Die heidnische Nekropole unter St. Peter in Rom: vol. II : Die Mausoleen E-I und Z-PSI 9788870629033, 9788891306081


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German Pages 216 [229] Year 1995

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Die heidnische Nekropole unter St. Peter in Rom: vol. II : Die Mausoleen E-I und Z-PSI
 9788870629033, 9788891306081

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INHALT

Aelii

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^

209 22

MAUSOLEUM E (der Aelii) 1. BAUBESCHREIBUNG

Trotz seiner geringen Dimensionen fillt das Mausoleum E (Taf. 10-12.36-38) durch seine rei-

che Ausstattung auf 82, In der Front mifit es 446 m, in der Tiefe 5,90 m - wenn man die Rückwand

so dick wie die seitlichen Wände ansetzt -, was 15 x 20 Fuß entspricht. In der Fassade ruht auf der

niedrigen Sockelzone mit grober Ziegelsetzung die Wand. Sie ist gemauert aus Ziegeln von 3-35 cm

Dicke, wobei 10 Schichten ca. 34 cm hoch sind.

Wegen des Verlaufs der Bauanschlüsse wurde es

nach Mausoleum D und vor F errichtet. Von dem Travertinrahmen der Tür ist nur der Schwellstein (Abb. 66) erhalten, über dem das Profil der Sockelzone ausliuft. Dieses bog, wie cine Vertiefung in dem Gußkern nahelegt, zwischen Wandfläche und Travertinrahmen nach oben um. Die Dicke der Pfosten läßt sich bis zu den Angel-

Profil aus je einer, der Fries und das Profil darüber aus je zwei. Die Giebelplatten aus Terrakotta sind vorgemauert und geradlinig beschnitten. Die Giebelspitze fällt um 2 cm aus der Achse der Fassaden heraus. Die Kapitelle schließen sich oberhalb des oberen Titulusrandes an, der direkt von den Pilastern gerahmt wird. Das Titulusfeld besitzt Außenmaße von 1085 x 905 cm und im Innern 865 x 685 cm. Danach wären die Pilaster ca. 90 cm hoch. Zählt man eine Basishóhe von ca. 10 cm (drei Ziegelschichten) hinzu, blieben für die Hóhe des Türsturzes mit dem umlaufenden Ziegelprofil 20-21 cm übrig. Es hätte den Sockel für die Pilaster der Titulusrahmung gebildet, wobei in der Zeichnung eine lichte

löchern auf 17 cm berechnen. Insgesamt wären sie 23 cm breit, und für die Tür ergäbe sich eine lichte Weite von 68 cm. Die Türhöhe ist nicht direkt erschließbar. Sie resultiert vielmehr aus Maßen und Pro-

portionen der übrigen Elemente der Fassade. Das Titulusfeld ist mit einem reich verzierten Rahmen umgeben (Abb. 63-64). Von innen nach außen

folgen aus gelbem Ziegelmaterial gearbeitet lesbisches

Kyma,

Eier-

und

Blattstab.

Dieses

Feld

flankieren mit einem doppelten Flechtband gefüllte Pilaster. Die Windungen sind aus gelbem Ton, die runden Füllsteine aus rotem und die in der

Mitte aus Tuff geformt. Die Profilziegel liefen auf

allen Seiten um. Unten endeten die Pfeiler sicherlich in Basen. Das korinthische Kapitell besteht aus fünf Ziegelschichten; Architrav und dessen

Abb. 63 Mausoleum E, Titulusfeld, Inst.Neg. 84.5735.

* Die Zählung der Seiten, Abbildungen und Anmerkungen schlißt an den 1. Farzitel an. Außer den bisher üblichen Abkürzungen (Fasz. 1 S. 7) wird folgende gebraucht: Gräberstraßen Römische Gräberstraßen, Hrsg. - H. v. Hesberg - P. Zanker, AbhMiinchen (1987) 72 A, Ferrua, BullCom 70, 1942-43, 98f. Josi, Grotte 191. H. Speier,in: Vermächtnis der antiken Kunst, Hrsg. R. Herbig (1950) 2066. H. Mielsch, RendPontAce 46, 1973-74, 85f. H. Mielsch, Róm. Stuckreliefs, 16. ErgH RM (1975) 164K 100. W. Eck, in: Gräberstraßen 65.

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

tee Abb. 64 Mausoleum E, Detail der Titulusrahmung, Photo Fabbrica di San Pietro.

Türhöhe von ca. 133 cm (45 Fuß) angesetzt wurde. Freilich kénnte sie auch etwas hóher sein, womit die Plinthen der Pilaster um eine Schicht niedtiger ausfielen. Seitlich band der Sturz in die Wände ein, ohne daß sich seine Breite exakt bestimmen ließe. Aus allen Indizien ergibt sich eine niedrige

Tür mit aufwendiger Titulusrahmung. Das entspricht in der Ausstattung den übrigen Elementen der Fassade, so daß die Alternative zu dieser Lösung - eine hohe Tür mit Pilastern ohne Basen darüber - cher ausgeschlossen erscheint 1». Das linke, weitgehend erhaltene Fenster (vgl. Abb. 65) weist Außenmaße von 48 x 70 cm. Gelbe Ziegelstreifen verbunden mit einem roten Profilziegel setzen die Marmorplatte gegen die Wand ab. Oben liegen zwei Profilziegel als Abdeckung auf und tragen den Giebel mit derselben Rahmung.

?? Beispiele von Pilastern ohne Basen sind mir nicht bekannt.

Abb. 65 Mausoleum E, Ostfenster, Inst. Neg. 84.5736.

Das abschließende Gebälk der Fassade (Abb. 91.92)

besteht

aus

einem

Zweifaszienarchitrav,

dem Fries und dem Gesims aus einer engen Konsolenreihe und darunter dem von Profilen beidseitig gerahmten Zahnschnitt. Im sonst unge-

schmückten Friesfeld findet sich in der Mitte ein

einzelner seitlicher Profilziegel, der auf die Rahmung eines Fensters dort weist, das - bezogen auf die Fassadenachse - eine quadratische Grundform besitzt. Gewisse Unregelmäßigkeiten zeichnen die

Ausführung des Gebälks aus. Die untere Faszie des Architravs setzt auf der Ostseite eine Schicht höher als im Westen an. Der Grund dafür ist nicht direkt erkennbar. Möglicherweise war in dieser Schicht für den Treppenaufgang im Innern ein Fenster eingelassen, wodurch sich beim Aufmauern ein Irrtum ergab. Auch in der Reihe der 10 cm breiten Konsolen, deren Ansätze z.T. noch

MAUSOLEUM E.

73

Abb. 66 Mausoleum E, Südwand von Innen, Inst.Neg. 84.5684.

zu sehen sind, bleibt der äußerste, westliche Zwischenraum etwas enger als der sonst übliche von 23 cm, da dort auch der Friesabschluß nicht direkt lotrecht mit der Außenwand des Mausoleums fluchten konnte. Die Gestalt des Giebelfeldes wird der üblichen Form entsprochen haben, womit dann auch im Schräggeison Konsolenreihen saßen. Im Innern des Mausoleums sind von dem Mosaikboden (Abb. 67) besonders in der Mitte und vor dem Bodengrab der Nordwand große Partien erhalten. Auf der südlichen Innenwand ist die Stuckverkleidung weitgehend zerstört, wodurch das regelmäßig gelegte Opus Vittatum sichtbar wird. Nur der Putz in den Fensteröffnungen ist

sichtbar, sogar als Streifen in dem vermauerten Fenster des Frieses. Ansonsten blieb die Südwand ohne Schmuck. Die übrigen Wände des Mausoleums gliedern sich in der üblichen Weise in Sockelzone von ca. 115 cm Höhe und reichem Stuckprofil - dessen

plastischer Dekor freilich an keiner Stelle erhalten

ist - und einem Aedikulaprospekt darüber. Auf der Nordwand

ruht über dem Arkosol

des Sockels zentral eine Halbkuppelnische (Abb.

70.74), zu der nach beiden Seiten symmetrisch jeweils zwei Rechteck- und dann zwei Halbrund-

nischen angeordnet sind. Die Halbkuppelnische

war ursprünglich - wie der rauhe Unterputz zeigt mit einer Muschel gefüllt. Diesen Schmuck darf man ebenfalls für die zentralen Nischen der übri-

gen Wände annehmen. Zu der ursprünglichen Ausstattung dieser und der anderen Wände gehörten in den Stuck eingelassene Marmortäfel-

chen als Tabellae. Hier liegen die der unteren Halbrundnische schon unter dem Sockelprofil 4.

Die zentrale Position der Halbkuppelnische betont die orangerote Färbung der Friese dort und der Dreiecksgiebel

dariiber.

Hinzu

kommt

die

von einer Muschel gefüllte Halbkuppel. Sie schließt nach vorne mit einem blauen Fries in der

Archivolte ab, von der Partien modern ergänzt

34 Diese Tabellae sind alle unbeschriftet. W. Eck, in: Gräberstraßen 66 Abb. 12, ders.,in: FestschriftK. Christ (1988) 1346.

74

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

“as

Abb. 67 Mausoleum E, Treppenaufgang, Photo Fabbrica di San Pietro.

und aufgemauert sind. Säulen standen nur zu seiten des Giebels und in den Ecken, nicht aber dazwischen. In den Ecken ist das Stuckgebälk mit seiner reichen Profilfolge von Astragal, Zahnschnitt, Eierstab und lesbischem Kymation am besten erhalten. Die Westwand zeigt das System der Seitenwände (Abb. 72-74) vollständig. Zu beiden Seiten des Arkosols liegen zwei halbrunde Urnennischen. In der Acdikulazone wird eine zentrale

Halbkuppelnische auf den Seiten von zwei kleineren flankiert (O 1-3). Zwischen sie hat man jeweils zwei

Rechtecknischen

gesetzt

(O

6-7

u.

11-12)

und an den Rand jeweils zwei Halbrundnischen (Ὁ 4.8.9.13). Alle Nischen enthielten ursprünglich zwei Urnen. In der Nische O 2 ist zwischen die beiden Urnen noch eine Libationsröhre einge-

mauert 05, Auch hier finden sich in reicher Zahl die Marmortabellae, 7.T. freilich sind sie ausgebrochen. Im Innern des Arkosols ist die große

5 zu solchen Röhren: V. Kockel, Die Grabbauten vor dem Herkulaner Tor in Pompeji (1983) 40.

MAUSOLEUM E.

75

Sockel ist ein Arkosol eingefügt, und im Norden eine Halbrundnische. Unterhalb der Treppenwölbung liegt eine kleine Rechteck- (für Aelia Saturnina) und auf der Ostwand des Treppensockels eine Halbrundnische. Außer der Rechtecknische enthalten alle anderen zwei Umen. Oberhalb des Sockels bildet eine Halbkuppelnische mit ursprünglichem Muschelabschluß das zentrale Motiv. Zu beiden Seiten schließen je zwei Rechtecknischen übereinander an. Unter dem Treppenzwickel kommen drei Halbrundnischen hinzu, zwei übereinander und die dritte im äußersten Winkel schon ein wenig in das Treppenunterlager eingebettet. Alle enthalten cbenfalls zwei Urnen. Die Gestaltung des Dreieckgicbels entspricht dem der Nordwand. Ein Bukranion als Füllung ist vorhanden. Der Giebel wird vom Treppenlauf überschnitten. Die Treppe gliedert sich in zwei Läufe. Der

Sockel ist aus Opus Vittatum gemauert, der Rest Abb. 68 Mausoleum E, Treppe mit Absatz, Inst.Neg. 84.5685.

marmorne Inschriftenplatte für T. Aelius Tyrannus eingelassen 16, Die Drehung der Kanneluren an den Sáulen der Mittelnische läßt sich aus den Resten über den Basen noch für beide Seiten erschließen. Sie liefen gegeneinander. Die übrigen Säulen besaßen gerade Kanneluren. In der Südwestecke fehlen Hinweise auf eine Säule. Nach den Abdrücken der Kapitellvoluten, die in reicher Zahl vorhanden sind, handelt es sich überall um denselben Typus. Ähnlich wie auf der Nordseite werden auch

hier die zentralen drei Interkolumnien durch den orangefarben eingefärbten gegen den übrigen roten Fries abgesetzt. Über dem z.T. noch gut erhaltenen Stuckgesims liegt die Folge der Giebel mit dem Dreiecksgicbel in der Mitte, den die Segmentbogen seitlich rahmen. Vor der Ostwand sitzt der Treppenaufgang (Abb. 68.69). Dadurch wird die Stuckdekoration auf engeren Raum zusammengedrängt 97, Im

Abb. 69 Mausoleum E, Treppe während der Ausgrabung, Photo Fabbrica di San Pietro.

186 B, 61,5 x 35 cm. Zu den Inschriften vgl. W. Eck, in: Gräberstraßen 70, ders., ZPE 65, 1986, 246ff. 7 Vgl. die Situation in Mausoleum F und H.

76

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 70 Mausoleum E, Nordwand, Inst. Neg. 84.5681.

Abb. 71 Mausoleum E, Ostwand, Inst.Neg. 84.5680.

aus Ziegeln von 3-3, 5 cm Héhe. 10 Schichten sind

Da für die Rekonstruktion dieses und der Mausoleen F und H die Funktion der Treppe von Bedeutung ist, sei sie hier exemplarisch erläutert. Man dachte an drei Möglichkeiten: sie konnte zu einem hinter dem Mausoleum gelegenen Gelände

ca. 50 cm hoch. Nach dem Richtungswechsel läuft das Treppenunterlager mit einem knappen Bogenansatz am Sockel ziemlich steil in einer Gerade zur Decke empor. Die Stufen fallen deshalb schr eng und hoch aus. Die unteren vier hinter der Südwand sind 57 cm breit, ca. 28 cm hoch und 22

cm tief, die übrigen etwa 59 cm breit und bei gleicher Tiefe ca. 30 cm hoch. Die Stufen sind also al-

le ca. einen römischen Fuß hoch 8, Von der Decke sind größere Partien erhalten (Abb. 74). Es handelte sich um eine gedrückte Längstonne mit einer Quertonne in der Mitte. Das

Gewölbe ist aus Tuffbrocken geformt. Die Höhe des Mausoleums gibt sich aus der Krümmung des Gewölbebogens zu erkennen, zugleich auch aus der Folge der Treppenstufen, die mit dem oberen Abschluß der Terrasse bündig geendet haben werden. Die Höhe läßt sich bis unter den Deckenscheitel vom Fußbogen im Innern auf im Mittel 4,04 m ablesen. Rechnet man in Analogie zu anderen Mausoleen für die Decke ca. 44 cm (1,5 Fuß) hinzu, wird die Terrassenfliche bei 450 m über dem Niveau des Bodens gelegen haben, was 15 Treppenstufen entspricht 19, 8 29 10 14

geführt haben, zu einem oberen Stockwerk oder

auf eine obere weitgehend offene und von einer Brüstung umschlossen Terrasse. Der ersten Lösung gaben die Ausgräber (für Mausoleum O) und ihnen folgend J.B. WardPerkins und J. Toynbee den Vorzug "Ὁ, Als Argumente führen sie die Steigung des Geländes und eine Öffnung im oberen Teil des Mausoleums O

an, die auf das Feld Pi münden soll. Die Öffnung aber ist sekundär durchgebrochen und wohl deshalb, wie zu zeigen sein wird "41, anders zu erklären,

Gegen eine solche Lösung spricht vor allem die Lage der Treppe. Bei allen Mausoleen, in denen der Aufgang zum ursprünglichen Bestand gehört, liegen die Treppenläufe innerhalb der ‚Außenmauern und enden mit ihrem oberen Austritt vor der Nordwand. Das Gelände hätte folglich direkt an die Dachflächen anschließen müssen. Das scheint schon bei den unterschiedlichen

In Mausoleum F und H sind sie nur 24 bzw. 26 cm hoch. Vgl. zu róm. Treppen, F. Mielke, AW 8, 3, 1977, 418. 15 róm. Fuß = 4,425 m. Esplorazioni 50. Toynbee u. Ward Perkins 40. 50. Im 3. Faszikel dieser Publikation.

MAUSOLEUM E

7

Abb. 72 Mausoleum E, Westwand, nördlicher Abschnitt, Inst Neg. 84.5682.

Abb. 73 Mausoleum E, Westwand mit Marmortafeln, Inst Neg. 84.5683.

Höhen der Mausoleen E, Fund H kaum möglich. Bei der sehr viel niederen Hóhe des Mausoleums

schließbarkeit der Grabbauten, auf die man sorgfältig achtete, sinnlos. Es hätte sich also hinter dem Mausoleum ein Garten oder Triklinium verborgen, was im Vergleich mit ähnlichen Nekropolen ungewöhnlich wäre 14!

D neben E ist es aber ausgeschlossen, so starke Geländewellen anzunehmen 19.

Hütte man nur das Gelände hinter den Grabbauten erschließen wollen, bliebe überdies unverständlich, warum man so sehr bemüht war, die

Treppenläufe auf die Grundfläche der Mausoleen

zu beschränken, daß sogar - wie bei Mausoleum F

- die Fassade in ihrer Symmetrie weitgehend

verändert wurde. Außerdem mußte in jedem Fall

der obere Austritt der Treppe gegen Regen gesichert werden. Leichter wäre es gewesen, die Treppe durch die Nordwand zu führen, mit einer üblichen Tür zur sichern und im Gelände enden zu

lassen 19.

Die Durchgünge kónnen nur der privaten Nutzung gedient haben, sonst wäre die Ver-

Nimmt man entsprechend anderen Mausoleen 1 ein oberes Stockwerk an mit etwa der gleichen Höhe und einer ähnlichen Ausstattung wie den unteren “5, hätten sich unter dem Schutt mehr Reste davon finden müssen. Weder aber sind ungewöhnliche Stücke der äußeren Zicgelverkleidung noch Stuckdekorationen von der inneren Ausstattung vorhanden, sondern alle Teile lassen sich den vorhandenen Dekorationssystemen der Kammern leicht zuordnen. Außerdem bleiben die Außenwände für ein zweites Stockwerk in der Regel zu schwach, wie man besonders hier am

142 Das Gelände steigt vielmehr nach den vorliegenden Aufnahmen regelmäßig von S-O nach N-W an, vgl. den Gesamtplan: Verf., Gräberstraßen, Abb. 2-4. 18 Ein solcher Gang führt z.B. zu Bezirk Q, Esplorazioni 93ff. Abb. 68. 4 In der Nekropole vor der Porta Laurentina in Ostia aus claudischer Zeit liegen Gärten vor den Mausoleen, M. Floriani Squarciapino, Le necropoli, Scavi di Ostia III 1 (1955) 61ff., ebenso in der Isola Sacra, G. Calza, La necropoli del Porto di Roma nell’ Isola Sacra (1940) 618. 19 Claudius Vitalis: Nash, Rom II, 324ff. Abb. 1091. 4 Bei der Tomba Barberini an der Via Latina scheint im Obergeschoß ein überdachtes Triclinium gelegen zu haben, ΜΙ, Riccardi, Palladio 16, 1966, 151ff. R. Egidi, BullCom 92, 1987-88, 389ff. Abb. 89Hf. Ähnlich war u.U. ein weiteres Grab an der Via Latina gestaltet, L. Quilici, Collatia, Forma Italiae 1, 10 (1974) 794 Abb. 1804ff.

78

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 74 Mausoleum E, Rekonstruktion der Innenwände (W, N, O), K. Gaertner (1 : 50).

MAUSOLEUM E

Mausoleum E schen kann “7. Neben den niedrigen Mausoleen D und G hätten zweistöckige Bauten geradezu erdrückend gewirkt, ein Effekt, den man cher vermied 1%, So werden die Treppen auf eine offene Dachterrasse geführt haben, von deren Gestalt sich freilich kaum mehr cine Vorstellung gewinnen läßt 1°, Sie wird in ihrer Größe mit der Grundflä-

che des Mausoleums übereingestimmt haben. Sicherlich besaß sie eine wohl gemauerte Brüstung und damit verbunden ein entsprechendes Abflufisystem für Regenwasser. Da alle Grabbauten schon insgesamt nach vorne hin zum Iter eine leichte Neigung aufweisen, wird die Terrassenfläche ihr gefolgt sein, so daß in Verbindung mit Öffnungen auf der Front zu beiden Seiten des Giebels der Abfluß garantiert war. Der Treppenaustritt ist bei keinem Mauso-

eum erhalten. In Frage kommt ein Lukenverschluß, bei dem die Abdichtung gegen Wasser gewisse Probleme gebracht hätte. Man hätte ihn auch

schwer handhaben können 150, Vielleicht war die Öffnung von einem Aufsatz übermauert, der mit einer

Tür seitlich verschlossen werden

konnte.

Freilich lassen sich aus der Antike erhaltene Anlagen als Analogien nicht nennen. Der Terrassenboden mag mit Ziegel- oder Marmorplatten gedeckt gewesen sein P! Ein Triklinium hätte auf den Terrassen aller vier Mausoleen Platz gefunden (E, F, H, O), auf E und O freilich nur ein schmales mit Banklängen von ca.

3,60 - 4,00 m. Die Bänke waren dabei wohl kaum

massiv aufgemauert, denn damit wäre ihr Gewicht für die Decke zu schwer geworden. Eher handelte es sich um Holzmöbel oder Matten, von denen naturgemäß nichts mehr erhalten ist 155, Später veränderten neu hinzukommende Bestattungen das Ausschen des Innern von Mausoleum E. Im Nord- und Ostarkosol fügte man neue

79

Gräber ein, die sich durch ihre Abdeckung mit schweren Marmorplatten auszeichnen (Abb. 70.71). Diese

sind 85 cm

dick und 235

x 72

cm

groß. Die Platten ruhen auf ähnlich starken, seitlich in die Graböffnungen eingestellten Platten auf. Solche Stützen fehlen auf der Vorderseite, weswegen beide Deckplatten in der Mitte gebrochen sind. Auf der Oberseite der Platte vor der Ostwand sind eiserne Haken eingelassen, möglicherweise um sie besser bewegen zu können. Da die eingestellten Stützplatten ebenfalls in dem Arkosol der Westseite zu finden sind, darf man auch dort ursprünglich eine entsprechende Deckplate erwarten 9), Neben der Südseite dieses Arkosols gibt eine Tonplatte mit Öffnung die Lage einer Urne darunter zu erkennen, In der Nordwestecke ist zwischen die Deckplatte und Wand ein kleines Grab eingefügt, das unregelmäßig mit Marmorplatten abgedeckt ist. Der Platz der wohl zugehörigen Tabella ist an der Nordwand noch zu schen. Im übrigen lief das Bodenmosaik trotz aller Zerstörung bis an die Bodenplatte heran. Auf den Seitenwänden wurden später in die Nischen weitere Urnen eingemauert. Bei O 1 sind

davon Reste zu schen, während sie in O 5 und 7 erhalten sind. In

W 3 ist eine Marmorurne mit ei-

ner Zementbettung eingefügt. Vor W 5-7 waren,

nach den falzartigen Eintiefungen der Nischen zu schließen, Marmortafeln aufgestellt. Die

konstantinischen

Bauarbeiten

setzten

dem Bau nur wenig zu. Auf der Front wurde der Travertinrahmen der Tür, die Pfosten und der Sturz herausgerissen, damit verbunden wohl auch die Marmorplatte des Titulus und des östlichen Fensters. Bei diesen Arbeiten zerstörte man auch die Unterseite der Rahmungen. Zugleich wurde der Giebel abgetragen und das Dach aufgehackt. Die Lücken in der Fassadenmauer füllte man aber

19 Diese Wandstärke beträgt nur ca. 50 cm.

14 In der Isola Sacra 2.B. liegt Mausoleum Nr. 29 eher isoliert, Calza a.O. 65 Abb. 18. 19 Dachterrasse: A. v. Gerkan, in: Von antiker Architektur und Topographie (1959) 364. J. Ruysschaert, EAA 6 (1965) 866 s.v. Roma. Vgl. das Mausoleum X unter S. Sebastiano. G. Mancini, NSc 1923, 51f. Taf. 4. 96, spricht die Terrasse unter Verweis auf Inschriften als Solarium an. E. Jastrezbowska, Untersuchungen zum christlichen Totenmahl (1981) 126ff 79 Ein erhaltener antiker Befund ist mir nicht bekannt.

75: Ein Befund liegt nur bei der freilich sekundären Abdeckung von Mausoleum G vor. 792 Zu Triklinien: G.M.A. Richter, The Furniture of the Greeks, Etruscans and Romans (1966) 105ff. F. Rakob, RM 71, 1964, 182ff. P. Soprano, in: Pompeiana (1950) 288ff. In den Nekropolen Pompejis begegnen Triklinien, die kaum mehr real ge-

nutzt worden sein können, A. d’Ambrosio - S. De Caro, Un impegno per Pomp.

2 Das vollständige Fehlen von Resten läßt auf eine Marmorplatte schließen.

1983) 7ES.

80

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

nicht mit Mauerwerk, sondern ließ sie offen. Der Steinraub dürfte damit in die allerletzte Phase unmittelbar vor der endgültigen Zuschüttung fallen, als man die Fassade nicht mehr gegen Einsturz sichern und auf Sichtbarkeit gegen den Iter acht geben mußte, wie das noch bei den Mausoleen D und B geschehen war. Vielleicht blicb deshalb die Marmorplatte des einen Fensters erhalten.

Stuckmuschel der Kalotte), bei W 1 und O | (Farbabb. 10) dunkelrot mit gelbem Rahmen für das

Hauptfeld, purpurnem für die Kalotte und hellro-

tem Zwischenfries. W 6 hat dieselben Farben wie N 1, zusätzlich ist hier ein dort verlorener dunkelroter und violetter Fries erhalten. Abweichend da-

von - und überhaupt von der sonst streng eingehaltenen Symmetrie der Dekoration - ist die Nische W 7 (Farbabb. 11) auf weißem Grund figür-

lich verziert: Zwischen zwei Girlanden hängen an 2a. DEKORATION

Die Bemalung des Grabes ähnelt in vielen Zügen der der Nachbargräber. Die Wände sind wieder weißgrundig. Nur zarte Motive, aber auch einfarbige Felder in den Rundnischen (Farbabb. 9) heben sich davon ab, ferner wie in Grab C die Decke. Von den Arkosolien ist das der Riickwand als Cipollino marmoriert (Abb. 70), ebenso das der Ostwand. Das Arkosol der Westwand zeigt Reste einer violetten Marmorierung mit roter Untertei-

lung. Eingefaßt war das Arkosol der Nordwand durch einen blauen Farbstreifen auf einer flachen Putzkante, von der kleine Reste vorhanden sind. Die Seitenwände hatten - sichtbar im Westen- reichere Stuckprofile zwischen gelben und grünen Farbstreifen. Die Ränder der kleinen Urnennischen im hinteren Teil der Seitenwände sind mit goldenen Palmetten-Lotosfriesen eingefaßt. Auf dem Sockel selbst finden sich nur locker getupfte Rosen und dünne grüne Girlanden neben den Arkosolien, die an violetten Bändern aufgehängt sind (Abb. 73). Wandecken und Unterkante des Gesimses sind durch hellrote Streifen betont. Das Gesims selbst hat eine gelbe Kehle, darunter zwei glatte weiße Stäbe, dann folgen purpurne Vorsprünge und eine durch mehrere Profilstäbe eingefasste, hellblaue Vorderkante. Die Hauptzone der Wand ist vorsichtig be-

lebt durch die hellvioletten und roten Streifen, die zusammen mit Stuckprofilen (Herzkymatien und Knopfreihen) die größeren Nischen rahmen, durch liegende Pfauenfedern und kleine, fast unkenntliche Weinranken jeweils über den Rechtecknischen, kleine Omphalosschalen über den Nischen N 1 und W 1 und schließlich durch die cipollinoartig marmorierten Pilaster der Rundnischen. Davon heben sich die bunten Felder der Rundnischen ab: bei N 1 (Farbabb. 9) rot mit gelbem Rahmen (ebenso gerahmt ist die abgefallene

einem violetten Band zwei Rohrflöten, von denen

eine stark verkürzt dargestellt ist und ein prallgefülltes, unten zusammengebundenes Netz voller kleiner, rotbrauner Blütchen und Zweige. An der

Zugehörigkeit bzw. Gleichzeitigkeit zur übrigen Dekoration ist aber nicht zu zweifeln.

Die kleineren rechteckigen Nischen sind

etwas reicher verziert. Ihre Wände sind durch‚gehend mit locker verteilten Blüten, meist rot, aber

auch goldgelb und vereinzelt blauviolett besät,

dazwischen sind dann die Ziermotive gesetzt. Die inneren Kanten werden durch hellviolette Streifen betont. Die Schmuckmotive entsprechen sich

jeweils symmetrisch auf den einzelnen Wänden, aber auch bei den einander gegenüberliegenden

Nischen der Seitenwände. An der Rückwand von N 2 und N 3 findet sich jeweils eine bräunliche

Schale auf hohem, zylindrischem, mit blauen Binden umwickelten Fuß. Darin liegen je ein Pinienzapfen zwischen verschiedenen Früchten, bei N 2 dazu noch eine Handgirlande, bei N 3 eine bren-

nende, goldfarbene Fackel. Beide Darstellungen

sind beschädigt und teilweise stark verblaßt (Abb. 75, Farbabb. 12). An den Seitenwänden der Ni-

schen hängen dünne, mit dem Zirkel vorgezeichnete reifartige Kränze in Blau mit roten und goldenen Blütchen; die Decke von N 2 schmückt eine goldfarbige Pansflöte, die von N 3 ein Trinkhorn, alle mit Binden versehen. In den Nischen N 4 und N 5 sitzen jeweils auf Blütenzweigen Sittiche (Abb. 76; Farbabb. 13) mit türkisgrü-

nem

Gefieder,

rotem

Halsting, Flügelansatz,

Schnabel und Füßen. In N 4 sind über dem Vogel

zwei gekreuzte Flöten aufgehängt, an der linken Laibung eine Pansflóte, rechts ein Trinkhorn, bei-

de goldfarben. Bei N 5 sind es ein Tympanon und ein an einem Henkel aufgehängter Kantharos. Die Bänder sind violett oder golden. Die Rückwand von N 4 ist zum Teil verblaßt. Noch stärker symmetrisch ausgerichtet ist die

Bemalung bei den Seitenwänden (Farbabb. 10):

MAUSOLEUM E. bei W

81

4.5 und O 4.5 je ein goldfarbener Kelchkra-

ter (Abb.

77) mit dünnen,

hochgezogenen

Henkeln, von denen blaue Binden herabhängen. Bei W 4.5 und O 5 sind die Farben etwas ver-

blaßt, bei O 4.5 durch Ruß geschwärzt. An den Seitenwänden sind gekreuzte Flöten

aufgehängt (Abb. 78). Bei den Nischen O 2.3

sehen wir einen zur Wandmitte hin springenden Damhirsch,

dunkelbraune

bei O 3 unter

Zickzacklinie

dicken,

grob

durch

eine

gegliederten

Girlanden (Abb. 79). Von den Nischen W 2.3 ist wegen der Vermauerung nur der obere Teil mit entsprechenden Girlanden sichtbar. Wahrschein-

lich entsprach aber auch die übrige Bemalung der der Ostwand.

Die

Seitenwände

dieser Nischen

sind wie die vielen kleinen Bogennischen nur mit Streurosen dekoriert,

Die Außenseite der Treppenkammer im rech-

ten Teil der Ostwand war ebenfalls bemalt, jedoch

sind davon geringe Reste erhalten (Abb. 80). Erkennbar ist noch eine flache goldene Schale auf niedrigem Fuß im unteren Teil der Wand, aus der ein zarter, hellgrüner Kandelaber aus sich überkreuzenden Girlanden aufsteigt. Darüber sind seit-

Abb. 76 Mausoleum E, Nordwand N 4, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 77 Mausoleum E, Ostwand O 4, Photo Fabbrica di San Pietro.

82

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

lich Reste von Girlanden erhalten, die wohl von dem Kandelaber getragen wurden. Im Feld darüber ist rechts auf einem Bodenstreifen ein Fuß und die dunkelbraun schattierte Brust eines Vogels zu erkennen. Der Verputz der Südwand ist nicht erhalten. Die Unterseite des vorspringenden Gebälks

der Hauptzone ist wieder cipollinoartig marmo-

viert. An der Vorderseite verläuft zwischen reichen Stuckornamenten (unten Astragal und Scherenkymation, oben Astragal, Zahnschnitt, Eierstab

Abb. 80 Mausoleum E, Ostwand, Außenseite der Treppenkammer, Photo Miclsch.

und Scherenkymation) ein Stuckfries mit weit aus-

einandergezogenen Figuren. Unter der großen

Muschel

der Nordwand

und

den Giebeln der

Westwand ist der Fries rotgrundig. Nach Ausweis

der besser erhaltenen Westwand (Abb. 81) befand sich hier ein Thymiaterion in der Mitte, links und rechts davon ein auschreitender Mann zwischen antithetischen Opferstieren mit Binde. Vielleicht

gehören kleine Reste neben den Opferdienern zu weiteren Tieren. Alle Figuren sind beschädigt, von Abb. 79 Mausoleum E, Ostwand O 3, Photo Fabbrica di

denen

der Nordwand

sind nur geringe Reste

San Pietro.

erhalten. Die seitlichen Felder des Frieses zeigen

‘MAUSOLEUM E

Farbabb. 9 Mausoleum E, Nordwand, Photo Mielsch.

Farbabb. 10 Mausoleum E, Ostwand, Photo Mielsch.

83

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Farbabb. 11 Mausoleum E, Westwand W 7, Photo Mielsch.

Farbabb. 12 Mausoleum E, Nordwand N 3; N 5, Photo Mielsch.

MAUSOLEUM E

Farbabb. 13 Mausoleum E, Nordwand N 5, Photo Mielsch.

85

Farbabb. 14 Mausoleum E, Nordwand, linker Teil der Lünette, Photo Mielsch.

Farbabb. 15 Mausoleum E, Westwand, Mitte und rechter Teil der Liinette, Photo Mielsch.

86

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 81 Mausoleum E, Westwand, Fries und Liinette, Inst. Neg. 84.5785.

Kratere zwischen Panthern auf purpurnem Grund (Farbabb. 14). Der Giebel der Nordwand ist zerstört, von denen der Westwand sind die Stuckornamente der Rahmen bestoßen, Reste der blauen Felder erhalten. Im Mittelgicbel der Ostwand ist auf den blauen Grund eine kleines weißes Bukranion gesetzt, das man auch in den anderen Giebeln ergänzen wird.

Die Kalottenmuschel der Nordwand, deren Schloß mit dem oberen Rand verloren ist, ist purpurn eingefaßt, die Stirnseite der Kalotte ziert ein kleiner Stuckfries aus Eroten, Vögeln und Ranken auf blauem Grund zwischen reichen, nur teilweise erhaltenen

Ornamenten

(Farbabb.

14). Die Lü-

netten sind gerahmt von einem lesbischen Kyma in Stuck und blauen und hellvioletten Farbbändern. Das Feld links neben der Apsiskalotte der

Nordwand nimmt ein goldener Krater ähnlich denen der Seitenwände ein. Links neben ihm liegt eine Traube. Rechts von der Muschel schließt ein Feld an, das bis unter den Treppenbogen der Ostwand reicht. Hier sind kleine Reste von Blüten auf hohem Stengel und Vögel (Enten?) auf grünem Grund schwach zu erkennen. Besser erhalten ist die Lünette der Westwand (Abb. 81. 82, Farbabb. 15): Auf einem rechteckigen Bodenstreifen steht hier ein hoher goldener Kalathos mit einer purpurnen Binde. Er ist mit kleinen Früchten, vor

allem aber mit Ähren gefüllt. Um die Griffe sind Tücher gebunden. Zu beiden Seiten stehen Pfauen mit kräftig blauem Gefieder. Die Modellierung ist hier wie bei den anderen Motiven locker, mit leicht verfließenden Formen und zart schattierten Farben. Bis auf Schlagschatten bei den Füßen ist jede Andeutung von Räumlichkeit vermieden. Das vierte Stilleben dieses Jahreszei-

MAUSOLEUM E.

87

tenzyklus mit dem Frühling wird wohl an der Eingangswand gesessen haben und ist verloren. Wie beim Grab C hob sich die Decke auch hier durch ihre dunkleren Farben von den Wänden ab. Erhalten ist nur ein Teil der Südwestecke und’ein kleines Stück in der Nordwestecke. Die Decke ist durch ein breites purpurnes Band zwischen feinen Stuckornamenten eingefaßt. Breite Stuckleisten aus verschiedenen, fest und plastisch modellierten Kymatien und gelben Farbstreifen rahmen quadratische Eckfelder, in die purpurfarbige Achtecke eingeschrieben sind. Die Zwickel sind gelb. Erhalten sind in der Nordwestecke der rechte untere Teil, in der Südwestecke etwa die linke Hälfte des Feldes (Abb. 83), hier mit den Reliefresten einer tanzenden Figur in weiten, ausschwingenden Gewän-

dern, wohl einer Hore. Das feine, flache Relief läßt zwischen den einzelnen Gewandfalten den Reliefgrund durchscheinen. Von dem schwarzweißen Fußbodenmosaik sind nur kleine Teile in der Mitte und an der Nordseite der Grabkammer sowie in der Südwestecke erhalten. In den schwarzen Rand der Nordseite (Abb. 84) sind Marmorplittchen zur Abdeckung der in den Boden eingelassenen Urnen eingefügt, die in der Südostecke durch Mosaiktesserae ersetzt sind. In der Südwestecke ist der Rand in einem kleinen Feld wohl nachträglich durch unregelmäßige weiße Schlaufenmotive als Marmor-

Abb. 83 Mausoleum E, Südwestecke der Decke, Photo Miclsch.

imitation geschmückt. Die nächste Zone wird von

Sechsecken gefüllt, die jeweils durch vier Stundenglasmotive gerahmt sind und in der Mitte eine Swastika zeigen (Abb. 85). Erhalten sind Teile dieses Musters an der Nordseite und in geringen

Resten in der Siidwestecke. Es umgab also wohl das gesamte Mittelfeld. Dieses war durch zwei schwarze Streifen abgetrennt und, soweit erhalten, in rechteckige Felder gegliedert. Diese sind gerahmt durch je zwei lanzettförmige Blätter auf jeder Seite und mit kleinen Kreuzblüten geschmückt. Die Treppenkammer hat Reste der Dekoration an der Westwand und zum Teil an der Ostwand erhalten. Der untere Teil zeigt eine Ci-

pollinoimitation, die durch senkrechte Linien in “Platten” unterteilt ist. Darüber ist die Wand mit flüchtigen, schlecht erhaltenen Ranken- und Blütenmotiven bemalt (Abb. 69). Abb. 84 Mausoleum 845781.

E, FuBbodenmosaik, Inst. Neg.

88

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

2b. STILISTISCHE

UND

IKONOKRAPHISCHE

BE-

MERKUNGEN

Die Datierung des Grabes ergibt sich aus der

Baugeschichte. Es ist später als Grab D, aber früher als Grab F errichtet worden, das durch Ziegelstempel im frühantoninische Zeit, kurz nach 140 datiert ist. Der stilistische Befund stimmt da-

mit überein. In der Farbgebung unterscheidet sich das Grab kaum von den Gräbern B-D. ‚Auch die Motive stimmen weitgehend über-

ein. Dazu gehören die Streurosen der Nischen,

die Metallgefäße, die Sittiche und springenden

Damhirsche, ferner die Musikinstrumente, die besonders in Grab G ähnlich verwendet sind. In der Malweise sind aber leichte Unterschie-

de besonders gegenüber den Gräbern B und G zu

bemerken. Die Formen sind weniger exakt und miniaturhaft gegeben, wirken großzügiger. Das ist besonders an den direkt vergleichbaren Gefäßen zu beobachten. Das Grab E ist also sicher von ei-

ner anderen Werkstatt ausgemalt. Es kann sein, daß hier auch ein geringer zeitlicher Abstand faß-

bar ist. Das Grab steht also unter den hadrianischen der Nekropole an letzter Stelle, ist vielleicht

in der absoluten Chronologie schon in den Beginn

Abb. 85 Mausoleum E, Fußbodenmosaik, Inst. Neg. 88.87.

der Regierungszeit des Antoninus Pius zu setzen.

Die Inschriften von Freigelassenen des Antoninus

Pius aus dem Grab stammen freilich von der Westwand, nicht von der Nordwand, wo sicher die Erbauer bestattet waren. Sie können daher keine si-

chere chronologische Einordnung der Ausmalung liefern 4,

Unter den Motiven der Hauptwand fällt das

der Nische W 7 (Farbabb. 11) mit einem gefüllten Netz auf. Es ist nach einer Parallele in einem Grab

bei Neapel 15 als Netz mit Rosen zu deuten. Ähn-

liche Netze kommen wohl schon auf den helleni-

stischen Lagynoi 56 vor und gehören wie die Handgirlanden zu den Geräten des Symposion, die in den Grabkult übertragen werden. Ungewöhnlich sind auch die Opferstilleben in den

Nischen N 2 und N 3 (Abb. 75; Farbabb. 12), die

wohl ein dionysisches Opfer andeuten 7. Darauf weisen Musikinstrumente und Gefäße.

64 5 96 77

Die Pfauen der Lünette (Abb. 81. 82; Farb-

abb. 15) sind nicht wie in Grab B als Attribute der Hera gemeint, sondern als Jahreszeitenvögel, denn statt der Wollbinden befinden sich in dem Kalathos Ähren. Die beiden anderen erkennbaren

Motive der Oberwand mit Jahreszeitenmotiven (Farbabb. 14) bestätigen die Existenz des Zyklus, der im Grab B durch die Horen mit dem Sonnen-

gott deutlicher ausgedrückt

war. Falls die

Schleiertänzerin in dem Rest der erhaltenen Decke (Abb. 83) wirklich als Hore zu deuten ist, kann der Jahreszeitenzyklus hier noch einmal

ausführlicher vorhanden gewesen sein.

Keine Parallele scheint bekannt zu den zahlreichen Pfauenfedern über jeder Rechtecknische (Abb. 81). Einzelne Federn kommen zwar schon

s, dazu W. Eck im 3. Faszikel. O. Elia, NSc 1961, 184ff. Abb. 2. G. Leroux, Lagynos (1913) 93f. (ohne Deutung des Motivs). vgl. das Stilleben Neapel 8615, J.M. Croisille, Les natures mortes campaniennes (1965) 31 Nr. 15 Taf. 101

MAUSOLEUM E

Abb. 86 Mausoleum E, kannenförmige Alabasterurne, Photo Fabbrica di San Pietro.

89

90

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 88 Mausoleum E, kraterförmige Alabasterurne, Photo Fabbrica di San Pietro,

MAUSOLEUM E

in Pompeji innerhalb reicherer Dekorationsborten vor 8, Die Häufung hier kann aber nicht rein dekorativ verstanden werden, sondern muß sich auf Hera - Juno bezichen. Dies ist erstaunlich, weil die Pfauen in der Liinette cher einen Jahreszeitenbezug haben. Anscheinend ist hier unter dem Einfluß der Kaiserinnenapotheose dieses Tier als allgemeines Unsterblichkeitssymbol verwendet worden 19, ‘Aus dem Bereich der offiziellen Ikonographie stammen auch die Motive des Stuckfrieses (Abb. 81; Farbabb. 14). Opferdiener und Stiere sowie Bukranien, die im Grabkult keine Rolle spielen, sind hier wohl als Zeichen der Pietas zu verstehen. Stilistisch stehen die Stukkaturen (Abb. 83) wie die Malereien hadrianischen näher als antoninischen. So ähnelt die Hore der Decke in der Art des Auftrages des Reliefs auf einen farbigen Grund den Figuren des Grabes des Aelius Maximus in Ostia '@, die allerdings feiner sind. Zu dem Opferfries ist der frühantoninische von den Terme Taurine bei Civitavecchia 1% zu vergleichen, der aber durch stärkere Einkerbungen und ausgreifendere Bewegungen seine spätere Entstehung zu erkennen gibt Das Mittelfeld des Mosaiks (Abb. 84. 85) zeigt eine Variation des Rapports aus lanzettförmigen Blättern oder sich überschneidenden Kreisen, die in dieser Form mit Verdoppelung der Blätter cher im 3 Jh. vorkommt *®, Die Einzelformen, besonders die Stundenglasmotive der Randzone sprechen aber für eine Entstehung im 2.Jh., d.h. zusammen mit der übrigen Dekoration.

91

3. LOSE FUNDSTUCKE In den Nischen verteilt liegen 30 Deckel von

Terrakottaurnen mit einheitlicher Form von einem Durchmesser von 15-16 cm und zwei Mar-

mordeckel. Außerdem finden sich Fragmente von Libationsróhren und zahlreiche Mosaiksteinchen. Drei Inschriftentafeln, z.T. in Fragmenten, von 43,0 x 23,5, von 12 x 19 und von 32 x 35,5 cm.

Größe und von 2-5 cm Dicke sind vor den Wänden aufgestellt !%. In dem Mausoleum sind auch

zwei prachtvolle Alabasterurnen aufgestellt.

Die eine in Gestalt eines Kelchkraters (Abb. 88) hat eine Hóhe von 24 cm und einen oberen

Durchmesser von 27 cm, die andere in Gestalt einer Oinochoe (Abb. 86. 87) besitzt eine Hóhe von.

38 cm und einen größten Durchmesser von 18 cm. Den unteren Henkelansatz schmückt eine Meer-

meduse mit Delphinen im Haar, den oberen ein

hochgebogener Schlangenkopf zwischen zwei Voluten mit Entenkópfen. Beide Gefäße werden von

flachen, ungeschmückten Deckeln aus Alabaster

bzw. Giallo antico abgeschlossen 1,

Eine weitere kugelférmige Urne aus Marmor mit knopfverziertem Deckel (Durchmesser ca. 22

cm) ist in Nische W 7 eingemauert, die nach einem Münzfund (Iulia Mammaca) in spütseverische Zeit zu datieren ist. Überdies finden sich Reste von Architektur-

ausstattung, u.a. das Fragment eines Marmorpilas-

ters mit 2 1/2 Kanneluren auf der Vorderseite 19; ei-

ne Bipedalplatte und ein Dachziegel mit Stempel 1, die Fragmente eines Sigillatatellers, Mosaiksteinchen, Stuckteile und Wasserröhren aus Ton !9:

755 z.B. Haus des Caecilius Iucundus, Schefold VP. Taf. 45,2, als Einzelmotiv in antoninischer Zeit in den Sosandrathermen von Baiae, s. H. Mielsch, Römische Stuckreliefs, 21. Erg H. RM (1975) 179. 9 s, RE 19, 1420 (Steier). 460 Mielsch, op.cit. 161 Taf. 75,2. *6 ibid. 86f. 167 Taf. 77,2.

76 s, M. Donderer, Die Chronologie der römischen Mosaiken in Venetien und Istrien bis zur Zeit der Antonine (1986)

124f. Die Erweiterung wie hier etwa in Ostia, G. Becatti, Mosaici e pavimenti marmorei, Scavi di Ostia VI (1961) Nr. 370. 380 Taf. 40.41

18 Wolf, Nekropole 56.

16 Wolf, Nekropole 57f. Toynbee u. Ward Perkins 95f. Zur Datierung C. Gasparri, in: Kat. der antiken Bildwerke I, Villa

Albani (1989) 208ff. Nr. 67. Offenbar folgen die frühen Urnen eher den extravaganten Vorlagen ägyptischer Kanopen, während sich spätere Beispiele konventionellen Gefäßmustern angleichen. Auch der Stil des Medusahauptes weist in die hadrianisch-antoninische Zeit, vgl. die Köpfe vom Tempel der Venusund Roma, Amelung, VatKat I 41ff. Nr. 27. 40. 93 Taf. 6 τῷ H. 64, B. 13,5 cm. Nicht bei Wolf, Nekropole erwähnt. Hinweise auf die Zugehörigkeit zu einem der umliegenden Bauten fehlen. 466 Die Stempel sind nicht lesbar. 461 Die Röhren könnten als Libationsöffnungen zu den Urnen im Boden geführt haben.

MAUSOLEUM F

(der Caetenni Maiores) 1. BAUBESCHREIBUNG Mausoleum F zählt innerhalb des erhaltenen

Teils der Nekropole zu den aufwendigeren Grabbauten (Taf. 13-16, 36-38). Das macht seine Größe und Ausstattung deutlich. Ähnlich wie die

benachbarten Mausoleen E und H war es von Beginn an mit einer Innentreppe ausgestattet. Der Grundriß der Grabkammer weist in den äußeren Abmessungen eine Tiefe von etwa 7,5 m und bis zur Außenwand von G eine Breite von 649 m auf. Auf der Frontseite übergreift es in der Dachzone seine beiden benachbarten Mausoleen und besitzt dort eine Breite von 6,62 m. Das entspräche dann 25,5 mal 22 bzw. 23 Fuß 165, Die Seitenwand gegen Mausoleum E fällt im Grundriß - soweit das die Innenseite des Mausoleums zu erkennen gibt etwa um einen Grad aus dem rechten Winkel. Wegen des Verlaufs der Baunähte entstand Mausoleum F nach E und G und vor H (Abb. 91). Die Fassade ist bis unter das Gebälk gut erhalten und läßt sich deswegen weitgehend rekonstruieren (Abb. 89-98). An ihr fällt vor allem die eigentümlich versetzte Lage der Tür auf, die die Treppe im Innern bedingt. Den etwa 50 cm hohen Sockel, in den der Schwellstein eingebettet ist, schließt ein reiches, aus vier Ziegelschichten gebildetes Profil ab. Es läuft mit gleicher Form um den Travertinrahmen der Tür. Die Ziegelstärke beträgt zwischen 283,5 cm. 10 Schichten sind an der Front 32 cm hoch. Die Mauern im In‚nern bestehen aus sehr regelmäßig gefügtem Opus Vittatum. Von der aufwendigen Ziegelumrandung abgesehen ist der Travertinrahmen in der üblichen Weise gestaltet. Der Durchgang besitzt eine lichte

Öffnung von 92 x 162 cm. Der Türverschluß läßt

sich aus den seitlichen Einlassungen in den Pfosten noch gut rekonstruieren. Danach war das Türblatt 7-8 cm dick. Der Durchmesser der Pfannen beträgt unten 9 und oben 11 cm. Man konnte die Tür mit einem etwa 7 cm dicken Sperrbalken schließen, für den die winkelförmige Einlassung auf dem westlichen Pfosten bestimmt war. Die Mittelachse der Tür ist um 58 cm gegenüber der Mittelachse des Mausoleums nach

Abb. 89 Mausoleum F, Detail der Frontseite, Inst.Neg. 845787.

168 Ferrua, Grotte 428, Ferrua, Nuove Scoperte 232ff. Ferrua, BullCom 70, 1942-45, 100f. Abb. 5ff. Toynbee u. Ward Perkins 44ff. H. Mielsch, Róm. Stuckreliefs, 16. ErgH RM (1975) 87. 168 K 110. W. Eck, in: Gräberstraßen 74f. ders., ZPE 65, 1986, 248ff. ders., in: Festschrift K. Christ (1988) 134ff.

94

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 90 Mausoleum F, Dekor der Fassade, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 92 Mausoleum F und E, Zustand während der Grabung, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 91 Mausoleum F und E, Gebälkzone, Photo Fabrica die San Pietro.

MAUSOLEUM F

95

Abb. 93 Mausoleum F, Gebälk mit Fensterdurchbruch, Photo Fabbrica di San Pietro.

Westen verschoben. Dessen Mittelachse bezicht sich auf die Wände der beiden benachbarten Mausoleen und stimmt mit der des Titulus überein. Symmetrisch zur Mittelachse des Mausoleums verteilt sich der übrige Schmuck der Fassade, die großen Fensteróffnungen (Abb. 95.96) und daran anschließend zwei in die Ziegelverkleidung eingelassene dekorative Darstellungen, links ein Terrakottarelief aus gelblichem Ton mit einem Steinhuhn (Abb. 98) vor einem Baum 1®, rechts ein von Portiken gefaßter Rundbau (Abb. 97). Fenster und Titulusfeld sind dabei von zwei Ziegelprofilen gerahmt (Abb. 94-96), beim Titulus eine Folge von Pfeifenfries, Eierstab und Astra-

gal, bei den Fenstern glatte Profilleisten, die einen Zahnschnitt flankieren. Die Bekrönungen der Felder ähneln einander. Über ausladenden Gesimsen aus zwei bzw. vier Ziegelschichten liegt ein Volutengiebel mit Ranken bzw. Halbpalmetten in den Zwickeln und einer Palmette als Mittelakroter. Die Marmortafeln der Inschrift und der Fensteröffnungen wurden später herausgebrochen und im Titulusfeld ein etwa 60 cm breiter Ziegelpfeiler als Stütze grob eingemauert 70, Die linke, etwa 50 x 60 cm große Reliefplatte

weist keine eigene Rahmung aus Ziegelstreifen

auf, während der Architekturprospekt (Abb. 97) auf der anderen Seite wie eine Intarsie aus unter-

16 Ferrua, Lavori 102 Abb. 6. 7. Toynbee u. Ward Perkins, Taf. 9. G. Lugli, La tecnica edilizia Romana (1957) Taf. 176. H. Kammerer-Grothaus, RM 81, 1974, Taf. 127. Zum Steinhuhn (perdix rubra), O. Keller, Die antike Tierwelt 2 (Nachdruck 1963) 156tf. 77? Die Funktion des Pfeilers ist nicht ganz verständlich. Offenbar hatte man die Marmorplatte geraubt und wollte die Wand dennoch sichern.

96

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 94 Mausoleum F, Titulusfeld, Photo Fabbrica di San Pietro.

schiedlich farbigen Ziegelstreifen in das Ziegelmauerwerk eingelassen ist. Die Brüstungsplatten

zwischen den ionischen Säulen bestehen aus rotem Ton, die Farbe der Stufen dazwischen wechselt und die eigentlichen Architekturelemente sind aus hellgelbem Ton. Die ionischen Säulen, die die Tholos selbst tragen, greifen als Platten weit in die Wand ein. Im Zentrum ist die Darstellung sehr zerstort, so daß offen bleiben muß, ob sie ein figürliches Motiv schmückte 71. Zwischen der Dachspitze der Tholos und dem Titulusgiebel sind auf zT. vier Schichten die Ziegelstreifen ausgebrochen. Das Gebälk besteht aus Zweifaszienarchitrav, einem 43 cm hohen Fries und einem Konsolenge-

sims (Abb.

91. 92). In den Fries waren, wie aus

Grabungsphotos hervorgeht 72, zwei Fenster eingelassen. Eines über der Tholosspitze diente der Beleuchtung der Innentreppe und schloß oben halbrund ab, das andere saß über dem äußeren westlichen Fenster. Beide waren ohne eigene Rahmung in der Ziegelmauer ausgespart. Die Konsolenreihe liegt über einem Zahnschnitt, der von Profilleisten gesäumt wird. Die aus drei horizontalen Ziegeln geformten Konsolen tragen einfache tónerne Bipedalplatten ohne Kassettenschmuck. Nur die Zwischenräume zwischen den Ansätzen sind durch ein rautenförmiges Muster aus roten und gelben Ziegelplättchen gefüllt. Über der Corona folgen zwei weitere Ziegel-

σι Toynbee u. Ward Perkins, Taf. 11. Es handelt sich kaum um eine konstruierte Perspektive, vielmehr um die Komposition verschiedener architektonischer Elemente, wie sie in Wandmalereien und Stuckreliefs häufig vorkommen, Casa di Apolline, P. Gusman, Pompei (1906) 133 Abb. Herkulaneum, Terme Suburbane, H. Mielsch, Róm. Stuckreliefs, 21. ErgH RM (1975) 571. Taf. 47, vgl. auch Taf. 69 u.a. 172 Davon ist heute nichts mehr erhalten.

MAUSOLEUM F

ausoleumF,

Westfenster, Photo Fabbrica di San Pietro.

98

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM oder 13, im Abstand von etwa 105-110 cm zur

Ostwand insgesamt 9 quadratische, an den Seiten 14-22 cm große Platten aus in der Regel weißem

Marmor mit runder, etwa 5 cm großer Öffnung als Abdeckung von versenkten Urnen eingelassen

waren. Sie sind teilweise erhalten. Ihre ursprüngli-

che Zahl läßt sich aus dem gleichmäßigen Abstand

LTE

von ca. 40 cm errechnen. Zum Teil sind sie noch

pa

mit ihren Stopfen aus Marmor oder Ton ver-

schlossen. Auf der Ostseite unterhalb der Treppe liegen sie symmetrisch zum Mosaikboden. An der

Südseite wurde das Motiv mit weißen Mosaikfel-

dern aufgenommen. Nur an der Westseite fallen sie aus der Ornamentgliederung des Mosaiks heraus 173,

Der Eindruck des Innenraumes (Abb. 100-

102) wird heute durch die Vielzahl der später ein-

gefügten Bankgräber und durch die modernen Betonstützen am Treppenaufgang verunklärt. Die Wände im Innern waren ursprünglich mit einer Ädikuladekoration aus Stuck reich ausgestattet,

die jetzt weitgehend zerstört ist. Sie gibt sich zum Teil aus in situ erhaltenen Teilen und losen Fund-

stücken

Abb. 96 Mausoleum F, Ostfenster, Inst.Neg. 83.1161.

zu erkennen.

Der Architekturprospekt

ruhte in der üblichen Weise auf einem Sockel auf, in den Arkosolien und Nischen eingelassen sind. Die Mittelaedikula bildet das zentrale Motiv der Nordseite (Abb. 100). Sie umschließt die mittlere, von einer Muschel oben abgeschlossene

Halbkuppelnische. Herausgehoben wird die Aedikula

durch

eine

zweite

hohe,

bis

unter

die

schichten als abschließendes Profil. Die Verteilung

Decke reichende Halbkuppelnische, die als Hintergrund umfángt. Durch das Motiv des gespreng-

erhaltenen Stücken. Sie sind etwa 9 cm breit, und der Abstand beträgt ca. 26 cm. Damit fällt eine

ten Giebels werden die beiden seitlichen Aediku-

der Konsolen insgesamt ergibt sich aus den in situ Konsole genau auf die Mittelachse der Fassade,

und 10 weitere lassen sich für die Westseite erschließen. Nach älteren Aufnahmen greift das Gebälk von F über Mausoleum E um ca. 15 cm

hinaus (Abb. 91). Insgesamt ergeben sich damit 21 Konsolen. Die an den Ecken könnten u.U. auch schräg gestanden haben. Die Gesamtbreite des

len auf das Zentrum hin ausgerichtet und zugleich mit dem Gebälk der Archivolte zu einer Einheit verbunden.

Im Sockel dieser Wand liegen symmetrisch zum etwa 210 cm breiten Arkosol zwei Urnennischen mit jeweils zwei Urnen im Innern. Zwei Urnen sind durchgehend in den großen Nischen und den Nischen in den Zwickeln seitlich des oberen

Mausoleums im Fries betrug 684 m. Auf Gestaltung

Bogens eingelassen, je eine in den Zwischenräu-

und

men zwischen zentraler und rahmender Aedikula. Die Nischen faßt eine einfache Stuckleiste ein. Nur die zentrale Mittelnische ist ähnlich wie die

Aufbau

des

Giebelfeldes

gibt

es keine

Hinweise. Im Innern war der Fußboden von einem Mosaik bedeckt, in dessen äußeren Rand im Abstand

von etwa 95-110 cm zur Westwand insgesamt 12 15 Toynbee u. Ward Perkins 50. Hier S. 117 £.

entsprechenden auf den Seitenwänden um eine Vertiefung im Wandspiegel, die am oberen Ab-

MAUSOLEUM F

Abb. 98 Mausoleum F, Reliefplatte mit Steinhuhn, ‘Toynbee u. Ward Perkins, Taf. 9.

99

100

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 100 Mausoleum F, Nordwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM F

Abb. 102 Mausoleum F, Ostwand mit Treppengewölbe, Ins.Neg. 84.5687.

101

102

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 104 Mausoleum F, Stuckgiebel, Photo Fabbrica di San Pietro.

schluß geschweift ist, und um ein Gesims unter dem Muschelabschluß bereichert. Die Stuckdekoration der Architektur ist weit-

gehend abgefallen und zerstört (Abb. 103.104). Von der Halbkuppel der Wandnische setzt sich die darunterliegende Wandzone mit einem Gebälk ab, das im rückwärtigen Teil an der Wand selbst erhalten ist. Es besteht aus Dreifaszienarchitrav, Fries und Gesims. Ein Gebälk mit ähnlichem

Aufbau und Maßen schloß die Halbkuppel vorne

ab und ruhte auf den Spitzen der gesprengten

Giebel auf. In seinen Maßen ist es nur etwas breiter, und zwischen den Faszien ist statt des Schnur-

ein Kugelstab eingefügt. Im Scheitel des Bogens wurde ein größerer Teil modern ergänzt.

Die Schwierigkeiten beginnen mit der Rekon-

struktion des Acdikulagebälkes. Unter den abgefallenen Stuckteilen sind nämlich Fragmente un-

MAUSOLEUM F terschiedlicher

Höhe

und

Dekoration

erhalten.

Die einen weisen ein einfaches, 9,5 cm hohes Ge-

sims mit Zahnschnitt und Eierstab auf, die andere

Ordnung ist durch ein Konsolengesims von 13 cm Hohe bereichert. Ein

Stuckgiebel

ist soweit

erhalten

(Abb.

103), daß sich seine Gesamtbreite im Fries auf 985 cm ablesen läßt. Damit paßt er nur zu einer der Aedikulen der Seitenwände. Dieser Giebel ruht auf einem Gebälk ohne Konsolen. Das Ge-

sims mit den Konsolen fügt sich aufgrund ihrer Abstände zu den Abmessungen der Mittelaedikula, findet aber andernorts keinen Platz, auch nicht

an den gesprengten Giebeln. Es wird also dort an

den Seiten das sonst übliche Gebälk gesessen haben. Allein die zentrale Aedikula war folglich durch den reicheren Gebälkschmuck hervorgehoben 174,

Eine vergleichbare Betonung der zentralen

Nischen hat wohl auch die Gestaltung der Säulen bestimmt. Von ihnen ist in situ nichts mehr erhal-

ten. Da insgesamt Kapitelle dreier verschiedener Ordnungen mit drei unterschiedlichen Schaftfor-

men vorliegen, von denen zwei sicher für die Säu-

lenstellungen der Seitenwände anzusetzen sind,

wird die dritte Ordnung ursprünglich der Nordwand zugehört haben. Damit war die zentrale Nische von Säulen mit Spiralkanneluren flankiert, die übrigen von solchen mit geraden Kanneluren

(Abb. 105) 175,

Die beiden Seitenwände entsprechen einan-

der in ihrer architektonischen Gliederung (Abb.

101. 102). Anstelle des Treppenaufgangs an der Ostseite liegt gegenüber eine freie Fläche. In den

Abmessungen allerdings bleibt die Aedikulafront unter der Treppe etwa 30 cm kürzer, weswegen dort die südliche entfällt 176.

Sáule

der

Stuckdekoration

Insgesamt ist das System auf der Westseite (Abb. 101. 105) komplett ausgeprügt. In den

Sockel sind zwei Arkosolien eingelassen, die im

jetzigen Zustand durch vorgemauerte Bodengrüber verstellt und allein am oberen Bogenabschluß

103

erkennbar sind, In der Wand über den Sockeln wechseln zwei Reihen von drei Rechteck-(W 3-8) mit zwei Halbrundnischen (W 1-2). Dabei sind die Rechtecknischen in der üblichen Weise durch dic Stuckrahmung zusammengefaßt und durch einen leicht ausbauchenden Einbau unterteilt. Muschelkuppeln schließen die halbrunden Nischen ab. Diese Nischen entsprechen in ihrer Rahmung mit Stuckprofilen und den vertieften Spiegeln der der Nordseite. In die leere Fläche zwischen Türwand und Beginn des Aedikulaprospektes hat man übereinander im Abstand von etwa 30 cm drei, in den

Zwickel über der Giebelreihe vier Halbrundnischen derselben Form und Ausstattung eingefügt. Alle Nischen enthalten jeweils zwei Urnen Die Acdikulaarchitektur bildet eine Rahmung der Nischen auf dem Sockel. Von den Stucksäulen sind nur Reste erhalten. Sie stützen eine Giebelfolge, in der entsprechend der Nischenform darunter jeweils Segment- und Dreiecksgiebel wechseln. Die Rekonstruktion der Architektur ist nur indirekt möglich. Symmetrische Verteilung vorausgesetzt haben zwei Sáulen mit schraubenfórmig gedrehten Schäften die zentrale Rechtecknische flankiert, von denen Reste auf der Nordseite dieser Nische erhalten sind. Nach antiker Manier besaß das Gegenstück gegenläufige Kanneluren. Darauf folgten zu beiden Seiten Stützen mit achteckigem Schaft. So ergab sich ein regelmäßiger Wechsel des Säulenschmucks. In jeder Hinsicht merkwürdig bleibt der Übergang der Säulen zum Gebälk. Zwischen Abakus und Architrav sind nämlich etwa 30 cm breite, aus zwei Ziegelschichten bestehende, kubusförmige Teile eingeschoben, wie sie an anderen Mausoleen nicht vorkommen. Damit ergäbe sich eine Art von Kämpferkapitell. Diese Lösung

bleibt in ihrer Zeit ungewöhnlich und steht in der Innengestaltung der Gräber der Nekropole - aber auch anderswo - völlig isoliert da 17.

174 Wie es ja bei solchen Kompositionen häufig zu finden ist, G. Hornbostel-Hiittner, Studien zur rm. Nischenarchitektur (1979) 1321. 1848f. ¥ E.G. Newton - Th. Ashby, BSR 5, 1910, 463ff. Taf. 40. Die Hierarchie der Aedikulen ist im Columbarium des Pompo-

nius Hylas freilich auf andere Art betont. 16 Vgl. die ähnliche Lösung in Mausoleum E.

77 In der hellenistisch-römischen Architektur Ägyptgens begegnet die Lösung in Anbindung an frühere Traditionen häufie il mondo ellenistico-romano, FestschriftA. Adriani (1983) 8f. Taf. 3. Hier ist der Aufbau wohl ger, L. Beschi, in: Alessandria durch die Ziegelkonstruktion bedingt. Spätere Formen: Ch. Strube, Polyeuktoskirche und Hagia Sophia, AbhMünchen 92 (1984) 102.

104

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 105a Mausoleum F, Rekonstruktion der Ostwand, J. Weber (1: 50).

Eine andere Rekonstruktion ist nicht mögli-

ch, da aus den erhaltenen Stuckteilen die Verkleidung der Gicbelfelder bis zum unteren Abschluß des Gebälkes durchgehend rekonstruierbar ist. Sie umfaßt nicht mehr den Kubus des Kämpferkapitells. Überdies ist in der Nordwestecke die Höhe des Gebälkes noch im Abdruck erhalten. Dessen unterer Absatz liegt deutlich über den “Kämpfern”, Sie waren zweifarbig, unten rot wie die Kapitelle und darüber weiß wie die Architrave. Der

Kämpfer greift über den Abakus der Kapitelle und der Architrav wiederum über den Kämpfer nach vorne hin aus. Diese Kämpfer sind bis auf die MittelaedikuJa der Nordwand überall anzusetzen. Nur dort ist an der westlichen Seitenfläche in ganzer Höhe der Abdruck des Gebälks erhalten. Dazu paßt ein erhaltenes Eckstück des Gebälkes, das auf der

Unterseite cben nicht einen schmalen Rand aufweist, der gleich in den Kämpfer einbindet, sondern

einen

etwa 6 cm

breiten,

der

rot ein-

gefärbt ist. An der Bruchkante wird also der Abakus des Kapitells angesetzt haben. Die Kämpfer bedingen konstruktive Gründe, Denn sie erleichtern das Aufmauern des Gebälks, da sie mit ihren zwei tief in die Wand einbindenden Ziegelschichten gleichsam Konsolen bilden für dic darauf ruhende Gebälkzone aus Opus Vittatum. Zugleich bieten sie als oberer Abschluß ein festes Widerlager für den Kern der Schäfte aus Rohrgeflecht, auf die der Stuck der Säulen aufgetragen wurde. Die Ostwand (Abb. 102) entspricht mit ih-

rem Dekorationssystem der Westwand. Nur die

Treppe beengt die Reihe der Aedikulen und reduziert sie um eine Säule. In dem durch das Trep-

MAUSOLEUM F

105

Abb. 105b Mausoleum F, Rekonstruktion der Nordwand, J. Weber (1 : 50).

pengewülbe verkleinerten Lünettenbogen fanden drei Urnennischen Platz. Zwei weitere liegen in der Wange des Treppensockels.

Die Südwand (Abb. 99) bleibt wie üblich in ihrem Schmuck sehr schlicht. Ihr westlicher Teil ist ca. 12 cm stärker als der Rest. Der Versprung läuft unterhalb des äußeren Fensters und schließt

auf die Höhe des seitlichen Türpfostens an. Auf der Westseite, d.h. links vom Durchgang, liegt unterhalb der Fensteröffnung eine Reihe von vier Urnennischen von etwa 34 cm Höhe im Abstand

von 30 - 34 cm Höhe übereinander. Sie enthalten jeweils zwei, Urnen. Neben dem Fenster folgt eine weitere Nische. Zwischen den äußeren Fenstern mit sauber gefaßten, schrägen Laibungen öffnen sich die seitlichen Durchbrüche des Titulusfeldes ins Innere. Darüber liegt mittig eine in die Wand gemauerte Konsole. Sie ist aus drei Ziegeln

geformt, die man grob in ihrem Kontur zurechtgehauen hat. Die Größe des Auflagers beträgt in der Breite 25,5, in der Tiefe 21,5 cm. Auf der Südseite des unteren Treppenabsatzes liegen drei Urnennischen der genannten Art und Größe, in der Südwand selbst oberhalb des Treppenlaufes zwei und auf der Ostseite oberhalb des Treppenlaufes wiederum zwei Nischen. Sie sind 60 cm breit, 50 cm hoch und durch die rote Umrahmung eng zusammengefaßt. Da in dem erhaltenen Teil der Wand darüber noch gerade ein ebensolcher Streifen zu schen ist, der 60 cm weiter ausgreift, hat dort möglicherweise eine Reihe von drei weiteren Urnennischen gesessen. Die Treppe gliedert sich in zwei Arme. Der untere führt mit einer Breite von ca. 76 cm vor der Südwand in 9 Stufen auf eine Höhe von 230 m. Die obersten drei Stufen sind eingewinkelt und

106

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

vermitteln zum zweiten Abschnitt, von dem nur noch die ersten 6 Stufen erhalten sind .

Dieser zweite Arm, in dem die Stufen zum Innern hin gebrochen sind, ruht auf einem Bogen. Dessen Ansatz ist am Treppenaufgang erhalten, sonst ist er weitgehend modern ergänzt. Offenbar

war es keine solide Konstruktion, woraus sich auch die Brüche erklären lassen U?. Der Bogen des

Unterlagers ist aus ca. 45 cm großen Ziegeln gemauert. Er setzt an dem Wendepunkt der Treppe

mit seinem sockelartigen Unterbau um 65 cm tiefer an als auf der Nordseite, wo er in die Wand

einmündet. Die Breite der Treppe beträgt in diesem Abschnitt mit der Innenwand ca. 96 cm, mit ca. 70 cm breiten Stufen. Beleuchtet wurde er von einem Fenster, das sich außen im Fries oberhalb der Tholosdekoration auf der Fassade öffnete. Die

Lage ist nur noch in Grabungsphotos sichtbar. Der obere Abschluß des Treppenlaufes kann

im Zusammenhang mit der Deckenkonstruktion

festgelegt werden. Sie besteht aus einer Kreuzton-

ne, wobei die Längstonne auf der westlichen Sei-

tenwand, dem Pfeiler des Treppenaufgangs und dem Treppenansatz der Nordseite auflagert. Ihr

Scheitel wird sich dem Gesamtbau im Innern fol-

gend um ein Grad nach vorn geneigt haben.

Die Quertonne ist auf der Ostseite durch den

Treppenbogen verunklärt und nur auf der West-

seite vollständig erhalten. Sie überspannt allein die Aedikulaarchitektur und läßt so über der glatten

Wandfläche am Eingang einen etwa 90 cm tiefen

Ähnlich

wie beim

Mausoleum

E wird

die

Treppe auf eine offene Dachterrasse geführt ha-

ben!9, Der Treppenaustritt muß durch ein Schutzdach gegen Witterung und Regen geschützt gewesen sein. Man wird es sich wohl als einfache

Ziegelaufmauerung mit einem Türverschluß oder einer Luke vorstellen dürfen.

Vermutlich war die Dachterrasse mit einem festen Belag bedeckt und an den Seiten von einer

aufgemauerten Brüstung gesichert. Von all diesen

Details finden sich in dem Bestand freilich keine direkten Zeugnisse mehr. Auf dem Dach selbst hätte ein Triklinium normaler Größe Platz finden kónnen.

Mausoleum F überdauerte in seiner Ausstat-

tung relativ unversehrt die Zeiten. Bald nach sei-

ner Errichtung begann man, ausgehend von der Mitte der Nordwand eine Reihe weiterer Bankgrä-

ber vor die Sockelzone zu setzen, die zum Teil

sehr grob aufgemauert und mit Marmorplatten verkleidet sind. An der Nordwand

liegen zwei. Sie trennen

dünne Sockel aus Ziegeln, die die Verkleidungs-

platten mit den Tituli halten. Auf dem Grab in

der Mitte für Tullius Hermadion lag ursprünglich noch eine Marmorplatte, was die Klammerlócher in der vorderen zeigen. Am Boden waren die Platten in ein dickes Zementlager gebettet. Zwei wei-

tere Bodengräber sind noch in den Boden mittig vor der Nordwand eingelassen und ebenfalls mit Marmorplatten bedeckt, das südliche ohne In-

Teil der Längstonne frei. Auf der Westseite muß

schrift auch mit einer zusätzlichen Ziegelplatte.

dung des Treppenaufgangs angeschlossen haben.

Westwand an, von denen das mittlere oben mit

das entsprechende Segment an die äußere Wan-

Die Stärke der Decke läßt sich nur noch indirekt erschließen. Man wird annehmen dürfen, daß die Folge von 24-25 cm hohen Stufen gleichmäßig bis zum Fußbodenniveau der Dachterrasse durchlief. Dann käme als Möglichkeit die elfte Stufe des

zweiten Laufes als Austritt in Frage, womit sich über dem Scheitel eine Gewölbestärke von 60 cm

ergübe. In Analogie zu anderen Mausoleen dürfte sie ausreichen 17. Der Boden der Dachterrasse läge so im Schnitt ca. 5,00 m über dem Fußboden des Mausoleums.

151f.

Drei anonyme Bankgräber schließen sich vor der gestempelten Dachziegeln aus dem 4. Ih. n. Chr.

verkleidet war. Teile davon sind erhalten. Auch die Gestaltung der Wände unterscheidet sich: die Ziegelreihen im nördlichen bleiben recht sorgfältig,

das südliche ist im Opus Vittatum aufgemauert

und am sorglosesten schließlich das mittlere und

späteste aus Tuffbrocken. Das südliche Grab war mit einzelnen, zusammengelesenen Marmorplatten abgedeckt, darun-

ter ein 43 x 15 cm großer Sockel mit einer 32 x 4

cm messenden Falzung, also eine Stelen- oder In-

178 Offenbar belastete der Druck des Kirchenbodens trotz der Einfüllung die Mauer zu stark. 119 Vgl. die "Tomba Barberini" der Via Latina mit einer Mauerstärke unten von 74 cm. M.L. Riccardi, Palladio 16, 1966, 19 5.0, 8. 76 f,

MAUSOLEUM F

schriftenhalterung. Im nördlichen Grab dieser Reihe ist noch

im Innern der 42 cm breite Ter-

rakottasarkophag zu schen 1. In einzelnen Nischen wurden offenbar später weitere Bestattungen eingelassen. Jedenfalls finden sich in der Nische O 1 eine in den Stuck ausgeschlagene Vertiefung für eine eingefalzte Abdeckplatte. Eine solche Einfügung ist auch in der Nische Ο 2 erhalten. Dieser Einbau ist dort sogar mit zwei in den Stuck eingebetteten Marmorplatten verkleidet. In O 5 ist ebenfalls der Abdruck ciner Platte zu schen. Ähnliche Einlassungen waren möglicherweise auch auf der Westseite vorhanden. Dort sind nämlich in der Nische W 1 der Rest einer vertikal eingefügten, als vorderer Abschluß dienende Ziegelplatte erhalten und daneben in der Nische W 3 Löcher als Halterung des Einbaus. Auffallend bleibt, daß die Bogennische O 11 später ausgebrochen wurde. Möglicherweise geschah das, als man das Treppengewólbe weghackte, um das Innere des Baus von oben her zuzuschütten. In dieser Zeit bildeten sich wohl auch die Risse im Bau. In der Front zieht sich von der rechten Türseite ein Bruch zum Sockelprofil, und im hinteren Teil der West- und im vorderen der Ostmauer ist ebenfalls ein durchlaufender Bruch zu sehen, Es scheint demnach, als habe sich die Nordostseite des Mausoleums nach hinten hin abgesenkt. Ob wegen der stärkeren, durch die zusätzliche Last der Treppe bedingten Masse der Ostmauer oder als Resultat der Zuschüttung läßt sich freilich nicht mehr klären.

Die Veränderungen der Frontseite gehören in

die Zeit der Überbauung der Nekropole durch die Kirchenfundamente. Nachdem man die Marmorplatten herausgebrochen hatte, ergab sich im Bereich des Titulusfeldes eine noch jetzt sichtbare Senkung der Mauer, die der eingefügte Ziegelpfeiler auffangen sollte (Abb. 94). Wohl deshalb rif man auch nicht den Travertinrahmen der Tür heraus. Bei dem eingelassenen bildlichen Schmuck der Fassade hat man es offenbar versucht, aber wie der Tholosprospekt und das kleine Stemmloch am Bild mit dem Vogel zeigen (Abb. 98. 99) ohne Erfolg. Die Vertiefung darüber in der Mauer selbst bezeugt wohl als Halterung für Bodenplat-

107

ten eine Bestattung im Kirchenboden. Auch die Platten im Fries werden von solchen Fassungen von Bodengräbern stammen. Für die Aufmauerung von Trennwänden

wurde auf der Westseite das Gebälk in der Breite

von ca. 60 cm bis zum Architrav herunter weg-

gehackt. Das Material fand zum Teil im Bogen vor

Mausoleum G Verwendung (Abb. 126.

127). In

der Breite entspricht diese Lücke der Westmauer

des Mausoleums, die wohl für die Fundamentierungsarbeiten der Basilika aufgehöht werden soll-

te. Zur gleichen Zeit war das Dach schon eingerissen, und das Innere des Baus konnte

von der

Nordseite her, wo noch einige Marmorplatten hinter

der

Rückwand

auf

eine

Arbeitsrampe

hinweisen, zugeschüttet werden. Das Gebälk wurde im Zentrum durch die später in den Boden der Basilika eingelassenen Bestattungen zerstört bzw. überdeckt (Abb. 92). Dabei läßt sich über einen noch aufrechtstehenden Profilziegel nicht mit Si-

cherheit sagen, ob er zu dieser Phase gehört oder als

Rahmung

etwa

stehengeblieben ist.

eines

Mittelmotivs

in

situ

2a. DEKORATION

‚Anders als bei den östlichen Nachbargräbern mit ihren zarten Ornainenten in hellen Farben auf weißem Grund sind beim Caetenniergrab wenige dunkle Farbflächen (Farbabb. 16) in regelmäßiger Wiederholung gegeneinander gesetzt. Die figi chen Motive sind noch bescheidener und fast ausschließlich auf die Liinettenzone beschränkt. Die Sockelzone ist durchgehend purpurgrundig. Die aufgesetzte Bemalung ist an der Nordseite ganz, an der Ostseite weitgehend verloren. Über der Arkosolienmitte erscheint jeweils direkt

unter dem Gesims die untere Hälfte einer goldfarbenen Patera. Davon gehen in kleinen Bögen hellblaue Bänder und dann größere, weiße Wollbinden aus, deren Enden jeweils von Schwänen gehalten werden und sich in eleganten Schwüngen auflösen (Abb. 106). Nur an der Westwand erhalten ist zwischen den Arkosolien ein Kandelaber mit kleinen Blüten, Knospen und zarten Ranken, der eine flache, mit Binden verzierte Schüssel

151 Zu dem Ziegel: CIL XV 1684. W. Eck, in: Vom frühen Griechentum bis zur róm. Kaiserzeit, Festschrift Heidelberg, HABES 6 (1989) 75ff. Abb. 4f. (zu den Inschriften).

108

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 106 Mausoleum F, Westwand, Sockel, Inst.Neg. 84.5747.

trägt, die als metallen erscheint. In ihr liegen ein von Tüchern verhüllter Gegenstand (Phallos?), eine kleine Oinochoe mit hohem Hals und Henkel und ein strigilisähnlicher Gegenstand. Über dem rechts anschließenden Arkosol ist eine Frucht, wohl ein Granatapfel zu schen, der wohl noch Ge-

genstücke hatte. Sonstige Verzierungen der Sokelzone sind bis auf ein Gorgoneion unter dem Treppenbogen rechts, das denen in Grab C sehr ähnelt, nicht erhalten. Die Arkosolien waren nach

Ausweis des nördlichen der Ostwand weißgrundig

und mit Streublumen -meist Rosen- sowie einzelnen Vögeln verziert.

In der Hauptzone der Wand sind jeweils die

Felder hinter den Stucksäulen hellrot, ebenso die

Stirnwände der Apsis. Purpurn sind die beiden

großen Rechtecknischen der Nordwand (Farbabb. 16) und die Felder der Nordwest- und der Nordostecke (Farbabb. 17), die diese Nischen optisch

fortsetzen. Ebenso gefärbt sind drei von den

je se-

chs Rechtecknischen der Seitenwände, die übrigen

dunkelgrün. Die drei großen Mittelnischen waren, nach kleinen Spuren blaugrundig oder zumindest von blauen Streifen eingefasst und gelb, die Apsismuscheln blau gerahmt. Blaugrundig waren wahrscheinlich auch die chemals mit Stuckfiguren verzierten, konkaven Felder zwischen den Rechtecknischen. Die Feldergliederung des Südteils der Westwand führt die Wandgliederung wieder optisch weiter, mit grünem und purpurnem Feld

übereinander, purpurn umrahmt und einem roten Feld links, wieder purpurn gerahmt (Abb. 105). Die großen Farbflächen der Hauptzone, die den Eindruck bestimmen, waren mit großflächigen Ornamenten verziert, die sich nur schr schlecht erhalten haben. Bei den großen Rundnischen fehlt die Putzoberfliche. Die beiden Rechtecknischen der Nordwand hatten wohl aus gelben Krateren aufsteigende, sich verjüngende Blattkandelaber aus kleinen Blättchen mit blauen Blüten, von denen links ein kleiner Rest erhalten ist. Die Seitenwände dieser Nischen waren jeweils mit

MAUSOLEUM F

Farbabb. 16 Mausoleum F, Nordwand, Photo Mielsch.

Farbabb. 17 Mausoleum F, Nordostecke, Photo Mielsch.

109

110

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

großen Mustern aus gegenständigen, lyraférmigen Ranken in Grün-weiß mit goldenen und roten Blüten dekoriert (Abb. 107), die Decken der Nischen mit ähnlichen Gebilden, von denen aber nur goldgrundige Zwickelfelder besser erkennbar sind. Die rotgrundigen Stirnwände der Apsis sind mit Schilfstengeln bemalt - seitlich versetzt, um neben den Säulen sichtbar zu sein-, die Eckfelder (Abb. 108) jeweils mit einem Kandelaber aus Blütenkelchen und Ranken, die von einer roten Mittelblüte nach oben und unten ausgehen. Im äußersten rechten Feld der Ostwand (Abb. 109) hängt ein mit Binden geschmücktes Tympanon oder Becken an einem rechteckigen Griff, wie es ganz ähnlich in Grab G auftritt. Es ist in goldgelben und weißen Tönen gemalt.

Die purpurgrundigen Rechtecknischen sind jeweils mit einer Rosette verziert, die mehrfach gut erhalten ist (Abb. 110). Um eine goldene Mittelblüte staffeln sich drei diagonale Reihen von Blättern in Grünweiß, Gold und Weiß. Die übrigen Blätter sind weiß wie die lyrafórmigen Ranken und Endpalmetten, die vom Zentrum ausgehen. Bei den grüngrundigen Nischen ist die Oberfläche durchweg fast völlig zerstört, ob ein kleiner Rest in der nördlichen Nische der Ostwand zu einer Omphalosschale gehört, ist nicht sicher. Von den Stuckreliefs auf den konvexen Zwischenfeldern

Abb. 108 Mausoleum F, Nordwand, östlicher Abschluß, Inst.Neg. 84.5748.

sind nur die Vorritzungen an der Ostwand erhalten. Danach waren dargestellt links und rechts jeweils Meerkentauren, vielleicht ehemals mit Neteiden, in der Mitte nach außen hin sitzende Figuren, die sich einander zuwenden und wohl auf von einem mittleren Ornament ausgehenden Ranken saßen (Abb. 111-113). Der rotgrundige Architravfties zeigt in großen Abständen einzelne Eroten und Schwäne, die plastisch aufgesetzt sind. Beim Fries der Apsiskalotte sind kniende Figuren zwischen Vogelgrotesken auf purpurnem Grund zu schen, vielleicht Pygmäen und Kraniche (Abb. 114). In der Oberwand finden sich größere bildliche Darstellungen. Das große Gemälde der Apsiskalotte (Abb. 115) von dem der obere linke Teil fehlt, hat durch Kalkablagerung seit der Ausgrabung so gelitten, daß es heute fast unkenntlich ist. Dargestellt war der “Triumph der Venus”. Venus sitzt frontal, mit der Linken aufgestützt mit überkreuzten Beinen auf einer Muschel, die von zwei Tritonen gehalten wird. Mit der Rechten hielt sie

MAUSOLEUM F

Neg. 88.86.

Abb. 111 Mausoleum F, Ostwand, linkes Feld mit Stuckrelief, Photo Fabbrica di San Pietro.

1:

112

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 112 Mausoleum F, Ostwand, rechtes Feld mit Stuckrelief, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 113 Mausoleum F, Ostwand, mittleres Feld mit Stuckrelief, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM F

113

wohl einen Zipfel des rotbraunen Mantels, der über ihren Schoß fällt und auch die rechte Hälfte der Muschel bedeckt. Kopf und rechter Teil des Oberkörpers sind verloren. Der Triton rechts, die einzige heute noch erkennbare Figur, hebt sich in den hellbraunen Tönen seines Oberkörpers und den dunkelblauen Windungen seiner Schlangenbeine deutlich vom Hellgrün des Himmels und dem Grünblau des Meeres ab. Er ist vom Rücken gesehen; die Linke fat unter die Muschel, die über den Kopf erhobene Rechte hielt wohl wie bei ähnlichen Darstellungen ein vom Wind geblähtes Gewand über dem Haupt der Venus. Die Kontu-

ren des Oberkörpers sind unruhig, die Muskeln durch dunkelbraune, kräftige Schatten angegeben.Vom Triton links sind nur Reste der Schlangenbeine zu erahnen. Ob sich seitlich noch weitere Figuren, etwa Eroten, anschlossen, muß offenbleiben. Die Lüncttenränder sind durch violette und rote Streifen sowie ein kräftiges lesbisches Kyma gerahmt. Die niedrigere Lünette der Ostwand

zeigt zwischen und über men, die der Nordwand, schnitten wird, hat nur locker getupften Baum

den Loculi nur Streubludie von der Apsis überim linken Zwickel einen in stumpfen Grüntönen

Abb. 114 Mausoleum F, Nordwand, Fries der Apsiskalotte, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 115 Mausoleum F, Nordwand, Apsiskalotte, Photo Fabbrica di San Pietro.

114

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 117 Mausoleum F, Westwand, Lünette, rechter Teil, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM F

115

erhalten, der das Thema auch für die übrigen Lü-

netten angibt.

Die Westseite weist unter der Reihe der Loculi eine bukolische Landschaft auf, nur durch gelbbraunen Bodenstreifen und weit gestellte Bäu-

me angedeutet, in der sich ein Widder und ein

Stier gegenüberstehen (Abb. 116. 117). Auch hier

wird nur durch getupfte, nebeneinandergesetzte

Pinselstriche modelliert. Hintergrundsangabe oder Tiefe fehlen.

‘An der Eingangswand sieht man neben und zwischen den Rundnischen einen Baum und, auf der Abschlußlinie der farbigen Rahmung sitzend,

einen Vogel, vielleicht ein Steinhuhn mit grün, braun und gelb getupftem Gefieder, rotem Schna-

bel und Füßen (Abb. 118). Über der Tür befinden sich zwei Bäume mit Vögeln (Abb. 119). Ob dur-

ch eine waagerechte Schfaffierung zwischen den Bäumen eine weitere Landschaftsangabe angedeu-

tet ist, ist nicht sicher, da die Lünette weitgehend

unkenntlich geworden ist:

Heute nicht mehr aufzufinden ist ein kleines

Jagdbild, das nur aus einer Photographie (Abb.

120) bekannt ist und nach einer Notiz G. Kirsch-

baums 1% von der Ostwand des Grabes entfernt

wurde. Nach der Stellung der Ziegel darunter

Abb. 118 Mausoleum F, Südwand, Lünette, rechter Teil, Photo Fabbrica di San Pietro.

kann es wohl nur auf der Stirn des Treppenbogens gesessen haben. Der schräge obere Abschluß

gehörte wohl zu einem giebelförmigen Feld. Die Oberfläche des Bildes war bei der Auffindung schon stark bestoßen, sodaß nicht mehr alle Szenen des bewegten Geschehens zu erkennen sind

und keine Figur vollständig erhalten ist. Das Zentrum des erhaltenen Bildteils zeigt einen Reiter, der mitsamt seinem Pferd gestürzt ist, sich rück-

lings liegend aufbäumt und die Rechte mit der Lanze erhoben hält. Er sucht so die große Raubkatze abzuwehren, die im Sprung über die

Kruppe des gefallenen Pferdes hinweg begriffen

ist, das schräg und stark verkürzt auf dem Boden liegt. Es scheint seitlich hingestürzt und hebt den

Kopf. Zur gleichen Gruppe gehört wohl ein Reiter links im Hintergrund, der das Raubtier mit der

Lanze anzugreifen scheint. Erhalten sind nur

Kruppe und Bauch des hellen Pferdekörpers, re-

chtes Bein und Mantel des Reiters und ein Stück der Lanze. Etwas besser erhalten ist ein zweites,

anscheinend reiterloses Pferd, das schräg von links hinter dem ersten vorbeizugaloppieren su182 s Kirschbaum, Gräber 22.

Abb. 119 Mausoleum F, Südwand, Liinette, mittlerer Teil, Photo Fabbrica di San Pietro.

116

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 120 Mausoleum F, Ostwand, Stirn des Treppenbogens, Photo Fabbrica di San Pietro.

cht. Über seinen Rücken hiingt eine breite, in Falten geraffte Decke. Links von ihm, am Rand des

Fragments ist ein sich nach links umwendender

Jager, der zwei Speere schultert, in Resten erhalten, vor ihm ein nach links springender Hund. Der Grund ist in der vordersten Bildzone durch dunkle, dann durch zunchmend hellere Töne angegeben. Die Figuren sind skizzenhaft, mit unruhiger Kontur und reichlicher Verwendung von dunklen Linien zur Modellierung gegeben, am besten noch an dem reiterlosen Pferd zu erkennen. Die Qualität scheint höher als bei den andeten Malereien des Grabes. Von der stuckierten Decke des Grabes sind Reste an der Nordwest- und Südwestecke sowie an der Südseite des Bogens unter der Treppenkammer erhalten. Die Decke war anscheinend in gleichmäßige

Rechtecke und Kassetten eingeteilt, deren Gliederung nicht dem Schema des Kreuzgewölbes entsprach, denn an den Anfängern sitzen dreieckige

Felder, keine Gurte. In der Südwestecke (Abb. 121) ist außer dem untersten Teil eines solchen Feldes ein Stück des Bogenansatzes erhalten. Die Stuckrahmungen sind sehr breit und tief eingeschnitten; sie bestehen aus ionischen, lesbischen und dorischen Kymatien und begleitenden roten Farbstreifen. Neben zwei Kassetten, von denen die untere eine Rosette auf purpurnem Grund zeigt,

steht ein rechteckiges Feld mit breiter roter Rahmung, die auf der unteren Schmalseite zungenartig vorspringt und mit plastisch aufgesetzten,

weißen Blättchen verziert ist. Das Innere des Fel-

des ist nicht erhalten. Die ne ist ähnlich gerahmt. (Abb. 122) tritt zu diesen Meerwesenfries auf Grün

oben anschließende ZoAn der Nordwestecke Motiven noch ein feiner in der Umrahmung des

Dreieckfeldes und darüber ein in die Kassette ein-

geschriebener Rhombus mit einer Rosette auf purpurnem Grund, roten Rahmenstreifen und grünen Zwickelfeldern, auf die wieder plastisch Schwäne gesetzt sind. Darüber waren bei der Ausgrabung

MAUSOLEUM F

117

Abb. 121 Mausoleum F, Südwestecke der Decke, Photo Fabbrica di San Pietro.

noch Reste von zwei rechteckigen Feldern erhalten (Abb. 123) Von dem recht groben, schwarz-weißen Mosaik sind nur kleinere Teile erhalten. Der schwarze Randstreifen, der von zwei weißen Bändern eingefasst wird, ist an den Seitenwänden durch die regelmäßig eingesetzten marmornen Verschlußplatten von Urnen unterbrochen (Abb. 102). An der Nordwand sind stattdessen weiße Quadrate in Mosaik eingesetzt. Hier, an der wichtigsten Stelle des Grabes, waren also ursprünglich Bestattungen nur in den Wandgräbern vorgesehen. Nachträglich eingelassen scheinen dagegen die Platten an der Westseite, die keine Rücksicht auf das Mosaik nehmen. Von der anschließenden inneren Zone ist am Eingang ein Quadrat (Abb. 125) mit Blüte und sich berührenden Spiralranken erhalten, die ein peltaähnliches Muster bilden. Das zentrale Feld, das von großen Spiralranken eingefasst war (Abb. 124), ist durch spätere Erdbestattungen zerstört.

Abb. 122 Mausoleum F, Nordwestecke der Decke, Photo Fabrica di San Pietro,

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

118

noch eine geringe Rolle, denn sie dienen der Auflockerung der großen Farbflächen, nicht als Hauptelement der Dekoration. Die einzelnen Motive, vor allem in der Ausmalung der Lünetten sind mit breiten Farbtupfen angedeutet, die eine unruhige Oberfläche ergeben. Auch die verschiedenen Ornamente sind weniger exakt, in großen Schwüngen gemalt. Die klare Malweise der hadrianischen Gräber ist aufgegeben. In der Hausdekoration begegnen ähnliche Unterschiede etwa zwischen der Casa delle Muse und der Casa delle Volte Dipinte in Ostia 5), Für Gräber werden die

dunklen Farben selten so durchgehend wie hier verwendet, sie finden sich aber etwa in Grab T und U der Nekropole 154, Ähnlich lockere Ornamente hat das Grab des Clodius Hermes unter S. Sebastiano 185, Figürliche

Abb, 123 Mausoleum F, Nordwestecke der Decke bei Ausgrabung, Photo Fabbrica di San Pietro.

Motive

sind

hier

auf

die

Oberwand beschränkt. Das bestimmende Bild in der Kalotte in der Nordwand (Abb. 115) mit Aphrodite in der Muschel, die von Tritonen getragen wird, scheint das früheste Zeugnis für dieses Motiv, das wenig später auch auf den Sarkophagen 1% auftaucht und in den Thermendekorationen vor allem in Nordafrika 1% besonders beliebt ist. Aus Pompeji ist nur die in der Muschel liegende Aphrodite bekannt 155, Ein Fries aus Herculaneum 185 zeigt zwei Meerkentauren, die eine Mu-

2b. STILISTISCHE

MERKUNGEN

UND

IKONOGRAPHISCHE

ΒΕ-

Das Cactenniergrab ist durch die Baugeschichte und durch Ziegelstempel in die Jahre 140-150 n.Chr. datiert, Es ist später als Grab E und G und weist einen Ziegelstempel von 141 n.Chr. auf. Der frühantoninischen Entstehungszeit entspricht der gewandelte Stil der Ausstattung. Die Farben sind hier sehr viel dunkler, auf wenige Werte reduziert und ganz gleichmäßig gegeneinander gesetzt Dabei kommt den Farbflächen eine größere Bedeutung zu als früher. Die Ornamente spielen nur

schel hochheben, die wohl schon als Zeichen für Aphrodite gelten muß. Die weiteren Bilder der Oberwand haben keinen direkten Bezug dazu. Das Bild der Westwand mit Widder und Stier (Abb.

116. 117) in einer Landschaft gehört zu ei-

ner im 2.15. verbreiteten Form des Landschaftsbildes, in dem auf die üblichen kleinen Heiligtümer der sakralidyllischen Landschaften verzichtet wird. Ähnliches zeigt ein Grab der Isola Sacra ^, ferner das wohl gleichzeitige Grab des Aelius Trofimus von der Vigna Corsini" und andere. Sie bezeugen neben den weiterlebenden sakralidyllischen Landschaften eine Tendenz zu mehr reali-

19 s, Felletti Maj u. Moreno, Ostia 3, Felletti Maj. Ostia 1,2. 1 s, Esplorazioni 5566. 18 s, Wirth, Wandmalerei 143f. Abb. 74 Taf. 24.

186 5. G. Koch-H. Sichtermann, Römische Sarkophage, HdArch (1982) 196.

287 J, Lassus in: La mosaique gréco-romaine (1965) 175 ff.

75 HBr. Taf. 189. Helbig, Wandgemälde 307; A. Maiuri, La peinture romaine (1953) Abb. S. 7. τὸν Helbig, Wandgemälde 1067. Reinach, Repertoire peinture 350,5.

399 Calza, Necropoli 149 Abb. 73 (Grab 34). ? PS, Bartoli, Gli antichi sepolchri ovvero mausolei romani ed etruschi (1697) Taf. 12. Reinach, Repertoire peinture 392,1. vgl. auch Reinach 391,2; 390,2.3.

MAUSOLEUM F

P.

EUH TONER

Abb. 125 Mausoleum F, Fußbodenmosaik, Südseite, Inst. Neg. 84.57:

120

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

stischen Darstellungen, die im 3.]h. beherrschend wird. Die Bedeutung innerhalb der Grabdekoration, der Hinweis auf "felicitas", ist bei beiden Typen des Landschaftsbildes anscheinend gleich. Das Jagdbild (Abb. 120) ist sicher der wichtigste Teil der Ausstattung des Grabes. Selbst die geringen erhaltenen Reste lassen noch eine komplizierte Komposition erkennen. Die Hauptgruppe besteht aus dem diagonal in die Tiefe führenden Pferdeleib und dem senkrecht dazu gestürzten Reiter. Die Verlängerung dieser Achse bildet die übergroße Raubkatze, schräg dazu steht der erste Reiter mit Lanze, wieder leicht schräg dazu

dann das reiterlose Pferd. Ob noch weitere Figuren rechts einbezogen waren, ist nicht mehr sicher zu erkennen. Die genannten Pferde, Reiter und Raubtier bilden einen großen Halbkreis um den Gestürzten, den man wohl als Hauptperson der Jagd ansehen darf. In der Dramatik der Handlung und der vielfachen Verschränkung der Figuren der Mittelgruppe geht das Bild über die bekannten kaiserzeitlichen Jagddarstellungen auf den Sarkophagen 19? und den Gräbern der Isola Sacra Ὁ hinaus, die alle später sind. Die Raumhaltigkeit,

die Gruppenbildung und die starken Verkürzungen erinnern an Werke der Alexander- und Diadochenzeit wie den Jagdfries von Vergina '** und die Alexanderjagd in Palermo 9. Im Aufbau scheint das Jagdbild aus Stabiae %, von dem eine reduzierte Mosaikkopie in Setif bekannt ist, besonders verwandt.Auch hier wird eine halbkreisförmige Anordnung der Hauptfiguren mit einer

bildparallelen Bewegung von rechts kombiniert, die ihrerseits durch eine in die Tiefe führende Diagonale durchbrochen wird. Das Bild ist überzeugend mit einem Gemälde des Antiphilos fü Prolemaios I. verbunden worden "7. Das Alexandermosaik in Palermo zeigt ähnliche Verkürzun-

gen und Schrägstellungen, aber auch ähnlich bedrohliche Situationen für einzelne Jagdteilnehmer.

Zu dem rücklings vom Pferd gestiirzten Jager scheint freilich keine genaue Parallele bekannt. Sicher werden Unstimmigkeiten wie das übergroße Raubtier dem Maler des 2. Jhs. zuzuschreiben sein, der sich auch in der flüchtigen Malweise dem

Zeitstil anpaBte. Dennoch wird man vermuten dürfen, daß dieses Bild letztlich auf eine Vorlage

des Frühhellenismus zurückgeht.

Die Stukkaturen des Grabes (Abb. 121-123)

zeichnen sich durch die Vorliebe für kleine tiefe Einschnitte und für Auflösung der Oberfläche aus. So sind selbst die farbigen Streifen und Flächen der Decke durch kleine aufgesetzte Motive

in unruhige Bewegung versetzt. Die Ornamente

sind überwiegend durch die Kontraste von plastischer Form und tiefen Schattenfeldern charakterisiert, während sie noch in Grab E cher plastisch

ausgeformt waren. Ähnliche Formen finden sich bei den Stukkaturen der Terme Taurine !% bei Ci-

vitavecchia, die durch Ziegelstempel nach 136 n.Chr. datiert sind. Die Rankenfriese

des Mosaiks

(Abb.

124)

erinnern in den schmalen langgezogenen Formen an andere gleichzeitige Böden, etwa der Casa delle Pareti Gialle in Ostia !%, wo allerdings die einzel-

nen Blätter durch Binnenzeichnung modelliert sind. Das Muster der Eingangsseite (Abb. 125) ist

in verschiedenen Variationen im 2Jh. belegt 2% und entspricht recht genau dem der Seitenwände der Nischen der Nordwand.

3. LOSE FUNDSTÜCKE Über die Inschriften werden W. Eck und über die Urnen G. Daltrop im letzten Teil der Untersuchung handeln 2°. In F finden sich 12 Ur-

192 s, B. Andreae, Die römischen Jagdsarkophage, ASR 12 (1980) 17ff 19 Calza, Necropoli 152, Abb. 76.

154 M, Andronikos, Vergina, The Royal Tombs and the Ancient City (1984) 1008f. 153 E, Gabricci, MonAnt 27, 1921, 190ff. Taf. III; M. Fuhrmann, Philoxenos von Eretria (1931) 253ff. Abb. 9; D. von Boe

selager, Antike Mosaiken in Sizilien (1983) 47ff. Abb. 17-19.

35% B, Conticello, Rediscovering Pompei, Ausst.Kat. New York 1990, 242f. Abb. 170. 37 M. Donderer, in: Festschrift G. Wirth II (1988) 781ff. Taf. 3 a, 4 a 795 s G. Bastianelli, NSc 1933, 4108f. Abb. 8-10. Miclsch, Stuckreliefs 86. 167.

199 G. Becatti, Mosaici e pavimenti marmorei, Scavi di Ostia VI (1961) Nr. 226 Taf. 74.

200 z B. Becatti a.O. Nr. 28 Taf. 75. 21 Ferrua, Lavori 100ff. (zu den Inschriften, die er Ende 3. Jh. n.Chr. datiert). Eck, a.O. (Anm. 181). ders., ZPE 65, 1986, 250ff. Toynbee u. Ward Perkins, Taf. 20f. F. Sinn, Stadtröm. Marmorurnen (1987) 220ff. Nr. 533. 537.

‘MAUSOLEUM F nendeckel aus Terrakotta von unterschiedlicher Größe und Form, außerdem zwei Terrakottaurnen von 20 bzw. 24 cm Durchmesser, zwei Terrakottasarkophage, der eines Kindes (h: 23, b: 28,

I: 74 cm), und ein weiterer im Bodengrab (b: 42 cm).

Außerdem sind noch von Bodenurnen zwei

lose Marmorabdeckungen von 20 bzw. 16 cm im

121

Quadrat (Offnungen: 5 cm) vorhanden, Verstreut

im Grab liegen neben vielen Gefäßfragmenten drei Amphoren, eine 51 cm hoch 2%, zwei mit ciner Höhe von 49 cm. Von Architekturteilen ist ein Fragment eines Marmorpilasters zu nennen ?®, und zahlreiche, zT. sehr gut erhaltene Teile des Stuckdekors; z.B. Giebel und Gebälkteile 2%,

282 Wolf, Nekropole 69f. (Dressel, Typ 30. 31. 44). 20 Dieses Teil paßt nicht zu einem aus den anderen Mausoleen bekannten Fragmenten. 24 Wolf, Nekropole 6641.

MAUSOLEUM G

1. BAUBESCHREIBUNG Mausoleum G

gibt seine Grundgestalt (Taf.

17-20. 36-38) wegen der vielen Anbauten und

Veränderungen nicht gleich zu erkennen 205, Es läßt sich aber fast vollständig rekonstruieren. Die

geschlossene Kammer weist Außenmaße von 3,54 m (im Fries gemessen) und eine Tiefe von 5,35 m auf, was 12 (- 12 cm) mal 18 (+ 22 cm) römischen Fuß entspricht. Es besitzt also dieselben Grundmaße wie Mausoleum C. Mausoleum G war nach den Anschlüssen das früheste und wurde vor Fund H errichtet.

Die Fassade ist trotz des später vorgesetzten

Bogens gut erhalten (Abb. 126-128). Den Sockel verdeckt zwar die spätere Aufschüttung des Vor-

platzes, doch erkennt man auf der Ostseite, daß ihn eine durchlaufende Schicht von Profilziegeln bündig mit der Oberkante des Schwellsteins der

Tür abschließt. Das ursprüngliche Niveau des

Vorplatzes wird also dem vor dem Mausoleum F

und E entsprochen haben ?*. Die Ziegelstärke der

Mauer beträgt zwischen 2,6 - 3 cm, 10 Schichten

sind auf der Front dann 31-32,8 cm hoch, an der

Westseite neben Mausoleum H 45 - 48 cm. Die Tür zeigt einige weniger übliche Bereicherungen, denn der große Sturz, der sich noch in situ befindet, wurde auf beiden Seiten von zwei

gegeneinandergestellten Ziegeln unterfangen. Sie trugen Konsolsteine, wie man auf Photos aus der

Zeit der Freilegung sehen kann (Abb. 127), sind jetzt aber abgebrochen 2”, Nur an der Innenkante

auf der linken Seite des Durchgangs ist noch ein

Profilansatz erhalten, der ähnlich wie bei den Fen-

sterkonsolen darüber kehlig einspringt. Da sie in-

nerhalb der Fassadendekoration der Nekropole einzig dastehen, hat man wohl hier Tür- und Fensterdekoration aufeinander abgestimmt. Die äußere Abgrenzung des Türrahmens ist durch die erhaltene Reihe der Profilziegel festgelegt, die Oberseite des Sturzes hingegen wegen des vorgemauerten Bogens nicht mehr sicher zu erkennen. Obwohl der Sturz an der Vorderseite etwas niedriger als der Scheitel des Bogens ausfällt, läßt sich die Höhe des Sturzes auf der Außenseite wegen der Zementfüllung nicht genau ermessen 2, Die ursprünglich in Travertin ausgeführten Pfosten ersetzen heute moderne Ziegelsteinpfeiler. Im Bereich der Konsolziegel greifen die Schichten der Pfosten stärker ein. Hier saß ursprünglich, wie ältere Photos zeigen, eine senkrechte Schicht von Ziegeln oder eine Zementfüllung Bei Titulus- und Fensterrahmungen läßt sich nur deren Breite direkt bestimmen, bei den Fenstern die Höhe indirekt aus den Innenmaßen. Die Marmorplatten mit der Inschrift und den Fensteröffnungen wurden offenbar bei Anlage des Bodens entfernt, Die Rahmungen sind reich mit gelben Terrakottaziegeln geschmückt. Die Fenster fassen seitlich Volutenkonsolen, die eine Abschlußplatte trugen, beide aus hellerem Terrakottamaterial. Die Inschrift umläuft ein mäanderartig gestaltetes Ziegelprofil und außen gelbliche Ziegelstreifen, die an den Ecken überkreuz als Achtendenrahmen in das Ziegelmauerwerk ausgreifen 2”. Die Fassade wird abgeschlossen von einem

205 Ferrua, Nuove Scoperte (1942) 234. H. Mielsch, RendPontAcc 1973-74, 79f. ders., Röm. Stuckreliefs, 16. ErgHRM (1975) 164 K 101. W. Eck, in: Festschrift K. Christ (1988) 134.

2% Die Niveauerhöhung wird erst im Zuge der Fundamentierungsarbeiten für die Basilika zustande gekommen sein. Hinweise aus der Grabung liegen freilich nicht vor.

29 zu róm. Türkonsolen aus Ziegeln, H. Kammerer-Grothaus, RM 81, 1974, 172f. 196. Taf. 102. 110. 130. 206 Dieser Abschnitt ist durch antike Zementmasse bis zur Unkenntlichkeit verschmiert. 2 Zur Form des Rahmens, W. Ehlich, Bild und Rahmen im Altertum (1954) 80ff., als Form der Titulusrahmung ist er eine Ausnahme.

124

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 126 Mausoleum G, Frontseite, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 127 Mausoleum G, Türteil, Photo Fabbrica di San Pietro.

ionischen Gebälk (Abb. 128), bestehend aus Zweifaszienarchitrav, Rosettenfries und einer Profilfolge ohne Zahnschnitt. Die Rosetten sind symmetrisch um eine Patera in der Mitte angeordnet, deren Schmuck aus einer Folge von ineinander verschachtelten Fünfecken besteht. Zu beiden Sciten schließen Fensterrahmungen aus Terrakotta mit mandelförmigen Schlitzen an. Die Medaillons daneben fehlen, möglicherweise weil sie aus Marmor gearbeitet waren und deshalb später geraubt wurden. Die übrigen Schmuckelemente hingegen setzen sich durch die gelblichere Tonfarbe ab. Das Giebelfeld hebt sich deutlich hervor (Abb. 128), auch wenn später das Schräggeison entfernt wurde. Merkwürdig ist der Giebelschmuck. Im Zentrum liegt ein symmetrisch komponiertes, trapezförmiges Feld mit fünf quadratischen, in den Farben wechselnden Ziegelstein.

chen unten, dann das gerahmte Feld, in dem die drei inneren, ebenfalls farblich variierenden Ziegel im Grundriß sternfórmig auseinander laufen. Den Aufsatz bilden sieben in der Art eines Entlastungsbogens angelegte Ziegel, die ebenfalls farblich wechseln. Zwischen vier gelblich rechteckigen sind drei rote keilförmige, 1 cm kürzere Ziegel

eingelassen. Das Motiv ist wahrscheinlich als Modius zu deuten, das vielleicht ebenfalls wie das Innenbild auf den Beruf des Grabinhabers als Kaufmann weist 210,

Rechts folgt eine dreieckige Ziegelplatte mit einer streifenartigen, gelb abgesetzten Erhöhung darüber, die cine gegenstiindliche Darstellung meint, am ehesten noch eine Hacke oder ein vergleichbares Werkzeug, wie es vollständiger in cinem Giebel in der Nekropole unter 8, Sebastiano erscheint 2

210 Zum Innenbild S. 134, zu anderen Bedeutungen des Modius C. Lugli, La tecnico edilizia Romana (1952) Taf. 175 G. Zimmer, Röm. Berufsdarstellungen (1982) 114ff. Nr. 25. 29. 31 u.a. (Bäcker), 151f. Nr. 72 (Böttcher). Offenbar konnte auch allgemein als Zeichen für Annona und gute Versorgung gesehen werden, z.B, auf Münzen des Antoninus Pius, Brit Mus.Cat., Mattingly, Coins of the Roman Empire IV 17 Nr. 88ff. (Ostia, Tympanon).

21 O, Marucchi, NSc 1923, 52f. Taf. 9.

MAUSOLEUM G

125

Abb. 128 Mausoleum G, Gebälk und Giebel, Photo Fabbrica di San Pietro.

genwasser nicht in den Caementiciumkern der

Die östliche Nebenseite besitzt - wie erwähnt cine gröbere Ziegelschichtung. Das Gebälk, das um eine Schicht nach oben versetzt ist und eine einfache Profilierung aufweist, greift im Architrav auf 34,5 cm, die Profilfolge auf36 cm um. Das Innere des Mausoleums G ist im vorderen Teil durch die vier modernen Stützen für das Fundament des Grottenpfeilers verstellt. Es durchbricht die Decke und hat sie in diesem Bereich

Ostmauer von F

vollständig

Das Schräggeison ist gleich hoch und hat damit gewiß dieselbe Gestalt wie das horizontale. Die Höhe ergibt sich aus dem Rand des Tympa-

nonfeldes und dem Auflager des Dachziegels in Mausoleum F 212, Neben diesem Ziegel erscheint dort eine Platte mit einem Rand, wohl dem Ende

einer Wasserrinne, die man provisorisch während

des Baus dieses Mausoleums verlegte, damit Recinsickern konnte, bevor der In-

nenraum endgültig geschlossen war.

Mausoleum G ist das einzige, an dem sich ei-

ne Deckung mit Dachziegeln sicher nachweisen läßt (Abb. 129. 134).

Einige sind auf der Nordsei-

te erhalten, zwei mit vollständig erhaltenen Stempeln 21. Ein anderer ist kaum noch zu schen. Insgesamt waren dann bei einer Größe von ca. 52 x

44 cm 140 Q x 5 x 14) Ziegel erforderlich.

zerstört.

Die

im

rückwärtigen

Teil

erhaltenen Reste geben aber noch deutlich die Form der Längstonne mit einer flacheren, zur Mitte hin ansteigenden Quertonne zu erkennen. Wie üblich sind mit Ausnahme der Türwand die übrigen Wandflächen in Sockelzone und die darüber folgende Aedikulaarchitektur geteilt. In den Sockeln der Längsseiten rahmen jeweils Halbrundnischen das mittlere Arkosol (Abb. 133). Die

212 Er wurde mit der Überbauung fixiert und kann daher keinem sckundären Befund entstammen, 75 CIL XV,1, Nr. 293. H. Mielsch, RendPontAce 46, 1973-74, 79.

126

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 130 Mausoleum G, östliche Trennmauer zwischen F und G, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM G

Nischen sind wie alle anderen Rechteck- und Rundnischen dieser Wände später vermauert. Ihre Form und Lage gibt die unterschiedliche Oberfläche des Stucks und der freiliegende Ziegelbogen an Nische W 1 zu erkennen. An der Nordwand liegt nur ein Arkosol. Auf der Nordseite ist die Stuckarchitektur (Abb. 132) die die Nischen rahmt, soweit erhalten, daß eine Rekonstruktion möglich ist. Viele Teile sind freilich modern ergänzt. Die Mittelnische ist von zwei Säulen - das Kapitell der linken ist modern ergänzt - flankiert. Ihre Basen greifen im

unteren

Torus

weit

aus und

besitzen

einen

hohen Trochilus darüber. Die breiten Kanneluren

sind nur auf der Vorderseite leicht eingeritzt. Die

Säulen werden von einfach gestalteten Kompositkapitellen, an denen zwei Reihen von Akanthus-

blättern und Voluten außen einen Eierstab im In-

nem rahmen, bekrönt. Auf der Rückseite fehlt auch hier die Ausarbeitung und selbst die Volutenangabe. Ähnlich wie auf der Nordseite sind an den beiden Nebenseiten die Giebelfolgen auf die Ni-

Abb. 132 Mausoleum G, Nordwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

127

128

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 133 Mausoleum G, Rekonstruktion der Innenwände (N.O.), J. Weber (1:50).

Abb. 134 Mausoleum G, Rekonstruktion der Dachdeckung, J. Weber (1 : 50).

MAUSOLEUM G

schen darunter bezogen, so daß die Segmentgiebel über die Rechtecknischen fallen und der Dreiecksgiebel über die hohe Muschelnische im Zentrum. An den Seiten läuft das Gebälk einfach ohne Aufsätze weiter. Ob dort auch Säulen standen, bleibt ungewiß, da von ihnen keine Reste erhalten sind

An der Eingangswand liegen über der Tür die vier Fensteröffnungen mit ihren schrägen Lai-

bungen. Sonst bleibt sie ungegliedert. In der Nordwand läßt sich auch die Rahmung der Muschelnische recht gut den Resten ablesen. Die Pilaster enden in Blattkelchkapitellen, die die profilgerahmte Halbkuppel mit der Muschel darin tragen. Der gebogene Rand der Muschel ist hier wie an den anderen Seiten in drei ausgreifende Zacken gesäumt. Trotz der vielen restaurierten Teile, die auf der Nordwand die beiden Segmentgiebel und auf den Seiten die Giebelpartien insgesamt betreffen, ist die Gestaltung der Aedikulaarchitektur eigentlich bis in alle Ornamente einzeln zu erfassen. Die Nischen hat man später alle zugemauert, wodurch an den Seitenwänden die Stuckrahmung so gut wie vollständig verloren ging. Das gilt auch für die oberen Rechtecknischen der Nordseite (N 4 u. 5), deren unterer Rahmen konvex aus der Wand hervorspringt, so daß nur noch die beiden offenen Nischen (N 2 u. 3) Reste von Rahmungen mit der ursprünglichen Stuckausstattung aufweisen. Hier wurden

allein wie in der Mittelnische

die Unterseite und damit die Umenöffnungen mit einem Stucküberzug gleichmäßig verschlossen. Schon zu einem früheren Zeitpunkt hatte man in einer Nische der Ostwand (O 4) die Urnen mit einer Marmorplatte abgedeckt. Das Arkosol der Nordwand ist grob fiir einen Sarkophag erweitert Der severische Ziegelstempel gibt einen terminus post quem. Die Mausoleen F und H wurden spiiter errichtet, da bei F die Dachziegel von G cingreifen und man für den östlichen Außenpilaster von H das umlaufende Gebälkprofil von G abschlug. Damit in die Wandfugen zwischen den Mausoleen

kein Wasser eindringen und es nach vorne abfließen konnte, bestrich man die Oberfläche über den Dachziegeln von G nacheinander mit einem

129

dicken, wasserfesten Putz, der zum Iter hin ein Gefälle besaß und auf der Ostseite über dem Lförmigen kleinen Becken im Vorhof von H mündete. ‘Auf der Seite zu Mausoleum E hin verkleidete man die Dachziegel offenbar gleich nach dessen Errichtung, denn die Zementschicht dort läuft auf der Wand über dem Treppenaufgang von H glatt aus, war also vor der Aufmauerung dieses Bereiches von H schon aufgetragen. Später wurde auch die Seite zu Mausoleum H hin entsprechend v.

putzt, wobei die Oberfläche am rückwärtigen de des Baus gegen die Außenwand von H'emporläuft. Erst im Zuge der konstantinischen Fundamentierungsarbeiten 214 legte man auf dem Dach von G eine begehbare Plattform an (Abb. 129) Das geschah, als die Westwand von H niedergerissen war, denn das Plattenpflaster greift auf sie über. Die Ostseite des Daches wurde im Zuge die-

ser Arbeiten im hinteren Teil auf eine Fläche von

circa 1,50 m im Quadrat abgetieft, was den Zugang von der Treppe in H” erleichtert hat. Dessen

Südwand war demnach ebenfalls abgebrochen. Zur Verfestigung der Trittfläche hatte man Marmorplatten ausgelegt, von denen noch eine in situ liegt. Sie hat fast dasselbe Niveau wie die Platten hinter Mausoleum F (dort 7 cm höher). Im Anschluß an diese Fläche folgt auf der Westseite eine etwa quadratische, ca. 2 m an den Seiten messende Plattform, die 20 cm höher als die erstgenannte liegt. Als Bettung dient eine festgestampfte Erdfüllung in der Schräge des Daches von G, die mit Terrakottaplatten unterschiedlicher Größe gedeckt ist. Die größeren Platten liegen dabei am Rande. Zur gleichen Zeit muß an der Front das Giebelfeld aufgehóht worden sein. Nach Entfernung des Schräggeisons mauerte man die Wände mit unregelmäßigen Ziegellagen hoch, um so eine gleichmäßige Plattform zu erzielen. Gerüstlócher sind auf der Westseite direkt oberhalb des Gesimses zu sehen. Diese Plattform kann eigentlich nur den Zuschüttungsarbeiten gedient haben, denn als Terrasse für Totenmahle wirkt sie zu provisorisch, zumal eine Brüstung fehlt 25,

21 Die Plattform kann wohl nur noch bedingt als Solarium genutzt worden sein. Ihre wirkliche Funktion bleibt freilich unklar. 755 Für die Arbeitsplattform wird die Gestaltung des soliden Bodens andererseits zu aufwendig, so daß vielleicht nur die ‚Absicht zum Ausdruck kommt, ein Solarium einzurichten.

130

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Ein schwieriges Problem stellen die Phasen dar, die mit dem Bau der Fundamente fiir die konstantinische Kirche zusammenhängen. Zu dicsem Zweck wurde vor dem Mausoleum eine Art Kammer aufgemauert (Abb. 130. 131), die einer-

seits der Verfestigung des Kirchenfundamentes dienen konnte, andererseits aber noch Zugang

zum Mausoleum in der allerletzten Zeit vor der

Verschiittung bot.

Vorhofes von H um etwa 26 cm, wie man an der Fuge in einer ausgebrochenen Lücke messen

kann. Eine Reihe von Gerüstlöchern liegt in etwa 1,55 m bis 1,80 m Höhe über dem Bodenniveau

des Vorplatzes Im Süden läuft dieser Mauerzug auf, bzw. vor der Frontmauer des Vorhofes von Mausoleum H weiter und band in die mittlere Trennwand dieses Mausoleums ein. Damit war der Zugang zum

G, die in 2,10 m Entfernung parallel vor der Fas-

Mausoleum G vom Iter vor A - F abgeschnitten. Um die Anlage weiter benutzen zu können, wurde über die Treppe und die Öffnung in der östlichen Seite der Fassadenfront von H eine neue Möglichkeit des Zugangs erschlossen (Abb. 156159). Dann mußte man in die freilich schon weitgehend niedergelegte, östliche Seitenmauer des Vorhofes genau zwischen zwei Urnennischen einen Durchgang brechen. Das Bodenniveau im Vorhof von H ist etwa 50 cm höher als das des Iter vor F, dessen Niveau man wegen der Sockelund Türhöhe auch für Mausoleum G als das ursprüngliche annehmen darf. Nach dem Durchbruch wurde von H her Erdreich in den Raum vor G gespült, wozu sicher Schutt von den Fundamentierungsarbeiten der Kirche hinzukam. Das Niveau erhöhte sich in diesem Raum so schr, daß man die Türöffnung vor G unten mit einer Travertinplatte sichern mußte, um ein Eindringen von Wasser und Erde in den Innenraum zu verhindern. Überdies pflasterte man den Platz offenbar von der Südostecke her mit Bipedalplatten, denn an den anderen Ecken mußte man stückeln. Die Platten nehmen auf den Außenputz der Mauer des Vorhofes H Rücksicht und sind gegen

sade von Mausoleum G

die Bank mit Ziegelstreifen abgesetzt. Da sie in die

Gebildet wurde diese Kammer auf der Nordseite von der Mausoleumsfront. Ihr ist überdies

cin Bogen aus Ziegeln vorgesetzt, der auf der linken Seite bis zum Scheitel horizontal und auf

der rechten Seite schräg zur östlichen Mauer an-

steigend mit Tuffbrocken aufgemauert ist. Er ruht

auf der einen Seite auf dem Rest der Begrenzungs-

mauer des Vorhofes von H, auf der anderen auf

einem eigens angelegten, ca. 90 cm breiten und 60

cm hohen Fundament. Der Bogen wurde zunächst

isoliert errichtet, denn nur in seiner Tiefe ist die östliche Außenseite nach Mausoleum F hin mit Ziegeln verkleidet. Darunter findet sich ein Stück. des Zahnschnitts aus dem Gebälk von F 31:6, Die

westliche Außenseite dieses Mausoleums oberhalb des Gebälks und damit das Dach müssen also vor

Errichtung des Bogens eingerissen sein.

In Anschluß an den Bogen von G errichtete

man die östliche, etwa 80 cm dicke Mauer. Sie zeigt auf der Ostfront nach Z zu eine mit Außen-

verschalung erzielte glatte Fläche, im Innern hin-

gegen war sie rauh aus den verwendeten Brocken

gefügt. Die Südmauer des Vorhofes von Mausoleum

verläuft und direkt in das

nenseite bleibt wegen der Verschalung glatt. Diese

Mauerliicke eingreifen, sind sie nach der Öffnung der Vorhofsmauer von H’ verlegt. Der Bogen vor der Fassade hat offenbar keine andere Funktion, als eine Verstrebung für die Ostmauer zu bilden, denn ein solcher Strebebogen findet sich auch im Innern von Mausoleum H

Südmauer durchbricht in der Ostecke ein niedri-

(Abb.

Mauersystem von H einbindet, stößt rechtwinklig auf sie zu, ist folglich später entständen. Die

Stärke dieser Mauer ist aus der Oberseite, in den Gerüstlöchern und aus der Außenseite ungefähr ablesbar. Sie wird 90 cm betragen haben. Die In-

ger, innen ca. 90 cm und mit den Ziegeln 1,30 m hoher, aufgemauerter Bogen, der ursprünglich dem Abflußkanal des Vorhofes von G gedient haben mag. Auf der Westseite übergreift die Mauer eine Bank vor dem Mausoleum G, die demnach

vorher errichtet gewesen sein muß. Außerdem überdeckt

216 5.8.96,

sie die vordere

Abschlußmauer

des

156. 157).

Länger als die Nachbarmausoleen behielt G sein Dach, wie vor allem die Sicherung des Eingangs zeigt, die andernfalls keinen Sinn hätte. Zum Schluß wurde schließlich im Innern des Mausoleums die Südseite des Daches aufgehackt, wie deren im Schnitt erkenntliche schräge Ausarbeitung zeigt. Dann füllte man von oben her das Innere der Grabkammer auf.

MAUSOLEUM G

131

Abb, 135 Mausoleum G, Westwand, Sockel, Detail, Photo Mielsch. 2a, DEKORATION

Die Ausmalung des Grabes G ist durchgehend weillgrundig mit zarten, pastellfarbenen Linien und Ornamenten, einfarbigen großen Nischen (Farbabb. 18) und etwas belebteren Lünetten- und Deckenflächen, wieder mit weißem Grund. Der Sockel - teilweise erhalten an der Westund zu geringen Teilen an der Ostwand - ist von gelben Linien eingefaßt. Zu den Scheiteln der Arkosolien und Urnennischen gehen zusätzlich senkrechte Linien nach unten. An der Nordwand sind seitlich über dem Arkosol jeweils große Flügelreste zu erkennen, die vielleicht zu Greifen gehört haben. An den Seitenwänden gingen vom Scheitelpunkt der Arkosolien jeweils große Spiralranken (Abb. 135) mit blauen und roten Blüten und gelbroten Helices aus, von den Urnennischen dünne, leicht nach oben gebogene Blütenzweige

wie in den Gräbern B und D. An der Eingangswand ist die Sockelzone dekoriert mit einem Vierpaß aus Blüten und Ranken (Abb. 136). Auch das Innere der Arkosolien war bemalt, sichtbar

sind noch undeutliche Reste von Vögeln auf grünem Bodenstreifen an der Westwand.

In der Hauptzone der Wand, deren Ecken

hellrot betont

sind, werden

die Mittelnischen

durch einfarbigen Grund hervorgehoben (N gelb mit rotem Rahmen

(Farbabb.

18),

W und O

dunkelrot,Rahmnung nicht mehr erkennbar, die Kalottenmuscheln jeweils blau umrahmt). Nische

N 3 zeigt Streublumen (Rosen und Veilchen), alle

übrigen Nischen sind vermauert. Sie waren durch Stuckprofile mit roten und gelben Linien gerahmt.

Waagerechte und senkrechte gelbe Linien verbinden auch die einzelnen Nischen miteinander, ohne sich genau an deren Ecken oder Mitten zu halten, sodaß kein starres System entsteht. An den

Seitenwänden werden die Felder über den Urnen-

132

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 138 Mausoleum G, Nordwand, Giebel und Lünette, Inst.Neg. 84.5774.

Abb. 136 Mausoleum G, Südwand, Sockel, Detail, Inst. Neg. 84.5769.

nischen durch blaurote Blütensterne belebt. Von den Außenkanten von W 2.3 bzw. O 23 gehen jeweils feine Weinranken mit roten Blüten und goldgelben Trauben zu den Wandecken hin aus. An ihnen sind goldene Instrumente (Farbabb. 19) aufgehängt (Tympana, Glocken, Auloi, Pansflöten mit eigenartigen rechteckigen Griffen). An der Ostwand sind nur undeutliche Reste zu schen. In den Feldern zwischen den übereinanderliegenden Rechtecknischen erhebt sich jeweils aus einem blauen und violetten Blütenkelch eine goldene Hydria zwischen zwei Hippocampen in Grün mit

Abb. 137 Mausoleum G, Südwand, Detail, Inst.Neg. 845770.

violetter Kontur, dahinter zwei gekreuzte Dreizacke (Farbabb. 20). Die entsprechenden Felder der Eingangswand zeigen nach oben gebogene Girlanden mit aufgehängten Amphoren (Abb. 137), darüber feine blau-gelbe Sterne. Nischen und Fenster sind hier hellviolett gerahmt. Die Mitte des Feldes über der Tür nimmt ein Pflanzenkandelaber mit rotem Kelch und violetter Blüte ein, der nach oben und den Seiten feine Zweige mit blauen und violetten Blütchen entläßt (Farbabb. 21). Der BlütenRanken-Vierpaf ist der gleiche wie im Sockel. Die Stelle des Gesimses nehmen violette und gelbe Bänder ein. Der recht grobe Stuckfries (Abb. 138) mit Greifen beiderseits von Blütenranken auf rotem Grund ist an Nord- und Ostwand zum Teil erhal-

MAUSOLEUM G

Farbabb. 19 Mausoleum G, Südwestecke, Photo Mielsch.

133

134

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 139 Mausoleum G, Nordwand, Giebel, Detail, Photo Fabbrica di San Pietro,

ten, ebenso Teile der Giebelumrahmungen der Nordseite. Das Gicbelfeld nimmt auf blauem Grund eine Okeanosmaske ein (Abb. 139). Die Ornamente (Giebel mit Zahnschnitt, ionisches Kymation mit Zwischenblatt, Friese mit ionischem Kyma und Scherenkymation) sind in schweren Formen recht sorglos gearbeitet - ein Kontrast zu den Malereien, der zeigt, daß Maler und Stukkateur wohl nicht identisch sind. Die drei erhaltenen Liinetten - (N vollständig (Abb. 138), O (Farbabb. 22) und W (Abb. 140) jeweils nur nördliche Hälfte - enthalten in der Mitte zwei aufgehiingte gläserne Flaschen, die an Alabastra erinnern, violett mit blauen Glanzlichtern, seitlich je zwei breite, gelbliche, dunkelbraun schraffierte Girlanden. Über ihnen hängen Lyren bzw. Pansflöten und Lagobolon in Goldgelb und Violett. Im Feld darunter ist jeweils eine blaugelb-rote Blüte in einen blauen Vierpaß aus Palmetten und Ranken eingefügt. Die höhere Liinette der Nordwand bot unter diesen Motiven noch

Platz für eine figiirliche Szene (Abb. 191; Farbabb. 22). Dargestellt ist eine Abrechnung. Ein bärtiger Mann sitzt in würdiger Haltung in Dreiviertelan-

sicht auf einem Hocker mit gedrehten Beinen und violettem Kissen. Er trägt eine lange, violette Dalmatika und gleichfarbige Schuhe. Seine Linke fait das Ende eines auf seinem Schoß liegenden aufgerollten Rotulus, auf dem Schrift angedeutet ist. Die Rechte liegt vor der Brust, der Zeigefinger ist

vorgestreckt. Vor ihm steht ein Tischchen mit viereckiger, grüner Platte und drei Beinen. Darauf

liegt hinten ein goldgelbes Häufchen von Geldstücken, rechts ein schlecht erhaltenes Klapptäfelchen. Der Patronus blickt über das Tischchen hinweg auf den schr viel kleineren Untergebenen, der in der Linken ein geóffnetes Diptychon hält. Er streckt die Rechte erklärend vor, scheint also Rechenschaft abzulegen. Bekleidet ist er mit einer kurzen, hellbraunen Armeltunica, die mit Fransen besetzt ist, und mit violetten Schuhen.

MAUSOLEUM G

Farbabb. 21 Mausoleum G, Südwand, Mitte, Photo Mielsch.

135

136

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM Von der Decke ist wieder nur der nördliche Teil erhalten (Farbabb. 24). Die Tonne an der Nordseite ist in drei große Felder geteilt: An den

Ansätzen große durch dünne, grüne Linien ge-

rahmte Quadrate, darin kleine Blütensterne und

Rankenvierpaß, in der Mitte ein rotbraun gerahm-

tes Rechteck, das schräg nach rechts verschoben,

wieder in einem grün gerahmten Feld sitzt, im kleinen Bildfeld ein zum Teil zerstörtes Früchte-

stilleben mit einem Vogel in zarten Farben, aber auffällig festen Konturen. In den Stichkappen der Ost- und Westseite finden sich ähnliche grün ge-

rahmte Felder an den Seiten. Sie enthalten violette

Kratere mit ebensolchen Früchten. Geripptes Unterteil, Knopfleisten an der Lippe und rechteckige Glanzlichter sind in Weiß gegeben. Die Mitte bildet ein großes Feld, das von einem Zinnenmäander mit bunten Rosetten und Scheibchen gerahmt

Abb. 140 Mausoleum G, Westwand, Lünette, Inst.Neg. 84.5773.

war und seinerseits untergliedert wurde durch

Bänder, die auf die Gewölbegrate aufgelegt sind

Abb. 141 Mausoleum G, Nordwand, Liinette, Detail, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM G

Farbabb. 22 Mausoleum G, Ostwand, Liinette, Photo Mielsch.

Farbabb. 23 Mausoleum G, Nordwand, Liinette, Detail, Photo Mielsch.

137

138

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Diese sind wieder grün gerahmt. In der Nordwestecke ist darin der rote Kelch eines Pflanzenkan-

delabers erhalten. Daneben ist als Rest der Sektoren des Mittelfeldes ein Delphin zu sehen. Dieses feine Rahmenmuster ist belebt und verbunden durch verschiedene bunte Elemente. So führen von den oberen Ecken des Stillebenbildes Ketten von roten und violetten Scheibchen mit aufgesetzten blauen Blüten im rechten Winkel

zu den Ecken des Mittelfeldes. An diesen sind an

geschwungenen violetren Bändern Girlanden aufgehängt (Nordseite) sowie an den Seitenwänden

Tympana (Farbabb. 25). Ferner stehen auf den Ecken

des Stillebenfeldes

kleine Gazellen

mit

tropfenfórmigen Kérpern und dünnen Képfen

und Gliedern. An ihrem Gehörn hängt jeweils,

Abb. 142 Mausoleum G, Decke, Detail, Inst.Neg. 84.5772.

von der Mitte herabkommend, eine Kette mit fei-

nen Schmuckgliedern. Zwischen ihnen erhebt sich, vielleicht bis zum Zentrum der Decke durchgehend, ein Kandelaber (Abb. 142) aus kleinen,

mehrfach wiederholten , frontal geschenen Sphin-

gen in Rotbraun, die aus Blattkelchen herauswachsen und mit ihren Flügeln ein blaues Feld umrah-

men. Die Sphingen wechseln mit herzfórmigen,

hellvioletten Feldern mit blauen Blütchen. An den Seiten der Decke, wo das zu füllende Feld schmaler war, fehlen das mittlere Rechteck, die Scheibchen und Girlanden. Der mittlere Kandelaber erhebt sich hier auf einer aus zwei Voluten gebildeten Basis, gelb mit blauem Rand. Dieser ist erhalten an der Westseite, ebenso die beiden unteren Deckenfelder, an der Ostseite nur das linke Feld.

Vom Fußbodenmosaik ist nur ein winziger

Rest aus schwarzen Tesseren vor dem hintern Teil der Westwand noch vorhanden. Ein Teil der bei der Ausgrabung noch vorhandenen Dekoration der zweiten Dekorations-

phase wurde bei der Restaurierung beseitigt, um

die erste Phase wieder kenntlich zu machen, kann

aber nach Grabungsphotos (Abb. 132. 143) beschrieben werden. So enthielt die Mittelnische der

Nordwand einen frontal gesehenen Pfau (nur in

geringen Spuren), die seitlichen Nischen N 23

‚große braunrote Kratere und Blüten, locker, aber

schwerfällig gemalt, von denen N 2 noch erhalten

ist (Abb. 144). Auf der Vermauerung der beiden ‚oberen Nischen N 4.5 sind recht plumpe Vögel

(Tauben?) gemalt (Abb. 145), die auf Zweigen sit-

Abb. 143 Mausoleum G, Nordwand, zweite Malphase, Mittelnische, Photo Fabbrica di San Pietro.

zen, auf W 1 ein langbeiniger Wasservogel. Die

vermauerten Nischen der Seitenwände zeigen

MAUSOLEUM G

Farbabb, 24 Mausoleum G, Nordseite der Decke, Photo Mielsch.

Farbabb. 25 Mausoleum G, Nordwestecke der Decke, Photo Mielsch.

139

140

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 144 Mausoleum G, Nordwand N 2, zweite Malphase, Photo Mielsch.

Abb. 145 Mausoleum G, Nordwand N 4, zweite Malphase, Photo Mielsch.

MAUSOLEUM G

sonst Reste eines Liniensystems in Braun, Rot und Grün, wobei das Erste zu dominieren scheint. Eine Rekonstruktion ist nicht mehr möglich. Auch die Decke war neu bemalt, aber nur in ganz kleinen Resten sichtbar. 2b. STILISTISCHE

UND

IKONOGRAPHISCHE

ΒΕ-

MERKUNGEN

Der Stil der Ausmalung mit weißem Grund, zierlichen, in großem Abstand aufgesetzten Motiven in Pastellfarben, mit einer Vielzahl dünner Linien, die die Fläche überziehen, entspricht das Grab G dem der anderen hadrianischen Gräber der Nekropole. Dies wird wahrscheinlich bestätigt durch den Ziegelstempel im Dach 2!’. Besonders

enge Beziehungen bestehen zur der Bemalung des Grabes B. Zahlreiche Motive stimmen überein: so

die hochgebogenen, waagrechten Zweige an den

Wänden (S. 19; Abb. 137), die bunten Scheibchenketten der Decke (Abb. 20; Farbabb. 24) und auch die stehenden Hirsche oder Gazellen mit tropfenförmigen Körper (Abb. 16. 142). Dies

spricht wohl sogar für die gleiche Werkstatt;

zumindest ist eine gleichzeitige Enstehung sicher. Dies bestätigt sich durch einen Vergleich mit anderen hadrianischen Dekorationen. Das Neben-

einander von breiten farbigen Linien und feinen, aber dichtgewitkten Schmuckmotiven begegnet in dem Grab von Caivano 2:8, Dort sind auch die Reihen von umschriebenen Palmetten auf dem Gewölbegraten mit den Scheibchenketten des

Grabes G zu vergleichen. Eine bizarre Rahmung

aus unterschiedlich großen Rechtecken mit klei-

nen Schmuckmotiven wie hier an der Decke bege-

gnet an der Wand des Raumes X der Casa delle Muse in Ostia 219. Eng verwandt sind auch die

noch feineren Deckenornamente in der großen

Kryptoportikus der Villa Hadriana und in den dortigen Kleinen Thermen 20,

141 Für das Wandsystem, die dünnen, einfarbi-

gen Linien, die die Nischen miteinander und mit den Randlinien der Wände verbinden (Farbabb. 18. 19), läßt sich vor allem Grab 2 der Via Taranto 221, weniger deutlich Grab 80 der Isola sacra 222 vergleichen. Viele einzelne Motive wie die Kratere und Salbflaschen fanden sich schon in den Gräbern B, C und E. Das wohl auf Poseidon zu beziehende Motiv der Hippokampen mit Dreizack und Hydria (Farbabb. 20) gehört zu den schon erwähnten Götterattributen.

Das Deckensystem (Farbabb. 24) mit seiner Hervorhebung des Kreuzgewölbes durch Felder mit Pflanzenkandelabern auf den Graten ist wie das des Grabes C eines der ersten erhaltenen Beispiele für die Art von Deckengliederung. Das Lünettenbild mit der Abrechnungszene (Abb. 141; Farbabb. 23) ist das einzige der Nekropole mit volkstümlichem Inhalt. Parallelen dazu finden sich nur bei Grabreliefs, zum Vergleich können aber die wesentlich zahlreicheren Bilder der Isola sacra herangezogen werden. Etwa gleichzeitig ist die mit einem Opfernden aus dem Grab 87 22, schon frühantoninisch wahrscheinlich die “dextrarum iunctio" des Grabes 19 4, Beide zeigen verwandte Charakteristika besonders im Hang zur Frontalität; die Personen agieren nicht zueinander, sondern zum Betrachter hin, auf den sie auch blicken. Diese Tendenz scheint hier stärker ausgeprägt als in der "volkstümlichen" Malerei Pompejis 2, ebenso der Größenunterschied zwischen Patron und Sklaven. Die bekannten Reliefs 25 gleichen Themas zeigen einen etwas anderen Typ, indem der Dominus direkter an der Aktion beteiligt ist und sich auch in der Größe nicht so stark abhebt. Hier weisen die Gemälde schon auf spätantike Fassungen hin.

Parallelen zu dem Stillebenbild mit Vogel und Früchten der Decke (Farbabb. 24) sind zahlreich, neben dem Grab B und den dort genannten

217 Zur Datierung s. W. Eckim 3. Faszikel. 218 O, Elia, MonAnt 34, 1932, 421ff. Wirth, Wandmalerei Taf. 18.

20 Felletti Maj und Moreno, Ostia 3 Taf. 13. 220 Wirth, Wandmalerei 73 Abb. 26. 34.

221 M. Pallottino, BullCom 62, 1934, 52f. Abb. 9. 22 Cala, Necropoli 119f. 75 Ibid. 115 Abb. 48. 224 ibid. 132.

225 s, Th. Fröhlich, Lararien- und Fassadenbilder in den Vesuvstiidten,32. Erg H. RM (1991). 226 M, Baltzer, TrZ 46, 1983, 46ff.

142

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Beispielen seit augusteischer Zeit finden sich verwandte Bilder auch in dem antoninischen ‘Bunten Grab'der Via Latina 2? Die Formen der Kandelaber an der Decke (Abb. 142) mit volutenähnlichen Gebilden als Basis und Sphingen mit Farbflächen zwischen den Flügeln bzw. herzförmigen Flächen begegnen etwa beim Grab des Clodius Hermes 22 oder dem Grab 55 der Isola sacra” wieder. Genau entsprechende Vorläufer fehlen, obwohl ähnliche Einzelelemente in Wänden dritten Stils vorkommen 2%, Der “Kandelaber” der Eingangswand (Farbabb. 21) aus Blättchen und mit seitlichen Zweigen geht ebenfalls auf Augusteisches zurück 31, begegnet aber auch im vierten Stil 2, Die Rechteckreihe der Deckenrahmung greift wieder ein beliebtes Motiv des dritten Stils verändert auf, das sich auf gleichzeitigen Stuckdecken findet +, Vorläufer zu der Okcanosmaske in Stuckrelief (Abb. 139) sind selten. In Stuck gear-

menmosaiken liegt später 2°. Die feste Modellierung des Kopfes mit wenigen Ritzungen und Unterschneidungen und dem gleichmäßigen glatten Inkarnat entspricht der anderer hadrianischer Stuckreliefs 29. Das Bildprogramm des Grabes weist außer der Abrechnungsszene noch einige weitere Motive auf, die auf den Beruf des Grabinhabers als Kaufmann deuten könnten. Die Okeanosmaske bezicht sich wohl ebenso auf Sechandel wie die Attribute des Poseidon. Für eine Datierung der zweiten Dekorationsphase (Abb.

143-145) gibt es keine äußeren Kri-

terien und bei der Spärlichkeit des Erhaltenen ist eine stilistische Einordnung schwierig. Die locker getupfte Modellierung des Kraters mit Blumen von N 2, die unruhige Kontur und das einheitlich rotbraune Kolorit lassen an Malereien aus dem Beginn des 4,Jhs. denken 2,

beitet ist die der Forumsthermen in Pompeji 25,

im Mosaik beim Nymphäum der Casa della Fontana grande 26 gemalt ist sie gelegentlich ein kleines Schmuckmotiv unter anderen 2”, Die große Verbreitung des Motivs vor allem in den Ther-

3. LOSE FUNDSTÜCKE

Im Grab liegen noch drei Dachziegel von der Abdeckung und Fragmente weiterer Ziegel 29,

27 Wirth, Wandmalerei Taf. 146, 28 Ibid. Taf. 24. 29 Calza, Necropoli 138f. Abb. 65.

20 vgl. P.H. v. Blanckenhagen und Chr. Alexander, The Paintings from Boscotrecase, 6. Erg H. RM (1962) Taf. 7.19.20.25. dies., The Augustan Villa at Boscotrecase (1990) Taf. 5.11.15. R. Herbig, Nugae Pompeianorum (1962) Taf. 54. 2 s, Blanckenhagen a.O. (1962) Taf. 15.21. (1990) Taf. 35.48; Herbig a.O. Taf. 42. 22 z.B. Haus des ‘Loreius Tiburtinus’, C.d. Ara massima, Schefold VP. Taf. 81.102. 29 vgl. Herbig, a.O. Taf. 43; SchefoldVP. Taf. 43. C. d. Amorini dorati 2 Villa Hadriana, Nymphäum, Wirth, Wandmalerei Abb. 35. Grab Pozzuoli, A. Maiuri, NSc 1927, 327E£. Abb. 12 25 Mielsch, Stuckreliefs 136, InstNeg Rom 31.2836. Zeichnung bei J. Overbeck-A.Mau, Pompeji (1884) 2036. Abb. 117. 26 F, Sear, Roman Wall and Vault Mosaics, 23. Erg H. RM (1977) 73f. Taf. 21,2. 27 28 29 240 ει

Beispiele bei Schefold WP. 371 (alle unpubl.). K. Dunbabin, The Mosaics of Roman North Africa (1978) 149ff. s. Mielsch, Stuckreliefs 8Off. 164f. 5.0. $. 38, Offenbar handelt es sich dabei um kleingeschnittene Bipedalplatten, Wolf, Nekropole 78.

MAUSOLEUM H (der Valerii) 1. BAUBESCHREIBUNG.

Mausoleum H ist nach Größe und Ausstattung das bedeutendste Grabmonument der Vatikannekropole

(Taf.

22-24.

36-38).

Es

gliedert

sich in zwei Teile, den Vorhof IT und die Grabkammer H. An sie schließt an der Nordostecke hinter G die kleine Kammer mit dem Treppenaufgang (H”) an. Aufgrund der seitlichen Anschlüsse entstand es nach den umliegenden Mausoleen G, F und I. In der Front beträgt die Breite des Mausoleums von den Außenkanten der Pilaster 698 m, die Breite des Vorhofes von den Aufenkanten der seitlichen Mauern gemessen 7,63 m, die Tiefe des Vorhofes von der Außenkante der Mauer bis zur Basisplinthe 445 m und die Tiefe der Grabkammer in den Außenmaßen 7,60 m. Das entspräche dann 23,5 zu 26 und

15 zu 25,5 Fuß. Die Trep-

penkammer H” gleicht in ihrer Breite Mausoleum G und besitzt eine Tiefe von 4,04 m (ca. 14 Fuß)

Die Seiten stoßen nicht im rechten Winkel aufeinander, sondern weichen zum Teil um ein bzw. zwei Grad davon ab 2, Die Fassade des Mausoleums weist innerhalb der Nekropole die bei weitem sorgfältigste Ziegelschichtung auf (Abb. 146-149). Die einzelnen sauber geschnittenen, gelblichen Ziegel sind sogar in Fugenkonkordanz gelegt. Im Pfeiler sind sie 22, in der Wand 265 cm lang. Bei dünnen Fugen und einer Dicke von 3 cm weisen zehn Schichten eine Hohe von 300-305 cm auf 9. Weniger sorgfältig

und ohne Konkordanz der Ziegel bleiben die Mauern des Vorhofes (Abb. 154. 155). Auf deren Innenseite sind die Ziegel ca. 3-4 cm hoch und zehn Schichten erreichen etwa 33,5 cm. Auf der Außenseite kommen zehn Schichten gröber geschnittener, ca. 3-4 cm hoher Ziegel auf ca. 44 cm. Die Außenseiten waren bis unter das Travertinprofil mit wasserfestem, rot eingefärbtem Putz abgedeckt, von dem auf der Westseite Reste erhalten sind. Den Vorhof H’ schließt die Fassade des Mausoleums ab und eine 150 m hohe und 59 cm dicke Ziegelmauer, die von einer Folge von Bipedalplatten abgedeckt ist (Abb. 154. 155). Auf ihnen ruht ein 40 cm hohes Travertinprofil. Auf der Westmauer ist cs vollständig erhalten und greift außen 9 und innen ca. 10 cm über die Mauer aus. Insgesamt besaß die Abgrenzung dort eine Höhe von 190 m, so daß ein normalgroßer Betrachter nicht über sie hinwegschen konnte *#, Das Innere des Vorhofes war schr einfach gestaltet. Der Boden lag ca. 10 cm unter dem heutigen Niveau, was die Tiefe des wasserfesten Verputzes an den Innenseiten zu erkennen gibt. Die Wände besaßen keine Stuckverzierung ?9. An beiden Seiten schließt die Vorhofmauer nicht direkt an die Fassadenmauer an, sondern endet an den Fronten der benachbarten Mausoleen G und 1, die sie jeweils um 30 cm übergreift 2%. U.a. wurde diese Lösung wohl gewählt, um die Fassadenwirkung von H nicht zu beeinträchtigen. In die Mauer sind auf der Innenseite zwei

20 Ferrua, Nuove Scoperte 1036. Josi, Grotte 78ff. H. Speier, Die neuen Ausgrabungen (1950) 205ff. H. Gregoire, NClio 4, 1952, 398ff. M.

Guarducci, Cristo e S. Pietro (1953).

H. Torp, The Vatican Excavations (1953) 50. L. Nicolosi, ACI 7, 1955,

45{f. Toynbee u. Ward Perkins 136. H. Mielsch, Röm. Stuckreliefs, 16. ErgH RM (1975) 94f. 174 K 123. ders, in: Kaiser Mare Aurel und seine Zeit, Ausst. Berlin (1988) 186ff. W. Eck, in: Vom frühen Griechentum bis zur róm. Kaiserzeit (1988) 788. 28 Sie sind damit innerhalb der Nekropole das beste Mauerwerk. 24 Eher noch höher sind die meisten Begrenzungsmauern der Grabmonumente in der Isola Sacra. 24 Das zeigen die erhaltenen Reste, denn selbst die Fugen enthalten keine Hinweise auf Stuckverkleidung. Überdies hätte Stuck mit der Front des Grabbaus merkwürdig kontrastiert. 24 Unklar bleibt in diesem Fall die rechtliche Regelung der Grundstücksfragen.

144

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 146 Mausoleum H, Ostseite der Front wihrend der Freilegung, Photo Fabbrica di San Pietro.

Reihen von Rechtecknischen mit je zwei Urnen eingelassen. Die Nischen messen an den Außenkanten 45 x 36 cm. Auf der am besten

erhaltenen Westwand sitzen noch heute die ursprünglichen 6. Von ihnen sind Reste der unteren zwei Nischen mit ihren Urnen in dem abgeschlagenen Mauerstumpf erhalten. Die Lage der Südmauer wird durch die Außenkanten und -ecken der West- und Ostmauer vorgegeben. Deren Ecken lassen sich in Öffnungen der Übermaue-

rung erfassen. Außerdem sind geringe Reste der Gußfüllung zu sehen. Der Zugang zu dem Grabkomplex kann nur auf der Südseite des Vorhofes gelegen haben. Direkte Reste von ihm sind nicht erhalten. Dennoch läßt sich die Lage und Gestalt der Tür zumindest allgemein festlegen. Denn in der Südwestecke endet die Mauer glatt. Die Ziegel dort sind nicht abgeschlagen und liegen lotrecht in einer Kante. Die Gußmasse im Innern bleibt verhältnismäßig glatt. Unten ist eine größere Höhlung festzustellen, und

die Oberseite der Travertinabdeckung ist um etwa

Abb. 147 Mausoleum H, Eingang während der Freilegung, Photo Fabbrica di San Pietro.

5 cm abgearbeitet. Wahrscheinlich lag hier die Tür, deren Schwellstein unten ein wenig in die Außenwand der Vorhofsmauer einband, deren Pfosten direkt an die Ziegelmauer anschloß und deren Sturz auf das Oberlager der Abdeckung ausgriff. Die Mauerzunge der Südmauer biegt auf der Innenseite 10 cm um, also genauso weit wie

der Überhang der Travertinabdeckung. Ergänzt man die Tür entsprechend der der Fassade von H - nur schlichter ohne begleitende Profile am Rahmen -, liegt ihre Mittelachse genau auf der des seitlichen Joches, und ihr oberer Abschluß könnte ebenfalls der inneren Tür in der Höhe entsprochen haben 29, Unklar bleibt der Grund fiir die asymmetrische Lage der Tür. Daß vor H ein früher erbautes Mausoleum stand, scheint nach der allgemeinen Entwicklung der Nekropole ausgeschlossen. Eher legte man bei dem Gefälle des Geländes die Tür möglichst hoch an. So sparte man eine Stufenanlage vor ihr Zugleich erklärt die Lage der Tür die asym-

300 Diese Lösung bot auch eine gewisse Sicherung gegen von außen eindringendes Regenwasser.

MAUSOLEUM H

145

metrische Anlage der Umennischen in den Vorhofsmauern. Obwohl die Nischen der Ostmauer weitgehend ausgeschlagen sind, besaßen sie nach den Resten der Urnen gleiche Größe und gleichen Abstand wie auf der Westwand. Nur lagen sie insgesamt etwa 20 cm niedriger als deren untere Reihe.

Wegen des höheren Niveaus im Westen hat man dort die Nischen und zugleich die Mauer des Vorhofs höher gezogen, auf der Ost- und Südwand blieb sie hingegen - gleiche Gestaltung wie auf der Westwand vorausgesetzt - niedriger. Es hätten dann in der Ostwand 4 (2 x 2) - aus den Urnenresten erschließbar - und in der Südwand 10 (2 x 5) Nischen gesessen. Die ungleiche Höhe der Vorhofsmauern wäre bei asymmetrischer Lage der Eingangstür weniger aufgefallen. Zur Ausstattung des Vorhofes gehört eine Brunnenanlage an der Ostseite vor G (Abb. 150153).

Dort

ist ein kleines,

L-förmiges

Sammel-

becken um die Nordecke des Vorhofs von H ca.

Abb. 148 Mausoleum H, Vorhof mit Blick auf Mausoleum G, Inst Neg. 84.5731.

Abb. 149 Mausoleum H, Westseite der Front, Inst. Neg. 84.5729.

146

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

————————MÀMÓÓ

Abb. 150 Mausoleum H, Vorhof mit Brunnen, Photo Fabbrica di San Pietro,

Abb. 151 Mausoleum H, Brunnenanlage, Detail, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM H

Abb. 153 Mausoleum H, Blick in Brunnenschacht, Photo Fabbrica di San Pietro.

147

148

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

mit Ziegelabschlägen durchmengter Boden. Erst nach einer Aufhöhung im Innern könnte wie vor G

eine Pflasterung

mit

Bipedalplatten

hinzu-

gekommen sein, doch sind die alten Aufnahmen

hier wenig aussagekräftig.

Der eigentliche Grabbau H tritt hinter diesem schlichten Vorhof beherrschend mit seiner Fassade heraus. Obwohl sie oberhalb des Titulusfeldes zerstört ist, läßt sie sich in ihrer Grundform rekonstruieren. Die Außenwand der Fassade ruht auf einer

durchgehenden Lage von Travertinquadern (Abb.

146-149), von denen der mittlere zugleich den

Sockel für die Tür bildet. Die Höhe der Tür gibt

der in situ liegende Sturz vor. Die Breite läßt sich ebenfalls

daraus

ablesen,

ebenso

auch

aus

der

Anathyrose am Sockel. Die lichte Öffnung betrug danach ca. 90 x 16 cm. Die obersten drei Kyma-

tien des Sockelprofils liefen an der Außenseite der

jetzt herausgebrochenen Pfosten empor. Denn auf der westlichen Seite ist der Schnitt des Profils auf Gehrung erkennbar, und auf der östlichen Seite

liegt ein Ziegel in situ. Diese Profile nahm der Abb. 154 Mausoleum H, Vorhof, Westseite, Photo Fabbrica di San Pietro.

40 cm hoch aufgemauert. Es war nach allen Seiten, also auch auf der Oberseite und außen - dort sogar ziemlich tief in den Boden reichend - mit wasserfestem Putz abgedichtet. Von der Seite des ca. 90 cm langen Beckens führt ein Durchlaß mit leichter Steigung schräg an die davor eingetiefte Tonne aus Ton 2%. Ebenso wie die folgenden Beobachtungen zeigen das nur noch Aufnahmen aus der Zeit der Freilegung. In dieser Weise diente das Becken zugleich als Filter, in dem sich Sinkstoffe absetzen konnten. Im Innern der Tonne

sind rechteckige Eintiefungen zu schen. Es scheint gut denkbar, daß die Öffnung der Tonne oben verschließbar war. Dazu könnte eine wasserfest

verputzte Ausmauerung westlich von ihr gchören.

Über diesem Becken muß in der ursprüngli-

chen Anlage der Abfluß der Westseite des Daches von G gelegen haben, das über den Ziegeln - wie erwähnt - eine wasserfeste Putzschicht bedeckte. Reste einer ursprünglichen Pflasterung des Vorhofes sind nicht zu erkennen, sondern nur ein fester,

Türarchitrav auf. Der Verschluß der Tür entspricht dem übli-

chen Muster. Die Pfannenöffnung weist einen

Durchmesser von 10 cm auf. Das Türblatt hat auf dem Sockelboden Schleifspuren hinterlassen. Es handelte sich offenbar um eine schwere, aus Me-

tall oder Stein gearbeitete Ausführung.

Die aus Ziegeln eigener Länge gemauerten vier Pilaster prägen das Aussehen der Fassade, obwohl sie nur 5 em vor die Wand vorstehen. Sie

sind untereinander mit einer Breite von 44 cm gleich groß. Das zentrale Joch weist eine Weite von 2,50, das der Seite eine von 1,35 m auf. Die aus weißem Marmor gearbeiteten Basen heben

sich in Material und Profilierung deutlich von dem Wandsockel ab. Es handelt sich um Basen at-

tischen Typus mit Plinthe und doppeltem Wulst

zwischen den Trochili. Von der Fassade ist in voller Breite über der

Tür die Titulusplatte erhalten (Abb. 147. 149). Zwei kleine Pilaster rahmen auf ihr die Inschrift.

Im Gegensatz zu den anderen Mausoleen ruht sie direkt ohne Zwischenschicht auf dem Sturz. Zwi-

schen den seitlichen Pilastern liegen mittig rechteckige Fenster von 47 x 66 cm Außenmaßen. Das

248 M, Floriani Squarciapino, Le necropoli, Scavi di Ostia III,1 (1955) 76, Abb. 28 (mit Verweis auf weitere Beispiele).

‘MAUSOLEUM H

149

Abb. 155 Mausoleum H, Vorhof, Westseite, Photo Fabbrica di San Pietro.

der Westseite ist bis auf die Füllung und die unteren Ziegelprofile erhalten. Die Teile sind in der Antike herausgebrochen, und die Öffnung wurde modern zugemauert. Daß auf der Ostseite ein ent-

sprechendes Fenster saß, zeigen Stuckprofile im Innern. Die Höhe der Fassade bis zum Gebälk läßt sich ungefähr aus der Höhe der Pfeiler erschließen. Sie dürften kaum mehr als der neunfache Wert des unteren Durchmessers betragen haben, d.h. kaum vier Meter überschreiten. Überdies gibt

die Lage der Decke und die Folge der Treppenstufen im Innern eine Höhe von 5,00-5,30 m über dem Boden vor, was im Äußeren dem Abschluß des Gebälkes entspräche.

Da die Basen der Pilaster aus Marmor gearbeitet sind, wird man für die Kapitelle dasselbe erwarten. In der Größe könnte dazu gut ein Frag-

ment passen, das im Magazin des Ufficio Scavi aufbewahrt wird. Es handelt sich um ein korinthisches Pilasterkapitell, von dem ein Blatt des unteren Blattkranzes ganz erhalten ist. Nach seinen Maßen besaß es eine untere Breite von 42-44 cm und eine Höhe von ca. 45 cm. Die Platte war 9 cm dick und stand mit ihrem Relief unten 3 cm vor die Wand vor 26. Zum Gebälk wird in Analogie zu anderen entsprechend prunkvollen Grabbauten eine Konsolenreihe gehört haben, u.U. sogar mit Marmorkonsolen. Darüber saß ein Dreiecksgiebel von unbestimmbarer Schräge. Ein Foto aus der Zeit der Freilegung zeigt oberhalb des Titulusfeldes und oberhalb des Fensters im östlichen Intercolumnium eine Öffnung

bzw. eine Vertiefung (Abb. 146), in die Schmuckclemente eingelassen gewesen sein können 2%.

26 Marmorne Einzelteile begegnen häufiger an aufwendig gestalteten Ziegelmausoleen, z.B. an der Via Latina, E. Petersen, Annali dell Istituto 32, 1860, 1ff.; 33, 1861, 190ff., in Ostia, M. Floriani Squarciapino, Le necropoli, Ostia, IIT, 1 (1955) Taf. 38, an der Appia, H. Kammerer-Grothaus, RM 81, 1974, 172£., an der Labicana, L. Quilici, Collatia, Forma Italia 1, 10 (1974) 584ff. Abb. 1270ff.

20 Auf begleitenden Zeichnungen fehlen Angaben, so daß sich die Eigenart der Ummauerung nicht genau erkennen läßt

150

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 156 Mausoleum H, Konstantinische Quermauer im Innern, G. Zander.

Abb. 157 Mausoleum H, Konstantinische Mauern im Innern, G. Zander.

MAUSOLEUM H

151

Abb. 158 Mausoleum H, Konstantinische Mauern vor der Nordwand, Photo Fab. brica di San Pietro. Möglicherweise haben sich die geraden Kanten in diesem Bereich auch aus Brüchen ergeben, so daß

eine genaue Interpretation problematisch bleibt.

Heute sind die Befunde durch den für die Grot-

ten eingezogenen Betonboden zerstört. Die lebensgroßen Köpfe eines bärtigen Mannes und einer Frau wurden vor dem Eingang zur Kammer H gefunden. Sie gehörten zu einem Re-

lief mit einer Ausladung von mindestens 25 cm

und einer Dicke von insgesamt mindestens 40 cm. In Analogie zu anderen Monumenten werden die Köpfe zu einem Grabrelief mit lebensgroßen Fi-

guren gehören 251, Ein solches Relief hätte an der

Fassade keinen Platz finden können, vielmehr wird es von einer Aedikula gerahmt an der Innenoder Außenseite der Frontmauer des Vorhofes gestanden haben. Die gute Erhaltung spricht dabei cher für einen geschützten Platz im Innern des Bezitkes. Ordnet man das Relief dort symmetrisch an, bliebe auf der Außenseite die Möglichkeit, dort in Analogie zu den früheren Anlagen (Mausoleum B und D) mit Vorhöfen eine Inschrift an zusetzen. Im Innern des Mausoleums sind vom Bodenbelag nur geringe Reste erhalten, Es handelt sich um Platten aus weißem Marmor unterschiedlicher

251 Vgl. z.B. ein Relief in der Villa Medici, C. Pietrangeli, BullCom 71, 1943-45, 117ff. Abb. 1 (trajanisch). Die Position sol-

cher Reliefs in den Grabbezirken ist m.W. nirgendwo gesichert.

152

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Länge und Breite. Sie trennten Streifen von Rosso antico bzw. Porta-Santa-Marmor, die zwei oder

vier cm breit sein konnten. Vor der Ostwand ist

als ursprüngliche Begrenzung eine Lage aufrecht-

stehender Marmorplatten vor den Arkosolien zu

sehen. In 4 cm Abstand scheint südlich des Treppenaufgangs eine FuBbodenplatte an ihrem ursprünglichen Ort zu liegen. Eine weitere heute zerstörte Partie, die die Regellosigkeit des Streifenmusters gut verdeutlicht, befand sich in der

Nordwestecke. Der ursprüngliche Untergrund des Bodenbelages dort ist gut zu schen. In die Zementmasse sind Terrakotta- oder Schieferstücke

eingeschlossen. Die Marmorplatten aus diesem Bereich sind jetzt auf Travertingrund aufgetragen und in der Südostecke gelagert. Im Raum H” ist

unter der Treppe ein großer Abschnitt erhalten. Dabei handelt es sich um kleine Reststücke unre-

gelmäßiger Größe.

Die Wände (Abb. 159-163) besitzen - von der Südwand abgesehen - die übliche Aedikulagliederung auf einem ca. 118 cm hohen Sockel. An vie-

len Stellen lassen sich die Ziegellagen erkennen.

Sie bestehen aus 3-4 cm hohen Ziegeln, von denen

zehn Schichten 46 - 48 cm hoch sind. In den Ur-

nennischen sind die Bögen sorgfältig aus kleinen Ziegeln geformt. Die Südwand

(Abb.

159) ist auf die Mittel-

achse hin symmetrisch ausgerichtet. Von den Basissteinen aus Travertin greift nur der der Türschwelle in das Innere. Der Türsturz aus Travertin ist heute im Innern vollständig zu schen. Ursprünglich war er zumindest teilweise mit Stuck verkleidet. In ihm sind drei Dübellöcher eingearbeitet,

die Eisenteile im Bleiverguß zeigen. Vielleicht

hielten sie ein Wandbord oder einzelne Schmuckteile. Die Sockelschicht der übrigen Wände wird auf der Südwand durch eine rotgemalte untere

Zone von gleicher Höhe aufgenommen. Auf beiden Seiten der Tür sind in zwei Reihen übereinan-

der jeweils insgesamt 6 Halbrundnischen mit je zwei Urnen

angeordnet. Sie haben eine Sockel-

breite von 43-46 cm und einen Abstand unterein-

ander von ca. 25 cm. Die untere Reihe fällt in die

rote Sockelzone, die obere liegt mit dem unteren Abschluß direkt darauf. Darüber folgt zur Außen-

seite hin jeweils das Fenster, von dem auf der Ost-

seite ein schwacher Rest der Stuckrahmung zeugt. Es wurde im übrigen durch die später eingebro-

chene Öffnung völlig zerstört. Zwischen Fenster und Tür sind weiteré Urnennischen gleicher Form

und Größe in einer Reihe übereinander dirckt hinter den mittleren Pfeilern angeordnet. Von ihnen sind die unteren erhalten, die oberen nur noch in ihrem unteren Abschluß. Darüber schließt mit Bipedalplatten als Abdeckung - die moderne Aufmauerung an. Den oberen Abschluß der Wand könnte ein Stuckrelief gebildet haben, von dem im Vorhof noch ein Fragment aufbewahrt wird. Die übrigen Wände

der Kammer

H weisen

vielfältigen plastischen Schmuck aus Stuck auf, der sich auch weitgehend rekonstruieren läßt und so zusammen mit den Verkleidungen der Bodengräber aus Marmor gut den Eindruck einer reichen Grabausstattung vermittelt. Der Sockel enthält nur Arkosolien. In der Nordwand (Abb. 160) von H drei, ein großes im Zentrum und zwei kleinere. Das westliche mit einer lichten Öffnung von 130 cm war bei der Ausgrabung mit einer Marmorbank verkleidet, die das Bodengrab des Sohnes des Valerius Herma umschloß. In gleicher Weise war das mittlere Arkosol mit einer Öffnung von 206 cm abgedeckt, das Valerius Herma und seine Frau aufgenommen

hatte, und das östliche der Tochter mit einer Óffnung von 176 cm. Neben den Maßen der erhaltenen Platten legt eine solche Rekonstruktion deren gleichartige Zurichtung nahe. Für eine einheitliche Ausstattung spricht überdies das völlig gleiche obere Niveau der Abdeckplatten und Eigenheiten der technischen Zurichtung. So zeigen die Falze, in die die Platten in den Arkosolien eingriffen, am unteren Rand in regelmäßigem Abstand 6 cm breite Vertiefungen, in denen wohl zusätzliche Halterungen der Platten aus Metall lagerten. Dabei fallen auf die kleineren Arkosolien jeweils eine und auf das der Mitte zwei solche Halterungen. In den Wandabschnitten dazwischen finden sich überdies Reste weiterer Eisennägel. Die Größe der Gräber war in diesem Fall auf die Toten, für die sie bestimmt waren, berechnet. Der Wandpfeiler zwischen H und H” ruht, wie in dem westlichen Arkosol zu schen ist, auf einer kräftigen, 28 cm dicken Travertinplatte, die ihrerseits auf einem Fundament von Opus Vitta-

tum lagert. Die Sockelzone wird von einem starken, unten mit einem lesbischen Kymation begrenzten Profil abgeschlossen. Ihre Aufmauerung endet nach oben hin in einer Lage aus gleichmäßig

MAUSOLEUM H

Abb. 159 Mausoleum H, Südwand von innen, Inst.Neg. 84.5727.

Abb. 160 Mausoleum H, Nordwand, Inst. Neg. 84.5693.

153

154

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

großen Ziegeln von 45 cm Länge, was man freilich auf der Ostwand besser sieht. Das Zentrum der Aedikulafolge auf dem

Sockel bildet in der Nordwand eine Halbkuppel-

nische, die über das Gebälk ausgreift (N 1). Es folgen zu beiden Seiten Rechteck- (N 3 u. 4) und

wiederum kleine Halbkuppelnischen (N 2 u. 6). Außen liegen zwei kleine Rechtecknischen übereinander (N 7-10). Alle enthalten zwei Urnen und sind zumindest über dem Sockel mit dünnen Mar-

morplatten aus grauem Bardigliomarmor gedeckt.

einer Muschel gefüllt war, ist wahrscheinlich, aber nicht zu sichern. Von den Gewölbeansätzen der Decke ist ein

geringer Rest in der Nordostecke erhalten. Die tiefrot eingefürbten Lünetten wurden von einem Profil gerahmt. Die Bogenlinie der Lünette hingegen gibt dieser Ansatz nur sehr ungefähr zu erkennen. Im Sockel der Westwand (Abb.

161) sind

zwei Arkosolien eingebettet, die von einem Strei-

nen für die Hermen. Die Stopfen der Urnenöff-

fen aufrecht stehender, weißer Marmorplatten gegen den Boden abgesetzt sind. Auf dem Sockel bildet eine große Halbkuppelnische die Mitte,

Diese Ausstattung gilt für alle übrigen Wände und

zwei kleinere sind ihr auf den Seiten zugeordnet (O 2 u. 3). Dazwischen liegen jeweils zwei

Dabei wechseln die Platten der Nischen mit de-

nungen bestanden aus dem gleichen Material.

die Nordwand von H”. Nur der Sockel der Westwand in H" besitzt ebenso wie die oberen Ni-

schen diese Abdeckplatten nicht. Die Nischen werden von eigenen Stuckprofi-

len gerahmt. Die Halbkuppelnischen sogar von ganz dünnen Pilastern, die in Schmuckkapitellen

enden. Zwischen den Nischen standen Hermen als Stützen des Gebälks 252, Sie saßen auf relativ hohen, rechteckigen Basen mit Profilabschluß. Nur in den Ecken wählte man dafür runde Sockel. Vom Gebälk fanden sich auf der Nordseite nur

geringe Reste. Da der Wandaufbau sich grundsätzlich gleicht, wird man zur Rekonstruktion den der Westwand, wo er am besten erhalten ist, heranziehen dürfen. Das Gebälk kröpfte unter dem Giebel nach vorne vor und besaß nur in diesem Bereich - wie überall auf den anderen Wänden -

Rechtecknischen

übereinander

(04-11).

Die

Halbkuppelnischen besitzen wiederum als Rah-

mung dünne Stuckpilaster mit Kapitellen, die übrigen Nischen die übliche Stuckrahmung. Die Stützen entsprechen in Typus und Verteilung denen der Nordwand.

Ähnlich überspannen auch

hier wiederum Giebel jeweils zwei Joche. Daß es sich um nach außen geöffnete, gesprengte Giebel

gehandelt hat, wird aus Fotos deutlich, die den

Bestand vor Einziehung der Betondecke zeigen 25,

Die Giebelschräge ist den geringen Resten ablesbar. Hier greift die mittlere Halbkuppelnische nicht

überdas Gebälk hinaus, sondern an ihrer Stelle

erscheint ein profilumrahmtes Rechteckfeld, über

und werden von einem lesbischen Kymation ge-

dem man eines nicht

rahmt. Die Form der Giebel läßt sich ebenfalls nur aus den anderen Wänden erschließen. Sie überdeckten jeweils die zwei der Mittelnische benach-

Fufiboden hin ebenfalls noch Reste erhalten sind. Im Zentrum steht auf dem Sockel eine Halbkup-

sich im Unterputz des Gebälkes abzeichnen, sieht.

begleitet wird (O 2-5). Die Stiitzenreihe der Her-

Nach den Spuren darüber ist es nicht ausgeschlos-

men saß hier offenbar gleichmäßig auf Quaderba-

sen,und durch die Gestaltung der Ostwand wird

sen. Freilich läßt sich das für die Südecke nicht sicher entscheiden, da an dieser Stelle der Sockel völlig zerstört ist. Vereinfacht ist auch die Gliede-

Sofitten. Sie haben einen Kugelstab als Füllung

barten Joche, wie man an den Verkröpfungen, die

es nahegelegt, hier gesprengte, nach außen gerich-

tete Giebel anzunehmen. Zwischen ihnen hätte die Archivolte über der Mittelnische vermittelt. In dieser Nische bleibt die Zone zwischen den

Gebälken glatt. Ob die Halbkuppel darüber von

die Wand horizontal vorstößt. Darin darf wohl die Unterseite eines Gebälks als Träger einzelnen Giebels sehen, dessen Gestalt sich bestimmen läßt. Im Sockel der Ostwand (Abb. 162) liegt ein

Arkosol von dessen Marmorabgrenzung zum

pelnische, die von Rechtecknischen symmetrisch

rung des Gebälkes, das nur über der Mittelnische

in Verkröpfung hervorgezogen und dort um einen Giebel bereichert ist.

22 SS. 1716. 2 Die Photos waren in der Fabrica di San Pietro einsehbar, sind aber nun nicht mehr aufzufinden.

MAUSOLEUM H

Abb. 162 Mausoleum H, Ostwand, Inst.Neg. 88.90.

155

156

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Ursprünglich war eine andere Lösung vorgesehen. Denn über der Nordhilfte des Gebälks stecken im Mauerwerk die Reste einer bogenförmigen Reihe von Ziegeln, die offenbar für einen Segmentgiebel gedacht waren. Sie wurden später vorne abgeschlagen. Da auf der Südseite diese Stelle überputzt ist, läßt sich nur vermuten, daß hier eine symmetrische Anordnung von zentralem Dreiecks- und flankierenden Segmentgiebeln wie auf der Nordseite von H” geplant war. Der Nebenraum H” ist allein auf der Nordseite aufwendig geschmiickt. Die Dekoration folgt dabei dem Schema des Hauptraumes, ist aber von ihr durch den isolierten, 64 cm breiten und 44 cm tiefen Wandpfeiler abgesetzt. Seine sieben Kanncluren enden oben in der üblichen Weise rund und unten eckig, Offenbar war keine Basis angegeben, während sich die Höhe des Kapitells von etwa 50 cm aus den Putzspuren ablesen läßt. Der Sockel der Nordseite von H” enthält ein Arkosol Auf dem Sockel liegt eine zentrale Halbkuppelnische, die zu beiden Seiten zwei Rechtecknischen flankieren. Die Stützen bildeten wiederum Hermen, wobei die seitlichen auf runden Sockeln standen. Über dem Gebälk, das nicdriger und schlichter als die übrigen Mausoleen bleibt, nimmt die Folge der Giebel die Gliederung der Nischen auf, Der Sockel der Ostwand von H" umschließt ebenfalls ein Arkosol. Auf dem Sockel liegt ohne die sonst übliche Marmorabdeckung eine Reihe von drei Halbrundnischen, die sich auf der Wand unter der Treppe mit zwei weiteren Nischen fort-

setzt. Von ihnen enthält die südlichste nur eine Urne. In den Reihen darüber folgen dann auf der Ostwand zwei und drei Nischen. Möglicherweise ist eine gar nicht erst angelegt oder gleich verputzt worden. Jedenfalls lassen sich keine Hinweise auf sie erkennen. Darüber fanden im Zwickel unter dem oberen Treppenlauf noch zwei weitere Nischen Platz. Auf der Südseite liegen weder im Zwickel unter der Treppe noch auf deren Seite Nischen. Der Raum H" führt zugleich zum Treppenaufgang. Er besteht aus zwei Läufen. Der untere setzt mit 68 cm Breite neben der Ostwand an und behält diese Breite trotz seiner Achsenverschie254 Dort ist freilich kein Hinweis erhalten. 255 Vgl. o. S. 76 (Mausoleum E).

bung bei. Auf der vierten Stufe setzt die 36 cm

breite, nórdliche Wangenmauer an, die mit ihrem

Ansatz auf dem Treppensockel ruht. Die südliche Wangenmauer ist 30 cm dick. Da in der nördlichen Wangenmauer noch die Unterkante eines 30 cm breiten Fensters zu sehen ist, muß die südliche ebenfalls durchbrochen gewesen sein 2*, Die Stufen sind 26 cm hoch und ca. 30 cm tief. Ab der neunten Stufe beginnen sie, wendelförmig auf den zweiten Arm hin einzuschwenken, von dem nur noch die ersten drei Stufen erhalten sind. Die Grundmaße bleiben gleich. Nur berücksichtigt der Aufbau der östlichen Außenwand von H” die Belastung durch die Treppe. Denn im Querschnitt nimmt die Tiefe der Nische nach unten hin gleichmäßig ab, wodurch eine ausgeglichene Belastung des Fundamentes erreicht und der Seitenschub aufgefangen wird. Außerdem ist die Mauer im Süden stärker, da dort die beiden Treppengewölbe auf ihr ruhen. Die Decken des Mausoleums sind fast vollständig zerstört. Der Hauptraum war offenbar, wie die Reste in der Nordostecke schließen lassen, von einer Kreuztonne abgeschlossen. Deren Höhe

läßt sich aus verschiedenen Anhaltspunkten ermitteln, Die Höhe der Fassade ist durch die Pilaster ungefähr vorgegeben. Außerdem wird die Treppe mit ihrem Austritt die Dachterrasse bündig erreicht haben, die Höhe läßt sich also als ein Vielfaches der Stufenhöhe berechnen. In Analogie zu den Gewölben anderer großer Mausoleen kommt man bei einer Gewölbedicke im Scheitel von 60 cm 2? auf eine Terrassenhöhe von 60 m, was 25 Stufen entspricht. Der Nebenraum H” war wohl mit einer Halbtonne eingedeckt. Ebenso dürfte horizontal über der Treppe eine Halbtonne gelegen haben. Uber der heute erhaltenen Mauer an der Norddecke der Ostwand folgte, wie man auf alten Aufnahmen aus der Zeit der Freilegung schen kann, ein mindestens 90 cm hoher, gerader Aufsatz, dessen Stuckverkleidung heute in der Trennmauer im Vorhof von H angebracht ist. Damit ist bald die Deckenhöhe erreicht. Über dem Pfeiler zwischen H und H” und der Ostwand von H hat nach älteren Fotos eine aus Ziegelplatten gemauerte Bogenöffnung ver-

157

MAUSOLEUM H

mittelt, in die der obere Abschluß der nördlichen Treppenwange einband. Die Unterseite des Bogens

war mit einem Rankenornament

ge-

schmückt 2%. Von der eigentlichen Dachterrasse läßt sich kein Bild mehr gewinnen. Sie war sicherlich von einer Brüstung abgeschlossen und von einem Pflaster bedeckt, wovon wie in allen übrigen Fällen die Details unbestimmt bleiben 2”, Die Grundausstattung des Mausoleums wurde gleich bei Errichtung durch die Serie einheitlicher marmorner Grabverkleidungen erweitert, vor allem vor der Nordwand in H. Das westliche des Sohnes wurde unversehrt aufgefunden und erst nach der Freilegung niedergerissen. Eine heute zerstörte Ziegelmauer zwischen den Arkosolien diente als Halterung für die Inschriftenplatte der Vorderseite, die jetzt im Vorraum H' eingelassen

ist. Die Deckplatte lag hier wie beschrieben auf und griff einige Zentimeter nach vorne über. In

die Arkosolwand bindet sie mit einem Falz ein. Für die beiden anderen Gräber läßt sich die gleiche Ausstattung vermuten, da einerseits die Platten erhalten sind und andererseits die Zurüstung in den Arkosolien die gleiche bleibt. Diese und die weiteren Überlegungen basieren auch weitgehend auf Untersuchungen von W. Eck, die er in der Vorlage der Inschriften genauer begründen wird 25, Zu dieser Ausstattungsphase gehören auch die Verkleidungen des südlichen Arkosols der Westwand und des östlichen im Nebenraum H”. ‚Außerdem wurde auf dem Boden vor dem Westteil der Südwand ein kleiner Sarkophag aufgestellt, für dessen Marmorverkleidung in der Wand ein 37 cm hoher und 42 cm breiter Falz zu sehen ist. Diese Bestattung machte später einem 185

cm langen Tonsarkophag Platz, dessen Abdruck sich noch im Zement in der Ecke der Wand wiederfindet. Er war, wovon ebenfalls noch Spuren zu sehen sind, mit Platten bedeckt. Darauf wurde ein weiterer Tonsarkophag gestellt, nach den Spuren in der Westwand 42 cm breit und 25 cm hoch. 256 27 28 29 20

Diese Spuren sind die einzigen, heute noch vorhandenen Reste einer Reihe von Bankgräbern vor den Wänden und Arkosolien. Fotos aus der Zeit der Freilegung geben den ursprünglichen Zustand besser zu erkennen. Der Sarkophag in dem erwähnten Grab vor der Westseite der Südwand war z.B. recht sorgfältig mit Zement umkleidet und verputzt und mit drei Bipedalplatten abgedeckt 37, Offenbar wurde schon in der Antike das Grab des Pompeius Secundus ein weiteres Mal verlegt, denn auf diesen Bipedalplatten lag zuletzt eine dicke Aufmauerung mit zwei Schichten von Tuffblócken, die bis an die Einfalzung an die Westwand reicht 29. Den Sarkophag müßte man also dort vorher entfernt haben. Das südliche Arkosol der Westwand wurde erneut benutzt. Man öffnete die Abdeckplatten mit der Inschrift für Valeria Asiae und vertiefte das Grab. Es wurde mit Ziegelplatten in Höhe des Bodenniveaus des Mausoleums abgedeckt. Auch das Innere des Arkosolbogens hat man offenbar mit Bestattungen gefüllt, denn die Öffnung wurde zuletzt mit der Abdeckplatte vom Bankgrab des Pompeius Successus (nördliches Arkosol der Westwand) geschlossen. Vor der Ostseite der Südwand war ein ähnliches Bankgrab aufgemauert, das Sarkophage umschloß. Nach der Höhe muß es sich um mindestens zwei übereinan-

derliegende Tonsarkophage gehandelt haben, die über dem im Boden versenkten Travertinsarkophag des Caius Appaienius Castus liegen. Diese Bank ist ähnlich sorgfältig wie auf der Westseite verputzt und mit Bipedalplatten abgedeckt. Daran schloß vor der Ostseite ein weiteres niederes, aus Opus Vittatum aufgemauertes Bankgrab an. Es war ebenfalls mit Bipedalplatten abge deckt, die in das Arkosol einbanden. Die obere, freibleibende Öffnung nutzte man schließlich für eine weitere Bestattung und schloß sie auf der Vorderseite mit passend zurechtgeschnittenen Ziegelplatten ab, die auf der Ansichtsseite mit Zementputz verkleidet wurden. Weitere, später hinzugefügte Bestattungen

lassen sich aus den Befunden oder älteren Aufnah-

Reste sind nicht mehr vorhanden. s, Mausoleum E u. F, o. S. 77. 106. W. Eck, in: Vom frühen Griechentum bis zur rm. Kaiserzeit (o. Anm. 181) 78ff. Eck 4.0, 79 Taf. 10f. Eck a.0. Taf. 4.

158

ΠΤ mm Abb. 163 Mausoleum H, Rekonstruktion der Innenwände (N.W.O.), J. Weber (1:50).

MAUSOLEUM H

men ablesen 2%. Das südliche Arkosol der Westwand wurde später um eine Bestattung vertieft Für das nördliche läßt sich ebenfalls eine Marmor-

verkleidung sichern, die in ihren Platten erhalten

ist. Sie muß von Ziegelmauern gestützt gewesen sein, die untereinander durch Klammern verbunden gewesen waren. Im Grab der Tochter, also dem östlichen Arkosol der Nordwand, wurde später ebenfalls eine Bestattung hinzugefügt. Jedenfalls hat man dort auf beiden Seiten die Mauer und sogar Teile des Travertinfundaments auf 176 cm, also genau auf die Länge des Grabes unterhalb des Travertinpfeilers erweitert. Auch das östliche Arkosol in H” wurde auf der Vorderseite aufgchackt, verbreitert und außerdem um ein Grab vertieft. Die Abdeckung der Arkosolien auf der Nordwand von H” und der Ostwand von H bleibt ungewiß. Möglicherweise wurden für sie Marmorplatten verwendet, die sich heute ebenfalIs im Vorhof eingemauert wiederfinden.

2% Eck aO. Taf. 101.

159

Fotos aus der Zeit der Ausgrabungen zeigen überdies eine Mauer unter dem Treppenbogen auf der Südseite von H”. Dort wurde auf diese Weise eine Vielzahl von Bestattungen abgeschlossen 262,

Zu diesen gemauerten Gräbern kam eine

Reihe von Marmorsarkophagen hinzu. Ob sie alle zur Ausstattung des Mausoleums gehörten, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, aber aus dem Zusammenhang wahrscheinlich. Nach einem Foto aus der Zeit der Freilegung stand der Löwenjagdsarkophag des Valerius Vasatulus in der Westecke vor der Nordwand. Vor dem nördlichen Arkosol der Westwand waren der Sarkophag des Cesennius Severinus aufgestellt und vor ihm ein flacher ohne Namensangabe mit einem Zug von Meerwesen auf seinem Deckel. Der Sarkophag der Pompeia Maritima würde seiner Größe nach gut vor

das südliche Arkosol dieser Wand passen und der anonyme Sarkophag für ein Ehepaar in die Mitte

der Nordwand. Ein roh behauener Travertin-

24 Offenbar hatte man den Raum als eine Art Depot für Bestattungen in Terrakottasarkophagen genutzt. Eck a.O. Taf. 8f

160

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

sarkophag von 152 cm Länge (ca. 5 Fuß) könnte dann vor der Inschrift des G. Appaienius Castus vor der Ostseite der Südwand versenkt gewesen sein, In der Inschrift wird ja ein 5 Fuß langer Sarkophag erwähnt. In der eigentlichen Kammer H”selbst stapelte man vor der Zuschüttung auch noch eine Reihe von Terrakottasarkophagen auf, nur bleiben hier Zweifel, ob sie dort an dem Ort ihrer Aufstellung stehen oder ob sie nicht vielleicht unmittelbar vor der Auflassung des Mausoleums dort hingeschafft wurden. In diesem Raum zeugt eine Serie grob in den Stuck geschlagener Öffnungen wohl für Holzbalken von einer später eingebauten provisorischen Konstruktion, ohne daß deren Gestalt und Sinn daraus deutlich würde. Die stärksten Veränderungen brachten die Fundamentierungsarbeiten der konstantinischen Zeit mit sich (Abb.

156-158).

Auf der Westseite

bindet die vorgezogene Fassadenmauer von I in die östliche Seitenwand dieses Mausoleums ein und schließt es zu einer Kammer ab, Auf der Südostecke des Vorhofes von H läuft schräg von Südosten kommend eine Mauer aus Opus Vittatum zu, deren Ecke auf dem Travertinaufsatz der Vorhofsmauer gerade noch sichtbar ist. Zwischen ihr und Mausoleum I höhte man die Westwand des Vorhofes auf der Travertinabdeckung mit einer 34 cm dicken Mauer ebenfalls aus Opus Vitta-

tum auf. Deren Gerüstlöcher ruhen direkt auf den Profilsteinen. Die Tür im südlichen Teil der Eingrenzung des Vorhofes hat man in dieser Zeit mitsamt der Travertinschwelle herausgerissen, wahrscheinlich vor Aufhóhung der Westmauer, um die Arbeiten. dafür zu erleichtern. Möglicherweise sollte damit der freie Zugang zum Mausoleum I gesichert werden. In der Folge errichtete man die grofte Quermauer mitten durch H, die von der Mittelnische der Nordwand durch die Eingangstür nach Süden verläuft. Ihr Ende läßt sich nicht sicher bestimmen. Wahrscheinlich bog sie im Bereich der Vorhofsmauer von H? nach Osten um und band in die Mauer vor G ein. Möglicherweise sollte dieser Teil ursprünglich sogar bis an die Ostecke von Z stoßen, mit deren Zerstörungskante sie fluchtet. Diese Verlängerung des Z’ wurde dann nicht ausgeführt, weil eine derartige Erweiterung den Zu-

gang zu den noch bestehenden Mausoleen A-F allzu stark eingeschränkt hätte. Die Mauer selbst wurde in verschiedenen Abschnitten errichtet. Im Innern der Grabkammer spannte sich ein Ziegelbogen ähnlich wie der vom Mausoleum G von der Mittelnische bis zur ‘Tiirschwelle und zu den Seiten. Durch die Bogenöffnung blieben beide Teile des Mausoleums miteinander verbunden. Wie die Ziegelschichten beweisen, war diese Öffnung von Anfang an geplant und nicht etwa später eingebrochen. Dieser Abschnitt aus Opus Vittatum ist unten ähnlich wie andere konstantinische Mauern auf beiden Seiten bis zu einer Höhe von 1,20 m breiter ange-

legt. Oberhalb des Scheitels des Ziegelbogens und außerhalb der eigentlichen Mausoleumskammer schließt die gleiche Art von rohem Gußmauerwerk aus groben braunen Tuffbrocken an, dic auch sonst für diese Mauerzüge außen charakteristisch sind. Die Trennmauer wurde im Innern mit dem Pfeilervorsprung vor der Nordwand durch einen weiteren Bogen verbunden und so mit der Wand verstrebt. Diese Verstrebung wurde zunächst nur bis zu einer Höhe von etwa 2,60 m aufgeführt. In dieser Zeit müssen auch die Türpfosten entfernt worden sein. Denn danach trug die Trennmauer den Sturz. Als nämlich diese Mauer bei den Freilegungsarbeiten niedergerissen wurde, drückte das Gewicht des Sturzes die Mauerecken unter ihm aus, und er mußte mit Ziegelpfeilern gestützt werden. Der Westteil des Vorhofes wurde später von einer ebenfalls aus braunen Tuffbrocken roh gefügten Mauer wieder geschlossen, die über der ursprünglichen Vorhofsabgrenzung angelegt wurde. Inzwischen war offenbar der Plan zu einer Trennmauer von H bis Z aufgegeben, und man wollte die Mausoleen wohl nacheinander in Streifen von Ost nach West zuschiitten. Im Anschluß daran begann man mit der Auffüllung des Inneren, zunächst bis zu einer Höhe von ca. 70 cm. Über dieser Höhe finden sich

in der Nordwestecke des Vorhofes starke Verkohlungs- und Rauchspuren an den Wänden. Möglicherweise hat man dort Reste von Gerüsten und Verschalungen aus den konstantinischen Bauarbeiten verbrannt. Auch das Innere der Kammer erhöhte man bis zu diesem Niveau. Damit waren die Sarkophage und Bankgräber weitgehend im Erdreich ver-

MAUSOLEUM H

schwunden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte man die Decke entfernt und gleichzeitig im östlichen Teil der Fassade eine neue Öffnung einge-

brochen. Der Sockel des neugeöffneten Türdurchbruchs liegt etwa 30 cm, d.h. eine Stufenhóhe, über diesem ersten Aufschüttungsniveau. Die starke Zerstörung des Wandstucks oberhalb dieser Ebene, z.B. am Wandpfeiler vor der Nordwand, verdeutlicht, daß auf dieser Höhe für längere Zeit eine begehbare Fläche bestand. Im Zuge dieser Arbeiten brach man in den Ostteil der Vorhofsmauer von H' die Öffnung zu G hinüber. Wie freilich die Löcher für Balken auf der westlichen Außenwand von G und auf dem einen Fassadenpfeiler von H zu deuten sind, bleibt unklar. Für ein hölzernes Vordach liegen sie wohl zu niedrig, und außerdem bliebe der Sinn einer solchen Konstruktion unklar. Spätestens jetzt war der Zugang zu diesem Mausoleum von der Ostseite her endgültig abgeschlossen und durch die Trennmauer zwischen der Ecke von F und G zu der Spitze der südlichen Vorhofsmauer gesperrt. Dieser Mauerzug ist ja deutlich nachlässiger als die übrigen in diesem Bereich gestaltet und nur zu den Mausoleen F und E hin mit Holzverschalung geglittet, nach G hin aber grob aufgeschichtet. Auf dieser Seite rechnete man folglich nicht mehr mit einer langen Nutzungsdauer. Danach wurde das Mausoleum in einer zweiten Zuschüttungsphase bis zu einer Höhe von

2,60 m gefüllt. Über dieser Aufschüttung verband man vor der Nordmauer des Innenraumes die Trennmauer mit der Nordecke der Westwand, wovon heute noch eine starke Beschädigung in

diesem Bereich zeugt. Das Fundament für diese Verbindungsmauer greift ca. 50 cm in die Aufschüttung ein. Die östliche Verbindungsmauer vor der Nordwand höhte man ebenfalls auf, wobei dort offenbar eine Vielzahl von Marmorspolien Verwendung fand. Die Südmauer der Grabkammer wurde auf diesem Niveau zu beiden Seiten

der Trennmauer von Öffnungen durchbrochen, was die ersten Bauaufnahmen des Mausoleums zeigen. Offenbar hatte man hier eine Arbeits-

161

plattform geschaffen ähnlich wie in den Mausoleen A-D, deren Zwischenniveau in der Höhe etwa dem im Mausoleum H entspricht, und damit fast in der Hälfte zwischen dem Boden des Mausoleums und dem der konstantinischen Basilika liegt. Danach wurde das Mausoleum endgültig zugeschiittet.

Nach der Freilegung sammelten in einer 2.

Ausgrabungsphase nach 195029 die Ausgräber die Gebeine und Aschenreste in einem 1,70 m x 2,50 m großen, rechteckigen Massengrab aus Ze-

ment, das sich im Zentrum des Bodens von H befindet. Es ist von einem kleinen 60 x 60 cm großen

Travertindeckel verschlossen. Die Beifunde sind offenbar zum größten Teil in das Ufficio Scavi gelangt. Es handelt sich um Ziegelstempel, Parfümflüschchen, Lampen und del. Da die Grabungsunterlagen aber verschollen sind, lassen sich die ursprünglichen Befunde nicht rekonstruieren 26 2a. DEKORATION

Die Ausstattung des Valerier-Grabes 29, die reichste der Vatikannekropole, ist fast durchweg in weißem Stuckrelief gearbeitet. Nur wenige farbige Akzente setzen sich davon ab. Dazu gehört die Bemalung des Sockels, mit marmorierten Feldern in den Zwickeln über den Arkosolien (rot oder Nachahmung roter Brekzic) und Cipollinonachahmung in den Arkosolien, die dunkelroten Lünettenfelder, von denen nur Reste erhalten sind und einzelne Vergoldungen bei den Reliefs und den Hermen. Entsprechend ist der Fußboden mit weißen rechteckigen Marmorplatten ausgelegt, die nur durch dünne Streifen aus Rosso Antico bzw. (im Annex) aus Portasanta getrennt werden. Die großen Figuren in den Nischen der Hauptzone, die jeweils auf Sockeln stehen, also als Statuen gedacht sind, schließen sich zu einzelnen Programmen zusammen. Dabei gehören die Figuren der Nordwand zusammen, ebenso die der Westwand. Die einzelne Figur der Ostwand steht wohl in Beziehung zur Westwand. Die Beschrei-

20 Dazu: M. Guarducci, Cristo c San Pietro in un documento precostantiniano (1953).

26 Eine Auswahl wird im letzten Faszikel vorgelegt werden.

25 A. Ferrua, BullCom 70, 1942, 103f. H. Speier in: Vermächtnis der antiken Kunst (1950) 204 f. M. Guarducci, Cristo e San Pietro in un documento precostantiniano (1953). Toynbee u. Ward Perkins 82ff. H. Mielsch, Römische Stuckreliefs, 21. Erg.H.RM (1975) 948. 174ff.

162

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 164 Mausoleum H, Nordwand N 1, Hermes, Photo Fabbrica di San Pietro.

bung geht hier, anders als sonst, jeweils von diesen Figurengruppen aus. Auch die kleineren seitlicheren Reliefs mit dionysischen Szenen und die Hermen werden jeweils zusammen beschrieben. NORDWAND Mittelnische (N 1) : Hermes (?). Von der zen-

tralen Figur (Abb. 164), die größer gewesen sein muf als die restlichen, sind mur geringe Reste erhalten, da hier die konstantinische Trennmauer ansetzte. Die Umrisse eines stehenden Mannes in Vorderansicht, mit weit zur Seite gesetztem linken Bein, angewinkeltem, vor den Leib geführten rechten Arm und zur Scite gestreckter Linker sind aber deutlich, Der Kórper war hier in den groben Unterputz, der sich erhalten hat, schon teilweise vormodelliert, Nur am linken Oberschenkel wurde das Relief auf die durchgehende weiße Stuckschicht aufgesetzt. Zusätzlich wurde die feinere Stuckschicht durch Nágel gehalten, die an mehre-

ren Stellen erkennbar sind. Sie sind einigermaßen gleichmäßig über die ganze Fläche verteilt, so einer am Kopf, je vier an Bauch und Brust, zwei an den Oberschenkeln, einer am Knie, einer am rechten Ellenbogen. Daneben sind Teile des Reliefs und Vorritzung am Kontur sichtbar (Abb. 165. 166). Dies trifft zu vor allem auf den Mantel, der über die Beugen der vorgestreckten Arme und hinter dem Rücken verläuft. Erhalten ist ferner ein gebogener Reliefrest in der Gegend der linken Hand, der sich als fast gerader Kontur nach oben fortsetzt. Darüber ist die Fläche teilweise beschädigt, mit Rest eines Nagels und mehreren nach links verlaufenden Ritzungen im Grund, die wohl nicht den Umriß des verlorenen Gegenstandes in der Hand angeben, sondern zur Haftung des Stucks dienen sollten 2%. Möglich wäre, daß hier ein Kleinkind gehalten wurde, dessen Gesäß- und Rückenspuren noch erhalten sind. Für eine sichere Deutung reichen die Reste aber nicht aus. Links und rechts über dem Kopf sind schwache Spuren von Relief zu ahnen, die zu einem Flügelhut gehört haben könnten. Ob an den Füßen Spuren von Flügeln vorhanden waren, läßt sich nicht mehr sicher sagen. Am linken Fuß ist ein kleiner Rest erhalten, der so gedeutet werden könnte, am rechten wirkt der Reliefrest cher wie der Riemen eines Schuhes, Rechteckige Nische links neben Mittelnische (N 2): Athena (Abb. 167). Athena steht frontal mit leicht nach rechts gesenktem Kopf und zur Seite gesetztem rechten Spielbein. Die verlorene Rechte war zur Seite vorgestreckt, die gesenkte Linke hielt einen großen ovalen Schild mit eingetieftem Mittelmedallion und abgesetztem Rand, der auf der Kante des Sockels aufruht und an die rechte Seitenwand der Nische angelehnt scheint. Die Figur war bei der

Ausgrabung wohl vollständig erhalten. Ein Foto zeigt die untere Hälfte der Figur unter dem konstantinischen Stützbogen (Abb. 168). Von den später abgefallenen Relicfteilen konnten wieder angebracht werden der Kopf, die linke Schulter und ein Teil des Unterkórpers und der Oberschenkel. Sonst sind Umrisse und Unterputz

256 Die Deutung als Vogel (Guarducci a.0.) ist am Original nicht nachzuvollzichen. Keinesfalls kann die rechte Hand bis zum Mund geführt gewesen sein.

MAUSOLEUM H

Abb. 165 Mausoleum H, Nordwand N 1, Hermes, Detail, Inst. Neg. 88.76.

Abb. 166 Mausoleum H, Nordwand N 1, Hermes, Detail, Inst. Neg. 88.75.

163

164

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

erhalten. Der ovale Kopf (Abb. 169) mit glatten großen Formen, schweren Liedern, fast schmollend wirkendem Mund und geritztem Haaransatz, der weit in Stirn und Schläfen hineinreicht, trägt einen korinthischen Helm mit seitlich aufgerollten

Teilen des Lederfutters. Ein großer Helmbusch reichte bis an die Oberseite der Nische und flattert in großen Strähnen links vom Kopf über den Reliefgrund. Athena trägt einen Chiton, dessen Róhrenfalten über den Füßen sichtbar waren und einen Mantel, dessen dreieckiger Überschlag vor dem Körper sichtbar wird. Er ist dort mit einem

Gewicht beschwert. Der Mantel war über die linke Schulter geführt, die Drapierung entsprach also der der Athena von Velletri, An den Füßen trägt sie einfache Riemensandalen. Rechteckige Nische rechts neben Mittelnische (N

Abb. 167 Mausoleum H, Nordwand N 2, Athena, Photo Fabbrica di San Pietro.

3): Selene. Selene (Abb. 170) steht frontal mit leicht zur Seite gesetztem rechten Bein und wendet sich etwas nach links. Die Figur ist ähnlich restauriert wie die Athena, der Oberkörper vielleicht nicht ganz korrekt wieder aufgesetzt. Er scheint zu stark nach links geneigt. Der Kopf (Abb. 171) ist auffällig klein und langgestreckt mit kaum hervortretenden Wangen, kräftigem Kinn, leicht geóffnetem Mund, nach oben blickenden Augen. Die Haare sind in der Mitte gescheitelt, die Strähnen deutlich voneinander getrennt. Auf dem Haupt trägt sie die Mondsichel. Der rechte Arm war gesenkt, dann vielleicht vorgestreckt. Der linke Oberarm wird wohl angewinkelt gewesen sein und griff nach oben in den Schleier. Das Gewand ist hier nach vorne gedrückt. Selene trägt einen langen bis zum Boden reichenden Peplos, der unter der Brust gegürtet ist und mit einem Apoptygma, das in

Abb. 168 Mausoleum H, Nordwand N 2, Athena, Zustand bei Ausgrabung, Photo Fabbrica di San Pietro.

Hüfthöhe herabfällt und an der linken Körperseite durch die Armbewegung verschoben ist. Den Unterkörper umschließt das Gewand in starren, cingcticften Falten. Davon sind nur Teile erhalten. Vor dem rechten Knie ist die seitliche Öffnung des Gewandes zu erkennen. Ein links und rechts vom Körper noch sichtbarer und mit Gewichten beschwerter Schleier war bis über den Kopf gezogen, doch sind nur geringe Teile links und rechts vom Körper erhalten. Die oberen Teile des Peplos sind teigig modelliert, mit Schüsselfalten über der Brust und kleinen Fältchen, die aus der Gürtung herausgeführt werden. Am linken Fuß ist ein glatter Schuh erhalten.

MAUSOLEUM H

Rundnische mit Kalotte links außen (N 4): Langbärtiger Philosoph (Abb. 172). Er steht frontal mit seitlich abgesetztem linken Bein, Er hat den rechten Arm in der Mantelschlaufe vor den Leib gelegt und den linken Arm mit einer Buchrolle gesenkt. Das Himation, das über die Schultern geführt ist, läßt den Oberkörper frei. Es fällt in schweren Massen herab und ist durch zahlreiche Bogen und Schüsselfalten gegliedert. Der Leib ist als altlich gekennzeichnet, leicht verfettet mit schlaffer Brustmuskulatur. Der Kopf (Abb. 173) ist nachträglich wieder aufgesetzt und sollte wohl etwas mehr nach links geneigt sein, Durch Beschädigungen, vor allem an der rechten Schläfe, weniger an der linken, wirkt er schmaler. Nase und Bart sind bestoßen, das reche Auge fast völlig zerstört. Die Augen saßen in tiefen Höhlen, die Brauen sind betont und zusammengezogen. Die langen Haare fallen, in der Mitte gescheitelt, weit in die Stirn. An der rechten Seite scheinen sie fast die Brauen berührt zu haben. Der lange, strähnige Bart, zweigeteilt, fiel bis auf die Brust herab, wo Locken erhalten sind. An den Füßen trägt er reichgegliederte Sandalen. In der Kalotte (Abb. 174) liegt Tellus nach rechts blickend, die ein großes Füllhorn mit Früchten hält. Der rechte Arm ist auf einen Felsen gestützt. Um den Unterkörper ist ein Mantel geschlungen. Ihr großer Kranz besteht aus Ähren, Blüten und Trauben. Rechts neben ihr streckt sich ein kleiner kahler Baum.

Rundnische mit Kalotte rechts außen (N 5): Kurzbärtiger Philosoph (Abb. 175). Er steht frontal, mit weit zur Seite gesetztem rechten Spiclbein. Er ist leicht nach rechts gewendet. Tracht und Haltung entsprechen denen des langbärtigen Philosophen. Die Buchrolle ist weni ger deutlich zu erkennen. Sein Körper ist jugendlicher. Die rechte Hand und der umliegende Teil des Gewandes sind verloren. Der Kopf (Abb. 176) ist wieder angesetzt, er war quer gebrochen. Das linke Auge, Schläfe und-Nasenspitze und Mund sind verloren, teilweise durch Ergänzung angedeutet. Die Brauen sind deutlich angegeben, hochgeschwungen, die Stirn ist gefurcht. Die Haare fallen in Sichellocken in die Stirn, wölbten sich seitlich ehemals hoch auf. Der Bart besteht aus kurzen Locken, die heute stark verschmiert sind, ursprünglich länger gewesen sein müssen.

165

Abb. 169 Mausoleum H, Nordwand N 2, Athena, Detail, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 170 Mausoleum H, Nordwand N 3, Selene, Photo Fabbrica di San Pietro.

166

DIE HEIDNI:

HE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 171 Mausoleum H, Nordwand N 3, Selene, Kopf, Photo Fabbrica di San Pietro.

In der Kalotte (Abb. 177) liegt Okeanos nach links auf einen Felsen. Ein Mantel ist über seinen linken Oberschenkel geschwungen. Die aufgestützte Linke hält einen Anker, die Rechte ein Ru-

der. Über dem üppigen Haupthaar erheben sich Krebsscheren. Dic Brauenpartie ist stark hervorgehoben, die Nase geschwungen. Rundnische mit Kalotte im Nebenraum (N 10): Hypnos (Abb. 178). Hypnos. stand frontal, leicht nach links gewendet. Das Relief war abgefallen und ist teilweise wieder angesetzt. Erhalten sind noch Teile der Beine und des Gewandes und der Flügel, sonst Umrisse. Das Relief ist hier auf dem durchgehend weißen Grund aufgesetzt, nur zwei Nägel zur Befestigung sind erkennbar. Hypnos hat einen Mantel über der linken Schulter und um den Unterkörper. Nach den schlanken Proportionen war er jugendlich dargestellt. Die Rechte gießt den Mohnsaft aus einem Füllhorn, die erhobene Linke hält eine Fackel, die auf dem Sockel aufgestützt war. Hinter ihm breiten sich die beiden Fle dermausflügel aus,

Abb. 172 Mausoleum H, Nordwand N 4, Langbärtiger Phi losoph, Photo Fabbrica di San Pietro. In der Kalotte (Abb.

179) tragen zwei Eroten

mit Melonenfrisur ein großes vergoldetes Füllhorn, aus dem Früchte herausquellen. Es ist mit einer Binde umwunden. Die Eroten besitzen ebenfalls Fledermausflügel. Zwischen ihnen am Boden liegen vergoldete Mohnstengel. WESTWAND Mittelnische mit Kalotte (W

1):

Opfernder

‘Togatus, Gaius Valerius Herma (Abb. 180). Er steht frontal, leicht nach links gewendet, capite velato in weiter faltenreicher Toga mit straff

gezogenem Umbo und langärmliger Tunika. Die

Rechte ist vorgestreckt mit der Opferschale, die

gerade ausgegossen wird, die stark bestoßene Linke ist angewinkelt und faßt in den Sinus der

Toga, der fast durchweg bestoßen ist. Er trägt geschlossene Schuhe

(Calcei) mit Querfalten, von

denen nur der obere Abschluß knapp über den Knöcheln erhalten ist. Vom Gesicht (Abb.

181)

sind nur Teile des linken Auges mit Krähenfüssen,

der Wange und des Mundes mit ausgeprägter Na

MAUSOLEUM H

eee Abb. 174 Mausoleum H, Nordwand N 4, Kalotte, Photo Fabbrica di San Pietro.

167

168

DIE HEIDNISCHI

KROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 175 Mausoleum H, Nordwand N 5, Kurzbärtiger Phi losoph, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 176 Mausoleum H, Nordwand N 5, Kurzbärtiger Philosoph, Kopf, Photo Fabbrica di San Pietro,

Abb. 177 Mausoleum H, Nordwand N 5, Kalotte, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM H

169

solabialfalte sowie der flockige Bart erhalten, dessen Ansatz unregelmäßig über der Wange verläuft-Vom Haupthaar sind noch die Ansätze über beiden Ohren zu sehen. In der Kalotte (Abb. 182) ist im Zentrum ein rechteckiges Scrinium mit vorkragendem Deckel dargestell, Links cin teilweise aufgerollter, schriigstehender Rotulus, rechts ein Griffelkasten mit Tintenfafi Rundnische mit Kalotte links von der Mittelnische (W 2): Valeria Maxima (Abb. 183) Sie steht frontal mit leicht abgesetztem Spielbein und wendet den Kopf nach rechts. Sie trägt ein Untergewand, das nur über der Brust und den Füßen sichtbar wird und einen weiten Mantel, der über den Kopf gezogen ist und fast die ganze Figur einhiillt. Die angewinkelte Rechte, die auffällig groß ist, hält den Mantel vor der Brust zusam-

Abb.178 Mausoleum H, Nordwand N 10, Hypnos, Inst. Neg. 84.5697.

Abb. 179 Mausoleum H, Nordwand N 10, Kalotte, Photo Fabbrica di San Pietro.

170

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

men, der über der zerstörten, ehemals vorgestreckten Linken rechteckig herabfällt. Der Kopf ist fast völlig zerstört bis auf Schläfenhaare an der

rechten Seite. Die Venusringe sind deutlich angegeben.

Der

rechte Fuß

zeigt noch

die glatten

Schuhe. In der Kalotte (Abb. 184) ist in der Mitte ein

über Eck gestelltes Kästchen auf Kugelfüßen mit eingeritztem Verschluß dargestellt. Rechts davon befindet sich ein Parfümfläschchen mit breitem

Stöpsel, links ein Spiegel, dessen Scheibe abgefallen ist.

Abb. 180 Mausoleum H, Westwand W 1, Gaius Valerius Herma, Inst. Neg. 84.5715.

Rundnische mit Kalotte rechts von der Mittelnische (W 3): Flavia Olympias (Abb. 185) Die Frau steht frontal, etwas nach links gewendet, mit nur leicht angedeutetem Spielbein. Die verhüllte Rechte ist fast bis zum Kinn geführt, die Linke, wieder auffällig groß, vor den Körper gelegt. Sie trägt ein langes Untergewand und einen Mantel, der über die Schultern gelegt, um den Leib und den linken Arm geschlungen ist und den rechten Arm verhüllt. Vor dem Leib bildet er eine Art Schleife, die in den senkrecht von der rechten Hand herabfallenden Saum übergeht. Bei den Schuhen ist eine Sohle angegeben. Vom Kopf sind nur die Umrisse erhalten. Linke Schulter und anschließender Teil der Brust, rechte Hand, linker Unterarm und große Teile des Unterkörpers sind zerstört.

In der Kalotte (Abb. 186) befindet sich in der Mitte ein Wollkorb, links davon Spinnrocken und Spindel, rechts ein scheibenförmiger Gegenstand. Vom Relief sind hier nur Reste vorhanden. OSTWAND

Abb. 181 Mausoleum H, Westwand W 1, Kopf des Gaius Valerius Herma, Photo Fabbrica di San Pietro.

Rundnische mit Kalotte (O 1): Togatus (Gaius Valerius Ὁ) (Abb. 187). Er steht frontal mit weit zur Seite gesctztem Spiclbein, in stoffreicher Toga und Tunika sowie Calcei mit querverlaufenden Falten, Die gesenkte Rechte, von der nur einzelne Finger erhalten sind, griff in den Sinus der Toga, die linke Hand, ebenfalls beschädigt, war zur Seite vorgestreckt und hielt ein längliches Täfelchen oder eine Rolle, an derem rechten erhaltenen Ende drei Buchstaben eingeritzt sind: M A E. Der wiederaufgesetzte Kopf (Abb. 188), der den Betrachter starr anblickt, ist als ältlich gekennzeichnet durch das ein-

MAUSOLEUM H

nn

Abb. 182 Mausoleum H, Westwand W 1,

gefallene Gesicht mit tiefliegenden Augen, prominentem Kinn und Nase und hervortretenden Wangenknochen, die zerfurchte Stirn mit wulstigen Brauenbögen und durch die Stirnglatze. Nur über den Schläfen sind lockige Haare angegeben. Nach den Einschnitten in den Schläfenhaaren und zwei kleinen Stiftlöchern links und rechts war er bekränzt. Die Lider sind schwer, der Blick ist nach oben gerichtet, der Mund ist geöffnet. In der Kalotte (Abb. 189) sind dargestellt ein übergroßes geöffneres Diptychon, ein ebensolcher Stilus, ein kleiner Griffel und ein Näpfchen. HERMEN

Die Stelle der Säulen vertreten im Grab des Gaius Valerius Herma - seinem Namen entsprechend - Hermen in Stuck. Von den ursprünglich 23 Hermen ist nur eine vollständig erhalten, ferner 3 Schaftfragmente und 10 Köpfe bzw. Kopffragmente, deren ursprüngliche Position nicht zu ermitteln ist. Die Hermenschäfte stehen auf reich profilierten eckigen Sockeln, in den Ecken auf runden.

Abb. 183 Mausoleum H, Westwand W 2, Valeria Maxima, Photo Fabbrica di San Pietro.

172

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

1. Westwand links (Höhe 180 cm, Kopf 31 cm). Unverzierter Hermenschaft mit Glied. Der leicht nach rechts gedrehte Kopf (Abb. 190) eines Barbaren von länglicher Form wird durch den kaum differenzierten Knebelbart fast dreieckig.

Die waagrechten zusammengezogenen Brauen treten deutlich hervor und verschatten die nach oben blickenden Augen. Das lange, die Ohren ver-

deckende Haupthaar ist in der Mitte gescheitelt

und in einzelne Strähnen aufgelöst. Der Schnurrbart ist an den Enden dekorativ eingerollt, die

Bartspitzen gedreht.

2. Westwand, 2. von links. Hermenschaft (Abb. 183) ohne Kopf (Höhe 133 cm ohne Basis) mit Mäntelchen, das auf der rechten Seite zusam-

mengefaßt ist. 3. Schaftfragment, (Höhe 108 cm) mit zwei

Paaren von gedrehten Locken.

4. Schaftfragment, (Höhe 50 cm) mit gedreh-

ten Locken und Bartsträhnen.

5. Kopf (Abb. 191). Gegenstück zu 1 mit ge-

Abb. 185 Mausoleum H, Westwand W 3, Flavia Olympias, Photo Fabbrica di San Pietro.

ringen Abweichungen in Stirnfalten und Bart. Der

Mund war wohl etwas weiter geöffnet. War schon

MAUSOLEUM H

173

Abb. 186 Mausoleum H, Westwand W 3, Kalotte, Photo Fabbrica di San Pietro.

bei Ausgrabung im Bestand gefährdet, ist heute verloren. 6. Kopffragment (Abb. 192), Inv.Nr.226. (Höhe 21,3 cm) Gegenstück zu 1 und 5. Erhalten sind nur Stim, Haare, ein Teil der tiefliegenden Augen und der seitlichen Gesichtspartie. Die Haare sind in der Mitte deutlicher gescheitelt als bei 1 und gehen in der Mitte mehr nach oben. Der Oberkopf war wohl nicht ausgeführt. 7. Kopf Inv.Nr.239. (Höhe 25,2 cm). Länglicher bärtiger Kopf 2% eines Inders (Abb. 193) mit hochgeschwungenen Brauenbögen, die in die scharfen Ränder des Nasenrückens übergehen. Die Augen sitzen tief, die Oberlider sind durch tiefe Ritzung abgesetzt. Der Mund ist leicht geöffnet, der lange Schnurrbart an den Enden eingerollt, der Kinnbart ist in der Mitte zweigeteilt. Die 287 Der Kopf ist in unterschiedlichem Erhaltungszustand nach Fotografien beschrieben bei Mielsch 4.0. 177 Nr. 3637. Die in der Rev.Fabbrica di S. Pietro aufbewahrten Originale sind mir erst 1984 zugänglich geworden.

Abb. 187 Mausoleum H, Ostwand O 1, Gaius Valerius (?), Photo Fabrica di San Pietro.

174

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 188 Mausoleum H, Ostwand O 1, Kopf des Gaius Valerius (2), Inst. Neg. 88.74. SE E.

Abb. 189 Mausoleum H, Ostwand O 1, Kalotte, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM H

175

pe

oO

Abb. 190 Mausoleum H, Westwand, Herme 1, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 191 Mausoleum H, Herme 5, Photo Fabbrica di San Pietro.

Frisur wird oben von einem gedrchten Haarreif abgeschlossen, der Oberkopf war nicht ausgeführt. Unter dem Reif hängt senkrecht eine Reihe von gedrehten Korkenzicherlocken, darunter über den Ohren jeweils zwei Locken. Bei der Auffindung war die Nasenspitze bestoßen, heute ist ein Teil der rechten Gesichtshälfte verloren, große Teile der Oberfläche zerstört

zungen gegeben, die Locken über dem Ohr als

8. Kopffragment Inv.Nr. 227 (Höhe 14,9 cm). Gegenstück zu Nr. 7 (Abb. 194). Augen, Nase und linke Schläfenpartie eines Inders. Der Haar-

schlaufenfórmig gegliedertes Teil.

10. Kopf Inv.Nr.106 (Hóhe 23,5 cm). Herak-

les (2). Bärtiger Kopf 26%, an dem Oberkopf und rechte Schläfenpartie fehlen (Abb. 196). Der Gesichtsschnitt ist dem des Hermes ähnlich, jedoch ist die Stirnpartie durch Zusammenziehung der Brauen differenziert und der Bart ist kürzer. Die

Haare sind als kurze Strühnen nach hinten gestrichen. Die Oberlider sind weit über die Pupillen

gezogen.

11. Kopf Inv.Nr. 230 (Höhe 20,0 cm). Jüng-

reif ist hier zopfähnlich gestaltet, ein kleines Stück darüber gehört zum Oberkopf.

ling (Dionysos ?) mit schmalem, langgezogenen

9. Kopffragment Inv.Nr.238 (Höhe 15,0 cm).

Mund ist leicht geöffnet. Die Brauen durch

Linker oberer Kopfteil eines Inders (Abb. 195). Der Oberkopf ist hier durch Einschnitte in Locken gegliedert, der Haarreif nur als glattes Band angegeben. Die Hängelocken sind hier als einheitliche gewellte Masse mit parallelen Einrit-

Gesicht und kräftiger Nase (Abb.

197. 198). Der

Einkerbungen betont. Das Oberlid weit herausge-

zogen. Die Locken fallen in Zangen über die Stirn und längeren Schwüngen über die Ohren und über den Nacken. Der Oberkopf fehlt, die rechte

Partie der Locken ist stark beschädigt. Der Kopf

268 Die Deutung als Silen (Mielsch a.O. Nr. 39) beruhte wieder nur auf einer Frontalansicht. Die Ohren sind keine Silensohren.

176

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

muß ursprünglich stark gedreht gewesen sein, da

die rechte Seite stark verkürzt ist. Er war mögli-

cherweise vergoldet. 12. Kopffragment Inv.Nr. 234 (Höhe 12,0 cm).

Linke

untere Gesichtspartie

eines Kopfes

(Abb. 199) mit schmalen, gratartigen Brauenbögen, leicht geöffnerem Mund. Die Oberfläche ist an vielen Stellen beschädigt.

13. Kopffragment Inv.Nr. 229 (Länge 15,5 cm). Teil der linken Schläfe, der Stirn und des Oberkopfes einer weiblichen Herme (Abb. 200).

Die geschwungenen Locken waren im Nacken in einem Haarknoten zusammengefaßt, der nur in der unteren, groben Stuckschicht erhalten ist. Der

Kopf war eventuell kleiner als die anderen Her-

men.

14. Satyrkopf Inv.Nr. 235 (Höhe

15,0 cm).

Kopf (Abb. 201) mit ausgeprägten Satyrzügen, hervortretenden Wangen, Brauen und Mund, kräftiger Nase und dicken Lippen. Die großen

hervorquellenden Augen werden von schweren Lidern eingefaßt. Das gesträubte Haar steigt über Abb. 192 Mausoleum H, Herme 6, Photo Fabbrica di San Pietro.

der Stirn in dicken Locken nach oben und fällt seitlich schwer herab. Ein Schläfen- und Schnurrbart ist angedeutet, die “Glöckchen” am Hals sind

angegeben. Der Kopf war nach den deutlichen

Asymmetrien zu seiner Linken gedreht. Vergoldungsspuren scheinen hier sicher. DIONYSISCHE RELIEFS DER RECHTECKNISCHEN

Die zwanzig kleineren Rechtecknischen zwischen den grofien Figuren zeigen jeweils einzelne Figuren des dionysischen Thiasos. Sie sind meist etwas grober gearbeitet als die großen Figuren, was zum Teil an der technischen Schwierigkeit der Arbeit in den schmalen Nischen licgen dürfte. Sie werden wieder fortlaufend beschrieben.

Abb. 193 Mausoleum H, Herme 7, Photo Fabbrica di San Pietro.

N 6. Laufende Mänade (Abb. 202) nach rechts mit weit zurückgeworfenem Kopf, in gegürtetem Gewand, dessen Apoptygma seitlich ab. schwenkt. Sie schultert mit der Rechten einen großen Thyrsos. Die übergroße linke Hand ist vorgestreckt. Vom Relief erhalten sind Teile des Gewandes, die linke Hand und der Thyrsos. N 7. Hüpfender Pan (Abb. 203) nach links, den linken Arm zuriicknehmend und die Rechte mit der Syrinx vorstreckend, Ein Fell flattert von seinem linken Arm.

MAUSOLEUM H

Abb. 194 Mausoleum H, Herme 8, Inst. Neg. 88.45.

177

Abb. 195 Mausoleum H, Herme 9, Photo Fabbrica di San Pietro,

N 8. Satyr (Abb. 204), nach rechts laufend mit Fackeln in der vorgestreckten Rechten und der zurückgenommenen Linken. Vom Relief sind

nur erhalten die Arme, ein Teil der Beine, der Schwanz und einzelne Locken, sonst Umrisse. N 9. Mänade (Abb. 205), schräg von hinten geschen, im Lauf nach links. Der Kopf ist zurückgeworfen und läßt das Profil mit der großen Nase deutlich werden. Die übrigen Haare sind in einem Schopf zusammengefaßt, der waagrecht nach hinten flattert. Der gegürtete Chiton läßt die linke Schulter, das Gesäß und das linke Bein frei. Die Linke ist angewinkelt vorgestreckt mit einem

Tympanon, die Rechte ist zurückgenommen mit einem Thyrsos, dessen Unterteil von den schwingenden Gewandfalten überschnitten wird. N 11. (Nebenraum). Sich im Lauf umwendende Mänade (Abb. 206) nach rechts, die beide Arme zurückstreckt. Das Apoptygma schwingt in großen Falten ab. Die Hände sind verloren, sie hielten wohl Krotalen. Der ins Dreiviertelprofil zurückgedrehte Kopf mit kräftiger Nase und weit flatternden Haaren, der bei der Ausgrabung noch vorhanden war, ist heute verloren. Ebenso fehlen die Füße und Teile des vorgesetzten rechten Beines

Abb. 196 Mausoleum H, Herme 10, Photo Fabbrica di San Pietro,

178

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 197 Mausoleum H, Herme 11, Inst. Neg. 88.56.

Abb. 198 MausoleumH, Herme 11, Inst. Neg. 88.55.

Abb. 199 Mausoleum H, Herme 12, Photo Fabbrica di San Pietro,

Abb. 200 Mausoleum H, Herme 13, Inst. Neg. 88.54.

MAUSOLEUM H

179

N 12. (Nebenraum). Bartiger Satyr (Abb. 207) in Ausfallstellung nach links, der mit beiden Händen einen großen Krater auf den Schultern trägt. Verloren sind das rechte Bein und der linke

Fuß, N 13. (Nebenraum). Laufende Mänade (Abb.

208) nach rechts in gegürtetem Chiton und sich blähendem

Mantel,

der durch

den

Gürtel

ge-

schlungen ist und vorn und hinten in großen Kurven abschwingt.

An den Füßen sind Schuhe

angedeutet. In den erhobenen Händen hält sie ein

vergoldetes Tympanon. Die Haare flattern wieder waagrecht im Nacken ab. N

14. (Nebenraum).

Nach

links laufender

Satyr (Abb. 209) mit vorgestreckter übergroßer Hand,

vergoldetem

Pedum

und

Fell

in

der

zurückgenommenen Linken. Die Haare steigen über der Stirn in einem Schopf hoch.

W 4. Umrisse von laufender Mänade (Abb. 210) nach rechts, die den Kopf zurückwendet. In den ausgebreiteten Händen hält sie einen Mantel. Vom Relief erhalten nur Nackenschopf und Teile der linken Hand.

Abb. 202 Mausoleum H, Nordwand N 6, Photo Fabbrica di San Pietro,

Abb. 201 Mausoleum H, Herme 14, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 203 Mausoleum H, Nordwand N 7, Inst. Neg. 84.5702.

180

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 204 Mausoleum H, Nordwand N 8, Inst. Neg. 845710.

Abb. 205 Mausoleum H, Nordwand N 9, Inst Neg. 845703.

Abb. 206 Mausoleum H, Nordwand N 11, Photo Fabbrica di San Pietro.

W 5. Satyr (Abb. 211) im schnellen Lauf nach rechts. Die Rechte schultert ein Pedum, über dic vorgestreckte Linke hängt ein Fell. Erhalten sind nur Umrisse. W 6. Mänade (Abb. 212) im Lauf nach links in weitausschwingendem Chiton und sich blähendem Mantel. Mit beiden Händen hält sie phrygische Auloi, auf denen sie spielt. Erhalten sind nur Teile des Gewandes und Vorritzungen. W 7. Laufender Satyr (Abb. 213) nach links mit gebogenem Aulos in der ausholenden Linken. Die Rechte ist zum Mund geführt und hielt den geraden Aulos. Erhalten sind nur Umrisse und kleinste Reliefteile. W 8. Nach rechts laufender Satyr (Abb. 214), der die Rechte mit einem Thyrsos zurückgenommen hat und die Linke mit einem abflatterndem Fell senkt. Die Haare flatterten weit nach. Erhalten sind nur Oberkörper, rechter Arm und Fuß. W 9. Mänade (Abb. 215) im Lauf nach rechts, die in der vorgestreckten Rechten und der zurückgenommenen Linken Fackeln hält. Der Chiton läßt die rechte Seite des Oberkórpers frei

MAUSOLEUM H

Abb. 207 Mausoleum H, Nordwand N 12, Photo Fabbrica di San Pietro.

181

Abb. 208 Mausoleum H, Nordwand N 13, Inst. Neg. 845701.

Der Kopf ist zurückgeworfen, die Haare sind bis auf einen Schopf in einem Sakkos zusammengefake, W 10. Tanzender, sich umkehrender Satyr (Abb. 216) nach links, der mit der erhobenen Rechten und der zurückgenommenen Linken Kymbalen hält. Um den linken Arm ist ein Fell geschlungen. Erhalten sind nur Umrisse und kleinere Reliefteile. W

11. Laufende

Mänade

(Schleiertänzerin)

nach links (Abb. 217) mit zurückgeworfenem Kopf, die in den ausgebreiteten Händen einen Mantel hält. Sie trug einen langen geschlossenen Chiton. Erhalten sind nur Vorritzungen, Umrisse und kleine Gewandteile. O 2, Sich vorbeugender Satyr (Abb. 218) mit vorgestreckten Händen, nur Umrisse undeutlich zu erkennen, O 3. Umrisse von laufender Mänade (Abb. 219) nach links mit weitausschwingendem Gewand. Die gesenkte Linke hielt wohl cine

Abb. 209 Mausoleum H, Nordwand N 14, Inst. Neg 84.5698,

182

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 210 Mausoleum H, Westwand W 4, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 211 Mausoleum H, Westwand W 5, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 212 Mausoleum H, Westwand W 6, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 213 Mausoleum H, Westwand W 7, Photo Fabbrica di San Pietro.

‘MAUSOLEUM H

183

große Fackel, die Rechte einen undeutlichen Gegenstand. O 4. Laufende Mänade (Abb. 220) nach links, die den Kopf zurückwendet und über der linken Schulter eine große Fackel hält. Die gesenkte Rechte greift in den glockenförmig ausschwingenden, seitlich offenen Peplos. Der Kopf ist heute verloren. Ὁ 5. Stehender, bärtiger Silen (Abb. 221) mit Fruchtteller in der erhobenen Rechten und ‘Thyrsos mit Laubbekrónung in der angewinkelten Linken. Der Kopf ist gesenkt, der Silen blickt auf den Teller. OBERZONE DER WANDE

Wohl aus der Lünette der Südwand stammt das Fragment (Abb. 222) eines Jagdreliefs (Höhe 0,86m, Breite 1,04m). Am unteren Rand sind noch Reste von dunkelrotem Wandstuck erhalten, darüber eine Leiste mit lesbischen Kyma. Auf dem felsigen Gelände sind zu schen das rechte Bein und die Lanze mit Lanzenschuh eines Jägers, rechts davon und tiefer das Hinterteil eines Löwen. Von der Innenseite der Treppenkammer südliche Wand - stammt ein dreieckiges, um die Wandecke geführtes Relieffeld (Abb. 223), das von Astragalen und glatten Leisten gesäumt wird. Auf einem von Ranken getragenen Blütenkelch steht ein kleiner Eros mit einem Tympanon in der erhobenen Linken und einer Fackel in der gesenkten Rechten.

Abb. 214 Mausoleum H, WestwandW 8, Photo Fabbrica di San Pietro.

DECKE Die Fragmente der in konstantinischer Zeit

eingeschlagenen Decke sind, soweit geborgen, auf Platten montiert worden, die im Inneren des Gra-

bes angebracht wurden. Die figürlichen Fragmen-

te sind auf Platten von 70x100 cm befestigt, sodaß Maßangaben werden.

hier nur ausnahmsweise gegeben

1. Platte. Figürliche Fragmente (Abb. 224).

Hervorzuheben sind hier die Köpfe der ersten Reihe. Es sind Teile eines Gesichtes, ein Gesichts-

fragment mit hochgesträubten Haaren, wohl von

einem Satyr und zwei sehr große Stücke. Einmal

ist erhalten ein Teil eines Kopfes mit einem an der

Seite gefalteten, von Binden umwundenen Kopf-

tuch, vor dem unterhalb der Schläfenhaare eine

Abb. 215 Mausoleum H, Westwand W 9, Inst. Neg. 845717.

184

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

gedrehte Locke herabhängt. Es wird zu einer überlebensgroßen Büste des Dionysos gehört haben (H. 21 cm). In der Größe verwandt ist das vierte Kopffragment mit Brauenbogen, Stirn- und Schläfenhaaren und einem kalathiskosähnlichem Diadem, das zu einem Gegenstück gehört haben muß, Der erste unbekleidete Torso in der zweiten Reihe stammt von einer Mänade. Das dritte Fragment dieser Reihe zeigt einen Fuß mit Fellstiefel auf einem gewölbten Gebilde. Es handelt sich dabei um Dionysos, dessen Fuß schräg, fast abglei-

tend auf einem Felsen steht. Ob das dritte vierte Fragment ebenfalls Felsen darstellen zu unbekleideten Köpern gehören, ist nicht Auf dem zuletzt genannten Fragment ist eine

und oder klar. klei-

ne Hand aufgelegt. 2. Platte. Figürliche Fragmente (Abb. 225),

Abb. 216 Mausoleum H, Westwand W 10, Photo Fabrica di San Pietro.

darunter Teile von Tieren (Stier, Ziege) und menschliche Körperteile verschiedenen Maßstabs. Hervorzuheben ist ein Fragment (H. 34 cm) mit einem sich vorbeugenden Satyr mit Fellschurz, sicher in der Kelter. Dazu gehört ein Fragment in der unteren Reihe, wo in die Öffnung eines Pithos Wein fließt. 3. Platte. Figiirliche Fragmente und Weintanken (Abb. 226). Zwei großenteils erhaltene Eroten und Reste von weiteren, von denen zwei auf Ranken klettern, zeigen, daß das Hauptmotiv auf der Decke wohl weinlesende Eroten in Ranken gewesen sind, 4. Platte. Reste von Weinranken (Abb. 227) und ein mit Blattkelchen besetzter und von Binden umwundener Baitylos, der ein breites Gefäß trug, wie es in einem weiteren Fragment erhalten ist. Die Baityloi gehörten vielleicht auf die Gewólbegrate. 5. Platte. Gesims- und Kassettenfragmente (Abb. 228), die überwiegend von der Architektur der Wände stammen dürften. Der Rest eines gerahmten Bildfeldes mit Huf und menschlichem Fuß zeigt, daß neben der Rankendecke auch andere Gliederungsformen vorhanden waren, viellei-

cht im Nebenraum.

6. Platte. Uberwiegend pupurgrundige Frag-

mente (Abb. 229) wohl von den Oberwänden.

EXKURS: PORTRÄTS IN MARMOR, STUCK UND GIPS SOWIE TOTENMASKEN.

Abb. 217 Mausoleum H, Westwand W 11, Inst. Neg 84.5711

Mit zur Ausstattung des Valeriergrabes gehóren Fragmente eines Grabreliefs mit etwa lebens-

‘MAUSOLEUM H

Abb. 220 Mausoleum H, Ostwand O 4, Photo Fabbrica di San Pietro.

185

Abb. 221 Mausoleum H, Ostwand O 5, Photo Fabbrica di San Pietro.

186

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 222 Mausoleum H, Südwand (?), Lünette, Photo Mielsch.

großen Figuren und Porträtbüsten in Stuck oder aus Gips. Ferner sind in dem Grab drei Totenmasken bzw. Formen dazu gefunden worden, die schon publiziert wurden 29, Leider sind bei keinem von ihnen die Fundumstände gesichert. Die Fragmente des Grabreliefs sind in der Füllerde des Vorhofes in beträchtlicher Höhe gefunden worden 270, die Büsten stammen

aus nicht näher

bekannten Orten im Grab, die Totenmasken sind wohl aus einzelnen Bestattungen geborgen worden. Der Aussagewert für das eventuelle Verhältnis von Maske zu Bildnis ist leider gering, da keine sicheren Bezüge hergestellt werden können. 1. Männlicher Porträtkopf (Abb. 230. 231) mit Halsstück von einem Hochrelief. (Höhe 30,3

cm) aus grobkörnigem weißgrauen Marmor. Der Kopf war zu seiner Rechten gedreht, links am Hals ist noch ein Gewandrest erhalten. Das Gesicht wirkt untersetzt mit hervortretenden, leicht

Abb. 223 Mausoleum H, Südwand der Treppenkammer, Photo Fabbrica di San Pietro,

29 H. Drerup, RM 87, 1980, 85 f£. 7? Toynbee und Ward Perkins 94 f.

MAUSOLEUM H

Abb. 224 Mausoleum H, Deckenfragmente, Platte 1, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 225 Mausoleum H, Deckenfragmente, Platte2, Photo Fabbrica di San Pietro.

187

188

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 227 Mausoleum H, Deckenfragmente, Platte 4, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM H

Abb. 229 Mausoleum H, Putzfragmente von Oberw

len, Platte 6, Photo Fabbrica di San Pietro.

189

190

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 230 Mausoleum H, Marmorkopf von Relief, Gaius γα. lerius Herma, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 231 Mausoleum H, Marmorkopf von Relief, Gaius Va lerius Herma, linkes Profil, nach Abguß, Inst. Neg. 88.65.

zusammengezogenen buschigen Brauen, Falten über der Stim und einen leichten Höcker auf der Nase, tiefen Nasolabialfalten und Krähenfüssen. Die Iris ist angegeben, dic Pupillen sind mondförmig gebohrt. Die Haare fallen in langen Strähnen mit tiefen Bohrkanälen weit in die Stirn und über die Schläfen, wobei die Strähnen über der rechten Schláfe gegenbewegt sind. Am Oberkopf, dessen Kalotte hoch ansteigt und seitlich sind die Haare nur angelegt. Der kurze, leicht vorspringende Bart ist teils mit dem Meissel modelliert, dann aber durch kurze, parallele Bohrungen aufgelockert.

die Reliefrückwand zu erkennen. Das ovale, gleichmäßige Gesicht mit kleinem Mund und hervortretenden Augen ist idealer gebildet als der Männerkopf. Individuelle Züge fehlen fast völlig. Die Brauen sind plastisch angegeben, die Augenbildung entspricht der des Mannes. Über der Stirn sind die Haare gescheitelt und gerade nach hinten geführt, die Schläfenlocken hängen als kurze Strähnen gerade herab. Das Scheitelnest, das aus vier Zöpfen besteht, ist sehr breit, unten vom gleichen Umfang wie die Stirnhaare und verjüngt sich nur leicht. Die Spuren des Zahneisens sind durchweg noch zu erkennen.

Die Oberfläche war nicht poliert.

2. Weiblicher Porträtkopf (Höhe mit Büstenansatz 35,0 cm) aus dem gleichen Marmor wie 1 27. Kopf und linker Arm einer Porträtfigur (Abb. 232. 233), die nach ihrer Linken hin gewendet war. Über den Kopf war ein Gewand gezogen, das

über der linken Schulter von der Hand gehalten wird und sich dort staut. Dahinter ist im Bruch

3. Fußfragment (Länge 160 cm). Vorderer Teil eines Fußes (Abb. 234) mit Schuh aus breiten querverlaufenden Bahnen, die oben von einer Spitze überschnitten werden. Unten ist ein

Rest

der Relieffliche zu erkennen. Die Zugehörigkeit zu den beiden Porträtköpfen ist möglich, aber nicht gesichert.

ὅτι Die Bezeichnung als stucco in EAA VII (1966)531 Abb. 632 s.v. beruht auf einem Irrtum.

MAUSOLEUM H

191

we

Abb, 232 Mausoleum H, Marmorkopf von Relief, Flavia Olympias, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 233 Mausoleum H, Marmorkopf von Relief, Flavia Olympias, linkes Profil, Photo Fabrica di San Pietro.

Die Fragmente gehören zu einem Relief mit lebensgrofien Figuren. Falls der Fuß dazugchört, waren die ganzen Personen, nicht nur Biisten dargestellt. Ähnliche Typen zeigt ein Relief im Palazzo Valentini in Rom 77, in dem die Figuren auch ähnlich angeordnet sind wie hier, d.h. mit leichter Wendung der beiden Ehegatten zueinander, wobei der Mann rechts, die Frau links steht. Der Entschleierungsgestus der Frau könnte eine ähnliche Götterangleichung 7 bedeuten wie die Chitondrapierung im Palazzo Valentini, Ein kleinformatiges Relief dieser Art befindet sich im Museum

Herma, zeigt in der Bildung der Stirnlocken deut-

in Ostia 274,

Unter den gleichzeitigen stadtrémischen Por-

träts fallen die beiden Relieffragmente nicht nur durch das Fehlen einer Glättung der Oberfläche auf. Bemerkenswert sind auch einzelne Frisurenmerkmale, die älter sind als die Enstehungszeit des Grabes. Der Männerkopf, Gaius Valerius

lich eine Anlehnung an Porträts des Trajan, von denen er sich freilich durch die höhere Haarkalot-

te abhebt. Die Barttracht entspricht dagegen Porträts des Antoninus Pius. Die Ausführung mit den vielen kleinen Einbohrungen ähnelt dem späten

Typus Sala dei busti 284 oder dem Apotheoserelief 25, Dazu passen auch die verschatteten Augen und die plastisch hervortretenden Brauen sowie die realistischen Details. Der Kopf ist also um oder nach 160 n.Chr. entstanden, was zu der dur-

ch Ziegelstempel gesicherten Enstehungszeit des Grabes nach 160 n.Chr. paßt.

Der Frauenkopf der Flavia Olympias könnte

nach dem Frisurentyp älter sein als das Grab. Die

Größe des Haarnestes und seine Verbindung mit dem hier besonders

schlichten Stirnhaar finden

sich an späthadrianischen Porträts 776, Die leichte Verjüngung des Nestes nach oben weist wie bei

7 R, Calza, I ritratti II, Scavi di Ostia IX (1977) Nr. 32, Taf. 24-26; H.R. Goette, Studien zu römischen Togadarstellungen (1990) 136 Taf. 23,3. 29 s, H, Wrede, Consecratio in formam deorum (1981) 72 Anm. 40. 774 R, Calza, I ritratti I, Scavi di Ostia V (1964) Nr. 162 Taf. 95.96. s. auch G. Lahusen, Die Antiken der Deutschen Akademic Villa Massimo Rom (1991) 41 £. Taf. 10. 75 M, Wegner, Die Herrscherbildnisse in antoninischer Zeit (1939) 22 f. Taf. 4.7. 276 K, Fittschen-P. Zanker, Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen III (1983) (im Folgenden zitiert. als Fittschen) Nr. 84-86 Taf. 105-108,

192

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

anderen Stücken auf einen Einfluß der Frisur der

Faustina maior 277, Danach wäre eine Datierung um 140 n.Chr. gegeben. Daß gerade bei Privat-

porträts aber ein weiterer Spielraum für die Verwendung der Frisuren zu erwarten ist, hat K. Fittschen bei seiner Untersuchung der späthadrianisch-antoninischen Porträts betont 778, Der Befund des Valeriergrabes, in dem eine noch zu besprechende Stuckbüste (Nr.4) mit der gleichen

Frisur gefunden wurde, sichert das Fortleben dieses älteren Frisurentyps für mindestens 20 Jahre.

Auf die Entstehungszeit weist bei unserem

Frauenkopf vielleicht noch das weichere Inkarnat und die breite Bildung der Oberlider hin. Der Togatus der Westwand des Grabes (W 1) stellt wahrscheinlich die gleiche Person wie der

bärtige Marmorkopf dar. Die erhaltenen Teile (Abb. 180) stimmen auch gut überein, vor allem in der An-

gabe der Nasolabialfalte und der Krähenfüße, aber auch in Form und Lange des Bartes, der sich in diinnen Flocken bis auf die Wangen hinzieht. Der

Stukkateur arbeitet hier mit tieferen, flüchtigeren Einschnitten als der Bildhauer. Es ist möglich, daß auch die Totenmaske (Abb. 250) eines bärtigen Mannes aus dem Grab

(Nr.11), deren genauer Fundort nicht zu ermitteln ist, dieselbe Person, d.h. den Gaius Valerius Herma darstellt. Die Form des Gesichtes und des Bar-

tes scheinen eng verwandt, besonders die sich auf

die Wangenknochen vorschiebende Spitze des

Wangenbartes. Die Maske kann jedoch nicht als Vorbild für die beiden Bildnisse gedient haben, da das Grab und seine Ausstattung nach der Inschrift zu Lebzeiten des Valerius Herma errichtet wurde.

Sie könnte für eine zusätzliche Büste gedient ha-

ben, wie sie in dem Grab erhalten sind.

4. Frauenporträt (Abb. 235. 236) aus Stuck (Höhe 33,5 cm mit Büstenausschnitt), zusammengesetzt aus mehreren Fragmenten, ergänzt Schläfenpartien, Ohren, vorderer und linker Teil der Frisur außer dem vorderen Teil des Oberkopfes. Die ältere Frau hat einen kleinen, schmallippigen Mund, hervortretende Augen mit gebohrter Pupille und zartes Inkarnat. Der Frisurtyp mit gescheitel-

tem, schlichtem Stirnhaar und einem turbanähnlichen Haarnest aus vier Zöpfen entspricht dem des weiblichen Marmorporträts Nr. 2 (Abb. 232. 233).

Diese Übereinstimmung macht auch wahrscheinlich, daß die gleiche Person, also Flavia

Olympias dargestellt ist. Der Frisurtypus ist in ge-

nau dieser Form mit ganz glattem Stirnhaar sonst nicht nachgewiesen. Gesichts- und Kopfform, Nase und Kinn stimmen überein. Der Mund ist dage-

Abb. 234 Mausoleum H, Marmorfu von Relief, Inst. Neg. 88.111

27 s. Fittschen Nr. 87 und die dort genannten Parallelen. 28 Fittschen Nr. 86 Anm. 6; Nr. 87 Anm. 1.

gen schmallippiger. Dazu paßt, daß Nasolabialfalten und Mundwinkel deutlich tiefer sind, die Dargestellte also älter ist als in dem Marmorporträt. Es dürfte sich also um die Büste handeln, die nach dem Tod der Flavia Olympias angefertigt und auf ihrem Grabe aufgestellt wurde. Der Sinn einer solchen Büste zusätzlich zu dem Grabrelief der Fassade und der Darstellung in der Familiengalerie der Westwand ergibt sich daraus, daß die Fa-

MAUSOLEUM H

193

Abb. 235 Mausoleum H, Frauenportrait aus Stuck (4), Fla via Olympias, Vorderansicht, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb, 236 Mausoleum H, Frauenportrait aus Stuck (4), Flavia Olympias, linkes Profil, Photo Fabbrica di San Pietro.

milie des Erbauers nicht an der Westwand unter ihren Porträtfiguren bestattet ist, sondern im Sockel der Nordwand. Auf den als Grablege dienenden Kästen aus Marmorplatten wäre ein solches Porträt denkbar. In der Art der Modellierung unterscheiden sich die beiden Porträts in Marmor und Stuck nicht, anders als bei dem Männerportrit. Die stärker idealisierte Wirkung des Marmorporträts ist wohl auf die Darstellung eines früheren Lebensalters zurückzuführen.

zem Mund, leicht gebogener Nase und schmalem Kinn. Der Kopf ist leicht nach links und oben gedreht. Die Haare sind über der Stirn in welligen

5. Miniaturbüste (Abb. 237-239) aus Stuck (Höhe mit Büste 15,3 cm). Der Unterteil der Mantelbüste ist abgebrochen. Nase und Stirnhaar sind bestoßen, die Oberfläche vielfach verkrustet. An der linken Seite und oben ist die Oberfläche des Haares weitgehend zerstört, am Hinterkopf fehlt

Locken gescheitelt und verdecken die Ohren fast völlig, vor denen jeweils eine Schläfenlocke gedreht herabfällt. Dahinter werden die Haare in schmalen Zöpfen zusammengefaßt, die sich überschneidend zum Haarnest hochgeführt werden. Ihr weiterer Verlauf ist nicht zu erkennen. Das große Nest besteht nur noch aus zwei Zopfreihen. Die Oberseite ist nicht erhalten. Im Inneren der Büste sind deutliche Gußspuren zu erkennen, d.h. die tragende Grundschicht war wohl in einer vielfältig verwendbaren Form gegossen. Die Frisur entspricht im Aufbau der der Flavia Olympias. Nur die gewellten Haare passen sich an die übliche Form der frühantoninischen

ein mondsichelförmiger Teil. Das Bild zeigt das ovale, füllige Gesicht einer jungen Frau mit spit-

werden ??. Das legt die Vermutung nahe, daß

75 z.B. Fittschen Nr. 102 Taf. 129.

Zeit an, in der sonst kleinere Haarnester getragen

194

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 237 Mausoleum H, Stuckbiiste (5), Valeria Maxima (2), Vorderansicht, Inst. Neg. 88.57.

AE Abb. 238 Mausoleum H, Stuckbiiste (5), Valeria Maxima (?), linkes Profil, Inst. Neg. 88.58.

1

i

À

2

Abb. 239 Mausoleum H, Stuckbüste (5), Valeria Maxima (?), rechtes Profil, Inst. Neg. 88.59.

MAUSOLEUM H

195

Abb. 240 Mausoleum H, Knabenkopf (6), Vorderansicht, Inst. Neg. 88.48,

Abb. 241 Mausoleum H, Knabenkopf (6), rechtes Profil, Inst. Neg. 88.49.

Abb. 242 Mausoleum H, Knabenkopf (6), Rückseite, Inst Neg. 88.50.

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

196

hier cine Angleichung an die Frisur der Flavia

Olympias gesucht wurde. Vielleicht ist also die mit 12 Jahren verstorbene Tochter Valeria Maxima dargestellt, die ebenfalls in der Familiengalerie der Westwand vertreten ist. Möglich wäre natürlich auch ein anderes Mitglied der familia. Das Porträt wird kaum später entstanden sein als das eben besprochene. 6. Knabenkopf (Abb. 240-242) mit Einsatzbüste (Höhe 26 cm mit Büste), vergoldet. Es fehlen die linke Gesichtshälfte, das Kinn und ein Teil der rechten Wange. Der Kopf ist zu seiner Rechten gedreht. Umriß und Einzelform sind gespannt und sicher modelliert, das Inkarnat weich. lich. Die Nase ist leicht gebogen, die Unterlippe zurückgezogen. Das Auge ist kräftig heraus-

gewölbt, die Pupille kreisrund eingetieft. Das Gesicht wirkt ernsthaft. Die kurzen Haare sind vom

Wirbel nach vorn und nach unten gestrichen. Ein-

zelne Locken sind flach auf die geschlossene Haarkappe aufmodelliert, sonst durch kurze Einschnitte dreieckig umgrenzt oder nur angedeutet. Vom Hinterkopf schwingt eine Jugendlocke in

sich überschneidenden Strähnen bis hinter das rechte Ohr, wo sie abgebrochen ist. Es handelt sich um das Porträt eines drei- bis fünfjährigen Knaben, das wahrscheinlich für die Aufstellung im Grab gearbeitet wurde, wobei die Jugendlocke als Unsterblichkeitsgarantie zugefügt wurde 2, Es ist verlockend, in ihm den vierjährigen Valerius Olympianus, den Sohn der Erbauer des Grabes zu schen 2%, Dem widerspricht aber eindeutig der stilistische Habitus des Kopfes. Die Kurzhaarfrisur ist zwar nicht zeitgebunden, wohl aber die Art der Wiedergabe der Haarsträhnen 2%, Die “impressionistische” Untergliederung der geschlossenen Haarkappe durch kleine Einkerbungen und flache plastische Dreiecke findet sich erst seit dem frühen 3,Jahrhundert bei den Prin-

zenporträts des Caracalla und Geta 29. Das Porwrit muß in dieser Zeit entstanden sein, noch vor der regelmäßigeren Ausformung dieser Haarstilisierung bei den Porträts des Alexander Severus 2%. Aufwendigere Bestattungen sind im Valeriergrab durch die Sarkophage auch noch für das spätere 3 Jahrhundert bezeugt. Die Existenz weiterer Portritbiisten, die in Gips gearbeitet sind, wird durch die stark zerstörten Reste von drei Büsten belegt, die kaum mehr antike Oberflächen besitzen. Es sind:

7. Hals und anschließender Gewandteil mit Fibel (Abb. 243), wohl von Frauenporträt (Höhe

15 cm).

8. Halspartie vorn und Gewandteile über Brust und rechter Schulter von Büste (Abb. 244). Gewandteile dunkler, wohl ursprünglich bemalt (Breite 27cm, Höhe 11 cm).

9. Vorderseite eines Büstenfußes (Abb. 245) mit Resten des Fußprofils rechts. Hohlräume für stützende Holzlatten von 1,8 x 15 cm bzw. 1 x 05 cm . Diese Stücke dürften wie die Stuckbüsten des Grabes oder die ähnlichen, besser erhaltenen Fragmente von der Via Praenestina ? und anderswo als billiger Ersatz für Marmorporträts 2% gedient haben. Ob zu ihrer Herstellung Totenmasken benutzt wurden, läßt sich wie bei Porträts in anderem Material nur im Einzelfall entscheiden. Bei den Stuckporträts des Grabes wäre es, wie schon H. Drerup ? vermutet hat, möglich bei einer Knabenmaske: 10. Inv.Nr. 229 (Höhe 13,7 cm). Totenmaske (Abb. 246. 247) eines drei- bis vierjährigen Kindes

mit cingefallener Nase und geóffnetem Mund. Haarsträhnen und Wimpern sind dick, waren wohl eingefettet. Die linke Kopfhälfte ist stark zer-

29 s dazu zuletzt H.R. Goette, AM 104, 1989, 203 ff. bes. 209. 281 Toynbee u. Ward Perkins 24; H. Drerup, RM 87, 1980, 87. 28 Zu Knabenporträts zuletzt H.R. Goette, AA 1989, 453 ff.

29 K. Fittschen-P. Zanker, Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen I (1985) Nr. 88-89, Taf. 106-108.

24 Fittschen a.0. Nr. 99. 28 Drerup a.O. 88 ff. Taf. 38-42.

2 s. dazu Juvenal 2,5, wo von Büsten des Chrysippos die Rede ist (plena omnia gypso Chrysippi), die offensichtlich in Serie hergestellt wurden. 287 2.0.86.

‘MAUSOLEUM H

Abb. 243 Mausoleum H, Büstenfragment aus Gips (7), Inst. Neg. 88.40.

Abb. 244 Mausoleum H, Büstenfragment aus Gips (8), Inst. Neg. 88.51.

197

198

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Haare, sondern von dem Bruch zwischen den beiden Fragmenten. Auf die Ähnlichkeit des dargestellten Mannes mit den Porträts des Valerius Herma besonders im eigentümlichen Verlauf des Bartansatzes an der Wange wurde schon hingewiesen. Es wäre damit ein Gegenstück zu Nr.4

anzunehmen. 12. Maskenform eines Kleinkindes (Abb. 251-253) Inv.Nr. 232 (Höhe 11 cm). Die Form besteht aus zwei Teilen, die wie bei Nr.11

über der

Nase zusammenstießen. Die publizierte Ausformung ist wieder modern. Ein entsprechendes Porträt ist nicht erhalten. Die Funktion solcher Masken als Vorbild für Porträts

Abb. 245 Mausoleum H, Biistenfu aus Gips, Inst. Neg. 8839.

ist

unumstritten.

Für

eine

direkte

Verwendung im Sinne einer reinen Überarbeitung der Totenmaske 2% ist hier - wie m. E. anderswo kein sicheres Indiz gegeben. Totenmasken und Gipsbüsten sind trotz gleichen Materials nicht als eine Gattung anzusehen. Masken können als Vorlage für Porträts unterschiedlichsten Materials dienen, Gipsbüsten auch als billige Kopien älterer Werke verwendet werden. Die Formen und die Maske 10 wurden wie ein ähnliches Stück in Lyon 29 aus Pietätsgründen ins Grab mitgege-

ben.

stört, wohl bei Herausnahme aus der Form. Die ganze Oberfläche ist verwaschen. Das Innere der Form zeigt deutliche Gußspuren und ist aus gröberem Gips. Die Maske könnte als Vorbild für den vergoldeten Stuckkopf Nr.6 gedient haben, der jedoch ganz im Sinn des Zeitstils umgebildet ist und keine Zeichen einer solchen Vorlage zeigt. 11. Maskenform (Abb. 248-250) eines bärti-

gen Mannes, Inv.Nr. 294 (Höhe 21,5 cm). Aus

zwei Teilen wieder zusammengesetzte linke Hälfte einer Totenmaske. Ein kleines Stück der rechten Gesichtshälfte ist erhalten, konnte aber nicht ausgegossen werden. Antik ist hier die Form, nicht die schon publizierte Abformung. Der Steg über der Stirn stammt nicht von einer Abdeckung der

288 Anders Drerup a.O. pass. 28 Drerup aO. 89 £. Taf. 43, 1.2.

2b. STILISTISCHE

MERKUNGEN

UND

IKONOGRAPHISCHE

BE-

DATIERUNG UND STIL

Eine sichere Datierung des Valeriergrabes ergibt sich aus den Ziegelstempeln 2%, die in die Zeit um 160 n.Chr. gehören und aus dem Männerporträt des Fassadenreliefs, das mit den spätesten Bildnissen des Antoninus Pius verglichen werden kann. Das Grab muß also um 160 n.Chr. angesetzt werden. Es ist an anderer Stelle gezeigt worden, daß die starke Bewegung und Unruhe in der Modellierung, die für das “Weiße Grab” (Valeriergrab) der Via Latina typisch ist, hier erst in geringen Ansätzen spürbar ist 2. Das ist besonders bei

2% Zu den Ziegelstempeln s. W.Eckin Faszikel 3, zum Porträt s.o. 195. 2! Mielsch, Stuckreliefs 94 ff. Die dort vorgeschlagene absolute Datierung ist zu spät.

MAUSOLEUM H

199

Abb. 246 Mausoleum H, Totenmaske eines Kindes (10), Vorderansicht, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 247 Mausoleum H, Totenmaske eines Kindes (10), rechtes Profil, Photo Fabbrica di San Pietro.

den Eroten der Decke zu sehen, bei denen nur einzelne Einritzungen und Schnitte in der Oberfläche zu schen sind, wo die Oberfläche aber in plastischer Modellierung in Unruhe versetzt wird. Das “Weiße Grab” hat einen Ziegelstempel von 159 n.Chr. und ist wohl wenig später enstanden. Man kann also mit dem Valeriergrab der Vatikannekropole kaum über 160 n.Chr. hinausgehen.

könnte, zeigt der Hermes von Minturnae, der ein

DIE FIGUREN DER HAUPTZONE

Nordwand N 2. Athena. Die Athena (Abb. 167169) ist eine Wiederholung des Typus Velletri >>. Standmotiv und Gewanddrapierung stimmen soweit erkennbar im wesentlichen überein. Die Steilfalten sind etwas vereinfacht. An der linken Seite ist der Faltenverlauf durch den Schild geändert, dies wird durch ein zweites Gewicht am Gewandzipfel geschickt kaschiert. Die Zufügung des Schildes ist die wichtigste Änderung gegenüber dem Vorbild. Auch

Die Figuren, in den Hauptnischen der Wände, die Statuen nachahmen, schließen sich jeweils zu

Gruppen zusammen. Nordwand N 1. Die Deutung

der Figur (Abb. 164-166) als Hermes ist nach den wenigen erhaltenen Resten nicht sicher, aber gut möglich. Auch das Dionysoskind ist nicht gesichert. Wie eine solche Figur der Zeit ausgeschen haben

verwandtes Standmotiv aufweist und das Kind ebenfalls auffällig weit vom Körper weghält 2.

Die Größe der Figur im Vergleich zu den be-

nachbarten Göttern ergab sich wohl aus der zentralen Position gegenüber dem Eingang und aus

der Beziehung des Grabinhabers zu seinem Na-

menspatron. Die Figur muß als zentraler Punkt des Programms gesehen werden.

22 J, Johnson, AJA 39, 1935, 448 ff. Abb. 1; LIMC V, Taf. 231. Hermes 395. Zu vergleichen auch die malerischen Nachwirkungen des Hermes von Olympia, E.M. Moormann, La pittura parietale romana come fonte di conoscenza per la scultura antica (1988) 54. 181 Abb. 207/2, wo ein ähnlicher Kontur von Hand und Körper des Kindes zu beobachten ist. 2

s, EB.

ff. mit Lit.

Harrison, AJA 81, 1977, 137 ff.; B. Vierneisel-Schlörb, Glyptothek München, Klassische Skulpturen (1979) 136

200

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 248 Mausoleum H, Maskenform (11), Innenseite, Inst Neg. 88.52

Abb. 249 Mausoleum H, Maskenform (11), Außenseite, Inst. Neg. 88.116.

Abb. 250 Mausoleum H, Maskenform (11), moderne Ausformung, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM H

Abb. 251 Mausoleum H, Maskenform (12), Innenseite und moderne Ausformung, Inst. Neg. 8853.

Abb. 253 Mausoleum H, Maskenform (12), moderne Ausformung, Photo Fab: brica di San Pietro.

201

202

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

der Kopf ist im allgemeinen getreu, speziell in der Position des weit zurückgeschobenen Helmes. Ein sonst nicht belegter Zug ist das eingerollte Lederfutter, das sich ahnlich etwa bei der Athena MatteiPiräus oder der Athena Giustiniani 2% findet. Der Grund für diese Änderung ist nicht erkennbar, da der mehr kriegerische Aspekt der Göttin, den der Schild betont, dadurch kaum verstärkt erscheint 2%, Nordwand

N 3.

Selene (Abb.

170.171). Die

Göttin, die durch die Mondsichel eindeutig bestimmt ist, entspricht nicht dem üblichen Typ 2”, der auch in der Kleinkunst verwendet wird, son-

dern gehört zu einem eigenen, von dem bis jetzt

keine Wiederholungen bekannt sind. Die Führung der Steilfalten mit harten Kanten erinnert etwa an die Karyatiden vom Triopion des Herodes Atticus 8, Dazu steht im auffälligen Gegensatz die weiche Modellierung am Oberkörper, wo der Stoff gleichsam über die Gürtung herüberquillt. Eine gewisse Vorliebe für stoffliche Effekte ist auch bei den Provinzreliefs vom Hadrianstempel ?? nicht zu verkennen, dort aber härter ausgeführt. Beim Valeriergrab ist die Form vielleicht durch

das weiche Material beeinflußt.

Nordwand N 4. N 5. Philosophen (Abb. 172176). Die beiden Philosophen tragen die seit dem Hellenismus übliche Tracht ihres Standes, dazu noch Rollen. Der oder ein Gegenstand ihres Denkens wird bezeichnet durch die Kalotten mit Okcanos und Gaia (Abb. 174. 177). Die allgemeine Bezeichnung ist damit gegeben. Schwierig ist dagegen die Frage, ob bestimmte Personen der Zeit oder früherer Perioden gemeint sind oder Philosophen schlechthin. Hinweise darauf können nur die Porträts geben, die aber schlecht erhalten sind, So hat der kurzbärtige Philosoph heute eine

Haar- und Barttracht, die entfernt an die des Theophrast 3% erinnert. Die Aufnahme eines Kopffragmentes zur Zeit der Ausgrabung zeigt aber, daß das Haar sich seitlich in mehreren Schichten übereinander staffelte, Auch der flockige Bart scheint der Mode der Antoninenzeit entsprochen zu haben. Zeitgendssisch ist wohl auch die Frisur des anderen Philosophen. Für die langen, in die Stirn fallenden Locken könnte man an die Porträts dés Herodes Atticus °°! erinnern, wo die kürzeren Locken freilich in der Mitte der Stirn herabhängen. Ungewöhnlich scheint nur der lange Bart, der erst im 3. Jh. häufig so getragen wird. Die

Kynikerporti mit lich langen Bärten * zeigen aber keine typologische Übereinstimmung. Auch sonst können die beiden Philosophen des Grabes nicht mit bekannten Philosophenporträts in Verbindung gebracht werden. Gemeint sind also entweder zeitgenössische Philosophen, wohl die Lehrer des C. Valerius Herma, oder Philosophen allgemein, die diese repräsentieren. Ist die Figur der Ostwand richtig als Patronus des Herma gedeutet, müßte man hier wohl ebenfalls an konkrete Personen denken. Sie müßten ebenso wenig im Grab bestattet sein. Ähnlich verhält es sich mit der bekannten - freilich nicht unbestrittenen - Herme des Hippokrates °° aus einem Grab der Isola sacra, die auf jeden Fall eine berühmte Persönlichkeit wiedergibt. Nordwand N 10 (Nebenraum). Hypnos (Abb. 178). Die Identifizierung ergibt sich trotz der Zerstörung eindeutig aus den Fledermausfligeln, die auch die Eroten der Kalotte (Abb. 179) haben und aus den Mohnstengeln dort. Die Fligelform tritt zwar nur in einer weiteren Darstellung 3% auf, ist aber dem Charakter des Gottes angemessen. Zu den üblichen Attributen gehört

29 G.B. Waywell, BSA 66, 1971, 373 ff. Taf.68. 25 Waywell a.O. Taf. 69 b. 2% Die stadtrömischen Minervabilder geben dazu keinen Hinweis, vgl. W. Schürmann, Typologie und Bedeutung der stad. trömischen Minerva-Kultbilder (1985).

2 s, zuletzt J. Chamay-J.L. Maier, Sculptures en pierre du musée de Gentve (1990) 32 f.

28 2 500 901 312 503 504

s, H. Kammerer-Grothaus, RM 81, 1974, 140 ff. Taf. 91. s, zuletzt A.M. Pais, Il Podium’ del Tempio del Divo Adriano a Piazza di Pietra in Roma (1979) S. 60.64. G.M.A. Richter, Portraits of the Greeks II (1965) 176 f. Abb. 1022. Richter a.O. ΠῚ 286 Abb. 2044-2049. Richter a.O. IL, 179ff. Abb. 1037-1080. Richter 2.O. I, 151 Abb. 855 f. s, LIMC V (1990) 604 Nr. 137 (C.Cochin).

MAUSOLEUM H

auch das Horn mit dem Mohnsaft *. Zu den sonst bekannten Statuentypen des Hypnos * besteht keine Beziehung. Westwand W 1. Gaius Valerius Herma. Der

Togatus der Westwand (Abb. 180. 181) trägt die im 2Jh. moderne Form der Toga mit straffem Umbo 3%, nach der parallelen senatorii,

Die schlecht erhaltenen Schuhe sind Parallele in O 1 normale Calcei mit Falten an der Oberfläche, keine calcei wo die Riemen höher hinaufreichen

und geknotet sein müßten 3%, Schon daher ist

die früher vorgeschlagene Deutung auf Marc

Aurel 3% unmöglich. Vielmehr muß es sich um den Grabinhaber handeln, der hier in einer

Familiengalerie dargestellt ist. Toga, Calcei und

Opferhandlung capite velato betonen die Stellung als römischer Bürger. Ebenso überdeutlich wird in der Kalotte (Abb. 182) auf die literarische Bildung >!°

des Mannes hingewiesen. Das Marmorporträt des

Valerius Herma im Vergleich zu den Resten der

Stuckfigur wurde schon besprochen, ebenso die Totenmaske, die vielleicht zugehören könnte.

Westwand

W

3.

Flavia

Olympias.

Die

Frauenfigur (Abb. 185) ist anscheinend keinem

sonst bekannten Typ zuzuordnen, was bei der Fülle von Gewandfiguren der Zeit ’!! nicht verwundert.

Der um den Leib geschlungene Mantel, die Falten darüber

und

um

die

Armbeuge

sowie

die

herabfallende Mantelpartie erinnern an den Typus Formia 12, den das Gegenstück W 2 leicht verändert wiedergibt. Der rechte Arm entspricht

hier getreuer dem statuarischen Typ als dort, er ist aber noch näher zum Kinn geführt, wodurch sich

dann die abweichende Form des Querbausches

ergibt. Der Mantel ist insgesamt kürzer.

Das

Standmotiv ist allerdings so verändert, daß die

203

Entscheidung, ob es sich um eine Variante oder einen eigenen Typus handelt, schwer zu treffen ist. Die Attribute der häuslichen Arbeit (Abb. 186), die in den Grabinschriften stereotyp zur Kennzeichnung der idealen Ehefrau verwendet werden, machen es wahrscheinlich, daß hier Flavia Olympias, die Gemahlin des Valerius Herma dargestéllt ist. Ihr wahrscheinliches Porträt von der Fassade und als Büste wurde schon besprochen >», Westwand W 2. Valeria Maxima. Die Gewandfigur (Abb. 183) schließt sich an den häufigen Typus Formia > an. Die Rechte ist aber stärker an den Körper herangeführt und fat den Saum des über den Kopf gezogenen Mantelteils. Der Querbausch ist dadurch stark verkleinert. Der linke Arm mit dem charakteristischen eckigen Gewandteil ist nach vorn geklappt, um die Umsetzung der Figur ins Relief zu erleichtern. Die Kalotte mit den Toilettengeräten (Abb. 184), die auf die Schönheit und Anmut der Dargestellten anspielen, machen wahrscheinlich, daß es sich hier um die in der Grabinschrift genannte Tochter Valeria Maxima handelt, die mit 12 Jahren gestorben ist. Eine Stuckbüste, die sie wahrscheinlich darstellt, wurde schon besprochen ^5. Dabei waren ähnliche Ubereinstimmungen in der Frisur mit der der Mutter festzustellen wie hier in dem verwendeten statuarischen Typus. Ostwand O 1. Valerius Herma (?). Der Toga-

tus der Ostwand (Abb. 187) trägt die gleiche Tracht wie der der Westwand. Die Schriftrolle (2), die er in der Hand hält mit ihrer Inschrift, ist sicher zu recht auf Gaius Valerius Herma bezogen worden. Man hat in ihm einen seiner Vorfahren vermutet 3%.

30 LIMC a.0. 607. 306 LIMC a.0. 597. 57 H. R. Goette, Studien zu römischen Togadarstellungen (1990) 55 ff

30 ders. JdI 103, 1988, 452 ff.

30° M. Guarducci, Cristo e San Pietro (1953) 11 f. 310 s, H.I. Marrou, Mousikos aner (1938) pass.

?! s, HJ. Kruse, Römische weibliche Gewandstatuen des2. Jh. n. Chr. (1975), 312 EE, Schmidt, Römische Frauenstatuen (1967); Kruse a.O. 177 f. m. Anm-286; R. Bol, Das Statuenprogramm des Herodes-Atticus-Nymphäums, OF XV (1984) 179£. Taf. 4647. 33 so, S, 191 f 31 5.0. Anm.312, 35$. 0. 8.195. 36 M, Guarducci, Cristo e San Pietro (1953). Toynbee u. Ward Perkins 84 sehen in ihm Valerius Herma selbst, was aber ni-

cht zu dem Grabrelief (.0.) paßt

204

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Herma ist jedoch Freigelassener, wie sich aus der Hauptinschrift des Grabes ergibt >. Dort wird mit dem Patronym seiner Frau deren Status als Freigeborene betont, das bei Herma selbst fehlt. Somit kann Herma keinen Vater im rechtlichen Sinne besitzen, erst recht nicht einen, der als rómischer Bürger dargestellt wird. Andererseits liegt es nahe, hier den Patronus zu vermuten, dessen Name Gaius Valerius gewesen sein muß. Er ist ältlich

und bartlos dargestellt (Abb. 188), folgt also einer älteren Mode 31%, was zum vermutlichen Altersabstand gegenüber einem durch Testament Freige-

lassenen passen würde. Die Attribute in der Kalot-

te (Abb. 189) weisen auch bei ihm auf eine mit Schreiben verbundene Tätigkeit hin. Der literarische Aspekt ist aber weniger betont als bei Herma. Vielleicht sollen Diptychon und Stili cher eine Beschäftigung in Handel oder Verwaltung andeuten. Die Darstellung im Grabe muß nicht bedeuten, daß er auch hier bestattet war. Man würde sonst eine Erwähnung in der Grabinschrift erwarten,

vorkommt ??. Ist er wirklich mit dem Dionysos knaben dargestellt, so löst sich ein Problem, das durch W. Ecks Entdeckung der Grabinschriften und ihrer ursprünglichen Position im Grabe entstanden ist. Danach müssen beide Kinder bei der Erbauung des Grabes schon tot gewesen sein. Man würde daher auch den Knaben Valerius Olympianus, der vierjährig starb, im Programm erwarten. Vielleicht waren die verschiedenen Aspekte in der Hermesfigur vereint. Die Figur des Hypnos als Symbol des Todes ist geläufig. Ebenso wird Selene als Zeichen der Entrückung zu verstehen sein, wie sie in zahlreichen Monumenten auftritt °°, Athena mag hier als Schutzherrin der Bildung auf den Grabinhaber bezogen sein, eventuell als Schützerin der Künste auch auf seine Frau. Das Programm der Hauptzone wird ergänzt durch die dionysischen Darstellungen der Hermen - ihrerseits eine Anspielung auf Valerius Herma - sowie der Nischenreliefs und der Decke. DIE HERMEN

Das PROGRAMM

Die Figuren der Hauptzone gehören also zu mehreren Themenkreisen, die auf den Erbauer und seine Familie bezogen sind. Die Darstellung des Grabinhabers, seiner Frau und seiner Tochter igen diese mit den ihnen jeweils zukommenden bürgerlichen Statussymbolen. Ungewöhnlicher ist die Zufügung der beiden Philosophen, die man vielleicht als konkrete Personen und damit als Lehrer des Herma auffassen darf. Er hätte dann seine literarische Bildung oder auch Tätigkeit besonders eindringlich darstellen lassen. Der vermutliche Patronus ist ohne bekannte Parallele, aber als Hinweis auf die Erfüllung der Pflichten eines Freigelassenen verständlich. Von den Götterfiguren ist Hermes als Totengeleiter und als Namensgeber des Grabinhabers anzusehen, wie er auch sonst in Gräbern 37 >18 2 520 72 52

Der Hermenzyklus bezicht sich auf den indischen Triumph des Dionysos. Sechs der Köpfe stellen Barbaren dar. Drei davon (1.5.6) mit langem, zotteligem Haar und Knebelbart (Abb. 190192) können nur allgemein als Barbarentyp aufgefaßt werden, der auf viele Völker bezogen sein kann. Er tritt auch im indischen Triumph des Dionysos auf 321, Die Lokalisierung ergibt sich aus den archaistisch wirkenden Köpfen (7.8.9. Abb. 193-195).

Die Form

der Korkenzieherlocken

in

zwei senkrecht nach unten hängenden Reihen findet sich aber nicht bei Figuren des dionysischen Kreises oder bei Hermeshermen 532, Dagegen sind eng verwandt die Gefangenen auf zahlreichen Sarkophagen mit Darstellung des indischen Triumphes des Dionysos aus der 2. Hälfte des 2. und dem Beginn des 3. Jahrhunderts. In genau der Form wie im Valeriergrab, d.h. mit Haarreif, einer

oberen umlaufenden Reihe von Korkenzieher-

s. W. Eck, ZPE 65, 1968, 256 f£. und im 3. Teil des vorliegenden Werks. Vgl. K. Stemmer (Hrsg.) Kaiser Marc Aurel und seine Zeit, Ausstkat. Berlin (1988) 40. Vgl. Stuart Jones, Pal, Cons. 85 Nr. 17 Taf. 30; 160 Nr. 11 Taf. 56; Mustilli 56 Nr. 19 Abb. 141. s, F, Cumont, Recherches sur le symbolisme funéraire des Romains (1942) 240 ff. F, Matz ASR IV Nr. 244 Taf. 259. s, H. Wrede, Die antike Herme (1985) 5 ff. 21 f.

205

MAUSOLEUM H

locken und einer unteren über den Ohren begegner die Frisur auf dem Sarkophag in Museo Capitolino vom Ende des 2 Jahrhunderts ??, mit entsprechenden Locken, aber einem Turban darüber auf dem Sarkophag in Baltimore von etwa 170180 n.Chr. 324, Unter plastischen Köpfen ist am

nächsten verwandt der sog. Juba I im Louvre >, der eine lockerere Form der Frisur besitzt, die auf Münzen und Gemmen für den mauretanischen König nachgewiesen ist. Da dieser Kopf stilistisch cher ins 2Jahthundert gehört als ins 1. Jh. ?*, wo man eine Darstellung des Juba erwarten kann, wäre zu erwägen, ob er zu einer ähnlichen dionysischen Galerie gehört haben könnte, etwa als Kónig der Inder. Von den weiteren Köpfen ist eindeutig be-

stimmbar der Satyrkopf 14 (Abb. 201), für den es auf den Sarkophagen der Zeit ebenso genaue Parallelen in Physiognomie und Frisur gibt wie für

den Mänadenkopf 13, der bei allgemeiner Verbreitung der Frisur und der schlechten Erhaltung nur aus dem Zusammenhang gedeutet werden kann (Abb. 200). Der nach Haar- und Barttypus bestimmbare Herakles (Abb. 196) findet sich auch auf zahlreichen Sarkophagen der Zeit mit dem indischen Triumph >? Schwieriger ist der langhaarige Jünglingskopf (Abb. 197. 198), der keine Attribute besitzt. Da Dionysos in dieser Zeit im Triumph gelegentlich auch ohne den üblichen Traubenkranz auftritt 535, ist eine solche Deutung wohl móglich, wenn man einen geschlossenen Zyklus für wahrscheinlich hält DIONYSISCHE RELIEFS

Die Einzelfiguren aus dem dionysischen Thiasos in den Nischen finden sich zum größten

Teil in der gleichzeitigen Sarkophagplastik oder in älteren Reliefs wieder. Nur für einige wenige ist kein Vorbild aufzufinden. N 6. Die Mänade (Abb. 202) mit dem großen Thyrsos über der Schulter ist vielleicht eine Um-

bildung des Typs Nr.35 bei Matz 32. Verwandt ist die Mänade auf dem Puteal im Museo Nuovo *°,

gegenüber der Beinstellung und Haltung des linken Armes aber verändert sind. N 7. Der hüpfende Pan (Abb. 203) mit einer

Spitzamphore findet sich in gleicher Haltung auf dem

hadrianischen

Sarkophag

in München ?!,

Dort setzt er allerdings seinen rechten Fuß aufei

nen Felsen, ist nicht springend dargestellt wie

bier.

N 8. Der Satyr (Abb. 204) mit zwei kleinen Fackeln ist eine Umbildung des Typs Matz Nr.12, der nur auf einem frühen attischen Sarkophag

vorkommt #2,

Er schreitet hier aber weiter aus.

Die deutlichere Bewegung ist bei vielen Reliefs

des Grabes zu bemerken. Die Verbindung von

Rücken- und Profilansicht ist aber die gleiche wie

bei dem Vorbild.

N 9. Die Tympanistria (Abb. 205) mit Thyr-

sos gehört zu einem verbreiteten neuattischen Typ ( Matz Nr.5). Besonders eng verwandt ist die Dar-

stellung auf dem frühantoninischen Sarkophag im Cortile ottagono des Vatikan 3, dessen Figuren fast alle im Valeriergrab in ähnlicher Form wiederkehren. N 11. Die Kymbalistria (Matz Nr.31) taucht in dieser Form (Abb. 206) nur auf dem zitierten

Sarkophag im Vatikan auf, ist dort aber noch flächiger wiedergegeben. Die Art der Drehung findet sich bei keinem anderen Typ. N 12. Der Satyr mit Krater (Abb. 207) ähnelt einem Beuteträger auf dem Sarkophag mit indi-

3 F, Matz, ASR IV 2, Nr. 97 Taf. 117. 524 P, Matz, ASR IV 2, Nr. 95 Taf. 118. 35 s,K. Fittschen, in: H.G. Horn-Ch.B. Rüger (Hrsg), Die Numider, Ausstkat. Bonn (1979) 213 Taf. 57. 526 s, Fittschen a.0. 327 z.B. Matz, ASR IV 2, Nr. 97-101. 525 s, Matz, a.0. Nr. 149 A Taf. 166. 59 ASRIV 1, 18 ff. 380 G. Richter, JRS 48, 1958, 3 Taf. 4,12. 5n ASRIV 2, Nr. 84 Taf. 102. #2 ASRIV1, Nr. 1 Taf. 1. 33 ASRIV 1, Nr. 35 Taf. 30-32.

206

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

schem Triumph im Belvedere des Vatikan 34, Auch hier ist die Schrittstellung ausgeprägter. N 13. Die Tympanistria (Abb. 208) von neuattischem Typus (Matz Nr. 1) tritt in den

frühen Fassungen mit seitlich offenem Gewand

auf. Bei den frühen attischen Sarkophagen ist schon der sich blähende Mantel wie hier hinzu-

gefügt "55. Das Gewand ist aber noch offen. Die späteren Fassungen auf den stadtrömischen Sarkophagen zeigen das Gewand geschlossen,

aber knapper und kleine Kymbalen statt des Tym-

panon 33°, Das Relief des Valeriergrabes ist also ein wichtiges Zwischenglied in der Entwicklung,

N 14. Der Satyr mit Lagobolon (Abb. 209) ist

ein verbreiteter neuattischer Typ (Matz Nr.11),

der in früheren Fassungen mit etwas anderer Arm- und Beinhaltung und anderer Drapierung

des Fells erscheint. In genau der gleichen Form

wie hier findet er sich zum ersten Mal auf dem ha-

drianischen Sarkophag in München »7. W

4. Die Schleiertänzerin (Abb. 210) gehört

zu den verbreiteten neuattischen Typen (Matz

Nr). Auf den frühen attischen Sarkophagen wird sie nur in Rückenansicht verwendet, nicht wie hier in Vorderansicht ?*.

W 5. Der Satyr mit Lagobolon (Abb. 211) gehört zum selben neuattischen Typ wie N 14.

Die Beinstellung ist hier dem Original näher.

W 6. Die Aulistria (Abb. 212) gehört zu ei-

nem seit frühantoninischer Zeit sehr beliebten Ty-

pus (Matz Nr. 37). W

7. Der Satyr mit Auloi (Abb. 213) ist ohne

genaue Parallele. Bei dem Typ Matz 54 sind die beiden Auloi immer nach vorne gerichtet, der ausholende Gestus der Linken scheint sonst nicht

bekannt.

W 10. Der tanzende Satyr (Matz 83, Abb. 216) kommt ähnlich wieder auf dem Sarkophag im Vatikan vor, wo die Becken von der benachbarten Mänade gehalten werden. Der Typ ist neuattisch, W 11. Die Schleiertänzerin (Abb. 217) ist vom gleichen Typ wie W 4, hier allerdings ohne Kopfwendung. Ὁ 2. Der vorgebeugte Satyr (Abb. 218) ist anscheinend ohne genaue Parallele. Für die Haltung könnte man den Silen am Wanderstab (Matz Nr. 99) vergleichen, der aber in der Kleidung und der Aktion abweicht. Ὁ 3. Die Mänade mit Fackel (Abb. 219) entspricht ungefähr dem Typus Matz Nr.28, der seit

antoninischer Zeit vorkommt. Ὁ 4. Die Mänade mit Fackel (Abb. 219) erinnert an die neuattische mit Thyrsos (Matz Nr. 46), ohne ihm genau zu entsprechen. O 5. Der stehende Silen mit Opfergaben (Abb. 221) findet sich nicht auf den Sarkophagen. Für die Haltung könnte man ein Relieffragment in Mantua ?* vergleichen, das nur den Unterkörper zeigt. Die dionysischen Reliefs des Valeriergrabes schließen sich also überwiegend an die frühe, noch neuattisch bestimmte Sarkophagikonographie an. Kennzeichnend dafür sind vor allem die engen

Ubereinstimmungen mit dem Sarkophag im Corti-

le ottagono, der von attischen Vorbildern abhängt, und mit attischen Sarkophagen. Wichtig ist ferner das Auftreten neuattischer Typen, die nicht in der bekannten Sarkophagproduktion vertreten sind. Die später gängigen Typen sind nur vereinzelt verwendet.

W 8. Der tanzende Satyr (Matz Nr. 87, Abb.

214) taucht in genau der gleichen Form auf dem

Dir Decke

wieder auf 39. W 9. Die Mänade mit Fackeln (Abb. 215) ist

Die Decke (Abb. 224-228) muß nach Größe, Sorgfalt der Arbeit und Fülle der Motive zu den aufwendigsten Teilen der Grabdekoration gehört haben. Eine genaue Rekonstruktion ist zwar nicht

schon mehrfach genannten Sarkophag im Vatikan wohl eine Umbildung des neuattischen Typs Hauser 29, der auf den Sarkophagen nicht bekannt ist #0,

39 ASR IV 2, Nr. 137 Taf. 161. 25 ASRIV 1, Nr. 2 Taf. 2. 386 s, ASRIV 1, 18. 337 ASRIV 2, Nr. 84 Taf. 102. Ps, F, Matz, Ein römisches Meisterwerk 19. Erg.H. JdI (1958) 111 ff. 7? 5.0. Anm. 69. ?9 s F. Hauser, Die neu-attischen Reliefs (1889). >! A. Levi, Sculture greche e romane del Palazzo ducale di Mantova (1931) 52 £. Taf. 56.

MAUSOLEUM H

möglich, die Reste zeigen aber, daß es sich um eine Rankendecke mit weinlesenden Eroten gehandelt hat, die vermutlich von den Ecken her diagonal gegliedert war. Möglicherweise waren auf den Graten die Baityloi (Abb. 227) angebracht. Denkbar wäre aber auch, daß sie zur Trennung von Szenen an den Rändern der Decke dienten. Die Decke des Valeriergrabes ist ein Vorläufer des wenig später für Mosaiken beliebten Gliederungstypus 3%. Bekanntestes Beispiel ist das Mosaik aus dem Haus der Laberier in Oudna 9. Älter sind toreutische Darstellungen 4, die ebenfalls schon Eroten bei der Weinlese zusammen mit kelternden Satyren zeigen. Die Szenerie war aber noch reicher. Zum Hauptteil der Decke mit Ranken müssen vor allem die großformatigen Fragmente (Abb. 224) gehört haben. Auffällig ist hier besonders der große Dionysoskopf mit Kopftuch und Binde, Die Tracht wirkt wie eine Verbindung des üblichen Typus des Priap mit haubenartigem Tuch 29 mit der breiten Symposiastenbinde des Dionysos. Zu einer Priapherme, wie sie etwa in ei-

nem Sarkophag in Corneto-Tarquinia #6 neben der Kelterszene auftaucht, kann der Kopf kaum gehört haben, da er ursprünglich etwa so groß gewesen sein muß wie einer der kelternden Satyrn. Man muß wohl eher an Dionysos denken, der in einer ungewöhnlichen Tracht dargestellt ist. Sie begegnet in der frühen Kaiserzeit auf Tonsimen mit dem ägyptisierenden Dionysos 7. Späte-

re Belege scheinen nicht bekannt. Dionysos war wohl nur als Büste ins Rankenfeld eingefügt, entsprechend den Deckenmosaiken in Ephesos oder S. Costanza ?**. Dort sind die Büsten von Diony-

sos und Ariadne ähnlich übergroß gegenüber den Randfiguren.

182f.

207

Ein ähnliches Problem stellt sich bei dem weiblichen Kopffragment mit Kalathiskos, der ctwa das gleiche Format gehabt hat. Der erhaltene Teil des Kopfschmucks entspricht dem der neuattischen Kalathiskostünzerinnen, die aber so spät kaum noch auftreten und nur in augusteischer Zeit in dionysischem Kontext vertreten sind ^^. Auch hier ist cine ganze Figur von Überlebens-

größe in der Decke kaum vorstellbar. Eher möchte man an eine Büste als Gegenstück zu Dionysos denken. Für Ariadne, die als Gefährtin naheliegt, ist ein solcher Kopfschmuck allerdings nicht belegt, so daß die Deutung offen bleiben muß. Für die Keltersszene (Abb. 225) wird man eine Anbringung in einer Stichkappe des Gewölbes annehmen. Dazu könnte auch die Mänade der ersten Platte gehört haben. Das Fragment mit Fellstiefeln 3% wird vielleicht zu einer Auffindung der Ariadne zu rechnen sein, die entsprechend plaziert war. Die Kópfe von Stier und Ziege (Abb. 225) stammen wohl von einer der häufigen dionysischen Opferszenen. Das Fragment der 5. Platte mit Huf und Fuf in einer Kassette (Abb. 228), das vielleicht aus dem Nebenraum stammt, dürfte dazugehören. 3. LOSE FUNDSTÜCKE Neben vielen Resten der Stuckdekoration, die

ZT. auch auf eigenen Tafeln bei der modernen Renovierung des Grabes zusammengefaßt wurden >, gibt es zahlreiche Tonsarkophage. Die sieben Kindersarkophage schwanken in ihren Maßen zwi-

schen|: 86, h: 24, b: 33 cm und I: 138, h: 29, b: 40

3 5.1. Lavin, DOP 17, 1963, 221 ff. ?9 G. Rodenwaldt, Jd 45, 1930, 181 Abb. 56; Lavin a.O. Abb. 55; K.M. Dunbabin, Mosaics of Roman North Africa (1978)

3# A. Adriani, Le gobelet en argent des amours vendageurs du Musée d'Alexandrie (1939). Für die Satyrn bes. zu vergleichen das Relief Venedig, Adriani a.O. 14f. Abb. 10 und das Mosaik in Cherchel, Dunbabin a.O. Abb. 105. sowie das Stuckrelief

der via Salaria, H. v. Hesberg, Jal 102, 1987, 403 f. Abb. 2.

?5 z.B. H. Blanck, RM 86, 1979, 339 ff. V. Santa Maria Scrin: culture romane di Aquileia (1972) Nr. 554. Nr. 602. >46 Rodenwaldt a.O. 166.174 Abb. 50, 59 H. v. Rohden-H. Winnefeld, Architektonische römische Tonreliefs der Kaiserzeit (1911) 166 f. E. Simon, Augustus (1986) 129 £. Abb. 173. ?5 W. Jobst, RM 83, 1976, 431 ff. ?9 s, H. U. Cain, Römische Marmorkandelaber (1985) 135. 350 Die Deutung auf Jupiter Dolichenus bei M. Guarducci, Pietro in Vaticano (1983) 41 Anm. 2 verbietet sich, weil dieser die Füße stets gerade auf die Kruppe des Stieres setzt. Zu Fellstiefeln des Dionysos s. H. R. Goette, Jdl 103, 1988, 418 f. P sS 183 f

208

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

cm 3%, Die übrigen vier Sarkophage reichen in ihren Bemessungen von |: 177, h: 31, b: 49 bis 1: 195,

h: 35, b: 49 cm», Schließlich kommt ein roh behauener Kindersarkophag aus Travertin von ca. 150 cm Länge hinzu ®*, Zu den Fundstücken

gehören auch die drei Totenmasken, die H. Drerup behandelt hat 3%, weitere Porträts aus Stuck, die erwähnten Fragmente des Grabreliefs aus Marmor 56 und vielleicht kleine Teile einer marmornen Architekturdekoration im Ufficio Scavi >”.

55? Wolf, Nekropole 100ff. Eck. a.0. (Anm. 181) Taf.9. 39 s. G. Daltrop im letzten Faszikel, vorerst Wolf, Nekropole 100ff.L. Nicolosi, ACI 7, 1955, 33ff. Taf. 21. B. Andreae, Die

Róm. Jagdsarkophage (1980) 183 Nr. 240 Taf. 44ff. 5 W. Eck 4.0. Taf. 4. 75 H. Drerup, RM 87, 1980, 85ff. Hier S. 196f. 9560, S. 184f. (Exkurs) 95 9,8, 149.

MAUSOLEUM I

1. BAUBESCHREIBUNG

Mausoleum I zählt zu den einfacheren Bauten der Nekropole (Taf. 25. 26a. 36-38). Seine Fassadenmauer wurde bei den konstantinischen Fundamentierungsarbeiten um 20-30 cm nach Sü-

den versetzt, was den heutigen Eindruck bestimmt und die Orientierung erschwert. In seinen ursprünglichen Abmessungen hat es eine Breite von 3,54 m und eine Tiefe von 5,32 m (12 x 18 Fuß). Damit entspricht das Frontmaß den Angaben auf dem Türpfosten, bei der Tiefe hingegen sind dort 3 Fuß zuwenig angegeben. Mausoleum I wurde nach den Ausschliissen an den Seiten vor H und L errichtet.

Von der ursprünglichen Fassade selbst lassen sich eine Reihe von Elementen gewinnen. Die Türschwelle aus Travertin ist in ihrer Lage von der Innenseite her zu bestimmen. Sie ist ca. 145 m lang und hat für den Durchgang eine Verticfung von 76 cm. Da die im Grundriß L-fórmigen Pfosten nach innen um ca. 8 cm einspringen, er-

gibt sich eine lichte Breite der Türóffnung von 60 cm. Die erhaltenen, in der konstantinischen Fassade eingemauerten Pfosten bilden ein Paar (Taf. 36). Sie gehören von der Lage und den inschriftli chen Angaben her mit einiger Sicherheit zu diesem Mausoleum *8. Aus ihnen läßt sich die lichte Höhe des Durchgangs auf 1,50 m bestimmen. Die erste Fassadenmauer verlief etwas schräg gegenüber den Fassaden der Nachbarmausoleen, Sie war insgesamt mit ca. 50 cm Dicke 10 cm dünner als die spätere und saß 30 cm weiter nördlich als die Front von L. Von dem Ziegelmauerwerk ist ein kleiner Rest in einer Öffnung auf der Ostseite

der konstantinischen Vorblendung und auf der anderen Seite als Abdruck in der N-W-Ecke der Vorhofsmauer von H’ zu erkennen, dort auch der um ca. 2 cm vorspringende Sockel, der bis zu einer Höhe von etwa 45 cm über den Boden reicht. Die Ziegelstärke beträgt, soweit die sichtbaren 5 Schichten ein Urteil erlauben, 3-3,2 cm, die Schichten sind dann 17,2 cm hoch, 10 Schichten lassen sich auf 344 cm berechnen. Die übrigen Elemente

der

Fassade

freilich

können

nur

hy-

pothetisch ergänzt werden. Im Innern des Mausoleums sind bis auf den nördlichen Abschnitt große Teile des Mosaikfußbodens (Abb. 265) erhalten. Die Wände folgen in ihrer einfachen Gliederung dem bekannten Schema. Dabei wird die Innenwand des Eingangs in Analogie zu anderen Mausoleen ohne Gliederung geblieben sein, Auf der ca. 85 cm hohen Sockelzone (Abb. 256), in die auf der West- und Ostseite ein flaches Arkosol eingelassen ist, das im Norden fehlt, ruhen die Nischen mit jeweils zwei Urnen. Dabei wird die Halbkuppelnische von einer Stuckaedikula gerahmt und von Rechtecknischen auf beiden Seiten eingeschlossen. Diese Halbkuppelnischen zeichnet in der zweiten Phase ein vertiefter Spiegel im Innern mit

Gesims darüber und der Muschelabschluß aus. Die Rechtecknischen sind allein von Stuckprofilen umfaßt. Die einzelnen Elemente der Ausstattung, vor allem die südlichen Säulen und die Giebelspitzen der seitlichen Aedikulen weichen dabei etwas aus ihrer symmetrischen Anordnung und sind um 4-12 cm südlich verrückt. Damit sollten offenbar perspektivische Verzerrungen gemildert werden >”.

555 A, Ferrua, RendPontAcc 22-23, 1947-49, 2174. Toynbee u. Ward Perkins 74f. M. Borda,La pittura romana (1958) 117. B. Andreae, Studien zur römischen Grabkunst, 9. ErgH RM (1963) 35ff. H. Mielsch, Röm. Stuckreliefs, 16. ErgH RM (1975) 93.173 K 120,

39 Vgl. J. Engemann, Architekturdarstellungen des frühen Zweiten Stils, 12. ErgH RM (1967) 75ff. Vgl. die Säulenstellungen im Atrium der Vestalinnen, H. Jordan, Der Tempel der Vesta und das Haus der Vestalinnen (1886) 37 Taf. 1.

210

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM Die Säulen der Seiten bleiben einfach kanne-

liert. Ihre asymmetrische Stellung wurde genannt. Später richtete man möglicherweise die Form der Giebel symmetrisch aus. Die Aedikulaarchitektur der Nordseite (Abb.

255) ist durch die schraubenförmig kannelierten Säulen besonders

hervorgehoben.

Ihr Kern

be-

steht aus ca. 25 cm langen, tönernen Wasserróh-

ren, wobei auf eine Säule 6 solcher Röhren kom-

men. Die Kanneluren, von denen nur die östliche erhalten ist, verliefen wohl im Gegensinn gegenein-

ander. Die dominante Erscheinung unterstreicht zusätzlich die Kleinheit der Rechtecknischen. Das Mausoleum war von einem Tonnen-

gewölbe mit Stichkappen abgeschlossen. Dessen

aus großen Feldern bestehende Stuckgliederung läßt sich recht gut rekonstruieren. Abb. 254 Mausoleum I, Südwand, Inst. Neg. 83.1136.

In einer späteren Phase wurde das Arkoso-

lium der W-Wand durch weitere Bestattungen

gefüllt und aus diesem Anlaß mit Tuffbrocken grob geschlossen. Auf der Ostwand findet sich ei-

ne Bipedalplatte als Abdeckung des Grabes. Auf der Nordwand lassen sich an beiden Seitenwän-

den symmetrisch angeordnet über dem Boden 40 x 10 cm große, aufgehackte

Flächen

im Stuck

erkennen. Sie dürften der Vorbereitung weiterer

Bodengräber gedient haben, von denen sonst aber nichts erhalten ist. Schwer verständlich ist die Umstellung der

Fassade, die wohl in die Zeit der Fundamentie-

rungsarbeiten fällt (Abb. 255). Man schlug die ursprüngliche Mauer auf der Innenseite ab, womit

sicher auch Teile der Decke beschädigt wurden.

Die Ziegelverkleidung im Innern und die Lage der

wiederverwendeten Pfosten in der ursprünglichen

Türöffnung der alten Fassade zeigen aber, daß die

Frontmauer des Mausoleums nicht vollständig eingerissen wurde, möglicherweise um das Dach

zu erhalten. Die Reste der alten verband dann mit

einer neuen vorgeblendeten, sorgfältig mit Ver-

schalung geglätteten Aufmauerung zu einer insge-

samt 60 cm dicken Wand. Sie verlief nun in der Flucht der Front von L. Zugleich wurde die ur-

sprüngliche Schräge der Mauer korrigiert. Der Durchgang vom Vorhof H’ zum Iter vor

List bei der modernen Freilegung aufgehackt wor-

den, was die z.T. frischen Bruchspuren zeigen. Der Befund ist an dieser Stelle also gestórt. Den-

noch läßt sich die Versetzung der Mauer nur Abb, 255 Mausoleum I, Nordwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

erklären als Versuch, das Mausoleum

auch nach

der Errichtung des konstantinischen Fundaments

MAUSOLEUM I

Farbabb. 26 Mausoleum I, Nordwand, Photo Mielsch.

Farbabb. 27 Mausoleum I, Ostwand, Detail des Sockels, Photo Miclsch.

211

212

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

wodurch die Konstruktion sogar noch stabiler geworden wäre. Bei einer einfachen Schließung des Grabbaus hätte man andernfalls nur den Zugang zuzumauern brauchen. Vielmehr versetzte man die Frontseite, um

von H’ her einen neuen Zugang für das MausoJeum zu gewinnen. Aus uns unbekannten Gründen - wahrscheinlich aber wegen der Gerüste für die konstantinischen Fundamentmauern >! - war der Zugang direkt von Süden her unterbrochen. Überdies schloß offenbar auch die Mauer, die schräg auf die Südwestecke des Vorhofes von H’ stieß, diesen Platz ab. Um den Hof H’ andererseits allgemein zugänglich zu machen, wurde des-

sen Südmauer einschließlich der Tür niedergeris-

sen. Über einen ca. 60 cm breiten Eingang in sei-

ner Nordwestecke konnte man das Mausoleum I weiterhin bis zur endgültigen Zuschüttung erreichen. 2a. DEKORATION

Abb. 256 Mausoleum I, Rekonstruktion der Innenwände (W.N.), W. Bruszewski (1 : 50).

Wie viele Gräber der Nekropole ist auch Grab I mehrfach neu dekoriert worden "62, Dies geschah jedoch früher und durchgreifender als bei anderen Gräbern, sodaß von der ersten Phase nur geringe Reste sichtbar sind. Die Ausmalung war schon bei der Ausgrabung nicht schr gut erhalten und hat seitdem stark gelitten. Die Oberfläche ist nicht nur vielfach verkrustet, sondern löst sich stellenweise in körnige Bestandteile auf. Übermalungen lassen sich so nicht mehr eindeutig feststellen. Die zweite Dekorationsphase, die heute den Eindruck des Grabes bestimmt, ist durch die roten und gelben Felder der Hauptzone gekennzeichnet, von der sich Sockel und Lünetten weiß abheben (Abb. 255. 258. 259 Farbabb. 26).

für den Triumphbogen des Querschiffs in L in Funktion zu halten 29, Hätte man aus statischen Gründen die Frontmauer für eine darüber verlaufende Trennwand verstärken wollen, hätte es genügt, die Türfüllung herauszureißen und ihr insgesamt eine 30 cm starke Gußmauer vorzusetzen,

Die Sockelzone ist hellviolett eingefaßt und durch hellrote, sich nach unten leicht verjüngende Streifen an den Seitenwänden jeweils in fünf Rechtecke geteilt (Abb. 257). Das kleine Mittelfeld über dem Arkosol ist rot gerahmt. Alle Felder sind mit verschieden hohen, locker gemalten Blumen mit gelben und blauen Blüten dicht gefüllt.

39 Diese Intention zumindest ist überall in den Mausoleen (B. C. G) spürbar. 36 Wobei weniger die Grundfläche für das Gerüst als vor allem der Antransport von Baumaterialien zum Gerüst die Nut zung des Grabes beeinträchtigt hätte, J.P. Adam, La construction romaine (1984) 46ff. 362 A. Ferrua, RendPontAcc 23-24, 1947-49, 217 &.

MAUSOLEUM I

213

Abb. 257 Mausoleum I, Westwand, Sockel, Photo Fabbrica di San Pietro.

Dazwischen befindet sich in den Feldern über den Arkosolien jeweils ein umgestürzter, schlanker Krater, aus dem eine Fülle von Rosen hervorquillt (Farbabb. 27). In den seitlich anschließenden Feldern steht jeweils zur Mitte hin ein Pfau, von denen aber nur die zerfaserten, fast struppig endenden braunen Schwanzfedern erhalten sind. Kleine Reste an den Ecken zeigen, daß auch der Sockel der Rückwand entsprechend dekoriert war. Nur minimale Reste sind von einer roten Übermalung des Sockels erhalten, die eine dritte Dekorationsphase bildete. In der Hauptzone der Wand (Farbabb. 26.

28) wechseln rote, purpurn eingefaßte mit gelben Feldern, von denen sich die blauen und türkisfarbenen Streifen der Kalottenrahmungen und Gesimse und das Weiß der Stucksäulen, Muscheln und Nischenverzierungen abheben. Die Farben sind kräftig, aber stumpf. Die in gelbweißen und braunen Tönen aufgesetzten figürlichen Szenen treten demgegenüber zurück. Die Mittelnischen sind jeweils rot- gelb einge-

faßt und durch einen hellroten Streifen von der Kalotte getrennt, deren Muschel blau umrahmt ist. Die Vorderseite der Kalotte zeigt einen grünen Streifen zwischen zwei Stuckprofilen; die oberen

Zwickel sind purpurn. Figiirliche Motive fehlen. An der Rückwand zeichnet sich unter der roten Farbe eine blaue Schicht ab. Es ist aber keine deutlich abgesetzte Malschicht, sondern wirkt eher wie eine nachträgliche Verfärbung der sich zersetzenden Oberfliiche. Die unteren Eckfelder der Hauptzone sind bei den einzelnen Wänden jeweils gelb, anscheinend ohne Verzierung. An der Rückwand sind sie nur als Umrahmung der seitlichen Nischen vorhanden. An den Seitenwänden sitzen weitere gelbe Felder (Farbabb. 28) über den seitlichen Nischen (W 2,3, Ο 23). Die restlichen Wandfelder sind rotgrundig, mit breiter, purpurner Umrahmung. Sie sind jedoch nicht ganz symmetrisch angeordnet. Jeweils in der südlichen Hälfte der Seitenwände sind die oberen Felder neben der Mittelnische sehr viel breiter als die Gegenstücke (Abb. 258. 259). Dadurch verschiebt sich die obere Reihe von Feldern, während in der nördlichen Wandhälfte das gelbe Feld genau über der Nische sitzt. Die beiden rotgrundigen Felder der Rückwand sind ebenso figürlich bemalt wie die vergrößerten der Seitenwände. Die schmaleren zeigen dagegen nur kleine goldene Kandelaber, die aus Krateren hervorwachsen oder Reihen von

214

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 258 Mausoleum I, Westwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 259 Mausoleum I, Ostwand, Photo Fabbrica di San. Pietro.

ineinandergesteckten,griinen Blattkelchen, wie sie auch an den Seitenwänden der weißgrundigen Rechtecknischen auftreten. Die Figuren auf rotem Grund sind nur noch ganz schwach erkennbar, da sie wie üblich in Tempera auf den farbigen Grund aufgetragen waren, Relativ noch am besten erhalten ist das rechte Feld der Nordwand mit Herakles und Alkestis (Farbabb. 29). Herakles, sehr schlank proportioniert, mit langen Beinen, kurzem Rumpf und kleinem Kopf, steht fast frontal. Er wendet sich nach links zu Alkestis, die er mit der Rechten am Hand-

Figuren, schräg sitzend, wendet sich nach links um und war anscheinend nur mit einem Mantel um die Schultern bekleidet. Die zweite Figur steht fast frontal, den Kopf gesenkt, dicht neben oder hinter der ersten. Der Unterkörper war wohl mit einem Gewand bedeckt. Die Haltung der Arme ist wie bei der ersten Figur nicht mehr auszumachen. Möglich wäre eine Deutung als Aphrodite und Adonis. Das Bild der Westwand (Abb. 260) zeigt eine schwebende Frau in langem, dunklem Gewand, die in steifer Haltung von links herabschwebt und den Oberkörper dem Betrachter zuwendet. Vom

gelenk faßt. Uber seinem linken Arm mit der Keu-

le hängt das Löwenfell. Das Inkarnat war mit gelblichen, bräunlich schattierten Farbtönen angegeben. Alkestis schreitet hinter ihm. Sie war bis auf die Füße und die Hand, die sie Herakles reicht, völlig in einen dunklen Mantel gehüllt, von dem nur wenige Spuren erhalten sind. Die Umgebung ist nur durch einen dunkelroten Bodenstreifen angedeutet. Das linke Bild der Rückwand (Farbabb. 30) ist so beschädigt, daß eine sichere Deutung nicht mehr möglich ist 9. Die rechte der beiden

Kopf sind nur noch die Umrisse zu erkennen. Mit

beiden gesenkten Armen scheint sie einen gebogenen, sich nach links verbreiternden Gegenstand (Füllhorn?) zu halten. Gemeint ist also wohl eine Hore. Das Gegenstück auf der Ostwand (Abb 261) ist ebenfalls ohne erkennbaren inhaltlichen Zusammenhang mit den anderen Bildern >, Ein stehender Mann, kräftig, mit überkreuzten Beinen, über die Schultern herabfallendem Mantel, stützt sich mit beiden Händen auf seine Lanze.

3 Für die Deutung als Tod der Alkestis - so Ferrua a.O. 222 - gibt es keine ausreichenden Parallelen. - vgl. LIMC I (1981) 336 (M. Schmidt). 36 Ferrua a.0. 222 deutet auf Admet; B. Andreae, Studien zur römischen Grabkunst 9. ErgH RM (1963) 44 auf Protesilaos und die schwebende Figur als Laodamia. Die Figuren sind jedoch nicht an den anschließendenen Feldern angebracht (Andreae 44), sondern jeweils im vorderen Abschnitt der Seitenwände, weit entfernt von der Rückwand. Ein Zusammenhang ist also unwahrscheinlich,

MAUSOLEUM I

Farbabb. 29 Mausoleum I, Nordwand, rechtes Bildfeld, Photo Mielsch.

215

216

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Die Binnenzeichnung ist beim Kopf völlig verlo-

ren, beim Körper zum Teil erhalten. Er ist fast ohne Schatten am Kontur, nur mit Abstufungen fleischfarbener Töne modelliert. Die Umrisse sind

Abb. 260 Mausoleum I, Westwand, Detail, Photo Fabrica di San Pietro.

ruhig wie bei den anderen Bildern. Die weißgrundigen Lünetten (Abb. 262, Farbabb. 31. 32) sind eingcfaftt mit einem purpurnen Streifen,breiten Stuckornamenten, die schon bei der Ausgrabung abgefallen waren und einem breiten roten Band. Unter dieser breiten Zone verlief am oberen Rand der Hauptzone noch ein türkisfarbener Streifen, der nur an den Seitenwänden noch zu erkennen ist und über die anderen Felder gemalt ist. Das innere rote Band ist in der hóheren Nordliinette durch zwei Stege mit einem purpurgrundigen Feld verbunden, das die Mitte der Liinette einnimmt. Es ist in einem früheren Arbeitsgang durch Aufbringen des gefärbten Putzes entstanden, denn die Ränder sind durch den umgebenden weißen Putz überdeckt. Es besteht aber kein zwingender Grund, cs als Rest der ersten Dekorationsphase anzuschen. In der Mitte des Feldes erhebt sich in ganz flachem Stuckrelief ein reich verzierter Kandelaber, von dem Binden ausgehen, die von zwei antithetischen Schwänen in recht manierierter Haltung gefaßt werden. Gemalt sind dagegen die Vögel auf den seitlichen und unteren Farbstreifen (Schwalben, Häher, Sittich, Steinhühner). Die einfacheren Lünetten der Seitenwände sind mit Blumen geschmückt, dazwischen an der Westseite ein Pfau, an der Ostseite eine Gans.

Farbabb. 30 Mausoleum I, Nordwand, linkes Bildfeld, Photo Mielsch.

Die Gans hat gelbweißes Gefieder, der Pfau blaues. Von der Decke sind nur die Ansätze an den Ecken erhalten. Die Felder sind durch Stuckleisten mit langgezogenen, dorischen Kymatien getrennt. Wie beim Grab C sind auf die Grate des Kreuzgewölbes Bänder aufgelegt. Sie sind rotgrundig mit einer aufsteigenden, flachen, aber durch Schnitte und Einkerbungen belebten Weinranke in Stuck. Am Ansatz steht davor auf einem kleinen Kelch jeweils eine Hore. In der Nordwestecke war sie in drehender Bewegung dargestellt, mit kurzem Chiton und langem Mantel, der von beiden Händen gehalten wird. Kopf und Attribute sind zerstört, der sichelähnliche Gegenstand hinter ihr ist wohl eine seitliche Ranke (Abb. 263). Die Hore der Nordostecke, von der fast nur die Vorritzung erhalten ist, war frontal stehend gegeben, wohl mit erhobenen Armen und einem gefüllten Gewandbausch (Abb. 264). Von den drei Feldern zwischen den Anfängern der Längs-

MAUSOLEUM I

Farbabb. 31 Mausoleum I, Westwand, Lünette, Photo Mielsch.

Farbabb. 32 Mausoleum I, Ostwand, Lünette, Photo Mielsch.

217

218

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

seiten ist das mittlere rotgrundig. An der Westseite sind darin noch die Füße von zwei tanzenden Figuren in Relief zu schen (Farbabb. 31). Die seitlichen Dreiecksfelder sind kräftig blau. Im

Bogen der Nordseite sind die unteren Felder gelb, jeweils mit reich geformter und geritzter Rosette,

der umgebende Streifen purpurn. In der Südwes-

tecke tritt am Deckenansatz der Rest einer älteren Malschicht mit schwarzen und weißen Feldern unter der fast zwei Zentimeter dicken Putzschicht hervor.

Abb. 261 Mausoleum I, Ostwand, Detail, Photo Fabbrica di San Pietro.

Von dem schwarz-weißen Fußbodenmosaik (Abb. 265) ist das nördliche Viertel mit Teilen der Hauptgruppe leider verloren. Das große Mittelfeld zeigt den Raub der Persephone. Hades, auf der Quadriga, die er mit der ausgestreckten Rechten lenkt, wendet sich nach rechts zurück. Mit der Linken hielt er Persephone gepackt, die in seinem Arm liegt. Von ihr ist nur ein Teil des Gesichtes und der Oberkörper erhalten, von Hades nur Kopf, rechter Arm, linke Hand und der sich bogenförmig blähende Mantel. Das Viergespann wird geleitet von dem fast frontal voranschreiten-

Abb. 262 Mausoleum I, Nordwand, Liinette, Photo Fabbrica di San Pietro,

‘MAUSOLEUM I

den Hermes, der in der Linken die Zügel hält, in der Rechten das übergroße Kerykeion. Er ist gekennzeichnet durch Flügelhut, Flügelschuhe und Mantel. Das Geschirr der Pferde ist detailliert wiedergegeben, einschließlich der Lunulae, ebenso die Radspeichen. Blumen und umgestürzte Kalathoi unter der Gruppe bezeichnen den Ort des Geschehens. Die Binnenzeichnung aller Figuren ist vielfältig, aber nicht eigentlich kleinteilig. Im Randstreifen zeigt die Eingangswand einen bindengeschmückten Krater zwischen zwei Tigern, die stark beschädigten Seiten Jagdszenen mit je zwei Gazellen (von denen nur die südlichen ganz erhalten sind) und Löwen, die sich im verlorenen Teil noch fortsetzten. Bei der Ausgrabung konnte noch beobachtet werden, daß das Mosaik an die senkrechten Trennstreifen des Sockels anstößt. Es ist also später als dieser, wahrscheinlich aber in derselben Dekorationsphase entstanden. Bei der Neudekoration des Grabes hat man sich wohl aus Gründen der Arbeitsersparnis entschlossen, den Deckenputz nicht abzuschlagen wie an den Wanden, sondern ihn zu überdecken. An den Bruchkanten der

219

Abb. 263 Mausoleum I, Nordwestecke der Decke, Photo Fabrica di San Pietro.

Abb. 264 Mausoleum I, Nordostecke der Decke, Photo Fabbrica di San Pietro.

220

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

στον

Abb. 265 Mausoleum I, Fußbodenmosaik, Photo Fabbrica di San Pietro.

Ostwand ist deutlich, daß hier nur die übliche Folge von Sand- und Marmorputz vorhanden ist, keine ältere Schicht. 2b. STILISTISCHE

MERKUNGEN

UND

IKONOGRAPHISCHE

BE-

Die Datierung der zweiten Dekorationsphase, dic allein heute noch erhalten ist, ist nur stilistisch möglich. Die Wände werden bestimmt von dem Kontrast der roten und gelben Bildfelder in der Hauptzone mit ihren purpurnen Streifen und der weißen Felder in Sockel und Oberwand mit ihren farbigen Einfassungen (Farbabb. 26. 28). In der Grabdekoration sind ähnliche Wände kaum bekannt. In einem Grab in Ostia 9 begegnen le-

diglich die breiten Rahmen, allerdings auf einem einheitlichen Grund. Die farbigen Flächen finden sich aber in ganz verwandter Form im Caseggiato degli Aurighi °% in Ostia, Dort sind teils weiße, farbig gerahmte Wände mit dunkelgrundigen Oberwänden kombiniert, teils umgekehrt. Die Malweise ist nur noch bei den weißgrundigen Motiven zu erkennen. Auffällig ist etwa bei den Blüten auf dem Sockel (Farbabb. 27) die lockere, fast getupfte Malweise, ebenso bei den Blumen in den Lünetten. Die Vogeldarstellungen besonders in der Nordwand (Abb. 262) scheinen etwas präziser gemalt, jedoch ist auch hier durch großflächige Aufhóhungen ein mehr malerischer als plastischer Effekt bewirkt, der sich ähnlich im Grab des Clodius Hermes unter S. Sebastiano > finder. Danach dürfte für das Grab I eine Entstehung in an-

36 Calza, Necropoli 140 ff. Abb. 66-69. 9%]. E. Packer, The Insulae of Imperial Ostia, MemAmAc 31, 1971, 177 ff. Abb. 184-186. 191. Vgl. zur Dat. Mielsch, Wandmalerei. 39 Wirth, Wandmalerei 143f. Abb. 74 Taf. 24,

MAUSOLEUM I toninischer Zeit wahrscheinlich oder nach 160 n. Chr.

sein, wohl

um

Von den Motiven der Hauptzone ist nur das

mit Herakles und Alkestis (Farbabb. 29) sicher zu

bestimmen. In der Ausprägung wie hier erscheint es in mehreren etwa gleichzeitigen Gräbern, etwa

in der Nekropole vor S. Paolo f. m., im Grab des Aelius Maximus der Isola Sacra und dem verlore-

nen Grab des Codex Pighianus "65,

Das Gegenstück (Farbabb. 30), das vielleicht Aphrodite und Adonis meint, hat Parallelen etwa. in einem Stuckrelicf aus der Vigna Moroni im Va-

tikan >® und in früheren pompejanischen Bildern.

Beide Motive stellen Trennung und Wiederkehr dar.

Die Schwäne mit Wollbinden in dem zentra-

len Relief der Nordlünette (Abb. 262) beziehen

sich auf Apollon. Die übrigen Vögel dieser Lünette weisen aber keine Verbindung mit ihm auf. Ebenso fraglich ist, ob der Pfau der Westseite und die Gans der Ostseite (Farbabb. 31. 32) als Attribute

der Hera und der Aphrodite gemeint sind. Weitere Anspielungen auf die Götter wie im Grab B

fehlen. Möglich wäre auch ein Bezug auf die Jah-

reszeiten, zu denen dann auch die Vögel der Nordliinette passen würden. Zumindest Schwalbe und Steinhuhn ziehen.

wären

auf den Frühling zu be-

In der Decke ist die Jahreszeitensymbolik

221

an die Kassettendecke des Grabes H, von dem das Grab I baw. seine zweite Ausmalung zeitlich nicht weit entfernt sein kann. Der Proserpinaraub des Mosaiks (Abb. 264), das den figiirlichen Hauptschmuck des Grabes bildet, hat zahlreiche Parallelen, die bis in das vierte Jahrhundert v. Chr. zurückreichen 0, Für die Bildung der Hauptgruppe ist besonders das Mosaik

von

der

Via

Portuense ?!,

das

auf ein

griechisches Vorbild zurückgeht, zu vergleichen Im Grab I ist demgegenüber nur der geblähte Mantel des Hades hinzugefügt und die Kopfhaltung der Pferde vereinheitlicht. Der Hermes als Geleiter ist weiter abgerückt und hält sein Kerykeion verdeutlichend hoch. Sonst ist nur die zeitgenössische Ausstattung des Pferdegeschirrs verändert und die Gefährtin der Proserpina weggelassen. Stilistisch ist das Mosaik wohl in die Nachfolger der Terme di Nettuno in Ostia ”? zu setzen. Nur wenige kleine zusätzliche weiße Linien sind

hier zur Belebung der Oberfläche eingesetzt, etwa am Oberkörper des Hermes oder am Bug der Pferde. Auch die Mähnen scheinen unruhiger als dort. Eine spätere Datierung ist daher gerechtfertigt. In der Qualität steht das Mosaik weit über dem schwarz-weißen Mosaik der Via Portuense ??, von dem es zeitlich nicht schr weit entfernt ist.

durch die vier tanzenden Figuren (Abb. 262. 263)

an den Anfängern des Kreuzgratgewölbes, die nur Horen bedeuten können, wiederholt bzw. deutli-

3. LOSE FUNDSTÜCKE

cher ausgeführt. Die einzelnen Jahreszeiten lassen sich bei der starken Zerstörung aber nicht mehr

bestimmen.

Die aufgelegten Weinranken sind

Unter den Tongefäßen, von denen zahlreiche

Fragmente vorhanden sind, verdienen zwei Urnen

durch bewegte Einschnitte in den Blättern und

Erwähnung

chnet. Die Randornamente bestehen, soweit erhal-

aus Terrakotta zu nennen, die mit einer Dicke von

sehr unruhige Konturen in den Ranken gekennzei-

ten, aus vertieften dorischen Kymatien, die nicht sehr weit eingeschnitten sind. Beides erinnert etwa

mit Durchmesser

von ca.

15 cm.

Außerdem sind von der Ausstattungacht Röhren

8-9 cm als Kern für die Säulen dienten >”, und ei-

ne Reihe von Fragmenten der Stuckdekoration.

368s. Andreae a.O. 34 ff. Zur Deutung weiterer Szenen als Laodamia vgl. M. Schmidt, LIMC I (1981)537. Zum Grab s. H.

v Hesberg, Jal 102, 1987, 391#.

39 s. H. Mielsch, Römische Stuckreliefs, 21. Erg.H. RM (1975) 78. 160 Taf. 76,1. 370 s, R. Lindner, Der Raub der Persephone in der antiken Kunst (1984) 30 ff. 55 ff.

371 Helbig 1674. Lindner a.O. 58 Taf. 14,1. 77 s, Becatti, Mosaici e pavimenti marmor , Scavi di Ostia V (1961) 48 ff. Taf. 124-130. J.R. Clarke, Roman Black-and-

White- Figural Mosaics (1979) 71 ff.

2D M. Blake, MemAmAc 13, 1936, 169 Taf. 36,1; Lindner a.O. 59 Taf. 19,3. 34 Wolf, Nekropole 106.

RAUM Z 1

Westlich an die Rückwand von Mausoleum Z schließt sich ein beträchtlich später errichteter Lförmiger Mauerzug an, der 242 m breit ausgreift Die Rückwand läuft schräg nach vorne, bricht dann eckig um und ist in der Projektion auf die Seitenwand von Z gemessen auf 1,54 m erhalten (Taf. 27. 39). Sie ist in Opus Vittatum errichtet, und die Rückseite zum Iter hin mit rotem wasserfestem Putz verkleidet (Abb. 266). Wie die Zerstörung am vorderen Ende zeigt, reichte sie ursprünglich nach vorn hin zur Front von Z. Allerdings bleibt die Gestaltung des südlichen Ab-

schlusses ungewiß. Der aufgemauerte Sockel, auf dem jetzt ein Sarkophag steht, geht auf die moderne Gestaltung dieses Bereiches zurück 77. Ähnlich wie bei Raum Phi 1 wird es sich um eine später zugefügte Grabanlage gehandelt haben. Dafür sprechen der unsorgfältig gestaltete Anschluß an Mausoleum Z und die grobe Aufmauerung. Ob allerdings dieser Bau oben geschlossen war, bleibt zweifelhaft, denn es finden sich an der Westwand von Mausoleum Z nicht die geringsten Spuren eines Widerlagers für die Gewölbekonstruktion.

Abb. 266 Raum Z’, Zustand während der Ausgrabung, Phoτο Fabbrica di San Pietro. 35 Nach Toynbee u. Ward Perkins 53 war der Raum ursprünglich mit Gebeinen gefüllt. A. Ferrua, BullCom 70, 1942-43, 104 Abb. 3, spricht von einem offenen Grabbezirk.

MAUSOLEUM Z (der Agypter) 1. BAUBESCHREIBUNG.

Von Mausoleum Z ist nur noch die rückwärtige Hälfte erhalten (Taf. 26b-28. 39). Die vordere

wurde niedergelegt, bevor man die Fundament-

mauer der konstantinischen Basilika errichtete ?75.

Dennoch läßt sich der Bau in vielen Einzelheiten

rekonstruieren. Die Breite der Rückwand beträgt 5,78 m (= 19 1/2 römische Fuß / + 0,8 cm). Dieses

Maß darf man wohl auf die Fassadenfront über-

tragen,

Auch die Höhe der Fassade läßt sich aus dem

rückwärtigen Teil ableiten. Der Bogenscheitel

liegt dort etwa 4 m über dem Boden im Innern (= 13 1/2 römische Fuß). Etwa 20 cm höher sind die

Mauern auf der Außenseite erhalten, ohne daß dort an einer Stelle ein Ansatz des Gebälkes oder Gesimses erhalten wäre, es muß also erst darüber

gefolgt sein. Nach den erhaltenen Gewölberesten

im Innern handelt es sich um eine flache Umkreis-

kuppel, deren Scheitel etwa 5 m über dem Bodenniveau im Innern gelegen hat 377, Setzt man

nun direkt über dem erhaltenen Abschluß der Außenwand ein Gebälk mit Architrav, Fries und

Gesims an, dürfte es die Kuppel im Innern völlig

verdeckt haben. Das Dach war bei dieser Lösung

ein mit Ziegelplatten gedecktes, aber nicht begeh-

bares Flachdach. Bildete den Wandabschluß aber nur ein Gesims - wie es wegen der fehlenden Pilaster an den Ecken immerhin denkbar ist - hat auf der Vorderseite wohl ein flacher Giebel die Kuppel dahinter verdeckt, und der Dachaufbau wurde mit wasserfestem

Putz gegen Feuchtigkeit gesi-

chert 7%. Somit bleiben für den oberen Abschluß der Fassade zwei Möglichkeiten denkbar: entweder ein flacher, nur von Gesimsen gerahmter Giebel oder ein Gebälk, über dem kein Giebel mehr folgte 99, Die Hóhe des Schwellsteins der Tür ist durch das Bodenniveau im Innern in etwa festgelegt. Hohe, Breite und Rahmung des Durchgangs lassen sich nicht mehr bestimmen. Zur Ausstattung der Front werden gewiß ein gerahmter Titulus und auch Fenster gehört haben >®. Die Außenseiten sind einfacher als bei Psi gehalten. Der Sockel ist nicht mit Ziegellagen verkleidet und nur auf der Rückseite, nicht aber an den Seitenwänden verputzt. Auf den Längswänden haben dann 10 Ziegelschichten eine Höhe von 38-40 cm (Ziegelhöhe: 3,5 - 4 cm), auf der Rückseite 10 Schichten eine Höhe von 50-51 cm

(Ziegelhöhe: 2,0 - 3,5 cm). Im übrigen neigen sich

die Außenseiten der Ostwand um fast 12 cm, die der Nordwand um 4 cm nach innen. Sie wurden offenbar gleich in dieser Form errichtet, denn es lassen sich keine Anzeichen für eine Verdrückung feststellen. An der östlichen Außenmauer ist ähnlich wie bei der gegenüberliegenden Wand von Phi die ursprünglich abfallende Geländelinic an der Oberkante des Fundamentes ablesbar. Der Grundriß läßt sich aus der Gestaltung der Seitenwände gewinnen. Sie müssen der Nordwand in der Bogenform von Arkosolien und des Kuppelansatzes weitgehend entsprochen haben. Es liegen zwei Reihen von jeweils zwei Arkosolien übereinander. Die nördliche Innenseite der

775 Ferrua, Grotte 430f. Cecchelli, Alla scoperta del sepolcro di S. Pietro (1942) 178. Ferrua, Nuove Scoperte 104. Josi, Grotte 192f. O'Callaghan, Recent Excavations (1949) loff. Toynbee u. Ward Perkins 51ff. R. Turcan, Les sarcophaghes romai nes ἃ représentations dionysiaques (1966) 23. Kirchbaum, Gräber28. 126f.

37 L. Crema, in: Serta Hoffilleriana, Festschrift Hoffiller (1940) 278ff. G.T. Rivoira, Roman Architecture (1925) 152 Abb. 183f. A. Schiavo, Palladio3, 1939, 129ff (Villa auf Minori). JJ. Rasch, Architectura 1985, 126f. (Toraccio della Cecchina): ¥8 Vgl. Grabbauten der Isola Sacra, Calza, Necropoli 45ff. Abb. 9f. 16. 29. 97? Calza, Necropoli 42ff. Abb. 7. 15£. 41f. 3% Unter den Fragmenten finden sich darauf freilich keine Hinweise.

226

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 267 Mausoleum Z, Nordwand, Inst. Neg. 84.5739. unteren Begräbnisnische auf der Westseite (Abb. 268) ist noch auf der Vorderseite der modernen

Aufmauerung vor Mausoleum Z zu schen. Es hat also eine weitere Nische dort angeschlossen. Wie der Bogen des Kuppelansatzes zeigt, der mit der Mitte genau über die Trennmauer der Arkosolien fällt, müssen

sich auch

die Arkosolien

in ihrer

Form symmetrisch entsprochen haben. ‘Auf der Südseite haben wegen der Tür keine

Arkosolien Platz gefunden. Dort also lag eine durchgehende

Mauer

mit der üblichen Mauer-

stärke von etwa 60 cm. Insgesamt ergibt sich dann für den Bau eine Tiefe von 5,62 m (= 19 römischen Fuß). Auf der Türwand

können

noch

Urnenni-

schen gesessen haben. Auf den Längswänden un-

tergreifen die Begräbnisnischen den Boden im Innern des Mausoleum um die Breite eines Grab-

platzes. Sie sind dort aufgemauert. Damit war eine sichere Grundlage für den Fußboden

aus Mar-

morplatten gegeben, von dem noch Reste auf der Nordseite erhalten sind (s.u.). Er war an seinem

Rand gegen die Arkosolien mit einer Leiste aus aufrechtstehenden, dünnen Marmorplatten abgesetzt.

Abb. 268 Mausoleum Z, Westwand, Inst. Neg. 84.5737.

Wie auch sonst üblich waren die Öffnungen mit Bipedalplatten gedeckt, für die Einfassungen und Auflager im Innern der Arkosolnischen ein Widerlager gaben. Auf der Ostseite (Abb. 269) stellte man später einen Terrakottasarkophag hinein, wobei der Arkosolbogen oben ein wenig aufgehackt wurde >, Die Arkosolien der Nordwand (Abb. 267) wurden später, nachdem sie mit Bestattungen gefüllt waren, grob zugemauert. Dabei blieb im oberen Zwickel der östlichen Nische eine rechteckige, etwa 20 cm hohe Öffnung frei, die man ebenfalls im Innern verputzte und die vielleicht als Ablage oder als Bestattungsplatz für den Leichnam eines Kindes diente *. Zwischen den Arkosolien mauerte man später einen 60 cm hohen, sockelartigen Pfeiler auf, dessen Funktion unbestimmbar bleibt 55, Auf der Vorderseite des Sockels für die oberen Arkosolien lief ursprünglich ein Stuckprofil um, von dem auf der Nordseite noch bescheidene Reste erhalten sind, die zeigen, daß es keine plastisch differenzierte Dekoration besaß (Abb. 270). Das Bord kragt auf den verschiedenen Seiten um

771 Auf der W-Seite wurde eine Bestattung eingefügt. Zu deren Abdeckung gehören Platten mit Stempeln von 123 n.Chr. (CIL XV,1, Nr. 802) und aus severischer Zeit (CIL XV), Nz. 891, H. Bloch, I bolli aterizi 299). 58 Bei der Vermauerung des linken Arkosols findet sich ein rotbrauner Dipinto auf weißem Grund, von dem die Buch-

staben ma... lesbar sind.

38 Denkbar wäre eine Ablage für Gaben oder temporären Schmuck am Grab.

MAUSOLEUM Z

227

einige Zentimeter unterschiedlich aus. Auf diesem Auflager stehen - wie die entsprechenden Abar-

beitungen an ihnen zeigen - Marmorsarkophage in situ. Einzig in der Ostnische der Nordwand han-

delt es sich um einen Terrakottasarkophag, der auf der Vorderseite mit einer reliefierten Marmor-

platte verdeckt ist. Das obere Arkosol der Westwand enthält einen Terrakottasarkophag, zu des-

sen Abdeckung eine Platte mit antoninischem Stempel > gehört.

Auf der Nordseite ist noch ein schlitzartiges Fenster erhalten. Solche Offnungen sind auch auf den Seitenwänden anzusetzen, denn in der West-

wand ist noch der seitliche schräge Abschluß eines weiteren Fensters zu sehen. Die modernen

Ummauerungen der Grottenpfeilerfundamente verunklären den Befund. Dieser Ausgestaltung

entstammt auch die Fassung der Vorderseite des Mausoleum mit einer Mauer, in der eine dreistufi-

ge Treppe auf das Niveau des Mausoleumbodens führt.

Abb. 269 Mausoleum Z, Ostwand, Inst.Neg. 84.5738.

bungen dieser Lünetten sind mit flüchtig hingetupften Zweigen verziert (Farbabb. 34). Die Zwik-

2a. DEKORATION

Der vereinheitlichten Architektur des Grabes mit ihren gleichförmigen Arkosolien entspricht die Ausmalung. Sie ist bestimmt durch die leuchtend hellrote Farbe des Grundes (Farbabb, 33. 34), die sich freilich nur an wenigen Teilen der Wände unverändert erhalten hat ^9. Meist ist sie orangerot verwittert. Nur die zarten Gliederungssysteme und die relativ kleinen Figuren heben sich davon ab. Farbkontraste wie in den Gräbern der hadrianischen und frühantoninischen Zeit kommen nicht vor. Allenfalls könnte man die aus kleinen Resten zu erschließende purpurne Bemalung der unteren Arkosolien so bezeichnen. Weitere Verzierungen der Sockelzone sind nicht zu erkennen. Bei den oberen Arkosolien, deren Putz fast ganz verloren ist, sind an der Ostwand und rechts an der Nordseite die Reste von grünen Linien zu erkennen, die den oberen sowie den schrägen seitlichen Abschluß eines Feldes bildeten. Die Lai-

kel zwischen den Liinetten und die Oberwand haben eine reduzierte architektonische Gliederung. An der Nordwand ist in der Mitte des Zwickels

der doppelt gebogene obere Rand (Abb. 271) ei-

nes Feldes zu sehen, in dem sich nach geringen

Spuren wohl eine schwebende Figur befand. Die

Feldergliederung setzte sich seitlich fort, ohne daß

Einzelheiten erkennbar wären ’%. Die Bemalung

der Lünetten ist durch breite türkisgrüne Streifen

nach unten und zum Deckenrand hin abgegrenzt. Feinere dunkle Streifen dienen zur weiteren Glie-

derung. An der vollständig erhaltenen Nordseite

werden so ein breites Mittelfeld, schmalere Seitenfelder und Zwickel in den Ecken abgeteilt. In den oberen Ecken des Mittelfeldes verlaufen schmale Girlanden.

Die Mitte dieses Feldes nimmt die Figur ei-

ner ägyptischen Gottheit (Abb. 271; Farbabb. 33) ein, die zur Zeit der ersten ausführlichen Beschrei-

bung noch wesentlich besser erhalten war ^*^, so-

daß manche Einzelheiten nicht mehr nachgeprüft

2 CIL XXVjL, Nr. 1009, Bloch, I bolli laterizi 174. 39 Die Beschreibung gibt den Zustand des Grabes wieder, der 1971/2 und auf älteren Photographien sichtbar war. Die Ma-

lereien sind heute fast ganz unter Kalkablagerungen verschwunden. 38% Die Bemalung ist hier wie in Grab Phi in Temperatechnik auf dem roten Grund aufgebracht und sehr empfindlich. 39 Toynbee u. Ward Perkins 54 f.

228

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 270 Mausoleum Z, Rekonstruktion der Innenwände (N.O), R. Roggenbuck (1 : 50).

MAUSOLEUM Z

Farbabb. 33 Mausoleum Z, Nordwand, Liinette, Photo Mielsch.

Farbabb. 34 Mausoleum Z, Ostwand, Lünette, Photo Mielsch.

229

230

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Zu Abb. 271 Mausoleum Z, Nordwand, Mitte der Lünette, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 272 Mausoleum Z, Nordwand, linkes Feld, Photo Fabbrica di San Pietro.

werden können . Die Figur steht im Profil, mit vorgesetztem linken Bein und in die Fläche gedrchtem Oberkörper. Die vorgestreckte Rechte hält ein Szepter, die gesenkte Linke ein Anch-Zei-

der Ausgrabung gemachten Photographien (Abb.

chen, wohl mit drei senkrechten Stegen. Das

dunkelblaue, mit weißen Zickzacklinien verzierte Kissen, das der Figur als Standfläche diente, ist fast völlig verloren, ebenso die feinen weißen Ornamente auf den Gewändern- um die Brust ein enganliegendes, mit Schuppenmustern und Kreisen verziertes Wams, dessen Zipfel hinten unter den breiten, ehemals hellblauen Gürtel herabreicht, um den Leib ein bis zu den Knien herabreichender, hellblauer Schurz mit einem Schmuck aus Zickzacklinien und Punktrosetten und einem ebenso dekorierten Überschlag um das rechte Bein. Der kurze Schulterkragen war ebenfalls mit Punktreihen verziert. Den Hinterkopf verhiillte eine lange, hellblaue, in den Nacken herabfallende Perücke. Der Kopfaufsatz, dessen genaue Form nicht mehr zu bestimmen ist, war wieder hellblau und mit Rauten- und Punktmustern verziert. Die

Form des Gesichtes ist nur nach den kurz nach

271) zu bestimmen. Dort ist ein riesiger, geboge-

ner Schnabel, der in die Halslinie übergeht, zu erkennen sowie direkt über dem Ansatz ein großes, kreisrundes Auge, womit die Deutung der Figur auf Horus zwingend ist.

In dem linken Seitenfeld (Abb. 272) steht auf einer dunklen Grundfläche ein Stier, der durch die Mondsichel auf der Flanke als Apisstier gekennzeichnet ist. Der auffälig kleine Kopf, dessen Oberseite wohl zerstört war, ist in Dreiviertel-

ansicht gedreht. Die Beine waren, soweit noch

erkennbar, dagegen in der ägyptisierenden, starren Schrittstellung gegeben. Von dem Gegenstück im rechten Seitenfeld sind nur geringe Spuren erhalten, die vielleicht zu einem Vogel (Ibis?) auf ei-

nem hohen Sockel gehören. In den äußeren Feldern ist jeweils ein flüchtig gemaltes Gorgoneion (Abb. 273) erhalten, bei dem das Gesicht als kreisrunde Scheibe mit wenigen Details erscheint, das von den weit ausfahrenden dunkel sich abhebenden Fliigeln Haaren und Schlangen gerahmt wird. Das nur teilweise erhaltene Dekorationssys-

MAUSOLEUM Z

231

tem der Seitenwände wich von dem der Nordwand anscheinend kaum ab. Erkennbar sind hier nur noch Reste der Figuren über den beiden nördlichen Arkosolien. Von einer mittleren Figur oder Gegenstücken zu den Gorgoneien sind keine Spuren vorhanden. An der Ostwand sieht man einen dunkelblauen Sockel mit geschwungenen Seiten und einer sehr weit vorspringenden Standplatte. Darauf befindet sich wieder eine ägyptisierende Figur (Farbabb. 34), diesmal sitzend. Sie ist im Profil nach rechts dargestellt. Erkennbar sind nur das blaue Gewand, das den Oberkörper bis zu den Knien verhüllt und durch roten Gürtel und Saum geschmückt ist, der gesenkte linke Arm und die gelblichen Beine, von denen das rechte weit zurückgestellt, das andere senkrecht aufgesetzt ist.

Auf den Knien der Figur ruht ein großer, gelblicher Gegenstand von annähernd ovaler Form, der bis unter die linke Achsel reicht und von dem Arm überschnitten wird. Seine genaue Bestimmung ist nicht auszumachen, zumal Parallelen zu fehlen scheinen. Vom Kopf sind keine Spuren erkennbar, ebensowenig wie von dem Sitz. Eine Deutung ist also nicht möglich. Noch wesentlich schlechter erhalten war schon bei der Ausgrabung das Gegenstück an der Westwand

(Abb. 274).

Abb. 273 Mausoleum Z, Nordwand, linkes Eckfeld, Photo Fabbrica di San Pietro.

Über dem Putzrand erscheint wieder eine Basis

der schon beschriebenen Form, darauf wohl wieder ein dunkles Kissen(?), Die Reste links davon und darüber lassen sich wohl als Sphinx deuten, die leicht schräggestellt mit den Hinterbeinen auf der Standplatte, mit den Vorderbeinen auf dem Kissen steht und dem Betracher das von breiten

verwendeten Marmore sind mit Zement verkrustet und nicht bestimmbar. Der Boden wird seitlich, auch zu den Arkosolien hin durch senkrecht stehende Marmorplatten abgeschlossen.

Perückenhaaren eingerahmte Gesicht zuwendet.

Um den Hals trug sie vielleicht einen scheibenähnlichen Schmuck. Im Zwickelfeld rechts ist ein kleiner, rosettenartiger Dekor

zwischen un-

deutlichen Blättern zu ahnen. Es wird also hier

statt des Gorgoneions ein vereinfachter Palmettenvierpaß verwendet worden sein. In den erhaltenen Deckenansitzen ist auf dem roten Grund keine Bemalung zu erkennen. Von dem Marmorfußboden des Grabes hat sich nur ein sehr kleiner Rest in der Nordwestecke, einzelne Fragmente auch vor der Nord-

wand erhalten. Die Stücke lassen vermuten, daft das Muster dem des Grabes Phi entsprach, also aus drei ineinandergesetzten Quadraten bestand, die jeweils diagonal versetzt sind. Zu schmalen Dreiecksfeldern in den Ecken wie dort gehören

wohl einige Stücke aus Cipollino. Die anderen

2b. STILISTISCHE MERKUNGEN

UND

IKONOGRAPHISCHE

BE-

Für die Datierung der Dekoration des Grabes Z gibt es nur vage Anhaltspunkte aus der Baugeschichte. Die Art der Innengliederung mit Arkosolien weist mur allgemein auf das Ende des zweiten oder das folgende Jahrhundert. Nach der Gestaltung der Fundamente ist das Grab früher als das severische Nachbargrab Phi, der Abstand kann aber auch ganz gering scin. Der früheste der Sarkophage aus dem Grab mit Dionysos und Ariadne ist wohl einige Zeit später als das Grab, für dessen Arkosolien er übergroß erscheint, auch wenn man eine sekundäre Verwendung erwogen hat. Nach anfänglichen Frühdatierungen scheint

232

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 274 Mausoleum Z, Westwand, mittleres Feld, Photo Fabbrica di San Pietro.

sich jetzt ein Ansatz des Sarkophags in mittelseverischer Zeit durchzusetzen >, Bei der schlechten Erhaltung der Malereien und ihrer ungewöhnlichen Ikonographie ist cine stilistische Einordnung ebenfalls schwierig. Die monochrome Färbung der Wände verbindet das Grab mit einigen roten und gelben Wänden der antoninischen und severischen Zeit, deren bekannteste Beispiele sich in der Casa di Giove e Ganimede in Ostia 9 finden. Diese sind durch einen Graffitto in die Zeit des Commodus oder davor datiert, Die architektonische Gliederung ist hier aber, entsprechend dem unterschiedlichen Zweck der Gebäude, reicher an Details . Die für die severische Wandmalerei typische Form des oberen

‚Abschlußes einer Aedikula durch Doppelbógen, wie sie in den monochromen Wänden üblich wird, ist im Grab Z an der Nordseite belegt (Abb. 271). Von den motivisch vergleichbaren, aber nur auf älteren Photographien erkennbaren Gorgoneien her scheint das Grab Z weniger expressiv, jedoch kann hier der Erhaltungsunterschied täuschen. Es sprechen also einige Indizien dafür, die Ausmalung des Grabes in frühseverische Zeit anzusetzen. Die ägyptisierenden Figuren des Grabes sind die spätesten bekannten der stadtrémischen Wandmalerei. Aus dem zweiten Jahrhundert sind sonst nur die lediglich aus einer Beschreibung bekannten Götterfiguren im Lararium des Hauses

38 Matz, ASR IV 2, Nr. 159. mit Datierung um 170 - 80, während das Grab um 200 angesetzt wird. Eine Datierung in das

frühe 3. Jh. zuerst bei P. Kranz, ullCom 84, 1974 - 5, 191. 5. auch B. Andreae undH. Jung, AA 1977, 432 ff. Vgl. auchG. Daltrop im letzten Teil dieser Publikation. 99 G. Calza, MonAnt26, 1920, 366 ff. Abb. 7 Taf. 2b. Wirth, Wandmalerei 11 ff. bb. 51. 52. Borda, Pittura 106f.

MAUSOLEUM Z unter den Caracallathermen zu nennen, wo neben

anderen Göttern Serapis, Harpocrates und Anubis dargestellt waren >,

Die Tradition muß aber dichter gewesen sein,

wie die entsprechenden Darstellungen in der Basi-

lica des Iunius Bassus im vierten Jahrhundert zei-

gen. Diese in Marmor ausgeführten Figuren

sind aber wieder wesentlich stiltreuer als die des Grabes Z, die zumindest bei der Sphinx und dem Apisstier (Abb. 272. 274) durch Schrägstellungen

von dem üblichen grundparallelen Aufbau der ägyptisierenden Figuren der römischen Wandma-

lerei abweichen 3%. Die beiden menschlichen Fi-

guren (Abb. 271; Farbabb. 34) entsprechen dagegen

fast durchweg

der Tradition.

Die hohen

Sockel mit breiter Standplatte finden sich - bis auf

die geschwungene Form des Unterteils - bei den gemalten Statuen in der Casa del Frutteto in Pom-

peji2%. Die geschwungene Form taucht aber schon in der Mysterienvilla in Pompeji auf >. Die Tracht der Figuren mit Schulterkragen und verziertem, kurzem Gewand mit oder ohne Zipfel ist

fast durchweg zu beobachten.

233

durchaus nicht dem Bildrepertoire ägyptischer bemalter Leichentiicher oder Grabmalereien der Kaiserzeit 5 Die typischen Figuren von Osiris und Anubis fehlen, ebenso die üblichen Darstellungen des Totenzeremoniells und -gerichts. Horus und Apis gehóren zwar durchaus zu den üblichen Dekorationen der Grüber, sind aber sonst nicht so vereinzelt wie hier. Es kann also wohl keine Rede davon sein, daß hier cin ägyptischer ‚Auftraggeber seinem Wandmaler Papyrusvorlagen für die Grabausstattung geliefert habe, wogegen auch die erwähnten modemistischen Züge sprechen. Vielmehr dürfte es sich um Grabinhaber handeln, die ebenso wie der Maler nur recht vage Vorstellungen von der ägyptischen Ikonographie hatten und sich ganz den in Italien seit augusteischer Zeit üblichen Bildtraditionen anschlossen. Daß cs sich dabei um Anhänger der ägyptischen Kulte handelte, ist eher zu erwarten als bei den Auftraggebern der früheren Wanddekorationen. Über die Nationalität können wir keine Aussagen machen.

Toynbee und Ward Perkins meinten, es sei wenig zweifelhaft, daß es sich bei dem Grab um

3. LOSE FUNDSTÜCKE

gen Familie handele 3%, was auch das Fehlen von

Zwei Kindersarkophage aus Ton haben Abmessungen von I: 68, h: 20, b: 27 cm bzw. von I:

das Mausoleum einer ägyptischen, in Rom ansässi-

Feuerbestattungen in dem Grab erkläre. Letzteres ist sicher nicht richtig, da auch in den Nachbar-

gräbern Urnenbestattungen fehlen bzw. auf die

bei Z verlorene Eingangswand beschränkt sind. Die Figuren des Grabes entsprechen andererseits

110, h: 27,5 und b: 34 cm, ein größerer im unteren

Arkosol der Ostwand die Maße I: 172, h: 35, b: 45 cm. Scherben von Amphoren und Teile von Dachziegeln finden sich im Grab verstreut 29.

385 Matz, ASR IV 2, Nr. 159. mit Datierung um 170 - 80, während das Grab um 200 angesetzt wird. Eine Datierung in das frühe 3. Jh. zuerst bei P. Kranz, BullCom 84, 1974 - 5, 191. s. auch B. Andreae und H. Jung, AA 1977, 432 ff. Val. auch G. Daltrop im letzten Teil dieser Publikation. 39 G. Calza, MonAnt26, 1920, 366ff. Abb. 7 Taf. 2b. Wirth, Wandmalerei 11 ff. bb. 51. 52. Borda, Pittura 106f. 79 s, dazu zuletzt H. Miclsch, RM 82, 1975, 121.

391 G. Becatti Scavi di Ostia VI, Edificio con opus sectile fuori Porta Marina (1969) 191 Ef. 3% Eine Zusammenstellung solcher Szenen bei M. de Vos, L’egittomania in pitture e mosaici romano-campani della prima

etd imperiale (1980).

3% de Vos a. O. 158. Taf. 13. Weitere Literatur s. Funde und Forschungen 162. 99 de Vos a. O. 9f. Taf. B. 2 Toynbee u. Ward Perkins 55.

3% s, K. Parlasca, Mumienporträts und verwandte Denkmäler (1966) 152ff 997 Wolf, Nekropole 152. ebd. 152 Nr. 16. 18. Die dort erwähnte Deckplatte ist ein Dachziegel.

MAUSOLEUM PHI (der Marcii) 1. BAUBESCHREIBUNG

ten Putzes am Fundament

nun frei hervorsteht.

Eine moderne, fünfstufige Treppe sichert heute

Mausoleum Phi ist bis auf die Südostseite der Front weitgehend erhalten, so daß sich die meisten Details des Baus rekonstruieren lassen (Taf.

29.32. 39). Es handelt sich um eine gerüumige Kammer mit einer reichgeschmückten Front. In den Außenmauern ergeben sich jeweils - auf die durchgehenden Wandflichen bezogen - für die

Vorderseite 5,04 m und für die Tiefe 531 m, was

recht genau 17 (+ 0,8) mal 18 (+ 1,8 cm) röm. Fuß entspricht. Auf der Vorderseite sind 10 Ziegel-

schichten 33,0-33,5 cm hoch (Ziegelstärke 3,0-3,5 cm), in den Pfeilern 40,0-43,0 cm (Ziegelstärke 40-45 cm) und auf der Rückseite 40,0-41,5 cm (Ziegelstürke 3,0-3,5 cm) »*.

Der Fundamentsockel des Mausoleums ist auf der Südwestecke der Vorderseite weitgehend

zum Iter hin die Verbindung. Der Niveauunter-

schied läßt sich auch gut an der unterschiedlichen Höhe der Pilasterbasen vorne und hinten am Bau ablesen. Bei der Anlage des Mausoleums bildete eine etwa 29 cm (1 röm. Fuß) hohe Schicht aus Travertinblöcken den sichtbaren Sockel der Fassadenfront. Darüber erhob sich auf einem Profil ruhend die Wandfläche, die an den Seiten von korinthi-

schen Pilastern gerahmt wurde (Abb. 275). Sie ist bis zur Unterkante des Gebälkes 3,87 m hoch, was

13 römischen Fuß entspricht (+ 22 cm). Das

Mausoleum

Z besitzt auf seiner Ostseite keinen

wasserfesten Verputz am Fundament, während Phi ihn in dem

schmalen

Gang

aufweist.

Dies

für die Sáulenreihe des Innenschiffes der konstantinischen Basilika errichtete (Taf. 30b). An dieser

könnte, wie schon J. Toynbee und J. Ward Perkins sahen >”, auf eine frühere Entstehung von Z weisen. Die Tür ist fast vollständig von späterem

konstantinische Mauer untergreift und zwischen

Gußmauerwerk der Renaissance überdeckt. Dennoch läßt sich ihre Gestalt aus den Resten weit-

freigelegt worden, als man die Fundamentmauer

Stelle liegt ein Boden aus Ziegelplatten, der die vermittelt.

gehend wiedergewinnen. Sie wird von einer drei

Innere der Grabkammer eine vierstufige, modern

mit ergibt sich für den Sturz eine Höhe von 36 cm

angelegte Treppe.

(1 1/4 röm. Fuß / - 1 cm). An der Wandfläche läßt

ihr und

der Front

des Mausoleums

Dieses Niveau verbindet mit dem Eingang in das Etwa auf der Höhe ihrer obersten Stufe ver-

lief das ursprüngliche Bodenniveau vor dem Mausoleum. Das zeigt einmal die Höhe des Bodens im

Innern des Mausoleums, die in keinem Fall sehr. viel höher als außen liegt. Weiterhin wird es aber

Ziegelschichten starken Profilfolge gerahmt. Da-

sich zur Türóffnung hin an einigen Stellen noch

die gerade Kante erkennen, an die das Profil anschloß. Die Breite der Travertinpfosten selbst läßt sich nicht mehr ablesen, doch wird sie der Höhe

auch aus der Verschüttungskante auf dem wasser-

des Sockels entsprochen haben (29,6 cm), denn setzt man sie der Höhe des Sturzes entsprechend

festen Putz der westlichen Außenseite

an, ergäbe sich eine zu schmale Öffnung. So aber

deutlich.

Sie führte ursprünglich nur leicht um etwa 70 cm

herab und wurde dann erst bei der Errichtung der

konstantinischen Fundamentmauer stärker abgesenkt, so daß sogar die Unterkante des wasserfes-

beträgt sie in den lichten Maßen 0,96 x 184 m (3 1/4 [- 0,2 cm] x 6 1/4 [- 1 cm] róm. Fuß)

Den Fassadenaufbau darf man wohl symmetrisch ergänzen. Dann waren zu beiden Seiten des

995 A. Ferrua, BullCom 70, 1942-43, 104ff. Abb. 3. 4. 9. Taf. 2. W. Eck, in: Festschrift Karl Christ (1988) 134

2 Toynbee u. Ward Perkins 53.

236

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM Im Innern ist das Mausoleum

recht einfach

gestaltet (Abb. 276). Der Marmorfußboden besaß

nach den erhaltenen Resten dasselbe Muster mit denselben Abmessungen wie der Boden in Mausoleum Chi (Abb. 291) 405, Insgesamt wurde er nur

gegen die Mauer bzw. gegen die Arkosolöffnungen durch einen Marmorstreifen abgesetzt, der auf der Nordseite 6 cm, auf der Westseite 15 cm breit war, wie kleine erhaltene Partien noch zei-

gen. Auf der Südseite war er nach der Auslassung wieder 6 cm breit. Verlegt wurde er von der Nordwestecke aus. Auch hier ist das Muster nicht auf die Maße des Mausoleums abgestimmt, so daß die Felder an der Süd- und der Ostseite ziemlich

genau in der Mitte geteilt wurden 401, Von diesem

Streifen ist noch ein Rest neben der Tür erhalten.

Das Feld unter dem Sarkophag ist stark ergänzt und wieder hergerichtet, doch entspricht es in sei-

ner Lage dem antiken Befund. Insgesamt ergeben sich 5 x 6 vollständige Felder.

Die Innenwände sind einfach gegliedert. Bis

Abb. 275 Mausoleum Phi, Kapitell, Photo Fabrica di San Pietro.

Sturzes in die Wand Bipedalplatten mit Mosaikemblemata eingelassen. Wie das erhaltene linke Emblem zeigt , sind sie nur von einem einfachen Profil gerahmt. Darüber lagen die 46 x 62 cm großen Fensteröffnungen, die wohl anders als an den übrigen Beispielen in der Nekropole nicht durch einen Schlitz, sondern durch ein Gitter verschlossen waren 4, wobei sich dessen Form freilich nicht wieder herstellen läßt. Auf der ‚Außenseite sind sie von einer reich ornamentierten Leiste, bestehend aus einem Rundstab, lesbi schem Kymation und Kugelstab gerahmt. Der Titulus ist nicht erhalten. Er wird wohl ähnlich reich wie die Fenster gefaßt gewesen sein. Darüber lief in der Kapitellzone ein Mäanderband durch, das mit gelben Ziegeln gegen die roten des Grundes kontrastierte 4,

auf die Südwand laufen die Arkosolien in zwei Reihen übereinander herum, so daß auf die Längswände jeweils vier und auf auf die Nordwand zwei fallen. Diese sind bei gleicher Scheitelhöhe um etwa 48 cm stärker gestreckt. Die Sockel der

Rückwand sind gegen die Seiten durch zwei flache

Versprünge in der Mauer abgesetzt. Zwei der un-

teren Arkosolien - rechts auf der W-Wand

und

rechts auf der O-Wand - zeigen Reste einer Mar-

morabdeckung. Die oberen Bestattungen sind auf einem um-

laufenden, in den Arkosolien etwa 60 cm tiefen

Bord angelegt, das auf der Vorderseite mit Stuckleisten - einem Astragal unten und einem lesbischen Kymation darüber - geschmückt ist. Zwi-

schen den Bögen und an den Ecken sind als trennende Elemente von Anfang an blockartige Auf-

bauten eingefügt, zwischen denen bei Bedarf die Mauern

eingezogen

werden

konnten.Das

sieht

man am besten noch bei den Blöcken der Nord-

seite, die allseitig verputzt sind, so daß sich die

Mauerung der nördlichen Arkosolien der Längswände gegen diesen Putz lehnte.

39 s, u. 8,250. μοι Zur Gestaltung der Fenster vgl. J. Durm, Die Baukunst der Etrusker und Römer 2 (1905) 348f. Abb. 383ff. A. Degrassi, BullCom 78, 1961-62, 141 Abb. 1. ^! Die aufwendige Form findet sich an Ziegelfassaden selten, H. Kammerer-Grothaus, RM 81, 1974, 1748. Taf 101. 130. 4 s, S. 248 £272. 4 Vgl. F. Guidobaldi,in: Marmi Antichi, Studi Misc. 26 (1981-83) 171£f. 183 Abb. 4 (Q3 p).

MAUSOLEUM PHI

237

Abb. 276 Mausoleum Phi, Rekonstruktion der Westwand, R. Roggenbuck (1 : 50).

Diese daraus entstehenden, sarkophagähnli-

eine Art Ringanker gebildet haben.

Auf der

nur verputzt.

Lüngsseite liegen über diesem Gesims jeweils zwei

Schmuck der Außenseiten, der bei dem südlichen Arkosol der Westwand noch so weit erhalten ist,

dem Durchgang zu beiden Seiten zwei Urnennischen eingelassen, oben rechteckige mit zwei

chen

Kästen

wurden

im

Innern

Die Ähnlichkeit mit Sarkophagen betonte der daß er eine Rekonstruktion ermöglicht. Der Strigilisschmuck ist in seinen Windungen gegenläufig

und wird deshalb im Zentrum ein Emblem gefaßt haben *9, Die Kästen deckte man mit Bipedal-

platten ab, von denen Reste erhalten sind. Ein Fragment

im südlichen Arkosol der Ostmauer

trägt einen Ziegelstempel 4, In 3,40 m Höhe lief ein glatt belassenes, einfaches Gesims um, das kei-

ne besonderen Stuckverzierungen aufweist. Es besteht aus Bipedalplatten und dürfte deshalb auch

schlitzartige Fenster. Auf der Türseite sind neben

Behiiltnissen, unten eine halbrunde mit einer Ur-

ne.

Der Raum war mit einer Halbtonne gedeckt,

von der méglicherweise - nach einigen bescheidenen Resten der Stuckrahmung auf der Westseite zu schließen - in der Mitte zu beiden Seiten die

seitlichen Kappen eines Kreuzgratgewölbes ausgingen. Der Radius der seitlichen Gewölbe beträgt nämlich 1,54 m, und ihr Mittelpunkt fiele bei

ihnen auf die Höhe des rahmenden Stuckgesimses

‘© Vgl. entsprechende Sarkophage, Calza, Necropoli 55 Abb. 14. ** nicht lesbar.

238

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

in einem Abstand von 1,5-2 m vor dieser konstantinischen Mauer abgeschlagen sind. Wahrscheinlich schuf man auf diese Weise eine durchgehende Arbeitsbühne, auf der Baumaterial herangeschafft und die Gerüste errichtet werden konnten. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde offenbar schon zu diesem Zeitpunkt die östliche Hälfte der Front von Mausoleum

Phi entfernt.

Warum

die westli-

che stehenblieb, läßt sich nur vermuten. Am chesten versuchte man auf diese Weise für die Auf-

schiittung im Innern eine weitere Kammer abzu-

Abb. 277 Mausoleum Phi, Westwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

50 cm oberhalb des Abschlußprofiles, so daß der Gewölbescheitel bei 204 m darüber läge. Nimmt man für die Haupttonne ein Gewölbe mit der gleichen Scheitelhöhe an, Läge der Mittelpunkt genau auf der Oberkante des umlaufenden Profiles, an den Seiten stieße es direkt über den Stuckrahmungen auf die Wand. Da auf dieser Wand schon die Bögen der Arkosolien flacher sind, würde eine solche Lösung sich gut in den Gesamtaufbau fügen. Der Bogenscheitel läge dann bei beiden Gewölben etwa bei 5,64 (19 röm. Fuß

- 1,6 cm) über

dem Boden im Innern. Auf der Front vertiefte man später in der oben beschriebenen Weise für die Errichtung der konstantinischen Fundamentmauer das Bodenniveau. Das geschah wohl in voller Breite vor dem Mausoleum. Zugleich entfernte man bei den benachbarten Mausoleen die Fronten, so daß die erhaltenen Mauerzungen der Seitenwände immer #7 Der heute sichtbare Befund erlaubt freilich keine Hinweise. ** Der ursprüngliche Befund ist dadurch völlig verdeckt.

trennen, denn dieser Bau hatte ähnlich hohe Wände wie Mausoleum Z, seine Front steht aber an der schmalsten Stelle nur 50 cm von dem konstantinischen Fundament entfernt, womit für die Arbeiten an dieser Mauer noch genügend Platz blieb, zugleich dieser Zwischenraum aber leicht durch Bipedalplatten oder Steinpackungen schließbar war’, Risse in N- und Ostmauer sprechen für Verdrückung durch Aufschüttung von dieser Seite, auf der W-Wand zeigen sich deshalb keine Risse, Zur Fundamentierung der Sockel und Sei tenwände der vatikanischen Grotten füllte man später im 16. Jh. ein schweres Fundament aus Gußmasse ein. Die Abdrücke der grob aufgeschichteten Holzverschalung sind noch im Innern des Mausoleums zu schen. Im Innern wurde es dann modern pfeilerartig ummauert #8 2a. DEKORATION

Wie bei Grab Z ist auch bei Grab Phi die Dekoration durch die gleichmäßige Grundfarbe, ein leuchtendes Rot, vereinheitlicht (Abb. 277) Nur die unteren Arkosolien und die kleinen Bogennischen der Eingangswand heben sich durch andere Grundfarben ab.Auch die Decke war rotgrundig, sodaß als deutlicher Kontrast nur der vielfarbige Marmorfußboden wirkte. Zur Vereinheitlichung der Dekoration trägt auch der Verzicht auf cine architektonische Gliederung der Wände bei. Die Sockelzone ist eingefasst von den weißen und türkisfarbigen Streifen am Rand der Arkoso-

MAUSOLEUM PHI

Farbabb. 35 Mausoleum Phi, Nordwand, rechter Teil des Sockels, Photo Mielsch.

Farbabb. 36 Mausoleum Phi, Westwand, linker Teil des Sockels, Photo Mielsch.

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DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

lien sowie von dem weißen Stuckornament des Gesimses, einem groben Scherenkymation auf btauem Grund. Von der ehemals reichen Bemalung sind nur noch kleine Teile erhalten oder zu ahnen. Über dem Arkosol der Nordwand und zwischen denen der Seitenwände befanden sich ehemals Fruchtkörbe 49. Von den Stützfiguren mit erhobenen Armen und Nimbus in den Ecken der Nordwand sind nur die Füße und ein Teil des Mantels der rechten Figur erhalten (Farbabb. 35) #0. Nur noch schwach zu erkennen sind in der Südwest- und der Nordostecke die schlanken, gestreckten Körper von knienden "Satyra" 4", die wie ihre anzunehmenden Gegenstücke als Stützfiguren dienten (Farbbabb, 36), Von den Paaren von Pfauen, die über den Arkosolien der Seitenwände jeweils zur Mitte hin gerichtet waren, ist nur der links an der Westwand zum Teil erhalten (Abb. 278). Dieser Pfau steht direkt auf der türkisfarbenen Einfassung des Arkosols, das also sowohl als Ornament wie als Bodenstreifen aufgefasst

werden kann. Der Pfau ist schlanker und eleganter als in den Gräbern E, I und U, einmal durch

die fast preziöse, enge Beinstellung auf der gebo-

‚genen Standfläche, zum anderen durch den leich-

ten Schwung des fast gleichmäßig breiten, sich nicht verjüngenden oder herabhängenden Schwan-

zes, bei dem die einzelnen Augen und Federn in

Weiß auf Braun angegeben sind. Von Körper und

Kopf sind nur Umrisse erhalten. Vor diesem Pfau

ist noch eine goldfarbene Säule mit angelehntem

Stab erkennbar, die einen der aus den Beschrei-

bungen Ferruas bekannten Fruchtkörbe getragen haben muß. Die fünf unteren Arkosolien zeigen durchweg

Wasserszenen (Farbabb. 37-40), deren Grund horizontal in eine dunkelgrüne, darüber eine kräftig

blaue Zone geteilt ist. Beide stellen Wasser dar.

Der Himmel darüber ist hellblau, die Farbschicht ist hier nur vereinzelt erhalten. Das Arkosol der Nordwand (Farbabb. 37. 38), das heute fast ganz

durch den großen Sarkophag der Marcier verdeckt ist, zeigt einen Meerthiasos. Er ist in zwei Gruppen

unterschiedlicher

Bewegungsrichtung

gegliedert. Die Hauptfiguren ziehen vor den dunkleren Wasserstreifen nach links, die anderen über ihnen nach rechts. In der Mitte des Vorder-

grundes schwimmt ein Meerstier mit vorgestrecktem Kopf nach links. Auf ihm sitzt fast von vorn

gesehen ein Eros, der in der Rechten die an den

Hörnern befestigten Zügel hält, sich nach hinten

umwendet und die angewinkelte Linke zur Seite

streckt. Körper und Flügel heben sich in hellem, kaum

differenziertem Fleischton bzw. in Braun

ab. Der Kopf ist stark beschädigt, der linke Arm

und vor allem die Beine kaum zu erkennen. Nur teilweise ist auch ein Meerkentaur rechts davon erhalten, der an den roten Krebsscheren über dem

Kopf und dem Lagobolon in der erhobenen Rechten kenntlich ist. Er wendet sich dem Betrachter

zu. Hinter ihm erscheint ein gebogener Rücken, Abb. 278 Mausoleum Phi, Westwand, Detail des Sockels, Photo Mielsch.

wohl

ein

Teil

seines

Hinterleibes

in braunen

Farbtönen. Die genaue Form ist ebensowenig

4% Ferrua, Grotte 228, ‘© Wie bei Grab Z ist auch hier der Verfall der Fresken in den letzten Jahren schnell fortgeschritten, so daß die Beschreibung vom Zustand der Jahre 1971-72 und von älteren Photographien ausgeht. Die Fresken sind aber nur in der Sockelzone durch den mechanischen Abrieb sich drängender Besuchergruppen zerstört. In den oberen Wandteilen sind sie lediglich durch Kalkablagerungen verdeckt (Farbabb. 41). Ob eine eventuelle Restaurierung bei der Empfindlichkeit der Malschicht den alten Zustand wiederherstellen könnte, ist schwer zu entscheiden. #1 Ferrua aO. Toynbee und Ward Perkins 80. Reste eines Gegenstiicks sind nicht erkennbar, aber bei Ferrua a.O. genannt.

MAUSOLEUM PHI

Farbabb. 37 Mausoleum Phi, Nordwand, linker Teil des unteren Arkosols, Photo Mielsch.

Farbabb. 38 Mausoleum Phi, Nordwand, rechter Teil des unteren Arkosols, Photo Mielsch.

241

242

Abb.

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

279 Mausoleum Phi, Westwand, rechtes unteres Arko-

sol, Detail, Inst.Neg. 88.73

deutlich wie die Aktion seines linken Armes, die vielleicht ein Ruder hielt. Links springt ein Delphin aus dem Wasser, dann folgt in Gegenrichtung zu der Hauptgruppe ein Triton, der sich umwendet und mit der gesenkten Rechten das Horn eines Meerwidders packt, dessen brauner Körper sich deutlich von den grünen Beinwindungen des Tritons abhebt. Der genaue Verlauf dieser Beine ist nicht deutlich. In der hochgestreckten Linken hält er einen länglichen Gegenstand, vielleicht ein Ruder. Der hintere Teil der Schlangenbeine des Tritons ist weiß, Beide seitliche Figuren sind nicht nur beschädigt, sondern auch dadurch verunklärt, daß unter der abgefallenen Farbschicht der Meeresfliche bräunliche Grundierungen hervortreten, die nicht immer klar von den Spuren der bräunlichen Körper zu unterscheiden sind. Über dem oberen Mceresstreifen zicht ein Zug von Mcerungeheuern, die sich deutlich von dem hellblauen Himmel abheben. Ihre Körper scheinen durch das Blau des Wassers nicht durch, wirken also wie abgeschnitten. Es sind von links ein Hippocamp, ein Ketos, eine Meerziege und

wieder ein Hippocamp. Ihre Körper sind vielfach gewunden und enden mit senkrecht hochstchenden Flossen. Die Körper sind durchweg hellgrün, mit locker getupftem dunkelgrünem oder braunem Kontur.

Ein vereinzeltes Landschaftselement

ist ein Felsen ganz rechts oben.

Von den vier Nillandschaften in den Arkosolien der Seitenwände sind nur die beiden hinteren besser erhalten, Beim nórdlichen Arkosol der Ostwand (Farbabb. 37. 38) sind unten in den Ecken große, rótliche Fische zu schen, dazwischen mehrere schwimmende Enten in einheitlicher Bewegung. Auf der oberen, dunkelblauen Wasserschicht erscheinen weitere tauchende, schwimmende, sich umwendende Enten, dazwischen ein im tiefen Wasser ausschreitender Flamingo mit weißem Gefieder und rotem Schnabel. Kleine gras- oder schilfähnliche Pflanzen sind zwischen den Tieren verstreut. Das südliche Arkosol der Ostwand zeigt nur schwache Spuren von zwei Reihen von Enten, die in entgegengesetzte Richtungen schwimmen. Im nördlichen Arkosol der Westwand, das wegen der Position des großen Sarkophags kaum zu photographieren ist, gesellen sich zu den lebhaft bewegten oder schwimmenden Enten zwei große Schwäne und ein mit den Flügeln schlagender Vogel (Abb. 279) mit rétlichem Gefieder und weißen Aufhöhungen. Er sitzt auf einem kleinen Felsen. Der Schnabel ist nicht genau zu erkennen, es wird aber wohl ein Kormoran gemeint sein. Das südliche Arkosol dieser Wand ist besonders stark verkrustet. Nur undeutlich sind wieder zwei Enten und ein Flamingo zu

sehen. Die obere Wandzone ist unterhalb des glatten Gesimses und an den Rändern mit türkisfarbenen Streifen gerahmt. Über den Arkosolien kommen dazu noch weiße Ornamente aus punktverzierten Halbkreisen und Dreiecken. Dem Bogen dieser Lünetten folgen an den Seitenwänden jeweils reiche Girlanden aus verschiedensten Früchten und Blättern, die anscheinend in bunter Mi-

schung und in gleichmäßig lockeren Formen gegeben waren und nur an einzelnen kleinen Derails zu unterscheiden sind. Ob sie farblich differenziert waren, ist nicht mehr zu entscheiden. In der Mitte werden sie jeweils von einem schwebenden Eros zusammengehalten, der an der Westwand links (Abb. 280) in weitgreifendem Sprung begriffen scheint, während er rechts (Abb. 281) schräg von vorn schwebend dargestellt ist. Von den Gegenstiicken ist nichts bekannt. Wieder an der Westwand sitzen auf diesen Girlandenbögen innen große Vögel, vielleicht Häher, während in den Ecken auffliegende Tauben erscheinen. Die Girlanden entspringen im Zwickel zwischen den Arkosolien jeweils aus einem üppigen, steil

MAUSOLEUM PHI

Farbabb. 39 Mausoleum Phi, Ostwand, linkes unteres Arkosol, linker Teil, Photo Mielsch.

Farbabb. 40 Mausoleum Phi, Ostwand, linkes unteres Arkosol, rechter Teil, Photo Mielsch.

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DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 281 Mausoleum Phi, oberer rechter Teil der Westwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM PHI

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Abb. 282 Mausoleum Phi, oberer mittlerer Teil der West wand, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 283 Mausoleum Phi, oberer mittlerer Teil der Ostwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

aufwachsenden Kelch von Akanthusblittern, der

Kelches und die Girlanden scheinen ineinander zu verfliessen und ohne deutlich abgesetzten Kontur im Grund zu verschwimmen. Die Modellierung wird vorwiegend durch Glanzlichter erzielt, mit

seinerseits etwas unmotiviert über einer eckigen

ΟἹ dunkleren Basis emporwächst. An der Westwand ist darauf noch ein Tympanon gelegt, an der Ostseite ein kurzer Stab angelehnt. In der Mitte des Kelches erhebt sich jeweils die Hüftherme eines bärtigen Silens mit Nimbus und weit ge-

blähtem Mantel hinter dem Rücken (Abb. 282. 283). Der Hermenschaft ist unterhalb des Genitals von einem geknoteten Gewand umgeben, das an der Westwand auch noch den Schaft locker zu umhüllen scheint, während an der Ostseite die Kante des Schaftes deutlich sichtbar ist. Der bekränzte Silen der Westwand (Abb. 282) hat die linke Körperseite zurückgenommen und blickt nach links oben. Die gesenkte Rechte hält einen Kantharos, die angewinkelte Linke ein Tympanon.

Der glatzköpfige Silen der Ostwand (Abb. 283) wendet sich leicht nach links, streckt die Rechte mit einem Kantharos vor und stützt die Linke, die einen sehr kurzen Thyrsos hält, locker in die Hüfte, Der Gesamteindruck beider Figuren ist bewegt, unruhig, aber ohne scharfe Kontraste. Die einzelnen Körperteile ebenso wie die Blätter des

wenigen zarten Schattenpartien. Das zeichneri-

sche Element tritt ganz zurück. Vor dem roten Grund muß das Schimmern der vorwiegend hellen, perlmuttfarbenen Körper besonders eindrucksvoll gewesen sein. Die Oberzone der Nordwand war wohl ähnlich dekoriert, aber schon bei der Ausgrabung stark beschädigt. Photographien oder Beschreibungen der Reste existicren nicht. Die Frontseiten der Würfel zwischen den Arkosolien zeigten jeweils einen Palmettenvierpaft, eingefaßt von dünnen Linien.

Den wichtigsten Teil der Dekoration des Grabes bildeten die fünf Arkosoliumlünetten der oberen Wandzone mit ihren mythologischen Szenen. Die Bilder der Nord- und Ostwand waren allerdings schon bei der Auffindung sehr stark beschädigt und sind heute völlig unkenntlich, während die der Westwand unter der Verkrustung teilweise noch zu erkennen sind.

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DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 285 Mausoleum Phi, linkes oberes Arkosol der Ostwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM PHI

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Abb, 286 Mausoleum Phi, rechtes oberes Arkosol der Ostwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

An der Nordwand ist die Auffindung der Ariadne durch Dionysos dargestellt (Abb. 284). Ariadne liegt rechts im Bilde in der üblichen Haltung mit auf den Kopf gelegter Rechter und herabhiingender Linker. Zu ihren Häupten sitzt, auf sie blickend, mit geneigtem Kopf, eine Frau die sich mit der Rechten auf den Felsen stützt, auf dem sie Platz genommen hat. Schwache Reste lassen erahnen, daß hinter Ariadne ein sich vorbeugender Satyr stand, der sie aufdeckte. Dionysos stand weit links, fast frontal, mit einem Mantel um den Unterkörper. Rechts von ihm, ihn stützend, stand wohl ein Satyr in Ausfallstellung, von dem auf der Photographie wieder nur schwache Spuren zu sehen sind. Dunkle Gewandreste und ein Kopf (2) links von ihm gehören wohl zu einer zweiten Stützfigur. Besser erkennbar sind links davon ein fast frontal geschener ausschreitender Silen mit Mantel um den Unterkörper und eine ruhig stehende, ebenfalls nach links blickende Mänade. Breite Vorhangschwünge, die in der Mitte zusammengefaßt herunterhingen, füllen den oberen Teil des Bildraumes.

Das linke Arkosol der Ostwand (Abb. 285)

enthielt das römische Parallelthema zu dem vorigen, die Begegnung von Mars und Rhea Silvia. Rhea Silvia liegt in ähnlicher Haltung wie Ariadne und bettet ihren Kopf in den Schoß des Somnus, der schräg hinter ihr sitzt, mit Mantel um den Unterkörper, und die Rechte angewinkelt über das Haupt der Rhea Silvia hält, wohl mit dem Mohn. Von allen Figuren dieses Bildes waren schon bei der Ausgrabung nur Spuren erhalten. So auch von Mars, der vor dem Mädchen steht und zu ihr herunterblickt. Er steht sehr steif, trug über dem linken Arm nicht nur den Schild, sondern dahinter auch einen Teil des Mantels, den er mit der gesenkten Rechten gerade noch daran hindert, auf den Boden zu fallen. Über die Brust verläuft das dunkle Schwertband. Ganz links sitzt, wieder nur teilweise erhalten, Vesta auf einem mit Tüchern behängten Sitz.

Das rechte Bild der Ostwand (Abb. 286)

zeigt Herakles und Alkestis vor Admet. Der König

sitzt rechts, durch sein Szepter in der Linken gekennzeichnet. Er trägt einen Mantel um den Un-

248

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

terkörper. Die Rechte führt er in erstauntem Gestus zum Kinn. Hinter ihm steht ein Leibwächter in der üblichen Tracht mit bis zu den Knien reichendem Gewand und großem Schild. Die Rechte war gesenkt, vielleicht mit einem Speer. Beide blicken nach links, wo der fast frontal geschene Herakles, in merkwürdig gespreizter Körperstellung mit dem Fell über der Linken und einem Köcherband über der Brust, Alkestis herbeiführt. Sie ist in Dreiviertelansicht gegeben, in Chiton und Mantel gehüllt, von dem auch die gesenkte Rechte und die zur Schulter erhobene Linke eingehüllt sind. Der Kopf war wohl leicht geneigt Besser erhalten waren die beiden Bilder der Westwand, die aber recht ungewöhnliche Mythenversionen zeigen. So ist das linke Bild der Wand (Abb. 287) bald nach der Auffindung als Parisurteil gedeutet worden “12, was sicher nicht zutrifft. Es handelt sich vielleicht um eine Darstellung der Aglauriden mit Hermes. Das Zentrum der Handlung in der Mitte und rechten Hälfte des Bildes stellt ein hoher Rundsockel dar, auf dem sich wieder ein zylinderähnlicher Gegenstand erhebt. Beide waren vielleicht verziert, jedoch ist auf den Photographien nichts Sicheres auszumachen. Links davon sitzt auf einem rechteckigen FelsKlotz eine mit einem grünen Peplos bekleidete Frau. Sie streckt die Linke über den zylindrischen Behälter aus und hebt anscheinend ein Tuch hoch, das ihn verhüllt hatte und dessen Kanten ein Dreieck bis zur Oberseite des Sockels bilden, die Rechte ist auf den Felsblock gesetzt. Rechts davon steht fast frontal eine Frau im Peplos mit breitem Kranz, die die Rechte staunend zum Munde führt und die Linke gesenkt hält. Links von dieser Gruppe steht, kenntlich durch Petasos und Kerykeion, Hermes, der mit leicht geneigtem Kopf auf diese Gruppe blickt und die Rechte in entsprechendem Gestus anwinkelt, Ganz rechts folgt eine nur mit einem grünen Mantel um den Unterkörper bekleidete Frau im Profil nach links, die in angespannter Haltung auf einem Felsen sitzt. Links entspricht ihr eine steif an einen Fel-

sen lehnende oder sich aufstützende Figur mit gestreckten Beinen, die wohl ebenfalls einen Mantel um den Unterkörper trug. Ob sie männlich oder weiblich ist, ist nicht zu entscheiden. Vielleicht befand sich zwischen ihr und dem Hermes eine

weitere, nur an Resten des Oberkörpers deutliche Figur. Dies ist aber nur nach den Photographien nicht zu sichern. Der obere Teil der Arkosoliumslünette war auch hier wieder mit Vorhängen verziert, von denen Spuren kenntlich sind. In der rechten Arkosoliumslünette der Westwand (Abb. 288, Farbabb. 41) ist eine als Leda mit dem Schwan zu deutende Episode dargestellt. Den Mittelpunkt bildet hier eine fast unbekleidete Frau, die nach rechts davoneilt, sich umwendet und nur über der linken Armbeuge einen Mantel hält. Sie flicht offensichtlich vor einem Schwan, der mit erhobenen Schwingen sie zu verfolgen scheint. Er ist aber nicht allein, direkt hinter ihm folgt eine mit einem Peplos bekleidete Frau in Bewegung nach links, die sich nach Leda umwendet und beide Arme in erstauntem Gestus erhebt. Es wird wohl eine Dienerin sein. Rechts von di

ser Gruppe steht, frontal geschen, eine Quellnymphe mit überkreuzten Beinen, die sich mit der Linken auf die geläufige umgekippte Hydria stützt. Eine Ortspersonifikation ist wohl auch der sitzende Jüngling links, der sich weit zurücklehnt und sich von dem Geschehen abwendet, gleichwohl aber zuriickschaut, Sein Unterkörper ist wohl bekleidet. Die Laibungen aller Arkosoliumslünetten der Oberwand

waren verziert mit feinen Linienmus-

tern. Qudarate mit Punktrosetten wechseln mit Rauten in Rechtecken (Farbabb. 41). Die kleinen Nischen und die Fensterlaibung der Südwand sind verziert mit locker getupften Streurosen auf weißem Grund. Zur Dekoration der Grabkammer gehört schließlich noch die Decke mit den Wandlünetten. Sie sind, soweit erhalten, wieder rotgrundig, wovon nur die glatten Profilstäbe um die Fenster und an den Gewölbeanfängern sich abheben. Über den Deckendekor wissen wir nichts. Von dem Fußboden der Grabkammer in opus sectile sind größere Teile in der Mitte des Raumes erhalten, die unter dem Sarkophag nur teilweise sichtbar werden (Farbabb. 42). Das Muster besteht aus drei ineinandergesetzten, versetzten Quadraten. Schmale Keile durchschneiden zusätzlich die äußeren Quadrate. Fünf dieser Felder sind noch vorhanden, Die inneren Quadrate sind meist aus weißem Marmor, darunter zwei aus

#2 H. Speier, in: R. Herbig, Vermächtnis der antiken Kunst (1950) 205 £.

MAUSOLEUM PHI

Abb. 288 Mausoleum Phi, rechtes oberes Arkosol der Westwand, Photo Fabbrica di San Pietro.

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DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

prokonnesischem, eines aus verde antico mit auffällig großen, weißen Flecken. Die Dreiecke des zweiten Quadrats bestehen meist aus einer Marmorart, zweimal aus Breccia di Settebassi bzw. aus Cipollino, einmal aus Portasanta, nur einemal aus einer Kombination von Pavonazzetto, Giallo und Breccia di Settebassi, die wegen der verwandten Aderung und Farbung als gleichartig gelten konnten. Die äußeren Quadrate sind aus weißem Marmor verschiedener Sorten, darunter auch Breccia di Settebassi mit wenigen roten Einsprengseln, die diagonalen Keile aus verschiedenen dunklen Sorten (Africano 5, Portasanta 2, Breccia di Verona 2, Breccia Corallina 2, Giallo 1, Cipollino 1, bigio 1). Zur Ausstattung des Grabes gehören schließlich noch die Verzierungen der schmalen Mauern, die die Bestattungen auf den oberen Arkosolien einschließen. Sie sind natürlich nachträglich angebracht, dürften aber die erste Phase der Benutzung, vor der Aufstellung der Sarkophage der Familie der Marcier repräsentieren. Nach den Resten von Stuckriefeln am linken Arkosol der Westwand (Abb. 277) wird man entsprechende, vielleicht auch reichere Verzierungen wie im Nachbargrab Chi, auch für die übrigen Gräber erwarten, sodaß ein zusätzlicher Kontrast zu dem roten Grund vorhanden war. Zur ursprünglichen Ausstattung gehört dagegen das polychrome Mosaikemblem (Farbabb. 43) in der Fassade, das sicher noch ein Gegenstück hatte. In der rechten oberen Hälfte und am rechten Rand sind die Mosaiktesseren verloren, sodaß der grob gepickte Grund des Setzkasten sichtbar wird. Die Rahmung besteht aus einem schwarzen Zahnschnittmuster aus weißem Grund, wie es für diese Emblemata mit Vorliebe verwendet wird 4, Dargestellt ist, wie H.P. L’Orange erkannt hat, der Tod des Pentheus #4. Etwa die Mitte des Bildes nimmt eine große Pinie ein, in deren Äste

Pentheus sich geflüchtet hat. Erhalten ist bzw. war #5 von ihm nur ein Teil des rechten Unterschenkels sowie der gelb-grau gestreifte Schuh in

einer Astgabel. An dem Baum springt ein seltsam gedrungener Tiger hoch. Zwei Mänaden, von denen eine Agaue sein muß, greifen mit ihren linken Händen in den Baum und versuchen ‚Pentheus herabzuzichen. Die vordere in Ausfallstellung trägt einen dunkelgrünen Peplos, der die rechte Brust und das rechte Bein freilässt und einen wallenden roten Mantel über der Linken. Sie hält ein Schwert.

Die zweite, von ihr teilweise verdeckte

Mänade #6 in ähnlich drapiertem, rotgelbem Gewand hält einen Speer. Beide sind bekränzt. Wohl nicht in die Handlung einbezogen war eine nur teilweise erhaltene Mänade rechts von dem Baum, die mit angewinkeltem linken Bein auf dem Boden kniet und sich vorbeugt. Sie trägt einen weißen Peplos und roten Mantel. Wenn sie sich, wie anzunehmen, mit einem kleinen Tier oder nem sakralen Gegenstand beschäftigte, war hier ein idyllischer Kontrast zur Hauptszene gegeben. Zu dieser gehörte noch eine weitere Figur, von der hinter ihrem Rücken ein gebogenes Knie und ein Gewandzipfel erscheinen. Die Farben der verwendeten Marmortesserae - Glas kommt nicht vor - ind vielfältig, aber gedämpft. Durch weiße Aufhóhungen wie bei dem Gewand der ersten Mänade oder durch dunkle Linien wie bei den Gewändern oder dem Baumstamm wird zum Teil schr kontrastreich modelliert. Jedoch kommen gerade bei den nackten Körperteilen auch zartere Abstufungen vor. Die Augen erscheinen verhältnismäßig groß und schwarz gerahmt. 2b. STILISTISCHE

UND

IKONOGRAPHISCHE

BE-

MERKUNGEN DATIERUNG UND STIL

Ähnlich wie das Nachbargrab ist auch das Grab Phi nicht durch Ziegelstempel oder durch Inschriften datiert, Die beiden Sarkophage der Marcier sind erst in das Grab gebracht worden, als alle verfügbaren Bestattungsfliichen belegt wa-

43 s, M.Donderer, in: Mosaiques, Recueil d’hommages ἃ Henri Stern (1983) 123 ff 44 F.P.L'Orange, Likeness and Icon (1973) 178 ff. Toynbee und Ward Perkins 71 £. 4% Ein Teil der Tesseren ist vor einer Restaurierung in den achtziger Jahren herausgefallen. 41 Die Figurist von L’Orange a.O. als Dionysos gedeutet worden. Unterschiede zu der Mänade im Habitus sind aber nicht zu erkennen. Als Nachlässigkeit des Mosaizisten ist wohl zu erklären, daß der linke Arm einen goldgelben Ärmel hat, der rechte aber nackt ist

‘MAUSOLEUM PHI

Farbabb. 41 Mausoleum Phi, Westwand, rechtes oberes Arkosol, Photo Mielsch.

Farbabb. 42 Mausoleum Phi, Marmorfuftboden, Photo Mielsch.

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DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

ren, und füllten den Raum dann auch völlig aus. Sie geben nur einen sehr weiten Terminus ante quem vor der Mitte des dritten Jabrhunderts, wie ihn auch der Bautypus nahelegt. Die stilistische Einordnung der Malereien erlaubt eine etwas genauere Eingrenzung, aber keine Datierung auf das Jahrzehnt, was auch allgemein für die Malerei der Zeit zutrifft. Der vor allem noch bei der Meerszene der Nordwand (Farbabb. 37. 38) und auf den Photographien der beiden Silene (Abb. 282. 283) faRbare Malstil des Grabes ist gekennzeichnet durch sehr zarte Modellierungen, die vorwiegend durch Variationen einheitlicher Grundfarben erzielt werden. Schattierungen werden nur angedeutet, auf die für die antoninische Zeit typischen zeichnerischen Gestaltungsmöglichkeiten wird fast völlig verzichtet. So entstehen fast impressionistisch anmutende Gebilde, die plastisches Volumen nur noch vortäuschen, nicht mehr “greifbar” machen. Typisch ist dafür wohl auch die fehlende farbliche Differenzierung der Bestandteile der Girlanden. Beabsichtigt scheint die Darstellung einer kleinteilig bewegten Oberfläche ohne große Kontraste, nicht die Charakterisierung nach Material, Form und Farbe. Diese Art der Malerei ist typisch für die severische Zeit. Aus der Grabmalerei könnte man hier etwa das Aureliergrab am Viale Manzoni nennen oder das verlorene Grab beim Statiliergrab #7. Bei beiden finden sich nicht nur entsprechend modellierte Figuren, sondern auch Girlanden gleicher Art, ferner die charakteristischen Ornamente mit punktverzierten Halbkreisen und Dreiecken und die unmotivierten Stoffbahnen in den Bildfeldern, die eine Wiederaufnahme von Motiven des vierten Stils bedeuten 18, Die stärkere Expressivität der Malereien des zweiten Grabes und die reduzierte Form mancher Details weist wohl darauf hin, daß es später ist als das Aureliergrab oder andere frühe Gräber des dritten

Jahrhunderts. Das Grab Phi dürfte daher an den Anfang des dritten Jahrhunderts oder schon an das Ende des vorhergehenden gehören. Diz WANDE

Die kleinen Wandflächen, die die Arkosolien umrahmen, zeigen in ihren Motiven mehrere Rückgriffe auf ältere Perioden der römischen Wandmalerei. Dazu gchören die knienden Satyrn (Farbabb. 36), die in ähnlicher Funktion auf Sockeln des 4, Stils vorkommen #9. Die aus einem Blattkelch aufsteigenden Hüfthermen (Abb. 282. 283) finden sich in ähnlicher Größe innerhalb der Gesamtdekoration nur in Wänden des 2. Stils, etwa im Haus des Caesius Blandus in Pompeji °, wo sie auch Girlanden tragen. Hermen des 4. Stils reduzieren dagegen die vegetabilischen Elemente auf einfache Kelche und sind auch im Kontext der Wände weniger bedeutsam ‘1, Vergleichbar sind in der gleichzeitigen Wandmalerei Figuren auf Kandelabern als Girlandenträger in Grab 9 der Villa Corsini 2, Mehrfach verwendet sind solche Stützfiguren in antiochenischen Mosaiken der Zeit 45. Eigenartig und neu gegenüber den Vorbildern ist aber, daß hier die zu stützenden Teile nicht in der Malerei angegeben sind. Die Satyrn befinden sich unter dem glatt vorspringenden Gesims des Sockels, ihre Funktion wird aber nicht weiter deutlich gemacht. Diese Widersprüchlichkeit scheint typisch für die severische Malerei #4. DIE UNTEREN ARKOSOLIEN

Die schlecht erhaltene Meerszene der Nordseite (Farbabb. 37. 38) mit ihren unterschiedlichen Gestalten entspricht in ihrer Vielfalt cher den pompejanischen Friesen #5 als den Nerei-

7 N. Himmelmann, Das Hypogäum der Aurelier am Viale Manzoni (1975) mit der älteren Lit. V.Leon, RómHistMitt 3, 1958-60, 279 ff. E. Nash, Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom (1961) 359f.

48 s. dazu Mielsch, Wandmalerei 9 s. Casa di Meleagro, Pompeji, Schefold VP. Taf. 96,2. 0 9 *2 *5

HG. Beyen, Die pompejanische Wanddekoration II 1(29) Abb. 96; Schefold VP. Taf. 27. s, Moorman, La pittura parietale romana come fonte di conoscenza per la scultura antica (1988) 134 f. Ῥ 5. Bartoli, Gli antichi sepolchri ovvero mausolei romani ed etruschi (1697) Taf. 13, D. Levi, Antioch Mosaic Pavements (1947) 137 Taf. 26. 149 Taf. 27 b. 29 a.

4's, Mielsch, Wandmalerei “ὦ Reinach, Repertoire Peinture 41, 1.2; schipf. 45.

EUM PHI

Farbabb. 43 Mausoleum Phi,

Mosaikemblem der Fas ade,

Photo Fabbrica di San

Pi

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DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

denzügen der gleichzeitigen Thermendekoration 425 oder der Sarkophage. Ganz ohne Parallele scheint der gegenläufige Zug von Meeresungeheuern am oberen Rand, der weniger als hintere Begrenzung der Meeresflüche denn als rahmendes Element wirkt. Die Vermeidung räumlicher Effekte ist für alle Malereien des Grabes typisch. Die Wasserlandschaften (Farbabb. 39. 40) teilen mit denen anderer Gräber der Zeit, etwa auf der Isola Sacra oder an der Via Salaria ®”, die Reduktion der ursprünglichen ägyptisierenden Elemente. Sie sind hier aber immerhin noch durch einen Flamingo vertreten, während sie anderswo ganz fehlen, Nicht erkennbar ist die auf der Isola Sacra zu beobachtende Vorliebe für eine Betonung der Bildmitte und der Ränder durch kleine Säulchen bzw. Felsen # DIE OBEREN ARKOSOLIEN

Dionysos und Ariadne (Abb. 284). Das Bild entspricht dem gängigen Typus, den F.

Matz

auf

hellenistische

Vorbilder

zurück-

geführt hat“. Von den pompejanischen Bildern unterscheidet sich das des Marciergrabes durch

den völlig flächigen Aufbau und die Stützungsgruppe im Zentrum statt des alleinstehenden

Dionysos. Die Gruppe findet sich aber schon in hellenistischer Zeit und gehört anscheinend zum

ursprünglichen Typus, der dann auch auf den Sarkophagen verwendet wird. Verwandt ist das schlecht erhaltene Bild von der Via Appia 0, Dem ursprünglichen Typus mit dem aus der Tiefe

herausströmenden Thiasos ähnelt dagegen eher

6 #7 +8 ©

das entsprechende Bild im Grab Phi.

Als Grab-

bild ist das Thema seit der Basilica sottertanea belegt 9 Mars und Rhea Silvia (Abb. 285).

Das Bild ist die ausführlichste Fassung des Themas 9? in der Flichenkunst mit Ausnahme des Gegenstücks im Grab Chi. Das Bild der Domus Aurea ® mit herabschwebendem Gott zeigt schon Somnus neben Rhea Silvia und einen zuschauenden Hirten, der hier fehlt, im Nachbargrab aber vorkommt. Die aufrechte Haltung des Mars und seine Wendung zu der sitzenden Frau (?) ist sonst nicht überliefert. Venus als Zuschauetin neben anderen Göttern ist nur auf den Sarkophagen vertreten, die etwa gleichzeitig mit dem Gemälde einsetzen 4, Die Göttin ist aber nicht wie hier in die Handlung gleichsam einbezogen. Zudem ist sie auf dem ähnlichen Bild im Grab Chi verhüllt und faßt ihren Schleier. Eine Deutung als Vesta ist daher wohl vorzuzichen. Ihre Verhüllung entspricht dem üblichen Typus der

Göttin 5. Ihre Anwesenheit soll wohl die Verbindung des Gottes mit der Vestalin sanktionieren.

Herakles und Alkestis (Abb. 286). Das Bild, dessen Hauptgruppe auch im Grab I vorkommt ®%, hat seine engste Parallele im Nasoniergrab ©, Dort findet sich nicht nur der sitzende Admet, sondern auch sein Leibwächter, der in den Stichen Bartolis fälschlich als Athena ergänzt ist und stets so gedeutet wird. Seine Funk-

tion ergibt sich aber eindeutig aus dem schwarzen Fries der Villa Farnesina, wo ähnliche Somatophylakes mehrfach neben dem König auftauchen ^5.

Mielsch, Wandmalerei Calza, Necropoli 149 f. Abb. 74. M. de Vos, BullMusCom 18, 1971,9 ff. s, dazu Mielsch, Wandmalerei. F. Matz ASR IV 3, 360 ff. M.L. Bernhard, LIMC ΠῚ (1986) 1062 ££.

#0 C. Pietrangeli, Capitolium 15, 1940, 911 f.

91 J, Engemann, Untersuchungen zur Sepulkralsymbolik der späteren römischen Kaiserzeit, JbAChr 2. Erg.H. (1973) 17 Anm.24. *: P. Aichholzer, Darstellungen römischer Sagen (1983) 68 ff. F.C. Albertson, AJA 91, 1987, 441f. bes. 455ff.

99 Reinach, Repertoire Peinture 58,7

4 G. Koch-H Sichtermann, Römische Sarkophage, HdArch (1982) 184f. 9 E, Simon, Die Götter der Römer (1990) 229 ff. 965. 0. $.214. #7 B. Andreae, Studien zur römischen Grabkunst, 9. Erg.HRM (1963) 43.121 Taf. 51, 1-2. W.N. Schumacher, RAChr 50, 1974, 340 f. Abb. 4. LIMCI (1981) 537 (M. Schmidt). 9* 1. Bragantini-M. de Vos, Le pitture, MusNazRom II 1 (1982) 234 ff. Taf. 153.155.156.158.160.161,

MAUSOLEUM PHI

Hermes und die Aglauriden (Abb. 287). Das Bild ist ohne bekannte Parallele. Deutlich ist, daß hier ein Gegenstand aufgedeckt wird. Dies erinnert an den bekannten Mythos der Aglauriden 9. Dazu würde die offensichtlich gespannte Haltung der beiden rechten Frauenfiguren passen, die die Enthüllung des Kästchens erwarten. Darstellungen dieses Mythos sind allerdings sonst nicht bekannt. Die Gegenwart des Hermes bei der Szene erklärt sich aus seiner Beziehung zu einer der Schwestern, aus der Keryx als Stammvater der Keryken hervorgeht. Diese Sagenversion wurde nicht lange vor der Entstehung des Grabes Phi von Markellos für die verstorbene Frau des Herodes Atticus, Annia Regilla, beansprucht #0, Es erscheint denkbar, daß die aktualisierte Sage “ sich über die Familie des Herodes Atticus hinaus etwa im Kreis seiner Klientel verbreitete und so die attische Sage auch in Rom in severischer Zeit noch zur Darstellung gelangte. Leda (Abb. 288). Das Ledabild unterscheidet sich vor allem durch die starke Bewegung der Hauptfiguren von dem üblichen Typus ^?. Leda ist sonst ruhig stehend dargestellt, der Schwan kann jedoch ncben ihr stchen und an ihrem Gewand zichen. In Rückenansicht der Leda erinnert das Bild an einen in der Kleinkunst verbreiteten Typus mit einer

ruhig stehenden oder sich bewegenden Frau und

255

einem Wasservogel, der ursprünglich cher für Aphrodite verwendet wird, der aber auf dem etwa gleichzeitigen Mosaik von Palaipaphos “> wohl schon auf Leda übertragen worden ist. Leda und der Schwan werden sonst allein dargestellt. Erst auf dem Mosaik des 4. Jhs. von Nea Paphos “4 sind ähnlich viele Begleitpersonen vorhande wie hier. Dazu gehórt ein bártiger Eurotas, der der Quellnymphe des Grabes entspricht. Die Frau im Peplos ist wohl als Gefährtin der Leda zu verstehen, wie sie in dem zyprischen Mosaik

als Lakaine bezeichnet sind. In der Grabmalerei ist Leda sonst nicht belegt, kommt aber auf Sarkophagen als Gegenstück zur Entführung Ganymeds und damit als Bild der Entrückung "Ὁ vor. Mosaik mit Pentheus.

Das Mosaik ist schon mehrfach publiziert worden. Eine genaue Entsprechung in der Flächenkunst ist nicht bekannt, die einzige genaue Parallele ist der schon von L'Orange herangezogene Tischfuß #, 3. LOSE FUNDSTÜCKE

Neben Resten von Ziegeln verdient ein in der

Mitte gebrochener Tonsarkophag (I: 82, h: 19, b: 25 cm) Erwähnung.

© LIMC I (1981) 183 ff. (U. Kron). #0 W. Ameling, Herodes Atticus II (1983) Nr. 146. * E, Simon, in: LIMC VI (1992) 36 s.v. Keryx. E. Simon danke ich für den Hinweis auf die Deutungsmöglichkeit. «2 Vgl. etwa Mosaik Beirut, E. Chéhab, Mosaiques du Liban (1959) 22 Taf. 9,2. Mosaik Antiochia, D. Levi, Antioch Mosaic Pavements (1947) 208 Taf. 46 a. +3 W. Martini,in: Festschrift F. Brommer (1977) 223 ff. Taf. 60.1.

44 NI, Daszewski, Dionysos der Erlöser (1985) 33 f. +9 Engemann a0. 18 f #4 5.0. Anm. 414.

RAUM PHI 1

Der Raum Phi 1 stellt kein eigenes, geschlossen ertichtetes Mausoleum dar, sondern nur einen Ausbau des Ganges zwischen Mausoleum Chi und Phi (Tal. 33-35. 39). Ob er auf der Vorderseite durch eine Türwand geschlossen war, läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden, ist aber anzunchmen. Für eine Tür mit seitlichen Pfosten wire aus-

reichend Platz, und die Fenster hätte man direkt neben dem Titulus anbringen können. Die Ausstattung des Innern war denkbar einfach. Die Gestaltung des Fußbodens ist wegen der hohen Verschiittung ungewiß, aber an keiner Stelle ließen sich Spuren einer aufwendigeren Ausstattung nachweisen. An den Seitenwänden blieb der rote, wasserfeste Putz, der an den Mausoleen Chi und Phi die Sockelpartien vor Feuchtigkeit schützen sollte, erhalten. Die Rückwand gegen den Iter hin schloß man mit einer ziemlich dicken Mauer aus Opus Vittatum, die in der Flucht der Rückwand von Phi verläuft und dann rechtwinklig auf den nordwestlichen Pilaster von Chi stößt. An dieser Stelle ist auch ein Rest des Tonnengewólbes erhalten, das den Raum nach oben hin deckte (Abb. 289). Dieses Gewólbe war mit den Seitenwänden der benachbarten Mausoleen nur locker verbunden. Auf der Außenwand von Phi finden sich Spuren einer Aufrauhung der Ziegeloberflüche, die besonders für ein unteres Auflager grob aufgehackt wurde. Darüber liegen ebenso wie auf der Wand von Chi unregelmäßig verteilt einzelne, stärker ausgebrochene Löcher. Das Gewölbe reichte also mindestens bis zur moder-

Abb, 289 Mausoleum Phi’, Blick in die Grabkammer wäh rend der Ausgrabung, Photo Fabbrica di San Pietro,

nen Mauer hin, die jetzt den vorderen Abschluß bilder. Das Gewölbe war lach mit bipedalen Ziegelplatten gedeckt, von denen in der Nordostecke noch ein Fragment erhalten ist. Darauf lag wasserfester Putz, der auf die Seitenwände nach oben hin auslief. Von ihm sind noch deutliche Spuren auf beiden Seiten erhalten. Auf der Nordseite ist durch Deckziegel in der Mitte der Wand ein AusfluB eingefügt, der das Regenwasser in den Iter leitete. Die architektonische Gestaltung gibt nicht mehr zu erkennen, ob der Raum besonders für Bestattungen hergerichtet wurde. Eine andere Funktion neben der des Grabbaus läßt sich aber in diesem Bereich nur schwer vorstellen.

MAUSOLEUM CHI

der Mauern beträgt 3-3,5 cm, der Pfeiler 3,5-4 cm,

1. BAUBESCHREIBUNG

die Höhe von 10 Schichten entsprechen 37,5-39,5

bzw. 40-42 cm.

Mausoleum Chi besteht aus einer einfachen, verhältnismäßig kleinen Kammer (Taf. 33-35. 39). Die Fassade ist vollständig zerstört, so daß die Seitenwände direkt in das moderne Mauerwerk ein-

westlichen Seite liegt dabei neben der Bestattung

tenpfeilers verkleidet. Daraus läßt sich auf Grundmae von 3,23 m in der Breite (mit den Pilastern)

Innern des Grabes hin frei. Da er hoch übermauert ist, wurde er wohl gleich bei Errichtung

(- 26 cm) mal 14 (- 6 cm) entspricht **. Trotz der Zerstörung läßt sich die Fassade zumindest z.T. aus den erhaltenen Resten rekon-

genden

schüttung nicht zu überprüfen.

dabei

einfachen Muster belegt (Abb. 291). Quadratische Platten von etwa 31 cm Größe sind derart von Dreiecksplatten umsäumt, daß sich insgesamt Fel-

binden, das im Innern das Fundament eines Grot-

und etwa 4,20 m in der Tiefe schließen, was 11

struieren. Die Wand der modernen Mauer folgt der antiken Türwand,

denn der 126 cm

breite Travertinstein des Fundamentes liegt dort

noch in situ. Die Breite der Tür insgesamt mit den Pfosten entspricht offenbar der Raumbreite, denn

an den südlichen Sockeln der unteren Arkosolien läuft der Putz leicht konkav hervor. An dieser Stelle band er also in die Pfosten ein.

Da auf der Rückseite die Ecken außen von

Der Fußboden wird von einem gemauerten Fundament für den Plattenbelag gebildet. Auf der im Arkosol noch ein weiterer Begräbnisplatz zum

des Mausoleums angelegt. Auf der gegenüberlieSeite ist dieser Befund

wegen

der Ver-

Der Boden ist mit Marmorplatten in einem

der von etwa 58-59 cm Größe ergeben “8, Offen-

bar kaufte man die Marmorverkleidung nach die-

sem genormten Muster ein, denn es ist in keiner Weise auf die Innenmaße des Mausoleums abgestimmt, sondern auf der Ostseite wurden die Fel-

der fast genau mittig zerschnitten 4

Pfeilern gefaßt sind, wird das auch für die Vorder-

Von den in Opus Vittatum ausgeführten

nach diesem Vorbild, besaßen sie eine normale io-

gesehen, zwei übereinanderliegende Reihen von

nische Basis, wegen des starken Geländeabfalls einen etwa 1 m höheren Schaft und offenbar ko-

Arkosolien um (Abb.

rinthische Kapitelle, von denen auf der Rückseite

re der Nordseite wird an den Ecken von den Sockeln der beiden seitlichen Arkosolien überdeckt. Die untere Zone schließt ein breites Stuck-

seite anzunehmen sein. Rekonstruiert man sie

freilich nur die unterste Schicht mit den Ansätzen

von zwei Blattreihen zu sehen ist. Die Lage des Gebälkes gewinnt man aus dem Verlauf der Ziegel auf der Außenseite der Ostwand, die Höhe des Giebels aus der Höhe der Tonne, mit der die

Mausoleumskammer geschlossen war. Auf der Vorderseite müssen

Fensteröffnun-

gen und Titulus gesessen haben. Die Ziegelhöhe

Wänden der Kammer laufen, von der Türseite ab290). Das Mauersystem ist

mit einzelnen Bipedalplatten verfestigt. Das unte-

profil ab, das an einzelnen Stellen noch gut erhal-

ten ist. Über einem kleingliedrigen eierstabartigen

Ornament liegt ein lesbisches Kymation. Die Rahmenleisten der Arkosolien sind dann freilich so

weit zerstört, daß sich von ihrem Aussehen keine Vorstellung mehr gewinnen läßt.

+7 A. Ferrua, BullCom 70, 1942-43, 105f. Abb. 3. 8 Zu den Marmorsorten: s. S. 272. #9 Dasselbe Muster wurde im Mausoleum Phi verwandt, o. $. XXX. Zur Beschreibung u.s. XXX. XXX.

260

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Laut

1

1

i

i

Abb. 290 Mausoleum Chi, Rekonstruktion der Innenwände (W.N.), R. Roggenbuck (1 : 50).

--.-.-.-. ν Abb. 291 Mausoleum Chi, Rekonstruktion des FuSbodens, R. Pahlke.

MAUSOLEUM CHI

Die oberen Arkosolien sind im Gegensatz zu den unteren weniger tief und von einem Halbbogen überdeckt. Dabei fügte man schon bei Errichtung in den südlichen Ecken blockartige Aufmauerungen ein, zwischen denen auf der Innenseite dünne Mauern verliefen, um sarkophagähnliche Kästen zu gewinnen. Für die Abdeckung dieser Kästen war auf der Rückseite gleich eine stuckverkleidete, horizontal umlaufende Ziegelkante eingelassen, auf der an der Wandseite die Bipedalplatten auflagen. Daß es sich um solche Ziegelplatten handelte, zeigt die Breite der Kästen und die Löcher im Stuck des westlichen Arkosols, die etwa alle gleichmäßig 60 cm entfernt voneinander liegen. Außerdem ist der Teil einer Platte mit dem Fragment eines Stempels möglicherweise aus der

Zeit des Commodus erhalten 59. Die Vorderseite dieser kastenartigen Aufsätze war reich geschmückt. Von dem westlichen Arkosol sind noch Teile der Stuckdekoration erhalten, die man wohl zu einer symmetrischen Komposition mit rundem Bildfeld in der Mitte ergänzen

darf. Vor dem nördlichen Arkosol ist eine Bipedalplatte einzementiert, die noch die Reste des Mosaiks zeigt. Das östliche Arkosol blieb offenbar unbenutzt, denn dort fehlen entsprechende Spuren. Hingegen hatte man anscheinend im nördlichen Arkosol vor, noch eine weitere Bestattung über die erste zu legen, denn in der Rückwand liegt eine horizontal eingehackte Rille, die später nicht durchgezogen wurde. Als oberer Abschluß der Wände licf ein ungeschmücktes Profil um, über dem die Tonne des Gewölbes ansetzte. Von ihr aber ist nichts mehr erhalten. Man hat sie offenbar möglichst tief abgeschlagen, damit sich bei der Auffüllung keine Hohlräume bilden konnten. 2a. DEKORATION

Neben und nach dem benachbarten Grab Phi, dem es in vielen Details der Ausstattung ännelt, ist die Dekoration dieses Grabes eine der reichsten der Nekropole. Die Wände sind wieder monochrom, diesmal weiß, was eine unterschiedliche Maltechnik und eine bessere Erhaltung zur Folge hat. Die plastische Ausstattung in Stuck ist #9 CIL XV, 1, 166.

261

wieder beschränkt, hier auf glatte Stäbe neben einem roten Streifen als Rahmung der unteren Akosolien und bei dem Gesims der Sockelzone cin Scherenkymation und einen Eierstab über bzw. unter einem violetten Streifen. Wieder mit einem violetten Farbstreifen sind in der Hauptzo-

ne der Wand die Ecken, die Unterseiten des glatten Gesimses und die Innenkanten der Arkosolien verziert,

Der Schmuck der Sockelzone besteht jeweils aus waagrechten Lorbeergirlanden mit deutlich voneinander abgesetzten Blättern an langen Stengeln. Die Bänder an den Enden werden von schwebenden Eroten mit überkreuzten Beinen gehalten, deren Haltung bei den sechs mehr oder weniger gut erhaltenen Beispielen an Nord-, We-

st-und Ostseite nicht variiert. Die der Westwand sind am besten erhalten (Abb. 292). Die drei Arkosolien der Sockelzone zeigen Meerwesenszenen. Das Wasser ist jeweils durch unregelmäßige blaugrüne Pinselstriche angegeben, die den grau-weißen Putz durchscheinen lassen (Farbabb. 44), An der Oberkante des Arkosols sind jeweils bandartige, rote Vorhänge befestigt, die wie in Grab Phi keinen Zusammenhang mit den Bildern haben. Im nördlichen Arkosol (Farbabb. 44) ist der Triumph der Aphrodite dargestellt. Ein Triton links und ein Meerkentaur rechts halten ein braun-schwarzes, fast dreieckiges Tuch, in dem die zierliche Gestalt der Venus fast unbewegt, mit ausgebreiteten Armen liegt. Der Mantel muß so einst als Folie für den heute nur noch in Umrissen deutlichen Körper gewirkt haben. Der Kopf ragt über das Tuch hinaus, ist aber

nur noch in Spuren zu erkennen. Die linke Hand

der Aphrodite liegt auf dem Kopf des Kentauren, die Rechte auf ihrem Knie. Der Triton, schräg von vorn geschen, greift mit beiden Händen den oberen Teil des Tuches. Der durch Krebsscheren gekennzeichnete Kentaur hält das Tuch mit der Linken im unteren Teil, mit der Rechten am oberen Zipfel. Bei beiden ist der menschliche Körper

in kräftigem Braun, der Unterkörper in grünen

Tönen mit bräunlichen Schattierungen gegeben. Beim Kentauren sind Kopf und Oberkörper verblaßt, Beine, Zotten und Windungen des Unterkörpers nur noch undeutlich zu schen, während bei dem Triton der Oberkörper gut, die im

262

‘DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 292 Mausoleum Chi, Westwand, Detail des Sockels, Photo Fabbrica di San Pietro.

Abb. 293 Mausoleum Chi, Ostwand, unteres Arkosol, Photo Fabbrica di San Pietro.

MAUSOLEUM CHI

263

Abb, 294 Mausoleum Chi, Westwand, unteres Arkosol, Photo Fabbrica di San Pietro. Grund verschwindenden, tordierten Beine noch deutlich zu erkennen sind. Links von der Haupt-

gruppe reitet ein Eros auf einem Delphin, der al-

lerdings von den vielen dunklen Verunreinigun-

gen des Grundes fast verdeckt wird. Er scheint rechts ein Pendant gehabt zu haben, von dem

aber nur wenige Spuren sichtbar sind.

Noch schlechter erhalten ist das Arkosol der Ostwand (Abb. 293) Am linken Bildrand

schwimmt hier ein von zwei Delphinen begleiteter

Eros nach rechts. Es folgt ein Hippokamp, auf dessen Rücken ein stehender Eros die Zügel hält.

Noch weniger ist erhalten von der Mittelgruppe

mit einer sich aufstützenden, nach links gewendeten Nereide mit rötlichem Mantel um den Unterkörper, die auf einem kaum noch kenntlichen Meerkentauren saß, der nur durch die roten Krebsscheren zu identifizieren ist. Die rechts fol-

gende Gruppe mit einem Meerungeheuer ist nicht mehr näher zu bestimmen. Das besser erhaltene Arkosol der Westwand (Farbabb. 45; Abb. 294) beginnt links mit einem

nur fragmentarisch erhaltenen Meerungeheuer mit mehrfach eingerolltem Körper, auf dessen letzter Windung

nach

rechts

gewandt

ein

Eros

mit

blauen Flügeln sitzt. Er beugt sich nach vorn und hält einen Zweig oder Zügel. Es folgt ein locker skizzierter Hippokamp in grünen, braun schattierten Tönen. Er wird an Zügeln geführt von einem Meerkentauren, der sich zur Mitte des Bildes hinwendet. In der Linken hält er ein Lagobolon, von der Armbeuge flattert ein grüner Mantel ab. Sein Hinterleib ist in zwei fast kugelförmigen Windungen aufgerollt. Auf der hinteren sitzt eine Nereide, die sich mit der Rechten auf die vordere Windung aufstützt und auf den Kentauren blickt. Thr Kopf ist kaum noch zu erkennen. Sie trägt cinen Mantel in kräftigem Rot um den Unterkörper und über den abgestreckten linken Arm, der einen Zweig hält. Das helle Inkarnat des Oberkörpers hebt sich von dem Braun des Kentauren deutlich ab. Bei der Schwanzflosse verfärbt sich der grüne Leib des Kentauren gleichsam in Luftperspektive blau. Direkt darauf folgt rechts ein nur in Umrissen sichtbarer Hippokamp mit zottiger brauner Mähne und kugelfórmig eingerolltem Leib und ein kleiner schwimmender Eros. Die Oberwände sind ähnlich dekoriert wie in Grab Phi, jedoch nicht mit Girlanden, sondern mit blüten- oder fruchtbesetzren Zweigen, die

264

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 295 Mausoleum Chi, Westwand, oberer Teil, Photo Mielsch.

Abb. 296 Mausoleum Chi, Westwand, rechter Zwickel, Photo Mielsch.

ähnlich auseinandergezogen sind wie die Blattgirlanden des Sockels, also typologisch doch von Girlanden abhängen. Sie begleiten jeweils die Bögen der Arkosolien. Auf ihnen sitzen wieder Vögel. An der Westwand (Abb. 295) schen wir Rosen und einen kleinen Vogel mit grünem Gefieder und roter Haube (Specht?), an der Nordwand Äpfel oder Quitten und einen Häher, an der Ostwand Trauben und einen amselähnlichen Vogel. Offensichtlich sind hier die Jahreszeiten vom Frühjahr bis Herbst gemeint. An der Nordwand und ebenso an den stark verkrusteten südlichen Zwickeln der Seitenwände haben diese Zweige keinen besonders markierten Anfangspunkt. An den nördlichen Zwickeln der Seitenwände (Farb-

vorgestreckten Linken hält er ein nicht mehr deutlich erkennbares Gefäß, wohl einen Kantharos. Das Gegenstück an der Westwand (Abb. 296) ist noch schlechter erhalten. Nach dem hellen Inkarnat ist es weiblich, also wohl eine Mänade. Das rotbraune Gewand scheint reich bewegt, die Haare waren blond. Sie steht frontal, mit erhobener Rechter und hielt in der linken einen unbestimmbaren, goldfarbenen Gegenstand. An der Nordwand ist die Mitte der Zweige durch eine Pansmaske betont (Abb. 297), deren abgefallene Fragmente heute im Archivio der Rev. Fabbrica di S. Pietro aufbewahrt werden. Von den Malereien der oberen Arkosoliumslünetten ist nur die der Nordwand einigermaßen erhalten. Es fehlt ein schmaler Streifen in der rechten Bildhälfte. Der ebenfalls verlorene Teil des Verputzes trug wohl keine Malereien. Dargestellt ist die Auffindung der Ariadne durch Dionysos (Farbabb. 47; Abb. 298). Links im Bild liegt Ariadne und stützt sich mit dem rechten Arm auf einen in grüner Bemalung angedeuteten Felsen. Sie hat den linken Arm über den zu ihrer rechten Schulter gedrehten Kopf gelegt. Die Augen sind geschlossen. Der schr schlanke, langgestreckte Körper ist in goldgelben, in den Schattierungen fast olivgrünen Tönen gegeben. Hüften und Beine sind von einem gelblichen Gewand mit violettem Saum umgeben. Ein dunkelroter Mantel, den sie

abb. 46; Abb. 296) entwickelt sich über einem vie-

reckigen grünen, mehrfach gestuften Sockel jeweils ein Blattkelch, zum Teil mit blauen statt grünen Blättern. Nach außen steigt daraus ein mandorlaähnliches Rankengebilde auf, von dessen Spitze eine Traube herabhängt und aus dem sich seitlich die Zweige über den Arkosolien entwickeln. Im Zentrum der “Mandorla” steht an der Ostwand die Hüftherme eines mit Weinlaub bekränzten, bärtigen Silens (Farbabb. 46). Ein roter Mantel ist um seinen Unterkérper und über den linken Arm geschlungen. Dieser verhüllt anscheinend auch das Pedum, das er in der Linken neben einem keulenartigen Thyrsos trägt. In der

MAUSOLEUM CHI

Farbabb. 44 Mausoleum Chi, Nordwand, unteres Arkosol, Photo Mielsch.

Farbabb. 45 Mausoleum Chi, Westwand, unteres Arkosol, Photo Mielsch.

265

_

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DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 298 Mausoleum Chi, Nordwand, oberes Arkosol, Photo Fabbrica di San Pietro,

MAUSOLEUM CHI

Farbabb. 46 Mausoleum Chi, Ostwand, linker Zwickel, Photo Mielsch.

Farbabb. 47 Mausoleum Chi, Nordwand, oberes Arkosol, Photo Mielsch.

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DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 299 Mausoleum Chi, Ostwand, oberes Arkosol, Photo Mielsch.

um beide Arme geschlungen hat, dient als Folie für den Oberkörper. Ein Zipfel dieses Mantels

wird von einem hinter ihr stehenden Satyrn weggezogen. Dieser steht fast frontal, wendet sich nur

mit der Gebärde der Rechten und dem zur Seite

gerichteten Blick an Dionysos. Er trägt einen Fellschurz und einen Fichtenkranz. Die Unterschenkel sind wie bei

Ariadne und den folgenden

Personen stark beschädigt. Dionysos steht in der Mitte des Bildes, schon durch seine Größe hervor-

gehoben, in lässigem Schwung des leicht gedreh-

ten Körpers und stützt sich mit der Linken auf die Schulter eines breitbeinig neben ihm stehenden

Satyrn. Die linke Armbeuge ist mit einem Mantel umwickelt, der dann in gerader Linie herabfällt, die Hand hält locker einen Thyrsos mit langen, flatternden Bändern. Die Rechte deutete nach unten, zu Ariadne. Die Hand ist aber wie der Unterkörper durch die erwähnte Zerstörung unsichtbar. Die Details des Gesichts sind mit wenigen

Pinselstrichen angedeutet, der Kopf ist von einem

buschigen Blattkranz umgeben. Der Körper hat

die gleiche Färbung wie der der Ariadne, während die Satyrn dunkelbraun sind.

Diese zentrale Gruppe wird von weiteren

dionysischen

Figuren

gerahmt.

Links

neben

Ariadne steht eine bekränzte Mänade mit einem

rotbraunen, blau gesäumten Mantel um den

Oberkörper, der über ihren linken Unterarm fällt.

Die Hand hielt wohl einen gebogenen Thyrsos, zu dem die Bänderreste über ihrem Kopf gehören. Er ist auf älteren Aufnahmen (Abb. 298) besser sichtbar als heute. Über dem Kopf der Ariadne erscheint von einem Felsen in blassem Blaugrün halb verdeckt, ein Satyr, der auf die Gruppe blickt, die Rechte ebenso hoch vorstreckt wie die Mänade links und mit der anderen Hand ein Lagobolon hält. Sein Inkarnat ist heller als das der anderen Satyrn, fast graubraun. Am rechten Bildrand, hinter Dionysos, folgt ein Symplegma. Ein bärtiger Silen, frontal geschen, hält eine neben ihm stehende, sich umwendende Mänade an der linken Hand fest und versucht mit der linken Hand, ihren hinter dem Rücken ausschwingenden Mantel wegzuziehen. Die Beine der Mänade sind von einem gelben Gewand verhüllt. Auch hier sind die unteren Partien der Figuren stark beschädigi. Im oberen Arkosol der Ostwand ist wie in Grab Phi dic Begegnung von Mars und Rhea Silvia (Abb. 299; Farbabb. 48) dargestellt. Kenntlich sind jedoch meist nur die Umrisse der Figuren.

Rechts im Bild liegt Rhea Silvia, in ähnlicher Pose und Kleidung wie Ariadne, jedoch mit herabhiingendem linken Arm. Zu ihren Häupten sitzt, sich zu ihr umwendend, cine bärtige Gestalt, Somnus, der mit der Rechten den rechten Unterarm der Rhea Silvia ergreift, in der Linken das Horn mit dem Schlafsaft hilt. Der Unterkörper ist in einen grünen Mantel gehiillt. Seine Flügel sind nur ganz schwach auszumachen. Das Gewand der Silvia besteht aus einem gelben Chiton um den Unterkörper mit violettem Rand; violett ist auch der Mantel gefärbt, der wie der der Ariadne drapiert scheint. Mars steht fast in der Mitte des Bildes und blickt auf sie nieder. Er ist vom Betrachter weggewen-

det, trägt Helm mit hohem Busch, Schwertgehä ge, Speer und Schild in der Linken. Um den Unterkörper trägt er einen roten Mantel, Unter der herabhängenden Rechten sind schwache grünblaue Farbspuren zu schen, wohl der Rest eines Mantels. Vor Mars schwebt ein Eros, der auf die Liegende deutet. In der linken Bildhälfte sitzt auf einem großen verhängten Möbel, schräg zur Hauptszene gewandt, eine verhiillte Frau, die die eine Hand zum Kinn erhoben hat, die andere wohl im Schoß hielt. Ihr Untergewand ist dunkelrot, der Mantel um den Unterkórper goldgelb, der Schleier rötlich.

MAUSOLEUM CHI

269

Abb. 300 Mausoleum Chi, Westwand, oberes Arkosol, Zeichnung M. Boss.

Zwischen dieser Figur, in der man wohl Vesta erkennen kann, und der Hauptgruppe ist schwach eine Geländeangabe in Grün mit gelben Linien zu erkennen. Darüber erscheinen, teilweise

überschnitten, zwei sehr kleine Figuren von Hir-

ten in Mantel und breitkrempigem Hut. Der rechte trägt zwei Speere.

Das Arkosol der Westwand zeigt eine nur teilweise erhaltene dionysische Szene, vielleicht aus der Kindheit des Gottes. Dargestellt sind ruhig stehende oder wenig bewegte Figuren, die aber oft nur als blasse Farbspur oder sogar nur durch stärkeren Glanz der Oberfläche gegenüber dem Grund kenntlich sind (Farbabb. 49; Abb. 300). Die Reihe beginnt links mit einer frontal stehenden Frau in violettem Gewand und gelbem Mantel, dessen Schatten blau und grün sind. Der mur in Spuren erhaltene Kopf war leicht nach rechts gedreht. Der rechte Arm war wohl bis in Kopfhöhe in einem erstaunten Gestus erhoben. Die Linke ist nicht zu erkennen. Direkt neben ihr

steht, sie vielleicht berührend, ein Satyr in

merkwürdig steifer Schrittstellung nach links, der sich umwendet. Auch hier sind vom Kopf nur getinge Reste erkennbar. Über seiner linken Schul-

ter und dem Arm ist ein breites, dreieckiges Gewand ausgebreitet. Darauf erscheinen - nur sehr schlecht zu erkennen - die Umrisse einer helleren, kleineren Figur, deren Hüftlinie sich allein deutlicher abzeichnet. Auch die Beine und Füße sind schwach vor dem Körper des Satyrn zu erkennen. Nur zu diesem auf dem Arm getragenen Kind kann wohl auch das Lagobolon gchören, das weit rechts von der Schulter des Satyrn erscheint. Die

nächste Figur ist wieder eine Frau in der

gleichen Gewandung wie die erste. Sie steht mit leichter Wendung nach rechts, hat den Kopf etwas gesenkt, die rechte Hand abwehrend erhoben, die Linke wohl in die Hüfte gestützt. Sie blickt zu einem Schwan zu ihren Füßen herab, der sich nach rechts bewegt. Sein Gefieder ist gelbweiß, in der Kontur teilweise grün. Er trägt eine

rote Halskrausc, wohl eine Blütengirlande. Es folgt wieder eine stehende Frau in violettem Gewand und gelbem Mantel, der diesmal aber fast den ganzen Körper bedeckt. Der Hüftschwung ist hier noch stärker ausgeprägt als bei der ersten. Oberkörper, Kopf und Arme sind kaum erkennbar. Die Rechte scheint aber über den Kopf erho-

270

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 301 Mausoleum Chi, Nordwand, Mosaikemblem, Photo Fabbrica di San Pietro.

ben zu sein, die Linke war wohl gesenkt. Direkt neben ihr steht ein Satyr, der nach rechts ausschreitet, sich umwendet und in der Linken ein Lagobolon hält. Der rechte Arm war angewinkelt. Der Kopf ist mit einem Kiefernkranz geschmückt,

der noch deutlich erkennbar ist, während sonst nur schwache Spuren der Figur sichtbar sind. Den Abschluß bildet eine nach links gewandte, sich vorbeugende Frau in einem um die Hüften geknoteten Mantel in Golb, unter dem ein violettes Gewand sichtbar wird. Sie hält einen kleinen Korb mit grünen Blättern und goldenen Blüten. Die Szene ist gerahmt von kleinen Säulen links und rechts Die Wandzone über dem Gesims war eben-

falls dekoriert. Erhalten ist nur in der Mitte der Westwand ein Bodenstreifen und die ausschreitenden Beine eines Mannes (Abb. 295). Die Gräber in den oberen Arkosolien waren durch grobe Mauern abgeschlossen, die sicher nachträglich aufgeführt wurden, da sie an die ver-

putzten Ecksockel anstoßen. Die beiden erhaltenen Mauern an Nord-und Westwand tragen zusätzliche Dekorationen. An der Nordwand ist in den Verputz, dessen feine weiße, wohl ursprünglich verzierte Oberfläche fast überall verloren ist, ein Mosaikemblem auf einer Terrakottaunterlage (56x56cm) eingelassen. Vom Mosaik sind nur der obere und der untere Streifen erhalten (Abb. 301). Es ist wieder von einem feinen Zahnschnittmuster zwischen zwei schwarzen Linien gerahmt. Dargestellt war eine mythische Szene in einem Palast. Im oberen Streifen sicht man eine korinthische Säule, daneben und dahinter einen weißen Vorhang mit braunen Faltentälern, der in der Mitte des Bildes von einem Mast mit gedrehter Kannelur getragen zu sein scheint. Die Fortsetzung des Vorhangs links ist verloren. Ein im Profil gegebener Fuß mit Sandale in der Mitte des unteren Bildstreifens gehörte wohl zu einer nach links gerichteten thronenden Figur. Davor standen dicht

gedrängt und leicht schräg gestellt zwei Figuren,

MAUSOLEUM CHI

Farbabb. 48 Mausoleum Chi, Ostwand, oberes Arkosol, Photo Mielsch.

Farbabb. 49 Mausoleum Chi, Westwand, oberes Arkosol, Photo Mielsch.

271

272

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

Abb. 302 Mausoleum Chi, Westwand, Stuckverkleidung, Photo Fabbrica di San Pietro.

cine in grauem Gewand, unter dem ein rechter Fuß mit schwarzer Umrifllinie hervorkommt, und eine weitere mit nacktem rechtem Fuß, zu der wohl ein Gewandzipfel in Rot gehört, der den vorigen überschneidet. Beide Figuren werfen nach rechts einen hellbraunen Schatten. Am rechten unteren Bildrand sind weitere graue Gewandteile und eine rotbraune, runde Ciste, wohl ein Bücherbehältnis zu sehen. Zu den Hintergrundsfiguren gehörte in der rechten oberen Bildhälfte, vor der Säule eine Dienerin in weißer Haube und blauem, ärmellosem Gewand, die den rechten Zeigefinger über den Mund legt. Das Gesicht dieser Amme ist fast dreieckig, die Brauen sind betont. Die Gewandfalten sind jeweils durch dunklere Farblinien gekennzeichnet. Eine Deutung der Szene scheint bei dem geringen Umfang der erhaltenen Teile nicht möglich. Es handelt sich wohl um eine der beliebten Wiedererkennungsszenen mit einem Jiingling - mit männlichem und weiblichem Begleiter - vor seinem königlichen Vater, der die Amme beiwohnt. Für eine genauere Identifizierung fehlen die Indizien. An der Mauer des westlichen Arkosols ist nur zum kleinen Teil (auf etwa 55 cm) eine Stuckverzierung erhalten (Abb. 302). Auf ein senkrechtes Profil stößt ein Halbkreis an, an den sich wieder

die gelappten, doppelt liegenden Blätter einer Dolde legen. In den halbkreisfórmigen Zwickeln oben und unten sind Reste von Blütenranken erhalten. Das Relief ist hoch, schwer, aber mit deutlichen Kontrasten modelliert 5, Der Fußboden, der zur ursprünglichen Austattung gehört, weist das gleiche Muster wie Grab Phi auf (Abb. 291; Farbabb. 50). Die inncren der drei gegeneinander versetzten Quadrate, von denen zwei erhalten sind, sind aus weißem Marmor. Die Flächen des zweiten Quadrates (fünf erhalten) bestehen aus mehrfarbigen Marmoren, die ganz beliebig kombiniert scheinen. Es sind vor allem Breccia di Settebassi, Cipollino, Portasanta, Bigio, Bardiglio und Schiefer. Die äußeren Quadrate sind dagegen wieder durchweg aus weißen oder grauen Marmorsorten, unter denen auch prokonnesischer Marmor auftritt. Die Keile, die diese Quadrate unterteilen, bestchen aus Breccia di Settebassi, Breccia corallina, Cipollino, Bigio,

Pavonazzetto, Africano. 2b. STILISTISCHE

UND

IKONOGRAPHISCHE

BE-

MERKUNGEN Das Grab Chi ist nicht durch Inschriften oder andere Hinweise datiert. Die stilistische

51 Entfernt vergleichbar ist ein Sarkophag vom Largo Chigi, G. Koch, BJb 180, 1980, 78 Abb. 24.

MAUSOLEUM CHI

273

Farbabb. 50 Mausoleum Chi, Marmorfußboden, Photo Mielsch.

Einordnung kann nur einen ungefähren Hinweis geben, da in dieser Zeit fest datierte Malereien kaum bekannt sind. Auffällig ist bei den Malereien des Grabes, besonders dem besser erhaltenen Bild mit Dionysos und Ariadne (Farbabb. 47) die Vorliebe für übermäßig langgestreckte Figuren. Auch

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ren der Hirten im Hintergrund angegeben. Pseudoplastizität und Räumlichkeit setzen diese Bilder deutlich von denen der severischen Zeit wie in Grab Phi ab. Auch vorher findet sich nichts Vergleichbares. Dagegen zeigen einige Grabmalereien wie das Prometheusbild in der Via Ostiense 9? ähnliche Züge. Sie können mit den Tendenzen zur stärkeren Monumentalisierung verbunden werden, die in den Katakomben um die Mitte des 3. Jhs. faßbar werden, besonders in der Lucina Gruft E #% und in der Orpheus-Krypta in der Callisto-Katakombe 59*, Für das Grab Chi muß man cine ähnliche Datierung annehmen, ohne daß man den Zeitraum weiter einschränken könnte.

Da er in wesentlich blasseren Farben gemalt ist, ist

Dit WANDE

wieder aufgegriffen.

Der Typus der Wanddekoration entspricht im wesentlichen dem des Grabes Phi.

hier die alte Form der Luftperspektive zusätzlich

Ähnlich sind im Bild mit

Mars und Rhea Silvia (Abb. 299) die kleinen Figu-

2 M. Floriani Squarciapino, BullCom 75, 1953-5, 109 f£; dies. Il Museo della Via Ostiense (1955) 23 f. Abb. 7; H. KaiserMinn, Die Erschaffung des Menschen auf den spatantiken Monumenten des 3. und 4. Jhs. JbAChrist, Erg.-Bd. 6, 1981, 36 Taf.

15. Zur Dat. s. Mielsch, Wandmalerei. 5? Wilpert, Malereien Taf. 6 ; Wirth, Wandmalerei 175 f. Taf. 40; L. Reekmans, Le tombeau du Pape Corneille et sa région cémeteriale (1964) 205 f. Abb. 76. 4 Wilpert, Malereien Taf. 37. Zur Dat. s. Mielsch, Wandmalerei

274

DIE HEIDNISCHE NEKROPOLE UNTER ST. PETER IN ROM

DIE UNTEREN ARKOSOLIEN

Das Aphrodite-Bild (Farbabb. 44) gehört in eine Tradition 59, die in der Grabkunst in Grab F erstmals faßbar wird. Völlig einmalig ist aber, daß ‚Aphrodite hier nicht in einer Muschel sitzt, sondern auf einem dreieckigen Tuch gehalten wird. Sonst sitzt sie wie in einem Mosaik in Timgad 456

allenfalls auf dem Rücken eines Meerkentauren und hat hinter sich als Folie die Felle, die über die Arme der Kentauren hängen. Hier ist aber ganz deutlich ein Stück Stoff gemeint, das von den Meerwesen oben gehalten wird. Man wird hier wohl ein Mißverständnis des Malers annchmen. Die beiden anderen Meerszenen entsprechen dem aus einzelnen Gräbern und aus der Thermendekoration bekannten Repertoire. Auffällig ist die Beschränkung auf jeweils eine Mittelgruppe mit ciner Nereide, zu der nur kleine Begleitfiguren hinzutreten. Als Vorbild haben also nicht Friese gedient, sondern Einzelfiguren. Die kugelige Form der Einrollung des Ketos (Abb. 294) ist in ihrer abstrakten Form ähnlich singulär wie das Tuch

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bei Aphrodite, Der Maler scheint also cigenwillige Formen geliebt zu haben. DIE OBEREN ARKOSOLIEN

Die beiden Bilder mit Dionysos und Ariadne bzw. Mars und Rhea Silvia (Abb. 298. 299) entsprechen jeweils denen des Grabes Phi, sind aber durch Hintergrundsfiguren bereichert, die auf die ältere Tradition zurückgehen #7. Der Maler hat also nicht die Bilder des früheren Nachbargrabes als Vorlage benutzt, sondern die Vorbilder in der jeweils reichsten uns bekannten Form wiedergegeben. Das dionysische Bild (Abb. 300) ist zwar gesichert durch die eindeutigen Formen der Satyrn. Die nicht ganz sichere Darstellung des DionysosKindes auf dem Arm cines Satyrn hat keine ganz genauen Parallelen, aber doch einige Entsprechungen in den dionysischen Sarkophagen “5, Singulär scheint der Schwan, der sonst im dionysischen Bereich nicht vorkommt.

#6 J. Lassus, La mosaique gréco-romaine (1965) 255 f. Abb. 11. S. Germain, Les mosaiques de Timgad (1973) Nr. 56 Taf. 58 5.0. S247 E254 f. 8 s. F, Matz, ASR IV, 343 ff.

MAUSOLEUM PSI

Vom Mausoleum Psi ist nur eine hintere Mauerecke sichtbar, die aus einem Abschnitt der Nordmauer gegenüber den Mausoleen A und B. und der Westmauer neben Mausoleum Chi besteht (Taf. 33-35. 39). Auf der Rückseite sind die Ziegelreihen mit einer Stärke von 3-4 cm lockerer gelegt, so daß 10 Schichten eine Höhe von 45-47 cm ergeben, während sich auf der Nebenseite 10 Schichten mit einer Ziegelhöhe von etwa 3 cm zu 35-36 cm addieren. Dort sind zwei Reihen von Gerüstlöchern zu schen. Der Grundriß des Mausoleums läßt sich ungefähr rekonstruieren. Am oberen Rand der antiken Mauerpartie der westlichen Wand liegt eine rechteckige Öffnung, die auf einen Fensterdurch1aß schließen läßt. In Lage und Gestalt wäre sie mit den Öffnungen in Mausoleum Z vergleichbar. Die Höhe beträgt etwa 31 cm (entspricht acht Schichten), die Unterkante liegt dann 2,64 m unter dem Bodennivcau. Auf der Außenseite scheint damit das Fenster sehr niedrig in der Mauer zu sitzen. Geht man aber von der Innenseite aus, entspricht es weitgehend Mausoleum Z. Dort beträgt die Höhe der Fensterunterkante vom Boden im Innern 3,60 m, die übertragen auf Psi dem Bodenniveau im benachbarten Mausoleum Chi fast entspricht, Die Fensterbreite beträgt etwa 25 cm, der Abstand der südlichen Außenkante von der moderen Mauer 87 cm. Das ergibt einen Abstand det Mittclachse des Fensters von der Rückwand von etwa 2,96 m (10 röm. Fuß). In Parallele zu Mausoleum Z darf man annehmen, daß das Fen-

ster genau in der Wandmitte liegt. Somit ergibt sich für das Mausoleum Psi eine Tiefe von 592 m (20 röm. Fuß). Die Breite läßt sich ebenfalls erschließen. Die Mauer ist auf 469 m erhalten. Sollte im Innern auf der Rückwand wie im Mausoleum Phi nur ein Arkosol gesessen haben, müßte die Nordostkante des Mausoleums fast noch sichtbar sein. Nach der Anbringung der Fenster und der Gestaltung des Äußeren ähnelt Mausoleum Psi aber cher Z mit zwei Arkosolien auf der Rückwand. Daraus folgt dann eine Breite von etwa 19-20 römischen Fuß

(562-592 m). Die Abdeckung dürfte ähnlich wie bei Z ausgeschen haben, Zwischen Mausoleum Psi und Chi wurde in einer späteren Zeit eine einfache, recht schwache

Mauer aus Opus Vittatum eingefügt. Wie hoch sie

aufgeführt war, läßt sich nicht klären, da sie an den Außenwänden der beiden benachbarten Mausoleen keine Spuren hinterlassen hat. Da sie ausgesprochen schwach angelegt ist, wird es sich kaum um eine im Zuge der Zuschüttung der Nekropole errichtete Stützmauer handeln, sondern cher um eine Trennmauer, die zwischen den Mausoleen weitere Begräbnisstätten abgrenzen sollte. Dieses Areal wird kaum überdeckt gewesen sein.

Die zeichnerische Bauaufnahme und Rekonstruktion von Mausoleum E stammt von K. Gaertner, die von F-H von J. Weber, die von I von W. Bruszewski, die von Z-Psi von R. Roggenbuck, die Gesamtdarstellungen von E-I wiederum von J. Weber.

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