Die Handelsgesetzgebung des Deutschen Reiches: Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch einschließlich des Seerechtes. Allgemeine Deutsche Wechselordnung nebst den ergänzten Reichsgesetzen. Mit ausführlichem Sachregister herausgegeben [Reprint 2021 ed.] 9783112395806, 9783112395790


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German Pages 708 [718] Year 1894

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Die Handelsgesetzgebung des Deutschen Reiches: Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch einschließlich des Seerechtes. Allgemeine Deutsche Wechselordnung nebst den ergänzten Reichsgesetzen. Mit ausführlichem Sachregister herausgegeben [Reprint 2021 ed.]
 9783112395806, 9783112395790

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Verlag von Veit & Comp. in Leipzig.

Institutionen des römischen Rechts. Ein Lehrbuch von

Dr. Rudolf Leonhard, o. ö. Professor an der Universität Marburg.

gr. 8.

1894.

geh. 11

geb. 12 JL

Lehrbuch der

deutschen Rechtsgeschichte von

Dr. Richard Schröder, o. ö. Professor an der Universität Heidelberg.

Zweite, wesentlich um gearbeitete Auflage. Mit einer Abbildung im Text und vier Karten.

Lex. 8.

1894.

geh. 20 Jt, geb. in Halbfr. 22 JL

Praktische

Pandektenübungen für

Anfänger zum akademischen Gebrauch und zum Selbststudium. Von

Dr. Rudolf Stammler, Professor an der Universität Halle a. S.

8.

1893.

geb.

In Ganzleinen 8 jK 60 9}.

Die Handelsgesetzgebung des Deutschen Reiches.

Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch einschließlich des Seerechtes

Allgemeine Deutsche Wechselordnung nebst

-en ergänzenden Neichsgesehen. 2Rit ausführlichen Sachregister.

Herausgegeben von

Dr. Emil Friedberg, Aöniji. Lachs. Geh. Hofrath und o. Prof, der Rechte an der Uniu. Leipzig.

Dritte, wesentlich vermehrte Ausgabe.

Leipzig, Verlag von Veit & Comp. 1894.

Druck von Metzger L Wittig in Leipzig.

Vorrede zur ersten Ausgabe. Die in das Handelsrecht einschlagenden gemeinrechtlichen Normen

sind nicht mehr allein in dem Handelsgesetzbuche und in der Wechsel­ ordnung zu finden. Auch die Reichsjustizgesetze, das Strafgesetzbuch, die Reichs-Konkurs-, die Reichs-Gewerbe-Ordnung u. s. w. müssen herangezogen werden. Die von mir besorgte Ausgabe beabsichtigt, dies ganze Material zusammenzusassen. Daher sind keine Erklärungen zum Texte des Gesetzbuches gegeben, wohl aber die einschlagenden Bestimmungen der anderen Reichsgesetze mit abgedruckt worden, die umfangreicheren im

Anhänge. Ich glaube damit einem Bedürfnisse für die Vorlesungen über Handelsrecht, welches ich wenigstens stets empfunden habe, und welches durch keine der bisherigen Ausgaben voll befriedigt wird, abzuhelfen. Aber auch für kaufmännische Kreise, meine ich, wird es werthvoll sein, den gesammten Rechtsstoff zusammengefaßt zur Hand zu haben. Sind diese doch noch weniger als die der jungen Juristen in der Lage, sich das in dem Gesetzbuche enthaltene Material nach allen Seiten hin ergänzen zu können. Der ursprüngliche Text des Gesetzbuches ist mit deutschen Typen gedruckt; die späteren Abänderungen sind dagegen durch lateinischen Druck erkennbar gemacht. Die ausführlichen Sach- und Quellenregister werden die Be­ nutzung des Buches erleichtern. Leipzig, im März 1890.

Vorrede zur dritten Ausgabe. Während die zweite Ausgabe im Jahre 1890 nur die seit

dem Erscheinen der ersten publizirten neuen Gesetze hinzugefügt hatte, ist jetzt das ganze Buch einer Revision unterzogen worden.

Vorrede zur ersten Ausgabe. Die in das Handelsrecht einschlagenden gemeinrechtlichen Normen

sind nicht mehr allein in dem Handelsgesetzbuche und in der Wechsel­ ordnung zu finden. Auch die Reichsjustizgesetze, das Strafgesetzbuch, die Reichs-Konkurs-, die Reichs-Gewerbe-Ordnung u. s. w. müssen herangezogen werden. Die von mir besorgte Ausgabe beabsichtigt, dies ganze Material zusammenzusassen. Daher sind keine Erklärungen zum Texte des Gesetzbuches gegeben, wohl aber die einschlagenden Bestimmungen der anderen Reichsgesetze mit abgedruckt worden, die umfangreicheren im

Anhänge. Ich glaube damit einem Bedürfnisse für die Vorlesungen über Handelsrecht, welches ich wenigstens stets empfunden habe, und welches durch keine der bisherigen Ausgaben voll befriedigt wird, abzuhelfen. Aber auch für kaufmännische Kreise, meine ich, wird es werthvoll sein, den gesammten Rechtsstoff zusammengefaßt zur Hand zu haben. Sind diese doch noch weniger als die der jungen Juristen in der Lage, sich das in dem Gesetzbuche enthaltene Material nach allen Seiten hin ergänzen zu können. Der ursprüngliche Text des Gesetzbuches ist mit deutschen Typen gedruckt; die späteren Abänderungen sind dagegen durch lateinischen Druck erkennbar gemacht. Die ausführlichen Sach- und Quellenregister werden die Be­ nutzung des Buches erleichtern. Leipzig, im März 1890.

Vorrede zur dritten Ausgabe. Während die zweite Ausgabe im Jahre 1890 nur die seit

dem Erscheinen der ersten publizirten neuen Gesetze hinzugefügt hatte, ist jetzt das ganze Buch einer Revision unterzogen worden.

Dabei sind nicht nur die aufgehobenen und in den beiden ersten Ausgaben ausgelassenen Artikel des Handelsgesetzbuches und der Wechselordnung — mit Ausnahme von HGB, Buch V, Tit. 4 — mit ausgenommen, weitere Bestimmungen des Reichsstrafgesetzbuches, der Reichsjustizgesetze, der Konkursordnung, der Gewerbeordnung und andere einschlagende Reichsgesetze hinzugefügt, fonbeni auch die neueren und einige ältere Gesetze im Anhänge mitgetheilt worden. Neu gegenüber der ersten Ausgabe enthielt schon die zweite: das Internationale Abkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr, die Telegraphenordnung, das Patentgesetz, das Gesetz, betr. den Schutz von Gebrauchsmustern und die Ausführungsverordnung zu den beiden zuletzt genannten Gesetzen. Die dritte Ausgabe hat diesen Zuwachs beibehalten und außer­ dem hinzugefügt: das Gesetz, betr. die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, das Uebereinkommen zwischen dem Reich und Oesterreich über den gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschutz, das Gesetz über das Postwesen des Deutschen Reiches, den Weltpostvereinsvertrag mit den dazu gehörigen Uebereinkommen, die Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands, die Schiffsvermessungsordnung, die Berordnungen zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See, sowie über das Verhalten der Schiffer nach erfolgtem Zusammen­ stoß, das Gesetz, betr. Ergänzung der Bestimmungen über den Wucher, und das Reichsstempelgesetz. Außerdem sind noch im Nachtrage mit­ getheilt worden das Gesetz zum Schutz der Waarenbezeichnungen mit der dazu gehörigen Ausführungsverordnung und das Gesetz, betr. die Abzahlungsgeschäfte. Dagegen ist fortgelassen worden das Gesetz, betr. die Unfallsver­ sicherung der Seeleute, weil es nur verwaltungsrechtlichen Inhaltes ist. So darf ich denn hoffen, daß diese dritte Ausgabe, bei der auch das Register eine vollständige Umarbeitung und Erweiterung erfahren hat, noch mehr als die früheren den Bedürfnissen des kaufmännischen Lebens, der gerichtlichen Rechtsprechung und vor Allem des aka­ demischen Unterrichtes genügen werde. Leipzig, 12. Juni 1894.

Emil Friedberg.

I. Inhalt. Seite

Bundesgesetz, bete, die Einführung der Allgem. Deutschen WechselOrdnung, der Nürnberger Wechsel-Novellen «nd des Allgem. Deutschen Handelsgesetzbuches als Bundesgesetze. Vom ö.Quiii 1869 1 Deutsche RV 4.................................................................................... 1 Hamburg. V 5./3. 49, 5—7.......................................................... 3 Preusz. V 13./5. 67, 8—10.......................................................... 8 Brem. V 12./2. 66; G. 2B./4. 76; G. 6./5. 77.......................... 4 Hamburg. G 22./12. 65, 50 .................................................6

Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch. Allgemeine Bestimmungen (Art. 1—3)..................................................... 9 GVG 118......................................................................................... 9 CPO 265 9 G. 10./7. 79, 3............................................................................... 9 GVG 70. 100 .................................................................................... 9 GVG 101—103............................................................................. 10 GVG 104—109 11 GVG 110—118............................................................................. 12 GVG 23............................................................................................ 12 EG z. CPO 3. 13. 14................................................................... 13 Erstes Buch. Vom Handelsstande (Art. 4—84).................................... 14 Tit. I. Von denKaufleuten (Art. 4—11)..................................................... 14 GO 14. 15. 34................................................................................ 14 GO 3b. 148...................................................................................15 GO 4................................................................................................. 15 CPO 51............................................................................................ 16 GO 11.............................................................................................17 Tit. II. Von deinHandelsregister (Art. 12—14).......................................... 17 KO 104............................................................................................ 17 KO 105............................................................................................ 18 KO 151............................................................................................ 18 KO 175.............................................................................................18 KO 184............................................................................................. 18 KO 191............................................................................................. 18 Tit. III. Bon den Handelsfirmen(Art. 15—27).......................................... 19 CPO 18. 19............................... 20

Seite

Tit.

Tit.

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Tit.

CPO 22—24 ................................................................................. 20 CPO 29. 30 20 CPO 31................................................................................................. 21 CPO 165............................................................................................21 CPO 168. 169 21 KO 64................................................................................................. 21 KO 208 ......................................................................................... 21 RG 30./3. 88 ................................................................................... 23 IV. Von beitHandelsbüchern (Art. 28—40)................................ 24 GO 38...................................................... 24 CPO 259 ................................................................. ..... 25 CPO 392 ....................................................................................... 25 CPO 409 ....................................................................................... 25 KO 112.................................................................................... 26 KO 209 ...................................................................... • .... 26 KO 210. 211..........................................................................27 V. Bon den Prokuristen u. Handlungsbevollmächtigten (Art. 41—56) 27 CPO 159............................................................................... 28 GO 44. 44 a.......................................................................... 29 StGB 266 ....................................................................................... 31 VI. Von den Handlungsgehülfen (Art. 57—65)................................ 32 GO 154................................................................................................. 32 GL 105 d........................................................................................... 32 KO 54................................................................................................. 32 RG 15./6. 83, 2................................................................................. 32 RG 22./6. 89, 1 ............................................................................ 32 Vereinszollgesetz 1./7. 69, 153 ...................................................... 33 KO 19................................................................................... 34 VII. Von den Handelsmäklern oder Sensalen(Art. 66—84)... 35 StGB 266 .......................... 35 GO 1.........................................................................................38

Zweites Buch. Von den Handelsgesellschaften (Art. 85—249) . 39 Tit. I. Von der offenen Handelsgesellschaft(Art. 86—149).... 39 Abschn. 1. Von der Errichtung derGesellschaft (Art. 85—89) 39 Abschn. 2. Das Rechtsverhältniß der Gesellschafter unter ein­ ander (Art. 90—109) 40 Abschn. 3. Von dem Rechtsverhältniß der Gesellschaft zu dritten Personen (Art. 110—122)............................................. 44 KO 198—201 ............................................................................ 46 KO 214............................................................................................46 KO 14............................................................................................47 KO 44............................................................................................47 KO 57............................................................................................ 47 Abschn. 4. Von der Auflösung der Gesellschaft und dem Aus­ treten einzelner Gesellschafter aus derselben (Art. 123—132) 47 CPO 729. 730 ...................................................................... 48

Seite Abschn. 5. Von der Liquidation der Gesellschaft (An. 133—145) 50 Unfallversicherungsgesetz 6./T. 84, 96 ................................ 51 Unsallversicherungsgesetz 6./7. 84, 105 ................................ 52 G 5./5. 86, 117. 118..................................................................52 G 5./5. 86, 125...................................................................... 53 Abschn. 6. Von der Verjährung der Klagen gegen die Gesell­ schafter (AN. 146—149)...................................................... 54 Tit. II. Von der Kommanditgesellschaft (An. 150—206 a) .... 54 Abschn. 1. Von der Kommanditgesellschaft im Allgemeinen (An. 150—172)...................................................................... 54 Abschn. 2. Volt der Kommanditgesellschaft auf Aktien ins­ besondere (AN. 173—206 a)....................................................... 59 G 11./6. 70..................................................................................59 G 18./7. 84,................................................................................. 59 Tit. III. Von der Aktiengesellschaft (An. 207—248) 90 Abschn. 1. Allgemeine Grundsätze (AN. 207—215 d) ... 90 Abschn. 2. Rechtsverhältniß der Aktionäre (Art. 216—226) . 106 Abschn. 3. Rechte und Pflichten desBorstandes(An. 227—241) 113 Abschn. 4. Auflösung der Gesellschaft (Art. 242—248) . . 119 KO 193. 194 120 KO 214.....................................................................................121 Tit. IV. Strafbestimmungen (Art. 249—249 g)......................................... 124 Drittes Buch. Bon der stillen Gesellschaft und von der Ber­ einigung zu einzelnen Handelsgeschäften für gemein­ schaftliche Rechnung (AN. 250—270)........................................... Tit. I. Von der stillen Gesellschaft (AN. 250—265)........................... Tit. II. Von der Vereinigung zu einzelnen Handelsgeschäften für ge­ meinschaftliche Rechnung (Art. 266—270)................................

129 129 132

Viertes Buch. Bon den Handelsgeschäften (Art. 271—431). . 133 Tit. I. Bon den Handelsgeschäften im Allgemeinen (An. 271—836) 133 Abschn. 1. Begriff der Handelsgeschäfte (AN. 271—277). . 133 Oesterr. G. 1./4. 75, 14........................................................... 133 Abschn. 2. Allgemeine Bestimmungen über Handelsgeschäfte (AN. 278—316)..................................................................... 134 KO 61.......................................................................................... 135 CPO 260 ................................................................................ 135 BG 14 /11. 67.......................................................................... 137 StGB 302 a—e.......................................................................... 137 StGB 360. 367 ..................................................................... 138 RG 24./5. 80, 3. 4 .......................................................... 138 RG 19./6. 93.......................................................................... 138 CPO 82..................................................................................... 140 CPO 837—838 ..................................................................... 141 CPO 839—844 ...................................................................... 142 CPO 845—850 ..................................................................... 143 KO 35. 36. 38 ..................................................................... 144

Seite

Tit.

Tit. Tit. Tit.

Vereins-Zollgesetz 21. '7. 69, 13. 14.................................... 144 StGB 259 ......................................................................... 145 KO 40. 41,5—9.................................................................... 145 EG z. KO11........................................................................145 EG z. KO12.14—16.......................................................... 146 EG z. KO17........................................................................147 CPO 732 .............................................................................. 147 Abschn. 3. Abschließung der Handelsgeschäfte (Art. 317—323) 150 GO 64—66 ......................................................................... 150 GO 67—71.............................................................................. 151 Abschn. 4. Erfüllung der Handelsgeschäfte (Art. 324—336) . 152 StGB 369, 2 155 II. Vom Kauf (Art. 337—359, 155 StGB 329 155 KO 15........................................................................................ 160 KO 16........................................................................................ 161 Oesterreich. G. 1../4. 75, 13.................................................... 161 III. Bon dem Kommissionsgeschäft (Art. 360—378).................... 162 StGB 246 162 IV. Von dem Speditionsgeschäfte (Art. 379—389,.................... 166 V. Von dem Frachtgeschäft (Art. 390—431).............................. 168 Abschn. 1. Vom Frachtgeschäft überhaupt (Art. 390—421) . 168 Abschn. 2. Bon dem Frachtgeschäft der Eisenbahnen ins­ besondere (Art. 422—431)............................................... 174

Fünftes Buch. Vom Seehandel (Art. 432—911)...........................178 Tit. I. Allgemeine Bestimmungen (Art. 432—449)......................... 178 Deutsche RV 54.........................................................................178 CPO 785 .............................................................................. 181 CPO 771................................................................................... 181 Tit. II. Von dem Rheder und von der Rhcderci (Art. 450—477). . 182 Mecklenburg-Schwerin. EV 28 /12. 63, 51—55) . . . 185 Tit. III. Von dem Schisser ,Art. 478—527,......................................... 189 BG 8./11. 67, 35 .............................................................. 199 GO 31........................................................................................200 Tit. IV. Von der Schiffsmannschaft (Art. 528—556)......................... 201 Tit. V. Von dem Frachtgeschäft zur Beförderung von Gütern (Art. 557—664) . .......................................... ‘...................................... 201 G betr. die Küstenfrachtfahrt22./5. 81 201 StGB 296 a............................................................................. 201 StGB 217............................................................................. 203 Tit. VI. Von dem Frachtgeschäft zur Beförderung von Reisenden (Art. 665—679)................................................................................... 227 StGB 144 227 CPO 649 .............................................................................. 227 Tit. VII. Bon der Bodmerei (Art.680—701)...................................... 229 s BG 8./11. 67, 37 ............................................................... 231

Seite

Tit. VIII. Von der Haverei (Art. 702—741)............................................ 234 Abschn. 1. Große (gemeinschaftliche) und besondere Haverei (Art. 702—735)....................................................................... 234 CPO 761—763 ....................................................................... 243 CPO 764—768 ....................................................................... 244 Abschn. 2. Schaden durch Zusanlmenstoß von Schiffen (Art. 736—741).................................................................................. 244 StGB 145 244 Tit. IX. Von der Bergung und Hilfsleistung inSeenoth (Art. 742 bis 756).................................................................................. 246 Tit. X. Von den Schiffsgläubigern (Art. 757—781)............................ 248 CPO 757 .................................................................................. 248 KO 39 ........................................................................................ 249 Preuß. EG z. HGB 24./6. 61, 59 .................................... 254 Tit. XI. Von der Versicherung gegen die Gefahren der Seeschiffahrt (Art. 782—905)....................................................................... 256 Abschn. 1. Allgemeine Grundsätze (Art. 782—809) . . . 256 Abschn. 2. Anzeigen bei dem Abschlüsse des Vertrages (Art. 810—815)...................................................................................... 262 Abschn. 3. Verpflichtungen des Versicherten aus dem Ver­ sicherungsverträge (Art. 816—823)...................................... 263 Abschn. 4. Umfang der Gefahr (Art. 824—857) .... 265 StGB 265 ............................................................................ 267 Abschn. 5. Umfang des Schadens (Art. 858—885) . . . 276 Abschn. 6. Bezahlung des Schadens (Art. 886—898). . . 282 Abschn. 7. Aufhebung der Versicherung und Rückzahlung der Prämie (Art. 899—905) ....................................................... 286 Tit. XII. Von der Verjährung (Art. 906—911)...................................... 287 Allgemeine Deutsche Wechselordnung unter Berücksichtigung der Nürnberger Novellen.

Abschn. I. Von der Wechselfähigkeil (Art. 1—3)........................................... 293 StGB 301 .................................................................................. 293 BG 29./5. 68, 1 ....................................................................... 294 Abschn. II. Von gezogenen Wechseln (Art. 4—95)................................. 295 I. Erfordernisse eines gezogenen Wechsels (Art. 4—7) . . . 295 II. Verpflichtungen des Ausstellers (Art. 8—11)...........................296 III. Indossament (Art. 12—17) . . . ................................. 296 IV. Präsentation zur Annahme (Art. 18—20)........................... 297 V. Annahme (Akzeptation) (Art. 21—24)...................................... 298 Postordnung 11./6. 92, 22, I. II. XII........................................ 298 Postordnung XIII.—XVII..............................................................299 VI. Regreß auf Sicherstellung (Art. 25—29)................................. 300 1. Wegen nicht erhaltener Annahme (Art. 25—28) . . 300 2. Wegen Unsicherheit des Akzeptanten (Art. 29) . . . 301

Seite

VII. Erfüllung der Wechselverbindlichkeit (Art. 30—40) ... 302 1. Zahlungstag (Art. 30—35)...................................... 302 2. Zahlung (AN. 36—40)................................................ 303 VIII. Regreß Mangels Zahlung (Art. 41—55)........................... 304 IX. Intervention (Art. 56—65)................................................ 307 1. Ehrenannahme (Art. 56—61)...................................... 307 2. Ehrenzahlung (Art. 62—65)...................................... 307 X Vervielfältigung eines Wechsels i.Art.66 — 72) . . . . 308 1. Wechselduplikate (Art. 66—69)................................ 308 2. Wechselkopien (Art. 70—72)..................................... 309 XI. Abhanden gekommene Wechsel (Art.73—74)....................... 310 XII. Falsche Wechsel (Art. 75—76)........................................... 310 StGB 268—270 310 XIII. Wechselverjährung iArl. 77—80)........................................... 311 KO 13 312 EG z. KO 3............................................................................... 312 CPO 239 ................................................................................ 312 XIV. Klagerecht des Wechselgläubigers (Art.81—83) . . . 312 CPO 555—558 ...................................................................... 312 CPO 559—565 ...................................................................... 313 CPO 566—567 ...................................................................... 314 CPO 648 314 CPO 102 314 CPO 500 314 GVG 202 314 KO 27 314 KO 23..................................................................................... 314 KO 133.....................................................................................315 Oesterr. Min. V 6. 10. 53.................................................... 315 XV. Ausländische Gesetzgebung (Art. 84—86)........................... 315 XVI. Protest (Art. 87—90) ............................................................ 316 XVII. Ort und Zeit für die Präsentation und andere im Wechsel­ verkehr vorkommende Handlungen (Art. 91—93) . . .317 XVIII. Mangelhafte Unterschriften (Art. 94—95)..................... 317 Oesterr. G 19. 6. 72............................................................... 317 Abschn. III. Von eigenen Wechseln (Art. 96—100)........................... 318

Anhang. I.

Gesetz betr. die Einführung der Allgem. Deutsch. Wechsel­ ordnung und des Allgem. Deutsch. Handelsgesetzbuches in Elsaß-Lothringen. Vom 13. Juni 1872 ..................... 323 II. Gesetz betr. die Gesellschaften mit beschränkter Haftung. Vom 20. April 1892 ...................................................................... 330 Ges. wegen Abänderung des Ges. betr. die Rechtsverhält­ nisse der deutschen Schutzgebiete v. 17. April 1886. Vom 15. März 1888 (§§ 8—10).................................................... 330

Abschn. I. Errichtung der Gesellschaft (§§ 1—12) . ... 330 Abschn. II- Rechtsverhältnisse der Gesellschaft uni) der Ge­ sellschafter (§§ 13—34)..........................................................334 löschn. III. Vertretung und Geschäftsführung (§§ 35—53) 339 Abschn. IV. Abänderung des Gesellschaftsvertrages (§§54—59) 344 Abschn. V. Auflösung und Liquidation (§§ 60—75) ... 347 Abschn. VI. Schlußbestimmungen (§§ 76—82).......................... 350 III. Bankgesetz. Vom 14. März 1875; 18. Dezember 1889 . . 353 Tit. I. Allgemeine Bestimmungen (§§ 1—11).......................... 353 Tit. II. Reichsbank (§§ 12—41)............................................... 356 Tit. III. Privat-Notenbanken (§§ 42—54)........................... 366 Tit. IV. Strafbestimmungen (§§ 55—59)............................. 371 Tit. V. Schlußbestimmungen (§§ 60—66)............................. 373 IV. 1. Gesetz über Markenschutz. Vom 30. Nov. 1874 . . . 374 StPO § 477 .....................................................................................377 StPO §§ 478—479 379 Uebereinkommen zwischen dem Reich und Oesterreich-Ungarn über den gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschutz. Vom 6. Dezember 1891..........................................................379 IV. 2. Gesetz betr. das Urheberrecht an Mustern und Mo­ dellen. Vom 11. Januar 1876 ................................................ 381 IV. 3. Patentgesetz. Vom 7. April 1891 ..................................... 385» Abschn. I. Patentrecht (§§ 1—12)............................................... 385 Abschn. II. Patentamt (§§ 13—19).......................................... 389 Abschn. III. Verfahren in Patentsachen (§§ 20—34) ... 391 V 6./12. 91............................................................................... 395 Abschn. IV. Strafen und Entschädigung (§§ 35—40) . . 397 IV. 4. Gesetz betr. den Schutz von Gebrauchsmustern. Vom 1. Juni 1891 ................................................................................ 398 IV. 5. Verordnung zur Ausführung des Patentgesetzes vom 7./4. 91 und des Gesetzes zum Schutze von Gebrauchs­ mustern v. 1./6. 91. Vom 11. Juli 1891 ........................... 401 V. Ges. betr. die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften. Vom 1. Mai 1889 ................................................................................ 407 Abschn. I. Errichtung der Genossenschaft (§§ 1—16) ... 407 EG z. KO 3, 1. 6 ...........................................................407 KO 196. 197 ................................................................ ' 407

Abschn. II. Rechtsverhältnisse der Genossenschaft und der Genossen (§§ 17—23)............................................................... 412 Abschn. III. Vertretung und Geschäftsführung (§§ 24—50) 413 Abschn. IV. Revision (§§ 51—62)..................................... 420* Abschn. V. Ausscheiden einzelner Genossen (§§ 63—75) . . 422 Abschn. VI. Auflösung und Liquidation (§§ 76—90) . . 425 Abschn. VII. Konkursverfahren und Haftpflicht der Genossen (88 91-111)......................................................................... 428

Seite

Abschn. VIII. Besondere Bestimmungen. I. Für Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht (§§ 112—119)............................................................... 433 II. Für Genossenschaften mit unbeschränkter Nachschuß­ pflicht W 120—124)................................................ 435 III. Für Genossenschaften mit beschränkter Haftpflicht 125—136)............................................... 435 IV. Für die Umwandlung von Genossenschaften 137 bis 139)..................................................... .43s Abschn. IX. Strafbestimmungen 140—145) .... 438 Abschn. X Schluß u. Uebergattgsbestintmungen 146—172) 440 VI. Gesetz tetr, 8. Juni 1871

die Jnhaberpapicre mit Prämien. Vom .....................................................................................

444

VII. Reichsstempelgesetz. Vom 1. Juli 1881. Vom 29. Mai 1885. Vom 27. April 1894 .......................................................................... 445 I. Aktien-, Renten- und Schuldverschreibungen 2—6) . 446 II. Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte 7—21) 447 III. Lotterieloose (§§ 22—30)................................................ 452 IV. Allgemeine Bestimmungen 31—46).......................... 453 Tarif...............................................................................................456 VIII. 1. Münzgesetz. Vom 9. Juli 1873 (G 20. 4. 74. 6. 1. 76. 4. 12. 71)......................................................................................... 461 Sächs. V. 24. 11. 74 461 G 4. 12. 71 betr. die Ausprägung von Reichsgoldmünzen . 462 StGB 146 — 150 462 StGB 151. 152 463 © 20. 4. 74 ............................................................................... 468 G 28. 2. 92 ................................................................................ 469 G 21. 12. 74 betr. die Ausgabe von Banknoten II. III 470

VIII. 2. Gesetz betr. die Ausgabe von Reichskassenscheinen. Vom 30. April 1874

471

IX. 1. Gesetz über das Postwesen des Teutschen Reiches. Vom 28. Oktober 1871. 1-3. 6—15. 20. 26. 48. 49. 50. . 473 KO 3, 1.................................................................................... 476 PO 11 6 92, 40..................................................................... 477 IX. 2. Weltpostvertrag. Vom 4. Juli 1891. Art. 1. 2. 8. 9. 14. 16, 1—4.................................................... 480 Übereinkommen betr. den Austausch von Briefen und Käst­ chen mit Werthangabe. Vom 4. Juli 1891. Art. 1. 7—9. 11...............................................................480 Uebereinkommen betr. den Postanweisungsdienst. Vom 4. Juli 1891. Art. 1. 2. 3, 5. 4. 5. 7.....................................................483 PO 11./6. 92, § 19 X..........................................................484

Seite

Uebereinkommen betr. den Austausch von Postpacketen. Vom 4. Juli 1891. Art. 1. 4. 10—14............................................................... 485 Uebereinkommen betr. den Postauftragsdienst. Vom 4. Juli 1891. Art. 1—4. 6. 9. 11. 12. 15. 16.................................... 487 Uebereinkommen betr. den Postbezug von Zeitungen und Zeitschriften. Vom 4. Juli 1891. Art. 1—4. 6. 7............................................................... 489 Schlußprotokoll II..........................................................................491 PO 11./6. 92 § 35 492 § 44 493 § 45 494 § 11............................................................... 495 IX. 3. Telegraphen orduuug für das Deutsche Reich. Vom 15. Juni 1891 . . .'................................................................ 496 X. 1. Bekanntmachung, betr. die Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands. Vom 15. November 1892 . 516 Ges. betr. die Verbindlichkeit zum Schadensersatz für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken 2c. herbei geführ­ ten Tödtungen und Körperverletzungen vom 7. Juni 1871 516 I. Eingangsbestimmungen..........................................................518 II. Allgemeine Bestimmungen (§§ 1—9).....................................518 III. Beförderung von Personen (§§ 10—29).......................... 520 IV. Beförderung von Reisegepäck (§§ 30—38)..................... 528 V. Beförderung von Expreßgut (§§ 39—41)...................... 531 VI. Beförderung von Leichen (§§ 42—43)........................... 532 VII. Beförderung von lebenden Thieren (§§ 44—48) . . . 534 VIII. Beförderung von Gütern (§§ 49—91)........................... 536 IX. Schlußbestimmung.................................................................... 564 X. 2. Internationales Uebereinkommen über den Eisen­ bahnfrachtverkehr. Vom 14. Oktober 1892 ...................... 564 Art. 1—36. Ausführungsbestimmungen. Protokoll. . 564 XI. Gesetz betr. die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge. Vom 25. Oktober 1867. G 23./12. 88 ................................................ 588 RVerf. Art. 55 .......................................................................... 588 XII. Gesetz betr. die Registrirung und die Bezeichnung der Kauffahrteischiffe. Vom 28. Juni 1873 ................................ 592 XIII. Schiffsvermessungsordnung. Vom 20. Juni 1888 (§§ 1 bis 3. 27—31).............................................................................. 593 XIV. Seemannsordnung. Vom 27. Dezember 1872 ..................... 595 GO 6......................................................................................... 595 RG 22./6. 89, 1 596 Abschn. I. Einleitende Bestimmungen (§§ 1—4) .... 595 Abschn. II. Seefahrtsbücher und Musterung (§§ 5—23) . 596

Seite Abschn. III. Vertragsverhältniß (§§ 24—71)...................... 600 StGB 298 ........................................................................... 601 Abschn. IV. Disziplinarbestimmungen (§§ 72—80 . . .611 StGB 297 .......................................................................... 612 Abschn. V. Strafbestimmungen (§8 81 — 103).......................... 613 EG z. StPO 5.......................... 618 Abschn. VI. Allgemeine Bestimmungen (§§ 104—111 . . 619 XV. Verordnung zur Verhütung des Zusammenstostens der Schiffe auf See. Vom 7. Januar 1880 .... 620 V 15./8. 76 ........................................................................... 621 V 29. 7. 89 ........................................................................... 622 V 16. 2. 81................................................................................623 XVI. Reichsgesetz, betr. die Untersuchung von Seeunfällen. Vom 27. Juli 1877 ........................... . . 627 GVG 31. 32. 33 ................................................................ 629 XVII. Strandungsordnung. Vom 17. Mai 1874 ..................... 635 Abschn. I. Von den Strandbehörden (§§ 1—3} .... 635 StGB 322. 323. 325. 326 .......................... 635 Abschn. II. Von dem Verfahren bei Bergung und Hülfsleistung in Seenoth (§§ 4—19)............................................... 636 StGB 360, 10 ..................................................................... 637 Abschn. III. Vom Seeauswurf und feetriftigen Gegen­ ständen, sowie von versunkenen und strandtriftigen Gegen­ ständen (§§ 20—25).......................................... ... 639 Abschn. IV. Von dem Aufgebotsverfahren in Bergungs­ sachen und dem Rechte auf herrenlose geborgene Gegen­ stände (§§ 26—35)............................................................... 640 Abschn. V. Von der Festsetzung der Bergungs- und Hilfs­ kosten (88 36—41)............................................................... 643 Abschn. VI. Allgemeine Bestimmungen (§§ 42—48) . . 643 XVIII. Bundesgesetz, betr. die Wechselstempelsteuer. Vom 10. Juni 1869. 4. Juni 1879 647 StGB 275 649 StGB 276 650 StGB 364 650

Nachträge. 1—5.....................................................................................................................652 (6) XIX. Gesetz zum Schutz der Waarenbezcichnungen. Vom 12. Mai 1894 ................................................................................ 653 (7) XX. Verordnung zur Ausführung des Gesetzes zum Schutz der Waarenbezeichnungen vom 12. Mai 1894 und des Gesetzes, betr. den Schutz von Gebrauchsmustern vom 1. Juni 1891. Vom 30. Juni 1894 661 (8) XXL Gesetz, betr. die Abzahlungsgeschäfte. Vom 16. Mai

1894 .............................................................................................

662

Sachregister................................................................................................... 665

II. Verzeichnis

der abgrdrucktrn Gesetze nach der Zeitfolge geordnet. Seite

Reichsrecht. 1867 25. Oki. G betr. die Nationalität der Kauffahrteischiffe . . . 1867 8. Nov. G betr. die Organisation der Bundeskonsulate, sowie die

588

Amtsrechte und Pflichten der Bundeskonsuln.

1867 14. Nov. 1868 29. Mai 1869 5. Juni

1869 10. Juni 1869 1. Juli 1870 11. Juni 1871 16. April

1871 15. Mai

§ 35 . 199 § 37 . 231 G betr. die vertragsmäßigen Zinsen................................ 137 G betr. die Aufhebung der Schuldhaft § 1 . . . . 294 G betr. die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung, der Nürnberger Novellen und des Allgem. Deutschen Handelsgesetzbuches als Bundesgesetze . 1 G betr. die Wechselstempelsteuer........................................... 644 Vereinszollgesetz 88 13, 14................................................ 145 88 15, 3................................ 33 G betr. die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aktiengesellschaften...................................................................59 Deutsche Reichsverfassung Art. 4 . ....................................................................... 1 Art. 54................................................................................. 178 Art. 55 .......................................................................... 588 Strafgesetzbuch Seite

Seite

8 8 88 88 8 8 § 8 § §8 § § §

144 . . 145 . . 146—150 151 — 152 217 . . 246 . . 259 . . 265 . . 266 . . 268—270 275 . . 276 . . 296 a . .

. . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . .

. 227 . 244 . 462 . 463 . 203 . 162 . 145 . 267 31. 35 310 f. . 649 . 650 . 201

§ 8 § § § §§ K 8 § 8 8 8

297 .................................... 612 298 .................................... 601 301 .................................... 293 302 a..................................... 137 302b. c. d. e.......................... 138 322.323. 325. 326 . . 635 329 .................................... 155 360, 10 637 360, 12 138 364 .................................... 650 367 ................................... 138 369 ................................... 155

II. Verzeichnis der abgedruckteu Gesetze

1871

Seite

G betr. die Verbindlichkeit zum Schadensersatz für die bei dem Betriebe an Eisenbahnen, Bergwerken rc. herbeigesührten Tödtungen und Körperverletzungen . . . 516 8. Juni G betr. die Jnhaberpapiere mit Prämien .... 444 28. £ft. G über das Postwesen des Deutschen Reiches 1—3. 6—15. 20. 25. 26. 48—50 4. Dez. G betr. die Ausprägung von Reichsgoldmünzen 1. 2. 4. 9 . . ............................................................ 462 27. Dez. Seemannsordnung 595 28. Juni G betr. die Registrirung n. Bezeichnung der Kauffahrtei­ schiffe 592 9. Juli Münzgesetz 461 20. April (W betr. die Abänderung des Art. 15 des Münzgesetzes v. 9. 7. 73 ........ . 461.468 30. April G betr. die Ausgabe von Reichskaffenscheinen . . . 471 7. Mai Preßgesetz £ 20, 2 128 17. Mai Strandungsordnung 635 30. Nov. G über den Markenschutz 374 21. Dez. G betr. die Ausgabe von Banknoten 470 14. März Bankgesetz 353 7. Juni

1871 1871 1871

1872 1873

1873 1874 1874 1874 1874 1874 1874 1875 1876

6. Jan.

1876 11. Jan. 1876 15. Aug.

1877 27. Jan.

1877 30. Jan.

1877 30. Jan.

G betr. d. Abänderung des Art. 15 des Münzgesetzes D. 9. 7. 73 ...................................................... G betr. das Urheberrecht an Mustern und Modellen . V über das Verhalten der Schiffer bei einem Zusammen­ stoß von Schiffen auf See Gerichtsverfassungsgesetz 23 . . . \ 31 — 34 100—118................................................................. 202 Einführungsgesetz zur Zivilprozeßordnung 3 13. 14 . . Zivilprozeßordnung

18. 19 . 22—-24 29. 30 31 . 51 . 62 . 102 . 159 . 165 . 168. 169 .

.

...

.

... ... ... ... ... ... ... ...

20 20 § 20 21 16 § 140 § 314 ? § 28 i §§ 21 i §§ 21 1 §§

620 12 629 9 ff. 314 13 13 Seite

Sette

SS §s SS § s s § § § SS

461 381

239 259 260 265 392 409 500 555—558 559—565 566—567

312 25 135 9 25 25 314 312 313 314

xvn

mich der Aettfolge seordart. Seite

§ § 88 8 8 88

648 649 729. 730 732 757 761—763

304 227 48 147 248 243

Seite

88 8 8 88 88 88

764—768 771 785 837—838 839—844 845—850

1877

1. Febr. Einführungsgesetz zur Strafprozeßordnung 8 5

1877

1. Febr. Strafprozeßordnung

8 477 88 478. 479 1877 10. Febr. Einführungsgesetz zur Konkursordnung 8 3 88 11 88 12. 14—16 8 17 1877 10. Febr. Konkursordnung

244 181 181 141 142 143 618

377 378

312. 407 145 146 147 Seite

Seite

8 8 8

1877

1877 1879 1879 1880 1880

3. 1 13 14

476 8 312 : 8 47 1 8

104 105 112

8 15 160 ; 8 133 § 16 161 i 8 151 § 19 34 i 8 175 8 23 314 8 184 8 27 314 8 191 §§ 35. 36. 38 .... 144 8 193 § 39 249 8 194 88 40. 41, 5—9 ... 145 88 196. 197 8 44 47 88 198—201 8 54 32 8 208 8 57 ................................. 47 8 209 ....................................... 8 61 ................................. 135 88 210. 211 8 64 21 8 214 46. 121. 28. Juni G betr. die Registrirung und die Bezeichnung der Kauffahrteischiffe 27. Juli G betr. die Untersuchung von Seeunfällen .... 4. Juni G betr. Abänderung des Gesetzes v. 10./6. 69, betr. die Wechselstempelsteuer 10. Juli G über die Konsulargerichtsbarkeit, 8 3 7. Jan. B zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See 24. Mai & betr. den Wucher 8 3 8 4 Handettyesgr». 3. ilutg, y

17 18 26 315 18 18 18 18 120 120 407 46

2 26 27 217

431 627 644 9 620

138 189

1L ver-eich«itz der elgelntirtee Gesetze

xvin

Seite

1881 16. Febr. V best, die Suspension des Art. 10 der Verordn, v. 7. Januar 1880 zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See

1881 22. Mai G bett, die Küstenfrachtfahrt 1881 1. Juli G bett, die Erhebung von Reichsstenrpelabgaben . 1883 15. Juni G bett, die Krankenversicherung der Arbeiter, § 2 1883 1. Juli Gewerbeordnung

.

1884

Zeit«

l 4 6 11 14. 15 31 34

§

35.......................................... 15 ! 6. Juli

1884 18. Juli

1885 29. Mai

445 32

Seite

8 8 8 8 8§ 8 §

38 15 595 17 »14 200 14

623

201

i § §§ '88 88 8 ! 8 i §

38 44. 44 a 64—66 67—71 105 b 148 154

.

.

Unfallversicherungsgesetz § 96 § 105 G bett, die Kommanditgesellschaften auf Aktien Aktiengesellschaften § 1 §§ 2. 3 §§ 4 7 G bett, die Erhebung von Reichsstempelabgaben

24 29 150 151 32 15 32

51 52 und

.

.'9 ff. 59 60 . 444

1885

3. Juni

Bekanntm. bett, die Redaktion des Gesetzes wegen Er Hebung von Reichsstempelabgaben

1886

5. Mai

G bett, die Unfall und Krankenversicherung der in land- und sorstwirlhschafllichen Betrieben beschäftigten Personen §§ 117. 118 § 125

444

52 53

1888 15. März G wegen Abänderung des Ges. betr. die Rechtsverhält­ nisse der deutschen Schutzgebiete v. 17./4. 86 §§ 8. 9 § 10

330 331

1888 30. März G betr. die Löschung nicht mehr bestehender Firmen und Prokuren im Handelsregister

23

1888 20. Juni Bekanntm. betr. die Schiffsvermessungsordnung. . . 593 1888 23. Dez. G bett, die Abänderung des Gesetzes über die Natio­ nalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge v. 25./10. 67 ....

1889 1. Mai 1889 22. Juni

588

G bett, die Erwerbs- und Wirthschaftsgenoffenschaften 407 8 1. G betr. die JnvaliditätS- u. Altersversicherung 32. 596

XU

nach Mer Aettfolge geordnet.

Seite

1889

1889 1890 1891 1891 1891 1891 1891 1891 1891 1891 1891 1891

1891 1891

1892 1892

29. Juli

18. Dez.

G zur Ergänzung der Verordnungen über das Ver­ halten der Schiffer nach einem Zusammenstöße von Schiffen auf See vom 15./8. 76 und zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See v. 7./1. 80 621 G betr. die Abänderung des Bankgesetzes v. 14./5. 75 359

Internationales Uebereinkommen, betr. den Eisenbahn­ frachtverkehr 564 7. April Patentgesetz .............................................. 385

14. Okt.

1. Juni G. betr. den Schutz von Gebrauchsmustern .... 15. Juni Telegraphenordnung

4. Juli Weltpostvertrag

480

4. Juli Ucbereink. betr. den Austausch von Briefen und Kästchen mit Werthangabe 4. Juli Uebereink. betr. den Postanweisungsdienst .... 4. Juli Uebereink. betr.

den Austausch von Postpacketen

4. Juli Uebereink. betr.

. 485

.

. 489

487

den Postbezug von Zeitungen .

11. Juli V zur Ausführung des PG v. 7. Juli 1891 u. des G betr. den Schutz der Gebrauchsmuster v. 1. Juni 1891 ......................................................... 6. Dez. Uebereink. zwischen dem Reich u. Oesterreich-Ungarn über den gegenseitigen Patent-, Muster- u. Marken­ schutz 6. Dez. V betr. das Berufungsverfahren beim Reichsgericht in Patentsachen 28. Febr. G betr. die Bereinsthaler österreichischen Gepräges. 8 1 11. Juni

1893 1894 1894 1894 1894

401

379 395 469

Postordnung. Seite

19. Juni

480 483

.

4. Juli Uebereink. betr. den Postaustragsdienst

8 11 § 19, X § 22 I. XII ... . XIII-XV1I .. § 35

1892 1892

398 496

495 § 40I—III 484 V—VIII 298 IX-XII 299 8 44 492 § 45

G betr. Gesellschaften mit beschränkter Haftung

Seite

477 478 479

.

.

330

Bekanntm. betr. Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands 516 29. Juni G betr. Ergänzung der Bestinlmungen über den Wucher 137. 138 f. 27. April Reichsstempelgesetz 445

15. Nov.

12. Mai

G zum Schutz der Waarenbezeichnungen

653

16. Mai

G betr. die Abzahlungsgeschäfte

662

30. Juni V zur Ausführung des G zum Schutz der Waaren­ bezeichnungen und des G bett, den Schutz von Ge­ brauchsmustern

661

Seite

Partikularrecht. Bremen: B 12./2. 66j G 23./4. 76 z........................................................................... 4 G 6./5. 77 1 Elsaß-Lothringen: Gesetz, bett, die Einführung der ADWO und des ADHGB v. 19./6. 72 ..................................................... 323 Hamburg: V 5./3. 49, 5—7...................................................................... 3 G 22 /12. 65, 50 ..................................................................... 6 Mecklenburg-Schwerin: EV 28./12. 63, 51—55 .......................... 183 Preußen: EG z. HGB 24./6. 61, 59 ..................................................... 254 B 13./5. 67, 8—10................................................................ 3 Sachsen: V 24./II. 74 ................................................................................ 461 Oesterreich: Minist. V. 6./10. 53 315 G. 19./6. 72............................................................................... 317 G 1./4. 75, 13.........................................................................161 G 1./4. 75, 14......................................................................... 133

III.

Verzeichniß der gebrauchten Abkürzungen.

ADWO = Allgemeine Deutsche Wechselordnung. BGBl = Bundes-Gesetzblatt. CPO = Civilprozeßordnung. EG z. CPO = Einführungsgesetz zur Eivilprozeßordnung. EG z. KO = Einführungsgesetz zur Konkursordnung. EG z. StPO = Einführungsgesetz zur Strafprozeßordnung. G Gesetz. GO = Gewerbeordnung. GBG = Gerichtsverfassungsgesetz. HGB = Handelsgesetzbuch. KO = Konkursordnung. Nov. — Novelle. RGBl --- Reichs-Gesetzblatt. RB = Reichsverfassung. StGB = Strafgesetzbuch. B — Verordnung. [ ] Die so eingeklammerten Artikel der Gesetze sind aufgehoben.

Seite

Partikularrecht. Bremen: B 12./2. 66j G 23./4. 76 z........................................................................... 4 G 6./5. 77 1 Elsaß-Lothringen: Gesetz, bett, die Einführung der ADWO und des ADHGB v. 19./6. 72 ..................................................... 323 Hamburg: V 5./3. 49, 5—7...................................................................... 3 G 22 /12. 65, 50 ..................................................................... 6 Mecklenburg-Schwerin: EV 28./12. 63, 51—55 .......................... 183 Preußen: EG z. HGB 24./6. 61, 59 ..................................................... 254 B 13./5. 67, 8—10................................................................ 3 Sachsen: V 24./II. 74 ................................................................................ 461 Oesterreich: Minist. V. 6./10. 53 315 G. 19./6. 72............................................................................... 317 G 1./4. 75, 13.........................................................................161 G 1./4. 75, 14......................................................................... 133

III.

Verzeichniß der gebrauchten Abkürzungen.

ADWO = Allgemeine Deutsche Wechselordnung. BGBl = Bundes-Gesetzblatt. CPO = Civilprozeßordnung. EG z. CPO = Einführungsgesetz zur Eivilprozeßordnung. EG z. KO = Einführungsgesetz zur Konkursordnung. EG z. StPO = Einführungsgesetz zur Strafprozeßordnung. G Gesetz. GO = Gewerbeordnung. GBG = Gerichtsverfassungsgesetz. HGB = Handelsgesetzbuch. KO = Konkursordnung. Nov. — Novelle. RGBl --- Reichs-Gesetzblatt. RB = Reichsverfassung. StGB = Strafgesetzbuch. B — Verordnung. [ ] Die so eingeklammerten Artikel der Gesetze sind aufgehoben.

SunLesgeseh,1 * * * * * 7 8 betreffend die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung, der Nürnberger Wechsel-Novellen und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches als Bun­ desgesetze. Vom 5. Juni 1869. (BGBl 379.) Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen :c, verordnen im Namen des Norddeutschen Bundes, nach erfolgter Zu­ stimmung des Bundes und des Reichstages, was folgt:

§ 1. nebst den

Die Allgemeine Deutsche Wechsel-Ordnung (Anlage A) die Ergänzung und Erläuterung derselben betreffenden

1 Gilt in Württemberg, Baden und Hessen nach Verf. d. Deutschen Bundes v. 31./L2. 1870 Art. 80, 15 tNGBl 1870, 648); in Bayern nach RG 22./4. 1871 (RGBl 1871, 88). JnOesterreich gelten die A. D. Wechsel-O. nach Patent 25./1. 1850, die Nürnberger Novellen nach Justizministerial-Verordn. 2./11. 1858 (RGBl Nr. 197), die vier ersten Bücher des HGB (Allg. HGB f. d. Kaiserth. Oesterreich) nach G 17./12. 1862; doch ist für Transleithanien die Geltung dieser Gesetze aufgehoben worden durch Handelsgesetz 16./5. 1875 und Wechselgesetz 5./6. 1876. — Vgl. Deutsche RB Art. 4: Der Beaufsichtigung Seitens des Reiches und der Gesetzgebung desselben unter­ liegen die nachstehenden Angelegenheiten: 1) die Bestimmungen über ... den

Gewerbebetrieb einschließlich deS Versicherungswesens . . .; 2) die Zoll- und Handelsgesetzgebung . . .; 3) die Ordnung des Maß-, Münz- und Gewichts­ systems, nebst Feststellung der Grundsätze über die Emission von funbirtem und unfundirtem Papiergeld; 4) die allgemeinen Bestimmungen über das Bankwesen; 5) die Erfindungspalente; 6) der Schutz des geistigen Eigenthums; 7) Organisation eines gemeinsamen Schutzes des deutschen Handels im Aus­ lande, der deutschen Schiffahrt und ihrer Flagge zur See und Anordnung gemeinsamer konsularischer Vertretung, welche vom Reiche ausgestattet wird; 8) das Eisenbahnwesen, in Bayern vorbehältlich der Bestimmung im Art. 46, und die Herstellung von Land- und Wasserstraßen im Interesse der Landes­ vertheidigung und des allgemeinen Verkehrs; 9) der Flößerei- und Schiffahrts­ betrieb auf den mehreren Staaten gemeinsamen Wafferstraßen und der Zustand der letzteren, sowie die Fluß- und sonsügen Wasscrzölle; desgleichen die Seeschifffahrtazeichen (Leuchtfeuer, Tonnen, Baken und sonstige Tages­ marken (Zusatz des G 3./3. 73]); 10) das Post- und TelegrapheMvcsen, jedoch Friedberg. HandelSgesgbg. 3. Äu»g.

1

sogenannten Nürnberger Novellen (Anlage B), sowie das Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch (Anlage C) werden zu Bundesgesetzen er­ klärt und als solche in das gesammte Bundesgebiet eingeführt, jedoch unbeschadet der Vorschriften des Bundesgesetzes über die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundes­ flagge vom 25. October 1867 (RGBl 35) und des Bundesgesetzes über die Aufhebung der Schuldhaft vom 29. Mai 1868 (RGBl 237). § 2. Die bei oder nach der Einführung der Wechsel-Ordnung, der Nürnberger Novellen mtb des Handelsgesetzbuches in die einzelnen Bundesstaaten oder deren Landestheile im Wege der Landesgesetzgebnng erlaffeuen Vorschriften bleiben als landesgesetzliche Vorschriften insoweit in Kraft, als sie nur eine Ergänzung und nicht eine Ab­ änderung einer Bestimmung der Wechsel-Ordnung, der Nürnberger Novellen oder des Handelsgesetzbuches enthalten. § 3. Insbesondere bleiben folgende auf die Einführung der Wechsel-Ordnung und des Handelsgesetzbuches sich beziehende landes­ gesetzliche Vorschriften in Kraft: A. in Ansehung der Wechsel-Ordnung: die Vorschriften der §§ 5—7 der für die freie und Hanscstadt Hamburg am 5. März 1849 in Bezug auf die Ein­ führung der Allgemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung publizirten in Bayern und Württemberg nur nach Maßgabe der Bestimmungen im Art. 52; 13) die gemeinsame Gesetzgebung über das gesammte bürgerliche Recht, das Strafrecht und das gerichtliche Verfahren (Fassung nach G 20./12. 73). Die Landeseinführungsgesetze sind für Preußen 24./6. 61 (in den 1866 einverleibten Provinzen sind die dortigenEinführungsgesetze: Hannover 5./10. 64; Kurhessen 3 /5. 65; Nassau 2/10. 61; Frankfurt a/M. 17./10. 62; Landgrafenthum Hessen 25,/8. 63 in Geltung geblieben, indessen ist durch V 24./8. 67 Art. 10 u. 11 des Prenß. G 24./6. 61 unter Aufhebung der entgegenstehenden Bestimmungen eingeführt worden. In Schleswig-Holstein V 5./7. 67; Lauenburg 21./10. 68. Im Jahdegebiet gilt nach G 9./3. 70 das hannöv. Einf.-G); Bayern 10./11. 61; Sachsen 30 /10. 61; Würt­ temberg 13./8. 65; Baden 6./8. 62; Hessen l./l. 63; MecklenburgSchwerin V 28./12. 63; Weimar G 18./8. 62; Mecklcnburg - Strelitz V 28./12. 63; Oldenburg G 18./4. 64; Braunschweig G 14./9. 63; S.-Meiningen G 25./6. 62; S.-Altenburg G 21./IO. 63; S.-Gotha 11/7. 62; S.-Koburg 19./2. 62; Anhalt (Anh.-Bernbnrg G 14./7. 62 ist in Kraft geblieben; Änh.-Dessau-Köthen G 1./9. 63); Schwarzburg-

Rudolstadt G 13./5. 64; Schwarzburg-Sondershausen G 30./5. 62; Waldeck G 11./2. 62; Reuß ä. L. G 12./5. 62; Reuß j. L. G 23,/2. 63; Schaumburg-Lippe Ausführungs-V z. BG 5./6. 69 vom 11/12. 69; Lippe G 20./4. 64; Lübeck G 26 /10. 63; Bremen B 11./5. 64; Ham­ burg G 22./12. 65; Elsaß-Lothringen G 19./6. 72 (siehe Anhang Nr. l).

die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechsel Ordnung rc betr.

B. 1)

2)

3)

4)

Z

SSerorbniuig1 und der entsprechenden §§ 8—10 der Königlich Preußischen Verordnung, betreffend die Einführung der All­ gemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung in die Herzogthümer Holstein und Schleswig, vom 13. Mai 1867;2 in Ansehung des Handelsgesetzbuches: die Vorschriften, nach welchen unter Landesgesetzen im Sinne des Handelsgesetzbuches nicht blos die förmlichen Gesetze, son­ dern das gesammte Landesrecht zu verstehen und in Ansehung der betreffenden Vorbehalte des Handelsgesetzbuches die Erlassung maßgebender Vorschriften auf anderem Wege, als auf dem Wege der förmlichen Gesetzgebung, soweit dies nach dem Landes­ recht zulässig, nicht ausgeschlossen ist; die Vorschriften, welche in Ansehung der Eintragungen in das Handelsregister noch andere als die in dem Handelsgesetzbuch bestimmten Eintragungen zulassen oder gebieten; die Vorschriften, welche beit Prokuristen zur Ertheilung von Konsensen vor den mit der Führung der Eigenthums- uud Hypothekenbücher oder der Schuld- und Pfandprotokolle be­ auftragten Behörden und Beamten nur für den Fall befugt erklären, daß demselben diese Befugniß besonders beigelegt ist; die Vorschriften, welche bestimmen, daß die Vorschriften des Landesrechts über die rechtlichen Voraussetzungen für den Er­ werb des Eigenthums an unbeweglichen Sachen durch die Bestimmungeu des Handelsgesetzbuches nicht berührt werden;

1 (Samml. d. Verordn. 21, 42): § 5. Bei einem in Banko zahlbaren Wechsel vertritt die auf denselben gesetzte Anweisung, an welches Bankokonto der Betrag abgeschrieben werden soll (Banko-Jndorso), die Stelle der vor den: Empfange vorzunehmenden Quittirung des Wechsels. § 6. Ein auf Altona, zahlbar Hamburg, gezogener Wechsel gilt, wenn nicht ein bestimmter, in Hamburg wohnhafter Domiziliat darauf benannt ist, nicht als Domizilwechsel und ist daher in Altona zur Zahlung zu Präsentiren. 8 7. Die in den Artikeln 56 und 62 der Wechsel-Ordnung enthaltene Vorschrift der Präseiltation des Wechsels an die auf den Zahlungsort lautenden Nothadressen gilt auch für Altonaische Nothadressen, welche sich auf einem auf Hamburg gezogenen, sowie für Hamburgische Nothadressen, welche sich auf einen: auf Altona gezogenen Wechsel befinden. 2 (GS 671) § 8 = Hamb. B 8 5 u. s. w. anfangend: Bei einem in Altona in Hamburger Banko zahlbaren Wechsel ... 8 9 wie oben 8 6, doch mit dem Zusatze: Dasselbe gilt auch im umgekehrten Falle, wenn ein Wechsel auf Hamburg, zahlbar Altoua, gezogen werden sollte. 8 10 wie oben 8 7 mit dem Unterschiede in der Fassung: Gilt auch für Hamburgische Nothadressen, sowie für Altonaer Nothadressen, welche sich auf einem auf Hamburg gezogenen Wechsel befinden.

5) die Vorschriften, welche die Anwendung des Artikels 295 des Handelsgesetzbuches insoweit beschränken, als sie die abweichen­ den Vorschriften, welche das bürgerliche Recht für die zur Eintragung in das Hypothekenbuch bestimmten Schuldurkunden enthält, in Kraft erhalten; 6) die Vorschriften, welche die Artikel 306 und 307 des Handels­ gesetzbuches auf Jnhaberpapiere, so lange dieselben außer Kurs gesetzt sind, für nicht anwendbar erklären; 7) die Vorschriften, welche bestimmen, daß unter Konkurs im Sinne des Handelsgesetzbuches auch das Falliment des Rhei­ nischen Rechts und das Debitverfahren des Bremischen Rechts zu verstehen sei; 8) die Vorschriften, welche bestimmen, daß durch die Artikel 3l 3 bis 316 des Handelsgesetzbuches die im bürgerlichen Rechte in einem weiteren Umfange begründete Zulassung des Zurückbehaltungsrechtes (Retentionsrechtes) nicht berührt werden (wird). § 4. Als Landesgesetze bleiben, auch insoweit sie Abänderungen des Handelsgesetzbuches enthalten, in Geltung: für das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin: die §§ 51—55 der die Publikation des Handelsgesetzbuches betreffenden Verordnung vom 28. Dezember 1863;*1 für die freie Hansestadt Bremen: die am 12. Februar 1866 publizirte, die Löschung der See­ schiffe betreffende obrigkeitliche Verordnung 1 Siehe unten zu Art. 468. 1 Die V v. 12./2. 66 iGS 2) wurde in § 7 abgeändert durch 6) 23. 4. 76 (GS 54) und in dieser veränderten (Gestalt noch einmal publizirt. Dann mürben die 2—4 und 7 abgeändert durch G 6/5. 77 (GS 32). Demnach gelten jetzt folgende Normen: „Im Interesse des Frachtgeschäftes wird in Betreff derjenigen Seeschisse, deren Frachtgut nach der Stadt Bremen be­ stimmt ist, deren Tiefgang aber bei gewöhnlichem Wasserstande das Hinaus­ fahren bis zur Stadt Bremen nicht gestattet, in Gemäßheit verfassungsmäßiger Beschlußnahme das Nachstehende verordnet. 8 1. Hinsichtlich der Bestimmung des Wasserplatzes unterhalb Bremen, (in welchem der Schiffer das Schiff zur Löschung der Ladung hinzulegen hat, bleibt es bei dem bisherigen Recht, ins­ besondere bei der Verpflichtung des Schiffers, jeder rechtzeitigen Anweisung des Löschplatzes von Seiten der Lndungsempfänger Folge zu leisten. Unter­ allen Umständen gilt eine Anweisung als rechtzeitig, wenn sie innerhalb der nächsten 24 Stunden nach Ankunft des Schiffes auf der Rhede von Bremer­ haven erfolgt. I In den Monaten November, Dezember, Januar und Februar und sobald außerdem die Weser nicht frei vom Eise ist, darf jedoch weder ein Ladungsempfänger einen Platz zum Löschen der Ladung anweisen, noch ein Schiffer in Ermangelung einer Anweisung einen Löschplatz wählen, der nicht

die Einführung der «llgemei«e» Deutsche« Wechsel-Ordnung rc -etr.

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mit der Stadt Bremen durch eine Eisenbahn verbunden ist. § 2 (6./5. 77). Der Transport des Frachtgutes vom Löschplatz nach Bremen geschieht auf Gefahr und Kosten des Ladungsenrpfängers, welcher daher das Frachtgut am Löschplätze in Enrpfang zu nehmen hat. i Wegen verweigerter oder verzögerter Empfangnahme kommen die Vorschriften des Handelsgesetzbuches (Art. 595 ff.) über verweigerte oder verzögerte Abnahme zur Anwendung. : Die Uebernahme des Frachtgutes gilt aber erst nach Ankunft der Waare in Bremen als voll­ endet. Der Schiffer ist verpflichtet, das Frachtgut am Löschplätze auszuliefern, ohne vorab die Zahlung der Fracht oder die Erfüllung der übrigen Obliegen­ heiten des Empfängers oder deren Sicherstellung verlangen zu können, jedoch unbeschadet seines Rechtes, wegen bestandener Gefährdung seiner Ansprüche gerichtliche Sicherheitsmaßregeln zu beantragen. j Werden indeß Güter am Löschplatz zum Zweck der Lagerung belassen oder werden sie von da nicht nach dem Bestimulungsort, sondern nach einem anderer: Platz verladen, so gilt da­ mit die Uebernahme als geschehen und tritt die Zahlungspflicht des Empfän­ gers nach Maßgabe der Art. 615 ff. des Handelsgesetzbuches ein. § 3. Der Schiffer ist verpflichtet, auf Verlangen eines oder mehrerer der betheiligten Laduugsempfänger von der ihm in den Art. 602 und 605 des Allgem. Deutschen Handelsgesetzbuches eingeräumten Befugniß, die Empfänger von Stückgütern zur unverzüglichen Empfangnahme derselben anzuhalten und im Falle der Verzögerung die Giiter niederzulegen, nach Maßgabe der vorgedachten Artikel gegen jeden einzelnen Empfänger Gebrauch zu machen. 8 4 (G 6./5. 77). Im Falle der Verfrachtung eines Schiffes im Ganzen dauert die Löschzeit, falls unter den Parteien nicht Anderes verabredet ist: Vom 1. März bis Vom 1. Novbr. bis zum letzten Febr. zum 31. October Bei Schiffen bis zur Größe von 100 gemes­ senen Register-Tons Netto-Raumgehalt 8 Tage 6 Tage 9 tt 7 von 101 bis 200 Reg.-Tons 10 tt 8 300 201 // 12 tt 400 301 ft 10 tt 14 tt 12 tt 401 tt 500 ff 16 tt 14 tt 501 tt 600 15 tt 17 tt 601 700 ft tt 16 800 18 tt 701 tt ff 19 tt 17 900 801 ft tt 20 tt 18 901 tt 1000 ft 22 tt 19 1001 tt 1100 ft 23 tt 20 1101 tt 1200 ft 25 tt 21 1201 1300 ft 26 tt 1301 tt 1400 22 ff 28 tt 23 1401 tt 1500 ft 29 ft 24 1501 tt 1600 ft 31 25 1601 tt 1700 tt ft Für jede todteren 100 Tons werden in der Zeit vom 1 . März bis 31. October 1 Tag und in der Zeit vom 1. November bis zum letzten Februar 2 Tage Löschzeit mehr gerechnet, i Der Beginn der Löschzeit richtet sich nach

für die freie und Hansestadt Hamburg: der § 50 des am 22. Dezember 1865 pnblizirten Einsührungsgesetzes zum Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch?

§ 5. Die in Gemäßheit der §§ 16 und 52 der unter dem 6. Juni 1864 von dem Senate der freien Hansestadt Bremen publizirten obrigkeitlichen Verordnung, betreffend die Einfiihrung des All­ gemeinen Teutschen Handelsgesetzbuches, den Privatgläubigern eines Handelsgesellschafters in Ansehung des Vermögens einer Handels­ gesellschaft zu der Zeit, zu welcher dieses Gesetz in Geltung tritt, zustehenden Pfand- und Vorzugsrechte bleiben unberührt. § 6.

Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1870 in Kraft. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Bundes-Jnsiegel. Gegeben Schloß Babelsberg, den 5. Juni 1869.

(L. 8.)

Wilhelm. Gr. v. Bismarck-Schönhausen.

Art. 595 des Handelsgesetzbuchs. | Im Hafen zu Bremerhaven darf die Löschung eines Schiffes nur an dem vom Hafenmeister angewiesenen Löschplätze geschehen (vgl. 88 12 und 13 der Hafenordnung vorn 25. Jan. 1873). ; Bei nur teil­ weise beladenen Schiffen wird die Löschzeit verhältnißmäßig kürzer berechnet. > Sonn- und Feierlage kommen bei Berechnung dieser Fristen nicht in Anschlag. 8 5. Bei der Empfangnahme des Frachtgutes steht den» Empfänger während der Löschzeit das Wiegen und Messen an Bord des Schiffes frei. § 6. Verlust und Beschädigung der Güter, welche bei der Empfangnahme oib? einem See­ schiffe äußerlich erkennbar waren, sönnen später nur geltend gemacht werden,

wenn von deren Vorhandensein dem Schiffer oder seinem Stellvertreter bei der Empfangnahme schriftlich oder sonst in genügender Weise Anzeige gemacht

worden ist. 8 7 (G 6./5. 77). Tie Fracht, gleichwie das dem Schiffer oder dem Verfrachter nach dem Frachtverträge oder dem Connossement außerdem Gebührende ist — abgesehen von dem in 8 2, Absatz 4 erwähnten Falle — in der Stadt Themen am zweiten Werktage nach erfolgter Ankunft des Fracht­

gutes daselbst, jedenfalls aber, solche Ankuilst mag bereits erfolgt sein oder nicht, spätestens am zehnten Tage nach der Empfangnahme desselben aus dem Seeschiffe zu bezahlen. , Die Fristberechnung geschieht für jedes Connossement besonders und beginnt für die Frachtzahlnng auf jedes Connossement mit dem Tage, welcher auf die Ablieferung des letzten Stückes des in dem Connossement

bezeichneten Gutes vom Bord des Seeschiffes folgt." 1 „Der § 9 der Verordn, für Schiffer und Schiffsvolck vom 27. März

1786 ist aufgehoben. Dagegen kommen die §§ 8, 11, 12 u. 13 dieser Ver­ ordnung (Auswahl gilt. Verordn, d. Freyen u. Hanse-Stadt Hamburg v. I. 1774 bis 1810. Hamb. 1831. 1, 108) für die rechtliche Beurtheilung des Ver­ hältnisses zwischen dem Schiffer, dem Leichterschiffer, dem Everführer und dem Empfänger auch ferner zur Anwendung, falls die Güter in Schuten oder sonst zu Wasser gelöscht werden."

Allgemeine Bestimmungen. Art. 1. In Handelssachen kommen, insoweit dieses Gesetzbuch keine Bestimmungen enthält, die §(11^39661:011^1 * und * * * *in* 8deren Ermangelung das allgemeine bürgerliche Recht zur Anwendung? Art. 2. An den Bestimmungen der Deutschen Wechsel-Ordnung wird durch dieses Gesetzbuch nichts geändert. Art. 3. Wo dieses Gesetzbuch von dem Handelsgerichte spricht, tritt in Ermangelung eines besonderen Handelsgerichts das gewöhn­ liche Gericht an dessen Stelle? 1 GBG 118: Ueber Gegenstände, zu deren Beurtheilung eine kauf­ männische Begutachtung genügt, sowie über das Bestehen von Handelsge­ bräuchen kann die Kammer für Handelssachen auf Grund eigener Sachkunde und Wissenschaft entscheiden. LPO 265: Das in einem anderen Staate geltende Recht, die Gewohn­ heitsrechte und Statuten bedürfen des Beweises nur insofern, als sie dem Ge­ richt unbekannt sind. Bei Ermittelung dieser Rechtsnormen ist das Gericht aus die von den Parteien beigebrachten Nachweise nicht beschränkt; es ist befugt, auch andere Erkenntnißquellen zu benutzen und zum Zwecke einer solchen Be­ nutzung das Erforderliche anzuordnen. 1 RG 10./7. 79, 3 (RGBl 197): In Betreff des bürgerlichen Rechts ist anzunehmen, daß in den Konsulargerichtsbezirken die Reichsgesetze, das Preußische allgemeine Landrecht und die daS bürgerliche Recht betreffenden allgemeinen Gesetze derjenigen preußischen LandeStheile, in welchen das All­ gemeine Landrecht Gesetzeskraft hat, gelten. In Handelssachen kommt zunächst daS in den Konsulargerichtsbezirken geltende Handelsgewohnheitsrecht zur An­ wendung. 8 GBG 70: Bor die Civilkammern einschließlich der Kammern für Handelssachen gehören alle bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, welche nicht den Amtsgerichten zugewiesen sind. 100. Soweit die Landesjustizverwaltung ein Bedürfniß als vorhanden annimmt, können bei den Landgerichten für deren Bezirke oder für örtlich ab­ gegrenzte Theile derselben Kammern für Handelssachen gebildet werden. Solche Kammern können ihren Sitz innerhalb des Landgerichtsbezirks auch an Orten haben, an welchen das Landgericht seinen Sitz nicht hat.

101. Vor die Kammern für Handelssachen gehören nach Maßgabe der folgenden Vorschriften diejenigen den Landgerichten in erster Instanz zugewie­ senen bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch die Klage ein Anspruch: 1. gegen einen Kaufmann (Art. 4 HGB) aus Geschäften, welche aus Seiten beider Kontrahenten Handelsgeschäfte (Art. 271—276 HGB) sind; 2. aus einem Wechsel im Sinne der Wechsel-Ordnung; 3. aus einem der nachstehend bezeichneten Rechtsverhältnisse geltend ge­ macht wird: a) aus dem Rechtsverhältnisse zwischen den Mitgliedern einer Handels­ gesellschaft, zwischen dem stillen Gesellschafter und dem Inhaber eines Handelsgewerbes, zwischen den Teilnehmern einer Vereinigung zu einzelnen Handelsgeschäften oder einer Vereinigung zum Han­ delsbetriebe (Art. 10 HGB), sowohl während des Bestehens als nach Auflösung des geschäftlichen Verhältnisses, sowie aus dem Rechtsverhältnisse zwischen ben Liquidatoren oder den Vorstehern einer Handelsgesellschaft und der Gesellschaft oder ben Mitgliedern der Gesellschaft; b) aus dem Rechtsverhältnisse, welches das Recht zum Gebrauche der Handelsfirma betrifft; c) aus den Rechtsverhältnissen, welche sich auf den Schutz der Marken, Muster und Modelle beziehen; d) aus dem Rechtsverhältnisse, welches durch die Veräußerung eines bestehenden Handelsgeschäfts zwischen den Kontrahenten entsteht; e) aus dem Rechtsverhältnisse zwischen dem Prokllristen, den» Handlungsbevollnlächtigten oder Handlungsgehülfen und dem Eigenthümer der Handelsniederlassung, sowie aus dem Rechtsverhältnisse zwischen einer dritten Person und demjenigen, welcher ihr als Prokurist oder Handlungsbevollmächtigter aus einem Handelsgeschäfte haftet (Art. 55 HGB); f) aus dem Rechtsverhältnisse, welches ans den Berufsgeschäften des Handclsmäklers im Sinne des Handelsgesetzbuchs zwischen diesem und den Parteien entsteht; g) aus den Rechtsverhältnissen des Seerechts, insbesondere aus denjenigen, welche auf die Rhederei, die Rechte und Pflichten deS Rhe­ ders, des Korrespondentrheders und der Schiffsbesatzung, aus die Bodmerei und Haverei, auf den Schadensersatz im Falle des Zusammenstoßens von Schiffen, auf die Bergung und Hülfeleistung in Seenoth und auf die Ansprüche der Schiffsgläubiger sich beziehen. 102. Die Verhandlung des Rechtsstreits erfolgt vor der Kammer für Handelssachen, tvenn der Kläger dies in der Klageschrift beantragt hat. Die Einlassungsfrist (§ 234 Satz 1 CPO) beträgt mindestens zwei Wochen. In den Fällen der §§ 466, 467 der Civilprozeßordnung hat der Kläger den Antrag auf Verhandlung vor der Kammer für Handelssachen in der münd­ lichen Verhandlung vor dem Amtsgerichte zu stellen. 103. Wird vor der Kammer für Handelssachen eine vor dieselbe nicht gehörige Klage zur Verhandlung gebracht, so ist der Rechtsstreit auf Antrag des Beklagten an die Civilkammer zu verweisen.

Gehört die Klage ober die im Falle des § 467 der Civilprozeßordnung erhobene Widerklage als Klage nicht vor die Kammer für Handelssachen, so ist diese auch von Amtswegen befugt, den Rechtsstreit an die Civilkammer zu ver­ weisen, so lange nicht eine Verhandlung zur Hauptsache erfolgt und auf die­ selbe ein Beschluß verkündet ist. Die Verweisung von Amiswegen kann nicht aus dem Grunde erfolgen, daß der Beklagte nicht Kaufmann ist. 104. Wird vor der Civilkammer eine vor die Kammer für Handels­ sachen gehörige Klage zur Verhandlung gebracht, so ist der Rechtsstreit aus Antrag des Beklagten an die Kammer für Handelssachen zu verweisen. Ein Beklagter, welcher nicht in das Handelsregister eingetragen ist, kann den An­ trag nicht darauf stützen, daß er Kaufmann ist. Der Antrag ist zurückzuweisen, wenn die im Falle des § 467 der Civil­ prozeßordnung erhobene Widerklage als Klage vor die Kammer für Handels­ sachen nicht gehören würde. Zu einer Verweisung vom Amtswegen ist die Civilkammer nicht befugt. Die Civilkammer ist zur Verwerfung des Antrags auch dann befugt, lvenn der Kläger demselben zugestimmt hat. 105. Wird in einem bei der Kammer für Handelssachen anhängigen Rechts­ streite die Klage in Gemäßheit des § 253 der Civilprozeßordnung durch den An­ trag aus Feststellung eines Rechtsverhältnisses erweitert oder eine Widerklage er­ hoben und gehört die erweiterte Klage oder die Widerklage als Klage nicht vor die Kammer für Handelssachen, so ist der Rechtsstreit auf Antrag des Gegners an die Civilkammer zu verweisen. Unter der Beschränkung des § 103 Abs. 2 ist die Kammer zu der Ver­ weisung auch von Amtswegen befugt. Diese Befugniß tritt auch dann ein, wenn durch Klagänderung ein Anspruch geltend gemacht wird, welcher nicht vor die Kammer für Handelssachen gehört. 106. Der Antrag auf Venveisung des Rechtsstreits an eine andere Kammer ist nur vor der Verhandlung des Antragstellers zur Sache zulässig. Ueber den Antrag ist vorab zu verhandeln und zu entscheiden. 107. Gegen die Entscheidung über Verweisung eines Rechtsstreits an die Civilkammer oder an die Kammer für Handelssachen findet kein Rechts­ mittel statt. Erfolgt die Venveisung an eine andere Kammer, so ist diese Entscheidung für die Kammer, an welche der Rechtsstreit verwiesen wird, bin­ dend. Der Termin zur weiteren mündlichen Verhandlung wird von Amts­ wegen bestimmt und den PaNeien bekannt gemacht. 108. Bei der Kammer für Handelssachen kann ein Anspruch in Ge­ mäßheit des § 61 der Civilprozeßordnung nur dann geltend gemacht werden, wenn der Rechtsstreit nach den Bestimmungen des § 101 vor die Kammer für Handelssachen gehört. 109. Die Kammern für Handelssachen entscheiden in der Besetzung mit einem Mitgliede des Landgerichts als Vorsitzenden und zwei Handelsrichtern. Sämmtliche Mitglieder der Kammer für Handelssachen haben gleiches Stimmrecht. In Streitigkeiten, welche sich auf das Rechtsverhältniß zwischen Rheder oder Schiffer unb Schiffsmannschaft beziehen, kann die Entscheidung durch den Vorsitzenden allein erfolgen.

110. Jul-Falle be$ § 100 Abs. 2 kann ein Amtsrichter Vorsitzender der Kammer für Handelssachen sein. 111. Das Amt der Handelsrichter ist ein Ehrenamt. 112. Die Handelsrichter werden auf gutachtlichen Vorschlag des zur Vertretung des Handelsstandes berufenen Organs für die Dauer von drei Jahren ernannt; eine wiederholte Ernennung ist nicht ausgeschlossen. 113. Zum Handelsrichter kann jeder Deutsche ernannt werden, welcher als Kaufmann oder als Vorstand einer Aktiengesellschaft in das Handelsregister eingetragen oder eingetragen gewesen ist, das dreißigste Lebensjahr vollendet hat und in dem Bezirke der Kammer für Handelssachen wohnt. Personen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt sind, können nicht zu Handelsrichtern ernannt werden. 114. An Seeplätzen können Handelsrichter auch aus dem Kreise der Schiffahrtskundigen ernannt werden. 115. Die Handelsrichter sind vor ihrem Amtsantritte aus die Erfüllung der Obliegenheiten des ihnen übertragenen Amtes eidlich zu verpflichten. 116. Die Handelsrichter haben während der Dauer ihres Amts in Be­ ziehung auf dasselbe alle Rechte und Pflichten richterlicher Beamten. 117. Ein Handelsrichter ist seines Amts zu entheben, wenn er eine der für die Ernennung erforderlichen Eigenschaften nachträglich verliert. Die Enthebung erfolgt durch den ersten Civilsenat des Oberlandesgerichts nach Anhörung des Betheiligten. 118. Ueber Gegenstände, zu deren Beurtheilung eine kaufmännische Begutachtung genügt, sowie über das Bestehen von Handelsgebräuchen kann die Kammer für Handelssachen auf Grund eigener Sachkunde uiiö Wissenschaft entscheiden. 23. Die Zuständigkeit der Amtsgerichte umfaßt in bürgerlichen Rechts­ streiligkeiten, soweit dieselben nicht ohne Rücksicht auf den Werth des Streit­ gegenstandes den Landgerichten zugewiesen sind: 1. Streitigkeiten über vermögensrechtliche Ansprüche, deren Gegenstand an Geld oder Geldeslverth die Summe voll dreihundert Mark nicht über­ steigt; 2. ohne Rücksicht auf den Werth des Streitgegenstandes: Streitigkeiten zwischen Vermiethern und Miethern von Wohnungsund anderen Räumen wegen Ueberlassung, Benutzung und Räumullg derselben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Miether in die Miethsräume eingebrachten Sachen; Streitigkeiten zwischen Dienstherrschaft und Gesinde, zwischen Arbeit­ gebern und Arbeitenr hinsichtlich des Dienst- und Arbeitsverhältnisses, sowie die im § 108 der Gewerbeordnung bezeichneten Streitigkeiten, insofern dieselben während der Dauer des Dienst-, Arbeits- oder Lehr­ verhältnisses entstehen; Streitigkeiten zwischen Reisenden und Wirthen, Fuhrleuten, Schiffern, Flößern oder Auswanderungsexpedienten in den Einschiffungshäfen, welche über Wirthszechen, Fuhrlohn, Ueberfahrtsgelder, Beförderung der Reisenden und ihrer Habe und über Verlust und Beschädigung

der letzteren, sowie Streitigkeiten zwischen Reisenden und Handwerkern, welche aus Anlaß der Reise entstanden sind; Streitigkeiten wegen Viehmängel; Streitigkeiten wegen Wildschadens; Ansprüche aus einem außerehelichen Beischlafe; das Aufgebotsverfahren. EG z. CPO 3: Die Civilprozeßordnung findet aus alle bürgerlichen Rechtsstreitigkeilen Anwendung, welche vor die ordentlichen Gerichte gehören. Insoweit die Gerichtsbarkeit in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, für welche besondere (Berichte zugelassen sind, durch die Landesgesetzgebung den ordent­ lichen Gerichteil übertragen wird, kann dieselbe ein abweichendes Verfahren gestatten. 13. Die prozeßrechtlichen Vorschriften der Reichsgesetze werden durch die Civilprozeßordnung nicht berührt. Aufgehoben werden: 1. § 2 des Gesetzes, betreffend die Aushebung der Schuldhaft, vom 29. Mai 1868; 2. Attikel 34—36, 37 Satz 2, 39, 77, 78, 79 Abs. 2, 488, 494, 889 des Handelsgesetzbuchs; 3. 8 6 des Gesetzes, betreffend die Verbindlichkeit zum Schadensersätze für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken u. s. w. herbeige­ führten Tödtungen und Körperverletzungen, vom 7. Juni 1871; 4. 8 14 des Gesetzes über das Postwesen des Deutschen Reichs vom 28. Oktober 1871, insoweit diese Vorschrift die Unterbrechung der Ver­ jährung an die Anmeldung der Klage kllüpft. Der Artikel 80 der Wechsel-Ordnung wird dahin abgeändert, daß die Verjährung auch nach Maßgabe der §§ 190, 254, 461 Abs. 2, 471 Abs. 2 der Civilprozeßordnung unterbrochen wird. In den Fällen der Artikel 348, 365, 407 des Handelsgesetzbuchs ist das im 8 448 der Civilprozeßordnung bezeichnete Amtsgericht zuständig; auf die Ernennung, Beeidigllng imb Vernehmung der Sachverständigen finden die Vorschriften der Civilprozeßordnung in dem achten Titel des ersten Abschnittes des zweiten Buchs entsprechende Anwendung. 14. Die prozeßrechtlichen Vorschriften der Laildesgesetze treten für alle bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, deren Entscheidung in Gemäßheit des 8 3 nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung zu erfolgen hat, außer Kraft, soweit nicht in der Civilprozeßordnung aus sie verwiesen oder soweit nicht bestimmt ist, daß sie nicht berührt werden. Außer Kraft treten insbesondere: 1. die Vorschriften über die bindende Kraft des strafgerichtlichen Urtheils für den Civilrichter; 2. die Vorschriften, welche in Ansehung gewisser Rechtsverhältnisse einzelne Arten von Beweismitteln ausschließen oder nur unter Beschränkungen zulassen; 3. die Vorschriften, nach welchen unter bestimmten Voraussetzungen eine Thatsache als mehr oder minder wahrscheinlich anzunehmen ist; 4. die Vorschriften über die Bewilligung von Moratorien, über die Ur-

Erstes Buch. Vom Handelsstaude.

Erster Titel: Von den Kaufleuten. Art. 4. Als Kaufmann im Sinne dieses Gesetzbuchs ist an­ zusehen, wer gewerbemäßig Handelsgeschäfte betreibt? theilsftisten und über die Befugnisse des Gerichts, dem Schuldner bei der Verurtheilung Zahlungsfristen zu gewähren; 5. die Vorschriften, nach welchen eine Nebenforderung als anerkannt gilt, wenn über dieselbe nicht entschieden ist. 15. Unberührt bleiben: 2. die landesgesetzlichen Vorschriften über die Fortdauer des Gerichtsstandes einer Gesellschaft, einer Genossenschaft oder eines Vereins nach Auf­ lösung derselben; über das Verfahren in Betreff der Sperre der Zah­ lung abhanden gekommener Jnhaberpapiere; über das Verfahren bei Streitigkeiten, welche die Zwangsenteignung und die Entschädigung derselben betreffen. Vgl. auch G 30./11. 74, 19 (Anh. IV, 1); ll./l. 76, 15 (Anh. IV, 2); 15./3. 75, 50 (Anh. NI). 1 Vgl. Zollvereinsverordn. 8./7. 67, 26 (BGBl 105). Schlnßprotvkoll 8-/7. 67, 17 (BGBl 111). RGO 14. Wer den selbständigen Betrieb eines stehendeil Gewerbes anfängt, muß der für den £rt, wo solches geschieht, nach den Landesgesetzen zuständigen Behörde gleichzeitig Anzeige davon machen. Diese Anzeige liegt auch demjenigen ob, welcher zum Betriebe eines Gewerbes im Umherziehen (Titel III) befugt ist. Außerdem hat, wer Versicherungen für eine Mobiliar- oder Jmmobiliar Feuerversicherungsanstalt als Agent oder Unteragent vermitteln will, bei Ueber­ nahme der Agentur, und derjenige, welcher dieses Geschäft wieder aufgiebt, oder welchem die Versicherungsanstalt den Auftrag wieder entzieht, innerhalb der nächsten acht Tage der zuständigen Behörde seines Wohnortes davon An­ zeige zu machen. Buch- und Steindrucker, Buch- und Kunsthäildler, Antiquare, Leihbibliothekare, Inhaber von Lesekabinetten, Verkäufer von Druckschriften, Zeitungen und Bilden: haben bei der Eröffnung ihres Gewerbebetriebes das Lokal desselben, sowie jeden späteren Wechsel des letzteren spätestens am Tage seines Eintritts der zuständigen Behörde ihres Wohnortes anzugeben. 15. Die Behörde bescheinigt innerhalb dreier Tage den Empfang der Anzeige. Die Fortsetzung des Betriebes kann polizeilich verhindert werden, wenn ein Gewerbe, zu dessen Beginn eine besondere Genehmigung erforderlich ist, ohne diese Genehmigung begonnen wird. 34. Wer das Geschäft eines Pfandleihers betreiben will, bedarf dazu der Erlaubniß. Diese ist zu versagen, wenn Thatsachen vorliegen, welche die

Art. 5. Die in Betreff der Kaufleute gegebenen Bestimmungen gelten in gleicher Weise in Betreff der Handelsgesellschaften, insUnzuverlässigkeit des Nachsuchenden in Bezug auf den beabsichtigten Gewerbe­ betrieb darthun. Die Landesregierungen sind befugt, außerdem zu bestimmen, daß in Ortschaften, für welche dies durch Ortsstatut (§ 142) festgesetzt wird, die Erlaubniß von dem Nachweis eines vorhandenen Bedürfnisses abhängig sein solle. Als Pfandleihgewerbe gilt auch der gelverbsmäßige Ankauf beweglicher Sachen mit Gewährung des Rückkaufsrechts. Die Landesgesepe können vorschreiben, daß zum Handel mit Giften und zum Betriebe des Lootsengewerbes besondere Genehmigung erforderlich ist, imgleichen, daß das Gewerbe der Markscheider nur von Personen betrieben werden darf, welche als solche geprüft und konzessionirt sind. 35. Die Ertheilung von Tanz-, Turn- und Schwimmunterricht als Gewerbe, sowie der Betrieb von Badeanstalten ist zu untersagen, ivcnn That­ sachen vocliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden in Bezug auf diesen Gewerbebetrieb darthun. Unter derselben Voraussetzung sind zu untersagen: der Trödelhandel (Handel mit gebrauchten Kleidern, gebrauchten Betten oder gebrauchter Wäsche, Kleinhandel mit altem Metallgeräth, mit Metallbruch oder dergleichen), sowie der Kleinhandel mit Garnabfällen oder Dräumen von Seide, Wolle, Baum­ wolle oder Leinen, und der Handel mit Dynamit oder anderen Sprengstoffen. Dasselbe gilt von der gewerbsmäßigen Besorgung fremder Rechtsange­ legenheiten und bei Behörden wahrzunehmender Geschäfte, insbesondere der Abfassung der darauf bezüglichen schriftlichen Allfsätze, (Zusatz des RG 19./6. 93:) von dem gewerbsmässigen Betriebe der Vieh Verstellung (Viehpacht), des Viehhandels und des Handels mit ländlichen Grundstücken, von dem Geschäfte der gewerbsmäßigen Vermittelungsagenten für Jmmobiliarvertrüge, Darlehen und Hcirathen, voll dem Geschäfte eines Gesindevermiethers und eines Stellenvermittlers, sowie vom Geschäfte eines Auktionators. Den­ jenigen, welche gewerbsmäßig das Geschäft eines Auktionators betreiben, ist es verboten, Immobilien zu versteigern, wenn sie nicht Don den dazu befugten Staats- oder Kommunalbehördcn oder Korporationen als solche angestellt sind (8 36). Personen, welche die in diesem Paragraphen bezeichneten Gewerbe be­ ginnen, haben bei Eröffnung ihres Getverbebetriebes der zuständigen Behörde hiervon Anzeige zu machen. 148. Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark und im Unver­ mögensfalle mit Haft bis zu vier Wochen wird bestraft: 1. wer außer den im § 147 vorgesehenen Fällen ein stehendes Gewerbe beginnt, ohne dasselbe vorschriftsmäßig anzuzeigen; 2. wer die im § 14 erforderte An- und Abmeldung eitler übernommenen Feuerversicherungsagentur unterläßt; 3. wer die im § 14 erforderten Anzeigen über das Betriebslokal unterläßt. 4. Den Zünften und kaufmännischen Korporationen steht ein Recht, Andere von deut Betriebe eitles Gewerbes auszuschließeu, nicht zu.

besondere auch der Kommanditgesellschaften auf Aktien und1 2der 3 Aktiengesellschaften. Dieselben gelten auch in Betreff der öffentlichen Banken in den Grenzen ihres Handelsbetriebs, unbeschadet der für sie bestehenden Verordnungen? Art. 6. Eine Frau, welche gewerbemäßig Handelsgeschäfte be­ treibt (Handelsfrau). hat in dem Handelsbetriebe alle Rechte und Pflichten eines Kaufmanns. Dieselbe kann sich in Betreff ihrer Handelsgeschäfte auf die in den einzelnen Staaten geltenden Rechtswohlthaten der Frauen nicht berufen. Es macht hierbei keinen Unterschied, ob sie das Handelsgewerbe allein oder in Gemeinschaft mit Anderen, ob sie dasselbe in eigener Person oder durch einen Prokuristen betreibt. Art. 7. Eine Ehefrau kann ohne Einwilligung ihres Ehe­ mannes nicht Handelsfrau sein. Es gilt als Einwilligung des Mannes, wenn die Fran mit Wissen und ohne Einspruch desselben Handel treibt. Die Ehefrau eines Kaufmanns, welche ihrem Ehemanne nur Beihülfe in dem Handelsgewerbe leistet, ist keine Handelsfrau. Art. 8. Eine Ehefrau, welche Handelsfrau ist, kann sich dnrch Handelsgeschäfte gültig verpflichten, ohne daß es zn den einzelnen Geschäften einer besonderen Einwilligung ihres Ehemannes bedarf. Sie haftet für die Handelsschulden mit ihrem ganzen Vermögen, ohne Rücksicht auf die Verwaltungsrechte und den Nießbrauch oder die sonstigen, an diesem Vermögen durch die Ehe begründeten Rechte des Ehemannes. Es haftet auch das gemeinschaftliche Vermögen, so­ weit Gütergemeinschaft besteht; ob zugleich der Ehemann mit feinem persönlichen Vermögen hastet, ist nach den Landesgesetzen zu beurtheilen. Art. 9. Eine Handelsfrau kann in Handelssachen selbstständig vor Gericht austreten; es macht keinen Unterschied, ob sie nnverheirathet oder verheirathet ist? 1 Die lateinisch gedruckten Worte sind durch BÄ 1L/6. 70 hinzugefügt

und gellen nicht für Oesterreich. 2 Siehe unten RBankgesetz 14./3. 75. (Anhang III.) 3 CPO 51: Eine Person ist insoweit prozeßsähig, als sie sich durch

Verträge verpflichten kann. Die Prozeßfähigkeit einer großjährigen Person wird dadurch, daß sie unter väterlicher Gewalt steht, die Prozeßfähigkeit einer Frau dadurch, daß sie Eheftau ist, nicht beschränkt. Die Vorschriften über die Geschlechtsvormundschaft finden auf die Prozeß­ führung feine Anwendung.

Art. 10. Di°e Bestimmungen, welche dieses Gesetzbuch über die Firmen, die Handelsbücher und die Prokura enthält, finden aus Höker, Trödler, Hausirer und dergleichen Handelsleute von geringerem Ge­ werbebetriebe, ferner auf Wirthe, gewöhnliche Fuhrleute, gewöhnliche Schiffer, und Personen, deren Gewerbe nicht über den Umfang des Handwerksbetriebs hinausgeht, keine Anwendung. Den Landesgesetzcn bleibt Vorbehalten, im Falle es erforderlich erscheint, diese Klaffen genauer festzustellen. Bereinigungen zum Betriebe eines Handelsgewerbes, auf welches die bezeichneten Bestimmungen keine Anwendung finden, gelten nicht als Handelsgesellschaften. Den Landesgesetzen bleibt Vorbehalten, zu verordnen, daß die bezeichneten Bestimmungen auch noch für andere Klaffen Don Kauf­ leuten ihres Staatsgebiets keine Anwendung finden sollen. Ebenso können sie aber auch verordnen, daß diese Bestimmungen auf einzelne der genannten Klaffen, oder daß sie auf alle Kaufleute ihres Staats­ gebiets Anwendung finden sollen. Art. 11. Durch die Landesgesetze, welche in gewerbepolizeilicher oder gewerbesteuerlicher Beziehung Erfordernisse zur Begründung der Eigenschaft eines Kaufmanns oder besonderer Klaffen von Kaufleuten aufstellen, wird die Anwendung der Bestimmungen dieses Gesetzbuchs nicht ausgeschlossen; ebenso werden jene Gesetze durch dieses Gesetz­ buch nicht berührt? Zweiter Titel: Bon dem Handelsregister?

Art. 12. Bei jedem Handelsgerichte ist ein Handelsregister zu führen, in welches die in diesem Gesetzbuche angeordneten Eintragungen aufzunehmen sind. RGO 11: Das Geschlecht begründet in Beziehung auf die Befugniß zum selbstständigen Betriebe eines Gewerbes keinen Unterschied. Frauen, welche selbstständig ein Gewerbe betreiben, sönnen in Angelegen­

heiten ihres Gewerbes selbstständig Rechtsgeschäfte abschließen und vor Gericht austreten, gleichviel, ob sie verheirathet oder unverheirathet sind. Sie können sich in Betreff der Geschäfte aus ihrem Gewerbebetrieb auf die in den ein­ zelnen Bundesstaaten bestehenden Rechtswohlthaten der Frauen nicht berufen. Es macht hierbei keinen Unterschied, ob sie das Gewerbe allein oder in Ge­ meinschaft mit anderen Personen, ob sie dasselbe in eigener Person oder durch einen Stellvertreter betreiben. 1 Vgl. RGO 21./6. 69 jetzt 1./7.83; RG 6./T. 87. (RGBl 281) oben S. 14. 1 Vgl. RG betr. die Gesellschaften mit beschränkter Haftung 20./4. 92 (Anh. II.) Bankgesetz §66. (Anh. III.) KO 104. Der Gerichtsschreiber hat unter Bezeichnung des Konkurs-

Friedberg, HandelSgesgbg. 3. Ausg.

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HSV Vach L vom ftnteWnte. «t. II. «rt. 13.14. LU. HL «rt. 13-18.

Das Handelsregister ist öffentlich. Die Einsicht desselben ist während der gewöhnlichen Dicnststunden einem Jeden gestattet. Auch kann von den Eintragungen gegen Erlegung der Kosten eine Abschrift gefordert werden, die auf Verlangen zu beglaubigen ist.

Art. 13. Die Eintragungen in das Handelsrregister sind von dem Handelsgerichte, sofern nicht in diesem Gesetzbuche in einzelnen Fällen ausdrücklich ein Anderes bestimmt ist, nach ihrem ganzen In­ halte durch eine oder mehrere Anzeigen in öffentlichen Blättern ohne Verzug bekannt zn machen. Art. 14. Jedes Handelsgericht hat für seinen Bezirk alljährlich im Monat Dezember die öffentlichen Blätter zu bestimmen, in welchen im Laufe des nächstfolgenden JahreS die im Art. 13 vorgeschriebenen Verwalters beglaubigte Abschriften der Formel des EröffnungsbeschlusseS den Behörden für die Führung des Handels- oder GenoffenschastsregisterS oder ähnlicher Register und der Dienstbehörde de- Gemeinschuldners mitzutheilen. 105. Sobald eine den Eröffnungsbeschluß aufhebende Entscheidung die

Rechtskraft erlangt hat, ist die Aufhebung des Verfahrens öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften der §§ 103 Abs. 2 (auszugsweise Einrückung der Bekanntmachung in den Deutschen Reichsanzeiger), 104 finden entsprechende Anwendung. 151. Nach der Abhaltung des Schlußtermins beschließt das Gericht die des Konkursverfahrens. Eine Anfechtung des Beschlusses findet nicht statt. Der Beschluß und der Grund der Aufhebung sind öffentlich bekannt zu

Aufhebung

machen. Die

Vorschriften

der §§ 103

Abs. 2,

104,

106

finden

entsprechende

Anwendung. 175. Sobald der Vergleich rechtskräftig bestätigt ist, beschließt daS Ge richt die Aufhebung des Konkursverfahrens. Eine Anfechtung des Beschlusses findet nicht statt. Der Beschluß und der Grund der Aufhebung sind öffentlich bekannt zu

machen. Die Vorschriften der 103 Abs. 2, 104, 106 finden entsprechende Anwendung. 184. Im Falle der rechtskräftigen Verurtheilung wird, wenn genügende Masse vorhanden ist, das Konkursverfahren auf Antrag eines Konkursgläubigers wieder ausgenommen. Die Wiederaufllahme erfolgt durch Beschluß des Gerichts. Auf den Zeit­ punkt der Wiederaufnahme und die Bekanntmachung derselben finden die Vor­ schriften der §§ 100, 103, 104, 106 entsprechende Anwendung. 191. Der Einstellungsbeschluß und der Gnmd der Einstellung sind öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften der §§ 103 Abs. 2, 104, 106 finden entsprechende Anwendung.

Bekanntmachungen erfolgen sollen. Der Beschluß ist in einem oder mehreren öffentlichen Blättern bekannt zu machen. Wenn eines der bestimmten Blätter im Laufe des Jahres zu erscheinen aufhört, so hat das Gericht ein anderes Blatt an deffen Stelle zu bestimmen und öffentlich bekannt zu machen. Inwiefern die Gerichte bei der Wahl der zu bestimmenden Blätter an Weisungen höherer Behörden gebunden sind, ist nach den Landesgesetzen zu beurtheilen. Dritter Titel: Bon den Handelsfirmen.*

Art. 15. Die Firma eines Kaufmanns ist der Name, unter welchem er im Handel seine Geschäfte betreibt und die Unterschrift abgiebt. Art. 16. Ein Kaufmann, welcher sein Geschäft ohne Gesell­ schafter oder nur mit einem stillen Gesellschafter betreibt, darf nur seinen Familiennamen (bürgerlichen Namen) mit oder ohne Vornamen als Firma führen. Er darf der Firma feinen Zusatz beifügen, welcher ein Gesell­ schaftsverhältniß oiibcutet. Dagegen sind andere Zusätze gestattet, welche zur näheren Bezeichnung der Person oder des Geschäftes dienen. Art. 17. Die Firma einer offenen Handelsgesellschaft muß, wenn in dieselbe nicht die Namen sämmtlicher Gesellschafter aus­ genommen sind, den Namen wenigstens eines der Gesellschafter mit einem das Vorhandensein einer Gesellschaft andeutenden Zusätze ent­ halten. Die Firma einer Kommanditgesellschaft muß den Namen wenig­ stens eines persönlich haftenden Gesellschafters mit einem da- Borhandensein einer Gesellschaft andeutenden Zusatze enthalten. Die Namen anderer Personen, als der persönlich haftenden Ge­ sellschafter, dürfen in die Firma einer Handelsgesellschaft nicht auf­ genommen werden; auch darf sich keine offene Handelsgesellschaft oder Kommanditgesellschaft als Aktiengesellschaft bezeichnen, selbst wenn das Kapital der Kommanditisten in Aktien zerlegt ist. Art. 18. Die Firma einer Aktiengesellschaft muß in der Regel von dem Gegenstände ihrer Unternehmung entlehnt sein. 1 Siehe Anh. II. RG, bett. b. Gesellsch. m. beschr. Haftung 20./4. 92. Anh. IV. 1. RG über den Markenschutz 30./11. 74. 2. RG, bett. d. Urheberrecht an Mustern und Modellen 11/1. 76. 3. Patentgesetz 7./4. 91. 4. RG bett. b. Schutz v. Gebrauchsmustern 1./6. 91; vgl. auch Bankgesetz (Anh. III § 66). Anh. V. G, bett. b. Erwerbs- und WirthschastSgenossenschasten 1./5. 89. — In Oesterreich gelten bett. deS Markenschutzes G 7./12. 58 und 15./6. 65.

Der Name von Gesellschafteril oder anderen Personen darf in die Firma nicht ausgenommen werden. Art. 19. Jeder Kaufmann ist verpflichtet, seine Firma bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirk ferne £anbd3nicberlaffiing1 sich be' CPO 18. Der allgemeine Gerichtsstand einer Person, loelche keinen Wohnsitz hat, wird durch den Aufenthaltsort im Deutschen Reich und, wenn ein solcher nicht bekannt ist, durch den letzten Wohnsitz bestimmt. 19. Der allgemeine Gerichtsstand der Gemeinden, der Korporationen, sowie derjenigen Gesellschaften, Genossenschaften oder anderen Personenvereine und derjenigen (Stiftungen, Anstalten und Vermögensmassen, welche als solche verklagt werden können, wird durch den Sitz derselben bestimmt. Als Sitz gilt, wenn nicht ein anderes erhellt, der Ort, wo die Verwaltung geführt wird. Gewerkschaften haben den allgemeinen Gerichtsstand bei dem Gerichte, in dessen Bezirke das Bergwerk liegt, Behörden, wenn sie als solche verklagt werden können, bei dem Gerichte ihres Amtssitzes. Neben dem durch die Vorschriften dieses Paragraphen bestimmten Ge­ richtsstände ist ein durch Statut oder in anderer Weise besonders geregelter Gerichtsstand zulässig. 22. Hat Jemand zum Betriebe einer Fabrik, einer Handlung oder eines anderen Gewerbes eine Niederlassung, von welcher aus unmittelbar Geschäfte geschlossen werden, so können gegen ihn alle Klagen, welche auf den Geschäfts­ betrieb der Niederlassung Bezug haben, bei dem Gerichte des Ortes erhoben werben, wo die Niederlassung sich befindet. Der Gerichtsstand der Niederlassung ist auch für Klagen gegen Personen begründet, welche ein mit Wohn- und Wirthschaftsgebäuden versehenes Gnt als Eigenthümer, Nutznießer oder Pächter bewirthschaften, soweit diese Klagen die aus die Bewirthschastung des Gutes sich beziehenden Rechtsverhältnisse betreffen. 23. Das Gericht, bei welchem Gemeinden, Korporationen, Gesellschaften, Genossenschaften oder andere Personenvereine ben allgemeinen Gerichtsstand haben, ist für die Klagen zuständig, welche von denselben gegen ihre Mitglieder als solche oder von den Mitgliedern in dieser Eigenschaft gegen einander er­ hoben werden. 24. Für Klagen wegetl vermögensrechtlicher Ansprüche gegen eine Person, welche im Deutschen Reich keinen Wohnsitz hat, ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirke sich Vermögen derselben oder der mit der Klage in Anspruch genommene Gegenstand befindet. Bei Forderungen gilt als der Ort, wo das Vermögen sich befindet, der Wohnsitz des Schuldners und, wenn für die For­ derung eine Sache zur Sicherheit haftet, auch der Ort, wo die Sache sich befindet. 29. Für Klagen auf Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens eines Vertrags, auf Erfüllung oder Aufhebung eines solchen, sowie auf Entschädigung wegen Nichterfüllung oder nicht gehöriger Erfüllung ist das Gericht des Orts zuständig, wo die streitige Verpflichtung zu erfüllen ist. 30. Für Klagen aus den auf Messen und Märkten, mit Ausnahme der Jahr- und der Wochenmärkte, geschlossenen Handelsgeschäften (Meß- und Markt-

findet, Behufs der Eintragung in das Handelsregister anzumelden; er hat dieselbe nebst seiner persönlichen Unterschrift vor dem Handels­

sachen) ist daS Gericht deS Meß- oder Marktoris zuständig, wenn die Er­ hebung der Klage erfolgt, während der Beklagte oder ein zur Prozeßführung berechtigter Vertreter desselben am Orte oder im Bezirke des Gerichts sich anfhält. 31. Für Klagen, welche aus einer Vermögensverwaltung von dem Ge­ schäftsherrn gegen den Verwalter oder von dem Verwalter gegen den Geschäfts­

herrn erhoben werden, ist das Gericht des Orts zuständig, wo die Benvaltung gefühtt ist.

165.

Die Zustellungen können an jedem Orte erfolgen, wo die Person,

welcher zugestellt werden soll, angetroffen wird. Hat die Person an diesem Orte eine Wohnung oder ein Geschästslokal, so ist die außerhalb der Wohnung oder des Geschäftslokals an sic erfolgte Zu­

stellung nur gültig, wenn die Annahme nicht Verlveigert ist. 168. Für Gewerbetreibende, welche ein besonderes Geschäftslokal haben, kann, wenn sie in dem Geschästslokale nicht angetroffen werden, die Zustellung

an einen darin anwesenden Gewerbegehülfen erfolgen. 169.

Wird der gesetzliche Vertreter oder der Vorsteher einer Behörde,

einer Gemeinde, einer Korporation oder eines Personenvereins, welchem zngestellt werden soll, in dem Geschästslokale während der gewöhnlichen Geschäfts­ stunden nicht angetroffen, oder ist er an der Annahme verhindert, so kann die Zustellung an einen anderen in dem Geschäftslokale anwesenden Beamten oder Bediensteten bewirkt werden. Wird der gesetzliche Vertreter oder

der Vorsteher in seiner Wohnung nicht angetroffen, so finden die Bestimmungen der §§ 166, 167 nur Anwen­

dung, wenn ein besonderes Geschästslokal nicht vorhanden ist.

KO 64: Für das Konkursverfahren ist daS Amtsgericht ausschließlich zuständig, bei welchem der Gemeinschuldner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Sind mehrere Gerichte zuständig, so schließt dasjenige, bei welchem zuerst die Eröffnung des Verfahrens beantragt worden ist, die übrigen aus. 208. Ein Konkursverfahren über daS im Jnlande befindliche Vermögen eines Schuldners, welcher im Deutschen Reiche keinen allgemeinen Gerichtsstand hat, findet statt, wenn derselbe zum Betriebe einer Fabrik, einer Handlung

oder eines anderen Gewerbes im Jnlande eine Niederlassung hat, von welcher aus unmittelbar Geschäfte geschlossen werden. Dasselbe gilt, wenn ein Schuldner, welcher im Deutschen Reiche keinen allgemeinen Gerichtsstand hat, im Jnlande ein mit Wohn- und Wirthschastsgebäuden versehenes Gut als Eigenthümer, Nutznießer oder Pächter bewirth­ schaftet. Für das Verfahren ist daS Amtsgericht ausschließlich zuständig, in dessen

Bezirke die Niederlassung oder das Gut sich befindet. Ist im Auslande ein Konkursverfahren eröffnet, so bedarf es nicht des Nachweises der Zahlungsunfähigkeit zur Eröffnung des inländischen Verfahrens.

22

HSV vuch L vom

Ttt. UL «rt. 20-27.

geeichte zu zeichnen oder die Zeichnung derselben in beglaubigter Form einzureichen. Art. 20. Jede neue Firma muß sich von allen an demselben Orte oder in derselben Gemeinde bestehenden und in das Handels­ register eingetragenen Firmen delltlich unterscheiden. Hat ein Kaufmann mit einem in das Handelsregister bereits eingetragenen Kaufmann gleiche Vor- und Familiennamen, und will auch er sich derselben als seiner Firma bedienen, so muß er dieser einen Zusatz beifügen, durch welchen sich dieselbe von der bereits ein­ getragenen Firma deutlich unterscheidet. Art. 21. Die Firma muß auch für die an einem anderen Orte oder in einer anderen Gemeinde errichtete Zweigniederlassung bei dem für die letztere zuständigen Handelsgerichte angemeldet werden. Besteht an dem Orte oder in der Gemeinde, wo die Zweig­ niederlassung errichtet wird, bereits eine gleiche Firma, so muß der Firma ein Zusatz beigefügt werden, durch welchen sie sich von jener bereits vorhandenen Firma deutlich unterscheidet. Die Eintragung bei dem Handelsgerichte der Zweigniederlassung findet nicht statt, bevor nachgewiesen ist, daß die Eintragung bei dem Handelsgerichte der Hauptniederlassung geschehen ist. Art. 22. Wer ein bestehendes Handelsgeschäft durch Vertrag oder Erbgang erwirbt, kann dasselbe unter der bisherigen Firma mit oder ohne einen das Nachfolgeverhältniß andeutenden Zusatz fortführen, wenn der bisherige Geschäftsinhaber oder dessen Erben oder die etwaigen Miterben in die Fortführung der Firma ausdrücklich willigen. Art. 23. Die Veräußerung einer Firma als solcher, abgesondert von dem Handelsgeschäft, für welches sie bisher geführt wurde, ist nicht zulässig. Art. 24. Wenn in ein bestehendes Handelsgeschäft Jemand als Gesellschafter eintritt, oder wenn ein Gesellschafter jii einer Handels­ gesellschaft neu hinzutritt oder aus einer solchen austritt, so kann, ungeachtet dieser Veränderung, die ursprüngliche Firma fortgeführt lverden. Jedoch ist beim Austreten eines Gesellschafters dessen ausdrück­ liche Einwilligung in die Fortführung der Firma erforderlich, wenn sein Name in der Firma enthalten ist. Art. 25. Wenn die Firma geändert wird oder erlischt, oder wenn die Inhaber der Firma sich ändern, so ist dies nach den Be­ stimmungen des Art. 19 bei dem Handelsgerichte anzumelden. Ist die Aenderung oder das Erlöschen nicht in das Handels­ register eingetragen und öffentlich bekannt gemacht, so kann derjenige, bei welchem jene Thatsachen eingetreten sind, dieselben einem Dritten nur

insofern entgegensetzen, als er beweist, daß sie dem letzteren bekannt waren. Ist die Eintragung und Bekanntmachung geschehen, so muß ein Dritter die Aenderung oder das Erlöschen gegen sich gelten lasten, sofern nicht Umstände die Annahme begründen, daß er diese That­ sachen weder gekannt habe, noch habe kennen müssen. Art. 26? Das Handelsgericht hat die Betheiligten zur Befol­ gung der Borschriften der Art. 19, 21 und 25 von Amtswegen durch Ordnungsstrafen anzuhalten. In gleicher Weise hat es gegen diejenigen einzuschreiten, welche sich einer nach den Vorschriften dieses Titels ihnen nicht zustehenden Firma bedienen.

Art. 27. Wer durch den unbefugten Gebrauch einer Firma in seinen Rechten verletzt ist, kann den Unberechtigten auf Unterlassung der weiteren Führung der Firma und auf Schadenersatz belangen. Ueber das Vorhandensein und die Höhe des Schadens entscheidet das Handelsgericht nach freiem Ermessen. Das Handelsgericht kann die Veröffentlichung des Erkenntnisses auf Kosten des Verurteilten verordnen?

1 RG 30./3. 88 (RGBl 129) 1: Kann im Falle des Erlöschens einer in das Handelsregister eingetragenen Firma die Anmeldung dieser Thatsache durch die hierzu Verpflichteten nicht in Gemäßheit des Art. 26 des Handels­ gesetzbuches herbeigesührt werden, so hat daS Gericht das Erlöschen der Firma von AmtSwegen in das Handelsregister einzutragen. 2. Bor der Eintragung sind der eingetragene Inhaber der Firma oder die Rechtsnachfolger desselben aufzufordern, einen etwaigen Widerspruch gegen die Eintragung bis -um Ab­

lauf einer nicht unter drei Monaten zu bestimmenden Frist schriftlich oder zum Protokoll des GerichrsschreiberS geltend zu machen. | Sind die bezeichneten Personen oder der Aufenthalt derselben nicht bekannt, so erfolgt die Auffor­

derung durch einmalige Bekanntmachung in den für die Veröffentlichungen auS dem Handelsregister bestimmten öffentlichen Blättern (HGB Art. 13, 14). Auch kann die Einrückung der Bekanntmachung noch in andere Blätter ange­ ordnet werden. | DaS Gericht entscheidet über den erhobenen Widerspruch. Gegen den einen Widerspruch zurückweisenden Beschluß findet binnen der Nothfrist von zwei Wochen Beschwerde nach Maßgabe der in Sachen der nicht­ streitigen Gerichtsbarkeit geltenden landesgesetzlichen Bestimmungen statt. Eine hiernach zulässige Anfechtung der in der Beschwerdeinstanz ergehenden Ent­ scheidung ist an die gleiche Nachstist gebunden. 3. Im Falle der Löschung einer Firma hat das Gericht zugleich daS Erlöschen der für die erloschene Firma eingetragenen Prokuren von Amtswegen in das Handelsregister ein­

zutragen.

' StGB 287 ersetzt durch G 30./11. 74, 14 ff. (Anh. IV, 1).

Bierter Titel:

Bon den Handelsbüchern.

Art. 28. Jeder Kaufmann1 ist verpflichtet, Bücher zu führen, aus welchen seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens vollständig zu ersehen ist. Er ist verpflichtet, die empfangenen Handelsbriefe aufzubewahren und eine Abschrift (Kopie oder Abdruck) der abgesandten Handelsbriese zurückzubehalten und nach der Zeitfolge in ein Kopirbuch einzutragen. Art. 29. Jeder Kaufmann hat bei dem Beginne seines Ge­ werbes seine Grundstücke, seine Forderungen und Schulden, den Be­ trag seines baaren Geldes und seine anderen Vermögensstiicke genau zu verzeichnen, dabei den Werth der Vcrmögeusstücke anzugeben und einen das Verhältniß des Vermögens und der Schulden darstellenden Abschluß zu machen; er hat demnächst in jedem Jahre ein solches Inventar und eine solche Bilanz seines Vermögens anzufertigen. Hat der Kaufmann ein Waarenlager, dessen Inventur nach der Beschaffenheit des Geschäfts nicht füglich in jedem Jahre geschehen kann, so genügt es, wenn das Inventar des Waarenlagers alle zwei Jahre ausgenommen wird. Für Handelsgesellschaften kommen dieselben Bestimmungen in Bezug auf das Gesellschaftsvermögen zur Anwendung. Art. 30. Das Inventar und die Bilanz sind von dem Kauf­ mann zu unterzeichnen. Sind mehrere persönlich haftende Gesell­ schafter vorhanden, so haben sie alle 511 unterzeichnen. Das Inventar und die Bilanz können in ein dazu bestimmtes Bllch eingeschrieben oder jedesmal besonders aufgestellt werden. Im letzteren Falle sind dieselben zu sammeln und in zusammenhängender Reihenfolge geordnet aufzubewahren.

1 GO 38. Die Centralbehörden sind ferner befugt, Vorschriften dar­ über zu erlassen, in welcher Weise die im § 35 Abs. 2 und 3 verzeichneten Gewerbetreibenden ihre Bücher zu führen und welcher polizeilichen Kontrole über den Umfang und die Art

ihres Geschäftsbetriebes

sie

sich zu

unter­

werfen haben. (Die in Bezug genommenen Gewerbe sind: Trödelhandel, Kleinhandel mit Garnabfällen oder Dräumen von Seide, Wolle, Baumwolle oder Leinen,

und der Handel mit Dynamit oder anderen Sprengstoffen. Weiter die ge­ werbsmäßige Besorgung fremder Rechtsangelegenheilen und bei Behörden wahrzunehmender Geschäfte, insbesondere die Abfassung der darauf bezüglichen schriftlichen Aufsätze, der gewerbsmäßige Betrieb der Viehverstellung, des Vieh­

handels und des Handels mit ländlichen Grundstücken, das Geschäft der ge­ werbsmäßigen Vermittelnngsagenten für Jmmobiliarverträge, Darlehen und Heirathen, das Geschäft eines Gesindevermittlers und eines Stellenver­ mittlers, sowie daS Geschäft eines Auktionators.)

Art. 3L Bei der Aufnahme des Inventars und der Bilanz sind sämmtliche Vermögensstücke und Forderungen nach dem Werthe anzusetzen, welcher ihnen zur Zeit der Aufnahme beizulegen ist. Zweifelhafte Forderungen sind nach ihrem wahrscheinlichen Werthe anzusetzen, uneinbringliche Forderungen aber abzuschreiben. Art. 32. Bei der Führung der Handelsbücher und bei den übrigen erforderlichen Aufzeichnungen muß sich der Kaufmann einer lebenden Sprache und der Schriftzeichen einer solchen bedienen. Die Bücher müssen gebunden und jedes von ihnen muß Blatt für Blatt mit fortlaufenden Zahlen versehen sein. An Stellen, welche der Regel nach zu beschreiben sind, dürfen keine leeren Zwischenräume gelassen werden. Der ursprüngliche In­ halt einer Eintragung darf nicht durch Durchstreichen oder auf andere Weise unleserlich gemacht, es darf nicht radirt, noch dürfen solche Veränderungen vorgenommen werden, bei deren Beschaffenheit es ungewiß ist, ob sie bei der ursprünglichen Eintragung oder erst später gemacht worden ist. Art. 33. Die Kaufleute sind verpflichtet, ihre Handelsbücher während zehn Jahre, von dem Tage der in dieselben geschehenen letzten Eintragung an gerechnet, aufzubewahren. Dasselbe gilt in Ansehung der empfangenen Handelsbriefe, so­ wie in Ansehung der Inventare und Bilanzen. Art. 34? Ordnungsmäßig geführte Handelsbücher liefern bei Streitig­ keiten über Handelssachen unter Kaufleuten in der Regel einen unvollständigen 1 Art. 34—36 sind aufgehoben durch EG z. CPO 13, 2 (siehe oben zu Art. 3). Dafür gilt: CPO 259. DaS Gericht hat unter Berücksichtigung

des gesammten Inhalts der Verhandlungen und des Ergebniffes einer etwaigen

Beweisaufnahme nach freier Ueberzeugung zu entscheiden, ob eine thatsächliche Behauptung für wahr oder für nicht wahr zu erachten sei. In dem Urtheile sind die Gründe anzugeben, welche für die richterliche Ueberzeugung leitend gewesen sind. An gesetzliche Beweisregeln ist daS Gericht nur in den durch dieses Gesetz bezeichneten Fällen gebunden. 392. Kommt der Gegner der Anordnung, die Urkunde vorzulegen oder den Eid zu leisten, nicht nach, so ist, wenn der Beweisführer eine Abschrift der Urkunde beigebracht hat, diese Abschrift als richtig anzusehen. Ist eine Abschrift der Urkunde nicht beigebracht, so können die Behauptungen deS BeweisführerS über die Beschaffenheit und den Inhalt der Urkunde als bewiesen

angenommen werden. 409. Ist eine Urkunde von einer Partei in der Absicht, deren Benutzung dem Gegner zu entziehen, beseitigt oder zur Benutzung untauglich gemacht, so können die Behauptungen deS Gegners über die Beschaffenheit und den In­ halt der Urkunde als bewiesen angesehen werden.

Beweis,

welcher

durch

den Eid

oder durch

andere Beweismittel

ergänzt

werden sann. Jedoch hat der Richter nach seinem durch die Erwägung aller Umstände geleiteten Ermessen zu entscheiden, ob dem Inhalte der Bücher ein größeres Maß der Beweiskraft beizulegen, ob in dem Falle, wo die Handelsbücher der

streitenden Theile nicht übereinstimmen, von diesem Beweismittel ganz abzu­ sehen, oder ob den Büchern des einen Theils eine überwiegende Glaubwürdigkeit beizumeffen sei. Ob und inwiefern die Handelsbücher gegen die Nichtkaufleute Beweis­ kraft haben, ist nach den Landesgesetzen zu beurtheilen. Art. 35. Handelsbücher, bei deren Führung Unregelmäßigkeiten vorge­ fallen sind, können als Beweismittel nur insoweit berücksichtigt werden, als dieses nach der Art und Bedeutung der Unregelmäßigkeiten, sowie nach der

Lage der Sache geeignet erscheint. Art. 36. Die Eintragungen in die Handelsbücher können, unbeschadet ihrer Beweiskraft, durch Handlungsgehülfen bewirkt werden.

Art. 37. Im Laufe eines Rechtsstreites kann der Richter auf den Antrag einer Partei die Vorlegung der Handelsbücher der Gegen­ partei verordnen. Geschieht die Vorlegung nicht, so wird zum Nachtheil des Weigernden der behauptete Inhalt des Buches für erwiesen angenommen?

Art. 38. Wenn in einem Rechtsstreite Handelsbücher vorgelegt werden, so ist von dem Inhalte derselben, soweit er den Streitpunkt betrifft, unter Zuziehung der Parteien Einsicht zu nehmen und im geeigneten Falle ein Auszug zu fertigen. Der übrige Inhalt der Bücher ist dem Richter insoweit offen zu legen, als dies zur Prüfung ihrer ordnungsmäßigen Führung nothwendig ist. Art. 39? Befinden sich die Handelsbücher, welche vorzulegen sind, an einem Orte, welcher nicht zum Bezirke deS Prozeßrichters gehört, so muß der letztere daS Gericht des Ortes, wo sich die Handelsbücher befinden, ersuchen, die Vorlegung der Bücher vor sich bewirken zu lassen, dabei nach den Be­ stimmungen deS vorhergehenden Artikels zu verfahren und einen beglaubigten AuSzug mit dem über die Verhandlungen aufgenommenen Protokolle zu übersenden.

Art. 40. Die Mittheilung der Handelsbücher zur vollständigen Kenntnißnahme von ihrem ganzen Inhalte kann in Erbschafts- oder Gütergemeinschafts-Angelegenheiten, sowie in Gesellschaftstheilungs­ sachen und im Konkurse, soweit es die Bücher des Gemeinschuldners betrifft, gerichtlich verordnet werden? 1 Der zweite Satz aufgehoben durch EG z. CPO 13, 2 (siehe oben zu Art. 3). 1 Art. 39 aufgehoben durch EG z. CPO 13, 2 (siehe oben zu Art. 3). 8 KO 112:

Die Geschäftsbücher des Gemeinschuldners sind durch den

GerichtSschreiber zu schließen. 209. Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben,

oder über

Fünfter Titel:

Von den Prokuristen und Handlungs­ bevollmächtigten.

Art. 41. Wer von dem Eigenthümer einer Handelsniederlassung (Prinzipal) beauftragt ist, in dessen Namen und für dessen Rechnung das Handelsgeschäft zu betreiben und per procura die Firma zu zeichnen, ist Prokurist. Die Bestellung des Prokuristen kann durch Ertheilung einer ausdrücklich als Prokura bezeichneten Vollmacht, oder durch aus­ drückliche Bezeichnung des Bevollmächtigten als Prokuristen, oder durch die Ermächtigung, per procura die Firma des Prinzipals zu zeichnen, geschehen. deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden wegen betrüglichen Bankerutts mit Zuchthaus bestraft,

wenn sie in der Absicht,

ihre

Gläubiger zu benachcheiligen, 1. Vermögensstücke verheimlicht oder bei Seite geschafft haben, 2. Schulden oder Rechtsgeschäfte anerkannt oder ausgestellt haben, welche

ganz oder theilweise erdichtet sind, 3. Handelsbücher zu führen unterlassen haben, deren Führung ihnen ge> setzlich oblag, oder V ihre Handelsbücher vernichtet oder verheimlicht oder so geführt oder verändert haben, daß dieselben keine Uebersicht des VermögenSzustandes

oähren. Sind mildernde

Umstände

vorhanden,

so

tritt Gefängnißstrafe nicht

unter drei Monsten ein. 210. Schuld er, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, oder über deren Vermögen daS Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden wegen einfachen Banker-utts mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft, wenn sie 1. durch Aufwand, Spiel oder Differenzhandel mit Waaren oder Börsen­ papieren

übermäßige Summen verbraucht haben

oder schuldig

ge­

worden sind, 2. Hondelsbücher zu führen Untertassen haben, deren Führung ihnen ge­ setzlich oblag, oder dieselben verheimlicht, vernichtet oder so unordent­ lich geführt haben, daß sie keine Uebersicht ihres Bermögenszustandes gewähren, oder 3. eS gegen die Bestimmung des Handelsgesetzbuchs unterlassen habei^ die Bilanz ihres Vermögens in der vorgeschriebenen Zeit zu ziehen.

211. Schuldner, welche ihre Zahlungen 'eingestellt haben, oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, werden mit Ge­ fängniß bis zu zwei Jahren bestraft, wenn sie, obwohl sie ihre Zahlungsun­

fähigkeit kannten, einem Gläubiger in der Absicht, ihn vor den übrigen Gläu­ bigern zu begünstigen, eine Sicherung oder Befriedigung gewährt haben, welche derselbe nicht oder nicht in der Art oder nicht in der Zeit zu bean­ spruchen hatte.

Die Prokura kann mehreren Personen gemeinschaftlich ertheilt werden (Kollektivprokura). Art. 42? Die Prokura ermächtigt zu allen Arten von gericht­ lichen und außergerichtlichen Geschäften und Rechtshandlungen, welche der Betrieb eines Handelsgewerbes mit sich bringt; sie ersetzt jede nach den Landesgesehen erforderliche Spezialvollmacht, sie berechtigt zur Anstellung und Entlassung von Handlungsgehülfen und Bevoll­ mächtigten. Zur Veräußerung und Belastung von Grundstücken ist der Pro­ kurist nur ermächtigt, wenn ihm diese Befugniß besonders ertheilt ist. Art. 43. Eine Beschränkung des Umfanges der Prokura (Art. 42) hat dritten Personen gegenüber keine rechtliche Wirkung. Dies gilt insbesondere von der Beschränkung, daß die Prokura nur für gewisse Geschäfte oder gewisse Arten von Geschäften gelte, oder daß sie nur unter gewissen Umständen oder für eine gewisse Zeit oder an einzelnen Orten ausgeübt werden solle. Art. 44. Der Prokurist hat in der Weise zu zeichnen, daß er der Firma einen die Prokura andeutenden Zusatz und seinen Namen beifügt. Bei einer Kollektivprokura hat jeder Prokurist der mit diesem Zusatze versehenen Firmazeichnung seinen Namen beizufügen. Art. 45. Die Ertheilung der Prokura ist vom Prinzipal per­ sönlich oder in beglaubigter Form beim Handelsgerichte zur Ein­ tragung in das Handelsregister anzumelden. Der Prokurist hat die Firma nebst seiner Namensunterschrift persönlich vor dem Handelsgerichte zu zeichnen (Art. 44) oder die Zeichnung in beglaubigter Form einzureichen. Das Erlöschen der Prokura ist von dem Prinzipal in gleicher Weise zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Die Betheiligten sind zur Befolgung dieser Vorschriften voll Amtswegen durch Ordnungsstrafen anzuhalten. Art. 46. Wenn das Erlöschen der Prokura nicht in das Han­ delsregister eingetragen und öffentlich bekannt gemacht ist, so kann der Prinzipal dasselbe einem Dritten nur dann entgegensetzen, wenn er beweist, daß es letzterem beim Abschlusie des Geschäfts bekannt war. Ist die Eintragung und Bekanntmachung geschehen, so muß ein Dritter das Erlöschen der Prokura gegen sich gelten lassen, sofern nicht durch die Umstände die Annahme begründet wird, daß er das 1 CPO 159.

Die Zustellung erfolgt an den Generalbevollmächtigten,

sowie in den durch den Betrieb eines Handelsgewerbes hervorgerufenen Rechts­ streitigkeiten an den Prokilristen mit gleicher Wirkung, wie an die Partei selbst.

Erlöschen beim Abschlüsse des Geschäfts weder gekannt habe, noch habe kennen müssen. Art. 47. Wenn ein Prinzipal Jemandem ohne Ertheilung der Prokura, sei es zum Betriebe seines ganzen Handelsgewerbes oder zu einer bestimmten Art von Geschäften oder zu einzelnen Geschäften, in seinem Handelsgewerbe bestellt (Handlungsbevollmächtigter), so erstreckt sich die Vollmacht auf alle Geschäfte und Rechtshandlungen, welche der Betrieb eines derartigen Handelsgewerbes oder die Aus­ führung derartiger Geschäfte gewöhnlich mit sich bringt. Jedoch ist der Handlungsbevollmächtigte zum Eingehen von Wechselverbindlichkeiten, zur Aufnahme von Darlehen und zur Prozeßführung nur ermächtigt, wenn ihm eine solche Befugniß be­ sonders ertheilt ist. Im Uebrigen bedarf er zu den Geschäften, auf welche sich seine Vollmacht erstreckt, der in den Landesgesetzen vorgeschriebenen Spezial­ vollmacht nicht. Art. 48. Der Handlungsbevollmächtigte hat sich bei der Zeich­ nung jedes eine Prokura andeutenden Zusatzes zu enthalten; er hat mit einem das Vollmachtsverhältniß ausdrückenden Zusatze zu zeichnen. Art. 49. Die Bestimmungen der beiden vorhergehenden Artikel finden auch Anwendung auf Handlungsbevollmächtigte, welche ihr Prinzipal als Handlungsreisende1 zu Geschäften an auswärtigen 1 GO 44.

Wer ein stehendes Gewerbe betreibt, ist befugt, auch außer­

halb des Gemeindebezirks seiner gewerblichen Niederlassung persönlich oder durch in seinem Dienste stehende Reisende für die Zwecke seine- Gewerbebetriebes Waaren aufzukaufen und Bestellungen auf Waaren zu suchen. Die aufgetauften Waaren dürfen nur behufs deren Beförderung nach dem Bestimmungsone mitgeführt werden; von den Waaren, auf welche Be­

stellungen gesucht werden, dürfen nur Proben und Muster mitgefühN werden, soweit nicht der Bundesrath für bestimmte Waaren, welche im Verhältnisse zu ihrem Umfange einen hohen Werth haben und übungsgemäß an die Wiederverkäuser im Stück abgesetzt werden, zum Zweck des Absatzes an Personen, welche

damit Handel treiben, Ausnahmen zulüßt. (Vgl. Bekanntmachung des Bundes­ raths betr. Ausführung-bestimmungen zur GO. 31./10. 83 fCBl 305]). Das Aufkäufen von Waaren darf ferner nur bei Kaufleuten oder solchen Personen,

welche

die

Waaren

produziren,

oder

in

offenen Verkaufsstellen

erfolgen.

44 a. Wer in Gemäßheit des § 44 Abs. 1 und 2 Wagenbestellungen aufsucht oder Waaren aufkauft, bedarf hierzu einer Legitimationskarte, welche auf den Antrag des Inhabers des stehenden Gewerbebetriebes von der für dessen Niederlassungsort zuständigen Verwaltungsbehörde für die Dauer deKalenderjahres und den Umfang des Reichs ausgestellt wird.

Die Legiti-

Orten verwendet. Dieselben gelten insbesondere für ermächtigt, den Kaufpreis aus den von ihnen abgeschlossenen Verkäufen einzuziehen oder dafür Zahlungsfristen zu bewilligen. Art. 60. Wer in einem Laden oder in einem offenen Magazin oder Waarenlager angestellt ist, gilt für ermächtigt, daselbst Verkäufe und Empfangnahmen vorzunehmen, welche in einem derartigen Laden, Magazin oder Waarenlager gewöhnlich geschehen. Art. 61. Wer die Waare und eine unquittirte Rechnung überbringt, gilt deshalb noch nicht für ermächtigt, die Zahlung zu empfangen, mationskarle enthält den Namen des Inhabers derselben, den Namen der Person oder der Finna, in deren Diensten er handelt, und die nähere Be­ zeichnung des Gewerbebetriebes. Der Inhaber der Legitimationskarle ist verpflichtet, dieselbe während der Ausübung deS Gewerbebetriebes bei sich zu führen, auf Erfordern der zu­ ständigen Behörden oder Beamten vorzuzeigen und, sofern er hierzu nicht int Stande ist, auf deren Geheiß den Betrieb bis zur Herbeischaffung der Legitimationskarte einzustellen. Die Legitimationskarte ist zu versagen, wenn bei demjenigen, für iueld)en sie beantragt wird, eine der im § 57 Ziffer 1 bis 4 bezeichneten Voraussetzungen zutrifft, außerdem darf sie nur dann versagt werden, wenn die im § 57 b Ziffer 2 bezeichnete Voraussetzung Vorliegt. Die Legitimationskarte kann durch die Behörde, welche sie ausgestellt hat, zurückgenommen werden, wenn sich ergiebt, daß eine der im § 57 Ziffer 1 bis 4 bezeichneten Voraussetzungen zurZeit der Ertheilung derselben vorhanden gewesen, der Behörde aber unbekannt geblieben, oder nach Ertheilung derselben eilige treten ist, oder wenn bei dem Geschäftsbetriebe die im § 44 gezogenen Schranken überschritten werden. Wegen des Verfahrens gelten die Vorschriften des § 63 Abs. 1. Einer Legitimationskarte bedürfen diejenigen Gewerbetreibenden nicht, welche durch die in den Zollvereins- oder Handelsverträgen vorgesehene GewerbelegitimationSkarte bereits legitimirt sind. In Betreff dieser Gewerbe­ treibenden finden die vorstehenden Bestimmungen über die Verpflichtung znni Mitführen der Legitinrationskarte, über die Folgen der NichteiMlung dieser Verpflichtung, sowie über die Versagung und Zurücknahme der Karte ent­ sprechende Anwendung. Ueber Gewerbe-Legitimationskarten der Handlungsreisenden im Verkehr mit Luxemburg (Zollanschlußvertr. 8./2. 42. Zollvereinigungsvertr. 8./7. 67, 26. Echlußprotok. Nr. 17.); Oesterreich-Ungarn (Handelsvertr. 6./12. 91 sRGBl 92, 3]); Schweiz (Handelsvertr. 10./12. 91 sRGBl 92, 195]); Belgien (Han­ delsvertr. 6./12.91, sRGBl 92, 241]); Italien (Handelsvertr. 6./12. 91 sRGBl 92, 97]); Serbien (Handelsvertr. 6./1. 83, 4 sRGBl 43]); Spanien (Handels- und Schiffsahrtsvertr. 12./7. 83, Echlußprotok. zu Art. 5 sRGBl 326]); Rumänien (Handelskonv. 14 /11. 77 fRGB 81, 199]); Portugal (Handels- und SchifffahrtSvertr. 2./3. 72 sRGBl 254]). Vgl. auch Handelsvertr. mit der Türkei 26./S. 90 (RGBl 91, 117) und mit Marokko 1./6. 90 (RGBl 91, 378).

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Art. 62.1 Durch daS Rechtsgeschäft, welches ein Prokurist oder ein Handlungsbevollmächtigter gemäß der Prokura oder der Vollmacht im Namen des Prinzipals schließt, wird der letztere dem Dritten gegenüber berechtigt und verpflichtet. Es ist gleichgültig, ob das Geschäft ausdrücklich im Namen des Prinzipals geschlossen worden ist, oder ob die Umstände ergeben, daß es nach dem Willen der Kontrahenten für den Prinzipal ge­ schlossen werden sollte. Zwischen dem Prokuristen oder Bevollmächtigten und dem Dritten erzeugt das Geschäft weder Rechte noch Verbindlichkeiten. Art. 63. Der Prokurist oder der Handlungsbevollmächtigte kann ohne Einwilligung des Prinzipals seine Prokura oder Handlungs­ vollmacht auf einen Anderen nicht übertragen. Art. 54. Die Prokura oder Handlungsvollmacht ist zu jeder Zeit widerruflich, unbeschadet der Rechte aus dem bestehenden Dienstverhältniffe. Der Tod des Prinzipals hat das Erlöschen der Prokura oder Handlungsvollmacht nicht zur Folge. Art. 55. Wer ein Handelsgeschäft als Prokurist oder als Handlungsbevollmächtigter schließt, ohne Prokura oder Handlungs­ vollmacht erhalten zu haben, ingleichen ein Handlungsbevollmäch­ tigter, welcher bei Abschluß eines Geschäfts seine Vollmacht über­ schreitet, ist dem Dritten persönlich nach Handelsrecht verhaftet; der Dritte kann nach seiner Wahl ihn auf Schadenersatz oder Erfüllung belangen. Diese Hastungspflicht tritt nicht ein, wenn der Dritte, ungeachtet er den Mangel der Prokura oder der Vollmacht oder die Ueberschreitung der letzteren kannte, sich mit ihm eingelassen hat. Art. 56. Ein Prokurist oder ein zum Betriebe des ganzen Handelsgewerbes bestellter Handlungsbevollmächtigter darf ohne Ein­ willigung des Prinzipals weder für eigene Rechnung, noch für Rech­ nung eines Dritten Handelsgeschäfte machen. Eine Einwilligung des Prinzipals ist schon dann anzunehmen, wenn ihm bei Ertheilung der Prokura oder der Vollmacht bekannt war, daß der Prokurist oder Handlungsbevollmächtigte für eigene oder fremde Rechnung Handelsgeschäfte betreibe, und er die Aufgebung dieses Betriebes nicht bedungen hat.

1 StGB LL6:

Wegen Untreue werden mit Gefängniß,

neben welchem

auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann, bestrafte 2. Bevollmächtigte, welche über Forderungen oder andere VermögenSstücke

des Auftraggebers absichtlich zum Nachtheile desselben verfügen.

Uebertritt der Prokurist oder Handlungsbevollmächtigte diese Vorschrift, so kann der Prinzipal Ersatz des verursachten Schadens fordern. Auch muß sich der Prokurist oder Handlungsbevollmächtigte auf Verlangen des Prinzipals gefallen lassen, daß die für seine Rechnung gemachten Geschäfte als für Rechnung des Prinzipals ge­ schlossen angesehen werden.

Sechster Titel:

Von den Handlungsgehttlfen.*

Art. 57. Die Natur der Dienste und die Ansprüche der Handlungsgehülfen (Handlungsdiener, Handlungslehrlinge) auf Gehalt und 1 Vgl. GO 154. Die Bestimmungen her §§ 105 bis 133e finden uns Gehülfen und Lehrlinge in Apotheken, die Bestimmungen der §§ 105, 106 bis 119b, 120a bis 133e auf Gehülfen und Lehrlinge in Handelsgeschäften keine Anwendung. 105b. Im Handelsgewerbe dürfen Gehülfen, Lehrlinge und Arbeiter am ersten Weihnachts-, Oster- unb Pfingsttage überhaupt nicht, im Uebrigen an Sonn- und Festtagen nicht länger als fünf Stunden beschäftigt werden. Durch statutarische Bestimmung einer Gemeinde oder eines weiteren Kommunal­ verbandes (§ 142) kann diese Beschäftigung für alle oder einzelne Zweige des Handelsgewerbes aus kürzere Zeit eingeschränkt oder ganz untersagt werden. Für die letzten vier Wochen vor Weihnachten, sowie für einzelne Sonn- nnb Festtage, an welchen örtliche Verhältnisse einen erweiterten Geschäftsverkehr er­

forderlich machen, kann die Polizeibehörde eine Vermehrung der Stunden, während welcher die Beschäftigung stattfinden darf, bis auf zehn Stunden zu lassen. Die Stunden, während welcher die Beschäftigung stattfinden darf, werden unter Berücksichtigung der für den öffentlichen Gottesdienst ßeftimniteii Zeit, sofern die Beschäftigungszeit durch statutarische Bestimmung eingeschränkt worden ist, durch letztere, im Uebrigen von der Polizeibehörde festgestellt. Die Feststellung sann für verschiedene Zweige des Handelsgewerbes verschieden er­ folgen. Vgl. auch 105c. KO 54: Die Konkursforderungen werden nach folgender Rangordnung, bei gleichem Range nach Verhältnifi ihrer Beträge, berichtigt: 1. die für das letzte Jahr vor der Eröffnung des Verfahrens oder dem Ableben des Gemeinschuldners rückständigen Forderungen an Lohn, Kostgeld oder anderen Dienstbezügen der Personen, welche sich dem Gemeinschuldner für dessen Haushalt, Wirthschaftsbetrieb oder Erwerbs geschäft zu dauerndem Dienste verdungen hatten. RG 15./6. 83, 2: Durch statutarische Bestimmung einer Gemeinde für ihren Bezirk, oder eines weiteren Kommunalverbandes für seinen Bezirk oder Theile desselben, kann die Anwendung der Vorschriften des § 1 (Ausdehnung des Versicherungszwanges) erstreckt werden ... 2. aus Handlungs-Gehülfen und Lehrlinge, Gehülfen und Lehrlinge in Apotheken. RG 22./6. 89, 1 (RGBl 97): Nach Maßgabe der Bestimmungen

Unterhalt werden, in Ermangelung einer Uebereüitunst, durch den Ortsgebrauch oder durch das Ermessen des Gerichts, nöthigenfalls nach Einholung eines Gutachtens von Sachverständigen, bestimmt. Art. 58. Ein Handlungsgehülfe ist nicht ermächtigt, Rechts­ geschäfte im Namen und für Rechnung des Prinzipals vorzunehmen. Wird er jedoch von dem Prinzipal zu Rechtsgeschäften in dessen Handelsgewerbe beauftragt, so finden die ^Bestimmungen über Handels­ bevollmächtigte Anwendung. Art. 59. Ein Handlungsgehülfe darf ohne Einwilligung des Prinzipals weder für eigene Rechnung noch für Rechnung eines Dritten Handelsgeschäfte machen. In dieser Beziehung kommen die für den Prokuristen und Handlungsbevollmächtigten geltenden Bestimmungen (Art. 56) zur An­ wendung. Art. 60. Ein Handlungsgehülfe, welcher durch unverschuldetes Unglück an Leistung seines Dienstes zeitweise verhindert wird, geht dadurch seiner Ansprüche auf Gehalt und Unterhalt nicht verlustig. Jedoch hat er auf diese Vergünstigung nur für die Tauer von sechs Wochen Anspruch.

diese- Gesetzes werden vom vollendeten achtzehnten Lebensjahre ab versichert (Alters- u. Jnval.-Vers.): 2. Handlungsgehülfen und Lehrlinge (ausschließlich der in Apotheken beschäftigten Gehülfen und Lehrlinge), welche Lohn oder Gehalt be­ ziehen, berfn regelmäßiger Jahresarbeitsverdienst an Lohn oder Gehalt aber zweitausend Mark nicht übersteigt. Vereinszollgesetz 1./7. 69, 153: 1) Handel- und Gewerbetreibende haben für ihre Diener, Lehrlinge, Markthelfer, Gewerbsgehülfen, Ehegatten, Kinder, Gesinde, und die sonst in ihrem Dienste oder Tagelohn stehenden oder sich gewöhnlich bei der Familie aufhaltenden Personen, 2) Eisenbahnver­ waltungen und Dampfschifffahrtsgesellschasten für ihre Angestellten und Be­ vollmächtigten, 3) andere nicht zur handel- und gewerbetreibenden Klasse ge­ hörenden Personen aber nur für ihre Ehegatten und Kinder rücksichtlich der Geldbußen, Zollgefälle und Prozeßkosten zu haften, in welche die solchergestalt zu vertretenden Personen wegen Verletzung der zollgesetzlichen oder Zollver­ waltungs-Borschristen verurtheilt worden sind, die sie bei Ausführung der ihnen von den subsidiarisch Verhafteten übertragenen oder ein für allemal überlassenen Handels-, Gewerbs- und anderen Verrichtungen zu beobachten hatten. Der Zollverwaltung bleibt in dem Falle, wenn die Geldbuße von dem Angeschuldigten nicht beigetrieben werden kann, Vorbehalten, die Geldbuße von dem subsidiarisch Verhafteten einzuziehen, oder statt desien und mit Verzichtung hieraus die im Unvermögensfalle an die Stelle der Geldbuße tretende Freiheits­ strafe sogleich an dem Angeschuldigten vollstrecken zu lassen. Weisen indessen die unter 1 und 3 bezeichneten subsidiarisch Verhafteten nach, daß das Zollvergehen ohne ihr Wissen verübt worden, so haften sie nur für die Zollgesälle. Friedbkrg, Handelsgesgbg. 3. Aubg.

Z

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HSV vuch I. vom HaudelSstaide.

Ttt. VL «rt. 61-65»

Ttt. VII. Ärt. 66-69.

Art. 61? Das Dienstverhältniß zwischen dem Prinzipal und dem Handlungsdiener kann von jedem Theile mit Ablauf eines jeden Kalendervierteljahres nach vorgängiger sechswöchentlicher Kündigung aufgehoben werden. Ist durch Vertrag eine kürzere oder längere Zeitdauer oder eine kürzere oder längere Kündigungsfrist bedungen, so hat es hierbei sein Bewenden. In Betreff der Handlungslehrlinge ist die Dauer der Lehrzeit nach dem Lehrvertrage und in Ermangelung vertragsmäßiger Be­ stimmungen nach den örtlichen Verordnungen und dem Ortsgebrauche zu beurtheilen. Art. 62. Die Aufhebung des Dienstverhältnisses vor der be­ stimmten Zeit (Art. 61) kann aus wichtigen Gründen von jedem Theile verlangt werden. Die Beurtheilung der Wichtigkeit der Gründe bleibt dem Er­ messen des Richters überlassen. Art. 63. Gegen den Prinzipal kann insbesondere die Auf­ hebung des Dienstverhältnisses ausgesprochen werden, wenn derselbe den Gehalt oder den gebührenden Unterhalt nicht gewährt, oder wenn er sich thätlicher Mißhandlungen oder schwerer Ehrverletzungen gegen den Handlungsgehülfen schuldig macht. Art. 64. Gegen den Handlungsgehülfen kann insbesondere die Aufhebung des Dienstverhältnisses ausgesprochen werden: 1) wenn derselbe im Dienste untreu ist oder das Vertrauen miß­ braucht; 2) wenn derselbe ohne Einwilligung des Prinzipals für eigene Rechnung oder für Rechnung eines Dritten Handelsgeschäfte macht; 3) wenn derselbe seine Dienste zu leisten verweigert oder ohne einen rechtmäßigen Hinderungsgrund während einer den Um­ ständen nach erheblichen Zeit unterläßt; 4) wenn derselbe durch anhaltende Krankheit oder Kränklichkeit oder durch eine längere Freiheitsstrafe oder Abwesenheit an Ver­ richtung seiner Dienste verhindert wird; 5) wenn derselbe sich thätlicher Mißhandlungen oder erheblicher Ehrverletzungen gegen den Prinzipal schuldig macht; 6) wenn derselbe sich einem unsittlichen Lebenswandel ergiebt. 1 KO 19: Ein in dem Haushalte, Wirthschastsbetriebe oder Erwerbs­ geschäfte des Gemeinschuldners angetretenes Dienstverhältniß kann (im Falle der Konkurseröffnung) von jedem Theile aufgekündigt werden. Die Frist und Zeit für die Kündigung ist, falls eine kürzere Frist oder nähere Zeit nicht be­ dungen war, die gesetzliche oder ortsübliche und in Ermangelung einer solchen von dem Konkursgerichte auf Antrag des Kündigenden festzusepen.

Art. 65. Hinsichtlich der Personen, welche bei dem Betriebe des Handelsgewerbes Gesindedienste verrichten, hat es bei den für das Gesindedienstverhältniß geltenden Bestimmungen sein Bewenden.

Siebenter Titel: Von den Handelsmäklern oder Sensalen? Art. 66. Die Handelsmäkler (Sensale) sind amtlich bestellte Vermittler für Handelsgeschäfte. Sie leisten vor Antritt ihres Amtes den Eid, daß sie die ihnen obliegenden Geschäfte getreu erfüllen wollen. Art. 67. Die Handelsmäkler vermitteln für Auftraggeber Käufe und Verkäufe über Waaren, Schiffe, Wechsel, inländische und aus­ ländische Staatspapiere, Aktien und andere Handelspapiere, ingleichen Verträge über Versicherungen, Bodmerei, Befrachtung und Miethe von Schiffen, sowie über Land- und Waffertransporte und andere den Handel betreffende Gegenstände. Durch die übertragene Geschäftsvermittelung ist ein Handels­ mäkler noch nicht als bevollmächtigt anzusehen, eine Zahlung oder eine andere im Vertrage bedungene Leistung in Empfang zu nehmen. Art. 68. Die Anstellung der Handelsmäkler geschieht entweder im Allgemeinen für alle Arten von Mäklergeschäften oder nur für einzelne Arten derselben. Art. 69. Die Handelsmäkler haben insbesondere folgende Pflichten:8 1) sie dürfen für eigene Rechnung keine Handelsgeschäfte machen, weder unmittelbar noch mittelbar, auch nicht als Kommissio­ näre, sie dürfen für die Erfüllung der Geschäfte, welche sie vermitteln, sich nicht verbindlich machen oder Bürgschaft leisten, alles dies unbeschadet der Gültigkeit der Geschäfte; 1 Statt dieses Titels gilt in Oesterreich Ges. betr. die Handelsmäkler 4,/4. 1875. — Vgl. für Hamburg G 20./12. 1871. Bremen V 3 /5. 4./12. 1867. 1 StGB 266: Wegen Untreue werden mit Gefängniß, neben welchem auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann, bestraft: 3. Feldmesser, Versteigerer, Mäkler, Güterbestätiger, Schaffner, Wäger, Meffer, Bracker, Schauer, Stauer und andere zur Betreibung ihres Gewerbes von der Obrigkeit verpflichtete Personen, wenn sie bei den ihnen übertragenen Geschäften absichtlich diejenigen benachtheiligen, deren Geschäfte sie besorgen. Wird die Untreue begangen, um sich oder einem Anderen einen VermögenSvortheil zu verschaffen, so kann neben der Gefängnißstrafe auf Geld­ strafe biS zu dreitausend Mark erkannt werden.

2) sie dürfen zu keinem Kaufmann in dem Verhältnisse eines Prokuristen, Handlungsbevollmächtigten oder Handlungsgehülfen stehen; 8) sie dürfen sich nicht mit anderen Handelsmäklern zu einem gemeinschaftlichen Betriebe der Mäklergeschäfte oder eines Theiles derselben vereinigen; zur gemeinschaftlichen Bermittelung ein­ zelner Geschäfte sind sie unter Zustimmung der Auftraggeber befugt; 4) sie müssen die Mäkler-Verrichtungen persönlich betreiben und dürfen sich zur Abschließung der Geschäfte eines Gehülfen nicht bedienen; 5) sie sind zur Verschwiegenheit über die Aufträge, Verhandlungen und Abschlüsse verpflichtet, soweit nicht das Gegentheil durch die Parteien bewilligt oder durch die Natur des Geschäfts ge­ boten ist; 6) sie dürfen zu keinem Geschäfte die Einwilligung der Parteien oder deren Bevollmächtigten anders annehmen, als durch aus­ drückliche und persönliche Erklärung; es ist den Mäklern weder erlaubt, von Abwesenden Aufträge zu übernehmen, noch sich zur Vermittelung eines Unterhändlers zu bedienen. Art. 70. Handelsmäklern, welche Schiffsmäkelei betreiben, kann gestattet werden, den Schiffern im Einziehen und Vorschießen der Frachten und Unkosten als Abrechner oder in anderer ortsüblicher Weise Hülfsdienste zu leisten. Art. 71. Der Handelsmäkler muß außer seinem Handbuche ein Tagebuch führen, in welches letztere alle abgeschlossenen Geschäfte täglich einzutragen sind. Das Eingetragene hat er täglich zu unter­ zeichnen. Das Tagebuch muß vor dem Gebrauche Blatt für Blatt mit fortlaufenden Zahlen bezeichnet und der vorgesetzten Behörde zur Beglaubigung der Zahl der Blätter vorgelegt werden. Art. 72. Die Eintragungen in das Tagebuch müssen die Namen der Kontrahenten, die Zeit des Abschlusses, die Bezeichnung des Gegenstandes und die Bedingungen des Geschäfts, insbesondere bei Verkäufen von Waaren die Gattung und Menge derselben, sowie den Preis und die Zeit der Lieferung enthalten. Die Einttagungen müssen in Deutscher Sprache, oder, sofern die Geschäftssprache des Ortes eine andere ist, in dieser geschehen; sie müssen nach Ordnung des Datums und ohne leere Zwischenräume erfolgen. Die Bestimmungen über die Einrichtung der Handelsbücher (Art. 32) finden auch auf das Tagebuch des Mäklers Anwendung.

Art. 73. Der Handelsmäkler muß ohne Verzug nach Abschluß des Geschäfts jeder Partei eine von ihm unterzeichnete Schlußnote, welche die in dem vorhergehenden Artikel als Gegenstand der Ein­ tragung bezeichneten Thatsachen enthält, zustellen. Bei Geschäften, welche nicht sofort erfüllt werden sollen, ist die Schlußnote den Parteien zu ihrer Unterschrift zuzustellen und jeder Partei das von der anderen unterschriebene Exemplar zu übersenden. Verweigert eine Partei die Annahme oder Unterschrift der Schlußnote, so muß der Handelsmäkler davon der anderen Partei ohne Verzug Anzeige machen.

Art. 74. Der Handelsmäkler ist verpflichtet, den Parteien zu jeder Zeit auf Verlangen beglaubigte Auszüge aus dem Tagebuche zu geben, die Alles enthalten müssen, was von dem Mäkler in An­ sehung des die Parteien angehenden Geschäfts eingetragen ist.

Art. 75. Wenn ein Handelsmäkler stirbt oder aus dem Amte scheidet, so ist sein Tagebuch bei der Behörde niederzulegen.

Art. 76. Der Abschluß eines durch Handelsmäkler vermittelten Vertrages ist von der Eintragung desselben in das Tagebuch oder von der Aushändigung der Schlußnoten unabhängig. Diese Thatsachen dienen nur zum Beweise des abgeschlossenen Vertrages.

Art. 77.1 Das ordnungsmäßig geführte Tagebuch, sowie die Schlußnote eines Handelsmäklers liefern in der Regel den Beweis für den Abschluß des Geschäfts und dessen Inhalt. Jedoch hat der Richter nach seinem durch die Erwägung aller Umstände geleiteten Ermessen zu entscheiden, ob dem Inhalte des Tagebuches und der Schlußnote ein geringeres Gewicht beizulegen, ob die eidliche Bestärkung durch den Mäkler oder andere Beweise zu fordern, ob insbesondere die Weigerung einer Partei, die Schlußnote anzunehmen oder zu unterzeichnen, für Beurtheilung der Sache von Erheblichkeit sei. Art. 78. Das Tagebuch eines Handelsmäklers, bei dessen Führung Un­ regelmäßigkeiten vorgefallen sind, kann als Beweismittel nur insoweit berück­ sichtigt werden, als dieses nach der Art und Bedeutung der Unregelmäßigkeiten, sowie nach der Lage der Sache als geeignet erscheint. Art. 79. Im Laufe eines Rechtsstreites kann der Richter, selbst ohne Antrag einer Partei, die Vorlegung des Tagebuchs verordnen, um dasselbe einzusehen und mit der Schlußnote, den Auszügen und anderen Beweismitteln zu vergleichen.

1 Art. 77. 78 aufgehoben durch EG z. CPO § 13, 2 (siehe oben zu Att. 3).

Die Vorschrift des Artikels 39 findet auch in Bezug auf die Vorlegung des Tagebuchs Anwendung? Art. 80. Der Handelsmäkler muß, sofern nicht die Parteien ihm dieses erlassen haben oder der Ortsgebrauch mit Rücksicht auf die Gattung der Waare davon entbindet, von jeder durch seine Ver­ mittelung nach Probe verkauften Waare die Probe, nachdem er die­ selbe behufs der Wiedererkennung gezeichnet hat, so lange ausbewahren, bis die Waare ohne Einwendung gegen ihre Beschaffenheit ange­ nommen, oder das Geschäft in anderer Weise erledigt ist. Art. 81. Jedes Verschulden des Handelsmäklers berechtigt die dadurch geschädigte Partei, Schadloshaltung von ihm zu fordern. Art. 82. Der Handelsmäkler hat die Mäklergebühr (Sensarie) zu fordern, sobald das Geschäft geschloffen und, wenn es ein be­ dingtes war, unbedingt geworden und von ihm seiner Verpflichtung wegen Zustellung der Schlußnoten Genüge geschehen ist, unbeschadet anderweiter Bestimmung durch örtliche Verordnungen oder durch Ortsgebrauch. Ist das Geschäft nicht zum Abschlüsse gekommen, oder nicht zu einem unbedingten geworden, so kann für die Unterhandlungen keine Mäklergebühr gefordert werden.

Der Betrag der Mäklergebühr wird durch örtliche Verord­ nungen geregelt; in Ermangelung derselben entscheidet der OrtSgebrauch. Art. 83. Ist unter den Parteien nichts darüber vereinbart, wer die Maklergebühr bezahlen soll, so ist dieselbe in Ermangelung örtlicher Verordnungen oder eines Ortsgebrauchs von jeder Partei zur Hülste zu entrichten. Art. 84. Ueber die Anstellung der Handelsmäkler und über die Bestrafung der von ihnen im Berufe begangenen Pflichtver­ letzungen das Erforderliche zu bestimmen, bleibt den Landesgesetzen überlassen. Den Landesgesetzen bleibt Vorbehalten, die Vorschriften dieses Titels nach Maßgabe der örtlichen Bedürfnisse zu ergänzen; es kann insbesondere den Handelsmäklern das ausschließliche Recht zur Vermittelung von Handelsgeschäften beigelegt werden? Auch kann in den Landesgesetzen oder in örtlichen Verordnungen

1 Der zweite Absatz ebenfalls aufgehoben. Der Betrieb eines Gewerbes ist Jedermann gestattet, soweit nicht durch dieses Gesetz Ausnahmen oder Beschränkungen vorgeschrieben oder zugelaffen sind. 1 GO 1:

der in diesem Titel den Handelsmäklern zugewiesene Kreis von Amtsverrichtungen und Befugnissen (Art. 67, 70) oder der Umfang ihrer Pflichten (Art. 69) erweitert oder eingeschränkt werden.

Zweites Buch.

Von den Handelsgesellschaften. Erster Titel:

Von der offenen Handelsgesellschaft.

Erster Abschnitt. Von der Errichtung der Gesellschaft.

Art. 85. Eine offene Handelsgesellschaft ist vorhanden, wenn zwei oder mehrere Personen ein Handelsgewerbe unter gemein­ schaftlicher Firma betreiben und bei keinem der Gesellschafter die Betheiligung auf Vermögenseinlagen beschränkt ist. Zur Gültigkeit des Gesellschaftsvertrages bedarf es der schrift­ lichen Abfaffung oder anderer Förmlichkeiten nicht. Art. 86. Die Errichtung einer offenen Handelsgesellschaft ist von den Gesellschaftern bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, und bei jedem Handelsgerichte, in dessen Bezirk sie eine Zweigniederlassung hat, behufs der Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Die Anmeldung muß enthalten: 1) den Namen, Vornamen, Stand und Wohnort jedes Gesell­ schafters; 2) die Firma der Gesellschaft und den Ort, wo sie ihren Sitz hat; 3) den Zeitpunkt, mit welchem die Gesellschaft begonnen hat; 4) im Falle vereinbart ist, daß nur einer oder einige der Gesell­ schafter die Gesellschaft vertreten sollen, die Angabe, welcher oder welche dazu bestimmt sind, ingleichen, ob das Recht nur in Gemeinschaft ausgeübt werden soll. Art. 87. Wenn die Firma einer bestehenden Gesellschaft ge­ ändert oder der Sitz der Gesellschaft an einen anderen Ort verlegt wird, oder, wenn neue Gesellschafter in dieselbe eintreten, oder wenn einem Gesellschafter die Befugniß, die Gesellschaft zu vertreten (Art. 86 Ziff. 4), nachträglich ertheilt, oder wenn eine solche Befugniß auf­ gehoben wird, so sind diese Thatsachen bei dem Handelsgerichte Be­ hufs der Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Bei der Aenderung der Firma, bei der Verlegung des Sitzes der Gesellschaft und bei der Aufhebung der Vertretungsbefugniß richtet sich die Wirkung gegen Dritte in den Fällen der geschehenen

der in diesem Titel den Handelsmäklern zugewiesene Kreis von Amtsverrichtungen und Befugnissen (Art. 67, 70) oder der Umfang ihrer Pflichten (Art. 69) erweitert oder eingeschränkt werden.

Zweites Buch.

Von den Handelsgesellschaften. Erster Titel:

Von der offenen Handelsgesellschaft.

Erster Abschnitt. Von der Errichtung der Gesellschaft.

Art. 85. Eine offene Handelsgesellschaft ist vorhanden, wenn zwei oder mehrere Personen ein Handelsgewerbe unter gemein­ schaftlicher Firma betreiben und bei keinem der Gesellschafter die Betheiligung auf Vermögenseinlagen beschränkt ist. Zur Gültigkeit des Gesellschaftsvertrages bedarf es der schrift­ lichen Abfaffung oder anderer Förmlichkeiten nicht. Art. 86. Die Errichtung einer offenen Handelsgesellschaft ist von den Gesellschaftern bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, und bei jedem Handelsgerichte, in dessen Bezirk sie eine Zweigniederlassung hat, behufs der Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Die Anmeldung muß enthalten: 1) den Namen, Vornamen, Stand und Wohnort jedes Gesell­ schafters; 2) die Firma der Gesellschaft und den Ort, wo sie ihren Sitz hat; 3) den Zeitpunkt, mit welchem die Gesellschaft begonnen hat; 4) im Falle vereinbart ist, daß nur einer oder einige der Gesell­ schafter die Gesellschaft vertreten sollen, die Angabe, welcher oder welche dazu bestimmt sind, ingleichen, ob das Recht nur in Gemeinschaft ausgeübt werden soll. Art. 87. Wenn die Firma einer bestehenden Gesellschaft ge­ ändert oder der Sitz der Gesellschaft an einen anderen Ort verlegt wird, oder, wenn neue Gesellschafter in dieselbe eintreten, oder wenn einem Gesellschafter die Befugniß, die Gesellschaft zu vertreten (Art. 86 Ziff. 4), nachträglich ertheilt, oder wenn eine solche Befugniß auf­ gehoben wird, so sind diese Thatsachen bei dem Handelsgerichte Be­ hufs der Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Bei der Aenderung der Firma, bei der Verlegung des Sitzes der Gesellschaft und bei der Aufhebung der Vertretungsbefugniß richtet sich die Wirkung gegen Dritte in den Fällen der geschehenen

oder der nicht geschehenen Eintragung und Bekanntmachung nach den Bestimmungen des Art. 25. Art. 88. Die Anmeldungen (Art. 86, 87) müssen von allen Gesellschaftern persönlich vor dem Handelsgerichte unterzeichnet oder in -beglaubigter Form eingereicht werden. Sie sind ihrem ganzen Inhalte nach in das Handelsregister einzutragen. Die Gesellschafter, welche die Gesellschaft vertreten sollen, haben die Firma nebst ihrer Namensunterschrift persönlich vor dem Handels­ gerichte zu zeichnen oder die Zeichnung derselben in beglaubigter Form einzureichen. Art. 89. Das Handelsgericht hat die Betheiligten zur Befolgung der vorstehenden Anordnungen (Art. 86—88) von Amtswegen durch Ordnungsstrafen anzuhalten.

Zweiter Abschuitt.

Tas Rechtsverhältniß der Gesellschafter unter einander. Art. 90. Das Rechtsverhältniß der Gesellschafter unter einander richtet sich zunächst nach dem Gesellschaftsvertrage. Soweit über die in den nachfolgenden Artikeln dieses Abschnitts berührten Punkte keine Vereinbarung getroffen ist, kommen die Be­ stimmungen dieser Artikel zur Anwendung. Art. 91. Wenn Geld oder andere verbrauchbare und vertret­ bare Sachen, oder wenn unverbrauchbare oder unvertretbare Sachen nach einer Schätzung, die nicht blos zum Zweck der Gewinnvertheilung geschieht, in die Gesellschaft eingebracht werden, so werden diese Gegenstände Eigenthum der Gesellschaft. Im Zweifel wird angenommen, daß die in das Inventar der Gesellschaft mit der Unterschrift sämmtlicher Gesellschafter eingetragenen, bis dahin einem Gesellschafter gehörigen, beweglichen oder unbeweg­ lichen Sachen Eigenthum der Gesellschaft geworden sind. Art. 92. Ein Gesellschafter ist nicht verpflichtet, die Einlage über den vertragsmäßigen Betrag zu erhöhen, oder die durch Ver­ lust verminderte Einlage zu ergänzen. Art. 93. Für die Auslagen, welche ein Gesellschafter in Ge­ sellschaftsangelegenheiten macht, für die Verbindlichkeiten, welche er wegen derselben übernimmt, und für die Verluste, welche er un­ mittelbar durch seine Geschäftsführung oder aus Gefahren, welche von derselben unzertrennlich sind, erleidet, ist ihm die Gesellschaft verhaftet. Von den vorgeschosienen Geldern kann er Zinsen fordern, vom Tage des geleisteten Vorschusses an gerechnet.

Für die Bemühungen bei dem Betriebe der Gesellschaftsgeschäfte steht dem Gesellschafter ein Anspruch auf Vergütung nicht zu. Art. 94. Jeder Gesellschafter ist verpflichtet, in den Angelegen­ heiten der Gesellschaft den Fleiß und die Sorgfalt anzuwenden, welche er in seinen eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt. Er haftet der Gesellschaft für den Schaden, welcher ihr durch sein Verschulden entstanden ist. Er kann gegen diesen Schaden nicht die Vortheile aufrechnen, welche er der Gesellschaft in anderen Fällen durch seinen Fleiß verschafft hat. Art. 95. Ein Gesellschafter, welcher seine Geldeinlage nicht zur rechten Zeit einzahlt, oder eingenommene Gesellschaftsgelder nicht zur rechten Zeit an die Gesellschaftskaffe abliefert, oder unbefugt Gelder aus der Gesellschaftskasse für sich entnimmt, ist von Rechts­ wegen zur Entrichtung von Zinsen seit dem Tage verpflichtet, an welchem die Zahlung oder die Ablieferung hätte geschehen sollen oder die Herausnahme des Geldes erfolgt ist. Die Verpflichtung zum Ersätze des etwa entstandenen größeren Schadens und die übrigen rechtlichen Folgen der Handlung werden hierdurch nicht ausgeschlossen. Art. 96. Ein Gesellschafter darf ohne Genehmigung der anderen Gesellschafter weder in dem Handelszweige der Gesellschaft für eigene Rechnung oder für Rechnung eines Dritten Geschäfte machen, noch an einer anderen gleichartigen Handelsgesellschaft als offener Gesell­ schafter Theil nehmen. Eine Genehmigung der Theilnahme an einer anderen gleich­ artigen Handelsgesellschaft ist schon dann anzunehmen, wenn den übrigen Gesellschaftern bei Gngehung der Gesellschaft bekannt war, daß der Gesellschafter an jener Handelsgesellschaft als offener Ge­ sellschafter Theil nehme und gleichwohl das Aufgeben der Theilnahme nicht ausdrücklich bedungen worden ist. Art. 97. Ein Gesellschafter, welcher den vorstehenden Be­ stimmungen zuwiderhandelt, muß sich auf Verlangen der Gesellschaft gefallen kaffen, daß die für seine Rechnung gemachten Geschäfte als für Rechnung der Gesellschaft geschlossen angesehen werden; auch kann die Gesellschaft statt dessen den Ersatz des entstandenen Schadens fordern; alles dies unbeschadet des Rechts, die Auflösung des Ge­ sellschaftsvertrags in den geeigneten Fällen herbeizuführen. Tas Recht der Gesellschaft, in ein von dem Gesellschafter für eigene Rechnung gemachtes Geschäft einzutreten oder Schadensersatz zu fordern, erlischt nach drei Monaten, von dem Zeitpunkte an ge­ rechnet, in welchem die Gesellschaft von dem Abschluffe des Geschäfts Kenntniß erhalten hat.

Art. 98. Ein Gesellschafter kann ohne die Einwilligung der übrigen Gesellschafter keinen Dritten in die Gesellschaft aufnehmen. Wenn ein Gesellschafter einseitig einen Dritten an seinem An­ theile betheiligt oder seinen Antheil an denselben abtritt, so erlangt dieser gegen die Gesellschaft unmittelbar keine Rechte; er ist ins­ besondere zur Einsicht der Handelsbücher und Papiere der Gesell­ schaft nicht berechtigt. Art. 99. Wenn die Geschäftsführung in dem Gesellschafts­ verträge einem oder mehreren der Gesellschafter übertragen ist, so schließen diese die übrigen Gesellschafter von der Geschäftsführung aus; sie sind berechtigt, ungeachtet des Widerspruchs der übrigen Gesellschafter, alle Handlungen vorzunehmen, welche der gewöhnliche Betrieb des Handelsgewerbes der Gesellschaft mit sich bringt. Art. 100. Wenn die Geschäftsführung mehreren Gesellschaftern mit der ausdrücklichen Beschränkung übertragen ist, daß einer nicht ohne den andern handeln könne, so darf keiner allein Geschäfte vor­ nehmen, es sei denn, daß Gefahr im Verzüge ist. Ist hingegen mehreren Gesellschaftern die Geschäftsführung ohne diese ausdrückliche Beschränkung übertragen, so darf jeder derselben allein alle zur Geschäftsführung gehörenden Handlungen vornehmen. Jedoch muß, wenn einer unter ihnen gegen die Vornahme einer Handlung Widerspruch erhebt, dieselbe unterbleiben. Art. 101. Die im Gesellschaftsvertrage einem oder mehreren Gesellschaftern geschehene Uebertragung der Geschäftsführung kann, so lange die Gesellschaft dauert, nicht ohne rechtmäßige Ursache widerrufen werden. Die Beurtheilung, ob eine rechtmäßige Ursache vorliege, bleibt dem Ermessen des Richters überlassen. Der Widerruf kann insbesondere in den im Art. 125 Ziffer 2—5 bezeichneten Fällen für begründet erklärt werden. Art. 102. Wenn im Gesellschaftsvertrage die Geschäftsführung nicht einem oder mehreren Gesellschaftern übertragen ist, so sind alle Gesellschafter zum Betriebe der Geschäfte der Gesellschaft gleichmäßig berechtigt und verpflichtet. Erhebt ein Gesellschafter gegen die Vornahme einer Handlung Widerspruch, so muß dieselbe unterbleiben. Art. 103. Ein Beschluß der sämmtlichen Gesellschafter muß vor der Vornahme von Geschäften eingeholt werden, welche über den ge­ wöhnlichen Betrieb des Handelsgewerbes der Gesellschaft hinaus­ gehen, oder welche dem Zweck derselben ftemd sind. Dies ist auch dann erforderlich, wenn die Geschäftsführung einem oder mehreren Gesellschaftern übertragen ist.

Zur Fassung des Beschlusses ist Stimmeneinhelligkeit erforder­ lich. Ist diese nicht zu erlangen, so muß die Handlung, in An­ sehung deren Beschluß gefaßt werden soll, unterbleiben. Art 104. Zur Bestellung eines Prokuristen ist, sofern nichtt Gefahr im Verzüge ist, die Einwilligung aller geschäftsführendem Gesellschafter, und wenn keine solche ernannt sind, die Einwilligung aller Gesellschafter erforderlich. Der Widerruf der Prokura kann von jedem der zur Ertheilung derselben befugten Gesellschafter geschehen.

Art. 105. Jeder Gesellschafter, auch wenn er nicht in dem Geschäftsbetriebe der Gesellschaft thätig ist, kann sich persönlich von dem Gange der Gesellschaftsangelegenheiten unterrichten; er kann jederzeit in das Geschäftslokal kommen, die Handelsbücher und Papiere der Gesellschaft einsehen und auf ihrer Grundlage eine Bilanz zu seiner Uebersicht anfertigen. Ist im Gesellschaftsvertrage ein Anderes bestimmt, so verliert diese Bestimmung ihre Wirkung, wenn eine Unredlichkeit in der Ge­ schäftsführung nachgewiesen wird. Art. 106. Jedem Gesellschafter werden am Schlüsse eines jeden Geschäftsjahres von seiner Einlage, oder, wenn sich dieselbe beim Schluffe des vorigen Jahres durch Hinzurechnung seines Antheils am Gewinne vermehrt oder durch Abrechnung seines Antheils am Verluste vermindert hat, von seinem Antheile am Gesellschaftsver­ mögen Zinsen zu vier vom Hundert gutgeschrieben und von den während des Geschäftsjahres auf den Antheil entnommenen Geldern Zinsen in demselben Maaßstabe zur Last geschrieben. Die dem Gesellschafter hiernach zukommenden Zinsen vermehren seinen Antheil am Gesellschaftsvermögen. Vor Deckung dieser Zinsen ist kein Gewinn vorhanden, und der Verlust der Gesellschaft wird durch dieselben vermehrt oder'gebildet. Art. 107. Am Schluffe eines jeden Geschäftsjahres wird, auf Grund des Inventars und der Bilanz, der Gewinn oder der Verlust dieses Jahres ermittelt und für jeden Gesellschafter sein Antheil daran berechnet. Der Gewinn jedes Gesellschafters wird seinem Antheile am Ge­ sellschaftsvermögen zugeschrieben, der Verlust von demselben ab­ geschrieben. Art. 108. Ein Gesellschafter darf ohne Einwilligung der übrigen Gesellschafter seine Einlage oder seinen Antheil am Gesellschaftsver­ mögen nicht vermindern. Er darf jedoch, auch ohne diese Einwilliguug, auf seinen An­ theil am Gesellschaftsvermögen die Zinsen desselben für das letztver-

stoffene Jahr, und soweit es nicht zum offenbaren Nachtheil der Ge­ sellschaft gereicht, Gelder bis zu einem Betrage entnehmen, welcher seinen Antheil am Gewinne des letztverflosienen Jahres nicht übersteigt. Art. 109. Der Gewinn oder Verlust wird, in Ermangelung einer anderen Vereinbarung, unter die Gesellschafter nach Köpfen vertheilt.

Dritter Abschnitt. Von dem Rechtsverhältniß der Gesellschaft zu dritten Personen.

Art. 110. Die rechtliche Wirksamkeit einer offenen Handels­ gesellschaft tritt im Verhältniß zu dritten Personen mit dem Zeit­ punkte ein, in welchem die Errichtung der Gesellschaft in das Handels­ register eingetragen ist, oder die Gesellschaft auch nur ihre Geschäfte begonnen hat. Die Beschränkung, daß die Gesellschaft erst mit einem späteren Zeitpunkte, als dem der Eintragung ihren Anfang nehmen soll, hat gegen dritte Personen keine rechtliche Wirkung. Art. 111. Die Handelsgesellschaft kann unter ihrer Firma Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen, Eigenthum und andere dingliche Rechte an Grundstücken erwerben, vor Gericht klagen und verklagt werden. Ihr ordentlicher Gerichtsstand ist bei dem Gericht, in dessen Bezirk sie ihren Sitz hat. Art. 112. Tie Gesellschafter haften für alle Verbindlichkeiten der Gesellschaft solidarisch und mit ihrem ganzen Vermögen. Eine entgegenstehende Verabredung hat gegen Dritte keine recht­ liche Wirkung. Art. 113. Wer in eine bestehende Handelsgesellschaft eintritt, hastet gleich den anderen Gesellschaftern für alle von der Gesellschaft vor seinem Eintritte eingegangenen Verbindlichkeiten, es mag die Firma eine Aenderung erleiden oder nicht. Ein entgegenstehender Vertrag ist gegen Dritte ohne rechtliche Wirkung. Art. 114. Jeder zur Vertretung der Gesellschaft befugte Ge­ sellschafter ist ermächtigt, alle Arteu von Geschäften und Rechtshand­ lungen im Namen der Gesellschaft vorzunehmen, insbesondere auch die der Gesellschaft gehörenden Grundstücke zu veräußern und zu belasten. Die Gesellschaft wird durch die Rechtsgeschäfte, welche ein zur Vertretung der Gesellschaft befugter Gesellschafter in ihrem Namen schließt, berechtigt und verpflichtet; es ist gleichgültig, ob das Geschäft ausdrücklich im Namen der Gesellschaft geschlossen worden ist, oder

ob die Umstände ergeben, daß es nach dem Willen der Kontrahenten für die Gesellschaft geschlossen werden sollte.

Art. 115. Die Gesellschaft wird durch Rechtsgeschäfte eines Ge­ sellschafters nicht verpflichtet, wenn derselbe von der Befugniß, die Gesellschaft zu vertreten, ausgeschlossen (Art. 86 Ziff. 4), oder seine Befugniß, die Gesellschaft zu vertreten, aufgehoben ist (Art. 87), sofern hinsichtlich dieser Ausschließung oder Aufhebung die Voraussetzungen vorhanden sind, unter welchen nach Art. 46 hinsichtlich des Erlöschens der Prokura die Wirkung gegen Dritte eintritt. Art. 116. Eine Beschränkung des Umfanges der Befugniß eines Gesellschafters, die Gesellschaft zu vertreten, hat dritten Personen gegenüber keine rechtliche Wirkung; insbesondere ist die Beschränkung nicht zulässig, daß die Vertretung sich nur auf gewisse Geschäfte oder Arten von Geschäften erstrecken, oder daß sie nur unter gewissen Umständen oder für eine gewisse Zeit oder an einzelnen Orten statt­ finden solle. Art. 117. Die Gesellschaft wird vor Gericht von jedem Gesell­ schafter gültig vertreten, welcher von der Befugniß, die Gesellschaft zu vertreten, nicht ausgeschlossen ist. Zur Behändigung von Vorladungen und anderen Zustellungen an die Gesellschaft genügt es, wenn dieselbe an einen der zur Ver­ tretung befugten Gesellschafter geschieht?

Art. 118. Die Ertheilung, sowie die Aufhebung einer Prokura geschieht mit rechtlicher Wirkung gegen Dritte durch einen der zur Vertretung der Gesellschaft befugten Gesellschafter.

Art. 119. Die Privatgläubiger eines Gesellschafters sind nicht befugt, die zum Gesellschaftsvermögen gehörigen Sachen, Forderungen oder Rechte oder einen Antheil an denselben zum Behuf ihrer Be­ friedigung oder Sicherstellung in Anspruch zu nehmen. Gegenstand der Exekutton, des Arrestes oder der Beschlagnahme kann für sie nur dasjenige sein, was der Gesellschafter selbst an Zinsen und an Gewinnantheilen zu fordern berechtigt ist, und was ihm bei der Aus­ einandersetzung zukommt. Art. 120. Die Besttmmung des vorigen Artikels gilt auch in Betreff der Privatgläubiger, zu deren Gunsten eine Hypothek oder ein Pfandrecht an dem Vermögen eines Gesellschafters kraft des Ge­ setzes oder aus einem anderen Rechtsgrunde besteht. Ihre Hypothek oder ihr Pfandrecht erstreckt sich nicht auf die zum Gesellschaftsver­ mögen gehörigen Sachen, Forderungen und Rechte, oder auf einen 1 Ebenso CPO 157.

HGB Buch II.

von den Handelsgesellschaften.

Tit. I. Art. 121—123.

Antheil an denselben, sondern nur auf dasjenige, was in dem letzten Satze des vorigen Artikels bezeichnet ist. Jedoch werden die Rechte, welche an den von einem Gesell­ schafter in das Vermögen der Gesellschaft eingebrachten Gegenständen bereits zur Zeit des Einbringens bestanden, durch die vorstehenden Bestimmungen nicht berührt. Art. 121. Eine Kompensation zwischen Forderungen der Gesell­ schaft und Privatforderungen des Gesellschaftsschuldners gegen einen einzelnen Gesellschafter findet während der Dauer der Gesellschaft weder ganz noch theilweise statt; nach Auflösung der Gesellschaft ist sie zulässig, wenn und insoweit die Gesellschaftsforderung dem Ge­ sellschafter bei der Auseinandersetzung überwiesen ist. Art. 122.1 Im Falle des Konkurses der Gesellschaft werden die Gläubiger derselben aus dem Gesellschaftsvermögen abgesondert 1 Dafür jetzt KO 198: Im Falle der Zahlungsunfähigkeit einer offenen Handelsgesellschaft, einer Kommanditgesellschaft oder einer Kommandit­ gesellschaft auf Aktien findet über das Gesellschaftsvernlögen ein selbstständiges Konkursverfahren statt. Die Vorschrift des § 193 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung (siehe zu HGB 242). 199. Zu dem Anträge auf Eröffnung des Verfahrens ist außer den

Konkursgläubigern jeder persönlich haftende Gesellschafter und jeder Liquidator

berechtigt. Wird der Antrag nicht von allen persönlich hastenden Gesellschaftern oder allen Liquidatoren gestellt, so ist derselbe zuzulassen, wenn die Zahlungs­ unfähigkeit der Gesellschaft glaubhaft gemacht wird. Das Gericht hat die übrigen 'persönlich hastenden Gesellschafter oder Liquidatoren nach Maßgabe

des § 97 Abs. 2, 3 zu hören. 200. Ein Zwangsvergleich kann nur auf den Vorschlag aller persönlich hastenden Gesellschafter geschlossen werden. Der Zwangsvergleich begrenzt, soweit er nicht ein Anderes festsetzt, zu­ gleich den Umfang der solidarischen Haftung der persönlich haftenden Gesell­

schafter mit ihrem sonstigen Vermögen. 201. Wenn Gesellschaftsgläubiger in einem über das Privatvermögen

eines persönlich haftenden Gesellschafters eröffneten Konkursverfahren ihre Be­ friedigung wegen des Ausfalls suchen, welchen sie in dem Konkursverfahren

über das Gesellschaftsvermögen erleiden, so sind bei den Vertheilungen die Antheile auf den vollen Betrag der Gesellschaftsforderungen zurückzubehalten, bis der Ausfall bei dem Gesellschaftsvermögen feststeht. Im Uebrigen finden auf die vorstehend bezeichneten Forderungen die Vorschriften der §§ 57, 88 entsprechende Anwendung. 214. Die Strafvorschriften der §§ 209—211 (siehe zu Art. 40) finden gegen die Mitglieder des Vorstandes einer Aktiengesellschaft oder eingetragenen Genossenschaft und gegen die Liquidatoren einer Handelsgesellschaft oder ein-

befriedigt, und können aus dem Privatvermögen der Gesellschafter nur wegen des Ausfalls ihre Befriedignng suchen; den Landes­ gesetzen bleibt Vorbehalten, zu bestimmen, ob und wie weit den Privat­ gläubigern der Gesellschafter ein Absonderungsrecht in Bezug auf das Privatvermögen derselben zusteht.

vierter Abschnitt. Von der Auflösung der Gesellschaft und dem Austreteu einzelner Gesellschafter aus derselben.

Art. 123. Die Gesellschaft wird aufgelöst: 1) durch die Eröffnung des Konkurses über die Gesellschaft; 2) durch den Tod eines der Gesellschafter, wenn nicht der Ver­ trag bestimmt, daß die Gesellschaft mit den Erben des Ver­ storbenen fortbestehen soll; 3) durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen eines der Gesellschafter oder durch die eingetretene rechtliche Unfähig­ keit eines der Gesellschafter zur selbstständigen Vermögensver­ waltung ; 4) durch gegenseitige Uebereinkunft; 5) durch Ablauf der Zeit, auf deren Dauer die Gesellschaft ein­ gegangen ist, sofern nicht die Gesellschafter dieselbe stillschweigend fortsetzen; in diesem Falle gilt sie von da an als auf unbe­ stimmte Dauer eingegangen; 6) durch die von Seiten eines Gesellschafters geschehene Auf-

getragenm Genossenschaft,

welche ihre Zahlungen eingestellt hat,

oder über

deren vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, Anwendung, wenn sie in dieser Eigenschaft die mit Strafe bedrohten Handlungen begangen haben.

14. Befindet sich der Gemeinschuldner mit Dritten in einem Miteigenthume, in einer Gesellschaft oder in einer anderen Gemeinschaft, so erfolgt die Theilung oder sonstige Auseinandersetzung außerhalb des Konkursverfahrens.

44. Wer sich mit dem Gemeinschuldner in einem Miteigenthume, in einer Gesellschaft oder in einer anderen Gemeinschaft befindet, kann wegen der auf ein solches Verhältniß sich gründenden Forderungen abgesonderte Beftiedigung auS dem bei der Theilung oder sonstigen Auseinandersetzung ermittelten An­ theile deS Gemeinschuldners verlangen. 57. Ein Gläubiger, welcher abgesonderte Befriedigung beansprucht, kann die Forderung, wenn der Gemeinschuldner auch persönlich für sie haftet, zur Konkursmasse geltend machen, aus derselben aber nur für den Betrag verhältnißmäßige Befriedigung Verlangen, zu welchem er auf abgesonderte Be­ friedigung verzichtet, oder mit welchem er bei der letzteren ausgefallen ist. 61. (Siehe zu Art. 280.) In Oesterreich gilt statt dessen KO 25./12. 1868, § 199—201.

kündigung, wenn die Gesellschaft auf unbestimmte Dauer ein­ gegangen ist. Eine auf Lebenszeit eingegangene Gesellschaft ist als eine Gesellschaft von unbestimmter Dauer zu betrachten. Art. 124. Die Aufkündigung einer Gesellschaft von unbestimmter Dauer Seitens eines Gesellschafters muß, wenn nicht ein Anderes vereinbart ist, mindestens sechs Monate vor Ablauf des Geschäfts­ jahres der Gesellschaft erfolgen. Art. 125. Ein Gesellschafter kann die Auflösung der Gesell­ schaft vor Ablauf der für ihre Dauer bestimmten Zeit oder bei Ge­ sellschaften von unbestimmter Dauer ohne vorgängige Aufkündigung verlangen, sofern hierzu wichtige Gründe vorhanden sind. Die Beurtheilung, ob solche Gründe anzunehmen sind, bleibt im Falle deS Widerspruchs dem Ermessen des Richters überlassen. Die Auflösung kann insbesondere ausgesprochen werden: 1) wenn durch äußere Umstände die Erreichung des gesellschaft­ lichen Zwecks unmöglich wird; 2) wenn ein Gesellschafter bei der Geschäftsführung oder bei der Rechnungslegung unredlich verfährt; 3) wenn ein Gesellschafter die Erfüllung der ihm obliegenden wesentlichen Verpflichtungen unterläßt; 4) wenn ein Gesellschafter die Firma oder das Vermögen der Gesellschaft für seine Privatzwecke mißbraucht; 5) wenn ein Gesellschafter durch anhaltende Krankheit oder aus anderen Ursachen zu den ihm obliegenden Geschäften der Ge­ sellschaft unfähig wird. Art. 126. Hat ein Privatgläubiger eines Gesellschafters nach fruchtlos vollstreckter Exekution in dessen Privatvermögcn die Exekution in das dem Gesellschafter bei dereinstiger Auflösung der Gesellschaft zukommende Guthaben erwirkt/ so ist er berechtigt, es mag die Ge1 CPO729: Die gerichtlichen Handlungen, welche die Zwangsvollstreckung in Forderungen und andere Vermögensrechte zum Gegenstände haben, erfolgen durch das Vollstreckungsgericht. Als Vollstreckungsgericht ist das Anttsgericht, bei welchem der Schuldner im Deutschen Reiche seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und in Ermangelung eines solchen das Amtsgericht zuständig, bei welchem in Gemäßheit des 8 24 gegen den Schuldner Klage erhoben werden kann. 730. Soll eine Geldforderung gepfändet werden, so hat das Gericht deut Drittschuldner zu verbieten, an den Schuldner zu zahlen. Zugleich hat das Gericht an den Schuldner das Gebot zu erlassen, sich jeder Verfügung über die Forderung, insbesondere der Einziehung derselben zu enthalten. Der Gläubiger hat den Beschluß dem Drittschuldner zustellen zu lassen.

sellschast auf bestimmte oder auf unbestimmte Dauer eingegangen sein, Behufs seiner Befriedigung nach vorher von ihm geschehener Aufkündigung die Auflösung der Gesellschaft verlangen. Die Aufkündigung muß mindestens sechs Monate vor Ablauf des Geschäftsjahres der Gesellschaft geschehen. Art. 127. Wenn die Gesellschafter vor der Auflösung der Ge­ sellschaft übereingekommen sind, daß, ungeachtet des Ausscheidens eines oder mehrerer Gesellschafter, die Gesellschaft unter den übrigen fortgesetzt werden soll, so endigt die Gesellschaft nur in Beziehung auf den Ausscheidenden; im Uebrigen besteht sie mit allen ihren bisherigen Rechten und Verbindlichkeiten fort. Art. 128. Wenn die Auflösung der Gesellschaft aus Gründen gefordert werden darf, welche in der Person eines Gesellschafters liegen (Art. 125), so kann anstatt derselben auf Ausschließung dieses Gesellschafters erkannt werden, sofern die sämmtlichen übrigen Ge­ sellschafter hierauf antragen. Art. 129. Die Auflösung der Gesellschaft muß, wenn sie nicht in Folge der Eröffnung des Konkurses über die Gesellschaft geschieht, in das Handelsregister eingetragen werden. Diese Eintragung muß selbst dann geschehen, wenn die Gesell­ schaft durch Ablauf der Zeit, für welche sie eingegangen war, be­ endigt wird. Gleich der Auflösung der Gesellschaft muß auch das Ausscheiden oder die Ausschließung eines Gesellschafters aus der Gesellschaft in das Handelsregister eingetragen werden. Das Handelsgericht hat die Betheiligten zur Anmeldung dieser Thatsachen von Amtswegen durch Ordnungsstrafen anzuhalten. Dritten Personen kann die Auflösung der Gesellschaft oder das Ausscheiden oder die Ausschließung eines Gesellschafters aus derselben nur insofern entgegengesetzt werden, als hinsichtlich einer solchen That­ sache die Voraussetzungen vorhanden sind, unter welchen nach Art. 25 hinsichtlich des Erlöschens der Firma oder der Aenderung ihrer In­ haber die Wirkung gegen Dritte eintritt. Der Gerichtsvollzieher hat den Beschluß mit einer Abschrift der Zustellungs­ urkunde dem Schuldner sofort zuzustellen, sofern nicht eine öffentliche Zustellung erforderlich wird. Ist die Zustellung an den Drittschuldner auf unmittelbares Ersuchen des Gerichtsschreibers durch die Post erfolgt, so hat der GerichtSschreiber für die Zustellung an den Schuldner in gleicher Weise Sorge zu tragen. An Stelle einer an den Schuldner im Auslande zu bewirkenden Zustellung

erfolgt die Zustellung durch Aufgabe zur Post. Mit der Zustellung des Beschlusses an den Drittschuldner ist die Pfän­ dung als bewirtt anzusehen.

Friedberg, Handelrgesgbg. 3. AuHg.

4

50

HTV Bich IL Bei lei HeitzettgeseLschaste». TU. I. Hrt. 130—137.

8fcL 130. Wenn ein Gesellschafter ausscheidet oder ausgeschlossen wird, so erfolgt die Auseinandersetzung der Gesellschaft mit demselben auf Grund der Vermögenslage, in welcher sich die Gesellschaft zur Zeit des Ausscheidens oder zur Zeit der Behändigung der Klage auf Ausschließung befindet. An den spateren Geschäften, Rechten und Verbindlichkeiten nimmt der Ausgeschiedene oder Ausgeschlossene nur insofern Antheil, als dieselben eine unmittelbare Folge dessen sind, was vor jenem Zeit­ punkte bereits geschehen war. Der Ausgeschiedene oder Ausgeschlossene muß sich die Beendigung der laufenden Geschäfte in der Weise gefallen lassen, wie sie nach dem Ermessen der verbleibenden Gesellschafter am Vortheilhaftesten ist. Jedoch ist er, wenn eine frühere vollständige Auseinandersetzung nicht möglich ist, berechtigt, am Schlüsse eines jeden Geschäftsjahres Rechnungsablage über die inzwischen erledigten Geschäfte, sowie die Auszahlung der ihm hiernach gebührenden Beträge zu fordern; auch kgun er am Schlüsse eines jeden Geschäftsjahres den Nachweis über den Stand der noch laufenden Geschäfte fordern. Art. 131. Ein ausgeschiedener oder ausgeschlossener Gesell­ schafter muß sich die Auslieferung seines Antheils am Gesellschafts­ vermögen in einer den Werth desselben darstellenden Geldsumme gefallen lassen; er hat kein Recht auf einen verhältnißmäßigen An­ theil an den einzelnen Forderungen, Waaren oder anderen Ver­ mögensstücken der Gesellschaft.

Art. 132. Macht ein Privatgläubiger eines Gesellschafters von dem nach Art. 126 ihm zustehenden Rechte Gebrauch, so können die übrigen Gesellschafter aus Grund eines einstimmigen Beschlusses statt der Auslösung der Gesellschaft die Auseinandersetzung und die Aus­ lieferung des Antheils des Schuldners nach den Bestimmungen der vorhergehenden Artikel vornehmen; der letztere ist dann als aus der Gesellschaft ausgeschieden zu betrachten. Fünfter Abschnitt. Von der Liquidation der Gesellschaft.

Art. 133. Nach Auflösung der Gesellschaft außer dem Fall des Konkurses derselben erfolgt die Liquidation, sofern diese nicht durch einstimmigen Beschluß der Gesellschafter oder durch den Ge­ sellschaftsvertrag einzelnen Gesellschaftern oder anderen Personen übertragen ist, durch die sämmtlichen bisherigen Gesellschafter oder deren Vertreter als Liquidatoren. Ist einer der Gesellschafter ge­ storben, so haben dessen Rechtsnachfolger einen gemeinschaftlichen Ver­ treter zu bestellen.

Auf den Antrag eines Gesellschafters kann aus wichtigen Gründen die Ernennung von Liquidatoren durch den Richter erfaßen. Der Richter kann in einem solchen Falle Personen als Liquidatypep ernennen oder als solche beiordnen, welche nicht zu den Gesellschaftern gehören. Art. 134. Die Abberufung von Liquidatoren geschieht durch einstimmigen Beschluß aller Gesellschafter; sie kann auch auf den Antrag eines Gesellschafters aus wichtigen Gründen durch den Richter

erfolgen. Art. 135. Die Liquidatoren sind von den Gesellschaftern beim Handelsgerichte zur Eintragung in das Handelsregister anzumeldeu; sie haben ihre Unterschrift persönlich vor dem Handelsgerichte zu zeichnen oder die Zeichnung in beglaubigter Form einzureichen. Das Austreten eines Liquidators oder das Erlöschen der Voll­ macht eines solchen ist gleichfalls zur Eintragung in das Handels­ register anzumelden. Die Gesellschafter sind zur Befolgung dieser Vorschriften von Amtswegen durch Ordnungsstrafen anzuhalten. Dritten Personen kann die Ernennung von Liquidatoren, sowie das Austteteu eines Liquidators oder das Erlöschen der Vollmacht eines solchen nur insofern entgegengesetzt werden, als hinsichtlich dieser Thatsachen die Voraussetzungen vorhanden sind, unter welchen nach Art. 25 und 46 hinsichtlich einer Aenderung der Inhaber einer Firma oder des Erlöschens einer Prokura die Wirkung gegen Dritte eintritt. Art. 136. Sind mehrere Liquidatoren vorhanden, sy können siss die zur Liquidation gehörenden Handlungen mit rechtlicher Wir­ kung nur in Gemeinschaft vornehmen, sofern nicht ausdrücklich be­ stimmt ist, daß sie einzeln handeln können. Art. 137. Die Liquidatoren haben die laufenden Geschäfte zu beendigen, die Verpflichtungen der aufgelösten Gesellschaft zu erfüllen, die Forderungen derselben einzuziehen und das Vermögen der Ge­ sellschaft zu versilbern; sie haben die Gesellschaft gerichtlich und außer­ gerichtlich zu vertreten; sie können für dieselbe Vergleiche schließen und Kompromisse eingehen. Zur Beendigung schwebender Geschäfte können die Liquidatoren auch neue Geschäfte eingehen? 1 UufallverficherungSgesetz

6./7. 84,

96.

Diejenigen

Betriebsunter­

nehmer, Bevollmächtigten oder Repräsentanten, Bettiebs- oder Arbeiterqusseher,

gegen welche durch strafgerichtliches Urtheil festgestellt worden ist, daH sic den Unfall vorsätzlich oder durch Fahrlässigkeit mit Außerachtlassung derjenigen Auf­

merksamkeit, zn der sie vermöge ihres Amtes, Berufes oder Gewerbes beson­ ders

verpflichtet

sind,

herbeigefühtt haben,

hasten für

alle Aufwendungen,

4*

HSV v»ch IL

vo» de» Htmdettsesells-afle».

Tlt. I.

Lrt. 138—14V.

Die Veräußerung von unbeweglichen Sachen kann durch die Liquidatoren ohne Zustimmung der sämmtlichen Gesellschafter nicht anders, als durch öffentliche Versteigerung bewirkt werden. Art. 138. Eine Beschränkung des Umfanges der Geschäftsbefugniffe der Liquidatoren (Art. 137) hat gegen dritte Personen keine rechtliche Wirkung. Art. 139. Die Liquidatoren haben ihre Unterschrift in der welche in Folge des Unfalls auf Grund dieses Gesetzes oder des Gesetzes, be­ treffend die Krankenversicherung der Arbeiter, vom 15. Juni 1883 (RGBl S. 73) von den Genossenschaften oder Krankenkassen gemacht worden sind. In gleicher Weise haftet als Betriebsunternehmer eine Aktiengesellschaft, eine Innung oder eingetragene Genossenschaft für die durch ein Mitglied ihres Vorstandes, sowie eine Handelsgesellschaft, eine Innung oder eingetragene Ge­ noffenschaft für die durch einen der Liquidatoren herbeigeführten Unfälle. Als Ersatz für die Rente kann in diesen Fällen deren Kapitalwerth gefordert werden. Der Anspruch verjährt in achtzehn Monaten von dem Tage, an welchem daS strastechtliche Unheil rechtskräftig geworden ist. 105. Die Strafvorschriften der §§ 103 und 104 finden auch gegen die gesetzlichen Vertreter handlungsunfähiger Betriebsunternehmer, desgleichen gegen die Mitglieder des Vorstandes einer Aktiengesellschaft, Innung oder eingetragenen Genossenschaft, sowie gegen die Liquidatoren einer Handels­ gesellschaft, Innung oder eingetragenen Genossenschaft Anwendung. G 5./5. 86 (betr. die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und sorstwirthschaftlichen Arbeiten beschäftigten Personen): 117. Diejenigen Betriebsunternehmer. Bevollmächtigten oder Repräsen­ tanten, Betriebs- oder Arbeiteraufseher, gegen welche durch strafgerichtliches Urtheil festgestellt worden ist, daß sie den Unfall vorsätzlich oder durch Fahr­ lässigkeit mit Außerachtlassung derjenigen Aufmerksamkeit, zu der sie vermöge ihreS Amtes, Berufes oder Gewerbes besonders verpflichtet sind, herbeigesührt haben, hasten für alle Aufwendungen, welche in Folge des Unfalles auf Grund dieses Gesetzes oder des Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, vom 15. Juni 1883 (RGBl S. 73) von den Genossenschaften, Gemeinden (§ 10 Abs. 1) oder Krankenkassen gemacht worden sind. In gleicher Weise hastet als Betriebsunternehmer eine Aktiengesellschaft, eine Innung oder eingetragene Genossenschaft für die durch ein Mitglied ihreVorstandes, sowie eine Handelsgesellschaft, eine Innung oder eingetragene Genoffenschast für die durch einen der Liquidatoren herbeigeführten Unfälle. Als Ersatz für die Rente kann in diesen Fällen deren Kapitalwerth ge­ fordert werden. Der Anspruch verjährt in achtzehn Monaten von dem Tage, an welchem daS strastechtliche Urtheil rechtskräftig geworden ist. 118. Die in den 88 H® und 117 bezeichneten Ansprüche können, auch ohne daß die daselbst vorgesehene Feststellung durch strafgerichtliches Urtheil stattgefunden hat, geltend gemacht werden, falls diese Feststellung wegen des

Weise abzugeben, daß sie der bisherigen, nun als Liquidationsfirma zu bezeichnenden Firma ihren Namen beifügen. Art. 140. Die Liquidatoren haben, selbst wenn sie vom Richter bestellt sind, den Gesellschaftern gegenüber bei der Geschäftsführung den von diesen einstimmig getroffenen Anordnungen Folge zu geben. Art. 141. Die während der Liquidation entbehrlichen Gelder werden vorläufig unter die Gesellschafter vertheilt. Zur Deckung von Schulden der Gesellschaft, welche erst später fällig werden, sowie zur Deckung der Ansprüche, welche den einzelnen Gesellschaftern bei der Auseinandersetzung zustehen, sind die erforder­ lichen Gelder zurückzubehalten. Art. 142. Die Liquidatoren haben die schließliche Auseinander­ setzung unter den Gesellschaftern herbeizuführen. Streitigkeiten, welche über die Auseinandersetzung entstehen, fallen der richterlichen Entscheidung anheim. Art. 143. Wenn ein Gesellschafter Sachen in die Gesellschaft eingebracht hat, welche Eigenthum derselben geworden sind, so fallen dieselben bei der Auseinandersetzung nicht an ihn zurück, sondern er erhält den Werth aus dem Gesellschaftsvermögen erstattet, für welchen sie gemäß Uebereinkunft übernommen wurden. Fehlt es an dieser Werthbestimmung, so geschieht die Erstattung nach dem Werthe, welchen die Sachen zur Zeit der Einbringung hatten. Art. 144. Ungeachtet der Auflösung der Gesellschaft kommen bis zur Beendigung der Liquidation in Bezug auf das Rechtsverhältniß der bisherigen Gesellschafter unter einander, sowie der Ge­ sellschaft zu dritten Personen die Vorschriften des zweiten und dritten Abschnitts zur Anwendung, soweit sich aus den Bestimmungen deS gegenwärttgen Abschnitts und aus dem Wesen der Liquidation nicht ein Anderes ergiebt. Der Gerichtsstand, welchen die Gesellschaft zur Zeit ihrer Auf­ lösung hatte, bleibt bis zur Beendigung der Liquidatton für die auf­ gelöste Gesellschaft bestehen. Zustellungen an die Gesellschaft geschehen mit rechtlicher Wirkung an einen der Liquidatoren. Art. 145. Nach Beendigung der Liquidatton werden die Bücher TodeS oder der Abwesenheit des Betreffenden oder auS einem anderen in der Person deffelben liegenden Grunde nicht erfolgen kann. 125. Die Strafvorschristen der §§ 123 und 124 finden auch gegen die

gesetzlichen Vertreter handlungsunfähiger Betriebsunternehmer, desgleichen gegen die Mitglieder deS Vorstandes einer Aktiengesellschaft, Innung oder eingetragenen Genoffenschaft, sowie gegen die Liquidatoren einer Handelsgesellschaft, Innung

oder eingettagenen Genoffenschaft Anwendung.

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HSV BuchIL Boe kn Hnekl-sefellfl-nsten. ttt. L An. 146-149. LU. IL «tt. 150-164.

und Schriften der aufgelösten Gesellschaft einem der gewesenen Ge­ sellschafter oder einem Dritten in Verwahrung gegeben. Der Gesell­ schafter oder der Dritte wird in Ermangelung einer gütlichen Ueber» einkunft durch das Handelsgericht bestimmt. Die Gesellschafter und deren Rechtsnachfolger behalten das Recht auf Einsicht und Benutzung der Bücher und Papiere.

Sechster Abschnitt. Von der Verjährung der Klagen gegen die Gesellschafter.

Art. 146. Die Klagen gegen einen Gesellschafter aus Ansprüchen gegen die Gesellschaft verjähren in fünf Jahren nach Auflösung der Gesellschaft oder nach seinem Ausscheiden oder seiner Ausschließung aus derselben, sofern nicht nach Beschaffenheit der Forderung eine kürzere Verjährungsfrist gesetzlich eintritt. Die Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die Auf­ lösung der Gesellschaft oder das Ausscheiden oder die Ausschließung des Gesellschafters aus derselben in das Handelsregister eingetragen ist. Wird die Forderung erst nach der Eintragung fällig, so beginnt die Verjährung mit dem Zeitpunkte der Fälligkeit. Art. 147. Ist noch ungetheiltes Gesellschastsvermögen vorhanden, so kann dem Gläubiger die fünfjährige Verjährung nicht entgegen­ gesetzt werden, sofern er seine Befriedigung nur aus dem Gesellschafts­ vermögen sucht.

Art. 148. Die Verjährung zu Gunsten eines ausgeschiedenen

ober

ausgeschlossenen Gesellschafters wird durch Rechtshandlungen nicht unterbrochen, welche gegen die fortbestehende Gesellschaft oder einen anderen Gesellschafter vorgenommen werden. Die Verjährung zu Gunsten eines bei der Auflösung einer Gesellschaft zu derselben gehörigen Gesellschafters wird nicht durch Rechtshandlungen gegen einen anderen Gesellschafter, wohl aber durch Rechtshandlungen gegen die Liquidatoren unterbrochen.

Art. 149. Die Verjährung läuft auch gegen Minderjährige und bevormundete Personen, sowie gegen juristische Personen, denen ge­ setzlich die Rechte der Minderjährigen zustehen, ohne Zulaffung der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, jedoch mit Vorbehalt des Regresses gegen die Vormünder und Verwalter. Zweiter Titel:

Von der Kommanditgesellschaft.

Erster Abschnitt. Von der Kommanditgesellschaft im Allgemeinen.

Art. 150. Eine Kommanditgesellschaft ist vorhanden, wentr bei einem

unter

einer

gemeinschaftlichen

Firma betriebenen Handels-

gewerbe ein oder mehrere Gesellschafter sich nur mit BermögenSeinlagen betheiligen (Kommanditisten), während bei einem oder mehreren anderen Gesellschaftern die Betheiligung nicht in dieser Weise beschränkt ist (persönlich haftende Gesellschafter). Sind mehrere persönlich hastende Gesellschafter vorhanden, so ist in Ansehung ihrer die Gesellschaft zugleich eine offene Gesellschaft. Zur Gültigkeit des GesellschaftsvertratzeS bedarf es der schrift­ lichen Abfaffung nicht. Art. 15L Die Errichtung enter Kommanditgesellschaft ist von sämmtlichen Gesellschaftern bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, Behufs der Eintragung in das Handels­ register anzumelden. Die Anmeldung muß enthalten: 1) den Namen, Vornamen, Stand und Wohnort jedes persönlich hastenden Gesellschafters; 2) den Namen, Vornamen, Stand und Wohnort jedes Komman­ ditisten mit der Bezeichnung deffelben als solchen; 8) die Firma der Gesellschaft und den Ort, wo sie ihren Sitz hat; 4) den Betrag der Vermögenseinlage jedes Kommanditisten. Die Anmeldung muß von allen Gesellschaftern persönlich vor dem Handelsgerichte unterzeichnet, oder in beglaubigter Form ein­ gereicht werden; sie ist nach ihrem ganzen Inhalt in das Handels­ register einzutragen. Bei der Bekanntmachung der Kommanditgesell­ schaft in den öffentlichen Blättern (Art. 13) unterbleibt die Angabe der Namen, deS Standes und des Wohnortes der Kommanditisten, sowie die Angabe des Betrages ihrer Vermögenseinlagen.

Art. 152. Bei jedem Handelsgerichte, in besten Bezirk die Kommanditgesellschaft eine Zweigniederlassung hat, muß dies Behufs der Eintragung in daS Handelsregister angemeldet werden. Die Anmeldung muß die in Art. 151 Ziffer 1 bis 4 bezeichneten Angaben enthalten, und von sämmtlichen persönlich hastenden Gesell­ schaftern vor dem Handelsgericht unterzeichnet oder in beglaubigter Form eingereicht werden. Art. 153. Die persönlich hastenden Gesellschafter, welche die Gesellschaft vertreten sollen, haben die Firma nebst ihrer Namens­ unterschrift persönlich vor dem Handelsgericht, in besten Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, und vor jedem Handelsgericht, in besten Bezirk sie eine Zweigniederlaffung hat, zu zeichnen oder die Zeich­ nung in beglaubigter Form einzureichen. Art. 154. Das Handelsgericht hat die persönlich hastenden Gesellschafter zur Befolgung der in den Art. 151, 152 und 153

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H«v Such 1L Vs« le* ^etWlIgeftÄf^afte*. SU« IL Art. 155-165.

enthaltenen Vorschriften von Amtswegm durch Ordnungsstrafen an­ zuhalten.

Art. 155. Wenn die Firma einer bestehenden Kommanditgesell­ schaft geändert, oder der Sitz der Gesellschaft an einen anderen Ort verlegt wird, so sind diese Thatsachen von sämmtlichen Gesellschaftern in der durch Art. 151 bestimmten Weise Behufs der Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Das Handelsgericht hat die persön­ lich haftenden Gesellschafter zur Befolgung dieser Anordnung von Amtswegen durch Ordnungsstrafen anzuhalten. Bei der Bekanntmachung kommt in Betreff der Kommanditisten die Vorschrift des Art. 151 zur Anwendung. Die Wirkung gegen Dritte richtet sich nach den Bestimmungen des Art. 25.

Art. 156. Wenn in eine bestehende Kommanditgesellschaft ein neuer Kommanditist eintritt, so muß dies von sämmtlichen Gesell­ schaftern zur Eintragung in das Handelsregister und zur Bekannt­ machung nach den Bestimmungen des Art. 151 angemeldet werden.

Art. 157. Das Rechtsverhältniß der Gesellschafter unter ein­ ander richtet sich zunächst nach dem Gesellschaftsvertrage. Soweit keine Vereinbarung getroffen ist, kommen die gesetzlichen Bestimmungen über das Rechtsverhältniß der offenen Gesellschafter unter einander auch hier zur Anwendung, jedoch mit den Abweichungen, welche die nachfolgenden Art. (158 bis 162) ergeben. Art. 158. Die Geschäftsführung der Gesellschaft wird durch den oder die persönlich haftenden Gesellschafter besorgt. Ein Kommanditist ist zur Führung der Geschäfte der Gesell­ schaft weder berechtigt noch verpflichtet. Er kann gegen die Vornahme einer Handlung der Geschäfts­ führung durch die persönlich haftenden Gesellschafter (Art. 99 bis 102) Widerspruch nicht erheben. Art. 159. Ein Kommanditist darf ohne Genehmigung der anderen Gesellschafter in dem Handelszweig der Gesellschaft für eigene oder ftemde Rechnung Geschäfte machen und an einer anderen gleich­ artigen Handelsgesellschaft als offener Gesellschafter Theil nehmen.

Art. 160. Jeder Kommanditist ist berechtigt, die abschriftliche Mittheilung der jährlichen Bilanz zu verlangen und die Richtigkeit derselben unter Nnsicht der Bücher und Papiere zu prüfen. Die im Art. 105 bezeichneten weiteren Rechte eines offenen Gesellschafters stehen einem Kommanditisten nicht zu. Jedoch kann das Handelsgericht auf den Antrag eines Kom­ manditisten, wenn wichtige Gründe dazu vorliegen, die Mittheilung

einer Bilanz oder sonstiger Aufklärungen nebst Vorlegung der Bücher und Papiere zu jeder Zeit anordnen. Art. 16L Die Bestimmungen der Art. 106 bis 108 über die Verzinsung der Einlage, über die jährliche Berechnung des Gewinnes und Verlustes und über die Befugniß, Zinsen und Gewinn zu er­ heben, gelten auch in Betreff deS Kommandittsten. Jedoch nimmt ein Kommanditist an dem Verluste nur bis zum Betrage seiner eingezahlten oder rückständigen Einlage Antheil. — Er ist nicht verpflichtet, die Zinsen und den Gewinn, welche er be­ zogen hat, wegen späterer Verluste zurückzuzahlen; jedoch wird, so lange seine ursprüngliche Einlage durch Verlust vermindert ist, der jährliche Gewinn zur Deckung des Verlustes verwendet. Art. 162. Ist über die Höhe der Betheiligung an Gewinn und Verlust nichts vereinbart, so wird dieselbe nach richterlichem Ermessen, nöthigenfalls unter Zuziehung von Sachverständigen, fest­ gestellt. Art. 163. Im Verhältniß zu dritten Personen tritt die recht­ liche Wirksamkeit einer Kommanditgesellschaft mit dem Zeitpunkt ein, in welchem die Errichtung der Gesellschaft bei dem Handelsgericht, in besten Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handelsregister eingetragen ist, oder die Gesellschaft auch nur ihre Geschäfte be­ gonnen hat. Die Beschränkung, daß die Gesellschaft erst mit einem späteren Zeitpunkt als dem der Eintragung ihren Anfang nehmen soll, hat gegen dritte Personen keine rechtliche Wirkung. Hat die Gesellschaft vor der Eintragung ihre Geschäfte begonnen, so haftet jeder Kommanditist dritten Personen für die bis zur Ein­ tragung entstandenen Verbindlichkeiten der Gesellschaft gleich einem persönlich haftenden Gesellschafter, wenn er nicht beweist, daß denselben seine beschränkte Betheiligung bei der Gesellschaft bekannt war. Art. 164. Die Kommanditgesellschaft kann unter ihrer Firma Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen, Eigenthum und andere dingliche Rechte an Grundstücken erwerben, vor Gericht klagen und verklagt werden. Ihr ordentlicher Gerichtsstand ist bei dem Gericht, in dessen Bezirk sie ihren Sitz hat. Art. 165. Für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft haftet der Kommanditist nur mit der Einlage und, soweit diese nicht eingezahlt ist, mit dem versprochenen Betrage. Die Einlage des Kommandittsten kann während des Bestehens der Gesellschaft weder ganz noch theilweise zurückgezahlt oder erlassen werden.

Zinsen können ihm von der Gesellschaft nur insoweit bezahlt

werden, als dadurch die ursprüngliche Einlage nicht vermindert wird.

Er kann bis zur Wiederergänzung der durch Verlust vermin­ derten Einlage weder Zinsen noch Gewinn beziehen.

Er haftet für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft, wenn und insoweit er diesen Bestimmungen entgegen Zahlungen von der Ge­ sellschaft empfangen hat.

Er ist jedoch nicht verpflichtet, die Zinsen und den Gewinn zu­ rückzuzahlen, welche er auf Grund einer tu gutem Glauben errichteten

Bilanz in gutem Glauben bezogen hat. Art. 166. Wer in eine bestehende Handelsgesellschaft als Kom­ manditist eintritt, haftet nach Maßgabe des vorhergehenden Artikels

für alle von der Gesellschaft vor seinem Eintritt eingegangenen Ver­

bindlichkeiten, es mag die Firma eine Aenderung erleiden oder nicht. Ein entgegenstehender Vertrag ist

Wirkung. Art. 167.

gegen Dritte ohne rechtliche

Die Kommanditgesellschaft wird durch die persönlich

haftenden Gesellschafter berechttgt und verpflichtet; sie wird durch die­

selben vor Gericht vertreten. Zur Behändigung von Vorladungen und anderen Zustellungen an die Gesellschaft genügt es, wenn dieselbe an einen der zur Ver­ tretung befugten Gesellschafter geschieht. Ein Kommanditist, welcher für die Gesellschaft Geschäfte schließt,

ohne ausdrücklich zu erklären,

daß er nur als Prokurist oder alS

Bevollmächtigter handle, ist aus diesen Geschäften gleich einem per­ sönlich hastenden Gesellschafter verpflichtet. Art. 168. Der Name eines Kommanditisten darf in der Firma

der Gesellschaft nicht vorhanden sein; im entgegengesetzten Falle haftet

er den Gläubigern der Gesellschaft gleich einem offenen Gesellschafter. Art. 169.

Die Bestimmungen der Art. 119, 120, 121 und 122

finden auch bei der Kommanditgesellschaft Anwendung. Art. 170.

Wenn ein Kommanditist stirbt oder zur Verwaltung

seines Vermögens rechtlich unfähig wird, so hat dies die Auflösung

der Gesellschaft nicht zur Folge. Im Uebrigen gelten die in den Art. 123 bis 128 für die offene

Gesellschaft gegebenen Bestimmungen auch für die Kommanditgesellschaft.

Art. 171.

Wenn eine Kommanditgesellschaft aufgelöst wird, oder

wenn ein Kommandittst mit seiner ganzen Einlage oder mit einem Theile derselben ausscheidet, so müssen diese Thatsachen in da- Han­

delsregister eingetragen werden. Bei der Bekanntmachung unterbleibt die Bezeichnung des Kommandittsten und die Angabe des Betrages der Einlage.

Die Bestimmungen des Art. 129 kommen auch hier zur An­ wendung. Art. 172. Was bei der offenen Gesellschaft über die Art der Auseinandersetzung (Art. 130, 131 und 132), über die Liquidation und über die Verjährung der Klagen gegen die Gesellschafter bestimmt ist, gilt auch bei der Kommanditgesellschaft in Betreff aller Gesell­ schafters Zweiter Abschnitt?

Bon der Kommanditgesellschaft auf Aktien insbesondere.

Art. 173. Das Gesammtfapital der Kommanditisten kann in Aktien zerlegt werden. Art. 173.

Das Kapital der Kommanditisten kann in Aktien oder Aktiett-

antheile zerlegt werden. Die Aktien oder Aktienantheile müssen auf Namen lauten.

Sie müssen

1 Vgl. KO 198—201, 44 (oben zu Art. 122). 1 In Oesterreich gilt für diesen Abschnitt und den folgenden Titel bet ursprüngliche Wortlaut des HGB. Für daS Deutsche Reich ist derselbe ab­ geändert worden durch das RG 11./6. 70 und gilt in dieser Form noch zum großen Theil für diejenigen Kommanditgesellschaften auf Aktien und Aktien­ gesellschaften, welche vor dem Inkrafttreten des RG 18./7. 84 errichtet worden sind. Soweit das nicht der Fall ist und für die gedachten, nach jenem Zeit­ punkte errichteten Gesellschaften gilt dagegen das RG 18./7. 84. Wir geben den Wortlaut desselben im Texte, indem wir durch lateinischen Druck die neuen Normen und die Abweichungen von dem RG 11./S. 70 andeuten. Unter dem Text ist der Wortlaut des letzteren abgedruckt, wobei wieder die Aenderungen gegenüber dem HGB durch lateinischen Druck ausgezeichnet oder angegeben find. DaS RG 18./7. 84 bestimmt: 1. Die Bestimmungen itn zweiten Ab­

schnitte deS zweiten Titels und im dritten Titel vom zweiten Buche des Handels­ gesetzbuchs, Art. 173 bis 249 a, werden durch nachstehende Bestimmungen ersetzt. (Es folgen dann die letzteren, worauf das Gesetz fortfährt): 2. Die in den Art. 173, 173a, 174a, 175 Abs. 1 und 2, 175a bis 177, 180 und 207, 207a, 209 Abs. 1 und 2, 209a biS 210c, 213a der neuert Fassung enthaltenen Bestimmungen finden auf Gesellschaften, welche vor dem Tage des Inkrafttretens dieses Gesetzes angemeldet sind, aber erst an oder nach

diesem Tage zur Eintragung in das Handelsregister gelangen, keine Anwewdung, sofern schon vor dem bezeichneten Tage die Voraussetzungen erfüllt sind, an deren Nachweis die bisherigen Bestimmungen die Eintragung knüpfen. Dasselbe gilt für diese Gesellschaften, sowie für die schon bestehenden

Gesellschaften von den Vorschriften der Art. 180a biS 180e, 181 und 218fc biS 218 f. Die Vorschrift im Art. 181a und 215 c über die Unzulässigkeft der Aus­ gabe von JnterimSscheinen vor der Eintragung deS GesellschüftStq^ngeS in

Die Aktien sind untheilbar. Dieselben können auf Inhaber oder auf Namen lauten. auf einen Betrag von mindestens fünfzig1 *Vereinsthalern 34567 gestellt werden, wenn nicht die Landesgesetze nach Maßgabe der besonderen örtlichen Bedürfnisse einen geringeren Betrag gestatten. Aktien oder Aktienantheile, welche auf In­ haber lauten, oder welche aus einen geringeren als den gesetzlich bestimmten 1 HGB: zweihundert. das Handelsregister findet auf die im ersten Absätze bezeichneten Gesellschaften Anwendung. 3. Auf eine Erhöhung des Gesammtkapitals der Kommanditisten oder des Grundkapitals bestehender Gesellschaften kommen die Bestimmungen dieses Gesetzes nicht zur Anwendung, sofern der auf die neu auszugebenden Aktien eingeforderte Betrag vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes geleistet ist. 4. Die Vorschriften im Art. 190 Abs. 1 und 4 (Art. 221) über das Stimmrecht finden auf die bestehenden und die im 8 2 Abs. 1 bezeichneten Ge­ sellschaften nicht Anwendung, soweit der Gesellschaftsvertrag zur Zeit des In­ krafttretens dieses Gesetzes andere Bestimmungen enthält. 5. Die bestehenden und die im § 2 Abs. 1 bezeichneten Gesellschaften dürfen auf Grund des Art. 222 Ziff. 3 der alten Fassung von dem Inkraft­ treten dieses Gesetzes ab die Zeichner iticht vollständig eingezahlter Aktien von der Haftung für weitere Einzahlungen nicht befreien und Jnterimsscheine, welche auf Inhaber lauten, nur insoweit ausstellen, als die Befreiung deS Zeichners schon vor diesem Tage eingetretcn ist. 6. Die Vorschrift des Art. 225 a der neuen Fassung findet auf die vor der Gelang des Handelsgesetzbuchs errichteten Gesellschaften keine Anwendung, soweit der Gesellschaftsvertrag nach Maßgabe der früheren Vorschriften ab­ weichende Bestimmungen enthält. Die Vorschriften der Art. 196a, 232 finden auf Mitglieder des Vor­ standes einer bestehenden oder einer im § 2 Abs. 1 bezeichneten Gesellschaft keine Anwendung, sofern die Bestellung des Mitgliedes vor dem Inkrafttreten dieses Gesetze- erfolgt ist. 7. Die Vorschriften im Art. 185b Ziff. 2 (Art. 239b) über den Gewinn aus einer Erhöhung des Kapitals finden auf die bestehenden Gesellschaften schon für das beim Inkrafttreten des Gesetzes laufende Geschäftsjahr, die übrigen Vorschriften über Bilanz und Reservefonds (Art. 185a bis 185c, Art. 239 biS 239 b der neuen Fassung) erst vom Beginn des folgenden Geschäftsjahres Anwendung. Für Werthpapiere und Waaren, welche die Gesellschaft schon in dem letzten Geschäftsjahre vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes besessen hat, kann an Stelle deS Anschaffungs- oder Herstellungspreises der Betrag auSgesetzt werden, mit welchem sie in der Bilanz des vorbezeichneten Geschäftsjahres ent­ halten sind. Werden in Gemäßheit der Vorschrift im Art. 185a Ziff. 3 und 239b

Antheilscheine, in welchen der Bezug von Aktien zugesichert wird, oder welche sonst über das Antheilsrecht der Kommanditisten vor Ausgabe der Aktien ausgestellt werden (Interimsscheine), dürfen nicht auf Inhaber lauten. Art. 173 a, Die Aktien müssen auf einen Betrag von mindestens

eintausend Mark gestellt werden. Für ein gemeinnütziges Unternehmen kann im Falle eines besonderen örtlichen Bedürfnisses der Bundesrath die Ausgabe von Aktien, welche auf Namen lauten, zu einem geringeren, jedoch mindestens zweihundert Mark erreichenden Betrage zulassen. Die gleiche Genehmigung kann in dem Falle ertheilt werden, dass für ein Unternehmen das Reich oder ein Bundesstaat, ein Provinzial-, Kreis- oder Amtsverband oder eine sonstige öffentliche Korporation auf die Aktien einen bestimmten Ertrag bedingungslos und ohne Zeitbeschränkung gewährleistet hat. Auf Namen lautende Aktien, deren Uebertragung an die Ein­ willigung der Gesellschaft gebunden ist, dürfen auf einen Betrag von weniger als eintausend, jedoch nicht von weniger als zwei­ hundert Mark gestellt werden. Die vorstehenden Bestimmungen gelten auch von Jnterimsscheinen. Art. 174. Eine Kommanditgesellschaft auf Aktien gilt als Handels-

Betrag gestellt werden, sind nichtig. Die Ausgeber solcher Aktien oder Aktienantheile sind den Besitzern für allen durch die Ausgabe verursachten Schaden

solidarisch verhaftet. Die vorstehenden Bestimmungen gelten auch von Promessen und Jnte­ rimsscheinen. Art. 174. Eine Kommanditgesellschaft auf Aktien gilt als Handels­ gesellschaft, auch wenn der Gegenstand des Unternehmens nicht in Handels­ geschäften besteht? Ueber die Errichtung und den Inhalt des Gesellschaftsvertrages muß eine gerichtliche oder notarielle Urkunde ausgenommen werden. Zur Aktienzeichnung genügt eine schriftliche Erklärung.

1 Statt dessen HGB: Kommanditgesellschaften auf Aktien können nur mit staatlicher Genehmigung errichtet werden. dauernd zum Geschäftsbetriebe der Gesellschaft bestimmte Gegenstände unter Zu­ grundelegung deS Anschaffungs- oder Herstellungspreises zu einem Betrage angesetzt, welcher den Werth übersteigt, mit welchem sie in der Bilanz deS letzten Geschäftsjahres vor dem 1. Oktober 1883 enthalten sind, so dürfen hierauf beruhende Dividenden nur unter Beobachtung der Vorschriften gezahlt werden, welche für eine Herabsetzung des Kapitals der Kommanditisten oder deS Grundkapitals maßgebend sind.

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HSV Vach II. »•» Nn frmMWgefegMNftc*» TU. II. Art. 174.-17SV.

gesellschaft, auch wenn der Gegenstand des Unternehmens nicht in Handelsgeschäften besteht. Art. 174 L. Die persönlich haftenden Gesellschafter haben sich bei Errichtung der Gesellschaft mit Einlagen zu betheiligen, welche zusammen mindestens den zehnten Theil des Gesammtkapitals der Kommanditisten und, wenn dieses drei Millionen Mark übersteigt, für den übersteigenden Betrag den fünfzigsten Theil desselben darstellen. Art. 175. Der Inhalt des Gesellschaftsvertrages (Statut) muss durch die persönlich haftenden Gesellschafter in gerichtlicher oder notarieller Verhandlung festgestellt werden. Der Gesellschaftsvertrag muß enthalten: 1. den Namen, Bornamen, Stand und Wohnort, sowie die Höhe und Art der Einlage jedes persönlich haftenden Gesellschafters; 2. die Firma der Gesellschaft und den Ort, wo sie ihren Sitz hat; 3. den Gegenstand des Unternehmens; 4. die Zahl und den Betrag der Aktien; 5. die Art der Aktien, ob sie auf Inhaber oder auf Namen lauten, und im Falle der Ausgabe beider Arten die Zahl der Aktien einer jeden Art; 6. die Form, in welcher die Zusammenberufung der Generalver­ sammlung der Kommanditisten geschieht; 7. die Form, in welcher die von der Gesellschaft ausgehenden Bekanntmachungen erfolgen. Art. 175. Der Gesellschaftsvertrag * muß enthalten: 1. den Namen, Vornamen, Stand und Wohnort jedes persönlich hastenden Gesellschafters; 2. die Firma der Gesellschaft und den Ort, wo sie ihren Sitz hat; 3. den Gegenstand des Unternehmens; 4. die Zeitdauer des Unternehmens, im Fall dasselbe auf eine bestimmte Zeit beschränkt sein soll; 5. die Zahl und den Betrag der Aktien oder Aktienantheile; 6. die Bestimmung, daß ein Aussichtsrath von mindestens drei Mitgliedern aus der Zahl der Kommanditisten durch Wahl derselben bestellt werden müsse; 7. die Form, in welcher die Zusammenberufung der Generalversammlung der Kommanditisten geschieht; 6. die Form, in welcher die von der Gesellschaft ausgehenden Bekannt­ machungen erfplgen, sowie die öffentlichen Blätter, in welche dieselben guf-unehmen sind. 1 HGB setzt hinzu: dessen Genehmigung erfolgen soll.

Bekanntmachungen» welche durch öffentliche Blätter erfolgen sollen, sind in den Deutschen Reichsanzeiger einzurücken. Andere Blätter ausser diesem hat der Gesellschaftsvertrag zu bestimmen. Art. 175 s. Der Aufnahme in den Gesellschaftsvertrag be­ dürfen Bestimmungen, nach welchen 1. das Unternehmen auf eine gewisse Zeit beschränkt wird; 2. Aktien für einen höheren als den Nominalbetrag ausgegeben werden; 3. eine Umwandlung der Aktien rücksichtlich ihrer Art statt­ haft ist; 4. für einzelne Gattungen von Aktien verschiedene Rechte, ins­ besondere Betreffs der Zinsen oder Dividenden oder des An­ theils am Gesellschaftsvermögen, gewährt werden; 5. über gewisse Gegenstände die Generalversammlung der Kom­ manditisten nicht schon durch einfache Stimmenmehrheit, sondern nur durch eine grössere Stimmenmehrheit oder nach anderen Erfordernissen Beschluss fassen kann; 6. ein Austreten einzelner persönlich haftender Gesellschafter die Auflösung der Gesellschaft nicht zur Folge hat. Für einen geringeren als den Nominalbetrag darf die Ausgabe der Aktien nicht festgesetzt werden. Art. 175 b. Jeder zu Gunsten einzelner Gesellschafter be­ dungene besondere Vortheil muss in dem Gesellschaftsvertrage unter Bezeichnung des Berechtigten festgesetzt werden. Werden von persönlich haftenden Gesellschaftern oder von Kommanditisten Einlagen, welche nicht durch Baarzahlung zu leisten sind, gemacht, so müssen die Person des Gesellschafters, der Gegen­ stand der Einlage und der für sie zu gewährende Antheil an dem Gesammtkapital der Kommanditisten oder dem sonstigen Gesell­ schaftsvermögen in dem Gesellschaftsvertrago festgesetzt werden. Ingleichen sind, falls Seitens der zu errichtenden Gesellschaft vor­ handene oder herzustellende Anlagen oder sonstige Vermögensstücke übernommen werden, die Person des Kontrahenten, der Gegenstand der Uebernahme und die für ihn zu gewährende Vergütung festzusetzen. Von diesen Festsetzungen gesondert ist der Gesammtaufwand, welcher zu Lasten der Gesellschaft an Gesellschafter oder Andere als Entschädigung oder Belohnung für die Gründung oder denen Vorbereitung gewährt wird, in dem Gesellschaftsvertrage festzusetzen. Jedes Abkommen der persönlich haftenden Gesellschafter über die vorbezeichneten Gegenstände, welche nicht die vorgeschriebene

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Lrr. 176c—176,

Festsetzung in dem Gesellschaftsvertrage gefunden hat, ist der Ge­ sellschaft gegenüber unwirksam. Art. 175 c. Die Zeichnung der Aktien erfolgt durch schriftliche Erklärung, aus welcher die Betheiligung nach Anzahl und, im Falle einer Verschiedenheit der Aktien, nach Betrag, Art oder Gattung derselben hervorgehen muss. Die Erklärung (Zeichnungsschein), welche in zwei Exemplaren unterzeichnet werden soll, hat zu enthalten: 1. das Datum des Statuts, die im Art. 175 Absatz 2, 175b vor­ gesehenen Festsetzungen und im Falle verschiedener Gattungen von Aktien den Gesammtbetrag einer jeden; 2. den Betrag, für welchen die Ausgabe der Aktie stattfindet, und den Betrag der festgesetzten Einzahlungen; 3. den Zeitpunkt, mit dessen Eintritt die Zeichnung unverbind­ lich wird, sofern nicht bis dahin die Errichtung der Gesell­ schaft beschlossen ist. Zeichnungsscheine, welche diesen Inhalt nicht vollständig haben oder ausser dem unter Ziffer 3 bezeichneten Vorbehalte Beschrän­ kungen in der Verpflichtung des Zeichners enthalten, sind ungültig. Ist ungeachtet eines hiernach ungültigen Zeichnungsscheines die Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister erfolgt, so ist der Zeichner, wenn er auf Grund einer dem ersten Absätze entsprechenden Erklärung in der zur Beschlussfassung über die Errichtung der Gesellschaft berufenen Generalversammlung gestimmt oder später als Kommanditist Rechte ausgeübt oder Verpflichtungen erfüllt hat, der Gesellschaft wie aus einem gültigen Zeichnungs­ scheine verpflichtet. Jede nicht in dem Zeichnungsscheine enthaltene Beschränkung ist der Gesellschaft gegenüber unwirksam. Art. 175 d. Die persönlich haftenden Gesellschafter haben in dem Falle des Artikels 175b Absatz 2 in einer von ihnen zu unter­ zeichnenden Erklärung die Umstände darzulegen, mit Rücksicht auf welche ihnen die Höhe der für die eingelegten oder übernommenen Gegenstände gewährten Beträge gerechtfertigt erscheint. Hierbei haben sie insbesondere die dem Erwerbe der Gesellschaft voraus­ gegangenen Rechtsgeschäfte, welche auf denselben hingezielt haben, sowie die früheren Erwerbs- und Herstellungspreise aus den letzten zwei Jahren anzugeben. Art. 175 6. Jede Kommanditgesellschaft auf Aktien muss einen Aufsichtsrath haben. Zur Wahl des ersten Aufsichtsraths ist die Generalversamm-

lung der Kommanditisten sofort nach der Zeichnung des Gesammtkapitals von den persönlich haftenden Gesellschaftern zu berufen. Die Mitglieder des Aufsichtsraths haben den Hergang der Gründung zu prüfen. Die Prüfung hat sich auf die im Artikel 174a bestimmte Betheiligung, sowie auf die Richtigkeit und Voll­ ständigkeit der Angaben zu erstrecken, welche rücksichtlich der Zeichnung und Einzahlung des Gesammtkapitals der Kommanditisten und rücksichtlich der im Artikel 175b vorgesehenen Festsetzungen von den persönlich haftenden Gesellschaftern, insbesondere in der im Artikel 175d vorgeschriebenen Erklärung, gemacht sind. Ueber die Prüfung ist unter Darlegung der im vorstehenden Absätze bezeichneten Umstände schriftlich Bericht zu erstatten. Art. 175 f. Ueber die Errichtung der Gesellschaft muss in einer durch die persönlich haftenden Gesellschafter zu berufenden Generalversammlung der Kommanditisten Beschluss gefasst werden. Vor der Beschlussfassung hat sich der Aufsichtsrath über die Ergebnisse der ihm rücksichtlich der Gründung obliegenden Prüfung auf Grund seines Berichts und dessen urkundlichen Grundlagen zu erklären. Die der Errichtung der Gesellschaft zustimmende Mehrheit muss mindestens ein Viertheil der sämmtlichen berufenen oder als Rechtsnachfolger derselben in der Generalversammlung zugelassenen Kommanditisten begreifen, und der Betrag ihrer Antheile muss mindestens ein Viertheil des Gesammtkapitals darstellen. Die Zu­ stimmung aller erschienenen Kommanditisten ist erforderlich, wenn die in den Artikeln 175 Ziffer 1 bis 5 und 175a bezeichneten Be­ stimmungen des Gesellschaftsvertrages abgeändert oder die im Artikel 175b vorgesehenen Festsetzungen zu Lasten der Gesellschaft erweitert werden sollen. Art. 175 g. Auf die Berufung und Beschlussfassung der im Artikel 175e und 175f bezeichneten Generalversammlungen finden, soweit nicht im letzteren Artikel ein Anderes bestimmt ist, die Regeln entsprechende Anwendung, welche für die Gesellschaft nach der Eintragung maassgebend sind.

Art. 176. Der Gesellschaftsvertrag muß bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handels­ register eingetragen werden. Art. 176. Der Gesellschaftsvertrag muß* bei dem Handelsgericht, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handelsregister eingetragen und im Auszuge veröffentlicht werden.

1 HGB: und die Genehmigungsurkunde müssen. Friedberg. HandelSgesgbg. 3. Audg.



HSV v«ch II. Boe len Handel-gesellschaften. TU. IL «rt. 177-178.

Der Anmeldung behufs der Eintragung in das Handelsregister müssen beigefügt sein:

1. in dem Falle des Artikels 175b die den bezeichneten Fest­ setzungen zum Grunde liegenden oder zu ihrer Ausführung geschlossenen Verträge, die im Artikel 175d vorgesehene Erklärung und eine Berechnung des Gründungsaufwandes, in welcher die Vergütungen nach Art und Höhe und die Empfänger einzeln aufzuführen sind; 2. zum Nachweise der Zeichnung des Gesammtkapitals der Kom­ manditisten die Duplikate der Zeichnungsscheine und ein von den persönlich haftenden Gesellschaftern in beglaubigter Form unterschriebenes Verzeichniss der sämmtlichen Kommanditisten, welches die auf jeden entfallenden Aktien, sowie die auf letztere geschehenen Einzahlungen angiebt; 3. die Urkunden über die Bestellung des Aufsichtsraths und der in Gemässheit des Artikels 175e erstattete Bericht nebst dessen urkundlichen Grundlagen; 4. in dem Falle, dass der Gegenstand des Unternehmens der staatlichen Genehmigung bedarf, sowie in den Fällen des Artikels 173a Absatz 2 die Genehmigungsurkunde. In der Anmeldung ist die Erklärung abzugeben, dass auf jede Aktie, soweit nicht andere als durch Baarzahlung zu leistende Einlagen gemacht sind, der eingeforderte Betrag baar eingezahlt und im Besitze der persönlich haftenden Gesellschafter sei. Die Einforderung muss mindestens ein Viertheil des Nominalbetrages und im Falle einer Ausgabe der Aktien für einen höheren als den Nominalbetrag auch den Mehrbetrag umfassen. Als Baarzahlung

Der Auszug muß enthalten: 1. das Datum des GesellschaftSvertragcs; * 2. den Namen, Vornamen, Stand und Wohnort jedes persönlich haftenden Gesellschafters; 8. die Firma der Gesellschaft und den Ott, wo sie ihren Sitz hat; 4. die Zahl und den Betrag der Aktien und Aktienantheile; 5. die Form, in welcher die von der Gesellschaft ausgehenden Bekannt­ machungen erfolgen, sowie die öffentlichen Blätter, in welche dieselben aufzunehmen sind; Ist' in dem Gesellschaftsvettrage bestimmt, daß das Austreten eines oder mehrerer persönlich haftender Gesellschafter die Auflösung der Gesellschaft nicht zur Folge habe (Art. 199), so ist auch diese Bestimmung zu veröffentlichen.

1 Zusatz des HGB: „und der Genehmigungsurkunde". 1 Dieser Absatz fehlt im HGV.

gilt die Zahlung in deutschem Gelde, in Reichskassenscheinen, so­ wie in gesetzlich zugelassenen Noten deutscher Banken. Die Anmeldung muß von sämmtlichen persönlich haftenden Ge­ sellschaftern und sämmtlichen Mitgliedern des Aufsichtsraths vor dem Handelsgerichte unterzeichnet oder in beglaubigter Form ein­ gereicht werden. Die der Anmeldung beigefügten Schriftstücke werden bei dem Handelsgerichte in Urschrift oder in beglaubigter Abschrift aufbewahrt.

Art. 177. Der eingetragene Gesellschaftsvertrag ist im Aus­ zuge von dem Handelsgerichte zu veröffentlichen. Die Veröffentlichung muss enthalten: 1. das Datum des Gesellschaftsvertrages und die im Artikel 175 Absatz 2 und 3, 175a Ziffer 1, 4 und 6 und 175b bezeich­ neten Festsetzungen; 2. den Namen, Stand und Wohnort der Mitglieder des Auf­ sichtsraths.

Art. 178. Vor erfolgter Eintragung in das Handelsregister besteht die Kommanditgesellschaft als solche nicht. Ist vor der Eintragung im Namen der Gesellschaft gehandelt worden, so hasten die Handelnden persönlich und solidarisch. Art. 177.

Der Anmeldung Behufs der Eintragung in das Handels­

register muß beigefügt sein: 1. die Bescheinigung, daß der gestimmte Betrag des Kapitals der Komman­

ditisten durch Unterschriften gedeckt ist; 2. die Bescheinigung, daß mindestens ein Viertheil des von jedem Komman­ ditisten gezeichneten Betrages von ihm eingezahlt ist; 3. der Nachweis, daß der Aufsichtsrath nach Inhalt des Vertrage- (Art. 175 Ziff. 6) in einer Generalversammlung der Kommanditisten gewählt ist.

Die Anmeldung muß von sämmtlichen persönlich haftenden Gesellschaftern vor dem Handelsgerichte unterzeichnet oder in beglaubigter Form eingereicht werden. Die der Anmeldung beigefügten Schriftstücke werden bei dem Handels­ gerichte in Urschrift oder in beglaubigter Abschrift aufbewahrt. Art. 178. Vor erfolgter Eintragung*1 *in das Handelsregister besteht die Kommanditgesellschaft als solche nicht. Die vor der Eintragung * ausgegebenen Aktien oder Aktienantheile sind nichtig. Die Ausgeber sind den Besitzern für allen durch die Ausgabe verursachten Schaden solidarisch verhaftet. Wenn vor erfolgter Eintragung8 im Namen der Gesellschaft gehandelt

wordm ist, so haften die Handelnden persönlich und solidarisch.

1 HGB: Genehmigung und Eintragung. 1 vor der Eintragung: fehlt HGB.

• HGB: Genehmigung und Eintragung.

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HSV Buch 1L Bos Mei Ha»»elS«esellsch-ste». Nt. II. Art. 179-180*.

Art. 179. Die Vorschriften der Artikel 152 und 153 sind auch bei der Kommanditgesellschaft auf Aktien zu befolgen. Die Anmeldung der Zweigniederlassung muß die im Artikel 177 Absatz 2 bezeichneten Angaben und den Nachweis der Ein­ tragung des Gesellschafbsvertrages bei dem Handelsgerichte der Hauptniederlassung enthalten. Eines Nachweises, dass die für diese im Artikel 176 vorgeschriebenen Erfordernisse beobachtet sind, be­ darf es nicht. Befindet sich die Hauptniederlassung im Auslande, so hat die Anmeldung der Zweigniederlassung ausser dem Nachweise des Be­ stehens der Kommanditgesellschaft auf Aktien als solcher die im Artikel 177 Absatz 2 bezeichneten Angaben und in dem Falle, dass der Gegenstand des Unternehmens oder die Zulassung zum Gewerbebetriebe im Inlande der staatlichen Genehmigung bedarf, den Nachweis dei ertheilten Genehmigung zu enthalten. Art. 180. Der Gesellschaft sind die persönlich haftenden Ge­ sellschafter für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben, welche sie rücksichtlich der Zeichnung und Einzahlung des Kapi­ tals der Kommanditisten, sowie rücksichtlich der im Artikel 175b vorgesehenen Festsetzungen Behufs Eintragung des Gesellschafts­ vertrages in das Handelsregister machen, solidarisch verhaftet; sie haben unbeschadet der Verpflichtung zum Ersätze des sonst etwa entstandenen Schadens insbesondere einen an der Zeichnung des Gesammtkapitals der Kommanditisten fehlenden Betrag zu über-

Art. 179. Tie Vorschriften der Artikel 152 und 153 sind auch bei der Kommanditgesellschaft auf Aktien zu befolgen; die Anmeldung muß die im Artikel 176 Ziff. 1—5 bezeichneten Angaben enthalten. Das Handelsgericht hat die persönlich haftenden Gesellschafter zur Befolgung dieser Vorschriften von Amtswegen durch Ordnungsstrafen anzuhalten. Art. 180. Wenn ein Gesellschafter eine Einlage macht, welche nicht in baarem Gelde besteht, oder wenn er sich zu seinen Gunsten besondere Vortheile auSbedingt, so muß in einer Generalversammlung der Kommanditisten die Ab­ schätzung und Prüfung der Zulässigkeit angeordnet und in einer späteren General­ versammlung die Genehmigung durch Beschluß erfolgt sein. Der Beschluß wird nach der Mehrheit der in der Versammlung anwesenden oder durch Vollmacht vertretenen Kommanditisten gefaßt; jedoch muß diese Mehr­ heit mindestens ein Viertheil der sämmtlichen Kommanditisten begreifen und der Betrag ihrer Antheile zusammen mindestens ein Viertheil des Gesammtkapitals der Kommanditisten darstellen. Der Gesellschafter, welcher die Einlage macht oder sich besondere Vortheile ausbedingt, hat bei der Beschlußfassung kein SÜmmrecht. Ein gegen den Inhalt dieser Bestimmungen geschlossener Vertrag hat feine rechtliche Wirkung.

nehmen, fehlende Einzahlungen zu leisten und eine Vergütung, welche nicht unter den zu bezeichnenden Gründungsaufwand aus­ genommen ist, zu ersetzen. Imgleichen sind der Gesellschaft in dem Falle, dass sie von persönlich haftenden Gesellschaftern durch Einlagen oder Uebernahmen der im Artikel 175b bezeichneten Art böslicherweise geschädigt ist, die sämmtlichen persönlich haf­ tenden Gesellschafter zum Ersätze des entstandenen Schadens soli­ darisch verpflichtet. Von dieser Verbindlichkeit ist ein persönlich haftender Ge­ sellschafter befreit, wenn er beweist, dass er die Unrichtigkeit oder UnVollständigkeit der Angabe oder die bösliche Schädigung weder gekannt habe, noch bei Anwendung der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns habe kennen müssen. Entsteht durch Zahlungsunfähigkeit eines Kommanditisten der Gesellschaft ein Ausfall, so sind ihr die persönlich haftenden Ge­ sellschafter, welche bei der Anmeldung des Gesellschaftsvertrages die Zahlungsunfähigkeit kannten, zum Ersätze solidarisch ver­ pflichtet. Ausser den persönlich haftenden Gesellschaftern sind der Ge­ sellschaft zum Schadensersätze solidarisch verpflichtet: 1. in dem Falle, dass eine Vergütung nicht unter den zu be­ zeichnenden Gründungsaufwand ausgenommen ist, der Em­ pfänger, wenn er zur Zeit des Empfanges wusste oder nach den Umständen annehmen musste, dass die Verheimlichung beabsichtigt oder erfolgt war, und jeder Dritte, welcher zur Verheimlichung wissentlich mitgewirkt hat; 2. in dem Falle einer böslichen Schädigung durch Einlagen oder Uebernahmen jeder Dritte, welcher zu derselben wissent­ lich mitgewirkt hat. Art. 180 a. Wer vor der Eintragung des Gesellschaftsver­ trages in das Handelsregister oder in den ersten zwei Jahren nach der Eintragung, um Aktien in den Verkehr einzuführen, eine Öffentliche Ankündigung derselben erlässt, ist der Gesellschaft im Falle der Unrichtigkeit oder UnVollständigkeit von Angaben, welche die persönlich haftenden Gesellschafter rücksichtlich der Zeichnung oder Einzahlung des Gesammtkapitals der Kommanditisten oder der im Artikel 175b vorgesehenen Festsetzungen Behufs Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister gemacht haben, sowie in dem Falle einer böslichen Schädigung der Gesellschaft durch Einlagen oder Uebernahmen für den Ersatz des ihr daraus entstandenen Schadens neben den im Artikel 180 bezeichneten Personen solidarisch verhaftet, sofern ihm nachgewiesen wird, dass

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HSV vuch IL Boe len Handel-sefellschaften.

Tit. 1L Art. 180b-180g.

er die Unrichtigkeit oder UnVollständigkeit der Angaben oder die bösliche Schädigung gekannt hat oder bei Anwendung der Sorg­ falt eines ordentlichen Geschäftsmannes hat kennen müssen. Art. 180 b. Mitglieder des Aufsichtsraths, welchen nachgewiesen wird, dass sie bei der ihnen durch Artikel 175e Absatz 3 auf­ erlegten Prüfung die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes verletzt haben, haften der Gesellschaft solidarisch für den ihr daraus entstandenen Schaden, soweit der Ersatz desselben von den in Ge­ mässheit der Artikel 180, 180a verpflichteten Personen nicht zu erlangen ist.

Art. 180 c. Vergleiche oder Verzichtleistungen, welche die der Gesellschaft aus der Gründung zustehenden Ansprüche gegen die in Gemässheit der Artikel 180 bis 180b verpflichteten Personen betreffen, sind erst nach Ablauf von drei Jahren seit Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister und nur mit Zu­ stimmung der Generalversammlung der Kommanditisten zulässig. Die Zeitbeschränkung findet nicht Anwendung, sofern der Ver­ pflichtete im Falle der Zahlungsunfähigkeit zur Abwendung oder Beseitigung des Konkursverfahrens mit seinen Gläubigem sich vergleicht. Art. 180(1. Die Ansprüche der Gesellschaft gegen die in Ge­ mässheit der Artikel 180 bis 180b verpflichteten Personen ver­ jähren in fünf Jahren seit Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister.

Art. 180 C. Werden vor Ablauf von zwei Jahren seit Ein­ tragung des Gesellschaftsvertrags in das Handelsregister Seitens der Gesellschaft Verträge geschlossen, durch welche sie vorhandene oder herzustellende Anlagen oder unbewegliche Gegenstände für eine den zehnten Theil des Gesammtkapitals der Kommanditisten übersteigende Vergütung erwerben soll, so bedürfen dieselben zu ihrer Gültigkeit der Zustimmung der Generalversammlung der Kommanditisten. Vor der Beschlussfassung hat der Aufsichtsrath den Vertrag zu prüfen und über die Ergebnisse seiner Prüfung schriftlich Bericht zu erstatten. Die Antheile der zustimmenden Mehrheit der Kommanditisten müssen in dem Falle, dass der Vertrag im ersten Jahre geschlossen wird, mindestens ein Viertheil des Gesammtkapitals, anderenfalls mindestens drei Viertheile des in der Generalversammlung ver­ tretenen Gesammtkapitals darstellen. Der genehmigte Vertrag ist in Urschrift oder in beglaubigter Abschrift mit dem Berichte des Aufsichtsraths nebst dessen ur-

kundlichen Grundlagen und mit dem Nachweise über die Beschluss­ fassung zum Handelsregister einzureichen. Hat der Erwerb in Ausführung einer vor der Errichtung der Gesellschaft von den persönlich haftenden Gesellschaftern getrof­ fenen Vereinbarung stattgefunden, so kommen in Betreff der Rechte der Gesellschaft auf Entschädigung und in Betreff der ersatzpflich­ tigen Personen die Vorschriften der Artikel 180 und 180c zur Anwendung. Die vorstehenden Bestimmungen finden auf den Erwerb un­ beweglicher Gegenstände nicht Anwendung, sofern auf ihn der Gegenstand des Unternehmens gerichtet ist oder der Erwerb im Wege der Zwangsvollstreckung geschieht. Art. 180s.1 Jede Bestimmung, welche die Fortsetzung der Gesellschaft oder eine Abänderung des Inhalts des Gesellschafts­ vertrages zum Gegenstände hat, bedarf zu ihrer Gültigkeit der notariellen oder gerichtlichen Abfassung. Die Bestimmung muß in das Handelsregister eingetragen und in gleicher Weise wie der ursprüngliche Vertrag veröffentlicht werden (Art. 177, 179). Dieselbe hat keine rechtliche Wirkung, bevor sie bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handelsregister eingetragen ist. Art. 180 g. Die Abänderung des Inhalts des Gesellschafts­ vertrages kann nicht ohne Beschluss der Generalversammlung der Kommanditisten erfolgen. Sofern der Gesellschaftsvertrag für eine Abänderung derjenigen Bestimmung, welche den Gegenstand der Beschlussfassung bildet, nicht andere Erfordernisse aufstellt, bedarf der Beschluss einer Mehrheit von drei Viertheilen des in der Generalversammlung vertretenen Gesammtkapitals. Diese Vorschrift findet auch dann Anwendung, wenn mehrere Gattungen von Aktien mit verschiedener Berechtigung ausgegeben sind. Soll durch die Beschlussfassung das bisherige Rechtsverhältniss unter den verschiedenen Gattungen zum Nachtheile einer der­ selben abgeändert werden, so bedarf es zu dem von der gemein­ schaftlichen Generalversammlung gefassten Beschlusse der Zustim­ mung einer besonderen Generalversammlung der benachteiligten Kommanditisten, deren Beschlussfassung gleichfalls nach den Vor­ schriften des ersten Absatzes sich richtet. Die Bestimmung des Gesellschaftsvertrages, Inhalts deren die Uebertragung von Aktien, welche in Gemässheit des Artikels 173a 1 Siehe unten Art. 198.

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HSV vulh U- vo« de, HaadelSgesellschaftea. TH. IL «rt. 180h-181a.

Absatz 3 auf einen geringeren Betrag als eintausend Mark gestellt sind, an die Einwilligung der Gesellschaft gebunden ist, kann nicht abgeändert werden.

Art. 180 he Eine Erhöhung des Gesammtkapitals der Komman­ ditisten darf nicht vor der vollen Einzahlung desselben erfolgen. Für Versicherungsgesellschaften kann der Gesellschaftsvertrag ein Anderes bestimmen. Die Erhöhung kaQn nicht ohne Beschluss der Generalver­ sammlung der Kommanditisten stattfinden. Für die neu auszu­ gebenden Aktien kann die Leistung eines höheren als des Nominal­ betrages festgesetzt werden; der Beschluss hat den Mindestbetrag zu bezeichnen, für welchen die Aktien auszugeben sind. Ein ge­ ringerer als der Nominalbetrag darf nicht festgesetzt werden. Auf eine Erhöhung, welche in den ersten zwei Jahren seit Eintragung des Gesellsnhaftsvertrages in das Handelsregister be­ schlossen wird, findet die Vorschrift im Artikel 174a über die Betheiligung der persönlich haftenden Gesellschafter mit der Maassgabe Anwendung, dass die Betheiligung nach dem Gesammtkapitale einschliesslich dessen Erhöhung zu bemessen ist und aus dem Be­ schlusse hervorgehen muss, welche Einlagen demzufolge noch ge­ macht werden. Die Beschlussfassung unterliegt den Vorschriften im Artikel 180g Absatz 1 und 3. Die Bestimmung über die Erhöhung ist in das Handelsregister sinzutragen. Die Anmeldung hat die An­ gabe zu enthalten, das^ das bisherige Gesammtkapital eingezahlt sei, für Versicherungsgesellschaften inwieweit die Einzahlung des­ selben stattgefunden hal^e. Auf die Abfassung und die Eintragung finden die Vorschriften im Artikel 180f Anwendung. Eine Zusicherung von Rechten auf den Bezug neu auszu­ gebender Aktien, welche vor dem Beschlusse auf Erhöhung des Gesammtkapitals erfolgt ist der Gesellschaft gegenüber unwirksam. Art. 1801. Die Zeichnung der neu auszugebenden Aktien er­ folgt durch schriftliche Erklärung, welche in zwei Exemplaren unter­ zeichnet werden soll. Die stattgefundene Erhöhung des Kapitals der Kommanditisten ist Behufs der Eintragung jn das Handelsregister anzumelden. Die Vorschriften in Art. 176 und 179 finden entsprechende Anwendung. Vor der Eintragung der stattgefundenen Erhöhung in das Handelsregister desjenigen Gerichts, in dessen Bezirke die Gesell­ schaft ihren Sitz hat, solRen Aktien oder Interimsscheine nicht aus­ gegeben werden.

Art. 181. Die Einlagen, mit welchen ein persönlich haftender Gesellschafter sich in Gemässheit der Artikel 174a, 180h Absatz 3 betheiligt hat, dürfen ihm weder ganz noch fheilweise zurückgegeben oder erlassen werden. Er darf den Antheil, welcher ihm ai11 Gesellschaftsvennögen einschliesslich des Gesammtkapitals der Kommanditisten auf solche Einlagen zugewiesen ist, nur an andere persönlich haftende Gesell­ schafter veräussern. In gleicher Weise ist. wenn er als persönlich haftender Gesellschafter ausscheidet, die 'Veräusserung desjenigen, was ihm auf solche Einlagen bei der Auseinandersetzung zugewiesen ist, bis zum Ablaufe von drei Jahren seit äern Ausscheiden, jedoch nicht länger als bis zum Ablaufe von zehi1 Jahren seit Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister beschränkt. Während der Dauer dieser Beschränkung darf der Antheil des Gesellschafters oder dasjenige, was ihm bei der Auseinandersetzung zugewiesen ist, nicht ausgeliefert und für Privatgläubiger desselben nur insoweit gepfändet werden, als diese Gegenstände nicht bis zum Ablaufe der Zeitbeschränkung wegen Forderungen der Gesellschaft oder solcher Gesellschaftsgläubiger, deren Ansprüche vor dem Ausscheiden des persönlich haftenden Gesellschafters entstanden waren, verwendet oder gepfändet sind. Soweit die Einlagen auf das Gesamintkapital der Komman­ ditisten gemacht sind, hat der Aufsichtsrath die hierfür auszu­ stellenden Aktien oder Interimsscheine in Verwahrung zu nehmen und mit dem Vermerk ,,unveräusserlich“ zu versehen. Die Löschung des Vermerkes findet durch den Aufsichtsfath nach dem Wegfalle der bezeichneten Beschränkung statt. Art. 181a. Interimsscheine, welche attf Inhaber lauten, sind nichtig. Die Ausgeber haften den Besitze1*11 solidarisch für allen durch die Ausgabe verursachten Schaden. Das Gleiche gilt, wenn Aktien oder Iriterimsscheine auf einen geringeren als den nach Artikel 173a zugf^assenen Betrag gestellt sind oder ausgegeben werden, bevor der Gesellschaftsvertrag bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirke dis5 Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handelsregister eingetragen istArt. 181. Für die gesellschaftlichen Kapitalanteile, welche auf die Ein­ lagen der persönlich haftenden Gesellschafter fallen/ oder welche denselben albesondere Vortheile ausbedungen sind, dürfen keine Aktien ausgegeben werden; diese Kapitalantheile dürfen von den persönlich hastenden Gesellschaftern, so lange die letzteren in diesem ihrem Rechtsverhältnisse zur Gesellschaft stehen, nicht veräußert werden.

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HGV vuch II. »ob deu HanLel-gesellschasteR. Tit. II. Art. 182—184».

Ans Aktien und Interimsscheinen, welche in Gemässheit des Artikels 173a auf einen Betrag von weniger als eintausend Mark gestellt sind, sollen im Falle des zweiten Absatzes des bezeichneten Artikels die ertheilte Genehmigung, im Falle des dritten Absatzes die Beschränkungen hervorgehen, welchen die Kommanditisten in Bezug auf die Form einer Uebertragung ihrer Rechte und die Ein­ willigung der Gesellschaft in dieselbe unterworfen sind. Art. 182. Aktien, welche auf Namen lauten, müssen mit genauer Bezeichnung des Inhabers nach Namen, Wohnort und Stand in das Aktienbuch der Gesellschaft eingetragen werden. Sie können, soweit nicht der Artikel 181 oder der Gesellschafts­ vertrag ein Anderes bestimmt, ohne Einwilligung der Gesellschaft auf andere Personen übertragen werden. Zu der im Gesellschaftsvertrage vorbehaltenen Einwilligung der Gesellschaft in die Ueber­ tragung von Aktien, welche auf einen Betrag von weniger als «eintausend Mark gestellt sind, ist die Zustimmung des Aufsichts­ raths und der Generalversammlung erforderlich. Die Uebertragung dieser Aktien bedarf zu ihrer Gültigkeit einer die Person des Er­ werbers bezeichnenden gerichtlich oder notariell beglaubigten Er­ klärung. Die Uebertragung anderer Aktien, welche auf Namen lauten, kann durch Indossament geschehen. In Betreff der Form desselben kommen die Bestimmungen der Artikel 11 bis 13 der Deutschen Wechsel-Ordnung zur Anwendung. Art. 183. Wenn das Eigenthum der auf Namen lautenden Aktie auf einen Anderen übergeht, so ist dies, unter Vorlegung der Art. 182.

Die Aktien oder Aktienantheile sind untheilbar. Sie müssen mit genauer Bezeichnung des Inhabers nach Namen, Wohn­ ort und Stand in das Aktienbuch der Gesellschaft eingetragen werden. Sie können, sofern nicht der Gesellschaftsvertrag ein Anderes bestimmt, ohne Einwilligung der übrigen Gesellschafter auf andere Personen übertragen

werden. Die Uebertragung kann durch Indossament geschehen. In Betreff der Form des Indossaments komme»» die Bestimmungen der Artikel 11 — 13 der Allgemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung zur Anwendung.

Art. 183. Wenn das Eigenthum der Aktie auf einen Anderen über­ geht, so ist dies, unter Vorlegung der Aktie und des Nachweises des Ueberganges, bei der Gesellschaft anzumelden und im Aktienbuche zu bemerken. Im Verhältnisse zu der Gesellschaft werden nur diejenigen als die Eigenthümer der Aktien angesehen, welche als solche im Atlienbuche verzeichnet sind. Zur Prüfung der Legitimation ist die Gesellschaft berechtigt, aber nicht verpflichtet.

Aktie und des Nachweises des Ueberganges, bei der Gesellschaft an­ zumelden und im Aktienbuche zu bemerken. Im Verhältnisse zu der Gesellschaft werden nur diejenigen als die Eigenthümer angesehen, welche als solche im Aktienbuche ver­ zeichnet sind. Zur Prüfung der Legitimation ist die Gesellschaft berechtigt, aber nicht verpflichtet.

Art. 183 a. Die im Artikel 182 und 183 enthaltenen Bestim­ mungen finden auf die Eintragung der Interimsscheine und die üebertragung derselben auf andere Personen Anwendung. Vor der vollen Leistung des Nominalbetrages oder des in den Fällen der Artikel 175a Ziffer 2, 180h Absatz 2 festgesetzten Be­ trages soll die Aktie nicht ausgegeben werden. Art. 183b» Die Verpflichtung des Kommanditisten, zu den Zwecken der Gesellschaft und zur Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten beizutragen, wird durch den Nominalbetrag der Aktie, in den Fällen der Artikel 175a Ziffer 2, 180h Absatz 2 durch den Betrag, für welchen die Aktie ausgegeben ist, begrenzt. Art. 184. Ein Gesellschafter, welcher den auf die Aktie ein­ geforderten Betrag nicht zur rechten Zeit einzahlt, ist zur Zahlung von Verzugszinsen von Rechtswegen verpflichtet. Im Gesellschaftsvertrage können für den Fall der verzögerten Einzahlung Konventionalstrafen ohne Rücksicht auf die sonst statt­ findenden gesetzlichen Einschränkungen festgesetzt werden. Ist im Gesellschaftsvertrage keine besondere Form, wie die Aufforderung zur Einzahlung geschehen soll, bestimmt, so geschieht dieselbe in der Form, in welcher die Bekanntmachungen der Ge­ sellschaft nach dem Gesellschaftsvertrage überhaupt erfolgen müssen. Art. 184 a» Im Falle verzögerter Einzahlung kann an die säumigen Gesellschafter eine erneute Aufforderung zur Zahlung unter Androhung ihres Ausschlusses mit dem Antheilsrechte er­ lassen werden. Die Aufforderung hat mindestens dreimal durch Bekanntmachung in den hierzu bestimmten öffentlichen Blättern, die erste Bekanntmachung mindestens drei Monate und die letzte Bekanntmachung mindestens vier Wochen vor Ablauf der für die Einzahlung gesetzten Nachfrist zu erfolgen. Statt der Bekannt­ machungen in den öffentlichen Blättern genügt, falls das AntheilsArt. 184. So lange der Betrag einer Aktie nicht vollständig eingezahlt ist, bleibt der ursprüngliche Zeichner zur Einzahlung des Rückstandes an die Gesellschaft verpflichtet; die Gesellschaft kann ihn dieser Verbindlichkeit nicht entlasten.

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HS« v»ch U-

vou-eu HaadelSgesellschafteu.

Tlt. LI.

Art. 184V-185».

recht nicht ohne Einwilligung der Gesellschaft übertragbar ist, die Bekanntmachung der Aufforderung mit einer vier Wochen über­ steigenden Nachfrist durch besonderen Erlass an die säumigen Ge­ sellschafter. Ein Gesellschafter, welcher den auf die Aktie zu leistenden Betrag nicht einzahlt, obwohl die im vorstehenden Absätze be­ zeichnete Aufforderung stattgefunden hat, ist seiner Anrechte aus der Zeichnung der Aktie und der geleisteten Theilzahlungen zu Gunsten der Gesellschaft verlustig zu erklären. Die den Ausschluss bewirkende Erklärung erfolgt mittels Bekanntmachung durch die hierzu bestimmten öffentlichen Blätter. An Stelle der bisherigen Urkunde ist eine neue auszugeben, welche ausser den früher ge­ leisteten Theilzahlungen den eingeforderten Betrag zu umfassen hat. Wegen des Ausfalls, welchen die Gesellschaft an diesem Be­ trage oder den später ein geforderten Beträgen erleidet, bleibt ihr der ausgeschlossene Gesellschafter verhaftet. Von den vorstehenden Rechtsfolgen kann der Gesellschafter nicht befreit werden. Art. 184b. Soweit der ausgeschlossene Gesellschafter den ein­ geforderten Betrag nicht gezahlt hat, ist für denselben der Gesell­ schaft der letzte und jeder frühere, in dem Aktienbuche verzeich­ nete Rechtsvorgänger verhaftet, ein früherer Rechtsvorgänger, soweit die Zahlung von dessen Rechtsnachfolger nicht zu erlangen ist. Dies ist bis zum Nachweise des Gegentheils anzunehmen, soweit von letzterem die Zahlung nicht bis zum Ablauf von vier Wochen geleistet wird, nachdem an ihn die Zahlungsaufforderung und an den Rechtsvorgänger die Benachrichtigung von derselben erfolgt ist. Der Rechtsvorgänger erhält gegen Zahlung des rückständigen Betrages die neu auszugebende Urkunde. Die Haftpflicht des RechtsVorgängers ist auf die innerhalb der Frist von zwei Jahren auf die Aktien eingeforderten Beträge beschränkt. Die Frist beginnt mit dem Tage, an welchem die Uebertragung des Antheilsrechts zum Aktienbuche der Gesellschaft angemeldet ist. Von der vorstehenden Verbindlichkeit können die Rechtsvor­ gänger nicht befreit werden. Ist die Zahlung des rückständigen Betrages von Rechtsvor­ gängern nicht zu erlangen, so kann die Gesellschaft das Antheils­ recht zum Börsenpreise und in Ermangelung eines solchen durch öffentliche Versteigerung verkaufen. Art. 184 c. Die Gesellschafter können gegen die ihnen in Ge­ mässheit der Artikel 184 bis 184 b obliegenden Zahlungen eine

Aufrechnung nicht geltend machen. Ebensowenig findet an dem Gegenstände einer zu leistenden Einlage wegen Forderungen, welche sich nicht auf dasselbe beziehen, ein Zurückbehaltungsrecht statt. Art. 184 d» Die Gesellschaft soll eigene Aktien im geschäft­ lichen Betriebe, sofern nicht eine Kommission zum Einkauf aus­ geführt wird, weder erwerben noch zum Pfande nehmen. Sie darf eigene Interimsscheine im geschäftlichen Betriebe auch in Aus­ führung einer Einkaufskommission weder erwerben noch zum Pfande nehmen. Art. 185. Die persönlich haftenden Gesellschafter sind verpflichtet, spätestens in den ersten sechs Monaten jedes Geschäftsjahres für das verflossene Geschäftsjahr eine Bilanz, eine Gewinn- und Verlust­ rechnung, sowie einen den Vermögensstand und die Verhältnisse der Gesellschaft entwickelnden Bericht dem Aufsichtsrathe und mit dessen Bemerkungen der Generalversammlung der Kommanditisten vorzulegen. Art. 185 a. Für die Aufstellung der Bilanz kommen die all­ gemeinen Vorschriften des Artikels 31 mit folgenden Maassgaben zur Anwendung: 1. Werthpapiere und Waaren, welche einen Börsen- oder Markt­ preis haben, dürfen höchstens zu dem Börsen- oder Markt­ preise zur Zeit der Bilanzaufstellung, sofern dieser jedoch den Anschaffungs- oder Herstellungspreis übersteigt, höchstens zu letzterem angesetzt werden; 2. andere Vermögensgegenstände sind höchstens zu dem An­ schaffungs- oder Herstellungspreise anzusetzen. 3. Anlagen und sonstige Gegenstände, welche nicht zur Weiter­ veräusserung, vielmehr dauernd zum Geschäftsbetriebe der Gesellschaft bestimmt sind, dürfen ohne Rücksicht auf einen geringeren Werth zu dem Anschaffungs- oder Herstellungs­ preise angesetzt werden, sofern ein der Abnutzung gleich­ kommender Betrag in Abzug gebracht oder ein derselben ent­ sprechender Erneuerungsfonds in Ansatz gebracht wird; 4. die Kosten der Organisation und Verwaltung dürfen nicht als Aktiva, müssen vielmehr ihrem vollen Betrage nach in der Jahresrechnung als Ausgabe erscheinen; 5. der Betrag des Gesammtkapitals der Kommanditisten, der Antheil der persönlich haftenden Gesellschafter am sonstigen

Art. 185. Die persönlich hastenden Gesellschafter sind verpflichtet,' dem AufsichtSrath und den Kommanditisten spätestens in den ersten sechs Monaten jedes Geschäftsjahres eine Bilanz des verfloffenen Geschäftsjahres vorzulegen.

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HGV vuch II.

Von de« Ha-del-geseLschaste«.

Ltt. IL An. 185d-18S.

Gesellschaftsvermögen und der Betrag eines jeden Reserveund Erneuernngsfonds sind unter die Passiva aufzunehmen; 6. der aus der Vergleichung sämmtlicher Aktiva und sämmt­ licher Passiva sich ergebende Gewinn oder Verlust muss am Schlüsse der Bilanz besonders angegeben werden. Art. 185 b. Zur Deckung eines aus der Bilanz sich ergebenden Verlustes ist ein Reservefonds zu bilden; in denselben ist ein­ zustellen : 1. von dem jährlichen Reingewinne mindestens der zwanzigste Theil so lange, als der Reservefonds den zehnten oder den im Gesellschaftsvertrage bestimmten höheren Theil des Gesammtkapitals nicht überschreitet; 2. der Gewinn, welcher bei Errichtung der Gesellschaft oder einer Erhöhung des Gesammtkapitals durch Ausgabe der Aktien für einen höheren als den Nominalbetrag erzielt wird. Art. 185 c. Nach erfolgter Genehmigung durch die General­ versammlung sind die Bilanz, sowie die Gewinn- und Verlustrechnung ohne Verzug von den persönlich haftenden Gesellschaftern in den hierzu bestimmten öffentlichen Blättern bekannt zu machen und zu dem Handelsregister einzureichen. Im Uebrigen werden die Grundsätze, nach welchen die Bilanz aufzunehmen, Reservefonds zu bilden und anzulegen sind und die Prüfung der Bilanz zu erfolgen hat, durch den Gesellschafts vertrag bestimmt. Art. 186. Die Rechte, welche den Kommanditisten gegenüber den persönlich haftenden Gesellschaftern nach dem Gesellschaftsvertrage oder nach den Bestimmungen des vorigen Abschnitts in Beziehung auf die Führung der Geschäfte, die Einsicht und Prüfung der Bilanz, die Bestimmung der Gewinnvertheilung, die Auflösung oder Kündigung der Gesellschaft und die Befugniß, das Ausscheiden eines persönlich haftenden Gesellschafters zu verlangen, zustehen, werden in der General-

Art. 186. Die Rechte, welche den Kommanditisten gegenüber den per­ sönlich haftenden Gesellschaftern nach dem Gesellschaftsvertrage oder nach den Bestimmungen des vorigen Abschnitts in Beziehung auf die Führung der Geschäfte, die Einsicht und Prüfung der Bilanz, die Bestimmung der Gewinn­ vertheilung, die Auflösung oder Kündigung der Gesellschaft und die Befugniß,

das Ausscheiden

eineS persönlich haftenden Gesellschafters zu verlangen, zustehen, werden von der Gesammtheit der Kommanditisten in der Generalversammlung auSgeübt. Die Beschlüsse der Generalversammlung werden durch den AufsichtSrath auSgeführt, wenn nicht im Gesellschaftsvertrage ein Andere- bestimmt ist.

Versammlung durch Beschlussfassung der erschienenen Kommandi­ tisten ausgeübt. Die Beschlüsse der Generalversammlung werden durch den Auf­ sichtsrath ausgeführt, wenn nicht im Gesellschaftsvertrage ein Andere-, bestimmt ist. Art. 187. Die Generalversammlung der Kommanditisten wird« durch die persönlich haftenden Gesellschafter oder durch den AufsichtSrath berufen, sofern nicht nach dem Gesetze oder dem Gesellschafts­ verträge auch andere Personen dazu befugt sind. Die Generalversammlung ist außer den im Gesetze oder im Gesellschaftsvertrage ausdrücklich bestimmten Fällen zu berufen, wenn, dies im Interesse der Gesellschaft erforderlich erscheint. Art. 188. Die Generalversammlung muß berufen werden, wenn dies von Kommanditisten, deren Antheile zusammen den zehnten Theil des Gesammtkapitals darstellen, in einer von ihnen unterzeichneten Eingabe unter Angabe des Zwecks und der Gründe verlangt wird. Ist im Gesellschaftsvertrage das Recht, die Berufung der General­ versammlung zu verlangen, an den Besitz eines geringeren Antheils am Gesammtkapitale geknüpft, so hat es hierbei sein Bewenden. Wird dem Verlangen nicht entsprochen, so kann das Handels­ gericht die Kommanditisten, welche das Verlangen gestellt haben, zur Berufung der Generalversammlung ermächtigen. Mit der Be* rufung ist die gerichtliche Ermächtigung zu veröffentlichen.

Art. 189. Die Berufung der Generalversammlung hat in der Art. 187. Die Generalversammlung der Kommanditisten wird durch diepersönlich hastenden Gesellschafter oder durch den Aufsichtsrath berufen, sofern nicht nach dem Gesellschaftsvertrage auch andere Personen dazu befugt sind. Art. 188. Eine Generalversammlung der Kommanditisten ist außer den im Gesellschaftsvertrage ausdrücklich bestimmten Fällen zu berufen, wenn dies im Jnteresie der Gesellschaft erforderlich erscheint. Die Generalversammlung muß auch dann berufen werden, wenn dies von einem Kommanditisten oder einer Anzahl von Kommanditisten, deren Aktien zusammen den zehnten Theil des Gesammtkapitals der Kommanditisten darstellen, in einer von ihnen unterzeichneten Eingabe unter Angabe deS Zwecks und der Gründe verlangt wird. Ist im Gesellschaftsvertrage daS Recht, die Berufung einer Generalversammlung zu verlangen, an den Besitz eines größeren oder eines geringeren Antheils am Gesammtkapitale geknüpft, so hat eS hierbei sein Bewenden. Art. 189. Die Berufung der Generalversammlung hat in der durch den Gesellschaftsverirag bestimmten Weise zu erfolgen. Der Zweck der Generalversammlung muß jederzeit bei der Berufung be­ kannt gemacht werden. Ueber Gegenstände, deren Verhandlung nicht in diese?

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HSV Such n. 80* de* Haudel-gesellschoste*. TU. II. Art. 190-191.

durch das Gesetz und den Gesellschaftsvertrag bestimmten Weise zu erfolgen. Der Zweck der Generalversammlung muß jederzeit bei der Be­ rufung bekannt gemacht werden. Ueber Gegenstände, deren Verhand­ lung nicht in dieser Weise angekündigt ist, können Beschlüsse nicht gefaßt werden; hiervon ist jedoch der Beschluß über den in der Generalversammlung gestellten Antrag auf Berufung einer außer­ ordentlichen Generalversammlung ausgenommen. Zur Stellung von Anträgen und zu Verhandlungen ohne Be­ schlußfassung bedarf es der Ankündigung nicht. Art. 190' Jede Aktie gewährt das Stimmrecht. Dasselbe wird nach den Aktienbeträgen ausgeübt. Der Gesellschaftsvertrag kann für den Fall, dass ein Kommanditist mehrere Aktien besitzt, die Ausübung des Stimm rechts für dieselben durch einen Höchstbetrag oder in Abstufungen oder nach Gattungen beschränken. Vollmachten erfordern zu ihrer Gültigkeit die schriftliche Form, sie bleiben in der Verwahrung der Gesellschaft. Wer durch die Beschlussfassung entlastet oder von einer Ver­ pflichtung befreit werden soll, hat hierbei kein Stimmrecht und darf ein solches auch nicht für Andere ausüben. Dasselbe gilt von einer Beschlussfassung, welche die Eingehung eines Rechts­ geschäfts mit ihm betrifft. Persönlich haftende Gesellschafter, welchen in Gemässheit der Artikel 174a, 180h Absatz 3 Antheile am Gesammtkapital der Kommanditisten zustehen oder welche sonst Aktien erwerben, haben kein Stimmrecht. Im Uebrigen ist für die Bedingungen des Stimmrechts und die Form, in welcher dasselbe auszuüben ist, der Gesellschafts­ vertrag maassgebend. Art. 190 L. Ein Beschluss der Generalversammlung kann wegen Verletzung des Gesetzes oder des Gesellschaftsvertrages als ungültig im Wege der Klage angefochten werden. Dieselbe findet nur Weise nngetünbigt ist, können Beschlüsse nicht gefaßt werden; hiervon ist jedoch der Beschluß über den in einer Generalversammlung gestellten Antrag auf Be­ rufung einer außerordentlichen Generalversammlung ausgenommen. Zur Stellung von Anträgen und zu Verhandlungen ohne Beschlußfassung bedarf es der Ankündigung nicht.

Art. 190. Soweit nicht der Gesellschastsvertrag ein Andere« bestimmt, werden die Beschlüsse der Generalversammlung der Kommanditisten mit ein­ facher Stimmenmehrheit gefaßt, und jede Aktie gewährt dem Inhaber Eine Stimme.

binnen der Frist von einem Monate statt. Zur Anfechtung befugt ist ausser persönlich haftenden Gesellschaftern jeder in der General­ versammlung erschienene Kommanditist, sofern er gegen den Be­ schluss Widerspruch zum Protokoll erklärt hat, und jeder nicht erschienene Kommanditist, sofern er die Anfechtung darauf gründet, dass die Berufung der Generalversammlung oder die Ankündigung des Gegenstandes der Beschlussfassung nicht gehörig erfolgt war. Die Klage ist gegen die persönlich haftenden Gesellschafter, soweit sie nicht selbst klagen, und gegen den Aufsichtsrath zu richten. Zuständig für die Klage ist ausschliesslich das Land­ gericht, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat. Die mündliche Verhandlung erfolgt nicht vor Ablauf der im ersten Absätze bezeichneten Frist. Mehrere Anfechtungsprozesse sind zur gleichzeitigen Verhandlung und Entscheidung zu verbinden. Ein klagender Kommanditist hat seine Aktien gerichtlich zu hinterlegen und auf Verlangen der Gesellschaft wegen der ihr drohenden Nachtheile eine nach freiem Ermessen des Gerichts zu bestimmende Sicherheit zu leisten. Das Verlangen ist als prozess­ hindernde Einrede geltend zu machen. Wird die Sicherheit binnen der vorn Gerichte gestellten Frist nicht geleistet, so ist die Klage auf Antrag für zurückgenommen zu erklären. Die persönlich haftenden Gesellschafter haben die Erhebung einer jeden Klage, sowie den Termin zur mündlichen Verhandlung ohne Verzug in den für die Bekanntmachungen der Gesellschaft bestimmten Blättern zu veröffentlichen. Soweit durch ein Urtheil rechtskräftig der Beschluss für un­ gültig erklärt ist, wirkt es auch gegenüber den Kommanditisten, welche nicht Partei sind. Dasselbe ist von den persönlich haften­ den Gesellschaftern ohne Verzug zu dem Handelsregister einzu­ reichen. War der Beschluss in dasselbe eingetragen, so ist auch das Urtheil einzutragen und in gleicher Weise wie der Beschluss zu veröffentlichen (Art. 177, 179). Art. 190 b» Für einen durch unbegründete Anfechtung des Beschlusses (Art. 190 a) der Gesellschaft entstandenen Schaden haften ihr solidarisch die Kläger, welchen bei Erhebung der Klage eine bösliche Handlungsweise zur Last fällt. Art. 191. Der Aufsichtsrath besteht, sofern nicht der GesellArt. 191. Der Aufsichtsrath kann das erste Mal nicht auf länger als Ein Jahr, später nicht auf länger alS fünf Jahre gewählt werden. j Insoweit die Wahl auf einen längeren Zeitraum geschieht, ist dieselbe ohne rechtliche Wirkung. ] Friedberg. HandelSgesgbg. 3. AuSg.

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$2

HSV Buch II. Boe len Haedettseseüscheftee. TU. II. Art. 192-196.

Schaftsvertrag eine höhere Zahl festsetzt, aus drei von der General­ versammlung der Kommanditisten zu wählenden Mitgliedern. Per­ sönlich haftende Gesellschafter können nicht Mitglieder des Auf­ sichtsraths sein. Die Wahl des ersten Aufsichtsraths gilt für die Dauer des ersten Geschäftsjahres und, wenn dasselbe auf einen kürzeren Zeit­ raum als ein Jahr seit Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister bemessen ist, bis zum Ablauf des am Ende dieses Jahres laufenden Geschäftsjahres. Später kann der Aufsichtsrath nicht auf länger als fünf Ge­ schäftsjahre gewählt werden. Insoweit die Wahl auf einen längeren Zeitraum geschieht, ist dieselbe ohne rechtliche Wirkung. Die Bestellung zum Mitgliede des Aufsichtsraths kann auch vor Ablauf des Zeitraums, für welchen dasselbe gewählt ist, durch die Generalversammlung widerrufen werden. Der Beschluss bedarf einer Mehrheit von drei Viertheilen des in der Generalversammlung vertretenen Gesammtkapitals. Art. 192. Den Mitgliedern des ersten Aufsichtsraths darf eine Vergütung für die Ausübung ihrer Thätigkeit nur durch die General­ versammlung nach Ablauf des Zeitraumes, für welchen er gewählt ist, bewilligt werden. Art. 193. Der Aufsichtsrath hat die Geschäftsführung der Ge­ sellschaft in allen Zweigen der Verwaltung zu überwachen und zu dem Zweck sich von dem Gange der Angelegenheiten der Gesellschaft zu unterrichten. Er kann jederzeit über dieselben Berichterstattung von den persönlich haftenden Gesellschaftern verlangen und selbst oder durch einzelne von ihm zu bestimmende Mitglieder die Bücher und Schriften der Gesellschaft einsehen, sowie den Bestand der Ge sellschaftskasse und die Bestände an Effekten, Handelspapieren und Waaren untersuchen. Art. 192. Den Mitgliedern des ersten Aufsichtsrathes darf eine Ver­ gütung für die Ausübung ihres Berufs nur durch einen nach Ablauf des ersten Geschäftsjahres einzuholenden Beschluß der Generalversammlung der Komman­ ditisten bewilligt werden. Ist die Vergütung früher oder in einer anderen als der vorstehenden Weise bewilligt, so ist diese Festsetzung ohne rechtliche Wirkung. Art. 193. Der Aufsichtsrath überwacht die Geschäftsführung der Gesell­ schaft in allen Zweigen ihrer Verwaltung; er kann sich von dem Gange der Angelegenheiten der Gesellschaft unterrichten, die Bücher und Schriften derselben jederzeit einsehen und den Bestand der Gesellschastskasse untersuchen. Er hat die Jahresrechnungen, die Bilanzen und die Vorschläge zur Ge­ wi unvertheilung zu prüfen und darüber alljährlich der Generalversammlung Bericht zu erstatten.

Er hat die Jahresrechnungen, die Bilanzen und die Vorschläge zur Gewinnvertheilung zu prüfen und darüber der Generalversamm­

lung Bericht zu erstatten.

Weitere Obliegenheiten des Aufsichtsraths werden durch den Gesellschaftsvertrag bestimmt. Die Mitglieder des Aufsichtsraths können die Ausübung ihrer Obliegenheiten nicht anderen Personen übertragen. Art. 194.

Der Aufsichtsrath ist ermächtigt, gegen die persönlich

haftenden Gesellschafter die Prozesse zu führen,

welche die General­

versammlung beschließt.

Handelt

es

sich um die Verantwortlichkeit

der Mitglieder

des

Aufsichtsraths, so kann letzterer ohne und selbst gegen den Beschluß der Generalversammlung gegen die persönlich haftenden Gesellschafter

klagen. Art. 195.

Wenn die Kommanditisten selbst in Gesammtheit und

im gemeinsamen Interesse gegen die persönlich haftenden Gesellschafter

auftreten wollen oder gegen die Mitglieder des Aufsichtsraths einen Prozeß zu führen haben,

so

werden

sie durch Bevollmächtigte ver­

treten, welche in der Generalversammlung gewählt werden.

Falls

aus

irgend

einem

Grunde

die

Bestellung

niächtigten durch Wahl in der Generalversammlung

von

Bevoll-

gehindert wird,

kann das Handelsgericht auf Antrag die Bevollmächtigten ernennen. Art. 196.

Die Gesellschaft wird durch die persönlich

haftenden

Art. 194. Der AufsichtSrath ist ermächtigt, gegen die persönlich haf­ tenden Gesellschafter die Prozesse zu führen, welche die Generalversammlung beschließt. Jeder Kommandiüst ist befugt, als Intervenient in den Prozeß auf seine

Kosten eiuzutreten. Handelt es sich um die eigene Verantwortlichkeit des Aufsichtsrathes, so kann letzterer ohne und selbst gegen den Beschluß der Generalversammlung gegen die persönlich hastenden Gesellschafter llagen. Art. 195. Wenn die Kommanditisten selbst in Gesammtheit und im gemeinsamen Interesse gegen die persönlich hastenden Gesellschafter austreten wollen, oder gegen die Mitglieder des Aufsschtsrathes einen Prozeß zu führen haben, so werden sie durch Bevollmächtigte vertreten, welche in der General­ versammlung gewählt werden. Falls aus irgend einem Gnmde die Bestellung

von Bevollmächügten

durch Wahl in der Generalversammlung gehindert wird, kann das Handels­

gericht auf Antrag die Bevollmächtigten ernennen. Jeder Kommanditist ist befugt, als Intervenient in den Prozeß auf seine

Kosten einzutreten. Art. 196. Die Gesellschaft wird durch die persönlich haftenden Gesell­ schafter berechtigt und verpflichtet; sie wird durch dieselben vor Gericht vertreten. Zur Behändigung von Vorladungen und anderen Zustellungen an die 6*

84

HSV Vach IL

voa dea HaatzelS-eseLschaftea. Ttt. IL «tt. 196a—199.

Gesellschafter berechtigt und verpflichtet; sie wird durch dieselben vor Gericht vertreten. Zur Behändigung von Vorladungen und anderen Zustellungen an die Gesellschaft genügt es, wenn dieselbe an einen der zur Ver­ tretung befugten Gesellschafter geschieht. Die Bestimmung des Artikels 167 in Betreff des Komman­ ditisten, welcher für die Gesellschaft Geschäfte schließt, findet bei der Kommanditgesellschaft auf Aktien keine Anwendung.

Art. 196a. Die Bestimmungen der Artikel 96 und 97 über den Betrieb von Geschäften in dem Handelszweige der Gesellschaft, sowie über die Theilnahme an einer anderen gleichartigen Gesell­ schaft finden auf die persönlich haftenden Gesellschafter mit der Maassgabe Anwendung, dass 1. die Genehmigung Seitens der Kommanditisten durch die Generalversammlung erfolgt, sofern nicht die Befugniss zur Ertheilung durch den Gesellschaftsvertrag oder durch Be­ schluss der Generalversammlung dem Aufsichtsrath über­ tragen worden ist; 2. das Recht der Gesellschaft, in ein von einem persönlich haf­ tenden Gesellschafter für eigene Rechnung gemachtes Ge­ schäft einzutreten oder Schadenersatz zu fordern, nach drei Monaten von dem Zeitpunkte an erlischt, in welchem die übrigen persönlich haftenden Gesellschafter und der Auf­ sichtsrath von dem Abschlüsse des Geschäfts Kenntniss er­ halten haben. Art. 197. Die Einlagen können den Kommanditisten, solange die Gesellschaft besteht, nicht zurückgezahlt werden. Gesellschaft genügt es, wenn dieselbe an einen der zur Vertretung befugten Gesellschafter geschieht. Die Bestimmung des Artikels 167 in Betreff des Kommanditisten, welcher für die Gesellschaft Geschäfte schließt, findet bei der Kommanditgesellschaft auf Aktien keine Anwendung. Art. 197. Die Einlagen können den Kommanditisten, so lange die Ge­ sellschaft besteht, llicht zurückgezahlt werden. Zinsen von bestimmter Höbe können für die Kommanditisten nicht be­ dungen noch ausbezahlt werden; es darf nur dasjenige unter sie vertheilt werden, was sich nach dec jährlichen Bilanz, und, wenn im Gesellschaftsvertrage die Innehaltung eines Reservekapitals bestimmt ist, nach Abzug desselben alS reiner Ueberschuß ergiebt. Die Kommanditisten hasten für die Verbiildlichkeiten der Gesellschaft, wenn und insoweit sie diesen Bestimmungen entgegen Zahlungen von der Gesell­ schaft empfangen haben; fie sind jedoch nicht verpflichtet, die in gutem Glauber: bezogenen Dividenden zurückzuzahlen.

Zinsen von bestimmter Höhe können für die Aktien nicht be­ dungen noch ausbezahlt werden; es darf nur dasjenige auf sie vertheilt werden, was sich nach der jährlichen Bilanz als reiner Ge­ winn ergiebt. Art. 198. Die Kommanditisten haften für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft, wenn und insoweit sie den gesetzlichen Bestimmungen entgegen Zahlungen von der Gesellschaft empfangen haben; sie sind jedoch nicht verpflichtet, die in gutem Glauben bezogenen Dividenden zurückzuzahlen. Art. 199. Eine Uebereinkunft, durch welche das Austreten eines oder mehrerer persönlich haftender Gesellschafter bestimmt wird, steht der Auflösung der Gesellschaft gleich. Zu derselben bedarf es der Zustimmung der Generalversammlung der Kommanditisten. Es kann jedoch durch den Gesellschaftsvertrag bestimmt werden, daß das Austreten eines oder mehrerer persönlich haftender Gesell­ schafter die Auflösung der Gesellschaft dann nicht zur Folge habe, wenn mindestens noch ein persönlich haftender Gesellschafter bleibt.

Art. 198. Jede Abänderung des Gesellschaftsvertrages bedarf zu ihrer Gültigkeit der notariellen oder gerichtlichen Abfassung? Der abändernde Vertrag muß in gleicher Weise, wie der ursprüngliche Vertrag, in das Handelsregister eingetragen und im Auszuge veröffentlicht werben (Art. 176, 179). Der abändernde Vertrag' hat keine rechtliche Wirkung, bevor derselbe bei dem Handelsgericht, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, in daS Handelsregister eingetragen ist. Art 199. Eine Uebereinkunft, durch welche das Austreten eines oder mehrerer persönlich hastender Gesellschafter bestimmt wird, steht der Auflösung der Gesellschaft gleich. Zu derselben bedarf es der Zustimmung einer General^ Versammlung der Kommanditisten. Es kann jedoch durch den Gesellschastsvertrag oder durch einen denselben abändernden Vertrag (Art. 198) bestimmt werden, daß daS AuStreten eines oder mehrerer persönlich haftender Gesellschafter die Auflösung der Gesellschaft dann nicht zur Folge habe, wenn mindestens noch ein persönlich haftender Ge­ sellschafter bleibt. In Ansehung der Eintragung in das Handelsregister finden die Bestimmungen des Artikels 129 Anwendung? 1 HGB Zusatz: sowie der staatlichen Genehmigung. 2 HGB Zusatz: und die Genehmigungsurkunde. 8 HGB: Das Austreten eines persönlich hastenden Gesellschafters in Folge gegenseitiger Uebereinkunft (Art. 123 Ziff. 4) ist während des Bestehens der Gesellschaft unstatthaft. | Eine solche Uebereinkunft steht der Auflösung der Gesellschaft gleich; zu derselben bedarf es der Zusttmmung einer Generalver­ sammlung der Kommanditisten.

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HGV Buch IL

Bob Öen HaB-elSgesellschafreR.

TN. 1L

«rt. 200—204.

Art. 200. Wenn ein Kommanditist stirbt oder in Konkurs verfällt, oder zur Verwaltung seines Vermögens rechtlich unfähig wird, so hat dies die Auflösung der Gesellschaft nicht zur Folge Der Artikel 126 findet in Bezug aus die Privatgläubiger eines Kommanditisten keine Anwendung. Im Uebrigen gelten die Artikel 123 bis 129 auch für die Kommanditgesellschaft auf Aktien. Die im Artikel 129 vorgesehene Eintragung ist auch bei dem Handels­ gerichte einer jeden Zweigniederlassung zu bewirken; Dritten gegen­ über entscheidet die Eintragung bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat.

Art. 201. Bei der Auflösung einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, welche außer dem Falle der Eröffnung des Konkurses erfolgt, darf die Vertheilung des Vermögens unter die Gesellschafter nicht eher vollzogen werden, als nach Verlauf eines Jahres von dem Tage an gerechnet, an welchem die Auflösung der Gesellschaft in das Handelsregister eingetragen ist. Art. 202. Die aus den Handelsbüchern der Gesellschaft exsichtlichen oder in anderer Weise bekannten Gläubiger sind durä) besondere Erlasse aufzufordern, sich zu melden: unterlassen sie dies, so ist der Betrag ihrer Forderungen gerichtlich zu hinterlegen. Das Letztere bindlichkeiten und Vertheilung des ausgesetzt bleibt, bestellt wird.

muß auch in Ansehung der noch schwebenden Ver­ streitigen Forderungen geschehen, sofern nicht die Gesellschaftsvermögens bis zu deren Erledigung oder den Gläubigern eine angemessene Sicherheit

Art. 200. Wenn ein Kommanditist stirbt, oder in Konkurs verfällt, oder zur Verwaltung seines Vermögens rechtlich ttnfähig wird, so hat dieS die Auflösung der Gesellschaft nicht zur Folge. Der Artikel 126 findet in Bezug auf die Privatgläubiger eines Konlmanditisten keine Anwendung. Im Uebrigen gelten die Art. 123 bis 128 auch für die Kommanditgesellschaft auf Aktien.

Art. 201. Die Auflösung der Gesellschaft muß, wenn sie nicht in Folge der Eröffnung des Konkurses über die Gesellschaft geschieht, in das Handels­ register eingetragen werden. Die Eintragung muß selbst dann geschehen, wenn die Gesellschaft durch Ablauf der Zeit, für welche sie eingegangen war, beendigt wird. Art. 202. Bei der Auflösung einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, welche außer dem Falle der Eröffnung des Konkurses erfolgt, darf die Ver­ theilung des Vermögens unter die Gesellschafter nicht eher vollzogen werden, als nach Verlaitf eines Jahres, von dem Tage an gerechnet, an welchem die Auflösung der Gesellschaft in das Handelsregister eingetragen ist. Die aus den Handelsbüchern der Gesellschaft ersichtlichen oder in anderer Weise bekannten Gläubiger sind durch besondere Erlasse aufzufordern, sich zu

Art. 203. Eine theilweise Zurückzahlung des Kapitals der Kommanditisten oder eine Herabsetzung desselben kann nicht ohne Beschluß der Generalversammlung der Kommanditisten und mit­ unter Beobachtung derselben Vorschriften erfolgen, welche für die Vertheilung des Gesellschaftsvermögens im Falle der Auflösung maßgebend sind. Die Bestimmung über die Zurückzahlung oder Herabsetzung hat zugleich die Art, in welcher dieselbe erfolgen soll, und die zu ihrer Durchführung erforderlichen Massregeln festzusetzen. Die Bestimmung ist in das Handelsregister einzu­ tragen. Auf die Eintragung und die Beschlussfassung finden die Vorschriften im Artikel 180s und im Artikel 180g Absatz 1 und 3 entsprechende Anwendung. Die gleichen Erfordernisse gelten für eine Amortisation der Aktien. Ohne Beobachtung dieser Erfordernisse darf die Gesell­ schaft ihre Aktien nur aus dem nach der jährlichen Bilanz sich ergebenden Gewinne und nur in dem Falle amortisiren, dass dies durch den ursprünglichen Gesellschaftsvertrag oder durch einen, den letzteren vor Ausgabe der Aktien abändernden Vertrag zu­ gelassen ist. Art. 204. Tie Mitglieder des Aufsichtsraths haben bei Er­ füllung der ihnen nach Artikel 193 zugewiesenen Obliegenheiten die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmanns anzuwenden. melden;

unterlassen sie dies, so ist der Betrag ihrer Forderungen gerichtlich

niederzulegen. Das letztere muß auch in Ansehung der noch schwebenden Verbindlich­ keiten und streitigen Forderungen geschehen, sofern nicht die Vertheilung des Gesellschaftsvermögens bis zu deren Erledigung ausgesetzt bleibt, oder den Gläubigern eine angemessene Sicherheit bestellt wird.

Art. 203. Eine theilweise Zurückzahlung des Kapitals der Komman­ ditisten kann nur vermöge einer Abänderung1 deS Gesellschaftsvertrages erfolgen. Die Zurückzahlung kann nur unter Beobachtung derselben Bestimmungen geschehen, welche für die Vertheilung des Gesellschaftsvermögens im Falle der. Auflösung maßgebend sind (Art. 201, 202).

Art. 204. Die Mitglieder des Aufsichtsrathes sind gleich den persönlich haftenden Gesellschaftern solidarisch zur Erstattung geleisteter Zahlungen ver­ pflichtet, wenn mit ihrem Wissen und ohne ihr Einschreiten 1. Einlagen an die Kommanditisten zurückgezahlt, oder 2. Zinsen od.er Dividenden gezahlt sind, welche nicht auS dem auf die Aktien fallenden Gewinne entnommen wurden, oder 3. die Vertheilung des Gesellschaftsvermögeus oder eine theilweise Zurück­ zahlung des Kapitals der Kommanditisten ohne Beobachtung der gesetz­

lichen Bestimmungen (Art. 202, 203) erfolgt ist.

1 HGB Zusatz: staatlich genehmigten.

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HEV v»ch II. Ban de» H»»dett,efellschaste». LU. 1L AN. 205-206».

Sie sind der Gesellschaft neben den persönlich hastenden Gesell­ schaftern solidarisch zum Ersätze verpflichtet, wenn mit ihrem Wissen und ohne ihr Einschreiten entgegen den gesetzlichen Bestimmungen 1. Einlagen an persönlich haftende Gesellschafter oder an Kom­ manditisten zurückgezahlt, 2. Zinsen oder Dividenden gezahlt, 3. eigene Aktien oder Interimsscheine der Gesellschaft erworben oder zum Pfande genommen, 4. Aktien vor der vollen Leistung des Nominalbetrages oder des in den Fällen der Artikel 175a Ziffer 2, 180h Absatz 2 festgesetzten Betrages, oder Aktien oder Interimsscheine im Falle einer stattgefundenen Erhöhung des Gesammtkapitals vor Eintragung derselben in das Handelsregister (Art. 180 i Abs. 3) ausgegeben sind, 5. die Vertheilung des Gesellschaftsvermögens, eine theilweise Zurück­ zahlung oder eine Herabsetzung des Kapitals der Komman­ ditisten oder eine Amortisation von Aktien erfolgt ist. Der Ersatzanspruch kann in den Fällen des zweiten Absatzes auch von den Gläubigern der Gesellschaft, soweit sie von dieser ihre Befriedigung nicht erlangen können, selbstständig geltend ge­ macht werden. Die Ersatzpflicht wird ihnen gegenüber dadurch nicht aufgehoben, dass die Handlung auf einem Beschlusse der Generalversammlung beruht. Die Ansprüche auf Grund der vorstehenden Bestimmungen verjähren in fünf Jahren. Art. 205. Die Liquidation erfolgt, sofern der Gesellschafts­ vertrag nicht ein Anderes bestimmt, durch sämmtliche persönlich haf­ tende Gesellschafter und eine oder mehrere von der Generalversammlung der Kommanditisten gewählte Personen. Auf die Anmeldung der Liquidatoren und die Zeichnung ihrer Unterschrift bei dem Handelsgerichte einer Zweignieder­ lassung findet die Vorschrift im Schlusssätze des Artikels 200 An­ wendung. Die Liquidatoren haben bei Beginn der Liquidation eine Bilanz aufzustellen. Dieselbe ist von ihnen ohne Verzug in den hierzu bestimmten öffentlichen Blättern bekannt zu machen und zu dem Handelsregister einzureichen. Art. 205. Die Liquidation erfolgt, sofern der Gesellschaftsvertrag nicht ein Anderes bestimmt, drlrch sämmtliche persönlich hastende Gesellschafter und eine oder mehrere von der Generalversammlung der Kommanditisten gewählte Personen.

Art. 206. Zu dem Anträge auf Ernennung von Liquidatoren durch den Richter sind ausser jedem persönlich haftenden Gesell­ schafter und der Generalversammlung der Kommanditisten auch der Aufsichtsrath sowie Kommanditisten befugt, deren Antheile zusammen den zwanzigsten Theil des Gesammtkapitals darstellen. Die Kommanditisten haben bei Stellung des Antrages glaubhaft zu machen, dass sie die Aktien seit mindestens sechs Monaten besitzen. Die Abberufung der Liquidatoren kann durch den Richter unter denselben Voraussetzungen, wie die Bestellung erfolgen. Vom Richter ernannte Liquidatoren können nur durch diesen ab­ berufen werden. Art. 206a« Die Gesellschaft kann sich in eine Aktiengesell­ schaft umwandeln, sofern dies durch den Gesellschaftsvertrag zu­ gelassen ist. Die Uebereinkunft über die Umwandlung bedarf zu ihrer Gültigkeit der notariellen oder gerichtlichen Abfassung und der Zustimmung einer Generalversammlung der Kommanditisten; die Antheile der zustimmenden Mehrheit müssen mindestens ein Vier­ theil des Gesammtkapitals darstellen. Die Uebereinkunft hat die Art. 206.1 Die persönlich Hastenden Mitglieder und die Mitglieder des Aufsichtsrathes werden mit Gefängniß bis zu drei Monaten bestraft: 1. wenn sie Vorsätzlich Behufs der Eintragung des GesellschaftsVertrages in daS Handelsregister falsche Angaben über die Zeichnung oder Einzahlung des Kapitals der Kommanditisten machen; 2. wenn durch ihre Schuld länger als drei Monate die Gesellschaft ohne AufsichtSrath geblieben ist, oder in dem letzteren die zur Beschlußfähigkeit erforderliche Zahl Von Mitgliedern gefehlt hat; 3. wenn sie in ihren Darstellungen, in ihren Uebersichten über den Ver­ mögensstand der Gesellschaft oder in den in der Generalversammlung gehaltenen Vorträgen wissentlich den Stand der Berhältniffe der Gesell­ schaft unwahr darstellen oder verschleiern. Wird in den Fällen zu 2 und 3 festgestellt, daß mildernde Umstände Dorl.anden sind, so ist auf Geldstrafe bis zu Eintausend Thalern zu erkennen.

1 HGB: Den Landesgesetzen bleibt Vorbehalten, zu bestimmen, daß es der staatlichen Genehmigung zur Errichtung von Kommanditgesellschaften auf Aktien im Allgemeinen oder von einzelnen Arten derselben nicht bedarf. In diesem Falle kommen die Bestimmungen dieses Abschnitts zur Anwendung, soweit sie die staatliche Genehmigung bei der Errichtung oder Abänderung des Gesellschaftsvertrages nicht zum Gegenstände haben; der Gesellschvftsvertrag muß jedoch die in dem Art. 175 verzeichneten Bestimmungen enthaften, bevor die in dem Art. 176 vorgeschriebene Eintragung in das Handelsregister er­ folgen darf.

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HS« Buch II. Boe Mee Hiudel-gesellschaftee. Ttt. IIL «n. 207-208.

zur Durchführung der Umwandlung erforderlichen Maassregeln, insbesondere die Firma sowie die Art der Bestellung und Zu­ sammensetzung des Vorstandes, zu enthalten. Die Uebereinkunft und die in Gemässheit derselben vollzogene Bestellung der Mitglieder des Vorstandes ist unter Beifügung der Legitimation der letzteren Behufs der Eintragung in das Handels­ register (Art. 177, 179) durch die persönlich haftenden Gesellschafter anzumelden. Zugleich haben diese eine Bilanz von dem Tage der Anmeldung einzureichen und in den hierzu bestimmten öffentlichen Blättern bekannt zu machen. Auf die Eintragung der Ueberein­ kunft findet die Vorschrift im Schlusssätze des Artikels 180 s An­ wendung. Mit der Eintragung gelten die persönlich haftenden Gesell­ schafter als ausgeschieden und die Gesellschaft als Aktiengesellschaft fortbestehend. Die Beschränkungen, welchen persönlich haftende Gesellschafter nach der Vorschrift im Artikel 181 Absatz 2 unter­ worfen sind, dauern nach Maassgabe der Letzteren fort. In Ansehung der bisherigen Gläubiger der Gesellschaft sind die Vorschriften im Artikel 202 zu beobachten. Für die Beobach­ tung derselben sind den Gläubigem die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsraths persönlich und solidarisch verantwortlich, die Mitglieder des Aufsichtsraths, soweit die Befriedigung oder Sicherstellung mit ihrem Wissen und ohne ihr Einschreiten unter­ lassen ist. Die Ersatzpflicht wird dadurch nicht aufgehoben, da>s die Unterlassung auf einem Beschlusse der Generalversammlung beruht.

Dritter Titel: Von der Aktiengesellschaft, i Erster Abschnitt. Allgemeine Grundsätze.

Art. 207. Eine Gesellschaft ist eine Aktiengesellschaft, wenn sich die sämmtliä)en Gesellschafter nur mit Einlagen betheiligen, ohne persönlich für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft zu haften. Art. 207. Eine Gesellschaft* ist eine Aktiengesellschaft, wenn sich die sämmtlichen Gesellschafter nur mit Einlagen bctheiligen, ohne Persönlich für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft zu haften. Das Gesellschastskapital wird in Aktien oder auch in Aktienantheile zerlegt. Die Aktien oder Aktienantheile sind untheilbar. Dieselben können auf Inhaber oder auf Namen lauten. * HGB: Handelsgesellschaft 1 RG 15./3? 88 (W 17./4. 86) Art. 2, siehe Anh. II.

Das Einlagekapital (Grundkapital) wird in Aktien zerlegt. Die Aktien sind untheilbar. Dieselben können auf Inhaber ober auf Namen lauten.

Antheilscheine, in welchen der Bezug der Aktien zugesichert wird oder welche sonst über das Antheils recht des Aktionärs vor Ausgabe der Aktien ausgestellt werden (Interimsscheine), dürfen nicht auf Inhaber lauten. Art. 207a. Die Aktien müssen auf einen Betrag von min­ destens eintausend Mark gestellt werden. Für ein gemeinnütziges Unternehmen kann im Falle eines besonderen örtlichen Bedürfnisses der Bundesrath die Ausgabe von Aktien, welche auf Namen lauten, zu einem geringeren, jedoch mindestens zweihundert Mark erreichenden Betrage zulassen. Die gleiche Genehmigung kann in dem Falle ertheilt werden, dass für ein Unternehmen das Reich oder ein Bundesstaat oder ein Pro­ vinzial- , Kreis- oder Amtsverband oder eine sonstige öffentliche Korporation auf die Aktien einen bestimmten Ertrag bedingungs­ los und ohne Zeitbeschränkung gewährleistet hat. Auf Namen lautende Aktien, deren Uebertragung an die Ein­ willigung der Gesellschaft gebunden ist, dürfen auf einen Betrag von weniger als eintausend, jedoch nicht von weniger als zwei­ hundert Mark gestellt werden. Die vorstehenden Bestimmungen gelten auch von Interims­ scheinen. Art. 208.

Eine Aktiengesellschaft gilt als Handelsgesellschaft,

Art. 207a.1 Die Aktien oder Aktienantheile müssen, wenn sie auf Namen lauten, auf einen Betrag von mindestens Fünfzig Vereinsthalern, wenn sie auf Inhaber lauten, auf einen Betrag von mindestens Einhundert Vereinsthalem gestellt werden. Bei Versicherungsgesellschaften müssen auch solche Aktien oder Aktienantheile, welche auf Namen lauten, auf einen Betrag von mindestens Einhundert Vereinsthalern gestellt werden. Aktien oder Aktienantheile, welche auf einen geringeren * Betrag gestellt werden, sind nichtig. Die Ausgeber solcher Aktien oder Aktien­ antheile sind den Besitzern für allen durch die Ausgabe verursachten Schaden solidarisch verhaftet. Der Nominalbetrag der Aktien oder Aktienantheile darf während des Bestehens der Gesellschaft weder vermindert noch erhöht werden. Die vorstehenden Bestimmungen gelten auch von Promessen und Interimsscheinen. Art. 208. Eine Aktiengesellschaft gilt als Handelsgesellschaft,

Fehlt: HGB.

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HGV vllch II. voll dell Halldettgesellschasteru Tit. III. Ltt. 209—209».

auch wenn der Gegenstand des Unternehmens nicht in Handels­ geschäften besteht. Art. 209. Der Inhalt des Gesellschaftsvertrages (Statut) muss durch mindestens fünf Personen, welche Aktien übernehmen, in gerichtlicher oder notarieller Verhandlung festgestellt werden. In derselben ist zugleich der Betrag der von jedem Einzelnen über­ nommenen Aktien anzugeben. auch wenn der Gegenstand des Unternehmens nicht in Handelsgeschäf­ ten besteht1 Ueber die Errichtung und den Inhalt des GesellschaftSvertrages (Statuts> muß eine gerichtliche oder notarielle Urkunde ausgenommen werden. Zur Aktienzeichnung genügt eine schriftliche Erklärung.

Art. 209.

Der Gesellschaftsvertrag' muß insbesondere bestimmen:

1. die Firma und den Sitz der Gesellschaft; 2. den Gegenstand des Unternehmens; 3. die Zeitdauer des Unternehmens, im Falle dasselbe auf eine bestimmte Zeit beschränkt sein soll;

4. die Höhe des Grundkapitals und der einzelnen Aktien oder Aktienantheile; 5. die Eigenschaft der Aktien, ob sie auf Inhaber oder aus Namen gestellt werden sollen, ingleichen die etwa bestimmte Zahl der einen oder8 der anderen Art, sowie die etwa zugelassene Umwandlung derselben;

6. die Bestellung eines Aufsichtsrathes von mindestens drei aus der Zahl der Aktionäre zu wählenden Mitgliedern;4 7. die Grundsätze, nach welchen die Bilanz aufzunehmen iiub der Gewinn zu berechnen und auszuzahlen ist, sowie die Art und Weise, wie die Prüfung der Bilanz erfolgt; 8. die Art der Bestellung und Zusammensetzung des Vorstandes und die Formen fiir die Legitimation der Mitglieder desselben und der Beamten der Gesellschaft; 9. die Form, in welcher die Zusammenberufung der Aktionäre geschieht; 10. die Bedingungen des Stimmrechts der Aktionäre und die Form, in

welcher dasselbe ausgeübt wird; 11. die Gegenstände, über welche nicht schon durch einfache Stimmenmehrheit der auf Zusammenberufung erschienenen Aktionäre, sondern nur durch eine größere Stimmenmehrheit oder nach anderen Erfordernissen Beschluß

gefaßt werden kann; 12. die Form, in welcher die von der Gesellschaft ausgehenden Bekannt­ machungen erfolgen, sowie die öffentlichen Blätter, in welche dieselben

aufzunehmen sind.

1 Statt des Abs. 1 HGB: Aktiengesellschaften können nur mit staatlicher Genehmigung errichtet werden.

1 HGB Zusatz: 3 HGB: und.

dessen Genehmigung erfolgen soll.

4 Nummer 6 fehlt HGB: wo demnach nur Nr. 1—11 vorhanden sind.

Der Gesellschaftsvertrag muß bestimmen:

1. die Firma und den Sitz der Gesellschaft; 2. den Gegenstand des Unternehmers; 3. die Höhe des Grundkapitals und der einzelnen Aktien; 4. die Art der Aktien, ob sie auf Inhaber oder auf Namen lauten, und im Falle der Ausgabe beider Arten die Zahl der Aktien einer jeden Art; 5. die Art der Bestellung und Zusammensetzung des Vorstandes; 6. die Form, in welcher die Zusammenberufung der General­ versammlung der Aktionäre geschieht; 7. die Form, in welcher die von der Gesellschaft ausgehenden Bekanntmachungen erfolgen. Bekanntmachungen, welche durch öffentliche Blätter erfolgen sollen, sind in den Deutschen Reichsanzeiger einzurücken. Andere Blätter ausser diesem hat der Gesellschaftsvertrag zu bestimmen. Art. 209a. Der Aufnahme in den Gesellschaftsvertrag be­ dürfen Bestimmungen, nach welchen 1. das Unternehmen auf eine gewisse Zeit beschränkt wird; 2. Aktien für einen höheren als den Nominalbetrag ausgegeben werden; 3. eine Umwandlung der Aktien rücksichtlich ihrer Art statthaft ist; 4. für einzelne Gattungen von Aktien verschiedene Rechte, ins­ besondere Betreffs der Zinsen oder Dividenden oder des An­ theils am Gesellschaftsvermögen, gewährt werden; 5. über gewisse Gegenstände die Generalversammlung der Aktionäre nicht schon durch einfache Stimmenmehrheit, sondern nur durch eine größere Stimmenmehrheit oder nach anderen Erfordernissen Beschluß fassen kann. Für einen geringeren als den Nominalbetrag darf die Aus­ gabe der Aktien nicht festgesetzt werden.

Art. 209 a.1 Nach der Zeichnung des Grundkapitals hat eine Generalversammlung der Aktionäre auf Grund der ihr vorzulegenden Bescheinigungen durch Beschluss festzustellen, dass das Grundkapital vollständig gezeichnet, und dass mindestens zehn Prozent, bei Ver­ sicherungsgesellschaften mindestens zwanzig Prozent, auf jede Aktie eingezahlt sind, sofern nicht der Gesellschaftsvertrag zwischen den sämmtlichen Aktionären abgeschlossen und darin die Erfüllung jener Erfordernisse anerkannt ist. Ueber den Beschlusss ist eine gerichtliche oder notarielle Urkunde aufzunehmen. 1 Fehlt: HGB.

Art. 209b« Jeder zu Gunsten einzelner Aktionäre bedungene besondere Vortheil muss in dem Gesellschaftsvertrage unter Be­ zeichnung des Berechtigten festgesetzt werden. Werden auf das Grundkapital von Aktionären Einlagen, welche nicht durch Baarzahlung zu leisten sind, gemacht oder Seitens der zu errichtenden Gesellschaft vorhandene oder herzustellende Anlagen oder sonstige Vermögensstücke übernommen, so müssen die Person des Aktionärs oder des Kontrahenten, der Gegenstand der Einlage oder der Uebernahme und der Betrag der für die Einlage zu ge­ währenden Aktien oder die für den übernommenen Gegenstand zu gewährende Vergütung in dem Gesellschaftsvertrage festgesetzt werden. Von diesen Festsetzungen gesondert ist der Gesammtaufwand, welcher zu Lasten der Gesellschaft an Aktionäre oder Andere als Entschädigung oder Belohnung für die Gründung oder deren Vorbereitung gewährt wird, in dem Gesellschaftsvertrage festzusetzen. Jedes Abkommen über die vorbezeichneten Gegenstände, welches nicht die vorgeschriebene Festsetzung in dem Gesell­ schaftsvertrage gefunden hat, ist der Gesellschaft gegenüber un­ wirksam. «rt. 209 b.1 Wenn ein Aktionär eine auf das Grundkapital an­ zurechnende Einlage macht, welche nicht in baarem Gelde besteht, oder wenn Anlagen oder sonstige Vermögensstücke von der zu errichtenden Gesellschaft übernommen werden sollen, so ist in dem Gesellschafts­ verträge der Werth der Einlage oder des Vermögensstücks festzusetzen und die Zahl der Aktien oder der Preis zu bestimmen, welche für die­ selben gewährt werden. Jeder zu Gunsten eines Aktionärs bedungene besondere Vortheil ist im Gesellschaftsvertrage gleichfalls festzusetzen. Nach der Zeichnung des Grundkapitals muss in den Fällen, welche in dem vorstehenden Absatz bezeichnet sind, sofern nicht der Gesell­ schaftsvertrag zwischen den sämmtlichen Aktionären abgeschlossen ist, die Genehmigung des Vertrages in einer Generalversammlung der Ak­ tionäre durch Beschluss erfolgen. Die den Vertrag genehmigende Mehrheit muss minde-tens ein Vier­ theil der sämmtlichen Aktionäre begreifen und der Betrag ihrer An­ theile mindestens ein Viertheil des gesammten Grundkapitals darstellen. Der Gesellschafter, welcher die betreffende Einlage macht oder sich besondere Vortheile ausbedingt, hat bei der Beschlussfassung kein Stimmrecht Ueber den Beschluss ist eine gerichtliche oder notarielle Urkunde aufzunehmen.

Art. 209 C. Die Aktionäre, welche das Statut festgestellt haben, oder welche andere als durch Baarzahlung zu leistende Einlagen machen, gelten als die Gründer der Gesellschaft. Art. 209d. In dem Falle, dass sämmtliche Aktien durch die Gründer übernommen werden, gilt mit der Uebernahme die Gesellschaft als errichtet. Soweit die Uebernahme nicht schon bei Feststellung des Statuts erfolgt ist, kann sie in einer besonderen gerichtlichen oder notariellen Verhandlung unter Angabe der Beträge, welche die einzelnen Gründer noch übernehmen, bewirkt werden. Art. 209 Oe Werden nicht sämmtliche Aktien durch die Gründer übernommen, so muss der Errichtung der Gesellschaft die Zeichnung der übrigen Aktien vorhergehen. Die Zeichnung erfolgt durch schriftliche Erklärung, aus welcher die Betheiligung nach Anzahl und, im Falle einer Verschiedenheit der Aktien, nach Betrag, Art oder Gattung derselben hervorgehen muss. Die Erklärung (Zeichnungsschein), welche in zwei Exemplaren unterzeichnet werden soll, hat zu enthalten: 1. das Datum des Statuts, die im Artikel 209 Absatz 2, 209 b vorgesehenen Festsetzungen und im Falle verschiedener Gat­ tungen von Aktien den Gesammtbetrag einer jeden; 2. den Namen, Stand und Wohnort der Gründer; 3. den Betrag, für welchen die Ausgabe der Aktie stattfindet, und den Betrag der festgesetzten Einzahlungen; 4. den Zeitpunkt, mit dessen Eintritt die Zeichnung unverbind­ lich wird, sofern nicht bis dahin die Errichtung der Gesell­ schaft beschlossen ist. Zeichnungsscheine, welche diesen Inhalt nicht vollständig haben oder ausser dem unter Ziffer 4 bezeichneten Vorbehalte Beschrän­ kungen in der Verpflichtung des Zeichners enthalten, sind ungültig. Ist ungeachtet eines hiernach ungültigen Zeichnungsscheines die Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister erfolgt, so ist der Zeichner, wenn er auf Grund einer dem ersten Absätze entsprechenden Erklärung in der zur Beschlussfassung über die Er­ richtung der Gesellschaft berufenen Generalversammlung gestimmt oder später als Aktionär Rechte ausgeübt oder Verpflichtungen erfüllt hat, der Gesellschaft wie aus einem gültigen Zeichnungs­ scheine verpflichtet. Art. 209c.1 Die Zußammenberufiing der Generalversammlung erfolgt in den Fällen der Art. 209 a und 209b nach den Bestimmungen, welche 1 Fehlt HGB.

96

HSV Buch II.

von tzeu HaotzelS-esellschaste». TU. UL

«rt. 2091-210.

Jede nicht in dem Zeichnungsscheine enthaltene Beschränkung ist der Gesellschaft gegenüber unwirksam. Art. 209f. Jede Aktiengesellschaft muss ausser dem Vor­ stande einen Aufsichtsrath haben. Art. 209 g. Die Gründer haben in dem Falle des Artikels 209b Absatz 2 in einer von ihnen zu unterzeichnenden Erklärung ■die Umstände darzulegen, mit Rücksicht auf welche ihnen die Höhe der für die eingelegten oder übernommenen Gegenstände gewährten Beträge gerechtfertigt erscheint. Hierbei haben sie ins­ besondere die dem Erwerbe der Gesellschaft vorausgegangenen Rechtsgeschäfte, welche auf denselben hingezielt haben. sowie die früheren Erwerbs- und Herstellungspreise aus den letzten zwei Jahren anzugeben. Art. 209h. Die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsraths haben den Hergang der Gründung zu prüfen. Sind Mit­ glieder zugleich Gründer oder haben sie der Gesellschaft ein Ver­ mögensstück überlassen oder sich einen besonderen Vortheil aus­ bedungen (Art. 209 b), so muss ausserdem eine Prüfung durch besondere Revisoren stattfinden, welche das für die Vertretung des Handelsstandes berufene Organ und in Ermangelung eines solchen der Vorstand und der Aufsichtsrath zu bestellen hat. Die Prüfung hat sich auf die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben zu erstrecken. welche rücksichtlich der Zeichnung und Einzahlung des Grundkapitals und der im Artikel 209 b vor­ gesehenen Festsetzungen von den Gründern, insbesondere in der im Artikel 209 g vorgeschriebenen Erklärung, gemacht sind. Ueber die Prüfung ist unter Darlegung der im vorstehenden Absätze bezeichneten Umstände schriftlich Bericht zu erstatten. Art. 210. Der Gesellschaftsvertrag muß bei dem Handelsge­ richte, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handels register eingetragen werden. der Gesellschaftsvertrag über die Zusammenberufung der Generalver­ sammlungen enthält. Art. 210. Der Gesellschaftsvertrag1 muß bei dem Handelsgericht, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handelsregister eingetragen und im Auszüge veröffentlicht werden. Der Auszug muß enthalten: 1. das Datum des Gesellschaftsvertrages -’ 1 HGB Zusatz: und die Genehmigungsurkunde. 1 HGB Zusatz: und der Genehmigungsurkunde.

Der Anmeldung Behufs der Eintragung in das Handelsregister müssen beigefügt sein:

1. in dem Falle des Artikels 209b die den bezeichneten Fest­ setzungen zum Grunde liegenden oder zu ihrer Ausführung geschlossenen Verträge, die Artikel 209g vorgesehene Er­ klärung und eine Berechnung des Gründungsaufwandes, in welcher die Vergütungen nach Art und Höhe und die Empfänger einzeln aufzuführen sind; 2. in dem Falle, dass nicht alle Aktien von den Gründern über­ nommen sind, zum Nachweise der Zeichnung des Grundkapitals die Duplikate der Zeichnungsscheine und ein von den Gründern in beglaubigter Form unterschriebenes Verzeichn iss der sämmt­ lichen Aktionäre, welches die auf jeden entfallenen Aktien sowie die auf letztere geschehenen Einzahlungen angiebt; 3. die Urkunden über die Bestellung des Vorstandes und des Aufsichtsraths, die in Gemässheit des Artikels 209h erstat­ teten Berichte nebst deren urkundlichen Grundlagen; 4. in dem Falle, dass der Gegenstand des Unternehmens der staatlichen Genehmigung bedarf, sowie in den Fällen des Artikels 207a Absatz 2 die Genehmigungsurkunde. In der Anmeldung ist die Erklärung abzugeben, dass auf jede Aktie, soweit nicht andere als durch Baarzahlung zu leistende Ein­ lagen gemacht sind, der eingeforderte Betrag baar ein gezahlt und im Besitze des Vorstandes sei. Die Einforderung muss mindestens ein Viertheil des Nominalbetrages, und im Falle einer Ausgabe der Aktien für einen höheren als den Nominalbetrag auch den Mehrbetrag umfassen. Als Baarzahlung gilt die Zahlung in Deutschem Gelde, in Reichskassenscheinen. sowie in gesetzlich zugelassenen Noten Deutscher Banken. Die Anmeldung muß Don sämmtlichen Gründern und Mit­ gliedern des Barstandes und Aufsichtsraths vor dem Handelsgerichte unterzeichnet oder in beglaubigter Form eingereicht werden.

die Firma und den Sitz der Gesellschaft; den Gegenstand und die Zeitdauer des Unternehmens; die Höhe des Grundkapitals und der einzelnen Aktien oder Aktienantheile; die Eigenschaft derselben, ob sie auf Inhaber oder auf Namen gestellt sind; die Form, in welcher die von der Gesellschaft ausgehenden Bekannt­ machungen erfolgen, sowie die öffentlichen Blätter, in welche dieselben aufznnehmen sind. Ist im Gesellschaftsvertrage eine Form bestimmt, in welcher der Vorstand seine Willenserklärungen kundgiebt und für die Gesellschaft zeichnet, so ist auch diese Bestimmung zu veröffentlichen. 2. 3. 4. 5. 6.

Friedberg. HandelSgesgbg.

3. AuSg.

98

HSV vuch II. von beit Hattdel-gesellschaftttt. Tit. III.

«rt. 210a-212.

Die der Anmeldung beigefügten Schriftstücke werden bei dem Handelsgerichte in Urschrift oder in beglaubigter Abschrift auf­ bewahrt. Art. 210a. In dem Falle, dass die Gründer nicht alle Aktien übernommen haben, beruft das Handelsgericht ohne Verzug eine Generalversammlung der in dem Verzeichnisse aufgeführten Aktionäre zur Beschlussfassung über die Errichtung der Gesellschaft. Die Versammlung findet unter der Leitung des Gerichts statt. Vorstand und Aufsichtsrath haben sich über die Ergebnisse der ihnen rücksichtlich der Gründung obliegenden Prüfung auf Grund der Berichte (Art. 209 h) und deren urkundlichen Grund­ lagen zu erklären. Jedes Mitglied des Vorstandes und des Auf­ sichtsraths kann bis zur Beschlussfassung die Unterzeichnung der Anmeldung zurückziehen. Die der Errichtung der Gesellschaft zustimmende Mehrheit muß mindestens ein Viertheil sämmtlicher in dem Verzeichnisse auf­ geführten oder als Rechtsnachfolger derselben in der Generalver­ sammlung zugelassenen Aktionäre begreifen, und der Betrag ihrer Antheile muß mindestens ein Viertheil des gesammten Grundkapitals darstellen. Die Zustimmung aller erschienenen Aktionäre ist er­ forderlich, wenn die im Artikel 209 Ziffer 1 bis 5 und 209a be­ zeichneten Bestimmungen des Gesellschaftsvertrages abgeändert oder die im Artikel 209b vorgesehenen Festsetzungen zu Lasten der Gesellschaft erweitert werden sollen.

Art. 210a.1 Der Anmeldung Behufs der Eintragung in das Han­ delsregister muss beigefügt sein: 1. die Bescheinigung, dass der gesummte Betrag des Grundkapitals durch Unterschriften gedeckt ist: 2. die Bescheinigung, dass mindestens zehn Prozent, bei Versiche­ rungsgesellschaften mindestens zwanzig Prozent, des von jedem Aktionär gezeichneten Betrages eingezahlt sind: 3. der Nachweis, dass der Aufsichtsrath nach Inhalt des Vertrages in einer Generalversammlung der Aktionäre gewählt ist: 4. betreffenden Falls die gerichtliche oder notarielle Urkunde über die in den Artikeln 209 a und 209 b bezeichneten Beschlüsse der Generalversammlung. Die Anmeldung muss von sämmtlichen Mitgliedern des Vorstandes vor dem Handelsgericht unterzeichnet oder in beglaubigter Form ein­ gereicht werden. Die der Anmeldung beigefügten Schriftstücke werden bei dem Handelsgericht in Urschrift oder in beglaubigter Abschrift aufbewahrt. 1 Fehlt

HGB.

Die Beschlussfassung ist zu vertagen, wenn es von den Aktionären mit einfacher Stimmenmehrheit verlangt wird. Art. 210 b. Auf die Berufung und Beschlussfassung der vor der Eintragung des Gesellschaftsvertrages stattfindenden General­ versammlungen kommen, soweit nicht im Artikel 210 a ein Anderes bestimmt ist, die Regeln zur entsprechenden Anwendung, welche für die Gesellschaft nach der Eintragung maassgebend sind. Art. 210 c. Der eingetragene Gesellschaftsvertrag ist im Aus­ züge von dem Handelsgerichte zu veröffentlichen. Die Veröffentlichung muß enthalten: 1. das Datum des Gesellschaftsvertrages und die im Artikel 209 Absatz 2 und 3, 209a Ziffer 1 und 4 und 209b bezeichneten Festsetzungen; 2. den Namen, Stand und Wohnort der Gründer und die An­ gabe, ob sie die sämmtlichen Aktien übernommen haben; 3. den Namen, Stand und Wohnort der Mitglieder des Vor­ standes und des Aufsichtsraths sowie der in Gemässheit des Artikels 209h bestellten Revisoren. Ist im Gesellschaftsvertrage eine Form bestimmt, in welcher der Vorstand seine Willenserklärungen kundgiebt und für die Gesellschaft zeichnet, so ist auch diese Bestimmung zu veröffentlichen. Art. 211. Vor erfolgter Eintragung in das Handelsregister besteht die Aktiengesellschaft als solche nicht. Ist vor der Eintragung im Namen der Gesellschaft gehandelt worden, so haften die Handelnden persönlich und solidarisch. Art. 212. Jede Zweigniederlassung muß bei dem HandelsArt. 211. Vor erfolgter Eintragung1 2in* das Handelsregister besteht die Aktiengesellschaft als solche nicht. Die vor der Eintragung ausgegebenen Aktien oder Aktienantheile sind nichtig. Die Ausgeber sind den Be­ sitzern für allen durch die Ausgabe verursachten Schaden solidarisch verhaftet8 Wenn vor erfolgter Eintragung8 in das Handelsregister im Namen der Gesellschaft gehandelt worden ist, so haften die Handelnden persönlich und solidarisch. Art. 212. Bei jedem Handelsgericht, in dessen Bezirk die Aktiengesell­ schaft eine Zweigniederlassung hat, muß dies Behufs der Eintragung in das Handelsregister angemeldet werden. Die Anmeldung muß von sämmtlichen Mitgliedern des Vorstandes vor dem Handelsgericht unterzeichnet oder in beglaubigter Form ein-

1 HGB Zusatz: Genehmigung und. 2 Fehlt: HGB. 8 HGB Zusatz: Genehmigung und.

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HTV vuch IL Bob de» Handel-gesellschaften. Tit. III. Ärt. 213-213 d.

gerichte, in dessen Bezirke sie sich befindet, Behufs der Eintragung in das Handelsgericht angemeldet werden. Die Anmeldung ist von sämmtlichen Mitgliedern des Vorstandes vor dem Handelsgerichte zu unterzeichnen oder in beglaubigter Form einzureichen. Dieselbe hat die im Artikel 210c Absatz 2 und 3 bezeich­ neten Angaben zu enthalten. Im üebrigen finden die Vorschriften im Artikel 179 Absatz 2 und 3 Anwendung. Art. 213. Die Aktiengesellschaft als solche hat selbstständig ihre Rechte und Pflichten; sie kann Eigenthum und andere dingliche Rechte an Grundstücken erwerben, sie kann vor Gericht klagen und verklagt werden. Ihr ordentlicher Gerichtsstand ist bei dem Gerichte, in dessen Bezirke sie ihren Sitz hat. Art. 213 a. Der Gesellschaft sind die Gründer für die Rich­ tigkeit und Vollständigkeit der Angaben, welche sie rücksichtlich der Zeichnung und Einzahlung des Grundkapitals, sowie rück­ sichtlich der im Artikel 209b vorgesehenen Festsetzungen Behufs Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister machen, solidarisch verhaftet; sie haben unbeschadet der Verpflichtung zum Ersätze des sonst etwa entstandenen Schadens insbesondere einen an der Zeichnung des Grundkapitals fehlenden Betrag zu über­ nehmen , fehlende Einzahlungen zu leisten und eine Vergütung, welche nicht unter den zu bezeichnenden Gründungsaufwand aus­ genommen ist. zu ersetzen. Imgleichen sind der Gesellschaft in dem Falle, dass sie von Gründern durch Einlagen oder Ueber­ nahmen der im Artikel 209 b bezeichneten Art böslicherweise ge­ schädigt ist. die sämmtlichen Gründer für den Ersatz des ent­ standenen Schadens solidarisch verpflichtet. Von dieser Verbindlichkeit ist ein Gründer befreit, wenn er beweist, dass er die Unrichtigkeit oder UnVollständigkeit der An­ gabe oder die bösliche Schädigung weder gekannt habe, noch bei gereicht werden und1 die in Art. 210 Absatz 2 und 3 bezeichneten Angaben enthalten. Das Handelsgericht hat die Mitglieder des Vorstandes zur Befol­ gung dieser Vorschriften von Amtswegen durch Ordnungsstrafen anzuhaltcn. Art. 213. Die Aktiengesellschaft als solche hat selbstständig ihre Rechte und Pflichten; sie kann Eigenthum und andere dingliche Rechte an Grundstücken erwerben; sie kann vor Gericht klagen und verklagt werden. Ihr ordentlicher Gerichtsstand ist bei dem Gerichte, in dessen Bezirk sie ihren Sitz hat. 1 HGB: fehlt.

Anwendung der Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmanns habe kennen müssen. Entsteht durch Zahlungsunfähigkeit eines Aktionärs der Ge­ sellschaft ein Ausfall, so sind ihr die Gründer, welche bei der Anmeldung des Gesellschaftsvertrages die Zahlungsunfähigkeit kannten, zum Ersätze solidarisch verpflichtet. Ausser den Gründern sind der Gesellschaft zum Schaden­ ersätze solidarisch verpflichtet: 1. in dem Falle, dass eine Vergütung nicht unter den zu be­ zeichnenden Gründungsaufwand ausgenommen ist, der Em­ pfänger, wenn er zur Zeit des Empfanges wusste oder nach den Umständen annehmen musste, dass die Verheimlichung beabsichtigt oder erfolgt war, und jeder Dritte, welcher zur Verheimlichung wissentlich mitgewirkt hat; 2. in dem Falle einer böslichen Schädigung durch Einlagen oder Uebernahme jeder Dritte, welcher zu derselben wissentlich mitgewirkt hat. Art. 213 d. Wer vor der Eintragung des Gesellschaftsver­ trages in das Handelsregister oder in den ersten zwei Jahren nach der Eintragung, um Aktien in den Verkehr einzuführen, eine öffentliche Ankündigung derselben erlässt, ist der Gesellschaft im Falle der Unrichtigkeit oder UnVollständigkeit von Angaben, welche die Gründer rücksichtlich der Zeichnung oder Einzahlung des Grundkapitals oder der im Artikel 209 b vorgesehenen Festsetzungen Behufs Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister gemacht haben, sowie in dem Falle einer böslichen Schädigung der Gesellschaft durch Einlagen oder Uebernahme für den Ersatz des ihr daraus entstandenen Schadens neben den im Artikel 213 a bezeichneten Personen solidarisch verhaftet, sofern ihm nachgewiesen wird, dass er die Unrichtigkeit oder UnVollständigkeit der An­ gaben oder die bösliche Schädigung gekannt hat oder bei An­ wendung der Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmanns hat kennen müssen. Art. 213 c« Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsraths, welchen nachgewiesen wird, dass sie bei der ihnen durch Artikel 209h auferlegten Prüfung die Sorgfalt eines ordentlichen Ge­ schäftsmanns verletzt haben, haften der Gesellschaft solidarisch für den ihr daraus entstandenen Schaden, soweit der Ersatz desselben von den in Gemässheit der Artikel 213 a und 213 b verpflichteten Personen nicht zu erlangen ist. Art. 213(1« Vergleiche oder Verzichtleistungen, welche die der Gesellschaft aus der Gründung zustehenden Ansprüche gegen

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HSV Bnft U. Bon he« H—helsgesells-aste«. Sit. IU. «n. 213e-215.

die in Gemässheit der Artikel 213a bis 213c verpflichteten Per­ sonen betreffen, sind erst nach Ablauf von drei Jahren seit Ein­ tragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister und nur mit Zustimmung der Generalversammlung zulässig; sie sind unzu­ lässig, soweit in der Versammlung eine Minderheit, deren An­ theile den fünften Theil des Grundkapitals darstellen, Widerspruch erhebt. Die Zeitbeschränkung findet nicht Anwendung, sofern der Verpflichtete im Falle der Zahlungsunfähigkeit zur Anwendung oder Beseitigung des Konkursverfahrens mit seinen Gläubigem sich vergleicht. Art. 213 C. Die Ansprüche der Gesellschaft gegen die in Gemässheit der Artikel 213a bis 213c verpflichteten Personen verjähren in fünf Jahren seit Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister. Art. 213f. Werden vor Ablauf von zwei Jahren seit Ein­ tragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister Seitens der Gesellschaft Verträge geschlossen, durch welche sie vorhandene oder herzustellende Anlagen, oder unbewegliche Gegenstände für eine den zehnten Theil des Grundkapitals übersteigende Vergütung erwerben soll, so bedürfen dieselben zu ihrer Gültigkeit der Zu­ stimmung der Generalversammlung. Vor der Beschlussfassung hat der Aufsichtsrath den Vertrag zu prüfen und über die Ergebnisse seiner Prüfung schriftlich Be­ richt zu erstatten. Die Antheile der zustimmenden Mehrheit müssen in dem Falle, dass der Vertrag im ersten Jahre geschlossen wird, min­ destens ein Viertheil des Grundkapitals, anderenfalls mindestens drei Viertheile des in der Generalversammlung vertretenen Grund­ kapitales darstellen. Der genehmigte Vertrag ist in Urschrift oder in beglaubigter Abschrift mit dem Berichte des Aufsichtsraths nebst dessen ur­ kundlichen Grundlagen und mit dem Nachweise über die Beschluss­ fassung zum Handelsregister einzureichen. Hat der Erwerb in Ausführung einer vor der Errichtung der Gesellschaft von den Gründern getroffenen Vereinbarung statt­ gefunden, so kommen in Betreff der Rechte der Gesellschaft auf Entschädigung und in Betreff der ersatzpflichtigen Personen die Vorschriften der Artikel 213a und 213d zur Anwendung. Die vorstehenden Bestimmungen finden auf den Erwerb un­ beweglicher Gegenstände nicht Anwendung, sofern auf ihn der Gegenstand des Unternehmens gerichtet ist oder der Erwerb im Wege der Zwangsvollstreckung geschieht.

Art. 214. Jeder Beschluß der Generalversammlung, welcher die Fortsetzung der Gesellschaft oder eine Abänderung des Inhalts des Gesellschaftsvertrages zum Gegenstände hat, muß in das Handels­ register eingetragen uni) in gleicher Weise, wie der ursprüngliche Ver­ trag, veröffentlicht werden (Art. 210e, 212). Ter Beschluß hat keine rechtliche Wirkung, bevor derselbe bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handelsregister eingetragen ist. Art. 215. Die Abänderung des Inhalts des Gesellschafts Ver­ trages kann nicht anders als durch Beschluss der Generalversamm­

lung erfolgen.

Sofern der Gesellschaftsvertrag für eine Abänderung derjenigen Bestimmung,

welche den Gegenstand der Beschlussfassung bildet,

nicht andere Erfordernisse aufstellt,

erfolgt der Beschluss durch

eine Mehrheit von drei Viertheilen des in der Generalversammlung

vertretenen Grundkapitals. Für

muss

eine Abänderung

des Gegenstandes

diese Mehrheit erreicht sein;

des Unternehmens

der Gesellschaftsvertrag kann

ausser derselben noch andere Erfordernisse aufstellen.

Dasselbe gilt von dem Falle, wenn die Gesellschaft durch Ueber-

Art. 214. Jeder Beschluß der Generalversammlung, welcher die Fort­ setzung der Gesellschaft oder eine Abänderung der Bestimmnngen des Gesellschastsvertrages zum Gegenstände hat, bedarf zu seiner Gültigkeit der notariellen oder gerichtlichen Beurkundung.' Ein solcher Beschluß mu61 2 in gleicher Weise mie der ursprüngliche Vertrag in das Handelsregister eingetragen und veröffentlicht3 werden (91 rt. 210, 212). Der Beschluß hat- keine rechtliche Wirkung, bevor derselbe bei dem Handels­ gericht, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handelsregister eingetragen ist. Art. 215. Die Abänderung des Gegenstandes der Unternehmung der Gesellschaft kann nicht durch Stimmenmehrheit beschlossen werden, sofern dies nicht im Gesellschaftsvertrage ausdrücklich gestattet ist. Dasselbe gilt von dem Falle, wenn die Gesellschaft durch Uebertragung ihres Vermögens und ihrer Schulden an eine andere Aktiengesellschaft gegen Gewährung von Aktien der letzteren aufgelöst werben soll.

Die4 Aktiengesellschaft darf eigene Aktien nicht erwerben. Sie darf eigene Aktien auch nicht amortisiren, sofern dies nicht durch den ursprünglichen Gesellschaftsvertrag oder durch einen, den letzteren ab­ ändernden, vor Ausgabe der Aktien gefassten Beschluss zugelassen ist 1 HGB Zusatz: sowie der staatlichen Bestätigung. 2 HGB: Ein solcher Beschluß und die Genehmigungsurkunde müssen. 3 HGB Zusatz: im Auszug. 4 Dieser Absatz fehlt HGB.

HGB Buch II. Bon den Handelsgesellschaften. Til. III. Art. 215 a—215 d.

tragung ihres Vermögens und ihrer Schulden an eine andere Aktien­ gesellschaft gegen Gewährung von Aktien der letzteren aufgelöst werden soll.

Die vorstehenden Bestimmungen gelten auch dann, wenn mehrere Gattungen von Aktien mit verschiedener Berechtigung ausgegeben sind. Soll durch die Beschlussfassung das bisherige Rechtsverhältniss unter den verschiedenen Gattungen zum Nachtheile einer der­ selben abgeändert werden, so bedarf es zu dem von der gemein­ schaftlichen Generalversammlung gefassten Beschlusse der Zustimmung einer besonderen Generalversammlung der benachtheiligten Aktionäre, deren Beschlussfassung gleichfalls nach der Vorschrift des zweiten Absatzes sich richtet. Die Bestimmung des Gesellschaftsvertrages, Inhalts deren die Uebertragung von Aktien, welche in Gemässheit des Artikels 207 a Absatz 3 auf einen geringeren Betrag als eintausend Mark gestellt sind, an die Einwilligung der Gesellschaft gebunden ist, kann nicht abgeändert werden.

Art. 215 a. Eine Erhöhung des Grundkapitals der Gesell­ schaft darf nicht vor der vollen Einzahlung desselben erfolgen. Für Versicherungsgesellschaften kann der Gesellschaftsvertrag ein Anderes bestimmen. Ueber die Erhöhung hat die Generalversammlung zu be­ schliessen. Für die neu auszugebenden Aktien kann die Leistung eines höheren als des Nominalbetrages festgesetzt werden; der Be­ schluss hat den Mindestbetrag zu bezeichnen, für welchen die Aktien auszugeben sind. Ein geringerer als der Nominalbetrag darf nicht festgesetzt werden. Die Beschlussfassung unterliegt den Vorschriften im Artikel 215 Absatz 2 und 6. Der Beschluss ist in das Handelsregister einzutragen. Die Anmeldung hat die Angabe zu enthalten, dass das bisherige Grund­ kapital eingezahlt sei, für Versicherungsgesellschaften, inwieweit die Einzahlung desselben stattgefunden habe. Auf die Eintragung finden die Vorschriften im Artikel 214 Anwendung. Eine Zusicherung von Rechten auf den Bezug neu auszu­ gebender Aktien, welche vor dem Beschlusse auf Erhöhung des Grundkapitals erfolgt, ist der Gesellschaft gegenüber unwirksam. Art. 215 b. Die Zeichnung der neu auszugebenden Aktien erfolgt durch schriftliche Erklärung, welche in zwei Exemplaren unterzeichnet werden soll. Die stattgfundene Erhöhung des Grundkapitals ist Behufs

der Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Die Vor­ schriften im Artikel 210 und 212 finden entsprechende An­ wendung.

Art. 215c. Interimsscheine, welche auf Inhaber lauten, sind nichtig; die Ausgeber haften den Besitzern solidarisch für allen durch die Ausgabe verursachten Schaden. Das Gleiche gilt, wenn Aktien oder Interimsscheine auf einen geringeren als den nach Artikel 207 a zugelassenen Betrag gestellt sind, oder wenn sie ausgegeben werden, bevor der Gesellschafts­ vertrag bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat, in das Handelsregister eingetragen ist. Vor der vollen Leistung des Nominalbetrages oder des in den Fällen der Artikel 209a Ziffer 2, 215a Absatz 2 festgesetzten Betrages soll die Aktie nicht ausgegeben werden. Imgleichen sollen im Falle einer stattgefundenen Erhöhung des Grundkapitals vor Eintragung derselben in das Handelsregister des im vorigen Absätze bezeichneten Gerichts Aktien oder Interimsscheine nicht ausgegeben werden. Aus Aktien und Interimsscheinen, welche in Gemässheit des Artikels 207 a auf einen Betrag von weniger als eintausend Mark gestellt sind, sollen im Falle des zweiten Absatzes des bezeich­ neten Artikels die ertheilte Genehmigung, im Falle des dritten Absatzes die Beschränkungen hervorgehen, welchen die Aktionäre in Bezug auf die Form einer Uebertragung ihrer Rechte und die Einwilligung der Gesellschaft in dieselbe unterworfen sind. Art. 215(1. Die Aktiengesellschaft soll eigene Aktien im ge­ schäftlichen Betriebe, sofern nicht eine Kommission zum Einkauf ausgeführt wird, weder erwerben, noch zum Pfande nehmen. Sie darf eigene Interimsscheine im geschäftlichen Betriebe auch in Ausführung einer Einkaufskommission weder erwerben noch zum Pfande nehmen. Eine Amortisation der Aktien ist zulässig, sofern sie unter Beobachtung der für die Zurückhaltung oder Herabsetzung des Grundkapitals maassgebenden Vorschriften erfolgt. Ohne Beob­ achtung derselben darf die Gesellschaft ihre Aktien nur aus dem nach der jährlichen Bilanz sich ergebenden Gewinne und nur in dem Falle amortisieren, daß dies durch den ursprünglichen Gesell­ schaftsvertrag oder durch einen, den letzteren vor Ausgabe der Aktien abändernden Beschluß zugelassen ist.

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HTV Buch II. Bon den Handeld-esellschnsten. Dt. IIL «tt. 216-221.

Zweiter Abschnitt. Nechtsverhältniß der Aktionäre.

Art. 216. Jeder Aktionär hat einen verhältnißmäßigen Antheil an dem Vermögen der Gesellschaft. Er kann den eingezahlten Betrag nicht zurückfordern und hat, solange die Gesellschaft besteht, nur einen Anspruch aus den reinen Gewinn, soweit dieser nach dem Gesellschaftsvertrage zur Vertheilung unter die Aktionäre bestimmt ist. Art. 217. Zinsen von bestimmter Höhe dürfen für die Slftioimre nicht bedungen, noch ausbezahlt werden- es darf nur dasjenige unter sie vertheilt werden, was sich nach der jährlichen Bilanz als reiner Gewinn ergiebt. Jedoch können für den in dem Gesellschaftsvertrage angegebenen Zeitraum, welchen die Vorbereitung des Unternehmens bis zum An­ fänge des vollen Betriebes erfordert, den Aktionären Zinsen von be­ stimmter Höhe bedungen werden. Art. 218. Der Aktionär ist in keinem Falle verpflichtet, die in gutem Glauben empfangenen Zinsen und Dividenden zurückzugeben. Art. 219. Die Verpflichtung des Aktionärs, zu den Zwecken der Gesellschaft und zur Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten beizu-

Art. 216. Jeder Aktionär hat einen verhältnißmäßigen Antheil an dem Vermögen der (Gesellschaft. Er kann bcii eingezahlten Betrag nicht zurücksordern und hat, solange die Gesellschaft besteht, nur einen Anspruch auf den reinen Gewinn, soweit dieser nach dem Gesellschaftsvertrage zur Vertheilung unter die Aktionäre be­ stimmt ist. Art. 217. Zinsen von bestimmter Höhe dürfen für die Aktionäre nicht bedungen, noch ausbezahlt werden; es darf nur dasjenige unter sie vertheilt werden, was sich nach der jährlichen Bilanz und, wenn im Gesellschaftsvertrage die Innehaltung eines Reservekapitals bestimmt ist, nach Abzug desselben als reiner Ueberschuß über die volle Einlage1 ergiebt. Die Aktionäre können bis zur Wiederergänzung des durch Verlust verminderten Gesammtbetrages der Einlagen Dividenden nicht beziehen. Jedoch können für den in dem Gesellschaftsvertrage angegebenen Zeit­ raum, welchen die Vorbereitung des Unternehmens bis zum Anfänge des vollen Betriebes erfordert, den Aktionären Zinsen von bestimmter Höhe be­ dungen werden. Art. 219. Der Aktionär ist nicht schuldig, zu den Zwecken der Gesell­ schaft und zur Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten mehr beizutragen, als den für die Aktie statutenmäßig zu leistenden Beitrag. 1 Das lateinische Gedruckte fehlt: HGB.

tragen, wird durch den' Nominalbetrag der Aktie, in den Fällen der Artikel 209a Ziffer 2, 215a Absatz 2 durch den Betrag, für welchen die Aktie ausgegeben ist, begrenzt. Rücksichtlich der Einzahlung der auf die Aktie zu leistenden Beträge, sowie rücksichtlich einer zu leistenden Einlage finden die Bestimmungen der Artikel 184 bis 184c auf den Aktionär und die RechtsVorgänger desselben Anwendung. Art. 220. Für die Eintragung der Interimsscheine und der auf Namen gestellten Aktien in das Aktienbuch, sowie für die Uebertragung derselben auf andere Personen sind die Vorschriften der Artikel 182 und 183 maassgebend. Art. 221. Die Rechte, welche den Aktionären in den Angelegen­ heiten der Gesellschaft, insbesondere in Beziehung auf die Führung der Geschäfte, die Prüfung der Bilanz und die Bestimmung der Gewinnvertheilung zustehen, werden in der Generalversammlung durch Beschlussfassung der erschienenen Aktionäre ausgeübt. Rücksichtlich der Bedingungen und der Ausübung des Stimm­ rechts kommen die Vorschriften im Artikel 190 zur Anwendung. Art. 220. Ein Aktionär, welcher den Betrag seiner Aktie nicht zur rechten Zeit einzahlt, ist zur Zahlung von Verzugszinsen von Rechtswegen verpflichtet. Im Gesellschaftsvertrage können für den Fall der verzögerten Einzahlung des gezeichneten Aktienbetrages oder eines Theils desselben Konventionalstrafen ohne Rücksicht auf die sonst stattfiudenden gesetzlichen Einschränkungen festgesetzt werden; auch kann bestimmt werden, daß die säumigen Aktionäre ihrer An­ rechte aus der Zeichnung der Aktien und der geleisteten Theilzahlungen zu Gunsten der Gesellschaft verlustig gehen. Art. 221. Ist im Gesellschaftsvertrage keine besondere Form, wie die Aufforderung zur Einzahlung geschehen soll, bestimmt, so geschieht dieselbe in der Form, in welcher die Bekanntmachungen der Gesellschaft nach dem Gesellschaftsvertrage überhaupt erfolgen müssen (Art. 209 Ziff. 11 r). Jedoch kann in keinem Falle ein Aktionär seines Anrechts verlustig er­ klärt werden, wenn nicht die Aufforderung zur Zahlung mindestens dreimal in den hierzu bestimmten öffentlichen Blättern (An. 209 Ziff. II1), das letzte Mal wenigstens vier Wochen vor dem für die Einzahlungen gesetzten Schluß­ termine, bekannt gemacht worden ist. Wenn die Aktien auf Namen lauten mib ohne Einwilligung der übrigen Aktionäre nicht übertragbar sind, so kann die Bekanntmachung dieser Aufforderungen durch besondere Erlasse an die ein­ zelnen Aktionäre statt der Einrückungen in die öffentlichen Blätter erfolgen.

1 Richtiger: 12.

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HGd Buch II. Bon den Handelsgesellschaften. Tit. III. Art. 222-223.

Art. 222. Die Vorschriften im Artikel 190a, 190b über die Anfechtung eines Beschlusses der Generalversammlung finden mit der Maassgabe Anwendung, dass an die Stelle der persönlich haftenden Gesellschafter der Vorstand tritt. Art. 222a. Auf Antrag von Aktionären, deren Antheile zusammen den zehnten Theil des Grundkapitals darstellen, kann das Landgericht, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat, zur Prüfung eines Herganges bei der Gründung oder eines nicht mehr als zwei Jahre zurückliegenden Herganges bei der Geschäfts­ führung oder Liquidation der Gesellschaft Revisoren ernennen, sofern ein in der Generalversammlung gestellter Antrag auf Prü­ fung abgelehnt ist und dem Gerichte glaubhaft gemacht wird, dass bei dem Hergänge Unredlichkeiten oder grobe Verletzungen des Gesetzes oder des Gesellschaftsvertrages stattgefunden haben. Die Antragsteller haben zugleich die Aktien bis zur Entscheidung über den Antrag gerichtlich zu hinterlegen und glaubhaft zu machen, dass sie dieselben seit mindestens sechs Monaten, von der General­ versammlung zurückgerechnet, besitzen.

Art. 222. Wenn die Aktien oder Aktienantheile auf Inhaber gestellt werden, so komuren folgende Grundsätze zur Anwendung: 1. die Ausgabe der Aktien darf vor Einzahlung des ganzen Nominal­ betrages derselben nicht erfolgen; ebensowenig dürfen über die geleisteten Partialzahluitgen Promessen oder Jnterimsscheine, welche auf Inhaber lauten, ausgestellt werden. 2. Der Zeichner der Aktie ist für die ^Einzahlung von 40 Prozent des Nominalbetrages der Aktie unbedingt verhaftet; von dieser Verpflichtung kann derselbe weder durch Uebertragung seines Anrechtes auf einen Dritten sich befreien, noch Seitens der Gesellschaft entbunden werden; wird der Zeichner der Aktie, wegen verzögerter Einzahlung, seines An­ rechtes aus der Zeichnung verlustig erklärt (Art. 220), so bleibt er dessenungeachtet zur Einzahlung von 40 Prozent des Nominalbetrages der Aktie verpflichtet. 3. Im Gesellschaftsvertragc kann bestimmt werden, daß und unter welchen Maßgaben nach erfolgter Einzahlung von 40 Prozent die Befreiung des Zeichners voll der Haftung für weitere Einzahlungen zulässig sei, llnd daß iin Falle der eingetretenen Befreiung über die geleisteten Ein­ zahlungell Promessen oder Jnterimsscheine, welche auf Inhaber lauten, ausgestellt lverden dürfen.

Diejenigen Landesgesetze, welche die Höhe der Einzahlung (Art. 222 Ziff. 2 und 3) auf 25 Prozent des Nominalbetrages der Aktie herab­ gesetzt haben, werden hierdurch nicht berührt.1 1 Fehlt:

HGB.

Vor der Anordnung sind der Vorstand oder die Liquidatoren, sowie der Aufsichtsrath zu hören. Die Anordnung ist von einer nach freiem Ermessen zu bestimmenden Sicherheitsleistung ab­ hängig zu machen. Der Vorstand hat den Revisoren die Einsicht der Bücher und Schriften der Gesellschaft und die Untersuchung des Bestandes der Gesellschaftskasse, wie der Bestände an Effekten, Handelspapieren und Waaren zu gestatten. Der Bericht über das Ergebniss der Prüfung ist von den Revisoren zu dem Handelsregister einzureichen und von dem Vor­ stande bei der Berufung der nächsten Generalversammlung als Gegenstand der Beschlussfassung anzukündigen. Ist der Antrag auf Ernennung von Revisoren zurückgewiesen oder erweist er sich nach dem Ergebnisse der Prüfung als unbe­ gründet, so sind die Aktionäre, welchen eine bösliche Handlungs­ weise bei Stellung des Antrages zur Last fällt, solidarisch ver­ pflichtet, einen durch die Stellung desselben der Gesellschaft ent­ standenen Schaden zu ersetzen. Art. 223. Die Ansprüche der Gesellschaft aus der Gründung gegen die in Gemässheit der Artikel 213a bis 213c verpflichteten Personen oder aus der Geschäftsführung gegen die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsraths, sowie aus der Liquidation gegen die Liquidatoren und die Mitglieder des Aufsichtsraths sind zu erheben, wenn in der Generalversammlung dies mit einfacher Stimmenmehrheit beschlossen oder von einer Minderheit, deren Antheile den fünften Theil des Grundkapitals darstellen, ver­ langt wird. Die Erhebung des Anspruchs auf Verlangen der Minderheit muss binnen drei Monaten seit der Generalversammlung erfolgen.

Art. 223. Wenn die Aktien auf Namen lauten, so kommen die bei der Kommanditgesellschaft auf Aktien gegebenen Bestimmungen über die Ein­ tragung der Aktien in das Aktienbuch der Gesellschaft und über die Uebertragung derselben aus Andere (Art. 182, 183) auch hier zur Anwendung. So lange der Betrag der Aktie nicht vollständig eingezahlt ist, wird der Aktionär durch Uebertragnng seines Anrechts auf einen Anderen von der Ver­ bindlichkeit zur Zahlung des Rückstandes nur dann befreit, wenn die Gesell­ schaft den neuen Erwerber an seiner Stelle annimmt und ihn der Verbindlich­ keit entläßt. Auch in diesem Falle bleibt der austretende Aktionär auf Höhe des Rückstandes für alle bis dahin von der Gesellschaft eingegangcnen Verbindlich­ keiten noch auf ein Jahr, vom Tage des Austritts an gerechnet, subsidiarisch verhaftet.

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HTV vuch II. von den Handelsgesellschaften. Ttt. III. Art. 224—225».

Die von der Minderheit bezeichneten Personen können durch das Handelsgericht als Bevollmächtigte der Gesellschaft zur Führung des Prozesses ernannt werden. Der Klage ist das Protokoll der Generalversammlung, soweit dasselbe die Erhebung des Anspruchs betrifft, in beglaubigter Abschrift beizufügen. Die Minderheit hat den fünften Theil des Grundkapitals in Aktien der Gesellschaft für die Dauer des Prozesses gerichtlich zu hinterlegen und dem Gerichte glaubhaft zu machen, dass sie dieselben seit mindestens sechs Monaten, von der Generalversammlung zurückgerechnet, besitzt. Sie hat auf Verlangen der Beklagten wegen der denselben drohenden Nachtheile eine nach freiem Ermessen des Gerichts zu bestimmende Sicherheit zu leisten. Das Verlangen ist als prozess­ hindernde Einrede geltend zu machen. Wird die Sicherheit binnen der vom Gerichte gestellten Frist nicht geleistet, so ist die Klage auf Antrag für zurückgenommen zu erklären. Die Minderheit ist verpflichtet, die der Gesellschaft auferlegten Prozesskosten ihr zu erstatten. Für den Schaden, welcher durch eine unbegründete Klage den Beklagten entstanden ist, haften ihnen solidarisch die Aktionäre, welchen bei Erhebung des Anspruchs eine bösliche Handlungsweise zur Last fällt. Im Uebrigen kommen die Bestimmungen der Artikel 194 und 195 zur entsprechenden Anwendung. Art. 224. Die für den Aufsichtsrath einer Kommanditgesellschaft auf Aktien in den Artikeln 191 und 192 gegebenen Bestimmungen finden auf den Aufsichtsrath einer Aktiengesellschaft Anwendung.

Art. 225. Der Aufsichtsrath hat den Vorstand bei seiner GeArt. 224. Die Rechte, welche den Aktionären in den Angelegenheiten der Gesellschaft, insbesondere in Beziehung auf die Führung der Geschäfte, die Einsicht und Prüfung der Bilanz und die Bestimmung der Gewinnvertheilung zustehen, werden von der Gesammtheit der Aktionäre in der General­ versammlung a uv g e ü b t. Jede Aktie gewährt dem Inhaber Eine Stimme, wenn nicht der Gesellschaftsvertrag ein Anderes festsept. Art. 225.1 Die für den Aussichtsrath einer Kommanditgesellschaft aus

1 HGB 225: Ist ein Aussichtsrath bestellt, so überwacht derselbe die Geschäftsführung der Gesellschaft in allen Zweigen der Verwaltung; er kann sich von dem Gange der Angelegenheiten der Gesellschaft unterrichten, die Bücher und Schriften derselben jederzeit einsehcn und den Bestand der Gesell­ schaftskasse untersuchen. Er hat die Jahresrechnungen, die Bilanzen und die Vorschläge zur Gewinnvertheilung zu prüfen und darüber alljährlich der Generalversammlung der Aktionäre Bericht zu erstatten.

schäftsführung in allen Zweigen der Verwaltung zu überwachen und zu dem Zweck sich von dem Gange der Angelegenheiten der Gesell­ schaft zu unterrichten. Er kann jederzeit über dieselben Bericht­ erstattung von dem Vorstande verlangen und selbst oder durch einzelne von ihm zu bestimmende Mitglieder die Bücher und Schriften der Gesellschaft einsehen, sowie den Bestand der Gesellschaftskasse und die Bestände an Effekten, Handelspapieren und Waaren untersuchen. Er hat die Jahresrechnungen, die Bilanzen und die Vorschläge zur Gewinnvertheilung zu prüfen und darüber der Generalversammlung der Aktionäre Bericht zu erstatten. Er hat eine Generalversammlung zu berufen, wenn dies im Interesse der Gesellschaft erforderlich ist.

Weitere Obliegenheiten des Aufsichtsraths werden durch den Gesellschaftsvertrag bestimmt. Die Mitglieder des Aufsichtsraths können die Ausübung ihrer Obliegenheiten nicht anderen Personen übertragen. Art. 225». Die Mitglieder des Aufsichtsraths dürfen nicht Aktien in den Artikeln 191 und 192 gegebenen Bestimmungen finden auch auf den Aufsichtsrath einer Aktiengesellschaft Anwendung.

Art. 225a. Der Aufsichtsrath überwacht die Geschäftsführung der Gesellschaft in allen Zweigen der Verwaltung; er kann sich von dem Gange der Angelegenheiten der Gesellschaft unterrichten, die Bücher und Schriften derselben jederzeit einsehen und den Bestand der Gesell­ schaftskasse untersuchen. Er hat die Jahresrechnungen, die Bilanzen und die Vorschläge zur Gewinnvertheilung zu prüfen und darüber alljährlich der General­ versammlung der Aktionäre Bericht zu erstatten. Er hat eine Generalversammlung zu berufen, wenn dies im Inter­ esse der Gesellschaft erforderlich ist. Art. 225b. Die Mitglieder des Aufsichtsrathes sind persönlich und solidarisch zum Schadenersatz verpflichtet, wenn mit ihrem Wissen und ohne ihr Einschreiten: 1. Einlagen an die Aktionäre zurückgezahlt, oder, der Bestimmung des Artikels 215 Absatz 3 entgegen, eigene Aktien der Gesell­ schaft erworben oder amortisirt worden sind; 2. Zinsen oder Dividenden gezahlt sind, welche nach Maassgabe der Bestimmungen des Artikels 217 nicht gezahlt werden durften; 3. die Vertheilung des Gesellschaftsvermögens oder eine theilweise Zurückzahlung oder eine Herabsetzung des Grundkapitals ohne Beobachtung der gesetzlichen Bestimmungen (Art. 245 und 248) erfolgt ist. Er hat eine Generalversammlung zu berufen, roenn dieS im Interesse dcr Gesellschaft erforderlich ist.

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HGB Buch II. Bon den Handelsgesellschaften. Tit. III. Art. 226-229.

zugleich Mitglieder des Vorstandes oder dauernd Stellvertreter der­ selben sein, auch nicht als Beamte die Geschäfte der Gesellschaft führen. Nur für einen im Voraus begrenzten Zeitraum kann der Aufsichtsrath, einzelne seiner Mitglieder zu Stellvertretern von behinderten Mitgliedern des Vorstandes bestellen; während dieses Zeitraums und bis zur ertheilten Entlastung des Vertreters darf der letztere eine Thätigkeit als Mitglied des Aufsichtsraths nicht ausüben. Scheiden aus dem Vorstande Mitglieder aus, so dürfen die­ selben nicht vor ertheilter Entlastung in den Aufsichtsrath gewählt werden. Art. 226. Die Mitglieder des Aufsichtsraths haben bei Er­ füllung der ihnen nach Artikel 225 zugewiesenen Obliegenheiten die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmanns anzuwenden. Dieselben sind der Gesellschaft neben den Mitgliedern des Vorstandes persönlich und solidarisch zum Ersätze verpflichtet, wenn mit ihrem Wissen und ohne ihr Einschreiten entgegen den gesetz­ lichen Bestimmungen: 1. Einlagen an die Aktionäre zurückgezahlt; 2. Zinsen oder Dividenden gezahlt; 3. eigene Aktien oder Interimsscheine der Gesellschaft erworben, zum Pfande genommen oder amortisirt werden; 4. Aktien vor der vollen Leistung des Nominalbetrages oder des in den Fällen der Artikel 209 a Ziffer 2, 215 a Absatz 2 festgesetzten Betrages, oder Aktien oder Interimsscheine im Falle einer stattgefundenen Erhöhung des Grundkapitals vor Eintragung derselben in das Handelsregister desjenigen Ge­ richts, in dessen Bezirke die^Gesellschaft ihren Sitz hat, aus­ gegeben sind; 5. die Vertheilung des Gesellschaftsvermögens, eine theilweise Zurückzahlung oder eine Herabsetzung des Grundkapitals oder im Falle des Artikels 215 Absatz 4 die Vereinigung der Vermögen der beiden Gesellschaften erfolgt ist. Der Ersatzanspruch kann in den Fällen des zweiten Absatzes auch von den Gläubigern der Gesellschaft, soweit sie von dieser ihre Befriedigung nicht erlangen können, selbstständig geltend ge­ macht werden. Die Ersatzpflicht wird ihnen gegenüber dadurch Art. 226. Handelt es sich um 'bie Führung von Prozessen gegen die Mitglieder des Vorstandes oder des Aufsichtsrathes, so kommen die für die Kommanditgesellschaft auMktien gegebenen Bestimmungen (Art. 194, 195) auch hier zur Anwendung.

nicht aufgehoben, dass die Handlung auf einem Beschlusse der Generalversammlung beruht. Die Ansprüche auf Grund der vorstehenden Bestimmung ver­ jähren in fünf Jahren. Zweiter Abschnitt. Rechte und Pflichten des Vorstandes.

Art. 227. Die Aktiengesellschaft wird durch den Vorstand gerichtlich und außergerichtlich vertreten. Der Vorstand kann aus einer oder mehreren Personen be­ stehen; diese können besoldet oder unbesoldet, Aktionäre oder An­ dere sein. Ihre Bestellung ist zu jeder Zeit widerruflich, unbeschadet der Entschädigungsansprüche aus bestehenden Verträgen. Art. 228. Die jeweiligen Mitglieder des Vorstandes müssen

alsbald nach ihrer Bestellung zur Eintragung in das Handelsregister (Art. 210, 212) angemeldet werden. Der Anmeldung ist ihre Legi­ timation beizufügen. Sie haben ihre Unterschrift vor dem Handelsgerichte zu zeichnen, oder die Zeichnung derselben in beglaubigter Form einzureichen. Art. 229. Der Vorstand hat in der durch den Gesellschafts­ vertrag bestimmten Form seine Willenserklärungen kundzugeben und für die Gesellschaft zu zeichnen. Ist nichts darüber bestimmt, so ist die Zeichnung durch sämmtliche Mitglieder des Vorstandes er­ forderlich Die Zeichnung geschieht in der Weise, daß die Zeichnenden zu

Art. 227. Jede Aktiengesellschaft muß einen Vorstand haben (Art. 209 Ziff. 71). Sie wird durch denselben gerichtlich und außergerichtlich vertreten. Der Vorstand kann aus Einem oder mehreren Mitgliedern bestehen; diese können besoldet oder unbesoldet, Aktionäre oder Andere sein. Ihre Bestellung ist zu jeder Zeit widerruflich, unbeschadet der Ent­ schädigungsansprüche aus bestehenden Verträgen. Art. 228. Die jeweiligen Mitglieder des Vorstandes müssen alsbald nach ihrer Bestellung zur Eintragung in das Handelsregister angemeldet werden. Der Anmeldung ist ihre Legitimation beizusügen. Sie haben ihre Unterschrift vor dem Handelsgerichte zu zeichnen, oder die Zeichnung derselben in beglaubigter Form einzureichen. DaS Handelsgericht hat die Mitglieder des Vorstandes zur Befolgung dieser Vorschriften von Amtswegen durch Ordnungsstrafen anzuhalten. 1 Richtiger:

8.

Friedberg, Handettgesgbg. 3. Lubg.

8

HTB Buch U.

114

Von den Handelögesellschafteu. Ttt. III.

Art. 230-237.

der Firma der Gesellschaft oder zu der Benennung des Vorstandes ihre Unterschrift hinzufügen. Art. 230.1 Die Gesellschaft wird durch die von dem Vorstande in ihrem Namen geschlossenen Rechtsgeschäfte berechtigt und ver­ pflichtet; es ist gleichgültig, ob das Geschäft ausdrücklich im Namen der Gesellschaft geschlossen worden ist, oder ob die Umstände ergeben, daß es nach dem Willen der Kontrahenten für die Gesellschaft ge­ schlossen werden sollte. Art. 231. Der Vorstand ist der Gesellschaft gegenüber ver­ pflichtet, die Beschränkungen einzuhalten, welche in dem Gesellschafts­ verträge oder durch Beschlüsse der Generalversammlung für den Um­ fang seiner Befugniß, die Gesellschaft zu vertreten, festgesetzt sind. Gegen dritte Personen hat jedoch eine Beschränkung der Be­ fugniß des Vorstandes, die Gesellschaft zu vertreten, keine rechtliche Wirkung. Dies gilt insbesondere für den Fall, daß die Vertretung sich nur auf gewisse Geschäfte oder Arten von Geschäften erstrecken, oder nur unter gewissen Umständen oder für eine gewisse Zeit oder an einzelnen Orten stattfinden soll, oder daß für einzelne Geschäfte die Zustimmung der Generalversammlung, des Aufsichtsraths oder eines anderen Organs der Gesellschaft erfordert ist. Art. 232. Die Bestimmungen des Artikels 196a über den

Betrieb von Geschäften in dem Handelszweige der Gesellschaft, sowie über die Theilnahme an einer anderen gleichartigen Gesell­ schaft finden auf die Mitglieder des Vorstandes entsprechende Anwendung. Art. 232 a. Die für Mitglieder des Vorstandes gegebenen Bestimmungen gelten auch für Stellvertreter von Mitgliedern. Art. 233. Jede Aenderung in der Zusammensetzung des Vor­ standes muß zur Eintragung in das Handelsregister (Art. 210, 212) angemeldet werden. Dritten Personen kann die Aenderung nur insofern entgegen­ gesetzt werden, als in Betreff dieser Aenderung die in Artikel 46

Art. 232.

Eide Namens der Gesellschaft werden durch den Vorstand

geleistet.

Art. 233. Jede Aenderung der Mitglieder des Vorstandes muß bei Ordnungsstrafe zur Eintragung in das Handelsregister angemeldet werden. Dritten Personen kann die Aenderung nur insofern entgegengesetzt werden, als in Betreff dieser Aenderung die im Artikel 46 in Betreff des Erlöschens der Prokura bezeichneten Voraussetzungen vorhanden sind.

in Betreff des Erlöschens der Prokura bezeichneten Voraussetzungen vorhanden sind. Entscheidend hierfür ist die Eintragung bei dem Handelsgerichte, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat. Art. 234. Der Vorstand kann, sofern nicht durch den Ge­ sellschaftsvertrag oder durch Beschluss der Generalversammlung ein Anderes bestimmt ist, einen Prokuristen nur mit Zustimmung des Aufsichtsraths bestellen. Diese Beschränkung hat Dritten gegen­ über keine rechtliche Wirkung. Art. 235. Der Betrieb von Geschäften der Gesellschaft, sowie die Vertretung der Gesellschaft in Bezug auf diese Geschäftsführung kann auch sonstigen Bevollmächtigten oder Beamten der Gesellschaft zugewiesen werden. In diesem Falle bestimmt sich die Befugniß derselben nach der ihnen ertheilten Vollmacht; sie erstreckt sich im Zweifel auf alle Rechtshandlungen, welche die Ausführung derartiger Geschäfte gewöhnlich mit sich bringt. Art. 236. Die Generalversammlung der Aktionäre wird durch den Vorstand berufen, soweit nicht nach dem Gesetze oder dem Gesellschaftsvertrage auch andere Personen dazu befugt sind. Die Generalversammlung ist, außer den im Gesetze oder im Gesellschaftsvertrage ausdrücklich bestimmten Fällen, zu berufen, wenn es im Interesse der Gesellschaft erforderlich erscheint. Art. 237. Aktionäre, deren Antheile zusammen den zwanzig­ sten Theil des Grundkapitals darstellen, sind berechtigt, in einer Art. 234. Der Betrieb von Geschäften der Gesellschaft, sowie die Ver­ tretung der Gesellschaft in Bezug auf diese Geschäftsführung kann auch sonstigen Bevollmächtigten oder Beamten der Gesellschaft zugewiesen werden. In diesem Falle bestimmt sich die Befugniß derselben nach der ihnen ertheilten Vollmacht; sie erstreckt sich im Zweifel auf alle Rechtshandlungen, welche die Ausführung derartiger Geschäfte gewöhnlich mit sich bringt. Art. 235. Zur Behändigung von Vorladungen und anderen Zu­ stellungen an die Gesellschaft genügt es, wenn dieselbe an ein Mitglied des Vorstandes, welches zu zeichnen oder mitzuzeichnen befugt ist, oder an einen Beamten der Gesellschaft, welcher dieselbe vor Gericht zu vertreten berechtigt ist, geschieht. Art. 236. Die Generalversammlung der Aktionäre wird durch den Vor­ stand berufen, soweit nicht nach dem Gesellschaftsvertrage auch andere Personen dazu befugt sind. Art. 237. Eine Generalversammlung der Aktionäre ist, außer den im Gesellschaftsvertrage ausdrücklich bestimmten Fällen, zu berufen, wenn dies im Interesse der Gesellschaft erforderlich erscheint. Die Generalversammlung muß auch dann berufen werden, wenn dies ein Aktionär oder eine Anzahl von Aktionären, deren Aktien zusammen den zehnten Theil des Grundkapitals darstellen, in einer von ihnen unterzeichneten 8*

11g

HSV v»ih II. vo« de» H«»tzel-sesellsch-fte». Ltt. I1L «rt. 238-239».

von ihnen unterzeichneten Eingabe unter Angabe des Zwecks und der Gründe die Berufung der Generalversammlung zu verlangen. Ist in dem Gesellschastsvertrage das Recht, die Berufung der General­ versammlung zu verlangen, an den Besitz eines geringeren Antheils am Grundkapital geknüpft, so hat es hierbei sein Bewenden. In gleicher Weise haben die Aktionäre das Recht, zu ver­ langen, dass Gegenstände zur Beschlussfassung einer Generalver­ sammlung angekündigt werden. Wird dem Verlangen nicht entsprochen, so kann das Handels­ gericht die Aktionäre, welche das Verlangen gestellt haben, zur Berufung der Generalversammlung oder zur Ankündigung des Gegenstandes ermächtigen. Mit der Berufung oder Ankündigung ist die gerichtliche Ermächtigung zu veröffentlichen. Art. 238. Die Berufung der Generalversammlung hat in der durch den Gesellschaftsvertrag bestimmten Weise mit einer Frist von mindestens zwei Wochen zu erfolgen. Ist in dem Gesellschafts­ verträge die Ausübung des Stimmrechts davon abhängig gemacht, dass die Aktien bis zu einem bestimmten Zeitpunkte vor der Generalversammlung hinterlegt werden, so ist die Frist derart zu bemessen, dass für die Hinterlegung mindestens zwei Wochen frei bleiben. Der Zweck der Generalversammlung soll jederzeit bei der Be­ rufung bekannt gemacht werden. Ueber Gegenstände, deren Ver­ handlung nicht in der durch den Gesellschaftsvertrag oder durch Artikel 237 Absatz 3 vorgesehenen Weise mindestens eine Woche vor dem Tage der Generalversammlung angekündigt ist, können Beschlüsse nicht gefaßt werden; hiervon ist jedoch der Beschluß über den in einer Generalversammlung gestellten Antrag auf Berufung einer außerordentlichen Generalversammlung ausgenommen. Eingabe unter Angabe des Zwecks und der Gründe verlangen. Ist in dem Gesellschastsvertrage das Recht, die Berufung einer Generalversammlung zu verlangen, an den Besitz eines größeren oder eines geringeren Antheils am Grundkapital geknüpft, so hat es hierbei sein Bewenden. Art. 238. Die Berufung der Generalversanlmlung hat in der durch den Gesellschastsvertrag bestimmten Weise zu erfolgen. Der Zweck der Generalversammlung muß jederzeit bei der Berufung bekannt gemacht werden. Ueber Gegenstände, deren Verhandlung nicht in dieser Weise angekündigt ist, können Beschlüsse nicht gefaßt werden; hiervon ist jedoch der Beschluß über den in einer Generalversammlung gestellten Antrag au Berufung einer außerordentlichen Generalversammlung ausgenommen. Zur Stellung von Anträgen und zu Verhandlungen ohne Beschluß safsung bedarf eS der Ankündigung nicht.

Zur Stellung von Anträgen und zu Verhandlungen ohne Be­ schlußfassung bedarf es der Ankündigung nicht. Art. 238 a. Jeder Beschluss der Generalversammlung bedarf zu seiner Gültigkeit der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. Die Zuziehung von Zeugen ist nicht erforderlich. Eine beglaubigte Abschrift der Urkunde ist ohne Verzug nach der Generalversammlung von dem Vorstande zu dem Handels­ register einzureichen. Art. 239. Der Vorstand ist verpflichtet, Sorge zu tragen, daß die erforderlichen Bücher der Gesellschaft geführt werden. Er muss in der durch den Gesellschaftsvertrag bestimmten Frist, welche über die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres nicht erstreckt werden kann, und in Ermangelung einer solchen Frist in den ersten drei Monaten desselben für das verflossene Ge­ schäftsjahr eine Bilanz, eine Gewinn- und Verlustrechnung, sowie einen den Vermögensstand und die Verhältnisse der Gesellschaft entwickelnden Bericht dem Aufsichtsrath und mit dessen Be­ merkungen der Generalversammlung vorlegen. Er hat die Vor­ lagen mindestens zwei Wochen vor der Versammlung in dem Geschäftslokale der Gesellschaft zur Einsicht der Aktionäre aus­ zulegen. Jeder Aktionär ist berechtigt, auf seine Kosten eine Abschrift der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung, sowie des Geschäftsberichts zu verlangen. Art. 239 a« Zur Prüfung der Bilanz können durch die Gene­ ralversammlung besondere Revisoren bestellt werden. Art. 239. Der Vorstand ist verpflichtet, Sorge zu tragen, daß die er­ forderlichen Bücher der Gesellschaft geführt werden. Er muß den Aktionären spätestens in den ersten sechs Monaten jedes Geschäftsjahres eine Bilanz des verflossenen Geschäftsjahres vorlegen und solche innerhalb dieser Frist in der Form und in den öffentlichen Blättern, welche für die Bekannt­ machungen der Gesellschaft in dem Gesellschaftsvertrage bestimmt sind, veröffentlichen.1 2 Zur Entlastung des Vorstandes bei Legung der Rechnung* können Personen nicht bestellt werden, welche auf irgend eine Weise an der Geschäfts­ führung Theil nehmen. Dieses Verbot bezieht sich nicht auf die Personen, welchen die Aufsicht über die Geschäftsführung zusteht. Art. 239 a. Für die Aufstellung der Bilanz sind folgende Vor­ schriften maassgebend: 1 Fehlt: HGB. 2 HGB: Rechnungen.

118

HGV Buch U. Don den Handelsgesellschaften. Xit. III. «rt. 289b—242.

Die Verhandlung ist zu vertagen, wenn dies mit einfacher Stimmenmehrheit beschlossen oder von einer Minderheit, deren Antheile den zehnten Theil des Grundkapitals darstellen, verlangt wird, auf Verlangen der Minderheit jedoch nur, soweit von ihr bestimmte Ansätze der Bilanz bemängelt werden. Ist die Verhandlung auf Verlangen der Minderheit vertagt, so gilt bezüglich der nicht bemängelten Ansätze der Bilanz die Entlastung des Vorstandes als erfolgt. Art. 239b. Die Vorschriften der Artikel 185a, 185b, 185c über die Bilanz und den Reservefonds finden entsprechende An­ wendung. Art. 240. Erreicht der Verlust, welcher aus der Jahres­ bilanz oder einer im Laufe des Geschäftsjahres aufgestellten Bilanz sich ergiebt, die Hälfte des Grundkapitals, so muß der Vorstand unverzüglich die Generalversammlung berufen und dieser davon An­ zeige machen. Sobald Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft ein tritt, muss der Vorstand die Eröffnung des Konkurses beantragen; dasselbe gilt, wenn aus der Jahresbilanz oder einer im Laufe des Geschäfts­ jahres aufgestellten Bilanz sich ergiebt, daß das Vermögen nicht mehr die Schulden deckt. 1. kurshabende Papiere dürfen höchstens zu dem Kurswerthe, welchen dieselben zur Zeit der Bilanzaufstellung haben, angesetzt werden; 2. die Kosten der Organisation und Verwaltung dürfen nicht unter die Aktiva aufgeführt werden, müssen vielmehr ihrem vollen Be­ trage nach in der Jahresrechnung als Ausgabe erscheinen; 3. der Betrag des Grundkapitals und des etwa im Gesellschafts ver­ trage vorgeschriebenen Reserve- oder Emeuerungsfonds ist unter die Passiva aufzunehmen; 4. der aus der Vergleichung sämmtlicher Aktiva und sämmtlicher Passiva sich ergebende Gewinn oder Verlust muss am Schlüsse der Bilanz besonders angegeben werden. Art. 240. Ergiebt sich aus der letzten Bilanz, daß sich das Grundkapital um die Hälfte vermindert hat, so muß der Vorstand unverzüglich eine General­ versammlung berufen und dieser1 2davon Anzeige machen? (Vgl. zu Art. 242.) Ergiebt sich, daß das Vermögen der Gesellschaft nicht mehr die Schulden deckt, so muß der Vorstand hiervon dem Gericht Behufs der Eröffnung des Konkurses Anzeige machen. 1 HGB Zusatz: sowie der zuständigen Verwaltungsbehörde. 2 HGB Zusatz: Die Verwaltungsbehörde kann in diesem Falle von den Büchern der Gesellschaft Einsicht nehmen und nach Befinden der Umstände die Auflösung der Gesellschaft verfügen.

Art. 241. Die Mitglieder des Vorstandes sind aus den von ihnen im Namen der Gesellschaft vorgenommenen Rechtshandlungen Dritten gegenüber für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft persönlich nicht verpflichtet. Die Mitglieder des Vorstandes haben bei ihrer Geschäftsführung die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmanns anzuwenden. Mitglieder, welche ihre Obliegenheiten verletzen, haften der Gesellschaft solidarisch für den dadurch entstandenen Schaden. Ins­ besondere sind sie in den Fällen des Artikels 226 Ziffer 1 bis 5, sowie in dem Falle einer nach der Zahlungsunfähigkeit oder Ueberschuldung der Gesellschaft (Art. 240 Abs. 2) geleisteten Zahlung zum Ersätze verpflichtet. In den vorbezeichneten Fällen kann der Ersatzanspruch auch Vön den Gläubigern der Gesellschaft, soweit sie von dieser ihre Befriedigung nicht erlangen können, selbstständig geltend gemacht werden. Die Ersatzpflicht wird ihnen gegenüber dadurch nicht aufgehoben, dass die Handlung auf einem Beschlusse der General­ versammlung beruht. Die Ansprüche auf Grund der vorstehenden Bestimmungen verjähren in fünf Jahren. Vierter Abschnitt. Auflösung der Gesellschaft.

Art. 242. Die Aktiengesellschaft wird aufgelöst: 1. durch Ablauf der im Gesellschaftsvertrage bestimmten Zeit; 2. durch Beschluß der Generalversammlung; der Beschluss bedarf einer Mehrheit von drei Viertheilen des in der General­ versammlung vertretenen Grundkapitals. Der Gesellschafts­ vertrag kann ausser dieser Mehrheit noch andere Erforder­ nisse aufstellen; Art. 241. Die Mitglieder des Vorstandes sind aus den von ihnen int Aarnen der Gesellschaft vorgenommencn Rechtshandlungen Dritten gegenüber für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft persönlich nicht verpflichtet. Mitglieder des Vorstandes, welche außer den Grenzen ihres Auftrages, oder den Vorschriften dieses Titels oder des Gesellschaftsvertrages entgegen handeln, haften persönlich und solidarisch für den dadurch entstandenen Schaden. Dies gilt insbesondere, wenn sie der Bestimmung des Artikels 217 entgegen

stn die Aktionäre Dividenden oder Zinsen zahlen, oder wenn sie zu einer Zeit noch Zahlungen leisten, in welcher ihnen die Zahlungsunfähigkeit der Gesell­ schaft hätte bekannt seht müssen.

Art. 242. Die Aktiengesellschaft wird aufgelöst: 1. durch Ablauf der im Gesellschaftsvertrage bestimmten Zeit:

HGB Buch II. Von den Handelsgesellschaften. Tit. III. Art. 243—244 a.

3. durch Eröffnung des Konkurses? Wenn die Auflösung einer Aktiengesellschaft aus anderen Gründen erfolgt, so finden die Bestimmungen dieses Abschnittes ebenfalls An­ wendung. Art. 243. Die Auflösung der Gesellschaft muß, wenn sie nicht eine Folge des eröffneten Konkurses ist, durch den Vorstand zur Ein­ tragung in das Handelsregister (Art. 210, 212) angemeldet werden; sie muß zu drei verschiedenen Malen durch die hierzu bestimmten öffentlichen Blätter bekannt gemacht werden. Durch diese Bekanntmachung müssen zugleich die Gläubiger auf­ gefordert werden, sich bei der Gesellschaft zu melden. Art. 244. Die Liquidation geschieht durch den Vorstand, wenn 2. durch einen notariellen (richtiger: notariell) oder gerichtlich beurkundeten Beschluß der Aktionäre? 3. durch Eröffnung des Konkurses; Wenn die Auflösung einer Aktiengesellschaft aus anderen Gründen9 er­ folgt, so finden die Bestimmungen dieses Abschnittes ebenfalls Anwendung. Art. 244. Die Liquidation geschieht durch den Vorstand, wenn nicht dieselbe durch den Gesellschaftsvertrag oder einen Beschluß der Aktionäre an andere Personen übertragen wird. Es kommen die bei der offenen Handelsgesellschaft über die Anmeldung und das Rechtsverhältniß der Liquidatoren gegebenen Bestimmungen auch hier zur Anwendung mit der Maßgabe, daß die Anmeldungen Behufs der Ein­ tragung in das Handelsregister durch den Vorstand zu machen sind. Die Bestellung der Liquidatoren ist jederzeit widerruflich. 1 HGB eingeschoben: 3. durch Verfügung der Verwaltungsbehörde, wenn sich das Grundkapital um die Hälfte vermindert hat (Art. 240); 4. durch Eröffnung des Konkurses. 9 HGB eingeschoben: oder die Zurücknahme der staatlichen Genehmigung nach dem in den einzelnen Staaten geltenden Recht.

1 KO 193. I. Ueber das Vermögen einer Aktiengesellschaft findet das Konkursverfahren außer beut Falle der Zahlungsunfähigkeit in dem Falle der Ueberschuldung statt. Nach Auflösung einer Aktiengesellschaft ist die Eröffnung des Verfahrens so lange zulässig, als die Vertheilung des Verinögens nicht vollzogen ist. 194. Zu dem Anträge auf Eröffnung des Verfahrens ist außer den Konkursgläubigern jedes Mitglied des Vorstandes und jeder Liquidator be­ rechtigt. Wird der Antrag nicht von allen Mitgliedern des Vorstandes oder allen Liquidatoren gestellt, so ist derselbe zuzulasseu, wenn die Zahlungsunfähigkeit oder Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird. Das Gericht hat die übrigen Mitglieder oder Liquidatoren nach Maßgabe des § 97 Abs. 2, 3 zu hören.

nicht dieselbe durch den Gesellschaftsvertrag oder einen Beschluß der Generalversammlung an andere Personen übertragen wird. Auf den Antrag des Aufsichtsrathes oder von Aktionären, deren Antheile zusammen den zwanzigsten Theil des Grundkapitals darstellen, kann die Ernennung von Liquidatoren durch den Richter erfolgen. Die Aktionäre haben bei Stellung des Antrages glaub­ haft zu machen, dass sie die Aktien seit mindestens sechs Monaten besitzen. Die Anmeldung der ersten Liquidatoren zur Eintragung in das Handelsregister (Art. 210, 212) ist durch den Vorstand zu machen. Die Abberufung der Liquidatoren kann durch den Richter unter denselben Voraussetzungen, wie die Bestellung erfolgen. Liquidatoren, welche nicht vom Richter ernannt sind, können auch durch die Generalversammlung vor Ablauf des Zeitraums, für welchen sie bestellt sind, abberufen werden. Art. 244a, Auf die Liquidation finden, soweit nicht in diesem Abschnitte ein Anderes bestimmt ist, die für die Liqui­ dation einer offenen Handelsgesellschaft gegebenen Bestimmungen entsprechende Anwendung. Die Liquidatoren haben die Rechte und Pflichten des Vor­ standes und unterliegen gleich diesem der Ueberwachung des Aufsichtsraths. Die Beschränkungen des Artikels 232 und die im Artikel 234 zugelassene Bestellung von Prokuristen finden nicht statt. Die Liquidatoren haben bei Beginn der Liquidation eine Bilanz aufzustellen. Dieselbe ist von ihnen ohne Verzug in den hierzu bestimmten öffentlichen Blättern bekannt zu machen und zu dem Handelsregister einzureichen. Die Veräusserung unbeweglicher Sachen kann durch die Liquidatoren, sofern nicht der Gesellschaftsvertrag oder ein Be­ schluss der Generalversammlung anders bestimmt, nur durch öffent­ liche Versteigerung bewirkt werden. 214. Die Strafvorschriften der §§ 209—211 (siehe oben zu Art. 40) sinden gegen die Mitglieder des Vorstandes einer Aktiengesellschaft oder einge­ tragenen Genossenschaft und gegen die Liquidatoren einer Handelsgesellschaft oder eingetragenen Genossenschaft, welche ihre Zahlungen eingestellt hat, oder über deren Vermögen das Konkursverfahren eröffnet worden ist, Anwendung,

wenn sie in dieser Eigenschaft die mit Strafe bedrohten Handlungen begangen haben.

HGB Buch II. Von den Handelsgesellschaften. Tit. III. Art. 245—247.

Art. 245. Das Vermögen einer aufgelösten Aktiengesellschaft wird nach Tilgung ihrer Schulden unter die Aktionäre nach Ver­ hältniß ihrer Aktien vertheilt. Die Vertheilung darf nicht eher vollzogen werden, als nach Ablauf eines Jahres von dem Tage an gerechnet, an welchem die Bekanntmachung in den öffentlichen Blättern (Art. 243) zum dritten Male erfolgt ist. In Ansehung der aus den Handelsbüchern ersichtlichen oder in anderer Weise bekannten Gläubiger und in Ansehung der noch schwebenden Verbindlichkeiten und streitigen Forderungen kommen die bei der Kommanditgesellschaft auf Aktien gegebenen Bestimmungen (Art. 202) zur Anwendung.

Nach gelegter Schlussrechnung ist die Beendigung der Liqui­ dation von den Liquidatoren in den hierzu bestimmten Öffentlichen Blättern bekannt zu machen. Art. 246.

Die Handelsbücher der aufgelösten Gesellschaft sind

nach der Bekanntmachung von der Beendigung der Liquidation an einem von dem Handelsgerichte zu bestimmenden sicheren Orte zur Aufbewahrung auf die Dauer von zehn Jahren niederzulegen.

Die Aktionäre und die Gläubiger können zur Einsicht der Handelsbücher vom Handelsgerichte ermächtigt werden. Art. 247.

Bei der Auflösung einer Aktiengesellschaft durch

Art. 245.1 Das Vermögen einer aufgelösten Aktiengesellschaft wird nach Tilgung ihrer Schulden unter die Aktionäre nach Verhältniß ihrer Aktien vertheilt. Die Vertheilung darf nicht eher vollzogen werden, als nach Ablauf eines Jahres, von dem Tage an gerechnet, an welchem die Bekanntmachung in den hierzu bestimmten öffentlichen Blättern (Art. 243) zum dritten Male er­ folgt ist. In Ansehung der an§ den Handelsbüchern ersichtlichen oder in anderer Weise bekannten Gläubiger und in Ansehung der noch schwebenden Verbind­ lichkeiten und streitigen Forderungen kommen die bei der Kommanditgesellschaft auf Aktien gegebenen Bestimmungen (Art. 202 Absatz 2 und 3) zur An­ wendung. Mitglieder des Vorstandes und Liquidatoren, welche diesen Vorschriften entgegen handeln, sind persönlich und solidarisch zur Erstattung der geleisteten Zahlungen verpflichtet. Art. 246. Die Handelsbücher der aufgelösten Gesellschaft sind an einem von dem Handelsgerichte zu bestimmenden sicheren Orte zur Aufbewahrung ans die Dauer von zehn Jahren niederzulegen. Art. 247. Bei der Auflösung einer Aktiengesellschaft durch Vereinigung 1 In Oesterreich abgeändert durch V 21./6. 73 (RGB Nr. 114).

Vereinigung derselben mit einer anderen Aktiengesellschaft (Art. 215) kommen folgende Bestimmungen zur Anwendung: 1. das Vermögen der aufzulösenden Gesellschaft ist so lange ge­ trennt zu verwalten, bis die Befriedigung oder Sicherstellung ihrer Gläubiger erfolgt ist. 2. Der bisherige Gerichtsstand der Gesellschaft bleibt für die Dauer der getrennten Vermögensverwaltung bestehen, dagegen wird die Verwaltung von der anderen Gesellschaft geführt. 3. die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsraths der letzteren Gesellschaft sind den Gläubigern der aufgelösten Ge­ sellschaft für die Ausführung der getrennten Verwaltung per­ sönlich und solidarisch verantwortlich, die Mitglieder des Auf­ sichtsraths, soweit eine Vereinigung der Vermögen beider Gesellschaften mit ihrem Wissen und ohne ihr Einschreiten erfolgt ist. 4. Die Auflösung der Gesellschaft ist zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden. 5. Die öffentliche Aufforderung der Gläubiger der aufgelösten Gesellschaft (Art. 243) kann unterlassen oder auf einen späteren derselben mit einer anderen Aktiengesellschaft (Art. 215) kommen folgende Be­ stimmungen zur Anwendung? 1. Das Vermögen der aufzulösenden Gesellschaft ist so lange getrennt zu verwalten, bis die Befriedigung oder Sicherstellung ihrer Gläubiger er­ folgt ist. 2. Der bisherige Gerichtsstand der Gesellschaft bleibt für die Dauer der getrennten Vermögensverwaltung bestehen; dagegen wird die Verwaltung von der anderen Gesellschaft geführt. 3. Der Vorstand der letzteren Gesellschaft ist den Gläubigern für die Aus­ führung der getrennten Verwaltung persönlich und solidarisch verant­ wortlich. 4. Die Auflösung der Gesellschaft ist zur Eintragung in das Handelsregister bei Ordnungsstrafe anzumelden. 5. Die öffentliche Aufforderung der Gläubiger der aufgelösten Gesellschaft (Art. 243) kann unterlassen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Jedoch ist die Vereinigung der Vermögen der beiden Gesell­ schaften erst in dem Zeitpunkte zulässig, in welchem eine Bertheilung des Vermögens einer aufgelösten Aktiengesellschaft unter die Aktionäre erfolgen darf (Art. 245). 1 HGB Abs. 1 lautet: Die Auflösung einer Aktiengesellschaft durch Bereinigung derselben mit einer anderen Aktiengesellschaft (Art. 215) kann nur unter staatlicher Genehmigung erfolgen. folgende Bestimmungen zur Anwendung.

Es kommen bei dieser Auflösung

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HGB Buch II. Von den Handelsgesellschaften. Tlt. III. Art. 248. TU. IV. Art. 249.

Zeitpunkt verschoben werden. Jedoch ist die Bereinigung der Vermögen der beiden Gesellschaften erst in dem Zeitpunkte zu­ lässig, in welchem eine Vertheilung des Vermögens einer auf­ gelösten Aktiengesellschaft unter die Aktionäre erfolgen darf (Art. 245). Art. 248. Eine theilweise Zurückzahlung des Grundkapitals an die Aktionäre oder eine Herabsetzung desselben kann nur auf Beschluß der Generalversammlung und nur unter Beobachtung der­ selben Bestimmungen erfolgen, welche für die Vertheilung des Ge­ sellschaftsvermögens im Falle der Auflösung maßgebend sind (Art. 243, 245). Der Beschluss hat zugleich die Art, in welcher die Zurückzahlung oder Herabsetzung erfolgen soll, und die zu ihrer Durchführung erforderlichen Maassregeln festzusetzen. Er muss, sofern der Gesellschaftsvertrag für die Beschlussfassung nicht noch andere Erfordernisse aufstellt, durch eine Mehrheit von drei Vier­ theilen des in der Generalversammlung vertretenen Grundkapitals erfolgen. Sind verschiedene Gattungen von Aktien ausgegeben, so bedarf es zu dem von der gemeinschaftlichen Generalversammlung gefassten Beschlusse der Zustimmung einer besonderen General­ versammlung der benachtheiligten Aktionäre, deren Beschlussfassung derselben Vorschrift unterliegt. Der Beschluss ist in das Handelsregister einzutragen; auf die Eintragung finden die Vorschriften im Artikel 214 Anwendung. Vierter Titel: Strafbestimmungen.

Art. 249.

Persönlich haftende Gesellschafter, Mitglieder des

Art. 248. Eine theilweise Zurückzahlung des Grundkapitals an die Aktionäre oder eine Herabsetzung desselben kann nur auf Beschluß der General­ versammlung erfolgen? Die Zurückzahlung oder Herabsetzung1 2 3kann nur unter Beobachtung derselben Bestimmungen erfolgen, welche für die Vertheilung des Gesellschafts­ vermögens im Falle der Auflösung maßgebend sind (Art. 243, 245). Die Mitglieder des Vorstandes, welche dieser Vorschrift entgegen handeln, sind den Gläubigern der Gesellschaft persönlich und solidarisch verhaftet.

Fünfter Abschnitt.

Schlußbestimmungen. Art. 249.® Die Mitglieder des Aufsichtsrathes und des Vorstandes werden mit Gefängniß bis zu drei Monaten bestraft:

1 HGB Zusatz: Dieser Beschluß bedarf zu seiner Gültigkeit der staat­ lichen Genehmigung. 3 HGB: fehlt. 3 HGB 249: Den Landesgesetzen bleibt Vorbehalten, zu bestimmen, daß

Aufsichtsraths und Liquidatoren einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, sowie Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsraths und Liquidatoren einer Aktiengesellschaft werden, wenn sie ab­ sichtlich zum Nachtheile der Gesellschaft handeln, mit Gefängniss und zugleich mit Geldstrafe bis zu zwanzigtausend Mark bestraft. 1. wenn sie vorsätzlich Behufs der Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister falsche Angaben über die Zeichnung oder Ein­ zahlung des Grundkapitals machen: 2. wenn durch ihre Schuld länger als drei Monate die Gesellschaft ohne

Aufsichtsrath geblieben ist, oder in dem letzteren die zur Beschlußfähigkeit erforderliche Zahl von Mitgliedern gefehlt hat; 3. wenn sie in ihren Darstellungen, in ihren Uebersichten über den Vermögeusstand der Gesellschaft oder in den in der Generalversammlung gehaltenen Vorträgen wissentlich den Stand der Verhältnisse der Gesell­ schaft unwahr darstellen oder verschleiern. Wird in den Fällen zu 2 und 3 festgestellt, daß mildernde Umstände vorhanden sind, so ist auf Geldstrafe bis zu Eintausend Thalern zu erkennen.

es der staatlichen Genehmigung zur Errichtung von Aktiengesellschaften im Allgemeinen oder von einzelnen Arten derselben nicht bedarf. Auch in diesem Falle kommen jedoch die Bestimmungen dieses Titels zur Anwendung, aus­ genommen, insoweit dieselben 1. zur Errichtung einer Aktiengesellschaft (Art. 208, 210, 211), 2. zu Beschlüssen der Generalversammlung (Art. 214), 3. zur Auflösung einer Aktiengesellschaft durch Vereinigung mit einer an­

deren Aktiengesellschaft (Art. 247), 4. zur theilweisen Zurückzahlung des Grundkapitals an die Aktionäre, (Art. 248), die staatliche Genehmigung und deren Eintragung in das Handelsregister er­ fordern, und 5. die Anzeige, daß sich das Grundkapital um die Hälfte vermindert hat, sowie die hierauf zu erlassende Verfügung der Verwaltungsbehörde (Art. 240, 242 Ziff. 3) zum Gegenstände haben; der Gesellschaftsvertrag muß jedoch die in dem Artikel 209 verzeichneten Bestimmungen enthalten, bevor die in dem Artikel 210 vor­ geschriebene Eintragung in das Handelsregister erfolgen kann.

Außerdem bleibt den Landesgesetzen überhaupt Vorbehalten, zu bestimmen, daß für besondere Arten von Aktiengesellschaften, oder in besonderen Fällen, durch den Gesellschaftsvertrag mit staatlicher Genehmigung 1. die in dem Artikel 222 bestimmte Höhe der Einzahlung von vierzig Pro­

zent des Nominalbetrages der Aktien bis auf fiinfundzwanzig Prozent dieses Betrages herabgesetzt, und 2. die in dem Artikel 239 bestimmte Frist zur Vorlegung der Bilanz bis auf zwölf Monate seit Ablauf des Geschäftsjahres ausgedehnt werden darf.

Zugleich kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte er­ kannt werden. Art. 249L. Mit GefUngniss und zugleich mit Geldstrafe bis zu zwanzigtausend Mark werden bestraft: 1. persönlich haftende Gesellschafter oder Mitglieder des Aufsichts­ raths einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, sowie Gründer, Mitglieder des Vorstandes oder des Aufsichtsrathes einer Aktien­ gesellschaft, welche Behufs Eintragung des Gesellschaftsvertrages in das Handelsregister rücksichtlich der Zeichnung oder Ein­ zahlung des Gesammtkapitals der Kommanditisten oder des Grundkapitals der Aktiengesellschaft oder der im Artikel 175b oder 209 b vorgesehenen Festsetzungen wissentlich falsche An­ gaben machen; 2. diejenigen, welche rücksichtlich der bezeichneten Thatsachen wissentlich falsche Angaben in einer im Artikel 180a, 213b vorgesehenen Ankündigung von Aktien machen; 3. persönlich haftende Gesellschafter oder Mitglieder des Auf­ sichtsraths einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, sowie Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsraths einer Aktien­ gesellschaft, welche Behufs Eintragung einer Erhöhung des Gesammtkapitals der Kommanditisten oder des Grundkapitals der Aktiengesellschaft in das Handelsregister (Art. 180h und 180i, 215a und 215b) rücksichtlich der Einzahlung des bis­ herigen oder rücksichtlich der Zeichnung oder Einzahlung des erhöhten Kapitals wissentlich falsche Angaben machen. Zugleich kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte er­ kannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt ausschliesslich die Geldstrafe ein. Art. 249 b. Persönlich haftende Gesellschafter, Mitglieder des Aufsichtsraths und Liquidatoren einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, sowie Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsraths und Liquidatoren einer Aktiengesellschaft werden mit Geffcngniss bis zu einem Jahr und zugleich mit Geldstrafe bis zu zwanzigtausend Mark bestraft: Art. 249a. Die Mitglieder des Vorstandes werden mit Gef&ngniss bis zu drei Monaten bestraft, wenn sie der Vorschrift des Artikels 240 zuwider dem Gerichte die Anzeige zu machen unterlassen, dass das Vermögen der Gesellschaft nicht mehr die Schulden deckt Die Strafe tritt nicht ein, wenn von ihnen nachgewiesen wird, dass die Anzeige ohne ihr Verschulden unterblieben ist

1. wenn sie wissentlich in ihren Darstellungen, in ihren Ueber­ sichten über den Vermögensstand der Gesellschaft oder in den in der Generalversammlung gehaltenen Vorträgen den Stand der Verhältnisse der Gesellschaft unwahr darstellen oder verschleiern; 2. wenn sie vor der vollen Leistung des Nominalbetrages der Aktien oder des in den Fällen der Artikel 175a Ziffer 2, 180h Absatz 2, 209a Ziffer 2, 215a Absatz 2 festgesetzten Be­ trages Aktien ausgeben; 3. wenn sie in dem Falle einer stattgefundenen Erhöhung des Gesammtkapitals oder des Grundkapitals vor Eintragung der­ selben in das Handelsregister (Art. 180i Abs. 3, 215c Abs. 3) Aktien oder Interimsscheine ausgeben; 4. wenn sie auf einen geringeren Betrag als eintausend Mark gestellte Aktien oder Interimsscheine ausgeben, welche nicht die im Artikel 181a Absatz 3, 215 c Absatz 4 vorgeschrie­ benen Angaben enthalten.

Im Falle der Ziffer 1 kann zugleich auf Verlust der bürger­ lichen Ehrenrechte erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt ausschliesslich die Geldstrafe ein.

Art. 249 c. Mit Gefängniß bis zu drei Monaten und zu­ gleich mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark werden bestraft: 1. die persönlich haftenden Gesellschafter, die Mitglieder des Auf­ sichtsraths und die Liquidatoren einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, sowie die Mitglieder des Vorstandes und des Auf­ sichtsraths und die Liquidatoren einer Aktiengesellschaft, wenn länger als drei Monate die Gesellschaft ohne Aufsichtsrath ge­ blieben ist oder in dem letzteren die zur Beschlußfähigkeit er­ forderliche Zahl von Mitgliedern gefehlt hat; 2. die Mitglieder des Vorstandes und die Liquidatoren einer Aktiengesellschaft, wenn sie entgegen der Vorschrift des Artikels 240 Absatz 2 es unterlassen haben, die Eröffnung des Kon­ kurses zu beantragen. Sind mildernde Umstände vorhanden, so ist auf die Geldstrafe ausschliesslich zu erkennen. Die Strafe tritt nicht gegen denjenigen ein, welcher nach­ weist, dass die Bestellung oder Ergänzung des Aufsichtsraths oder der Eröffnungsantrag ohne sein Verschulden unterblieben ist.

Art. 249 d. Mit Gefangniss bis zu einem Jahre und zugleich mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark wird bestraft: 1. wer in öffentlichen Bekanntmachungen wissentlich falsche

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HEV Vach ll. von d.Ha»delS§es.Dt. rr. Btt. 249e-249g. Bit» HI. «rt. 250-254.

Thatsachen vorspiegelt oder wahre Thatsachen entstellt, um zur Betheiligung an einem Aktienunternehmen zu bestimmen; 2. wer in betrügerischer Absicht auf Täuschung berechnete Mittel an wendet, um auf den Kurs von Aktien einzuwirken; 3. wer über die Hinterlegung von Aktien oder Interimsscheinen Bescheinigungen, welche zum Nachweise des Stimmrechts in einer Generalversammlung dienen sollen, wissentlich falsch ausstellt oder verfälscht, oder von einer solchen Bescheini­ gung, wissend, dass sie falsch oder verfälscht ist, zur Aus­ übung des Stimmrechts Gebrauch macht. Zugleich kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte er­ kannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt ausschliesslich die Geldstrafe ein. Ist die öffentliche Bekanntmachung ad 1 im Inseratentheil einer periodischen Druckschrift erfolgt und der Verfasser des Inserates nicht nur unter demselben genannt, sondern auch in dem Bereiche der richterlichen Gewalt eines deutschen Bundesstaates, so findet § 20 Alinea 2 des Gesetzes über die Presse vom 7. Mai 1874 1 (Reichs-Gesetzblatt Seite 65) keine Anwendung. Art. 249 C. Wer sich besondere Vortheile dafür hat gewähren oder versprechen lassen, dass er bei einer Abstimmung in der Generalversammlung von Kommanditisten oder Aktionären in einem gewissen Sinne stimme, wird mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark oder mit Gefiingniss bis zu einem Jahre bestraft. Art. 249 f. Wer in der Generalversammlung die Aktien eines Anderen, zu dessen Vertretung er nicht befugt ist, ohne dessen Einwilligung zur Ausübung des Stimmrechts benutzt, wird mit einer Geldstrafe von zehn bis dreissig Mark für jede der Aktien, jedoch nicht unter eintausend Mark, bestraft. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher Aktien eines Anderen gegen Entgelt leiht und für diese das Stimmrecht ausübt, sowie denjenigen, welcher hierzu durch Verleihung der Aktien wissentlich mitgewirkt hat. Art. 249 g. Die persönlich haftenden Gesellschafter und die Liquidatoren einer Kommanditgesellschaft auf Aktien sind zur Be­ folgung der in den Artikeln 179, 185, 185 c, 190a Absatz 4 und 5, 193 Absatz 2 und 205 Absatz 3 enthaltenen Vorschriften von dem Handelsgerichte durch Ordnungsstrafen anzuhalten. 1 Ist die Druckschrift eine periodische, so ist der Verantwortliche Redakteur als Thäter zu bestrafen, wenn nicht durch besondere Umstände die Annahme seiner Thäterschaft ausgeschlossen ist.

In gleicher Weise sind die Mitglieder des Vorstandes und die Liquidatoren einer Aktiengesellschaft zur Befolgung der in den Artikeln 212, 213s Absatz 4, 222 (Art. 190a Abs. 4, 5), 222a Absatz 3 und 4, 225 Absatz 1, 228, 233 Absatz 1, 238a Absatz 2, 239 Absatz 2, 239b (Art. 185c), 240 Absatz 1, 243 Absatz 1, 244 Absatz 3, 244 a Absatz 3 und 247 Ziffer 4 enthaltenen Vor­ schriften anzuhalten.

Drittes Buch.

Bon der stillen Gesellschaft und von Bereinigung zu ein­ zelnen Handelsgeschäften für gemeinschaftliche Rechnung. Erster Titel:

Bon der stillen Gesellschaft.

Art. 250. Eine stille Gesellschaft ist vorhanden, wenn sich Jemand an dem Betriebe des Handelsgewerbes eines Anderen mit einer Vermögenseinlage gegen Antheil an Gewinn und Verlust betheiligt. Zur Gültigkeit des Vertrages bedarf es der schriftlichell Ab­ fassung oder sonstiger Förmlichkeiten nicht. Art. 251. Der Inhaber des Handelsgewerbes betreibt die Ge­ schäfte unter seiner Firma. Eine das Verhältniß einer Handelsgesellschaft andeutende Firma darf derselbe wegen der Betheiligung eines stillen Gesellschafters bei Ordnungsstrafe nicht annehmen. Art. 252. Der Inhaber des Handelsgewerbes wird Eigen­ thümer der Einlage des stillen Gesellschafters. Der stille Gesellschafter ist nicht verpflichtet, die Einlage über den vertragsmäßigen Betrag zu erhöhen, oder die durch Verlust ver­ minderte Einlage zu ergänzen. Art. 253. Der stille Gesellschafter ist berechtigt, die abschrift­ liche Mittheilung der jährlichen Bilanz zu verlangen und die Rich­ tigkeit derselben unter Einsicht der Bücher und Papiere zu prüfen. Das Handelsgericht kann auf den Antrag des stillen Gesell­ schafters, wenn wichtige Gründe dazu vorliegen, die Mittheilung einer Bilanz oder sonstiger Aufklärungen nebst Vorlegung der Bücher und Papiere zu jeder Zeit anordnen. Art. 254. Ist über die Höhe der Betheiligung des stillen Ge­ sellschafters an Gewinn und Verlust nichts vereinbart, so wird die­ selbe nach richterlichem Ermessen, nöthigenfalls unter Zuziehung von Sachverständigen, festgestellt. Friedberg, Handelsgesgbg. 3. Ausg.

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In gleicher Weise sind die Mitglieder des Vorstandes und die Liquidatoren einer Aktiengesellschaft zur Befolgung der in den Artikeln 212, 213s Absatz 4, 222 (Art. 190a Abs. 4, 5), 222a Absatz 3 und 4, 225 Absatz 1, 228, 233 Absatz 1, 238a Absatz 2, 239 Absatz 2, 239b (Art. 185c), 240 Absatz 1, 243 Absatz 1, 244 Absatz 3, 244 a Absatz 3 und 247 Ziffer 4 enthaltenen Vor­ schriften anzuhalten.

Drittes Buch.

Bon der stillen Gesellschaft und von Bereinigung zu ein­ zelnen Handelsgeschäften für gemeinschaftliche Rechnung. Erster Titel:

Bon der stillen Gesellschaft.

Art. 250. Eine stille Gesellschaft ist vorhanden, wenn sich Jemand an dem Betriebe des Handelsgewerbes eines Anderen mit einer Vermögenseinlage gegen Antheil an Gewinn und Verlust betheiligt. Zur Gültigkeit des Vertrages bedarf es der schriftlichell Ab­ fassung oder sonstiger Förmlichkeiten nicht. Art. 251. Der Inhaber des Handelsgewerbes betreibt die Ge­ schäfte unter seiner Firma. Eine das Verhältniß einer Handelsgesellschaft andeutende Firma darf derselbe wegen der Betheiligung eines stillen Gesellschafters bei Ordnungsstrafe nicht annehmen. Art. 252. Der Inhaber des Handelsgewerbes wird Eigen­ thümer der Einlage des stillen Gesellschafters. Der stille Gesellschafter ist nicht verpflichtet, die Einlage über den vertragsmäßigen Betrag zu erhöhen, oder die durch Verlust ver­ minderte Einlage zu ergänzen. Art. 253. Der stille Gesellschafter ist berechtigt, die abschrift­ liche Mittheilung der jährlichen Bilanz zu verlangen und die Rich­ tigkeit derselben unter Einsicht der Bücher und Papiere zu prüfen. Das Handelsgericht kann auf den Antrag des stillen Gesell­ schafters, wenn wichtige Gründe dazu vorliegen, die Mittheilung einer Bilanz oder sonstiger Aufklärungen nebst Vorlegung der Bücher und Papiere zu jeder Zeit anordnen. Art. 254. Ist über die Höhe der Betheiligung des stillen Ge­ sellschafters an Gewinn und Verlust nichts vereinbart, so wird die­ selbe nach richterlichem Ermessen, nöthigenfalls unter Zuziehung von Sachverständigen, festgestellt. Friedberg, Handelsgesgbg. 3. Ausg.

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HSV Bsch IIL Bos ter Alles Gesellschaft re.

TU. I. Art. 255-265.

Art. 255. Am Schlüsse eines jeden Geschäftsjahres wird der Gewinn und Verlust berechnet und dem stillen Gesellschafter der ihm zufallende Gewinn ausbezahlt. Der stille Gesellschafter nimmt an dem Verluste nur bis zum Betrage seiner eingezahlten oder rückständigen Einlage Antheil. Er ist nicht verpflichtet, den bezogenen Gewinn wegen späterer Verluste zurückzuzahlen; jedoch wird, solange seine ursprüngliche Einlage durch Verlust vermindert ist, der jährliche Gewinn zur Deckung des Ver­ lustes verwendet. Der Gewinn, welcher von dem stillen Gesellschafter nicht er­ hoben wird, vermehrt dessen Einlage nicht, sofern nicht ein Anderes vereinbart ist. Art. 256. Aus den Geschäften des Handelsgewerbes wird der Inhaber desselben dem Dritten gegenüber allein berechtigt und ver­ pflichtet.

Art. 257. Der Name eines stillen Gesellschafters darf in der Firma des Inhabers des Handelsgewerbes nicht enthalten sein; im entgegengesetzten Falle haftet der stille Gesellschafter den Gläubigern der Gesellschaft persönlich und solidarisch. Art. 258. Wenn der Inhaber des Handelsgewerbes in Konkurs verfällt, so ist der stille Gesellschafter befugt, wegen seiner Einlage, soweit dieselbe den Betrag des auf ihn fallenden Antheils am Verluste übersteigt, seine Forderung als Konkursgläubiger geltend zu machen. Ist die Einlage rückständig, so hat der stille Gesellschafter die­ selbe bis zu dem Betrage, welcher zur Deckung seines Antheils am Verluste erforderlich ist, in die Konkursmasse zu zahlen.

Art. 259. Wenn innerhalb eines Jahres vor Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Inhabers des Handelsgewerbes durch Vereinbarung zwischen ihm und dem stillen Gesellschafter das Gesellschaftsverhältniß aufgelöst worden ist, so können die Konkurs­ gläubiger verlangen, daß der stille Gesellschafter die ihm zurück­ bezahlte Einlage in die Konkursmasse einzahle, unbeschadet seines Rechts, die in dem Zeitpunkt der Auflösung ihm aus dem Gesell­ schaftsverhältnisse zustehende Forderung als Konkursgläubiger geltend zu machen. Dasselbe gilt, wenn dem stillen Gesellschafter in dem bezeich­ neten Zeitraum ohne Auslösung des Gesellschaftsverhältnisses die Ein­ lage zurückbezahlt wurde. In gleicher Weise ist, wenn der Inhaber des Handelsgewerbes in dem bezeichneten Zeitraum dem stillen Gesellschafter dessen Antheil

an dem entstandenen Verluste ganz oder theilweise erlassen hat, der Erlaß zu Gunsten der Konkursgläubiger unwirksam. Die Bestimmungen dieses Artikels treten nicht ein, wenn der stille Gesellschafter beweist, daß der Konkurs in Umständen seinen Grund hat, welche erst nach dem Zeitpunkt der Auflösung, der Zurück­ zahlung oder des Erlasses eingetreten sind.

Art. 260. Ob und inwieweit eine rechtliche Wirkung zu Gunsten dritter Personen eintritt, wenn durch einen stillen Gesellschafter oder mit dessen Willen das Vorhandensein der stillen Gesellschaft kund­ gemacht wird, ist nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen zu beurtheilen. Art. 261. Die stille Gesellschaft tpird aufgelöst: 1. durch den Tod des Inhabers des Handelsgewerbes, wenn nicht der Vertrag bestimmt, daß die Gesellschaft mit den Erben deS Verstorbenen fortbestehen soll; 2. durch die eingetretene rechtliche Unfähigkeit des Inhabers des Handelsgewerbes zur selbstständigen Vermögensverwaltung; 3. durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Inhabers des Handelsgewerbes oder des stillen Gesellschafters; 4. durch gegenseitige Uebereinkunft; 5. durch Ablauf der Zeit, auf deren Dauer die stille Gesellschaft eingegangen ist, wenn dieselbe nicht stillschweigend fortgesetzt wird; in diesem Falle gilt der Vertrag von da an als auf unbestimmte Dauer geschlossen; 6. durch die Aufkündigung eines der beiden Theile, wenn der Ver­ trag auf unbestimmte Dauer geschlossen ist. Ein auf Lebenszeit geschlossener Vertrag ist als auf un­ bestimmte Dauer geschlossen zu betrachten. Die Aufkündigung eines auf unbestimmte Dauer geschlossenen Vertrages muß, wenn nicht ein Anderes vereinbart ist, min­ destens sechs Monate vor Ablauf des Geschäftsjahres erfolgen.

Art. 262. Die Auflösung der stillen Gesellschaft kann vor Ab­ lauf der für ihre Dauer bestimmten Zeit oder bei einem Vertrage von unbestimmter Dauer ohne vorherige Aufkündigung verlangt werden, wenn dazu wichtige Gründe vorhanden sind. Die Be­ urtheilung, ob solche Gründe anzunehmen sind, bleibt im Falle des Widerspruchs dem Ermessen des Richters überlassen. Art. 263. Die Bestimmung des Art. 126 gilt auch zu Gunsten der Privatgläubiger eines stillen Gesellschafters.

Art. 264. Wenn der stille Gesellschafter stirbt, oder zur Ver­ waltung seines Vermögens rechtlich unfähig wird, so hat dies die Auflösung der stillen Gesellschaft nicht zur Folge. Art. 265.

Nach Auflösung der

stillen Gesellschaft

9*

muß

der

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HEV Vach HI. Tit. II. Art. 266-270. Vach IY. TW. L «rt. 271. 272.

Inhaber des Handelsgewerbes sich mit dem stillen Gesellschafter aus­ einandersetzen und die Forderung desselben in Gelde berichtigen. Der Inhaber des Handelsgewerbes besorgt die Liquidation der bei der Auflösung noch schwebenden Geschäfte. Zweiter Titel: Von der Vereinigung zu einzelnen Handels­ geschäften für gemeinschaftliche Rechnung. *

Art. 266. Die Vereinigung zu einem oder mehreren einzelnen Handelsgeschäften für gemeinschaftliche Rechnung bedarf einer schrift­ lichen Abfassung nicht und ist sonstigen Förmlichkeiten nicht unter­ worfen. Art. 267. Wenn nicht ein Anderes verabredet ist, so sind alle Theilnehmer in gleichem Verhältnisse zu dem gemeinsamen Unter­ nehmen beizutragen verpflichtet.

Art. 268. Ist über den Antheil der Theilnehmer am Gewinn und Verlust nichts vereinbart, so werden die Einlagen verzinst, der Gewinn oder Verlust aber nach Köpfen vertheilt. Art. 269. Aus Geschäften, welche ein Theilnehmer mit einem Dritten geschlossen hat, wird Ersterer dem Dritten gegenüber allein berechtigt und verpflichtet. Ist ein Theilnehmer zugleich im Auftrage und Namen der übrigen aufgetreten, oder haben alle Theilnehmer gemeinschaftlich oder durch einen gemeinsamen Bevollmächtigten gehandelt, so ist jeder Theilnehmer Dritten gegenüber solidarisch berechtigt und ver­ pflichtet.

Art. 270.

Nach Beendigung des gemeinschaftlichen Geschäfts

1 Vgl. KO 44 (siehe oben zu Art. 122 S. 47). Für Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften s. RG 1./5. 89 (Anh. V); RG 4./7. 68 (RGBl 415) und Deklarat. 19./5. 71 (RGBl 101). Oesterr. G 9./4. 73. Vgl. auch Sächs. G 15./6. 68 und 25 /3. 74; Bayer. G 29./4. 69; RG 23./6. 82; EG z. KO 6. Für Gegenseitigkeitsgesell sch asten: RG über die eingeschrie­ benen Hülfskassen 7,/4. 76 (RGBl 125); 1./6. 84 (RGBl 54); 15./6. 83 §§ 85, 87 (RGBl 99); RGO 1./7. 83 §§ 83, 97a, 98c, 100c d, 140; RG betr. die Krankenversicherung 15./6. 83 (RGBl 73); 28./5. 85 (RGBl 5); 28./5. 85 (RGBl 162); V 24./6. 86 (RGBl 205); Unfallversicherung 6./7. 84 (RGBl 69); 28./5. 85 (RGBl 159); 15./3., 15./5. 86 (RGBl 53. 132); 11./7., 13./7. 87 (RGBl 287. 329); B 13./11., 26./12. 87 (RGBl 527. 537); 2S./3. 88 (RGBl 125); RG betr. die Invaliden- und Alters­ versicherung 22./7. 89 (RGBl 97).

Bon den Handelsgeschäften im Allgemeinen.

muß der Teilnehmer, welcher dasselbe führte, den übrigen Theilnehmern unter Mittheilung der Beläge Rechnung ablegen. Er besorgt die Liquidation.

Viertes Buch.

Bon den Handelsgeschäften. Erster Titel: Von den Handelsgeschäften im Allgemeinen.

Erster Abschnitt. Begriff der Handelsgeschäfte.

Art. 271? Handelsgeschäfte sind: 1. der Kauf oder die anderweite Anschaffung von Waaren oder anderen beweglichen Sachen, von Staatspapieren, Aktien oder anderen für den Handelsverkehr bestimmten Werthpapieren, um dieselben weiter zu veräußern; es macht keinen Unterschied, ob die Waaren oder anderen beweglichen Sachen in Natur oder nach einer Bearbeitung oder Verarbeitung weiter veräußert werden sollen; 2. die Uebernahme einer Lieferung von Gegenständen der unter Ziffer 1 bezeichneten Art, welche der Uebernehmer zu diesem Zweck anschafft; 3. die Uebernahme einer Versicherung gegen Prämie; 4. die Uebernahme der Beförderung von Gütern oder Reisenden zur See und das Darleiher: gegen Verbodmung. Art. 272. Handelsgeschäfte sind ferner die folgenden Geschäfte, wenn sie gewerbemäßig betrieben werden: 1. die Uebernahme der Bearbeitung oder Verarbeitung beweglicher Sachen für Andere, wenn der Gewerbebetrieb des Uebernehmers über den Umfang des Handwerks hinausgeht; 2. die Bankier- oder Geldwechslergeschäfte; 3. die Geschäfte des Kommissionärs (Art. 360), des Spediteurs und des Frachtführers, sowie die Geschäfte der für den Trans­ port von Personen bestimmten Anstalten; 4. die Vermittelung oder Abschließung von Handelsgeschäften für andere Personen; die amtlichen Geschäfte der Handelsmäkler sind jedoch hierin nicht einbegriffen; 5. die Verlagsgeschäfte, sowie die sonstigen Geschäfte des Buch1 Oesterr. G 1./4. 75 (RGBl Nr. 67), 14: Börsengeschäfte sind als Handelsgeschäfte zu betrachten.

Bon den Handelsgeschäften im Allgemeinen.

muß der Teilnehmer, welcher dasselbe führte, den übrigen Theilnehmern unter Mittheilung der Beläge Rechnung ablegen. Er besorgt die Liquidation.

Viertes Buch.

Bon den Handelsgeschäften. Erster Titel: Von den Handelsgeschäften im Allgemeinen.

Erster Abschnitt. Begriff der Handelsgeschäfte.

Art. 271? Handelsgeschäfte sind: 1. der Kauf oder die anderweite Anschaffung von Waaren oder anderen beweglichen Sachen, von Staatspapieren, Aktien oder anderen für den Handelsverkehr bestimmten Werthpapieren, um dieselben weiter zu veräußern; es macht keinen Unterschied, ob die Waaren oder anderen beweglichen Sachen in Natur oder nach einer Bearbeitung oder Verarbeitung weiter veräußert werden sollen; 2. die Uebernahme einer Lieferung von Gegenständen der unter Ziffer 1 bezeichneten Art, welche der Uebernehmer zu diesem Zweck anschafft; 3. die Uebernahme einer Versicherung gegen Prämie; 4. die Uebernahme der Beförderung von Gütern oder Reisenden zur See und das Darleiher: gegen Verbodmung. Art. 272. Handelsgeschäfte sind ferner die folgenden Geschäfte, wenn sie gewerbemäßig betrieben werden: 1. die Uebernahme der Bearbeitung oder Verarbeitung beweglicher Sachen für Andere, wenn der Gewerbebetrieb des Uebernehmers über den Umfang des Handwerks hinausgeht; 2. die Bankier- oder Geldwechslergeschäfte; 3. die Geschäfte des Kommissionärs (Art. 360), des Spediteurs und des Frachtführers, sowie die Geschäfte der für den Trans­ port von Personen bestimmten Anstalten; 4. die Vermittelung oder Abschließung von Handelsgeschäften für andere Personen; die amtlichen Geschäfte der Handelsmäkler sind jedoch hierin nicht einbegriffen; 5. die Verlagsgeschäfte, sowie die sonstigen Geschäfte des Buch1 Oesterr. G 1./4. 75 (RGBl Nr. 67), 14: Börsengeschäfte sind als Handelsgeschäfte zu betrachten.

oder Kunsthandels; ferner die Geschäfte der Druckereien, sofern nicht ihr Betrieb nur ein handwerksmäßiger ist. Die bezeichneten Geschäfte sind auch alsdann Handelsgeschäfte, wenn sie zwar einzeln, jedoch von einem Kaufmann im Betriebe seines gewöhnlich auf andere Geschäfte gerichteten Handelsgewerbes gemacht werden. Art. 273. Alle einzelnen Geschäfte eines Kaufmanns, welche zum Betriebe seines Handelsgewerbes gehören, sind als Handels­ geschäfte anzusehen. Dies gilt insbesondere für die gewerbliche Weiterveräußerung der zu diesem Zweck angeschafften Waaren, beweglichen Sachen und Werthpapiere, sowie für die Anschaffung von Geräthen, Material und anderen beweglichen Sachen, welche bei dem Betriebe des Ge­ werbes unmittelbar benutzt oder verbraucht werden sollen. Die Weiterveräußerungen, welche von Handwerkern vorgenommen werden, sind, insoweit dieselben nur in Ausübung ihres Handwerks­ betriebes geschehen, als Handelsgeschäfte nicht zu betrachten. Art. 274. Die von einem Kaufmann geschlossenen Verträge gelten im Zweifel als zum Betriebe des Handelsgewerbes gehörig. Die von einem Kaufmann gezeichneten Schuldscheine gelten als im Betriebe des Handelsgewerbes gezeichnet, sofern sich nicht aus denselben das Gegentheil ergiebt. Art. 275. Verträge über unbewegliche Sachen sind keine Handelsverträge. Art. 276. Die Eigenschaft oder die Gültigkeit eines Handels­ geschäfts wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß einer Person wegen ihres Amtes oder Standes, oder ans gewerbepolizeilichen oder anderen ähnlichen Gründen untersagt ist, Handel zu treiben oder Handels­ geschäfte zu schließen. Art. 277. Bei jedem Rechtsgeschäft, welches auf der Seite eines der Kontrahenten ein Handelsgeschäft ist, sind die Bestimmungen dieses vierten Buchs in Beziehung auf beide Kontrahenten gleich­ mäßig anzuwenden, sofern nicht aus diesen Bestimmungen selbst sich ergiebt, daß ihre besonderen Festsetzungen sich nur auf denjenigen von beiden Kontrahenten beziehen, ans dessen Seite das Geschäft ein Handelsgeschäft ist.

Zweiter Abschnitt. Allgemeine Bestimmungen über Handelsgeschäfte.

Art. 278. Bei Beurtheilung und Auslegung der Handels­ geschäfte hat der Richter den Willen der Kontrahenten zu erforschen und nicht an dem buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu haften.

Bon kn Handelsgeschäfte« im Allgemeinen. Begriff. Allgemeine Bestimmnngen.

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Art. 279. In Beziehung auf die Bedeutung und Wirkung von Handlungen und Unterlassungen ist auf die im Handelsverkehr gel­ tenden Gewohnheiten und Gebräuche Rücksicht zu nehmen. Art. 280.* 1 Wenn zwei oder mehrere Personen einem Anderen gegenüber in einem Geschäft, welches auf ihrer Seite ein Handels­ geschäft ist, gemeinschaftlich eine Verpflichtung eingegangen sind, so sind sie als Solidarschuldner zu betrachten, sofern sich nicht aus der Uebereinkunft mit dem Gläubiger das Gegentheil ergiebt. Art. 281. Bei Handelsgeschäften, ingleichen in allen Fällen, in welchen in diesem Gesetzbuche eine solidarische Verpflichtung auf­ erlegt wird, steht einem Solidarschuldner die Einrede der Theilung oder der Vorausklage nicht zu. Dasselbe gilt von Bürgen, wenn die Schuld aus einem Handels­ geschäft auf Seiten des Hauptschuldners hervorgeht, oder wenn die Bürgschaft selbst ein Handelsgeschäft ist. Art. 282. Wer aus einem Geschäft, welches auf seiner Seite ein Handelsgeschäft ist, einem Anderen zur Sorgfalt verpflichtet ist, muß die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns anwenden. Art. 283.2 Wer Schadenersatz zu fordern hat, kann die Er­ stattung des wirklichen Schadens und des entgangenen Gewinnes verlangen. Art. 284. Die Konventionalstrafe unterliegt keiner Beschrän­ kung in Ansehung des Betrages; sie kann das Doppelte des Inter­ esses übersteigen. Der Schuldner ist im Zweifel nicht berechtigt, sich durch Er­ legung der Konventionalstrafe von der Erfüllung zu befreien. Die Verabredung einer Konventionalstrafe schließt im Zweifel 1 KO 61. Wird über das Vermögen mehrerer oder einer von meh­ reren Personen, welche neben einander für dieselbe Leistung auf das Ganze haften, das Konkursverfahren eröffnet, so kann der Gläubiger bis zu seinervollen Bestiedigung in jedem Verfahren den Betrag geltend machen, den er zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens zu fordern hatte. 1 CPO 260. Ist unter den Parteien streitig, ob ein Schaden ent­ standen sei, und wie hoch sich der Schaden oder ein zu ersetzendes Jntereffe belaufe, so entscheidet hierüber das Gericht unter Würdigung aller Umstände nach freier Ueberzeugung. Ob und inwieweit eine beantragte Beweisaufnahme aber von Amtswegen die Begutachtung durch Sachverständige anzuordnen sei, bleibt dem Ermessen des Gerichts überlaffen. Das Gericht kann anordnen, daß der Beweisführer den Schaden oder das Interesse eidlich schätzt. In diesem Falle hat das Gericht zugleich den Betrag zu bestimmen, welchen die eidliche Schätzung nicht übersteigen darf. Die Vorschriften über den Schätzungseid lverden aufgehoben.

den Anspruch auf einen den Betrag derselben übersteigenden Schadens­ ersatz nicht aus. Art. 285. Die Daraufgabe (Arrha) gilt nur dann als Reu­ geld, wenn dies vereinbart oder ortsgebräuchlich ist. Sie ist, wenn nichts Anderes vereinbart oder ortsgebräuchlich ist, zurückzugeben oder in Anrechnung zu bringen. Art. 286. Wegen übermäßiger Verletzung, insbesondere wegen Verletzung über die Hälfte, können Handelsgeschäfte nicht angefochten werden. Art. 287. Die Höhe der gesetzlichen Zinsen, insbesondere auch der Verzugszinsen, ist bei Handelsgeschäften sechs vom Hundert jährlich. In allen Fällen, in welchen in diesem Gesetzbuche die Ver­ pflichtung zur Zahlung von Zinsen ohne Bestimmung der Höhe aus­ gesprochen wird, sind darunter Zinsen zu sechs vom Hundert jährlich zu verstehen. Art. 288. Wer aus einem Geschäft, welches auf seiner Seite ein Handelsgeschäft ist, eine fällige Forderung hat, kann wegen der­ selben vom Tage der Mahnung an Zinsen fordern, sofern er nicht nach dem bürgerlichen Recht schon von einem früheren Zeitpunkte an Zinsen zu fordern berechtigt ist. Die Uebersendung der Rechnung gilt für sich allein nicht als Mahnung. Art. 289. Kaufleute unter einander sind berechtigt, in beider­ seitigen Handelsgeschäften auch ohne Verabredung oder Mahnung von jeder Forderung seit dem Tage, an welchem sie fällig war, Zinsen zu fordern. Art. 290. Ein Kaufmann, welcher in Ausübung des Handels­ gewerbes einem Kaufmann oder Nichtkaufmann Geschäfte besorgt oder Dienste leistet, kann dafür auch ohne vorherige Verabredung Provision, und wenn es sich um Aufbewahrung handelt, zugleich auch Lager­ geld nach den an dem Orte gewöhnlichen Sätzen fordern. Von seinen Darlehen, Vorschüssen, Auslagen und anderen Ver­ wendungen kann er, vom Tage ihrer Leistung oder Beschaffung an, Zinsen in Ansatz bringen. Dies gilt insbesondere auch von dem Kommissionär oder Spediteur. Art. 291. Wenn ein Kaufmann mit einem anderen Kaufmann in laufender Rechnung (Kontokurrent) steht, so ist derjenige, welchem beim Rechnungsabschlüsse ein Ueberschuß gebührt, von dem ganzen Betrage desselben, wenngleich darunter Zinsen begriffen sind, seit dem Tage des Abschlusses Zinsen zu fordern berechtigt.

Boe les HasdelSgeschLfteu im Mflgemtiues. Mgemdse Bestimmuuge«.

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Der Rechnungsabschluß geschieht jährlich einmal, sofern nicht von den Parteien ein Anderes bestimmt ist. Art. 292.1 Bei Handelsgeschäften können Zinsen zu sechs vom 1 Jetzt gilt: BG 14./11. 67. 1. die Höhe der Zinsen, sowie die Höhe und die Art der Vergütung für Darlehne und für andere kredititte For­ derungen, ferner Konventionalstrafen, welche für die unterlassene Zahlung eines Darlehns oder einer sonst kreditirten Forderung zu leisten sind, unter­ liegen der freien Vereinbarung. Die entgegenstehenden privatrechtlichen und straftechtlichen Bestimmungen werden aufgehoben. 2. Derjenige, welcher für eine Schuld dem Gläubiger einen höheren Zinssatz als jährlich sechs vom Hundert gewährt oder zusagt, ist zu einer halbjährigen Kündigung des Vertrages befugt. Jedoch kann er von dieser Besugniß nicht unmittelbar bei Eingehung des Vertrages, sondern erst nach Ablauf eines halben Jahres Gebrauch machen. Vertragsbestimmungen, durch welche diese Vorschrift zum Nachtheil des Schuldners beschränkt oder aufgehoben wird, sind ungültig. Auf Schuldverschreibungen, welche unter den gesetzlichen Voraussetzungen auf jeden Inhaber gestellt werden, sowie aus Darlehne, welche ein Kaufmann empfängt, und auf Schulden eines Kaufmanns aus seinen Handelsgeschäften leiden die in diesem Paragraphen enthaltenen Vorschriften keine Anwendung. 3. Wird die Zahlung eines Darlehns oder einer anderen kreditirten Forderung verzögert, so bleibt auch für die Zögerungszinsen der bedungene Zinssatz maßgebend, sofern derselbe höher ist, als die gesetzlich bestimmten Zögerungszinsen. 4. Die privatrechtlichen Bestimmungen in Betreff der Zinsen von Zinsen und die Vorschriften für die gewerblichen Pfandleih-Anstalten werden durch dieses Gesetz nicht geändert. 5. Den Landesgesetzen bleibt vorbehalten, zu bestimmen, daß die im § 2 dieses Gesetzes eingeräumte Kündigungsbefugniß des Schuldners gänzlich wegfalle, oder daß ein höherer Zinssatz, als sechs Prozent, oder eine längere Kündigungsftist, als sechs Monate, für die bezeichnete Besugniß maßgebend fei Soweit einzelne Landesgesetze Bestimmungen enthalten, welche die er­ wähnte Kündigungsbefugniß deS Schuldners ausschließen, oder in der bezeich­ neten Weise beschränken, bleiben dieselben in Gültigkeit, bis sie auf dem ver­ fassungsmäßigen Wege des betreffenden Landes, oder durch ein Bundesgesetz abgeändert werden. — Ebenso für Bayern: G 5./12. 67; für Oesterreich G I4./6. 68; 19./7. 77; 28./Ö. 81. RStGB 302a (RG 24./5. 80. RG 19./6. 93). Wer unter Ausbeutung der Nothlage des Leichtsinns oder der Unerfahrenheit eines Anderen ein Dar­ lehen oder mit Bezug auf die Stundung einer Geldforderung oder auf ein anderes zweiseitiges Rechtsgeschäft, welches denselben wirthschastlichen Zwecken dienen soll, sich oder einem Dritten Vermögensvortheile versprechen oder ge­ währen läßt, welche den üblichen Zinsfuß dergestalt überschreiten, daß nach den Umständen des Falles die Vermögensvortbeile in auffälligem Mißverhältnisse

Hundert jährlich bedungen werden; höhere Zinsen zu bedingen ist nur insofern zulässig, als die Landesgesetze solches gestatten, zu der Leistung stehen, wird wegen Wuchers mit Gefängniß bis zu sechs Monaten und zugleich mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark bestraft. Auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. 302 b. Wer sich oder einem Dritten die wucherlichen Vermögensvortheile (§ 302 a) verschleiert oder wechselmäßig oder unter Verpfändung der Ehre, auf Ehrenwort, eidlich oder unter ähnlichen Versicherungen oder Betheuerungen versprechen läßt, wird mit Gefängniß bis zu Einem Jahre und zugleich mit Geldstrafe bis zu sechstausend Mark bestraft. Auch kanit aus Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. 302c. Dieselben Strafen (§§ 302a, 302b) treffen denjenigen, welcher mit Kenntniß des Sachverhalts eine Forderung der vorbezeichneten Art er­ wirbt und entweder dieselbe weiter veräußert oder die wucherlichen Vermögens­ vortheile geltend macht. 302 d. Wer den Wucher (§§ 302 a bis 302 c) gewerbs- oder gewohn­ heitsmäßig betreibt, wird mit Gefängniß nicht unter drei Monaten und zu­ gleich mit Geldstrafe von einhundertfünfzig bis zu fünfzehntausend Mark bestraft. Auch ist auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte zu erkennen. 302e. Dieselbe Strafe (§ 302 d) trifft denjenigen, welcher mit Bezug aus ein Rechtsgeschäft anderer als der im § 302 a bezeichneten Art gewerbsiinb gewohnheitsmäßig unter Ausbeutung der Nothlage, des Leichtsinns oder der Unerfahrenheit eines Anderen sich oder einem Dritten Vermögensvortheile versprechen oder gewähren läßt, welche den Werth der Leistung dergestalt über­ schreiten, daß nach den Umständen des Falles die Vermögensvortheile in aus­ fälligem Mißverhältniß zu der Leistung stehen. 360. 12. wer als Pfandleiher oder Rückkaufshändler bei Ausübung seines Gewerbes den darüber erlassenen Anordnungen zuwider handelt, ins­ besondere den durch Landesgesetz oder Anordnung der zuständigen Behörde bestimmten Zinsfuß überschreitet. (Geldstrafe bis 150 Mark oder Haft.) 367. 16. wer den über das Abhalten von öffentlichen Versteigerungen und über das Verabfolgen geistiger Getränke vor und bei öffentlicheil Verstei­ gerungen erlassenen polizeilichen Anordnungen zuwiderhandelt, (ebenso.) RG 24./5. 80. RG 19./6. 93. 3: Verträge, welche gegen die Vor­ schriften der §§ 302 a, 302 b [302 e ] des Strafgesetzbuchs verstoßen, sind ungültig. Sämmtliche von dem Schuldner oder für ihn geleisteten Vennogensvor theile (88 302 a, 302 e) müssen zurückgewährt und vom Tage des Empfanges an verzinst werden. Hierfür sind diejenigen, welche sich des Wuchers schuldig gemacht haben, solidarisch verhaftet, der nach § 302 c des Strafgesetzbuchs Schuldige jedoch nur in Höhe des von ihm oder einem Rechtsnachfolger Empfangenen. Die Verpflichtung eines Dritten, welcher sich des Wuchers nicht schuldig gemacht hat, bestimmt sich nach beii Vorschriften des bürgerlichen Rechts. Das Recht der Rückforderung verjährt in fünf Jahren seit dem Tage, an welchem die Leistung erfolgt ist.

Boi lei Hailettgeschüstei tu Lllgemetuei. «llsemetie vesttmmn-ei.

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Bei Darlehen, welche ein Kaufmann empfängt, und bei Schulden eines Kaufmanns aus seinen Handelsgeschäften können auch höhere Zinsen als sechs vom Hundert bedungen werden.

Art. 293. Die Zinsen können bei Handelsgeschäften in ihrem Gesammtbetrage das Kapital übersteigen. Art. 294. Die Anerkennung einer Rechnung schließt den Be­ weis eines Irrthums oder eines Betrugs in der Rechnung nicht aus. Art. 295? Die Beweiskraft eines Schuldscheins oder einer Quittung ist an den Ablauf einer Zeitfrist nicht gebunden. Art. 296. Der Ueberbringer einer Quittung gilt für ermäch­ tigt, die Zahlung zu empfangen, sofern nicht die dem Zahlenden bekannten Umstände der Annahme einer solchen Ermächtigung ent­ gegenstehen. Der Gläubiger ist berechtigt, das aus dem ungültigen Vertrage Ge­ leistete zurüctzufordern; für diesen Anspruch haftet die für die vertragsmäßige Forderung bestellte Sicherheit. Die weiter gehenden Rechte eines Gläubigers, welchem nach den Bestimmungen des bürgerlichen Rechts die Ungültigkeit des Vertrages nicht entgegengesetzt werden kann, werden hierdurch nicht berührt. 4. Wer aus dem Betriebe von Geld- oder Kreditgeschäften ein Gewerbe macht, hat die Rechnung des Geschäftsjahres für jeden, welcher ein Geschäft der bezeichneten An mit ihm abgeschlossen hat und daraus sein Schuldner ge­ worden ist, abzuschließen und dem Schuldner binnen drei Monaten nach Schluß des Jahres einen schriftlichen Auszug dieser Rechnung mitzutheilen, der außer dem Ergebniß derselben auch erkennen läßt, wie solches erwachsen ist. Wer sich dieser Verpflichtung vorsätzlich entzieht, wird mit Geldstrafe bis zu fünfhundert Mark oder mit Haft bestraft und verliert den Anspruch auf die Zinsen für das verflossene Jahr hinsichtlich der Geschäfte, welche in den Rechnungsauszug aufzunehmen waren. Die vorstehenden Bestimmungen finden keine Anwendung: 1. wenn das Schuldverhältniß auf nur Einem während des abgelaufenen Geschäftsjahres abgeschlossenen Rechtsgeschäfte beruht, über dessen Ent­ stehung und Ergebniß dem Schuldner eine schriftliche Mittheilung be­ händigt ist; 2. auf öffentliche Banken, Notenbanken, Boden kreditinstitute und Hypo­ thekenbanken auf Aktien, auf öffentliche Leihanstalten, auf Spar- und Darleihinstitute öffentlicher Korporationen und auf eingetragene Genossen­ schaften, soweit es sich bei den eingetragenen Genossenschaften um den Geschäftsverkehr mit den Mitgliedern handelt; 3. auf den Geschäftsverkehr zwischen Kaufleuten, deren Firma in das Handelsregister eingetragen ist. (In Elsaß-Lothringen sind durch das RG 24,/5. 80 die Art. 2 bis 7 des franz. Ges. vom 19. Dez. 1850 ausgehoben.) 1 Wörtlich gleich EG z. EPO 17.

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HTV vLch IV. v», de« HaLdelS-eschikste«. TU. I. Art. 297-306.

Art. 297? Ein Antrag, ein Auftrag oder eine Vollmacht, welche von einem Kaufmann in dem Handelsgewerbe ausgegangen sind, werden durch seinen Tod nicht aufgehoben, sofern nicht eine entgegengesetzte Willensmeinung aus seiner Erklärung oder aus den Umständen hervorgehl. Art. 298. Bei einer Vollmacht zu Handelsgeschäften kommen in Betreff des Verhältniffes zwischen dem Vollmachtgeber, dem Be­ vollmächtigten und dem Dritten, mit welchem der Bevollmächtigte Namens des Vollmachtgebers das Geschäft schließt, dieselben Be­ stimmungen zur Anwendung, welche im Artikel 52 in Beziehung auf die Prokuristen und Handlungsbevollmächtigten gegeben sind. Jngleichen gilt die Bestimmung des Artikels 55 in Beziehung auf denjenigen, welcher ein Handelsgeschäft als Bevollmächtigter schließt, ohne Vollmacht dazu erhalten zu haben, oder welcher bei dem Abschlüsse des Handelsgeschäfts seine Vollmacht überschreitet. Art. 299. Im Falle der Abtretung einer aus einem Handels­ geschäft hervorgegangenen Forderung kann die Bezahlung ihres vollen Betrages auch dann verlangt werden, wenn dieser Betrag die Summe des für die Abtretung vereinbarten Preises übersteigt. Art. 300. Ein Kaufmann, welcher eine auf ihn ausgestellte Anweisung (Assiguation) gegenüber demjenigen, zu dessen Gunsten sie ausgestellt ist, angenommen hat, ist demselben zur Erfüllung ver­ pflichtet. Die auf eine schriftliche Anweisung geschriebene und unter­ schriebene Annahme-Erklärung gilt als ein dem Assignatar geleistetes Zahlungsversprechen. Art. 301. Anweisungen und Verpflichtungsscheine, welche von Kaufleuten über Leistungen von Geld oder einer Quantität vertret­ barer Sachen oder Werthpapiere ausgestellt sind, ohne daß darin die Verpflichtung zur Leistung von einer Gegenleistung abhängig ge­ macht ist, können durch Indossament übertragen werden, wenn sie an Ordre lauten. Zur Gültigkeit der Urkunde oder des Indossaments ist nicht erforderlich, daß sie die Angabe des Verpflichtungsgrundes oder das Empfangsbekenntniß der Valuta enthalten. Wer eine solche Anweisung acceptirt hat, ist demjenigen, zu dessen Gunsten sie ausgestellt oder an welchen sie indossirt ist, zur Erfüllung verpflichtet. 1 CPO gebers,

82. Die Vollmacht wird weder durch den Tod des Vollmacht­ noch durch eine Veränderung in Betreff seiner Prozeßfähigkeit oder

seiner gesetzlichen Vertretung aufgehoben; der Bevollmächtigte hat jedoch, wenn er nach Aussetzung des Rechtsstreits für den Nachfolger im Rechtsstreit auf­ tritt, eine Vollmacht desselben beizubringen.

Art. 302. Jngleichen können Konnossemente der Seeschiffer und Ladescheine der Frachtführer, Auslieferungsscheine (Lagerscheine, Warrants) über Waaren oder andere bewegliche Sachen, welche von einer zur Aufbewahrung solcher Sachen staatlich ermächtigten Anstalt ausgestellt ftnb,* 1 ferner Bödmereibriefe und Seeassekuranzpolicen durch Indossament übertragen werden, wenn sie an Ordre lauten. Art. 303. Durch das Indossament der in den beiden vorher­ gehenden Artikeln bezeichneten Urkunden gehen alle Rechte aus dem indossirten Papiere auf den Indossatar über. Der Verpflichtete kann sich nur solcher Einreden bedienen, welche ihm nach Maßgabe der Urkunde selbst oder unmittelbar gegen den jedesmaligen Kläger zustehen. Der Schuldner ist nur gegen Aushändigung des quittirten Papiers zu erfüllen verpflichtet. Art. 304. Ob außer den in diesem Gesetzbuch bezeichneten noch andere an Ordre lautende Anweisungen, Verpflichtungsscheine oder sonstige Urkunden mit der in Artikel 303 erwähnten Wirkung durch Indossament übertragen werden können, ist nach den Landesgesetzen zu beurtheilen. Art. 305. Für Papiere, welche an Ordre lauten und welche durch Indossament übertragen werden können (Art. 301 bis 304), gelten in Betreff der Form des Indossaments, in Betreff der Legi­ timation des Inhabers und der Prüfung dieser Legitimation, sowie in Betreff der Verpflichtung des Besitzers zur Herausgabe dieselben Bestimmungen, welche die Artikel 11 bis 13, 36 und 74 der All­ gemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung in Betreff des Wechsels ent­ halten. Sind die im Art. 301 bezeichneten Papiere abhanden gekommen, so finden in Bezug auf die Amortisation die im Artikel 73 der All­ gemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung gegebenen Bestimmungen An­ wendung. Die Amortisation der im Artikel 302 bezeichneten Papiere richtet sich nach den Landesgesetzen? 1 Oesterr. VO 2S./6. 66 über die Ertheilung von Konzessionen für öffentliche Lagerhäuser § 10 ff. 1 Jetzt CPO 837. Für das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Krastloserklärung (Amortisation) abhanden gekommener oder vernichteter Wechsel und der in den Artikeln 301, 302 des Handelsgesetzbuchs bezeichneten Urkunden

gellen die nachfolgenden besonderen Bestimmungen. Die Bestimmungen finden in Betreff anderer Urkunden, bezüglich welcher daS Gesetz das Aufgebotsverfahren zuläßt, insoweit Anwendung, als in dem Gesetze nicht besondere Vorschriften enthalten sind. 888. Bei Papieren, welche auf den Inhaber lauten, oder welche 8urch

Indossament übertragen werden können und mit einem Blankoindossamente versehen sind, ist der letzte Inhaber berechtigt, das Aufgebotsverfahren zu be­ antragen. Bei anderen Urkunden ist derjenige zu dem Anträge berechtigt, welcher das Recht aus der Urkunde geltend machen kann.

639. Für das Aufgebotsverfahren ist das Gericht des Orts zuständig, welchen die Urhuibe als den Erfüllungsort bezeichnet. Enthalt die Urkunde eine solche Bezeichnung nicht, so ist das Gericht zuständig, bei welchem der Aussteller seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, und in Ermangelung eines solchen Gerichts dasjenige, bei welchem der Aussteller zur Zeit der Ausstellung seinen allgemeinen Gerichtsstand gehabt hat. Ist der Anspruch, über welchen die Urkunde ausgestellt ist, in einem Grund- oder Hypothekenbuche eingetragen, so ist das Gericht der belegenen Sache ausschließlich zuständig. 840.

Der Antragsteller hat zur Begründung des Antrags.

1. entweder eine Abschrift der Urkunde beizubringen, oder den wesentlichen Inhalt der Urkunde und alles anzugeben, was zur vollständigen Er­ kennbarkeit derselben erforderlich ist; 2. den Verlust der Urkunde, sowie diejenigen Thatsachen glaubhaft zu machen, von welchen seine Berechtigung abhängt, das Aufgebotsverfahren zu beantragen; 3. sich zur eidlichen Versicherung der Wahrheit seiner Angaben zu erbieten.

841. In dem Aufgebot ist der Inhaber der Urkunde aufzufordern, spätestens im Aufgebotstermine seine Rechte bei dem Gericht anzumelden und die Urkunde vorzulegen. Als Rechtsnachtheil ist anzudrohen, daß die Kraftlos­ erklärung der Urkunde erfolgen werde.

842. Die öffentliche Bekanntmachung des Aufgebots erfolgt durch An­ heftung an die Gerichtstafel und in dem Lokale der Börse, wenn eine solche am Sitze des Aufgebotsgerichts besteht, sowie durch dreimalige Einrückung in die im § 187 Absatz 2 bezeichneten Blätter. Das Gericht kann anordnen, daß die Einrückung noch in andere Blätter und zu mehreren Malen erfolge. 843. Bei Werthpapieren, für welche von Zeit jii Zeit Zinsscheine oder Gewinnantheile ausgegeben werden, ist der Aufgebotstermin so zu bestimmen, daß bis zu demselben der erste einer seit der Zeit des glaubhaft gemachten Verlustes ausgegebenen Reihe von Zinsscheinen oder Gewinnantheilen fällig geworden ist und seit der Fälligkeit desselben sechs Monate abgelaufen sind. Bor Erlassung des Ausschlußurtheils hat der Antragsteller ein nach Ab­ lauf dieser sechsmonatigen Frist ausgestelltes Zeugniß der betreffenden Behörde, Kaffe oder Anstalt beizubringen, daß die Urkunde seit der Zeit des glaubhaft gemachten Verlustes ihr zur Ausgabe neuer Scheine nicht vorgelegt sei, und daß die neuen Scheine an einen Anderen als den Antragsteller nicht aus­ gegeben seien. 844. Bei Werthpapieren, für welche Zinsscheine oder Gewinnantheil­ scheine zuletzt für einen längeren Zeitraum als vier Jahre auögegeben sind, genügt es, wenn der Aufgebotstermin so bestimmt wird, daß biS zu demselben

Voir toi Hautzel-geschäste» im «llgemeive». «ll-emetae ve-tmmmrge».

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seit der Zeit des glaubhaft gemachten Verlustes von den zuletzt ausgegebenen Schemen solche für vier Jahre fällig geworden und seit der Fälligkeit des letzten derselben sechs Monate abgelaufen sind. Scheine für Zeitabschnitte, für welche keine Zinsen oder Gewinnantheile bezahlt werden, kommen nicht in Betracht. Vor Erlassung des Ausschlußurtheils hat der Antragsteller ein nach Ablauf dieser sechsmonatigen Frist ausgestelltes Zeugniß der betreffenden Be­ hörde, Kasse oder Anstalt beizubringen, daß die für die bezeichneten vier Jahre und später etwa fällig gewordenen Scheine ihr von einem Anderen als dem Antragsteller nicht vorgelegt seien. Hat in der Zeit seit dem Erlasse des Auf­ gebots eine Ausgabe neuer Scheine stattgefunden, so muß das Zeugniß auch die im § 843 Absatz 2 bezeichneten Angaben enthalten. 845. Bei Werthpapieren, für welche Zinsscheine oder Gewinnantheilscheine ausgegeben sind, aber nicht mehr ausgegeben werden, ist, wenn nicht die Voraussetzungen der §§ 843, 844 vorhanden sind, der Aufgebotstermin so zu bestimmen, daß bis zu demselben feit der Fälligkeit des letzten ausgegebenen Scheines sechs Monate abgelaufen sind.

846. Ist in einer Schuldurkunde eine Verfallzeit angegeben, welche zur Zeit der ersten Einrückung des Aufgebots in den Deutschen Reichsanzeiger noch nicht eingetreten ist, und sind die Voraussetzungen der §§ 843—845 nicht vorhanden, so ist der Aufgebotstermin so zu besttmmen, daß seit dem Verfall­ tage sechs Monate abgelaufen sind. 847. Zwischen dem Tage, an welchem die erste Einrückung des Auf­ gebots in den Deutschen Reichsanzeiger erfolgt ist, und dem Aufgebotstermine muß ein Zeittaum von mindestens sechs Monaten liegen.

848. In dem Ausschlußurtheil ist die Urkunde für kraftlos zu erklären. Das Ausschlußurtheil ist seinem wesentlichen Inhalte nach durch den Deutschen Reichsanzeiger bekannt zu machen. In gleicher Weise hat nach eingetretener Rechtskraft die Bekanntmachung des auf die Anfechtungsklage ergangenen Urtheils, soweit dadurch die Kraftlos­ erklärung aufgehoben wird, zu erfolgen. 849. Die Vorschriften der §§ 843—848 finden auch auf das Aufgebot anderer als der im § 837 Absatz 1 bezeichneten Urkunden, welche auf den In­ haber lauten oder durch Indossament übertragbar und mit einem Blanko­ indossament versehen sind, Anwendung, insoweit nicht der Anspruch, über welchen die Urkunde ausgestellt ist, in einem Grund- oder Hypothekenbuche eingetragen ist. Durch diese Besttmmung werden Vorschriften, welche für das Aufgebots­ verfahren noch andere oder schwerere Voraussetzungen atlfstellen, nicht berührt. 850. Derjenige, welcher das Ausschlußurtheil erwirkt hat, ist dem durch die Urkunde Verpflichteten gegenüber berechtigt, die Rechte aus der Urkunde geltend zu machen. Vgl. RG 12./5. 73 (RGBl 91), bett, das Aufgebot und die Amortisatton verlorener oder vernichteter Schuldurkunden deS Norddeutschen Bundes und deS Deutschen Reiches; RG 8./6. 71, bett, die Jnhaberpapiere mit Prämien (Anhang Nr. VI).

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HSV vuih IV. vo» tei Ha»klkefch«ste». Lit. I. Wrt. 806—309.

Art. 306.1 Wenn Waaren oder andere bewegliche Sachen von einem Kaufmann in besten Handelsbetriebe veräußert und übergeben worden sind, so erlangt der redliche Erwerber das Eigenthum, auch wenn der Veräußerer nicht Eigenthümer war. Das früher begrün­ dete Eigenthum erlischt. Jedes früher begründete Pfandrecht oder sonstige dingliche Recht erlischt, wenn dasselbe dem Erwerber bei der Veräußerung unbekannt war. Sind Waaren oder andere bewegliche Sachen von einem Kauf­ mann in dessen Handelsbetriebe verpfändet und übergeben worden, so kann ein früher begründetes Eigenthum, Pfandrecht oder sonstiges dingliches Recht an den Gegenständen zum Nachtheil des redlichen

1 KO 35: Die Ansprüche auf Aussonderung eines dem Gemeinschuldner nicht gehörigen Gegenstandes aus der Konkursmasse auf Grund eines ding­ lichen oder persönlichen Rechts bestimmen sich nach den außerhalb des Konkurs­ verfahrens geltenden Gesetzen. 36. Der Verkäufer oder Einkausskommissionär kann Waaren, welche von einem anderen Orte an den Gemeinschuldner abgesendet und von dem Gemein schuldner noch nicht vollständig bezahlt sind, zurückfordern, sofern nicht die­ selben schon vor der Eröffnung des Verfahrens an dem Orte der Ablieferung angekommen und in den Gewahrsam des Gemeinschuldners oder einer anderen Person für ihn gelangt sind. Die Bestimmungen des § 15 finden Anwendung. 38. Sind Gegenstände, deren Aussonderung aus der Konkursmasse hätte beansprucht werden können, vor der Eröffnung des Verfahrens von dem Ge­ meinschuldner oder nach der Eröffnung des Verfahrens von dem Verwalter veräußert worden, so ist der Aussonderungsberechtigte befugt, die Abtretung des Rechts auf die Gegenleistung, soweit diese noch aussteht, zu verlangen. Er kann die Gegenleistung aus der Masse beanspruchen, soweit sie nach der Eröffnung des Verfahrens zu derselben eingezogen worden ist. VZG 1./7. 69. 13: Zur Entrichtung des Zolles ist dem Staate gegenüber derjenige verpflichtet, welcher zur Zeit, wo der Zoll zu entrichten, Inhaber (natürlicher Besitzer) des zollpflichtigen Gegenstandes ist. Dem In Haber steht derjenige gleich, welcher den zollpflichtigen Gegenstand aus einer öffentlichen Niederlage entnimmt. 14. Die zollpflichtigen Gegenstände haften ohne Rücksicht aus die Rechte eines Dritten an denselben für den darauf ruhenden Zoll und können, solange dessen Entrichtung nicht erfolgt ist, von der Zollbehörde zurückbehalten oder mit Beschlag belegt werden. Das an den Inhaber des zollpflichtigen Gegen­ standes von einem Zollbeamten ergangene Verbot, über den staglichen Gegen­ stand weiter zu verfüge», hat die volle Wirkung der Beschlagnahme. Die Verabfolgung der Waaren, auf welchen noch ein Zollanspruch haftet, kann in keinem Falle, auch nicht von den Gerichten, Gläubigern oder Gütervertretern (Massenkuratoren) bei Konkursen eher verlangt werden, als bis die Abgaben davon bezahlt sind.

(Vgl. KO 41, 1.)

Pfandnehmers oder desien Rechtsnachfolger nicht geltend gemacht werden. Das gesetzliche Pfandrecht des Kommissionärs, Spediteurs und Frachtführers steht einem durch Vertrag erworbenen Pfandrechte gleich. Dieser Artikel findet keine Anwendung, wenn die Gegenstände gestohlen oder verloren waren? Art. 307. Die Bestimmungen des vorigen Artikels finden bei Papieren auf Inhaber auch dann Anwendung, wenn die Veräußerung oder Verpfändung nicht von einem Kaufmann in dessen Handels­ betriebe geschehen ist, und wenn die Papiere gestohlen oder ver­ loren waren. Art. 308. Durch die beiden vorhergehenden Artikel werden die Landesgesetze nicht berührt, welche für den Besitzer noch günstigere Bestimmungen enthalten. Art. 309.*2 * *Die 5 6 7 zur 8 9 Bestellung eines Faustpfandes in dem

1 StGB 259. Wer seines Vortheils wegen Sachen, von denen er weiß oder den Umstünden nach annehmen muß, daß sie mittelst einer strafbaren Handlung erlangt sind, verheimlicht, ankauft, zum Pfande nimmt oder sonst an sich bringt oder zu deren Absätze bei Anderen mitwirkt, wird als Hehler mit Gefängniß besttaft. 1 KO 40. Gläubiger, welche an einer beweglichen körperlichen Sache, an einer Forderung oder an einem anderen Vermögensrechte des Gemein­ schuldners ein Faustpfandrecht haben, können aus den ihnen verpfändeten Gegenständen abgesonderte Befriedigung wegen ihrer Pfandforderung verlangen, zunächst wegen der Kosten, dann wegen der Zinsen, zuletzt wegen des Kapitals. 41. Den Faustpfandgläubigern stehen gleich: 5. Gastwirthe wegen ihrer Forderungen für Wohnung und Beivirthung des Gastes, in Ansehung der von demselben eingebrachten, von ihnen zu­ rückbehaltenen Sachen; 6. Künstler, Werkmeister, Handwerker und Arbeiter wegen ihrer Forderungen für Arbeit und Auslagen, in Ansehung der von ihnen gefertigten oder ausgebesserten, noch in ihrem Gewahrsam befindlichen Sachen; 7. diejenigen, welche etwas zum Nutzen einer Sache verwendet haben, wegen des, ben noch vorhandenen Vortheil nicht übersteigenden Betrages ihrer Forderung aus der Verwendung, in Ansehung der zurückbehal­ tenen Sache; 8. diejenigen, denen nach dem Handelsgesetzbuche an gewissen Gegenständen ein Pfandrecht oder Zurückbehaltungsrecht zusteht, in Ansehung dieser Gegenstände; 9. diejenigen, welche durch Pfändung ein Pfandrecht erlangt haben, in Ansehung der gepfändeten Gegenstände. EG z. KO 11. In einem am Tage des Inkrafttretens der Konkurs­ ordnung oder nach diesem Tage eröffneten Konkursverfahren finden die Be­ stimmungen der Konkursordnung und diese- Gesetze- über abgesonderte BeFrirdberg, HandelSgesgbg. 3. «u-g. 10

146

HEB Vach IT. Boa kn Hinkttgesqriften. ru. I.

Art. 309. 310.

bürgerlichen Rechte vorgeschriebenen Förmlichkeiten sind nicht erfor­ derlich, wenn unter Kaufleuten für eine Forderung aus beiderseitigen friedigung aus Pfand- und Vorzugsrechte Anwendung, wenngleich dieselben oder die Forderungen vor bent bezeichneten Tage erworben sind. 12. Insoweit Pfand- und Vorzugsrechte, welche vor dem Tage des Inkrafttretens der Konkursordnung auf Grund eines Vertrages, einer letzt­ willigen Anordnung oder einer richterlichen Verfügung erworben oder in Bankstatuten den Banknoten-Jnhabern rechtsgültig zugesichert sind, zufolge der Bestimmungen der Konkursordnung und dieses Gesetzes ihre Wirksamkeit ver­ lieren, kann die Landesgesetzgebung für die Forderung des Berechtigten ein Vorrecht vor allen oder einzelnen der im § 54 der Konkursordnung bezeich­ neten Forderungen gewähren. Ist das Pfand- oder Vorzugsrecht auf einzelne bewegliche Gegenstände des Schuldners beschränkt, so kann das Vorrecht nur in Höhe des Erlöses derselben gewährt werden. Das durch die vorstehenden Bestimmungen vorbehaltene Vorrecht kann nicht gewährt werden für ein zwei Jahre nach dem Inkrafttreten der Konkurs­ ordnung eröffnetes Konkursverfahren, wenn nicht das Vorrecht dadurch er­ halten wird, daß dasselbe bis zum Ablaufe der zwei Jahre zur Eintragung in ein öffentliches Register vorschriftsmäßig angemeldet ist. Der Erlaß von Vorschriften über die Einrichtung solcher Register, sowie über die Anmeldung und Eintragung der Forderungen bleibt der Landesgesetzgebung Vorbehalten. 14. Faustpfandrechte im Sinne des § 40 der Konkursordnung bestehen an beweglichen körperlichen Sachen nur, wenn der Pfandgläubiger oder ein Dritter für ihn den Gewahrsam der Sache erlangt und behalten hat. Das Absonderungsrecht besteht ohne Uebergabe der Sache, sofern: 1 nach den Reichsgesetzen oder den Landesgesetzen die Uebergabe von Konnoffementen und ähnlichen Papieren über Waaren oder andere beweg­ liche Sachen der Uebergabe derselben, oder die Eintragung der Ver­ pfändung in das Schiffsregister oder die Uebergabe der mit einem beglaubigten Vermerke der Verpfändung versehenen Schiffsurkunden oder einer beglaubigten Abschrift derselben der Uebergabe des verpfändeten Schiffes gleichsteht; 2. über eine Verbodmung nach Vorschrift des Handelsgesetzbuchs ein Bodmereibrief ausgestellt ist. 15. Faustpfandrechte im Sinne des § 40 der Konkursordnung bestehen an Forderungen and anderen Vermögensrechten nur: 1. wenn der Drittschuldner von der Verpfändung benachrichtigt ist; 2. wenn der Pfandgläubiger oder ein Dritter für ihn den Gewahrsam der körperlichen Sache, welche den Gegenstand des Rechts bildet, oder der über die Forderung oder das Vermögensrecht ausgestellten Urkunde erlangt und behalten hat; 3. wenn die Verpsändnng in dem Grund- und Hypothekenbuche ein­ getragen ist. 16. Die Vorschriften der Landesgesetze, welche für den Erwerb von

von den Handel-geschäfte» tm Allgemeine». Hfl gemeine veftimmungen.

Handelsgeschäften ein Faustpfand an beweglichen Sachen, an Papieren auf Inhaber oder an Papieren, welche durch Indossament übertragen werden können, bestellt wird. In diesem Falle genügt neben der einfachen Vereinbarung über die Verpfändung: 1. bei beweglichen Sachen und bei Papieren auf Inhaber die Uebertragung des Besitzes auf den Gläubiger, wie solche nach den Bestimmungen des bürgerlichen Rechts für das Faustpfand erfordert wird; 2. bei Papieren, welche durch Indossament übertragen werden können, die Uebergabe des indossirten Papiers?

Art. 310. Ist die Bestellung eines Faustpfandes unter Kauf­ leuten für eine Forderung aus beiderseitigen Handelsgeschäften schrift­ lich erfolgt, so kann der Gläubiger, wenn der Schuldner im Verzüge

Faustpfandrechten mehrere der in ben §§ 14, 15 bezeichneten Erfordernisse oder weitere Erfordernisse festsetzen, bleiben unberührt. 17. Der Landesgesetzgebung bleibt Vorbehalten, Bestimmungen zu treffen, nach welchen 1. den Inhabern der von Gemeinden oder anderen Verbänden, von Kor­ porationen, Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien oder Genoffenschaften ausgestellten Pfandbriefe oder ähnlicher auf Grund er­ worbener Forderungen von denselben ausgestellter Werthpapiere an solchen Forderungen ein Faustpfandrecht im Sinne des § 40 der Konkursordnung dadurch gewährt werden kann, daß einem Vertreter sämmt­ licher Inhaber allein oder in Gemeinschaft mit dem Aussteller die Aus­ übung des Gewahrsams der über die Forderungen lautenden Urkunden übertragen oder auf diesen Urkunden die Gewährung des Pfandrechts vermerkt wird; 2. den Inhabern von Schuldverschreibungen, welche von den unter Nr. 1 bezeichneten Schuldnern über eine Anleihe ausgestellt sind, an gewissen beweglichen körperlichen Sachen ein Faustpfandrecht im Sinne des § 40 der Konkursordnung dadurch gewährt werden kann, daß einem Ver­ treter sämmtlicher Inhaber allein oder in Gemeinschaft mit dem Aus­ steller die Ausübung des Gewahrsams der Sachen übertragen wird: 3. den Inhabern von Schuldverschreibungen, welche von den unter Nr. 1 bezeichneten Schuldnern über eine Anleihe ausgestellt sind, ein Vor­ recht vor nicht bevorrechtigten Konkursgläubigern, deren Forderungen später entstehen, dadurch gewährt werden kann, daß die zu bevorrech­ tigenden Forderungen in ein öffentliches Schuldenbnch eingetragen werden.

1 CPO 732. Die Pfändung von Forderungen aus Wechseln und anderen Papieren, welche durch Indossament übertragen werden können, wird dadurch bewirkt, daß der Gerichtsvollzieher diese Papiere in Besitz nimmt. Vgl. EG z. KO 14 oben S. 146.

148

HSV v-ch IV.

vo» »e» Haitzel-sefchiiste».

$it. L

Art. S11-S1S.

ist, sich aus dem Pfande sofort bezahlt machen, ohne daß es einer Klage gegen den Schuldner bedarf. Der Gläubiger hat die Bewilligung hierzu unter Vorlegung der erforderlichen Bescheinigungsmittel bei dem für ihn zuständigen Handelsgerichte nachzusuchen, von welchem hierauf ohne Gehör des Schuldners und auf Gefahr des Gläubigers der Verkauf der ver­ pfändeten Gegenstände oder eines Theils derselben verordnet wird. Von der Bewilligung, sowie von der Vollziehung des Verkaufs hat der Gläubiger den Schuldner, soweit es thunlich, sofort zu be­ nachrichtigen; unterläßt er die Anzeige, so ist er zum Schadensersätze verpflichtet. Um den Verkauf zu bewirken, ist der Nachweis der Anzeige nicht erforderlich. Art. 311? Wenn die Bestellung eines Faustpfandes unter Kaufleuten für eine Forderung aus beiderseitigen Handelsgeschäften erfolgt und schriftlich vereinbart ist, daß der Gläubiger ohne gericht­ liches Verfahren sich aus dem Pfande befriedigen könne, so darf, wenn der Schuldner im Verzüge ist, der Gläubiger das Pfand öffentlich verkaufen lassen; er darf in diesem Falle, wenn die ver­ pfändeten Gegenstände einen Börsenpreis oder Marktpreis haben, den Verkauf auch nicht öffentlich durch einen Handelsmäkler oder in Er­ mangelung eines solchen durch einen zu Versteigerungen befugten Beamten zum laufenden Preise bewirken. Von der Vollziehung des Verkaufs hat der Gläubiger den Schuldner, soweit es thunlich, sofort zu benachrichtigen; bei Unterlassung der Anzeige ist er zum Schadens­ ersätze verpflichtet. Art. 312. Durch die vorhergehenden Artikel werden die den öffentlichen Pfandanstalten, Kreditinstituten oder Banken durch Ge­ setze, Verordnungen oder Statuten verliehenen besonderen Rechte in Betreff der Bestellung oder Veräußerung von Pfändern nicht berührt? Jngleichen ist durch die vorhergehenden Artikel nicht ausge­ schlossen, daß die Bestellung und Veräußerung von Faustpfändern unter Kaufleuten für Forderungen aus Handelsgeschäften rechtsgültig geschehen kann, wenn dabei die in den einzelnen Staaten für die 1 Nach Oesterr. G 1./4. 76, 15 findet dieser Artikel bei „Pfand­ geschäften, Prolongations- oder Kostgeschäften, welche Börsengeschäfte sind", auch dann Anwendung, wenn das Geschäft nicht unter Kaufleuten für eine Forderung aus beiderseitigen Gewerbsgeschäften entstanden, und wenn auch nicht schriftlich vereinbart ist, daß der Gläubiger ohne gerichtliches Verfahren sich aus dem Pfande bestiedigen könne. 1 Vgl. Oesterr. V 19./6. 66, 12f. über die Ertheilung von Kon­ zessionen für öffentliche Lagerhäuser.

Bestellung oder Veräußerung von Faustpfändern geltenden

Bestim­

mungen beobachtet werden.

Art. 313. Ein Kaufmann hat wegen der fälligen Forderungen, welche ihm gegen einen anderen Kaufmann aus den zwischen ihnen geschloffenen beiderseitigen Handelsgeschäften zustehen, ein Zurück­ behaltungsrecht (Retentionsrecht) an allen beweglichen Sachen und Werthpapieren des Schuldners, welche mit dessen Willen auf Grund von Handelsgeschäften in seinen Besitz gekommen sind, sofern er die­ selben noch in seinem Gewahrsam hat oder sonst, insbesondere ver­ mittelst Konnossemente, Ladescheine oder Lagerscheine, noch in der Lage

ist, darüber zu verfügen. Dieses Recht tritt jedoch nicht ein,

wenn die Zurückbehaltung

der Gegenstände der von dem Schuldner vor oder bei der Uebergabe ertheilten Vorschrift

oder

der

von

übernommenen

dem Gläubiger

Verpflichtung, in einer bestimmten Weise mit den Gegenständen zu verfahren, Widerstreiten würde?

Art. 314. Das in dem vorhergehenden Arttkel bezeichnete Zurückbehaltungsrecht besteht unter den dort angegebenen Voraus­ setzungen selbst wegen der nicht fälligen Forderungen: 1. wenn über das Vermögen des Schuldners der Konkurs eröffnet

worden ist, oder der Schuldner auch nur seine Zahlungen ein­ gestellt hat;

2. wenn eine Exekution in das Vermögen des Schuldners frucht­

los vollstreckt ober*8 wider denselben wegen Nichterfüllung einer Zahlungsverbindlichkeit die Bollstreckung des Personalarrestes erwirkt worden ist. In diesen Fällen steht auch die Vorschrift des Schuldners oder

die Uebernahme der Verpflichtung, in einer besttmmten Weise mit den Gegenständen zu verfahren, dem Zurückbehaltungsrecht nicht ent­ gegen, sofern die vorstehend unter 1

und 2 bezeichneten Umstände

erst nach Uebergabe der Gegenstände oder nach Uebernahme der Ver­

pflichtung eingetreten oder dem Gläubiger bekannt geworden sind.

Art. 315. Der Gläubiger, welchem das Zurückbehaltungsrecht nach den Art. 313 oder 314 zusteht, ist verpflichtet, von der Aus­ übung desselben den Schuldner ohne Verzug zu benachrichtigen.

Er

ist befugt, wenn ihn dieser nicht rechtzeittg in anderer Weise sichert,

im Wege

der Klage

bei

dem

für

ihn selbst zuständigen Gerichte

gegen den Schuldner den Verkauf der Gegenstände zu beantragen; er

kann

sich

aus

dem

Erlöse

vor

den

anderen

Gläubigern

des

1 Zu Art. SIS—316 vgl. das oben S. 4, abgedruckte G V.5./6-6S HS^Nr.8. 8 Aufgehoben siehe zu WO 21.

150

HTV Bnch IV.

Bon den HondettgeschLsten.

Ttt. L Art. 316-319.

Schuldners befriedigen. Der Gläubiger hat diese Rechte auch gegen­ über der Konkursmasse des Schuldners.*1 2

Art. 316. Die in den Art. 313 bis 315 dem Gläubiger ge­ gebenen Rechte treten nicht ein, soweit die Parteien dies besonders vereinbart haben. Dritter Abschnitt? Abschließung der Handelsgeschäfte.

Art. 317.3 Bei Handelsgeschäften ist die Gültigkeit der Ver­ träge durch schriftliche Abfassung oder andere Förmlichkeiten nicht bedingt. 1 Vgl. KO § 41, 8 oben zu Art. 309. 2 GO 64. Der Besuch der Messen, Jahr, und Wochenmärkte, sowie der Kauf und Verkauf auf denselben steht einem Jeden mit gleichen Befugniffen frei. Wo jedoch nach der bisherigen Ortsgewohnheit gewisse Handwerkerwaaren, welche nicht zu den im § 66 bezeichneten Gegenständen gehören, nur von Be­ wohnern des Marktortes aus dem Wochenmarkte verkauft werden durften, kann die höhere Verwaltungsbehörde, auf Antrag der Gemeindebehörde, den ein­ heimischen Verkäufern die Fortsetzung des herkömmlichen Wochenmarktverkehrs mit jenen Handwerkerwaaren gestatten, ohne auswärtige Verkäufer derselben Waaren auf dem Wochenmarkte zuzulassen. Beschränkungen des Marktverkehrs der Ausländer als Erwiderung der im Auslande gegen Reichsangehörige angeordneten Beschränkungen bleiben dem Bundesrath Vorbehalten. 65. Die Zahl, Zeit und Dauer der Messen, Jahr- und Wochenmärkte wird von der zuständigen Verwaltungsbehörde festgesetzt. Dem Marktberechtigten steht gegen eine solche Anordnung kein Wider­ spruch zu; ein Entschädigungsanspruch gebührt bemfelben nur dann, wenn durch die Anordnung die Zahl der bis dahin abgehaltenen Märkte vermindert wird, und eine größere Zahl ausdrücklich und unwiderruflich verliehen war. Gemeinden, welche einen Entschädigungsanspruch geltend machen wollen, muffen außerdem nachweisen, daß ihr Recht auf einen speziellen lästigen Titel sich gründet. 66. Gegenstände des Wochenmarktverkehrs sind: 1. rohe Naturerzeugnisse mit Ausschluß des größeren Viehs; 2. Fabrikate, deren Erzeugung mit der Land- und Forstwirthschast, dem Garten- und Obstbau oder der Fischerei in unmittelbarer Verbindung steht, oder zu den Nebenbeschäftigungen der Landleute der Gegend ge­ hört, oder durch Tagelöhnerarbeit bewirkt wird, mit Ausschluß der geistigen Getränke; 3. frische Lebensmittel aller Art. Die zuständige Verwaltungsbehörde ist auf Antrag der Gemeindebehörde befugt, zu bestimmen, welche Gegenstände außerdem nach Ortsgewohnheit und Bedürfniß in ihrem Bezirke überhaupt, oder an gewissen Orten zu den Wochenmarktartikeln gehören.

Bon den Handel-geschäfte» im Allgemeinen.

«bschließnng.

151

Ausnahmen von dieser Regel finden nur insoweit statt, als sie in diesem Gesetzbuche enthalten sind. Art. 318. Ueber einen Antrag unter Gegenwärtigen zur Ab­ schließung eines Handelsgeschäfts muß die Erklärung sogleich ab­ gegeben werden, widrigenfalls der Antragende an seinen Antrag nicht länger gebunden ist. Art. 319. Bei einem unter Abwesenden gestellten Anträge bleibt der Antragende bis zu dem Zeitpunkte gebunden, in welchem er bei ordnungsmäßiger rechtzeitiger Absendung der Antwort den Eingang der letzteren erwarten darf. Bei der Berechnung dieses Zeitpunktes darf der Antragende von der Voraussetzung ausgehen, daß sein An­ trag rechtzeitig angekommen sei. Trifft die rechtzeitig abgesandte Annahme erst nach diesem Zeit­ punkte ein, so besteht der Vertrag nicht, wenn der Antragende in

67. Aus Jahrmärkten dürfen außer den im § 66 benannten Gegen­ ständen Verzehrungsgegenstände und Fabrikate aller Art feilgehallen werden. Zum Verkauf von geistigen Getränken zum Genuß aus der Stelle bedarf es jedoch der Genehmigung der Ortspolizeibehörde. 68. Der Marktverkehr darf in keinem Falle mit anderen als solchen Abgaben belastet werden, welche eine Vergütung für den überlassenen Raum und den Gebrauch von Buden und Geräthschaften bilden. In den Bestim­ mungen darüber, ob und in welchem Umfange Abgaben dieser Art erhoben werden dürfen, wird durch gegenwärtiges Gesetz nichts geändert. Ein Unter­ schied zwischen Einheimischen und Fremden bezüglich der Zahlung der Abgaben darf nicht stattfinden. 69. In den Grenzen der Bestimmungen der §§ 65 bis 68 kann die Ortspolizeibehörde, im Einverständniß mit der Gemeindebehörde, die Markt­ ordnung nach dem örtlichen Bedürfniß festsetzen, namentlich auch für daS Feilbieten von gleichartigen Gegenständen den Platz, und für das Feilbieten im Umhertragen, mit oder ohne Ausruf, die Tageszeit und die Gattung der Waaren bestimmen. 70. In Betreff der Märkte, welche bei besonderen Gelegenheiten oder für bestimmte Gattungen von Gegenständen gehalten werden, bewendet eS bei den bestehenden Anordtiungen. Erweiterungen dieses Marktverkehrs können von der zuständigen Behörde mit Zustimmung der Gemeindebehörde angeordnet werben. 71. Beschränkungen des Verkehrs mit den zu Messen und Märkten ge­ brachten, aber unverkauft gebliebenen Gegenständen werden hierdurch aufge­ hoben. Der Einzelverkauf solcher Gegenstände außer der Marktzeit ist jedoch nur unter denselben Bedingungen zulässig, unter welchen derselbe statthaft sein würde, wenn die Gegenstände nicht auf den Markt gebracht wären. 8 CPO § 259 (s. oben zu Art. 34). EG z. EPO § 14 (f. oben zu Art. 3). Reichsstempelgesetze 1./7. 81; 29 /5. 85. (Anhang VU.)

152

HEB Bnch IV. Bon den HimtzerOseschLsten. $IL L Art. 320—328.

der Zwischenzeit oder ohne Verzug nach dem Eintreffen der Annahme von seinem Rücktritt Nachricht gegeben hat. Art. 320. Geht der Widerruf eines Antrages dem anderen Theile früher als der Antrag, oder zu gleicher Zeit mit demselben zu, so ist der Antrag für nicht geschehen zu erachtet! Ebenso ist die Annahme für nicht geschehen zu erachten, wenn der Widerruf noch vor der Erklärung der Annahme oder zu gleicher Zeit mit derselben bei dem Antragsteller eingegangen ist. Art. 321. Ist ein unter Abwesenden verhandelter Vertrag zu Stande gekommen, so gilt der Zeitpunkt, in welchem die Erklärung der Annahme Behufs der Absendung abgegeben ist, als der Zeitpunkt des Abschluffes des Vertrages. Art. 322. Eine Annahme unter Bedingungen oder Einschrän­ kungen gilt als Ablehnung des Antrages verbunden mit einem neuen Anträge. Art. 323. Wenn zwischen dem Kaufmann, welchem ein Auf­ trag gegeben wird, und dem Auftraggeber eine Geschäftsverbindung besteht, oder sich derselbe gegen letzteren zur Ausrichtung solcher Aufträge erboten hat, so ist er zu einer Antwort ohne Zögern verpflichtet, widrigenfalls sein Schweigen als Uebernahme des Auf­ trages gilt. Auch wenn derselbe den Auftrag ablehnt, ist er schuldig, die mit dem Auftrage etwa übersandten Waaren oder anderen Gegen­ stände auf Kosten des Auftraggebers, soweit er für diese Kosten ge­ deckt ist, und soweit es ohne seinen Nachtheil geschehen kann, einst­ weilen vor Schaden zu bewahren. Das Handelsgericht kann auf seinen Antrag verordnen, daß das Gut in einem öffentlichen Lagerhausc oder bei einem Dritten so lange niedergelegt wird, bis der Eigenthümer anderweitige Vor­

kehrung trifft.

Vierter Abschnitt. Erfüllung der Handelsgeschäfte.

Art. 324. Die Erfüllung des Handelsgeschäfts muß an dem Orte geschehen, welcher int Vertrage bestimmt oder nach der Natur des Geschäfts oder der Absicht der Kontrahenten als Ort der Er­ füllung anzusehen ist. Fehlt es an diesen Voraussetzungen, so hat der Verpflichtete an dem Orte zu erfüllen, an welchem er zur Zeit des Vertrags­ abschluffes seine Handelsniederlassung oder in deren Ermangelung seinen^Wohnort hatte. Wenn jedoch eine bestimmte Sache übergeben werden soll, welche sich zur Zeit des Vertragsabschlusies mit Wissen

Bon den Handelsgeschäften im Allgemeinen.

Erfüllung.

153

der Kontrahenten an einem anderen Orte befand, so geschieht die Uebergabe an diesem Orte. Art. 325. Bei Geldzahlungen, tritt Ausnahme der Auszahlung von indossabelen oder auf Inhaber lautenden Papieren, ist der Schuldner verpflichtet, wenn nicht ein Anderes aus dem Vertrage oder aus der Natur des Geschäfts oder der Absicht der Kontrahenten hervorgeht, auf seine Gefahr und Kosten die Zahlung dem Gläubiger an den Ort zu übermachen, an welchem der letztere zur Zeit der Entstehung der Forderung seine Handelsniederlassung oder in deren Ermangelung seinen Wohnort hatte. Durch diese Bestimmung wird jedoch der gesetzliche Erfüllungs­ ort des Schuldners (Art. 324) in Betreff des Gerichtsstandes oder in sonstiger Beziehung nicht geändert. Art. 326. Wenn die Zeit der Erfüllung einer Verbindlichkeit in dem Vertrage nicht bestimmt ist, so kann die Erfüllung zu jeder Zeit gefordert und geleistet werden, sofern nicht nach den Umständen oder nach dem Handelsgebrauche etwas Anderes anzunehmen ist. Art. 327. Lautet die Erfüllungszeit auf das Frühjahr oder den Herbst oder auf ähnliche Zeitbestimmungen, so entscheidet der Handelsgebrauch des Ortes der Erfüllung. Ist die Erfüllung auf die Mitte eines Monats gestellt worden, so gilt der fünfzehnte dieses Monats als der Tag der Erfüllung. Art. 328. Wenn die Erfüllung einer Verbindlichkeit mit dem Ablaufe einer bestimmten Frist nach Abschluß des Vertrages erfolgen soll, so fällt der Zeitpunkt der Erfüllung: 1. wenn die Frist nach Tagen bestimmt ist, auf den letzten Tag der Frist; bei Berechnung der Frist wird der Tag, an welchem der Vertrag geschlossen ist, nicht mit gerechnet; ist die Frist auf acht oder vierzehn Tage bestimmt, so werden darunter volle acht oder vierzehn Tage verstanden; 2. wenn die Frist nach Wochen, Monaten, oder einem mehrere Monate umfassenden Zeitraum (Jahr, halbes Jahr, viertel Jahr) bestimmt ist, auf denjenigen Tag der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher durch seine Benennung oder Zahl dem Tage des Vertragsschlusses entspricht; fehlt dieser Tag in dem letzten Monate, so fällt die Erfüllung auf den letzten Tag dieses Monats. Der Ausdruck „halber Monat" wird einem Zeitraum von fünfzehn Tagen gleich geachtet. Ist die Frist zur Erfüllung auf einen oder mehrere ganze Monate und einen halben Monat gestellt, so sind die fünfzehn Tage zuletzt zu zählen. Nach den vorstehenden Grundsätzen ist die Frist auch dann zu

154 HSV v-ch I. vou dt-Haudel-geschüfte». Ttt.L «rt. 329—336. Ttt. II. Ärt. 337. 338.

berechnen, wenn der Anfang derselben nicht nach dem Tage des Bertragsschlusses, sondern nach einem anderen Zeitpunkte oder Ereignisse bestimmt worden ist. Art. 329. Fällt der Zeitpunkt der Erfüllung auf einen Sonn­ tag oder allgemeinen Feiertag, so gilt der nächste Werktag als der Tag der Erfüllung. Art. 330. Soll die Erfüllung innerhalb eines gewissen Zeit­ raums geschehen, so muß sie vor Ablauf desselben erfolgen. Fällt der letzte Tag des Zeitraums auf einen Sonntag oder allgemeinen Feiertag, so muß spätestens am nächstvorhergehenden Werktage erfüllt werden. Art. 331. Abänderungen in diesen Zeitberechnungen (Art. 328 bis 330), soweit sie die Liquidationstermine der Börsengeschäfte be­ treffen, bleiben den Börsenordnungei? Vorbehalten. Art. 332. Die Erfüllung muß an dem Erfüllungstage während der gewöhnlichen Geschäftszeit geleistet und angenommen werden. Art. 333. Ist die vertragsmäßige Frist zur Erfüllung einer Verbindlichkeit verlängert worden, so beginnt die neue Frist im Zweifel am ersten Tage nach Ablauf der alten Frist. Art. 334. In allen Fällen, in welchen ein Verfalltag bestimmt worden ist, ist nach der Natur des Geschäfts und der Absicht der Kontrahenten zu beurtheilen, ob derselbe nur zu Gunsten eines der beiden Kontrahenten hinzugefügt worden ist. Auch wenn der Schuldner hiernach vor dem Verfalltage zu zahlen befugt ist, ist er doch nicht berechtigt, ohne Einwilligung des Gläubigers den Diskonto abzuziehen, insofern nicht Uebereinkunft oder Handelsgebrauch ihn dazu ermächtigen. Art. 335? Ist im Vertrage über die Beschaffenheit und Güte der Waare nichts Näheres bestimmt, so hat der Verpflichtete Handels­ gut mittlerer Art und Güte zu gewähren. Art. 336.31 *2*Maß, **8 Gewicht, Münzfuß, Münzsorten, Zeitrech1 Oesterr. G 1./4. 75. 2 Vgl. RGG über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren 16./7. 84 (RGBl 120); betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln 14./5. 79 (RGBl 145.) 29./6. 87 (RGBl 276); betr. die Verwendung gesundheitsschädlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungsmitteln 5./7. 87 (RGBl 227); betr. den Verkehr mit Ersatzmitteln für Butter 12. 7. 87 (RGBl 375); betr. den Verkehr mit blei- und zinkhaltigen Gegenständen 1./7. 87 (RGBl 273). 8 Vgl. Betreffs des Geldes: G betr. Ausprägung von Reichsgoldmünzen 4./12. 71 (RGBl 404); 9./7. 73 (Anh. VIII, 1); 20./4. 74 (RGBl 35); 30./4. 74 (Anh. VIII, 2); 14./3. 75 (Anh. IH); 6./1. 76 (RGBl 3).

nung und Entfernungen, welche an dem Orte gelten, wo der Ver­ trag erfüllt werden soll, sind im Zweifel als die vertragsmäßigen zu betrachten. Ist die im Vertrage bestimmte Münzsorte am Zahlungsorte nicht im Umlauf oder nur eine Rechnungswährung, so kann der Betrag nach dem Werthe zur Verfallzeit in der Landesmünze gezahlt werden, sofern nicht durch den Gebrauch des Wortes „effektiv" oder eines ähnlichen Zusatzes die Zahlung in der im Vertrage benannten Münzsorte ausdrücklich bedungen ist.

Zweiter Titel:

Vom Kauf.

Art. 337. Das Anerbieten zum Verkauf, welches erkennbar für mehrere Personen, insbesondere durch Mittheilung von Preislisten, Lagerverzeichnissen, Proben oder Mustern geschieht, oder bei welchem die Waare, der Preis oder die Menge nicht bestimmt bezeichnet ist, ist kein verbindlicher Antrag zum Kauf. Art. 338.* 1 Nach den Bestimmungen über den Kauf ist auch Deutsche Maß- und Gewichtsordnung 17. 8. 68 (RGBl 473), Deutsches RG nach RVerf. Art. 80, I, Nr. 11; für Bayern 26 /11. 71 (RGBl 397); Elsaß-Lothringen G 19./12. 74, 1 (RGBl 75, 1); mit Ergän­ zungen und Abänderungen; 1O./3. 70 (RGBl 46); 7 /12. 73 (RGBl 377); N./7. 84 (RGBl 115); 26./4. 93 (RGBl 151); Ausführmngsbestimmungen dazu: Bek. 30./10. 84 (RGBl 215); Bet. 27,/7. 85 (RGBl 263). G betr. die Bezeichnung des Raumgehaltes der Schankgefäße 20./7. 81 (RGBl 249). Anordnung 27 /12. 84 (RGBl 85, Beil, zu Nr. 5); Bek. 4,/5. 85 (RGBl 176); 14. 15./5. 91 (RGBl 115); 23 /12. 91 (RGBl 402); 6./5. 92 (RGBl 686); 14./I. 93 (RGBl 6); 26/6. 93 (RGBl 237). StGB 369. Mit Geldstrafe bis zu einhundert Mark oder mit Haft bis zu vier Wochen werden bestraft: 2. Gewerbtreibende, bei denen zum Gebrauche in ihrem Gewerbe geeignete, mit dem gesetzlichen Aichungsstempel nicht versehene oder unrichtige Maße, Gewichte oder Waagen vorgefundcn werden, oder welche sich einer anderen Verletzung der Vorschriften über die Maß- und Gewichtspolizei schuldig machen. 1 StGB 329. Wer die mit einer Behörde geschlossenenen Lieferungs­ verträge über Bedürfnisse des Heeres oder der Marine zur Zeit eines Kriege-, oder über Lebensmittel zur Abwendung oder Beseitigung eines Nothstandes vorsätzlich entweder nicht zur bestimmten Zeit oder nicht in der vorbedungenen Weise erfüllt, wird mit Gefängniß nicht unter sechs Monaten bestraft; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Liegt der Nichterfüllung des Vertrages Fahrlässigkeit zum Grunde, so

ein Handelsgeschäft zu beurtheilen, dessen Gegenstand in der Lie­ ferung einer Quantität vertretbarer Sachen gegen einen bestimmten Preis besteht. Art. 339. Ein Kauf auf Besicht oder auf Probe ist unter der in dem Willen des Käufers stehenden Bedingung geschlossen, daß der Käufer die Waare besehen oder prüfen und genehmigen werde. Diese Bedingung ist im Zweifel eine aufschiebende. Der Käufer ist vor seiner Genehmigung an den Kauf nicht gebunden. Der Verkäufer hört auf, gebunden zu sein, wenn der Käufer bis zum Ablauf der verabredeten oder ortsgebräuchlichen Frist nicht genehmigt. In Ermangelung einer verabredeten oder ortsgebräuchlichen Frist kann der Verkäufer nach Ablauf einer den Umständen ange­ messenen Zeit den Käufer zur Erklärung aufsordern; er hört auf, gebunden zu sein, wenn sich der Käufer auf die Aufforderung nicht sofort erklärt. Ist die auf Besicht oder Probe verkaufte Waare zum Zweck der Besichtigung oder Probe bereits übergeben, so gilt das Still­ schweigen deS Käufers bis nach Ablauf der Frist oder auf die Auf­ forderung als Genehmigung. Art. 340. Ein Kauf nach Probe oder Muster ist uubedingt, jedoch unter der Verpflichtung des Verkäufers geschlossen, daß die Waare der Probe oder dem Muster gemäß sei. Art. 341. Ein Kauf zur Probe ist unbedingter Kauf unter Hinzufügung des Beweggrundes.

Art. 342. Hinsichtlich des Ortes der Erfüllung der Verbind­ lichkeiten des Verkäufers und des Käufers kommen die Bestimmungen des Artikels 324 Absatz 1 zur Anwendung. Die Uebergabe der Waare geschieht, wenn aus diesen Bestim­ mungen sich nicht ein Anderes ergiebt, an dem Orte, wo der Ver­ käufer zur Zeit des Vertragsabschlusses seine Handelsniederlassung oder in deren Ermangelung seinen Wohnort hatte. Wenn jedoch eine bestimmte Sache verkauft ist, welche sich zur Zeit des Vertrags­ abschlusses mit Wissen der Kontrahenten an einem anderen Orte be­ fand, so geschieht die Uebergabe an diesem Orte.

ist, wenn durch die Handlung ein Schaden verursacht worden ist, auf Gefängniß bis zu zwei Jahren zu erkennen. Dieselben Strafen finden auch gegen die Unterlieferanten, Vermittler und Bevollmächtigten des Lieferanten Anwendung, welche mit Kenntniß deS Zweckeder Lieferung die Nichterfüllung derselben vorsätzlich oder auS Fahrlässigkeit

verursachen.

Der Kaufpreis ist bei der Uebergabe zu entrichten, sofern nicht ein Anderes durch die Natur des Geschäfts bedingt oder durch Ver­ trag oder Handelsgebrauch bestimmt ist. Im Uebrigen kommt die Bestimmung des Art. 325 auch in Bezug auf diese Zahlung zur Anwendung. Art. 343. Der Verkäufer ist verpflichtet, die Waare, solange der Käufer mit der Empfangnahme nicht im Verzüge ist, mit der Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes aufzubewahren. Ist der Käufer mit der Empfangnahme der Waare im Verzüge, so kann der Verkäufer die Waare auf Gefahr und Kosten des Käufers in einem öffentlichen Lagerhause oder bei einem Dritten niederlegen. Er ist auch befugt, nach vorgängiger Androhung die Waare öffentlich verkaufen zu lassen; er darf, wenn die Waare einen Börsenpreis oder einen Marktpreis hat, nach vorgängiger Androhung den Verkauf auch nicht öffentlich durch einen Handelsmäkler oder in Ermangelung eines solchen durch einen zu Versteigerungen befugten Beamten zum laufenden Preise bewirken. Ist die Waare dem Verderben aus­ gesetzt und Gefahr im Verzüge, so bedarf es der vorgängigen An­ drohung nicht. Von der Vollziehung des Verkaufs hat der Verkäufer den Käufer, soweit es thunlich, sofort zu benachrichtigen; bei Unterlassung ist er zum Schadensersätze verpflichtet. Art. 344. Soll die Waare dem Käufer von einem anderen Orte übersendet werden, und hat der Käufer über die Art der Uebersendung nichts bestimmt, so gilt der Verkäufer für beauftragt, mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns die Bestimmung statt des Käufers zu treffen, insbesondere auch die Person zu bestimmen, durch welche der Transport der Waare besorgt oder ausgeführt werden soll. Art. 345. Nach Uebergabe der Waare an den Spediteur oder Frachtführer oder die sonst zum Transport der Waare bestimmte Person trägt der Käufer die Gefahr, von welcher die Waare be­ troffen wird. Hat jedoch der Käufer eine besondere Anweisung über die Art der Uebersendung ertheilt, und ist der Verkäufer ohne dringende Veranlassung davon abgewichen, so ist dieser für den daraus entstandenen Schaden verantwortlich. Der Verkäufer hat die Gefahr, von welcher die Waare auf dem Transport betroffen wird, in dem Falle zu tragen, wenn er gemäß dem Vertrage die Waare an dem Orte, wohin der Transport ge­ schieht, zu liefern hat, so daß dieser Ort für ihn als der Ort der Erfüllung gilt. Daraus, daß der Verkäufer die Zahlung von Kosten oder Auslagen der Versendung übernommen hat, folgt für sich allein

158

HTV Vach IV.

Bon den Handel-geschäften.

Tit. IL

Art. 346—358.

noch nicht, daß der Ort, wohin der Transport geschieht, für den Verkäufer als der Ort der Erfüllung gilt. Durch die Bestimmungen dieses Artikels ist nicht ausgeschlossen, daß die Gefahr schon seit einem früheren Zeitpunkte von dem Käufer getragen wird, sofern dies nach dem bürgerlichen Recht der Fall fein würde. Art. 346. Der Käufer ist verpflichtet, die Waare zu empfangen, sofern sie vertragsmäßig beschaffen ist oder in Ermangelung beson­ derer Verabredung den gesetzlichen Erfordernissen entspricht (Art. 335). Die Empfangnahme muß sofort geschehen, wenn nicht ein Anderes bedungen oder ortsgebräuchlich oder durch die Umstände geboten ist. Art. 347. Ist die Waare von einem anderen Orte übersendet, so hat der Käufer ohne Verzug nach der Ablieferung, soweit dies nach dem ordnungsmäßigen Geschäftsgänge thunlich ist, die Waare zu untersuchen, und wenn sich dieselbe nicht als vertragsmäßig oder gesetzmäßig (Art. 335) ergiebt, dem Verkäufer sofort davon Anzeige zu machen. Versäumt er dies, so gilt die Waare als genehmigt, soweit es sich nicht um Mängel handelt, welche bei der sofortigen Untersuchung nach ordnungsmäßigem Geschäftsgänge nicht erkennbar waren. Ergeben sich später solche Mängel, so muß die Anzeige ohne Verzug nach der Entdeckung gemacht werden, widrigenfalls die Waare auch rücksichtlich dieser Mängel als genehmigt gilt. Die vorstehende Bestimmung findet auch auf den Verkauf auf Besicht oder Probe oder nach Probe Anwendung, insoweit es sich um Mängel der übersendeten Waare handelt, welche bei ordnungs­ mäßigem Besicht oder ordnungsmäßiger Prüfung nicht erkennbar­ waren. Art. 348. Wenn der Käufer die von einem anderen Orte über­ sendete Waare beanstandet, so ist er verpflichtet, für die einstweilige Aufbewahrung derselben zu sorgen. Er kann, wenn sich bei der Ablieferung oder später Mängel ergeben, den Zustand der Waare durch Sachverständige feststellen lassen. Der Verkäufer ist in gleicher Weise berechtigt, diese Fest­ stellung zu verlangen, wenn ihm der Käufer die Anzeige gemacht hat, daß er die Waare wegen Mängel beanstande. Die Sachverständigen ernennt auf Antrag des Betheiligten das Handelsgericht oder in dessen Ermangelung der Richter des Orts.* Die Sachverständigen haben das Gutachten schriftlich oder zu Protokoll zu erstatten. 1 EG z. CPO 13: das Amtsgericht.

Ist die Waare dem Verderben ausgesetzt und Gefahr im Ver­ züge, so kann der Käufer die Waare unter Beobachtung der Bestim­ mungen des Artikels 343 verkaufen lassen. Art. 349. Der Mangel der vertragsmäßigen oder gesetzmäßigen Beschaffenheit der Waare kann von dem Käufer nicht geltend gemacht werden, wenn derselbe erst nach Ablauf von sechs Monaten seit der Ablieferung an den Käufer entdeckt worden ist. Die Klagen gegen den Verkäufer wegen Mängel verjähren in sechs Monaten nach der Ablieferung an den Käufer. Die Einreden sind erloschen, wenn die im Artikel 347 vor­ geschriebene sofortige Absendung der Anzeige des Mangels nicht innerhalb sechs Monate nach der Ablieferung an den Käufer ge­ schehen ist. Ist die Anzeige in dieser Weise erfolgt, so bleiben die Einreden bestehen. An den besonderen Gesetzen oder Handelsgebräuchen, durch welche für einzelne Arten von Gegenständen eine kürzere Frist bestimmt ist, wird hierdurch nichts geändert. Ist die Haftbarkeit des Verkäufers auf eine kürzere oder längere Frist vertragsmäßig festgesetzt, so hat es hierbei sein Bewenden. Art. 350. Die Bestimmungen der Artikel 347 und 349 können von dem Verkäufer im Falle eines Betruges nicht geltend gemacht werden. Art. 351. Sofern nicht durch Ortsgebrauch oder besondere Ab­ rede ein Anderes bestimmt ist, trägt der Verkäufer die Kosten der Uebergabe, insbesondere des Messens und Wägens; der Käufer die Kosten der Abnahme.

Art. 352. Ist der Kaufpreis nach dem Gewicht der Waare zu berechnen, so kommt das Gewicht der Verpackung (Taragewicht) in Abzug, wenn nicht durch besondere Abrede oder durch den Handels­ gebrauch am Orte der Uebergabe ein Anderes bestimmt ist. Ob und in welcher Höhe das Taragewicht nach einem bestimmten An­ sätze oder Verhältniffe statt nach genauer Ausmittelung abzuziehen ist, ingleichen ob und wieviel als Gutgewicht zu Gunsten des Käufers zu berechnen ist, oder als Vergütung für schadhafte oder unbrauchbare Theile (Refaktie) gefordert werden kann, ist nach dem Vertrage oder dem Handelsgebrauche am Orte der Uebergabe zu beurtheilen. Art. 353. Ist im Vertrage der Marktpreis oder der Börsen­ preis als Kaufpreis bestimmt, so ist im Zweifel hierunter der lau­ fende Preis, welcher zur Zeit und an dem Orte der Erfüllung oder an dem für letzteren maßgebenden Handelsplätze nach den dafür bestehenden örtlichen Einrichtungen festgestellt ist, in Ermangelung

160

HSV Buch IV. Bob kn H-BdettgeschAste». Ttt. II. «rt. 354-369.

einer solchen Feststellung oder bei nachgewiesener Unrichtigkeit der­ selben, der mittlere Preis zu verstehen, welcher sich aus der Ver­ gleichung der zur Zeit und am Orte der Erfüllung geschlossenen Kaufverträge ergiebt.

Art. 354.1 Wenn der Käufer mit der Zahlung des Kaufpreises im Verzüge und die Waare noch nicht übergeben ist, so hat der Ver­ käufer die Wahl, ob er die Erfüllung des Vertrages und Schadens­ ersatz wegen verspäteter Erfüllung verlangen, oder ob er statt der Erfüllung die Waare unter Beobachtung der Bestimmungen des Artikels 343 für Rechnung des Käufers verkaufen und Schadensersatz fordern, oder ob er von dem Vertrage abgehen will, gleich als ob derselbe nicht geschlossen wäre.

Art. 355. Wenn der Verkäufer mit der Uebergabe der Waare im Verzüge ist, so hat der Käufer die Wahl, ob er die Erfüllung nebst Schadensersatz wegen verspäteter Erfüllung verlangen, oder ob er statt der Erfüllung Schadensersatz wegen Nichterfüllung fordern oder von dem Vertrage abgehen will, gleich als ob derselbe nicht geschlossen wäre. Art. 356. Will ein Kontrahent auf Grund der Bestimmungen der vorigen Artikel statt der Erfüllung Schadensersatz wegen Nicht­ erfüllung fordern oder von dem Vertrage abgehen, so muß er dies dem anderen Kontrahenten anzeigen und ihm dabei, wenn die Natur des Geschäfts dies zuläßt, noch eine den Umständen angemessene Frist zur Nachholung des Versäumten gewähren. Art. 357. Ist bedungen, daß die Waare genau zu einer festbestimmteu Zeit oder binnen einer festbestimmten Frist geliefert werden soll, so kommt der Artikel 356 nicht zur Anwendung. Der Käufer sowie der Verkäufer kann die Rechte, welche ihm gemäß Artikel 354 oder 355 zustehen, nach seiner Wahl ausüben. Es muß jedoch derjenige, welcher auf der Erfüllung bestehen will, dies un­ verzüglich nach Ablauf der Zeit oder der Frist dem anderen Kon-

1 Vgl. KO 15: Wenn ein zweiseitiger Vertrag zur Zeit der Eröffnung deS Konkursverfahrens von dem Gemeinschuldner und von dem anderen Theile nicht oder nicht vollständig erfüllt ist, so kann der Konkursverwalter an Stelle deS Gemeinschuldners den Vertrag erfüllen und die Erfüllung von dem anderen Theile verlangen. Der Verwalter muß mit Erfordern des anderen Theils, auch wenn die Erfüllungszeit noch nicht cingetreten ist, demselben ohne Verzug erklären, ob er die Erfüllung verlangen will. Unterläßt er dies, so kann er auf der Er­ füllung nicht bestehen. 36 s. oben zu Art. 306. Oesterr. G 1./4. 75, 16.

trahenten anzeigen; unterläßt er dies, so kann er später nicht auf der Erfüllung bestehen.

Will der Verkäufer statt der Erfüllung für Rechnung des säu­ migen Käufers verkaufen, so muß er, im Falle die Waare einen Markt- oder Börsenpreis hat, den Berkaus unverzüglich nach Ablauf der Zeit oder der Frist vornehmen. Ein späterer Verkauf gilt nicht als für Rechnung des Käufers geschehen. Eine vorgängige Andro­ hung ist nicht erforderlich, dagegen hat der Verkäufer auch in diesem Falle den bewirkten Verkauf dem Käufer ungesäumt anzuzeigen. Wenn der Käufer statt der Erfüllung Schadensersatz wegen Nichterfüllung fordert, so besteht, im Falle die Waare einen Markt­ oder Börsenpreis hat, der Betrag des von dem Verkäufer zu leisten­ den Schadensersatzes in der Differenz zwischen dem Kaufpreise und dem Markt- und Börsenpreise zur Zeit und am Orte der geschul­ deten Lieferung, unbeschadet des Rechts des Käufers, einen erweis­ lich höheren Schaden geltend zu machen?

Art. 358. In den Fällen des Artikel 357 ist jeder Kontrahent berechtigt, den Verzug des andern Kontrahenten auf dessen Kosten durch eine öffentliche Urkunde (Protest) feststellen zu lassen. Art. 359. Wenn in den Fällen der Artikel 354, 355 und 357 sich aus den Umständen, insbesondere aus der Natur des Vertrages, aus der Absicht der Kontrahenten oder aus der Beschaffenheit des zu leistenden Gegenstandes ergiebt, daß die Erfüllung des Vertrages auf beiden Seiten theilbar ist, so kann das Abgehen des einen Kontrahenten von dem Vertrage nur in Betreff des von dem anderen Kontrahenten nicht erfüllten Theiles des Vertrages erfolgen.

1 KO 16: War die Lieferung von Waaren,

welche einen Markt- otcr

Börsenpreis haben, genau zu einer festbestimmten Zeit oder binnen einer festbestimmten Frist bedungen, und tritt die Zeit oder der Ablauf der Frist erst nach der Eröffnung des Verfahrens ein, so kann nicht die Erfüllung verlangt,

sondern nur eine Forderung wegen Nichterfüllung gellend gemacht werden. Der Betrag dieser Forderung bestimmt sich durch den Unterschied zwischen dem Kaufpreise und demjenigen Markt- oder Börsenpreise, welcher an dem Orte der Erfüllung oder an dem für denselben maßgebenden Handelsplätze sich für die am zweiten Werktage nach der Eröffnung des Verfahrens mit der bedungenen Erfüllungszeit geschloffenen Geschäfte ergiebt. Ist ein solcher Markt- oder Börsenpreis nicht zu ermitteln, so findet die Bestimmung des ersten Absatzes keine Anwendung. Oesterr. G 1./4. 75, 13: Bei der Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten aus Börsengeschäften (§ 12) ist die Einwendung, daß dem Ansprüche ein als Wette oder Spiel zu beurtheilendes Differenzgeschäst zu Grunde liege, unstatthaft. Friedberg, HandelSgesgbg. 3. Au«g.

11

162

HSV v«ch IV.

vo» Hä Haitdel-geschiistei». TU. UI. Art. 360-369.

Dritter Titel:

Von dem Kommissionsgeschäft.

Art. 360. Kommissionär ist derjenige, welcher gewerbemäßig in eigenem Namen für Rechnung eines Auftraggebers (Kommittenten) Handelsgeschäfte schließt. Durch die Geschäfte, welche der Kommissionär mit Dritten schließt, wird er allein berechttgt und verpflichtet. Zwischen dem Kommittenten und den Dritten entstehen daraus keine Rechte und Pflichten. Ist von dem Auftraggeber ausdrücklich bestimmt, daß das Ge­ schäft auf seinen Namen abgeschloffen werden soll, so ist dies keine kaufmännische Kommission, sondern ein gewöhnlicher Auftrag zu einem Handelsgeschäft. Art. 361. Der Kommissionär hat das Geschäft mit der Sorg­ falt eines ordentlichen Kaufmanns im Interesse des Kommittenten gemäß dem Auftrage auszuführen; er hat dem Kommittenten die er forderlichen Nachrichten zu geben, insbesondere sofort nach der Aus­ führung des Auftrages davon Anzeige zu machen; er ist verpflichtet, dem Kommittenten über das Geschäft Rechenschaft zu geben und ihm dasjenige zu leisten, was er aus dem Geschäft zu fordern hat. Art. 362.1 Handelt der Kommissionär nicht gemäß dem über­ nommenen Auftrage, so ist er dem Kommittenten zum Ersätze des Schadens verpflichtet; der Kommittent ist nicht gehalten, das Geschäft für seine Rechnung gelten zu lassen. Art. 363. Hat der Kommissionär unter dem ihm gesetzten Preise verkauft, so muß er dem Kommittenten den Unterschied im Preise vergüten, sofern er nicht beweist, daß ein Verkauf zu dem gesetzten Preise nicht ausgeführt werden konnte und die Vornahme des Verkaufs von dem Kommittenten Schaden abgewendet hat. Art. 364. Hat der Kommissionär den für den Einkauf gesetzten Preis überschritten, so kann der Kommittent den Einkauf als nicht für seine Rechnung geschehen zurückweisen, sofern sich der Kom­ missionär nicht zugleich mit der Einkaufsanzeige zur Deckung des Unterschiedes erbietet. Der Kommittent, welcher den Einkauf als nicht }ur seine Rech1 StGB 246: Wer eine fremde bewegliche Sache, die er in Besitz oder Gewahrsam hat, sich rechtswidrig zueignet, wird wegen Unterschlagung mit Gefängniß bis zu drei Jahren und, wenn die Sache ihm anvertraut ist, mit Gefängniß bis zu fünf Jahren bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann aus Geldsttafe bis zu neunhundert Mark erkannt werden. Der Versuch ist sttafbar.

nung geschehen zurückweisen will, muß dies ohne Verzug auf die Einkaufsanzeige erklären, widrigenfalls die Ueberschreitung des Auf­ trages als genehmigt gilt.

Art. 365. Wenn das Gut, welches dem Kommissionär zugesandt wird, bei der Ablieferung sich in einem äußerlich erkennbar beschä­ digten oder mangelhaften Zustande befindet, so muß der Kommissionär die Rechte gegen den Frachtführer oder Schiffer wahren, für den Beweis jenes Zustandes sorgen und dem Kommittenten ohne Verzug Nachricht geben. Im Unterlassungsfälle ist er für den daraus entstandenen Schaden verantwortlich. Er kann den Zustand durch Sachverständige feststellen laffen, und wenn das Gut dem Verderben ausgesetzt und Gefahr im Ver­ züge ist, unter Beobachtung der Bestimmungen des Artikels 343 den Verkauf des Gutes bewirken? Art. 366. Treten Veränderungen an dem Gute ein, welche dessen Entwerthung befürchten lassen, und ist keine Zeit vorhanden, die Verfügung des Kommittenten einzuholen, oder der Kommittent in der Ertheilung der Verfügung säumig, so kann der Kommissionär unter Beobachtung der Bestimmungen des Artikels 343 den Verkauf des Guts veranlassen. Ein gleiches Recht hat der Kommissionär in allen anderen Fällen, in welchen der Kommittent, obwohl hierzu nach Lage der Sache verpflichtet, über das Gut zu verfügen unterläßt.

Art. 367. Für Verlust oder Beschädigung des Guts ist der Kommissionär, während er Aufbewahrer desselben ist, verantwortlich, wenn er nicht beweist, daß der Verlust oder die Beschädigung durch Umstände herbeigeführt ist, welche durch die Sorgfalt eines ordent­ lichen Kaufmanns nicht abgewendet werden konnten. Der Kommissionär ist wegen Unterlassung der Versicherung des Guts nur dann verantwortlich, wenn er von dem Kommittenten den Auftrag zur Versicherung erhalten hat. Art. 368. Forderungen aus einem Geschäft, welches der Kom­ missionär abgeschloffen hat, kann der Kommittent dem Schuldner gegenüber erst nach der Abtretung geltend machen. Jedoch gelten solche Forderungen, auch wenn sie nicht abgetreten sind, im Verhältniß zwischen dem Kommittenten und dem Kommissionär oder dessen Gläubigern als Forderungen des Kommittenten. Art. 369.

Der Kommissionär, welcher ohne Einwilligung des

1 Vgl. Anmerkung zu Art. 348. 11*

164

HGV Buch IV.

Bon den Handett-eschilften.

Xis. IIL

«rt. 370-377.

Kommittenten einem Dritten Vorschüsse macht oder Kredit giebt, thut dies auf eigene Gefahr. Insoweit jedoch der Handelsgebrauch am Orte des Geschäfts das Kreditiren des Kaufpreises mit sich bringt, ist in Ermangelung einer anderen Bestimmung des Kommittenten auch der Kommissionär dazu berechtigt. Hat der Kommissionär unbefugt auf Kredit verkauft, so hat er dem Kommittenten, welcher dies nicht genehmigt, sofort als Schuldner des Kaufpreises die Zahlung zu leisten. Beweist der Kommissionär, daß beim Verkauf gegen Baar der Preis ein geringerer gewesen sein würde, so hat er nur diesen Preis und, wenn derselbe geringer ist, als der auftraggemäße Preis, auch den Unterschied gemäß Artikel 363 zu vergüten. Art. 370. Der Kommissionär steht für die Zahlung oder für die anderweitige Erfiillung der Verbindlichkeit seines Kontrahenten ein, wenn dies von ihm übernommen oder am Orte seiner Niederlasiung Handelsgebrauch ist. Der Kommissionär, welcher für seinen Kontrahenten einsteht, ist dem Kommittenten für die gehörige Erfüllung im Zeitpunkte des Verfalls unmittelbar und persönlich insoweit verhaftet, als solche aus dem Vertragsverhältnisse überhaupt rechtlich gefordert werden kann. Der Kommissionär, welcher für seinen Kontrahenten einsteht, ist dafür zu einer Vergütung (del eredere-Prvvision) berechtigt.

Art. 371. Der Kommittent ist schuldig, dem Kommissionär zu ersetzen, was dieser an baaren Auslagen oder überhaupt zum Voll­ züge des Geschäfts nothwendig oder nützlich aufgewendet hat. Hierzu gehört auch die Vergütung für die Benutzung der Lagerräume und der Transportmittel des Kommissionärs und der Arbeit seiner Leute. Der Kommissionär hat die Provision zu fordern, wenn das Geschäft zur Ausführung gekommen ist. Für Geschäfte, welche nicht zur Ausführung gekommen sind, kann eine Provision nicht gefordert werden; jedoch hat der Kommissionär das Recht auf die Ausliefe­ rungsprovision, sofern eine solche ortsgebräuchlich ist.

Art. 372. Wenn der Kommissionär zu vortheilhafteren Be­ dingungen abschließt, als sie ihm vom Kommittenten gestellt worden, so kommt der Vortheil dem letzteren allein zu Statten. Dies gilt insbesondere, wenn der Preis, für welchen der Kom­ missionär verkauft, den vom Kommittenten bestimmten niedrigsten Preis übersteigt, oder wenn der Preis, für welchen er einkauft, den vom Kommittenten bestimmten höchsten Preis nicht erreicht. Art. 373. Ein Kommissionär, welcher den Ankauf eines Wechsels

übernommen hat, ist, wenn er den Wechsel indossirt, verpflichtet, denselben regelmäßig und ohne Vorbehalt zu indossiren. Art. 374. Der Kommissionär hat an dem Kommissionsgut, sofern er dasselbe noch in seinem Gewahrsam hat oder sonst, ins­ besondere mittelst der Konnossemente, Ladescheine oder Lagerscheine, noch in der Lage ist, darüber zu verfügen, ein Pfandrecht wegen der auf das Gut verwendeten Kosten, wegen der Provision, wegen der rücksichtlich des Gutes gegebenen Vorschüsse und Darlehen, wegen der rücksichtlich desselben gezeichneten Wechsel oder in anderer Weise eingegangenen Verbindlichkeiten, sowie wegen aller Forderungen aus laufender Rechnung in Kommissionsgeschäften. Der Kommissionär kann sich für die vorstehend erwähnten An­ sprüche aus den durch das Kommissionsgeschäft begründeten und noch ausstehenden Forderungen vorzugsweise vor dem Kommittenten uno dessen Gläubigern befriedigen? Art. 375.2 Ist der Kommittent in Erfüllung der in dem vorigen Artikel bezeichneten Verpflichtungen gegen den Kommissionär im Verzüge, so ist der letztere berechtigt, sich unter Beobachtung der Vorschriften des Artikels 310 aus dem Kommissionsgute bezahlt zu machen; er hat dieses Recht auch gegenüber den übrigen Gläubigern und der Konkursmasse des Kommittenten. Art. 376. Bei der Kommission zum Einkauf oder zum Ver­ kauf von Waaren, Wechseln und Werthpapieren, welche einen Börsen­ preis oder Marktpreis haben, ist der Kommissionär, wenn der Kom­ mittent nicht ein Anderes bestimmt hat, befugt, das Gut, welches er einkaufen soll, selbst als Verkäufer zu liefern, ober das Gut, welches er zu verkaufen beauftragt ist, als Käufer für sich zu behalten. In diesem Falle ist die Pflicht des Kommissionärs, Rechenschaft über die Abschließung des Kaufs oder Verkaufs zu geben, auf den Nachweis beschränkt, daß bei dem berechneten Preise der Börsenpreis ober Marktpreis zur Zeit der Ausführung des Auftrags eingehalten ist. Er ist zu der gewöhnlichen Provision berechtigt und kann die bei Kommissionsgeschäften sonst regelmäßig vorkommenden Unkosten berechnen. Macht der Kommissionär nicht zugleich mit der Anzeige über die Ausführung des Auftrages eine andere Person als Käufer ober Verkäufer namhaft, so ist der Kommittent befugt, den Kommissionär selbst als Käufer oder Verkäufer in Anspruch zu nehmen. Art. 377. Wenn der Kommittent den Auftrag widerruft und 1 Vgl. SO 36 (oben zu Art. 306); 41, 8 (oben zu Art. 309). 1 SO 36 (oben zu Art. 306).

166

HTV vuch IV. von d HaudelSgeschLfte«. TU. 11L Lrt. 378. TU. IV. Art. 379-388.

der Widerruf bei dem Kommissionär eintrifft, bevor die Anzeige von der Ausführung des Auftrages Behufs ihrer Absendung abgegeben ist, so kann sich der Kommissionär der Befugniß, selbst als Käufer oder Verkäufer aufzutreten, nicht mehr bedienen. Art. 378. Die Bestimmungen dieses Titels kommen auch zur Anwendung, wenn ein Kaufmann, desien gewöhnlicher Handelsbetrieb nicht in Kommissionsgeschäften besteht, ein einzelnes Handelsgeschäft in eigenem Namen für Rechnung eines Auftraggebers schließt.

Vierter Titel:

Von dem Speditionsgeschäfte.

Art. 379. Spediteur ist derjenige, welcher gewerbemäßig in eigenem Namen für fremde Rechnung Güterversendungen durch Fracht­ führer oder Schiffer zu besorgen übernimmt. Art. 380. Der Spediteur haftet für jeden Schaden, welcher aus der Vernachlässigung der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns bei der Empfangnahme und Aufbewahrung des Gutes, bei der Wahl der Frachtführer, Schiffer oder Zwischenspediteure und überhaupt bei der Ausführung der von ihm übernommenen Versendung der Güter entsteht. Der Spediteur hat die Anwendung dieser Sorgfalt zu beweisen. Art. 381. Der Spediteur hat die Provision und die Erstattung dessen zu fordern, was er an Auslagen und Kosten oder überhaupt zum Zweck der Versendung nothwendig oder nützlich aufgewendet hat (Art. 371). Er ist nicht befugt, eine höhere als die mit dem Frachtführer oder Schiffer bedungene Fracht zu berechnen. Art. 382. Der Spediteur hat wegen der Fracht, der Provision, der Auslagen, Kosten und Verwendungen und wegen der dem Ver­ sender auf das Gut geleisteten Vorschüsse ein Pfandrecht an dem Gute, sofern er dasselbe noch in seinem Gewahrsam hat oder in der Lage ist, darüber zu verfügen. Er kann dieses Recht auch gegenüber den übrigen Gläubigern und der Konkursmasse des Eigenthümers geltend machen? Bedient sich der Spediteur eines Zwischenspediteurs, so hat der letztere zugleich die seinem Vormann zustehenden Rechte, insbesondere deffen Pfandrecht, auszuüben. Soweit der Vormann wegen seiner Forderung durch Nach­ nahme von dem Nachmann befriedigt ist, geht die Forderung und das Pfandrecht des Vormanns von Rechtswegen auf den Nachmann 1 KO 46, 8 (oben zu Art. 309).

über. Dasselbe gilt in Bezug auf die Forderung und das Pfand­ recht des Frachtführers, wenn und insoweit der letztere von dem Zwischenspediteur befriedigt ist. Art. 383. Ein Spediteur, welcher die Versendung durch Fracht­ führer oder Schiffer, jedoch mittelst von ihm für eigene Rechnung gemietheter Transportmittel besorgt, kann die gewöhnliche Fracht nebst der Provision und den sonstigen Kosten berechnen. Art. 384. Wenn ein Spediteur mit dem Absender oder Empfänger über bestimmte Sätze der Transportkosten sich geeinigt hat, so haftet er, in Ermangelung einer entgegenstehenden Vereinbarung, für die von ihm angenommenen Zwischenspediteure und Frachtführer. Er ist in diesem Falle zur Provision nur dann berechtigt, wenn verein­ bart ist, daß eine solche neben den bestimmten Sätzen der Transport­ kosten gefordert werden könne. Art. 385. Der Spediteur ist, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, befugt, den Transport der Güter selbst auszuführen. Wenn er sich dieser Befugniß bedient, so hat er zugleich die Rechte und Pflichten eines Frachtführers und kann die gewöhnliche Fracht, die Provision und die bei Spedittonsgeschäften sonst regel­ mäßig vorkommenden Unkosten berechnen. Art. 386. Die Klagen gegen den Spediteur wegen gänzlichen Verlustes oder wegen Verminderung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung des Guts verjähren nach einem Jahre. Die Frist beginnt in Ansehung der Klagen wegen des gänz­ lichen Verlustes mit dem Ablauf des Tages, an welchem die Ab­ lieferung hätte bewirkt sein müssen; in Ansehung der Klagen wegen Verminderung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung mit dem Ablauf des Tages, an welchem die Ablieferung geschehen ist. In gleicher Art sind die Einreden wegen Verlustes, Verminde­ rung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung des Guts erloschen, wenn nicht die Anzeige von diesen Thatsachen an den Spediteur binnen der einjährigen Frist abgesandt worden ist. Die Bestimmungen dieses Arttkels finden in Fällen des Be­ truges oder der Veruntreuung des Spediteurs keine Anwendung. Art. 387. Im Uebrigen sind die Rechte und Pflichten des Spediteurs, soweit dieser Titel keine Bestimmungen darüber enthält, nach den Grundsätzen des vorigen Titels zu beurtheilen; insbesondere kommen die Besttmmungen, welche in den Artikeln 365 bis 367 für den Kommissionär gegeben sind, auch für den Spediteur zur Anwendung. Art. 388. Wenn ein Kaufmann, dessen gewöhnlicher Handels­ betrieb nicht in Spedittonsgeschäften besteht, eine Güterversendung durch Frachtführer oder Schiffer für fremde Rechnung in eigenem

168 HTV 8n»lV. Bon den H-ndeU«eschiiften. Ttt. IV. Art. 389. Dt. V. Art. 390-397.

Namen zu besorgen übernimmt, so gelten in Ansehung eines solchen Geschäfts die Vorschriften dieses Titels. Art. 389. Die Bestimmungen dieses Titels finden keine An­ wendung auf Personen, welche nur die Vermittelung von Fracht­ verträgen zwischen dem Absender und dem Frachtführer oder Schiffer bewirken (Frachtmäkler, Güterbestätter, Schiffsprokureure).

Fünfter Titel:

Von dem Frachtgeschäft.

Erster Abschnitt. Vom Frachtgeschäft überhaupt.

Art. 390. Frachtführer ist derjenige, welcher gewerbemäßig den Transport von Gütern zu Lande oder auf Flüssen oder Binnen­ gewässern ausführt. Art. 391. Der Frachtbrief dient als Beweis über den Vertrag zwischen dem Frachtführer und dem Absender. Der Frachtführer kann die Ausstellung eines Frachtbriefes ver­ langen. Art. 392. Der Frachtbrief enthalt: 1. die Bezeichnung des Guts nach Beschaffenheit, Menge und Merkzeichen; 2. den Namen und Wohnort des Frachtführers: 3. den Namen des Absenders: 4. den Namen dessen, an welchen das Gut abgeliefert werden soll: 5. den Ort der Ablieferung: 6. die Bestimmung in Ansehung der Fracht: 7. den Ort und Tag der Ausstellung; 8. die besonderen Vereinbarungen, welche die Parteien etwa noch über andere Punkte, namentlich über die Zeit, innerhalb welcher der Transport bewirkt werden soll, und über die Entschädigung wegen verspäteter Ablieferung, getroffen haben. Art. 393. Der Absender ist verpflichtet, bei Gütern, welche vor­ der Ablieferung an den Empfänger einer zoll- oder steueramtlichen Behandlung unterliegen, den Frachtführer in den Besitz der deshalb erforderlichen Begleitpapiere zu setzen. Er hastet dem Frachtführer, sofern nicht diesem selbst ein Verschulden zur Last fällt, für alle Strafen und Schäden, welche denselben wegen Unrichtigkeit oder Un­ zulänglichkeit der Begleitpapiere treffen. Art. 394. Ist über die Zeit, binnen welcher der Frachtführer den Transport bewirken soll, im Frachtverttage nichts bedungen, so wird die Frist, innerhalb deren er die Reise antreten muß, durch

voll dem Srachrgeschiist (überhallpt).

den Ortsgebrauch bestimmt; besteht ein Ortsgebrauch nicht, so ist die Reise binnen einer den Umständen des Falles angemeffenen Frist anzutreten. Wird der Antritt oder die Fortsetzung der Reise durch Natur­ ereignisse oder sonstige Zufälle zeitweilig verhindert, so braucht der Absender die Aufhebung des Hindernisses nicht abzuwarten, er kann vielmehr von dem Vertrage zurücktreten, muß aber den Frachtführer, sofern demselben kein Verschulden zur Last fällt, wegen der Kosten zur Vorbereitung der Reise, der Kosten der Wiederausladung und der Ansprüche in Beziehung auf die bereits zurückgelegte Reise ent­ schädigen. Ueber die Höhe der Entschädigung entscheidet der Orts­ gebrauch und in dessen Ermangelung das richterliche Ermessen. Art. 395. Der Frachtführer haftet für den Schaden, welcher durch Verlust oder Beschädigung des Frachtguts seit der Empfang­ nahme bis zur Ablieferung entstanden ist, sofern er nicht beweist, daß der Verlust oder die Beschädigung durch höhere Gewalt (vis major) oder durch die natürliche Beschaffenheit des Guts, namentlich durch inneren Verderb, Schwinden, gewöhnliche Leckage u. dgl., oder durch äußerlich nicht erkennbare Mängel der Verpackung entstanden ist. Für Kostbarkeiten, Gelder und Werthpapiere haftet der Fracht­ führer nur dann, wenn ihm diese Beschaffenheit oder der Werth des Guts angegeben ist. Art. 396. Wenn auf Grund des vorhergehenden Artikels von dem Frachtführer für Verlust oder Beschädigung des Guts Ersatz geleistet werden muß, so ist der Berechnung des Schadens nur der gemeine Handelswerth des Guts zu Grunde zu legen. Im Falle des Verlustes ist der gemeine Handelswerth zu er­ setzen, welchen Gut derselben Art und Beschaffenheit am Ort der Ablieferung zu der Zeit hatte, in welcher das Gut abzuliefern war; davon kommt in Abzug, was in Folge des Verlustes an Zöllen und Unkosten erspart ist. Im Falle der Beschädigung ist der Unterschied zwischen dem Verkaufswerth des Guts im beschädigten Zustande und dem gemeinen Handelswerth zu ersetzen, welchen das Gut ohne diese Beschädigung am Ort und zur Zeit der Ablieferung gehabt haben würde, nach Abzug der Zölle und Unkosten, soweit sie in Folge der Beschädigung erspart sind. Hat das Gut keinen Handelswerth, so ist der Berechnung des Schadens der gemeine Werth des Guts zu Grunde zu legen. Wenn dem Frachtführer eine bösliche Handlungsweise nach­ gewiesen wird, so hat er den vollen Schaden zu ersetzen. Art. 397. Der Frachtführer haftet für den Schaden, wclchec

170

HSV vuch IV.

von den HaudrlSgeschäfteu.

Dir. V.

«rt. 398-408.

durch Versäumung der bedungenen oder üblichen Lieferungszeit ent­ standen ist, sofern er nicht beweist, daß er die Verspätung durch Anwendung der Sorgfalt eines ordentlichen Frachtführers nicht habe abwenden können. Art. 398. Ist für den Fall verspäteter Ablieferung ein Abzug an der Fracht oder der Verlust der Fracht oder sonst eine Konven­ tionalstrafe bedungen, so kann im Zweifel außerdem auch der Ersatz des diesen Betrag übersteigenden Schadens gefordert werden, welcher durch die verspätete Ablieferung entstanden ist.

Art. 399. Beweist der Frachtführer, daß er die Verspätung durch die Sorgfalt eines ordentlichen Frachtführers nicht habe ab­ wenden können, so kann die bedungene gänzliche oder theilweise Einbehaltung der Fracht, oder die Konventionalstrafe wegen verspäteter Ablieferung nichts in Anspruch genommen werden, es sei denn, daß sich aus dem Vertrage eine entgegenstehende Absicht ergiebt. Art. 400. Der Frachtführer hastet für seine Leute und für andere Personen, deren er sich bei Ausführung des von ihm über­ nommenen Transports bedient. Art. 401. Wenn der Frachtführer zur gänzlichen oder theilweisen Ausführung des von ihm übernommenen Transports das Gut einem anderen Frachtführer übergiebt, so haftet er für diesen und die etwa folgenden Frachtführer bis zur Ablieferung. Jeder Frachtführer, welcher auf einen anderen Frachtführer folgt, tritt dadurch, daß er das Gut mit dem ursprünglichen Fracht­ brief annimmt, in den Frachtvertrag gemäß dem Frachtbrief ein, übernimmt eine selbstständige Verpflichtung, den Transport nach In­ halt des Frachtbriefes auszusühren, und hat auch in Bezug auf den von den früheren Frachtführern bereits ausgeführten Transport für die Verbindlichkeiten derselben einzustehen. Art. 402. Der Frachtführer hat den späteren Anweisungen des Absenders wegen Zurückgabe des Guts oder wegen Auslieferung desselben an einen anderen als den im Frachtbriefe bezeichneten Empfänger so lange Folge zu leisten, als er nicht letzterem nach Ankunft des Guts am Ort der Ablieferung den Frachtbrief über­ geben hat. Ist dies bereits geschehen, so hat er nur die Anweisungen deS bezeichneten Empfängers zu beachten, widrigenfalls er demselben für das Gut verhaftet ist. Art. 403. Der Frachtführer ist verpflichtet, am Ort der Ab­ lieferung dem durch den Frachtbrief bezeichneten Empfänger daS Frachtgut auszuhändigen. Art. 404. Der im Frachtbriefe bezeichnete Empfänger ist vor

Ankunft des Guts am Ort der Ablieferung dem Frachtführer gegen­ über berechtigt, alle zur Sicherstellung des Guts erforderlichen Maß­ regeln zu ergreifen und dem Frachtführer die zu diesem Zweck noth­ wendigen Anweisungen zu ertheilen; die Auslieferung des Guts kann er vor dessen Ankunft am Ort der Ablieferung nur dann fordern, wenn der Absender den Frachtführer zu derselben ermächtigt hat. Art. 405. Nach Ankunft des Frachtführers am Ort der Ab­ lieferung ist der im Frachtbriefe bezeichnete Empfänger berechtigt, die durch den Frachtvertrag begründeten Rechte gegen Erfüllung der Verpflichtungen, wie sie der Aachtbrief ergiebt, in eigenem Namen gegen den Frachtführer geltend zu machen, sei es, daß er hierbei in eigenem oder fremdem Interesse handle; er ist insbesondere berech­ tigt, den Frachtführer auf Uebergabe des Frachtbriefes und Aus­ lieferung des Guts zu belangen, sofern nicht der Absender demselben vor Anstellung der Klage eine nach Maßgabe des Artikels 402 noch zulässige entgegenstehende Anweisung gegeben hat. Art. 406. Durch Annahme des Guts und des Frachtbriefewird der Empfänger verpflichtet, dem Frachtführer nach Maßgabe des Frachtbriefes Zahlung zu leisten. Art. 407. Wenn der bezeichnete Empfänger des Guts nicht auszumitteln ist oder die Annahme verweigert, oder wenn Streit über die Annahme oder den Zustand des Guts entsteht, so kann der Betheiligte den letzteren durch Sachverständige feststellen lasten. Die Sachverständigen ernennt auf das Ansuchen des Bethei­ ligten das Handelsgericht oder in dessen Ermangelung der Richter des Orts? Die Sachverständigen haben ihr Gutachten schriftlich oder zu Protokoll zu erstatten. Das Gericht kann auf Ansuchen des Betheiligten verordnen, daß das Gut in einem öffentlichen Lagerhause oder bei einem Dritten niedergelegt, und daß es ganz oder zu einem entsprechenden Theile Behufs Bezahlung der Fracht und der übrigen Forderungen des Frachtführers öffentlich verkauft wird. Ueber das Ansuchen um Ernennung von Sachverständigen oder um Verfügung des Gerichts wegen Niederlegung und wegen Ver­ kaufs des Guts wird die Gegenpartei, wenn sie am Orte anwesend ist, gehört. Art. 408. Durch Annahme des Guts und Bezahlung der Fracht erlischt jeder Anspruch gegen den Frachtführer. Nur wegen Verlustes oder Beschädigung, welche bei der Ab1 Siehe zu Artikel 348.

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HTV Buch IV. Voa de» Handelsgeschäfte«. Tit. V. en. 409-416.

lieferuiiß äußerlich nicht erkennbar waren, kann der Frachtführer selbst nach der Annahme und nach Bezahlung der Fracht in Anspruch genommen werden, wenn die Feststellung des Verlustes oder der Be­ schädigung ohne Verzug nach der Entdeckung nachgesucht worden ist, und bewiesen wird, daß der Verlust oder die Beschädigung während der Zeit seit der Empfangnahme bis zur Ablieferung entstanden ist. Die Bestimmungen über die Verjährung der Klagen und Ein­ reden des Spediteurs wegen Verlustes, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung des Guts (Art. 386) finden auch auf den FrachtführerAnwendung. Art. 409. Der Frachtführer hat wegen aller durch den Fracht­ vertrag begründeten Forderungen, insbesondere der Fracht- und Liege gelber, sowie wegen der Zollgelder und anderer Auslagen ein Pfand­ recht an dem Frachtgut. Dieses Pfandrecht besteht, so lange das Gut zurückbehalten oder niedergelegt ist- es dauert auch nach der Ablieferung noch fort, insofern der Frachtführer es binnen drei Tagen nach der Ablieferung gerichtlich geltend macht, und das Gut noch bei dem Empfänger oder bei einem Dritten sich befindet, welcher es für den Empfänger besitzt. Er kann zu seiner Befriedigung den Verkauf des Guts oder eines Theils desselben veranlassen (9Irt 407). Er hat dieses Recht auch gegenüber den übrigen Gläubigern und der Konkursmasse des Eigentümers? Art. 410. Geht das Gut durch die Hände mehrerer Fracht­ führer, so hat der letzte bei der Ablieferung, sofern nicht der Fracht­ brief das Gegentheil bestimmt, auch die aus dem Frachtbriefe sich ergebenden Forderungen der vorhergehenden einzuziehen und deren Rechte, insbesondere auch das Pfandrecht, auszuüben. Der vorhergehende Frachtführer, welcher von dem nachfolgenden befriedigt ist, überträgt auf diesen von Rechtswegen seine Forderung und sein Pfandrecht. In gleicher Art wird die Forderung und das Pfandrecht des Spediteurs auf den nachfolgenden Spediteur und den Frachtführer übertragen. Das Pfandrecht der Vormänner besteht so lange, als das Pfand­ recht des letzten Frachtführers. Art. 411. Wenn auf demselben Gute zwei oder mehrere gemäß den Artikeln 374, 382 und 409 begründete Pfandrechte bestehen, so geht unter denjenigen Pfandrechten, welche durch die Versendung oder durch den Transport des Guts entstanden sind, daS später entKO 41, 8 (s. oben zu Art. 309).

standene dem früher entstandenen vor; diese Pfandrechte haben sämmt­ lich den Vorrang vor dem Pfandrecht des Kommissionärs und vor­ dem Pfandrecht des Spediteurs für Vorschüsse; unter den letzteren Pfandrechten geht das früher entstandene dem später entstandenen vor.

Art. 412. Wenn der Frachtführer das Gut ohne Bezahlung abliefert und das Pfandrecht nicht binnen drei Tagen nach der Ab­ lieferung gerichtlich geltend macht, so wird er, sowie die vorher­ gehenden Frachtführer und die Spediteure, des Rückgriffs gegen die Vormänner verlustig. Der Anspruch gegen den Empfänger bleibt in Kraft.

Art. 413. Der Absender und der Frachtführer können Überein­ kommen, daß der letztere dem ersteren einen Ladeschein ausstellt. Der Ladeschein ist eine Urkunde, durch welche der Frachtführer sich zur Aushändigung des Guts verpflichtet. Art. 414. Der Ladeschein enthält: 1. die Bezeichnung der geladenen Güter nach Beschaffenheit, Menge und Merkzeichen; 2. den Namen und Wohnort des Frachtführers; 3. den Namen des Absenders; 4. den Namen desjenigen, an den oder an dessen Ordre das Gut abgeliefert werden soll. Als solcher ist der Absender zu ver­ stehen, wenn der Ladeschein lediglich an Ordre gestellt ist;

5. den Ort d.er Ablieferung; 6. die Bestimmung in Ansehung der Fracht; 7. den Ort und Tag der Ausstellung. Der Ladeschein muß von dem Frachtführer unterzeichnet sein. Der Absender hat dem Frachtführer auf dessen Verlangen eine von ihm unterzeichnete gleichlautende Kopie des Ladescheins auszu­ händigen.

Art. 415. Der Ladeschein entscheidet für die Rechtsverhältnisse zwischen dem Frachtführer und dem Empfänger des Guts; die nicht in demselben aufgenommenen Bestimmungen des Frachtvertrages haben gegenüber dem Empfänger keine rechtliche Wirkung, sofern nicht auf dieselben ausdrücklich Bezug genommen ist. Für die Rechtsverhältnisse zwischen Frachtführer und Absenderbleiben die Bestimmungen des Frachtvertrages maßgebend.

Art. 416. Wenn der Frachtführer einen Ladeschein ausgestellt hat, darf er späteren Anweisungen des Absenders wegen Zurückgabe oder Auslieferung des Guts an einen anderen als den durch den Ladeschein legitimirten Empfänger nur dann Folge leisten, toenii ihm der Ladeschein zurückgegeben wird. Handelt er dieser Bestimmung

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HGV v«ch IV.

von -e« Ha»dettseslhiiflea.

Ttt. V.

Art. 417-424.

entgegen, so ist er dem rechtmäßigen Inhaber des Ladescheins für das Gut verpflichtet. Art. 417. Zum Empfange des Guts legitimirt ist derjenige, an welchen das Gut nach dem Ladeschein abgeliefert werden soll, oder auf welchen der Ladeschein, wenn er an Ordre lautet, durch Indossament übertragen ist. Art. 418. Der Frachtführer ist zur Ablieferung des Guts nur gegen Rückgabe des Ladescheins, auf welchem die Ablieferung des Guts zu bescheinigen ist, verpflichtet. Art. 419. Im Uebrigen kommen die Bestimmungen über die Rechte und Pflichten des Frachtführers auch in dem Falle zur An­ wendung, wenn ein Ladeschein ausgestellt ist. Art. 420. Wenn ein Kaufmann, dessen gewöhnlicher Handels betrieb sich nicht auf die Ausführung von Frachtgeschäften erstreckt, in einem einzelnen Falle einen Transport von Gütern zu Land oder auf Flüssen und Binnengewässern auszuführen übernimmt, so kommen die Bestimmungen dieses Titels auch in Bezug auf ein solches Ge­ schäft zur Anwendung. Art. 421. Die Bestimmungen dieses Abschnitts finden auch Anwendung ans Frachtgeschäfte von Eisenbahnen nnd anderen öffent­ lichen Transportanstalten. Sie gelten jedoch für die Postanstalten nur insoweit, als nicht durch besondere Gesetze oder Verordnungen für dieselben ein Anderes bestimmt ist? Für die Eisenbahnen kommen ferner die Bestimmungen des folgenden Abschnitts zur Anwendung.

Zweiter Abschnitt. Von dem Frachtgeschäft der Eisenbahnen insbesondere?

Art. 422. Eine Eisenbahn, welche dem Publikum zur Benutzung 1 Vgl. RG über das Postwesen 28./10. 71 (Beil. IX, 1); Welt­ postvereinsvertrag und Uebereinkommen dazu 4., 7. 91 (Beil. IX, 2); Vgl. auch für Telegraphen an st allen. Telegraphenordn ung 15./6. 91 (Beil. IX, 8). 1 Verkehrsordnung f. d. Eisenbahnen Deutschlands 15. 11. 92 (Beil. X, 1); Internationales Uebereinkommen über den Eisen­ bahnfrachtvertrag 14./10. 90 (Beil. X, 2). RG 7./G. 71 betr. die Ver­ bindlichkeit zum Schadensersätze für die bei dem Betriebe von Eisenbahn eure he r beigeführte nTöd tu ngen und Körperverletzungen (RGBl 207). RG 27.'6. 73 betr. die Errichtung eines Reichseisenbahn­ amtes (RGBl 164). Für Oesterreich: Betriebsreglem. 10./6. 74 (RGBl Nr. 75); G 5 /3. 69.

für den Gütertransport eröffnet ist, kann die bei ihr nachgesuchte Eingehung eines Frachtgeschäfts für ihre Bahnstrecke nicht ver­ weigern, insofern 1. die Güter, an sich oder vermöge ihrer Verpackung nach den Reglements, und im Falle die letzteren fehlen oder keinen An­ halt gewähren, nach den Einrichtungen und der Benutzungs­ weise der Bahn zum Transport sich eignen ; 2. der Absender in Bezug auf die Fracht, die Auflieferung der Güter und die sonstigen den Eisenbahnen freigestellten Trans­ portbedingungen sich den allgemein geltenden Anordnungen der Bahnverwaltung unterwirft; 3. die regelmäßigen Transportmittel der Bahn zur Ausführung des Transports genügen. Die Eisenbahnen sind nicht verpflichtet, die Güter zum Transport eher anzunehmen, als bis die Beförderung derselben geschehen kann. In Ansehung der Zeit der Beförderung darf kein Absender vor dem Anderen ohne einen in den Einrichtungen der Bahn, in den Transportverhältnissen, oder im öffentlichen Interesse liegenden Grund begünstigt werden. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieses Artikels be­ gründen den Anspruch auf Ersatz des dadurch entstandenen Schadens. Art. 423. Die im Artikel 422 bezeichneten Eisenbahnen sind nicht befugt, die Anwendung der in den Artikeln 395, 396, 397, 400, 401, 408 enthaltenen Bestimmungen über die Verpflichtung des Frachtführers zum Schadensersätze, sei es in Bezug auf den Ein­ tritt, den Umfang oder die Dauer der Verpflichtung oder in Bezug auf die Beweislast, zu ihrem Vortheil durch Verträge (mittelst Regle­ ments oder durch besondere Uebereinkunft) im Voraus auszuschließen oder zu beschränken, außer, soweit solches durch die nachfolgenden Artikel zugelaffen ist. Vertragsbestimmungen, welche dieser Vorschrift entgegenstehen, haben keine rechtliche Wirkung. Art. 424. Es kann bedungen werden: 1. in Ansehung der Güter, welche nach Vereinbarung mit dem Absender in unbedeckten Wagen transportirt werden: daß für den Schaden nicht gehaftet werde, welcher aus der mit dieser Transportart verbundenen Gefahr entstanden ist; 2. in Ansehung der Güter, welche, ungeachtet ihrer Natur eine Verpackung zum Schutz gegen Verlust oder Beschädigung auf dem Transport erfordert, nach Erklärung des Absenders auf dem Frachtbrief unverpackt oder mit mangelhafter Verpackung aufgegeben sind:

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HSV vuch iv. vo» dt« HLLdel-ieschttste«. Xit. V.

«rt. 425—429.

daß für den Schaden nicht gehastet werde, welcher aus der mit dem Mangel der Verpackung oder mit der mangelhaften Beschaffenheit der Verpackung verbundenen Gefahr ent­ standen ist; 3. in Ansehung der Güter, deren Auf- und Abladen nach Ver­ einbarung mit dem Absender von diesem besorgt wird: daß für den Schaden nicht gehastet werde, der aus der mit dem Auf- oder Abladen oder mit mangelhafter Verladung verbundenen Gefahr entstanden ist; 4 in Ansehung der Güter, welche vermöge ihrer eigenthümlichen natürlichen Beschaffenheit der besonderen Gefahr ausgesetzt sind, gänzlichen oder theilweisen Verlust oder Beschädigung, nament­ lich Bruch, Rost, inneren Verderb, außergewöhnliche Leckage u. s. w. zu erleiden: daß für den Schaden nicht gehaftet werde, welcher aus dieser Gefahr entstanden ist; ü. in Ansehung lebender Thiere: daß für den Schaden nicht gehaftet werde, welcher aus der mit dem Transport dieser Thiere für dieselben verbundenen besonderen Gefahr entstanden ist; 6. in Ansehung begleiteter Güter: daß für den Schaden nicht gehastet werde, welcher aus der Gefahr entstanden ist, deren Abwendung durch die Beglei­ tung bezweckt wird. Ist eine der in diesem Artikel zugelassenen Bestimmungen be­ dungen, so gilt zugleich als bedungen, daß bis zum Nachweise des Gegentheils vermuthet werden soll, daß ein eingetretener Schaden, wenn er aus der nicht übernommenen Gefahr entstehen konnte, aus derselben wirklich entstanden ist. Eine nach diesem Artikel bedungene Befreiung von der Haft­ pflicht kann nicht geltend gemacht werden, wenn nachgewiesen wird, daß der Schaden durch Verschulden der Bahnverwaltung oder ihrer Leute entstanden ist.

Art. 425. In Ansehung des Reisegepäcks kann bedungen werden: 1. daß für Verlust oder Beschädigung von Reisegepäck, welches nicht zum Transport aufgegeben ist, nur gehastet werde, wenn ein Verschulden der Bahnverwaltung oder ihrer Leute nach­ gewiesen wird. Dasselbe kann in Ansehung von Gegenständen bedungen werden, welche sich in Reise-Equipagen befinden; 2. daß für Verlust von Reisegepäck, welches zum Transport auf­ gegeben ist, nur gehaftet werde, wenn das Gepäck binnen einer bestimmten Frist nach der Ablieferungszeit abgefordert wird.

Die Frist darf nicht kürzer als drei Tage sein. Art. 426. In Ansehung der Güter, welche nach ihrer natür­ lichen Beschaffenheit bei dem Transport regelmäßig einen Verlust an Gewicht oder an Maß erleiden, kann bedungen werden, daß bis zu einem im Voraus bestimmten Normalsatze für Verlust an Gewicht oder Maß nicht gehastet werde. Der Normalsatz muß, im Falle mehrere Stücke zusammen transportirt worden sind, für jedes einzelne Stück besonders berechnet werden, wenn das Gewicht oder Maß der einzelnen Stücke im Frachtbrief verzeichnet oder sonst erweislich ist. Die hier bezeichnete Bestimmung kann nicht geltend gemacht werden, wenn nachgewiesen wird, daß der Verlust nach den Umständen des Falles nicht in Folge der natürlichen Beschaffenheit des Guts ent­ standen ist, oder daß der bestimmte Normalsatz dieser Beschaffenheit oder den sonstigen Umständen des Falles nicht entspricht.

Art. 427. Es kann bedungen werden: 1. daß der nach Artikel 396 der Schadensberechnung zu Grunde zu legende Werth den im Frachtbrief, im Ladeschein oder im Gepäckschein als Werth des Guts angegebenen Betrag und in Ermangelung einer solchen Angabe einen im Voraus bestimmten Normalsatz nicht übersteigen soll; 2. daß die Höhe des nach Artikel 397 wegen verspäteter Lieferung zu leistenden Schadensersatzes den im Frachtbrief, im Ladeschein oder im Gepäckschein als die Höhe des Interesses an der recht­ zeitigen Lieferung angegebenen Betrag und in Ermangelung einer solchen Angabe einen im Voraus bestimmten Normalsatz, welcher auch in dem Verluste der Fracht oder eines Theilederselben bestehen kann, nicht übersteigen soll. Im Falle einer böslichen Handlungsweise der Eisenbahnver­ waltung oder ihrer Leute kann die Beschränkung der Haftpflicht auf den Normalsatz oder den angegebenen Werth des Guts nicht geltend gemacht werden. Art. 428. Es kann bedungen werden, daß nach erfolgter Empfang­ nahme des Guts und Bezahlung der Fracht jeder Anspruch wegen Verlustes an dem Gute oder wegen Beschädigung desselben auch dann, wenn dieselben bei der Ablieferung nicht erkennbar waren und erst später entdeckt worden sind (Art. 408 Abs. 2), erlischt, wenn der Anspruch nicht binnen einer bestimmten Frist nach der Ablieferung bei der Eisenbahnverwaltung angemeldet worden ist. Die Frist darf nicht kürzer als vier Wochen sein. Art. 429. Wenn eine Eisenbahn das Gut mit einem Fracht­ brief übernimmt, nach welchem der Transport durch mehrere sich an einander anschließende Eisenbahnen zu bewirken ist, so kann bedungen Friedberg. Handel-gesgbg. 3. Lusg.

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178 HTV vuchiv. Ttt.V. en.430.431. ©«$¥. vom veehoudel. Tit.I. Art. 432-436.

werden, daß nicht sämmtliche Eisenbahnen, welche das Gut mit dem Frachtbrief übernommen haben, nach Maßgabe des Artikels 401 als Frachtführer für den ganzen Transport haften, sondern daß nur die erste Bahn und diejenige Bahn, welche das Gut mit dem Fracht­ briefe zuletzt übernommen hat, dieser Haftpflicht für den ganzen Transport unterliegt, vorbehaltlich des Rückgriffs der Eisenbahnen gegen einander, daß dagegen eine der übrigen, in der Mitte liegenden, Eisenbahnen nur dann als Frachtführer in Anspruch genommen werden kann, wenn ihr nachgewiesen wird, daß der Schaden aus ihrer Bahn sich ereignet hat. Art. 430. Wenn eine Eisenbahn das Gut mit einem Fracht­ brief zum Transport übernimmt, in welchem als Ort der Ablieferung ein weder an ihrer Bahn, noch an einer der sich an sie anschließen­ den Bahnen liegender Ort bezeichnet ist, so kann bedungen werden, daß die Haftpflicht der Eisenbahn oder der Eisenbahnen als Fracht­ führer nicht für den ganzen Transport bis zum Ort der Ablieferung, sondern nur für den Transport bis zu dem Ort bestehe, wo der Transport mittelst Eisenbahn enden soll; ist dies bedungen, so treten in Bezug auf die Weiterbeförderung nur die Verpflichtungen des Spediteurs ein. Art. 431. Ist von dem Absender auf dem Frachtbrief bestimmt, daß das Gut au einem an der Eisenbahn liegenden Ort abgegeben werden, oder liegen bleiben soll, so gilt, ungeachtet im Frachtbrief ein anderweitiger Bestimmungsort angegeben ist, der Transport als nur bis zu jenem an der Bahn liegenden Ort übernommen, und die Bahn ist nur bis zur Ablieferung an diesem Ort verantwortlich.

Fünftes Buch.

Bom Seehandel? Erster Titel: Art. 432?

Allgemeine Bestimmungen?

Für die zum Erwerb durch die Seefahrt bestimmten Schisse,

1 Buch V gilt nicht in Oesterreich. 1 Deutsche RB Art. 54: Die Kauffahrteischiffe aller Bundesstaaten bilden eine einheitliche Handelsmarine. Das Reich hat das Verfahren zur Er­ mittelung der Ladungsfähigkeit der Seeschiffe zu bestimmen, die Ausstellung der Meßbriefe, sowie die Schifsscertificate zu regeln und die Bedingungen fest­ zustellen, von welchen die Erlaubniß zur Führung eines Seeschiffes abhängig ist. | In den Seehäfen unb auf allen natürlichen und künstlichen Wasserstraßen der einzelnen Bundesstaaten werden die Kauffahrteischiffe sämmtlicher Bundes­ staaten gleichmäßig zugelassen und behandelt. Die Abgaben, welche in den

178 HTV vuchiv. Ttt.V. en.430.431. ©«$¥. vom veehoudel. Tit.I. Art. 432-436.

werden, daß nicht sämmtliche Eisenbahnen, welche das Gut mit dem Frachtbrief übernommen haben, nach Maßgabe des Artikels 401 als Frachtführer für den ganzen Transport haften, sondern daß nur die erste Bahn und diejenige Bahn, welche das Gut mit dem Fracht­ briefe zuletzt übernommen hat, dieser Haftpflicht für den ganzen Transport unterliegt, vorbehaltlich des Rückgriffs der Eisenbahnen gegen einander, daß dagegen eine der übrigen, in der Mitte liegenden, Eisenbahnen nur dann als Frachtführer in Anspruch genommen werden kann, wenn ihr nachgewiesen wird, daß der Schaden aus ihrer Bahn sich ereignet hat. Art. 430. Wenn eine Eisenbahn das Gut mit einem Fracht­ brief zum Transport übernimmt, in welchem als Ort der Ablieferung ein weder an ihrer Bahn, noch an einer der sich an sie anschließen­ den Bahnen liegender Ort bezeichnet ist, so kann bedungen werden, daß die Haftpflicht der Eisenbahn oder der Eisenbahnen als Fracht­ führer nicht für den ganzen Transport bis zum Ort der Ablieferung, sondern nur für den Transport bis zu dem Ort bestehe, wo der Transport mittelst Eisenbahn enden soll; ist dies bedungen, so treten in Bezug auf die Weiterbeförderung nur die Verpflichtungen des Spediteurs ein. Art. 431. Ist von dem Absender auf dem Frachtbrief bestimmt, daß das Gut au einem an der Eisenbahn liegenden Ort abgegeben werden, oder liegen bleiben soll, so gilt, ungeachtet im Frachtbrief ein anderweitiger Bestimmungsort angegeben ist, der Transport als nur bis zu jenem an der Bahn liegenden Ort übernommen, und die Bahn ist nur bis zur Ablieferung an diesem Ort verantwortlich.

Fünftes Buch.

Bom Seehandel? Erster Titel: Art. 432?

Allgemeine Bestimmungen?

Für die zum Erwerb durch die Seefahrt bestimmten Schisse,

1 Buch V gilt nicht in Oesterreich. 1 Deutsche RB Art. 54: Die Kauffahrteischiffe aller Bundesstaaten bilden eine einheitliche Handelsmarine. Das Reich hat das Verfahren zur Er­ mittelung der Ladungsfähigkeit der Seeschiffe zu bestimmen, die Ausstellung der Meßbriefe, sowie die Schifsscertificate zu regeln und die Bedingungen fest­ zustellen, von welchen die Erlaubniß zur Führung eines Seeschiffes abhängig ist. | In den Seehäfen unb auf allen natürlichen und künstlichen Wasserstraßen der einzelnen Bundesstaaten werden die Kauffahrteischiffe sämmtlicher Bundes­ staaten gleichmäßig zugelassen und behandelt. Die Abgaben, welche in den

welchen das Recht, die Landesflagge zu führen, zusteht, ist ein Schiffsregister zu führen. Das Schiffsregister ist öffentlich; die Einsicht desselben ist während der gewöhnlichen Dienststunden einem Jeden gestattet. Art. 433. Die Eintragung in das Schiffsregister darf erst geschehen, nachdem das Recht, die Landesflagge zu führen, nachgewiesen ist. Vor der Eintragung in das Schiffsregister darf das Recht, die Landes­ flagge zu führen, nicht ausgeübt werden. Art. 434. Die Landesgesetze bestimmen die Erfordernisse, von welchen das Recht eines Schiffs, die Landesflagge zu führen, abhängig ist. Sie bestimmen die Behörden, welche das Schiffsregister zu führen haben. Sie bestimmen, ob und unter welchen Voraussetzungen die Eintragung in das Schiffsregister für ein aus einem andern Lande erworbenes Schiff vor­ läufig durch eine Konsulatsurkunde ersetzt werden kann. Art. 435. Die Eintragung in das Schiffsregister muß enthalten: 1. die Thatsachen, welche das Recht des Schiffs, die Landesflagge zu führen, begründen; 2. die Thatsachen, welche zur Feststellung der Identität des Schiffs und seiner Eigenthumsverhältnisse erforderlich sind; 3. den Hafen, von welchen aus mit dem Schiff die Seefahrt betrieben werden soll (Heimathshasen, Registerhafen). Ueber die Eintragung wird eine, mit dem Inhalte derselben über­ einstimmende Urkunde (Certifikat) ausgefertigl. Art. 436. Treten in den Thatsachen, welche in dem vorhergehenden Artikel bezeichnet sind, nach der Eintragung Veränderungen ein, so müssen dieselben in das Schiffsregister eingetragen und auf dem Certifikat vermerkt werden. Im Fall das Schiff untergeht oder das Recht, die Landesflagge zu führen, verliert, ist das Schiff in dem Schiffsregister zu löschen und das ertheilte Certi­ fikat zurückzuliefern, sofern nicht glaubhaft bescheinigt wird, daß es nicht zu­ rückgeliefert werden könne.

Seehäfen von den Seeschiffen oder deren Ladungen für die Benutzung der Schiffahrtsanstalten erhoben werden, dürfen die zur Unterhaltung und gewöhn­ lichen Herstellung dieser Anstalten erforderlichen Kosten nicht übersteigen. | Auf allen natürlichen Wasserstraßen dürfen Abgaben nur für die Benutzung be­ sonderer Anstalten, die zur Erleichterung des Verkehrs bestimmt sind, erhoben werden. Diese Abgaben, sowie die Abgaben für die Befahrung solcher künst­ lichen Wafferstraßen, welche Staatseigenthum sind, dürfen die zur Unterhaltung und gewöhnlichen Herstellung der Anstalten und Anlagen erforderlichen Kosten nicht übersteigen. Auf die Flößerei finden diese Bestimmungen insoweit An­ wendung, als dieselbe aus schiffbaren Wafferstraßen betrieben wird. | Auf fremde Schiffe oder deren Ladungen andere oder höhere Abgaben zu legen, als von den Schiffen der Bundesstaaten oder deren Ladungen zu entrichten sind, steht keinem Einzelstaate, sondern nur dem Reiche zu. 3 Art. 432—437 ersetzt durch BG 25./10. 67 (Anhang Nr. XI).

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Art. 437. Die Landesgesetze bestimmen die Fristen, binnen welcher die Thatsachen anzuzeigen und nachzuweisen sind, welche eine Eintragung oder Löschung erforderlich machen, sowie die Strafen, welche für den Fall der Ver­ säumung dieser Fristen oder der Mchtbesolgung der vorhergehenden Vorschriften verwirkt sind. Art. 438? Die Landesgesetze können bestimmen, daß die Vorschriften der AN. 432—437 auf kleinere Fahrzeuge (Küstenfahrer u. s. w.) keine An­ wendung finden.

Art. 439. Bei der Veräußerung eines Schiffs ober eines An­ theils am Schiff (Schiffspart) kann zum Eigenthumserwerb die nach den Grundsätzen des bürgerlichen Rechts etwa erforderliche Uebergabe durch die unter den Kontrahenten getroffene Vereinbarung ersetzt werden, daß das Eigenthum sofort auf den Erwerber übergehen soll. Art. 440. In allen Fällen der Veräußerung eines Schiffs oder einer Schiffspart kann jeder Theil verlangen, daß ihm auf seine Kosten eine beglaubigte Urkunde über die Veräußerung ertheilt werde. Art. 441. Wird ein Schiff oder eine Schiffspart veräußert, während das Schiff auf der Reise sich befindet, so ist im Verhältniß zwischen dem Veräußerer und Erwerber in Ermangelung einer anderen Vereinbarung anzunehmen, daß dem Erwerber der Gewinn der laufenden Reise gebühre oder der Verlust derselben zur Last falle. Art. 442. Durch die Veräußerung eines Schiffs oder einer Schissspart wird in den persönlichen Verpflichtungen des Veräußerers gegen Dritte nichts geändert. Art. 443. Unter dem Zubehör eines Schiffs sind alle Sachen begriffen, welche zu dem bleibenden Gebrauch des Schiffs bei der Seefahrt bestimmt sind. Dahin gehören insbesondere auch die Schiffsboote. Im Zweifel werden Gegenstände, welche in das Schiffsinventar eingetragen sind, als Zubehör des Schiffs angesehen. Art. 444. Im Sinne dieses fünften Buches gilt ein seeuntüchtig gewordenes Schiff 1 als reparaturunfähig, wenn die Reparatur des Schiffs über­ haupt nicht möglich ist, oder an dem Ort, wo das Schiff sich befindet, nicht bewerkstelligt, dasselbe auch nicht nach dem Hafen, wo die Reparatur auszuführen wäre, gebracht werden sann; 2. als reparaturunwürdig, wenn die Kosten der Reparatur ohne Abzug für den Unterschied zwischen alt und neu mehr betragen würden, als drei Viertel seines früheren Werths.

' Dafür jetzt RG 28./Ö. 73, 1 (Anhang XII). messung vgl. Anh. xm.

Für die Schiffsver­

Ist die Seeuntüchtigkeit während einer Reise eingetreten, so gilt als der frühere Werth derjenige, welchen das Schiff bei dem Antritt der Reise gehabt hat, in den übrigen Fällen derjenige, welchen das Schiff, bevor es seeuntüchtig geworden ist, gehabt hat oder bei gehöriger Ausrüstung gehabt haben würde. Art. 445. Zur Schiffsbesatzung werden gerechnet der Schiffer, die Schiffsmannschaft, sowie alle übrigen auf dem Schiff angestellten Personen. Art. 446. Ein zum Abgehen fertiges (segelfertiges) Schiff kann wegen Schulden nicht mit Beschlag belegt werden. Diese Bestim­ mung tritt jedoch nicht ein, wenn die Schulden zum Behuf der an­ zutretenden Reise gemacht worden sind. Durch eine Beschlagnahme von bereits an Bord des Schiffs befindlichen Gütern wegen Schulden kann deren Wiederausladung nur in denjenigen Fällen erwirkt werden, in welchen der Ablader selbst die Wiederausladung noch zu fordern befugt wäre, und nur gegen Leistung desjenigen, was dieser alsdann zu leisten haben würde. Eine zur Schiffsbesatzung gehörige Person kann wegen Schulden von dem Zeitpunkt an nicht mehr verhaftet werden, in welchem das Schiff segelfertig ist? Art. 447. Wenn in diesem fünften Buche die Europäischen Häfen den nichteuropäischen Häfen entgegengesetzt werden, so sind unter den ersteren zugleich die nichteuropäischen Häfen des Mittelländischen, Schwarzen und Azowschen Meeres als mitbegriffen anzusehen. Art. 448. Die Bestimmungen des fünften Buches, welche sich auf den Aufenthalt des Schiffs im Heimathshafen beziehen, können von den Landesgesetzen auf alle oder einige Häfen des Reviers des Heimathshafens ausgedehnt werden. Art. 449. Für die Postanstalten gelten die Bestimmungen des fünften Buches nur insoweit, als nicht durch besondere Gesetze oder Berordnungen für dieselben ein Anderes vorgeschrieben ist?

1 EPO 785: Die Haft ist unstatthaft .... 3. gegen den Schiffer, die Schiffsmannschaft und alle übrigen auf einem Seeschiff angestellten Personen, wenn das Schiff zum Abgehen fertig (segelfertig) ist. Vgl. auch 771: Hat der Schuldner eine unbewegliche Sache oder ein be­ wohntes Schiff herauszugeben, zu überlassen oder zu räumen, so hat der Ge­ richtsvollzieher den Schuldner aus dem Besitze zu setzen und den Gläubiger

in den Besitz einzuweisen. 1 Vgl. zu Art. 421.

Zweiter Titel:

Von dem Rheder und von der Rhederei.

Art. 450. Rheder ist der Eigenthümer eines ihm zum Erwerb durch die Seefahrt dienenden Schiffs. Art. 451. Der Rheder ist für den Schaden verantwortlich, welchen eine Person der Schiffsbesatzung einem Dritten durch ihr Verschulden in Ausführung ihrer Dienstverrichtungen zufügt. Art. 452. Der Rheder haftet für den Anspruch eines Dritten nicht persönlich, sondern er haftet nur mit Schiff und Fracht: 1. wenn der Anspruch auf ein Rechtsgeschäft gegründet wird, welches der Schiffer als solcher kraft seiner gesetzlichen Befug­ nisse, und nicht mit Bezug auf eine besondere Vollmacht ge­ schlossen hat; 2. wenn der Anspruch auf die Nichterfüllung oder auf die un­ vollständige oder mangelhafte Erfüllung eines von dem Rheder abgeschlossenen Vertrages gegründet wird, insofern die Aus­ führung des Vertrages zu den Dienstobliegenheiten des Schiffers gehört hat, ohne Unterschied, ob die Nichterfüllung oder die unvollständige oder die mangelhafte Erfüllung von einer Person der Schiffsbesatzung verschuldet ist oder nicht; 3. wenn der Anspruch auf das Verschulden einer Person der Schiffsbesatzung gegründet wird. In den unter Ziffer 1 und 2 bezeichneten Fällen kommt jedoch dieser Artikel nicht zur Anwendung, wenn den Rheder selbst in An­ sehung der Vertragserfüllung ein Verschulden trifft, oder wenn der­ selbe die Vertragserfüllung besonders gewährleistet hat. Art. 453? Der Rheder hastet für die Forderungen der zur Schiffs­ besatzung gehörenden Personen aus den Dienst- und Heuerverträgen nicht nur mit Schiff und Fracht, sondern zugleich persönlich. Wenn jedoch das Schiff dem Rheder ohne sein Verschulden vor Voll­ endung der Reise verloren geht, insbesoudere wenn es verunglückt, wenn es als reparaturunfähig oder reparaturunwürdig kondemuirt (Art. 444) und in dem letztern Falle ohne Verzug öffentlich verkauft wird, wenn es geraubt wird, wenn es aufgebracht oder angehalten und für gute Prise erklärt wird, so haftet der Rheder für die Forderungen aus der nicht volleudeten Reise oder, sofern dieselbe aus mehreren Abschnitten besteht, für die Forderungen aus dem letzten Reiseabschnitt nicht persönlich. Der letzte Reiseabschnitt beginnt in dem Hafen, in welchem das Schiff zuletzt Ladung eingenommen oder gelöscht hat, und mit dem Zeitpunkt, in

1 Dafür jetzt Seemannsordnung 68 (Anhang Nr. XIV).

welchem mit dem Laden Ein Nothhafen wird als schrift nicht angesehen. Der Rheder ist in zahlten Handgelder und

der Anfang gemacht oder die Löschung vollendet ist. Ladungs- oder Löschungshafen im Sinne dieser Vor­

keinem der vorgenannten Fälle befugt, Vorschüsse zurück zu fordern.

die etwa ge­

Art. 454. Die übrigen Fälle, in welchen der Rheder nicht persönlich, sondern nur mit Schiff und Fracht haftet, sind in den folgenden Titeln bestimmt. Art. 455. Der Rheder als solcher kann wegen eines jeden Anspruchs, ohne Unterschied ob er persönlich oder nur mit Schiff und Fracht haftet, vor dem Gerichte des Heimathshafens (Art. 435) belangt werden. Art. 456. Wird von mehreren Personen ein ihnen gemein­ schaftlich zustehendes Schiff zum Erwerb durch die Seefahrt für ge­ meinschaftliche Rechnung verwendet, so besteht eine Rhederei. Der Fall, wenn das Schiss einer Handelsgesellschaft gehört, wird durch die Bestimmungen über die Rhederei nicht berührt. Art. 457. Das Rechtsverhältniß der Mitrheder unter einander bestimmt sich zunächst nach dem zwischen ihnen geschlossenen Ver­ trage. Soweit eine Vereinbarung nicht getroffen ist, kommen die Bestimmungen der nachfolgenden Artikel zur Anwendung. Art. 458. Für die Angelegenheiten der Rhederei sind die Be­ schlüsse der Mitrheder maßgebend. Bei der Beschlußfassung ent­ scheidet die Mehrheit der Stimmen. Die Stimmen werden nach der Größe der Schiffsparten gezählt. Die Stimmenmehrheit für einen Beschluß ist vorhanden, wenn der Person oder den Personen, welche für den Beschluß gestimmt haben, zusammen mehr als die Hälfte des ganzen Schiffes gehört. Einstimmigkeit sämmtlicher Mitrheder ist erforderlich zu Be­ schlüssen, welche eine Abänderung des Rhedereivertrages bezwecken oder welche den Bestimmungen des Rhedereivertrages entgegen oder dem Zwecke der Rhederei fremd sind. Art. 459. Durch Beschluß der Mehrheit kann für den Rhederei­ betrieb ein Korrespondentrheder (Schiffsdirektor, Schiffsdisponent) be­ stellt werden. Zur Bestellung eines Korrespondentrhedcrs, welcher nicht zu den Mitrhedern gehört, ist ein einstimmiger Beschluß er­ forderlich. Die Bestellung des Korrespondentrheders kann zu jeder Zeit durch Stimmenmehrheit widerrufen werden, unbeschadet der Rechte auf Entschädigung aus bestehenden Verträgen.

Art. 460. Im Verhältniß zu Dritten ist der Korrespondent­ rheder kraft seiner Bestellung befugt, alle Geschäfte und Rechts Hand-

lungen Vorzunehmen, welche der Geschäftsbetrieb einer Rhederei ge­ wöhnlich mit sich bringt. Die Befugniß erstreckt sich insbesondere auf die Ausrüstung, Erhaltung und Befrachtung des Schiffs, auf die Versicherung der Fracht, der Ausrüstungskosten und der Havereigelder, sowie auf die mit dem gewöhnlichen Geschäftsbetrieb verbundene Empfangnahme von Geldern. Der Korrespondentrheder ist in demselben Umfange befugt, die Rhederei vor Gericht zu vertreten. Er ist befugt, den Schiffer anzustellen und zu entlassen; der Schiffer hat sich nur an dessen Anweisungen und nicht auch an die etwaigen Anweisungen der einzelnen Mitrheder zu halten. Im Namen der Rhederei oder einzelner Mitrheder Wechselver­ bindlichkeiten einzugehen oder Darlehen aufzunehmen, das Schiff oder Schiffsparten zu verkaufen oder zu verpfänden oder für dieselben Versicherung zu nehmen, ist der Korrespondentrheder nicht befugt, es sei denn, daß ihm eine Vollmacht hierzu besonders ertheilt ist. Im Uebrigen bedarf es zu den Geschäften und Rechtshand­ lungen, welche er kraft seiner Bestellung vorzunehmen befugt ist, der in den Landesgesetzen etwa vorgeschriebenen Spezialvollmacht nicht.

Art. 461. Durch ein Rechtsgeschäft, welches der Korrespondent­ rheder als solcher innerhalb der Grenzen seiner Befugnisse geschlossen hat, wird die Rhederei dem Dritten gegenüber auch dann berechtigt und verpflichtet, wenn das Geschäft ohne Nennung der einzelnen Mit­ rheder geschlossen ist. Ist die Rhederei durch ein von dem Korrespondentrheder ab­ geschlossenes Geschäft verpflichtet, so haften die Mitrheder in gleichem Umfange (Art. 452), als wenn das Geschäft von ihnen selbst ge­ schlossen wäre. Art. 462. Eine Beschränkung der im Artikel 460 bezeichneten Befugnisse des Korrespondentrheders kann die Rhederei einem Dritten nur insofern entgegensetzen, als sie beweist, daß die Beschränkung dem Dritten zur Zeit des Abschlusses des Geschäfts bekannt war. Art. 463. Der Rhederei gegenüber ist der Korrespondentrheder verpflichtet, die Beschränkungen einzuhalten, welche von derselben für den Umfang seiner Befugnisse festgesetzt sind; er hat sich ferner nach den gefaßten Beschlüssen zu richten und dieselben zur Ausführung zu bringen. Im Uebrigen ist der Umfang seiner Befugnisse auch der Rhederei gegenüber nach den Bestimmungen des Artikels 460 mit der Maß­ gabe zu beurtheilen, daß er zu neuen Reisen und Unternehmungen, zu außergewöhnlichen Reparaturen, sowie zur Anstellung oder Ent-

lassung des holen muß.

Schiffers

vorher

die

Beschlüffe

der Rhederei

ein­

Art. 464. Der Korrespondentrheder ist verpflichtet, in den An­ gelegenheiten der Rhederei die Sorgfalt eines ordentlichen Rheders anzuwenden. Art. 465. Der Korrespondentrheder hat über seine die Rhederei betreffende Geschäftsführung abgesondert Buch zu führen und die dazu gehörigen Beläge aufzubewahren. Er hat auch jedem Mit­ rheder auf dessen Verlangen Kenntniß von allen Verhältnissen zu geben, die sich auf die Rhederei, insbesondere auf das Schiff, die Reise und die Ausrüstung beziehen; er muß ihm jederzeit die Einsicht der die Rhederei betreffenden Bücher, Briefe und Papiere gestatten. Art. 466. Der Korrespondentrheder ist verpflichtet, jederzeit auf Beschluß der Rhederei derselben Rechnung zu legen. Die Genehmi­ gung der Rechnung und die Billigung der Verwaltung des Korre­ spondentrheders durch die Mehrheit hindert die Minderheit nicht, ihr Recht geltend zu machen. Art. 467. Jeder Mitrheder hat nach Verhältniß seiner Schiffs­ part zu den Ausgaben der Rhederei, insbesondere zu den Kosten der Ausrüstung und der Reparatur des Schiffs, beizutragen. Ist ein Mitrheder mit Leistung seines Beitrags in Verzug und wird daS Geld von Mitrhedern für ihn vorgeschossen, so ist er den­ selben von Rechtswegen zur Entrichtung von Zinsen von dem Zeit­ punkt der Vorschüsse an verpflichtet. Ob durch einen solchen Vor­ schuß ein Pfandrecht an der Schiffspart des säumigen Mitrheders erworben wird, ist nach den Landesgesetzen zu beurtheilen. Auch wenn ein Pfandrecht nicht erworben ist, wird durch den Vorschuß ein versicherbares Interesse hinsichtlich der Schiffspart für die Mit­ rheder begründet. Im Falle der Versicherung dieses Interesse hat der säumige Mitrheder die Kosten derselben zu ersetzen. Art. 468.1 Wenn eine neue Reise oder wenn nach Beendigung einer Reise die Reparatur des Schiffs oder wenn die Befriedigung 1 In Mecklenburg-Schwerin gelten statt dieses Artikels die folgenden Bestimmungen der EB 28./12. 63 (vgl. S. 4): 51. Jedes Schiff, welchemehreren Eigenthümern gehört, muß einen Korrespondentrheder haben. 52. Bei Abstimmungen über Angelegenheiten des laufenden RhedereibetriebeS werden die Stimmen derjenigen Mitrheder, welche nicht an dem Sitze der Rhederei wohnhaft sind und bei dem Korrespondentrheder einen Vertreter nicht angemeldel haben, desgleichen die Stimmen derjenigen Mitglieder, welche rechtlich oder thatsächlich an der Theilnahme behindert sind, solange sie einer Vertretung entbehren, den mehreren Stimmen hinzugezählt. 53.

Die Minderheit der Rhederei, welche durch einen Beschluß der Mehr-

eines Gläubigers beschlossen worden ist, welchem die Rhederei nur mit Schiff und Fracht haftet, so kann jeder Mitrheder, welcher dem heil in den Angelegenheiten der Rhederei überstimmt ist, Art. 458, Absatz 1, Artikel 473, Absatz 1 des Handelsgesetzbuchs, hat das Recht, das Schiff zu setzen, d. h. dasselbe zu einem bestimmten Geldpreise zu veranschlagen, zu welchem die Mehrheit der Rheder entweder das Schiff gegen Auszahlung der Antheile der Minderheit nach jenem Preise übernehmen, oder, wenn sie dies ablehnt, das Schiff der Minderheit der Rheder gegen Auszahlung ihrer Alttheile nach jenem Preise überlassen muß. 1. Zu der Minderheit werden auch die etwa bei der Abstimmung ordnungswidrig übergangenen Mitrheder gerechnet, die sich dem Beschlusse der Mehrheit nicht fügen wollen. Das Recht zu setzen steht alleil zu der Minderheit gehörenden, welche davon Gebrauch machen wollen, zu, daher, wenn die Uebrigen dies nicht wollen, auch einem Einzelnen. 2. Rach beendigter Abstimmung hat der Korrespondentrheder die Minderheit sofort mit dem Beschlusse der Mehrheit bekannt zu machen. Auch die Setzung muß binnen drei Tagen, Artikel 468, Absatz 2 des Handelsgesetzbuchs, in eiligen Fällen sofort, nach erhaltener Kenntniß von dem Mehrheitsbeschlüsse erfolgen. Die­ selbe ist an die dem letzteren beistimmenden Mitrheder zu richten und dern Korrespondentrheder zur Erwirkung der Gegenerklärung zuzustellen. 3. Der Geldanschlag des Schiffes, welchen die Setzung enthalten muß, ergreift den Werth des Schiffes und der Schiffsgeräthschaften und behält die sonstigen Aktiva und Passiva einer besonderen Liquidation vor. 4. Rach rechtzeitig erfolgter Setzung muß die Ausführung des Mehrheitsbeschlusses unterbleiben. Befindet sich das Schiff auf der Reise, so genügt die Anmeldung der Setzung, welche dann in­ nerhalb acht Tagen, nachdem der Setzende durch den Korrespondeutrheder von der Ankunft des Schiffes in einem Hafen benachrichtigt ist, geschehen muß. 5. Tie Mehrheit hat sich über die Wahl, ob sie nehmen oder geben will, binnen vierzehn Tagen zu erklären. In dem Falle des Gebens müssen die gesammten Parte der Mehrheit gegeben werden, mit Ausnahme der Parte Derjenigen, welche sich der Abstimmung der oder des Setzenden fügen wollen. Ist die Mehrheit über Nehmen oder Geber: getheilt, so gehen Diejenigen vor, welche das ganze Part der oder des Setzenden für ihre alleinige Rechnung nehmen wollen. 6. Die Setzung führt an sich nicht zu der Auflösung der Rhederei, sondern mir zu dem Wechsel der Inhaber einzelner Schiffsparte. Der bei dem Schiffe bleibende Theil tritt von dem Zeitpunkte der Erklärung auf die Setzung in die laufenden Verbindlichkeiten der Rhederei ein. Der Setzungs­ preis ist binnen acht Tagen nach zugelegter Liquidation an den ausscheidenden Theil zu berichtigen, woraus das Schiff zu der freien Verfügung des Nehmers steht. Kann die Liquidation nicht unverzüglich beschafft werden, so wird dem Nehmer gegen genügsame Sicherheit die Verfügung über das Schiff sreigegeben. 7. Diejenigen Rheder, welche sich an der fraglichen Abstimmung nicht betheiligt haben, bleiben mit ihrem Patte im Schiffe. 8. Hat die Mehrheit einen von der Minderheit ausgehenden Antrag abgelehnt, so ist eine Setzung aus diesem Grunde nur unter den Voraussetzungen statthaft, unter welchen nach dem Artikel 473, Absatz 2 des Handelsgesetzbuchs der Verkauf des Schiffes durch

Beschlusse nicht zugestimmt hat, sich von der Leistung der zur Aus­ führung desselben erforderlichen Einzahlungen dadurch befreien, daß er seine Schiffspart ohne Anspruch auf Entgelt aufgiebt. Der Mitrheder, welcher von dieser Befugniß Gebrauch machen will, muß dies den Mitrhedern oder dem Korrespondentrheder inner­ halb dreier Tage nach dem Tage des Beschluffes oder, wenn er bei der Beschlußfassung nicht anwesend und nicht vertreten war, inner­ halb dreier Tage nach der Mittheilung des Beschluffes gerichtlich oder notariell kundgeben. Die aufgegebene Schiffspart fällt den übrigen Mitrhedern nach Verhältniß der Größe ihrer Schiffsparten zu. Art. 469. Die Verkeilung des Gewinnes und Verlustes ge­ schieht nach der Größe der Schiffsparten. Die Berechnung des Gewinnes und Verlustes und die Aus­ zahlung des etwaigen Gewinnes erfolgt jedesmal, nachdem das Schiff in den Heimathshafen zurückgekehrt ist, oder nachdem es in einem anderen Hafen seine Reise beendigt hat und die Schiffsmannschaft entlassen ist. Außerdem müssen auch vor dem erwähnten Zeitpunkte die ein­ gehenden Gelder, insoweit sie nicht zu späteren Ausgaben oder zur Deckung von Ansprüchen einzelner Mitrheder an die Rhederei er­ forderlich sind, unter die einzelnen Mitrheder nach Verhältniß der Größe ihrer Schiffsparten vorläufig vertheilt und ausgezahlt werden. Art. 470. Jeder Mitrheder kann seine Schiffspart jederzeit und ohne Einwilligung der übrigen Mitrheder ganz oder theilweise veräußern. Ein gesetzliches Vorkaufsrecht steht den Mitrhedern nicht zu. Es kann jedoch die Veräußerung einer Schiffspart, in Folge welcher das Schiff das Recht, die Landesstagge zu führen, verlieren würde, rechtsgültig nur mit Zustimmung aller Mitrheder erfolgen. Die Landesgesetze, welche eine solche Veräußerung überhaupt für unzu­ lässig erklären, werden durch diese Bestimmung nicht berührt. Art. 471. Der Mitrheder, welcher seine Schiffspart veräußert

die Mehrheit beschlossen werden darf. Der Verkauf des Schiffes kann auch dann durch die Mehrheit beschlossen werden, wenn dasselbe in einem anderen Hafen seine Reise beendigt hat und die Schiffsmannschaft entlassen ist. Vgl. Artikel 469, Absatz 2 des Handelsgesetzbuchs. 54. Durch die in dem Artikel 467, Absatz 2 des Handelsgesetzbuchs er­ wähnten Vorschüsse der Mitrheder, daher auch des Korrespondentrheders, wird ein Pfandrecht an den Parten der säumigen Mitrheder erworben. 55. Der Artikel 468 des Handelsgesetzbuchs tritt in Folge deS § 53 dieser Verordnung nicht in Wirksamkeit.

188 HSV v»ch V.

vom verhandel.

Tit. u.

Art. 472-477.

TU. III. Art. 478.

hat, wird, so lange die Veräußerung von ihm und dem Erwerber den Mitrhedern oder dem Korrespondentrheder nicht angezeigt worden ist, im Verhältniß zu den Mitrhedern noch als Mitrheder betrachtet und bleibt wegen aller vor dieser Anzeige begründeten Verbindlich­ keiten als Mitrheder den übrigen Mitrhedern verhaftet. Der Erwerber der Schiffspart ist jedoch im Verhältniß zu den übrigen Mitrhedern schon seit dem Zeitpunkte der Erwerbung als Mitrheder verpflichtet. Er muß die ^Bestimmungen des Rhedereivertrages, die gefaßten Beschlüsse und eingegangenen Geschäfte gleichwie der Veräußerer gegen sich gelten lassen; die übrigen Mitrheder können außerdem alle gegen den Veräußerer als Mitrheder begründeten Verbindlich­ keiten in Bezug auf die veräußerte Schiffspart gegen den Erwerber zur Aufrechnung bringen, unbeschadet des Rechts des letzteren auf Gewährleistung gegen den Veräußerer. Art. 472. Eine Aenderung in den Personen der Mitrheder ist ohne Einfluß auf den Fortbestand der Rhederei. Wenn ein Mitrheder stirbt oder in Konkurs geräth, oder zur Verwaltung seines Vermögens rechtlich unfähig wird, so hat dies die Auflösung der Rhederei nicht zur Folge. Eine Aufkündigung von Seiten eines Mitrheders oder eine Ausschließung eines Mitrheders findet nicht statt. Art. 473. Die Auflösung der Rhederei kann durch Stimmen­ mehrheit beschlossen werden. Der Beschluß, das Schiff zu veräußern, steht dem Beschlusse der Auflösung gleich. Ist die Auflösung der Rhederei oder die Veräußerung des Schiffs beschlossen, so muß das Schiff öffentlich verkauft werden. Der Verkauf kann nur geschehen, wenn das Schiff zu einer Reise nicht verfrachtet ist und in dem Heimathshafen oder in einem in­ ländischen Hafen sich befindet. Ist jedoch das Schiff als reparatur­ unfähig oder reparaturunwürdig (Art. 444) kondemnirt, so kann der Verkauf desselben, auch wenn es verfrachtet ist, und selbst im Aus­ lande erfolgen. Soll von den vorstehenden Bestimmungen abgewichen werden, so ist die Zustimmung aller Mitrheder erforderlich. Art. 474. Die Mitrheder als solche hasten Dritten, wenn ihre persönliche Haftung eintritt, nur nach Verhältniß der Größe ihrer Schiffsparten. Ist eine Schiffspart veräußert, so haften für die in der Zeit zwischen der Veräußerung und der im Artikel 471 erwähnten An­ zeige etwa begründeten persönlichen Verbindlichkeiten rücksichtlich dieser Schiffspart sowohl der Veräußerer als der Erwerber. Art. 475. Die Mitrheder als solche können wegen eines jeden

Anspruchs, von einem (Art. 435) Diese Klage nur richtet ist.

ohne Unterschied, ob dieser Dritten erhoben ist, vor dem belangt werden. Vorschrift kommt auch dann gegen einen Mitrheder oder

von einem Mitrheder oder Gerichte des Heimathshafens zur Anwendung, wenn die gegen einige Mitrheder ge­

Art. 476. Auf die Vereinigung zweier oder mehrerer Personen, ein Schiff für gemeinschaftliche Rechnung zu erbauen und zur See­ fahrt zu verwenden, finden die Artikel 457, 458, 467, der letztere mit der Maßgabe Anwendung, daß er zugleich auf die Baukosten zu beziehen ist, desgleichen die Artikel 472 und 474 und, sobald das Schiff vollendet und von dem Erbauer abgeliefert ist, außerdem die Artikel 470, 471 und 473. Der Korrespondentrheder (Art. 459) kann auch schon vor Voll­ endung des Schiffs bestellt werden; er hat in diesem Falle sogleich nach seiner Bestellung in Bezug auf den künftigen Rhedereibetrieb die Rechte und Pflichten eines Korrespondentrheders. Art. 477. Wer ein ihm nicht gehöriges Schiff zum Erwerb durch die Seefahrt für seine Rechnung verwendet und es entweder selbst führt oder die Führung einem Schiffer anvertraut, wird im Verhältniß zu Dritten als Rheder angesehen. Der Eigenthümer kann denjenigen, welcher aus der Verwendung einen Anspruch als Schiffsgläubiger herleitet, an der Durchführung des Anspruchs nicht hindern, sofern er nicht beweist, daß die Ver­ wendung ihm gegenüber eine widerrechtliche und der Gläubiger nicht in gutem Glauben war. Dritter Titel:

Von dem Schiffer?

Art. 478. Der Führer des Schiffs (Schiffskapitän, Schiffer) ist verpflichtet, bei allen Dienstverrichtungen, namentlich bei der Er­ füllung der von ihm auszuführenden Verträge, die Sorgfalt eines ordentlichen Schiffers anzuwenden. Er haftet für jeden durch sein 1 RG 27 /12. 72 betr. die Verpflichtung deutscher Kauffahrtei­ schiffe zur Mitnahme hülfSbedürftiger Seeleute (RGBl 432). B 15.78. 76 über das Verhalten der Schiffer nach einem Zusammen­ stoß von Schiffen auf See (RGBl 189). V 29./7. 89 Anhang Nr. XV. G 25/3. 80 betr. die Schiffsmeldungen bei den Konsulaten deS Deutschen Reichs (RGBl 181); B baj« 28./7. 80 (RGBl 183). G 4./12. 76 betr. die Schonzeit für den Fang der Robben (RGBl 233); V dazu 29./S. 77 (RGBl 409). S 25./10. 67 (Anhang Nr. XI). Vgl. auch An­ merkung zu Buch V, Tit. 8, Abschn. 2 und zu Artikel 527.

Verschulden entstandenen Schaden, insbesondere für den Schaden, welcher aus der Verletzung der in diesem und den folgenden Titeln ihm auferlegten Pflichten entsteht. Art. 479. Diese Haftung des Schiffers besteht nicht nur gegen­ über dem Rheder, sondern auch gegenüber dem Befrachter, Ablader oder Ladungsempfänger, dem Reisenden, der Schiffsbesatzung und demjenigen Schiffsgläubiger, dessen Forderung aus einem Kredit­ geschäft (Art. 497) entstanden ist, insbesondere dem Bodmerei­ gläubiger. Der Schiffer wird dadurch, daß er auf Anweisung des Rheders gehandelt hat, den übrigen vorgenannten Personen gegenüber von der Haftung nicht befreit. Durch eine solche Anweisung wird auch der Rheder persönlich verpflichtet, wenn er bei Ertheilung derselben von dem Sachverhältniß unterrichtet war. Art. 480. Der Schiffer hat vor Antritt der Reise dafür zu sorgen, daß das Schiff in seetüchtigem Stande, gehörig eingerichtet und ausgerüstet, gehörig bemannt und verproviantirt ist, und daß die zum Ausweis für Schiff, Besatzung und Ladung erforderlichen Papiere an Bord sind. Art. 481. Der Schiffer hat zu sorgen für die Tüchtigkeit der Gerätschaften zum Laden und Löschen, sowie für die gehörige Stauung nach Seemannsbrauch, auch wenn die Stauung durch be­ sondere Stauer bewirkt wird. Er hat dafür zu sorgen, daß das Schiff nicht überladen, und daß es mit dem nöthigen Ballaste und der erforderlichen Garnirung versehen wird. Art. 482. Wenn der Schiffer im Auslande die dort geltenden gesetzlichen Vorschriften, insbesondere die Polizei-, Steuer- und Zoll­ gesetze nicht beobachtet, so hat er den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Desgleichen hat er den Schaden zu ersetzen, welcher daraus entsteht, daß er Güter ladet, von welchen er wußte oder wissen mußte, daß sie Kriegskontrebande seien. Art. 483. Sobald das Schiff zum Abgehen fertig ist, hat der Schiffer die Reise bei der ersten günstigen Gelegenheit anzutreten. Auch wenn er durch Krankheit oder andere Ursachen verhindert ist, das Schiff zu führen, darf er den Abgang oder die Weiterfahrt desselben nicht ungebührlich aufhalten; er muß vielmehr, wenn Zeit und Umstände gestatten, die Anordnung des Rheders einzuholen, diesem ungesäumt die Verhinderung anzeigen uub für die Zwischen­ zeit die geeigneten Vorkehrungen treffen, im entgegengesetzten Falle

einen anderen Schiffer einsetzen. Für diesen Stellvertreter ist er nur insofern verantwortlich, als ihm bei der Wahl desselben ein Ver­ schulden zur Last fällt. Art. 484. Vom Beginn des Ladens au bis zur Beendigung der Löschung darf der Schiffer das Schiff gleichzeitig mit dem Steuer­ mann nur in dringenden Fällen verlassen; er hat in solchen Fällen zuvor aus den Schiffsoffizieren oder der übrigen Mannschaft einen geeigneten Vertreter zu bestellen. Dasselbe gilt auch vor Beginn des Ladens und nach Beendigung der Löschung, wenn das Schiff in einem nicht sicheren Hafen oder auf einer nicht sicheren Rhede liegt. Bei drohender Gefahr oder wenn das Schiff in See sich be­ findet, muß der Schiffer an Bord sein, sofern nicht eine dringende Nothwendigkeit seine Abwesenheit rechtfertigt. Art. 485. Wenn der Schiffer in Fällen der Gefahr mit den Schiffsoffizieren einen Schiffsrath zu halten für angemessen findet, so ist er gleichwohl an die gefaßten Beschlüsse nicht gebunden; er bleibt stets für die von ihm getroffenen Maßregeln verantwortlich. Art. 486. Auf jedem Schiffe muß ein Journal geführt werden, in welches für jede Reise alle erheblichen Begebenheiten, seit mit dem Einnehmen der Ladung oder des Ballastes begonnen ist, ein­ zutragen sind. Das Journal wird unter der Aufsicht des Schiffers von dem Steuermann und im Falle der Verhinderung des letzteren von dem Schiffer selbst oder unter seiner Aufsicht von einem durch ihn zu bestimmenden geeigneten Schiffsmann geführt. Art. 487. Von Tag zu Tag sind in das Journal einzutragen: die Beschaffenheit von Wind und Wetter; die von dem Schiffe gehaltenen Kurse und zurückgelegten Distanzen; die ermittelte Breite und Länge; der Wasserstand bei den Pumpen. Ferner sind in das Journal einzutragen: die durch das Loth ermittelte Wassertiefe; jedes Annehmen eines Lootsen nnb die Zeit seiner Ankunft und seines Abganges; die Veränderungen im Personal der Schiffsbesatzung; die im Schiffsrath gefaßten Beschlüsse; alle Unfälle, welche dem Schiff oder der Ladung zustoßen, und die Beschreibung derselben. Auch die auf dem Schiffe begangenen strafbaren Handlungen

und die verhängten Disziplinarstrafen, sowie die vorgekommenen Geburis- und Sterbefälle sind in das Journal einzutragen? Die Eintragungen müssen, soweit die Umstände nicht hindern, täglich geschehen. Das Journal ist von dem Schiffer und dem Steuermann zu unterschreiben. Art. 488? Das Journal, wenn es ordnungsmäßig geführt und in der Form unverdächtig ist, liefert für die Begebenheiten der Reise, soweit darüber weder eine Verklarung erforderlich (Art. 490) noch die Beibringung anderer Belege gebräuchlich ist, in der Regel einen unvollständigen Beweis, welcher durch den Eid oder andere Beweismittel ergänzt werden kann. Jedoch hat der Richter nach seinem durch die Erwägung aller Umstände geleiteten Ermessen zu entscheiden, ob dem Inhalt des Journals ein größeres oder geringeres Maß der Beweiskraft beizulegen sei.

Art. 489. Die Landesgesetze können bestimmen, daß auf kleineren Fahrzeugen (Küstenfahrer u. dgl.) die Führung eines Journals nicht erforderlich sei. Art. 490. Der Schiffer hat über alle Unfälle, welche sich während der Reise ereignen, sie mögen den Verlust oder die Be­ schädigung des Schiffs oder der Ladung, das Einlaufen in einen Nothhafen oder einen sonstigen Nachtheil zur Folge haben, mit Zu­ ziehung aller Personen der Schiffsbesatzung oder einer genügenden Anzahl derselben eine Verklarung abzulegen. Die Verklarung ist ohne Verzug zu bewirken, und zwar: im Bestimmungshafen, oder bei mehreren Bestimmungshäfen in demjenigen, welchen das Schiff nach dem Unfälle zuerst erreicht; im Nothhafen, sofern in diesem reparirt oder gelöscht wird; am ersten geeigneten Orte, wo die Reise endet, ohne daß der Bestimmungshafen erreicht wird. Ist der Schiffer gestorben oder außer Stande, die Aufnahme der Verklarung zu bewirken, so ist hierzu der im Range nächste Schiffsoffizier berechtigt und verpflichtet. Art. 491. Die Verklarung muß einen Bericht über die erheb­ lichen Begebenheiten der Reise, namentlich eine vollständige und deutliche Erzählung der erlittenen Unfälle, unter Angabe der zur Abwendung oder Verringerung der Nachtheile angewendeten Mittel enthalten. Art. 492. Im Gebiete dieses Gesetzbuchs muß die Verklarung, 1 RG 6./2. 75 über die Beurkundung des Personenstandes und die Ehe­ schließung, 61—64. 1 Aufgehoben (s. oben zu Art. 3).

unter Vorlegung des Journals und eines Verzeichnisses aller Per­ sonen der Schiffsbesatzung, bei dem zuständigen Gericht angemeldet werben.1 Das Gericht hat nach Eingang der Anmeldung so bald als thunlich die Verklarung aufzunehmen. Der dazu anberaumte Termin wird in geeigneter Weise öffent­ lich bekannt gemacht, insofern die Umstände einen solchen Aufenthalt gestatten. Die Interessenten von Schiff und Ladung, sowie die etwa sonst bei dem Unfälle Betheiligten sind berechtigt, selbst oder durch Ver­ treter der Ablegung der Verklarung beizuwohnen. Die Verklarung geschieht auf Grundlage des Journals. Kann das geführte Journal nicht beigebracht werden oder ist ein Journal nicht geführt (Art. 489), so ist der Grund hiervon anzugeben. Art. 493. Der Richter ist befugt, außer den gestellten noch andere Personen der Schiffsbesatzung, deren Abhörung er angemessen findet, zu vernehmen. Er kann zum Zweck besserer Aufklärung dem Schiffer sowohl als jeder anderen Person der Schiffsbesatzung ge­ eignete Fragen zur Beantwortung vorlegen. Der Schiffer und die zugezogenen übrigen Personen der Schiffs­ besatzung haben ihre Aussagen zu beschwören. Die über die Verklarung aufgenommene Verhandlung ist in Urschrift aufzubewahren und jedem Betheiligten auf Verlangen be­ glaubigte Abschrift zu ertheilen. Art. 494? Die in Gemäßheit der Art. 492 und 493 aufgenommene Ver­ klarung liefert vollen Beweis der dadurch beurkundeteil Begebenheiten der Reise. Jedem Betheiligten bleibt im Prozeß der Gegenbeweis Vorbehalten. Art. 495. Rechtsgeschäfte, welche der Schiffer eingeht, während das Schiff im Heimathshafen sich befindet, sind für den Rheder nur dann verbindlich, wenn der Schiffer auf Grund einer Vollmacht ge­ handelt hat, oder wenn ein anderer besonderer Verpflichtungsgrund vorhanden ist. Zur Annahme der Schiffsmannschaft ist der Schiffer auch im Heimathshafen befugt. Art. 496. Befindet sich das Schiff außerhalb des Heimathshafens, so ist der Schiffer Tritten gegenüber kraft seiner Anstellung befugt, für den Rheder alle Geschäfte und Rechtshandlungen vorzu­ nehmen, welche die Ausrüstung, Bemannung, Verproviantirung und

1 Nach BG 8./11. 67 sind im Auslande die Bundeskonsulate dazu zu­ ständig. • Aufgehoben (s. oben zu Art. 3). Friedberg. HandelSgesgbg. 3. Lulg.

13

Erhaltung des Schiffs, sowie überhaupt die Ausführung der Reise mit sich bringen. Diese Befugniß erstreckt sich auch auf die Eingehung von Fracht­ verträgen; sie erstreckt sich ferner auf die Anstellung von Klagen, welche sich auf den Wirkungskreis des Schiffers beziehen. Art. 497. Zur Aufnahme von Darlehen, zur Eingehung Von Kaufet! auf Borg, sowie zum Abschlüsse ähnlicher Kreditgeschäfte ist jedoch der Schiffer nur dann befugt, wenn es zur Erhaltung des Schiffs oder zur Ausführung der Reise nothwendig und nur inso­ weit, als es zur Befriedigung des Bedürfnisses erforderlich ist. Ein Bodmereigeschäft ist er einzugehen nur dann befugt, wenn es zur Ausführung der Reise nothwendig und nur insoweit, als es zur Be­ friedigung des Bedürfnisses erforderlich ist. Die Gültigkeit des Geschäfts ist weder von der wirklichen Ver­ wendung, noch von der Zweckmäßigkeit der unter mehreren Kredit­ geschäften getroffenen Wahl, noch von dem Umstande abhängig, ob dem Schiffer das erforderliche Geld zur Verfügung gestanden habe, es sei denn, daß dem Dritten der böse Glaube bewiesen würde. Art. 498. Auf den persönlichen Kredit des Rheders Geschäfte abzuschließen, insbesondere Wechselverbindlichkeiten für denselben ein­ zugehen, ist der Schiffer nur auf Grund einer ihn hierzu ermäch­ tigenden Vollmacht (Art. 452 Ziff. 1) befugt. Verhaltungsmaßregeln und dienstliche Anweisungen, welche der Schiffer vom Rheder erhält, genügen nicht, die persönliche Haftung des Rheders dem Dritten gegenüber zu begründen. Art. 499. Die Befugniß zum Verkaufe des Schiffs hat der Schiffer nur im Falle dringender Nothwendigkeit, und nachdem die­ selbe durch das Ortsgericht nach Anhörung von Sachverständigen und mit Zuziehung des Landeskonsuls, wo ein solcher vorhanden, festgestellt ist. Ist keine Gerichtsbehörde und auch keine andere Behörde, welche die Untersuchung übernimmt, am Ort vorhanden, so hat der Schiffer zur Rechtfertigung seines Verfahrens das Gutachten von Sachver­ ständigen einzuholen und, wenn dies nicht möglich ist, mit anderen Beweisen sich zu versehen. Der Verkauf muß öffentlich geschehen. Art. 500. Der Rheder, welcher die gesetzlichen Befugnisse des Schiffers beschränkt hat, kann dem Dritten die Nichteinhaltung dieser Beschränkungen nur dann entgegensetzen, wenn er beweist, daß die­ selben dem Dritten bekannt waren. Art. 501. Hat der Schiffer ohne besonderen Auftrag für Rech­ nung des Rheders aus eigenen Mitteln Vorschüsse geleistet oder sich

von dem Schiffer.

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persönlich verpflichtet, so stehen ihm gegen den Rheder wegen des Ersatzes keine größeren Rechte als einem Dritten zu. Art. 502. Durch ein Rechtsgeschäft, welches der Schiffer in seiner Eigenschaft als Führer des Schiffs, sei es mit, sei es ohne Bezeichnung des Rheders, innerhalb seiner gesetzlichen Befugnisse geschlossen hat, wird der Rheder dem Dritten gegenüber berechtigt und die Haftung des Rheders mit Schiff und Fracht begründet. Der Schiffer selbst wird dem Dritten durch das Rechtsgeschäft nicht verpflichtet, es sei denn, daß er eine Gewährleistung für die Erfüllung übernommen oder seine Befugnisse überschritten hätte. Die Haftung des Schiffers nach Maßgabe der Artikel 478 und 479 wird hierdurch nicht ausgeschlossen. Art. 503. Auch dem Rheder gegenüber sind für den Umfang der Befugnisse des Schiffers die vorstehenden Artikel maßgebend, so­ weit der Rheder diese Befugnisse nicht beschränkt hat. Außerdem ist der Schiffer verpflichtet, von dem Zustande des Schiffs, den Begebnissen der Reisen, den von ihm geschlossenen Ver­ trägen und den anhängig gewordenen Prozessen den Rheder in fort­ laufender Kenntniß zu erhalten und in allen erheblichen Fällen, namentlich in den Fällen der Artikel 497 und 499, oder wenn er eine Reise zu ändern oder einzustellen sich genöthigt findet, oder bei außergewöhnlichen Reparaturen und Anschaffungen die Ertheilung von Verhaltungsmaßregeln nachzusuchen, sofern die Umstände es gestatten. Zu außergewöhnlichen Reparaturen und Anschaffungen, selbst wenn er sie mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln des Rheders bestreiten kann, darf er nur im Falle der Nothwendigkeit schreiten. Wenn er das zur Bestreitung eines Bedürfnisses nöthige Geld nicht anders sich verschaffen kann, als entweder durch Bodmerei, oder durch den Verkauf von entbehrlichem Schiffszubehör, oder durch den Verkauf von entbehrlichen Schiffsvorräthen, so hat er diejenige Maßregel zu ergreifen, welche für den Rheder mit dem geringsten Nachtheil verbunden ist. Er muß dem Rheder nach der Rückkehr in den Heimathshafen und außerdem, so oft es verlangt wird, Rechnung legen.

Art. 504. Im Interesse der Ladungsbetheiligten hat der Schiffer während der Reise zugleich für das Beste der Ladung nach Mög­ lichkeit Sorge zu tragen. Werden zur Abwendung oder Verriugernng eines Verlustes be­ sondere Maßregeln erforderlich, so liegt ihm ob, das Interesse der Ladungsbetheiligten als Vertreter derselben wahrzunehmen, wenn 13*

thunlich deren Anweisungen einzuholen und, insoweit es den Ver­ hältnissen entspricht, zu befolgen, sonst aber nach eigenem Ermessen zu verfahren und überhaupt thunlichst dafür zu sorgen, daß die Ladungsbetheiligten von solchen Vorfällen und den dadurch veran­ laßten Maßregeln schleunigst in Kenntniß gesetzt werden. Er ist in solchen Fällen namentlich auch berechtigt, die Ladung ganz oder zum Theil zu löschen, äußerstenfalls, wenn ein erheblicher Verlust wegen drohenden Verderbs oder aus sonstigen Gründen anders nicht abzuwenden ist, zu verkaufen oder Behufs Beschaffung der Mittel zu ihrer Erhaltung und Weiterbeförderung zu verbodmen, sowie im Falle der Anhaltung und Aufbringung zu reklamiren oder, wenn sie auf andere Weise seiner Verfügung entzogen ist, ihre Wiedererlangung außergerichtlich und gerichtlich zu betreiben.

Art. 505. Wird die Fortsetzung der Reise in der ursprüng­ lichen Richtung durch einen Zufall verhindert, so ist der Schiffer be­ fugt, die Reise entweder in einer anderen Richtung fortzusetzen, oder dieselbe auf kürzere oder längere Zeit einzustellen, oder nach dem Abgangshafen zurückzukehren, je nachdem es den Verhältnissen und den möglichst zu berücksichtigenden Anweisungen entspricht. Im Falle der Auflösung des Frachtvertrages hat er nach den Vorschriften des Artikels 634 zu verfahren. Art. 506. Auf den persönlichen Kredit der Ladungsbetheiligten Geschäfte abzuschließen, ist der Schiffer auch in den Fällen des Artikels 504 nur auf Grund einer ihn hierzu ermächtigendeu Voll­ macht befugt. Art. 507. Außer den Fällen des Artikels 504 ist der Schiffer zur Verbodmung der Ladung oder zur Verfügung über Ladungs­ theile durch Verkauf oder Verwendung nur dann befugt, wenn und insoweit es zum Zweck der Fortsetzung der Reise nothwendig ist.

Art. 508. Gründet sich das Bedürfniß in einer großen Haverei und kann der Schiffer demselben durch verschiedene Maßregeln ab­ helfen, so hat er diejenige Maßregel zu ergreifen, welche für die Betheiligten mit dem geringsten Nachtheil verbunden ist. Art. 509. Liegt der Fall einer großen Haverei nicht vor, so ist der Schiffer zur Verbodmung der Ladung oder zur Verfügung über Ladungstheile durch Verkauf oder Verwendung nur dann be­ fugt, wenn er dem Bedürfniß auf anderem Wege nicht abhelfen kann, oder wenn die Wahl eines anderen Mittels einen unverhältnißmäßigen Schaden für den Rheder zur Folge haben würde. Auch in diesen Fällen kann er die Ladung nur zusammen mit dem Schiff und der Fracht verbodmen (Art. 681, Absatz 2). Er hat die Verbodmung vor dem Verkauf zu wählen, es sei

denn, daß die Verbodmung einen unverhältnißmäßigen Schaden für den Rheder zur Folge haben würde. Art. 510. Die Verbodmung der Ladung oder die Verfügung über Ladungstheile durch Verkauf oder Verwendung wird in den Fällen des vorstehenden Artikels als ein für Rechnung des Rheders abgeschlossenes Kreditgeschäft (Art. 497 und 757, Ziff. 7) angesehen.

Art. 511. In Bezug auf die Gültigkeit der in den Fällen der Artikel 504 und 507 bis 509 von dem Schiffer abgeschlossenen Rechtsgeschäfte kommen die Vorschriften des Artikels 497 zur An­ wendung. Art. 512. Zu den Geschäften und Rechtshandlungen, welche der Schiffer nach den Artikeln 495, 496, 497, 499, 504, 507 bis 509 vorzunehmen befugt ist, bedarf er der in den Landesgesetzen etwa vorgeschriebenen Spezialvollmacht nicht. Art. 513. Was der Schiffer vom Befrachter, Ablader oder Ladungsempsänger außer der Fracht als Kaplaken, Primage oder sonst als Belohnung oder Entschädigung, gleichviel unter welchem Namen, erhält, muß er dem Rheder als Einnahme in Rechnung bringen. Art. 514. Der Schiffer darf ohne Einwilligung des Rheders für eigene Rechnung keine Güter verladen. Handelt er dieser Be­ stimmung zuwider, so muß er dem Rheder die höchste am Abladungs­ ort zur Abladungszeit für solche Reisen und Güter bedungene Fracht erstatten, unbeschadet des Rechts des Rheders, einen erweislich höheren Schaden geltend zu machen. Art. 515. Der Schiffer kann, selbst wenn das Gegentheil ver­ einbart ist, jederzeit von dem Rheder entlassen werden, jedoch un­ beschadet seiner Entschädigungsansprüche. Art. 516. Erfolgt die Entlassung, weil der Schiffer untüchtig befunden ist, oder weil er seiner Pflicht nicht genügt, so erhält er nur dasjenige, was er von der Heuer einschließlich aller sonst be­ dungenen Vortheile bis dahin verdient hat. Art. 517. Wenn ein Schiffer, welcher für eine bestimmte Reise angestellt ist, entlassen wird, weil die Reise wegen Krieg, Embargo oder Blokade, oder wegen eines Einfuhr- oder Ausfuhrverbots, oder wegen eines anderen Schiff oder Ladung betreffenden Zufalls nicht angetreten oder fortgesetzt werden kann, so erhält er gleichfalls nur dasjenige, was er von der Heuer einschließlich aller sonst bedungenen Vortheile bis dahin verdient hat. Dasselbe gilt, wenn ein auf un­ bestimmte Zeit angestellter Schiffer entlassen wird, nachdem er die Ausführung einer bestimmten Reise übernommen hat. Erfolgt in diesen Fällen die Entlassung während der Reise, so

HSV v,ch V.

vom Seehaudel.

TU. UL «rt. 518—624.

hat der Schiffer außerdem nach seiner Wahl entweder auf freie Zurückbeförderung nach dem Hafen, wo er geheuert worden ist, oder auf eine entsprechende Vergütung Anspruch. Wenn nach den Bestimmungen dieses Gesetzbuchs ein Anspruch auf freie Zurückbeförderung begründet ist, so umfaßt derselbe auch den Unterhalt während der Reise. Art. 518. Wird ein Schiffer, welcher auf unbestimmte Zeit angestellt ist, aus anderen als den in den Artikeln 516 und 517 angeführten Gründen entlassen, nachdem er die Ausführung einer bestimmten Reise übernommen hat, so erhält er außer demjenigen, was ihm nach den Bestimmungen des vorigen Artikels gebührt, als Entschädigung noch die Heuer für zwei oder vier Monate, je nach­ dem die Entlassung in einem Europäischen oder in einem nicht­ europäischen Hafen erfolgt ist. Jedoch erhält er in keinem Falle mehr, als er erhalten haben würde, wenn er die Reise zu Ende ge­ führt hätte. Art. 519. War die Heuer nicht zeitweise, sondern in Bausch und Bogen für die ganze Reise bedungen, so wird in den Fällen der Artikel 516 bis 518 die verdiente Heuer mit Rücksicht auf den vollen Heuerbetrag nach Verhältniß der geleisteten Dienste, sowie des etwa zurückgelegten Theiles der Reise bestimmt. Zur Ermittelung der im Artikel 518 erwähnten Heuer für zwei oder vier Monate wird die durchschnittliche Dauer der Reise einschließlich der Ladungs­ und Löschungszeit unter Berücksichtigung der Beschaffenheit des Schiffs in Ansatz gebracht und danach die Heuer für die zwei oder vier Monate berechnet. Art. 520. Endet die Rückreise des Schiffs nicht in dem Heimathshafen, und war der Schiffer für die Aus- und Rückreise oder auf unbestimmte1 Zeit angestellt, so hat der Schiffer Anspruch auf freie Zurückbeförderung nach dem Hafen, wo er geheuert worden ist, und auf Fortbezug der Heuer während der Reise oder nach seiner Wahl auf eine entsprechende Vergütung. Art. 521. Der Schiffer, welcher auf unbestimmte Zeit angestellt ist, muß, sobald er eine Reise angetreten hat, in dem Dienste ver­ bleiben, bis das Schiff in den Heimathshafen oder in einen inlän> dischen Hafen zurückgekehrt und die Entlöschung erfolgt ist. Er kann jedoch seine Entlassung fordern, wenn seit der ersten Abreise zwei oder drei Jahre verflossen sind, je nachdem das Schiff zur Zeit der Aufkündigung in einem Europäischen oder in einem nichteuropäischen Hafen sich befindet. Er hat in einem solchen Falle 1 Der amtliche Text hat hier den Druckfehler: „bestimmte".

von -em Echtster.

dem Rheder die zu seiner Ersetzung erforderliche Zeit zu gewähren und den Dienst inzwischen fortzusetzen, jedenfalls die laufende Reise zu beendigen. Hat der Rheder sofort nach der Kündigung die Rückreise an­ geordnet, so muß der Schiffer das Schiff zurückführen. Art. 522. Die Schiffspart, mit welcher der Schiffer auf Grund einer mit den übrigen Rhedern getroffenen Vereinbarung als Mit­ rheder an dem Schiff betheiligt ist, muß im Falle seiner unfreiwilligen Entlassung auf sein Verlangen von den Mitrhedern gegen Auszahlung des durch Sachverständige zu bestimmenden Schätzungswerthes über­ nommen werden. Dieses Recht des Schiffers erlischt, wenn er die Erklärung, davon Gebrauch zu machen, ohne Grund verzögert. Art. 523.1 Falls der Schiffer nach Antritt der Reise erkrankt oder verwundet wird, so trägt der Rheder die Kosten der Verpflegung und Heilung: 1. wenn der Schiffer mit dem Schiff zurückkehrt und die Rückreise in dem Heimathshafen oder in dem Hafen endet, wo er ge­ heuert worden ist, bis zur Beendigung der Rückreise; 2. wenn er mit dem Schiff zurückkehrt und die Reise nicht in einem der genannten Häfen endet, bis zum Ablauf von sechs Monaten seit Beendigung der Rückreise; 3. wenn er während der Reise am Lande zurückgelassen werden mußte, bis zum Ablauf von sechs Monaten seit der Weiter­ reise des Schiffs. Auch gebührt ihm in den beiden letzteren Fällen freie Zurück­ beförderung (Art. 517) oder nach seiner Wahl eine entsprechende Vergütung. Die Heuer einschließlich aller sonst bedungenen Vortheile bezieht der nach Antritt der Reise erkrankte oder verwundete Schiffer, wenn er mit dem Schiff zurückkehrt, bis zur Beendigung der Rückreise, wenn er am Lande zurückgelassen werden mußte, bis zu dem Tage, an welchem er das Schiff verläßt. Ist der Schiffer bei Vertheidigung des Schiffs beschädigt, so hat er überdies auf eine angemeffene, erforderlichenfalls von dem Richter zu bestimmende Belohnung Anspruch. Art. 524. Stirbt der Schiffer nach Antritt des Dienstes, so hat der Rheder die bis zum Todestage verdiente Heuer einschließlich 1 BG 8-/11- 67, 35: Die Bundeskonsulate sind befugt, an Stelle eines gestorbenen, erkrankten oder sonst zur Führung des Schiffes untauglich gewor­ denen Schiffer- auf den Antrag der Betheiligten einen neuen Schiffsführer

einzusetzen.

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aller sonst bedungenen Vortheile zu entrichten; ist der Tod nach Antritt der Reise erfolgt, so hat der Rheder auch die Beerdigungs­ kosten zu tragen. Wird der Schiffer bei Vertheidigung des Schiffs getödtet, so hat der Rheder überdies eine angemessene, erforderlichenfalls von dem Richter zu bestimmende Belohnung zu zahlen. Art. 525. Auf die in den Artikeln 523 und 524 bezeichneten Forderungen findet die Vorschrift des Artikels 453 gleichfalls An­ wendung. Art. 526. Auch nach dem Verluste des Schiffs ist der Schiffer verpflichtet, noch für die Verklarung zu sorgen und überhaupt das Interesse des Rheders so lange wahrzunehmen, als es erforderlich ist. Er hat aber auch für diese Zeit Anspruch auf Fortbezug der Heuer und auf Erstattung der Kosten des Unterhalts. Für diese Heuer und Unterhaltungskosten haftet der Rheder persönlich. Außer­ dem behält der Schiffer, jedoch nur nach Maßgabe des Artikels 453, Anspruch auf freie Zurückbeförderung (Art. 517) oder nach seiner Wahl auf eine entsprechende Vergütung. Art. 527. Die Bestimmungen der Landesgesetze über die von dem Schiffer nachzuweisende Qualifikation werden durch dieses Gesetz­ buch nicht berührt? 1 Dafür jetzt GO 31: Seeschiffer, Seesteuerleute, Maschinisten der See dampfschiffe und Lootsen müssen sich über den Besitz der erforderlichen Kennt­ nisse durch ein Befähigungszeugniß der zuständigen Verwaltungsbehörde aus­ weisen. Der Bundesrath erläßt die Vorschriften über den Nachweis der Befähi­ gung. Die auf Grund dieses Nachweises ertheilten Zeugnisse gelten für dos ganze Reich, bei Lootsen für das im Zeugniß angeführte Fahrwasser. Soweit in Betreff der Schiffer und Lootsen auf Strömen in Folge von Staatsverträgen besondere Anordnungen getroffen sind, behält cs dabei sein Bewenden. (Vgl. §§ 34, 40, 53.) Bek. 25./9. 69 (RGBl 660) betr. die Prüfung der Seeschiffer und See­ steuerleute auf deutschen Kauffahrteischiffen; 30./5. 70 (RGBl 344); 21./12. 74 (Centr.Bl 1875, 51); 19./6. 75 (ebenda 371); 25./6. 75 (das. 376); G 11./6. 78 (Maschinisten auf Seeschiffen sRGBl 109]); Bek. 30 /6 79 (Centr.Bl 427); 2./12. 85 betr. Ergänzung der Vorschriften über die Prüfung der See­ schiffer und Seesteuerleute re vom 25./9. 69 (RGBl 319); 12./3. 85 betr. Zu­ lassung als Schiffer auf kleiner Fahrt mit Hochseefischereifahrzeugen (RGBl 82); 6./8. 87 betr. den Nachweis der Befähigung als Seeschiffer und Seesteuermann auf deutschen Kauffahrteischiffen (RGBl 395)- 15./6. 88 betr. die Befähigungs­ zeugnisse für Schiffer auf kleiner Fahrt mit Hochseefischereifahrzeugen und die Berechnung der SteuermanSfahrzeit (RGBl 185); 11./ü. 91 bett, den Nach­ weis der Befähigung als Seeschiffer und Seesteuennann auf deutschen Kauf-

«chiff-maauschaft. Fracht-eschtlft zur veföröeruuß vou Güler«.

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Vierter Titel: Von der Schiffsmannschaft? Fünfter Titel:

Bon dem Frachtgeschäft zur Beförderung von Gütern?

Art. 557. Der Frachtvertrag zur Beförderung von Gütern be­ zieht sich entweder

fahrteischiffen (RGBl 348); 26./7. 91 betr. die Vorschriften über den Be­ fähigungsnachweis und die Prüfung der Maschinisten auf Seedanlpfschiffen der deutschen Handelsflotte (RGBl 359). 1 Aufgehoben durch die Seemanns Ordnung (s. Anhang XIV). 8 RG betr. die Küstenfrachtfahrt 22./ö. 81 (RGBl 98 ^geltend seit /l. l. 82] eingeführt für Helgoland 22./3. 91 sRGBl 22]): 1. Das Recht, Güter in einem deutschen Seehafen zu laden und nach einem anderen deutschen Seehafen zu befördern, um sie daselbst auszuladen (Küstcnfrachtfahrt), steht ausschließlich deutschen Schiffen zu. 2. Ausländischen Schiffen kann dieses Recht durch Staatsvertrag oder durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesraths eingeräumt werden. 3. Der Führer eines auswärtigen Schiffes, welcher unbefugt Küstensrachtfahrt betreibt, wird mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark bestraft. Neben der Geldstrafe kann aus Einziehung des Schiffes und der unbe­ fugt beförderten Güter erkannt werden, ohne Unterschied, ob sie dem Verurtheilten gehören oder nicht. Der § 42 des Strafgesetzbuchs findet entsprechende Anwendung. 4. Bestehende vertragsmäßige Bestimmungen über die Küstenfrachtfahrt werden durch dieses Gesetz nicht berührt. Dazu V 29./12. 81 (RGBl 275). Solche Verträge bestehen mit Belgien, Bek. 29./12. 81 (RGBl 275); Brasilien, Bek. 29 /12. 81 (275); Costa Rica, Vertr. 30./1. 85, 2, 15 (86, 4); Dänemark, Bek. 29./12. 81 (275); Dominika, Vertr. 30./1. 85, 2, 15 (86, 4); Griechenland, Vertr. 9,/7. 84, 14 (85, 31); Großbritannien, Bek. 29./12. 81 (275); Italien, Bek. 29./12. 81 (275), Vertr. 4./5. 83, 12 (116); Internationale Gesellschaft des Kongo, Uebereink. 8./11. 84, 2 (85, 213); Mexiko, Vertr. 5./12. 82, 4 (83, 249); Niederlande, Bek. 1./6. 86 (179); Norwegen, Bek. 29 /12. 81 (276); Rumänien, Bek. 29./12. 81 (276); Schweden, Bek. 29./12. 81 (275); Siam, Bek. 29./12. 84 (276); Spa­ nien, Vertr. 12./7. 83, 18 (317. 328); Tonga, Bek. 29./12. 81 (276). — Vgl. Bek. 29/12. 81 betr. die durch das G 25./5. 81 über die Küsten­ schiffahrt nicht berührten vertragsmäßigen Bestimmungen (RGBl 276). Vgl. StGB 296a: Ausländer, welche in deutschen Küstengewäffern un­ befugt fischen, werden mit Geldstrafe bis zu sechshundert Mark oder mit Ge­ fängniß bis zu sechs Monaten bestraft. Neben der Geld- oder Gefängnißßrafe ist auf Einziehung der Fang-

1

auf das Schiff im Ganzen oder einen verhältnißmäßigen Theil oder einen bestimmt bezeichneten Raum des Schiffs, oder 2. auf einzelne Güter (Stückgüter). Art. 558. Wird das Schiff im Ganzen oder zu einem ver­ hältnißmäßigen Theil, oder wird ein bestimmt bezeichneter Raum des Schiffs verfrachtet, so kann jede Partei verlangen, daß über den Vertrag eine schriftliche Urkunde (Chartepartie) errichtet werde. Art. 559. In der Verfrachtung eil,es ganzen Schiffs ist die Kajüte nicht einbegriffen; es dürfen jedoch in dieselbe ohne Ein­ willigung des Befrachters keine Güter verladen werden. Art. 560. Bei jeder Art von Frachtvertrag (Art. 557) hat der Verfrachter das Schiff in seetüchtigem Stande zu liefern. Er haftet dem Befrachter für jeden Schaden, welcher aus dem mangelhaften Zustande des Schiffs entsteht, es sei denn, daß die Mängel aller Sorgfalt ungeachtet nicht zu entdecken waren. Art. 561. Der Schiffer hat zur Einnahme der Ladung das Schiff an den vom Befrachter oder, wenn das Schiff an Mehrere verfrachtet ist, von sämmtlichen Befrachtern ihm angewiesenen Platz hinzulegen. Wenn die Anweisung nicht rechtzeitig erfolgt, oder wenn von sämmtlichen Befrachtern nicht derselbe Platz angewiesen wird, oder wenn die Wassertiefe, die Sicherheit des Schiffs oder die örtlichen Verordnungen oder Einrichtungen die Befolgung der Anweisung nicht gestatten, so muß der Schiffer an dem ortsüblichen Ladungs­ platz anlegen. Art. 562. Sofern nicht durch Vertrag oder durch die örtlichen Verordnungen des Abladungshafens und in deren Ermangelung durch einen daselbst bestehenden Ortsgebrauch ein Anderes bestimmt ist, müssen die Güter von dem Befrachter kostenfrei bis an das Schiff geliefert, dagegen die Kosten der Einladung derselben in das Schiff von dem Verfrachter getragen werden. Art. 563. Der Verfrachter muß statt der vertragsmäßigen Güter andere, von dem Befrachter zur Verschiffung nach demselben Bestimmungshafen ihm angebotene Güter annehmen, wenn dadurch seine Lage nicht erschwert wird. Diese Bestimmung findet keine Anwendung, wenn die Güter im Vertrage nicht blos nach Art oder Gattung, sondern speziell be­ zeichnet sind. geräthe, welche der Thäter bei dem unbefugten Fischen bei fich geführt hat, ingleichen der in dem Fahrzeuge enthaltenen Fische zu erkennen, ohne Unter­

schied,

ob die Fanggeräthe und Fische dem Berurtheilten gehören oder nicht.

Art. 564. Der Befrachter oder Ablader, welcher die verladenen Güter unrichtig bezeichnet oder Kriegskontrebande oder Güter ver­ ladet, deren Ausfuhr oder deren Einfuhr in den Bestimmungshafen verboten ist, oder welcher bei der Abladung die gesetzlichen Vor­ schriften, insbesondere die Polizei-, Steuer- und Zollgesetze übertritt, wird, insofern ihm dabei ein Verschulden zur Last fällt, nicht blos dem Verfrachter, sondern auch allen übrigen im ersten Absatz des Artikels 479 bezeichneten Personen für den durch sein Verfahren ver­ anlaßten Aufenthalt und jeden anderen Schaden verantwortlich. Dadurch, daß er mit Genehmigung des Schiffers gehandelt hat, wird seine Verantwortlichkeit den übrigen Personen gegenüber nicht ausgeschlossen. Er kann aus der Konfiskation der Güter keinen Grund her­ leiten, die Zahlung der Fracht zu verweigern. Gefährden die Güter das Schiff oder die übrige Ladung, so ist der Schiffer befugt, dieselben ans Land zu setzen oder in dringenden Fällen über Bord zu werfen. Art. 565.1 Auch derjenige, welcher ohne Wissen des Schiffers Güter an Bord bringt, ist nach Maßgabe des vorigen Artikels zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Der Schiffer ist befugt, solche Güter wieder ans Land zu setzen oder, wenn sie das Schiff oder die übrige Ladung gefährden, nöthigenfalls über Bord zu werfen. Hat der Schiffer die Güter an Bord behalten, so muß dafür die höchste am Abladungsort zur Abladungszeit für solche Reisen und Güter bedungene Fracht bezahlt werden. Art. 566. Der Verfrachter ist nicht befugt, ohne Erlaubniß des Befrachters die Güter in ein anderes Schiff zu verladen. Handelt er dieser Bestimmung zuwider, so ist er für jeden Schaden verant­ wortlich, in Ansehung dessen er nicht beweist, daß derselbe auch dann entstanden und dem Befrachter zur Last gefallen sein würde, wenn die Güter nicht in ein anderes Schiff verladen worden wären. Auf Umladungen in ein anderes Schiff, welche in Fällen der Noth nach Antritt der Reise erfolgen, findet dieser Artikel keine An­ wendung. Art. 567. Ohne Genehmigung des Abladers dürfen deffen

1 Vgl. StGB 217: Ein Reisender oder Schiffsmann, welcher ohne Vorwissen des Schiffers, ingleichen ein Schiffer, welcher ohne Vorwiffen des Rheders Gegenstände an Bord nimmt, welche das Schiff oder die Ladung ge­ fährden, indem sie die Beschlagnahme oder Einziehung des Schiffes oder der Ladung veranlassen können, wird mit Geldstrafe bis zu eirttausendfünfhundert Mark oder Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft.

Güter weder auf das Berdeck verladen, noch an die Seiten deS Schiffs gehängt werden. Den Landesgesetzen bleibt Vorbehalten zu bestimmen, daß in Ansehung der Küstenschifffahrt die vorstehende Vorschrift, soweit sie auf die Beladung des Verdecks sich bezieht, keine Anwendung finde. Art. 568. Bei der Verfrachtung eines Schiffs im Ganzen hat der Schiffer, sobald er zur Einnahme der Ladung fertig und bereit ist, dies dem Verfrachter anzuzeigen. Mit dem auf die Anzeige folgenden Tag beginnt die Ladezeit. Ueber die Ladezeit hinaus hat der Verfrachter auf die Ab­ ladung noch länger zu warten, wenn es vereinbart ist (Ueberliegezeit). Für die Ladezeit kann, sofern nicht das Gegentheil bedungen ist, keine besondere Vergütung verlangt werden. Dagegen muß der Befrachter dem Verfrachter für die Ueberliegezeit eine Vergütung (Liegegeld) gewähren. Art. 569. Ist die Dauer der Ladezeit durch Vertrag nicht festgesetzt, so wird sie durch die örtlichen Verordnungen des Abladungs­ hafens und in deren Ermangelung durch den daselbst bestehenden Ortsgebrauch bestimmt. Besteht auch ein solcher Ortsgebrauch nicht, so gilt als Ladezeit eine den Umständen des Falles angemessene Frist. Ist eine Ueberliegezeit, nicht aber deren Dauer, durch Vertrag bestimmt, so beträgt die Ueberliegezeit vierzehn Tage. Enthält der Vertrag nur die Festsetzung eines Liegegeldes, so ist anzunehmen, daß eine Ueberliegezeit ohne Bestimmung der Dauer­ vereinbart sei. Art. 570. Ist die Dauer der Ladezeit oder der Tag, mit welchem dieselbe enden soll, durch Vertrag bestimmt, so beginnt die Ueberliegezeit ohne Weiteres mit dem Ablauf der Ladezeit. In Ermangelung einer solchen vertragsmäßigen Bestimmung beginnt die Ueberliegezeit erst, nachdem der Verfrachter dem Befrachter erklärt hat, daß die Ladezeit abgelaufen sei. Der Verfrachter kann schon innerhalb der Ladezeit dem Befrachter erklären, an welchem Tage er die Ladezeit für abgelaufen halte. In diesem Falle ist zum Ablauf der Ladezeit und zum Beginn der Ueberliegezeit eine neue Erklärung des Verfrachters nicht erforderlich.

Art. 571. Nach Ablauf der Ladezeit oder, wenn eine Ueber­ liegezeit vereinbart ist, nach Ablauf der Ueberliegezeit ist der Ver­ frachter nicht verpflichtet, auf die Abladung noch länger zu warten. Er muß jedoch seinen Willen, nicht länger zu warten, spätestens drei Tage vor Ablauf der Ladezeit oder der Ueberliegezeit dem Befrachter

erklären. Ist dies nicht geschehen, so läuft die Ladezeit oder Ueberliege-

zeit nicht eher ab, als bis die Erklärung nachgeholt ist und seit dem Tage der Abgabe derselben drei Tage verstrichen sind. Die in diesem Artikel erwähnten drei Tage werden in allen Fällen als ununterbrochen fortlaufende Tage nach dem Kalender gezählt. Art. 572. Die in den Artikeln 570 und 571 erwähnten Er­ klärungen des Verfrachters sind an keine besondere Form gebunden. Weigert sich der Befrachter, den Empfang einer solchen Erklärung in genügender Weise zu bescheinigen, so ist der Verfrachter befugt, eine öffentliche Urkunde darüber auf Kosten des Befrachters errichten zu lassen. Art. 573. Das Liegegeld wird, wenn es nicht durch Vertrag bestimmt ist, von dem Richter nach billigem Ermessen, nöthigenfalls nach Anhörung von Sachverständigen festgesetzt. Der Richter hat hierbei auf die näheren Umstände des Falles, insbesondere auf die Heuerbeträge und Unterhaltskosten der Schiffs­ besatzung, sowie auf den dem Verfrachter entgehenden Frachtverdienst Rücksicht zu nehmen. Art. 574. Bei Berechnung der Lade- und Ueberliegezeit werden die Tage in ununterbrochen forlaufender Reihenfolge gezählt; ins­ besondere kommen in Ansatz die Sonn- und Feiertage, sowie die­ jenigen Tage, an welchen der Befrachter durch Zufall die Ladung zu liefern verhindert ist. Nicht in Ansatz kommen jedoch die Tage, an welchen durch Wind und Wetter oder durch irgend einen anderen Zufall entweder 1. die Lieferung nicht nur der bedungenen, sondern jeder Art von Ladung an das Schiff, oder 2. die Uebernahme der Ladung verhindert ist. Art. 575. Für die Tage, während welcher der Verfrachter wegen Verhinderung der Lieferung jeder Art von Ladung hat länger warten müssen, gebührt ihm Liegegeld, selbst wenn die Verhinderung während der Ladezeit eingetreten ist. Dagegen ist für die Tage, während welcher er wegen Verhinderung der Uebernahme der Ladung hat länger warten müssen, Liegegeld nicht zu entrichten, selbst wenn die Verhinderung während der Ueberliegezeit eingetreten ist. Art. 576. Sind für die Dauer der Ladezeit nach Artikel 569 die örtlichen Verordnungen oder der Ortsgebrauch maßgebend, so kommen bei Berechnung der Ladezeit die beiden vorstehenden Artikel nur insoweit zur Anwendung, als die örtlichen Verordnungen oder der Ortsgebrauch nichts Abweichendes bestimmen. Art. 577. Hat der Verfrachter sich ausbedungen, daß die Ab-

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»rt. 67S-586.

ladung bis zu einem bestimmten Tage beendigt sein müsse, so wird er durch die Verhinderung der Lieferung jeder Art von Ladung (Art. 574 Ziff. 1) zum längeren Warten nicht verpflichtet. Art. 578. Soll der Verfrachter die Ladung von einem Dritten erhalten, und ist dieser Dritte ungeachtet der von dem Verfrachter in ortsüblicher Weise kundgemachten Bereitschaft zum Laden nicht zu ermitteln, oder verweigert er die Lieferung der Ladung, so hat der Verfrachter den Befrachter schleunigst hiervon zu benachrichtigen und nur bis zum Ablauf der Ladezeit, nicht auch während der etwa ver­ einbarten Ueberliegezeit auf die Abladung zu warten, es sei denn, daß er von dem Befrachter oder einem Bevollmächtigten desselben noch innerhalb der Ladezeit eine entgegengesetzte Anweisung erhält. Ist für die Ladezeit und die Löschzeit zusammen eine ungetheilte Frist bestimmt, so wird für den oben erwähnten Fall die Hälfte dieser Frist als Ladezeit angesehen. Art. 579. Der Verfrachter muß auf Verlangen des Befrachters die Reise auch ohne die volle bedungene Ladung antreten. Es ge­ bührt ihm aber alsdann nicht allein die volle Fracht und das etwaige Liegegeld, sondern er ist auch berechtigt, insoweit ihm durch die Un­ vollständigkeit der Ladung die Sicherheit für die volle Fracht ent­ geht, die Bestellung einer anderweitigen Sicherheit zu fordern. Außer­ dem sind ihm die Mehrkosten, welche in Folge der Unvollständigkeit der Ladung ihm etwa erwachsen, durch den Befrachter zu erstatten.

Art. 580. Hat der Befrachter bis zum Ablauf der Zeit, wäh­ rend welcher der Verfrachter auf die Abladung zu warten verpflichtet ist (Wartezeit), die Abladung nicht vollständig bewirkt, so ist der Ver­ frachter befugt, sofern der Befrachter nicht von dem Vertrage zurück­ tritt, die Reise anzutreten und die im vorstehenden Artikel bezeich­ neten Forderungen geltend zu machen. Art. 581. Der Befrachter kann vor Antritt der Reise, sei diese eine einfache oder zusammengesetzte, von dem Vertrage unter der Verpflichtung zurücktreten, die Hälfte der bedungenen Fracht als Fautfracht zu zahlen. Bei Anwendung dieser Bestimmung wird die Reise schon dann als angetreten erachtet: 1. wenn der Befrachter den Schiffer bereits abgefertigt hat; 2. wenn er die Ladung bereits ganz oder zum Theil geliefert hat und die Wartezeit verstrichen ist. Art. 582. Macht der Befrachter von dem im vorstehenden Artikel bezeichneten Rechte Gebrauch, nachdem Ladung geliefert ist, so muß er auch die Kosten der Einladung und Wiederausladung tragen und für die Zeit der mit möglichster Beschleunigung zu

bewirkenden Wiederausladung, soweit sie nicht in die Ladezeit fällt, Liegegeld (Art. 573) zahlen. Der Verfrachter ist verpflichtet, den Aufenthalt, welchen die Wiederausladung verursacht, selbst dann sich gefallen zu lassen, wenn dadurch die Wartezeit überschritten wird, wogegen ihm für die Zeil nach Ablauf der Wartezeit Liegegeld und der Ersatz des durch Ueberschreitung der Wartezeit entstandenen Schadens gebührt, soweit der letztere den Betrag dieses Liegegeldes erweislich übersteigt. Art. 583. Nachdem die Reise im Sinne des Artikels 581 an­ getreten ist, kann der Befrachter nur gegen Berichtigung der vollen Fracht, sowie aller sonstigen Forderungen des Verfrachters (Art. 615) und gegen Berichtigung oder Sicherstellung der im Artikel 616 be­ zeichneten Forderungen von dem Vertrage zurücktreten und die Wieder­ ausladung der Güter fordern. Im Fall der Wiederausladung hat der Verfrachter nicht nur die hierdurch entstandenen Mehrkosten, sondern auch den Schaden zu ersetzen, welcher aus dem durch die Wiederausladung verursachten Aufenthalt dem Verfrachter entsteht. Zum Zweck der Wiederausladung der Güter die Reise zu ändern oder einen Hafen anzulaufen, ist der Verfrachter nicht verpflichtet.

Art. 584. Der Befrachter ist statt der vollen Fracht nur zwei Drittel derselben als Fautfracht zu zahlen verpflichtet, wenn das Schiff zugleich auf Rückladung verfrachtet ist oder in Ausführung des Ver­ trags zur Einnahme der Ladung eine Fahrt aus einem anderen Hafen zu machen hat, und wenn in diesen beiden Fällen der Rück­ tritt früher erklärt wird, als die Rückreise oder die Reise aus dem Abladungshafen im Sinne des Artikels 581 angetreten ist. Art. 585. Bei anderen zusammengesetzten Reisen erhält der Verfrachter, wenn der Befrachter den Rücktritt erklärt, bevor in Bezug auf den letzten Reiseabschnitt die Reise im Sinne des Artikels 581 angetreten ist, als Fautfracht zwar die volle Fracht, es kommt von dieser jedoch eine angemessene Quote in Abzug, sofern die Umstände die Annahme begründen, daß der Verfrachter in Folge der Auf­ hebung des Vertrages Kosten erspart und Gelegenheit zu ander­ weitigem Frachtverdienst gehabt habe. Können sich die Parteien über die Zulässigkeit des Abzuges oder die Höhe desselben nicht einigen, so entscheidet darüber der Richter nach billigem Ermessen. Der Abzug darf in keinem Falle die Hälfte der Fracht über­ steigen. Art. 586. Hat der Befrachter bis zum Ablauf der Wartezeit feine Ladung geliefert, so ist der Verfrachter an seine Verpflichtungen

aus dem Vertrage nicht länger gebunden, und befugt, gegen den Be­ frachter dieselben Ansprüche geltend zu machen, welche ihm zuge­ standen haben würden, wenn der Befrachter von dem Vertrage zurück­ getreten wäre (Art. 581, 584, 585). Art. 587. Auf die Fautfracht wird die Fracht, welche der Ver­ frachter für andere Ladungsgüter erhält, nicht angerechnet. Durch diese Bestimmung wird jedoch die Vorschrift im ersten Absatz des Artikels 585 nicht berührt. Der Anspruch des Verfrachters auf Fautfracht ist nicht davon abhängig, daß er die int Vertrage bezeichnete Reise ausführt. Durch die Fautfracht werden die Ansprüche des Verfrachters auf Liegegeld und die übrigen ihm etwa zustehenden Forderungen (Art. 615) nicht ausgeschlossen. Art. 588. Ist ein verhältnißmäßiger Theil oder ein bestimmt bezeichneter Raum des Schiffs verfrachtet, so gelten die Artikel 568 bis 587 mit folgenden Abweichungen: 1. Der Verfrachter erhält in den Fällen, in welchen er nach diesen Artikeln mit einem Theil der Fracht sich begnügen müßte, als Fautfracht die volle Fracht, es sei denn, daß sämmtliche Befrachter zurücktreten oder keine Ladung liefern. Von der vollen Fracht kommt jedoch die Fracht für die­ jenigen Güter in Abzug, welche der Verfrachter an Stelle der nicht gelieferten angenommen hat. 2. In den Fällen der Artikel 582 und 583 kann der Befrachter die Wiederausladung nicht verlangen, wenn dieselbe eine Ver­ zögerung der Reise zur Folge haben oder eine Umladung nöthig machen würde, es sei denn, daß alle übrigen Befrachter ihre Genehmigung ertheilten. Außerdem ist der Befrachter ver­ pflichtet, sowohl die Kosten als auch den Schaden zu ersetzen, welche durch die Wiederausladung entstehen. Machen sämmtliche Befrachter von dem Rechte des Rück­ tritts Gebrauch, so hat es bei den Vorschriften der Artikel 582 und 583 sein Bewenden. Art. 589. Hat der Frachtvertrag Stückgüter zum Gegenstand, so muß der Befrachter auf die Aufforderung des Schiffers ohne Ver­ zug die Abladung bewirken. Ist der Befrachter säumig, so ist der Verfrachter nicht ver­ pflichtet, auf die Lieferung der Güter zu warten; der Befrachter muß, wenn ohne dieselben die Reise angetreten wird, gleichwohl die volle Fracht entrichten. Es kommt von der letzteren jedoch die Fracht für diejenigen Güter in Abzug, welche der Verfrachter an Stelle der nicht gelieferten angenommen hat.

Der Verfrachter, welcher den Anspruch auf die Fracht gegen den säumigen Befrachter geltend machen will, ist bei Verlust des Anspruchs verpflichtet, dies dem Befrachter vor der Abreise kund zu geben. Auf diese Erklärung finden die Vorschriften des Artikels 572 Anwendung. Art. 590. Nach der Abladung kann der Befrachter auch gegen Berichtigung der vollen Fracht, sowie aller sonstigen Forderungen des Verfrachters (Art. 615) und gegen Berichtigung oder Sicher­ stellung der im Artikel 616 bezeichneten Forderungen nur nach Maß­ gabe des ersten Absatzes der Vorschrift unter Ziffer 2 des Artikels 588 von dem Vertrage zurücktreten und die Wiederausladung der Güter fordern. Außerdem findet auch für diese Fälle die Vorschrift im letzten Absatz des Artikels 583 Anwendung. Art. 591. Ist ein Schiff auf Stückgüter angelegt und die Zeit der Abreise nicht festgesetzt, so hat auf Antrag des Befrachters der Richter nach den Umständen des Falles den Zeitpunkt zu bestimmen, über welchen hinaus der Antritt der Reise nicht verschoben wer­ den kann. Art. 592. Bei jeder Art von Frachtvertrag hat der Befrachter innerhalb der Zeit, binnen welcher die Güter zu liefern sind, dem Schiffer zugleich alle zur Verschiffung derselben erforderlichen Papiere zuzustellen. Art. 593. Der Schiffer hat zur Löschung der Ladung das Schiff an den Platz hinzulegen, welcher ihm von demjenigen, an den die Ladung abzuliefern ist (Empfänger), oder, wenn die Ladung an mehrere Empfänger abzuliefern ist, von sämmtlichen Empfängern angewiesen wird. Wenn die Anweisung nicht rechtzeitig erfolgt, oder wenn von sämmtlichen Empfängern nicht derselbe Platz angewiesen wird, oder wenn die Wassertiefe, die Sicherheit des Schiffs oder die örtlichen Verordnungen oder Einrichtungen die Befolgung der Anweisung nicht gestatten, so muß der Schiffer an dem ortsüblichen Löschungsplatz anlegen. Art. 594. Sofern nicht durch Vertrag oder durch die örtlichen Verordnungen des Löschungshafens und in deren Ermangelung durch einen daselbst bestehenden Ortsgebrauch ein Anderes bestimmt ist, werden die Kosten der Ausladung aus dem Schiffe von dem Ver­ frachter, alle übrigen Kosten der Löschung von dem Ladungsempfänger

getragen. Art. 595. Bei der Verfrachtung eines Schiffs im Ganzen hat Friedberg, Handel-gelgbg. 3.Au»g.

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der Schiffer, sobald er zum Löschen fertig und bereit ist, dies dem Empfänger anzuzeigen. Die Anzeige muß durch öffentliche Bekanntmachung in orts­ üblicher Weise geschehen, wenn der Empfänger dem Schiffer unbe­ kannt ist. Mit dem auf die Anzeige folgenden Tage beginnt die Löschzeit. Ueber die Löschzeit hinaus hat der Verfrachter nur dann auf die Abnahme der Ladung noch länger zu warten, wenn es verein­ bart ist (Ueberliegezeit). Für die Löschzeit kann, sofern nicht das Gegentheil bedungen ist, keine besondere Vergütung verlangt werden. Dagegen muß dem Verfrachter für die Ueberliegezeit eine Vergütung (Liegegeld) gewährt werden. Das Liegegeld wird von dem Richter nach Anleitung des Ar­ tikels 573 festgesetzt, wenn es nicht durch Vertrag bestimmt ist.

Art. 596. Ist die Dauer der Löschzeit durch Vertrag nicht festgesetzt, so wird sie durch die örtlichen Verordnungen des Löschungs­ hafens und in deren Ermangelung durch den daselbst bestehenden Ortsgebrauch bestimmt. Besteht auch ein solcher Ortsgebrauch nicht, so gilt als Löschzeit eine den Umständen des Falles angemessene Frist. Ist eine Ueberliegezeit, nicht aber deren Dauer, durch Vertrag bestimmt, so beträgt die Ueberliegezeit vierzehn Tage. Enthält der Vertrag nur die Festsetzung eines Liegegeldes, so ist anzunehmen, daß eine Ueberliegezeit ohne Bestimmung der Dauer vereinbart sei. Art. 597. Ist die Dauer der Löschzeit oder der Tag, mit welchem dieselbe enden soll, durch Vertrag bestimmt, so beginnt die Ueberliegezeit ohne Weiteres mit dem Ablauf der Löschzeit. In Ermangelung einer solchen vertragsmäßigen Bestimmung beginnt die Ueberliegezeit erst, nachdem der Verfrachter dem Empfängererklärt hat, daß die Löschzeit abgelaufen sei. Der Verfrachter kann schon innerhalb der Löschzeit dem Empfänger erklären, an welchen! Tage er die Löschzeit für abgelaufen halte. In diesem Falle ist zum Ablauf der Löschzeit und zum Beginn der Ueberliegezeit eine neue Erklärung des Verfrachters nicht erforderlich. Auf die in diesem Artikel erwähnten Erklärungen des Ver rachters finden die Vorschriften des Artikels 572 Anwendung. Art. 598. Bei Berechnung der Lösch- und Ueberliegezeit werden die Tage in ununterbrochen fortlaufender Reihenfolge gezählt; ins­ besondere kommen in Ansatz die Sonn- und Feiertage, sowie diejenigen Tage, an welchen der Empfänger durch Zufall die Ladung abzu­ nehmen verhindert ist.

Nicht in Ansatz kommen jedoch die Tage, an welchen durch Wind und Wetter oder durch irgend einen andern Zufall entweder 1. der Transport nicht nur der im Schiffe befindlichen, sondern jeder Art von Ladung von dem Schiff an das Land, ober 2. die Ausladung aus dem Schiffe verhindert ist. Art. 599. Für die Tage, während welcher der Verfrachter wegen der Verhinderung des Transports jeder Art von Ladung von dem Schiff an das Land hat länger warten müssen, gebührt ihm Liegegeld, selbst wenn die Verhinderung während der Löschzeit ein­ getreten ist. Dagegen ist für die Tage, während welcher er wegen Verhinderung der Ausladung aus dem Schiffe hat länger warten müffen, Liegegeld nicht zu entrichten, selbst wenn die Verhinderung während der Ueberliegezeit eingetreten ist. Art. 600. Sind für die Dauer der Löschzeit nach Artikel 596 die örtlichen Verordnungen oder der Ortsgebrauch maßgebend, so kommen bei Berechnung der Löschzeit die beiden vorstehenden Artikel nur insoweit zur Anwendung, als die örtlichen Verordnungen oder der Ortsgebrauch nichts Abweichendes bestimmen.

Art. 601. Hat der Verfrachter sich ausbedungen, daß die Löschung bis zu einem bestimmten Tage beendigt sein müsse, so wird er durch die Verhinderung des Transports jeder Art von Ladung von dem Schiff an das Land (Art. 598 Ziff. 1) zum längeren Warten nicht verpflichtet. Art. 602. Wenn der Empfänger zur Abnahme der Güter sich bereit erklärt, dieselbe aber über die von ihm einzuhaltenden Fristen verzögert, so ist der Schiffer befugt, die Güter, unter Benachrichti­ gung des Empfängers, gerichtlich oder in anderer sicherer Weise niederzulegen. Der Schiffer ist verpflichtet, in dieser Weise zu verfahren und zugleich den Befrachter davon in Kenntniß zu setzen, wenn der Em­ pfänger die Annahme der Güter verweigert oder über dieselbe auf die im Artikel 595 vorgeschriebene Anzeige sich nicht erklärt, oder wenn der Empfänger nicht zu ermitteln ist.

Art. 603. Insoweit durch die Säumniß des Empfängers oder durch das NiederlegungSverfahren die Löschzeit ohne Verschulden des Schiffers überschritten wird, hat der Verfrachter Anspruch auf Liege­ geld (Art. 595), unbeschadet des Rechts, für diese Zeit, soweit sie keine vertragsmäßige Ueberliegezeit ist, einen erweislich höheren Schaden geltend zu machen. Art. 604. Die Artikel 595 bis 603 kommen auch dann zur

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Anwendung, wenn ein verhältnißmüßiger Theil oder ein bestimmt bezeichneter Raum des Schiffs verfrachtet ist. Art. 605. Der Empfänger von Stückgütern hat dieselben auf die Aufforderung des Schiffers ohne Verzug abzunehmen. Ist der Empfänger dem Schiffer nicht bekannt, so muß die Aufforderung durch öffentliche Bekanntmachung in ortsüblicher Weise geschehen. In Ansehung des Rechts und der Verpflichtung des Schiffers, die Güter niederzulegen, gelten die Vorschriften des Artikels 602. Die im Artikel 602 vorgeschriebene Benachrichtigung des Befrachters kann durch öffentliche, in ortsüblicher Weise zu bewirkende Bekannt­ machung erfolgen. Für die Tage, um welche durch die Säumniß des Empfängers oder durch das Niederlegungsverfahren die Frist, binnen welcher das Schiff würde entlöscht worden sein, überschritten ist, hat der Ver­ frachter Anspruch auf Liegegeld (Art. 595), unbeschadet des Rechts, einen erweislich höheren Schaden geltend zu machen. Art. 606. Wenn bei der Verfrachtung des Schiffs im Ganzen oder eines verhältnißmäßigen Theils oder eines bestimmt bezeichneten Raums des Schiffs der Befrachter Unterfrachtverträge über Stück­ güter geschlossen hat, so bleiben für die Rechte und Pflichten des ursprünglichen Verfrachters die Artikel 595 bis 603 maßgebend.

Art. 607. Der Verfrachter haftet für den Schaden, welcher durch Verlust oder Beschädigung der Güter seit der Empfangnahme bis zur Ablieferung entstanden ist, sofern er nicht beweist, daß der Verlust oder die Beschädigung durch höhere Gewalt (vis major) oder durch die natürliche Beschaffenheit der Güter, namentlich durch inneren Verderb, Schwinden, gewöhnliche Leckage und dergleichen, oder durch äußerlich nicht erkennbare Mängel der Verpackung entstanden ist. Verlust und Beschädigung, welche aus einem mangelhaften Zu­ stande des Schiffs entstehen, der aller Sorgfalt ungeachtet nicht zu entdecken war (Art. 560 Absatz 2), werden dem Verluste oder der Beschädigung durch höhere Gewalt gleichgeachtet.

Art. 608. Für Kostbarkeiten, Gelder und Werthpapiere hastet der Verfrachter nur in dem Falle, wenn diese Beschaffenheit oder der Werth der Güter bei der Abladung dem Schiffer angegeben ist. Art. 609. Bevor der Empfänger die Güter übernommen hat, kann sowohl der Empfänger als der Schiffer, um den Zustand oder die Menge der Güter festzustellen, die Besichtigung derselben durch die zuständige Behörde oder durch die zu dem Zweck amtlich bestellten Sachverständigen bewirken lassen. Bei diesem Verfahren ist die am Orte anwesende Gegenpartei zuzuziehen, sofern die Umstände es gestatten.

Art. 610. Ist die Besichtigung vor der Uebernahme nicht ge­ schehen, so muß der Empfänger binnen achtundvierzig Stunden nach dem Tage der Uebernahme die nachträgliche Besichtigung der Güter nach Maßgabe des Artikels 609 erwirken, widrigenfalls alle An­ sprüche wegen Beschädigung oder theilweisen Verlustes erlöschen. Es macht keinen Unterschied, ob Verlust und Beschädigung äußerlich er­ kennbar waren oder nicht. Diese Bestimmung findet keine Anwendung auf solche Verluste und Beschädigungen, welche durch eine bösliche Handlungsweise einer Person der Schiffsbesatzung entstanden sind. Art. 611. Die Kosten der Besichtigung hat Derjenige zu tragen, welcher dieselbe beantragt hat. Ist jedoch die Besichtigung von dem Empfänger beantragt, und wird ein Verlust oder eine Beschädigung ermittelt, wofür der Ver­ frachter Ersatz leisten muß, so fallen die Kosten dem Letzteren zur Last. Art. 612. Wenn auf Grund des Artikels 607 für den Ver­ lust von Gütern Ersatz geleistet werden muß, so ist nur der Werth der verlorenen Güter zu vergüten. Dieser Werth wird durch den Marktpreis bestimmt, welchen Güter derselben Art und Beschaffenheit am Bestimmungsorte der verlorenen Güter bei Beginn der Löschung des Schiffs oder, wenn eine Entlöschung des Schiffs an diesem Orte nicht erfolgt, bei seiner Ankunft daselbst haben. In Ermangelung eines Marktpreises, oder falls über denselben oder über dessen Anwendung, insbesondere mit Rücksicht auf die Qualität der Güter Zweifel bestehen, wird der Preis durch Sach­ verständige ermittelt. Bon dem Preise kommt in Abzug, was an Fracht, Zöllen und Unkosten in Folge des Verlustes der Güter erspart wird. Wird der Bestimmungsort der Güter nicht erreicht, so tritt an Stelle des Bestimmungsorts der Ort, wo die Reise endet, oder, wenn die Reise durch Verlust des Schiffs endet, der Ort, wohin die Ladung in Sicherheit gebracht ist. Art. 613. Die Bestimmungen des Artikels 612 finden auch auf diejenigen Güter Anwendung, für welche der Rheder nach Ar­ tikel 510 Ersatz leisten muß. Uebersteigt im Falle der Verfügung über de Güter durch Ver­ kauf der Reinerlös derselben den im Artikel 612 bezeichneten Preis, so tritt an Stelle des letzteren der Reinerlös. Art. 614. Muß für die Beschädigung der Güter auf Grund des Artikels 607 Ersatz geleistet werden, so ist nur die durch die Beschädigung verursachte Werthsverminderung der Güter zu vergüten. Diese Werthsverminderung wird bestimmt durch den Unterschied

zwischen dem durch Sachverständige zu ermittelnden Berkaufswerth, welchen die Güter int beschädigten Zustande haben, und dem im Artikel 612 bezeichneten Preise nach Abzug der Zölle und Unkosten, soweit sie in Folge der Beschädigung erspart sind. Art. 615. Durch Annahme der Güter wird der Empfänger verpflichtet, nach Maßgabe des Frachtvertrages oder des Konnosse­ ments, auf deren Grund die Empfangnahme geschieht, die Fracht nebst allen Nebengebühren, sowie das etwaige Liegegeld zu bezahlen, die ausgelegten Zölle und übrigen Auslagen zu erstatten und die ihm sonst obliegenden Verpflichtungen zu erfüllen. Der Verfrachter hat die Güter gegen Zahlung der Fracht und gegen Erfüllung der übrigen Verpflichtungen des Empfängers aus­ zuliefern. Art. 616. Der Verfrachter ist nicht verpflichtet, die Güter früher auszuliefern, als bis die auf denselben haftenden Beiträge zur großen Haverei, Bergungs- und Hülfskosten und Bodmereigelder bezahlt oder sichergestellt sind. Ist die Verbodmung für Rechnung des Rheders geschehen, so gilt die vorstehende Bestimmung unbeschadet der Verpflichtung des Verfrachters, für die Befreiung der Güter von der Bodmereischuld noch vor der Auslieferung zu sorgen. Art. 617. Der Verfrachter ist nicht verpflichtet, die Güter, mögen sie verdorben oder beschädigt sein oder nicht, für die Fracht an Zahlungsstatt anzunehmen. Sind jedoch Behältnisse, welche mit flüssigen Waaren angesüllt waren, während der Reise ganz oder zum größeren Theil aus­ gelaufen, so können dieselben dem Verfrachter für die Fracht und seine übrigen Forderungen (Art. 615) an Zahlungsstatt überlassen werden. Durch die Vereinbarung, daß der Verfrachter nicht für Leckage hafte, oder durch die Klausel: „frei von Leckage", wird dieses Recht nicht ausgeschlossen. Dieses Recht erlischt, sobald die Behältnisse in den Gewahrsam des Abnehmers gelangt sind. Ist die Fracht in Bausch und Bogen bedungen, und sind nur einige Behältnisse ganz oder zum größeren Theil ausgelaufen, so können dieselben für einen verhältnißmäßigen Theil der Fracht und der übrigen Forderungen des Verfrachters an Zahlungsstatt über­ lasten werden. Art. 618. Für Güter, welche durch irgend einen Unfall ver­ loren gegangen sind, ist keine Fracht zu bezahlen und die etwa vor­ ausbezahlte zu erstatten, sofern nicht das Gegentheil bedungen ist. Diese Bestimmung kommt auch dann zur Anwendung, wenn

das Schiff im Ganzen oder ein verhältnißmäßiger oder ein bestimmt bezeichneter Raum des Schiffs verfrachtet ist. Sofern in einem solchen Falle das Frachtgeld in Bausch und Bogen bedungen ist, berechtigt der Verlust eines Theils der Güter zu einem verhältnißmäßigen Abzüge von der Fracht. Art. 619. Ungeachtet der Nichtablieferung ist die Fracht zu zahlen für Güter, deren Verlust in Folge ihrer natürlichen Beschaffen­ heit (Art. 607) eingetreten ist, sowie für Thiere, welche unterwegs gestorben sind. Inwiefern die Fracht für Güter zu ersetzen ist, welche in Fällen der großen Haverei aufgeopfert worden sind, wird durch die Vor­ schriften über die große Haverei bestimmt. Art. 620. Für Güter, welche ohne Abrede über die Höhe der Fracht zur Beförderung übernommen sind, ist die am Abladungs­ orte zur Abladungszeit übliche Fracht zu zahlen. Für Güter, welche über das mit dem Befrachter vereinbarte Maß hinaus zur Beförderung übernommen sind, ist die Fracht nach Verhältniß der bedungenen Fracht zu zahlen.

Art. 621. Wenn die Fracht nach Maß, Gewicht oder Menge der Güter bedungen ist, so ist im Zweifel anzunehmen, daß Maß, Gewicht oder Menge der abgelieferten und nicht der eingelieferten Güter für die Höhe der Fracht entscheiden soll. Art. 622. Außer der Fracht können Kaplaken, Prämien und dergleichen nicht gefordert werden, sofern sie nicht ausbedungen sind. Die gewöhnlichen und ungewöhnlichen Kosten der Schifffahrt, als: Lootsengeld, Hafengeld, Leuchtfeuergeld, Schlepplohn, Quarantäne­ gelder, Auseisungskosten und dergleichen, fallen in Ermangelung einer entgegenstehenden Abrede dem Verftachter allein zur Last, selbst wenn derselbe zu den Maßregeln, welche die Auslagen verursacht haben, auf Grund des Frachtvertrages nicht verpflichtet war. Die Fälle der großen Haverei, sowie die Fälle der Aufwendung von Kosten zur Erhaltung, Bergung und Rettung der Ladung werden durch diesen Artikel nicht berührt. Art. 623. Wenn die Fracht nach Zeit bedungen ist, so beginnt sie in Ermangelung einer anderen Abrede mit dem Tage zu laufen, der auf denjenigen folgt, an welchem der Schiffer angezeigt hat, daß er zur Einnahme der Ladung, oder bei einer Reise in Ballast, daß er zum Antritt der Reise fertig und bereit sei, sofern aber bei einer Reise in Ballast diese Anzeige am Tage vor dem Antritt der Reise noch nicht erfolgt ist, mit dem Tage, an welchem djc- Reise angetreten wird. Ist Liegegeld oder Ueberliegezeit bedungen, so beginnt in allen

Fällen die Zeitfracht erst mit dem Tage zu laufen, an welchem der Antritt der Reise erfolgt. Die Zeitfracht endet mit dem Tage, an welchem die Löschung vollendet ist. Wird die Reise ohne Verschulden des Verfrachters verzögert oder unterbrochen, so muß für die Zwischenzeit die Zeitfracht fort­ entrichtet werden, jedoch unbeschadet der Bestimmungen der Artikel 639 und 640. Art. 624. Der Verfrachter hat wegen der im Artikel 615 erwähnten Forderungen ein Pfandrecht an den Gütern. Das Pfandrecht besteht, so lange die Güter zurückbehalten oder deponirt sind; es dauert auch nach der Ablieferung noch fort, sofern es binnen dreißig Tagen nach Beendigung derselben gerichtlich gel­ tend gemacht wird; es erlischt jedoch, sobald vor der gerichtlichen Geltendmachung die Güter in den Gewahrsam eines Dritten ge­ langen, welcher sie nicht für den Empfänger besitzt. Art. 625. Im Falle des Streites über die Forderungen des Verfrachters ist dieser die Güter auszuliefern verpflichtet, sobald die streitige Summe bei Gericht oder bei einer anderen zur Annahme von Depositen ermächtigten Behörde oder Anstalt deponirt ist. Nach Ablieferung der Güter ist der Verfrachter zur Erhebung der deponirten Summe gegen angemessene Sicherheitsleistung berechtigt. Art. 626. So lange das Pfandrecht des Verfrachters besteht, kann das Gericht auf dessen Ansuchen verordnen, daß die Güter ganz oder zu einem entsprechenden Theil Behufs Befriedigung des Verfrachters öffentlich verkauft werden. Dieses Recht gebührt dem Verfrachter auch gegenüber den übrigen Gläubigern und der Konkursmasse des Eigenthümers. Das Gericht hat die Betheiligten, wenn sie am Orte anwesend sind, über das Gesuch, bevor der Verkauf verfügt wird, zu hören. Art. 627. Hat der Verfrachter die Güter ausgeliefert, so kann er wegen der gegen den Empfänger ihm zustehenden Forderungen (Art. 615) an dem Verfrachter sich nicht erholen. Nur insoweit der Befrachter mit dem Schaden des Verfrachters sich etwa bereichern würde, findet ein Rückgriff statt. Art. 628. Hat der Verfrachter die Güter nicht ausgeliefert und von den im ersten Absatz des Artikels 626 bezeichneten Rechte Gebrauch gemacht, jedoch durch den Verkauf der Güter seine voll­ ständige Befriedigung nicht erhalten, so kann er an dem Befrachter sich erholen, soweit er wegen seiner Forderungen aus dem zwischen ihm und dem Befrachter abgeschloffenen Frachtverträge nicht be­ friedigt ist.

Art. 629. Werden die Güter von dem Empfänger nicht ab­ genommen, so ist der Befrachter verpflichtet, den Befrachter wegen der Fracht und der übrigen Forderungen dem Frachtverträge gemäß zu befriedigen. Bei der Abnahme der Güter durch den Befrachter kommen die Artikel 593 bis 626 in der Weise zur Anwendung, daß an Stelle des in diesen Artikeln bezeichneten Empfängers der Befrachter tritt. Insbesondere steht in einem solchen Falle dem Verfrachter wegen seiner Forderungen das Zurückbehaltungs- und Pfandrecht an den Gütern nach Maßgabe der Artikel 624, 625, 626, sowie das im Artikel 616 bezeichnete Recht zu.

Art. 630. Der Frachtvertrag tritt" außer Kraft, ohne daß ein Theil zur Entschädigung des anderen verpflichtet ist, wenn vor An­ tritt der Reise durch einen Zufall 1. das Schiff verloren geht, insbesondere wenn es verunglückt, wenn es als reparaturbedürftig oder reparaturunwürdig kondemnirt (Art. 444) und in dem letzteren Falle ohne Verzug öffentlich verkauft wird,

wenn es geraubt wird, wenn es aufgebracht oder angehalten und für gute Prise erklärt wird, oder 2. die im Frachtverträge nicht blos nach Art oder Gattung, son­ dern speziell bezeichneten Güter verloren gehen; oder 3. die, wenn auch nicht im Frachtverträge speziell bezeichneten Güter verloren gehen, nachdem dieselben bereits an Bord ge­ bracht oder Behufs Einladung in das Schiff an der Ladungs­ stelle von dem Schiffer übernommen worden sind.

Hat aber in dem unter Ziffer 3 bezeichneten Falle der Verlust der Güter noch innerhalb der Wartezeit (Art. 580) sich zugetragen, so tritt der Vertrag nicht außer Kraft, sofern der Befrachter ohne Verzug sich bereit erklärt, statt der verloren gegangenen andere Güter (Art. 563) zu liefern und mit der Lieferung noch innerhalb der Wartezeit beginnt. Er hat die Abladung der anderen Güter binnen kürzester Frist zu vollenden, die etwaigen Mehrkosten dieser Abladung zu tragen und, insoweit durch dieselbe die Wartezeit überschritten wird, den dem Verfrachter daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.

Art. 631. Jeder Theil ist befugt, von dem Vertrage zurückzutteten, ohne zur Entschädigung verpflichtet zu sein:

wenn vor Antritt der Reise das Schiff mit Embargo belegt oder zum landesherrlichen Dienst oder zum Dienst einer fremden Macht in Be­ schlag genommen, der Handel mit dem Bestimmungsort untersagt, der Abladungs- oder Bestimmungshafen blokirt, die Ausfuhr der nach dem Frachtverträge zu verschiffenden Güter aus dem Abladungshafen oder die Einfuhr der­ selben in den Bestimmungshafen verboten, durch eine andere Verfügung von hoher Hand das Schiff am Auslaufen oder die Reise oder die Versendung der nach dem Frachtverträge zu liefernden Güter verhindert wird. In allen vorstehenden Fällen berechtigt jedoch die Verfügung, von hoher Hand nur dann zum Rücktritt, wenn das einge­ tretene Hinderniß nicht voraussichtlich von nur unerheblicher Dauer ist; 2. wenn vor Antritt der Reise ein Krieg ausbricht, in Folge deffen das Schiff oder die nach dem Frachtverträge zu ver­ schiffenden Güter oder beide nicht mehr als frei bettachtet werden können und der Gefahr der Aufbringung ausgesedt würden. Die Ausübung der im Artikel 563 dem Befrachter beigelegten Befugniß ist in den Fällen der vorstehenden Bestimmungen nicht ausgeschlossen. 1

Art. 632. Wenn nach Antritt der Reise das Schiff durch einen Zufall verloren geht (Art. 630 Ziff. 1), so endet der Fracht­ vertrag. Jedoch hat der Befrachter, soweit Güter geborgen oder gerettet sind, die Fracht im Verhältniß der zurückgelegten zur ganzen Reise zu zahlen (Distanzfracht). Die Distanzfracht ist nur so weit zu zahlen, als der gerettete Werth der Güter reicht. Art. 633. Bei Berechnung der Distanzfracht kommt in An­ schlag nicht allein das Verhältniß der bereits zurückgelegten zu der noch zurückzulegenden Entfernung, sondern auch das Verhältniß des Aufwandes an Kosten und Zeit, der Gefahren und Mühen, welche durchschnittlich mit dem vollendeten Theile der Reise verbunden sind, zu denen des nicht vollendeten Theiles. Können sich die Parteien über den Betrag der Distanzfracht nicht einigen, so entscheidet darüber der Richter nach billigem Er­ messen. Art. 634.

Die

Auflösung

des Frachtvertrages

ändert

nichts

in den Verpflichtungen des Schiffers, bei Abwesenheit der Bethei­ ligten auch nach dem Verluste des Schiffs für das Beste der Ladung zu sorgen (Art. 504 bis 506). Der Schiffer ist demzufolge be­ rechtigt und verpflichtet, und zwar im Falle der Dringlichkeit auch ohne vorherige Anfrage, je nachdem es den Umständen entspricht, entweder die Ladung für Rechnung der Betheiligten mittelst eines anderen Schiffs nach dem Bestimmungshafen befördern zu laffen, oder die Auflagerung oder den Verkauf derselben zu bewirken und im Falle der Weiterbeförderung oder Auflagerung, Behufs Beschaffung der hierzu, sowie zur Erhaltung der Ladung nöthigen Mittel, einen Theil davon zu verkaufen, oder im Falle der Weiterbeförderung die Ladung ganz oder zum Theil zu verbodmen. Der Schiffer ist jedoch nicht verpflichtet, die Ladung auszu­ antworten oder die Weiterbeförderung einem anderen Schiffer zu übergeben, bevor die Distanzfracht nebst den sonstigen Forderungen des Verfrachters (Art. 615) und die auf der Ladung hastenden Bei­ träge zur großen Haverei, Bergungs- und Hülfskosten und Bodmerei­ gelder bezahlt oder sichergestellt sind. Auch für die Erfüllung der nach dem ersten Absatz dieses Artikels dem Schiffer obliegenden Pflichten haftet der Rheder mit dem Schiffe, soweit etwas davon gerettet ist, und mit der Fracht.

Art. 635. Gehen nach Antritt der Reise die Güter durch einen Zufall verloren, so endet der Frachtvertrag, ohne daß ein Theil zur Entschädigung des anderen verpflichtet ist; insbesondere ist die Fracht weder ganz noch theilweise zu zahlen, insofern nicht im Gesetze das Gegentheil bestimmt ist (Art. 619).

Art. 636. Ereignet sich nach dem Antritt der Reise einer der im Arttkel 631 erwähnten Zufälle, so ist jeder Theil befugt, von dem Vertrage zurückzutteten, ohne zur Entschädigung verpflichtet zu sein. Ist jedoch einer der im Arttkel 631 unter Ziffer 1 bezeichneten Zufälle eingetreten, so muß, bevor der Rücktritt stattfindet, auf die Beseitigung des Hinderniffes drei oder fünf Monate gewartet werden, je nachdem das Schiff in einem europäischen oder in einem nicht­ europäischen Hafen sich befindet. Die Frist wird, wenn der Schiffer das Hinderniß während des Aufenthalts in einem Hafen erfährt, von dem Tage der erhaltenen Kunde, anderenfalls von dem Tage an berechnet, an welchem der Schiffer, nachdem er davon in Kenntniß gesetzt worden ist, mit dem Schiffe zuerst einen Hafen erreicht. Die Ausladung des Schiffs erfolgt, in Ermangelung einer anderweitigen Vereinbarung, in dem Hafen, in welchem es zur Zeit der Erklärung des Rücktritts sich befindet.

Für den zurückgelegten Theil der Reise ist der BefrachterDistanzfracht (Art. 632, 633) zu zahlen verpflichtet. Ist das Schiff in Folge des Hindernisses in den Abgangshafen oder in einen anderen Hafen zurückgekehrt, so wird bei Berechnung der Distanzfracht der dem Bestimmungshafen nächste Punkt, welchen das Schiff erreicht hat, Behufs Feststellung der zurückgelegten Ent­ fernung zum Anhalt genommen. Der Schiffer ist auch in den Fällen dieses Artikels verpflichtet, vor und nach der Auflösung des Frachtvertrags für das Beste der Ladung nach Maßgabe der Artikel 504 bis 506 und 634 zu sorgen.

Art. 637. Muß das Schiff, nachdem es die Ladung einge­ nommen hat, vor Antritt der Reise in dem Abladungshafen oder nach Antritt derselben in einem Zwischen- oder Nothhafen in Folge eines der im Artikel 631 erwähnten Ereignisse liegen bleiben, so werden die Kosten des Aufenthalts, auch wenn die Erfordernisse der großen Haverei nicht vorliegen, über Schiff, Fracht und Ladung nach den Grundsätzen der großen Haverei vertheilt, gleichviel ob demnächst der Vertrag aufgehoben oder vollständig erfüllt wird. Zu den Kosten des Aufenthalts werden alle in dem zweiten Absatz des Artikels 708, Ziffer 4 aufgeführten Kosten gezählt, diejenigen des Ein- und Aus­ laufens jedoch nur dann, wenn wegen des Hindernisses ein Noth­ hafen angelaufen ist.

Art. 638. Wird nur ein Theil der Ladung vor Antritt der Reise durch einen Zufall betroffen, welcher, hätte er die ganze Ladung betroffen, nach den Artikeln 630 und 631 den Vertrag aufgelöst oder die Parteien zum Rücktritt berechtigt haben würde, so ist der Befrachter nur befugt, entweder statt der vertragsmäßigen andere Güter abzuladen, sofern durch deren Beförderung die Lage des Ver­ frachters nicht erschwert wird (Art. 563), oder von dem Vertrage unter der Verpflichtung zurückzutreten, die Hälfte der bedungenen Fracht und die sonstigen Forderungen des Verfrachters zu berichtigen (Art. 581 und 582). Bei Ausübung dieser Rechte ist der Befrachter jedoch nicht an die sonst einzuhaltende Zeit gebunden. Er hat sich aber ohne Verzug zu erklären, von welchem der beiden Rechte er Gebrauch machen wolle und, wenn er die Abladung anderer Güter wählt, dieselbe binnen kürzester Frist zu bewirken, auch die etwaigen Mehrkosten dieser Abladung zu tragen und, insoweit durch sie die Wartezeit überschritten wird, den dem Verfrachter daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Macht er von keinem der beiden Rechte Gebrauch, so muß er auch für den durch den Zufall betroffenen Theil der Ladung die volle Fracht entrichten. Den durch Krieg, Ein- und Ausfuhrverbot

ober eine andere Verfügung von hoher Hand unfrei gewordenen Theil der Ladung ist er jedenfalls aus dem Schiffe herauszunehmen verbunden. Tritt der Zufall nach Antritt der Steife ein, so muß der Be­ frachter für den dadurch betroffenen Theil der Ladung die volle Fracht auch dann entrichten, wenn der Schiffer diesen Theil in einem anderen als dem Bestimmungshafen zu löschen sich genöthigt ge­ funden und hierauf mit oder ohne Aufenthalt die Reise fort­ gesetzt hat. Durch diesen Artikel werden die Bestimmungen der Artikel 618 nut) 619 nicht berührt. Art. 639. Abgesehen von den Fällen der Artikel 631 bis 638 hat ein Aufenthalt, welchen die Reise vor oder nach ihrem Antritt durch Naturereignisse oder andere Zufälle erleidet, auf die Rechte und Pflichten der Parteien keinen Einfluß, es sei denn, daß der erfenntare Zweck des Vertrages durch einen solchen Aufenthalt ver­ eitelt würde. Der Befrachter ist jedoch befugt, während jedes durch einen Zufall entstandenen, voraussichtlich längeren Aufenthalts die bereits in das Schiff geladenen Güter auf seine Gefahr und Kosten gegen Sicherheitsleistung für die rechtzeitige Wiedereinladung auszu­ laden. Unterläßt er die Wiedereinladung, so hat er die volle Fracht zu zahlen. In jedem Falle muß er den Schaden ersetzen, welcher ans der von ihm veranlaßten Wiederausladung entsteht. Gründet sich der Aufenthalt in einer Verfügung von hoher Hand, so ist für die Dauer derselben keine Fracht zu bezahlen, wenn diese zeitweise bedungen war (Art. 623). Art. 640. Muß das Schiff während der Reise ausgebessert werden, so hat der Befrachter die Wahl, ob er die ganze Ladung au dem Orte, wo das Schiff sich befindet, gegen Berichtigung der vollen Fracht und der übrigen Forderungen des Verfrachters (Art. 615) und gegen Berichtigung oder Sicherstellung der im Artikel 616 bezeichneten Forderungen zurücknehmen, oder die Wiederher­ stellung abwarten will. Im letzteren Falle ist für die Dauer der Ausbesserung keine Fracht zu bezahlen, wenn diese zeitweise bedungen war. Art. 641. Wird der Frachtvertrag in Gemäßheit der Artikel 630 bis 636 aufgelöst, so werden die Kosten der Ausladung aus dem Schiffe von dem Verfrachter, die übrigen Löschungskosten von dem Befrachter getragen. Hat der Zufall jedoch nur die Ladung betroffen, so fallen die sämmtlichen Kosten der Löschung dem Be­ frachter zur Last. Dasselbe gilt, wenn im Falle des Artikels 638 ein Theil der Ladung gelöscht wird. Mußte in einem solchen Falle

Behufs der Löschung ein Hafen angelaufen werden, so hat der Be­ frachter auch die Hafenkosten zu tragen.

Art. 642. Die Artikel 630 bis 641 kommen auch zur An­ wendung, wenn das Schiff zur Einnahme der Ladung eine Zureise in Ballast nach dem Abladungshafen zu machen hat. Die Reise gilt aber in einem solchen Falle erst dann als angetreten, wenn sie aus dem Abladungshafen angetreten ist. Wird der Vertrag, nach­ dem das Schiff den Abladungshafen erreicht hat, aber vor Antritt der Reise aus dem letzteren aufgelöst, so erhält der Verfrachter für die Zureise eine nach den Grundsätzen der Distanzfracht (Art. 633) zu bemeffende Entschädigung. In anderen Fällen einer zusammengesetzten Reise sind die obigen Artikel insoweit anwendbar, als Natur und Inhalt des Vertrages nicht entgegenstehen.

Art. 643. Wenn der Vertrag nicht auf das Schiff im Ganzen, sondern nur auf einen verhältnißmäßigen Theil oder einen bestimmt bezeichneten Raum des Schiffs oder auf Stückgüter sich bezieht, so gelten die Artikel 630 bis 642 mit folgenden Abweichungen: 1. In den Fällen der Artikel 631 und 636 ist jeder Theil so­ gleich nach (Eintritt des Hindernisses und ohne Rücksicht auf die Dauer desselben von dem Vertrage zurückzutreten befugt. 2. Im Falle des Artikels 638 kann von dem Befrachter das Recht, von dem Vertrage zurückzutreten, nicht ausgeübt werden. 3. Im Falle des Artikels 636 steht dem Befrachter das Recht der einstweiligen Löschung nur dann zu, wenn die übrigen Be­ frachter ihre Genehmigung ertheilen. 4. Im Falle des Artikels 640 kann der Befrachter die Güter gegen Entrichtung der vollen Fracht und der übrigen Forderungen nur dann zurücknehmen, wenn während der Ausbesserung die Löschung dieser Güter ohnehin erfolgt ist. Die Vorschriften der Artikel 588 und 590 werden hierdurch nicht berührt.

Art. 644. Stach Beendigung jeder einzelnen Abladung hat der Schiffer dem Ablader ohne Verzug gegen Rückgabe des etiva bei der Annahme der Güter ertheilten vorläufigen Empfangsscheins einKonnosiement in so vielen Exemplaren auszustellen, als der Ablader verlangt. Alle Exemplare des Konnossements müssen von gleichem Inhalt sein, dasselbe Datum haben und ausdrücken, wie viele Exemplare ausgestellt sind. Dem Schiffer ist auf sein Verlangen von dem Ablader eine mit der Unterschrift des letzteren versehene Abschrift des Konnoffements zu ertheilen.

Art. 645. Das Konnossement enthält: 1. den Namen des Schiffers; 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

den Namen und die Nationalität des Schiffs: den Namen des Abladers; den Namen des Empfängers; den Abladungshafen; den Löschungshafen oder den Ort, an welchem Order über denselben einzuholen ist; die Bezeichnung der abgeladenen Güter, deren Menge und Merkzeichen; die Bestimmung in Ansehung der Fracht; den Ort und den Tag der Ausstellung: die Zahl der ausgestellten Exemplare.

Art. 646. Auf Verlangen des Abladers ist das Konnossement, sofern nicht das Gegentheil vereinbart ist, an die Order des Empfän­ gers oder lediglich an Order zu stellen. Im letzteren Falle ist unter der Order die Order des Abladers zu verstehen. Das Konnoffement kann auch auf den Namen des Schiffers als Empfängers lauten.

Art. 647. Der Schiffer ist verpflichtet, im Löschungshafen dem legitimirten Inhaber auch nur eines Exemplars des Konnossements die Güter auszuliefern. Zur Empfangnahme der Güter legitimirt ist Derjenige, an welchen die Güter nach dem Konnoffement abgeliefert werden sollen, oder auf welchen das Konnoffement, wenn es an Order lautet, durch Indossa­ ment übertragen ist. Art. 648. Melden sich mehrere legitimirte Konnoffementsinhaber, so ist der Schiffer verpflichtet, sie sämmtlich zurückzuweisen, die Güter gerichtlich oder in einer anderen sicheren Weise niederzu­ legen und die Konnoffementsinhaber, welche sich gemeldet haben, unter Angabe der Gründe seines Verfahrens hiervon zu benach­ richtigen. Wenn die Niederlegung nicht gerichtlich geschieht, so ist er be­ fugt, über sein Verfahren und dessen Gründe eine öffentliche Urkunde errichten zu lassen und wegen der daraus entstehenden Kosten in gleicher Art wie wegen der Fracht sich an die Güter zu halten (Art. 626). Art. 649. Die Uebergabe des an Order lautenden Konnosse­ ments an Denjenigen, welcher durch dasselbe zur Empfangnahme legitimirt wird, hat, sobald die Güter wirklich abgeladen sind, für den Erwerb der von der Uebergabe der Güter abhängigen Rechte dieselben rechtlichen Wirkungen wie die Uebergabe der Güter.

Art. 650. Sind mehrere Exemplare eines an Order lautenden Konnossements ausgestellt, so können von dem Inhaber des einen Exemplars die in dem vorstehenden Artikel bezeichneten rechtlichen Wirkungen der Uebergabe des Konnossements zum Nachtheil Des­ jenigen nicht geltend gemacht werden, welcher auf Grund eines anderen Exemplars in Gemäßheit des Artikels 647 die Auslieferung der Güter von dem Schiffer erlangt hat, bevor der Anspruch aus Auslieferung von dem Inhaber des ersteren Exemplars erhoben worden ist. Art. 651. Hat der Schiffer die Güter noch nicht ausgelieferr, so geht unter mehreren sich meldenden Konnossementsinhabern, wenn und soweit die von denselben auf Grund der Konnossementsübergabe an den Gütern geltend gemachten Rechte kollidiren, Derjenige vor, dessen Exemplar von dem gemeinschaftlichen Vormann, welcher meh­ rere Konnossementsexemplare an verschiedene Personen übertragen hat, zuerst der einen dieser Personen dergestalt übergeben ist, daß dieselbe zur Empfangnahme der Güter legitimirt wurde. Bei dem nach einem anderen Orte übersandten Exemplare wird die Zeit der Uebergabe durch den Zeitpunkt der Absendung bestimmt. Art. 652. Der Schiffer ist zur Ablieferung der Güter nur gegen Rückgabe eines Exemplars des Konnossements, auf welchem die Ablieferung der Güter zu bescheinigen ist, verpflichtet. Art. 653. Das Konnossement ist entscheidend für die Rechts­ verhältnisse zwischen dem Verfrachter und dem Empfänger der Güter; insbesondere muß die Ablieferung der Güter an den Empfänger nach Inhalt des Konnossements erfolgen. Die in das Konnossement nicht aufgenommenen Bestimmungen des Frachtvertrages haben gegenüber dem Empfänger keine rechtliche Wirkung, sofern nicht auf dieselben ausdrücklich Bezug genommen ist. Wird in Ansehung der Fracht auf den Frachtvertrag verwiesen (z. B. durch die Worte: „Fracht laut Chartepartie"), so sind hierin die Bestimmungen über Löschzeit, Ueberliegezeit und Liegegeld1 nicht als einbegriffen anzusehen. Für die Rechtsverhältnisse zwischen Verfrachter und Befrachter bleiben die Bestimmungen des Frachtvertrages maßgebend. Art. 654. Der Verfrachter ist für die Richtigkeit der im Kon­ nossement enthaltenen Bezeichnung der abgeladenen Güter dem Em­ pfänger verantwortlich. Seine Haftung beschränkt sich jedoch auf den Ersatz des Minderwerths, welcher aus der Nichtübereinstimmung der Güter mit der im Konnossement enthaltenen Bezeichnung sich ergiebt. 1 Hier im offiziellen Text Druckfehler: „Liegezeit".

Art. 655. Die im vorstehenden Artikel erwähnte Haftung des Verfrachters tritt auch dann ein, wenn die Güter dem Schiffer in Verpackung oder in geschlossenen Gefäßen übergeben sind. Ist dieses zugleich aus dem Konnossement ersichtlich, so ist der Verfrachter für die Richtigkeit der Bezeichnung der Güter dem Empfänger nicht verantwortlich, sofern er beweist, daß ungeachtet der Sorgfalt eines ordentlichen Schiffers die Unrichtigkeit der in dem Konnoffement enthaltenen Bezeichnung nicht wahrgenommen werden konnte. Die Haftung des Verfrachters wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß die Identität der abgelieferten und der übernommenen Güter nicht bestritten oder daß dieselbe von dem Verfrachter nachgewiesen ist.

Art. 656. Werden dem Schiffer Güter in Verpackung oder in geschlossenen Gefäßen übergeben, so kann er das Konnossement mit dem Zusatze: „Inhalt unbekannt" versehen. Enthält das Konnosse­ ment diesen oder einen gleichbedeutenden Zusatz, so ist der Verfrachter im Falle der Nichtübereinstimmung des abgelieferten Inhalts mit dem im Konnossement angegebenen nur iiifomeit verantwortlich, als ihm bewiesen wird, daß er einen anderen als den abgelieferten In­ halt empfangen habe. Art. 657. Sind die im Konnossement nach Zahl, Maß oder Gewicht bezeichneten Güter dem Schiffer nicht zugezählt, zugemeffen oder zugewogen, so kann er das Konnossement mit dem Zusätze: „Zahl, Maß, Gewicht unbekannt" versehen. Enthält das Konnossement diesen oder einen gleichbedeutenden Zusatz, so hat der Verfrachter die Nichtigkeit der Angaben des Konnoffements über Zahl, Maß oder Gewicht der übernommenen Güter nicht zu vertreten. Art. 658. Ist die Fracht nach Zahl, Maß oder Gewicht der Güter bedungen und im Konnoffement Zahl, Maß oder Gewicht angegeben, so ist diese Angabe für die Berechnung der Fracht ent­ scheidend, wenn nicht das Konnossement eine abweichende Bestimmung enthält. Als eine solche ist der Zusatz: „Zahl, Maß, Gewicht un­ bekannt" oder ein gleichbedeutender Zusatz nicht anzusehen. Art. 659. Ist das Konnoffement mit dem Zusatze: „frei von Bruch" oder: „frei von Leckage" oder „frei von Beschädigung", oder mit einem gleichbedeutenden Zusatze versehen, so haftet der Verfrachter bis zum Beweise des Verschuldens des Schiffers oder einer Person, für welche der Verfrachter verantwortlich ist, nicht für Bruch oder Leckage oder Beschädigung. Art. 660. Sind dem Schiffer Güter übergeben, deren Be­ schädigung, schlechte Beschaffenheit oder schlechte Verpackung sichtbar ist, so hat er diese Mängel im Konnoffement zu bemerken, jvidrigenFriedberg, Handel-gesgbg. 3.«uSg.

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HTB Bnch V. vom Seeha-del. Ttt.V. Wrt.661-664. Tih VI. Art. «65-670.

falls er dem Empfänger dafür verantwortlich ist, auch wenn das Konnossement mit einem der im vorhergehenden Artikel erwähnten Zusätze versehen ist.

Art. 661. Nachdem der Schiffer ein an Order lautendes Konnoffement ausgestellt hat, darf er den Anweisungen des Abladers wegen Zurückgabe oder Auslieferung der Güter nur dann Folge leisten, wenn ihm die sämmtlichen Exemplare des Konnossements zurückgegeben werden. Dasselbe gilt in Ansehung der Anforderungen eines Konnosse­ mentsinhabers auf Auslieferung der Güter, so lange der Schiffer den Bestimmungshafen nicht erreicht hat. Handelt er diesen Bestimmungen entgegen, so bleibt er dem rechtmäßigen Inhaber des Konnossements verpflichtet. Lautet das Konnossement nicht an Order, so ist der Schiffer zur Zurückgabe oder Auslieferung der Güter, auch ohne Beibringung eines Exemplars des Konnossements, verpflichtet, sofern der Ablader und der im Konnossement bezeichnete Empfänger in die Zurückgabe oder Auslieferung der Güter willigen. Werden jedoch nicht sämmt­ liche Exemplare des Konnossements zurückgestellt, so kann der Schifferwegen der deshalb zu besorgenden Nachtheile zuvor Sicherheits­ leistung fordern. Art. 662. Die Bestimmungen des Artikels 661 kommen auch dann zur Anwendung, wenn der Frachtvertrag vor Erreichung des Bestimmungshafens in Folge eines Zufalls nach den Artikeln 630 bis 643 aufgelöst wird.

Art. 663. In Ansehung der Verpflichtungen des Schiffers aus den von ihm geschlossenen Frachtverträgen und ausgestellten Kon­ nossementen hat es bei den Vorschriften der Artikel 478, 479 und 502 sein Bewenden. Art. 664. Im Falle der Unterverfrachtung haftet für die Er­ füllung des Unterfrachtvertrages, insoweit dessen Ausführung zu den Dienstobliegenheiten des Schiffers gehört und von diesem über­ nommen ist, insbesondere durch Annahme der Güter und Ausstellung des Konnossements, nicht der Unterverfrachter, sondern der Rheder mit Schiff und Fracht (Art. 452). Ob und inwieweit im Uebrigen der Rheder oder der Unter­ verfrachter von dem Unterbefrachter in Anspruch genommen werden könne, und ob im letzteren Falle der Unterverfrachter für die Er­ füllung unbeschränkt zu haften oder nur die auf Schiff und Fracht beschränkte Haftung des Rheders zu vertreten habe, wird durch vor­ stehende Bestimmung nicht berührt.

Sechster Titel:

Von dem Frachtgeschäft zur Beförderung von Reisenden.*

Art. 665. Ist der Reisende in dem Ueberfahrtsvertrage ge­ nannt, so ist derselbe nicht befugt, das Recht der Ueberfahrt an einen Anderen abzutreten. Art. 666. Der Reisende ist verpflichtet, alle die Schiffsordnung betreffenden Anweisungen des Schiffers zu befolgen. Art. 667. Der Reisende, welcher vor oder nach dem Antritt der Reise sich nicht rechtzeitig an Bord begiebt, muß das volle Ueberfahrtsgeld bezahlen, wenn der Schiffer die Reise antritt oder fort­ setzt, ohne auf ihn zu warten. Art. 668. Wenn der Reisende vor dem Antritt der Reise den Rücktritt von dem Ueberfahrtsvertrage erklärt, oder stirbt, oder durch Krankheit oder einen anderen in seiner Person sich ereignenden Zu­ fall zurückzubleiben genöthigt wird, so ist nur die Hälfte des Ueberfahrtsgeldes zu zahlen. Wenn nach Antritt der Reise der Rücktritt erklärt wird oder einer der erwähnten Zufälle sich ereignet, so ist das volle Ueberfahrtsgeld zu zahlen. Art. 669. Der Ueberfahrtsvertrag tritt außer Kraft, wenn durch einen Zufall das Schiff verloren geht (Art. 630 Ziff. 1). Art. 670. Der Reisende ist befugt, von dem Berttage zurück­ zutreten, wenn ein Krieg ausbricht, in Folge dessen das Schiff nicht mehr als frei betrachtet werden kann und der Gefahr der Aufbringung ausgesetzt wäre, oder wenn die Reise durch eine das Schiff betref­ fende Verfügung von hoher Hand aufgehalten wird.

1 Vgl. RG 27 /11. 72 betr. die Verpflichtung deutscher Kauffahrteischiffe zur Mitnahme hülfsbedürftiger Seeleute (RGBl 432). StGB 144: Wer es sich zum Geschäft macht, Deutsche unter Vorspie­ gelung falscher Thatsachen oder wissentlich mit unbegründeten Angaben oder durch andere auf Täuschung berechnete Mittel zur Auswanderung zu verleiten, wird mit Gefängniß von Einem Monat bis zu zwei Jahren besttaft. RGO 6 (s. unten Anhang XIV). CPO 649: Urtheile sind auf Antrag für vorläufig vollstreckbar zu er­ klären, wenn sie betreffen ... 3. Streitigkeiten zwischen Reisenden und Wirthen, Fuhrleuten, Schiffern, Flößern oder Auswanderungsexpedienten in den Ein­ schiffungshäfen, welche über Witthszechen, Fuhrlohn, Ueberfahttsgelder, Be­ förderung der Reisenden und ihrer Habe und über Verlust und Beschädigung der letzteren, sowie Stteitigkeiten zwischen Reisenden und Handwerker, welche

auS Anlaß der Reise entstanden sind. Vgl. GBG 23 (oben zu Att. 3).

Das Recht des Rücktritts steht auch dem Verfrachter zu, wenn er in einem der vorstehenden Fälle die Reise aufgiebt, oder wenn das Schiff hauptsächlich zur Beförderung von Gütern bestimmt ist, und die Unternehmung unterbleiben muß, weil die Güter ohne sein Ver­ schulden nicht befördert werden können. Art. 671. In allen Fällen, in welchen zufolge der Artikel 669 und 670 der Ueberfahrtsvertrag aufgelöst wird, ist kein Theil zur Entschädigung des anderen verpflichtet. Ist jedoch die Auflösung erst nach Antritt der Reise erfolgt, so hat der Reisende das Ueberfahrtsgeld nach Verhältniß der zurück­ gelegten zur ganzen Reise zu zahlen. Bei der Berechnung des zu zahlenden Betrages sind die Vor­ schriften des Artikels 633 maßgebend.

Art. 672. Muß das Schiff während der Reise ausgebessert werden, so hat der Reisende, auch wenn er die Ausbesserung nicht abwartet, das volle Ueberfahrtsgeld zu zahlen. Wartet er die Aus­ besserung ab, so hat ihm der Verfrachter bis zum Wiederantritt der Reise ohne besondere Vergütung Wohnung zu gewähren, auch die nach dem Ueberfahrtsvertrage in Ansehung der Beköstigung ihm ob­ liegenden Pflichten weiter zu erfüllen. Erbietet sich jedoch der Verfrachter, den Reisenden mit einer anderen gleich guten Schiffsgelegenheit ohne Beeinträchtigung der übrigen vertragsmäßigen Rechte desselben nach dem Bestimmungs­ hafen zu befördern, und weigert sich der Reisende, von dem Aner­ bieten Gebrauch zu machen, so hat er auf Gewährung von Wohnung und Kost bis zum Wiederantritt der Reise nicht weiter Anspruch. Art. 673. Für den Transport der Reise-Effekten, welche der Reisende nach dem Ueberfahrtsvertrage an Bord zu bringen befugt ist, hat derselbe, wenn nicht ein Anderes bedungen ist, neben dem Ueberfahrtsgelde keine besondere Vergütung zu zahlen.

Art. 674. Auf die an Bord gebrachten Reise-Effekten finden die Vorschriften der Artikel 562, 594, 618 Anwendung. Sind dieselben von dem Schiffer oder einem dazu bestellten Dritten übernommen, so gelten für den Fall ihres Verlustes oder ihrer Beschädigung die Vorschriften der Artikel 607, 608, 609, 610, 611. Auf sämmtliche von dem Reisenden an Bord gebrachte Sachen finden außerdem die Artikel 564,1 565, 566 und 620 Anwendung. Art. 675. Der Verfrachter hat wegen des Ueberfahrtsgeldes an den von dem Reisenden an Bord gebrachten Sachen ein Pfandrecht. 1 Vgl. Anmerkung dazu.

Das Pfandrecht besteht jedoch nur, so lange die Sachen zurück­ behalten oder deponirt sind. Art. 676. Stirbt ein Reisender, so ist der Schiffer verpflichtet, in Ansehung der an Bord sich befindenden Effekten desselben das Jntereffe der Erben nach den Umständen des Falles in geeigneter Weise wahrzunehmen. Art. 677. Wird ein Schiff zur Beförderung von Reisenden einem Dritten verfrachtet, sei es im Ganzen oder zu einem Theil oder dergestalt, daß eine bestimmte Zahl von Reisenden befördert werden soll, so gelten für das Rechtsverhältniß zwischen dem Ver­ frachter und dem Dritten die Vorschriften des fünften Titels, soweit die Natur der Sache die Anwendung derselben zuläßt. Art. 678. Wenn in den folgenden Titeln dieses Buchs die Fracht erwähnt wird, so sind unter dieser, sofern nicht das Gegen­ theil bestimmt ist, auch die Ueberfahrtsgelder zu verstehen. Art. 679. Die auf das Auswanderungswesen sich beziehenden Landesgesetze, auch insoweit sie privatrechtliche Bestimmungen ent­ halten, werden durch die Vorschriften dieses Titels nicht berührt. Siebenter Titel:

Von der Bodmerei?

Art. 680. Bodmerei im Sinne dieses Gesetzbuchs ist ein Darlehnsgeschäft, welches von dem Schiffer als solchem kraft der in diesem Gesetzbuch ihm ertheilten Befugnisse unter Zusicherung einer Prämie und unter Verpfändung von Schiff, Fracht und Ladung, oder von einem oder mehreren dieser Gegenstände in der Art eingegangen wird, daß der Gläubiger wegen seiner Ansprüche nur an die ver­ pfändeten (verbodmeten) Gegenstände nach Ankunft des Schiffs an dem Orte sich halten könne, wo die Reise enden soll, für welche das Geschäft eingegangen ist (Bodmereireise). Art. 68L Bodmerei kann von dem Schiffer nur in folgenden Fällen eingegangen werden: 1. während das Schiff außerhalb des Heimathshafens sich be­ findet, zum Zweck der Ausführung der Reise, nach Maßgabe der Artikel 497, 507 bis 509 und 511; 2. während der Reise im alleinigen Jntereffe der Ladungsbetheiligten zum Zweck der Erhaltung und Weiterbeförderung der Ladung nach Maßgabe der Artikel 504, 511 und 634. In dem Falle der Ziffer 2 kann der Schiffer die Ladung allein Derbodmen, in allen übrigen Fällen kann er zwar das Schiff oder * Vgl. EG z.KO 14 (oben zu Art.309). GvG 101 Nr. 3 (oben zu Art. 3).

die Fracht allein, die Ladung aber nur zusammen mit dem Schiff und der Fracht verbodmen. In der Verbodmung des Schiffs ohne Erwähnung der Fracht ist die Verbodmung der letzteren nicht enthalten. Werden aber Schiff und Ladung verbodmet, so gilt die Fracht als mitverbodmet. Die Verbodmung der Fracht ist zulässig, so lange diese der Seegefahr noch nicht entzogen ist. Auch die Fracht desjenigen Theils der Reise, welcher noch nicht angetreten ist, kann verbodmet werden. Art. 682. Die Höhe der Bodmereiprämie ist ohne Beschrän­ kung dem Uebereinkommen der Parteien überlassen. Die Prämie umfaßt in Ermangelung einer entgegenstehenden Vereinbarung auch die Zinsen.

Art. 683. Ueber die Verbodmung muß von dem Schiffer ein Bodmereibrief ausgestellt werden. Ist dieses nicht geschehen, so hat der Gläubiger diejenigen Rechte, welche ihm zustehen würden, wenn der Schiffer zur Befriedigung des Bedürfnisses ein einfaches Kredit­ geschäft eingegangen wäre.

Art. 684. Der Bodmereigeber kann verlangen, daß der Bod­ mereibrief enthalte: 1. den Namen des Bodmereigläubigers; 2. den Kapitalbetrag der Bodmereischuld; 3. den Betrag der Bodmereiprämie oder den Gesammtbetrag der dem Gläubiger zu zahlenden Summe; 4. die Bezeichnung der verbodmeten Gegenstände; . 5. die Bezeichnung des Schiffs und des Schiffers; 6. die Bodmereireise; 7. die Zeit, zu welcher die Bodmereischuld gezahlt werden soll; 8. den Ort, wo die Zahlung erfolgen soll; 9. die Bezeichnung der Urkunde im Kontext als Bodmereibrief, oder die Erklärung, daß die Schuld als Bodmereischuld ein­ gegangen sei, oder eine andere das Wesen der Bodmerei ge­ nügend bezeichnende Erklärung; 10. die Umstände, welche die Eingehung der Bodmerei nothwendig gemacht haben ; 11. den Tag und den Ort der Ausstellung; 12. die Unterschrift des Schiffers. Die Unterschrift des Schiffers muß auf Verlangen in be­ glaubigter Form ertheilt werden. Art. 685. Auf Verlangen des Bodmereigebers ist der Bod­ mereibrief, sofern nicht das Gegentheil vereinbart ist, an die Order des Gläubigers oder lediglich an Order zu stellen. Im letzteren

Falle ist unter der Order die Order des Bodmereigebers zu ver­ stehen. Art. 686. Ist vor Ausstellung des Bodmereibriefs die Noth­ wendigkeit der Eingehung des Geschäfts von dem Landeskonsul oder demjenigen Konsul/ welcher dessen Geschäfte zu versehen berufen ist, und in dessen Ermangelung von dem Gerichte oder der sonst zu­ ständigen Behörde des Orts der Ausstellung, sofern cs aber auch an einer solchen fehlt, von den Schifssoffizieren urkundlich bezeugt, so wird angenommen, daß der Schiffer zur Eingehung des Geschäfts in dem vorliegenden Umfange befugt gewesen sei. Es findet jedoch der Gegenbeweis statt. Art. 687. Der Bodmereigeber kann die Ausstellung des Bodmereibriefs in mehreren Exemplaren verlangen. Werden mehrere Exemplare ausgestellt, so ist in jedem Exemplar anzugeben, wie viele ertheilt sind. Der Bodmereibrief kann durch Indossament übertragen werden, wenn er an Order lautet. Der Einwand, daß der Schiffer zur Eingehung des Geschäfts überhaupt oder in dem vorliegenden Umfange nicht befugt gewesen sei, ist auch gegen den Indossatar zulässig. Art. 688. Die Bodmereischuld ist, sofern nicht in dem Böd­ mereibriefe selbst eine andere Bestimmung getroffen ist, in dem Be­ stimmungshafen der Bodmereireise und am achten Tage nach der Ankunft des Schiffs in diesem Hafen zu zahlen. Bon dem Zahlungstage an laufen kaufmännische Zinsen von der ganzen Bodmereischuld einschließlich der Prämie. Dif vorstehende Bestimmung kommt nicht zur Anwendung, wenn die Prämie nach Zeit bedungen ist; die Zeitprämie läuft aber bis zur Zahlung des Bodmereikapitals. Art. 689. Zur Zahlungszeit kann die Zahlung der Bodmerei­ schuld dem legitimirten Inhaber auch nur eines Exemplars des Bod­ mereibriefs nicht verweigert werden. Die Zahlung kann nur gegen Rückgabe dieses Exemplars ver­ langt werden, auf welchem über die Zahlung zu quittiren ist. Art. 690. Melden sich mehrere gehörig legitimirte Bodmerei­ briefs-Inhaber, so sind sie sämmtlich zurückzuweisen, die Gelder, 1 BG 8./11. 67, 37 (BGBl 143): In Betteff der Befugniß der Konsuln zur Mitwirkung bei dem Verkaufe eines Schiffes durch den Schiffer und bei Eingehung von Bodmereigeschäften, sowie in Betteff der einstweiligen Streitig­ keiten zwischen Schiffer und Mannschaft find die Vorschriften der Artikel 499,537, 547, 686 des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs maßgebend. — Ge­ bühren dafür: vgl. Tarif 15./3. 68 (BGBl 23), 1./7. 72 (RGBl 248).

wenn die verbodmeten Gegenstände befreit werden sollen, gerichtlich oder in anderer sicherer Weise niederzulegen und die BodmereibriefsInhaber, welche sich gemeldet haben, unter Angabe der Gründe des Verfahrens hiervon zu benachrichtigen. Wenn die Niederlegung nicht gerichtlich geschieht, so ist der Deponent befugt, über sein Verfahren und dessen Gründe eine öffent­ liche Urkunde errichten zu lassen und die daraus entstehenden Kosten von der Bodmereischuld abzuziehen. Art. 691. Dem Bodmereigläubiger fällt weder die große noch die besondere Haverei zur Last. Insoweit jedoch die verbodmeten Gegenstände durch große oder besondere Haverei zur Befriedigung des Bodmereigläubigers unzu­ reichend werden, hat derselbe den hieraus entstehenden Nachtheil zu tragen. Art. 692. Die sämmtlichen verbodmeten Gegenstände haften dem Bodmereigläubiger solidarisch. Auch schon vor Eintritt der Zahlungszeit kann der Gläubiger nach Ankunft des Schiffs im Bestimmungshafen der Bodmereireise die Beschlagnahme der sämmtlichen verbodmeten Gegenstände nach­ suchen. Art. 693. Der Schiffer hat für die Bewahrung und Erhal­ tung der verbodmeten Gegenstände zu sorgen; er darf ohne dringende Gründe keine Handlung vornehmen, wodurch die Gefahr für den Bodmereigeber eine größere oder eine andere wird, als derselbe bei dem Abschlüsse des Vertrages voraussetzen mußte. Handelt er diesen Bestimmungen zuwider, so ist er dem Bod­ mereigläubiger für den daraus entstehenden Schaden verantwortlich (Art. 479).

Art. 694. Hat der Schiffer die Bodmereireise willkürlich ver­ ändert, oder ist er von dem derselben entsprechenden Wege willkürlich abgewichen, oder hat er nach ihrer Beendigung die verbodmeten Gegenstände von Neuem einer Seegefahr ausgesetzt, ohne daß das Interesse des Gläubigers es geboten hat, so haftet der Schiffer dem Gläubiger für die Bodmereischuld insoweit persönlich, als derselbe aus den verbodmeten Gegenständen seine Befriedigung nicht erhält, es sei denn, daß er beweist, daß die unterbliebene Befriedigung durch die Veränderung der Reise oder die Abweichung oder die neue See­ gefahr nicht verursacht ist. Art. 695. Der Schiffer darf die verbodmete Ladung vor Be­ friedigung oder Sicherstellung des Gläubigers weder ganz noch theilweise ausliefern, widrigenfalls er dem Gläubiger für die Bodmerei­ schuld insoweit persönlich verpflichtet wird, als derselbe aus den

ausgelieferten Gütern zur Zeit der Auslieferung hätte befriedigt werden können. Es wird bis zum Beweise des Gegentheils angenommen, daß der Gläubiger seine vollständige Befriedigung hätte erlangen können.

Art. 696. Hat der Rheder in den Fällen der Artikel 693, 694, 695 die Handlungsweise des Schiffers angeordnet, so kommen die Vorschriften des zweiten und dritten Absatzes des Artikels 479 zur Anwendung. Art. 697. Wird zur Zahlungszeit die Bodmereischuld nicht bezahlt, so kann der Gläubiger den öffentlichen Verkauf des verbod­ meten Schiffs und der verbodmeten Ladung, sowie die Ueberweisung der verbodmeten Fracht bei dem zuständigen Gericht beantragen. Die Klage ist zu richten in Ansehung des Schiffs und der Fracht gegen den Schiffer oder Rheder, in Ansehung der Ladung vor der Auslieferung gegen den Schiffer, nach der Auslieferung gegen den Empfänger, sofern dieselbe sich noch bei ihm oder einem Anderen befindet, welcher sie für ihn besitzt. Zum Nachtheil eines dritten Erwerbers, welcher den Besitz der verbodmeten Ladung in gutem Glauben erlangt hat, kann der Gläubiger von seinen Rechten keinen Gebrauch machen. Art. 698. Der Empfänger, welchem bei Annahme der ver­ bodmeten Güter bekannt ist, daß auf ihnen eine Bodmereischuld haftet, wird dem Gläubiger für die Schuld bis zum Werthe, welchen die Güter zur Zeit ihrer Auslieferung hatten, insoweit persönlich ver­ pflichtet, als der Gläubiger, falls die Auslieferung nicht erfolgt wäre, aus den Gütern hätte befriedigt werden können. Art. 699. Wird vor dem Antritt der Bodmereireise die Unter­ nehmung aufgegeben, so ist der Gläubiger befugt, die sofortige Be­ zahlung der Bodmereischuld an dem Orte zu verlangen, an welchem die Bodmerei eingegangen ist; er muß sich jedoch eine verhältnißmäßige Herabsetzung der Prämie gefallen lassen; bei der Herab­ setzung ist vorzugsweise das Verhältniß der bestandenen zu der über­ nommenen Gefahr maßgebend. Wird die Bodmereireise in einem anderen als dem Bestimmungs­ hafen derselben beendet, so ist die Bodmereischuld ohne einen Abzug von der Prämie in diesem anderen Hafen nach Ablauf der vertrags­ mäßigen und in deren Ermangelung der achttägigen (Art. 688) Zahlungsfrist zu zahlen. Die Zahlungsfrist wird vom Tage der definitiven Einstellung der Reise berechnet. Soweit in diesem Artikel nicht ein Anderes bestimmt ist, kommen die Artikel 689 bis 698 auch in den vorstehenden Fällen zur Anwendung.

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HGB Buch V. Bom Seehandel. Tit. VH. Art. 700. 701. Tit.VIH. Art. 702-708.

Art. 700. Die Anwendung der Vorschriften dieses Titels wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß der Schiffer zugleich Miteigenthümer oder Alleineigenthümer des Schiffs oder der Ladung oder beider ist,, oder daß er auf Grund besonderer Anweisung der Betheiligten die Bodmerei eingegangen ist. Art. 701. Die Bestimmungen über die uneigentliche Bodmerei, d. h. diejenige, welche nicht Von dem Schiffer als solchem in den im Artikel 681 bezeichneten Fällen eingegangen ist, bleiben den Landesgesetzen Vorbehalten.

Achter Titel:

Von der Haverei.

Erster Abschnitt. Große (gemeinschaftliche) Haverei und besondere Haverei.

Art. 702. Alle Schäden,* welche dem Schiff oder der Ladung oder beiden zum Zweck der Errettung beider aus einer gemeinsamen Gefahr von dem Schiffer oder auf dessen Geheiß vorsätzlich zugefügt werden, sowie auch die durch solche Maßregeln ferner verursachten Schäden, ingleichen die Kosten, welche zu demselben Zweck aufge­ wendet werden, sind große Haverei. Die große Haverei wird von Schiff, Fracht und Ladung ge­ meinschaftlich getragen. Art. 703. Alle nicht zur großen Haverei gehörigen, durch einen Unfall verursachten Schäden und Kosten, soweit letztere nicht unter den Artikel 622 fallen, sind besondere Haverei. Die besondere Haverei wird von den Eigenthümern des Schiffsund der Ladung, von jedem für sich allein, getragen. Art. 704. Die Anwendung der Bestimmungen über große Haverei wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß die Gefahr in Folge des Verschuldens eines Dritten oder auch eines Betheiligten herbei­

geführt ist. Der Betheiligte, welchem ein solches Verschulden zur Last fällte kann jedoch nicht allein wegen der ihm etwa entstandenen Schäden keine Vergütung fordern, sondern er ist auch den Beitragspflichtigen für den Verlust verantwortlich, welchen sie dadurch erleideu, daß ber Schaden als große Haverei zur Vertheilung kommt. Ist die Gefahr durch eine Person der Schiffsbesatzung ver-

1 Vgl. RG 27./7. 78 betr. die Untersuchung von Seeunfällen (Anhang Nr. XVI).

schuldet, so trägt die Folgen dieses Verschuldens auch der Rheder nach Maßgabe der Artikel 451, 452.

Art. 705. Die Havereivertheilung tritt nur ein, wenn sowohl das Schiff als auch die Ladung, und zwar jeder dieser Gegenstände entweder ganz oder theilweise wirklich gerettet worden ist.

Art. 706. Die Verpflichtung, von einem geretteten Gegenstände beizutragen, wird dadurch, daß derselbe später von besonderer Haverei betroffen wird, nur dann vollständig aufgehoben, wenn der Gegen­ stand ganz verloren geht. Art. 707. Der Anspruch auf Vergütung einer zur großen Haverei gehörenden Beschädigung wird durch eine besondere Haverei, welche den beschädigten Gegenstand später trifft, sei es, daß er von Neuem beschädigt wird oder ganz verloren geht, nur insoweit auf­ gehoben, als bewiesen wird, daß der spätere Unfall nicht allein mit dem früheren in keinem Zusammenhänge steht, sondern daß er auch den früheren Schaden nach sich gezogen haben würde, wenn dieser nicht bereits entstanden gewesen wäre. Sind jedoch vor Eintritt des späteren Unfalles zur Wieder­ herstellung des beschädigten Gegenstandes bereits Aufwendungen ge­ macht, so bleibt rücksichtlich dieser der Anspruch auf Vergütung bestehen. Art. 708. Große Haverei liegt namentlich in folgenden Fällen vor, vorausgesetzt, daß in denselben zugleich die Erfordernisse der Artikel 702, 704 und 705 insoweit vorhanden sind, als in diesem Artikel nichts Besonderes bestimmt ist: 1. Weiln Waaren, Schiffstheile oder Schiffsgeräthschaften über Bord geworfen, Masten gekappt, Taue oder Segel weg­ geschnitten, Anker, Ankertaue oder Ankerketten geschlippt oder gekappt worden sind. Sowohl diese Schäden selbst als die durch solche Maßregeln an Schiff oder Ladung ferner verursachten Schäden gehören zur großen Haverei. 2. Wenn zur Erleichterung des Schiffs die Ladung ganz oder theilweise in Leichterfahrzeuge übergeladen worden ist. Es gehört zur großen Haverei sowohl der Leichterlohn als der Schaden, welcher bei dem Ueberladen in das Leichterfahr­ zeug oder bei dem Rückladen in das Schiff der Ladung oder dem Schiff zugesügt worden ist, sowie der Schaden, welcher die Ladung auf dem Leichterfahrzeug betroffen hat. Muß die Erleichterung im regelmäßigen Verlauf der Reise erfolgen, so liegt große Haverei nicht vor. 3. Wenn das Schiff absichtlich auf den Strand gesetzt worden ist.

jedoch nur wenn die Abwendung des Unterganges oder der Nehmung damit bezweckt war. Sowohl die durch die Strandung einschließlich der Abbringung entstandenen Schäden, als auch die Kosten der Abbringung ge­ hören zur großen Haverei. Wird das Behufs Abwendung des Unterganges auf den Strand gesetzte Schiff nicht abgebracht oder nach der Abbringung reparaturunfähig (Art. 444) befunden, so findet eine Havereivertheilung nicht statt. Ist das Schiff gestrandet, ohne daß die Strandung zur Rettung von Schiff und Ladung vorsätzlich herbeigeführt war, so gehören zwar nicht die durch die Strandung veranlaßten Schäden, wohl aber die auf die Abbringung verwendeten Kosten und die zu diesem Zweck dem Schiff oder der Ladung absicht­ lich zugefügten Schäden zur großen Haverei.

4. Wenn das Schiff zur Vermeidung einer dem Schiff und der Ladung im Falle der Fortsetzung der Reise drohenden gemein­ samen Gefahr in einen Nothhafen eingelaufen ist, wohin ins­ besondere gehört, wenn das Einlaufen zur nothwendigen Ausbefferung eines Schadens erfolgt, welchen das Schiff während der Reise erlitten hat.

Es gehören in diesen! Falle zur großen Haverei: die Kosten des Einlaufens und des Auslaufens, die das Schiff selbst treffenden Ausenthaltskosten, die der Schiffsbesatzung während des Aufenthalts gebührende Heuer und Kost, sowie die Aus­ lagen für die Unterbringung der Schiffsbesatzung am Lande, wenn und so lange dieselbe an Bord nicht hat verbleiben können, ferner, falls die Ladung wegen des Grundes, welcher das Einlaufen in den Nothhafen herbeigeführt hat, gelöscht werden muß, die Kosten des Bon- und Anbordbringens und die Kosten der Aufbewahrung der Ladung am Lande bis zu dem Zeitpunkte, in welchem dieselbe wieder an Bord hat ge­ bracht werden können.

Die sämmtlichen Aufenthaltskosten kommen nur für die Zeit der Fortdauer des Grundes in Rechnung, welcher das Ein­ laufen in den Nothhafen herbeigeführt hat. Liegt der Grund in einer nothwendigen Ausbesserung des Schiffs, so kommen außerdem die Aufenthaltskosten nur bis zu dem Zeitpunkte in Rechnung, in welchem die Ausbesserung hätte vollendet sein können. Die Kosten der Ausbefferung des Schiffs gehören nur in-

soweit zur großen Haverei, als der auszubefsernde Schaden selbst große Haverei ist. 5. Wenn das Schiff gegen Feinde oder Seeräuber vertheidigt worden ist. Die bei der Vertheidigung dem Schiff oder der Ladung zu­ gefügten Beschädigungen, die dabei verbrauchte Munition und, im Fall eine Person der Schiffsbesatzung bei der Vertheidigung verwundet oder getödtet worden ist, die Heilungs- und Begräbnißkosten, sowie die zu zahlenden Belohnungen (Art. 523, 524, 549, 551) bilden die große Haverei? 6. Wenn im Fall der Anhaltung des Schiffs durch Feinde oder Seeräuber Schiff und Ladung losgekauft worden sind. Was zum Loskauf gegeben ist, bildet nebst den durch den Unterhalt und die Auslösung der Geißeln entstandenen Kosten die große Haverei. 7. Wenn die Beschaffung der zur Deckung der großen Haverei während der Reise erforderlichen Gelder Verluste und Kosten verursacht hat, oder wenn durch die Auseinandersetzung unter den Betheiligten Kosten entstanden sind. Diese Verluste und Kosten gehören gleichfalls zur großen Haverei. Dahin werden insbesondere gezählt der Verlust an den während der Reise verkauften Gütern, die Bodmereiprämie, wenn die erforderlichen Gelder durch Bodmerei ausgenommen worden sind, und wenn dies nicht der Fall ist, die Prämie für Versicherung der aufgewendeten Gelder, die Kosten für die Ermittelung der Schäden und für die Aufmachung der Rech­ nung über die große Haverei (Dispache).

Art. 709. Nicht als große Haverei, sondern als besondere Haverei werden angesehen: 1. die Verluste und Kosten, welche, wenn auch während der Reise, aus der in Folge einer besonderen Haverei nöthig gewordenen Beschaffung von Geldern entstehen; 2. die Reklamekosten, auch wenn Schiff und Ladung zusammen und beide mit Erfolg reklamirt werden; 3. die durch Prangen verursachte Beschädigung des Schiffs, seines Zubehörs und der Ladung, selbst wenn, um der Strandung oder Nehmung zu entgehen, geprangt worden ist. Art. 710.

In den Fällen der großen Haverei bleiben bei der

1 Vgl. Seemannsordnung (Anhang XIV) 48, 49, 51.

Schadensberechnung die Beschädigungen und Verluste außer Ansatz, .welche die nachstehenden Gegenstände betreffen: 1. die nicht unter Deck geladenen Güter; diese Vorschrift findet jedoch bei der Küstenschiffahrt insofern keine Anwendung, als in Ansehung derselben Deckladungen durch die Landesgesetze für zulässig erklärt sind (Art. 567); 2. diejenigen Güter, worüber weder ein Konnossement ausgestellt ist, noch das Manifest oder Ladebuch Auskunft giebt; 3. die Kostbarkeiten, Gelder und Werthpapiere, welche dem Schiffer nicht gehörig bezeichnet sind (Art. 608). Art. 711. Der an dem Schiff und dem Zubehör desselben ent­ standene, zur großen Haverei gehörige Schaden ist, wenn die Repa­ ratur während der Reise erfolgt, am Ort der Ausbesserung und vor derselben, sonst an dem Ort, wo die Reise endet, durch Sach­ verständige zu ermitteln und zu schätzen. Die Taxe muß die Ver­ anschlagung der erforderlichen Reparaturkosten enthalten. Sie ist, wenn während der Reise ausgebessert wird, für die Schadensberech­ nung insoweit maßgebend, als nicht die Ausführungskosten unter j)en Anschlagssummen bleiben. War die Aufnahme einer Taxe nicht ausführbar, so entscheidet der Betrag der auf die erforderlichen Repa­ raturen wirklich verwendeten Kosten. Insoweit die Ausbesserung während der Reise nicht geschieht, ist die Abschätzung für die Schadensberechnung ausschließlich maßgebend.

Art. 712. Der nach Maßgabe des vorstehenden Artikels er­ mittelte volle Betrag der Reparaturkosten bestimmt die zu leistende Vergütung, wenn das Schiff zur Zeit der Beschädigung noch nicht ein volles Jahr zu Wasser war. Dasselbe gilt von der Vergütung für einzelne Theile des Schiffs, namentlich für die Metallhaut, sowie für einzelne Theile des Zu­ behörs, wenn solche Theile noch nicht ein volles Jahr in Gebrauch waren. In den übrigen Fällen wird von dem vollen Betrage wegen des Unterschiedes zwischen alt und neu ein Drittel, bei den Anker­ ketten ein Sechstel, bei den Ankern jedoch nichts abgezogen. Von dem vollen Betrage kommen ferner in Abzug der volle Erlös oder Werth der etwa noch vorhandenen alten Stücke, welche durch neue ersetzt sind oder zu ersetzen sind. Findet ein solcher Abzug und zugleich der Abzug wegen des Unterschiedes zwischen alt und neu statt, so ist zuerst dieser letztere und sodann erst von dem verbleibenden Betrage der andere Abzug zu machen. Art. 713. Die Vergütung für aufgeopferte Güter wird durch

den Marktpreis bestimmt, welchen Güter derselben Art und Be­ schaffenheit am Bestimmungsort bei Beginn der Löschung des Schiffs haben. In Ermangelung eines Marktpreises, oder insofern über den­ selben oder über dessen Anwendung, insbesondere mit Rücksicht auf die Qualität der Güter, Zweifel bestehen, wird der Preis durch Sach­ verständige ermittelt. Von dem Preise kommt in Abzug, was an Fracht, Zöllen und Unkosten in Folge des Verlustes der Güter erspart wird. Zu den aufgeopferten Gütern gehören auch diejenigen, welche zur Deckung der großen Haverei verkauft worden sind (Art. 708, Biff. 7). Art. 714. Die Vergütung für Güter, welche eine zur großen Haverei gehörige Beschädigung erlitten haben, wird bestimmt durch den Unterschied zwischen dem durch Sachverständige zu ermittelnden Verkaufswerth, welchen die Güter im beschädigten Zustande am Be­ stimmungsorte bei Beginn der Löschung des Schiffs haben, und dem im vorstehenden Artikel bezeichneten Preise nach Abzug der Zölle und Unkosten, soweit sie in Folge der Beschädigung erspart sind. Art. 715. Die vor, bei oder nach dem Havereifall entstandenen, zur großen Haverei nicht gehörenden Werthsverringerungen und Ver­ luste find bei Berechnung der Vergütung (Art. 713, 714) in Abzug zu bringen. Art. 716. Endet die Reise für Schiff und Ladung nicht im Bestimmungshafen, sondern an einem anderen Orte, so tritt dieser letztere, endet sie durch Verlust des Schiffs, so tritt der Ort, wohin die Ladung in Sicherheit gebracht ist, für die Ermittelung der Ver­ gütung an die Stelle des Bestimmungsortes. Art. 717. Die Vergütung für entgangene Fracht wird bestimmt durch den Frachtbetrag, welcher für die aufgeopferten Güter zu ent­ richten gewesen sein würde, wenn dieselben mit dem Schiff an dem Orte ihrer Bestimmung, oder wenn dieser von dem Schiff nicht er­ reicht wird, an dem Orte angelangt wären, wo die Reise endet. Art. 718. Der gesammte Schaden, welcher die große Haverei bildet, wird über das Schiff, die Ladung und die Fracht nach Ver­ hältniß des Werthes und des Betrages derselben vertheilt. Art. 719. Das Schiff nebst Zubehör trägt bei: 1. mit dem Werthe, welchen es in dem Zustande am Ende der Reise bei Beginn der Löschung hat; 2. mit dem als große Haverei in Rechnung kommenden Schaden an Schiff und Zubehör. Von dem unter Ziffer 1 bezeichneten Werth ist der noch vor-

HSV vuch V. 8om veeha-tzel. Tlt. Y1IL «rt. 720-727.

handene Werth derjenigen Reparaturen und Anschaffungen abzuziehen, welche erst nach dem Havereifall erfolgt sind. Art. 720. Die Ladung trägt bei: 1. mit den am Ende der Reise bei Beginn der Löschung noch vorhandenen Gütern, oder, wenn die Reise durch den Verlust des Schiffs endet (Art. 716), mit den in Sicherheit gebrachten Gütern, soweit in beiden Fällen diese Güter sich zur Zeit des Havereifalls am Bord des Schiffs oder eines Leichterfahrzeuges (Art. 708, Ziff. 2) befunden haben. 2. mit den aufgeopferten Gütern (Art. 713);

Art. 721. Bei Ermittelung des Beitrags kommt in Ansatz: 1. für die Güter, welche unversehrt sind, der Marktpreis oder der durch Sachverständige zu ermittelnde Preis ('Art. 713), welchen dieselben am Ende der Reise bei Beginn und am Orte der Löschung des Schiffs, oder, wenn die Reise durch Verlust des Schiffes endet (Art. 716), zur Zeit und am Orte der Bergung haben, nach Abzug der Fracht, Zölle und son­ stigen Unkosten; 2. für die Güter, welche während der Reise verdorben sind oder eine zur großen Haverei nicht gehörige Beschädigung erlitten haben, der durch Sachverständige zu ermittelnde Verkaufswerth (Art. 714), welchen die Güter im beschädigten Zustande zu der unter Ziffer 1 erwähnten Zeit und an dem dort bezeich­ neten Orte haben, nach Abzug der Fracht, Zölle und sonstigen Unkosten; 3. für die Güter, welche aufgeopfert worden sind, der Äetrag, welcher nach Artikel 713 für dieselben als große Haverei in Rechnung kommt; 4. für die Güter, welche eine zur großen Haverei gehörige Be­ schädigung erlitten haben, der nach der Bestimmung unter Ziffer 2 zu ermittelnde Werth, welchen die Güter im beschä­ digten Zustande haben, und der Werthsunterschied, welcher nach Artikel 714 für die Beschädigung als große Haverei in Rechnung kommt. Art. 722. Sind Güter geworfen, so haben dieselben zu der gleichzeitigen oder einer späteren großen Haverei im Falle ihrer Bergung nur dann beizutragen, wenn der Eigenthümer eine Ver­ gütung verlangt. Art. 723. Die Frachtgelder tragen bei mit zwei Drittel: 1. des Bruttobetrages, welcher verdient ist; 2. des Betrages, welcher nach Artikel 717 als große Haverei iw Rechnung kommt.

Den Landesgesetzen bleibt Vorbehalten, die auf zwei Drittel bestimmte Quote bis auf die Hälfte zu ermäßigen. Ueberfahrtsgelder tragen bei mit dem Betrage, welcher im Falle des Verlustes des Schiffes eingebüßt wäre (Art. 671), nach Abzug der Unkosten, welche alsdann erspart sein würden. Art. 724. Haftet auf einem beitragspflichtigen Gegenstand eine, in einem späteren Nothfalle sich gründende Forderung, so trägt der Gegenstand nur mit seinem Werthe nach Abzug dieser Forderung bei. Art. 725. Zur großen Haverei tragen nicht bei: 1. die Kriegs- und Mundvorräthe des Schiffs; 2. die Heuer und Effekten der Schiffsbesatzung; 3. die Reise-Effekten der Reisenden. Sind Borräthe oder Effekten dieser Art aufgeopfert oder haben sie eine zur großen Haverei gehörige Beschädigung erlitten, so wird für dieselben nach Maßgabe der Artikel 713 bis 717 Vergütung ge­ währt; für Effekten, welche in Kostbarkeiten, Geldern und Werth­ papieren bestehen, wird jedoch nur dann Vergütung gewährt, wenn dieselben dem Schiffer gehörig bezeichnet sind (Art. 608). Borräthe und Effekten, für welche eine Vergütung gewährt wird, tragen mit dem Werth oder dem Werthunterschied bei, welcher als große Haverei in Rechnung kommt. Die im Artikel 710 erwähnten Gegenstände sind beitragspflichtig, soweit sie gerettet sind. Die Bodmereigelder sind nicht beitragspflichtig. Art. 726. Wenn nach dem Havereifall und bis zum Beginn der Löschung am Ende der Reise ein beitragspflichtiger Gegenstand ganz verloren geht (Art. 706) oder zum Theil verloren geht oder im Werthe verringert wird, wohin insbesondere der Fall des Ar­ tikels 724 gehört, so tritt eine verhältnißmäßige Erhöhung der von den übrigen Gegenständen zu entrichtenden Beittäge ein. Ist erst nach Beginn der Löschung der Verlust oder die Werths­ verringerung erfolgt, so geht der Beitrag, welcher auf den Gegen­ stand fällt, soweit dieser zur Berichtigung desselben unzureichend ge­ worden ist, den Vergütungsberechtigten verloren. Art. 727. Die Vergütungsberechttgten haben wegen der von dem Schiff und der Fracht zu entrichtenden Beiträge die Rechte von Schiffsgläubigern (Tit. 10). Auch in Ansehung der beitragspflich­ tigen Güter steht ihnen an den einzelnen Gütern wegen des von diesen zu entrichtenden Beitrages ein Pfandrecht zu. Das Pfand­ recht kann jedoch nach der Auslieferung der Güter nicht zum Nach­ theil des dritten Erwerbers, welcher den Besitz in gutem Glauben erlangt hat, geltend gemacht werden. Friedberg, HandelSgesgbg. 3. AuSg.

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Art. 728. Eine persönliche Verpflichtung zur Entrichtung deS Beitrages wird durch den Havereifall an sich nicht begründet. Der Empfänger beitragspflichtiger Güter wird jedoch, wenn ihm bei der Annahme der Güter bekannt ist, daß davon ein Beitrag zu entrichten sei, für den letzteren bis zum Werthe, welchen die Güter zur Zeit ihrer Auslieferung hatten, insoweit persönlich ver­ pflichtet, als der Beitrag, falls die Auslieferung nicht erfolgt wäre, aus den Gütern hätte geleistet werden können.

Art. 729. Die Feststellung und Vertheilung der Schäden er­ folgt an dem Bestimmungsort und, wenn dieser nicht erreicht wird, in dem Hafen, wo die Reise endet. Art. 730. Der Schiffer ist verpflichtet, die Aufmachung der Dispache ohne Verzug zu veranlassen. Handelt er dieser Verpflich­ tung zuwider, so macht er sich jedem Betheiligten verantwortlich. Wird die Aufmachung der Dispache nicht rechtzeitig veranlaßt, so kann jeder Betheiligte die Aufmachung in Antrag bringen und betreiben.

Art. 731. Im Gebiete dieses Gesetzbuchs wird die Dispache durch die ein- für allemal bestellten oder in deren Ermangelung durch die vom Gericht besonders ernannten Personen (Dispacheure) ausgemacht.* Jeder Betheiligte ist verpflichtet, die zur Aufmachung der Dis­ pache erforderlichen Urkunden, soweit er sie zu seiner Verfügung hat, namentlich Chartepartieen, Konnossemente und Fakturen, dem Dis­ pacheur mitzutheilen. Den Landesgesetzen bleibt Vorbehalten, über das Verfahren bei Aufmachung der Dispache und die Ausführung derselben nähere Be­ stimmungen zu erlassen. Art. 732. Für die von dem Schiff zu leistenden Beiträge ist den Ladungsbetheiligten Sicherheit zu bestellen, bevor das Schiff den Hafen verlassen darf, in welchem nach Artikel 729 die Feststellung und Vertheilung der Schäden erfolgen muß. Art. 733. Der Schiffer darf Güter, auf welchem Havereibeiträge hasten, vor Berichtigung oder Sicherstellung der letzteren (Art. 616) nicht ausliefern, widrigenfalls er, unbeschadet der Haftung der Güter, für die Beiträge persönlich verantwortlich wird. Hat der Rheder die Handlungsweise des Schiffers angeordnet, 1 Ueber die Befugniß der Bundeskonsuln vgl. G 8./11. 67, 36 (BGBl U3); Gebühren dafür: Tarif 15./3. 68 Nr. 14 (BGBl 23); 1./7. 72 Nr. 13 (BGBl 249).

Bon der Haverei (große und besondere).

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so kommen die Vorschriften des zweiten und dritten Absatzes des Artikels 479 zur Anwendung. Das an den beitragspflichtigen Gütern den Vergütungsberech­ tigten zustehende Pfandrecht wird für diese durch den Verfrachter ausgeübt. Art. 734. Hat der Schiffer zur Fortsetzung der Reise, jedoch zum Zweck einer nicht zur großen Haverei gehörenden Aufwendung, die Ladung verbodmet oder über einen Theil derselben durch Ver­ kauf oder durch Verwendung verfügt, so ist der Verlust, welchen ein Ladungsbetheiligter dadurch erleidet, daß er wegen seiner Ersatz­ ansprüche aus Schiff und Fracht gar nicht oder nicht vollständig befriedigt werden kann (Art. 509, 510, 613), von sämmtlichen Ladungsbetheiligten nach den Grundsätzen der großen Haverei zu tragen. Bei der Ermittelung des Verlustes ist in dem Verhältniß zu den Ladungsbetheiligten in allen Fällen, namentlich auch im Falle des zweiten Absatzes des Artikels 613, die im Artikel 713 bezeich­ nete Vergütung maßgebend. Mit dem Werthe, durch welchen diese Vergütung bestimmt wird, tragen die verkauften Güter auch zu einer etwa eintretenden großen Haverei bei (Art. 720). Art. 735. Ueber die außerdem nach den Grundsätzen der größeren Haverei zu vertheilenden Schäden und Kosten bestimmt der Artikel 637. Die in den Fällen des Artikels 637 und des Artikels 734 zu entrichtenden Beiträge und eintretenden Vergütungen stehen in allen rechtlichen Beziehungen den Beiträgen und Vergütungen in Fällen der großen Haverei gleich?

1 CPO 761: Das Gericht hat zur Erklärung über den Theilungsplan sowie zur Ausführung der Vertheilung einen Termin zu bestimmen. Der Theilungsplan muß spätestens drei Tage vor dem Termine auf der Gerichts­ schreiberei zur Einsicht der Beiheiligten niedergelegt werden. Die Ladung des Schuldners zu dem Termin ist nicht erforderlich, wenn sie durch Zustellung im Ausland oder durch öffentliche Zustellung erfolgen müßte. 762. Wird in dem Termin ein Widerspruch gegen den Plan nicht er­ hoben, so ist dieser zur Ausführung zu bringen. Erfolgt ein Widerspruch, so hat sich jeder bei demselben betheiligte Gläubiger sofort zu erklären. Wird der Widerspruch von den Betheiligten als begründet anerkannt oder kommt ander­ weit eine Einigung zu Stande, so ist der Plan demgemäß zu berichtigen. Wenn ein Widerspruch sich nicht erledigt, so erfolgt die Ausführung des Plans insoweit, als der Plan durch den Widerspruch nicht betroffen wird. 763. Gegen einen Gläubiger, welcher in dem Termine weder erschienen

Zweiter Abschnitt. Schaden durch Zusammenstoß von Schiffen?

Art. 736. Wenn zwei Schiffe zusammenstoßen und entweder auf einer oder auf beiden Seiten durch den Stoß Schiff oder Ladung allein, oder Schiff und Ladung beschädigt werden oder ganz verloren gehen, so ist, falls eine Person der Besatzung des einen Schiffs durch ist noch vor dem Termine bei dem Gerichte Widerspruch erhoben hat, wird an genommen, daß er mit der Ausführung des Plans einverstanden sei. Ist ein in dem Termine nicht erschienener Gläubiger bei dem Wider spruche betheiligt, welchen ein anderer Gläubiger erhoben hat, so wird ange­ nommen, daß er diesen Widerspruch nicht als begründet anerkenne. 764. Der widersprechende Gläubiger muß ohne vorherige Aufforderung binnen einer Frist von einem Monate, welche mit dem Terminstage beginnt, dem Gerichte nachweisen, daß er gegen die beiheiligten Gläubiger Klage erhoben habe. Nach fruchtlosem Ablaufe dieser Frist wird die Ausführung des Plans ohne Rücksicht auf den Widerspruch angeordnet. Die Befugniß des Gläubigers, welcher dem Plane widersprochen hat, ein besseres Recht gegen den Gläubiger, welcher einen Geldbettag nach dem Plane erhalten hat, im Wege der Klage geltend zu machen, wird durch die Versäumung der Frist und durch die Ausführung des Plans nicht ausge­ schlossen. 765. Die Klage ist bei dem VertheilungSgericht und, wenn der Stteitgegenstand zur Zuständigkeit der Amtsgerichte nicht gehört, bei dem Landgerichte zu erheben, in dessen Bezirke das Bertheilungsgericht seinen Sitz hat. Das Landgericht ist für sämmtliche Klagen zuständig, wenn seine Zu­ ständigkeit nach dem Inhalte der erhobenen ltnb in dem Termine nicht zur Erledigung gelangten Widersprüche auch nur in Betreff einer Klage begründet ist, sofern nicht die sämmtlichen beteiligten Gläubiger vereinbaren, daß daS VertheilungSgericht über alle Widersprüche entscheiden solle. 766. In dem Urtheile, durch welches über einen erhobenen Widerspruch entschieden wird, ist zugleich zu bestimmen, an welche Gläubiger und in welchen Bettägen der streitige Theil der Masse auszuzahlen sei. Wird dies nicht für angemessen erachtet, so ist die Anfertigung eines neuen Plans und ein ander­ weites Vertheilungsverfahren in dem Urtheile anzuordnen. 767. Das Versäumnißurtheil gegen einen widersprechenden Gläubiger ist dahin zu erlassen, daß der Widerspruch als zurückgenommen anzusehen sei. 768. Auf Grund des erlassenen Urtheils wird die Auszahlung oder das anderweite Vertheilungsverfahren von dem VertheilungSgericht angeordnet. 1 StGB 145: Wer die vom Kaiser zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See, über das Verhalten der Schiffer nach einem Zusammenstöße von Schiffen auf See, oder in Betteff der Noth- und Lootsensignale für Schiffe auf See und auf den Küstengewäffern

ihr Verschulden den Zusammenstoß herbeigeführt hat, der Rheder dieses Schiffs nach Maßgabe der Artikel 451 und 452 verpflichtet, den durch den Zusammenstoß dem anderen Schiff und dessen Ladung zugefügten Schaden zu ersetzen. Die Eigenthümer der Ladung 6eiber Skiffe1 sind zum Ersätze des Schadens beizutragen nicht verpflichtet. Die persönliche Verpflichtung der zur Schiffsbesatzung gehörigen Personen, für die Folgen ihres Verschuldens aufzukommen, wird durch diesen Artikel nicht berührt. Art. 737. Fällt keiner Person der Besatzung des einen oder­ anderen Schiffs ein Verschulden zur Last, oder ist ein Zusammen­ stoß durch beiderseitiges Verschulden herbeigeführt, so findet ein An­ spruch auf Ersatz des dem einen oder anderen oder beiden Schiffen zugefügten Schadens nicht statt. Art. 738. Die beiden vorstehenden Artikel kommen zur An­ wendung ohne Unterschied, ob beide Schiffe, oder das eine oder das andere sich in der Fahrt oder im Treiben befinden, oder vor Ankeroder am Lande befestigt liegen. Art. 739. Ist ein durch den Zusammenstoß beschädigtes Schiff gesunken, bevor es einen Hafen erreichen konnte, so wird vermuthet, daß der Untergang des Schiffs eine Folge des Zusammenstoßes war. Art. 740. Wenn sich das Schiff unter der Führung eines Zwangslootsen befunden hat und die zur Schiffsbesatzung gehörigen Personen die ihnen obliegenden Pflichten erfüllt haben, so ist der Rheder des Schiffs von der Verantwortung für den Schaden frei, welcher durch den von dem Lootsen verschuldeten Zusammenstoß ent­ standen ist. Art. 741. Die Vorschriften dieses Abschnitts kommen auch dann zur Anwendung, wenn mehr als zwei Schiffe zusammenstoßen. Ist in einem solchen Falle der Zusammenstoß durch eine Person der Besatzung des einen Schiffs verschuldet, so haftet der Rheder des letzteren auch für den Schaden, welcher daraus entsteht, daß durch den Zusammenstoß dieses Schiffs mit einem anderen der Zusammen­ stoß dieses anderen Schiffs mit einem dritten verursacht ist. erlassenen Verordnungen übertritt, wird mit Geldstrafe bis zu eintausendfünfhunderr Mark bestraft. B 7./1. 80 (RGBl 1) zur Verhütung des Zusammenstoßes der Schiffe auf See. V 16./2. 81 (RGBl 25): suspendirt 8 8 der V 7./1. 80; B 15./8. 76 (RGBl 189). V 29./7. 89 (RGBl 171) (Anhang XV). Noth­ und Lootsen-Signalordnung 14./8. 76 (RGBl 187). Vgl. RG 27,/7. 77 (Anhang XVI). 1 Autenthischer Text falsch: „beider Schiffer".

Neunter Titel:

Bon der Bergung und Hülfsleistung in Seenoth?

Art. 742. Wird in einer Seenoth ein Schiff oder dessen Ladung ganz oder theilweise, nachdem sie der Verfügung der Schiffsbesatzung entzogen oder von derselben verlassen waren, von dritten Personen an sich genommen und in Sicherheit gebracht, so haben diese Personen Anspruch auf Bergelohn. Wird außer dem vorstehenden Fall ein Schiff oder dessen Ladung durch Hülfe dritter Personen aus einer Seenoth gerettet, so haben dieselben nur Anspruch auf Hülfslohn. Der Schiffsbesatzung des verunglückten oder veräußerten Schiffs steht ein Anspruch auf Berge- und Hülfslohn nicht zu. Art. 743. Wenn noch während der Gefahr ein Vertrag über die Höhe des Berge- und Hülfslohns geschlossen ist, so kann derselbe wegen erheblichen Uebermaßes der zugesicherten Vergütung angefochten und die Herabsetzung der letzteren auf das den Umständen entsprechende Maß verlangt werden. Art. 744. In Ermangelung einer Vereinbarung wird die Höhe des Berge- oder Hülfslohns von dem Richter unter Berücksichttgung aller Umstände des Falles nach billigem (Ermessen in Geld fest­ gesetzt. Art. 745. Der Berge- oder Hülfslohn umfaßt zugleich die Vergütung für die Aufwendung, welche zum Zweck des Bergens und RettenS geschehen sind. Nicht darin enthalten sind die Kosten und Gebühren der Be­ hörden, die von den geborgenen oder geretteten Gegenständen zu enttichtenden Zölle und sonstigen Abgaben und die Kosten zum Zweck der Aufbewahrung, Erhaltung, Abschätzung und Veräußerung derselben? Art. 746. Bei der Bestimmung des Betrages des Berge- oder Hülfslohns kommen insbesondere in Anschlag: der bewiesene Eifer, die verwendete Zeit, die geleisteten Dienste, die geschehenen Auf­ wendungen, die Zahl der thätig gewesenen Personen, die Gefahr, welcher dieselben ihre Person und ihre Fahrzeuge unterzogen haben, sowie die Gefahr, welche den geborgenen oder geretteten Gegenständen gedroht hat, und der nach Abzug der Kosten (Art. 745, Abs. 2) ver­ bliebene Werth derselben. Art. 747. Der Berge- oder Hülfslohn darf ohne den über-

1 Vgl. Strandungsordnung 17./5. 74 (Anhang XVII). 8 Vgl. Strandungsordnung 17./5. 74, 10. 34 (Anhang XVII).

einstimmenden Antrag der Parteien nicht auf eine Quote des Werthes der geborgenen oder geretteten Gegenstände festgesetzt werden.

Art. 748. Der Betrag des Bergelohnes soll den dritten Theil des Werthes der geborgenen Gegenstände (Art. 746) nicht übersteigen. Nur ausnahmsweise, wenn die Bergung mit ungewöhnlichen Anstrengungen und Gefahren verbunden war und jener Werth zu­ gleich ein geringer ist, kann der Betrag bis zur Hälfte des Werthes erhöht werden. Art. 749. Der Hülfslohn ist stets unter dem Betrage fest­ zusetzen, welchen der Bergelohn unter sonst gleichen Umständen er­ reicht haben würde. Auf den Werth der geretteten Gegenstände ist bei Bestimmung des Hülfslohns nur eine untergeordnete Rücksicht zu nehmen. Art. 750. Haben mehrere Personen an der Bergung oder Hülfsleistung sich beteiligt, so wird der Berge- und Hülfslohn unter dieselben nach Maßgabe der persönlichen und sachlichen Leistungen der Einzelnen und im Zweifel nach der Kopfzahl vertheilt. Zur gleichmäßigen Theilnahme sind auch diejenigen berechtigt, welche in derselben Gefahr der Rettung von Menschen sich unter­ zogen haben. Art. 751. Wird ein Schiff oder dessen Ladung ganz oder theilweise von einem anderen Schiff geborgen oder gerettet, so wird der Berge- oder Hülfslohn zwischen dem Rheder, dem Schiffer und der übrigen Besatzung des anderen Schiffs, sofern nicht durch Ver­ trag unter ihnen ein Anderes bestimmt ist, in der Art vertheilt, daß der Rheder die Hälfte, der Schiffer ein Viertel und die übrige Besatzung zusammen gleichfalls ein Viertel erhalten. Die Vertheilung unter die letztere erfolgt nach Verhältniß der Heuer, welche dem Einzelnen gebührt oder seinem Range nach gebühren würde? Art. 752. Auf Berge- und Hülfslohn hat keinen Anspruch: 1. wer seine Dienste aufgedrungen, insbesondere ohne Erlaubniß des anwesenden Schiffers das Schiff betreten hat; 2. wer von den geborgenen Gegenständen dem Schiffer, dem Eigenthümer oder der zuständigen Behörde nicht sofort An­ zeige gemacht hat. Wegen der Bergungs- und Hülfskosten, wozu auch der Berge- und Hülfslohn gezählt wird, steht dem Gläubiger ein Pfandrecht an den geborgenen oder geretteten Gegenständen, an den geborgenen Gegenständen bis zur Sicherheitsleistung zugleich das Zurückbehaltungsrecht zu.

Art. 753.

1 Vgl. Strandungsordnung 17./5. 74, 35 Absatz 3 (Anhang XVII).

248 HVV v-ch V. VS»Seeh«del. lit.lX,

Ärt. 754-766. Tlt. X.

Art. 757.

In Ansehung der Geltendmachung des Pfandrechts finden die Vorschriften deS zweiten und dritten Absatzes des Arttkels 697 An­ wendung. Art. 754. Der Schiffer darf die Güter vor Befriedigung oder Sicherstellung des Gläubigers weder ganz noch theilweise ausliefern, widrigenfalls er dem Gläubiger insoweit persönlich verpflichtet wird, als derselbe aus den ausgelieferten Gütern zur Zeit der Auslieferung hätte befriedigt werden können. Hat der Rheder die Handlungsweise des Schiffers angeordnet, so kommen die Vorschriften des zweiten und dritten Absatzes des Artikels 479 zur Anwendung. Art. 755. Eine persönliche Verpflichtung zur Entrichtung der Bergungs- und Hülfskosten wird durch die Bergung oder Rettung an sich nicht begründet. Der Empfänger von Gütern wird jedoch, wenn ihm bei An­ nahme derselben bekannt ist, daß davon Bergungs- oder Hülfskosten zu berichttgen seien, für diese Kosten insoweit persönlich verpflichtet, als dieselben, falls die Auslieferung nicht erfolgt wäre, aus den Gütern hätte berichtigt werden können. Sind noch andere Gegenstände gemeinschaftlich mit den aus­ gelieferten Gütern geborgen oder gerettet, so geht die persönliche Haftung des Empfängers über den Betrag nicht hinaus, welcher bei Verkeilung der Kosten über sämmtliche Gegenstände auf die aus­ gelieferten Güter fällt. Art. 756. Den Landesgesetzen bleibt Vorbehalten, die Vor­ schriften dieses Titels zu ergänzen. Dieselben können bestimmen, daß über die Verpflichtung zur Zahlung eines Berge- oder Hülfslohns oder über den Betrag des­ selben von einer anderen als einer richterlichen Behörde unter Vor­ behalt des Rechtsweges (Art. 744) zu entscheiden sei. Die Besttmmungen der Landesgesetze über die Wiedernehmung eines von dem Feinde genommenen Schiffs werden durch die Vor­ schriften dieses Titels nicht berührt.

Zehnter Titel:

Von den Schiffsgläubigern?

Art. 757. Die nachbenannten Forderungen gewähren die Rechte eines Schiffsgläubigers: 1 Vgl. CPO 757: Die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Ver­ mögen einschließlich des mit derselben verbundenen Aufgebots- und BertheilungsverfahrenS bestimmt sich nach den Landesgesetzen.

1. die Kosten des Zwangsverkaufs des Schiffs; zu diesen gehören auch die Kosten der Vertheilung des Kaufgeldes, sowie die etwaigen Kosten der Bewachung, Verwahrung und Erhaltung des Schiffs und seines Zubehörs seit der Einleitung des Zwangsverkaufs oder seit der derselben vorausgegangenen Be­ schlagnahme; 2. die in der Ziffer 1 nicht begriffenen Kosten der Bewachung und Verwahrung des Schiffs und seines Zubehörs seit der Einbringung des Schiffs in den letzten Hafen, falls das Schiff im Wege der Zwangsvollstreckung verkauft ist; 3. die öffentlichen Schiffs-. Schifffahrts- und Hafenabgaben, ins­ besondere die Tonnen-, Leuchtfeuer-, Quarantäne- und Hafen­ gelder; 4. die aus den Dienst- und Heuerverträgen herrührenden For­ derungen der Schiffsbesatzung; 5. die Lootsengelder, sowie die Bergungs-, Hülfs-, Loskaufs- und Reklamekosten; 6. die Beiträge des Schiffs zur großen Haverei; 7. die Forderungen der Bodmereigläubiger, welchen das Schiff verbodmet ist, sowie die Forderungen aus sonstigen Kredit­ geschäften, welche der Schiffer als solcher während des Aufent­ halts des Schiffs außerhalb des Heimathshafen in Nothfällen abgeschlossen hat (Art. 497, 510), auch wenn er Miteigenthümer oder Alleineigenthümer des Schiffs ist; den Forderungen aus solchen Kreditgeschäften stehen die Forderungen wegen Lieferungen oder Leistungen gleich, welche ohne Gewährung eines Kredits dem Schiffer als solchem während des Aufent-

Nach den Landesgesetzen bestimmt sich insbesondere auch, welche Sachen und Rechte in Ansehung der Zwangsvollstreckung zum unbeweglichen Vermögen gehören, inwiefern der Gläubiger berechtigt ist, seine Forderung in das Hypo­ thekenbuch eintragen zu lassen, und wie die Eintragung zu bewirken ist. Entstehen in dem die Zwangsvollstreckung betreffenden Verfahren Rechts­ streitigkeiten, welche in einem besonderen Prozesse zu erledigen sind, so erfolgt die Erledigung nach den Bestimmungen dieses Gesetzes. Auf Vertheilungsstreitigkeiten finden die §§ 765—768 (s. oben S. 243f.) entsprechende Anwendung. KO 39. Zur abgesonderten Befriedigung dienen die Gegenstände, welche in Ansehung der Zwangsvollstreckung zunl unbeweglichen Vermögen gehören, insoweit ein dingliches oder sonstiges Recht auf vorzugsweise Befriedigung auS denselben besteht. Den Umfang der Jmmobiliarmasse, sowie den Umfang und die Rang­ ordnung der aus derselben zu berichtigenden Ansprüche bestimmen die ReichSgesetze und Landesgesetze.

Halts des Schiffs außerhalb des Heimathshafens in Nothfällen zur Erhaltung des Schiffs oder zur Ausführung der Reise gemacht sind, soweit diese Lieferungen oder Leistungen zur Be­ friedigung des Bedürfniffes erforderlich waren; 8. die Forderungen wegen Nichtablieferung oder Beschädigung der Ladungsgüter und der im zweiten Absätze des Artikels 674 erwähnten Reise-Effekten; 9. die nicht unter eine der vorigen Ziffern fallenden Forderungen aus Rechtsgeschäften, welche der Schiffer als solcher kraft seiner gesetzlichen Befugnisse und nicht mit Bezug ans eine besondere Vollmacht geschlossen hat (Art. 452, Zifs. 1), sowie die nicht unter eine der vorigeil Ziffern fallenden Forderungen wegen Nichterfüllung oder wegen unvollständiger oder mangelhafter Erfüllung eines von dem Rheder abgeschlossenen Vertrages, insofern die Ausführung des letzteren zu den Dienstobliegenheitell des Schiffers gehört hat (Art. 452, Ziff. 2); 10. die Forderungen aus dem Verschulden einer Person der Schiffs­ besatzung (Art. 451 und 452, Ziff. 3), auch wenn dieselbe zu­ gleich Miteigentümer oder Alleineigenthümer des Schiffs ist.

Art. 758. Den Schiffsgläubigern, welchen das Schiff nicht schon durch Verbodmung verpfändet ist, steht ein gesetzliches Pfand­ recht an dem Schiff und dem Zubehör desselben zu. Tas Pfandrecht ist gegen dritte Besitzer des Schiffs verfolgbar. Art. 759. Das gesetzliche Pfandrecht eines jeden dieser Schiffs gläubiger erstreckt sich außerdem auf die Bruttofracht derjenigen Reise, aus welcher seine Forderung entstandell ist. Art. 760. Als eine Reise im Sinne dieses Titels wird die­ jenige angesehen, zu welcher das Schiff von neuem ausgerüstet, oder welche entweder auf Grund eines neuen Frachtvertrages oder nach vollständiger Löschung der Ladung angetreten wird.

Art. 761. Den im Artikel 757 unter Ziffer 4 aufgesührten Schiffsgläubigern steht wegen der aus einer späteren Reise entstan­ denen Forderungen zugleich ein gesetzliches Pfandrecht an der Fracht der früheren Reisen zu, sofern die verschiedenen Reisen unter den­ selben Dienst- und Heuervertrag fallen (Art. 521, 536, 538, 554). Art. 762. Auf das dem Bodmereigläubiger in Gemäßheit des Artikels 680 zustehende Pfandrecht finden dieselben Vorschriften An­ wendung, welche für das gesetzliche Pfandrecht der übrigen Schiffs­ gläubiger gelten. Der Umfang des Pfandrechts des Bodmereigläubigers bestimmt sich jedoch nach dem Inhalt des Bodmereivertrages (Art. 681). Art. 763.

Das einem Schiffsgläubiger zustehende Pfandrecht

gilt in gleichem Maße für Kapital, Zinsen, Bodmereiprämie und Kosten. Art. 764. Der Schiffsgläubiger, welcher sein Pfandrecht ver­ folgt, kann sowohl den Rheder als auch den Schiffer belangen, den letzteren auch dann, wenn das Schiff in dem Heimathshafen liegt (Art. 495). Das gegen den Schiffer ergangene Erkenntniß ist in Ansehung des Pfandrechts gegen den Rheder wirksam. Art. 765. Auf die Rechte eines Schiffsgläubigers hat es keinen Einfluß, daß der Rheder für die Forderung bei deren Entstehung oder später zugleich persönlich verpflichtet wird. Diese Vorschrift findet insbesondere auf die Forderungen der Schiffsbesatzung aus den Dienst- und Heuerverträgen Anwendung (Art. 453). Art. 766. Gehört das Schiff einer Rhederei, so haftet das Schiff und die Fracht den Schiffsgläubigern in gleicher Weise, als wenn das Schiff nur Einem Rheder gehörte.

Art. 767. Das Pfandrecht der Schiffsgläubiger am Schiff erlischt: 1. durch den im Jnlande im Wege der Zwangsvollstreckung er­ folgten Verkauf des Schiffs; an Stelle des letzteren tritt für die Schiffsgläubiger das Kaufgeld. Es müssen die Schiffsgläubiger zur Wahrnehmung ihrer Rechte öffentlich aufgefordert werden; im Uebrigen bleiben die Vorschriften über das den Verkauf betreffende Verfahren den Landesgesetzen Vorbehalten; 2. durch den von dem Schiffer im Falle der zwingenden Noth­ wendigkeit auf Grund seiner gesetzlichen Befugnisse bewirkten Verkauf des Schiffs (Art. 499); an Stelle des letzteren tritt für die Schiffsgläubiger das Kaufgeld, so lange es bei dem Käufer aussteht oder noch in den Händen des Schiffers ist.

Art. 768. Den Landesgesetzen bleibt Vorbehalten, zu bestimmen, daß auch in anderen Veräußerungsfällen die Pfandrechte erlöschen, wenn die Schiffsgläubiger zur Anmeldung der Pfandrechte ohne Er­ folg öffentlich aufgefordert sind, oder wenn die Schiffsgläubiger ihre Pfandrechte innerhalb einer bestimmten Frist, seitdem das Schiff in dem Heimathshafen oder in einem inländischen Hafen sich befunden hat, bei der zuständigen Behörde nicht angemeldet haben. Art. 769. Der Artikel 767 findet keine Anwendung, wenn nicht das ganze Schiff, sondern nur eine oder mehrere Schiffsparten veräußert werden. Art. 770. In Ansehung des Schiffs haben die Kosten des Zwangsverkauss (Art. 757, Ziff. 1) und die Bewachungs- und Ber-

wahrungskosten seit der Einbringung in den letzten Hafen (Art. 757, Ziff. 2) vor allen anderen Forderungen der Schiffsgläubiger den Vorzug. Die Kosten des Zwangsverkaufs gehen den Bewachungs- und Verwahrungskosten seit der Einbringung in den letzten Hafen vor.

Art. 771. Bon den übrigen Forderungen gehen die die letzte Reise (Art. 760) betreffenden Forderungen, zu welchen auch die nach der Beendigung der letzten Reise entstandenen Forderungen gerechnet werden, den Forderungen vor, welche die früheren Reisen betreffen. Von den Forderungen, welche nicht die letzte Reise betreffen, gehen die eine spätere Reise betreffenden denjenigen vor, welche eine frühere Reise betreffen. Den im Artikel 757 unter Ziffer 4 aufgeführten Schiffsgläubigern gebührt jedoch wegen der eine frühere Reise betreffenden Forderungen dasselbe Vorzugsrecht, welches ihnen wegen der eine spätere Reise betreffenden Forderungen zusteht, sofern die verschiedenen Reisen unter denselben Dienst- oder Heuervertrag fallen. Wenn die Bodmereireise mehrere Reisen im Sinne des Artikels 760 umfaßt, so steht der Bodmereigläubiger denjenigen Schiffs­ gläubigern nach, deren Forderungen die nach Vollendung der ersten dieser Reisen angetretenen späteren Reisen betreffen. Art. 772. Die Forderungen, welche dieselbe Reise betreffen, sowie diejenigen, welche als dieselbe Reise betreffend anzusehen sind (Art. 771), werden in nachstehender Ordnung berichtigt: 1. die öffentlichen Schiffs-, Schifffahrts- und Hafenabgaben (Art. 757, Ziff. 3); 2. die aus den Dienst- imb Heuerverträgen herrührenden For­ derungen der Schiffsbesatzung (Art. 757, Ziff. 4); 3. die Lvvtsengelder, sowie die Bergungs-, Hülss-, Loskaufs- uud Reklamekosten (Art. 757, Ziff. 5), die Beiträge des Schiffs zur großen Haverei (Art. 757, Ziff. 6), die Forderungen aus den von dem Schiffer in Nothfällen abgeschlossenen Bodmerei- uub sonstigen Kreditgeschäften, sowie die diesen Forderungen gleich­ zuachtenden Forderungen (Art. 757, Ziff. 7); 4. die Forderungen wegen Nichtablieferung oder Beschädigung von Gütern und Reise-Effekten (Art. 757, Ziff. 8); 5. die im Artikel 757 unter Ziffer 9 und 10 aufgeführten Forderungen. Art. 773. Von den unter Ziffer 1, 2, 4 und 5 des Artikels 772 aufgeführten Forderungen sind die unter derselben Ziffer dieses Artikels aufgeführten gleichberechtigt. Von den unter Ziffer 3 des Artikels 772 aufgeführten For­ derungen geht dagegen die später entstandene der früher entstandenen vor; die gleichzeitig entstandenen sind gleichberechtigt.

Hat der Schiffer aus Anlaß desselben Nothfalls verschiedene Geschäfte abgeschloflen (Art. 757, Ziff. 7), so gelten die daraus her­ rührenden Forderungen als gleichzeitig entstanden. Forderungen aus Kreditgeschäften, namentlich aus Bodmeretverträgeu, welche der Schiffer zur Berichtigung früherer, unter die Ziffer 3 des Artikels 772 fallender Forderungen eingegangen ist, sowie Forderungen aus Verträgen, welche derselbe Behufs Ver­ längerung der Zahlungszeit, Anerkennung oder Erneuerung solcher früherer Forderungen abgeschloffen hat, haben auch dann, wenn das Kreditgeschäft oder der Vertrag zur Fortsetzung der Reise nothwendig war, nur dasjenige Vorzugsrecht, welches der früheren Forderung zustand. Art. 774. Das Pfandrecht der Schiffsgläubiger an der Fracht (Art. 759) ist nur so lange wirksam, als die Fracht noch aussteht oder die Frachtgelder in den Händen des Schiffers sind. Auch auf dieses Pfandrecht finden die in den vorstehenden Ar­ tikeln über die Rangordnung enthaltenen Bestimmungen Anwendung. Im Falle der Cession der Fracht kann das Pfandrecht der Schiffsgläubiger, so lange die Fracht noch aussteht oder die Fracht­ gelder in den Händen des Schiffers sind, auch dem Cessionar gegen­ über geltend gemacht werden. Insoweit der Rheder die Fracht eingezogen hat, haftet er den Schiffsgläubigern, welchen das Pfandrecht dadurch ganz oder zum Theil entgeht, persönlich und zwar einem jeden in Höhe desjenigen Betrages, welcher für denselben bei Verkeilung des eingezogenen

Betrages nach der gesetzlichen Rangordnung sich ergiebt. Dieselbe persönliche Haftung des Rheders tritt ein in Ansehung der am Abladungsort zur Abladungszeit üblichen Fracht für die Güter, welche für seine Rechnung abgeladen sind. Art. 775. Hat der Rheder die Fracht zur Befriedigung eines oder mehrerer Gläubiger, welchen ein Pfandrecht an derselben zu­ stand, verwendet, so ist er den Gläubigern, welchen der Vorzug ge­ bührt hätte, nur insoweit verantwortlich, als erwiesen wird, daß er dieselben wissentlich verkürzt hat. Art. 776. Insoweit der Rheder in den im Artikel 767 unter Ziffer 1 und 2 erwähnten Fällen das Kaufgeld eingezogen hat, haftet er in Höhe des eingezogenen Betrages sämmtlichen Schiffs­ gläubigern in gleicher Weise persönlich, wie den Gläubigern einer Reise im Falle der Einziehung der Fracht (Art. 774, 775). Art. 777. Wenn der Rheder, nachdem er von der Forderung eines Schiffsgläubigers, für welche er nur mit Schiff und Fracht hastet, Kenntniß erhalten hat, das Schiff zu einer neuen Reise

(Art. 760) in See sendet, ohne daß das Interesse des Schiffs­ gläubigers es geboten hat, so wird er für die Forderung in Höhe desjenigen Betrages zugleich persönlich verpflichtet, welcher für den Gläubiger sich ergeben haben würde, falls der Werth, welchen das Schiff bei Antritt der Reise hatte, unter die Schiffsgläubiger nach der gesetzlichen Rangordnung vertheilt worden wäre. Es wird bis zum Beweise des Gegentheils angenommen, daß der Gläubiger bei dieser Bertheilung seine vollständige Befriedigung erlangt haben würde. Die persönliche Verpflichtung des Rheders, welche aus der Ein­ ziehung der dem Gläubiger haftenden Fracht entsteht (Art. 774), wird durch diesen Artikel nicht berührt. Art. 778. Die Vergütung für Aufopferung oder Beschädigung in Fällen der großen Haverei tritt für die Schiffsgläubiger an Stelle desjenigen, wofür die Vergütung bestimmt ist. Dasselbe gilt von der Entschädigung, welche im Falle des Ver­ lustes oder der Beschädigung des Schiffs, oder wegen entzogener Fracht im Falle des Verlustes oder der Beschädigung von Gütern dem Rheder von demjenigen gezahlt werden muß, welcher den Schaden durch eine rechtswidrige Handlung verursacht hat. Ist die Vergütung oder Entschädigung von dem Rheder ein­ gezogen, so haftet er in Höhe des eingezogenen Betrages den Schiffs­ gläubigern in gleicher Art persönlich, wie den Gläubigern einer Reise im Falle der Einziehung der Fracht (Art. 774, 775). Art. 779. Im Falle der Konkurrenz der Schiffsgläubiger, welche ihr Pfandrecht verfolgen, mit anderen Pfandgläubigern oder sonstigen Gläubigern, haben die Schiffsgläubiger den Vorzug? Art. 780. Die Bestimmungen der Artikel 767 und 769 über das Erlöschen der Pfandrechte der Schiffsgläubiger finden auch An­ wendung auf die sonstigen Pfandrechte, welche nach den Landesgesetzen an dem Schiff oder einer Schiffspart durch Willenserklärung oder Gesetz erworben und gegen den dritten Besitzer verfolgbar sind. Die Vorschrift des Artikels 767 Ziffer 1 tritt auch rücksichtlich der auf einer Schiffspart haftenden Pfandrechte im Falle des Zwangs­ verkaufs dieser Schiffspart ein. Im Uebrigen werden die Rechte der im ersten Absätze erwähnten Pfandgläubiger nicht nach den Bestimmungen dieses Titels, sondern nach den Landesgesetzen beurtheilt? 1 Vgl. KO 41, 8 (oben zu Art. 309). 1 Vgl. Preuß. EG z. HGB 24./S. 61 (GS 61, 449ff.) Art. 59: In den LandeStheilen, in welchen das Allgemeine Landrecht gilt, treten in Betreff der Verpfändung von Seeschiffen, mit Ausschluß derjenigen, welche in

Art. 78L Von den auf den Gütern wegen der Fracht, der Bodmereigelder, der Beiträge zur großen Haverei und der Bergungs­ und Hülfskosten (Art. 624, 626, 680, 727, 753) haftenden ein, wenn An- und Verkäufen von! ausländischen Banknoten oder aus- I ländischem Papiergeld Geschäfte'! über Kontanten oder Wechsel gegen­ überstehen. Eine einmalige, längstens halb­ monatliche Prolongation im Ausland abgeschlossener Geschäfte dieser Art bleibt steuerfrei.

vorn Werthe des Gegenstan­ des des Geschäfts, und zwar in Abstufungen von 20 beziehungsweise 40 Pfg. für je 1000 Mark oder einen Bruchtheil dieses Betrages. Der Werth des Gegen­ standes wird nach dem ver­ einbarten Kauf- oder Lieferungsprels, sonst durch den mittleren Börsen- oder Marktpreis am Tage des Abschlusses bestimmt Die zu den Werthpapieren ge­ hörigen Zins- und Gewinn­ antheilsscheine bleiben bei Berechnung der Abgabe ausser Betracht Bei Ge­ schäften über die unter Nr. 2 Befreiungen Nr. 1 und Nr. 3 des Tarifs auf­ geführten Papiere bleibt der den Nennwerth überstei­ gende Werth der ange­ schafften Werthpapiere . dieser Gattung ausser Be­ tracht, wenn der gesammte Nennwerth 5000 Mark nicht übersteigt Ausländische Werthe sind nach den Vorschriften wegen Erhebung des Wech­ selstempels umzurechnen.

Lauf. N r. (4.)

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Steuersatz

Berechnung

Gegenstand der Besteuerung

der Stempelabgabe

Die Geschäfte sind zunächst nach dem vollen Betrage zu versteuern. Der Bundesrath erlässt die näheren, Vorschriften darüber, auf Grund ■ welcher Nachweise die Erstattung; des zuviel verwendeten Stempels erfolgt. ! b) Kauf- und sonstige Anschaffungs­ geschäfte , welche unter Zugrunde­ legung von Usancen einer Börse geschlossen werden (Loko-, Zeit-, Fix-, Termin-, Prämien- u. s. w. Geschäfte), überMengen vonWaaren, j die börsenmässig gehandelt werden ; Als börsenmässig gehandelt gelten' diejenigen Waaren, für welche an; der Börse, deren Usancen für das, Geschäft massgebend sind, Termin­ preise notirt werden. Befreiungen. Die vorbestimmte Abgabe wird nicht erhoben: 1. falls der Werth des Gegenstandes I des Geschäfts nicht mehr als 600 H Mark beträgt. Werden zwischen denselben Kon- ; trahenten an einem Tage zu gleichen Vertragsbestimmungen mehrere Ge- i schäfte über Gegenstände derselben Art ohne Vermittler oder durch denselben Vermittler abgeschlossen, deren Gesammtwerth mehr als 600 Mark beträgt, so greift für die ein­ zelnen Geschäfte, auch wenn der Werth des Gegenstandes derselben den Betrag von 600 Mark nicht übersteigt, diese Befreiung nicht Platz. 2. falls die Waaren, welche Gegen­ stand eines nach Nr. 4 b stempel­ pflichtigen Geschäfts sind, von einem der Vertragschliessenden im Inlande erzeugt oder hergestellt sind; 3. für die Ausreichung der von den Pfandbriefinstituten und Hypo­ thekenbanken ausgegebenen auf den Inhaber lautenden Schuldverschrei­ bungen als Darlehnsvaluta an den kreditnehmenden Grundbesitzer; 4. für sogenannte Kontantgeschäfte über die unter Nr. 4a 1 bezeich­ neten Gegenstände sowie über un­ gemünztes Gold oder Silber. Als Kontantgeschäfte gelten solche Geschäfte, welche vertrags­ mässig durch Lieferung des Gegen­ standes seitens des Verpflichteten an dem Tage des Geschäftsab­ schlusses zu erfüllen sind.

|l II l!

Anhang VIII 1.

Münzgesetz vom 9. Juli 1873.

Lauf. N r.

|

Steuersatz Gegenstand der Besteuerung

Art. 1

461

Berechnung

vom

der

Stempelabgabe 5. von den zur Versicherung von Werthpapieren gegen Verloosung geschlossenen Geschäften, unbe­ schadet der Stempelpflicht der nach erfolgter Verloosung stattfindenden Kauf- oder sonstigen Anschaffungs­ geschäfte.

(4.)

Lotterieloose. Loose öffentlicher Lotterien, sowie Ausweise über Spieleinlagen bei öffentlich veranstalteten Ausspie­ lungen von Geld- oder anderen Ge­ winnen .............................................. 10 Den Spieleinlagen stehen gleich die Wetteinsätze bei öffentlich ver­ anstalteten Pferderennen und ähn­ lichen öffentlichen Veranstaltungen.

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Befreit sind: Loose der von den zuständigen Behörden genehmigten Ausspie­ lungen und Lotterien, sofern der Gesammtpreis der Loose einer Aus­ spielung die Summe von einhundert Mark und bei Ausspielungen zu ausschliesslich mildthätigen Zwecken die Summe von fünfundzwanzigtausend Mark nicht übersteigt.

bei inländischen Loosen vom planmässigen Preise (Nenn­ werth) sämmtlicher Loose oder Ausweise; bei aus­ ländischen Loosen von dem Preise der einzelnen Loose in Abstufungen von 50 Pfennig für je 5 Mark oder einen Bruchtheil dieses Be­ trages.

I

VIII 1 Münzgesetz vom 9./7. 73? (RGBl 233.) Gesetz betr. die Abänderung des Art. 15 des Münzgesetzes vom 9./7. 73 vom 20./4. 74 (RGBl 35). Gesetz betr. Ab­ änderung des Art. 15 des Münzgesetzes vom 9./7. 73 vom 6./1. 76 (RGBl 3). — Gesetz betr. die Ausprägung von Reichsgoldmünzen vom 4./12. 71 (RGBl 404).

Art. 1. An die Stelle der in Deutschland geltenden Landes­ währungen tritt die Reichsgoldwährung. Ihre Rechnnngseinheit bildet die Mark,^ wie solche dnrch § 2 des Gesetzes vom 4. Dezember 1871, 1 Eingeführt in Elsaß-Lothringen, G v. 15./11. 74 (RGBl 131). 1 Vgl. Stichs. V 24./11. 74 (G u. BBl 442): Auf Grund eines Be­ schlusses des Bundesraths des Deutschen Reichs werden sämmtliche Behörden, öffentliche Beamten und Kassenstellen angewiesen, sich im amtlichen Verkehre bei Abkürzung des Wortes „Mark" des Zeichens „J4“ ausschließlich zu bedienen.

betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen (Reichs-Gesetzbl. S. 404), festgestellt worden ist1 1 Das angeführte G bestimmt: § 1. Es wird eine Reichsgoldmünze ausgeprägt, von welcher aus Einem Pfunde feinen Goldes 139l/s Stück aus­ gebracht werden. § 2. Der zehnte Theil dieser Goldmünze wird Mark genannt und in 100 Pfennige eingetheitt. § 4. Das Mischungsverhältniß der Reichs­ goldmünzen wird auf 900 Tausendtheile Gold und 100 Tausendtheile Kupfer festgestellt. ES werden demnach 125,66 Zehn-Mark-Stücke, 62,776 ZwanzigMark-Stücke je Ein Pfund wiegen. § 9. Reichsgoldmünzen, deren Gewicht um nicht mehr als fünf Tausendtheile hinter dem Normalgewicht (§ 4) zurück­ bleibt (Passirgewicht), und welche nicht durch gewaltsame oder gesetzwidrige Beschädigung am Gewicht verringert sind, sollen bei allen Zahlungen als voll­ wichtig gelten.-------------------- Die Reichsgoldmünzen werden, wenn dieselben in Folge längerer Cirkulation und Abnutzung am Gewicht so viel eingebüßt haben, daß sie das Passirgewicht nicht mehr erreichen, für Rechnung des Reichs zum Einschmelzen eingezogen. Auch werden dergleichen abgenutzte Goldmünzen bei allen Kassen des Reichs und der Bundesstaaten stets voll zu demjenigen Werthe, zu welchem sie auSgegeben sind, angenommen werden. Nach § 7 soll bei dem einzelnen Stücke „die Abweichung in Mehr oder Weniger im Gewicht nicht mehr als zwei und ein halb Tausendtheile seines Gewichts, im Fein­ gehalt nicht mehr als zwei Tausendtheile betragen." StGP 146. Wer inländisches oder ausländisches Metallgeld oder Papier­ geld nachmacht, um das nachgemachte Geld als echtes zu gebrauchen oder sonst in Verkehr zu bringen, oder wer in gleicher Weise echtem Gelde durch Ver­ änderung an demselben den Schein eines höheren Werthes oder verrufenem Gelde durch Veränderung an demselben das Ansehen eines noch geltenden giebt, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft; auch ist Polizeiaufsicht zulässig. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gesänanißstrafe ein.

147. Dieselben Strafbestimmungen finden aus denjenigen Anwendung, welcher das von ihm auch ohne die vorbezeichnete Absicht nachgemachte oder verfälschte Geld als echte- in Verkehr bringt, sowie auf Denjenigen, welcher nachgemachtes oder verfälschtes Geld sich verschafft und solches entweder in Verkehr bringt oder zum Zwecke der Verbreitung aus dem Auslande einführt. 148. Wer nachgemachtes oder verfälschtes Geld als echtes empfängt und nach erkannter Unechtheit als echtes in Verkehr bringt, wird mit Gefängniß bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark bestraft. 149. Dem Papiergelde werden gleich geachtet die aus den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen, Banknoten, Aktien oder deren Stelle vertre­ tende Jnterimsscheine oder Quittungen, sowie die zu diesen Papieren gehören­ den Zins-, Gewinnantheils- oder Erneuerungsscheine, welche von dem Reich, dem Norddeutschen Bunde, einem Bundesstaate oder stemden Staate oder von einer zur Ausgabe solcher Papiere berechtigten Gemeinde, Korporation, Gesell­ schaft oder Privatperson ausgestellt sind.

150.

Wer echte, zum Umlauf bestimmte Metallgeldstücke durch Be-

Der Zeitpunkt, an welchem die Reichswährung im gesammten Reichsgebiete in Kraft treten soll, wird durch eine mit Zustimmung des Bundesrathes zu erlassende, mindestens drei Monate vor dem Eintritt dieses Zeitpunktes zu verkündende Verordnung des Kaisers bestimmt1 Die Landesregierungen sind ermächtigt, auch vor diesem Zeitpunkte für ihr Gebiet die Reichsmarkwährung im Verordnungs­ wege einzuführen. Art. 2. Außer den in dem Gesetze vom 4. Dezember 1871 bezeichneten Reichsgoldmünzen sollen ferner ausgeprägt werden Reichs­ goldmünzen zu fünf Mark, von welchen aus einem Pfunde feinen Goldes 279 Stück ausgebracht werden. Die Bestimmungen der §§ 4, 5, 7, 8 und 9 jenes Gesetzes finden auf diese Münzen ent­ sprechende Anwendung, jedoch mit der Maßgabe, daß bei denselben die Abweichung in Mehr oder Weniger im Gewicht (§ 7) vier Tausendtheile, und der Unterschied zwischen dem Normalgewicht und dem Passirgewicht (§ 9) acht Tausendtheile betragen darf. Art. 3. und zwar

Außer den Reichsgoldmünzen sollen als Reichsmünzen,

1. als Silbermünzen:

Fünfmarkstücke, Zweimarkstücke, Einmarkstücke, Fünfzigpfennigstücke und Zwanzigpfennigstücke;

schneiden, Abfeilen, oder auf andere Art verringert und als vollgültig in Ver­

kehr bringt, oder wer solche verringerte Münzen gewohnheitsmäßig oder im Einverständnisse mit dem, welcher sie verringert hat, als vollgültig in Verkehr bringt, wird mit Gefängniß bestraft, neben welchem auf Geldstrafe bis zu dreitausend Mark, sowie auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt

werden kann. Der Versuch ist strafbar. 151. Wer Stempel, Siegel, Stiche, Platten oder andere zur Anferttgung von Metallgeld, Papiergeld oder dem letzteren gleich geachteten Papieren dien­ liche Formen zum Zwecke deS Münzverbrechens angeschafst oder angefertigt hat, wird mit Gefängniß biS zu zwei Jahren bestraft. 152.

Auf die Einziehung des nachgemachten oder verfälschten Geldes,

sowie bcr im § 151 bezeichneten Gegenstände ist zu erkennen, auch wenn die Verfolgung oder Verurtheilung einer bestimmten Person nicht stattfindet.

1 Vgl. B vom 22,/9. 75 (RGBl 803).

2. als Nickelmünzen:

Zwanzigpfennigstücke1 Zehnpfennigstücke und Fünfpfennigstücke; 3. als Kupfermünzen: Zweipfennigstücke und Einpfennigstücke nach Maßgabe folgender Bestimmungen ausgeprägt werden.

§ 1.

Bei Ausprägung der Silbermünzen wird das Pfund feinen

Silbers in

20 Fünfmarkstücke, 50 Zweimarkstücke, 100 Einmarkstücke, 200 Fünfzigpfennigstücke und in 500 Zwanzigpfennigstücke ausgebracht. Das Mischungsverhältniß beträgt 900 Theile Silber und 100 Theile Kupfer, so daß 90 Mark in Silbermünzen 1 Pfund wiegen. Das Verfahren bei Ausprägung dieser Münzen wird vom Bundesrath festgestellt. Bei den einzelnen Stücken darf die Ab­ weichung im Mehr oder Weniger im Feingehalt nicht mehr als drei Tausendtheile, im Gewicht, mit Ausnahme der Zwanzigpfennigstücke, nicht mehr als zehn Tausendtheile betragen. In der Masse aber muffen das Normalgewicht und der Normalgehalt bei allen Silber­ münzen innegehalten werden.

§ 2. Die Silbermünzen über eine Mark tragen auf der einen Seite den Reichsadler mit der Inschrift: „Deutsches Reich" und mit der Angabe des Werthes in Mark, sowie mit der Jahreszahl der Ausprägung, auf der anderen Seite das Bildniß des Landesherrn beziehungsweise das Hoheitszeichen der freien Städte mit einer ent­ sprechenden Umschrift und dem Münzzeichen. Durchmesser der Münzen, Beschaffenheit und Verzierung der Ränder derselben werden vom Bundesrathe festgestellt.

§ 3. Die übrigen Silbermünzen, die Nickel- und Kupfermünzen tragen auf der einen Seite die Werthangabe, die Jahreszahl und die Inschrift „Deutsches Reich", auf der anderen Seite den Reichs­ adler und das Münzzeichen. Die näheren Bestimmungen über Zu­ sammensetzung, Gewicht und Durchmesser dieser Münzen, sowie über 1 Gesetz, bett, die Ausprägung einer Nickelmünze zu 20 Pfennig, vom 1./4. 86 (RGBl 67).

die Verzierung der Schriftseite und die Beschaffenheit der Ränder werden vom Bundesrathe festgestellt. 8 4. Die Silber-, Nickel- und Kupfermünzen werden auf den Münzstätten derjenigen Bundesstaaten, welche sich dazu bereit er­ klären, ausgeprägt. Die Ausprägung und Ausgabe dieser Münzen unterliegt der Beaufsichtigung von Seiten des Reichs. Der Reichs­ kanzler bestimmt unter Zustimmung des Bundesrathes die auszu­ prägenden Beträge, die Vertheilung dieser Beträge auf die einzelnen Münzstätten und die den letzteren für die Prägung jeder einzelnen Münzgattung gleichmäßig zu gewährende Vergütung. Die Beschaffung der Münzmetalle für die Münzstätten erfolgt auf Anordnung des Reichskanzlers. Art. 8. Die Anordnung der Außerkurssetzung von Landesmünzen und Feststellung der für dieselbe erforderlichen Vorschriften erfolgt durch den Bundesrath? Die Bekanntmachungen über Außerkurssetzung von Landes­ münzen sind außer in den zu der Veröffentlichung von Landesver­ ordnungen bestimmten Blättern auch durch das Reichs-Gesetzblatt zu veröffentlichen. 1 Vgl. hierzu: Bekanntm., bett-, die Außerkurssetzung der Landesgold­ münzen und der landesgesetzlich den inländischen Münzen gleichgestellten aus­ ländischen Goldmünzen. Vom 6./12. 73 (RGBl 375); Bekanntm., betr. die Außerkurssetzung der Kronenthaler, sowie von Münzen des Konventionsfußes. Vom 7./3. 74 (RGBl 21); Bekanntm., bett, die Außerkurssetzung der Zwei­ guldenstücke süddeutscher Währung. Vom 2./7. 74 (RGBl 111); Bekanntm., bett, die Außerkurssetzung verschiedener Landes-Silber- und Kupfermünzen. Vom 19./12. 74 (RGBl 149); Bekanntm., betr. die Außerkurssetzung der Halbguldenstücke süddeutscher Währung, sowie der vor dem Jahre 1753 ge­ prägten Dreißigkreuzerstücke und Fünszehnkreuzerstücke deutschen Gepräges. Vom 7./6. 75 (RGBl 247); Bekanntm., betr. die Außerkurssetzung der Münzen der lübisch-hamburgischen Kurantwährung, sowie verschiedener anderer LandeSmünzen. Vom 21./S. 75 (RGBl 304); Bekanntm., bett, die Außerkurssetzung der Silber- und Bronzemünzen der Frankenwährung. Vom 21./9. 75 (RGBl 307); Bekanntm., betr. die Außerkurssetzung der Dreipfennigstücke deutschen Gepräges. Vom 17./10. 75 (RGBl 311); Bekanntm., betr. die Außer­ kurssetzung der Guldenstücke süddeutscher Währung, sowie die Einlösung der. vom l./l. 76 ab außer Kurs ttetenden Scheidemünzen süddeutscher Währung. Vom 10./12. 75 (RGBl 315); Bekanntm., betr. die Außerkurssetzung von Scheidemünzen der Thalerwährung. Vom 12./4. 76 (RGBl 162); Bekanntm., bett, die Außerkurssetzung der Zweithalerstücke und Eindrittelchalerstücke deutschen Gepräges. Vom 2./11. 76 (RGBl 221); Bekanntm., bett, die Außer­ kurssetzung verschiedener Landes-Silber- und Kupfermünzen. Vom 22./2. 78 (RGBl 3). Friedberg, HandelSgesgbg. 3. Aubg.

30

Eine Außerkurssetzung darf erst eintreten, wenn eine Einlösungs­ frist von mindestens vier Wochen festgesetzt und mindestens drei Monate vor ihrem Ablaufe durch die vorbezeichneten Blätter bekannt gemacht worden ist. Art. 9. Niemand ist verpflichtet, Reichssilbermünzen im Be­ trage von mehr als zwanzig Mark und Nickel- und Kupfermünzen im Betrage von mehr als einer Mark in Zahlung zu nehmen. Von den Reichs- und Landeskassen werden Reichssilbermünzen in jedem Betrage in Zahlung genommen. Der Bundesrath wird diejenigen Kassen bezeichnen, welche Reichsgoldmünzen gegen Ein­ zahlung von Reichssilbermünzen in Beträgen von mindestens 200 Mark oder von Nickel- und Kupfermünzen in Beträgen von mindestens 50 Mark auf Verlangen verabfolgen. Derselbe wird zugleich die näheren Bedingungen des Umtausches festsetzen? Art 10. Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausch (Art. 9) findet auf durchlöcherte und anders, als durch den gewöhn­ lichen Umlauf im Gewicht verringerte, ingleichen auf verfälschte Münz­ stücke keine Anwendung. Reichs-Silber-, Nickel- und Kupfermünzen, welche in Folge längerer Cirkulation und Abnutzung an Gewicht oder Erkennbarkeit erheblich eingebüßt haben, werden zwar noch in allen Reichs- und Landeskassen angenommen, sind aber auf Rechnung des Reichs ein­ zuziehen. Art. 12. Die Ausprägung von Reichsgoldmünzen geschieht auch ferner nach Maßgabe der Bestimmung im § 6 des Gesetzes, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. Dezember 1871 (Reichs-Gesetzbl. S. 404), auf Rechnung des Reichs. Privatpersonen haben das Recht, auf denjenigen Münzstätten, welche sich zur Ausprägung auf Reichsrechnung bereit erklärt haben, Zwanzigmarkstücke für ihre Rechnung ausprägen zu lassen, so weit diese Münzstätten nicht für das Reich beschäftigt sind. Die für solche Ausprägungen zu erhebende Gebühr wird vom Reichskanzler mit Zustimmung des Bundesrathes festgestellt, darf aber das Maximum von 7 Mark auf das Pfund fein Gold nicht übersteigen? Die Differenz zwischen dieser Gebühr und der Vergütung, welche die Münzstätte für die Ausprägung in Anspruch nimmt, fließt in die Reichskasse. Diese Differenz muß für alle deutschen Münzstätten dieselbe sein. 1 Vgl. Bekanntm. v. 19./12. 75 (Centr.Bl 802). 1 Vgl. Bekanntm. v. 8./6. 75 (Centt.Bl 348).

Die Münzstätten dürfen für die Ausprägung keine höhere Ver­ gütung in Anspruch nehmen, als die Reichskaffe für die Ausprägung von Zwanzigmarkstücken gewährt. Art. 13. Der Bundesrath ist befugt:*1 1. den Werth zu bestimmen, über welchen hinaus fremde Goldund Silbermünzen nicht in Zahlung angeboten und gegeben werden dürfen, sowie den Umlauf fremder Münzen gänzlich zu untersagen;2 2. zu bestimmen, ob ausländische Münzen von Reichs- oder Landes­ kaffen zu einem öffentlich bekannt zu machenden Kurse im in­ ländischen Verkehr in Zahlung genommen werden dürfen, auch in solchem Falle den Kurs festzusetzen. Gewohnheitsmäßige oder gewerbsmäßige Zuwiderhandlungen gegen die vom Bundesrathe in Gemäßheit der Bestimmungen unter 1 getroffenen Anordnungen werden bestraft mit Geldstrafe bis zu 150Start oder mit Haft bis zu sechs Wochen. Art. 14. Von dem Eintritt der Reichswährung an gelten folgende Vorschriften: 8 1. Alle Zahlungen, welche bis dahin in Münzen einer in1 (RGBl (RGBl 1

Vgl. hierzu Bekanntmachungen 16./4. 88 (RGBl 149), 30 /4. 88 171), 7,/7. 88 (RGBl 218), 26./2. 89 (RGBl 37), 24 /1. 93 6). Vgl. hierzu: Bekanntm., das Verbot des Umlaufs der österreichischen

und ungarischen Ein- und Zweiguldenstücke unb der niederländischen Ein- und Zweieinhalbguldenstücke betreffend. Vom 22./1. 74 (RGBl 12); Bekanntm., betr. das Verbot des Umlaufs der niederländischen Halbguldenstücke, sowie der

österreichischen und ungarischen Viertelguldenstücke. Vom 29./6. 74 (RGBl 111); Bekanntm., das Verbot des Umlaufs der finnischen Silbermünzen betreffend. Bom 16./10. 74 (RGBl 126); Bekanntm., das Verbot des Umlaufs ftemder Silber- und Kupfermünzen betreffend. Vonr 19./12. 74 (RGBl 152); Be­ kanntm., betr. das Verbot des Umlaufs polnischer eindrittel und einsechstel Talarastücke. Vom 26./2. 75 (RGBl 134); Bekanntm., betr. daS Verbot des Umlaufs ftemder Scheidemünzen. Bom 16./4. 88 (RGBl 149); Bekanntm.,

betr. die Gestattung des Umlaufs

der Scheidemünzen

der Frankenwährung

innerhalb der badischen Grenzbezirke. Bom 16./4. 88 (ebendas.). Bom 24./1. 93 (RGBl 6); Bekanntm., betr. die Gestattung des Umlaufs der Scheide­ münzen österr. Währung innerhalb sächsischer Grenzbezirke. Bom 30./4. 88 (RGBl 171); Bekanntm., betr. die Gestattung deS Umlaufs der Scheidemünzen der österr. und der Frankenwährung innerhalb bayerischer Grenzbezirke. Bom 7./7. 88 (RGBl 218); Bekanntm., betr. die Gestattung des Umlaufs der Scheide­ münzen der österr. Währung innerhalb preußischer Grenzbezirke. Vom 20./2. 89 (RGBl 37); Bekanntm., betr. die Gestaltung des Umlaufs der Scheidemünzen der Frankenwährung innerhalb deS Württembergischen Grenzbezirkes. Bom 20./2. 89 (RGBl 38).

ländischen Währung oder in landesgesetzlich den inländischen Münzen gleichgestellten ausländischen Münzen zu leisten waren, sind vorbehalt­ lich der Vorschriften Artikel 9, 15 und 16 in Reichsmünzen zu leisten. § 2. Die Umrechnung solcher Goldmünzen, für welche ein be­ stimmtes Verhältniß zu Silbermünzen gesetzlich nicht feststeht, erfolgt nach Maßgabe des Verhältnisses des gesetzlichen Feingehaltes der­ jenigen Münzen, auf welche die Zahlungsverpflichtung lautet, zu dem gesetzlichen Feingehalte der Reichsgoldmünzen. Bei der Umrechnung anderer Goldmünzen werden der Thaler zum Werthe von 3 Mark, der Gulden süddeutscher Währung zum Werthe Donl6/7 Mark, die Mark lübischer oder hamburgischer Kurantwährung zum Werthe von 11/6 Mark, die übrigen Münzen derselben Währungen zu entsprechenden Werthen nach ihrem Verhältniß zu den genannten berechnet. Bei der Umrechnung werden Bruchtheile von Pfennigen der Reichswährung zu einem Pfennig berechnet, wenn sie einen halben Pfennig oder mehr betragen, Bruchtheile unter einem halben Pfennig werden nicht gerechnet. 8 3. Werden Zahlungsverpflichtungen nach Eintritt der Reichs­ währung unter Zugrundelegung vormaliger inländischer Geld- oder Rechnungswährungen begründet, so ist die Zahlung vorbehaltlich der Vorschriften Artikel 9, 15 und 16 in Reichsmünzen unter Anwen­ dung der Vorschriften des 8 2 zu leisten. 8 4. In allen gerichtlich oder notariell aufgenommenen Ur­ kunden, welche auf einen Geldbettag lauten, desgleichen in allen zu einem Geldbettag verurtheilenden gerichtlichen Entscheidungen ist dieser Geldbetrag, wenn für denselben ein bestimmtes Verhältniß zur Reichswährung gesetzlich feststeht, in Reichswährung auszudrücken; woneben jedoch dessen gleichzeitige Bezeichnung nach derjenigen Wäh­ rung, in welcher ursprünglich die Verbindlichkeit begründet war, ge­ stattet bleibt. Art. 15. An Stelle der Reichsmünzen sind bei alleil Zahlungen bis zur Außerkurssetzung1 anzunehmen: 1. im gesammten Bundesgebiete cm Stelle aller Reichsmünzen die Ein- [unb Zwei^thalerstücke deutschen Gepräges unter Be­ rechnung des Thalers zu drei Mark;2

1 Durch die erfolgte Außerkurssetzung (vgl. Anm. zu Att. 8) ist der größte Theil des Att. 15 geltungslos geworden. 2 Vgl. hierzu ® v. 20 /4. 74 (RGBl 35). Einziger Artikel: Die Be­ stimmung im Att. 15, Ziffer 1 des Münzgesetzes v. 9. Juli 1873 (RGBl 233)

[2. im gesammten Bundesgebiete an Stelle der Reichssilbermünzen, Silber­ kurantmünzen deutschen Gepräges zu Vs und V« Thaler unter Berech­ nung des Vs Thalerstücks zu einer Mark und des Vs Thalerstücks zu einer halben Mark; 3. in denjenigen Ländern, in welchen gegenwärtig die Thalerwährung gilt, an Stelle der Reichs-, Nickel- und Kupfermünzen die nachbezeichneten Münzen der Thalerwährung zu den daneben bezeichneten Werthen: V», Thalerstücke zum Werthe von 25 Pfennig, 20 V15 ,/ 10 Vso // tf Vs Groschenstücke 5 lf 2 Vs ,/ V 1 V 10 und Vis u 4. in denjenigen Ländern, in welchen die Zwölstheilung des Groschen- be­ steht, an Stelle der Reichs-, Nickel- und Kupfermünzen die auf der Zwölftheilung des Groschens beruhenden Dreipfennigstücke zum Werthe von 2*l/j Pfennig

5. in Bayern an Stelle der Reichskupfermünzen die Hellerstücke zum Werthe von 1/2 Pfennig; [6. in Mecklenburg an Stelle der Reichskupfermünzen die nach dem Mark­ system ausgeprägten Fünfpfennigstücke, Zweipfennigstücke und Einpfennig­ stücke zum Werthe von 5, 2 und 1 Pfennig. Die sämmtlichen sub 3 und 4 verzeichneten Münzen sind an allen öffent­ lichen Kaffen des gesammten Bundesgebietes zu den angegebenen Werthen bis zur Außerkurssetzung in Zahlung anzunehmen.

Der Bundesrath ist befugt zu bestimmens daß die Einthalerstücke deutschen Gepräges, sowie die in Oesterreich bis zum Schlüsse des Jahres 1867 geprägten Bereinsthaler bis zu ihrer Außerkurs­ setzung nur noch an Stelle der Reichssilbermünzen, unter Berechnung des Thalers zu 3 Mark in Zahlung anzunehmen sind. Eine solche Bestimmung ist durch das Reichs-Gesetzblatt zu veröffentlichen und tritt frühestens einen Monat nach ihrer Veröffentlichung in Kraft. findet auf die in Oesterreich bis zum Schluffe des Jahres 1867 geprägten Bereinsthaler und Bereinsdoppelthaler Anwendung. G 28./2. 92 (RGBl 315) 1: „Der BundeSrath wird ermächtigt, die Außerkurssetzung der in Oesterreich bis zum Schluffe des Jahre- 1867 geprägten Bereinsthaler und BereinSdoppelthaler unter Einlösung derselben auf Rechnung des Reich- zu dem Wetthverhältniffe von drei Mark gleich einem Thaler anzuordnen und die hierfür er­ forderlichen Vorschriften festzustellen." Die Außerkurssetzung der österreichischen BereinSthaler hat bis zum 1. April 1894 zu erfolgen. 1 Zusatzbestimmung durch da- Gesetz, bett, die Abänderung de- Att. 15 des Münzgesetzes v. 9./7. 73. Bom 6./1. 76 (RGBl 3). — Vgl. Anmerk, zu Att. 15.

Art. 18.1 * Bis * * *zum * * 81. Januar 1876 sind sämmtliche nicht auf Reichswährung lautenden Noten der Banken einzuziehen? Von diesem Termine an dürfen nur solche Banknoten, welche auf Reichswährung in Beträgen von nicht weniger als 100 Mark lauten, in Umlauf bleiben oder ausgegeben werden. Dieselben Bestimmungen gelten für die bis jetzt von Korpo­ rationen ausgegebenen Scheine. Das von den einzelnen Bundesstaaten ausgegebene Papiergeld ist spätestens bis zum 1. Januar 1876 einzuziehen und spätestens sechs Monate vor diesem Termine öffentlich aufzurufen. Dagegen 1 Art. 16 ist unanwendbar geworden. Art. 17 enthält eine Uebergangs bcstimmung. 8 Vgl. Bankgesetz (oben Nr. III) und Gesetz, betr. die Ausgabe von Banknoten. Vom 21./12. 74 (RGBl 193). Artikel II. Zur Ausführung der Anordnungen, welche im Artikel In des Münzgesetzes vom 9J7. 73 (Reichs-Gesetzbl. 239) über die Einziehung der nicht auf Reichswährung lautenden Noten getroffen sind, wird Folgendes bestimmt: § 1. Eine Bank, welche zur Ausgabe von Banknoten befugt ist, darf vom l.Juli 1875 ab Banknoten, welche aus Beträge von fünfzig Mark oder darunter lauten, wenn dieselben von ihr ausgestellt sind, nicht ausgeben und, wenn sie von einer anderen Bank ausgestellt sind, nur an die letztere in Zahlung geben oder bei derselben zur Einlösung Präsentiren. § 2. Die Mitglieder des Vorstandes einer Bank werden, wenn die Bank den Vorschriften des § 1 zuwider Noten ausgiebt, mit einer Geldstrafe bestraft, welche dem Vierfachen des gesetzwidrig ausgegebenen Betrages gleichkommt, mindestens aber eintausend Mark beträgt. § 3. Die Banken sind verpflichtet, bis spätestens den 30. Juni 1875 dem Reichskanzler nachzuweisen, daß sie alle diejenigen Anordnungen getroffen haben, welche in Gemäßheit der für sie maßgebenden landesgesetzlichen und statutarischen Bestimmungen erforderlich sind, um die Einziehung ihrer sämmt­ lichen nicht auf Reichswährung, sowie ihrer auf Reichswährung in Beträgen von weniger als einhundert Mark lautenden Noten längstens bis zum 31. De zember 1875 herbeizuführen. 8 4. Die Banken sind ferner verpflichtet, dem Reichskanzler Behufs der Veröffentlichung spätestens am siebenten Tage eines jeden Monats den am letzten Tage des vorausgegangenen Monats vorhanden gewesenen Betrag der umlaufenden — der in den Bankkassen (einschließlich der Filiale, Agenturen und sonstigen Zweiganstalten) befindlichen — eintretendenfalls auch der nach erfolgter Einlösung vernichteten Noten, nach den einzelnen Abschnitten (Appoints) gesondert, anzuzeigen. Artikel III. Das gegenwärtige Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1875 in Wirksamkeit.

«Nh. VIII2. s., tetr. d. «ulgnbe v. «eichskaffeuschetne» v. 30. April 1874. -1-3.

471

wird nach Maßgabe eines zu erlassenden Reichsgesetzes eine Ausgabe von Reichspapiergeld stattfinden? Das Reichsgesetz wird über die Ausgabe und den Umlauf des Reichspapiergeldes, sowie über die den einzelnen Bundesstaaten zum Zweck der Einziehung ihres Papiergeldes zu gewahrenden Erleichterungen die näheren Bestimmungen treffen.

VIII

2

Gesetz, betr. die Ausgabe von ReichSkaffenscheinen. Vom 30. April 1874. (RGBl 40.) § 1. Der Reichskanzler wird ermächtigt, Reichskassenscheine zum Gesammtbetrage von 120 Millionen Mark in Abschnitten zu 5, 20 und 50 Mark ausfertigen zu lassen und unter den Bundesstaaten nach dem Maßstabe ihrer durch die Zählung vom 1. Dezember 1871 festgestellten Bevölkerung zu Vertheilen. Ueber die Bertheilung des Gesammtbetrages auf die einzelnen Abschnitte beschließt der Bundesrath. § 2. Jeder Bundesstaat hat das von ihm seither ausgegebene Staatspapiergeld spätestens bis zum 1. Juli 1875 zur Einlösung öffent­ lich aufzurufen und thunlichst schnell einzuziehen. Zur Annahme von Staatspapiergeld sind vom 1. Januar 1876 an nur die Kassen desjenigen Staats verpflichtet, welcher das Papier­ geld ausgegeben hat. § 3. Denjenigen Staaten, deren Papiergeld den ihnen nach § 1 zu überweisenden Betrag von Reichskaffenscheinen übersteigt, werden zwei Drittheile des überschießenden Betrages aus der Reichskaffe als ein Vorschuß überwiesen, und zwar, so weit die Bestände der letzteren es gestatten, in baarem Gelde, so weit sie es nicht gestatten, in Reichskaffenscheinen. Der Reichskanzler wird zu diesem Zwecke ermächtigt, Reichs­ kaffenscheine über den int § 1 festgesetzten Betrag hinaus bis auf Höhe des zu leistenden Vorschuffes anfertigen zu lassen, und so weit als nöthig in Umlauf zu setzen. Ueber die Art der Tilgung dieses Vorschusses wird gleichzeitig mit der Ordnung des Zettelbankwesens Bestimmung getroffen. In Ermangelung einer solchen Bestimmung hat die Rückzahlung des 1 Bgl. G v. 30./4. 74 (Anhang VHI 2).

Borschusies innerhalb 15 Jahren, vom 1. Januar 1876 an gerechnet, in gleichen Jahresraten zu erfolgen. Die auf den Vorschuß eingehenden Rückzahlungen sind zunächst zur Einziehung der nach vorstehenden Bestimmungen ausgefertigten Reichskassenscheine zu verwenden. § 4. Diejenigen Bundesstaaten, welche Papiergeld ausgegeben haben, werden die ihnen ausgefolgten Reichskassenscheine (§§ 1 und 3), so weit der Betrag der letzteren den Betrag des ausgegebenen Staats­ papiergeldes nicht übersteigt, nur in dem Maße in Umlauf setzen, als Staatspapiergeld zur Einziehung gelangt. § 5. Die Reichskassenscheine werden bei allen Kassen des Reichs und sämmtlicher Bundesstaaten nach ihrem Nennwerthe in Zahlung angenommen und von der Reichshauptkasse für Rechnung des Reichs jederzeit auf Erfordern gegen baares Geld eingelöst? Im Privatverkehr findet ein Zwang zu ihrer Annahme nicht statt. 8 6. Die Ausfertigung der Reichskassenscheine wird der Preu­ ßischen Hauptverwaltung der Staatsschulden unter der Benennung „Reichsschulden-Verwaltung" übertragen. Die Reichsschulden-Verwaltung hat für beschädigte oder un­ brauchbar gewordene Exemplare für Rechnung des Reichs Ersatz zu leisten, wenn das vorgelegte Stück zu einem echten Reichskassenscheine gehört und mehr als die Hälfte eines solchen beträgt. Ob in anderen Fällen ausnahmsweise Ersatz geleistet werden kann, bleibt ihrem pstichtmäßigen Ermessen überlassen? § 7. Bor der Ausgabe der Reichskassenscheine ist eine genaue Beschreibung derselben öffentlich bekannt zu machen? Die Kontrole über die Ausfertigung und Ausgabe der Reichs­ kassenscheine übt die Reichsschulden-Kommission. § 8. Von den Bundesstaaten darf auch ferner nur auf Grund eines Reichsgesetzes Papiergeld ausgegeben oder dessen Ausgabe ge­ stattet werden. 1 Vgl. G, bett, die Einführung der mit dem Datum vom 11. Juli 1874 ansgeferttgten Reichskassenscheine. Vom 21./7. 84 (RGBl 172). 8 Vgl. Bekanntmachung der Reichsschulden-Verwaltung vom 18./5. 76 (Centr.Bl 286). 8 Vgl. G, betr. den Schutz des zur Anfertigung von Reichskassen­ scheinen verwendeten Papiers gegen unbefugte Nachahmung. Vom 26.15. 85 (RGBl 165), 8 1.

«,ha«S IX1.

9. über b Poftwefe« b. De»tsche, «eich- tz 28. Ott. 1871.

, 1-3.

473

IX 1

Gesetz über daS Postwesen deS Deutschen Reiches? Vom 28. Oktober 1871.

(RGBl 347).

(Auszug.)

K 1. Die Beförderung 1. aller versiegelten, zugenähten, oder sonst verschlossenen Briefe, 2. aller Zeitungen politischen Inhalts, welche öfter als einmal wöchentlich erscheinen, gegen Bezahlung von Orten mit einer Postanstall nach anderen Orten einer Postanstalt des In- oder Auslandes auf andere Weise als durch die Post ist verboten. Hinsichtlich der politischen Zeitungen erstreckt dieses Verbot sich nicht auf den zweimeiligen Umkreis ihres Ursprungsortes. Wenn Briefe und Zeitungen (Nr. 1 und 2) vom Auslande eingehen und nach inländischen Orten mit einer Postanstalt bestimmt sind, oder durch das Gebiet des Deutschen Reichs transitiren sollen, so müssen sie bei der nächsten inländischen Postanstalt zur Weiter­ beförderung eingeliefert werden. Unverschlossene Briefe, welche in versiegelten, zugenähten oder sonst verschlossenen Palleten befördert werden, sind den verschlossenen Briefen gleich zu achten. Es ist jedoch gestattet, versiegelten, zuge­ nähten oder sonst verschlossenen Palleten, welche auf andere Weise, als durch die Post befördert werden, solche unverschlossene Briefe, Fakturen, Preiskurante, Rechnungen und ähnliche Schriftstücke bei­ zufügen, welche den Inhalt des Packeis betreffen. § 2. Die Beförderung von Briefen und politischen Zeitungen (§ 1) gegen Bezahlung durch expreffe Boten oder Fuhren ist ge­ stattet. Doch darf ein solcher Expreffer nur von Einem Absender abgeschickt sein, und dem Postzwange unterliegende Gegenstände weder von Anderen mitnehmen, noch für Andere zurückbringen. § 3. Die Annahme und Beförderung von Postsendungen darf von der Post nicht verweigert werden, sofern die Bestimmungen dieses Gesetzes und des Reglements (§ 50) beobachtet sind? Auch darf keine im Gebiete des Deutschen Reichs erscheinende polittsche Zeitung vom Postdebit ausgeschloffen und eben so wenig darf bei 1 8 4 abgeänderl durch G 20./12. 75 (RGBl 318). Ueber Postlaxwesen 28./10. 71 (RGBl 358), 17 /5. 73 (RGBl 107), 3./11. 74 (RGBl 127). Ueber Portofreiheiten 5./6. 69 (BGBl 141.) Eisenbahnpostgesetz 20 /12. 75 (RGBl 318); Bollzugsbestimmungen dazu 9 /2. 76 (Centr.Bl 87). 1 Siehe zu Anhang IX 2, Art. 16.

474

dla-a»s IX1. s. Über d. Po-wesen I. Deutscher» Reiche» ». 28. Ott. 1871. 16—11.

Normirung der Provision, welche für die Beförderung und Debitirung der im Gebiete des Deutschen Reichs erscheinenden Zeitungen zu erheben ist, nach verschiedenen Grundsätzen verfahren werden. Die Post besorgt die Annahme der Pränumeration auf die Zeitungen, sowie den gesammten Debit derselben.

Abschnitt II. Garantie.

§ 6. Die Postverwaltung leistet dem Absender im Falle reglementsmäßig erfolgter Einlieferung Ersatz: I. für den Verlust und die Beschädigung 1) der Briefe mit Werthangabe, 2) der Packete mit oder ohne Werthangabe, II. für den Verlust der rekommandirten Sendungen, denen in dieser Beziehung Sendungen gleichgestellt werden, welche zur Beförderung durch Estafette eingeliefert sind. Für einen durch verzögerte Beförderung oder Bestellung der unter I bezeichneten Gegenstände entstandenen Schaden leistet die Postverwaltung nur dann Ersatz, wenn die Sache durch die ver­ zögerte Beförderung oder Bestellung verdorben ist, oder ihren Werth bleibend ganz oder theilweise verloren hat. Aus eine Veränderung des Kurses oder marktgängigen Preises wird jedoch hierbei keine Rücksicht genommen. Die Verbindlichkeit der Postverwaltung zur Ersatzleistung bleibt ausgeschlossen, wenn der Verlust, die Beschädigung oder die ver­ zögerte Beförderung oder Bestellung a) durch die eigene Fahrlässigkeit des Absenders, oder b) durch die unabwendbaren Folgen eines Naturereignisses, oder durch die natürliche Beschaffenheit des Gutes herbeigesührt tvorbeii ist, oder c) auf einer auswärtigen Beförderungsanstalt sich ereignet hat, für welche die Postverwaltung nicht durch Konvention die Er­ satzleistung ausdrücklich übernommen hat; ist jedoch in diesem Falle die Einlieferung bei einer deutschen Postanstalt erfolgt, und will der Absender seine Ansprüche gegen die auswärtige Beförderungsanstalt geltend machen, so hat die Postverwaltung ihm Beistand zu leisten. Für die auf Postanweisungen eingezahlten Beträge leistet die Postverwaltung Garantie. Für andere, als die vorstehend bezeichneten Gegenstände, ins­ besondere für gewöhnliche Briefe, wird weder im Falle eines Ver-

lustes oder einer Beschädigung, noch im Falle einer verzögerten Be­ förderung oder Bestellung Ersatz geleistet. 8 7. Wenn der Verschluß und die Verpackung der zur Post gegebenen Gegenstände bei der Aushändigung an den Empfängeräußerlich unverletzt und zugleich das Gewicht mit dem bei der Ein­ lieferung ermittelten übereinstimmend befunden wird, so darf das­ jenige, was bei der Eröffnung an dem angegebenen Inhalte fehlt, von der Postverwaltung nicht vertreten werden. Die ohne Erinne­ rung geschehene Annahme einer Sendung begründet die Vermuthung, daß bei der Aushändigung Verschluß und Verpackung unverletzt und das Gewicht mit dem bei der Einlieferung ermittelten übereinstimmend befunden worden ist. § 8. Wenn eine Werthangabe geschehen ist, so wird dieselbe bei der Feststellung des Betrages des von der Postverwaltung zu leistenden Schadenersatzes zum Grunde gelegt. Beweist jedoch die Postverwaltung, daß der angegebene Werth den gemeinen Werth der Sache übersteigt, so hat sie nur diesen zu ersetzen. Ist in betrüglicher Absicht zu hoch deklarirt worden, so verliert der Absender nicht nur jeden Anspruch auf Schadenersatz, sondern ist auch nach den Vorschriften der Strafgesetze zu bestrafen.

8 9. Wenn bei Packeten die Angabe des Werthes unterblieben ist, so vergütet die Postverwaltung im Falle eines Verlustes ober einer Beschädigung den wirklich erlittenen Schaden, jedoch niemals mehr, als Einen Thaler für jedes Pfund (— 500 Gramme) der ganzen Sendung. Packete, welche weniger als Ein Pfund wiegen, werden den Packeten zum Gewicht von Einem Pfunde gleichgestellt und überschießende Pfundtheile für Ein Pfund gerechnet. 8 10. Für eine rekommandirte Sendung, sowie für eine zur Beförderung durch Estafette eingelieferte Sendung (§ 6, II) wird dem Absender im Falle des Verlustes, ohne Rücksicht auf den Werth der Sendung, ein Ersatz von vierzehn Thalern gezahlt. 8 11. Bei Reisen mit den ordentlichen Posten leistet die Post­ verwaltung Ersatz: 1) für den Verlust oder die Beschädigung des reglementsmäßig eingelieferten Paffagierguts nach Maßgabe der §§ 8 und 9, und 2) für die erforderlichen Kur- und Verpflegungskosten im Falle der körperlichen Beschädigung eines Reisenden, wenn dieselbe nicht erweislich durch höhere Gewalt oder durch eigene Fahr­ lässigkeit des Reisenden herbeigeführt ist. Bei der Extrapostbeförderung wird weder für den Verlust oder die Beschädigung an Sachen, welche der Reisende bei sich führt, noch

476 JW.IXl. T.übertzPoAwese»d.Deutsche««eiche»v.28./10.71. 112-15.20.25,26.

bei einer körperlichen Beschädigung des Reisenden Entschädigung von der Postverwaltung geleistet. § 12. Eine weitere, als die in den §§ 8, 9, 10 und 11 nach Verschiedenheit der Fälle bestimmte Entschädigung wird von der Postverwaltung nicht geleistet; insbesondere findet gegen dieselbe ein Anspruch wegen eines durch den Verlust oder die Beschädigung einer Sendung entstandenen mittelbaren Schadens oder entgangenen Ge­ winnes nicht statt. § 13. Der Anspruch auf Schadloshaltung gegen die Postver­ waltung muß in allen Fällen gegen die Ober-Postdirektion, bezie­ hungsweise gegen die mit deren Funktionen beauftragte Postbehörde gerichtet werden, in deren Bezirk der Ort der Einlieferung der Sendung oder der Ort der Einschreibung des Reisenden liegt. § 14. Der Anspruch auf Entschädigung an die Postverwaltung erlischt mit Ablauf von sechs Monaten, vom Tage der Einlieferung der Sendung oder vom Tage der Beschädigung des Reisenden an gerechnet. Diese Verjährung wird nicht allein durch Anmeldung der Klage, sondern tiucf)*1 durch Anbringung der Reklamation bei der kompetenten Postbehörde (§13) unterbrochen. Ergeht hierauf eine abschlägige Beschei­ dung, so beginnt vom Empfange derselben eine neue Verjährung, welche durch eine Reklamation gegen jenen Bescheid nicht unterbrochen wird. § 15. In Fällen des Krieges und gemeiner Gefahr ist die Postverwaltung befugt, durch öffentliche Bekanntmachung jede Ver­ tretung abzulehnen und Briefe, sowie Sachen, nur auf Gefahr des Absenders zur Beförderung zu übernehmen. In solchem Falle steht jedoch dem Absender frei, sich ohne Rücksicht auf die Bestimmungen des § 1 jeder anderen Beförderungsgelegenheit zu bedienen. Abschnitt in.

Besondere Vorrechte der Posten. § 20.2 Das Inventarium der Posthaltereien darf im Wege des Arrestes oder der Exekution nicht mit Beschlag belegt werden. § 25. Die Postanstalten sind berechtigt, unbezahlt gebliebene Beträge an Personengeld, Porto und Gebühren nach den für die Beitreibung öffentlicher Abgaben bestehenden Vorschriften exekutivisch einziehen zu lassen. Die mit Beitreibung exekutionsreifer Forderungen im Allgemeinen

1 Aufgehoben durch EG z. CPO 13, 4. 1 Vgl. KO 3, 1: Die im § 715 Nr. 5, 8 der CPO und im § 20 deS Ges. über daS Postwesen des Deutschen Reiches v. 28./10. 71 vorgesehenen Beschränkungen kommen im Konkursverfahren nicht zur Anwendung.

betrauten Organe sind verpflichtet, die von den Postanstalten ange­ meldeten rückständigen Beträge an Personengeld, Porto und Gebühren im Wege der Hülfsvollstreckung einzuheben. Dem Exequirten steht jedoch die Betretung des Rechtsweges offen. § 26. Die Beträge, welche in einer Sendung enthalten sind, die weder an den Adressaten bestellt,1 noch an den Absender zurück-

1 Vgl. Post-Ordn. 11./6. 92, 40 (CBl 451): §40. I. Die Bestellung erfolgt an den Empfänger selbst oder an dessen Bevollmächtigten. Postsendungen, welche an verstorbene Personen gerichtet sind, dürfen den Erben ausgehändigt werden, wenn dieselben sich als solche durch Vorlegung des Testaments, der gerichtlichen Erbbescheinigung u. s. w. ausgewiesen haben; fp lange dieser Nach­ weis nicht erbracht ist, kommen für die Aushändigung gewöhnlicher Brief­ sendungen die Vorschriften in Abs. III zur Anwendung. Der Empfänger, welcher einen Dritten zur Empfangnahme der an ihn zu bestellenden Sen­ dungen bevollmächtigen will, muß die Vollmacht schriftlich ausstellen und in dieser die Gattungen der Sendungen genau bezeichnen, zu deren Empfang­ nahme der Bevollmächtigte befugt sein soll. Insofern die Gesetze nicht eine besondere Form der Vollmachten vorschreiben, muß die Unterschrift des MachtgeberS unter der Vollmacht, wenn deren Richtigkeit nicht ganz außer Zweifel steht, von einem Beamten, welcher zur Führung eines amtlichen Siegels be­ rechtigt ist, unter Beidrückung desselben, beglaubigt sein. Die Vollmacht muß bei der Postanstalt, welche die Bestellung ausführen läßt, niedergelegt werden. II. Ist außer dem Empfänger noch ein Anderer, wenn auch nur zur näheren Bezeichnung der Wohnung des Empfängers, in der Aufschrift genannt, z. B. an A. bei B., so ist dieser zweite Empfänger auch ohne ausdrückliche Ermächtigung als Bevollmächtigter des erstgenannten Empfängers zur Em­ pfangnahme von gewöhnlichen Briefen, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben anzusehen. Ist ein Gasthof als Wohnung des Empfängers in der Aufschrift angegeben, so kann die Bestellung dieser Gegenstände an den Gast­ wirth auch dann erfolgen, tvenn der Empfänger noch nicht eingetroffen ist. Sind bei Postaufträgen mehrere Personen bezeichnet, so erfolgt die Vorzeigung nur an die zuerst genannte Person oder an deren Bevollmächtigten. IE. Wird der Empfänger oder dessen nach den vorstehenden Bestim­ mungen bestellter Bevollmächttgter in seiner Wohnung nicht angettoffen, oder wird dem Briefträger u. s. w. der Zuttitt zu ihm nicht gestattet, so erfolgt die Bestellung und Aushändigung der gewöhnlichen Briefe, Postkarten, Druck­ sachen und Waarenproben, sowie der Begleitadreffen zu gewöhnlichen Packeten und der Packete selbst, ferner der Anlagen der Postausträge, zur Einziehung von Geldbettägen, sofern der dafür einzuziehende Betrag sogleich berichtigt wird, an einen Haus- (Geschästs)beamten, ein erwachsenes Familienglied oder einen sonstigen Angehörigen, oder einen Dienstboten des Empfängers bez. des Bevollmüchttgten desselben. Wird Niemand angettoffen, an den hiernach die Bestellung und Aushändigung geschehen kann, so erfolgt dieselbe an den HauSwirth oder an den Wohnungsgeber oder an den Thürhüter des Hauses.

gegeben werden kann, oder welche aus dem Verkaufe der Vorgefun­ denen Gegenstände gelöst werden, V.

fließen nach Abzug des Portos

1. Einschreibsendungen, 2. Postanweisungen, 3. telegraphische Postanweisungen, 4. Ablieferungsscheine über Sendungen mit einer Werthangabe von je 400 Mark, 5. Begleitadressen zu eingeschriebenen Packelen mit einer Werthan­ gabe bis zum Betrage von je 400 Mark

sind an den Empfänger oder dessen Bevollmächtigten selbst zu bestellen. Wird der Empfänger oder dessen Bevollmächtigter in seiner Wohnung nicht ange­ troffen, oder wird dem Briefträger oder Boten der Zutritt zu ihm nicht ge­ stattet, so können die bezeichneten Gegenstände auch an ein erwachsenes Familien­

glied des Empfängers oder des Bevollmächtigten desselben bestellt werden. Postanweisungen und telegraphische Postanweisungen von mehr als 400 Mark, Ablieferungsscheine über Sendungen mit einer Werthangabe von mehr als 400 Mark sowie Begleitadressen zu Packeten mit einer Werthangabe von mehr als 400 Mark müssen an den Empfänger oder dessen Bevollmäch­ tigten selbst bestellt werden. Die Bestellung der Einschreibsendungen, der Postanweisungen, der tele­ graphischen Postanweisungen und der Ablieferungsscheine, ferner der Begleit-

adreffen zu eingeschriebenen Packeten und zu Packeten mit Werthangabe hat stets an den Empfänger selbst stattzufinden, wenn die betreffenden Sendungen vom Absender mit dem Vermerk „Eigenhändig" versehen sind. VI. Lautet bei gewöhnlichen Packetsendungen, bei Einschreibsendungen, bei Postanweisungen, bei telegraphischen Postanweisungen und bei Sendungen mit Werthangabe die Aufschrift: „An A. zu erfragen bei B." so muß die Bestellung an den zuerst genannten Empfänger (A.), seinen Bevollmächtigten oder „An A. abzugeben bei B." „An A. im Hause des B." den sonstigen nach den Bestimmungen unter III und V Empfangsberechtigten erfolgen. „An A. wohnhaft bei B." lautet die Aufschrift dagegen: „An A. zu Händen des B."

„An A. abzugeben an B." „An A. für B." „An A. per Adresse des B."

VII.

so darf die Bestellung sowohl an den zuerst genannten Empfänger (A.) als auch an den zuletzt genannten(B.), deren Bevollmächtigten oder den sonstigen nach den Bestimmungen unter III und V Empfangsberechtigten er­

folgen. Sendungen gegen Rückschein dürfen nur an den Empfänger selbst

oder dessen Bevollmächtigten bestellt werden. VIII. Die Bestellung von Einschreibsendungen, von Postanweisungs­

beträgen und von Sendungen mit Werthangabe sowie von Packeten ohne Werthangabe gegen Rückschein darf nur gegen Empfangsbekenntniß geschehen; der Empfänger oder dessen Bevollmächtigter oder dasjenige Familienglied, an welche- die Bestellung erfolgt, hat den Ablieferungsschein (Rückschein) oder die

und der sonstigen Kosten zur Postarmen- oder Unterstützungskaffe. Meldet sich der Absender oder der Adressat später, so zahlt ihm die Postarmen- oder Unterftützungskasse die ihr zugeflofsenen Summen, jedoch ohne Zinsen, zurück. Nach gleichen Grundsätzen ist mit Beträgen, welche auf Post­ sendungen eingezahlt sind, und mit zurückgelassenen Passagier-Effekten zu verfahren. § 48. Die Postverwaltung ist für die richtige Bestellung nicht verantwortlich, wenn der Adressat erklärt hat, die an ihn eingehen­ den Postsendungen selbst abzuholen oder abholen zu lassen. Auch liegt in diesem Falle der Postanstalt eine Prüfung der Legitimation desjenigen, welcher sich zur Abholung meldet, nicht ob, sofern nicht auf den Antrag des Adressaten zwischen diesem und der Postanstalt ein desfallsiges besonderes Abkommen getroffen worden ist. § 49. Die Postverwaltung ist, nachdem sie das Formular zum Ablieferungsscheine dem Adressaten reglementsmäßig hat ausliefern lassen, nicht verpflichtet, die Echtheit der Unterschrift und des etwa hinzugefügten Siegels unter dem mit dem Namen des Empfangs­ berechtigten unterschriebenen und beziehungsweise untersiegelten Ab­ lieferungsscheine zu untersuchen. Ebensowenig braucht sie die Legi­ timation desjenigen zu prüfen, welcher unter Vorlegung des voll­ zogenen Ablieferungsscheines, oder bei Packeten ohne Werthangabe unter Vorlegung des reglementsmäßig ausgelieferten Begleitbriefes, die Aushändigung der Sendung verlangt. auf der Rückseite der Postanweisung oder der Begleitadresse vorgedruckte Quittung zu unterschreiben. IX. Die Bestellung der Postsendungen an Bewohner von Schlössern regierender deutscher Fürsten, an Militärpersonen, sowie an Zöglinge von Er­ ziehungsanstalten, Pensionen re. erfolgt auf Grund der mit den zuständigen Behörden oder den Vorstehern der Erziehungsanstalten getroffenen besonderen Abkommen an die von den Behörden 11. s. w. beauftragten Personen. X. Die an Kranke in öffentlichen Krankenanstalten gerichteten Post­ sendungen dürfen an den Vorstand der Krankenanstalt behändigt werden, so­ fern dem Briefträger oder Boten der Zutritt zu dem Kranken nicht ge­ stattet wird. XI. In Betreff der Behändigung von Sendungen durch Eilboten gelten dieselben Bestimmungen, welche bezüglich der im gewöhnlichen Wege zur Bestellung gelangenden Sendungen maßgebend sind. XÖ. Zollpflichtige Postsendungen werden zum Zweck der zollamtlichen

Schlußabferttgung an die zuständigen Zoll- und Steuerstellen übergeberl. Die Haftpflicht der Postverwaltung erlischt, sobald die ordnungsmäßige Uebergabe der Sendung an die Zoll- oder Steuerstelle aus Grund der bestehenden Vor­ schriften stattgefunden hat.

§ 50. Durch ein von dem Reichskanzler zu erlassendes Regle­ ment, welches mittelst der für die Publikation amtlicher Bekannt­ machungen bestimmten Blätter zu veröffentlichen ist, werden die weiteren bei Benutzung der Postanstalt zu beobachtenden Vorschriften getroffen? Diese Vorschriften gelten als Bestandtheil des Vertrages zwischen der Postanstalt und dem Absender, beziehungsweise Reisenden. . . . Für den inneren Postverkehr der Königreiche Bayern und Württemberg werden die reglementären Anordnungen von den zu­ ständigen Behörden dieser Staaten erlassen?

1X2

Weltpostvertrag?

Vom 4. Juli 1891. (RGBl 92, 503). (Auszug.)

Abgeschlossen zwischen Deutschland und den Deutschen Schutz­ gebieten, den Vereinigten Staaten von Amerika, der Argentinischen Republik, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, der Republik Columbien, dem Unabhängigen Kongostaat, der 1 An die Stelle der Postordnung v. 8. 3. 79 (Centr.Bl 185) ist die v. 11./6. 92 (Centr.Bl 430) getreten. 2 Für Bayern vgl. die Posttransportordnungen v. 28./I. 72 (Regier.Bl 72 Nr. 17) und 1/1. 76, für Württemberg die Postordnung v. 31/12. 74 (Regier.-Bl 75, Nr. 1). 3 Bon gleichem Datum sind: Ueberein kommen, betr. den Aus­ tausch bon Briesen und Kästchen mit Werthangabe, abgeschlossen zwischen Deutschland, der Argentinischen Republik, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Brasilien, Bulgarien, der Republik Costa-Rica, Dänemark und den Dänischen Kolonien, Egypten, Spanien, Frankreich und den Französischen Kolonien, Italien, der Republik Liberia, Luxemburg, Norwegen, Niederland, Portugal und den Portugiesischen Kolonien, Rumänien, Rußland, Salvador, Serbien, Schweden, der Schweiz, der Regentschaft Tunis und der Türkei. (RGBl 535.) Art. 1. 1. Zwischen den oben bezeichneten Ländern sönnen Wertpapiere enthaltende Briefe, sowie Schmucksachen und kostbare Gegenstände enthaltende Kästchen mit Wetthangabe unter Versicherung des angegebenen Betrages ver­ sendet werden. Nur diejenigen der beigetretenen Länder nehmen an dem Werthkastchendienst theil, deren Verwaltungen verabredet haben, diesen Dienst in ihren gegenseitigen Beziehungen einzuführen.

ttebtrdntommen, -etr. ten Unbtansch non vrtefen und Kästchen mit Nerthangabe.

48 J

Republik Costa-Rica, Dänemark und den Dänischen Kolonien, der Republik San Domingo, Egypten, Ecuador, Spanien und den Spa­ nischen Kolonien, Frankreich und den Französischen Kolonien, Groß2. Das Meistgewicht der Kästchen ist auf ein Kilogramm für die Sen­ dung festgesetzt. 3. Die verschiedenen Verwaltungen sind berechtigt, für ihren Verkehr einen Meistbetrag der Werthangabe zu bestimmen, welcher jedoch in keinem Falle geringer als 10 000 Franken für die einzelne Sendung sein darf; man ist darüber einverstanden, daß die verschiedenen bei der Beförderung betheiligten Verwaltungen nur bis zur Höhe des Don ihnen angenommenen Meistbetrages verantwortlich sind. 4. Die Briese und Kästchen mit Werthangabe können mit Nachnahme bis zum Betrage von 500 Franken unter den im Artikel 7 des Hauptver­ trages angegebenen Bedingungen belastet werden. Art. 7. 1. Der Absender einer Sendung mit Werthangabe kaun die­ selbe zurücknehmen oder ihre Adresse abändern lassen behufs Nachsendung, sei eS im Innern des anfänglichen Bestimmungslandes, sei es nach einem andern der vertragschließenden Länder, so lange die Sendung dem Empfänger noch nicht ausgehändigt ist, und zwar unter ben im Artikel 9 des Hauptvertrages hin­ sichtlich der gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen vorgesehenen Bedingungen und Vorbehalten. Diese Befugniß ist, was die Abänderung der Adresse anbetrifft, auf Sendungen mit Werthangabe bis einschließlich 500 Franken beschränkt. 2. Desgleichen kann derselbe verlangen, daß die Sendung dem Em­ pfänger sogleich nach der Ankunft durch besonderen Boten zugestellt werde, und zwar unter den im Artikel 13 des Hauptvertrages angegebenen Bedin­ gungen und Vorbehalten. Der Verwaltung des Bestimmungsgebiets ist indeß das Recht Vorbe­ halten, an Stelle der Sendung selbst dem Einpfänger nur eine Meldung vom Eingänge derselben durch Eilboten zustellen zu lassen, sofern ihre inländischen Verordnungen dies bedingen. Art. 8. 1. Jede betrügerische Angabe eines höheren als des wirklichen Werths des Inhalts eines Briefes oder Kästchens ist verboten. Im Falle einer derartigen betrügerischen Angabe verliert der Absender jedes Recht auf Schadenersatz, unbeschadet der etwa durch die Gesetzgebung des Ursprungslandes vorgesehenen gerichtlichen Verfolgung. 2. Es ist ebenso verboten, in die Kästchen mit Werthangabe Briefe oder die Eigenschaft einer Korrespondenz besitzende Angaben, im Umlauf befindliche Münzen, Banknoten oder auf den Inhaber lautende Werthpapiere, Dokumente und Gegenstände aus der Gattung der Geschäftspapiere aufzunehmen. Die unter dieses Verbot fallenden Gegenstände erhalten keine Beförderung. Art. 9. 1. Für die aus Anlaß der Veränderung des Wohnortes des Empfängers im Innern des Besttmmungslandes erfolgte Nachsendung eines Briefes oder Kästchens mit Werthangabe soll keinerlei Nachschubtaxe in Ansatz

gebracht werden.

Friedberg, Handel-gesgbg. 3. Au»g.

31

britannien und verschiedenen Britischen Kolonien, den Britischen Kolonien von Australasien, Canada, Britisch-Indien, Griechenland, Guatemala, der Republik Haiti, dem Königreich Hawaii, der Republik 2. Im Falle der Nachsendung nach einem anderen der vertragschließen­ den Länder, als dem Bestimmungslande, werden für die Nachsendung die in den Paragraphen 3 und 4 des Artikels 3 des gegenwärtigen Uebereinkommens festgesetzten Bersicherungsgebühren zu Gunsten jeder bei der neuen Beförderung beteiligten Verwaltungen vom Empfänger eingezogen. Handelt es sich um ein Kästchen mit Werthangabe, so kommt außerdem das im § 2 des Artikels 3 festgesetzte Porto zur Erhebung. 3. Für die durch unrichtige Leitung verursachte Nachsendung oder für die Rücksendung im Falle der Unbestellbarkeit wird eine Postgebühr zu Lasten des Publikums nicht berechnet. Art. 11. 1. Wenn ein Brief oder ein Kästchen mit Werthangabe ver­ loren geht, beraubt oder beschädigt wird, so hat, den Fall höherer Gewalt aus­ genommen, der Absender oder auf Verlangen desselben der Empfänger An­ spruch auf einen dem wirklichen Betrage des Verlustes, der Beraubung oder der Beschädigung entsprechenden Ersatz, es sei denn, daß der Verlust oder die Beschädigung durch die Schuld oder Fahrlässigkeit des Absenders oder durch die natürliche Beschaffenheit des Gutes herbeigeführt worden fei; die Entschä­ digung darf in leinem Falle den angegebenen Werthbetrag übersteigen. 2. Die Länder, welche für den durch höhere Gewalt entstehenden Schaden einzustehen sich bereit erklären, sind befugt, hierfür eine Zuschlagsgebühr inner­ halb der im letzten Absatz des 8 l, Artikel 4 des gegenwärtigen Ueberein­ kommens gezogenen Grenzen zu erheben. 3. Die Verpflichtung zur Zahlung des Ersatzbetrages liegt derjenigen Verwaltung ob, welcher die Aufgabe-Postanstalt angehört. Dieser Verwaltung ist Vorbehalten, ihren Anspruch gegen die Verantwortliche Verwaltung, d. h. gegen diejenige, auf deren Gebiet oder in deren Betrieb der Verlust oder die Beraubung stattgefunden hat, geltend zu machen. Im Falle die verantwortliche Verwaltung der Verwaltung des Aufgabe­ gebiets angekündigt hat, nicht Zahlung zu leisten, ist sie verpflichtet, der letz­ teren Verwaltung alle in Folge der Nichtzahlung etwa entstehenden Kosten zu ersetzen. 4. Bis zum Nachweis des Gegentheils liegt die Verantwortlichkeit der­ jenigen Verwalttmg ob, welche den Gegenstand unbeanstandet übernommen hat nnb weder dessen Aushändigung an den Empfänger, noch, eintretenden­ falls, die vorschriftsmäßige Weitersendung an die folgende Verwaltung nach­ weisen kann. 5. Die Zahlung des Ersatzbetrages durch die Verwaltung des Aufgabe­ gebiets soll sobald als möglich und spätestens innerhalb eines Jahres, vom Tage der Nachftage ab gerechnet, stattfinden. Die verantwortliche Verwaltung ist verpflichtet, der Verwaltung des Aufgabegebiets den von derselben gezahlten Ersatzbetrag ohne Verzug mittelst Wechsels oder Postanweisung zu erstatten. 6 Man ist darüber einverstanden, daß der Anspruch auf Entschädigung

Honduras, Italien, Japan, der Republik Liberia, Luxemburg, Mexiko, Montenegro, Nicaragua, Norwegen, Paraguay, Niederland und den Niederländischen Kolonien, Peru, Persien, Portugal und den Portu-

nur zulässig ist, wenn derselbe innerhalb eines Jahres, vom Tage der Auf­ gabe des Briefes mit Werthangabe an gerechnet, erhoben wird; nach Ablauf diese- Zeitraums steht dem Absender ein Anspruch auf irgend eine Entschä­

digung nicht zu. 7. Die Verwaltung, für deren Rechnung die Ersatzleistung für abhanden

gekommene Werthbeträge erfolgt, tritt in alle Rechte des Eigenthümer- ein. 8. Wenn der Verlust, die Beraubung oder die Beschädigung während der Beförderung zwischen den Auswechselungs-Postanstalten zweier angrenzender Länder stattgefunden hat, ohne daß festgestellt werden kann, auf welchem der beiden Gebiete dies geschehen ist, so wird der Schaden von den betreffenden beiden Verwaltungen zu gleichen Theilen getrogen. Ein Gleiches geschieht, wenn bei dem Austausch in geschloffenen Beuteln der Verlust, die Beraubung oder die Beschädigung sich aus dem Gebiete oder in dem Betriebe einer nicht verantwortlichen Transiwerwaltung ereignet hat. 9. Die Ersatzverbindlichkeit der Postverwaltungen für den Inhalt der Sendungen mit Werthangabe hört auf, sobald der Empfangsberechttgte Quittung

ertheilt hat.

Uebereinkommen, betr. den Postanweisung-dienst, abgeschloffen zwischen denselben Staaten, nur daß Spanien, Rußland und Serbien fehlen und hinzukommen Chile, Japan, die Niederländischen Kolonien und Uruguay.

(RGBl 549.) Art. 1. Der Au-tausch von Geldbeträgen im Wege der Postanweisung zwischen denjenigen der vertragschließenden Länder, deren Verwaltungen über die Einführung diese- Dienste- sich verständigen, unterliegt den Besttmmungen

de- gegenwärtigen Uebereinkommen-. Art. 2. 1. Grundsätzlich sollen die Postanweisung-bettäge in klingender

Münze sowohl von den Absendern eingezahlt, al- auch den Empfängern auSgezahlt werden; jedoch ist jede Verwaltung befugt, zu dem Zweck jede- in ihrem Lande in gesetzlichem Umlauf befindliche Papiergeld anzunehmen und zu verwenden, unter dem Vorbehalt, daß dabei der etwaigen Kursdifferenz Rechnung getragen wird. 2. Der Betrag einer Postanweisung darf 500 Franken Metallgeld oder eine annähernd gleiche Summe in der betreffenden Währung jede- Lande- nicht

überschreüen. 3. Der Betrag einer jeden Postanweisung wird, vorbehaltlich anderweiter Vereinbarung zwischen den betheiligten Verwaltungen, in der Metallwährung des Landes ausgedrückt, in welchem die Auszahlung stattfinden soll. Zu diesem Zweck setzt die Verwaltung de- Aufgabegebiets erforderlichenfalls selbstständig da- Verhältniß fest, nach welchem chre Währung in die Metallwährung de-

BesttmmungSlandeS umzuwandeln ist. Erforderlichenfalls fetzt die Verwaltung de- Aufgabegebiet- bot Einzah31

giesischen Kolonien, Rumänien, Rußland, Salvador, Serbien, dem Königreich Siam, der Südafrikanischen Republik, Schweden, der lungskurs auch dann fest, wenn dieses Gebiet und das Besttmmungsgebiet dasselbe Münzsystem besitzen. 4. Jedem der vertragschließendenden Länder bleibt das Recht Vorbe­ halten, das Eigenthum an den aus einem anderen dieser Länder eingehenden Postanweisungen innerhalb seines eigenen Gebiets für übertragbar durch In­ dossament zu erklären. Art. 3. 5. Der Absender einer Postanweisung kann dieselbe zurück­ nehmen oder ihre Adresse abändern lassen, so lange die Postanweisung dem Empfänger noch nicht ausgehändigt ist, unter den im Artikel 9 des Haupt­ vertrages hinsichtlich der gewöhnlichen Briefsendungen festgesetzten Bedingungen und Vorbehalten. Art. 4. 1. Die Postanweisungen können telegraphisch überwiesen werden im Verkehr zwischen denjenigen Postverwaltungen, deren Länder durch einen Staatstelegraphen verbunden sind, oder welche die Privattelegraphen zu diesem Zweck zu benutzen bereit sind: solche Anweisungen werden als telegraphische Postanweisungen angesehen. 2. Die telegraphischen Postanweisungen können, wie die gewöhnlichen Telegramme und unter denselben Bedingungen, wie diese letzteren, dem Ver­ fahren der Dringlichkeit, der bezahlten Antwort, der Vergleichung, der Em­ pfangsanzeige, der Weiterbeförderung durch die Post und der Eilbestellung unterworfen werden. Auch das Verlangen eines von der Post auszustellenden und zu übersendenden Auszahlungsscheins ist zugelassen. Art. 5. Bei der Veränderung des Wohnortes des Empfängers können die gewöhnlichen Postanweisungen aus einem der am gegenwärtigen Ueberein kommen theilnehmenden Länder nach einem andern dieser Länder nachgesandt werden. Hat das neue Bestimmungsland eine andere Währung als das erste Bestimmungsland, so wird der Betrag der Postanweisung von der nachsen­ denden Postanstalt in die Währung des neuen Bestimmungslandes nach dem­ jenigen Verhältniß umgerechnet, welches für die Umwandlung von Postan­ weisungen aus dem ersten nach dem neuen Bestimmungslande gilt. Für die Nachsendung wird eine Zuschlagtaxe nicht erhoben; das neue Bestimmungsland bezieht indeß in jedem Falle für sich den Taxantheil, der ihm zustehen würde, wenn die Anweisung von Anfang an dorthin gerichtet gewesen wäre, selbst in dem Falle, wenn in Folge eines zwischen dem Ursprungs- und dem ersten Bestimmungslande bestehenden besonderen Abkommens die wirklich erhobene Taxe niedriger als die im Artikel 3 des gegenwärtigen Uebereinkommens vor­ gesehene Taxe sein sollte. Art. 7? 1. Die auf Postanweisungen eingezahlten Beträge werden den

1 Vgl. hierzu für Deutschland Postordn. 11./6. 92, § 19X (CBl 438): Wenn dem Empfänger eine Postanweisung abhanden gekommen ist, so hat derselbe der Postanstalt am Bestimmungsorte von dem Verluste Mittheilung zu machen. Von dieser Postanstalt wird alsdann bei etwaiger

Schweiz, der Regentschaft Tunis, der Türkei, Uruguay und den Ver­ einigten Staaten von Venezuela. Absendern bis zum Augenblick der richtig erfolgten Auszahlung an die Em­ pfänger oder an die Bevollmächtigten der letzteren gewährleistet. 2. Die von jeder Verwaltung vereinnahmten Summen für solche Post­ anweisungen, deren Betrag nicht innerhalb der durch die Gesetze oder Verord­

nungen des Ursprungslandes festgesetzten Fristen von den Berechtigten zurück­ gefordert worden ist, verfallen endgültig der Verwaltung, welche diese Postan­

weisungen ausgefertigt hat. Uebereintunft, betr. den Austausch von Postpackelen, abge­ schlossen zwischen Deutschland, der Argentinischen Republik, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chili, der Republik Columbien, der Republik Costa-Rica, Dänemark und den Dänischen Kolonien, Egypten, Spanien, Frank­ reich und den Französischen Kolonien, Griechenland, Italien, der Republik Liberia, Luxemburg, Montenegro, Norwegen, Paraguay, Niederland und den Niederländischen Kolonien, Portugal und den Portugiesischen Kolonien, Ru­ mänien, Salvador, Serbien, dem Königreich Siam, Schweden, der Schweiz, der Regentschaft Tunis, der Türkei, Uruguay und den Vereinigten Staaten von Venezuela. (RGBl 560.) Art. 1. 1. Es können Packete mit oder ohne Werthangabe bis zum Gewichte von 5 Kilogramm unter der Bezeichnung „Postpackete" aus einem der vorbezeichneten Länder nach einem cmberen dieser Länder abgesandt werden. Diese Packele können mit Nachnahme belastet werden. Als Ausnahme steht jedem Lande frei: a) das Gewicht der in seinem Verkehr zulässigen Packete aus 3 Kilogramm

zu beschränken; b) sich mit der Beförderung von Packeten mit Werthangabe oder Nach­

nahme, sowie von sperrigen Packeten nicht zu besassen. Jedes Land setzt für sein Gebiet den Meistbetrag der Werthangabe und der Nachnahme fest, welcher indeß in keinem Falle unter 500 Franken hinab­

gehen darf. Im Verkehr zwischen zwei oder mehreren Ländern, welche Meistbeträge von verschiedener Höhe angenommen haben, muß die niedrigste Grenze gegen­

seitig eingehallen werden. Art. 4. Die Postpackete müssen frankirt werden. Art. 10. 1. Der Absender eines Postpackets kann unter den im ArVorlegung der Anweisung die Zahlung bis aus Weiteres ausgesetzt. Es ist Sache des Empfängers, durch Vermittelung des Absenders bei der AufgabePostanstalt die Uebersendung eine- vom Absender auszuferttgenden Doppels der fraglichen Postanweisung zu erwirken. Bei der Einlieferung deS Doppels muß die bei der Aufgabe der abhanden gekommenen Postanweisung ertheilte Einlieferungsbescheinigung von dem Aufgeber vorgelegt werden. Die Versen­ dung deS Doppels von dem Aufgabe- nach dem Bestimmungsorte erfolgt

kostenfrei.

Die unterzeichneten Bevollmächtigten der Regierungen der vor­ stehend aufgeführten Länder haben, nachdem sie auf Grund des Artikels 19 des am 1. Juni 1878 in Paris abgeschlossenen Welt-

tiTel 9 des Hauptvertrages hinsichtlich der Briefsendungen festgesetzten Bedin­ gungen und Vorbehalten dasselbe zurücknehmen oder dessen Adresse abändern

lassen, mit der Maßgabe indeß, daß beim Verlangen der Rücksendung oder Nachsendung eines Postpackets der Absender gehalten ist, die Zahlung deS PortoS für die neue Beförderung vorher zu verbürgen. 2. Jede Verwaltung ist befugt, das Recht der Adreßänderung aus Postpackete zu beschränken, deren Werthangabe 500 Franken nicht übersteigt.

Art. 11. 1. Für die Nachsendung von Pastpacketen aus einem Lande nach einem anderen, aus Anlaß der Veränderung deS Wohnortes der Em­ pfänger, imgleichen für die Rücksendung unbestellbarer Postpackete, wird ein Nachschußporto auf Grund der in den §§ 1, 2, 3, 5 und 6 des Artikels 5 festgesetzten Taxen von dem Empfänger oder eintretendenfalls von den Absen­ dern eingezogen, unbeschadet der Erstattung von Zoll- und sonstigen besonderen Gebühren (Lagergebühren, Verzollungsgebühren u. s. w.)

2. Bei Nachsendung eines Postpackets mit Nachnahme muß der Antheil der Nachnahmegebühr, welcher von der Verwaltung des Aufgabegebiets an die Verwaltung deS ersten Bestimmungslandes zu vergüten ist, von der gedachten Verwaltung derjenigen des letzten Bestimmungslandes zugewiesen werden.

Art. 12. 1. Es ist verboten, durch die Post Packete zu versenden, in welchen Briefe oder die Eigenschaft einer Korrespondenz besitzende Angaben, oder aber solche Gegenstände enthalten sind, deren Zulaflung durch die Zoll­ oder sonstigen Gesetze und Verordnungen nicht gestattet ist. Ebenso ist es ver boten, in Postpacketen ohne Werthangabe gemünztes Geld, Gold- oder Silber­

sachen und andere kostbare Gegenstände nach solchen Ländern zu versenden, welche eine Werthangabe zulassen. Es ist indeß gestattet, in die Sendung eine offene Rechnung einzuschließen, welche keine anderen Angaben enthält, als solche, die das Wesen der Rechnung ausmachen. 2. Falls eine Sendung, welche unter eines dieser Verbote fällt, von einer Bereinsverwaltung einer anderen Verein-Verwaltung überliefert wird, verfährt

die letztere in der Weise und unter Beobachtung der Formen, welche durch ihre Gesetzgebung und ihre inländischen Verordnungen vorgesehen sind.

Art. 13. 1. Wenn ein Postpacket verloren geht, beraubt oder beschädigt wird, so hat, den Fall höherer Gewalt ausgenommen, der Absender und in Ermangelung oder auf Verlangen desselben der Empfänger Anspruch auf einen dem wirklichen Bettage des Verlustes oder der Beschädigung entsprechenden Ersatz, ohne daß indeß diese Entschädigung bei gewöhnlichen Packeten 15 Franken oder 25 Franken, je nachdem daS Gewicht derselben bis zu drei Kilogramm oder darüber bettägt, und bei Werthpacketen den Bettag der Werthangabe übersteigen darf. Der Absender eines in Verlust gerathenen Packeis hat außerdem Anspruch auf Erstattung der Beförderungsgebühren. 2. Die Länder, welche für den durch höhere Gewalt entstehenden Schaden

Postvertrages zu einem Kongreß in Wien zusammengetreten sind, in gemeinschaftlichem Einverständniß und unter Vorbehalt der Ratifi­ kation, den gedachten Vertrag sowie das darauf bezügliche Lisiaboner einzustehen sich bereit erklären, sind befugt, für die Packele mit Wertangabe eine Zuschlaggebühr zu erheben nach Maßgabe der Festsetzungen im Artikel 11 § 2 des Uebereinkommens, betreffend den Austausch von Briefen und Kästchen mit Werthangabe. 3. Die Verpflichtung zur Zahlung des Ersatzbetrages liegt derjenigen Verwaltung ob, welcher die Aufgabeanstalt angehört. Dieser Verwaltung wird Vorbehalten, ihren Anspnlch gegen die verantwortliche Verwaltung, d. h. gegen diejenige, auf deren Gebiet oder in deren Betrieb der Verlust, die Be­ raubung oder die Beschädigung stattgefunden hat, geltend zu machen. Im Falle die verantwortliche Verwaltung der Verwaltung des Aufgabe­ gebiets angekündigt hat, nicht Zahlung zu leisten, ist sie verpflichtet, der letz­ teren Verwaltung alle in Folge der Nichtzahlung etwa entstehenden Kosten zu ersetzen. 4. Bis zum Nachweis des Gegentheils liegt die Verantwortlichkeit der­ jenigen Verwaltung ob, welche das Postpacket unbeanstandet übernommen hat und weder dessen Aushändigung an den Empfänger, noch, eintretendenfalls, die vorschriftsmäßige Weitersendung an die folgende Verwaltung nachweisen kann. 5. Die Zahlung des Ersatzbetrages durch die Verwaltung des Aufgabe­ gebiets soll sobald als möglich und spätestens innerhalb eines Jahres, vom Tage der Nachstage ab gerechnet, stattfinden. Die verantwortliche Verwaltung ist verpflichtet, der Verwaltung des Aufgabegebiets den von derselben gezahlten Ersatzbetrag ohne Verzug zu erstatten. 6. Man ist darüber einverstanden, daß der Anspruch aus Entschädigung nur zulässig ist, wenn derselbe innerhalb eines Jahres, vom Tage der Ein­ lieferung eines Postpackets an gerechnet, erhoben wird; nach Ablauf dieses Zeitraums steht dem Absender ein Anspruch auf irgend eine Entschädigung nicht zu. 7. Wenn der Verlust oder die Beschädigung während der Beförderung zwischen den Auswechselungsanstalten zweier angrenzender Länder stattgefunden hat, ohne daß festgestellt werden kann, auf welchem der beiden Gebiete dieS geschehen ist, so wird der Schaden von den betreffenden beiden Verwaltungen zu gleichen Theilen getragen. 8. Die Ersatzverbindlichkeil der Verwaltungen für die Postpackete hört auf, sobald die Empfangsberechtigten die Sendungen übernommen haben. Art. 14. Jede betrügerische Angabe eines höheren Werthes des PacketinhaltS ist verboten. Im Falle einer derartigen betrügerischen Angabe verIiert der Absender jedes Recht auf Schadenersatz, unbeschadet der etwa durch die Gesetzgebung des Ursprungslandes vorgesehenen gerichtlichen Verfolgung. Übereinkommen, betr. den Postauftragsdienst, abgeschloffen

zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Brasilien, der Republik Costa-Rica, Egypten, Frankreich, Italien, der Republik Liberia, Luxemburg, Norwegen, Niederland und Niederländisch-Ostindien, Portugal und den Portu-

Zusatzabkommen vom 21. März 1885 im Wege der Revision folgen­ dermaßen abgeändert: Art. 1. Die am gegenwärtigen Vertrage teilnehmenden, sowie giesischen Kolonien, Rumänien, Salvador, der Schweiz, der Regentschaft Tunis und der Türkei. (RGBl 579.) Art. 1. Der Austausch der im Wege des Postauftrages einzuziehenden Werthpapiere zwischen denjenigen der vertragschließenden Länder, bereu Post­ verwaltungen verabreden, in den gegenseitigen Beziehungen sich mit diesem Dienste zu befassen, unterliegt den Bestimmungen des gegenwärtigen Uebereinkommens. Art. 2. 1. Zur Einziehung sind zugelassen Quittungen, Rechnungen, Anweisungen, Wechsel und überhaupt alle Handels- und sonstigen Werthpapiere, welche ohne Kosten zahlbar sind, und deren Betrag für die einzelne Sendung 1000 Franken Metallgeld oder eine entsprechende Summe in der Währung eines jeden Landes nicht übersteigt. Die Postverwaltungen von zwei mit einander im Verkehr stehenden Ländern können im gemeinsamen Einverständniß einen höheren Meistbetrag zulassen. 2. Die Postverwaltungen der vertragschließenden Länder können es auch übernehmen, Handelspapiere protestiren zu lassen, und im gemeinsamen Einverständniß die erforderlichen Bestimmungen über diesen Dienst treffen. Sie können in gleicher Weise Zins- und Dividendenscheine, sowie abgelaufene Werthpapiere zur Einziehung zulassen. Art. 3. Der Betrag der zur Einziehung zu bringenden Werthpapiere muß in der Währung des mit der Einziehung beauftragten Landes ange­ geben sein. Art. 4. 1. Die Uebersendung der zur Einziehung zu bringenden Werth­ papiere erfolgt mittelst Einschreibbriefes, den der Absender unmittelbar an die Postanstalt zu richten hat, welche die Einziehung bewirken soll. 2. Eine und dieselbe Sendung darf mehrere Werthpapiere enthalten, welche von einer und derselben Postanstalt bei mehreren Zahlungspflichtigen zu Gunsten eines und desselben Absenders einzuziehen sind. Art. 6. Theilzahlungen sind nicht gestattet. Jedes Werthpapier muß zum vollen Betrage und auf ein Mal eingelöst werden, andernfalls gilt das­ selbe als verweigert. Art. 9. 1. Ueber den eingezvgenen Betrag wird, nach Abzug: a) der im Artikel 7 beziehungsweise Artikel 8 festgesetzten Einziehungs­ gebühr, b) der gewöhnlichen Postanweijungsgebühr, und c) eintretendenfalls der für die Werthpapiere aufgewendeten Stempel­ gebühren, von der Postanstalt, welche die Einziehung bewirkt hat, zu Gunsten des Auf­ traggebers eine Postanweisung ausgefertigt. Diese Postanweisung wird dem­ selben kostenfrei übersandt. 2. Die Werthpapiere, deren Betrag nicht eingezogen werden konnte, werden portofrei und ohne Anrechnung irgend welcher Gebühren an die Auf-

UeberewkowmeL, betr. de« Postbezug vou ZeN««,e« «ud Aettschrtfte«.

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die demselben später beitretenden Länder bilden, für den gegenseitigen Austausch der Korrespondenzen zwischen ihren Postanstalten, ein einziges Postgebiet, welches den Namen „Weltpostverein" führt. gabe-Postanstalt zurückgesandt. Die mit der Einziehung beauftragte Postver­ waltung ist zu keiner Maßregel der Rechtswahrung oder irgendwie gearteten Feststellung der Nichtzahlung verpflichtet. Art. 11. 1. Im Falle des Verlustes eines Einschreibbriefes, welcher zur Einziehung zu bringende Werthpapiere enthält, wird dem Auftraggeber, den Fall höherer Gewalt ausgenommen, eine Entschädigung von 50 Franken unter den im Hauptvertrage festgesetzten Bedingungen gezahlt, ohne daß der im Schlußprotokoll dieses Vertrages gemachte Vorbehalt auf Postauftragssendungen anwendbar wäre. 2. Im Falle des Verlustes eingezogener Geldbeträge ist diejenige Verwaltung, auf deren Betrieb der Verlust zurückzuführen ist, zur vollen Er-stattung der verloren gegangenen Summen verpflichtet. Art. 12. Die Verwaltungen übernehmen keinerlei Verantwortlichkeit für Verzögerungen in der Beförderung, sei es der Einschreibbriefe, welche die zur Einziehung zu bringenden Werthpapiere enthalten, sei es dieser Werthpapiere selbst oder der Postaustragsanweisungen. Art. 15. 1. Man ist darüber einverstanden, daß jede Venvaltung be­ fugt sein soll, da, wo das gegenwärtige Uebereinkommen ausdrückliche Bestim­ mung nicht vorgesehen hat, die bezüglichen Bestimmungen ihres inneren Ver­ kehrs in Anwendung zu bringen. 2. Es wird jedoch ausdrücklich untersagt, sei es im Aufgabelande oder im Bestimmungslande, irgend welche anderen Taxen oder Gebühren zu er­ heben, als diejenigen, welche durch das gegenwärtige Uebereinkommen vorge­ sehen sind. Art. 16. Jede Verwaltung kann unter außergewöhnlichen Verhältnissen, welche geeignet sind, eine derartige Maßnahme zu rechtfertigen, den Postauf­ tragsdienst vorübergehend ganz oder theilweise einstellen, unter der Bedingung, daß sie die beteiligte Verwaltung oder die beteiligten Verwaltungen davon unverzüglich, nötigenfalls auf telegraphischem Wege, in Kenntniß setzt. Uebereinkommen, betr. den Postbezug von Zeitungen und Zeitschriften, abgeschlossen zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Bel­ gien, Brasilien, Bulgarien, der Republik Columbien, Dänemark, Egypten, der Republik Liberia, Luxemburg, Norwegen, Persien, Portugal und den Por­ tugiesischen Kolonien, Rumänien, Schweden, der Schweiz, der Türkei und Uruguay. (RGBl 588.) Art. 1. Der Bezug von Zeitungen und Zeitschriften durch die Post zwischen denjenigen der vertragschließenden Länder, deren Postvenvaltungen sich über die gegenseitige Einführung dieses Dienstes verständigen, unterliegt den Bestimmungen des gegenwärtigen Übereinkommens.

Art. 2. Die Postanstalten jedes Landes nehmen Bestellungen des Pu­ blikums auf die in den vertragschließenden Ländern erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften an.

Art. 2. Die Bestimmungen dieses Vertrages erstrecken sich auf Briefe, einfache Postkarten und Postkarten mit bezahlter Antwort, Drucksachen jeder Art, Geschäftspapiere und Waarenproben, welche aus einem der Vereinsländer herrühren und nach einem anderen gerichtet sind. Auch finden diese Bestimmungen in gleicher Weise Anwendung aus den Postaustausch der vorbezeichneten Gegenstände zwischen Vereinsländern und fremden, dem Verein nicht angehörigen

Dieser Dienst erstreckt sich, vorbehaltlich der Anwendung der Bestim­ mungen des Artikels 16 des Hauptvertrages, auch auf solche Zeitungen und Zeitschriften aller anderen Länder, welche einzelne Verwaltungen zu liefern in der Lage sind. Art. 3. 1. Der Bezugspreis ist gleich bei der Bestellung für die ganze Bezugszeit zu entrichten. 2. Der Bezug kann nur für die in den amtlichen Verzeichnissen ange­ gebenen Zeiträumen verlangt werden. Art. 4. Die Poswerwaltungen übernehmen bei der Vermittelung des Zeitungsbezuges keinerlei Verantwortlichkeit in Betreff der den Herausgebern zufallenden Obliegenheiten und Verbindlichkeiten. Sie sind im Falle der Einstellung oder der Unterbrechung der Heraus­ gabe einer Zeitung oder Zeitschrift im Laufe der Bezugszeit zu keiner Er­ stattung verpflichtet. Art. 6. 1. Jede Verwaltung ^setzt die Preise fest, zu welchen sie den anderen Verwaltungen die Zeitungen und Zeitschriften des eigenen Landes und eintretendenfalls jedes anderen Ursprungs liefert. Jedoch dürfen diese Preise in keinem Falle höher sein, als diejenigen, welche die Bezieher im Jnlande zu zahlen haben, unbeschadet der Hinzurech­ nung der im Verkehr zwischen nicht angrenzenden Ländern den transitleistenden Verwalttlngen zu zahlenden Transitgebühren. 2. Die Transitgebühren werden im Voraus auf Grund der Häufigkeit des Erscheinens und des Durchschnittsgewichts der Zeitungen Überschlagsweise berechnet. Art. 7. 1. Die Postverwaltung des Bestimmungslandes setzt den von dem Bezieher zu zahlenden Preis fest, indem sie dem in Gemäßheit des vor­ stehenden Artikel 6 berechneten Einkaufspreise diejenige Taxe, Vermittelungs­ oder Abtragegebühr hinzurechnet, welche anzunehmen sie für gut findet, ohne daß jedoch diese Aufschläge diejenigen Sätze überschreiten dürfen, welche für den Zeitungsbezug im eigenen Lande erhoben werden. Zutreffendenfalls tritt noch die durch die Gesetzgebung des eigenen Landes festgesetzte Stempelgebühr hinzu. 2. Haben zwei im Zeitungsverkehr stehende Länder nicht dieselbe Münzwährung, so wird der Einkaufspreis durch die Verwaltung des Bestimmungs­ landes in die Währung dieses Landes umgerechnet. Nehmen die Verwaltungen am Postanweisungs-Uebereinkommen theil, so geschieht die Umwandlung nach dem für Postanweisungen anwendbaren Verhältniß, wofern nicht die Verwal­ tungen ein mittleres Umrechnungsverhältniß verabreden.

Ländern, sofern bei diesem Austausche das Gebiet von mindestens zweien der vertragschließenden Theile berührt wird. Art. 8? 1. Geht eine Einschreibsendung verloren, so hat der Absender, oder auf besten Verlangen der Empfänger, den Fall höherer Gewalt ausgenommen, Anspruch auf eine Entschädigung von 50 Franken. 2. Die Verpflichtung zur Zahlung des Ersatzbetrages liegt derjenigen Verwaltung ob, welcher die Aufgabe-Postanstalt angehört. Dieser Verwaltung wird Vorbehalten, ihren Anspruch gegen die Ver­ antwortliche Verwaltung, d. h. gegen diejenige, auf deren Gebiet oder in deren Betrieb der Verlust stattgefunden hat, geltend zu machen. 3. Bis zum Nachweise des Gegentheils liegt die Verantwort­ lichkeit derjenigen Verwaltung ob, welche den Gegenstand unbean­ standet übernommen hat und weder dessen Aushändigung an den Empfänger, noch, eintretendenfalls, die vorschriftsmäßige Weiter­ sendung an die folgende Verwaltung nachweisen kann. Die Verant­ wortlichkeit für die postlagernden Sendungen hört auf, sobald die­ selben einer Person behändigt sind, welche nach Maßgabe der im Bestimmungslande bestehenden Vorschriften die Uebereinstimmung ihres Namens und ihrer Eigenschaft mit den Angaben der Adresse nachgewiesen hat. 4. Die Zahlung des Ersatzbetrages durch die Verwaltung des Aufgabegebiets soll sobald als möglich und spätestens innerhalb eines Jahres, vom Tage der Nachfrage ab gerechnet, stattfinden. Die ver­ antwortliche Verwaltung ist verpflichtet, der Verwaltung des Auf­ gabegebiets den von derselben gezahlten Ersatzbetrag ohne Verzug zu erstatten. Im Falle die verantwortliche Verwaltung der Ver­ waltung des Aufgabegebiets angekündigt hat, Zahlung nicht zu leisten, hat dieselbe der letztbezeichneten Verwaltung die in Folge der Nicht­ zahlung etwa sich ergebenden Kosten zu erstatten. 5. Man ist darüber einverstanden, daß der Anspruch auf Ent­ schädigung nur zulässig ist, wenn derselbe innerhalb eines Jahres, vom Tage der Aufgabe der Einschreibsendung an gerechnet, erhoben 1 Schlußprotokoll II: In Abweichung von den Bestimmungen des Ar­ tikels 8 des VettrageS ist vereinbart worden, daß als Uebergangsmaßregel den­ jenigen Verwaltungen der außereuropäischen Länder, deren Gesetzgebung gegen­ wärtig dem Grundsätze der Gewährleistung entgegensteht, auch ferner gestattet sein soll, die Anwendung dieses Grundsatzes so lange auSzusetzen, bis sie von ihrer gesetzgebenden Gewalt die Ermächtigung zu seiner Einführung erhalten haben. Bis zu diesem Zeitpunkte sind die anderen Vereinsverwaltungen zur Zahlung einer Entschädigung für die in ihrem Betriebe verloren gehenden Einschreibsendungen nach oder aus den gedachten Ländern nicht verbunden.

wird; nach Ablauf dieses Zeitraums steht dem Absender ein Anspruch auf irgend eine Entschädigung nicht zu. 6. Wenn der Verlust während der Beförderung stattgefunden hat, ohne daß festgestellt werden kann, auf welchem Landesgebiete dies geschehen ist, so wird der Schaden von den beiheiligten Ver­ waltungen zu gleichen Theilen getragen. 7. Die Ersatzverbindlichkeit der Postverwaltungen für Ein­ schreibsendungen hört auf, sobald der Empfangsberechtigte Quittung ertheilt und die Sendung übernommen hat. Art. 9. 1. Der Absender einer Briefsendung kann dieselbe zurücknehmen oder ihre Aufschrift abändern lassen, so lange die Sendung dem Empfänger noch nicht ausgehändigt ist. 2. Das hierauf bezügliche Verlangen wird entweder brieflich oder telegraphisch auf Kosten des Absenders übermittelt. Letzterer hat dafür zu entrichten: 1. wenn die Uebermittelung brieflich erfolgt, die Taxe für einen einfachen Einschreibbrief; 2. wenn die Uebermittelung auf telegraphischem Wege geschieht, die Taxe des Telegramms nach dem gewöhnlichen Tarif. 3. Die Bestimmungen des gegenwärttgen Artikels sind für die­ jenigen Sauber1 II.nicht III. IV.verbindlich, V. deren Gesetzgebung dem Absender ' Für Deutschland vgl. Postordn. 11./6. 92, 835 (CBl 448): I. Der Absender einer Postsendung kann dieselbe zurücknehmen oder deren Aufschrift abändern lassen, so lange die Sendung dem Empfänger noch nicht ausgehän­ digt ist. Bei Sendungen mit Werthangabe über 400 Mark ist das Verlangen einer Abänderung der Aufschrift nicht zulässig. II. Die Zurücknahme kann erfolgen am Orte der Ausgabe oder um Bestimmungsort, ausnahmsweise auch an einem Unterwegsorte, insofern da­ durch keine Störung des Dienstes herbeigeführt wird. III. Tie Zurückgabe geschieht an benjenigeii, welcher ein von derselben Hand, von welcher die Aufschrift der Sendung geschrieben ist, ausgefertigtes Doppel des Briefumschlages oder der Begleitadresse rc. und den Einlieferungs­ schein, sofern ein solcher über die Sendung ettheilt ist, abgiebt. IV. Ist die Sendung bereits abgegangen, so hat derjenige, welcher die­ selbe zurückfordert oder eine Abänderung der Aufschrift wünscht, sich als Ab­ sender auszuweisen (III) und den Gegenstand bei der Postanstalt des Abgangsottes schriftlich so genau zu bezeichnen, daß derselbe unzweifelhaft als der verlangte zu erkennen ist. V. Die hierauf bezüglichen Verlangen werden entweder brieflich oder telegraphisch von der Postanstalt auf Kosten des Absenders ausgefertigt und abgesandt. Letzterer hat dafür zu entrichten: 1. wenn die Uebermittelung brieflich erfolgt, die Taxe für einen einfachen Einschreibbrief;

nicht gestattet, über eine Sendung während der Beförderung der­ selben zu verfügen. Art. 11. 1. Die Frankirung der Sendungen kann nur mittelst der im Aufgabelande für die Privatkorrespondenz gültige« Post­ werthzeichen bewirkt werden. Jedoch werden die Antwort-Postkarten, auf welchen sich Postwerthzeichen des Ursprungslandes dieser Karlen befinden, als gültig frankirt angesehen. Art. 14. 1. Für die Nachsendung von Postsendungen inner­ halb des Vereinsgebiets wird ein Nachschußporto nicht erhoben? 2. wenn die Uebermittelung auf telegraphischem Wege geschieht, die Taxe des Telegramms nach dem gewöhnlichen Tarif. VI. Ist die Sendung noch nicht abgegangen, so wird von der Post­ anstalt das Franko bei Rückgabe des Briefumschlages oder der Begleitadresse erstattet. VII. Ist die Sendung bereits abgesandt, so finden hinsichtlich der Porto­ erhebung für die Rückbeförderung dieselben Bestimmungen, wie bei einer ge­ wöhnlichen Rücksendung (§ 45 VII) mit der Maßgabe Anwendung, daß das Rückporto eintretendenfalls nach der wirklich zurückgelegten Beförderungssttecke berechnet wird. 1 Für Deutschland vgl. Postordn. 11./6. 92, tz 44 (CBl 454): Nach­ sendung der Postsendungen. I. Hat der Empfänger seinen Aufenthalts­ oder Wohnort verändert und ist sein neuer Aufenthalts- oder Wohnort bekannt, so werden ihm gewöhnliche und eingeschriebene Briefe, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben, ferner Postanweisungen nachgesendet, wenn er nicht eine andere Bestimmung getroffen hat. Dasselbe gilt von den Postaufträgen nebst ihren Anlagen, falls der Absender nicht die sofortige Rücksendllng oder die Weitergabe zur Protesterhebung oder die Absendung an eine andere, namentlich bezeichnete Person verlangt hat. II. Bei Packeten, bei Briefen mit Werthangabe, sowie bei Briefen mit Nachnahme erfolgt die Nachsendung nur auf Verlangen deS Absenders oder, bei vorhandener Sicherheit für Porto und Nachnahme, auch deS Empfängers. HI. Für Packete und für Briefe mit Wetthangabe wird im Falle der Nachsendung das Potto und bz. auch die Bersicherungsgebühr von Bestim­ mungsort zu Bestimmungsort zugeschlagen; der Portozuschlag von 10 Pf. wird jedoch für die Nachsendung nicht erhoben. Für andere Sendungen findet ein neuer Ansatz nicht statt. Einschreib-, Postanweisungs- und PostaustragsGebühren werden bei der Nachsendung nicht noch einmal angesetzt. IV. Wenn eine Person, welche eine Zeitung bei einer Postanstalt be­ zieht, im Laufe der BezugSzeit die Ueberweisung der Zeitung auf eine andere Postanstalt verlangt, so erfolgt die Ueberweistmg gegen eine Gebühr von 50 Pf. Die Ueberweisungsgebühr kommt eben so oft in Ansatz, wie der Bezieher im Laufe der Bezugszeit die Bestimmungs-Postanstalt gewechselt zu sehen wünscht. Insofern jedoch die Zeitung wieder nach dem Orte überwiesen wird, an welchem der Bezug ursprünglich stattgefunden hat, ist für die desfallsige Ueberweisung eine nochmalige Gebühr nicht zu erheben.

2. Bei unbestellbar gebliebenen Sendungen*1 2tritt 3 4 5eine 6 Erstattung der den beseitigten Verwaltungen für die erstmalige Beförderung dieser Sendungen zukommenden Transitgebühren nicht ein. 3. Unfrankirte Briefe und Postkarten, sowie unzureichend frankirte Briefsendungen jeder Art, welche wegen Unbestellbarkeit oder in Folge Nachsendung nach dem Aufgabelande zurückgelangen, unter­ liegen denselben Taxen, wie gleichartige Gegenstände, welche un­ mittelbar aus dem ersten Bestimmungslande nach dem Ursprungs­ lande versandt werden.

Art. 16. 1. Es werden nicht befördert: a) Geschäftspapiere, Mustersendungen und Drucksachen, welche nicht wenigstens theilweise frankirt sind oder welche sich nach Maßgabe ihrer Beschaffenheit nicht leicht auf ihren Inhalt prüfen lassen; b) Gegenstände derselben Gattungen, sofern sie die im Ar­ tikel 5 festgesetzten Gewichts- und Ausdehnungsgrenzen über­ schreiten; c) Waarenproben, welche einen Handelswerth haben. 2. Vorkommendenfalls sind die vorerwähnten Sendungen nach dem Aufgabeorte zurückzuleiten und daselbst dem Absender, wenn möglich, wieder zuzustellen.

1 5ür $ e u t f d) I a n b vgl. Postordn. 11./6. 92, § 45 (CBl 454): I. Postsendungen sind für unbestellbar zu erachten: 1. wenn der Empfänger am Bestimmungsorte nicht zu ermitteln und die Nachsendung nach den Vorschriften im § 44 nicht möglich ober nicht -Essig ist; 2. wenn die Annahme verweigert wird; 3. wenn die Sendung mit dem Vermerk „postlagernd" versehen ist und nicht innerhalb eines Monats, vom Tage des Eintreffens an gerechnet, bei Sendungen mit lebenden Thieren (§ 12) nicht spätestens zwei Tage (d. i. zwei Mal 24 Stunden) nach dem Eintreffen von der Post abge­ holt wird; 4. wenn es sich um eine Sendung mit Postnachnahme handelt, auch wenn fie mit „postlagernd" bezeichnet ist, und die Sendung nicht innerhalb 7 Tage nach ihrer Ankunft am Bestimmungsorte eingelöst wird; 5. wenn bei Postanweisungen innerhalb 7 Tage nach ihrer Aushändigung der Geldbettag nicht in Empfang genommen wird; 6. wenn die Sendung Loose oder Anerbietungen zu einem Glückspiele ent­ hält, an welchem der Empfänger nach den Gesetzen sich nicht betheiligen darf, und wenn eine solche Sendung sofort nach geschehener Eröffnung

an die Post zurückgegeben wird.

3. Es ist verboten: 1. mit der Post zu versendend a) Mustersendungen und andere Gegenstände, welche ihrer Natur nach für die Postbeamten Gefahren mit sich bringen, be­ ziehungsweise die Korrespondenzgegenstände beschmutzen oder verderben können; b) explodirbare, leicht entzündliche oder gefährliche Stoffe; le­ bende oder todte Thiere und Insekten, soweit hierfür nicht Ausnahmen in den Ausführungsbestimmungen vorgesehen sind; 2. in die gewöhnlichen oder eingeschriebenen Briefpostsendungen einzulegen: a) im Umlauf befindliche Münzen; b) zollpflichtige Gegenstände; c) Gold- oder Silbersachen, Edelsteine, Schmucksachen und an­ dere kostbare Gegenstände, aber nur in dem Falle, daß das Einlegen oder die Beförderung derselben durch die Gesetz­ gebung der betreffenden Länder verboten ist. 4. Die Sendungen, welche unter die Verbote des vorhergehen­ den Paragraphen fallen und etwa unrichtig zur Beförderung zuge­ lassen worden sind, müssen nach dem Aufgabeorte zurückgesandt werden, es sei denn, daß die Verwaltung des Bestimmungslandes durch ihre Gesetzgebung oder inländischen Verordnungen ermächtigt ist, anderweit darüber zu verfügen.

1 Für Deutschland vgl. Postordn. 11./6. 92, tz 11 (CBl 433): I. Zur Versendung mit der Post dürfen nicht aufgegeben werden: Gegenstände, deren Beförderung mit Gefahr verbunden ist, namentlich alle durch Reibung, Luft­ zudrang, Druck oder sonst leicht entzündliche Sachen, sowie ätzende Flüssigkeiten. II. Die Postanstalten sind befugt, in Fällen des Verdachts, daß die Sendungen Gegenstände der obigen Art enthalten, vom Aufgeber die Angabe des Inhalts zu verlangen, und falls dieselbe verweigert wird, die Annahme

der Sendung abzulehnen. III. Diejenigen, welche derartige Sachen unter unrichtiger Angabe oder mit Verschweigung des Inhalts aufgeben, haben — vorbehaltlich der Bestra­ fung nach den Gesetzen — für jeden entstehenden Schaden zu haften.

1X3 Telegraphenordnung für das Deutsche Reich? Bom 15. Juni 1891. (Amtsbl. des Reichs-Postamts 1891, 213 ff.

Nr. 35.)

§ 1. Benutzung der Telegraphen. I. Die Benutzung der für den öffentlichen Verkehr bestimmten Telegraphen steht jedermann zu. Die Verwaltung hat jedoch das Recht, ihre Linien und Tele­ graphenanstalten zeitweise ganz oder zum Theil für alle oder für gewisse Gattungen von Korrespondenz zu schließen. II. Der Absender eines Privattelegramms ist verpflichtet, aus desfallsiges Verlangen sich über seine Persönlichkeit auszuweisen. Es steht demselben seinerseits frei, in sein Telegramm die Beglaubigung seiner Unterschrift aufzunehmen. III. Privattelegramme, deren Inhalt gegen die Gesetze verstößt oder aus Rücksichten des öffentlichen Wohles oder der Sittlichkeit für unzulässig erachtet wird, werden zurückgewiesen. Die Entscheidung über die Zulässigkeit des Inhalts steht dem Vorsteher der Aufgabe­ anstalt, bezw. der Zwischen- oder Ankunftsanstalt oder deffen Ver­ treter, in zweiter Instanz der dieser Anstalt vorgesetzten Ober-Postdirektion und in letzter Instanz dem Reichs-Postamt zu, gegen dessen Entscheidung eine Berufung nicht stattfindet. Bei Staatstelegrammen steht den Telegraphenanstalten eine Prüfung der Zulässigkeit des In­ halts nicht zu. § 2. Wahrnng des Telegraphengeheimnisses. Die Tele­ graphenverwaltung wird Sorge tragen, daß die Mittheilung von Telegrammen an Unbefugte verhindert, und daß das Telegraphen­ geheimniß auf das Strengste gewahrt werde. § 3. Dienststunden der Telegraphenanstalten. Die Tele­ graphenanstalten zerfallen rücksichtlich der Zeit, während welcher sie für den Verkehr mit dem Publikum offen zu halten sind, in vier 1 In Folge der seit Erlaß der Telegraphenordnung s. d. D. R. vom 13. Aug. 1880 im Laufe der Zeit eingetretenen vielfachen Aenderungen, sowie wegen der im Hinblick auf die Beschlüsse der Pariser internationalen Telegraphen-Conferenz von 1890 auch im inneren deutschen Verkehr einzuführenden abändernden Bestimmungen, ist die neue Ausgabe der am 1. Juli 1891 in Kraft getretenen neuen Telegraphenordnung veranstaltet worden. Vgl. auch Intern. Telegr.-Vertt. 22./T. 75 (ABl 246) mit Ausführungsübereinkunft 17./9. 85. Gesetz über das Telegraphenwesen des Deutschen Reichs 6./4. 92 (RGBl 467).

Klassen, nämlich: a) Anstalten mit ununterbrochenem Dienst (Tag und Nacht), b) Anstalten mit verlängertem Tagesdienst (bis Mitter­ nacht), c) Anstalten mit vollem Tagesdienst (bis 9 Uhr Abends), d) mit beschränktem Tagesdienst. Die Dienststunden der Anstalten unter b und c beginnen in der Zeit vom 1. April bis Ende September um 7 Uhr Morgens, in der Zeit vom 1. Oktober bis Ende März um 8 Uhr Morgens. An Sonn- und Festtagen wird jedoch von der Mehrzahl dieser An­ stalten beschränkter Dienst abgehalten. Die Dienststunden der An­ stalten unter d werden, den örtlichen Bedürfnissen entsprechend, für jeden Ort besonders festgestellt.

§ 4. Orte, nach welchen Telegramme gerichtet werden können. I. Telegramme können nach allen Orten aufgegeben werden, nach welchen die vorhandenen Telegraphenverbindungen auf dem ganzen Wege oder auf einem Theile desselben die Gelegenheit zur Beförderung darbieten. Ist am Bestimmungsorte eine Tele­ graphenanstalt nicht vorhanden, so erfolgt die Weiterbeförderung von der äußersten, bezw. der Seitens des Aufgebers bezeichneten Tele­ graphenanstalt entweder durch die Post oder durch Eilboten, oder durch Post und Eilboten, oder durch Estafette. Der Aufgeber eines Telegramms kann verlangen, daß dasselbe bis zu einer von ihm bezeichneten Telegraphenanstalt telegraphisch und von dort bis zum Bestimmungsorte durch die Post befördert werde. Die Verwendung von Eilboten zur Beförderung von Telegrammen zwischen Orten, in welchen Telegraphenanstalten bestehen, ist dagegen ausgeschlossen. Ist keine Bestimmung über die Art der Weiterbeförderung getroffen, dann wühlt die Ankunfts-Telegraphenanstalt die zweckmäßigste Art derselben nach ihrem besten Ermessen. Das Gleiche findet statt, wenn die vom Aufgeber angegebene Art der Weiterbeförderung sich als unaus­ führbar erweist. II. Die Aufgabe der Telegramme mit der Bezeichnung „tele­ graphenlagernd", „postlagernd" oder „bahnhoflagernd" ist zulässig.

8 5. Eintheilung der Telegramme. I. Die Telegramme zerfallen rücksichtlich ihrer Behandlung in folgende Gattungen: 1. Staatstelegramme, 2. Telegraphen-Diensttelegramme, 3. a) drin­ gende, b) gewöhnliche Privattelegramme. Bei der Beförderung genießen die Staatstelegramme, welche als solche bezeichnet und durch Siegel oder Stempel beglaubigt sein müssen, vor den übrigen Telegrammen, die Telegraphen-Diensttelegramme vor den Privattelegrammen und die dringenden Privattelegramme vor den gewöhnlichen Privattelegrammen den Vorrang. Friedberg. Handel-gesgbg. 3. AuSg.

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II. In Bezug auf die Abfassung sind zu unterscheiden: 1. Tele­ gramme in offener Sprache, 2. Telegramme in geheimer Sprache. Tie geheime Sprache scheidet sich in a) verabredete Sprache, b) chiffrirte Sprache, c) eine Sprache, welche aus Buchstaben mit geheimer Bedeutung besteht. HI. Privattelegramme, deren Text entweder ganz oder theilweise aus Buchstaben mit geheimer Bedeutung besteht, werden zum telegraphischen Verkehr nicht zugelassen. Auf Staats- und Diensttelegramme findet diese Bestimmung dagegen keine Anwen­ dung, ebensowenig auf die in Zeichen des allgemeinen Handelskodex abgefaßten Seetelegramme (vgl. § 17.) IV. Unter „Telegrammen in offener Sprache" werden solche Telegramme verstanden, welche in einer der für den telegraphi­ schen Verkehr zugelassenen Sprachen derart abgefaßt sind, daß sie einen verständlichen Sinn geben. Welche Sprachen neben der deutschen für Telegramme in offener Sprache gestattet sind, wird von der Tele­ graphenverwaltung bekannt gemacht. Für Telegramme, welche strecken­ weise oder ausschließlich durch Telegraphen der innerhalb des Deutschen Reichs gelegenen Eisenbahnen zu befördern sind, ist jedoch die Fassung in deutscher Sprache Bedingung, soweit nicht für einzelne Bahnen und Stationen der Gebrauch fremder Sprachen ausdrücklich nachgegeben wird.

V. Als „Telegramme in verabredeter Sprache" werden diejenigen Telegramme angesehen, in denen Wörter angewendet sind, welche, obwohl jedes für sich eine sprachliche Bedeutung hat, keine für die betheiligten Dienststellen verständlichen Sätze bilden. Diese Wörter werden aus Wörterbüchern, welche für die Korre­ spondenz in verabredeter Sprache zugelassen sind, oder aus dem vom Internationalen Bureau der Telegraphenverwaltungen amtlich auf­ gestellten Wörterbuch entnommen. Der Gebrauch dieses amtlichen Wörterbuchs ist nach Ablauf einer Frist von drei Jahren, welche auf den Tag der Veröffentlichung desselben folgt, verbindlich. Die Wörter der verabredeten Sprache dürfen höchstens zehn Buchstaben enthalten und müssen einer oder mehreren der nachgenannten Sprachen, nämlich der deutschen, englischen, spanischen, französischen, niederländischen, italienischen, portugiesischen und lateinischen Sprache entnommen sein. Eigennamen dürfen bei der Zusammenstellung der Wörter­ bücher, mit Ausnahme des vom Internationalen Bureau der Tele­ graphenverwaltungen amtlich aufgestellten Wörterbuches, nicht ver­ wendet werden. Sie werden in den in verabredeter Sprache abgefaßten Telegrammen, in welchen Wörter aus anderen Wörterbüchern gebraucht sind, nur mit ihrer Bedeutung in offener Sprache zugelassen. Die Aufgabeanstalt kann die Vorlegung des Wörterbuches fordern,

um die Ausführung der vorstehenden Vorschriften einer Prüfung zu unterziehen und die Rechtmäßigkeit der benutzten Wörter zu prüfen. VI. Unter „Telegrammen in chiffrirter Sprache" ver­ steht man diejenigen Telegramme, deren Text gänzlich oder zum Theil aus Gruppen oder aus Reihen von Ziffern mit geheimer Bedeutung besteht. Der chiffrirte Text der Privattelegramme muß ausschließlich aus arabischen Ziffern zusammengesetzt sein. In Staatstelegrammen kann der Text durch Ziffern oder durch Buchstaben mit geheimer Bedeutung gebildet werden (vgl. III); da­ gegen ist eine Mischung von Ziffern und Buchstaben nicht zulässig.

8 6. Allgemeine Erfordernisse der zu befördernden Telegramme. I. Die Urschrift jedes zu befördernden Telegramms muß in solchen deutschen oder lateinischen Buchstaben, bezw. in solchen Zeichen, welche sich durch den Telegraphen wiedergeben lassen, leserlich geschrieben sein. Einschaltungen, Randzusätze, Streichungen oder Ueberschreibungen müssen vom Aufgeber des Telegramms oder von seinem Beauftragten bescheinigt werden. II. Die einzelnen Theile, aus welchen ein Telegramm besteht, müssen in folgender Ordnung aufgeführt werden: 1. die besonderen Angaben, 2. die Aufschrift, 3. her Text und 4. die Unterschrift. HI. Die etwaigen besonderen Angaben bezüglich der Be­ stellung am Bestimmungsorte, der bezahlten Antwort, der Empfangs­ anzeige, der Dringlichkeit, der Vergleichung, der Nachsendung, der Weiterbeförderung, der offenen oder der eigenhändigen (nur au den Empfänger selbst zu bewirkenden) Bestellung des Telegramms rc. müffen vom Aufgeber in der Urschrift, und zwar unmittelbar vor der Aufschrift niedergeschrieben werden. Für diese Vermerke sind folgende, zwischen Klammern zu setzende Abkürzungen zugelassen: (D) für „dringendes Telegramm", (ST) für „gebührenpflichtige Dienstnotiz", (BP) für „Telegramm mit bezahlter Antwort", (RPD) für „Telegramm mit dringender bezahlter Antwort", (TC) für „Tele­ gramm mit Vergleichung", (CB) für „Telegramm mit Empfangs­ anzeige" und für „Empfangsanzeige", (FS) für „nachzusendendes Telegramm", (PP) für „Post bezahlt", (PR) für „Post eingeschrie­ ben", (XP) für „Eilbote bezahlt", (RXP) für „Antwort und Bote bezahlt", (EP) für „Estafette bezahlt", (RO) für „offen zu bestellen­ des Telegramm", (MP) für „eigenhändig zu bestellendes Telegramm". IV. Die Aufschrift muß alle Angaben enthalten, welche nöthig sind, um die Uebermittelung des Telegramms an dessen Bestimmung zu sichern, und ferner so beschaffen sein, daß die Bestellung an den Empfänger ohne Nachforschungen und Rückfragen erfolgen kann. Sie muß für die großen Städte die Straße und die Hausnummer

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nachweisen oder in Ermangelung dieser Angaben Näheres über die Berufsari des Empfängers oder andere zweckentsprechende Mitthei­ lungen enthalten. Selbst für kleinere Orte ist es Wünschenswerth, daß dem Namen des Empfängers eine solche ergänzende Bezeichnung beigefügt wird, um im Falle einer Entstellung des Eigennamens der Bestimmungsanstalt für die Ermittelung des Empfängers einen Anhalt zu gewähren. Die genaue Bezeichnung der geographischen Lage des Bestimmungsortes ist erforderlich, sofern ein Zweifel über die dem Telegramm zu gebende Richtung bestehen kann, namentlich bei gleichlautenden Ortsbezeichnungen. V. Die Anwendung einer abgekürzten Aufschrift ist zulässig, wenn dieselbe vorher seitens des Empfängers mit der Telegraphen­ anstalt seines Wohnortes vereinbart worden ist. Demjenigen Kor­ respondenten, welcher eine mit der Telegraphenanstalt vereinbarte ab­ gekürzte Aufschrift hinterlegt hat, ist gestattet, diese Aufschrift in den für ihn bestimmten Telegrammen an Stelle des vollen Namens und der Wohnungsangabe anwenden zu lassen. Der Name der Be­ stimmungs-Telegraphenanstalt muß außerdem angegeben werden. VI. Für die Hinterlegung und Anwendung einer abgekürzten Aufschrift bei einer Telegraphenanstalt ist eine Gebühr von 30 Jl für das Kalenderjahr im Voraus zu entrichten. Diese Vergünstigung erlischt, falls die Verabredung nicht verlängert wird, mit dem Ablauf des 31. Dezember des Jahres, für welches die Gebühr entrichtet worden ist. VII. Als eine Abkürzung der Aufschrift wird auch angesehen, wenn der Empfänger verlangt, daß an ihn gerichtete Telegramme, ohne diesbezügliche nähere Angaben in der Aufschrift, zu gewissen Zeiten in bestimmten Lokalen, z. B. an Wochentagen in dem Geschäfts­ lokal, an Sonntagen in der Wohnung, oder zu gewissen Stunden in dem Comptoir, zu anderen in der Wohnung oder der Börse regel­ mäßig bestellt werden sollen. Die hierfür im Voraus zu entrichtende Gebühr beträgt ebenfalls 30 Jl für das Kalenderjahr; sie kommt auch dann zur Erhebung, wenn der betreffende Korrespondent für die an ihn gerichteten Telegramme mit der Telegraphenanstalt eine abgekürzte Aufschrift vereinbart hat. VIII. Telegramme, deren Aufschrift den in vorstehenden Punkten vorgesehenen Anforderungen nicht entspricht, sollen zwar dennoch zur Beförderung angenommen werden, jedoch nur auf Gefahr des Ab­ senders. Der Absender kann eine nachttägliche Vervollständigung des Fehlenden nur gegen Aufgabe und Bezahlung eines neuen Telegramms beanspruchen. IX. Die Aufgabe von Telegrammen ohne Text ist zulässig.

Die Unterschrift kann in abgekürzter Form geschrieben oder weggelafsen werden. Die etwaige Beglaubigung der Unterschrift ist hinter dieselbe zu setzen.

§ 7. Aufgabe von Telegrammen. I. Die Aufgabe von Telegrammen kann bei jeder für den Telegraphenverkehr eröffneten Telegraphenanstalt (auch brieflich) erfolgen. n. Telegramme können auch bei den Bahnposten, und zwar in der Regel mittelst der an den Bahnpostwagen befindlichen Brief­ einwürfe, zur Beförderung an die nächste Telegraphenanstalt ein­ geliefert, sowie den Telegraphenboten und den Landbriefträgern bei der Bestellung von Telegrammen oder Postsendungen zur Besorgung der Aufgabe übergeben werden. III. An größeren Verkehrsorten können sämmtliche Postanstalten, auch wenn mit diesen eine Telegraphenbetriebsstelle nicht verbunden ist, zur Annahme von Telegrammen ermächtigt, auch kann die Be­ nutzung der Brieflasten zur Auflieferung von Telegrammen gestattet werden. IV. Bei der Mitnahme der Telegramme durch die Telegraphen­ boten und die Landbriefträger kommt eine Zuschlagsgebühr von 10 $ für jedes Telegramm zur Erhebung.

K 8. Wortzählung. Bei Ermittelung der Wortzahl eines Telegramms gelten die folgenden Regeln: a) Alles, was der Aufgeber in die Urschrift seines Telegramms zum Zwecke der Beförderung niederschreibt, wird bei der Berechnung der Gebühren mitgezählt, mit Ausnahme der Angabe des Beförderungs­ weges, der Unterscheidungszeichen, Bindestriche, Apostrophe und Ab­ satzzeichen. b) Der Name der Abgangsanstalt, der Tag, die Stunde und Minute der Aufgabe werden von Amtswegen in die dem Empfänger zuzustellende Ausfertigung eingeschrieben. Nimmt der Aufgeber diese Angaben ganz oder theilweise in den Text seines Telegramms auf, dann werden sie bei der Wortzählung mitgerechnet. c) Die größte Länge eines Taxwortes in offener Sprache ist auf 15 Buchstaben nach dem (durch die Ausführungs-Uebereinkunft zu dem jeweilig gültigen internationalen Telegraphenvertrage ein­ geführten) Morse-Alphabet festgesetzt. Der Ueberschuß, je bis zu weiteren 15 Buchstaben, wird für ein Wort gezählt. d) Die größte Länge eines Taxwortes in verabredeter Sprache ist auf 10 Buchstaben festgesetzt. Die Wörter in offener Sprache, welche im Text eines gemischten, aus Wörtern der offenen und der verabredeten Sprache zusammengesetzten Telegramms ent­ halten sind, werden bis zur Höhe von 10 Buchstaben für ein Wort

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Auhaus IXr. Telegraphensrtzuuus »•* I5.I,ui 18S1. §s. 10.

gezählt. Vom etwaigen Uebcrschuß wird jede Reihe bis zu 10 Buch­ staben für ein weiteres Wort gezählt. Wenn dieses gemischte Tele­ gramm außerdem einen chiffrirten Text enthält, so werden die chiffrirten Stellen nach den Bestimmungen unter h gezählt. Wenn das gemischte Telegramm nur einen Text in offener und einen solchen in chiffrirter Sprache enthält, so werden die in offener Sprache abgefaßten Stellen den Bestimmungen unter c, und der in chiffrirter Sprache abgefaßte Text den Vorschriften unter h entsprechend gezählt. e) Als je ein Wort werden gezählt: 1. der Name der Be­ stimmungsanstalt, des Bestimmungslandes und der Nnterabtheilnng des Gebiets, aber nur in der Telegrammaufschrift, ohne Rücksicht auf die Zahl der zu ihrem Ausdruck gebrauchten Wörter und Buch­ staben, unter der Bedingung, daß diese Wörter so geschrieben sind, wie sie in den amtlichen Verzeichnissen erscheinen, 2. jedes einzeln stehende Schriftzeichen (Buchstabe oder Ziffer), 3. das Unterstreichungs­ zeichen, 4. die Klammer (die beiden Zeichen, welche zu ihrer Bildung dienen), 5. die Anführungszeichen (die besonderen Zeichen am An­ fang und Ende einer einzelnen Stelle), 6. die nach § 6 III zugelassencn Abkürzungen für die besonderen Angaben vor der Tele­ grammaufschrift. f) Die durch einen Bindestrich verbundenen Ausdrücke werden siir so viele Wörter gezählt, als zu ihrer Bildung dienen. Die durch einen Apostroph getrennten Wörter werden für eben so viele einzelne Wörter gezählt. Es können jedoch die in der englischen und französischen Sprache vorkommenden zusammengesetzten Wörter, deren Gebräuchlichkeit nöthigen Falles durch Vorzeigung eines Wörter­ buches nachgewiesen werden muß, als ein Wort geschrieben und den Bestimmungen unter c entsprechend taxirt werden. g) Dem Sprachgebrauch zuwiderlaufende Zusammenziehungen oder Veränderungen von Wörtern werden nicht zugelassen. Es wer­ den jedoch die Eigennamen von Städten und Ländern, die Geschlechts­ namen, die Namen von Ortschaften, Plätzen, Boulevards, Straßen ii. s. w., die Namen von Schiffen, ebenso wie die ganz in Buchstaben geschriebenen Zahlen nach der Anzahl der zum Ausdruck derselben vom Aufgeber gebrauchten Wörter gezählt. h) Die in Ziffern geschriebenen Zahlen werden für so viele Wörter gezählt, als sie je fünf Ziffern enthalten, nebst einem Wort mehr für den etwaigen Ueberschuß. Dieselbe Regel findet Anwen­ dung auf die Zählung von Buchstabengruppen in Staatstelegrammen, ebenso auch auf Gruppen von Buchstaben und Ziffern, welche ent­ weder als Handelsmarken oder in den Seetelegrammen angewendet werden (vgl. §§ 5III und 171).

i) Für je eine Ziffer werden gezählt: die zur Bildung der Zahlen benutzten Punkte und Kommata, sowie die Bruchstriche, ferner die Buchstaben, welche den Ziffern angehängt werden, um sie als Ordnungszahlen zu bezeichnen. k) Sofern ein Privattelegramm, den Bestimmungen im § 5IV entgegen, zufällig eine Gruppe von nicht anwendbaren Buchstaben oder ein Wort enthält, welches keiner der für den internationalen Verkehr zulässigen Sprachen angehört, so wird diese Buchstabengruppe oder dieses Wort gemäß den Bestimmungen unter h des gegen­ wärtigen Paragraphen gezählt. l) Die Wortzählung der Aufgabeanstalt ist für die Gebühren­ rechnung dem Aufgeber gegenüber entscheidend.

g 9« Gebühren für gewöhnliche Telegramme. I. Für das gewöhnliche Telegramm wird auf alle Entfernungen eine Ge­ bühr von 5 3p für jedes Wort, mindestens jedoch der Betrag von 50 3p erhoben. II. Für gewöhnliche Stadttelegramme, welche in solchen Städten zugelaffen werden, innerhalb deren Weichbild mehrere unter sich durch Telegraphenleitungen verbundene Telegraphenanstalten geöffnet sind,

wird eine Gebühr von 3 3p für jedes Wort, mindestens jedoch der Betrag von 30 3p erhoben. LU. Für jedes bei einer Eisenbahn-Telegraphenstation aufge­ gebene Telegramm kann von den Eisenbahnverwaltungen ein Zuschlag von 20 3p vom Aufgeber erhoben werden. Außerdem sind die Eisenbahn-Telegraphenstationen berechtigt, für jedes von ihnen bestellte Telegramm vom Empfänger ein Bestellgeld von 20 S zu erheben. Beides zusammen darf aber für die ausschließlich mit dem Bahn­ telegraphen beförderten Telegramme nicht erhoben werden. Für diese Telegramme ist vielmehr nur die Erhebung der Bestellgebühr von

20

3p

gestattet. IV. Die für den telegraphischen Verkehr mit dem Auslande maßgebenden Tarife können bei den Telegraphenanstalten eingesehen werden. V. Ein bei Berechnung der Gebühren sich ergebender, durch 5 nicht theilbarer Pfennigbetrag ist bis zu einem solchen aufwärts abzurunden. $ 10. Dringende Telegramme. Der Auftraggeber eines Privattelegramms kann den Vorrang bei der Beförderung und der Bestellung vor den gewöhnlichen Privattelegrammen erlangen, wenn er das Wort „dringend" oder abgekürzt die Bezeichnung „(D)" vor die Aufschrift setzt und die dreifache Gebühr eines gewöhnlichen Tele­ gramms von gleicher Länge erlegt. Für dringende Telegramme wird

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A«ha»s IX Z. Tele-raphesordullllg »om 1b.

1891. 111—14.

demnach eine Gebühr von 15 bei Stadttelegrammen eine Gebühr von 9 für das Wort, mindestens jedoch der Betrag von 1 50 bezw. von 90 3^ erhoben (vgl. § 9). Der im 8 9 unter III an­ gegebene Zuschlag für die bei einer Eisenbahnstation aufgegebenen Telegramme kommt dagegen nur einfach — wie für gewöhnliche Telegramme — zur Erhebung. § 1L Bezahlte Antwort. I. Der Aufgeber kann die Ant­ wort, welche er von dem Empfänger verlangt, vorausbezahlen; die Vorausbezahlung darf indessen die Gebühr eines Telegramms irgend einer Art von 30 Wörtern nicht überschreiten. II. Will der Aufgeber die Antwort vorausbezahlen, so hat er in die Urschrift, und zwar vor die Aufschrift, den Vermerk „Ant­ wort bezahlt" oder „(RP)", eintretenden Falles unter Beifügung einer Angabe über eine vorausbezahlte Wortzahl, niederzuschreiben und den entsprechenden Betrag innerhalb der durch die Bestimmung zu I gezogenen Grenze zu entrichten. Hat der Aufgeber die Wort­ zahl nicht angegeben, so wird die Gebühr eines gewöhnlichen Tele­ gramms von 10 Wörtern erhoben. Der Aufgeber, welcher eine dringende Antwort vorausbezahlen will, hat den unter Umständen durch die Angabe der Wortzahl zu ergänzenden Vermerk „dringende Antwort bezahlt" ober „(RPD)" vor die Aufschrift niederzuschreiben; es kommt alsdann die Gebühr eines dringenden Telegramms von entsprechender Wortzahl zur Erhebung. III. Am Bestimmungsorte übersendet die Ankunftsanstalt dem Empfänger mit der Telegrammausfertigung ein Antwortsformular, welches demselben die Befugniß ertheilt, in den Grenzen der vor­ ausbezahlten Gebühr ein Telegramm an eine beliebige Bestimmung innerhalb 6 Wochen, vom Tage der Ausstellung des Formulars ab gerechnet, unentgeltlich aufzugeben. IV. Wenn die für ein Antwortstelegramm zu entrichtende Ge­ bühr den Werth des für dasselbe vorausbezahlten Betrages übersteigt, so ist das Mehr der Gebühr baar zu entrichten. Im ent­ gegengesetzten Falle verbleibt das Mehr des vorausbezahlten Betrages gegen die tarifmäßige Gebühr der Telegraphenverwaltung. V. Eine Rückzahlung der Antwortgebühr findet, abgesehen von dem int § 20 I erwähnten Falle nicht statt. VI. Kann das Ursprungstelegramm bei der Ankunft nicht be­ stellt werden, dann wird die im § 22 vorgesehene telegraphische Meldung über die Unbestellbarkeit an die Ausgabeanstalt sogleich erstattet. Wenn keine Berichtigung erfolgt, benachrichtigt die An­ kunftsanstalt den Aufgeber von der Unbestellbarkeit durch eine dienst­ liche Meldung, welche die Stelle der Antwort vertritt, sobald die

zur Auffindung des Empfängers unternommenen Nachforschungen sich als fruchtlos erwiesen haben, spätestens nach 8 Tagen. Verweigert der Empfänger ausdrücklich die Annahme des für die Antwort bestimmten Formulars, so giebt die Auskunftsanstalt dem Aufgeber ebenfalls Kenntniß durch eine dienstliche Meldung, welche gleichfalls die Stelle der Antwort vertritt. § 12. Verglichene Telegramme. I. Der Aufgeber eines jeden Telegramms hat die Befugniß, die Vergleichung desselben zu verlangen. In diesem Falle hat er vor die Aufschrift den Vermerk „Vergleichung" oder „(TC)" niederzuschreiben. Das Telegramm ist dann von den verschiedenen Anstalten, welche bei seiner Beförderung mitwirken, vollständig zu vergleichen. II. Die Gebühr für die Vergleichung eines Telegramms ist gleich einem Viertel der Gebühr für ein gewöhnliches Telegramm von gleicher Länge.

§ 13. Empfangsanzeigen. I. Der Aufgeber eines jeden Telegramms kann verlangen, daß ihm der Tag und die Stunde, zu welcher das Telegramm dem Empfänger zugestellt worden ist, un­ mittelbar nach erfolgter Bestellung telegraphisch angezeigt werde. Er hat in diesem Falle vor die Aufschrift den Vermerk „Empfangs­ anzeige "oder „(CR)" zu schreiben. II. Für die Empfangsanzeige ist dieselbe Gebühr wie für ein gewöhnliches Telegramm von 10 Wörtern zu entrichten. III. Kann das Telegramm bei der Ankunft nicht bestellt wer­ den, dann wird die im § 22 vorgesehene Unbestellbarkeitsmeldung sogleich erlassen. Die Empfangsanzeige wird später abgesandt, ent­ weder nach erfolgter Bestellung des Telegramms, wenn sie möglich geworden ist, oder nach 24 Stunden, wenn sie nicht hat stattfinden können; in diesem Falle zeigt sie den Grund der Unbestellbarkeit an. IV. Der Aufgeber kann verlangen, daß ihm die Empfangs­ anzeige nach einem anderen Orte als nach dem Aufgabeorte des Ursprungstelegramms übermittelt werde, insofern er die dazu erfor­ derlichen Angaben in das Ursprungstelegramm aufnimmt. § 14. Telegraphische Postanweisungen. I. Die Tele­ graphenanstalt an solchen Orten, an denen eine Postanstalt besteht, sind ermächtigt, in Vertretung der Ortspostanstalt Beträge auf Post­ anweisungen, welche auf telegraphischem Wege überwieseu werden sollen, von den Absendern entgegenzunehmen. Auf Eisenbahntelegraphenstattonen findet diese Bestimmung keine Anwendung. II. Auch sind die Telegraphenanstalten, mit Ausnahme der Eisenbahntelegraphenstationen ermächttgt, wenn bei ihnen Postan­ weisungen auf telegraphischem Wege eingehen, die Auszahlung an den

Empfänger in Vertretung der Ortspostanstalt vor geschehener Be­ stellung der telegraphischen Postanweisung an die Ortspostanstalt zu bewirken: a) im Falle nach Inhalt des Telegramms der Absender den Wunsch ausgesprochen hat, daß die Auszahlung durch die Tele­ graphenanstalt geschehe, was durch den Zusatz auf der Postan­ weisung: „telegraphenlagernd" auszudrücken ist; b) im Falle der Geldempfänger, indem er die telegraphische Postanweisung erwartet, der Telegraphenanstalt den Wunsch ausgedrückt hat, die Zahlung gleich nach der Ankunft der Anweisung bei der Telegraphenanstalt in Empfang zu nehmen. In beiden Fällen muß der Auszahlung des Betrages der voll­ ständige Ausweis des Empfängers, falls derselbe nicht persönlich und als versügungsfähig bekannt ist, vorhergehen. Die telegraphische Post­ anweisung ist alsdann von der Telegraphenanstalt mit dem (vorzu­ schreibenden) Quittungsvermerk zu versehen, dieser vom Empfänger zu unterschreiben und die Unterschrift durch die Telegraphenanstalt mit dem Zusatze zu beglaubigen, daß der Empfänger bekannt sei, oder daß und in welcher Weise er den Ausweis geführt habe.

§ 15. Nachsendung von Telegrammen. I. Der Aufgeber eines Telegramms kann, indem er vor die Aufschrift den Vermerk „nachzusenden" oder „(FS)" niederschreibt, verlangen, daß dasselbe sofort nach der vergeblich versuchten Zustellung von der Bestimmungs­ anstalt an den neuen, ihr in der Wohnung des Empfängers bekannt gegebenen Bestimmungsort weiterbefördert werde. II. Der Vermerk „nachzusenden" oder „(FS)" kann auch von mehreren hintereinander stehenden Bestimmungsangaben begleitet sein; das Telegramm wird dann nacheinander an jeden der angegebenen Bestimmungsorte, nöthigenfalls bis zum letzten befördert. III. Bei der Aufgabe eines nachzusendenden Telegramms ist nur die auf die erste Beförderungsstrecke entfallende Gebühr zu ent­ richten. wobei die vollständige Aufschrift in die Wortzahl einbegriffen wird. Für jede Nachtelegraphirung an einen neuen Bestimmungs­ ort wird die volle tarifmäßige Gebühr berechnet und vom Empfänger erhoben. IV. Jedermann kann nach gehörigem Ausweis verlangen, daß die bei einer Telegraphenanstalt ankommenden und in deren Bestell­ bezirk ihm zuzustellenden Telegramme an eine von ihm angegebene Adresse bestellt oder weiterbefördert werden. Die bezüglichen Anträge sind schriftlich zu stellen. V. Wenn der Empfänger seinen Aufenthaltsort verändert hat, so werden demselben die für ihn eingehenden Telegramme an den neuen Aufenthaltsort nachtelegraphirt, auch ohne daß dies ausdrück-

lief) verlangt worden ist, sofern dieser neue Aufenthaltsort des Em­ pfängers unzweifelhaft bekannt ist, innerhalb Deutschlands liegt und sich am ursprünglichen wie am neuen Aufenthaltsorte Anstalten der Reichs-Telegraphenverwaltung, bezw. der Staats-Telegraphenverwal­ tung Bayerns oder Württembergs befinden.

8 16. Vervielfältigung von Telegrammen. I. Die Tele­ gramme können gerichtet werden entweder an mehrere Empfänger in einer Ortschaft oder in verschiedenen, aber in den Bestellbezirk einer­ und derselben Telegraphenanstalt fallenden Oertlichkeiten oder an ein und denselben Empfänger nach verschiedenen Wohnungen in derselben Ortschaft mit oder ohne Weiterbeförderung durch Post, Eilboten oder Estafette. II. Der Aufgeber eines zu vervielfältigenden Telegramms muß je nach den Umständen vor die Aufschrift eines jeden Empfängers die besonderen Angaben (vgl. § 6 HI) niederschreiben; handelt es sich um ein dringendes oder zu vergleichendes Telegramm, welches zu vervielfältigen ist, so genügt es, wenn die Angabe der ersten Auf­ schrift voransteht. III. Wenn ein zu vervielfältigendes Telegramm an mehrere Empfänger gerichtet ist, so darf jede Ausfertigung des Telegramms nur die ihr zukommende Aufschrift tragen, es sei denn, daß der Auf­ geber das Gegentheil verlangt hätte; dieses Verlangen muß durch den vor die Aufschrift niederzuschreibenden gebührenpflichtigen Zusatz „sämmtliche Aufschriften mitzutheilen" ausgedrückt werden. IV. Das zu vervielfältigende Telegramm wird als ein einziges Telegramm taxirt, wobei alle Aufschriften in die Wortzahl eingerechnet werden. Als Bervielfältigungsgebühr werden daneben bei Tele­ grammen bis zu 100 Wörtern für die zweite und jede weitere Aus­ fertigung 40 erhoben. Bei längeren Telegrammen erhöht sich diese Gebühr für jede weitere Reihe oder den Bruchtheil einer Reihe von 100 Wörtern um je 40 3^. In der Berechnung der Berviel­ fältigungsgebühr erscheint die Gesammtzahl der Wörter deS Textes, der Unterschrift und der Aufschrift, und zwar wird die Gebühr für jede Abschrift besonders festgestellt.

8 17. Seetelegramme. I. Telegramme, welche mit den Schiffen in See mittelst der an der Küste gelegenen Seetelegraphen gewechselt werden, müssen entweder in deutscher Sprache, oder in Zeichen des allgemeinen Handelskodex abgefaßt sein. In dem letzteren Falle werden sie als chiffrirte Telegramme behandelt. n. Wenn sie für in See befindliche Schiffe bestimmt sind, muß die Aufschrift außer den gewöhnlichen Angaben den Namen oder die amt­ liche Nummer und die Nationalität des Bestimmungsschiffes enthalten.

III. Diejenigen Telegramme, welche durch die See-Telegraphen anstalten innerhalb 30 Tagen nach ihrer Aufgabe (den Tag der Auf­ gabe nicht einbegriffen) den Bestimmungsschiffen nicht haben übermittelt werden können, werden als unbestellbar zurückgelegt. Ist das Schiff, für welches ein Seetelegramm bestimmt ist, inner­ halb 28 Tagen nicht angekommen, so giebt die See-Telegraphenanstalt dem Aufgeber hiervon am Morgen des 29. Tages durch eine dienst­ liche Meldung Kenntniß. Der Aufgeber kann gegen Bezahlung eines Landtelegrammes von 10 Wörtern verlangen, daß die See-Telegraphenanstalt sein Telegramm während eines weiteren Zeitraums von 30 Tagen für die Zustellungen bereit halte. Geht ein solches Ver­ langen nicht ein, so wird das Telegramm von der See-Telegraphenanstalt am 30. Tage als unbestellbar zurückgelegt. IV. Die Gebühr für Telegramme, welche durch Vermittelung einer See-Telegraphenanstalt mit Schiffen in See ausgewechselt werden, beträgt 80 für das Telegramm. Dieselbe wird den nach den sonstigen Bestimmungen zu erhebenden Gebühren hinzugerechnet. Die Gesammtgebühr für die an die Schiffe in See gerichteten Telegramme wird vom Aufgeber und für die von den Schiffen kommenden Telegramme vom Empfänger erhoben. § 18. Weiterbeförderung. I Die Weiterbeförderung von Telegrammen über die Telegraphenlinien hinaus erfolgt nach Wunsch des Absenders entweder durch die Post oder durch Eilboten, oder durch Post und Eilboten, oder durch Estafette. II. Der Aufgeber hat die Art der von ihm verlangten Weiter­ beförderung in einem taxpflichtigen Zusatz vor der Aufschrift anzu­ geben (vgl. § 6 III). III. Die Ankunftstelegraphenanstalt ist berechtigt, sich der Post zu bedienen: a) wenn in dem Telegramm die Art der Weiter­ beförderung nicht angegeben ist, b) wenn es sich um eine von dem Empfänger zu bezahlende Weiterbeförderung handelt und dieser sich früher geweigert hat, Kosten derselben Art zu bezahlen. IV. Die Ankunftsanstalt ist verpflichtet, sich der Post zu be­ dienen: a) wenn solches ausdrücklich vom Aufgeber (vgl. I) oder vom Empfänger (vgl. § 15IV) verlangt worden ist, b) wenn dieser An­ stalt kein schnelleres Beförderungsmittel zu Gebote steht. V. Telegramme jeder Art, welche durch Vermittelung der Post an ihre Bestimmung gelangen, also auch solche, welche postlagernd niedergelegt werden sollen, werden von der Ankunftsanstalt in der Regel ohne Kosten für den Aufgeber und für den Empfänger als gewöhnliche Briefe zur Post gegeben. Ausgenommen sind jedoch folgende Fälle:

1. Telegramme, welche als eingeschriebene Briefe zur Post ge­ geben werden sollen, sind mit der vor der Aufschrift niederzuschrei­ benden Angabe „Post eingeschrieben" oder „(PR)" zu versehen und unterliegen einer vom Aufgeber zu entrichtenden Einschreibgebühr von 20 3fr. Diese Einschreibgebühr von 20 3fr kommt auch bei der Auf­ lieferung aller Telegramme mit Empfangsanzeige, welche mit der Post weiterbefördert, oder postlagernd niedergelegt werden sollen, zur Erhebung, da diese Telegramme stets als eingeschriebene Briefe zur Post gegeben werden. 2. Für Telegramme, welche von der deutschen Bestimmungs­ anstalt über das Meer weiterbefördert werden sollen, hat der Auf­ geber die Postgebühr zu entrichten. Dieselbe beträgt: a) nach dem europäischen Auslande und nach denjenigen überseeischen Ländern, welche dem Weltpostverein angehören, 40 3fr\ b) nach den dem Welt­ postverein nicht angehörigen überseeischen Ländern 60 3fr. 3. Telegramme, welche einer an der Grenze gelegenen deutschen Telegraphenanstalt zur Weiterbeförderung mit der Post nach dem Nachbargebiete und darüber hinaus übermittelt werden, ohne daß der Fall einer Unterbrechung der über die Grenze führenden Telegraphen­ verbindungen vorliegt, sind als unfrankirte Briefe zu behandeln; das Porto fällt dem Empfänger zur Last. VI. Die Kosten für die Zustellung von Telegrammen mittelst Eilboten an Empfänger außerhalb des Ortsbestellbezirks der Be­ stimmungs-Telegraphenanstalt können vom Aufgeber durch Entrichtung einer festen Gebühr von 40 3fr für jedes Telegramm vorausbezahlt werden. Der Aufgeber hat in diesem Falle den Vermerk „Eilbote bezahlt" oder „(XP)" vor die Telegrammaufschrift zu setzen. Im weiteren steht es dem Aufgeber eines Telegramms mit bezahlter Ant­ wort frei, die etwa entstehende Eilbestellgebühr für das Antworts­ telegramm nach dem Satze von 40 3fr im Voraus bei der Aufgabe des Ursprungstelegramms zu entrichten. Das Ursprungstelegramm ist in diesem Falle vor der Aufschrift mit dem taxpflichtigen Vermerk „Antwort und Bote bezahlt" oder „(RXP)" zu versehen. Findet die Vorausbezahlung des Eilbotenlohnes nicht statt, so werden die wirklich erwachsenden Auslagen vom Empfänger oder vom Aufgeber eingezogen. Die Kosten für die Weiterbeförderung durch Estafette sind stets vom Aufgeber zu entrichten. VII. In Fällen der gleichzeitigen Abtragung mehrerer Tele­ gramme durch denselben Boten an denselben Empfänger findet die vorstehende Bestimmung unter VI gleichmäßig Anwendung. Werden im Uebrigen durch denselben Boten an denselben Empfänger gleich-

zeitig solche Telegramme abgetragen, für welche das Botenlohn im Voraus bezahlt ist, und solche, bei welchen dies nicht der Fall ist, so ist vom Empfänger das erwachsene Botenlohn, abzüglich der im Voraus bezahlten Beträge, zu entrichten. Die auf etwa gleichzeitig zur Abtragung gelangende Eilpostsendungen im Voraus bezahlte Bestellgebühr bleibt hierbei außer Betracht. VIII. In geeigneten Fällen werden auf besonderes schriftliches Verlangen des Empfängers die für ihn eingehenden Telegramme seitens der Telegraphenanstalt nicht durch Eilboten bestellt, sondern den Boten des Empfängers gelegentlich der jedesmaligen Abholung von Postsendungen mitgegeben. Unzuträglichkeiten, welche etwa aus dieser Einrichtung entstehen, hat die Telegraphenverwaltung nicht zu vertreten.

§ 19. Entrichtung der Gebühren. I. Sämmtliche bekannte Gebühren sind bei Aufgabe des Telegramms im Voraus zu ent­ richten. II. Es werden jedoch vom Empfänger am Bestimmungsorte erhoben: a) die Ergänzungsgebühr für nachzusendende Telegramme (vgl. §15), b) eintretenden Falls die Weiterbeförderungsgebühren (vgl. § 18), c) die Gebühren für die durch die See-Telegraphen­ anstalten vom Meere her beförderten Telegramme (vgl. § 17). In allen Fällen, wo eine Gebührenerhebung bei der Bestellung stattzufinden hat, wird das Telegramm dem Empfänger nur gegen Erstattung des schuldigen Betrages ausgehändigt. III. Die Entrichtung der Gebühren kann bei den Telegraphen­ anstalten mittelst Werthzeichen oder baar — bei den EisenbahnTelegraphenstationen nur baar — erfolgen. Eine Bescheinigung über die erhobenen Gebühren wird nur auf Verlangen und gegen Entrichtung eines Zuschlags von 20 ertheilt. Bei gebührenfreien Staatstelegrammen ist auf Verlangen eine Bescheinigung über die Auflieferung unentgeltlich zu ertheilen. IV. Personen, welche sich des Telegraphen häufiger bedienen, kann auf ihren Antrag gestattet werden, die Gebühren für die von ihnen bei Telegraphenanstalten aufgegebenen Telegramme monatlich zu entrichten. Sie haben alsdann an die betreffende Verkehrsanstalt, bei welcher sie ihre Telegramme aufgeben wollen, einen entsprechen­ den Vorschuß einzuzahlcn, und als besondere Vergütung für die durch die Buchung der Gebühren entstehende Mühewaltung eine Gebühr von 50 für den Kalendermonat und außerdem für jedes Telegramm, dessen Gebühren gestundet werden, 2 zu entrichten. Auf Eisenbahn-Telegraphenstationen findet diese Bestimmung keine Anwendung.

K 20. Zurückziehung und Unterdrückung von Tele­ grammen. I. Jedes Telegramm kann von dem Absender, welcher sich als solcher ausweist, zurückgezogen oder in der Beförderung auf­ gehalten werden, sofern es noch Zeit ist. Wenn in einem solchen Falle die Beförderung des Telegramms noch nicht begonnen hat, so werden dem Absender die Gebühren nach Abzug von 20 5^ erstattet. Hat die Abtelegraphirung bereits begonnen, so verbleiben die Gebühren der Telegraphenverwaltung; vorausbezahlte Beträge für Weiterbeför­ derung, bezahlte Antwort, Empfangsanzeigen rc. werden jedoch dem Aufgeber zurückgezahlt, wenn die vorausbezahlte Leistung nicht aus­ geführt worden ist. II. Ein Telegramm, welches durch die Ursprungsanstalt bereits befördert worden ist, kann nur auf Grund eines besonderen, von der Aufgabeanstalt nach den Bestimmungen im § 24 zu erlassenden Tele­ gramms augehalten und vernichtet werden; für dieses Telegramm sind die tarifmäßigen Gebühren zu zahlen. Von dem Erfolge wird dem Aufgeber mittelst unfrankirten Briefes Kenntniß gegeben. Ver­ langt der Aufgeber telegraphische Auskunft, so hat er die Gebühr für eine telegraphische Antwort vorauszubezahlen. Die erlegten Ge­ bühren für das Telegramm, dessen Bestellung auf Verlangen unter­ drückt wird, werden nicht zurückgezahlt. Bei jedem derartigen Ver­ langen hat der Antragsteller das Ansuchen schriftlich zu stellen und sich als Absender oder dessen Beauftragter auszuweisen. § 21. Zustellung der Telegramme am Bestimmungs­ orte. I. Die Telegramme werden bei der Aufnahme, bezw. gleich nach der Ankunft bei der Bestimmungsanstalt, wenn die offene Be­ stellung nicht ausdrücklich verlangt ist, verschloffen. II. Dieselben werden, ihrer Aufschrift entsprechend, entweder nach der Wohnung, dem Geschäftslokal rc. des Empfängers bestellt, bezw. auf sonstige Weise weiterbefördert oder postlagernd oder tele­ graphenlagernd niedergelegt. Im Weiteren können die angekommenen Telegramme den Empfängern mittelst Fernsprechers nach den hier­ über erlassenen besonderen Bestimmungen übermittelt werden. III. Die Bestellung oder Weiterbeförderung der Telegramme geschieht mit thunlichster Beschleunigung nach der Reihenfolge ihrer Aufnahme und ihres Vorranges. (Wegen Uebergabe der Telegramme an die Boten des Empfängers, vgl. § 18 VHL) IV. Staats-, sowie Dienst- und dringende Privattelegramme werden mit Vorrang vor anderen Telegrammen bestellt. Die Aus­ händigung der Staatstelegramme und der Telegramme mit bezahlter Empfangsanzeige erfolgt gegen Vollziehung eines demselben beizu­ gebenden Empfangsscheines.

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«nfreag 1X3. relegr»p-e»«rh»»«§ »em 16.I»«i 1891. 122« 23.

V. Zur Vollziehung des Empfangsscheines über ein an eine Behörde oder deren Vorstand gerichtetes Staatstelegramm kann, wenn nicht eine besondere schriftliche Verfügung darüber getroffen ist, nur der Vorstand der betreffenden Behörde, oder, in dessen Abwesenheit, sein Stellvertreter als berechtigt angesehen werden. VI. Privattelegramme, sowie die nicht an eine Behörde oder deren Vorstand gerichteten dienstlichen Telegramme sind dagegen im Falle der Abwesenheit des Empfängers an ein erwachsenes Familien­ mitglied oder, wenn auch ein solches nicht zur Stelle ist, an die Geschäftsgehilfen, an die Dienerschaft, Haus- oder Wirthsleute oder an den Thürhüter des Gasthofes bezw. des Hauses zu bestellen, in­ sofern der Empfänger für derartige Fälle nicht einen besonderen Be­ vollmächtigten der Anstalt schriftlich namhaft gemacht, oder der Auf­ geber durch den vor die Aufschrift gesetzten Vermerk „eigenhändig zu bestellen" oder „(MP)" verlangt hat, daß die Zustellung nur zu Händen des Empfängers selbst stattfinden soll. VII. Sofern Privatbriefkasten oder Einwürfe sich an der Thür rc. der Wohnung des Empfängers befinden, können die Telegramme, für welche Empfangsscheine nicht abzugeben sind, in jene Briefkasten rc. gesteckt werden. Telegramme, welche den Vermerk „eigenhändig zu bestellen" oder „(MP)" tragen, sind jedoch stets an den Empfänger zu bestellen; ebenso werden postlagernde oder telegraphenlagernde Telegramme nur dem Empfänger oder seinem Bevollmächtigten nach gehörigem Ausweis ausgehändigt. Telegramme, welche die Bezeich­ nung „bahnhoflagernd" tragen, werden an den Bahnhofsvorsteher oder dessen Stellvertreter abgegeben. VIII. Die an Reisende nach einem Gasthof gerichteten Tele­ gramme werden, wenn der Empfänger noch nicht eingetroffen ist, an den Wirth rc. des Gasthofes mit dem Ersuchen abgegeben, das Tele­ gramm vorläufig in Verwahrung zu nehmen, und dem Empfänger bei seinem Eintreffen auszuhändigen. Am Tage nach der erfolgten Uebergabe eines solchen Telegramms wird dasselbe, wenn die Uebergabe an den Empfänger inzwischen nicht hat bewirkt werden können, durch einen Boten gegen Hinterlassung eines Benachrichtigungszettels wieder abgeholt und zur Verkehrsanstalt zurückgebracht. Diese er­ läßt nunmehr die Unbestellbarfeitsmeldung an die Aufgabeanstalt; im Uebrigen wird das Telegramm wie alle sonstigen unbestellbaren Telegramme behandelt. IX. Ist weder der Empfänger noch sonst jemand aufzufinden, der das Telegramm annimmt, so hat der Bote, wenn es sich um ein Telegramm handelt, für welches ein Empfangsschein ausgefertigt ist, oder wenn sich für die Bestellung eines Telegramms ohne

Empfangsschein ein Privatbriefkasten oder ein anderer Weg der Be­ stellung nicht darbietet, einen Benachrichtigungszettel in der Woh­ nung rc. des Empfängers zurückzulassen oder an die Eingangsthür anzuheften, das Telegramm selbst aber zur Anstalt zurückzubringen. Mit den Telegrammen, welche mit dem Vermerk „eigenhändig zu bestellen" oder „(MP)" versehen sind, ist in gleicher Weise zu ver­ fahren, wenn der bezeichnete Empfänger selbst nicht angetroffen wird. X. Wenn der Bote bei der Bestellung von Telegrammen mit Empfangsscheinen den Empfänger nicht selbst antrifft und das Tele­ gramm einem Anderen aushändigt, hat der Letztere in dem Empfangs­ schein seiner eigenen Unterschrift das Wort „für" und den Namen des Empfängers beizufügen. XI. Dem Boten ist die Annahme von Geschenken untersagt. § 22. Unbestellbare Telegramme. I. Von der Unbestellbarkeit eines Telegramms und den Gründen der Unbestellbarkeit wird der Aufgabeanstalt telegraphisch Meldung gemacht. Liegt für die Unbestellbarkeit eines Telegramms ein Grund vor, welcher nicht ohne Weiteres aus dienstlicher Veranlassung beseitigt werden kann und muß, und ist der Absender des unbestellbaren Telegramms aus der Unterschrift oder auf andere Weise mit genügender Sicherheit be­ kannt, dann wird die Unbestellbarkeitsmeldung diesem sobald als möglich übermittelt. Der Aufgeber kann die Aufschrift des unbestell­ bar gemeldeten Telegramms nur durch ein bezahltes Telegramm vervollständigen, berichtigen oder bestätigen. II. Ein Telegramm, welches von dem abtragenden Boten als unbestellbar zur Anstalt zurückgebracht wird, ist bei der letzteren aufzubewahren. Hat sich innerhalb sechs Wochen der Empfänger zur Empfangnahme des Telegramms nicht gemeldet, so wird solches ver­ nichtet. In gleicher Weise wird mit Telegrammen verfahren, welche die Bezeichnung „telegraphen-", „post-" oder „bahnhoflagernd" tragen. H 23. Gewährleistung. I. Die Telegraphenverwaltung leistet für die richtige Ueberkunft der Telegramme oder deren Ueberkunst und Zustellung innerhalb bestimmter Frist keinerlei Gewähr und hat Nachtheile, welche durch Verlust, Entstellung oder Verspätung der Telegramme entstehen, nicht zu vertreten. II. Die entrichtete Gebühr wird jedoch erstattet: a) für ein Telegramm, welches durch Schuld des Telegraphenbetriebes gar nicht oder mit bedeutender Verzögerung in die Hände des Empfängers gelangt ist, b) für ein verglichenes Telegramm, welches in Folge Entstellung erweislich seinen Zweck nicht hat erfüllen können. Die Beschwerden oder Rückforderungen sind bei der Aufgabe­ anstalt einzureichen. Als Beweisstück ist beizufügen: eine schriftliche Friedberg, HandelSgesgbg. 3. AuSg.

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Erklärung der Bestimmungsanstalt oder des Empfängers, wenn das Telegramm nicht angekommen ist, die dem Empfänger zugestellte Ausfertigung, wenn es sich um Entstellung oder Verzögerung handelt. III. Bei Rückforderungen wegen Entstellungen muß nachgewiesen werden, daß und dllrch welche Fehler das Telegramm derart ent­ stellt ist, daß es seinen Zweck nicht hat erfüllen können. IV. Jeder Anspruch auf Erstattung der Gebühr muß bei Ver­ lust des Anrechtes innerhalb zweier Monate, vom Tage der Er­ hebung an gerechnet, anhängig gemacht werden. V. Die Erstattung bezieht sich lediglich auf die Gebühr ein­ schließlich der Nebengebühren der Telegramme selbst, welche verzögert, entstellt oder nicht angekommen sind, und auf die Gebühren der im § 24 vorgesehenen Telegramme, nicht aber auf die Gebühren solcher Telegramme, welche etwa durch die Verzögerung, Entstellung oder Nichtankunft jener Telegramme veranlaßt oder nutzlos gemacht wor­ den sind.

§ 24. Berichtigungstelegramm e. I. Der Aufgeber und der Empfänger eines jeden Telegramms können innerhalb einer Frist von 72 Stunden, welche je nach dem Fall der Auflieferung oder der Ankunft dieses Telegramms folgt, auf telegraphischem Wege Aus­ kunft verlangen oder Erläuterungen geben, welche sich auf das in der Uebermittelung befindliche oder bereits beförderte Telegramm beziehen. Sie können auch zum Zweck einer Berichtigung ein Tele­ gramm, welches sie aufgegeben oder erhalten haben, entweder durch die Bestimmungs- oder Ursprungsanstalt oder durch eine Durchgangs­ anstalt vollständig oder theilweise wiederholen lassen. Sie haben folgende Beträge zu hinterlegen: 1. die Gebühr für das Telegramm, welches das Verlangen enthält, 2. die Gebühr für ein Antworts­ telegramm, wenn eine telegraphische Antwort gewünscht wird. II. Jedes berichtigende, ergänzende oder die Beförderung auf­ hebende Telegramm (vgl. § 20) und jede aus Anlaß eines bereits beförderten oder in der Beförderung begriffenen Telegramms auf Antrag des Aufgebers oder des Empfängers von Anstalt zu Anstalt ausgetauschte Mittheilung ist ein Diensttelegramm, welches nach dem gewöhnlichen Tarif taxirt wird. III. Die für die Berichtigungstelegramme erhobenen Gebühren werden auf desfallsigen Antrag zurückgezahlt, wenn die Wiederholung erweist, daß das oder die wiederholten Wörter im Ursprungstele­ gramm unrichtig wiedergegeben worden sind. Wenn im Ursprungs­ telegramm einige Wörter richtig und einige andere Wörter unrichtig wiedergegeben worden sind, so wird die Gebühr für diejenigen Wörter nicht erstattet, welche in dem Auskunft verlangenden, wie in dem

Antworts - Diensttelegramm die im Ursprungstelegramm richtig wie­ dergegebenen Wörter bezeichnen. IV. Die Gebühr für das Ursprungstelegramm, welches zu dem Anträge auf Berichtigung Anlaß gegeben hat, wird nicht zurück­ gezahlt. V. Dem Anträge auf Berichtigung eines beförderten oder in der Beförderung begriffenen Telegramms darf von den Telegraphen­ anstalten nur dann Folge gegeben werden, wenn der Antragsteller sich als Aufgeber oder Empfänger des betreffenden Ursprungstele­ gramms oder als Bevollmächtigter eines derselben ausgewiesen hat.

§ 25. Nachzahlung und Erstattung von Gebühren. I. Gebühren, welche für beförderte Telegramme zu wenig erhoben sind, oder deren Einziehung vom Empfänger nicht erfolgen konnte, — sei es, daß derselbe die Bezahlung verweigert hatte, sei es, daß er nicht ausgefunden worden war, — hat der Absender auf Ver­ langen nachzuzahlen. Jrrthümlich zu viel erhobene Gebühren wer­ den dem Aufgeber zurückgezahlt. n. Der Betrag der vom Aufgeber zu viel verwendeten Werth­ zeichen wird jedoch nur auf seinen Antrag erstattet. § 26. Telegrammabschriften. I. Der Aufgeber und der Empfänger, falls sie sich als solche gehörig ausweisen, sind berech­ tigt, sich beglaubigte Abschriften der von ihnen aufgegebenen und der an sie gerichteten Telegramme ausfertigen zu lassen, wenn sie Ort und Tag der Aufgabe genau angeben können und die Urschriften noch vorhanden sind. Diese Urschriften werden in der Regel sechs Monate lang aufbewahrt. II. Für jede Abschrift eines unter Angabe der Aufgabezeit und deS Aufgabeortes genau bezeichneten Telegramms sind bei Telegrammen bis zu 100 Wörtern 40 .P, bei längeren Telegrammen 40 5^ mehr für jede Reihe von 100 Wörtern oder einen Theil derselben zu ent­ richten. Bei ungenau bezeichneten Telegrammen sind außer der Schreibgebühr die durch die Aufsuchung des Telegramms entstehenden Kosten zu zahlen. § 27. Nebentelegraphen und besondere Telegraphen­ anlagen. Fernsprecheinrichtungen. Die Bedingungen für Neben­ telegraphen und besondere Telegraphenanlagen, sowie für die Fern­ sprecheinrichtungen werden vom Reichspostamt festgesetzt. § 28. Geltungsbereich. I. Die vorstehenden Bestimmungen gelten, soweit nicht Abweichungen ausdrücklich vorgeschrieben sind, auch für Telegramme, welche unter Benutzung von Eisenbahntele­ graphen befördert werden.

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A»-a»ß X1. Vertrhrs-Ordiuulß f#r die Lise»r,h»e» Demschlaud-.

II. In Bezug auf den telegraphischen Verkehr mit dem Aus­ lande kommen die Bestimmungen der bezüglichen Telegraphenvertrcige zur Anwendung.

Xi Bekanntmachung, betr. die Verkehrs-Ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands?

Vom 15. November 1892.

(RGBl 923.)

Gemäß dem vom Bundesrath in der Sitzung

vom 15. No-

1 Bekanntm. betr. die Betriebsordnung für die Haupteisenbahnen Deutsch­ lands 5.17. 92 (RGBl 691); Bekanntm. betr. die Bahuordnung für die Neben­ eisenbahnen Deutschlands 21./7. 92 (RGBl 764); G 7./6. 71, betr. die Ver bindlichkeit zum Schadenersatz für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken rc. herbeigeführten Tödtungen und Kör­ perverletzungen (RGBl 207): § 1. Wenn bei dem Betriebe einer Eisen­ bahn ein Mensch gelobtet oder körperlich verletzt wird, so hastet der BetriebsUnternehmer für den dadurch entstandenen Schaden, sofern er nicht beweist, daß der Unfall durch höhere Gewalt oder durch eigenes Verschulden des Getöbteten oder Verletzten verursacht ist. tz 2. Wer ein Bergwerk, einen Steinbruch, eine Gräberei (Grube) oder eine Fabrik betreibt, haftet, wenn ein Bevollmächtigter oder ein Repräsentant oder eine zur Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebes oder der Arbeiter angenommene Person durch ein Verschulden in Ausführung der Dienstvenichtungeu den Tod oder die Körperletzung eines Menschen herbeigeführt hat, für den dadurch entstandenen Schaden. § 3. Der Schadenersatz (§§ 1 und 2) ist zu leisten: 1. int Falle der Tödtung durch Ersatz der Kosten einer versuchten Heilung und der Beerdigung, sowie des Vermögensnachtheils, welchen der Getöbtete während der Krankheit durch Erwerbsunfähigkeit oder Verminderung der Erwerbsfähigkeit erlitten hat. War der Getödtetc zur Zeit seines Todes vermöge Gesetzes verpflichtet, einem Andern Unterhalt zu gewähren, so kann dieser insoweit Ersatz fordern, als ihm in Folge des Todesfalles der Unterhalt entzogen worden ist; 2. im Fall einer Körperverletzung durch Ersatz der Heilungskosten und des Vermögensnachtheils, welchen der Verletzte durch eine in Folge der Ver­ letzung eingetretene zeitweise oder dauernde Erwerbsunfähigkeit oder Verminderung der Erwerbsfähigkeit erleidet. § 4. War der Getödtete oder Verletzte unter Mitleistung von Prämien oder anderen Beiträgen durch den Betriebs-Unternehmer bei einer Versicherungs-

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A»-a»ß X1. Vertrhrs-Ordiuulß f#r die Lise»r,h»e» Demschlaud-.

II. In Bezug auf den telegraphischen Verkehr mit dem Aus­ lande kommen die Bestimmungen der bezüglichen Telegraphenvertrcige zur Anwendung.

Xi Bekanntmachung, betr. die Verkehrs-Ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands?

Vom 15. November 1892.

(RGBl 923.)

Gemäß dem vom Bundesrath in der Sitzung

vom 15. No-

1 Bekanntm. betr. die Betriebsordnung für die Haupteisenbahnen Deutsch­ lands 5.17. 92 (RGBl 691); Bekanntm. betr. die Bahuordnung für die Neben­ eisenbahnen Deutschlands 21./7. 92 (RGBl 764); G 7./6. 71, betr. die Ver bindlichkeit zum Schadenersatz für die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken rc. herbeigeführten Tödtungen und Kör­ perverletzungen (RGBl 207): § 1. Wenn bei dem Betriebe einer Eisen­ bahn ein Mensch gelobtet oder körperlich verletzt wird, so hastet der BetriebsUnternehmer für den dadurch entstandenen Schaden, sofern er nicht beweist, daß der Unfall durch höhere Gewalt oder durch eigenes Verschulden des Getöbteten oder Verletzten verursacht ist. tz 2. Wer ein Bergwerk, einen Steinbruch, eine Gräberei (Grube) oder eine Fabrik betreibt, haftet, wenn ein Bevollmächtigter oder ein Repräsentant oder eine zur Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebes oder der Arbeiter angenommene Person durch ein Verschulden in Ausführung der Dienstvenichtungeu den Tod oder die Körperletzung eines Menschen herbeigeführt hat, für den dadurch entstandenen Schaden. § 3. Der Schadenersatz (§§ 1 und 2) ist zu leisten: 1. int Falle der Tödtung durch Ersatz der Kosten einer versuchten Heilung und der Beerdigung, sowie des Vermögensnachtheils, welchen der Getöbtete während der Krankheit durch Erwerbsunfähigkeit oder Verminderung der Erwerbsfähigkeit erlitten hat. War der Getödtetc zur Zeit seines Todes vermöge Gesetzes verpflichtet, einem Andern Unterhalt zu gewähren, so kann dieser insoweit Ersatz fordern, als ihm in Folge des Todesfalles der Unterhalt entzogen worden ist; 2. im Fall einer Körperverletzung durch Ersatz der Heilungskosten und des Vermögensnachtheils, welchen der Verletzte durch eine in Folge der Ver­ letzung eingetretene zeitweise oder dauernde Erwerbsunfähigkeit oder Verminderung der Erwerbsfähigkeit erleidet. § 4. War der Getödtete oder Verletzte unter Mitleistung von Prämien oder anderen Beiträgen durch den Betriebs-Unternehmer bei einer Versicherungs-

vember 1892 auf Grund des Artikels 45 der Reichsverfassung ge­ faßten Beschlusse tritt mit dem 1. Januar 1893 an die Stelle anstalt, Knappschafts-, Unterstützungs-, Kranken- ober ähnlichen Kasse gegen den Unfall versichert, so ist die Leistung der Letzteren an den Ersatzberechtigtcn auf die Entschädigung einzurechnen, wenn die Mitleistung des Betriebs-Unternehmers nicht unter einem Drittel der Gesammtleistung beträgt. § 5. Die in den §§ 1 und 2 bezeichneten Unternehmer sind nicht be­ fugt, die Anwendung der in den 8S 1 bis 3 enthaltenen Bestimmungen ztl ihrem Bottheil durch Verträge (mittelst Reglements oder durch besondere Ueber-

einhinft) im Voraus auszuschließen oder zu beschränken. Vertragsbestimmungen, welche dieser Vorschrift entgegenstehen,

haben

keine rechtliche Wirkung. 8 6. Das Gericht hat über die Wahrheit der thatsächlichen Behauptungen unter Berücksichtigung des gesammten Inhalts der Verhandlungen nach freier

Ueberzeugung zu entscheiden. Die Vorschriften der Landesgesetze über den Beweis durch Eid,

sowie

über die Beweiskraft öffentlicher Urkunden und gettchtlicher Geständnisse bleiben unberühtt.

Ob einer Partei über die Wahrheit oder Unwahrheit einer thatsächlichen Behauptung noch ein Eid aufzulegen, sowie ob und inwieweit über die Höhe des Schadens eine beantragte Beweisaufnahme anzuordnen oder Sachverstän­

dige mit ihrem Gutachten zu hören, bleibt dem Ermessen des Gerichts überlassen. 8 7. Das Gericht hat unter Würdigung aller Umstände über die Höhe des Schadens, sowie darüber, ob, in welcher Art und in welcher Höhe Sicher­ heit zu bestellen ist, nach freiem Ermessen zu erkennen. Als Ersatz für den zukünftigen Unterhalt oder Erwerb ist, wenn nicht beide Theile über die Ab­ findung in Kapital einverstanden sind, in der Regel eine Rente zuzubilligen. Der Verpflichtete kann jederzeit die Aufhebung oder Minderung der Rente fordern, wenn diejenigen Verhältnisse, welche die Zuerkennung oder Höhe der Rente bedingt hatten, inzwischen wesentlich verändert sind. Ebenso kann der Verletzte, dafern er den Anspruch auf Schadenersatz innerhalb der Ver­

jährungsfrist (8 8) geltend gemacht hat, jederzeit die Erhöhung oder Wieder­ gewährung der Rente fordern, wenn die Verhältnisse, welche für die Fest­ stellung, Minderung oder Aufhebung der Rente maßgebend waren, wesentlich

verändert sind. Der Berechtigte kann auch nachträglich die Bestellung einer Sicherheit oder Erhöhung derselben fordern, wenn die Vermögensverhält nisse des Ver­

pflichteten inzwischen sich verschlechtert haben. 8 8. Die Forderungen auf Schadenersatz (88 1 bis 3) verjähren in zwei Jahren vom Tage des Unfalls an. Gegen denjenigen, welchem der Getödtete Unterhalt zu gewähren hatte (8 3 Nr. 1), beginnt die Verjährung mit dem TodeStage. Die Verjährung läuft auch gegen Minderjährige und diesen gleich­ gestellte Personen von denselben Zeitpunkten an, mit Ausschluß der Wieder­ einsetzung. 8 9.

Die Bestimmungen der Landesgesetze, nach welchen außer den in

518

A»-a»s H. Bcrtetrl-DrMMii fttt tit tifeiialien SeitftleaW. |1—7.

des Betriebs-Reglements für die Eisenbahnen 11. Mai 1874 die nachstehende

Deutschlands vom

Verkehrs-Or-u»nfür die Eisenbahnen Deutschlands. I. Eingaugs-Bestimmnnge».

(1) Die Bestimmungen dieser Verkehrs-Ordnung finden An­ wendung auf den Verkehr sämmtlicher Eisenbahnen Deutschlands. Auf den internationalen Verkehr dieser Bahnen findet die VerkehrsOrdnung nur insoweit Anwendung, als derselbe nicht durch besondere Bestimmungen geregelt ist. (2) Bestimmungen der Eisenbahnverwaltungen, welche die Verkehrs-Ordnung ergänzen, sind mit Genehmigung der Landes­ aufsichtsbehörde zulässig. Abweichende Bestimmungen können für Bahnen untergeordneter Bedeutung, wie auch dort, wo dies durch die Eigenart der Betriebsverhältnisse bedingt erscheint, von der Landesaufsichtsbehörde mit Zustimmung des Reichs-Eisenbahn-Amts bewilligt werden. (3) Alle ergänzenden und abweichenden Bestimmungen bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Aufnahme in die veröffentlichten Tarife. Die Genehmigung muß aus der Veröffentlichung zu ersehen sein.

II. Allgemeine Bestimmungen. § 1. Pflichten der Eisenbahnbediensteten. (1) Die Be­ diensteten der Eisenbahnen haben im Verkehr mit dem Publikum ein entschiedenes, aber höfliches Benehmen einzuhalten und sich inner­ halb der Grenzen ihrer Dienstpflichten gefällig zu bezeigen. (2) Die Annahme von Vergütungen oder Geschenken für dienst­ liche Verrichtungen ist ihnen untersagt. (3) Den Bediensteten ist das Rauchen während des dienstlichen Verkehrs mit dem Publikum verboten. diesem Gesetz vorgesehenen Fällen der Unternehmer einer in den §§ 1 und 2 bezeichneten Anlage oder eine andere Person, insbesondere wegen eines eigenen Verschuldens für den bei dem Betriebe der Anlage durch Tödtung oder Körperverletzung eines Menschen entstandenen Schaden haftet, bleiben unberührt. Die Vorschriften der §§ 3, 4, 6 bis 8 finden auch in diesen Fällen An­ wendung, jedoch unbeschadet derjenigen Bestimmungen der Landesgesetze, welche dem Beschädigten einen höheren Ersatzanspruch gewähren.

L Et»sa»s»-ve-tm««use».

IL Lllse»etue veftt»ma»-ea.

519

§ 2. Anordnungen der Bediensteten. Den dienstlichen Anordnungen der in Uniform befindlichen oder mit Dienstabzeichen oder mit einer Legitimation versehenen Bediensteten ist das Publikum Folge zu leisten verpflichtet. § 3. Entscheidung der Streitigkeiten. Streitigkeiten zwischen dem Publikum und den Bediensteten entscheidet auf den Stationen der Stationsvorsteher, während der Fahrt der Zugführer. K 4. Beschwerdeführung. (1) Beschwerden können bei den Dienstvorgesetzten mündlich oder schriftlich angebracht, auch in das auf jeder Station befindliche Beschwerdebuch eingetragen werden. (2) Die Verwaltung hat baldmöglichst auf alle Beschwerden zu antworten, welche unter Angabe des Namens und des Wohnortes des Beschwerdeführenden erhoben werden. Beschwerden über einen Bediensteten müssen dessen thunlichst genaue Bezeichnung nach dem Namen oder der Nummer oder einem Uniform-Merkmale enthalten.

§ 5. Betreten der Bahnhöfe und der Bahn. Das Be­ treten der Bahnhöfe und der Bahn außerhalb der bestimmungs­ mäßig dem Publikum für immer oder zeitweilig geöffneten Räume ist jedermann, mit Ausnahme der dazu nach den bahnpolizeilichen Vorschriften befugten Personen, untersagt. § 6. Verpflichtung zum Transporte. (1) Die Beför­ derung von Personen, Thieren und Sachen kann nicht verweigert werden, sofern 1. den geltenden Beförderungsbedingungen und den sonstigen all­ gemeinen Anordnungen der Eisenbahn entsprochen wird, 2. die Beförderung mit den regelmäßigen Transportmitteln mög­ lich ist, 3. nicht Umstände, welche als höhere Gewalt zu betrachten sind, die Beförderung verhindern. (2) Gegenstände, deren Ein- und Ausladen besondere Vorrich­ tungen nöthig macht, ist die Eisenbahn nur auf und nach solchen Stationen anzunehmen verpflichtet, wo derartige Vorrichtungen be­ stehen. § 7. Transportpreise. Tarife. (1) Die Berechnung der Transportpreise erfolgt nach Maßgabe der zu Recht bestehenden, ge­ hörig veröffentlichten Tarife. (2) Tariferhöhungen oder sonstige Erschwerungen der Beför­ derungsbedingungen treten nicht vor Ablauf von 6 Wochen nach ihrer Veröffentlichung in Kraft, sofern nicht der Tarif nur für eine bestimmte Zeit in Geltung gesetzt war. (3) Jede Preisermäßigung oder sonstige Begünstigung gegen­ über den veröffentlichten Tarifen ist verboten und nichtig.

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Anhang H. vrrrehr-.Or»»ll«g fßr die Eisenbahnen DentschlaatzS. |8—14.

(4) Begünstigungen bei Transporten für milde und für öffent­ liche Zwecke sowie solche im dienstlichen Interesse der Eisenbahnen sind mit Genehmigung der Landesaufsichtsbehörde zulässig. § 8. Zahlungsmittel. Außer den gesetzlichen Zahlungs­ mitteln ist, wo das Bedürfniß vorhanden, auch das auf den aus­ ländischen Nachbarbahnen gesetzlichen Kurs besitzende Gold- und Silber­ geld — jedoch mit Ausschluß der Scheidemünze — zu dem von der Verwaltung festzusetzenden und bei der betreffendell Abfertigungs­ stelle durch Anschlag zu veröffentlichenden Kurse anzunehmen, inso­ weit nicht der Annahme ein gesetzliches Verbot entgegensteht. § 9. Haftung der Eisenbahn für ihre Leute. Die Eisen bahn haftet für ihre Leute und für alldere Personen, deren sie sich bei Ausführung des von ihr übernommenen Transportes bedient.

III. Beförderung von Personen. § 10. Fahrpläne. Sonderfahrten. Abfahrtszeiten. (1) Die regelmäßige Personenbeförderung findet nach Maßgabe der Fahrpläne statt, lvelche vor dem Inkrafttreten öffentlich bekannt zu machen mib rechtzeitig auf den Stationen auszuhängen sind. Aus denselben müssen die Wagenklasscn, mit welchen die einzelnen Züge fahren, zu ersehen sein. Die Fahrpläne der eigenen Bahn, welche zum Aushang auf den Stationen des eigenen Bahngebiets bestimmt sind, sind auf hellgelbem, diejenigen, welche zum Aushang auf anderen Bahnen bestimmt sind, auf weißem Papier zu drucken. Außer Kraft getretene Fahrpläne sind sofort zu entfernen. (2) Sonderfahrten werden nach dem Ermessen der Verwaltulig gewährt. (3) Für dell Abgang der Züge sind die Stativnsuhren maß­ gebend. § 11. Fahrpreise. Ermäßignng für Kinder. (1) Die Fahrpreise werden durch die Tarife bestimmt (§ 7). Auf jeder Station ist an geeigneter Stelle ein Tarif-Auszug auszuhängen oder auszulegen, ans dem die Fahrpreise nach solchen Stationen, für welche direkte Fahrkarten verkauft werden, ersichtlich sind. (2) Kinder bis zum vollendeten vierten Lebensjahre, für welche ein besonderer Platz nicht beansprucht wird, sind frei zu befördern. Kinder vom vollendeten vierten bis zum vollendeten zehnten Lebens­ jahre sowie jüngere Kinder, falls für letztere ein Platz beansprucht wird, werden zu ermäßigten Fahrpreisen befördert. Finden Zweifel über das Alter der Kinder statt, so entscheidet einstweilen der dienstlich anwesende höchste Beamte. § 12. Inhalt der Fahrkarten. Die Fahrkarte muß die

Strecke, für welche sie Geltung hat, die Gattung des Zuges, die Wagenklafse sowie den Fahrpreis, sofern derselbe nicht Valutaschwan­ kungen unterliegt, enthalten.

§ 13. Lösung der Fahrkarten. (1) Der Verkauf der Fahrkarten kann auf Stationen mit geringerem Verkehr nur inner­ halb der letzten halben Stunde, auf Stationen mit größerem Verkehr innerhalb einer Stunde vor Abgang beSjenigen Zuges, mit welchem der Reisende befördert sein will, verlangt werden. Liegt jedoch zwischen zwei nach derselben Richtung abgehenden Zügen eine kürzere Zwischen­ zeit, so kann die Ausgabe der Fahrkarten für den später abgehenden Zug frühestens eine halbe Stunde vor dessen Abfahrtszeit gefordert werden. Fünf Minuten vor Abgang des Zuges erlischt der An­ spruch auf Verabfolgung einer Fahrkarte. (2) Es kann verlangt werden, daß das zu eutrichtende Fahr­ geld abgezählt bereit gehalten wird. (3) Auf der Abgangsstation ist bis spätestens 30 Minuten vor Abgang des betreffenden Zuges die Bestellung ganzer Wagenabthei­ lungen gegen Bezahlung höchstens so vieler Fahrkarten der betreffen­ den Klasse, als die Wagenabtheilung Plätze enthält, zulässig. Der Bestellung ist unter Ausfertigung eines Scheins stattzugeben, soweit die Zugsbelastung es erlaubt. Auf Zwischenstationen können ganze Abtheilungen nur dann beansprucht werden, wenn solche unbesetzt in dem ankommenden Zuge vorhanden sind. In die Abtheilung dürfen nicht mehr Personen ausgenommen werden, als Fahrkarten bezahlt sind. Bestellte Abtheilungen müssen als solche mittelst einer Auf­ schrift erkennbar gemacht werden.

§14. Zurücknahme und Umtausch gelöster Fahrkarten. (1) Die Fahrkarten geben Anspruch auf Plätze in der entsprechenden Wagenklasse, soweit solche vorhanden sind. Wenn einem Reisenden ein seiner Fahrkarte entsprechender Platz nicht angewiesen werden kann, ihm auch nicht ein Platz in einer höheren Klasse zeitweilig eingeräumt wird, so steht ihm frei, die Fahrkarte gegen eine solche der niedrigeren Klaffe, in welcher noch Plätze vorhanden sind, unter Erstattung des Preisunterschiedes umzuwechseln, oder die Fahrt zu unterlassen und das bezahlte Fahrgeld zurückzuverlangen. (2) Ein Umtausch gelöster Fahrkarten gegen solche höherer oder niedrigerer Klaffen oder nach einer anderen Station ist den Reisenden auf der Abgangsstation bis 5 Minuten vor Abfahrt des Zuges, soweit noch Plätze vorhanden sind, unter Ausgleich des Preis­ unterschiedes gestattet, sofern die Fahrkarte noch nicht entwerthet ist. (3) Für Theilstrecken kann ein Uebergehen auf Plätze einerhöheren Klaffe gegen Entrichtung eines im Tarife festzusetzenden

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dlNhaog X1.

Bertelrt-Miine für He Etse«L»h«e» De«tschl»«tD. 115—20.

Preiszuschlages sowohl auf der Abgangsstation, stattonen erfolgen.

als auf Zwischen-

§ 15. Warteräume. Die Warteräume sind spätestens eine Stunde vor Abgang eines jeden Zuges zu öffnen. Dem auf einer Uebergangsstation mit durchgehender Fahrkarte ankommenden Rei­ senden ist gestattet, sich in dem Warteraum derjenigen Bahn, aas welcher er die Reise fortsetzt, bis zum Abgänge des von ihm zu be­ nutzenden nächsten Zuges aufzuhalten, in der Zeit von 11 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens jedoch nur, soweit der Warteraum während dieser Zeit ohnedies geöffnet sein muß. § 16. Ein- und Aussteigen. (1) Die Aufforderung zum Einsteigen in die Wagen erfolgt durch Abrufen oder Abläuten in den Warterüumen oder durch ein aus zwei Schlägen der Stations­ glocke bestehendes Signal. (2) So lange der Zug sich in Bewegung befindet, ist das Ein­ und Aussteigen, der Versuch oder die Hülfeleistung dazu sowie das eigenmächtige Oeffnen der Wagenthüren verboten. (3) Gleise dürfen vom Publikum nur an den hierfür bestimmten Stellen betreten oder überschritten werden. Bei dem Verlassen der Station ist der dazu bestimmte Ausgang zu benutzen. $ 17. Anweisung der Plätze. Frauen-Abtheilungen. (1) Einzelne bestimmte Plätze werden nicht verkauft. Eine Aus­ nahme ist nur für bestimmte Züge mit besonderen Einrichtungen und für besonders ausgestattete Wagen zulässig. Beim Einsteigen ist es dem Reisenden gestattet, für sich und mitreisende Angehörige je einen Platz zu belegen. (2) Die Bediensteten sind berechtigt und auf Verlangen der Reisenden verpflichtet, denselben ihre Plätze anzuweisen. (3) Die mit durchgehenden Fahrkarten ankommenden Reisenden haben den Vorzug vor neu hinzutretenden. (4) Allein reisende Frauen sollen auf Verlangen möglichst nur mit Frauen zusammen in eine Abtheilung gesetzt werden. In jedem Zuge muß mindestens je eine Frauen-Abtheilung für die Reisenden der zweiten und der dritten Wagenklasse vorhanden sein, sofern in dem Zuge wenigstens 3 Abtheilungen der betreffenden Wagenklasse sich befinden. Auch in Zügen, in welchen sich Wagen mit geschlossenen Abtheilungen nicht befinden, ist thunlichst eine besondere Abtheilung für Frauen einzurichten. § 18. Tabakrauchen in den Wagen. (1) In der ersten Wagenklasse darf nur mit Zustimmung aller in derselben Abtheilung Mitreisenden Personen geraucht werden. Die Eisenbahn kann jedoch

Abtheilungen erster Klasse für Raucher und für Nichtraucher einstellen, welche als solche zu bezeichnen sind. (2) In den übrigen Wagenklaffen ist das Rauchen gestattet. In jedem Personenzuge müssen jedoch Abtheilungen zweiter und, vorausgesetzt daß die Beschaffenheit der Wagen es gestattet, auch dritter Klasse für Nichttaucher vorhanden sein. (3) In den Nichtraucher- und in den Frauen-Abtheilungen ist das Rauchen selbst mit Zusttmmung der Mitreisenden nicht gestattet. Auch dürfen solche Abtheilungen nicht mit brennenden Cigarren oder Pfeife betreten werden. (4) Brennende Tabakspfeifen müssen mit Deckeln versehen sein. §19. Versäumung der Abfahrt. (1) Nachdem das vor­ geschriebene Abfahrtszeichen durch die Dampfpfeife der Lokomotive oder die Mundpfeise des Zugführers gegeben ist, wird niemand mehr zur Mitreise zugelassen. (2) Dem Reisenden, welcher die Abfahrtszeit versäumt, steht ein Anspruch weder auf Rückerstattung des Fahrgeldes, noch auf irgeub eine andere Entschädigung zu. (3) Lautet die Fahrkarte auf einen bestimmten Zug, so kann sich der Reisende auch eines anderen, am nämlichen oder am folgenden Tage nach der Bestimmungsstation abgehenden Zuges bedienen, so­ fern er seine Fahrkarte ohne Verzug dem Stationsvorsteher vorlegt und mit einem Vermerk über die Gültigkeit versehen läßt. Der gleiche Vermerk ist erforderlich, wenn die Fahrkarte auf einen be­ stimmten Tag lautet und der Reisende erst am folgenden Tage die Fahrt antreten will. Bei Benutzung eines höher tarifirten Zuges ist die Fahrkarte gegen Enttichtung des Preisunterschiedes umzu­ tauschen. Bei Benutzung eines niedriger tarifirten Zuges ist der Preisunterschied zu erstatten. (4) Eine Verlängerung der für Rückfahrten, Rundreisen und dergleichen festgesetzten Frist wird hierdurch nicht herbeigeführt.

§20. Ausschluß von der Fahrt. (1) Personen, welche wegen einer sichtlichen Krankheit oder aus anderen Gründen die Mit­ reisenden voraussichtlich belästigen würden, sind von der Mitfahrt auszuschließen, wenn nicht für sie eine besondere Abtheilung bezahlt wird und bereit gestellt werden kann. Wird die Mitfahrt nicht ge­ stattet, so ist das etwa bezahlte Fahrgeld einschließlich der Gepäck­ fracht zurückzugeben. Wird erst unterwegs wahrgenommen, daß ein Reisender zu den vorbezeichneten Personen gehört, so erfolgt der Ausschluß auf der nächsten Statton. Das Fahrgeld sowie die Ge­ päckfracht sind für die nicht durchfahrene Sttecke zu ersetzen. (2) Wer die vorgeschriebeue Ordnung nicht beobachtet, sich den

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Auha», X1. Vertehr§.Ordu»»§ für die LNe»b«hae» De»tschlau§§.

§21—25.

Anordnungen der Bediensteten nicht fügt oder den Anstand verletzt, wird ohne Anspnlch auf den Ersatz des bezahlten Fahrgeldes von der Mitfahrt ausgeschlossen. Namentlich dürfen trunkene Personen zur Mitfahrt und zum Aufenthalt in den Warteräumen nicht zuge­ lassen werden und sind, falls die Zulassung dennoch stattgefunden hat, auszuweisen. (3) Erfolgt die Ausweisung unterwegs oder werden die be­ treffenden Personen zurückgewiesen, nachdem sie ihr Gepäck bereits zur Abfertigung übergeben haben, so haben sie keinen Anspruch darauf, daß ihnen dasselbe anderswo, als auf der Station, wohin es abgefertigt worden, wieder verabfolgt wird. § 21. Kontrole der Fahrkarten. (1) Die Fahrkarte ist auf Verlangen bei dem Eintritt in den Warteraum, beim Betreten des Bahnsteiges (Perron), beim Einsteigen in den Wagen, sowie auch jederzeit während der Fahrt vorzuzeigen. (2) Der Reisende, welcher ohne gültige Fahrkarte betroffen wird, hat für die ganze von ihm zurückgelegte Strecke und, wenn die Zugangsstation nicht sofort unzweifelhaft nachgewiesen wird, für die ganze vom Zuge zurückgelegte Strecke das Doppelte des gewöhnlichen Fahrpreises, mindestens aber den Betrag von 6 Mark zu entrichten. Der letztere Betrag ist auch für den Fall zu bezahlen, daß der Zug sich noch nicht in Bewegung gesetzt hat. Derjenige Reisende jedoch, welcher unaufgefordert dem Schaffner oder Zugführer meldet, daß er wegen Verspätung keine Fahrkarte habe lösen können, hat nur den gewöhnlichen Fahrpreis mit einem Zuschläge von 1 Mark, keinesfalls jedoch mehr als den doppelten Fahrpreis zu zahlen. In allen Fällen ist dem Reisenden eine Zuschlagskarte oder sonstige Bescheinigung zu verabfolgen. (3) Wer die sofortige Zahlung verweigert, kann ausgesetzt werden. § 22. Verhalten während der Fahrt. (1) Während der Fahrt darf sich niemand seitwärts aus dem Wagen beugen oder gegen die Thür anlehnen. Auch ist der Aufenthalt auf den etwa an den Wagen befindlichen Plattformen nicht gestattet. (2) Die Fenster dürfen nur mit Zustimmung aller in derselben Abtheilung mitreisenden Personen auf beiden Seiten des Wagens gleichzeitig geöffnet sein. Im Uebrigen entscheidet, soweit die Rei­ senden sich über das Oeffnen und Schließen der Fenster nicht ver­ ständigen, der Schaffner. (3) Es ist untersagt, Gegenstände, durch welche Personen oder Sachen beschädigt werden können, aus den Wagen zu werfen. § 23. Beschädigung der Wagen. Der durch Beschädigung

oder Verunreinigung der Wagen oder ihrer Ausrüstung verursachte Schaden ist zu ersetzen. Die Eisenbahn ist berechtigt, sofortige Zahlung oder Sicherstellung zu verlangen. Die Entschädigung erfolgt, soweit hierfür ein Tarif besteht, nach Maßgabe desselben. Der Tarif ist auf Verlangen vorzuzeigen. 8 24. Verfahren auf Zwischenstationen. Anhalten auf freier Bahn. (1) Bei Ankunft auf einer Station ist der Name derselben, die Dauer des Aufenthalts sowie der etwa stattfindende Wagenwechsel auszurufen. Sobald der Zug sttllsteht, haben die Bahnbediensteten nach der zum Aussteigen bestimmten Seite die Thüren derjenigen Wagen zu öffnen, in welchen Reisende mit Fahrkarten für diese Station sich befinden. Die Thüren der übrigen Wagen werden nur auf Verlangen geöffnet. (2) Wer auf den Zwischenstationen seinen Platz verläßt, ohne ihn zu belegen, geht seines Anspruchs auf diesen Platz verlustig. (3) Wird ausnahmsweise außerhalb einer Station längere Zeit angehalten, so ist den Reisenden das Aussteigen nur mit ausdrück­ licher Bewilligung des Zugführers gestattet. Die Reisenden müssen sich dann sofort von dem Bahngleise entfernen, auch auf das erste mit der Dampfpfeife oder auf andere Weise gegebene Zeichen ihre Plätze wieder einnehmen. (4) Das Zeichen zur Weiterfahrt wird durch ein dreimaliges Ertönen der Dampfpfeife gegeben. Wer beim dritten Ertönen der Dampfpfeise noch nicht wieder eingesttegen ist, geht des Anspruchs auf die Mitreise verlustig.

§ 25. Freiwillige Unterbrechung der Fahrt. (1) Den Reisenden ist, unbeschadet etwaiger weitergehender, von der Gsenbahn bewilligter Vergünstigungen, gestattet, die Fahrt einmal, bei Rück­ fahrkarten auf dem Hin- und Rückwege je einmal zu unterbrechen, um mit einem am nämlichen oder am nächstfolgenden Tage nach der Besttmmungsstation abgehenden Zuge weiter zu reisen. Solche Rei­ sende haben auf der Zwischenstatton sofort nach dem Verlassen des Zuges dem Stationsvorsteher ihre Fahrkarte vorzulegen und dieselbe mit dem Vermerke der Gültigkeit versehen zu lassen. Falls der Zug, welchen sie zur Weiterfahrt benutzen wollen, höher tarifirt ist, als derjenige, für welchen sie eine Fahrkarte gelöst haben, so ist eine den Preisunterschied mindestens deckende Zuschlagskarte zu lösen. (2) Eine Verlängerung der für Rückfahrten, Rundreisen und dergleichen festgesetzten Frist wird durch die Unterbrechung der Fahrt nicht herbeigeführt. Mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde kann die Unterbrechung der Fahrt von besonderen, in die Tarife aufzunehmenden

526

Anhang L1. VertehrS'Lrduuns für lie Ltfe»Lah»e« De»tslhl«»dg. 126—29.

Bedingungen abhängig gemacht oder für gewisse Fahrkarten ganz ausgeschlossen werden.

§ 26. Verspätung der Züge. Betriebsstörungen. (1)Berspätete Abfahrt oder Ankunft der Züge begründet keinen Anspruch gegen die Eisenbahn. (3) Wird in Folge einer Zugverspätung der Anschluß an einen anderen Zug versäumt, so ist dem mit durchgehender Fahrkarte ver­ sehenen Reisenden, sofern er mit dem nächsten zurückführenden Zuge ununterbrochen zur Abgangsstation zurückgekehrt ist, der bezahlte Preis für die Hin- und Rückreise in der auf der Hinreise benutzten Wagenklasse zu erstatten. (3) Dieser Anspruch ist bei Vermeidung des Verlustes vom Reisenden unter Vorlegung seiner Fahrkarte sogleich nach Ankunft des verspäteten Zuges dem Stationsvorsteher, sowie nach Rückkehr zur Abgangsstation dem Vorsteher der letzteren anzumelden. Ueber diese Meldungen haben beide Stationsvorsteher Bescheinigung zu ertheilen. (4) Bei gänzlichem oder theilweisem Ausfall einer Fahrt sind die Reisenden berechtigt, entweder das Fahrgeld für die nicht durchfahrene Strecke zurückzufordern oder die Beförderung mit dem nächsten, auf der gleichen oder auf einer um nicht mehr als ein Biertheil weiteren Strecke derselben Bahnen nach dem Bestimmungsorte führenden Zuge ohne Preiszuschlag zu verlangen, sofern dies ohne Ueberlastung des Zuges und nach den Betriebseinrichtungen möglich ist und der Zug auf der betreffenden Unterwegsstation fahrplanmäßig hält. (5) Wenn Naturereignisse oder andere Umstände die Fahrt auf einer Strecke der Bahn verhindern, so muß für die Weiterbeförderung bis zur fahrbaren Strecke mittelst anderer Fahrgelegenheiten thunlichst gesorgt werden. Die hierdurch entstandenen Kosten sind der Eisenbahn, abzüglich des Fahrgeldes für die nicht durchfahrene Eisenbahnstrecke, zu erstatten. (6) Betriebsstörungen und Zugverspätungen sind durch Anschlag an einer dem Publikum leicht zugänglichen Stelle in deutlich erkenn­ barer Weise sofort bekannt zu machen. § 27. Mitnahme von Hunden. (1) Hunde und andere Thiere dürfen in den Personenwagen nicht mitgeführt werden. (2) Ausgenommen sind kleine Hunde, welche auf dem Schooße getragen werden, sofern gegen deren Mitnahme von den Mitreisen­ den derselben Abtheilung Einspruch nicht erhoben wird. Die Mit­ nahme von größeren Hunden, insbesondere Jagdhunden, in die dritte Wagenklaffe darf ausnahmsweise gestattet werden, wenn die Beför­ derung der Hunde mit den begleitenden Personen in abgesonderten

Abtheilungen erfolgt. Die Verpflichtung zur Zahlung der tarif­ mäßigen Gebühr für Beförderung von Hunden wird hierdurch nicht berührt. (3) Die Beförderung anderer von Reisenden mitgenommener Hunde erfolgt in abgesonderten Behältnissen. Soweit solche in den Personenzügen nicht vorhanden oder bereits besetzt sind, kann die Mitnahme nicht verlangt werden. Bei Aufgabe des Hundes muß ein Beförderungsschein (Hundekarte) gelöst werden. Gegen Rückgabe dieses Scheins wird der Hund nach beendeter Fahrt verabfolgt. Die Eisenbahn ist verpflichtet, Hunde, welche nach Ankunft auf der Be­ stimmungsstation nicht sofort abgeholt werden, zu verwahreu. (4) Wegen sonstiger Beförderung von Hunden siehe § 30 Ab­ satz 3 und §§ 44 ff. § 28. Mitnahme von Handgepäck in die Personen­ wagen. (1) Kleine, leicht tragbare Gegenstände können, sofern sie die Mitreisenden nicht durch ihren Geruch oder auf andere Weise belästigen und nicht Zoll-, Steuer- und Polizeivorschriften entgegen­ stehen, in den Personenwagen mitgeführt werden. Für solche in den Wagen mitgenommene Gegenstände werden Gepäckscheine nicht aus­ gegeben; sie sind von den Reisenden selbst zu beaufsichtigen. (2) Unter denselben Voraussetzungen ist Reisenden vierter Klasse auch die Mitführung von Handwerkszeug, Tornister, Trage­ lasten in Körben, Säcken und Kiepen sowie von ähnlichen Gegen­ ständen, welche Fußgänger mit sich führen, gestattet. (3) Bei Meinungsverschiedenheiten entscheidet der Stations­ vorsteher.

8 29. Bon der Mitnahme ausgeschlossene Gegenstände. (1) Feuergefährliche sowie andere Gegenstände, die auf irgend eine Weise Schaden verursachen können, insbesondere geladene Gewehre, Schießpulver, leicht entzündliche Stoffe und dergleichen, sind von der Mitnahme ausgeschloffen. (2) Die Eisenbahnbediensteten sind berechtigt, sich von der Be­ schaffenheit der mitgenommenen Gegenstände zu überzeugen. (3) Der Zuwiderhandelnde haftet für allen auS der Uebertretung des obigen Verbotes entstehenden Schaden und verfällt außerdem in die durch die bahnpolizeilichen Vorschriften bestimmte Strafe. (4) Jägern und im öffentlichen Dienste stehenden Personen ist die Mitführung von Handmunition gestattet. (5) Der Lauf eines mitgeführten Gewehres muß nach oben gerichtet sein.

528

Anhang X I.

Verkehrs-Ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands.

9 30—34.

IV. Beförderung von Reisegepäck.

H 30. Begriff des Reisegepäcks. (1) Als Reisegepäck tonn in der Regel nur das, was der Reisende zu seiner Reise be­ darf, namentlich Koffer, Mantel- und Reisesäcke, Hutschachteln, kleine Kisten und dergleichen aufgegeben werden. (2) Doch können auch größere kaufmännisch verpackte Kisten, Tonnen, sowie Fahrzeuge und andere nicht zum Reisebedarf zu rech­ nende Gegenstände, sofern sie zur Beförderung mit Personenzügen geeignet sind, ausnahmsweise als Reisegepäck zugelassen werden. Wegen der Fahrzeuge vergleiche auch § 6 Absatz 2. (3) Ebenso können kleine Thiere in Käfigen, Kisten, Säcken und dergleichen zur Beförderung als Reisegepäck angenommen werden. (4) Gegenstände, welche von der Beförderung als Frachtgut, sowie solche, welche nach § 29 von der Mitnahme in die Personen­ wagen ausgeschlossen sind, dürfen, bei Vermeidung der im § 53 Absatz 8 festgesetzten Folgen, auch als Reisegepäck nicht aufgegeben werden. (5) Ob und unter welchen Bedingungen die im § 50 B 2 bezeichneten Gegenstände zur Beförderung als Reisegepäck angenom­ men werden, bestimmen die besonderen Vorschriften der Eisenbahnen. § 31. Art der Verpackung. Entfernung älterer Be­ t' örderungszeichen. Reisegepäck, welches nicht sicher und dauer­ haft verpackt ist, kaun zurückgewiesen werden. Auf den Gepäckstücken dürfen ältere Eisenbahn-, Post- und andere Beförderungszeichen sich nicht befinden. Wird in Folge der Nichtbeachtung dieser Vorschrift das Gepäck verschleppt, so haftet die Eisenbahn nicht für den daraus erwachsenen Schaden. § 32. Auslieferung des Gepäcks. Gepäckscheine (1) Die Abfertigung des Reisegepäcks erfolgt innerhalb der im § 13 Absatz 1 für den Verkauf der Fahrkarten festgesetzten Zeit. (2) Die Abfertigung von Gepäck, welches nicht spätestens 15 Minuten vor Abgang des Zuges bei der Gepäck-Abfertigungsstelle aufgeliefert ist, kaun nicht beansprucht werden. Fahrzeuge, welche zur Beförderung als Reisegepäck zugelassen werden (§ 30 Absatz 2), müssen 2 Stunden vor Abgang des Zuges angemeldet und spätestens eine Stunde vorher zur Abfertigung aufgeliefert werden; auf Zwischenstationen kann auf eine Beförderung derselben mit dem vom Absender gewünschten Zuge nur dann gerechnet werden, wenn sie 24 Stunden vorher angemeldet worden sind. (3) Bei Abfertigung des Gepäcks ist dem Reisenden ein Ge­ päckschein auszuhändigen.

(4) Die Gepäckfracht ist bei der Abfertigung zu entrichten. (5) Wird in dringenden Fällen Gepäck ausnahmsweise unter Vorbehalt späterer Abfertigung unabgefertigt zur Beförderung zuge­ lassen, so wird es bis zum Zeitpunkt der Abfertigung als zum Trans­ porte aufgegeben nicht angesehen. (6) Dasselbe gilt für die Annahme von Reisegepäck auf Halte­ stellen ohne Gepäckabfertigung. § 33. Auslieferung des Gepäcks. (1) Das Gepäck wird nur gegen Rückgabe des Gepäckscheins ausgeliefert. Die Eisenbahn ist nicht verpflichtet, die Berechtigung des Inhabers zu prüfen. (2) Der Inhaber des Gepäckscheins ist berechtigt, am Bestim­ mungsorte die sofortige Auslieferung des Gepäcks an der Ausgabe­ stelle zu verlangen, sobald nach Ankunft des Zuges, zu welchem das Gepäck aufgegeben wurde, die zur ordnungsmäßigen Ausladung und Ausgabe sowie zur etwaigen zoll- oder steueramtlichen Abfertigung erforderliche Zeit abgelaufen ist. (3) Werden Gepäckstücke innerhalb 24 Stunden, Fahrzeuge innerhalb 2 Stunden nach Ankunft des Zuges nicht abgeholt, so ist das tarifmäßige Lagergeld oder Standgeld zu entrichten. Kommt das Fahrzeug nach 6 Uhr Abends an, so wird die Abholungsfrist vom nächsten Morgen 6 Uhr ab gerechnet. (4) Wird der Gepäckschein nicht beigebracht, so ist die Eisen­ bahn zur Auslieferung des Gepäcks nur nach vollständigem Nach­ weise der Empfangsberechtigung gegen Ausstellung eines Reverses und nach Umständen gegen Sicherheit verpflichtet. (5) In der Regel ist das Gepäck nur auf der Station aus­ zuliefern, wohin es abgefertigt ist. Das Gepäck kann jedoch auf Verlangen des Reisenden, sofern Zeit und Umstände sowie Zoll- und Steuervorschriften es gestatten, auch auf einer vorliegenden Station zurückgegeben werden. In einem solchen Falle hat der Reisende bei der Auslieferung des Gepäcks den Gepäckschein zurückzugeben und die Fahrkarte vorzuzeigen. (6) Fahrzeuge, welche unterwegs in einen anderen Zug über­ gehen müssen, brauchen erst mit dem nächstfolgenden Personenzuge am Bestimmungsorte einzutreffen. § 34. Haftung der Eisenbahn für Reisegepäck. (1) Für das zur Beförderung übernommene Reisegepäck haftet die Eisenbahn nach den für die Beförderung von Gütern (Abschnitt VIII) geltenden Bestimmungen, soweit solche auf die Beförderung von Reisegepäck anwendbar sind und sich aus den Bestimmungen des gegenwärtigen Abschnitts nicht Abweichungen ergeben. (2) Die etwaige Deklaration des Interesses an der Lieferung Friedberg, Handettgesgbg. 3.Ausg.

34

530

«uha»>n. BerteW&rtam für tit «seltne* Delschla»»-. 135-40,

ist spätestens eine halbe Stunde vor Abgang des Zuges, mit welchem die Beförderung geschehen soll, an der Gepäck-Abfertigungsstelle unter Zahlung des tarifmäßigen Frachtzuschlages (§ 84 Absatz 3) abzu­ geben; sie hat nur dann rechtliche Wirkung, wenn sie von der Ab­ fertigungsstelle im Gepäckschein vermerkt ist. (3) Die Eisenbahn ist von jeder Haftung für den Verlust von Reisegepäck frei, wenn es nicht innerhalb 8 Tagen nach Ankunft des Zuges (§ 33) auf der Bestimmungsstation abgefordert wird. (4) Der Reisende, welchem das Gepäck nicht ausgeliefert wird, kann verlangen, daß ihm auf dem Gepäckschein Tag und Stunde der geschehenen Abforderung bescheinigt werde. (5) Für den Verlust und die Beschädigung von Reisegepäck, welches nicht zur Beförderung aufgegeben worden ist (§§ 28 und 32), sowie von Gegenständen, welche in den Fahrzeugen belassen sind (§ 30), wird nur gehaftet, wenn ein Verschulden der Eisenbahn oder ihrer Leute nachgewiesen ist. § 35. In Verlust gerathene Gepäckstücke. (1) Fehlende Gepäckstücke werden nach Ablauf von 3 Tagen nach Ankunft des Zuges, zu welchem sie aufgegeben sind, als in Verlust gerathen be­ trachtet. (2) Falls das Gepäckstück später gefunden wird, ist hiervon der Reisende, sofern sein Aufenthalt sich ermitteln läßt, auch wenn er bereits Entschädigung erhalten hat, zu benachrichtigen. Derselbe kann innerhalb 30 Tagen nach Empfang der Nachricht verlangen, daß ihm das Gepäckstück gegen Rückerstattung des erhaltenen Schadens­ ersatzes, und zwar nach seiner Wahl entweder kostenfrei am Be­ stimmungsorte oder kosten- und frachtfrei am Aufgabeorte, verab­ folgt wird. § 36. Haftung der Eisenbahn für verspätete Ankunft des Reisegepäcks. Die Haftung der Eisenbahn für Versäumung der Lieferzeit (§ 33) richtet sich nach folgenden Bestimmungen: 1. Der durch diese Versäumung nachweislich entstandene Schaden wird vergütet: a) bei stattgehabter Deklaration des Interesses an der Liefe­ rung: bis zur Höhe des deklarirten Betrages; b) in Ermangelung einer solchen Deklaration für je ange­ fangene 24 Stunden der Versäumung: mit höchstens 20 Pfennig für jedes Kilogramm des ausgebliebenen Ge­ päcks, bei Fahrzeugen (§ 30) mit höchstens 30 Mark für jedes ausgebliebene Fahrzeug. 2. Die Eisenbahn ist von der Haftung für den Schaden, welcher durch Versäumung der Lieferzeit entstanden ist, befreit, sofern

sie beweist, daß die Verspätung von einem Ereigniß herrührt, welches

sie

herbeigeführt

weder

hat,

noch

abzuwenden

ver­

mochte. (1)

D 37. Gepäckträger. AufbewahrungdesGepäcks. Sofern von der Eisenbahn auf einer Station Gepäckträger zu­

gelassen werden,

müssen

erkennbar

dieselben durch Dienstabzeichen

und mit einer gedruckten Dienstanweisung nebst Gebührentarif ver­ Sie haben auf Verlangen den Tarif vorzuzeigen, auch

sehen sein.

eine mit ihrer Nummer versehene Marke zu verabfolgen.

ist

auch an einem

Der Tarif

geeigneten Orte der Abfertigungsstelle und der

Ausgabestelle auszuhängen. (2)

Falls sich die Reisenden solcher Gepäckträger für den von

der Eisenbahn nicht übernommenen Transport des Gepäcks nach und von den Abfertigungsstellen bedienen

wortlichkeit der Verwaltung. (3) Auf größeren Stationen

so geschieht dies ohne Verant­

müssen

Einrichtungen

bestehen,

welche es dem Reisenden ermöglichen, sein Gepäck ohne Verantwort­ lichkeit der Verwaltung gegen

eine festgesetzte Gebühr zur vorüber­

gehenden Aufbewahrung zu übergeben. 8 38.

Zurückgelassene Gegenstände.

(1)

Alle im ört­

lichen Bezirk der Eisenbahn oder in den Wagen zurückgelassenen, cm die Verwaltung abgelieferten Gegenstände sind mindestens 3 Monate

aufzubewahren. (2) Gegenstände,

welche dem Verderben ausgesetzt sind,

bestmöglich zu verkaufen, (3)

sind

sobald deren Verderben zu befürchten ist.

Nach Ablauf der dreimonatlichen Frist wird mit den Gegen­

ständen und dem Erlöse nach Maßgabe der gesetzlichen oder sonstigen Vorschriften verfahren.

V. Beförderung von Expreßgut. 8 39. Begriff des Expreßgutes. Die Eisenbahnen können in den Tarifen bestimmen, daß der Transport von Gütern, welche

sich zur Beförderung in Packwagen eignen, auch wenn sie nicht als

Reisegepäck (§ 30) zur Aufgabe gelangen, auf Gepäckschein oder auf besonderen Beförderungsschein zulässig ist (Expreßgut). (1)

8 40. Aufgabe und Auslieferung des Expreßgutes. Bei Abfertigung des Expreßgutes mit Gepäckschein ist solcher

in der Regel dem Absender auszuhändigen. In diesem Falle er­ folgt die Auslieferung des Gutes am Bestimmungsorte gegen Rück­ gabe des Gepäckscheins.

Jedoch kann auf Verlangen deS Absender-

der Gepäckschein auch der Sendung beigegeben werden, mit der vollen Adresse des Empfängers

versehen ist.

wenn diese In diesem

34*

532

A«ha»r X1.

verrehr».vrh»»»r für die 6lfei3«|«ei De«tschla»d-.

- 41—43«

Falle erfolgt die Auslieferung nach den besonderen Vorschriften jeder Verwaltung. (2) Bei Abfertigung des Expreßgutes mit Beförderungs­ schein muß dieser die Sendung stets begleiten und das Gut mit der vollen Adresse des Empfängers versehen sein. Die Auslieferung erfolgt am Bestimmungsorte nach den in den Tarifen enthaltenen Vorschriften. § 4L Anwendbarkeit der Bestimmungen für Reise­ gepäck. Im Uebrigen finden auf die Beförderung von Expreßgut die Bestimmungen des Abschnitts IV sinngemäße Anwendung, soweit nicht durch die Tarife die Anwendung des Abschnitts VIII vorge­ sehen ist. VI.

Beförderung von Leichen.

8 42. Beförderungs-Bedingungen. (1) Der Transport einer Leiche muß, wenn er von der Ausgangsstation des Zuges er­ folgen soll, wenigstens 6 Stunden, wenn er von einer Zwischen­ station ausgehen soll, wenigstens 12 Stunden vorher angemeldet werden. (2) Die Leiche muß in einem hinlänglich widerstandsfähigen Metallsarge luftdicht eingeschlossen und letzterer von einer hölzernen Umhüllung dergestalt umgeben sein, daß jede Verschiebung des Sarges innerhalb der Umhüllung verhindert wird. (3) Die Leiche muß von einer Person begleitet sein, welche eine Fahrkarte zu lösen und denselben Zug zu benutzen hat, in dem die Leiche befördert wird. (4) Bei der Aufgabe muß der vorschriftsmäßige, nach anlie­ gendem Formular1 ausgefertigte Leichenpaß beigebracht werden, welchen die Eisenbahn übernimmt und bei Ablieferung der Leiche zurückstellt. Die Behörden, welche zur Ausstellung von Leichenpässen befugt sind, werden besonders bekannt gemacht. Der von der zuständigen Be­ hörde ausgefertigte Leichenpaß hat für den ganzen darin bezeichneten Transportweg Geltung. Die tarifmäßigen Transportgebühren müssen bei der Aufgabe entrichtet werden. Bei Leichentransporten, welche aus ausländischen Staaten kommen, mit welchen eine Vereinbarung wegen wechselseitiger Anerkennung der Leichenpässe abgeschlossen ist, genügt die Beibringung eines der Vereinbarung entsprechenden Leichen­ passes der nach dieser Vereinbarung zuständigen ausländischen Behörde. (5) Die Beförderung der Leiche hat in einem besonderen, be­ deckt gebauten Güterwagen zu erfolgen. Mehrere Leichen, welche 1 Anlage A (nicht mit abgedruckt).

gleichzeitig von dem nämlichen Abgangsorte nach dem nämlichen Bestimmungsorte aufgegeben werden, können in einem und demselben Güterwagen verladen werden. Wird die Leiche in einem ringsum­ schlossenen Leichenwagen befördert, so darf zum Eisenbahntransporte ein offener Güterwagen benutzt werden. (6) Die Leiche darf auf der Fahrt nicht ohne Noth umgeladen werden. Die Beförderung muß möglichst schnell und ununterbrochen bewirkt werden. Läßt sich ein längerer Aufenthalt auf einer Station nicht vermeiden, so ist der Güterwagen mit der Leiche thunlichst auf ein abseits im Freien gelegenes Gleise zu schieben. (7) Wer unter falscher Deklaration Leichen zur Beförderung bringt, hat außer der Nachzahlung der verkürzten Fracht vom Ab­ gangs- bis zum Bestimmungsorte einen Frachtzuschlag im vierfachen Betrage der Fracht zu entrichten. (8) Bei dem Transporte von Leichen, welche von Polizei­ behörden, Krankenhäusern, Strafanstalten u. s. w. an öffentliche höhere Lehranstalten übersandt werden, bedarf es einer Begleitung nicht. Auch genügt es, wenn solche Leichen in dicht verschlossenen Kisten aufgegeben werden. Die Beförderung kann in einem offenen Güter­ wagen erfolgen. Es ist zulässig, in den Wagen solche Güter mit­ zuverladen, welche von fester Beschaffenheit (Holz, Metall und der­ gleichen) oder doch von festen Umhüllungen (Kisten, Fässern und dergleichen) dicht umschlossen sind. Bei der Verladung ist mit be­ sonderer Vorsicht zu verfahren, damit jede Beschädigung der Leichen­ kiste vermieden wird. Bon der Zusammenladung sind ausgeschlossen: Nahrungs- oder Genußmittel, einschließlich der Rohstoffe, aus welchen Nahrungs- oder Genußmittel hergestellt werden, sowie die in der Anlage L zu tz 50 der Verkehrs-Ordnung unter Nr. I, II, XXXVT, XXXVIa, XXXVIb, XXXVII, XXXIX, XLI, XLIII und XLIV aufgeführten Gegenstände. Ob von der Beibringung eines Leichen­ passes abgesehen werden kann, richtet sich nach beit von den Landes­ regierungen dieserhalb ergehenden Bestimmungen. (9) Auf die Regelung der Beförderung von Leichen nach dem Bestattungsplatz des Sterbeortes finden die vorstehenden Bestimmungen nicht Anwendung.

§ 43. Art der Abfertigung und der Auslieferung. (1) Die Abfertigung der Leichen erfolgt nach der Vorschrift des Tarifes auf Grund von Beförderungsscheinen, welche die Gsenbahn auszufertigen und dem Absender auszuhändigen hat, oder auf Grund von Frachtbriefen (§ 51). (2) Die Auslieferung von Leichen, welche mit Personenzügen befördert werden, kann in der für Gepäck bestimmten Frist (§ 33

534

A»ha«s X 1.

Verkehr». vr»«L«G für tzte Eise»r«h«e» De»tschlaud». § 44—48.

Absatz 2 verlangt werden. Die Auslieferung der Leichen erfolgt, sofern die Beförderung auf Beförderungsschein stattgefunden hat, gegen Rückgabe des letzteren. (3) Innerhalb 6 Stunden nach Ankunft des Zuges auf der Bestimmungsstation muß die Leiche abgeholt werden, widrigenfalls sie nach der Verfügung der Ortsobrigkeit beigesetzt wird. Kommt die Leiche nach 6 Uhr Abends an, so wird die Abholungsfrist vom nächsten Morgen 6 Uhr ab gerechnet. Bei Ueberschreitung der Abholnngsfrist ist die Eisenbahn berechtigt, Wagenstandgeld zu erheben. VII. Bef-rderuug von lebenden Thieren.

§ 44. Besondere Beförderungsbedingungen. (1) Lebende Thiere werden nur unter der im § 6 Absatz 2 aufgefiihrten Voraus­ setzung zur Beförderung angenommen. (2) Die Beförderung kranker Thiere kann abgelehnt werden. Inwiefern der Transport von Thieren wegen der Gefahr einer Verschleppung von Seuchen ausgeschlossen ist, richtet sich nach den bestehenden gesundheitspolizeilichen Vorschriften. (3) Zum Transporte wilder Thiere ist die Eisenbahn nur bei Beachtung der von ihr im Interesse der Sicherheit vorznschreibeuden Bedingungen verpflichtet. (4) Bei der Beförderung lebender Thiere ist die Eisenbahn­ verwaltung Begleitung zu fordern berechtigt. Die Begleiter haben, sofern nicht der Stationsvorsteher Ausnahmen zuläßt, ihren Platz in den betreffenden Viehwagen zu nehmen und das Vieh während des Transportes zu beaufsichtigen. Bei kleinen Thieren, insbesondere Geflügel, bedarf es der Begleitung nicht, wenn sie in tragbaren, gehörig verschlossenen Käfigen aufgegeben werden. Die Käfige müssen luftig und geräumig sein. (5) Der Absender muß das Einladen der Thiere in die Wagen sowie deren sichere Befestigung selbst besorgen und die erforderlichen Befestigungsmittel beschaffen. Das Ausladen liegt dem Empfänger ob. (6) Vorausbezahlung des Transportpreises kann gefordert werden. § 45. Art der Abfertigung. Die Abfertigung der Thiere erfolgt — abgesehen von den Bestimmungen der §§ 27 und 30 Absatz 3 — nach der Vorschrift des Tarifes auf Grund von Be­ förderungsscheinen, welche von der Eisenbahn auszufertigen und dem Absender auszuhändigen sind, oder auf Grund von Frachtbriefen (8 51). 8 46. An- ititb Abnahme. (1) Die Eisenbahn hat bekannt zu machen, mit welchen Zügen die Beförderung von Thieren erfolgt.

Die Annahme einzelner Stücke zur Beförderung hängt davon ab, ob geeigneter Raum vorhanden ist. (2) Die Eisenbahn kann durch den Tarif festsetzen, daß die Annahme von lebenden Thieren mit Ausnahme von Hunden an Sonn- und Festtagen ausgeschlossen oder auf bestimmte Stunden beschränkt wird. (3) Die Thiere müssen rechtzeitig, einzelne Stücke mindestens eine Stunde vor Abgang des Zuges, auf den Bahnhof gebracht werden. Bei Ankunft an dem Bestimmungsorte werden die Thiere gegen Rückgabe des Beförderungsscheins oder nach Aushändigung des Frachtbriefes an den Empfänger gegen dessen Bescheinigung aus­ geliefert. Das Ausladen und Abtreiben muß spätestens zwei Stunden nach der Bereitstellung und dem Ablauf der zur etwaigen zoll- oder steueramtlichen Abfertigung erforderlichen Zeit erfolgen. Nach Ab­ lauf dieser Frist ist die Eisenbahn berechtigt, die Thiere auf Gefahr und Kosten des Absenders in Verpflegung zu geben oder, falls sie deren ferneren Aufenthalt im Wagen oder auf dem Bahnhöfe ge­ stattet, ein im Tarife festzusetzendes Standgeld zu erheben.

§ 47. Lieferfrist für Thiere. (1) Die Lieferfrist setzt sich aus Expeditions- und Transportfrist zusammen und darf nicht mehr betragen als: 1. an Expeditionsfrist..................................................................1 Tag, 2. an Transportfrist für je auch nur angefangene 300 Kilometer................................................................................... 1 Tag. (2) Sie beginnt mit der auf die Abstempelung des Fracht­ briefes oder Aushändigung des Beförderungsscheins folgenden Mitter­ nacht und ist gewahrt, wenn innerhalb derselben das Vieh auf der Bestimmungsstation zur Abnahme bereit gestellt ist. (3) Der Lauf der Lieferfristen ruht außer den Fällen des § 63 Absatz 6 auch für die Dauer des Aufenthalts des Viehes auf den Tränkestationen sowie für die Dauer der ärztlichen Viehbe­ schauung. (4) Die Auslieferung von Pferden und Hunden, welche mit Personenzügen befördert werden, kann in der im § 33 Absatz 2 und 6 bestimmten Frist verlangt werden. § 48. Anwendbarkeit der Bestimmungen für Güter. (1) Im Uebrigen finden auf die Beförderung von Thieren die Be­ stimmungen des Abschnitts VIII sinngemäße Anwendung. (2) Die Deklaration des Interesses an der Lieferung hat bei den auf Beförderungsschein abgefertigten Thieren nur bann eine rechtliche Wirkung, wenn sie von der Abfertigungsstelle der Abgangs­ station im Beförderungsschein vermerkt ist.

536

A»ha»s X1.

Verrehrs-Ord»»» für die EtseibehLei» Destschla»^.

A 49—51.

VIII. Beförderung vou Gütern. § 49. Direkte Befördernng. Die Eisenbahn ist verpflichtet, Güter zur Beförderung von und nach allen für den Güterverkehr eingerichteten Stationen anzunehmen, ohne daß es für den Uebergang von einer Bahn auf die andere einer Bermittelungsadresse bedarf. § 50. Bon der Beförderung ausgeschlossene oder nur bedingungsweise zugelassene Gegenstände. A. Bon der Beförderung sind ausgeschlossen: 1. diejenigen Gegenstände, welche dem Postzwange unterworfen sind; 2. diejenigen Gegenstände, welche wegen ihres Umfangs, ihres Gewichts oder ihrer sonstigen Beschaffenheit nach der An­ lage und dem Betriebe auch nur einer der Bahnen, welche an der Ausführung des Transportes theilzunehmen haben, sich zur Beförderung nicht eignen; 3. diejenigen Gegenstände, deren Beförderung aus Gründen der öffentlichen Ordnung verboten ist; 4. alle der Selbstentzündung oder Explosion unterworfenen Gegenstände, soweit nicht die Bestimmungen in Anlage B1 Anwendung finden, insbesondere: a) Nitroglycerin (Sprengöl) als solches, abtropfbare Ge­ mische von Nitroglycerin mit an sich explosiven Stoffen (wegen Würfelpulver sowie Sprenggelatine- und Gelatinedynamit-Patronen vergleiche Anlage B Nr. XXXVI Ziffer 5 und 6); b) nicht abtropfbare Gemische von Nitroglycerin mit pulver­ förmigen, an sich nicht explosiven Stoffen (Dynamit und ähnliche Präparate) in loser Masse (wegen Dynamit­ patronen vergleiche Anlage B Nr. XXXVI Ziffer 6); c) Pikrinsäure Salze, sowie explosive Gemische, die Pikrin­ säure oder chlorsaure Salze enthalten (wegen Streich­ hölzer und Wachspulver vergleiche Anlage B Nr. III und XXXVIb); d) Knallquecksilber, Knallsilber und Kuallgold, sowie die damit dargestellten Präparate (wegen Zündhütchen, Zündungen, Knallbonbons und Knallerbsen vergleiche Anlage B Nr. II, XXXVI a, XLI, XLIV); 1 Nicht mit abgedruckt. Vgl. Bekanntm. betr. Aenderungen der Anlage B zur Verkehrs-Ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands 23/2. 93 (RGBL 9);

e) solche Präparate, welche Phosphor in Substanz beige­ mischt enthalten (wegen der Streichhölzer sowie der Zünd­ bänder und Zündblättchen — amorces — vergleiche Anlange B Nr. III und XLIII); f) geladene Schußwaffen. B. Bedingungsweise werden zur Beförderung zugelassen: 1. Die in Anlage B verzeichneten Gegenstände. Für deren Annahme und Beförderung sind die daselbst getroffenen näheren Bestimmungen maßgebend. 2. Gold- und Silberbarren, Platina, Geld, geldwerthe Münzen und Papiere, Dokumente, Edelsteine, echte Perlen, Pretiosen nnb andere Kostbarkeiten, ferner Knnstgegenstände, wie Ge­ mälde, Gegenstände aus Erzguß, Antiquitäten. Unter welchen Bedingungen diese Gegenstände zur Be­ förderung angenommen werden, bestimmen die besonderen Vorschriften jeder Eisenbahn. Als geldwerthe Papiere sind nicht anzusehen: gestempelte Postkarten, Postanweisungs - Formulare, Briefumschläge und Streifbänder, Postfreimarken, Stempelbogen und Stempelmarken, sowie ähnliche amtliche Werthzeichen. 3. diejenigen Gegenstände, deren Verladung oder Beförderung nach der Anlage und dem Betriebe einer der betheiligten Bahnen außergewöhnliche Schwierigkeit verursacht. Die Beförderung solcher Gegenstände kann von jedesmal zu vereinbarenden besonderen Bedingungen abhängig gemacht werden. 4. Lokomotiven, Tender und Dampfwagen, sofern sie auf eigenen Rädern laufen. Dieselben müssen sich in kauffähigem Zustande befinden und von einem sachverständigen Beauftragten des Absenders begleitet sein.

§ 51. Inhalt des Frachtbriefes. (1) Jede Sendung muß von einem Frachtbriefe begleitet sein, welcher folgende Angaben enthält: a) Ort und Tag der Ausstellung. b) Die Bezeichnung der Versandstation. c) Die Bezeichnung der Bestimmungsstation und der Bestimmungs­ bahn, den Namen und den Wohnort des Empfängers sowie die etwaige Angabe, daß das Gut bahnlagernd gestellt ist. Bei Versendung von Gütern nach Orten, welche an einer Eisenbahn nicht gelegen, oder nach Eisenbahnstationen, welche für den Güter-

538

d)

6)

f) g)

h)

i)

k)

l)

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Auhaus XI*

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verkehr nicht eingerichtet sind, ist vom Absender die Eisenbahn­ station zu bezeichnen, bis zu welcher das Gut befördert werden soll; der Empfänger hat den Weitertransport zu besorgen, sofern nicht für diesen von der Eisenbahn Einrichtungen getroffen sind (§ 68 Absatz 3). Die Bezeichnung der Sendung nach ihrem Inhalte, die Angabe des Gewichts oder statt deffen eine den besonderen Vorschriften der Versandbahn entsprechende Angabe; ferner bei Stückgut die Anzahl, Art der Verpackung, Zeichen und Nummer der Fracht­ stücke. Die Eisenbahn ist jedoch berechtigt, die letzteren An­ gaben auch bei Giitern in Wagenladungen zu verlangen, sofern die diese bildenden Frachtstücke derartige Bezeichnungen zulassen (§ 58 Absatz 4). Die in Anlage B aufgeführten Gegenstände sind unter der daselbst gebrauchten Bezeichnung in den Fracht­ brief aufzunehmen. Das Verlangen des Absenders, Ausnahmetarife unter den im § 81 für zulässig erklärten Bedingungen zur Anwendung zu bringen. Die Angabe des etwa deklarirten Interesses an der Lieferung (S§ 84ff.). Die Angabe, ob das Gut in Eilfracht oder in gewöhnlicher Fracht zu befördern ist (§ 56). Das genaue Verzeichniß der für die zoll- oder steueramtliche Behandlung oder die polizeiliche Prüfung nöthigen Begleit­ papiere (§ 59). Den Frankaturvermerk im Falle der Vorausbezahlung der Fracht oder der Hinterlegung eines Frankaturvorschusses (§ 61). Die aus dem Gute haftenden Nachnahmen, und zwar sowohl die erst nach Eingang auszuzahlenden, als auch die von der Eisenbahn geleisteten Baarvorschüsse (§ 62). Bei Sendungen, welche einer zoll- oder steueramtlichen Ab­ fertigung unterliegen, die zu berührende Abfertigungsstelle, falls der Absender eine solche zu bezeichnen wünscht. Die Eisen­ bahn hat eine derartige Vorschrift zu befolgen. Im Uebrigen bleibt die Wahl des Transportweges aus­ schließlich dem Ermessen der Eisenbahn überlassen; letztere ist jedoch verpflichtet, das Gut auf demjenigen Wege zu befördern, welcher nach den veröffentlichten Tarifen den billigsten Fracht­ satz und die günstigsten Transportbedingungen darbietet. Die Unterschrift des Absenders mit seinem Namen oder seiner Firma sowie Angabe seiner Wohnung. Die Unterschrift kann durch ein gedruckte oder gestempelte Zeichnung ersetzt werden.

n) Den etwaigen Antrag auf Ausstellung eines Frachtbrief-Duplikats oder eines Aufnahmescheins (§ 54). (2) Die Aufnahme weiterer Erklärungen in den Frachtbrief, die Ausstellung anderer Urkunden anstatt des Frachtbriefes sowie die Beifügung anderer Schriftstücke zum Frachtbriefe ist unzulässig, sofern dieselben nicht durch die Verkehrs-Ordnung für statthaft er­ klärt sind. § 52. Form des Frachtbriefes. (1) Zur Ausstellung des Frachtbriefes sind Formulare nach Maßgabe der Anlage C und D1 zu verwenden, welche auf allen Stationen zu den im Tarife festzu­ setzenden Preisen käuflich zu haben sind. Dieselben müssen für ge­ wöhnliche Fracht auf weißes Papier, für Eilfracht gleichfalls auf weißes Papier, jedoch mit einem auf der Vorder- und Rückseite oben und unten am Rande anzubringenden karminrothen Streifen, ge­ druckt sein. Für die Frachtbriefe ist Schreibpapier zu venvenden, welches die von dem Reichs-Eisenbahn-Amt festzusetzende Beschaffenheit besitzt. (2) Es können jedoch durch die Landesaufsichtsbehörde mit Zustimmung des Reichs-Eisenbahn-Amts für regelmäßig wieder­ kehrende Transporte zwischen bestimmten Orten, sowie für Sendun­ gen, welche zur Weiterbeförderung über See bestimmt sind, Ab­ weichungen von den Vorschriften des ersten Absatzes zugelaffen werden. (3) Die Frachtbriefe müssen zur Beurkundung ihrer Ueberein­ stimmung mit den desfallsigen Vorschriften den Kontrolstempel einer inländischen Eisenbahn tragen. Die Stempelung erfolgt bei den nicht für Rechnung der Eisenbahn gedruckten Frachtbriefen gegen eine im Tarif festzusetzende Gebühr und kann verweigert werden, sofern nicht gleichzeitig mindestens 100 Frachtbriefe vorgelegt werden. (4) Sofern der auf dem Frachtbriefformular für die Beschrei­ bung der Güter vorgesehene Raum sich als unzureichend erweist, hat dieselbe auf der Rückseite der für die Adresse bestimmten Hälfte des Formulars nach Maßgabe der Spalten des Frachtbriefes zu erfolgen. Reicht auch dieser Raum nicht aus, so sind dem Frachtbriefe beson­ dere, die Beschreibung enthaltende und vom Absender zu unterzeich­ nende Blätter im Formate des Frachtbriefes fest anzuheften, auf welche in diesem besonders hinzuweisen ist. In den erwähnten Fällen ist in den vorgedruckten Spalten des Frachtbriefes das Gesammtgewicht der Sendung unter Angabe der für die Tarifirung maßgebenden Bezeichnung der Transportgegenstände, nöthigenfalls 1 Richt mit abgedruckt.

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A,ha»s X1.

vertehrS-OrhamlS für die CifenN^acn Deatschlaa»-.

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unter Scheidung derselben nach den Tarifklassen, anzugeben. Den beigegebenen Blättern ist der Abfertigungsstempel der Versandstatton aufzudrücken. (5) Es ist gestattet, auf die Rückseite der für die Adresse be­ stimmten Hälfte des Frachtbriefes die Firma des Ausstellers aufzu­ drucken. Ebendaselbst können auch die nachstehenden nachrichtlichen Vermerke für den Empfänger! „von Sendung des N. N." — „zur Verfügung des N. N." — „zur Weiterbeförderung an N. N." und „versichert bei N. N." mit dem ausdrücklichen Zusatze: „ohne Ver­ bindlichkeit für die Eisenbahn" angebracht werden. An gleicher Stelle sind die den Bestimmungen der internationalen Reblaus-Konvention entsprechende Erklärung und amtliche Bescheinigung aufzunehmen. (6) Die stark umrahmten Theile des Formulars sind durch die Eisenbahn, die übrigen durch den Absender auszufüllen. Bei Auf­ gabe von Gütern, welche der Absender zu verladen hat, sind von diesem auch die Nummer und die Eigenthumsmerkmale des Wagens an der vorgeschriebenen Stelle einzutragen. (7) Mehrere Gegenstände dürfen nur dann in einen und den­ selben Frachtbrief ausgenommen werden, wenn das Zusammenladen derselben nach ihrer Beschaffenheit ohne Nachtheil erfolgen kann und Zoll-, Steuer- und Polizeivorschriften nicht entgegenstehen. Den laut § 50 B bedingungsweise zur Beförderung zugelaffenen Gegenständen sind besondere, andere Gegenstände nicht umfassende Frachtbriefe bei­ zugeben. Werden bedingungsweise zur Beförderung zugelassene Gegen­ stände, für welche das Zusammenladeu nach Anlage B Nr. XXXV gestattet ist, mit anderen Gütern zusammen zur Beförderung in Wagenladungen aufgegeben, so bedarf es der Beigabe eines beson­ deren Frachtbriefes für diese Gegenstände nicht. Für derartige Wagenladungen genügt ein Frachtbrief, in welchem jedoch die nur bedingungsweise zugelassenen Güter als solche durch Hinzufügung des Wortes „(bedingungsweise)" ausdrücklich bezeichnet werden müssen. Den vom Absender aufzuladenden oder vom Empfänger abzuladen­ den Gütern sind besondere, andere Gegenstände nicht umfassende Frachtbriefe beizugeben. (8) Die Versandstation kann verlangen, daß für jeden Wagen ein besonderer Frachtbrief beigegeben wird.

§ 53. Haftung für seitige Ermittelungen. haftet für die Richtigkeit Angaben und Erklärungen richtigen, ungenauen oder (2) Die Eisenbahn ist

die Angaben im Frachtbriefe. Bahn­ Frachtzuschläge. (1) Der Absender der in den Frachtbrief aufgenommenen und trägt alle Folgen, welche aus un­ ungenügenden Erklärungen entspringen. jederzeit berechtigt, die Uebereinstimmung

des Inhalts der Sendungen mit den Angaben des Frachtbriefes zu prüfen und das Ergebniß festzustellen. Der Berechtigte ist einzu­ laden, bei der Prüfung zugegen zu sein, vorbehaltlich des Falles, wenn die letztere auf Grund polizeilicher Maßregeln, die der Staat im Interesse der Sicherheit oder der öffentlichen Ordnung zu er­ greifen berechtigt ist, stattfindet. Erscheint der Berechtigte nicht, so sind zwei Zeugen beizuziehen. (3) Zur Ermittelung des Gewichts und der Stückzahl einer Sendung ist die Eisenbahn jederzeit berechtigt. Die Eisenbahn ist verpflichtet, das Gewicht der Stückgüter bei der Aufgabe festzustellen. Ausdrücklichen Anträgen des Absenders auf Feststellung der Stück­ zahl oder des Gewichts der Wagenladungsgüter ist die Eisenbahn gegen eine im Tarife festzusetzende Gebühr stattzugeben verpflichtet, sofern die Güter vermöge ihrer Beschaffenheit eine derartige Fest­ stellung ohne erheblichen Aufenthalt gestatten und die vorhandenen Wägevorrichtungen ausreichen. (4) Dem Absender steht frei, bei der Ermittelung des Gewichts und der Stückzahl zugegen zu sein. Verlangt der Absender, nach­ dem die Feststellung seitens der Gsenbahn bereits erfolgt ist, vor der Verladung der Güter eine nochmalige Ermittelung der Stückzahl oder des Gewichts in seiner Gegenwart, so ist die Eisenbahn berech­ tigt, auch dafür die tarifmäßige Gebühr zu erheben. (5) Die Feststellung des Gewichts wird von der Versandstation durch den Wägestempel auf dem Frachtbriefe bescheinigt.

(6) Wenn nach den besonderen Vorschriften der einzelnen Eisenbahnen Güter von den Absendern selbst zu verladen sind, so dürfen die Wagen nur bis zu dem an denselben vermerkten Lade­ gewichte oder, sofern eine stärkere Belastung nach den besonderen Bestimmungen der Eisenbahn zulässig und nebst dem Ladegewichte auch die Tragfähigkeit an dem Wagen angeschrieben ist, bis zu dieser Tragfähigkeit beladen werden. (7) Bei unrichtiger Angabe des Inhalts einer Sendung sowie im Falle der Ueberlastung eines dem Absender zur Selbstverladung gestellten Wagens, sofern er die Verwiegung nicht verlangt hat, ist — abgesehen von der Nachzahlung des etwaigen Frachtunterschiedes und dem Ersätze des entstandenen Schadens sowie den durch straf­ gesetzliche oder polizeiliche Bestimmungen vorgesehenen Strafen — ein Frachtzuschlag an die am Transporte betheiligten Eisenbahnen zu zahlen, dessen Höhe wie folgt festgesetzt wird. (8) Wenn die int § 50 A Ziffer 4 und in der Anlage B auf­ geführten Gegenstände unter unrichtiger oder ungenauer Deklaration zur Beförderung aufgegeben oder die in Anlage B gegebenen Sicher-

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Verrehrs-Ord»a«i für öte Etse»bLh»e» De»tschla»tzs.

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heitsvorschrifteu bei der Aufgabe außer Acht gelassen werden, so be­ trägt der Frachtzuschlag 12 Mark für jedes Brutto-Kilogramm des ganzen Versandstückes. (9) In allen anderen Fällen ist für unrichtige Angabe des Inhalts einer Sendung ein Frachtzuschlag zu zahlen, dessen Höhe durch die Tarife festgesetzt wird. (10) Falls die Ueberlastung eines vom Absender beladenen Wagens sein Ladegewicht um mehr als 5 Prozent übersteigt, so beträgt der Gesammtfrachtzuschlag das Zehnfache des Frachtunter­ schiedes.

§54. Abschluß des Frachtvertrages. (1) Der Fracht­ vertrag ist abgeschlossen, sobald das Gut mit dem Frachtbriefe von der Versandstation zur Beförderung angenommen ist. Als Zeichen der Annahme wird dem Frachtbriefe der Tagesstempel der Abferti­ gungsstelle aufgedrückt. (2) Die Abstempelung hat ohne Verzug nach vollständiger Auflieferung des in demselben Frachtbriefe verzeichneten Gutes und auf Verlangen des Absenders in dessen Gegenwart zu erfolgen. (3) Der mit dem Stempel versehene Frachtbrief dient als Beweis über den Frachtvertrag. (4) Jedoch machen bezüglich derjenigen Güter, deren Ausladen nach den Tarifen oder nach besonderer Vereinbarung von dem Ab­ sender besorgt wird, die Angaben des Frachtbriefes über das Ge­ wicht und die Anzahl der Stücke gegen die Eisenbahn keinen Beweis, sofern nicht die Nachwägung oder Nachzählung seitens der Eisenbahn erfolgt und dies auf dem Frachtbriefe beurkundet ist. (5) Die Eisenbahn ist verpflichtet, auf Verlangen des Absenders den Empfang des Frachtgutes, unter Angabe des Tages der Annahme zur Beförderung, auf einem ihr mit dem Frachtbriefe vorzulegenden, als solches zu bezeichnenden Duplikat des Frachtbriefes zu beschei­ nigen. Der Antrag auf Ertheilung des Duplikats ist vom Absender auf dem Frachtbriefe zu vermerken. Die Eisenbahn hat durch Aufdrückung eines Stempels zu bestätigen, daß dem Anträge ent­ sprochen ist. (6) Das Duplikat hat nicht die Bedeutung des OriginalFrachtbriefes und eben so wenig diejenige eines Konnossements (Lade­ scheins). (7) Bei solchen Gütern, welche nicht in ganzen Wagenladungen aufgegeben werden, kann an Stelle des Duplikats ein als solcher zu bezeichnender Aufnahmeschein ausgestellt nxrben, welcher dieselbe rechtliche Bedeutung wie das Duplikat hat. (8) Auf Wunsch des Absenders kann der Empfang des Gutes

auch in anderer Form, insbesondere mittelst Eintrags in ein Quittungs­ buch u. s. w. bescheinigt werden. Eine derartige Bescheinigung hat nicht die Bedeutung eines Frachtbrief-Duplikats oder eines Auf­ nahmescheins. § 55. Vorläufige Einlagerung des Gutes. (1) Die Eisenbahn ist nur verpflichtet, die Güter zum Transporte anzu­ nehmen, soweit die Beförderung derselben sofort erfolgen kann. (2) Die Eisenbahn ist jedoch verpflichtet, die ihr zugeführten Güter, deren Beförderung nicht sofort erfolgen kann, soweit die Räumlich­ keiten es gestatten, gegen Empfangsbescheinigung mit dem Vorbehalt in einstweilige Verwahrung zu nehmen, daß die Annahme zur Beförderung und die Aufdrückung des Abfertigungsstempels auf den Frachtbrief (§ 54 Absatz 1) erst dann erfolgt, wenn die Beförderung möglich ist. Der Absender hat im Frachtbriefe sein Einverständniß mit diesem Verfahren zu erklären. In diesem Falle haftet die Eisenbahn bis zum Abschluß des Frachtvertrages als Verwahrer. (3) Mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde ist die Eisenbahn berechttgt, im Falle sie Wagenladungsgüter, deren sofortige Beför­ derung nicht möglich ist, gleichwohl zum Transporte annimmt, mit dem Absender zu vereinbaren, daß für die Sendung die Lieferfrist von dem Tage an zu rechnen ist, an welchem die Absendung that­ sächlich erfolgt. Der Absender hat sein Einverständniß auf dem Frachtbriefe zu erklären und auf dem Frachtbrief-Duplikat zu wieder­ holen. Die Eisenbahn ist verpflichtet, den Zeitpunkt der Absendung auf dem Frachtbriefe durch Aufdrückung eines besonderen Stempels ersichtlich zu machen und diesen Zeitpunkt dem Absender ohne Ver­ zug mitzutheilen.

8 56. Auflieferung und Beförderung des Gutes. (1) Das Gut muß in den von der Eisenbahn festzusetzenden Dienst­ stunden aufgeliefert und, falls die Verladung tarifmäßig dem Ab­ sender obliegt, innerhalb derselben verladen werden. Bei einer nach und nach stattfindenden Auflieferung der mit demselben Frachtbriefe aufgegebenen Sendung ist, sofern die Auflieferung durch den Absender über 24 Stunden verzögert wird, die Eisenbahn berechtigt, ein im Tarife festzusetzendes Lagergeld zu erheben. Dasselbe gilt in dem Falle, wenn Güter mit unvollständigem oder unrichtigem Frachtbriefe aufgeliefert sind und die Berichtigung nicht binnen 24 Stunden nach der Beanstandung erfolgt. Wegen der Anfuhr der Güter durch Roll­ fuhrunternehmer der Eisenbahn siehe § 68. (2) Die Beförderung erfolgt, je nach der Bestimmung im Frachtbriefe, in Eilfracht oder in gewöhnlicher Fracht. (3) An Sonn- und Festtagen wird gewöhnliches Frachtgut

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El»tza«g X1. Vertthrs'vrh»«»s für tie CifeiNtiee De,tfchl««»-. 155—69,

nicht angenommen und am Bestimmungsorte dem Empfänger nicht verabfolgt. Eilgut wird auch an Sonn- und Festtagen, aber nur in den ein- für allemal bestimmten, durch Aushang an den Abfertigungsstellen, sowie in einem Lokalblatte bekannt zu machenden Tages­ zeiten angenommen und ausgeliefert. (4) Die Beförderung der Güter findet in der Reihenfolge statt, in welcher sie zum Transporte angenommen worden sind, sofern die Eisenbahn nicht zwingende Gründe des Eisenbahnbetriebes oder das öffentliche Interesse für eine Ausnahme geltend machen kann. Jede Zuwiderhandlung gegen diese Bestimmung begründet den Anspruch auf Ersatz des dadurch entstandenen Schadens. (5) Die Eisenbahnen sind verpflichtet, Einrichtungen zu treffen, durch welche die Reihenfolge der Güterabfertigung festgestellt werden kann. (6) Die Bereitstellung der Wagen für solche Güter, deren Verladung der Absender selbst besorgt, muß für einen bestimmten Tag nachgesucht und die Auflieferung und Verladung in der von der Eisenbahn zu bestimmenden Frist vollendet werden. Diese Frist ist durch Anschlag an den Abfertigungsstellen sowie in einem Lokalblatte bekannt zu machen. (7) Erfolgt die Auflieferung und Verladung nicht innerhalb dieser Frist, so hat der Absender nach deren Ablauf das im Tarife festzusetzende Wagenstandgeld zu bezahlen. Bei Bestellung des Wagens ist auf Verlangen der Eisenbahn eine den Betrag einer Tagcsversäumniß deckende Kaution zu erlegen. Auch ist die Eisenbahn be­ rechtigt, den Wagen auf Kosten des Bestellers zu entladen und das Gut auf dessen Gefahr und Kosten auf Lager zu nehmen. Wenn die Eisenbahn fest zugesagte Wagen nicht rechtzeitig stellt, so hat sie dem Besteller eine dem Wagenstandgeld entsprechende Entschädigung zu zahlen.

§ 57. Beförderung in gedeckten oder in offenen Wagen. (1) Der Absender ist, sofern nicht eine Bestimmung der VerkehrsOrdnung, oder Zoll-, Steuer- und polizeiliche Vorschriften oder zwin­ gende Gründe des Betriebes entgegenstehen, berechtigt, durch schrift­ lichen Vermerk auf dem Frachtbriefe zu verlangen: 1. daß bei denjenigen Gütern, welche nach dem Tarife in offen gebauten Wagen befördert werden, die Beförderung in gedeckt gebauten Wagen erfolge, 2. daß bei denjenigen Gütern, welche nach dem Tarife in gedeckt gebauten Wagen befördert werden, die Beförderung in offen gebauten Wagen stattfinde. (2) Im ersteren Falle kann die Eisenbahn einen im Tarife festzusetzenden Zuschlag zur Fracht erheben.

(3) Der Tarif bestimmt, ob und unter welchen Bedingungen auf den irn Frachtbriefe zu stellenden Antrag des Absenders Decken für offen gebaute Wagen miethweise überlassen werden. § 58» Verpackung und Bezeichnung des Gutes. (^So­ weit die Natur des Frachtgutes zum Schutze gegen Verlust oder Beschädigung auf dem Transporte eine Verpackung nöthig macht, liegt die gehörige Besorgung derselben dem Absender ob. (2) Ist der Absender dieser Verpflichtung nicht nachgekommen, so ist die Eisenbahn, falls sie nicht die Annahme des Gutes ver­ weigert, berechtigt zu verlangen, daß der Absender auf dem Fracht­ briefe das Fehlen oder die Mängel der Verpackung unter spezieller Bezeichnung anerkennt und der Versandstation hierüber außerdem eine besondere Erklärung nach Maßgabe des vorgeschriebenen For­ mulars (Anlage E)1 ausstellt. Solche Formulare sind von der Ab­ fertigungsstelle bereit zu halten. (3) Für derartig bescheinigte sowie für solche Mängel der Ver­ packung, welche äußerlich nicht erkennbar finb, hat der Absender zu haften und jeden daraus entstehenden Schaden zu tragen beziehungs­ weise der Bahnverwaltung zu ersetzen. Ist die Ausstellung der ge­ dachten Erklärung nicht erfolgt, so haftet der Absender für äußerlich erkennbare Mängel der Verpackung nur, wenn ihm ein arglistiges Verfahren zur Last fällt. (4) Die Stückgüter sind in haltbarer, deutlicher und Ver­ wechselungen ausschließender Weise, genau übereinstimmend mit den Angaben im Frachtbriefe, äußerlich zu bezeichnen (signiren). (5) Die Eisenbahn ist berechtigt zu verlangen, daß Stückgüter vom Absender mit der Bezeichnung der Bestimmungsstation in dauer­ hafter Weise versehen werden, sofern deren Beschaffenheit dies ohne besondere Schwierigkeit gestattet. 8 59. Zoll-, Steuer-, Polizei- und statistische Vor­ schriften. (1) Der Absender ist verpflichtet, dem Frachtbriefe die­ jenigen Begleitpapiere beizugeben, welche zur Erfüllung der etwa bestehenden Zoll-, Steuer- oder Polizeivorschriften vor der Ablieferung an den Empfänger erforderlich sind. Er haftet der Eisenbahn, so­ fern derselben nicht ein Verschulden zur Last fällt, für alle Folgen, welche aus dem Mangel, der Unzulänglichkeit oder Unrichtigkeit dieser Papiere entstehen. (2) Der Eisenbahn liegt eine Prüfung der Richtigkeit und Vollständigkeit derselben nicht ob. (3) Die Zoll-, Steuer- und Polizeivorschriften werden, solange 1 Nicht mit abgedruckt. Friedberg. Handettgesgbg. 3. AuSg.

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A»h»»ß X1.

verkehr-'Ortz«,«, für lic «se»-ah»e» De»tschl«»ö». j 60—62.

das Gut sich auf dem Wege befindet, von der Eisenbahn erfüllt. Sie kann diese Aufgabe unter ihrer eigenen Verantwortlichkeit einem Spediteur übertragen oder gegen eine im Tarife festzusetzende Gebühr selbst übernehmen. In beiden Fällen hat sie die Verpflichtungen eines Spediteurs. (4) Falls der Absender eine Art der Abfertigung beantragt hat, welche im gegebenen Falle nicht zulässig ist, so hat die Eisen­ bahn diejenige Abfertigung zu veranlasien, welche sie für das Jntereffe des Absenders am Vortheilhaftesten erachtet. Der Absender ist hiervon zu benachrichtigen. (5) Der Verfügungsberechtigte kann der Zollbehandlung ent­ weder selbst oder durch einen im Frachtbriefe bezeichneten Bevoll­ mächtigten beiwohnen, um die nöthigen Aufklärungen über die Tarifirung des Gutes zu ertheilen und seine Bemerkungen beizufügen. Diese Befugniß begründet nicht das Recht, das Gut in Besitz zu nehmen oder die Zollbehandlung selbst vorzunehmen. (6) Bei der Ankunft des Gutes am Bestimmungsorte steht dem Empfänger das Recht zu, die zoll- und steueramtliche Behand­ lung zu besorgen, falls nicht im Frachtbriefe etwas anderes festge­ setzt ist. (7) Bezüglich der Güter, welche über die Grenzen des deutschen Zollgebiets ein-, aus- oder durchgeführt werden, sind die reichsgesetz­ lichen Bestimmungen, betreffend die Statistik des Warenverkehrs, und die dazu erlaffenen Ausführungsvorschriften zu beachten. Die Beschaffung der nach diesem Gesetze erforderlichen Anmeldescheine in Betreff der Ein-, Aus- und Durchfuhr liegt dem Absender beziehungs­ weise Empfänger ob. Sofern solche eisenbahnseitig bewirkt wird, kommen dafür die im Tarife festzusetzenden Gebühren zur Erhebung. Anmeldescheine, welche mit dem Stempel des Kaiserlichen Statistischen Amts nicht versehen sind, unterliegen behufs Feststellung ihrer Ueber­ einstimmung mit dem vorgeschriebenen Formular der zuvorigen Ab­ stempelung seitens der Eisenbahn gegen die im Tarife festzusetzende Gebühr.

§ 60. Berechnung der Fracht. (1) Die Grundsätze für die Frachtberechnung sind im Tarife (§ 7) anzugeben. (2) Außer den im Tarife angegebenen Frachtsätzen und Ver­ gütungen für besondere im Tarife vorgesehene Leistungen dürfen nur baare Auslagen erhoben werden, insbesondere Aus-, Ein- und Durch­ gangsabgaben, nicht in den Tarif aufgenommene Kosten für Ueberführung und Auslagen für Ausbesserungen an den Gütern, welche in Folge ihrer äußeren oder inneren Beschaffenheit zu ihrer Erhal­ tung nothwendig werden. Diese Auslagen sind gehörig festzustellen

und in dem Frachtbriefe ersichtlich zu machen, welchem die Beweis­ stücke beizugeben sind. (3) Wenn die Eisenbahn die Güter von der Behausung des Absenders abholen oder aus Schiffen löschen läßt, oder an die Be­ hausung des Empfängers oder an einen anderen Ort, z. B. nach Packhöfen, Lagerhäusern, Revisionsschuppen, in Schiffe u. s. w. bringen läßt, so sind die durch die Tarife oder durch Aushang an den Ab­ fertigungsstellen bekannt zu machenden Gebühren hierfür zu entrichten. Der Rollfuhrmann hat seinen Gebührentarif bei sich zu tragen und auf Verlangen vorzuzeigen. §61. Zahlung der Fracht. (1) Werden die Frachtgelder nicht bei der Aufgabe des Gutes zur Beförderung berichtigt, so gelten sie als auf den Empfänger angewiesen. (2) Bei Gütern, welche nach dem Ermeffen der annehmenden Bahnen schnellem Verderben unterliegen oder wegen ihres geringen Werthes die Fracht nicht sicher decken, kann die Vorausbezahlung der Frachtgelder gefordert werden. (3) Wenn int Falle der Frankirung der Betrag der Gesammtfracht beim Versand nicht genau bestimmt werden kann, so kann die Versandbahn die Hinterlegung des ungefähren Frachtbetrages fordern. (4) Wurde der Tarif unrichtig angewendet oder sind Rechnungs­ fehler bei der Festsetzung der Fracht und der Gebühren vorgekommen, so ist das zu wenig Geforderte nachzuzahlen, das zu viel Erhobene zu erstatten und zu diesem Zweck dem Berechtigten thunlichst bald Nachricht zu geben. Gn derartiger Anspruch kann nur binnen Jahresfrist vom Tage der Zahlung an geltend gemacht werden. Die Bestimmung des § 90 Absatz 1 findet keine Anwendung.

§62. Nachnahme. (1) Dem Absender ist gestattet, das Gut bis zur Höhe des Werthes desselben mit Nachnahme zu belasten. Bei denjenigen Gütern, für welche die Eisenbahn Vorausbezahlung der Fracht zu verlangen berechtigt ist (§ 61 Absatz 2), kann die Belastung mit Nachnahme verweigert werden. (2) Für die aufgegebene Nachnahme wird die tarifmäßige Provision berechnet. Die Berechnung von Provision ist auch für baare Auslagen der Eisenbahn gestattet. Provisionsfrei sind die von den Eisenbahnen nachgenommenen Frachtgelder, die tarifmäßigen Nebengebühren, als: Frachtbrief-, Wäge-, Signir-, Lade-, Krahngelder, Zollabfertigungsgebühren u. s. w., ferner die statistische Ge­ bühr des Waarenverkehrs sowie Portoauslagen und die Rollgelder der von der Bahnverwaltung bestellten Fuhrunternehmer. (3) Als Bescheinigung über die Auflegung von Nachnahmen dient der abgestempelte Frachtbrief, das Frachtbrief-Duplikat oder die

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Aa-a»s H. Vertehr-'Ortz»«»« für Vie L1se»ba-ue» De»tschla«ö6. i 63. 64.

anderweit gestattete Bescheinigung über Aufgabe von Gütern. Auf Verlangen werden außerdem besondere Nachnahmescheine, und zwar gebührenfrei ertheilt. (4) Die Eisenbahn ist verpflichtet, sobald der Bettag der Nach­ nahme von dem Empfänger bezahlt ist, den Absender hiervon zu benachrichtigen und demselben die Nachnahme anszuzahlen. Dies findet auch Anwendung auf Auslagen, welche vor der Aufgabe für das Frachtgut gemacht worden sind. Ist im Tarife die Auszahlung der Nachnahme vom Ablauf einer bestimmten Frist abhängig gemacht, so entfällt die Nothwendigkeit einer besonderen Benachrichtigung. (5) Ist das Gut ohne Einziehung der Nachnahme abgeliefert worden, so haftet die Eisenbahn für den Schaden bis zum Betrage der Nachnahme und hat denselben dem Absender sofort zu ersetzen, vorbehaltlich ihres Rückgriffs gegen den Empfänger. (6) Baarvorschüsse können zugelassen werden, wenn dieselben nach dem Ermessen des abfertigenden Beamten durch den Werth des Gntes sicher gedeckt sind. $ 63. Lieferfrist. (1) Die Lieferfristen sind durch die Tarife zu veröffentlichen und dürfen die nachstehenden Maximalfristen nicht überschreiten:

a.

für Eilgüter:

1. Expeditionsfrist ............................................... . 2. Transportfrist . für je auch nur angefangene 300 Kilometer...

b.

1 Tag,

1 Tag;

für Frachtgüter:

1. Expeditionsfrist. . 2 Tage, 2 Transportfrist bei einer Entfernung bis zu 100 Kilometer 1 Tag, bei größeren Entfernungen für je auch nur an­ gefangene weitere 200 Kilometer . .1 Tag. (2) Wenn der Transport aus dem Bereiche einer Eisenbahnverwalttlng in den Bereich einer anderen anschließenden Verwaltung übergeht, so berechnen sich die Transportfristen aus der Gesammtentfernung zwischen der Aufgabe- und Besttmmungsstatton, während die Expedittonsfristen ohne Rücksicht auf die Zahl der durch den Transport berührten Verwaltungsgebiete nur einmal zur Berechnung kommen. (3) Den Eisenbahnverwaltungen ist gestattet, mit Genehmigung der Auffichtsbehörde Zuschlagsfristen für folgende Fälle festzusetzen: 1. Für solche Güter, deren Beförderung von und nach abseits

von der Bahn gelegenen Orten (Güternebenstellen) die Eisen­ bahn übernommen hat. 2. Für außergewöhnliche Verkehrsverhältnisse, wobei es zulässig ist, die Zuschlagsfristen ausnahmsweise vorbehaltlich der Genehmigung der Aufsichtsbehörde festzusetzen. 3. Für den Uebergang auf Bahnen mit anderer Spurweite. Die Zuschlagsfristen sind gehörig zu veröffentlichen. Aus der Be­ kanntmachung muß zu ersehen sein, ob und durch welche Behörde die Genehmigung ertheilt, oder ob eine solche Vorbehalten ist. Im letzteren Falle muß die nachträglich erfolgte Genehmigung innerhalb 8 Tagen durch eine besondere Bekanntmachung veröffentlicht werden. Die Festsetzung von Zuschlagsfristen ist wirkungslos, wenn die nach­ trägliche Genehmigung von der Aufsichtsbehörde versagt, oder die ertheilte Genehmigung nicht rechtzeitig veröffentlicht wird. (4) Die Lieferfrist beginnt, abgesehen von dem Falle des § 55 Absatz 3, mit der auf die Annahme des Gutes nebst Frachtbrief (§ 54 Absatz 1) folgenden Mitternacht und ist gewahrt, wenn inner­ halb derselben das Gut dem Empfänger oder derjenigen Person, an welche die Ablieferung gültig geschehen kann, an die Behausung oder an das Geschäftslokal zugeführt ist oder, falls eine solche Zuführung nicht zugesagt oder ausdrücklich verbeten ist (§ 68 Absatz 5), wenn innerhalb der gedachten Frist schriftliche Nachricht von der erfolgten Ankunft für den Empfänger zur Post gegeben oder solche ihm auf andere Weise wirklich zugestellt ist. (5) Für Güter, welche bahnlagernd gestellt sind, sowie für solche Güter, deren Empfänger sich die Benachrichtigung schriftlich verbeten haben, ist die Lieferzeit gewahrt, wenn das Gut innerhalb derselben auf der Bestimmungsstatton zur Abnahme bereitgestellt ist. (6) Der Lauf der Lieferfristen ruht für die Dauer der zolloder steueramtlichen oder polizeilichen Abfertigung sowie für die Dauer einer ohne Verschulden der Eisenbahn eingetretenen Betriebs­ störung, durch welche der Antritt oder die Fortsetzung des Bahn­ transportes zeitweilig verhindert wird. (7) Ist der auf die Auflieferung des Gutes zur Beförderung folgende Tag ein Sonntag oder Festtag, so beginnt bei gewöhnlichem Frachtgute die Lieferfrist 24 Stunden später. (8) Falls der letzte Tag der Lieferfrist ein Sonntag oder Fest­ tag ist, so läuft bei gewöhnlichem Frachtgute die Lieferfrist erst an dem darauf folgenden Werktage ab.

§ 64. Berfügungsrecht des Absenders. (1) Der Ab­ sender allein hat das Recht, die Verfügung zu treffen, daß das Gut auf der Versandstatton zurückgegeben, unterwegs angehalten oder an

einen anderen als den im Frachtbriefe bezeichneten Empfänger am Bestimmungsorte oder auf einer Zwischenstation abgeliefert werde. (2) Dieses Recht steht indeß im Falle der Ausstellung eines Frachtbrief-Duplikats oder eines Aufnahmescheins (§ 54 Absatz 5 und 7) den: Absender nur dann zu, wenn er das Duplikat oder den Aufnahmeschein vorweist. Hat in diesem Falle die Eisenbahn die Anweisungen des Absenders befolgt, ohne die Vor­ zeigung zu verlangen, so ist sie für den daraus entstehenden Schaden dem Empfänger, welchem der Absender die Urkunde übergeben hat, haftbar. (8) Derartige Verfügungen des Absenders ist die Eisenbahn zu beachten nur verpflichtet, wenn sie ihr durch Vermittelung der Versandstation zugekommen sind. (4) Das Verfügungsrecht des Absenders erlischt, auch wenn er das Frachtbrief-Duplikat oder beit Aufnahmeschein besitzt, sobald nach Ankunft des Gutes am Bestimmungsorte der Frachtbrief dem Em­ pfänger übergeben oder die von dem letzteren nach Maßgabe des § 66 erhobene Klage der Eisenbahn zugestellt worden ist. Ist dies geschehen, so hat die Eisenbahn nur die Anweisungen des bezeichneten Empfängers zu beachten, widrigenfalls sie demselben für das Gut haftbar wird. (5) Die Eisenbahn darf die Ausführung der im Absatz 1 vorgesehenen Anweisungen nur dann verweigern oder verzögern, oder solche Anweisungen in veränderter Weise ausführen, wenn durch die Befolgung derselben der regelmäßige Transportverkehr gestört würde. (6) Die im ersten Absatz dieses Paragraphen vorgesehenen Verfügungen müssen mittelst schriftlicher und vom Absender unter­ zeichneter Erklärung nach dem Formular Anlage F1 erfolgen. Die Erklärung ist im Falle der Ausstellung eines FrachtbriefDuplikats oder eines Aufnahmescheins auf der betreffenden Urkunde zu wiederholen, welche gleichzeitig der Eisenbahn vorzulegen und von dieser dem Absender zurückzugeben ist. (7) Jede in anderer Form gegebene Verfügung des Absenders ist nichtig. (8) Die Eisenbahn kann den Ersatz der Kosten verlangen, welche durch die Ausführung der im Absatz 1 vorgesehenen Ver­ fügungen entstanden sind, insoweit diese Verfügungen nicht durch ihr eigenes Verschulden veranlaßt worden sind. Diese Kosten (Reugeld) sind im Tarife ein- für allemal festzusetzen. (9) Anweisungen des Absenders wegen nachträglicher Auflage, 1 Nicht mit abgedruckt.

Erhöhung, Minderung oder Zurückziehung der Nachnahme sowie wegen nachträglicher Frankirung können nach dem Ermessen der Eisenbahn unter der Bedingung zugelassen werden, daß die Ver­ fügung aus dem etwa ausgestellten Frachtbrief-Duplikat (Aufnahme­ schein) vermerkt wird. K 65. Transporthindernisse. (1) Wird der Antritt oder die Fortsetzung des Eisenbahntransportes durch höhere Gewalt oder Zufall verhindert, so hat — abgesehen von dem Falle des Absatzes 3 dieses Paragraphen — die Eisenbahn den Absender um anderweitige Verfügung über das Gut anzugehen. (2) Der Absender kann vom Vertrage zurücktreten, muß aber die Eisenbahn, sofern derselben kein Verschulden zur Last fällt, für die Kosten der Vorbereitung des Transportes, die Kosten der Wieder­ ausladung und die Ansprüche in Beziehung auf den etwa bereits zurückgelegten Transportweg durch Zahlung der in den Tarifen fest­ zusetzenden Gebühren entschädigen. (3) Wenn die Fortsetzung des Transportes auf einem anderen Wege stattfinden kann, so ist, unbeschadet der aus Rücksichten des allgemeinen Verkehrs ergehenden Anordnungen der Aufsichtsbehörde, der Eisenbahn die Entscheidung überlassen, ob es dem Interesse des Absenders entspricht, das Gut auf einem anderen Wege dem Be­ stimmungsorte zuzuführen oder es anzuhalten und den Absender um anderweitige Anweisung anzugehen. (4) Ist ein Frachtbrief-Duplikat oder Aufnahmeschein ausge­ stellt worden und befindet sich der Absender nicht im Besitze der ausgestellten Urkunde, so dürfen die in diesem Paragraphen vorge­ sehenen Verfügungen weder die Person des Empfängers, noch den Bestimmungsort abändern.

H 66. Ablieferung des Gutes. (1) Die Eisenbahn ist verpflichtet, am Bestimmungsorte dem bezeichneten Empfänger gegen Bezahlung der im Frachtbriefe ersichtlich gemachten Beträge und gegen Bescheinigung des Empfangs (§ 68 Absatz 7) den Frachtbrief und das Gut auszuhändigen. (2) Der Empfänger ist nach Ankunft des Gutes am Bestim­ mungsorte berechtigt, die durch den Frachtvertrag begründeten Rechte gegen Erfüllung der sich daraus ergebenden Verpflichtungen im eigenen Namen gegen die Eisenbahn geltend zu machen, sei es, daß er hierbei im eigenen oder im fremden Interesse handle. Er ist insbesondere berechtigt, von der Eisenbahn die Uebergabe des Fracht­ briefes und die Auslieferung des Gutes zu verlangen. Dieses Recht erlischt, wenn der Absender der Eisenbahn eine nach Maßgabe des § 64 zulässige entgegenstehende Verfügung ertheilt hat.

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dlaha«- X1. BcrteM-Drlieig für He 6ifeib0et« Deatschlaktz». 167—es.

(3) Als Ort der Ablieferung gilt die vom Absender bezeichnete Bestimmungsstation.

§ 67. Annahme des Gutes durch den Empfänger. Durch Annahme des Gutes und des Frachtbriefes wird der Empfänger verpflichtet, der Eisenbahn die im Frachtbriefe ersichtlich gemachten Beträge zu bezahlen. Vergleiche jedoch § 61 Absatz 4. 8 68. Verfahren bei Ablieferung des Gutes. (1) Das Gut ist nach Maßgabe der Bestimmung der Eisenbahnen entweder dem Empfänger an seine Behausung zuzuführen oder es ist ihm über die Ankunft schriftlich Nachricht zu geben. Diese Benachrichtigung ist dem Empfänger auf seine Kosten spätestens nach Ankunft und Bereitstellung des Gutes durch Boten, die Post oder sonstige Ge­ legenheit mit der Aufforderung zuzusenden, das Gut innerhalb der im Tarife bestimmten und in der Benachrichtigung zu bezeichnenden Frist abzunehmen. Die Benachrichtigung unterbleibt, wenn der Em­ pfänger sich dieselbe verbeten hat, sowie bei bahnlagernd gestellten Gütern. Für die Ausfertigung der Benachrichtigung darf eine Ge­ bühr nicht berechnet werden. (2) Die Benachrichtigung über die Ankunft von Eilgut muß, sofern außergewöhnliche Verhältnisse nicht eine längere Frist unver­ meidlich machen, binnen 2 Stunden, die Zuführung in die Behausung des Empfängers binnen 6 Stunden nach Ankunft erfolgen. Diese Fristen ruhen an Sonn- mib Festtagen von 12 Uhr Mittags, an Werktagen von 6 Uhr Abends bis zum Anfang der Dienststunden des folgenden Tages. Die Festsetzungen über die Lieferfrist (§ 63) werden hierdurch nicht beriihrt. (3) Die Eisenbahn kann, wo sie es für angemessen erachtet, Rollfuhrunternehmer zum An- und Abfahren der Güter innerhalb des Stationsortes oder von und nach seitwärts gelegenen Ortschaften bestellen, auch an letzteren Güternebenstellen einrichten. Die Roll­ fuhrunternehmer gelten als Leute der Eisenbahn im Sinne des § 9 der Verkehrs-Ordnung. Vergleiche § 60 Absatz 3. (4) Sind für Güter, deren Bestimmungsort nicht an der Eisen­ bahn gelegen oder eine nicht für den Güterverkehr eingerichtete Station ist, seitens der Verwaltung Einrichtungen zum Weitertrans­ porte nicht getroffen, so hat die Eisenbahn, wenn nicht wegen so­ fortiger Weiterbeförderung vom Absender oder Empfänger Verfügung getroffen ist, entweder den Empfänger nach Maßgabe der vorstehen­ den Bestimmungen zu benachrichtigen oder die Güter mittelst eines Spediteurs oder einer anderen Gelegenheit nach dem Bestimmungs­ orte auf Gefahr und Kosten des Absenders weiter befördern zu lassen.

(5) Diejenigen Empfänger, welche ihre Güter selbst abholen oder sich anderer als der von der Eisenbahn bestellten Fuhr­ unternehmer bedienen wollen, haben dies der Güter-Abfertigungsstelle rechtzeitig vorher, jedenfalls noch vor Ankunft des Gutes auf Erfordern der Abfertigungsstelle unter glaubhafter Bescheinigung ihrer Unterschrift, schriftlich anzuzeigen. Die Befugniß der Empfänger, ihre Güter selbst abzuholen oder durch andere als von der Eisen­ bahn bestellte Fuhrunternehmer abholen zu lassen, kann von der Eisenbahn im allgemeinen Berkehrsinteresse mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde beschränkt oder aufgehoben werden. (6) Ausgeschlossen von der Selbstabholung sind diejenigen Güter, welche nach zoll- oder steueramtlichen Vorschriften oder aus anderen Gründen nach Packhöfen oder Niederlagen der Zoll- oder Steuerverwaltung gefahren werden müssen. (7) Die Auslieferung des Gutes erfolgt gegen Zahlung der etwa darauf haftenden Fracht- und sonstigen Beträge und gegen Aus­ stellung der Empfangsbescheinigung. Letztere hat sich auf die ein­ fache Anerkennung des Empfangs zu beschränken; weitere Erklärungen, namentlich über tadellosen oder rechtzeitigen Empfang, dürfen nicht gefordert werden. Güter, welche nicht durch die Eisenbahn zuzu­ führen sind, werden dem Empfänger auf Vorzeigung des seitens der Eisenbahn quittirten Frachtbriefes zur Verfügung gestellt, und zwar die vom Empfänger auszuladenden auf den Entladeplätzen, die übrigen Güter in den Abfertigungsräumen (auf den Güterböden). (8) Der Empfänger ist berechtigt, bei der Auslieferung von Gütern deren Nachwägung in seiner Gegenwart auf dem Bahnhöfe zu verlangen. Diesem Verlangen muß die Eisenbahn bei Stück­ gütern stets, bei Wagenladungsgütern insoweit, als die vorhandenen Wägevorrichtungen dazu ausreichen, nachkommen. Gestatten die Wäge­ vorrichtungen der Eisenbahn eine Verwiegung von Wagenladungs­ gütern auf dem Bahnhöfe nicht, so bleibt dem Empfänger überlassen, die Verwiegung da, wo derartige Wägevorrichtungen am nächsten zur Verfügung stehen, in Gegenwart eines von der Eisenbahn zu be­ stellenden Bevollmächtigten vornehmen zu lassen. Ergiebt die Nach­ wägung kein von der Eisenbahn zu vertretendes Mindergewicht, so hat der Empfänger die durch die Verwiegung entstandenen Kosten oder die tarifmäßigen Gebühren sowie die Entschädigung für den etwa bestellten Bevollmächttgten zu tragen. Dagegen hat die Eisenbahn, falls ein von ihr zu vertretendes und nicht bereits anerkanntes Mindergewicht festgestellt wird, dem Empfänger die ihm durch die Nachwägung verursachten Kosten zu erstatten.

$ 69. Fristen für die Abnahme der nicht zugerollten

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Ari-arrg x 1.

Verke-rO-Orba»»ß für bit ttlfeibebn« De«tschlaab».

170. 71.

Güter. (1) Die tarifmäßig durch die Eisenbahn auszuladenden Güter sind binnen der im Tarife festzustellenden lagerzinsfreien Zeit, welche nicht weniger als 24 Stunden nach Absendung beziehungs­ weise Empfang (vergleiche § 68 Absatz 1 in Verbindung mit § 63 Absatz 4) der Benachrichtigung betragen darf, während der vorge­ schriebenen Geschäftsstunden abzunehmen. (2) Die Fristen, binnen welcher die von dem Empfänger ab­ zuladenden Güter durch denselben auszuladen und abzuholen sind, werden durch die besonderen Vorschriften jeder Verwaltung festgesetzt und sind, sofern sie für deren ganzes Gebiet gleichmäßig erlassen werden, durch den Tarif, andernfalls auf jeder Station durch Aushang an den Abfertigungsstellen sowie durch Bekanntmachung in einem Lokalblatte zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Erfolgt die Benachrichtigung über die Ankunft des Gutes durch die Post, so beginnen diese Fristen frühestens 3 Stunden nach der Aufgabe des Benachrichtigungs­ schreibens zur Post. (8) Für bahnlagernd gestellte sowie für solche Güter, deren Empfänger sich die Benachrichtigung schriftlich verbeten haben, beginnt der Lauf der im Absatz 1 und 2 erwähnten Fristen mit Ankunft des Gutes. (4) Sonn- und Festtage werden nicht mitgerechnet. Der Lauf der Entladefristen (Absatz 2) ruht für die Dauer der zoll- und steuer­ amtlichen Abfertigung, sofern diese nicht durch den Absender oder den Empfänger verzögert wird. Seitens der letzteren ist die Dauer der Abfertigung nachzuweisen. (5) Wer das Gut nicht innerhalb der in diesem Paragraphen erwähnten Fristen abnimmt, hat ein in den Tarifen festzusetzendes Lagergeld oder Wagenstandgeld zu bezahlen. Auch ist die Eisenbahn berechtigt, die Ausladung der tarifmäßig vom Empfänger auszu­ ladenden Güter auf dessen Gefahr und Kosten zu besorgen. (6) Dagegen ist die Eisenbahn zum Ersätze der nachgewiesenen Kosten der zwar rechtzeitig, aber vergeblich versuchten Abholung eines Gutes in dem Falle verpflichtet, wenn das Gut auf Benachrichtigung des Empfängers von der Ankunft nicht spätestens innerhalb 1 Stunde nach dem Eintreffen des Abholers zur Entladung oder Abgabe bereit­ gestellt ist. (7) Wenn der geregelte Verkehr durch große Güteranhäufungen gefährdet wird, so ist die Eisenbahn zur Erhöhung der Lagergelder und der Wagenstandgelder und, wenn diese Maßregel nicht ausreichen sollte, auch zur Verkürzung der Ladefristen und zur Beschränkung der lagerzinsfreien Zeit für die Dauer der Anhäufung der Güter, und zwar alles dieses unter Beachtung der für die Festsetzung von Zuschlags­ lieferfristen im § 63 Absatz 3 Ziffer 2 gegebenen Vorschriften berechtigt.

K 70. Ablieferungshindernisse. (1) Bei Ablieferungs­ hindernissen hat die Empfangsstation den Absender durch Bermitte­ lung der Versandstation von der Ursache des Hindernisses unver­ züglich in Kenntniß zu setzen. Sie darf in keinem Falle ohne ausdrückliches Einverständniß des Absenders das Gut zurücksenden. Dies gilt insbesondere von Gütern, deren An- oder Abnahme verweigert oder nicht rechtzeitig bewirkt wird oder deren Abgabe sonst nicht möglich ist. (2) Derartige Gitter hat die Eisenbahn auf Gefahr und Kosten des Absenders auf Lager zu nehmen und für dieselben die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns anzuwenden. Sie ist jedoch nach ihrem Ermessen auch berechtigt, solche Güter unter Nachnahme der darauf haftenden Kosten und Auslagen einem öffentlichen Lagerhause oder einem Spediteur für Rechnung und Gefahr dessen, den es angeht, auf Lager zu übergeben, wovon der Absender sofort zu benachrich­ tigen ist.

(3) Die Eisenbahn ist ferner befugt: a) Güter der im ersten Absatz erwähnten Art, wenn sie dem schnellen Verderben ausgesetzt sind, oder wenn sie nach den örtlichen Verhältnissen weder eingelagert noch einem Spediteur­ übergeben werden können, sofort, b) Güter, welche weder vom Empfänger abgenommen noch vom Absender zurückgenommen werden, frühestens 4 Wochen nach Ablauf der lagerzinsfreien Zeit, falls aber deren Werth durch längere Lagerung oder durch die daraus entstehenden Kosten unverhältnißmäßig vermindert würde, auch schon früher, ohne weitere Förmlichkeit bestmöglich zu verkaufen. Von dem bevor­ stehenden Verkaufe ist der Absender womöglich zu benachrichtigen, auch ist ihm der Erlös nach Abzug der Kosten zur Verfügung zu stellen. 8 71. Feststellung von Verlust und Beschädigung des Gutes seitens der Eisenbahn. (1) In allen Verlust-, Minderungs- und Beschädigungsfälleu haben die Eisenbahnverwaltungen sofort eine eingehende Untersuchung vorzunehmen, das Ergebniß schriftlich festzustellen und dasselbe den Betheiligten auf ihr Ver­ langen mitzutheilen. (2) Wird insbesondere eine Minderung oder Beschädigung des Gutes von der Eisenbahn entdeckt oder vermuthet oder seitens des Berfügungsberechtigten behauptet, so hat die Eisenbahn den Zustand d»es Gutes, den Betrag des Schadens und, soweit dies möglich, die Ursache und den Zeitpllnkt der Minderung oder Beschädigung ohne

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dl«-a»s X1. Verlehra-Ord»««, für die (Hfeitatiei De,tschlaad-. f 72—77.

Verzug protokollarisch festzustellen. Eine protokollarische Feststellung hat auch im Falle des Verlustes stattzufinden. (3) Zur Feststellung in Minderungs- und Beschädigungsfällen sind unbeteiligte Zeugen oder, soweit dies die Umstände des Falles erfordern, Sachverständige, auch womöglich der Verfügungsberechtigte beizuziehen. § 72. Gerichtliche Feststellung von Ablieferungshin­ dernissen, Verlust und Beschädigung. Jedem Betheiligten steht das Recht zu, uubeschadet des in den §§ 70 und 71 vorge­ sehenen Verfahrens, auch die gerichtliche Feststellung in Gemäßheit der Bestimmungen des Handelsgesetzbuchs zu beantragen. § 73. Aktivlegitimation. Reklamation. (1) Zur Gel­ tendmachung der aus dem Eisenbahnfrachtvertrage gegenüber der Eisenbahn entspringenden Rechte ist nur derjenige befugt, welchem daS Verfügungsrecht über das Frachtgut zusteht. (2) Vermag der Absender das Duplikat des Frachtbriefes, den Aufnahmeschein oder eine Bescheinigung der Versandstation, daß eine solche Urkunde nicht ausgestellt ist, nicht beizubringen, so kann er seinen Anspruch nur mit Zustimmuug des Empfängers geltend machen. (3) Außergerichtliche Ansprüche (Reklamationen) sind mit einer Bescheinigung über den Werth des Gutes und, wenn dem Empfänger der Frachtbrief übergeben ist, mit diesem anzubringen. Die Eisen­ bahnen haben derartige Ansprüche mit thunlichster Beschleunigung zu untersuchen und, sofern nicht eine gütliche Verständigung erfolgt, mittelst schriftlichen Bescheides zu erledigen. § 74. Haftung mehrerer Eisenbahnen. (1) Diejenige Bahn, welche das Gut mit dem Frachtbriefe zur Beförderung ange­ nommen hat, haftet für die Ausführung des Transportes auch aus den folgenden Bahnen der Beförderungsstrecke bis zur Ablieferung. (2) Jede nachfolgende Bahn tritt dadurch, daß sie das Gut mit dem ursprünglichen Frachtbriefe übernimmt, nach Maßgabe des letzteren in den Frachtvertrag ein und übernimmt die selbständige Verpflichtung, den Transport nach Inhalt des Frachtbriefes auszu­ führen. (3) Die Ansprüche aus dem Frachtverträge können jedoch — unbeschadet des Rückgriffs der Bahnen gegen einander — im Wege der Klage nur gegen die erste Bahn oder gegen diejenige, welche das Gut zuletzt mit dem Frachtbriefe übernommen hat, oder gegen die­ jenige Bahn gerichtet werden, auf deren Betriebsstrecke der Schaden sich ereignet hat. Unter den bezeichneten Bahnen steht dem Kläger die Wahl zu.

(4)

Das Wahlrecht erlischt mit Erhebung der Klage.

$ 75. Haftung für Verlust und Beschädigung im All­ gemeinen. (1) Die Eisenbahn haftet nach Maßgabe der in den folgenden Paragraphen enthaltenen näheren Bestimmungen für den Schaden, welcher durch Verlust, Minderung oder Beschädigung des Gutes seit der Annahme zur Beförderung bis zur Ablieferung ent­ standen ist, sofern sie nicht zu beweisen vermag, daß der Schaden durch ein Verschulden des Verfügungsberechtigten oder eine nicht von der Eisenbahn verschuldete Anweisung desselben, durch die natürliche Beschaffenheit des Gutes (namentlich durch inneren Verderb, Schwin­ den, gewöhnliche Leckage) oder durch höhere Gewalt herbeigeführt worden ist. (2) Der Ablieferung an den Empfänger steht die Ablieferung an Zoll- und Revisionsschuppen nach Ankunft des Gutes auf der Bestimmungsstation sowie die nach Maßgabe der Verkehrs-Ordnung stattfindende Ablieferung des Gutes an Lagerhäuser oder an einen Spediteur gleich.

§ 76. Beschränkung der Haftung bezüglich des Be­ stimmungsortes. (1) Ist auf dem Frachtbriefe als Ort der Ab­ lieferung ein nicht an der Eisenbahn liegender Ort bezeichnet, so besteht die Haftpflicht der Eisenbahn als Frachtführer nur bis zur letzten Eisenbahnstation. In Bezug auf die Weiterbeförderung treten die Verpflichtungen des Spediteurs ein. (2) Für Sendungen nach solchen seitwärts gelegenen Orten jedoch, nach welchen die Eisenbahn Einrichtungen für die Weiter­ beförderung getroffen hat (§ 68 Absatz 8), erstreckt sich die Haftpflicht der Eisenbahn als Frachtführer auf den ganzen Transport. (3) Ist von dem Absender auf dem Frachtbriefe bestimmt, daß das Gut an einem an der Eisenbahn liegenden Orte abgegeben werden oder liegen bleiben soll, so gilt, ungeachtet im Frachtbriefe ein anderweiter Bestimmungsort angegeben ist, der Transport als nur bis zu jenem ersteren, an der Bahn liegenden Orte über­ nommen, und die Eisenbahn ist nur bis zur Ablieferung an diesem Orte verantwortlich.

8 77. Beschränkung der Haftung bei besonderen Ge­ fahren. (1) Die Eisenbahn haftet nicht: 1. In Ansehung der Güter, welche nach der Bestimmung des Tarifes oder nach Vereinbarung mit dem Absender in offen gebauten Wagen transportirt werden, für den Schaden, welcher aus der mit dieser Transportart verbundenen Gefahr entstanden ist.

558

2.

3.

4.

5.

6.

Elatzakg X1.

verkehr»'vr»Mlus für He Lrse,bah»e» De«Lschla»tz-.

178. 79.

Unter dieser Gefahr ist auffallender Gewichtsabgang oder Ver­ lust ganzer Stücke nicht zu verstehen. In Ansehung der Güter, welche, obgleich ihre Natur eine Verpackung zum Schutze gegen Verlust, Minderung oder Be­ schädigung auf dem Transporte erfordert, nach Erklärung des Absenders auf dem Frachtbriefe (§ 58) unverpackt oder mit mangelhafter Verpackung aufgegeben sind, für den Schaden, welcher aus der mit dem Mangel oder mit der mangelhaften Beschaffenheit der Verpackung ver­ bundenen Gefahr entstanden ist. In Ansehung derjenigen Güter, deren Auf- und Abladen nach Bestimmung des Tarifes oder nach besonderer Vereinbarung mit dem Absender, von diesem beziehungsweise dem Empfänger besorgt wird, für den Schaden, welcher aus der mit dem Auf- und Ab­ laden oder mit mangelhafter Verladung verbundenen Ge­ fahr entstanden ist. In Ansehung der Güter, welche vermöge ihrer eigenthümlichen natürlichen Beschaffenheit der besonderen Gefahr ausgesetzt sind, Verlust, Minderung oder Beschädigung, namentlich Bruch, Rost, inneren Verderb, außergewöhnliche Leckage, Austrocknung und Verstreuung zu erleiden, für den Schaden, welcher aus dieser Gefahr entstanden ist. In Ansehung lebender Thiere, für den Schaden, welcher aus der mit der Beförderung dieser Thiere für dieselben verbundenen besonderen Gefahr entstanden ist. In Ansehung derjenigen Güter, einschließlich der Thiere, welchen nach der Bestimmung der Verkehrs-Ordnung, des Tarifes oder nach besonderer Vereinbarung mit dem Absender ein Begleiter beizugeben ist, für den Schaden, welcher aus der Gefahr entstanden ist, deren Abwendung durch die Begleitung bezweckt wird.

(2) Wenn ein eingetretener Schaden nach den Umständen des Falles aus einer der in diesem Paragraphen bezeichneten Gefahren entstehen konnte, so wird bis zum Nachweise des Gegentheils ver­ muthet, daß der Schaden aus der betreffenden Gefahr wirklich ent­ standen ist. (3) Eine Befreiung von der Haftpflicht kann auf Grund dieses Paragraphen nicht geltend gemacht werden, wenn nachgewiesen wird, daß der Schaden durch Verschulden der Eisenbahn oder ihrer Leute

entstanden ist.

§ 78. Beschränkung der Haftung bei Gewichtsverlusten. (1) In Ansehung derjenigen Güter, welche nach ihrer natürlichen Beschaffenheit bei dem Transporte regelmäßig einen Verlust an Ge­ wicht erleiden, ist die Haftpflicht der Eisenbahn für Gewichtsverluste bis zu nachstehenden Normalsätzen ausgeschlossen. (2) Der Normalsatz beträgt 2 Prozent bei flüssigen und feuchten, sowie bei nachstehenden trockenen Gütern: geraspelte und gemahlene Farbhölzer, Rinden, Wurzeln, Süßholz, geschnittener Tabak, Fettwaaren, Seifen und harte Ocle, frische Früchte, frische Tabaksblätter, Schafwolle, Häute, Felle, Leder, getrocknetes und gebackenes Obst, Thierflechsen, Hörner und Klauen, Knochen (ganz und gemahlen), getrocknete Fische, Hopfen, frische Kitte. (3) Bei allen übrigen trockenen Gütern der im Absatz 1 be­ zeichneten Art beträgt der Normalsatz 1 Prozent. (4) Der Normalsatz wird, im Falle mehrere Stücke auf einen und denselben Frachtbrief befördert worden sind, für jedes Stück be­ sonders berechnet, wenn das Gewicht der einzelnen Stücke im Fracht­ briefe verzeichnet oder sonst erweislich ist. (5) Diese Beschränkung der Haftpflicht tritt nicht ein, insoweit nachgewiesen wird, daß der Verlust nach den Umständen des Falles nicht in Folge der natürlichen Beschaffenheit deS Gutes entstanden ist, oder daß der angenommene Prozentsatz dieser Beschaffenheit oder den sonstigen Umständen des Falles nicht entspricht. (6) Bei gänzlichem Verlust des Gutes findet ein Abzug für Gewichtsverlust nicht statt.

H 79. Vermuthung für den Verlust des Gutes. Der zur Klage Berechtigte kann daS Gut ohne weiteren Nachweis als in

560

«uhaag X1.

vettehr-'Ord»llvs für Mit Lisekbahse« Deutschlautt.

| 80—87.

Verlust gerathen betrachten, wenn sich dessen Ablieferung um mehr als 30 Tage nach Ablauf der Lieferfrist (§ 63) verzögert.

§ 80. Höhe des Schadensersatzes bei Verlust des Gutes. Wenn auf Grund der vorhergehenden Bestimmungen von der Eisen­ bahn für gänzlichen oder theilweisen Verlust des Gutes Ersatz ge­ leistet werden muß, so ist der gemeine Handelswerth, in dessen Er­ mangelung der gemeine Werth zu ersetzen, welchen Gut derselben Art und Beschaffenheit am Orte der Ablieferung zu der Zeit hatte, zu welcher das Gut abzuliefern war. Davon kommt in Abzug, was in Folge des Verlustes an Fracht, Zöllen und sonstigen Kosten er­ spart ist.

§81. Höhe des Schadensersatzes bei ermäßigten Aus­ nahmetarifen. Es ist den Eisenbahnen gestattet, besondere Be­ dingungen (Ausnahmetarife) mit Festsetzung eines im Falle des Verlustes, der Minderung oder Beschädigung zu ersetzenden Maximal­ betrages zu veröffentlichen, sofern diese Ausnahmetarife eine Preis­ ermäßigung für den ganzen Transport gegenüber den gewöhnlichen Tarifen jeder Eisenbahn enthalten und der gleiche Maximalbetrag auf die ganze Transportstrecke Anwendung findet. § 82. Wiederauffinden des Gutes. (1) Der Entschädi­ gungsberechtigte kann, wenn er die Entschädigung für das in Verlust gerathene Gut in Empfang nimmt, in der Quittung den Vorbehalt machen, daß er, für den Fall, als das Gut binnen 4 Monaten nach Ablauf der Lieferfrist wieder aufgefunden wird, hiervon seitens der Eisenbahnverwaltung sofort benachrichtigt werde. Ueber den Vor­ behalt ist eine Bescheinigung zu ertheilen. (2) In diesem Falle kann der Entschädigungsberechtigte inner­ halb 30 Tagen nach erhaltener Nachricht verlangen, daß ihm das Gut nach seiner Wahl an dem Versand- oder an dem im Fracht­ briefe angegebenen Bestimmungsorte kostenfrei gegen Rückerstattung der ihm bezahlten Entschädigung ausgeliefert werde. (3) Wenn der im ersten Absatz erwähnte Vorbehalt nicht ge­ macht worden ist, oder wenn der Entschädigungsberechtigte in der im zweiten Absatz bezeichneten dreißigtägigen Frist das dort vorgesehene Begehren nicht gestellt hat, oder endlich, wenn das Gut erst nach 4 Monaten nach Ablauf der Lieferfrist wieder aufgefunden wird, so kann die Eisenbahn über das wieder aufgefundene Gut frei verfügen. § 83. Höhe des Schadensersatzes bei Beschädigung des Gutes. Im Falle der Beschädigung hat die Eisenbahn den ganzen Betrag des Minderwerthes des Gutes zu bezahlen. Im Falle die Beförderung nach einem Ausnahmetarife im Sinne deS § 81 statt-

gefunden hat, wird der zu bezahlende Schadensbetrag verhältnißmäßig herabgemindert. § 84. Deklaration deS Interesses an der Lieferung. (1) Der Absender kann das Interesse an der Lieferung mit den in den folgenden §§85 und 87 vorgesehenen Rechtswirkungen deklariren. In diesem Falle ist ein im Tarife festzusetzender Frachtzu­ schlag zu entrichten. (2) Die Summe, zu welcher das Interesse an der Lieferung deklarirt wird, muß im Frachtbriefe an der dafür vorgesehenen Stelle mit Buchstaben eingetragen werden. (3) Der Frachtzuschlag für die Deklaration des Interesses an der Lieferung darf 5 vom Tausend der deklarirten Summe für je angefangene 200 Kilometer nicht übersteigen. (4) Der geringste zur Erhebung kommende Frachtzuschlag be­ trägt 40 Pfennig. (5) Ueberschießende Beträge werden auf 10 Pfennig abgerundet. §85. Höhe des Schadensersatzes für Verlust oder Be­ schädigung bei Deklaration des Interesses an der Lieferung. Hat eine Deklaration des Interesses an der Lieferung stattgefunden, so kann der Berechttgte im Falle des Verlustes, der Minderung oder der Be­ schädigung, außer der durch die ߧ 80 und 83 festgesetzten Entschädigung, noch einen weiteren Schadensersatz bis zur Höhe des in der Dekla­ ration festgesetzten Betrages beanspruchen. Das Vorhandensein und die Höhe dieses weiteren Schadens hat der Berechtigte zu erweisen.

§ 86. Haftung für Versäumung der Lieferfrist. Die Eisenbahn haftet für den Schaden, welcher durch Versäumung der Lieferfrist (§ 63) entstanden ist, sofern sie nicht beweist, daß die Ver­ spätung von einem Ereignisse herrührt, welches sie weder herbeige­ führt hat noch abzuwenden vermochte. §87. Höhe des Schadensersatzes bei Versäumung der Lieferfrist. Wenn auf Grund des vorhergehenden Paragraphen für Versäumung der Lieferfrist Ersatz zu leisten ist, so können fol­ gende Vergütungen beansprucht werden: I. Wenn eine Deklaration des Interesses an der Lieferung nicht stattgefunden hat: 1. ohne Nachweis eines Schadens, falls die Verspätung 12 Stun­ den übersteigt: Bei einer Verspätung bis einschließlich 1 Tag 1j10 der Fracht,

von längerer Dauer Friedberg, Handel-gesgbg. 3. «u»g.

6/10 „ 36

2. Wird der Nachweis eines Schadens erbracht, so kann der Betrag des Schadens bis zur Höhe der ganzen Fracht be­ ansprucht werden. n. Wenn eine Deklaration des Interesses an der Lieferung statt­ gefunden hat: 1. ohne Nachweis eines Schadens, falls die Verspätung ^Stun­ den übersteigt:

von längerer Dauer die ganze Fracht. 2. Wird der Nachweis eines Schadens erbracht, so kann der Betrag des Schadens beansprucht werden. In beiden Fällen darf die Vergütung den deklarirten Betrag des Interesses nicht übersteigen. K 88. Schadensersatz bei Arglist und grober Fahr­ lässigkeit. Die Vergütung des vollen Schadens kann in allen Fallen gefordert werden, wenn derselbe in Folge der Arglist oder der groben Fahrlässigkeit der Eisenbahn entstanden ist. 8 89. Ausschluß der Haftung. Wenn Gegenstände, welche vom Transporte ausgeschlossen oder zu demselben nur bedingungs­ weise zugelassen sind, unter unrichtiger oder ungenauer Deklaration zur Beförderung aufgegeben, oder wenn die für dieselben vorgesehenen Sicherheitsvorschriften vom Absender außer Acht gelassen werden, so ist jede Haftpflicht der Eisenbahn auf Grund des Frachtvertrages ausgeschlossen.

8 90. Erlöschen der Ansprüche nach Bezahlung der Fracht und Annahme des Gutes. (1) Ist die Fracht nebst den sonst auf dem Gute haftenden Forderungen bezahlt und das Gut angenommen, so sind alle Ansprüche gegen die Eisenbahn aus dem Frachtverträge erloschen. (2) Hiervon sind jedoch ausgenommen: 1. Entschädigungsansprüche, bei welchen der Berechtigte nachweisen kann, daß der Schaden durch Arglist oder grobe Fahrlässigkeit der Eisenbahn herbeigeführt worden ist; 2. Entschädigungsansprüche wegen Verspätung, wenn die Rekla­ mation spätestens am siebenten Tage, den Tag der Annahme nicht mitgerechnet, bei einer der nach § 74 in Anspruch zu nehmenden Eisenbahnen angebracht wird; 3. Entschädigungsansprüche wegen solcher Mängel, deren Fest­ stellung gemäß § 71 vor der Annahme des Gutes durch den

Empfänger erfolgt ist, oder deren Feststellung nach § 71 hätte erfolgen sollen und durch Verschulden der Eisenbahn unter­ blieben ist; 4. Entschädigungsansprüche wegen äußerlich nicht erkennbarer Mängel, deren Feststellung nach der Annahme erfolgt ist, jedoch nur unter nachstehenden Voraussetzungen: a) es muß unmittelbar nach der Entdeckung des Schadens und spätestens 4 Wochen nach der Empfangnahme des Gutes der Antrag auf Feststellung gemäß § 71 bei der Eisenbahn oder bei dem zuständigen Gerichte angebracht werden; b) der Berechtigte muß beweisen, daß der Mangel während der Zeit zwischen der Annahme zur Beförderung und der Ablieferung entstanden ist. War indessen die Feststellung des Zustandes des Gutes durch den Empfänger auf der Empfangsstation möglich und hat die Eisenbahn sich bereit erklärt, dieselbe dort vorzunehmen, so findet die Bestimmung unter Ziffer 4 keine Anwendung. (3) Es steht dem Empfänger frei, die Annahme des Gutes, auch nach Annahme des Frachtbriefes und Bezahlung der Fracht, insolange zu verweigern, als nicht seinem Anträge auf Feststellung der von ihm behaupteten Mängel stattgegeben ist. Vorbehalte bei der Annahme des Gutes sind wirkungslos, sofern sie nicht unter Zustim­ mung der Eisenbahn erfolgt sind. (4) Wenn von mehreren auf dem Frachtbriefe verzeichneten Gegenständen einzelne bei der Ablieferung fehlen, so kann der Em­ pfänger in der Empfangsbescheinigung die nicht abgelieferten Gegen­ stände unter spezieller Bezeichnung derselben ausschließen.

(5) Alle in diesem Paragraphen erwähnten Entschädigungs­ ansprüche müssen schriftlich erhoben werden.

§ 91. Verjährung. (1) Die Klagen gegen die Eisenbahn wegen gänzlichen Verlustes oder wegen Verminderung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung des Gutes verjähren nach einem Jahre. (2) Die Frist beginnt in Ansehung der Klagen wegen gänz­ lichen Verlustes mit dem Ablauf des Tages, an welchem die Ab­ lieferung hätte bewirkt sein müssen; in Ansehung der Klagen wegen Verminderung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung mit dem Ablauf des Tages, an welchem die Ablieferung geschehen ist. (3) In gleicher Art sind die Einreden wegen Verlustes, Ver­ minderung, Beschädigung oder verspäteter Ablieferung des Gutes erloschen, wenn nicht die Anzeige von diesen Thatsachen an die Eisen­ bahn binnen der einjährigen Frist abgesandt worden ist.

564

dl»h. X r. Oetmuit. tkberttatomnui ü. h. Lts«-«-»fracht»erre-r. Ltt. 1—3.

(4) Die Bestimmungen dieses Paragraphen finden in Fällen des Betrugs oder der Veruntreuung der Eisenbahn keine Anwendung.

IX. SchlußLestimmung. (1) Die Verkehrs-Ordnung sowie Aenderungen derselben werden durch das Reichs-Gesetzblatt veröffentlicht. (2) Jede Eisenbahnverwaltung hat nach dem neuesten Stande ergänzte Exemplare der Verkehrs-Ordnung zum Verkaufe bereit zu halten.

X2

Internationales Uebereinkommeu über den Eiseubahufrachtverkehr?

Vom 14. Oktober 1890.

(RGBl 1892, 793.)

S. M. der Deutsche Kaiser, König von Preußen, im Namen des Deutschen Reichs, S. M. der König der Belgier, der Präsident der Französischen Republik, S. M. der König von Italien, S. M. der König der Niederlande, Prinz von Oranien-Nassau, Großherzog von Luxemburg, S. M. der Kaiser von Oesterreich, König von Böhmen u. s. w. und Apostolischer König von Ungarn, zugleich in Vertretung des Fürstenthums Liechtenstein, S. M. der Kaiser aller Reußen und der Schweizerische Bundesrath haben sich entschlossen, auf Grund des in ihrem Auftrage aus­ gearbeiteten und in dem Protokoll d. d. Bern, 17. Juli 1886, niedergelegten Entwurfes, ein internationales Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr abzuschließen und zu diesem Zwecke als ihre Bevollmächttgten ernannt [folgen die Namens, welche nach gegenseittger Mittheilung ihrer, in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten über nachstehende Arttkel übereingekommen sind:

Art. 1. Das gegenwärtige internationale Uebereinkommen findet Anwendung auf alle Sendungen von Gütern, welche auf Grund eines durchgehenden Frachtbriefes aus dem Gebiete eines der ver­ tragschließenden Staaten in das Gebiet eines anderen vertragschließen­ den Staates auf denjenigen Eisenbahnstrecken befördert werden, welche 1 Die Ausführungsbestimmungen sind in den Anmerkungen mitgetheilt. Das Protokoll ist am Schluß abgedruckt.

zu diesem Zwecke in

der

anliegenden ßifte,1

vorbehaltlich der in

Art. 58 vorgesehenen Aenderungen, bezeichnet sind. Die Bestimmungen, welche zur Ausführung des gegenwärtigen Uebereinkommens

von

vertragschließenden

den

Staaten

vereinbart

werden, sollen dieselbe rechtliche Wirkung haben, wie das Ueberein-

kommen selbst.

Art. 2. Die Bestimmungen des gegenwärtigen Uebereinkommens finden keine Anwendung auf die Beförderung folgender Gegenstände: 1. derjenigen Gegenstände, Transport betheiligten sind; 2. derjenigen Gegenstände,

welche

auch

nur in

einem der am

Gebiete dem Postzwange

unterworfen

welche wegen ihres Umfangs,

ihres

Gewichts oder ihrer sonstigen Beschaffenheit, nach der Anlage und dem Betriebe auch nur einer der Bahnen, Ausführung des Transportes

welche an der

theilzunehmen haben,

sich zur

Beförderung nicht eignen; 3. derjenigen Gegenstände, deren Beförderung auch nur auf einem der

am

Transporte

betheiligten

Gebiete

aus

Gründen

der

öffentlichen Ordnung verboten ist.

Art. 3. Die Ausführungsbestimmungen 2 werden diejenigen Güter bezeichnen, welche, wegen ihres großen Werthes, wegen ihrer beson1 Die Liste (Anlage 1 des Uebereinkommens) ist hier nicht mit abgedruckt worden. Die Liste ist ergänzt und berichtigt worden durch die Bekanntm. vom 18./1. 93 (RGBl 1); 28 /2. 93 (16); 27 /3. 93 (138); 14./4. 93 (147); /5. 1.

93 (153); 25./5. 93 (187); 15./6. 93 (200); 11./8. 93 (240); 26./9. 93

(257); 13 /10. 93 (262). * § 1. Von der Beförderung sind ausgeschloffen: 1. Gold- und Silberbarren, Platina, Geld, geldwerthe Münzen und Papiere, Dokumente, Edelsteine, echte Perlen, Pretiosen und andere Kostbar­

keiten; 2. Kunstgegenstände, wie Gemälde, Gegenstände aus Erzguß, Antiquitäten.

3. Leichen. 4. Schießpulver, Schießbaumwolle, geladene Gewehre, Knallsilber, Knall­ quecksilber, Knallgold, Feuerwerkskörper, Pyropapier, Nitroglycerin, Pikrinsäure Salze, Natronkokes, Dynamit, sowie alle anderen der Älbst-

entzündung oder Explosion unterworfenen Gegenstände, ferner die ekel­ erregenden oder übelriechenden Erzeugnisse, insofern die in dieser Nummer aufgeführten Gegenstände nicht unter den bedingungsweise zugelaflenen

ausdrücklich aufgezählt sind. Die in Anlage 1* verzeichneten Gegenstände werden nur unter den da* Die Anlage 1 stimmt betr. der Mehrzahl der Gegenstände mit Anlage!) zum § 48 des BetriebSreglements für die Eisenbahnen Deutschlands überein.

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El«h. X 2. 3meriat. Ue-eretrrkommur f. fc. L1seLb«h»frachtver1ehr. Lrt. 4. 5.

deren Beschaffenheit oder wegen der Gefahren, welche sie für die Ordnung und Sicherheit des Eisenbahnbetriebes bieten, vom inter­ nationalen Transporte nach Maßgabe dieses Uebereinkommens aus­ geschloffen oder zu diesem Transporte nur bedingungsweise zugelaffen sind. Art. 4. Die Bedingungen der gemeinsamen Tarife der Eisen­ bahnvereine oder Verbände, sowie die Bedingungen der besonderen Tarife der Eisenbahnen haben, sofern diese Tarife auf den inter­ nationalen Transport Anwendung finden sollen, insoweit Geltung, als sie diesem Uebereinkommen nicht widersprechen: anderenfalls sind sie nichtig. Art. 5. Jede nach Maßgabe des Art. 1 bezeichnete Eisenbahn ist verpflichtet, nach den Festsetzungen und unter den Bedingungen dieses Uebereinkommens, die Beförderung von Gütern im internatio­ nalen Verkehr zu übernehmen, sofern 1. der Absender den Anordnungen dieses Uebereinkommens sich unterwirft; 2. die Beförderung mit den regelmäßigen Transportmitteln mög­ lich ist; 3. nicht Umstände, welche als höhere Gewalt zu betrachten sind, die Beförderung verhindern. Die Eisenbahnen sind nur verpflichtet, die Güter zum Trans­ port anzunehmen, soweit die Beförderung derselben sofort erfolgen kann. Die für die Versandstation geltenden besonderen Vorschriften bestimmen, ob dieselbe verpflichtet ist, die Güter, deren Beförderung nicht sofort erfolgen kann, vorläufig in Verwahrung zu nehmen. Die Beförderung der Güter findet in der Reihenfolge statt, in welcher sie zum Transport angenommen worden sind, sofern die Eisenbahn nicht zwingende Gründe des Eisenbahnbetriebes oder das öffentliche Interesse für eine Ausnahme geltend machen kann. Jede Zuwiderhandlung gegen die Bestimmungen dieses Artikels begründet den Anspruch auf Ersatz des dadurch entstandenen Schadens. Art. 6. Jede internationale Sendung (Art. 1) muß von einem Frachtbrief begleitet sein, welcher folgende Angaben enthält: selbst aufgeführten Bedingungen zur Beförderung zugelassen. Denselben sind besondere, andere Gegenstände nicht umfassende Frachtbriefe beizugeben. Es können jedoch zwei oder mehrere Vertragsstaaten in ihrem gegen­ seitigen Verkehr für Gegenstände, welche vom internationalen Transporte aus­ geschlossen oder nur bedingungsweise zugelassen sind, leichtere Bedingungen vereinbaren. — Solche Vereinbarungen sind getroffen worden mit OesterreichUngarn 15./7, 92 (RGBl 1039), Nachtrag dazu 24./3. 93 (RGBl 134); Luxemburg 29 /5. 93 (RGBl 189). Niederlande, Schweiz 29./1. 94 (RGBl 113).

a) Ort und Tag der Ausstellung;

b) die Bezeichnung der Versandstation, sowie der Versandbahn;

c) die Bezeichnung der Bestimmungsstation, den Namen und den Wohnort des Empfängers; d) die Bezeichnung der Sendung nach ihrem Inhalt, die Angabe des Gewichtes oder statt dessen eine den besonderen Vorschriften der Versandbahn entsprechende Angabe; ferner bei Stückgut die Anzahl, Art der Verpackung, Zeichen und Nummer der Frachtstücke;

e) das Verlangen des Absenders, Spezialtarife unter den in den Artikeln 14 und 35 für zulässig erklärten Bedingungen zur Anwendung zu bringen; f) die Angabe des deklarirten Jntereffes an der Lieferung (Art. 88 und 40);

g) die Angabe, ob das Gut in Eilfracht oder in gewöhnlicher Fracht zu befördern sei; h) das genaue Verzeichniß der für die zoll- oder steueramtliche Behandlung oder polizeiliche Prüfung nöthigen Begleitpapiere;

i) den Frankaturvermerk im Falle der Vorausbezahlung der Fracht oder der Hinterlegung eines Frankaturvorschusses (Art. 12 Abs. 8): k) die auf dem Gute haftenden Nachnahmen, und zwar sowohl die erst nach Eingang auszuzahlenden, als auch die von der Eisenbahn geleisteten Baarvorschüsse (Art. 13);

l) die Angabe des einzuhaltenden Transportweges, unter Bezeich­ nung der Stationen, wo die Zollabfertigung stattfinden soll. In Ermangelung dieser Angabe hat die Eisenbahn denjeni­ gen Weg zu wählen, welcher ihr für den Absender am zweck­ mäßigsten scheint. Für die Folgen dieser Wahl hastet die Eisenbahn nur, wenn ihr hierbei ein grobes Verschulden zur Last fällt. Wenn der Absender den Transportweg angegeben hat, ist die Eisenbahn nur unter den nachstehenden Bedingungen berechfigt, für die Beförderung der Sendung einen anderen Weg zu benutzen: 1. daß die Zollabfertigung immer in den vom Absender be­ zeichneten Stationen stattfindet; 2. daß keine höhere Fracht gefordert wird als diejenige, welche hätte bezahlt werden müssen, wenn die Eisenbahn den int Frachtbrief bezeichneten Weg benutzt hätte;

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12*

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3. daß die Lieferfrist der Waare nicht länger ist, als sie ge­ wesen wäre, wenn die Sendung auf dem im Frachtbrief bezeichneten Wege ausgeführt worden wäre; m) die Unterschrift des Absenders mit seinem Namen oder seiner Firma, sowie die Angabe seiner Wohnung. Die Unterschrift kann durch eine gedruckte oder gestempelte Zeichnung des Ab­ senders ersetzt werden, wenn die Gesetze oder Reglemente des Versandortes es gestatten. Die näheren Festsetzungen über die Ausstellung und den Inhalt des Frachtbriefes, insbesondere das zur Anwendung kommende For­ mular, bleiben den $118^111119868(11111111111196111 Vorbehalten. Die Aufnahme weiterer Erklärungen in den Frachtbrief, die Ausstellung anderer Urkunden anstatt des Frachtbriefes, sowie die Beifügung anderer Schriftstücke zum Frachtbriefe ist unzulässig, so­ fern dieselben nicht durch dieses Uebereinkommen für statthaft er­ klärt sind. Die Eisenbahn kann indes, wenn es die Gesetze oder Regle­ mente des Versandortes vorschreiben, vom Absender außer dem Fracht­ brief die Ausstellung einer Urkunde verlangen, welche dazu bestimmt

1 8 2. Zur Ausstellung des internationalen Frachtbriefes sind Formu­ lare nach Maßgabe der Anlage 2 (nicht mit abgediilckt) zu verwenden. Die­ selben müssen für gewöhnliche Fracht aus weißes, für Eilfracht auf dunkel­ rosa Papier gedruckt sein und zur Beurkundung ihrer Uebereinstimmung mit den desfallstgen Vorschriften den Kontrolstempel einer Bahn oder eines Bahn­ komplexes eines Versandlandes tragen. Der Frachtbrief — und zwar sowohl der Vordruck als die geschriebene Ausfüllung — soll entweder in deutscher oder in französischer Sprache aus­ gestellt werden. Im Falle, daß die amtliche Geschästssprache des Landes der Versand­ station eine andere ist, kann der Frachtbrief in dieser amtlichen Geschäftssprache ausgestellt werden, muß aber alsdann eine genaue Uebersetzung der geschrie­ benen Worte in deutscher oder französischer Sprache enthalten. Die stark umrahmten Theile des Formulars sind durch die Eisenbahnen, die übrigen durch den Absender auszufüllen. Mehrere Gegenstände dürfen nur dann in einen und denselben Fracht­ brief ausgenommen werden, wenn das Zusammenladen derselben nach ihrer Beschaffenheit ohne Nachtheil erfolgen kann und Zoll-, Steuer- oder Polizei­ vorschriften nicht entgegenstehen. Den nach den Bestimmungen der geltenden Reglemente.'vom Absender bezw. Empfänger auf- und abzuladenden Gütern sind besondere, andere Gegen­ stände nicht umfaßende Frachtbriefe beizugeben. Auch kann die Versandstation verlangen, daß für jeden Wagen ein be­ sonderer Frachtbrief beigegeben wird.

ist, in den Händen der Verwaltung zu bleiben, um ihr als Beweis über den Frachtvertrag zu dienen. Jede Eisenbahnverwaltung ist berechtigt, für den internen Dienst ein Stammheft zu erstellen, welches in der Versandstation bleibt und mit derselben Nummer versehen wird, wie der Frachtbrief und das Duplikat. Art. 7. Der Absender haftet für die Richtigkeit der in den Frachtbrief aufgenommenen Angaben und Erklärungen und trägt alle Folgen, welche aus unrichtigen, ungenauen oder ungenügenden Er­ klärungen entspringen. Die Eisenbahn ist jederzeit berechtigt, die Uebereinstimmung des Inhalts der Sendungen mit den Angaben des Frachtbriefes zu Prüfen. Die Feststellung erfolgt nach Maßgabe der am Orte des Vorganges bestehenden Gesetze oder Reglemente. Der Berechtigte soll gehörig eingeladen werden, bei der Prüfung zugegen zu sein, vorbehaltlich des Falles, wenn die letztere auf Grund polizeilicher Maßregeln, die der Staat im Interesse der öffentlichen Sicherheit oder der öffent­ lichen Ordnung zu ergreifen berechtigt ist, stattfindet. Hinsichtlich des Rechts und der Verpflichtung der Bahnen, das Gewicht oder die Stückzahl des Gutes zu ermitteln oder zu kontroliren, sind die Gesetze und Reglemente des betreffenden Staates maßgebend. Bei unrichtiger Angabe des Inhalts einer Sendung, sowie int Falle der Ueberlastung eines dem Absender zur Selbstverladung ge­ stellten Wagens, sofern er die Verwiegung nicht verlangt hat, ist — abgesehen von der Nachzahlung der etwaigen Frachtdifferenz und dem Ersätze des entstandenen Schadens, sowie den durch strafgesetz­ liche oder polizeiliche Bestimmungen vorgesehenen Strafen — ein Frachtzuschlag an die am Transporte betheiligten Eisenbahnen zu zahlen, dessen Höhe durch die Ausführungsbestimmungen 1 festge­ setzt wird. 1 § 3. Wenn die im § 1 Absatz 4 und in der Anlage 1 Nr. I biS XXXIV aufgeführten Gegenstände unter unrichtiger oder ungenauer Deklara­ tion zur Beförderung aufgegeben oder die in Anlage 1 zu Nr. I bis XXXV gegebenen Sicherheitsvorschriften bei der Aufgabe außer Acht gelassen werden, beträgt der Taxzuschlag 15 Franken für jedes Bruttokilogramm. In allen anderen Fällen beträgt der in Artikel 7 deS Vertrages vor­ gesehene Taxzuschlag für unrichtige Angabe des Inhalts einer Sendung daS Doppelte der vom Abgangs- bis zum Bestimmungsorte zu zahlenden Fracht. Falls die Ueberlastung eines vom Absender beladenen Wagens seine Tragfähigkeit um mehr als fünf Prozent übersteigt, so beträgt die Gesammtgeldbuße das Zehnfache der Frachtdifferenz.

Art. 8. Der Frachtvertrag ist abgeschlossen, sobald das Gut mit dem Frachtbriefe von der Versandstation zur Beförderung an­ genommen ist. Als Zeichen der Annahme wird dem Frachtbriefe der Datumstempel der Versandexpedition aufgedrückt. Die Abstempelung hat ohne Verzug nach vollständiger Aus­ lieferung des in demselben Frachtbriefe verzeichneten Gutes und auf Verlangen des Absenders in dessen Gegenwart zu erfolgen. Der mit dem Stempel versehene Frachtbrief dient als Beweis über den Frachtvertrag. Jedoch machen bezüglich derjenigen Güter, deren Ausladen nach den Tarifen oder nach besonderer Vereinbarung, soweit eine solche in dem Staatsgebiete, wo sie zur Ausführung gelangt, zulässig ist, von dem Absender besorgt wird, die Angaben des Frachtbriefes über das Gewicht und die Anzahl der Stücke gegen die Eisenbahn keinen Beweis, sofern nicht die Nachwiegung bezw. Nachzählung seitens der Eisenbahn erfolgt und dies auf dem Frachtbrief beurkundet ist. Die Eisenbahn ist verpflichtet, den Empfang des Frachtgutes, unter Angabe des Datums der Annahme zur Beförderung, auf einem ihr mit dem Frachtbriefe vorzulegenden Duplikate desselben zu be­ scheinigen. Dieses Duplikat hat nicht die Bedeutung des Originalfracht­ briefes und eben so wenig diejenige eines Konnossements (Lade­ scheins). Art. 9. Soweit die Natur des Frachtgutes zum Schutze gegen Verlust oder Beschädigung auf dem Transporte eine Verpackung nöthig macht, liegt die gehörige Besorgung derselben dem Absender ob. Ist der Absender dieser Verpflichtung nicht nachgekommen, so ist die Eisenbahn, falls sie nicht die Annahme des Gutes verweigert, berechtigt, zu verlangen, daß der Absender auf dem Frachtbriefe das Fehlen oder die Mängel der Verpackung unter spezieller Bezeichnung anerkennt und der Versandstation hierüber außerdem eine besondere Erklärung nach Maßgabe eines durch die Ausführungsbestimmungen festzusetzenden Formulars ausstellt^ Für derartig bescheinigte, sowie für solche Mängel der Ver­ packung, welche äußerlich nicht erkennbar sind, hat der Absender zu haften und jeden daraus entstehenden Schaden zu tragen, bezw. der Bahnverwaltung zu ersetzen. Ist die Ausstellung der gedachten Er­ klärung nicht erfolgt, so haftet der Absender für äußerlich erkenn1 § 4 der Ausführungsbestimmungen wiederholt nur die Bestimmung betreffs der Formulare, welche Anlage 3 zu dem Uebereinkommen ausmachen. Das Formular ist hier nicht mit abgedruckt.

bare Mängel der Verpackung nur, wenn ihm ein arglistiges Ver­ fahren zur Last fällt. Art. 10. Der Absender ist verpflichtet, dem Frachtbriefe die­ jenigen Begleitpapiere beizugeben, welche zur Erfüllung der etwa bestehenden Zoll-, Steuer- oder Polizeivorschriften vor der Abliefe­ rung an den Empfänger erforderlich sind. Er haftet der Eisenbahn, sofern derselben nicht ein Verschulden zur Last fällt, für alle Folgen, welche aus dem Mangel, der Unzulänglichkeit oder Unrichtigkeit dieser Papiere entstehen. Der Gsenbahn liegt eine Prüfung der Richtigkeit und Voll­ ständigkeit derselben nicht ob. Die Zoll-, Steuer- und Polizeivorschriften werden, so lange das Gut sich auf dem Wege befindet, von der Eisenbahn erfüllt. Sie kann diese Aufgabe unter ihrer eigenen Verantwortlichkeit einem Kommissionär übertragen oder sie selbst übernehmen. In beiden Fällen hat sie die Verpflichtungen eines Kommissionärs. Der Verfügungsberechtigte kann jedoch der Zollbehandlung ent­ weder selbst, oder durch einen im Frachtbriefe bezeichneten Bevoll­ mächtigten beiwohnen, um die nöthigen Aufklärungen über die Tarifirung des Gutes zu ertheilen und seine Bemerkungen beizufügen. Diese dem Verfügungsberechtigten ertheilte Befugniß begründet nicht das Recht, das Gut in Besitz zu nehmen oder die Zollbehandlung selbst vorzunehmen. Bei der Ankunft des Gutes am Bestimmungsorte steht dem Empfänger das Recht zu, die zoll- und steueramtliche Behandlung zu besorgen, falls nicht im Frachtbriefe etwas Anderes festgesetzt ist. Art. 11. Die Berechnung der Fracht erfolgt nach Maßgabe der zu Recht bestehenden gehörig veröffentlichten Tarife. Jedes Privatübereinkommen, wodurch einem oder mehreren Absendern eine Preisermäßigung gegenüber den Tarifen gewährt werden soll, ist verboten und nichtig. Dagegen sind Tarifermäßigungen erlaubt, welche gehörig veröffentlicht sind und unter Erfüllung der gleichen Bedingungen Jedermann in gleicher Weise zu Gute kommen. Außer den im Tarife angegebenen Frachtsätzen und Vergütungen für besondere im Tarife vorgesehene Leistungen zu Gunsten der Eisenbahnen dürfen nur baare Auslagen erhoben werden — ins­ besondere Aus-, Ein- und Durchgangsabgaben, nicht in den Tarif aufgenommene Kosten für Ueberführung und Auslagen für Repara­ turen an den Gütern, welche in Folge ihrer äußeren oder inneren Beschaffenheit zu ihrer Erhaltung nothwendig werden. Diese Auslagen sind gehörig festzustellen und in dem Frachtbriefe ersichtlich zu machen, welchem die Beweisstücke beizugeben sind.

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dl»h. X 2. 3iteni6t. nctereintomm« L. h Elseadahufnuhtrerrehr. «rt. 12—14.

Art. 12. Werden die Frachtgelder nicht bei der Aufgabe des Gutes zur Beförderung berichtigt, so gelten sie als auf den Em­ pfänger angewiesen. Bei Gütern, welche nach dem Ermessen der annehmenden Bahn schnellem Verderben unterliegen oder wegen ihres geringen Werthes die Fracht nicht sicher decken, kann die Vorausbezahlung der Fracht­ gelder gefordert werden. Wenn im Falle der Frankirung der Betrag der Gesammtfracht beim Versand nicht genau bestimmt werden kann, so kann die Ver­ sandbahn die Hinterlegung des ungefähren Frachtbetrages fordern. Wurde der Tarif unrichtig angewendet oder sind Rechnungs­ fehler bei der Festsetzung der Frachtgelder und Gebühren vorgekom­ men, so ist das zu wenig Geforderte nachzuzahlen, das zu viel Er­ hobene zu erstatten. Ein derartiger Anspruch kann nur binnen Jahresfrist vom Tage der Zahlung an geltend gemacht werden. Die Bestimmungen des Art. 45 Abs. 3 finden Anwendung auf die im gegenwärtigen Artikel erwähnten Forderungen, mögen diese von der Eisenbahn oder gegen dieselbe erhoben werden. Die Bestimmung des Art. 44 erster Absatz findet keine Anwendung. Art. 13. Dem Absender ist gestattet, das Gut bis zur Höhe des Werthes desselben mit Nachnahme zu belasten. Diese Nachnahme darf jedoch den in den Ausführungsbestimmungen*1 festgesetzten Höchst­ betrag nur insoweit übersteigen, als sämmtliche am Transporte betheiligte Bahnen einverstanden sind. Diejenigen Güter, für welche Vorausbezahlung der Fracht verlangt werden kann (Art. 12 Abs. 2), dürfen nicht mit Nachnahme belastet werden. Für die aufgegebene Nachnahme wird die tarifmäßige Provision berechnet. Die Eisenbahn ist nicht verpflichtet, dem Absender die Nach­ nahme eher auszuzahlen, als bis der Betrag derselben vom Empfänger bezahlt ist. Dies findet auch Anwendung aus Auslagen, welche vor der Aufgabe für das Frachtgut gemacht worden sind. Ist das Gut ohne Einziehung der Nachnahme abgeliefert wor­ den, so haftet die Eisenbahn für den Schaden bis zum Betrag der Nachnahme und hat denselben dem Absender sofort zu ersetzen, vor­ behaltlich ihres Rückgriffs gegen den Empfänger. Art. 14. Die Ausführungsbestimmungen? werden die allge1 § 5 der Ausführungsbestimmungen bestimmt Nachnahme auf 2000 Franken für jeden Frachtbrief. 1 § 6.

überschreiten:

den Höchstbetrag

der

Die Lieferfristen dürfen die nachstehenden Maximalfristen nicht

meinen Vorschriften betreffend die Maximallieferfristen, die Berech­ nung, den Beginn, die Unterbrechung und das Ende der Lieferfristen feststellen. a) für Eilgüter: 1. Expeditionsfrist.............................................................. 1 Tag; 2. Transportfrist für je auch nur angefangene 250 Kilometer.............................................................. 1 Tag; b) für Frachtgüter: 1. Expeditionsfrist.............................................................. 2 Tage; 2. Transportfrist für je auch nur angefangene 250 Kilometer.............................................................. 2 TageWenn der Transport aus dem Bereiche einer Eisenbahnverwaltung in den Bereich einer anderen anschließenden Verwaltung übergeht, so berechnen sich die Transportfristen aus der Gesammteutfernung zwischen der Aufgabeund Bestimmungsstation, während die Expeditionsstisten ohne Rücksicht auf die Zahl der durch den Transport berührten Verwaltungsgebiete nur einmal zur Berechnung kommen. Die Gesetze und Reglemente der vertragschließenden Staaten bestimmen, inwiefern den unter ihrer Aufsicht stehenden Bahnen gestattet ist, Zuschlags­ fristen für folgende Fälle festzusetzen: 1. für Meffen; 2. für außergewöhnliche Verkehrsverhältnisse; 3. wenn das Gut einen nicht überbrückten Flußübergang oder eine Verbindungs­ bahn zu passiren hat, welche zwei am Transport theilnehmende Bahnen verbindet; 4. für Bahnen von untergeordneter Bedeutung, sowie für den Uebergang auf Bahnen mit anderer Spurweite. . Wenn eine Eisenbahn in die Notbwendigkeit versetzt ist, von den in diesem Paragraphen Ziffer 1 bis 4 für die einzelnen Staaten als fakultativ zulässig bezeichneten Zuschlagsstisten Gebrauch zu machen, so soll sie auf dem Frachtbriefe den Tag der Uebergabe an die nachfolgende Bahn mittelst Ab­ stempelung vormerken und die Ursache und Dauer der Lieferfristüberschreitung, welche sie in Anspruch genommen hat, auf demselben angeben. Die Lieferstist beginnt mit der auf die Annahme des Gutes nebst Fracht­ brief folgenden Mitternacht und ist gewahrt, wenn innerhalb derselben das Gut dem Empfänger oder derjenigen Person, an welche die Ablieferung giltig geschehen kann, nach den für die abliefernde Bahn geltenden Bestimmungen zugestellt bezw. avisirt ist. Dieselben Bestimmungen sind maßgebend für die Art und Weise, wie die Uebergabe des Avisbriefes zll konstatiren ist. Der Lauf der Lieferfristen ruht für die Dauer der zoll- oder steuer­ amtlichen oder polizeilichen Abfertigung, sowie für die Dauer einer ohne Ver­ schulden der Eisenbahn eingetretenen Betriebsstörung, durch welche der Antritt oder die Fortsetzung des Bahnttansports zeitweilig verhindert wird. Ist der auf die Auflieferung der Waare zum Transport folgende Tag ein Sonntag, so beginnt die Lieferfrist 24 Stunden später. Falls der letzte Tag der Lieferfrist ein Sonntag ist, so läuft die Liefer­ frist erst an dem darauffolgenden Tage ab.

Wenn nach den Gesetzen und Reglementen eines der Vertrags­ staaten Spezialtarife zu reduzirten Preisen und mit verlängerten Lieferfristen gestattet sind, so können die Eisenbahnen dieses Staates diese Tarife mit verlängerten Lieferfristen auch im internationalen Verkehr anwenden. Im Uebrigen richten sich die Lieferfristen nach den Bestim­ mungen der im einzelnen Falle zur Anwendung kommenden Tarife.

Art. 15. Der Absender allein hat das Recht, die Verfügung zu treffen, daß die Waare auf der Versandstation zurückgegeben, unterwegs angehalten oder an einen anderen als den im Frachtbriefe bezeichneten Empfänger am Bestimmungsorte oder einer Zwischen­ station abgeliefert werde. Dieses Recht steht indes dem Absender nur dann zu, wenn er das Duplikat des Frachtbriefes vorweist. Hat die Eisenbahn die Anweisungen des Absenders befolgt, ohne die Vorzeigung des Duplikatfrachtbriefes zu verlangen, so ist sie für den daraus entstan­ denen Schaden dem Empfänger, welchem der Absender dieses Du­ plikat übergeben hat, haftbar. Derartige Verfügungen des Absenders ist die Eisenbahn zu be­ achten nur verpflichtet, wenn sie ihr durch Vermittlung der Versand­ station zugekommen sind. Das Verfügungsrecht des Absenders erlischt, auch wenn er das Frachtbriefduplikat besitzt, sobald nach Ankunft des Gutes am Be­ stimmungsorte der Frachtbrief dem Empfänger übergeben ober die von dem letzteren nach Maßgabe des Art. 16 erhobene Klage der Eisenbahn zugestellt worden ist. Ist dies geschehen, so hat die Eisen­ bahn nur die Anweisungen des bezeichneten Empfängers zu beachten, widrigenfalls sie demselben für das Gut haftbar wird. Die Eisenbahn darf die Ausführung der im Absatz 1 vorge­ sehenen Anweisungen nur dann verweigern ober verzögern, oder solche Anweisungen in veränderter Weise ausführen, wenn durch die Be­ folgung derselben der regelmäßige Transportverkehr gestört würde. Die im ersten Absätze dieses Artikels vorgesehenen Verfügungen müssen mittelst schriftlicher und vom Absender unterzeichneter Er­ klärung nach dem in den Ausführungsbestimmungeu vorgeschriebenen

Diese zwei Ausnahmen sind auf Eilgut nicht anwendbar. Falls ein Staat in die Gesetze oder in die genehmigten Eisenbahnreglemente eine Bestimmung in Betreff der Unterbrechung des Waarentransportes an Sonn- und gewissen Feiertagen aufnimntt, so werden die Transportfristen im Verhältniß verlängert.

Formulare erfolgen? Die Erklärung ist auf dem Frachtbriefduplikat zu wiederholen, welches gleichzeitig der Eisenbahn vorzulegen und von dieser dem Absender zurückzugeben ist. Jede in anderer Form gegebene Verfügung des Absenders ist nichtig. Die Eisenbahn kann den Ersatz der Kosten verlangen, welche durch die Ausführung der im Absatz 1 vorgesehenen Verfügungen entstanden sind, insoweit diese Verfügungen nicht durch ihr eigenes Verschulden veranlaßt worden sind. Art. 16. Die Eisenbahn ist verpflichtet, am Bestimmungsorte dem bezeichneten Empfänger gegen Bezahlung der im Frachtbriefe ersichtlich gemachten Beträge und gegen Bescheinigung des Empfangs den Frachtbrief und das Gut auszuhändigen. Der Empfänger ist nach Ankunft des Gutes am Bestimmungs­ orte berechtigt, die durch den Frachtvertrag begründeten Rechte gegen Erfüllung der sich daraus ergebenden Verpflichtungen in eigenem Namen gegen die Eisenbahn geltend zu machen, sei es, daß er hier­ bei in eigenem oder in fremdem Interesse handle. Er ist insbe­ sondere berechtigt, von der Eisenbahn die Uebergabe des Frachtbriefes und die Auslieferung des Gutes zu verlangen. Dieses Recht er­ lischt, wenn der im Besitz des Duplikats befindliche Absender der Eisenbahn eine nach Maßgabe des Art. 15 entgegenstehende Ver­ fügung ertheilt hat. Als Ort der Ablieferung gilt die vom Absender bezeichnete Bestimmungsstation. Art. 17. Durch Annahme des Gutes und des Frachtbriefes wird der Empfänger verpflichtet, der Eisenbahn die im Frachtbrief ersichtlich gemachten Beträge zu bezahlen. Art. 18. Wird der Antritt oder die Fortsetzung des Eisenbahn­ transportes durch höhere Gewalt oder Zufall verhindert und kann der Transport auf einem anderen Wege nicht stattfinden, so hat die Eisenbahn den Absender um anderweitige Disposition über das Gut anzugehen. Der Absender kann vom Vertrage zurücktreten, muß aber die Eisenbahn, sofern derselben kein Verschulden zur Last fällt, für die Kosten zur Vorbereitung des Transportes, die Kosten der Wieder­ ausladung und die Ansprüche in Beziehung auf den etwa bereits zurückgelegten Transportweg entschädigen.

1 § 7 ber Ausführungsbestimmungen wiederholt die Bestimmung be­ treffs des Formulars (Anl. 4 des Uebereinkommens). Bon dem Abdruck ist abgesehen.

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dluh. xs. Jateraat. Uebereratomme« L. tz. Etsekbahufrachwerrehr. «tt. IS—25.

Wenn im Falle einer Betriebsstörung die Fortsetzung des Trans­ portes auf einem anderen Wege stattfinden kann, ist die Entschei­ dung der Eisenbahn überlasten, ob es dem Jntereste des Absenders entspricht, den Transport auf einem anderen Wege dem Bestimmungs­ orte zuzuführen, oder den Transport anzuhalten und den Absender um anderweite Anweisung anzugehen. Befindet sich der Absender nicht im Besitze des Frachtbrief­ duplikats, so dürfen die in diesem Artikel vorgesehenen Anweisungen weder die Person des Empfängers, noch den Bestimmungsort ab­ ändern. Art. 19. Das Verfahren bei Ablieferung der Güter, sowie die etwaige Verpflichtung der Eisenbahn, das Gut einem nicht an der Bestimmungsstation wohnhaften Empfänger zuzuführen, richtet sich nach den für die abliefernde Bahn geltenden gesetzlichen und regle­ mentarischen Bestimmungen. Art. 20. Die Empfangsbahn hat bei der Ablieferung alle durch den Frachtvertrag begründeten Forderungen, insbesondere Fracht- und Nebengebühren, Zollgelder und andere zum Zwecke der Ausführung des Transportes gehabte Auslagen, sowie die auf dem Gute haften­ den Nachnahmen und sonstigen Beträge einzuziehen, und zwar so­ wohl für eigene Rechnung, als auch für Rechnung der vorhergehen­ den Eisenbahnen und sonstiger Berechtigter.

Art. 21. Die Eisenbahn hat für alle im Art. 20 bezeichneten Forderungen die Rechte eines Faustpfandgläubigers an dem Gute. Dieses Pfandrecht besteht, so lange das Gut in der Verwahrung der Eisenbahn oder eines Tritten sich befindet, welcher es für sie inne hat. Art. 22. Die Wirkungen des Pfandrechts bestimmen sich nach dem Rechte des Landes, wo die Ablieferung erfolgt. Art. 23. Jede Eisenbahn ist verpflichtet, nachdem sie bei der Aufnahme oder der Ablieferung des Gutes die Fracht und die an­ deren aus dem Frachtverträge herrührenden Forderungen eingezogen hat, den betheiligten Bahnen den ihnen gebührenden Antheil an der Fracht und den erwähnten Forderungen zu bezahlen. Die Ablieferungsbahn ist für die Bezahlung der obigen Beträge verantwortlich, wenn sie das Gut ohne Einziehung der darauf haf­ tenden Forderungen abliefert. Der Anspruch gegen den Empfänger des Gutes bleibt ihr jedoch Vorbehalten. Die Uebergabe des Gutes von einer Eisenbahn an die nächst­ folgende begründet für die erstere das Recht, die letztere im Konto­ korrent sofort mit dem Betrage der Fracht und der sonstigen For derungen, soweit dieselben zur Zeit der Uebergabe des Gutes aus

dem Frachtbriefe sich ergeben, zu belasten, vorbehaltlich der endgül­ tigen Abrechnung nach Maßgabe des ersten Absatzes dieses Artikels. Aus dem internationalen Transporte herrührende Forderungen der Eisenbahner: unter einander können, wenn die schuldnerische Eisen­ bahn einem anderen Staate angehört als die forderungsberechtigte Eisenbahn, nicht mit Arrest belegt oder gepfändet werderr, außer irr dem Falle, wenn der Arrest oder die Pfändung auf Grund einer Entscheidung der Gerichte des Staates erfolgt, dem die forderungs­ berechtigte Eisenbahn angehört. In gleicher Weise kann das rollende Material der Eisenbahnen mit Einschluß sämmtlicher beweglicher, der betreffenden Eisenbahn gehörigen Gegenstände, welche sich in diesem Material vorfinden, tu dem Gebiete eines anderen Staates als desjenigen, welchem die be­ treffende Eisenbahn angehört, weder mit Arrest belegt noch gepfändet werden, außer in dem Falle, wenn der Arrest oder die Pfändung auf Grund einer Entscheidung der Gerichte des Staates erfolgt, dem die betreffende Eisenbahn angehört. Art. 24. Bei Ablieferungshindernissen hat die Ablieferungs­ station den Absender durch Bermittelung der Versandstation von der Ursache des Hindernisses unverzüglich in Kenntniß zu setzen. Sie darf in keinem Falle ohne ausdrückliches Einverständniß des Ab­ senders das Gut zurücksenden. Im Uebrigen richtet sich — unbeschadet der Bestimmungen des folgenden Artikels — das Verfahren bei Ablieferungshindernissen nach den für die abliefernde Bahn geltenden gesetzlichen und regle­ mentarischen Bestimmungen. Art. 25. In allen Verlust-, Minderungs- und Beschädigungs­ fällen haben die Eisenbahnverwaltungen sofort eine eingehende Unter­ suchung vorzunehmen, das Ergebniß derselben schriftlich festzustellen und dasselbe den Betheiligten auf ihr Verlangen, unter allen Um­ ständen aber der Versandstation mitzutheilen. Wird insbesondere eine Minderung oder eine Beschädigung des Gutes von der Eisenbahn entdeckt oder vermuthet, oder seitens des Verfügungsberechtigten behauptet, so hat die Eisenbahn den Zustand des Gutes, den Betrag des Schadens und, soweit dies möglich, die Ursache und den Zeitpunkt der Minderung oder Beschädigung ohne Verzug protokollarisch festzustellen. Eine protokollarische Feststellung hat auch im Falle des Verlustes stattzufinden. Die Feststellung richtet sich nach den Gesetzen und Reglementen des Landes, wo dieselbe stattfindet. Außerdem steht jedem der Betheiligten das Recht zu, die ge­ richtliche Feststellung des Zustandes des Gutes zu beantragen. Friedberg, HandelSgesgbg. 3. Ausg.

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Art. 26. Zur gerichtlichen Geltendmachung der aus dem inter­ nationalen Eisenbahnfrachtvertrage gegenüber der Eisenbahn ent­ springenden Rechte ist nur derjenige befugt, welchem das Verfügungs­ recht über das Frachtgut zusteht. Vermag der Absender das Duplikat des Frachtbriefes nicht vor­ zuzeigen, so kann er seinen Anspruch nur mit Zustimmung des (5mpfängers geltend machen. Art. 27. Diejenige Bahn, welche das Gut mit dem Fracht­ briefe zur Beförderung angenommen hat, haftet für die Ausführung des Transportes auch auf den folgenden Bahnen der Beförderungs­ strecke bis zur Ablieferung. Jede nachfolgende Bahn tritt dadurch, daß sie das Gut mit dem ursprünglichen Frachtbriefe übernimmt, nach Maßgabe des letz­ teren in den Frachtverkehr ein und übernimmt die selbstständige Ver­ pflichtung, ben Transport nach Inhalt des Frachtbriefes auszuführen. Die Ansprüche aus dem internationalen Frachtverträge sönnen jedoch — unbeschadet des Rückgriffs der Bahnen gegen einander — im Wege der Klage nur gegen die erste Bahn oder gegen diejenige, welche das Gut zuletzt mit dem Frachtbriefe übernommen hat, oder gegen diejenige Bahn gerichtet werden, auf deren Betriebsstrecke der Schaden sich ereignet hat. Unter den bezeichneten Bahnen steht dem Kläger die Wahl zu. Die Klage kann nur vor einem Gerichte des Staates anhängig gemacht werden, in welchem die beklagte Bahn ihren Wohnsitz hat und welches nach den Gesetzen dieses Landes zuständig ist. Das Wahlrecht unter den im dritten Absätze erwähnten Bahnen erlischt mit der Erhebung der Klage. Art. 28. Im Wege der Widerklage oder der Einrede können Ansprüche aus dem internationalen Frachtverträge auch gegen eine andere als die im Art. 27 Abs. 3 bezeichneten Bahnen geltend ge­ macht werden, wenn die Klage sich auf denselben Frachtvertrag gründet. Art. 29. Die Eisenbahn haftet für ihre Leute und für andere Personen, deren sie sich bei Ausführung des von ihr übernommenen Transportes bedient. Art. 30. Die Eisenbahn haftet nach Maßgabe der in den fol­ genden Artikeln enthaltenen näheren Bestimmungen für den Schaden, welcher durch Verlust, Minderung oder Beschädigung des Gutes seit der Annahme zur Beförderung des Gutes bis zur Ablieferung ent­ standen ist, sofern sie nicht zu beweisen vermag, daß der Schaden durch ein Verschulden des Verfügungsberechtigten oder eine nicht von der Eisenbahn verschuldete Anweisung desselben, durch die natürliche

Beschaffenheit des Gutes (namentlich durch inneren Verderb, Schwin­ den, gewöhnliche Leckage) oder durch höhere Gewalt herbeigeführt worden ist. Ist auf dem Frachtbrief als Ort der Ablieferung ein nicht an der Eisenbahn liegender Ort bezeichnet, so besteht die Haftpflicht der Eisenbahn auf Grund dieses Uebereinkommens nur für den Trans­ port bis zur Empfangsstation. Für die Weiterbeförderung finden die Bestimmungen des Art. 19 Anwendung.

Art. 31. Die Eisenbahn hastet nicht: 1. in Ansehung der Güter, welche nach der Bestimmung des Tarifes oder nach Vereinbarung mit dem Absender in offen gebauten Wagen transportirt werden, für den Schaden, welcher aus der mit dieser Transportart verbundenen Gefahr entstanden ist: 2. in Ansehung der Güter, welche, obgleich ihre Natur eine Ver­ packung zum Schutze gegen Verlust, Minderung oder Beschä­ digung auf dem Transport erfordert, nach Erklärung des Ab­ senders auf dem Frachtbriefe (Art. 9) unverpackt oder mit mangelhafter Verpackung aufgegeben sind, für den Schaden, welcher aus der mit dem Mangel oder mit der mangelhaften Beschaffenheit der Verpackung ver­ bundenen Gefahr entstanden ist; 3. in Ansehung derjenigen Güter, deren Auf- und Abladen nach Bestimmung des Tarifes oder nach besonderer Vereinbarung mit dem Absender, soweit eine solche in dem Staatsgebiete, wo sie zur Ausführung gelangt, zulässig ist, von dem Absender bezw. dem Empfänger besorgt wird, für den Schaden, welcher aus der mit dem Auf- und Ab­ laden oder mit mangelhafter Verladung verbundenen Ge­ fahr entstanden ist;

4. in Ansehung der Güter, welche vermöge ihrer eigenthümlichen natürlichen Beschaffenheit der besonderen Gefahr ausgesetzt sind, Verlust, Minderung oder Beschädigung, namentlich Bruch, Rost, inneren Verderb, außergewöhnliche Leckage, Austrocknung und Verstreuung zu erleiden, für den Schaden, welcher aus dieser Gefahr entstanden ist; 5. in Ansehung lebender Thiere: für den Schaden, welcher aus der mit der Beförderung dieser Thiere für dieselben verbundenen besonderen Gefahr entstanden ist; 6. in Ansehung derjenigen Güter, einschließlich der Thiere, welchen

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*uh. x 2.

Iateruat. Ueberetulm»»« ü. d. Liseubahufrachtverkehr.

Art. 32—88.

nach der Bestimmung des Tarifs oder nach besonderer Verein­ barung mit dem Absender ein Begleiter beizugeben ist, für den Schaden, welcher aus der Gefahr entstanden ist, deren Abwendung durch die Begleitung bezweckt wird. Wenn ein eingetretener Schaden nach den Umständen des Falles aus einer der in diesem Artikel bezeichneten Gefahren entstehen konnte, so wird bis zum Nachweise des Gegentheils vermuthet, daß der Schaden aus der betreffenden Gefahr wirklich entstanden ist. Art. 32. In Ansehung derjenigen Güter, welche nach ihrer natiirlichen Beschaffenheit bei dem Transporte einen regelmäßigen Ver­ lust an Gewicht erleiden, ist die Haftpflicht der Eisenbahn für Ge­ wichtsverluste bis zu dem aus den Ausführungsbestimmungen1 sich ergebenden Normalsatze ausgeschlossen. Dieser Satz wird, im Falle mehrere Stücke auf einem und dem­ selben Frachtbrief befördert worden sind, für jedes Stück besonders berechnet, wenn das Gewicht der einzelnen Stücke im Frachtbriefe verzeichnet oder sonst erweislich ist. Diese Beschränkung der Haftpflicht tritt nicht ein, insoweit nach­ gewiesen wird, daß der Verlust nach den Umständen des Falles nicht in Folge der natürlichen Beschaffenheit des Gutes entstanden ist, oder daß der angenommene Prozentsatz dieser Beschaffenheit oder den sonstigen Umständen des Falles nicht entspricht. Bei gänzlichem Verlust des Gutes findet ein Abzug für Ge­ wichtsverlust nicht statt. Art. 33. Der zur Klage Berechtigte kann das Gut ohne wei­ teren Nachweis als in Verlust gerathen betrachten, wenn sich beffcii Ablieferung um mehr als 30 Tage nach Ablauf der Lieferfrist (Art. 14) verzögert. Art. 34. Wenn auf Grund der vorhergehenden Artikel von der Eisenbahn für gänzlichen oder theilweisen Verlust des Gutes Ersatz geleistet werden muß, so ist der gemeine Handelswerth, in dessen Ermangelung der gemeine Werth zu ersetzen, welchen Gut derselben

1 tz 8. Der Normalsatz für regelmäßigen Gewichtsverlust beträgt zwei Prozent bei flüssigen und feuchten, sowie bei nachstehenden trockenen Gütern: geraspelte und gemahlene Farbehölzer, Rinden, Wurzeln, Süßholz, geschnittener Tabak, Fettwaaren, Seifen und harte Lele, frische Früchte, frische Tabaks­ blätter, Schafwolle, Häute, Felle, Leder, getrocknetes und gebackenes Obst, Thierflechsen, Hörner und Klauen, Knochen (ganz und gemahlen), getrocknete Fische, Hopfen, frische Kitte. Bei allen übrigen trockenen Gütern der in Art. 32 deS Uebereinkommens bezeichneten Art beträgt der Normalsatz 1 Prozent.

Art und Beschaffenheit am Versandorte zu der Zeit hatte, zu wel­ cher das Gut zur Beförderung angenommen worden ist. Dazu kommt die Erstattung dessen, was an Zöllen und sonstigen Kosten, sowie an Fracht etwa bereits bezahlt worden ist.

Art. 35. Es ist der Eisenbahn gestattet, besondere Bedingungen (Spezialtarife) mit Festsetzung eines im Falle des Verlustes, der Minderung oder Beschädigung zu ersetzenden Maximalbetrages zu veröffentlichen, sofern diese Spezialtarife eine Preisermäßigung für den ganzen Transport gegenüber den gewöhnlichen Tarifen jeder Eisenbahn enthalten und der gleiche Maximalbetrag auf die ganze Transportstrecke Anwendung findet. Art. 36. Der Entschädigungsberechtigte kann, wenn er die Ent­ schädigung für das in Verlust gerathene Gut in Empfang nimmt, in der Quittung den Vorbehalt machen, daß er für den Fall, als das Gut binnen vier Monaten nach Ablauf der Lieferfrist wieder aufgefunden wird, hiervon seitens der Eisenbahnverwaltung sofort benachrichtigt werde. In diesem Falle kann der Entschädigungsberechtigte innerhalb 30 Tagen nach erhaltener Nachricht verlangen, daß ihm das Gut nach seiner Wahl an den Versand- oder an den im Frachtbriefe an­ gegebenen Bestimmungsort kostenfrei gegen Rückerstattung der ihm bezahlten Entschädigung ausgeliefert werde. Wenn der im ersten Absätze erwähnte Vorbehalt nicht gemacht worden ist, oder wenn der Entschädigungsberechtigte in der im zweiten Absätze bezeichneten 30 tägigen Frist das dort vorgesehene Begehren nicht gestellt hat, oder endlich, wenn das Gut erst nach 4 Monaten nach Ablauf der Lieferfrist wieder aufgefunden wird, so kann die Eisenbahn nach den Gesetzen ihres Landes über das wieder aufge­ fundene Gut verfügen.

Art. 37. Im Falle der Beschädigung hat die Eisenbahn den ganzen Betrag des Minderwerthes des Gutes zu bezahlen. Im Falle die Beförderung nach einem Spezialtarife im Sinne des Art. 35 stattgefunden hat, wird der zu bezahlende Schadensbetrag verhältnißmäßig reduzirt. Art. 38. Hat eine Deklaration des Interesses an der Lieferung stattgefunden, so kann dem Berechtigten im Falle des Verlustes, der Minderung oder der Beschädigung, außer der durch den Art. 34 und bezw. durch den Art. 37 festgesetzten Entschädigung noch ein weiterer Schadensersatz bis zur Höhe des in der Deklaration fest­ gesetzten Betrages zugesprochen werden. Das Vorhandensein und die Höhe dieses weiteren Schadens hat der Berechtigte zu erweisen.

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klah. X2. Iuteruat. Ueberdntommeii tt. » Ltfe»bahLfr«chtverrehr. Lrt. SS—44.

Die Aussührungsbestimmungen1 setzen den Höchstbetrag des Frachtzuschlages fest, welchen der Absender im Falle einer Deklara­ tion des Interesses an der Lieferung zu zahlen hat. Art. 39. Die Eisenbahn haftet für den Schaden, welcher durch Versäumung der Lieferfrist (Art. 14) entstanden ist, sofern sie nicht beweist, daß die Verspätung von einem Ereignisse herrührt, welches sie weder herbeigeführt hat, noch abzuwenden vermochte. Art. 40. Im Falle der Versäumung der Lieferfrist können ohne Nachweis eines Schadens folgende Vergütungen beansprucht werden: Bei einer Verspätung bis einschließlich Vxo der Lieferfrist: *'io der Fracht, bei einer Verspätung bis einschließlich 2/. 16. 5. 94. g 7—9.

lassung der Sache zu erreichen, entsprechende Anwendung, gleichviel ob dem Empfänger der Sache ein Recht, später deren Eigenthum zu erwerben, eingeräumt ist oder nicht. § 7. Wer Lotterieloose, Jnhaberpapiere mit Prämien (Gesetz vom 8. Juni 1871, RGBl. S. 210)1 oder Bezugs- oder Antheil scheine auf solche Loose oder Jnhaberpapiere gegen Theilzahlungen verkauft oder durch sonstige auf die gleichen Zwecke abzielende Ver­ träge veräußert, wird mit Geldstrafe bis zu fünfhundert Mark bestraft. Es begründet keinen Unterschied, ob die Uebergabe des Papiers vor oder nach der Zahlung des Preises erfolgt. $ 8. Die Bestimmungen dieses Gesetzes finden keine Anwen düng, wenn der Empfänger der Waare als Kaufmann in das Handelsregister eingetragen ist. § 9. Verträge, welche vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes abgeschlossen worden sind, unterliegen den Vorschriften desselben nicht. 1 Siehe oben S. 444.

Sachregister. (Die Zahlen bezeichnen die Seiten.)

Abänderung d. Genossensch.-Statuts Abschrift aus Handelsregister 18; der Bilanz 56; d. Konnossements 222; 412; d. Ges.-Vertrages d. Akt.-G. s. auch Kopie. 103; d. Gesellsch. m. beschr. Haft­ pflicht 344 ff.; d. Komm.-Ges. auf Absender, Haftung des für Angaben des Frachtbriefes 569; Recht des Akt. 71. über Frachtgut 574; b. Eisenbahn­ Abandon 277 f.; des Milrheders 184 ff. fracht 549; Berpflichtungell des beim Frachtgeschäft 168. Abandonage 274. Abandonerklärung 278 f. Absonderung des Gesellschafts-Kon­ Abandonfrist 278. kurses 46. Absonderungsrecht 145 f. Abandonrevers 280. Abberufung d. Liquidatoren 51. 89; Abstempelung des Frachtbriefes 542. d. Akt.-G. 121; der Genoffensch. 570. 426; d. Gesellsch. mit beschr. Haft­ Abstimmung in Gen.-Vers. d. Akt.Ges. 98; im Patentamt 403. pflicht 348. Abbringung d. Schiffes 236. Abtretung der Ersatzansprüche an Abfahrtszeiten d. Eisenbahnen 520. Versicherer 262. 267; von Forde­ Abfertigung voll Leichen 533; von rungen 140; v. Geschäftsantheilen 334. Thieren 534. Abgaben für Schiffahrt 179. Abwesende, Offerte unter 151. Abhanden gekommene Papiere s. Abzahlungsgeschäft 662ff. Amortisation. Abzüge bei gr. Haverei 238 f. Abholung der Postsendung 479. Agent einer Feuerversicherung 14. Abladen 203. Aichung 155. Ablehnung eines Antrags oder Auf­ Akkreditive, Stempel der 650. trags 152; des Amtes zum Beisitzer Aktien 91; neue 72. 104; Reichs­ des Seeamts 630. stempelabgaben für 446. 455; der Ablieferung d. Frachtgutes 576; Komm.-Ges. aus Akt. 59. des Gutes b. Eisenb.-Transp. 551 f. Aktienbuch 74. 107. Ablieferungshindernisse b.Eisen- Aktiengesellschaft 16. 90; Firma der 19; Rechte der 100; Umwand­ bahn-Frachtgut 555. 557. 577. Ablieferungsort bei Eisenbahnlung der in Ges. in. beschr. Haft­ Transport 178. pflicht 350 f. Ablieferungsschein 479; Bestellung Aktionäre können Berufung d. Gen.Vers. beantragen 115; Rechtsverdes 478. hältniß der 106 ff.; Strafbestim­ Abmusterung 598 f. Abnahme, Kosten der 859. mungen betr. der 128; Berzeichniß Abrechnungsbuch des Schiffsmanns der 97. Akzept 266; s. auch Annahme. 602. Akzeptant, Unsicherheit des 301 f. Absatzgenossenschaft 407. Abschließung der Handelsgeschäfte Akzeptation d. Wechsels 298 f. 150; für andere Personen 133; durch Alonge 296. Altersversicherung d. Schiffer 596, Handelsmäkler 35 f.

Amortisation 141 f.; der Aktien 87. 105; von Geschäftsantheilen b. Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 339; der negotiabelen Papiere 141; des Wechsels 310. Amtsgericht, Zuständigkeit des 12; s. Konkurs 21. 431. Amtspflichten d. Handelsmäkler 35. An Aufgabe 448. Aenderung d. Geschäftsführer 340; d. Vorst, d. Akt.-Ges. 114; d. Vor­ standes d. Genossenschaft. 414 f. Anerbieten zum Verkauf 155; s. auch Antrag, Offerte. Anfang d. Komm.-Ges. 57; d. offen. Handelsgesellsch. 44. Anfechtung eines Beschlusses d. Gen.Versamml. 80. 81. 108; d. Genossensch. 419; der Dispache 271; des Handelsgeschäftes wegen laesio enormis 136. Angaben, besondere b. Telegrammen 499. Angeld 136. Anhalt, Einführung d. HGB in 2. Anhaltung des Schiffes 277. 607; Haftung des Versicherers für 273. An kündig er d. Akt.-Ges., Strafbe­ stimmungen betr. der 126 f. Ankündigung der Akt.-Ges. 101; der Gen.-Vers. der Akt.-Ges. 116; d. Komm.-Ges. auf Aktien 69. Ankunft d. Frachtgutes 171. Anlagen, Uebernahme von, durch Akt.-Ges. 94. 102; durch Kommand. a. Akt. 70. Anmeldeabtheilu ng des Patent­ amts 389. 402 ff. Anmeldestelle f. Gebrauchsmuster 405. Anmeldungen z. Handelsregister in Els.-Lothr. 327; der Akt.-Ges. im Handelsregister 97; der Auflösung d. Akt.-G. 120; der Erfindungen 386. 391; d. Erhöhung d. Komman­ ditistenkapitales 72; der Firma 20; d. Genossenschaft 410; zum Gen.Reg. 440; d. Ges. m. beschr. Hftg. 332; d. off. Handelsgesellsch. 39 f.; d. Komm.-Ges. 55; der Komm.-Ges. a. Akt. 66 f.; d. Liquidatoren 51; d. Liquidatoren d. Akt.-Ges. 121; v. Modellen 399; d. Muster und

Modelle 383; d. Prokura b. Hand.Reg. 28; der Waarenzeichen 376. 653 ff. Anmusterung 597. Annahme einer Anweisung 140; d. Frachtgutes 171. 211. 214. 562. 575; an Zahlungsstatt 214; des Eisenb.-Frachtgutes durch Empfänger 552; d. Offerte 151 f.; v. Thiereir 534; d. Wechsels 298 f.; s. auch Akzept; Präsentation zur 297 f. Anschaffung 133; d. Schiffers 195. Anschaffungsgeschäfte, Reichs­ stempelabgabe bei 447 f. 459. Ansprüche gegen Frachtführer 171. Anstalten f. Personentransport 133. Anstellung d. Handelsmäkler 35. 38; d. Schiffers 184. Antheil d. persönlich haftenden Ge­ sellschafters 73. Antheilseigner d. Reichsbank 359. Antheilsschein 61. 91. 662. Antiquar 14. Antrag 151 f.; eines Kaufmanns 140; auf Berufung d. Gener.-Bers. 79; auf Konkurseröffnung bei H.Ges. 46; bei Genossensch. 428 f. Anträge in Generalvers. 80; d. Akt.Ges. 117. Antritt der Reise 169.190. 206. 209. Antwort, bezahlteb.Telegramm.504. Anweisung, kaufmännische 140; aus den Inhaber 651. Anzeigen bei Abschluß d. Bers.-Bertr. 262 f.; über Ausführung der Kommission 165; zum Löschen 209 f.; v. Selbsthülfeverkauf 157; des Un­ falls bei Versich. 265; bei Bersicher. f. ftemde Rechnung 257; bei Ver­ zug 160; öffentliche, die Patentrecht verletzen 398. Apothekergehülfen 32. Appoint 470. Arbitrage 459. Arrest, Haftung für b. Versich. 265. Arretirungsklausel 309. Arrha 136. Assignalion 140; Stempel der 650; s. auch Attweisung. Auf Besicht 156. 158. Aufbewahrung der Handelsbücher 25; d. bemängelten Waare 158; d. verkauften Waare 157.

Aufbringung der Ladung 196; des Schiffes 217. Aufenthalt im Nothhafen 220. Aufenthaltskosten im Nothhafen 236. Aufforderung zur Einzahlung der Aktie 75. Aufgabe d. Expreßgutes 531; von Telegrammen 501. Aufgebotsverfahren 141 f.; in Bergungssachen 640. Aufhebung des Konk.-Verfahr. 18; d. Reichsbank 365; d. Versicherung 286. Aufhören d. Frachtvertrages 217. Aufkäufen von Waaren 29. Aufkündigung der offenen Handels­ gesellschaft 48' 49; d. stillen Gesell­ schaft 131; s. auch Kündigung. Auflieferung d. Frachtgutes 543; d. Gepäckes auf Eisenb. 528. Auflösung d. Akt.-G. 119; d. Fracht­ vertrages 217 f. 221; d. Genossen­ schaft 424 ff.; durch Konkurs 429; d. Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 347ff.; d. stillen G. 131; der Komm.G. 58; d. Komm.-G. a. Akt. 86; d. offen. Handelsgesellsch. 47; der Rhederei 188. Aufmachung d. Dispache 242; der gr. Haverei 237. Aufnahme in d. offene Handelsge­ sellschaft 42. Aufnahmeschein 550. Auf Probe auf Besicht. Aufrechnung d. Gesellschafter gegen Einzahlungen 76; gegen Nachschiisse bei Genossensch -Konkurs 430. Aufschrift d. Telegrammes 499. Auf Sicht 295. Aufsichtsrath der Akt.-G. 96.110ff.; Haftung d. 101; Strafbestimmungerr gegen 125 ff.; d. Genossensch. 410. 415 f.; Strafen gegen 438 f.; bei Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 344; der Komm.-G. a. Akt. 64. 81. 87; Haftung des 70. Auftrag 152; eines Kaufmanns 140. Auktionator, Bücher des 24. Ausbesserung des Schiffes 221. 228. 236. Auseinandersetzung mit ausge­ schiedenen Genossen 424; d. Gesell­

schafter d. offen. Handelsges. 53; aus d. Vermögen der offen. Handels­ gesellsch. 50; b. Komm.-G. 59. Auseisungskosten 215. Außerkurssetzung v. Münzen 465. Ausfuhrverbot 218 f. 220. Ausgabe d. Aktien 72; v. Banknoten 353 f. Auslagen eines Kaufmanns 136; d. Gesellschafter 40; d. Kommissionärs 164; Verjährung der 288. Ausland, Patentgesuch des im, Woh­ nenden 388 f.; Wechsel ausgestellt im 316. Ausländer, Gerichtsstand der 20; Konkursverfahren bei 21; Schutz der für Mllster u. Modelle 383 f.; Ge­ brauchsmusterschutz d. 401; Waarenzeichen d.378; Wechselfähigkeit d.315. Auslegung d. Handelsgeschäfte 134. Auslieferung d. Frachtgutes 214; d. Gepäcks 529; v. Leichen 533; d. quittirten Wechsels 305. Auslieferungsprovision 164. Anslieferu ngsschein 141. Ausmusterung 598. Ausnahmetarif 560. Ausprägung v. Münzen 465; von Reichsgoldmünzen 462. Ausrüstungsgeschäst 162. Ausrüster 189. Ausrüstung d. Schiffes 184. Ausrüstungskosten, Versicherung der 260 f. Ausscheiden d. Genossen 422 ff.; d. Kommanditisten 58. Ausschließung voir Fahrt auf Eisen­ bahn 523; aus Genossensch. 422 f.; aus offen. Handelsgesellsch. 49; eines Gesellschafters b. Ges. ui. beschr. Haftpfl. 336; aus Komm.-Gesellsch. auf Aktien 76. Ausschlußurtheil 143. Aussonderung 144. Aussteller d. Wechsels, Verpflich­ tungen des 296. Austritt aus Genossensch. 422; der persönl. haft. Gesellsch. aus Komm.G. auf Akt. 85; d. Liquidators 51. Auswanderung 227. Ausweichen der Seeschiffe 624 f. Aval 296. 314.

A vista 295.

Baarzahlung

auf

Einlagen

in

Komm.-Ges. auf Akt. 66. Baden 16; Einführung d. HGB in 2. Bahnhof 519. Baken 1. Ballast 190. Bank, öffentliche 139; Preußische 373; Privileg, der 148. Bankerutt 27. Bankgeheimniß 362. 364. Bankgesetz 353. Bankiergeschäfte 133. Banknote 353. 366 ff. 470; der Reichsbank 358 f.; unbefugte Aus­ gabe von 371. Banko-Jndorso 3.

Bankwesen, zur Zuständigkeit des Reichs 1. Baukosten d. Schiffes 189. Bauzinsen f. Aktionäre 106. Bayern, Einführ. d. HGB in 2. Beanstandung d. gekauft.Waare 158. Bearbeitung d. Waare 133. Beförderung d. Frachtgutes 543; v. Gütern auf Eisenb. 536 f.; von, d. ausgeschlossen. Gegenständ. 565; v. Reisegepäck auf Eisenb. 528; v. Gütern u. Reisenden zur See 133; v. lebend. Thieren 534; v. Leichen 532. Besörderungsschein 532. Befrachter, Haftung des 203. Befrachtung d. Schiffes 184. Befreiung v. Wechselstempel 650. Beginn d. Komm.-G. 57; d. Ver­ jährung im Seerecht 288. Begleitadresse, Bestellung der 478. Begleitpapiere beim Frachtgeschäft 168. 571. Begleitung d. Frachtgutes 176. Begünstigung v. Gläubigern 27. Behältnisse für flüss. Waaren 214. Behändigungen an Komm.-G. auf Aktieu 84 f. Beisitzer d. Seeamtes 629 f.

Beitrag z. gr. Haverei 239. 270 f.

Beitritt z. Genossensch. m. unbeschr. Haftpflicht 433; m. unbeschr. Nachschußpflicht 435. Beitrittserklärung z. Genossensch. 411. Bekanntmachung d. Auflösung d.

Akt.-G. 120; d. Beendigung d. Li­ quidation d. Akt.-G. 122; über Ein­ tragung der Komm.-G. 55; d. Pa­ tentanmeldung 392; d. Einträge betr. Prokura 28; d. Registerein­ träge 18. Bekanntmachungen d. Akt.-G. 93; d. Genossensch. 443; d. Komm.-G. auf Akt. 62. Beköstigung d. Schiffsmannes 603f. Benachrichtigung v. der Nicht­ bezahlung d. Wechsels 305; vom Retentionsrecht 149; v. Verkauf ver­ pfändeter Sachen 148. Berechnung d. Eisenbahnfracht 546. Bergelohn 246 f. Bergung 246 ff. 636 f.; Rechtsstreit betr. 10. Bergungskosten 246. 249. 252. 643; Verjährung der 288. Bereicherungsklage a.d.Wechsel315. Berichtigungstelegramme 514. Berufung der Gen.-Vers. 79. 99. 111; d. Akt.-G. 115 f.; d. Genossen­ schaften 418; d. koustituir. Gen.-B. 65; d. Versamml. d. Gesellschafter b. Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 344; gegen Patentamt 395 f. Beschädigung d. Frachtgutes 169. 212 f.; d. Eisenb.-Frachtgutes 555. 577. 578. 581; d. Eisenbahnwagen 524; d. Kommissionsgutes 163. Beschlagnahme der verbodmeten Gegenstände 232; v. Gütern auf Schiff 181; eines segelfertigen Schiffes 181. Beschluß d. Akt.-Ges. auf Auflösung 119; auf Abänderung des Gesellschaftsvertr. 344 f.; d. Auflösung d. Genossensch. 425. Beschlüsse d. Gen.-Bers. 80; der Genossensch. 418 f.; d. Rhederei 183. Beschlußfassung der Gen.-Bers. 99; d. Gen.-Vers. der Akt.-G. 116. Beschneiden von Münzen 462 f. Beschränkung d. Haftung d. Eisenb. b. Frachtgut 557 ff. Beschränkungen d. Prokura 28; d. Vorst, d. Akt.-G. 114. Beschwerde über Eisenb.-Bedienstete 519; gegen Patentamt 393. Beschwerdeabtheilung d. Patent­ amts 389. 402 ff.

Beschwörung d. Verklarung 193. Besicht, Kauf auf 156. 158. Besichtigung d. Frachtgutes 212. Besitz d. Wechsels 297. Bestellung d. Geschäftsführer 340; d. Genossensch.-Revis. 420 f.; d. Korrespondentrheders 183; d. Liquidat. b. Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 348; d. Prokuristen 27; b. offen. Handelsgesellsch. 43; d. Borst, d. Akt.-G. 113; der Postsendungen 477 ff. Bestimmungshafen 192. Bestimmungsort d. Eisenb.-Frachtgutes 557. Bestrafung d. Handelsmäkler 38. Betrag d. Aktien 61. 73. .91. 105; d. Stammeinlage 331 f. Betriebsstörung d. Eisenbahn 526. 576. Betrug d. Spediteurs 167; bei Ver­ kauf 159. Bevollmächtigter, Versicher. durch d. 257 f.; Wechselunterschrift d. 317 f.; d. Akt.-G. 115; d. Genossensch. 417. Beweiskraft d. Handelsbücher 25; d. Aufzeichnungen der Handelsmäkl. 37; d.Schiffsjournals 192; d. Schuld­ scheins 139; d. Verklarung 193. Beweismittel im Urk.-Proz. 312; Ausschließung von 13. Beweiswürdigung, freie 25. Bewilligung z. Verkauf verpfände­ ter Sachen 148. Bezeichnung d.Eisenb.-Frachtgut.545. Bezirksausschuß d. Reichsbank 363. Bezogener 295. Bezugspreis d. Zeitungen 490. Bezugsrechte auf neue Aktien 72. 104. Bezugsscheine 662. Bilanz, Pflicht zur Ausstellung der 24; d. Akt.-Ges. 107. 117 f.; d. Genossensch. 409. 415. 418 f.; d. Gesellsch. m. beschr. Haftpfl. 341 f.; d. stillen Gesellsch. 129; d. Liqui­ datoren 88; d. Liquidat. d. Akt.G. 121; d. Komm.-G. 56; d. Komm.G. auf Aktien 77; d. offen. Hand.Gesellsch. 43. Bilder, Verkauf von 14. Billets a. Ordre 650.

Blanko-Indossament 296. 303. Blätter zur Publikation d. Register­ einträge 18. Blokade 218. Bodenkreditinstitut 139. Bodmerei 229 ff.; d. Schiffers 194 ff.; Rechtsstreit betr. 10. Bodmereibrief 141. 230 f. Bodmereigeber 230. Bodmereigelder, Beitrag der zur gr. Haverei 241; Verjährung der 288; Versicherung der 261. 268. Bodmereigläubiger 232 f. 249. Bodmereiprämie 230. Bodmereireise 232. 252. Bodmereischuld, Fälligkeit der 231. Börsengeschäfte, Liquidationstermine bei 154. Börsenpreis 148. 159. 161. Börsenwesen in Els.-Lothr. 323. Braunschweig, Einführung d. HGB in 2. Bremen, Einführung d. HGB in 2. Briefe 473; m. Werthangabe 480 f. Bruch d. Eisenb.-Frachtgutes 579. Bruttoraumgehalt d. Schiffes 594. Buchdrucker 14. Bucheid 26. Bücher d. Akt.-G. 117; d. Genossensch. 415. 428; d. Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 350; d. stillen Gesellsch. 129; Einsicht in die, d. Komm.-G. 56; d. offen. Handelsgesellsch. 54. Buchhandel 133. Buchhändler 14. Bundesflagge 588. Bundesrath, kann Aktienausgabe unter gesetzt. Höhe gestalten 61. 96; verleiht das Recht, Revisoren d. Ge­ nossensch. zu bestellen 420. Bürgschaft 135; d. Handelsmäkl. 35. Buße nach Markenschutzges. 377; wegen Patentverletzung 397; wegen Verletzung d. Schutzes d. Gebrauchs­ muster 400. C s. auch K. Centralamt f. internat. Eisenbahn­ verkehr 587. Centralausschuß d. Reichsbank 361 f. Certifikat d. Schiffes 590.

Dividende 85. 106; der Reichsbank 359. Domilizirung d. eigen. Wechs. 319. Domizilwechsel 3. 300; Präsenta­ tion des zur Zahlung 304. Doppelversicherung 258 f. Dampfschiff 622. 624. Dringende Telegramme 503. Druckerei 134. Dampfsignal 626. Darausgabe 136. Druckschrift, Verkauf von 14. Duplikat d. Frachtbriefes 542. 550. Darleihinstitut 139. 570. 574; d. Wechsels 308. Darlehen, Gewährung v. durch Genossensch. 409; eines Kaufmanns Durchsuchung d. Effekten d. Schiffs­ manns 618. 139; d. Rhederei 184; d. Schiffers 194. Dynamit, Handel mit 15. Dato-Wechsel 295; Verfallzeit des 302. Dauer d. Akt.-G. 93; d. Stellung Edition d. Handelsbücher 26; des Tagebuches d. Handelsmäklers 37. d. Aufsichtsrathes 82; d. offenen Handelsgesellsch. 47; der stillen G. Effekten d. Schiffsbesatzung 241. 612. 131; d. Ladezeit 204 f.; d. Lösch­ Effektiv 155. 303. zeit 210 f.; d. Ueberliegezeit 210; Ehefrau als Handelsfrau 16. 324. d. Schutzes d. Gebrauchsmuster 400; Ehemann, Haftung des s. Schulden der Frau 324. d. Patente 387; d. Versicher. 269. Deck d. Schiffes 238. j Ehescheidung 325. Deklaration d. Interesses b. Eisenb. ' Eheverträge 324 f. 581; an d. Lieferung 561; falsche j Ehrenakzept 307 f. v. Eisenb.-Frachtgut 583; d. Post­ I Ehrenannahme 307 s. sendung 475. Ehrenrechte, Verlust der Seitens eines Genossen 422. Del ereckere-Provision 164. Depositengeschäfte d. Reichsbank Ehrenschein 138. 358. Ehrenzahlung 307 f. Ehrverletzungen der HandlungsDeposition d. Wechselsumme 304. gehülfen 34. Depotgeschäst 450. Deputirte d. Centralausschusse^ d. Eid d. Handelsmäkler 35. Reichsbank 363. Eigener Wechsel 318 s. Diebstahl, Haftung für b. Versicher. Eigengeschäfte d. Handlungsgehüls. 266. 33. 34; d. Prokur. oder H.-Bevoümächtigten 31 f.; d. Hand.-Mäkl. 35. Dienstantritt d. Schiffers 600. Dienste der Handl.-Gehülfen 32; Eigenthum, geistiges, zur Zuständig­ eines Kaufmanns 136. keit des Reichs 1; am Wechsel 303; Erwerb des 144; an Seeschiffen Dienstpflichten d.Schiffsmanns613. 180; an unbewegl. Sachen 3. Dienstverhältniß d. Handl.-Gehüls., Aufhebung des 34; d. Handels­ I Eigenthumsübergang d. Namens mäkler 36. nttic 74. Dien st Verträge, Forderungen aus Eilboten 479. 249. 252; Verjähr, der 287. Einbringung in off. Handelsgesell| schäften 40; s. auch Einlage? Differenzhandel 27. Disciplinargewalt d.Schiffers 612. I Einführungsgesetze z. HGB 2. Diskont d. Reichsbank 358. Einforderung d. gezeichn. Akt. 97. Diskontirungen d. Reichsbank 356f. Eingetragene Genossenschaften 1 408 ff. Dispache 237. 242. 271. Dispacheur 242. Einkaufskommission 162. 1 Einkaufspreis v. Zeitungen 411. Distanzfracht 218 ff. Chartepartie 202. Cheks 650. Chifsrirte Sprache der 499.

Einladung d. Güter 202. Einlagen in Akt.-G. 101 f.; nichtbaare in Akt.-G. 94; aus erhöhtes Stammkapital 345; nicht-baare in Gesellsch. in. beschr. Haft. 332; der .Kommanditisten 57. 84. 88; aus Gesammtkapital d. Kommanditisten 73; d. persönl. hastenden Gesell­ schafter 73; b. Komm. G. a. Akt. 62; in Komm.-G. a. Akt. 69; nichtbaare in Komm.-G. a. Akt. 63; in off. Handelsgesellsch. 40. 43; des stillen Gesellsch. 129 f. Einlagernng d. Frachtgutes 543. E i n l n s s u n g s s r i st b. Wechselklage 314. Einlösung d. Banknoten 353. Einreden bei indossirten Papieren 141; im Wechsel Prozesse 315. Einschreibsendung, Bestellung der 478. Einspruch gegen Patentanmeld. 386. Einsteigen in Eisenbahn 522. Einstellung d. Zahlungen 26 f. Einthalerstücke 469. Eintheilung d. Telegramme 497. Eintragungen i. Hand.-Reg. 3; d. Auflösung d. Genossensch. 426; der offen. Hand -G. 49; d. Erhöhung d. Grundkapitals 105; d. Stamm­ kapitals 345; d. Gebrauchsmusters 399; d. Genossensch. 410; d. Ge­ schäftsführer i. Hand.-Reg. 340; d. Gesellsch.-Vertr. d. Akt.-G. 96; d. Komm.-G. a. Akt. 65. 67; der Gesellsch. m. beschr. Haftpfl. i. Hand.Reg. 332; d. offen. Hand.-G. 39; d. Jnterimsscheine ins Aktienbuch 75; d. Liquidatoren i. Hand.-Reg. 348; d. Liquidator, d. Genossensch. 426; d. Muster 383; d. Prokura 28; d. Schiffs ins Schiffsregister 590; d. Vorst, d. Akt.-G. i. Hand.Reg. 113; d.Waarenzeichen 375. 655. Eintritt in bestehende Komm.-G. 56. 58; in bestehende off. Hand.-G. 44; in d. Rechte d. Versicherten 261. Einwendungen im Urk.-Proz. 313. Einzahlung der Aktien 66. 75. 97; auf Stammeinlagen 335. Einzelkausmann, Firma des 19. j Einziehung d. Banknoten 353 s. | Eisenbahnen, Frachtgeschäfte der 174ff.; Berkehrsordnung für 516. I

Eisenbahnbedienstete 518. Eisenb ah nfrachtverkehr, Internat. Uebereinkommen über 564. Eisenbahnwesen, zur Zuständigkeit des Reichs 1. Elsaß-Lothringen, Einführung d. HGB in 2; Emführ. d. HGB u. d. Wechselord. in 323. Embargo 218. E m issivn d. Akt. 93; Stempel bei 446. Empfänger d. Frachtgutes 170. 209. 571. 575; Verpflichtung des 214; v. Gründungsvergütungen 69. Empfangsanzeige des Telegramms 505. Entfernn ngen 155. Entlassung d. Schiffers 184. 197 f.: d. Schiffsmanns 607 f. Entschädigung wegen Verletzung d. Gebrauchsmusterschutzes 400; wegen Verletzung d. Patentrechte 397; dee Waarenzeichens 657. En tschädigunge klage gegen die Post 476. Entstehung d. Akt.-G. 99; d. Ge­ sellschaft. m. beschr. Haftpfl. 333. Entziehung der Befugnis;, Banknoten auszugeben 370; d. Gewerbebefug uiß f. Schiffer 633 f. Erbauung d. Schiffes 589. Erben, Einwilligung der zur Fort­ führung d. Finna 22. Ererbnng einer Firma 22. Erfindungen, Pateutiruug von 385 ff. Erfindungspatente, zur Zustän­ digkeit des Reichs 1. Erfüllung d. Handelsgeschäfte 152. Erfüllnngsort 152; bei Kauf 156. Erfüllungszeit 153. Erhöhnug d. Stammkapitals 345; d. Gesammtkapitals d. Komm.-G. a. Akt. 71. 72; d. Grundkapitals d. Att.-G. 104; d. Heuer 603. Erlöschen d. Ansprüche gegen Eisenb. 583; d. Firma 22 f.; d. Patents 388; d. Pfandrechts d. Schiffs­ gläubiger 251; d. Prokura 28. Ernennung d. Liquidatoren 51. 89; d. Akt.-G. 126; d. Genossensch. 426. Eröffnung d. Genossenschafts-Konturses 429.

Eröffnungsbeschluß des Kon­ kurses 18. Errichtung d. Akt.-Ges. 96 f.; d. Komm.-G. 55; der Komm.-G. a. Akt. 65; d. offen. Hand.-Ges. 39. Ersatz bei verlorener Einschreibesen­ dung 491; Postpacket 487; Post­ werthsendung 482. Ersatzleistuug der Post 474. Erstattung von Telegrammgebühren 515. Erwerb eigener Aktien 77. 105; von Anlagen durch Komm.-Gesellsch. a. Aktien 70; einer Firma 22; von Geschäftsantheilen durch Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 339; v. Interims scheinen 105: d. Schiffspart 188. Erwerbs- und Wirth schastsge nossenschaften 407 ff. Expreßg ut auf Eisenbahn 531. Extrapost 475. Everführer G.

Fahrkarte 520 f. Fahrpläne d. Eisenbahnen 520. Fahrzeit d. Eisenbahnen 520. Falscher Wechsel 310. Falschmünzer 462. Faustpfand, Bestellung des 145. Fa utfracht 206 ff. Feiertag 154- als Berfalltag des Wechsels 317. Feriensachen 314. Fernsprecheinrichtungen 515. Feuerzeichen 635. Firma 19; in Elsaß-Lothringen 329; neue 22; der Genossensch. 1*08. 441; d. Gesellsch. m. beschr. Haft. 331; der Komm.-Gesellsch. 56 ff.; d. Minder­ kaufleute 17; d. off. Gesellsch. 39; d. stillen Gesellsch. 129; Schutz der, als Waarenzeichen 377. 657; Zeich­ nung derselben per procura 27 f. Fischerfahrzeug 623. Fixgeschäft 160. 460. Flagge 179; deutsche, Schutz der 1. Flößerei 179. Flößereibetrieb 1. Flußzoll 1. Forderung, Versicherung einer 262.

Forderungen, Abtretung von 140; aus Komm.-Geschäften 163. Form d. Gesellsch.-Vertrages 39. 55; bei Ges. m. beschr. Haft. 331; der Handelsverträge 150 f.; d. Willens­ erklärungen der Akt.-Ges. 99; des Vorstandes d. Akt.-Ges. 113. Fortführung einer Firma 22. Fortsetzung der Akt.-Ges. 103; der Komm.-Gesellsch. auf Akt. 71; der offenen Handelsgesellschaft 49; der Reise 196. Fracht 215; Berechnung der 571; auf Eisenb. 546; Erlöschen d. An sprüche auf Bezahlung der 562; Pfandrecht d. Schiffsgläubiger an der 250. 255; Verbodmung der 229 fs.; Versicherung von 260. 268. Frachtbrief 168. 537 ff.; bei intev not. Eisenbahn-Transport 566. Frachtenmäkler 168. Frachtführer 167. 168 ff.; gegen über Konkursmasse 172; Pfandrecht des 145. Frachtgelder 572; Beitrag der zur gr. Haverei 240. Frachtgeschäft 168 ff.; zur Beför deruug von Reisenden 227 ff. Frachtgut 202; verlorenes 214 f. Frachtvertrag in. Eisenbahn 542 s.; über Güter zur See 201 ff.; Ab schluß des 570; abgeschl. d. Schiffer 194. Frankfurt, Einführung des HGB. in 2. Frauen in Genossenschaften 413; Ge werbetrieb der 17; im Handelsbe­ triebe 16; Abtheilungen in Eisen bahn 522. Frei von Beschädigung, Bruch, Leckage 225; von Beschädigung außer im Strandungsfalle 274; von Bruch außer im Strandungsfalle 275; von Kriegsmolest 273. Freiheitsstrafe d. Hdlgsgehülfen 34. Freizeichen 375. 654. Frist für Erfüllung 153. 5 r i ft e ii für Abnahme der Eisenbahn Transportgüter 553. Fuhrleute, gewöhnliche 17. Funktionen d. Aussichtsrathes 82. Für behaltene Ankunft 274. Fusion d. Akt.-Gesellsch. 104. 123.

Garantie der Post 474.

Gesammtkapital d. Kommanditisten 59. Garnabfälle, Handel mit 15. Geschäfte d. Reichsbank 356 f. Gebrauch der Firma 23. Gebrauchsmuster, Schutz der 398ff. Geschäftsantheil an Genossenschaft. 413; m. beschr. Haftpflicht 436; d. Gebühren f. Anmeldung v. Mustern Gesellschafter bei Gesellsch. m. beschr. 399; für Patentertheilung 387 f. Haftung 334. 392; für Telegramme 503. 510. Gefahr bei Kauf 157; Umfang der Geschäftsbetrieb d. Genossensch.409. Geschäftsbücher d. Gemeinschuldners bei Versicherung 265 ff. 26, s. auch Handlungsbücher. Geg enseitigkeits gesell schäft 132. Geschäftsführer der Gesellsch. mit Gehalt der Handlungsgehülfen 32. beschr. Haftung 332. Gehorsam d. Schiffsmannes 601. Geschäftsführung d. Gesellsch. mit beschr. Haftpflicht 339 f.; in Komm.Geldbuße, verhängt durch Schiffer Gesellsch. 56; bei off. H.-Gesellsch. 42. 612. Gelder, Frachtgeschäft über 169. 212. Geschäftsjahr d. Genossensch. 409. Geldgeschäfte, gewerbsmäßige 139. Gesellschaft in Elsaß-Lothr. 323; m. beschr. Haft. 330 ff.; Gerichts­ Geldwechselgeschäfte 133. Geldzahlung, Erfüllungsort bei 153. stand der nach Auflösung 14; stille 129; Rechtsstreit betr. 10. Gelegenheitsgesellschaft 132. Genehmigung zur Veräußerung v. Gesellschafter, Rechtsverhältn. der unter einander 40; Rechte der bei Geschäftsantheilen 334 f. (Gesellsch. m. beschr. Haftpfl. 342 s.; Generalversammlung 78 f.; der persönlich haftender 55; in Komm. Akt.-Gesellsch. 107. 115; üb. Grün G. a. Akt. 62. 83; Strafbestim­ dungshergang 65; konstituirende 98: mungen bett , der 124 ff. d. Genossensch. 409. 416. 417 s.; d. Genossensch.-Verband. 421; d. Kom­ Gesellschaftsvermögen d. offen. Handelsgesell sch. 45. manditisten 62 f.: über Erwerb von Anlagen 70; über Abänderung des Gesellschastsvertrag 39. 55; der Akt.-G. 92 f.; b. Gesellsch. m. beschr. Ges.-Bertrages 71: d. Antheilseigner Haftpfl. 331; Abänderungen des b. der Reichsbank 361. Gesellsch. m. beschr. Haftpfl. 344 ff.; Genossen 408; Rechtsverhältnisse der d. Kolonialgesellsch. 330; d. Komm. 412. Genossenschaften, 407 ff.; einge­ G. a. Akt. 62. 67. tragene 139; mit beschränkter Haft­ Gesinde dienste im Hand.-Gew. 35. pflicht 435; mit unbeschränkter Haft­ Gesindevermittler, Bücher der 24. pflicht 433; mit unbeschränkter Nach- Gewährleistung s. Telegramme513; schußpflicht 435; Gerichtsstand der s. auch Garantie. nach Auflösung 14: Rechtsverhält­ Gewalt, höhere 169. 212. 477. 482. 486. 575; s. auch vis maior. nisse der 412. Gewerbe im Umherziehen 14. Genossenschaftsregister 410. Gewerbebetrieb 14; zur Zuständig­ Genußschein 458. keit d. Reiches 1. Gepäckschein 528. 529 ff. Gepäckträger auf Eisenbahn 531. Gewerbefrau 17. Gericht beschließt Berufung d. Gen.- Gewerbefreiheit 15. Gewerbemäßig 14. Vers. d. Genossenschaft 418. Gerichtsstand 14; der Niederlassung Gewerbepolizei, stellt Erfordernisse f. Kaufleute fest 17. 25; d. Akt.-Gesellsch. 1O0; bei Fusion 123; d. Genossensch. in Liquidation Gewerbesteuer f. Kaufleute 17. 427; der Komm.-Gesellsch. 57; der Gewicht 154; Verlust von b. Eisenb.Frachtgut 559. 580. off. H.-Gesellsch. 44; in Liquid. 53; der Meß- u. Marktsachen 21; des Gewichtssystem zur Zuständigkeit RhederS 183. d. Reiches 1. Friedberg, HandelSgesgbg.

3. LuSg.

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Gew in n d. Genossensch. 412; ima­ ginärer 256. 261; bei Komm.-G. 57 f. Gewinn- u. Verlustrechnung d. Akt.-G. 117; d. Koumr.-Gesellsch. auf Akt. 78. Gewinnvertheilung d. Akt.-G. 107; b. Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 338; bei Mitrhederei 187; bei off. Hand.-G. 43; b. still. Gesellsch. 129 f. Giro 296. Giroverkehr d. Reichsbank 358. Gläubiger d. Akt.-G. 112. 119. 122 f.; d. Genossen, Kündigungs recht der 422; d. Genossensch. m. beschr. Haftpflicht 437; d. Komm.G. auf Akt. 86; eines offenen Ge­ sellschafters 45. Glänbigerausschus; im Gen.-Kon­ kurs 429. Gleichheit d. Firma 22. Goldwährung 461. Gründer d. Akt.-G. 95. 99 s.; Straf bestimm, betr. 126. Gründerlohn 63. Grundkapital d. Akt.-G. 91; Er Höhung des 104; d. Reichsbank 359. Grundstücke, ländl., Handel m. 15. Gründung d. Akt.-G. 96. Gründungsaufwand 94. 101. Gutachten, kaufmänn. 9. 12. Güter, Beförderung v. aus Eisenb. 536; zur See 133; Versicherung v. 264 f.; wegen Bcschäd. der 288. Güterbestätter 168. Gütcrboden d. Eisenb. 553. GüternebensteUe 549. Gutgewicht 159. Häfen, europäische, nicht-europäische 181. 277 ff.; Versicherung aus einen 269 f. Hasenabgaben 249. 252. Hafengeld 215. 249. Haftsumme beiGenossensch. m. beschr. Haftpflicht 436. Haftung für Angaben im Frachtbrief 570; d. Aufsichtsrathes 83. 87. 112; b. Genossensch. 417; d. Eisenb. 516. 520. 557. 578 f.; mehrerer Eisenb. s. Frachtgut 556; d. Eisenb. für

Reisegepäck 529; f. verspätete Anhmft d. Gepäcks 530; d. Genossen 413. 428 ff.; d. Genossensch. 408 s.; d. Geschäftsführer 342; d. Gesellsch. f. Liquida!. 51; d. persönl. haftend. Gesellsch. d. Komm.-G. auf Aktien 68; d. Gründer 100; s. Hand.-Geh. in Zollsachen 33; d. Kommanditist. 57. 85; d. Mitrheder 188; d. falsch. Prokuristen 31; d. Rheders 182; d. Schiffers 189 f.; d. Verfrachters 212; d.Vorstand, d. Genossensch. 415. Hamburg, Einführ. d. HGB in 2. Handbuch d. Handelsmäkler 36. Handelsbries 24. Handel, Schutz des 1. Handelsbücher 24; d. Akt.-G. 122; d. off. Hand.-G. 43; d. Minder­ kaufleute 17. Handelsfirma 19; Rechtsstreit betr. 10; s. auch Firma. Handelsfrau 16. Handelsgebräuche 9. 12. 135. Handelsgericht 9; führt Handels­ register 17; betr. Berufung d. Gen.Versamml. 79. Handelsgeschäft, Begriff 133; ein­ seitiges, zweiseitiges 134; präsum­ tives 134; Abschließung des 150; Erfüllung d. 1'62; Erwerb eines 22; d. Prokurist. 31; Veräußerung des 10. Handelsgesellschaft 15. 39; offene 39; Firma der 19. 22; RechtSverh. der zu dritten Personen 44; Rechts­ streit betr. 10. Handelsgesetzbuch, Einführ, des 1. Handelsgesetzgcbung, zur Zustän­ digkeit d. Reiches 1. Handelsgut 154. Handels Mäkler 35. 133 f.; Rechts­ streit betr. 10. Handelsmarine 178. Handelsniederlassung 20. Handelsregister 3. 17; in ElsaßLothr. 327; Anmeldung d. Prokura zum 28; Eintragung d. off. Hand.G. in das 39; s. auch Eintragung. Handelsrichter 11. Handelssache 9. 378. 384; in Els.Lothr. 325 f. Handelswerth 169. Handgepäck auf Eisenb. 527.

Handlungsbevollmächtigter 27; Rechtsstreit betr. 10. Handlungsdiener 32. Handlungsgehülfen 32: Rechtsstreit betr. 10. Handluugslehrling 32; Lehrzeit des 34. Handlungsreisende 29. Handwerksbetrieb 17. 133. Hauptniederlassung der Komm.Ges. n. Akt. 68. Hausirer 17. Hannover, Einführung des HGB. in 2. Haverei 234 ff.; besondere 272; große 215. 234 ff. 254 f.; Verjährung der 288; Rechtsstreit betr. 10. Havereigelder, Versicherung der 268. Havereivertheilung 235. .Hehler 145. Hei maths Hasen 179. 191. 589. Herabsepu ng d. Grundkapitals 105; der Haftsumme bei Genossensch. mit beschr. Haftpflicht 436; des Kapitals d. Kommanditisten 87; d. Stamm Kapitals 346. Hessen, Einführung des HGB. in 2; Landgraf., Eiitführg. d. HGB. in 2. Heuer, Auszahlung der 602; Beitrag der, zur gr. Havarei 241; d. Schiffers 197 f.; Versicherung der 260 f. Heuerforderungen, Versicherung d. 256. Heuervertrag 597. 600 ff.; Forde­ rung aus 249. 252; Verjährung d. 287. Hinterlegung v. Akt. bei Antrag aus Prüfung d. Gründungsherganges 108. 110. Hinterziehung des Wechselstempels 648. Honorat 307. Höhere Gewalt 169. 212. 482. 486; Einfluß der, auf Garantie der Post 474, s. auch via maior. Höker 17. Hülfskosten 246. 249. 252. 643; ! Verjährung der 288. Hülfsleistung in Seenoth 246 ff. , 636 f.; Rechtsstreit betr. 10. Hülfslohn 246 f. Hunde auf Eisenbahn 526. Hypothekenbank 139.

Jahdegebiet, Einführung d. HGB.

im 2. Jahresrechnung d. Genossensch.419. Jahrmarkt 150. Imaginärer Gewinn, s. Gewinn. Immobilien, Erwerb von, durch Akt.-Gesellsch. 102; Veräußerung der, der Genossenschaft 427. Indossament 140 f. 296; des Bod­ mereibriefes 231; d. Konossem. 223; d. Namensaktie 14; d. Polize 285; des Wechsels 296 s.; auf WechselKopie 309. Inhaber d. Bodmereibriefes 231 f.; legitimirter, d. Konnvss. 223. Inhaberaktien 60. 91. Jnhaberpapier 14 f.; außer Kurs 4; Erwerb der 145; Sperrung der 4; Zinsen aus 137; mit Prämien 444; Abzahlungsgeschäfte betr. der 662. Inhalt unbckaitnt bei Konossem. 223. Inkas so der Reichsbank 357. Interesse an der Lieferung bei Eisen­ bahn-Transport 561; bei Handels­ geschäften 135. Jnterimsschein 61. 72. 73 f. 91. 105. 457f. Intervention bei Wechseln 307. Jnvaliditäts und Altersver sicherung d. Handelsgehülfen 32; der Schiffer 596. Inventar des Kaufmanns 24; der off. H.-Gesellsch. 43. Kajüte 202.

Kammern für Handelssachen 9.454. Kaplaken 197. 215. Kappen 235. Kassirtag 317. Kästchen mit Werthangabe 480 f. Kauf 155 ff.; Reichsstempelabgabe für 459. Kauffahrteischiffe, Nationalität der 588. Kaufgeld für Schiff 251. Kaufgeschäft, Reichsstempelabgabe bei 447 f. Kaufleute, Zinsen unter 136. Kaufmann 14. Kaufpreis 159; Einziehung des 30; Zahlung des 157.

Kinder, Fahrpreise der, aus Eisen­ bahnen 520. Klage zur Anfechtung der Beschlüsse der Gen.-Vers. 81; wegen unbefugten Firmengebrauchs 23. Klagerecht d. Wechselgläubigers 312 f. Klageverjährung b. Komm.-Gesellschasten 59; gegen d. off. H.-Gesellschast 54; gegen Spediteur 167. Kleinhändler, Bücher der 24. Kollektivprokura 28. Kolonialgesellschaft 330. Kommanditgesellschaft 54; Firma der 19. 22; auf Aktien 16. 59. Kommanditist 55; Strafbestimmg. betr. der 128; Zahlungsunfähigkeit eines 69. Kommissar beim Seeamt 631. Kommittent 162. Kommissionär 133. 162; Pfandrecht des 145; Reichsstempelabgabe bei einem durch einen, abgeschlossenen Geschäfte 449. Kommissionsgeschäft 162 ff. Kommissionsgut 163. 165. Kompensation b. off.H.-Gesellsch.46. Kondemnirung d. Schiffes 217. Konkurrenzgeschäfte d. Gesellsch. bei d. off. H.-Gesellsch. 41; d. Kom­ manditisten 56; des Vorst, d. Akt. Gesellsch. 114; der persönl. haftenden Gesellschafter bei Komm.-Gesellsch. a. Aktien 84. Konkurs 4; d. Akt.-Ges. 118. 120; Einfluß des, auf kaufmänn. DienstVerhältniß 34; Eintragung des, ins H.-Register 17; d. Genossenschaften 407. 428 ff.; eines Gesellschafters bei off. H.-Gesellsch. 47; b. Gesellsch. mit beschr. Haftpflicht 347 f.; über Genossensch. in. unbeschr. Haftpflicht 433; mit unbeschr. Nachschubpflicht 435; d. Kommand. Gesellschaft 46; d. Komm.-Gesellsch. a. Aktien 46; des Kommanditisten 86; des Kommittenten 165; des Komplementärs 180 f.; d. Mitrheders 188; d. off. H.-Gesellsch. 46; d. stillen Gesellsch. 130. Konkursverfahren, Zuständigkeit für 21. Konkursverwalter f. Genossensch.KonkurS 430.

Konnossement 141. 222 ff. Konsul, bei Bodmerei 231. Konsulargerichte 9. Konsulate als Seeämter 631. Konsumvereine 408. 410. ! Kontantgeschäft 460. • Kontokurrent 136. Kontrole der Fahrkarten auf Eisen­ bahnen 524. Konventionalstrafe 135; b. Fracht­ geschäft 170; bei Verzug der Ein­ zahlung v. Stammeinlagen 336; bei Abzahlungsgeschäft 661. Kopien von Handelsbriesen 24; des Ladescheins 173; des Wechsels 296. 309; s. auch Abschrift. Korrespondentrheder 183 s.; Rechtsstreit betr. 10. Kostbarkeiten, Frachtgeschäft über 169. 212. Kosten d. Besichtigung d. Frachtgutes 213; d. Eintragung d.Waarenzeichen 375; d. Ladung 206; d. Patent verfahr. 397; d. Beschwerdeverfahr. in Patentsachen 393; d. Schiffahrt 215; d. Krankheit d. Schiffsmanns 605; d. Uebergabe d. Waaren 159. Kostgeschäft 450. Kranke, Postsend. an 479. Krankenversicherung d. Handl. Gehülfen 32. Krankheit eines Gesellschafters b. off. Hand.-Gesellsch. 48; d. Handl.-Geh. 34; d. Schiffers 190. 199. ’ Kreditgeschäfte, gewerbsmäßige 139; d. Schiffers 194. 249. Kreditgewährung durch Kommis­ sionär 164; an Vorstandsmitglied, d. Genossensch. 416. Kreditinstitute, Privileg, der 148. Kreditvereine 407. Krieg, Einfluß auf Frachrvertr. 218; Haftung für d. Gefahr des 265; Verantwortlichkeit der Post während ‘ eines 476. Kriegsgefahr, Versicher. gegen 273. 1 Kriegskontrebande 190. 203. Kriegsvorräthe d. Schiffes 241. Kündigung d. Handl.-Geh. 34; der Mitgliedsch. d. Genossensch. 422. Kündigungsbefugniß b. zinsbarem Darlehn 137. Kundmachung d. still. Ges. 131.

Kunsthandel 134. Lesekabinett, Inhaber von 14. Kunsthändler 14. ; Leuchtfeuer 1. Kupfermünzen 464. ! Leuchtfeuergeld 215. 249. Kurator d. Privat-Notenbanken 371. ! Leute d. Frachtführers 170. Kurhessen, Einfuhr, d. HGB in 2. Lichter, Führer von 621. Lieferfrist b. Eisenb.-Fracht 548. Kurs d. Wechsels 306. Küstenfahrer 180. 192. 573; bei transportirt. Thieren 535; Versäumung der auf Eisenbahnen Küstenfischerei 201. Küstenfrachtfahrt 201. 582. 583. Küstenschifffahrt 238. Lieferung, Uebernahme einer 133; an Schiffer 244. Lieferungsgeschäft 156. Ladebuch 238. Lieferungszeit bei Frachtgesch. 170. Liegegeld 204 f. 210 f. Laden 30. Limits b. Kommission 162. Ladeschein 141. 173. Lippe, Einsühr. d. HGB in 2. Ladezeit 204. Ladung, Beitrag der z. gr. Haverei Liquidation d. Akt.-G. 120; d. Ge240; Verbodmung der 196 f. 229 ff.: legenh. G. 153; d. Genossensch. 426; Verkälts der 196. d. Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht Ladungsbetheiligte 195. 347 ff.; d. offen. Hand.-G. 50; d. Ladu ngsfähigkeit der Seeschiffe stillen G. 132; d. Komm.-G. 59; 178. 594. d. Komnt.-G. a. Akt. 88. Liquidationstermin 154. Ladungsfrist in Patentsachen 396. Ladungsgüter, Forderung wegen Liquidatoren, Strafbestimmungen 250. 252. betr. 125 ff.; d. Genossensch. 426 f.; Ladungskosten 202. Strafen gegen die 438 s. Ladungsplatz 202 Liste d. Genossen 411. 423. 440; d. Lagergeld 136. Gesellschafter d. Gesellsch. m. beschr. Lagerhaus 136. Haftpflicht 341. Lagerschein 141. Logisraum 604. Lagerverzeichniß 155. Lohnforderungen d. Handl.-Geh. Landesgesetze 3. im Konkurse 82. Landesgesetzgebung betr. Handels- Lokogeschäft 460. Mäkler38; betr. Minderkaufleute 17. | Lombardverkehr der Reichsbank Landstraßen, Herstellung der 1. ! 357. 359. Laueuburg, Einführ. d. HGB in 2. * L ootsen 200. Lebenswandel d. Handl.-Gch. 34. Lootsenfahrzeug 623. Lebenszeit, Gesellschaft auf 48. Lootsengeld 215. 249. 252. Loskauf d. Schiffes 237. 249. 252. Leckage 169. 176. 212. Legitimation d. Aktionärs 75; des Löschung d. Seeschiffe 4; d. Ladung Inhabers d. Orderpapierc 143. 196. 209; Verzögerung der 267 f.; Legitimationskarte d. Handlultgsd. Firma 22 s.; d. Gebrauchsmuster 400; d. Prokura 28; d. Waarenreisenden 29. Lehrzeit d. Handl.-Lehrlinge 34. zeichen 375 s. 655 f. Leichen, Beförderung von 532. Löschungshafen 209. Löschzeit 5. 206. 210. Leichterfahrzeug 235. 267. Lotterieloose, Reichsstempelabaaben Leichterlohn 235. für 451. 461; Abzahlungsgeschäfte Leichterschiffer 6. Leichtmatrose 603. betr. 662. Leipzig, Eintragung d. Waarenzeichen Lübeck, Einführ. d. HGB in 2. in 378; d. Muster 383. Magazin 30. Leihbibliothekar 14. Leihgeschäst, unentgeltliches 450. Magazinverein 407.

Mahnung 136. Mäklergebühr 38. Mäklerwesen in Els.-Lothr. 323 f. Mängel bei Kauf 158; d. Komissionsgutes 163; d. Frachtgüter bei Kon­ nossement 225 f.; d. Verpackung 570. Manifest 238. Mark 461. Markenschutz 384 ff.; Rechtsstreit bett. 10. Marktpreis 148. 159. 161. Marktsachen 20. Marktwechsel 295. 297. 303. Maschinisten d. Seedampfschiffe 200. Maß 154. Maßsystem, zur Zuständigkeit des Reiches 1. Mecklenburg Schwerin, Einfuhr. d. HGB in 2. Mecklenburg-Strelitz, Einfuhr, d. HGB in 2. Meßbrief 178. Messen 150. Meßsachen 20. Meßwechsel 295. 297. 303. Metallhaut d. Schisses 238. Metaverbindung 459. Militärpersouen, Postsendungen au 479. Minderheitsrecht d. Aktionäre 109. Minderjährige als Kaufleute 324; Wechselfähigkeit der 293. Minderkausleute 17. Minderung d. Eisenb.-Frachtgutes 578. Mischungsverhältniß bei Silber­ münzen 464. Mitgliedschaft d. Genossensch. 409. Mitrheder 183. Modelle, Rechtsstreit bett. Schutz der 10; Schutz der 398 ff.; Urheber­ recht an 381 ff. Moratorien 13. Mundvorräthe d. Schiffes 241. Münzen, fremde 467. Münzfuß 154. Münzsorten 154 s.; d. Wechsel­ summe 303. Münzsystem, zur Zuständigkeit des Reiches 1. Münzverbrechen 462 f. Muster 155; Urheberrecht an 381 ff. Musterregister 383.

Musterrolle 598 f. Musterschutz, Rechtsstreit bett. 10. Musterung, Strafen bett. 617. Musterungsbehörde 596.

Nachbildung v. Mustern 382. Nachfolgeverhältniß bei Firma 22. Nachfrist bei Verzug 160. Nachlaß des Schiffsmanns 606. Nachnahme 166; bei Frachtgeschäft 172; bei Eisenbahnfracht 547; auf Frachtgut 572. Nach schüsse zur Konkursmasse d. Ge­ nossensch. 429 f.; bei Gesellsch. mit beschr. Haftpflicht 337. Nachschutzpslicht 337 f.; d.Genossen­ schaften 408 f. Nachsendung von Postanweisungen 484; einer Postwerthsendung 481. 493; v. Postpacketen 486. 493; von Telearammen 506. Nach-Sicht Wechsel 295. 298; Ver­ fallzeit der 302. Nachwägung des Eisenbahn-Frachtgutes 553. Nachzahlung von Telegramm-Ge­ bühren 515*. Nahrungsmittel, Verkehr mit 154. Namen, Schutz des 37 f.; d. stillen Gesellschafters, Veröffentlichung des 130; des Schiffes 589. 593; als Waarenzeichen 657. Namensaktien 60 f. 74. 91. Nationalität der Schiffe 588. Nassau, Einführung d. HGB. in 2. Nebenforderung 14. Nebentelegraphen 515. Netto-Raumgehalt d. Schiffes 594. Nicht au Lrder 296. 297. Nichtigkeitsabiheilung d. Patent­ amts 389. 402 ff. Nichtigkeitserklärung d. Patentes 388. Nickelmünzen 464. Niederlegung des Frachtgutes 171. 211 f.; d. verbodmeten Gegenstandes 232. Nominalbetrag der Aktien 63. 75. 93. 104 f. 107. Nothadresse 3. 307. Nothhafen 236.

Nur für Seegefahr 273. Nürnberger Novellen z. Allgem. D. Wrchsel-O., Einführung der 1.

Ober-Seeamt 633.

Offene Handelsgesellschaft 39 ff.; Sprache d. Telegramme 498. 501. Offerte 151 f. Offiziere, Wechselfähigkeit der 293. Ohne Gewährleistung, Obligo 296; Protest, Kosten 304. Oldenburg, Einführung des HGB. in 2. Orderpapiere 140 f. Orderstel lung des Bodmereibriefes 230; des Konnossements 223. Ordnungsstrafen gegen Vorstände d. Akt.-Ges. 129; bctr. Genossensch. 441; bei Komm.-Gesellst!). 55 ; gegen persönl. hafteitde Gesellschafter 128; bei Unterlassung d. Anmeldung der Auflös. d. off. H. Gesellsch. 49'; bei Gesettsch. m. beschr. Haftpflicht 350; wegen Verletzung des Firmenrechts 23; bctr. Liquidatoren 51. 128 s.; bei Verletzung der Vorschriften über Prokura 28. Ort der Ablieferung bei Eisenbalm transport 178; der Erfüllung 152 f.; der Wechselpräsentation 317. Orte, nach welchen Telegramme ge­ richtet werden können 497. Ortsgebrauch über Ladezeit 105. Österreich-U ngarn, Schutz der deutschen Handelsmarke 379 f.

Packete, Verlust von, durch die Post 474. Papiere, negotiabele 140 f.; z. Ver­ schiffung 209. Papiergeld 470 f.; Emission von 1. Passagiergut auf Post 475. Passirgewicht 462. Patent 385 ff. Patentamt 389f. 402ff. 653.661. Patentanspruch 391. Patentgebühren 404. Patentrolle 390. Personen, Beförderung von 133; zur See 133. 227.

andanstalt, Privilegien der 148. andbestellung in Els.-Lothr. 329. andleiher 14. 138. andrecht 144; gesetzliches 145; christliche Bestellung des 147; an eigenen Aktien 105; an Inhaber papieren 147; an Orderpapier 147; an Reiseeffekten 228; wegen Bergungs­ und Hülfskosten 246; d. Eisenbahn 576; d. Frachtführers 170 f.; der bei gr. Havarei Vergütungsberechtigten 241. 243; des Kommissionärs 165; der Schiffsgläubiger 250 ff.; d. Spediteurs 166; d. Verfrachters 216. Pfändung von Eiscnbahnforderungen 577; an Wechselforderung 147. Pflichten d. H.-Mäkler 35. Platzanweisung 650. Plätze in Eisenbahn 522. Polize 257; offene 259; teilte 259; Indossament der 285. Post, Frachtgeschäfte der 174. P o sta nweisung 474. 483 f.; Be­ stell llng der 478; telegraphische 505. Po st au st rag 487 f.; Akzept durch 298 f. Po st debil 473. P ost halterei 476. Postpackete 485. P o stwesen d. deutschen Reiches 473 ff. Postzwaug 473. P r äntie n bei Fracht 215; bei Versichenlng 263 f.; Jnhaberpapiere mit 444; Rückzahlung der 286. Pränlieilgeschäft 460. Prangen des Schiffes 237. Präsentation d. Wechsels 317; zur Annahme 297 s. Präsentationsfrist 298. Präsident d. Patentamtes 402 ff. 406. Preisliste 155. Preußen, Einführung d. HGB. in 2. Prima 308. Primage 197. Prise 217. Privatgläubiger ein. Gesellschafters bei off. H.-Gesellsch. 45. 48. 50.; d. stillen Gesellschafters 131; d. Kom­ manditisten 86. Privat-Notenbank 366 f. Privattelegramm 498. Probe 155/Aufbewahrung der, durch

Handelsmäkler 38; Kauf auf, nach, zur 156. Prodnktivgenossenschaften 408. Prokura 27 ff.; d. Minderkaufleule 17; -Indossament 297; Ertheilung der, bei off. H.-Gesellsch. 45. Prokurist 27; d. Akt.-Ges. 115; Be stellung des, bei off. H.-Gesellsch. 43; d. Genossensch. 417; Rechtsstreit betr. 10; Vollmacht des 3. Prolongationsgeschäft 148. Protest d. Wechsels 316; d. eigenen Wechsels 319; Mangels Annahme 297. 300; Mangels Sichtnahme 298; Mangels Zahlung 304; beim Domi­ ziliaten 304; wegen Unsicherheit d. W.-Acceptanteu 3Ö1; bei Postauftrag 488; über Verzug 161; in Elsaß Lothringen 327. Protestkosten 305. Protesturkunde 316. Protokollbuch d. Gen. Vers. d. Ge­ nossensch. 418. Proviant, Mangelhaftigkeit des 616. Provision b. Eisenb.-Fracht-Nachnahme 547; f. kaufm. Dienste 136; d. Kommissionärs 164; b. Wechsel­ regreß 306; Versicherung der 261. Prozente, welche Versicherer ersetzen muß 273. Prozesse gegen d. Aufsichtsrath 63. Prvzeßfähigkeit d.Hand.-Frauen 16. Prüfung d. Bilanz d. Aktiengesellsch. 117; d. Gründungsherganges 65. 96. 108; d. Telegramme 496.

Qualifikation d. Schiffers 200.

Quarantänegelder 215. 249. Quittung, Beweiskraft der 139; Ueberbringung der 139; des Wech­ sels 303. *

Rangfolge d. Schiffsgläubiger 252.

Rasuren in Hand.-Büch. 25. Raub d. Schiffes 217. Rechnung, Anerkennung der 139; laufende 136; Uebersendung der 136; unquittirte 30; Versicherung f. eigne, fremde 256. Rechnungsabschluß 136 s.

Rechnungsauszug 139. Rechnungslegung d. Schiffers 195. Recht, bürgert, Geltung deS in Han­ delssachen 9; Zuständigkeit d. Reichs betr. des 2; fremdes 9. Rechte d. off. Handelsqesellsch. 44. Rechtsanwälte im Patentverfahren 396. Rechtsgeschäfte d. Akt.-G. 114; d. Prokuristen u. Handl.-Bevollm. 31; d. Schiffers 193. 195. Rechtsvorgänger eines aus Komm.Gesellsch. a. Akt. ausgeschlossenen Gesellschafters 76; Verhaftung d. b. Gesellsch. m. beschr. Haftpfl. 336. Rechtsmittel betr. Eintragung d. Ge­ nossensch. 440. Rechtsweg, wegen Reichsstempel­ abgabe 452. Rechtswohlthaten d. Frauen 16. Refaktie 159. Registerhasen 179. 589. Regreß Mangels Zahlung 304 f.; auf Sicherstellung 300 f.; wegen Utlsicherheit d. Akzeptanten 301 f. Regreßansprüche bei nicht bezahlt. Wechsel 305. Reich, Deutsches, Zuständigkeit des 1. Reichsbank 356 ff. Reichsbankbeamte 361. Reichsbankdirektorium 360 f. Reichsbankhauptstellen 363. Reichsbankkuratorium 360. Reichsbankstelle 364. Reichsslagge 592s. Reichsgericht, zuständig f. Klagen gegen Genossensch. 440; in Patent­ sachen 395 f. Reichsaoldmünzen 462. Reichskanzler, Stellung des zum Patentamt 402 s.; z. Reichsbank 360. Reichskassen 454. Reichskassenscheine 471 f. Reichsstempelabgaben 445 ff. Reichswährung 463. Reise 250. 252; Antritt der 206. 209; neue 185; bei Versicherung 263 f.; Versicherung f. eine 267 s. Reiseefsekten 228; Beitrag der zur gr. Haverei 241; Verjährung wegen der 288. Reisegepäck 176. 528. Reisender z. See 227 ff.

Reklamation v. Eisenb.-Frachtgut 556. Reklamekosten 237. 249. 252. Reklameprozeß 285. Rekommandirte Sendung 475. Remittent 295. Renten, Reichsstempelabgabe für 455. Rentenverschreibungen, Reichs­ stempelabgaben betr. 446. Reparatur d. Schiffes 185. 280 f.; beschlossen durch Schiffer 195 f. Reparaturkosten d. Schiffes 237 f. Reparatur Unfähigkeit eines Schiffes 180. Reparaturun würdig keil eines Schiffes 180. Reportgeschäft 450. Reservefonds 78; d. Akt.-G. 118; d. Genossensch. 409. 413; d. Reichs bank 360. 366. Respekttag 303. Retentionsrecht 4. 149. Retourrechnung 307. Rettung bei Abandon 280: d. ver­ sicherten Sachen 265. Rettungskosten 272. Reugeld 136. Reutz, Einführ. d. HGB in 2. Revision d. Genossensch. 420 f.; d. Rechnungen d. Reichsbank 361. Revisionsberichte üb. Genossensch. 422. Revisionsverbandsvorstand, Strafen gegen 439. Revisoren d. Akt.-G. 96. 108. 117. Rheder 182; Haftung des wegen Berge- u. Hülfslohn 246; f. Bod­ mereischuld 233; b. gr. Haverei 241; aus Heuervertrag 611; gegen­ über d. Schiffsgläubig. 253. Rhederei 183 f. 251; Rechtsstreit betr. 10. Rimesse 306. Ristorno 286 f. Rohstoffverein 407. Rolle f. Gebrauchsmuster 399. Rost d. Eisenb.-Frachtgutes 579. Rückgriff wegen Frachtgeldes an Be­ frachter 216 f.; d. Eisenbahn 584. 586. Rückkaufshändler 15. 138. Rückladung 207. Rückreise 606.

Rückschein 478. Rücktritt v. Frachtgeschäfte 169. 206. 208. 209. 217. 575; v. Reise z. See 227 s.; bei Abzahlungsgeschäft 663. Rückversicherung 256. Rückwechsel 306. Sachen, unbewegl. 134.

Sachfirma 19. Sachsen, Einführ. d. HGB in 2. Sachsen-Altenburg, Einfühnmg d. HGB in 2. Sachsen-Gotha, Einführung des HGB in 2. Sachsen-Kobnrg, Einführung des HGB in 2. Sachsen-Meining e n, Einführung d. HGB in 2. Sachverständige bei Bemängelung d. Waare 158; über Frachtgut 171; betr. Verkaufs d. Schiffes 194. Saldo 136. Satzungsrecht 185 f. Schaden, Bezahlung des bei Versicheimng 282 f.; Ersatz des b. Fracht­ geschäft 169; Haftung des Fracht­ führers für 169; Möglichkeit des Eintrittes des, bei Versicher. 257; Umfang des, bei Versicher. 46; durch Zusammenstoß v. Schiffen 244. Schadensersatz bei Handelsgeschäften 135 f.; b. Deklaration d. Interesses an d. Lieferung 561; f. beschäd. Eisenb.-Frachtgut 560; f. verlorenes Eisenb.-Frachtgut 560; wegen un­ befugter Firmaführung 23; des Frachtführers 169.175; wea^Anfech­ tung d. Beschlüsse d. Gen.-Vers. 81; d. Genossensch. 420; wegen Marken­ mißbrauch 377; b. Versäumung d. Lieferfrist 561. Schadensberechnung bei Versiche­ rung 282. Schallsignale 624. Schätzungseid 135. Schaumburg-Lippe, Einführung d. HGB. in 2. Schiff, Ausbesserung des 221; Ver­ bodmung des 229 ff.; Zwangsverkauf des 249. Schiffe, Zusammenstoß von 244 ff.; Verjährung bei 287.

Schutzfrist für Muster 384; f. auch Schifffahrt, Scbutz der 1. Frist. Schifffahrtsabgabe 249. 252. Schwarzburg, Einführung d. HG8. SchifffahrtSbetrieb 1. in 2. Schiffer 189 ff. 596. 643; gewöhn- Schwinden d. Frachtgutes 169. 176. Berliche 17; Bezeichnung des, bei Der212. 212. sicherung 264; Disziplinargewalt des Seeami 627 ff. 612; Forderungen aus Rechtsgesch. Seeassekuranzpolize 141. des 250. 252 f.; Haftung des, wegen Seeauswurf 639. Berge- u. Hülsslohn 247; bei gr. > Seefahrtsbuch 596. 615 f. Haverei 241. Seefrachtgeschäft 201 ff. Schiffsbesatzung 181; Forderungen Seegesahr 601. der 288; Forderungeil wegen Ver- Seehafen 178. schulden der 250; Rechtsstreit betr. 10. Seehandel 178 ff. Schiffsboot 180. io/k Seemannsamt 596. 617 ff. Schiffscertifikat 178 f. Seemannsordnung 595 ff. Schiffsdirektor 183. Seenoth 246 ff. 637; Rechtsstreit Schifssdisponent 183. „MVlvl|,„„a in 10. 1 betr. v Hülfeleistung iff^9^u^iöer 189. 241. 246ff.; Seeraub, Haftung für, bei Versich. Rechtsstreit betr. 11. 266. Schiffsführer 621. ! Seeräuber 237. Schiffsjournal 191. Seerecht, Rechtsstreit über Verhält Schiffskapitän 189. 596; s. auch, nisse des 10. Schiffer. Seeschiff 178. 180; Löschung des 4. Schiffsmäkler 36. Seeschifsfahrtszeichen 1. Schiffsmann 596. , Seesteuerleute 200. Schiffsmannschaft 201. | Seetelegramm 507. Schiffspart 180. 185. 251 ; des Seetristig 639 s. Schiffers 199. Seetüchtigkeit d. Schisses 190. Schiffspro kureur 168. Seeunfälle, Haftung für, bei Ver­ Schiffsrath 191. sicherung 265; UntersuchllNg v. 627. Schiffsregister 179.589; Eintragung Seeuntüchtigkeit 180 f. 604. 616. der Verpfändung in das 255. Seeversicheru ng 256 ff. Schiffsvermessung 593. Segelsertig 181. Schiffsvermögen 182. Sekunda 308. Schisfswurf 235. Selbstabholung d. (Hüter v. Eisen­ Schlepplohn 215. bahn 553. Schlippen 235. Selbsteintritt d. Kommissionärs 165. Schleswig Ho!stein, Einführung d. Selbsthü lsev erkauf 157. HGB. in 2. Sensal s. H.-Mäkler. Schließung d. Haildelsbücher 26. Sensarie 38. Schlußnote 37. 448; Reichsstempel­ Sicherheitsleistung bei Antrag aus abgabe bei 449. Prüfung des Gründungsherganges Schmucksachen, Posttransport d. 480. 109; bei Klage wegen Anfechtung d. Schriftzeichen d. H.-Bücher 25. Beschl. d. Gen.-Vers. 81. Schulden d. off. H.-Gesellsch. 53. Sichtwechsel, Verfallzeit des 302. Schuldscheine eines Kaufmanns 134; Signiren d. Eisenb.-Frachtgutes 545. Beweiskraft des 139. Silbermünzen 463. Schuldverschreibungen, Reichs­ Simultangründung d. Akt.-Ges.95. stempelabgabe betr. 446. 455. Sinken eines zusammengestoßenen Schutz des deutschen Handels 1; der! Schiffes 245. Gebrauchsmuster 398 ff.; der Muster Sitz der Handelsgesellschaft 20; d. off. und Modelle 382 ff. i Handelsgesellschaft 39.

Sitzungen d. Patentamtes 404. Solawechsel 308. Solidarität aus H.-Geschäften 135; bei Gelegenheitsgeschästen 132; der off. Gesellschafter 44. Sonderfahrten d. Eisenbahnen 520. Sonderrechte d. Aktionäre 93. Sonntag 154; als Verfalltag des Wechsels 317. Sonntagsruhe d.Handlungsgehülfen 32. Sorgfalt bei H.-Geschäften 135; der Gesellschafter 41; d. Korresp.-Rheders 185; des Schiffers 189; des Spedi­ teurs 166. Sparinstitut 139. Spediteur 133. 166; Pfandrecht des 145. Speditionsgeschäft 166 ff. Sperre v. verlorenen Jnhaberpapieren 14. Spezialtarif der Eisenbahnen 581. Spiel 27 Sprache der Handelsbücher 25; der Telegramme 448. 501. Sprengstoffe, Handel mit 15. Staatsgenehmigung für Akt.-Ges. 330; s. Komm.-Gesellsch. n. Akt. 61. Staatswappen 654. Stammeinlage 331 f.; b. Gesellsch. m. beschr. Haftung 335 f. Stammhest 569. Stammkapital d. Gesellsch. in. beschr. Haftung 331. Statthalter, Befugnisse des in Els.Lothr. 324. Statut der Aktien-O)esellschaft 92; der Komm.-Gesellsch. a. Aktien 62; der Genossensch. 409 ff.; d. Genossensch.Verbandes 420; d. Reichsbank 364 f. Stauung 190. Steindrucker 14. Stellenvermittler, Bücher der 24. Stellvertreter d. Geschäftsführ.342; d. Vorst, d. Akt.-Gesellsch. 114; d. Schiffers 191. Stempelabgabe v. Wechseln 645. Stempelmarken 452. 647. 649. Steuer der Notenbanken 336. Stimmrecht in Generalversamml. 80. 107; der Genossensch. 417 f.; der Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 343. Strafbestimmungen betr. Akt.-G.

ii. Komm.-G. a. Akt. 124 ff.; betr. Banknoten 371 ff.; wegen Berletzg. d. Schutzes d. Gebrauchsmuster 400; betr. Genossensch. 438 ff.; betr. Ges. m. beschr. Haftpflicht 351 f.; wegen Patentverletzung 397; wegen Über tretung d. Reichsstempelabgabepflicht 453; der Seemannsordnüng 613; wegen Mißbrauch d. Waarenzeichen 377. 657 f. Strafurtheil, ob bindend f. Civilrichter 13. Strandamt 635. Strandung d. Schiffes 235 s. 274 f. 635. Strandvogt 635. Stückgut 202. 208. 212. 222. Successivgründung d. Akt.-G. 95.

Tagebuch d. Hand.-Mäklers 36 f. Tagesmarken 1. Tantieme d. Aufsichtsrathes d. Ge­ nossensch. 410. Taragewicht 159. Tarif d. Eisenbahnen 529. 566; d. Reichsstempelabgaben 455 ff. Tauschgeschäft 450. Taxe bei gr. Haverei 238; bei Polize 259. Telegramm 496. Telegrammabschriften 515. Telegraphenanstalten 496 f. Telegraphengeheimniß 496. Telegraphenwesen 1. Telegraphische Postanweisung 484. Termin z. Aufgebotsverfahren in Bergungssachen 641. Termingeschäft 430. Tertia 318. Theilbarkeil d. Verträge 161. Theilakzept 299. Theilnehmer am Umlaufe eines Wechsels 645. Theilung, Einrede der 135; v. Geschästsantheilen 335. Theilzahlungen b. Postaustrag 488; d. Wechsels 303. Thiere, Transport von 176; auf Eisenb. 534. 579; Frachtvertrag über 215. Tod eines Genossen 425; eines Gesell­ schafters b. off. Hand.-Gesellsch. 47;

d. stillen Gesellsch. 131; d. Kommailditisten 58. 86; d. Komplementärs 131; d. Mitrheders 188; d. Prin­ zipals 31; eines Reisenden 229; d. Schiffers 199 f.; d. Schiffsmanns 605; Einfluß des, aus Antrag, Auf­ trag, Vollmacht 140. Tonnen 1. Tonnengelder 249. Totalverlust 276. Transport, Verpflichtung d. Eisen­ bahn zum 519. Transportanstalten, öffentliche, Frachtgeschäfte der 174. Transporthindernisse aus Eisenb. 551. Transportkosten, Einigung über beim Speditionsgesch. 167. Transportmittel d. Eisenb. 175. Transportpreise d. Eisenb. 519. Transportweg b. Eisenb.-Transport 567. Trassat 295. Trassant 295. Tratte 295. Trödelhandel 15. Trockener Wechsel 318 f. Trödler, Bücher der 24.

Umherziehen, Gewerbe im 14. Umladung 203. Umrechnung v. Münzen 468. Umtausch d. Eisenbahnfahrkart. 521. Umwandlung d. Akt. 63. 93; einer Genossensch. 438; d. Komm.-Ges. a. AÜ. in Akt.-Ges. 89. Unbestellbare Telegramme 513. Unbestellbarkeit der Postsendung 494. Unfallversicherung d. Schiffer 596. Unglück, welches Handl.-Gehülfen betrifft 33. Ungültigkeitserklärung eines Be schlusses d. Gen.-Vers. 81; eines Genossensch.-Beschlusses 419. Unredlichkeit eines Gesellsch. 48; d. Schiffsmannsch. 266. Unsicherheit d. Akzeptanten 301s. Unterbrechung d. Eisenbahnfahrt 525; der Klageverjährung gegen off. Handelsgesellsch. 54. Unterdrückung d. Telegramme 511. Unterfrachtvertrag 212. 226. Unternehmen, Gegenstand des, der Akt.-Ges. 103. Unterschlagung 162. Unterschrift bei Firmaanmeldung 21; d. Liquidatoren 53; d. Schluß­ note 37; d. Wechsels 317 f. Ueberfahrtsgeld 227; Bei trog der Untersuchung v. Seeunsällen 627. z. gr. Haverei 241 ; Versicherung Untheilbarkeit d. Aktien 60. Untreue 31; d. Handl.-Gehülf. 34; der 268. Ueberfahrtsvertrag 227. d. Handelsmäkler 35. Uebergabe d. Waare b. Kauf 156. Urheberrecht an Mustern und Mo­ Uebergang d. Patents 387. dellen 381 ff. Ueberliegezeit 204. 210. Urkundenbeweis 313. Uebernahme v. Anlagen durch Akt. Urkundenprozeß 312 f. Gesellsch. 101 f. Urtheilsfristen 14. Ueberschuldung d. Genvssensch. 428; d. Gesellsch. m. beschr. Haftpfl. 347. Uebersendung d. Waare bei Kauf verabredete Sprache d. Telegramme 498. 501. 157. Uebertragung v. Aktien 104; v. Verällderung d. Firma 22; d. ver sicherten Reise 264. Aktien d. Komm.-Gesellsch. a. Akt. 71; der Rameusaktie 74. 91; der Verantwortlichkeit d. Aufsichtsrathes 83. 87; d. Grüllder 100. Funktionell d. Aufsichtsrathes 83. 111; d. Geschäftsguthaben in Ge- Verarbeitnng d. Waare 133. nossensch. 424; in Genossensch. m. Veräußerullg d. Antheiles d. per sönlich hastenden Gesellschafters 74; beschr. Haftpfl. 437; d. Prokura u. d. Firma 22; d. versich. Gegen­ Handl.-Vollmacht 31; der Waarenzeichen 656 f. standes 286 f.; d. Geschäftsantheiles 334; v. Immobilien d. off. Hand. Ueberversicherung 258. 286.

Gesellsch. 52; d. Akt.-Gesellsch. durch Liquidatoren 121; d. Schiffspart 187 f ; eines Seeschiffes 180. Verband d. Genossensch. 420. Verbindlichkeiten d. off. Hand.Gesellsch. 44; d. Gesellsch. m. beschr. Haftpfl. 334; d. Komm.-G. 57. Verbodmung 133; d. Frachtgutes 214; Haftung für, bei Versicherung 266. Verbreiten falschen Geldes 402. Verdeck d. Schiffes 203. Verderb d. Frachtgutes 169. 176. 212; innerer d. Elsenb.-Frachtgutes 579. Verein, Gerichtsstand des nach Aus' lösung 14. Vereinigung d. Handelsmäkler 36; zu einzelnen Handelsgeschäften 132; zn Handels-Geschäften, Rechtsstreit betr. 10; z. Handelsgewerbe 17. Verfahren in Patentsachen 391 f.; wegen Richtigkeit d. Patentes 394 s.; beim Seeamte 632. Verfalltag 154; d. Wechsels 317. Verfallzeit d. Wechsels 298. 302. Verfrachter, Haftung des 202. 212; bei Konnossement 225. Verfügung von hoher Hand 218. 220. 227; Haftung für die Gefahr der 265. Verfügungsrecht d. Absenders bei Eisenbahnfracht 549. Vergleiche über Gründungsansprüche 70. 101; d. Gesellsch. m. beschr. Haftpfl. 333; im Konkurse 18. Verglichene Telegramme 505. Vergütung f. Aufsichtsrath 82; bei gr. Haverei 239. Verhaftung d. ausgeschlossenen Ge­ sellschafters 336; d. Vorstandes d. Akt.-G. 119; einer Schiffsperson 181. Verjährung d. Ansprüche d. Akt.-G. 102; d. Klagen gegen Aufsichtsrath 88. 113; gegen Vorstand d. Akt.-G. 119; d. Gründungsansprüche 70; d. Klagen gegen Eisenb. 563. 584; gegen Frachtführer 172; wegen Schutzes d. Gebrauchsmuster 400; d. ausgeschiedenen Genoffen 424; gegen Genossen bei Genossensch. m. unbeschr. Haftpfl. 434; gegen Ge­ schäftsführer 342; gegen die Gesell­

schafter d. off. Handelsgesellsch. 54; d. Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht 339; gegen Komm.-Gesellsch. 59; wegen Mängel 159; wegen Patent­ verletzung 398; d. Ersatzanspruches b. verloren. Einschreibesendung 491; Postpackete 487; Post-Werthsendung 483; d. seerechtlichen Forderungen 287 f.; d. Wechselanspruches 13.311; d. eigenen Wechsels 319. Verkauf d. Frachtgutes 216; eines Geschäftsantheils b. Gesellsch. m. beschr. Haftpfl. 336; d. Schiffes 164. 184. 251; v. Schiffszubehör 195; d. verbodmeten Gegensiände 233. Verkausskommission 162. Verkaufswerth 169. Verkehrsordnung f. deutsche Eisen­ bahnen 516. Verkla r n n g 192. 601. Verladung des Frachtgutes 176. 203 f.; durch Schiffer 197. Verlagsgeschäst 133. Verlängerung d. Versicher. 269. Verletzung d. Dienstpflichten des Schiffsmanns 613; über die Hälfte 136. Verlorene Gepäckstücke aus Eisen­ bahn 530. Verluste d. Akt.-G. 118; d. Ge­ nossensch. 412; b. Komm.-G. 57 f.; Vertheiluna der bei off. Hand.-Ges. 43; der Befugniß, Banknoten auszugeben 370; partieller 201 f.; d. Frachtgutes 169. 215. 217. 219 f.; d. Eisenb.-Frachtgutes 555. 559. 578; d. Reisegepäckes 176; eines zur gr. Haverei beitragspflichtigen Gegenstandes 241; d. Kommissions­ gutes 183; von Briesen 474; d. Einschreibsendung 491; v. Postpacketen 486; einer Postwerthsendung 482; v. einzuziehenden Werthpapieren durch die Post 489; d. Schiffes 200; Einfluß auf Frachtvertrag 217; d. Wechsels 310. Berlustrechnung d. Komm.-G. auf Akt. 78. Berlustvertheiluna bei stillen G. 129; b. Mitrhederer 187. Vermessung d. Schiffes 593 f. Bermittelung d. Hand.-Geschäste 35 133.

Vermittelungsagent, Bücher d. 24. , Versteigernng, öfsentl. 138; d. Jmmobilien d. Akt.-G. 121. Bermögenseinlage der Komman­ i Versteuerung d. Wechsels 646. ditisten 55.

Veröffentlichung d. Ges.-Vertrages d. Akt.-G. 99; d. Statuts der Genossensch. 410; d. Gesellsch. m. beschr. Hastpfl. 333; der Eintragung der Komm.-G. a. Akt. 67; d. Noten­ banken 355; d. Patentamts 391; d. Registereinträge 18. Verpackung d. Frachtgutes 175. 570; auf Eisenb. 528. 545; der z. Post gegebenen Sendungen 475; Mängel der 169. 212; v. Eisenb.-Frachtgut 579; Waarenzeichnung auf 375. 657; die Patentrecht verletzt 398. Verpfändung d. Schiffes 254 f.; v. Waaren 144. Verpflichtungen d. Schiffers 195; d. Versicherten 263 ff. Verpflichtung s schein, kaufmän­ nischer 140. Versammlungen d. Gesellschafter b. Ges. m. beschr. Haftpflicht 343. Versäumnis d. Abandonsrist 278; d. Abfahrt auf Eisenb. 523; der Lieferfrist b. Eisenb.-Transport 561; d. Lieferfrist auf Eisenb. 582. 585. Verschollenheit d. Schiffes 277 f. Verschollenheitsfrist 277 s. Verschulden d. Schiffsbesatzung 288. Verschwiegenheit d. H.-Mäkler 36. Versicherer, Lasten der 270; Pflich­ ten der 263 ff. 285 s. Versicherung f. eigene, fremde Rech­ nung 256 f.; gegen Prämie 133; d. Kommissionsgutes 163; durch Korresp.-Rheder 184; gegen die Ge­ fahren der Seeschifffahrt 256 ff. Versicherungsgesellschaft 72.104. Versicherungskosten, Versicherung der 260. Bersicherungssnm m e 258. 260. 271 f. Versicherungsvertrag, Verjährung bei 288. Versicherungswerth 258. 260.

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Vertagung d. Gen.-Vers. d. Akt. G. 118. Vertheidigung des Schiffes, Kosten der 237.' Vertheilung d. Vermögens unter die Gesellschafter 86. 88. 349; der Akt.-G. 122; d. Genvssensch. 427 f.; v. Gewinn u. Verlust d. Genoffensch. 412; d. gr. Haverei 242; v. Gewinn ii. Verlust b. Mitrhederei 187. Verträge eines Kaufmanns 134; wucherische 138; unter Abwesenden 152; über Berge und Hülsslohn 246; über Erwerb v. Anlagen durch Komm.-G. a. Akt. 70; üb. unbewegt. Sachen 134. Vertragsbestimmungen b. Frachtgesch. 175. Vertragsstrafe s. Konventional strafe. Vertretung d. Akt.-G. 113; d. Vor standes d. Akt.-G. 112; d. Genossensch. 413 f.; d. Hand.-G. in Liquid. 51s.; d. off. Hand.-G. 39 f. 44; gerichtl. d. off. Hand.-G. 45; d. Gesellsch. m. beschr. Hastpfl. 339 f.; d. Komm.G. 58; konsularische, d. Reichs 1. Verunglückung d. Schiffes 217. Veruntreuung d. Spediteurs 167.

Vervielfältigung d. Telegramme 507; d. Wechsels 308. Verweigerung d. Annahme d.Fracht­ gutes 211. Verweisung eines Rechtsstreites an die Kammer s. Handelssachen 11. Verzicht der Gesellschaft mit beschr. Haftung 333; auf Griindungsanspr. 70. 101. Verzögerung d. versich. Reise 264.

Verzug des Befrachters 207 s.; bei Einzahlung d. Aktie 75 f.; bei Ein­ zahlung der Stammeinlage 336; d. Käufers 157; mit Kaufpreis 160; d. Ähitrheders 185; d. Verkäufers mit Übergabe der Waare 160. Versicherungswesen, zur Zustän­ digkeit d. Reiches 1. erzugszinsen 136 s. Verspätung d. Lieferungszeit beim Viehpächter, Bücher des 24. Frachtgeschäft 170; d. Eisenbahn­ Viehhandel 15. Viehverstellung 15. zuges 526.

Vis maior 169. 212; s. a. höhere Gewalt. Vollmacht d. Handlungsbevollmäch ­ tigten 29; d. Handlungsgehülfen 33; der Handelsmäkler 35; eines Kauf­ manns 140; des Korresp.-Rheders 184; d. Liquidatoren 52; Erlöschen der 51; des Prokuristen 28; zur Abstimmung in Gen.-Vcrsamml. 80; d. Vertreters d. off. H.-Gesellsch. 45; d. Schiffers 193 f. 197. Vollstreckbarkeit d. Urtheile im internat. Eisenbahnfrachtverkehr 586. Vorausklage, Einrede der 135. Vorbescheid d. Patentamtes 391. Vorkaufsrecht d. Milrheder 187. vorläufig taxirt 259. Vorlegnng d. Bücher 26. Vorprüfung der Patentanmeldung 391. Vorrechte der Post 476. Vo rschuß berechnn ng tut Geiwss.Konkurs 430. Vorschüsse d. Gesellschafter 40; des Kommissionärs 164; des Schiffers 194. Vorschubverein 407. Vorschußzahlung auf Heuer 602. Vorsitzender d. Kammer f. Handels­ sachen 11; d. Ober-Sceamtcs 634; d. Seeamtes 629. Vorstand d. Akt.-Ges. 96. 112. 113; Haftung des 101; Strafbestimmung. betr. des 125 ff.; der Genossensch. 410. 413 f.; Strafen gegen den 438 s. Vorzugsrechte 146. Waare 133;

Beschaffenheit der 154.

Waarenlager, Inventur über 24. Waarenverkäufe, öffentl. in Els.Lothr. 323. Waarenzeichen 374ff. 653ff.; aus­ länd. Waaren 667 ff. Wagen, offene, Eisenbahntransport auf 579; zur Beförderung d. Fracht­ gutes auf Eisenb. 544. Wahl des Aufsichtsrathes 81. Waldeck, Einführung d. HGB. in 2. Warrant 141. Warteräume auf Eisenbahn 522. Wartezeit 206 f. Wasserstraße 178; Herstellung der 1. Wasserzoll 1. >

Wechsel der Flagge 609; an eigene Ordre 296; eigener 318 f.; falscher 310 s.; gezogener 295 s.; präjudizirter 297; trassirt-eigener 296; Kommissiotl über Ankauf eines 164. Wechselarrest 284. Wechselagent 324. Wechselbürge 313. Wechselduplikat 308. Wechselfähigkeit 293. Wechselintervention 307. Wechselklage 312 ff. Wechselkopie 309. Wechselordnung, Einführung der 1. Wechselprotest 316. Wechselregreß 300 ff. Wechselsumme 295. Wechsclstcmpel 644 ff. Wechselverbindlichkeil, Erfüllung der 302; der Rhederei 184; des Schiffers 194. Wechselvollmacht 317 f. Wechselverjährung 311. Weihnachtsverkehr 32. Weimar, Einführung d. HGB. in 2. Weiterbeförderung d. Telegr. 508. Weiterveräußerung, gewerbl. 134. Weltpostverein 489. Weltpostvertraq 480 ff. Wen es anaeht, Versicherung für 256. Werth d. Frachtgutes 169; Ersatz d. 213; d. versicherten Gutes 281. Werthbriefe 474. Werthkästchendienst d. Post 480. Werthpapier 142; Frachtgeschäft üb. 169. 212. Werthsachen, Posttransport der 480. Wetten bei Pferderennen 461. Wiederauffindung verlorenenEisenbahn-Frachtgutes 560. Wiederausladung 206 f. Wiedereinsetzung in den früheren Stand 54. Widerklage im Urkundenprozesse 312. Widerruf des Auftrages d. Kommit­ tenten 165; d. Geschäftsführung bei off. H.-Gesellsch. 42; d. Offerte 152 d. Prokura u. H.-Vollmacht 31. Widersetzlichkeit des Schiffsmannes 612. Wirthe 17. Wochenmarkt 150. Wortzählung der Telegramme 501.

Wucher 137 s. Zollpflichtige Postsendungen 479. Württemberg, Einführung d.HGB. Zollsachen, Haftung bei 33. Zubehör d. Schiffes 180; Berkau in 2. des 195. Zahl, Maß, Gewicht unbekannt Zufall, der Frachtgut betrifft 221. Zur Einkassirung, Indossament 297. 225; der Genoffen 408. 425. Zahlung d. Fracht s. Eisenb.-Trans- Zureise in Ballast 222. port 597; deS Kaufpreises 157; der Zurückbeförderung des Schiffs­ Versich.-Summe 279; des Wechsels manns 610. 303; mit Banknoten 372; in Reichs­ Zurückbehaltungsrecht 77. 149; silbermünze 466 f. |I wegen Bergungs- u. Hülfskosten Zahlungsfrist 14; Gewährung der, j! 340; s. Retentionsrecht. ' Zurückbezahlung d. Kapitals d. durch Handlungsreisende 30. Kommanditisten 87; theilweise des Zahlungsort d. Wechsels 295; des 1 eigenen Wechsels 318. Grundkapitals an Aktionäre 124; d. Zahlungstag d. Wechsels 302. Einlage d. stillen Gesellsch. 130. Zahlungsunfähigkeit eines Aktiv- Zurücklassung d. Schiffsmanns 611. närs 101; der Akt.-Ges. 118; der! Zurückgelassene Gegenstände aus Genossensch. 428; d. Versicherers 286. ; Eisenb. 531. Zahlungszeit d. Wechsels 295. ^Zurücknahme d. Patents 388; von Zeichen rolle 653. Postpacketen 486. 493; einer PostZeichnung d. Aktien 64; neuer Aktien anweisung 484; einer Werth-Post72. 104; der Firma 22; d. Akt.-G. ! sendung 481. 492; d. Telegramme 113; d. Liquidatoren 349; d. Ge- j 511. nossensch. 426; f. Genossensch. 414; ! Zusammenstoß v. Schiffen 244 ff. für Gesellsch. m. beschr. Haftpflicht I 620; Haftung für, bei Seeversicher. 339. ; 266; Rechtsstreit betr. 10; BerZeichnungsschein 64. 95. jährung bei 287 f. Zeit der Erfüllung 153; beim Fracht­ Zusätze zur Firma 19. 22. geschäft 168; der Beförderung beim Zuständigkeit d. Amtsgerichts 12; Frachtgeschäft der Eisenb. 175; der d. Kammern s. Handelssachen 10; Genossensch. 409; Versicherung aus f. Konkursverfahren 21; d. See­ 269; der Wechselpräsentation 317. amtes 628. Zeitfracht 215 f. Zustellungen, gerichtl. an off. Hand.Zeitgeschäft 460. G. 45; an d. Hand.-G. in Liquid. Zeitrechnung 154. 53; d. Patentamtes 404; d. Tele­ Zeitungen 473; Postbezug d. 489 s.; gramme 511. Verkauf von 14. Zustellungsort 21. Zeugengebühren i. Patentamt 404. Zwangsvergleich bei off. Handelsgesellsch. *46. Zinsen 136 ff.; in Els.-Lothr. 329; f. Aktionäre 106; v. Aktien 85. 88; Zwangsverkauf d. Schiffes 247.251. bei Bodmerei 230; der Einlage bei Zweck d. Gen. Vers.80; d. Genossensch. off. H.-Gesellsch. 43; bei Komm.418. Gesellsch. 57 f. Zweigniederlassung, Finna der 22; d. Akt.-G. 99;' b. Genossensch. Zöglinge, Postsendungen an 479. Zoll, Verpflichtung zur Entrichtung 410; d. Gesellsch. m. beschr. Haft­ des 144. pflicht 333; d. Komm.-G. 55; der Zölle, Verjährung der 288. Komm.-G. a. Akt., Eintrag, der 68. Zollgesetzgebung, zur Zuständigkeit Wischenspediteur 166. des Reiches 1. Wischenstation 525.

Verlag von Veit & Comp. in Leipzig.

Rechksfälle

pim Vergleichenden Studium des

römischen Rechts und des preußischen Landrechts. Von

Dr. Audolf Leonhard, o. ö. Professor an der Universität Marburg.

1887.

flr. 8.

geh. 1

jK»

60

Wonrs Wergclrrgerryeit und Deutschlands Hlecht. Ein Überblick über die Geschichte des römischen Staates in ihrem Zusammenhänge mit dem gegenwärtigen Rechtsleben. Von

Dr. Nn-olf Leonhard, o. 6. Professor an der Universität Marburg.

gr. 8.

geh. 3 Jh 50 .)}.

1889.

Ter Versosser stellt die (beschichte bco röinischen Rechts in ibren Grulldzügen noch ihrer Bedeutung für die Gegemvori dar und incht Oie selbe üoni kulturgeschichiliclien StoiiOpiiiith’ oib? mit ollgemeinen l^e schichte ztl einem Ganzen ,vt verflechten. Dem (sbristeutum tvird dabei eilt größerer nnd ersprießlicherer Einfluß onf Oie Elltuuckelung des Rechts zugesprochen, als dies gewöhnlich geschieht.

Nordgermanisches Obligationenrecht. Von

Karl von Amira, o. ö. Professor der Rechte an der Universität München.

Erster Band.

Das altschwedische Obligationenrecht gr. 8.

Zweiter Band.

1882.

geb. 25 JL

Westnordisches Obligationenrecht.

Erste Hälfte. gr. 8. 1892. geh. 12 Jt. Dos nordgermonische Obligationenrecht bringt onf Grund unmittel barer Quellenforschung ans dem nördlichen (skandinavischem Teile der germanischen Stammesrechte olles zur Darstellung, was Ulan unter Obli gotionenrecht zu versteheu pflegt. Der zweite Band wird dos westnordische, der dritte