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German Pages 110 [246] Year 1817
Gemeine zu Joppe Eine
Geschichte
aus der heiligen Schrift.
Berlin, 1816. In der Neal - Schul - Buchhandlung.
9Bcnn Du, lieber Leser, ein aufrichtiger Freund und gläubiger Verehrer der heili gen Schriften des Alten, und am meisten des Neuen Testamentes bist, so wirst Du das vorliegende Büchlein liebgewinnen, da es zunächst aus dem achten und neunten Capitel der Apostel - Geschichte entlehnet ist. Laß es also Deinen Freund werden, und Dich für die Gemeine der Heiligen, Frommen und Guten gewinnen, welche, wo sie auch wohnen, durch denselben Geist und Glauben verbunden sind. An Dich aber, Geliebteste, wende ich mich besonders. Die wenigen Bogen, welche im vorigen Jahre unter den übri gen Gaben Deines "Geburtstags - Tisches
lagen, sind indeß in dem Frieden Deiner
Nahe
zu dem Ganzen geworden, welches
ich Dir heute
mit
dem treuesten Herzen
als ein geringes Zeichen meiner Liebe an
biete
und
weihe.
Möge
sich
so
seitdem begonnenes Leben vollenden,
unser und
immer mehr des Geistes inniger Liebe und
höheren Friedens voll werden, welcher, wenn
er in den Dir geweihten Blättern gefunden wird, auch aus Deiner Seele in sie gedrun-
gen ist. Stralsund am 27sten Januar 1816, Fr. Furchau.
Das
erste
Buch
Das erste Capitel. 3» Joppe im Lande Juda, wo es am Meere liegt, war ein Mann mit Namen Simon, ein Gerber, und sein Weib Hanna. Hanna hatte ihrem Mann ein Knäblein geboren, und es waren des Tages die Freunde zu ihnen gekommen, daß sie das Kind nach der Weise der Väter beschnitten und waren bey einander geblieben bis auf die dritte Stunde des Abends. Da saß Hanna, das Weib, als sie allein waren, und hatte den Säugling in ihren Armen, und stillete seine Schmerzen. Simon saß neben ihr und betrachtete sie, und war still in seiner Seele, denn er liebte sein Weib und sein spät gebornes Knäblein. Aber da er aufstand, ge dachte er der Reden seiner Freunde. Die Freunde hatten von Jesus von Nazareth gesprochen, der seit drey Jahren in allen Städten und Flecken des jüdischen Landes viel Wunder ge.' A -
than,
und vom Reiche Gottes gelehret
hatte.
Simon hatte an ihn geglaubt, da er von ihm ge-
höret, und hatte große Dinge von ihm erwartet.
Nun war er in Jerusalem durch den Haß der Hör henpricster gekreuziget, aber es war die Sage, daß er am dritten Tage wieder auftrstanden sey.
keiner glaubte es,
Doch
und die Freunde erzählten von
einer großen Verfolgung der Gläubigen zu Jerusa lem durch SauluS, den Jünger des Schriftgelehrten Gamaliel.
Das alles bewegte Simon in seinem Herzen als
er aufstand.
Er legte die Hände auf das Haupt
des Knaben, und nannte ihn Jojakim, das heißet: des Herrn Auferstehung, trat über die Schwelle
der Thür, und ging aus dem Hause, da es dun kel war auf den Wegen, fiel nieder, und betete
laut: Herr, erhöre mich, Herr, errette dein Volk, siehe dein Knecht ist gering und deincHülfe ist groß.
Aber er wußte nicht, wie er bete» sollte; stand auf, wandelte unruhig unter den Bäumen seines
Hauses, und ging nach einer Weile wieder hinein,
da sein Weib den Knaben gestillet und gebettet hatte und schon schlief. schlafen.
Er aber hatte nicht Ruhe zu
Als es nun um die fünfte Stunde der Nacht
war, siehe da öffnete sich seine Thür, und grüßet« ihn ein Mann,
daß er es erkannte, wiewohl cs
dunkel war, und sprach zu ihm:
Begrüßest seyst
Du im Namen des Herrn, Simon. — Sprach darauf Simon:
Wie kömmst Du
Stunde in mein Haus?
zu so später
Mein Weib ist schwach,
denn sie hat vor sieben Tagen einKnablcin geboren. Aber er stand auf, zündete ein Licht an, und
führte den Mann in die Kammer. der Gast und sprach:
Dort setzte sich
Gib mir eine Herberge
mon, denn ich bin eines langen Wege- müde. Ich habe Dich beten sehen, da ich längs des Mee-
res gekommen bin, von der Seite, die gen Asdod lieget.
Simon wunderte sich, ging hin, weckte sein Weib Hanna und sprach: Es ist ein Gast in um srem Hause: stehe auf, daß Du ihm ein Lager berei test, denn er ist eines langen Weges müde. Hanna
stand auf, sahe ihr Knäblein, daß es schlummerte, ging hin, grüßete den Gast ihres Hauses, brachte
ihm Wassers, die Füße zu waschen, stellete ihm
Brodes und kühler Milch, daß er sich ein wenig labete; breitete eine Decke an den Boden, zu sei-
ncm Haupte ein Kissen, zu seinen Füßen eine Ruhe/ (litte, darauf er sich legte, müde des Weges, und lehnte die Thür an.
Da schlief Simon ruhig an der Seite seines
Weibes.
Das zweyte Capitel. Aber Hanna, als sie geschlafen hatte bis zur Zeit der ersten Morgendämmerung,
wenn der heran/
nahende Tag die Geister der Menschen erregt, sahe
sie im Traume den Gast ihres Hauses; und sie er/ wachte von dem Traume.
Da weinte ihr Knäb/
lein, als hatte es Schmerzen; aber Simon (Wef ruhig auf seinem Lager.
Sie nahm ihr Kind in
in ihre Arme, und ging leise hin und wieder, und stillete es mit ihrer Brust.
Als sie nun ging, und
kam an die Thür der Kammer, darin der Gast
schlief, war es darin ein wenig heller. Das Knäblein weinctc wieder: sie ging wie/ der und stillete es in ihren Armen, und kam wie/ der an
die Thür der Kammer.
Sie sahe von
neuem das Licht, und öffnete die Thür.
Da ward
das Knäblein ganz stille, und schloß seine Auge»
ncm Haupte ein Kissen, zu seinen Füßen eine Ruhe/ (litte, darauf er sich legte, müde des Weges, und lehnte die Thür an.
Da schlief Simon ruhig an der Seite seines
Weibes.
Das zweyte Capitel. Aber Hanna, als sie geschlafen hatte bis zur Zeit der ersten Morgendämmerung,
wenn der heran/
nahende Tag die Geister der Menschen erregt, sahe
sie im Traume den Gast ihres Hauses; und sie er/ wachte von dem Traume.
Da weinte ihr Knäb/
lein, als hatte es Schmerzen; aber Simon (Wef ruhig auf seinem Lager.
Sie nahm ihr Kind in
in ihre Arme, und ging leise hin und wieder, und stillete es mit ihrer Brust.
Als sie nun ging, und
kam an die Thür der Kammer, darin der Gast
schlief, war es darin ein wenig heller. Das Knäblein weinctc wieder: sie ging wie/ der und stillete es in ihren Armen, und kam wie/ der an
die Thür der Kammer.
Sie sahe von
neuem das Licht, und öffnete die Thür.
Da ward
das Knäblein ganz stille, und schloß seine Auge»
Es dämmerte freundlich über dem Haupte
auf.
des Mannes der da schlief, wie mit einem andre/ chenden Lichte.
Hanna wnßte nicht: war eS der
Schimmer seines Angesichts, oder das Licht des
Morgens.
Denn die Kammer lag im Aufgange
des Tages, abgewandt von dem Meere, in wel/ ches AbendS die Sonne hinabgeht.
Da beugte sie
sich und hielt ihr Knäblcin zur Erde.
Wie die Wolken einer Sommer/Nacht, wenn sie der Mond erhellet, so sahe sie das schlummernde Gesicht des- Mannes, und wie die lichten Ränder
der Wolken über des Mondes Schein, so sahe sie die weißen Locken feines' Hauptes.
Sein Haupt
ruhete auf seiner rechten Hand, und er schlummerte
sanft: zu seinen Füßen stand ein Krug mit Was/ ser. —
Da sprach Hanna:
Sey du gegrüßt. Herrn ,
der
Bist Du ein Bote des
Du mein Haus betritst, und der
Du kömmst in der Kraft des Herrn, der da wa chet im Dunklen, und gehet des Nachts; der Du
machest die Engel zu Winden und Deine Diener zu Feuerflammen.
Herr, hab ich Gnade funden
vor deinen Augen, so gehe nicht vorüber.
8 Und sie redete die Worte des Psalmes, und segnete ihren Knaben und sprach: (Ps. i;6).
„Danket dem Herrn, denn
„er ist freundlich, denn seiye Güte währet
„ewiglich.
Danket dem Gott aller Götter,
„danket dem Herrn aller Herrlichkeit; der
„große Wunder thut allen, der die Him-
„mel ordentlich gemacht hak; der die Erde „auf's Wasser auögebreitet hat; der große „Lichter gemacht hat, die Sonne dem Tage
„vorzustehey; den Mond und die Sterne der „Nacht vorzustehen; der sein Volk führete
„durch die Wüste, der große Könige schlug, „und gab ihr Land zum Erbe seinem Volk „Israel.
Herr dein Name währet ewiglich,
„dein Gedächtniß, Herr, währet für und für. „Denn der Herr wird sein Volk richten und „seinen Knechten gnädig seyn.
Denn er ge-
,,dachte an uns, da wir unterdrückt waren,
„und erkösete uns von unsern Feinden; Dan„ket dem Gott vom Himmel, denn seine „Güte währet ewiglich."
Und da sie also gebetet, ward es vollends hel< ler über dem Wanderer.
Er hatte keine Tasche und keinen Stab, ünv keine Schuhe an seinen Füßen; aber die scharfes Steine des Meerufers, an dem er gegangen, hat ten seine Füße zerschnitten, daß sie bluteten. Das dritte Capitel.
Simon war erwachet, als Hanna in die Kam mer ging , und trat ihr entgegen, als sie zu ihm kam, und grüßte sie und ermahnete sie, daß sie mit ihrem Knaben ruhete. Aber Hanna sprach: Laß uns stille seyn, denn des frommen Mannes Haupt ist müde, und seine Füße bluten von den Steinen des Ufers, und er ruhet doch so sanft. Da sie nun also gedachten, und waren stille zu sammen, hörten sie alsbald in der Kammer eine Stimme. Es war die Stimme ihres Gastes, welcher betete, und er betete laut zu seinem Vater in dem Himmel. Simon und Hanna wußten nicht, welch Gebet das war, daß es ihnen so zu Herzen ging, da sie cs nimmer gehöret. Es war aber das Gebet des Herrn. Simon sahe, daß sein Weib vor Freude weinte, und bewegte mit ihren Lippen die Worte des Gebet-,
Er hatte keine Tasche und keinen Stab, ünv keine Schuhe an seinen Füßen; aber die scharfes Steine des Meerufers, an dem er gegangen, hat ten seine Füße zerschnitten, daß sie bluteten. Das dritte Capitel.
Simon war erwachet, als Hanna in die Kam mer ging , und trat ihr entgegen, als sie zu ihm kam, und grüßte sie und ermahnete sie, daß sie mit ihrem Knaben ruhete. Aber Hanna sprach: Laß uns stille seyn, denn des frommen Mannes Haupt ist müde, und seine Füße bluten von den Steinen des Ufers, und er ruhet doch so sanft. Da sie nun also gedachten, und waren stille zu sammen, hörten sie alsbald in der Kammer eine Stimme. Es war die Stimme ihres Gastes, welcher betete, und er betete laut zu seinem Vater in dem Himmel. Simon und Hanna wußten nicht, welch Gebet das war, daß es ihnen so zu Herzen ging, da sie cs nimmer gehöret. Es war aber das Gebet des Herrn. Simon sahe, daß sein Weib vor Freude weinte, und bewegte mit ihren Lippen die Worte des Gebet-,
und als er ihr die Hand reichte, 'siehe da trat der
Gast ans seiner Kammer mitten zwischen sie und
sprach: Ich habe sanft geruhet unter dem Dache des
Friedens; der Friede des Herrn sey mit Euch.
Da fiel Hanna zu seinen Füßen und salbte seine
Füße, und wusch sie mit ihren Händen, und sprach: Willst du nicht bet uns weilen, und noch einen Tag von deinem Wege ruhen? —» Und es antwort
tcte ihr der Gast ihres Hauses: Mei» Weg gehet zu Euch, wo ich Frieden finde ist meine Statte, wo ich Glauben finde, da ist mein Lager des Nachts und meine Herberge am Tage, und wer mich aufnimmt, der nimmt
den auf, der mich gesandt hat.
Wer einen Ge
rechten aufnimmt in eines Gerechten! Na men, wird eines Gerechten Lohn empfan
gen,
und wer
da
tränket der Geringsten
einen, der ich bin, mit einem Becher kalten
Wassers in eines Jüngers Namen, wahr lich ich sage Euch, cs wird ihm nicht unbe
lohnt bleiben.
(Matth, io, 41.)
Da sprach Hanna: Bist du ein Prophet? — Und er läugnete cs.
Sprach Hanna: Bist du
lf «in Bote des Herrn? — Er läugneie es, und
sprach: Ich bin es nicht. bist du
Sprach Simon: So
ein Jünger des Jesus von Najareth,
des Jünglings, welchen sie unschuldig getödtet;
von welchem sie sagen, er sey auferstanden von den
Todten, und auf dessen Namen sich zu Jerusalem eine Gemeinde gesammelt. Da sprach der Gast ihres Hauses: Ich bin ein
Bote der Jünger des (Match, io, 6.)
Hirten, welcher spricht:
Gehet hin zu den verlornen
Schafen aus dem Hause Israel: gehet aber hin und prediget und sprechet:
Das Him
melreich ist nahe herbey kommen. Ihr sollt
nicht Gold noch Silber, noch Erz in Eurem
Gürtel haben; auch keine Taschen zur Weg fahrt; auch nicht zwey Röcke, keine Schuh und
keinen Stecken. Wo Ihr aber in eine Stadt
oder Markt gehet, da erkundiget Euch, ob jemand darin sey, der es werth ist; und bey
demselben bleibet, bis daß Ihr von dannen ziehet. Wo Ihr aber in ein Haus gehet, so
grüßet dasselbe, und so cs dasselbige Haus wrrth ist, wird Euer Friede auf sie kommen.
Der Gast schwieg; und Simon und Hanna
-achten seiner Rede nach, daß sie seine Worte nicht verstanden; aber der Friede des Herrn kam über ihr Haus. Das vierte Capitel.
Es lag das Haus des Gerbers am Meere, äußere halb der Stadt, nach der Seite gen ASdod, wel ches nach Mittag ist, woher die Straße von Gaza führt. Daher war der Gast gekommen. Dort lief ein Bach nahe an dem Hause in's Meer; hier hatte Simon sein Gewerbe mit seinen Geselle», nicht ferne vom Hause. Denn zur Seite, wo das Land vor dem Wasser zurück weichet, stand das Thor, und standen die Mauern von Joppe, und lagen die Schiffe des Hafens. Dorthin ging nun Si mon mit seinen Gesellen zu seiner Werkstätte an dem Bache, und der Gast mit ihnen. Aber die freudige Hanna, als sie ihr Knäblein gestillet, trat in die gastliche Kammer, sie zu bereiten, wie die Herberge eines Frommen, wo er des Abends sein Haupt hinleget. Und cs rcuete sie, daß sie nicht hinausgehen konnte, duftende Kräuter für die Kammer des Gastes zu holen, denn
-achten seiner Rede nach, daß sie seine Worte nicht verstanden; aber der Friede des Herrn kam über ihr Haus. Das vierte Capitel.
Es lag das Haus des Gerbers am Meere, äußere halb der Stadt, nach der Seite gen ASdod, wel ches nach Mittag ist, woher die Straße von Gaza führt. Daher war der Gast gekommen. Dort lief ein Bach nahe an dem Hause in's Meer; hier hatte Simon sein Gewerbe mit seinen Geselle», nicht ferne vom Hause. Denn zur Seite, wo das Land vor dem Wasser zurück weichet, stand das Thor, und standen die Mauern von Joppe, und lagen die Schiffe des Hafens. Dorthin ging nun Si mon mit seinen Gesellen zu seiner Werkstätte an dem Bache, und der Gast mit ihnen. Aber die freudige Hanna, als sie ihr Knäblein gestillet, trat in die gastliche Kammer, sie zu bereiten, wie die Herberge eines Frommen, wo er des Abends sein Haupt hinleget. Und cs rcuete sie, daß sie nicht hinausgehen konnte, duftende Kräuter für die Kammer des Gastes zu holen, denn
ftfc durfte, Nach jüdischer Sitte, das Haus nicht verldffen, ehe denn die dreißig Tage ihrer Reini gung vergangen waren.
Und als sie die Kammer
ging sie für die Speise des Tages zu
bereitet, sorgen.
Da kam Martha, ihre Schwester, des Weges, welcher aus dem Thore der Stadt führete, trat i«
das Haus, küsscte ihre Schwester und weinete bitteklich.
Denn ihr Haus, darin sie in den Mauern
von Joppe wohnte, war nicht ein Haus des Frie
Sic war mit vielen Kindern gesegnet, aber
dens.
sie lebte in Armuth und Unfrieden.
Und wenn sie
deswegen weinete, konnte sie nicht arbeiten, und wenn sie sich härmte, konnte sie ihre Kinder nicht
Aber ihr Mann ward zornig, daß ihre
kleiden.
Seele so weich war, und sie so sehr dem Kummer
nachhing.
Hanna nahm sie nun freundlich in ihre Arme,
da sic in ihr Haus trat, tröstete sie, zeigte auf den Knaben, der da lag und schlummerte und sprach zu ihrer Schwester:
Weine mir nicht auf dies schlummernde Knäb-
lein.
An diesem Morgen sind ihm seine Augen
gegen das Licht des Tages aufgegangen, und ich
bin so freudig in meinem Hetzen, daß ich nicht weiß von wannen.
Da weinte Martha noch mehr, und beugte sich
über den Knaben, und wandte ihr Gesicht weg,
und bedeckte ihr Antlitz mit ihren Händen, und
schluchzte tief auf.
Denn sie redete nicht gern,
und verschwieg lieber den Kummer, aber gab ihm Doch Hanna litt es nicht, und
Raum im Herzen.
drang in sie, daß sie also sprach: Freue Dich Deines späten Segens, Hanna.
Den ich lieb habe, der hat mir wehe gethan bis in die tiefste Seele.
Gestern erkrankte Maria unser kleines Mägd
lein : ich saß die Nacht hindurch an ihrem Lager und weinte, daß ich müde ward wie der Morgen kam.
Da sprach Andreas, ehe er heute aufs Meer ging,
also zu mir: Glücklich ist Hanna. Hättest du nim mer so viele Kinder geboren, und nimmer so viele
Sprgen, und solches Weinen.
Und da ging er
aufs Meer, und hatte nicht getrunken und nicht gegessen; aber meine Seele verfolget ihn mit bit
term Schmerze. Dir.
Ich hatte nicht Ruhe, denn bey
Vergib mir Hanna, daß ich komme und
störe Dein Glück.
Aber Hanna unterdrückte ihre Thränen und
führte ihre Schwester in die Kammer des Ga, stes,
da es ganz stille war, und tröstete sie dort
noch mehr, und redete mit ihr von anderen Dinr
gen; gab ihr von heilsamen Kräutern,, mischte ihr einen Trank für die Brust des Kindes, und sandte
sie wieder fort, und hatte sie stiller gemacht , aber
nicht getröstet.
Das fünfte Capitel. es nun Mittag ward, kamen die Männer nicht- deß wunderte sich Hanna, denn es war nicht
die Weise ihres Maynes, daß er säumte.
ging sie vor die Thür,
und sahe,
Darum
daß der Gast
ihres Hauses zu Simon und seinen Gesellen redete. Nach einer Weile kamen sie wiederum nicht: und Hanna sahe hinaus.
Da standen um den Gast, Simon ihr Mann und seine Gesellen und viel Volkes und Andreas, der
Mann ihrer Schwester, der vom Meere gekommen war, und andere Freunde, und er redete noch zu ihnen. Da freuete sich Hanna, daß auch ihr Schwär her dabey war, nm ihrer Schwester willen. Aber
Aber Hanna unterdrückte ihre Thränen und
führte ihre Schwester in die Kammer des Ga, stes,
da es ganz stille war, und tröstete sie dort
noch mehr, und redete mit ihr von anderen Dinr
gen; gab ihr von heilsamen Kräutern,, mischte ihr einen Trank für die Brust des Kindes, und sandte
sie wieder fort, und hatte sie stiller gemacht , aber
nicht getröstet.
Das fünfte Capitel. es nun Mittag ward, kamen die Männer nicht- deß wunderte sich Hanna, denn es war nicht
die Weise ihres Maynes, daß er säumte.
ging sie vor die Thür,
und sahe,
Darum
daß der Gast
ihres Hauses zu Simon und seinen Gesellen redete. Nach einer Weile kamen sie wiederum nicht: und Hanna sahe hinaus.
Da standen um den Gast, Simon ihr Mann und seine Gesellen und viel Volkes und Andreas, der
Mann ihrer Schwester, der vom Meere gekommen war, und andere Freunde, und er redete noch zu ihnen. Da freuete sich Hanna, daß auch ihr Schwär her dabey war, nm ihrer Schwester willen. Aber
als sie ihren Knaben gestillet, traten die Männer in’» Hau», der Fremdling mit Andreas, der Marr tha Mann und den übrige».
Hanna wandte sich zu Simon als wollte sie fchmahlen; aber sein Angesicht leuchtete, und war
in seinen Augen eine Flamme des Geistes, daß sie sich scheuere. Sie wandte sich gegen den Gast ihres Hauses;
aber dessen Antlitz war wie der Schimmer Gottes im Tempel.
Und sie wandte sich gegen Andreas;
dessen Augen waren dunkel und war Finsterniß
en seinen Wimpern, und war Stille auf seinen Lip/ pen, wie nach einem Sturme.
Da faßte sie ihn
bey der Hand, und zog ihn zur Thüre und sprach: Hole Dein Weib Martha, denn sie ist meine Schwester, daß sie auch neben uns sitze; und zürne Du nicht mehr, denn sie hat Dir vergeben.
Da wendete sich
Hanna und.sprach:
der Gast ihres Hauses zu
Selig bist du Weib, um die/
ses Wortes willen: selig sind die Friedfertigen,
denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Und alle schwiegen,
da er solches mit lauter
Stimme rief.
. Darauf setzten sie sich zu essen und zu trinken
die bst waren, und waren stille und fröhlich. Zuletzt sprach Simon zu seinem Weibe:
Dieser ist Philippus von
Cäsaren
gebürtig,
und ist ein Almosen - Pfleger derer zu Jerusalem, die
auf des Jesu von Nazareth Namen getauft sind; und kommt uns zu bezeugen, daß er von den Tod.'
len auferstanden
ist, welches wir nicht glauben
wollten, und hat zu uns von dem Reiche Gottes Lis auf diese Stunde geredet. Da nahm Philippus das Brot, das auf dem Tische lag, brach es, und dankte Gott, und blickte
gen Himmel, und als er den Becher nahm, dam kcte er Gott, und trank ihn, und reichte ihn umher,
und blickte gen Himmel: und waren seine Augen
voll Glanzes und
Thränen, da er es that. —
Die es sahen, die wußten nicht warum er es that, und schwiegen voll Ehrfurcht,
bis Andreas mit
seinem Weibe Martha in das Haus trat.
Martha
weinte nicht mehr, und Simon und Hanna gingen ihnen entgegen. — Da verbarg Martha ihr Am
gesicht vor
den Mannern an das Haupt ihrer
Schwester,
D
18
Das sechste Capitel. Ms sie sich nun neben einander gesetzt, und saß Andreas stumm bey seinem Weibe und hatte lange
geschwiegen, erhob er sich gegen Philippus und
rief: So sage uns
denn, in wessen Macht Du
kommst, und wessen Gesandter Du bist; ob Du bist
ein Bote Gottes oder der Menschen? Da
erwiderte Philippus ihm
Stimme (Matth. 15,3.):
mit
sanfter
Siehe es ging ein
Sämann aus zu säen; und indem er säete fiel etliches auf den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf. Etliches fiel in das Steinig
te, da es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde fand.
Als aber die Sonne aufging, verwelkte es;
und dieweil es nicht Wurzel hatte, ward e6 dürre.
Etliches fiel unter die Dornen,
und die Dornen wuchsen auf, und erstickten es.-
Etliches fiel auf ein gut Land und trug
Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechszigfältig, etliches dreißigfältig.
Ich bin nicht der Sämann, noch bin ich die
Saat, sondern ich bin das Gefäß des Sämanns.—
Ihr aber seyd das Erdreich.
Darum hüte Dich,
Andreas, daß Du nicht werdest steinigten Herzens oder wachsen die Dornen in Dir auf; sondern wer
dest reines Herzens, daß Du fassest das Wort, und tragest hundertfältige Frucht. Darnach schauest
Du den, welcher nach mir kömmt, und gehet mir
Freuden durch Vas Fruchtfeld und sammelt Euch in
die Scheunen des Herren, denn nur in reine Herr zen fällt der gute Saame.
Da zürnte
Andreas und rief.
Es ist nicht
Zeit, daß Du uns mit der Zukunft tröstest.
Wenn Du ein Prophet bist, und zeugest in Wahrheit von dem Auferstandenen, welcher kom men ist, das Reich Gottes zu errichten, und «nS von dem Zorne Gottes zu erlösen, und uns die Ver
gebung zu bringen, so thue nun auch die Zeichen, und befreye uns von unsren Peinigern, und errette
uns aus der Hand der Römer, die uns drücken, und löse das Volk Gottes aus seinen Banden, — denn es ist Zeit, daß Dich die Rechte des Herrn erhöhe.
Aber es wandte sich Philippus rasch zu An,
dreaS und sprach; Siehe, der mich gesandt hat, nach welchem D 3
Du frägest, der redet also zu Dir :
(Match. 5.23.)
Willst Du eine Gabe opfern, auf dem Al tare, und wirst allda eingedenk, daß-dein
Bruder etwas wider Dich habe, so laß allda vor dem Altare deine Gabe, und geh'zuvor
hin, und versöhne Dich mit Deinem Bru der. — Und willst Du nun wissen Andreas, in wessen Macht ich komme, und willst sehen die Zei
chen , die ich thue, und willst merken die Hülfe des Herrn, und die Vergebung Deiner Schuld,
und kennen das Reich Gottes und wirst eingedenk,
daß Dein Weib etwas wider Dich habe, so gehe zu vor hin, und versöhne Dich mit Deinem Weibe,
und vergib ihr von Herzen ihr Fehl gleich wie sie Dir vergeben hat, und alsdann komme und frage —
und Du wirst frey werden Deiner Schuld vor Dei nem himmlischen Vater, —- daß sich die Rechte
des Herrn über Dir erhöhe.
Da trat Martha zu ihrem Manne, und An
dreas versöhnte sich mit ihr vor den Augen der Freunde; und sie vergaben einander ihr Fehl.
Das siebente Capitel. Als sie nun alle voll herzlicher Eintracht waren, er/
hob Philippus seine Stimme, und zeugte von allem was er zu Jerusalem mit Augen gesehen, und mit
seinen Ohren gehöret, und waren seine Worte voll des heiligen Geistes, welchen keine nachfolgende
Schrift zu bewahren vermag.
Und er sprach zu
ihnen:
Da nun Jesus von Nazareth unser Herr mit
der Kraft Gottes viel Wunder gethan, und hatte
die Worte des Lebens und der Gnade gelehret, wek/ che zu Gott führen, und hatten viele an ihn ge/
glaubt,
und waren ihm gefolgt; aber viele der
Mächtigen haffeten ihn wegen seines Ansehens unter
dem Volk und suchten wie sie ihn tödteten: —
war
er nun zu Jerusalem zumPaschafeste, — und es kam die Zeit und Stunde, von der er geweissager hatte. Saß er gegen Nacht mit den zwölf Jüngern zu Ti/
sche, mit den Männern und Jünglingen, die er sich auserwählet; es schlich aber der Verräther als/ bald von dannen.
Und da er das heilige Abend/
mahl eingesctzct und hatte das Brot gebrochen, und
den Kelch gereichet, sprach er: Ich werde von
von nun an nicht mehr von diesem Gewächse
des Weinstocks trinken, bis an den Tag da ich'S neu trinken werde mit Euch in meines
Vaters, Reich: und wusch ihnen allen die Füße und ging mit den eilfen hinaus an den Oclberg in
einen Garten.
Da kam nun basd Judas, der Ver«
räther von den Zwölfen, mit einer großen Schaar
mit Schwert und Stangen von den Hohen< Prie,
stern, und den Aeltesten des Volks, und trat zu Jesu
und küsscte ihn. Also merkte die Schaar, welcher es
sey,
und fing ihn, da er sich ihnen hingab, und
führte ihn vor den Hohen,-Priester zum falschen
Zeugniß über ihn, daß er das Volk verführet.
Da
schlugen sie ihn in's Angesicht und hielten ihn die
.Nackt durch, bis der Morgen kam.
Also führten
sie ihn zum römisches Landpfleger, daß er das Ur#
theil über ihn spräche.
Der sahe nun, daß er voll
Unschuld und Reinheit war, und fürchtete sich und wusch seine Hände rein über ihn, als ihn das ver#
führte Volk zu kreuzigen begehrete.
Da nahmen
die römischen Kricgsknechte ihn ins Richthaus —
ihn zu geißeln, — und führten ihn nach einer Stun
de wieder hinaus, das Todes - Urtheil zu vollziehen. War sein Leib voll Wunden, wie sie ihn gegeisselt
hatten, und trug er eine Dornenkrone auf seinem
Haupte, daß die Tropfen des Blutes über sein rnhi-
gcs Antlitz fielen, und hing zum Spott ein zcrrißncr Purpurmantel über seiner Schulter, und sie nanm
ten ihn den König der Juden.
Aber als das Volk
Wehe über ihn rufet, siehet Jesus mit einem tiefen
Blicke des Mitleids über sic. —
Philippus schwieg eine Weile, dann fuhr er fort: Da hörten /wir, daß sie ihn auf Golgatha gckreuzigct.
ES war Mittag, aber die Sonne blutt
roth dunkel, und^ward eine Finsterniß drey Smm
den lang.
Wir gingen hinaus durch die Menge
und sahen ihn.
Sein Haupt sank am Kreuze, mrb
ehe er verschied, rief er mit lauter Stimme: Va
ter vergib ihnen, denn sie wissen nicht was
sie thun; — und zuckte am ganzen -.Leibe und
seufzte, und sprach: Vater ich befehle meinen Geist in deine Hände —und als er das gesagt —
da verschied er.
Die Erde wankte unter uns, wie
das geschehen, und die Felsen regten sich. Kamen auch bald Boten gelaufen aus dem Tempel, und rie
fen mit lauter Stimme: die Decke des Allcrheilig-
sten zerreisset von oben bis unten.
Wehe über uns!
Philippus
seufzte tief auf- und erhob seine
Stimme noch einmal und sprach:
Da bebte das verführte Volk, welches ihn zu
kreuzigen begehret. Und erkannte den Zorn Got tes, und kam die Blutschuld über die Schuldigen,
Es war eine Todten < Stille und ein Zittern und Zagen, und wir hörten alle die rauhe Stimme des
Hauptmannes der römischen Wache, welcher den
Erlöser zum Richtplatz geführet, und die rauhe» Stimmen der Lanzenkncchte in ihrer Sprache, daß sic riefen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.
Alle schwiegen in tiefer Stille, Simon und Hanna und Andreas, und Martha und die übrigen, bis
Philippus also weiter redete. Ging nun gegen Abend, als er entseelct am
Kreuze hing, und hatte ihm ein römischer Lanzen
knecht die Seite durchstochen, Joseph ein Gläubi ger, ein frommer Mann aus dem Städtlein Arir
mathia, zum römischen Landpflcger und bat um den Leib, daß sie ihn begrübe.
Er nahm ihn ab,
legte ihn mit den Jüngern in ein frisch gehauen
Grab, und verschloß es mit einem großen Steine. Darauf sandte der Landpflcger Hüter, die das
Grab bewachten uüd den Stein versiegelten.
Es
war alles stille in der Stadt drey Tage lang; utti> die wir an den ^Gekreuzigten geglaubt, waren voll
Zagens und Zweifels, darum daß er verschieden war und hatte doch versprochen bei uns zu bleiben. —
Am dritten Tage aber am Abend des Sabbaths,
da wir zusammen waren auf einem Söller, kommt Maria Magdalena gelaufen,
und
die anderen
Frauen, die hatten das Grab leer gefunden, da sie ihn salben wollten, und den Stein abgcwälzt, und
die römischen Hüther entflohen und war ihnen Je/
sus, der Auferweckte, im Garten begegnet, darin das
Grab lag, und hatte sie gegrüßer, und sie waren vor ihm niedergefallcn. Da lief gleich Petrus von allen mit Johannes allein zum Grabe und schauere hinein, und sahe die Leichentücher: ihn aber fand er nicht. Als es dun/
fei ward, kamen eilends zwey Jünglinge aus dem
Flecken Emaus, die auch gläubig waren, und poch/
ten an die Thür; denen war der Erstandene auf dem Feldwege begegnet,
und war mit ihnen ge/
wandelt, bis daß sie ihn erkannten, da er bey ihr
nen saß und das Brot brach. — Und als wir nun also redeten, und waren volle
Furcht der Dinge, die da kommen sollten, und die
Thüren dicht verschlossen vor den Verfolgern, siehe, da tratJesus mitten unter uns, und spricht: Friede
sey mit Euch! Philippus schwieg, und Andreas rief:
Hast
Du ihn gesehen wie er war? Sprach Philippus:
Diese Augen haben ihn gesehen, und es waren noch an seinen Händen die Nägelmale, blaßroth,
ungeheilet.
Aber aus seinem Antlitz leuchtete ein
anderer Geist, wie in der Klarheit des Leibes. Er
sichte sich in die Mitte, und aß und trank und 6t/ rührete uns alle an Häuptern und Händen, daß wir
uns nicht fürchteten. Da Philippus also sprach, neigte sich Hanna und küssete die Hände des Philippus, und es ward
ihnen allen als sähen sie den Gekreuzigten mitAugen. Als sie nun so voll Glaubens und Geistes wa/
ren, redete Philippus zu ihnen von dem Hingange Jesu zum Vater und von dem Feste der Pfingsten,
da der Geist Gottes über die Apostel gekommen, von
dem Reiche Gottes auf Erden, und der Zukunft des Herrn,
und es waren seine Worte, Worte
des Lebens.
Darauf sprach er zu ihnen von der
Gemeinde der Heiligen, die sich auf Jesu Christi
Namen zu Jerusalem gesammelt und von der heilü
gen Taufe und dem Abendmahl und sprach zuletzt von der Verfolgung und den Leiden der Gläubigen. Und sie blieben unter diesen Reden zusammen, bis
daß die späte Nacht kam.
Das
achte
Capitel.
Als die andern nun gingen und sie allein waren
und hatten eine Weile gesessen, Philippus voll Geir
stes, und Simon voll Gedanken und Hanna voll
Freuden, legte Philippus die Hand aufden Knar Len, der da schlief, wandte sich zu Simon, sahe ihn an und erschrack über ihn und sprach:
Wahrlich ich säge Dir, Simon, es sey denn
daß Du werdest wie dies Kindlein, wirst Du nicht ins Himmelreich kommen,-jvon wannen
Christus zur Erde kommen ist.
Und da er das ge
sagt hatte, küssete er Hanna, und schied von ihnen
in seine Kammer. Aber Simon legte sich unruhig auf sein Lager.
Er wußte nicht wie ihm geschehen war; denn eS
traten auf einmal wieder vor seinen Geist die Re den der Freunde, und es erwachten nun in der Seele des Gerbers,
da es Nacht war, alle ihre
gen Taufe und dem Abendmahl und sprach zuletzt von der Verfolgung und den Leiden der Gläubigen. Und sie blieben unter diesen Reden zusammen, bis
daß die späte Nacht kam.
Das
achte
Capitel.
Als die andern nun gingen und sie allein waren
und hatten eine Weile gesessen, Philippus voll Geir
stes, und Simon voll Gedanken und Hanna voll
Freuden, legte Philippus die Hand aufden Knar Len, der da schlief, wandte sich zu Simon, sahe ihn an und erschrack über ihn und sprach:
Wahrlich ich säge Dir, Simon, es sey denn
daß Du werdest wie dies Kindlein, wirst Du nicht ins Himmelreich kommen,-jvon wannen
Christus zur Erde kommen ist.
Und da er das ge
sagt hatte, küssete er Hanna, und schied von ihnen
in seine Kammer. Aber Simon legte sich unruhig auf sein Lager.
Er wußte nicht wie ihm geschehen war; denn eS
traten auf einmal wieder vor seinen Geist die Re den der Freunde, und es erwachten nun in der Seele des Gerbers,
da es Nacht war, alle ihre
Zweifel. Als sv eine Grunde vergangen war, sprach
er leise zu seinem Weibe: Hanna wachest Du?
Hanna wachte noch in frommen Gedanken und
hielt ihr Kind an sich, als hielte sie an ihrem Her zen das lebendige Wort des Philippus: Wo Ihr
nicht werdet wie dies Kindlein, werdet Ihr
»richt in das Himmelreich kommen; und sie
antwortete ihrem Manne: Ja ich wache noch Simon; warum fragest Du mich? Sprach Simon: Hanna, ich begreife die Rede des Philippus nicht. Weißt Du nicht, was uns die
Freunde erzählet? Es ist eine gemeine Sage zu Je rusalem, daß die Jünger in der Nacht, da die Hü-
ther schliefen, komme» sind und haben den Stein vom Grabe gewälzet und haben deir Leichnam entwendet.
Darum ist über sie eine große Verfolgung erhoben und darum reuet es mich, daß ich diesen.Philippus
in mein Haus ausgenommen habe, denn er ist von
den Jüngern dieses Jünglings, der war eines Zim mermanns Sohn aus Nazareth, und heisset sein
Vater Joseph und seine Mutter Maria.
Aber es
werden nun seine Jünger verfolgt auf allen Bergen des jüdischen Landes und in alle»» Städten, und
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29
werden die Männer und die Frauen überantwortet ins Gefängniß.
Von denen ist Philippus einer,
der in mein Haus geflüchtet ist.
König HerodeS
hat Wohlgefallen daran und leger die Hände an sie, sic zu peinigen und zu tödten.
Und es ist ein Ge,
bot ausgcgangen, sie nicht zu herbergen. reuet es mich,
Darum
daß dieser in mein Haus gekom/
men ist.
Da erschrack Hanna sehr, und konnte lange
nicht reden, bis daß sie sprach: Wahrlich Simon, Philippus ist ein frommer
Mann, er redet die Wahrheit, und ist kein De/ trug auf seinen Lippen. Aber Simon sprach und ängstete sich selber, da
er also sprach: Habe.ich nicht gehoffet und geglaubt an diesen
Jesus von Nazareth, mehr denn einer, da er noch lebte, und lehrcte von dem Reiche Gottes?
Nun
aber ist es Menschen-Werk, da er die Seinen vcr/ lassen hat, und es werden alle, die an ihn glauben,
verfolget, und ihren Feinden bloß gestellt, und
bald wird sein Name verschollen sey, daß keiner von ihm wisse.
Hanna seufzete und erhob sich und sprach:
Simon mein Mann, wahrlich ich sage Dir.
(Aposrg. 5, 39) ist das Werk aus den Men
schen, so-wird es bald untergehen.
Ist eS
aber aus Gott, so können sie es nicht däm pfen, und wird bestehen ewiglich in Jesu
Namen.
Das schlug wie ein Gedanke des LichtS
in das Herz des Simon; er betete und entschlief.
Hanna aber konnte nicht ruhen die ganze Nacht um
ihres Mannes willen.
Und da sie hörte, daß er
schlief, ging sie hin an die Kammer, und sie merkte,
daß Philippus sanft ruhete auf seinem Lager. Da kam der Friede über sie und sic sprach: Ich
will thun den Willen des Herrn.
Und sie ging hin,
nnd nahm ihr Knäblein an ihre Brust und betete; und ward als sie betete, ^tzie die Kindlein.
Da hatte Gott Wohlgefallen an ihr.
Das neunte Capitel. Als nun Hanna von ihrem Morgenfchlafe früh wachte, und Simon schon hinauSgcgangen war, trat Philippus zu ihr und reichte ihr die Hand und
sprach: Ich will gehen, daß ich thue mein Werk. —
Simon mein Mann, wahrlich ich sage Dir.
(Aposrg. 5, 39) ist das Werk aus den Men
schen, so-wird es bald untergehen.
Ist eS
aber aus Gott, so können sie es nicht däm pfen, und wird bestehen ewiglich in Jesu
Namen.
Das schlug wie ein Gedanke des LichtS
in das Herz des Simon; er betete und entschlief.
Hanna aber konnte nicht ruhen die ganze Nacht um
ihres Mannes willen.
Und da sie hörte, daß er
schlief, ging sie hin an die Kammer, und sie merkte,
daß Philippus sanft ruhete auf seinem Lager. Da kam der Friede über sie und sic sprach: Ich
will thun den Willen des Herrn.
Und sie ging hin,
nnd nahm ihr Knäblein an ihre Brust und betete; und ward als sie betete, ^tzie die Kindlein.
Da hatte Gott Wohlgefallen an ihr.
Das neunte Capitel. Als nun Hanna von ihrem Morgenfchlafe früh wachte, und Simon schon hinauSgcgangen war, trat Philippus zu ihr und reichte ihr die Hand und
sprach: Ich will gehen, daß ich thue mein Werk. —
Und et schied von ihr, und ging beS Weges, weh chet in die Stadt führet. Da begegnete ihm, als er
an das Thor der Stadt trat, Andreas der Marth»
Mann mit seinen Genossen und wollte aufs Meer, denn er war ei» Fischet und trug sein Gerüche
mit sich. Andreas blieb stehen, und grüßete den Philip-
pus und rief laut zu seinen Genossen: Kommet «>»d schauet! Dieser ist der Prophet,
von welchem ich Euch eben erzählet, welcher von dem Jesus von Nazareth dem Auferstandnen zeuget«
Denn die Zeit ist erfüllet, und das Reich Gotte« auf Erden herbeykommen, da uns gegeben ist tausend Jahr über alle Welt und alle Völker zu herr
schen, und die gewaltigen Römer zu demüthigen, welche uns drücken.
Da Andreas solches rief, sammelten sich alle seine Genossen um den Philippus, der aber sprach:
Nicht also.
Und wandte sich zu Andreas un
tief:
Siehe zu, daß Du das Reich des Friedens in deinem Hause habest,
und herrschest vor Deinen
Thüren wie ein Gerechter, und ein Vater seyest in
den Kammern Deines Hauses.
Elfte nicht
32
- ------- —
über dein fromm Weib, denn solch hart Auf
sehen
bringt
nichts Gutes.
Darnach wirst
Du auch zu dem Reiche Gortes kommen. Da schwieg Andreas, und wandte sich mit fttx
«en Genossen und zürnte in seinem Herzen des fal schen Propheten. — Philippus aber ging,
bis
daß er an die - Thür des Hauses des Fischers kam, welches gelegen war in der Gasse , welche die Gasse der Fischer hieß, nahe an den Mauern und den
Thoren der Stadt; und hörte im Hause das Wei
nen eines Kindes.
Alsbald that Martha die Thür
ihres Hauses auf und fiel auf ihr Angesicht, da sie Philippus sahe, und sprach:
Gehe von mir,
denn ich bin nicht werth» daß Du über meine
Schwelle kommst.
Aber Philippus hub sie auf,
die so demüthig war, und trat an das Lager des kranken Kindes, welches weinte, und hob es an
fein Angesicht Und sprach zu ihm: Fürchte Dick
nicht und sey stille.
Da weinte das Kind nicht
mehr; und er breitete ihm seine Decke, daß es
erwärmte, und legte seine Hand auf sein Angesicht: Da ward cs ruhig:
er betete, und Gott machte
das Kind genesen von der Stunde an. sprach Philippus zu Hanna:
Darauf
Räume mir einen Sessel ein, und das Weib weinte vor Freuden, daß ihr Töchterlein war ruhig
geworden, und räumte ihm einen Sessel.
Phi/
lippus sprach: Setze mir einen Tisch; und sie holte
eilends einen Tisch und stellte ihn vor.
Das gt;
schehen, sprach er: Dringe mir Speise und Trank,
daß ich mich erquicke. war,
Und sie brachte ihm waS
und holte und bereitete alles mit Freuden.
Da sprach Philippus: Gehe hinaus auf das Feld,
daß Du dein Zimmer schmückest, und machest es freundlich mit Myrrhen und Aloe, und gebest ihm einen frischen Duft.
Sic ging und eilte, uiid keh«
rete und schmückte-dasZimmcr, daß es ward freund lich und eines köstlichen Duftes.
Da sprach Phi
lippus: Nun kleide Deine Kinder mit reinen Ge
wändern , daß ich mich ihrer freue.
Da weinte
Martha und wußte nicht woher sie es nehme. Aber
Philippus sprach: 'So gehe auf den Markt, wo die Reichen der Stadt wohnen, und bitte daß sie
Deine Kinder kleiden.
ging
hin mit ihren
Martha seufzte; aber sie
Kindern,
und setzte
sich
an die Stufen eines Hauses und ward traurig,
und weinte um ihre Kinder, und wußte nicht wen sie anreden sollte, C
Es trat aber alsbald— aus dem Hause, an dessen Thüre sie saß, eine reiche Jungfrau, geschmükket in Seide und Perlen,
und fragte sie: Was
weinest Du ? Sie sprach: ich weine um meine Kim der, daß ich nicht weiß sie mit neuen Gewändern
zu kleiden.
Da ging die Jungfrau, und kam wie
der hinab zu den Stufen und brachte ihr Kleider
und reichlichen Stoff und entließ sie in Freuden.
Und Martha eilte zurück, stellete ihre Kinder vor Philippus und sprach: Nun freue Dich der Kindlein, nun will ich sie
kleiden, nun erquicke Dich mit Speise und Trank.
Aber Philippus stand auf von dem Sessel, dar auf er geruhet, und von dem Tische, daran er ger gessen, nnd sprach: Ich bedarf nicht der Speise und des Trankes:
und bedarf nicht des Sessels zu ruhen, und dieses Tisches, daran ich mich sehe, denn ich habe ein ander
Haus, und es sind viele der Kinder meines Vaters, deren ich mich freue.
Du aber fty fleißig bis auf
den Abend, wenn dein Mann kömmt, daß Du auch ein gesegnetes Kind Deines himmlischen Var rers werdest, und daß Du deine Kindek gekleidet
habest. —- Dann laß deinen Mann ruhen auf die, fern Sessel, und lade ihn an diesen Tisch, daß er
sich erquicke, und laß ihn sich freuen seines Hauses und seiner Kinder. — Hast du nicht gelesen: (Sir. 26,19.)
Es ist nichts lieberes auf
Erden, denn ein fein züchtig Weib.
Wie
die Sonne, wenn sie aufgegangen ist, in dem hohen Himmel des
Herrn eine Zierde ist;
also ist ein tugendsam Weib eine Zierde in
ihrem Hause. — Ein schön Weib, das fromm
bleibt, ist wie die helle Lampe auf dem heiligen Leuchter.
Ein Weib, das
ein
beständig
Gemüth hat, ist wie die güldnen Säulen auf
den silbernen Stühlen. Und dem frommen Weibe, da sie das hörte,
liefen die Thränen von ihren Augen. Da faßte Philippus ihre Hand, und fragte sie:
Hast Du nicht gelesen in den Sprüchen: (Spr. zr, 10)
Dieß
sind die Worte des Königs Le
muel, die Lehre, die ihn seine Mutter lehrte:
Wem ein tugendsam Weib beschert ist,
der ist viel köstlicher denn die edelsten Perlen. Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlas
sen , und Nahrung wird ihm nicht mangeln. (T 2
36
—— -
Sie thut ihm Liebes und kein Leides ihr Lebe
lang.
Sie gehet mit Wolle und Flachs um,
und arbeitet gern mit ihren Händen.
Sie
denket nach einem Acker und kaufet ihn, und pflanzet einen Weinberg von den Früchten
ihrer Hände.
Sic strecket ihre Hände nach
dem Rocken, und ihre Finger fassen die Spin del.
Sie breitet ihre Hände aus zu den Ar
men , und reichet ihre Hand den Dürftigen. Sie fürchtet ihres Hauses nicht vor dem
Schnee, denn ihr ganzes Haus hat zwiefache Kleider. Ihr Mann ist berühmt in den Tho ren, wenn er sitzet bey den Aeltesten des Lan
des.
Ihr Schmuck ist, daß sie reinlich und
fleißig ist.
Sie thut ihren Mund auf mit
Weisheit; und auf ihrer Zunge ist holdseli
ge Lehre. Sie schauet wie es in ihrem Hause
zugeht, und isset ihr Brot nicht mit Faul
heit.
Ihre Söhne kommen auf und preisen
sie selig; ihr Mann lobet sie. Lieblich und schön seyn ist nichts; ein Weib, das den
Herrn fürchtet, soll man loben. Sie wird ge rühmt werden von den Früchten ihrer Hände,
und ihre Werke werden sie loben in den Thoren.
Und hast du nicht gelesen, daß der im
Anfang den Menschen geschaffen hat, der machte, daß ein Mann und ein Weib seyn sollte, und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen, daß er seinem
Weibe anhange, und werden die zwey eins
seyn. — (Matth. 19, 4.)
Das sind aber die
Worte des Sohnes Gottes und seine Lehre, da er spricht: Wahrlich ich sage Euch, was ihr auf Erden bindet, das soll auch im Himmel gebun
den seyn, — und was ihr auf Erden löset, das soll auch im Himmel los seyn (Matth. 16.19.)
Da weinte Martha bitterlich, und es schmerzte
sie tief in ihrem Herzen; und sie hob ihre Kinder ans, und gelobte Gott, und dankte ihm mit Freu
den, stand auf und ward stark im Geiste von der Stunde an, und ging, daß sie machte die Kleider
ihrer Kindlein ehe es Abend würde.
Philippus aber schied von ihr, und ging um
her in den Gassen und Höfen der Stadt, trat hin-,
ein in die Hauser, und fand manche der Frommen, welche nach Erkenntniß seufzten, und fand viel Jam mer und Wehklagen, fand Noth in den Häusern
38 der Menschen, fand Gewalt und Spott; viel Aus
gelassenheit der Jünglinge und Jungfrauen, viel
thörichten Prunkes auf den
Gassen.
Und sahe
die Schiffe im Hafen ein und auslaufcn, mit allen Gütern der Welt; sahe den Uebcrmuth der römi schen Soldaten, welche die Wache hielten; sahe viel Unterdrückung und knechtische Furcht; sahe die Käu fer und Verkäufer und die Wechsler an ihren Ti
schen: aber er sahe keinen Frieden, und sahe, daß eine große Ernte war des Herrn und die Saat
reif zum abmähen.
Also wartete er bis es Abend
ward, dchging er heim zu seiner Herberge.
Das zehnte Capitel. Simon saß indeß traurig in seinem Hause.
Aber
als er gegen Abend den Philippus in seine Thür
treten sieht, fallt es ihm von seinem Herzen.
Er
eilet ihm entgegen, faßt ihn bey seiner rechten Hand, und spricht zu ihm: Tritt ein in mein Haus Du Gerechter, daß
Du bey mir wohnest, und eine sichre Herberge ha best.
Wie hast Du so lange gewettet? Philippus
38 der Menschen, fand Gewalt und Spott; viel Aus
gelassenheit der Jünglinge und Jungfrauen, viel
thörichten Prunkes auf den
Gassen.
Und sahe
die Schiffe im Hafen ein und auslaufcn, mit allen Gütern der Welt; sahe den Uebcrmuth der römi schen Soldaten, welche die Wache hielten; sahe viel Unterdrückung und knechtische Furcht; sahe die Käu fer und Verkäufer und die Wechsler an ihren Ti
schen: aber er sahe keinen Frieden, und sahe, daß eine große Ernte war des Herrn und die Saat
reif zum abmähen.
Also wartete er bis es Abend
ward, dchging er heim zu seiner Herberge.
Das zehnte Capitel. Simon saß indeß traurig in seinem Hause.
Aber
als er gegen Abend den Philippus in seine Thür
treten sieht, fallt es ihm von seinem Herzen.
Er
eilet ihm entgegen, faßt ihn bey seiner rechten Hand, und spricht zu ihm: Tritt ein in mein Haus Du Gerechter, daß
Du bey mir wohnest, und eine sichre Herberge ha best.
Wie hast Du so lange gewettet? Philippus
aber blicket ihn an; und Simon erschrickt, und
wendet sich in der Tiefe seines Herzens, und bereuet seinen Unglauben mit bitterem Schmerze.
Da
tritt Hanna mit ihrem Knaben herbey, und lächelt zu ihrem Mann und faltet die Hände, und spricht:
(Ps. 51,13.) Verwirf mich nicht von Deinem
Angesichte, und nimm Deinen heiligen G^ist nicht von mir. Tröste mich wieder mit Deiner Hülfe, und der freudige Geist unterstütze mich.
Da umfasset Simon sein Weib und sein Kind, und weinet bitterlich, und bittet Philippus seinen
Unglauben ab.
Und Philippus legte die Hände
über sie, und spricht: (Matth. 18, so.) „Wo zwey
oder drey in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. — Wahrlich Simon, nun ist der Sohn Gottes auferstanden in
Deinem Herzen, und lebendig worden in Deinem
Glauben, ehe denn Du cs sagest." — Und er wendet sich an Hanna, die an ihres Mannes Halse hängt, beugt sich über ihr Kind, und spricht: —
„Wahrlich Hanna, der Sohn Gottes ist geboren und auferstanden, und lebendig worden in Deinem
Glauben, ehe denn Du es wußtest."
Und er fett
zct sich zu ihnen und spricht: — Es ist nicht viel
was ich wisse, und wenig was ich lehre, und ist
eine kurze Rede; vielen ein Aergerniß und vielen eine Thorheit, aber dcnAiiserwählten ist es Friede. (Zoh ro, ry.) Selig sind die Augen, die ihn sahen, selig sind, die nicht sehen und doch glauben. — Es ist ein kleiner Anfang und ein
großes Werk.
Es ist ein kleines Wort, und wird
die Welt bewegen.
Es ist der Stein des Anstoßes,
den die Bauleute verwarfen; aber es wird der Eckstein werden des Reiches Gottes auf Erden.
Das ist der Glaube an Christus, den eingebornen Sohn Gottes, den auferstandencn Mcnschen/Sohn, der einen Bund zwischen Gott und Menschen gestift
tet, und Gottes Wort den Kindern dieser Welt in
einer neuen unvergänglichen Klarheit gebracht hat.
(Marc. 16, 16.) Und wer daran glaubt und getaufet wird, der wird selig werden, wer aber
nicht daran glaubt, der wird verdammet wer
den ; denn er glaubt nicht an Gottes Erbarmen. Da bat Simon den Philippus, daß er ihn mit sei/
nein Weibe taufete, nach der Weise der Gläubigen. Und sie gingen hinaus an den Bach, der vorüber/
floß, und Philippus raufte Simon und Hanna, im
91ant.cn des Vaters und des Sohnes und des heili
gen Geistes.
Das eilfte Capitel. Als nun die beyden Gesellen des Gerbers sahen,
daß Philippus Simon und Hanna tauftke, trat der jüngere von ihnen vor, und sprach:
Philippus ich weiß, daß Du von Jesuö von Na« zareth dem Auferstandenen redest, in dessen Name» sich alle taufen lassen, welchean ihn glauben; ich habe
schon früher von seinen Thaten und Leiden gehört, und was du gestern vom Reiche Gottes auf Erden
geredet, ist mir tief zu Herzen gegangen: aber, sage mir, wie mag ich glauben, daß ein Gestorbener kann
aus seinem Grabe hervor gehen? Da fragte ihn Phi« lippus: Siehest Du dieß Bächlein, welches vor« übcrfließt?
Der Jüngling antwortete: Wie sollte
ich nicht? — So sage mir, von wannen kömmt
es denn? — Der Jüngling sprach: Es kömmt aus der Erden? — Was glaubst Du denn, wer
es erweckt hat aus der Erde? Und der Jüngling be« zeugte, das hat Gvtt gethan, wie es geschrieben steht:
(Ps. 104, ic.) Der lässet Brunnen quellen in
91ant.cn des Vaters und des Sohnes und des heili
gen Geistes.
Das eilfte Capitel. Als nun die beyden Gesellen des Gerbers sahen,
daß Philippus Simon und Hanna tauftke, trat der jüngere von ihnen vor, und sprach:
Philippus ich weiß, daß Du von Jesuö von Na« zareth dem Auferstandenen redest, in dessen Name» sich alle taufen lassen, welchean ihn glauben; ich habe
schon früher von seinen Thaten und Leiden gehört, und was du gestern vom Reiche Gottes auf Erden
geredet, ist mir tief zu Herzen gegangen: aber, sage mir, wie mag ich glauben, daß ein Gestorbener kann
aus seinem Grabe hervor gehen? Da fragte ihn Phi« lippus: Siehest Du dieß Bächlein, welches vor« übcrfließt?
Der Jüngling antwortete: Wie sollte
ich nicht? — So sage mir, von wannen kömmt
es denn? — Der Jüngling sprach: Es kömmt aus der Erden? — Was glaubst Du denn, wer
es erweckt hat aus der Erde? Und der Jüngling be« zeugte, das hat Gvtt gethan, wie es geschrieben steht:
(Ps. 104, ic.) Der lässet Brunnen quellen in
--------------
42
den Gründen, daß die Wasser zwischen den Bergen Hinfließen.
Da sprach Philippus: 0
Du Thor, und sollte nicht Gott seinen eingebornen Sohn erwecken können aus der Erden? — Dtr Jüngling verwunderte sich und sprach zu Philippus:
Du redest wahr; nun weiß ich was ich glauben soll. Ich bitte, daß Du mich taufest.
Und Philippus
taufett ihn zur Stunde. Darauf trat der andere der Gesellen des Simon
hervor, und redete zu Philippus die Worte:
Herr, wenn ich auch glauben wollte was Du sagest, wie hilft denn die Taufe dazu? Merke ich
den» daran meinen Glauben, oder finde ich ihn darin, so ich ihn nicht habe? Da fragte ihn Phi
lippus desgleichen: Sichest Du das Bächlein, wel
ches vorüberfließt? Der Jüngling antwortete spot, tend:
Wie sollte ich nicht, ich sehe es mit Augen.
Und Philippus zürnte sein und sprach: So schäme Dich,
daß Du nicht rein worden bist.
Siehe
Deine Hand ist ungewaschen; mache daß Du Dich reinigest. Der Jüngling antwortete: Herr, Herr,
ich habe mir nur nicht Zeit genommen. — So nimm Dir Zeit. Da trat der Jüngling in den Vach und wusch sich an Haupt und Händen und kam wie,
der.
Nun fragte ihn Philippus: Woran merkest
Du jetzt, daß Du rein geworden bist an Deinem Leibe? — Da antwortete der Jüngling, daß ich
mich gewaschen an Häupten und Händen in dem Wasser des Baches. Und Philippus sprach zu ihm:
So wasche Dich auch an Deinem Geiste mit dem
Glauben an Christus und seinem Worte, und Du wirst merken, daß Du getauft bist mit dem Bade der Wiedergeburt, und wirst merken, daß Du rein worden bist von Deinen Sünden an dem inwendig gen Menschen durch solchen Glauben, und daß nur dieser Glaube vor Gott gerecht und selig macht. Da
schwiegen sie alle, und verwunderten sich über die
Rede des Mannes.
Nur der Jüngling spottete
sein, in seinem Herzen, und verlangte nicht, daß er getaufet würde. Darauf gingen Philippus und Simon und Hanna, und Johannes der Jüngling, welcher ge-
taufet war, in das Haus. — Aber der Ungläu bige wandte sich zur Stadt, daß er den Philippus
verriethe.
Das zwölfte Capitel. Ltnb da sie sich im Hause des Gerbers kaum neben
einander gesetzet, trat Andreas mit Martha herein, und hatte seine Kinder an seiner Hand, und Freude leuchtete aus seinem Antlitz.
Wie die Abendluft ostfäuselnd durch einen Gar/ tcn geht, und reget die Blätter der Bäume, daß
sie sich fröhlich bewegen, also freueten sich Simon und Hanna und Philippus, und bewegten sich den
Kommenden entgegen , und grüßten sie mit freund/
lichen Worten als sic hinein traten.
Da stellete sich
Andreas schnell gegen Philippus, und rief: Wahrlich, dieser ist ein Mann Gottes und ein
Prophet.
Segen kommt über das Haus, was er
betritt; Friede ist an den Spuren seiner Füße.
Wahrlich Philippus, ich will Dich nicht verlassen noch verlaugnen: wo Du hingehest will ich Dir fol/
gen; will streiten an Deiner Rechten, und bleiben zu Deinen Füßen.
Denn Du bist ein Bote des
Herren, der Du die Herzen wendest.
Darum
glaube ich auch an den, von welchem Du sagest,
daß Gott ihn gesandt und erwecket hat. Da verwunderten sich alle noch mehr über die
geflügelten Worte des Fischers, und über daS Leuch/ ten seines Angesichtes, das so finster gewesen. Mar
tha stand zu seiner Seite, und hatte seine Hand gefaßt, und war Freude in ihren Augen, und Lä
cheln auf ihrem Munde und Lobgesang auf ihren Lippen, da sie voll Seufzens gewesen.
Und die
Kinder standen zu der Aeltcrn Seiten, rein und völ lig gekleidet, da sie sonst nackend gewesen.
Herzlich. ergriff Philippus die Hand des Fi/ schers, und sprach zu ihm: Andreas, fragtest Du
nicht heute Morgen, da Du mir begegnetest, nach
dem Reiche Gottes auf Erden, in welchem Chri/ stus überallc Frommen herrschet? — Ja Philip
pus, rief Andreas, das that ich; und ich glaube, daß Du kommen bist, und Christus kommen ist, uns frey zu machen von unsern Feinden, und zu
gründen das Reich der Herrlichkeit, in welchem die
Gerechten unsres Volkes herrschen sollen über alle Völker der Welt tausend Jahr, Propheten gcweissaget ist.
so wie es von den
Es sind viel Wunder
und Zeichen in dieser Zeit geschehen.
lung ist nahe.
Die Erfül
Und das glaube ich und will ster/
ben, daß ich es glaube. Da sprach Philippus mit sanfter Stimme: 0
Du Ungläubiger, der Du redest von tausend Iah« ren, und weissest nicht, daß das Reich Gottes ist
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Aber, da Du heute
in Dein Haus kämest, fandest Du denn einen Feind,
mit welchem Du strittest? Andreas rief: Nein, ich sand Freude! — So fandest Du wohl einen gror
ßen König in den Gemächern Deines Hauses, daß
Du Dich freutest? — Andreas antwortete: Nein,
ich fand mein Weib und meine Kinder, daß ich mich ihrer freucte und ihres Friedens. — Freudig
rief Philippus: 0 sage mir Andreas, hastDujee
«en Frieden heim gelassen? — Nein, sprach An/ dreas: Wie könnte ich, denn ich habe ihn mitge/
bracht in meinem Herzen. Da legte Philippus die Hände auf sein Haupt, und sprach zu ihm: Siehe das ist das Reich Got
tes (Luc. 17, 80.)
Das Reich Gottes kom
met nicht mit äußerlichen Geberden.
Man
wird auch nicht sagen: Siehe hie oder da ist
es.
Denn sehet das Reich Gottes ist inwen
dig in Euch.
(1 Kor. 4, -.)
Und stehet nicht in Wor
ten, sondern in Kraft: Und stehet auch nicht in
Zwietracht, sondern in Liebe. — Und darum ist
Christus zu Erden kommen, daß er solches lehrete.
(Joh. 4, 2i.)
Wer meine Gebote hat,
und hält sie, der isi'ö, der mich liebet. Wer
mich aber liebet, der wird von meinem Va ter geliebet werden, und ich werde ihn lieben, und mich ihm offenbaren.
(Matth, rr, 37.)
Du sollt aber lieben
Gott deinen Herrn von ganzem Herzen, von
ganzer Seele,
und von ganzem Gemüthe;
das ist das vornehmste und größeste Gebot,
das andre ist aber dem gleich: Du sollst Dei nen Nächsten lieben als Dich selbst.
In die
sen zweyen Geboten hänget das ganze Gcseß.
Und Philippus legte die Hand auf das Haupt der Martha, und sprach: (Matth, z, ;.)
Se
lig sind die Sanftmüthigen, denn die wer
den das Erdreich haben. Und legte ihre Rechte in ihres Mannes Rechte, und sprach: Darum ist
Christus auch zu Euch kommen, daß er Euch ver spreche , so Ihr glaubet.
(Joh. 74, 27.) Den Frieden lasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch.
ich Euch, wie die Welt gibt.
Nicht gebe
(Matth. 5, i2.) Seyd fröhlich und getrost, es wird Euch im Himmel wohl belohnet wer
den.
Und er beugte sich hinab zu den Kindern,
und segnete sie, und sprach zu Andreas und Mar«
tha (Matth. i8, io.):
Sehet zu, daß Ihr
nicht jemand von diesen Kleinen verachtet;
denn ich sage Euch: ihre Engel im Himmel sehen alle Zeit däö Angesicht ihres Vaters im
Himmel. — Und Philippus trat zu ihnen allen, und sprach:
Darum liebet Euch unter einander,
(Joh. 3, 16.)
Welt geliebt,
Denn also hat Gott die
daß er
seinen eingebornen
Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Le
ben haben. — Wir alle sind Kinder des einigen Gottes, denn wir alle tragen von seinem Geiste in uns: Er aber ist der Eingeborne ohne Sünde»,
voller Gnaden und Wahrheit; und trug eine Liebe
in sich, daß er zu der Niedrigkeit des aller verachtet« sien Menschen kam.
Das dreyzehnke Capitel. nun Philippus schwieg, neigte sich der Jüng ling, welcher getaufct war, gegen Philippus, und
sprach feuchten Auges: 0 warum mußte der eingebornc Sohn Gottes voller Gnaden und Wahrheit
denn in so niedriger Gestalt auf Erden wandeln, daß er verachtet und geschmähet würde? Warum
kam er nicht in aller seiner Herrlichkeit? Da nahm Philippus den Jüngling an seincHand, und sprach
zu ihm: Gehe hin Johannes, und hole mir Dei
nen Vater, daß ich ihn kenne.
Und es schwieg
der Jüngling und ward betrübt.
stand auf, und sprach:
Aber Hanna
Seine Augen haben sei
nen Vater nicht gesehen; sondern er ward als ein nacktes Kind vor diesem Hanse funden, da ihn ein zerscheitcrtes Schiff aus dem Meere an's Land ge
worfen; und meines Mannes Vater nahm ihn da mals als seinen Sohn in sein Haus.
Da sprach
Philippus zu dem Jünglinge: Siehe ich kenne doch
Deinen Vater, da ich Dich kenney gelernt, und habe! ihn lieb,
darum daß ich Dich feinen Sohn
liebgewonnen.
Und Du kennestDeincn Vater selbst
nicht? Aber wahrlich ich sage Dir: es sind viele,
D
die kennen nicht ihren himmlischen Vater, und lie ben ihn nicht, und sind ausgeworfen an's Land, und sind nicht ausgenommen an Kindes Statt. Dar um ist der Sohn, welcher Gott näher ist, denn wir.
in menschlichem Leibe erschienen, baß wir an ihm und durch ihn, ter erkennten.
und in ihm den himmlischen Va
Denn wer durch die Liebe und den
Glauben den Sohn in seinem Herren aufnimmt, der nimmt auch den Vater auf, der ihn gesandt
hat;
und wer nicht den Sohn aufnimmt und
glaubet nicht an ihn, wie mag
der den Vater
in seinem Herjen aufnehmen und an ihn glau ben, und wahrlich ich sage Euch, es ist viel leichter
den eingebornen Sohn zu lieben, der ein Mensch geworden ist, und hat gewandelt auf Erden, und hat mit seiner Hand viele der Kranken geheilet, und
der Todten erwecket, und der Traurigen getröstet, als den himmlischen Vater, welcher in einem Lichte
wohnet, zu welchem keiner kommen kann.
Es ist
viel leichter den Sohn zu erkennen, in seiner freund lichen Gestalt, den Du dir" in deinem Herzen ab bildest, wenn Du ihn auch nicht mit Augen gese
hen , und findest ihn in jedem Freunde, den Deine
Seele liebt, als den Vater des Lichts, welcher un-
sichtbar ist, ein ewiger Geist, und wohnet im Ver/ borgenen, und sollst und kannst Dir kein Bild von ihm machen. Daß Du aber den Sohn mit Deiner heiligsten Liebe umfassen könnest, darum erniedrigte er sich selbst, und wandelte in Knechtsgestalt, und ward geschmühet und verachtet, obwohl er schuldlos war, und starb aus Liebe zu den Menschen den bittersten Tod, und gab sich selbst zu einem Opfer für di« Sünden der Welt. Wer nun diesen nicht liebt, der so vieles für uns gelitten hat, und war gedulr dig bis zum blutigsten Tode am Kreuze, der lieber keinen. Also ist solche Liebe zu ihm der Weg zu allem Glauben, zu aller Erkenntniß, zu aller Liebe und Gerechtigkeit, welche vor Gott gilt. Da sprach der Jüngling: Ich weiß was Du sagest, Philippus; aber wahrlich ich habe doch Gott, geliebt, ehe denn ich von Christus gehöret. Aber Philippus entgegnete ihm: Nein ich sage Dir, Du hast Gott gehasset oft, und hassest ihn noch oft — und wirst ihn noch hassen. Und weißt Du wohl, daß ich Deinen Vater, ehe denn das Meer Dich hier an's Land warf, sehr beleidiget habe? Da wandte sich der Jüngling von ihm. Philippus D ,
aber fragte ihn: Warum zürnest Du, denn cs iß vorlängst geschehen? Da fragte der Jüngling: Hast
Du Dich mit meinem Vater versöhnet; und Phi-
lippus sprach, nein.
So muß ich Dir zürnen, rief
der Jüngling, daß Du meinen Vaieö beleidiget,
und er hat Dir nicht vergeben.
lippus:
Da bat ihn Phi-
So vergib Du mir in Deines Vaters
Namen, daß ich mich mit ihm versöhne , deinetwegen, und um der Liebe, die ich zu Dir trage, und
daß ich es wisse, daß auch er mir vergebe in sei/
tum Sohne; denn cs reuet mich herzlich, daß ich übel gethan.
Da reichte ihm der Jüngling die
Hand, und Philippus sprach:
Siehe, also versöhnet Dich Christus mit Dei nem himmlischen Water, so oft Du ihn beleidiget
und gehasset hast, und so oft es Dich herzlich reuet, und darum hat ihn Gott den Schwachen, zu Hülfe
gesendet, damit sie es wissen und glauben, daß er
als ein erbarmender Vater allen denen vergibt,
welche bußfertig sind, und bitten ihn mit herzlicher Reue
um Vergebung der Schuld.
Glaube also
nur von Herzen an Christus, so wirst Du die
Gnade Deines Gottes
reichlich finden.
O Du
Thor, das glaubtest Du mir, daß ich Deine» Va-
ter gehasset, den ich nimmer gesehen, und zürntest
deswegen mit mir, und Du glaubest nicht, daß Du Gott selbst gehastet bis diesen Augenblick. Denn
Du weißt ja: welchen Du liebst,
dessen Gebote
thust Du, und welchen Du hassest, dessen Gebote thust Du nicht. 19, 18.):
Gott aber hat geboten
(3 Mos.
Du sollst nicht Zorn halten gegen
die Kinder Deines Volks.
Und Du brachst
das Gebot und zürntest doch auf mich.
Dey diesen Worten stand Andreas auf, und warf sich vor Philippus nieder, und rief: Sage
mir, wie Du so vieles wissest und alles ergründest.
Und Philippus hob ihn auf, und sprach: Andreas, ich weiß nicht mehr, als Du jeht weißt; aber ich glaube viel mehr: glaubst Du aber nur das Eine,
was wahr ist, vonHcrzen; so weißt Du anch alles,
was wahrhaftig noth ist. Da sprach Andreas: ich glaube, daß Christus Gottes Sohn ist,
was hindert Dich Philippus,
daß Du mich noch heute mit meinem Weibe taufest? Und sic gingen hinaus zu dem Bächlein, das vor-
übcrfloß, und Philippus taufete sie im Namen des Aarers und des Sohnes, und des heiligen Geistes.
Wie das
geschehen, fragte Andreas: Was
lehrest Du von dem heiligen Geiste? Und Philip-
pus antwortete: Das ist der heilige Geist, der füh ret Dich durch den Glauben an Christus zu Gott. Darum (Apostg. r, ;8.)
thuet Buße, und
lasse sich ein jeglicher taufen aufden Namen
Jesu Christi, zur Vergebung der Sünden,
so werdet Ihr auch empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Darauf schieden sie von einander: Andreas
mit seinem Weibe und seinen Kindern des Weges, welcher nach der Stadt führt: die anderen in das
Haus des Gerbers: und Andreas versprach des fol
genden Tages wieder zu kommen. In der Stadt aber war schon viel Fragens nach dem Almosen-Pfleger aus Jerusalem, von wel
chem der ungläubige Jüngling viel Falsches erzählte.
Das vierzehnte Capitel. Des andern
Tages gegen Abend kam Andreas
mit Martha, wie er es versprochen, zu Simon;
und brachte fünf seiner Genossen mit ihren Wei bern : und als Philippus zu ihnen geredet hatte,
taufete er sie alsbald auf ihren Glauben.
Darauf
lehrest Du von dem heiligen Geiste? Und Philip-
pus antwortete: Das ist der heilige Geist, der füh ret Dich durch den Glauben an Christus zu Gott. Darum (Apostg. r, ;8.)
thuet Buße, und
lasse sich ein jeglicher taufen aufden Namen
Jesu Christi, zur Vergebung der Sünden,
so werdet Ihr auch empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Darauf schieden sie von einander: Andreas
mit seinem Weibe und seinen Kindern des Weges, welcher nach der Stadt führt: die anderen in das
Haus des Gerbers: und Andreas versprach des fol
genden Tages wieder zu kommen. In der Stadt aber war schon viel Fragens nach dem Almosen-Pfleger aus Jerusalem, von wel
chem der ungläubige Jüngling viel Falsches erzählte.
Das vierzehnte Capitel. Des andern
Tages gegen Abend kam Andreas
mit Martha, wie er es versprochen, zu Simon;
und brachte fünf seiner Genossen mit ihren Wei bern : und als Philippus zu ihnen geredet hatte,
taufete er sie alsbald auf ihren Glauben.
Darauf
sprach er zu seinen Freunden: Nun bedarf es nicht vieles mehr, denn daß ich Euch Zeugniß gebe von
mir selbst.
Und alle versammelten sich um ihn,
und horchten auf seine Rede, da er begann:
Zu der Zeit, da Jesus der Gesalbte noch auf Erden wandelte, und in den Städten des jüdischen
Landes lehrte, und viele Wunder verrichtete, ge, schah es auch, daß er in die Gegend der Stadl Casarea kam, woselbst ich mit meinem Weibe und
drey Töchtern wohnte; und er lehrte das Volk uod
manche glaubten an ihn, ich aber nicht, denn ich trieb mein Gewerbe, und achtete sein nicht sehr.
Des andren Tages aber, da es gegen Abend war, komme ich des Feldweges vom Meere her, und
sehe unter den Bäumen am Ufer den Jüngling von Nazareth mit seinen Jüngern, allen denen, welche ich hernach gekannt, und höre vernehmlich,
daß er zu ihnen redete die Worte: (Matth. 16, 15.)
Wer saget denn Ihr,
der ich sey. — Und höre bald darauf, daß ei ner von ihnen rufet, welches Simon Petrus war:
Du bist Christus des lebendigen Gottes Sohn, und Jesus antwortete ihm mit durchdringender
Stimme (Matth. 16, 17.):
Selig bist Du
Simon, Jonas Sohn,
denn Fleisch
und
Blut hat Dir das nicht offenbaret, sondern mein Vater im Himmel.
Und ich sage Dir,
Du bist Petrus der Fels, auf den ich meine Gemeine bauen will,
und die Pforten der
Hölle sollen sie nicht überwältigen. — Er redete noch mehreres mit einer gesetzten Stimme zu feinest Freunden; aber da ich es nicht hören konnte,
ging ich vorüber, und bewerte die Worte in mei nem Herzen; nicht lange, so hörten wir, daß ihn
seine Feinde "zu Zcrusalem gekreuziget, und daß er aus seinem Grabe hervorgegangen sey: und ich
wußte nicht, ob ich cs glauben sollte.
Aber nach
wenig Tagen erkrankte plötzlich mein Weib und starb.
Und als ich traurig war, erschien mir im Traume
das Gesicht, was ich unter den Bäumen gesehen; und ich vernahm die Worte wieder, welche ich ge
höret :
Du
Sohn.
bist Christus des lebendigen Gottes
Es ließ mir keine Ruhe,
weder in der
Nacht noch am Tage, und trieb mich bis ich von meinen Töchtern schied, und vertrauere ihnen das
Haus, und ging gen Jerusalem zu meinen Gast, freunden.
Als ich in Jerusalem ankam, war es
nach den Tagen der Pfingsten, wo der heilige Geist
über die Apostel gekommen war, und ich trat so/
gleich bey meinem Gastfreunde ein.
Aber dieser
war schon mit seinem ganzen Hause getauft, und
erzählte mir große Dinge.
Als wir nun des an/
dern Morgens zum Tempel ginge», hörte ich auf
allen Gassen von den Jüngern unglaubliche Ge; schichten reden; und die Getauften schienen mir
vor allen andern kenntlich und voll heiligen Geistes. Viele Fremdlinge waren aus den naheliegenden Städten und Flecken gekommen: aber viele fürch
teten sich vor dem Zorne der Hohenpriester, und
der Anklage der Pharisäer, welche voll Eifer für ihr Anschn waren, und das Werk zu stören, und
das Volk zu schrecken suchten.
Aber die Gläubigen
brachten viele Kranke und Kinder auf die Gassen heraus, auf daß, wenn Petrus oder der andern
ihr Schatten ihrer etliche
einer vorübergingcn, überschattete.
Alsbald
sahe ich die Jünger des
Herrn in der Halle Salomonis: und ich erkannte
Petrus wieder vor den übrigen. ben
ihnen Maria
Und ich sahe ne
die Mutter des Herrn, und
die heiligen Frauen, und viel Volkes, was da war, drängte sich um sie. — Aber siehe, da kam bald der Hauptmann des Tempels mit den Dienern der
Hohenpriester, und holte die Jünger zum Verhöre; doch nicht mit Gewalt, denn sie fürchteten sich vor
dem Volke.
Die Jünger folgten den Dienern,
und da ich an der äußersten Stufe des Tempels
stand, ging Petrus an mir vorüber, und sahe mich an: und ich fiel nieder und berührte den Saum
ftines Kleides.
Aber alles Volk folgte den Apo/
stein und stand vor den Thoren des Gerichts: und
die Hohenpriester ließen sie in ihrem Richthause stäu
pen , und geboten ihnen, sie sollten nicht im Na men Jesu reden, und ließen sie gehen. (Apostg.;, 41.) Die Apostel aber gingen vor den Augen
deö Volke fröhlich, von des Rathes Ange sicht, daß sie würdig gewesen waren, um sei
nes Namens willen Schmach zu leiden.
Da
«rar ich zu Petrus, und bat, daß er mich taufetc; und ich war von der Stunde mitten unter ihnen.
(Apstg. 5/ 41.)
Und sie höreten nicht auf alle
Tage im Tempel und hin und her in denHäu-
sere zu lehren und zu predigen das Evan
gelium von Jesu Christo.
(Apostg. 4, 31.)
Und wir waren alle, die wir getauft waren,
ein Herz Md eine Seele. Auch keiner sagte von
seinen Gütern, daß sie sein waren, sondern
A war uns alles gemein.
Und mit großer
Kraft gaben dieApostelZeugniß von der Auf erstehung des Herrn Jesu, und war groß« Gnade bey ihnen allen. Es war auch keiner,
der Mangel hatte; denn wie viel ihrer waren>
die da Aecker und Häuser hatten, verkauften sie dasselbe, und brachten das Geld des ver kauften Gutes, und legten's zu der Apostel
Füßen,
und man gab einem jeglichen waS
ihm Noth war; denn uns alle verband die Siebe zu Jesu. Und es geschah eines Tages, (Apostg. 6,) Da der Junger viele wurden, und waren
viele der Witwen und Waisen, erhob sich
ein Streit, daß die Witwen derer, die nicht aus Palästina gebürtig waren, in der tägli chen Handreichung übersehen würden.
Dar
um wählten sie sieben der fremden Manner unter
ihnen, die eines guten Namens waren, daß sie der
Armen pflegten; diese nannten sie Almosenpfleger, von denen ich einer war. Und die Apostel legten die Hande auf, und beteten über uns, und wir pfleg/ tcn der Witwen und Waisen manche Tage. Und das
Wort Gottes nahm zu je mehr und mehr, und die Zahl der Jünger ward sehr groß zu Jerusalem; es
wurden auch viel Priester des Tempels dem Glau
ben gehorsam; aber unsre Feindewurden darob noch Deswegen nicht lange so, erhob
unwilliger.
«ine große Verfolgung zu Jerusalem,
sich
und viele
Gläubige zerstreueten sich in die Länder und Städte.
(Apostg. 8, i.)
Die
nun zerstreuet waren
gingen um, und predigten daö Wort, außer
den Aposteln, welche zu Jerusalem blieben.
Also
bin denn auch ich durch alle Städte von Samaria
gegangen und habe geprediget von dem Reiche Got
tes und von dem Namen Jesu Christi, und habe getaufck Männer und Weiber in ganz Samaria;
und habe mich darauf gen Mittag gewandt, auf
die Straße nach Gaza, wo ich einen Kämmerer der Königin
Candaces
(Apostg. 8, -7.)
aus
dem Mohrcnlande traf.
Und cs trieb mich zu ihm zu
treten; und ich redete mit ihm und predigte ihm
die neue gute
Botschaft von Jesu,
dem Sohne
Gottes, der auf die Erde gekommen ist, und tau-
fece ihn, daß er den Glauben auch in seinem Lande verbreiten sollte.
gewandelt,
Nun bin ich längs des Meeres
und habe das Evangelium verkündigt
und die Gläubigen getaufet, bis daß ich zu Euch
gekommen bin.
Viele aber fliehen umher auf al-
— ——
Lil
kn Wegen, da Saulus, eilt Jünger des Schriftgelehrten Gamaliel, sie mit großem Zorne verfol-
get. — Da ward Philippus traurig, und erhob sich, und es erhob sich Andreas mit Hanna und
seinen Genossen und ihren Frauen.
Und weil
er
schon spät war, gingen sie heim.
fünfzehnte Capitel.
Daö
Als Simon und sein Gast noch bey einander stan-
den, und Hanna ihres Kindes gewartet hatte, blick-
te sie zurück, und sahe Philippus in trüben Gedan ken.
Da sprach sie zu ihm:
Woran
gedenkst Du,
so traurig bist.
Philippus,
daß Du
Da hellte sich das Gesicht des Phir
lippus auf —und er antwortete ihr: Weib, ich gedachte des Stephanus,
eines guten Genossen,
(Aposig. 6, 8.) eines Mannes voll Glaubens
und heiligen Geistes, der mit mir AlmosenPfleger war zu Jerusalem und that viel Wunder
und große Zeichen unter dem Volke, wenn er zu ihnen redete — den haben sic gesteiniget; und von ihm Hub die Verfolgung an.
— ——
Lil
kn Wegen, da Saulus, eilt Jünger des Schriftgelehrten Gamaliel, sie mit großem Zorne verfol-
get. — Da ward Philippus traurig, und erhob sich, und es erhob sich Andreas mit Hanna und
seinen Genossen und ihren Frauen.
Und weil
er
schon spät war, gingen sie heim.
fünfzehnte Capitel.
Daö
Als Simon und sein Gast noch bey einander stan-
den, und Hanna ihres Kindes gewartet hatte, blick-
te sie zurück, und sahe Philippus in trüben Gedan ken.
Da sprach sie zu ihm:
Woran
gedenkst Du,
so traurig bist.
Philippus,
daß Du
Da hellte sich das Gesicht des Phir
lippus auf —und er antwortete ihr: Weib, ich gedachte des Stephanus,
eines guten Genossen,
(Aposig. 6, 8.) eines Mannes voll Glaubens
und heiligen Geistes, der mit mir AlmosenPfleger war zu Jerusalem und that viel Wunder
und große Zeichen unter dem Volke, wenn er zu ihnen redete — den haben sic gesteiniget; und von ihm Hub die Verfolgung an.
Denn da seine Widersacher ihn vor den Rath
riefen, und falsche Zeugen gegen ihn stellten, sprach er: (Apostg.7,5.) Ihr Halsstarrigen, ihr wi derstrebet alle Zeit den: heiligen Geiste, wie Eure Väter, also auch ihr. Welche Propheten
haben. eureVäter nicht verfolget und sie getöd-
tet, die da zuvor verkündigten die Zukunft dieses Gerechten, an welchem Ihr nun Verräther und Mörder geworden seyd. — Da
sie solches höreten ging'S ihnen durch's Herz, und knirschten die Zähne über ihn.
Aber
Stephanus, voll heiligen Geistes, sahe auf gen Himmel, und sahe die Herrlichkeit Got tes , und Jesum stehen zur Rechten Gottes,
und sprach:
„Siehe ich sehe den Himmel offen, und
„des Menschen Sohn zur Rechten Gottes „stehn."
Sie aber schrien laut und hiel
ten ihre Ohren zu, und stürmten alle auf ihn
ein, und stießen ihn zur Stadt hinaus, daß
sie ihn steinigten als einen Gotteslästerer. Es
war aber mit ihnen der Jüngling-, der heisset Saulus von Tarsen, ein Jünger des sanften
Gamaliel.
Zu dessen Füßen legten die Zeu-
gen ihre Kleider; unb da sie ihn steinigten, hob Stephanus die Hände auf, und sprach:
„Herr Jesu, nimm meinen Geist auf. — Und kniete nieder und schrie laut:" Herr be halte ihnen diese Sünde nicht; und als er das gesagt, entschlief er.
Wir aber bestatteten
ihn und hielten große Klage über ihn. Philippus schwieg:
Hanna weinte und lobte
Gott, Simon betete und faßte die Rechte seiner
Gastes. Der aber stand auf und sprach: Dieser war mein treuer Bruder, und seitdem erhub sich die große
Verfolgung der Gläubigen zu Jerusalem. 8, 3.)
(Apostg.
Saulus von Tarsen, auf Antrieb der
Hohen r Priester, zerstörete die Gemeine, ging hin und her in den Häusern, und zog hervor Männer und Weiber und überantwortete sie
dem Gefängniß. — Wir aber zerstreueten uns,
wie ein hirtenlose Heerde, die der Sturm über die Berge treibt; und seitdem gehe ich umher, und
weiß nicht, wie
es den Gläubigen ergehet. —
Aber der Herr ist unser Hirt, welcher nimmer seine Heerde »erläßt, ob wir auch im Dunklen wandten,
und unter dem Kreuze seines Namens, das er gcr tragen.
Wahrlich ich sage Euch,
Simon und
Hanna, auch Ihr müsset versuchet werden um sei»
nct willen: denn (Matth, io, 38.) Wer nicht
fein Kreuz auf sich nimmt
und folget ihm
nicht nach, der ist sein nicht werth. Da ward Philippus noch bewegter im Geiste,
und nahm seinen Stab, und trat an die Schwelle
der Thür.
Aber Simon stand auf und folgte ihm,
und rief ihm zu : Gehe nicht Philippus, siehe bald
wird es Nacht, Wegen.
und schon ist es dunkel auf den
Aber Philippus sprach: Siehe es muß
noch Großes geschehen mit dem Volk, daß der Na»
me des Herr» gewaltig werde. Verborgene; und er schloß
Gott siehet ins
die Thür hinter sich,
und ging dem Meere zu.
Das sechszehnte Capitel. Llnb als er nahe an das Meer kam, wo sich des
Gerbers Bächlein ergießet, sahe er ein Mägdlein,
das lag auf ihren Knien und wusch, und als er naher trat,
hörte er, daß sie weinte.
Da bc»
rührte Philippus sie mit seiner Hand, und sprach:
Was weinest Du? Und das Magdlein sahe schnell
Hanna, auch Ihr müsset versuchet werden um sei»
nct willen: denn (Matth, io, 38.) Wer nicht
fein Kreuz auf sich nimmt
und folget ihm
nicht nach, der ist sein nicht werth. Da ward Philippus noch bewegter im Geiste,
und nahm seinen Stab, und trat an die Schwelle
der Thür.
Aber Simon stand auf und folgte ihm,
und rief ihm zu : Gehe nicht Philippus, siehe bald
wird es Nacht, Wegen.
und schon ist es dunkel auf den
Aber Philippus sprach: Siehe es muß
noch Großes geschehen mit dem Volk, daß der Na»
me des Herr» gewaltig werde. Verborgene; und er schloß
Gott siehet ins
die Thür hinter sich,
und ging dem Meere zu.
Das sechszehnte Capitel. Llnb als er nahe an das Meer kam, wo sich des
Gerbers Bächlein ergießet, sahe er ein Mägdlein,
das lag auf ihren Knien und wusch, und als er naher trat,
hörte er, daß sie weinte.
Da bc»
rührte Philippus sie mit seiner Hand, und sprach:
Was weinest Du? Und das Magdlein sahe schnell
—---------auf, und rief: Philippus.
65
Philippus aber er.'
kannte sie an ihrer Stimme, und nannte sic bey Na.'
men, und sahe, daß es Salomt war, dieToch, ter einer frommen Witwe zu Jerusalem.
Da er
griff ihn das Magdlein freudig bey seiner Hand,
nahm eilends ihren Korb, darin sie die Leinwand legte, die sie gewaschen, und führte ihn durch das Thor der Stadt an den Markt, auf welchem viel Volks stand.
Da es aber spät Abends war, so
trieben sie viel Müßiggang, und riefen den Vor/
übergehenden zu: Hier sind die Frommen aus Je
rusalem! Und als sie PhiUppus sahen, da spotte ten sie sein, und sprachen: Siehe dieser ist auch einer von den Nazarenern, die auf die Zukunft der
Gekreuzigten hoffen. ling rief laut:
Aber der ungläubige Jüng
Das ist der Almosen-Pfleger,
welcher in dem Hause des Gerbers herberget, von
welchem ich Euch erzählet. Aber die, welche also gespottet hatten, wichen
dem Philippus aus, als sie sein Angesicht sahen, und das Mägdlein führte ihn durch das Volk
zu ihrer Mutter.
Da lag
die fromme Witwe
an dem Geländer des Brunnens,
der auf der
Mitte des Marktes war, in eine Decke gehüllet, E
und zitterte an ihren Gliedern, denn es hatte sie
rin schweres Fieber ergriffen, und um sie standen
kleine Kinder zusckmmen und weinten.
Da trat ein Mann auf Philippus zu und ber
grüßte ihn.
Es war NieolauS aus Antiochien, der
war mit ihm einer von den sieben Almosen/ Pflez ger zu Jerusalem gewesen, und küssete Philippus,
und sprach zu ihm: Philippus, nicht ein Schiff,
Du
,
treuer Genosse, weißt
Du
auf welches ich mit dieser Witwe
und diesen älternloscn Kindern gehen könne,
daß
wir eilends gen Syrien fahren zu der Stadt Antio/
chien, in der ich geboren bin, denn hie ist unsers Bleibens nicht.
Wir finden nirgends Herberge,
und sie haben uns hinaus gestoßen mit der kranken
Frau, Iveil wir den Namen Jesu bekennen. Nicht in Jerusalem noch im ganzen jüdischen
Lande ist unser Bleibens mehr, denn überall wer/ den die Gläubigen mit großer Gewalt verfolget und hinausgestoßen und getödtet.
Saulus von Tarsen
ist von den Hohen - Priestern gedungen
und drin/
get mit seinen Haufen in alle Häuser der Frommen
Zu Jerusalem und in den Flecken umher, und im
—■—
ganzen jüdischen Lande.
67
Viele sind gen Samaria
geflohen, viele noch weiter; viele sind in den Schur len der Weisen gegeissclt; sehr viele sind abtrünnig geworden, und haben verleugnet den Herrn. Sehr viele sind auch gen Damaskus geflohen, und predigen unverdrossen das Wort des Herrn kn Syrien.
Dar
hin ist nun auch Saulus mit einem Briefe des Hör henpriestcrs geeilet, daß sie auch dort zerstöret werr den,
und auf allen Landwegen,
führen.
die gen Syrien
Darum sind wir bis hieher geflohen, daß
wir zu Meere gen Syrien fahren: denn ich will mit der Witwe und diesen Waisen gen Antiochien, daß
ich dort den Namen des Herrn predige, und sehe was noch zu thun ist.
Da fragte Philippus nach
den zwölf Aposteln; und Nicolaus antwortete: die sind meines Wissens noch zu Zerusalem, aber halr ten sich stille, und keiner hat sie wiederum gestrafet.
Als Philippus das hörte, trat er freudig zu der kranken Witwe, und tröstete sie, da sie seines
Zuspruchs gewöhnet war; und ging zu den Kindern,
deren Aeltern in der Verfolgung getödtet waren, und
grüßte sie, und tröstete sie, und auch die Kindlein erkannten ihn wieder, da er sich zu ihnen wandte, und wurden stille.
Aber die Kranke bedurfte nicht
E r
des Trostes, denn er fand in ihr nur einen Glau/ den, der war an Christus, und nur einen Trost, der war deS Gekreuzigten und nur ein Bekenntniß, da
war ihres Herrn und Meisters, der wird uns nicht zu Schanden werden lassen.
Als es aber bald ganz dunkel ward, verlor sich
das Volk, und keiner achtete der Bedürftigen, und
keiner speiste die Hungrigen, und keiner tränkte die Durstigen,
und kleidete die Nackenden und kam
zu der Kranken.
Nicolaus zündete sich aber eine
kleine Leuchte, und wollte damit eine Lagerstätte an den Schwellen der Häuser suchen. Da geschahe es, daß zu derselben Stunde eine
fromme Jungfrau an das Fenster ihres Hauses trat
die Sterne Gottes zu schauen, und sahe unten auf
der Gasse bey dem Scheine eines kleinen Lichtes ein
Häuflein von Männern und Frauen und Kindern, die auf dem Markte ihre Herberge bereiteten, und betteten sich an den Schwellen der Häuser. sprach sie zu ihrer Amme:
Da
Gehe hinab und frage
diese Fremdlinge, von wannen sie sind, und ob sie keine andere Herberge finden.
Die Amme der
Jungfrau kam zu ihnen hinab, hörete von wannen
sie waren und sah die kranke Witwe, und die mv
waisten Kinder, und ging eilends zu ihrer Herrin und sprach:
Sie sind von Jerusalem, von denen, welche an den gekreuzigten Jüngling von Nazareth glau, den, und sind verfolgt um ihres Glaubens.
Sie
haben eine kranke Frau und weinende Kinder, und es ist keiner
der sie beherbergen will.
AIs die
Jungfrau das hörte, weinte sie vor Freuden, und
sprach:
So will ich sie herbergen, und will sie speisen und erquicken, Glaubens willen.
und will sie aufnehmen um ihre-
Sie ging leise zu ihrem Vater,
aber der schlief schon.
Da eilte sie hinab auf die
Gasse, trat mitten unter die Flüchtlinge, und lud sie in ihr HauS, und rief ihrem Gesinde, und spei; sete und erquickte die Männer und Frauen und Kinder;
sie selbst pflegte der kranken Witwe mit
ihren Handen die ganze Nacht hindurch.
aber diese Jungfrau dieselbe,
Es war
welche Martha er
freuet und ihr Kleider geschenkt hatte; sie war eine
fromme Jungfrau, und eine reiche Erbin; sie hatte an den Erlöser geglaubt, da er noch lebte und sehr
nach seinem Worte und seinem Anblick verlanget, und
sie hatte um seinem Tod milde Thränen vergossen und das Verderben des Volkes beweint. Nun aber wußte
sie nicht, daß sie den Gekreuzigten selbst aufnahm, da sie die Seinen in ihr Haus lud, und sie speisete und
tränkte. Diese Jungfrau war eines feinen und sehr
schlanken Wuchses, und leicht in ihrem Geiste er, regt, darum hatten sich ihre Aeltern ihrer gefreuet, und sie von Jugend auf Tabea genannt, das heißt
eine Gazelle.
Zu der Zeit aber lebte sie einsam
mit ihrem Vater, und ihrer Amme und ihrem Ge, finde in einem großen Hause, da ihre Mutter ge storben war, und that wohl den Armen und pflegte
die Kranken, und bereitete ihrem Vater ein ruhi ges Ende, da sie ihm alle Tage aus den heiligen
Schriften las, denn er war blind und sehnte sich nach seiner Erlösung.
Das siebzehnte Capitel. Also freuten sich die Frommen aus Jerusalem ihrer
Ruhe, da sie der Liebe ihres Erlösers gedachten. Philippus war mitten unter den Kindern, wie ein
nach seinem Worte und seinem Anblick verlanget, und
sie hatte um seinem Tod milde Thränen vergossen und das Verderben des Volkes beweint. Nun aber wußte
sie nicht, daß sie den Gekreuzigten selbst aufnahm, da sie die Seinen in ihr Haus lud, und sie speisete und
tränkte. Diese Jungfrau war eines feinen und sehr
schlanken Wuchses, und leicht in ihrem Geiste er, regt, darum hatten sich ihre Aeltern ihrer gefreuet, und sie von Jugend auf Tabea genannt, das heißt
eine Gazelle.
Zu der Zeit aber lebte sie einsam
mit ihrem Vater, und ihrer Amme und ihrem Ge, finde in einem großen Hause, da ihre Mutter ge storben war, und that wohl den Armen und pflegte
die Kranken, und bereitete ihrem Vater ein ruhi ges Ende, da sie ihm alle Tage aus den heiligen
Schriften las, denn er war blind und sehnte sich nach seiner Erlösung.
Das siebzehnte Capitel. Also freuten sich die Frommen aus Jerusalem ihrer
Ruhe, da sie der Liebe ihres Erlösers gedachten. Philippus war mitten unter den Kindern, wie ein
Hirt unter derHeerde, und Nicolaus bezeugte ihm noch vieles
fokgung,
von den Tagen der schwersten Der/
seit er von Jerusalem gegangen war.
Luch redeten sie beyde vieles von Saulus dem
ZüngkiNg
aus Tarsen, dem
erfahrnen
Schüler
des sanften Gamaliel, und wußten nicht warum er die Getauften mit einem solchen Zorne verfolgte
da sein Meister ihrer schonete.
Aber sie priesen
enmüthig den Namen Gottes, und gelobten ihrem
Herrn und Hirten getreu zu bleiben, und Tabea, da sie ab und zu ging, horchte mit freudigem Here zm auf alle ihre Worte.
Indeß aber sprach Martha daheim zu ihrem Menne, da die Kinder auf ihrem Lager ruheten,
und sie alles besorgt halte: (Jesaia 52, 7.) Wie
liebich sind aufden Bergen die Füße der Bo ten, die da Friede verkündigen. Siehe Andreas,
nun ist mir anders als mir war; ich bin besser wore den: mir ist Gott der Herr, den ich sonst nur von
Ferne zeschen, und welchen ich gefürchtet habe, viel näher gekommen,
seit
ich diesen Mann erblickt
und seine Lehre gelernet habe, und seit ich weiß, daß
Gottes Sohn zur Erden gekommen ist.
Ich weiß
?r es, Gott ist nicht ein zürnender Herr, er ist ein Vater, er hat Erbarmen: er hat auch mir mein
sündlich Leben vergeben, und keine Kjage ist auf meinen Lippen; auch müßt ich nicht, daß ich mehr weinen sollte,
denn vor Schmerz, daß
ich den
Soh» Goltcs nicht gesehen habe, den Meister, der größer ist, denn Alle—wxlchen Philippus also liebet
— Aber vor Freuden weine ich oft, daß ich an ih» glaube, und ihn im Herzen trage, wie er für mit
gestorben ist. Aber ich weiß auch Andres, daß ich nur
stark bleibe — und Du kannst Dich nun auf Deir Weib verlassen.
Da sprach Andreas: Siehe Mar/
tha, das ist das Reich Gottes auf Erden, worarf
ich fälschlich Hoffete, als auf eine Herrlichkeit ter Welt; die ist nichts gegen unsre Freude, denn mn
weiß ich : das ist das Reich Gottes, daß wir so einig geworden sind, und alle Gewalt und alle
Herrlichkeit ist in uns, die kann uns keiner nehnen. Darum vergib mir Martha, wenn ich Diy oft gekränket, wir wollen arbeiten und wirken,
und
stille seyn und beten.
Da beteten sie über ihre Kinder, und Gottes
Friede kam über sie. Nicht minder redete Simon zu feinen Weibe,
da sie allein waren, und der fromme Jüngling, den
Philippus getauft hatte, mit ihnen, HSrte schwei,
gend, was sie zu einander sprachen. Sie redeten von Jesus, und sie fühlte«» eine selige Freude, da sie von ihm redeten, denn selig
sind die nicht sehen, und doch glauben. Da erwachte der kleine Jojakim über ihren Worten, daß Hanna ihn an ihre Brust nahm unb
ihn stillere.
Und als das Kind mit seinen Augen
in das Antlitz der Mutter sah, da fielen dieThränen
über ihr Gesicht, und sie sprach:
Ja Simon, uns ist ein Gottes-Sohr» geboren, und ist Mensch worden.
Das ist der Gesalbte,
der so lange erwartet ist von allen Gläubigen, und
von welchen die Propheten so lange gewcissaget ha,
bcn.
Und als sie das sprach, fühlte sic die Liebe,
welche die Welt überwunden hat.
Simon faltete
seine Hande, und sprach: (Ps. i.)
Wohl dem,
der nicht wandelt iin Rathe der Gottlosen,
noch tritt auf den WeK der Sünder,
noch
sitzet wo die Spötter sitzen; sondern hat Lust zum Gesetz des Herrn und redet von seinem
Gesetze Tag und Nacht.
Der ist wie ein
Baum,
gepflanzet an den Wasierbächen,
der seine Frucht bringet zu seiner Zest, und
seine; Blätter verwelken nicht, und was er
macht, die
das gerath wohl.
Gottlosen nicht,
Aber, so sind
sondern wie Spreu,
die der Wind verstreuet.
Darum bleiben
die Gottlosen nicht im Gerichte, noch die
Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der Herr kennet den Weg der Gerech ten ; aber der Gottlosen Weg vergehet. Und als Simon also gebetet, ging der Jüug,
ling von ihnen, und sic ließen die Thür angeleh/ «et, wenn Philippus noch käme, denn sie wußten nicht, was in Joppe geschahe.
Indeß bereiteten sich auch die Gläubigen im Hause der frommen Tabea jur Ruhe, und die
Kinder schliefen in dem Saale, welchen das Gee
finde der Jungfrau
dazu bestellet hatte; nachdem
Philippus noch manches von Simon und Andreas
und Hanna und Martha und dem gläubigen Jüng,
ling zu Nicolaus geredet hatte.
Und über sie alle ,
welche glaubten, wachie der heilige Geist.
Das achtzehnte Capitel.
Es war aber in Joppe
eine Schule der Pharisäer,
zu denen war am Abend der ungläubige Jüngling gegangen, sie gegen Philippus aufzuregen, und ihn zu verklagen, daß sie ihn binden sollten.
Aks
es nun Morgen ward, eilten die Pharisäer za dem Hauptmann der römischen Wache, und baten um Kriegsknechte, denn es war ein Gebot ausgegeben, alle Jünger des Gekreuzigten, die von Jerusalem kämen, zu fangen.
Da sie nun wußten, daß
Philippus in das Haus der Tabea gegangen war,
traten sie vor das Haus der Jungfrau, und schlugen
mit Gewalt gegen die Thür,
und nahmen den
Philippus und banden ihn, und führten ihn fort. Aber es folgte ihm Nicolaus, und
es wehklagten
die Kinder, welche sich fürchteten, und bald ward
die Stadt aufgereget, denn es wußten schon viele von Philippus, daß er bey dem Gerber geherberget und getaufet hatte, und waren begierig ihn zu sehen.
Da gingen die Freunde des Simon, da sie das hörten, eilends in sein Haus vor dem Thore der
Stadt, und stellten ihn zur Rede, und erzählten
ihm alles was am Morgen geschehen war, auf daß
Aber Simon sprach zu ihnen:
sie ihn warnten.
O ihr Kleingläubigen und trägen Herzens, wisset Ihr
nicht ,, daß dieß Werk aus Gott ist, und die Men/
schen werden es nicht tilgen.
Darum will ich zu
Philippus ins Gericht gehen, daß ich vor dem gant
zen Volke für ihn zeuge.
Und Simon nahm den
Jüngling mit sich, schied von seinem Weibe und
ging vor den Freunden eilends zur Stadt.
Aber
diese wunderten sich, denn Sinion war ein hochge«
achterer und ein ruhiger Mann, und sie wunderten sich sehr, da sie auch in Hanna einen solchen Glau«
ben fanden, und folgten dem Gerber von ferne. Simon ging gleich auf den Markt, und sam
melte das Volk um sich, und bezeugte die Unschuld des Philippus,
und rief zu^ihnen,
zu hören.begehrten.
daß sie ihn
Indeß kam auch Andreas mit
seinen Genossen, die gctaufet waren, und verlangte noch mehr, daß sie den Mann hörten, und ihn
nicht verhehlten, noch verurtheilten.
Und das Volk
rief laut: Bringet ihn, daß er vor uns rede, und
alle gingen mit Simon und Andreas vor das Richt/ Haus, darin sie den Philippus gcführet hatten, und
baren die Richter, daß sie ihn hören möchten. führten sie ihn endlich vom Richthause
Da
auf den
Markt, und alle, die ihn sahen, grüßten ihn; aber
Simon ging zu seiner Rechten und Andreas zu feiner Linken mit seinen Genossen, und alle sahen des Philippus Angesicht, daß er schuldlos war, und
wie er dastand, gebot er der Menge Stille, alle schwiegen.
bis
Da redete er zu ihnen, wie Pe
trus zu dem Volke sprach, an dem Feste der Pfing sten, da er an einem Tage drey tausend taufete
(Apostg. 2, 14.)
Und als Philippus geredet hatte, riefen etliche unter dem Volke: taufe unsl Aber die Pharisäer sprachen zn dem Hauptmann der römischen Wache:
Dieser Mensch redet wider das Geseh, und will die Sitten ändern, die uns Mose gegeben hat, und störet die Ordnung, darum wollen wir ihn binden,
daß wir ihn gen Jerusalem vor das hohe Gericht
bringen, dort mögen sie ihn strafen, und der Haupt
mann hieß ihn wegführen.
Aber Simon und An
dreas und Nicolaus und alle, die mit ihnen gekom men waren, verlangten, daß sie mit ihm gingen,
und würden mit ihm in's Gefängniß geworfen. Der
Hauptmann wußte lange nicht, ob er es thun sollte: aber die Pharisäer trieben ihn, daß er sie von ein
ander schied, und er führte den Philippus in's Ge-
fängniß, auf daß sie ihn zur gelegenen Zeit heim/
lich gen Jerusalem brächten.
Das neunzehnte Capitel. Aber Simon und Andreas und Nicolaus, und
alle, welche getaufet waren, und viele aus dem Volke, wichen nicht von der Thüre des Gefängnisses.
Und es 'vergingen drey Tage und zween Nächte in banger Erwartung. Als sie nun aber alle sehr traurig waren, und
wußten sich nicht zu rathen, und cs ward schon
Abend des dritten Tages, standen sie noch alle vor dem Gefängniß und viel Volks um sie, zu welchem Andreas redete: Siche, da kam eilends ein Bote
gegangen, den erkannte Nicolaus von ferne, daß er aus Jerusalem war,
und hieß Markus; und
er rief ihn bey Namen.
Marcus grüßte ihn, und
trat mit einem freudigen Gesichte mitten unter sie,
und sprach:
Friede sey mit Euch, denn ich bringe Euch gute Botschaft und komme Dich zu rufen Nicolaus,
daß Du mit den Deinigen, welche Dir vertrauet
fängniß, auf daß sie ihn zur gelegenen Zeit heim/
lich gen Jerusalem brächten.
Das neunzehnte Capitel. Aber Simon und Andreas und Nicolaus, und
alle, welche getaufet waren, und viele aus dem Volke, wichen nicht von der Thüre des Gefängnisses.
Und es 'vergingen drey Tage und zween Nächte in banger Erwartung. Als sie nun aber alle sehr traurig waren, und
wußten sich nicht zu rathen, und cs ward schon
Abend des dritten Tages, standen sie noch alle vor dem Gefängniß und viel Volks um sie, zu welchem Andreas redete: Siche, da kam eilends ein Bote
gegangen, den erkannte Nicolaus von ferne, daß er aus Jerusalem war,
und hieß Markus; und
er rief ihn bey Namen.
Marcus grüßte ihn, und
trat mit einem freudigen Gesichte mitten unter sie,
und sprach:
Friede sey mit Euch, denn ich bringe Euch gute Botschaft und komme Dich zu rufen Nicolaus,
daß Du mit den Deinigen, welche Dir vertrauet
sind, zurück kehrest. (Apostg. 4, 36.)
Denn mich hat mein Oheim Joses von Jerusalem gesendet,
mit dem Zunamen von den Aposteln Barnabas
genannt, das heisik der Sohn des Trostes vom Ge/
schlecht ein Levite aus Cyperu, einer von den sieb zigen, der mit den Aposteln zu Jerusalem geblieben ist, den Ihr alle kennt; der läßt Euch wissen, daß
Saulus von Tarsen zum Glauben bekehret ist, —■ wie er es von seinen Freunden aus Damaskus erfahr reu; nyd es ist zu Jerusalem eine große Ruhe wor, den,
daß
Ihr
nun sicher zurückkehren möget. Denn Saulus, da er erfahren,
(Apostg. 9.)
daß viele Gläubige gen Damascon in Syrien geflo hen, ging er zum Hohcn-Priester, und bat ihn um Briefe gen Damascon an die Schulen, auf daß so er etliche dieses Weges fände, Män--ner und Weiber, er sie gebunden gen Jeru
salem führte.
Und
da er auf dem Wege
war, und nahe bey Damascon kam, umleuch tete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme^ die sprach
zu ihm: „Saul, Saul, was
verfolgest Du mich? — Die Männer aber, die mit ihm waren, nahmen ihn bey der Hand,
und führten ihn gen Damascon.
Und Sau
lus war drey Tage nicht sehend, und aß nicht, und trank nicht.
Es war aber ein
Jünger zu Damast» mit Namen Ananias, der kam in das Haus, und legte die Hände
auf ihn, und sprach. „Lieber Bruder Saul,
der Herr har mich gesandt, der Dir erschie nen ist, auf dem Wege da Du herkamst,
daß Du wieder sehend, und mit dem heili gen Geiste erfüllet werdest.
Und alsobald
fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und
er ward wieder sehend, und stund auf und
ließ sich taufen, und nahm Speise zu sich, und stärkte sich.
Saulus aber ist annoch bey den
Jüngern zu Damascon, und prediget nun Christum in/den Schulen, daß derselbige
Gottes Sohn sey.
Es entsetzten sich aber
alle, die eß hörten, und sprachen:" Ist
das nicht, der zu Jerusalem alle verstörte,
Etliche aber melfccten da» von Damascon eilig meinem Oheim dem Barnabas gen Jerusalem, welcher mich gesandt hat, daß ich es den Flüchtlingen verkünde bis gen Joppen. — Auch ist Pilatus der römische Landdie diesen Namen anrufen?
pflegcr von Jerusalem gen Rom gereisct, und ist ein anderer gesandt,
Namens Vitellius, der hat
den Hohen Priester Caiphas entseht, Gläubigen drückte,
welcher die
und hat Jonathan erwählet,
welcher alle Gefangnen losgibt.
Darum ist eine
große Freude unter den Aposteln, und zu Jerusalern.
Viele, die sich verborgen gehalten, kehren
zurück, und die Gläubigen beten und singen in ih ren Häusern, und viele Boten wurden ausgesandt.
Auch sind der Hohepriester und seine Genossen sehr bestürzet, weil der rLmische Kaiser begehret, seine Bildsäule im Tempel aufzustellen, und lassen dar
um sehr nach von ihrem Zorne. Da daS alles Nicolaus hörte, und die mit ihm
gekommen waren — priesen sie laut den Namen Gottes, und gingen zum Hauptmann der Wache
und erzählten ihm alles, und Markus gab ihnen einen Brief zum Zeugniß.
Da sprach der römi
sche Hauptmann zu seinen Knechten: So lasset ihn
loS, bis daß ein
neues Gebot ausgegangen ist.
Und sie eiletcn mit den Knechten, daß sie den Phi lippus holten.
Das
zwanzigste
^apitek.
,
Am Hause der frommen Tabea saß indeß Sa,
tomt, das Mägdlein, was am Bache gewaschen
hatte, mit den Kindern an dem Bette ihrer kranken
Mutter und pflegte ihrer.
Da kam Tabea und lei,
tetr ihren Vater an ihrer Hand ju dem Bette der Kranken, denn er hatte nach ihr verlanget: und
die Jungfrau redete mit dem Mägdlein von allem
was in Jerusalem geschehen war.
Da bezeugte
Salome alles was sich zugctragcn — und alles was sie gelitten, und hub ihre Hände gen Himmel und
gelobte freudigen Gehorsam.
Und die kranke Wit
we hob sich von ihrem Lager, und sprach: From
me Jungfrau, wahrlich Christus ist von Gott ge, fandt, daß wir an ihn glauben sollen: Da er uns
lehret: (Matth. 5, n.) Selig seyd Ihr, wenn Euch die Menschen um meinetwillen schmähen
undverfolgen, und reden allerley Uebels wider
Euch, so
sie daran lügen.
Seyd fröhlich
und getrost, es wird Euch im Himmel wohl belohnet werden.
Siehe Jungfrau, darum bin ich freudig und getrost, ob ich gleich Schmerzen leide: und weiß,
HZ daß mein Vater im Himmel, der der Vater ist un
sers Herrn Jesu Christi, uns nicht wird zu Schonden werden lassen.
Tabea wunderte sich über das
freudige Bekenntniß des Mägdleins, und über den Frieden der Witwe,e und dachte in ihrem Herzen:
reden und so freudig leiden, so muß es
Da wahr seyn,
was sie glauben: und sie schloß das
Mägdlein in ihre Arme, und bar, daß sie gutes
Muthes wäre.
Aber der Alte faltete die Hände,
als bereitete er sich zum Sterben, und redete kein
Wort. Da trat Martha mit ihren Kindern in das Ger mack, darin sie versammelt waren; aber ihre Schwer
(ter, Hanna, hatte sie nicht bey sich, welche nach der Sitte ihr Haus noch nicht verlassen durfte, und sie
fiel vor Tabea nieder und sprach: Als ich weinte, und traurig war, da führte mich Gott zu Dir, daß Du mich so reichlich der schenktest, darum ist Dir Gnade worden, daß Du
diese Frommen in Deinem Hause beherbergest. Nun aber weine ich
nicht, und
bin getröstet, ob sie
gleich meinen Mann mit den anderen zu fangen ger denken.
Daß ich nun aber freudig bin, und fest
§ »
in meinem Herzen, das danke ich. dem heiligen Mann, welcher vom Reiche Gottes und von Christo gelehret'und mich getaufet hat. Da hob Tabea sie zu sich auf, und dachte bey sich: Mag doch diese Frau, die also trostlos war, nun durch ihren Glauben getröstet werden, ob sie ihr gleich ihren Mann nehmen wollen, so ist es ein Glaube, welcher gut erfunden wird; und sie freüete sich in ih.' rem Herzen, daß die Frommen in ihr HauS gekom men waren. Da erzählte Martha (denn sie wußte nicht, was geschehen war), daß noch alle die Manner vor dem Gefängniß ständen, und daß sie nicht von Philippus weichen wollten, wenn sie auch sterben müßten. Bey diesen Worten erhob der Alte seine Stimme, und Martha schwieg, und er sprach:
Lasset sie also thun, und wehret ihnen nicht. Selig ist der Mann, der seines Glaubens lebt, se lig, der seines Glaubens stirbt. Und ihm ver sagte' seine Rede, da er also sprach: Da eilte Tabea, daß sie ihm zu Hülfe käme; aber der Alte bewegte fein Haupt, und wehrete ihr mit seiner Hand. Als sie nun also stand, da trat Philippus ein mit allen
den Gläubigen, mit Simon und Andreas und Ni/ colaus, und Markus dem Boten aus Jerusalem, und den übrigen Männern und Frauen und Kin dern, und verkündeten mit Freuden «as geschehen
«ar.
Da leuchtete das Antlitz der kranken Witwe
und Salome fiel zu ihrer Mutter Füßen und küssete
ihre Hand, und Martha rief ihrem Mann, und eS sprangen die Kindlein zu ihrem Vater hinauf,
und Tabea ging zu allen freundlich hin und wieder, und alle befragten den Boten noch einmal ein jtt
der besonders.
Da erhob Philippus seine Stinu
me, und sie schwiegen, und er sprach zu ihnen:
(Luc. $4, 26.)
Mußte nicht Christus sol
ches leiden, und zu seiner Herrlichkeit einge hen? — Also mußten auch wir leiden.
Also
mußte auch der Glaube leiden, auf daß er verherr/ lichek würde. Darum redete auch unser Herr zu dem
reichen Jünger auf dem Wege (Marc, io, 17.) da er vor ihm kniete und fragte ihn: WaS soll ich thun,
daß ich das ewige Leben ererbe? Und Iesus sprach zu ihm: Du weißtja die Gebote wohl.—
Er antwortete: Meister, das hab ich alles ge halten von meiner Jugend auf. —
Da sahe
Jesus ihn an, und liebte ihn, und sprach zu
ihm: Eines fehlet Dir: gehe hin , verkaufe
alles was Du hast, und gib'ö den Armen, so wirst Du einen Schatz im Himmel haben,
Und komme und folge mir, und nimm mein Kreuz auf Dich.
Er aber ward Unmuths
über die Rede, und ging traurig davon, denn
er hatte viel Güter. — Da sprach unser Herr zu Petrus. — Wahrlich ich sage Euch: es ist niemand, so er verlasse Haus oder Brüder
oder Schwester, und Vater und Mutter, oder Weib oder Kinder oder Aecker, um mei net willen, und um des Evangelium willen,
der nicht hundertfältig empfahe jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder, und Schwestern
und Mütter,
und Kinder und Aecker mit
.Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.
Viel aber werden die letz
ten seyn, die die ersten sind, und die ersten
seyn, die die letzten sind. Der Gerechte muß
viel leiden, aber der Herr hilft ihm aus dem allen.
Und Philippus erhob seine Stimme höher
und sprach (Offenbar. 15, 3.);
Groß und wun
dersam sind Deine Werke, Herr, allmäch-
------------
87
tiger Gott, gerecht und wahrhaftig sind Deine
Wege, du König der Heiligen. (Jes. 55,) Wohlan, alle, die Ihr durstig
seyd, kommt her zum Wasser; und die Ihr nicht Geld habt, kommet her, kaufet und
esset. — Suchet den Herrn, weil er zu fin den ist, rufet ihn an, weil er nahe ist. Der
Gottlose lasse von seinem Wege, und der Uebelthäter seine Gedanken und bekehre sich
zum Herrn, so wird er sich -seiner erbarmen,
und zu unserm Gott, denn bey ihm ist viel Vergebung.
Denn meine Gedanken sind
nicht Eure Gedanken, und Eure Wege sind
nicht meine Wege, spricht der Herr.
Son
dern so viel der Himmel höher ist denn die
Erde, so sind auch meine Wege höher denn Eure Wege, und meine Gedanken höher denn Eure Gedanken.
Denn gleichwie der
Regen und Schnee vom Himmel fällt und
nicht wieder dahin kömmt, sondern feuchtet
die Erde und macht sie fruchtbar und wach send, daß sie. gibt Samen zu säen und Brot
zu essen; also soll daö Wort, was au6 mei nem Munde geht, auch seyn.
Es soll nicht
wieder zu mir her komme«', sondern thun',
das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich es sende.
Denn Ihr sollt in Freuden
ausz ehen und in Frieden geleitet werden.
Berge und Hügel sollen vor Euch her froh locken mit Ruhm, und alle Baume auf dem
Felde mit den Händen klatschen. Tannen für Hecken wachsen
für
Dornen,
und
dem
Es sollen
und Myrten
Herrn soll
ein
Name und ewiges Zeichen seyn, das nicht ausgerottet werde.
Darum erkennet auch Ihr die Wege Gotte heute und lasset uns beten und singen.
lippus betete vor ihnen.
Und Phü
Darauf sangen sie (den
in. Psalm): Ich danke dem Herrn von gan zen Herzen im Rath der Frommen und in
der Gemeine.
Groß sind die Werke des
Herrn, wer ihrer achtet, hat eitel Lust daran.
Was er ordnet, das ist löblich und herrlich, und seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Er
hat ein Gedächtniß gestiftet "seiner Wunder,
der gnädige und barmherzige Herr. Er ge
denket ewiglich an seinen Bund.
Er läßet
verkündigen seine gewaltigen Thaten seinem
Volke.
Alle seine Gebote sind rechtschaffen.
Sie werden erhalten immer iund ewiglich und geschehen treulich und redlich. Er sendet
eine Erlösung seinem Volk; er verheißet,
Heilig
daß sein Bund ewiglich bleiben soll.
und hehr ist sein Name. Und als sie nun gesungen mit rührenden Stinu men und den Gesang geendet, und sich alle erho, ben, und einander die Hände reichten, und
die
Jungfrau zu ihrem Vater eilte, siehe da war er entschlafen, und in Frieden zur Ruhe gegangen und seines Glaubens gestorben.
Das ein und zwanzigste Capitel. Es stand aber viel Volkes vor den Thüren des
Hauses, und hatte Philippus reden und die Chri/ stcn singen gehört; da traten einige herbey und ba ten Philippus, daß er sie taufen sollte.
Und Phi
lippus ging vor das Haus und trat auf den Markt und predigte ihnen das Evangelium, hörten,
und
bekannten,
die von ihnen die
taufete
er.
daß alle eS
den Namen Jesu Diele
Kranke
Volke.
Alle seine Gebote sind rechtschaffen.
Sie werden erhalten immer iund ewiglich und geschehen treulich und redlich. Er sendet
eine Erlösung seinem Volk; er verheißet,
Heilig
daß sein Bund ewiglich bleiben soll.
und hehr ist sein Name. Und als sie nun gesungen mit rührenden Stinu men und den Gesang geendet, und sich alle erho, ben, und einander die Hände reichten, und
die
Jungfrau zu ihrem Vater eilte, siehe da war er entschlafen, und in Frieden zur Ruhe gegangen und seines Glaubens gestorben.
Das ein und zwanzigste Capitel. Es stand aber viel Volkes vor den Thüren des
Hauses, und hatte Philippus reden und die Chri/ stcn singen gehört; da traten einige herbey und ba ten Philippus, daß er sie taufen sollte.
Und Phi
lippus ging vor das Haus und trat auf den Markt und predigte ihnen das Evangelium, hörten,
und
bekannten,
die von ihnen die
taufete
er.
daß alle eS
den Namen Jesu Diele
Kranke
und Arme aber,
da sie den Tod des Asten
gehöret, vor dessen Thüre sie Nahrung gefunden Hatten, kamen und klagten und weinten über ihn.
Da sprach Philippus zu ihnen: Selig seyd Ihr, die Ihr hier hungert, denn Ihr sollet satt
werden. Selig seyd Ihr, die Ihr hier wei
net, denn Ihr werdet lachen. Siehe ich will Euch ein Gleichniß lehren, was mich mein Meister gelehret hat.
(Luc. 16, *i.)
Es war ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand und
lebte alle Tage herrlich und in Freuden.
war aber ein Armer,
Es
mit Namen Lazarus,
der lag vor seiner Thüre voller Schwären, und
begehrete sich zu sättigen von den Brosamen,
die von des Reichen Tische fielen, doch kamen die Hunde und leckten ihm seine Schwären. Es begab sich aber, daß der Arme starb und
ward getragen von den Engeln in Abrahams
Schoos.
Der Reiche aber starb auch und
ward begraben.
Als er nun in der Hölle und
in der Qual war, hub er seine Augen auf
und sahe Abraham von Ferne und Lazarum in seinem Schoß, rief und sprach: Vater
9t Abraham, erbarme Dich mein und sende Lqzarum, daß er das Aeußerste seines Fingers
in's Wasser tauche, und kühle meine Zunge, denn ich leide Pein in dieser Flamme. Abra
ham aber sprach: Gedenke, Sohn, daß Du Dein Gutes empfangen hast in Deinem Lie ben, und Lazarus dagegen hat Böses em pfangen , nun aber wird Er getröstet und Du wirst gepeiniget. Und zu dem allen ist zwi schen uns und Euch eine große Kluft befesti
get, daß, die da wollten von hinnen hinab fahren zu Euch, können nicht, und auch nicht
von dannen zu uns herüber fahren.
Da
sprach er: sso bitte ich Dich, Vater, daß Du
ihn sendest in meines Vaters Haus, denn ich habe noch fünf Brüder, daß er ihnen be
zeuge, auf daß sie nicht auch kommen an die
sen Ort der Qual.
Abraham sprach zu ihm:
Sie haben Mosen und die Propheten, laß sie
dieselbigen hören.
Er aber sprach:
Nein
Vater Abraham, sondern wenn einer von den Todten zu ihnen ginge, Buße thun.
so würden sie
Er sprach zu ihm: Hören sie
Mosen und die Propheten nicht, so werden
----------
92
sie auch nicht glauben, ob jemand von den
todten auferstünde.
Ihr aber,
sprach Phi
lippus zu den Armen, so Zhr an den Auferstan/
denen glaubet, sollet wissen, das ist der Engel, der
Euch in Abrahams Schoos trägt, der Euch locket
und rufet (Matth, n, 28.):
Kommet her zu
mir, alle di^ Ihr mühselig
und
beladen
seyd, ich will Euch erquicken; nehmet auf
Euch mein Joch, und lernet von mir; denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig,
so werdet Ihr Ruhe finden für Eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
Also gehet hin zu des Menschen -
Sohn, der in einer Krippen geboren ward, und
hatte nicht Raum in der Herberge, und hatte nicht eine Stelle, da er sein Haupt hinlegte, und sprach:
(Matth, g, 20.)
Die Füchse haben Gruben,
und die Vögel unter dem Himmel haben Ne
ster, aber des Menschen Sohn hat nicht,
da er sein Haupt hinlegen könne. — Und er
«ar arm und ward verfolget und gckreuzigct.
(2
Cor. 8, 9.) Aber Ihr sollt wissen die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, daß, ob er wohl
reich ist, ward er doch arm um Euretwillen,
auf daß Ihr durch seine Armuth reich wür det.
Darum trachtet nach dem Reichthum des Und Philippus lehrte sie das Evanger
Glaubens.
lium von Christo, und tröstete sie mit seinen Worr
ten, und sprach (Matth. 6, 20.):
So sammelt
Euch nun durch den Glauben Schüße im Himmel,
da sie weder Motten noch Rost
fressen, und da die Diebe nicht nachgraben
und stehlen.
Und glaubet an Christus, und thut
wie er Euch lehret, und trachtet, daß Gott Euch Eure Sünden vergebe.
Und sie gingen alle hin,
und ließen sich taufen bis auf wenige.
Das zwey und zwanzigste Capitel. Also streucte Philippus den Samen des göttlichen
Wortes unter die 'Armen dieser Welt.
Und al-
er gegen Nacht zu seiner Herberge heim kam, da Hanna mit ihrem Säuglinge allein geblieben war, fand er sie freudigen Muthes und voll Hoffnung.
Da sprach er noch vieles zu ihr, und zu Simon, der ihm folgte, und zu dem frommen Jünglinge, der ge-
auf daß Ihr durch seine Armuth reich wür det.
Darum trachtet nach dem Reichthum des Und Philippus lehrte sie das Evanger
Glaubens.
lium von Christo, und tröstete sie mit seinen Worr
ten, und sprach (Matth. 6, 20.):
So sammelt
Euch nun durch den Glauben Schüße im Himmel,
da sie weder Motten noch Rost
fressen, und da die Diebe nicht nachgraben
und stehlen.
Und glaubet an Christus, und thut
wie er Euch lehret, und trachtet, daß Gott Euch Eure Sünden vergebe.
Und sie gingen alle hin,
und ließen sich taufen bis auf wenige.
Das zwey und zwanzigste Capitel. Also streucte Philippus den Samen des göttlichen
Wortes unter die 'Armen dieser Welt.
Und al-
er gegen Nacht zu seiner Herberge heim kam, da Hanna mit ihrem Säuglinge allein geblieben war, fand er sie freudigen Muthes und voll Hoffnung.
Da sprach er noch vieles zu ihr, und zu Simon, der ihm folgte, und zu dem frommen Jünglinge, der ge-
laufet war, und bestätigte ihren Glauben.
Und
darauf beteten sie und entschliefen. Und nach den Tagen, da sie den Vater der Jungfrau bestattet hatten, und
Philippus hatte
Simon und Andreas und den frommen Jüngling
unterrichtet,
und sie waren des Abends zusammen
gewesen, sich unter einander zu stärken, und hatt ten ein Liebesmahl gehalten und Abendmahl gefeyert,
sammelte Philippus die Zahl der Gläubigen um sich, und berief sie in das Haus der Tabea, am Markte
von Joppe. Da war ein großer Saal, der war gepflastert und bereitet, daselbst sammelte er sie alle um sich,
und sprach:
So lasset mich nun gehen, daß ich mein Werk vollende, und trage das Wort durch die Städte
und Flecken, bis daß ich gen Cäsarea zu meinen Töchtern komme,
und auch ihnen die gute Bott
schäft bringe, nach welcher sie verlanget.
Darauf
lehrete er sie, wie sie in ihren Versammlungen ber ten und singen sollten.
Und ermahnte sie alle, daß
sie einig blieben im Geiste, und gläubig auf die Vollendung des Werkes hofften, und sprach (Apostg.
4, i2.); Es ist in keinem Anderen Heil, ist
auch kein andrer Name den Menschen gege ben , darin sie selig werden sollen, denn Jesu
Name. Da trat Tabea mit ihrem ganzen Gesinde her/
vor, und brachte'viel Geldes, denn sie hatte ihren
Garten und ihre Aecker und ihr Habe verkauft, und legte es zu den Füßen des Philippus, daß davon die Armen genähret, und die Kranken gepfleget
würden.
Aber Philippus überantwortete cs Sü
mon und Andreas es zu verwalten»
Daraufbat Tabea den Philippus, daß er sienoch taufete, ehe er ginge.
Da taufte Philippus sie
mit ihrem ganzen Hause; und alle beteten über sie. Er küssete sie mit dem Kusse des Friedens, und legte
die Hand auf der Kranken Haupt, und schied aus ihrer Mitte.
Aber Simon und Andreas und Nicolaus und
der fromme Jüngling begleiteten ihn bis ;vor die Thore der Stadt, und gingen noch eine Weile mit
ihm.
Er hatte nicht Gold noch Silber und Erz in
seinem Gürtel.
Auch keine Tasche zur Wegfahrt,
auch nicht zween Röcke, keineSchuh undkeinen Stekr ken.
Da sie aber eine Weile mit ihm gegangen
waren schieden sie von ihm, und sahen ihm nach, wie er am Meere unter dem Schatten der Baume
wandelte.
Das drey und zwanzigste Capitel. Und nach, dreyen Tagen, da Simon und Andreas ihr Geschäfte getrieben und vieles mit Nicolaus und
Marcus geredet hatte, sprach Nicolaus zu ihnen: Nun lasset uns von hinnen ziehen, zu unsern
Brüdern und den zwölf Erwählten, die unsrer harr ren, und lasset uns ihnen verkünden, was wir hier
gesehen und gehöret,
und auf dem ganzen Wege
von Joppe nach Jerusalem wollen wir eine freudige Botschaft der Gemeinde bringen, welche hier auf
Jesu Namen erbauet ist.
freundschaft stiften.
Und lasset uns Gast,
Und Nicolaus und Markus
stifteten Gastfreundschaft mit den Gläubigen zu Joppe und baten, wenn dieser einige gen Jerusa, km kämen, daß sie bey ihnen einkehrten; und sie versprachen es. Und andren Tages zogen sie heim und nahmen
die verwaiseten Kinder mit sich.
Die fromme Wit,
waren schieden sie von ihm, und sahen ihm nach, wie er am Meere unter dem Schatten der Baume
wandelte.
Das drey und zwanzigste Capitel. Und nach, dreyen Tagen, da Simon und Andreas ihr Geschäfte getrieben und vieles mit Nicolaus und
Marcus geredet hatte, sprach Nicolaus zu ihnen: Nun lasset uns von hinnen ziehen, zu unsern
Brüdern und den zwölf Erwählten, die unsrer harr ren, und lasset uns ihnen verkünden, was wir hier
gesehen und gehöret,
und auf dem ganzen Wege
von Joppe nach Jerusalem wollen wir eine freudige Botschaft der Gemeinde bringen, welche hier auf
Jesu Namen erbauet ist.
freundschaft stiften.
Und lasset uns Gast,
Und Nicolaus und Markus
stifteten Gastfreundschaft mit den Gläubigen zu Joppe und baten, wenn dieser einige gen Jerusa, km kämen, daß sie bey ihnen einkehrten; und sie versprachen es. Und andren Tages zogen sie heim und nahmen
die verwaiseten Kinder mit sich.
Die fromme Wit,
we aber mit ihrer Tochter blieb bey Tabea, bis daß fit völlig genesen wäre.
Die Gläubigen aus
Joppe alle begleiteten sie bis Rama, und es war
eine freudige Gemeine,
als sie durch die Bäume
zogen und sangen Psalmen:
aber das ungläubige
Volk spottete ihrer. AIs die Frommen nun gen Rama kamen, nicht
ferne von Joppe, lagerten sic sich alle am Hügel,
und beteten und sangen und priesen den Namen
Jesu, und Nicolaus sprach ju ihnen (i Cor. i, io.): Ich ermahne Euch, lieben Brüder, durch
den Namen unsers Herrn Jesu Christi, daß
Ihr alle Zeit einerley Rede führet und lasset nicht Spaltungen unter Euch seyn, sondern seyd fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist,
durch den Bund des Friedens, und hoffet auf
die Verheissung des Herrn, bis daß Ihr mehr et< fasset.
Darauf bat er sie, daß sie der Kranken
pflegten, und sie zurück sendeten nach Jerusalem, wenn sie genesen wäre. Als sie nun einander alle dieHände gaben, und Simon dem Nicolaus, sprach Simon zu ihm:
Wisse Nicolaus, daß die Zeit nicht ferne ist,
da ich mit Hanna meinen Knaben zu Jerusalem im &
98
Tempel darstelle. Darum will ich den Sitten der Väter getreu bleiben, und wenn die dreißig Tage der Reinigung meines Weibes vollends vergangen sind, gen Jerusalem ziehen mit Weib und Kind, und will die Witwe mit ihrer Tochter geleiten, denn mich vcre langet sehr Eure Gemeine zu sehen, und mit den zwölf Erwählten zu reden. Da freueten sich alle, und Simon versprach bey Nicolaus zu Herbergen, und sie schieden fröhlich von einander; die von Je rusalem gekommen waren ihres Weges, die andern gen Joppe dem Meere zu.
Das
zweyte Buch
Das erste Capitel. UngefiSvet vergingen nun den Frommen ju Joppe ihre Tage in mancherley Arbeit; aber am Morgen
und am Mittag und am Abend, nicht selten bis in
die Nacht, sammelten sic sich bald in dem Hause der Tabea, bald in dem Hause des Gerbers, bete/ ten und sangen und redeten von dem, was Phi-
lippus sie gelehrct hatte; und ihre Zahl'mehrere sich im Stillen, wegen des Friedens der unter ihnen
war:
auch bewegte Andreas viele seiner
feit zum Glauben an Christus.
Genpft
Oft kam Tabea
mit ihren Mägden zu Hanna, welche ihr HauS noch nicht verlassen durfte,
und freute sich ihre-
Glaubens und ihrer Liebe.
Aber in ihrem Hause
pflegte die fromme Jungfrau ter Armen und Kran
ke»
Martha half ihr fleißig, wenn sie ihre Kim
der gekleidet und genähret und ihres Hauses gesorr
102 gct hatte; und sic ward, indem sie das that, je
freudiger.
Es war aber keine, welche die from
men Frauen liebreicher pflegten,
als die kranke
Witwe aus Jerusalem, die zusehends unter ihren Händen genas. Simon sahe alles mit stiller und hoher Seele,
und redete oft in den Versammlungen mit heiligen
Worten; aber seit Philippus von ihm gegangen, war, sehnte sich sein Geist nach mehr Erkenntniß.
An jedem Morgen, wenn die Sonne über den Bergen hervorging, blickte er auf den Weg hinaus,
der nach Jerusalem führt, und an jedem Abend, wenn der Himmel sich röthetc, gedachte er der hei, ligen Stätten.
Als nun die dreißig Tage der Reinigung seines
Weibes bis auf den letzten Tag vergangen waren, geschahe es, daß er die Witwe aus Jerusalem mit
ihrer Tochter in dem Saale der frommen Jungfrau
völlig gekleidet fand, wie sie betete, denn sie war nun genesen und dankte Gott.
Abend
dieses
Aber
gegen den
Tages kamen Tabea und Martha
zu Hanna, nahmen sie in ihre Mitte und gingen mit ihr, da sie ihren Knaben in den Armen trug, durch
das Thor der Stadt zu dem großen Saale im Hause, der Jungfrau, welcher gepflastert war. Dort hatten sich alle Gläubige versammelt, und huben an zu singen, als die Frauen mit Hanna herein traten. (Pf. 84.) Wie lieblich sind Deine Ver sammlungen, Herr Zebaoth, meine Seele
verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn, mein Leib und Seele freuet sich in dem lebendigen Gott.
Denn der Vogel
hat ein Haus funden und die Schwalbe ihr
Nest, da sie Jungen hecken, nämlich Deine Altäre, Herr Zebaoth Mein König und mein
Gott. Wohl denen, die in Deinem Haufe wohnen, diel^oben Dich immerdar. Sela! — Wohl denen Menschen, die Dich für ihre
Stärke halten, und von Herzen Dir nach
wandeln, die durch das Jammerthal gehen,:
und machen daselbst Brunnen, und die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt. Sie er halten einen Sieg nach dem andern, daß man
sehen muß, der rechte,Gott sey zu Zion. Herr
Gott Zebaoth, höre mein Gebet, vernimm's Gott Jacob! Sela. —- Gott unser Schild,
- --------
1V4
schaue doch — siehe an das Reich DsineS
Denn ein Tag in Deinen Vor
Gesalbten.
höfen ist besser, denn sonst tausend. — Ich mill lieber der Thüre hüten in meines Gottes
Hause, denn lange wohnen in der Gottlosen Hütten.
Denn Gott der Herr ist Sonne
und Schild; der Herr gibt Gnade und Ehre;
er wird kein Gutes mangeln lassen den From men. Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf Dich verlaßt. ■
Hanna weinte vor inniger Freude; und als
der Gesang schwieg, schlug sie ihre Augen jur Erde, kniete nieder und betete.'
Darauf erhob Simon seine Stimme und sprach:
So lasset mich morgen mit meinem Weibe und Kna
ben, und der Witwe, welche bey uns genesen ist, und Ihrer Tochter gen Jerusalem ziehen, daß ich mit den zwölf Jüngern des Herrn rede, und ihre
Gemeine sehe. •
Da freueten sich alle seines Wortes, und gebo
ten: ihm den Gruß der Liebe an alle Gläubigen und
an die Mutter des Auferstandenen, und ermahnten
ihn liebreich, nun mit seinem Weibe und Kinder, tutb mit der Witwe und ihrer Tochter zur Ruhe zu
gehen. Weinend dankte darauf Salome der from men Tabea, daß sie sich ihrer Mutter erbarmet hatte; Simon bat indeß die Witwe, daß sie mit Ihrer Tochter die Nacht in seinem Hause ruhete, und mit ihnen käme, und der fromme Jüngting trug ihre Kleider, welche ihnen Tabea zur Leise bereitet hatte. Andreas und Martha begleitete« sie noch durch das Thor der Stadt bis vor die Thür ihres Hauses, und Simon versprach in sieben Ta gen wieder bey ihnen zu seyn.
Das zweyte Capitel.
Schon ehe es Tag ward, ging der fromme Jüng ling von seinem Lager, trat aus der Kammer in den Stall, rüstete die lastbare Eselin des Gerbers, nahm sie au seine Hand, führte sie vor die Thür des Hauses, und harrcte dort. Aber auch Si mon war munter; er hatte von seinem Söller schon nach Osten der beginnenden Dämmerung entgegen geblickt, und ging nun die Frauen des Hauses zu wecken. Und die Frauen traten auf den Söller, und sahen, als sie gebetet, den Jüngling.
gehen. Weinend dankte darauf Salome der from men Tabea, daß sie sich ihrer Mutter erbarmet hatte; Simon bat indeß die Witwe, daß sie mit Ihrer Tochter die Nacht in seinem Hause ruhete, und mit ihnen käme, und der fromme Jüngting trug ihre Kleider, welche ihnen Tabea zur Leise bereitet hatte. Andreas und Martha begleitete« sie noch durch das Thor der Stadt bis vor die Thür ihres Hauses, und Simon versprach in sieben Ta gen wieder bey ihnen zu seyn.
Das zweyte Capitel.
Schon ehe es Tag ward, ging der fromme Jüng ling von seinem Lager, trat aus der Kammer in den Stall, rüstete die lastbare Eselin des Gerbers, nahm sie au seine Hand, führte sie vor die Thür des Hauses, und harrcte dort. Aber auch Si mon war munter; er hatte von seinem Söller schon nach Osten der beginnenden Dämmerung entgegen geblickt, und ging nun die Frauen des Hauses zu wecken. Und die Frauen traten auf den Söller, und sahen, als sie gebetet, den Jüngling.
Da öffnete Simon das Haus, und Hann«
kam mit ihrem Knaben, und lobte den getreue» Jüngling, daß er so frühe für sie gesorget hätte.
Aber die Witwe luden sie freundlich, sich guf den Rücken der Eselin zu setzen, und legten die Kleider zu ihr und das Gerathe, welches sic
und zwey Turteltauben zum Opfer.
bedurften,
Den Säug
ling gab Hanna in die Arme der Witwe, welche
es verlangte.
Als das geschehen war- sprach Si»
moit zu dem Jüngling: So empfehle ich Dir mein
Haus Johannes, bis daß ich wiederkehre; und
reichte ihm bey diesen Worten die Hand. — Auch Hanna reichte ihm freundlich ihre Hand; und die Witwe bot ihm dankend die Rechte.
Aber als
Salome zu ihm trat, bebte das Herz des Jüngr lings.
Indeß faßte Simon den Zaum der Eselin, und leitete sie langsam mit ihrer Last, bis daß sie des Weges gewöhnet wäre.
Zur rechten, da die
Witwe den Säugling hielt, ging Hanna, und zur Linken folgte ihneit Salome mit sinnenden Schritten.
Sie waren alle still und voll Gedan,
ken, als zögen sie unter der Frische des schweigenden
Himmels
zu irisier heiligen Feyer.
Die begin«
«ende Morgenröthe, welche sich vor der Sonne herbreitete, wie ein schimmernder Teppich, erhellte die Dämmerung ihres Weges.
Aber als nun die
Vögel unter dem Himmel sich regten,
und die
Sonne sichtbar hervorging , und die Lust sich w wärmte, und die Kräuter ihren Balsam dufteten,
da brach Simon das Schweigen, und sprach: Ist es nicht heute wie an dem ersten Morgen der Schöp/ sung, als Himmel und Erde auf Gottes Wort
hervorging? Siche, als ich heute zuerst heraus
blickte, war die Erde wüste und leer, und es war finster auf der Tiefe. — Da sahe ich, wie das
Licht ward; und es fcheidett Gott das Licht von der Finsterniß, heute wie damals.
Und ich sahe es
nach einer Weile aus dem Thau des Morgens wie
eine hellere Veste über der Erde dämmern, und ich sahe, daß es der Himmel war, heute wie da/
mals.
Und als ich zurückschauete, sahe ich nun
deutlich die Sammlung der Wasser zu meinen
ßen, daß es das Meer war, und sahe das Trockne, daß es die Erde war ; und die Erde ließ vor meine« Augen, als es heller ward, aufgehen Graund Kraut, und fruchtbare Bäume, heute wie da
mals.
Und nun sehet dort das Licht des Himmels
erscheinen, daß es den Tag regiere, und scheide
Tag «nd Nacht, wie am vierten Tage der Schöpf fung.
Und alsbald regen sich die Vögel unter
dem Himmel, und die Fische im Wasser, wie am fünften Tage, als sie erschaffen wurden.
Schauet
nun dort, auf der fernen Höhe zeiget sich zuletzt die
flüchtige Gaselle; — und höret die Stimmen der
größeren Thiere, welche in den Wäldern und auf
de» Tristen zuletzt erwachen.
Und Gott segnete
sie alle und schuf den Menschen ihm zum Bilde,
zum Bilde Gottes schuf er ihn. Und die Erde war fruchtbar und herrlich berei-
»et, und es wuchsen unter Gottes
Segen
die
Bäume und das Gras, und die Kräuter; und die Thiere auf dem Felde nährcten sich, und freueten sich ein jegliches; und es wurden viele Geschlechter
der Menschen, welche über die Erde herrschten, —
und »ertheilten sich über alle Länder.
Daö Licht
des Himmels schien an jedem Morgen in die Welt;
aber die Welt erkannte nicht an ihm den, welcher es gemacht hat, durch welchen alle Dinge gemacht
sind.
Darum sandte Gott das wahrhaftige Licht:
das kam in die Welt, daß es alle Menschen erleuch ten sollte, mit innerer Klarheit; und wohnete un-
ter ihnen, und sie sahen seine Herrlichkeit, als die
Herrlichkeit eines eingebornen Sohnes vom Vater voller Gnaden
Fülle sollen
und Wahrheit.
Und von seiner
wir alle nehmen Gnade um Gnade:
denn die Gnade und Wahrheit ist durch Christus worden.
'
Also sprach Simon, und wandelte an der Seite
feines Weibes; und sie freueten sich des werdenden
Tages, der mächtig über die Berge kam.
Da
blickte der Säugling mit hellen Augen zu seiner
Mutter herüber, und Hanna erhob ihre Stimme
und sang: Das ist das Licht des Himmels, was Gottes Sonne -bringt: das leuchtet durch die Wolke», und locket aus der Erde die Frucht des Lebens. Das ist das Licht des Himmel-, was Gottes Sohn uns bringet, das leuchtet durch die Seele, und locket aus den Herze» die heilge Liebe.
Simon horchte voll inniger Freude auf de«
Gesang seines Weibes, und als sie gegen die Hügel von Rama kamen, uud noch einmal umherblickten,
da war die Erde vollends wie ein Tempel geschmückt.
Hinter sich sahen sie das dunkle Meer, von der hel
le» Luft wie ein Gewebe bewegt; vor ihnen erhoben sich die dämmernden Berge,
hinter deren Höhen
Jerusalem lag, und zu -ihren Füßen waren die
Felder mit grünen Halmen bedeckt.
Da riefen sie
alle einmüthig: Herrlich ist uns die Erde, wie mit einem neuen Lichte verkläret, seit der Sohn Gottes vom Himmel kommen ist.
Sie lagerten sich an
dem Hügel, an welchem sie mit den Gläubigen aus
Jerusalem gesessen hatten; sie erquickten sich mit
Speise und Trank, und gedachten in ihren Reden der Freunde daheim und in Jerusalem.
Das dritte Capitel. Al- sie nun durch die Straßen von Rama zogen,
hörten sie in manchen Häusern Gesänge, und sie
dachten in ihren Herzen: vielleicht sind es Gläu bige, welche also am Morgen singen: und sie zogen freudig vorüber.
Aber viele von den Hausvätern,
welche vor ihren Thüren standen, grüßten sie freund lich, und fragten sie: Ziehet ihr gen Jerusalem?
Hinter sich sahen sie das dunkle Meer, von der hel
le» Luft wie ein Gewebe bewegt; vor ihnen erhoben sich die dämmernden Berge,
hinter deren Höhen
Jerusalem lag, und zu -ihren Füßen waren die
Felder mit grünen Halmen bedeckt.
Da riefen sie
alle einmüthig: Herrlich ist uns die Erde, wie mit einem neuen Lichte verkläret, seit der Sohn Gottes vom Himmel kommen ist.
Sie lagerten sich an
dem Hügel, an welchem sie mit den Gläubigen aus
Jerusalem gesessen hatten; sie erquickten sich mit
Speise und Trank, und gedachten in ihren Reden der Freunde daheim und in Jerusalem.
Das dritte Capitel. Al- sie nun durch die Straßen von Rama zogen,
hörten sie in manchen Häusern Gesänge, und sie
dachten in ihren Herzen: vielleicht sind es Gläu bige, welche also am Morgen singen: und sie zogen freudig vorüber.
Aber viele von den Hausvätern,
welche vor ihren Thüren standen, grüßten sie freund lich, und fragten sie: Ziehet ihr gen Jerusalem?
Und als sie es bejahrten, riefen ihnen viele nach: So grüßet die Gläubigen. Und sie kamen durch manche Flecken.
Aber
jemehr der Tag sich neigte, und je weiter sie zogen,
jemehr fanden sich derer, welche ihnen also nachricr fen: Grüßet die Gläubigen und die Jünger de-
Herrn, bis daß sie gen BethschcmeS gelangten, da
es schon spät Abends war. Wie sie nun nicht wußten, wen sie um eine Herberge ansprechen sollten, gin
gen sie langsam an dem'Hause vorüber, welches am Eingänge des Fleckens lag. — Siehe, da stand an der Thüre ein Jüngling von einem blassen Angesichte,
und schien in tiefe Gedanken versunken; aber als sie ihm näher kamen, da sahe erste an, ging eilends auf sie zu, grüßete sie, und sprach:
Ziehet Ihr gen Jerusalem, und wisset keine
Herberge, so kehret bey meinem Vater ein; denn
er hat mir geboten, an der Thüre die Flüchtigen ane -urufen, deren jetzt viele nach Jerusalem ziehen.
Und Simon entgegnete: So nimm uns auf in
Deines Vaters Haus. Da faßte der Jüngling de» Zaum der Eselin,
band sie an den Brunnen, und führte Simon mit
den drey Frauen schweigend in das Gemach seines Vaters.
Sie
sahen nirgends ein Hausgeräthe,
aber an der Seite, der Thüre gegenüber, war auf einen Tisch ein Kreuz von Holz gcsrellct, und der Jüngling sprach:
„So Ihr beten wollet, so
thut es hie," und ging seinen Vater zu holen. Da wußten sie, daß hie Christus eine Statte bereitet
war.
Nicht lange, so
führte der Züngling seinen
Vater in die Kammer, denn er war blind.
Der
Vater rief: gelobt sey Christus, Gottes Sohn', und als er hörte, daß auch die Fremdlinge sich zum
Glauben bekennten, freuete er sich sehr, und sprach zu ihnen: So höret die Wunder seiner Macht.
Dieser mein Sohn war mit einem schweren Uebel
behaftet, da
ihn oftmals ein wilder Geist befiel,
daß er schäumte und mit den Zähnen knirschte; ihn
hat Christus geheftet.
Cäsarea Philippi kam,
In den Tagen als er von hörete ich von seinen Thar
ten an Blinden und Lahmen verrichtet; und machte mich ans mit meinem Sohne, und ging vier Ta gereisen hin zu ihm. kamen,
Als wir nun in die Gegend
wiesen sie nach einem Berge hin: Da
sahe ich alsbald,
daß die Höhe des Berges hell
war, wie unter einer Wolke verklaret.
Als wir
näher hinzutraten, erblickte ich die Jünger des Herrn am Fuße des Berges, und Schristgclchrte, welche mit ihnen sprachen.
Aber Jesus selbst war
mit Petrus, Jacobus und Johannes auf der Höhe des Berges, wo es hell war.
Da bat ich die Jün/
ger, daß sie meinen Sohn heilten. wiesen mich auf ihren Meister.
Aber sie ver, Alsbald kam er
mit den drey Jüngern von der Höhe des Berges,
und sein Angesicht glanzte, daß ich nicht wagte zu ihm
zu treten.
Da er
nun das Volk sahe,
was meinem Sohne gefolgct war, und die Schriftgelehrten mit den Jüngern redeten, trat er hinzu,
und sprach:
Was befraget Ihr Euch mit ihnen?
Da faßte ich Muth, und rief (Marc. 9, 17.):
Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht
zu Dir, der hat einen sprachlosen Geist. Ich habe mit Deinen Jüngern geredet, daß sie
ihn austrieben, und sie können es nicht. — Da war es, als ginge ein Schatten des Unmuths
über das Gesicht des Erlösers,
und es kam ein
Seufzen über seine Lippen; er blickte gen Himmel
und sprach: D Du ungläubiges, wundersüch-
tigeS Geschlecht, wie lange soll ich bey Euch
H
seyn? Wie lange soll ich mitEuch leiden?-Er schwieg eilte Weile und sprach darauf mit sanft
ter Stimme: Bringet ihn her zu mir.
Und
ich brachte meinen Sohn, und es befiel ihn, und riß ihn der böse Geist, da er vor dem Erlöser stand, und er fiel auf die Erde, und wälzte sich und
schäumte.
Da blickte Zesus mit einem Blicke des
Erbarmens auf meinen Sohn, und sahe auf mich,
daß es mir durch die Seele drang, und er legte die Hand auf meine Schulter, und sprach freundlich:
Sage, wie lange ist es, daß ihm dieses wi
derfahren ist? Und ich sprach: vonKind auf, und oft hat es ihn in'S Feuer und Wasser
geworfen.
Kannst Du aber,
Dich, und hilf uns.
so erbarme
Der Gottes Sohn aber
sprach zu mir, und es war mir als hörte ich eine
Stimme aus der Tiefe meiner eignen Seele, wie
ich sie nimmer gehöret (Mare. 9, 43.):
Du glauben könntest.
Wenn
Alle Dinge sind mög
lich, dem der da glaubet.
Ich wußte nicht wie mir geschah, und ich rief mit vielen Thränen, und sprach: Ja Herr, ich
glaube, hilf meinem Unglauben; und es war
als ränge in mir Tod und Leben, und das Leben
siegte.
Als sich nun das Volk von allen Seiten zu,
drängte, erhob er sich und trat gegen den Knaben und sein Angesicht glänzte wie das lodernde Feuer
des Himmels, welches die Nacht erhellt, und wie
die Flamme des Altars, welche der Hauch Gottes anbläst, ■— und mit einer erhabnen Stimme, daß
die Tiefen der Erde sich hätten wenden mögen, rer
bete er zu dem Knaben vernehmliche Worte, daß es an meinem Ohre hinging, wie der stürmende
Donner in den Derzeit; und er dräuete dem bösen
Geiste,
der in
dem Knaben war.
Aber der
Knabe schrie, und es riß in ihm der wilde Geist, und warf ihn nieder zur Erde als wäre er todt.
Und viele riefen auch: er ist todt! Aber ich blickte unverwendet auf den Gottes Sohn, und sahe wie seine Seele gleich einem Lichtstrome auf de»
Knaben fiel.
Jesus aber ergriff ihn eilends
bey der Hand, und richtete ihn auf, und er stund auf, und schwebte auf seinen Füßen und
fiel in meine Arme.
Als ich mich nun umwendete,
siehe da war Jesus mit seinen Jüngern verschwui» den, und ich stand allein mit den Letzten vom Volke.
Aber mein Sohn war genesen, und ward freyer
H 2
von seinem Uebel immer mehr. Seitdem verdun kelten sich meine Augen, und mein Geist ist eines höheren Lichtes erleuchtet. Der Alte schwieg, und es war eine Stille un ter allen, welche keiner stören mochte; und Simon blickte mit Schauder auf den Jüngling, welcher blaß und in Thränen da stand. Darauf ermahnte sie der Alte zu ruhen, und sich zu erquicken; aber es war ihnen als wohnten sie in einem Heiltgthumc und Simon schanete sehnend nach den Höhen von Jerusalem.
Das vierte Capitel.
Frühe zogen sie des andern Tages weiter, und ge gen Mittag kamen sie auf die höchste Höhe des We ges. Da erblickte Simon, in dem vollen Glanze deS Tages, der sich über Berg und Thal ergoß, die heilige Stadt mit ihre» Thürmen, aber hoch über alles leuchteten der Tempel mit dem goldnen Dache, und die erhabne Burg Zion. Hinter sich sahen sie wie einen unbcgränzten Nebel, die unend liche Weite des fernen Meeres. -Hier lasset uns
von seinem Uebel immer mehr. Seitdem verdun kelten sich meine Augen, und mein Geist ist eines höheren Lichtes erleuchtet. Der Alte schwieg, und es war eine Stille un ter allen, welche keiner stören mochte; und Simon blickte mit Schauder auf den Jüngling, welcher blaß und in Thränen da stand. Darauf ermahnte sie der Alte zu ruhen, und sich zu erquicken; aber es war ihnen als wohnten sie in einem Heiltgthumc und Simon schanete sehnend nach den Höhen von Jerusalem.
Das vierte Capitel.
Frühe zogen sie des andern Tages weiter, und ge gen Mittag kamen sie auf die höchste Höhe des We ges. Da erblickte Simon, in dem vollen Glanze deS Tages, der sich über Berg und Thal ergoß, die heilige Stadt mit ihre» Thürmen, aber hoch über alles leuchteten der Tempel mit dem goldnen Dache, und die erhabne Burg Zion. Hinter sich sahen sie wie einen unbcgränzten Nebel, die unend liche Weite des fernen Meeres. -Hier lasset uns
eine Weile ruhen, sprach Simon: und als sie sich
erquicket, rasteten sie nicht, bis daß sie gegen Abend die Mauer der heiligen Stadt berührten,
Simon
sahe die Stadt an, in welcher sie den Heiligen getödtet; es war ihm als ginge ein tiefer Schmerz durch seine Seele, er warf sich nieder auf sein Angesicht, und sie alle beteten.
Darauf zogen sie
durch das Thor, durch viele Straßen und Märkte
an hohen Gebäuden vorüber, bis die Witwe sie in eine entlegnere Gasse, vor die Thür eines geringe
ren Hauses führte, und sprach: Hier wohnet Maria, die Mutter des Johan,
nes mit dem Zunamen Marcus des Boten, welche»
Ihr zu Joppe gesehen habt, und Barnabas, dieser Maria Bruder.
Hier finden wir gewiß der Gläu
bigen und der Apostel einige, welche sich hier täg
lich gegen Abend versammeln und beten. Darauf klopfte sie an die Thür des Hauses;
da trat eine Magd hervor, die hieß Rose, und öff nete die Thür, erkannte die Witwe mit ihrer Toch ter, begrüßte sie sittsam, und bezeugte, daß die
Frommen in dem Gemache des Gartens versam melt wären.
Als sie nun die lastbare Eselin in-
nett an die Umzäunung des Hauses gebunden hatte,
führte sie die Gläubigen aus Joppe mit der Witwe
und ihrer Tochter in das Gemacht Marcus der Bote stand an der Thüre und erkannte Simon, und sie standen alle auf, grüß/ ten sie, und küsseten sie mit dem Kusse der Liebe.
Es waren dort versammelt, Maria, dieMutr tet des
Marens,
und .Barnabas
der Maria
Bruder und die beyden Jünger des Herrn, Jaco/
bus der ältere und Johannes sein sanfter Bruder.
Aber Marcus sprach zu den Versammelten-, Dieses sind die Frommen aus Joppe, bey denen Philippus geherberget hat.
Da zog Maria, die
Mutter des Marcus, Hanna mit ihrem Kinde zu sich, und freuete sich ihrer, und Barnabas legte die Hand auf Simons Stirn, und reichte ihm die
kräftige Rechte; und Johannes der Jünger des Herrn blickte freundlich lächelnd auf sie alle, und
begrüßte die Mutter mit ihrem Kinde. Es war ein freundliches Gemach, darin die
Frommen versammelt waren; die vollen Zweige des Weinstocks, welcher im Garten grünte, schlungen
sich durch die Fenster, und von Ferne kamen die
Düfte
der Blumenbeete,
Wirthin des Hauses, pflegte.
welche
Maria,
die
Daward den Fremd«
lingen sehr wohl, und Simon sprach:
Habt Ihr gebetet, als wir kamen, so lasset uns
mit Euch beten.
Und die Männer nannten ihn ih,
ren Bruder, und begrüßten ihn in Jesu Namen,
und sie beteten das Gebet des Herrn zusammen. Da war es, als höbe sich der Geist des Ger«
bers zu nie gefühlter Freude, und er sprach: Ich bin kommen Euch zu sehen, und von Eu« rem Geiste die Wahrheit zu lernen.
Dey diesen
Worten trat Johannes zu ihm und begann zu re den (Joh. io, i.): Wahrlich, wahrlich ich sage Euch, wer nicht zur Thüre hineingehet in den Schafstall, sondern steiget anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder. Der
aber zur Thüre hereingehet, der ist ein Hirt
der Schafe. Demselben thut der Thürhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und
er rufet seinen Schafen mit Namen, und füh ret sie aus.
Und wenn er seine Schafe hat
ausgelassen, gehet er vor ihnen hin; und die
Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme.
Einem Fremden aber folgen
sie nicht nach, sondern fliehen vor ihm, denn sie kennen des Fremd en Stimme nicht.
Die
sen Spruch sprach der Herr zu uns, wir aber
vernahmen es damals nicht was es war. Da sprach Jesus wiederum. — Wahrlich, wahrlich ich
sage Euch, ich bin die Thür zu den Schafen. Alle die vor mir kommen sind, die sind Diebe und Mörder gewesen; aber die Schafe haben
ihnen nicht gehorcht.
Ich bin die Thür, so
jemand durch mich eingeht, der wird selig
werden, und wird ein und ausgehen, und Weide finden.
Ein Dieb aber kommet nicht,
denn daß er stehle, würge und umbringe. Ich bin kommen, daß sie das Leben und das volle
Genüge haben sollen. Hirt;
Ich bin ein guter
ein guter Hirt lüstet sein Leben für
die Schafe. Hirt ist,
Ein Miethling aber, vernicht
deß die Schafe nicht eigen sind,
siehet den Wolf kommen, und verlässet die Schafe und fleucht; und der Wolf erhaschet
und zerstreuet die Schafe.
Der Miethling
aber fleucht, denn er ist ein Miethling und
----- -----achtet der Schafe nicht.
121 Ich bin cm guter
Hirt und kenne die Meinen, und bin bekannt den Meinen, wie mich mein Vater kennet, und Ich kenne den Vater, und ich lasse mein
Leben für die Schafe. andre Schafe, Stalle.
Und ich habe noch
die sind nicht aus diesem
Und dieselbigen muß ich herführen,
und sie werden meine Stimme hören, und
wird Eine Heerde
und Ein Hirt werden.
Darum liebet mich mein Vater,
daß ich
mein Leben lasse, auf daß ich's wieder nehme. Niemand nimmt's von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Ich habe es Macht zu las
sen und es wieder zu nehmen.
Solches Ge
bot habe ich empfangen von meinem Vater. (Joh. io, -7.)
Und meine Schafe hören
meine Stimme, und ich kenne sie und sie fol
gen mir.
Und ich gebe ihnen das ewige Le
ben, und sie werden nimmer mehr umkom
men, und niemand wird sie mir aus meiner
Hand reissen.
Der Vater, der sie mir ge
geben hat, ist größer denn alles, und nie mand kann sie aus reissen.
meines Vaters Hand
Ich und der Vater sind Eins.
(Joy. 16, 28.)
Ich bin vom Vater aus
gegangen, und kommen in die Welt; wie
derum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.
Siehe es kömmt die Stunde, und
ist schon kommen, daß ihr zerstreuet werdet, ein jeglicher in das Seine, und mich alleine
lasset; aber ich bin nicht allein, denn der
Vater ist bey mir. Solches redete Jesus und hub
(Joh. 17.)
seine Augen auf gen 'Himmel und sprach: Vater die Stunde ist hie, daß Du deinen
Sohn verklärest, auf daß Dich dein Sohn auch verkläre.
Gleich wie Du ihm^Nacht
hast gegeben über alles Fleisch, auf daß er
das ewige Leben gebe allen, die Du ihm ge
geben hast.
Das ist aber das ewige Leben,
daß sie Dich, daß Du allein wahrer Gott bist, und den Du gesandt hast,
Christum, erkennen.
Jesum
Ich habe Dich verklär
ret auf Erden, und vollendet das Werk, das Du mir gegeben hast, das ich thun sollte.
Und nun verkläre mich Du Vater, bey Dir selbst mit der Klarheit, die ich -bey Dir hatte,
ehe die Welt war.
Ich habe Deinen Na-
men offenbaret den Menschen, die'Du mir
von der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und Du hast sie mir gegeben, und sie haben.
Dein Wort behalten.
Nun wissen sie, daß
alles, was Du mir gegeben hast, sey von Dir. Denn die Worte, die Du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben; und sie ha
ben's angenommen, und erkannt wahrhaf tig, daß ich von Dir ausgegangen bin, und
glauben, daß Du mich gesandt hast. — Ich bitte für sie, und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die Du mir gegeben hast, denn sie sind Dein.
Und alles was mein ist,
daö ist Dein, und was Dein ist, das ist mein, und ich bin in ihnen verkläret. Und ich bin nicht mehr in der Welt; Sie aber sind in der Welt, und Ich komme zu Dir. Heiliger Vater erhalte sie in Deinem Namen,
die Du mir gegeben hast, daß sie eins seyn,
gleich wie wir. Dieweil ich bey ihnen war in der Welt, erhielt Ich sie in Deinem Namen:
Die Du mir gegeben hast, die habe ich bewah ret, und ist keiner von ihnen verloren, ohne das verlorne Kind, daß die Schrift erfülletwürde.
Nun aber komme ich zu Dir, und rede solches in der Welt, auf daß sie in ihnen ha ben meine Freude vollkommen.
Ich habe
Ihnen gegeben Dein Wort, und die Welt
hasset sie, denn sic sind nichtsvon der Welt, wie denn auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, daß Du sie von der Welt
nehmest, sondern daß Du sie. bewahrest vor
dem Uebel.
Sie sind nicht von der Welt,
gleich wie auch Ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in Deiner Wahrheit, Dein Wort
ist die Wahrheit.
Gleich wie Du mich ge
sandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt.
Ich heilige mich selbst für sie,
auf daß auch sie geheiligt seyn in der Wahr heit.
Ich bitte aber nicht allein für sie, son
dern auch für die, so durch ihr Wort an mich
glauben werden, auf daß sie allein eines
seyn, gleich wie Du, Vater, in mir und Ich in Dir, daß auch sie in uns eines seyn, auf
daß die Welt glaube, Du habest mich gesandt. Und Ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die Du mir gegeben hast, daß sie eines seyn,
gleich wie wir eines sind.
Ich in ihnen, und
Du in mir, auf daß sie vollkommen seyn in eines, und die Welt erkenne, daß Du'mich gesandt hast, und liebest sie, gleich wie Du mich
liebest.
Vater, ich will, daß wo ich binauch
die bey mir seyn, dir Du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die Du mir
gegeben hast, denn Du hast mich gelicbet, ehe denn die Welt gegründet ward.
Gerechter
Vater, die Welt kennet Dich nicht: Ich aber erkenne Dich, und diese erkennen, daß Du
mich gesandt hast. Und ich habe ihnen Deinen
Ramenkund gethan, und will ihnen kund thun, auf daß die Liebe, damit Du mich liebest, sey in ihnen, und Ich in ihnen.—
Johannes schwieg, und betete im Geiste mit heiligem Angesichte, hob seine Augen gen Himmel,
und senkte sie nieder auf die Versammlung, und
blickte auf Simoy und Hanna.
Jacobus stand
mit tiefer Stille zu seines Bruders Rechte; aber auf seiner Stirne lag die gewaltige Stärke seines Geistes, wie die stumme Wolke des Donners sich
um die Höhen der Berge legt.
Da keimte aus den
Herzen Simons und seines frommen Weibes der
Friede, welcher aus dem Glauben erwächst: und
wie
der Duft des Himmels nach dem Gewitter
das erquickte Leben erfüllet, so wurden ihre See/
len voll Freude. Alsbald trat Nicolaus in das Haus und bcr
grüßte Simon nnd sein Weib, und bat, daß sie mit ihm kämen bey ihm zu herbergen, obwohl er einsam in seinem Haufe wohnte.
Da entließ Bar-
nabas, der Sohn des Trostes, die Gläubigen aus seinen Händen; und Jacobus segnete den Mann, und Johannes das Weib und Maria küssete das
Kind; und sie folgten dem Nicolaus in sein Haus. Aber die Witwe und die Jungfrau gingen zu den
Ihrigen.
Das fünfte Capitel. Als nun Simon in der Kammer, die ihnen Ni colaus bereitet, bey seinem Weibe war, und Hanna
hatte das Lager geordnet, und ihren Knaben gestillet, sprach Simon: Hanna hast Du den Frie-
den gefühlet, der in den Wohnungen der Heiligen ist? Das ist das ewige Licht, welches in die Welt gekommen ist, das ist der Sohn vom Vater.
wie
der Duft des Himmels nach dem Gewitter
das erquickte Leben erfüllet, so wurden ihre See/
len voll Freude. Alsbald trat Nicolaus in das Haus und bcr
grüßte Simon nnd sein Weib, und bat, daß sie mit ihm kämen bey ihm zu herbergen, obwohl er einsam in seinem Haufe wohnte.
Da entließ Bar-
nabas, der Sohn des Trostes, die Gläubigen aus seinen Händen; und Jacobus segnete den Mann, und Johannes das Weib und Maria küssete das
Kind; und sie folgten dem Nicolaus in sein Haus. Aber die Witwe und die Jungfrau gingen zu den
Ihrigen.
Das fünfte Capitel. Als nun Simon in der Kammer, die ihnen Ni colaus bereitet, bey seinem Weibe war, und Hanna
hatte das Lager geordnet, und ihren Knaben gestillet, sprach Simon: Hanna hast Du den Frie-
den gefühlet, der in den Wohnungen der Heiligen ist? Das ist das ewige Licht, welches in die Welt gekommen ist, das ist der Sohn vom Vater.
Da sprach
Hanna,
find nicht wie wir.
wahrlich Simon,
diese
Nimmer will ich es vergessen.
Hast Du nicht Johannes gesehen, den Jünger des
Herrn, als er betete? Das war ein höheres Licht in seinen Blicken, welche wie Sterne des Aufganges am Himmelhingen: und war eine andere Klarheit, welche wie die Sonne auf dunkler Fluch in Jacobus
Augen ruhete. Nun, da ich diese gesehen, die an des
Verklarten Seite gewandelt, und an seiner Brust gelegen, nun habe ich ihn selber gesehen, und kenne
das ewige Licht, was zu Gott führt.
Da sprach
Simon: Wer an ihn gläubet, der soll selig werden:
Und sie beteten und entschliefen. Kaum aber breitete die Sonne des andern Tages den ersten neuen Schimmer über die Dächer
von Jerusalem, als Simon sein Weib weckte, und sprach:
Kleide Dich Hanna,
und nimm Deinen
Knabe», und lege ihn in Deine Arme, und komm, daß wir frühe in den Tempel gehen, mit einem
neuen Gebete den Säugling dem Gott unsrer Va, ter darzustellen.
Hanna nahm den Säugling, und
Simon trug die beyden Turteltauben, welche sie
nach Moses Gesetz zum Opfer geben wollten.
Sie
gingen durch die Kassen der Stadt juin Tempel, und stiegen die ersten Stufen hinan.
Als Simon
nun die Taube an ihren Füßen und Flügeln losete, siehe da flog sie durch die Luft der Morgenfonne zu;
und es war Simon als blickte ihn der Tauber an,
da ließ er auch ihn los, und es sprach sein Geist zu ihm(Ephes. 5,
Wandelt in der Liebe,
gleich wie Christus uns hat geliebt, und sich
selbst dargegeben für uns, zur Gabe und Opfer, Gott zu einem süßen Gerüche. —
Da warfen sich beyde hin vor Golt, und 6c; men inbrünstig, und es war ihnen, als hätten sie
zu einem bessern Leben ihren Knaben Gott gewei; het.
Aber als sie sich erhoben, und Simon sein
Weib umarmet hatte , stand zu seiner Seite ein Mann, der wie ein'Oberster unter den Juden ge kleidet war.
Da crschrack Simon,
und wollte
von dannen weichen, denn er meinte, dieser hätte alles gesehen, und möge ihn strafen, daß er den Knaben ohne ein Opfer im Tempel
dargestellet.
Aber der Oberste trat zu ihm, da ersähe, daß er sich vor ihm scheuete, und sprach (Joh. 3, 16.):
Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seb
,
nett eingebornen Sohn gab/ auf daß alle,
die an ihn glauben, nichtverloren werden,
sondern das ewige Leben haben. Gott hat sei nen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er
die Welt richte, sondern daß die Welt durch
ihn selig werde.
Wer an ihn glaubet, der
wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubet,
der ist schon gerichtet, denn er glaubet nicht
an den Namen des eingebornen Sohnes Got
Das ist aber das Gerichte, daß das
tes.
Licht in die Welt kommen ist, und die Men
schen liebten die Finsterniß mehr denn das Licht: denn ihre Werke waren böse. — Wer
Arges thut, der hasset das Licht, und kömmt nicht an das Licht, auf daß seine Werke nicht
gestrafet werden. thut,
Wer aber die Wahrheit
der kömmt an das Licht,
daß seine
Werke offenbar werden, denn sie sind in Gott gethan. Diese Worte hat Christus zu mir geredet. Darum fürchte dich nicht, so Du nicht Arges thust;
aber so Du die Wahrheit thust, so hast Du es in
Gott gethan auch heute.
Und da der Oberste das gesagt, schied er von
ihnen. Simon und Hanna wußten nicht wer er war. Es war aber Ricvdemus, einer von den Obersten des Raches, der in der Nacht zu Jesu kam, als er das erstemal in Jerusalem war, und welcher nun im Tempel sein Morgen-ebet verrich tet hatte.
Das sechste Capitel. Hndeß Simon an den Stufen des Tempels die Säulen und Hallen beschauete, welche noch immer in ihrer vorigen Pracht, aber in veralteter Herr lichkeit dastanden, siehe, so kamen die Priester in ihren Gewändern, und gingen mit finsteren Blikken schweigend an ihnen hin, daß durch die wei ten Säulengänge ihre langsamen Schritte verhalleten; und sie zündeten die Opfer und verrichteten die wiederkchrenden Gebräuche, und es stieg der Rauch der Opferthiere wie ein einsamer Nebel aus dem Inneren des Tempels. Da fühlte Simon, daß der unsichtbare Geist nicht durch blutige Opfer verehrt seyn will. Bald kamen viele Juden und verrichteten eilends ihre Gebräuche und Gebete,
ihnen. Simon und Hanna wußten nicht wer er war. Es war aber Ricvdemus, einer von den Obersten des Raches, der in der Nacht zu Jesu kam, als er das erstemal in Jerusalem war, und welcher nun im Tempel sein Morgen-ebet verrich tet hatte.
Das sechste Capitel. Hndeß Simon an den Stufen des Tempels die Säulen und Hallen beschauete, welche noch immer in ihrer vorigen Pracht, aber in veralteter Herr lichkeit dastanden, siehe, so kamen die Priester in ihren Gewändern, und gingen mit finsteren Blikken schweigend an ihnen hin, daß durch die wei ten Säulengänge ihre langsamen Schritte verhalleten; und sie zündeten die Opfer und verrichteten die wiederkchrenden Gebräuche, und es stieg der Rauch der Opferthiere wie ein einsamer Nebel aus dem Inneren des Tempels. Da fühlte Simon, daß der unsichtbare Geist nicht durch blutige Opfer verehrt seyn will. Bald kamen viele Juden und verrichteten eilends ihre Gebräuche und Gebete,
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und gingen ungerühret, wie sie gekommen waren;
und ein jeder, der an Simon und Hanna vorüber schritt, wendete sich zurück und schauere sie mit neu, gierigen Blicken an.
Nicht lange, so kamen auch
die Käufer und die Verkäufer und die Krämer und Taubenhändler, und öffneten ihre Buden unter
den Säulen des Tempels, und erhoben ein Gtt schrey, und schwuren und lästerten Gott.
Da war es Simon, als sey es eine von Gott verworfne Stätte, auf welcher er stehe, von wel,
chcr der Geist der Anbetung entwichen sey, auf
daß ein höherer Geist im Glauben die Welt erneue. Mit banger Seele entwich er sammt seinem Weibe
von den Stufen des Tempels und trat in das nie, dere Haus des Nieolaus, der ihn mit brüderlicher Freude empfing.
Da fand Simon den Tempel
der Liebe in den Armen seines Bruders,
und er
sprach zu ihm: Du sollst Gott versöhnen durch das Opfer bei,
neS Herzen«.
Als sie nun geruhet, und Hanna hatte ihre-
Knabcn gewartet, ging Nicolaus mit ihnen, durch
viele Gassen der Stadt von Haus zu HauS, zu
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vielen der Frommen, die an Christus glaubten. Und Simon setzte sich mit seinem Weibe zu allen, und fand bey allen eine freudige Liebe, und fühlte, daß es ein gleiches Band war, welches sie alle ver band , und in welchem sie alle stark waren, durch einen gemeinsamen Geist: das war der Glaube an Christus, daß Gott ihn gesandt, und erwecket und verkläret, und daß Christus bey ihnen bliebe bis an's Ende der Welt, und sie im Kampf des Guten stärkte. Denn alsbald fiel immer die Rede auf Ihn, welchen sie alle gekannt und gesehen, und von welchem ihre Seelen voll waren. Es waren viele Häuser, in welche er hinein getreten war, und manche Genesene, welche er ger heilet hatte; aber alle, die von ihm redeten, be zeugten dasselbe. Simon sahe Schwache und Starke, sahe die da stille waren, und deren Geist sich lebendig bewegte; sahe Männer und Weiber, Jünglinge und Jungfraun, Greise und Kinder: ev sahe Weinende und Fröhliche, traf sie bey ih ren Werken, daß sie arbeiteten, und an ihren Ti schen , daß sie sich erquickten; aber in ihnen allen war nur da-Eine, daß sie nach Christus schaueten: und darum waren sie stark und freudig, darum
war ein Geist der Sülle und des Friedens, war eine Liebe in einem jeglichen, aus welcher ein verr sohnter Geist hcrvorging, der sich über fie alle verbreit tete, daß sic eine Gemeinde der Heiligen wurden. Da Simon sie nun alle betrachtete, wie jeder frey und freudig den Sohn Gottes in seinem Her zen trug, nach seiner eignen Weise; da sahe er, daß es der Glaube ist, welcher vor Gott gerecht und selig macht, nicht aber die Erkenntniß noch die Werke, sondern daß die wahre Erkenntniß und die guten Werke aus dem Glauben des Menschen kommen.
Das siebente Capitel. So lange es Tag war, gingen Simon und Hanna mit Nicolaus von Haus zu Haus, und wurden mit allen denen, welche sie sahen und sprachen, in Liebe verbunden. Aber als es Abend ward, trcu ten sic in das Haus der Maria, der Mutter des Marcus, welchen sein Oheim Barnabas gen Joppe gesandt. Dort fanden sie in dem oberen Saale, welcher
war ein Geist der Sülle und des Friedens, war eine Liebe in einem jeglichen, aus welcher ein verr sohnter Geist hcrvorging, der sich über fie alle verbreit tete, daß sic eine Gemeinde der Heiligen wurden. Da Simon sie nun alle betrachtete, wie jeder frey und freudig den Sohn Gottes in seinem Her zen trug, nach seiner eignen Weise; da sahe er, daß es der Glaube ist, welcher vor Gott gerecht und selig macht, nicht aber die Erkenntniß noch die Werke, sondern daß die wahre Erkenntniß und die guten Werke aus dem Glauben des Menschen kommen.
Das siebente Capitel. So lange es Tag war, gingen Simon und Hanna mit Nicolaus von Haus zu Haus, und wurden mit allen denen, welche sie sahen und sprachen, in Liebe verbunden. Aber als es Abend ward, trcu ten sic in das Haus der Maria, der Mutter des Marcus, welchen sein Oheim Barnabas gen Joppe gesandt. Dort fanden sie in dem oberen Saale, welcher
getäfelt war, die zwölf Jünger versammelt, die Gemeinde der Heiligen, und viele Gläubigen mit ihnen. Als Simon nun mit feinem Weibe Hanna