Die Gesetze des Reiches und Preußens über die freiwillige Gerichtsbarkeit: Text-Ausgabe mit Einleitung, Anmerkungen und Sachregister [4., verm. Aufl. Reprint 2020] 9783111696362, 9783111308364


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German Pages 508 [544] Year 1906

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Die Gesetze des Reiches und Preußens über die freiwillige Gerichtsbarkeit: Text-Ausgabe mit Einleitung, Anmerkungen und Sachregister [4., verm. Aufl. Reprint 2020]
 9783111696362, 9783111308364

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Ausführliches Verzeichnis der

Guttentag'schen Sammlung

Deutscher Weichs­ und Wrerrßischer Kesehe, — Text-Ausgaben mit Anmerkungen; Taschenformat, —

weiche alle wichtigeren Gesetze in unbedingt zuverlässigen Gesetzestexten und in mustergrltiger Weise erläutert enthält, befindet sich hinter dem Sachregister.

Guttrntag'schr Sammlung Nr. 46. Deutscher Nrichsgrsetzr. Nr. 46. Text-Ausgaben mit Anmerkungen.

Die Gesetze

des Reiches und Preußens über die

freiwillige Gerichtsbarkeit. Text-Ausgabe mit Einleitung, Anmerkungen und Sachregister von

Kerman« Jastrom, Amtsgerichtsrat zn Berlin.

Vierte vermehrte Auflage.

Berlin 1906. I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, G. m. b. H.

Vorwort zur vierten Auflage. In die vierte Auflage sind neu ausgenommen die preußischen Verordnungen über die Ortsgerichte vom 20. Dezember 1899 und 8. April 1903 sowie das Haager Abkommen zur Regelung der Vormundschaft über Minderjährige vom 12. Juni 1902, welches eine wichtige Ergänzung zum zweiten Abschnitt des Reichs­ gesetzes bildet. Die drei Hauptgesetze (S. 30 bis 314) haben behufs besserer Übersicht Randüberschriften

zu den einzelnen Paragraphen erhalten. Die Recht­ sprechung ist überall bis in die neueste Zeit berück­ sichtigt und in weiterem Umfange als bisher ver­ arbeitet worden, insbesondere auch durch Heran­ ziehung der nicht amtlichen Sammlungen. Nach Abschluß des Druckes ist der dreißigste Band des Jahrbuchs für Entscheidungen des Kammergerichts erschienen. Die hier veröffentlichten Beschlüsse sind in die Nachträge (S. XXIII) ausgenommen. End­ lich sind in den Anmerkungen zum Reichsgesetz neben den preußischen auch die Ausführungsgesetze der

VI

Vorwort.

anderen größeren Bundesstaaten (Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß - Lothringen, Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz) herangezogen worden. Alle Erweiterungell haben sich innerhalb der Grenzen gehalten, welche nach der Meinung des Herausgebers geboten sind, um dem Büchlein den Charakter einer Tertausgabe zu wahren, die auch zur Lektüre des bloßen Gesetzestertes im Zusammen­ hänge geeignet sein soll. Ich bitte für die neue Auflage um freundliche Fortdauer des Wohlwollens, dein sie ihr Erscheinen zu verdanken hat. Berlin, im Januar 1906.

Hermann Jastrow.

Inhalt. Sette

Verzeichnis der Abkürzungen...................... XIX Nachträge und Berichtigungen.......................... XXIII A. Einleitung.

I. Zur Entstehung des Reichsgesetzes ... 1 II. Herrschaftsgebiet des Gesetzes................. 4 III. Tas Verhältnis des FGG. zum Reichsuiib zum Landesrecht............................... 8 IV. Die „entsprechende Anwendung" der Prozevgesetze bei der freiwilligen Gerichtsbarkeit . 11 V. Die Verrichtungen des Vormundschafts­ gerichts ................................................ 14 VI. Das Preußische Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit........................................ 18 VII. Die landeögcsetzltchen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit........................... 21 B. Gesetz,

betreffend

die

Ermächtigung

des Reichskanzlers zur Bekanntmachung der Texte

verschiedener Reichsgesetze. ............................

28

Bekanntmachung des Reichskanzlers. Bom 20. Mai 1898 .........................................................

29

Bom 17. Mai 1898

V1U

Inhalt. Celte

C. Gesetz über bie Angelegenheit«» der freiwillige« Gerichtsbarkeit. Kester AlschaiU: Klkge»et«« Marschri fte«. § 1. § 2. 8 3.

BrltungSbenich................................... 30 Rechtshilfe......................................................... 31 Örtliche Zuständigkeit................................... 38

8 4.

Konkurrenz mehrerer Gerichte

§ 5. § 6. 8 7.

Bestimmung des zuständigen Gerichts . . 34 Ausschließung des Richters........................ 3ß Handlungen unzuständiger oder auSgeschloffener Richter................................................................38 9. Gerichtssprache, Sitzungspoltzei, Beratung und Abstimmung................................................38 Gerichtsserien, 8 11. Form der Anträge rc. . 40 Ermittelungspflicht........................................ 41 Beistände und Bevollmächtigte . . . . 41 Armenrecht. § 15. BeweiSversahren ... 43 Bekanntmachung der Verfügungen . . . 44 Fristen............................................................ 46 Änderung von Verfügungen...................................47

88 8, § 10. 8 12. 813. 8 14. 8 16. 8 17. 8 18.

....

34

88 19-30. Beschwerde.........................................................48 8 31. Zeugnis der Rechtskraft \...................................64 8 32. Folgen der Aufhebung einer Verfügung . . 65 8 33. Ordnungsstrafen.........................................................66 8 34. Attevetnficht und Abschriften...................................66 -«etter Aöschutttr M-rimmdschaftsfilche«. 8 85. Sachliche Zuständigkeit..............................................68 88 36-45. Örtliche Zuständigkeit...................................68

IX

Inhalt.

Sette 8 46. Abgabe der Vormundschaft..................................... 76

8 47. Vorschrift für Deutsche im AuSlande ...

76

88 48—50. An-eigepflichten................................................ 78

88 51—53.

Beginn

der

Wirksamkeit

von

Ver­

fügungen ............................................................................. 79

8 54. Sicherungshypothek des Vormunde-

...

82

8 55. Beschränkung deS AbänderungSrechtS ...

83

8 56. BolljährigkeitSerklärnng...........................................84

88 57—64. Beschwerde............................................................85

Dritter Aöschuittr Annahme an Ainde-statt. 38 65, 66. Zuständigkeit...................................................... 95 8 67. Wirksamkeit desBeschlusses. Änderung . . 96

3 68. Rechtsmittel

........................................................... 97

Vierter Aöschuittr Versonenstantz. 8 69. Zuständigkeit................................................................. 98

8 70. Rechtsmittel..................................................................99

8 71. Antragsrecht des Notars.......................................... 100

Künfter Abschnitt r Kachtatz. und Heitnngafache«. § 72. Sachliche Zuständigkeit ........................................ 100 88 73, 74. Örtliche Zuständigkeit...................................101 8 75. Nachlabpflegschaft.................................................... 102 3 76. Nachlaßverwaltung....................................................103

8 77. Jnventarfrist................................................................104 8 78. «tteneinstcht und Abschriften.................................. 104 8 79. OffenbarungSeid des Erben.................................. 106

§ 80. Friftbestimmung bei Vermächtnissen re.

.

106

Inhalt. Sekte

88 81, 82. Testamentsvollstrecker.................................107

§83. Erzwingung der Ablieferung von Testamenten 108 § 84. Kraftloserklärung von Erbscheinen und Zeug nisten............................................ . 109 8 85. Erteilung von Ausfertigungen........................... 109 88 86—98. Auseinandersetzung von Milerben . . 110 8 99. Auseinandersetzung nach aufgehobener gemeinschast ... 120

Sechster Abschnitt: Schiffspsandrecht. §8 100, 101. Voraussetzungen der Eintragung 122 8 102. Berichtigungen des Registers .... 123 8 103. Löschung von Vormerkungen und Wider sprüchen................................................................. 123 8 104. Übertragung und Belastung........................... 124 8 105. Löschung von Pfandrechten und Belastungen 124 8 106. Inhalt der EintragungsbewiUigung ... 124 88 107 — 109. Form der Anträge und Erklärungen 125 § 110. Behördliches Ersuchen...................................... 126 88 111,112. Weitere Voraussetzungen der Eintragung 126 88 113, 114. Form und Reihenfolge der Ein. tragungen. 8 115. Löschung........................... 128 8 116. Mithaft mehrerer Ächtste......................................128 § 117. Teilschuldverschreibungen auf den Inhaber 129 § 118. Umschreibung auf Erben...................................... 129 § 119. Unrichtige Eintragungen...................................... 129 § 120. Dermerkung der Eintragung aus den Urkunden 130 § 121. Bekanntmachung der Eintragung . . . . 131 §8 122, 123 Beschwerde, 8 124 Wettere Beschwerde 131

XI

Inhalt.

Seite

Siebenter Abschnitt: Kandetssacheit. 8 125. Handelsregister. Zuständigkeit...........................132 8 126. Mitwirkung der Organe des Handelsstandes 133 8 127. Verhältnis zum ordentlichen Rechtsweg 134 8 128. Form der Anmeldung und Zeichnung . . 135 8 129. Antragsrccht der Notare......................................136 8 130. Form und Bekanntmachung der Eintragung 136 § 131. Zweigniederlassung.................................................137 §8 132- 139. Ordnnngsstrafversahren wegen Unter­ lassungen .................................................................137 8 140. OrdnungSstrafversahren bei unbefugtem Firnlengebrauch.......................................................142 88 141 —144. Löschung von Amtswegen . . . 143 88 145, 146. Sonstige handelsrechtliche Geschäfte . 149 8 147. (Nenossenschaftösachen................................. 151 8 148. Genossenschaften. Gesellschaften mit be­ schränkter Haftung. Binnenschiffahrt iuiD Flößerei................................................................. 152 88 149 — 158. Dispache . . . 154

Achter

Pereinssachen. rechtsregiker.

88 159, 160. Vercittsfachen .... 8 161. Güterrcchtsregiftcr .... 8 162. Zeugnisse aus den Registern

Hüter-

. . ... ....

161 163 163

Neunter Abschnitt: HffenVarungseid. Untersuchung und Perwahrung von Sache». Pfandverüauf. 8 163. Offenvarungseid................................................. 164 8 164. Untersuchung von Sachen......................

164

XII

Inhalt

Sette § 165. Verwahrung von Sachen.................................. 165

8 166. Pfandverkauf......................................................... 166

Zehnter Aöschnittr Kerichtttche und natarieLe IlrLuuden. § 167. Sachliche Zuständigkeit........................................ 166

96 168—182. Verfahren bei der Beurkundung von

Rechtsgeschäften......................................................... 169 9 183. Beglaubigung von Unterschriften undHand­ 185

zeichen

§ 184. Zuständigkeit derGeschwader-Auditeure

187

-tfter Aöschnittr KchtntzSestt««»nge». 9 185. Inkrafttreten.

Verhältnis zum ReichSrechl

98 186—188. Abänderung

189

einzelner Reichsgesetze

(Personenstands-, GenofsenschaftS- u. Reichs­

schuldbuchgesetz) ..........................................................190

98 189-200. Vorbehalte für daS Landesrecht .

191

D. Gesetz, betreffend die freiwillige Ge­ richtsbarkeit und andere Rechtsauge,

lrgenheiten in Heer nud Marine. Bom

28. Mai 1901. 9 1. Zuständigkeit im Felde.............................................. 203

99 2, 3. Verfahren...............................................................206 § 4. Beschwerden.

SS 6, 7. S 8.

9 5. Vorschriften für die Marine

211

Sicherung des Nachlasses.............................212

Schlutzbeftimmung.

Garnisonort für Truppen

im Ausland............................................................... 214

HI 1 Veite

Inhal«.

E. Preußisches Gesetz fiter die frebeilifle

Gerichtsbarkeit,

fester Alschaitt: Altge»ei»e Marschrtft«. Art. 1. Ausdehnung der allgemeinen Vorschriften des FGG.................................................................... 216 Art. 2. Mitwirkung deS Gerichtsschreibers ... 21V Art. 3—7. Rechtsmittel in landeSrechtlichen Sachen 220 Art. 8. Wettere Beschwerde in retchSrechtlichen Sachen 228 Art. 9—14. Kastenwesen................................................ 224 Art. 15—17. ZwangSgewalt der Gerichte ... 228 Art. 18. Ausfertigung von Verfügungen. . . . 233

Awetter Abschnitt: Vachtatz- nnd Heitnngssacheu. Art. 19, 20. Sicherung deS Nachlasses Art. 21—28. Notarielle Nachlatzteilung

.... ....

233 235

prttter Abschnitt: Vereins- und KLterrechtsregister. Schiffsregister und Aandetssncheir. Art. 29. Regifterführung................................................ 240 Art. 30. Kosten der Dispache..................................... 241

Vierter Abschnitt: HerichMche und nstnrieTe ArLnuden. Erster Titel. Art. 31. Art. 32. Art. 33. Art. 34.

Zuständigkeit.

Zuständigkeit der Amtsgerichte und Notare Zuständigkeit anderer Stellen .... Freiwillige GrundstückSversteigerung . . Eid und eidesstattliche Versicherung . .

242 243 244 245

xrv Art. Art. Art. Art.

Inhalt. 5-citc

35, 37. 38. 39.

36. Zuständigkeit der Gerichtsschreiber . 246 Beurkundungen der Kollegialgerichte . . 247 Beauftragung anderer Beamten. 247 Bezirksüberschreitung..................................... 248 Urkunden über Rechts­ geschäfte.

Zweiter Titel.

Art. 40. Beurkundung zweifelhafter und ungültiger Geschäfte.............................................. 249 Art 41. Verhandlung mit tauben Personen . . 250 Art. 42. Verwahrung der Urschrift............. 251 Art. 43—52. Ausfertigung und Einsicht.... 252

Dritter Titel,

sonstige Urkunden.

53. Anwendungsgebiet dieses Titels 258 54 Form der Urkunden . . 259 55. Protokoll...................................... 260 56. Befreiung von der Protokollform . . . 261 57—59. Abschriftsbeglaubigung. Sicherstellung der Ausstellungszeit................................................ 262 Art. 60. Beglaubigung von Unterschriften tlnd Hand­ zeichen ......................................................................263 Art. 61. Urschrift. Ausfertigung. Einsicht und Abschrift........................................................................... 264 Art. 62. Wechselproteste................................................ 265

Art. Art. Art. Art. Art.

Vierter Titel.

Äußere Form und Ver­

nichtung der Urkunden. Art. 63. Schriften mit mehreren Bogen . . . 266 Art. 64. Sonstige äußere Form..................................... 267 Art. 65. Vernichtung der Urkunde................................ 268

3nl)st(t.

XV ?cite

Aüufter -ösch«ittr Zerfahre« Sei der frdwilTigen gerichtliche« Versteigerung vo» Hru«dstticke«. Art. Art. Art. Art Art. Art.

66. 69, 71. 72 75. 76.

Antrag. Art. 67, 68. Terminsbestimmung 269 70. Bekanntmachung..................................... 271 Einficht der Nachweisungen . . 272 -74. Verfahren im Termine .... 272 Grundstücke juristischer Personen 273 Sondervorschrift für Bergsachen . . . 273

Sechster Abschnitt: Amtsstellung der Notare. Art. Art Art. Art. Art. Art. Art. Art Art. Art. Art. Art Art. Art Art

Art.

77. Besähigung......................................................274 78, 79. Ernennung. Amtssitz. Geschäftsräume 275 SO. Amtsbezirk........................................... 277 81. Diensteid. Amtliche Unterschrift . 277 82. Nebenbeschäftigungen...................... 277 K3. Bercitwilligkeitspslicht Armenrecht . 278 84, 85. Ausschließung. Gerichtssprache . 278 86. Beeidigung des Dolmetschers .... 279 87 89. Siegelung. Entsiegclung Sonstige Geschäfte. Gewährübernahme 280 90. Verschwiegenheitspflicht................................ 281 91, 92. Aufsichtsrecht........................................... 281 93, 94. Disziplinarverfahren und Strafen . 282 95. Notariatsregister................................................ 282 96 Verwahrungsbuch........................................... 284 97, 98. Verwahrung der Akten bei Ver­ hinderung ................................................................ 284 99—101. Vertretung des Notars .... 285

XVI

Inhalt. «eist

Art. 102. Artenverwahrung bei Ausscheiden, Tod, Versetzung................................................................ 287 Art. 103. DeSgl. bei vorläufiger Amtsenthebung 288

Kießenter AHschntttr Ztessndere Gerichte. Mitwirkung der KemeintzeöenmLe« t» An-etegen-ette» der freiwikige« Gerichtsßarkeit. Art. 104—110. Dorfgerichte...........................................288 Art. 111—117. OrtSbehörden in den OLG -Bezirken Frankfurt und Gaffel...........................................292 Art. 118. Gemeindevorstände in Schleswig-Holstein 295 Art. 119. Aufhebung älterer Vorschriften ... 295 Art. Art. Art. Art. Art. Art.

120. Dienstaufficht................................................ 296 121. Sondervorschrtft für Surheffeu ... 298 122—124. OrtSgerichte...........................................297 125. Veeidigte Auktionatoren................................ 299 126. Ministerielle AuSführungSvorfchriften . 299 127. Taxwesen........................................................... 30Ö

Achter AöschnUt: KchtutzKeftimmunge«. 128. BerordnungSrecht deS JustizmtntsterS . 301 129-132. Abänderung älterer Gesetze... 301 133. Rheinische GtandeSregister.......................... 303 134, 135. Abänderung der Gebührenordnung für Notare.................................................................304 Art. 136, 137. Sonderstellung der landesherrlichen Familien und deS Hochadels.......................... 305

Art. Art. Art. Art.

XVII

Inhalt.

Art. 138. Ersatz aufgehobener Vorschriften . . . Art. 139—143. Übergangsvorschristen ....

ttdte 306 306

...

SOS

Art. 144. Aufhebung älterer Vorschriften

F. Verordnung über die OrtSgerlchte m

de« Oberlaudesgerichtsbezirkeu Frank­

furt und Caffel. Bom 20.Dezember1899

G. Berordauag

316

über die A«fuahme »ro

Taxe« durch die OrtSgerichte m de«

Oberlaudesgerichtsbezirkeu und Caffel.

Fraickfurt

Lom 8. April 1903 .

.

325

H. Anlagen.

I.

«»« bm Kericht»verfaL»Ug».

8 166. Ausschließung des Gerichtsvollziehers. . 328 88 157—169. Rechtshilfe.................................................329 88 177—185. SitzungSpolizci...................................... 333 88 186—193. Gerichtssprache.......................................336 88 194—200. Beratung und Abstimmung . . . 338

II. Ans-«- aus der AivitProzetzordnnng. 88 114—127.

88 88 88 §8

ordnung 170—213. 373—401. 402—414. 478—484.

Armenrecht.

Mit RechtSanwaltS-

88 34—36 .......................................... 341 Zustellungen................................. 348 ZeugenbeweiS............................364 Beweis durch Sachverständige . . 381 Verfahren -et derAbnahme von Eiden 388

b

infinit.

Sette 88 485—494. Sicherung des Beweise .... 390 88 752, 790. Zwangsvollstreckung. Allgemeine Bestimmungen........................................................... 394 8 883. Zwangsvollstreckung zur Erwirkung der Herau-gabe von Sachen k.....................................395 88 900- 913. Offenbarungseid und Haft . . 396

III. Auszug aus der HruudKuchorduuug

4üo

IV. AöKomme« zur Itegetnug der Vor­ mundschaft üöer Minderjährige. Mom 12. Juni 1902 ...................

405

V. Auszug aus de« (Vreuhifchen) Ausführuugsgefetz zum Jeuifcheu Herichtsuerfassungsgefetz....................... 414 VI. Auszug aus dem (Vreuhifcheu) Ausführuugsgefetz zu« ZLürgerlicheir Kefehöuch. Art. 12.

Beurkundung

von

Grundstücköverüube-

rungen.......................................................................428 Art. 68. (Lrklüruttgen über den gQuiilteiinmiicit . 430 Art 70. Anerkennung der Vaterschaft .... 432

VII. Auszug aus der (Vreuhifcheu) Assgemeinen Verfügung vom 10. Aezemver 1899 üver die von Amtsmegeu zu be­ wirkenden Austessuugeu re. . . .

433

Sachregister................................................................. 435

Abkürzungen. Der Ziticrart und den Abkürzungen sind im allgemeinen die Vorschläge des Deutschen Juristcntages zu Grunde gelegt.

I. Die nachstehenden Gesetzt außerpreußischer Bundes­ staaten sind in folgender Abkürzung zitiert: Baden ohne Zusatz — Badisches Rechtspolizeigesetz v. 17. VI. 99. Baden AV. — Badische Allgemeine Aussüyrungs-Derordnung v. 11. XI. 99 Bauern ohne Zuiatz = Bäurisches Notanatsgcsetz v. 9. VI 99. Elsaß-Lothringen ohne Zusatz — Elsaß-Lothringisches Gesetz bctr. die Ausführung dcö FGG. v. 6. XI. 99. Hessen ohne Zusatz — Hessisches Gesetz, die Ausführung des FGG. betr., v. 18. VII. 99 Schwerin Mecklenburg ohne Zusatz — Mecklenburg--^-^ Verordnung v. 9. IV. 99 zur Ausführung deS FGG. Sachsen AG. — Sächsisches Gesetz zur Ausführung einiger mit dem BGB. zusammenhängender Reichsgesetze v. 15. VI. 00.

[bj

XX

Abkürzungen.

Sachsen AB. --- Sächsische Verordnung zur Ausführung der Gesetze über die Angelegenheiten der FG. und deS

HinterlegungSwesenS v. 16. VI. 00. Württemberg

Zusatz

ohne



Württembergisches

AuSführungSgesetz zum BGB. und zu dessen Neben­ gesetzen v. 28. VII. 99.

II. Sonstige Abkürzungen.

a. a. O. — am angeführten Orte. a. E — am Ende. AE. = Allerhöchster Erlab.

AG. — AuSführungSgesetz. AGO. = Allgenleine Gerichtsordnung

AH. — Abgeordnetenhaus. Allg. Sers. = Allgemeine Bersügung.

ALR. = Allgemeines Landrecht. AM. - Anderer Meinung.

Bayr. ObLG. = Bayrisches Oberstes LandesgericlN.

Begr. = Begründung.

Set --- Bekanntmachung. BGB. = Bürgerliches Gesetzbuch

BGBl. = Bundesgesetzblatt. BinnenSchG. = Gesetz,

betreffend

die privatrechtlichen

Verhältnisse der Binnenschiffahrt, in der Fassung vom 20. Mai 1898 (RGBl. 868). D. oder Denkschrift bedeutet je nach dem Zusammenhang

die S. 3 Anm. 2 oder die S. 405 Anm. 1 bezeichnete

Denkschrift.

DRotB. --- Zeitschrift des deutschen Notarvereins.

Abkürzungen.

XXI

EG. ----- EinfühmngSgesetz.

FG.« Freiwillige Gerichtsbarkeit. FGG. = bezeichnet daS S. 30 ff. abgedruckte Gesetz.

FlaggenG.« Gesetz,

betreffend

daS Flaggenrecht

der

Kauffahrteischiffe v. 22. VI. 90 (RGBl. 319). G. — Gesetz GBO. = Grundbuchordnung. GebO. — Gebührenordnnng.

GenG. — Gesetz, betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenoffenschasten,

GKG. -

Fassung v. 20. V. 98 (RGBl. 810).

Gertchtskostengesetz, Fassung v. 20. V. 98.

GS. - Gesetzsammlung. G. u. BBl. — Gesetz- und Verordnungsblatt.

GBG.

Gerichtsverfassungsgesetz.

HGB. - Handelsgesetzbuch. HO.

Preußische Hinterlegungöordnung v. 14.111. 79.

JMBl - Justizministerialblatt.

JMB.

Justiz-Ministerial Verfügung.

IW. = Juristische Wochenschrift.

KB.

Kommissionsbericht.

KG.

Kammergericht oder Beschluß des Kammergerichts.

Die Zitierung der Beschlüsse ist, wo nichts anderes an­ gegeben, nach dem „Jahrbuch" erfolgt (f. die nächste Zeile).

KGJ. = Jahrbuch für Entscheidungen deS KammergcrtchtS

in Sachen der fteiwilligen Gerichtsbarkeit.

KonkO. — Konkursordnung. KonsOG. -- Gesetz, betreffend die Organisation derBundeS-

konsulatc 2C. v. 8. XI. 67.

= Landgüterordnung (f. S. 23 9tr, 5).

xxn

AbMrzungen. mit beschränkter Haftung.

m. b. H.

Militärstrafgerichtsordnung v. 1. XII. 98.

MStGO.

ObLG. OLG. -

Oberstes Landesgericht.

oder

OberlandeSgericht

Beschluß

bco

Ober

landesgerichts.

OLGRspr. - Die Rechtsprechung der Oberlandesgerichie. Herausgegcben von Falkmann u. Mngdan.

Pr. oder Preuß.

Preußisch.

Pr. FGG. oder Preuß. FGG. bedeutet das S. 216 ff. abgedruckte Gesetz.

Preuß. G-G. - Preußisches Gerichtskostengcsetz. R. — Reskript

RAO. - Rechtsanwaltsordnung RG. - Reichsgericht oder Beschluß

des Reichsgerichts.

Wo nichts anderes angegeben, sind die Entscheidungen in Zivilsachen, herausgegeben

von

den Mitgliedern

des Gerichtshofes, gemeint.

RGBl.

Reichs-Gesetzblatt.

RGU. = Urteil deS Reichsgerichts.

RIA. — Entscheidungen

willigen

in

Gerichtsbarkeit

Angelegenheiten

und

des

der

frei­

Grundbuchrechts.

Zusammengestellt im ReichSjustizamt.

RZBl. - Zentralblatt für das Deutsche Reich.

SchutzgebG. StenB

Schutzgebietsgesetz v. 25. VII. 00.

Stenographische Berichte.

StGB -- Strafgesetzbuch. B. - Verordnung.

ZBlFG.

Zentralblatt für freiwillige Gerichtsbarkeit.

ZPO. - Zivilprozeßordnung.

Nachträge und Berichtigungen. S. S.

S. S.

S. S.

L.

S. S.

31 Anm. 2 a. E. ist statt „Mecklenburg: 8 20* zu lesen: „Mecklenburg: § 19“. 38 8 7 Anm. 2. Der Beschluß dcS OLG. Colmar ist auch abgedruckt in KGJ. 30 A 289; s. aber auch unten den Nachtrag zu S. 52. 41 Anm. 4 a. E. Der Beschluß ist auch abgedruckl in KGJ. 30 A 288. 49 Anm. 1. Über Beschwerde gegen Erteilung eines Erbscheins s. jetzt RG. 21. IX. 05 (RIA. 6 102) und 28. IX. 05 (ZBlFG. 0 408). 51. Über das Beschwerderecht der standesamtlichen Aufsichtsbehörden s. jetzt auch RG. 2. III. 05 (60 196). 52 Anm. 2. Über Beschwerde wegen Einleitung der Vormundschaft seitens eines unzuständigen Gerichts s. jetzt auch KG. 29. VI. 05 (RIA. 6 85, KGJ. 30 A 4). — Über Beschwerde eines Vormundes nach ge­ schehener Entlaffung s. KG. 20. IV. 05 (30 A 24). 65 8 31 Anm. 4. Über Erwirkung des Notfrist-Attestes und die Rechtsmittel bei Versagung s. KG. 11. V. 05 (30 A 3). 83/84 8 o5 Anm. 4. Der Beschluß v. 30. III. 05 ist auch abgedruckt in KGJ. 30 A 18. 85 Anm. 1. Desgl. der Beschluß v. 13. IV. 05 ebenda 22.

XXIV

Nachträge und Berichtigungen.

S. 88 8 b7 Nr. 8. Betrifft eine Anordnung auS tztz 1666 bis 1667 die Sorge für die Person, so ffndet auch die Beschwerde aus Nr. 9 statt; SG. 2.111.05 (30 A 12). S. 89 Anm. 22 Abs. 3. Der Beschluß v. 27. V. 05 ist auch abgedruckt in SGI. 30 A 293

S. 89 Anm. 22 Abs. 4. Uber Beschwerde des KreiSschultnspektorS wegen Unterbringung in eine Blinden­ anstalt f. KG 2. III. 05 (30 A 12).

S. 91 letzte Zeile. Der Beschluß v. abgedruckt in KGJ. 30 A 9.

16. III. 05 ist auch

S. 110 letzte Zeile. Statt: „RIA. v 95" ist zu lesen: „RIA. 6 35; KGJ. 30 A 106". S. 119 Anm. 5. Über die Erstreckung der Versäumnisfolgen auf die Auslassung s. OLG. Colmar 7. VI. 05 (DNotB. 6 38). S. 137 8 132. Über den Begriff der «glaubhaften

Kenntnis- s. KG. 25. V. 05 (30 A 116). S. 147 8 144 Abs. 2. Über den Umfang der hierunter fallenden Beschlüsse s. KG. 25. V. 05 (30 A 141).

S. 192 «nm. 3 Zeile 2 ist statt „1806" zu lesen: „1866". S. 235 Art. 21 Abs. 3. Ist der ÜberweisungSbeschlutz mit dem EinleitungSbeschluß (FGG 88 86 ff.) verbunden, so findet gegen den letzteren Teil die einfache Be­ schwerde statt; KG. 5. VI. 05 (RIA. 6 35, KGJ. 30 A 106). S. 253 Art. 45 Anm. 1. Bon privatschristlichen Testa­ menten kann keine Ausfertigung sondern nur beglau­ bigte Abschrift erteilt werden. KG. 6. VII. 05 (30 A 90).

XXV

Zweiter Nachtrag.

Zweiter Nachtrag lzu S. 33). Gesetz, betreffend Änderung des Gesetze- über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts­ barkeit. Vom 5. März 1906.

(RGBl. 387.)

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen re. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags, was folgt: Der § 3 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit erhält folgenden Abs.2: Ist der für den Wohnsitz einer MilitLrperson maßgebende Garnisonort in mehrere Gerichts­ bezirke geteilt/) so wird der als Wohnsitz geltende Bezirks von der Landesjustizverwaltung durch allgemeine Anordnung bestimmt?)«) Zastrow, Frelw. Gerichtsbarkeit.

4. Aufl.

c

XXVI

Zweiter Nachtrag.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Berlin im Schloß, den 5. März 1906. (L S )

Wilhelm. Fürst von Bülowo.

1) DieS ist zur Zeit der Fall bei den Garnisonorten Berlin, Charlottenburg (s. Seite 276 Anm. 2) und Stutt­ gart (G. v. 19.11. 05, Regierungsblatt 39). *) Wo die Zuständigkeit eines Gerichts durch den Wohnsttz eines Menschen bestimmt wird (FGG. §§ 36 biS 45, 66, 73, 99), da ist, wenn ein Ort in mehrere GerichtSbezirke geteilt ist, dasjenige Gericht zuständig, in besten Bezirk das Grundstück liegt, von dem sich der Wohnsitz herschreibt. Auf Milttärpersonen angewendet, würde dieS regelmäßig dazu führen, die Zuständigkeit nach der zufälligen Lage der Kaserne, des Bureaus usw. zu bestimmen. Um dies zu vermeiden, ist die Bestimmung deS Textes getroffen, welche dem § 14 ZPO. entspricht. 9) Für Berlin und Charlottenburg s. die Allg. Berf. v. 23. IV. 06 (JMBl. 125) mit der betgefügten Tabelle. Für Stuttgart ist eine Anordnung nicht veröffentlicht.

4) Dgl. hierzu noch ferner 8 3 Abs. 1 FGG. mit ZPO. 8 15 (S. 34). Auf Grund dieser Vorschriften ist bestimmt, daß für Deutsche, die einem Bundesstaate nicht angehören, als Wohnsttz derjenige Teil Berlins zu gelten hat, der zum Amtsgerichtsbezirk Berlin-Mitte gehört. Bek. deS Reichskanzlers v. 21. IV. 06 (RGBl. 463). Das gleiche gilt für die im 8 15 Satz 1 ZPO. bezeichneten Personen, sofern sie preußische Staats­ angehörige sind. Allg. Berf. v. 24. IV. 06 (JMBl. 128).

A. Einleitung. I. Zur Entstehung deS Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Von Alters gewisse

Prozesse

her sind in Deutschland den Gerichten

Gegenstände zugewiesen worden,

und

doch

auch

keine

reinen

welche keine

Verwaltungs-

angelegenheiten darstellen und welche demgemäß

von

den Gerichten nicht als Organen der Verwaltung, sondern als solchen

der Rechtspflege und

in den Formen ge­

ordneter Justizübung erledigt werden.

Gemeinrechtlich

faßte man diese — in sich sehr verschieden gearteten — Sachen unter dem Begriff der Extrajudizialien zusammen.

Das vorliegende Gesetz nennt sie „Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit", wenngleich zahlreiche Tätig­

keiten hierher gehören, die durchaus nicht den Charakter der Freiwilligkeit in sich tragen, wie z. B. das ganze Vor-

mundschastswefen.

Entgegen einer gewissen Strömung,

welche alle diese Gegenstände den Gerichten abgenommen

wissen will, hat die neuere Reichsgesetzgebung

schlägige Zuständigkeit der Gerichte vielmehr Jastrow, Frelw. Gerichtsbarkeit.

4. Aufl.

die ein­

bestätigt 1

2

Einleitung.

und noch weiter ausgedehnt.

Das BGB. ist dieser An­

Mit der einheitlichen Regelung des

schauung gefolgt. materiellen Rechtes

ergab

sich

nun die Notwendigkeit,

auch an ein einheitliches Verfahren in diesen Angelegen­ heiten

zu denken,

zumal

in den Extrajudizialien das

materielle Recht und das Verfahren besonders eng mit­ einander Zusammenhängen und das BGB. einzelne Vor­ schriften über das Verfahren bereits

in sich selbst aus­

genommen hat.

schon in den ver­

Deshalb

hat

man

schiedenen Stadien der Beratung des BGB. ein Gesetz

wegen des Verfahrens

in

den

Extrajudizialsachen

in

Aussicht genommen, bald mit weilergehenden, bald mit enger begrenzten Ideen über seinen

Umfang?)

Dem­

entsprechend bestimmt das EG. z. BGB. in Art. 1:

„Das Bürgerliche Gesetzbuch tritt am 1. Januar 1900 gleichzeitig mit einem Gesetze, betreffend Ände­ rungen des Gerichtsverfassungsgesetzes, der Zivilprozeß­

ordnung und der Konkursordnung, einem Gesetz über

die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung,

einer Grundbuchordnung

und einem Gesetz Über

die Angelegenheiten der richtsbarkeit in Kraft.-

freiwilligen

Der Kreis der in Betracht kommenden

Ge­

Angelegen­

heiten wurde demnächst erweitert durch das HGB. v. l) Vgl. Entwurf I BGB. Anm. 1 zum Text deö Familienrechts (Amtliche Ausgabe 279); Entwurf zweiter Lesung in Gruch o t s Beitr., Beilageheste betr. den Entwurf d. BGB. b Anm. 1, u. v. Ieckltn ebenda SS 8 36; Druckfachen des Reichstags 1895/97 D. zu Nr. 87 Einleitung 4.

3

I. Zur Entstehung deS Gesetze-.

10. V. 97.

Die

Denkschrift zum

Entwurf des HGB.

nahm deshalb für das vorbehaltene Gesetz über die FG.

zugleich Vorschriften

„über die Zuständigkeit und das

Verfahren in den zur streitigen Gerichtsbarkeit nicht ge­ hörenden

Handelssachen"

in

Aussicht?)

Auf

diesem

Boden ist das vorliegende Gesetz erwachsen, welches den

Kreis der zu regelnden Angelegenheiten möglichst weit, seine

kodifizierende Natur gegenüber dem Landesrecht

dagegen möglichst eng gezogen hat (f. zu II u. III).

Der

Entwurf des Gesetzes ist mit einer erläuternden Denk­

schrift unterm 26. November 1897 dem Reichstag vor­

gelegt worden?) Die erste Lesung hat am 3. Dezember 1897 stattgefunden und hat mit der Überweisung des eine Kommission von 21 Mitgliedern ge­

Entwurfs an

endet?)

Diese

hat

nach

zweimaliger Lesung unterm

3. Februar 1898 schriftlichen Bericht erstattet Hier: der angefochtenen Entscheidung; vgl. dazu 8 25 Anm. 2. 3) § 554 Nr. 2 schreibt vor, dah die RevisioilSbegründüng enthalten mutz: „b) insoweit die Revision darauf gestützt wird, datz daS Gesetz in Bezug auf daS Verfahren verletzt sei, die Bezeichnung der Thatsachen, welche den Mangel ergeben; c) insoweit die Revision darauf gestützt wird, daß unter Verletzung deS Gesetzes Thatsachen festgestellt, übergangen oder alS vorgebracht angenommen seien, die Bezeichnung dieser Thatsachen." Nicht anwendbar ist § 554 Nr. 2a über Bezeichnung der verletzten Rechtsnorur. Die Beschwerde braucht eine solche Bezeichnung nicht zu enthalten.

§. 563. Ergeben die Entscheidungsgründe zwar eine Gesetzesverletzung, stellt die Entscheidung selbst aber aus anderen Gründen sich als richtig dar, so ist die Revision1) zurückzuweisen. ') Hier: die weitere Beschwerde. b) veschwerdetNstanz.

tz. 28. Ueber die weitere Beschwerde entscheidet das Oberlandesgericht.') Will das Oberlandesgericht bei der Auslegung einer reichsgesetzlichen Vorschrift, welche eine der im §. 1 bezeichneten Angelegenheiten betrifft, von der auf weitere Beschwerde ergangenen Entscheidung eines anderen Oberlandesgerichts,1) falls aber über die Rechtsfrage bereits eine Entscheidung des Reichs-

60

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

gerichts3) ergangen ist, von dieser abweichen, so hat

es die weitere Beschwerde unter Begründung seiner Rechtsauffassung dem Reichsgerichte vorzulegen.4) Der Beschluß über die Vorlegung ist dem Beschwerde­ führer bekannt zu machen. In den Fällen des Abs. 2 entscheidet über die weitere Beschwerde das Reichsgerichts) ®)7) ’) Für Bundesstaaten mit mehreren OLG.en s. § 199. Dazu für Preutzcn Pr.FGG. Art. 7 u. 8 und für Bauern AG z. GDG. Art. 42 Abs. 3. — Einen Antrag, die auf weitere Beschwerde ergangene Entscheidung auf Grund deS 8 18 Abs. 1 abzuandern, hält Bayr. ObLG. 23. I. 02 (OLGRspr. 4 350) für unzulässig. *) Eine amtliche Veröffentlichung der Entscheidungen der OLG.e erfolgt durch das Reichssustizamt („Ent scheidungen in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts­ barkeit und des Grundbuchrechts. Zusammengestellt im RIA."). Die Sammlung ist aber sehr unvollständig und zur Erfüllung der Zwecke des § 28 unzureichend. 3) Gleichviel ob in Sachen der FG. oder in einem Prozesse. 4) Hat das OLG. gleichwohl selbst entschieden, so findet eine Beschwerde an das RG. hiergegen nicht statt. RG. 6. II. 01 (48 15) und 20. VIII. 04 (ZBlFG. 5 315). ») Nach Annahme des RG. (21. XII. 01 RIA. 5 9) nur dann, wenn dieses daS Vorliegen einer Meinungs­ verschiedenheit im Sinne des Abs. 2 anerkennt. (Streitig.) •) Abs. 2 u. 3 können auf landesrechtliche Angelegen­ heiten durch Landesgesetz nicht ausgedehnt werden, weil daS Landesrecht nicht befugt ist, dem Reichsgericht Ge­ schäfte zu übertragen. 7) Wird auf wettere Beschwerde die Sache in die Borinstanz zurückgewiesen, so ist diese an die rechtliche Beurteilung, welche der Aufhebung zu Grunde liegt,

Erster Abschn. Allgemeine Vorschriften. §29.

61

gebunden. Über die Tragweite besten vgl. SG. 27.VIL 00 (OLGRspr. I 311).

Gesetz, betreffend Aenderungen des Gerichts­ verfassungsgesetzes und der Strafprozessordnung. Vom 17. Mai 1898 (RGBl. 8. 252). Artikel IV. Wird gemäss §. 79 Abs. 2 der Grundbuchordnung oder gemäss §. 28 Abs. 2 des Gesetzes über die An­ gelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit die weitere Beschwerde von dem Landesgerichte1) dem Reichsgerichte vorgelegt, so bleiben in Ansehung der Gerichtskosten die Vorschriften massgebend, welche Anwendung finden, wenn eine solche Be­ schwerde bei dem Landesgericht erledigt wird; die erhobenen Kosten fliessen jedoch in die Reichskasse.2) *) D. i. dem Oberlandesgericht (§ 28 Abs. 2) oder dem obersten Landesgericht (§ 199). 2) Erhebt eine Partei gegen die Entscheidung des OLG. unzulässigerweise eine — gar nicht gegebene — Beschwerde an daS RG., so sind für die die Beschwerde verwerfende Entscheidung Gebühren nach § 49 GKG. zu erheben. RG. 8. X. 02 (52 248). c) verfahre«.

g. 29. Die weitere Beschwerde kann bei dem Gericht erster Instanz, bei dem Landgericht oder bei dem Oberlandesgericht eingelegt werden. Erfolgt die Einlegung durch Einreichung einer Beschwerde­ schrift, so muß diese von einem Rechtsanwalt unter­ zeichnet fein.1) Der Zuziehung eines Rechtsanwalts bedarf es nicht, wenn die Beschwerde von einer

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

62

Behörde') oder von

einem Notar eingelegt wird,

der in der Angelegenheit für den Beschwerdeführer

einen Antrag bei dem Gericht erster Instanz

ge­

stellt hat.')

Soweit schwerde

scheidung

eine

Verfügung

unterliegt, des

findet

sofortigen

der

auch

gegen

Beschwerdegerichts

die

die

Be­ Ent­

sofortige

weitere Beschwerde statt?) Das Gericht erster Instanz iinb das Landgericht

find

nicht befugt, der

weiteren Beschwerde abzu­

helfen?) Im Uebrigen finden die Vorschriften

über die

Beschwerde entsprechende Anwendung?) l) Inhaltlich mutz die Beschwerde gemäß § 554 Nr. 2b u. o ZPO. begründet sein; vgl. oben S. 59 «nm. 3 zu 8 561. *) Ob den Organen des HandelSstandeS (8 126) die Behördeneigenschaft zukommt, bestimmt sich nach Landes­ recht. ’) Nicht anwendbar, wenn der Notar erst in der Beschwerdeinstanz tätig geworden ist. Bayr. ObLG. 18. IV. 01 (RI«. 2 107, SGI. 22 D 3). Nach OLG. Colmar 26. VI. 01 (RIA. 2 151, KGJ. 23 D 3), dagegen anwendbar auf den in eigenem Namen sich beschwerenden Notar. — Die Frage, inwieweit der Notar einer Voll­ macht bedarf, entscheidet sich nach den besonderen Be­ stimmungen, vgl. § 13 «nm. 7. — Für das Schiffs und daS Handelsregister f. übrigens noch 8 124 und 8 129 Satz 2. ♦) Auch dann, wenn die Entscheidung des Beschwerde­ gerichts, falls sie in erster Instanz ergangen wäre, der einfachen Beschwerde unterworfen gewesen wäre, z. B.

Erster Abschn.

Allgemeine Vorschriften, ß 30.

68

wenn eine in erster Instanz angeordnete vorläufige Vor­ mundschaft (8 60 Nr. 5) auf Beschwerde aufgehoben worden ist. KG. 17. XII. 00 (RIA. 2 1, «TI. 21 Ä3). ’) Auch wenn keine sofortige Beschwerde vorltegt (8 18 «bs. 2). e) Danach kann auch die weitere Beschwerde zum Protokoll des GerichtSschreiberS eingelegt werden (§ 21 Abs. 2) und zwar gemäß dem ersten Satz deS § 29 beim Gerichtsschreiber jede- der dort genannten drei Gerichte (SB. 24 zu 8 20), nicht aber bei dem OerichtSschreiber eines anderen Gericht-, KG. 5. III. 00 (RIA. 1 1 SGI. 20 A 3), und durchweg nicht zum Protokoll des Richters, KG. 21. V. 00 (ebenda 41 bezw. 145). — Eine Beschwerde, welche die Partei in Privatschrift übergeben und welche der Gericht-schreiber lediglich durch Hinzufügung der Eingangs- und Schlußworte in Protokollform gebracht hat, ist alS nicht formgerecht er­ achtet worden. SG. 1. VII. 01 (22 A 202) und 21. X 01 (RIA. 2 209).

8. 30.

Die

erfolgen bei

9. Anständige Kammern nnd Senate. Entscheidungen über Beschwerden

den Landgerichten durch

eine Civil-

kammer, bei den Oberlandesgerichten und bei dem Reichsgerichte durch

einen

Civilsenat?)

Ist

bei

einem Landgericht eine Kammer für Handelssachen y gebildet, so tritt für Handelssachen») diese Kammer

an die Stelle der Civilkammer.

Die Vorschriften

des

§. 137

deS Gerichtsver­

fassungsgesetzes«) finden entsprechende Anwendung.

*) Im Begriffe des gerichtlichen Rechtsmittels liegt es — trotzdem § 6 diesen Fall nicht hervorhebt —, daß ein Richter der Dorinstanz an der Entscheidung der höheren Instanz nicht teilnehmen darf. (Stteittg.)

64

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

a) „Kammer für Handelssachen." GBG. §§ 100 ff.; vgl. § 126 Anm. 5. 3) „Handelssachen" in diesem Sinne sind nur die in Abschn. VII behandelten Angelegenheiten. (D. 41 zu 88 18—29.) Dahin gehören auch die Angelegenheiten der Dersicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, insbesondere die gerichtliche Ernennung von Liquidatoren für solche. KG. 7. VII. 02 (RIA. 3 121, KGJ 24 A 209), nicht aber die Angelegenheiten des Dereinsregisters; KG. 24. X. 04 (29 A 109). — Für negative Kompetenzkonflikte zwischen der Zivilkammer und der Kammer für Handels­ sachen fehlt es an einer Vorschrift Es empfiehlt sich, daß die mit der Beschwerde zuerst befähle Kammer sich durch förmlichen Beschluß für unzuständig erklärt. Gegen diesen Beschluß findet die weitere Beschwerde statt; vgl. den zitierten Beschluß v. 7. VII. 02. *) § 137 GDG. betrifft die Einholung von Entschei­ dungen der vereinigten Senate oder des Plenums beim RG.

Rechtskraftzen-air.

tz. 31.’)a) Zeugnisse über die Rechtskraft einer Verfügung3) sind von dem Gerichtsschreiber erster Instanz zu ertheilend) ’) Auf andere als gerichtliche Behörden ist 8 31 nicht anwendbar § 194 Abs. 3. a) Die 88 31—33 sind in Preußen auch auf landes, rechtliche Angelegenheiten anwendbar. Pr. FGG. Art. 1. Wegen anderer Bundesstaaten s. 8 1 Anm. 2 a. E. >) Der Begriff der Rechtskraft ist nur auf P crfügungen anwendbar, die der sofortigen Beschwerde unter­ liegen (88 22, 29 Abs 2). Eine solche Verfügung ist rechtskräftig, wenn die Rechtsmittelfrist unbenutzt abgelaufen ist oder wenn alle zur Beschwerde Berechtigten auf die Beschwerde verzichtet haben oder wenn die letzte zulässige Instanz entschieden hat.

Erster Abschn. Allgemeine Vorschriften. §§ 31, 32.

65

Abschriften. 8 78. Hat das Nachlaßgericht nach §. 1964 des Bürgerlichen Gesetzbuchs festgestellt, daß ein anderer Erbe als der Fiskus nicht vorhanden ist, so steht die Einsicht der dieser Feststellung voraus­ gegangenen Ermittelungen Jedem zu,') der ein be-

Fünfter Abschn. Nachlaßsachen. gg 77, 78.

105

rechtigtes Interesse glaubhaft macht?) Das Gleiche gilt von der Einsicht einer Verfügung, welche die Bestimmung einer Inventarliste) oder die Er­ nennung oder die Entlassung eines Testamentsvoll­ streckers«) betrifft, eines Protokolls über die Leistung des im §. 79 bezeichneten Eides sowie von der Ein­ sicht eines Erbscheins«) und eines der in den §§. 1507, 2368 des Bürgerlichen Gesetzbuchs«) und den §§. 37, 38 der Grundbuchordnung -) vorgesehenen gericht­ lichen Zeugnisse. Von den Schriftstücken, deren Einsicht gestattet ist, kann«) eine Abschrift gefordert werden; die Ab­ schrift ist auf Verlangen zu beglaubigen?) *) Unbedingt, nicht bloh nach Ermessen (vgl. 8 34); vgl. die entsprechenden Bestimmungen bei der ErbschaftSansschlagung BGB. 88 1953 a. E., 1957. 2) Über Glaubhaftmachung s. § 15 Abs. ?. 3) BGB. 88 1994-1996, 2005 Abs. 2. 4) Nämlich die Ernennung und Entlassung durch das Gericht; BGB. 88 2200, 2227. Wegen Einsicht der Schriften über anderweitige Ernennung von Testaments­ vollstreckern, sowie über Annahme, Ablehnung und Kün­ digung seitens des Testamentsvollstreckers vgl. BGB. 8 2228. a) BGB. 88 2353 ff. Wegen Einsicht des Testaments vgl. BGB. 8 2264. «) Zeugnis über Fortsetzung der Gütergemeinschaft bezw. über Ernennung des Testamentsvollstreckers. ') Siehe Anlage III. 8) Vgl. Anm. 1. v) Vgl. § 34 Anm. 5. Siehe auch § 85. — Weiter gehende Rechte s. in ZPO. §§ 792, 896.

106

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

Essen barmi-seid Les Erden. §♦ 79. Verlangt ein Nachlaßglänbiger von dem Erben die Leistung des im §. 2006 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs vorgesehenen Offenbarungseids,') so kann die Bestimmung des Termins zur Leistung des Eides sowohl von dem Nachlaßgläubiger als von dem Erben beantragt werden. Zu dem Termine sind beide Theile zu laden?) Die Anwesenheit des Gläubigers ist nicht erforderlich.3)

Offenbarungseid über die Nichtigkeit des 3n ventars. Das Verfahren setzt ein vom Erden errichtetes Inventar voraus und findet während der Dauer einer Nachlaßverwaltung überhaupt nicht statt. KG. 27. VI. 04 (RM. 4 201, KGJ. 28 A 27). 2) Vom Gericht. Über das Verfahren bei der Eides abnahme s. 8 15. Bei Verweigerung der Eidesleistung mub geklagt werden. Bayr. ObLG. 27. III. 03 (OLGRspr. 6 484). Deshalb findet gegen die — den Geladenen nicht beeinträchtigende — Ladung eine Beschwerde nicht statt. Bayr. ObLG. 30. IV. 04 (NIA. 4 160, KGJ. 28 A 305). - Die Zwangsvollstreckung aus dem Urteil ist (ein Akt der FG.; vgl. ZPO. 8 889. 3) Ist die Nachlaßbehörde kein Gericht (8 194), so ist nicht sie, sondern das Amtsgericht, in dessen Bezirk sie ihren Titz hat, für die Abnahme des Eides zuständig. EG. z. BGB. Art. 147 Abs. 2. Frissbessimmua- bei Vermächtnisse» u. tz. SO. Gegen eine Verfügung, durch die nach den 88 2151, 2153 bis 2155, 2192, 2193') und dem 8. 2198 Abs. 22) des Bürgerlichen Gesetzbuchs dem Beschwerten oder einem Drillen eine Frist zur Er-

Fünfter Abschn.

ttärung

bestimmt

Nachlaßfachen.

88 79-82.

findet die

wird,

sofortige

107

Be­

schwerde 3) statt. ') Bestimmungen seitens des Beschwerten oder eines Dritten im Falle der Unvollständigkeit von Vermächtnis­ anordnungen oder Auflagen. 2) Wenn die Bestimmung der Person des Testaments­ vollstreckers im Testament einem Dritten überlassen ist. 3) 8§ 22, 29 Ads. 2 Über den Beschwerdegang,

wenn die Verrichtungen des Nachlaßgcrichts einer nichtrichterlichen Behörde zustehen (§ 194), vgl. OLG. Stutt gart 11. X. 04 iNM. 3 41, 29 A 262). Testamentsvollstrecker.

§. M. dem

Gegen

eine Verfügung,

Nachlaßgericht

nannt

er­

einem zum Testamentsvollstrecker Er­

oder

nannten

durch die von

Testamentsvollstrecker

ein

eine

Erklärung

Frist zur

nahme des Amtes bestimmt wird,')

über die An­

findet

die so­

fortige Beschwerde statt.

Das Gleiche

gilt

von

einer Verfügung, durch

die ein Testamentsvollstrecker gegen

seinen Willen

entlassen wird.2) ') BGB. 88 2200, 2202 Abs. 3 2) BGB. 8 2227. Mehrere Testamentsvollstrecker.

§. 82.

Führen

mehrere

Testamentsvollstrecker

das Amt gemeinschaftlich,') so steht gegen eine Ver­

fügung, durch die das Nachlaßgericht Anordnungen des Erblassers außer

Kraft

für die Verwaltung des Nachlasses

setzt

oder

bei

einer

Meinungsver-

108

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit,

schiedenheit zwischen den Testamentsvollstreckern entscheidet, jedem Testamentsvollstrecker die Beschwerde selbständig zu?) Auf eine Verfügung, durch die bei einer Meinungsverschiedenheit zwischen den Testaments­ vollstreckern über die Vornahme eines Rechtsgeschäfts das Nachlaßgericht entscheidet, finden die Vorschriften des §. 53 und des §. 60 Abs. 1 Nr. 6 entsprechende Anwendung?) !) Über gemeinschaftliche Testamentsvollstreckung s. BGB. § 2224. 2) Vgl. BGB. 2216 Abs. 2, 2224 und oben 8 58. 3) D. h.: Gegen die Verfügung findet sofortige Be­ schwerde statt. Sie tritt erst mit der Rechtskraft in Wirksamkeit. Bei Gefahr im Verzüge gilt 8 53 Abs. 2.

Erzwingung der Ablieferung von Testamenten. 8- 83. Das Nachlaßgericht

kann im Falle des §. 2259 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs') dem Besitzer des Testaments durch Ordnungsstrafen zur Ablieferung des Testaments anhalten?) Besteht Grund zu der Annahme, daß Jemand ein Testament im Besitze hat, zu dessen Ablieferung er nach §. 2259 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs verpflichtet ist, so kann er von dem Nachlaßgerichte zur Leistung des Offenbarungseids angebalten werden: die Vorschriften des §. 883 Abs. 2, 3, des §. 900 Abs. 1 und der §§. 901, 902, 904 bis 910, 912, 913 der Givilprozeßordnungfinden ent­ sprechende Anwendung?)

Fünfter Abschn.

Nachlaßsachen,

ßö 83-85.

109

') 8 2259 Abs. 1 bestimmt: „Wer ein Testament, das nicht in amtliche Ver­ wahrung gebracht ist, int Besitze hat, ist verpflichtet, es unverzüglich, nachdem er von dem Tode des Erblassers Kenntnis erlangt hat, an das Nachlabgericht abzuliefern." 2) Vgl. 8 33 u. Pr. FGG. Art. 17 Anm. 6. — DaS Klagerecht eines Beteiligten auf Grund des § 2259 des BGB. ist dadurch nicht beschränkt. 3) Abgedruckt in Anlage II. 4) Für das Verfahren ist die Nachlabbehörde auch daun zuständig, wenn sie kein Gericht ist (§ 194), da es an einer entsprechenden Sonderbestimmung (vgl. § 79 3(11111. 3) fehlt.

ÄrafHostrklanig m Erbscheinen und Jeutznise».

8- M. (Segen einen Beschluß, durch den ein Erbschein für kraftlos erklärt wird,') findet die Be­ schwerde nicht statt.2) Jas Gleiche gilt von einem Beschlusse, durch den eines der in den §§. 1507, 2368 des Bürgerlichen Gesetzbuchs3) und den §§. 37, 38 der Grundbuchordnung4) vorgesehenen gericht­ lichen Zeugnisse für kraftlos erklärt wird. ’) BGB. 8 2361 Abs. 2. 2'i Gegen die Anordnung der Einziehung des Erbschcins (BGB. 5 2361 Abs. 1) hat O2G. Jena 27. II. 01 rh\VJL 2 63) die Beschwerde zugelassen. Ebenso KG. !I. XII. 01 (O2GRspr. 4 126). 3) Vgl. 8 78 Anm. 6. 4) Abgedruckt in Anlage III.

Erteilung von Husferliguage«.

8» 85. Wer ein rechtliches Interesse glaubhaft macht,') kann verlangen, daß ihm von dem Gericht eine Ausfertigung des Erbscheins ertheilt werde

110

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

Das Gleiche gilt in Ansehung der im §. 84 Satz 2 bezeichneten Zeugnisse sowie in Ansehung der ge­ richtlichen Verfügungen, die sich auf die Ernennung oder die Entlassung eines Testamentsvollstreckers beziehen?) 0 Über Glaubhaftmachung s. § 15 Abs. 2.

’) Das Recht auf beglaubigte Abschrift dieser Urkunden ist bereits in § 78 gewährt. 8 85 gewährt noch ferner das Recht auf Ausfertigung (vgl. 8 182 Anm. D.

A»reinavdersetz«ag von Miterden. 88 86-98. 1. vermittel««-. Aatra-Srecht.

§. 86. Hinterläßt ein Erblasser mehrere Erben/) so hat das Nachlaßgericht-) auf Antrags) die Aus­ einandersetzung in Ansehung des Nachlasses zwischen den Betheiligten zu vermitteln/)6) sofern nicht ein zur Bewirkung der Auseinandersetzung berechtigter Testamentsvollstrecker vorhanden ist6) Antragsberechtigt ist jeder Miterbe,*) der Er­ werber eines Erbtheils6) sowie derjenige, welchem ein Pfandrecht oder ein Nießbrauch an einem Erbtheile zusteht. ») Dgl. BGB. SS 2032 ff. ’) Zuständigkeit der Notare s. $ 193. a) Einschreiten von Amtswegen f. 8 192. 4) Vorbereitung des Verfahrens durch die Orts behörden s. Pr.FGG. Art. 113, 117, 122, 123. 5) Ob der Widerspruch eines Beteiligten die Einleitnng des Verfahrens hindert, ist bestritten; vgl. OLG. Jena 1. XU. 00 (RIA. 1 182, KGJ. 21 D 10), KG. 28. IV. 02 (24 A 189) u. 5. VI. 05 (RMS OS),

Fünfter Abschn. Nachlahsachen. gg 86—88.

111

Bahr. ObLG. 25. VI. 03 (RIA. 4 14, KGJ. 27 4 291). Über die Behandlung des Antrags eines überlebenden tfs)C0slttcn auf Auseinandersetzung mit seinen Kindern vgl. KG. 6. IV. 04 (27 A 159). ®) Ist ein solcher Testamentsvollstrecker vorhanden (BGB. §§ 2204, 2208), so findet der Antrag auf gericht­ liche Vermittelung nicht statt. Ebenso wenn der Erblaffer bestimmt hat, dah die Auseinandersetzung nach dem billigen Ermefien eines Dritten erfolgen soll. (§ 2048 BGB.) ') Auch ein Testamentsvollstrecker, welchem nur die Verwaltung des Erbteils eines Kindes übertragen ist. KG. 9. VII. 04 (2S A 16). fl) BGB. § 2033.

g. *7. In dem Anträge sollen die Betheiligten lmd die Theilungsmasse bezeichnet werden. Hält das Gericht vor der Verhandlung mit den Betheiligten eine weitere Aufklärung für angemessen, so hat es den Antragsteller zur Ergänzung des An­ trags, insbesondere zur Angabe der den einzelnen Betheiligten in Ansehung des Nachlasses zustehenden Ansprüche, zu veranlassen. Es kann dem Antrag­ steller auch die Beschaffung der Unterlagen auf­ geben.') ') Z.B. des Testaments oder des Nachlatzverzeichnisses. Die Einreichung eines Nachlaßverzeichnisses von den übrigen Erben zu erzwingen oder gegen deren Willen ein solches aufzunehmen, steht dem Gerichte nicht zu. KG. 16. XII. 01 (RIA. 3 10, KGJ. 23 A 197). — Über den Widerspruch eineö Beteiligten s. 8 86 Anm. 5.

3. Abwesende Beteilt-te. H. SS. Einem abwesenden Betheiligten kann, wenn die Voraussetzungen der Abwesenheitspfleg-

112

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit,

schäft ') vorliegen und eine Pflegschaft über ihn nicht bereits anhängig ist, für das Auseinandersetzungs­ verfahren von dem Nachlaßgericht ein Pfleger be­ stellt werdens Für die Pflegschaft tritt an die Stelle des Vormundschaftsgerichts das Nachlaß gericht. ') BGB. 8 1911. *) Kosten der Pflegschaft i. Pr FGG. Art. 28, Hessen Art. 53, Elsaß-Lothringen 8 36, Mecklenburg 8 58 (56). 4. Ladmrg.

§. 89. Das Gericht hat den Antragsteller und die Übrigen Betheiligten,') diese unter Mittheilung des Antrags, zn einem Verhandlungstermine zu laden. Die Ladung durch öffentliche Zustellung ist unzulässig.*) Die Ladung soll den Hinweis darauf enthalten, daß ungeachtet des Ausbleibens eines Betheiligten über die Auseinandersetzung verhandelt werden mürbe3) und daß, falls der Termin vertagt oder ein neuer Termin zur Fortsetzung der Ver­ handlung anberaumt werden sollte, die Ladung zu dem neuen Termin unterbleiben könne. Sind Unter­ lagen für die Auseinandersetzung vorhanden, so ist in der Ladung zu bemerken, daß die Unterlagen auf der Gerichtsschreiberei eingesehen werden sönnen.4)

') Zu diesen soll nach D. 61 zu 8§ 82—94 bei Ver­ fügungen über ein Grundstück auch der etwaige Nacherbe gehören (BGB. 8 2113 Abs. 1). ’) Bei unbekanntem Aufenthalt eines Beteiligten findet sonach ein Verfahren gegen diesen nicht statt; vgl. aber § 88. Eine Auseinandersetzung 1 unter -.den

Fünfter -löschn. Nachlaßsachen. §§ 89—91.

113

übrigen Beteiligten ist zulässig, soweit sie nach Lage der Sache möglich ist. Für Ladungen nach dem Auslande vgl. § 16 Abs. 2. 3) Wegen Vertretung armer Parteien s. ZPO. § 116 Anm. 2 (Anl. II). *) Gegen die Ladung oder den sonstigen GinleitungSbcschluv sindet Beschwerde statt. OLG. Jena 1. XII. 00 (RIA. I 182, KGA. 21 D 10), 5kG. 5. VI 05 (RIA. 6 35).

§. 00. Tie Frist zwischerr der Ladung und dem Termine muß mindestens zwei Wochen betragen?) Diese Vorschrift sindet auf eine Vertagung, so­ wie auf einen Termin zur Fortsetzung der Ver­ handlung keine Anwendung. In diesen Fällen kann die Ladung der zu dem früheren Termine geladenen Betheiligten durch die Verkündung des neuen Termins ersetzt werden?) 1) Daher Zustellung der Ladung in den Formen der ZPO.; S 16 Anm. 10. 2) Auch wenn sic ansgcblicben sind. Das Gericht tuyii aber in jedem Falle auch neue Ladungen erlassen. 5. Vorbereitungsmaftregkln. Versäumnis verfahren.

8» 91. Treffer: die erschienenen Betheiligten vor der Auseinandersetzung eine Vereinbarung über vor­ bereitende Maßregeln,')2) insbesondere über die Art der Theilung, so hat das Gericht die Vereinbarung zu beurkunden?) Das Gleiche gilt, wenn nur ein Betheiligter erschienen ist, in Ansehung der von diesem gemachten Vorschläge. Zastrow, Freiw. Gerichtsbarkeit. 4. Äufl.

8

114

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

Sind die Betheiligten sämmtlich erschienen, so hat das Gericht die von ihnen getroffene Verein­ barung zu bestätigen.«) Dasselbe gilt, wenn die nicht erschienenen Betheiligten ihre Zustimmung zu gerichtlichem Protokoll oder in einer öffentlich be­ glaubigten Urkunde °) ertheilen. Ist ein Betheiligter nicht erschienen?) so hat das Gericht, sofern er nicht nach Abs. 2 Satz 2 zu­ gestimmt hat, ihm den Inhalt der Urkunde, soweit dieser ihn betrifft, bekannt zu machen und ihn gleich­ zeitig zu benachrichtigen, daß er die Urkunde auf der Gerichtsschreiberei einsehen und eine Abschrift der Urkunde fordern könne?) Die Bekanntmachung muß den Hinweis darauf enthalten, daß, wenn der Betheiligte nicht innerhalb einer von dem Gerichte zu bestimmenden Friste die Anberaumung eines neuen Termins beantrage oder wenn er in dem neuen Termine nicht erscheine, sein Einverständniß mit dem Inhalte der Urkunde angenommen werden würde?) Beantragt der Betheiligte rechtzeitig die Anberaumung eines neuen Termins und erscheint er in diesem Termine, so ist die Verhandlung fortzusetzen") Anderenfalls n) hat das Gericht die Ver­ einbarung ") zu bestätigen.") ') „Vorbereitende Maßregeln", z. B. über Herausgabe, Abschätzung oder Verkauf einzelner Stücke oder über Grundsätze für den AuseinandersetzungSplan wie Übernahme einer Sache durch einen Mitcrben. Derartige

Grundsätze haben, wenn sie gemäß §91 bestätigt sind, für den AuseinandersetzungSplan bindende Kraft (vgl. § 97).

Fünfter Abschn.

Nachlabsachen,

g 91.

115

2) Notwendig sind solche Vereinbarungen nicht; eS kann auch sofort nach 8 93 verhandelt werden. 3) Durch Protokoll; dieses unterliegt den 88 168 ff. (vgl. § 168 Anin. 6). Ausschlietzungsgründe sind sowohl nach 8 6 als nach g§ 170, 171 zu beachten. (Streitig). 4) Vorausgesetzt, daß die Vereinbarung vollwirksam ist. Bedarf ein Beteiligter der Genehmigung einer Be­ hörde, wie der Vormund und Pfleger (BGB. 8 1822 9 h:. 2), so mutz sie vor der Bestätigung eingeholt werden (D. 63 zu 88 82—94), ebenso die Genehmigung des etwaigen Beistandes für die Mutter als Inhaberin der elterlichen Gewalt (BGB. 8 1690); vgl. Anm. 9. 6) Über öffentliche Beglaubigung s. g 13 Anm. 6. ti) Dem steht gleich die freiwillige Entfernung oder die Entfernung im Wege der Sttzungspolizci nach 8 176 GBG. D. 64. :) Wegen Kosten der Säumnis s. die Zitate bei 8 88 Anm. 2. 8) Also Beurkundung nach § 16 Abs. 2 Satz 1. ti) Nur das Einverständnis des Beteiligten wird an­ genommen, nicht die etwa erforderliche Genehmigung deS Vormundschaftsgerichts oder des Beistandes; vgl. Anm. 4. 10) Zum neuen Termin sind alle Beteiligten zu laden. Bleibt ein früher erschienener Beteiligter aus und wird in dem neuen Termin die frühere Verein­ barung geändert, so mutz gegen den Ausgebliebenen ttach Abs. 3 verfahren werden. ") D. h. wenn er entweder keinen neuen Termin beantragt oder wenn er in dem neuen Termin aus­ bleibt (vgl. auch Anm. 6 u. 7). Widerspricht der Be­ teiligte in dem Termin oder verweigert er eine Erklärung, so ist nach 8 95 zu verfahren. Die Berechtigung des Widerspruchs ist vom Nachlatzgericht nicht zu prüfen. l2} Im Falle von Abs. 1 Satz 2 den Vorschlag des einzelnen Beteiligten. "j Ohne Rücksicht darauf, ob sie den Gesetzen ent-

8*

116 G. über die Angelegenh. der frtv. Gerichtsbarkeit,

spricht ober nicht. Aber im Falle von Anm. 4 und 9 nur nach Einholung der erforderlichen Genehmigung. Wird diese verweigert, so steht es ebenso, als ob der Beteiligte widersprochen hätte (Anm. 11). Die Ge­ nehmigung des Beistandes kann durch die des Bormundschastsgerichts ersetzt werden (BGB. S 1690 Abs. 2). Die Bekanntmachung mit an den Beistand zu ridjlcit und die Äersäumnisfolgen auch gegen ihn eintreten zu lassen, erscheint nicht zulässig, da der "Beistand fein Recht zum selbständigen Anträge auf einen neuen Termin hat. Ein Versüumniöverfahren gegen die Mutter kann des­ halb nur dann wirksam werden, wenn die Genehmigung des Beistandes anderweit beschafft wird. 6. Wiedereinsetzung.

8» 02. War im Falle des §. 91 der Betheiligte ohne sein Verschulden verhindert, die Anberaumung eines neuen Termins rechtzeitig zu beantragen oder in dem neuen Termine zu erscheinen, so ist ihm auf Antrag von dem Gerichte die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu ertheilen, wenn er binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses die Anberaumung eines neuen Termins beantragt und die Thatsachen, welche die Wiedereinsetzung begründen, glaubhaft macht.') Eine Versäumung, die in dem Verschulden eines Vertreters ihren Grund hat, wird als eine unverschuldete nicht angesehen. Nach dem Ablauf eines Jahres, von dem Ende der versäumten Frist an gerechnet, kann die Wieder­ einsetzung nicht mehr beantragt werden. ') Glaubhaftmachung s. § loAbs.2. — Rechtsmittel gegen den Beschluß s. 8 96. — Kosten s. die Eitale bei § 88 Anm. 2.

Fünfter Abschn. Nachlabsachen.

§g 92, 93.

117

7. AirSerrnmderfetzun-SPlau.

§. 93. Sobald nach

Lage der Sache die Aus­ einandersetzung stattfinden kann,') hat das Gerichts einen Auseinandersetzungsplan anzufertigen?) Sind die erschienenen Betheiligten mit dem Inhalte des Planes einverstanden/) so hat das Gericht die Aus­ einandersetzung zu beurkunden/) Sind die Betheiligten sämmtlich erschienen, so hat das Gericht die Auseinandersetzung zu bestätigen/) dasselbe gilt, wenn die nicht erschienenen Betheiligten ihre Zustimmung zu gerichtlichem Protokoll oder in einer öffentlich beglaubigten7) Urkunde ertheilen.

Ist ein Betheiligter nicht erschienen, so hat das Gericht nach §. 91 Abs. 3 zu verfahren. Die Vor^ schristen des §. 92 finden entsprechende Anwendung ') Vgl. § 91 Sinnt. 2. 2) Selbst oder durch einen Rcchuungsverstäudigen, 3ii Protokoll oder in besonderer Schrift. 3) Hierbei sind die nach § 91 getroffenen und be­ stätigten Vereinbarungen bindend und nicht mehr an­ fechtbar; vgl. $ 91 Sinnt. 1. Indessen muh die Rechts­ kraft des Bestätianngsbeschlusses abgewartet werden. S 97. 4) Uber die Stellung eines Dritten, der ein Pfän­ dungspfandrecht an dem Erbteil eines Miterben geltend macht, s. KG. 26. I. 05 (RIA. 5 230). ö) Über die Form der Beurkundung s. $ 91 Sinnt. 3, über die Kosten s. die Zitate bei § 88 Sinnt. 2. °) Bgl. § 91 Sinnt. 4 u. 9. ') Über die öffentliche Beglaubigung s. § 13 Slum. 6.

118

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

8. LoSziehuag.

8- 94, Ist vereinbart, daß eine Pertheilung durch das Loos geschehen soll/) so wird das Loos, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, für die nicht erschienenen Betheiligten von einem durch das Ge­ richt zu bestellenden Vertreter gezogen.2) ’) Jin Falle non 752, 2042 des BGB ober auch sonst 2) D. (). insoweit nach der Vereinbarung ein nicht erschienener Beteiligter zur 2osziehung berufen ist, zieht an seiner Ttelle der Bertreter das Vo*. 9. Behandlung der Streitpunkte.

§. 95. Ergeben sich bei den Verhandlungen Streitpunkte, so ist ein Protokoll darüber aufzunehmen und das Verfahren bis zur Erledigung der Streitpunkte auszusetzen. Soweit bezüglich der un­ streitigen Punkte die Aufnahme einer Urkunde aus­ führbar ist, hat das Gericht nach den §§. 91, 93 zu verfahren. 10. Rechtsmittel.

$. 96. Gegen den Beschluß, durch welchen eine vorgängige Vereinbarung oder eine Auseinander­ setzung bestätigt, sowie gegen den Beschluß, durch welchen über den Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand entschieden wird, findet die so­ fortige Beschwerde statt. Die Beschwerde gegen den Bestätigungsbeschluß kann nur darauf gegründet werden, daß die Vorschriften über das Verfahren nicht-beobachtet seien.

Fünfter Abschn. Nachlatzsachen. gg 94—98.

g. 97.

119

11. Wirk«»- der Bestätigung. varmnuvschaftsgerrchtuche Genehmigung. Eine vorgängige Vereinbarung') sowie

eine Auseinandersetzung’) ist nach dem Eintritte der

Rechtskraft2) des Bestätigungsbeschlufses für alle Be­

theiligten 8) ') Handelskammer, 'Älteste der Kaufmannschaft usw. -) Dgl. hierzu für Preußen die Allg. Derf. v. 7. XL 99 l^MBl. 313) 3 u. 14; Bauern Bek. v. 27. XII. 00 'iFMBl. 35); Lachsen AnssB. u. 11. XI. 99 (G. u. BBl. 564) u. 15.x. 02 (G. u. BBl. 395); Württemberg JMD. v. 15. II. 00 (RegBl. 161). •') Auf solche Anträge sind die Gerichte verpflichtet, die erforderlichen Ermittelungen von AmtSwegen zu veranstalten. Lehnen sie ein beantragtes Einschreiten zur Herbeiführung einer Eintragung ab, so sind sie (in Preußen > zur Begründung der Entscheidung verpflichtet; KG. 5. X. 03 iRIA. 4 28, KGil. 27 A 56); vgl. § 128 Anm. 5.

134 G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit. 4) Aber nicht gegen Verfügungen, die in einem ohne ihren Antrag einaeleiteten Ordnungsstrafverfahren er gehen; KG. '16. V. 04 (RIA. 4 207,' KGJ. 28 A 206). ö) Einfachen oder sofortigen Beschwerde. Vgl. hierzu § 29 Anm. 2. — Bei der Entscheidung über Beschwerden, die von den Organen des Haudelsstandes oder aus Anlaß ihrer Anträge von anderen Personen erhoben sind, dürfen die Mitglieder dieser Organe als Handelsrichter (8 30 Abs. 1 Latz 2) nicht fungieren; vgl. 8 6 Anm. 4. A M. KG. 29. V. 01 (RIA. 2 172, KGJ. 22 A 12?. 6) Namentlich dieBezeichnung der zuständigen Organe; vgl. die ^Bestimmungen in Anm. 3. 7) Hierzu Pr. AG. z. HGB. „Art. 3. Die Gerichte, die Beamten der Staats­ anwaltschaft, die Polizei- und Gemeindebehörden sowie die Notare haben von den zu ihrer amtlichen Kenntnis gelangendett Füllen einer unrichtigen, unvollständigen öder unterlassenen Anmeldung zum Handelsregister oder Genossenschaftsregister dem Registergerichte Mit­ theilung zu machen. Die Steuerbehörden sind verpflichtet, dem Register gericht über die Anmeldung und die Abmeldung steuer pflichtiger Gewerbe, über das Ergebniß der Veran­ lagung zur Gewerbesteuer sowie über später ein­ getretene Verändenlngen Auskunft zu ertheilen." Ähnlich Sachsen: V. v. 10. XI. 99 (GuDBl. 562) 8 9. h) Den Innungen steht das Beschwerderecht aus § 126 nicht zu. KG. 10. XII. 00 (RIA. 217, KGJ. 21 A 245).

Verhältnis zom orLeutttche« Rechtsweg. g. 127. Das Registergericht') kann?) wenn eine von ihm zu erlassende Verfügung von der Beur­ theilung eines streitigen Rechtsverhältnisses ab­ hängig ist?) die Verfügung aussetzen, bis über das Verhältniß im Wege des Rechtsstreits entschieden ist.4) Es kann, wenn der Rechtsstreit nicht an-

Siebenter Abschn. Handelssachen. §g 127,128. 135 hämgig ist, einem der Betheiligten eine Frist zur Erhebung der Klage bestimmen?)

n) Auch das Landgericht als Bcschwcrdegericht in den Fällen der §§ 143, 144. KG. 4 1. 05 (RIA. 5 185, 29 A 83). z) Nach Ermessen! Belügt tu der Richter anch zur selbständigen Entscheidung. Z. B. wenn der Beräutzerer eines Geschäfts den "Nachfolger wegen unbefugter Firmenführung anzeigt (§ 140) und dieser bebauptet, die Firma mit erworben zu haben. «) Über die Voraussetzungen eines solchen Beschlusses vgl. KG- 18. III. 01 (21 A 240). 5) Aber ohne Präjudiz. — Das Urteil stellt das Rechtsverhältnis unter den Parteien mit bindender Wirkung auch für den Rcgistcrrichter fest. Insoweit dieser aber das öffentliche Interesse oder das Interesse anderer Beteiligter wahrzunehmcn hat, ist er an das Urteil nicht gebunden, vielmehr greift lediglich § 12 Platz; vgl. auch HGB. 5 16.

form der Anmeldung und Zeichnung. tz. 128. Die Anmeldungen zur Eintragung in das Handelsregister sowie die zur Aufbewahrung bei dem Gerichte bestimmten Zeichnungen von Unter­ schriften') können zum Protokolle des Gerichts­ schreibers 2) des Registergerichts3) erfolgen/)3)

') HGB. § 12. a) Auch des Richters, vgl. HGB. § 12 („bei dem Gerichte"); für Preußen s. Allg. Verf. v. 7. XI. 99 (JMBl. 313) § 1. 3) Nicht eines anderen Gerichts (auch nicht im Falle des § 125 Abs. 2). Erfolgen sie nicht vor dem Register­ gericht, so ntüssen sie „in öffentlich beglaubigter Form" (8 13 Anm. 6) eingereicht werden. HGB. § 12.

136

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

') Über den Nachweis der Vollmacht und der Rechts­ nachfolge s. HEB. £ 12 Abs. 2. — Für den Nachweis anderer Tatsachen gilt § 12 FGG. nnd freie Beweis: Würdigung. D. 69 ff. 3U $8 122—12s. &) Eine die Eintragung ablellnende Entscheidung uluß (in treusten) mit (Gründen versehen sein. Allg. Vers. v. 7. XI. 04 8 4; vgl. S 126 Sinnt. 3.

Xntragsrecht der Notare

§. 129. Ist die zu einer Eintragung erforder­ liche Erklärung von einem Notar beurkundet oder beglaubigt, so gilt dieser als ermächtigt, im Namen des zur Anmeldung Verpflichteten') die Eintragung zu beantragen?) Die Vorschriften des §. 124 finden entsprechende Anwendung. ') Jeder Notar im ??mncii desjenigen, denen Er klärung er beurkundet oder beglaubigt har. a) Und gegen die Ablehnung Beschwerde zu führen MG. Hamburg 8. IX. 00 (RIA. I 153, ttGF. 20 D 31). Form und SeKanutmachuug der Eintragung.

g. 130. Jede Eintragung soll den Tag, an welchem sie erfolgt ist, angeben und mit der Unter­ schrift des zuständigen Beamten') versehen werden. Jede Eintragung soll demjenigen, welcher sie beantragt hat, bekannt gemacht werden. Auf die Bekanntmachung kann verzichtet werden. ') Die Zuständigkeit bestimmt sich nach Landesrecht. In Preußen ist der Gerichtsschreiber zuständig (Allg. Derf. v. 7. XI. 99, JMBl. 313, §§ 6, 22), in Bayern (Bek. v. 24. XII. 99, das Handelsregister betr., 8104) und Württem­ berg (JMD. v. 9. XI. 99 8 15) der Richter, in Sachsen (93. v. 8. XI 99 § 34) der Richter oder Registerführer.

siebenter Abschn. Handelssachen. §§ 129—132. 137 3»d|aMcrla|[eig.

131. Die Eintragung einer Zweignieder­ lassung') ist von Amtswegen dem Registergerichte der Hauptniederlassung mitzutheilen unb in dessen Register zu vermerken. Das Gleiche gilt, wenn die Zweigniederlassung aufgehoben wird. H^B. s 13. Ordnungsftrafversahre» wegen Untrrlasllngea. §§ 132—139. 1. Einleitung de» Verfahren».

132. ') Sobald das Registergericht von einem sein Einschreiten nach den §§. 14, 319 und dem tj. 325 Nr. 9 des Handelsgesetzbuchs 2) rechtfertigen­ den Sachverhalte glaubhafte Kenntniß erhält, hat es dem Betheiligten unter Androhung einer Ordnungsstrafe^) aufzugebeti, innerhalb einer bestimmten Hrist seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen oder die Unterlassung mittelst Einspruchs gegen die Verfügung zu rechtfertigend) Die Beschwerde gegen diese Verfügung ist un­ zulässig. 5) Die 132 — 139 ünben anet) aus das Ordnungssirasverfahren gegen Vorsteher und Liquidatoren einer eingetragenen Genossenschaft Anwendung. CöenG. 160 Al's. 2. 2) HEB. s 14 findet auch nur die Persicherungsvereiuc auf (Gegenseitigkeit Anwendung. G. v. 12. V. 01. S 16. (St betrifft die Verpflichtung zu Anmeldungen, Unterschrntözeichnungen und Einreichung von Schrift­ stücken zum Handelsregister. HEB. 319, 325 Nr. 9 be­ treffen die besonderen Verpstichtungen der Vertreter von

138

G. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

Aktiengesellschaften nnd Kommanditgesellschaften ouf Attien. •3) Über die Höhe der Strafe vgl. § 33, HGB. 8 14, Satz 2, § 319 Abs. 1 Satz 2, GenG, 8 160. «) Die Verfügung muh genau der gesetzlichen Vor schrift angepaßt sein: sie darf sich nicht erstrecken aus Entfernung des Finnenschilds (KG. 30. VI. 02, OLGRspr. 5 274) noch auf Änderung der Standeobezeichnung des Kaufmanns (KG. 28. IX. 03 ebenda 7 342). Auch ist nicht gestaltet, unter Abstandnahme Dom Ordnungsstrafe verfahren dem Betroffenen die Eintragung seiner Finna aufzugeben. KG. 2. VII. 00 (ebenda I 356). •) Ebenso ist die weitere Beschwerde unzulässig, wenn das LG. auf erhobene Beschwerde die Einleitung oder Fortführung des Verfahrens anordnet; KG. 22. IV. 01 (RIA. 2 127, KGZ. 22 A 8); vgl. aber auch KG. 29. V. 01 (ebenda 172 bezw. 12). 2. Verfahren, wenn kein Einspruch erfolgt.

133. Wird innerhalb der bestimmte» Frist weder der gesetzlichen Verpflichtung genügt noch Einspruch erhoben, so ist die angedrohte Strafe festzusetzen') und zugleich die frühere Verfügung unter Androhung einer erneuten Ordnungsstrafen zu wiederholen.3) In gleicher Weise ist fortzusahreu, bis der ge­ setzlichen Verpflichtung genügt oder Einspruch er­ hoben wird. ') Nach KG. 8. VI. 03 (26 A 75) auch dann, wenn nach dem Fristablauf der Auflage genügt sein sollte. (?) — Rechtsmittel s. 8 139. -) Vgl. § 132 Anm. 3. 3) Macht der Verpflichtete die geforderte Anmeldung, wird diese vom Gericht aber zurückgewiesen, so findet

Siebenter Abschn. Handelssachen. §§ 133-135. 189

hiergegen Beschwerde statt Ein „Einspruch" gegen die zurü'ckweisende Verfügung ist als Beschwerde zu bc? handeln. KG. 14. XII. 03 (27 A 216). 3. verfahre» bet erhobenem Einspruch. 134. Wird rechtzeitig Einspruch erhoben, so hat das Gericht, wenn sich der Einspruch nicht ohne Weiteres als begründet ergicbt,1) zur Erörterung der Sache den Betheiligten zu einem Termine zu laden.2) Das Gericht kann, auch wenn der Betheiligte nicht erscheint, nach Lage der Sache entscheiden.')

’) diesem Falle wird die Verfügung ausgehoven (S 135). War das Verfahren auf einen Antrag nach s 126 cingeleitct, so muh die Aufhebung dem Organ des Handelsstandes bekannt gemacht werden; vgl tz 139 An ul. 2. 2) Die Verhandlung ist nicht öffentlich. 3) Es kann aber auch den Einspruch lediglich ver werfen. tz. 135. Wird der Einspruch für begründet er­ achtet, so ist die crlciffcttc Verfügung aufzuheben.')

Anderenfalls hat das Gericht den Einspruch zu verwerfen und die angedrohte Strafe festzusetzen.-)

Das Gericht kann, wenn die Umstände es recht­ fertigen,') von der Festsetzung einer Strafe absehen oder eine geringere als die angedrohte Strafe festsetzen. Im Falle der Verwerfung des Einspruchs hat das Gericht zugleich eine erneute Verfügung nach §. 132 zu erlassen. Die in dieser Verfügung be-

140

G. über die Angelegenh. der frw Gerichtsbarkeit,

stimmte Frist beginnt mit »dem Eintritte der Rechts­ kraft^) der Verwerfung des Einspruchs. 9 Dgl. § 134 Anin. 1. -) Beides mun in derselben Entscheidung geschehen. Eine Verwerfung des Einspruchs unter Vorbehalt der Straffestsetzung ist unstatthaft. UG. 28. XII 03 (27 A 72). — Die Entscheidung kann durch Verkündung im Tenn in oder durch Zustellung bekannt gemacht werden: vgl 5 16 mit Anm. 12. 3) Namentlich wenn der Beteiligte in gutem Glauben gehandelt hat. 9 Vgl. § 139. 4. Einspruch gegen wiederholte Verfügungen.

tz. 136. Wird im Falle des §. 133 gegen die wiederholte Verfügung Einsprttch erhoben und dieser für begründet erachtet, so kann das Gericht, wenn die Umstände es rechtfertigen,') zugleich die früher festgesetzte Strafe2) aufheben3) oder an deren Stelle eine geringere Strafe festsetzen. 1) Vgl. § 136 Anm. 3. 2) Trotz der Rechtskraft der früheren Elltscheidung und gleichviel ob die Festsetzung auf Einspruch (8 135) oder ohne solchen (8 133) erfolgt war. 3) Vgl. 8 134 Anm. 1. 5. Wiedereinsetzung.

§. 137. Gegen die Versäumung der Einspruchs­ frist 9 ist auf Antrag nach Maßgabe des §. 22 Abs. 2 die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu ertheilen. 9 Aber nicht gegen das Ausbleiben im Termin.

Siebenter Abschn. Handelssachen. §§ 136—139,

141

6. Softe».

K. 138. Bei der Festsetzung der Ordnungsstrafe ist d-er Betheiligte zugleich in die Kosten des BerfahrEns zu verurtheilen.4) 4)i Nur der Staatskasse, nicht etwaigen Anzeigenden gegenüber. Die Art. 9 ff. Pr. FGG. finden keine Anwrnd'ilng. 7. Rechtsmittel.

§. 139. Gegen den Beschluß, durch welchen die Ordnungsstrafe festgesetzt oder der Einspruch ver­ worfen wird, findet n die sofortige Beschwerde?) statt3)4) Ist die Strafe nach Maßgabe des §. 133 fest­ gesetzt?) so kann die Beschwerde nicht darauf ge­ stützt werden, daß die Verfügung, durch welche die Strafe angedroht worden ist, nicht gerechtfertigt gewesen sei/) ') Sowohl litt Falle des 8 133 n(y in dem deS 8 135 Ms. 2. -) 22, 29 Abs. 2, 30 Abs. 1 Satz 2. Gegen eine sreisprcchende Entscheidung steht im Falle des § 126 dcul Organ des vandelsstandes (vgl. 8 134 Anm. 1) die einfache Beschwerde zu. Über daö Verfahren in solchem Falle vgl. KG. 29. V. 01 (N weiter in Kraft. Über Antragsrecht und Verfahren hierbei vgl. KG. 19. XII. 04 (RIA. 5 180, SW>X\. 29 A 104). vlspache. 88 149-158.

1. Zuständigkeit. §. 149. Für die Verrichtungen, welche den Ge­ richten in Ansehung der nach dem Handelsgesetz­ buch') oder nach dem Gesetze, betreffend die privat­ rechtlichen Verhältnisse der Binnenschiffahrt?) aus­ zumachenden Dispache obliegen, ist das Amtsgericht deS Ortes zuständig, an welchem die Vertheilung der Havereischäden zu erfolgen hat?) ') 88 728 ff. 2) 88 87 ff. 3) HGB. 8 727; BinnenSchG. $ sß.

L Verpflichtung bei Di-pacheurS. 150. Lehnt der Dispacheur den Auftrag eines Betheiligten') zur Aufmachung der Dispache aus dem Grunde ab, weil ein Fall der großen Haverei nicht vorliege, so entscheidet über die Verpflichtung des Dispacheurs auf Antrag des Betheiligten das Gericht?) Gegen die Verfügung') findet die sofortige Beschwerde statt. ') Zu den Betheiligten gehört der Versicherer nicht. KG. 2. III 05 (RIA. 5 249, KGI 29 A 228).

Siebenter Abschn. Handelssachen, gg 149—152. 166

r) 8 149. — Nicht anwendbar auf eine Ablehnung seitens des Schiffers, § 87 Abs. 1 BinnenSchG. Hier hilft die Übertragung der Dispache an einen Dispacheur; 8 87 Abs. 2 u. § 88 ebenda. 3) Gleichviel ob sie dem Anträge stattgibt oder ihn zurückweist. Im ersteren Falle steht die Beschwerde dem Dispacheur zu. Über die Tragweite einer die Verpflichtung des Dispacheurs aussprechenden Entscheidung vgl. OLG. Hamburg 1. VI. 00 (RIA. I 62, KGJ. 20 D 3). 3. AuShLndi-mrg von Schriften.

g. 151. Auf Antrag des Dispacheurs') kann das Gericht3) einem Betheiligten unter Androhung von Ordnungsstrafen aufgeben, dem Dispacheur die in seinem Besitze befindlichen Schriftstücke, -u deren Mittheilung er gesetzlich verpflichtet ist,3) auszu­ händigen?) Die einzelne Strafe darf den Betrag von dreihundert Mark nicht übersteigen?) l) Richt aber des Schiffers selbst: vgl. 8 150 Anm. 1. -) 8 149. ‘) HGB. 8 729 Abs. 2, BinnenSchG. 8 87 Abs. 3. 4) Über die Voraussetzungen des Antrages und die Stellung des Dispacheurs vgl. KG. 2. III. 05 (RIA. 5 249, KGJ. 20 A 228). *) Vgl. 8 33 Anin. 4 ii. Pr. FGG. Art. 17 Anm. 6. 4. Einsicht In die Di-poche.

§. 152. Der Dispacheur ist verpflichtet, jedeni Betheiligten Einsicht in die Dispache zu gewähren und ihm auf Verlangen eine Abschrift gegen Er­ stattung der Kosten zu ertheilen. Das Gleiche gilt, wenn die Dispache nach dem Gesetze, betreffend die

166 Ges. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit, privatrechtlichen Verhältnisse der Binnenschiffahrt?) von dem Schiffer aufgemacht worden ist, für diesen. *) § 87 Abs. 1. 5. Gerichtliche Verhandlung

Ladung.

§. 153. Jeder Betheiligte ist befugt, bei dem Gericht') eine Verhandlung über die von dem Dis­ pacheurs aufgemachte Dispache zu beantragen. In dem Anträge sind diejenigen Betheiligten zu be­ zeichnen, welche zu dem Verfahren zugezogen werden sollen.-') Wird ein Antrag auf gerichtliche Verhandlung gestellt, so hat das Gericht die Dispache und deren Unterlagen von dem Dispacheur einzuziehen und, wenn nicht offensichtlich die Voraussetzungen der großen Haverei fehlen?) den Antragsteller sowie die von ihm bezeichneten Betheiligten5) zu einem Termine zu laden. Mehrere Anträge können von dem Gerichte zum Zwecke der gleichzeitigen Ver­ handlung verbunden werden. Die Ladung muß den Hinweis darauf enthalten, daß, wenn der Geladene weder in dem Termin er­ scheine, noch vorher Widerspruch gegen die Dispache bei dem Gericht anmelde/) sein Einverständnis mit der Dispache angenommen werden würde. In der Ladung ist zu bemerken, daß die Dispache und deren Unterlagen auf der Gerichtsschreiberei eingesehen werden können. Die Frist zwischen der Ladung und dem Termine muß wenigstens zwei Wochen betragen.')

Siebenter Abschn.

Handelssachen,

gg 153—155. 167

1) § 149. 2) Nicht aber über die vom Schiffer selbst aufgemachte Dispache. Dgl. § 150 Anm. 2. 3) Der Antragsteller hat zu ermessen, gegen wen er eine Entscheidung erwirken will (§ 155 Abs. 2, § 158 Abl. 1). Personen, mit denen er sich außergerichtlich verständigt hat oder verständigen will, braucht er nicht zuzuziehen. «) Irr diesem Falle ist der Antrag zurückznweisen; Rechtsmittel s. § 157. 5) Nur diese', vgl. Anm. 3. 6) Schriftlich oder gemäß s 11. 7) Also Zustellung nach § 16 Abs. 2 Satz 1

g. 154. Erachtet das Gericht eine Vervollstän­ digung der Unterlagen der Dispache für nothwendig, so hat es die Beibringung der erforderlichen Belege anzuordnen. Die Vorschriften des §. 151 finden entsprechende Anwendung. 6. Termin. Bestätigung.

Widerspruch.

g. 155. In dem Termin ist mit den Erschienenen über die Dispache zu verhandeln. Wird ein Widerspruch gegen die Dispache nicht erhoben und ist ein solcher auch vorher nicht an­ gemeldet, so hat das Gericht die Dispache gegen­ über den an dem Verfahren Betheiligten') zu be­ stätigen.2)

Liegt ein Widerspruch vor, so haben sich die Be­ theiligten, deren Rechte durch ihn betroffen werden, zu erklären. Wird der Widerspruch als begründet anerkannt oder kommt anderweit eine Einigung zu

168 Ges. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit. Stande, so ist die Dispache demgemäß zu berichtigen. Erledigt sich der Widerspruch nicht, so ist die Dis­ pache insoweit zu bestätigen, als sie bnrd) dell Widerspruch nicht berührt wird.

Werden durch den Widerspruch die Rechte eines in dem Termine nicht erschienenen Betheiligten be­ troffen, so wird angenommen, daß dieser den Wider­ spruch nicht als begründet anerkenne. 1) Begriff der Beteiligten f. § 153 Abs. 1 mit Aurn. 3. 2) Der Beschluß kann durch Sterfünbung bekannt gemacht werden, 8 16 Abs. 3. Bei unterlassener 2>er kündung sowie den nicht Anwesenden gegenüber muß er nach Maßgabe der ZPO. zugestellt werden, 8 157 mit § 16 Abs. 2.

g. 156. Soweit ein Widerspruch nicht gemäß §. 165 Abs. 3 erledigt wird, hat ihn der Wider­ sprechende durch Erhebung der Klage gegen die­ jenigen an dem Verfahren Betheiligten, deren Rechte durch den Widerspruch betroffen werben, zu ver­ folgen. Die das Bertheilungsverfahren betreffenden Vorschriften der §§.878,879 der Civilprozeßordnung') finden mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß das Gericht einem Betheiligten auf seinen An­ trag, wenn erhebliche Gründe glaubhaft gemacht werden,2) die Frist zur Erhebung der Klage ver­ längern sann3) und daß an die Stelle der Aus­ führung des Vertheilungsplans die Bestätigung der Dispache tritt. Ist der Widerspruch durch rechtskräftiges Urtheil

Siebenter Abschn. Handelssachen,

g 156.

169

oder in anderer Weise erledigt, so wird die Dispache bestätigt, nachdem sie erforderlichen Falles von dem Amtsgerichte nach Maßgabe der Erledigung der Einwendungen berichtigt ist4) ’) Sie lauten: 8 878. Der widersprechende Gläubiger muß ohne vorherige Aufforderung binnen einer Frist von einem Monate, welche mit dem Terminstage beginnt, dem Gerichte nachweisen, daß er gegen die bethetligten Gläu­ biger Klage erhoben habe. Nach fruchtlosem Abläufe dieser Frist wird die Ausführung des Plans ohne Rücksicht auf den Widerspruch angeordnet. Die Befugniß des Gläubigers, welcher dem Plane widersprochen hat, ein besseres Recht gegen den Gläu­ biger, welcher einen Geldbetrag nach dem Plane er­ halten hat, im Wege der Klage geltend zu machen, wird durch die Versäumung der Frist und durch die Ausführung des Plans nicht ausgeschlossen. § 879. Die Klage ist bei dem Vcrtheilungsgcricht und, wenn der Streitgegenstand zur Zuständigkeit der Amtsgerichte nicht gehört, bei dem Landgerichte zu erheben, in dessen Bezirke das Vertheilungsgericht seinen Sitz hat. Das Landgericht ist für sämmtliche Klagen zu­ ständig, wenn seine Zuständigkeit nach dem Inhalte der erhobenen und in dem Termine nicht zur Er­ ledigung gelangten Widersprüche auch nur in Betreff einer Klage begründet ist, sofern nicht die sämmtlichen beteiligten Gläubiger vereinbaren, daß das Dertheilungsgericht über alle Widersprüche entscheiden solle.

2) Glaubhaftmachung f. § 15 Abs. 2.

3) Nach Fristablauf ist eine Verlängerung nicht mehr zulässig; OLG. Karlsruhe 9. V. 01 (OLGRspr. 3 37). 4) öhi erneuter Termin (§ 153) ist nicht erforderlich.

160

Ges. über die Angelegenh. der frw. Gerichtsbarkeit.

7. Rechtsmittel.

6» 157. Gegen die Verfügung, durch welche ein nach §. 163 gestellter Antrag auf gerichtliche VerHandlung zurückgewiesen oder über die Bestätigung der Dispache entschieden wird, findet die sofortige Beschwerde statt. Einwendungen gegen die Dispache, welche mittelst Widerspruchs geltend zu machen sind, können nicht im Wege der Beschwerde geltend gemacht werden. 8. Wirkung der Bestätigung.

§. 158. Die Bestätigung der Dispache ist nur für das gegenseitige Verhältniß der an dem Ver­ fahren Betheiligten wirksam.') Aus der rechtskräftig2) bestätigten Dispache findet die Zwangsvollstreckung nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung statt3) Für Klagen auf Ertheilung der Vollstreckungs­ klausel sowie für Klagen, durch welche Einwendungen gegen die in der Dispache festgestellten Ansprüche geltend gemacht werden oder die bei der Ertheilung der Bollstreckungsklausel als eingetreten angenommene Rechtsnachfolge bestritten wird, ist das Amtsgericht zuständig, welches die Dispache bestätigt hat. Ge­ hört der Anspruch nicht vor die Amtsgerichte/) so find die Klagen bei dem zuständigen Landgerichte zu erheben?) i) Dgl. § 153 Anm. 3. -) Über Rechtskraft f. § 31 Anm. 3. 3) Vgl. 8 SS Anm. 3.

Achter Avschn. BereinSsachen re- 51167—159.

161

) BGB. 88 21, 55 ff. 2) Vgl.: statt § 128 Anm. 2: Allg. Vers. v. 6. XI. 99 (JMBl. 302) Art. 3; statt 8 130 Anm. 1: ebenda Art. 5 u. Best. deS Bundesrats v. 6. XI. 98 (RZBl. 438 u. JMBl. 99 S. 299) § 3; statt 8 142 Anm. 3: ebenda Art. 8 mit Best, des Bundes­ rats § o Abs. 2 8 143 Abs. 1 Satz 2 (Zuständigkeit der Kammern für Handelssachen) ist nicht anwendbar. KG. 24. X. 04 ;V 26 A 232). tz. 160. Im Falle des §. 37 des Bürgerlichen Gesetzbuchs') soll das Gericht vor der Verfügung, durch welche über das Verlangen, eine Mitglieder­ versammlung zu berufen, entschieden wird, soweit thunlich den Vorstand des Vereins hören. Gegen die Verfügung2) findet die sofortige Beschwerde') statt. ') Ermächtigung einzelner Bcreinömitgltcder zur Be­ rufung einer Mitgliederversammlung. 2) Gleichviel ob gewährend oder zurückwcisend. 3) Nach 88 22, 29 Abs. 3, nicht nach der ZPO.; vgl. 8 159 Anm 3 a. E.

Achter Abschn. Bereinssachen ?c. g§ 160—162.

163

Süterrechtsreglster.

8» 16L Auf die Eintragungen in das Güter­ rechtsregister') finden die Vorschriften der §§. 127 bis 130, 142, 1432) entsprechende Anwendung. Von einer Eintragung sollen in allen Fällens beide Ehegatten benachrichtigt werden.

9 Vgl. m 88 1558 ff., EG. z. HGB. Art. 4. 2) Vgl. § 159 Anm. 2 — Ob der Notar -u Eintragungöanträgen auf Grund der blohen Beurkundung des Ehevertrages legitimiert ist oder ob dazu erforderlich ist, daß der Ehcvertrag auch zugleich den Eintragungs­ antrag enthält, ist streitig. Verneinend KG. 5. XI. 00 (RIA. 1 199, KGJ. 21 A 88) u. 5. I. 03 (OLGRspr. 7 286), OLG. Rostock 21. X. 01 EG. z. BGB. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel.

Gegeben Straßburg i. E, den 17. Mai 1898.

(L. 8.)

Air-etm. Fürst zu Hohenlohe.

D.

Gesetz, betreffend die freiwillige Gerichtsbarkeit und andere Nechtsangrtegenheiten in Heer und Marine. Bom 28. Mai 1901 (R G Bl. 185.)

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Delitscher Kaiser, König von Preußen :c. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Znstinlmung des Bundes­ raths und des Reichstags, was folgt:

Zuständigkeit im Zelte. 8» I. Im Felde iGinsührungsgcsetz zur Militär strafgcrichtsordnung 8. 5) *)2) sind beim Heere') hin­ sichtlich der im 8 1 Nr. 1, si, 7, 8 der Militärstrasgerichtsordnung vom 1. Dezember 1898 ') bezeichneten Personen-') auch die Kriegsgerichtsräthe und die Oberkriegsgerichtsrätheti) zuständig: *) Die Vorschrift lautet: 5. Die in der ^cilitärstrasgerichtsordnung für das „Feld" gegebenen Vorschriften gelten: l. für die Dauer des mobilen Zustandes des Heeres, der Marine oder einzelner Theile des Heeres ober der Marine;

204 G, betr. die frw. Gerichtsbarkeit in Heer u. Marine.

2. für die Besatzung eines festen Platzes, so lange derselbe vom Feinde bedroht ist. Der Eintritt, sowie die Beendigung dieses Zustandes ist von» Gouverneur oder Kommandanten dienstlich be­ kannt zu machen." Wegen der Marine s. aber Anm. 3. a) „Im Felde"; auch wenn die Truppenteile ihre Garnison nicht verlassen haben (Abweichung vom bis herigen Recht; vgl. unten 8 8 Anm 1). 3) „Beim Heere". Auf die Marine findet 8 1 keine Anwendung. Hier gilt 8 5 und FGG. 8 184. 4) Die angezogenen Nummern des § 1 MStGO. lauten : „1. die Militärperfonen des aktiven Heeres und der aktiven Marine;

6. die nicht zum Soldatenstande gehörigenOfstziere a la suite und Sanitätsoffiziere ä la suite, wenn und solange sie zu vorübergehender Dienstleistung zugelassen sind; 7. die verabschiedeten Offiziere, Sanitätsoffiziere und Ingenieure des Soldatenstandes, wenn und solange sie als solche oder als Militär­ beamte im aktiven Heere oder in der aktiven Marine vorübergehend wieder Verwendung sinden: 8. die in den 88 155, 157, 158, 166 des Militär strafgesetzbuchs bezeichneten Personen, solange sie den Militärstrasgesetzen unterworfen sind." Die vorstehend in Nr. 8 angezogenen Vorschriften lauten: „8 155. Während eines gegen daS Deutsche Reich ausgebrochenen Krieges sind alle Personen, welche sich in irgend einem Dienst- oder VertragSverhältnisie bei dem kriegführenden Heere befinden, oder sonst sich bei demselben aufhalten oder ihm folgen, den Straf­ vorschriften dieses Gesetzes, insbesondere den Kriegs­ gesetzen unterworfen,

H1. Zuständig!, der Kriegs- u. Oberkriegsgerichtsräte. 206 8 157. Ausländische Offiziere, welche zu dem kriegführenden Heere zugelafsen sind, werden, wenn der Kaiser nicht etwa besondere Bestimmungen getroffen hat, nach den für deutsche Offiziere geltenden Vor­ schriften beurtheilt. Auf daS Gefolge solcher Offiziere findet die Vor­ schrift des 8 155 Anwendung.

8 158. Auf strafbare Handlungen eines Kriegs­ gefangenen finden nach Matzgabe seines Militärranges die Vorschriften dieses Gesetzes entsprechende An­ wendung." 8 166 betrifft die Marine - wegen dieser vgl. Anm. 3. B) Nur hinsichtlich dieser Personen. Die Beurkundung der Handlungen anderer Personen (z. B. auch der Ver­ träge zwischen Militär- und Zivilpersonen) fällt nicht unter 8 1. •) Jeder Kriegs oder Oberkriegsgerichtsrat ist für alle unter 8 1 fallende Personen zuständig. Geschäfts­ verteilungen haben nur die Bedeutung von Verwaltungs­ vorschriften.

Die Zuständigkeit der Amtsgerichte Amtsftcllen bleibt daneben bestehen.

und

sonstigen

1. für die nach §. 167 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbar­ keit vom 17. Mai 1898 den Amtsgerichten zustehenden Verrichtungen,') 7) Vgl. FGG. 8 184 Anm. 1 — Ob die Zuständigkeit der Kriegs- und Oberkriegögerichtsräte auch dann besteht, wenn an dem Orte, an welchem sich der Truppenteil befindet, landesgesetzlich die Zuständigkeit der Amts­ gerichte ausgeschlossen ist « vgl. FGG. § 167 Anm. 2 a. E. u. 8 191 Abs. 2), ist zweifelhaft. Stach der Absicht des Gesetzes durfte die Frage zu bejahen sein.

906 G., betr. die frw. Gerichtsbarkeit in Heer u. Marine.

2. für die Entgegennahme von Versicherungen an Eidesstattb) sowie für die Aufnahme von Urkunden über Thatsachen,«) auch soweit diese nicht unter die 9hr. 1 fallen,

8) Behufs Erlangung eines Erbscheins (B(AB. § 2356) oder zu anderen Zwecken. •) Dgl. die Beispiele in $ 3 Nr. 3. Eldesabnahmeu fallen nicht unter Nr. 2, auch nicht Beeidigung von Dol metschcrn. Über die Zuständigkeit für letztere kann im Derwaltungswege bestimmt werden. 3 für die Erledigung von Ersrtchen um Rechtshülfe,'«) jedoch unbeschadet der Vorschriften des §. 13 des Einführungsgesetzes zur Militär­ strafgerichtsordnung. 1 ’) 1C) Einschlievlich der erforderlichen Beeidigungen. ") Betrifft lediglich die Rechtshilfe in Strafsachen. Verfahren.

§§ 2, 3.

1. Sn den Fällen de- 8 1 Slr. 1. §. 2. In den Fällen des §. 1 Nr. 1 finden die Vorschriften der §§. 168 bis 183 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit') und, sofern ein Testament oder ein Erbvertrag dell Gegenstand der Beurkundung bildet, die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Errichtung von Testamenten und Erbverträgen*) Anwendung;'') die Geschäfte eines Gerichtsschreibers versteht der Militärgerichtsschreiber.°) Die Vorschriften des §. 173 Nr. 1 des Gesetzes über die Angelegenheiten der frei­ willigen Gerichtsbarkeit und des §. 2237 Nr. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchsbleiben außer Anwendung

§g 2,

3. Verfahren bei der Beurkundung.

207

bei Zeugen, die dem aktiven Heere augehüren?) Die Vorschriften des §. 44 des Reichsmilitärgesetzes °) bleiben unberührt. ') Siehe oben S. 169 ff. 2) BGB. §§ 2232 ff., 2276 ff. Betreffs der Zuständig­ keit für die besondere amtliche Verwahrung der Testamente uitb Erbverträge (BGB. 2246, 2277) wird im Ver­ waltungswege das Nötige zu bestimmen sein. a) Der ZtriegSgerichtörat oder OberkriegSgericktSrat bat dabei die Stellung deö Richters. 4) Sowohl bei der Beurkundung (FGG. 169, 177 xUbf. 2, BGB. ü 2233) als bei der Ausfertigung (FGG. 182). -') Vgl. MStGO. v. 1. XII. 98 § 108 it. § 163 Abs. 3. ») Wonach ein Minderjähriger nicht Zeuge fein soll. 7) ß-ür die Beurkundung in Marinesachen iFGG. ü 184) gilt diese Ausnahme nicht. 8) Betrifft die privilegierten militärischen letztwilligen Verfügungen. Vgl. hierzu FGG. 184 Anm. 6. 2. Bei sonstigen Beurkundungen.

3. In den Fällen des §. 1 Nr. 2') finden folgende Vorschriften Anwendung: 1. Die Urkunde muß 2) den Ort und den Tag der Verhandlung oder, falls sie nicht in der Form eines Protokolls ausgenommen wirb,3) den Ort und den Tag der Ausstellung an­ geben und mit der Unterschrift des Kriegs­ gerichtsraths oder des Oberkriegsgerichtsraths versehen sein.4) Wird die Urkunde den Be­ theiligten in Urschrift ausgehändigt/) so muß

208 G., betr die frw. Gerichtsbarkeit in Heer u. Marine, sie auch mit Siegel ober Stempel °) versehen sein *) D. i. bei allen nicht-rechtsgeschäftlichen Beurkun­ dungen, ausgenommen bei der Beglaubigung von Unter­ schriften oder Handzeichen, die sich nach § 183 FGG. richtet. 2) Muß Bei Strafe der Nichtigkeit. 3) Vgl. Ziffer 2 u. 3 des Textes. Die Form ist in diesem Falle die eines Zeugnisses. 4) Die Unterschrift ist sowohl bei Protokollaufnahme als bei bloßem Zeugnis erforderlich. 6) Dies ist bei den Urkunden der Ziffer 3 des Textes stets der Fall. Im übrigen unterliegt die Zulässigkeit dieser Aushändigung der Bestimmung im Ausführungs­ wege oder dem Ermessen des instrumentierenden Be amten. Erfolgt keine Aushändigung der Urschrift, so wird auf die Ausfertigung 8 182 FGG. entsprechend anzuwenden sein. — Über die Aufbewahrung der Ur­ schrift wird im Verwaltungswege Bestimmung getroffen. 6) Dgl. FGG. 8 183 Anm. 13.

2. Die Beurkundung soll/) sofern nicht ein Anderes bestimmt ist,8) in der Form eines Protokolls erfolgen. Außer dem Kriegsgerichtsrath oder dem Oberkriegsgerichtsrathe sollen-) auch die übrigen bei der Verhandlung mitwirkenden Personen10) das Protokoll unterzeichnen. Das Protokoll ist den Betheiligten n) behufs der Genehmigung vorzulesen oder ihnen zur Durchsicht vorzulegen und von ihnen zu unter­ schreiben.") Kann ein Betheiligter das Proto­ koll nicht unterschreiben, so ist dies unter dem Protokoll anzugeben.")

H S.

Verfahren bei nicht rechtSgesch. Beurkundungen. 209

„Soll*! Die Unterlassung der Protokollaufnahme hat keine Nichtigkeit zur Folge. •) Nämlich in Ziffer 3. ») „'Sollen*! Dgl. Anm. 7. ,0) Insbesondere ein etwa zugezogener Dolmetscher oder Gerichtsschreiber. H) D. i. den Erschienenen, vgl. g 2 u. FGG. § 168 Anm. 7. ") „ist — vorzulesen uiiö.w Solloorschrift. Die Übertretung bewirkt sonach keine Nichtigkeit. M) „i st anzugeben". Siehe Anm. 12.

3.") Bei Zustellungen,") bei der Beglaubigung von Abschriften,") bei der Sicherstellung der Zeit, zu welcher eine Privaturkunde ausgestellt ist,17) bei Lebensbescheinigungen") und bei sonstigen einfachen Zeugnissen bedarf es nicht der Aufnahme eines Protokolls. H) Ziffer 3 ist dem Art. 56 Pr. FGG. nachgebildet; vgl. die Anmerkungen zu diesem. 18) „B e i Z u st e l l u n g e n." Diese Worte sind bei der Nachbildung (f. Anm. 14) aus Versehen mitauf­ genommen worden. Sie sind gegenstandslos. Denn in S 1 Nr. 2 ist eine Zustellungsbefugnis nicht enthalten. ") Die Zuständigkeit für die Abschriftbeglaubigung ist gegeben, wenn eine der unter § 1 fallenden Personen sie nachsucht. Aus den Inhalt der Urkunde kommt es für die Zuständigkeit nicht an. Das Gleiche gilt für die Sicherstellung des Datums. Dgl. im übrigen Ziffer 4 des Textes. Dgl. Anm. 16 und Ziner 5 des Textes. ") Hier ist die Zuständigkeit gegeben, wenn es sich um das Leben einer der unter § 1 fallenden Personen handelt. Die Nachsuchung der Bescheinigung kann auch von anderen Personen ausgehen. Jastrow, Freiw. Gerichtsbarkeit

4. Huff.

14

210 G., betr. die frw. Gerichtsbarkeit in Heer u. Marine.

4.») Die Beglaubigung einer Abschrift geschieht durch einen unter die Abschrift zu setzenden Vermerk,^) der die Uebereinstimmung mit der Hauptschrift bezeugt. In dem Vermerke") soll ersichtlich gemacht werden, ob die Haupt­ schrift eine Urschrift, eine einfache oder be­ glaubigte Abschrift oder eine Ausfertigung ist; ist sie eine beglaubigte Abschrift oder eine Ausfertigung, so ist der Beglaubigungsvermerk oder der Ausfertigungsvermerk in die be­ glaubigte Abschrift mitaufzunehmen. Durchstreichungen, Aenderungen, Ein­ schaltungen, Radirungen oder andere Mängel einer von den Betheiligten vorgelegten Schrift sollen in dem Vermerk angegeben werden. Soll ein Auszug aus einer Urkunde be­ glaubigt werden, so sind in den Auszug außer solchen Theilen der Urkunde, welche die Be­ obachtung der Förmlichkeiten nachweisen, die­ jenigen Theile aufzunehmen, welche den Gegen­ stand betreffen, auf den sich der Auszug be­ ziehen soll. In dem Beglaubigungsvermert ist der Gegenstand anzugeben und zu bezeugen, daß weitere den Gegenstand betreffende Be­ stimmungen in der Urkunde nicht enthalten sind. 10) Ziffer 4 stimmt mit Art. 57 des Pr. FGG. über­ ein; vgl. die Anmerkungen zu diesem und oben Anm. 16. w) Des Kriegsgerichtsrats oder Oberkriegsgerichts­ rats. Die Militärgerichtsschreiber sind zur Abschrift­ beglaubigung nicht zuständig.

8 4.

Beschwerden,

g 5.

Borschr. für die Marine

211

al) Der Vermerk muß außerdem — bei Strafe der Nichtigkeit — der Ziffer 1 deS Textes entsprechen.

5.M) Die Sicherstellung der Zeit, zu welcher eine Privaturkunde ausgestellt ist, geschieht durch einen unter die Urkunde zu setzenden Vermerk,**) in welchem der Kriegsgerichtsrath oder der Oberkriegsgerichtsrath bezeugt, wann ") ihm die Urkunde vorgelegt worden ist. Die Vor­ schriften der Nr. 4 Abs. 2 finden Anwendung 22) Ziffer 5 stimmt mit Art. 58 Pr. FGG. überein; vgl. hierzu vorstehend Anm. 16. 23) Vgl. Anm. 20 und Pr. FGÄ. Art. 57. Anm 1 u. 2. 24) Tag, auf Verlangen auch Stunde.

Leschverdra. tz. 4. In den Fällen des §. 1 werden Beschwer­ den im Aufsichtswege erledigt. Dies gilt auch bei Er­ suchen um Rechtshülfe in Strafsachen (§. 13 des Ein­ führungsgesetzes zur Militärstrafgerichtsordnung). Vorschriften für die Mariae. 8» 5. In Ansehung solcher Personen, die zur Besatzung eines in Dienst gestellten Schiffes der Kaiserlichen Marine gehören oder die in anderer Eigenschaft an Bord eines solchen Schiffes sind,') finden die Vorschriften des §. 1 Nr 2 und der §§. 3, 4 Anwendung,2) solange das Schiff sich außerhalb eines inländischen Hafens befindet. Den Schiffen stehen die sonstigen Fahrzeuge der Kaiserlichen Marine gleich ') Betreffs dieser Personen ist die 'Inständigkeit für die Angelegenheiten des 8 1 dir. I in § 184 FGG. 14*

212 G., bett, die frw. Gerichtsbarkeit in Heer u. Marine,

(f. oben S. 187) geregelt. § 5 des Textes besaht sich deshalb bloß mit den Zuständigkeiten des § 1 Nr. 2. Über die Rechtshilfe ist hier nichts bestimmt. 2) Auf Ausfertigungen wird — anders als beim Heere (§ 3 Anm 4) -- der § 184 Abi. 2 FGG. an zürnenden sein. Sicher»«- des Nachlasses. §. 6. Im Felde ') liegt beim .Heere3) nach dem Tode einer der im tz. 1 bezeichneten Personen die vorläufige Sicherung des Nachlasses3) dem zunächst vorgesetzten Offizier oder Beamtens ob.

') Vgl. tz 1 Anin. 1 n. 2. Außerhalb des Feldes gilt die inftrrtkiionelle Bestimmung in 8 135 der Friedens Sanitätsordnung. 2) Dgl. 8 1 Anm. 3. Für die Marine gelten die Bestimmungen über den Nachlaß Verstorbener in Anl. 3 zu § 19 Nr. 5 der Marineordnung v. 4. XII. 83 (ad gedruckt in der Guttentag'schen Gesetzgebung des Deutschett Reiches 3 1226). 3) Bis zum Einschreiten des zuständigen Amtsgerichts (FGG. § 74). 4) Nicht den Kriegs- oder Oberkriegsgerichtsräten. §. 7. Nach dem Tode eines Angehörigen des aktiven Heeres') (Reichsmilitärgesetz vom 2. Mai 1874 §. 38)a) hat, unbeschadet der Zuständigkeit des Nachlaßgerichts,3) die Militärbehörde, welcher der Verstorbene angehörte/) für die Sicherung der amt­ lichen Akten oder der sonstigen Sachen, deren Her­ ausgabe auf Grund des Dienstverhältnisses verlangt werden tarnt,5) zu sorgen, soweit hierfür eiu Be­ dürfniß besteht.

88 6, 7. Sicherung des Nachlasses.

213

Werden bei der Ausführung einer Maßregel, die das Gericht zur Sicherung des Nachlasses an­ geordnet hat, Sachen der im Abs. 1 bezeichneten Art vorgefunden, so har das Gericht die Militär­ behörde, welcher der Verstorbene angehörte, hiervon zu benachrichtigen und ihr zugleich von den Siche­ rungsmaßregeln, die in Ansehung dieser Sachen vorgenommen worden sind, Mittheilung jii machen. Der Militärbehörde liegt es ob, das Weitere zu veranlassen. War der Verstorbene der einzige Beamte der Behörde, so tritt an die Stelle der Militärbehörde das am Standorte befindliche Garnisonkommando. x) Der Begriff deckt sich nicht mit bem der Personen des $ 1; vgl Sinnt. 2

Die Vorschrift lauter: 3S. 3unt aktiven Heere gehören: Die Militärperwiieu des Friedensstandes, und zwar die Offiziere, Aerzte und Militärbeamten des Friedensstandes vom Tage ihrer Anstellung bis 311111 Zeitpunkte ihrer Entlassung auö dem Dienste2. die Kapitulanten vom Beginn bio zum Ablauf oder dis zur Aushebung der adgeschloffenen Kapitulation; 3. die Freiwilligen und die ausgehodenen Rekruten von dem Tage, mit welchem ihre Verpflegung durch die Militärverwaltung beginnt, EinjahrigFreiwillige von dem Zeitpunkte ihrer definitiven Einstellung in einen Truppentheil an, sämmtlich bis zum Ablauf des Tages ihrer Entlastung aus dem aktiven Dienste.

2) „2 A. 1.

214 G., betr. die frw. Gerichtsbarkeit in Heer u. Marine. B. 1.

Die aus dem Beurlaubtenstande (V. Abschnitt) zum Dienst einberufenen Offiziere, Aerzte, Militär­ beamten und Mannschaften von dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, bis zum Ablauf des Tages der Wiederentlastung; 2. alle in Kriegszeiten zum Heeresdienst aufgebotenen oder freiwillig eingetretenen Offiziere, Aerzte, Militärbeamten und Mannschaften, welche zu keiner der vorgenannten Kategorien gehören, von dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, bezw. vom Zeitpunkte des freiwilligen Eintritts mi, bis zum Ablauf des Tages der Entlastung. C. Die Civilbeamten der Militärverwaltung, vom Tage ihrer Anstellung bis zum Zeitpunkte ihrer Ent­ lastung aus dem Dienste." 3) Zuständigkeit des Nachlaßgerichts s. FGG. £ 74. «) Nicht die Kriegs- oder OberkriegsgericbtSräte. 5) Vgl. Pr. FGG. Art. 20 Anm. 2.

LchluddeAimmuug. Saruisouort für Truppen in Ausland. 8» S. Der §. 39 Abs. 3 des Reichsmilitärgesetzes wird aufgehoben.') Für Militärpersonen, deren Truppentheil sich im Ausland anfhält und im Inland einen Garnisonort weder hat noch gehabt hat, kann für Angelegen­ heiten der streitigen Gerichtsbarkeit ein im Inlands belegener Ort als Garnisonort durch Kaiserliche Ver­ ordnung bestimmt werden?) ') Die Bestimmung hielt diejenigen landeSgesetzltchen Vorschriften auftecht, nach welchen für gewisse Truppen­ teile die Ausübung der Gerichtsbarkeit einem bestimmten Gerichte oder den Auditeuren zustand.

§ 8.

Schlußbestimmung.

215

Auf dieser Bestimmung beruhte die Fortgeltung deS preußischen G. v. 8. VI. 60 (GS. 240) 88 1—3, deS bayrischen G. v. 15. VIII. 28 (Gesetzblatt 41) 88 8—11, und der sächsischen D. v. 4. XII. 67 (Verordnungsblatt 560) 88 32—34. Diese landeSgesetzlichcn Vorschriften sind nunmehr gleichfalls aufgehoben.

2) Vgl. hierzu V. v. 16. XI. 02 (RGBl. 280): „Für die Militärpersonen derjenigen Truppentheile der Ostasiatischen Besatzungs-Brigade, welche im Inland einen Garnisonort weder haben noch gehabt haben, wird für Angelegenheiten der streitigen Gerichtsbarkeit Berlin als Garnisonort bestimmt." Für die am 1. Juni 1906 cintretende Teilung von Berlin in mehrere Gerichtsbezirke vgl. ZPO. § 14.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel.

Gegeben Neues Palais, den 28. Mai 1901. (L. 8.)

Nithelm.

Graf von Bülow.

E.

Preußisches Gesetz über die

freiwillige Gerichtsbarkeit. Vom 21. September 1899 «G S- 249). Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Stonifl von Preußen rc. vembnen, unter Zustimmung der beiden Häuser des Landtags Unserer Monarchie, was folgt: Erster Abschnitt.

Allgemeine Vorschriften. Tlurdrhnong der all gemeinen Vorschriften -es F««. Art- I. Die §§. 3, 4, 6, 7, 14, der §. 16 Abs. 2, 3 sowie die §§. 31 bis 33 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 17. Mai 1898 finden, unbeschadet der Vorschriften des Grundbuchrechts über die Ausschließung und Ablehnung der Gerichtspersonen in der Beschwerde­ instanz ’) Anwendung auf diejenigen Angelegenheiten der fteiwilligen Gerichtsbarkeit, welche durch Landes­ gesetzt) den ordentlichen Gerichten übertragen sind?) Das Gleiche gilt von den Vorschriften der §§. 8, 9 über die Gerichtssprache und die Dolmetschers und

Erster Abschn. Allgemeine Vorschriften. Art. 1. 217 soweit nicht entgegenstehende Vorschriften gegeben find/) von den Vorschriften der §§. 18/) 15/) des §. 16 Abs. I8) und der §§. 17/) 34.10)11)

’) Über oie Sonderstellung der Gmndbuchsachen s. Einleitung S. 26. Für die Beschwerdeinstanz in Grund­ buchsachen ist «über die Ausschlietzung und Ablehnung der Gerichtspersonen von Reichswegen Vorkehrung ge­ troffen (GBO. § 81 Abs. 2). Für die erste Instanz hat dagegen das Landesrecht freie Hand. Hier sollen nun nach Art. 1 die reichsrechtlichen Vorschriften über die Ausschlietzung und Ablehnung (FGG. 88 6, 7) Anwen­ dung finden; wegen 8 7 vgl. indessen GBO. 8 10. Für die Bahneintzeiten und für das Grundbuch über Bergwerke und selbständige Gerechtigkeiten (s. Einl. S. 22 Nr. 2) gelten die gleichen Vorschriften wie für Grund­ buchsachen. G. über die Bahneinheitcu v. 8. VII. 02 8 9, AG. z. GBO. Art. 22, 32, 33 Nr. 1; s. auch Einl. S. 7 Nr. 17. 2) „Gesetz" im Sinne von Rechtsnorm wie nach s 1 FGG. (vgl. oben S. 189 § 185 mit Art. 2). Daher fallen auch die — ans der V. v. 16. XI. 99 (GS. 562) Art. 11 beruhenden Ebedispense (i. Einl. S. 24 Kj werden den Auftrag­ gebern in Urschrift ausgehändigt. Die beglaubigten

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Preüß. G. über die frw. Gerichtsbarkeit.

Abschriften der Wechselproteste für das Priotestregister-- sind stempelfrei. ’) Das Verfahren betreffs der Wechselproteste reichtet sich nach Art. 87—91 der WO. Don den Vorschriften tdieses Titels sind nur Art. 61 Abs. 2 und Art. 62 anwemdbar. r) WO. Art. 90.

Vierter Titel. Aeutzere Korm und Vernichtung der HlrKnnden. Schriften mit mehreren Logen. Art. SS.') Umfaßt die Urschrift einer von einem Notars aufgenommenen Urkunde allein oder mit den Anlagen2) mehrere Bogen, so sollen4) diese ent­ weder mit fortlaufenden Zahlen versehen und von dem Notar einzeln unterschrieben oder durch Schnur und Siegels verbunden werden. Umfaßt die Ausfertigung, die beglaubigte Ab­ schrift oder die den Betheiligten auszuhändigende •) Urschrift einer unter die Vorschriften des zweiten oder dritten Titels fallenden gerichtlichen oder notariellen Urkunde allein oder mit ihren Anlagen mehrere Bogen, so sollen diese durch Schnur und Siegel verbunden werden.') ') Die Art. 63—65 beziehen sich auf Rechtsgeschäfte wie auf sonstige Urkunden, auf Geschäfte unter Lebenden wie auf Testamente und Erbverträge; vgl. aber Anm. 3. 2) Auf gerichtliche Urkunden wendbar.

ist Abs. 1 nicht an­

Vierter Abschn. Gerichts, rc. Urkunden. Art. 63,64. 267 3) Die verschlossen übergebene Testamentsschrift (BGB. §§ 2238, 2246, 2276 f.) gehört nicht hierher, weil sie nicht nach Bogen zählbar ist Doch ist eS auch nicht verboten, mit ihr nach Art. 63 zu verfahren. 4) „Sollen", vgl. Art. 33 Anm. 1. ») „Siegel", s. FGG. 8 183 Anm. 13. •) Art. 44, Art. 61 Anm. 1, Art. 62 u. FGG. § 183. 7) Siehe Anm. 4 u. 5.

Lsaßt-e Laßere Form. Art. 64?) Die von den Notaren ausgestellten Urkunden7) und die Eintragungen in die Register der Notare3) sowie die gerichtlichen Urkunden, auf welche die Vorschriften des -weiten oder dritten Titels Anwendung finden,4) sollen3) deutlich und ohne Abkürzungen geschrieben, es soll in ihnen nichts radirt oder sonst unleserlich gemacht werden?)

Zusätze sollen am Schlüsse oder am Rande bei­ gefügt und im letzteren Falle von den mitwirkenden Personen') besonders unterzeichnet werden?) In entsprechender Weise sollen auch andere Aende­ rungen beurkundet werden. Auf Aenderungen ge­ ringfügiger Art finden diese Vorschriften") keine An­ wendung. Wird eine Schrift nach §. 176 Abs. 2 des Reichs­ gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit dem Protokoll als Anlage beigefügt, so bedarf es einer Unterzeichnung der in der ein­ gereichten Schrift sich findenden Aenderungen nicht, wenn aus dem Protokolle hervorgeht, daß die Aenderungen genehmigt worden sind.

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Preuft. G. über die frw. Gerichtsbarkeit.

') Bgl. Art. 63 Sinnt. 1. ’) 91 bs. 1 bezieht sich auf Urschriften, Ausfertigungen und beglaubigte Abschriften. 3) NotariatSrcgister (Art. 95) und Wechselprotestriegister. letzteres fällt übrigens, da eS aus beglaubigten Abschriften besieht, zugleich unter die Urkunden des Sht G-ü. *) Vgl Art. 53 mit Anm 4 u. 5. з) ..^Sollen ", vgl. Art. 33 Anm 1. ®) Über die Benutzung der Schreibmaschine zur Her­ stellung der Urkunden vgl. Allg. Vers. v. 11. u. 12. II. U. 26. VII. 05 iJMBl. 42, 43, 218). U „Von den mitwirkendenPersonen",s.FGG. § 174, BGB. § 2239, Pr. FGG. Art. 55 Anm. 4 (f. auch Art. 41 Abs. 2). Datmch ist Ads. 2 nur aus Urschriften anwendbar. Ausfertigungen und beglaubigte Abschriften müssen erforderlichen Falles noch einmal geschrieben werden — Siehe ferner Anm. 6. A) Eine Unterzeichnung des Zusatzes durch die Be teiligten ist nicht erforderlich. и) D. I) die Vorschriften des Ads. 2. Dagegen ist Abs. 1 auch auf geringfügige Änderungen anwendbar, -erricht»«- der Urlumdea

Art. 65.9 Gerichtliche und notarielle Urkunden können nach Maßgabe der Anordnungen des Justizministers vernichtet werden?) 9 Dgl. Art. 63 Anm. 1. *) Für gerichtliche Urkunden und für die an die Ge­ richte abgelieferten Notariatsurkunden f. die Allg. Verf. v. 6. IX. 00 (JMBl. 569) §§ 9-13. Für die von den Notaren selbst verwahrten Notariatsurkunden sind keine Anordnungen erlagen. — Wegen der vor dem 1. Januar 1900 entstandenen Urkunden s. a. n. O. § 27 u. Allg. Vers. v. 20. XII. 96 (JMBl. 366).

Fünfter Abschn. Grundstücksversteig. Art.6b-V7. 269

Fünfter Abschnitt Verfahre» bei der freiwilligen gerichtlichen Versteigerung von Grundstücke».')2)

') Siehe hierzu Art. 33 u. FGG 8 181. — Über die Zuständigkeit der Gerichtsschreiber zu Grundstücksverstetgerungen s. Art. 38 Abs. 3, über die Zuständigkeit der Gemeindebeaurten und Ortögecichte s. Art. 112, 122, 123. 2) Auf notarielle Versteigerungen beziehen sich die Vorschriften dieses Abschnitts nicht. Antrag. Art. 66. Wer die freiwillige gerichtliche Ver­ steigerung eines Grundstücks beantragt, hat seine Befugniß zur Verfügung über das Grundstück dem Gerichte nachzuweisen. Der Richter soll,') soweit die Betheiligten2) nicht ein Anderes bestimmen, bei der Versteigerung nach den Vorschriften der Artikel 67 bis 74 verfahren.

1) „Soll", vgl. Art. 33 Anm. 1. 2) Das sind hier dir Antragsteller. Diese können durch Bestimmung ihrerseits die Art. 67—74 ganz oder teilweise außer Kraft setzen. rermivsdestimwoug. Art. 67.') Der Versteigerungstermin soll2) erst bestimmt werden, nachdem ein das Grundstück be* treffender neuester Auszug aus der Grundsteuer­ mutterrolle und der Gebäudesteuerrolle beigebracht worden ist. In den Hohenzollernschen Landen tritt an die Stelle des Auszugs aus den Steuerrollen ein Auszug aus dem Besitz- und Steuerhefte des

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Preutz. G. über die frw. Gerichtsbarkeit.

Schuldners. Wird das Grundbuch nicht Lei dem Gerichte geführt, welches die Versteigerung vor­ nimmt, so soll auch eine beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts beigebracht werden. Der Zeittaum zwischen der Anberaumung des Termins und dem Termine soll, wenn nicht be­ sondere Gründe vorliegen, nicht mehr als sechs Monate betragen. Zwischen der Bekanntmachung der Terminsbestimmung und dem Termine soll in der Regel') ein Zeittaum von mindestens sechs Wochen liegen. 0 Vgl. Art. 66 Anm. 2. 2) „Soll", s. Art. 33 Anm. 1. 3) Ausnahme nach Ermessen zulässig

Art. 6h.1) Die Terminsbestimmung soll2» ent­ halten: 1. die Bezeichnung des Grundstücks; 2. Zeit und Ort des Versteigerungstermins; 3. die Angabe, daß die Versteigerung eine frei­ willige ist; 4. die Bezeichnung des eingetragenen Eyenthümers sowie die Angabe des Grundtuch­ blatts und der Grüße des Grundstücks. Sind vor der Bekanntmachung der Terninsbestimmung Versteigerungsbedingungen festgestcllt,3) so soll in der Terminsbestimmung der Ort an­ gegeben werden, wo die Versteigerungsbedingmgen eingesehen werden können. 9 Dgl. Art. 66 Anm. 2.

Fünfter «bschn.

GrundstückSverfteig. Art. «8-70. 271

’) „©oll* s. Art. 33 «nm. 1 ’) Nämlich von den Antragstellern; s. Art. 66 Amn. 2.

«ekLuitmach»-. Art. 69.') Die Terminsbestimmung ist durch ein­ malige Einrückung in ein vom Gerichte zu be­ stimmendes Blatt öffentlich bekannt zu machen. Die Vorschriften des §. 39 Abs. 2 und des §. 40 des Ge­ setzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangs­ verwaltung ’) finden entsprechende Anwendung. ') Vgl. Art. 66 Anm. 2. 2) Die Vorschriften lauten: § 39. (Abs. 2). Hat daS Grundstück nur einen geringen Werth, so kann das Gericht anordnen, daß die Einrückung unterbleibt; in diesem Falle muß die Bekanntmachung dadurch erfolgen, daß die Termins­ bestimmung in der Gemeinde, in deren Bezirke das Grundstück belegen ist, an die für amtliche Bekanntmachungen bestimmte Stelle angeheftet wird. 8 40. Die Termlnsbestimmung soll an die Gerichts­ tafel angeheftet werden. Ist daS Gericht nach § 2 Abs. 2 zum Vollstreckungögerichte bestellt, so soll die Anheftrmg auch bei den übrigen Gerichten bewirkt werden. Das Gericht ist befugt, noch andere und wieder­ holte Veröffentlichungen zu veranlassen; bet der Aus­ übung dieser Besugniß ist insbesondere auf den OrtSgebrauch Rücksicht zu nehmen. Abs. 1 Satz 2 des 8 40 hat für die freiwillige Ver­ steigerung keine Bedeutung.

Art. 70.') Die Terminsbestimmung ist dem An­ tragsteller mitzutheilen. n Vgl. Art. 66 Anm. 2.

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Preuß. G. über die frw. Gerichtsbarkeit.

Einsicht »er Uachweisovgen. Art. 71.') Die Einsicht der Abschrift des Grund­ buchblatts sowie der Auszüge aus den Steuer büchern2) ist Jedem gestattet. Das Gleiche gilt von anderen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, welche ein Betheilig ter 3) einreicht, insbesondere von Abschätzungen. ') Bgl. Art. 66 Anm. 2. 2) Art. 67 Abs. 1. 3) Art. 66 Anm. 2.

Verfahre» im Termin. Art. 72.') In dem Versteigerungstermine werden nach dem Aufrufe der Sache die Versteigerungs­ bedingungen, sofern ihre Feststellung nicht schon vorher erfolgt ist?) festgestellt und diese sowie die das Grundstück betreffenden Nachweisungen bekannt gemacht. Hierauf fordert das Gericht zur Abgabe von Geboten auf. ') Dgl. Art. 66 Anin. 2 r) Nämlich durch die Antragsteller; Art. 66 Anm. 2. Art. 7.1.') Hat ein Bieter durch Hinterlegung von Geld oder Werthpapieren Sicherheit zu leisten?) so gilt in dem Verhältniffe zwischen den Betheiligten die Uebergabe an das Gericht als Hinterlegung. ') Dgl. Art. 66 Anm. 2. 2) BGB. 88 232 ff.

Art. 74.') Zwischen der Aufforderung zur Abgabe von Geboten und dem Zeitpunkt, in welchem bezüglich sämmtlicher zu versteigernder Grundstücke die Ver-

Fünfter Abschn. Grundstücksversteig. Art. 71—76. 273

Steigerung geschloffen wird, soll3) mindestens eine Stunde liegen. Die Versteigerung soll so lange fortgesetzt werden, bis der Aufforderung des Ge­ richts ungeachtet ein Gebot nicht mehr abgegeben wird. Das Gericht hat das letzte Gebot mittelst drei­ maligen Aufrufs zu verkünden und den Autragsteller über den Zuschlag zu hören?)

') Dgl. Art. 66 Anm. 2. 2) „Soll", s. Art. 33 Anm. 1. ') D. h. zu hören, ob er den Zuschlag erteilt oder nicht. Das Gericht erteilt den Zuschlag nicht. Sruadstacke juristischer prrsoaea. Art 75. Unberührt bleiben die besonderen Vor­ schriften, welche bei der Versteigerung der Grund­ stücke gewisser juristischer Personen zu beobachten sind ')

') Insbesondere der Stadt- und Landgemeinden; s. für die östlichen Provinzen Städte-Ordnung v. 30. V. 53 8 51, Landgemeinde-Ordnung v. 3. VII. 91 8 114; für Westfalen Städteordnung v. 19. III. 56§50, LandgemeindeOrdnung V. 19. Hl. 56 § 53.

Son-ervorschrlst für Sera fache«. Art. 76. Auf die freiwillige gerichtliche Ver­ steigerung eines Bergwerkseigenthums, eines un­ beweglichen Bergwerksantheils sowie einer selb­ ständigen Kohlenabbau-Gerechtigkeit finden außer den Artikeln 33, 66 bis 75 dieses Gesetzes die Artikel 18, 20 des Ausführungsgesetzes zu dem Jaftrow, Freim. Gerichtsbarkeit. 4.Aust.

lfc

274

Preuß. G. über die frw. Gerichtsbarkeit.

Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung *) entsprechende Anwendung.y ') Die Vorschriften lauten: Art. 18. Dem Antrag auf Zwangsversteigerung oder Zwangsverwaltung ist eine obcrbergamtlich, ge­ richtlich oder notariell beglaubigte Abschrift der Derleihungsurkunde des Bergwerkes oder, wenn der An trag eine Kohlenabbau-Gerechtigkeit betrifft, eine in gleicher Art beglaubigte Abschrift des Aktes beizusügen, durch den die Gerechtigkeit vom Eigenthum an dem Grundstücke getrennt worden ist. Art. 20. Ist ein Bergwerkscigenthum oder ein unbeweglicher Bergwerksantheil zu versteigern, so soll die Terminsbestimmung außer dem Grundbuchblatte den Namen des Bergwerkes sowie die Mineralien, aus die das Bergwerkscigenthum verliehen ist, bezeichnen und im Falle der Versteigerung eines Bergwerksantheils auch die Zahl der Kuxe angeben, in welche das Berg­ werk getheilt ist. Außerdem soll die Terminsbestimmung eine An gäbe der Feldesgröße, des Kreises, in welchem das Feld liegt, und der dem Werke zunächst gelegenen Stadt enthalten. Diese Borschrift findet auf Kohlen­ abbau-Gerechtigkeiten entsprechende Anwendung.

2) Abändernde Bestimmungen (Art. 66 Abs. 2) sind hinsichtlich der Vorschriften in Sinnt. 1 nicht zugelasien

Sechster Abschnitt. AmtSstelluug der Notare.') ') Dgl. hierzu Allg. Berf. u. 21. XII. 99 betreffens das Notariat (JMBl. 834).

Sefahtguvg. Art. 77. Zur Bekleidung des Amtes eines Notars

Sechster Abschn Amtsstellung d. Notare. Sri.77—79. 275

ist befähigt, wer in einem Deutschen Bundesstaate die Fähigkeit zum Richteramt erlangt hat') ') GBG. §§ 2—5, AG. z. GBG. 8 L.

Lrnemwvg Art. 7S. Die Notare werden von dem Justiz­ minister auf Lebenszeit ernannt.') Die Ernennung eines Rechtsanwalts zum Notar kann für die Zeit erfolgen, während welcher er bei einem bestimmten Gerichte zur Rechtsanwaltschaft zugelassen ist. *) Wegen Anbringung der Gesuche um Ernennung oder um Anweisung eines anderen Amtssitzes vgl. Allg. Derf. v. 21 XII. 99 (JMBl. 834) § 1.

Amtssitz. Geschäftsräume. Art 7V. Jedem Notar wird bei seiner Ernennung ein Amtssitz') angewiesen. Innerhalb des Amtssitzes hat er seine Geschäftsräume zu halten: mehrere Geschäftsstellen darf er nicht halten. In Orten, die in mehrere Amtsgerichtsbezirke getheilt sind,-) wird dem Notar innerhalb des Ortes einer dieser Bezirke') als Amtssitz angewiesen.*) Erfolgt die Theilung erst nach der Ernennung des Notars, so gilt innerhalb des Ortes derjenige Amts­ gerichtsbezirk, in welchem der Notar seine Geschäfts­ räume hält, als Amtssitz; in diesem Falle ist der Notar befugt, innerhalb des Ortes den Amtssitz zu wechselnd) In Städten von mehr als hunderttausend Ein­ wohnern kann dem Notars eine bestimmt begrenzte

16*

276

Preuß. G. über die fnv. Gerichtsbarkeit.

Gegend der Stadt als Amtssitz angewiesen wer den?) ') Der Amtssitz „ist zu unterscheiden vom Amts bezirk, Art. 80. — Über die Bedeutung des Amtssitzes

s. Art. 21, 51 Abs. 2, 81, 86, 91 Nr. 3, 95 Satz 2, 97, 98, 102; vgl. ferner AG. z. BGB. Art. 81 s 2 Nr. 2, GebO. für Notare § 25. — ’) Abs. 2 hat nur Bedeutung für Berlin, welches vom 1. Juni 1906 an in fünf Amtsgerichtsbezirke (BerlinMitte, Berlin-Tempelhof, Berlin-Schöneberg, BerlinWedding und Weitzensee) geteilt sein wird und ferner für einige Berliner Vororte, bei denen die Gerichtsgrenze gleichfalls durch den Ort gehen wird. G. v. 16. IX. 99 ii. D. v. 7. XL 04. 3) Die Anweisung eines Amtsgerichtsbezirks geschieht immer mit der Einschrünkung, daß der Amtssitz nur inner­ halb des Ortes liegt. Die fünf Berliner Amtsgerichte (f. Anm. 2) umfassen auch Teile, die nicht zu Berlin ge­ hören. In diesen hat der Notar den Amtssitz nicht, was für die Auswahl der Geschäftsräume (s.Abs. 1) von Belang ist. 4) Die Anweisung geschieht bei der Ernennung (Abs. 1). *) Ein solcher Wechsel stellt keine „Versetzung" (Art. 102) dar. •) Bei seiner Ernennung gemäß Abs. 1. :) War dies in Berlin vor dem 1. Juni 1906 ge­ schehen und erstreckte sich die Gegend aus mehrere von den nunmehrigen Amtsgerichtsbezirken, so gilt vom l.Juni 1906 an als Amtssitz deS Notars derjenige Teil der ihm zugewiesenen Stadtgegend, welcher in dem Amts­ gerichtsbezirke liegt, in dem er seine Geschäftsräume hält. Das Recht des Wechsels gemäß Abs. 2 kann der Notar innerhalb der ihm ursprünglich angewiesenen Stadt­ gegend ausüben. Dom 1. Juni 1906 an darf eine Stadtgegend nickt mehr anders angewiesen werden, als so, daß sic vollständig in einem Amtsgerichtsbezirke liegt.

S echper «bschn. AmtSstellung d.Notare. Art. 80 - 82. 277 Amtsbezirk. Art. 80. Der Amtsbezirk eines Notars') umfaßt den ganzen Oberlandesgerichtsbezirk, in welchem

ihm der Amtssitz angewiesen ist.

') D. i. der Bezirk, in welchem er Amtshandlungen vornehmen darf. vieuftrld Amtliche Unterschrift. Art. 81. Der Notar hat, sofern er nicht schon bei seiner Ernennung Preußischer Staatsbeamter ist, vor dem Präsidenten des Landgerichts, in dessen Bezirk ihm der Amtssitz angewiesen ist, oder vor einem von diesem beauftragten Richter den Diensteid zu leisten. Bor der Erfüllung dieser Verpflichtung soll') er keine Amtshandlungen vornehmen. Der Notar hat seine bei Amtshandlungen anzu­ wendende Unterschrift dem Landgerichtspräsidenten einzureichen?)

') „Soll", f. Art. 33 Anm. 1. a) Wegenetwatger^egalisation; vgl hierzuAG. z.GBG. $ 43 (Anlage V). Lebendeschäftiguu-e«. Art. 82. Der Notar bedarf zur Uebernahme eines unbesoldeten Amtes in der Gemeindeverwaltung

oder der Gemeindevertretung nicht der Genehmigung seiner Aufsichtsbehörde. Das Gleiche gilt von der Uebernahme der Mit­ gliedschaft in dem Vorstand oder in dem Aufsichts­ rath einer Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitig­ keit oder einer eingetragenen Genossenschaft') oder

278

Preuß. G. über die srw. Gerichtsbarkeit,

in dem Aufsichtsrath einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung?) ’) FürAktiengefellschaften,Kommanditgesellschaft>eu nuf Aktien und Bergwerksgeiellschaften s. G. v 10. WI 7 t sGS. 244) § 4. 2) Aber nicht für die Übernahme einer Stell.e als Geschäftsführer bei einer Gesellschaft m. b. -V. Sereltwilllgkeltspflicht.

Armenrtd)f.

Art. S3. Der Notar darf seine Dienste nicht ohne triftigen Gruitd verrveigern?) Nimmt er einen Auf­ trag nicht an, so ist er verpflichtet, die Ablehnung dem Auftraggeber unverzüglich anzuzeigen?) Hat Jemand nach §. 14 des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit oder nach Artikel 1 Satz 1 dieses Gesetzes Anspruch auf Bewilligung des Armenrechts, so hat ihm der Notar seine Dienste gebührenfrei') zu gewähren. ’) Gegen die Ablehnung ist nur Beschwerde im Aus sichtswcge (Art. 91) zulässig. -) Dgl. BGB. 88 663, 675. 3) Aber nicht frei von Auslagen. (Streitig.)

^nsschließvvg Gerichtssprache. Art. M. Arif Amtshandlungen des Notars, die nicht die Beurkundung eines Rechtsgeschäfts zunr Gegenstände hadert, finden die Vorschriften, die in den 88- 6 bis 9!) des Reichsgesetzes über die An­ gelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit in Bezug auf die Ausschließung des Richters, in Bezug auf seine Befugniß sich wegen Befangenheit der Aus-

Sechster Abschu. Amtsstellung d. Notare. Art. 83-86. 279 Übung seines Amtes zu enthalten, sowie in Bezug auf die Gerichtssprache und die Dolmetscher getroffen sind, entsprechende Anwendung. ') Siehe oben S. 36 ff. Vgl. hierzu FGG. § 183 Anm 2. Für Rechtsgeschäfte gelten FGG. §§ 170 ff.

Art. 85. In einer Sache, in der mehrere Per­ sonen betheiligt sind, soll') der Notar, der in dieser Sache für einen der Betheiligten als Prozeßbevollmächtigter thätig ist oder gewesen ist, keine Amts­ handlungen^) vornehmen, wenn einer der Betheiligten widerspricht. Der Notar soll den Betheiligten von einem solchen Widerspruchsgrund unverzüglich Mit­ theilung machen; der Widerspruch ist nur zulässig, wenn er unverzüglich nach der Mittheilung erfolgt. 1) „Soll-, s. Art. 33 Anm. 1. 2) Beurkundung von Rechtsgeschäften Handlungen.

oder andere

Seetdigvng des Dolmetschers.

Art. 86. Wird bei einer Amtshandlung des Notars') die Beeidigung eines Dolmetschers er­ forderlich,2) so erfolgt sie3) durch das Amtsgericht,«) in dessen Bezirke der Notar seinen Amtssitz3) hat oder die Thätigkeit des Dolmetschers stattfinden soll.3) In dringenden Fällen kann die Beeidigung auch durch den Notar erfolgen; die Beeidigung ist nicht deshalb unwirksam, weil der Fall nicht dringlich war. ') Art. 85 Anm. 2. 2) Bgl. FGG. §3 178, 179, BGB. § 2244, ferner Art. 84 mit F(Y(U. § 8 u. GVG. § 191 (Anlage I). 3) Vgl. FGG 8 179 Anm. 5 u. GVG. 8 191 (Anl. 1-.

280

Preuß. G. über die frw. Gerichtsbarkeit.

♦) Ausgenommen bei notarieller Nachlatzteilungl; hier vereidet der Notar, vgl. Art. 23 Anm. 1. 5) Amtssitz f. Art. 79. Beide (Berichte stehen zur Auswahl. Skgrimig und Sntfiegelnng.

Art. 87. Die Notare sind zuständig, Siegelungen und Entsiegelungen im Auftrage des Gerichts oder des Konkursverwalters') vorzunehmen. l) BGB. § 1960, Konkursordnung §8 122, 124. — Vgl. hierzu Art. 128.

Sonstige Geschäfte.

Art. 8h. Die Vorschriften, nach denen die Notare noch zu anderen als den in diesem und in dem zweiten und vierten Abschnitte bezeichneten Geschäften zuständig sind,') bleiben unberührt. ') BGB. 8 2356 (eidesstattliche Versicherung dehufs Erbeslcgitimation). -- GBO. § 15, FGG. §§ 71, 100, 129, 159, 161 (Antragstellung in Grundbuch- und Ne gistersachen). — GBO. 8 61 (Bildung von Teilhypotheken triefen). — ReichöschuldbuchG. v. 31. V. 91 und Pr StaatöschuldbuchG. v. 20. VII. 83 § 4 Nr. 4, 8 7 Abs. 1. — Pr. WastergenosienschaftSG. o. 1. IV. 79 88 22, 24 Abf. 5. GewahrLber nähme

Art. 89. Der Notar soll in Ansehung von Ge­ schäften, die er beurkundet, keine Gewährleistung übernehmen. Notare, die ihren Amtssitz in Ostfriesland und Harlingcrland sowie im Regierungsbezirk Osnabrück

Sechster «bschn. Amtsstellung d. Notare. Art. 87—92. 281 haben, dürfen Grund

oder

die Gewähr für die von ihnen auf

einer Versteigerung

Pachtgelder

handelt,

Gegenstände

zu

die

erhebenden Kauf­

falls

übernehmen,

in

sich

es

sich

um

diesen Landes­

theilen befinden. -rrschVie-enheitrpsttcht. Art. 90.

Der Notar hat, soweit nicht das Gesetz

ein Anderes bestimmt, über die Verhandlungen, bei denen er mitgewirkt hat, Verschwiegenheit zu beob­ achten, es sei denn, daß die an der Sache Betheiligten

ihn von dieser Verpflichtung entbinden.') ') Über das Zeugnisverweigerungsrecht des Notars s RG. 10 Xn. 02 (53 168) u. 15. X. 04 (59 85). Aufftchtsrecht.

Art. 91.

Das Recht der Aufsicht steht zu:

1. dem Justizminister hinsichtlich aller Notare;

2. dem Präsidenten des Oberlandesgerichts hin­ sichtlich

der Notare

des Oberlandesgerichts­

bezirkes ;

3. dem Präsidenten des Landgerichts hinsichtlich

der Notare, welche

ihren Amtssitz

in

dem

Landgerichtsbezirke haben. Art. 92.

Die Notare sind verpflichtet, den Be­

amten, welchen das Recht der Aufsicht zusteht, so­

wie den von diesen beauftragten richterlichen Be­ amten

auf Verlangen

zur Einsicht vorzulegen.

die Urkunden

und Register

282

Preuß. G. über die frto. Genchtsbarkeit.

Visfipllsarverfahrea vvd Strafen. Art. 93. Die Vorschriften des § 21 des Gesetzes, betreffend die Abänderung von Bestimmungen der Disziplinargesetze vom 9. April 1879 (Geseh-Samml. S. 345) werden auf den ganzen Umfang der Monarchie ausgedehnt. Die Vorschriften des §. 13 des Gesetzes, betreffend die Dienstvergehen der Richter k , vom 7. Mal 1851 (Geseh-Samml. S. 218) und der 23, 24 des Ge­ setzes, betreffend die Abänderung von Bestimmungen der Disziplinargesetze, finden bei der Aufsicht über die Notare entsprechende Anwendung.') ’) Die zitierten Vorschriften und nur im Zusammen hange mit der gesamten DiszipUnargeseygebung verständlich und werden deshalb hier nicht abgcdruckt.

Art. 94. Die Strafen, auf die das Disziplinar­ gericht zu erkennen befugt ist, sind: 1. Warnung; 2. Verweis; 3. Geldstrafe bis zu dreitausend Mark, uUei» oder in Verbindung mit einem Verweise; 4. Verlust des Amtes oder Dienstentlassung: auf den Verlust des Amtes ist zu erkennen, wenn das Gericht den Verurtheilten nicht für un­ würdig erachtet, an einem anderen Orte wiederangestellt zu werden. Lotariatrregißer. Art. 95. Der Notar hat ein Register zu führen,') in welches die aufgenommenen Verhandlunger, die

Sechst er Abschn. Amisstellung d. Notare. Art. 93 - 95. 283 angefertigten und beglaubigten Entwürfe ’) und die Beglaubigungen von Unterschriften oder Hand­ zeichen 3) sowie die sonstigen Zeugnisse mit Aus­ nahme der Beglaubigung von Abschriften in un­ unterbrochener Reihenfolge unter fortlaufenden Nummernd einzutragen sind. Das Register ist mit fortlaufenden Seitenzahlen zu versehen und die Zahl der Seiten von dem Amtsgericht, in dessen Bezirke der Notar seinen Amtssitz hat?) zu beglaubigen. Die Eintragungen sollen«) in verschiedenen Spalten den Tag der Ausstellung und den Gegenstand der Urkunde sowie eine Bezeichnung der Betheiligten enthalten. Auf der Urschrift 7) jeder Urkunde, sowie auf jeder Ausfertigung oder Abschrift soll der Notar die Nummer angeben, unter der die Urschrift im Register eingetragen ist. Die Vorschriften des Abs. 1 finden auf Wechsel­ proteste keine Anwendung.«) ') Hierzu Allg. Vers. v. 21. XII. 99 (JMBl. 834) 8 2 31t I u. II mit Formular I. a) Art. 60 Abs. 2. 3) FGG. § 183. 4) Jedes Jahr neu mit Nr. 1 beginnend; vgl. das Formular in Anm. 1. *) Art. 79. Beim Amtsgericht Berlin I (künftig Berlin-Mitte) vom Amtsgerichtspräsidenten. Allg Vers, v. 21. Xll 99 8 2. «) „Sollen ", vgl. Art 33 Anm. 1. 7) Gleichviel wo die Urschrift bleibt; vgl. Art. 42, 44, 54 Satz 2, 61. «) Für diese besteht ein besonderes Wechselprotest­ register; vgl. WO- Art. 90 u. Allg. Werf. v. 21. XII. 99 8 2 zu III.

284

Preuß. G. über die frw. Gerichtsbarkeit.

Ver»ahrun-rd»ch. Art. 96. Die Notare haben nach Maßgabe der Anordnungen des Justizministers ein besonderes Berwahrungsbuch über die bei ihnen eingehenden fremden Gelder, geldwerthen Papiere und Kostbar­ keiten zu führen.') ') Hierzu die Allg. Berf. v. 21. XJ1 99 § 2 zu I u. IV mit Formular 2.

Tlktruvervahruo- bei Verhivderuug. Art. 97. Für die Zeit, während welcher ein Notar beurlaubt oder durch Krankheit oder sonst verhindert ist, seine Geschäfte wahrzunehmen, kann er') die sein Amt betreffenden Akten (Urschriften, Register rc.) einem anderen Notar im Bezirke des­ selben oder eines benachbarten Amtsgerichts in Ver­ wahrung geben. Hiervon hat er dem Amtsgerichte seines Amtssitzes 9 Mittheilung zu machen. Er kann diesem Amtsgericht auch die Verwahrung über­ lassen. ') Fakultativ nach Ermeffen.

2) Art. 79.

Art. 98. Hat ein Notar für die Zeit, während welcher er beurlaubt oder verhindert ist, seine Ge­ schäfte wahrzunehmen, die Verwahrung seiner Akten in der im Artikel 97 bezeichneten Art nicht ver­ anlaßt, so hat, falls ein Antrag auf Ertheilung einer Ausfertigung aus den Akten des Notars oder auf Ertheilung einer Abschrift oder auf Gewährung der Einsicht gestellt wird, das Amtsgericht, in dessen

Sechster Abschn. Amtsstellung d. Notare. Art.96—9V. 285

Bezirke der Notar seinen Amtssitz hat/) die Dienst­ akten^) in Verwahrung zu nehmen, bis der Notar die Geschäfte wieder übernimmt. ') Art. 79. 2) Das sind die in Art 97 genannten Schriften.

Vertret»«- de» Notar». Art. 99. Der Justizminister kann') einem Notar auf dessen Antrag für die Dauer einer Krankheit sowie für die Dauer einer durch erhebliche Gründe gerechtfertigten Abwesenheit oder anderweitigen Ver­ hinderung einen Vertreter bestellen. Zum Vertreter darf nur bestellt werden, wer von dem Notar vor­ geschlagen und zur Uebernahme der Vertretung be­ reit ist. Ist der Notar durch die Krankheit ver­ hindert, den Antrag zu stellen oder einen Vertreter vorzuschlagen, so kann ein nach §. 1910 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs bestellter Pfleger diese Handlungen für ihn vornehmen.

Der Vertreter muß zum Richteramte befähigt sein?) Er hat vor dem Beginne der Vertretung seine bei den Notariatsverhandlungen anzuwendende Unterschrift dem Landgerichtspräsidenten einzu­ reichens und, sofern er nicht schon Preußischer Staatsbeamter ist, vor dem Landgerichtspräsidenten oder einem beauftragten Richter den Diensteid zu leisten. Vor der Erfüllung dieser Verpflichtung soll') er keine Amtshandlungen vornehmen. Ist er schon einmal als Vertreter eines Notars beeidigt

286

Preutz. G über die frw. Gerichtsbarkeit,

worden, so genügt es, wenn er auf den früher ge­ leisteten Eid verwiesen wird. Die Bestellung des Vertreters kann jederzeit widerrufen werden.

') Berf. 2) 3) 4)

Nach Ermessen ohne Verpflichtung. - vierzur Allst. v. 21. XU 99 § 4. GBG. §§ 2-5, AG. z. GBG. $ 1. Vgl. Art. 81 Anm 2. „Soll", vgl. Art 33 Anm. 1.

Art. 100. Ter Anfang sowie die Beendigung der Vertretung ist im Notariatsregister von dem Notar oder dessen Vertreter zu vermerken; die Be­ endigung der Vertretung ist dem Landgerichts­ präsidenten anzu-eigen.

Art. 101. Ter Vertreter versieht das Amt des Vertretenen unter dessen und seiner eigenen Ver­ antwortlichkeit und auf dessen Kosten. Er hat seiner Unterschrift einen ihn als Vertreter kennzeichnenden Zusatz beizufügen und das Dienstsiegel des Ver­ tretenen zu gebrauchen. Der Vertreter soll,') unbeschadet der aus seiner Person sich ergebenden Hinderungsgründe,") auch insoweit keine Amtshandlungen vornehmen, als der von ihm vertretene Notar ausgeschlossen sein würde?) Die Amtshandlungen des Vertreters sind nicht deshalb ungültig, weil die für seine Bestellung nach Artikel 99 Abs. 1 erforderlichen Voraussetzungen zur

Sechst.Abschn. Amtsstellung - Notare Art. 100 —102. 287

Zeit der Bestellung nicht vorhanden waren oder später weggefallen sind?) Der Vertretene soll8) während der Dauer der Bertretung keine Amtshandlungen vornehmen. ') „Soll ", vgl. Art. 33 Anm. 1. 1) FGG. §§ 170—172 und oben Art. 84, 85. -1) Nach den in Anm. 2 zitierten Vorschriften. 4) 8- B. wenn der Notar vor Ablauf des Reise: Urlaubs zurückgekehrt ist. s) „Soll", vgl. Art. 33 Anm. 1.

AKteuverwahruag bet Ausscheiden. Tod, Versetzung. Art. 102. Bei dem Ausscheiden oder dem Tode sowie bei der Versetzung eines Notars in einen anderen Amtsgerichtsbezirk') hat das Amtsgericht, in dessen Bezirke der Notar seinen Amtssitz hatte, die das Amt des Notars betreffenden Papiere (Ur schristen, Register 2c.) in Verwahrung zu nehmen?) Dem Präsidenten des Landgerichts, in dessen Bezirke der Notar seinen Amtssitz hatte, ist hiervon Anzeige zu machen. Bei dem Ausscheiden oder dem Tode eines Notars hat das im Abs. 1 bezeichnete Amtsgericht das Dienstsiegel^ des Notars zum Zwecke der Ver­ nichtung an sich zu nehmen; dasselbe gilt von Dienst­ siegeln, die in Folge einer Versetzung des Notars unbrauchbar geworden sind?) *) Aber nicht bei freiwilligem Wechsel deö Amtssitzes nach Art. 79 Abs. 2 Satz 2; vgl. Art. 79 Anm. b.

288 2) Cöln 3) *) Amt

Preutz. G. über die frw. Gerichtsbarkeit. Eine Übergangsbestimmung für den OLG.Beztrk s. in Art. 143. Auch etwaige Stempel. Weil die Inschrift nach ihrem Inhalt auf das neue nicht patzt.

Desgl. bet vorläufiger Amtoevlhebang Art. 103. Wird ein Notar vom Amte vorläufig enthoben/) so hat der Präsident des Landgerichts zu bestimmen, ob während der Dauer der Enthebung alle Papiere2) an das Amtsgericht abgegeben oder diesem nur das Register3) nebst dem Dienstsiegel ausgeliefert4) und die Urschriften, deren Einsicht­ nahme verlangt oder von denen eine Ausfertigung oder eine Abschrift gefordert wird, behufs der Ge­ währung der Einsicht oder behufs der Ertheilung der Ausfertigung oder der Abschrift vorgelegt werden sollen. *) Dgl. DiSziplinargesetz v. 7. V. 51 88 44 ff. 2) Im Umfang deS Art. 102. 3) Art. 95. 4) Register und Dienstsiegel (einschliehlich der Stempel) müssen in jedem Falle auSgeliefert werden.

Siebenter Abschnitt. Besoudere Gerichte. Mitwirkung der Gemeindebeamten iw Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit.

I. Dorfgerichte. Art. 104-110. 1. Nachlatzfichernng. Art. 104. Im Geltungsbereiche des Allgemeinen Landrechts ist für die im §. 1960 des Bürgerlichen

Siebenter Abschn Besond. Gerichte. Art. 103—105. 289

Gesetzbuchs') vorgesehene Sicherung des Nachlasses außer den Amtsgerichten das Dorfgericht2) zu­ ständig?) in dessen Bezirke das Bedürfniß der Für­ sorge hervortritt/) es sei denn, daß sich am Sitze des Dorfgerichts ein Amtsgericht befindet.

Zum Zwecke der Sicherung kann das Torfgericht insbesondere Siegel anlegen, Geld, Werthpapiere und Kostbarkeiten an sich nehmen und ein Nachlaßverzeichniß aufnehmen. Ein auf Grund dieser Vor­ schrift aufgenommenes Verzeichniß kann nicht nach §. 2004 des Bürgerlichen Gesetzbuchs als Nachlaß­ inventar benutzt werden Zur Bestellung eines Nachlaßpflegers ist das Dorfgericht nicht befugt5) ’) Dgl Art. 107 Anm. 1. 2) Dgl. ALR. II 7 $ 79 und unten Art. 110. 3) Dgl. den Vorbehalt im (LG. z. BGB Art. 147 n. FGG. § 194.

>) Vgl. FGG. 8 16 Ads. 2.

Pr. MG. Art. 1.

8 208. Auf die von Amtswegen zu bewirkenden Zustellungen finden die Vorschriften über die Zu­ stellungen auf Betreiben der Parteien entsprechende Anwendung, soweit nicht aus den nachfolgenden Bestimmungen sich Abweichungen ergeben.

8» 209. Für die Bewirkung der Zustellung hat der Gerichtsschreiber Sorge zu tragen.

8« 210. Die Beglaubigung der bei der Zustellung zu übergebenden Abschrift geschieht durch den Ge­ richtsschreiber. H. 211. Der Gerichtsschreiber hat das zu über­ gebende Schriftstück in einem durch das Gerichts­ siegel verschlossenen, mit der Adresse der Person, an welche zugestellt werden soll, versehenen und mit einer Geschäftsnummer bezeichneten Briefumschlag einem Gerichtsdiener oder der Post zur Zustellung auszuhändigen. Auf den Briefumschlag ist der Ver­ merk zu setzen: Vereinfachte Zustellung.

Zustellungen.

§§ 207—213.

363

Die auf dem Briefumschlag angegebene Geschäfts­ nummer ist in den Akten zu vermerken. Die Vorschrift des §. 194 Abs. 2 findet keine An­ wendung.

212. Die Beurkundung der Zustellung durch den Gerichtsdiener oder den Postboten erfolgt nach den Vorschriften des §. 195 Abs. 2 *) mit der Maß­ gabe, daß eine Abschrift der Zustellungsurkunde nicht zu übergeben, der Tag der Zustellung jedoch auf dem Briefumschläge zu vermerken ist. Die Zustellungsurkunde ist dem Gerichtsschreiber zu überliefern. !) Die Zustellung selbst erfolgt uach 8 1^5 Abs. 1.

213. Ist die Zustellung durch Aufgabe zur Post (§. 175) erfolgt/) so hat der Gerichtsschreiber in den Akten zu vermerken, zu welcher Zeit und unter welcher Adresse die Aufgabe geschehen ist. Der Aufnahme einer Zustellungsurkunde bedarf es nicht. ’) Über die Zustellung durch Aufgabe zur Post vgl. 8 174 Anm 1. Außerdem kann eine solche Zustellung gemäß FGG. 8 16 Abs. 2 von der ^andesjnstizverwallung angeordnet werden.

364

Anlage II.

Auszug auS der ZPO.

Zweites Buch.

Nrrfahrr» i« erster Jostill,. Erster Abschnitt. Verfahre« vor de« Landgerichten.)

') Die — hier abgedruckten — Vorschriften über die Beweisaufnahme gelten auch für das Verfahren vor den Amtsgerichten, soweit nicht „aus der Verfassung der Amtsgerichte sich Abweichungen ergebenZPO. s 41k*).

Siebenter Titel. Aerrgenöeioeis.i) «) Vgl. FEG. 8 15 und Pr. FEG. Art. 1 mit A:uu. 7. Als Zeuge kann vernommen werden, wer nicht zu den „Beteiligten" (FGG. § 6 Anm. 4) gehört.

8- 373. Die Antretung des Zeugenbeweises erfolgt durch die Benennung der Zeugen und die Bezeichnung der-Thatsachen, über welche die Vernehmung der Zeugen stattfinden fofl1)

i) Die 88 373, 374, 379, 391 Abs. 2, 399, 403, 404 Abs. 4 sind mit dem Ossizialverfahren (FEG. 8 12) nicht vereinbar und deshalb bei der FE. nicht anzuwenden 8- 374. Die Vernehmung neuer Zeugen, welche nach Erlassung eines Beweisbeschlusses bezüglich der in demselben bezeichneten streitigen Thatsachen be­ nannt werden, ist auf Antrag zurückzuweisen, wenn durch die Vernehmung die Erledigung des Rechts­ streits verzögert werden würde und das Gericht die Ueberzeugung gewinnt, daß die Partei in der Absicht,

Zeugenbeweis.

§§

373—375.

366

den Prozeß zu verschleppen, oder aus grober Nach­ lässigkeit die Zeugen nicht früher benannt hat.')

1) Dgl. § 373 Anm. 1. 375. Die Aufnahme des Zeugenbeweises kann einem Mitgliede des Prozeßgerichts oder einem anderen Gericht übertragen werden:') 1. wenn zur Ausmittelung der Wahrheit die Vernehmung des Zeugen an Ort und Stelle dienlich erscheint; 2. wenn die Beweisaufnahme vor dem Prozeß­ gericht erheblichen Schwierigkeiten unterliegen würde; 3. wenn der Zeuge verhindert ist, vor dem Prozeßgerichte zu erscheinen; 4. wenn der Zeuge in großer Entfernung von dem Sitze des Prozeßgerichts sich aufhält. Die Landesherren und die Mitglieder der landes­ herrlichen Familien sowie die Mitglieder der Fürst­ lichen Familie Hohenzollern sind durch ein Mitglied des Prozeßgerichts oder durch ein anderes Gericht in ihrer Wohnung zu vernehmen. Tas Gleiche gilt in Ansehung der Mitglieder des vormaligen Han­ noverschen Königshauses, des vormaligen Kurhesstschen und des vormaligen Herzoglich Nassauischen Fürstenhauses?) ') Über die Beeidigung in diesem Falle vgl. § 400 Anm. 1. 2) Auch betreffs der Mitglieder des Herzoglich Hol­ steinischen Fürstenhauses. G. v. 25. III. 04 (RGBl. 149).

366

Anlage II.

Auszug anS der ZPO.

§. 376. Oeffentliche Beamte, auch wenn sie nicht mehr im Dienste sind, dürfen über Umstände, auf welche sich ihre Pflicht zur Amtsverschwiegenheit bezieht, als Zeugen nur mit Genehmigung ihrer vorgesetzten Dienstbehörde oder der ihnen zuletzt vorgesetzt gewesenen Dienstbehörde vernommen werden. Für den Reichskanzler bedarf es der Ge­ nehmigung des Kaisers, für die Minister der Ge­ nehmigung des Landesherrn, für die Mitglieder der Senate der freien Hansestädte der Genehmigung des' Senats. Die Genehmigung darf nur versagt werden, wenn die Ablegung des Zeugnisses dem Wohle des Reichs oder eines Bundesstaates Nachtheil bereiten würde. Die Genehmigung ist durch das Prozeßgericht') einzuholen und dem Zeugen bekannt zu machen. ') Bei der durch das mit der Angelegenheit be­ faßte Gericht (im Gegensatze namentlich zum ersuchten Gericht).

§. 377. Die Ladung der Zeugen ist von dem Gerichtsschreiber unter Bezugnahme auf den Be­ weisbeschluß') auszufertigen und von Amtswegen zuzustellen. Die Ladung muß enthalten: 1. die Bezeichnung der Parteien;-) 2. den Gegenstand der Vernehmung; 3. die Anweisung, zur Ablegung des Zeugnisses bei Vermeidung der durch das Gesetz an-

Zeugenbeweis.

Kß 376 - 380.

367

gedrohten Strafen in dem nach Zeit und Ort zu bezeichnenden Termine zu erscheinen. ’) Falls ein solcher erlassen ist, sonst unter Bezug­ nahme ans die richterliche Anordnung. 2) Hier: die Bezeichnung der Angelegenheit.

§. 378. Die Ladung einer dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörenden Person des Soldatenstandes als Zeuge erfolgt durch Ersuchen der Militärbehörde.

8- 379. Das Gericht kann die Ladung davon abhängig machen, daß der Beweisführer einen Vor­ schuß zur Deckung der Staatskasse wegen der durch die Vernehmung des Zeugen erwachsenden Aus­ lagen hinterlegt. Erfolgt die Hinterlegung nicht binnen der be­ stimmten Frist, so unterbleibt die Ladung, wenn die Hinterlegung nicht so zeitig nachgeholt wird, daß die Vernehmung ohne Verzögerung des Verfahrens erfolgen kann.') ') Vgl. $ 373 Anm. 1.

8- 380.') Ein ordnungsmäßig geladener Zeuge, welcher nicht erscheint, ist, ohne daß es eines An­ trags bedarf, in die durch das Ausbleiben ver­ ursachten Kosten sowie zu einer Geldstrafe bis zu dreihundert Mark und für den Fall, daß diese nicht beigetrieben werden kann, zur Strafe der Hast bis zu sechs Wochen zu verurtheilen.

368

Anlage II.

Auszug aus der ZPO.

Im Falle wiederholten Ausbleibens ist die Strafe noch einmal zu erkennen, auch kann die zwangsweise Vorführung des Zeugen angeordnet werden. Gegen diese Beschlüsse findet die Beschwerde statt?) Die Festsetzung und die Vollstreckung der Strafe gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Militärperson erfolgt auf Er­ suchen durch das Militärgericht, die Vorführung einer solchen Person durch Ersuchen der Militär­ behörde i) Die 88 380 u. 390 behandeln den Zeugniszwang. Dieser darf bei der FG. nur angewendet werden, wenn die Feststellung der durch das Zeugnis zu ermittelnden Tatsachen gesetzlich zu den Aufgaben deS betreffenden Ver­ fahrens gehört, wie z. B. bei der Feststellung derjenigen Tatsachen, von denen die Einleitung einer Vormundschaft oder die Auswahl des Vormundes abhängt, nicht aber zum Behufe bloßer Vorbereitung oder Vermeidung von Prozeffen, also z. B. nicht um die ausstehenden Forde­ rungen eines Mündels festzustellen, nm den außerehelichen Vater eineS Mündels zu ermitteln und dergl. Bei folchen rein privatrcchtlichcn Ansprüchen hat der Mündel keine andere Stellung als jeder Privatmann bei der Vor^ bereitung seiner Prozesse; vgl. KG. 8 VII. 01 (22 A 205),OLG. Cassel 25. II. 01 (OLGRspr. 2 392) u. 10.X.04 (ZBlFG. 5 630). Ein Ersuchen des BormundschastSgertchts um Vernehmung im Wege der Rechtshilfe muß klar stellen, nach welcher dieser Richtungen eS zielt; sonst ist eS abzulehnen, vgl. die beiden letzten Entscheidungen. ») Nach 88 19 ff. des FGG. bezw. Art. 4 ff. des Pr. FGG.; vgl. Einl. S. 12.

Zeugenbeweis

381, 382.

369

tz 381. Die Verurteilung in Strafe und Kosten sowie die Anordnung der zwangsweisen Vorführung unterbleiben, wenn das Ausbleiben des Zeugen genügend entschuldigt ist. Erfolgt nachträglich ge­ nügende Entschuldigung, so werden die gegen den Zeugen getroffenen Anordnungen wieder aufgehoben. Die Anzeigen und Gesuche des Zeugen können schriftlich oder zum Protokolle des Gerichtsschreibers oder mündlich in dem zur Vernehmung bestimmten neuen Termine angebracht werden.

§. 3*2. Ter Reichskanzler, die Minister eines Bundesstaates, die Mitglieder der Senate der freien Hansestädte, die Vorstände der obersten Reichs­ behörden und die Vorstände der Ministerien sind an ihrem Amtssitze oder, wenn sie sich außerhalb desselben aufhalten, an ihrem Aufenthaltsorte zu vernehmen. Die Mitglieder des Bundcsraths sind während ihres Aufenthalts am Sitze des Bundesraths an diesem Sitze, die Mitglieder einer deutschen gesetz­ gebenden Versammlung während der Sitzungsperiode und ihres Aufenthalts am Orte der Versammlung an diesem Orte zu vernehmen. Zu einer Abweichung von den vorstehenden Be­ stimmungen bedarf es:

in Betreff des Reichskanzlers der Genehmigung des Kaisers, in Betreff der Minister und der Mitglieder des Zastrow, Frei». HerichtSbarkeit. 4. Aust. 24

370

Anlage II.

AuSzug aus der ZPO.

Bundesraths der Genehmigung des Landes­ herrn, in Betreff der Mitglieder der Senate der freien Hansestädte der Genehmigung des Senats, in Betreff der übrigen vorbezeichneten Beamten der Genehmigung ihres unmittelbaren Vor­ gesetzten, in Betreff der Mitglieder einer gesetzgebenden Versammlung der Genehmigung der letzteren.

tz. 383. Zur Verweigerung des Zeugnisses sind berechtigt: 1. der Verlobte einer Partei;') 2. der Ehegatte einer Partei, auch wenn die Ehe nicht mehr besteht; 3. diejenigen, welche mit einer Partei in gerader Linie verwandt, verschwägert oder durch Adoption verbunden, oder in der Seitenlinie bis zum dritten Grade verwandt oder bis zum zweiten Grade verschwägert sind,-) auch wenn die Ehe, durch welche die Schwager­ schaft begründet ist, nicht mehr besteht; 4. Geistliche in Ansehung desjenigen, was ihnen bei der Ausübung der Seelsorge anvertraut ist; 5. Personen, welchen kraft ihres Amtes, Standes oder Gewerbes Thatsachen anvertraut sind, deren Geheimhaltung durch die Natur der­ selben oder durch gesetzliche Vorschrift geboten ist, in Betreff der Thatsachen, auf welche die Verpflichtung zur Verschwiegenheit sich bezieht.

Zeugenbeweis.

383, 384.

371

Die unter Nr. 1—3 bezeichneten Personen sind vor der Vernehmung über ihr Recht zur Ver­ weigerung des Zeugnisses zu belehren. Die Vernehmung der Nr. 4, 5 bezeichneten Per­ sonen ist, auch wenn das Zeugniß nicht verweigert wird, auf Thatsachen nicht zu richten, in Ansehung welcher erhellt, daß ohne Verletzung der Verpflich­ tung zur Verschwiegenheit ein Zeugniß nicht ab­ gelegt werden kann. l) An die Stelle der Partei tritt hier der „Beteiligte". Über den Begriff vgl. FGG. $ 6 Anm. 4. ») BGB 1589, 1590; vgl FGG. S 57 Anm. 3.

tz. 3M. Das Zeugniß kann verweigert werden: 1. über Fragen, deren Beantwortung dem Zeugen oder einer Person, zu welcher derselbe in einem der in §. 383 Nr. 1—3 bezeichneten Ver­ hältnisse steht, einen unmittelbaren vermögens­ rechtlichen Schaden verursachen würde; 2. über Fragen, deren Beantwortung dem Zeugen oder einem der im §. 383 Nr. 1—3 bezeichneten Angehörigen desselben zur Unehre gereichen oder die Gefahr strafgerichtlicher Verfolgung zuziehen würde; 3. über Fragen, welche der Zeuge nicht würde beantworten können, ohne ein Kunst- oder Ververbegeheimniß zu offenbaren. ’) Wird der Heugniszwang mißbräuchlich in einem Falle angeiücnbct, in welchem die beabsichtigte Er­ mittelung nicht zum ^eschäftökre:s der §G. gehört (vgl. 24 '•

372

Anlage II.

Auszug aus der ZPO.

§ 380 2Imn. 1) so findet zwar eine Zeugnisverwcigerung auf Grund deö 384 nickt statt. Dem Zeugen steht aber gegen seine Ladung die Beschwerde auf Grund des 8 20 FGG. zu; vgl. Eint. S. 13 4; s. aber dagegen KG. 8. VII. 01 (22 A 205).

8- 3S5. Zn den Fällen des §. 383 Nr. 1—3 und des 8- 384 Nr. 1 darf der Zeuge das Zeugniß nicht verweigern: 1. über die Errichtung und den Inhalt eines Rechtsgeschäfts, bei dessen Errichtung er als Zeuge zugezogen war; 2. über Geburten, Verheirathungen oder Sterbe­ fälle von Familiengliedern; 3. über Thatsachen, welche die durch das Familienverhältniß bedingten Vermögensange­ legenheiten betreffen; 4. über diejenigen auf das streitige Rechtsver­ hältniß sich beziehenden Handlungen, welche von ihm selbst als Rechtsvorgänger oder Vertreter einer Partei vorgenommen sein sollen. Die im §. 383 Nr. 4, 5 bezeichneten Personen dürfen das Zeugniß nicht verweigern, wenn sie von der Verpflichtung zur Verschwiegenheit ent­ bunden sind.

ß. 386. Der Zeuge, welcher das Zeugniß ver­ weigert, hat vor dem zu seiner Vernehmung be­ stimmten Tennine schriftlich oder zum Protokolle des Gerichtsschreibers oder in diesem Termine die

AeugenbeweiS.

g# 385—387.

373

Thatsachen, auf welche er die Steigerung gründet, anzugeben und glaubhaft zu machen.')

Zur Glaubhaftmachung genügt in den Fallen des §. 383 Nr. 4, 5 die mit Berufung auf einen geleisteten Diensteid abgegebene Versicherung.

Hat der Zeuge seine Steigerung schriftlich oder zum Protokolle des Gerichtsschreibers erklärt, so ist er nicht verpflichtet, in dem zu seiner Vernehmung bestimmten Termine zu erscheinen. Von dem Eingänge einer Erklärung des Zeugen oder von der Aufnahme einer solchen zum Proto­ kolle hat der Gerichtsschreiber die Parteien2) zu be­ nachrichtigen ') Glaubhaftmachung s. FGG. $ 15 Atn. 2. 2) Hier die beteiligten, soweit sie im Derfahren zuznziehen sind; vgl. hierzu $ 397 Anin. 1.

8- 387. Ueber die Rechtmäßigkeit der Weige­ rung wird von dem Prozeßgerichte'' nach Anhörung der Parteien2- entschieden. Der Zeuge ist nicht verpflichtet, sich durch einen Anwalt vertreten zu lassen. Gegen das Zwischenurteil') findet sofortige Be­ schwerde^) statt. ') S 376 Anm. 1. 2) Vgl. 8 383 Amn. 1. Eine Anhörung der Be­ teiligten ist bei der fto). nur erforderlich, wenn es sich um eine Vernehmung ans Antrag handelt. War die Vernehmung lediglich von Amtswegen beschloffen (FGG. § 12\ so handelt es sich um einen Streit^zwischen

374

Anlage II.

Auszug auS der ZPO.

bcni Gericht und dem Zeugen, bei welchem eine An­ hörung der Beteiligten nicht obligatorisch ist. Hier er­ geht eine Entscheidung überhaupt nur dann, wenn das Gericht die Weigerung für unrechtmäßig hält. Im ent­ gegengesetzten Falle verzichtet das Gericht kurzer Hand auf die Vernehmung. 3) Bei der FG. ergeht die Entscheidung in Form der Verfügung Eine mündliche Verhandlung im Sinne der ZPO. findet nicht statt. Die Entscheidung kaun im Termin verkündet oder schriftlich erlassen werdet!. (FGG. 5 IG.) 4) Nach $ 22 des FGG, nicht nach der ZPO. (s. Einl. S. 12). Die Legitimation zur Beschwerde richtet sich nach dem FGG.; vgl. insbesondere §§ 20, 57 ff., 82, 12G. Wer danach zur Beschwerde gegen die Ent­ scheidung über die Hauptsache berechtigt sein würde, kann auch gegen die Entscheidung über die Zeugnisverweige­ rung Beschwerde einlegen, wenn durch die Weigerung eine seine Rechte beeinträchtigende Entscheidung in der Hauptsache ergehen könnte.

8- 388. Hat der Zeuge seine Weigerung schrift­ lich oder zum Protokolle des Gerichtsschreibers er­ klärt und ist er in dem Termine nicht erschienen, so hat auf Grund seiner Erklärungen ein Mitglied des Prozeßgerichts Bericht zu erstatten.') § 388 ist nicht anwendbar; vgl. 8 387 Anm. 3.

§. 389. Erfolgt die Weigerung vor einem be­ auftragten oder ersuchten Richter, so sind die Er­ klärungen des Zeugen, wenn sie nicht schriftlich oder zum Protokolle des Gerichtsschreibers abgegeben sind, nebst den Erklärungen der Parteien in das Protokoll aufzunehmen.

Zeugenbeweis.

§§ 388—390.

375

Zur mündlichen Verhandlung vor dem Prozeß­ gerichte werden der Zeuge und die Parteien von Amtswegen geladen.') Auf Grund der von dem Zeugen und den Par­ teien abgegebenen Erklärungen hat ein Mitglied des Prozeßgerichts Bericht zu erstatten. Nach dem Vortrage des Berichterstatters können der Zeuge und die Parteien zur Begründung ihrer Anträge das Wort nehmen; neue Thatsachen oder Beweis­ mittel dürfen nicht geltend gemacht werden?) h Abs 2 und 3 sind nicht anwendbar. Die Ent­ scheidung erfolgt auf Grund des Protokolls des beauf­ tragten oder ersuchten Richters; vgl. § 387 Anm. 3. Soweit die Beteiligten zu hören sind (8 387 Anm. 2), unterliegt die Form der Anhörung richterlichem Ermessen 2) Vgl. Anm 1. Auch der letzte 2iU< erscheint mit Rücksicht auf das Offizialprinzip ^FGG. S 12) nicht anwendbar.

8. 390. Wird das Zeugniß oder die Eides­ leistung ohne Angabe eines Grundes oder, nachdem der vorgeschützte Grltnd rechtskräftig für unerheblich erklärt ist, verweigert, so ist der Zeuge, ohne daß es eines Antrags bedarf, in die durch die Weigerung verursachten Kosten sowie zu einer Geldstrafe bis zu dreihundert Mark und für den Fall, daß diese nicht beigetrieben werden samt, zur Strafe der Haft bis zu sechs Wochen zu verurtheilen. Im Falle wiederholter Weigerung ist auf An­ trag') zur Erzwingung des Zeugnisses die Haft

376

Anlage II.

Auszug aus der ZPO.

anzuordnen, jedoch nicht über den Zeitpunkt der Beendigung des Prozesses in der Instanz hinaus?) Die Vorschriften über die Hast im Zwangsvollstreckungsverfahren 3) finden entsprechende Anwcn düng. Gegen diese Beschlüsse findet die Beschwerde statt?) Die Festsetzung und die Vollstreckung der Strafe gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Militärperson erfolgt auf Er­ suchen durch das Militärgericht. ’) Hier: von Amtowegen; FGG. § 12. 2) Das heisst: sobald diejenige Entscheidung, zu deren Behufe der Zeuge vernommen werden soll, in der In­ stanz erlasse« ist, findet kein Zwang gegen den Zeugen mehr statt. 3) §§ 904 ft. (L unten L. 397). § 911, der die Verpflichtung des (Gläubigers zur Vorauszahlung der Verpflegungskosten betrifft, findet keine Anwendung; s. Anm. 1. 4) Vgl. 8 380 Anm. 2.

8. 391. Jeder Zeuge ist einzeln und vor seiner Vernehmung zu beeidigen; die Beeidigung kann jedoch aus besonderen Gründen, namentlich wenn Bedenken gegen ihre Zulässigkeit obwalten, bis nach Abschluß der Vernehmung ausgesetzt werden?) Die Parteien können auf die Beeidigung ver­ zichten?) des

*) Bei der FG. steht die Beeidigung im Ermessen Gerichts (FGG. 8 15). Mithin kann von der

Zeugenbeweis,

gg 391- 393.

377

Vorbeeidigimg auch ohne besondere CWinbe abgesehen werden. 2) Abs. 2 ist nicht anwendbar; vgl. § 373 Anm. 1.

H. 392. Der vor der Vernehmung zu leistende Eid lautet: daß Zeuge nach bestem Wissen die reine Wahrheit sagen, nichts verschweigen und nichts hinzusetzen werde; der nach der Vernehmung zu leistende Eid lautet: daß Zeuge nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt, nichts verschwiegen und nichts hinzugesetzt habe. g. 393.

Unbeeidigt sind zu vernehmen:

I. Personen, welche zur Zeit der Vernehmung das sechzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet, oder wegen mangelnder Verstandesreife oder wegen Verstandesschwäche von dem Wesen und der Bedeutung des Eides keine genügende Vorstellung haben; 2 Personen, welche nach den Bestimmungen der Strafgesetze') unfähig sind, als Zeugen eidlich vernommen zu werden; 3. die nach §. 383 Nr. 1—3 und §. 384 Nr. 1, 2 zur Verweigerung des Zeugnisses berech­ tigten Personen, sofern sie von diesem Rechte keinen Gebrauch machen, die im §. 384 Nr. 1, 2 bezeichneten Personen jedoch nur dann, wenn sie lediglich über solche Thatsachen vor-

378

Anlage II.

Auszug auS der ZPO.

geschlagen sind?) auf welche sich das Recht zur Verweigerung des Zeugnisses bezieht; 4. Personen, welche bei dem Ausgange des Rechtsstreits3) unmittelbar betheiligt sind. Das Prozeßgericht kann die nachträgliche Be­ eidigung der unter den beiden letzten Nummern be­ zeichneten Personen anordnen. ') StGB. £ 161. 2) Oder nach der Absicht des Gerichts (FGG. § 12) vernommen werden sollen. 3) Hier. der Angelegenheit, um die es sich handelt.

tz. 294. Jeder Zeuge ist einzeln und in Ab­ wesenheit der später abzuhörenden Zeugen zu ver­ nehmen. Zeugen, deren Aussagen sich widersprechen, können einander gegenübergestellt werden.

§. 395. Die Vernehmung beginnt damit, daß der Zeuge über Vornamen und Zunamen, Alter, Religionsbekenntniß, Stand oder Gewerbe und Wohnort befragt wird. Erforderlichenfalls sind ihm Fragen über solche Umstände, welche seine Glaubwürdigkeit in der vorliegenden Sache betreffen, insbesondere über seine Beziehungen zu den Parteien 9 vorzulegen. ’) Hier: den Beteiligten- 8 383 Anm. 1.

g. 396. Der Zeuge ist zu veranlassen, das­ jenige, was ihm von dem Gegenstände seiner Vernehmlmg bekannt ist, im Zusammenhänge anzugeben.

Zeugenbeweis,

tzß 394—397.

379

Zur Aufklärung und zur Vervollständigung der Aussage, sowie zur Erforschung des Grundes, auf welchem die Wissenschaft des Zeugen beruht, sind nüthigenfaüs weitere Fragen zu stellen. Der Vorsitzende hat jedem Mitglieds des Gerichts auf Verlangen zu gestatten, Fragen zu stellen

8. 397. Die Parteien') sind berechtigt, dem Zeugen diejenigen Fragen vorlegen zu lasten, welche sie zur Aufklärung der Sache oder der Verhältnisse des Zeugen für dienlich erachten. Der Vorsitzende kann den Parteien gestatten, und hat ihren Anwälten auf Verlangen zu gestatten, an den Zeugen unmittelbar Fragen zu richten. Zweifel über die Zulässigkeit einer Frage ent­ scheidet das Gericht. ’) Hier die Beteiligten- § 383 Anm. 1. Der Satz des 8 357 der ZPO. („Den Parteien ist gestattet, der Be­ weisaufnahme beizuwohnen.") gilt danach auch bei der FG. Die Beteiligten mühen deshalb zu den Beweis­ terminen geladen werden, auch wenn ihre Anhörung sonst nicht vorgeschrieben ist. A M. KG. 12. X 03 (RIA. 4 1, KGI. 26 A 175), welches den 8 397 bei der FG. überhaupt ausschalten roill, weil er mit dem Offizial­ prinzip des § 12 in Widerspruch stehe. Aber es gibt auch im Zivilprozeh Beweisaufnahmen, die dem Offizial­ prinzip unterworfen find (ZPO. 88 622, 641, 653 u a.), ohne dav deshalb § 397 unanwendbar würde. Inwie­ weit indessen bei blohen Vorermittelungen ein Beteiligter bereits als vorhanden anzusehen ist, bestimmt sich nach den Umständen deö Falles und nach dem Zweck der be­ treffenden Ermittelung.

380

Anlage II.

Auszug auS der ZPO.

§. 398. Das Prozeßgericht kann nach seinem Ermessen die wiederholte Vernehmung eines Zeugen anordnen. Hat ein beauftragter oder ersuchter Richter bei der Vernehmung die Stellung der von einer Partei angeregten Frage verweigert, so kann das Prozeß­ gericht die nachträgliche Vernehmung des Zeugen über diese Frage anordnen. Bei der wiederholten oder der nachträglichen Vernehmung kann der Richter statt der nochmaligen Beeidigung den Zeugen die Richtigkeit seiner Aus­ sage unter Berufung auf den früher geleisteten Eid versichern lassen.

K. 399.l) Die Partei kann auf einen Zeugen, welchen sie vorgeschlagen hat, verzichten, der Gegner kann aber verlangen, daß der erschienene Zeuge vernommen und, wenn die Vernehmung bereits be­ gonnen hat, daß dieselbe fortgesetzt werde. ') Nicht anwendbar; vgl. S 373 Anm. 1. 400. Der mit der Beweisaufnahme betraute Richter ist ermächtigt, im Falle des Nichterscheinens oder der Zeugnißverweigerung die gesetzlichen Ver­ fügungen zu treffen, auch dieselben, soweit dieses überhaupt zulässig ist, selbst nach Erledigung des Auftrags wieder aufzuheben, über die Zulässigkeit einer dem Zeugen vorgelegten Frage vorläufig zu entscheiden und die nochmalige Vernehmung eines Zeugen vorzunehmen.')

Beweis durch Sachverständige. §§ 398-404. 381 ') Die Entschliehung über die Beeidigung (FGG. § 15 Satz 2) steht dem ersuchten Richter nicht zu. Geht das Ersuchen nicht auf Beeidigung, so muh er diese bcnt er­ suchenden Gericht vorbehalten. Dasselbe gilt für den beauftragten Richter (auch beim Familienrat).

§. 401. Jeder Zeuge hat nach Maßgabe der Gebührenordnung ') auf Entschädigung für Zeitversäumniß und, wenn sein Erscheinen eine Reise erforderlich macht, auf Erstattung der Kosten An­ spruch, welche durch die Reise und den Aufenthalt am Orte der Vernehmung verursacht werden. ') Die GedO. für Zeugen und Sachverständige (Fassung v. 20. V. 98, RGBl. 689) findet danach auch bei der FG. Anwendung. (Streitig.)

Achter Titel.

Ueiveis durch Sachverständige.'/ ') Bgl. Anm. 1 zu Tit. 7 (oben S. 364).

§♦ 402. Auf den Beweis^durch Sachverständige finden die Vorschriften über den Beweis durch Zeugen entsprechende Anwendung, insoweit nicht in den nachfolgenden Paragraphen abweichende Be­ stimmungen enthalten sind.

8» 403. Die Antretung des Beweises erfolgt durch die Bezeichnung der zu begutachtenden Punkte.') l) Vgl. § 373 Anm. 1.

8* 404. Die Auswahl der zuzuziehendetl Sach­ verständigen und die Bestimmung ihrer Anzahl er-

382

Anlage II.

Auszug aus der ZPO.

folgt durch das Prozeßgericht. Dasselbe kann sich auf die Ernennung eines einzigen Sachverständigen beschränken. Es kann an Stelle der zuerst ernannten Sachverständigen andere ernennen. Sind für gewisse Arten von Gutachten Sach­ verständige öffentlich bestellt, so sollen andere Per­ sonen nur dann gewählt werden, wenn besondere Umstände es erfordern. Das Gericht kann die Parteien') auffordern, Personen zu bezeichnen, welche geeignet sind, als Sachverständige vernommen zu werden?) Einigen sich die Parteien über bestimmte Per­ sonen als Sachverständige, so hat das Gericht dieser Einigung Folge zu geben; das Gericht kann jedoch die Wahl der Parteien auf eine bestimmte Anzahl beschränkend l) Hier: die Beteiligten; 8 383 Anm. 1 a) Die Nichtbefolgung der Aufforderung ist angesichts des Offizialprinzips (FGG. § 12) ohne Rechtsfolgen. 3) Abs. 4 ist nicht anwendbar; 8 373 Anm. 1.

8- 405. Das Prozeßgericht kann den mit der Be­ weisaufnahme betrauten Züchter zur Ernennung der Sachverständigen ermächtigen. Derselbe hat in diesem Falle die in dem vorstehenden Paragraphen dem Prozeßgerichte beigelegten Befugnisse auszuüben.

§. 406. Ein Sachverständiger kann aus den­ selben Gründen, welche zur Ablehnung eines Richters berechtigen,') abgelehnt werden?) Ein Ablehnungs­ grund kann jedoch nicht daraus entnommen werden,

Beweis durch Sachverständige §§ 405, 406. 383 daß der Sachverständige als Zeuge vernommen worden ist?) Das Ablehnungsgesuch ist bei demjenigen Ge­ richt oder Richter, von welchem die Ernennung des Sachverständigen erfolgt ist, vor der Vernehmung desselben, bei schriftlicher Begutachtung vor er­ folgter Einreichung des Gutachtens anzubringen. Nach diesem Zeitpunkt ist die Ablehnung nur zu­ lässig, wenn glaubhaft gemacht wird/) daß der Ablehnungsgrund vorher nicht geltend gemacht werden konnte. Das Ablehnungsgesuch kann vor dem Gerichtsschreiber zu Protokoll erklärt werden. Der Ablehnungsgrund ist glaubhaft zu machen; zur Versicherung an Eidesstatt darf die Partei nicht zugelassen werden. Die Entscheidung erfolgt von dem im zweiten Absätze bezeichneten Gericht oder Richter; eine vor­ gängige mündliche Verhandlung der Betheiligten ist nicht erforderlich?) Gegen den Beschluß, durch welchen die Ab­ lehnung für begründet erklärt wird, findet kein Rechtsmittel;«) gegen den Beschluß, durch welchen dieselbe für unbegründet erklärt wird, findet so­ fortige Beschwerde') statt. ’) Nämlich nach der ZPO. (A. M. OLG. Posen 28. I 05 OLGRspr. 10 321, welches eine Ablehnung nur nach § 6 FGG. zulasten will) Es kommen zur Anwendung (vgl. aber Amu. 3): §.41. Ein Richter ist von der Ausübung des Richteramio haft Gesetzes ausgeschlossen:

384

Anlage II.

Auszug aus der ZPO.

1. in Sachen, in welchen er selbst Partei ist, oder in Ansehung welcher er zu einer Partei in dem Verhältnisse eines Mitberechtigten, Mitverpflichtetcn oder Regreßpflichtigen steht; 2. in Sachen seiner Ehefrau, auch wenn die Ehe nicht mehr besieht; 3. in Sachen einer Person, mit welcher er in gerader Vinic verwandt, verschwägert oder durch Adoption verbunden, in der Seitenlinie bis zum dritten Grade verwandt oder bis zum zweiten Grade verschwägert ist, auch wenn die Ehe, durch welche die Schwägerschaft begründet ist, nicht mehr besteht; 4. in Sachen, in welchen er als Prozeßbevotlinüchtigter oder Beistand einer Partei bestellt oder als gesetzlicher Vertreter einer Partei aufzutrcten der rechtigt ist oder gewesen ist; 5. in Sachen, in welchen er als Zeuge oder Sach­ verständiger vernommen ist; 6. tn Sachen, in welchen er in einer früheren In­ stanz oder int schiedsrichterlichen Verfahren bei der Erlassung der angefochtenen Entscheidung mitgewirkt hat, sofern eö sich nicht um die Thätigkeit eines beauftragten oder ersuchten Richters handelt. 8. 42. Ein Richter kann sowohl in den Fällen, in welchen er von der Ausüdung des Richteramts kraft Gesetzes ausgeschlossen ist, als auch wegen Besorgniß der Befangenheit abgelchnt werden. Wegen Bcsorgniß der Befangenheit findet die Ab­ lehnung statt, wenn ein Grund vorlicgt, welcher ge­ eignet ist, Mißtrauen gegen die Unparteilichkett eincS Richters zu rechtfertigen. Das Ablchnungsrecht steht in jedem Falle beiden Parteien zu.

Beweis durch Sachverständige.

§§ 407, 408. 88k

2) Die Ablehnung steht jedem Beteiligten (UNG. 8 6 Anm. 4) zu. -') § 41 Nr. 5 findet sonach auf den Sachverständigen feilte Anwendung. ') Glaubhaftmachung s. FGG. § 15 Abs. 2. 5) Über die Form der Entscheidung. f. § 387 Anm. 3. o) Die Unanfechtbarkeit gilt auch bei der FG., s. Einl. '5. 12. 7) Die sofortige Beschwerde unterliegt dem FGG. § 22 bezw. dem Pr. FGG. Art. 6; f. Einl. S. 12. Für den Fall, das; die Ablehnung erst in zweiter Instanz erfolgt, steht OLG. Posen 28. L 05 (OLGRspr. 10 321) für die Be­ schwerde nicht bas KG., sondern das örtliche OLG. als zuständig an.

§. 407. Der zum Sachverständigen Ernannte hat der Ernennung Folge zu leisten, wenn er zur Erstattung von Gutachten der erforderten Art öffent­ lich bestellt ist oder wenn er die Wissenschaft, die Kunst oder das Gewerbe, deren Kenntniß Voraus­ setzung der Begutachtung ist, öffentlich zum Erwerbe ausübt oder wenn er zur Ausübung derselben öffent­ lich bestellt oder ermächtigt ist. Zur Erstattung des Gutachtens ist auch der­ jenige verpflichtet, welcher sich zu derselben vor Gericht bereit erklärt hat.

§. 408. Dieselben Gründe, welche einen Zeugen berechtigen, das Zeugniß zu verweigern,') berechtigen einen Sachverständigen zur Verweigerung des Gut­ achtens. Das Gericht kann auch aus anderen Gründen einen Sachverständigen von der Ver­ pflichtung zur Erstattung des Gutachtens entbinden. Jastrow, Freiw. Gerichtsbarkeit. l.Aufl.

386

Anlage II.

Auszug auS der ZPO.

Dik Vernehmung eines öffentlichen Bearnten als Sachverständigen findet nicht statt, wenn die vor­ gesetzte Behörde des Beamten erklärt, daß die Ver­ nehmung den dienstlichen Interessen Nachtheile be­ reiten würde. *) Die Gründe für Verweigerung des Zeugnisses s. bei §§ 383—385.

H. 409. Im Falle des Nichterscheinens oder der Weigerung eines zur Erstattung des Gutachtens verpflichteten Sachverständigen') wird dieser zum Ersätze der Kosten und 311 einer Geldstrafe bis zu dreihundert Mark verurtheilt. Im Falle wieder­ holten Ungehorsams kann noch einmal eine Geld­ strafe bis zu sechshundert Mark erkannt werden. Gegen den Beschluß findet Beschwerde statt?) Tie Festsetzung unb die Vollstreckung der Strafe gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Militärperson erfolgt auf Er­ suchen durch das Militärgericht. ') Dgl. § 380 Annr. 1. *) Nach FGG. 19 ff. 11. Pr. IGG. Art. 4 ff.; vgl. Einl. S. 12.

§. 410. Der Sachverständige hat, wenn nicht beide Parteien auf seine Beeidigung verzichten,') vor Erstattung des Gutachtens einen Eid dahin zu leisten: daß er das von ihm geforderte Glrlachten unparteiisch und nach bestem Wissen und Gewissen erstatten werde.

Beweis durch Sachverständige. §§ 409—413.

887

Ist der Sachverständige für die Erstattung von Gutachten der betreffenden Art im Allgemeinen be­ eidigt, so genügt dieBerufung auf den geleistetenEid.-) n Vgl. § 391 «nm. 2. a) Über die Beeidigung bestimmt das Ermessen des Gerichts (FGG. § 15 Satz 2). Entscheidet sich das Gericht für die Nichtbeeidtgung, so fällt auch die Be­ rufung auf den geleisteten Eid fort.

8. 411. Wird schriftliche Begutachtung ange­ ordnet, so hat der Sachverständige das von ihm unterschriebene Gutachten auf der Gerichtsschreiberei niederzulegen. Das Gericht kann das Erscheinen des Sach' verständigen anordnen, damit derselbe das schrift­ liche Gutachten erläutere.

8- 412. Das Gericht kann eine neue Begut­ achtung durch dieselben oder durch andere Sach­ verständige anordnen, wenn es das Gutachten für ungenügend erachtet. Das Gericht kann die Begutachtung durch einen anderen Sachverständigen anordnen, wenn ein Sachverständiger nach Erstattung des Gutachtens mit Erfolg abgelehnt ist.

8» 413. Der Sachverständige hat nach Maß­ gabe der Gebührenordnung') auf Entschädigung für Zeitversäumniß, auf Erstattung der ihm ver­ ursachten Kosten und außerdem auf angemessene Vergütung seiner Mühewaltung Anspruch. Vgl. § 401 «nm. 1.

388

Anlage II.

Auszug aus der ZPO.

8» 414. Insoweit zum Beweise vergangener Thatsachen oder Zustände, zu deren Wahrnehmung eine besondere Sachkunde erforderlich war, sach­ kundige Personen zu vernehmen sind, kommen die Vorschriften über den Zengenbeweis zur Anwendung.

Elfter Titel.

Verfahren vei der Abnahme von Eiden.') !) Der Titel ist anwendbar auf den Zeugen- und Sachverständigen-Eid, auf den Offenbarungseid (FGG. 88 15, 79, 83, 163, Pr. FGG. Art. 17) und im Falle der gerichtlichen Beeidigung des Dolmetschers für eine ein­ zelne Handlung (FGG. 88 8, 9, 178, 179, Pr. FGG. Art. 1, 84, 86) auch auf den Dolmetscher-Eid.

8» 478. Der Eid muß von dem Schwurpflichtigen in Person geleistet werden. 8» 47V. Das Prozeßgericht kann anordnen, daß die Eidesleistung vor einem seiner Mitglieder oder vor einem anderen Gericht erfolge, wenn der Schwurpflichtige am Erscheinen vor dem Prozeß­ gerichte verhindert ist oder in großer Entfernung von dem Sitze desselben sich aufhält. Die Eidesleistung der Landesherren und der Mitglieder der landesherrlichen Familien sowie der Mitglieder der Fürstlichen Familie Hohenzollern er­ folgt in der Wohnung derselben vor einem Mitgliede des Prozeßgerichts oder vor einem anderen Gerichte. Das Gleiche gilt in Ansehung der Mitglieder des vormaligen Hannoverschen Königshauses, des vor-

Abnahme von Eiden.

§ 414, §§478—482. 389

maligen Kurhessischen und des vormaligen Herzoge lich Nassauischen Fürstenhauses.') ') Die Rechte der §§ 479 Abs. 2 u. 482 Abs. 3 stehen auch den Mitgliedern des Herzoglich Holsteinischen Fürstenhauses zu. G. v. 25. III. 04 (RGBl. 149).

g. 480. Vor der Leistung des Eides hat der Richter den Schwurpflichtigen in angemessener Weise auf die Bedeutung des Eides hinzuweisen.

g. 481. »Ich

Der Eid beginnt mit den Worten: schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden" und schließt mit den Worten: „6o wahr mir Gott helfe".

g. 482. Der Eid wird mittels Nachsprechens oder Ablesens der die Eidesnorm enthaltenden Eides­ formel geleistet. Der Schwörende soll bei der Eides­ leistung die rechte Hand erheben. Ist die Eidesnorm von großem Umfange, so ge­ nügt die Vorlesung der Eidesnorm und die Ver­ weisung auf die letztere in der Eidesformel. Die Landesherren und die Mitglieder der landes­ herrlichen Familien sowie die Mitglieder der Fürst­ lichen Familie Hohenzollern leisten den Eid mittels Unterschreibens der die Eidesnorm enthaltenden Eidesformel. Das Gleiche gilt in Ansehung der Mitglieder des vormaligen Hannoverschen Königs­ hauses, des vormaligen Kurhessischen und des vor­ maligen Herzoglich Nassauischen Fürstenhauses.') ') Dgl. § 479 Anm. 1.

390

Anlage II.

Auszug auS der ZPO.

K. 483. Stumme, welche schreiben können, leisten den Eid mittels Abschreibens und Unterschreibens der die Eidesnorm enthaltenden Eidesformel. Stumme, welche nicht schreiben können, leisten den Eid mit Hülfe eines Dolmetschers durch Zeichen?) 9 Über die Eide Sprachfremder s. GVG. § 190.

484. Der Eidesleistung wird gleichgeachtet, wenn ein Mitglied einer Religionsgesellschaft, welcher das Gesetz den Gebrauch gewisser Betheuerungsformeln an Stelle des Eides gestattet, eine Er­ klärung unter der Betheuerungsformel dieser Reli­ gionsgesellschaft abgiebt. Zwölfter Titel. Sicherung des Aeweises.) ') Die Sicherung des Beweises ist bet solchen Ver­ richtungen der FG., welche nur auf Antrag erfolgen, nicht ausgeschlossen. Sie erscheint u. a. statthaft bei Streitigkeiten unter Eheleuten (FEG. 8 53), z. B. wenn der Ehemann bei Beschränkung der Schlüsselgewalt der Frau (BGB. 8 1357 Abs. 2) die verschwende­ rische Wirtschaftsführung der Frau feststellen lassen will, bevor sich die Frau über die Beschränkung beklagt, indem er für die spätere Zeit den Verlust der Beweismittel besorgt.

§. 485. Die Einnahme des Augenscheins 9 und die Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen kann zur Sicherung des Beweises erfolgen, wenn

Sicherung des Beweises.

HD 483—487.

391

zu besorgen ist, daß das Beweismittel verloren oder die Benutzung desselben erschwert werde.

l) Dieses Beweismittel ist bei der FG. nicht beson­ ders geregelt; vgl. FGG. § 15 m Ü Anm. 3, Pr. FGG. Art. 1. §. 4SG. Das Gesuch ist bei dem Gericht an­ zubringen, vor welchem der Rechtsstreit') anhängig ist; es kann vor dem Gerichtsschreiber zu Protokoll erklärt werden. In Fällen dringender Gefahr kann das Gesuch auch bei dem Amtsgericht angebracht werden, in dessen Bezirke die zu vernehmenden Personen sich aufhalten oder der in Augenschein zu nehmende Gegenstand sich befindet. Bei dem bezeichneten Amtsgerichte muß das Gesuch angebracht werden, wenn der Rechtsstreit noch nicht anhängig ist.

') Hier: die betreffende Angelegenheit. Tas Gesuch muß enthalten: 1. die Bezeichnung des Gegners; 2. die Bezeichnung der Thatsachen, über welche die Beweisaufnahme erfolgen sott; 3. die Bezeichnung der Beweismittel unter Be­ nennung der zu vernehmenden Zeugen und Sachverständigen; 4. die Darlegung des Grundes, welcher die Besorgniß rechtfertigt, daß das Beweismittel verloren oder die Benutzung desselben er-

§. 4*7.

392

Anlage II.

Auszug aus der ZPO.

schwer! werde. zu machen.')

Dieser Grund ist glaubhaft

') FGG. 8 15 Abi. 2.

8- 488.------------ 1) ') Betrifft Werkverdingung, Kommissionsgut und ahnliche Fälle und berührt die FG. nicht.

8- 489. Mit Zustimmung des Gegners sann die beantragte Beweisaufnahme angeordnet werden, auch wenn die Voraussetzungen des 8- 485 nicht vorliegen. §. 490. Tie Entscheidung über das Gesuch kann ohne vorgängige mündliche Verhandlung er­ folgen.') In dem Beschlusse, durch welchen dem Gesuche stattgegeben wird, sind die Thatsachen, über welche der Beweis zu erheben ist, und die Beweismittel unter Benennung der zu vernehmenden Zeugen und Sachverständigen zu bezeichnen. Eine Anfechtung dieses Beschlufles findet nicht statt.2') ') Dgl. ZPO. 8 126 Amu. 1. 2) Gilt auch bei der FG-, Einl. S. 12.

g. 491. Der Beweisführer ist verpflichtet, so­ fern es nach den Umständen des Falles geschehen kann, unter Zustellung des Beschlusses und einer Abschrift des Gesuchs zu dem für die Beweisauf­ nahme bestimmten Termine den Gegner so zeitig

Sicherung deS Beweises.

§§ 488—494.

398

zu laden, daß derselbe in diesem Termine seine Rechte wahrzunehmen vermag.') Die Nichtbefolgung dieser Vorschrift steht der Beweisaufnahme nicht entgegen. ') Dies ist auch in der ZPO. eine Ausnahme vom Offizialbetrieb; die Vorschrift findet deshalb auch bei der zyW. Anwendung; vgl. (5inl. L. 12.

8» 492. Die Beweisaufnahme erfolgt nach den für die Aufnahme des betreffenden Beweismittels überhaupt geltenden Vorschriften. Das Protokoll über die Beweisaufnahme ist bei dem Gerichte, welches dieselbe angeordnet hat, aufzubcwahren. 8» 493. Jede Partei hat das Recht, die Beweis­ verhandlungen in dem Prozesse') zu benutzen. War der Gegner in dem Termine nicht er­ schienen, in welchem die Beweisaufnahme erfolgte, so ist der Beweisführer zur Benutzung der Beweis­ verhandlungen nur dann berechtigt, wenn der Gegner 311 dem Termine rechtzeitig geladen war oder wenn der Beweisführer glaubhaft macht?) daß ohne sein Verschulden die Ladung unterblieben oder nicht rechtzeitig erfolgt sei.

') Hier bei der späteren (Entscheidung innerhalb der FG. 2) Glaubhaftmachung 1. FGG. § 15 Abs. 2. 8- 494. Wird von dem Beweisführer ein Gegner nicht bezeichnet, so ist das Gesuch nur dann zulässig, wenn der Beweisführer glaubhaft macht,') daß er

394

Anlage II.

Auszug auS der ZPO.

ohne sein Verschulden außer Stande sei, den Gegner zu bezeichnen. Wird dem Gesuche stattgegeben, so kann das Gericht dem unbekannten Gegner zur Wahrnehmung seiner Rechte bei der Beweisaufnahme einen Ver­ treter bestellen.

9 Glaubhaftmachung s. FGG. § 15 Abs. 2.

Achtes Buch.

Erster Abschnitt.

Allgemeine Bestimmungen. 8- 752.9 Gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Militärperson darf die Zwangsvollstreckung erst beginnen, nachdem von derselben die vorgesetzte Militärbehörde Anzeige er­ halten hat. Dem Gläubiger ist auf Verlangen der Empfang der Anzeige von der Militärbehörde zu bescheinigen.

9 Die 88 752, 790 sind in reichsrechtltchen An­ gelegenheiten nicht für anwendbar erllärt, ihr Abdruck erfolgt zu Art. 17 des Pr. FGG. (oben S. 231).

§. 790 (Abs. 1). Soll die Zwangsvollstreckung gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Person des Soldatenstandes

Zwangsvollstreckung.

752, 790, 883.

395

in Kasernen und anderen militärischen Dienst­ gebäuden oder auf Kriegssahrzeugen erfolgen, so hat auf Antrag des Gläubigers das Vollstreckungsgericht die zuständige Militärbehörde um die Zwangsvoll­ streckung zu ersuchen?) (Abs. 2.)----------------i) Vgl. § 752 Anm. 1.

Dritter Abschnitt. Zwangsvollstreckung zur Erwirkung der Herausgabe von Sachen nnd zur Erwirkung von Handlungen oder Unterlassungen. 883?) (Abs. 1.)------------

(Abs. 2.) Wird die herauszugebende Sache nicht vorgefunden, so ist der Schuldner verpflichtet, auf Antrag des Gläubigers den Ofsenbarungseid dahin zu leisten: daß er die Sache nicht besitze, auch nicht wisse, wo die Sache sich befinde. (Abs. 3.) Das Gericht samt eine der Lage der Sache entsprechende Aenderung der vorstehenden Eidesnorm beschließen. i) Vgl. FGG. 8 83 Abs. 2, Pr. FGG. Art. 17 Abs. 2.

Vierter Abschnitt.

Ofsenbarungseid nnd Hast?) 1) Die abgedruckten Vorschriften finden Anwendung auf den Offenbarungseid zur Ermittelung eines Testa-

396

Anlage II.

Auszug aus der ZPO.

ments (FGG. 8 83) und in Preußen auch auf den Offenbarungseid wegen Herausgabe einer Sache oder Person (Pr. FGG. Art. 17 Abs. 2), nicht aber auf die übrigen Offenbarungseide der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FGG. 88 79, 163); vgl. FGG. 8 79 Anm. 2.

§. 899. -----------8» 900 (Abs. 1). Das Verfahren beginnt mit der Ladung des Schuldners zur Leistung des Offen­ barungseides.') (Abs. 2 u. 3.)-----------') Die Ladung ist von Amtswegcn FGG. 8 16 Abs. 2, Pr. FGG. Art. 1.

zuzustellen.

§. 901. Gegen den Schuldner, welcher in dem zur Leistung des Offenbarungseides bestimmten Termine nicht erscheint oder die Leistung des Eides ohne Grund verweigert, hat das Gericht') zur Er­ zwingung der Eidesleistung auf Antrags) die Haft anzuordnen. ’) Vgl. FGG. 8 83 Anm. 4. 2) Im Falle von § 83 FGG. von Amtswegen, im Falle von Art. 17 Pr. FGG. auf Antrag ober von Amtswegen, je nach der VerfahrenSart (vgl. Pr. FGG. Art. 15 Anm. 8), aber gemäß § 83 Abs. 2 und Art. 17 Abs. 2 immer nur nach dem Ermeßen des Gerichts. §. 902. Der verhaftete Schuldner kann zu jeder Zeit bei dem Amtsgerichte des Haftorts beantragen, ihm den Eid abzunehmen. Dem Antrag ist ohne Verzug stattzugeben.

OffenbarungSeid und Haft.

g§ 899—905. 397

Nach Leistung des Eides wird der Schuldner aus der Haft entlasten und der Gläubigerl) hiervon in Kenntniß gesetzt. i) Hier das Gericht, welches die Haft angeordnet hat, falls es nicht selbst den Eid abnimmt. Im Falle einer Vollstreckung auf Antrag (§ 901 Sinnt. 2) liegt dem Gericht die Benachrichtigung des Antragstellers ob.

904.1)

Die Haft ist unstatthaft:

1. gegen Mitglieder einer deutschen gesetzgebenden Versammlung während der Sitzungsperiode, sofern nicht die Versammlung die Vollstreckung genehmigt; 2. gegen Militärpersonen, welche zu einem mobilen Truppentheil oder zur Besatzung eines in Dienst gestellten Kriegsfahrzeuges gehören; 3. gegen den Schiffer, die Schiffsmannschaft und alle übrigen auf einem Seeschiff angestellten Personen, wenn das Schiff zum Abgehen fertig lsegelfertig) ist. ') Die §§ 904 ff. sind außer dem Fall von FGG. 8 83 und Pr. FGG. Sin. 17 noch bei der Zeugnis­ verweigerung anwendbar ; ZPO. 8 390 Abs. 2.

§. 905.

Die Haft wird unterbrochen:

1. gegen Mitglieder einer deutschen gesetzgebenden Versammlung für die Dauer der Sitzungs­ periode, wenn die Versammlung die Frei­ lassung verlangt;

898

Anlage II.

Auszug ans der ZPO.

2. gegen Militarpersonen, welche zu einem mo­ bilen Truppentheil oder auf ein in Dienst ge­ stelltes Kriegsfahrzeug einberufen werden, für die Dauer dieser Verhältnisse. §. 000. Gegen einen Schuldner, dessen Gesund­ heit durch die Vollstreckung der Haft einer nahen und erheblichen Gefahr ausgesetzt wird, darf, so­ lange dieser Zustand dauert, die Haft nicht vollstreckt werden.

§. 007. Tie Haft wird in einem Raume voll' streckt, in welchem nicht zugleich Untersuchungs- oder Strafgefangene sich befinden.

g. OOS. Tas Gericht hat bei Anordnung der Haft einen Haftbefehl zu erlassen, in welchem der Gläubiger/) der Schuldner und der Grund der Ver­ haftung zu bezeichnen sind. ') Die Bezeichnung des Gläubigers erfolgt nur bei der Vollstreckung ans Antrag (8 901 Anm. 2).

§. 900. Die Verhaftung des Schuldners erfolgt durch einen Gerichtsvollzieher. Der Haftbefehl muß bei der Verhaftung dem Schuldner vorgezeigt und auf Begehren abschriftlich mitgetheilt werden.

§. 010. Vor der Verhaftung eines Beamten, eines Geistlichen oder eines Lehrers an öffentlichen Unterrichtsanstalten ist der vorgesetzten Dienstbehörde von dem Gerichtsvollzieher Anzeige zu machen. Die Verhaftung darf erst erfolgen, nachdem die vorgesetzte

OffenbarungSeid und Hast,

gg 906—913.

399

Behörde für die dienstliche Vertretung des Schuldners gesorgt hat. Die Behörde ist verpflichtet, ohne Verzug die erforderlichen Anordnungen zu treffen und den Gerichtsvollzieher hiervon in Kenntniß zu setzen.

8- •■!.')--------9 Pgl. § 390 Anm. 3. H. 912. Soll die Haft gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Militär­ person vollstreckt werben, so hat das Gericht die vorgesetzte Militärbehörde um die Vollstreckung zu ersuchen.

§. 913.

Die Haft darf die Dauer

von

sechs

Monaten nicht übersteigen. Nach Ablauf der sechs Monate wird der Schuldner von Amiswegen aus der Haft entlassen.

400

Anlage III.

Allszug aus der GBO.

III. Auszug aus der Gruudbuchorduung.') *) Die abgedruckten Vorschriften sind beim Schiffs register anwendbar; vgl. AGG. 88 100, 107.

8- U.1) Die Berichtigung des Grundbuchs 2i durch Eintragung eines Berechtigten darf auch von demjenigen beantragt werden, welcher auf Grund eines gegen den Berechtigten vollstreckbaren Titels eine Eintragung in das Grundbuch verlangen kann, sofern die Zulässigkeit dieser Eintragung von der vorgängigen Berichtigung des Grundbuchs abhängt ') Vgl. FGG. § 100 Abs. 2. a) Hier des Schiffsregisters.

8. 15. Ist die zu einer Eintragung erforderliche Erklärung von einem Notar beurkundet oder be­ glaubigt, so gilt dieser als ermächtigt, im Namen eines Antragsberechtigten die Eintragung zu be­ antragen.

8« 16. Einem Eintragungsantrage, dessen Er­ ledigung an einen Vorbehalt geknüpft wird, soll nicht stattgegeben werden. Werden mehrere Eintragungen beantragt, so kann von dem Antragsteller bestimmt werden, daß die eine Eintragung nicht ohne die andere er­ folgen soll.

Grundbuchordnung.

§§ 14—18, 33.

401

8. 17. Werden mehrere Eintragungen beantragt, durch die dasselbe Recht betroffen wird, so darf die später beantragte Eintragung nicht vor der Erledigung des früher gestellten Antrags erfolgen.

§. 18. Steht einer beantragten Eintragung ein Hinderniß entgegen, so hat das Grundbuchamt ’) entweder den Antrag unter Angabe der Gründe zurückzuweisen oder dem Antragsteller eine 'an­ gemessene Frist-) zur Hebung des Hindernisses zu bestimmen. Im letzteren Falle ist der Antrag nach dem Ablaufe der Frist zurückzuweisen, wenn nicht inzwischen die Hebung des Hindernisses nach­ gewiesen ist. Wird vor der Erledigung des Antrags eine andere Eintragung beantragt, durch die dasselbe Recht betroffen wird, so ist zu Gunsten des früher gestellten Antrags von Amtswegen eine Vormer­ kung oder ein Widerspruch einzutragen; die Ein­ tragung gilt im Sinne des §. 17 als Erledigung dieses Antrags. Die Vormerkung oder der Wider­ spruch wird von Amtswegen gelöscht, wenn der früher gestellte Antrag zurückgewiesen wird. 1) Hier die Schiffsregisterbehörde. 2) Die Verfügung muß danach in Schiffsregistersachen gegen Beurkundung zugestellt werden. FGG. § 16 Abs. 2,

§. 33.0 Der Nachweis, daß der Vorstand einer Aktiengesellschaft aus den im Handelsregister ein­ getragenen Personen besteht, wird durch ein Zeugniß des Gerichts über die Eintragung geführt. Jaftrow, Freiw. Gerichtsbarkeit. 4. Aust.

26

402

Anlage UL Auszug auS der GBO.

Das Gleiche gilt von dem Nachweise der Befugniß zur Vertretung einer offenen Handelsgesell­ schaft, einer Kommanditgesellschaft, einer Kommandit­ gesellschaft auf Aktien oder einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung?) 9 Dgl. FGG. § 107 21(11.2. 2) Wegen der Zeugnisse auS bcui Dereinsregister vgl. BGB. § 69 und FGG. § 162.

§. 34. Der Nachweis, das; zwischen Ehegatten Gütertrennung oder ein vertragsmäßiges Güter­ recht besteht oder daß ein Gegenstand zum Vor­ behaltsgut eines Ehegatten gehört, wird durch ein Zeugniß des Gerichts über die Eintragung des güterrechtlichen Verhältnisses im Güterrechtsregister geführt?) 9 Vgl. aucb FGG. $ 162.

8. 35. Ist in den Fällen der §§. 33, 34 das Grundbuchamt9 zugleich das Registergericht?) so genügt statt des Zeugnisses die Bezugnahme auf das Register. 9 Hier die Schtfssregisterbehörde. 2) Nämlich für die in den §§ 33, 34 erwähnten Register,

tz. 36. Der Nachweis der Erbfolge kann nur durch einen Erbschein 9 geführt werden. Beruht jedoch die Erbfolge auf einer Verfügung von Todes­ wegen, die in einer öffentlichen Urkunde enthalten ist, so genügt es, wenn an Stelle des Erbscheins die Verfügung und das Protokoll über die Eröffnung

Grundbuchordnung.

§§ 34-37.

403

der Verfügung 2) vorgelegt werden; erachtet das Grundbuchamt2) die Erbfolge durch diese Urkunden nicht für nachgewiesen, so kann es die Vorlegung eines Erbscheins verlangen. Das Bestehen der fortgesetzten Gütergemeinschaft sowie die Befugniß eines Testamentsvollstreckers zur Verfügung über einen Nachlaßgegenstand ist nur auf Grund der in den §§. 1507, 2368 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs vorgesehenen Zeugnisse als nach­ gewiesen anzunehmen; auf den Nachweis der Be­ fugniß des Testamentsvollstreckers finden jedoch die Vorschriften des Abs. 1 Latz 2 entsprechende An­ wendung.

1) BGB §§ 2353 n. 2) BGD. §§ 2260—2262. 3) Hier Die SchinsregisterDelwrbe. §♦ 37. Soll bei einer zu einem Nachlasse ge­ hörenden Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld einer von mehreren Erben als neuer Gläubiger ein­ getragen werden, so genügt zum Nachweise der Erb­ folge und der Eintragungsbewilligung der Erben ein Zeugniß des Nachlaßgerichts?)

Das Zeugniß darf nur ausgestellt werden, wenn die Voraussetzungen für die Ertheilung eines Erb­ scheins vorliegen und die Erklärungen der Erben vor dem Nachlaßgerichte zu Protokoll gegeben oder durch öffentliche oder öffentlich beglaubigte Ur­ kunden2) nachgewiesen sind.

404

Anlage III.

Auszug aus der GBO.

') Dgl. über diese Zeugnisse FGG. §§ 78, 84, 85. r) Über den Begriff der öffentlichen Urkunden s. FGG. 8 167 Anm. 2, über öffentliche Beglaubigung FGG. 8 13 Anm. G und § 167 Anm. 4.

§. 38. Die Vorschriften des 37 finden ent­ sprechende Anwendung, wenn bei einer Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld, die zu dem Gesammtgut einer ehelichen Gütergemeinschaft oder einer fortgesetzten Gütergemeinschaft gehört, ein Betheiligter, auf den das Recht bei der Auseinander^ setzung übertragen ist, als neuer Gläubiger ein­ getragen werden soll.

Anlage IV.

IV.

405

Abkommen zur Regelung der Vormund­

schaft über Minderjährige. Vom 12. Juni 1902?) (RGBl. 04 240). i) Vgl. hierzu die D. in den Drucksachen des Reichs­ tags Nr. 347 für 1903/04. — Die Grundsätze des Ab­ kommens stimmen im wesentlichen mit dem deutschen Recht überein; EG. z. VGB. Art. 23, vgl. aber unten Art. 7 Anm. 1. Siehe auch Anm. 2 vor FGG. 8 35 (S.67).

Seine Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen, im Namen des Deutschen Reichs, Seine Majestät der Kaiser von Österreich, König von

Böhmen usw. und Apostolischer König von Ungarn, Seine Majestät der König der Belgier, Seine Majestät der König von Spanien, der Präsident der Französischen Republik, Seine Majestät der König von Italien, Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Luxemburg, Herzog zu Nassau, Ihre Majestät die Königin der Niederlande, Seine Majestät der König von Portugal und Algarvien usw.. Seine Majestät der König von Rumänien, Seine Majestät der König von Schweden und Nor­ wegen, im Namen Schwedens, und der Schweizerische Bundesrat: von dem Wunsche geleitet, gemeinsame Be­ stimmungen zur Regelung der Vormundschaft über Minderjährige zu treffen,

406

Anlage IV. Intern. Abk. betr. Vormundschaft.

sind übereingekommen, zu diesem Zwecke ein Ab­ kommen zu schließen und haben zu Ihren Bevoll­ mächtigten ernannt: (folgen die Namen)

welche, nachdem sie sich ihre Vollmachten mit­ geteilt und sie in guter und gehöriger Form be­ funden haben, über folgende Bestimmungen über­ eingekommen sind: Artikel 1. Die Vormundschaft') über einen Minderjährigen -) bestimmt sich nach dem Gesetze des Staates, dem er angehürt (Gesetz des Heimat­ staats)?) ') Darunter fällt: die Zuständigkeit der Behörden, die Aufsicht und daö Verfahren, die gesetzliche und testa­ mentarische Berufung zur Vormundschaft, die Befähigung dazu und die Pflichten deS Vormunds, nicht aber die Verpflichtung zur Übernahme der Vormundschaft. D. 45. 2) Auf die Vormundschaft über Volljährige bezieht sich das Abkommen nicht; hier entscheidet das Landes­ recht; vgl. EG. z. BGB. Art. 23. 3) Grundsätzlich auch dann, wenn die Staatsange­ hörigkeit während der Dauer der Vormundschaft wechselt, insbesondere durch Heirat; vgl. auch KG. 11. II. 01 (21 A 203). Doch soll nach D. 46 in diesem Falle die bis­ herige Vormundschaft fortgeführt werden, biS der neue Hetmatstaat die Fürsorge übernimmt. Tut dieser das nicht, so gilt Art. 3.

Artikel 2. Sieht das Gesetz des Heimatstaats für den Fall, daß der Minderjährige seinen gewöhn­ lichen Aufenthalt im Auslande hat, die Anordnung

Art. 1-S.

407

einer Vormundschaft im Heimatkunde nicht vor, so kann der von dem Heimatstaate des Minderjährigen ermächtigte diplomatische oder konsularische Ver­ treter gemäß dem Gesetze dieses Staates') die Für­ sorge übernehmen, sofern der Staat, in dessen Ge­ biete der Minderjährige seinen gewöhnlichen Auf­ enthalt hat, dein nicht widerspricht. ') Die deutschen Gesetze enthalten — abgesehen von den Gebieten der Konsulargerichtsbarkeit — eine ent­ sprechende Ermächtigung nicht.

Artikel 3. Falls eine Vormundschaft gemäß den Bestimmungen des Artikel 1 oder des Artikel 2 nicht angeordnet istl) ober nicht angeordnet werden kann, so ist für die Anordnung und die Führung der Vormundschaft über einen Minderjährigen,2) der seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Auslande hat, das Gesetz des Aufenthaltsorts maßgebend?)') Die Anordnung kann auch im Interesse des Mündels unterbleiben, wenn es für vorteilhafter erachtet wird, dav er beim Gericht des Aufenthaltsortes bevor­ mundet wird. D. 46; vgl. hierzu FGG. § 47. 2) Vgl. Art. 1 Amu. 2. Die Vormundschaft steht dann vollständig unter den Gesetzen des Aufenthaltsortes, jedoch vorbehaltlich der Art. 5 u. 6 Abs. 2. 4) Nach D. 47 soll bei Verlegung des Aufenthalts auch die Abgabe einer bereits angeordneten Vormundschaft an einen anderen Lertragsstaat zulässig sein, wenn die innere Gesetzgebung dies gestattet (vgl. FGG. § 47) und die Behörden des anderen Staates damit einver­ standen sind.

408

Anlage IV. Intern. Abk. betr. Dormundschaft.

Artikel 4. Ist die Voruumdschaft gemäß der Be­ stimmung des Artikel 3 angeordnet, so kann gleicbwohl eine neue Vormundschaft auf Grund de.. Artikel 1 oder des Artikel 2 angeordnet werden.

Hiervon ist der Regierung des Staates, welchem die Vormundschaft zuerst angeordnet wurde, sobald wie möglich Nachricht zu geben.') Diese Regierung hat davon entweder die Behörde, welche die Vormundschaft angeordnet hat, oder in (Sr mangelung einer solchen Behörde den Vormund selbst zu benachrichtigen.

In dem Falle, den dieser Artikel vorsieht, be stimmt sich der Zeitpunkt, in welchem die ältere Vormundschaft endigt, nach der Gesetzgebung des Staates, in dessen Gebiete diese Vormundschaft angeordnet war?) ') Aber nicht vom Dormundschaftögericht unmittelbar, sondern von Regierung zu Regierung. 2) In Deutschland ist eine entsprechende Bestimmung nicht vorhanden. Nach D. 47 soll es bei den „allgemeinen Grundsätzen" bewenden. Für die Beziehungen zu dritten Personen vgl. RlvB. § 1893 Abs. 1, s. auch FGG. tz 3?.

Artikel 5. In allen Fällen') bestimmen sich der Zeitpunkt und die Gründe für den Beginn sowie für die Beendigung der Vormundschaft2) nach deut Gesetze des Heimatstaats des Minderjährigen?) ’) Also insbesondere, wenn die Bormundschaft nicht von der Behörde des Heimalsmates geführt wird. 2) D. h. der Vormundschaft als solcher; ans Beendigung

Art. 4—7.

409

des Amtes des einzelnen Vormundes ist die Vorschrift nicht zu beziehen. D. 48. 3) Diesen Gesetzen darf auch auf Grund des Art. 30 EG. z. BGB. (Verstoß gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes) die Anwendung nicht versagt werden. D. 45. Artikel 6. Die vormundschaftliche Verwaltung er­ streckt sich auf die Person sowie auf das gesamte Vermögen des Minderjährigen, gleichviel an welchem Orte sich die Vermögensgegenstände befinden?) Von dieser Regel sind Ausnahmen zulässig2) in Ansehung solcher Grundstücke, welche nach dem Gesetze der belegenen Sache einer besonderen Güter­ ordnung unterliegen?) 1) Es darf also nicht ein anderer Staat eine Güter­ pflege über die bei ihm belegenen Grundstücke ein (eiten. 2) Durch die Gesetzgebung des einzelnen Staates. 3) Fideikommisse, Lehne u. dgl. Artikel 7. Solange die Vormundschaft nicht an­ geordnet ist, sowie in aller: dringenden Füllend können die zuständigen Ortsbehörden die Maß­ regeln treffen, die zum Schutze der Person und der Interessen eines minderjährigen Ausländers er­ forderlich sind. 2) 1) In diesen auch dann, wenn die Vormundschaft in einem anderen Staate angeordnet ist, z. V. wenn der Vormund am rechtzeitigen Eingreifen verhindert ist. Dies geht über den Art. 23 Abs. 2 EG. z. BGB. hinaus. 2) Insbesondere einen Pfleger bestellen (8 1909 BGB.). Die örtliche Zuständigkeit bestimmt sich in Deutschland nach §§ 37, 44 FGG.; vgl. auch vor § 35 Anm. 2 a. E. (oben S. 07).

410

Anlage IV. Intern. Abk. bett. Vormundschaft.

Artikel 8. Liegt Anlaß vor, für einen minder­ jährigen Ausländer die Vormundschaft anzuordnen, so haben die Behörden des Staates, in dessen Ge­ biet er sich befindet, von dem Sachverhalte, sobald dieser ihnen bekannt wird, die Behörden des Staates zu benachrichtigen,') dem der Minderjährige an­ gehört. Die in solcher Art benachrichtigten Behörden sollen den Behörden, die ihnen die Mitteilung ge­ macht haben, sobald wie möglich Kenntnis geben, ob die Vormundschaft angeordnet ist oder angeordnet werden wird?) ') Im diplomatischen Wege, sofern nicht unmittelbarer Schriftwechsel durch besonderes Übereinkommen iustattet ist. 2) Behufs weiteren Befindens gemäß Art. 3.

Artikel v. Dieses Abkommen findet nur Anwendung auf die Vormundschaft über Minderjährige, die An­ gehörige eines der Vertragsstaaten') sind und ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Gebiet eines dieser Staaten haben.-) Die Artikel 7 und 8 dieses Abkommens finden jedoch auf alle Minderjährige Anwendung, die 'An­ gehörige eines Vertragsstaats sind?) ') D. h. eine- der Staaten, die dieses Abkounnen rati­ fiziert haben; vgl. Art. 10 Anm. 2. 2) Beide Voraussetzungen müssen gemeinsam zutreffen. Trifft auch nur eine von ihnen nicht zu, so entscheidet lediglich das eigene Landesrecht jeder Be­ hörde.

Art. 8-11.

411

3) Auch wenn sie nicht ihren gewöhnlichen Aufent­ halt in einem der Dertragsstaaten haben, z. B. auf der Durchreise hilfsbedürftig werden.

Artikel 10. Dieses Abkommen, das mir auf die europäischen Gebiete der Vertragsstaaten') Anwen­ dung findet, soll ratifiziert und die Ratifikations­ urkunden sollen im Haag hinterlegt werden, sobald die Mehrzahl der Hohen vertragschließenden Teile hierzu in der Lage ist. Über die Hinterlegung soll ein Protokoll aus­ genommen werden; von diesem soll eine beglaubigte Abschrift auf diplomatischem Wege einem jeden der Bertragsstaaten mitgeteilt werden.-) •) Insbesondere also nickt nitf die überseeiscken Koloniecn. 2) Die Ratifikation ist erfolgt von Deutschland, Belgien, Frankreick, Durern bürg, den Niederlanden, Rumänien und Sckweden unter Hinterlegung der Ratifikationsurkunden am 1. VI. 04 (RGBl. 04 249), Spanien (30. VI. 04; RGBl. 04 307), Italien und der Schweiz (17. VII. 05: RGBl. 05 716). Artikel 11. Denjenigen Staaten, welche auf der dritten Konferenz über internationales Privatrecht vertreten waren, dieses Abkommen aber nicht ge­ zeichnet haben, soll der vorbehaltlose Beitritt zu dem Abkommen freistehen.') Der Staat, welcher beizutreten wünscht, hat spätestens am 31. Dezember 1904 seine Absicht in einer Urkunde anzuzeigen, die im Archive der Regierurg der Niederlande hinterlegt wird. Diese wird

412

Anlage IV. Intern. Abk. betr. Vormundschaft,

eine beglaubigte Abschrift davon auf diplomatischem Wege einem jeden der Vertragsstaaten übersenden. *) Vis jetzt ist keiner dieser Staaten veigetreten.

Artikel 12. Dieses Abkommen tritt am sechzigsten Tage nach der Hinterlegung der Ratifikations­ urkunden^) oder nach dem Zeitpunkte der Anzeige von einem Beitritt in Kraft.

') Vgl. Art. 10 Anm. 2. Artikel 13. Dieses Abkommen gilt für die Dauer von fünf Jahren, gerechnet von dem Zeitpunkte der Hinterlegung der Ratifikationsurkunden.

Mit diesem Zeitpunkte beginnt der Lauf der Frist auch für diejenigen Staaten, welche die Hinter­

legung erst nach diesem Zeitpunkte bewirken oder erst später beitreten. In Ermangelung einer Kündigung gilt das Ab­ kommen als stillschweigend von fünf zu fünf Jahren erneuert.

Die Kündigung muß wenigstens sechs Monate vor dem Ablaufe des Zeitraums, der in den vor­ stehenden Absätzen bezeichnet ist, der Regierung der Niederlande zugestellt werden, die hiervon allen anderen Vertragsstaaten Kenntnis geben wird. Die Kündigung soll nur in Ansehung des Staates wirksam sein, der sie erklärt hat. Für die übrigen Staaten bleibt das Abkommen in Kraft.

Art. 12, 13.

413

Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten dieses Abkommen unterzeichnet und mit ihren Siegeln versehen.

Geschehen im Haag am zwölften Juni neun­ zehnhundertundzwei in einem einzigen Exemplare, das im Archive der Regierung der Niederlande hinterlegt wird, und wovon eine beglaubigte Ab­ schrift auf diplomatischem Wege einem jeden der Staaten übergeben werden soll, welche auf der dritten Konferenz über internationales Privatrecht vertreten waren. (Folgen die Unterschriften.)

414

Anlage V. Auszug a. d. preuh. AG. z. GDG.

V. Auszug aus dem (Preußischen) Ausführungs­ gesetze zum Deutschen GerichtsversaffungSgesetz. Vom 24. April 1878.

(GS. 230.) ')

’) Vgl. Einl. L. 19 a. (5.

Erster Titel.

Aichtcramt. §. 2. Referendare, welche hn Vorbereitungs­ dienste seit mindestens zwei Jahren beschäftigt sind, können im Falle des Bedürfnisses durch die Justiz­ verwaltung mit der zeitweiligen Wahrnehmung richterlicher Geschäfte bei den Amtsgerichten beauf­ tragt werden. Denselben kann nach näherer Anordnung der Justizverwaltung durch den Amtsrichter, welchem sie zur Ausbildung überwiesen sind, die Erledigung einzelner richterlicher Geschäfte übertragen werden. ')Zur Urtheilsfällung, zur Beurkundung einer Verfügung von Todeswegen?) zur Beurkundung eines Ehevertrags?) zur Entscheidung über Durch­ suchungen, Beschlagnahmen und Verhaftungen, so­ wie zu den Geschäften des Amtsrichters bei Bildung der Schöffengerichte und Schwurgerichte sind Re­ ferendares nicht befähigt?)

Richteramt. Gerichtsbarkeit. §§ 2, 20. ') zu II. ’) 3) 4) 8)

416

Abs. 3 in der Fassung des Pr. FGG. Art. 130 BGB. 2238, 2254, 2276, 2290 Abs. 4, 2301. BGB. §§ 1432 ff. Sowohl im Falle von Abs. 1 als von Abs. 2. Übertretung bewirkt Nichtigkeit.

Zweiter Titel. Gerichtsbarkeit. 20.!) In den durch Landesgesetz den ordent­ lichen Gerichten übertragenen Angelegenheiten2) er­ folgt die Bestimmung des örtlich zuständigen Ge­ richts, soweit nicht die Vorschriften der Deutschen Prozeßordnungen Anwendung finden,3) durch das gemeinschaftliche obere Gericht, wenn Streit oder Ungewißheit darüber besteht, welches von mehreren Gerichten örtlich zuständig ist4) oder wenn ein ge­ meinschaftlicher Gerichtsstand zu bestellen ist.5) In Ermangelung eines gemeinschaftlichen oberen Ge­ richts8) erfolgt die Bestimmung durch den Justiz­ ministers) Ist das zuständige Gericht in einem einzelnen Falle an der Ausübung des Richteramts rechtlich oder thatsächlich verhindert, so erfolgt die Bestim­ mung des örtlich zuständigen Gerichts durch das zunächst höhere Gericht,8) in Ermangelung eines solchen8) durch den Justizminister. Eine Anfechtung der Entscheidung findet nicht statt.

416

Anlage V.

AuSzng a. d. preuß. AG. z. GVG.

Im Sinne der Vorschriften der Abs. 1, 2 gilt als das dem Landgericht im Jnstanzenzuge vorgeordnete Gericht das Oberlandesgericht, 511 dessen Bezirke das Landgericht gehört.") ') In der Fassung des Pr. FGG. Art. 130 zu III. 2) Bgl. (Sills 2.21, FGG. § 5 Anm. 1 u. 4. 3) Auf die Angelegenheiten der FG. finden die Prozeß­ ordnungen keine Anwendung. 4) Vgl. FGG. § 5 Abs. 1 18) Beispiele für Bestellung eines gemeinschaftlichen Gerichtsstandes: AG. z. GBO. Art. 2, LGO. für Branden­ burg v. 10. VII. 83 § 2 Abs. 2, für Schlesien v. 24.1V. 84 § 2 Abs. 2; siehe auch einzelne der bet § 41 Anm. 2 b u. § 49 Anm. 1 b aufgeführten Lehnsgesetze. 6) D. i. wenn die Gerichte in verschiedenen OLG. Bezirken liegen, oder wenn es sich um Zuständigkeit der OLG.e (§ 49) handelt. ’) Nicht durch das Reichsgericht; vgl. FGG. 8 28 Anm. 5. Die Vorschrift gilt auch für einen Streit über Verwahrung von Testamenten vor deren Eröffnung; vgl. FGG. § 5 Anm. 4. 6) D. i. bei Behinderung eines Amtsgerichts durch das Landgericht, bei Behinderung eines Landgerichts durch daS OLG.; vgl. FGG. § 5 Abi. 1 Satz 2 u. § 194 Anm. 3; siehe ober auch unten (S. 417) § 24 Abs. 3. e) D. i. wenn ein OLG., gleichviel ob als Gericht erster Instanz oder als Beschwerdegericht, verhindert ist; vgl. Anm. 7. ’O) Nicht, wie nach § 199 Abs. 2 FGG., daS KG.

Dritter Titel.

Amtsgerichte. 8» 24. Mehrere Richter desselben Amtsgerichts vertreten sich wechselseitig in der durch das Prä-

Amtsgerichte.

§§ 24, 26.

417

fidium deS Landgerichts im Voraus bestimmten Reihenfolge. Die Vertretung der Amtsrichter durch Richter benachbarter Amtsgerichte kann von der Justizver­ waltung im Voraus angeordnet werden. Eine solche Anordnung muß erfolgen bei Amtsgerichten, welche nur mit einem Richter besetzt sind. Diese Ver­ tretung erstreckt sich nicht auf den Fall der recht­ lichen Verhinderung eines Richters in Angelegen­ heiten, auf welche der §. 36 der Deutschen Civilprozeßordnung oder der §. 16 der Deutschen Straf­ prozeßordnung Anwendung findet. '-Angelegenheiten,') auf welche die bezeichneten Vorschriften der Deutschen Prozeßordnungen keine Anwendung finden,') können, wenn die Vertretung nicht durch Richter desselben Amtsgerichts erfolgen kann, von dem Landgericht einem anderen Amts­ gerichte zugewiesen werdend) ') Abs. 3 in der Fassung des Pr. FGG. Art. 130 zu IV. ') Nämlich landesrechtlicher für die reichsrecht­ lichen Angelegenheiten gilt lediglich FGG. 8 5.

3) Hierzu gehören die landesrechtlichen Angelegen­ heiten der FG. 4) Auch wenn ein Vertreter nach Abs. 2 vorhanden und das Gericht sonach nicht verhindert ist.

8. 26. Die Amtsgerichte sind zuständig für die Angelegenheiten,') welche bisher durch Einzelrichter zu erledigen waren. Jastrow, Freiw. GertdNSbarkelt. 4. Aufl.

418

Anlage V.

AuS-ug a. d. preuß. AG. z. GDG.

Folgende Angelegenheiten gehören zur Zuständig­ keit der Amtsgerichte auch insoweit, als sie bisher durch die Kollegialgerichte erster Instanz zu erledigen waren: 1) das Verlassenschaftswesen, einschließlich der Ausstellung gerichtlicher Erbbescheinigungen;$) 2) die Vollziehung,Beurkundung und Bestätigung von Handlungen der nicht streitigen Gerichts­ barkeit, einschließlich der Dispensation von Veräußerungsverboten?) *) Nämlich die landesrechtlichen Angelegenheiten; f. Stnl. S. 21 ff. a) Nr. 1 ist gegenstandslos geworden; vgl. FGG. 8 72. 3) Nr. 2 hat nur noch Bedeutung für die oben S. 25 Nr. 16—18 bezeichneten Angelegenheiten.

27. Der den Häuptern und Mitgliedern der früher reichsständischen Familien eingeräumte Ge­ richtsstand in Angelegenheiten der nicht streitigen Gerichtsbarkeit wird durch die vorstehenden Be­ stimmungen (§.26) nicht berührt?) ’) Vgl. FGG. § 189 «nm. 2, Pr. FGG. Art. 136. Siehe hierzu: a) für die älteren Landesteile: Jnstr. v. 30. V. 20 (GS. 86, 87) § 19 a—c. D. v. 12. XI. 55 (GS. 687) § 4; — für die neueren Landestetle mit Ausnahme der unten genannten die drei Ver­ ordnungen v. 26. VI. 67 und zwar für SchleswigHolstein (GS. 1074) § 7, für Hessen (GS. 1091) § 26, für Nassau (GS. 1100) § 25; — für

Landgerichte.

§§ 27, 29, 41.

419

Ltmenburg: G. v. 4. XII. 69 (Offizielles Wochen­ blatt, Extraausgabe 2, 8) §§ 7, 22. b) für Hohenzollern