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German Pages 192 [188] Year 2021
09.01.2021
11:36 Uhr
Seite 1
DIE GEOLOGISCHE GESCHICHTE UNSERES KONTINENTS Wie bildete sich die weiße Kreideküste von Dover und wann entstanden die schroffen Gipfel der Alpen? Welche Prozesse formten die Fjordküsten in Skandinavien oder die norddeutsche Tiefebene? Kompakt und verständlich erklärt Graham Park, wie der Kontinent Europa entstand. Chronologisch führt er durch die geologischen Ereignisse, die Europa im Laufe der Erdgeschichte formten und zeigt, wie die unterschiedlichen Regionen und Landschaften entstanden.
»Das Werk von Graham Park bietet ... eine ausgezeichnete Einführung
DIE GEOLOGIE EUROPAS
PR033628_Park_Geologie_Europas_2020_RZ:Geo
FOSSILIEN
wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-534-27273-0
PARK
in die komplexe geologische Geschichte Europas.«
GRAHAM PARK
DIE GEOLOGIE EUROPAS 3. AUFLAGE
Graham Park
Die Geologie Europas Aus dem Englischen von Heiner Flick
Europa_2015-26-08.indd 3
11.01.2021 11:25:48
GRAHAM PARK ist emeritierter Professor für Geologie an der University of Keele (Großbritannien) und Mitglied der Geological Society of London. Neben seiner universitären Lehre widmete er sich stets der populären Vermittlung der Geologie und organisierte geologische Exkursionen für ein breites Publikum.
Englische Originalausgabe © Graham Park 2014 This translation of The Making of Europe – A geological history is published by arrangement with Dunedin Academic Press Limited, Edinburgh, Scotland. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. wbg Academic ist ein Imprint der wbg. 3. Auflage 2021 © der deutschen Ausgabe 2015 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht. Producing: Palmedia Publishing Services GmbH, Berlin Textredaktion: Diana Lindner Satz: Hella Baumeister Einbandgestaltung: Peter Lohse, Heppenheim Einbandabbildungen: Großes Motiv: Giant's Causeway, Nordirland © Stefano Viola/Fotolia | Bildleiste von oben nach unten: White Cliffs, Dover © morrormere/Fotolia | Ausbruch des Strombolis, Italien © glucchesi/Fotolia | Gefalteter Kalkstein, Kreta © Matauw/Fotolia | Dolomiten, italienische Alpen © vencav/Fotolia Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Europe Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-534-27273-0 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-74651-4 eBook (epub): 978-3-534-74652-1
Europa_2021-01-11.indd 4
12.01.2021 10:55:21
Inhaltsverzeichnis Vorwort
VII
1
Einführung
2
Die Bildung von Baltica - "Proto-Europa"
14
3
Alt-paläozoisches Wachstum von Proto-Europa
28
4
Die Kaledonische Orogenese
44
5
Die Erweiterung Europas im jüngeren Paläozoikum
62
6
Variszische Orogenese
76
7
Europa im Mesozoikum bis mittleren Känozoikum
98
8
Die Alpidische Orogenese
116
9
Jungtertiär und Quartär in Europa
148
Glossar
158
Anhang
171
Weiterführende Literatur
173
Index
175
Bildnachweis
182
1
Vorwort Der geologische Bau Europas ist - im Detail betrach
präkambrische Kerne zum südlichen Großkontinent
tet - äußerst kompliziert, und bei Reisen durch den
Gondwana gehört hatten. Die Angliederung Sibiriens
Kontinent begegnet man mit großer Wahrscheinlichkeit
an der Ostgrenze Europas unter Auffaltung des Urals
einer bemerkenswerten Vielfalt sehr unterschiedlicher
vervollständigte die Bildung des nunmehr Pangäa
Gesteinstypen unterschiedlichen Alters. Ein Buch,
genannten Großkontinents.
das versucht, den geologischen Bau und Werdegang
Diese Teile Europas blieben nahezu das ganze
Europas umfassend zu beschreiben, würde deshalb den
Mesozoikum hindurch mit Nordamerika verbunden
Rahmen sprengen. Dieses Buch bemüht sich dagegen,
und trennten sich erst vor ungefähr 6S Millionen Jahren
die geologische Entwicklung dieses Kontinents so dar
mit der Öffnung des Atlantiks.
zustellen, dass die Art und Weise sichtbar wird, wie der heutige komplizierte Aufbau zustande gekommen ist.
Schließlich entstand im Meso- bis Känozoikum mit der Alpidischen Orogenese am Südrand Europas eine
Europa als geografische Einheit ist, geologisch
größere Anzahl von Gebirgen, darunter die Pyrenäen,
betrachtet, vergleichsweise jung. Seine gegenwärtige
die Betische Kordillere, die namensgebendenAlpen, die
Form entstand vor etwa 20 Millionen Jahren während
Karpaten, derApennin, die Dinariden und der Kaukasus.
des Höhepunkts der Alpidischen Gebirgsbildung
Damit war der tektonische Zusammenschluss des euro
(Orogenese). Seitdem erfuhren lediglich die Küsten
päischen Kontinents beendet.
hauptsächlich durch Meeresspiegelschwankungen -
Vom Leser wird erwartet, dass er mit den grund
noch größere Veränderungen. Vor der alpidischen
legenden geologischen Begriffen und Vorstellungen
Gebirgsbildung, durch die eine ganze Reihe von
vertraut ist. Mitunter weniger bekannte technische
Gebirgen an seiner Südseite hinzukam, bestand der
Begriffe werden durch Fettschrift hervorgehoben, wo
europäische Kontinent aus einem alten präkambri
sie zum ersten Mal im Text auftauchen und wo sie erst
schen Kern oder Kraton. Dieser war auf drei Seiten
mals definiert werden. Sie werden zudem im Glossar
von den Resten alter Gebirge umgeben, die auf der
am Ende des Buches erläutert. Im Anhang sind die
Nordwestseite aus der Kaledonischen Orogenese
wichtigsten geologischen Zeiteinheiten tabellarisch
und auf der Süd- und Ostseite aus der Variszischen
zusammengefasst. Da sich dieses Buch vor allem mit
(Herzynischen) Orogenese hervorgegangen waren.
der tektonischen Entwicklung befasst, werden andere
Dieses Buch beschreibt, wie Europa im Verlauf
geologische Aspekte möglichst leicht verständlich
der Erdgeschichte aus zahlreichen Krustenteilen
behandelt. Für gängige Gesteine werden die alltägli
zusammengefügt wurde, von denen manche erheb
chen Begriffe wie "Sandstein" den strenger definierten
liche Entfernungen auf dem Globus zurückgelegt
Begriffen wie z. B. "Siliziklastika" vorgezogen.
haben. Ausgangspunkt unserer Betrachtungen ist
Schließlich werden im zweiten Teil der Einführung
der präkambrische Kern Europas, die sogenannte
die Grundlagen der Plattentektonik erläutert, die
Osteuropäische Plattform. Diese resultiert selbst aus
die Bildung von Orogenen und die Entwicklung der
dem Zusammenschluss noch älterer Festlandmassen
Kontinentalkruste steuert. Erfahrenere Leser werden
im Verlauf mehrerer präkambrischer Gebirgsbildungen.
mit diesem Abschnitt vertraut sein und können direkt
Während der Kaledonischen Orogenese am Ende
zu Kapitel 2 gehen.
des älteren Paläozoikums kollidierte der ehemalige, üblicherweise als "Baltica" bezeichnete Kontinent - mit
Danksagung
dem Baltischen Schild (Fennoskandia) als Kern - mit
Der Verfasser schuldet Professor John Winchester
der nordamerikanischen Festlandmasse unter Bildung
und einem anonymen Review-Leser großen Dank für
des Großkontinents Laurussia.
viele hilfreiche Korrekturen und Vorschläge, die dieses
Die Variszische Orogenese mit ihrem Höhepunkt
Buch wesentlich verbessert haben. Weiterhin dankt der
gegen Ende des jüngeren Paläozoikums führte zum
Verfasser seiner Ehefrau für die sorgfältige Durchsicht
Zusammenschluss Nordeuropas mit einem Großteil
des Textes auf seine allgemeine "Lesbarkeit" sowie für
der Kruste von Mittel- und Südeuropa, deren
ihre nicht nachlassende Unterstützung.
1
Einführung Die europäische Landschaft
gesäumt: Neben dem Ural im Osten sind es im Süden
Europas Gestalt
sowie im Nordwesten das Skandinavische Gebirge
die Pyrenäen, Alpen, Karpaten und der Kaukasus Der europäische Kontinent wird geografisch begrenzt
mit seiner Verlängerung in südwestlicher Richtung
durch den Ural im Osten, der Europa von Asien trennt,
nach Schottland. Innerhalb dieser Grenzen weist der
durch das Polarmeer und den Atlantischen Ozean
Kontinent beträchtliche Höhenunterschiede auf.
im Norden bzw. Westen sowie das Mittelmeer im
Verhältnismäßig weit gespannte, konturlose Ebenen
Süden ( Grafik
das grob die Form eines
werden von häufig bewaldeten Mittelgebirgsmassiven
Dreiecks aufweist, wird am Rand von Gebirgsketten
unterbrochen, z. B. dem Zentralmassiv in Frankreich,
CJ CJ CJ CJ
1.1). Europa,
Paläozoische Gebirge Alpidische Gebirge
Ural Orogen
Europäisches Nordmeer
Präkambrische Massive Färöer 'V Paläozoische
ASIEN
Massive
Atlantik \
Moskau.
\ \ \ \ \
600
\ \
___
Grenze der tektonischen Provinz
--- Alpidische Front Grafik 1.1
Hoch- und Mittelgebirge: geologische Bedeutung wichtiger topografischer Kennzeichen Europas. Tiefebenen wurden
weiß gelassen. Gebirgszüge: Bet, Betische Kordilleren; Ju, Jura; Kan, Kantabrisches Gebirge; Pyr, Pyrenäen; SH, Schottische Hochlande. Mittelgebirge: AM, Armorikanisches Massiv; BM, Böhmisches Massiv; CM, Cornubisches Massiv; FZ, Französisches Zentralmassiv; Hk, Heiligkreuzgebirge; IM, Iberisches Massiv; RM, Rheinisches Massiv; Sw, Schwarzwald; US, Ukrainischer Schild; Vo, Vogesen. Ländergrenzen sind grün.
Abbildung 1.1 Satelliten aufnahme eines Teils von West- und Mitteleuropa mit wichtigen tektonischen Elementen. NASA image, mit freundlicher Genehmigung von Visibleearth.
dem
Schwarzwald
in
Deutschland
oder
dem
zugehörig wirkt, eine gesonderte Bedeutung? Die
Böhmischen Massiv in Tschechien, um nur einige
Britischen Inseln mit Irland, jetzt vollständig losgelöst,
wenige zu nennen. Auf Satellitenaufnahmen treten die
sind von Europa nur durch ein flaches Meer und nicht
meisten deutlich hervor (Abbildung
durch einen Ozean getrennt. Sie sind deshalb eindeu
Diese
1.1).
geografischen Auffälligkeiten sind ein
tig ein Teil von Europa. Wie jedoch entstand dieser
Abbild der geologischen Geschichte Europas. Die
Meeresraum? All diese geografischen Gegebenheiten
Gebirgsketten entsprechen Gebirgsbildungszonen
sind das Ergebnis tektonischer Bewegungen, die zu
(Orogengürteln): die Kaledoniden entstanden im
Europas geologischer Geschichte gehören.
Alt-Paläozoikum, der Ural im Jung-Paläozoikum und die Alpen im Mesozoikum bis Känozoikum.
Die Küstenlinie
Auch die Mittelgebirge haben einen geologischen
Die gegenwärtige Küstenlinie Europas mit ihrem
Ursprung: Dabei handelt es sich um prämesozoisches
vertrauten Umriss ist eine verhältnismäßig junge
Grundgebirge, das aus einem jüngeren, meist sedimen
Erscheinung und vor allem stets abhängig vom Verlauf
tären Deckgebirge herausragt.
der Strandlinie. Bereits geringe Veränderungen
Andere Eigenheiten der europäischen Landschaft
im Niveau der Strandlinie können in tiefliegenden
verlangen ebenfalls eine Erklärung: Warum z. B.
Bereichen wie z. B. den Niederlanden, Südostengland
sieht die Mittelmeerküste auf den ersten Blick so
und der Ostseeküste bedeutende Auswirkungen auf den
seltsam aus mit den nach Süden vorspringenden
Umriss des Kontinents haben. Solche Veränderungen
Gebirgszügen
des
Korsika-Sardinien-Archipels,
haben sich nachweislich seit dem Ende der jüngs
Italiens und Griechenlands? Hat die annähernd qua
ten Eiszeit zugetragen, sind also aus verhältnismä
dratische Iberische Halbinsel, die Europa nicht ganz
ßig junger geologischer Vergangenheit. Während der
Einführung
letzten 10 000 Jahre ist das Niveau der Strandlinien in Nordeuropa um mehrere zehn Meter gestiegen, was anhand der gehobenen Strände Schottlands und Skandinaviens gut nachvollzogen werden kann
3
t
(Grafik 1.2, Abbildung 1.2). Dies wird in Kapitel 9 besprochen. Da großeMengen Wasser während des Höhepunkts der Eiszeit in den Eisschilden gebunden waren, befan den sich weite Teile des Nordseebeckens und des Ärmelkanals oberhalb des Meeresspiegels, der unge fähr 120 Meter tiefer lag als heute. Frühe Menschen konnten leicht vom angrenzenden Festland zu Fuß nach England gelangen (Grafik 1.3). Noch vor gut 10 000 Jahren lag zwischen Ostengland und Dänemark ein großes Landgebiet, als Doggerland bezeichnet, das von mesolithischen Jägern besiedelt wurde, wie im Torf gefundene Feuerstein- und Knochenwerkzeuge zeigen. Präzise Höhenmessungen der letzten Jahrzehnte belegen ein kontinuierliches Bewegungsmuster für Nordeuropa: Schottland und Skandinavien werden
200 km
um einigeMillimeter im Jahr gehoben (Schottland bis zu fünf Millimeter, Skandinavien bis zu lSMillimeter), während die Gebiete weiter im Süden, einschließlich
Grafik 1.2 Nacheiszeitliche Hebung von Skandinavien. Höhen linien in Metem für die Niveaus der Strandablagerungen. Die Form
Südostengland und die Niederlande, in vergleichbarer
der Hebung deutet einen Dom an, dessen Zentrum den mächtigs
Größenordnung absinken. Es ist zu vermuten, dass
ten Bereich der Eisdecke kennzeichnet. Nach Zeuner
(1958).
diese Bewegungen durch den langsamen Ausgleich der Kruste auf das Abschmelzen der nordeuropäischen Eiskappe hervorgerufen werden. Andere Küstenveränderungen aus jüngster geolo gischer Vergangenheit, für die es historische Belege gibt, sind die Folge von Erdbeben oder vulkanischer Aktivität. Das gilt besonders für die Mittelmeerküste. Die Säulen des Serapistempels bei Pozzuoli in der Bucht von Neapel, beschrieben von Charles Lyell in seinen
Principles 01 Geology im Jahr 1837 (Abbildung 1.3), sind ein klassisches Beispiel für Veränderungen des Meeresspiegels. Die Löcher von Bohrmuscheln in diesen Marmorsäulen zeigen, dass der Tempel unter den Meeresspiegel abgesunken und dann wieder auf gestiegen war. Diese Bewegungen schrieb Lyell der vulkanischen Aktivität zu. Ein weit spektakuläreres Beispiel betrifft die Flutung des Mittelmeerbeckens, die sich als plötzli ches, vermutlich katastrophales Ereignis vor ungefähr fünfMillionenjahren ereignete, nachdem die schmale Landbrücke in der Straße von Gibraltar durchgebro
Grafik 1.3 Doggerland. Rekonstruktion der Küstenlinie von Britan nien und Nordwesteuropa vor ungefähr
10000
Jahren. Die große
Landmasse von Doggerland verbindet Britannien mit Festlandeu
chen war. Vor diesem Ereignis war das Mittelmeer
ropa. Früherer Rhein und frühere Themse münden direkt in den
ein Binnenmeer, in dem sich Salze ablagerten. Vor
Ärmelkanal. Verändert nach einer Karte von Max Naylor, Wikipedia.
4
Die Geologie Europas
Abbildung 1.2 Gehobener Strand, dahinter ein früheres Meereskliff, Hebriden, Nordwestschottland. © George Bernard/Science Photo Library.
Millionenjahren wurden diese Salze dann plötz
Küstenlinien bewirkt haben. Das Ziel dieses Buches ist
lich von marinen Sedimenten überlagert. Ein ver
es, solche tektonischen Prozesse in die ferne geologische
gleichbares, jedoch viel jüngeres Ereignis verursachte
Vergangenheit zu übertragen und daraus Rückschlüsse
die plötzliche Flutung des Schwarzmeerbeckens vor
zu ziehen, wie Europa entstanden ist.
5,33
etwa 7600 Jahren, die manche für die weitverbreiteten Mythen der Sintflut verantwortlich machen. Die Beispiele zeigen, dass Vertikalbewegungen der Erdoberfläche in Relation zum Meeresspiegel vor
Die Rekonstruktion der geologischen Vergangenheit
(geologisch gesehen) relativ kurzer Zeit vorkamen und von Ort zu Ort verschiedene Ursachen hatten.
Aussagemöglichkeiten geologischer
Dabei kommen Meeresspiegelschwankungen allein als
Standardkarten
Ursache nicht in Frage, sondern der Untergrund selbst
Eine Karte, die detailreich die Geologie von Europa
hat sich relativ zum Meeresspiegel nach oben oder nach
darstellen soll, muss sehr vielschichtig und sehr groß
unten bewegt. Auch langsame Horizontalbewegungen
sein, um Nutzen zu bringen. Darüber hinaus ist ihr
können nachgewiesen werden: Über einen Zeitraum
Nutzen durch ihren Zweck eingeschränkt: Die meisten
von mehreren Jahren haben wiederholte genaue GPS
Standardkarten zeigen normalerweise die Verteilung
Messungen ergeben, dass der Alpidische Gebirgsgürtel
der Gesteine entsprechend ihrem Alterj je feiner die
um bis zu zwei Millimeter im Jahr zusammengescho
Altersunterteilung gewählt wird, desto komplexer
ben wird.
wird die Karte. Solch eine Karte zeigt das Alter (und/
Damit ist leicht zu erkennen, dass es in Europa auch
oder die Art) des Gesteins jeder bestimmten Lokalität,
noch in geologisch jüngster Zeit Krustenbewegungen
sie erläutert aber nicht die geologische Geschichte des
gab, von denen manche erhebliche Änderungen der
betreffenden Ortes.
Einführung
5
Gesteine eines bestimmten Alters oder einer
Paläogeografie
bestimmten Art sind nicht gleichmäßig verteilt.
Für den Zweck dieses Buches, das sich mit der Erdgeschichte von Europa befasst, ist es notwendig,
Gesteine der Hoch- und Mittelgebirge unterscheiden
die Verteilung der Gesteine für die verschiedenen
sich im Allgemeinen von Ort zu Ort stark hinsichtlich
Epochen der geologischen Vergangenheit auf der
Art und Alter, in Ebenen und Tiefländern sind sie über
Grundlage der vorhandenen Erkenntnisse abzuleiten.
weite Gebiete hingegen einheitlich. Offensichtlich
Mit anderen Worten: Wir sind von der Interpretation
führen die für die Gebirgsbildung (d. h. Orogenese)
der gegenwärtigen Geologie abhängig - sowohl von den
verantwortlichen Prozesse Gesteine unterschiedlicher
an der Oberfläche sichtbaren Gesteinen als auch, noch
Herkunft zusammen. Um das zu verstehen, müssen
wichtiger, von Kenntnissen zum Untergrund, die aus
die beteiligten plattentektonischen Prozesse bekannt
Bohrungen, Bergwerken und indirekt durch geophysi
sein. Im Gegensatz dazu repräsentieren die großen
kalische Geländeaufnahmen gewonnen werden.
Gebiete mit typischerweise horizontaler oder nur
Um herauszufinden, wie die gegenwärtige geologi
wenig geneigter Lagerung stabile Krustenregionen, die,
sche Beschaffenheit Europas zustande gekommen ist,
seitdem die Gesteine abgelagert wurden, keiner bedeu
müssen die Veränderungen der paläogeografischen
tenden Deformation mehr unterworfen waren. Solche
Verhältnisse des Kontinents im Zeitverlauf rekonstru
Gebiete werden als Kratone bezeichnet und nachfol
iert werden. Solche Rekonstruktionen hängen in hohem
gend diskutiert.
Maße von der Qualität der Erkenntnisse ab - dies wird umso schwieriger, je länger die Zeit zurückliegt. Es lassen sich jedoch genügend Informationen sammeln,
Die orogene Grundstruktur
um ein einigermaßen genaues Bild der Paläogeografie
Europas
des Kontinents bis zurück ins Kambrium, und an einigen Stellen bis ins Präkambrium, zu entwerfen. Das
Die Erdgeschichte war von Zeitabschnitten erhöhter
sind die Grundlagen für die Rekonstruktionen in den
tektonischer Aktivität geprägt, die in der Bildung von
folgenden Kapiteln.
Orogenen mündete. In Europa hat es im Verlauf des
Abbildung 1.3 Serapistempel. Die Löcher der Bohrmuscheln (dunkle Bänder auf den Säulen des Tempels)
P R I N C I P L E S
belegen, dass der Tempel unter den Meeresspiegel gesunken war und später in seine heutige Position gehoben wurde.
GEOLOGY;
THE llODERN CHANGES OF THE EARTH AND ITS IIiIIABITANTS
SIR CHARLES LYELL, M.A. F.R.S. �Jn" OF ru� OEOLOOICAL ��!XI": Am!!OIl 0''',. ".... U.!.�o11.LD:OLOGY,R "TUV)o.IJL ,,, NOlT" A>lKKrcAt "A ...."OO�I> v,,,,, TI;I T'IlJ: ��ln:t> eTAT",," .:m nc
NEW YORK: D. .\PPLETO�
&- CO., 3�6 &- 348 l!R/J:\DWAY.
T itelbild der Principles of Geology von Charles Lyell, Auflage von 1837.
Die Geologie Europas
6
EUROPÄISCHE OROGENESEN angenäherter
Orogenese
Zeitraum
Ära
Phanerozoikums drei solcher Orogenesen gegeben: die Kaledonische, die Variszische und die Alpidische Orogenese (Tabelle 1.1). Jede dauerte viele Millionen Jahre und erfasste große Teile des Kontinents, während
Alpidisch
65-2,5 Ma
Känozoikum
Variszisch (Herzynisch)
380-290 Ma
Jung-Paläozoikum
Kaledonisch
490-390 Ma
Alt-Paläozoikum
Timanidisch
620-550 Ma
Jung-Proterozoikum
Svekonorwegisch
1,25 Ga-900 Ma
Mittel-Proterozoikum
Gotidisch
1,75-1,5 Ga
Alt-Proterozoikum
Die "Bausteine" Europas
Svekofennidisch
2,0-1,75 Ga
Alt-Proterozoikum
Geologisch betrachtet besteht Europa aus einem prä
Lopisch
2,9-2,6 Ga
Jung-Archaikum
kambrischen Kern - dem Osteuro päischen Kraton,
Saamisch
3,1-2,9 Ga
Mittel-Archaikum
Tabelle 1.1 Zeitspannen der europäischen Orogenesen.
Gebiete außerhalb dieser Gürtel relativ wenig betrof fen waren. Weitere Orogenesen lassen sich f ür das Präkambrium nachweisen, davon werden hier aber nur drei näher betrachtet: die Svekokarelidische, die
Svekonorwegische und die Timan-Orogenese.
dem sich in der Phanerozoischen Ära drei größere Krustenblöcke
anschlossen:*
die
Kaledoniden
im Westen und Nordwesten (einschließlich des
Krustenprovinzen des europäischen Kontinents
CJ CJ CJ CJ CJ
Osteuropäische Plattform + Lewisischer Block (Alt- bis Mittel-Proterozoikum) Timanidisch Kaledonisch Variszisch Asien Alpidisch
° 50
50
°
60
°
OzeanAsien
Grafik 1.4 Die Bausteine Europas. Der Osteuropäische Kraton ist umgeben von jüngeren Orogengürteln: den Kaledoniden im Westen, den Timan- und Ural-Gürteln im Osten sowie den Variszischen und Alpidischen Gürteln im Süden. Der Lewisische Block im äußersten Nordwesten, während der Kaledonischen Orogenese angegliedert, war ursprünglich ein Teil Nordamerikas. Bet, Betische Kordiliere; TTZ, Teisseyre-Tornquist-Zone; Pyr, Pyrenäen. Ländergrenzen sind Grün.
7
Einführung
Lewisischen präkambrischen Blocks), die Varisziden
Folgerungen zum tektonischen Milieu basieren
im Südwesten und die Alpidisehen Gebirge im Süden
auf der Interpretation von sedimentären und mag
1.4). Auf der Ostseite kamen die Orogengürtel
matischen Gesteinsfolgen, auf die nachfolgend ein
vom Timan zum Ende des Präkambriums und vom
gegangen wird. Diese Folgerungen sind nur soweit
(Grafik
Ural im späten Paläozoikum bis frühen Mesozoikum
zutreffend wie die Theorien, die die Gesteine mit
hinzu (siehe Anhang zur geologischen Zeittabelle).
ihrem Entstehungsmilieu verbinden - und diese
Der weitaus größte Krustenblock, fast die Hälfte
können sich mit künftiger Forschung ändern. Die
des Kontinents, wird vom Osteuropäischen Kraton
größte Unsicherheit der Interpretationen betrifft die
(
Osteuropäische Platte) gebildet. Die kaledonischen,
tektonische Entwicklung bestimmter Orogengürtel:
variszischen und alpidischen Blöcke machen jeweils
Wo kommen die verschiedenen Gesteine her und
zwischen einem Viertel und einem Fünftel aus, wobei
wie wurden sie zusammengefügt? Interpretationen
ein großer Teil heute unter Wasser liegt.
werden normalerweise in Form von schematischen
=
Europas älteste Gesteine sind über drei Milliarden
Querschnitten dargestellt - eine Form, die von
Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt jedoch existierte Europa
Geologen gewählt wird, um die oft spekulative Natur
noch nicht als erkennbare Einheit. Die Bildung des
der Rekonstruktionen zu betonen. Diese sind bewusst
Osteuropäischen Kratons war zum Ende des mittle
vereinfacht und stilisiert, um eine jeweils bestimmte
ren Proterozoikums* vor etwa einer Milliarde Jahren
Interpretation zu illustrieren, und müssen deshalb in
abgeschlossen, was bedeutet, dass das anschließende
diesem Sinne betrachtet werden.
geologische Wachstum Europas lediglich die letzten 20 Prozent der Erdgeschichte in Anspruch genommen
Sediment-Vergesellschaftungen
hat.
Einzelne Sedimentgesteinstypen wie Sandstein oder
Geologische Arbeitsmethoden
Tonstein sind allein nicht besonders aussagekräftig hinsichtlich des tektonischen Milieusj nützlicher sind
"Fakten" und Folgerungen
ihre Vergesellschaftung mit anderen Gesteinstypen
Die Rekonstruktion der Erdgeschichte, selbst wenn
und ihre Verbindung mit Umweltindikatoren wie
sie gut begründet und allgemein akzeptiert ist, beruht
bestimmten Fossilien. In den folgenden Kapiteln
auf der Interpretation von Belegen - d. h. von geolo
wird die geologische Geschichte der verschiedenen
gischen "Fakten". Es ist wichtig für diejenigen Leser,
Teilbereiche Europas hinsichtlich ihres tektoni
denen vielleicht die geologische Arbeitsweise nicht
schen oder paläogeografischen Milieus beschrieben.
vertraut ist, die Einschränkungen zu verstehen,
Zu diesem Zweck werden die Sedimentgesteine zu
die durch die zur Verfügung stehenden konkreten
Fazies-Vergesellschaftungen zusammengefasst. Die
Daten bedingt sind. Wie schon erläutert, befasst sich
wichtigsten werden hier nachfolgend beschrieben.
dieses Buch hauptsächlich mit der Rekonstruktion und Beschreibung der Paläogeografie Europas zu
Kontinentale Fazies
bestimmten
Das
Auf dem Festland gebildete Sedimente werden von rot
konkrete Material, auf dem die Rekonstruktion des
gefärbten Ablagerungen (Rotsedimenten) dominiert,
Milieus eines solchen Zeitabschnitts beruht, könnte
eine Folge der Oxidation des enthaltenen Eisens. Sie
ein bestimmtes Gestein sein, z. B. ein Kalkstein des
variieren von groben Brekzien und Konglomeraten,
geologischen
Zeitabschnitten.
betreffenden Alters, der in einem bestimmten Gebiet
durch Sturzfluten in aridem bis semiaridem Klima
an der Oberfläche oder in Bohrungen angetroffen
abgesetzt, bis hin zu Tonsteinen, die in flachen Seen
wird. Dessen Alter ist normalerweise nicht strittig und
zur Ablagerung gekommen sind. Letztere können
könnte sogar als "Fakt" angesehen werden. Verstreute
eine nichtmarine Fauna oder Flora enthalten, im
Beobachtungen zu einem Gesamtbild eines großen
Allgemeinen sind jedoch solche Fossilien selten.
Gebiets zusammenzufügen, ist aber schon viel unsi
Klastische Ablagerungen in Flüssen sind nicht immer
cherer und abhängig vom Abstand der einzelnen
rot und in manchen Fällen schwer von flachmari
Beobachtungspunkte.
ner Fazies zu unterscheiden. Eine Übergangsfazies
Die Geologie Europas
8
zwischen Land und Meer stellen Ästuare dar mit ent
kieseliger Mikroorganismen entsteht, nimmt in tiefem
sprechender Mischung der Ablagerungen.
Wasser den Platz von Kalksteinen ein, wo Karbonate nicht gebildet werden können. Solche Sedimente sind
Schelffazies
häufig mit Ozeanboden-Basalten vergesellschaftet.
Auf einem stabilen Schelf (oder der Kontinental plattform) abgelagerte Sedimente bestehen typischer
Beispiel einer paläogeografischen Karte
weise aus gut sortierten und gleichmäßig geschichteten
Grafik 1.S stellt eine paläogeografische Rekonstruktion
Sand-, Kalk- und Tonsteinen. Deren relativer Anteil
für einen Teil Westeuropas im frühen Karbon dar. Im
hängt eher von der Anlieferung des klastischen
Norden befindet sich zu dieser Zeit ein Landgebiet, das
Materials als von der Wassertiefe ab. Zu Zeiten nach
aus älteren, vor allem kambrischen und präkambrischen
lassender Zufuhr von klastischem Material, wenn nahe
Gesteinen besteht, die erodiert werden und Sediment
liegende Gebirgsregionen und damit die Liefergebiete
in die weiter südlich gelegenen Gebiete liefern. Diese
weitgehend erodiert sind, überwiegen Kalk- und
Landrnasse wird von einer schmalen Zone konti
Tonsteine. Das Umgekehrte dürfte für Sandsteine
nentaler (d. h. nichtmariner) Sedimente vom Typus
gelten. Flachmarine Faunen herrschen auf dem Schelf
Old-Red-Sandstein gesäumt - roten Sandsteinen
vor.
und Konglomeraten, die Gerölle der Landrnasse im
Fazies des Kontinentalhangs
marine Sand- und Tonsteine, die weiter südwärts in
Der Kontinentalhang ist üblicherweise weiter von den
Kalksteine übergehen und die eine Flachwasser-Fauna
Liefergebieten entfernt und liegt in tieferem Wasser.
enthalten (z. B. Muscheln und Brachiopoden). Diese
Anstelle von Kalksteinen sind Tonsteine typisch, dazu
wiederum gehen noch weiter südlich in die Fazies des
Norden enthalten. Nach Süden zeigt die Karte flach
kommen Silt- und Sandstein, Fossilien sind rar. In dieser
tieferen Wassers über, hauptsächlich mit Tonsteinen
verhältnismäßig steilen Übergangsfazies vom Schelf
und einer pelagischen Fauna (z. B. Cephalopoden).
zur Tiefsee wird nur wenig Sediment abgelagert. Das
Die genannten Gesteine sind nicht an der Oberfläche
charakteristischste Merkmal sind jedoch die Canyons,
aufgeschlossen, da sie von Gesteinen aus der Kreidezeit
die Suspensionsströmen (d. h. den Turbiditen) einen
und jünger überlagert sind. Sie werden vornehmlich aus
Weg zur Tiefsee bereiten. Suspensionsströme entste
Bohrungen und aus der Extrapolation von Gebieten
hen durch Instabilitäten auf dem kontinentalen Schelf,
abgeleitet, wo sie zutage treten.
zum Beispiel hervorgerufen durch Erdbeben. Dies führt dazu, dass Sedimentmassen den Kontinentalhang mit
Grundlagen der Plattentektonik
großer Geschwindigkeit hinunterfließen und eine spezifisch sortierte klastische Sedimentmischung
Wie Material der Kruste hinzugefügt wird
auf dem Ozeanboden ablagern. Das auf diese Weise
Für ein besseres Verständnis, wie Europa geologisch
entstandene typische Sediment ist die Grauwacke.
gewachsen ist, muss man die verschiedenen plat
Submarine Rutschsedimente dieser Art sind vor allem
tentektonischen Prozesse verstehen, die für dieses
verknüpft mit Subduktionszonen, wo sie teilweise
Wachstum verantwortlich sind. Die Erdkruste wächst
oder ganz die Tiefseerinne füllen (siehe Grafik 1.6B).
durch Hinzufügen magmatischer Gesteine, die entwe
Der Begriff Flysch wird oft benutzt, um den von
der durch Extrusion an der Oberfläche oder Intrusion
diesen Sedimenten beherrschten Sedimentverband
unterhalb entstehen. Zum einen ist das Wachstum also
zu beschreiben. Die in diesem Milieu entstandene
die direkte oder indirekte Folge der Subduktion von
Abfolge solcher Sedimentmassen findet sich verbreitet
ozeanischen Platten und zum anderen die Folge der
im Akkretionskeil vor dem aktiven Kontinentalrand.
Injektion von Magmen an sich weitenden Riftzonen. Bei der Beschreibung der Wachstumsprozesse von
Fazies der Tiefsee
Europa in den folgenden Kapiteln wird zwischen
Sedimente des tiefen Ozeans liegen normalerweise fern
"aktiven" und "passiven" Kontinentalrändern unter
von der Zufuhr von klastischem Material und werden
schieden. Bei einem aktiven Kontinentalrand ist
deshalb von Tonsteinen dominiert. Feingeschichteter
der Subduktionsprozess mit Vulkanismus verbun
der durch den Zerfall
den, entweder am Rand des Kontinents oder entlang
gebänderter Hornstein,
Einführung
9
eines Inselbogens vor dem Kontinent. Über einen
über der Subduktion als auch im Backarc-Becken. Die
langen Zeitraum hinweg können am Kontinentalrand
Ablagerungen in der Tiefseerinne bestehen typischer
mehrere vulkanische Inselbögen, zusammen mit der
weise aus dem vom Kontinent gelieferten vulkanoge
Sedimentfüllung von zwischenliegenden Becken, hin
nen Material und gröberklastischen Sedimenten (vor
zukommen. Der Kontinentalrand wächst somit durch
allem turbiditischen Grauwacken), die mit zunehmen
allmähliche Anlagerung von solchem Material und
der Entfernung vom erodierten magmatischen Bogen
wird oft auch als Akkretionsrand bezeichnet.
feinkörniger werden. Den Tiefseeboden jenseits der Tiefseerinne und der Sedimentzufuhr bedecken
Akkretionsränder
Tonsteine und gebänderte Hornsteine.
Die Grafiken 1.6A und B zeigen die Auswirkung
Die Auswirkungen der fortdauernden Vorgänge
der Subduktion an einem Kontinentalrand. Das
an aktiven Kontinentalrändern sind schematisch in
Aufschmelzen ozeanischer Kruste entlang der sub
Grafik 1.6C zusammengefasst. Aufeinanderfolgende
duzierten Platte erzeugt Magma, das durch die
vulkanische Inselbögen werden inaktiv und dem
Lithosphäre hindurch aufsteigt und eine Vulkankette
Kontinentalrand hinzugefügt, der entsprechend in die
bildet. Diese liegt entweder auf bestehender kontinen
Breite wächst und einen ausgedehnten Orogengürtel
taler Kruste oder auf ozeanischer Kruste in Form eines
bildet. Diese Art eines akkretionären Orogengürtels
vulkanischen Inselbogens. Die Dehnung der Kruste
sieht man heutzutage im Kordillerengürtel des westli
über der Subduktionszone kann zudem zu einem
chen Nord- und Südamerika und bei den Inselketten
neuen Ozeanbecken führen, das als Backarc-Becken
von Indonesien - beide grenzen an einen Ozean.
bezeichnet wird. Mächtige Abfolgen von Sedimenten
Kollisionszonen
und Vulkaniten bilden sich sowohl in der Tiefseerinne
Die andauernde Subduktion ozeanischer Kruste führt letztendlich zur Kollision zweier Kontinente, wie in Grafik 1.6C gezeigt. Infolge solch einer Kontinent Kontinent-Kollision entsteht ein breiter Orogengürtel, in dem magmatische und tektonische Aktivitäten allmählich nachlassen und der Zusammenschub ein Ende findet. Das Orogen kühlt sich allmählich ab,
Grafik 1.5 A. B.
Paläogeografische Karte.
Änderungen der Sedimentfazies von der Küste zum Kontinentalhang.
Man beachte, dass die Faziesgrenzen ihre Position mit der Zeit leicht ändern und dadurch Änderungen in der Art und Menge der Sedimentzufuhr widerspiegeln.
x
y
Küstenebene
Schelf
Meeresspiegel
Erosions-
Kontinentalabhang
gebiet
terrestrische klastische Gesteine
B
Karbonate
flachmarine
pelagische
klastische Gesteine
Tonsteine
Turbidite
10
Die Geologie Europas
kontinentale Kruste
100 km
]
vulkanischer Bogen
BackarcBecken
Tiefseerinne Ozean
========�/ ozeanische � ;; Kruste ;; � � � � :: == == � -=�==��� lithosphärischer _
_------
Mantel
Asthenosphäre
Grafik 1.6 Merkmale eines aktiven Kontinentalrands. A. Subduktion ozeanischer
Oberer Mantel
unter
einen
über der
ASubduktion
vulkanischer Bogen
•
Oberkruste
•
Inselbogen.
eines
subduktion sbezogenen
Vulkanbogens.
....;;;; .. ;;;=:::: ;;; =t-----rt'--::: -- -----''----I�...:..:..:...:..:.:.:..::.-=-I-
-
•
Backarc-Becken hinter einem vulkanischen
turen
Kompressionszone
kontinentale
Dehnung
Subduktionszone erzeugt ein
B. Charakteristische Abfolgen und Struk
Tiefsee
Tiefseerinne
Lithosphäre
Kontinentalrand;
Meeresspiegel
B charakteristische Ablagerungen an einem aktiven Plattenrand
Kontinental platte A
Mikroplatte B
BackarcBecken
vulkanischer Insel bogen
C. Drei Stadien in der Entwicklung eines Kontinental platte C
��
vulkanischer Bogen
.----- Oroge
� orogen
3
/V /V /V
vulkanischen Inselbogens an einen aktiven Kontinentalrand.
ozeanische Kruste
2
Orogengürtels als Folge der Akkretion eines
/V
/V
�.L-_ I ----, ------'
C Akkretion an einem aktiven Plattenrand
Einführung
11
wird durch die Erosion eingeebnet und schließlich zu
Ostafrikanischen Gräben sind ein bekanntes Beispiel
einem Bestandteil der angrenzenden kontinentalen
hierfür. Der Vorgang kann wie folgt beschrieben
Kruste. Das klassische Beispiel für diesen Vorgang
werden: Der Aufstieg von heißem Mantelmaterial ver
ist der Himalaja, der aus der Kollision von Indien mit
ursacht zuerst eine Aufwölbung der Kruste. Aufgrund
Eurasien hervorgegangen ist. Dieser Gürtel ist noch
der damit verbundenen Dehnung entstehen Spalten,
aktiv: der Zusammenschub geht langsam weiter, es gibt
auf denen Magma in die Riftzone eindringen kann.
eingeschränkte vulkanische Aktivität, und die Kruste
Schließlich führt fortwährende Dehnung zu einer
hat sich in ihrer Dicke mehr als verdoppelt, wodurch
Trennung und dem Auseinanderdriften der kontinen
sich die Höhe des Himalaja erklärt. Letztendlich wird
talen Kruste, wobei neue ozeanische Kruste in dem
die Erosion jedoch die Höhe der Berge und die Dicke
geöffneten Raum entsteht. Auf diese Weise zerbrechen
der Kruste auf ein "normaleres" Maß vermindern.
selbst Großkontinente, und die Bruchstücke bewegen
Dieser Prozess dauert Hunderte Millionen Jahre. Das
sich als neue Kontinente auseinander - einer der fun
kann man z. B. an der gegenwärtigen Höhe des kaledo
damentalen Prozesse der Plattentektonik im Verlauf
nischen Gebirges von Großbritannien und Norwegen
der Erdgeschichte. Die neuen Kontinentalränder
oder des Urals in Russland ersehen, die circa 400 bzw.
werden als passive Kontinentalränder bezeich
2S0 Millionen Jahre alt sind - im Vergleich zu den viel
net (Grafik 1.7B), die im Unterschied zu den aktiven
jüngeren, teilweise noch aktiven alpidischen Ketten, die
Kontinentalrändern keine bedeutsame tektonische
nur etwa 20 Millionenjahre alt sind.
oder magmatische Aktivität mehr aufweisen, nachdem sie von der ursprünglichenBruchzone ein Stück wegge
Kontinentale Riftstrukturen und
driftet sind.
passive Kontinentalränder
Passive Kontinentalränder entwickeln einen cha
Neue Ozeankruste entsteht nicht nur durch Dehnung
rakteristischen Verband von magmatischen und
der ozeanischen Lithosphäre an Mittelozeanischen
sedimentären Gesteinen, deren Schichtenfolge es
Rücken, sondern auch innerhalb der kontinentalen
erlaubt, zwischen ehemals aktiven und passiven
Lithosphäre an sich dehnenden Riftzonen, wie in
Kontinentalrändern zu unterscheiden. Typische
Grafik 1.7A gezeigt. Dieser Dehnungsprozess wird
Sedimente eines passiven Kontinentalrandes reichen
oft direkt mit der Existenz eines Mantel-"Hotspots"
von Karbonaten (Kalksteinen, Dolomiten usw.) auf
unterhalb des Rifts in Verbindung gebracht. Die
kontinentalen Schelf- und Plattformgebieten über
.... Krustendehnung
-+
Grafik 1.7 Kontinentales Rifting
Vulkanismus
und die Bildung eines passiven Kontinentalrands.
kontinentale Kruste
AKontinentales Rifting
A. Die kontinentale Kruste wird gestreckt, lithosphärischer
ausgedünnt und über
Mantel
"Hotspot" angehoben, von wo Intrusionen
einen
Mantel
und Vulkanismus innerhalb der Riftzone erzeugt werden.
Schelf charakteristische Ablagerungen
Karbonate
Kontinentalhang klastische Sedimente: Sandsteine, Siltsteine ete.
Tiefsee Vulkanite des
Tonsteine,
Riftstadiums
gebänderte Harnsteine
B.
Die
kontinentale
Kruste
weicht
auseinander und ermöglicht die Bildung neuer ozeanischer Kruste; der gedehnte Kontinentalrand sinkt ab und wird von Sedimenten überdeckt - typischerweise
kontinentale
ozeanische Kruste
Kruste Intrusionen des Riftstadiums
Karbonate auf dem Schelf, klastische Abfolgen
auf
dem
Hang,
Tone
und
gebänderte Hornsteine auf dem tiefen Abschiebungen
B Entwicklung eines passiven PlaUenrandes
Ozeanboden.
12
Die Geologie Europas
klastische Ablagerungen wie Sand- und Siltsteine am
das heutige Europa Teil des eurasischen Kratons, der
Kontinentalhang bis hin zu feinkörnigen Tonsteinen
(überwiegend) geologisch stabil ist, außer an seinem
sowie
T iefsee
Südrand, den Alpen-Himalaja-Ketten. Nach ihrer
(Grafik 1.7B). W ährend der Anfangsstadien des
Bildung können Kratone an Bruchzonen entlang auf
gebänderten
Hornsteinen
der
Aufbrechens kommt es zu Abschiebungen, typischer
reißen oder von Subduktion an ihren Rändern betrof
weise als Staffel von Gräben und Halbgräben am neu
fen sein. Bedeutsame Deformationen und magmatische
entstandenen Kontinentalrand, wie in Grafik 1.7B
Aktivitäten beschränken sich aber auf solche Zonen.
gezeigt wird, wobei sich im Frühstadium klastische
Nach der Orogenese kühlt die Kruste allmählich ab,
Ablagerungen an den Bruchstufen absetzen. Durch
und die Auswirkungen der Erosion nivellieren schließ
diese Abschiebungen wird die Kruste ausgedünnt und
lich das Relief zu einer mehr oder weniger ebenen
gedehnt. Ist die Trennung vollzogen, hört die magma
Kontinentalplattform.
tische Aktivität innerhalb der Kontinentalkruste auf.
Die Kratone im frühen Präkambrium waren im
Weitere Dehnung erfolgt durch die neu gebildete oze
Allgemeinen klein. Aber im Laufe der geologischen Zeit verbanden sich die kleineren Kratone zu größeren
anische Platte.
Einheiten, bis schließlich Großkontinente entstanden,
Kratonisierung: die Bildung eines Kontinents
die die gesamte kontinentale Kruste, oder zumindest
Damit sich ein Kontinent bilden kann, muss ein großes
weite Teile der Kruste, zusammenschlossen. Man
Stück kontinentaler Kruste geologisch stabil werden,
nimmt an, dass dies zum ersten Mal zum Ende des
d. h., dass dort im Inneren keine stärkere tektonische
Archaikums vor ungefähr 2,5 Milliarden Jahren pas
Aktivität wie Orogenese mehr stattfindet. Solch ein
sierte. Nachfolgende Großkontinente werden für das
Krustenstück wird als Kraton und der Vorgang seiner
Mittel-Proterozoikum ( Nuna, je nach angenomme
Bildung als Kratonisierung bezeichnet. Folglich ist
ner Konstellation sind für diesen Kontinent auch die
Grafik 1.8 Der Gebrauch paläomagnetischer Daten zur
B. Verschiedene Positionen des magnetischen Nordpols
Nachverfolgung der Kontinente.
(Polwanderkurve) für Nordamerika vom Kambrium bis heute.
A. Rekonstruktion der relativen Lage von Laurentia und Baltica
Nach McElhinny
vor
1,3
Milliarden Jahren; man beachte, dass Baltica zwischen
dem Äquator und dem
30.
südlichen Breitengrad liegt. Den
Daten zufolge ist jede Position entlang dieses Breitengrades möglich, gezeigt wird hier die geologisch wahrscheinlichste;
Gd, Grönland; Ba, Baltica. Nach Buchan et al. (2000).
(1973).
Einführung
Namen Nena oder Columbia in Gebrauch) und für das Jung-Proterozoikum
( Rodinia)
angenommen, und
dann wieder mit Pangäa im Perm.
13
oft rar sind. Die meisten Erkenntnisse zur Bestimmung der tektonischen Verhältnisse von alten Magmatiten beruhen auf verhältnismäßig geringen geochemischen Unterschieden, besonders von Seltenerdmetallen zwi
Der Wanderweg der Kontinente
schen ansonsten ähnlichen Gesteinstypen. Diese näher
Eine der nützlichsten Methoden zur Untersuchung
zu betrachten geht über das Ziel dieses Buches hinaus.
der Geschichte der Kontinente besteht darin, ihre
Der geochemische Vergleich mit heutigen Magmatiten
Bewegungen über die Erdoberfläche mithilfe paläoma
ist jedoch gängige Praxis, um tektonische Verhältnisse
gnetischer Daten zu verfolgen. Bei einem magmatischen
nachzuvollziehen.
Gestein, zum Beispiel Basalt oder Gabbro, kann die Lage
Obwohl einige spezielle magmatische Gesteins
des Nordpols zur Zeit seinerAbkühlung erfasst werden,
typen wie z. B. Granit oder Basalt eines aktiven
vorausgesetzt, dass keine weitere Störung durch spätere
Kontinentalrands oberflächlich gesehen solchen eines
Aufheizung oder Deformation stattgefunden hat. Auf
passiven Kontinentalrands ähneln, gibt es wichtige
diese Weise lässt sich für das Krustenstück, aus dem das
geochemische Unterschiede. Jedoch ist es auch ohne
Gestein entnommen wurde, ein Paläo-Breitengrad
anspruchsvolle geochemische Untersuchungen im
für die fragliche Zeit bestimmen. Allerdings ermittelt
Allgemeinen möglich, aus der Spannbreite der mag
man auf diese Weise nicht den Paläo-Längengrad. So
matischen Gesteinstypen in einer spezifischen tekto
kann das Gestein überall auf seinem Paläo-Breitengrad
nischen Situation Schlüsse zu ziehen.
gelegen haben. Seine Position auf dem Längengrad muss auf anderem Wege erschlossen werden. Zum Beispiel wird die Position des Kontinents
Aktive Kontinentalränder Die magmatischen Gesteine, die aktive Kontinental
Baltica vor 1,3 Milliarden Jahren in Grafik 1.8A zwi
ränder kennzeichnen (siehe Grafik 1.6A), sind typi
schen dem Paläo-Äquator und dem 30. Breitengrad
scherweise andesitische Vulkanite sowie kalkalkalische
Süd angegeben. Da es geologische Gründe gibt, zu
saure und intermediäre Plutonite wie Granodiorite
jener Zeit einen Standort in der Nähe des Kontinents
und Diorite. Mit zunehmender Entfernung zur
Laurentia anzunehmen, ist der Nordrand Balticas mit
Subduktionszone, wo die Magmen aus viel größerer
dem Timan-Orogen vermutlich Grönland zugewandt
Tiefe aufsteigen, werden die Gesteine alkalischer, und
(siehe Grafik 1.4). Da paläomagnetische Bestimmungen
es bilden sich Alkali-Granite, Syenite und Monzonite.
jedoch so ungenau sind, könnte sich Baltica auch woan
N ach der Kollision wird das magmatische Szenario
ders am Rand von Grönland befunden haben.
jedoch durch Aufschmelzprozesse in der Unterkruste
Durch Wiederholung dieses Vorgehens für Gesteine
bestimmt - hierbei entstehen typischerweise eher
aus den nachfolgenden Perioden ist es möglich, die
die eigentlichen Granite als die Granodiorite der
Veränderungen in der Lage ihres magnetischen Pols
Subduktionsphase.
über die Erdoberfläche zu verfolgen (Grafik 1.8B)i das wird als "Polwanderkurve" bezeichnet. Auf diese Weise
Rifts und passive Kontinentalränder
erhält man ein Bild davon, wie sich ein Kontinent über
Die frühesten magmatischen Gesteine der passiven
die Breiten hinwegbewegt hat, das noch mit paläokli
Kontinentalränder sind typischerweise basaltische
matischen Belegen aus geologischen Quellen vergli
Vulkanite und Gabbrointrusionen aus dem Riftstadium
chen werden kann.
(siehe Grafik 1.7). Viele Rifts weiten sich nicht bis zu einem Ozeanstadium aus und bleiben verhältnismäßig tektonisch inaktive Strukturen innerhalb der konti
Magmatische Gesteine und tektonisches Milieu
nentalen Platte. Schwärme von basaltischen Gängen
DieArt dermagmatischen Gesteine, diein alten Orogen
welche Bedeutung dem Riftstadium zugekommen ist.
gürteln gefunden werden, ist ein wertvoller Schlüssel
Solche magmatischen Körper können auch unter einer
und/oder größeren, gangähnlichen Gabbrointrusionen als Anzeiger für die Dehnungsbewegung belegen,
zum Verständnis dieser Orogene. Das gilt besonders für
Sedimentdecke durch aeromagnetische Messungen
präkambrische Gebiete, wo andere Informationsquellen
erkannt werden.
2 Die Bildung von Ballica - "Prolo-Europa" Europa ist das Ergebnis einer langen Reihe von geologi
Nordwesten und schließt an die Karpaten an, die die
schen Ereignissen, die im frühen Präkambrium begin
Südwestgrenze der Osteuropäischen Plattform bestim
nen und schließlich mit der Alpidischen Orogenese
men. Die Grenze von den Karpaten bis zum westlichen
im Känozoikum enden. Allerdings war die Bildung
Rand des Kratons in der Ostsee wird von einer grö
des Kontinentkerns, den wir Proto-Europa nennen
ßeren langlebigen Störungszone gebildet, bekannt als
können - meist als Baltica bezeichnet -, bereits zum
Teisseyre-Tornquist- ( Störungs-) Zone oder verein
Ende des mittleren Proterozoikums abgeschlossen.
facht Tornquist-Zone.
Es wird angenommen, dass sich dieses Krustenstück
Das Grundgebirge dieses Krustenblocks entstand im
als eigenständige Kontinentalplatte seit dem späten
Präkambrium und ist im Norden im Baltischen Schild
Präkambrium bis zur Kaledonischen Orogenese vor
(oder Fennoskandia) sowie im Süden in Weißrussland
ungefähr 400 Millionen Jahren frei bewegte und dann
und der Ukraine im Ukrainischen Schild aufgeschlos
mit Nordamerika kollidierte. Der stabile Kern dieses
sen. An seinen südlichen, östlichen und südwestlichen
Kontinents Baltica entstand im Präkambrium und
Rändern und innerhalb des Moskauer Beckens im zent
ist als sogenannte Osteuropäische Plattform (auch
ralen Bereich der Plattform wird dieser präkambrische
Osteuropäischer Kraton) bekannt.
Block von mittel- bis jung-proterozoischen und jünge ren Sedimenten überdeckt. Jedoch kann er unterhalb des Deckgebirges des Baltischen Schildes mittels geo
Die Osteuropäische Plattform
physikalischer Methoden nach Süden verfolgt werden, bis er im Ukrainischen Schild wieder auftaucht.
Die Grenzen der Osteuropäischen Plattform, wie sie in Grafik
2.1
(siehe auch Grafik
1.1)
dargestellt sind,
werden durch Orogengürtel bestimmt, die zwischen
Baltischer Schild
dem späten Proterozoikum und dem Känozoikum ent standen sind. Die Nordwestgrenze wird durch das im
Die geologische Einheit des Baltischen Schildes umfasst
unteren Paläozoikum gebildete Kaledonische Orogen
die Länder Norwegen, Schweden und Finnland. Dazu
(die Kaledoniden) definiert, und die Nordostgrenze
kommt der angrenzende Bereich von Nordwestrussland
durch das jung-proterozoische Timan-Orogen. Das
mit der Halbinsel Kola,
die zwischenliegenden
2.2,
Nordende des Timan-Orogens liegt auf der Halbinsel
Flachmeerbereiche
Kanin, die am Ausgang der Weißen Meeres nach
Abbildung 2.1). Dieser Krustenblock besteht fast aus
Norden in die Barentssee ragt. Von dort nach Süden
schließlich aus präkambrischen Gesteinen und reicht bis
wird das Timan-Orogen durch das Ural-Orogen
zur Krustenuntergrenze in über
eingeschlossen
(Grafik
30 Kilometern Tiefe.
oder die Uraliden begrenzt. Dieser Orogengürtel
Im westlichen Norwegen wurde dieses Grundgebirge
erstreckt sich über 2500 Kilometer von Nowaja Semlja
während der Kaledonischen Orogenese von mehreren
in der Russischen Arktis bis zur Kaspischen Senke im
Deckeneinheiten überfahren.
Süden. Seine Entstehung zieht sich über einen langen
Die präkambrischen Gesteine des Baltischen Schildes
Zeitraum hin mit dem Höhepunkt zu Beginn des
entstanden über einen langen geologischen Zeitraum
Perms in der Variszischen Orogenese. Der südliche
hinweg vom mittleren Archaikum bis zum Mittel
1000 Millionen Jahren,
Bereich der Osteuropäischen Plattform liegt unter
Proterozoikum vor circa
einer mächtigen Sedimentdecke verborgen, deren
Fennoskandia schließlich in der Svekonorwegischen
südliche Grenze vom mesozoischen bis känozoischen
Orogenese stabilisiert wurde. Obwohl Gesteine unter
Alpidischen Orogen gebildet wird. Dieser Abschnitt
schiedlichen Alters und unterschiedlicher Art beteiligt
als
des Alpidischen Gürtels reicht vom Kaspischen Meer
sind, kann die präkambrische Geschichte der Region
über den Kaukasus hinweg und quert die südliche
mit drei orogenen Hauptereignissen oder Serien von
Hälfte der Krim-Halbinsel. Von dort biegt er nach
Ereignissen zusammengefasst werden. Jedes Ereignis
15
Die Bildung von Baltica - "Proto-Euroa"
Nordpolarmeer Atlantik
Umriss der Osteuropäischen Plattform
Wolgo-Uralia
Teisseyre Tornquist Zone
D D D D D
Mittel-Proterozoikum alt-proterozoische Suturzonen Alt-Proterozoikum alt-proterozoisch überprägtes Archaikum Archaikum
Grafik 2.1 Osteuropäische Plattform. Vereinfachte Karte mit den wichtigsten geologischen Einheiten und Suturzonen, zusammen mit der
Kennzeichnung der verschiedenen Kratongrenzen. DDR, Dnjepr-Donez-Rift; HK, Halbinsel Kanin; M, Moskau. Siehe Grafik 1.1 für weitere topografische Einzelheiten.
führte zu einem stabilen Kraton, der im Anschluss
Südwest-Skandinavische Gebiet auf der Westseite der
keine stärkere Metamorphose und Deformation mehr
kombinierten Archaisch-Svekofennidischen Gebiete
erfuhr und sich als einheitlicher Krustenblock ver
(Grafik 2.1)
hielt. Das erste dieser Ereignisse kennzeichnet das Ende des Archaikums vor etwa 2,6 bis 2,5 Milliarden
Das Archaische Gebiet
Jahren und ist als Lopische Orogenese bekannt. Die
Der nordöstliche Bereich des Baltischen Schildes
zweite, Svekofennidische Orogenese vor 1,9 bis 1,8
wird vom archaischen Grundgebirge gebildet, das
Milliarden Jahren brachte auf der Südwestseite des
örtlich von einem alt-proterozoischen Deckgebirge
archaischen Gebiets einen großen neuen Krustenblock
überlagert und entsprechend als Archaisches Gebiet
hinzu, die Svekofenniden. Als Drittes schuf die
bezeichnet wird. Dieser Block ist in nordwest-süd
Gotidische Orogenese vor 1,75 bis 1,5 Milliarden
östlicher Richtung ungefähr 1100 Kilometer lang bei
Jahren einen weiteren neuen Krustenblock, das
einer Breite von circa 600 Kilometern. Er schließt die
16
Die Geologie Europas
Kola-Halbinsel in Nordwestrussland und einen großen
und sedimentären Gesteinen, abgelagert vor 2,9 bis
Teil von Ostfinnland ein und reicht über das nördlichste
2,7 Milliarden Jahren und intrudiert von Graniten. Ein
Schweden und Norwegen (vgl. Grafik 1.1 und2.2). Seine
älteres Grundgebirge mit 3,1 Milliarden Jahre alten gra
südwestliche Grenze entspricht einer Nordwest-Südost
nitischen Gneisen, ähnlich wie in der Kola-Provinz, ist
Linie, die den Norden des Bottnischen Meerbusens
auch bekannt.
Drei als Provinzen bezeichnete separate
Das karelische Granit-Grünstein-Terran wird,
Einheiten werden unterschieden: die Kola-Provinz,
wie andere vergleichbare Gebiete im Archaikum, als
die Belomoran-Provinz und die Karelische Provinz.
Ergebnis der Ansammlung vulkanischer Inselbögen
quert.
Die Kola- und Belomoran-Provinzen bestehen aus 2,9
und ozeanischer Zwischenbecken interpretiert - die
bis 2,6 Milliarden Jahre alten, hochmetamorphen und
Folge eines langandauernden Subduktionsprozesses, der
deformierten sedimentären, vulkanischen und grani
auch für die Granitintrusionen verantwortlich ist. Der
tischen Gneisen. Ältere tonalitische Gneise mit einem
Unterschied zwischen diesem Gebiet und den hochme
Alter von 3,1 bis 2,9 Milliardenjahren sind zusätzlich
tamorphen Gneisgebieten besteht im Wesentlichen im
von der Kola-Halbinsel bekannt. Die Karelische Provinz
unterschiedlichen Erosionsniveauj Letztere repräsentie
ist dagegen ein typisches Granit-Grünstein-Terran,
ren ein tieferes Stockwerkin der Erdkruste mit stärkerer
bestehend aus schwach metamorphen vulkanischen
Deformation und höherer Metamorphose.
Grafik 2.2
20'
Baltischer Schild.
t
Vereinfachte Karte des Archaisches Gebiet
Baltischen Schildes mit den wichtigsten geologischen Einheiten und Provinzen.
Bel, Belomor-Gürtel;
SW-Skandinavisches
LKG, Lappland-Kola
Gebiet
Gürtel;
MZ, Mylonit-Zone; PZ, Protogine-Zone; TsM, Transskandina vischer Magmatischer Gürtel. Nach Gaal & Gorbatschev (1987).
Archaischer Bereich
Sveko norwegische Provinz
Svekofennidischer Bereich
SW-Skandinavischer Bereich
alt paläozoische Bedeckung 500 km
Kaledonische Decken
spät-archaisches bis alt proterozoisches Deckgebirge'
Wichtige präkambrische Überschiebungen & Scherzonen Rand der paläo zoischen Bedeckung
alt-proterozoische Suturzonen 'einschließlich Lappland-Supergruppe
Abbildung 2.1 Ladoga-See, Russisch-Karelien. Glazial geglättete präkambrische Gesteine vom Ostrand des Baltischen Schildes. Shutterstock © LAND.
Die verschiedenen Deformations-, Metamorphose
schmale Überschiebungszone aus 2 bis 1,9 Milliarden
und Intrusionsereignisse, die sich im archaischen
Jahre alten Granulitgneisen getrennt (Grafik 2.2).
Gebiet vor 2,9 bis 2,6 Milliarden Jahren ereigneten,
Dieser Gürtel wird als alt-proterozoische Riftzone
werden als Lopische Orogenese zusammengefasst.
innerhalb des spät-archaischen Kontinents inter
Die älteren, 3,1 bis 2,9 Milliarden Jahre alten Gneise
pretiert und enthält 2,4 Milliarden Jahre alte basal
werden einer früheren, der Saamischen Orogenese
tische und andesitische Vulkanite. Anschließend
zugeordnet.
war der Gürtel vor circa zwei Milliarden Jahren von
Das archaische Grundgebirge der Karelischen
einem Deformations- und Metamorphoseereignis
Provinz wird örtlich von einem spät-archaischen bis
betroffen, das mit der Kollision der zwei archai
alt-proterozoischen Deckgebirge überlagert. Dieses
schen Kratone zusammenhing. Eine weitere größere
tritt entlang des Südwestrandes der Provinz auf und
Überschiebung liegt innerhalb der Kola-Provinz und
dominiert auch ihren Nordwestbereich. Die ältesten
bildet die südliche Grenze eines schmalen alt-protero
Abfolgen, die Lappland-Supergruppe, wurden vor 2,6
zoischen Vulkanitgürtels. Ferner markiert eine größere
bis 2,5 Milliarden Jahren auf einer bereits stabilisierten
Überschiebung die Südgrenze der Belomoran-Provinz,
archaischen Plattform abgelagert.
die nach Südwesten auf die Karelische Provinz über schoben wurde. Diese großen Überschiebungen entwi
Alt-proterozoische Auswirkungen im
ckelten sich infolge nordöstlich-südwestlich gerichteter
archaischen Gebiet
Einengungsbewegungen im Bereich des Archaischen
Die Kola-Provinz und die Karelische Provinz werden
Gebiets im Alt-Proterozoikum. Die verschiedenen spät
durch eine als Lappland-Granulitgürtel bezeichnete
bis post-archaischen Deckschichten wurden lokal durch
Die Geologie Europas
18
die alt-proterozoische Svekofennidische Orogenese
Der Transskandinavische Batholith besteht aus einer
ebenfalls deformiert, die erkennbar den ganzen archa
Vielzahl eigenständiger, sich teilweise durchdringen der Intrusionen, die nordwärts in einer Reihe von
ischen Block mehr oder weniger beeinflusst hat.
Überschiebungsfenstern innerhalb des Kaledonischen
Das Svekofennidische Gebiet
Gürtels bis zu den Lofoten in Nordwestnorwegen
Das Svekofennidische Gebiet entspricht einem dreiecki
verfolgt werden können. Die zu diesem Batholithen
gen Krustenblock vom Südwestrand des archaischen
gehörenden Granite intrudierten in mehreren Phasen
Bereichs bis nach Südschweden und nimmt damit den
vor 1,85 bis 1,65 Milliarden Jahren in die bereits vor
größten Teil von Schweden und Südfinnland ein (Grafik
liegende Svekofennidische Kruste.
2.2). Die
1300 Kilometer lange Westseite des Dreiecks
wird von der Kaledonischen Orogenfront und dem
Die Svekonorwegische Provinz
Transskandinavischen Batholithen bestimmt (siehe
Das Südwest-Skandinavische Gebiet westlich des
weiter unten). Die südöstliche Grenze wird durch den
Transskandinavischen
Rand des alt-paläozoischen Deckgebirges gekennzeich
Wesentlichen aus neuer kontinentaler Kruste, ent
net, der sich über 800 Kilometer von der Insel Öland vor
standen in der Gotidischen Orogenese vor 1,75 bis 1,5
der Südostküste Schwedens am Finnischen Meerbusen
Milliarden Jahren. Es scheint zwei Phasen kalkalka
entlang bis zur russischen Grenze erstreckt.
Batholithen
besteht
im
lischer Granitintrusionen gegeben zu haben in eine
Das Svekofennidische Gebiet wird von Granit
Abfolge sedimentärer Gesteine mit kontinentaler
intrusionen beherrscht, die innerhalb einer mächtigen
Fazies im Osten und mariner Fazies im Westen. Man
Abfolge aus Vulkaniten und Sedimenten Platz genom
nimmt an, dass die Provinz gewachsen ist, indem
men haben. Letztere bestehen zu einem Großteil aus
granitische Aktivität westwärts wanderte und sich
turbiditischen Grauwacken, aber auch aus Marmoren
vulkanische Inselbögen angliederten. Diese während
und Tonschiefern (metamorphen Tonsteinen) sowie
der Gotidischen Orogenese intensiv deformierten
sedimentären Eisenerzen, von denen angenommen
und metamorphosierten Gesteine wurden durch
wird, dass sie auf einer ozeanischen Kruste und nicht
Granite der spätesten Phase des Transskandinavischen
auf archaischem Grundgebirge abgelagert wurden.
Batholithen vor 1,68 bis 1,65 Milliarden Jahren sowie
Die vermutlich aus dem Subduktionsprozess hervor
von basischen Gängen und postorogenen Graniten vor
gegangenen Granite intrudierten in der relativ kurzen
1,56 Milliarden Jahren durchschlagen. Es gibt keinen
Zeitspanne vor 1,9 bis 1,8 7 Milliarden Jahren - auf
Hinweis darauf, dass nach der Zeit von vor unge
diese Zeit wird auch die Hauptdeformation und
fähr 1,5 Milliarden Jahren noch irgendeine größere
-metamorphose
Angliederung an den Baltischen Schild erfolgt wäre.
datiert.
Das
Gebiet
erlebte im
Zusammenhang mit der nachfolgend
diskutier
Die gotidischen Granite des Südwest-Skandi
ten Gotidischen Orogenese eine weitere intru
navischen Gebiets sind gleichaltrig mit einer Reihe
sive Phase mit postorogenen Graniten vor 1,83 bis
von stärker alkalischen Graniten weiter nordöstlich in
1,7 7 Milliarden Jahren.
Finnland (den Rapakiwi-Graniten) , die dem gleichen ostwärts gerichteten Subduktionsregime zugeordnet
Das Südwest-Skandinavische Gebiet Westlich
vom
Südwestschweden dritte
werden, aber einen tiefer liegenden Schmelzprozess
Svekofennidischen
Gebiet
und Südnorwegen
in
liegt
der
Teilbereich des Baltischen Schildes,
das
anzeigen.
Die Svekonorwegische Orogenese
2.2). Dieser
Es ist schwierig, die Auswirkungen der Sveko
Krustenblock kann nach Norden innerhalb des
norwegischen Orogenese von denjenigen der Goti
Kaledonischen Orogens weiterverfolgt werden, wo
dischen innerhalb des Südwest-Skandinavischen
Südwest-Skandinavische Gebiet (Grafik
er in tektonischen "Fenstern" unterhalb kaledoni
Gebiets zu unterscheiden. Wie oben erläutert,
scher Überschiebungsdecken wieder auftaucht. Das
besteht die Svekonorwegische Provinz vor allem
Gebiet teilt sich in zwei eigenständige Segmente -
aus der Gotidischen Orogenese zuzuordnenden
den Transskandinavischen Batholithen im Osten
Gesteinen, und die svekonorwegische Auswirkung
und die Svekonorwegische Provinz im Westen.
beschränkt sich hauptsächlich auf Deformation,
19
Die Bildung von Baltica - "Proto-Euroa"
Metamorphose und verschiedene, mehrheitlich gra
vom Dnjepr-Donez-Rift (Abbildung 2.2). Er wird in
nitische Intrusionen vor 1,2 bis 0,9 Milliardenjahren.
fünf separate Provinzen eingeteilt, zwei überwiegend
Die Metamorphose nimmt nach Westen hin zu und
archaische im östlichen Bereich des Schildes und drei
wird zur Granulit-Fazies in Südwestnorwegen. In
alt-proterozoische im westlichen Bereich. Jede ist von
Südschweden beschränkt sich die svekonorwegische
der ihr benachbarten Provinz durch eine stark defor
Deformation auf mehrere größere Scherzonen, ein
mierte alt-proterozoische Geosutur getrennt.
schließlich der Protogine-Zone und der Mylonit Zone (Grafik 2.2), auf denen späte svekonorwegische
Archaische Bereiche
linkssinnige Seitenverschiebungen konzentriert sind
Die Asow-Provinz besteht aus Gesteinen eines
(d. h. gegen den Uhrzeigersinn). Die Protogine-Zone
amphibolit-faziellen mittel-archaischen Deckgebirges,
kennzeichnet den östlichen Rand der intensiv goti
das von 2,S Milliarden Jahre alten Graniten intrudiert
disch deformierten Gesteine und gleichzeitig den
wurde. Dazu kommen alt-proterozoische ultrabasi sche und alkaligranitische Intrusionen. Die Provinz
Ostrand des Svekonorwegischen Orogens.
ist ein typisches Beispiel für ein archaisches hoch metamorphes Gneisgebiet.
Der Ukrainische Schild
Die Dnjepr-Provinz ist dagegen ein typischer archa ischer Granit-GrÜnstein-GÜrtel. Das Deckgebirge aus
Der Ukrainische Schild ist ein großes Gebiet von
mittel-archaischen Gesteinen überlagert dort einen
präkambrischem Grundgebirge, das den südwestli
älteren 3,S bis 3,7 MilliardenJahre alten granulit-faziel
chen Teil der Osteuropäischen Plattform im heuti
len metamorphen Komplex und wird selbst intrudiert
gen Südweißrussland und in der Ukraine einnimmt
von 3,1 bis 2,S Milliarden Jahre alten Graniten. Von
(Grafik 2.1, 2.3). Auf der Südseite wird er begrenzt von
der Asow-Provinz wird die Dnjepr-Provinz durch die
der Schwarzmeer-Senke und auf der Nordostseite
Orechowo-Pawlowgrad-Suturzone getrennt.
Dnjepr-Donez Rift
D D D D
alt-proterozoische Suturzone alt-proterozoische Gebiete archaische Granit-Grünstein Gebiete archaische hochmetamorphe Gneisgebiete
Orechowo Pawlowgrad Sutur
Podolsk Provinz
Grafik 2.3 Ukrainischer Schild. Vereinfachte Karte mit den wichtigsten geologischen Provinzen und Suturzonen. Siehe Grafik 2.1 zur Lage des Ukrainischen Schildes
100 km
Schwarzmeersenke
auf der Osteuropäischen Plattform. Nach Dagelaysy (1993).
Abbildung 2.2
Der Dnjepr.
Dieser breite Fluss bildet die Nordostgrenze des Ukrainischen Schildes. Shutterstock © Jo Grebbin.
Alt-proterozoische Bereiche
wurden von Rapakiwi-Graniten intrudiert, ähnlich
In der Kirowgrad-Provinz überlagern alt-proterozo
denen in den östlichen Svekofenniden, und werden
ische granulit- bis amphibolit-fazielle Metasedimente
von einer vor 1,3 bis 1,2 Milliarden Jahren metamor
ein archaisches Grundgebirge, ähnlich dem in der
phosierten mittel-proterozoischen Deckgebirgsabfolge
Dnjepr-Provinz, und werden von jüngeren, 2,1 bis 1,8
überlagert. Darüber folgen klastische Sedimente in
Milliarden Jahre alten Graniten intrudiert. Von der
Grünschiefer-Fazies, deren Metamorphosealter bei
Dnjepr-Provinz wird die Kirowgrad-Provinz durch die
circa einer Milliarde Jahren liegt und zeitlich der
West-Ingulets-Suturzone getrennt.
Svekonorwegischen Orogenese im Baltischen Schild
Die Wolhyn-Provinz offenbart eine komplexere
entspricht.
Strukturgeschichte als die anderen Gebiete. Sie besteht
Die Podolsk-Provinz liegt südlich der Wolhyn
aus stark deformierten und hochmetamorphen alt
Provinz im Süden des westlichen Ukraine-Schildes
proterozoischen Deckgebirgseinheiten, die ein aufge
und ist von ihr durch eine größere Verwerfungszone
arbeitetes spät-archaisches, 2,7 bis 2,6 Milliarden Jahre
getrennt. Die Podolsk-Provinz wird als ein archaisches
altes Grundgebirge überlagern und von Graniten intru
hochmetamorphes Gneisgebiet interpretiert, das im
diert werden. Die alt-proterozoischen Granite und die
frühen Proterozoikum aufgearbeitet wurde, ähnlich
amphibolit-fazielle Metamorphose haben ein Alter zwi
wie das der Wolhyn-Provinz. Es ist jedoch ein tieferes
schen 2,3 und 2,1 Milliarden Jahren. Die wesentlichen
Strukturniveau angeschnitten, da jüngere Einheiten
Strukturen verlaufen von Nordwest nach Südost sowie
ähnlich denen der Wolhyn-Provinz erodiert worden
von Nord nach Süd. Diese alt-proterozoischen Gesteine
sind.
21
Die Bildung von Baltica - "Proto-Euroa"
Von der Kirowgrad-Provinz werden die Wolhyn und die Podolsk-Provinz durch eine breite Zone
davon eine Grenze zwischen diesen beiden Krustentypen anzunehmen.
intensiver alt-proterozoischer Deformation und hoch gradiger Metamorphose getrennt, die im Norden als Belozerkow-Provinz und im Süden als Golowanez Sutur bekannt ist.
Alt-proterozoische Gebiete ohne archaisches Grundgebirge (Svekofennidischer Typus)
4
Zusätzlich zu der svekofennidischen Haupt verbreitung im Baltischen Schild gibt es einen schmalen Gürtel dieses Krustentyps im zent
Unter Deckgebirge verborgener Bereich der Osteuropäischen Plattform
ralen Abschnitt des Ukrainischen Schildes (die Kirowgrad-Provinz, siehe oben), der sich nördlich vom Dnjepr-Donez-Rift fortsetzt.
Grenzzonen und Suturen
Es ist möglich, die Zusammensetzung des präkambri
5
schen Grundgebirges der Osteuropäischen Plattform
Diese sind Zonen, die die Grenzen zwischen
zwischen den aufgeschlossenen Baltischen und
benachbarten Blöcken kennzeichnen und sich
Ukrainischen Schilden auf der Grundlage von geo
durch einen scharfen Wechsel in den geophy
physikalischen Daten und Bohrungen zu erfassen
sikalischen
Signaturen
des Grundgebirges
2.1). Aeromagnetische Untersuchungen
auszeichnen. Eine dieser linearen Zonen folgt
und Schweremessungen weisen auf ein Mosaik eigen
dem Dnjepr-Donez-Rift, das als langlebiges
ständiger Krustenblöcke, die durch schmale, lineare
Strukturelement im frühen Proterozoikum
Zonen getrennt sind. Mehrere Typen präkambrischer
erkennbar wird und als lineare Depression
Kruste kann man auf diese Weise unterscheiden und
durch das ganze Paläozoikum hindurch fortbe
mit den Bereichen korrelieren, die von den aufge
stand. Einige dieser Zonen erfuhren eine starke
schlossenen Schilden bekannt und zusätzlich durch
Deformation und hochgradige Metamorphose
Bohrungen bestätigt sind. Fünf grundlegend verschie
im frühen Proterozoikum. Die beiden auf
(siehe Grafik
dene Krustentypen sind zu erkennen.
geschlossenen Beispiele sind der Lappland Granulitgürtel im Baltischen Schild und der
1
Archaische hochmetamorphe Gneise
Belozerkow-Golowanez-Gürtel im Ukrainischen
Dieser Typus von archaischem Gebiet wird durch
Schild (siehe oben). Diese erstrecken sich entlang
die Kola-Provinz im Baltischen Schild und die
oder werden begrenzt von bedeutenden steilen
Asow-Provinz im östlichen Ukrainischen Schild
Scherzonen, an denen tiefere Krustenteile einer
repräsentiert.
Seite angehoben wurden. Andere Suturzonen repräsentieren aufgegebene Riftzonen, in die
Archaische Granit- Grünstein-Vergesellschaftung
basische Magmatite eingedrungen sind und die
Granit-Grünstein-Gürtel umfassen eine breite
nachfolgend zu linearen Ablagerungssenken
Zone westlich der archaischen hochmetamor
wurden.
2
phen Gneisgebiete in der Karelischen Provinz des Baltischen Schildes und bilden die Dnjepr Provinz im Ukrainischen Schild.
Zwei dieser Zonen schneiden wichtige Krustengrenzen (Grafik 2.1) und werden als vermutlich eine Kollision anzeigende Suturen gedeutet. Die eine Zone verläuft
3
Alt-proterozoische Gebiete mit archaischem Grundgebirge
von Nordosten nach Südwesten über den Kraton und
Dieser Krustentyp bildet den westlichen Teil des
Die andere Zone erstreckt sich vom Kaspischen Meer
bildet die südöstliche Grenze des Baltischen Schildes.
Ukrainischen Schildes (die Wolhyn-Provinz)
nach Nordwesten und teilt die südöstliche Hälfte des
und dehnt sich nach Norden in Richtung Ostsee
Kratons in zwei Blöcke - Wolgo-Uralia im Nordosten
aus. Nachdem in der Svekofennidischen Provinz
und Sarmatia im Südwesten. Eine weitere Zone trennt
kein archaisches Grundgebirge unter dem Alt
die Svekofennidische Provinz im Norden vom archai
Proterozoikum gefunden wurde, ist südöstlich
schen Block nördlich von Moskau.
Die Geologie Europas
22
Präkambrisches Wachstum der Osteuropäischen Plattform
dessen Westrand einer Linie entspricht, die entlang
Die Lage der präkambrischen Krustenprovinzen
und die auf archaischem Grundgebirge liegenden alt
innerhalb der Osteuropäischen Plattform (Grafik
proterozoischen westukrainischen Provinzen mit
der Südwestkante der Karelischen Provinz zu der Sutur läuft, die den Westrand von Sarmatia markiert
2.2)
deutet auf ein generelles Jüngerwerden nach
einschließt. Westlich dieser Linie wurde neue Kruste
Westen hin. Ein östlicher archaischer Block scheint
aus vulkanischen Inselbögen und zwischenliegenden
sich zum Ende des Archaikums etabliert zu haben,
Becken in Zusammenhang mit der alt-proterozoischen
A
�
Kaspisches Meer
Rand der Sveko norwegiden
Gotiden (Mittel-Proterozoikum)
c
Grafik 2.4 Baltica im Mittel-Proterozoikum. A. Rekonstruktion der relativen Lage von Laurentia und Baltica vor circa (aus Grafik
1.4).
1,3
Mrd. Jahren
B. Rekonstruktion eines Teils des Superkontinents Nuna mit dem aktiven Plattenrand im Mittel-Proterozoikum. C. Die
vereinfachte Version von Grafik
2.1
zeigt Baltica gedreht und in Übereinstimmung mit den Grafiken A und B. Man beachte, dass der Rand
der Kaledoniden ein aktiver Plattenrand ist, während die passiven Plattenränder von den Ural-, Alpiden- und Tornquist-Gürteln vielleicht einem Ozean gegenüberliegen. Ba, Baltica; Gd, Grönland; Ns, Nordschottland. A, B nach Buchan et al.
(2000).
Die Bildung von Baltica - "Proto-Euroa"
23
Svekofennidischen Orogenese angefügt, wodurch west
die sich im Verlauf der Kaledonischen Orogenese auf
lich einer Nord-Süd-Linie eine breite Zone gebildet
präkambrisches Grundgebirge schoben.
wurde, die durch die Protogine-Zone in Südschweden gekennzeichnet ist. Die Nordwestseite der Plattform
Teisseyre-Tornquist-Störungszone
wird durch den Gotidischen Gürtel definiert, der
Diese ist eine breite Zone von langlebigen von Nordwest
während einer späteren Phase im Alt-Proterozoikum
nach Südost streichenden Störungen, die vermutlich
entstand. Obwohl nur wenig neue Kruste während
während der Kaledonischen Orogenese als rechtssin
des Mittel-Proterozoikums gebildet wurde, schuf
nige Seitenverschiebungen einsetzten. Ihre Lage ent
die 1,2 bis 1 Milliarden Jahre alte Svekonorwegische
spricht etwa der Grenze zwischen der Osteuropäischen
Orogenese eine Zone mit Deformation, Metamorphose
Plattform und dem ehemaligen Tornqnist-Ozean
und geringfügiger magmatischer Aktivität entlang der
westlich davon (Grafik 2.S).
Südwestgrenze der Plattform von Südwestnorwegen bis zur Ostsee. Jung-proterozoische undeformierte
Südwestlicher Baltischer Schild
Sedimentfolgen treten um die östlichen und südlichen
Dort wird das aufgeschlossene Grundgebirge der
Ränder des Kratons und im Moskauer Becken auf. Die
Osteuropäischen Plattform von der Nordsee abge
Osteuropäische Plattform kann daher ab dem Ende des
schnitten, jedoch kann der Rand der Kaledoniden unter
Mittel-Proterozoikums als zusammenhängende krus
jüngeren Sedimenten durch den Untergrund der däni
tale Einheit angesehen werden.
schen Halbinsel hindurch verfolgt werden, bis er auf die Teisseyre-Tornquist-Zone trifft.
Die Ausbildung der Kratonränder Mittel- bis jung-proterozoische Man unterscheidet drei Typen von Kratonrändern um
Geschichte von Baltica und seinen
die Osteuropäische Plattform (siehe Grafik2.1): jüngere
Nachbarn
Orogen-Gürtel, die Teisseyre-Tornquist-Störungszone und den aufgeschlossenen Südwestrand des Baltischen
Die von Nord nach Süd ausgerichteten präkambri
Schildes.
schen Sektoren der Osteuropäischen Plattform sind an ihren Nord- und Südrändern scharf abgeschnitten, ein
Jüngere Orogen-Gürtel
Hinweis darauf, dass diese präkambrischen Einheiten
Der älteste der jüngeren Orogen-Gürtel ist das Timan
ursprünglich in benachbarte Regionen weiterliefen,
Orogen, entstanden im späten Proterozoikum, das den
die heute woanders liegen. Mit anderen Worten: Diese
nordöstlichen Rand der Osteuropäischen Plattform
Grenzen repräsentieren kontinentale Plattenränder.
von der Halbinsel Kanin in der Barentssee bis etwa
Um die Entwicklung der Osteuropäischen Plattform vor
zum 60. Breitengrad bildet, wo es vom variszischen
Entstehung dieser Ränder zu rekonstruieren, ist es not
Ural-Orogen abgeschnitten wird (vgl. auch Grafik
wendig, mithilfe paläomagnetischer Erkenntnisse eine
1.1). Das Ural-Orogen definiert den östlichen Rand
Verbindung zu möglichen Nachbarn im Proterozoikum
der Plattform nach Süden bis zum Kaspischen Meer,
zu suchen.
jedoch ist dort der südliche Bereich unter der mächti gen Sedimentbedeckung der Kaspischen Senke ver
Der Großkontinent Nuna
borgen. Der Südrand der Osteuropäischen Plattform
Ein Vergleich der paläomagnetischen Pol-Lagen von
wird vom Alpidischen Orogen gebildet, das durch
Baltica und Laurentia (Nordamerika plus Grönland)
den Kaukasus und über die Krim-Halbinsel weiter
im Mittel-Proterozoikum vor circa 1,3 Milliarden
zum Karpatenbogen verläuft. Teile dieser Südgrenze,
Jahren zeigt die Kola-Halbinsel am Nordwestende
direkt nördlich der alpidischen Front, bestehen aus
des Timan-Ural-Randes von Baltica, wie sie an
einem Grundgebirge wie im Timan-Orogen, das einen
Südostgrönland grenzt (Grafik 2.4A). Nachdem die
weitgehend verdeckten, jung-proterozoischen aktiven
paläomagnetischen Daten nur den Paläo-Breitengrad
Plattenrand darstellen dürfte. Der Nordwestrand
bestimmen, ist theoretisch jede Position entlang
besteht im Wesentlichen aus einer Abfolge von Decken,
des Paläo-Breitengrades möglich. Unsicherheiten in
24
Die Geologie Europas
den Berechnungen für Paläo-Breitengrade eröffnen
Die abgeschnittenen archaischen und alt-proterozoi
einen gewissen Spielraum für die Rekonstruktion.
schen Einheiten am Timan-Ural-Rand grenzen in dieser
Dies erlaubt, Baltica auf eine geologisch wahrschein
Rekonstruktion (vgl. Grafik 2.4C) an Einheiten ähnli
lichere Position zu verschieben, bis der Timan-Ural
chenAlters in Schottland und Ostgrönland. Der (gegen
Rand (siehe Grafik 2.4C) gut an Ostgrönland passt,
wärtige) Südrand der Osteuropäischen Plattform, heute
wie in Grafik 2.4B gezeigt. In dieser Rekonstruktion
unter dem alpidischen Faltengürtel verborgen, wird
liegt das mittel-proterozoische Gotidische Orogen
als jung-proterozoischer passiver Plattenrand gedeu
des Baltischen Schildes in einer Linie mit ähnli
tet. Das jung-proterozoische Deckgebirge nimmt an
chen
Mächtigkeit nach Süden zur Kaspischen Senke hin zu
Gürteln
in Nordschottland,
Südgrönland
und Labrador. Dieser Gürtel, der über die lange
(siehe Grafik 2.6B). Und wie im Norden sind präkam
Zeitspanne von vor ungefähr 1,7 Milliarden Jahren bis
brische Strukturen und Grenzen am Plattformrand
zur Svekonorwegischen Orogenese vor ungefähr einer
abgeschnitten. Das gilt als Hinweis, dass sich die prä
Milliarde Jahren eine subduktionsbezogene mag
kambrische Kruste früher weiter nach Süden erstreckt
matische Aktivität aufwies, repräsentiert demnach
hat. Die vierte Seite der Osteuropäischen Plattform, der
einen aktiven Kontinentalrand mit einem Ozean
Tornquist-Rand, wird ebenfalls als passiver Plattenrand
an seiner Südseite. Die Kontinente von Laurentia
im späten Proterozoikum gedeutet.
und Baltica gehörten damals zu Nuna, einem mut maßlich mittel-proterozoischen Großkontinent, von
Der Großkontinent Rodinia
dem angenommen wird, dass er alle kontinentalen
Grafik2.SA zeigt die paläomagnetische Rekonstruktion
Krustenstücke seiner Zeit vereinigte. Nur ein Teil
von Baltica und Laurentia vor etwa 600 Millionen
dieses Großkontinents ist in Grafik 2.4B dargestellt.
Jahren. Verglichen mit der früheren Position hat sich
Umriss der
Rand der Sveko-
y/
Orogenese vor 800 Mio. Jahr
Kola-Halbinsel
B
Grafik2.5 Baltica und benachbarte Kontinente im Jung-Proterozoikum. A. Paläomagnetische Rekonstruktion von Baltica und Laurentia vor circa 616 Mio. Jahren (Baitica) und
570 Mio.
Jahren (Laurentia) mit möglicher Lage von Amazonia zur gleichen Zeit, Teil des postulierten
Großkontinents Rodinia. Gd, Grönland; NsR, Nordschottland-Rockall Plateau; Sn, Svekonorwegischer Gürtel. B. Vereinfachte Karte von Baltica, gedreht zur Übereinstimmung mit A. Man beachte, dass der Rand der Kaledoniden nunmehr dem Rockall Plateau/Nordschottland und die Tornquist-Zone Amazonia gegenüberliegen. Das T iman-Orogen entstand zu dieser Zeit; dementsprechend muss es einen anderen Kontinent östlich von Baltica gegeben haben; der alpidische Rand war weiterhin ein passiver Plattenrand. A nach Pisarevsky et al.
(2003).
Grafik 2.6 Osteuropäische
vor 1650-1350 Mio. Jahren
Plattform im Proterozoikum.
terrestrische Sandsteine
A. Zwischen vor 1650 und
flachmarine Sand- und Tonsteine
Atlantik
1350 Mio. Jahren.
D Landgebiet D Ozean D
•
Orogen gürtel
Granite Gang schwärme
1000 km
A
vor 1350-1050 Mio. Jahren
Grafik 2.6 B. Zwischen vor 1350 terrestrische Sandsteine flachmarine Sand- und Tonsteine
Atlantik
D Landgebiet
v
•
Vulkanite Granite
_
Gang schwärme Tornquist-Rand: (Svekonorwegiden)
B
1000 km
und 1050 Mio. Jahren.
Grafik 2.6 C. Zwischen vor
vor 620-540 Mio. Jahren
11 L-...J
kontinentale Sand- und Tonsteine
D
Orogengürtel
620 und 540 Mio. Jahren, Darstellung der Ausbildung der Plattformränder, Gebiete von Erosion und Ablagerung,
D
Ozean
Granitintrusionen, Vulkanismus und Gangschwärme. Landgebiete innerhalb des
lapetus Ozean"
c
Schildes ohne Farbe. Nach Nikishin et al. (1996).
1000 km
Baltica im Verhältnis zu Laurentia um ungefähr 90
herrührte. Die drei Kontinente Baltica) Laurentia
Grad gedreht) und es ist jetzt der kaledonische Rand
und Amazonia (siehe Grafik 2.SA) waren Teil des
von Baltica) der an Laurentia grenzt (Grafik 2.SB). Für
Großkontinents Rodinia) von dem wie bei seinem
diese Lage gibt es kaum geologische Alternativen) da
Vorgänger Nuna angenommen wird) dass er alle oder
sich Baltica von Laurentia entfernen würde) wenn man
die meisten der Kontinente seiner Zeit vereint hat.
dem Kontinent eine andere Position auf dem Paläo Breitengrad zuweisen wollte.
In Grafik 2.SB ist die Osteuropäische Plattform) die zu der betreffenden Zeit mit Baltica gleichgesetzt werden
Eine mögliche Rekonstruktion der Position von
kann) gedreht) damit sie mit ihrer Orientierung in
Amazonia (der präkambrische Kern von Südamerika)
Grafik 2.SA übereinstimmt. Ganz offensichtlich nimmt
zur gleichen Zeit zeigt) dass Amazonia in den Winkel
dabei der Teisseyre-Tornquist-Rand die Kollisionslage
passt) der vom Südwesten Laurentias und dem west
mit dem angrenzenden Amazonia ein. Eine anschlie
lichen Rand Balticas gebildet wird (Grafik 2.SA).
ßende Entfernung von Amazonia würde die Öffnung
Das Grenville-Orogen von Laurentia) entstanden vor
eines Ozeans dazwischen zur Folge haben. Dieser
1090 bis 980 Millionen Jahren) liegt am ( gegenwär
abgeleitete Ozean wird als Tornqnist-Ozean bezeich
tigen) nordöstlichen Rand von Laurentia und kreuzt
net. Der Nordwestrand der Osteuropäischen Plattform)
das Rockall-Plateau Richtung Baltica bis dicht an das
die jetzt im Wesentlichen vom Kaledonischen Orogen
norwegische Ende des etwa zur gleichen Zeit gebilde
von Westskandinavien eingenommen wird) liegt in
ten Svekonorwegischen Gürtels. Weiterhin gibt es ein
der Rekonstruktion von Grafik 2.SA dem Rockall
mit dem Grenville-Ereignis zu vergleichendes Orogen
Plateau und Nordschottland gegenüber und wird als
dicht am ( gegenwärtigen) Westrand von Amazonia)
durchgehend zu Nordost-Laurentia angesehen - vor
was darauf schließen lässt) dass die Grenville
dem Auseinanderbrechen von Rodinia zu Beginn des
Orogenese durch die Kollision beider Kontinente
Kambriums.
vor einer Milliarde Jahren entstand. Dabei deutet sich
Der
lange
Nordostrand
der
Osteuropäischen
die Möglichkeit an) dass der Svekonorwegische Gürtel
Plattform) der jetzt vom T iman-Gürtel nachgezeich
von Baltica ebenfalls von der Kollision mit Amazonia
net wird) grenzte im frühen Mittel-Proterozoikum an
27
Die Bildung von Baltica - "Proto-Euroa"
Laurentia. Dagegen stellte der Ural-Rand einen passi
Auftreten basischer Gangschwärme und vulkanischer
ven Kontinentalrand dar, worauf die Sedimentfolgen
Ablagerungen im Inneren der Plattform angezeigt, was
hindeuten, deren Mächtigkeit nach Osten in Richtung
im Anstehenden des Baltischen Schildes besonders
zum zeitgleichen Ozean zunimmt (Grafik 2.6A).
offensichtlich ist.
Jedoch zeigen die Sedimentfolgen am Timan-Rand
Während des späten Proterozoikums vor 900 bis 800
im späteren Mittel-Proterozoikum an, dass dieser
Millionenjahren setzte sich die marine Sedimentation
gleichfalls an einen Ozean grenzte (Grafik 2.6B).
entlang des Timan-Ural-Randes von Baltica, im nörd
Aus dem Vergleich der beiden Rekonstruktionen in
lichsten Norwegen (die S0r0y-Abfolge) und zwischen
den Grafiken 2.5 und 2.6 wird ersichtlich, dass dieser
Schwarzem und Kaspischem Meer fort. Vor circa 800
Ozean durch das Wegdrehen Balticas von Ostgrönland
Millionen Jahren erlebten diese Abfolgen Deformation
wie in Grafik 2.5A gezeigt,
und Metamorphose in einer orogenen Episode, die in
entstanden sein muss. Eine weitere Folge dieser
Norwegen als Porsanger-Orogenese und in Russland
im Uhrzeigersinn,
Rotation wäre die Kollision mit Amazonia, die für
als Timan-Orogenese bezeichnet wird. Ungefähr
die Svekonorwegische Orogenese vor einer Milliarde
zur gleichen Zeit erfasste ein ähnliches Ereignis, das
Jahren verantwortlich war. Der südliche alpidische
Knoydartium, die Moine-Supergruppe auf dem
Rand der Osteuropäischen Plattform scheint ebenfalls
laurentischen Rand in Nordschottland. Das lässt ver
zu dieser Zeit ein passiver Kontinentalrand geworden
muten, dass die marinen Abfolgen entlang der Ränder
zu sein, indem die zuvor angrenzenden kontinentalen
des neuen, durch die Rotation Balticas entstandenen
Teile wegbrachen.
Ozeans von der Kollision mit einer unbekannten konti nentalen Platte vor circa 800 MillionenJahren betroffen waren (Grafik 2.6C).
Mittel- bis jung-proterozoische Geschichte des Plattform-Inneren
Auch
während
des jüngsten Abschnitts des
Proterozoikums vor 630 bis 540 Millionen Jahren, regional als Ediacarium bezeichnet, setzten sich die
Nach dem Ende der Svekonorwegischen Orogenese
kontinentalen Sandsteinablagerungen an den östli
scheint es wenig Veränderung in den relativen
chen Rändern der Osteuropäischen Plattform, aber
Positionen von Laurentia, Baltica und Amazonia
auch im Westen fort, wo sie sich über den abgetrage
gegeben zu haben. Diese Kontinente brachen erst
nen Svekonorwegischen Orogengürtel (Grafik 2.6C)
zu Beginn des Kambriums auseinander. Allerdings
legten. An verschiedenen Orten enthalten die frühen
entstanden Riftzonen in verschiedenen Bereichen
Ediacara-Abfolgen Tillite, die auch als Nachweis
der Osteuropäischen Plattform im frühen Mittel
für eine Serie weitverbreiteter Vereisungen (einige
Proterozoikum lange vor diesem Ereignis (Grafik
eventuell global) beitragen, allgemein bekannt als
2.6A). Mehrere dieser Rifts entwickelten sich zu
Varanger-Eiszeit. Im südwestlichen Bereich der
schmalen Sedimentbecken, wie die Pachelma- und
Plattform wurden im frühen Ediacarium bis zu 500
Abduliua-Beckeu im östlichen Bereich der Plattform.
Meter hauptsächlich basaltische Laven nahe zum
Gleichzeitig kamen am östlichen Rand mächtige ter
Tornquist-Rand abgelagert. Ihre Eruption dürfte mit
restrische Sandsteinfolgen zur Ablagerung, die in
der Riftentwicklung in Zusammenhang stehen, die
Richtung zum Ozean in flachmarine Ablagerungen
das Wegbrechen von Amazonia und die Bildung des
übergingen.
Tornquist-Ozeans ankündigte. Ungefähr zur gleichen
Im späteren Mittel-Proterozoikum bildete sich eine weitere Serie von Gräben und schmalen Becken im
Zeit trennte sich Nordwest-Baltica von Laurentia unter Bildung des Iapetus-Ozeans.
Inneren der Osteuropäischen Plattform (Grafik 2.6B).
Zu einer Diskordanz kam es regional vor 590
Die Zentralrussische Riftzone querte die Plattform
Millionen Jahren zwischen frühem und spätem
und teilte sie mit ihren beiden mittelrussischen Becken
Ediacarium. Da die späten Ediacara-Ablagerungen
fast in zwei Hälften. Die Randbecken aus der vorher
ohne Unterbrechung in das Kambrium vor 540
gehenden Periode dehnten sich nun im Süden und
Millionen Jahren überleiten, wird die Geschichte der
Südwesten entlang der neuen passiven Plattenränder
Osteuropäischen Plattform für diesen Zeitabschnitt im
aus. Die allgemeine Spaltenbildung wird auch durch das
nächsten Kapitel fortgeführt.
3
Alt-paläozoisches Wachstum von Proto-Europa Im Verlauf des unteren Paläozoikums erhielt Proto
GegenEnde desJung-Proterozoikums kollidierte der
Europa ein großes zusätzliches Krustenstück, Ost
Mikrokontinent Kara, der mehrere Inseln und einen
Avalonia genannt. Es gehörte zusammen mit dem bei
Abschnitt der Küste der russischen Arktis umfasste,
Nordamerika verbliebenen, als West-Avalonia bezeich
mit dem Kola-Timan-Rand von Baltica und bildete so
neten Teilstück ursprünglich zum Großkontinent
das Timan-Orogen (Grafiken 3.1A, 3.1Bj siehe auch
Gondwana. Um die in Europa im Altpaläozoikum
Grafik2.5B).
erfolgten Veränderungen zu verstehen, ist es notwen dig, sich zuerst mit den begleitenden plattentektoni
Ereignisse im Jung-Proterozoikum bis
schen Bewegungen zu befassen.
Kambrium Vom Ediacarium (siehe Anhang) bis zum Kambrium
Der plattentektonische Rahmen: Rodinia zerbricht
entwickelte und weitete sich der Iapetus-Ozean zwi schen Baltica und Laurentia. Auch Sibirien trennte sich von seinen Nachbarn unter Bildung eines großen Ozeans, als Ägir-Ozean bezeichnet (Grafiken 3.1A,
Ereignisse gegen Ende des Präkambriums
3.1B). Zum Ende des Kambriums vor 490 Millionen
Der Großkontinent Rodinia, der für einen langen
Jahren war die an Avalonia und Armorica grenzende
Zeitraum des Jung-Proterozoikums bestanden hatte
Subduktionszone entlang des nordafrikanischen
(siehe Grafik 2. 5 ), begann zu zerbrechen, als das
Randes von Gondwana durch eine Transformstörung
Proterozoikum zwischen 570 und 540 Millionen
ersetzt worden. Laurentia hatte sich wärmeren
Jahren seinemEnde zusteuerte. Vor circa540 Millionen
Breitengraden genähert und befand sich nun beider
Jahren (Grafik 3.1A) entfernten sich sowohl Baltica als
seits des Äquators. Baltica lag noch immer in gemäßig
auch Amazonia (damals Teile des Großkontinents)
ten Breiten, hatte sich inzwischen aber um 90 Grad im
von Laurentia, und auf den passiven Plattenrändern
Uhrzeigersinn gedreht. Eine Subduktionszone grenzte
dieser Kontinente wurden marine Sedimente abgela
nunmehr an die entgegengesetzte Seite von Gondwana,
gert. Der neue Ozean, der sie von Laurentia trennte,
dem Panthalassa-Ozean gegenüber (Grafik 3.1B).
wird Iapetus-Ozean genannt. Baltica lag in gemäßig ten Breiten zwischen 30 und 60 Grad Süd. Gegenüber
Ereignisse im Ordovizium
Baltica wurde der Rand von Gondwana (dem heuti
Nachdem der Iapetus-Ozean vor 480 Millionenjahren
gen nördlichen Südamerika und Nordwestafrika ent
seine größte Breite erreicht hatte, entstand vor Laurentia
sprechend) von einer Subduktionszone begrenzt, die
eine Subduktionszone mit der Folge, dass sich der Ozean
vor den Terranen Avalonia und Armorica lag. Diese
allmählich wieder schloss (Grafik 3.2A). Avalonia
wurden später abgetrennt und wanderten in Richtung
entfernte sich dann von Gondwana, bewegte sich auf
Baltica.
Laurentia und Baltica zu und wurde nun von seinem
Avalonia besteht aus dem heutigen östlichen
Mutterkontinent Gondwana durch den Rheischen
Küstenbereich Nordamerikas zwischen Connecticut
Ozean getrennt. Bis zum Ende des Ordoviziums vor
und Neufundland, weiterhin aus Südostirland, England
circa 445 Millionenjahren wurde der Tornquist-Ozean
und Wales sowie den angrenzenden Teilen des euro
geschlossen, als der östliche Abschnitt Ost-Avalonias
päischen Kontinents mit Belgien, den Niederlanden,
(heutiges Norddeutschland und Nordwestpolen) mit
Norddeutschland und Nordwestpolen,
begrenzt
Baltica kollidierte. Zusammen näherten sie sich dem
von der Teisseyre-Tornquist-Zone im Osten (siehe
Kontinent Laurentia über den sich schließendenIapetus
Grafik 1.1).
Ozean. Der Rheische Ozean, der diese Kontinente von
29
Alt-paläozoisches Wachstum von Proto-Europa
A
vor 550 Mio. Jahren Oberstes Proterozoikum
Grafik 3.1 Rekonstruktion der südlichen Hemisphäre: A. vor ca. 550 Mio. Jahren; B. vor ca. 500 Mio. Jahren. Ar, Arabia; Gd, Grönland; HB, Hudson Bay; Sc, Schottland;
Ni, Nordirland. Nach Cocks & Torsvik (2006) mit Orientierung von Baltica in Anlehnung an Cawood & Pisarevsky (2006).
B
vor 500 Mio. Jahren Ober-Kambrium
Gondwana trennte, war dabei größer gewor den. Gondwana selbst war um den Südpol verblieben und durchlebte eine Eiszeit, die sich in glazialen Ablagerungen um seine nordafrikanischen und arabi schen Ränder, einschließlich des Armorica-Terrans, äußerte. Baltica blieb in gemäßigten Breiten.
Ereignisse im Silur Zum
Ende
des
Silurs
vor
415 Millionen Jahren war der
Iapetus-Ozean geschlossen, und Baltica-Avalonia war mit Laurentia unter Entstehung des Kaledonischen Orogens (Grafik 3.2B) kollidiert. Baltica war inzwischen in tropische Breiten gewandert und lag beiderseits
--4.�- Rücken
des Äquators. Ausgedehnte karbonatische
___
Abfolgen auf den Schelfgebieten säumten Baltica, auf dem sich die ersten Landpflanzen entwickelten. Subduktionszonen entstanden an der Nordgrenze von Armorica (das teilweise noch an Gondwana hing), sodass sich allmählich der Rheische Ozean zu schließen begann.
•
Subduktionszone T ransform störung
30
Die Geologie Europas
A
vor 460 Mio. Jahren Mittel-Ordovizium
Grafik 3.2 Rekonstruktion der südlichen Hemisphäre: A. Vor ca.
460
Mio. Jahren.
B. Vor ca.
420
Mio. Jahren.
Gd, Grönland; Nfd, Neufundland. Nach Cocks & Torsvik
(2006).
B
• _....__
•
vor 420 Mio. Jahren Ober-Silur
Rücken Subduktionszone Transformstörung
Alt-paläozoische Paläogeografie der Osteuropäischen Plattform Die Fortentwicklung der oben aufgeführten plat tentek t onischen Beweg ungen führte auch auf der Osteurop äischen Plattform zu bedeutenden Veränderungen.
Vom Ediacarium bis zum Kambrium
2.6C). Die nordöstlichen, östlichen und südöstlichen
Im Ediacarium hatte sich im zentralen Bereich der
R änder der Plattform wurden von Orogenen bestimmt:
Osteurop äischen Plattform ein großes Sedimentbecken
dem Timan-Gebirge im Norden und dem Ural-Gebirge
(das Moskau-Mesen-Becken) entwickelt. Weiterhin
im Süden. Die passiven Randbecken, die bis dahin die
setzten sich die Ablagerungen entlang der passiven
Timan- und Ural-Grenzen der Plattform definiert
Plattenränder fort, die nunmehr vom T ornquist- und
hatten, waren zu Vorlandbecken gew orden, die mit
vom Iapetus-Ozean begrenzt wurden (siehe Grafik
Molasse-Ablagerungen gefüllt wurden.
Alt-paläozoisches Wachstum von Proto-Europa
31
Grafik 3.3A Osteuropäische Plattform Mittel-Kambrium 30°
60°
im Unter- bis Mittel-Kambrium mit ihren Nordpolar meer
Sedimentationsgebieten. Man beachte, dass der östliche Teil des proterozoischen Kratons nun Land ist und das große Kara-Terran einschließlich des Taimyr Sewernaja-Semlja-Beckens im Norden angefügt wurde. Die westliche Grenze wird durch den lapetus- und den Tornquist Ozean markiert. TH, Taimyr-Halbinsel. Nach Nikishin et al. (1996).
700---7I�
lapetus Ozean,
Umriss der Osteuropäischen Plattform
Art der Grenze unsicher
1000 km
Bis zum Mittel-Kambrium führte ein allgemei ner Anstieg des Meeresspiegels zu einer Überflutung
Ordovizium Während des Ordoviziums war das Meer weiter in das
großer Teile der Osteuropäischen Plattform mit
Innere der Plattform vorgedrungen, und bis zum Ende
Ablagerung ausgedehnter Karbonatfolgen im Westen
des Ordoviziums umsäumte ein Karbonatschelf die
(Grafik 3.3A). Die Akkretion des großen Kara
verbliebenen Landgebiete des Sarmatischen und des
Terrans im Norden (siehe Grafik 3.1) bedeutete, dass
Baltischen Schilds, wobei sich der Schelf nach Norden
sich der Karbonatschelf von Westskandinavien in
bis zum Taimyr-Sewernaja-Semlja-Becken ausdehnte
Richtung auf das Spitzbergen-Archipel ausdehnte und
(Grafik 3.3B). Im Osten der Plattform, auf dem frühe
nunmehr ein großes Sedimentbecken (das Taimyr
ren Timan-Orogen, wurden die Karbonate großenteils
Sewernaja-Semlja-Becken) auf dem Westrand des
durch Evaporite ersetzt. Die nördlichen, östlichen, süd
erodierten Timan-Orogens lag. Der gesamte östliche
lichen und südwestlichen Ränder der Plattform waren
Bereich der Plattform war jetzt Festland und bildete
jetzt vom Ozean umgeben, jedoch wurde der westliche,
den Sarmatischen Schild. Der Westteil wurde vom
norwegische Rand vom Finnmarken-Gürtel bestimmt,
großen Baltischen Becken eingenommen, das einen
der vom späten Kambrium bis frühen Ordovizium (vor
viel kleiner gewordenen Baltischen Schild umgab.
515 bis 475 Millionen Jahren) entstanden war. Es wird
32
Die Geologie Europas
Grafik 3.38 Osteuropäische Plattform
Mittel-Ordovizium
im Mittel-Ordovizium mit ihren Sedi mentationsgebieten.
Man
beachte,
dass sich das Landgebiet auf den Bal tischen und den Sarmatischen Schild sowie einen Teil des Taimyr-Sewernaja Semlja-Terrans im Norden beschränkt. Die Grenzen werden im Westen durch das
Finnmarken-Orogen
und
die
übrigen durch Tornquist- und Ägir Ozean markiert. TH, Taimyr-Halbinsel. Ozean
Nach Nikishin et al.
(1996).
Land innerhalb der Plattform
70°-------"""/.1"..., c---�
1--
_ ___
Umriss der Osteuropäischen Plattform
Annäherung von Ost-Avalonia
1000
km
angenommen, dass das Finnmarken-Ereignis durch
die in den äußersten Nordost- und Südwestecken
die Kollision zwischen der Osteuropäischen Plattform
der Osteuropäischen Plattform in klastische Folgen
und einem vulkanischen Inselbogen innerhalb des
des Tiefwassers übergingen. Die nördlichen, östli
Iapetus-Ozeans verursacht worden war (siehe Abschnitt
chen und südlichen Ränder waren weiterhin vom
zu den skandinavischen Kaledoniden in Kapitel 4).
Ozean umgeben; allerdings wurden im Westen schon
Silur
über das norwegische Vorland transportiert, auf dem
Im Verlauf des Silurs wurde das Zentrum des Kratons zu
sich in der Folge ein langgestrecktes Vorlandbecken
einem großen Festland, das die vorherigen Baltischen
mit kontinentaler Molassesedimentation entwickelte.
Überschiebungsdecken des Kaledonischen Orogens
und Sarmatischen Schilde vereinte. Außerdem gab es
Im Südwesten führte die Annäherung von Avalonia
weiterhin ein Landgebiet nordwestlich von Nowaja
zu einer orogenen Kollisionszone - dem östlichen
Semlja (Grafik 3.4A). Diese aufgetauchten Gebiete
oder norddeutsch-polnischen Zweig der Kaledoniden.
wurden von einem flachen Schelf umsäumt, auf dem
Dieser Orogengürtel wurde auf den Südwestrand des
Karbonate, Sand- und Tonsteine abgelagert wurden,
Kratons überschoben.
Alt-paläozoisches Wachstum von Proto-Europa
33
Grafik 3.4A Osteuropäische Plattform Ober-Silur
11 L.......J 11 L.......J
kontinentale
im Ober-Silur mit ihren Sedimen
klastische Sedimente
tationsgebieten. Das große zentrale
flachmarine klastische Sedimente flachmarine
D karbonatische und
klastische Sedimente
Landgebiet vereinigt den früheren Bal tischen und Sarmatischen Schild. Die Westgrenze wird durch das Finnmar ken-Orogen im Nordwesten und durch den östlichen Zweig der Kaledoniden im Südwesten markiert, wo beide auf
D
Flysch
der Plattform ist vom Ozean umgeben. Orogen-
D
gürtel
D
Ozean
D
den Kraton überschoben sind. Der Rest Nach Nikishin et al. (1996).
Land innerhalb der Plattform
Umriss der Osteuropäischen Plattform
Vereinter Baltischer und Sarmatischer Schild
1000 km
Devon
kamen außerdem Evaporite hinzu. Fast das gesamte
Bis zum Mittel-Devon war die Osteuropäische
Gebiet des Barents-Schelfs nach Norden wurde jetzt
Plattform von großen Veränderungen betroffen (Grafik
von flachmarinen Sand-, Silt- und Tonsteinen bedeckt,
3.4B). Die skandinavischen und die norddeutsch-pol
und der Spitzbergen-Abschnitt des Kaledonischen
nischen Zweige des Kaledonischen Orogens waren teil
Orogens war zu einem mit Deltasedimenten gefüllten
weise abgetragen und dem Landgebiet der Plattform
Becken geworden.
angefügt worden, wobei sie klastische Sedimente in die angrenzenden Meeresgebiete lieferten. Der große, im späten Silur vorhandene zentrale Schild war auf
Das Vorland von Laurentia
die Grenzen des Baltischen Schildes geschrumpft, zum Teil umgeben von kontinentalen und deltaischen
Der Teil von Laurentia, der das nordwestliche Vorland
Sandsteinfolgen. Drei kleine Landgebiete waren im
des Kaledonischen Orogens in Schottland bildete,
Südosten der Plattform übrig geblieben, umgeben von
wurde im Verlauf des Känozoikums von Nordamerika
einem großen Karbonatschelf. Im zentralen Bereich
getrennt und gehört seitdem zu Westeuropa (Grafik3.S).
34
Die Geologie Europas
Grafik 3.4B Osteuropäische Plattform Mittel-Devon
kontinentale D klastische Sedimente ,---, Delta L.....J Sandsteine ,---, flachmarine L.....J Sand- und Tonsteine
im Mittel-Devon mit ihren Sedimen tationsgebieten. Der Baltische Schild taucht als getrennte
Einheit wieder
zusammen mit drei kleineren Landge bieten im Südosten des Kratons auf, teilweise umgeben von terrestrischen und Deltaablagerungen. Diese gehen lateral in eine breite Karbonatplattform über, die einen großen Teil des Südens und Südostens des Kratons einnimmt.
D
Land
,---, Orogen L.....J gürtel
Der Barents-Schelf im Norden ist von flach marinen Sand- und Tonsteinen bedeckt. Die westlichen und südwest
Ozean
lichen Ränder werden von Zweigen des
Sediment transport
denen jetzt kontinentale oder flachma
Kaledonischen Orogens begrenzt, auf rine klastische Sedimente abgelagert werden. Der Rest der Plattform ist vom Ozean umgeben. Nach Nikishin et al. (1996).
1000 km
Die alt-paläozoische Geschichte dieses Krustenstücks
im höchsten Abschnitt der Dalradian-Supergruppe
wird in einem schmalen Streifen kambro-ordo vizischer
der Grampian-Highland-Zone vor.
Gesteine in Nordwestschottland
2)
( Abbildungen
3.1,
und in den metamorphen und stark deformierten
Gesteinen der Grampian-Highland-Zone der britisch irischen Kaledoniden (siehe Kapitel
4)
Avalonia
sichtbar. Die
kambro-ordo vizischen Schichten des kaledonischen
Das Avalon-Terran ist heute auf zwei Kontinenten ver
Vorlandes werden von Dolomiten mit Kalksteinanteilen
teilt. Der westliche Abschnitt
(der Durness-Gruppe )
dominiert, die zu einem
in der östlichen Küstenregion von Nordamerika zwi
(West-Avalonia)
liegt
breiten, über einen großen Teil von Nordamerika aus
schen Neufundland im Nordosten und Conne cticut
gedehnten Karbonatschelf gehörten. Die Tiefwasser
im Südwesten. Zum europäischen Abschnitt
Äquivalente dieser Abfolge, die turbiditische Flysch
Avalonia) gehören Südirland, England und Wales,
und vulkanische Ablagerungen einschließen, kommen
Belgien, die Niederlande, ein Teil von Norddeutschland
( Ost
Alt-paläozoisches Wachstum von Proto-Europa
35
Grafik 3.5 Ost-Avalonia. Das Ost-Avalonia-Terran (oder Mikroplatte), rot umrissen, teilweise in den Kaledoniden, teilweise im jüngeren Variszischen Orogen gelegen, und an Baltica im Osten grenzend. MK, Midlands-Kraton;
SpZ, Südportugiesische Zone; TTZ, Teisseyre Tomquist-Zone. Siehe Grafik 1.1 für geografische Details.
lapetus Sutur ' -�"--r�
und Nordwestpolen (Grafik 3.S). Sein nördlicher und
bezeichnet. Es wird angenommen, dass Avalonia als
nordwestlicher Rand wird durch die Iapetus-Sutur und
Magmatischer Bogen infolge einer Subduktionszone
die Transeuropäische Suturzone definiert, die sich in
vor dem Rand von Gondwana entstand, der gegenüber
Richtung der Teisseyre-Tornquist-Störungszone fort
den Iapetus- und Tornquist-Ozeanen lag (siehe Grafik
setzt. Die südliche Grenze bildet die Rheische Sutur,
3.1A). Die magmatische Aktivität in Zusammenhang
die das Terran von den jüngeren Armorica-Terranen
mit diesem Magmatischen Bogen dauerte lange Zeit
trennt (siehe Grafik 6.1).
im Jung-Proterozoikum an ( vor circa 700 bis SSO
Wie schon erläutert, brach das Avalon-Terran im
Millionen Jahren).
Ordovizium vom Südamerika-Rand Gondwanas ab und durchquerte den Iapetus-Ozean. Zum Ende des
Das Grundgebirge von Avalonia in England,
Ordoviziums vor ungefähr 443 Millionen Jahren kol
Wales und Südostirland
lidierte es dabei mit Baltica. Nachfolgend im späten
Avalonisches
Silur kollidierte Baltica-Avalonia mit dem Kontinent
großen Teil von England, Wales und Südostirland
Laurentia ( vgl. Grafiken 3.1B, 3.2A und 3.2B).
(Grafik
Grundgebirge
unterlagert
einen
3.6A). Die wichtigsten Aufschlüsse liegen
Das Grundgebirge von Avalonia besteht aus dem
in Anglesey und der Lleyn-Halbinsel, den Welsh
Bruchstück eines jung-proterozoischen Orogens, das
Borderlands und Leicestershire. Obwohl die anstehen
heute einen großen Teil vom nördlichen Südamerika
den Avalonia-Gesteine nur einen sehr kleinen Anteil
und von Nordafrika einnimmt. In Afrika wird diese
der Oberflächenaufschlüsse ausmachen, lassen die geo
Orogenese als Panafrikanische und in England
physikalischen Hinweise vermuten, dass das gesamte
und Nordfrankreich als Cadomische Orogenese
Grundgebirge ähnlich aufgebaut ist.
36
Die Geologie Europas
°0o
C::=J
Laurentia
ts:::J
Avalonia
� �
Vorland
t
00
Laurentia
ordovizischer magmatischer
Menai·Straits Störungssystem
Mona· Supergruppe
Bogen
-
....
-
Blauschiefer
Wichtige Überschiebungen
Coedana Komplex
und Suturzonen
D 25
B
Vulkanite der Arfon-Gruppe
km
Anglo-Brab
#
.
..
.
B.
. ..
,
Schematisches
Krustenprofil
durch den zentralen Abschnitt des Helleniden-Bogens mit den tektoni
#
�_
..
Rhodos .
..
,
schen Hauptelementen.
.,
. 400 km
Afrikanische Platte
A
Ozean- Akkretionärer Hellenidenkruste
Keil
äußerer
Tiefseerinne Bogen
Vulkanbogen
Backarc-Becken
türkisches Festland
Eurasische Kruste
200 km
Der Rücken wird als Akkretionärer Keil interpretiert,
nordnordost-südsüdwestlicher Richtung sowie parallel
der über der Subduktionszone während eines langen
zum Bogen erfährt, indem er nach außen expandiert
Zeitraums gebildet wurde und die Tiefseerinne auf
und gedehnt wird. Diese Entwicklung ist bei vielen
gefüllt hat. Wie Grafik 8.18 zeigt, hat die Subduktion
heutigen Inselbogensystemen verbreitet und wird der
der Afrikanischen Platte ein fortgeschrittenes Stadium
allmählichen Rückverlagerung der Subduktionszone
erreicht, und es bleibt nur noch ein schmaler Streifen
im Laufe der Zeit zugeschrieben.
südlich des Mittelmeerrückens. Der Südteil der Ägäis, innerhalb des Vulkanbogens der Helleniden, repräsentiert ein Backarc-Becken.
Der Kaukasus
Die Untersuchung der Abschiebungen - sowohl auf den Ägäischen Inseln als auch auf dem griechischen
Als östlichster Abschnitt des Alpidischen Orogens,
Festland - belegt, dass der Helleniden-Bogen als Ganzes
der zumindest teilweise zu Europa gehört, besteht der
fortlaufend eine Dehnung senkrecht zum Bogen in
Kaukasus aus zwei unterschiedlichen Gebirgszügen,
144
Die Geologie Europas
S
Aspronisi
D D f---4
postminoische Vulkanite minoische & ältere Vulkanite nichtvulkanische Gesteine
...."....,. Caldera-Wände
Abbildung 8.7 Santorin: ein aktiver Vulkan im Helieniden-Bogen, nördlich von Kreta. A. Blick auf die vom Meer überflutete Caldera (© Korpithas/
B. Vereinfachte geologische Karte der Insel (© Alwyn Scarth).
Shutterstock).
dem Großen und dem Kleinen Kaukasus, getrennt durch das von Sedimentbecken verdeckte Transkaukasische Massiv. Wie bereits erwähnt, ist der Kleine Kaukasus die Fortsetzung der Pontiden in der nördlichen Türkei (siehe Grafik 8.13). Da er ganz innerhalb Asiens liegt, wird er nicht weiter behandelt. Die Gebirgskette des Großen Kaukasus (Abbildung 8.8) erstreckt sich über circa 1300 Kilometer von der Nordostküste des Schwarzen Meeres bis zur Westküste des Kaspischen Meeres (Grafik 8.19). Viele Berge sind dort über 5000 Meter hoch, darunter der Elbrus, mit 5641 Metern der höchste Berg Europas. Viele dieser Gipfel sind jungtertiäre Vulkane - einige, darunter der Elbrus, sind heute noch aktiv. Die Region ist seismisch sehr unruhig mit zahlreichen schweren Erdbeben in jüngster Zeit.
Tektonische Einheiten des Großen Kaukasus
Geologisch wird der Große Kaukasus in vier tekto nische Zonen unterteilt, die Skythische Plattform oder das nördliche Vorland, die Frontketten-, die Hauptketten- und die Südhang-Zone. Die Skythische Plattform besteht aus einem Grundgebirge mit kambrischen kristallinen Schiefern in Grünschieferfazies, die von jungpaläo zoischen Graniten intrudiert wurden. Sie gehört zum Skythischen Terran mit wahrscheinlich eurasischem Ursprung (Teil der Timaniden), gelangte aber im Verlauf der Variszischen Orogenese in ihre gegen wärtige Position am Südrand der Osteuropäischen Plattform (siehe Kapitel 5 und Grafik 5.2D). Das Grundgebirge liegt großenteils unter einer mäch tigen tertiären bis quartären Molasse verborgen.
Abbildung 8.8 Kaukasus, Südrussland. Shutterstock © Pavel Vakhrushev.
Skythische Plattform
Kaspisches Meer
Schwarzes Meer
42°
syn- bis postorogenes Deck gebirge (Vortiefen etc.)
]
D
Skythisches Grundgebirge
D
gürtel
D
Grundgebirge
D
Grundgebirge des Transkaukasischen Massivs
D
Falten- & Überschiebungsgürtel des Kleinen Kaukasus
D D
Anatolien-Taurus-Gürtel
Falten- & ÜberschiebUngS-
Großer Kaukasus
neogene bis quartäre Vulkanite
Kura-Becken
Anatolien-
40°
_
Taurus-Gürtel
Grafik8.19 Tektonische Haupteinheiten der Kaukasus-Region. FkZ, Frontketten-Zone; HkZ, Hauptketten-Zone; 8hZ, Südhang Zone; TG, Transkaukasisches Grundgebirge. Nach Adamia et al.
(2011).
�
Mittlere Trias
�J-I
Ober Trias
Paläotethys
�
Jura
---'A'-
__
�""'I
Ende Kreide
�
�
�
Paläotethys
I
----lI�,-
uraSia
�'KK
I
Eurasia
]
�
...J,-
__
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====
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___
___
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�
I
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S
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�
Vardar-Ozean
�I �
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�
I I �
i ----',-:;.::
__
�J-I
Unter
�
�
S
Sia
Neotethys
�_-rl E_) ___
�
,
,,,,;,
1
GK Frühes
Eurasia
Jungtertiär
Grafik8.20 Tektonische Entwicklung der Kaukasus-Region. Die Querschnitte zeigen die mögliche Abfolge der mesozoisch-känozoischen Ereignisse. An, Anatolisches Terran; GK, Großer Kaukasus; Ki, Kimmerisches Terran; KK, Kleiner Kaukasus (= Pontiden); Tau, Tauriden;
T K, Trans-Kaukasus; 2mB, Zentralmediterraner Block. Stark vereinfacht.
Diese wiederum konzentriert sich in mehreren durch
Die
Südhang-Zone besteht aus jurassischen
Vortiefenbecken
Schwarzschiefern, in die einige Vulkanite eingeschal
unmittelbar nördlich der Kaukasusfront, wozu das
tet sind und die örtlich von paläozoischen Gesteinen
Grundgebirgshochs
getrennten
Asow-Kuban- und das Terek-Kaspische Becken
unterlagert werden. Auf diese folgen diskordant ober
gehören.
jurassische bis früh-alttertiäre Flyschablagerungen.
Die
Frontketten-Zone besteht aus einem Stapel
nordvergenter Überschiebungsdecken mit silurischem
Dieser Komplex wurde im frühen Jungtertiär zu iso klinalen Falten deformiert, die durch südvergente
bis unter-karbonischem Inselbogen- und Ozean
Überschiebungen getrennt wurden. Auf ihrer Südseite
krustenmaterial, überlagert von einer Molasse aus
grenzt diese Zone in einer großen Überschiebung an
dem höheren Karbon. Kristallines Grundgebirge ist im
das Transkaukasische Massiv.
westlichen Abschnitt dieser Zone aufgeschlossen. Über
Das Transkaukasische Massiv bildet morphologisch
diesen Gesteinen insgesamt liegen diskordant jurassi
eine Senke zwischen dem Großen und dem Kleinen
sche Sedimente und Vulkanite. Die
Hauptketten-Zone wird von einem variszi
Kaukasus. Es wird aus einem jung-präkambrischen metamorphen Grundgebirge aufgebaut,
das von
sehen Grundgebirge mit alt-paläozoischen kristalli
Ophiolithen aus dem älteren bis mitteren Paläozoikum
nen Schiefern und Gneisen aufgebaut, in die Granite
überschoben und von jung-paläozoischen Graniten
eingedrungen sind. Dieser Komplex ist gefaltet,
intrudiert wurde. Dieses variszische Grundgebirge
wobei es in den Mulden zur Ablagerung jurassischer
wird von Sedimenten und Vulkaniten eines meso
Schwarzschiefer gekommen ist. Diese Zone ist nach
zoischen bis känozoischen Deckgebirges überlagert.
Süden auf die Südhang-Zone überschoben.
Auf dem prämesozoischen Grundgebirge liegen
147
Die Alpidische Orogenese
Sedimentbecken, das Rioni-Becken im Westen und das Kura-Becken im Osten. Das Transkaukasische Massiv wird als Inselbogen angesehen, der im frühen
Känozoische Ozeanbecken im westlichen und zentralen Mittelmeer
Paläozoikum vom Gondwana wegdriftete und während der Variszischen Orogenese der Südgrenze von Eurasien
Für den komplexen Bau des Mittelmeergebietes, auf
angefügt wurde. Das Massiv wurde dann im frühen
den zu Beginn dieses Kapitels eingegangen wurde,
Mesozoikum durch Bildung eines Backarc-Beckens
sind teilweise die relativen Bewegungen von Afrika und
wieder von Eurasien getrennt, bevor es schließlich mit
Eurasien verantwortlich (siehe Grafik
Eurasien im frühenjungtertiär erneut kollidierte.
die Öffnung mehrerer Ozeanbecken im westlichen
8.1),
aber auch
und zentralen Mittelmeer. Die schrittweise Bildung
Tektonische Entwicklung
dieser Becken wird den Auswirkungen der graduellen
Die Kaukasus-Region erfuhr wiederholte Episoden
8.20).
Rückverlagerung der Subduktionszone - ursprünglich
Es begann mit
am Südostrand der Eurasischen Platte gelegen - nach
der Anlagerung des Sk y thischen Terrans an die Osteuropäische Plattform während der T iman
zugeschrieben. Von dieser Subduktionszone ist nur
Orogenese. Alle anderen Grundgebirgseinheiten
noch der Kalabrische Bogen übrig geblieben.
orogener Aktivität (Grafik
Osten über einen Zeitraum von SS Millionen Jahren
stammen offensichtlich von Gondwana und wurden
Die Rückverlagerung dieser Subduktionszone wird
nacheinander dem eurasischen Rand angefügt, als
für die Entstehung einer Folge von Backarc-Becken
zuerst die Ozeankruste der Paläotethys und später der
auf der oberen (Eurasischen) Platte verantwort
Neotethys nordwärts unter Eurasien subduziert wurde.
lich gemacht. Grafik
Das Transkaukasische Massiv dockte im Ober-Karbon
ursprünglichen und die heutigen Positionen, die für
8.21
zeigt die angenommenen
an und scheint sich in der Trias vom eurasischen Rand
die Balearen mit der Bildung des Valencia-Beckens, für
wieder gelöst zu haben. Zumindest zwei weitere konti
Korsika und Sardinien mit der Bildung des Balearen
nentale Terrane wie auch Bruchstücke von ozeanischer
Beckens und für die italienische Halbinsel mit der
Kruste und Inselbogenkruste kamen im Mesozoikum und Alttertiär hinzu: das Kimmerische Terran im
Bildung des Ty rrhenischen Beckens in Zusammenhang stehen. Die Drehung von Korsika-Sardinien und von
unterenJura und das Anatolisch-Tauridische Terran in
Italien um S4 bzw.
60 Grad gegen den Uhrzeigersinn
der Kreide. Die späteste und stärkste orogene Episode
wurde wahrscheinlich, zumindest teilweise, von der
wurde von der Kollision der zuvor angegliederten
jungtertiären Bewegung Afrikas gegenüber Eurasien
Terrane mit der Arabischen Platte im späten Miozän
gesteuert, wozu sowohl linkssinnige wie auch konver
(Jungtertiär) verursacht.
gente Komponenten beitrugen.
Grafik 8.21 Öffnung der Ozean becken
während des Känozoikums. Das (VB) entstand durch
Valencia-Becken
die südostwärts gerichtete Bewegung der
Balearen,
das Balearen-Becken
(BB) durch Drehung von Korsika (K) und Sardinien (5a) sowie das Tyrrhenische
Iberia
Becken durch Drehung der italienischen Halbinsel Diese
gegen den
Bewegungen
Uhrzeigersinn. werden
der
Rückverlegung der Subduktionszone nach
Osten
schrittweiser
Afrikan. Platte
zugeschrieben, Bildung von
mit
Backarc
Becken dahinter. Ausgangspositionen in hellem Grün, gegenwärtige Positionen in dunklerem Grün. Nach Zeck (1999).
9
Jungtertiär und Quartär in Europa Die zweite Hälfte des Känozoikums umfasst die
in das Nordpolarmeer zwischen Spitzbergen und
letzten circa 23 Millionen Jahre der Erdgeschichte
Nordostgrönland vordrang (vgl. Grafiken 7 .6 und
und damit das Jungtertiär
9.1).Island war jetzt eine eigenständige Vulkaninsel,
Quartär.
Das Jungtertiär
(Neogen) und das wird
weiter
in
die
auf der die vulkanischen Aktivitäten bis zum heu
Epochen Miozän und Pliozän unterteilt, das die
tigen Tag andauern. Das belegte die explosive
Millionen Jahre andauernde Quartär
Eruption am Eyjafjallajökull deutlich (Abbildung
in Pleistozän und Holozän ( siehe Anhang ). Das
9.1), dessen Aschewolke 2010 den europäischen
letzten 2,6
Miozän wurde durch die im Kapitel S besprochene
Fluggesellschaften so viele Schwierigkeiten bereitet
Hauptphase der Alpidischen Orogenese geprägt,
hatte.
einschließlich verschiedener sich daraus ergebender Veränderungen der europäischen Plattform nördlich der alpidischen Front. Während des Pliozäns dauer
Paläogeografie im Jungtertiär
ten manche dieser Auswirkungen fort, und das euro päische Vorland erfuhr weitere Deformation in Form
Das Alpidische Orogen
von Antiklinalbildungen, Seitenverschiebungen und
Die bedeutendsten und weitreichendsten Verän
Grabenentwicklungen. Vulkanische Aktivitäten gab
derungen während des Jungtertiärs ergaben sich
es in mehreren dieser Gräben, dazu aufIsland und im
für Europa durch die weitere Annäherung zwischen
Kaukasus. Im Pleistozän kam es zur letzten großen
Afrika-Arabien und Europa (vgl. KapitelS).
Eiszeit, die wahrscheinlich noch nicht beendet ist.
Globale Zusammenhänge Grafik 7.1D zeigt die Lage Europas in Beziehung zu den benachbarten Kontinenten am Ende desAlttertiärs vor ungefähr 23 Millionen Jahren. Dieses Bild hat sich im Laufe des Jungtertiärs kaum verändert. Die wich tigsten Veränderungen in Europa ereigneten sich im Mittelmeerraum durch die anhaltendenAuswirkungen der Alpidischen Orogenese. Während Europa mehr oder weniger auf dem glei chen Breitengrad wie im späten Alttertiär verblieb, näherte sich Afrika-Arabien weiter dem Südrand Europas und engte dabei das Mittelmeer weiter ein. Zur gleichen Zeit bewegte sich Nordamerika weiter westwärts, wodurch der Mittlere Atlantik und der Nordatlantik an Breite zunahmen. Die Weitung des Ozeanbodens zwischen
Grönland
und Kanada, die zum Ende des Alttertiärs die voll ständige Trennung Grönlands von Nordamerika bewirkt hatte, endete zu Beginn des Pliozäns. Damit beschränkte sich die Spreizung im Nordatlantik auf ein einzelnes
Ozeanbecken, das nunmehr
durchgehend über den Island- Färöer- Rücken bis
Abbildung 9.1 Aktiver Vulkanismus auf Island:
vom Ausbruch des Eyjafjallajökull im April Höskuldsson.
Aschewolke Armann
2010. ©
NOWaja Semlja Q Grönland
SPitzbergen
�
149
c=J Land c=J flachmarin c=J tiefermarin c=J Ozean
Barents Schelf
r-Tl LL-.J
aktiver/inaktiver Orogengürtel
----'--- Abschiebung ---- Überschiebung --
Transformstörung/ Seitenverschiebung
1000 km
Grafik 9.1 Tektonik und Paläogeografie Europas im späteren Jungtertiär (Pl iozän).
Verbreitung von Land, Schelfmeer und Ozean
zusammen mit den wichtigen tektonischen Strukturen: Rifts, Transformstörungen, Überschiebungsgrenzen und Plateaulaven. AB, Alboran Becken; AP, Arabische Platte; Apn; Apennin; BK , Betische Kordillere; Din, Dinariden; FZm, Französisches Zentralmassiv; He, Helleniden; IbM, Iberisches Massiv; IFR, Island-Färöer-Rücken; 15, Island; Kar, Karpaten; Kau, Kaukasus; K M, Kaspisches Meer; LS, Labrador-See; MR, Mohnes-Rift; NaS, Nordanatolische Störung; OrG, Oberrhein-Graben; PB, Pannonisches Becken; Py, Pyrenäen; RHB, Rockall-Hatton Bank; SM, Schwarzes Meer. Nach Ziegler
(1990).
Diese Bewegungen betrafen in Europa alle wichtigen
Vorlandbecken
Abschnitte des alpidischen Orogengürtels: die Betische
schiebungssystems. Zum Ende des Miozäns bis
Kordillere, die Alpen, den Apennin, die Karpaten, die
in das Pliozän hinein nahm die Bewegung eine
Dinariden, die Helleniden sowie den Kaukasus zusam
Ost-West-Ausrichtung ein, wodurch es zu einer
nach
Norden
gerichteten
Über
men mit den verbindenden Abschnitten durch die asi
Krustenverkürzung in den Westalpen kam, während
atische Türkei (Grafik 9.1). In den Pyrenäen und im
gleichzeitig die Ostalpen mehr oder weniger inaktiv
Zentrum der Iberischen Halbinsel waren die tektoni
blieben. Dieser Richtungswechsel hatte wesentliche
schen Aktivitäten dagegen weitgehend zum Erliegen
Auswirkungen auf die Strukturen im Vorland. Von der
gekommen. Während der Hauptverkürzungsphase der Alpen,
Ost-West-Dehnung auf der Innenseite wird angenom men, dass sie zur Bildung des Pannonischen Beckens
im mittleren Miozän, war die Konvergenzrichtung
beitrug. Das gegenwärtige Spannungsfeld, das sich
südost-nordwestlich mit der Folge eines in die
instrumentell genau erfassen lässt, ist in Westeuropa
150
Die Geologie Europas
Färöer Hoch Rockall Hatton Bank
Baltischer Schild
c:J Land c:J flachmarin c:J tiefermarin .---, kontinentale L-...J Klastika
c:J
--'- Abschiebung
-+- Antiklinale ...... Überschiebung
-- Seitenverschiebung
• Rockali
Ozean
-+ Sedimenttransport
Vulkanismus
?
Trog
W.
Golf von Biskaya 300 km
Grafik 9.2 Tektonik und Paläogeografie Europas im späteren Jungtertiär (Fortsetzung). Ausschnitt des zentralen Bereichs von Grafik 9.1 mit den wichtigsten tektonischen Strukturen, Sedimentbecken und Landgebieten von West-/Mitteleuropa. Die Grenze zwischen den flachen Schelfgebieten und den kontinentalen klastischen Sedimentationsgebieten sind nur angenähert, da sie sich im Laufe der Zeit stark verschoben haben. AM, Armorikanisches Massiv; BM, Böhmisches Massiv; BG, Bresse-Graben; CSA, Celtic-Sea-Antiklinale; EG, Eger-Graben; FZm, Französisches Zentralmassiv; HP, Hebriden-Plattform; IB, Island-Becken; Ju, Jura; LeG, Leinetal-Graben; LG, Limagne-Graben; NrG, Niederrhein-Graben; OrG, Oberrhein-Graben; PB, Pariser Becken; RB, Rockall-Bank; SH, Schottische Highlands; SP, Shetland-Plattform; Tb, Tiefseeberg; WA, Weald-Antiklinale. Städte: A, Amsterdam; B, Berlin; Be, Bern; Bo, Bonn; Bp , Budapest; Br, Brüssel; D, Dublin; E, Edinburgh; K, Kopenhagen; L, London; P, Paris; P r, Prag; W, Warschau; Wi, Wien. Nach Ziegler (1990).
nordnordwest-südsüdöstlich gerichtet und ergibt sich
ozeanischer Kruste - zuerst der Paläotethys, dann
aus der vom Nordatlantischen Rücken ausgehenden
der Neotethys - entlang der Kalabrischen und der
ostgerichteten Kompression sowie der von der alpinen
Helleniden-Zypern-Subduktionszone fort mit dem
Kollision ausgehenden nordgerichteten Kompression.
Ergebnis des fast vollständigen Verschwindens medi
Im Mittelmeer bildeten sich neue Meeresbecken
terraner Ozeankruste bis zum Ende des Jungtertiärs.
durch das Auseinanderdriften der Balearen von
Es blieb nur ein kleines Meeresbecken östlich von
Iberia sowie der linkssinnigen Rotation von Korsika
Sizilien, das Ionische Meer, sowie ein schmaler
Sardinien und der italienischen Halbinsel, wodurch
Streifen angrenzend an den Helleniden-Bogen übrig
das Balearen-Meer nordwestlich der Balearen und
(siehe Grafik 8.18). Vulkanische Aktivitäten waren
das Tyrrhenische Meer entstanden (siehe Grafik 8.21).
sowohl im Kalabrischen als auch im Helleniden
Im östlichen Mittelmeer setzte sich die Verschluckung
Bogen mit dieser Subduktion verknüpft.
151
Jungtertiär und Quartär in Europa
Vulkanismus gab es auch in den späten Stadien der
(Grafik
9.2).
Das Rhein-Grabensystem entstand
Alpidischen Orogenese im östlichen Mittelmeerraum
im mittleren Alttertiär (Eozän) und ist immer noch
und führte im Pannonischen Becken, in der Osttürkei
aktiv. Dieses erstreckt sich als Oberrhein-Graben
und im zentralen und südlichen Kaukasus zu ausge
von der Schweizer Grenze nach Nordnordosten bis
dehnten, hauptsächlich alkalibetonten Lavadecken
zum Südrand des Taunus, wo es sich aufspaltet. Nach
(Grafik 9.1).
Nordnordosten setzt es sich in den Hessischen Gräben bis zum Leinetal-Graben fort, während ein Ast nach
Paläogeografie des europäischen Vorlandes
Nordwesten, parallel zum Rhein bis zur niederländi
Im Pliozän tauchte ein großer Teil Europas aus den
schen Küste, in den Niederrhein-Graben übergeht
Schelfrneeren auf, die große Gebiete während des
(siehe Abbildung 7.S). Der nordnordost-südsüdwest
Alttertiärs bedeckt hatten (vgl. Grafiken 7.6und 9.1). Ein
streichende Bresse-Graben in Südostfrankreich ver
durchgehendes Landgebiet reichte jetzt von Britannien
läuft parallel zum Oberrhein-Graben, mit dem er
und Irland über die "Brücke" des Ärmelkanals nach
kinematisch über eine nordost-südwest streichende
Frankreich und vom Französischen Zentralmassiv
Seitenverschiebung verbunden ist. Westlich davon
über Mitteleuropa bis zum früheren Fennoskandischen
verläuft ungefähr parallel der nord-süd streichende
Hoch, das mit dem Ukrainischen Hoch verbunden
Limagne-Graben. Der Eger-Graben verläuft südwest
war und als Fennosarmatia bekannt ist. Nach Norden
nordöstlich. Alle diese Strukturen repräsentieren reak
nahm die Landrnasse den Barents-Schelf einschließ
tivierte variszische Strukturen.
lich Spitzbergen ein. Fortgesetzte Hebung sorgte
Man nimmt an, dass diese im Tertiär entstande
dafür, dass diese aufgetauchte Landrnasse bis in das
nen Dehnungsstrukturen unter einem West-Ost
erste Interglazial Bestand hatte, als abschmelzende
Dehnungsregime entstanden sind, das mit der alpinen
Eisrnassen einen weltweiten Meeresspiegelanstieg
Nord-Süd-Kompressionin Zusammenhang steht.Als sich
verursachten. Zu den verbliebenen Becken, die wei
dieses Spannungsfeld in das jetzige mit Nordnordwest
terhin absanken und klastische Sedimente von den
Südsüdost-Kompression und Ostnordost-Westsüdwest
auftauchenden Landrnassen erhielten, gehörten die
Dehnung änderte, kam es im Oberrhein-Graben zu
Nordsee, das Pannonische Becken sowie am Südrand
einer links sinnigen Seitenverschiebung, während der
Fennosarmatias ein breites Vortiefenbecken zwischen
Niederrhein-Grabenin seiner Orientierung weiterhin für
Schwarzem und Kaspischem Meer.
eine Dehnung günstig liegt. Es gibtmehrere an die Rhein
Die klimatischen Verhältnisse wechselten stark im
und Eger-Gräben gebundene Vulkanzentren, außerdem
Verlauf des]ungtertiärs. Obwohl die Vereisungen all
weitere im südlichen Französischen Zentralmassiv und
gemein mit dem Pleistozän in Verbindung gebracht
im Pannonischen Becken, die zum Teil bis ins Quartär
werden, begannen sie bereits im Miozän. Die Existenz
aktiv waren. Darüber hinaus ist das System der Rhein
von Eiskappen im Pliozän zeigt sich im Nachweis
Gräben noch seismisch aktiv.
von glazialem Schutt in Sedimenten dieses Alters im
Örtlich entstanden als Folge der alpinen Nord
Nordatlantik. Es wird angenommen, dass der klimati
Süd-Kompression im frühen ]ungtertiär ebenfalls
sche Wechsel durch eine Reorganisation der globalen
Faltenstrukturen im Vorland der Alpen. Auch die aus
Ozean zirkulation ausgelöst wurde, als sich die Lücke
der Inversion von Riftstrukturen hervorgegangenen
zwischen Nord- und Südamerika schloss.
Ost-West streichenden Antiklinalen in den Western
Der Wechsel von Wald zu Grasland im Verlauf des
Approaches und der Keltischen See gehören dazu,
mittleren ]ungtertiärs förderte die Entwicklung und
wie auch die nordwest-südost streichende Weald
Ausbreitung von grasenden Säugetieren wie Pferden,
Antiklinale in Südostengland.
Rindern, Schafen und Hirschen. Mehrere Riftstrukturen und damit Dehnungsbecken,
Seitenverschiebungen im europäischen Vorland waren im frühen]ungtertiär ebenfalls eine Folge der
die im späten Alttertiär entstanden waren, blieben das
Nord-Süd-Kompression an der alpinen Orogenfront.
Miozän hindurch bis in das Pliozän aktiv. Dazu gehören
Entsprechend finden sich nordnordwest-südsüdöstlich
das Rheinisch-Hessische Grabensystem, der Bresse
gerichtete rechtssinnige Seitenverschiebungen im west
und der Limagne-Graben östlich am Französischen
lichen Britannien, im Französischen Zentralmassiv und
Zentralmassiv sowie der Eger-Graben in Tschechien
im Böhmischen Massiv.
Abbildung 9.2 Tundralandschaft: Blick von den Hügeln nahe Murmansk, arktisches Russland. Shutterstock © Andy38. Abbildung 9.3 Postglaziale Veränderungen des Meeresspiegels. Fjord (ertrunkenes Flusstal) in Westnorwegen. Shutterstock © Marcos81.
Jungtertiär und Quartär in Europa
153
Pleistozän
Europa im Quartär
Die Lage der Kontinente hat sich seit dem Ende des Holozän
Jungtertiärs bis heute nur wenig verändert, maximal
unterteilt. Das Pleistozän begann vor ungefähr
100 Kilometer haben sie sich gegeneinander verscho
Das
Quartär wird in Pleistozän und
2,6 Millionen Jahren und ist allgemein als Eiszeit
ben. Das Klima im Pleistozän wurde durch die wieder
bekannt (genau genommen ist es nur die letzte solcher
holten Glazialen geprägt, in denen das Inlandeis große
Eiszeiten in der Erdgeschichte). Das Ende der letzten
Teile des europäischen Kontinents bedeckte. Es wird
Vereisungsphase in Europa vor circa 11 700 Jahren
geschätzt, dass während dieser Glazialepisoden bis zu
ist als Ende des Pleistozäns definiert. Man sollte sich
30 Prozent der Erdoberfläche vom Eis bedeckt gewesen
jedoch bewusst sein, dass das Holozän lediglich eine
sein dürfte. Vor der Eisfront erstreckte sich über mehrere
warme Zwischenperiode innerhalb der Eiszeit darstel
Hundert Kilometer eine Tundra-Z one (Abbildung 9.2), die sich durch Permafrostbedingungen auszeich
len könnte.
nete. Das übrige Festland war großenteils von Grasland oder Wald bedeckt.
Grafik 9.3 Entwicklung von Strandterrassen. Strandlinien
Strandlinien
243
1
1 3
Meer-
42
wasser
Schematische Profile zur Demonstration der veränderten Positionen der Strandlinie eines
Treib-
hypothetischen Festlandes vom Stadium der
eis
maximalen Eisbedeckung bis heute.
MS
Stadium 1. Maximale Eisbedeckung: Das Land wird durch das Gewicht des Eises nach unten gedrückt; die Küstenlinie liegt viel höher als heute.
1
Stadium 2. Talgletscher (verminderte Eisbedeckung): Das Land hat angefangen, sich zu heben, weil die Eisauflast wesentlich
2
vermindert ist. Der Meeresspiegel ist noch
t
t
kaum angestiegen. Die Strandlinien sind viel tiefer als heute.
Stadium 3. Eis geschmolzen: Das Eis ist weg, und das Land ist weiter aufgestiegen; dieses wird jedoch teilweise durch den Anstieg des Meeresspiegels kompensiert,
3
t
t
hervorgerufen durch das Abschmelzen der polaren Eiskappe. Der Meeresspiegel entspricht dem heutigen Zustand. gehobene Strandterrasse
Stadium 4. Gehobene Strände: Der fortgesetzte Aufstieg des Landes verursacht die Hebung der Strandlinien von Stadium 3
4
t
t
über das Niveau des heutigen Meeresspiegels.
MS, Meeresspiegel.
154
Die Geologie Europas
Bislang wurde eine größere Anzahl von Glazial episoden erfasst, deren unterschiedliches Ausmaß
der Sauerstoffisotopschwankungen von Gletschereis und Meeressedimenten nachweisen.
der Vergletscherung einen Vergleich und damit eine
Weil so viel Wasser während der Vereisungsphasen
Korrelation unterschiedlicher Gebiete erschwert. Die
im örtlich bis zu 3 Kilometer dicken Eisschild ge
Kaltzeiten werden durch Interglaziale getrennt, in
bunden war, lag der mittlere Meeresspiegel über
denen das Klima sogar wärmer war als heutzutage.
100 Meter tiefer als heute. Ertrunkene Küstengebiete
Temperaturschwankungen von bis zu 20° Celsius
mit den Überresten untergegangener Wälder können
während des Pleistozäns lassen sich durch Messungen
entlang der heutigen Küsten gefunden werden. Die
D D CJ D D
Island
Färöe
Eiskappe Tundra Grasland Wald Eisfreie Meere
ffJJ
Atlantik
Atlantik
Türkei (Asien) MiUelmeer
Grafik 9.4 Europa während der jüngsten Eiszeit, vor circa 20 000 Jahren. Ad, Adria; Äg, Ägäis; Be, Betische Kordillere; Din, Dinariden; FZm, Französisches Zentralmassiv; Karp, Karpaten; Kau, Kaukasus; KH, Krim-Halbinsel; Ko, Korsika; Py, Pyrenäen; Sa, Sardinien; Si, Sizilien. Man beachte, dass die Karte auf einer Mercator-Projektion beruht, die das Gebiet im Norden stark vergrößert. Nach Reife
(2007).
Jungtertiär und Quartär in Europa
155
Abbildung 9.4 Talgletseher. Man beachte die Buckel aus glazialem Schutt (Moränen) und die glazigenen Schmelzwasserseen am Ende des Gletschers. British Geological Survey © NERC. All rights reserved. IPR/176-13CE.
156
Die Geologie Europas
weitreichenden Wanderungsbewegungen gezwungen,
Oser
um mit den erheblichen Habitatänderungen zurecht zukommen. Große Säugetiere passten sich den kalten Bedingungen an, wie das wollhaarige Mammut, das Wollhaarnashorn oder der Höhlenbär, die im früheren Pleistozän auftraten und zum Ende ausstarben, wofür manche den Menschen mitverantwortlich machen. Der
Grafik 9.5 Entstehung eines Osers. Der Querschnitt durch
moderne Mensch scheint andere Vertreter der Gattung
einen Gletscher zeigt, wie ein Oser entsteht: Wenn der Gletscher
Homo während des Pleistozäns ersetzt zu haben und
geschmolzen ist, bleibt der Oser als Rücken zurück.
optimierte die Herstellung von Werkzeugen (das Ende des Pleistozäns stimmt in archäologischer Hinsicht mit dem Ende des Paläolithikums überein). Die
Atlantikküsten Schottlands und Norwegens zeigen
Landbrücke, die Britannien mit dem übrigen Europa
eine charakteristische Fjord-Topografie, entstanden
verband, ermöglichte die Wanderung sowohl von Flora
durch die Überflutung ursprünglich vergletscherter
als auch von Fauna, einschließlich des Menschen, von
T äler (Abbildung
Eurasien nach Britannien und Irland.
9.3). Im Unterschied dazu stieg der
Meeresspiegel in den warmen Interglazialzeiten, da das in den Eisschilden gebundene Wasser frei wurde,
Auswirkungen der Vereisungen
und die Küstenlinien wanderten landeinwärts. Als
Ein großer Teil der europäischen Landoberfläche
die Eisauflast schwand, wurde das Land langsam
bezeugt den Einfluss der pleistozänen Vereisung
angehoben (als "glaziales Rückfedern" bezeichnet).
sogar insoweit, als - wenigstens in Nordeuropa - die
Dabei stiegen die ehemaligen Küstenlinien entspre
Landformen und Ablagerungen des Pleistozäns die
chend über das heutige Meeresspiegelniveau und es
Landschaft prägen. Im Nordseebecken und entlang des
kam zu gehobenen Stränden (Grafik
9.3; Abbildung
atlantischen Schelfsaumes bilden pleistozäne marine
alten Strandniveaus können rund um die
Ablagerungen eine dünne Decke, sowohl unterhalb des
l.2). Diese
Küsten von Schottland und Skandinavien nachge
gegenwärtigen Meeresspiegels als auch auf den gehobe
wiesen werden, wo sie bis zu
nen Stränden. In Flüssen und in Seen vor den Gletschern
300
Meter über dem
Meeresspiegel liegen. W ährend des letzten Glazialmaximums waren
wurden fluviatile und lakustrische Sedimente abge lagert. Die Ablagerungen in den oberen Abschnitten
ganz Nordeuropa einschließlich Skandinavien, ganz
der ehemals vergletscherten T äler liegen hauptsäch
Schottland, der größte Teil von Irland und Wales
lich als Moränen-Material vor - einer Mischung von
sowie Nordengland von einer einzigen Eiskappe
Gesteinsbruchstücken unterschiedlicher Größe von
bedeckt (Grafik 9.4). Die Eisfront erstreckte sich durch
Ton und Silt bis zu riesigen Blöcken. Diese bilden cha
Dänemark, über Norddeutschland und setzte sich durch
rakteristische Landformen: Seitenmoränen an den
Zentralpolen, Weißrussland und Russland fort. Eine
Talrändern, Endmoränen vor der Gletscherfront und
große Eiskappe bedeckte auch die West- und Ostalpen,
Grundmoränen auf dem Talboden unter dem ehe
kleinere gab es in den Pyrenäen, den Karpaten und im
maligen Eis (Abbildung
Apennin sowie in den Hochgebieten der Iberischen
Oser, Kames und Drumlins entstanden unterhalb der
9.4). Andere Landformen wie
Halbinsel und im Französischen Zentralmassiv. Ein
Eisdecke und blieben als markante Erhebungen in den
Tundragürtel zog sich über Europa südlich der Eisfront.
früher vergletscherten Landschaften über einen großen
Jenseits davon war das Land mit Gras und Wäldern
Bereich von Nordeuropa hinweg erhalten (siehe Grafik
überzogen.
9.S).
Diese Verhältnisse begünstigten schnellläufige
Besonders in den Gebirgen, zum Beispiel in
Graser wie den Hirsch und kleine Säugetiere wie die
Norwegen, den Schottischen Highlands und den Alpen,
Waldmaus. Jeder glaziale Vorstoß verursachte weit
sind die Auswirkungen der letzten Eiszeit am besten
reichende Veränderungen in der Ökologie und ein
zu erkennen. Die Herausarbeitung durch Gletscher
Südwärtswandern von Fauna und Flora. Sowohl
hat für die Bildung der Kare, für niedrige Rücken
die grasenden Säugetiere als auch Vögel waren zu
und für U -T äler gesorgt, die die Berglandschaften
157
Jungtertiär und Quartär in Europa
von Nordeuropa und den Alpen prägen. Es waren die
in der Arktis. Das Rückschreiten der Eisfront wurde
Studien von Louis Agassiz Mitte des 19.Jahrhunderts
von einer Nordwanderung der Tundra, des Graslandes
an den alpinen Gletschern, die es ihm ermöglichten, die
und der Wälder begleitet - Letztere sind heute bis zum
glazialen Auswirkungen in den Schottischen Highlands
Nordpolarkreis vorgerückt.
zu interpretieren und der Vergletscherung als geologi schem Phänomen Geltung zu verschaffen:
Die umfassenden Eiskappen lösten sich nachfolgend allmählich in separate Talgletscher auf und schmolzen in vielen Bereichen Europas vollständig ab. Das spät
"Nachdem ich in der Schweiz die schlüssigen Beweise erhalten habe, dass die Gletscher zu einerfrüheren Zeit viel größere Ausmaße als heute gehabt haben, ja, dass sie das ganze Land bedeckt hatten und dass sie erratische Blöcke zu den Orten gebracht hatten, wo sie jetzt gefunden werden, war es mein Wunsch, ein Land zu untersuchen, wo Gletscher nicht mehr angetroffen werden, aber wo siefrüher gewesen sein könnten. Deshalb habe ich meine Aufmerksamkeit Schottland zugewandt ... "
und Grasland wurde
(Brief von Agassiz an die Zeitung "The Scots
und städtische Landschaft ersetzt. Sümpfe und
man'� 6. Oktober 1840).
bis postglaziale Aufsteigen der vorher eisbedeckten Landschaften in Nordeuropa hinterließ seine Spuren in einer Folge von gehobenen Stränden und ertrunkenen Tälern, die eine herausragende Erscheinung der Küsten von Schottland und Norwegen sind. Abgesehen von diesen postglazialen Auswirkungen wurden
die
dramatischsten Veränderungen auf
dem europäischen Festland durch den Menschen verursacht: Die frühere Bedeckung durch Wald durch eine ackerbauliche
Überschwemmungsebenen wurden trockengelegt, Moore beseitigt und Flüsse kanalisiert. Dies hat mess
Holozän
bare Auswirkungen auf Erosion und Sedimentation, circa
die bedeutsame Erscheinungen im holozänen geologi
11 700 Jahren markiert den Anfang des Holozäns,
schen Geschehen darstellen. Der allmähliche globale
das zur Gegenwart überleitet. Wie bereits erwähnt,
Temperaturanstieg mit Unterbrechungen, der die Erde
unterscheidet
seit Beginn des Holozäns erfasst hat, beschleunigt sich
Das
Ende
der
es
jüngsten
sich
nur
Eiszeit
wenig
vor
von
einem
Interglazial innerhalb des Pleistozäns, und es ist
zu einem möglicherweise bedrohlichen Ausmaß durch
durchaus möglich, dass es in Zukunft zu weiteren
menschliche Aktivität.
Vergletscherungsphasen kommt. Aus geologischer
Die gravierendsten Auswirkungen der menschli
Sichtweise könnte man argumentieren, dass mit den
chen Eingriffe betreffen jedoch die Flora und Fauna:
letzten 11 000 Jahren nicht genügend Zeit für die
die Bevölkerungsexplosion des Homo sapiens bedeu
Entwicklung spezifischer geologischer Merkmale
tete Reduktion, Verlagerung und Auslöschung und ging
verstrichen ist, die die Aufstellung einer eigenstän
damit auf Kosten einer großen Artenzahl. Es ist in der
digen Epoche rechtfertigen könnten. V iele
der
klimatischen
und
Tat möglich, sich einen Geologen in einigen Millionen
topografischen
Jahren vorzustellen, der ein Massenaussterben im
Auswirkungen auf Europa im Holozän beruhen auf
Holozän feststellt, so schwerwiegend wie das Ereignis
dem allmählichen Zurückweichen der skandinavischen
zum Ende der Kreide, das zum Aussterben der
Eiskappe und des Meereises zu ihrer heutigen Position
Dinosaurier führte.
Glossar Alpujarriden-Komplex: mittlere Überschiebungseinheit der
(im Glossar erklärte Begriffe kursiv, Ma
=
Millionenjahre, Ga
=
Milliardenjahre)
Alboran-Einheit in der Betischen Kordillere mit hochmetamorphen Gesteinen des paläozoischen Grundgebirges.
Amazonia: mittel- bis ober-proterozoischer Kontinent, der einen
A
Abdulina-Becken:
ober-proterozoisches
langgestrecktes
Sedimentbecken im Süden der Osteuropäischen Plattform (siehe
großen Teil des nördlichen Südamerikas einnimmt und zum Großkontinent Rodinia gehört hat (siehe Grafik 2.5A).
Anatolisch-Tauridische Zone: südlicher Abschnitt des Alpidischen
Grafik 2.6A).
Abscherhorizont: inkompetente Schicht, normalerweise par
Orogens in der Türkei; ein Gondwana-Teilstück, das in der
allel zur Schichtung, die die Überschiebungsfläche oder
Kreidezeit von Afrika-Arabia getrennt wurde (siehe Grafik 8.13).
Diskontinuitätsfläche zwischen zwei verschiedenen tektonischen
Anglesey-Rosslare-Zone: eine schmale, störungsbegrenzte Zone intensiv deformierter Gesteine proterozoischen bis kambrischen
Einheiten bildet.
Adria, Adriatische Platte: kontinentales Terran (Mikrokontinent), Teil des Zentralmediterranen Blocks, wurde Teil des apulischen Vorlandes während der Alpidischen Orogenese (siehe Grafik 8.9).
Alters der Britisch-Irischen Kaledoniden zwischen den Zonen des Lake Districtund des Waliser Beckens (siehe Grafiken 3.6,4.1).
Anglo-Brabanter Deformations- (oder FaIten-) Gürtel: Zweig
Adriatische Plattform: Untereinheit der Adriatische Platte in den
der Kaledoniden auf der Ostseite desMidlands-Kratons, der unter
Dinariden, überschiebungsgürtel mit massiven karbonatischen
jüngeren Schichten verdeckt von Nordengland bis zum Brabanter Massiv reicht (siehe Grafik 1.1).
Deckschichten (siehe Grafik 8.16).
Ägir-Ozean: Ozean zwischen den Kontinenten Sibiria und Baltica
Ankara-Erzincan-Sutur: östliche Fortsetzung der Vardar-Sutur aus Griechenland in die Türkei; trennt die Pontiden von der
während des Alt-Paläozoikums (siehe Grafiken 3.1,3.2).
Ägir-Rücken: Abschnitt des Mittelatlantischen Rückens nord
Anatolisch-Tauridischen Zone (siehe Grafik 8.13).
östlich von Island, entstanden im späten A1ttertiär, als sich die
Apennin: über die ganze Länge der italienischen Halbinsel reichen
Ozeanbodenspreizung nach Norden zwischen Norwegen und
der NNW-SSE streichender Abschnitt des Alpidischen Orogens zwischen Apulischer Platte und Tyrrhenischem Meer (siehe
Grönland verlängerte (siehe Grafiken 7.6,7.8).
Akkretionskeil/ Akkretionärer Ansammlung klastischer
Keil,
Sedimente
Komplex, und
R and:
vulkanischer
Abtragungsprodukte in einer Folge von gefalteten und überscho benen Scherkörpern in der Tiefseerinne und auf dem Rand der
Grafik 8.13).
Appalachen-Gürtel: Fortsetzung des kaledonischen Orogens in Nordamerika.
Apulia(-Terran): Mikrokontinent, entstanden in der mittleren
Oberplatte einer Subduktionszone (siehe Grafik 1.6); ein akkre
Kreidezeit aus der Kollision zwischen dem Adria- und dem
tionärer Komplex besteht aus einer Mischung von tektonischen
Alcapia-Terran; bildete später das südliche Vorland des Alpidischen
Scherkörpern, wozu exotische kontinentale oder ozeanische Terrane gehören können; ein akkretionärer Rand ist ein aktiver Kontinentalrand, an dem solch ein Komplex besteht.
Aktiver Kontinentalrand: kontinentaler Plattenrand,an den eine Subduktionszone grenzt.
A1boran-(Meer)-Becken: marines, teilweise ozeanisches Gebiet, das sich im Jura zwischen Iberia und Nordwestafrika öffnete; wurde in das Betische Orogen einbezogen; sank im Jungtertiär wieder zu einem Meeresbecken ab (siehe Grafiken 7.3A, 7.5A, 7.6,9.1).
A1boran-Einheit: tektonische Untereinheit der Betischen Kordillere mit dem metamorphen Kernkomplex (siehe Grafik 8.3).
A1capia: kontinentales Terran, Teil des Zentralmediterranen Blocks; löste sich in der Kreide von der afrikanischen Platte und wurde
Orogens in der adriatischen Region (siehe Grafiken 8.10, 8.11).
Aquitanisches Becken: großes Gebiet in Südwestfrankreich; bildet das nordöstliche Vorland der Pyrenäen und beinhaltet eine Abfolge triassischer bis jungtertiärer Schelfsedimente; der SW-Teil des Beckens ist ein alttertiäres Vortiefenbecken (siehe Grafik 8.5).
Archaisches Gebiet: NE-Teil des Baltischen Schildes aus hauptsäch lich archaischen Gesteinen (siehe Grafik 2.2).
Arctica: Ansammlung von kontinentalen Terranen, die im Devon im arktischen Kanada und Nordgrönland mit Laurentia kollidier ten (siehe Grafik 5.1A).
Ardennen(-Massiv): in den Varisziden zur Rhenoherzynischen Zone gehöriges paläozoisches Massiv in Belgien,Nordfrankreich und Westdeutschland (siehe Grafik 6.1).
Teil der Apulischen Platte während der Alpidischen Orogenese
Arenig: Stufe des Unter-Ordoviziums (486-482 Ma).
(siehe Grafik 8.9).
Arfon-Gruppe: 614-604 Ma alte vulkaniklastische Abfolge im
A1kapecia( -Terran): kontinentales Terran; trennte sich in der frühen Kreide von Iberia und wurde zwischen Korsika-Sardinien und Apulia während der Alpidischen Orogenese unter Bildung des Apennin-Orogens eingeklemmt (siehe Grafiken 8.9,8.12)
A1leghenian-Orogenese: Variszische Orogenese an der Ostküste von Nordamerika zwischen Maryland und Georgia.
cadomischen Grundgebirge des Kaledonischen Orogens von NW-Wales (siehe Grafik 3.6).
Armorica: paläozoischer Mikrokontinent,namensgebender Teil der Armorica-Gruppe (siehe Grafiken Sol, 6.1).
Armorica-Gruppe: eine Ansammlung kontinentaler Mikroplatten, die einen großen Teil von West- und Mitteleuropa einnehmen
Alpen (West- und Ostalpen): namensgebender Gebirgszug des
und, von Gondwana im Alt-Paläozoikum getrennt, im Verlauf
Alpidischen o rogens im südlichen Mittel- bis Westeuropa (siehe
der Variszischen Orogenese mit Europa kollidierten (siehe
Grafiken 7.6,8.8,8.11).
Grafiken 5.1,6.1).
A1pidische Orogenese, A1pidisches Orogen: Serie von orogenen
Armorikanisches Massiv: über lange Zeit herausstehendes
Ereignissen in Südeuropa, verursacht durch die Kollision zwi
paläozoisches Grundgebirge in Nordwestfrankreich (siehe
schen Eurasien und Afrika; das dadurch entstandene Orogen.
Grafiken 5.1,6.1).
159
Glossar
das skythische Vorland des Großen Kaukasus überlagerndes Vortiejenbecken (siehe Grafiken 8.5, 8.6A). Asow-Provinz: mittel-archaisches hochmetamorphes Gneisgebiet im östlichen Teil des Ukrainischen Schildes (siehe Grafik 2.3). Asturische Zone: tektonische Einheit innerhalb der iberischen Varisziden; Teil des deformierten Gondwana-Vorlandes (siehe Grafiken 6.1, 6.8). Atlas(-Gebirge, -Orogen): Teil des Alpidischen Orogens inner halb der Afrikanischen Platte von der Westküste Marokkos bis Tunesien (siehe Grafiken 8.2, 8.8). Avalonia: eine kontinentale Mikroplatte, Teile des östlichen Nordamerikas und Westeuropas einnehmend; von Gondwana im Alt-Paläozoikum getrennt und mit Baltica und später Laurentia während der Kaledonischen Orogenese kollidiert (siehe Grafiken 3.1, 3.2). Averno-Vogesen-Kordillere: langgestrecktes variszisches Massiv, im Devon und frühen Karbon südöstlich des Zentralar morikanischen und des Saxothuringischen Beckens nordwestlich der (heutigen) Alpidischen Front (siehe Grafik 5.3A, B). Axial-Zone (der Pyrenäen): tektonischer Zentralbereich des Pyrenäen-Orogens, aufgebaut aus einem Schuppenkomplex von übereinandergeschobenem, variszischem Grundgebirge (siehe Grafiken 8.5, 8.6A). Asow-Kuban-Becken:
B
ozeanisches Sedimentbecken auf der Oberplatte einer Subduktionszone hinter einem vulkanischen Bogen (siehe Grafik 1.6). Balaton-Linie: bedeutende Störung in Mittelungarn auf der Südseite des Alcapia- Terrans; die östliche Fortsetzung der Periadriatischen Naht in den Alpen (siehe Grafik 8.14). Balearen: Inselgruppe östlich von Spanien, getrennt vom Festland durch das Valencia-Becken; bilden die östliche Fortsetzung der Betischen Kordillere (siehe Grafik 8.2). Balearen-Becken: Meeresbecken zwischen der Südküste von Frankreich, dem Ligurischen Meer und Korsika-Sardinien (siehe Grafik 8.21). Baltica: im Mittel-Proterozoikum gebildeter, den größten Teil von Nordeuropa einnehmender Kontinent bis zur Kaledonischen Orogenese (siehe Grafiken 2.1, 2.4, 2.5). Baltischer Schild, Baltisches Hoch (Fennoskandia): Gebiet der skandinavischen Länder einschließlich eines großen Teils von Nordrussland, landfest über einen großen Teil des Phanerozoikums (siehe z. B. Grafiken 2.2, 3.3, 5.3, 7.3). Baltisches Becken, Senke: Sedimentbecken im Kambrium und Ordovizium zwischen dem Baltischen und dem Sarmatischen Schild (siehe Grafik 3.3); im Devon und Unter-Karbon auch als Baltische Senke bezeichnet. Barrow-Metamorphosezonen: eine Abfolge metamorpher Mineralvergesellschaftungen, entstanden unter mittlerem Temperatur- und Druckanstieg. Baschkirisches Antiklinorium: wichtige große Antiklinalstruktur innerhalb der Westural-Zone des Ural-Orogens (siehe Grafik 6.10). Belomoran-Provinz: Teil einer archaischen Einheit des Baltischen Schildes, bestehend aus spät-archaischen Graniten und hochme tamorphen Gneisen (siehe Grafik 2.2). Belozerkow-Provinz: breite Zone mit stark deformierten alt-prote rozoischen Gneisen, die die Wolhyn- und die Kirowgrad-Provinz im Ukrainischen Schild trennt (siehe Grafik 2.3). Betische Kordillere: Ast des Alpidischen Orogens an der Südküste von Spanien (siehe Grafiken 8.2, 8.3). Backarc-Becken:
störungsbegrenztes Sedimentbecken zwischen Iberia und Südwestfrankreich, nicht marin in Perm und Trias, wurde es im Jura marin und in der Kreide Teil des Atlantischen Ozeans (siehe Grafiken 5.4B, 7.2, 7.3, 7.5). Blauschiefer: schiefriges metamorphes Gestein mit basischem Chemismus, entstanden unter extrem hohem Druck und niedriger Temperatur und z. B. durch blaue Amphibole wie Glaukophan gekennzeichnet. Bohemia: Kern des Böhmischen Massivs; ein von Gondwana im Devon abgetrenntes und im Karbon durch die Variszische Orogenese mit Laurussia vereintes kontinentales Terran, identisch mit dem weniger gebräuchlichen Perunica (siehe Grafik 6.2). Böhmisches Massiv: paläozoisches Massiv in Tschechien, besteht hauptsächlich aus von Gondwana stammenden Terranen, die Europa während der Variszischen Orogenese angeschweißt wurden (siehe Grafik 6.1). Bois-de-Cene-Blauschiefer: Aufschluss mit Gesteinen der Hochdruck-Metamorphose in der Südarmorikanischen Zone des Armorikanischen Massivs (siehe Grafik 6.6). Borrowdale-Vulkanite: mehrere Tausend Meter mächtige Folge andesitischer und rhyolithischer mittel-ordovizischer Vulkanite und Vulkaniklastite im Lake District, englische Kaledoniden. Brabanter Massiv: kaledonisches Massiv in Belgien, Teil des vom jung-Paläozoikum bis Känozoikum währenden London Brabanter Massivs (siehe Grafik 5.3). Bresse-Graben: NNE-SSW streichender Graben im Südosten Frankreichs (siehe Grafik 9.2). Brian\=onnais-Terran: kleines, durch die Penninische Zone in den Französisch-Schweizer Alpen repräsentiertes kontinentales Terran, ursprünglich in der Tethys gelegen (siehe Grafiken 8.10, 8.11). Buchan-Metamorphosezonen: eine Abfolge metamorpher Mineralvergesellschaftungen, entstanden unter mittlerem Druck und hohem Temperaturanstieg. Burgundischer Trog: großes terrestrisches intramontanes Becken aus dem Perm im Variszischen Orogen Südostfrankreichs (siehe Grafik 5.4B). Biskaya- (oder Golf-von-Biskaya-) Rift:
C Cadomische Orogenese: Orogenese am Ende des Proterozoikums
(vor ca. 650-550 Ma), die das avalonische und variszische Grundgebirge in West- und Mitteleuropa erfasste (zeitgleich mit der Panafrikanischen Orogenese). Celtic-Sea-Rift: störungsbegrenztes Dehnungsbecken zwischen Irland und Wales, terrestrisch in der Trias, marin im Jura (siehe Grafiken 7.2, 7.3). Champtoceaux-Komplex: Folge von Decken mit Gneisen und Eklogiten innerhalb der Mauges-Zone des Armorikanischen Massivs (siehe Grafik 6.6). Chantonnay-Einheit: eklogitische Ophiolith-Einheit innerhalb der Mauges-Zone des Armorikanischen Massivs (siehe Grafik 6.6). Charn-Supergruppe: Abfolge spät-proterozoischer Tuffe, Tonsteine und Grauwacken innerhalb des avalonischen Grundgebirges der Midlands-Plattjorm (siehe Grafik 3.6). Church-Stretton-Störung: wichtige, langlebige Störung, bildet die Ostgrenze des Waliser Beckens (siehe Grafik 3.6). Coccolithen: fossile mikroskopisch kleine marine Kalkalgen. Coedana-Komplex: magmatischer Intrusivkomplex einschließ lich des 614 Ma alten Coedana-Granits, der als cadomisches Grundgebirge der Moine-Supergruppe in Nordwestwales angese hen wird (siehe Grafik 3.6).
160
devonisches bis unter-karboni sches marines Sedimentbecken auf dem südlichen (avalonischen) passiven Plattenrand in Südwestengland (siehe Grafik 5.3A, B). Cornubisches Massiv: paläozoisches Massiv in Südwestengland, zur Rhenoherzynischen Zone gehörig, besteht hauptsächlich aus devonischen und karbonischen Gesteinen, die durch die Variszische Orogenese betroffen wurden (siehe Grafik 6.1). Craven-Becken: devonisches bis karbonisches Sedimentbecken in Nordengland nordöstlich des Waliser Massivs (siehe Grafik 5.3).
Cornisches, Cornwall-Becken:
D
kontinentales Terran, das das von Westen hineinragende des Karpaten-Orogens bildetj ursprünglich in der Trias vom eurasischen Kontinent abgetrennt (siehe Grafiken 8.14, 8.15). Dalradian-Supergruppe: ober-proterozoische (ca. 650 Ma) bis unter-kambrische marine Abfolge in der Grampian-Highlands Zone der schottischen Kaledoniden. Decke: von seinem ursprünglichen Unterlager abgescherter und auf sein heutiges Unterlager überschobener großflächiger Gesteinskörper. Dent-Blanche-Decke: Klippe aus kristallinern Grundgebirge der Penninischen Zone in den Westalpenj wurzelnd in der Sesia Lanzo-Zone, als Teil des Terrans Apulia angesehen (siehe Grafik 8.ll). Dinariden: Teil des Alpidischen Orogensj erstreckt sich von den Ostalpen über den Balkan entlang der Ostseite der Adria (siehe Grafik 8.13). Dnjepr-Donez-Rift: langlebige Riftzone, die die Nordostseite des Ukrainischen Schildes markiert (siehe Grafik 2.1). Dnjepr-Provinz: archaisches Granit-Grünstein-Terran im östlichen Bereich des Ukrainischen Schildes (siehe Grafik 2.3). Doggerland: untergetauchte spätpleistozäne Landrnasse zwischen Südostengland und Dänemark (siehe Grafik 1.3). Drosendorf-Einheit: Untereinheit der Moldanubischen Zone im Böhmischen Massivj bestehend aus paläozoischen Meta-Gneisen, stark von der Variszischen Orogenese betroffen. Drumlin: langgestreckter Hügel mit sanftgeneigten Flankenj ent standen bei dem Gleiten einer Eisdecke über weiche Tone. Dublin-Trog: karbonisches Sedimentbecken, einen großen Teil Südwestirlands einnehmend, zwischen dem Waliser und dem Longford-Down-Massiv (siehe Grafik 5.3). Durness-Gruppe: kambrische bis unter-ordovizische, von Karbonaten beherrschte Plattformsedimente im nordwestlichen Vorland der schottischen Kaledoniden. Dada:
Vorland
E
großes Sedimentbecken südlich der Pyrenäen mit einer alttertiären Plattformabfolge und jungtertiärer Molasse über einem variszischen Grundgebirge des Iberischen Massivsj der nördliche Bereich bildet das Vortiefenbecken der Pyrenäen (siehe Grafik 8.5). Ediacara, Ediacarium: jüngste Periode des Ober-Proterozoikums (635-542 Ma). Eger-Graben: jungtertiäre NE-SW streichende Grabenstruktur innerhalb des Böhmischen Massivs in der Tschechischen Republik (siehe Grafik 9.2). Eiszeit: Zeitspanne in der Erdgeschichte, in der aus klimatischen Gründen größere Gebiete zeitweise von Inlandeismassen und Gebirgsgletschern zugedeckt sind. Eklogitfazies: metamorphe Bildungsbedingungen, die durch besonders hohen Druck gekennzeichnet sind. Ebro-Becken:
Glossar
Bündel von bedeutenden NW -SE streichenden rechts sinnigen Seitenverschiebungen, die das Böhmische Massiv schnei den (siehe Grafik 6.2). Endmoräne: Moränenablagerung, die den Außenrand eines zurückschreitenden Gletschers kennzeichnet (siehe Grafik 9.4). Engadiner Fenster: tektonisches Fenster in den östlichen Schweizer Alpen, in dem die Helvetische Zone unter den Ostalpinen Decken aufgeschlossen ist (siehe Grafik 8.ll). Eoalpines Ereignis: tektonisches Ereignis, hervorgerufen in der mittleren Kreide durch die Kollision des Adria- und des Alcapia Terrans (siehe Grafik 8.9). Eurussia: Kontinent, gebildet aus der Osteuropäischen Plattform zusammen mit den Teilen West- und Mitteleuropas, die während der Kaledonischen Orogenese angefügt wurden. Eibe-Zone:
F
Nordosterweiterung des Rockall-Rifts mit ähnlicher Geschichte, gelegen zwischen den Färöer- und Shetland-Inseln. Färöer-Rücken: ozeanischer Rücken ungefahr quer zum Mittelozeanischen Rückenj bildete im Oligozän die Verbindung zwischen Grönland und Europa. Fazies-Vergesellschaftung: Vergesellschaftung verschiedener Sedimenttypen einschließlich ihres Fossilinhaltes, die zusam men für ein bestimmtes tektonisches Milieu repräsentativ sind. Fennosarmatia: der präkambrische Schild Ost- und Nordeuropasj besonders in den paläozoischen Sedimenten erkennbar, ver gleichbar der Osteuropäischen Plattform. Fennoskandia, Fennoskandischer Schild (Hoch): siehe Bal Färöer-Rift:
tischer Schild.
meist durch Erosion entstandene Öffnung, in der das Unterlager einer Decke sichtbar wird. Finnmarken, -Ereignis: unter- bis mittel-ordovizisches orogenes Ereignis in den skandinavischen Kaledoniden. Fjord: schmales, steilwandiges, durch den Anstieg des Meeresspiegels ertrunkenes, vom Gletscher ausgeformtes Tal (siehe Abbildung 9.3). Flysch: marine klastische Sedimente, typischerweise von Turbiditen dominiert, gebildet aus der Abtragung eines aktiven Orogens. Foraminiferen: Klasse einzelliger Mikroorganismen mit Kalkschalen, häufig in ozeanischen Sedimenten vom Kambrium bis heutej sehr nützlich zur Altersbestimmung von Sedimenten wegen ihrer Häufigkeit und schnellen Evolution. Forearc-Becken: Sedimentbecken auf der Oberplatte einer Subduk tionszone zwischen Tiefseerinne und vulkanischem Bogen. Fränkische Plattform: jurassischer Karbonatschelf von Südfrankreich bis zum Rand des Böhmischen Massivsj wurde Teil des deformierten Vorlandes der Westalpen (siehe Grafik 7.3B). Französisches Zentralmassiv: paläozoisches Massiv in Südfrankreich, Teil der Mauges-Zone der Variszidenj im Mesozoikum und Känozoikum herausstehendes Gebiet (siehe Grafiken 6.1, 7.3, 7.4, 7.5, 7.6). Frontketten-Zone (des Großen Kaukasus): Abfolge von Überschiebungseinheiten, gerichtet gegen das skythische Vorland, mit silurischem bis unter-karbonischem Inselbogen und Ozeanmaterial, überlagert von jüngerer karbonischer Molasse (siehe Grafik 8.19). Fenster:
G
tektoni sche Einheit mit einer großen Ophiolithklippe innerhalb der Zentraliberischen Zone der iberischen Varisziden (siehe Grafik 6.8).
Galida, Galizische (oder Tras-os-Montes-) Zone:
161
Glossar
Gebänderter Hornstein: feingeschichtetes Kieselsediment orga
Guadalquivir-Becken: iberischer passiver Kontinentalrand,über
nischen Ursprungs,typisch für den tiefen Ozean (Radiolarit).
lagert von mesozoischen bis jungtertiären Plattformsedimenten
Gehobener Strand: über dem jetzigen Strandniveau liegender frü
auf der Nordseite der Betischen Kordillere, mit einem jungterti
herer Strand (siehe Grafik 9.3,Abbildung 1.2).
ären Vortiefenbecken auf seiner Südostseite (siehe Grafik 8.3).
Germanisches Becken: Sedimentationsraum in Mitteleuropa nach
der Variszischen Orogenese. GföhI-Einheit:
H
Untereinheit der Moldanubischen Zone im
Böhmischen Massiv mit hochmetamorphen ober-proterozoischen Ophiolithen, die als Ozeanboden des moldanubischen Beckens interpretiert werden. Gibraltar-Bogen: der 140-Grad-Bogen des Alpidischen Orogens
vom Westende der Betischen Kordillere über Gibraltar nach Marokko in Nordwestafrika (siehe Grafik 8.2). Glaziales Rückfedern: Landhebung, verursacht durch das
Halbgraben: ein verkippter,auf einer Seite durch eine Abschiebung
begrenzter Block (siehe Grafik 1.7B). Hauptketten-Zone
(des
Großen Kaukasus):
variszischer
Grundgebirgskomplex, nach Süden überschoben auf die Südhang-Zone (siehe Grafik 8.19). Hebriden-West-Shetland-Hoch: Landgebiet während des Devons
und Karbons nordwestlich von Schottland (siehe Grafik 5.3). Helgoland-Pommern-Faltengürtel:
auch
als
Östliche
Abschmelzen einer Inlandeiskappe, durch deren Gewicht die
Kaledoniden bekannti eine schmale Zone tektonischer Aktivität
Kruste eingedellt wurde.
(ca. SO Kilometer breit) zwischen Ost-Avalonia und der
Golowanez-Sutur: breite unter-proterozoische Scherzone, die
die Podolsk-Provinz von der Kirowgrad-Provinz im Ukrainischen Schild trennt (siehe Grafik 2.3). Gondwana: paläozoischer Großkontinent, zu dem die heutigen
Kontinente Südamerika,Afrika,India,Antarctica und Australien gehören. Gotidische Orogenese: unter-proterozoische Orogenese (vor
ca. 1,75-1,5 Ga),die sich im südwest-skandinavischen Gebiet ausgewirkt hat. Graben: an Abschiebungen abgesunkener Block (siehe z. B.
Grafik 8.7). Grampian Highlands: tektonische Zone der schottischen
Osteuropäischen Platiform (siehe Grafik 4.7). Helleniden: Zweig des Alpidischen Orogens in Griechenland,
Albanien und Mazedonieni Südostfortsetzung der Dinariden (siehe Grafiken 8.13,8.17,8.18). Helleniden-Bogen: aktive Subduktionszone am Außen-(Süd-)
rand des Helleniden-Abschnittes im Alpidischen Orogeni um die Südseite von Kreta gebogen (siehe Grafik 8.18). Helvetikum-Dauphine-Zone:
tektonische Untereinheit des
Alpidischen Orogens in den Alpen, bestehend aus komplexen, von überschiebungen unterlagerten Faltendecken aus Material des europäischen Vorlandes, auf das dieses überschoben ist (siehe Grafik 8.11).
Kaledoniden, dominiert von ober-proterozoischen bis alt-paläo
Herzynische Orogenese: siehe Variszische Orogenese.
zoischen Metasedimenten (siehe Grafik 4.1).
Highland Boundary Fault: bedeutende Störung mit linkssinni
Grampian-Orogenese: zur Kaledonischen Orogenese gehörendes
ger Scherbewegung, die die Grenze zwischen der Grampian
unter-ordovizisches tektonometamorphes Ereignis, verant
Highlands- und der Midland-Valley-Zone in den schottischen
wortlich für die Deformation in den Grampian Highlands von
Kaledoniden bildet (siehe Grafik 4.1,Abbildung 4.1).
Schottland. Granit-Grünstein-Terran:
Hochmetamorphes Gneisgebiet: präkambrisches Gebiet, das
Typ
eines früh-präkambrischen
Terrains, charakterisiert durch die Vorherrschaft von Graniten mit zwischengeschalteten Grünsteingürteln. Grauwacke: unsortierter Sandstein,enthält neben verschiedenen
Mineralien auch Gesteinsbruchstücke, typischerweise durch Turbiditströme abgelagert. Great GIen Fault: wichtige Störung mit einer links sinnigen
Scherbewegungi bildet die Grenze zwischen der Northern
durch stark deformierte und hochmetamorphe,vergneiste mag matische und sedimentäre Gesteine charakterisiert ist. Horngraben: triassisches störungsgebundenes Dehnungsbecken in
der südöstlichen Nordsee, unmittelbar westlich von Dänemark (siehe Grafik 7.2). Hotspot: Bereich der Erdkruste mit besonders hohem Wärmefluss
und starkem Vulkanismus,entweder innerhalb einer Platte oder auf einem Ozeanrücken (siehe Grafiken 1.7,9.1).
Highlands- und der Grampian-Highlands-Zone in den schotti schen Kaledoniden (siehe Grafik 4.1). GrenvilIe-Orogenese: mittel-proterozoische Orogenese am
Südostrand von Nordamerika (siehe Grafik 2.5A). Großer Kaukasus: Abschnitt des Alpidischen Orogens zwischen
Schwarzem und Kaspischem Meer am Südrand von Eurasien (siehe Grafik 8.19). Große-St.-Bernhard-Decke:
komplexe
Faltendecke
der
Penninischen Zone in den Französisch-Schweizer Alpen mit einem paläozoischen variszischen Grundgebirge im Kern und einem mesozoischen Deckgebirge (siehe Grafik 8.11). Großkontinent (Superkontinent) : große Kontinentalmasse,
bestehend aus mehreren vorher oder hinterher eigenständigen Kontinenten. Grundmoräne: vom Gletscher an seiner Unterseite abgelagerter
Gesteinsschutt. Grünsteingürtel: linearer bis unregelmäßig geformter Aufschluss
oder Vergesellschaftung vulkanischer und sedimentärer Gesteine innerhalb eines Granitgebietes von früh- bis mittel-präkambri schen Alters.
Iapetus-Ozean: alt-paläozoischer Ozean, der Laurentia, Baltica
und Avalonia vor ihrer Kollision in der Kaledonischen Orogenese trennte (siehe Grafiken 3.1, 3.2). Iapetus-Sutur: die Kollisionsgrenze zwischen den Platten von
Laurentia und Avalonia innerhalb der Kaledoniden (siehe Grafik 4.1). Iberische (Keltiberische) Ketten: Gürtel alpidischer Deformation
entlang des Ostrandes des Iberischen Massivs (siehe Grafiken 8.2, 8.7). Iberisches Massiv: paläozoisches Massiv,das den Nordwestteil der
Iberischen Halbinsel umfasst (siehe Grafik 6.1). Ignimbrit: vulkanische Ablagerung, entstanden bei einer explosi
ven Vulkaneruption aus der Verfestigung eines schnell fließenden heißen Aschen/Lapilli/Block- und Gasstromes. iIe-de-Groix-Blauschiefer: hochdruckmetamorphe Schiefer,
aufgeschlossen vor der Südwestküste der Bretagne in der Südarmorikanischen Zone des Armorikanischen Massivs (siehe Abbildung 6.6).
162
bedeutende Störung in den trennt Eurasische Platte und das Apulia-Terran (siehe Grafik 8.l 1). Intermediäre (Betische) Zone: tektonische Untereinheit der Betischen Kordillere mit einer sedimentären Folge, die in einem mesozoischen Dehnungsbecken am Rand Iberias abgelagert wurde (siehe Grafik 8.3B). Ionisches Meer: Ozeanbecken östlich von Sizilien, Teil der Neotethys-Platte, die unter den Kalabrischen und den Helleniden Bogen subduziert wird (siehe Grafiken 8.8, 8.l3). Ionische Zone: südwestliches Vorland der Helleniden, Teil des Adria-Terrans (siehe Grafik 8.l7). Island-Hotspot: Gebiet mit besonders hohem Wärmefluss und starkem Vulkanismus mit dem Zentrum in Island seit dem Alttertiär (siehe Grafiken 7,6, 7.8, 9.1). Ivrea-Zone: tektonische Zone im italienischen Abschnitt der Alpen, bestehend aus dem kristallinen Unterbau der Apulischen Mikroplatte (siehe Grafik 8.11). Insubrische Linie (Störung):
Alpen,
J
Gebirgszug nordwestlich der alpinen Überschiebungsfront von Ostfrankreich über die Schweiz bis nach Süddeutschland reichend; besteht aus deformierten juras sischen Schichten des Eurasischen Vorlandes (siehe Grafik 8.11).
Jura( -Gebirge):
K Kalabrischer Bogen: halbrunder Vulkanbogen zwischen Kalabrien
in Südostitalien bis Sizilien, unter den die ozeanische Kruste des Ionischen Meeres subduziert wird. Dazu gehören mehrere aktive Vulkane, der Ätna eingeschlossen (siehe Grafik 8.8). Kaledonische Deformationsfront: NW-SE streichende Grenze, die die östlichen Kaledoniden in Polen von der Osteuropäischen Plattform trennt (siehe Grafik 4.7). Kaledonische Orogenese, Kaledoniden: eine Reihe von oro genen Ereignissen, die den größten Teil der Britischen Inseln, Ostgrönlands und Westnorwegens sowie andere Teile des europäischen Festlandes im Alt-Paläozoikum betroffen haben; kulminierten in der Kollision der Kontinente Laurentia, Baltica und Avalonia; der durch diese Orogenese erfasste Gebirgsgürtel (siehe Grafik 1.4). Kames: Buckel oder kleiner Hügel aus Sand oder Kies, entstanden in einer Senke auf einem Gletscher oder einer Inlandeismasse nach dem Abschmelzen des Eises. Kanada-Becken: großes in der Kreidezeit entstandenes Ozeanbecken im Zentrum des heutigen Nordpolarmeeres (siehe Grafiken 7.1C, D, 7.6). Kantabrisches Becken: Schelfgebiet südwestlich der Ligerischen Kordillere auf der Nordostseite des Iberischen Massivs während des Devons und Karbons (siehe Grafik 5.3A-C). Kantabrische Zone: innerste tektonische Untereinheit der iberischen Varisziden; Teil des Gondwana-Vorlandes (siehe Grafiken 6.1, 6.8). Kar: durch Eiserosion entstandene steilwandige Mulde am Talanfang eines Gebirges, Ausgangspunkt für Talgletseher. Kara: kontinentale Mikroplatte, jetzt Teil von Nordrussland in der Barentssee-Region, bildete das Timan-Orogen im Ober Proterozoikum durch Kollision mit Baltica (siehe Grafiken LI, 3.1). Karelische Provinz: Südwestteil des archaischen Gebiets von Baltica; besteht hauptsächlich aus einem 2,9-2,6 Ga alten Granit Gr ü nstein -Grundgebirge mit einem unter-proterozoischen Deckgebirge (siehe Grafik 2.2).
Glossar
Teil des Alpidischen Orogens, bestehend aus einem west lichen, zentralen und südlichen Abschnitt in einem Bogen von 210 Grad von den Ostalpen bis zum Balkan (siehe Grafik 8.l3). Kasachstania, Kasachisches Massiv: Kontinentalplatte im Bereich des heutigen Kasachstan; entstanden durch das Zusammenschweißen mehrerer kleiner Terrane im Devon, die später im Karbon mit Laurasia kollidierten (siehe Grafik 5.1). Kaspische Senke, Randsenke, Becken: langlebiges Sediment becken am Südostrand der Osteuropäischen Plattform (siehe Grafik 2.1). Katalanische Ketten: schmale NE-SW streichende Zone von Falten und Aufschiebungen an der Mittelmeerküste von Katalonien (Nordostspanien); entstanden in der spät-alttertiären Phase der Alpidischen Orogenese (siehe Grafik 8.5). Kaukasus: Gebirgskette zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer, getrennt in Großen und Kleinen Kaukasus; östlichster Abschnitt des Alpidischen Orogens (siehe Grafik 8.l9). Kimmeridge-Tonstein: oberjurassisches Erdölmuttergestein, im Nordseebecken und anderswo in Europa verbreitet. Kimmerisches Terran: von Gondwana stammendes kontinentales Terran, das im Jura mit dem eurasischen Rand unter Bildung der Pontiden kollidierte (siehe Grafik 7.3A). Kirowgrad-Provinz: unter-proterozoisches hochmetamorphes Gneisgebiet in der Westhälfte des Ukrainischen Schildes (siehe Grafik 2.3). Kleiner Kaukasus: südlicher Teil des Alpidischen Orogens zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer, nordöstliche Fortsetzung der Pontiden (siehe Grafik 8.19). Klippe: durch Erosion isolierter Teil einer tektonischen Decke (siehe z. B. Grafik 8.llB). Knockan Crag: Besucherzentrum zur Erläuterung der regionalen Geologie der dahinterliegenden Kliffs mit der für das Verständnis der schottischen Kaledoniden wichtigen Moine Thrust. Knoydartian orogenes Ereignis, Knoydartium: ober-proterozo isches (vor ca. 800 Ma) tektonothermales Ereignis in der Moine Supergruppe der Northern-Highlands-Zone in den schottischen Karpaten:
Kaledoniden.
ovale thermisch bedingte Hebung in Zusammenhang mit einem devonischen Dehnungsrift auf der Kola-Halbinsel (siehe Grafik 5.2A). Kola-Provinz: Nordostteil des archaischen Gebiets im Baltischen Schild, bestehend hauptsächlich aus ca. 3) -2,6 Ga alten Graniten und hochmetamorphen Gneisen (siehe Grafik 2.2). Kontinentalhang: die Zone zwischen Schelf und Tiefsee. Kontinentalplattform: stabiler Teil eines Kontinents, weit entfernt von jeglicher orogener Aktivität. Kraton, Kratonisierung: stabiler Teil des Kontinentinneren, nicht betroffen von derzeitiger orogener Aktivität; Prozess der Bildung eines Kratons. Kreide(-Gruppe): sedimentäres Karbonatgestein, entstanden durch die Akkumulation von Kalzitskeletten mikroskopisch kleiner mariner Organismen; die Kreide-Gruppe ist eine ober kretazische stratigrafische Einheit. Kruste: oberste Zone der Erde; die ozeanische Kruste besteht aus Basalt, die kontinentale Kruste aus einer Vielfalt magmatischer, metamorpher und sedimentärer Gesteine mit der durchschnitt lichen Zusammensetzung ähnlich einer Mischung von Granit und Basalt; die kontinentale Kruste hat eine geringere Dichte, ist dicker als die ozeanische Kruste und steigt zu einem höheren Niveau auf (siehe Grafiken 1.6, 1.7). Kuiavia-Block: verdeckter Grundgebirgsblock in Südostpolen, interpretiert als Teil der Osteuropäischen Plattform (siehe Grafik 4.7).
Kola-Dom:
Glossar
163
der heutigen kanadischen Arktis liegenden Terranen und dem
Kura-Becken: großes intramontanes Molasse-Becken auf der
Südostseite des Transkaukasischen Massivs (siehe Grafik 8.1 9).
Nordrand des Barents-Schelfs (siehe Grafik 5.2). London-Brabanter Massiv, Hoch: Ostengland und das Brabanter
Massiv einschließendes Hochgebiet im Jung-Paläozoikum (siehe
L
Grafiken 5.3, 5.4).
Lake District: tektonische Zone in den englischen Kaledoniden,
bestehend aus alt-paläozoischen Vulkaniten und transversalge
Longford-Down-Massiv: Fortsetzung der Southern-Uplands-Zone
der schottischen Kaledoniden in Irland (siehe Grafik 4.1).
schieferten Sedimenten; interpretiert als vulkanischer Bogen am
Longmynd-Supergruppe: Abfolge ca. 566 Ma alter vulkaniklasti
Nordrand von Avalonia (siehe Grafik 4.1). Lanvaux-Gneis:
scher Sedimente; Teil der Welsh Borderlands,des Grundgebirges
Gneiseinheit unterhalb der Mauges-Zone
von Avalonia der Kaledoniden (siehe Grafik 3.6).
im Armorikanischen Massiv, interpretiert als Teil der Nord
Lopische Orogenese: spät-archaische Orogenese im archaischen
Zentralarmorikanischen Zone (siehe Grafik 6.6).
Gebiet des Baltischen Schildes.
Lappland-Granulitgürtel: Gürtel mit unter-proterozoischen
Gneisen in Granulitfazies zwischen der Kola- und der Belomoran
Loranca-Becken: störungsbegrenztes jungtertiäres Sediment
becken innerhalb der Iberischen Ketten (siehe Grafik 8.7).
Provinz im Baltischen Schild (siehe Grafik 2.2). Lappland-Supergruppe: 2,6-2,5 Ga alte Deckgebirgsfolge über
Lysa-Gora-Terran, Massiv: isolierte, gefaltete alt-paläozoische
dem archaischen Grundgebirge der Karelischen Provinz im
Schichten im Heilig-Kreuz-Gebirge in Zentralpolen, inter
Baltischen Schild.
pretiert als Teil des moravosilesischen Grundgebirges (siehe Grafiken 4.7,6.2).
Laurasia: Großkontinent im späten Jung-Paläozoikum; bestehend
aus dem größeren Teil der Kontinente Nordamerika,Europa und Asien; bildet durch Kollision mit Gondwana den Großkontinent
M
Pangäa (siehe Grafik 5.l C).
Magnitogorsk-Zone: tektonische Untereinheit des Ural-Orogens,
Laurentia: Kontinent im unteren Paläozoikum vor der Kaledonischen
Orogenese, bestehend aus dem größten Teil von Nordamerika, dazu Grönland und Nordwestschottland (siehe Grafik 3.l). Laurussia: Großkontinent, bestehend aus Laurentia zusammen
interpretiert als Vulkanbogenkomplex (siehe Grafik 6.10). Malaguiden-Komplex: obere überschiebungseinheit des Alboran
Bereichs der Betischen Kordillere; enthält niedrigmetamorphe paläozoische Gesteine des variszischen Grundgebirges,überla
mit dem größeren Teil von Europa, entstanden durch die
gert von einern geringmächtigen mesozoischen bis frühen alt
Kaledonische Orogenese.
tertiären Deckgebirge.
Laxfordian-Orogenese: unter-proterozoische Orogenese (vor
Malin-Rhinns-Komplex: vorwiegend unter Wasser liegender
ca. 1,9-1,7 Ga),den Lewisischen Komplex in Nordwestschottland
Gürtel unter-proterozoischer Gneise südwestlich der lewisischen
betreffend.
Aufschlüsse zwischen dem nördlichsten Irland und Islay in den
Leinetal-Graben: tertiäres NNE-SSW streichendes Grabensystem
in Nordhessen/Südniedersachsen; Teil des Rheinisch-Hessischen Grabensystems (siehe Grafiken 7.6, 9.2).
Inneren Hebriden von Westschottland (siehe Grafik 4.1). Malopolska-Massiv: isolierte,gefaltete alt-paläozoische Schichten
im Heiligkreuzgebirge in Zentralpolen, interpretiert als Teil des
Leinster-Massiv: alt-paläozoisches Fenster in Südostirland, ein
moravosilesischen Grundgebirges (siehe Grafiken 4.7,6.2).
schließlich des Leinster-Granits, repräsentiert die südwestliche
Malvern-Gneis: ca. 700-640 Ma alter Gneis, Teil des Avalonia
Fortsetzung der Lake-Distrikt-Zone der englischen Kaledoniden
Grundgebirges im westlichen Abschnitt der Midlands-Plattform
(siehe Grafik 4.1).
(siehe Grafik 3.6).
Leonesisches Gebiet, Zone/Leon-Gebiet, Zone: tektonische Zone
im Armorikanischen Massiv; bestehend hauptsächlich aus von der Variszischen Orogenese betroffenen alt-paläozoischen Gesteinen, Äquivalent der Saxothuringischen Zone (siehe Grafik 6.6).
Mantel-Diapir: hypothetische Säule von aufsteigendem heißen
Mantelmaterial zur Erklärung für Hotspots. Manx-Cumbria-Hoch: im Devon in Nordengland herausstehendes
Massiv (siehe Grafik 5.3A).
Lewisischer Komplex, Block: archaisches bis unter-proterozo
Marienbader (Marianske-Lizne-) Komplex: durch überschie
isches, hauptsächlich aus Gneisen bestehendes Grundgebirge
bungen begrenzte Ophiolith-Einheit im Südteil der Saxo
(Teil von Laurentia) im nordwestlichen Vorland der schottischen
thuringischen Zone des Böhmischen Massivs im Nordwesten der
Kaledoniden.
Tschechischen Republik.
Ligerische Kordillere: während des Devons und frühen Karbons
bogenförmiges, herausstehendes Massiv
zwischen
dem
Mauges-Zone: tektonische Untereinheit der Varisziden im
Armorikanischen Massiv, bestehend aus einern Deckenstapel
Zentralarmorikanischen und dem Kantabrischen Becken (siehe
aus kontinentalen wie ozeanischen Spänen, interpretiert als
Grafik 5.3A,B).
Akkretionskomplex (siehe Grafik 6.6).
Limagne-Graben: jungtertiäre, N-S streichende Grabenstruktur
am Ostrand des Französischen Zentralmassivs (siehe Grafik 9.2). Lizard-Ophiolithkomplex: Vergesellschaftung basischer und ult
Meliata-Ozean: während der Unterkreide zwischen den Terranen
von Adria und Alcapia abgeleitetes Ozeanbecken, geschlossen durch das Eoalpine Ereignis (siehe Grafik 8.10).
rabasischer Gesteine in Cornwall,Südwestengland,interpretiert
Menai-Straits-Störungssystem: bedeutendes spät-kaledonisches
als Rest des Rhenoherzynischen Ozeans, der auf den passiven
Störungssystem, das die Insel Anglesey vorn Hauptland von
Plattenrand Europas geschoben wurde; Teil der Leonesischen Zone des Armorikanischen Massivs. Loch-Maree-Gruppe: unter-proterozoische Vergesellschaftung
metamorpher vulkanischer und sedimentärer Gesteine, inter
Nordwales trennt (siehe Grafik 3.6). Mesen-Hoch: im Devon herausstehendes, kleines Massiv im
Norden der Osteuropäischen Plattform (siehe Grafik 5.2B). Midlands-Plattform/Kraton: südliches Vorland der Britisch
pretiert als ein Akkretionskeil in Zusammenhang mit der
Irischen Kaledoniden; bestehend aus dem jung-präkambri
Laxfordian-Orogenese.
schen Grundgebirge von Avalonia, überwiegend von jüngeren
Lomonossow-Gürtel, Orogen: hypothetisches Orogen als Folge
einer devonischen Kollision zwischen einern oder mehreren,in
Ablagerungen verdeckt (siehe Grafik 3.6A).
Glossar
164
Midland-Valley-Zone, -Graben: tektonische Zone der schotti
Moray-Firth-Becken: nichtmarines devonisches Sedimentbecken
schen Kaledoniden mit alt-paläozoischen (ordovizischen und silurischen) Ophiolithen und schwach gefalteten Sedimenten,
im Moray Firth in Nordostschottland (siehe Grafik S.3B). Mordes-Decke:
angesehen als vulkanischer Inselbogen (siehe Grafik 4. I) i
Teil
der
Helvetikum-Dauphine-Zone
der
Französisch-Schweizer Alpeni eine komplexe Faltendecke,
auch ein devonisches bis karbonisches Sedimentbecken (siehe
auf einer duktilen Überschiebung nach Nordwesten auf das
Grafik 5.3).
Eurasische Vorland überschoben, bestehend aus mesozoischen
Minch-Rift,
Becken:
Plattformsedimenten über einem kristallinen variszischen
störungsbegrenztes Sedimentbecken
zwischen den Äußeren und den Inneren Hebriden von
Grundgebirge (siehe Grafik 8.11B).
Nordwestschottlandi nichtmarin im Perm und in der Trias, marin
Moskau-Mesen-Becken: großes Sedimentbecken im zentralen Teil
im Jura, landfest in der Kreide, jetzt Teil des Nordatlantiks (siehe
der Osteuropäischen Plattform vom jüngsten Proterozoikum bis
Grafiken S.4B, 7.3B, 7.SB).
zum frühen Kambrium (siehe Grafik 2.6C).
Mitteldeutsche Kristallinzone: Untereinheit der mitteleu
ropäischen
Varisziden
zwischen
Rhenoherzynischer
MuHet-Gneis: unter-proterozoische (vor ca. 1,8 Ga) vergneiste
magmatische Intrusion in North Mayo, Irland, wird mit dem
und
Saxothuringischer Zone, enthält die Sutur des Rheischen Ozeans (siehe Grafik 6.2).
Malin-Rhinns-Komplex korreliert. Münchberg-Decken: Folge von Überschiebungsblättern mit
Mittelungarische Störungszone:
karbonischem Flysch, die Saxothuringische Zone im Böhmischen
bedeutende Störung und
Suturzone, die dasAlcapia- und das Tisia-Terran in Zentralungarn trennt (siehe Grafik 8.14).
Massiv überlagernd (siehe Grafik 6.S A, D). Mylonit: feinkörniges, meist gebändertes Gesteini durch die
Bewegung auf Störungen in größerer Tiefe unter erhöhter
Mittleres Allochthon: tektonische Zone der skandinavischen
Kaledoniden, bestehend aus einer deformierten klastischen Sedimentfolge, die als Ablagerung des passiven Plattenrandes
Temperatur und erhöhtem Druck entstanden. Mylonit-Zone: bedeutende Scherzone in der Svekonorwegischen
von Baltica interpretiert wird (siehe Grafik 4.4).
Provinz des Baltischen Schildes (siehe Grafik 2.2).
Moesische Plattform: Teil der Eurasischen Platte zwischen den
südlichen Karpaten und den Helleniden, aber vom Hauptteil
N
Eurasias durch ein triassisches Rift getrennti es besteht aus einem
Neotethys: ozeanische Region im Mittelmeerraum, entstanden im
variszischen Grundgebirge und einem geringmächtigen mesozo
Mesozoikum durch die Abtrennung verschiedener Terrane von
ischen Deckgebirge (siehe Grafik 8.13).
der afrikanischen Platte (siehe Grafik 8.9).
Mohnes-Rücken: Abschnitt des Mittelatlantischen Rückens zwi
Nevado-Filabriden-Komplex: unterste Überschiebungseinheit
schen Norwegen und Grönland, entstanden im späten Alttertiär
des Alboran-Bereichs der Betischen Kordillerei bestehend
(siehe Grafiken 7.6, 7.8).
aus
Moine-Supergruppe: überwiegend marine ober-proterozoische
klastische Metasedimente in der Northern-Highlands-Zone der schottischen Kaledoniden.
einer paläozoischen bis
kretazischen
Hochdruck- /
Niedertemperaturfolge. Niederrhein-Graben: tertiäres NW-SE streichendes Graben
system der Niederrheinischen Bucht, Teil des Rheinisch
Moine Thrust ( -Zone ) : bedeutende Überschiebung (Zone
von überschiebungen) in Nordwestschottlandi definiert die Westgrenze des Kaledonischen Orogens (siehe Grafiken 4.1, 4.2, 4.3).
Hessischen Grabensystems (siehe Grafiken 7.6, 9.2). Niederschlesisches Becken:
devonisches bis unter-karbo
nisches marines Sedimentbecken in Südpolen, östlich des
Moldanubischen Hochs (siehe Grafik S.3A, B). rote)
Nordarmorikanische Scherzone: bedeutende, den Nord- und
Ablagerungen von der Abtragung eines aufsteigenden Gebirges.
Zentralarmorikanischen Bereich des Armorikanischen Massivs
Molasse:
überwiegend kontinentale
klastische
(oft
Moldanubisches Hoch: im Devon und Unter-Karbon großes
herausstehendes Massiv im Südwesten des Böhmischen Massivs
trennende Scherzone (siehe Grafik 6.6). Nordatlantische Magmenprovinz: großes Gebiet magmatischer
zwischen dem Saxothuringikum und dem Oberschlesischen Becken
Aktivität mit über 1000 Kilometer Durchmesseri ein Großteil
(siehe Grafik S.3A, B).
der magmatischen Produkte ist submarin, aber an den Küsten
Moldanubische Zone, Moldanubikum: tektonische Untereinheit
der Inneren Hebriden von Schottland, der Ostküste Grönlands
im südlichen Bereich des Böhmischen Massivs, bestehend haupt
und auf Island aufgeschlosseni der Höhepunkt der Aktivität
sächlich aus hochmetamorphen paläozoischen Gesteinen (siehe
war im mittleren Alttertiär, heute nur noch auf Island (siehe
Grafiken 6.1, 6.2).
Grafik 7.8).
Mona-Supergruppe: mächtige Folge turbiditischer klastischer
Nördliche Phyllitzone: schmale tektonische Zone im Norden
Sedimente, dazu gehören die unter-kambrische South-Stack
der mitteleuropäischen Varisziden, aufgebaut aus niedrigme
Gruppe, Pillowbasalte und ein Olisthostromi repräsentiert Teil
tamorphen Sedimenten und Vulkaniten aus dem Bereich des
eines Akkretionskomplexes der Kaledoniden in Nordwestwales (siehe Grafik 3.6).
Rhenoherzynischen Ozeans (siehe Grafik 6.2). Nord-Perm-Becken: im Perm großes, nichtmarines Becken in der
Monte-Rosa-Decke: Teil der Penninischen Zone der Französisch
zentralen Nordsee (siehe Grafik SAB).
Schweizer Alpen: eine komplexe Faltendecke mit einem Kern
Nordpyrenäische Störungszone: zentrale Zone steiler Störungen
von kristallinern Grundgebirge und einem Deckgebirge aus
in der Axial-Zone des Pyrenäen-Orogens, von der angenommen
Ophiolithen und Ozeanbodensedimenten (siehe Grafik 8.11 ).
wird, dass sie die Suturzone zwischen Iberischer und Eurasischer
Moräne: Ablagerung von glazialem Schutt, bestehend aus unsor
tiertem klastischem Material mit sehr weitem Korn- und Gesteinsspektrum.
Platte darstellt (siehe Grafiken 8.5, 8.6). Nordpyrenäische Überschiebungszone: tektonische Untereinheit
des Pyrenäen-Orogens aus intensiv gefalteter und verschupp tektonische
ter jurassischer bis unter-kretazischer Deckgebirgsfolge,
Untereinheit des Böhmischen Massivs, bestehend aus cadomi
nach Norden auf die Eurasische Platte überschoben (siehe
sehern bis alt-paläozoischem Grundgebirge und jung-paläozoi
Grafiken 8.5, 8.6A).
Moravosilesische
Zone,
Moravosilesikum:
schem Deckgebirge (siehe Grafik 6.2).
Glossar
Nordseebecken:
großes
devonisches
bis
karbonisches
165
Orcadisches, Orcadian-Becken: devonisches, nichtmarines Becken im Norden der Nordsee (siehe Grafik S.3A).
Sedimentbecken im Gebiet der südlichen Nordsee (siehe Grafik 5.3).
Orechowo-Pawlowgrad-Suturzone: bedeutende unter-prote rozoische Scherzone,die die Asow- und die Dnjepr-Provinz im
Nordsee-Rift(-Zone): triassisches,nichtmarines Dehnungsbecken, aus dem im Jura der Zentralgraben wurde (siehe Grafik 7.2). Nordwest-Vorland: Rand von Laurentia in den schottischen
Ukrainischen Schild trennt (siehe Grafik 2.3). Os (Plual: Oser): langer,gewundener Moränenrücken,entstanden
Kaledoniden (siehe Grafik 4.1).
in einem Flusssystem unter dem Gletscher (siehe Grafik 9.5).
Nord-Zentralarmorikanische Zone: tektonische Untereinheit der
Oslo-Graben: permisches, störungsbegrenztes nichtmarines
Varisziden im Armorikanischen Massiv (siehe Grafik 6.6). Normannisches
langgestreckter,
Hoch:
Dehnungsbecken mit ausgeprägter magmatischer Aktivität
herausragender
Rücken in Nordfrankreich zwischen dem Cornwall- und dem
(siehe Grafik S.4B). Ossa-Morena-Zone: Untereinheit der iberischen Varisziden, beste
Zentralarmorikanischen Becken während der Frühphase der
hend aus einem eigenständigen, von Gondwana stammenden
Variszischen Orogenese im Devon bis tiefen Karbon (siehe
Terran,das als stark deformierter Vulkanbogen interpretiert wird
Grafik S.3A,B).
(siehe Grafiken 6.1,6.8).
Northern Highlands (-Zone): tektonische Untereinheit der schot
Ostalpine Decken: tektonische Zone des Alpidischen Orogens in
tischen Kaledoniden aus hauptsächlich ober-proterozoischen
den Alpen mit Decken aus kristallinern Grundgebirge und sedi mentärem Deckgebirge des Apulia-Terransi bilden den Hauptteil
Metasedimenten (siehe Grafik 4.1). Northumberland-Becken:
devonisches Sedimentbecken in
des Anstehenden in den Ostalpen,dazu einige der herausstehen den Klippen in den Westalpen (siehe Grafik 8.11).
Nordengland mit Verbindung zum Nordseebecken (siehe
Ost-Avalonia: der europäische Abschnitt des Avalonia-Terrans
Grafik S.3A).
(siehe Grafik 3.5).
Nort-sur-Erdre-Störung: bedeutende Störungs-/Scherzone in Nordfrankreich,kennzeichnet den Nordrand des Anstehenden
Ost-Barentssee-Becken:
der Mauges-Zone im Armorikanischen Massiv (siehe Grafik 6.6). Nummuliten: Gruppe der Foraminiferen mit großen Kalkschalen (bis mehrere Zentimeter Durchmesser), eine kennzeichnende
Sedimentbecken im Zentrum des
Barents-Schelfs, hervorgegangen aus einem devonischen Dehnungsrift (siehe Grafik S.2a, B). Osteuropäische Plattform (Kraton, Platte): der präkamb rische Kern von Europa, im europäischen Russland und in
Erscheinung in alttertiären Kalksteinen. Nuna: hypothetischer mittel-proterozoischer Großkontinent,
Skandinavien gelegen und von jüngeren Orogenen umgeben (siehe Grafik 1.4).
bestehend aus Laurentia, Baltica,Sibiria und möglicherweise
Ostgrönland-Rift: störungsgebundenes nichtmarines Becken
weiteren Terranen (siehe Grafik 2.4).
im Perm zwischen Ostgrönland und dem Färöer-Hoch (siehe Grafik S.4B).
o Oberes Allochthon: tektonische Zone der skandinavischen
Östliche Kaledoniden: verborgener Zweig der Kaledoniden entlang
Kaledoniden, bestehend aus einer ober-proterozoischen bis alt
des NW-SE streichenden Westrandes der Osteuropäischen
paläozoischen Vergesellschaftung von klastischen Sedimenten
Plattform, bei deren Kollision mit Avalonia entstanden (siehe Grafiken 3.4,4.7).
und Vulkaniten,einschließlich eines Ophioliths, interpretiert als
Östlicher Überschiebungsgürtel: Untereinheit der Adriatischen
vulkanischer Inselbogen (siehe Grafik 4.4). Oberrhein-Graben: NNE-SSW streichende Riftzone,im Alttertiär
Platte in den Dinariden, Überschiebungsgürtel mit jurassischen
entstanden und heute noch aktiv,Teil des Rheinisch-Hessischen
bis alttertiären Ophiolith- und Akkretionskeilgesteinen, die aus
Grabensystems (siehe Grafiken 7.6,9.2,Abbildung 7.5).
der Subduktion des Vardar-Ozeans abgeleitet werden (siehe Grafik 8.16).
Oberschlesisches Becken: marines Sedimentbecken auf der Ostseite des Moldanubischen Hochs im Devon und Unter-Karbon,
Ostschlesisches Hoch: im Devon herausstehendes Massiv
wurde im Ober-Karbon zu einem intramontanen Kohlebecken
in Ostpolen, südwestlich des Ukrainischen Schildes (siehe Grafik S.2A).
(siehe Grafik S.3A-C). Oberstes Allochthon: Zone der skandinavischen Kaledoniden,
Ostural-Zone: tektonische Untereinheit des Ural-Orogens, beste
bestehend aus präkambrischem Gneisgrundgebirge und alt-paläo
hend aus einem störungsgebundenen,eigenständigen kontinen
zoischem Deckgebirge von Laurentia, dem Ostgrönlandsektor
talen Terran (siehe Grafik 6.10).
der Kaledoniden zugeschrieben (siehe Grafik 4.4). Oder-Störung: verborgene NW-SE streichende Störung in Westpolen, die die projektierten Vorkommen der Nördlichen
Phyllitzone und der Mitteldeutschen Kristallinzone im Böhmischen Massiv trennt (siehe Grafik 6.2).
p Pachelma-Becken: unter-proterozoisches,lineares Sedimentbecken im Süden der Osteuropäischen Plattform (siehe Grafik 2.6A). Paj-Choj-Halbinsel: in die Barentssee hineinreichende Halbinsel
Old-Red-Sandstein: devonische, nichtmarine klastische Sedi mente,entstanden aus der Abtragung der Kaledoniden.
am
Nordende
des
festländischen
Ural-Orogens
(siehe
Grafik 6.10).
Olisthostrom: völlig unsortierter Sedimentkörper,typischerweise
Paläo-Breitengrad: Lage des Breitengrades zu irgendeiner Zeit in
in Akkretionskomplexen zu finden,entstanden durch das plötzli
der geologischen Vergangenheit,bestimmt durch z. B. paläoma
che Abrutschen von Material am Kontinentalhang.
gnetische oder paläoklimatische Hinweise.
Ophiolith: eine Vergesellschaftung von Gesteinstypen, die als
Paläo-Längengrad: Lage des Längengrades zu irgendeiner Zeit in
Teile der Ozeankruste angesehen werdeni zur "vollständigen"
der geologischen Vergangenheiti dieser kann nicht durch paläo
Sequenz gehören vom Oberen Mantel stammende Ultrabasite,
magnetische Daten ermittelt,sondern muss z. B. aus wahrschein -
tafelige basische und ultrabasische Intrusionen, eine Zone
lichen geologischen Passungen erschlossen werden.
mit
Gangschwärmen
Ozeanbodensedimente.
(sheeted dykes), Kissenlaven
und
Paläotethys: ozeanische Region im jung-Paläozoikum zwischen
Gondwana und Laurussia (siehe Grafiken 5.1,7.1).
166
ober-proterozoische bis unter kambrische Orogenese,die einen großen Teil von Afrika und Südamerika erfasste. Pangäa: Großkontinent aus den zusammengeschlossenen welt weiten kontinentalen Landrnassen im späten Paläozoikum bis frühen Mesozoikum (siehe Grafik 7.1A). Pannonisches Becken: großes jungtertiäres Sedimentbecken,das die zentrale Ebene von Ungarn einnimmtj im Norden,Osten und Süden von den Karpaten umgeben,im Westen von den Dinariden (siehe Grafik 8.13). Panthalassa-Ozean: ein weltumspannender Ozean, der Pangäa im späten Paläozoikum bis frühen Mesozoikum umgab (siehe Grafik 7.1). Passiver Kontinentalrand: ein jetzt inaktiver Plattenrand. Pelagonische Zone: tektonische Untereinheit der Helleniden süd westlich der Vardar-Sutur, bestehend aus einem von Gondwana stammenden Terranj wahrscheinlich die westliche Fortsetzung der Anatolisch-Tauridischen Zone in der Türkei (siehe Grafik 8.17). Penninische Zone: tektonische Untereinheit des Alpidischen Orogens in den Westalpenj eingeschlossen das Brianfonnais Terran, bestehend aus einer mesozoischen Sedimentfolge, die sich vom Vorland unterscheidetj unterlagert von einem kristalli nen Grundgebirge (siehe Grafik 8.11). Periadriatische Naht, Störung: bedeutende Störung im östli chen Alpidischen Orogenj trennt die Ostalpinen Decken von den Südalpenj Sutur zwischen der Eurasischen Platte und Apuliaj östliche Fortsetzung der Insubrischen Linie (siehe Grafik 8.11). Petschora-Becken: spät-paläozoisches flachmarines Sediment becken zwischen dem Hauptural- und dem Timan- (Westural-) Sektor des Ural-Orogens (siehe Grafik 6.10). Phyllit: aus Tonstein entstandenes feinkörniges metamorphes Gestein, typischerweise Muskovit oder Chlorit führendj niedriger Metamorphosegrad zwischen Tonschiefer und Glimmerschiefer. Piemont-Becken, auch Piemont-Ligurischer Ozean: ozeanisches Gebiet zwischen Zentralmediterranem Block und dem südeuro päischen Rand im Jura gebildet und während der Alpidischen Orogenese geschlossenj in den Westalpen durch Ophiolithe und Ozeanboden-Sedimente der Penninischen Zone repräsentiert (siehe Grafiken 7.3A, 8.1, 8.10). Pindos-Zone (Sub-Pelagonische Zone): tektonische Untereinheit der Hellenidenj bestehend aus südwestgerichteten Überschiebungsdecken, interpretiert als triassisches Ozean Riftbecken,das ursprünglich das Pelagonische Terran vonAlcapia trennte (siehe Grafik 8.17). Po-Becken: tektonische Zone auf der Südseite der Westalpen ein schließlich eines Vortiefenbeckensj auf dem Apulia-Terran gelegenj gefüllt mit Molassesedimenten der aufsteigenden Alpen (siehe Grafik 8.11). Podolsk-Provinz: archaisches hochmetamorphes Gneisgebietj aufgearbeitet im Unter-Proterozoikum, im Südwesten des Ukrainischen Schildes (siehe Grafik 2.3). Polnischer Trog: langgestrecktes, störungsbegrenztes Sedimentbecken in Mittelpolen,nichtmarin in der Trias, flach marin im Juraj zum Polnischen Antiklinorium invertiert in der Kreide (siehe Grafiken 7.2,7.3,7.5). Polnisches Antiklinorium: NW-SE streichende Antiklinalstruktur in Mittelpolenj entstanden durch die kretazische Inversion des Polnischen Troges (siehe Grafik 7.5). Pontiden( -Orogen), Pontidische Zone: Kollisionsgürtel in der nördlichen Türkei unmittelbar südlich des Schwarzen Meeresj entstanden im Jura durch die Kollision zwischen Eurasia und dem Kimmerischen Terran (siehe Grafik 7.3A). Panafrikanische Orogenese:
Glossar
ober-proterozoisches tektonothermales Ereignis,das die Kaledoniden in Nordnorwegen betraf. Präbetische Zone: tektonische Untereinheit der Betischen Kordillere mit schwach-deformierten mesozoischen Plattformsedimenten des iberischen Vorlandes (siehe Grafik 8.3). Prealpes Romandes: tektonische Zone der Französisch-Schweizer Alpen, bestehend aus einer Klippe der Penninischen Zonej jetzt im Vortiefenbecken und in der Helvetikum-Dauphine-Zone liegend (siehe Grafik 8.11). Proto-Europa: der am Ende des Mittel-Proterozoikums gebil dete Kern von Europaj siehe auch Baltica und Osteuropäische Porsanger-Orogenese:
Plattform.
bedeutende Scherzone,die den östlichen Rand der Svekonorwegischen Provinz des Baltischen Schildes definiert (siehe Grafik 2.2). Protolith: Ausgangsgestein, aus dem das metamorphe Gestein entstand. Pyrenäen( -Orogen), -Orogenese: Zweig des Alpidischen Orogens an der Grenze zwischen Frankreich und Spanien (siehe Grafiken 8.2, 8.5). Pyrenäische Frontüberschiebung: Überschiebung, die den Südrand der Südpyrenäischen Überschiebungszone markiert (siehe Grafik 8.5).
Protogine-Zone:
R Radiolarien: mikroskopisch kleine Einzeller mit kieseligern Skelett,
verbreitet in marinen Sedimenten vom Kambrium bis heute. kieseliges Sediment aus den Skeletten von Radiolarien, kennzeichnend für tiefes Ozeanmilieu. Rampe: bei einer überschiebung steilerer Abschnitt im Untergrund. Rapakiwi-Granit: Folge von Alkali-Graniten gotidischenAlters im svekofennidischen Bereich des Baltischen Schildes mit kennzeich nendem Wachstumsgefüge der Feldspäte. Rheinisches Becken (auch Rhenoherzynisches Becken): devo nisches bis unter-karbonisches Sedimentbecken am passiven Südrand von Avalonia nördlich des Rhenoherzynischen Ozeans (siehe Grafik S.3A,B). Rheinisches Schiefergebirge: variszisches Massiv in Nordwestdeutschland in östlicher Fortsetzung zu den Ardennenj bestehend hauptsächlich aus anchimetamorphen devonischen Sedimenten (Tonschieferfazies) (siehe Grafik 6.1). Rheinisch-Hessisches Grabensystem: störungsbegrenztes Dehnungsriftsystem mit den drei Komponenten: den NNE-SSW streichenden Oberrhein- und Leinetal-Grabensystemen und dem NW-SE streichenden Niederrhein-Grabensystem,angefangen im späten Alttertiär und heute noch aktiv (siehe Grafiken 7.6,9.2). Rheischer Ozean: Ozean zwischen Avalonia und Gondwana vom Ordovizium bis Karbon (siehe Grafik 3.2). Rheische Sutur: gegenwärtige Trennlinie zwischen Avalonia und Gondwana (siehe Grafiken 3.5,6.1). Rhenoherzynischer Ozean: im Devon im Süden Europas Backarc Becken zwischen Rhenoherzynischer Zone und Südavalonia (siehe Grafik 6.4). Rhenoherzynische Zone, Rhenoherzynikum: tektonische Untereinheit der europäischen Variszidenj repräsentiert den deformierten Rand Europas (siehe Grafik 6.1). Rhinns-Komplex: unter-proterozoische (vor ca. 1,8 Ga) vergneiste Magmatite auf Südwestislay,Schottlandj dem Grundgebirge von Laurentia der Grampian-Highlands-Zone in den schottischen Kaledoniden zugeschrieben. Rhodope-Massiv: tektonische Zone der Hellenidenj bestehend aus einem variszischen Grundgebirge und einem mesozoischen bis
Radiolarien-Hornstein (Radiolarit):
Glossar
jungtertiären Deckgebirge; Teil eines großen,während der Trias von Eurasien abgetrennten Terrans (siehe Grafik 8.17).
167
Schuppenstruktur: mehrfache Wiederholung derselben (meist sedimentären)
Rif-Gebirge, Ketten (Gürtel): Zweig des Alpidischen Orogens im
Folge
in
Überschiebungsblättern
(siehe
Grafik 4.2A). Schwarzmeer-Senke: den Südrand des Ukrainischen Schildes bil
Norden Marokkos (siehe Grafik 8.2). Ringkobing-Fyn-Hoch: spät-paläozoischer, in W-E-Richtung herausragender Rücken,von der nördlichen Nordsee über die dänische Halbinsel reichend; während der Trias beschränkt auf ein Gebiet zwischen der Nordsee-Riftzone und dem Horngraben
dendes Sedimentbecken. Seitenmoräne: langgestreckte, schmale Moränen-Ablagerung, die die Seiten eines Gletschers markiert. Serbo-Mazedonische Zone, Serbo-Mazedonisches Massiv: tektonische Untereinheit der Helleniden mit einern kristallinen
(siehe Grafiken 504B, 7.2). Rioni-Becken: intramontanes Sedimentbecken; entwickelt über einem paläozoischen Grundgebirge im westlichen Teil des
Transkaukasischen Massivs im Kaukasus (siehe Grafik 8.19).
Grundgebirge ähnlich dem Rhodope-Massiv, aber möglicher weise anderer Entstehung (siehe Grafik 8.17). Sesia-Lanzo-Zone: tektonische Zone im italienischen Abschnitt
RockalI-(Färöer-)Rift: ursprünglich ein permotriassisches stö rungsgebundenes nichtmarines Becken zwischen Rockall-Bank
des Alpidischen Orogens, bestehend aus einem kristallinen, zu
Apulia gehörenden Grundgebirge (siehe Grafik 8.11).
und den schottischen Hebriden; wurde zu einem marinen
Skandische Orogenese: bedeutendes ober-silurisches bis unter
Becken im Jura und zu einem Arm des Atlantiks in der Kreidezeit
devonisches tektonothermales Ereignis,das sowohl die skandi navischen als auch die schottischen Kaledoniden erfasste; wird
(siehe Grafiken 504B,7.2,7.3B,7.5). Rodinia: ober-proterozoischer Großkontinent, bestehend aus den meisten der damals existierenden Kontinente; zusammengefügt im Verlauf des Mittel-Proterozoikums (siehe Grafik 2.5).
der Kollision zwischen Baltica und Laurentia zugeschrieben. Skythische Plattform: kontinentales Terran,bestehend aus einem präkambrischen Grundgebirge und einern alt-paläozoischen
Rosslare-Komplex: intrusiver magmatischer Komplex,einschließ lich eines ca. 620 Ma alten Granits und wahrscheinlich unter proterozoischer Gneise; in den Kaledoniden von Südostirland
Deckgebirge; gebildet während der Timan-Orogenese am Südrand der Osteuropäischen Platiform (siehe Grafik 5.2). Southern Uplands: tektonische Zone der schottischen Kaledoniden, dominiert von einer alt-paläozoischen Folge aus hauptsächlich
(siehe Grafik 3.6). zur
Grauwacken und Tonschiefern,interpretiert als Akkretionärer Keil
Runzelschieferung: Folge engständiger Mikrofalten; bilden par
Southern Uplands Fault: bedeutende Störung, die die Midland
Rücküberschiebung:
Überschiebung
entgegengesetzt
(siehe Grafiken 4.1,4.2,4.3).
Hauptüberschiebungsrichtung. allelgebänderte Strukturen in feinlaminiertem Gestein (z. B.
Valley- und Southern-Uplands-Zonen der schottischen Kaledoniden
Tonschiefer oder Glimmerschiefer).
trennt (siehe Grafik 4.1).
Rushton-Schiefer: Einheit ober-proterozoischer kristalliner Schiefer; Teil des Grundgebirges von Avalonia im westlichen Abschnitt der Midlands-Platiform (siehe Grafik 3.6).
Southern-Uplands-Massiv: im Devon bis Karbon in den schot tischen Kaledoniden herausstehendes Massiv (siehe Grafik 5.3). South-Stack-Gruppe:
Folge
unter-kambrischer klastischer
Sedimente, einschließlich Turbiditen, die den ältesten Teil der
Moine-Supergruppe bildet.
S Saamische Orogenese: ca. 3,1-2,9 Ga altes orogenes Ereignis in
Spitzbergen-Archipel: Gruppe arktischer Inseln nördlich von
den hochmetamorphen Gneisen der Kola-Provinz des Baltischen
Norwegen, die die nördliche Fortsetzung der skandinavischen
Schildes.
Kaledoniden bildet (siehe Grafiken 3.3,304).
Saar-Becken: ober-karbonisches intramontanes Kohlebecken in
Stoer-Gruppe: mittel-proterozoische (ca. 1200 Ma) nichtma rine klastische Sedimentfolge (ältester Abschnitt der Torridon
Westdeutschland (siehe Grafik 504A). Saint-Georges-sur-Loire-Einheit: tektonische Untereinheit des
Südarmorikanischen Gebiets im Armorikanischen Massiv, beste hend aus unter-devonischen Vulkaniten und Tonsteinen (siehe
Supergruppe) auf dem nordwestlichen Vorland der Kaledoniden in Nordwestschottland. Subbetische Zone: Falten- und Überschiebungsgürtel in der
Betischen Kordillere, der mesozoische Plattformsedimente des
Grafik 6.6). Sarmatischer Schild: große, emporragende Region, die einen großen Bereich im Süden und Osten der Osteuropäischen
Sub-Pelagonische Zone, siehe Pindos-Zone.
Platiform einnimmt (siehe Grafiken 3.3,3.4). Säulige Abkühlungsklüftung:
iberischen Vorlandes beinhaltet, die nach Nordwesten auf das Vorland überschoben wurden (siehe Grafik 8.3).
zu Säulen führende, regel
Südalpen(-Zone): tektonische Untereinheit des Alpidischen
durch
Orogens südlich der Ostalpen, bestehend aus einem auf das
Volumenschwund bei der Erstarrung von Schmelzen an oder
Apulische Vorland gerichteten Falten- und Überschiebungsgürtel
mäßig
geformte
Schrumpfungsrisse, entstanden
in der Nähe der Erdoberfläche, vor allem bei Gesteinen aus der
aus variszischem Grundgebirge,überlagert von einern mesozoi
Basaltfarnilie.
schen Deckgebirge (siehe Grafik 8.11).
Saxothuringisches Becken: devonisches bis unter-karbonisches
Südarmorikanische Scherzone: bedeutende Scherzone, die die
marines Sedimentbecken nördlich des Moldanubischen Hochs im
Zentralarmorikanischen und Südarmorikanischen Bereiche im
Böhmischen Massiv (siehe Grafik 5.3A,B).
Armorikanischen Massiv trennt (siehe Grafik 6.6). tektonische
Südarmorikanische Zone (Gebiet): tektonische Untereinheit,die
Untereinheit des Böhmischen Massivs; bestehend hauptsäch
den Südteil des Armorikanischen Massivs bildet, bestehend aus
Saxothuringische
Zone,
Saxothuringikum:
lich aus alt-paläozoischen, von G ondwana herzuleitenden,
variszisch stark deformierten und hochmetamorphosierten alt
in der Variszischen Orogenese deformierten Gesteinen (siehe
paläozoischen Gesteinen; das Gebiet beinhaltet die Zone und
Grafiken 6.1,6.2). Schelf: vorn Ozean überfluteter Flachrneerbereich (bis 200 Meter Wassertiefe) auf kontinentaler Kruste. Schreibkreide, siehe Kreide.
weitere Einheiten (siehe Grafik 6.6). Südhang-Zone (des Großen Kaukasus ): Zone intensiv deformier ter jurassischer bis früher alttertiärer Sedimentfolge über einem variszischen Grundgebirge,nach Süden auf das Transkaukasische
Massiv überschoben (siehe Grafik 8.19).
168
Südmunster-Becken: unter-karbonisches marines Sedimentbecken
auf dem südlichen passiven Plattenrand von Avalonia in Südwestirland (siehe Grafik S.3B). Südportugiesische Zone: tektonische Zone am Westrand des Iberischen Massivs, als südwestliche Fortsetzung der Rhenoherzynischen Zone der Varisziden angesehen (siehe Grafik 6.l). Südpyrenäische Überschiebungszone: südlicher Falten- und Überschiebungsgürtel im Pyrenäen-Orogen, bestehend aus mesozoischen Plattformsedimenten, überlagert von einer Serie von alttertiären Vortiefenbecken, die sukzessive nach Süden vom vorrückenden Orogen überdeckt wurden (siehe Grafik 8.6A-D). Südwest-Skandinavisches Gebiet: westlicher Teil des Baltischen Schildes, der von der Gotidischen Orogenese betroffen war (siehe Grafik 2.2). Sutur: Grenze zwischen zwei miteinander verschweißten kontinen talen Platten. Svekofennidische Orogenese (Gebiet), Svekofenniden: unter proterozoische Orogenese, die das Svekofennidische Gebiet des Baltischen Schildes betroffen hat und zur Bildung der Svekofenniden führte (siehe Grafik 2.1). Svekokarelidische Orogenese: bedeutende unter-proterozoische Orogenese im Baltischen Schild (siehe Abbildung 1.1). Svekonorwegische Orogenese, Provinz: mittel-proterozo ische Orogenese im Südwesten des Baltischen Schildesi der Südwestteil des skandinavischen Bereichs, erfasst durch die Svekonorwegische Orogenese (siehe Grafik 2.2). T
großes Sedimentbecken, das einen großen Teil der russischen Arktis vor der Küste eingenom men hat, einschließlich der Inseln Nowaja und Sewernaja Semlja (siehe Grafik 3.3A, B). Takonisches Ereignis: orogenes Ereignis im Mittel-Ordovizium von Nordamerika durch die Kollision von Avalonia mit Laurentia. Tauern-Fenster: innerhalb (unterhalb) der Ostalpinen Decken in den Ostalpen aufgeschlossene Penninische Decken. Tauriden: in der südlichen Türkei gelegener Abschnitt des
Taimyr-Sewernaja-Semlja-Becken:
Alpidischen Orogens.
langlebige bedeutende Störungszone, die den Westrand der Osteuropäischen Plattform definiert (siehe Grafiken 1.4, 2.l). Tell-Gebirge (Gürtel): Zweig des Alpidischen Orogens im Norden Algeriens (siehe Grafik 8.2). Tephi-Barrandium: der zentrale Teil des Böhmischen Massivs in der Tschechischen Republik (siehe Grafiken 6.1, 6.2). Terek-Kaspisches Becken: Vortiefenbecken auf dem skythischen Vorland des Großen Kaukasus (siehe Grafik 8.l9). Terran (auch Mikroplatte): Krustenstück, kleiner als eine Platte und jetzt Teil eines Orogensi weist eine von den Nachbargebieten andere Strukturgeschichte auf und zeigt möglicherweise durch Paläopollage oder Fossilien eine weit entfernte Herkunft an. Teruel-Rift: störungsgebundenes känozoisches Sedimentbecken (Graben) innerhalb der Iberischen Ketten (siehe Grafik 8.7). Tethys, -Ozean: Ozean, der Laurasia und Gondwana im Jung Paläozoikum und Mesozoikum trenntei siehe auch Paläotethys und Neotethys (siehe Grafik 7.l). Tethys-Becken: Schelf auf dem südlichen passiven Rand von West- und Mitteleuropa vom Perm bis zur Unter-Kreide (siehe Grafiken S.4B, 7.2, 7.3). T iman-Orogenese, T iman-Orogen ( T irnaniden): Gebirgs bildung, die das T iman-Orogen am Ost- und Südrand der Teisseyre-Tornquist-( Störungs-)Zone:
Glossar
Osteuropäischen Plattform im Ober-Proterozoikum bildete
(siehe Grafik 2.6C). T isia: kontinentales Terran, ursprünglich Teil des Zentral mediterranen Blocksi bildet Teil des westlichen keilförmigen Vorlandes der Karpaten (siehe Grafiken 8.14, 8.15). Toizk-Störung: bedeutende westfallende Überschiebung, die die Ostural- und die Transural-Zone im Ural-Orogen trennt (siehe Grafik 6.10). Tornquist-Ozean: Ozeangebiet westlich der Osteuropäischen Plattform vom Ober-Proterozoikum bis Alt-Paläozoikum (siehe Grafik 3.2A). Tornquist-(Störungs-)Zone: andere Bezeichnung für Teisseyre-Tornquist-Zone.
eine spät-/mittel-proterozoische (ca. 1200-1000 Ma), nichtmarine Sedimentfolge auf dem nord westlichen Vorland der schottischen Kaledoniden. Transeuropäische Sutur- (oder Störungs-)Zone: breite Zone am Westrand der Osteuropäischen Plattformi schließt die Teisseyre Tornquist-Zone ein und stimmt ungefähr mit der verdeckten Sutur zwischen der Osteuropäischen Plattform und den Terranen Avalonia und Armorica überein. Transkaukasisches Massiv: zentrale Senke zwischen Großem und Kleinem Kaukasus, bestehend aus einem variszischen Grundgebirge, überlagert von känozoischen Sedimentbecken und interpretiert als triassisches Inselbogenterran, entstanden vor dem eurasischen Rand (siehe Grafiken 8.19, 8.20). Transpression: Kombination von kompressiver und lateraler Bewegung, resultierend in einem schiefen Aufeinandertreffeni das Gegenteil heißt Transtension. Transskandinavischer Batholith: Gürtel mit 1,85-1,65 Ga alten Graniten, die den östlichen Teil des Südwest-Skandinavischen Gebietes im Baltischen Schild einnehmen (siehe Grafik 2.2). Transtension: Kombination von dehnender und lateraler Bewegung, resultierend in einem schiefen Auseinanderrücken. Transural-Störung: bedeutende N-S streichende Seitenver schiebung, die die Magnitogorsk- und die Ostural-Zone im Ural Orogen voneinander trennt (siehe Grafik 6.10). Transural-Zone: tektonische Untereinheit im Ural-Orogen, inter pretiert als silurisches Vulkanbogenterran (siehe Grafik 6.10). Trondheim-Ereignis: tektonometamorphes Ereignis vor ca. 493-482 Ma in den skandinavischen Kaledoniden. Tundra: arktische baumlose Landschaft, charakterisiert durch Dauerfrostboden und Zwergvegetation. Turbidit: Sedimentkörper, entstanden aus einem Suspensionsstrom (auch Turbidit), einer Aufwirbelung von Sediment, die eine sub aquatische Böschung hinabgleiteti charakterisiert durch klasti sche Partikel unterschiedlicher Größe und Zusammensetzung, die gradiert abgelagert werden und dabei unterschiedliche Sohlmarken erzeugen können. Tyrrhenisches Meer: jungtertiäres Backarc-Becken, das jetzt vom Tyrrhenischen Meer eingenommen wirdi zwischen der italieni schen Halbinsel und den Inseln Korsika und Sardinien (siehe Grafik 8.21). Torridon-Supergruppe:
U
ovale thermische Aufwölbung in Zusammenhang mit der devonischen Dehnung des Dnjepr Donez-Rifts im Süden der Osteuropäischen Plattform (siehe Grafik S.2A). Ukrainischer Schild: großes Gebiet hauptsächlich präkambrischer Gesteine in der Ukraine, wirkte als herausstehendes Massiv über den größten Teil des Phanerozoikums (Grafiken 1.4, 2.3). Ukraine-Woronesch-Dom:
Glossar
169
Unteres Allochthon: unterste tektonische Zone der skandinavi
Waliser Massiv, Hoch: während desJung-Paläozoikums herausste
schen Kaledoniden, aufgebaut aus dem Grund- und Deckgebirge
hendes Gebiet im größten Teil von Wales und dem angrenzenden Teil von Irland (siehe Grafiken 5.3,5,4).
Balticas (siehe Grafik 4.4).
Ural-Hauptstörung: bedeutende ostfallende überschiebung,
Weald-Antiklinale: NW-SE streichende jungtertiäre Antiklinale,
die die Westural- von der Magnitogorsk-Zone trennt (siehe
von Südostengland über den Ärmelkanal bis Nordostfrankreich
Grafik 6.10).
reichend (siehe Grafik 9.2).
Ural-Orogenese, Ural(-Orogen), Uraliden: variszische Orogenese,
Weißrussisches Hoch: im Devon kleines herausstehendes Massiv
die zum Ural-Orogen (Uraliden) am östlichen Rand der Osteuro
auf der Südwestseite der Osteuropäischen Plattform (siehe Grafik 5.2A).
päischen Platiform geführt hat (siehe Grafiken 1.4,6.10).
Ural-Vortiefe: spät-paläozoischer Molasse-Trog auf der Westseite
Western-Approaches-Becken, Rift: langgestrecktes,störungsge bundenes Becken,das vom Ärmelkanal nach Südwesten bis zum
des Ural-Orogens (siehe Grafik 6.10).
Uricon-Vulkankomplex: Folge von ca. 566 Ma alten rhyolithischen
Biskaya-Rift reicht; nichtmarin in der Perrnotrias,marin imJura
und andesitischen Vulkaniten,die einen Teil des Grundgebirges vonAvalonia in den Welsh Borderlands bilden (siehe Grafik 3.6).
(siehe Grafiken 5.3B,7.2,7.3B,7.5).
West-Ingulets-Suturzone: unter-proterozoische Scherzone, die die Kirowgrad- und die Dnjepr-Provinz im Ukrainischen Schild trennt (siehe Grafik 2.3).
V
Valais-Ozean: Ozeanbecken in der mittleren Kreidezeit, entstan
Westlicher Überschiebungsgürtel: Untereinheit der Adriatischen
den durch die Trennung des Brian�onnais-Terrans vom eurasi
Platte; aus drei Einheiten unterschiedlicher Herkunft aufgebauter Überschiebungsgürtel im Westen der Dinariden.
schen Kontinentalrand (siehe Grafik 8.9).
Valencia-Becken: früh-jungtertiäres Backarc-Becken auf der
Westsibirisches Becken: postorogenes Sedimentbecken auf dem Ostrand des Ural-Orogens (siehe Grafik 6.10).
Oberplatte der Neotethys-Subduktionszone, entstanden durch die SE-gerichtete Wegbewegung der Balearen von der spanischen
Westural-Zone: Falten- und Überschiebungsgürtel; repräsentiert den passiven Plattenrand der Osteuropäischen Platiform auf der
Küste (siehe Grafiken 8.2,8.21).
Westseite des Ural-Orogens (siehe Grafik 6.10).
Varanger-Eiszeit: ober-proterozoische (ca. 770-580 Ma) Serie von weitverbreiteten Vereisungen,einschließlich der letzten vier mar
W ildhorn-Decke:
der Helvetikum-Dauphine-Zone der
auf das europäische Vorland gerichtete Faltendecke (siehe
Vardar-Axios-Zone: tektonische Untereinheit der Helleniden, ein
Grafik 8.11).
schließlich ozeanischen Materials,das dem Vardar-Ozean zuge schrieben wird,enthält die Sutur zwischen den eurasischen und
Teil
Französisch-Schweizer Alpen; eine komplexe,nach Nordwesten
kanten, von denen einige global gewesen sein könnten.
Wjatka-Dom: ovale thermische Aufwölbung, verbunden mit devonischen Dehnungsrifts auf der Ostseite der Osteuropäischen
den Gondwana-Terrranen (siehe Grafik 8.17).
Plattform (siehe Grafik 5.2A).
Vardar-Ozean, Sutur: Zweig der Neotethys, der die Terrane des Zentralmediterranen Blocks von Eurasien trennt und in den
Wolhyn-Provinz: komplexes archaisches bis mittel-proterozoi
Dinariden und Helleniden durch die Vardar-Sutur repräsentiert
sches metamorphes Gebiet im Nordwesten des Ukrainischen
wird (siehe Grafik 8.13).
Schildes (siehe Grafik 2.3).
Variszische Deformationsfront: nördliche Grenze des variszischen
Woronesch-Hoch: im Devon langgestrecktes Massiv auf der Südseite der Osteuropäischen Platiform (siehe Grafik 5.2B).
Falten- und überschiebungsgürtels in West- und Mitteleuropa, von Südwestirland und Südwestengland durch Belgien und Deutschland bis nach Polen reichend (siehe Grafik 5.3).
Variszische Orogenese: Gebirgsbildung im Devon bis Perm in Europa.
Variszisches Orogen, Varisziden:
Z
Zentralanatolischer Kristallinkomplex: großes kristallines Grundgebirgsterran nördlich der Ankara-Erzincan-Sutur in
durch
die
variszische
Gebirgsbildung im Devon bis Karbon in West- und Mitteleuropa entstandenes Gebirge (siehe Grafik 1.4).
Viking-Graben: störungsgebundenes sedimentäres Dehnungs becken in der nördlichen Nordsee zwischen Shetland und Norwegen,nichtmarin in der Trias,marin im Jura bis Alttertiär (siehe Grafiken 7.2,7.3,7.5,7.6).
Vorland: Teil der kontinentalen Kruste unmittelbar vor einem aktiven Orogen,aber kaum davon betroffen.
der Türkei, von den Pontiden durch eine große überschiebung getrennt (siehe Grafik 8.13).
Zentralarmorikanisches Becken: devonische bis unter-karbo nische flachmarine Plattform auf dem Zentralarmorikanischen Massiv (siehe Grafik 5.3A, B).
Zentrale Highlands, siehe Grampian Highlands. Zentralgraben: jurassisches bis kretazisches störungsbegrenztes marines Dehnungsbecken in der südlichen Nordsee mit vulka nischen Aktivitäten imJura (siehe Grafiken 7.3,7.5).
Vorlandbecken, siehe Vortiefe. Vortiefe(n-Becken): Sedimentbecken,entstanden als Depression
Zentraliberische Zone: tektonische Untereinheit der iberischen
der kontinentalen Kruste durch die Auflast eines aufsteigenden
ähnlich zu Armorica oder möglicherweise ursprünglich ein Teil
Gebirges; es führt eine mächtige Folge vorherrschend klasti scher Sedimente,die durch die Erosion der Hauptgebirgskette zustande kommen (siehe Grafik 8.6).
Varisziden, als ein Terran von Gondwana stammend angesehen, davon (siehe Grafik 6.1,6.8).
Zentralmediterraner Block: von Gondwana nach Norden heraus stehender Block, der sich im Verlauf der Alpidischen Orogenese im Mesozoikum bis Känozoikum in mehrere Terrane aufge löst hat, die in das Alpidische Orogen integriert wurden (siehe
W
Waliser Becken: tektonische Zone der Britischen Kaledoniden,
Grafiken 7.4,7.5,7.6,7.7,8.1).
dominiert von alt-paläozoischen Vulkaniten, Grauwacken und
Zentralural-Zone: tektonische Untereinheit des Ural-Orogens,
Tonschiefern, interpretiert als Backarc-Becken auf der avaloni
bestehend aus hoch deformierten und hochmetamorphen
sehen Platte (siehe Grafiken 4.1,4.3).
Gesteinen der Osteuropäischen Platiform (siehe Grafik 6.10).
Anhang mit den wichtigsten geologischen Einheiten. Altersangaben in Millionen Jahren (Ma), Zahlen nach: International Chronostratigraphic Chart, © International Commission on Stratigraphy, January 2015.
Stratigrafische Tabelle
Periode (System)
Ära
Äon
Quartär Känozoikum
Jungtertiär (Neogen) Alttertiär (Paläogen) Kreide
� :::) :::.:::
Jura
Mesozoikum
(5
Trias
N 0 0::: UJ z « I 0...
I
Cl c :::J
--, Paläozoikum
Perm Karbon Devon Silur
..!.
Ci: � :::) :::.::: 0 N 0 0::: UJ I0 0::: 0...
Ordovizium Kambrium
Epoche (Serie)
Alter (Ma)
/
Pleistozän
2,58-
Pliozän
23,03-
66,0- �
145,0 201,3 252,17
Holozän
\
Miozän
Eozän Paläozän
358,9 419,2 443,8 485,4 ��
Ober-
1000 Mittel-
1600 Unter-
2500-
� :::) :::.:::
PRÄKAMBRIUM
Ci:
I Ü 0::: «
4000HADÄIKUM
-4600
0,0117 2,58 5,33 23,03 -
Oligozän
298,9
541,0
Ma
�,
33,9 56,0 -
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Index A
Andesit 13,17,38
Balearen-Becken 127,130,147,147
Abdulina-Becken 25,27
Anglesey, avalonische Gesteine 35,54
Baltica 14-27
Aberystwyth Grits, Turbidite 42
Anglo-Brabanter Deformations- (oder
117,127/128,127,129/130,129,131, 134,135/13�138-14�139-141,143, 154 Adriatische Plattform 139,140,141
Ankara-Erzincan-Sutur 136,136
Aeromagnetische Messungen,
Appalachen-Gürtel44 , 63
Osteuropäische Plattform 13,21 Afrikanische Platte, Annäherung an Europa
102,111/112,116-118,128,129/130, 148-150 Ägir-Ozean 28,29/30,32,40,57,62,93,96,
Akkretionärer Keil 8,10,37,39,53,57,58,
61,79,82,84,87,91,138,140,140,143, 143 Akkretionärer Komplex
Tektonik 134 Apulia(-Terran) 127,129,130,131,133,
138 Apulisches Vorland 133 Aquitanisches Becken 122-124,123,125 Archaisches Gebiet 15-18,16
19-21 Arctica 62/63,66 Ardennen( -Massiv) 2,59,72,76,77/78 Arenig 58 Arfon-Gruppe 36/37,36 Arktisch-nordatlantisches Riftsystem 106
Southern Uplands 53
Armorica 28/29,29/30,35,63,76,77,85,
Avalonia 39 Aktiver Kontinentalrand 8-11 Magmatische Gesteine 13
86,88,90,104,104 Armorica-Gruppe 62/63,62,76,77/78,
79/8�81,84/85,8088/89,91 Armorikanisches Massiv 1,2,71,76,84-89
Alboran-(Meer)-Becken 101,104,106,106,
Asow-Kuban-Becken 145,146
118,118,120,122,149 Alboran-Einheit 119/120,121/122 Alcapia 101,106,107,128/129,129/130, 134,138-140,138-140 Alkaligranitische Intrusionen 19 Alkapecia(-Terran) 128,134,135 Alpen 1,2,127,130-133 Struktur 130 Tektonik 131 Alpidische Front 1 Alpidische Orogenese 6-7,6,102,116-147 Plattentektonik 116/117,128 Alpidisches Orogen 1,2,6,14,109-113, 116-147
Asow-Provinz 19,19,21 Asturische Zone 76,90,91 Atlas( -Orogen) 6,118,118,127,134 Ätna 134,13S Avalonia 28,29,34-43 alt-paläozoische Paläogeografie 39-43 Entstehung 34/35 Fauna 43 Grundgebirge der Britischen Inseln
35-39 Grundgebirge des europäischen
Plattentektonik 116/117
Alpujarriden-Komplex 120 Alttertiär
C
Kollision mit Baltica und Laurentia 35,
Cadomische Orogenese 35
40,43,51
Champtoceaux-Komplex 86,88,90
Axial-Zone 93,122,123,124,125
Chantonnay-Einheit 86,87 Charn-Supergruppe 38
B
Church-Stretton-Störung 36,38
Backarc-Becken 9,10 Avalonia 38/39,43 Cornisches Becken 63
Plattentektonik 99,102,109,116/117
Helleniden-Bogen 143,143,
Abbrechen 27 paläomagnetische Rekonstruktion 26 Ammonoidea 75
Celtic-Sea-Rift 100/101, 104
Averno-Vogesen-Kordillere 68,72
Paläogeografie 109-115 Amazonia
20/21,23/24,25/26,27,31-33,32-34, 40,44,46/47,65,66,67/68,69,70/71, 150 Baltisches Becken, Senke 31,31,32,68,72 Barrow-Metamorphosezonen 50 Basaltische Intrusionen 13,19 Baschkirisches Antiklinorium 94,95 Belomoran-Provinz 16/17 Belozerkow-Provinz 19,21 Betische Kordillere 1,116,117,118,118, 119,119-122,126,149 Biskaya- (oder Golf-von-Biskaya-)Rift 71, 75,100/101,102,100122 Blauschiefer 36,36,82,86,87 Böhmisches Massiv 1,2,71,76,77,78, 81/82,84/85,100/101,102-106,107, 108,150,151 Bohrlochdaten 5,7 Nordatlantische Magmenprovinz 115 Osteuropäische Plattform 21 Bois-de-Cem'-Blauschiefer 86,87 Borrowdale-Vulkanite 41 marine Transgression 43 Brabanter Massiv 39,41-43,59,59 Brachiopoden 8,43,75 Bresse-Graben 111,150,151 Brian