomen einer allgemeinen Laxität nnd die plötzliche Entwickelung von Karbunkeln an der Oberfläche, lebhaftere Eitererzeugung in den Bubonea und Blutunterlaufungen oder Blutflüsse, andererseits instinktmässig durch fast gänzlichen Widerwillen gegen Nahrungs- und Arzneimittel jeder Art. So lange die Kranken sich noch verständlich zu machen vermögen, antworten sie auf alle Fragen nur dadurch, dass sie Wasser verlangen. Ist eine kritische Thätigkeit vorhanden, und bestrebt sich, einzutreten, so bemühen sie sich, ihr Ergebniss herbeizuführen, zu unterstützen, zu beschleunigen. Soll Schweiss erscheinen, so verlangen sie eine wärmere Temperatur, verstecken sich unter dem Kissen und verlangen dichtere Bedeckung, indem sie sich jeder Berührung mit der äusseren Luft zu entziehen suchen; giebt man ihnen sodann Wasser , so trinken sie es nur mit Widerwillen, oder nehqaen es gar nicht, wenn es nicht warm ist. Stehen Karbunkeln bevor, so scheinen sie deren heilsamen Einfluss bereits ganz voraus zu empfinden, indem sie die Aufmerksamkeit des Arztes und ihre eigene beständig auf dieselben hinlenken. Zentralisirt sich die Synergie in den Bubonen, so verlangen sie alle Augenblicke, dass man dieselben aufschneide. Soll die hämorrhagische Form entstehen, so befürchlen sie, weit entfernt, durch ihre Intensität erschreckt zu werden, nur ihre allzu schnelle Unterdrückung und selbst das Jucken, welches den unregelmässigen Eruptionen vorausgeht, deren Sitz die Haut bisweilen wird, bringt sie nicht dahin, sich aufzudecken. Dies ist die natürliche Physiognomie der selbstständig verlaufenden Krankheit und der, ihrer eigenen Empfindung überlassenen Krank e n ; dies sind die allgemeinen Bedingungen, kraft deren die doppelte Intervention der instinktartigen und ausgleichenden Lebenskraft zur wirksamen Ursache der Herstellung wird. Durch die Entdeckung dieses wahrhaften Ausgangs der Krankheit, und durch die aufmerksame Beachtung der individuellen und pathologischen Umstände, welche seinem Eintreten günstig sind, wurden wir dahin geleitet, erstens jeden Heilversuch mit Arzeneien aufzugeben, sodann abzuwarten, und endlich die Natur nachzuahmen, und sie herauszufordern, wenn das Lebensprinzip, blos seinen Kräften überlassen, uns gehindert, beschränkt, ohnmächtig oder trag erschien. In allen Fällen ist das Einschreiten nur in dem Zeiträume des ersten Eintretens, am ersten oder zweiten

883

pestilenzialisches und in seltenen Ausnahmen n o c h am dritten T a g e noch

vernünftig

und möglicherweise nützlich; jenseits dieses Zeitraums werden, wenn die Natur nicht schon für sich allein die Kurkosten getragen hat, die Störungen allgemein, und die K r a n k e n

unterliegen.

I m Anfange a l s o , innerhalb der Gränzen der P h a s e der Prostration, haben w i r a n g e w e n d e t : 1 ) viertel- oder halbstündlich 2 — 3 L ö f fel voll einer schwachen, w a r m e n L i m o n a d e ; 2 ) stündlich pfen der Tinclura thebaica oder 2stündlich 4 — 5 G r a n

3—6Tro-

des D o v e r ' -

schen P u l v e r s ; 3 ) dreistündlich 2 Gros der doppelten Merkurialsalbe, in Einreibungen auf den Unterleib und die innere F l ä c h e der S c h e n k e l ; 4 ) Kataplasmen auf die Bubonen bis zur S c h w a p p u n g , sodann grosse Einschnitte, die ordentlich verbunden w e r d e n ; 5 ) bei vorkommenden Karbunkeln die einfache Punktion ihrer B l a s e und darauf die B e d e k kung mit einer mit Cerat bestrichenen, gefensterten Kompresse bis zu der Zeit, w o der S c h o r f freiwillig oder bei geringer Nachhülfe abfiel. Wenn

unter dem Einflüsse dieser ersten Mittel reichlicher und

anhaltender S c h w e i s s eintrat, so wurden die Opiate und Quecksilbereinreibungen weggelassen, und die Heilung erfolgte. war

jedoch selten,

weil

Dieser Ausgang

die Krankheit fast immer bis z u r zweiten

Periode steigend verläuft, und weil überdies fast alle P e s t k r a n k e erst am 5ten oder 6ten T a g e nach —

dem Ausbruche ins Hospital

kamen.

W e n n in derselben Periode keine Ausbrüche von Karbunkeln m i t

breiter Oberfläche S t a t t fanden, so wurden ein, zwei oder drei solc h e r Geschwülste am unteren Theile der Gegend der Lymphganglien künstlich hervorgebracht, indem man 4 , 6 bis 1 2 Gran Sublimat in eine T a s c h e unter das Zellgewebe der Haut schob. — Fehlten äussere Bubonen, so wurden sie künstlich erzeugt, vermittelst tiefer Einschnitte in

die GaDglien

der W e i c h e n oder Achselgegend,

und

Einbringung

von zwei oder drei Gran einer rothmachenden und kaustischen Mischung in

den Grund der W u n d e , die man unmittelbar durch erste Vereini-

gung schloss. Durch

diese

neue Heilart w a r d fast immer eine

Centralisation

der Krankheit in den A c h s e l - oder Weichenganglien

und eine inten-

sive Ableitung nach aussen glücklich hervorgerufen.

D i e allgemeinen

Erscheinungen, herstammend aus einer örtlichen Schmelzung fluxionaire

l o c a l ) und aus theilweiser Aufsaugung

(travail

des M e r k u r s ,

ent-

wickelten sich, Athmung und Blutumlauf nahmen einen neuen R h y t h mus an, es ward eine allgemeine Aufregung erzeugt, die Haut n a h m ihre Aushauchungsverrichtungcn wieder an, die besondere, krankhafte Erregung des Organismus erlitt eine eigcnthümliche Veränderung, und die K r a n k e n genasen bei diesen physiologisch-therapeutischen

Einflüs-

sen fast immer schnell. D u r c h Anwendung

dieser energischen und in ihren

Wirkungen

raschen Methode wurde die Aussicht auf Lebenserhaltung vielfach wie56*

884

Fieber

derhergestcllt, und eine grosse Zahl von Kranken auf den Weg der Genesung gebracht. Leider langten in den Hospitälern, wo ihre Wirkung zu versuchen Gelegenheit w a r , die Kranken fast iipmer erst an, wenn ein erfolgreiches Einschreiten bereits unmöglich geworden w a r , und boten sich der Beobachtung nur erst als halbe Leichen dar. Unter mehr als 200 Pestkranken fanden sich kaum 30, deren Zustand überhaupt einen Heilversuch zulässig machte. Dieser ungünstige Umstand musste nothwendig die Erfolge oft trüben, dennoch zeigte es sich auch in solchem Falle, dass noch immer unerwartete Resultate eintreten können. In der Periode der Reaktion sieht die Pest fast ganz wie ein sekundäres typhöses Fieber aus, und ihre therapeutischen Hcilanzeigen haben einen entsprechenden Karakter. Im Allgemeinen aber ermächtigt uns die Beobachtung dazu, die Lehre von dem abwartenden Verfahren zum Heilungsprinzipe zu erheben, damit die synergischen Bestrebungen sich, wenn sie eintreten sollen, nicht missgebären; denn man geräth durch aktives Einschreiten nur in Gefahr, die Wirkung der vitalen Kraft zu zerstören, und so die Heilung zu gefährden. Man beschränke sich also darauf, gelind schweisstreibende Gelränke oder einige besondere Erregungsmittel der Ab- und Aussonderungsapparate vorsichtig in Anwendung zu setzen. Die synergische Periode erfordert keine andere Behandlung, als welche durch die Lehre von den Krisen bestimmt wird. Endlich müssen Bubonen und Karbunkeln nach den Vorschriften der Kunst und gemäss den sich zuweilen einfindenden zufälligen Verwickelungen verbunden werden. Dies ist der Geist und das Prinzip, welche der Behandlung der Pest als Grundlage dienen müssen.

» R I T T I : KLASSE. Akute Hautausschläge. Die Pocken

Exanthcmata.

oder Blattern.

Variolae.

(Nach A l i b e r t J. L., clinique de l'hópital Saint-Louis ou traite complet des maladies de la peau. Fol. Paris 1833.) A.

MenschenpockcD.

B e g r i f f . Die ächtc Menschenpocke ist eine fieberhaft verlaufende, puslulüse Hautkrankheit, deren Pusteln sich zwischen dem dritten und fünften Tage entwickeln, sofort eitern, in später abfallende Borken vertrocknen, und Flecken, Vertiefungen, und mehr oder minder bleibende Narben hinterlassen. In der Regel befallt dieses, Exanthem denselben Menschen nur einmal im Leben. A r t e n . Es ist wesentlich, drei Ilauptformen der ächten Menschenpocke zu unterscheiden. 1 ) E i n z e l n s t e h e n d e M c n s c h e n p o c k e n , —Variolae discretae, wo die kreisrunden und mit gutartigem Eiter angefüllten Pusteln mehr oder minder von einander entfernt sind, wo der Verlauf regelmässig, die Zufälle gering und der Ausgang glücklich ist. 2 ) Z u s a m m e n f l i e s s e n d e P o c k e n , Variolae confluentes, bei welchen ein ungewöhnliches und zusammengedrängtes Aufschiesscn der Pusteln, die in der Füllungsperiode gern zusammeniliessen, und eine von Tag zu Tag dunkler werdende Flüssigkeit enthalten, Statt findet. Sie nehmen entweder einen tödtlichen Ausgang, oder lassen bleibende und unauslöschliche Spuren ihres Daseins zurück. 3 ) G e m i l d e r t e P o c k e n , V a r i o l o i d e n . Variola modificata. Die Gefährlichkeit ist hier geringer, der Verlauf unrcgclmässiger, das Fieber intensiv, die Pusteln klein und schlalT. Man hat ferner unterschieden: 1) die K r i s t a l l p o c k e n , Variolae cryslallinae, die mit einer lymphatischen und durchsichtigen Feuchtigkeit angefüllt sind; 2) die s c h o t c n a r t i g e n P o c k e n , V. siliquosae, die gewöhnlich keine eiterartige Materie enthalten; 3 ) die h o r n - und w a r z e n a r t i g e n P o c k e n , V. corneae et verrueosae, die mit einer zähen und pecharligcn Masse angefüllt sind, welche nicht gern in Eiterung übergeht; 4) die t u b e r k u l ö s e n P o c k e n , V. tuberculosae,

886

Hautausschläge

bei Negern in Afrika und Amerika vorkommend: sie bestehen zuerst in grossen, breiten Blätterchen, die' sich in harte, benheiten verwandeln; 5 ) die b l u t i g e n , artigen Pocken,

höckerige

brandigen,

Erha-

karbunkel-

V . sanguinolentae, gangraenosae,

carbunculosae,

die man besonders bei Hungersnolh und Theuerung beobachtet; 6) die rosigen

oder m a s e r n a r t i g e n P o c k e n ,

V . roseae

s. morbillosae,

w o die Pusteln durch die allgemein verbreitete röthliche Anschwellung fast unsichtbar sind. Verlauf.

Der

Verlauf

der

einzelnstehenden

Menschenpocke,

welche gewissermaassen das Urbild aller andern Formen ist, lässt sich in fünf Stadien oder Perioden eintheilen:

1)

Stadium

incubationis,

die ßebrütungsperiode, deren Dauer sich aber schwer bestimmen lässt, indem sie sich durch kein äusserlich wahrnehmbares Zeichen giebt.

kund

Manche Kranken wollen eine Art von Zusammenschniirung in

der Magengegend manchmal

bemerkt haben; Kinder 6ollen in diesen Perioden

träumerisch

und schwcigsam sein-, diese Periode ist die

drückende Schwüle, das unruhige Schweigen, welches dem Ausbruche eines Gewitters vorhergeht; 2 ) Stad. invasionis, die Periode des B e fallenwerdens.

Das Fieber beginnt; dieses giebt sich durch ein deut-

liches Uebelbefinden, durch allgemeine Müdigkeit und Ermattung, durch unregelmässige Frostschauer mit nachfolgender Aufwallung von Ilitze, Kopfschmerz und Durst zu erkennen.

Oft klagen die Kranken über

E k e l , Erbrechen und über ein eigenes sehr schmerzhaftes, durch den D r u c k heftiger werdendes Gefühl unter dem Schwertknorpel.

Alle

diese, besonders während der Nacht Statt findenden Symptome lassen gegen Tagesanbruch einigermaassen nach, und es erscheint ein duftender Schweiss, bei noch immer fortdauerndem Fieber.

Manchmal sind

diese Erscheinungen mit Delirieu, Herzklopfen, Konvulsionen und anderen sympathischen Zufällen komplizirt; 3 ) Stad. eruptionis, die P e riode des Ausbruchs.

Am dritten Tage brechen die Pocken aus.

Es

erscheinen zuerst sehr kleine rothe Flecken, die bald erhaben werden, und

die Oberhaut

in die Höhe heben, zuvörderst im Gesicht,

am

Halse, auf der Brust und dann nach und nach am Rumpfe, an den Armen,

Ober- und Unterschenkeln und Füssen,

und zwar

einzeln,

nicht in Gruppen oder Haufen. Nachdem in 1 2 — 2 4 Stunden fast alle Pusteln auf der Haut gezeichnet sind, werden sie am 2 t e n T a g e breiter, spitzen sich am 3len nach oben zu, und bekommen einen nabeiförmigen Eindruck in der Mitte; gegen den 6ten und 7 t e n T a g haben 6ie ihre volle Grösse erreicht, und sind dann gewöhnlich erbsengross; im Gesichte sind sie am zahlreichsten, aber auch am kleinsten. hat diese ersten Produkte des Ausschlags passend: Blüthen

Man

genannt,

und das erinnert an die Idee der Alten, die den regelmässigen Verlauf der Exantheme mit dem der Vegetation verglichen; 4 ) Stad. maturationis, die Periode des Reifens.

Am Ende des 6ten oder gegen

Pocken.

887

Anfang des 7ten Tages der Krankheit, bilden sich aus den bisherigen Knötchen und ßläschen eiternde Pusteln, und es ist dieser Zeitraum oft mit einem sekundären oder suppurativen Fieber verbunden, welches indessen mit Beendigung des Eiterungsstadiums aufhört. Manchmal schwillt das Gesicht so an, dass die Augen dnrch die Geschwulst der Augenlider geschlossen werden, ohne dass man, wenigstens in der Mehrzahl der Fälle, auf den letztern eine Pustel bemerkt. Oft ist der Schlund dabei entzündet, und das Schlingen beschwerlich. Am 9teu Tage, den die Alten den grossen kritischen nannten, lassen die Symptome an Heftigkeit nach, und das Volk hält diesen Tag für unglücklich und verderblich; 5 ) Stadium desiccationis, die Periode der A b ' trocknung. Zwischen dem lOten nnd I l t e n Tage nimmt die Anschwellung des Gesichts ab, die der Hände und Füsse bleibt aber länger, weil an diesen Theilen Ausbruch und Eiterung erst später erfolgt sind; die Pusteln werden dunkler, platzen auf, und ergiessen ihre Feuchtigkeit oder trocknen ein, und bilden in beiden Fällen gelbe Borken, welche nunmehr vertrocknen, und theils an der Haut hängen bleiben, theils sich wie Kleie zerstäuben, die Haut behält unter den abgefallenen Pusteln mehrere Wochen lang Flecken, und nimmt dann ihre weisse, natürliche Farbe wieder an; selten bleiben bei den diskreten Pocken unzerstörbare Narben zurück. Nicht immer aber machen die Pocken so regelmässig ihre Stadien durch, sondern sie können unter allen Formen bösartig sein, z. B. die verlarvten Pocken, sine eruptione, die bei dem Anscheine der grössten Gutartigkeit dennoch äusserst gefährlich sind. Ein von den gewöhnlichen Gesetzen abweichender Ausbruch, ein über die Eruption hinausdauerndes Fieber, lassen nur eine ungünstige Prognose zu. O f t erscheinen mitten unter einem gutartigen Ausschlage Friesel und Petechialflecken um Hals und Brust. Die von S y d e n h a m erwähnten unregelmässigen, diskreten Pocken wurden, nachdem sie ihre Reife erlangt hatten, ganz schwarz. In den z u s a m m e n f l i e s s e n d e n P o c k e n , wo eine grosse Menge von Pusteln mit ihrem entzündeten Grunde zusammenstossen und in einander fliessen, wird die Aufmerksamkeit des Arztes in einem hohen Grade erforderlich, und es ist daher nothwendig, auch die karakteristischen Symptome in, jeder Periode dieser Form genau zu beschreiben. — E r s t e P e r i o d e . Der Pockensloff ist hier gleichsam im Uebermaasse vorhanden, und desshalb ist auch hier das allgemeine Unwohlsein, das Zurückdrängen der Kräfte gegen das Epigastrium deutlicher ausgesprochen, und Alles deutet darauf hin, dass der Organismus den Pockenstoff bebrütet. — Z w e i t e P e r i o d e . Die Kranken sind gleich Anfangs sehr ermattet, die Rachialgie ist bedeutend; ein zusammenschnürendes Gefühl in der Herzgrube, Ekel, Erbrechen, selbst Durchfall, zumal bei Kindern, stellen sich ein. Das Fieber be-

888

Hautausschläge

ginnt mit Kalle und Frostschauer, die Augen funkeln, und sondern reichlich Thränen ab; die Schleimhaut des Gaumens und Rachens ist heftig gereizt; selbst das Gehirn ist ergriffen, und das Athmen ist beeinträchtigt; alle Kräfte sind cigenthümlich unterdrückt. — D r i t t e P e r i o d e . Die ganz eng beisammenstehenden vielfächrigen Knötchen iiiessen innig in einander; wie sie sich der Pustelform nähern, machen sie oft, besonders im Gesicht, nur eine einzige Platte aus. Iu der höchsten E n t w i c k l u n g der Eruption sind die Augen- und Augenlider fürchterlich geschwollen, das Gesicht ist ausserordentlich aufgetrieben, und alle Gesichtszüge sind entstellt. Am Rumpfe und an den Gliedmaassen sind jedoch die Pusteln weniger zusammenfassend, mit Ausnahme der innern Seite der Schenkel bei Kindern, wo durch die beständige Befeuchtung mit Urin die Haut lebhafter entzündet, und zur Entwickelung der Pusteln geeigneter ist. Auch über die inneren Wände der Mundhöhle, den Gaumen, den Schlund und die Luftwege verbreitet sich das Exanthem; manchmal befällt es die Zunge, welche so anschwillt, dass sie in der Mundhöhle kaum Platz mehr hat; in diesem Falle besonders befinden sich die Speicheldrüsen in einem Reizzustande, der zu einem eben so unbequemen als zu fürchtenden Speichelfluss Anlass giebt. Der Hals ist geschwollen; es ist Halsentzündung, Heiserkeit und Verlust der Stimme vorhanden. Dass sich auch Pockenpusteln im Speisekanal erzeugen können, haben die Leichenöffnungen im Hospital Sl. Louis nie bestätigt. Eben so wenig ist die Behauptung F e r n e l ' s begründet, dass die Pocken sich zuerst auf den inneren Theilen entwickeln, und erst später auf die Oberfläche der Haut heraustreten. — V i e r t e P e r i o d e . Das sekundäre, suppurative Fieber ist hier 6ehr intensiv, und zeigt bald einen entzündlichen, bald einen adynamischen Karakter; die Pusteln reifen bald schneller, bald langsamer als bei den einzelnstehenden Pocken, oft auch viel schwieriger. Zwischen dem lOten und I l t e n Tage sind besonders Kongestionen nach dem Gehirn zu befürchten: der Puls wird dann schwach und klein, und es ist beständig Delirium vorbanden. Verliert sich die Anschwellung des Gesichts plötzlich, werden die Pusteln flach und eingefallen, und zeigen sie in ihrer Mitte einen kleinen schwarzen P u n k t , so ist die Prognose höchst ungünstig, günstiger dagegen, wenn die Gcsichtsgeschvvulst eine Zeit lang fortbesteht. Auch die Anschwellung der Ilände und Füsse, das Fortdauern des Fiebers bis zur Abtrocknung sind wesentliche Bedingnisse. Der eigentümliche Pockengeruch wird hier sehr ekelhaft und zurückstossend Fünfte Periode. Die Abschuppungsperiode ist nach diesem so mühsamen Kampfe der Natur oft sehr gefährlich, besonders wenn sie auf eine zu reichliche Eiterung folgt. Man kann sagen, dass die Kranken im Verlaufe der zusammenfassenden Pocken drei Fieber zu bestehen haben, nämlich: 1 ) das Eruptionsücber, 2 ) das Maturationsfieber, und

Pocken.

889

3 ) das letzte oder Eliminationsfieber. Hier tritt namentlich das Koma wieder auf und oft noch in höherem Grade als früher. Diarrhoe und Speichelfluss erschöpfen hier die Kräfte zum zweiten Male; der Schlund ist von den Resten des Epitheliums verslopft; die Kranken fallen jeden Augenblick in Ohnmacht, oder haben Erstickungszufälle, Schluchzen, Konvulsionen. In dieser Periode entstehen nun auch Phlegmonen, Furunkeln, Abszesse, Geschwüre, purpurfarbige und gangränöse Flecken, passive Blutungen; der Gestank verdoppelt sich — tetra mephitis. — Nach und nach löst sich die ungeheure Borke, welche das Gesicht wie eine Larve bedeckte, in scheusslichen Fetzen los. In manchen Fällen ist diese Borke so schwarz, dass man sie für die verkohlten Reste eines verbrannten Körpers halten könnte. Der Kranke kann sich nun des brennenden Juckens, das ihn allenthalben befällt, nicht mehr erwehren, und zerfleischt beständig seine Haut mit blutigen Nägeln. Das völlig abgeschundene Gesicht lässt alsbald unzerstörbare Spuren der Verheerung wahrnehmen. Die Augenhäute verdicken sich; es entstehen lymphatische Ergiessungen zwischen Chorioidea und Retina, und die Gefässe werden varikös erweitert. In einem Falle floss die Augenfeuchligkeit aus ihren Kammern. Auch das Gehör geht nicht selten ganz verloren. Bisweilen bleibt noch nach dem Verschwinden der Pocken an irgend einer Stelle des Körpers ein Heerd von Pusteln zurück, der bei manchen Kranken, so zu sagen', unzerstörbar ist. Zu manchen Zeiten des Jahres, insbesondere gegen die Tag - und Nachtgleiche hin, wird die Empfindlichkeit darin wieder rege, und oft bleiben noch lange nässende Geschwüre im Zellgewebe zurück. So erscheinen die zusammenfliessenden Pocken, wenn sie sporadisch vorkommen; aber weit stärker sind die Farben in einer wirklich ausgebrochenen Pockenepidemie aufgetragen, und es gab eine Zeit, als die Impfung nämlich noch nicht bekannt war, wo dieses fürchterliche Exanthem in einem Jahre mehr Opfer schlachtete, als das würgende Schwert der schrecklichsten Schlachten; Paris verlor in wenigen Monaten gegen 20,000 Einwohner daran; zur selben Zeit starben so viele Kinder, dass man fast nur noch erwachsene Leute sah. Aber auch in neuerer Zeit wüthete die Pockenepidemie, und es ist nur nöthig an die Schreckenszeit in Marseille zu denken. Ein konstant verderbliches Zeichen in dieser merkwürdigen Epidemie war das Erscheinen von Petechien mit einem kleinen schwarzen Punkte in der Mitte. Ein. einziger solcher Flecken, an welcher Stelle des Körpers er auch sein mochte, war der unfehlbare Vorläufer von Brand und Tod. Im Hospital St. Louis befand sich vor einigen Jahren ein Pokkenkranker, bei dem aus der ganzen Oberfläche der Haut gleichsam ein Regen von stinkendem und verdorbenem Blute hervordrang. Ein die Verderblichkeit der epidemischen Pocken steigernder Um-

890

Hautausschläge

stand ist es, dass sie nicht nur alle im thierischen Organismus uuthätig schlummernden Krankheitskeime gewissermaasscn in Aufregung bringen, sondern auch die Intensität derselbeu steigern. Höchst verderblich ist die Komplikation der Pocken mit Skrofeln; die Lymphdrüsen schwellen a n , und es bilden sich phlegmonöse Abszesse; vernarbte Geschwüre brechen wieder auf; die Knochen werden kariös; Schorfe, brandige Geschwüre, Hypertrophieen, Marasmus und tausend andere krankhafte Veränderungen können auf die Abtrocknung der Pusteln folgen. Nicht minder chrecklich ist die Verbindung der Pockenblüthen mit syphilitischen Pusteln. In anderen Fällen bringen die epidemischen Pocken gleichsam einen verderblichen GährungsstoiF in den Organismus, durch welchen alle Funktionen krankhaft abgeändert und gelähmt werden. S y d e n h a m , M o r t o n , H u & h a m , H e l v e t i u s , P e t e r F r a n k uud P i n e l u. A. haben die Pockenepidemieen mit schrecklichen aher naturgetreuen Farben uns vorgezeichnet. Nicht mit Unrecht behauptet M o r t o n : Variolae non solum morborum acutorum feritatem prae se ferunt, sed etiam chronicorum pertinaciam obtinent. W i r wenden uns nun zur dritten Form der Pocken, zu den modifizirten oder gemilderten Pocken, Varioloiden, — Variola miligata, V. vaccinatorum. — Dies ist eine gelindere Abart der echtcn Menschenpocken, und kommt bei Vakzinirten vor, wenn die allgemeine Theilnahme des Organismus an dem Verlauf der Vakzine zu gering war, oder der Einfluss des Pockenkontagiums oder der Pockenepidemie zu stark ist, wohl auch wenn die gehörige Entwickelung der Vakzine durch irgend einen Umstand gestört wurde, und die Tilgung der P o k kenanlage nur unvollständig zu Stande kam. Der Heerd dieser gemilderten, minder intensiven Form der Pokken ist fast unmittelbar unter der Oberhaut gelegen; deshalb erscheint fast gar kein Fieber, um die Reifung der Pusteln zu bewirken. Diese gehen weniger in Eiterung über, und trocknen auch schneller ab. Obgleich auch diese oberflächliche Narben hinterlassen können, so sind diese doch von denen der echten Pocken völlig verschieden, und sind gleichsam laus mehreren linienförmigen Strichen gebildet. Folgende Umstände machen das Varioloid, oder wie A l i b e r t es nennt, die Varioline zu einem milderen und untergeordnetem Exantheme: 1) weil ihre halbkugelförmigen Pusteln nicht vielfächrig sind; 2 ) weil sie weicher und durchscheinender sind; 3 ) weil ihr Wachsthum im Allgemeinen schwächer und unkräftiger ist; 4 ) weil sie weniger Reizung, weniger Entzündung und Anschwellung der Haut verursachen; 5 ) weil die Materie, die sie enthalten, weniger konsistent und zähe ist; 6 ) weil sie einen weniger starken Geruch von sich geben, als die echten Pocken; 7 ) weil sie im Allgemeinen nur einen Schein von Eiterung zeigen, und weil das sekundäre Fieber entweder ganz fehlt, oder doch fast gar nicht zu bemerken ist; 8 ) weil nach

Pocken.

891

der Abtrocknung der Pusteln dünnere uud minder feste B o r k e n entstehen;

9 ) weil

die F l e c k e n

bleibend auf der Haut sind.

und zurückbleibenden Narben

minder

D a s Varioloid ist demnach nur als eine

Modiiikation eines und desselben krankhaften Zustandes, wie die P o k ken zu betrachten. Aetiologie.

D i e Entwickelung der P o c k e n wird b e w i r k t durch

ein bisher noch unbekanntes Miasma, welches von den absorbirenden Gefässen der Haut aufgenommen

und

daselbst bebrütet w i r d ;

aber die Haut das bei dieser Krankheitsgattung zunächst Organ i s t , beweisen nicht nur C o t u g n o ' s W e r k : l a r u m , sondern auch die Untersuchungen

dass

iuteressirte

de sedibus vario-

mehrerer neueren

Schrift-

steller über diesen Gegenstand und die Leichenöffnungen, da man selbst in

dem unter der Haut gelegenen Zellgewebe keine Aenderung be-

m e r k t hat. In ganz ungewöhnlichen, von einer Idiosynkrasie der befallenen Individuen abhängigen F ä l l e n kann eine P o c k e n k r a n k h e i t ohne P o k keneruption —

Variola

sine variolis —

durch ein e i g e n t ü m l i c h e s Fieber S t a t t

ein E r s a t z finden.

des

Exanthems

Man darf sich indes-

sen w o h l nicht zu sehr dieser Meinung S y d e n h a m ' s

hingeben,

der

die Meinung h e g t e , das Pockengift könne auch auf anderen W e g e n , als durch die Haut ausgeschieden werden. Die Pocken thümliche W e i s e

sind

ein phlegmonöses E x a n t h e m ,

das

a u f eigen-

im Schleimnetz des Hautsystems sich ausbildet, und

in der Wichtigkeit des Zellgewebes, als des Feldes aller Krankheiten, aller S y m p t o m e und K r i s e n , als des Verbreiters der Entzündung, beruhen auch die zahlreichen

Komplikationen des Pockenleidens.

Am

sichersten 'wird der Ausbruch der P o c k e n durch das eigenthümliche Kontagium derselben bewirkt, welches theils durch unmittelbare Uebertragung des Pockeneiters, theils durch Athem und Ausdünstung, also durch

luftförmige Medien

geschieht.

Die

Idiosynkrasie

des

Blutes

aber ertheilt dem Keime des E x a n t h e m s eine besondere W i r k s a m k e i t ; so hat die Erfahrung gezeigt, dass oft ein S t o f f von zusammenfliessenden

Pocken

einzelnstehende

Pocken

erzeugte,

und

umgekehrt.

Uebrigens zeigen nicht alle Individuen einen gleichen Grad von E m pfänglichkeit

für

den Ansteckungsstoff.

S e erzählt man von einem

100jährigen A r z t e , der sich in mehreren Epidemieen durch seine Thätigkeit und Unerschrockenheit ausgezeichnet hatte, und nie angesteckt wurde.

W i e schnell aber auch oft die Ansteckung geschieht, beweist

die Geschichte eines Königs von F r a n k r e i c h , d e r , auf der J a g d , 6ich einem S a r g e n ä h e r t e ,

in welchem

ein an den P o c k e n verstorbenes

Individuum l a g ; der König bekam die P o c k e n , und theilte sie noch mehreren Gliedern seiner Familie mit. Behandinng. Verlaufe

und

Die Pocken

gutartiger F o r m

bedürfen

blos

einer

bei einem

regelmässigen

gehörigen Lebensordnung

892

Hautausschläge

und Abhaltung der Schädlichkeiten, so dass das Exanthem sich gehö rig, aber auch nicht zu übereilt entwickele. Weicht der Fieberkarakter von dem eines leichten Reizfiebers ab, entwickelt sich dor Ausschlag unvollkommen und unregelmässig, so wird allerdings eine besondere Behandlung erforderlich werden. Reine, massig warme Zimmerluft, massige Bedeckung, dünne, vegetabilische Diät sind nothwendige Bedingnisse. Eine Blutentziehung kann bei Erwachsenen nöthig werden, um die entzündlichen Zufälle herabzustimmen; bei Kindern ist sie weniger nützlich, und es passt bei ihnen ein leichtes Brechmittel besser. Wenn die Pusteln gebildet sind, so fährt man in der Behandlung mit verdünnenden Getränken fort, und begünstigt die Entwickelung des Exanthems durch Fomentationen mit lauem Wasser, durch besänftigende Ueberschläge, welche den Reizzustand mildern. Bei den zusammenfliessenden Pocken sind mehr örtliche Blutentziehungen als allgemeine angezeigt; insbesondere sind -sie geeeignet, um die etwanigen Kongestionen nach dem Gehirn zu vertreiben oder zu verhüten, oder auch wenn, was allerdings seltner der Fall ist, der Darmkanal gereizt wird. Das Anlegen von Blutegeln in den Nacken ist auch von grossem Nutzen gegen die gefährlichen, bei den Pocken so häufig vorkommenden Halsentzündungen, wo durch das in hohem Grade gehinderte Alhmen und Schlingen das Leben bedroht wird. Es ist nicht leicht, die Ursache des Todes bei den Pockenkranken anzugeben. Nach R e i l starben die von ihm in einer Epidemie beobachteten Kranken theils durch eine Verstopfung der Luftwege von den Borken, theils durch die im Nervensystem eingetretenen, tief eingreifenden Störungen. Symptomatisch hat man bisweilen gegen krampfhafte Zufalle, anginöse und asthmatische Zufälle und allerhand Augenübel etwas zu t h u n ; in den meisten Fällen aber ist diese symptomatische Behandlung entbehrlich. Es gieht bösartige Pocken, die selbst ihrem Ende nah, die Kranken noch tödlen, selbst wenn der Arzt nicht mehr die mindste Gefahr vermuthet. Unter solchen Umständen gebrauchte Z e v i a n i die China mit Nutzen; H a m i l t o n gab den Kalomel mit Erfolg, und D e s s e s s a r t s reichte das letztere nicht nun zur Vorbereitung für die Impfung, sondern auch zur Beseitigung der schlimmsten Zufälle. H u f e l a n d gebrauchte dasselbe Mittel, um die Speicheldrüsen zu erregen, sich auf B o e r h a v c ' s Ausspruch: „Evadunt qui spuunt" stützend. F r e i n d lobt bei Behandlung der Pocken ganz besonders die Abführmittel, namentlich bei gastrischer Komplikation. Es ist aber wohl passender, die Abführmittel erst nach der Reifung der Pusteln zu reichen. In dieser Periode sind abführende Klystire gleichfalls am rechten Orte.

Pocken.

893

S e r r e s und B r e t o n n e a u Laben geralhen, die Pusteln anzustechen, um den Eiter ausfliessen zu lassen, und sein Verweilen darin zu verhindern. Sie hahen diese Methode mit Glück befolgt, und in manchen Fällen vermag sie wirklich den Ausbruch des PockenstolTs zurückzuhalten; auch ist dieses Verfahren nicht ohne Nutzen an jenen Stellen der Ilaut. wo sich die phlegmonösen Pusteln in zu grosser Anzahl bilden. Es wäre wichtig, Dr. R e m y ' s Vorschlag, den Chlorkalk zur Verhinderung einer Verbreitung der Epidenjie anzuwenden, einer nähern Prüfung zu unterwerfen. Während einer Pockenepidcmie liess R. 12 Individuen mehrere Monate lang wöchentlich zweimal mit sehr verdünnter Salzsäure waschen. Zwei von ihnen bekamen einen, den falschen Kuhpocken ganz ähnlichen Ausschlag, die Andern wurden nicht im mindesten unwohl, obgleich sie immer mit Pockenkranken zusammen gewohnt hatten. B. K u h p o c k e n . — V a c c i n a . B e g r i f f . Ein ansteckendes Exanthem, dass sich durch grosäe, kreisrunde, in der Mitte eingedrückte Pusteln karakterisirt, die im Umkreis einen hervorragenden Wulst haben, von einem rothen und entzündeten Ilofe umgeben sind, und eine klebrige Flüssigkeit enthalten, die vertrocknet, und sich in eine Borke verwandelt, welche erst braun wird, dann gegen den 25slen Tag abfällt, und auf der Haut eine grosse, netzförmige und vertiefte Narbe zurücklässt. Die Kuhpocken befallen ein Individuum nur einmal im Leben. A r t e n . Man unterscheidet: 1 ) e c h t e K u h p o c k e n — Vaccina genuina s. regularis, und 2) u n e c h t e K u h p o o - k e n — Vaccina abnormis mit zwei Varietäten; a ) diejenige, deren Stadien und äussere Merkmale verändert sind; sie erscheint bei Individuen, welche die Menschenpocken schon überstanden haben; b) die andere ist das rein zufällige Ergebniss einer Heizung mittelst eines Instruments, womit die Vakzine eingeimpft ist. In Gegenden, wo die Rindviehzucht bedeutend getrieben wird, im nördlichen, besonders nordwestlichen Deutschland, im Holsteinischen, in den südlichen Grafschaften von England und an anderen Orten war es längst bekannt, dass ein von Zeit zu Zeit an den Eutern der Kühe sich zeigendes, blasiges Exanthem sich gern auf die Hände der Melkenden übertrage, und dass solche Personen oft dadurch gegen die echten Mcnschenpocken geschützt seien. Schon im Jahre 1791 wurde durch den Schullehrer P l e t t im Holsteinischen eine glücklich verlaufende und vollkommen schützende- Impfung, unmittelbar von dem Euter der Kuh weg, an drei Kindern verrichtet, aber nicht weiter beachtet. E d w a r d J e n n e r (geb. 1749, gest. 1 8 2 3 ) , ein englischer Arzt

894

Hautausschläge

aus Berkeley in Gloucestershire war der erste, welcher dahin gelangte, die bei dem Menschen erzeugte Schutzpocke durch Impfung auf ein anderes menschliches Individuum zu übertragen, was um so wichtiger w a r , da die Kuhpocke überhaupt nur in wenig Gegenden vorkommt, und auch dort für viele Jahre lang oft gänzlich verschwindet. Die erste Impfung von einem Menschen auf den andern verrichtete Jenner am 14. Mai 1796, welcher Tag daher der wichtigste in der Geschichte der Vakzination ist. a) Erste Art. E c h t e o d e r r e g e l m ä s s i g e K u h p o c k e — Vaccina genuina s. regularis. Auch hier unterscheidet man die bei dem Verlaufe der Menschenpocken angegebenen fünf Stadien. Die Inkubationsperiode kündigt sich durch kein äussferllches Zeichen an; sie dauert von dem Augenblicke der Aufnahme des Kuhpockenstoffs bis zum 3ten oder 4ten Tage, in manchen, aber seltenen Fällen auch noch länger. In einem Falle kamen sie erst am 22sten Tage zum Vorschein, Hysterische, dysenterische Aifcklionen u. s. w. halten den. Gang der Vakzine oft 2 — 3 Wochen lang auf, was ohne Zweifel von einen Mangel an lebendiger Reaktion herrührt. Die ebenfalls nicht sehr merkliche Invasionsperiode erkennt man an einer gewissen Härte, die an der Narbe des Impfstichs erscheint, und die man beim Berühren mit dem Finger fühlt. Am sechsten Tage zeigt die Impfstelle ein von blassrothem Hof' umgebenes, bläulich-weisses, halbdurchsichtiges Bläschen, welches bis zum neunten Tage unter Fieberbewegungen zu seiner Vollkommenheit heranreift. Manchmal, aber selten, zeigen sich einige sympathische Erscheinungen, wie Rothlauf, welcher sich bisweilen von der Impfstelle bis zu sehr entfernten Theilen ausbreitet. Am eilftenTage ist die Pustel vollkommen ausgebildet, und enthält jene wasserhelle Flüssigkeit, welche dazu dient, das Exanthem weiter fortzupflanzen. Dieser Augenblick ist der passendste, um die Pustel anzustechen, und die Lymphe aufzunehmen. Vom zwölften Tage an wird der Inhalt der Pustel trübe, und endlich ganz eiterähnlich, während die peripherische Rothe verschwindet, die Fieberbewegungen aufhören, und nach dem Entleeren der Flüssigkeit Schorf und eine netzförmige Narbe zurückbleiben. Länger dauert die.Eiterung, wenn sich die Kinder an den Impfstellen zu stark kratzen, in welchem Falle sich die Pusteln oft in Geschwüre verwandeln, die äusserst schwer vernarben. Die eigenthümlichen Merkmale der in Rede stehenden Krankheit sind demnach: 1) der aus Bläschen zusammengesetzte wulstige Ring, der der schützenden Lymphe als Behälter dient; 2 ) die Zellgewebsanschwellung; 3 ) der Hof, welcher diese Geschwulst umgiebt; 4) die Vertiefung des Mittelpunktes, welche das unveränderlichste Zeichen ist. Insbesondere beachte der Impfarzt jene Härte, die man im Um-

Pocken.

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fange und im Grande der Pustel fühlt, und die sich nicht weiter ausdehnt, als der röthliche Hof, womit die nämliche Pustel umgeben ist; fehlt diese Härte, so muss man glauben, dass die Natur von ihrem gewöhnlichen Gange abgewichen sei. So analog die Kuh- und Menschenpockcn auch sind, so zeigen sie sehr deutliche unterscheidende Züge, und bilden zwei verschiedene Gattungen in der Gruppe der Exantheme. Insbesondere karakterisiren sich die Kuhpockenpusteln durch ihre rundliche und genau abgegrenzte Gestalt. Ansserdem besteht zwischen beiden Exanthemen der Unterschied, dass die Vakzinepusteln die schützende Lymphe in ihren wulstförmigen, erhabenen, schimmernden Rändern enthalten; bei den Pockenpusteln hingegen bemerkt man dieses Ansehn nicht. Letztere haben einen Nabel, die Vakzinepusteln sind eingedrückt. Bei den Menschenpocken umgeben mehrere kleine Pusteln die grossen, gleichsam wie Trabanten; die Kuhpocke hingegen bildet eine deutlich geschiedene und völlig isolirte Pustel. Die Kuhpockenpustel ist graulich, glatt, und hat einen schimmernden Glanz; die Variolapustel hingegen ist gelblich oder schmutzig weiss. Das Häulchen, welches das Kuhpockenbläschen bedeckt und bildet, berstet nicht, sondern wird hart und trocknet an der Stelle, die es einnimmt, ab und die darin enthaltene Materie wird fest; anders ist es bei der Pockenpustel, die auf eigenthümliche Art berstet. b) Zweite Art. F a l s c h e K u h p o c k e n — Vaccina abnormis. Diese haben einen trügerischen Karakter, und können den Arzt leicht irre führen, sie für echte zu halten. Sie beginnen nämlich wirklich vom dritten auf den vierten Tag; vom siebenten auf den achten ist der kreisrunde Hof wohlgebildet, die Pustel ist gross, silberfarben; aber plötzlich erhebt sie sich in eine Spitze, und ein einziger Stich reicht hin, um sie zu entleeren. Das bemerkt man nie bei der echten Kuhpocke; auch ist es erfahrungsgemäss, dass eine Impfung mit der Lymphe aus diesen unechten Pocken nie die Kuhpocken erzeugt. O d i e r und A u b e r t namentlich haben eine genaue und treue Schilderung dieser Art gegeben. Aus derselben geht hervor, dass bei den falschen Kuhpocken: 1) fast gar keine Inkubationsperiode da ist, und auf die Stiche die Entzündung sehr bald folgt; 2 ) die Pusteln flach, aber ihre Ränder ungleich sind; 3) die Ränder nicht jene klebrige Flüssigkeit, die man in den echten Kuhpocken findet, enthalten; 4) der zellige Ausschlag sich rascher, aber weniger deutlich zeigt; 5 ) die Pusteln schneller reifen, und überhaupt alle Erscheinungen eben so oberflächlich als unregelmässig sind; 6 ) die Borken minder gross und dick sind, und keine unverwischbare Narbe hinterlassen. Dr. H u s s o n unterscheidet eine Abart der falschen Kuhpocken, die das reine Resultat einer mechanischen Reizung ist, welche man durch Einführung eines mit fester, glasartiger und vollkommen ver-

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Hautausschläge

trockneter Lymplie geschwängerten Faden unler die Oberhaut erzeugt. Noch an demselben oder am zweiten Tage nach der Einführung dieses reizenden Körpers hebt sich die Oberhaut in die H ö h e , und an der verwundeten Stelle schwilzt eine seröse oder eitcrartige Flüssigkeit a u s ; vom zweiten auf den dritten Tag öffnet sich die kleine Entzündungsgeschwulst, und lässt die in "ihr enthaltene Materie ausflössen ; bald hernach bedcckt sie sich mit einer gelblichen Borke, die sofort v e r t r o c k n e t , und sich von der Haut ablöst. B e h a n d l u n g . Die echten Kuhpocken bedürfen keiner besondern Behandlung, und sie machen ihre Perioden regelmässig und ruhig durch. Die Impflinge können nach wie vor ihre Arbelt ungestört verrichten. D e r Arzt hat nichts weiter dabei zu t h u n , als sie in ihr e m Verlaufe zu beobachten, um zu wissen, ob ihre Entwickelung in Allem regelmässig ist, ob sie an den gehörigen Tagen erscheint, ob der blasige W u l s t einen löblichen Stoff enthält, dieser nicht zu schnell gereift ist, kurz, ob er alle Eigenschaften besitzt, die seine schützende "Wirkung verbürgen; die begleitenden Symptome des Exanthems verdienen ebenfalls einige Aufmerksamkeit. C. U n e c h t e M e n s c h e n p o c k e n , V a r i z e l l e n . — Varicella. — B e g r i f f . Ein ansteckendes, aber oberflächliches E x a n t h e m , von einem leichten Fieber eingeleitet, und sich durch Bläschen oder Pusteln karakterisirend, die mit denen der gewöhnlichen Menschenpocken einige Aehnlichkeit haben. Diese Bläschen oder Pusteln stehen bald zerstreut, bald enge beisammen, und sind von einem rothen Hofe umgeben; gewöhnlich enden sie vom fünften zum siebenten Tage durch eine leichte, kleienartige Abschuppung, welche selten Narben hinter lässt. Sie befallen dasselbe Individuum n u r einmal im Leben. A r t e n . Man unterscheidet zwei H a u p t a r t e n : u ) B l ä s c h e n f ö r m i g e V a r i z e l l e n — Varicella vesicularis. Man kennt diese gutartige und schnell,verlaufende Art an ihrem oberflächlichen Sitze, und möchte meinen, es sei nichts als eine einfache Erhebung der Oberhaut. — 2 ) P u s t u l ö s e V a r i z e l l e n . — Varicella pustularis. Hier liegt der Heerd des Ausschlags tiefer, und diese Art steht den Menschenpocken näher. — A n diese Arten reihen sich folgende Unterarten a n : 1) d i e s p i t z e n b l ä s c h e n f ö r m i g e n V a r i z e l l e n , — Varicella vesicularis acuminata. Die Pusteln dieser Art ähneln spitzen Kegeln, u n d enthalten in ihrer Spitze eine serös-eiterige Flüssigkeit; von dieser Spitze aus welken sie, und trocknen a b ; — 2 ) k u h p o c k e n a r t i g e , b l ä s c h e n f ö r m i g e V a r i z e l l e n , — Varicella vesicularis vacciniformis. G o d c l l e , Arzt am Hôtel-Dieu zu Soissons, hat ganz besonders auf diese F o r m aufmerksam g e m a c h t ; — k u g e l f ö r m i g e p u s t u l ö s e V a r i z e l l e n . — Varicella pustularis globulosa. — Dieses Exanthem, welches meist n u r Kinder befällt, hat die grösste

Pocken.

897

Aehnlichkeit mit den Menschenpocken, ist aber weit untergeordneterer Art. Das Fieber ist unbedeutend, und alle Stadien zeigen sich gleichsam nur im Kleinen. In neuern Zeiten sollen indessen die Varizellen neue Züge angenommen haben, und sich gleichsam an die Stelle der Menschenpockcn gesetzt haben. In diesen Fällen sind sie mit Gefahr verbunden, und die Leber und der Magen. befinden sich in einem Reizzusiande. Manche Kranken haben Kopfschmerz über den Augenbrauen, Ekel, Erbrechen, bitteren und galligen Geschmack im Munde, Zusammenschnüren in der Magengegend u. s. w. Indessen sind diese Symptome doch weniger ausgesprochen, als bei den Menschenpocken. Die Pusteln sind hier einfächrig, und enthalten eine seröse Flüssigkeit, die nur bei überhandnehmendem Reizzustande eiterartig wird. In sechs bis sieben Tagen ist der ganze Entwicklungsgang ohne ein sekundäres Fieber durchlaufen. V e r l a u f , a ) Erste Art. B l ä s c h e n f ö r m i g e V a r i z e l l e n . Varicella vesicularis. Zuerst zeigen sich einige kleine, auf der Haut zerstreute Punkte, die sich in bläschenförmige Erhabenheiten verwandeln, welche eine seröse Flüssigkeit enthalten, die Anfangs weiss, dann strohgelb ist. Wenn diese Bläschen vollkommen entwickelt sind, sind sie von einem leicht entzündeten Hofe umgeben; am 4ten Tage werden sie leer und runzlich, und am 5ten bemerkt man die Borken, die sich mitten auf den Bläschen gebildet haben. Am sechsten Tage ist die Borke durch den Zutritt der atmosphärischen Luft dunkler geworden. Am 7ten geht die Abschuppung vor sich, und die Haut bleibt einige Wochen lang gefleckt. Meistens behalten die Kinder bei dieser Krankheit ihre Munterkeit und Esslust. Mao erkennt diese Art immer an den durchsichtigen Bläschen, welche wie Schleimkügelchen aussehen; ihr Grund ist weder hart noch fest. W7enn sie sich entwickeln, ist die Haut etwas röther als gewöhnlich, und auch heisser anzufühlen. Die Kinder sind etwas ermattet, und haben keinen Appetit; manche haben einen lebhaften Durst. Die Varizellenbläschen sind meist von etwas spitzer Form; wenn sie abtrocknen, fühlen die Kranken ein höchst brennendes Jukken. Manchmal erscheinen die bläschenförmigen Varizellen in einer den Kuhpocken ähnlichen Gestalt. b ) Zweite Art. P u s t u l ö s e V a r i z e l l e n . — Varicella pustularis. Diese Art hat das Eigentümliche, dass sie leichter eitert als die vorhergehende, und sie verhält sich desshalb zu derselben, wie die zusammenfassenden Pocken zu den einzelnstehenden, und die Erscheinungen sind demnach ernsterer Art. Die Pusteln, welche das unterscheidende Merkmal dieser Art bilden, sind bald kegelförmig, bald kugelförmig gestaltet, bald zeigen sie einen Nabel, wie die Pusteln der gemeinen Mcnschenpocken, aber sie sind immer nur einfächcrig. Diese Art erscheint bei Individuen, die schon mit Kuhpocken oder 57

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Hautausschläge

Menschcnpocken geimpft waren, und ist fast immer mit einem besonderen Rcizzustande der ersten Wege verbnnden. Manchmal befallen die pustulösen Varizellen auch Erwachsene, und künden sich dann durch Eingenommenheit des Kopfes, Schmerzen in der Magengegend, und sehr deutliches allgemeines Uebelbcfinden a n ; die Nieren sind schmerzhaft, die unteren Extremitäten wie zerschlagen. Der Ausbruch ist 6ehr beträchtlich, besonders am Rücken; manche Pusteln hinterlassen, freilich nur selten, unzerstörbare Narben auf der Haut. A e t i o l o g i e . Es hat sich in Ielzlerer Zeit ein Streit über die Natur der Varizellen erhoben. Thomson sah sie nur für eine Modifikation der Menschcnpocken an, und man soll mit Menschenpocken Varizellen, mit Varizellen Menschenpocken erzeugen können. So wenig es sich nun aber auch läugnen lässt, dass die Varizellen Ergebniss eines AnsteckungsstofTes sind, eben so wenig giebt es begründete Thalsachen, welche beweisen, dass man durch Einimpfung des Varizellenstoffs die Erscheinungen der Menschenpocken veranlassen könnte. Andererseits zeigt sich dieses leichte Exanthem häufig bei Vakzinirten, oder solchen, welchc deutlich karakterisirte Menschenpocken gehabt haben; ja oft durchlaufen beide Formen ihre Perioden mit und neben einander, ohne einander iu freier Enlwickelung zu stören. B e h a n d l u n g . Die Behandlung der Varizellen muss höchst einfach sein. Kindern, bei denen sich Schleimansammlungen bemerklich machen, reiche mau einige Gran Ipekakuanha. Ruhe und Diät sind nolhweadig. Als Getränk gebe man Gerstenabsud, einen Absud von Linsen, Reiswasscr u. dgl. Fühlt der Kranke Schmerzen In der Magengegend, so setze man daselbst einige Blutegel. Während der Konvaleszenz lasse man die Kranken baden, und reiche nach dem siebenten Tage ein Purgans. Bei Kopfschmerz lasse man Fussbäder mit Salz nehmen. Bei epidemischen Varizellen mit ernsteren Symptomen müssen die therapeutischen Mittel natürlich zusammengesetzter und zahlreicher sein. Behandlung der unregelmässigen, anomalen Blattern. Da A l i b e r t in seiner Monographie der Dermatosen, die wir bei unserer Beschreibung der Blattern zum Grunde gelegt haben, die Behandlung der Pocken ziemlich dürftig abfertigt, und die Therapie der entzündlichen, galligen, nervösen und fauligen Pocken ganz unberücksichtigt lä.ssl, so glauben wir, unsern Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir die Behandlung der anomalen Pocken, wobei wir vorzüglich deu berühmten B c r e n d s benutzten, hier folgen lassen. Stimmt das Pockcnfiebcr meinen h e f t i g e n h y p e r s t h e n i s c h e n Karakter an, so muss ein streng antiphlogistisches Verfahren eingeleitet werden. Bei Erwachsenen, wo sich mit dem hypersthenischen Blalternfieber zuweilen Lungenentzündung verbindet, wird eine allge-

Pocken.

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meine Blutentziehung nöthig, die man aber doch nur mit Vorsicht anstellen darf; bei Kindern reichen örtliche Blutentziehungen aus, und man giebt reichliches Getränk, Gerstenabkochung, Haferschleim, mit Sauerhonig, Salpeter (letzteren sehr vorsichtig), Kali mit Zitronensaft, und verordnet zur Erhaltung der Leibesöffriung einige Klystire. Bei herannahender Eruplion lasse man öfter laue Fussbäder nehmen, lege laue Fomentationen über die Magengegend, und Senfteige an die Waden. Selbst'nach dem Ausbruche fahre man mit diesem Verfahreu fort; von vorzüglichem Nutzen sind namentlich die Bähungen mit Milch. Ist die Krankheit bis zur Eiterungsperiode gelangt, so öffne man die Pusteln mit der Spitze einer Nadel und sauge den ausfliessenden Eiter mit einem in ein erweichendes Dekokt gelauchten Schwämme auf ( R a y e r ) . Zweckmässig ist es a u c h , wenn der Kranke sehr unruhig ist, ihm Abends ein leichtes Opiat (Kindern den syrupus diacodion) zu geben. Entsteht später eine Art von Spcichelfluss, so lege man ein Blasenpflaster unter das Kinn, oder gebe innerlich den orangefarbigen Spiessglanzschwefel. Die g a l l i g e n B l a t t e r n (variolae biliosae). Hat man diese Komplikation erkannt, was nicht immer so leicht, da Uebelkeiten und eine belegte Zunge auch ohne dieselben vorkommen können, so ver fahre man während des ganzen Verlaufs der Krankheit gelind ausleerend. Man lasse gleich am Anfange eine Abkochung von Weiusteinrahm trinken, gebe bei zögernder Eruption ein gelindes Brechmittel aus Ipekakuanha, und sorge stets für gehörige LeibesöfTuung. ' Bisweilen haben die galligen Blattern auch eine e n t z ü n d l i c h e Natur. Da muss zunächst die Entzündung beseitigt und nachher ausgeleert werden; öfters aber findet ein g a l l i g - f a u l i g e r Karakler Statt, und dann ist die Krankheit diesem gemäss zu behandeln. Bei einem gelind a s t h e n i s c h e n Karakter sorge man für eine etwas höhere Temperatur, und reiche gelind erregende Mittel, laue Theeaufgüsse, Valeriana, wo dann die Krankheit in den meisten Fällen sehr glücklich verläuft. Eine böse Komplikation ist die mit einem t y p h ö s e n Fieber, welche meistens von der Epidemie gebildet wird, aber auch sporadisch vorkommt. Alles hängt hier von einer richtigen Behandlung der Krankheit im Anfange ab. Man vermeide durchaus jedes schwächende Verfahren, sorge für eine massig warme, aber sehr reine Luft im Krankenzimmer, und behandle übrigens die Krankheit nach den speziellen Heilanzeigen. Ist die Krankheit mehr nervös, so dient eine wärmere, ist sie mehr rein f a u l i g , eine kältere Temperatur. Die Eruption befördere man. durch erregende Mittel, durch laue Fussbäder, Senfumschläge, kleine Gaben Kampher, oder auch durch mässige Gaben Opium, wenn der Kranke sehr unruhig ist. Tritt der nervöse Karakler deutlicher

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hervor, so gebe mau früh Chinarinde, in VerLindung mit erregenden Mitteln, z. B. mit Valeriana, Angelika, Serpentaria u. s. w . , reiche auch zugleich massige Gaben Kampher, gebe dasselbe Mittel im Klystir, und wende es sogar äusserlich an, indem man Lappen mit Kanipher mit arabischem Gummi und Wasser abgerieben, hie und da auflegt, und das Krankenlager mit Kampherspiritus befeuchtet. Die besonders in der Nacht sehr heftigen Schmerzen lindert man oft zweckmässig durch Opiumtinktur und grosse Gaben Moschus. Tritt der faulige Karakter deutlicher hervor, stellen sich Blulflüssc oder Durchfälle ein, so leistet die Schwefelsäure die beste Hülfe, oder auch der Alaun, zu 5 bis 6 Gran auf die Gabe, mit Chinaextrakt, in Form einer Auflösung. Werden die Blattern von einem s c h l e i c h e n d - n e r v ö s e n Fieber begleitet, so sind die feinern erregenden Mittel und eine angemessene Diät (Fleischbrühe, Wein, Aether, Ziinmttinktur, ätherische Safrantinktur) zur Beförderung der Eruption zweckmässig; späterhin aber lasse man, um die Eiterung zu befördern, graue Quecksilbersalbe in die Waden einreiben, und gebe alle 3—4 Stunden kleine Gaben Schwefelqu l ecksilber, zugleich aber auch erregend-stärkende Mittel, z . B . die H u x h a m ' s c h e Chinatinktur. Zum Schlüsse möge hier noch Einiges über die Behandlung der Blattern vermittelst der von französischen Aerzten vorgeschlagenen e k t r o t i s c h e n Methode seinen Platz finden. Wir haben schon oben die v o n S e r r e s u n d B r e t o n n e a u empfohlene Anstechung der Pockenpusteln angeführt, eine Methode, die sie jetzt dahin modifizirt haben, dass sie die Blatternpusteln, um ihre Reifung zu verhindern, (gleichsam um einen Abortus derselben zu bewirken) im Anfange mit Höllenstein k a u t e r i s i r e n . B r e t o n n e a u empfiehlt, sie mit einer mit Höllenstein bestrichenen goldenen oder silbernen Nadel aufzustechen. Man kauterisirt auch wohl die Pusteln in Masse, vermittelst eines in eine Höllensteinauflösnng getauchten Pinsels, und wiederholt diese Kauterisationen, wenn die erste nicht hinreichend war. Die sogenannte Kauterisation en masse ist weniger schmerzhaft und rascher auszuführen als die lokale. Zu der letzteren würde man schon ganzen Stunden brauchen, wenn man in einer zusammcnfliessenden Pockeneruption bloss die Pusteln im Gesichte kauterisiren wollte. Auf der andern Seite aber verhütet die Kauterisation en masse die Reifung der Pusteln selbst dann nicht, wenn man sie auch am ersten oder zweiten Tage der Eruption vorgenommen hat. Sie hält scheinbar den Verlauf der Krankheit wohl auf, aber wenn die durch die Kauterisation entstandene Kruste sich ablöst, ko bemerkt man unterhalb derselben Spuren von Blatternpusteln, welche ihre regelmässigen Perioden durchgemacht haben. R a y e r verwirft die Kauterisation en masse, und hält die i n d i -

Scharlach.

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v i d u e l l e Kauterisation n u r dann f ü r nützlich, wenn 6ie am ersten und zweiten Tag der Eruption gemacht worden ist. E r empfiehlt ferner die Kauterisation nur an denjenigen Stellen zu machen, w o e9 darum zu thun ist, dass keine Narben zurückbleiben, indem bei der Kauterisation einer grossen Anzahl von Pusteln durch den diese Operation begleitenden Schmerz und die darauf folgende Reaktion leicht Gehirnzufälle sich ausbilden können.

Der Scharlach.

Fcbris scarlatinosa.

Nach R a y er P . , traité théoret. et prat. des maladies de la peau avec un Atlas in 4. 3 Voll. Paris 835. B e g r i f f . Ein kontagiösesExanthem, welches nach einem 1—2tägigen Fieber sich durch kleine rothe P u n k t e ankündigt, an deren Stelle bald grosse, uDregelmässige, Scharlach- oder himbeerrothe Flecken treten, die sich fast über die ganze Oberfläche des Körpers verbreiten, von Angina begleitet sind, und am Ende der ersten Woche mit Abschuppung der Oberhaut enden. Man unterscheidet vier Hauptformen des Scharlachs: Scarlatina simples, S. anginosa, S . sine exanthemate u. S. maligna. 1) Scarlatina simples, W i l l a n . — Gutartiger und regelmässiger Scharlach. — E r s t e P e r i o d e (Inkubation). — Schwäche oder allgemeines Unwohlsein, Ekel und vorübergehende Schauer, worauf bald Hitze und ein beträchtlicher Durst folgen, sind die gewöhnlichsten V o r b o t e n der Eruption. Hiermit verbinden sich bisweilen Kopfschmerz, Neigung zum Erbrechen, wirkliches Erbrechen, Nasenbluten, Schläfrigkeit oder andere nervöse Zufalle bei Kindern. Diese S y m ptome nehmen gewöhnlich des Abends und Nachts an Heftigkeit zu. Z w e i t e P e r i o d e (Eruption). — A m z w e i t e n T a g e der Invasion, welcher dem fünften oder sechsten der Infektion entspricht, schwillt das Gesicht a n ; kleine, nicht erhabene, Anfangs etwas dunkele, später hellrothe Flecke, durch Intervallen, w o die Haut ihre natürliche Färbung behält, getrennt, erscheinen iu grosser Anzahl im Gesichte, am Halse und auf der Brust. Im Verlaufe von 24 Stunden zeigen sich ähnliche rothe Flecke auf dem ganzen Körper, auf den L i p p e n , auf der Zunge, im Gaumen und Pharynx. A m d r i t t e n T a g e sind die meisten Interstitien zwischen den kleinen Punkten auf der Haut verschwunden, und durch grosse, punktirte unregelmässige, und an ihren Rändern gezähnte Flecken ersetzt worden. Das E x a n them wird auf die Wangen und die Extremitäten, um die Finger koutinuirend, und nimmt die cigenthümliche, karaktcristische Schar-

Scharlach.

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v i d u e l l e Kauterisation n u r dann f ü r nützlich, wenn 6ie am ersten und zweiten Tag der Eruption gemacht worden ist. E r empfiehlt ferner die Kauterisation nur an denjenigen Stellen zu machen, w o e9 darum zu thun ist, dass keine Narben zurückbleiben, indem bei der Kauterisation einer grossen Anzahl von Pusteln durch den diese Operation begleitenden Schmerz und die darauf folgende Reaktion leicht Gehirnzufälle sich ausbilden können.

Der Scharlach.

Fcbris scarlatinosa.

Nach R a y er P . , traité théoret. et prat. des maladies de la peau avec un Atlas in 4. 3 Voll. Paris 835. B e g r i f f . Ein kontagiösesExanthem, welches nach einem 1—2tägigen Fieber sich durch kleine rothe P u n k t e ankündigt, an deren Stelle bald grosse, uDregelmässige, Scharlach- oder himbeerrothe Flecken treten, die sich fast über die ganze Oberfläche des Körpers verbreiten, von Angina begleitet sind, und am Ende der ersten Woche mit Abschuppung der Oberhaut enden. Man unterscheidet vier Hauptformen des Scharlachs: Scarlatina simples, S. anginosa, S . sine exanthemate u. S. maligna. 1) Scarlatina simples, W i l l a n . — Gutartiger und regelmässiger Scharlach. — E r s t e P e r i o d e (Inkubation). — Schwäche oder allgemeines Unwohlsein, Ekel und vorübergehende Schauer, worauf bald Hitze und ein beträchtlicher Durst folgen, sind die gewöhnlichsten V o r b o t e n der Eruption. Hiermit verbinden sich bisweilen Kopfschmerz, Neigung zum Erbrechen, wirkliches Erbrechen, Nasenbluten, Schläfrigkeit oder andere nervöse Zufalle bei Kindern. Diese S y m ptome nehmen gewöhnlich des Abends und Nachts an Heftigkeit zu. Z w e i t e P e r i o d e (Eruption). — A m z w e i t e n T a g e der Invasion, welcher dem fünften oder sechsten der Infektion entspricht, schwillt das Gesicht a n ; kleine, nicht erhabene, Anfangs etwas dunkele, später hellrothe Flecke, durch Intervallen, w o die Haut ihre natürliche Färbung behält, getrennt, erscheinen iu grosser Anzahl im Gesichte, am Halse und auf der Brust. Im Verlaufe von 24 Stunden zeigen sich ähnliche rothe Flecke auf dem ganzen Körper, auf den L i p p e n , auf der Zunge, im Gaumen und Pharynx. A m d r i t t e n T a g e sind die meisten Interstitien zwischen den kleinen Punkten auf der Haut verschwunden, und durch grosse, punktirte unregelmässige, und an ihren Rändern gezähnte Flecken ersetzt worden. Das E x a n them wird auf die Wangen und die Extremitäten, um die Finger koutinuirend, und nimmt die cigenthümliche, karaktcristische Schar-

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lacbfarbe an. Gewöhnlich entwickeln eich auf den Händen, der Brust und den Extremitäten kleine papulöse Erhabenheiten; diellaut ist viel heisser als in den andern Exanthemen, sie ist brennend, juckend, gespannt, trocken und sehr empfindlich. Die Oberfläche derselben ist im Allgemeinen runzlich, gleich der Gänsehaut, und namentlich ist dies am äussern und hintern Theile der Arme und Schenkel der Fall; die Füsse und Hände, die gemeiniglich eine sehr intensive Rothe zeigen, sind angeschwollen, steif und schmerzhaft. Am Rumpfe zeichnet sich der gutartige Scharlach in grossen, an ihren Rändern wie punklirt aussehenden Flecken, die in ihrer Gestalt und in ihren Umrissen sehr verschieden sind. In der Leistengegend, am Gesäss und an der Beugeseile der Gelenke ist die scharlachrothe Färbung stärker und persistirender als an andern Regionen des Körpers. Dieses Exanthem ist des Morgens minder lebhaft, als während der Nacht, des Abends immer dunkler, namentlich am d r i t t e n und v i e r t e n T a g e . Das Fieber lässt gewöhnlich nach der Eruption etwas nach. D r i t t e P e r i o d e . — Am f ü n f t e n und spätestens am sechsten Tage fängt das Exanthem an blässer zu werden, die Rothe schwindet von den affizirten Theilen in der Ordnung wie sie erschienen ist; das Gesicht schwillt ab, auch die lnterstitien zwischen den einzelnen Flekken werden grösser, und die Farbe der Flecken selbst verliert ihre Lebhaftigkeit. Am 7ten Tage Bind die Karaktere des Exanthems schon undeutlich. Vom 5ten Tage erfolgt eine leichte Abschuppung, der ein Jucken vorangeht, am Halse, an den Schläfen und auf der Brust. Am 8ten und 9ten Tage lösen sich grosse Lamellen der Oberhaut von den Händen, den Fingern und andern Regionen des Körpers ab. Vor der Eruption und im Anfange derselben ist der Puls gewöhnlich voll und frequent; die Oberfläche der Zunge ist mit einem weisslichen Ueberzuge bedeckt, und die Ränder derselben sind geröthet; der Pharynx lässt eine gefleckte erythematöse Färbung bemerken; die Mandeln sind massig angeschwollen; die Augen sind bisweilen geröthet, glänzend und feucht; der Schlaf unruhig oder durch Träume gestört. Diese Erscheinungen lassen am 2ten oder 3ten Tage der Eruption deutlich nach; das Exanthem der Zunge löst sich zuweilen los, und dann erscheint diese sehr lebhaft geröthet. Der gutartige Scharlach zeigt bisweilen um diese Zeit eine sehr merkwürdige Anomalie (reversio). Nach einer febrilischen Aufregung bedeckt 6ich die Haut von Neuem mit rothen Flecken, die aber nicht so zahlreich und nicht so gross sind, als in der ersten Eruption, und nach einem mehr oder minder reichlichen Schweisse verschwinden diese Zufälle. — Bisweilen bricht der einfache Scharlach ganz ohne das Erscheinen von Vorboten aus. 2 ) Scarlatina anginosa (Scarlat, cynanchica Cullen).

Die V o r -

Scharlach.

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b o t e n sind heftiger, und oft findet gleich im Anfange des Leidens eine plötzliche Empfindung von Steifigkeit in den Muskeln des Halses und des Unterkiefers Statt. Am 2lcn Tage ist der Pharynx entzündet, die Stimme heiser, die Deglulition beschwerlich und schmerzhaft; die Schleimhaut des Mundes und des Pharynx erscheint lebhaft geröthet, und die Anschwellung der Mandeln ist oft sehr beträchtlich. Einige Tage nach der Invasion und sehr oft gleich am folgenden Tage bedecken sich die vorderen Kolumnen des Gaumensegels, die Mandeln und der Pharynx mit einem zähen, dicklichen Schleime, oder mit Flecken von einer breiigen, grauen oder gelblichen, festen oder käsigen Masse, die der analog ist, welche man in gewissen Entzündungen der Mandeln bemerkt. Diese an Farbe und Konsistenz verschiedenen Exsudationen fliessen oft in Masse zusammen, und bilden eine Art von Krusten, die man mit der Fingerspitze ablösen kann, ohne Schmerzen zu verursachen. Diese breiigen oder käsigen Massen bilden sich von einem Tage auf den andern aufs Neue; oft verbreiten sie sich über die Seitentheile des Pharynx und selbst bis zum Oesophagus. Wenn die Mandeln ungleichmässig angeschwollen und blutend sind, so nehmen diese breiigen Exsudationen oft einen braune oder schwärzliche Farbe an, und sehen dann um so mehr wie Geschwüre aus, da der Alhem einen fötiden Geruch annimmt. Bei genauerer Untersuchung sieht man, dass die breiige, wcissliche, grauliche' oder schwarze Masse sich sehr leicht von der Schleimhaut des Pharynx ablösen lässt, und niemals in Lappen, wie in der angina mcmbranacea. Werden die entzündeten Stellen durch Getränke oder Gargarismen abgespült, so bemerkt man weder Substanzverlust, noch Ulzeration; beides findet aber in der gangränösen Angina Statt. Am 2ten, 3len und vierten Tage steigt die Temperatur des Körpers oft bis auf 41° und selbst auf 42° C.; übrigens ist der Puls frcquent und wenig entwickelt; Zunge lebhaft roth, Papillen sehr hervorspringend, Ekel, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung, Husten ohne Auswurf; Niesen, Koryza, Gutturalstimme; oft Nasenbluten, beschwerliche Respiration. Das Exanthem erscheint gewöhnlich nicht so früh, wie im einfachen Scharlach, oft erst am dritten Tage; auch erstreckt es sich nicht konstant über die ganze Oberfläche des Körpers, Es besteht aus isolirten, Scharlach- oder himbeerfarbenen Flecken, die auf dem Rücken, an den Seiten, am Halse, auf der Brust und an den Extremitäten, und fast konstant an deu Handwurzeln zerstreut sind. Oft veischwindet das Exanthem an demselben Tage, wo es erschien, gänzlich, und entwickelt sich in kürzerer oder längerer Zeit von neuem. Gemeiniglich ist in dieser Varietät die Hautentzündung von einer sehr deutlichen Anschwellung des subkutaneen Zellgewebes begleitet, namentlich im Gesicht und an den FiDgern, deren Flexion und Exten-

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sion etwas gebindert ist. Die ganze Dauer des Exanthems endlich ist länger als im einfachen Scharlach, und die Abschuppung geht nicht so regelmässig vor sich. Oft findet diese gar nicht Statt, wenn die Eruption nämlich rasch verschwunden ist; sie zieht sich im Gegentlieil über die dritte Woche hinaus, wenn das Exanthem sehr intensiv war. Der anginöse Scharlach kann sich mit Pneumonie oder Gehirnzufällen kompliziren, und dann tödtlich werden. Nachkrankheiten kommen ebenfalls in dieser Varietät häufiger, als im einfachen Scharlach vor. 3 ) Scarlatina maligna. Oft sind die Erscheinungen des Scharlachs noch weit bedeutender. Diese Varietät beginnt wie der anginöse Scharlach, aber schon am 2ten oder 3ten Tage karakterisirt sie sich durch sehr ernsthafte Erscheinungen. Oft kündigt sie sich auch durch einen fixen Schmerz in irgend einem Theile des Körpers an. Dieses von d e H a e n beobachtete Phänomen war in der von M e z a beschriebenen Epidemie von 1777 und 1778 von der schlimmsten Vorbedeutung. Auf einen durchdringenden Frostschauer (horror) folgt ein brennendes Fieber, unauslöschlicher Durs[, Kopfschmerz, frequenter und heftiger Puls, Brennen im Halse, Erbrechen und Durchfall, Koma oder Delirium; 3 oder 4 Tage nachher Eruption von Flecken, die erhabener erscheinen, als im gutartigen Scharlach; hin und wieder blutiger Urin. Das Exanthem erscheint sehr spät; die Farbe desselben ist schwach und blass; bisweilen ist es mit Petechien durchsäet; die Dauer desselben ist ungewiss, es kann mehrmals verschwinden und wiedererschcinen. Der Puls ist klein und unregelmässig, die Zähne und die Zunge mit schwarzen oder braunen Krusten bedeckt; die Augen thränend und sehr injizirt; ein fötider Ausfluss erscheint oft aus den Nasenhöhlen; die Wangen sind dunkelroth; gleichzeitig zeigte sich Taubheit, Delirium bei Erwachsenen, Koma und Agitation bei Kindern, fötider Athem, keuchende und rasselnde Respiration, durch dicke und zähe schleimige Ablagerungen in den Pharynx veranlasst; schwierige oder ganz gehinderte Deglutition; Konstriktion der Kinnbacken; schwärzliche Exsudation auf die Oberfläche der Mandeln und der benachbarten Theile. Anhaltendes Koma, äusserst beschwerliches Athmen, reichliche Diarrhoe, und das Erscheinen von zahlreichen Petechien, kündigen einen nahen Tod an, welcher oft plötzlich am zweiten, dritten oder vierten Tage sich einstellt. Die geringe Anzahl der Kranken, welche diesen ersten stürmi • sehen Zufällen Trotz bieten, haben noch die Folgen der Entzündung der Luftwege und Verdauungsorgane, welche selbst nach der Heilung des Exanthems noch fortdauert, zu befürchten. Gangränöse Schorfe bilden 6ich oft an den Trochanteren und am Kreuzbeine, worauf tiefe

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Ulzerationen folgen, deren sehr schwierige Heilung die Genesung sehr io die Länge zieht Treten noch chronische Intestinalentzündungen hinzu, so sind diese Ulzcratloucn immer sehr ernsthaft und bisweilen gar tödllich. 4 ) Scarlatina sine exanthemate. In der von F o t h e r g i l l und H u x h a m zu Edinhurg beobachteten Epidemie von 1766 kam bisweilen bei Personen in einem gewissen Alter und sehr selten bei Kindern nach dem heftigsten Halsweh gar keine Eruption zum Vorschein, obgleich das heftigste Jucken auf der Haut Statt fand,' und man nachher eiae mehr oder minder beträchtliche Desquamation beobachtete. In der im Jahre 1788 von R u m s e y beobachteten Epidemie von Buckinghamshire war das Halsweh ein weit häufigeres Symptom als die Eruption. S t o l l , A ' s c o n c , B a n g , R a n o e und, in der neuern Zeit, ein eben so treuer als scharfsinniger Beobachter, D a n c e , haben ebenfalls die Existenz dieser Scharlachfieber ohne Eruption konstatirt. Unter welcher Form sich der Scharlach auch zeigen mag, immer kann das Exanthem mit anderen Hautentzündungen komplizirt sein. Vom 4ten bis zum 5ten Tage der Eruption zeigt sich oft am Halse, in den Achselhöhlen und bisweilen an andern Gegenden des Halses eine Eruption der Sudamina, kleiner halbkugliger Bläschen, welche eine perlartige oder durchsichtige Flüssigkeit enthalten, die schnell ab6orbirt wird, oder die auf die Oberfläche der Haut nach der Ruptur der Epidermis ausfliesst (scarlatina milliformis Frank). Bisweilen bemerkt man auch im Anfange der Desquamation pruriginöse Eruptionen, wie Urtikaria. Die Komplikationen des Scharlachs mit Masern, Erysipel s und pustulösen Entzündungen sind seltener. N a c h k r a n k h e i t e n . Während der Konvaleszenz, vom 14ten bis zum 15ten Tage der Krankheit und bisweilen später bemerkt man oft eine Anasarka, deren Studium eine ganz besondere Aufmerksamkeit verdient. Diese Hydropsie kommt namentlich, im Winter und bei Kindern, in Folge der Einwirkung der Kälte vor. Sie kündigt sich durch ein Mattigkeits- oder Traurigkeitsgefühl, oder durch Ekel an, durch Schlaflosigkeit und durch die Seltenheit des Harnabgangs, welcher dick, bräunlich oder schwärzlich wird. Das Gesicht und namentlich die Augenlider schwellen an, und das Oedem der unteren Extremitäten wird bald allgemein. Alle Schriftsteller stimmen über die ernsthafte Bedeutung dieser Art von Anasarka überein, und nach P l e n c i z und de H a e n ist sie noch weit tödtlicber, als das Grundleiden selbst. P l e n c i z , S t o r k , d e H a e n u n d W i t h e r i n g betrachten diese Hydropsie gleichsam als eine zweite Periode der Krankheit, als eines ihrer deutlichsten Karaktere. C. V i e u s s e u x sieht die Ursache derselben in Erkältung; R o b e r t de L a n g r e s in einer unvollkommenen Krise; B l a c k a l l und neuerdings P e s c h i e r haben den Urin

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in dieser Art von Anasarka oft albuminös gefunden; G. U b e r l a c h e r sucht die Ursache derselben in einer Affektion der Nieren. Alle diese Bemerkungen geben uns hinreichende Gründe an die Hand, um z,a erforschen, ob diese Art der Anasarka nicht eine Varietät der Hydropsie ist, welche B r i g h t kennen gelehrt, und G r e g o r y und C h r i s t i s o n durch neue Thatsachen beleuchtet haben. Und in der That wird die auf den Scharlach folgende Anasarka, wie die B r i g h t ' s c h e Krankheit, fast immer durch den Eindruck von Kälte oder Feuchtigkeit hervorgebracht. Im Anfange beider Krankheiten bemerkt man oft eine eigenthümliche Veränderung des Urin's welcher bräunlich, albuminös und mit Kruor überladen wird. Beide Krankheiten sind sehr bedeutend, und enden sich bisweilen in Hydrotborax und Hydrocepbalus, and sie sind wesentlich von den passiven Hydropsieen verschieden, welche in einem Hinderniss der Zirkulation ihren Grund haben, und deren Zustandekommen B o u i l l a u d so klar auseinandergesetzt hat. Als fernere Nachkrankheiten des Scharlachs, geben sich Ophthalmieen, Otitis, Bronchitis, Enteritis, Amaurosen, Entzündung der Parotis und der Testikeln bei Erwachsenen, Anschoppungen derSubmaxillarund Inguinaldrüscn bei Kindern zu erkennnen; diese Krankheit ist indessen mehr zufällige, als wirklich sekundäre AiFektion. A n a t o m i s c h e B e o b a c h t u n g e n . W a r derTod am 21. Tage der Invasion erfolgt, so fand man nur etwas Rothe'in der Bronchial* Schleimhaut; die Spuren des Scharlachs waren verschwunden. Trat der Tod am dritten Tage ein, so zeigte die Schleimhaut des Pharynx, der Trachea und der Bronchien eine gleichförmige Rothe, das Gehirn war mit Blut überfüllt, und das Gefässnetz der weichen Hirnhaut injizirt; die Schleimhaut des Magens liess bisweilen eine Rothe und kleine Ekcliymosen bemerken. In der zweiten Periode der Krankheit war der Leichenbefund fast derselbe, nur waren die angegebenen Verletzungen deutlicher ausgesprochen. Bisweilen fand man eine Eiterablagerung in die Mandeln und in das submuköse Zellgewebe des obern Theils des Larynx; die Schleimhaut, der Trachea und der Bronchien w a r r o t h , oder hatte ein gleichmässig livides Ansehen; die kleineren Gefässe der pia mater des Gehirns und Rückenmarks waren injizirt, und zeigten bisweilen kleine Ekchymosen, und die seillichen Ventrikel enthielten Serum; aber bisweilen auch fand man keine Verletzung v o r , welche die während des Lebens vorhanden gewesenen GehirnSymptome hätte erklären können. Man hat ferner ungewöhnliche Aufgetriebenlieit der Peyerschen Drüsen und der meisten Darmdrüseq beobachtet, Ekchymosen und Blut auf der Oberfläche der Gastroiritestinalsclileimhaut, sellener blutige Und eiterige Ergiessungen in die Kavitäten der Pleura; der Mund, die Nasenhöhlen nnd der Pharynx zeigten bisweilen eine Rothe und die der gangränösen Angina eigenen Veränderungen.

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U r s a c h e n . Der Scharlach ist kontagiös, aber er ist dies in einem weit geringeren Grade als die Masern. P e t i t - R a d e l hat vergebens den Versuch gcmacht, den Scharlach einzuimpfen, aber man versichert, dass es S t o l l gelungen sei; J. F r a n k behauptet selbst, dass er vom Menschen auf Hunde übertragen werden kann. Der Scharlach befällt namentlich Kinder und jüngere Personen, Erwachsene hingegen seltener; auch ergreift er selten dasselbe Individuum zweimal im Leben. Unter 2000 Fällen hat W i l l a n nicht ein einziges Beispiel eines Rezidivs beobachtet; R a y e r hingegen will einen 6olchen Rezidivfall gesehen haben. Nicht alle Individuen sind in demselben Grade für den Scharlach empfänglich, und die Bedingungen zur Ausbildung desselben sind nicht immer gleich. Frauen werden leichter von dieser Krankheit befallen, als Männer. Einige Individuen wurden, nachdem sie sich mehrere Tage hindurch vergebens dem Contagium dieser Krankheit ausgesetzt halten, später davon befallen, und zwar in Folge des Zusammenkomkommens mit solchen Personen, welche an diesem Exanthem leidende Kranken besucht hatten. Der Scharlach herrscht fast immer epidemisch und am häufigsten um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche. Man beobachtet ihn im Winter bei atmosphärischen Veränderungen oder bei feuchtem, kaltem und nebligem Wetter, und in anderen Jahreszeiten nach reichlichem Regen, auf welchen eine grosse Hitze gefolgt ist. Die Scharlachepidemieen, individuell betrachtet, zeigen immer einen eigentümlichen Karakter, der sie mehr oder weniger von anderen Epidemieen unterscheidet. Gewisse Epidemieen zeichnen sich durch ihren gutartigen Karakter aus. In der zu Kopenhagen von M e z a beobachteten Epidemie vom Jahre 1778 und 1779 war ein fixer Schmerz eins der bedeutendsten Symptome; der bösartige Scharlach ist von S e n n e r t im Jahre 1619 beschrieben, und 1695 und 1697 in Sachsen beobachtet worden; C h r . M o r t o n hat uns das Gemälde einer mit Parotitis und Bubonen begleiteten Scharlachepidemie geliefert; bei der Epidemie von 1748 und 1749, von La Haye beobachtet, war Ulzeration des Halses und der Geschlechtstheile vorhanden; io der von R o s e n beschriebenen Epidemie zu Upsala i. J. 1741 war die Parotitis kein übles Zeichen; die von Navier im Jahre 1751 zu Chälons-sur-Marne und die zu Wien im Jahre 1770 und 1771 von d e H a e n und K i r c h v o g e l beobachteten Epidemieen zeigten alle Karaktere des bösartigen Scharlachs. Gewisse Epidemieen traten mit einem gemischten oder komplizirten Karakter auf; so die von L o r r y im Jahre 1777 beschriebene Epidemie. Die 1769 zu Wien von A n t o n S t o e r k beobachtete Epidemie war von einer Frieseleruption begleitet; die v o n A n g . Z n l a t t o

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beschriebene Epidemie von Zeplialonien, zeichnete sich durch eine biliöse und verminöse Komplikation aus. Der Scharlach unterscheidet sich von den M a s e r n durchweine Vorboten, durch die scharlachrothe Farbe seines Exanthems, dessen weit grössere, unbestimmt gestaltete Flecken nicht wie die Masernilecke kleine bogenartige und beim Gefühl empfindliche Erhöhungen zeigen; einen ferneren Unterschied macht die Entzündung des Pharynx, welche den Scharlach fast konstant begleitet. Bei den Masern hat der Kranke 3 oder 4 Tage vor der Eruption Niesen, einen trockenen und heisern Husten; die Augen werden feucht und thränend; beim Scharlach sind die Augen brennend, entzündet, und die Kranken klagen über einen Schmerz im Halse, Die Masern zeigen sich am 4tcn Tage der Invasion zuerst an den obern Tbeileri des Kumpfes und verbreiten sich nach und nach auf die übrigen Theile; das Scharlachexanthem erscheint am 2ten Tage auf dem ganzen Körper. Die Masern haben häufig Bronchitis, Ophthalmie und Enteritis zur Folge; die gewöhnlichste Nachkrankheit des Scharlachs hingegen ist Anasarka. Nach H e i m ist dem Scharlach ein karakteristischer Geruch eigen, den er dem vergleicht, welchen man in Kellern, wo alter Käse oder alte Häringe aufbewahrt werden, riecht, oder dem analog, welcher aus den Menagerien kommt, wo Löwen und andere Raubthiere aufbewahrt werden. Dieser Geruch manifestirt sich im Anfange der Krankheit und selbst noch vor dem Erscheinen des Exanthems. Die Masern haben auch einen eigentümlichen Geruch, welcher vom Anfange der Krankheit bis zum 7ten Tage süsslich ist, und später säuerlich wird, ganz mit dem Gerüche zu vergleichen, welcher entsieht, wenn eine lebendige oder frisch getödtete Gans gerupft wird. Der Scharlach unterscheidet sich auch durch bestimmte Karaktere von der Roseola, vom Erysipelas und Erythem. Die zufällige Entwickelung der Sudamina und Bläschen, kann die Krankheit mit dem Schweissfriesel nicht verwechseln lassen. Im Scharlach sind diese Eruptionen nicht sehr zahlreich, und nehmen nur gewisse Regionen des Körpers ein; im Schweissfriesel sind sie über die ganze Oberfläche des Körpers zerstreut. B r e t o n n e a u hat die Karaktere, welche den bösartigen anginösen Scharlach von der Diphtheritis unterscheiden sehr gut beschrieben. Eine ausserordentliche Störung der Zirkulation, der zu vergleichen, welche nach dem Bisse einer Viper entsteht, kann in dem bösartigen Scharlach vom Anfange an sich zeigen; auch der Rhythmus der Respiration ist bedeutend allerirt; die Funktionen des Verdauungskanals 6ind häufig pervers, und enormes Erbrechen begleitet eine anhaltende Diarrhoe; gleichzeitig kündigen die immer mehr und mehr sich aussprechenden Störungen der Innervation einen traurigen Ausgang an. Der Anfang des Diphtheritis ist kaum durch eine fieberhafte Aufregung markirt; oder wenigstens verliert der Puls sehr bald nach einem

Scharlach.

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ephemeren Fiebcranfall seine Frequenz. Die organischen, und die dem Bezichungsleben angehörenden Funktionen sind in solch geringem Grade gestört, dass Kinder, welche gefährlich au bösartiger Angina leiden, sehr oft den gewöhnlichen Appetit behalten, und ihre Spiele fortsetzen. Jede der Phasen des Scharlachs ist innerhalb der Gränzen einer beschränkten Dauer abgeschlossen; dem sukzessiven Fortschreiten der Diphtheritis kann keine bestimmte Gränze gesetzt werden. Der Verlauf des Scharlachs ist sehr akut, und kann sich schon am ersten Tage mit dem Tode enden; die diphtherische Entzündung neigt sich zum chronischen Zustande hin, wenn die Verstopfung der Luftwege nicht ihre Dauer beschränkt. Die skarlatinöse Entzündung erstreckt sich fast gleichzeitig auf alle Punkte der Schleimflächen, welche ergriffen werden sollen; die offenbare lokale diphtherische Entzündung verbreitet sich mit grösserer oder geringerer Schnelligkeit von einem einzigen Punkte auf andere Theile aus, welche nach und nach ergriffen worden. Die Scharlachentzündung besitzt nur wenig Neigung, sich auf die Luftkanäle zu werfen, während die diphtherische eine grosse Geneigtheit dazu hat. Im Scharlach giebt sich, wenn der Kranke im Verlaufe der ersten Woche stirbt, gewöhnlich keine bedeutende anatomische Verletzung als manifeste Ursache des Todes zu erkennen; die Diphtheritis wird nur dann tödtlieh, wenn die membranösen Schichten, welche das Innere der Luftwege auskleiden, durch ihre Anhäufung oder durch ihre Loslösung ein mechanisches Hinderniss der Respiration entgegensetzen; bisweilen erfolgt die Asphyxie erst dann, wenn mehrere Abtheilungen der Bronchien mit einer konkreten Exsudation angefüllt sind. Die topische Behandlung kürzt den Scharlach nicht ab, und vermindert die Gefahr desselben nicht; die ersten Tage der zweiten Woche führen Abschuppung der Haut, und eine mehr oder minder beschwerliche Genesung herbei; aber selbst dann sind die Kranken vor den üblen Folgen des Scharlachs nicht gesichert; es können gangränöse Ulzerationen der Haut, Konvulsionen, Anasarka, Oedem der Lungen, chronische Affektionen eintreten, die fast immer mit einer bemerkenswerthen Veränderung des Urins, welcher nämlich eine dunkle, gelbe Färbung annimmt, verbunden sind. Ist hingegen die diphtherische Entzündung durch eine topische Behandlung modiflzirt worden, so kehrt auch die Gesundheit alsbald wieder zurück. Am wichtigsten in diagnostischer Beziehung in dem Scharlach wie in den Masern ist: die Ausdehnung und die Intensität der das Exanthem begleitenden Störungen zu bestimmen, und den gutartigen oder bösartigen Karakter der herrschenden Epidemie zu ermitteln. Die grösste Aufmerksamkeit muss man auf den bösartigen Scharlach verwenden. Das Delirium und andere bedeutende Symptome sind oft die Folge der Heftigkeit der Hautentzündung, der Entzündung des

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Hautausschläge

Pharynx oder eines andern Organs; unter andern Umständen haben sie in einer Kongestion der Venen der Hirnhäute ihren Grund; endlich giebt es Fälle, wo diese Erscheinungen, unabhängig von/ einer Gehirnkongestion, noch weit ernsthafter und räthselhafter sind. P r o g n o s e . Der einfache Scharlach ist bei einem gesunden Individuum, welches vor Kurzem nicht an akuten oder chronischen Krankheiten gelitten hat, ohne Gefahr. Ein gutartiger Scharlach kann indessen doch gefährlich werden, wenn das Exanthem in Folge einer zu stürmischen Behandlung oder einer Erkältung zurücktritt. Ein bei der Eruption des Scharlachs eingetretenes Nasenbluten ist heilsam. Der Grad der Ausdehnung der Pharyngeal- und GastrointestinalEntziindung, welche bisweilen dem Exanthem vorangeht, und dieses begleitet, der Karakter der herrschenden Epidemie, die zu verschiedenen Zeiten der Krankheit eingetretenen Lungen- oder Gehirnaffektionen machen die Prognose mehr oder minder bedenklich, nach der grösseren oder geringem Heftigkeit der angedeuteten Affektionen. Bei kürzlich niedergekommenen Frauen ist der Scharlach gewöhnlich gefährlich. S e n u hat in der Maternité beobachtet, dass in das Hospital gebrachte schwangere Frauen fast niemals vom Scharlach ergriffen wurden, aber sehr leicht nach ihrer Niederkunft. B e h a n d l u n g . Im einfachen, gutartigen Scharlach wird man den natürlichen und regelmässigen Verlauf des Exanthems durch eine gelinde und gleichmässige Temperatur begünstigen, man wird Diät, Fussbäder, verdünnende und kühlende Getränke verordnen. Bei einem starken und plethorischen Individuum wird man, wenn die Hitze der Haut sehr heträchtlich ist, einen Aderlass am Arme vornehmen. Die Kranken dürfen der Neigung, sich zu entblössen nicht Folge leisten, und die Luft des Zimmers darf nur mit Vorsicht erneuert werden. Vor dem 30sten Tage darf man ihnen nicht erlauben, das Zimmer zu verlassen. Im a n g i n ö s e n Scharlach sind die Gargarismen aus Milch oder aus einem mit Honig versetzten Malvendekokte, Aderlässe am Arme oder am Fusse, Applikation von Blutegeln um den Hals oder an das Epigastrium, Auflegen von milden Sinapismen auf die Fussbeuge, erweichende Kataplasmen um den Hals gelegt, gemeiniglich von Nutzen. Wenn man mit diesen Mitteln nicht länger fortfahren kann, ohne den natürlichen Verlauf der Krankheit zu stören, so muss man zur Applikation eines Vesikatoriums in den Nacken schreiten, in kaltes Wasser und Essig getauchte Tixcher oder Schwämme auf das Epigastrium und auf alle Theile des Körpers, wo die Hitze beträchtlich ist, legen, und diese Applikationen oft erneuern. Andere Methoden haben zahlreiche Nachahmer gefunden. C u r r i e , W i t h e r i n g , B a t e m a n und Ant. T. T h o m s o n haben die kalten Uebergiessungen mit Kühnheit angewandt. Der Kranke wird nackt

Scharlach.

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in eine Badewanne gesetzt, und man giesst ihm 1 oder 2 Kübel kaltes Wasser auf den Kopf. Nachdem man den Kranken schnell abgetrocknet hat, legt man ihn wieder ins Bett; sollte die Kälteempfindung zu lange anhalten, so lässt man ihn etwas warmes Wasser und Wein trinken. Nach einigen Minuten nimmt die Frequenz des Pulses und die Hitze der Haut ab; der Durst wird geringer, und auf die Aufregung folgt ein rulliger Schlaf, der gewöhnlich von einem wohlthätigen Scliweisse begleitet ist. Erneuern sich die Zufälle, wird die Hitze brennend und sehr erhöht, so wiederholt man die Uebergiessungen, worauf bald Erleichterung folgen wird. Die Furcht einer Reperkussion, welche von den Kranken oder den Umstehenden ausgesprochen wird, hat englische Aerzte veranlasst, einfache, kalte, säuerliche Lotionen der Hände, des Gesichts, des Halses und des Rumpfes, dieser Methode zu substituiren. Man erneuert gleichzeitig die Zimmerluft, während man die Temperatur des Körpers vermindert. W i r besitzen, sagt B ä t e m a n n , kein Agens, den Aderlass selbst nicht ausgenommen, welches auf die Funktionen des thierischen Organismus so wirksam, so sicher und so rasch wirkte, als die Applikation von kallem Wasser auf die Haut während der stärksten Scharlachhitze. In einer grossen Anzahl von Fällen milderten sich, wie B. sagt, die Symptome auf der Stelle, und in der Physiognomie des Krauken drückte sich eine plötzliche, günstige Veränderung aus. Mehrere englische Aerzte haben gegen den anginösen Scharlach ausschliesslich Purgantien vorgeschlagen, und behauptet dass sie niemals in Folge derselben jene nervösen Zufälle und jene Depression des Pulses, welche man bisweilen nach dem Aderlasse bemerkt, gesehen hätten. Der berühmte W i l l a n , ein Anhänger dieser Methode, gebrauchte das Kalomel in der Dosis von 2—3 Gran mit einer gleichen Menge Antimonialpulver. Von 300 Kranken, die zu Ipswich im Jahre 1772 nach dieser Methode behandelt wurden, starb auch nicht ein einziger. Zur Verminderung des Fiebers, der Hitze und der Schlaflosigkeit, hat man auch im Abfange der Krankheit den Tart. stibiatus in Brechen erregenden Dosen allé 24 oder 48 Stunden gegeben. Das Chlor zu 2 Drachmen pro Dos. auf 8 Unzen Wasser in 12 Stunden ist von B a t h w i t e als ein spezifisches Mittel gerühmt worden. In einfachen und anginösen Scharlachfiebern, die mit einer intensiven Entzündung des Magens, der Gedärme, des Larynx und der Bronchien, mit Gehirnkongestionen oder Arachnitis komplizirt sind, muss sich die antiphlogistische Behandlung nach der Anzahl und Wichtigkeit dieser Affeklionen richten. Im Anfange erfordern sie Aderlässe am Fusse, und die Applikation von Blutegeln an den Hals, auf das Epigastrium und auf alle diejenigen P u n k t e , auf welche die

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Hautausschläge

Entzündung sich erstreckt h a t ; man muss indessen diese Aderlässe nicht zu reichlich und nicht bis auf den Punkt anstellen, dass gefährliche Hämorrhagieen entstehen. Man muss auch nicht den Grund aller Delirien in einer Entzündung des Gehirns oder seiner Membranen suchen, und überhaupt in diesen exanthematischen Fiebern, wie in andern, von der Zeit Etwas erwarten. Ist das Exanthem in Folge einer Erkältung oder nasskalter Witterung zurückgetreten, so muss man das Exanthem durch Bäder und Rubefacientia wieder auf die Haut zurückzurufen suchen, und es gleichsam durch Vesikatorien zu fixiren suchen, wenn es abwechselnd erscheint, und wieder erscheint. P a s beste Mittel übrigens, um das Exanthem auf der Haut zu fixiren, ist die Bekämpfung der inneren AiTektionen, was aber unglücklicherweise nicht immer möglich ist. In der Scarlatina maligna (S. atactica, 8. atakto-adynamica einiger Neuern) hat der Aderlass fast konstant gar keine Wirkung; der Puls deprimirt sich mit einer ungeheuren Schnelligkeit wie in der gefährlichen Dothinenteritis. Andererseits erklären diejenigen Aerzte, welche die kalten Lotionen und Begiessungen am meisten gepriesen haben, dass diese Mittel in dieser Varietät gar nichts helfen. Die Ipekakuanha und der Brechweinstein bringen Erbrechen hervor, expektoriren den im Rachcn angehäuften Schleim, und scheinen bisweilen einen regelmässigem Verlauf der Krankheit herbeizuführen. Die Fumigationen mit Weinessig, und die Abkochung der China und Kontrajerva mit O x y mel oder Salzsäure sauer gemacht, oder mit einem Zusatz von Chlorkalk oder Alkohol, sind gemeiniglich als Gargarismen oder Lotionen angerathen worden. Fliegende Vesikatorien oder Sinapismen um den Hals sind ebenfalls empfohlen worden. Purgantien und namentlich Kalomel in einer Dosis von 8—10 Gran sollen, wie man versichert, oft mehr geleistet haben, als irgend ein anderes Mittel. Während der Rekonvaleszenz wird man alle nöthigen Vorsichtsmaassregeln anwenden müssen, um der Ausbildung eiuer Anasarka vorzubeugen. Man wird die Kranken deshalb vor der Einwirkung der Kälte schützen; man wird einige laue Bäder nehmen lassen, und sollte die Haut bleich geworden sein, so wird man mit trockenen and heissen oder mit einem aromatischen Dampfe geschwängerten Flanellstücken einige Friktionen machen. Hat sich eine Anasarka spontan oder in Folge von Diätfehlern ausgebildet, so muss man sie, wenn der Zustand der Konstitution es erlaubt durch Aderlässe und laue Bäder, durch essigsaures Kali in der Dosis von £ Drachme täglich, oder durch Kalomel in purgirender Dosis gereicht, zu bekämpfen suchen. H a h n e m a n n (Heilung und Verhütung des Scharlachfiebers. Nürnberg 1801) hat behauptet, dass diejenigen Individuen, denen er Belladonna gegeben habe, in einer Scharlachepidemie, diese Krankheit

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Scharlach.

nicht bekommen hätten, obgleich sie mit solchen, die an Scharlach litten, umgegangen wären.

Mehrere französische und andere Aerzte

haben darauf ausfindig zu machen gesucht, was an dieser Behauptung Wahres 1 sei.

H u f e l a n d hat 1 3 B e r i c h t e von verschiedenen deutschen

Aerzten gesammelt,

welche die Meinung über die schützende

der Belladonna im Scharlach bestätigt haben. an diese Präservalivkraft.

Kraft

Auch M a r t i n i glaubt

I b r e l i s l e , ein Arzt zu Metz, hat 1 2 Kin-

der durch die Belladonna geschützt gesehen, während 2 0 6 vom Scharlach ergriffen wunden.

Dr. V e l s e n

hat 2 4 7 Personen

Belladonna

gegeben, von denen nur 1 3 das Scharlachfieber bekamen. E r verordnete 2 Gr. des Extrakts, in 2 Unzen Wasser, und 2 Drachm. Alkohol aufgelöst, wovon er 1 5 — 2 0 Tropf, täglich gab. Ganze Dörfer in Deutschland haben sich durch die Belladonna vor dem Scharlach geschützt. B e r n dt

empfiehlt 2 Gr.

aufzulösen,

und täglich,

des Extrakts

in einer Unze Zimmt wasser

während der ganzen Dauer der Epidemie,

Abends und Morgens, Kindern

von 1 Jahre 2 Tropfen,

und immer

1 — 2 Tropfen mehr, je mehr Jahre die Kinder haben, zu geben. dessen

möchte

In-

doch in einer lang dauernden Epidemie der tägliche

Gebrauch der Belladonna nicht ganz ohne Nachtheil bleiben.

Alle D o -

kumente über die Wirksamkeit der Belladonna gegen den Scharlach sind

von H u f e l a n d

worden.

in

Schwartze,

einem Bock

besondern W e r k e

zusammengestellt

und einige andere Aerzte Iäugnen die

angegebene Schutzkraft der Belladonna, und es ist nicht zu Iäugnen, dass

sie

noch

fernere

Thatsachen

zu ihrer vollständigen

Bestäti-

gung bedarf. Endlich hat man noch als Präservativmittel gegen den Scharlach eine Verbindung von Goldschwefel und Kalomel empfohlen.

Bei Kin-

dern von 2 — 4 Jahren ist die Dosis von | oder | Gran Kalomel mit einer gleichen Gabe Goldschwefel, mit etwas Zucker oder Magnesia gemischt, und diese Dosis wird drei- oder viermal täglich wiederholt.

Die Masern.

Morbilli.

Von W i l l i a m F . M o n t g o m e r y (Aus der Cyklopaedia of practicalMedicine.) Ein kontagiöses E x a n t h e m ,

welches die Haut uud zugleich die

Gastropulmonarschleimmembran ergreift, im Anfange von Schnupfen, Thränen der Augen und Husten begleitet ist, und sich äusserlich durch kleine, rothe, etwas erhabene, Flecke karakterisirt, welche Anfangs getrennt, flohstichähnlich sind, aber bald mit einander verschmelzen, eine unregelmässige Halbmondform annehmen, und nach 4 Tagen durch Abschuppung der Oberhaut sich endigen.

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Scharlach.

nicht bekommen hätten, obgleich sie mit solchen, die an Scharlach litten, umgegangen wären.

Mehrere französische und andere Aerzte

haben darauf ausfindig zu machen gesucht, was an dieser Behauptung Wahres 1 sei.

H u f e l a n d hat 1 3 B e r i c h t e von verschiedenen deutschen

Aerzten gesammelt,

welche die Meinung über die schützende

der Belladonna im Scharlach bestätigt haben. an diese Präservalivkraft.

Kraft

Auch M a r t i n i glaubt

I b r e l i s l e , ein Arzt zu Metz, hat 1 2 Kin-

der durch die Belladonna geschützt gesehen, während 2 0 6 vom Scharlach ergriffen wunden.

Dr. V e l s e n

hat 2 4 7 Personen

Belladonna

gegeben, von denen nur 1 3 das Scharlachfieber bekamen. E r verordnete 2 Gr. des Extrakts, in 2 Unzen Wasser, und 2 Drachm. Alkohol aufgelöst, wovon er 1 5 — 2 0 Tropf, täglich gab. Ganze Dörfer in Deutschland haben sich durch die Belladonna vor dem Scharlach geschützt. B e r n dt

empfiehlt 2 Gr.

aufzulösen,

und täglich,

des Extrakts

in einer Unze Zimmt wasser

während der ganzen Dauer der Epidemie,

Abends und Morgens, Kindern

von 1 Jahre 2 Tropfen,

und immer

1 — 2 Tropfen mehr, je mehr Jahre die Kinder haben, zu geben. dessen

möchte

In-

doch in einer lang dauernden Epidemie der tägliche

Gebrauch der Belladonna nicht ganz ohne Nachtheil bleiben.

Alle D o -

kumente über die Wirksamkeit der Belladonna gegen den Scharlach sind

von H u f e l a n d

worden.

in

Schwartze,

einem Bock

besondern W e r k e

zusammengestellt

und einige andere Aerzte Iäugnen die

angegebene Schutzkraft der Belladonna, und es ist nicht zu Iäugnen, dass

sie

noch

fernere

Thatsachen

zu ihrer vollständigen

Bestäti-

gung bedarf. Endlich hat man noch als Präservativmittel gegen den Scharlach eine Verbindung von Goldschwefel und Kalomel empfohlen.

Bei Kin-

dern von 2 — 4 Jahren ist die Dosis von | oder | Gran Kalomel mit einer gleichen Gabe Goldschwefel, mit etwas Zucker oder Magnesia gemischt, und diese Dosis wird drei- oder viermal täglich wiederholt.

Die Masern.

Morbilli.

Von W i l l i a m F . M o n t g o m e r y (Aus der Cyklopaedia of practicalMedicine.) Ein kontagiöses E x a n t h e m ,

welches die Haut uud zugleich die

Gastropulmonarschleimmembran ergreift, im Anfange von Schnupfen, Thränen der Augen und Husten begleitet ist, und sich äusserlich durch kleine, rothe, etwas erhabene, Flecke karakterisirt, welche Anfangs getrennt, flohstichähnlich sind, aber bald mit einander verschmelzen, eine unregelmässige Halbmondform annehmen, und nach 4 Tagen durch Abschuppung der Oberhaut sich endigen.

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Hautausschläge

Die Masern können in jedem Lebensalter vorkommen, aber Kinder und ältere Personen werden weniger von denselben befallen, als solche, die sich zwischen diesen beiden Lebensaltern befinden. R o s e n , V o g e l u. A. haben behauptet, dass neugeborne Kinder Spuren von Masern auf die Welt brachten. G u e r s e n t behauptet ebenfalls, ein mit Masern behaftetes, neugebornes Kind gesehen zu haben; solche Fälle mögen aber wohl äusserst seilen sein. Die Masern kommen im Frühlinge nicht selten epidemisch vor, und es ist häufig beobachtet worden, dass auch da.nn Blattern herrschend waren. Gemeiniglich kommen heide Affektionen nicht gleichzeitig bei demselben Individuum v o r , obgleich man auch einige Ausnahmen von dieser Regel bemerkt hat. Dieses Exanthem befällt in der Regel dasselbe Individuum nur einmal im Leben, und in den erwähnten Fällen von sogenannten sekundären Masern hat man wahrscheinlich Röthein oder irgend ein anderes Exanthem mit den Masern verwechselt. Dass auch hier, wie im Scharlach und in den Maliern Ausnahmen vorgekommen sind, kann nicht geläugnet werden, dass diese aber höchst selten waren, wild durch die geringe Anzahl der bekannt gewordenen Fälle bestätigt. Die kontagiöse Natur der Masern ist allgemein anerkannt, und man kann selbst mit Grund behaupten, dass sie auch noch vor dem Erscheinen der Eruption ansteckend sind, aber die Ansteckungsfähig-keit verschiedener, übrigens unter gleichen Umständen sich befindenden Individuen ist auch hier, wie in andern konlagiösen Affektionen, 6ehr verschieden. H e b e r d e n erwähnt, dass ein Kind, welches an der Brust einer Amme so lange saugte, bis bei dieser eine Maserncruplion sich zeigte, nicht angesteckt wurde. Die latente Periode der Masern umfasst ungefähr 9 — 10 Tage, doch ist die Bestimmung dieses Punktes höchst schwierig. Nach der Inokulation erscheinen die Symptome des Fiebers, ungefähr gegen den 7(en Tag. Dr. B u r n s bestimmt die latente Periode auf 12—14 Tage, H e b e r d e n auf 10—11 Tage, G r e g o r y auf 8 — 14, E l l i o t s o n auf 5—14Tage. Dr. W i l l a n erzählt: er kenne eine Person, welche die Masern gehabt hatte, und deren Kleider ein Kind 16 Tage nachher noch ansteckten. Die Symptome des vorhergehenden Fiebers sind gewöhnlich geringe, und erregen Anfangs nicht viel Aufmerksamkeit. Das Kind erscheint körperlich und geistig etwas unwohl; der Appetit ist verringert, und der Schlaf gestört: man bemerkt häufigen Husten, Niesen, Laufen aus der Nase und aus den Augen; letztere sind empfindlich, und verursachen gemeiniglich Jucken, so dass das Kind die Augen häufig reiht; die Haut ist heiss und trocken, mit gelegentlich eintretendem Schauer, der Puls ist häufiger. Nachdem diese Symptome, ungefähr 3 Tage angehalten haben, fühlt sich das Kind am 4ten be-

Masern. deutend kränker, und ist nicht geneigt das Bett zu verlassen. Bisweilen sind die Vorboten so gering, dass sie kaum von dem Kranken oder von Andern bemerkt werden. In andern Fällen sind die vorverkündenden Erscheinungen viel heftiger: das Fieber ist bedeutend und mit heftigen katarrhalischen Erscheinungen, Schauder, gänzlicher Appetitlosigkeit, brennendem Durst, intensivem Kopfweh, geschwollenen Augen, Lichtscheu, konstanter Schläfrigkeit verbunden ; bisweilen schläft der Kranke wenig oder gar nicht, oder der Schlaf ist durch häufiges Aufschrecken gestört. Der Puls ist rapid, und der Kranke hustet unaufhörlich ; die Brust ist schmerzhaft. Gegen Abend tritt eine Exazerbation dieser Erscheinungen ein, welche oft mit Athernbeschwerden, und nicht selten mit nächtlichen Delirien begleitet ist. Beim Ausbruche der Eruption, welcher gewöhnlich am 4ten Tage geschieht, tritt im Allgemeinen nicht nur keine Milderung der erwähnten Erscheinungen ein, sondern diese sind nicht selten sogar etwas gesteigert. Die Eruption bemerkt man zuerst an den Haarwurzeln, an den obern Theilen der Stirn, und auf dem Kinne, in der Form von kleinen, rothen, flohstichähnüchen Flecken, welche Anfangs deutlich von einander getrennt sind, später mit einander verschmelzen, und unregclmässige halbmondförmige, mattrothe, etwas erhabene Flecke darstellen, welche Zwischenräume zwischen sich lassen, wo die Haut ihre natürliche Farbe behält. Fährt man mit dem Finger über die Hautoberfläche, so fühlen sich die Flecke etwas erhaben und rauh a n ; am bemerkenswertheslen ist dieses im Gesichte und auf den Armen. (Es scheint sonderbar, dass R a y e r dieser Behauptung nicht beistimmt. Seine Worte sind: „ces tactes ne donnent pas sous le doigt la sensation d'une surface inégale et prominente." — Maladies de la Peau, tom. I. pag. 18.). Im Laufe des 4ten Tages verbreitet sich die Eruption über das Gesicht., auch auf den Gaumen, und an den Fauzes bemerkt man dunkelrothe Flecke, welche den folgenden Tag noch deutlicher erscheinen; die begleitende Entzündung veranlasst ein Gefühl von Trockenheit und Rauhheit im Schlünde, und vermehrt die eingetretene Heiserkeit. Am fünften Tage erstreckt die Eruption sich über den Hals, die Brust und über die obern Theile des Rumpfes sehr lebhaft ist sie namentlich im Gesichte, welches nicht selten, namentlich um die Augenlider so angeschwollen ist, dass die Augen, so wie in den Blattern, fast geschlossen sind, während aus derselben Ursache auch die Gesichtszüge eine merkliche Veränderung erlitten haben. Gegen das Ende desselben Tages beginnt die Eruption auf den Armen zu erscheinen, und erstreckt sich von da auf den untern Thcil des Rumpfs. Am sechsten Tage ist die Eruption am Rumpfe und" auf den Armen deutlich gezeichnet, und erstreckt sich an den untern Extremitäten so weit, als die Knie reichen, während sie im Gesichte schon abgenommen hat, oder fast verschwunden ist. Am 7tcn Tage 58 *

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Hautausschläge

ist die Eruption an den Beinen, Füssen und Händen vollkommen ausgebrochen, während 6ie an dem Körper verschwindet, und zwar in derselben Ordnung, wie sie ausgebrochen ist. Am 4tcn Tage verschwindet die Rölhe auch an den Theilen, wo sie zuletzt ausgebrochen ist, so dass sie am 9ten kaum bemerkbar, und am lOlen keine Spur mehr von ihr zu sehen ist. Mit dem Verschwinden der Eruption stellt sich eine feine Abschuppung der Oberhaut ein. Dieses ist der gewöhnliche Verlauf des Leidens in der einfachen und regelmässigen F o r m ; wovon aber auch Abweichungen und Eigenthümlichkeiten vorkommen, die nicht ausser Acht zu lassen sind. So erscheint die Eruption nicht selten früher als gewöhnlich, und bricht schon am 3ten oder selbst am 2ten Tage des Eruptionsficbers aus, während in andern Fällen der Ausbruch des Exanthems sich über die gewöhnliche Zeit hinauszieht. Dr. E l l i o t s o n sagt in seiner Beschreibung der Masern: „diese katarrhalischen Symptome dauern bisweilen 2, bisweilen 20 Tage vor dem Erscheinen der Eruption; in einigen Fällen macht ein heftiges Erbrechen den Anfang des Leidens aus, und gelegentlich, obgleich selten, tritt Salivalion ein." Auch Konvulsionen gingen dem Anfalle vorher, wie dieses zuweilen auch in den Blattern vorkommt, und H e b e r d e n erwähnt einen Fall, w o dem Anfalle heftige Kopfschmerzen vorausgingen, welche noch 1 bis 2 Tage nach der Eruption anhielten. Bisweilen erschien das Exanthem zuerst am Rumpfe, anstatt im Gesichte, und in sehr seltenen Fällen zeigte es sich während des ganzen Verlaufs der Krankheit, auf den Armen gar nicht. Bisweilen fehlt die Abschuppung ganz. Oft ist die Rölhe mit Frieseibläschen vermischt, die so gross und deutlich sind, dass man eine drohende Blatterneruption vermullien könnte. Einige Schiiftsteller haben den Grund dieser Frieseleruption in einer ungewöhnlichen Intensität der das Leiden begleitenden inflammatorischen Thätigkeit gesucht, eine Meinung, die unstatthaft ist, da sich diese Frieselbläschen auch in sehr milden Fällen gezeigt haben. Es ist, wenngleich gewiss höchst selten, vorgekommen, dass die Eruption von Neuem ausgebrochen ist; so erzählt Dr. C o n o l l y einen.Fall von einer jungen Dame, welche einige Monate nachher, nachdem sie an einer höchst ungewöhnlichen Maserneruption gelitten hatte, einen ganz eigenthümlichen hysterischen Anfall bekam; als die Maserneruption zur gewöhnlichen Zeit zu verschwinden schien, brach sie plötzlich von Neuem aus, und zwar in solch einem bedeutenden Grade, dass es unmöglich wurde, ihre Gesichtszüge zu erkennen. Die Behandlung der in gewöhnlicher und gutartiger Form ausgebrochenen Masern ist höchst einfach. Der Kranke muss im Bette, und weder zu heiss, noch zu kühl gehalten werden. Bei der Anord« nung dieses Verfahrens hat der Arzt gemeiniglich gegen zwei Vorurtlieile zu kämpfen. Das eine, und zwar dasjenige, welches im Volke

Masern.

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am meisten verbreitet ist, besteht in dem Glauben, dass ein kühler Luflstrom. dem Kranken höchst gefährlich sei, weshalb er in Betten eingehüllt und das Zimmer stark gelieitzt wird, durch welches Verfahren das Fieber mit seinen begleitenden Gefahren aufs höchste gesteigert wird; Andere, deren Kinder früher an Blattern gelitten haben, hallen auch bei den Masern die Kälte für höchst zuträglich, indem sie zwischen der ganz verschiedenen Nalur des diese beide Affektionen begleitenden Fiebers keinen Unterschied zu machen verstehen. Die strengste Ruhe und ein mildes Zimmerlicht sind wesentliche Bedingnisse; milde, schleimige Getränke müssen dem Kranken verordnet werden, Nahrung darf er entweder gar nicht, oder nur höchst wenig zu sich nehmen; das Einhauchen von warnten Wasserdämpfen, Befeuchten des Gesichts, der Brust, der Arme und Hände mit einem in warmes Wasser oder in einem Kamillenaufguss, oder in Weinessig und warmes Wasser getauchtem Schwämme, mildern die Hitze, die Trockenheit und das höchst lästige Jucken der Haut. Aus demselben Grunde können milde Diaphoretika gereicht werden, welche man höchst v o r t e i l h a f t mit gelinden eröffnenden Mitteln verbinden kann; stark wirkende Purganzen müssen vermieden werden. Einige Schriftsteller haben die Darreichung von Brechmitteln empfohlen; doch möchte der Nutzen derselben in dieser Affektion noch 6elir zweifelhaft sein. Wie günstig der Zustand eines speziellen Falles auch sein mag, so muss man eich doch sehr hüten, sich in eine allzu grosse Sicherheit einwiegen zu lassen, indem in keinem andern Leiden eine so plötzliche Verschlimmerung der Symptome eintritt, als gerade in den Masern. Es ist daher die Pflicht des Arztes, bei jedem Besuche auf den Zustand des Kopfes, der Brust und des Unterleibes genau zu achten, indem von ihnen am leichtesten eine das Leben des Kranken bedrohende Gefahr ausgehen kann. Klagt der Kranke in irgend einer Periode der Krankheit über heftiges Kopfweh, mit einem durchbohrenden Schmerz in der Schläfengegend, stellt sich Delirium ein, schwellen die Augen in solchem Grade an, dass auch der geringste Lichtstrahl nicht ertragen wird, wird der Puls schnell und hart, so muss man unverzüglich zu energischen Maassregeln schreiten. Auch auf den Zustand der Lungen muss man seine Aufmerksamkeit in hohem Grade richten, da eben diese Organe am konstantesten und bedeutendsten in diesem Leiden afßzirt sind. Eine von den Lungen a b gehende Gefahr ist namentlich in der Abnahme der Eruption zu befürchten, nämlich vom 7ten bis znm 9ten Tage. Wir müssen indessen zu jeder Periode des Leidens auf unserer Hut sein, um die ersten Spuren einer Entzündung innerhalb der Brust zu entdecken, zu welchem Zwecke man immer die Auskultation bei jeglichem aufsteigenden Verdachte einer vorhandenen Entzündung niachen muss, und sich

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Hautausschläge

nicht allein auf die bisweilen trügerischen Zeichen des Pulses, der Respiration und des Gesichtsausdrucks verlassen darf. Sind wir über das Vorhandensein einer Entzündung im Klaren, so müssen wir Blut lassen, und nötigenfalls diese Operation wiederholen. S y d c n h a m empfiehlt, selbst Kindern im zartesten Alter am Arm zur Ader zu lassen. Zweifelt man, ob ein Aderlass nothwendig sei, oder nicht, so verrichte man ihn k ü h n , aber vorsichtig, und warte den Erfolg ab, welcher in 100 Fällen 99mal günstig ausfallen wird. H e b e r d e n , G u l l e n und andere berühmte Aerzte halten den Aderlass für einen wesentlichen Theil der Behandlung fast in allen Fällen, und empfehlen die Anwendung desselben fast in jedem Stadium der Krankheit. "Während des Eruptionsfiebers wird der Aderlass indessen selten nothwendig, und nach dem Erscheinen der Rothe müssen wir uns sehr hüten, eine beschleunigte und beschwerliche Respiration und einen schnellen Puls für Zeichen einer Lungenentzündung zu halten, da diese Erscheinungen rein symptomatisch sind, nach 1 oder 2 Tagen verschwinden, und gar nicht in einem krankhaften Zustande der Lungen begründet sind, wovon man sich durch die Anwendung des Stethoskops deutlich überzeugen kann. Sollte derKarakter der herrschenden Epidemie oder eines individuellen Falles ein adynamischer, typhöser oder putrider sein, so sind Blutentziehungen gar nicht zulässig; man darf auch nicht vergessen, dass die grösste Zahl der Masernkranken sich in einem noch zarten Alter befinden, wonach die Behandlung sich richten muss. In den meisten Fällen wird die Applikation einigerBlulegel da genügen, wo der Aderlass kontraindizirt ist; man setzt sie im Allgemeinen gern auf den Fussrücken. Wollen wir den Kopf frei machen, so können die Blutegel auch an die Schläfen, oder besser noch, hinter die Ohren gesetzt werden. Wird der Kranke aber von einem unaufhörlichen, quälenden Husten geplagt, klagt er über Brustschmerzen mit einem Gefühl von Zusammenschnürung innerhalb dieser Höhle verbunden, ist die Respiration beschleunigt, der Puls hart und voll, so darf man keinen Anstand nehmen, eine Blutentziehung vorzuneh-, men, selbst in dem Falle, wo man von dem Vorhandensein einer Brustentzündung noch nicht völlig überzeugt ist, und eine Vernachlässigung dieser Vorschrift wird ohne Zweifel die gefährlichsten Folgen nach sich ziehen. Ohne uns hier speziell in die Behandlung der Pneumonie, Bronchitis oder Pleuritis, welche als Komplikation der Masern auftreten können, einzulassen, wollen wir hier nur bemerken, dass die wirksamsten Mittel zur Beseitigung jener Komplikationen, Aderlässe, Bluttgel, Blasenpflaster, blasenziehende Salben, Kalomel, Ipekakuanha, Brechweinstein und Bäder sind. Blasenziehende Linimente sind oft in dieser Krankheit sowohl, als in andern Kinderkrankheiten, den gewöhnlichen Blasenpflaslern vorzuziehen, weil erstere schneller wirken,

Masern.

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und nicht so leicht hässliche Geschwüre herbeiführen, wie dies oft der Fall nach der Applikation eines gewöhnlichen Blasenpflasters ist, namentlich in den Masern; überdies können wir den Grad der Wirksamkeit der blasenziehenden Linimente schnell nach Umständen modiliziren. In der neuern Zeit hat L u r o t h Friktionen mit einer starken Brechweinsteinsalbe über die Brust und das Epigastrium in den Masern empfohlen; betrachten wir aber die ausserordentliche Reizbarkeit der Haut bei Kindern, so möchte es wohl nicht gerathen sein, zu der Anwendung des erwähnten Verfahrens zu schreiten. Kalte Bcgiessungen sind ebenfalls empfohlen, und, wie man sagt, mit Glück in der Behandlung der Masern angewandt worden. K o e m p f e r versichert uns, dass in Java die Kinder an den Masern sterben, wenn sie nicht mit kaltem Wasser gewaschen werden. Dieses Verfahren scheint uns indessen zu gewagt, und die Notwendigkeit desselben "nicht einleuchtend zu sein. Bisweilen geschieht der Ausbruch der Masern unvollkommen, oder sie treten, nach vollständig erfolgter Eruption zurück, und verschwinden von der Oberfläche. Achtet man auf solche Fälle nicht genau, so pflegen die Wärterinnen dem Kinde eine starke Dosis Schwefel in verdünntem Spiritus zu geben, oder ein Glas Punsch mit Safran, — Mittel, welche das Volk für Spezifika hält, um das Exanthem wieder auf die Haut hervorzurufen. Die gefährlichen Folgen eines solchen Verfahrens leuchten von selbst ein, namentlich wenn man bedenkt, dass das Zurücktreten des Ausschlags immer in einem innern, gewöhnlich entzündlichen Leiden, oder in einem zu hohen Fiebergrade begründet ist. W a r die Ursache des Zurücktretens eine Erkältung, so ist nichts weiter erforderlich, als der Gebrauch des warmen Bades, Diaphorelika und warme,' oder vielleicht gelind reizende Gelränke. W a r Schwäche die Veranlassung, so muss eine reizende Behandlung eingeleitet werden. Ist das Exanthem in Folge eines unpassenden Gebrauchs starker Katharlika, oder durch eine spontan sich einstellende Diarrhoe zurückgetreten, so verlangt der Zustand des Darmkanals unsere vorzüglichste Aufmerksamkeit. Ist der Unterleib empfindlich, oder Bemerken wir ein anderes Zeichen von Entzündnng, so müssen wir zur Ader lassen, Blutegel setzen, und ein warmes Bad nehmen lassen; sind die Exkremente missfarbig, und haben sie einen schlechten Geruch, so verordnen wir Kalomel oder Quecksilber mit Kalk und Rhabarber; später möchte ein Anodynum zu empfehlen sein. V a r i e t ä t e n d e r M a s e r n , i ) Morbilli sine catarrho. — Diejenige Form der Masern, wo die Eruption ohne die gewöhnlichen Symptome von Fieber und Katarrh erscheint; die Invasion derselben schützt den Kranken nicht vor einem zweiten Anfall. Deutsche Schriftsteller haben diese Varietät Rubeola 6puria und Dr. G o o d bat

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Hautausschläge

sie rubeola incocta genannt. R a y e r läugnet die Existenz dieser Form der Masern ganz und gar, und ist der Meinung, dass man in solchen Fällen Roseola fälschlich für Masern gehalten habe; die Beschreibungen von W i l l a n , H e b e r d e n und anderer genauer Beobachter lassen indessen keinen Zweifel über das Vorhandensein jener Varietät zu. Diese Varietät verlangt keine von der gewöhnlichen abweichende Behandlung; nur müssen wir die Eltern eines auf diese Weise befallenen Kindes darauf aufmerksam' machen, dass sie noch das Erscheinen der Masern in ihrer gewöhnlichen Form zu erwarten haben. F r a n k (Tom.II.) behauptet in 6einen allgemeinen Bemerkungen über die Exantheme, dass, so wie es kein Exanthem gäbe, welches nicht gelegentlich auch ohne sein eigenthümliches Fieber vorkäme, so gäbe es auf der andern Seite auch kein exanthemqtisches Fieber, welches nicht in gewissen Fällen seinen Verlauf durchmache, ohne dass eine Hauieruption zum Vorschein käme. R a y e r glaubt, dass die sogenannten rougeoles sans cruption nichts mehr und nichts weniger als Catarrhes sans rougeole gewesen wären, und es ist zu bemerken, dass F r a n k selbst bei Gelegenheit der Masern erklärt, er habe niemals ein Masernfieber ohne Eruption gesehen (febris morbillosa sine morbillis), und er bezweifelt das Vorkommen desselben so lange, bis man nicht durch Inokulation dargetlian habe, dass Personen, welche ein solches Fieber gehabt hätten, nicht mehr von den Masern befallen würden. 2. Rubeola nigra. — In dieser Varietät nehmen die Flecken gegen den 7ten oder 8ten Tag eine livide, oder vielmehr eine bräunliche in's Gelblichc spielende Färbung an, die Kranken sind zugleich schwach und der Puls schnell. Die Dauer dieser Affekt ion ist selten, länger als 1 bis 2 Wochen; doch sah Guersent einen Fall dieser Art, der länger als fünf Wochen anhielt (Dict. de Med. tom. XVIII. p.509). In der Regel ist diese Affektion nicht bedeutend, und die Kranken genesen bei dem Gebrauche der Tonika schnell; W i l l a n giebt den Mineralsäuren den Vorzug, und man kann sie zweckmässig mit schwefelsaurem Chinin verbinden. Uebrigens unterscheide man diesen Zustand wohl von der Bildung von Petechien, welche einen sehr geschwächten und gesunkenen Zustand des Organismus andeuten, und niemals ohne grosse Gefahr mit sich zu führen erscheinen. 3. Rubeola putrida vel maligna. — Diejenige Form der Masern, wo die begleitenden Symptome denen, welche im schleichenden typhösen Zustande auftreten, gleichen, und durch den ganzen Organismus eine Neigung zur Putreszcnz verbreitet ist. Diese Varietät soll im Jahre 1745 zu Plymouth, 1763 zu London und 1816 zu Edinburg epidemisch geherrscht haben. In diesen Epidemieen waren namentlich die Symptome des Eruptionsstadiums äusserst heftig; die Kranken wurden früh von ausserordentlicher Schwäche, Ruhelosigkeit befallen; bisweilen wurden sie selbst komatös; die Zunge ward trocken, hart

Masern.

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und schwärzlich; die Fäzes waren dunkclroth gefärbt; der Magen sehr reizbar; die Eruption zeigte nicht ihren gewöhnlichen K a r a k t e r j sie trat oft zurück, w a r nicht so erhaben wie gewöhnlich, und die Flekken hatten eine dunkle oder livide Farbe. Die meisten in diesen Epidemieen erkrankten Personen starben, und bei der Leichenuntersuchung fand man deutliche Spuren einer Entzündung innerhalb des Thorax. In Ediuburg w a r das Zurücktreten des Ausschlags fast immer ein tödtliches S y m p t o m . 4. Morbilli variolosi. — Eine von D r . M'Bride erwähnte Varietät, welcher sie im 2len Bandes einer Practice of Physic also beschreibt: „ D i e Eruption ist prominent, das Gesiebt bedeutend angeschwollen, und viele Pusteln gehen wirklich, wie bei den Blattern in Eiterung über, und n u r durch den Husten und andere katarrhalische S y m p t o m e unterscheidet sich dieses Leiden von der letztem Aflektion." — I n o k u l a t i o n . Ungefähr gegen die Milte des vorigen Jahrhunderts machte fnan den Vorschlag, die Masern zu inokuliren, um die Krankheit milder zu m a c h e n ; D r . I l o m e zu Edinburg stellte mehrere Versuche darüber an (Clinical Facts and Experiments, 1758.), indem er das Blut aus exanthematösen Flecken inokulirte. D a s Resultat schien aber weder entscheidend noch befriedigend auszufallen; auch später gemachte Versuche gelangen gar nicht; selbst d a , w o man es dahin brachte, die Masern hervorzurufen, wurden sie nicht einmal dadurch gemildert. R a y e r eTzählt u n s , dass T h e u r m e n und T c l l e g e n fünf Kinder inokulirte, ohne ein anderes Resultat zu erhalten, als dass gelind entzündete Flecken da entstanden, w o die Stiche gemacht worden waren. Die meisten Versuche sind vom Prof. S p e r a n z a zu Mantua gemacht worden. E r inokulirte nämlich zuvörderst 6 Individuen und nachher sich, selbst, mit aus einer Maserneruption genommenem Blute. Die Masern brachen wirklich in einigen Tagen aus, und verliefen mild und regelmässig. E r machte nun weitere Experimente, welche alle, wie er behauptet, glücklich verliefen. D r . E l l i o t s o n hält es f ü r wahrscheinlich, dass die die Masern gelegentlich begleitenden Bläschen das Kontagium selbst in einer konzentrirten F o r m enthielten. P r o g n o s e . Die Prognose der einfachen Masern ist fast immer günstig, aber auch selbst die mildeste Form kann sich rasch in die gefährlichste umwandeln. Sehr oft tritt plötzlich eine Veränderung in den Symptomen e i n , welche nicht vorher gesehen werden konnte, oder die durch eine zu reizende Behandlung, durch zu grosse Hitze oder durch zu grosse Kälte hervorgerufen w u r d e . E s muss indessen bemerkt w e r d e n , dass es nicht die Eruption oder das blosse Leiden ist, welche das Leben des Kranken gefährden, sondern die innere E n t zündung, welche die Krankheit begleitet, oder ihr folgt, und es leuchtet hieraus die dringende N o t w e n d i g k e i t h e r v o r , die Brust- und Un-

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terleibsorgane jedes Mal einer genauen Untersuchung zu unterwerfen. Es ist eine ziemlich allgemein verbreitete Meinung, dass Erwachsene von den Masern grössere Gefahr zu befürchten haben, als jüngere Subjekte, doch möchte diese Ansicht noch manchem Zweifel unterliegen. Es ist ganz natürlich, dass wenn ein Erwachsener, der eine schwächliche Konstitution oder irgend ein Lungenleiden besitzt, die Masern bekömmt, er in grosser Gefahr schweben wird; im Allgemeinen aber sind Kinder mehr zu bedeutenden Lungenaffeklionen geneigt, so dass man versucht ist zu glauben: je jünger das befallene Individuum, desto grösser ist die vorhandene Gefahr. Bei Schwangern sind alle Exantheme höchst gefährlich, namentlich die Blattern, indem ihr Organismus sich schon in einem sehr ungünstigen Zustande für ein inflammatorisches Leiden befindet. R a y e r hält die unter solchcn Umstünden ausbrechenden Masern für höchst gefährlich. Immer muss der Karakter der herrschenden Epidemie berücksichtigt werden; so zeichnete sich die von S y d e n h a m beschriebene Epidemie vom Jahre 1670 durch ihre Gelindigkeit, und die von 1674 durch häufige pneumonische Anfälle aus. Auch die Jahreszeit übt einen nicht unwichtigen Einlluss auf den Verlauf und den Ausgang des Leidens aus; so verlaufen die Masern in mildem, warmem und temperirtem Wetter günstiger, als bei herrschender grosser Hilze oder Kälte. Kompliziren sich die Masern mit irgend einem andern Leiden, z. B. mit Blattern, oder brechen sie gleich nach einer eben überstandenen Krankheit aus, so wird die'Gefahr desto grösser sein. Gefahrdrohende Erscheinungen sind ferner: — grosse Heftigkeit der Symptome des Eruptionsfiebers; zu frühes oder zu spätes Erscheinen des Exanthems; drohende Lungen- oder Unterleibsentzündung; heftige Kopfschmerzen von Delirium, geschwollenen Augen oder Koma begleitet; ein keuchender Husten mit einem harten Pulse) ausserordentliche Dyspnoe; Zurücktreten der Eruption, welches immer in einem bedeutenden innern Leiden seinen Grund hat; Hinzutreten von typhösen Symptomen; Bildung von Petechien; profuse Hämorrhagieen,, welche einen hohen Grad von Schwäche zur Folge haben. Günstige Umstände sind hingegen: ein regelmässiger Ausbruch und ein geregeller Verlauf der Eruption; gleich massige und sukzessive Verbreitung derselben übet die verschiedenen Parthieen des Körpers; Abwesenheit des Kopfschmerzes; ein weicher Puls; natürliche feuchte Beschaffenheit der Haut und ein erquickender Schlaf. Als Nachkrankheiten der Masern erscheinen häufig bedeutende Lungenleiden, ein quälender und lästiger Husten, chronische Bronchitis oder Pleuritis, Pneumonieen, Tuberkeln und Phthisis; chronische Diarrhoe, gemeiniglich entzündlichen Karakters, erschöpft den Patienten; gelegentlich treten Ophthalmie, Ohrcnschmerz und Olucnlaufcn hinzu. Nicht selten erscheinen auch Hautaffektionen nach den Ma-

Masern.

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scrn, oft eine lästige Eruption von entzündeten Pusteln, welche bisweilen in Ulzeration übergehen, l u einigen Fällen hat man brandige Affektionen der inneren Seite der W a n g e n , des Zahnfleisehes und der Lippen in der schrecklichen F o r m des W a s s e r k r e b s e s , und bisweilen Brand der Vulva als Folgen der Masern beobachtet. A u c h Anasarka hat man als Nachkrankheit der Masern bemerkt, diese Fälle kommen aber so selten vor, dass man sich zu der Annahme geneigt fühlt, das der Anasarka vorhergehende Leiden sei Scharlach und nicht Masern gewesen.

D i e Rose.

Erysipelas.

Nach B e r n d t (Encyklopäd. Wörterbuch der mediz. Wissensch. B d . 13.) l l o t h l a u f ( E r y s i p e l a s ) bezeichnet im weitesten Sinne jede oberflächliche Entzündung der H a u t mit diffuser Ausdehnung der Rothe. Indessen die Natur und die ursächliche Beziehung dieser Hautentzündung ist eine höchst verschiedenartige, so dass sich mehrere verschiedenartige Hautentzündungen herausstellen. R u s t b a t das Verdienst, auf dieses für die P r a x i s so wichtige Moment zuerst aufmerksam gemacht zu haben, und er unterscheidet demnach die w a h r e und die falsche R o s e * ) . W i r betrachten hier nur d i e w a h r e R o s e ( E r y s i * ) R u s t unterscheidet zwei Arten von Pseudoerysipel, nämlich: a ) das idiopathische (Pseudoerysipels idiopathicum), welches in Folge von äusseren Ilautverletzungen (wie durch Insektenstich, Feuer, Kälte, Vesikator-Applikation u. s. w . ) sich bildet. Wiewohl hier die Küthe gleichsam unbegrenzt ist, dem Fingerdrucke weicht, und einen brennenden Schmerz verursacht, « o gehen doch weder primäre Fieberbewegungen mit den Symptomen des Gastricismus voran, noch kommt es hier zur eigentlichen Blasenbildung, und endlich zeigt auch die Hautröthe nicht jenes karakteristische gelbliche Abfallen an der Peripherie, wie dies beim ächten Erysipelas jedesmal wahrzunehmen ist; b ) das sympathische oder konsensnelle ( P . proprie sie dictum, P . symptomaticum s. consensuale; P. metastaticum nach K l u g e ) . E s ist dasselbe der Reflex eines anderweitigen (ursprünglich entzündlichen) Leidens der unter der Haut gelegenen Theile, zumal einer tiefer liegenden und verborgenen Entzündung der Sehnen und Sehnenscheiden, .der Bänder, selbst der Knochenbeinliaut und des Knochenmarkes, oder einer in Abszess- und Brandbildung (Nekrose) übergegangenen Entzündung des Zellhautgewebes. Iiier ist die Hautröthe nicht so gleichmässig; an einzelnen Stellen ist sie mehr saturirt und ins Violette ü b e r s p i e l e n d d a s tiefer unter der Haut stattfindende Leiden giebt sich durch einen weniger brennenden als rcissenden und klopfenden, mehr in der Tiefe empfundenen Schmerz, und durch die meist teigige und stellenweis harte Knoten darbietende, und Fluktuation verralhende Geschwulst, zu erkennen.

Masern.

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scrn, oft eine lästige Eruption von entzündeten Pusteln, welche bisweilen in Ulzeration übergehen, l u einigen Fällen hat man brandige Affektionen der inneren Seite der W a n g e n , des Zahnfleisehes und der Lippen in der schrecklichen F o r m des W a s s e r k r e b s e s , und bisweilen Brand der Vulva als Folgen der Masern beobachtet. A u c h Anasarka hat man als Nachkrankheit der Masern bemerkt, diese Fälle kommen aber so selten vor, dass man sich zu der Annahme geneigt fühlt, das der Anasarka vorhergehende Leiden sei Scharlach und nicht Masern gewesen.

D i e Rose.

Erysipelas.

Nach B e r n d t (Encyklopäd. Wörterbuch der mediz. Wissensch. B d . 13.) l l o t h l a u f ( E r y s i p e l a s ) bezeichnet im weitesten Sinne jede oberflächliche Entzündung der H a u t mit diffuser Ausdehnung der Rothe. Indessen die Natur und die ursächliche Beziehung dieser Hautentzündung ist eine höchst verschiedenartige, so dass sich mehrere verschiedenartige Hautentzündungen herausstellen. R u s t b a t das Verdienst, auf dieses für die P r a x i s so wichtige Moment zuerst aufmerksam gemacht zu haben, und er unterscheidet demnach die w a h r e und die falsche R o s e * ) . W i r betrachten hier nur d i e w a h r e R o s e ( E r y s i * ) R u s t unterscheidet zwei Arten von Pseudoerysipel, nämlich: a ) das idiopathische (Pseudoerysipels idiopathicum), welches in Folge von äusseren Ilautverletzungen (wie durch Insektenstich, Feuer, Kälte, Vesikator-Applikation u. s. w . ) sich bildet. Wiewohl hier die Küthe gleichsam unbegrenzt ist, dem Fingerdrucke weicht, und einen brennenden Schmerz verursacht, « o gehen doch weder primäre Fieberbewegungen mit den Symptomen des Gastricismus voran, noch kommt es hier zur eigentlichen Blasenbildung, und endlich zeigt auch die Hautröthe nicht jenes karakteristische gelbliche Abfallen an der Peripherie, wie dies beim ächten Erysipelas jedesmal wahrzunehmen ist; b ) das sympathische oder konsensnelle ( P . proprie sie dictum, P . symptomaticum s. consensuale; P. metastaticum nach K l u g e ) . E s ist dasselbe der Reflex eines anderweitigen (ursprünglich entzündlichen) Leidens der unter der Haut gelegenen Theile, zumal einer tiefer liegenden und verborgenen Entzündung der Sehnen und Sehnenscheiden, .der Bänder, selbst der Knochenbeinliaut und des Knochenmarkes, oder einer in Abszess- und Brandbildung (Nekrose) übergegangenen Entzündung des Zellhautgewebes. Iiier ist die Hautröthe nicht so gleichmässig; an einzelnen Stellen ist sie mehr saturirt und ins Violette ü b e r s p i e l e n d d a s tiefer unter der Haut stattfindende Leiden giebt sich durch einen weniger brennenden als rcissenden und klopfenden, mehr in der Tiefe empfundenen Schmerz, und durch die meist teigige und stellenweis harte Knoten darbietende, und Fluktuation verralhende Geschwulst, zu erkennen.

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pelas verum), die verschiedenen Krankheitsformeu, welche der falscheu Rose angehören, der Chirurgie überlassend. D i e w a h r e Rose keimt im D i g e s t i o n s - A p p a r a t , und stellt mit einem krankhaften Vorgange in der Gallenabsonderung in wesentlicher ursächlicher Beziehung. Von einer Fieberaflektion begleitet, spricht sie sich als eine mit verschiedenartiger Modifikation hervortretende, e n t zündliche HautafTeklion aus. D a h e r bietet sich auch sehr hervorstechend eine dreifache Gruppe von S y m p t o m e n d a r : febrile, gastrische und lokale, die sich unter mancherlei Modifikationen auf die entzündliche Affektion der Hautorgane beziehen. E s beginnt das Erysipelas mit jenen Vorboten, die gewöhnlich bei Fiebern wahrgenommen werden. Auch sehen w i r noch Neigung z u m Erbrechen, bittern Geschmack, Appetitlosigkeit, w o h l auch wirkliches Erbrechen, den Prodromalerscheinungen sich gesellen. Das bald eintretende Fieber beginnt Abends mit Frost und darauf folgender Hitze, und gewöhnlich ist am andern Morgen schon das E x a n t h e m ausgebrochen, um in vielen Fällen wenigstens bald auch seine höchste Ausbildung zu erreichen. Ist diese vorhanden, dann schwindet meisthin das Fieber, obgleich die IiautaiTektion noch e t w a 3| Tage (in gelinden F ä l l e n ) fortdauert, indem zuvor die R o t h e mehr ins Gelbliche spielte, sich allmälig verwischte, und eine Abschuppung der O b e r h a u t , hin und wieder auch w o h l eine geringe ödetnatöse Anschwellung z u r ü c k gelassen hatte. In schwereren Fällen verzögert sich die Eruption w o h l bis auf mehrere Tage, das Fieber macht noch erst drei bis vier Exazerbation e n , ja im noch höheren Grade nimmt es den K a r a k t e r eines heftigen Entzündungsfiebers a n , paart sich mit vieler Angst und Unruhe, heftigen Kopfschmerzen mit Neigung zum E r b r e c h e n , selbst mit entzündlichen Gehirnreizungen. Bitterer Geschmack, Spannen in d e n P r ä k o r dien.. Uebelkeit und wirkliches Erbrechen gesellen sich häufig hinzu. Auch entsteht in bedeutenderen Fällen die IiautaiTektion langsamer, und erreicht einen höheren Grad und grössere Ausdehnung. Die IiautaiTektion als solche tritt mit folgenden Erscheinungen hervor. A n dem Theile, w o die Rose entstehen w i l l , bemerkt der Kranke ein B r e n n e n , J u c k e n und Gefühl von vermehrter W ä r m e . Darauf zeigt sich Rothe, erst an einem P u n k t e , und von hier aus breitet sich dieselbe weiter aus. Sie h a t ein blasses, der Rosenblume gleichendes

Wie bei der vorigen Art fehlt auch hier das Primärfieber und der gastrische Komplex. Auch kommt dieses Pseudoerysipel niemals im Gesicht, wie der ächte Rothlauf, sondern meist an den Gliedinaassen, zumal vorzugsweise den unteren vor. — Eine Abart davon ist das Pseudoerysipels gangraenosum, das sich bei kacbektischen, dyskratischen, schon betagten Subjekten ausbildet. —

Rose.

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Ansehen, welches später ins Gelbliche »spielt, sie weicht dem Fingerdruck, kehrt jedoch gleich wieder, das sie begleitende Gefühl ist w e niger schmerzhaft, aber juckend, brennend und spannend. Die Anschwellung ist nur massig, mehr flach, nicht scharf üegränzt. Auch die W ä r m e erreicht selten einen besonders hohen Grad. Eine Eigenthümljchkeit der Rose ist es aber, dass sie ungemein flüchtig und veränderlich in ihrem Bestehen ist, leicht an e i n e m ' O r t e verschwindet, u m 'an einem andern wieder zum Vorschein zu kommen. Am häufigsten befällt sie Gesicht und K o p f , demnächst die unteren Extremitäten, seltener andere Theile. In den Fällen jedoch, w o sie über den ganzen K ö r p e r , oder einen grossen Theil desselben sich verbreitete, hatte man es w o h l meist mit einem komplizirten Krankheil szustande zu thun gehabt. Die D a u e r des Exanthems ist verschieden von drei bis neun Tagen w o h l auch länger. Bei dem Verschwinden wird die Farbe zuerst gelblich, die Anschwellung lässt nach, wobei denn, unter kritischer Schweiss- und Harnabsonderung eine Abschilferung der Oberhaut erfolgt. Hat aber die Entzündung zugleich das Zellgewebe ergriffen, so erfolgt statt jenes g ü n s t i g e n A u s g a n g e s d e r Z e r t h e i l u n g öfters eine zerstörende, jaucliigc E i t e r u n g , wie sie der Zellgewebsentzündung e i g e n t ü m l i c h ist, j a , bei der grösslen Intensität der Rose ist auch der Ausgang in Brand zu besorgen. Doch wird er, wenn m a n es nicht mit der bösartigen, brandigen, oder typhösen Rose zu thun halle, immer nur auf Haut und Zellgewebe sich beschränken, die tiefer gelegenen Organe dagegen verschonen. Bei einem schlechten Verhalten, schlechter Konstitution, und öfterer W i e d e r k e h r der Ilautaffektion an derselben Stelle bleibt auch w o h l in einzelnen besonderen Fällen eine Verhärtung zurück. D i f f e r e n z e n der Rose. a ) Nach dem allgemeinen Karakter des Gesammtkrankheitsprozesses. Demnach hat das Fieber in den gelindesten Fällen den Karakter einer Synocha mitior. Die Ilautaffektion, dem Fieber angemessen, ist in wenigen Tagen günstig entschieden, oder aber es steigert sich derFieberkarakler schon zur Synocha gravior, und stellt sich alsdann meisthia unter der F o r m eines entzündlichen Gallenfiebers dar, einen heftigeren Entzündungsprozess als Lokalailektion mit sich führend. D e r typhöse und faulige Karakter des Fiebers ist n u r selten. b ) Nach der verschiedenartigen Gestaltung der Lokalaffektion. W e n n die Entzündung n u r auf die Oberfläche der Cutis sich beschränkt, so haben w i r es mit einem E r y s i p e l a s s u p e r f i c i a l e zu thun. E. p h l e g m o n o d e s heisst die Krankheit, w e n n die Entzündung auch auf das Zellgewebe übergeht, w o sich dann eine stärkere A n schwellung, dunklere Rothe, ein brennender klopfender S c h m e r z , viel

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Hitze und ein entsprechender allgemeiner Fieberzustand wahrnehmen lässt. E. o e d e m a t o s u m heisst diejenige Modifikation, bei welcher die Rothe mehr blass ist, die Geschwulst nach dem Fingerdriick Gruben zurücklässt, das Jucken noch heftiger, während die Temperaturerhöhung der Haut eine noch geringere ist. Bei dem E. vesiculosuro, pustulosum, bullosum (die sogenannte Blatterrose) entstehen auf der ergriffenen Stelle kleinere oder grössere Blasen, die hin und wieder zusammenlliessen, heftig brennen, oft aufplatzen, und nach Entleerung ihres Inhaltes eine gelbliche Borke zurücklassen. Einige Aerzte rechnen auch noch den Gürtel (Zona, Zoster) zu der Rose. c ) Nach dem Sitze. Die Gesichtsrose ist in dieser Beziehung die häufigste Form, ineisthin von einem Ohre oder der Schläfengegend, oder der Nasenwurzel, oder auch von der Wange ausgehend, um sich von da oft Uber das ganze Gesicht oder die behaarten Theile des Kopfes zu verbreiten. In einigen Fällen kriecht auch die Entzündung nach dem Munde, der Nase, oder den Ohrenhöhlen fort, wobei leicht das Gehirn in Mitleid denschaft gezogen wird, wie denn überhaupt bei den heftigeren Graden der Gesichtsrose Delirien nicht selten sind, eben so auch in einzelnen Fällen Sopor, wohl auch ein apoplektischer Zustand. Das Erysipelas der Extremitäten befällt gewöhnlich die unteren Extremitäten, Dieser Form sind vorzüglich Personen, die einer stehenden, oder sonst einer die Füsse anstrengenden Beschäftigung ergeben sind, aber auch Säufer, Wassersüchtige, oder mit Geschwüren Behaftete ausgesetzt. Das Erysipelas mammarum (wir sprechen hier nur von der wahren Rose) kommt am häufigsten während der Schwangerschaft und des Stillens vor, bewirkt gewöhnlich Störung der Milchsekretion, und hat oft Mastitis zur Folge. Man spricht auch von der i n n e r e n R o s e . Dies sind innere Entzündungen, bei welchen das Allgemeinleiden, und der Ausgang denen der Rose sehr ähnlich sind, und bei Personen, die an habitueller Rose leiden, vorkommen. d) Nach der Stetigkeit der Lokalaffektion unterscheiden wir ein Erysipelas fixuiii und E. vagum, erralicum. Letzteres macht zuweilen Metastasen auf innere wichtige Organe, und wird alsdann lebensgefährlich. e ) Nach ihren Komplikationen bildet sich gleichfalls eine wichtige Modifikation für diex Rose. Rheumatische und gichtische Komplikation sind vorzüglich häufig, doch' hat auch umgekehrt der Ausbruch der Rose den der Gicht beseitigt. Syphilis und Arthritis lassen gern die Hautaffektion fortbestehen, und

Rose.

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rufen wohl auch Erysipclas universale hervor, welches alsdann besonders lebensgefährlich wird. f ) Nach der Individualität. Hier kommt das E. recens natorum in Betracht; eine seltene, jedoch leicht tödtliche Krankheit, welche gewöhnlich in den ersten Wcohen nach der Geburt entsteht, von einem Punkte d e s U n t e r l e i b e s auszugehen, nud einen wandernden Karaktei' mit sich zu führen pflegt. Das Fieber ist sehr heftig, und es gesellen sich ihm wohl noch Erbrechen und unregelmässige, seltene aber dünnflüssige Stühle bei. A c t i o l o g i e . E n t f e r n t e U r s a c h e n . Eine eigeuthmliche Disposition, welche sogar das Uebel zu gewissen Zeiten immer wiederkehren lässt (E. periodicum), und die von manchen Aerzten als erblich bezeichnet wird; ferner gehören hierher: Plethora abdominalis, desgleichen die Constitutio stationaria und annua im Frühling und Herbst. Zu den G e l e g e n h e i t s u r s a c h e n sind zu rechnen: Diätfehler, Acrger, Schreck und Erkältung, doch dürfen wir in dieser letzteren Beziehung die Rose darum nicht für eine rheumatische Affektion halten, vielmehr wirkt die Erkältung nur insofern zu ihrer Hervorbilduog, als sie eine krankhafte Wechselbeziehung der Haut zu den Digestionsorganen und vorzüglich zur Leber hervorruft. P r o g n o s e . Günstig bei normalem Verlauf, und normaler Beschaffenheit der Lokalallektion; jedoch wenn die Krankheit intensiver auftretend, sich zur phlegmonösen Rose steigert, so ist bösartige Vereiterung, wohl auch Brand zu besorgen. Auch wird die Prognose getrübt durch gichtischc oder rheumatische Komplikation, wenn die Rose einen wandernden Karakter annimmt, und ganz besonders wenn der Fieberkarakter zum nervösen oder fauligen wird. Nach dem Sitze ist die Kopf- und Gesichtsrose die gefährlichste Form. Ebenso lässt auch die habituelle Rose, und in noch weit höherem Grade die Rose der Neugebornen grossen Besorgnissen Raum. B e h a n d l u n g . Bei der Behandlung ist der Gesichtspunkt festzuhalten, dass die Lokalaffektion gleichsam als die natürliche Krisis des allgemeinen Krankheitszustandes angesprochen werden müsse, die man bis zur Entscheidung zweckmässig zu leiten hat, während das Allgemeinleiden nach seiner Natur und seinem Karakter zu entfernen ist. In gelinderen Krankheitsfällen reicht die Natur häußg mit ihrer Sclbsthülfe aus, indem sie die im Unterleibe gelegenen Kausalverhältnisse entfernt, oder in Rücksicht auf ihren Einfluss vermindert, und durch materielle Krisen die Entscheidung herbeiführt. Beim höheren Grade des Erkrankens wird jedoch eine thütige ärztliche Beihülfe immer dringend nöthig werden. In Rücksicht auf den gastrischen Zustand tritt bei der Rose keine andere Behandlung ein, als die von der Gastrose überhaupt gefor-

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forderte; in geringerem Grade wird man daher mit gelinden Eccoproticis und Purganzen ausreichen, als: Tamarinden, Natrum sulphuricum, Tartarus tartarisatus, u. s. f. D a s B r e c h m i t t e l ist bei deutlich ausgesprochener Polycholie angezeigt. Seine Anwendung erfordert jedoch die grössle Vorsicht, wenn sich Blutandrang nach dem Kopfe zeigt, wie dies bei heftigem Gesichtsrosen immer der Fall ist. Alsdann muss eine massige Blutenilccrung dem Brechmittel vorangeschickt werden. Nachher aber muss in allen Fällen für Leibesölfnung gesorgt werden, in der Art, dass der Kranke mehrere weiche Stühle täglich hat. Unter solchen Umständen erfordert das den Karakter der Synocha mitior habende Fieber keine besondere Behandlung, und nur wenn es sich zum Entzündungsfieber steigert, muss eine stärkere Antiphlogosc zu Rathe gezogen werden. Doch sei man mit den Blutentleerungen hier vorsichtig, weil eine gewisse Activität des Lebensprozesses zur Führung und Durchbildung der Lokalaifektion nothwendig erforderlich ist. Blutentziehungen sind demnach nur bei heftigen entzündlichem Fieber, bei entzündlicher Gehirnreizung und einer deutlich phlegmonösen Form der Rose angezeigt. Im gelinderen erysipelatösen Entzündungsfieber wird man hingegen mit Nilrum in Verbindung mit Tartarus tartarisatus und Natrum sulphuricum ausreichen. Dass das Fieber den asthenischen, faulen und nervösen Karakter annehme, gehört zu den Seltenheiten, und ist auch dann wohl nur die Folge schlechter Behandlung und Vernachlässigung. Die Behandlung ist die jenen Fieberkarakteren angemessene. Brechmittel sind nicht erlaubt, und Abführmittel nur unter strenger Berücksichtigung des Schwächezustandes. Behandlung der Hautaffektion. Das Erysipelas superficiale als kritischer Auswurf des allgemeinen Krankheitszustandes kann nur insofern eine örtliche Behandlung in Anspruch nehmen, als es darauf ankommt, das Exanthem zu fixir e n , und vor äusseren schädlichen Einflüssen zu bewahren. Daher sind hier lediglich angezeigt: ein allgemeines, gleichmässiges Verhalten, reizlose Diät, nnd Bedeckung der affizirten Stelle mit .erwärmten Tüchern, Kleien- oder Kräutersäckchen. Verkältung und G e m ü t s b e w e gung sind natürlich streng zn vermeiden, eben so dürfen kalte Umschläge, örtliche und allgemeine Blutentziehungen hier keine Anwendung finden. Das E r y s i p e l a s p u s t u l o s u m lässt dagegen, wegen seiner strengeren phlogistischcn Natur den Gebrauch kalter Umschläge zu, und wenn sie Anfangs angewendet, erfolglos blieben, die feucht warmen Ueberschläge aus Malvenblüthen-, Mohnkopf- und Schierlingsabkochung. Tritt alsdann der entzündliche Karakter zurück, dann wird sich die Behandlung auch mehr und mehr, der des Erysipelas superficiale nähern.

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Rose.

Das E r y s i p e l a s p u s t u l o s u m erfordert Oeffnung der Pusteln und sorgfällige Austrocknung ihres Kontentums, Die weitere örtliche Behandlung weicht, je nachdem der Ausschlag superficial oder phlegmonös ist, von der bei jenen Formen angegebenen, nicht ab. K l e i n e B l a t t e r n übrigens, welche sich oft bei heftiger Gesichtsrose einfinden, erfordern keine weitere Beachtung. Das E r y s i p e l a s o e d e m a t o s u m v e r u m (wohl zu unterscheiden von Pseudoerysipels bei Wassersüchtigen) kommt nur bei schwachen und kachektischen Personen vor, und verlangt ä u s s e r l i c h , gleich wie die auch nach andern erysipelatösen Formen zurückbleibenden ödematösen Anschwellungen, ein massig erregendes Verfahren. Am besten entspricht dem die Anwendung der kamphorirten Kleien- und Kräutersäckchen. Dass übrigens ohne eine rationelle, die Kausalmomente berücksichtigende allgemeine Behandlung an Heilung hier und nicht minder auch bei den anderen Formen, nicht zu denken ist, versteht sich wohl von selbst. Noch Einiges über die spezielle Behandlung der nach dem Sitze verschiedenen Formen der Kose. Bei der G e s i c h t s r o s e berücksichtige der Arzt stets die dem Gehirn drohende Gefahr. Deshalb beeile er sich, die Kausalmomente zu entfernen, und knüpfe daran ein, dem Grade der Krankkeit angemessenes antiphlogistisches und eröffnendes, ableitendes Heilverfahren. D i e R o s e d e r W e i b e r b r ü s t e erfordert nur insofern eine besondere Behandluugsweise, als der Arzt hier vorzüglich auf den freien Milchabfluss Bedacht nehmen muss, weil sonst leicht Entzündung der Brustdrüse entstehen kann, und das um so leichter, je mehr die Rose sich über die Warzen- ausdehnt. Die Rose am Rumpfe und den Extremitäten muss nach den allgemeinen Gesetzen behandelt werden. Hier, so wie bei der Rose der Weiberbrüste kann am leichtesten Verwechselung mit einem Pseudoerysipels vorkommen. Spricht sich diese Rose als eine sehr intensive, phlegmonöse aus, so beweisen sich Incisionen besonders hülfreich. Die Rose, die den g a n z e n K ö r p e r einnimmt, lässt immer aufKomplikationen schliessen, die von einer fehlerhaflcn Säftebeschaffenheit ausgehen. Deshalb ist Reinigung der ersten Wege und Erhaltung einer massigen Aktivität des Lebensprozesses eine hauptsächliche Indikation, daneben ist eine milde Antiphlogose und Verbesserung der Sc - und Exkretionen am besten durch Molken, Kalomcl und Antimonialicn einzuleiten, äusserlich aber wie bei der superGziellen Rose zu verfahren. I s t d i e R o s e z u r ü c k g e t r e t e n , so sind starke Hautreize angezeigt, Vesikantia, Rubefacientia, warme Bäder mit Kali kausticum vermischt, i n n e r l i c h die kräftigerenDiaphorelika, Kampher, Opium, Moschus, Ol. animale Dippelii, Amnion, carbonic. pyrooleosum, Liquor

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Hautausschläge

ammonii succinic u. dgl. m. Von einem Brechmittel ist dann Nutzen zu erwarten, wenn bei vernachlässigter Reinigung der ersten Wege eine solche Yitalitätsbeschränkung im Gangliensystem eingetreten, dass dadurch ein Verschwinden der Ilautaffektion bedingt wird. Uebrigens spricht sich die zurückgetretene Rose gewöhnlich als Entzündung aus, doch kann auch Lähmung eines Zentralorgans sich entwickeln. Als F o l g e n d e r R o s e beobachtet man gewöhnlich leichte ödematöse Anschwellung, welche den Gebrauch kamphorirter, zertheilender Kräuter' fordert. Zurückbleibende Zellgewebseiterung und Brand müssen nach den allgemeinen Gesetzen behandelt werden. Bleibt nach häufiger Wiederkehr der Rose, Verhärtung zurück, so sind Einreibungen von Linimentum ammoniatum mit Unguentum hydrargyri cinereum und Kampher gemischt, von guter Wirkung. Eine besondere Aufmerksamkeit aber verdient die als Folge der Rose zurückbleibende Anlage zur Wiederkehr. Dies kommt besonders bei anomalen Hämorrhoiden und anomaler Gicht vor, mit gleichzeilig vorhandenen anderen Dyskrasieen und einem schwankenden reizbaren Iiautorgane. Daher muss eine diesen Zuständen angemessene Behandlung eingeleitet werden; wo aber k o m p o n i r t e Kausalverhältnisse nicht Statt haben, hat B e r n d t folgendes Mittel für vorzüglich bewährt gefunden ry Guajaci Sulpliuris depurati, PulverisRad. Rhei, Elaeosacchari foeniculi ää 3jj. M. D. S. Täglich 2 — 3 Mal einen Theelöffel voll. Bei der Behandlung d e r w a h r e n R o s e d e r N e u g e b o r n e n ist gleichfalls Reinigung der ersten Wege, z. B. schon bei den gelindesten Fällen durch eine Saturalio Kali carb. mit Syrup. Mannae, die erste Anzeige. Demnächst ist das Allgemeinleiden zu berücksichtigen, je nachdem ein geringerer oder höherer entzündlicher Fieberkarakter, oder gar ein krampfhafter Zustand des ganzen Nervensystems vorwaltet. Im crsleren Falle ist ein gelind antiphlogistisches, massig eröffnendes Verfahren, nächst der angegebenen Saturation auch Kalomel angezeigt, bei höherem Grade sind Blutegel nicht zu vernachlässigen; im letzteren Falle ist Moschus mit Kalomel und die Anwendung warmer Bäder besonders zu empfehlen. D i e f a l s c h e R o s e d e r N e u g e b o r n e n hat sehr verschiedene Kausal Verhältnisse; vorzügliche Beachtung verdient jedoch diejenige, welche von einer Entzündung der Nabelvcne ausgeht. Beim Beginnen der Entzündung sind Blutegel, Umschläge von Goulardischem Wasser, Einreibungen von grauer Quecksilbersalbe, und innerlich Kalomel angezeigt, Zeigt sich Eiterung der Nabelvene, so sind warme Umschläge vorzuziehen. Die Fortpflanzung der Entzündung auf die Unterleibsorgane ist sehr gefährlich, und macht eine dem Verhältnisse des kindlichen Körpers angemessene, eingreifende antiphlogistische Beliandluugsweise notliwendig.

Gürtel.

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Metastatisclie Hautentzündungen kommen bei Kindern nicht Gelten vor, und in solchen Fällen wird das Zellgewebe leicht mit ergriffen. Bei diesen gefährlichen Erscheinungen muss die Behandlung immer nach dem Grad und der Dauer der Entzündung, so wie nach den Kausalverhältnissen eingerichtet werden.

Gürtel. — Z o s t e r , I g n i s s a c e r P l i n i u s ; H e r p e s z o s t e r YVillan. (Nach A l i b c r t , Maladies de la Peau, nebst Bemerkungen von R a y er.) D e f i n i t i o n . — Unter Zoster versteht man ein Ekzem, das sich durch den Ausbruch von aneinandergedrängten, und von einem rothen und entzündeten Hofe umgebenen Bläschen charakterisirt; diese Bläschen vereinigen sich gemeiniglich in Gürtelform an einer Seite des Körpers vom Rückgrath bis zur weissen Linie. Manchmal hat der Gürtel einen andern Sitz, z. B. an der hintern Seite des Rumpfes in der Akromialgegend. Man findet ihn auch an den innern Seitentheilen des Halses, wo er eine Art Halsbinde vorstellt, oder er bildet ein Knjeband um die Knie; überall erregt er ein Gefühl von Brennen und Jucken. Nach einigen Tagen trocknen die Bläschen ab, und lassen auf der Haut röthliche Flecken zurück, die mit der Zeit verschwinden. Man theilt den Gürtelausschlag passend in zwei Arten: 1 ) A k u t e r G ü r t e l . — Zoster acutus. Diese Art wird am gewöhnlichsten beobachtet, zumal bei Kindern, jungen Leuten und Personen von kräftiger Gesundheit. Meistens kommt er an der rechten Seite vor. Doch hat Dr. M o l i n i e mehrere Beispiele von Gürtel an der linken Seite gesammelt, und im Hospital St. Louis sind deren viele beobachtet worden *). 2 ) C h r o n i s c h e r G ü r t e l . — Z o s t e r chronicus. Manche Schriftsteller haben behauptet, der Gürtel komme nie in chronischer Form vor; aber die Erfahrung widerlegt sie. Es giebt sicher Fälle, wo diese Krankheit Monate, ja Jahre lang dauert; L o r r y nimmt ebenfalls den *) In der ersten Ausgabe seines Werkes behauptete R a y e r , dass man unter 10 Fällen von Zona 8 auf der rechten Seite des Körpers beobachtete. In der zweiten Ausgabe will er dagegen die Zona unter 53 Fällen nur 37 mal an