Die Herrlichkeit Gottes: Eine biblisch-theologische Untersuchung ausgedehnt über das alte Testament, die Targume, Apokryphen, Apokalypsen und das Neue Testament 9783111727868, 9783111178912


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INHALTSANGABE
I. Kapitel: Das alte Testament
II. Kapitel: Die ausserkanonischen jüdischen Schriften
III. Kapitel: Das neue Testament
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Die Herrlichkeit Gottes: Eine biblisch-theologische Untersuchung ausgedehnt über das alte Testament, die Targume, Apokryphen, Apokalypsen und das Neue Testament
 9783111727868, 9783111178912

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DIE

HERRLICHKEIT GOTTES EINE

BIBLISCH-THEOLOGISCHE

UNTERSUCHUNG

AUSGEDEHNT ÜBER

DAS ALTE TESTAMENT, DIE TARGUME, APOKRYPHEN, APOKALYPSEN UND DAS NEUE TESTAMENT VON

Lie. DR. F R E I H E R R N VON G A L L LEHRER

AM R E A L G Y M N A S I U M

UND AN DER R E A L S C H U L E

ZU M A I N Z .

GIESSEN J. RICKER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG (ALFRED TÖPELMANN)

I90a

HERRN GEH. KIRCHENRATE

P R O F E S S O R D. B. S T A D E

IN DANKBARKEIT GEWIDMET.

INHALTSANGABE. Seite

I. K a p i t e l : D a s alte Testament I. A b s c h n i t t : D e r n w

I

1133

a) Nominal- und Verbalformen der

I /i33

i

b) D e r

67

b) NW3W

72

c) n i ; v i «ip 1 nv3ts> und n i m « n r a w

77

II. A b s c h n i t t : D i e alttestamentlichen A p o k r y p h e n

81

III. A b s c h n i t t : D i e jüdischen Apokalypsen

85

III. K a p i t e l : D a s neue T e s t a m e n t I. A b s c h n i t t : D i e bòia

toO Ö€oO in nicht messianischen Stellen

II. A b s c h n i t t : D i e bòia

TOÜ 6eo0 als messianischer Begriff

ßl . .

91 94

a) D i e bó£a des Messias in den Parusiereden

94

b) D i e bòia

95

des zum Herrn und Christ erhöhten Jesus

c) D i e bó£a der Christusgläubigen

96

d) D i e bóEa Jesu in der Synopse

102

e) D i e òóEa Christi im Evangelium Johannis

105

I. K A P I T E L DAS ALTE TESTAMENT. I. A B S C H N I T T der mir nns. a) Nominal- und Verbalformen der Dem Substantiv 1133 liegt die Wurzel 13D zu Grunde, deren ursprüngliche Bedeutung im Hebräischen nur noch einzelne Stämme rein aufweisen. Es sind auch hier, wie in den andern semitischen Sprachen, die Stämme in übertragener Bedeutung in der Mehrzahl. Der genuine Sinn der Wurzel hat sich abgeschliffen. Dabei ist auf den Bedeutungswandel der nominalen Formen nach Analogie der verbalen zu achten und die Thatsache vieler Denominationen verbaler Formen in Betracht zu ziehen. Die ursprüngliche Bedeutung der y i S D ist die des „Schwerseins" 1 . 1

Im Arabischen ist die ursprüngliche Bedeutung der

zurückgedrängt

r ^ »S

worden.

„schwer an körperlichem Gewicht", wird aus der Wurzel-

bedeutung zu erklären sein; Redewendung.

„Schwierigkeit" ist schon eine bildliche

Zu

„ L e b e r " vgl. das unten S. 3 Bemerkte. Von sind denominiert J-j-S laesit in hepate, 1X0 he had pain in his liver. *

Denominationen von Gliedern sind nichts Seltenes, von von

0 9 •s
von Ex. 19,16 lesen wir Jes. 30,27 vom «IKtoD 13ä, auch hier wäre 13^ bildlich zu verstehen als die „Wucht." Doch ist zu fragen, ob nicht nach dem 1BN 1j£l, das vorangeht, auf ein nhiPD 133 zu schliessen ist. 4 Jahwe käme dann „brennend in seinem Zorn und schwer mit seiner L a s t . " Aber was soll letzteres heissen? Vielleicht ist ilNB'D eine alte Textverderbnis, an. seine Stelle ist etwas dem 1SK Entsprechendes zu setzen. Nah. 3, 3 ist 13ä „Menge", vgl. das 133 von Num. 11, 14. 20, 20 u. ä., wovon oben die Rede war. Weiter schimmert die alte Wurzelbedeutung noch durch in n } 3 3 „Schwierigkeit" (Ex. 14, 25) und in 1133). Jud. 1 8 , 2 1 , wo letzteres sicher Subst. ist, bedeutet dies nicht das 1

Auch I j ^ J ,

tf

••

sind = „ L e b e r " ; vgl. auch das assyr. kabittu.

„Ob wir ein Recht haben, auf Grund der anatomischen Erkenntnis, dass die Leber kein flüssiger Körper ist, "'"1123 meine Herrlichkeit = meine Seele — vgl. übrigens S. 7 f. — zu punktieren (Lohr, Minnocchi nach L X X Syr.), ist neben D ^ i und D'JJÖ mehr als fraglich" (Budde, K H A T . die fünf Megillot. S. 88). 3 Gegenbauer, Lehrbuch der Anatomie des Menschen. Lpz. 1883. S. 49 f. 4 Stade nach persönl. Mitteilung. 1* 2

4

I. KAPITEL.

DAS ALTE

TESTAMENT

„Gepäck", sondern das „was Wert hat. 1 Dieses ist Ps. 45, 14, wenn hier OOa. Cremer 6 h a t nun sehr richtig darauf aufmerksam gemacht, dass bei der L X X die ursprüngliche Bedeutung des W o r t e s öo2a (1133) sich bewahrt habe, wonach es „die Erscheinung, Gestalt, Ansehen, und zwar die in die A u g e n fallende, Anerkennung bedingende, nach etwas aussehende Erscheinung einer Person oder Sache" sei. Dadurch wird aber nur das Resultat unserer seitherigen Untersuchung bestätigt, dass der 1133 die äussere herrliche Erscheinung eines Gegenstandes oder einer Person ist und erst in abgeleiteter Bedeutung das Ansehen, die E h r e , welche der Gegenstand oder die Person eben wegen ihrer Herrlichkeit geniessen. Dieses Ansehen, das Gott eben wegen seiner herrlichen Erscheinung eignet, ist auch in den Redensarten: Gott 1133 geben gemeint. 7 Dieser 1133 Gottes ist also wohl zu unterscheiden von dem HUT 1133, als den wir später Jahwes herrliche Erscheinung kennen lernen werden. Jahwe 1133 geben, heisst sein Ansehen, d a s 1 a. a. O. 84. 2 Cheyne a. a. O. 380. Wellh., Book of Psalms S. 81. 3 Will man nicht mit Bäthgen a. a. O. 326. Ps. 108, 2 1T133 als Marginalnote fassen, so wird sich empfehlen, nach Ps. 57, 9 '"1123 ¡T1W zu verbessern oder mit Halevy *TO3 zu vermuten. 4 a. a. O. S. 166. 5 a. a. O. S. 160. 6 Biblisch. Theolog. Handwörterbuch. 1893. S. 313. 7 Vgl. Schultz, bibl. Theol.4 a . S. 559.

I. ABSCHNITT.

DER

ni.T H33

9

seine Erscheinung, sein Auftreten mit sich bringen, anerkennen. So folgt Ps. 29, i. 1 Chron. 16, 28 auf 1133 mrP1? 13H sofort tj?l; aber tj> kann doch auch nur Jahwes Stärke sein. Darnach sind auch Jos. 7, 19. 1 Sam. 6, 5. Jes. 42, 8. 12. 48, 11. Jer. 13, 16. Mal. 1, 6. Ps. 66, 2. 115, 1 zu nehmen. Auch der 1133 des Dtf TOT ist dahin zu verstehen (Ps. 66, 2. 79, 9. 1 Chron. 16, 29), er ist das Ansehen seines Namens, vgl. Ps. 96, 8. Ps. 106, 20 hat Israel D11331 vertauscht mit dem Bild eines Stieres; Jahwe ist hier Israels 1133, sofern er ihre Ehre ist, vgl. oben S. 5 Anm. 4. 2. V e r b a l f o r m e n . a) Im kal hat sich die ursprüngliche Bedeutung der Wurzel noch am reinsten erhalten. Wir finden fast dieselben Verbindungen wie mit 133. Schwer ist die Hand, dann drückt sie andere (Job 33, 7.2 Jud. 1, 35), besonders wenn sie Jahwes Hand ist (1 Sam. 5, 6. 11. Job 23, 2.3 Ps. 32, 4). Sind Israels Augen schwer, so sind sie stumpf, er kann nicht mehr gut sehen (Gen. 48,10). Ist Jahwes Ohr nicht schwer zum hören (Jes. 59, 1), so ist er geneigt zu hören. Und Pharaos Herz, das schwer ist (Ex. 9, 7), ist eben unverständig. Hier ist es schon für unsere Sprache fast unmöglich, wörtlich zu übersetzen. Aber bildlich ist es auch gemeint, wenn man von der Schwere einer uneigentlichen Last redet (2 Sam. 13, 25 „beschwerlich fallen"), eines Dienstes (Ex. 5, 9. Neh. 5, 18), des Leides (Job 6, 3), der Sünde (Jes. 24, 20), des Krieges (1 Sam. 31, 3. 1 Chron. 10, 3). Wir sahen, wie sich häufig mit 1133 der Begriff des „Ansehnlichsein" verknüpfte. Auch das V33 1133"; von Job 14, 21 ist kaum anders zu nehmen als „seine Kinder kommen zu Ehren, werden ansehnliche Leute." Und wenn es von Tyrus Ezech. 27, 25 heisst: ''ISSni d. h. wenn es ansehnlich wird im Herzen des Meeres, so wird dies durch das vorangehende und die Handelsschiffahrt näher erklärt. Ob Gott 133 ist, erfahren wir dagegen aus dem kal des Verbs nicht.4 ß) Bekanntlich ist das niph. von Haus aus das Reflexivum 1 Ochla vaochla 168 ist 01113 Tiqq. Soph. für "1133. Die LXX (A. N ca ) haben 11133, welche Lesart wohl erst aus Rom. i, 23 geflossen ist. 2 Für 'BS« lies mit LXX 'B3 und dementsprechend 1331)1. 3 Lies nach LXX IT für 'V. 4 Zu Jes. 66, 5 vgl. unten S. II.

IO

I. KAPITEL.

DAS ALTE

TESTAMENT

des kal. Reflexiva können aber nur von Transitivis gebildet werden, also nicht von 133 „schwer sein." Finden sich doch von Intransitiven niph. Formen, so müssen diese von einem andern Stamm abgeleitet sein als dem kal, und da liegt es denn am nächsten, da die Ableitung vom pial nicht zu belegen ist, an Ableitungen von Nominalstämmen, also an sogenannte Denominationen zu denken. Dies um so mehr, als die Bedeutung des niph. von der des hithpa. („sich in einen Zustand versetzen" oder „sich zu versetzen suchen, sich als etwas gerieren") genommen ist, und das hithp. in dieser Verwendung sehr häufig, wenn nicht immer, aus Denomination zu erklären ist.1 So ist auch UHpJ eine Denomination von BHlp2 und heisst „sich heilig erweisen", und findet sich ihm parallel "7333 in Lev. io, 3. Ezech. 28, 22. Wovon 1333 jeweilig denominiert ist, sehen wir im einzelnen. Dadurch, dass David vor der Lade tanzt und sich dabei entblösst, hat sich, wie Michal ironisch bemerkt, der König in Ansehen gebracht (2 Sam. 6, 20), d. h. die äussere Würde des Königs möchte durch das Schauspiel erschüttert worden sein, wie das deutlich der Gegensatz ^¡531 in V. 22 zeigt. Auch das n*I33N in V. 22 hat nur reflexiven Sinn und ist mit Wellhausen 3 fragend zu nehmen. Auch die Aufforderung in 2 Reg. 14, 10 133H ist am besten als „bring dich in Ansehen" zu nehmen. Noch besser wird man freilich thun, nach der Parallelstelle 2 Chron. 25, 19 zu lesen: lMn1?. Allerdings ist an dieser Stelle T33nb nach der Vorlage (vgl. auch Hieron. Syr.) in das entsprechende niph. zu verwandeln. Solche niph. finden sich auch noch Jes. 43, 4. 49, 5. Gott sagt zu Israel: H1333 ^JD nip\ und dieses bekennt m.T ^ j n 133K1.+ An allen diesen Stellen wird 1333 von 133 denominiert sein; derjenige 1333, welcher sich als 133, als einen ansehnlichen giebt und darstellt. Wichtiger noch sind die Stellen, in denen 1333 von Jahwe ausgesagt wird. Hier könnte man an eine Denomination von 1133 denken und das niph. dahin verstehen, dass Jahwe in 1133, 1

Vgl. Stade, Gramm. S 167. b. 164. Vgl. Gerber, die hebr. Verba denominativa. Lpz. 1896. S. 238. Kautzsch, über d. Derivate des Stammes pIX. Tiib. 1881. 3 Text d. Bücher Sam. S. 170. 4 So natürlich statt "D2iO zu lesen. 2

/. ABSCHNITT.

DER m,T 1123

II

d. h. in seiner Herrlichkeit auftritt, sofern diese seine äussere, sichtbare, majestätische Erscheinung ist. Das passte auf Ezech. 39, 13, wo Jahwe bei der Vernichtung Gogs seinen "TIM offenb a r t 1 , oder , auf Hagg. 1, 8, denn wenn Jahwes Tempel gebaut ist, will sich j a seine Herrlichkeit in ihn niederlassen 2 , oder auch auf Jes. 66, 5 d e n n mit dem Anbruch des neuen Reiches kommt j a der ¡Tl!T 1123.'' Auch bei dem Jahwes an Sidon (Ezech. 28,22) kann man ähnlich wie bei der Verherrlichung an G o g denken. A n allen andern Stellen aber wird man, da an ihnen nicht vom Erscheinen des mrp 1133 die Rede ist, am besten eine Denomination von 133 annehmen, wenn man nicht den "7133 Jahwes wie oben S. 8.f. verstehen will: Jahwe 1333, d. h. er stellt sich als einen 133 dar. Diese Verherrlichung ist lediglich die Folge eines Geschehnisses, einer Handlung, also nur etwas Äusseres. Die Verherrlichung Jahwes an Pharao, von der Ex. 14, 4. 17. 18 die Rede ist, besteht in der Vernichtung der Ägypter. Lev. 10, 3 verherrlicht sich Jahwe durch den Untergang Dathans und Abirams. In der Vorzeit hat sich Jahwe nach Jes. 26, 15 herrlich erwiesen durch Erweiterung des Landes. Neben der reflexiven Bedeutung findet sich vom niph. auch eine passivische vor. Ein Passiv ist aber ebensowenig wie ein Reflexivum vom intransitiven Verb denkbar. 13pl, nt?Dl leiten sich von Transitivis ab und sind daher leicht erklärlich. 1331 als Passiv ist aber, da die passive Bedeutung des niph. aus seiner reflexiven geflossen ist,s diese aber denominiert ist, dann auch wahrscheinlich als ein von 133 abgeleiteter Stamm zu verstehen. Man könnte versucht sein, aus den D'ü ''1331 von Prov. 8 , 2 4 die genuine Bedeutung der Y herauszulesen und demgemäss zu übersetzen „die wasserschweren." A b e r es liegt näher, 1331 als „reich" zu fassen,6 umsomehr als sonst im niph. die eigentliche Bedeutung nicht mehr vorkommt. Ausschliesslich findet sich das Part, in passivischer Bedeutung, und zwar als „ansehnlich" Gen. 34, 19. Num. 22, 15; als „herrlich" Deut. 28, 58 7 (neben Kill); als „angesehen, berühmt" 1 Sam. 9 , 6 . 2 S a m . 23,19. 23. 1 Chron. 11, 21. 25; als „geehrt" 1 Sam. 22, 14. 1 Chron. 4, 9; als „vornehm" Jes. 3, 5. Nah. 3, 10. Ps. 149, 8; a b

1 V g l . unten S. 31. 2 V g l . unten S . 31. 3 L i e s nach L X X für d a s K a i (vgl. oben S. 9) v i e l m e h r d a s niph. 133% 4 V g l . unten S. 33 f. 5 S t a d e , G r a m m . S 168. 6 Siegfried im Lex. 7 V o m N a m e n Gottes.

12

I. KAPITEL.

DAS ALTE

TESTAMENT

„mächtig" Jes. 23, 8. 9. Ist der Text von Ps. 87, 3a richtig überliefert, so ist zu übersetzen: „Herrliches ist von dir gesagt." Doch das ist fraglich. Wellhausen vermutet 1 ein Ifcö mit einem darauffolgenden Derivat von ^13. Dann hätten wir wieder das reflexive, denominierte niph., und es wäre zu übersetzen „Herrlich hast du dich bewiesen." y) Im pi al hat sich die eigentliche Bedeutung der Y nur 1 Sam. 6, 6 erhalten „als schwermachen", wenn hier nicht einfach nach der Vorlage Ex. 10, iff. das hiph. zu lesen ist. Das pial als Steigerungsstamm drückt die Stärke und den Eifer der Handlung aus, es kann natürlich auch von Intransitiven gebildet sein (vgl. pHS), doch kommt 123 in dieser Bedeutung nicht vor, sondern nur in der des Kausativsstammes, indem man mit Eifer eine Handlung bei andern veranlasst2, also ein 133 veranlassen. Wir kämen also beim pi. mit einer Ableitung in verbaler Linie aus. Eine Analogie wäre vom intr. I m Doch wäre schliesslich, da denominierte Steigerungsstämme dieser Art sehr häufig sind,3 ebenso gut möglich, an eine Denomination von 133 zu denken und zu verstehen als "733 machen, d. h. frei übersetzt, ehren. Analog wäre tähp denom. von tähj?. Aber dieses 133 ist stets auch etwas Äusserliches. So wenn man Vater und Mutter 133 (Ex. 20, 12. Deut. 5, 16. Mal. 1, 6) oder Kinder vor Gott (1 Sam. 2, 29) oder die Menschen überhaupt (Num. 22,17.37. 24, 11. 1 Sam. 2, 30. 15, 30. 2 Sam. 10, 3. Ps. 15, 4. 91, 15. 1 Chron. 19, 3). Zumal wenn Jahwe es ist, der 133 (1 Sam. 2, 30), oder auch die Weisheit (Prov. 4, 8, vgl. das parall. D01), so kann dies nur etwas Äusseres sein, ein „zu Ansehen bringen." Man bringt den Sabbat zu Ansehen (Jes. 58, 13), indem man an ihm nichts arbeitet. Und wie die, welche Jerusalem „zu Ansehen bringen", zu nehmen sind (Thren. 1, 8), zeigt der Gegensatz ntinn. Wenn Götter und Mehschen dem Ölbaum „Ehre anthun" (Jud. 9, 9), so ist das dahin zu verstehen, dass sie sich g e r n seines Fettes bedienen, es schätzen. Doch ist vielleicht* statt "3 mit L X X B, Vulg., Targ. 13 zu verbessern, so dass zu übersetzen wäre „mit welchem man Götter und Menschen ehrt", nämlich durch die Salbung mit Ol. Dass das Ehren etwas rein Äusseres ist, zeigt sich eben ganz besonders, wenn es auf Gott 1 Book of Psalms S. 91. 2 Stade, Gramm. S 154- d. 3 Ebendas. Anm. 2. 4 Budde, K H A T . Richter, S. 73.

I. ABSCHNITT.

DER HCT 1133

13

abzweckt. Manoah kann den Engel Jahwes nur ehren (Jud. 13,17), indem er ihm opfert. Deutlich sprechen es Jes. 43, 23. Ps. 50, 23. 15 aus, dass man Gott in erster Linie mit Opfern ehrt. Aber man ehrt Gott auch mit dem Munde, das sprechen 1 Sam. 2, 30. Jes. 24, 15. 25, 3. 29, 13. 43, 20. Ps. 22, 24. 86, 9. 12. Prov. 3, 9 aus. Dagegen besteht nach Prov. 14, 31 das Ehren Gottes in sittlichem Handeln. Nach Dan. 11, 38 ehrt man Götter auch mit Gold oder Silber. Aus einer Denomination von 1123 liesse sich das 133K von Jes. 60, 13 erklären, indem man daran denkt, dass ja nach der Vorstellung des Dtjes. 1 der Inn von 20, 18 entspricht ein )tfj> 'OD in in V. 18; dem täten von Deut. 5 eben daselbst ein Herabfahren Jahwes Die Furcht vor der gefährlichen Begegnung mit dem nm'* 1123 zeigt sich Ex. 19 in den Massregeln der Absperrung (V. 12. 13). So dürfte sich uns aus allen bis jetzt behandelten Stellen ergeben haben nicht nur, dass der ffin, und diese Wolke sieht nachts wie Feuer aus. Von dieser Wolke ist auch Num. 9, 15ff. (P.) die Rede: „und am Tage, da man die Wohnung aufrichtete, bedeckte die Wolke die Wohnung — das Bundeszelt —, und am Abend war sie auf der Wohnung wie das Aussehen von Feuer bis zum Morgen. Also bedeckte sie beständig die Wolke und sah des Nachts aus wie Feuer." Im Folgenden wird uns dann berichtet, dass die Wolke sich nur erhob als Zeichen dafür, dass die Israeliten aufbrechen sollten (vgl. auch 10, 11 ff.). Also die Wolke war für gewöhnlich nach P. nicht über der Stiftshütte; nur wenn Israel lagern sollte, schwebte sie über ihr. Für gewöhnlich wird sie Israel vorangezogen sein. Es ergiebt sich uns also als Schlussresultat: die Wolke, die dem

I. ABSCHNITT.

DER m.T 1133

53

Zug voranging und nachts wie ein Feuer aussah, die, wenn Israel ruhen sollte, sich nach der Meinung des P. auf das Stiftszelt lagerte, war die Wolke der Herrlichkeit Gottes. Die Herrlichkeit Gottes zog also selbst, eingehüllt von der Wolke, mit durch die Wüste. Von dieser Auffassung des P. fallt Licht auf jene alten Stellen, die von dem UM )3J> TIDJ? handeln. Die Vorstellung, dass Jahwe in einer Wolken- und Feuersäule Israel auf seinem Zug begleitete — es ist dies die Vorstellung von J; bei E 1 begleitet Israel der Engel Gottes — ist eine relativ junge. Die alte Anschauung ist, dass Jahwe auf dem Sinai geblieben ist. Von dort mag er seinem Volk gelegentlich zu Hilfe kommen, aber für gewöhnlich bleibt er dort. Aber man konnte später nicht mehr verstehen, wie es das Volk ohne göttlichen Schutz und ohne Begleitung Jahwes zuwege gebracht habe, den weiten W e g durch die Wüste allein zu machen und schliesslich im Lande der Verheissung anzugelangen. Auch musste Jahwe, da er nach späterer Auffassung im Lande wohnte, mit eingewandert sein. Aber die Anwesenheit Jahwes war sichtlich erkennbar nur an der Offenbarung seiner Herrlichkeit. So musste denn auch beim Wüstenzug Jahwe Israel mit seiner Herrlichkeit geschützt haben. Da aber die Herrlichkeit Jahwes als Gewitterwolke vorgestellt wurde, dachte man sich auch die Israel in der Wüste begleitende Herrlichkeit als eine Wolkensäule, die nachts feurig aussah. Sieht doch nachts die schwarze Gewitterwolke glänzend wie Feuer aus, wenn die Blitze aus ihr zucken, oder sie nur in Wetterleuchten erstrahlt. So haben wir auch in der Israel vorangehenden Wolken- und Feuersäule Jahwes Herrlichkeit zu erkennen. 1 Dieses war dem P. anscheinend noch bekannt, indem er die Wolke, die nachts wie Feuer aussah und Israel führte, in engste Beziehung mit der Herrlichkeit brachte (Ex. 40,34 ff.).2 1

Schon Riehm ( H B A . 2 II. 1795) wusste, dass das Urbild dieser Gottes-

erscheinungen in der Wolken- und Feuersäule „die auf dem Sinai" war. schliesst sich an dieses Urbild die sinnenfällige Darstellung der

„Eng

dauernden

Gegenwart Jahwes inmitten seines Volkes während der 'Wüstenwanderung a n . " 2

Dass die Wolkensäule, die Israel auf seinem Wüstenzug begleitete, die

Herrlichkeit Jahwes ist, wird bestätigt durch zwei alttestamentliche Stellen: Jes. 4 , 5 lasen wir (oben S. 39), dass die Herrlichkeit Jahwes im

messiani-

schen Reich über dem Zion tags als Wolke (ps) und nachts als „Rauch und Glani von Feuerflammen" lagert. auf die Wolkensäule des

Exodus,

Wir haben hier eine deutliche Beziehung die

also schon von dem nachexilischen.

54

I. KAPITEL.

DAS ALTE

TESTAMENT

D o c h kehren wir zurück zur Besprechung unserer Stellen aus dem P. Lev. 9, 6: „und es sprach Moses, dieses ist es, was Jahwe befohlen hat, zu thun, damit euch die Herrlichkeit Jahwes erscheine". Lev. 9,23 f.: „und es kamen Moses und Ahron in das Bundeszelt, und als sie heraustraten und das Volk segneten, da erschien die Herrlichkeit Jahwes dem ganzen Volke" (23); „und es ging Feuer von Jahwe aus und frass auf dem Altar das Brando p f e r . . . " (24). D a das Brandopfer verzehrt wird, ist natürlich die V o r stellung die, dass der m1 wird meist übersetzt: „und dort ist die Hülle für seine Macht", doch ist wohl mit Wellh.? und Now a c k 8 nij> |V3H Üti> I1? 1TD D'Olp zu lesen und zu übersetzen: „Strahlen (sind) ihm zu seiner Seite, er macht (sie) zur Hülle seiner Macht" d. h. „die Strahlen verwehren dem menschlichen A u g e weiter vorzudringen und jenen Lichtglanz der göttlichen Majestät selbst zu schauen, den jene Strahlen nur verkündigen". N a c h Sach. 6, 13 wird der messianische K ö n i g Serubabel IffJ tragen. D a s s auch für Sacharja die Herrlichkeit Jahwes ein messianischer Begriff war, ersehen wir aus 2, 9.' Zur Sache selbst vgl. Ps. 21, 6. 10 S o bestätigt sich uns auch bezüglich Tim l i n , dass die Herrlichkeit Jahwes für die nachexilische Zeit ein Heilsgut des 1 Vgl. oben S. 42. 2 Vgl. oben S. 43. 3 Das Tim 11.1 in Ps. 1 1 1 , 3 t a t nichts mit der Herrlichkeit Gottes zu thun. Wie ibjs „sein Thun" zeigt, ist Tim n n neutral zu fassen und Prädikat. 4 Vgl. oben S. 40. 5 Zur messianischen Fassung von Hab. 3 vgl. Stade a. a. O. 408. Wellh., Kl. Proph. z. St. 6 Das ist das einzige Mal, wo ri^HB in dieser Bedeutung steht, sonst heisst es stets „Preis". 8 a. a. O. 267. 7 a . a . O . 166. 9 Vgl. oben S. 36 f. «> Vgl. oben S. 46 und 57.

II. ABSCHNITT.

DEM m,T 1133 ÄHNLICHE

BEGRIFFE

59

messianischen Reiches war. Der "HÜ und Hin Jahwes wird erst im neuen Reich sichtbar, vorher ist er latent. Aber Jahwe hat auch seine Majestät für sich. So lesen wir Hiob 37, 22 „auf dem furchtbaren Gott liegt Hoheit. 1 Und im Ps. 104, dem Lobgesang Gottes aus der Schöpfung, heisst es in V. i : „Mit *nni H/T hast du dich gekleidet" und in V. 2 „der Licht anzieht wie einen Mantel". Wir haben hier eine klare Schilderung der göttlichen Herrlichkeit, abgesehen von ihrer Erscheinung in der messianischen Zeit. Allerdings ist diese Schilderung in poetischer Form gehalten. Aber die alten Vorstellungen von der Gewitternatur der göttlichen Herrlichkeit wirken nach. Jahwe hat Wolken zu seinem Gespann (3131) gemacht und fahrt auf Flügeln des Windes (V. 3). Seine Boten sind Feuerflammen (V. 4), ähnlich wie die Seraphim-Blitze Jes. 6 zu Dienern gemacht werden. Auch 1 Chron. 29, 11 wird Jahwe Tin zugesprochen. Zwar stammt die Betonung des Königreichs Jahwes (V. n b ) aus der messianischen Hoffnung, aber mit dieser hat das aus allen möglichen Stellen zusammengearbeitete Gebet nichts zu thun. Auch die von der yTlNJ abgeleiteten Substantiva HttO, flliO bezeichnen die göttliche Herrlichkeit und zwar weniger nach der Seite ihrer Erscheinung als ihrer Wirkung. 2 Nach Ex. 15, 7 zerschmettert Jahwe mit der Grösse seines )liO die Widersacher. Bereits die LXX übersetzte hier mit böget. Deutlich setzt die Schilderung voraus, dass unter die göttliche Herrlichkeit gemeint ist. Der Grimm Jahwes verzehrt die Feinde wie Stoppeln. W a s das Alter von Ex. 15 anlangt, so scheinen mir die 3 recht zu haben, welche auf den Psalmenstil hinweisen. Dazu ist V. 18 deutlich messianisch. Auch V. 6 f. klingen stark messianisch wieder, so dass es nahe liegt, bei an die sich im Gericht mächtig erweisende göttliche Herrlichkeit zu denken. In den schon behandelten Stellen • Jes. 2, 10. 19. 21 findet sich die Verbindung 12tO Yin. Jes. 24, 14, in jenem nachexilischen Stück stehend, das über das letzte Gericht handelt, heisst es: „sie erheben ihre Stimme, jubeln; über die Hoheit (]1W) Jahwes brechen sie in Freude aus von Westen her". ist hier aber die göttliche Herrlichkeit, sofern sie sich als mächtige 1 tnil kann niemals zu Tin gehören (DilIm. Hiob S. 319), wenn es nicht als Prädikat verstanden wird. Budde (Hiob S. 225) stellt Hin und N1U einfach um. 2 Vgl. Jes. 4, 2, wo parallel zu 1133 steht. 3 Vgl. bei Cornill, Einl. S. 61. 4 Vgl. oben S. 55 f.

6o

I. KAPITEL.

DAS ALTE

TESTAMENT

erweist. Auch hier traf schon die LXX das Richtige. Das Erscheinen der Herrlichkeit Jahwes hat all das gewirkt, was in den V. 14 vorangehenden Versen geschildert wird. Mich. 5, 3 lesen wir, dass der Messias auftreten und weiden wird in der Kraft Jahwes m1?« m,T m JMS. Die Herrlichkeit, die dem Namen Jahwes eigen ist, wird auch dem Messias zuteil1, denn schwerlich ist '31 JIMS mit dem folgenden zu verbinden (LXX). So wird auch das neue Jerusalem D^iy (Jes. 60, 15). Selbstredend hat Jahwe seinen )1fcO auch für sich. Job 40,10 fordert Gott Hiob auf, es so zu machen wie er, ob er es wohl fertig bringe: „ziehe doch an Erhabenheit ()1tU) und Glanz (¡133) und mit Pracht (Tin) und Herrlichkeit (Tin) kleide Dich". Verwandt mit )1NJ ist was sich im gleichen Sinn wie jenes findet. Ps. 93, 1 beginnt mit den Worten: „Jahwe ist König geworden, mit Hoheit (niN3) hat er sich angethan". Jahwe ist aber in nachexilischer Zeit nur König, sofern er das letzte Gericht abhält.2 Dieses wird auch in den folgenden Versen kurz beschrieben. Auch, dass der Thron Jahwes ewig bestehen soll, lehrt uns den Psalm als einen messianischen verstehen. Dass Jahwe Alto anzieht, als hätte er die Hoheit vorher nicht gehabt, ist natürlich eine poetische Wendung dafür, dass Jahwes Herrlichkeit erst beim messianischen Gericht sichtbar erscheint. Wenn es Jes. 26, 10 heisst, dass der Frevler durch sein Verhalten Gottes Majestät (ffifcU) verletzt, so ist das dahin zu verstehen, dass der Gottlose nicht an Gottes niKJ denkt, die ihn beim Gericht vernichten wird (vgl. V. 9). Auch «TltO dient zur Bezeichnung der sich gewaltig erweisenden göttlichen Herrlichkeit. Dt. 33, 26 fährt Jahwe über den Himmel und 101*03 über die Wolken. Hier ist niK3 die Erhabenheit Jahwes und zwar, wie das D^t? 231 und D^nt? zeigt, die Erhabenheit seines UM, sofern dieser sich durch "itjf Anerkennung verschafft. Deut. 33, 26 verwandt ist Ps. 68, 35: „über Israel ist 1ffiN3, und Ity in den Wolken". Es ist hier auch wieder Gottes Herrlichkeit gemeint, sofern sie im neuen Reich Israel schützt. Auch Ps. 46, 4 scheint iniW auf die das letzte 1

Nowack schreibt (a. a. O. 2 1 2 ) „nirgends aber findet sich sonst die An-

schauung, dass die Glieder des messianischen Reiches mit göttlicher Majestät ausgestattet sind".

Vielleicht sind meine Ausführungen dazu angethan, Nowack

vom Gegenteil zu überzeugen. 2

Vgl. Diehl, Erklärung v. Ps. 47.

Gi. 1894.

Weltmächte" sind die Heiden des letzten Ansturms.

S. I 2 f f .

Die

„tobenden

III. ABSCHNITT.

GESCHICHTE DES BEGRIFFS ,11,T

TO2

61

Gericht herbeiführende göttliche Herrlichkeit zu gehen und nicht auf das Toben des Meeres. 1 A u c h m s ö n dient zur Beschreibung der göttlichen Herrlichkeit, sofern diese des Preises wert ist (vgl. E x . 28, 2. 40. Jes. 4, 2). In dem schon als messianisch erkannten Ps. 96 lesen wir V . 6 ItnpDi mNBfil ty, nachdem gerade vorher ausgesagt ist n s b mm mn.2 A l s o gehen im und Tin Jahwe voran, und »J? mNBfil sind in seinem Heiligtum. Dass der Jerusalemer Tempel und nicht das himmlische Heiligtum gemeint ist, sahen wir bereits.3 A u c h Jes. 46, 13 ist mNSn Bezeichnung der göttlichen Herrlichkeit. Wenn Jahwe für den Zion nj>1t5>n schafft, wird er auch Israel seine filKBn schenken. Die am neuen Reich teil haben, partizipieren auch an der Herrlichkeit Jahwes. Der Gott Israels ist eben in der messianischen Zeit die rfiNSH Israels (Jes. 60, 19). Jahwe hat aber auch seine mKBn für sich, vgl. 1 Chron. 29, 11. 4 Nichts ist mit Ps. 78, 61 anzufangen. Jahwe gab in die Gefangenschaft HJ?, und imKBfl in die Hand des Drängers. Allerdings ist darunter die Lade gemeint^, aber nicht weil sie Sitz und Symbol der Herrlichkeit ist6, denn die Lade hat nichts mit Jahwes Herrlichkeit zu thun.? Die Lade ist die Stärke Jahwes, weil sie Israel hilft, und sein Preis, weil Gott sich durch sie verherrlicht. III. A B S C H N I T T ZUSAMMENFASSENDE GESCHICHTE DES BEGRIFFS DER HERRLICHKEIT JAHWES.

Fassen wir nun in Kürze zusammen, was wir über die Herrlichkeit Gottes im A . Test, gefunden haben. Wir hatten häufig Gelegenheit zu konstatieren, dass gewisse Züge bei der Beschreibung der göttlichen Herrlichkeit sich stetig wiederholten, sich Jahrhunderte lang erhalten haben, als der Begriff des TIM niiT schon längst Wandlungen durchgemacht hatte. Im engsten Zusammenhang mit der Herrlichkeit Jahwes standen so Wolke, Blitz und Donner, mit einem Wort das Gewitter. Mit Recht dürfen wir daraus folgern, dass man zu irgend 1 Hupf. a . a . O . II. 437. Baethg. a . a . O . 131. 2 Vgl. oben S. 56. 3 Vgl. oben S. 43. 4 Vgl. oben S. 59. 5 Baethgen a. a. O. 243. 6 Hupf. a. a. O. III. 402. 7 Vgl. unten S. 64 Anm. 2.

62

J. KAPITEL.

DAS ALTE

TESTAMENT

einer Zeit in jedem Gewitter Jahwes Herrlichkeit erblickte. Wir sahen, dass dieser Glaube der vorexilischen Zeit eignete. Die genuine, vom Sinai stammende Jahwereligion erblickte den sich offenbarenden Gott im Gewitter.1 Die alte Jahwereligion kannte 1 Dann dürfen wir auch da eine Schilderung der göttlichen Herrlichkeit sehen, wo der Name 1133 u. ä. nicht besonders genannt ist, wo aber von einer Erscheinung Jahwes im Gewitter die Rede ist. So giebt gleich der Anfang des ältesten israelitischen Literaturwerkes, des Deboraliedes, uns eine [Schilderung der göttlichen Herrlichkeit, des 1133 des sich seinem Volke offenbarenden Jahwe (Jud. 5, 4 ff.). „Jahwe, da du Seir verliessest, da du aus dem Gefilde Edoms tratst, bebte die Erde, auch troffen die Himmel, auch die Wolken troffen von Wasser, die Berge zerflossen vor Jahwe, vor Jahwe, dem Gotte Israels". (TD nt in 5b ist Glosse). Das Beben der Erde weist uns deutlich auf ein Gewitter, das unter strömendem Regen heraufzog. Es war die Herrlichkeit Jalwes, die seinem Volk zu Hilfe kam. Eine andere Schilderung der Herrlichkeit Jahwes haben wir D e u t 33, 2, dessen Rekonstruktion ich in meinen Kultstätten S. I I . 34f. versucht habe. Deutlich weisen hier Ausdrücke wie nil (Jes. 60, 1—3. Ps. 97, I I [für Sil], 112, 4) JCBin und nnnS ©K auf die Herrlichkeit Jahwes im Gewitter. Wir haben eben in Dt. 33. Jud. 5 die genuine Vorstellung, wonach Jahwe seinem Volk im Gewitter zu Hilfe eilt, da er ja Gewittergott ist. Diese Vorstellung finden wir dann bei den Propheten wieder, nach denen Jahwe zum Gericht über Israel und Juda oder für die spätere Auffassung über die Heiden auch im Gewitter kommt. Auch hier ist das Kommen Jahwes im Gewitter eine Erscheinung der göttlichen Herrlichkeit, auch wo es nicht ausdrücklich erwähnt wird. Diese Stellen einzeln anzuführen, ist zwecklos, sie sind allgemein bekannt. Ich möchte dagegen noch einzelne andere Stellen hier besprechen.

Auch die Offenbarung Jahwes an Moses im brennenden Busch (Ex. 3, 2ff.) hängt mit der Offenbarung Gottes im Gewitter, mit dem ni.T 1133 zusammen. Soll doch auch die Theophanie von Ex. 3 gerade Gottes Namen rnfP (vgl. unten S. 63) kundthun. Fraglich ist, ob Ex. 24, 9—II (zu E 1) eine Anspielung auf die Herrlichkeit Gottes bietet. Die israelitischen Altesten „sehen den Gott Israels und zu seinen Füssen wie Saphirboden und wie der Himmel selbst an Klarheit", aber der enge, ungefährliche Verkehr mit Gott möchte es doch nahe legen, dass diese Theophanie andern Kreisen entstammt (vgl. unten S. 64 Anm. 4). 1 Reg. 19, I ff. (mir scheinen die Prophetenlegenden in Reg. in ihrer jetzigen Gestalt sämtlich nachexilischen Ursprungs zu sein) schimmert deutlich durch, dass die Ausmalung der göttlichen Erscheinung dem Bilde des Gewitters entnommen ist. Die einzelnen Züge sind allerdings umgedeutet. Gewitter, Donner und Blitze gehen Jahwe voran, er selbst kommt aber erst in gelinden Säuseln. Aber dann noch verhüllt Elias sein Angesicht (V. 13), er darf eben Gott nicht sehen. Dem Erzähler dürfte entschieden das Bild vom ilirp 1133 vorgeschwebt haben. Allerdings die Vorstellung wie sie sich I Reg. 19 findet, ist unisraelitisch, denn „im alten Testament wird die Gottheit nicht in dem blauen, sondern in dem bewegten Himmel angeschaut" (Wellh. Reste arab. Heident. 1 S. 175).

III. ABSCHNITT.

GESCHICHTE

DES BEGRIFFS

711,T

TO3

63

nur eine Art der Erscheinung der Gottheit, die mit der Gewitterwolke unter Blitz und Donner. Trotz Dillmanns Widerspruch* scheint mir doch klar zu sein, dass für die mosaische Sinaireligion Jahwe nur in e i n e r sinnenfälligen Erscheinung und zwar in der des Gewitters aufging. Damit stimmt es, wenn — wozu man sich auch neuerdings immer mehr neigt — Jahwe ein ursprünglicher Gewittergott war, ähnlich wie der l£uzah (Ko£e) der Araber. 2 Dafür würde auch die Etymologie des Namens niiT sprechen, die ihn mit y"nin ^gyt „fallen" zusammenbringt. Allerdings ist die Richtigkeit dieser Etymologie zweifelhaft, und zu „beweisen ist es am Ende nicht, dass Jahwe ein Gewittergott war". 3 Aber wahrscheinlich lässt es sich doch machen, und unsere Darlegung über die Herrlichkeit Jahwes möchte die in letzterer Zeit oft angefochtene Behauptung zu stützen vermögen. Für mich persönlich scheint es sicher, dass der Jahwe vom Sinai ein Gewittergott, und dass das Gewitter seine Erscheinungsform, sein TD3+ ist. Auch 2 Reg. 2, 11 dürfen wir die Schilderung einer Herrlichkeitsoffenbarung erkennen, allerdings im prophetischen Geist umgedeutet. Es wird uns das Ende des Elias berichtet, jenes gewaltigen Eiferers für die reine Jahwereligion. Ein feuriger Wagen und feurige Rosse hoben den Propheten im Sturmwind zum Himmel. Jahwe nimmt seinen Jünger bei einer seiner Herrlichkeitsoffenbarungen, also bei einem Gewitter, zu sich. Noch wäre daran zu erinnern, dass Vorstellungen, wonach Jahwe ein verzehrendes Feuer ist, oder Dampf oder Rauch aus seiner Nase aufsteigen, aus der Vorstellung von Jahwes Herrlichkeit geflossen sind. J Handb. der alt. Theol. 1895. S. 228 f. 2 Wellh., Reste arab. Heidend S. 77. 3 Smend, Religionsgesch. S. 21. 4 Freilich ist in dem elohistischen und jahwistischen Geschichtswerk oft genug von andersartigen Erscheinungen Gottes die Rede. Gott erscheint den Ureltern im Paradies, erscheint den Patriarchen und Richtern. Aber nirgends erfahren wir etwas davon, dass diese Erscheinungen gewitterähnlich vor sich gegangen seien. Nirgends lesen wir da etwas von der Herrlichkeit Gottes. Nur in den Mosesgeschichten und den Erzählungen über den Aufenthalt am Sinai finden wir etwas derart. Es ist m. E. dahin zu erklären, dass die Erscheinungen Gottes an die Ureltern, Patriarchen, Richter und Helden nicht aus dem Geist der Jahwereligion herausgewachsen sind. Die Erscheinungen Gottes in einfacher Menschengestalt setzen eine ganz andere Religionsstufe als die der Jahwereligion voraus; sie sind verwandt mit den Geistererscheinungen des semitischen Heidentums. Ohne die Amalgamierung der Religion der Stämme vom Sinai mit der Religion Kanaans wäre es nimmer möglich gewesen Erscheinungen zu berichten, wie wir sie in der Gen. vorfinden. Diese vertragen sich nicht mit dem Jahwe, dem Gott vom Sinai, der im Gewitter zu seinem Volk kommt.

64

J. KAPITEL.

DAS ALTE

TESTAMENT

Erst Ezechiel löste das Gewitter von der Herrlichkeit Jahwes. Durch ihn empfängt ja der Gottesbegriff eine Umbiegung, die für die Folgezeit von grösster Bedeutung wurde. Jahwe ist kein zürnender Gott mehr, sondern „ein Gott, dessen Liebeswillen auf das Heil Israels gerichtet ist." 1 Der erste bedeutende Schritt zum transzendentalen Gottesbegriff ist damit von selbst gegeben. So versteht sich, dass man nicht mehr in jedem Gewitter Jahwes Herrlichkeit erblicken konnte. Diese ist vielmehr Gottes eigenstes herrliches Wesen, das sich sehen lässt, seine herrliche Gestalt. Dass man dieselbe sich feuerartig vorstellte, als eine Quelle des Lichts, wird den nicht wundern, der daran denkt, dass wir noch lange nicht in der Erfüllung der Zeiten stehen. Aber die Vorstellung Ezechiels ist immerhin eine Etappe auf jenen Augenblick hin, und zwar eine gewichtige, umsomehr da Ezechiel die Herrlichkeit Jahwes der Gegenwart nimmt und der Zukunft schenkt. Natürlich existiert die Herrlichkeit Jahwes auch für die Jetztzeit, aber es ist etwas, das Jahwe nur für sich hat. Die Herrlichkeit Gottes ist in der Gegenwart latent, sichtbar erscheint sie erst im messianischen Reich. Dann zieht sie in das Land ein, das von ihrem Glänze widerstrahlt, und nimmt dauernd Wohnung in ihm, nachdem durch sie die Heiden besiegt sind. Nach der einen, auf Deutero-Jesaja zurückgehenden Vorstellung thront dann im Verlauf des messianischen Reiches die göttliche Herrlichkeit oben am Himmel, Sonne und Mond ersetzend, so dass selbst die entferntesten Heiden von Jahwe erfahren müssen und huldigend zum Zion pilgern. Nach der anderen Vorstellung, die auf Ezechiel zurückgeht, wohnt Jahwes Herrlichkeit, wie einst im alten Reich 2 , so jetzt im neuen 1 Stade, G V J . II. 29. 2

Das

ist

ein Irrtum Ezechiels.

Dauernd

hat die Herrlichkeit Jahwes

nach vorexilischer Auffassung nie im Tempel gewohnt. wohnt,

hat

damit nichts

stellungskreis.

zu thun;

Dass Jahwe im Tempel

das entstammt einem ganz anderen Vor-

Der Gott der Bundeslade und damit des Tempels zu Jerusalem

hat von Haus aus nichts mit dem Jahwe vom Sinai zu schaffen S. 105).

Indem für Ezechiel

beide Vorstellungen

bevor die Lade in den Tempel kam, kombiniert vorlagen, auch möglich, das war selbst

(Kultstätten

schon längst, wohl schon war es für ihn

die Herrlichkeit Jahwes im Tempel wohnen zu lassen. für P. etwas Unerhörtes,

Projektion des Tempels.

und die Stiftshütte ist ja nur

Aber die

Ist die Herrlichkeit Jahwes die in der Wolken- und

Feuersäule vorangehende Führerin des Volkes, so kann sie nicht zugleich als stets in der Stiftshütte wohnend gedacht worden sein.

Allerdings füllt nach

E x . 40, 3 4 die Herrlichkeit das Zelt, sodass Moses nicht hinein gehen kann. A b e r das war doch nur für den Augenblick, denn L e v . 9, 2 3 gehen Moses und

III. ABSCHNITT.

GESCHICHTE

DES BEGRIFFS

HCT 1Ö3

6$

-Wieder im Allerheiligsten des Tempels, nachdem sie vorher in der Besiegung der Heiden sich offenbart hat. Die entronnenen Heiden aber verkünden all überall Jahwes Herrlichkeit, sodass sie kommen und im Tempel sie anbeten können. Hatte die vorexilische Zeit kein Interesse für Jahwe, sofern er für sich gedacht wurde, so wurde das mit Ezechiel anders. W a r früher der 1123 die Erscheinungsform Jahwes, so war sie auch beim Fürsichsein Gottes nicht da, sie existierte erst, wenn Jahwe sinnenfällig wurde. Für die nachexilische Zeit hatte Jahwe seine Herrlichkeit auch für sich, sie ist auch latent da, denn sie ist j a seine Gestalt. Sichtbar wird sie erst im messianischen Reich. Natürlich war das Interesse an der sichtbaren HerrlichAhron

in

das Zelt,

da

kann

die Herrlichkeit nicht in ihm sein.

N a c h der

Vorstellung des P. hat die Herrlichkeit J a h w e s nur bei besonderer G e l e g e n h e i t das Zelt betreten (Num. 14, 10. lich

16, 19.

dem V o l k voranging und Jahwe

spricht L e v . 16, 2.

17, 7. 20, 6), während sie für gewöhnnur unsichtbar im Zelt wohnte.

Dafür

H i e r steht durchaus nichts „ v o n einer fortwährenden Mani-

festation Gottes in einer W o l k e " (Riehm H . B . A.* L 248), sondern gerade das G e g e n t e i l : Jahwe lässt dem A h r o n sagen, dass er nicht zu j e d e r Zeit (rffl-^33) in das Allerheiligste treten darf, nämlich dann nicht, wenn Jahwe in der W o l k e (pya) erscheint,

d. h. w e n n seine Herrlichkeit

sich auf die L a d e niederlässt.

D a s r® b:n SO1 b« kann d o c h als Gegensatz nicht die Vorsichtsmassregeln h a b e n (Dillm. Num. S. 527), sondern nur w i e d e r eine zeitliche Bestimmung, wie die, dass Jahwes Herrlichkeit nicht über der mSD sein darf, w e n n A h r o n eintritt. Also

für gewöhnlich ist die Herrlichkeit J a h w e s nicht im Zelt.

auch

sonst die Priester im Allerheiligsten

amtieren?

W i e konnten

D a n n wird aber

auch

die A n n a h m e unwahrscheinlich, dass d i e C h e r u b e n in der Stiftshütte (Ex. 25, 18 ff.) und

im T e m p e l

(1 R e g 6, 23 ff. 8, 6) als T r ä g e r

der

göttlichen Herrlichkeit

g e d a c h t sind, obwohl man ihre Existenz dahin verstehen könnte, für eventuelle Erscheinungen der Herrlichkeit müsse.

doch

dass m a n

einen 2113 bereit h a b e n

A b e r die W o l k e (der 21"D) fährt nach alter Anschauung mit ins T2T

(1 R e g . 8, 9. 10).

So wird es w o h l am einfachsten sein,

die Cheruben hier in

der abgeleiteten B e d e u t u n g als „ W ä c h t e r " zu v e r s t e h e n (Kosters T h e o l . T i j d s c h . 1879. S. 445.

Smend a. a. O. S. 22).

A u c h der sich häufig findende, junge Aus-

druck (Kuenen, Godsdienst van Israel I, 266 f.) C l i a n ati*1 als des Jahwe, der über der L a d e w o h n t (1 Sam. 4, 4. 99, I.

2 Sam."6, 2.

2 R e g . 19, 15.

Jes. 37, 16. Ps. 80, 2.

1 Chron. 13, 6), ist wohl auch nicht anders zu verstehen.

D e r Cherub

ist hier nicht mehr als der T r ä g e r der göttlichen Herrlichkeit gedacht, sondern als der „ W ä c h t e r des himmlischen T h r o n e s " , der Ausdruck den

„ d e n n auf keinen F a l l b e d e u t e t

auf dem Cherub fahrenden G o t t " .

v o r i g e n Jahrhunderts viel verhandelte Streitfrage,

„ob

D i e seit der Mitte des die G e g e n w a r t Gottes

a u f dem Gnadenstuhl fortwährend in einer seinen Licht- und Feuerglanz verhüllenden W o l k e

wahrnehmbar

sichtbar g e d a c h t h a b e " ,

gewesen,

oder ob man sich dieselbe als un-

dürfte jetzt dahin e n t s c h i e d e n sein, dass Jahwe stets

im Allerheiligsten g e g e n w ä r t i g war, seine H e r r l i c h k e i t aber nur selten, von G a l t , Die Herrlichkeit Gottes.

5

66

II. KAPITEL.

DIE

AUSSERKANONISCHEN

JÜD.

SCHRIFTEN

keit der Zukunft eine grössere als das an der verborgenen der Gegenwart, das zeigt schon eine numerische Vergleichung der besprochenen Stellen. 1

II. K A P I T E L . DIE AUSSERKANONISCHEN JÜDISCHEN SCHRIFTEN. I. A B S C H N I T T DIE TARGUME.

Zum Verständnis biblisch-theologischer Begriffe, die aus dem alten ins neue Testament übernommen sind, ist es unumgänglich nötig, die ausserkanonische judische Literatur heranzuziehen. Apokryphen, Apokalypsen und Targume bilden die Brücke vom alten zum neuen Bund. Die Targume gehen in der jetzt vorliegenden Gestalt freilich auf späte nachchristliche Jahrhunderte zurück. Aber das beweist nichts für das hohe Alter ihres Kerns. Finden wir doch neben der Erwähnung der Chadiga und Fatima (Jon. b. Us. Gen. 21, 21) 1 Durch vorliegende Untersuchung ist es überflüssig geworden, noch einmal ausführlich auf die Auseinandersetzungen der neueren biblischen Theologien über den Begriff der Herrlichkeit Jahwes einzugehen. Sie sind bereits widerlegt. Nachdem Schultz (altt. Theol.5 S. 440) richtig bemerkt hat, dass die Religion Israels mit diesem Worte (Herrlichkeit) zunächst die wirkliche Lichtgegenwart Gottes, wie sie den Gottbegnadigten in furchtbarer Hoheit erscheine, bezeichnet, meint er: „meistens bezeichnet es später die eigenartige Majestät seines offenbarten Wesens". Wir haben aber etwas derart nirgends gefunden! Ähnlich wie Schultz definiert Dillmann (Altt. Theol. S. 282). Nach ihm ist „Kabod-Herrlichkeit Gottes, die Summe der Wesenseigentümlichkeiten und Attribute, die Majestät seines sich offenbarenden Wesens". Dillmann vermengt in fehlerhafter Weise die dogmatische und die biblisch-theologische Betrachtungsweise. Das Kühnste in Eintragung moderner Vorstellungen hat sich Hamburger geleistet (Real.-Encykl. f. Bibel und Talmud I. S. 511), wenn er meint, die göttliche Herrlichkeit sei „der Gesamtausdruck aller erhabenen Eigenschaften Gottes, der Inbegriff aller realen Erscheinungen des göttlichen Wesens zur Welt, alles dessen, was zusammengefasst über Gott aus der Schöpfung und Erhaltung der Welt sich entnehmen lässt, als auch die Bezeichnung desjenigen an Gott, was in die Erscheinung noch nicht getreten, er an sich unoffenbart trägt und das kein Sterblicher schauen kann".

I. ABSCHNITT.

DIE

67

TARGUME

eine Notiz aus der Zeit des Johann Hyrkan (Jon. b. Us. Deut. 33,11). D e r Kern der Targume geht zurück bis in die Zeit, da man die heilige Sprache im V o l k verlernte. Lässt sich zwar vor dem philologisch genauen T e x t einer Targumausgabe und der nur auf Grund einer solchen ermöglichten Quellenscheidung und Targumkritik schwer ein abschliessendes Urteil fallen, so scheint mir doch Bachers Ansicht 1 die richtige zu sein, wonach wir die ältesten Targume in den palästinischen zu finden hätten. Die älteste Gestalt der Targume wird uns danach im Jerusalemer Fragmententargum (Jer.) vorliegen. A u s dem ihm zu Grunde liegenden Gesamtwerk wird Onkelos (Onk.) geflossen sein, während das Targum des Jonathan ben Usiel (Ps.-Jon.) eine Weiterbearbeitung des dem Jer. zu Grunde liegenden Toratargums ist. Mit Onkelos auf einer Stufe steht das babylonische Prophetentargum (Jon.), das auch aus einer Verarbeitung eines noch in Fragmenten 2 vorhandenen palästinischen Prophetentargums geflossen ist. Die palästinischen Targume zu den Hagiographen (Hag.) verraten teils in ihren haggadischen Wucherungen ein relativ hohes Alter, teils müssen sie aber einen ähnlichen Prozess durchgemacht haben wie die babylonischen Targume. Ist es nun zwar wissenschaftlich allein berechtigt, nur nach chronologischer Anordnung der Quellen vorzugehen, so glaube ich mich doch bei dem dermaligen Zustand unserer Targumkritik davon entbinden zu dürfen. Wollen wir vom Sichern zum Unsichern fortschreiten, so wird O n k . der beste Ausgangspunkt sein. Unsicherheit herrscht nämlich noch solange, als man in den Targumen als dem alttest. TQ3 entsprechend zwei Wörter annimmt, ín¡£ (tn¡T«) und NJJJ?^ Beide Wörter haben aber von Haus aus gar nichts mit einander zu thun, wie wir im folgenden sehen werden.

a)

N1p>

Das aram. entspricht sprachlich dem hebr. das wohl ein Lehnwort aus dem Aramäischen ist, und findet 1 Kritische Untersuchungen zum Proph. Targ. in ZDMG. X X V I I I S. i f f . ; anders Berliner in seiner Onkelosausgabe und Cornill Einl. S. 341. 2 In den proph. Chald. ed. de Lagarde. 3 So vor allem das spätere Judentum des MA. und in neuerer Zeit viele christliche Theologen, vgl. z. B. Cremer a. a. O. S. 314. im Osten gewesen zu sein. 4 tOjTK scheint die Aussprache im Westen, 5 Vgl. Jer. 20, 5. Ezech. 22, 25. Sach. 11, 13. Ps. 49, 13. 21. Prov. 20, 15. Job. 28, 10. Estli. I, 4. 20. 6, 3. 6 ff. I I .



5*

68

II. KAPITEL.

DIE AUSSERKANONISCHEN

JÜD.

SCHRIFTEN.

sich auch in den aram. Teilen des Buches Daniel. 1 Sachlich ist top11 dasselbe wie TI33, zu dessen Wiedergabe es auch dient.2 Wir finden aber in den Targumen eine grössere Anzahl von Stellen, die von dem ffiin Nlp^ reden, ohne dass die hebr. Vorlage den ¡"ttTP TO3 erwähnte. Und zwar ist dies der Fall, wo es sich um Erscheinungen Gottes handelt. Dies zeigen die Verbalbestimmungen, die mit Nlp1 verbunden sind. Solche sind "IflJJÖ.5 Aber auch wo diese Verbalbestimmungen nicht stehen, ist doch von dem «Tim Nlp'' im Zusammenhang von Erscheinungen die Rede. Lesen wir Onk. Gen. 28,16. Klp1 Nt3E>lp2 p«T t o n s a ¡Tim, ist also von einem Wohnen der göttlichen Herrlichkeit die Rede, so heisst es doch zuvor in V . 13: KITI vnty -injJD m m «1p\ Und dem N11t3 by m m Klpi KH5n in Onk. Ex. 24, 16 geht in V . 13 m m «Ipi \*t6j> ^JDNT voraus. Der Aufforderuftg r>1221 122 "pp^n n » mrr geht unmittelbar der Imp. a w vorher (Onk. Num. 10, 36). Onk. Ex.20,21 (18) ist das hebr. DVlton BP mit m m «1p'1 p m umschrieben; hier ist einfach ein Kit? zu ergänzen. Das 'Hp'O tiHpnN! in O n k . E x . 29,43 setzt, wie der Zusammenhang zeigt, deutlich eine Erscheinung voraus, in der Gott sich als den Heiligen erweist. Onk. Deut. 33, 2 ist TJWö m p i nmn ein Teil der Beschreibung des Erscheinens Gottes vom Sinai. Alle diese Erscheinungen der Herrlichkeit Gottes sind für 1 Vgl. 2, 6. 37. 4, 27. 33. 5,18. 20. 2 u. a. vgl. O n k . : Ex. 16, 7. 10. 24,16.17. 29,43. 33,18.22. 40, 34. 35. Lev. 9,6.23. Num. 14, 10. 21. 22. 16, 19. 17, 7. 20, 6. Deut. 5, 23 (2i). J o n : i S a m . 4 , 2 i f . 1 Reg.8,11. Jes. 3, 8. 4, 2. n , 10. 14, 18. 24, 23. 40, 5. 42,8.12. 59,19. 60,1.2. 66,18 f. Jer. 2, I I . 13,16. 14,21. 17,12. Ezech. I, 28. 3,12.23. 8,4. 10,4.18. 11,23. 39.21. 43,2 (bis) 4.5. 44,4. Sach. 2,9. P s . - J o n : Ex. 24, 17. 33,18. Num. 14, 21. 22. 16,19. H a g : Ps.-8, 6. 19,2. 2 1 , 6 . 29,1.9. 57,9. 66,2. 96,8. 102,16. 104,31. 106,20. 115,1. 145.5. iChron. 16, 24.— Ps. 17, 15 ist Klp'' Übersetzung von njtsn, vgl. oben S. 45. An allen diesen Stellen ist nur top' berücksichtigt, sofern es mit Gott zusammenhängt. Auch die Pes. übersetzt 1123 vielfach mit tjA->t. 3 O n k . : Ex. 3,1. 4,27. 18,5. 20,17. 24,13. Lev.9,4. Num. 10,33. ^6,19. 1 7 , 7 . 20,6. J o n. Jud. 5, 4. 5. 2 Sam. 22, 10. I Reg. 19, 8. Jes. 28, 21 (bis) 40,5. 42,8. 60, x. 2. Ezech. 43,2.4. P s . - J o n : Gen. 18,1. Ex.3,1. 4,27. 12,23. 18, 5. 20, 17. Num. 12, 5. 16, 19. 4 O n k . : Gen. 17,22. 18,33. 35, 13- J o n : Ezech. 10,4. 18. J o n : Gen. 18, 33 (vgl. V. i). 5 O n k . : Gen. 28, 13. P s . - j o n : ibid.

11,23.

I. ABSCHNITT.

DIE

69

TARGUME

O n k . sichtbar. Ich verstehe nicht, wie Maybaum 1 zwischen sichtbaren und unsichtbaren Erscheinungen scheiden kann. Eine unsichtbare Erscheinung ist ein Unding. Der n i m Nlp'1, der „erscheint", „verschwindet", „Platz nimmt" und „wohnt", muss natürlich gesehen werden können (Ex. 3 , 6 . 2 4 , 1 0 . 11). Und was für Onkelos, gilt auch für die anderen Targume. J o n . 2 Sam. 2 2 , 1 3 findet das »Tip11 MD seine Ergänzung im vorangehenden Vers, wonach Gott seine WlS^t? im Dunkel und in der Wolke der Herrlichkeit wohnen lässt. Da V. 2 2 f. sich auf die Sinaioffenbarung beziehen, ist wohl auch der 1p"1 Gottes, von dem V. 1 3 redet, die Herrlichkeit der Erscheinung. Auch Jon. Jes. 2 , 1 0 . 1 9 . 2 1 ist von dem «Tlp^ Vt die Rede, der beim Gericht erscheint. Dass Jes. 6, 1 mit ty.nt» mnH «1p"1 IT m n ¡TDH3 wiedergegeben wird, ist nur zu verständlich, als dass es der Erklärung bedurfte. 2 Auch das "Ip"1 i m in J o n . Ezech. 1, 2 7 . 8, 2 geht auf die Erscheinung. Vgl. noch Ezech. 1, 2 8 . 8, 4 . 9> 3- 43» 5- 44, 4, w o auch das Wort nicht anders zu nehmen ist. J o n : Hab. 3 , 4 . 1 0 ist von dem die Rede, der dem Moses auf dem Sinai erschien. J e r . Deut. 3 3 , 2 gehen T ^ l «1163 ty m p ^ und J?Bin K i a n «11t3 by r m p ^ natürlich auf Erscheinungen Gottes. Aus den H a g . erwähne ich Ps. 1 8 , 1 0 . 1 3 . Cant 2 , 8. 9 . 5, 1 0 . 2 Chron. 5 , 1 4 , wo Klp^ auch die Herrlichkeit Gottes ist, sofern sie in die Erscheinung tritt. Dagegen soll nach Maybaum 3 bei Ps.-Jon. der „Ausdruck Klp'1 nicht mehr in seiner ursprünglichen Bedeutung H e r r l i c h k e i t , M a j e s t ä t (als Bezeichnung für eine göttliche Erscheinung) genommen, sondern darunter schon eine Bezeichnung für Gott s e l b s t verstanden" werden. „Deshalb gebraucht es Jonathan auch da, wo von einer göttlichen Erscheinung nicht mehr die Rede ist". Die Stellen, die Maybaum anführt, beweisen aber gerade das Gegenteil. Gen. 1 8 , 1 . 3 3 . Ex. 3 , 1 . 4 , 2 7 . 1 2 , 2 3 . 1 8 , 5 . 2 0 , 17. Num. 12, 5 . 1 6 , 1 9 findet sich der Begriff in den oben (S. 6 8 ) angegebenen Verbalbestimmungen. Ex. 2 4 , 1 0 dreht es sich doch auch um eine Erscheinung, desgleichen bei der Bitte Ex. 3 3 , 1 8 . Auch das " H p i P )1ön H (Num. 1 4 , 2 2 ) ist nur bei einer Erscheinung möglich. Und von der 1 D i e Anthropomorphien und Anthropopathien späteren Targumen. Bresl. 1870. 2

V g l . oben S. 20

ff.

3 a. a. O. S. 58.

bei Onkelos

und

den

70

II. KAPITEL.

DIE AUSSERKANONISCHEN JÜD. SCHRIFTEN

Erscheinung Gottes am Sinai heisst es Deut. 33, 2: m i r O JJflVT pKÖT KHÖD Also in allen Targumen ist m m Nlp'1 in erster Linie die Herrlichkeit Gottes, die den Menschen erscheint. Daneben finden wir aber auch noch — und zwar viel häufiger als im a. Test. — die Vorstellung, dass Gott seinen 1p"1 auch für sich hat, ganz abgesehen von den Erscheinungen. So ist für die Targumen, so gut wie für die nachexilische Literatur, die Herrlichkeit Gottes gewöhnlich im Himmel; nur, wenn sie sich offenbaren will, steigt sie auf die Erde herab. Die Herrlichkeit Gottes erfüllt den ganzen Himmel, ja Nil N-niD1? p^O"1 w n v •Wl N W (Jon. 1 Reg. 8, 27). Und ähnlich lesen wir Jer. 23, 24 np^ Kjn« rm WQW XV K^n. Deshalb ist der Himmel der Thron der göttlichen Herrlichkeit 1 ( « ^ 'Diw); vgl. Onk.: Ex. 17, 16. 24, 10; Jon: Jes. 6, 6. 52,2. 66,1. Jer. 14,21. 17,12. Thren. 5,19. Ezech. 43,7. Hab. 3,8. 15 (wo beidesmal r o r i ö statt ^DTD steht); Ps.-Jon. Gen. 2,6. 28,12.17. Ex. 4, 20. 15,17. 17, 16. 31,18. Deut. 30, 2. Nach J e r : Gen. 28,12 ist Jakobs Bild festgeheftet tOpn •'DTD} wo Nip1 sogar absolut steht. Im Fragmententargum zu den Propheten ist mir nur ,"lp'1 ,D11D (bis) Jes. 66, 1 aufgestossen. Aus den H a g . vgl. Ps. 45, 7. 89, 15. Cant. 1, 16. 1 Chron. 21, 15. 28, 2. 2 Chron. 2, 5. 18, 18. 33, 13. Mit dem "ip1 Gottes hängt aufs engste die Wolke zusammen. Es ist falsch, wenn Maybaum sagt: 2 „wo die Schrift von einer Erscheinung Gottes in einer Wolkensäule spricht, übersetzt Onkelos wörtlich, ohne Wlp"1 einzuschalten". Num. 10, 34 lesen wir *?t30 m m pjn, die Übersetzung vom hebr. m.T pj>l nmty, und die „Wolke" ist doch als Säule gedachte Auch 40, 38 hat Maybaum übersehen, wo es heisst: Wlp"1 ]1J? M3t?D by m m . Auch hier ist Nlp'1 eingeschaltet. Die Bezeichnung m m top1" pj? für die Wolke der göttlichen Herrlichkeit wird erst in der ausserkanonischen jüdischen Literatur allgemein.4 Nur Ex. 40, 34 (35) steht SOSJJ absolut. In Jon. findet sich H W Nlp"1 p}> 2 Sam. 22, 12. Jes. 4, 5. 19, 1. 51, 11. Ezech. 16, 12; bei Ps.-Jon.: Gen. 2,6. 9, 14. Ex. 16, 10. 18, 7. 19, 9- 24, 15. 33, 9. 40, 34. 36. 37. 38. Num. 9, 15. 17. 21 22. 11, 12.28. 12, 5. 8 und in H a g . : 2Chron. 5,14. Über den Zweck 1 Also nicht mehr der Tempel zu Jerusalem wie Jer. 14, 21. 17, 12, vgl. oben S. 47 f. 2 a . a . O . S. 51. 3 Vgl. oben S. 51 ff. 4 Vgl. oben S. 20.

I. ABSCHNITT.

DIE

TARCUME

71

der Wolke werden die T a r g u m e ähnlich gedacht haben wie die biblischen, nachexilischen Schriften. Die Wolke, die nicht unmittelbar zum top"1 gehörte, diente zu seiner Verhüllung. Mittelst haggadischer E x e g e s e haben es P s . - J o n . und H a g . sogar auf mehrere Wolken der Herrlichkeit gebracht. Nach E x . 1 2 , 3 7 . 1 3 , 2 0 werden die ausziehenden Israeliten bedeckt von 'Ojy njntP. Dieselben verteilen sich auf die verschiedenen Flanken des israelitischen Heeres. A b e r auch ohne diesen Zusammenhang finden sich die Klp^ ^JJJ häufig erwähnt, vgl. E x . 17,9. Num. 1 2 , 1 4 . 1 3 , 1 . 1 4 , 1 0 . 4 2 . 2 2 , 4 1 . Deut. 3 2 , 1 0 . Ps. 1 8 , 1 2 . 9 7 , 2 . 9 9 , 7 . Cant. 2 , 6 . 15. 3 , 1. A u s Ps. 1 8 , 1 2 . 9 7 , 2 erhellt deutlich, dass die Wolken die Hülle der Herrlichkeit sind. A m . 9 , 1 ist das hebr. M t s n by 333 n « TTtn in J o n . wiedergegeben mit ty «21130 p^TlDK m m JV THO Niiaiö. Hier knüpft das T a r g u m an die bekannte Vorstellung von Ezechiel an. O b es aber bei K31T3 an den «1p"1 ]1J? dachte, ist mir zweifelhaft. A u c h das Aussehen der Herrlichkeit wird uns in den T a r gumen beschrieben. Sie ist nichts Innerliches, nicht der „Gesamtausdruck aller in Gott sich befindenden Eigenschaften der geoffenbarten und nicht geoffenbarten." 1 O n k . E x . 2 4 , 1 7 wird sie uns beschrieben mit den Worten Nt?« m m ,Yip> irm Vgl. auch P s . - J o n . E x . 2 4 , 1 7 . 4 0 , 3 4 f r . Num. 9 , 15. 16. H a g . Cant. 5 , 1 0 . 1 Chron. 2 9 , n . D i e Herrlichkeit ist wie in der nachexilischen Litteratur Gottes Gestalt. Denn Ps. 6 9 , 1 0 ist die R e d e davon, dass die Menschen ihre Götzenbilder gleich der göttlichen Herrlichkeit gestalten c p p ^ j v r n i y a ) i n s n t r ö 2 ) . V o n der Herrlichkeit erwartet man, dass sie im messianischen Reich der Welt aufstrahlt. Messianische Gedanken, in denen «TV einfach die Übersetzung eines in der Vorlage stehenden TO3 ist, sind bei P s . - J o n . : Jes. 4 , 2 . 11, 1 0 . 1 4 , 1 8 . 2 4 , 2 3 . 4 0 , 5 . 4 2 , 8 . 5 9 , 1 9 . 6 0 , x. 2 . 6 6 , 1 8 . 1 9 . Ezech. 3 9 , 2 1 . Sach. 2 , 8 . Auf diese Stellen näher einzugehen, ist überflüssig. D a g e g e n verfährt P s . - J o n . selbständig an folgenden Stellen. In der Paraphrase zu Jes. 2 8 , 2 1 lesen wir Nlp^ ^jn« p N 3 $ D m t y W 2 m m beim messianischen Gericht. Eben bei diesem Gericht m m Nlp^ W (Mal. 1, 5 ) . Die Bitte, 1 Hamburger a. a. O. S. 513.

72

II. KAPITEL.

DIB AUSSERKANONISCHEN JÜD. SCHRIFTEN

das Gericht herbeizuführen, lautet deshalb Jes. 52, 2 by "Oll "»DlfJ iOpi W « . Im messianischen R e i c h selbst wird m m *np> )1J> b]! ^BD NT (Jes. 5 1 , 1 1 ) . A n der göttlichen Herrlichkeit haiben natürlich auch die Menschen, die die neue Zeit erleben, A n t e i l . D i e Gottlosen, die vernichtet werden, -pp^ nnnannn JlffP «i? (Jes. 26, 10). 1 N a c h 2 Sam. 23, 4 werden die Gerechten der messianischen T a g e leuchten, „wie der Glanz seiner (Gottes) Herrlichkeit" — nnpi "lliPD. D e s h a l b gilt dem messianischen V o l k die Verheissung 'HJ^ T'lp^ (Jes. 60, 20). Ähnlich kann man a u c h Jer. 33, 8 dahin verstehen, dass die Zurückgeführten sein w e r d e n "Ip"^ nrDtfinb, obwohl 1p'' hier auch im Sinn von L o b stehen kann. D e r Stoff, den das Hagiographentargum behandelt, erklärt e s , dass sich viele Stellen in ihm finden, in denen t o p ' ein messianischer Begriff ist. V g l . Ps. 35, 27. 36,10. 5 7 , 6 . 1 2 . 6 0 , 3 . 63.3- 70,5- 85,10. 9 6 , 3 . 9 7 , 6 . 102, 16. 17. 108,6. 113,4. 130,5. 145, 12. 1 Chron. 16, 24. 2 Chr. 6, 41. D a g e g e n ist eine Stelle, die der hebr. T e x t messianisch fasste 2 , Num. 1 4 , 2 1 in den T a r g u m e n ( O n k . und P s . - J o n . ) auf die Gegenwart b e z o g e n : bl XV IHTl «1p"1 N^ßl «1« D^p D"D1 KJHK. D a r n a c h ist schon für die Zeit des Moses die E r d e d e r Schauplatz der göttlichen Herrlichkeit. Natürlich! D e n n die mosaische Theokratie ist j a für die spätere Zeit nur das präexistente messianische Reich.-' Ganz vereinzelt will es mir scheinen, als ob das T a r g u m lediglich als Umschreibung für Gott gebrauchte etwa unsrem Hoheit entsprechend. Jes. 3, 8 wird I H M ^J? riTlD^ wiederg e g e b e n von J o n . mit m p ' 1 Dlp p y i b l . Hier ist an eine E r scheinung schlechterdings nicht zu denken. D a s Gleiche gilt für Hos. 2, 3: „dass ich nicht wegthue meine Schekhina v o n ihr, n o c h wegthue m p \ " D a s f O ' y "UJD T i n « des Ps. 31, 23 ist v o n H a g . wiedergegeben mit ipp s ^Dptt r P S W K . A u c h hier ist tnp'1 nur Titel! Diese A u f f a s s u n g von der Herrlichkeit Gottes dürfte aus der Vorstellung geflossen sein, dass Gott seine Herrlichkeit für sich im Himmel hat, ganz abgesehen von seinen Erscheinungen. b)

Nnratf.

Eine landläufige und noch in vielen theologischen Lehrbüchern befindliche Meinung ist die, dass dem alttestamentlichen * Die Vorlage wollte allerdings anders verstanden sein, vgl. oben S. 60. 2 Vgl. oben S. 50. 3 Ebendas.

I. ABSCHNITT.

DIE

73

TARGUME

TDD das nachhebräische Nfi33ti> entspreche, obgleich schon öfters die richtige Ansicht ausgesprochen worden ist. Wir müssen gleichwohl den Begriff in Kürze behandeln. Denn wenn auch lOp' und Verschiedenes bedeuten, so berühren sie sich doch sehr, so dass für eine spätre Zeit eine Identifikation beider Begriffe ermöglicht wurde. A u c h müssen wir behandeln, weil es in zweifacher Zusammensetzung mit top"1 vorkommt. Der erste, der m. W . den Begriff der richtig und bestimmt erkannt hat, ist Maybaum. 1 W a s er in Kürze für O n k . ausgeführt hat, will ich auch für die andern Targume durchführen. D a s Wort WllSt? ist von L e v y 2 als aus dem griechischen (TKrjvri entstanden erklärt werden. Es wird aber wohl richtiger sein, niemals den Tempel. Vielmehr ist Nmat? ein Abstraktum der Fa'ilform und wird daher in den palästinischen Targumen meist plene KfO^t? geschrieben. D a ]/pti> „ruhen" bedeutet, ist KfiJ3tP also soviel wie „das Ruhen, Verweilen." Ich verstehe nicht, warum Maybaum Kroate von einem II. Stamm ableiten will.3 Im Arabischen ist ÄJuX^j häufiger als ¿üLXXo. Dieses W o r t ist als Schulbegriff aus dem Hebräischen herübergeholt worden und bedeutet die „Ruhe". 4 Die eigentliche Bedeutung von ist, schon rein sprachlich grammatikalisch genommen, in den Targumen „das Verweilen", oder „die Gegenwart" Gottes. ist ein aus dem Kultischen herausgewachsener theologischer Begriff, der dazu dient, die Gegenwart Gottes zu beschreiben, vielleicht ursprünglich die im Tempel gedachte, so dass das „Wohnen des göttlichen Namens" mit ihm auf einer Stufe stände. So hat es Maybaum und nach ihm Hamburger 5 richtig erklärt. A u c h nach Schultz 6 hat „der spätre Begriff der Schechina . . . . seine biblische Grundlage in dem Wohnen Gottes in Israel." 7 Wir werden nun im Folgenden kurz die Belegstellen aus den einzelnen Targumen anführen. 1

a. a. O. S. 52.

antiquitatum 1748.

Zufällig finde ich in Carpzov Apparatus historico-criticus

S. 765, dass auch dieser alte Gelehrte den ursprünglichen

Sinn der Schechina richtig erkannt hat,

allerdings ohne die Konsequenzen

daraus zu ziehen: Schechina D e i inter homines habitationem

designat,

sive

symbolo aliquo externo conspicuam, sive virtute solum sua et apertum, sese exercentem. 3 a. a. O . 52. 6

a. a. O. S. 399. Anm.

2 Chald. Wörterb. über die Targume II. z. St. 4 L a n e a. a. O. z. St.

5 a. a. O . II, 1080 ff.

7 Schade, dass Holtzmann in seiner

neutestamentl. Theol. I, 89 das nicht beachtet h a t !

74

II KAPITEL.

DIE AUSSERKANONISCHEN

JÜD.

SCHRIFTEN

a) Onkelos. Maybaum hat darauf hingewiesen (S. 52), dass Nr02t? bei O n k . an folgenden Stellen gebraucht wird: 1. „wo der T e x t von Gott das Verbum ptä> gebraucht;" 2. „so oft . . . . der T e x t durch die Präposition DJ?, 21p, "¡in oder durch eine andre Ortsbestimmung ein Verweilen Gottes an irgend einem Ort ausdrückt." Was Maybaum dann als 3 u. 4 aufführt, ist unter 2 zu subsumieren. Unter 3. meint Maybaum die Ubersetzungen des hebräischen D^ in gewissen Verbindungen, und unter 4. die Übersetzungen von D^S. A n allen Stellen bezeichnet KfiJDty die göttliche Gegenwart. So findet sich häufig mit dem Verb plt^N) verbunden. Wenn Gott seine KrODl? an einem Ort wohnen lässt, so ist er daselbst gegenwärtig; vgl. Gen. 9, 27. 49, 27. Ex. 20, 21. 25, 8. 29,45.46. Lev. 26, 12. Num. 5,3. ix, 20. 14,14. 16,3. 35,34. Deut. 1,42. 12, 5. 11. 21. 14, 23. 24. 16, 2. 6. 11. 26, 2. 33, 12. Ein Durchsehen dieser Stellen überzeugt leicht, davon, dass überall nur die Gegenwart Gottes bedeuten kann. Das Gleiche gilt von den Stellen, an denen Kroate nicht mit verbunden ist, vgl. Ex. 15, 17. 17, 7. 16. 33, 3. 5. 14. 15. 16. 20. 34, 6. 9. Num. 14, 42. 23, 21. Deut. 3, 24. 4, 39. 6, 15. 7, 21. 23, 15. 32, 20.40. 33, 26. Eigentümlich ist Deut. 32, 10, wo O n k . das 1HJ22D1 des hebr. Textes mit rPfliSt?^ "I1HD nnD p^iPK umschreibt. Wenn Raschi z. St. dies auf die Stiftshütte bezieht (ySDtO l y i ö ^n«), so ist das nur daraus zu erklären, dass er KnJ3ti> = mit fcOt? verbunden in Jos. 22, 31. Jud. 5, 5 (tris). 1 Sam. 4, 4. 2 Sam. 7, 5. 6. 22, 12. 1 Reg. 8, 16. 27. 9, 3 (bis). 14, 21. 2 Reg. 1, 3. 16. Jes. 12, 6. 37, 16. 45, 15. 60, 2. 13. 66, 1. Ezech. 37, 27. 39, 7. 43, 7. 9. 48,35. Joel 2, 27. 3, 17. 21. Seph. 3, 15. 17. Hagg. 1, 8. Sach. 2, 5. 10. 3, 2. 8,3. Ohne diese Verbindung, aber in demselben Sinn steht Nnaat? 1 Reg. 19, II (bis) 12. Jes. 6, 6. 8, 17. 18. 18, 7. 26, 21. 30,20. 33,14.24. 52,8. 59,2. 63, 17. Jer. 17, 12. Ezech. 39, 23. 24. 29. Hos. 2, 3. 5, 15. 9, 12. 11, 9. Mich. 3, 11. Hab. 3,4. 8.

I. ABSCHNITT.

DIE TARGUME

75

Die Watt* Gottes ist nicht nur im Himmel (Jos. 2, u . Jes. 6, 6), so dass man von einem XTO im Himmel redet (1 Reg. 8, 30. 39- 43- Jes. 6, 3. 40, 22. 57, 15. Ezech. 3,12. Mich. 1, 3), sondern auch auf Erden. So ist der Tempel zu Jerusalem iVO NrüStP (2 Reg. 17, 20. Jes. 2, 3. 4, 5. Jer. 3, 17) oder auch das Gotteshaus zu Silo (Jer. 7, 12). Ähnlich heisst Palästina JHK Knast? (rw) (2 Reg. 17, 18. 23. Jes. 14, 2. 17, xi. 38, 11. 48, 15. 56, 5. Jer. 7,15. 14,10. 15,1. 16,18. Ezech. 36,5. Hos.9,3. Sach. 9,2). Es darf uns auch nicht auffallen, wenn die zum messianischen Begriff wird. Im messianischen Reich ist ja die Gegenwart Gottes das höchste Gut. Hier ist die Berührung zwischen Klp^ und offenkundig, obgleich beide Begriffe etwas Verschiedenes bezeichnen. Es ist aber nicht gesagt, dass, wo die NniSt? ist, auch der Klp'1 sein muss. Die kann auch im ffl"l bestehen. Solche Stellen, in denen im messianischen Zusammenhang steht, sind Jes. 12,6. 33,24. 52,8. 63,17-Jer. 3,17- Ezech. 37, 27. 39,7-29- 43,9-Joel 2,27. 3,17.21. Seph. 3,15.17. Hagg. 1, 8. Sach. 2, 5. 10. 3, 2. Y) Jeruschalmi. In dem Fragmententargum zum Pentateuch fand ich nur zwei Stellen, in denen NrUDt? ohne Verbindung mit Klp* vorkommt: Ex. 15, 17: "]tnip ro-oi? iTO THD. Diese Stelle zeigt aber klar die Bedeutung des Wortes. Nicht verstehe ich Deut. 32, 10, wo das hebräische lVJ? JWKD lnrCT mit )»y.1 ]inrp I M Hyy N1C33 MOBn )in;T übersetzt ist. Wessen Auge ist gemeint? Das des Menschen? Soll etwa WOt? die Gnadengegenwart Gottes bedeuten, die den Menschen beschirmt? Ahnlich lautet die Stelle bei Jon. b. Usiel. Von den Stellen aus dem Fragmententargum zu den Propheten führe ich an Jud. 5, 5 (passim). 2 Reg. 5, 19. Jes. 66, 1. b) Targum des Jonathan b. Usiel. Hier will Maybaum 1 konstatieren, dass NDlSt? und Nlp' promiscue gebraucht wurden, dass sonach die wahre Bedeutung dieser Worte dem Targum nicht mehr bekannt gewesen sei. Er stützt sich auf Ex. 33,3. Hier hat O n k. -. 'JJ^O TODE» p!?DN während Ps.-Jon. liest p r l ^ O n i W p^DW ItTSK IV1? DIIN 1 Jl.TJTWD 1HD3 nt? np t 6 CTO. Da wir auf die Zusammensetzung iOp^ W W erst später zu sprechen kommen, mache ich 1

a. a. O.

s. 58.

76

II. KAPITEL.

DIE AUSSERKANONISCHEN

JÜD.

SCHRIFTEN

einstweilen nur auf den Gegensatz von 'Hp^ und "Hp"1 W O f aufmerksam, so dass von einem unterschiedslosen Gebrauch der beiden Wörter als epitheta ornantia schon gar nicht die -Rede sein kann. Vielmehr hat KniDt? bei Ps.-Jon. dieselbe Bedeutung wie bei Onk. und J o n . E s findet sich mit Kit? verbunden: Gen. V, 27- 35. 7- 49» 27. Ex. 20, 21. 29, 45. 46. Lev. 24, 3. Num. 14, 14. 42. 16, 3. 35, 34. Deut. 3, 24. 7, 21. 12, 11. 21. 14, 23. 24. 16, 6. 11. 33, 12. 26. Aber auch an den andern Stellen, in denen Knast? vorkommt, reicht man überall aus mit dem Begriff der Gegenwart Gottes; vgl. Gen. 22, 14. 35, 13. E x . 6, 3. 12, 11. 19, 17. 34, 6. Lev. 9, 23. 25, 21. Num. 12, 8. Deut. 20, 4. 23, 15. 16. 3 1 , 6 . 17. 18. 32, 11. Wie bei J o n . finden sich auch bei P s . - J o n . die Verbindungen JVD (Num. 11, 24. Deut. 33, 3) und Itrnp r u w HO (Ex. IS, 13). e)

Hagiographentargum.

Stellen, in denen WllSt? mit Kit? verbunden ist, sind Ps. 9, 12. 16,8. 18, 12. 44, 10. 68, 17. 18. 30. 74,2. 76,4. 82, 1. 9 1 , 1 . 99,1. Cant. 1, 5. 2 , 1 . 3,4. s , i . 6,10. 7 , n . 8 , 1 4 . 1 Chron. 13, 6. 17, 4. 5 (bis) 6. 23, 25. 2 Chron. 6, 1. 5. 6. 18. 20. 7, 16. 20. 12, 13. 19, 6. 32, 19. 33, 4. 7. Aus allen diesen Stellen erhellt klar die Bedeutung des Wortes. Aber dasselbe gilt auch von den Stellen, in denen fehlt. Auch hier ist WlMC überall die Gegenwart Gottes; vgl. Ps. 17,8. 22,25. 2 7; 930,8. 46,6. 48,15. 65,2. 69,18. 78,60. 102,3. 104,29. 132,14. Job 13, 24. 34, 29. Cant. 1,4. 2, 3. 5, 3. 6. 6, 2. 7, 11. 1 Chron. 4, 23. 2 Chron. 20, 6. 9. 30, 9. Die abstrakte Bedeutung von NiUDt? auch in den Hagiographentargumen erhellt aus der Verbindung m m Ktsmp Watf; vgl. Ps.68, 6. 74,12. 76, 3. Cant. i, 16. 2, 2. 2 Chron. 36, 15. Das NniSt? (IHD) m als auf Erden befindlich wird Ps. 43, 3. 49, 15. 108, 8. 2 Chron. 6, 2 erwähnt. Von der himmlischen NittatP JV3 lesen wir Ps. 90, 1. 91,9. 2 Chron. 6, 21. 30. 39. 30, 27. Von der Gegenwart Gottes als dem Gut des messianischen Reiches lesen wir Ps. 42, 3. 99, 1. 110, 5. Interessant ist Ps. 9 1 , 1 . 4 . V. 1 lesen wir: ¡TTl»» rPUMH «Ip^ "Oiy W t » Nrn. Die göttliche Gegenwart wohnt hiernach in den Wolken der Herrlichkeit. V. 4 stehen Nfl33tS' und Nlp"1 in Parallele, ohne dass man daraus schliessen dürfte, beide Wörter seien identisch. Es steht da: ^ «T/lMP p m n n nnp'1 mnm.

I. ABSCHNITT.

DIE

TARGUME

77

Zusammenfassend sagen wir, bezeichnet eben ganz allgemein die Gegenwart Gottes, während unter seine Erscheinung zu verstehen ist. ist stets „das unpersönliche Zeichen der Gegenwart Gottes" 1 , es ist etwas Abstraktes, während Klp'1 das persönliche Zeichen der Gegenwart Gottes, seine sichtbare Erscheinung, also etwas durchaus Konkretes ist. Dies gilt, wie mir scheint, nicht nur für die älteren Targume 2 , sondern für alle.

c) m m

r o ^ t r und m r n Kroat? *ip\

Eigentümlich ist, dass beide Verbindungen in den babylonischen Targumen nicht recht zu Hause sind. Nur folgende Stellen habe ich gefunden: Ex. 1 4 , 1 4 (Onk. 3): m tont? -jroatsn m m n« n « lyetjn

: m m Tip 11 n v a t ? im j i m r j m

pn

Jes. 4 0 , 2 2 . Am. 9 , 6 (Jon.): S.Tip^ m^tJ» Kön ^Ipm n t ^ n Jes. 6 , 5 (Jon.): ; nyat? np^ m n « Jes. 3 3 , 1 7 (Jon.): :ptm tvaby ^ d m w ip^ iv Ezech. I, I (Jon.): m m Kni3t? ip> Hn . . . . fWl. Sach. 9 , 8 (Jon.): np^ ni^t? 'tsnpö rro:i ntPKl. Es ist einstweilen darauf aufmerksam zu machen, dass Jes. 6 , 5 . Ezech. 1, 1 nach dem Kontext und der hebräischen Vorlage deutlich vom mm 1123 handeln. Es wäre dann unter "lp^ mm „die Herrlichkeit der Gegenwart Gottes" zu verstehen, die göttliche Gegenwart (Kn33t?), sofern sie durch ihr Sichtbarwerden zum K1p> wird. Auch Jes. 3 3 , 17 würde dazu passen, denn der Vers redet von der messianischen Zeit, in der ja bekanntlich die Herrlichkeit Gottes aller Welt offenbar werden soll. Um den Ausdruck m m Nlp"1 WSl? zu verstehen, wenden wir uns an die palästinischen Targume, in denen er sich sehr häufig findet, besonders in Ps.-Jon. und J e r . Ausgangspunkt sei Ex. 3 3 , 3 . Hier hat O n k . : m i t ? p^D« * 6 n « , also Gott will nicht seine aus Israel entfernen. Ps.-Jon. liest nun aber: ^ \T £TO ]13T2Ö npi ni^t? p ' t o W nttfBK f l ^ D11H JliVmtfD WD2 nty. Aus diesem Satz folgert Maybaum*, „dass fcOp"1 eine höhere Bezeichnung Gottes ist, während WUSt? etwas Geringeres, vielleicht blos den Tempel, den Sitz der Majestät 1 Weber, altsynag. u. pal. Theol. S. 179. 2 Maybaum a. a. O. S. 52. 58. 3 Mayb. S. 59 hat falsch gelesen; es ist Ex. 14, 14 vom m m Klp M W die Rede und nicht vom i i m WOt? *ip\ 4 a. a. O. S. 58.

78

II. KAPITEL.

DIE AUSSERKANONISCHEN JÜD. SCHRIFTEN

Gottes bezeichnet." A b e r w o heisst der T e m p e l sonst j e m a l s Nf03tä>? E r heisst vielmehr, wie wir früher sahen, NJ"|J3B> JV2. A n scheinend unbewusst hat nun aber M a y b a u m d a s Richtige g e troffen, indem er "'Ip' W a t P kurzerhand mit identificierte. U n d in der T h a t wird diese Identität beider A u s d r ü c k e zur Gewissheit erhoben durch eine Vergleichung mit dem O n k . - T e x t . W o dieser das einfache Nn33t9 h a t , gebraucht P s . - J o n . d a s komponierte Nlp11 Wat?. Die Herrlichkeit Gottes soll nach E x . 33, 3 nicht mehr dauernd bei Israel weilen, wie beim Wüstenzug in den begleitenden top11 ^¿JJ, dem sichtbaren Zeichen der Gnadengegenwart Gottes, aber gegenwärtig will Gott seinem V o l k d o c h sein, seine Nfl33ty will er unter ihnen lassen, oder wie es bei P s . - J o n . heisst, seine Nlp11 nyatf. W i e versteht man nun grammatikalisch diesen zusammengesetzten A u s d r u c k am besten? A m wahrscheinlichsten scheint mir, dass wir in N 1 ^ die Konstruktion vor uns haben, in welcher der Genitiv eines A b straktums die Eigenschaft bezeichnet. Sie ist im Hebräischen j a sehr bekannt. 1 D a s s diese A r t der Verbindung auch im Syrischen und Aramäischen vorkommt, steht auch fest. 2 W i r hätten dann Nlp'1 fü^tP zu übersetzen mit „Herrlicher Gegenwart (Gottes)." E s dient diese Erklärung zur Bestätigung unserer oben vorgetragenen A u f f a s s u n g von E x . 33, 3 (Ps.-Jon.). Dazu kommt, dass, w o P s . - J o n . N1ps iliOt? hat, bei O n k . stets das einfache steht; vgl. E x . 34, 9. L e v . 26, 12. Deut. 5, 24. Nur Num. 14, 14 steht, wie wir bereits sahen, auch bei O n k . Nlp' WSt?. D o c h ist es durch unsere Darlegung fraglich geworden, ob die Stelle echt ist, da für O n k . der Ausdruck Nlp11 sonst unbekannt ist. In E x . 12,12. Deut. 9,3 liest O n k . überhaupt anders. Im J e r . fand ich nur Deut. 2 6 , 1 5 die Verbindung. Hier hat J e r . N W )Ö " i m p l "ppi nvatr m W Ö O lJiMp^N. Er hat also ausser "Jtsnip noch "pp\ Man könnte nun übersetzen: „das Haus deiner herrlichen und heiligen Gegenwart." D a n n käme die Stelle für uns in Betracht. A b e r es ist ebenso möglich, "l^p1 "Jtinipl als Substantiva zu fassen und zu übersetzen: „das Haus, da deine Herrlichkeit und Heiligkeit wohnen." Ä h n l i c h könnte auch Deut. 5, 24 (Ps.-Jon.) erklärt werden. W i r lesen da: NH nnp^ m W rp NiH^N m m tni^n pnrp WIN, w a s auf die Sinaioffenbarung geht.

1

Gesenius K a u t z s c h , hebr. Gramm.25

2

N ö l d e k e , syr. Gramm. $ 205. B .

§ 128. h-i.

I. ABSCHNITT. DIE TARGUME H ä u f i g e r n o c h als «Ip^ n v a » palästinischen Targumen.

findet

sich NniDtf "Ipi in d e n

B e t r a c h t e n wir zuerst P s . - J o n .

in B e t r a c h t k o m m e n Gen. 47, 31. 49, 1. 3 2 , 5-

33» 5- 2 3-

N u m . 1 1 , 17. 20.

33, 2. 1 6 , w o

Onk.

an

Stellen

folgenden

79

1 2 , 9.

einen a n d e r n des

E x . 3, 6.

Text

Ps.-Jon.

21, 7. bietet.

Nni3t?

14, 10. 20, 6.

34,29.

40,34.35.

L e v . 9, 23.

16, 7.

Deut. 31, 15. Dagegen

"Ip1

ein

Nlp'1 b e i O n k . als Parallele: G e n . 28, 16. E x . 3 , 6 . 24,11.13.16.

Nicht

13, 2 1 .

hat

einfaches

16,10.

20,21.

N u m . 10, 33. 36.

Kn33tP "1p1 „die Herrlichkeit der G e g e n w a r t " h e i s s t

also die G e g e n w a r t G o t t e s , s o f e r n sie mit d e r Herrlichkeit verk n ü p f t ist.

A n und für sich ist n o c h l a n g e nicht g e s a g t ,

dass,

w o die Kfi33t!>, G o t t e s G e g e n w a r t , ist, a u c h sein Nlp"1, seine Herrl i c h k e i t sein muss.

D i e s e ist an einen b e s t i m m t e n O r t g e k n ü p f t ,

j e n e k a n n a n mehreren O r t e n mit s e i n e r Herrlichkeit m m

NnJ3ti> reden.

einem W o h n e n E x . 17, 7.

d e s NriJ3t? Ip 1 reden k a n n

24, 16.

N u m . 10, 36.

N u m . 10, 33.

D e u t . 3 1 , 15.

33, 2. 16).

11,17.

2 4 , 16.

L e v . 26, 12

3 3 , 23.

12,9.

mögen

16, 7.

hin.

40, 34. 35.

Dazu

24, 1 1 .

kommt,

L e v . 9, 23.

beiden

20,6.

21,7.

Bedeutung

32, 5.

dass

34, 29.

E x . 16, 10.

N u m . 14, 10.

20, 6 1 p>

Dieses Resultat ver-

a u c h nicht die z w e i S t e l l e n E x . 17, 7. An

einem

2 4 13. 33, 23.

14,10.

Nn33t7 die Ü b e r s e t z u n g d e s hebr. 1123 ist. zustossen.

(Gen. 28, 16.

A u f die v o n uns e r k a n n t e

v o n NrODt? "lp' weisen deutlich E x . 3, 6. 4 0 , 34. 35.

zugleich

11, 20), als v o n

E r s c h e i n e n (Gen. 47, 31. 4 9 , 1 . E x . 13, 21. L e v . 9 , 23.

Ist G o t t

s o k a n n m a n v o n d e m "lp1

S o ist erklärlich, w i e m a n e b e n s o g u t v o n

(tat?)

20, 21.

z u g l e i c h sein.

anwesend,

L e v . 26, 1 2 u m -

Stellen scheint mir O n k . mit d e m ein-

f a c h e n Kroate e n t s c h i e d e n d a s R i c h t i g e r e zu h a b e n . Im J e r .

findet

sich NfDStP 1p11 an f o l g e n d e n S t e l l e n : D e u t .

3 3 , 1 6 (mit P s . - J o n . ) G e n . 2 2 , 1 4 , w o a b e r P s . - J o n . e i n f a c h NfliStP hat.

Doch

m m

r i c h t i g e r zu sein als d a s

Ps.-Jon.

scheint

die L e s a r t d e s J e r . « « 3 » m m

D e n n 22, 4 h a t P s . - J o n . : p y . K ö m

«Uta ty Y ü p top" 1 «.

"1p1 ^ J ? H^JnK

«fliSt? l^J? n ^ J n « p n

bei

TV D T D « *)pn

A l s o hat das T a r g u m bei der Offenbarung

in G e n . 22 e n t s c h i e d e n a n eine O f f e n b a r u n g der Herrlichkeit G o t t e s gedacht

und

Gegenwart.

nicht

an eine b l o s s e O f f e n b a r u n g der g ö t t l i c h e n

S o wird J e r . mit seiner L e s u n g

P s . - J o n . i m R e c h t e sein.

KfliSW "1p1

gegen

W o h n t n a c h P s . - J o n . zu G e n . 49, 27.

in B e n j a m i n nur die K ö t y n ö ni'Ot?, so n a c h J e r . der Nr03tP 1p"1« mm.

Bei

Jer.

haben

wir

also

noch

eine

Steigerung

theologischen A n s c h a u u n g von der G e g e n w a r t Gottes.

der

J e r . zu

80

II. KAPITEL. DIE AUSSERKANONISCHEN JÜD. SCHRIFTEN

E x . 1 4 , 1 4 lesen wir: p V *i3jn «m «Trastp mm pbrnn xb p^lp Dass hier «n33tr np^ nicht blos die Gegenwart Gottes ist, zeigt der Zusammenhang, in dem sich der «Tfi33ty "lp11 vorfindet, und die Art, in der die Herrlichkeit Gottes den Israeliten zum Sieg verhilft. V . 14 ist durch V . 19 näher erklärt, wo die Wolke hilft (vgl. oben S. 52). Mit E x . 14, 14 steht 15, 3 auf einer Stufe. In beiden Versen weiss P s . - J o n . nichts von der Herrlichkeit. E x . 19, 18 lesen wir: p «T^O "IDJJ ^ D l «11631 «niMn nanbtra m m «nast? np^ •nby mp. Dass auch NrDSt? 1p s hier = "1123 ist, erhellt aus der sichtbaren Offenbarung in Feuerflammen und aus der bekannten Thatsache, dass die Offenbarung auf dem Sinai eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes war. A u c h ist « l i m «Ip11 "nty "^Dl «IIB eine sich häufig wiederholende Phrase; vgl. nur P s . - J o n . zu E x . 3,1. 18,5. 20,20. 24,13. In Jer. zu E x . 34,6 ist mit den Worten 1101p m m mrüDtr np^ "DJ» die bekannte Schilderung der Herrlichkeitsoffenbarung gegeben. A u c h hier hat Jer. gegen das farblose "OflK by ,"pnj3t? «mm "DJJK1 bei P s . - J o n . entschieden das Richtigere. Wenn Jer. E x . 40, 38. Deut. 32, 10 von dem "lp"1 )}J> NrD3tP die Rede ist, so ist dies nur daraus erklärbar, dass es einen top 1 pj> (so auch P s . - J o n . z. St.), aber keinen KnJ2t? ]2J? gab. Nun können wir auch die einschlägigen Stellen in den Propheten- und Hagiographentargumen verstehen. Jes. 40, 22 A m . 9, 6. Sach. 9, 8 kann "lp11 ebenso gut die Stelle eines A d jektivs vertreten, worauf das Verb ,"lt5>« führen würde, als die eines Substantivs, so dass von der Gegenwart der göttlichen Herrlichkeit die Rede wäre. Die Erklärung des in den gleichfalls schon oben citierten Stellen Jes. 6, 5. 33,17. Ezech. 1, 1 vorkommenden «ni3t? "lp11 ist durch die vorangehenden Ausführungen gegeben. Diese Stellen bestätigen nur das gewonnene Resultat. Übrigens ist Jes. 33, 17 von dem NrD3tP "lp11 als dem Heilsgut des messianischen Reiches die Rede. 2 Chron. 7, 1 ist NilJ3ti> 1p"1« Übersetzung des hebr. 1123 und bestätigt nur unsere Auffassung von der Bedeutung der Redensart. 2 Chron. 18, 18 ist der KnJ3B> lp11« sofort als die göttliche Herrlichkeit erkenntlich. Der Anklang an Jes. 6 ist zu stark. "jnJ3t? 1p'1 2 Chr. 6,18 entspricht einfachem "flp"1 1 R e g . 8, 27. A l s o auch in den Hagiographen ist «JUSt? "lp11 = 1133. Ps. 44, 25 hat das targ. p^DIl "pp^ W a t ? na1? als hebr. Vorlage TilDD "pD ¡113^. Nun war zu konstatieren 1 , dass dem 1

Vgl. oben S. 74.

II. ABSCHNITT.

DIE ALTTESTAMENTL.

APOKRYPHEN

8l

hebr. D'JS in den Targumen häufig ein Nfljaty entspricht (Ex. 33, 14. 15. Deut. 3 1 , 1 7 . 18 bei O n k . und Ps. 22, 25. 27,9. 30,8). A u f derselben Stufe steht Ps. 44, 25: n33t? ist also mit „herrlicher Gegenwart" zu übersetzen. Ps. 115, 16 lesen wir Wöt^ A u c h hier kommt man mit der Fassung von N^lp*1 als Genitiv der Eigenschaft aus, ebenso Cant. 3 , 3 . 4 , 6 . 5 , 6 , wo es ausserdem nahe liegt, von der Gegenwart Gottes zu reden, und es nicht abzusehen ist, was eigentlich die göttliche Herrlichkeit da thun soll. Das Resultat unserer Untersuchung über die Begriffe nJOtP «1p 1 und NniSt? Ip"1 ist also, dass letzterer identisch mit «1p"1 (1133), jener mit KnJDt? ist. A l s Gesamtresultat bezüglich der Untersuchung des Begriffs m m Nip1 resp. m m Knist? in den Targumen hat sich uns nun ergeben: der Begriff dient dazu, wie in der exilischen und nachexilischen Literatur, Gottes Herrlichkeit, die seine äussere Erscheinung ausmacht, zu schildern. D a aber der Begriff des nirpT Nlp11 zugleich in messianischen Stellen als ein Heilsgut der neuen Zeit erhofft wird, dürfen wir schliessen, dass auch für die Targume der Begriff der Herrlichkeit Gottes ein messianischer gewesen ist. D a aber die in Betracht kommenden Stellen zum weitaus grössten Teil auf eine Vorlage zurückgehen, die schon messianisch war, also nur Ubersetzungen sind, ist nicht auszumachen, in welchem Mass die Vorstellung von Nlp"1 als einem messianischen Begriff auch im Volk wirksam gewesen ist, ob er überhaupt zur Zeit der Entstehung der Targume ein lebendiger Faktor war, mit dem die biblische Theologie zu rechnen hat. Wie sehr aber der religiöse Glaube zur Zeit Jesu auf das Erscheinen der göttlichen Herrlichkeit hoffte, ist aus den jüdischen A p o kryphen und Apokalypsen zu entnehmen. II.

ABSCHNITT

DIE A L T T E S T A M E N T L I C H E N APOKRYPHEN.

T o b . 3, 16 (N)2 wird das Gebet erhört ¿vumiov T^5 5o5rjq TOO Beoö. 1 Der Begriff der KnJ3» resp. tnp 1 fU31ff kommt für uns weiterhin nicht mehr in Betracht. 2 Citiert sind die Apokryphen und die Psalmen Salomos nach Swete; ausserdem sind zu Rat gezogen die Apokryphen und Pseudepigr. des A T . v. Kautzsch.

v. G a l l , D i e Herrlichkeit Gottes.

6

82

II. KAPITEL.

DIE AUSSERKANONISCHEN

JÜD.

SCHRIFTEN

12, 12 (N) sagt Raphael: TrpoaiVrcrrov tò |ivr]|aócruvov xrjs Trpoffeuxni; tinwv èvdmiov xns òóEriS Kupiou. Und 12, 15 (B) sagt derselbe: èfù) eijnì 'Pacpar|\, elq èK xuiv éTTTÙ àfiwv affeXaiv 01 Trpoaavacpépoucriv xàq Trpocreuxàs tuiv à^iiuv Kaì ÉÌffTropeuovxai èvwmov xnq òó£r|S toO ófiou. Ähnlich liest auch X. Nach diesen Stellen ist die òó£a Kupiou (GeoO) Gottes herrliche Erscheinung, die ihm für sich im Himmel eignet, und die dem Menschen entzogen ist. Zu ihr haben nur die sieben Engel Zutritt. Wir könnten aber auch ebenso gut òóSa abstrakt fassen, denn es ist unbeschadet des Sinnes zu entbehren, wie dies auch' bei 12, 12 (B) der Fall ist. Gottes Herrlichkeit wird auch in den Apokryphen grob sinnlich vorgestellt. Sap. 7, 25 lesen wir, dass die Weisheit eine drróppoia xfjq xoü TravTOKpdxopo? òóHriS eiXiKpivife ist. Man könnte versucht sein, bòia hier mehr ethisch-religiös zu fassen und nicht sinnlich. A b e r lesen wir 7, 25. 26 aufmerksam durch, so finden wir, dass die boia immer noch sinnlich zu verstehen ist. Die Weisheit heisst ja auch V . 26 dnauTctcT)ua . . . qp 111x05 òiou, Kai ÉcroTTxpov àiai\iòiuxov xfj? xoO GeoO èvepYeia?. Wenn sie auch V . 26 ekcUv xrjg öYa60xr|xos heisst, so spricht das nicht dagegen. Das Bild der göttlichen Güte ist die Weisheit natürlich auch. Mit unserer Auffassung von òó£a in Sap. 7, 25 stimmt es, wenn es Sap. 9, 10 heisst, dass die Weisheit komme dorò Gpóvou òó£ris (dou). Der Thron der Herrlichkeit Gottes ist uns j a bekannt als der Sitz der òóSa. 1 Interessant ist Sir. 50, 7, wo es von Simon II. heisst 2 : ujq rjXioc; eKXct^TTujv ètri vaòv 'Yijjiaxou, Kai iLq xóSov «puixiCov èv vecpéXaiq òó£r|