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German Pages 161 Year 1969
Wirtschaft und Gesellschaft in Mitteldeutschland Band 7
Die Forst- und Holzwirtschaft in Mitteldeutschland
Duncker & Humblot · Berlin
Die Forst- und Holzwirtschaft in Mitteldeutschland
WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT I N MITTELDEUTSCHLAND Herausgegeben vom Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands beim Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen
Band 7
Die Forst- und Holzwirtschaft in Mitteldeutschland
M i t einem Geleitwort von Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Blohm
D U N C K E R
&
H Ü M B L O T
/
B E R L I N
Alle Rechte vorbehalten © 1969 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1969 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlin 61 Printed in Germany
Geleitwort Die vorliegende Studie haben Mitarbeiter des Forschungsbeirates verfaßt. Sie ist das Ergebnis eingehender Beobachtung des heute zu einem gewissen Abschluß gelangten Entwicklungsprozesses i n der Forst- und Holzwirtschaft Mitteldeutschlands. Noch immer ist eines der schwierigsten Probleme der mitteldeutschen Wirtschaftspolitik die endgültige Eingliederung der Land- und Forstwirtschaft i n das herrschende W i r t schaftssystem. Länger als i n anderen volkswirtschaftlichen Bereichen konnte sich hier eine beschränkte Privatinitiative behaupten, obwohl auch die Forstorganisation schon 1945 grundlegend umgestaltet wurde. I n einem langwierigen Entwicklungsprozeß wurde eine historisch gewachsene Ordnung aufgelöst und eine von den herkömmlichen Vorstellungen grundlegend abweichende Neuordnung geschaffen, die i n Besitzstruktur, organisatorischem Aufbau und Wirtschaftsführung allmählich funktionsfähig geworden ist. Der Prozeß stellt zwar keine harmonische Entwicklung zu neuen Formen der Waldbewirtschaftung dar, dafür verfolgt er aber u m so zielstrebiger die völlige Kollektivierung des Waldes. Die Stufen der Entwicklung sind vielfältig und nur schwer überschaubar: Waldwirtschaftsgemeinschaften, Waldgemeinschaften, Bewirtschaftungsgemeinschaften und schließlich die Ausgliederung aus dem landwirtschaftlichen Bereich und die Verselbständigung i n den „Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben". Auch i n der Forstwirtschaft der Bundesrepublik gibt es eine Vielzahl forstlicher Zusammenschlüsse m i t dem Ziel einer rationellen Waldbewirtschaftung. Über die Notwendigkeit der forstbetrieblichen Zusammenarbeit besteht insofern Übereinstimmung, als die Zusammenschlüsse nicht als Selbstziel, sondern als M i t t e l zur Verbesserung des Einsatzes der Produktionsfaktoren durch optimale ökonomische Dispositionen eingeführt werden. Dieses Ziel der Zusammenarbeit gilt für eine Volkswirtschaft i n ihrer Gesamtheit genauso wie für die einzelnen Teilbereiche derselben. Dennoch hat die Zusammenarbeit i n der Forstwirtschaft von den speziellen wirtschaftlichen, soziologischen und politischen Bedingungen auszugehen. Diese wurden bei der zwangsweisen Einführung der kollektiven Bewirtschaftungsformen i n Mitteldeutschland i n zweifacher Hinsicht unberücksichtigt gelassen: einmal w e i l die politisch bedingte übereilte Kollektivierung keine Zeit für forst- und betriebswirtschaftlich notwendige Anpassungsmaßnahmen ließ und zum
Geleitwort
6
anderen, w e i l die Ideologie die grundsätzlichen Unterschiede i n den einzelnen Produktionsbereichen leugnet und die Verwirklichung „industriemäßiger Produktionsmethoden" auch i m Waldbau fordert. Die Zusammenschlüsse i n der Bundesrepublik sind das Ergebnis ökonomischer, technischer und organisatorischer Überlegungen und Anpassungsmaßnahmen des nach Gewinnmaximierung strebenden forstwirtschaftlichen Unternehmers. I n der Forstwirtschaft Mitteldeutschlands dagegen bedarf es eines umfangreichen Katalogs von „ökonomischen Hebeln", wirtschaftlichen und politischen Kontrollen, u m einen Anreiz zu erhöhtem persönlichen Einsatz und zur Eigeninitiative zu erreichen. Da es bisher an einer Darstellung der strukturellen und politischen Neuordnung der mitteldeutschen Forstwirtschaft fehlte, schließt die hier vorliegende Arbeit eine merkliche Lücke. Der Band beabsichtigt zwar keine erschöpfende Analyse der Entwicklung und des Standes der Forst- und Holz Wirtschaft i n Mitteldeutschland, er stellt jedoch eine systematisch geordnete Übersicht über die vielfältigen forstpolitischen und forstwirtschaftlichen Maßnahmen Mitteldeutschlands dar. Damit ist die Möglichkeit gegeben, zu einer objektiven Beurteilung der forst- und holzwirtschaftlichen Verhältnisse i n Mitteldeutschland zu gelangen. Die Darlegungen stützen sich auf mitteldeutsche Gesetze, Anordnungen, Verordnungen und deren Durchführungsbestimmungen sowie auf die Statistischen Jahrbücher. Die Verfasser bemühen sich, auch neueste Entwicklungen i m sogenannten „Neuen ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft" zu berücksichtigen, obwohl die Fachliteratur lückenhaft oder nicht zugänglich war. Sommer 1968 Professor Dr. Dr. h. c. Georg Blohm
Inhaltsverzeichnis A. Die Waldwirtschaftliche Besitzstruktur I . Die Besitzstruktur
von 1945
13
I I . Die kommunistische Bodenreform 1. Gesetzliche Grundlagen 2. Bodenfonds 3. Nutzung des Bodenreformwaldes I I I . Die Besitzstruktur
nach der Bodenreform
B. Struktur und Leistung des Waldes
I I . Eingriffe in die Waldstruktur nach 1945 1. Die Folgen auf den Waldzustand I I I . Die heutige Leistung des Waldes 1. Leistungspotential 2. Effektive Leistung
16
19 19 20 21 23 29 29 30
C. Die Organisation der Forstwirtschafts Verwaltung I. Institutionen zur Neuordnung 1. ö r t l i c h e Instanzen 2. Mittelinstanzen 3. Zentralinstanz
33 33 33 35 35
I I . Die derzeitigen Institutionen 1. Die Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe (StFB) a) Betriebsfläche b) V o l k s w a l d c) S t r u k t u r der Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe aa) Rechtliche Stellung bb) Aufgaben cc) L e i t u n g dd) Die Arbeitsorganisation i m StFB ee) Innendienst ff) Außendienst gg) Stellung der StFB i n der Systematik der Forstbetriebe Volkseigener
13 13 14 15
19
I. Die Waldstruktur vor 1945 1. Das Waldgefüge 2. Die Leistung des Waldes vor 1945
I I I . Die Vereinigungen 1. Aufgaben
13
Betriebe Forstwirtschaft
I V . Das Staatliche Komitee für Forstwirtschaft 1. Organisation 2. Aufgaben
36 36 36 37 39 39 40 40 41 41 43 44 44 45 46 47 47
8
nsverzeichnis
D. Betrieb der Forstwirtschaft I . Die Planung
in der Forstwirtschaft
49 49
1. Die forstwirtschaftliche Planung a) Die Aufgabe der Forsteinrichtung b) Forsteinrichtungsverfahren c) Durchgeführte Erhebungen u n d Einrichtungen d) Nutzungssoll e) Forsteinrichtungsorganisation
49 49 50 50 51 52
2. Volkswirtschaftliche Planungen a) Fünfjahrpläne b) Siebenjahrplan c) Perspektivplan d) Forstwirtschafts-Prognose
53 53 53 54 55
3. Die betriebliche Planung a) Produktionspläne b) Entwicklungspläne c) K u l t u r e l l e u n d soziale Pläne d) Arbeitskräfteplan e) Absatzplan f) Investitionsplan g) Finanzplan
56 57 57 57 57 58 58 58
I I . Der Planvollzug
59
1. Planmäßige Holznutzung a) Vollzug des Einschlages b) V e r w e r t u n g der forstlichen Produktion aa) Absatzplanerfüllung bb) Holzabfuhr cc) Holzmanipulation dd) Rindennutzung ee) Harznutzung ff) Die klassischen Nebennutzungen gg) Die sonstige Produktion c) Holzpreise d) Forstwirtschaft u n d Industrie i n Konkurrenz
59 59 60 60 60 61 62 62 63 63 65 66
2. Bewirtschaftung der Waldbestände a) Aufforstung b) Waldpflege c) Pappel- u n d Flurholzanbau
66 68 70 71
3. Forstschutz a) Waldbrand b) Schädlingsbekämpfung c) Rauchschäden d) Atmosphärische Schäden e) Schäden durch den Menschen
72 72 73 74 75 75
4. Mechanisierungsmaßnahmen
76
5. L o h n - u n d Tarifwesen a) Arbeitsrechtliche Situation b) Der Betriebskollektivvertrag (BKV) c) L o h n - u n d Normentarife d) Ingenieurtechnisches Personal e) Wissenschaftliche Intelligenz
76 77 77 79 80 81
Soziale u n d kulturelle Maßnahmen
81
nsverzeichnis I I I . Kontrolle des Planvollzugs 1. Das Prinzip der wirtschaftlichen Rechnungsführung a) Finanzrechnung b) Kostenrechnung c) Nebenrechnungen d) Lohnrechnung
81 82 84 85 85 87
E. Der Privat- und Genossenschaftswald
88
I . Der Bauernwald
88
II. Die Waldwirtschaftsgemeinschaften genseitigen Bauernhilfe (VdgB) III.
und die Vereinigung
der ge-
Die Bewirtschaftungsgenossenschaften
I V . Die Auflösung
der Zusammenschlüsse
88 89 90
V. Kollektivierungsmaßnahmen 91 1. Die Waldwirtschaften der L P G 91 a) Rechtsgrundlagen 91 b) Musterstatuten 93 c) Zusammensetzung des LPG-Waldes 94 2. Die bewirtschaftung des LPG-Waldes (bis 1965) 97 3. Maßnahmen zur Änderung der Bewirtschaftung (seit 1966) 99 a) Ziele der Neuregelung 99 b) Wirtschaftsverträge 100 c) Zwischengenossenschaftliche Einrichtungen Waldwirtschaft (ZEW) 103 d) Zwischengenossenschaftliche Produktionsgenossenschaften Waldwirtschaft (ZPW) 105 VI. Der Wald sonstiger Nutzungsberechtigter 1. Fläche des Privatwaldes 2. Eigentumsverhältnisse 3. Bewirtschaftung des Privatwaldes 4. Kirchenwald 5. Die wirtschaftliche Bedeutung des P r i v a t - u n d LPG-Waldes . . F. Das Personal- und Ausbildungswesen I. Die Personallage
nach Kriegsende
II. Die Forstpersonalpolitik
der SED
I I I . Berufsausbildung 1. Lehrlingsausbildung 2. Die Forstfachschule 3. Die Forstliche Hochschule 4. Die Ausbildung der Spezialkader 5. Ausbildung von Nachwuchs für die Holzwirtschaft 6. Fernstudium 7. Fortbildung
105 105 105 105 107 107 109 109 109 110 110 111 112 112 113 113 114
I V . Wissenschaft und Forschung 115 1. Die Organisation von Forstwirtschaft u n d Forschung 115 a) Die Fakultät f ü r Forstwirtschaft Tharandt der Technischen Universität Dresden 115
nsverzeichnis
10
b) Institute neben der Forstlichen Fakultät c) Sektion Forstwesen der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften d) Deutscher Forschungsrat e) Forstzeitschriften G. Naturschutz und Landschaftspflege I. Naturschutz 1. Gesetzliche Grundlagen a) Naturschutzgebiete u n d Landschaftsschutzgebiete b) Erholungswald 2. Organisation des Naturschutzes 3. Ergebnisse des Naturschutzes I I . Landschaftsgestaltung und Landschaftspflege 1. Geschädigte Landschaft 2. V o n Schäden bedrohte Landschaft H. Jagdwesen
116 117 119 119 120 120 120 121 122 122 124 124 125 126 128
I. Jagdausübung
1945—1953
128
I I . Neuordnung des Jagdwesens 1. Gesetzliche Grundlagen a) Jagdgebiete b) Jagdbare Tiere c) Jagderlaubnisschein d) Jagdhundehaltung 2. Jagdverwaltung 3. Jagdausübung durch militärische Organisationen
128 129 129 129 130 131 131 132
I I I . Wildforschung
133
IV. Jagdstrecke
134
I . Rohholzversorgung der Holzindustrie I. Holzbearbeitung 1. Stand i m Jahre 1945 2. E n t w i c k l u n g nach 1945 3. Schnittholzbewirtschaftung II. Deckung von Holzmangel
135 135 135 136 137 138
I I I . Holzhalbwaren
140
IV. Holzverarbeitung 1. S t r u k t u r der holzverarbeitenden Industrie
141 141
2. Holzbedarf
141
V. Möbelindustrie VI. Sonstige holzverwertende VII.
Künftige
Entwicklung
142 Industrie
143 144
Anlagen
148
Literaturverzeichnis
157
Abkürzungsverzeichnis Abt. AO atro BKV BRD cbm CDU COMECON DAL DB DLG DM-Ost DWK Efm f m m. R. fmo. R GB1. GPG HOMA „I"-Gehalt Inst. KdT KPD LPD LPG M MDN MinBl Mio Mrd ORZ P-AO RGBl SBZ SED SKF SMA SMAD StFB StFlB
= = = = = = = = =
= = = = = =
= = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = =
Abteilung Anordnung Absolutes Trockengewicht Betriebskollektivvertrag Bundesrepublik Deutschland Kubikmeter Ost-CDU Rat f ü r gegenseitige Wirtschaftshilfe (Ostblockstaaten) Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (Sitz Ost-Berlin) Durchführungsbestimmung Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft Deutsche M a r k — Ost Deutsche Wirtschaftskommission Erntefestmeter Festmeter m i t Rinde Festmeter ohne Rinde Gesetzblatt der „Deutschen Demokratischen Republik" Gärtnerische Produktionsgenossenschaft Holzmeßanweisung Ingenieurgehalt Institut K a m m e r der Technik Kommunistische Partei Liberaldemokratische Partei Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Ostmark (ab 1968) M a r k der Deutschen Notenbank (bis 1967) Ministerialblatt Million Milliarde Organisations- u n d Rechenzentrum Preisanordnung Reichsgesetzblatt Sowjetische Besatzungszone Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Staatliches Komitee für Forstwirtschaft Sowj etische Militäradministration Sowjetische Militäradministration i n Deutschland Staatlicher Forstwirtschaftsbetrieb Staatlicher Forstwirtschafts-Lehrbetrieb
Abkürzungsverzeichnis
12 t TAN Tfm TGL VAN VdgB (BHG) VEB VEG V f m m. R V f m o. R. VO V0B1 WB-Forstwirtschaft WFG ZB1 ZEW ZPW ZVOB1
= = = =
= =
= = = = = = =
= = = = =
Tonne Technisch begründete Arbeitsnorm Tausend Festmeter Technische Normen, Gütebestimmungen und Lieferungsbedingungen Vorläufige Arbeitsnorm Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (Bäuerliche Handelsgenossenschaft) Volkseigener Betrieb Volkseigenes Gut Vorratsfestmeter m i t Rinde Vorratsfestmeter ohne Rinde Verordnung Verordnungsblatt Vereinigung volkseigener Betriebe Forstwirtschaft Wildforschungsgemeinschaft Zentralblatt Zwischengenossenschaftliche Einrichtung Waldwirtschaft Zwischen-Produktionsgenossenschaft Waldwirtschaft Zentralverordnungsblatt
A. Die waldwirtschaftliche Besitzstruktur I. Die Besitzstruktur vor 1945 Vor dem Zusammenbruch i m Jahre 1945 betrug die Waldfläche i n dem späteren sowjetisch besetzten Mitteldeutschland 3,065 M i l l . ha. Hiervon entfielen 1 : 1 124 700 ha = 36,7 v H auf den Staatswald 487 000 ha = 14,2 v H auf Kommunalforsten, einschl. W a l d senschaften, Kirchen u. a. 1 503 300 ha = 49,1 v H auf Privatforsten.
von
Genos-
Der Privatwald hatte i n Mitteldeutschland 1937 folgende Besitzgrößenstruktur: 22 v H 26 v H 16 v H 36 v H
Elleinstwaldbesitz bis zu 10 ha Größe Kleinwaldbesitz zwischen 10—100 ha Größe mittlerer Waldbesitz zwischen 101—500 ha Größe größerer Mittelbesitz u n d Großwaldbesitz über 500 ha Größe.
Der volkswirtschaftlich ungünstig zu beurteilende Kleinstwaldbesitz war i n Mitteldeutschland vor dem Kriege erheblich geringer vertreten als i m Durchschnitt des Deutschen Reiches (22 v H gegenüber 29 vH). Eine Waldbesitzstruktur, i n der der öffentliche Wald sich m i t dem privaten Waldbesitz die Waage hält, kann als gesund angesehen werden, da sie allen Funktionen des Waldes gerecht wird. „Die internationale Forstpolitik hält ein wohl ausgewogenes Gleichgewicht i m A n t e i l der einzelnen Waldbesitzformen, also eine entsprechende Mischung von Wald i n öffentlicher und privater Hand und i m A n t e i l der einzelnen Waldbesitzformen, die sich i n ihrer Bedeutung für die Allgemeinheit sehr wertvoll ergänzen, für den Idealzustand 2 ." I I . Die kommunistische Bodenreform 1. Gesetzliche Grundlagen I m Herbst 1945 verkündeten die Präsidenten der sich bildenden fünf Länderregierungen entsprechend einem Befehl der Sowjetischen Militär1
Quelle: Sonderdruck der Hilfsgemeinschaft „Grüne Farbe", 1957. Heske: Gutachten zur Durchführung der Bodenreform i n Schleswig-Holstein, Lauenburg 1949. 2
14 administration
A. Die waldwirtschaftliche Besitzstruktur in Deutschland 8
d u r c h V e r o r d n u n g e n die
Bodenreform.
Sie wurde als „unaufschiebbare nationale, wirtschaftliche und soziale Notwendigkeit" begründet und bedeutete die entschädigungslose Enteignung des land- und forstwirtschaftlichen Eigentums einschließlich allen lebenden und toten Inventars des Großgrundbesitzes, der Großbauern von 100 ha Fläche an aufwärts sowie der „Kriegsverbrecher" und aktiven Nationalsozialisten. Der enteignete land- und forstwirtschaftliche Besitz wurde dem Bodenfonds zugeführt.
2. Der Bodenfonds
M i t der Bodenreform vollzog sich ein folgenschwerer Strukturwandel der bisherigen historisch gewachsenen Größenordnungen des Waldbesitzes i n Richtung des Kleinflächenwaldes. Die i m allgemeinen gut bewirtschafteten Rittergutsforste, zumeist von den Eigentümern i n Vorausschau des kommenden Geschehens vor Beginn der Bodenreform verlassen, wurden zuerst enteignet. Es folgten die Wälder derjenigen Großbauern, deren land- und forstwirtschaftlicher Besitz über 100 ha groß war. Auch auf Teile des Staatswaldes und des Kommunalwaldes, obwohl letzterer von der Bodenreform ausgeschlossen war, wurde zurückgegriffen. Eine Zwischenbilanz vom 1.1.1946 4 weist die Enteignung von 825 555 ha Privatwald, 78 102 ha Staatsforstfläche und 11 604 ha Kommunalwald aus. Diese Zahlen erfuhren durch Fortsetzung der Enteignungen und Beschlagnahme des Waldes geflüchteter Bauern i n den nächsten Jahren noch eine Steigerung um mehr als 126 000 ha. Wälder der Kirche und Stiftungen sowie wissenschaftlicher Institutionen blieben von der Bodenreform verschont. Nach dem erst i m Jahre 1949 erklärten Abschluß der Bodenreform w i r d die dem Bodenfonds zugeflossene Waldfläche m i t 1 041 832 ha angegeben5. Hiervon erhielten: Umsiedler (Flüchtlinge) Neubauern u n d Landarbeiter ohne L a n d landarme Bauern A l t b a u e r n zur Aufstockung ihres Waldes Kleinpächter Arbeiter u n d Angestellte nicht landwirtschaftlicher Berufe Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe
108 367 140 327 83 802 61 920 9 400 29 228 6 477
ha ha ha ha ha ha ha
Der Rest von 602 311 ha enteigneten Waldes wurde „Volkswald". Die Aufteilung des Waldes geschah i m allgemeinen i n Parzellen von der 8
Befehl der S M A D Nr. 97 v o m 13.10.1945. Abt. Bodenreform der Deutschen V e r w a l t u n g f ü r L a n d - u n d F o r s t w i r t schaft. 5 Heidrich: Bericht über 10 Jahre sozialistische Forstwirtschaft. Zeitschrift „Forst & Jagd", Nr. 10/1959. 4
II. Die kommunistische Bodenreform
15
denkbar unwirtschaftlichen Größen von 3—5 ha. A u f Befehl der SMA mußten etwa 70 000 ha zwecks Überführung i n landwirtschaftliche N u t zung gerodet werden. 3. Nutzung des Bodenreformlandes
Den neuen „Eigentümern" wurde das ausschließliche Alleinverfügungsrecht über den ihnen zugeteilten Wald durch Aushändigung einer Besitzurkunde übertragen, m i t Auflage der i m Grundbuch einzutragenden Unverkäuflichkeit, Unverpachtbarkeit und Unpfändbarkeit gegen Zahlung eines Preises, der für Wald weniger als die Hälfte des für Ackerland zu entrichtenden Betrages ausmachte. Es war nicht mehr als eine Anerkennungsgebühr. I n Sachsen-Anhalt 6 erhielten Neu-Eigentümer zusätzlich das Recht, „die erworbenen Waldflächen nach forstwirtschaftlichen Grundsätzen zu holzen und zu roden". Ähnliche Bestimmungen finden sich i n den Anordnungen zur Bodenreform der anderen Länder. Diese Freibriefe nutzten die neuen Besitzer zu umfangreichen Tauschgeschäften. Brenn- und Nutzholz waren begehrte Tauschobjekte für Nahrungsmittel und Industriegüter geworden. Daß bei den hierfür vorgenommenen Eingriffen i n die Waldsubstanz selbst die elementarsten forstwirtschaftlichen Grundsätzen außer acht gelassen w u r den, konnte bei der nicht vorhandenen Sachkenntnis der neuen Besitzer, der nicht gerade waldfreundlichen Einstellung der Verwaltungsstellen und bei der von der SMA verbreiteten Wertung des Waldes als schnellstens zu demontierendes Kriegspotential nicht Wunder nehmen. Als die Geißel des Schwarzhandels m i t Holz besonders schwer auf den aufgeteilten Privatwäldern lastete, machten einige ehemalige Privatforstbeamte den Versuch zum Zusammenschluß von waldbesitzenden Neubauern. Sie hofften, daß innerhalb solcher dörflicher Gemeinschaften waldfreundlich eingestellte Mitglieder ihren mäßigenden Einfluß geltend machen und die Fortsetzung der beginnenden Waldverwüstung unterbinden würden. Diesen weit vorausschauenden und später als richtig anerkannten Bestrebungen konnte damals nur wenig Erfolg beschieden sein. Wo sich auf Grund der Unterstützung einzelner Neubauern Ansätze zur Bildung von Waldgemeinschaften abzeichneten, gingen sie Ende 1946 wieder verloren, als Gerüchte von einem zu erwartenden Einschlagsverbot einen erneuten heftigen Ansturm m i t A x t und Säge auf den Wald auslösten. Der 1948 von der politischen Führung aufgenommene Gedanke, den aufgeteilten Wald zu Wirtschaftsgemeinschaften zusammenzuschließen, • V I I . Ausführungsbestimmung zur Bodenreform i n der Provinz SachsenAnhalt.
16
A. Die waldwirtschaftliche Besitzstruktur
kam insoweit zu spät, als die Minderung der Waldbestockung bereits bedenklich weit fortgeschritten war. Nicht unerwähnt bleiben soll i n diesem Zusammenhang das Eintreten früherer Forstverwaltungsbeamter und Wissenschaftler für die Walderhaltung, die nach dem Zusammenbruch sich für eine Mitarbeit zur Verfügung gestellt hatten. Ihrem persönlichen Einfluß bei den maßgeblichen Politikern der Ortschaften, der Kreise sowie der Länder, m i t denen zusammen sie bis 1945 gemeinsam i n der politischen Front gegen den Nationalsozialismus gestanden hatten, ist es zu verdanken, daß mancher wertvolle Waldbesitz, i n dem der forstliche Nachwuchs noch heute seine wissenschaftlichen Studien bestreiten kann, der A x t und Säge nicht zum Opfer gefallen ist (z. B. Bärenthoren, Nedlitz, Sauen). I I I . Die Besitzstruktur nach der Bodenreform Die Bodenreform hat eine grundlegende Änderung der Besitzstruktur des Waldes i n Mitteldeutschland zur Folge gehabt. Sie zeigte am 31.12. 1966 folgendes Bild: 65 v H Volkswald, d. h. zu „Volkseigentum" erklärter W a l d (davon 1 v H W a l d der V E G = 19 468 ha)? 29 v H Waldwirtschaften der L P G f Kirchenwald b V ± 1 \ Privatwald
ca. 1 910 773 ha 853 150 ha? ca. 24 583 ha ca. 160 740 ha 2 949 246 ha?
Unter den Ländern des Comecon kann Mitteldeutschland zu den waldreichen Ländern gerechnet werden, es steht jedoch gemessen an der Waldfläche pro Kopf der Bevölkerung (=0,18 ha) vor Ungarn (=0,13 ha) an vorletzter Stelle (vgl. Tabelle 1 und 2).
7
„Statistisches Jahrbuch der DDR", 1967.
2
0,8 93
20
3,5 7> 8 zugeordnet. Deren A u f 9 gaben gingen 1955 an die Unterabteilungen Forstwirtschaft bei den A b teilungen Landwirtschaft der Bezirksregierungen über. Schließlich wurde i m Jahre 1963 die Forstwirtschaft aus der allgemeinen Verwaltung durch Auflösung der Unterabteilungen Forstwirtschaft bei den Bezirksräten herausgelöst. Seitdem werden ihre Belange von fünf Vereinigungen Volkseigener Betriebe Forstwirtschaft (VVB Forstwirtschaft) 10 wahrgenommen. Sie wurden räumlich auf der Grundlage von forstlichen Produktionsgebieten abgegrenzt. 3. Zentralinstanz
Dem häufigsten Organisationswechsel unterlag die Zentralinstanz. Es sollen nur die wichtigsten Stufen der Entwicklung aufgezeigt werden: A u f Veranlassung der SMA wurde 1945 durch Eigenbeschluß 11 eine Forstabteilung bei der Deutschen Verwaltung für Land- und Forstwirt5 V O über die B i l d u n g von Staatl. Forstwirtschaftsbetrieben v o m 14. 2.1952, GBl. Nr. 26, S. 149. 6 Statut der Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe v o m 8.8.1952, M i n B l . Nr. 35 v o m 15. 7.1952. 7 A O v o m 10. 8.1952, M i n B l . Nr. 36, S. 127/128. 8 A O v o m 22.12.1952, ZB1. Nr. 1/1953. 9 A O über die Auflösung der V S t F B v o m 1. 4.1955, GBl. I I Nr. 19, S. 130. 10 Beschluß über die Veränderung der L e i t u n g der Forstwirtschaft v o m 10.10.1963, GBL. I I Nr. 93, S. 731. 11 Ordnung der Forstwirtschaft i n der sowjetischen Besatzungszone v o m 29.10.1945 (erlassen v o m Zentralforstamt).
3*
36
C. Die Organisation der Forstwirtschaftsverwaltung
schaft unter der Bezeichnung Zentralforstamt gebildet. Das Zentralforstamt hatte kaum Einwirkungsmöglichkeiten auf die Landesforstämter. 194712 erfolgte die Eingliederung des Zentralforstamtes der Verwaltung für Land- und Forstwirtschaft i n die Deutsche Wirtschaftskommission (DWK). Nach Verkündung der Verfassung und der Ende des Jahres 1949 gebildeten Regierung der „Deutschen Demokratischen Republik" fand die zentrale Lenkung der Forstwirtschaft ihren Platz zunächst als Hauptabteilung im Ministerium für Land- und Forstwirtschaft und anschließend i n dem vorübergehend bestehenden Ministerium für Landwirtschaft, Erfassung und Forsten. Nach Bildung der StFB i m Jahre 1952 nannte sich die Hauptverwaltung zeitweise Hauptverwaltung Staatlicher Forstwirtschaftsbetriebe (HVStFB). Entsprechend dem seit Herbst 1962 i n der UdSSR bestehenden Vorbild erstand 1963 anstelle des Ministeriums für Landwirtschaft, Erfassung und Forsten der Landwirtschaftsrat beim Ministerrat 13. I n dessen Produktionsabteilung bildete sich am 1. 5. 196514 anstelle der Hauptverwaltung Forstwirtschaft das Staatliche Komitee für Forstwirtschaft Es ist seitdem die Zentralinstanz der Forstwirtschaft. I I . D i e derzeitigen Institutionen 1. Die Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe (StFB)
a) Betrieb sfläche Für den Vollzug der einheitlichen forstwirtschaftlichen Verwaltung und Bewirtschaftung ist Mitteldeutschland auf 94 Staatliche Forstwirtschaftsbetriebe (s. Anlage 4) — nachstehend m i t der Abkürzung StFB bezeichnet — aufgeteilt. Ein weiterer Betrieb besteht für den Ostsektor von Berlin m i t rd. 9 000 ha Wald. Zur forstlichen Betriebsfläche gehört i n Mitteldeutschland grundsätzlich nur der Holzboden; die Nichtholzbodenfläche nur dann, wenn dies für die Durchführung der Aufgaben des forstwirtschaftlichen Betriebes erforderlich ist. Die Betriebsgröße der einzelnen StFB schwankt erheblich. Die kleinsten Betriebe liegen i m Harz und Thüringerwald und die größten — davon einige bis zu 40 000 ha und mehr — i n der Mark Brandenburg. I m Durchschnitt verfügen i m Mittelgebirge die Betriebe über 17 000 ha Wald i n Eigenbewirtschaftung und 4 000 ha Betreuungswald, i n der Ebene da12
S M A - B e f e h l Nr. 138 v o m 27. 6.1947. Erlaß des Staatsrates der DDR über die Planung u n d Leitung der Volkswirtschaft durch den Ministerrat v o m 11. 2.1963, GBl. I Nr. 1, S. 1 ff. 14 Beschluß über die B i l d u n g des Staatlichen Komitees für Forstwirtschaft v o m 8. 4.1965, GBl. I I Nr. 50, S. 339. 13
II. Die derzeitigen Institutionen
37
gegen über 33 000 ha eigenbewirtschafteten Wald und 25 000 ha Betreuungswald. b) Volkswald Rd. 1,8 M i l l . ha Waldfläche ging i m Jahre 1952 i n den Besitz der StFB über. Es fiel ihnen zu: Der aus dem Bodenfonds zugewiesene enteignete P r i v a t - u n d Staatswald; der K o m m u n a l w a l d , u n d zwar sowohl der zu Beginn der Bodenreform zunächst den Gemeinden übergebene W a l d als auch der gesamte nicht enteignete übrige K o m m u n a l w a l d ; W a l d öffentlicher Stiftungen u n d Gebietskörperschaften; W a l d volkseigener Industriebetriebe, der Bergbaubetriebe u n d Wasserwirtschaftsbetriebe; W a l d der Schiffahrtsbetriebe; W a l d der Reichsautobahn; W a l d der Reichsbahn; W a l d ehemaliger Truppenübungsplätze, Munitionslager u n d anderer m i l i t ä r i scher Einrichtungen, soweit er aus der Sequestrierung von der Besatzungsmacht freigegeben w a r ; der W a l d der Staaten Mecklenburg, Thüringen u n d Sachsen; der W a l d des durch die Zonengrenzziehung i m J u l i 1945 abgeschnittenen Teiles des Braunschweigischen Staates i m Ostharz.
Der Wald der früheren Staatsdomänen ist i m allgemeinen i n die Volkseigenen Güter (VEG) eingegliedert worden. Einen besonderen Rechtsstatus behielten die ebenfalls übernommenen Waldungen des Deutschen Reiches und des ehemaligen Preußischen Staates. Sie waren, da die SBZ nicht als ihr Rechtsnachfolger galt, seinerzeit von der Besatzungsmacht beschlagnahmt 15 , aber aus der Sequestrierung nicht freigegeben worden. Sie umfaßten 80 v H des Waldes der öffentlichen Hand und sollten von den Betrieben nur als „ i n verwaltungsmäßige Zuständigkeit" gegeben angesehen, also treuhänderisch verwaltet und nicht als Volkseigentum erklärt werden 1 6 . Dieselbe rechtliche Behandlung sollte auf die durch nachträgliche Änderung der Zonengrenzziehung stellenweise abgeschnittenen und i n die SBZ einbezogenen Waldflächen angewandt werden. A l l e anderen gleichfalls beschlagnahmten und von den StFB übernommenen Waldflächen sind durch den A k t der 15
SMA-Befehl Nr. 124 v o m 30.10.1945; SMA-Befehl Nr. 126 v o m 31.10.1945. A n m e r k u n g : Vertreten w i r d auch die Ansicht, daß durch das Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus u n d der Arbeitsweise der staatlichen Organe v o m 23. 7.1952, GBl. S. 613, das ehemalige Reichs- u n d Preußische Staatsvermögen ebenso Volkseigentum geworden sei w i e das Vermögen des durch SMA-Befehl Nr. 154 aufgelösten Grundbesitzes. 16
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C. Die Organisation der Forstwirtschaftserwaltung
Freigabe 17 Volkseigentum geworden und i n der Eigentümerspalte des Grundbuches durch den Vermerk ausgewiesen 18 : „Der StFB N.N. als Rechtsträger." Umständliche vermögensrechtliche Folgerungen sind in der betrieblichen Praxis von den StFB aus dem unterschiedlichen rechtlichen Status der Waldungen des ehemaligen Deutschen Reiches und des ehemaligen Staates Preußen nicht gezogen worden. Wie die übrigen oben aufgeführten Waldflächen sind auch diese i n die globale Bezeichnung „Volkswald" aufgegangen. Als Volkseigentum ist der Volkswald unveräußerlich und genießt besonderen Rechtsschutz. Seiner Herkunft nach besteht der Volkswald der StFB zu 57 v H aus ehemaligem Staatswald, zu 29 v H aus enteignetem Privatwald, zu 14 v H aus früherem Kommunalwald und anderen Waldungen der öffentlichen Hand. Neben dem Volkswald der StFB gibt es noch Volkswald i n der Rechtsträgerschaft anderer juristischer Personen wie Volkseigene Güter, Universitäten und Forschungsinstitute. Der Minister des Inneren hat die Rechtsträgerschaft über die für die Nationale Volksarmee benötigten Waldflächen. I m ganzen ist die nicht i n Rechtsträgerschaft der StFB stehende Volkswaldfläche auf etwa 5 v H des gesamten Volkswaldes anzusetzen. Volkswaldflächen, die für den Fortgang des Bergbaus i n Anspruch genommen werden, verbleiben i n Rechtsträgerschaft der StFB. Den volkseigenen Bergbaubetrieben gegenüber gibt es während der Zeit des Abbaus weder Anspruch auf Förderzins noch auf Schadenersatz. Die StFB können nur Erstattung der Grundsteuern, die auf Abbauflächen entfallen, und Rückgabe der Flächen i n rekultivierbarem Zustand beanspruchen. Müssen Holzbodenflächen der StFB auf Dauer ihrem Zweck entzogen werden — z. B. für den Straßenbau —, erfolgt eine Übertragung der Rechtsträgerschaft auf den zuständigen volkseigenen Betrieb 1 9 . Die Erfassung aller für die Eingliederung i n die StFB heranzuziehenden Volkswaldflächen zog sich über mehrere Jahre hin. Auch erfuhr die räumliche Abgrenzung der StFB i n den ersten Jahren ihres Bestehens noch manche Änderung, besonders auch durch Verminderung ihrer Zahl 17
S M A - B e f e h l Nr. 97/1946. Vgl. Franzky: „Die Regelung des Waldeigentums", Mitteilungsblatt „Grüne Farbe", August 1968. 19 A O über das Verfahren bei Veränderungen i n der Rechtsträgerschaft an volkseigenen Grundstücken v o m 21.8.1956, GBl. I Nr. 79, S. 702 ff. 18
II. Die derzeitigen Institutionen
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von 104 auf 95. Die ursprüngliche Absicht, die Betriebsbereiche m i t forstlichen Wuchsgebieten zusammenfallen zu lassen, ließ sich nicht v e r w i r k lichen. c) Struktur
der StFB
Für jeden StFB ist ein Statut errichtet. Ursprünglich bestand ein einheitliches Statut für alle Betriebe, das 195220 erlassen und 195421 neu gefaßt wurde. Es wurde 1959 durch ein Rahmenstatut 22 abgelöst. I m Rahmen seiner Grundsätze hat sich jetzt jeder einzelne StFB ein Statut gegeben, das von der Mittelinstanz genehmigt werden mußte. Es enthält neben den für die volkseigenen Produktionsbetriebe geltenden Bestimmungen spezielle Angaben über die wirtschaftliche Tätigkeit 2 3 . M i t dieser Regelung konnte das Rahmenstatut aufgehoben werden. Die VO vom 9. 2.1967 w i r d nach Anordnung des Landwirtschaftsrates auch auf die Forstwirtschaft angewandt und erklärt als Hauptaufgabe des volkseigenen Produktionsbetriebes: „ E r hat auf Grundlage der Perspektivplanung und Jahrespläne i n Ausnutzung der ökonomischen Gesetze des Sozialismus m i t dem geringsten Aufwand einen höchstmöglichen Ertrag zu erzielen und damit einen Beitrag zum maximalen Zuwachs am Nationaleinkommen zu leisten 2 4 ." aa) Rechtliche Stellung Jeder StFB ist juristische Person und hat den Status eines volkseigenen Betriebes. Sein Zweck ist, als Rechtsträger von Volkseigentum die Rechte und Pflichten wahrzunehmen, die sich aus dem i h m eingegliederten Volkseigentum ergeben. Verantwortlich und rechenschaftspflichtig für die organisatorische und ökonomische Tätigkeit des Betriebes ist der Betriebsleiter. Er und sein Stellvertreter — Produktionsleiter — sind i m Register der volkseigenen Wirtschaft eingetragen. I m Rechtsverkehr vertritt der Leiter den Betrieb allein m i t Einzelzeichnungsbefugnis. I m Falle seiner Verhinderung w i r d er vom Stellvertreter m i t einem vom Betriebsleiter hierzu Bevollmächtigten vertreten. Verfügungen über Zahlungsmittel bedürfen der Gegenzeichnung durch den Hauptbuchhalter oder seinen Vertreter. 20
Bekanntmachung des Statuts der StFB v o m 8. 8.1952, M i n B l . Nr. 35. Statut der StFB v o m 10.12.1954, GBl. I I Nr. 2 v o m 14.1.1955, S. 14 ff. 22 A O über die Aufgaben der StFB u n d die Betreuung des L P G - u n d P r i v a t waldes v o m 11. 2.1959, GBl. I Nr. 11, S. 121 ff. 23 V O über die Aufgaben, Rechte u n d Pflichten des volkseigenen P r o d u k tionsbetriebes v o m 9. 2.1967, GBl. I I S. 121. 24 A O zur Regelung zweigbedingter Besonderheiten i n der L a n d - u n d Forstwirtschaft bei der A n w e n d u n g der V O über die Aufgaben, Rechte u n d Pflichten des volkseigenen Produktionsbetriebes v o m 1. 6.1967, GBl. I I S. 408 ff. 21
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C. Die Organisation der Forstwirtschaftsverwaltung bb) Aufgaben
Die StFB verwalten das i n ihrer Rechtsträgerschaft stehende bewegliche und unbewegliche Betriebsvermögen. Wirtschaftliche Schwerpunktaufgabe ist die rationelle Bewirtschaftung und der Schutz des Volkswaldes m i t dem Ziel, die Holzproduktion quantitativ u n d qualitativ maxim a l zu steigern, die landeskulturellen Wirkungen des Waldes zu erhöhen und die Volkswirtschaft planmäßig m i t Rohholz, Rinde, Harz und Produkten des Massenbedarfs zu versorgen. Hinzu kommen die Hoheitsaufgaben und die zeitweilig vorrangig gewesenen Betreuungsaufgaben. Die Hoheitsaufgaben sind verwaltungsrechtlicher A r t und müssen von den StFB i m Gesamtwald Mitteldeutschlands, also über 2,9 M i l l . ha ausgeübt werden. Sie bestehen vornehmlich i n Durchsetzung der Erfüllung von Einschlagauflagen u n d der Auflagen für Waldpflege, Walderneuerung und Forstschutz. Die Betreuungsaufgaben bestehen i n betrieblicher Anleitung, K o n trolle u n d wirtschaftlicher Hilfestellung i m genossenschaftlich bewirtschafteten Sektor des Waldes, i m P r i v a t w a l d sowie i m Volkswald, der den StFB nicht eingegliedert ist. Diese Aufgaben fielen den StFB erst i m Laufe einer langwährenden organisatorischen Entwicklung zu. Jahrelang bestand auf diesem Arbeitsgebiet eine hemmende Doppelgleisigkeit der Zuständigkeit. Als die StFB ihre Arbeit aufnahmen, wurden i n 88 Kreisen m i t Unterstellung unter die Dezernate Landwirtschaft der Kreisräte Kreisforstämter eingerichtet 25 . Sie wurden 1956 in Sachgebiete Forstwirtschaft26 umgewandelt, die i n 99 Kreisen entstanden. Sie sollten die Waldungen außerhalb der StFB betreuen. Beide Institutionen gerieten i n Kompetenzstreit m i t den StFB. Daher wurde i m Jahre 1958 die Betreuung des Genossenschafts- u n d Privatwaldes i n die alleinige Zuständigkeit der StFB gegeben. Die Sachgebiete Forstwirtschaft bei den Kreisen wurden aufgelöst 27 und die bis dahin von den Kreisen angestellten und bezahlten Bauernförster, soweit geeignet, von den StFB übernommen. Bei den Kreisen wurden Beauftragte für das Forst- und Jagdwesen eingesetzt. Ihre Aufgabe ist begrenzt auf die M i t w i r k u n g bei Erteilung von Umlagebescheiden und Einziehung der Verwaltungsgebühren sowie auf das Jagdwesen.
cc) Leitung Der Leiter des StFB ist Direktor u n d führt die Berufsbezeichnung Oberforstmeister. Die stark herausgestellte persönliche Verantwortlich25 Erste Durchführungsbestimmung zur VO über die Bildung von StFB vom 12. 7.1952, GBl. Nr. 93, S. 588. 28 Dritte Durchführungsbestimmung zur VO über die Bildung von StFB vom 11.1.1956, GBl. I Nr. 7, S. 73 ff. 27 Anweisung über die Aufgabe der sozialistischen Umgestaltung der Landund Forstwirtschaft vom 23.4.1958 (nicht veröffentlicht).
II. Die derzeitigen Institutionen
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keit des Betriebsleiters erstreckt sich auf das gesamte Betriebsgeschehen einschließlich der Dienstaufsicht über alle Angestellten des Betriebes und w i r d nicht durch die Mitverantwortlichkeit der Mitarbeiter abgeschwächt. Team-Arbeit ist das ungeschriebene Gesetz für den Leiter volkseigener Betriebe. I h r kann sich auch der Direktor eines StFB nicht entziehen, wenn er nicht i n den Ruf von Selbstherrlichkeit kommen w i l l . Seine Arbeitsweise soll die aktive M i t w i r k u n g der Werktätigen, besonders der Betriebsgewerkschaftsorganisation, an der Leitung des Betriebes gewährleisten und fördern. Ein Produktionskomitee mit einem Neuererund Produktionsrat unterstützt den Betriebsleiter. dd) Die Arbeitsorganisation i m StFB Für die Struktur gelten die nach gesetzlichen Bestimmungen aufgestellten und genehmigten Stellenpläne. I m Innendienst sind i m Durchschnitt 30 Personen je Betrieb beschäftigt. Der Normal-Stellenplan für das Betriebsbüro hat folgende Gliederung: Betriebsleitung Direktor* B GL-Vorsitzender KaderInstrukteur* Verantwortlicher f ü r Planung* Stenotypistin
ProduktionsAbteilung
Kaufmännische Abteilung
Abt. Rechnungswesen
Produktionsleiter* Nutzungsingenieur Waldbauleiter Arbeitstechnologe Arbeitsökonom Transportleiter Sachbearbeiter f ü r den F u h r p a r k 1 Stenotypistin
Kaufmänn. Leiter* Fakturist 2 Sachbearbeiter f ü r Rohholz Vermessungsingenieur Stenotypistin
Hauptbuchhalter* Finanzbuchhalter Anlagenbuchhalter Bestandsbuchhalter Fakturist 2 Betriebsabrechner 3 L o h n - und KostenRechner Materialverwalter
Die m i t * Bezeichneten gehören dem Leistungskollektiv an und sind der Disziplinarordnung unterworfen 2 8 . Weicht der Betriebstyp erheblich von dem normalen Typ i m Aufgabenumfang ab, so ist eine stärkere oder schwächere Stellen-Dotierung möglich. ee) Innendienst Die Bediensteten des Innendienstes sind i n ihrem jeweiligen Aufgabenbereich für den Betrieb i n seiner ganzen Ausdehnung verantwortlich. Die Arbeit ist auf eine Vielzahl von Personen aufgeteilt, aber stark unter sich verzahnt. Jeder muß ein Spezialist auf seinem Gebiete sein, ohne den Zusammenhang m i t dem Ganzen zu verlieren. Eine Dienst28
Disziplinarordnung v o m 10. 3.1955, GBl. I S . 217 ff.
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C. Die Organisation der Forstwirtschaftsverwaltung
anweisung gibt es nicht. Es hat sich folgende Aufgabenteilung herausgebildet: Der Kaderinstrukteur berät u n d unterstützt den Betriebsleiter bei der V e r w i r k l i c h u n g der personalpolitischen Richtlinien u n d ist f ü r ihre Durchführung verantwortlich. Er w i r k t bei A u s w a h l u n d Beurteilung des Personals m i t . Er überwacht die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Grundsätze bei Einstellungen u n d Entlassungen aller Betriebsangehörigen. Er schlägt diejenigen vor, die zur Fortbildung auf Fachschulen u n d Lehrgänge entsandt werden sollen u n d setzt den Berufsausbildungsplan durch. Der Verantwortliche für die Planung erstellt die gesamte Planung. Er organisiert die Beteiligung der Belegschaft an der Planung u n d kontrolliert die E r f ü l l u n g der Pläne u n d schlägt aufgrund von betriebswirtschaftlichen A n a l y sen Maßnahmen zur E r f ü l l u n g der Pläne u n d Ausschöpfungen vorhandener Reserven zur Steigerung der Produktion, Arbeitsproduktivität u n d Rentabilität vor. Der Produktionsleiter ist f ü r die Durchführung der Rohholzgewinnung, f ü r die Holzabfuhr u n d f ü r die A r b e i t auf den Holzausformungs- u n d Verladeplätzen verantwortlich. E r überwacht die Sorten- u n d qualitätsgerechte Holzbereitstellung u n d Holzausnutzung nach den Vorschriften der Holzmeßanweisung (HOMA). E r organisiert die Harzgewinnung u n d die „Sonstige Produktion". F ü r die i h m außerdem obliegende E r f ü l l u n g der Planaufgaben f ü r Walderneuerung, Waldpflege, Wegebau, Forstschutz sowie Saat- u n d Pflanzgutgew i n n u n g steht i h m der Waldbauleiter zur Seite, der auch für Waldbrandorganisation, K o n t r o l l e der Forstschädlinge u n d Schädlingsbekämpfung zuständig ist. F ü r Beurteilung von Verbesserungsvorschlägen, A n w e n d u n g neuer Arbeitsmethoden u n d moderner Technik hat der dem Produktionsleiter unterstellte Arbeitstechnologe zu sorgen. Der Arbeitsökonom sorgt f ü r die E r m i t t l u n g technisch begründeter Arbeitsnormen, M a t e r i a l - u n d Kapazitätsverbrauchsnormen zur Durchsetzung des Leistungsprinzips u n d kontrolliert die E i n h a l t u n g der Arbeitsschutzbestimmungen. Der Transportleiter ist der Gehilfe des Produktionsleiters f ü r die A n - u n d Zulieferung des Rohholzes. Der Kaufmännische Leiter hat den gesamten E i n - u n d Verkauf i n der Hand. Er w i r k t bei der Aufstellung des Absatzplanes m i t u n d sorgt aufgrund Einweisung der Bedarfsträger f ü r die E r f ü l l u n g des Absatzplanes. Er ist v e r antwortlich f ü r die Preiskalkulation u n d Rechnungstellung. A u f g r u n d des Materialbedarfsplanes k a u f t er das M a t e r i a l einschließlich Roh- u n d Hilfsstoffen ein u n d kontrolliert den Materialverbrauch. A u f g r u n d des Zulieferungsplanes organisiert er den A u f k a u f der i m L P G - , P r i v a t - u n d sonstigen V o l k s w a l d anfallenden Rohhölzer. Der Hauptbuchhalter ist verantwortlich f ü r die Einhaltung der Wirtschaftsu n d Finanzdisziplin. Seine Pflichten i n bezug auf die Ordnungsmäßigkeit des Rechnungswesens u n d i n bezug auf Einhaltung der Grundsätze der Wirtschaftlichkeit des StFB sind die gleichen w i e f ü r die Hauptbuchhalter der volkseigenen Industriebetriebe 2 9 . 29 V O über die Stellung der Hauptbuchhalter i n den Betrieben der volkseigenen u n d der i h r gleichgestellten Wirtschaft u n d den ihnen übergeordneten Dienststellen v o m 17. 2.1955, GBl. I S . 139 ff.
II. Die derzeitigen Institutionen
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ff) A u ß e n d i e n s t
Die Zahl der Außendienstbezirke jedes StFB hängt von der Ausdehnung des Betriebsbereichs, den Hauptholzarten und ihrer Altersstruktur, der Höhe des Holzeinschlags und dem Umfang der Walderneuerungsaufgaben, der Zahl der Holzmanipulationsplätze und der durchschnittlichen Waldarbeiterzahl ab. Als Norm gilt, daß jeder Betrieb i n Oberförstereien aufgegliedert ist, deren Größe zwischen 5 000 ha bis 8 000 ha Holzbodenfläche liegt. Die rd. 500 Oberförstereien sind i n rd. 3 000 Revier försterbezirke aufgeteilt. Ihre Größe beträgt i n der Ebene durchschnittlich 1 000 ha Holzboden, i m Mittelgebirge durchschnittlich 800 ha. Die Vergrößerung der Reviere und Veränderung der Oberförstereien sowohl als kleinste territoriale Leistungseinheiten als auch Planungsund Abrechnungseinheiten ist angekündigt und soll noch 1968 durchgeführt werden. Der Oberförster untersteht dem Betriebsleiter unmittelbar. Er organisiert die Ausarbeitung der Wirtschaftsplanvorschläge u n d ist f ü r die E r f ü l l u n g der Planaufgaben i n seinem Bereich verantwortlich. Seine Tätigkeit besteht i n Kontrolle, A n l e i t u n g u n d Förderung der i h m unterstellten Revierförster. Der Revierförster untersteht unmittelbar dem Oberförster. Er f ü h r t sämtliche Aufgaben zur E r f ü l l u n g der Wirtschaftspläne i n seinem Dienstbereich durch. V o n seiner A r b e i t hängt der Betriebserfolg i n hohem Maße ab.
I m Hinblick auf unterschiedliche Fähigkeiten zeichnet sich als neue Entwicklung ab, die für einen fest begrenzten Dienstbezirk verantwortlichen Revierförster durch Funktionsrevierförster zu ersetzen, welche Spezialaufgaben versehen. Neben den Revierförstern bzw. Funktionsrevierförstern sind als weitere Spezialisten i m Außendienst tätig: Harzmeister, der dem Produktionsleiter des Betriebes untersteht und für die Aufgaben der Harzgewinnung persönlich verantwortlich ist; Platzmeister, ebenfalls dem Produktionsleiter unterstehend und verantwortlich für eine maximale Ausnutzung des Holzes auf den i h m zugewiesenen Manipulationsplätzen und für die Ausführung der Verladeaufträge. Ein Platzmeister soll maximal 20 000 Verladeeinheiten bewältigen; Kampmeister für die Forstpflanzennachzucht i n Großkämpen. Er untersteht dem Waldbauleiter des Betriebes. Darrmeister unterstellt.
i m Bedarfsfall, er ist dem Waldbauleiter des Betriebes
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C. Die Organisation der Forstwirtschaftsverwaltung gg) Stellung der StFB i n der Systematik der Forstbetriebe
Die Lokalinstanz der Forstwirtschaft Deutschlands ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts i m Forstamts-System organisiert. Merkmale 3 0 dieses Systems — früher Oberförster system genannt — sind: — Volle wirtschaftliche und technische Verantwortlichkeit des Forstamtsvorstandes für die gesamte Betriebsführung. — Volle akademische Ausbildung des Forstamtsvorstandes. — Träger des Außendienstes sind Beamte des gehobenen Dienstes i n der Stellung von Mitarbeitern. — Mäßige Größe des Betriebes, die eine Überschaubarkeit durch den Betriebsleiter gewährleistet. I n der heutigen Zeit der Rationalisierung geht der Trend der Betriebsgröße — bisher durchschnittlich 3 000 ha — auf Ausweitung bis 6 000 ha. — Die Dienstbezirke der Revierförster sind territorial einstufig. Nach dieser Systematik wäre der StFB eher dem Inspektions-System, verbunden m i t einem Funktionalsystem, als dem Forstamtssystem zuzurechnen. Die Inspektionstätigkeit besteht i n der forstbetrieblichen und verwaltungsmäßigen Koordination durch die Betriebsleiter i m ganzen Betriebsbereich. Inzwischen haben sich die StFB als Organisation so gefestigt, daß ihre innere Fortentwicklung nicht angezweifelt zu werden braucht, obwohl organisatorische Änderungspläne i n den Leitungsgremien laufend erörtert werden. Sie befassen sich jedoch hauptsächlich m i t dem Ziel, die innere Struktur der StFB so umzugestalten, daß sie als Eckpfeiler der gesamten Forstwirtschaft zu höheren Leistungen als bisher befähigt werden. Gedacht w i r d daran, die Bindung an schematische Stellenpläne zu lockern und den Betriebsleitern die Ermächtigung zu geben, den Einsatz ihres Personals i m Rahmen festgelegter Gehaltsfonds an neue Entwicklungen des Arbeitsablaufs und der Technik anzupassen. I I I . D i e Vereinigungen Volkseigener Betriebe Forstwirtschaft
Die fünf Vereinigungen volkseigener Betriebe Forstwirtschaft — nachstehend m i t der amtlichen Abkürzung V V ß Forstwirtschaft bezeichnet — haben ihren Sitz i n Suhl: StFB der Bezirke Erfurt, Gera, Suhl u n d v o m Bezirk Halle die StFB Wernigerode u n d Blankenburg. Karl-Marx-Stadt (Chemnitz): StFB der Bezirke Dresden, Leipzig, K a r l - M a r x Stadt u n d v o m Bezirk Halle der StFB Dübenerheide. 30 Prof. Dr. Hasel: „Organisation der staatlichen Forstverwaltung i n der Unterstufe", Allgemeine Forstzeitschrift v o m 30.10.1965, Nr. 44.
I I I . Die Vereinigungen Volkseigener Betriebe Forstwirtschaft
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Cottbus: StFB der Bezirke Frankfurt/Oder u n d Cottbus. Potsdam: StFB des Bezirks Potsdam, v o m Bezirk Magdeburg die StFB Zerbst, Burg, Genthin, Colbitzerheide, Salzwedel, Gardelegen, Neuhaidensieben u n d v o m Bezirk Halle der StFB Roßlau. Waren-Müritz: StFB der Bezirke Rostock, Schwerin, Neubrandenburg. D i e A b g r e n z u n g d e r V V B F o r s t w i r t s c h a f t deckt sich n i c h t i n j e d e m F a l l m i t den politischen Grenzen der Bezirke der A l l g e m e i n e n V e r waltung. Jede V V B F o r s t w i r t s c h a f t f a ß t d u r c h s c h n i t t l i c h 19 S t F B z u s a m m e n . Der L e i t e r einer V V B Forstwirtschaft ist Generaldirektor u n d f ü h r t die Berufsbezeichnung Oberlandforstmeister.
1. Aufgaben Die Aufgaben der V V B Forstwirtschaft sind nicht administrativer N a t u r , da die S t F B v e r w a l t u n g s m ä ß i g s e l b s t ä n d i g sind. D i e V V B F o r s t w i r t s c h a f t s i n d d e n B e t r i e b s l e i t e r n gegenüber n i c h t w e i s u n g s b e r e c h t i g t . Die W B Forstwirtschaft sind wirtschaftliche Führungs- u n d Leitungsorgane f ü r die i h n e n z u g e h ö r i g e n S t F B . A l s Schwerpunktaufgaben sind zu nennen: A n l e i t u n g der StFB auf produktionstechnischem Gebiet; A n l e i t u n g u n d K o n t r o l l e bei der Planaufstellung; A n l e i t u n g u n d sonstige H i l f e auf dem Gebiete der Finanzwirtschaft, Finanzkontrolle u n d Prüfung des Rechnungswesens; Ausarbeitung technisch-wirtschaftlicher Kennziffern u n d Auswertung der Betriebsabrechnungen; Rohholzbilanzierung der nicht zentral erfaßten Positionen; Kontrolle der Arbeitskräftelenkung, des Arbeitsschutzes u n d der technischen Sicherheit; L e n k u n g der Materialversorgung; Kontrolle der Einhaltung personalpolitischer Richtlinien, der Lehrlingsausbildung u n d Fortbildung der Fachkräfte; Beratung i n Rechtsfragen; Auswertung der Betriebsarchive zur Förderung der Produktion u n d der w i s senschaftlichen Forschung. A u f holzwirtschaftlichem Gebiet w i r k e n die V V B Forstwirtschaft bei der Rohholzbedarfsermittlung m i t , koordinieren die qualitäts- u n d bedarfsgerechte Versorgung der holzbearbeitenden u n d holzverarbeitenden Industrie, unterstützen die Maßnahmen zur Einsparung von Holz u n d sorgen f ü r günstige Lieferbeziehungen zwischen StFB u n d Bedarfsträgern auf der Grundlage entsprechender Liefer- u n d Bezugspläne. I n Sicht a u f d e n S t a n d o r t d e r V V B F o r s t w i r t s c h a f t i m V e r w a l t u n g s s y s t e m der R e g i e r u n g b e d e u t e t i h r e E i n r i c h t u n g w e n i g e r e i n e n A k t der D e z e n t r a l i s a t i o n als e i n e n solchen der D e k o n z e n t r a t i o n , n ä m l i c h eine A u f g a b e n v e r l a g e r u n g v o n der Z e n t r a l i n s t a n z nach u n t e n d e r a r t , daß das
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C. Die Organisation der Forstwirtschaftsverwaltung
Staatliche Komitee für Forstwirtschaft jederzeit eingreifen kann, u m die V V B Forstwirtschaft auf die Linie der zentralen Forstpolitik auszurichten. Die Zahl der i n den V V B Forstwirtschaft beschäftigten Personen ist nicht bekannt. Vorgesehen ist, den V V B Forstwirtschaft wie den StFB auf der Grundlage von Rahmenstrukturplänen 3 1 unter Anwendung entsprechender Kennziffern globale Gehaltsfonds vorzugeben, so daß die innere A r beitsgliederung und die Einstufung der Mitarbeiter nach den geltenden Tarifbestimmungen vom Generaldirektor selbstverantwortlich vorgenommen werden kann. Hiermit soll erreicht werden, daß die Struktur der V V B Forstwirtschaft differenziert nach den vorliegenden Bedingungen und Erfordernissen gestaltet werden kann. Die noch i n Aufbau befindlichen Ingenieurbüros haben am 1. Januar 1968 ihre Arbeit bei den V V B Forstwirtschaft aufgenommen 32 . Sie sollen sich aus dem Verkauf ihrer Arbeitsergebnisse an die StFB selbst finanzieren. Diese zusätzliche Institution soll die Leitungstätigkeit der V V B Forstwirtschaft erhöhen und die durchgängige Rationalisierung der Produktions- und Arbeitsprozesse der StFB einschließlich der Verwaltung durch Fertigung von Wirtschafts- und Rationalisierungsprojekten erreichen. Zur Kontrolle der Tätigkeit der V V B Forstwirtschaft und ihres Generaldirektors sind Gesellschaftliche Räte gebildet worden. Sie bestehen aus Mitarbeitern des Bereiches der StFB und staatlicher Organe, wissenschaftlicher Institutionen sowie holzbe- und holzverarbeitender Betriebe und deren übergeordneten Organen. I V . Das Staatliche Komitee für Forstwirtschaft
I m Einsetzungsbeschluß 33 heißt es: „Das Staatliche Komitee f ü r Forstwirtschaft ist das Organ des L a n d w i r t schaftsrates der Deutschen Demokratischen Republik f ü r die wissenschaftliche u n n d technische Leitung der Forstwirtschaft auf der Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen der Deutschen Demokratischen Republik. Es hat eine maximale Steigerung der Rohholzerzeugung u n d die planmäßige Rohholzbereitstellung zur Versorgung der Volkswirtschaft u n d die ständige Steigerung der Arbeitsproduktivität zu sichern." 31 Heidrich: „Die nächsten Aufgaben bei der Entwicklung u n d Festigung der sozialistischen Forstwirtschaft". I n : „Sozialistische Forstwirtschaft", Heft 9/ 67, S. 265. 32 Waldow: „Erhöhung des Niveaus der Leitungstätigkeit der W B Forstwirtschaft Potsdam". I n : „Sozialistische Forstwirtschaft", Heft 9/67, S. 290 ff. 33 Beschluß über die B i l d u n g des Staatlichen Komitees für Forstwirtschaft v o m 8. M a i 1965, GBl. I I Nr. 50, S. 339/340.
I V . Das Staatliche Komitee f ü r Forstwirtschaft
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1. Organisation
Das Staatliche Komitee für Forstwirtschaft hat sich als Zentralinstanz für die Forstwirtschaft am 1. M a i 1965 konstituiert. Es setzt sich aus 20 Personen zusammen. Sein Vorsitzender und Leiter führt die Berufsbezeichnung Generalforstmeister, dessen Stellvertreter Oberstlandforstmeister. Der Generalforstmeister ist i n persönlicher Verantwortlichkeit tätig und den V V B Forstwirtschaft und StFB gegenüber weisungsberechtigt. Als Mitglieder des SKF sind vom Vorsitzenden des Landwirtschaftsrates ernannt und berufen: Die Leiter der Abteilungen u n d der Inspektion des Staatlichen Komitees, der Direktor des Forstwirtschaftlichen Institutes i n Potsdam, der Sekretär der Sektion Forstwesen der Deutschen Akademie der L a n d w i r t schaftswissenschaften zu Berlin, ein Direktor eines Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes, zwei Vorsitzende von waldbesitzenden LPG, zwei Vorsitzende einer Zwischengenossenschaftlichen Einrichtung W a l d w i r t schaft, ein Vertreter der Staatlichen Plankommission, ein Vertreter des Industrieministeriums, ein Vorsitzender des Rates eines Kreises, ein Vorsitzender eines Kreislandwirtschaftsrates, ein Vertreter des Zentralvorstandes der Gewerkschaft L a n d u n d Forst, der Leiter des zentralen Holzkontors, ein Vertreter der Landwirtschaftsbank, ein Revierförster, ein Brigadeleiter, ein Forstfacharbeiter.
Dem Komitee unterstehen die V V B Forstwirtschaft, der StFB Neuhaus, das Forstwirtschaftliche Institut Potsdam, der VEB Forsttechnik Oberlichtenau und die Zentrale Zuchtbuchstelle für Hundesport i n Halle. 2. Aufgaben
Das Staatliche Komitee für Forstwirtschaft t r i t t i n der Regel vierteljährlich zur Beratung zusammen. Die geschäftliche Behandlung vollzieht sich i n zwei Abteilungen und einer Inspektion: A b t e i l u n g Planung u n d Ökonomik Abteilung Produktion Inspektion, Jagd u n d Naturschutz.
Diese sind für folgende Aufgaben zuständig 34 : Grundsatzfragen der Entwicklung, Leitung, Planung u n d Finanzierung der Produktion; 84 Die i n ihrer Größe unbekannten Waldungen auf Truppenübungsplätzen u n d sonstigem Gelände der Nationalen Volksarmee unterstehen nicht dem SKF, sondern dem Minister des Innern. Er verfügt über eine eigene Forstorganisation.
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C. Die Organisation der Forstwirtschaftsverwaltung
Ausarbeitung u n d Bilanzierung des Jahresplanes; Rohholzbilanzierung f ü r zentral zu erfassende Positionen; Unterstützung der W B Forstwirtschaft als ökonomische Führungszentren; Grundsatzfragen der Ökonomik, Technik u n d ihrer Analysen; Ausarbeitung v o n Grundsätzen zur Unterstützung u n d Förderung einer I n t e n sivierung der Waldwirtschaften der L P G durch Kooperationsbeziehungen m i t den StFB; Erteilung von Forschungsaufgaben an die Wissenschaft zur Steigerung der P r o d u k t i v i t ä t der Wälder, der nachhaltigen Verbesserung der Höhe u n d S t r u k t u r des Holzvorrates, der rationellsten Ausnutzung des Bodens durch standortgerechten Holzartenanbau u. a.; Durchsetzung des personalpolitischen Entwicklungsprogramms f ü r Auswahl, Einsatz, Qualifizierung u n d Förderung der leitenden Forstangestellten; Förderung der Arbeitsproduktivität durch V e r m i t t l u n g neuester Erkenntnisse der Wissenschaft u n d Technik; Ausarbeitung v o n Preisen f ü r forstwirtschaftliche Erzeugnisse entsprechend den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen; Lenkung der materiellen u n d finanziellen M i t t e l f ü r Investitionen; Ausarbeitung von Grundsätzen f ü r die Einführung technisch begründeter A r beitsnormen; planmäßige Entwicklung der Standardisierung i n der Forstwirtschaft; Förderung des Neuerer- u n d Erfinderwesens u n d Durchführung von Erfahrungsaustauschen ; Koordinierung u n d Leitung prognostischer u n d laufender Arbeiten, die über den Verantwortungsbereich der V V B Forstwirtschaft hinausgehen.
D. Betrieb der Forstwirtschaft I . D i e P l a n u n g i n der Forstwirtschaft
Jede sinnvolle wirtschaftliche Betätigung pflegt m i t gründlicher Planung zu beginnen. Wie i n allen Zweigen der mitteldeutschen Volkswirtschaft ist auch i n der Forstwirtschaft i m Laufe der zurückliegenden beiden Jahrzehnte die Planung zu einem hochgradig perfektionierten System verschiedenartig ineinander verzahnter langfristiger und kurzfristiger Einzelpläne entwickelt worden, die auf einen steten Leistungszuwachs der forstwirtschaftlichen Produktion ausgerichtet sind.
1. Die forstwirtschaftliche Planung Merkmal für einen geordneten Forstwirtschaftsbetrieb ist i n Ost und West gleichermaßen seit mehr als 150 Jahren das Vorhandensein einer i n 10- oder 20jährigem zeitlichen Turnus wiederholten ForSteinrichtung. a) Die Aufgabe der For Steinrichtung Die konventionelle Forsteinrichtung bezweckt die umfassende periodische Erfassung der forstlichen Tatbestandsmerkmale eines Forstbetriebes und deren Darstellung; sie untersucht das gegenwärtige und zukünftige optimale Leistungspotential. Hieraus leitet sie den Nachhaltshiebssatz her und empfiehlt die technischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die den höchsten nachhaltigen Wirtschaftserfolg des Betriebes erwarten lassen. Der Vorsitzende des Staatlichen Komitees für Forstwirtschaft stellt der mitteldeutschen Forsteinrichtung i m ökonomischen System der Planung und Leitung die Aufgabe 1 , „auf der Grundlage von Aufträgen m i t vertraglichem Abschluß mittels moderner Methoden der Datenverarbeitung insbesondere die natürlichen P r o d u k tionsgrundlagen der Forstwirtschaft einschließlich technologischer Merkmale periodisch zu inventarisieren, den Waldaufschluß u n d seine räumliche O r d nung zu bestimmen u n d die E n t w i c k l u n g der lebenden Holzvorräte i n den StFB zu kontrollieren". 1 Heidrich: „ Z u r Umprofilierung des forstwirtschaftlichen Instituts Potsdam". I n : „Die Sozialistische Forstwirtschaft", Heft 10/1967, S. 332/333.
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D. Betrieb der Forstwirtschaft
I n der grundsätzlichen Zielsetzung besteht also Übereinstimmung m i t der konventionellen Forsteinrichtung der Bundesrepublik. I n praxi ist aber der Einfluß der Forsteinrichtung auf das Betriebsgeschehen i n M i t teldeutschland größer. b) Forsteinrichtungsverfahren Für die Forsteinrichtung hat Richter, Eberswalde, ein Verfahren der Vorratsermittlung durch Stichproben auf mathematisch-statistischer Grundlage entwickelt 2 , welches zu den modernsten Verfahren gehört. Das Kartenwesen ist auf der Deutschen Grundkarte 1: 5 000 aufgebaut und durch Flurstück-Zusammenfassung vereinfacht. Jeder Einrichtung geht eine umfassende Standorterkundung und -Kartierung 3 voraus. Aus ihr werden Standorteinheiten als unterste Einrichtungs-, Wirtschaftsund Buchungseinheiten entwickelt. I n der mehrfach geänderten und ergänzten Einrichtungsanweisung 3 fehlt nichts, was dazu dient, eine tiefgründige Waldzustandserfassung zu erreichen. Sie unterscheidet sich von dem traditionell geprägten bestandsweisen Inventurverfahren i n der Bundesrepublik nur i n der Methodik der Holzvorratserhebung durch Stichproben. Das bei der Außenaufnahme anfallende Zahlen- und Datenmaterial w i r d für die zentrale elektronische Auswertung verschlüsselt. Mitteldeutschland ist gegenwärtig das einzige sozialistische Land, das neben einer intensiven Forsteinrichtung permanente Großraumtaxen auf mathematisch-statistischer Grundlage unter Aufnahme von 0,1 bis 2 v H des Areals durchführt. Diese vermitteln sowohl Kenntnisse über die Produktionsverhältnisse und -Möglichkeiten als auch der Entwicklungstendenzen. Sie zeitigen m i t relativ geringem Aufwand relativ aussagesichere Ergebnisse und liefern Grundlagen besonders für langfristige Planungen. c) Durchgeführte
Erhebungen und Einrichtungen
Die 1945 i n allen Staatsforsten und größeren Privatforsten Mitteldeutschlands vorhandenen Einrichtungswerke gingen zum Teil i n den letzten Kriegsereignissen unter oder wurden später durch Unwissenheit über ihren Wert vernichtet. Andere wurden durch Bodenreform und Organisationsänderungen, die zu völlig neuen Betriebs- und Einrichtungseinheiten führten, für die Wirtschaft unbrauchbar. 2 Richter: Das neue Forsteinrichtungsverfahren — Vorläufige Betriebsregelungsanweisung —. Referat, gehalten auf der Arbeitstagung der Forsteinrichter der DDR v o m 7.—26.11.1952 i n Eberswalde. Deutscher Bauernverlag. 3 Richter: Leitsätze für Standorterkundung u n d Kartierung, Vorläufige Betriebsregelungsanweisung v o m 15. 2.1953, hrsg. i m Landwirtschaftsverlag.
I. Die Planung in der Forstwirtschaft
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U m schnell einen ersten Überblick über die veränderten Besitz- und Waldstrukturverhältnisse zu erhalten, wurde auf Veranlassung der SMAD m i t Stichtag 1. 4.1946 die primitive, für die forstliche Praxis wenig brauchbare sogenannte Waldfonds-Erhebung durchgeführt. Sie erfaßte 2 693 M i l l . ha Waldfläche und stellte aufgrund bewußt vorsichtiger Schätzung einen Durchschnittswert von 95 V f m je ha fest. Schon genauer war die Waldzustandserfassung i m Volkswald durch die Forsterhebung m i t Stichtag 1. 4.1949. Sie wurde verbunden m i t einer groben mehrjährigen Nutzungsplanung und ergab eine Volkswaldfläche von 1,8 M i l l . ha m i t einem Durchschnittsvorrat von 101 V f m je ha. Die Feststellung des Nachhaltshiebssatzes aufgrund vollständiger Neueinrichtung nach dem Richter'schen Verfahren wurde betriebsweise i m Jahre 1953 i n Angriff genommen. I m Jahre 1955 wurde die einheitliche Leitung der Neueinrichtungen i n die Hand des Institutes für Forsteinrichtung und Standorterkundung 4 mit Sitz i n Potsdam gelegt, des späteren Institutes für Forstwirtschaft 5. Bis 1963 konnte der erste Durchlauf abgeschlossen werden, so daß jeder StFB i m Besitz eines zeitnahen fundierten Betriebswerkes m i t Nachhaltshiebssatzfeststellung war. Zur Zeit läuft der zweite Durchlauf m i t Überprüfung der ersten Einrichtungen. Bedauerlich nur, daß die Betriebsleiter durchschnittlich 10 Jahre lang ohne Einrichtungsunterlagen wirtschaften mußten und dadurch zum Schaden des Waldes nicht i n der Lage waren, übertriebenen Nutzungsanforderungen staatlicher Stellen entgegenzutreten. Später als i m Volkswald begannen Bemühungen, eine Holzvorratsermittlung und Nutzungsplanung einfacher A r t auch i m Privatwaldsektor i n Gang zu setzen6. Diese Arbeiten schritten wesentlich langsamer voran, weil die Flächenabgrenzungen der Kleinwaldungen lange schwankten. Erst i m Jahre 19617 wurde die gründliche Einrichtung von LPG- und Privatwald ebenfalls nach dem Richter'schen Verfahren i n Angriff genommen, die aber noch nicht abgeschlossen ist. d) Nutzungssoll Wie dargestellt, w i r d der Nachhaltshiebssatz gewissenhaft ermittelt und festgelegt. Daneben w i r d aber bei Abschluß der Einrichtung eines jeden 4
A O über die Errichtung des Instituts f ü r Forsteinrichtung u n d Standortserkundung v o m 12. 4.1955, GBl. I I Nr. 21, S. 137. 5 A O über die B i l d u n g u n d das Statut des Forstwirtschaftlichen Institutes v o m 28. 7.1964, GBl. I I Nr. 81, S. 701. 6 V O über die Pflichtablieferung f ü r Rohholz, Rinde u n d Harz v o m 1. 9.1955, GBl. I Nr. 76, S. 622 ff. 7 A O zur Erhöhung der Ertragsfähigkeit des L P G - u n d Privatwaldes v o m 21. 3.1961, GBl. I I I Nr. 11, S. 137. 4*
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D. Betrieb der Forstwirtschaft
StFB ein Nutzungssoll festgesetzt. Es w i r d mit den Vertretern der hinzuzuziehenden Stellen der staatlichen Verwaltung und unter Beteiligung der Forstwissenschaft ausgehandelt. Letzten Endes kommt als Nutzungssoll ein durch forstfremde Belange beeinflußter Kompromiß zwischen den Grundsätzen der Nachhaltswirtschaft und den Rücksichten auf die Bedarfsdeckungswirtschaft, die unter Holzmangel leidet, heraus. Das für den Einschlag i m Betrieb maßgebende Nutzungssoll liegt daher i n der Regel über dem von der Forsteinrichtung ermittelten Nachhaltshiebssatz und kann die Nachhaltigkeit gefährden. e) Forsteinrichtungsorganisation I m Laufe der Zeit hat sich i n Mitteldeutschland die Ansicht durchgesetzt, daß die Forsteinrichtung mit Vermessung, Kartographie und Standortkartierung eine forstliche Dienstleistung für die V V B Forstwirtschaft und für die StFB darstellt. Sie ist daher ab 1.1.1968 aus dem oben erwähnten Forstwirtschaftlichen Institut i n Potsdam herausgelöst worden. Dem Institut verbleiben die Aufgaben der Koordinierung auf dem Gebiete des Neuerer- und Erfindungswesens sowie der Standardisierung und der Betriebswirtschaft. Unter der Bezeichnung wissenschaftlichtechnisches Zentrum untersteht es dem SKF. Der Direktor des Institutes ist zugleich Mitglied des SKF. Die Forsteinrichtung ist am 1. Januar 1968 einem neu gebildeten volkseigenen Betrieb, dem VEB Forstprojektierung 8 übertragen worden. Dieser ist juristisch und wirtschaftlich selbständig und finanziert sich aus Verträgen m i t den W B Forstwirtschaft und den StFB über Durchführung von Vermessungen, fotogrammetrischen und kartographischen A r beiten, Standorterkundungen, Forsteinrichtungen und Projektierungen für forstliche Spezial-Hochbauten. I n seiner Zentrale beschäftigt sich der VEB Forstprojektierung m i t methodischer Weiterentwicklung der Forsteinrichtung und Auswertung der Forsteinrichtungsergebnisse, Koordinierung seiner Außenstellen und Kontrolle seiner Arbeiten. Die m i t dem erforderlichen Fachpersonal für die Außenarbeiten ausgestatteten Außenstellen haben den Charakter von Betriebsstellen. Es gibt deren fünf, nämlich je V V B Forstwirtschaft eine Außenstelle. Die elektronischen Daten- und Lochkarten-Verarbeitung ist beim Organisations- und Rechenzentrum (ORZ) i n der W B Forstwirtschaft Potsdam zentralisiert. 8
Heidrich: „ Z u r Umprofilierung des forstwirtschaftlichen Instituts Potsdam". I n : „Die Sozialistische Forstwirtschaft", Heft 10/1967. S. 332.
I. Die Planung in der Forstwirtschaft
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2. Volkswirtschaftliche Planungen
Während die Forsteinrichtung eine interne forstwirtschaftliche A n gelegenheit ist, bestimmt das Zentralkomitee der SED die Entwicklungsrichtung der mitteldeutschen Volkswirtschaft i n den einzelnen W i r t schaftsbereichen. Hiernach haben sich die von der Staatlichen Plankommission zu bearbeitenden Entwürfe der Planungen auszurichten. Auch die Forstwirtschaft hat i n der volkswirtschaftlichen Gesamtplanung ihren Platz; allerdings w i r d sie oft nur m i t wenigen Sätzen bedacht. Die bisherigen mittel- und langfristigen Planperioden hatten unterschiedliche Laufzeiten. a) Fünfjahrpläne Vorläufer einer Fünfjahrplanung war der Zw ei jahrplan 0 für die Jahre 1949 und 1950. Für die Forstwirtschaft sah er i m ersten Jahr die Senkung des Holzeinschlages von 17,1 M i l l . f m auf 13 M i l l . f m und eine A u f forstungsfläche von 40 000 ha vor. Den ersten Fünfjahrplan für die Jahre 1951 bis 1955 diktierte die A b sicht, die Grundstoff- und Schwerindustrie auszubauen und zu fördern. Das Gesetz über den zweiten Fünfjahrplan 1956/1960 kam erst Anfang des Jahres 1958 zustande. Die forstpolitische Zielsetzung baute i m zweiten Fünfjahrplan auf der Großraum-Inventur auf, die i m Jahre 1956 i m Volkswald (später auch i m LPG- und Privatwald) nach dem Probekreisverfahren auf mathematischstatistischer Grundlage durchgeführt worden war. Der die Forstwirtschaft wenig berührende zweite Fünfjahrplan wurde bereits nach drei Jahren abgebrochen, u m zu der i n der UdSSR eingeführten Siebenjahrplanung überzugehen und u m die Plandaten wichtiger Positionen der veränderten Plankonzeption anzupassen. b) Sieben jahrplan Das ökonomische Hauptziel des am 1.10.1959 beschlossenen Siebenjahrplanes war es, „durch Erhöhung der Arbeitsproduktivität und Steigerung der Produktion Westdeutschland i m Pro-Kopf-Verbrauch bei den meisten industriellen Konsumgütern und Lebensmitteln bis Ende 1961 einzuholen und zu überholen". Der Plan scheiterte an seiner unrealistischen Zielsetzung. Dennoch hat er der Entwicklung der Forstwirtschaft neue forstpolitische Impulse gegeben. Es heißt i n seinem Abschnitt Forstwirtschaft 1 0 : 9 V O über das 1. Jahr des Zweijahrplans 1949, ZVOB1. Nr. 27, S. 223 v o m 30. 3.1949.
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D. Betrieb der Forstwirtschaft
„ I n der Forstwirtschaft ist i m Verlaufe des Siebenjahrplans die Holzvorratslage zu stabilisieren. Die Holzeinschläge sind bis 1965 gegenüber 1958 auf 8 0 % zu senken u n d so zu verteilen, daß insbesondere die mittelalten Bestände geschont werden. Der steigende Holzbedarf der Volkswirtschaft ist durch die umfassende Verbesserung der Holzausnutzung, durch den planmäßigen Einsatz von Holzaustauschstoffen bei allen Holzverbrauchern sowie durch Holzimporte zu decken. Die genossenschaftliche Entwicklung der Waldflächen i n den L P G ist durch die StFB zu unterstützen. A u f mindestens 265 000 ha sind Neu- u n d Wiederaufforstungen m i t mindestens 30 % schnellwachsenden Holzarten durchzuführen. A u f dafür geeigneten Böden sind etwa 4 0 % der Aufforstungen nach Vollumbruch u n d Düngung anzulegen. Dadurch ist gleichzeitig die Stockholzgewinnung auf 200 000 f m jährlich zu steigern. Z u r Erhöhung des Leistungsvermögens der jüngeren u n d mittelalten Bestände sind 40 000 ha m i t bodenverbessernden Holzarten zu unterbauen. Durch Einführung neuer Maschinen u n d Schaffung komplexer Maschinensysteme sowie bessere Ausnutzung der vorhandenen Maschinen ist die Mechanisierung der Forstwirtschaft schnell zu verbessern u n d die Zuwachsrate der Arbeitsproduktivität an die der Industrie anzugleichen."
Da i n vielen wichtigen Wirtschaftszweigen die Erfüllung des Siebenjahrplanes i n Rückstand geriet, wurde auch dieser Plan vor Ablauf der Planperiode vorzeitig abgebrochen.
c) Perspektivplan Der Perspektivplan 1964 bis 1970, der den gescheiterten ersten Siebenjahrplan ablösen sollte und aus dessen Entwurf auf dem VI. Parteitag der SED i m Januar 1963 vorläufige Eckziffern bekannt gegeben wurden, ist u. a. aufgrund neuer strukturpolitischer Überlegungen nicht vollendet und deshalb auch nicht zum Gesetz erhoben worden. Der Perspektivplan 1 1 zur Entwicklung der Volkswirtschaft bis 1970 umfaßt den Zeitraum 1966 bis 1970 m i t dem Jahr 1965 als Basisjahr für die Kennziffern. Die geplanten jährlichen Wachstumsraten i n dieser Fünfjahrplanperiode sind auf wichtigen volkswirtschaftlichen Gebieten zumeist den i n den Jahren 1959 bis 1965 durchschnittlich erzielten Zuwachsraten angeglichen worden. Das Tempo der Investitionen soll beschleunigt werden. Die Forstwirtschaft ist i m Perspektivplan nicht angesprochen. Aber die i n i h m enthaltenen, für die Volkswirtschaft allgemein gültigen Richt10 Gesetz über den Siebenj a h r p l a n . . . v o m 1.10.1959, GBl. I Nr. 56, hier S. 720. 11 Gesetz über den Perspektivplan zur Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R bis 1970 v o m 26. 5.1967, GBl. I Nr. 8, S. 66 ff.
I. Die Planung in der Forstwirtschaft
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linien veranlaßten die Leitung der Forstwirtschaft, ihrerseits Bestandsaufnahme zu machen und sich folgende Ziele 1 2 zu setzen: Steigerung des Holzvorrates auf 174 V f m je ha ( = 157 E f m je ha). Rationelle Methoden zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Steigerung des Holzzuwachses. Komplexe Mechanisierung, Spezialisierung u n d Konzentration der Produktion. Vermeidung von Holzverlusten u n d Wertminderung des Holzes. Verbesserung der Qualität der Walderneuerung. Senkung der Nachbesserungen u n d Wiederholungen auf 10 °/o der Aufforstung. Unterbau von Lichtholzarten auf leistungsfähigen Standorten. Beerntung aller anerkannten Saatgutbestände. Bereitstellung großer Mengen Na-Sortimente von 4—10 cm Durchmesser. Schaffung bzw. Bewirtschaftung von Wäldern i n der Nähe von Großstädten u n d Industrie-Zentren als Naherholungsgebiete.
d) Forstwirtschafts-Prognose Der mitteldeutschen Fachliteratur zufolge sind i n der Forstwirtschaft die Ziele der bisherigen Planperioden i m wesentlichen erreicht worden. Diese scheinbare Erfüllung der Pläne ermutigt Heidrich i n dem gleichen Referat vor Führungskräften der Forstwirtschaft zu der Prognose, daß i n Zukunft der Holzvorrat auf 197 V f m (!) je ha gesteigert wird. „Die Zielstellung der Forstwirtschaft für das Jahr 2000 heißt, das eigene Holzaufkommen zu verdoppeln und damit den voraussichtlichen Bedarf (12—15 M i l l . fm) zu decken. Diese Aufgabe ist nach den bisher vorliegenden Berechnungen durchaus real. Als Grundtendenz muß dabei von der kontinuierlich steigenden Rohholzbereitstellung ausgegangen werden 1 3 ." Der Rohholzbedarf betrug i m Jahre 1967 9,8 M i l l . fm. I h m stand ein Rohholzaufkommen von 6,5 M i l l . fm gegenüber. Das Minderaufkommen wurde durch Import von etwa 900 Tfm Fichtenfaserholz, 70 Tfm Buchenfaserholz, 90 Tfm Furnierholz und 1 M i l l . cbm Schnittholz abgedeckt. Die kühne Prognose für das Jahr 2000 berücksichtigt, daß der RohholzImport i n zunehmendem Maße durch den Import von Halbfertig- und Fertigerzeugnissen ersetzt und der Import aus kapitalistischen Ländern wegen Devisenmangels beschränkt bleiben muß. Der Volkswirtschaftsplan geht von den durch die langfristige Planung gegebenen Entwicklungslinien aus, steckt unter deren Aspekt das zu erreichende Jahresziel für jeden Wirtschaftszweig ab und gibt hierfür allgemeine Weisungen. Sie werden für die Forstwirtschaft i n der Regel mit den Aufgaben für die Land- und Wasserwirtschaft zusammengefaßt. 12 Säglitz: „Die wichtigsten Aufgaben der weiteren A r b e i t a m Perspektivplan". I n : „Die Sozialistische Forstwirtschaft", Heft 9/1965, S. 258. 13 Heidrich: „Die nächsten Aufgaben bei der Entwicklung u n d Festigung der Forstwirtschaft i n der D D R nach dem V I I . Parteitag der SED". I n : „Sozialistische Forstwirtschaft", Heft 9/1967, S. 267.
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D. Betrieb der Forstwirtschaft
Der Volkswirtschaftsplan stellt somit den Jahresplan einer langfristigen Planung dar und w i r d alljährlich als Gesetz verabschiedet. Aufgrund der natürlichen Produktionsverhältnisse werden die Zielvorstellungen für die Forstwirtschaft allgemein gehalten. Auch i m Gesetz über den Volkswirtschaftsplan für 1967 w i r d die Forstwirtschaft nicht besonders angesprochen. Der Jahresplanung liegt vielmehr ein Beschluß des 11. Plenums des Zentralkomitees der SED zugrunde, welcher der Forstwirtschaft für 1967 folgende Schwerpunktaufgaben stellt: Konzentration der Pflanzenzucht auf Großbetriebe. Senkung des Nachbesserungs- u n d Wiederholungsprozentes auf 10 v H der k u l t i v i e r t e n Fläche u n d A n w e n d u n g rationeller Pflanzenverbände. Intensivierung der Unkrautbekämpfung bei den K u l t u r v o r a r b e i t e n und -Pflegearbeiten. Ausweitung der mineralischen Bestandesdüngung u m das Doppelte durch Flugzeugeinsatz. Konzentration der Hiebsführung u n d Umrüstung auf Einmannmotorsägen. Einrichtung zentraler Holzausformungsplätze ohne Inanspruchnahme v o n I n vestitionsmitteln. Ausweitung des Korbweidenanbaus auf eine Gesamtfläche, die k ü n f t i g zur Deckung des Bedarfs der Flechtindustrie ausreicht. Steigerung der Harzproduktion u m 10 v H . Verbesserung der politisch-ideologischen A r b e i t unter den Genossenschaftsbauern m i t dem Z i e l weiterer Waldeinbringung i n die LPG. Die E r f ü l l u n g dieser Schwerpunktaufgaben des Jahres soll der Erreichung des Hauptziels des Perspektivplanes dienen: Steigerung der Holzerzeugung.
3. Die betriebliche Planung
Die unterste selbständig planende Einheit ist i n der Forstwirtschaft der StFB. Er erhält von oben die Planauflagen, die auf die Erfüllung der Ziele des Volkswirtschaftsplanes abgestellt sind, und ist an diese Jahresziele gebunden. Es bleibt dem StFB überlassen, die Jahresplanung m i t den i n der Forsteinrichtung festgelegten Betriebszielen i n Einklang zu bringen. Bei der Planvorbereitung muß das Mitbestimmungsrecht aller Werktätigen durch Einholung von Planvorschlägen und gründliche Plandiskussion gewahrt werden. Die Plandiskussion w i r d vom Planungsaktiv des Betriebes organisiert, dem Vertreter der Betriebsgewerkschaftsleitung und der Betriebsparteiorganisation der SED angehören. I n den drei Abteilungen der Betriebsleitung w i r d der Plan ausgearbeitet, dessen Systematik der industriellen Planung angeglichen ist. Nach Prüfung durch die Zentralstelle t r i t t der Jahresplan wie ein Gesetz für den Betrieb i n Kraft. Er stellt die Zusammenfassung einer Vielzahl von untereinander abhängigen Einzelplänen dar, deren wichtigste folgende sind:
I. Die Planung in der Forstwirtschaft
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a) Produktionspläne Die Abschlußzahlen der Produktionspläne decken sich m i t sämtlichen auf die Produktionsauflagen des Volkswirtschaftsplanes abgestimmten Produktionsauflagen des StFB nach Menge und Kosten. Sie entsprechen inhaltlich den für die Forstwirtschaft charakteristischen jährlichen W i r t schaftsplänen herkömmlicher A r t . Der Hauungsplan ist zum Holzlieferplan erweitert worden und enthält neben der Holzeinschlagplanung auch die Holzabfuhrplanung und Lieferplanung für die betriebseigenen Manipulationsplätze. A u f Bedarfs- und Marktforschung stützt sich die jährliche Rohholzbilanzierung, die teils von den VVB-Forstwirtschaft und teils vom SKF aufgrund der Einschlagplanung erstellt wird. Z u der Gruppe der Produktionspläne gehören außerdem u. a. der Kuh turplan, der Plan für Samen- und Pflanzengewinnung, der Harzgewinnungsplan und die Planung der „Sonstigen Produktion". b) Entwicklungspläne Der wichtigste Plan dieser Gruppe ist der Plan des technisch-wirtschaftlichen Fortschritts. Er soll sich m i t dem Einsatz und der bestmöglichen Auslastung der i n den StFB vorhandenen und zu erweiternden technischen Kapazitäten befassen, d. h. den Einsatzbereich, die Arbeitsdauer und die Betriebskosten der Maschinen und Geräte planen und erfassen. c) Kulturelle
und soziale Pläne
Diese Pläne dienen der Einrichtung und Unterhaltung von Kulturräumen und Kulturhäusern, von Gemeinschaftsküchen, Sanitätsstuben und anderen der Fürsorge und Erhaltung der Arbeitskraft zugute kommenden Einrichtungen des Betriebes. d) Arbeitskräfteplan Der Arbeitskräfteplan ermittelt den Arbeitskräftebedarf für Durchführung der Produktionsaufgaben, den Bedarf des Berufsnachwuchses sowie das Lohn- und Gehaltsvolumen für die Produktionsarbeiter und für die Angestellten des technischen und kaufmännischen Personals. I n diesem Plan werden auch die Steigerung der Arbeitsproduktivität und die Senkung der Selbstkosten entsprechend der Ziele des Volkswirtschaftsplanes ermittelt. Der Berechnung w i r d der Achtstunden-Arbeitstag und eine Arbeitszeit von 245 Tagen i m Jahr mit zusätzlich 90 Lohnausfalltagen (Feiertage, Schlechtwetterstunden, Krankheits- und U r laubszeit) zugrundegelegt.
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D. Betrieb der Forstwirtschaft e) Absatzplan
Der Absatzplan weist den Absatz aller Erzeugnisse einschließlich der innerbetrieblichen Umsätze und ihren zu erwartenden Erlös aus. Er muß wie der Holzabfuhrplan auf den geplanten Einschlag und die nicht abgesetzten Bestände des Vorjahres abgestimmt sein. f) Investitionsplan Der Investitionsplan gliedert sich i n den Plan der Erhaltung und den Plan der Erweiterung der Grundmittel. Über das Abschreibungsaufkommen kann der Betrieb selbstverantwortlich verfügen, u m Generalreparaturen, Ersatzinvestitionen und Rekonstruktionen von Bauten, Maschinen etc. durchzuführen. Alle Neu-Investitionen, die zur Erhöhung der Grundmittel führen, werden aus Gewinn oder Staatshaushaltsüberschuß finanziert. g) Finanzplan Der Finanzplan, als wertmäßige Widerspiegelung der güterwirtschaftlichen Vorgänge, erfaßt alle m i t Einnnahmen und Ausgaben verbundenen Prozesse i n den vorstehend genannten Einzelplänen. I n diesem Teilplan des betrieblichen Plansystems werden die entsprechend den materiellen Einzelplänen notwendige Geldkapitalbildung und die Verteilung und Verwendung der angesammelten Geldfonds (Geldmittel) geplant. Die Finanzplanung dient der Erfüllung der güterwirtschaftlichen Planziele. Sie ist die Grundlage zur Entdeckung von materiellen und finanziellen Reserven i m Betrieb und der Ausgangspunkt für die Durchführung innerbetrieblicher Rationalisierungsmaßnahmen. Die Finanzplanung umfaßt folgende Teilbereiche: Aufkommen und Verwendung der A m o r t i sationen, Finanzierungsquellen der Investitionen und Einsatz der Investitionsmittel, Beschaffung und Verwendung der Finanzmittel zur Finanzierung des Umlaufvermögens, die Kosten, die Gewinnerzielung und -Verteilung (Ergebnisplan) und die Einnahmen und Ausgaben des Betriebes insgesamt, i n denen die Abgaben an und die Zuführungen vom Staatshaushalt sowie die Finanzbeziehungen zu den W B und den Banken (Kredite) aufgeführt werden. Gemäß dem seit der Wirtschaftsreform etwa 1965/66 herausgestellten Prinzip der Eigenerwirtschaftung der Mittel für die erweiterte Reproduktion sollen die StFB ihren Finanzmittelbedarf möglichst aus selbsterwirtschafteten M i t t e l n decken (Selbstfinanzierung). Die Wirtschaftsführung erhofft sich von dieser Maßnahme einen rationelleren Einsatz der Ressourcen. Zuschüsse aus dem Staatshaushalt sollen nur i n Ausnahmefällen i n Anspruch genommen werden.
II. Der Planvollzug
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I I . D e r Planvollzug 1. Planmäßige Holznutzung
Der Holzeinschlagsplan ist ein Maximalplan. Dies bedeutet, daß er nicht übererfüllt werden soll; er soll aber nicht nur der geplanten Menge entsprechend erfüllt werden, sondern auch sortimentsgerecht und zugleich zeitplanmäßig. So müßten i m I. Quartal des als Forstwirtschaftsjahr geltenden Kalenderjahres i m allgemeinen 40 bis 45 v H des Jahreseinschlages zu Boden gebracht werden; Witterungseinflüsse, die den Holzeinschlag hemmen, gelten nicht als objektive Verzögerungsgründe für unzureichende Erfüllung. Die für den Hiebsplanvollzug i m Finanzplan ermittelten Fällungs- und Rückekosten dürfen nicht überzogen werden. a) Vollzug des Einschlages Für die Ausformung, Vermessung und Sortierung des Rohholzes gilt bindend die H O M A 1 4 . Sie schreibt nicht nur Stärke- und Güteklassen vor, sondern hat auch für jede Holzart Gebrauchsklassen eingeführt, welche die Ausformung des Rohholzes nach seinem vielseitigen Verwendungszweck stark differenziert nach Dimension und Qualität ermöglichen. Sie schreibt für Schichtholz das Aufsetzen i n Schichtfestmeter (sfm) statt Raummeter (rm) vor. Diese von den Grundsätzen der westdeutschen H O M A abweichende mitteldeutsche H O M A hat sich trotz ihres komplizierten Aufbaus inzwischen durchgesetzt. A n ihrer Novellierung w i r d gearbeitet; sie soll i m Hinblick auf neue Verwertungsmöglichkeiten schwächster Sortimente den Wegfall der Derbholzgrenze (7 cm) und Ä n derungen der Gebrauchs- und Güteklassensortierung bringen. A u f den Gesamtjahreseinschlag 1966 bezogen betrug der Derbbrennholzanfall nur 7 vH. A u f ein niedriges Brennholzprozent w i r d i m Holzeinschlag ebenso geachtet wie darauf, daß jeder Festmeter Fournier- und Teilfournierholz vom normalen Stamm- und Sägeholz getrennt wird. Beanstandet allerdings der Abnehmer eine Holzlieferung wegen Nichteinhaltung der Ausformungsvorschriften, muß zutreffendenfalls der StFB eine Konventionalstrafe zahlen. Diese kann er auf die verantwortlichen Forstangestellten abwälzen. Der Jahreseinschlag soll heute i n Annäherung an industriemäßige Produktionsmethoden räumlich auf möglichst zusammenhängender kleiner Fläche konzentriert getätigt werden, u m alle Rationalisierungsmöglichkeiten ausnutzen und die Holzwerbungskosten senken zu können. Hierbei w i r d darauf verzichtet, zur Umlageaufbringung des Jahres i n 14
Preis-AO Nr. 505 über die Ausformung, Messung u n d Sortenbildung des inländischen Rohholzes u n d der inländischen Rinden (Holzmeßanweisung — H O M A ) v o m 24.11.1955, GBl. Sonderdruck Nr. 135.
60
D. Betrieb der Forstwirtschaft
herkömmlicher Weise jede Revierförsterei heranzuziehen. Es werden vielmehr i m jährlichen Wechsel Holzeinschlagsschwerpunkte m i t massiertem Holzanfall gebildet, an denen nur ein Teil der Revierförstereien eines StFB beteiligt ist. Von den Beteiligten formen die einen vorwiegend Sägeholz und die anderen vorrangig Langrohholz für die Ausformungsplätze aus. Derweil führen die i n einem Jahre m i t keinem Einschlagschwerpunkt belasteten Revierförstereien nur Sammelhiebe durch. b) Verwertung
der forstlichen
Produktion
aa) Absatzplanerfüllung Die gesetzliche Grundlage zur Bewirtschaftung des Rohholzes wurde schon i m Jahre 194815 geschaffen. Der private Holzhandel ist seitdem ausgeschaltet. Nach mehrfachen organisatorischen Änderungen liegt seit dem Jahre 195816 die Bewirtschaftung von Rohholz, Schnittholz und Holzhalbwaren i n der Hand des Staatlichen Holzkontores m i t seinen bezirklichen Holzkontoren, deren Aufgaben seit 1963 die V V B Forstwirtschaft übernommen haben. I n voller Ausschöpfung der i m Absatzplan der StFB angesetzten Mengen verfügen die Lenkungsorgane über das i n den StFB durch Einschlag und Aufkauf aus LPG- und Privatwald anfallende Rohholz und erteilen den STFB unmittelbar Absatzanweisungen. Die StFB sind also i n der Käuferwahl ausgeschaltet und nicht berechtigt, Holz ohne Abgabeermächtigung (Bewirtschaftungsmittel) auszuliefern. bb) Holzabfuhr Für Rohholzlieferungen besteht i n Mitteldeutschland die Bringepflicht Sie hat zu dem über viele Jahre währenden und m i t vielen Schwierigkeiten verbundenen Aufbau von Fuhrparks i n den StFB geführt. Es begann 1953 m i t Übertragung der Holzabfuhr i n die Verantwortung der StFB 1 7 . Heute verfügt jeder StFB über ausreichende tierische und motorisierte Abfuhrkapazitäten. Der Einsatz des Fuhrparks liegt i n der Hand des Transportleiters. I h m obliegt auch die Beschaffung der Betriebsmittel und die Überwachung des Fuhrparkes sowie der Instandsetzungswerkstätten. 15 A O über die Bewirtschaftung von Holz u n d Holzhalbwaren v o m 28. 8.1948, ZVOB1. Nr. 33 (aufgehoben). 16 A O über die B i l d u n g u n d Tätigkeit der Staatlichen Holzkontore v o m 24. 5. 1958, GBl. I Nr. 51, S. 596 ff. 17 V O über die Organisation der Verteilung u n d des Handels m i t Roh- u n d Schnittholz v o m 6.11.1952, GBl. Nr. 158, S. 1194.
II. Der Planvollzug
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Lange Zeit war diese Regelung Gegenstand heftiger Diskussionen i n den ökonomischen Konferenzen der Betriebe und die Sorge der übergeordneten Instanzen. Die Selbstkostendeckung dieser Einrichtung wurde erstmals 1957 aufgrund eines neuen Holzabfuhrtarifs 1 8 ; 1 9 erreicht. Damit wurde die Preisstopp-Verordnung von 1943 durch neue für volkseigene und ihnen gleichgestellte Betriebe verbindliche Festpreise ersetzt. Jede Transportleistung (Rücken, Vorführen und Abfuhr) w i r d seitdem dem Holzempfänger i n Rechnung gestellt, so daß die Deckung des Gesamtselbstkostenaufwandes möglich ist. Allerdings entsprechen Infrastruktur und Ersatzteilversorgung vielfach noch nicht den technischen Möglichkeiten. cc) Holzmanipulation Die Bringepflicht — auch Direktverkehr genannt — läßt sich nur dann befriedigend erfüllen, wenn der Betrieb i n der Lage ist, seine Kunden m i t Holz i n den von ihnen benötigten Abmessungen und speziellen Qualitäten zu bedienen. Diese Funktion versah früher der private Handel i n eigener Unternehmer-Initiative und m i t Eigen-Risiko. Nach zeitweiser Wahrnehmung durch andere staatliche Holzwirtschaftsorganisationen ging die Aufgabe der Holzmanipulation 1953 durch die gleiche Anordnung, welche die Holzabfuhr i n die Hand der StFB legte, auch auf diese Betriebe über. Die zur Holzmanipulation gehörenden Ausformungsplätze sind von den StFB i n drei Typen eingerichtet worden: a) Bewegliche Waldausformungsplätze i n Nähe der Einschlagsorte m i t R a m pe zum Poltern u n d Laden sowie m i t beweglichen Kleinmaschinen zum E i n schnitt u n d Schälen f ü r den Holzanfall des nächsten Einschlagsortes; b) Stationsausformungsplätze an Bahnstationen m i t stationären Maschinen u n d technischen Verladeeinrichtungen zur Bearbeitung u n d Verladung des Holzanfalls mehrerer Revierförsterbezirke als Einzugsgebiet; c) Großausformungsplätze (Zentrale Ausformungsplätze) m i t einer Jahreskapazität von 40 000 bis 50 000 f m Rohholz, ausgestattet m i t weiträumigen Lager- u n d Poltermöglichkeiten, Kranbrücken u n d Transportbändern zur Waggonverladung. H i e r ist auch der Platz f ü r Großschälmaschinen, Höhenförderer u n d Stapelheber.
Der Trend geht zum Zentralen Ausformungsplatz, wovon bisher aber erst wenige aufgebaut sind. Ein Musterbeispiel ist der Platz Neuhaldensleben, der 1960 eine Leistung von 60 600 f m Holzmanipulation vollbrachte. 18
Preis-AO Nr. 503 über die Entgelte f ü r Rohholz- u n d Rindentransporte m i t K r a f t - u n d Gespannfahrzeugen i m Nahverkehr v o m 24.11.1955, GBl. Sonderdruck Nr. 133. 19 Preis-AO Nr. 503/1 w i e vor f ü r Rohholz- u n d Rindentransporte m i t K r a f t u n d Gespannfahrzeugen i m Nahverkehr v o m 13.9.1962, GBl. Sonderdruck Nr. P 2184.
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D. Betrieb der Forstwirtschaft
A u f den Ausformungsplätzen der StFB w i r d heute unter Aufsicht der geschulten Platzmeister das Aussortieren und Zurichten von Masten und Telegrafenstangen, die Ausformung und Verladung von Schichtholz sowie das Zerschneiden des Langrohholzes i n Faserholz, Grubenholzstempel, Brennholz usw. durchgeführt. Es ist üblich geworden, am Einschlagsort das schwache Rohholz nur zu entasten und m i t den eigenen Fuhrkräften an die Ausformungsplätze zur weiteren Manipulation anzufahren. Bei guter Organisation entlastet diese Arbeitsweise die Waldarbeiter und enthebt sie der schweren Arbeit des Holzrückens.
dd) Rindennutzung Importbeschränkungen und Mangel an Gerbstoffen i n der Industrie haben die Nutzung von Rinde, die einen einheimischen Rohstoff für die Extrahierung natürlicher Gerbstoffe darstellt, wieder aufleben lassen. Damit die Möglichkeit für die Nutzung hinreichend ausgeschöpft wird, erhalten die Betriebe m i t der Holzeinschlagumlage alljährlich eine Umlage zur Bereitstellung von Eichen- und Fichten-Gerbrinde. Da das Lohen nur i n der warmen Jahreszeit möglich ist, müssen die zur Rindenlieferung verpflichteten StFB den Einschlag der für die Rindengewinnung bestimmten Hölzer bis i n die Sommermonate zurückstellen. Durchschnittlich hat die mitteldeutsche Forstwirtschaft jährlich 19 1071 Gerbrinde zur Verfügung gestellt.
ee) Harznutzung Drückender als die Gerbrindenumlage ist die Umlageverpflichtung zur Harznutzung. Sie erreichte bisher i m Jahresdurchschnitt die Menge von 9 616 t Rohharz. Die Erreichung und Beibehaltung dieser Produktionsmenge ist nur durch intensive Harznutzung bis an die Grenze der physiologischen Lebensfähigkeit der genutzten Räume möglich. Solange die Versorgung m i t Kolophonium und Terpentin volkswirtschaftlicher Engpaß bleibt, kann auf die Harznutzung nicht verzichtet werden. Während die Fichten-Scharrharzgewinnung nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist die Kiefernharznutzung mangels Altholzvorräten auf Bestände bis zu 60 Jahren und Totharzung von Endnutzungsbeständen ausgedehnt. Sie w i r d nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen laufend fortentwickelt und i n der Form des althergebrachten Lachtenverfahrens mit Harzreißen i n Fischgrätenform unter Aufsicht geschulter Harzmeister getätigt.
II. Der Planvollzug
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ff) Die klassischen Nebennutzungen Die aus Beeren, Pilzen, Schmuckreisig, Sand, Kies, Erde, Moos, Heilkräutern etc. erzielten Einnahmen der sogenannten Klassischen Nebennutzungen sind gegenüber dem Erlös aus dem Verkauf von Rohholz i m allgemeinen niedrig und wirtschaftlich nur von untergeordneter Bedeutung. Infolge der starken Überhiebe während der ersten zehn Jahre nach 1945 wurde das Wirtschaftspotential der Wälder Mitteldeutschlands erheblich geschwächt. Der Erlös aus den seit 1955 gedrosselten und m i t zu niedrigen Festpreisen abgegebenen Holzeinschlägen drohte sehr bald nicht mehr auszureichen, u m die ständig gestiegenen Unkosten zu decken. Hierdurch entstand für die Forstwirtschaft eine ernste wirtschaftliche Krise. Neue Einnahmequellen mußten erschlossen werden. Als erstes boten sich die bis dahin wirtschaftlich nicht verwertbaren schwachen Holzsortimente an. Es wurde ihre Bearbeitung auf betriebseigenen Holzhöfen zu Baum-, Zaun-, Wäsche- und Tomatenpfählen, Bohnenstangen, Kleereutern, Schneezäunen, Anzünde-Holzbündel usw. i n Eigenregie organisiert. Bei der völlig unzureichenden Produktion derartiger Bedarfsgüter, die nach der Sozialisierung des Handels eintrat, fanden diese A r t i k e l reißenden Absatz i n der Landwirtschaft und bei der städtischen Bevölkerung. gg) Die sonstige Produktion Die finanziellen Erträge, die die Steigerung der Gewinnung von Nebennutzungen zeitigte, gaben den Ansporn, nach weiteren Produktionszweigen Umschau zu halten, selbst wenn sie nur am Rande oder gar außerhalb forstlicher Betätigung lagen. So entwickelte sich die Massenbedarfsgüterproduktion, später Sonstige Produktion genannt. Die Grenze zwischen klassischer Nebennutzung und Sonstiger Produktion ist ebenso fließend wie die Grenze zwischen Sonstiger Produktion und landwirtschaftlicher oder gar gewerblicher Betätigung. Jedenfalls scheint bei einem großen Teil der Sonstigen Produktion höchst fraglich, ob hierbei noch von einer Aufgabe der Forstwirtschaft gesprochen werden kann. Der nachstehende, nicht vollständige „Katalog" erfaßt die hauptsächlichen bekannt gewordenen Produktionsarten der Sonstigen Produktion: a)
Holzverarbeitung Dachsplitt Gartentische, -bänke u n d Sitze Kartoffelvorkeimkästen Kofferleisten Maistrockengeräte u n d Tabak-Trockner
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D. Betrieb der Forstwirtschaft Mykoholz (Gewinnung von Bleistiftholz durch Pilzinfektion von H a r t l a u b holz) Nistkästen Obst- u n d Kartoffelkisten
b) Anbau, Gewinnung und Verarbeitung anderer Naturerzeugnisse Besenreisig m i t Besenbinderei u n d Birkenmattenherstellung Faulbaumrinde F u t t e r m i t t e l (Silomais) Heilkräuteranbau (Kamille, Pfefferminz etc.) Korbweiden einschl. Fertigung von Flechterzeugnissen (dazu Erweiterung u n d Anlage von Weidenkulturen) Polstergras (Sandrohr) u n d Moos (Astmoose) Rohrmattenherstellung c)
Plantagen Champignonzucht Erdbeerplantagen Maulbeerhecken f ü r die Seidenraupenzucht Obstplantagen (Stein- u n d Beerenobst) u n d Anzucht von Unterlagen für den Obstbau Spargelplantagen Ziergehölzplantagen
d) Aufzucht von Tieren H ü h n e r - u n d Entenaufzucht sowie Eiergewinnung Kälber-Aufzucht u n d Jungviehmast Pelztiere, besonders N u t r i a Puten- u n d Hühnermast sowie Aufzucht von Eintagsküken Weinbergschnecken e) Betriebe Fertigung von Gestellen f ü r Polstermöbel Mosterei u n d Kelterei von Fallobst Fertigung von Span- u n d Dämmplatten p r i m i t i v e r A r t aus Holzabfall, R i n den u n d Schälspänen D i e Sonstige P r o d u k t i o n h a t der F o r s t w i r t s c h a f t n e b e n der M ö g l i c h k e i t , d i e W a l d a r b e i t e r g a n z j ä h r i g z u beschäftigen, d a z u v e r h o l f e n , n i c h t n u r das D e f i z i t des E t a t s z u m i n d e r n , s o n d e r n auch e i n e n T e i l des G e l d a u f k o m m e n s d a z u v e r w e n d e n z u k ö n n e n , ü b e r f ä l l i g e w a l d b a u l i c h e Pflegem a ß n a h m e n a u s z u f ü h r e n , die m i t Rücksicht a u f d i e h o h e n W e r b u n g s k o s t e n v o n J a h r z u J a h r hinausgeschoben w u r d e n . A n d e r e r s e i t s h a b e n das häufige D r ä n g e n der ü b e r g e o r d n e t e n D i e n s t s t e l l e n a u f E r w e i t e r u n g der S o n s t i g e n P r o d u k t i o n s o w i e das v e r s t ä n d l i c h e B e s t r e b e n d e r B e t r i e b s a n g e h ö r i g e n , d i e Sonstige P r o d u k t i o n ü b e r d e n P l a n h i n a u s z u e r f ü l l e n , u m i n d e n G e n u ß v o n P r ä m i e n z u gelangen, i n der V e r g a n g e n h e i t d a z u g e f ü h r t , b e i d e n P f l e g e a r b e i t e n ü b e r das w a l d b a u l i c h v e r t r e t b a r e M a ß hinauszugehen. Die Entwicklung der Sonstigen Produktion k o m m t i n den nachstehend aufgeführten jährlichen Brutto-Einnahmen eines Betriebes zum Ausdruck, der hier stellvertretend für alle übrigen steht:
II. Der Planvollzug 1954 1955 1956 1957 1958
65 115 883 553 344 1 112 846 972 369 1 150 000
DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost
B e i m gleichen Betrieb stand i n den folgenden Jahren als Einnahme-Soll aus „Sonstiger Produktion" i m Finanzplan: 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965
1 350 000 1 500 000 2 000 000 2 100 000 2 250 000 2 350 000 2 500 000
DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost
V o n 1966 ab sind Zahlen nicht mehr bekannt geworden. Es ist anzunehmen, daß die K u l m i n a t i o n 1965 erreicht w u r d e u n d die Brutto-Einnahme bis heute erheblich zurückgegangen ist u n d auch nach der Eohholzpreiserhöhung von 1965 keine allzu gewichtige Rolle mehr i m Finanzplan der Forstbetriebe spielt.
Bei der Organisation entstehen bis auf die relativ niedrigen Arbeitslöhne und die Soziallasten keine nennenswerten Produktionskosten. I n vestitionen sind für die Produktionsstätten oft gänzlich entfallen und i m ganzen nur i n geringem Umfange vorgenommen worden. I m allgemeinen genügt das Aufstellen einer Kreis- oder Bandsäge i n einem der i n reichem Maße vorhandenen leerstehenden Wirtschaftsgebäude eines Forstdienstgehöftes, u m die Holzprodukte unabhängig von der Witterung herstellen zu können. Die Haben-Seite kann außerdem günstig beeinflußt werden, wenn die hohen Werbungskosten für das Einschlagen der Reiserstangen bei den Kosten für die Kulturpflege abgerechnet werden, so daß der aus den weiter verarbeitenden Reiserstangen erzielte Erlös i n voller Höhe als Einnahme bei der „Sonstigen Produktion" erscheint. c) Holzpreise Die Holzpreise sind Festpreise, die nicht überschritten und nicht ermäßigt werden können. Bis 1955 galt noch die Rohholzpreisverordnung von 1943. M i t Einführung einer neuen H O M A mußte das Preissystem mit der neuartigen Gebrauchsklassen-Klassifikation i n Einklang gebracht werden. M i t der Preisanordnung Nr. 505 20 wurde die staatliche Preisfestsetzung auch für die Forstwirtschaft eingeführt. Die Festpreise reichten jedoch nicht aus, die Selbstkosten i n der Rohholzproduktion zu dekken. Das Preisgefüge wurde daher i m Jahre 1964 21 anläßlich der zweiten 20 Preis-AO Nr. 505 über die Preisbildung f ü r Rohholz u n d Rinden, GBl. 1955, Sonderdruck Nr. 135; Preis-AO Nr. 505/1 v o m 29.11.1957, GBl. I Nr. 78, S. 654. 21 Preis-AO Nr. 3047 v o m 13. 5.1964 — Rohholz u n d Rinde — Sonderdruck P 3047 GBl. u n d Preis-AO Nr. 3047/1 v o m 2. 4.1968, GBl. I I Nr. 42, S. 243.
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D. Betrieb der Forstwirtschaft
Etappe der Industriepreisreform neu ermittelt und durch eine TGL. 22 (Technische Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen) ergänzt. Sie trägt dem Umstand Rechnung, daß sich das eigene Rohholzaufkommen mengen-, Sorten- und wertmäßig i n den nächsten Jahren beruhigen wird, und daß sich das Verhältnis von Kosten und Erlösen infolge der besonders durch Mehranfall von Schichtholz entstehenden Strukturverschiebung des Einschlages ändern wird. Die u m durchschnittlich 110 v H angehobene Rohholzpreisfestsetzung soll bis 1970 die Deckung der Selbstkosten der Forstwirtschaft sichern. Die höheren Preise führten bereits i m 1. Halbjahr 1965 zu einer Mehreinnahme von 68,5 v H (bei Eliminierung der geringeren Einschlagmenge sogar von 80,1 vH) gegenüber der Einnahme i m gleichen Zeitraum des Vorjahres. d) Forstwirtschaft
und Industrie in Konkurrenz
80 v H der Sonstigen Produktion beruhten 1958 noch auf Holz als Rohstoffbasis, wobei vor allem schwächstes Nadelholz von 4—8 cm Stärke verwandt wurde. I m Zuge der sich ausweitenden Industrie wurden die schwachen Holzsortimente mehr und mehr — und zwar ab 1963 i n vierfacher Menge gegenüber 1958 — als Rohmaterial für die inzwischen errichteten Span- und Hartfaserplattenwerke sowie für die Zellstoffindustrie benötigt. Die Forstbetriebe mußten sich daher von jetzt ab bei ihrer Sonstigen Produktion auf die Verwendung von Nadelreisigholz bis zu 4 cm Stärke, auf Laubreisigholz von 2 bis 7 cm sowie auf schwer absetzbares Holz wie Eichenpfähle, Eichenschichtnutzholz, Birkenstammholz und begrenzte Mengen sonstigen Laubholzes beschränken. Sie mußten auch auf andere Rohstoffreserven des Waldes ausweichen, die von der Industrie nicht benötigt werden. Nach Auswüchsen i n den Anfangsjahren ist die Zeit des „boom" der Sonstigen Produktoin vorbei. Sie verläuft heute i n geordneten Bahnen und ist auf ein Ausmaß beschränkt, welches die forstwirtschaftliche Tätigkeit nicht mehr hemmt. 2. Bewirtschaftung der Waldbestände
Den ersten Ansatz zu einer planvollen Bewirtschaftung stellte die Einführung der Genehmigung 23 von Kahlschlägen dar, die von den damals noch zuständigen Länderregierungen eingeholt werden mußte. Diese Regelung ging auf den Einfluß des Forstmeisters Krutzsch zurück, der die Zustimmung zur Bewirtschaftung des Waldes nach den Gesichtspunkten 22 T G L Rohholz Nr. 15799, B l a t t 1—6, gültig ab 1.1.1965 (enthält die Technischen Normen, Gütebestimmungen u n d Lieferbedingungen als Preisbasis). 23 Anweisung des Ministeriums f ü r Planung über die Bearbeitung des Volkswirtschafttsplans 1950 — Rohholz, Rinde, Harzgewinnung (später aufgehoben).
II. Der Planvollzug
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einer vorratspfleglichen, möglichst kahlschlaglosen Wirtschaft zu erreichen vermochte. Trotzdem war eine Besserung nicht zu erreichen, w e i l nach den Jahren der Übernutzungen kaum noch Vorrat zu pflegen war. Statt die verlichteten Althölzer schnellstens auf großer Fläche räumen zu können, wurden nunmehr — zum Teil aus Mißverständnis seiner Lehre — auch die noch einigermaßen geschlossenen jüngeren Baumhölzer m i t einer Vielzahl von Löcherhieben bis zu je 1 ha Größe (weil 1 ha K a h l schlag zugelassen war) durchbrochen oder auf ganzer Fläche aufgelichtet. Die Periode der vorratspfleglichen Waldwirtschaft lief 1956 stillschweigend aus, nachdem ihre Folgen i m Walde selbst für die Allgemeinheit allzu sichtbar geworden waren. Das locker gehandhabte Kahlschlaggenehmigungsverfahren war von den StFB mehr oder weniger unterlaufen. Den Wandel schließlich brachte sachliche K r i t i k aus Wissenschaft und Praxis. Seit 1956 sind die Wälder Mitteldeutschlands i n drei Bewirtschaftungsgruppen 24 eingestuft: A n t e i l nach Menge Fläche vH vH I Schutzwälder I I Schon- u n d Sonderforsten I I I Wirtschaftswald
1,2 25,7 73,1
1,1 30,9 68,0
Die Zahlen sind das Ergebnis der 1959 überprüften und revidierten Einstufung, die unter M i t w i r k u n g von Forsteinrichtung und Standorterkundung erfolgte. Die Schutz- und Schonforsten, zu denen Quellschongebiete, Grünzonen der Städte, anerkannte Saatgutbestände u. a. zählen, sollen durch die Nutzung i n der Erfüllung ihrer Zweckbestimmung nicht gefährdet werden. Das Minderaufkommen der Gruppen I und I I und somit die Hauptlasten der Nutzung muß die Gruppe I I I tragen. Dies ist nur durch Reduzierung der Einschlagumlage möglich geworden, die den Übergang zur Nutzung i n waldbaulich zulässigen Grenzen anbahnte. Neue Waldbaurichtlinien 25 gewährleisten inzwischen, „Waldbau auf standörtlichen, ökologischen und biologischen Grundlagen zu treiben und dadurch den Wald (wieder) seiner Ertragsfähigkeit und seiner landeskultu24 Anweisung über die Ausscheidung von drei Bewirtschaftungsgruppen der Wälder der DDR. — M i n i s t e r i u m f ü r L a n d - u n d Forstwirtschaft v o m 6. 8.1956 u n d 5. 7.1959. 25 Waldbau- u n d Holzarten-Richtlinien, Zweite u n d überarbeitete Auflage, hrsg. 1966 v o m Landwirtschaftsrat beim Ministerrat der DDR, Staatl. Komitee für Forstwirtschaft u n d Dienstanweisung Nr. 12/1966 zur Einstufung der W ä l der nach Bewirtschaftungsgruppen v o m 8. 7.1966 (Schlegel: „Die sozialistische Forstwirtschaft" 1966).
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D. Betrieb der Forstwirtschaft
rellen Bedeutung zuführen zu können". Die Richtlinien unterscheiden sich nicht wesentlich von den waldbaulichen Grundsätzen des Bundesgebietes. Ziel ist „ein elastischer Waldbau, der i n richtiger Würdigung der Gegebenheiten jeweils diejenigen Verfahren zur Anwendung bringt, die unter entsprechenden Verhältnissen und Möglichkeiten den größten Erfolg bei rationellem Aufwand an Arbeit und Geldmitteln versprechen". Auch hat sich der Holzimport inzwischen eingespielt, so daß dem Waldbau ein gewisses Maß an Freiheit zur Verwirklichung seiner Ziele gegeben ist. a) Aufforstung Die Wiederaufforstung der durch Gras- und Strauch-Wuchs verwilderten Großkahlflächen der Nachkriegszeit konnte erst i m Jahre 1949 planmäßig i n Angriff genommen werden. Aus Furcht vor einer drohenden Holznot sollten i n erster Linie schnellwüchsige Holzarten (Roteiche, Douglas) angebaut werden. Quantitativer und qualitativer Pflanzenmangel, falsche Holzartenwahl und Fehler bei der Ausführung der Saat- und Pflanzarbeiten verursachten manchen Fehlschlag. Das Ziel, Mischwälder aufzubauen, ließ sich kaum verwirklichen, w e i l die hierfür geeigneten Laubhölzer erst herangezogen werden mußten. Das Ergebnis sind deshalb vorwiegend Reinkulturen von Kiefern und Fichten. Heute kann die jährlich zugeteilte Aufforstungsumlage i m Rahmen des durch die laufende Nutzung sich ergebenden Flächenanfalls von etwa 30 000 ha gehalten werden. Die tatsächliche Aufforstungsleistung, die i n der Größenordnung beachtlich ist, läßt sich aus der Statistik nicht klar erkennen. Die Zahlen für die Aufforstung beziehen sich nicht nur auf die endgültig kultivierten Flächen, sondern auch auf die ausgedehnten Flächen, die m i t Vorwald aus Eberesche und Birke bestockt sind, der sich auf vernachlässigten Flächen von Natur aus einfand und der Umlageerfüllung zugerechnet wurde (so i n Thüringen allein 4 000 ha). Bedeutend ist auch die Leistung der Erstaufforstung von Kippen und Halden, besonders auf freigegebenem Bergbaugelände 26 . Weniger befriedigt bisher die Aufforstung des kultivierbaren Ödlandes, das sich noch über 83 760 ha ausdehnt. Ein neuer Anstoß ist 1968 27; 2 8 durch 26 V O über die Wiederurbarmachung der f ü r A b b a u u n d Kippenzwecke des Bergbaus i n Anspruch genommenen Grundstücksflächen v o m 6.12.1951, GBl. Nr. 146, S. 1133. — 3. Durchführungsbestimmung zu 1) v o m 20.1.1964, GBl. I I Nr. 14, S. 121 ff. 27 1. D B zur V O über Bodennutzungsgebühr v o m 24. 5.1968, GBl. I I I Nr. 53, S. 281 ff. 28 Schramm: „Die Bedeutung der V O über Bodennutzungsgebühr f ü r die Forstwirtschaft u n d die Aufgaben der StFB bei der Durchführung dieser V O " („Die sozialistische Forstwirtschaft", Heft 8/1968, S. 236 ff.).
II. Der Planvollzug
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Möglichkeiten finanzieller Förderung der Ödlandaufforstung gegeben, die Genossenschaften ebenso zugute kommt wie Staatlichen Forstwirtschaf tbetrieben: Die Bodennutzungsgebühr 29, die entrichtet werden muß, wenn beispielsweise auf Holzboden zur Errichtung von Forstbauten zurückgegriffen wird, w i r d auf die Differenz zwischen dem Wert des der forstlichen Produktion entzogenen und dem Wert des kultivierten Bodens ermäßigt, wenn dieser i n den amtlichen Liegenschaftsverzeichnissen des Katasters als Ödland ausgewiesen war. Außerdem erhalten alle volkseigenen Betriebe, Genossenschaften und Organisationen, soweit sie nicht planmäßig für Urbarmachung bzw. Rekultivierungsmaßnahmen zuständig sind, die nachgewiesenen Kosten der Kultivierung erstattet und als weiteren materiellen Anreiz eine Grundprämie von 5 000 Mark je ha. Dabei spielt es keine Rolle, ob das aufgeforstete Ödland innerhalb oder außerhalb der Betriebsfläche liegt. Zu einer nützlichen Einrichtung hat sich der Einsatz von Kommissionen entwickelt, die alljährlich aus Forstleuten gebildet werden und den A u f forstungserfolg der Vorjahre überprüfen. Hiermit w i r d ein Betriebsvergleich ermöglicht und ein reger Erfahrungsaustausch aller Revier- und Oberförster w i r d über den Rahmen des eigenen Betriebsbereichs hinaus gefördert. Die Forstpflanzenanzucht erfolgt auch heute noch i n den traditionellen Anbaugebieten Salzwedel, Elsterwerda/Liebenwerda und Tabarz. Liebenwerda h ^ t f ü r Mitteldeutschland die gleiche Bedeutung w i e die Pflanzenanzucht i n Halstenbeck/Holstein f ü r die Bundesrepublik. V o n den vor dem Kriege weltbekannten privaten Pflanzenanzuchtbetrieben i m Raum Liebenwerda existiert heute n u r noch die F i r m a Kloß; sie arbeitet m i t staatlicher Beteiligung. I h r e Anzuchtfläche hat eine Ausdehnung von 51 ha. Die anderen vierzehn ehemals privaten Baumschulen sind i n Landwirtschaftliche P r o d u k tionsgenossenschaften (LPG) u n d Gärtnerische Produktionsgenossenschaften (GPG), weitere 34 ha i n den StFB A n n a b u r g eingegliedert. I m ganzen beträgt die Anzuchtfläche, die j e Genossenschaft zwischen 1 ha bis 37 ha schwankt, 200 ha.
I n der mitteldeutschen Literatur w i r d unter Walderneuerunfj die A u f forstung, Waldpflege und der Pappelanbau verstanden. Das jährliche 28 Die Einführung der Bodennutzungsgebühr w a r notwendig, u m die W a l d fläche vor jeder ungerechtfertigten artfremden Nutzung zu schützen u n d die forstwirtschaftliche Produktionsfläche möglichst i m bisherigen Ausmaß zu erhalten. Die Bodennutzungsgebühr soll die Inanspruchnahme von G r u n d u n d Boden der U r p r o d u k t i o n f ü r volkswirtschaftlich notwendige Investitionen v o r rangig auf Standorte innerhalb der Städte u n d Dörfer, auf ö d - u n d U n l a n d sowie auf Böden minderer Qualitäten ablenken, indem ihre Entrichtung f ü r derartige Standorte entfällt. Wenn trotzdem Waldfläche hergegeben werden muß, sind f ü r Forsten u n d Holzungen die Sätze der Bodennutzungsgebühr nach Standortwertziffern u n d anderen Gesichtspunkten differenziert. Sie liegen zwischen 0,15 bis 1,50 M a r k je ha. Sie sind wesentlich niedriger als f ü r landwirtschaftliche Nutzflächen. Durch Inanspruchnahme von 3 v H ihrer Nutzfläche hat die Landwirtschaft allerdings i n den letzten 15 Jahren erheblich an Fläche eingebüßt.
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D. Betrieb der Forstwirtschaft
Ausmaß w i r d den Betrieben durch Mengen-Umlage auferlegt; die hiernach aufzustellenden Pläne sind Minimalpläne. Sie müssen v o l l erfüllt und sollen möglichst übererfüllt werden, wenn der Finanzplan hierdurch nicht überschritten wird. Die Walderneuerungsarbeiten werden grundsätzlich i n Stücklohn ausgeführt. Zwecks Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation sind die Forstpflanzenbetriebe i m Raum Liebenwerda seit 1967 zur Kooperationsgemeinschaft Forstpflanzenanzucht Liebenwerda zusammengeschlossen.
Auch i n den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben soll die Pflanzenanzucht nach Umstellung der Kleinflächen-Kampwirtschaft auf GroßKämpen unter Einsatz moderner Maschinen-Systeme rationell betrieben werden. Ein Musterbeispiel ist der 13 ha große Kamp i m StFB Dresden, der bis 1970 auf 20 ha erweitert werden soll. Durch mehrere A n o r d n u n g e n 3 0 , 8 1 - 3 2 ; 3 3 ist die Verwendung von anerkanntem Samen für Pflanzennachzucht und Aufforstung geregelt. Bei der Gewinnung von Nadelholz-Samen, durch Mangel an Altholz und durch Harznutzung der Kiefer eingeengt, muß auf jüngere Bestände zurückgegriffen werden. U m die vor 10 bis 15 Jahren angelegten Samenplantagen ist es still geworden. Sie müßten heute schon Erträge abwerfen, ihr Erfolg scheint aber gering zu sein. Es fehlte an Glas und anderem Material zum Bau von Gewächshäusern, u m gestopfte Pfröpflinge i n warmer Feuchtigkeit anwachsen lassen zu können. So mußten Pfropfarbeiten an i m Freiland stehenden Unterlagen durchgeführt werden. b) Waldpflege Zur Waldpflege zählen Unterbau, Kulturpflege, Jungwuchspflege und Düngung. Diese wichtigen Aufgaben wurden von den StFB vernachlässigt, solange der Holzeinschlag den Vorrang hatte und kaum Zeit zur Erfüllung der Aufforstungsumlage übrig blieb. Unterbau verlichteter Bestände und Kulturpflege wurden i m ersten Fünfjahrplan den StFB auferlegt. Wie weit diese Arbeiten m i t den geeigneten Holzarten und i m richtigen Pflanzenverband durchgeführt wurden, kann nicht beantwortet 30 A O über die Durchführung der Prüfung forstlichen Saatgutes v o m 1.3. 1952, GBl. Nr. 34, S. 210 ff. u n d Berichtigung Nr. 37, S. 224. 31 A O über die Verwendung von Saat- u n d Pflanzgut zur Neu- u n d Wiederaufforstung v o m 10.10.1953, M i n i s t e r i u m f ü r L a n d - u n d Forstwirtschaft, ZB1. S. 488. 82 Anweisung über die Verwendung von Saat- u n d Pflanzgut zur Neu- und Wiederaufforstung v o m 3.12.1953, M i n i s t e r i u m f ü r L a n d - u n d Forstwirtschaft, ZB1. Nr. 47, S. 74. 83 Arbeitsrichtlinien, M i n i s t e r i u m für L a n d - u n d Forstwirtschaft, v o m 15.1. 1954,
II. Der Planvollzug
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werden. I m Durchschnitt der letzten zehn Jahre sollen jährlich 2 150 ha unterbaut und 113 000 ha Kulturen gepflegt worden sein 34 . Die i n den ersten Jahren völlig i n Rückstand gebliebene Jungwuchspflege konnte seit 1952 m i t dem Aufbau der Sonstigen Produktion nachgeholt werden. I m letzten Jahrzehnt sind i m Jahresdurchschnitt 95 963 ha Jungbestände geläutert worden. Durch Zunahme der vielen i n das pflegebedürftige Alter hineinwachsenden Aufforstungsflächen w i r d sich diese Zahl i n den nächsten Jahren sogar noch erhöhen. Die Verwertungsmöglichkeiten des anfallenden Reisigmaterials ist durch die Umstellung des Produktionsprogramms der Sonstigen Produktion auf Schwachholz gesichert 35 . Große Aufmerksamkeit w i r d sowohl der Gründüngung wie der Mineraldüngung gewidmet; bisher soll die Düngungsleistung i m Jahresdurchschnitt 12 000 ha betragen. Ein umfassendes Düngungsprogramm läßt eine Steigerung des Rohholzaufkommens u m 1 M i l l . f m jährlich erhoffen, wenn jährlich 150 000 ha Kiefernbestände gedüngt werden. c) Pappel- und Flurholzanbau Der erste Fünfjahrplan sah den Anbau von 36 M i l l . anerkannter Pappelpflanzen innerhalb und außerhalb des Waldes bis zum Jahre 1955 vor. M i t Hilfe dieses Pappelprogramms™ sollen von 1970 an zusätzlich 1 M i l l . f m Pappelholz zur Verfügung gestellt werden. Die Bereitstellung wichtiger Sortimente, insbesondere von Faserholz, soll von Nadelholz auf Pappel verlegt werden. Ein zentraler Pappelausschuß und ein Arbeitsausschuß entwickelten Richtlinien, u m den Vorhaben zum Erfolg zu verhelfen. Die züchterische Bearbeitung der Pappel wurde i n Waldsieversdorf aufgenommen und i n Graupa bei Tharandt wurde ein Pappelmuttergarten angelegt. M i t Material aus Graupe entstanden bis 1951 192 ha Pappel-Vermehrungsgärten i n den StFB. Trotzdem konnte das gesteckte Ziel nicht erreicht werden; 70 v H der bis 1954 angelegten Pappeln fielen aus. Infolge ungeeigneter Standorte und Pappelsorten, einseitiger Bevorzugung der gegen Braunfleckengrind (Dothichiza) besonders anfälligen Robusta-Gruppe (trichocarpa und berolinensis) und Fehler bei Pflanzung und Pflege traten erhebliche Pflanzenausfälle auf. Die 1960 erfolgte Übertragung des Pappelanbaus i n die Verantwortung der StFB konnte die Fehlschläge nicht mehr aufholen. Außerdem wurde die jährlich zu pflanzende Menge auf 9,5 M i l l . Stück erhöht und 70 v H der i m Pappelanbauprogramm noch zu pflanzenden Pappeln sollten nunmehr außerhalb des Waldes gepflanzt 84
„Statistisches Jahrbuch der D D R " 1967, S. 323. Vgl. S. 66 d). A O über die Durchführung des Pappelanbauplanes v o m 18. 8.1953, ZB1. Nr. 34, S. 431. 85
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D. Betrieb der Forstwirtschaft
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werden. Hier sind aber nur 25 v H der geplanten Anbauflächen ausgesprochene Pappelstandorte wie Kippen und Ränder an Wegen und Gräben. Erst die Bildung einer neuen Zentralen Pappelkommission 37 am 16.2.1967 vermochte die Stagnation des Flurholzanbaus zu brechen. Der Kommission gehören neben Forstwirten aus der Wissenschaft und der Praxis Vertreter der Wasserwirtschaft und des Meliorationswesens, des Verkehrswesens, der Staatlichen Plankommission und der Pappelholzverbraucher an. Die verbesserte Organisation ermöglicht die Koordinierung der Züchtung, der Holztechnologie und des Pappelanbaus i n Rauchschadengebieten sowie eine fortschreitende internationale Zusammenarbeit. Zur Sicherung des vorgesehenen Rohholzauf kommens ist die inventurmäßige Erfassung sämtlicher Flurholzanbaumöglichkeiten neben der Intensivierung der Pappelproduktion auf den i m Walde vorhandenen Standorten i m Gange. I m ganzen geht die Aufnahme von Pappelschichtholz durch die Holzindustrie nur zögernd vor sich. 3. Forstschutz
a) Waldbrand Der Waldbrand muß an erster Stelle der Gefährdungen des Waldes genannt werden. Die Folgen der Groß Waldbrände von 1945 bis 1947 hatten die Leistung des mitteldeutschen Waldes am nachhaltigsten beeinträchtigt. M i t Einsetzen von Vorbeugungsmaßnahmen und Mobilisierung der Bevölkerung für Brandüberwachung und Löschdienstleistung ging die Häufigkeit der Waldbrände allmählich zurück. Ihre Flächenausdehnung schwankt von Jahr zu Jahr und w i r d i n hohen Maße von den Witterungsverhältnissen beeinflußt. Nachstehende Übersicht aus dem Statistischen Jahrbuch läßt dies deutlich erkennen: Jahr
Anzahl der Brände
Fläche ha
Jahr
Anzahl der Brände
Fläche ha
1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956
2 843 2 577 1513 634 1143 1676 1578 2 383 638 1 176
26 630 6 542 1987 2 165 2 534 4 800 3 938 4 768 552 1919
1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966
2 296 485 4 319 1914 769 1420 2 711 2 447 925 919
3 550 511 9 687 4 395 882 3 482 5 637 9 491 484 697
37 V O über die Rohholzerzeugung außerhalb des Waldes v o m 21. 5.1965, GBl. I I Nr. 61, S. 420.
II. Der Planvollzug
73
Die i n einzelnen Jahren extrem nach unten und oben ausschlagenden Zahlen der Waldbrandfälle erklären sich — zumindest seit 1957 — aus Gunst oder Ungunst der Witterung. Die Schwankungen überdecken den Erfolg der Verbesserung des Überwachungsdienstes und der zunehmenden Vorsicht der Bevölkerung. Die Brandgefährdung hat sich aber i n Mitteldeutschland durch die große Ausdehnung der Aufforstungsflächen i n den Kieferngebieten der Mark Brandenburg und der Lausitz zweifellos erhöht. Außerdem liegt i n der üblichen Beheizung der Dampfloks i n Mitteldeutschland m i t Braunkohle eine hohe Waldbrandgefahr. Eine Brandschutzanordnung 38 hat die Erfahrungen der Vergangenheit ausgewertet und moderne organisatorische Maßnahmen festgelegt, die zur Sicherung der Wälder gegen Brandfälle erforderlich sind: Bildung von Waldbrandgefahrenklassen, örtliche Einrichtung von Waldbrandschutzkarten, Unterhaltung eines Netzes von Feuerwachtürmen und Beobachtungspunkten und Sicherung des Melde-, Streifen- und Alarmdienstes.
b) Schädlingsbekämpfung Das starke Auftreten von Schädlingen i n den Nachkriegs jähren hat den Anlaß zur Ausarbeitung des Fachbereichsstandards Forstschädlingsmeldedienst gegeben, der am 1.1.1963 i n K r a f t getreten ist. M i t diesem Standard hat die von Prell/Tharand langjährig entwickelte Meldemethodik Gesetzeskraft erhalten. Das Vorkommen von tierischen und pflanzlichen Schädlingen w i r d durch den Meldedienst i m gesamten Waldgebiet Mitteldeutschlands lückenlos erfaßt. Meldestellen sind die 481 Oberförstereien der StFB, sie berichten monatlich auf einer vorgedruckten Meldekarte. Die Hauptstellen für den forstlichen Pflanzenschutz i n Tharandt und i n Eberswalde überwachen die ordnungsmäßige Meldung und werten sie aus. M i t Hilfe von Archiv- und Literaturstudien 3 9 war es möglich, die Schadund Nichtschad-Gebiete des Kiefernspanners, der Forleule, des Kiefernspinners und der Nonne genau abzustecken und das nördliche Tiefland Mitteldeutschlands i n Bereiche unterschiedlicher Schädlingsgefährdung aufzugliedern.
38 Brandschutzanordnung Nr. 7 — Brandschutzmaßnahmen i n Wäldern — v o m 19. 3.1962, GBl. I I Nr. 19, S. 171 ff. 39 Ebert: „Ergebnisse arealkundlicher Untersuchungen über die wichtigsten Kiefernbestandesschädlinge i m nördlichen Tiefland der DDR", („Die Sozialistische Forstwirtschaft", Heft 11/1967, S. 361).
D. Betrieb der Forstwirtschaft
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Abb. 5: Gefährdung des Tieflandes der nördlichen Bezirke Mitteldeutschlands durch Kiefernbestandesschädlinge nach Dr. W. Ebert, Eberswalde*)
1 = Kiefernspanner 2 = Forleule I = gering gefährdet I I = gefährdet I I I = stark gefährdet a) „Die sozialistische Forstwirtschaft" Heft 11/1967, S. 363.
Neben den genannten Schädlingen kontrolliert das Meldewesen auch die Verbreitung der Kiefernschütte, der i n den Ursachen noch nicht geklärten Erscheinung des Kiefernsterbens, die Vermehrung des Rüsselkäfers, des Borkenkäfers, des Maikäfers, der Mäuse u. a. Die Einschleppung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen soll durch eine Pflanzeneinfuhr-Anordnung* 0 verhindert werden. c) Rauchschäden Bei Wäldern i n der Nähe industrieller Zentren w i r d eine starke Zunahme von Hauch- und Staub-Schäden beobachtet. Nach neuesten Er40 A O zur Verhütung der Einschleppung von Pflanzenkrankheiten u n d Schädlingen v o m 13.10.1953, GBl. Nr. 108, S. 1043 ff. u n d 11. D B zum Gesetz zum Schutze der K u l t u r - u n d Nutzpflanzen — Verhütung der Einschleppung von Pflanzenkrankheiten u n d -Schädlingen —, v o m 1.8.1960, GBl. I Nr. 48, S. 471 ff.
II. Der Planvollzug
75
hebungen erstreckt sich der Schaden auf eine Fläche von 200 000 ha, das sind 7 v H des Gesamt-Territoriums Mitteldeutschlands. Hiervon sind 25 000 ha so stark geschädigt, daß die Fortsetzung des Nadelholzanbaus nicht mehr möglich ist. A u f weiteren 35 000 ha w i r d die Umwandlung der Bestückung für dringend geboten gehalten. Auf den restlichen 140 000 ha sind bisher nur Zuwachsverluste festzustellen. Eine Verschärfung der Situation w i r d von der Ansiedlung mehrerer Großindustrien auf Braunkohl-Basis i n der Niederlausitz und vom Neubau industrieller Großanlagen i n der Tschechoslowakei befürchtet, wobei letztere die Kammlagen des Erzgebirges bedrohen. Eine Ausweitung der Rauchschäden u m weitere 75 000 ha, das sind 10 v H des Territoriums, w i r d für die nächsten Jahre erwartet. Führend auf dem Gebiete der Rauchchadenf orschung und der Züchtung rauchresistenter Holzarten ist das Institut für Pflanzenchemie der Fakultät für Forstwirtschaft i n Tharandt d) Atmosphärische Schäden Von Windbruch und Schneedruck ständig bedroht sind die Fichtengebiete i m Ostharz, Thüringer Wald und Erzgebirge, besonders seitdem die Bestandeslagerung durch Windbruch- und Borkenkäferholzeinschlag 1945 durchbrochen wurde. Vorbeugen können nur waldbauliche Maßnahmen und solche der räumlichen Ordnung, ohne daß Schäden dieser A r t ganz ausgeschaltet werden können. e) Schäden durch den Menschen Die Aufgaben der Forstpolizei liegen i n Mitteldeutschland i n der Hand der Volkspolizeibehörden. Die örtlichen Stellen der Volkspolizei arbeiten m i t den Forstangestellten des Außendienstes eng zusammen. Seitdem Diebstahl i m Volkswald strafrechtlich als Diebstahl an Volkseigentum angesehen wird, hat der Forstdiebstahl nachgelassen. A m 1. J u l i 1968 ist eine neue Strafgesetzgebung i n Mitteldeutschland i n K r a f t getreten. Diebstahl von forstwirtschaftlichen Erzeugnissen der StFB oder der sozialistischen waldbesitzenden Genossenschaften w i r d nach § 158 des neuen Strafgesetzes als Diebstahl sozialistischen Eigentums bestraft, sofern nicht der Schaden unter Berücksichtigung aller Umstände der Tat, der Schuld des Täters und seiner Persönlichkeit geringfügig ist. Bei Diebstahl von forstwirtschaftlichen Erzeugnissen i m Privatwald w i r d die strafrechtliche Verantwortlichkeit durch § 177 des neuen Strafgesetzbuches41 begründet. Die forstwirtschaftlichen Erzeugnisse des Privatwaldes werden m i t der Übernahme durch den StFB Volkseigentum. 41
Strafgesetzbuch der DDR — StGB — v o m 12.1.1968, GBl. I Nr. 1.
76
D. Betrieb der Forstwirtschaft
Ordnungswidrigkeiten 4 2 - 4 3 gelten nicht als Straftaten. Sie werden als schuldhaft begangene Rechtswidrigkeiten angesehen, die eine Disziplinlosigkeit zum Ausdruck bringen und die staatliche Leitungstätigkeit erschweren oder die Entwicklung des sozialistischen Gemeinschaftslebens stören, jedoch die Interessen der sozialistischen Gesellschaft oder einzelner nicht erheblich verletzen. Ordnungswidrigkeiten werden von den Direktoren der StFB aufgrund besonderer Anordnungen geahndet, i n denen Ermächtigungen zur Ahndung enthalten sind. 4. Mechanisierungsmaßnahmen
Die Mechanisierung setzte erst m i t dem Sieben jahrplan ein. Durch i h n erhielt die Forstwirtschaft 155 M i l l . D M für Neuausrüstung m i t Maschinen und Geräten. Der Bau forstlicher Maschinen und Geräte begann i n Steinbach-Hallenberg. So wie der Industrie kamen auch der Forstwirtschaft die Kreditbestimmungen 44>45 beim Aufbau der Mechanisierung zugute. Die Entwicklung des Neuerer- und Erfindungswesens 46 hatte bei der Schwerfälligkeit des Anerkennungsverfahrens zwar nur wenig Erfolg, sie hat jedoch durch Prämiierung eingereichter Vorschläge manche I m pulse gegeben und das Interesse an der Nutzbarmachung der Technik für die Forstwirtschaft erfolgreich geweckt. Da die StFB auf Eigenfinanzierung gestellt sind, ist es ihr eigenes Interesse, alle Möglichkeiten zur Mechanisierung auszunutzen und die Mechanisierung m i t der Rationalisierung zu verbinden. Rückschläge und Stagnation i m Mechanisierungsfortgang hingen häufig m i t Güte-Fehlern i m Material oder m i t mangelhafter Ersatzteilversorgung zusammen. Heute hat die mitteldeutsche Forstwirtschaft eine Mechanisierungsstufe erreicht, die i n der Waldbetriebsstruktur der Bundesrepublik schwer zu vertreten ist. Die forstlichen Sektionen der Kammer der Technik (KdT) i n den Bezirken und i n den StFB tragen zur Fortentwicklung der Mechanisierung i n der Forstwirtschaft bei. 5. Lohn- und Tarifwesen
Aufgrund des SMA-Befehls Nr. 61 vom 14.1.1947 setzte bei den Forstdienststellen der fünf Landesregierungen das Bemühen ein, die Einheit des nach oben tendierenden Lohnniveaus wieder herzustellen und Tarif42 Gesetz zur Bekämpfung von Ordnungswidrigkeiten — O W G — v o m 12.1. 1968, GBl. I Nr. 3, S. 101 ff. 43 V O über Ordnungswidrigkeiten v o m 16. 5.1968, GBl. I I Nr. 62, S. 359 ff. 44 V O über die Kreditgewährung an volkseigene Betriebe zur Unterstützung der Einführung der neuen Technik u n d der Verbesserung der Rentabilität v o m 14.12.1956, GBl. I Nr. 1/57, S. 3. 45 Erste Durchführungsbestimmung zu 1) v o m 29.12.1956, GBl. I Nr. 9/57, S. 80 ff. 46 Neuerer-Verordnung v o m 31. 7.1963, GBl. I I Nr. 68, S. 525 ff.
II. Der Planvollzug
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vertrüge m i t der inzwischen aufgebauten Gewerkschaft Land- und Forstwirtschaft abzuschließen. Die von der Deutschen Wirtschaftskommission und dem Zentralvorstand der Gewerkschaft am 1.10.1948 getroffene Vereinbarung schuf zwar vier Lohngruppen, konnte aber ebenso wenig wie die nachfolgende Vereinbarung über die Lohnhöhe vom 22. 9.1950 und diejenige vom 12. 4.1957 als verbindlicher Tarifvertrag angesehen werden. a) Arbeitsrechtliche
Situation
Die entscheidende Wendung brachte erst das Gesetz der Arbeit 4 7 . Dieses wurde das allgemein gültige Rahmengesetz für die materielle Regelung der Arbeitsbedingungen i n allen volkseigenen und ihnen gleichgestellten Betrieben. Das Gesetz verankert die Betriebsgewerkschaftsleitung (BGL) als betriebliche Organisation des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), die als Interessenvertretung der Arbeiter und Angestellten nach dem Verbot der bisherigen Betriebsräte angesehen werden soll. I m Gesetzbuch der Arbeit werden u. a. die Lohnfortzahlung heit, Unfall und sonstigen Lohnausfall-Ursachen geregelt.
bei K r a n k -
Schaffung von Möglichkeiten, auch Holzschläger und Kulturarbeiter auf Arbeiten unter Dach ausweichen zu lassen, soll die Bezahlung von Lohnausfall bei Schlechtwetter einschränken. Für Schutzhütten und Warmverpflegung während der Arbeit muß die Betriebsleitung sorgen. Die Frist für die Kündigung des Arbeitsverhältnisses ist für Arbeiter und Angestellte einheitlich festgelegt. Eine Staffelung der Kündigungsfrist nach Dienstjähren gibt es nicht. Eine Kündigung kann auch wegen Verstoßes gegen die demokratische Ordnung — also aus politischen Gründen — ausgesprochen werden. Hiervon wurde gelegentlich der häufigen Organisationsänderungen der Forstwirtschaft i n der Vergangenheit gegenüber Forstbediensteten, die sämtlich i m Angestelltenverhältnis stehen, reichlich oft Gebrauch gemacht. I h r Arbeitsverhältnis unterscheidet sich rechtlich nicht von dem der Waldarbeiter. b) Der Betriebskollektivvertrag
(BKV)
Nach § 13 des Gesetzbuches der A r b e i t 4 8 sollen zur Regelung der Pflichten der Arbeiter und Angestellten gegenüber dem Betrieb Vereinbarungen zur allseitigen Erfüllung der Betriebspläne zwischen dem Betriebs47 Gesetz der A r b e i t zur Förderung u n d Pflege der Arbeitskräfte, zur Steiger u n g der Arbeitsproduktivität u n d zur weiteren Verbesserung der materiellen u n d kulturellen Lage der Arbeiter u n d Angestellten v o m 19. 4.1950, GBl. S. 349 — abgelöst durch Gesetzbuch der Arbeit der DDR v o m 12. 4.1961, GBl. I Nr. 5, S. 27 ff. Letzte Fassung des Gesetzbuches der A r b e i t v o m 23.11.1966, GBl. I Nr. 15, S. 127 ff. 48 GBl. 1 1966 Nr. 15, S. 135.
78
D. Betrieb der Forstwirtschaft
leiter und der Betriebsgewerkschaftsleitung abgeschlossen werden. Hierm i t wurde die Abkehr vom Tarifvertrag als Regler von Lohn- und A r beitsbedingungen zum neuartigen Betriebskollektivvertrag (BKV) vorgenommen. Während anfänglich Rahmenkollektivverträge zwischen den Zentralstellen geschlossen und später jährlich Muster-Direktiven und Rahmenverträge für jeden Wirtschaftszweig vereinbart wurden, genügt heute eine jährliche Beschlußfassung des FDGB-Vorstandes für den A b schluß der B K V und der Rahmenverträge für das folgende Jahr. I m Rahmenvertrag werden die Grundsatzaufgaben i m Bereich des W i r t schaftszweiges zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und Senkung der Selbstkosten und zur sozialen und kulturellen Betreuung der Werktätigen festgelegt. Durch die gesetzlichen Bestimmungen und durch die Höhe des betrieblichen Lohnfonds sind lohnregelnde Maßnahmen durch den B K V nicht möglich. I n Betriebversammlungen legen Betriebsleiter und BGL-Vorsitzender Rechenschaft über die Erfüllung des abgelaufenen B K V ab, u m durch die Versammlung beschließen zu lassen, ob der Vertrag eingehalten wurde. I m weiteren Verlauf erfolgt die Diskussion des Entwurfs des neuen B K V . Jeder Waldarbeiter und jeder Angestellte hat das Recht, Abänderungsvorschläge schriftlich einzureichen. Die Prüfung liegt bei der zentralen Kommission, einem Organ der SED. Inhaltlich besteht der B K V aus Verpflichtungen der Waldarbeiter und Angestellten. Es werden alle Planaufgaben des Jahres einzeln angesprochen und die für die Erfüllung der Planaufgaben verantwortlichen Betriebsangehörigen genannt. Vom Betriebsleiter und BGL-Vorsitzenden angefangen bis herunter zu den Waldarbeiterbrigaden w i r d festgelegt, i n welchem Ausmaß oder i n welcher A r t der einzelne sich verpflichtet, zur Mehrleistung, qualitativen Verbesserung oder Übererfüllung der Produktion beizutragen. M i t Übernahme der Verpflichtung entsteht die Rechenschaftspflicht nach Jahresende und gegebenenfalls ein Anspruch auf Prämienzahlung. Ein wichtiges M i t t e l zur Weckung des materiellen Interesses der A r beiter und Angestellten an der Erfüllung und Übererfüllung der i m Betriebsplan gestellten Aufgaben ist der Betriebsprämienfonds. Für die Bewilligung von Prämien müssen allgemein gültige Bedingungen eingehalten werden. Während früher i n der Regel 2 v H der geplanten Lohnsumme schematisch dem Prämienfonds zugeführt wurden, hängt heute die Zuführung i n erster Linie von dem erwirtschafteten Gewinn als dem Maßstab für die Effektivität der Wirtschaftsführung ab. Der Betrieb kann seinen Prämienfonds nur bilden, wenn der Nettogewinn erreicht wurde und außer der Mindestabführung an den Staatshaushalt und der Erfüllung der Bankverpflichtungen noch ein Rest zur Auffüllung der betrieblichen Fonds verbleibt.
II. Der Planvollzug
79
c) Lohn- und Normentarife Die Lohnpolitik Mitteldeutschlands geht von dem Grundsatz aus, die Grundlöhne möglichst niedrig zu bemessen; darüber aber ein differenziertes System von Prämien und Vergütungen für zusätzliche Arbeitsleistungen zu errichten. I n Anpassung an andere Wirtschaftszweige wurden 1950 auch i n der Forstwirtschaft acht Lohngruppen eingeführt. I n den Gruppen I bis I V befinden sich die ungelernten und angelernten, i n den Gruppen V und V I die Waldfacharbeiter und i n den Gruppen V I I und V I I I Spezialisten wie Kulturmeister, Kampmeister etc. Die Einstellung erfolgt nach den i m B K V festgelegten Tätigkeitsmerkmalen der Forstwirtschaft. Gearbeitet w i r d i n Brigaden zu 4 bis 12 M i t gliedern m i t einem Brigadier (Haumeister) als Vormann i n 45stündiger Wochen-Arbeitszeit. Die Tätigkeit der m i t moderner Technik ausgerüsteten Spezialbrigaden erstreckt sich zunehmend über den Bereich des ganzen Betriebes und geht m i t den sich mehrenden zwischenbetrieblichen Kooperationsbeziehungen auch noch darüber hinaus. Grundsätzlich sollen alle Waldarbeiten i n Mitteldeutschland i m Leistungslohn nach einem Normenkatalog ausgeführt werden. Bei der Normenermittlung soll von der höchstmöglichen Leistung eines qualifizierten Arbeiters ausgegangen werden. Tatsächlich aber w i r d i n den StFB sehr unterschiedlich verfahren, ein einheitlicher Normentarif fehlt bisher noch. Die vorhandenen Tarife m i t Minuten vorgaben für jede vorkommende Teilarbeit gelten als vorläufige Arbeitsnormen (VAN) und sollen durch technisch begründete (TAN) ersetzt werden. Der Waldarbeiter kann seinen Verdienst über die Ausnutzung aller Möglichkeiten der V A N hinaus beeinflussen und durch Anwendung von i h m erfundener oder anderwärts erprobter Bestarbeitsverfahren erhöhen. Der Mindestverdienst ist auf 300,— DM-Ost monatlich festgelegt 4 9 . Nach der Statistik 5 0 betrug i n den zurückliegenden Jahren das durchschnittliche monatliche Arbeitseinkommen der vollbeschäftigten Waldarbeiter: 1955 1956 1957 1958 1959 1960
338 350 403 445 475 501
DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost
Der Jahresarbeitsverdienst i n DM-Ost: 49
1961 1962 1963 1964 1965 1966
516 514 522 534 548 586
DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost DM-Ost
eines Waldarbeiters i n einem StFB betrug
Vgl. Heidrich: I n : „Die sozialistische Forstwirtschaft", Heft 9, 1967, S. 264. „Statistisches Jahrbuch der D D R " 1960/61, S. 427 und 1967, S. 266.
80
D. Betrieb der Forstwirtschaft 1953
1954
1955
1956
f ü r Zeitlohnarbeiten f ü r Leistungslohnarbeiten f ü r Leistungsprämien
224 1 510 195
425 1915 255
326 2108 470
255 2 243 751
zusammen
1 929
2 595
2 904
3 249
I m Vergleich zu Bergbau und Industrie sind die Verdienstmöglichkeiten der Waldarbeiter gering. Die Abwanderung von Waldarbeitern ist daher bis heute noch nicht zum Stillstand gekommen. d) Ingenieurtechnisches
Personal
1963 waren i n den StFB beschäftigt 51 : 5 616 forsttechnisch ausgebildete K r ä f t e 2 034 wirtschaftliches u n d Verwaltungspersonal 578 übriges forstwirtschaftliches Personal
Zum ingenieurtechnischen Personal zählen nach dem Betriebskollektivvertrag: Betriebsleiter, Waldbauleiter, Nutzungsleiter, Planungsleiter, Oberförster, Hevierförster, Forsteinrichter u n d Standorterkunder.
Seit Einführung sogenannter „I"-Gehälter 52»53 richtet sich die Bezahlung des ingenieurtechnischen Personals und der kaufmännischen und buchhalterischen Angestellten nach Tätigkeitsmerkmalen, die nach Ausbildung und Beschäftigungsart i m Rahmenvertrag zum Betriebskollektivvertrag i n drei Abstufungen festgelegt sind. Die Einstufung i n die für den Einzelnen anzuwendende Vergütungsgruppe richtet sich nach seiner nachzuweisenden Leistung und Qualifikation. Dabei sprechen neben gesellschaftspolitischer Haltung auch Reviergröße, Einschlaghöhe und A r beitserschwernisse i n den Betrieben mit. Hiernach können je nach Eingruppierung monatlich verdienen: 1
1 Revierleiter m i t Ingenieurausbildung 546—645 DM-Ost 1 2 Revierleiter m i t gleicher Ausbildung, aber schwierigen Revieren sowie Oberförster m i t Hochschulausbildung 665—740 DM-Ost 1 3 Betriebsleiter unter einfachen Verhältnissen, Oberförster unter schwierigen Verhältnissen, Waldbauleiter etc. 810—900 DM-Ost 51 „Statistisches Jahrbuch der D D R " 1964, S. 250. (Diese Angaben w u r d e n nicht mehr fortgesetzt.) 52 V O über Gleichstellung der ausgebildeten Forstangestellten m i t den Wissenschaftlern, Ingenieuren u n d Technikern des Wirtschaftszweiges „Holzbearbeitung" v o m 28. 7.1952, GBl. Nr. 84. 53 Direktive zur Einführung der „ I " - G e h ä l t e r f ü r das ingenieurtechnische Personal v o m 28. 7.1953 (nicht veröffentlicht).
I I I . K o n t r o l l e des Planvollzuges e) Wissenschaftliche
81
Intelligenz
Q u a l i f i z i e r t e D i r e k t o r e n der S t F B , G e n e r a l d i r e k t o r e n u n d q u a l i f i z i e r t e K r ä f t e d e r M i t t e l - u n d Z e n t r a l i n s t a n z s o w i e Wissenschaftler e r h a l t e n i n der R e g e l E i n z e l v e r t r ä g e a u f Lebenszeit, d i e v o n F a l l z u F a l l m i t v e r schiedener Gehaltsbemessung abgeschlossen w e r d e n . So e r h ä l t e i n a u ß e r o r d e n t l i c h e r Professor e i n A n f a n g s g e h a l t v o n e t w a 2 700,— D M m o n a t l i c h u n d e i n o r d e n t l i c h e r Professor e i n solches v o n 4 000,— D M m o n a t l i c h . 6. Soziale und kulturelle Maßnahmen D u r c h gesetzliche R e g e l u n g e n w u r d e n f ü r d i e W a l d a r b e i t e r M i t t e l deutschlands verschiedene V e r b e s s e r u n g e n e i n g e f ü h r t . Es s i n d dies b e sonders: a) Die Ausgabe von Warmverpflegung a m Arbeitsplatz, w e n n sie sich auch noch nicht überall hat v o l l verwirklichen lassen. b) Der gesetzlich geregelte Arbeitsschutz 5 4 , der intensiv von den Kreisämtern überwacht w i r d . Bei Versäumnissen oder Verstößen gegen die Bestimmungen w i r d die Betriebsleitung zur Verantwortung gezogen. Der Betriebsleiter w i r d für seine Person v o n der Prämienzuteilung selbst ausgeschlossen, w e n n er seiner gesetzlichen Aufsichtspflicht i m Arbeitsschutz, seinen f r e i w i l l i g übernommenen Verpflichtungen zum Gesundheits- u n d Arbeitsschutz aus dem B K V u n d den Vorschlägen der Arbeiter zur Verbesserung des Gesundheits- u n d Arbeitsschutzes nicht nachgekommen ist. c) Pflicht der Betriebsleitung zur Prämienausteilung. d) Lieferung v o n Arbeitsgerät u n d Arbeitskleidung (Schuhe, Stiefel, K n i e schützer, Handschuhe, Gamaschen, Rückenschützer, Arbeitsschutzkleidung etc.) v o m Betrieb. e) Einrichtung von Kulturhäusern, Sanitätsstuben, Bibliotheken u n d Ferienheimen. f) Organisierung v o n Theaterfahrten, Kinderferienaktionen u n d H e i l k u r e n auf Betriebskosten. g) Kostenlose Ausbildung des Berufsnachwuchses u n d Aufstiegsmöglichkeit v o m Waldarbeiter zu jeder leitenden Stellung i n der Forstwirtschaft nach entsprechender Qualifizierung (vgl. Abschn. F). I I I . Kontrolle des Planvollzuges D i e Kontrolle
des Planvollzuges
u n d d e r Finanzwirtschaft
der F o r s t -
wirtschaftsbetriebe w i r d v o n zwei Stellen ausgeübt: 54
V O zur Erhaltung u n d Förderung der Gesundheit der Werktätigen i m Betrieb (Arbeitsschutz-VO) v o m 22. 9.1962, GBl. I I Nr. 79, S. 703. Dazu für Forstwirtschaft: Arbeitsschutz-AO 111/1 — Fällen, Roden u n d Aufarbeiten von B ä u men v o m 23. 2.1960, GBl. I Nr. 15, S. 145. Arbeitsschutz-AO 118 — Harzgew i n n u n g — v o m 21.4.1961, GBl. I I Nr. 29, S. 276. Arbeitsschutz-AO 116/1 — Zapfen- u n d Samenpflücken an stehenden Bäumen — v o m 11. 4.1963, GBl. I I Nr. 37, S. 247. 6
D. Betrieb der Forstwirtschaft
82
von den Finanzämtern hinsichtlich Abführung der Steuern und der Sozialversicherungsbeiträge, von der Landwirtschaftsbank hinsichtlich der Anlagewerte, der Eigenmittel und der Kredite. Nur über sie läuft der Geldverkehr der StFB, von denen jeder nur ein Konto erhalten darf. Die Kontrolle rung.
im Betrieb ruht auf der wirtschaftlichen
Rechnungsfüh-
1. Das Prinzip der wirtschaf tlichen Rechnungsführung
Die wirtschaftliche Rechnungsführung wurde i n der volkseigenen Industrie entwickelt und am 1. Januar 1952 zur Vorschrift für alle volkseigenen Betriebe. Ihre Einführung i n die Forstwirtschaft m i t der ihr eigenen naturgebundenen Produktionsweise hatte größere Anlauf Schwierigkeiten als i n der Industrie, deren Produktionsumlauf kurzzeitig und i n allen Stadien v o l l erfaßbar ist. Eine wichtige Aufgabe der wirtschaftlichen Rechnungsführung ist die Ermittlung der Selbstkosten der Produkte. Sie entstehen i n der Forstwirtschaft i m Laufe der Umtriebszeiten von 80 und mehr Jahren. Trotz der daraus resultierenden Schwierigkeiten ist die wirtschaftliche Rechnungsführung inzwischen für die Forstbetriebe ein brauchbares Instrument der Wirtschaftsführung und -Kontrolle geworden. Fünf Grundelemente sind Bestandteile der wirtschaftlichen Rechnungsführung 55 » 5 6 : a) Plandisziplin Erste Voraussetzung f ü r die wirtschaftliche Rechnungsführung ist das V o r liegen einer realistischen Planung u n d Berechnung aller Kosten. Unbegründete Planpolster verbieten sich von selbst, da Widersprüche aufgedeckt werden. Die wirtschaftliche Rechnungsführung erzieht zur Plandisziplin: Wenn der Finanzplan nicht eingehalten w i r d , sperrt die Landwirtschaftsbank die Geldmittel des Betriebes ohne Rücksicht auf hierdurch entstehende Verzögerung der Auszahlung von Löhnen u n d Gehältern. Die B a n k k a n n anhand der i h r vorliegenden Produktionspläne, des Kontenstandes u n d der Abrechnungen die Plandurchführung laufend überwachen. Lohnsteuer u n d Produktionsabgabe (eine differenzierte Umsatzsteuer) sind i m Finanzplan festgelegt. E i n Unterschreiten der A b f ü h r u n g signalisiert, daß planmäßige Produktion u n d Absatz nicht erreicht wurden. Richtsatzp l a n u n d Richtsatzplankreditgewährung sind weitere wichtige I n d i k a t o ren. Kernstück des Richtsatzplanes i n der Forstwirtschaft ist die f ü r jeden 55 Jeuthe: Einführung i n das betriebliche Rechnungswesen der staatlichen Forstwirtschaft, E n t w u r f eines Lehrbuches f ü r Hoch- u n d Fachschulen der staatlichen Forstwirtschaft. 58 Schriftenreihe „Das Rechnungswesen der StFB", hrsg. v o m M i n i s t e r i u m f ü r Landwirtschaft u n d Forsten, Abt. Forstwirtschaft. Volksdruckerei Eberswalde.
I I I . Kontrolle des Planvollzuges
83
Monatsschluß geplante Menge an unverkauftem Rohholz; n u r i n beschränktem Ausmaß können diese Bestände an Erzeugnissen aus U m l a u f m i t t e l n finanziert werden. b) Wirtschaftliche operative Selbständigkeit Die an Plandisziplin sich haltende wirtschaftliche Selbständigkeit u n d Handlungsfreiheit des Betriebsleiters ist das zweite Grundelement der wirtschaftlichen Rechnungsführung. Sie kontrolliert die Höhe der U m l a u f m i t t e l u n d den wirtschaftlichen Einsatz der Anlagefonds sowie seine W e r t erweiterung u n d zeigt den gesamtwirtschaftlichen Erfolg der Tätigkeit des Betriebsleiters auf. Jede Überschreitung der A u f w a n d n o r m e n zieht eine Verschlechterung der finanziellen u n d wirtschaftlichen Lage des StFB nach sich u n d erschwert die rechtzeitige Deckung zugewiesener Umlaufmittel. Dagegen setzt eine Übererfüllung der Planaufgaben, w e n n sie eine V e r minderung des Aufwandes je Einheit (z.B. fm) erbringt, den Betriebsleiter i n die Lage, über die Planziele hinaus Produkte abzuführen. A u f Senkung der Selbstkosten zielt die wirtschaftliche Rechnungsführung ab. c) Materielle Interessiertheit Die Nutzung der Vorzüge der wirtschaftlichen Rechnungsführung zur V e r w i r k l i c h u n g der Forderung des „ökonomischen Prinzips" hängt i n hohem Maße davon ab, daß die Arbeitnehmer durch geldliche Anreize an den E r gebnissen ihrer Tätigkeit materiell interessiert werden. Die Folge unpfleglicher Behandlung der G r u n d m i t t e l (Maschinen, Geräte etc.) läßt die wirtschaftliche Rechnungsführung i n der Ausweisung des außerordentlichen Aufwandes erkennen. Hierzu gehören u. a. auch die Waldbrandlöschkosten u n d Verluste, die durch Verschulden v o n Forstangestellten u n d Waldarbeitern entstehen. Pflicht u n d Schuldigkeit jedes M i t arbeiters i m StFB ist die Sorge u m Schutz u n d Erhaltung der Arbeitskraft als wesentliches M i t t e l , die planmäßige Steigerung der A r b e i t s p r o d u k t i v i t ä t u n d Senkung der Selbstkosten zu erreichen. Verantwortungslosigkeit i n Verwendung von Geldmitteln soll m i t H i l f e der wirtschaftlichen Rechnungsführung ausgeschaltet u n d die A r b e i t i m Betriebe so gestaltet werden, daß unter Berücksichtigung aller betriebstypischen Bedingungen die besten Arbeitsergebnisse unter Ausnutzung aller Reserven des Betriebes erreicht werden. d) Eigenfinanzierung Die Selbst- oder Eigenfinanzierung ist seit den Umorganisationen i m L e n kungssystem der Wirtschaft 1965/66 zu einem Grundelement der Betriebsführung geworden. I m Zuge dieser Reformen wurde die Forstwirtschaft aus ihrer starken finanziellen B i n d u n g an den Staatshaushalt herausgelöst u n d finanziell weitgehend verselbständigt. Trotz der nunmehr bestehenden Pflicht zur Eigenerwirtschaftung der benötigten Finanzmittel u n d zur L i q u i ditätsvorsorge bleiben die StFB dennoch abhängig von staatlichen P l a n direktiven. e) Betriebliches Rechnungswesen Die Abrechnung ist der letzte wichtige Bestandteil der wirtschaftlichen Rechnungsführung. Abgerechnet w i r d einheitlich nach dem Kalenderjahre, das f ü r die Forstwirtschaft Mitteldeutschlands zugleich als Forstwirtschaftsjahr gilt. 6*
84
D. Betrieb der Forstwirtschaft Angewandt w i r d einheitlich die doppelte Buchführung. Wirtschaftliche Rechnungsführung wäre auch ohne Doppik möglich; sie gewährleistet j e doch besser als die sonst i n der Forstwirtschaft übliche kameralistische Buchführung einen Einblick i n die Geld- u n d Sachwert-Bewegungen u n d ihre Beziehungen zueinander. Gebucht w i r d nach einem tief gegliederten Kontenrahmen, der nach einheitlichen Grundsätzen f ü r die Forstwirtschaft festgelegt u n d verbindlich ist. Es besteht die Verpflichtung zur A n w e n d u n g des Rechnungseinzugsverfahrens zwecks Beschleunigung des Zahlungsverkehrs: Bei Holzlieferung des StFB w i r d der Landwirtschaftsbank ein „ R E " - A u f t r a g erteilt. Die B a n k bucht den Rechnungsbetrag beim Fälligkeitstag v o m Konto des K ä u fers, w e n n dieser nicht Einspruch erhebt, auf das des StFB ab.
Die Abrechnung i m Rahmen der wirtschaftlichen Rechnungsführung f ü h r t i n der Forstwirtschaft nicht zu einer Vermögensbilanzierung w i e i n Handelsu n d Gewerbebetrieben. Es fehlt eine endgültige Regelung über die Bewertung des Zuwachses der lebenden Baumbestände u n d ihre Einbeziehung i n die Ergebnisrechnung. Die Rentabilität i m betriebswirtschaftlichen Sinne festzustellen, ist nicht möglich. Die Forstwirtschaft beschränkt sich darauf, die Rentabilität als nachgewiesen anzusehen, w e n n die Planzahlen des Betriebsplanes erfüllt sind. Vermögensänderungen werden nicht untersucht. Insofern stellt die wirtschaftliche Rechnungsführung nach heutigem Stand i n der F o r s t w i r t schaft n u r eine Reinertragsrechnung w i e i n der kameralistischen Buchführung dar. A n ihrer Fortentwicklung zur Erfolgsrechnung w i r d laufend gearbeitet. Die gut aufgeschlüsselte Feststellung von A u f w a n d u n d Ertrag i n den einzelnen Teilbereichen der forstlichen Produktion ermöglicht tiefgehende innerbetriebliche Vergleiche u n d Vergleiche von Betrieb zu Betrieb.
a)
Finanzrechnung
D i e F i n a n z r e c h n u n g l i e f e r t die w e r t m ä ß i g e Z u s a m m e n f a s s u n g a l l e r geldwirksamen Betriebsvorgänge u n d ihrer Bilanzierung u n d f ü h r t den N a c h w e i s d e r Bestände, d e r F o r d e r u n g e n u n d d e r V e r b i n d l i c h k e i t e n . Sie b u c h t nach e i n e m e i n h e i t l i c h e n K o n t e n r a h m e n , d e r a n d e n K o n t e n r a h m e n d e r I n d u s t r i e a n g e l e h n t ist, i m V e r f a h r e n d e r D o p p i k 5 7 . Sie f ü h r t die F i n a n z k a r t e i , d i e nach d e n K o s t e n t r ä g e r n des n e u n k l a s s i g e n E i n h e i t s k o n t e n r a h m e n s g e g l i e d e r t ist, u n d f ü h r t f ü r j e d e n e i n K o n t o , a n d e n der B e t r i e b eine F o r d e r u n g oder gegenüber d e m er eine V e r p f l i c h t u n g h a t . I n V e r b i n d u n g m i t d e m P r o d u k t i o n s b e r i c h t f e r t i g t sie m o n a t l i c h e F i n a n z berichte m i t Geldbedarfsplänen f ü r die Landwirtschaftsbank u n d halbjährliche K o n t r o l l b e r i c h t e m i t A n a l y s e n f ü r die B a n k u n d die V V B F o r s t w i r t s c h a f t nach e i n h e i t l i c h e m M u s t e r . A m Jahresschluß w e i s t sie das Betriebsergebnis
aus.
57 Verbindliche Anweisung der H a u p t v e r w a l t u n g Forstwirtschaft für die StFB: Das Rechnungswesen der StFB, T e i l I Finanzrechnung, 1955.
III. Kontrolle des Planvollzuges
85
b) Kostenrechnung Die Kostenrechnung 58 gilt als das Kernstück der wirtschaftlichen Rechnungsführung und bezweckt den Vergleich zwischen den Sollkosten der Soll-Produktion, Sollkosten der Ist-Produktion und Ist-Kosten der IstProduktion. Die Berechnung erfolgt für jeden Kostenträger des Kostenstellenplanes und dient der Feststellung der Selbstkosten und der Planabweichungen. I n dieser Rechnung t r i t t eine für die Forstwirtschaft wenig passende Nachahmung industrieller Abrechnungsmethoden i n Erscheinung. Auch über die Kostenbuchhaltung anderen Buchhaltungen.
laufen alle Ausgabe-Belege der
Der Jahresabschluß mündet i n den Betriebsabrechnungsbogen. I n i h m werden die Kosten je Fertigungseinheit nachgewiesen. M i t den Gemeinkosten (Sozialaufwand, Hilfeleistung beim Numerieren des Holzes, Feuerschutz etc.) werden die Kostenstellen anteilig belastet. Ausgegliedert werden die Kosten für Nachwuchsförderung (Lehrlingsausbildung) und der außergewöhnliche Aufwand (Feuerlöschkosten, Verluste durch Waldbrand etc.); Grundsteuern gelten als nichtwertbildende Kosten. c) Nebenrechungen Die Anlagenrechnung führt die Kartei für das Anlagevermögen, dessen Zeitwert 5 9 zum Stichtag 1.1.1952 festgestellt ist. Für die jährlichen A b schreibungen und Wertfortschreibungen sind die i n der volkseigenen Wirtschaft allgemein geltenden Bestimmungen 6 0 maßgebend. Zum Anlagefonds (Grundmittel) gehören Betriebsgebäude, Grundstückseinrichtungen (Zäune, Brunnen, Pflasterungen etc.), ausgebaute Straßen sowie Maschinen, Fahrzeuge m i t Zubehör, Pferde u. a. m. Der Grund und Boden w i r d mit einem Erinnerungsposten von D M 1,— je ha ausgewiesen. Die Anlagenbuchhaltung überwacht auch die Miet- und Pachteingänge vom Anlagevermögen. I n der Materialbuchhaltung w i r d sämtliches Zulieferungsmaterial (Pflanzen, Saatgut, Arbeitskleidung, Treibstoffe, Forstschutzmittel etc.) gebucht. Der Materialbestand und sein Verbleib ist zu jedem Zeitpunkt nachweisbar. Die vom Betrieb beschaffte Arbeitskleidung bleibt auch nach Ausgabe an die Waldarbeiter betriebliches Eigentum, das auch zu Lasten des Be58
Dasselbe: T e i l I I Kostenrechnung, Betriebsanalyse, Betriebsstatistik, 1960. Bewertungsrichtlinien f ü r die Zeitwerteröffnungsbilanz der volkseigenen Forstwirtschaft v o m 1. Januar 1952. 60 A O über die A n w e n d u n g von Abschreibungsnormen u n d festen Generalreparaturanteilen i n den Betrieben der VE-Wirtschaft v o m 1. 8.1956, GBl. I Nr. 70, S. 623. 59
D. Betrieb der Forstwirtschaft
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triebes instandgehalten wird. Ausscheidende Waldarbeiter müssen empfangene Kleidung zurückgeben. Die Ermittlung von Materialverbrauchsnormen m i t Material sichern.
soll sparsamen Umgang
Schwerpunkt der Bestandesrechnung sollte ursprünglich die Feststellung der jährlichen Veränderung des stehenden Holzbestandes durch Holzeinschlag und Zuwachs sowie durch Herüberwachsen von Heiserholzbeständen i n Derbholzbestände sein. Der stehende Vorrat an Holzbeständen wurde zwar durch Fortschreibung der Forsterhebung 1949 auf den Stichtag der Eröffnungsbilanz 1.1.1952 mengenmäßig ermittelt und auch nach den Bewertungsrichtlinien bewertet. Die mit Fehlern großen Ausmaßes behaftete Forsterhebung, die wissenschaftlich nicht fundierten Werte der Bewertungsrichtlinien und das Fehlen eines brauchbaren Zuwachsermittlungsverfahrens machten jedoch, abgesehen von dem untragbaren buchhalterischen Zeitaufwand, die jährliche unterabteilungsweise Mengen- und Wertfortschreibung als Bilanzierungsgrundlage unmöglich. Diese Lücke konnte i m Rechnungswesen noch nicht geschlossen werden. Die Bestandsrechnung befaßt sich daher bisher nur mit den fertigen und halbfertigen Erzeugnissen der Haupt- und Nebennutzungen und weist nur ihre Veränderungen nach. Sie umfaßt neben dem geschlagenen Holz auch die „Bestände" an Bodenvorbereitungen für Kulturen, an Pflanzen i n Saat- und Pflanzkämpen, an Erzeugnissen der Nebennutzungen und der sonstigen Produktion, an Übergang von Kahlflächen und Ödland zu produktiven Flächen durch Wieder- und Erstaufforstung u. a. m. Sie liefert die Mengenunterlagen an die Kostenrechnung zur Feststellung der Produktions- und Selbstkosten je Leistungseinheit. Die erzeugten Werte werden zur Aktivierung festgehalten. Die lebenden Holzvorräte (Waldfonds) werden i n Mitteldeutschland als Umlaufmittel angesehen und behandelt. Der Waldfonds soll künftig i m Ausweis des Betriebsergebnisses berücksichtigt werden. Hierzu Schmidt: „Der Waldfonds verhält sich von seinem Umschlag her w i e fixes K a p i t a l ; er gibt i m Laufe eines Produktionszyklus Teile ab, aus denen absatzfähige Produkte hergestellt werden. Der Ausweis des Waldfonds u n d seine Veränderung (Abgang durch Nutzung u n d Zugang durch Zuwachs) soll k ü n f t i g i n der Rechn u n g über A r b e i t s m i t t e l erfolgen. Die Kontensystematik der Arbeitsmittelrechnung ist deshalb i n enger Zusammenarbeit m i t der Forsteinrichtung so zu gestalten, daß die Waldfondsveränderung i n dem erforderlichen Umfang nachweisbar w i r d . Der Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung ermöglicht es, m i t Hilfe einer periodischen Datenaktualisierung diesen Prozeß stofflich sow o h l w i e auch i m Geldausdruck auszuweisen 8 1 ." 61
Kh. Schmidt:
„ Z u r E i n f ü h r u n g des einheitlichen Systems von Rechnungs-
III. Kontrolle des Planvollzuges
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d) Lohnrechnung Jede Forstwirtschaft ist lohnintensiv; die Lohnrechnung hat daher großen Umfang und Bedeutung. I n Arbeitsaufträgen an die Arbeitsbrigaden halten die Revierleiter für jede Planposition der Produktion die Arbeitszeit, die Arbeitsnormen sowie die Erfüllung mengen- und zeitmäßig fest. Hiernach erfolgt die Berechnung der Löhne zentral i m StFB. Je 100 Waldarbeiter ist i m Durchschnitt ein Lohnrechner tätig. Dekadenweise werden Abschläge ausgezahlt und die Barleistungen an die Sozialversicherung abgeführt. Gleichfalls werden i n der Lohnbuchhaltung die Gehälter der Forstangestellten berechnet. Gegliedert werden die Löhne i n produktive Löhne, unproduktive Löhne, Fremdleistungen und sonstige Kosten. Unproduktive Löhne sind die Leistungen des Betriebes für Lohnfortgewährung bei Krankheit, Urlaub und an Feiertagen. Die Zentralisierung der Verlohnung i m StFB bietet die Möglichkeit zur Anwendung maschineller Buchungstechnik und Datenverarbeitung. Es muß darauf hingewiesen werden, daß nur die wichtigsten Grundsätze der wirtschaftlichen Rechnungsführung und ihrer Systematik i n der Forstwirtschaft aufgezeigt werden konnten. Eine vollständige Darstellung dieser Rechnungsmethodik, die den StFB und den V V B Forstwirtschaft als „selbständig abrechnende Einheiten der volkseigenen W i r t schaft" auferlegt ist, ist noch nicht möglich, da die Forstwirtschaft vor der Aufgabe steht, am 1. Januar 1969 ihr Rechnungssystem umzustrukturieren und das für die gesamte Volkswirtschaft maßgebende einheitliche System von Rechnungswesen und Statistik einzuführen 62 . Die Methodik ist aus dem als Anlage 6 und 7 ersichtlichen Gesamtmodell der w i r t schaftlichen Rechnungsführung zu erkennen.
führung u n d Statistik i n der Forstwirtschaft". Vortrag vor der Sektion Forstwesen der D A L zu B e r l i n a m 21. März 1968, „Die sozialistische Forstwirtschaft", Heft 7/1968, S. 205. 62 V O über das einheitliche System von Rechnungsführung u n d Statistik v o m 12. 5.1966, GBl. I I Nr. 70, S. 445 ff. u n d Nr. 79, S. 495 ff. Hierzu A O Nr. 2 v o m 13. 7.1967, GBl. I I I Nr. 8, S. 51. Sie bezieht die Forstwirtschaft i n die f ü r die Industrie geltende Systematik ein.
E. Der Privat- und Genossenschaftswald I. Der Bauernwald A u f den letzten Tagungen, die die 1950 aufgelöste Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft i n Halle und Berlin abhielt, behandelten die forstlichen Diskussionen das Thema: „Genossenschaftsbildung i m Bauernwald". Der damals von der D L G nachdrücklich vertretene Standpunkt einer großflächigen Zusammenfassung des aufgeteilten Waldes wurde vom Staat zunächst scheinbar nicht nur gebilligt, sondern sogar ideologisch und später auch materiell durch Steuervergünstigungen gefördert. Beteuerungen des Staates, daß das Eigentum am Neu- und Altbauernwald, soweit letzterer nicht enteignet, unangetastet bleiben werde, sollten die u m die Waldzuteilung besonders besorgten Neubauern beruhigen und die grenzenlose Fortsetzung der aus der Befürchtung u m die Dauer des Neubesitzes landauf-landab betriebenen Waldabtriebe verhüten. I I . Die Waldwirtschaftsgemeinschaften und die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) I m Jahre 1948 wurde bei der Zentralvereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe eine Abt. Forstwirtschaft für Angelegenheiten des Bauernwaldbesitzes gebildet. Sie gab noch i n Zusammenarbeit m i t der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft die ersten Richtlinien für die Waldgemeinschaf tsbildung 1 heraus, denen später weitere folgten. Die nach diesen Richtlinien gebildeten Waldgemeinschaften waren i n forstpolitischem Sinn Waldwirtschaftsgemeinschaften. Es waren Interessenvereinigungen ohne vertragliche Bindungen. Nach amtlichen Angaben schlossen sich die Bauern i n wenigen Jahren m i t 80 v H ihrer Gesamtwaldfläche zu solchen Gemeinschaften zusammen. Sie beruhten nach dem Willen der Verfasser der Richtlinien auf „Freiwilligkeit" des Beitritts und Wahrung der Unantastbarkeit des Eigentums. Sie entstanden nicht als Begleiterscheinungen der damals i m Anfangsstadium stehenden Entwicklung landwirtschaftlicher Zusammenschlüsse (LPG), sondern aus der Erkenntnis rein forstwirtschaftlicher Notwendigkeiten heraus. Zur ordnungsmäßigen Bewirtschaftung und Betreuung ihres Waldes stellten die Waldgemeinschaften Bauernförster an. Diese wurden sehr 1 V d g B M e r k b l a t t Nr. IV/1956: Richtlinie 5/56 f ü r die A r b e i t der Waldgemeinschaften der V d g B (BHG).
I I I . Die Bewirtschaftungsgenossenschaften
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bald den Kreisforstämtern und nach deren Auflösung den Kreisverwaltungen unterstellt. Dies hatte eine Verschärfung der Einschlagskontrolle und eine Unterbindung von Einschlägen über Umlage und berechtigten Eigenbedarf hinaus zur Folge. Die Kreise erfüllten ihre forstwirtschaftliche Aufgabe unbefriedigend. Daher wurden 1956 die Bauernförster als Angestellte i n die 1952 geschaffenen Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe (StFB) eingegliedert.
I I I . Die Bewirtschaftungsgenossenschaften I n den Jahren des Anwachsens von Zahl und Fläche der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften entstand für die Bauernwaldbesitzer eine neue Situation. Besonders die Neubauern, denen Wald als „billiges" Geschenk des Staates zugefallen war, fühlten sich verpflichtet, Vorbild zu sein und als erste den Wald i n die LPG einzubringen. Demgegenüber bemühte sich der Zentralvorstand der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) viele Jahre hindurch erfolgreich, wenigstens den Altbauernwald aus dieser Entwicklung herauszuhalten. Er betrachtete es als vornehmliche Aufgabe seiner Zentralkommission, den Zusammenschluß der Altbauern i n Waldgemeinschaften zu fördern. Seine auf größtmögliche Eigenbestimmung des Waldbesitzes abgestellte Arbeit geriet zwangsläufig i n Gegensatz zu den staatlichen Stellen, die über Ermäßigung der nach Größe der Waldflächen gestaffelten Verwaltungskostenbeiträge entschieden. Durch Versprechen angeblich verlockender wirtschaftlicher Vorteile sollten die Bauern zur Einbringung des Waldes i n die L P G bewegt werden. U m möglichst viel von der Selbstbestimmung der Bauern über ihre Waldbewirtschaftung zu retten, sah sich der Zentralvorstand der VdgB unter den politischen Umständen 1956 genötigt, für die „parzellenlose Bewirtschaftung m i t individueller Abrechnung" und für die entsprechende Umwandlung der bisherigen Waldgemeinschaften einzutreten. Diese neue propagierte A r t des Waldzusammenschlusses trug den Rechtscharakter des „eingeschränkten Genossenschaftsverhältnisses". Die „Freiwilligkeit" des Zusamenschlusses sollte dem Anschein nach immer noch als Prinzip gewahrt bleiben. Die Bewirtschaftung i m Rahmen eines Forsteinrichtungsplanes oblag der von der Gemeinschaft gewählten Waldkommission. Der Nettogeldertrag floß dem Waldeigentümer der jeweils genutzten Parzelle zu. Die staatliche Aufsicht über diese A r t von Genossenschaften sollte sich i m wesentlichen auf die Festsetzung der Einschlag- und Aufforstungsumlagen und die Kontrolle ihrer Aufbringung beschränken und wurde von dem Beauftragten für Forst- und Jagdwesen bei den Räten der Kreise sowie den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben ausgeübt.
90
E. Der Privat- und Genossenschaftswald
Angesichts befürchteter und unerwünschter neuer Entwicklungen, die die Freiheit der Bauernwaldbewirtschaftung endgültig zu zerschlagen drohten, fanden sich allerorts Waldbauern zu der parzellenlosen Waldbewirtschaftung zusammen. Die staatlichen Stellen duldeten lange Zeit stillschweigend den Aufbau dieser neuartigen Zusammenschlüsse „höheren Typs", denn sie erblickten i n ihnen einen Fortschritt auf dem Wege einer von Beginn an verfolgten Sozialisierung der Reste freier Forstwirtschaft und sie scheuten sich nicht, diese Wirtschaftsgenossenschaften als ihre eigene Konzeption zu betrachten.
I V . Die Auflösung der Zusammenschlüsse Diese anfänglich offen zur Schau getragene Haltung hinderte die staatlichen Stellen nicht, schon i m Jahre 1958 von den Bestrebungen des Zentralvorstandes der VdgB abzurücken und zu erklären, daß die Waldgenossenschaften i n der Holzaufbringung ebenso wie i n der Wiederaufforstung von Kahlflächen versagt hätten. Sie wären somit der ihnen gestellten wirtschaftlichen und politischen Aufgabe nicht gerecht geworden. Die Folge war, daß der Staat nunmehr kategorisch die Auflösung aller Waldzusammenschlüsse und die Einbringung des gesamten Bauernwaldes i n die L P G forderte und sämtliche Forstleute, insbesondere auch die Betriebsleiter der StFB, verpflichtete, für dieses allein zu vertretende Ziel zur „sozialistischen Entwicklung der Forstwirtschaft" sich öffentlich einzusetzen und zu werben. Das Gros der waldbesitzenden Bauern verhielt sich demgegenüber zurückhaltend oder ablehnend. I h r Mißtrauen gegenüber den behaupteten wirtschaftlichen Vorteilen und die Befürchtung u m den Fortbestand ihres privaten Eigentums am Wald war nur allzu begründet. Seit 1945 hatten sie eine stufenweise Beschränkung ihres eigenen Einflusses auf die Waldbewirtschaftung und ihres i m Eigentum am Grund und Boden begründeten Rechts hinnehmen müssen. Die wichtigsten Etappen der weiteren Entwicklung zur Kollektivierung waren: A u f den Bauernwald 2 über 5 ha wurde 1952 die Bewirtschaftungsverordnung, die schon 1948 auf diese Besitzgruppe ausgedehnt wurde, verschärft angewandt. Dies hatte zur Folge, daß der Bauer einen Diebstahl begeht, wenn er über Umlage und anerkannten Eigenbedarf hinaus Holz i n seinem eigenen Walde einschlägt. 2 A O über die Versorgung m i t Brennholz f ü r bäuerliche Betriebe m i t forstlicher Nutzfläche v o n über 5 ha Größe v o m 8. 2.1952, GBl. Nr. 25, S. 145 (außer Kraft).
V. Kollektivierungsmaßnahmen
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Die Einbeziehung 3 des Waldes unter 5 ha i n die Bewirtschaftung und i n das Einschlaggenehmigungsverfahren erfolgte 1956. Zugleich wurde die Erhebung von Verwaltungsgebühren für die staatliche Beaufsichtigung 4 eingeführt m i t der Maßgabe, daß die Gebühr für die größtmögliche Waldfläche (100 ha) die Gebühr für den Kleinstwald siebenmal übersteigt. V. Kollektivierungsmaßnahmen Schon i n die Waldgemeinschaften und Waldwirtschaftsgenossenschaften war der Bauer praktisch hineingezwungen worden. Trotzdem bestand für i h n die Hoffnung, durch Einordnung i n eine Gemeinschaft mit öffentlicher Kontrolle der staatlich gelenkten Kollektivierung zuvorzukommen und so ihr aus dem Wege gehen zu können. Obwohl diese Zusammenschlüsse ihre wirtschaftlichen Aufgaben hätten erfüllen können, wurden sie abgelehnt, w e i l sie m i t dem ideologischen Grundprinzip des fortgeschrittenen Sozialismus unvereinbar waren. Die Konsequenzen zog das damalige Ministerium für Land- und Forstwirtschaft m i t dem Beschluß vom 11. Januar 1958: „ I m Zuge der sozialistischen E n t w i c k l u n g der Forstwirtschaft sind einschneidende Maßnahmen f ü r die künftige Betreuung u n d Bewirtschaftung des Genossenschafts- u n d Privatwaldes notwendig. Oberstes Prinzip ist die E i n b r i n gung des gesamten Privatwaldes i n die LPG, u m eine eigene genossenschaftliche Waldwirtschaft aufbauen zu können. Waldgemeinschaftsformen, die diesem Z i e l entgegenlaufen, sind umzuwandeln oder nicht mehr zu bilden. U m eine straffere Bewirtschaftung des Genossenschafts- u n d Privatwaldes zu gewährleisten, ist seine Beaufsichtigung u n d Betreuung i n die Hände der Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe zu legen. I n der Perspektive soll der gesamte P r i v a t w a l d eines Tages der staatlichen Bewirtschaftung unterliegen."
Das i m letzten Satz des Beschlusses aufgezeigte Fernziel trat vorerst zurück. Vordringlich war, die Bauern zur Einbringung des Waldes i n die L P G auf breiter Linie zu bewegen. Der Beginn der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft i m Jahre 1960 gab den Auftakt, die Eigenbestimmung der Bauern über die Bewirtschaftung des auf seinem Grund und Boden stehenden Waldes ebenfalls endgültig auszuschalten. 1. Die Waldwirtschaften der L P G
a) Rechtsgrundlagen Nach rechtsstaatlichen Vorstellungen sind die L P G keine „Genossenschaften" i n herkömmlichem Sinn. „Sie sind eine neue Erscheinungsform 3 V O über die Pflichtablieferung f ü r Rohholz, Rinde u n d Harz u n d über die Regelung des Eigenbedarfs v o m 1.9.1955, GBl. I Nr. 76, S. 622 (außer Kraft). 4 A O Nr. 1 über die Verwaltungsgebührentarife (als Sonderdruck erschienen) zur V O über die Staatl. Verwaltungsgebühren v o m 28.10.1955, GBl. I Nr. 96, S. 787, geändert durch A O Nr. 2 v o m 2.1.1957.
E. Der Privat- und Genossenschaftswald
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gemeinschaftlicher Bodenbewirtschaftung sowjetzonaler Prägung, entstanden durch den Zusammenschluß bis dahin individuell wirtschaftender Bauern, Landarbeiter und auch sonstiger Berufszugehöriger zu einem kollektiven landwirtschaftlichen Betrieb zwecks gemeinsamer Bewirtschaftung der eingebrachten und der öffentlich bereitgestellten Bodenflächen und Produktionsmittel. Es handelt sich nicht u m freiwillige genossenschaftliche Zusammenschlüsse, die dazu dienen, die wirtschaftliche Lage ihrer Mitglieder, die einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb besitzen, zu fördern, sondern u m Kooperationsformen der Landbewirtschaftung, die nach sozialistischen Grundsätzen organisiert und geleitet werden" 5 . Verwaltung und Wirtschaftsgeschehen der L P G regeln Gesetz6 und Musterstatuten 7 . Mitspracherecht der Mitglieder, ihre Eigenverantwortung und private Wirtschaftsinitiative sind eingeschränkt, wenn nicht gänzlich ausgeschaltet. Es gelten die formalen, keinen Spielraum lassenden „demokratischen" Gepflogenheiten des Systems. Nach dem „Prinzip des stufenweisen Übergangs zur sozialistischen genossenschaftlichen Großproduktion" gibt es drei Typen von LPG. Sie unterscheiden sich i m Grad der Vergesellschaftung der Bodenflächen und Produktionsmittel sowie i n der Verteilung der Einkünfte. Jeder der Typen I — I I I hat ein eigenes Musterstatut. I n den Grundlagen des LPG-Rechtes w i r d der Wald speziell nur an wenigen Stellen angesprochen. Die meisten Bestimmungen haben aber für den Wald die gleiche Bedeutung wie für die Landwirtschaft. Zu nennen sind insbesondere die §§ 7 und 8 des LPG-Gesetzes: § 7 : 1 . Der i n die Genossenschaft zur allgemeinen Nutzung eingebrachte B o d e n bleibt Eigentum der Mitglieder. 2. Eine Veräußerung des eingebrachten Bodens k a n n n u r an den Staat, die L P G oder deren Mitglieder, die wenig oder kein L a n d besitzen, erfolgen. § 8: 1. A n dem Boden, der durch die Mitglieder eingebracht w i r d . . . , erhält die L P G volles Nutzimgsrecht.
Der Wald selbst w i r d besonders i m § 13 des LPG-Gesetzes angesprochen. I n dieser Gesetzesstelle heißt es: § 13: 1. Die dem M i t g l i e d gehörenden eingebrachten Inventarstücke . . . sowie der eingebrachte W a l d b e s t a n d werden m i t der Bestätigung des Übergabeprotokolls durch die Mitgliederversammlung genossenschaftliches Eigentum. 5
„SBZ von A — Z " , Ausgabe 1965, S. 334. Gesetz über die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften v o m 3. 6.1959, GBl. I Nr. 36, S. 577 ff. 7 Beschluß über die Musterstatuten der L P G v o m 9. 4.1959, GBl. I Nr. 26, S. 333 ff. 6
V. Kollektivierungsmaßnahmen
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2. . . . der durch Aufforstung genutzter Flächen entstehende Waldbestand w i r d unabhängig v o m Eigentum an G r u n d u n d Boden genossenschaftliches Eigentum.
Dazu ist folgendes zu sagen: Genossenschaftliches Eigentum am Waldbestand kann vom Boden nicht getrennt werden. Denn ohne Boden ist kein Wald denkbar und ebensowenig eine A u f forstung. Das i m Gesetz deklarierte Eigentum am Boden hat also nur noch theoretische Bedeutung und ist einer der Maßstäbe bei der Verteilung der Geld- und Naturaleinnahmen. Diese werden nämlich zu 60 v H nach den von den Mitgliedern geleisteten Arbeitseinheiten und zu 40 v H entsprechend der Größe und Güte der land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen verteilt, die von den Mitgliedern eingebracht sind. Diese als sogenannte Bodenanteile festgelegten Werte werden für den Wald aus der Qualität und ha-Zahl des Waldbodens berechnet. Dabei w i r d die Qualität nach zwei bis sechs Ertragsklassen je Holzart unterschieden. Das i m § 13 erklärte genossenschaftliche Eigentum am Waldbestand hebt letzten Endes das i n § 8 ausgesprochene, aber bereits eingeschränkte individuelle Eigentum am Boden vollends auf. b) Die Muster-Statuten Die i m LPG-Gesetz festgelegten Grundsätze bilden die Grundlage der Musterstatuten. Sie sollen die politische Richtung des Gesetzes i m einzelnen realisieren. Dabei sind die Unterschiede i m Statut für Typ I und I I I bezüglich der Einbringung des Waldes von besonderer Bedeutung. I m Musterstatut Typ I heißt es: Ziff. 2 (1) Die Mitgliederversammlung k a n n beschließen, daß auch G r ü n land, Dauerkulturen (Obstanlagen, Hopfen usw.) oder W a l d einzubringen sind. Ziff. 2 (2) Großbauern bringen neben i h r e m Ackerland u n d d e m W a l d auch alle übrigen bewirtschafteten Flächen ein.
I m Musterstatut Typ I I I heißt es über die Waldeinbringung: Ziffer 2 : Jeder werktätige Bauer, der der Genossenschaft beitritt, b r i n g t sein Ackerland, seine Wiesen u n d Weiden, s e i n e n W a l d . . . z u gemeinsamer Bewirtschaftung i n die Genossenschaft ein.
Und weiter i n Abschnitt I I I Ziff. 12 (1): Jedes M i t g l i e d übergibt der Genossenschaft bei seinem E i n t r i t t zur Nutzung... s e i n e n W a l d b e s t a n d .
Bei Typ I I I m u ß also der Wald eingebracht werden. Bei Typ I und I I k a n n der Wald, wenn der Einbringer nicht mehr als 20 ha besitzt und somit nicht zum Großbauer erklärt wird, i m Eigentum des Bauern verbleiben und von i h m bewirtschaftet werden. Die „Kann"-Klausel ist inzwischen weitgehend durchbrochen. Die politische Propaganda zielt da-
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E. Der Privat- und Genossenschaftswald
hin, unter Ausnutzung der i m Statut gegebenen Möglichkeit und unter Einwirkung auf die LPG-Leitung i n den Mitgliederversammlungen Beschlüsse durchzusetzen, daß auch der Wald i n Typ I eingebracht wird. Der Wald stellt nämlich für die L P G oft einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor dar und zu gern w i r d der Öffentlichkeit vorgewiesen, wie erfolgreich die Forstwirtschaft die Sozialisierung vorantreibt. Die Beseitigung der unterschiedlichen rechtlichen Regelung bezüglich der Einbringung des Waldes bei Typ I, I I und I I I ist angeblich Wunsch der Genossenschaftsbauern selbst 8 . c) Zusammensetzung des LPG-Waldes Seiner Herkunft nach kann der i n den L P G eingebrachte Wald folgenden Gruppen zugeordnet werden: 1. Altbauern:
a) Altbauern, die Mitglied einer L P G sind und Wald besaßen b) Altbauern, die i n der SBZ wohnen und nicht M i t glied einer L P G sind, deren Wald aber einer L P G eingegliedert wurde c) Altbauern, die aus der SBZ geflüchtet sind und Wald besaßen.
2. Alteigentümer: Waldbauern, denen das Eigentum am Wald durch zwangspolitische Maßnahmen i n der SBZ entzogen wurde (Bodenreform-Geschädigte oder durch W i r t schaftsstrafverordnungen Geschädigte). I n den vorstehenden Fällen handelt es sich u m unstrittiges Eigentum, das am 8. 5.1945 i m Grundbuch eingetragen war. 3. Neubauern:
a) Waldbesitzende Neubauern, die Mitglieder einer L P G sind b) Waldbesitzende Neubauern, die aus der SBZ geflüchtet sind.
Bezogen auf den Personenkreis der ursprünglichen Eigentümer besteht also bei den LPG-Waldflächen eine Parallele m i t der Herkunft der eingebrachten landwirtschaftlichen Nutzflächen. Der bisherigen Betriebsstruktur nach handelt es sich bei A l t - und Neubauern i n den meisten Fällen u m gemischte land- und forstwirtschaftliche Betriebe, die bis zur Zwangskollektivierung die landwirtschaftlichen Nutzflächen zwar einbrachten, die Waldflächen aber selbst aus den L P G heraushielten. 8 Bericht über Beschlüsse des V I I I . Bauernkongresses 1964 i n Schwerin. I n : ,Die Sozialistische Forstwirtschaft", 1964, Heft 2.
V. Kollektivierungsmaßnahmen
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Bei der Einbringung von Wald w i r d der Wert des Waldbestandes durch eine Komission unter Hinzuziehung von staatlichen Forstsachverständigen festgelegt und von der Mitgliederversammlung bestätigt. Für die Bewertung wurden vom Ministerium für Landwirtschaft und Forsten Richtlinien 9 erlassen, u m eine einheitliche Bewertung aufgrund einer Waldbestandsaufnahme und von Wertschätzungstafeln sicherzustellen. Für die LPG-Typ I hat die Bewertung des Waldes nur insofern Bedeutung, als sie Bestandteil des Übergabeprotokolls wird. Erst nach dessen Bestätigung durch die Mitgliederversammlung w i r d der Wald genossenschaftliches Eigentum. Finanziell wirksam w i r d die erfolgte Bewertung als Grundlage für die Festsetzung des Inventarbeitrages erst beim Übergang vom Typ I i n LPG-Typ I I I . Hierzu heißt es i n den Musterstatuten: Ziff. 18 (1) Jedes M i t g l i e d der L P G . . . ist verpflichtet, einen Inventarbeitrag zu leisten. (3) F ü r eingebrachte Waldflächen w i r d der Inventarbeitrag i n der Regel auf mindestens 800 D M je ha festgesetzt. Ziff. 19 (1) Ist der Wert des toten u n d lebenden Inventars höher als die Summe des festgelegten Inventarbeitrages, so w i r d der U n t e r schied als zusätzlicher Inventarbeitrag betrachtet u n d aus den E i n k ü n f t e n der Genossenschaft zinslos zurückerstattet. Ziff. 20 (1) Bei eingebrachtem... Waldbestand aus der Bodenreform w i r d bei der Berechnung des zusätzlichen Inventarbeitrages n u r der W e r t zuwachs berücksichtigt.
Der Inventarbeitrag bildet den Grundstock der genossenschaftlichen Bewirtschaftung für landwirtschaftliche Nutzflächen und Waldflächen; er dient dazu, die Produktionsgenossenschaften i n der Anlaufzeit finanziell nicht zu stark zu belasten und sie mit dem notwendigsten toten und lebenden Inventar zu versehen. I n Anlehnung an die Verfahrensweise bei Einbringung von landwirtschaftlichem Inventar gelten aus Gründen der Einheitlichkeit für die Einbringung des forstlichen Inventars — nämlich des Waldes — die gleichen Bestimmungen, jedoch unter Festsetzung eines Mindestbetrages von 800 D M je ha, statt 500 D M für landwirtschaftliche Nutzflächen. Der höhere Beitrag für Waldflächen soll die finanzielle Sicherung der Holzproduktion gewährleisten. Er entspricht etwa den Kosten der Anlage einer neuen Kiefernkultur zuzüglich der Kosten für K u l t u r - und Jungwuchspflege. Der Inventarbeitrag für Wald soll 1 200 D M je ha nicht übersteigen. 9 Die Bewertung u n d Bewirtschaftung des Waldes der L P G — hrsg. v o m M i n i s t e r i u m f ü r Landwirtschaft u n d Forsten, H a u p t v e r w a l t u n g F o r s t w i r t schaft 1956.
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E. Der Privat- und Genossenschaftswald
Zweifellos ist i n Beziehung auf die Waldwirtschaft das Wort „Inventarbeitrag" mißverständlich. Man hätte besser von „Waldbeitrag" sprechen sollen. Der zusätzliche Inventarbeitrag für den eingebrachten Wald bedeutet — selbst nach Abzug des Pflichtbeitrages — eine erhebliche Schuldenlast für die LPG. Die Schuld läßt sich i n der Regel nur i n einem Tilgungszeitraum von 15—20 Jahren und durch Erhöhung des Pflichtinventarbeitrages von 800 auf 1 000 bis 1 200 D M abtragen, wozu die Möglichkeit i m LPG-Statut eingeräumt ist. Über die Erhöhung des Pflichtbeitrages und über die Verlängerung des Tilgungszeitraumes kann die Mitgliederversammlung bei der Waldeinbringung Beschluß fassen. Dieser soll sich auf sorgfältige Überprüfung der örtlichen Gegebenheiten und der wirtschaftlichen Verhältnisse der L P G stützen. Der Beschluß w i r d aber oft von dem rein finanzwirtschaftlichen Interesse der L P G diktiert, den höchstmöglichen Pflichtbeitrag von 1 200 D M je ha zu erhalten. Je höher der Pflichtbeitrag ist, desto geringer w i r d die Schuldenlast für die L P G und u m so kürzer kann der Auszahlungszeitraum bemessen werden, um so eher kommt die L P G i n den Genuß der gesamten Einkünfte aus der Waldwirtschaft. Eine Rückzahlung ist möglich, wenn die Waldaufnahme abgeschlossen ist. Für die Rückzahlung dürfen jedoch keine Kredite i n Anspruch genommen werden. Die Fondszuführungen müssen erfüllt sein. Ein Beschluß zur Auszahlung muß von der Mitgliederversammlung bestätigt werden. Bis zur Zwangskollektivierung 1960 w i r k t e sich die Zurückhaltung des zusätzlichen Inventarbeitrages nachteilig auf die Bereitschaft zur Waldeinbringung i n die L P G aus und hemmte die Kollektivierung des Waldes. Der noch außerhalb der L P G stehende Waldbauer m i t ordnungsmäßig bewirtschaftetem Waldbesitz ließ sich erst recht nicht für die L P G gewinnen, wenn ein hoher Pflichtinventarbeitrag von der L P G gefordert und ein langer Auszahlungszeitraum für den zusätzlichen Inventarbeitrag festgesetzt wurde. Der Auszahlungszeitraum w i r d i n der Regel auf 10 bis 20 Jahre bemessen. Gewiß ist, daß die Auszahlung der über die Pflichtinventarbeiträge hinaus ermittelten zusätzlichen Inventarbeiträge noch sehr i m Rückstand liegt. Nach der Zwangskollektivierung scheute sich die Hauptverwaltung Forstwirtschaft des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft nicht, eine neue Richtlinie zur Handhabung des zusätzlichen Inventarbeitrages zu verkünden und dessen Rückzahlung davon abhängig zu machen, daß die „Steigerung der Waldproduktion" der LPG gesichert ist. Für die Auszahlung muß eine entsprechende Bestätigung des zuständigen Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes gegeben werden. Hiermit kann die Rückzahlung der zusätzlich eingebrachten Werte i n Frage gestellt werden.
V. Kollektivierungsmaßnahmen
97
Denn die „Steigerung der Waldproduktion" ist i m Einzelfall nicht einwandfrei nachweisbar und kann von den zuständigen Behörden bestritten werden. 2. Die Bewirtschaftung des LPG-Waldes (bis 1965)
Die Statistik 1 0 sagt über die LPG nach Stand vom 31.12.1966 folgendes aus:
Waldflächie i n persönlicher Nutzung bei T y p I und I I
...
zusammen
313 600 ha 796 ha
\ J
314 396 ha = 37 v H
bei T y p I I I
32 951ha 505 803 ha
j /
538 754 ha = 63vH
zusammen:
853 150ha
bei T y p I I I i n genossenschaft l-icher Nutzung bei Typ I u. I I . . .
= 100vH
Als Richtlinie für die Bewirtschaftung des LPG-Waldes befindet sich i m Musterstatut zu Typ I Abschnitt V, Ziff. 30 e und i m Musterstatut zu Typ I I I i n Abschnitt V, Ziff. 33 d der gleichlautende Satz: „Der Vorstand und alle Mitglieder sind verpflichtet, den genossenschaftlichen Waldbestand zu erhalten und nach den fortschrittlichsten forstwirtschaftlichen Methoden zu bewirtschaften." Die Einwirkungsmöglichkeit der LPG-Mitglieder auf die Walderhaltung und die ordnungsgemäße Bewirtschaftung ist i n den Statuten festgelegt. Nur zu bekannt ist jedoch, wie die demokratischen Spielregeln bei der Bildung von Kommissionen und beim Zustandekommen von Beschlüssen i n Mitteldeutschland gehandhabt werden. Wenn der Waldbauer seinen Wald i n die genossenschaftliche Nutzung übergeben hat, hat er nur noch das Interesse der Genossenschaft zu vertreten und soll keinen Einfluß mehr auf die Bewirtschaftung des Waldes nehmen. Er ist nur noch Arbeitskraft, die von der Genossenschaft eingesetzt wird. Während die Vorsitzenden der LPG die größten Anstrengungen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion machten, wurde die Forstwirtschaft als Nebenproduktionszweig angesehen und vernachläs10
7
„Statistisches Jahrbuch der D D R " 1967.
98
E. Der Privat- und Genossenschaftswald
sigt. Dies ging zuweilen so weit, daß einzelne L P G beantragten, den von ihnen übernommenen Wald den StFB m i t der Begründung zu übergeben, daß die landwirtschaftliche Produktion durch die LPG-Waldwirtschaft Schaden leide. Die Antragsteller wurden unter Hinweis auf ihre Pflichten zur genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung ermahnt, Lösungen für die arbeitsmäßige Einordnung der Waldwirtschaft i n den Betriebsablauf der L P G zu suchen. So wurde eine Spezialisierung interessierter Genossenschaftsmitglieder für die Forstarbeit empfohlen und die Bildung zeitweiliger ständiger Forstwirtschafts-Brigaden propagiert. Das Desinteresse am Wald war u m so größer, je weniger Flächenausdehnung der eingebrachte Wald besaß und je schlechter sein Zustand war. Jedoch konnte es auch geschehen, daß unter dem Einfluß früherer Waldbauern der LPG-Wald i n der Form der früheren Zusammenschlüsse als Waldwirtschaftsgemeinschaft oder Waldgenossenschaft wieder bewirtschaftet wurde, öffentliche K r i t i k setzte diesem Verfahren bald ein Ende und rief die Mitverantwortlichkeit der Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe (StFB) am LPG-Wald wach: „Den StFB w i r d i m Einvernehmen m i t den LPG-Vorständen die B e t r e u u n g des Waldes der L P G übertragen. Sie haben deshalb den LPG zu helfen, die genossenschaftliche Bewirtschaftung ihrer Wälder zu organisieren. Die Betriebe unterstützen die L P G bei der Anwendung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Technik, u m die Produktivität des Waldes sowie seine landeskulturellen Wirkungen zu erhöhen, die Arbeitsproduktivität zu steigern, die Reserven des Waldes zu erschließen und auszunutzen und den Rohstoff Holz rationell auszuformen 1 1 ." Die Durchführung wurde sehr unterschiedlich gehandhabt. Fünf Jahre hindurch hatte sie experimentellen Charakter, u m die am besten geeignete Form der LPG-Waldbetreuung und der genossenschaftlichen Waldbewirtschaftung zu finden. So gab es i n dieser Periode nebeneinander Staatliche Forstwirtschaftsbetriebe, die sich kaum ernsthaft m i t den LPG-Waldwirtschaften i n ihrem Bereich befaßten, und andere, die statutengerechte Modellfälle der Betreuung des LPG-Waldes und seiner genossenschaftlichen Bewirtschaftung schufen. Andere versuchten, die LPG-Vorstände zu beraten und zu betreuen oder auch nur Maschinen und Geräte auszuleihen oder Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Wieder andere zogen es vor, den Forstbetrieb m i t eigenen Arbeitskräften und Maschinen v o l l i n die Hand zu nehmen, u m die Einschlags- und Aufforstungs-Umlagen m i t Sicherheit erfüllen zu können. 11 Anordnung über die Aufgaben der Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe u n d die Betreuung des L P G - u n d Privatwaldes v o m 11. 2.1959, GBl. I Nr. 11, S. 121 u n d 122.
V. Kollektivierungsmaßnahmen
99
Neben Betreuungsaufgaben üben die Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe auch Hoheitsaufgaben gegenüber den LPG aus. So ist ihnen seit 1963 die Aufgabe zugewiesen, an die waldbesitzenden L P G Auflagen zur Ablieferung von Rohholz, Rinde und Harz sowie Produktionsauflagen zur Durchführung von Aufforstungen, Waldpflege und von Forstschutzmaßnahmen zu erteilen. Die Grundlagen der Entwicklung des betreuten LPG-Waldes werden von den Vereinigungen volkseigener Betriebe Forstwirtschaft m i t den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben und dem Forstwirtschaftlichen Institut i n Potsdam bearbeitet. Hierfür sind besondere Perspektivplangruppen tätig. Die Pläne müssen vom Rat für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft (der Nachfolgeinstitution der Landwirtschaftsräte) bestätigt werden. 3. Maßnahmen zur Änderung der Bewirtschaftung (seit 1966)
a) Ziele der Neuregelung Durch Beschluß 12 wurden alle bisher geltenden Bestimmungen über die Beziehungen zwischen den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben und der L P G m i t Wirkung vom 1. Februar 1966 außer K r a f t gesetzt. U m die „Zusammenarbeit zwischen L P G und StFB zu verbessern, die Holzproduktion i n den LPG-Wäldern zu steigern, alle Produktionsmöglichkeiten auszunutzen und wirksame, rationelle, biologische und technische Methoden zur Erhöhung der Produktivität des Bodens und der Zuwachsleistung anzuwenden und die landeskulturellen Wirkungen des Waldes zu steigern", erging die seit langem erforderliche und erwartete einheitliche Neuregelung 13 der LPG-Betreuung. I n einem Kommunique hatte das Staatliche Komitee für Forstwirtschaft — seit A p r i l 1965 das oberste Leitungsorgan der Forstwirtschaft — bekanntgegeben: „ I m Betreuungswald ist die breite Entwicklung der Kooperationsbeziehungen die Voraussetzung zur vollen Wirksamkeit der Vorteile der sozialistischen Großflächenwirtschaft. Die Kooperationsbeziehungen dürfen sich nicht auf die Überwindung von Arbeitsspitzen u n d auf die Schwerpunkte der mengenmäßigen Planerfüllung beschränken. Sie müssen auf die umfassende Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts u n d auf die Einbeziehung der genossenschaftlichen Waldwirtschaft bei der E r f ü l l u n g industriemäßiger Produktionsmethoden i n der Forstwirtschaft gerichtet sein. Durch A n w e n d u n g ökonomischer Hebel ist das Interesse an der Entwicklung des Betreuungswaldes zu steigern u n d die I n i t i a t i v e der Genossenschaftsbauern auf dem Gebiet der Waldwirtschaft zu fördern. Die Beziehungen zwischen dem StFB u n d den waldbesitzenden L P G bzw. Zwischengenossenschaftlichen Einrichtungen 12
Beschluß zur Aufhebung gesetzlicher Bestimmungen auf dem Gebiete der Forstwirtschaft v o m 19.1.1966, GBl. I I Nr. 10, S. 43. 13 A O über die Bewirtschaftung des Genossenschafts- u n d Privatwaldes v o m 27.1.1966, GBl. I I Nr. 20, S. 101 ff.
7"
E. Der P r i v a t - und Genossenschaftswald
100
Waldwirtschaft sind vorwiegend auf der Grundlage von Verträgen zu entwickeln. Die entscheidende Voraussetzung zur Lösung der Aufgaben i m Betreuungswald ist die Herstellung u n d Festigung des Vertrauensverhältnisses zwischen L P G u n d S t F B 1 4 . " b)
Wirtschaftsverträge
D e r o b i g e n Z i e l s e t z u n g entsprechend w i r d d e r A b s c h l u ß v o n Wirtschaftsverträgen ü b e r die B e w i r t s c h a f t u n g des gesamten W a l d e s der L P G u n d Z E W d e n P a r t n e r n als Pflicht a u f e r l e g t . D e r V e r t r a g s a b s c h l u ß k a n n m i t H i l f e eines V e r f a h r e n s v o r d e m z u ständigen Bezirksverwaltungsgericht erzwungen werden. Der Vertrag m u ß nach e i n h e i t l i c h e m M u s t e r geschlossen w e r d e n , das f o l g e n d e n W o r t laut hat: VERTRAGSMUSTER Wirtschaftsvertrag Zwischen dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb (StFB) vertreten durch u n d (ZEW/LPG) vertreten durch w i r d folgender Vertrag abgeschlossen: Die/Der liefert entsprechend seinem bestätigten Betriebsplan i m Jahre/in den Jahren an den StFB Sorte
Qualität
Menge/fm
Liefertermin
II. F ü r die Ausformung, Messung u n d Sortenbildung sowie f ü r die Preisbildung von Rohholz, Rinden u n d Harz gelten 1. die T G L Rohholz 15799; 2. die Preisanordnung Nr. 3047 v o m 13. M a i 1964 — Rohholz u n d Rinde — (Sonderdruck Nr. P 3047 des Gesetzblattes); 3. die Preisanordnung Nr. 3113 v o m 21. Oktober 1964 — Kiefernrohbalsam, Fichtenscharrharz, Kiefernscharrharz — (Sonderdruck Nr. P 3113 des Gesetzblattes) ; 4. die Lagerordnung. III. 1. Die Auszeichnung u n d Numeration des Holzes erfolgt durch den zuständigen Revierförster. Die Numeration des eingeschlagenen Holzes ist am Hiebsort durchzuführen. 2. Der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb ist verpflichtet, innerhalb einer Frist von 14 Tagen nach Beendigung der Arbeiten i n einer Abteilung, das eingeschlagene Holz zu vermessen u n d i n das Nummernbuch aufzunehmen. 3. Die Zulieferung von Rohholz vor dem vereinbarten T e r m i n bedarf der Z u stimmung des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes. 14
K o m m u n i q u e über die 2. Sitzung des Staatlichen Komitees für Forstwirtschaft v o m 1. 7.1965.
V. Kollektivierungsmaßnahmen
101
IV. Der Lieferer verpflichtet sich, das Holz sachgemäß zu rücken und so zu lagern, daß es m i t motorischen Zugkräften abgefahren werden k a n n u n d keine W e r t minderung eintritt. I n der Zeit v o m 15. Februar bis 31. Oktober darf das eingeschlagene Holz nicht auf Wiesen u n d Feldern bereitgestellt werden. V. 1. I m Interesse einer nachhaltigen Waldwirtschaft werden folgende Maßnahmen unter Beachtung der agrotechnisch günstigsten Termine durch die L P G bzw. ZEW durchgeführt. Maßnahmen
x
Quartal/Monat/ha
^
Räumen des Einschlagsortes Bodenvorarbeiten davon Vollumbruch Aufforstung insgesamt davon Winkelpflanzung davon Huscher Spaten Kulturpflege davon mechanisch davon chemisch Jungwuchspflege davon mechanisch davon chemisch Rohholzerzeugung i n der offenen Landschaft Forstschutz
Hier kann die Gewährung von Prämien gemäß § 3 der Anordnung vom 27. Januar 1966 über die Bewirtschaftung des Genossenschafts- und Privatwaldes vereinbart werden. 2. Durch den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb werden folgende Arbeiten unter Beachtung der agrotechnisch günstigsten Termine durchgeführt: Maßnahmen
I.
Quartal/Monat/ha II. III.
IV.
Vollumbruch Stockrodung Unterstützung bei der Kulturpflege usw. (Für die durchzuführenden Arbeiten sind die Kosten festzulegen.) VI. Z u r Unterstützung der L P G w i r d der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb folgende aufgeführte Geräte gegen Gebühr zur Verfügung stellen: Maschinen, Geräte Termin
102
E. Der P r i v a t - u n d Genossenschaftswald
Hier können weitere Vereinbarungen getroffen werden, wie Bereitstellung von Pflanzenmaterial, Reparatur von forstlichen Maschinen und Geräten durch die Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe usw. VII. Die L P G unterstützt den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb durch: Hier können Vereinbarungen getroffen werden über die Bereitstellung Arbeitskräften in den Wintermonaten, Abfuhr von Schichtholz usw.
von
VIII. Schlußbestimmungen: 1. F ü r die Berechnung der ausgeführten Arbeiten gelten die gesetzlichen Bestimmungen. 2. Bei der E r f ü l l u n g der Quartalspläne usw. Monatspläne, außer der E r f ü l l u n g per 31. Dezember, ist eine Toleranz von -f10 °/o zulässig. 3. Dieser Vertrag ist i n 2 Exemplaren auszufertigen. Der Staatliche F o r s t w i r t schaftsbetrieb u n d die L P G erhalten je eine Ausfertigung. 4. Bei Verletzung der Pflichten aus diesem Vertrag sind Vertragsstrafen entsprechend den geltenden Bestimmungen zu zahlen. 5. Die Partner vereinbaren folgende zusätzliche Sanktionen 1 5 : a) Der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb zahlt an die L P G / Z E W . . . M D N , w e n n er die nach Abschnitt I I I Ziffer 2 erforderlichen Arbeiten nicht termingemäß durchführt. b) Der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb zahlt an die L P G / Z E W . . . M D N , w e n n er die i m Abschnitt V I genannten Maschinen nicht termingemäß zur Verfügung stellt. Die L P G / Z E W zahlt die gleiche Summe an den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb, w e n n sie die Maschinen nicht oder unrationell einsetzt. c) Der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb zahlt an die L P G / Z E W . . . M D N , w e n n er die sich aus Abschnitt V Ziffer 2 ergebenden Verpflichtungen nicht t e r m i n - u n d qualitätsgemäß erfüllt. d) Die L P G / Z E W zahlt an den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb . . . M D N , wenn sie die sich aus Abschnitt V Ziffer 1 ergebenden Verpflichtungen nicht termingemäß u n d qualitätsgemäß erfüllt. Weitere Sanktionen können vereinbart werden. den F ü r den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb
f ü r die L P G / Z E W
Diese Wirtschaftsverträge b e d e u t e n e t w a s anderes als B e w i r t s c h a f t u n g s v e r t r ä g e h e r k ö m m l i c h e n B e g r i f f s : D i e B e w i r t s c h a f t e r (d. h. die S t F B ) t r a g e n w e d e r das W i r t s c h a f t s r i s i k o noch f ä l l t i h n e n die E i g e n w i r t s c h a f t s i n i t i a t i v e zu. Sie h a b e n n u r die v o n d e r L P G beschlossenen J a h r e s w i r t s c h a f t s p l ä n e , die a l l e r d i n g s a u f d e n v o n d e n S t F B a u f e r l e g t e n U m l a g e n b e r u h e n , fachtechnisch r i c h t i g d u r c h z u f ü h r e n . D i e K o s t e n t r a g e n d i e L P G u n d d i e Z E W , d e n e n die E r t r ä g e ebenso w i e d i e V e r l u s t e der Wirtschaft zukommen. 15 Es w i r d empfohlen, bei den Buchstaben a u n d b 30 M D N je Verzugstag u n d bei den Buchstaben c u n d d 100 M D N je ha zu vereinbaren.
V. Kollektivierungsmaßnahmen c) Zwischengenossenschaftliche
Einrichtungen
Waldwirtschaft
103 (ZEW)
Die genossenschaftlich bewirtschaftete Waldfläche umfaßt i m Durchschnitt je LPG nicht mehr als 60 ha. Dabei liegt der Wald oft i n ungünstiger Streulage und von dem Sitz der L P G weit entfernt. Nachhaltige Forstwirtschaft kann nur von denjenigen L P G betrieben werden, die über eine weit über diesem Durchschnitt liegende Waldfläche m i t Holzbeständen aller Altersklassen verfügen. Schon vor Jahren trafen benachbarte L P G gegenseitige Vereinbarungen, ihre Waldungen unter einer Leit-LPG zusammenzufassen. Erste derartige Versuche zeigten jedoch, daß die Leit-LPG ihren Aufgaben nicht gewachsen war, die Waldwirtschaft wenig förderten und die M i t bewirtschaftung des Waldes anderer LPG als Belastung empfanden. Schließlich wurde eine Konzentration der Produktion auf der Grundlage geeigneter flächenmäßiger Produktionseinheiten angestrebt. I n § 23 Ziff. 1—2 des LPG-Gesetzes 16 heißt es: „1. Mehrere Genossenschaften können Nebenbetriebe u n d Einrichtungen gemeinsam betreiben V E G u n d andere staatliche Einrichtungen können sich beteiligen. 2. F ü r die Betriebe u n d Einrichtungen gelten die Vorschriften über die Registrierung von LPG. Sie erhalten m i t der Registrierung i m Register f ü r L P G Rechtsfähigkeit."
A u f dieser Grundlage entstanden anstelle der losen Zusammenfassungen unter Leit-LPG die Zwischengenossenschaftlichen Einrichtungen Waldwirtschaft (ZEW) 17. Mitglieder i n der ZEW können waldbesitzende L P G durch einen von der Mitgliederversammlung bestätigten, an den Vorstand einzureichenden Aufnahmeantrag werden. Alle Mitglieder der ZEW besitzen die gleichen Rechte und Pflichten unabhängig von der Größe der Waldflächen, die die einzelne LPG innerhalb der ZEW bewirtschaften läßt. Das höchste Organ der ZEW ist die Bevollmächtigtenversammlung. I n ihr ist jedes Mitglied durch mindestens zwei Bevollmächtigte vertreten. Die Bevollmächtigtenversammlung wählt den Vorstand von 3 bis 5 Mitgliedern auf die Dauer von zwei Jahren. Die Verantwortung des Vorstandes erstreckt sich insbesondere auf: — die Produktion und die Sicherung aller technischen, materiellen und finanziellen Voraussetzungen des planmäßigen Produktionsablaufs, 16
Gesetz über die L P G v o m 3. 6.1959, GBl. I Nr. 36, S. 577 ff. A O über die B i l d u n g u n d das Musterstatut f ü r zwischengenossenschaftliche Einrichtungen Waldwirtschaft v o m 6. 7.1966, GBl. I I Nr. 78, S. 487 ff. 17
104
E. Der Privat- und Genossenschaftswald
— die Einhaltung des Betriebsplanes, — die Vorbereitung der Beschlüsse der Bevollmächtigtenversammlung und — die Zusammenarbeit m i t den StFB aufgrund der mit ihnen abzuschließenden Verträge. I n den Verträgen m i t den StFB ist nach dem Musterstatut für ZEW die Aufgabe und die Verantwortung des vom StFB zu bestellenden Produktionsleiters, seine materielle Interessiertheit sowie die Unterstützung der ZEW durch andere Spezialisten des StFB zu vereinbaren. Die Unterstützung kann auch i n der Versorgung m i t Saat- und Pflanzgut, Bereitstellung von Geräten und Maschinen usw. bestehen. Der hierfür gegebene Mustervertrag läßt den Umfang der Betreuungsaufgabe des StFB erkennen. Die Arbeitskräfte der ZEW sind i m allgemeinen Mitglieder der beteiligten LPG. Sie werden von den L P G delegiert und erfüllen durch ihre oft nur befristete Tätigkeit i n der ZEW die Arbeitspflicht gegenüber ihrer LPG. Die ZEW arbeitet nach den Grundsätzen der wirtschaftlichen Rechnungsführung. Die Einkünfte aus der Waldwirtschaft sollen vorrangig für die weitere Produktionssteigerung der Waldwirtschaft verwandt werden. Streitigkeiten zwischen der ZEW und den einzelnen Mitgliedern — so z. B. über Leistungen i n der ZEW, Höhe und Umfang der Inventarbeiträge und Beteiligung an Gewinn und Verlust — entscheidet die Bevollmächtigtenversammlung. Nach Stand 1968 beträgt die durchschnittliche Flächengröße der bisher bestehenden ZEW 670 ha bei folgender prozentualen Verteilung: 9 vH bis 200 ha 26 v H 201— 500 ha 30,3 v H 501— 800 ha 20,5 v H 801—1 000 ha 12,2 v H 1 001—2 000 ha 2 v H über 2 000 ha Angestrebt w i r d als Mindestgröße eine Fläche von 250—300 ha. Bis Mitte des Jahres 1968 wurden 255 zwischengenossenschaftliche Einrichtungen Waldwirtschaft gebildet; sie bewirtschafteten 28,8 v H der Gesamtwaldfläche der LPG. I n 66,3 v H aller ZEW wurde der Wald der LPG i n die ZEW eingebracht. 33,7 v H der ZEW bewirtschaften den Wald der beteiligten L P G auf Dienstleistungsbasis gegen Rechnung.
VI. Der Wald sonstiger Nutzungsberechtigter
105
d) Zwischengenossenschaftliche Produktionsgenossenschaften Waldwirtschaft (ZPW) I n der Fachpresse 18 w i r d auch von „Zwischengenossenschaftliche Produktionsgenossenschaften Waldwirtschaft (ZPW)" gesprochen. Eine Begriffserklärung fehlt. Offenbar unterscheiden sich die ZPW von den ZEW dadurch, daß bei Bildung von ZPW die Waldwirtschaften mit ihren Flächen aus mehreren LPG rechtlich ausgegliedert werden und aus dem Verband der einzelnen LPG völlig ausscheiden, während sie i n den ZEW Bestandteile der LPG bleiben. Die „ZPW" w i r d als die „höhere Stufe" der zwischengnossenschaftlichen Zusammenarbeit betrachtet. VI. Der Wald sonstiger Nutzungsberechtigter 1. Fläche des Privatwaldes
Rechnerisch müssen sich noch rd. 160 740 ha Waldflächen i n der Hand ihrer früheren Eigentümer als Privatwald befinden 19 . Das „Statistische Jahrbuch der DDR" weist seit 1960 die Privatwaldfläche nicht mehr aus. Die Privatwaldflächen liegen oft i m Gemenge m i t LPG- und Volkswald. 2. Eigentumsverhältnisse
Die Eigentümer der oben genannten Waldflächen sind außerhalb der bäuerlichen Sphäre zu suchen. Es handelt sich teils u m juristische Personen, teils um Einzelpersonen, die von der Bodenreform nicht betroffen wurden. Oft sind sie durch Erbgang, Ankauf etc. Eigentümer von Waldparzellen geworden. Beruflich können es Industriearbeiter, Handwerker, Hausfrauen, Rentner usw. sein. Nur selten sind die Privatwaldeigentümer i n der Lage, ihre Waldflächen ordnungsgemäß selbst zu bewirtschaften. 3. Bewirtschaftung des Privatwaldes
I m allgemeinen sind die nutzbaren Vorräte auf diesen Flächen besonders stark abgesunken. Die Walderneuerung hat hier mit der Nutzung am wenigsten Schritt gehalten. Mangelnde Kulturpflege und unzulängliche Forstschutzmaßnahmen sind offensichtlich und treten nachteilig i n Erscheinung. Obwohl die Nutzungsberechtigten seit Bestehen der Bewirtschaftungsverordnung für Rohholz, Rinde und Harz auch der Zwangswirtschaft unterliegen, wurde ihnen seitens der staatlichen Forstwirtschaft bisher wenig Beachtung geschenkt, da es sich vorwiegend u m Flächen kleinen 18 19
„Die sozialistische Forstwirtschaft", Jahrgang 1967 u n d 1968. „Statistisches Jahrbuch der D D R " 1959.
106
E. Der Privat- und Genossenschaftswald
und kleinsten Ausmaßes handelt. M i t der Neuregelung der Bewirtschaftung des Genossenschaftswaldes vom 27.1.1966 ist aber auch der Bewirtschaftung dieses restlichen Privatwaldes eine neue Möglichkeit auf gesetzlicher Grundlage gegeben worden. Nach dieser Neuregelung obliegt den StFB nunmehr auch die Betreuung des Privatwaldes. Sie haben außerdem den Nutzungsberechtigten Bewirtschaftungsauflagen zu erteilen und ihre Erfüllung zu kontrollieren, sind also insoweit auch den Privatwaldbesitzern gegenüber hoheitlich tätig. Für die Bewirtschaftung können die StFB m i t den Privatwaldeigentümern Verträge abschließen i n gleicher Form wie m i t den LPG. Besitzern von Privatwaldflächen, die i m Gemenge m i t Waldflächen der L P G oder ZEW liegen und oft nur eine Breite von wenigen Metern aufweisen, so daß eine ordnungsmäßige Bewirtschaftung nicht möglich ist, w i r d empfohlen, diese Flächen den L P G oder ZEW zur Bewirtschaftung vertraglich zu überlassen. Die Gestaltung der Bedingungen für derartige Verträge zwischen Privatwaldbesitzern und L P G oder ZEW hängt von folgenden Möglichkeiten ab: a) Wenn der Privatwaldeigentümer gewillt ist, anfallende Arbeiten selbst auszuführen, soll er zur rationellen Ausnutzung der bei der L P G vorhandenen Geräte und Maschinen die i n seinem Wald notwendigen Arbeiten durch die LPG-Brigaden ausführen lassen und sich selbst entsprechend den durch diese geleisteten Arbeitsanteile an den Forstarbeiten i m LPG-Wald beteiligen. A u f seiner Waldfläche erzielte Einnahmen werden i h m von der L P G ausgezahlt. b) Wenn der Privatwaldeigentümer sich an den Forstarbeiten i m LPGWald nicht beteiligen kann und auch nicht dazu bereit ist, die anfallenden Arbeitsleistungen zu bezahlen, werden sämtliche Arbeitsleistungen von der L P G übernommen. I h r Wert w i r d m i t den Erlösen, die von dem Privatwaldstück eingehen, verrechnet. c) Sind i n den nächsten Jahren von der Privatwaldfläche keine Erträge zu erwarten, soll der Eigentümer seine Waldparzellen an den Rat des Kreises verpachten, der sie der L P G unentgeltlich zur beliebigen Nutzung übergibt. Die Anordnung von 27.1.1966 versteht unter Privatwaldbesitzer auch die Mitglieder der L P G des Typs I und II, die ihren Wald noch individuell bewirtschaften (im Jahre 1967 313 800 ha). Sie können den LPG-Vorstand zum Abschluß eines Bewirtschaftungsvertrages m i t dem StFB bevollmächtigen. Gegen Auflagen für Aufforstung, Pflege, Forstschutz, Meliorationsmaßnahmen, Wegebau, Wegeunterhaltung und Holzeinschlag sowie gegen Auflagen zur Vermeidung von Forstschäden können die nutzungsberechtigten Privatwaldbesitzer Einspruch erheben.
VI. Der Wald sonstiger Nutzungsberechtigter
107
Für die Holzverwertung und Eigenbedarfsdeckung gelten dieselben Regelungen wie für die LPG. 4. Der Kirchenwald
Der Kirchenwald w i r d m i t seiner Fläche heute i m Statistischen Jahrbuch nicht mehr ausgewiesen. Seine Größe w i r d vermutlich seit 1959 i m wesentlichen unverändert auf der Höhe von 24 583 ha geblieben sein. Er setzt sich aus kleinen und kleinsten Parzellen, die über ganz M i t t e l deutschland verstreut sind, sowie aus einigen mittleren und großen zusammenhängenden Wäldern zusammen, die bei gepflegtem Waldzustand gute Leistungen aufweisen. Die Bodenreform hat den Kirchenwald — Wald der Klöster, kirchlichen Institutionen, der Kirchen und der Bistümer 2 0 — nicht angetastet. Er wurde zwar auch wie jeder andere Wald von Anfang an m i t Einschlagumlagen und Ablieferungsauflagen belegt. Da die Kirche aber von jeher über eine eigene forstliche Verwaltung m i t gutem Fachpersonal verfügte, das sich 1945 der Kirche gegenüber zum Verbleiben verpflichtet hielt, entging sie i m wesentlichen allen Übergriffen. So w i r d i h r auch heute noch die Beibehaltung eigenen Personals zugebilligt, wozu der § 4 der AO vom 27.1.1966 die Möglichkeit gibt: „Juristische Personen, die die Bewirtschaftung ihres Waldes m i t eigenen leitenden Forstfachkräften durchführen, haben dafür die Zustimmung der zuständigen StFB einzuholen." 5. Die wirtschaftliche Bedeutung des Privat- und LPG-Waldes
Die wirtschaftliche Bedeutung des L P G - und Privatwaldes 2 1 für die Versorgung der Forstwirtschaft m i t Holz entspricht nicht ihrem A n t e i l an der Gesamtwaldfläche: Während dieser rd. 35 v H ausmacht, waren LPG- und Privatwald schon 1962 nur m i t 26,3 v H 2 2 an der gesamten Rohholzbereitstellung des mitteldeutschen Waldes beteiligt. I m gleichen Jahr betrug das Holzaufkommen aus L P G - und Privatwald 2,25 f m je ha und lag 1 f m unter der Produktion des Volkswaldes. Bei einem A n t e i l des Brennholzes m i t 11,3 v H am Gesamtderbholzauf kommen (gegenüber 8,9 v H i m Volkswald) wurden damals noch 77 280 fm Nutzholz zu Brennholz aufgearbeitet und der produktiven Verwertung i n der Volkswirtschaft entzogen. 20
VOB1. Provinz Sachsen v o m 3. 9.1945, Nr. 1, S. 28. Nach dem Stand v o m 1.1.1968 werden 67,7 v H des Bäuerlichen Waldes genossenschaftlich i n L P G u n d ZEW bewirtschaftet. Der genossenschaftliche A n t e i l am gesamten Betreuungswald beträgt 56 v H . 21
22
Breithaupt, in: „Agrarökonomik", 1965, S. 208 ff.
108
E. Der Privat- und Genossenschaftswald
Nach einer Großrauminventur der Jahre 1961/62 ist der durchschnittliche Derbholzvorrat je ha i m LPG- und Privatwald auf 123,1 V f m berechnet, das ist zwar mehr als 1957; er liegt aber u m 46,9 V f m je ha unter dem bis 1985 angestrebten durchschnittlichen Optimalvorrat von 170 V f m je ha. Der durchschnittliche Derbholzzuwachs i m LPG- und Privatwald beträgt nach Großmann/Eberswalde 4,71 f m gegenüber dem anzustrebenden Zuwachs von durchschnittlich 7,0 fm. Diese wenigen Zahlen zeigen deutlich, daß die volkswirtschaftliche Leistung des LPG- und restlichen Privatwaldes — gemindert durch jahrelange Übernutzungen und unzureichende Walderneuerung und Waldpflege — noch hinter der gleichfalls nicht befriedigenden Leistung des Volkswaldes zurückliegt. Ob der Rückstand ohne die UnternehmerInitiative des auf eigene Rechnung wirtschaftenden Forstmannes aufgeholt werden kann, muß nach den bisherigen Ergebnissen bezweifelt werden.
F. Das Personal- und Ausbildungswesen I. Die Personallage nach Kriegsende Bis Kriegsende befand sich die Mehrzahl der Forstbeamten Mitteldeutschlands i n Kriegsgefangenschaft oder war vor der Roten Armee nach Westdeutschland geflüchtet. Die Lücken waren so groß, daß der Forstbetrieb nirgends mehr funktionierte. Die örtlichen Antifa-Ausschüsse nahmen die Verantwortung i n die Hand und setzten auf verwaisten Stellen Personen ihres Vertrauens ein. Dies waren bis auf ganz wenige Ausnahmen Berufsfremde, die entweder von den Nationalsozialisten verfolgt waren oder der NSDAP nicht angehört hatten oder alte SPD- und KPD-Mitglieder waren. Ihnen wurde vorrangig die Aufgabe zugewiesen, verbliebene „Reaktionäre" innerhalb der Forstwirtschaft zu entlarven, damit ihre Entlassung aus dem Beruf erfolgen konnte. Es blieb nicht aus, daß sich zwischen w i l l k ü r l i c h neu ernannten Stelleninhabern und ihren Vorgängern, die auf der Stelle ausgeharrt hatten, ein persönlicher Kampf entwickelte, den oft nur derjenige gewinnen konnte, der seine Waldarbeiter auf seiner Seite hatte. Es kam daher häufig vor, daß Waldarbeiter die ihnen politisch verdächtigen „AntifaLeute" als ihre Vorgesetzten ablehnten und sich mit Erfolg für die entlassenen Vorgesetzten einsetzten. I I . Die Forstpersonalpolitik der SED Die Verwirklichung der personalpolitischen Ziele der SED stand nahezu ein Jahrzehnt lang i n Konflikt mit der Auffassung von der ausschlaggebenden Bedeutung fachlicher Qualifikation. Die schon sehr frühzeitig durchgeführte Abschaffung des Berufsbeamtentums und die Auflösung der Länderregierungen i m Jahre 1952 erleichterten die Durchsetzung einer einheitlichen Personalpolitik mit Hilfe der neuen Bezirksregierungen. Allmählich nur setzte sich nunmehr die Erkenntnis von der Notwendigkeit gründlicher Fachausbildung durch. So wurde es durch die Direktive des Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten vom 28. J u l i 1955 erklärtes Ziel, daß i n absehbarer Zeit alle Planstellen von A b teilungsleitern, Betriebsleitern und Oberförstern m i t Hochschulausbildung besetzt werden sollten und alle Inhaber von Planstellen der Revierleiter Forstingenieure sein müssen. Zu Ende des Jahres 1962 besaß aber erst jeder 5. Betriebsleiter und jeder 3. Oberförster die für seine Plan-
110
F. Das Personal- und Ausbildungswesen
stelle erforderliche Hochschulausbildung. Noch rückständiger war der Ausbildungsstand der Revierleiter. Den weiterhin unter dem Schutze der SED stehenden und i n ihre Tätigkeit seit Jahren hineingewachsenen Nicht-Fachleuten i n leitenden und untergeordneten Stellen wurde Gelegenheit gegeben, die berufliche Ausbildung i n besonderen Kursen nachzuholen und durch Prüfungsnachweise zu belegen. Von 1960 bis 1966 ist i n den Forstbetrieben die Zahl der Forstangestellten m i t Hochschulausbildung von 548 auf 1 200 und die Zahl der Fachschul-Absolventen von 2 266 auf 3 350 gestiegen. Das 1955 gesteckte oben erwähnte Ziel soll bis 1972 erreicht werden. I I I . Berufsausbildung Das Ausbildungswesen läuft seit Jahren i n geordneten Bahnen. Die Verfassung Mitteldeutschlands 1 „garantiert" jedem Staatsbürger das gleiche Recht auf Arbeit, Bildung und freie Wahl des Arbeitsplatzes entsprechend den gesellschaftlichen Erfordernissen und der persönlichen Qualifikation. Ohne Ansehen soziologischer Herkunft soll dem einzelnen nach seiner Befähigung der Besuch von Oberschule, Fachschule oder Hochschule auf Staatskosten ermöglicht werden. Nach dem Bildungsgesetz2 sollen alle Schichten des Volkes Zugang zu Wissenschaft, K u l t u r und Technik haben, jedem soll der Weg zu verantwortlicher und leitender Tätigkeit i n Beruf und Gesellschaft offenstehen. 1. Lehrlingsausbildung
Die Lehrlingsausbildung ist einheitlich geregelt. Sämtliche StFB sind Lehrbetriebe und durch den Berufsnachwuchsplan verpflichtet, jährlich schulentlassene Jugendliche (Jungen und Mädchen) einzustellen und durch Lehr vertrag i n Ausbildung zu nehmen. Je 8 bis 12 Lehrlinge werden i m Betrieb zu Lehrlingsbrigaden zusammengefaßt, die einem qualifizierten Waldarbeiter als Lehrbeauftragten des Betriebes anvertraut werden. I n den Brigaden erlernen die Lehrlinge mindestens zwei Jahre durch eigene Mitarbeit alle i m Wald vorkommenden Arbeiten. Sie erhalten ein nach Dienstzeit abgestuftes Lehrlingsgeld und zusätzlich eine Beteiligung am Arbeitsverdienst der Brigade. Es besteht Berufsschulzwang für 6 Stunden wöchentlich. I n der Berufsschule erhalten die Lehrlinge neben dem Unterricht i n allgemeinbildenden Fächern forstfachlichen Unterricht i n Waldbau, Forsteinrichtung, Forstschutz und Fachrechnen nach einem einheitlichen Lehrplan. 1 A r t . 24 u n d A r t . 25 der „Verfassung der D D R " v o m 6.4.1968, GBl. I Nr. 8, S. 199 ff. 2 Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem v o m 25.2.1965, GBL I Nr. 6, S. 83.
III. Berufsausbildung
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Der Unterricht w i r d auch i n forstlichen Betriebsberufsschulen erteilt. Sie sind i n der Regel m i t Lehrlingswohnheimen verbunden. Über z. T. gut ausgestattete betriebseigene Heime m i t internatsmäßiger Unterbringung der Lehrlinge verfügte zeitweise nahezu jeder StFB. Heute gibt es nur noch 5 Lehrlingswohnheime, aber 35 Betriebsberufschulen i n der Forstwirtschaft. A m Schluß der Lehrlingsausbildung steht die Waldfacharbeiterprüfung m i t der Erteilung des Waldfacharbeiterbriefes. Wer Waldfacharbeiter bleibt, kann nach langjährigen guten Leistungen i n Speziallehrgängen zum Meister (Kampmeister, Darrmeister, Platzmeister, Harzmeister etc.) aufsteigen. 2. Die Forstf achscbule
Wer eine gute Waldfacharbeiterprüfung abgelegt hat, kann zur Forstfachschule gelangen, wenn er von seinem Betrieb zu einer Ausleseprüfung delegiert w i r d und i n ihr Erfolg hat. Die Forstfachschulausbildung dauert drei Jahre m i t internatsmäßiger Unterbringung. Während dieser Zeit erhält der Fachschüler von seinem StFB Lohnfortzahlung nach seinem bisherigen Durchschnittsverdienst. Der Fachschüler steht heute i m allgemeinen bereits i m 21. Lebensjahr, wenn er i n die Forstfachschule eintritt, da er zuvor auch seine zweijährige Militär-Dienstzeit abgeleistet haben soll. Ausbildungsstätten sind die Forstfachschulen Rabensteinfeld bei Schwerin/Mecklenburg und Schwarzburg/Thüringen. Beide Schulen nehmen i m Jahr durchschnittlich je 50 Fachschüler neu auf. Sie unterstehen der regional zuständigen W B Forstwirtschaft. Die Forstfachschulen erteilen Unterricht in: Deutsch, Russisch, Mathematik, Chemie, Biologie, Botanik, Pflanzensoziologie, Physik, Waldbaugrundlagen, Standortlehre, Arbeitswissenschaft, Forstnutzung, Forstschutz, Forstvermessung und -einrichtung, Betriebswirtschaftslehre, Jagd- und Wildkunde, Sport, Gesellschaftswissenschaft. Folgender Ausbildungsgang wurde eingeführt: 1. Semester: Unterricht an der Forstfachschule 2. und 3. Semester: Arbeit i n ausgewählten StFB i n Holzeinschlag und K u l t u r gegen Leistungslohn m i t wöchentlich einem Tag für Selbststudium und Konsultation durch die Forstfachschullehrer 4. Semester: Unterricht an der Forstfachschule 5. und 6. Semester: wie 2. und 3. Semester i m StFB 7. Semester: Unterricht an der Forstfachschule
112
F. Das Personal- und Ausbildungswesen
Die Verlängerung der Forstschulzeit u m ein halbes Jahr w i r d i m Interesse der Verbindung der Forstschüler m i t der forstlichen Praxis i n Kauf genommen. A m Schluß der Ausbildung an der Forstfachschule steht die Forstingenieur-Prüfung. Die dem Absolventen der Forstfachschule noch fehlende praktische Erfahrung erwirbt er nach Rückkehr i n seinen Betrieb. Hier w i r d er noch mindesten 1V2 Jahr (Assistentenzeit) zunächst als Hilfskraft eingesetzt. 3. Die Forstliche Hochschule
Auch für die Zulassung zum Hochschulstudium ist der Waldfacharbeiterbrief Voraussetzung. Der Abiturient kann ihn bereits nach einem Jahr Waldfacharbeiterlehre i n einem StFB erwerben. Zugelassen werden aber zum Studium auch Absolventen beider Forstfachschulen, wenn sie eine als Hochschulreife anerkannte besonders hervorragende Abschlußprüfung vorweisen können. I m Hochschulzulassungsverfahren w i r d heute mehr als früher die Leistung gewertet. I n schriftlichen und mündlichen Eignungsprüfungen sollen die Studienbewerber m i t den besten fachlichen Vorkenntnissen herausgefunden werden. Das früher achtsemestrige Hochschulstudium wurde vom Immatrikulationsjahr 1954 an um ein Semester und später durch Einlegung eines Ingenieur-Praktikums (im 6. Semester von V 2 Jahr Dauer i n mindestens 3 StFB) aufgestockt. Diese Studienverlängerung auf 5 Jahre diente dem Ausbau der Fächer Forstgeschichte, Werkzeug- und Gerätekunde, Wegeund Brückenbau sowie forstlicher Wasserbau. Das Praktikum soll m i t den Aufgaben der Betriebsleitung vertraut machen. I m übrigen stellt das 10. Semester ein Seminar des Gesamt-Lehrstoffes dar und endet mit einer Prüfung zum Diplomforstingenieur. Hieran schließt sich eine zweijährige Assistentenzeit. Alsdann ist ihre Berufsausbildung abgeschlossen; eine weitere Prüfung (Staatsprüfung) gibt es nicht. Seit dem Jahre 1963 besteht als Lehrstätte für das Studium der Forstwissenschaften nur noch die Fakultät für Forstwissenschaft Tharandt der Technischen Universität Dresden. Sie führt die Tradition der i m Jahre 1811 gegründeten Forstakademie Tharandt fort. 4. Ausbildung der Spezialkader
Vom kaufmännischen Leiter, dem Leiter der Abteilung Rechnungswesen und vom Finanzbuchhalter w i r d heute der Besuch der Finanzfachschule Lychen m i t dreijährigem Direktstudium verlangt. Diese Kräfte sind die wichtigsten Träger der wirtschaftlichen Rechnungsführung i n den StFB (weibliche Kräfte werden bevorzugt). Die Finanzfachschule Lychen ist als Betriebsberufsschule der Forstfachschule Ballenstedt angegliedert.
III. Berufsausbildung
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Der Hauptbuchhalter des StFB muß eine Hochschulabschlußprüfung nachweisen; er legt sie i n der Regel i m Direktstudium am Institut für Forstökonomie i n Tharandt ab.
5. Ausbildung von Nachwuchs für die Holzwirtschaft
Zur Ausbildung von Nachwuchskräften für die Holzwirtschaft gilt folgendes Schema: a) Zweijährige Lehrlingsausbildung i n einem Sägewerk zur Erlernung aller vorkommenden Arbeiten m i t Lehrlingsabschlußprüfung als Voraussetzung für Fach- oder Hochschule. b) Einjährige Fachschule zur Erlangung des Meisterbriefes oder dreijähriger Fachschulbesuch m i t Ingenieursprüfung. Lehrstätten: Fachschule für Holztechnologie i n Dresden und Fachschule der Industrie für Zellstoff, Papier und Pappe i n Altenburg. c) Hochschulstudium an dem Institut für Holztechnologie und Faserbaustoffe i n Dresden. Das Studium umfaßt i m ganzen elf Semester (6 Semester Grundwissenschaften und 5 Semester Fachwissenschaften). Aus dem Studium geht der Diplomholzingenieur hervor. Die jährliche Zulassungsquote ist auf 20 Personen beschränkt.
6. Fernstudium
M i t der mehrfach zitierten Direktive vom 28.12.1955 wurde auch i n der Forstwirtschaft am 1.10.1956 das Fernstudium eingeführt, u m Personalbedarfslücken möglichst bald schließen zu können. Der Studierende hat Lehrbriefe und vorgeschriebene Lehrbücher durchzuarbeiten, Kontrollarbeiten anzufertigen und an periodischen Seminaren und Seminarkursen teilzunehmen. Angeleitet w i r d er von Außenstellen der Lehrstätte. Von seiner Berufsarbeit w i r d er nur zur Vorbereitung der Abschlußprüfung freigestellt. Während das Direktstudium an den Fachschulen und an der Hochschule den schulentlassenen Nachwuchsjahrgängen vorbehalten ist, soll das Fernstudium unausgebildeten und unzureichend ausgebildeten K r ä f ten zugutekommen, die schon i m Berufsleben stehen. Nachteilig ist allerdings die lange Dauer der Fernstudienkurse (8 und mehr Semester). Bis 1961 hatten 114 männliche und weibliche buchhalterische Kräfte der StFB nach einem vierjährigen Fernstudium an der Finanzfachschule Lychen die Qualifikation als Finanzwirtschaftler (Forstwirtschaft) erlangt. 8
114
F. Das Personal- und Ausbildungswesen
Besonders häufig wahrgenommen wurde das Fernstudium von Revierleitern, denen der Befähigungsnachweis als Revierförster fehlte. Ohne i h n konnten sie nicht i n den Genuß des Ingenieur-Gehaltes gelangen. Dagegen sind wegen der langen Studiendauer nur wenige Diplom-Forstwirte aus dem Fernstudium hervorgegangen. Das Diplom ließ sich schneller i n einem Kombinierten Studium (Mischung von Fern- und Direktstudium) von 3—5 Jahren oder i n Zweijahrlehrgängen durch Direktstudium am Institut für Forstökonomie i n Tharandt nachholen. Hiervon haben 40 v H der heutigen leitenden Forstangestellten i n den StFB und W B Forstwirtschaft Gebrauch gemacht. I n wenigen Jahren werden die letzten Fernstudien-Kurse i n der Forstwirtschaft auslaufen, w e i l der Nachholbedarf gedeckt sein wird. Vom Jahre 1972 an sollen Forstfachschulen und die Forstliche Fakultät Tharandt i n der Lage sein, den Abgang an Kräften m i t Fach- und Hochschulbildung i m Direktstudium zu decken.
7. Fortbildung
A n der Forstlichen Hochschule und an beiden Forstfachschulen finden i n jährlichem Abstand Kolloquien und Konsultationen für die Absolventen der letzten Jahrgänge m i t Referaten aus Kreisen der Teilnehmer statt. Die systematische Fortbildung der Forstingenieure i n zehnwöchigen Lehrgängen ist der früheren Forstfachschule Ballenstedt/Harz übertragen, seitdem diese für die Grundausbildung der Forstingenieure nicht mehr benötigt wird. A n Spezialschulungsstätten werden Motorsägenführer-Kurse für Waldarbeiter abgehalten, Brigadiere geschult und Lehrbeauftragte fortgebildet. Zur Veranstaltung von Fortbildungskursen zwecks Vermittlung technisch wissenschaftlicher Neuerungen sind bestätigt: StFB Gransee i n Fürstenberg/Havel f ü r Holzeinschlag u n d Holztransport i m Flachland StFB Annaberg-Buchholz f ü r Holzeinschlag i m Mittelgebirge StFB Haldensleben f ü r die mechanisierte Holzausformung auf zentralen P l ä t zen StFB Kolpin f ü r Forstpflanzenanzucht, Saatgutgewinnung u n d Stockrodung.
Ein umfassender Anschauungsunterricht auf allen Gebieten der Forstwirtschaft w i r d auf der alljährlich i n Markkleeberg stattfindenden großen Forstschau geboten.
IV. Wissenschaft und Forschung
115
I V . Wissenschaft und Forschung Schon i m 18. Jahrhundert entstanden aus Privatinitiative erfahrener Waldbewirtschafter sogenannte Meisterschulen zur Ausbildung von Waldhütern: durch von Xanthier (1763) i n Ilsenburg/Harz; durch Heinrich Cotta (1786) i n Zillbach/Thüringen; durch v. Bechstein (1794) i n Waltershausen. Die letztgenannte siedelte nach Dreißigacker bei Meiningen über und erhielt 1801 offiziellen Charakter als Lehranstalt. Daneben wurden seit 1734 an der Universität Jena und seit 1770 an der Universität Berlin Vorlesungen über Forstwirtschaft gehalten. Von den i m Anfang des 19. Jahrhunderts entstandenen Forstakademien schloß die 1801 i n Eisenach gegründete Akademie zu Ende des Ersten Weltkrieges ihre Tore. Dagegen überdauerten die 1811 durch Cotta entstandene P r i vat-Lehranstalt i n Tharandt, die 1816 als Forstakademie vom Staat übernommen wurde, und die 1830 i n Eberswalde gegründete Forstakademie die Zeiten. Sie erhielten zu Anfang unseres Jahrhunderts HochschulStatus und sahen sich nach dem Zweiten Weltkrieg dem großen politischen Wandel konfrontiert. Fortan gilt als höchste wissenschaftliche Erkenntnis der Marxismus-Leninismus. Nach seinen Dogmen haben sich alle Fachwissenschaften auszurichten. 1. Die Organisation von Forstwissenschaft und Forschung
Während der Auseinandersetzung m i t der neuen Ideologie erfuhren auch die Forstlichen Hochschulen mancherlei Organisationsänderungen. Der Höhepunkt war das Ausscheiden der Forstlichen Hochschule Ebers walde aus der Humboldt-Universität Berlin und die Beendigung der Lehrtätigkeit dieser Lehrstätte am 1.10.1963. Ihre Forschungsinstitute blieben i n anderer Organisationseingliederung erhalten. a) Die Fakultät für Forstwirtschaft Tharandt der Technischen Universität Dresden Zur Fakultät gehörten 1945 13 Institute, 2 Sammlungen, eine Bücherei, der Botanische Garten und das Lehrrevier; bereits 1946 konnte die Hochschule wieder eröffnet werden. I m Jahre 1968 bestehen an der Fakultät folgende gut ausgestattete wissenschaftliche Institute: I. II. III. IV. V. VI. 8*
Institut Institut Institut Institut Institut Institut
für für für für für für
Waldbau Forstliche Ertragskunde Forstnutzung Allgemeinen Forstschutz Forsteinrichtung Forstliche Betriebswirtschaftslehre
F. Das Personal- und Ausbildungswesen
116 VII. VIII. IX. X. XI. XII. XIII.
Institut Institut Institut Institut Institut Institut Institut
für für für für für für für
Geodäsie u n d Fotogrammetrie Zoologie Botanik Bodenkunde und Standortslehre Meteorologie u n d K l i m a k u n d e Pflanzenchemie u n d Holzforschung Forstliches Ingenieurwesen (Arbeitslehre u n d Maschinenkunde) X I V . I n s t i t u t f ü r Mechanische Holztechnologie m i t Versuchs-Sägewerk
Der StFLB Tharandt ist der Fakultät als Lehr- und Versuchsrevier angeschlossen. Seit 16 Jahren besteht außerdem eine Abteilung MarxismusLeninismus. Von 1946 bis 1965 haben i m ganzen 825 Studierende, davon 10 v H Ausländer und 52 Studentinnen die Fakultät besucht, 1966 studierten rd. 140 Inländer und 40 Ausländer. Bis zum Jahre 1966 wurden 71 Promotionen und 20 Habilitationen durchgeführt. Die Institute haben keinen Mangel an wissenschaftlichen Assistenten und sind i n der Lage, eine große Zahl von Forschungsaufträgen nebeneinander zu bearbeiten. b) Institute neben der Forstlichen
Fakultät
Das Institut für Forstökonomie war eine Einrichtung der Technischen Hochschule Dresden und hatte den Charakter eines Industrie-Institutes. Es arbeitete i n der Forschung m i t dem Institut für Betriebswirtschaftslehre der Forstlichen Fakultät zusammen, betätigte sich i m übrigen schwerpunktmäßig m i t der Nachholausbildung besonders von Betriebsleitern. Nach Erfüllung seiner Aufgabe, d. h. der Ausbildung von 40 v H aller leitender Forstangestellten zu Diplom-Ingenieurökonomen, ist es i m Jahre 1968 aufgelöst und als Studien-Abteilung i n die Forstliche Fakultät eingegliedert worden. Das Institut für Holztechnologie und Faserbaustoffe w i r d von der Technischen Universität Dresden und dem Ministerium für Leichtindustrie getragen. Diese moderne Forschungsstätte ist i n die Fachrichtungen gegliedert: Betriebe Fertigung Textilbetriebe Papiertechnik Werkstoffkunde Mechanische Technologie Feinmeßtechnik. Das Institut soll gewährleisten, daß trotz Abnahme der Rohholzbereitstellung die holzbe- und -verarbeitende Industrie ihre Planziele erreichen
IV. Wissenschaft und Forschung
117
kann. Vorrangig ist die Entwicklung holzsparender Faserbaustoffe. Das Institut arbeitet i m Fachnormenausschuß Holz des (Gesamt-) Deutschen Normenausschusses mit. Dem Institut gehören etwa 80 wissenschaftliche Mitarbeiter an. c) Sektion Forstwesen der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften Die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (DAL) i n Ost-Berlin wurde am 1.10.1951 gegründet. Die Sektion Forstwesen untersteht unmittelbar dem Präsidenten der D A L , sie besteht aus ordentlichen Mitgliedern und Mitgliedern. Als ordentliche Mitglieder sind drei Professoren der Forstwissenschaften berufen. Die etwa 20 Mitglieder sind zu zwei Dritteln Wissenschaftler der Forstlichen Fakultät Tharandt und zu einem Drittel Praktiker der Forstwirtschaft (wie Leiter von StFB, Waldbaureferenten, sonstige Forstleute und Waldarbeiter). Von zentralen Stellen sind i n der Sektion das Staatliche Komitee für Forstwirtschaft, die Staatliche Plankommission und das Z K der SED vertreten. Grundgedanke der Gründung der D A L war, die Agrarwissenschaften zusammenzufassen, die Weiterentwicklung der agrarwissenschaftlichen Forschung zu fördern und den zentralen Stellen ein beratendes Organ auf dem Gebiete der Land- und Forstwirtschaft zur Seite zu stellen. So sind auch durch die Sektion Forstwesen sämtliche Disziplinen der Forstwissenschaft zusammengefaßt, so daß ein vollständiger Überblick über die wissenschaftliche Arbeit auf allen forstfachlichen Gebieten besteht und zur Koordinierung der Forschung beigetragen werden kann. Der Sektion Forstwesen der D A L sind folgende Institute eingegliedert: I. I n s t i t u t f ü r Entomologie i n Eberswalde I I . I n s t i t u t f ü r Bodenkunde i n B e r l i n (zugleich f ü r landwirtschafts-wissenschaftliche Bodenforschung) I I I . I n s t i t u t f ü r Holztechnologie i n Eberswalde I V . I n s t i t u t für Forstwissenschaften Eberswalde der D A L Z u diesem I n s t i t u t gehören folgende Abteilungen: 1.Abt.: 2. A b t . : 3. Abt.: 4. A b t . : 5. Abt.: 6. Abt.: 7. Abt.: 8. A b t . : 9. Abt. :
Forsteinrichtung Ertragskunde Wirtschaftslehre Phytopathologie m i t Isotopenlabor Waldbau Waldkunde Waldsamenkunde Forstschutz-Meldedienst Forstpflanzenzüchtung i n Waldsieversdorf b. Eberswalde
118
F. Das Personal- und Ausbildungswesen
V. I n s t i t u t f ü r Forstpflanzenzüchtung Graupa m i t A b t . Forstpflanzenzüchtung A b t . Pflanzenphysiologie A b t . Pappel.
Außerdem befindet sich i n Gattersleben das Institut für Kulturpflanzenforschung, das die für die Forstwirtschaft wichtige züchterische Forschung bei Eiche, Esche, Ulme und Erle betreibt. Durch eine Neugliederung i m Jahr 1968 sind die „Institute" und „ A b teilungen" des Instituts für Forstwissenschaften der Sektion Forstwesen der D A L durch „Abteilungen", „Bereiche" und „Arbeitsgruppen" ersetzt worden. Der 50 000 ha große StFLB Eberswalde ist dem Institut für Forstwissenschaft der Sektion Forstwesen der D A L angeschlossen. Der Betrieb soll zu einem Musterbetrieb und zum Konsultationspunkt für die Forstwirtschaft entwickelt werden. Unter dem Schutz der D A L steht das frühere Waldgut Sauen. Die fachliche Arbeit der Institute leitet verantwortlich die Sektion Forstwesen m i t Arbeitsanweisungen für Schwerpunktaufgaben. Sie müssen i m Rahmen der Zielsetzung der Volkswirtschaftspläne liegen. Die Themen müssen dem Staatlichen Komitee für Forstwirtschaft zur Bestätigung vorgelegt werden. Als solche sind bisher behandelt: Rationalisierung der Waldbaumaßnahmen. Ausarbeitung von regionalen Waldbaurichtlinien. Pappelforschung. Forstpflanzenzüchtung u n d Anlage von Forstsamenplantagen. Forstökonomie. Wirtschaftliche Rechnungsführung i n den StFB. Spezialfragen der Forsttechnik. Bedeutung des Wasserhaushaltes. Verbesserung des Forstschutzmeldewesens. Tropische u n d subtropische Forstwirtschaft m i t dem Ziel, beim A u f b a u einer geregelten Forstwirtschaft i n den afro-asiatischen Staaten mitzuwirken.
Die Forschungskapazität soll i n sämtlichen Zweigen der Volkswirtschaft bis 1980 gegenüber dem jetzigen Stand verdoppelt werden. Die Sektion Forstwesen der D A L hat hierfür schon heute günstige Voraussetzungen geschaffen durch Zusammenlegung kleiner Forschungsvorhaben zu einem komplexen Arbeitsprogramm. Eine raschere Lösung von Forschungsaufgaben und schnellere Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse i n die Praxis w i r d erwartet. Die zeitweilig abgerissene Verbindung m i t Wissenschaftlern der Bundesrepublik und des westlichen Auslandes besteht durch die Sektion
IV. Wissenschaft und Forschung
119
Forstwesen der D A L wieder. Einige Abteilungen sind Mitglieder des Internationalen Verbandes Forstlicher Forschungsanstalten (FAOJUFFRO). d) Deutscher Forschungsrat Der Deutsche Forschungsrat ist der Beirat für wissenschaftliche Forschung i m Ministerrat der „DDR". Er hat vor allem die Aufgabe, auf der Grundlage von prognostischanalytischen Einschätzungen die Tendenzen der wissenschaftlich-technischen Entwicklung zu untersuchen und Schlußfolgerungen für die weitere Perspektive der Volkswirtschaft abzuleiten. I n i h m ist gegenwärtig die Forstwissenschaft durch den Direktor der Abteilung Waldbau des Institutes für Forstwissenschaften der Sektion Forstwesen der D A L vertreten. e) Forstzeitschriften Das Staatliche Komitee für Forstwirtschaft gibt i m VEB-Landwirtschaftsverlag, Berlin, monatlich die Fachzeitschrift Die Sozialastische Forstwirtschaft 3 heraus, die auch der Forstwissenschaft für Weitergabe ihrer Erkenntnisse an die forstliche Praxis offen steht. Die Sektion Forstwesen der D A L hat sich daneben seit 1952 i n Zusammenarbeit m i t der Forstlichen Fakultät i n Tharandt ein eigenes wissenschaftliches Publikationsorgan i m Archiv für Forstwesen geschaffen. Es steht auf hohem Niveau und erscheint vierteljährlich i m Akademie-Verlag, Berlin (Ost). Einzelne Institute veröffentlichen i n eigenen Sonder-Schriftenreihen.
3
Die Zeitschrift t r u g bis 1955 den T i t e l „Forst u n d Jagd" u n d wurde 1956 i n zwei Zeitschriften aufgeteilt: „Die Sozialistische Forstwirtschaft" u n d „ U n sere Jagd".
G. Naturschutz und Landschaftspflege „Der Wald hat wohltätigen Einfluß auf den Boden, die Nutzpflanzen, die Tiere, den Wasserhaushalt, die L u f t und das Kleinklima, indem er die L u f t reinigt, den Wasserabfluß verzögert, Überschwemmungen verhindert, den W i n d abschwächt, klimatische Extreme mildert sowie Schutz gegen Erosion, Lawinen und Bodenverwehungen bietet 1 ." I m Hinblick auf diese hohe landeskulturelle Bedeutung des Waldes w i r d auch von seinen Sozialfunktionen und Wohlfahrtswirkungen gesprochen. Der Einfluß des Waldes auf die Landeskultur ist bereits dort wirksam gegeben, wo der Wald erhalten und pfleglich bewirtschaftet w i r d und dadurch die natürlichen Lebensgrundlagen (Klima, Wasser, Boden, Luft, Flora und Fauna) hinreichend gesichert werden. Die i m Rahmen ordnungsmäßiger Bewirtschaftung auf die Holznutzung gerichtete Tätigkeit des Forstmannes steht also zu der wichtigen Aufgabe des Waldes für die Erhaltung der Volksgesundkeit nicht i n Widerspruch. I. Naturschutz 1. Gesetzliche Grundlagen
Auch i n Mitteldeutschland hat die Erkenntnis von der landeskulturellen Bedeutung des Waldes stärkere Beachtung i n Forstpolitik, Forstwirtschaft, Raumordnung und Landschaftspflege gefunden. Es hat sich die Überzeugung durchgesetzt, die Tier- und Pflanzenwelt und Gebiete der freien Landschaft gegen menschliche Übergriffe zu schützen und i n harmonischer Verbindung m i t solchen Schutzgebieten Erholungsgebiete für den Menschen zu entwickeln. Aus diesem für eine industrialisierte Welt lebenswichtigen Grundgedanken entstand die Naturschutzgesetzgebung 2' 3' 4' 5. Der Erlaß eines Naturschutzgesetzes war 1954 angesichts der 1
Die Forst- u n d Holzwirtschaft i n der BRD, hrsg. v o m B M L , 5. A u f l . 1967. Gesetz zur Erhaltung u n d Pflege der heimatlichen N a t u r (Naturschutzgesetz) v o m 4. 8.1954, GBl. Nr. 71, S. 695 ff. — 1. D B zum Naturschutzgesetz vom 15. 2.1955, GBl. I Nr. 17; 2. D B zum Naturschutzgesetz v o m 25.10.1955, GBl. I Nr. 96. 3 A O zum Schutze von nicht jagdbaren wildlebenden Tieren m i t Ausnahme der Vögel — v o m 15. 2.1955, GBl. I I Nr. 11, m i t Änderungsanordnung v o m 24. 6.1955, GBl. I I Nr. 36. 4 A O zum Schutze der nichtjagdbaren wildlebenden Vögel u n d A O zum Schutze von wildwachsenden Pflanzen v o m 24. 6.1955, GBl. I I Nr. 36. 5 A O zum Schutze der nicht jagdbaren wildlebenden Vögel v o m 24. 7.1958, GBl. I I Nr. 19. 2
I. Naturschutz
121
für die Öffentlichkeit allzu sichtbaren Folgen der Vernachlässigung des Naturschutzes während der Periode der Übernutzung der Wälder unumgänglich. Dem weiteren Schwund der Waldsubstanz und seiner landeskulturellen Wirkungsmöglichkeiten mußte baldigst Einhalt geboten werden. Durch die Einteilung des Waldes i n drei Bewirtschaftungsgruppen wurde der erste Schritt getan, u m die forstwirtschaftliche Nutzung und die Schutzfunktion des Waldes i n Einklang zu bringen. a) Naturschutzgebiete
und Landschaftsschutzgebiete
Das materielle Recht des Naturschutzgesetzes und der Anordnungen für den Schutz von Tier- und Pflanzenwelt i n Mitteldeutschland ähnelt i n vielem dem i m Bundesgebiet als Landesrecht fortgeltenden Reichsnaturschutzgesetz vom 31.10.1935 und den Naturschutzverordnungen der Länder. Es gibt auch i m mitteldeutschen Recht den Schutz von erhaltungswürdigen Einzelgebilden der Landschaft unter dem Begriff Naturdenkmäler. Und es gibt den konservierenden Schutz von „bemerkenswerten, wissenschaftlich wertvollen oder vom Aussterben begrohten Pflanzen- oder Tiergemeinschaften oder Geländeformen von hoher Bedeutung für die erdgeschichtliche Betrachtung" durch Ausscheidung von Naturschutzgebieten. I n diesen ist es verboten, „den Zustand des Gebietes zu verändern oder zu beeinträchtigen, Pflanzen zu beschädigen, zu entnehmen oder Teile von ihnen abzutrennen, die Wege zu verlassen, zu lärmen, Feuer anzumachen, zu zelten oder das Gebiet zu verunreinigen". Und endlich gibt es auch Landschaftsschutzgebiete , die unter schwächerem Schutz stehen. Z u solchen können großräumige Landschaften und Landschaftsteile erklärt werden, die „besondere nationale Bedeutung haben oder die besondere Eigenheiten oder Schönheiten aufweisen und deshalb geeignet sind, der werktätigen Bevölkerung als Erholungsgebiete und Wanderziele zu dienen". Hier beschränkt sich der Gesetzgeber darauf, Veränderungen des Charakters der Landschaft dadurch i n den Griff zu bekommen, daß er die Ausführung von Hoch- und Tiefbauten von einer behördlichen Zulassung abhängig macht und verbietet, die Landschaft zu verunstalten oder außerhalb der dafür frei gegebenen Plätze zu zelten. I m Jahre 1967 nahm das Netz von Landschaftsschutzgebieten 16 v H des mitteldeutschen Territoriums ein. Hierzu gehören als Gebiete von besonderer Bedeutung: Insel Rügen, Gebiet u m den Müritzsee, Sächsische Schweiz und Teile des Thüringer Waldes und des Harzes.
122
G. Naturschutz und Landschaftspflege b) Erholungswald
Natur- und Landschaftsschutzgebiete können land- und fortwirtschaftliche Nutzflächen, Seen und Moore umfassen. Die Wälder i n der Umgebung größerer Wohnsiedlungen werden i n einer speziell für sie geltenden Anordnung 6 angesprochen: „Wälder, die i n n e r h a l b des Gebietes größerer Städte u n d von Industriezentren liegen u n d i n besonderem Maße der Naherholung dienen, können auf A n t r a g des örtlichen Rates als „Schonforsten" behandelt werden. Die Festlegung u n d genaue Abgrenzung der Wälder oder Waldteile ist zwischen den örtlichen Räten u n d den StFB m i t der Zustimmung der W B Forstwirtschaft vorzunehmen. S t a d t n a h e Wälder oder Waldteile, die f ü r die Erholung der W e r k tätigen eine große Bedeutung haben, können auf A n t r a g des örtlichen Rates v o m StFB m i t Zustimmung der W B Forstwirtschaft zu „Sonderforsten" erk l ä r t werden."
Eingerichtet sind die Erholungswälder Berlin, Leipzig und Dresden. Projektiert w i r d eine gleichartige Einrichtung für Waldgebiete u m Eisenhüttenstand bei Fürstenberg/Oder, Schwedt und Magdeburg. Die Bewirtschaftung der Schonforsten soll das Landschaftsbild und den Erholungscharakter des Waldes nicht beeinträchtigen; die Verjüngung soll vorwiegend durch Voranbau oder auch femel- und plenterartig (d. h. ohne Kahlschlag) erfolgen. Ähnliches gilt für die Sonderforsten m i t der zusätzlichen Auflage, daß die Nutzung nicht den Zuwachs überschreiten soll. I m übrigen sieht die Anordnung Vereinbarungen zwischen den StFB und den Räten der Bezirke vor, wie die Abgrenzung der Gebiete von Schon- und Sonderforsten erfolgen und wie i n ihnen der Waldbau, Wegebau, Anlage von Park- und Campingplätzen, Schutzhütten, Wanderwegen, die Wegemarkierung, das Aufstellen von Hinweistafeln und Bänken, die Errichtung und Erweiterung von Ferienheimen gehandhabt werden soll. I n Ausführung dieser Anordnung sollen bis 1970 alle Wälder i n der Nähe von Großstädten i n Naherholungsgebiete umgewandelt werden.
2. Organisation des Naturschutzes
Den Unteren, Oberen und Obersten Naturschutzbehörden i n der Bundesrepublik entsprechen i n Mitteldeutschland die Kreisnaturschutzverwaltung, 8 A O über die Bewirtschaftung v o n Wäldern, die f ü r die Erholung der Werktätigen von großer Bedeutung sind, v o m 8.10.1965, GBl. I I Nr. 111, S. 773 ff.
I. Naturschutz
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Bezirksnaturschutzverwaltung bei den Räten der Bezirke und Städte, Zentrale Naturschutzverwaltung beim Staatlichen Komitee für Forstwirtschaft, Sektion für Naturschutz. Die Naturschutzverwaltung hat die Aufgabe, „den Naturschutz zu fördern, i h n w i r k s a m zu organisieren, f ü r den N a t u r schutz als nationale Aufgabe aufklärend u n d werbend zu w i r k e n , Verbindung zu anderen Dienststellen u n d Massenorganisationen zu unterhalten u n d dabei abstimmend auf die verschiedenen Interessen hinzuwirken".
Die Naturschutzverwaltung überwacht außerdem die Befolgung der Naturschutzanordnungen und den Strafvollzug auf dem Gebiet des Naturschutzes. Sie entscheidet über Einsprüche gegen Anordnungen, Verfügungen und sonstige Naturschutzmaßnahmen i n gesetzlich geordnetem Instanzenzug. Für die Bestimmung von Objekten zu Naturdenkmälern ist die Kreisnaturschutzverwaltung, für die Sicherstellung von Landschaftsschutzgebieten die Bezirksnaturschutzverwaltung und für die Erklärung von Arealen zu Naturschutzgebieten die Zentrale Naturschutzverwaltung zuständig. I n den Kreisen und Bezirksverwaltungen sind ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte bestellt, welche die Naturschutzverwaltungen unterstützen sollen. Die Naturschutzmaßnahmen bezwecken auch, der Wissenschaft die Möglichkeiten zur Forschung zu sichern. Nach dem Willen des Gesetzgebers haben alle naturwissenschaftlichen Organisationen und die Naturschutzverwaltungen zusammenzuarbeiten. Die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften mit ihrem Institut für Landesforschung und Naturschutz und m i t ihrer 1968 neu gebildeten Arbeitsgemeinschaft Erholungswald der Ständigen Kommission für Landschaftspflege und Naturschutz ist die Stelle, die die Forschungsarbeiten der verschiedenen Institutionen auf dem Gebiet des Naturschutzes koordiniert, die Zentrale Naturschutzverwaltung berät, Naturschutzbeauftragte der Kreise und Bezirke fachlich anleitet und i m Wege des Erfahrungsaustausches den neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse vermittelt. Das Institut pflegt auch den Kontakt m i t westdeutschen und ausländischen Naturschutzorganisationen und «Institutionen. Vom Institut für Landesforschung und Naturschutz wurde vor Jahren ein Plan für die Bildung von 7 000 000 ha Landschaftsschutzgebieten nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten und Grundsätzen erarbeitet. Den Vorschlägen folgte i m noch laufenden Verwaltungsverfahren die Auswahl, Abgrenzung und vorläufige Sicherstellung der einzelnen Gebiete, u m Eingriffe landschaftsverunstaltender A r t so zeitig wie möglich zu unterbinden.
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G. Naturschutz und Landschaftspflege
Das Institut verfügt über Zweigstellen Greifswald.
i n Dresden, Jena, Potsdam und
3. Ergebnisse des Naturschutzes
Unter Schutz stehen heute i n Mitteldeutschland 9 000 Naturdenkmäler. Bezogen auf die Gesamtbodenfläche Mitteldeutschlands w i r d gegenwärtig 0,7 v H der Fläche von 640 Naturschutzgebieten und 11 v H der Fläche von Landschaftsschutzgebieten eingenommen. U m ein Beispiel eines Bezirks herauszugreifen: I m Bezirk Frankfurt/O. sind 96 000 ha unter Landschaftsschutz gestellt, darunter die Waldgebiete u m den Scharmützel-See und um den Storkow-See. Das bekannteste Naturschutzgebiet m i t einem Gatter für Wisente aus Bialowies ist das Gebiet Ost-Ufer-Müritz-See in Mecklenburg. Hier befindet sich auch die Zentrale Lehrstätte für Naturschutz des Instituts für Landesforschung und Naturschutz. I m Bezirk Dresden wurde von 1965 bis 1967 der Erholungswert des Landschaftsschutzgebietes Sächsische Schweiz unter Aufwand von 1 878 000 Mark verbessert und zusätzlich ein umfangreicher Wegebau durchgeführt. Der Begriff Naturpark ist bisher i n Mitteldeutschland noch nicht i m Gebrauch. Es weisen aber Ankündigungen i n Wanderkarten darauf hin, daß die Sächsische Schweiz und die Mecklenburgische Seenplatte als Naturpark demnächst eingerichtet werden sollen. Vom Naturschutz konnte nicht verhindert werden, daß das älteste Naturschutzgebiet der Mark Brandenburg—der Stechlin-See m i t 1180 ha Waldumgebung bei Rheinsberg — für andere Zwecke zum größten Teil i n Anspruch genommen wurde. U m der Bevölkerung Aufgabe und Bedeutung des Naturschutzes nahe zu bringen, w i r d seit 1959 alljährlich eine Naturschutzwoche veranstaltet, die neuerdings m i t einer Woche des Waldes verbunden wird. Diese Öffentlichkeitsarbeit dient zugleich dem Zweck, freiwillige Helfer bei den Frühjahrskulturen und Waldpflegearbeiten durch Solidaritätserklärungen zu gewinnen. I I . Landschaftsgestaltung und Landschaftspflege Der Hauptteil der freien Landschaft w i r d heute noch entweder landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzt. Landwirt und Forstwirt sichern m i t ihrer Tätigkeit die Lebensgrundlagen des Volkes. Die Gestaltung und Pflege dieser Landschaft ist gleichzeitig ein Anliegen des Naturschutzes und begrifflich kaum eindeutig abzugrenzen. Dessen ungeachtet ressortieren Landschaftsgestaltung und Landschaftspflege i n Mitteldeutschland nicht an der gleichen Stelle wie die
II. Landschaftsgestaltung und Landschaftspflege
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Naturschutzverwaltung. Zuständig für Landschaftsgestaltung und Landschaftspflege ist das Zentrale Amt für Wasserwirtschaft m i t der Vereinigung volkseigener Betriebe Wasserversorgung und Abwässerwirtschaft; ihr unterstehen die nach Großeinzugsgebieten abgegrenzten sieben VEB-Wasserwirtschaft, denen auch die Aufgabe der Landschaftsgestaltung obliegt. Landschaftspflege befaßt sich hauptsächlich mit Erhaltung, Bewahrung und Pflege der noch intakten Gesamtlandschaft. Arbeitsfeld der Landschaftsgestaltung ist vorwiegend die geschädigte Landschaft und die Landschaft, die von Schädigung besonders bedroht ist. 1. Geschädigte Landschaft
Z u den dicht besiedelten und hochindustrialisierten Ballungsgebieten gehören i n Mitteldeutschland vor allem die Braunkohlengebiete i m Leipziger-, Bitterfelderund Lausitzer Raum. Hier hat der Bergbau die Landschaft buchstäblich auf den Kopf gestellt. Gegendweise sind auf hunderten von Hektaren pflanzengiftige Bodenmassen an die Oberfläche gebracht worden. Wasserverschmutzung und erhebliche Grundwassersenkungen sind eingetreten, die noch i n 20 k m Entfernung von den Tagebaugebieten wahrnehmbar sind. I m Bereich der V V B Forstwirtschaft Cottbus sind beispielsweise seit Bestehen des Braunkohle-Tagebaus rund 25 000 ha devastiert. Davon sind bis 1968 mehr als 15 000 ha wieder urbar gemacht. Jährlich werden allein i n diesem Bereich 1 000 ha Kippenflächen von der Braunkohle zur Rekultivierung zurückgegeben. U m nach Beendigung des Abbaus der Bodenschätze die Landschaft neu gestalten zu können, ist der Bergbau verpflichtet 7 , bei Beginn eines Neuaufschlusses die wertvollsten Kulturschichten der Oberböden (Mutterboden) gesondert zu lagern und i m ausgekohlten und wieder aufgefüllten Gelände als oberste Bodenschicht wieder aufzubringen. Soweit sich die aufgekippten Böden nicht einwandfrei für die landwirtschaftliche Rekultivierung eignen und sofern ihre chemische Zusammensetzung keine Schädigung der Forstpflanzen befürchten läßt, werden sie zur Wiederaufforstung freigegeben. Diese w i r d von den StFB i m Vertragsverhältnis m i t den VEB-Wasserwirtschaft durchgeführt, es sei denn, die Grundflächen hätten schon vor der Auskohlung i n die Rechtsträgerschaft der StFB übertragen werden müssen. Unter den armen Bodenverhältnissen der Lausitz sind i m allgemeinen geringwertige Bestände entstanden, besonders dort, wo Kiefer angepflanzt wurde. I n Pappelbeständen aus Erst7 V O über die Wiedernutzbarmachung der f ü r A b b a u - u n d Kippenzwecke des Bergbaus i n Anspruch genommenen Grundstücksflächen v o m 6.12.1951, GBl. Nr. 146, S. 1133 ff. u n d 3. D B v o m 20.1.1964, GBl. I I Nr. 14, S. 121 ff.
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G. Naturschutz und Landschaftspflege
Aufforstungen auf Bergbaukippen sind besonders häufig i m Raum HalleLeipzig nach Erreichen der Stangenholzdimensionen nicht wieder ausgleichbare Kronendeformationen infolge Dichtstand und ungenügender Mächtigkeit der verkippten vegetationsfähigen Schicht sowie Wuchsstockungen eingetreten. Jedoch sind i n den Gebieten, wo eine Mischung von Holzarten verwandt wurde, erfolgversprechende Mischwaldbilder entstanden. Die Erfahrung hat gelehrt, daß sich auch der Pappelanbau lohnt, wenn zu biologischen Hilfsmitteln gegriffen w i r d : Mitanbau von Stickstoffsammlern (Robinie, Rot- und Weißerle) Reisigdeckung, Gründüngung (besonders Riesenhonigkraut und perennierende Lupine) und Bodenkalkung. Wenn so verfahren wird, kann auch Kiefer, Schwarzkiefer, Omorika-Fichte eingebracht werden. Nur die extrem m i t Giftstoffen durchsetzte Böden bleiben vorerst sich selbst überlassen. Landschaftsgestaltung durch Wiederaufforstung auf den zahlreichen kleineren Kippenflächen anderer Industriezweige steht erst i n den A n fängen. I n den großen geschädigten Landschaftsgebieten des Uranbergbaus i m Erzgebirge sind der Landschaftsgestaltung noch gewaltige Aufgaben unter schwierigsten Verhältnissen i n der Zukunft vorbehalten. Der Schwerpunkt der Aufforstung armer Böden, die auch zu den geschädigten Landschaften gerechnet werden müßten, liegt i m Kreis Worbis. 2. Von Schäden bedrohte Landschaft
Die Börden m i t landwirtschaftlichen Monokulturen (Magdeburger und Leipziger Börde) sind der Boden-Aushagerung und Erosion durch Wind und Wasser ausgesetzt wie sonst keine Landschaft i n Mitteldeutschland. Für diese Bezirke bestehen Pläne zur Schaffung von Windschutzstreifen und zur Bepflanzung von Wegen und Ufern. Hier w i r d je nach den vorhandenen M i t t e l n und der Initiativbegabung einzelner Personen erfolgreich gearbeitet. A l l e Gehölze, Gebüsche, Baumgruppen und Hecken, die innerhalb der Feldflur von der Landschaftsgestaltung angelegt werden, stehen ebenso wie die ursprünglich vorhandenen unter Landschaftsschutz 8 . Die Holznutzung bedarf der Genehmigung. Die Pflege der Schutzgehölze obliegt dem jeweiligen Nutzungsberechtigten. E i n Musterbeispiel der Landschaftsgestaltung i n gefährdeter Landschaft ist der 12 k m lange Schutzstreifen, der auf dem Gelände des ehemaligen F l u g hafens Bernburg schon i m Jahre 1949 angelegt wurde. Hier sind — allerdings auf besten Böden — hervorragende Ergebnisse sichtbar. I n mehrreihigen Streifen sind Pappeln, Eichen, Hainbuchen etc. als Oberholz m i t Wildobst u n d Weidenarten als Mittelschicht u n d Schneebeeren. Rosen etc. als Bodendeckholz gepflanzt. 8 Verordnung zum Schutze der Feldgehölze u n d Hecken, m i t erster Durchführungsbestimmung v o m 29.10.1953, GBl. Nr. 118, S. 1105 ff.
II. Landschaftsgestaltung und Landschaftspflege
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Dynamischer Naturschutz, wie Landschaftsgestaltung und Landschaftspflege auch genannt wird, ist i n vielfältiger Form am Werke. A n seinen Erfolgen hat die Forstwirtschaft Mitteldeutschlands ihren Anteil. Vielenorts sind Landschaften von schönerem Aussehen entstanden als ihnen zuvor eigen war, insbesondere, wenn Restflächen des Bergbaus als Seen i n den neuen Mischwald eingebunden werden konnten.
H . Jagdwesen I. Jagdausübung 1945—1953 Alle Jagdwaffen mußten nach Kriegsende abgeliefert werden, so daß auch den Forstbediensteten jegliche Möglichkeit zur Jagdausübung genommen war. U m so intensiver jagte die Besatzungsmacht, besonders i n Gebieten m i t hohen Wildbeständen an Rotwild und Damwild (Letzlinyer heide, Schorfheide etc.). Die Gebiete wurden nahezu leer geschossen. Besonders litten die Damwild- und Muffelwildbestände bei Bejagung von Pkw's aus mit Scheinwerferlicht. Ein wenig Beruhigung trat ein, als die Besatzungsmacht sich selbst eine Ordnung gab und die Jagdausübung m i t Einführung einer Genehmigung für die ihr angehörenden Jagdinteressenten merklich einschränkte. Dadurch erholten sich die Wildbestände wieder und wuchsen teilweise derart schnell wieder an, daß 1949 die Bildung von Jagdkommandos aus von der Volkspolizei bestimmten Personen erfolgte. Ihre Tätigkeit war nicht erfolgreich, obwohl jedem Jagdkommando ein Soll für abzuliefernde Wildbretmengen auferlegt wurde. Es erwies sich daher als unumgänglich, die von der Besatzungsmacht gewollte gesetzlose Zeit auf dem Gebiete des Jagdwesens zu beenden. Bis es hierzu kam, vergingen allerdings noch Jahre.
I I . Neuordnung des Jagdwesens Das Jagdgesetz Mitteldeutschlands 1 geht von der Grundauffassung aus, daß der Staat und somit das Volk Eigentümer des Wildes ist. Es ist m i t der i m Bundesgebiet geltenden Anschauung gebrochen worden, daß das Eigentum am W i l d nach seiner Erlegung Ausfluß des Eigentums am Grund und Boden ist. Nach mitteldeutscher Rechtsauffassung steht i m Eigentum des Volkes sowohl das lebende wie das erlegte Wild; letzteres muß an die für die StFB zuständigen staatlichen Ablieferungsstellen für W i l d und Wildgeflügel abgegeben werden. Nur Wild, das von jagdausübenden Diplomaten erlegt wird, und Wild, das den Teilnehmern an Jagden nach festgelegtem Schlüssel zusteht, Jagdtrophäen und Aufbruch sowie Felle und Bälge vom Raubwild gehören dem Erleger. 1
Gesetz zur Regelung des Jagdwesens v o m 25.11.1953, GBl. Nr. 125. S. 1175.
II. Neuordnung des Jagdwesens
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Auch das subjektive Jagdrecht Mitteldeutschlands weicht von der Rechtsauffassung i n der Bundesrepublik ab, indem das Aneignungs- und Jagdausübungsrecht nicht dem Grundeigentümer zusteht. Zum subjektiven Jagdrecht gehört die Befugnis, jagdbaren Tieren nachzustellen, sie zu fangen und zu erlegen, und die Pflicht zur Wildhege einschließlich Bekämpfung von Raubwild. Unter Wildhege werden die Erhaltung eines gesunden und kräftigen Wildbestandes aller heimischen Wildarten i n angemessener, den landschaftlichen Verhältnissen angepaßter Zahl und die Vermehrung des Wildbestandes i m Rahmen der Belange der Land- und Forstwirtschaft verstanden. Die Grundeinstellung zur Jagd hat i m mitteldeutschen Gesetz auch einen gegenüber dem Bundesjagdgesetz anderen Inhalt erfahren: Die Jagd soll i n erster Linie eine Schutzfunktion der Land- und Forstwirtschaft gegen Wildschäden und die Bekämpfung von Raubwild beinhalten. 1. Gesetzliche Grundlagen
a) Jagdgebiete Das Gesetz zur Regelung des Jagdwesens hat keine Möglichkeit für ein Jagdlizenz-System geschaffen. Es hält wie i m Bundesgebiet am Reviersystem fest. Die Bildung von Jagdgebieten geschieht völlig frei vom Grundeigentum oder von Besitzgrenzen und zielt allein darauf ab, großräumige Gebiete zwischen mindestens 1 000 ha und höchstens 4 000 ha auszulegen. Jagdgebiete sollen i m wesentlichen von natürlichen oder technischen Abgrenzungsmerkmalen bestimmt werden. Als solche gelten: Gebirgskämme, Triften, Eisenbahnkörper, natürliche und künstliche Wasserläufe. Es sollen aus jagdlichen Gründen geschlossene Wildbestandsgebiete nicht geteilt, aus verwaltungsrechtlichen Gründen die Grenzen von Kreisen und StFB nicht überschritten werden und Gebiete m i t 50 v H Waldanteil nicht größer als 2 000 ha sein. Landwirtschaftliche Nutzflächen, die unmittelbar an Forstrevieren liegen, werden dem Waldgebiet zugelegt. Natur-, Wald und Tierschutzgebiete werden i n die Jagdgebiete einbezogen; die Jagdausübung i n ihnen w i r d aber m i t der Naturschutzverwaltung besonders geregelt. Aus der Jagdgebietsbildung werden die Flächen, die i n der Rechtsträgerschaft der Nationalen Volksarmee stehen, ausgegliedert. b) Jagdbare Tiere Jagdbare Tiere sind nach mitteldeutschem Recht 2 : Elch-, Rot-, Dam-, Reh-, Schwarz- und Muffelwild, Hasen, Wildkaninchen, Ottern, Dachse, Füchse, Edel- und Steinmarder, Iltisse, Wiesel, Hermelin, 9
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H. Jagdwesen
Auer-, Birk-, Hasel-, Rakelwild, Fasanen, Rebhühner, Wildenten, Wildgänse, Ringeltauben, Waldschnepfen, Bekassinen, Wacholder- und Wein- oder Rotdrosseln, Fischreiher, Bleßhühner, Haubentaucher, Habichte, Sperber, Mäuse- und Rauhfußbussard. Die vom Aussterben bedrohten Arten 2 wie Gemse, Wildkatze, Mauswiesel, Adler, Schwarzstorch, Großtrappe und die i n der Elbaue noch vorkommenden Biber genießen den Schutz der Naturschutzanordnungen und gehören nicht zu jagdbaren Tieren des Jagdgesetzes. c) Jagderlaubnisschein Wer an der Jagdausübung teilnehmen w i l l , muß einer Jagdgesellschaft angehören und i m Besitz einer gültigen Jagderlaubnis sein. Er muß außerdem eine Jagdprüfung m i t Erfolg abgelegt haben, die aber für sich allein noch keinen Anspruch auf Erteilung der Jagderlaubnis begründet. Ohne Zustimmung des zuständigen Kreisvolkspolizeiamtes ist die Ausstellung des Jagderlaubnisscheines nicht möglich. Dies gilt auch für alle Forstbediensteten. Die anfängliche Koppelung der Jagdausübung m i t der Gesellschaft für Sport und Technik wurde aufgehoben. Ausländer können die Genehmigung zur Jagd von den Bezirksjagdbehörden erhalten. Als Ausländer gelten nach dem Staatsbürgerschaftsgesetz3 auch die Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Sie können, wenn sie einen i n der Bundesrepublik gültigen Jagdschein vorweisen, ebenfalls die Genehmigung zur Ausübung der Jagd erhalten, jedoch nur von der Obersten Jagdbehörde nach Stellungnahme der Bezirksjagdbehörde. Wer ohne staatliche Erlaubnis eine Waffe besitzt, w i r d bestraft 4 . Jagdwaffen und Munition können aufgrund einer von den Organen der Volkspolizei ausgestellten Freigabe abgegeben und erworben werden, zu persönlichem Eigentum jedoch nur von Personen nachgewiesener politischer Zuverlässigkeit. Die Erlaubnis zum Erwerb von Jagdwaffen m i t gezogenem Lauf setzt das Vorliegen verschärfter Sicherheiten der Person des Waffenträgers voraus. Die nicht zu persönlichem Besitz erworbenen Jagdwaffen werden i n Sammellagern unter Kontrolle der Volkspolizei von den Leitern der StFB und den Jagdbehörden verwaltet. Eine standortmäßige Veränderung und ein Besitzwechsel von Jagdwaffen ist nur m i t Zustimmung der Volkspolizei gestattet. Die Erlaubnis 2 Kurzkommentar zum Jagdgesetz v o n E. Schmidt, i n : „Unsere Jagd", 1960, S. 17. 3 Staatsbürgerschaftsgesetz v o m 20. 2.1967, GBl. I Nr. 2, S. 3 ff. u n d D B v o m 3. 8.1967, GBl. I I Nr. 92, S. 681 ff. 4 V O über die Bestrafung von unbefugtem Waffenbesitz und von Waffenverlust v o m 29. 9.1955. GBl. I Nr. 81. S. 649.
II. Neuordnung des Jagdwesens
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zur Führung einer Jagdwaffe i n persönlichem Eigentum endet m i t dem Ablauf der Gültigkeit des Jagderlaubnisscheines. I n Ausübung des Jagdschutzes ist bei Überfällen i n Notwehr das Waffengebrauchsrecht eingeräumt. Zur Einfuhr und Ausfuhr von Jagdwaffen ist die Genehmigung des Ministers des Inneren erforderlich. d) Jagdhundehaltung Bei Drück- und Treibjagden soll für je drei Jäger ein leistungsgeprüfter Jagdgebrauchshund zugegen sein; die Wasserjagd darf nur m i t einem geeigneten Hund ausgeführt werden. A m Schützenanteil ist der Hund wie der Jäger zu beteiligen. Die Jagdhundezucht w i r d von der Deutschen Zuchtbuchstelle für Hundesport i n Halle gefördert, die dem Staatlichen Komitee für Forstwirtschaft untersteht.
2. Jagdverwaltung
Jagdbehörden sind die Räte der Kreise und der Bezirke sowie die Sektion Jagdwesen des Staatlichen Komitees für Forstwirtschaft beim Ministerrat. Die Jagdbehörden haben unter anderem folgende Hoheitsaufgaben: Ausstellung der Jagderlaubnisscheine auf Antrag der Kreisvolkspolizei; Einsetzung der Jagdleiter unter Einschaltung der StFB und der Kreisvolkspolizei; Einteilung des mitteldeutschen Territoriums i n Jagdgebiete nach den festgelegten Normen; Bestätigung und Überwachung der Abschußpläne und Kontrolle der Streckenbücher; Kontrolle der Jagdgebrauchshundehaltung. Bei den Räten der Kreise sind Jagdbeiräte m i t ehrenamtlichen Sekretären gebildet, denen weitere ehrenamtliche Kräfte zur Lösung der A u f gaben der Jagdbehörden beigegeben werden können. Die Jagdbeiräte bei den Räten der Bezirke haben hauptamtliche Sekretäre. Die Jagdbeiräte setzen sich aus den Vertretern der Organe der staatlichen Forstwirtschaft, der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe, der Volkspolizei und der Jagdberechtigten zusammen. Sie werden von den Leitern der Jagdbehörden als Vorsitzenden der Jagdbeiräte nach Bestätigung durch die übergeordnete Jagdbehörde berufen. 9*
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H. Jagdwesen
Für die Jagdbewirtschaftung aller Jagdgebiete sind die StFB zuständig. Die V V B Forstwirtschaft sind insofern beteiligt, als sie i m Rahmen des Volkswirtschaftsplanes den StFB die Auflagen für den Wildabschuß und die Wildbretlieferung erteilen. Die Jagdgesellschaften werden von den Kreisjagdbehörden gebildet. Sie setzen sich aus allen Schichten des Volkes zusammen. Die Jagdgesellschaften erhalten drei bis fünf Jagdgebiete zur Bejagung und von den StFB die staatlichen Auflagen für Wildabschuß und Wildbretlieferung nach Bestätigung durch den Jagdbeirat. I n der Regel w i r d auf 200 ha Holzboden und 300 ha Feldfläche je ein Jäger zugelassen. Die Jäger sind für die Einhaltung der Abschuß- und Wildbretlieferungsauflagen ebenso verantwortlich wie für die wirksame Wildschadenverhütung 5 . Die Jagd kann von den Jagdgesellschaften als Ansitz, Pirsch, Drückund Treibjagd ausgeübt werden. Zur ordnungsgemäßen Regelung der Wilddichte sind die Jagdgesellschaften verpflichtet. Die wissenschaftlich tragbare Wilddichte w i r d von Bonitierungskommissionen festgelegt. Die Jagdgesellschaften veranstalten Trophäen-Schauen und Pflichtschießen, u m ihre Mitglieder i m Ansprechen und Schießen von W i l d zu schulen. Für jedes Jagdgebiet w i r d ein Jagdleiter bestellt, dieser muß durch eine Prüfung den Nachweis der Kenntnis aller Bestimmungen des Jagdwesens erbracht haben. Der Jagdleiter stellt den Abschußplan für das Jagdgebiet auf und führt das Streckenbuch. I h m obliegt die wirtschaftliche und organisatorische Leitung des Jagdgebietes; dazu gehört insbesondere die Einweisung der Einzeljäger der Jagdgesellschaft i n ihre Pirschbezirke und Ansitzorte sowie die Durchführung von Treib- und Drückjagden, wozu bei Schalenw i l d außer Schwarzwild die Genehmigung der Jagdbehörde vorliegen muß. Er kann auch zur Aufbewahrung, Verwaltung, Ausgabe- und Rücknahme von Jagdwaffen ermächtigt werden. 3. Jagdausübung durch militärische Organisationen
A u f den Truppenübungsplätzen der Roten Armee und der Nationalen Volksarmee und innerhalb militärischer Anlagen sonstiger militärischer Organisationen w i r d die Jagd ausschließlich von Angehörigen der Roten Armee bzw. der Nationalen Volksarmee ausgeübt. Letztere müssen M i t glieder der militärischen Jagdgesellschaften der einzelnen Standorte sein, die i n der Zentralen Jagdbehörde der Nationalen Volksarmee zusammengefaßt sind. 5 V O über Schadenersatzansprüche bei Wildschäden — Wildschadenverordnung — v o m 30.10.1958, GBl. I Nr. 66, S. 801 ff.
III. Wildforschung
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Die Jagdausübung erfolgt nach den Regelungen des Jagdwesens, wie sie für die zivilen Jäger gelten. Entlang der Demarkationslinie r u h t die Jagd auf einem Streifen von 500 m Breite. I n dem dahinter liegenden 5 k m breiten Sperrgebiet k a n n n u r m i t Genehmigung der Grenzpolizei gejagt werden.
I I I . Wildforschung Die Oberste Jagdbehörde beschloß am 25.1.1956 die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft Wildforschung. Es entstand aus diesem Beschluß die heutige Arbeitsgemeinschaft für Jagd- und Wildforschung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften. I n ihr sind Wissenschaftler und jagdlich erfahrene forstliche Praktiker zusammengeschlossen. Der Arbeitsgemeinschaft stehen heute elf Wildforschungsgebiete (WFG) zur Verfügung; jedem dieser Gebiet ist eine nach Biotop und Wildart begrenzte Aufgabe zugewiesen: i n der Ückermün-
bearbeitet Rassenstudien u n d E n t w i c k l u n g des Rotwildes, seiner Stärke u n d Trophäenbildung auf p r o d u k tionskräftigen j u n g d i l u v i a l e n Böden;
W F G Hohenbucko (500 ha) bei Jessen/ Lausitz
wie vor f ü r die ärmeren Sandstandorte des A l t d i l u v i u m s ;
W F G Eibenstock u n d Hinterhermsdorf/Kirnitztal (Erzgebirge) . .
w i e vor f ü r die winterharten M i t t e l gebirge;
W F G Nedlitz/Sachsen-Anhalt W F G Serrahn/Mecklenburg W F G Zingst/DarQ u n d HakelfSachsen» A n h a l t W F G Ballenstedt/Harz
befassen sich m i t D a m w i l d ;
W F G Rothemühl der Heide
W F G Ostufer-Müritz/Mecklenburg W F G Milkwitz W F G Spree
..
(Vogelschutzstation) .
mit Rehwild; mit Muffelwild; m i t dem Zusammenleben von Schal e n w i l d aller Wildarten; m i t F l u g w i l d (besonders Gelegeverluste bei Wildenten); m i t Niederwild.
Für die Wildmarkierung werden gut erkennbare, farbige Ohrmarken von der A G für Jagd- und Wildforschung ausgegeben. Jede verwendete Farbe gilt für einen Zeitraum von zwei Jahren. Jeweils i m ersten Jahr werden die linken und i m zweiten die rechten Lauscher m i t der W i l d marke gezeichnet. Die Markierung ermöglicht es dem Jäger, Altersbestimmungen am lebenden Wilde vorzunehmen und Fehlabschüsse zu erkennen; dem Wissenschaftler, Veränderungen i n den Lebensgewohn-
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H. Jagdwesen
heiten des Wildes (Wechsel der Einstände, soziologisches Verhalten u. a. m.) zu erforschen. Die bisher vorliegenden Forschungsergebnisse über die Möglichkeiten zur Wildschadenverringerung, über die Vererbung gewisser Eigenschaften des Wildes, Trophäenstärke und Wildbretgewicht, über die Hebung der Niederwildbestände durch Errichtung neuer Biotope und über die Populationsdynamik bestimmter Greifvögel werden i n Einzelabhandlungen der Forscher und i n praxisnahen Merkblättern der A G für Jagdund Wildforschung publiziert. Die von der Obersten Jagdbehörde herausgegebene monatlich erscheinende Zeitschrift Unsere Jagd trägt ihrerseits zur Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnis i n die Praxis bei. Die i n den Wildforschungsgebieten erprobten Empfehlungen für richtige Bejagung des Rotwildes besagen: a) Staffelung der Schußgelder nach Gewicht des abschußnotwendigen Wildes (für gewichtsschwache höheres Schußgeld als f ü r stärkere Stücke). b) F ü r starke Trophäenträger k e i n oder mindestens ein geringeres Schußgeld als f ü r geringe u n d abschußnotwendige Hirsche. c) Anspruch auf Erlegung v o n Trophäenträgern nur, w e n n Beteiligung a m Abschuß geringer Hirsche u n d K a h l w i l d vorliegt. d) Zusätzliche Geldprämien f ü r Erlegung besonders schlecht veranlagter Hirsche (und Böcke) gelegentlich der Trophäenschauen. e) Trophäeneinzug bei falschem Abschuß v o n Trophäenträgern.
Besondere Aufmerksamkeit widmet die Wildforschung beim Niederw i l d der Bejagung des Hasen, dessen Bestand i n den letzten Jahren abnimmt. Ursache ist der stärkere Abschuß der Häsin i m Gegensatz zum Rammler, der erst dicht vor dem Treiber oder der Schützenkette aufzustehen pflegt. Die Wildforschung empfiehlt, grundsätzlich ein D r i t t e l des Jagdareals alljährlich nicht zu bejagen und als Jagdart die Böhmische Streife zu unterlassen sowie Kesseltreiben schon m i t dem Signal „Treiber i n den Kessel" abzubrechen. I V . Jagdstrecke 6
Die Jagdstrecke i n Mitteldeutschland betrug i m Jahre 1966: Rotwild Stück 4 929 darunter Hirsche Stück 2 066 Damwild Stück 1370 darunter Schaufler Stück 626 Rehwild Stück 107 887 darunter Böcke Stück 48 684 Schwarzwild Stück 27 851 Hasen Stück 286 512 Kaninchen Stück 24170 Z u r Hebung der Fasanenstrecken ( i m Jahr 1967 8 300 Hähne) ist i n H i l d b u r g hausen/Thür. eine zentrale Fasanerie aufgebaut. Sie soll jährlich 60 000 Jungfasanen den Revieren zur Verfügung stellen. 6
„Statistisches Jahrbuch der D D R " 1967, S. 322.
I. Rohholzversorgung der Holzindustrie Forst- und Holzwirtschaft sind aufeinander angewiesen. Eine gesunde und leistungsfähige fortschrittsfreudige Holzindustrie sichert der Forstwirtschaft gute Absatzmöglichkeiten und ermöglicht eine ordnungsmäßige Waldbewirtschaftung. I. Holzbearbeitung Von der holzbearbeitenden Industrie werden die wichtigsten Werkstoffe hergestellt, welche die holzverarbeitende Industrie benötigt. Zur holzbearbeitenden Industrie zählt die Herstellung von Schnittholz, Schwellen und Masten sowie der Holzhalbwaren: Fournier- und Sperrholz, Holzfaser- und Holzspanplatten. Die holzbearbeitende Industrie ist i m ganzen gesehen der größte Hundholzverbraucher. Die Holzbearbeitung ist ein ausgesprochen rohstofforientierter Industriezweig; i n Waldnähe ist i h r gegebener Standort. 1. Stand i m Jahre 1945
Dem Vorhandensein großer geschlossener Waldgebiete und günstiger Verkehrslage folgend entwickelten sich vor dem Kriege i n Mitteldeutschland vier Gebiete von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung: die Ückermünderheide m i t Umgebung westlich Stettin, die Kreise Niederbarnim u n d Zauch-Belzig m i t der waldreichen Umgebung
von Groß-Berlin,
das Erzgebirge längs der tschechoslowakischen Grenze u n d der Kreis Zwickau m i t vielen kleinen Werken,
der Thüringerwald
mit Großbetrieben.
I n diesen Räumen wurden mehr als 100 f m je q k m eingeschnitten, während i n unmittelbarer Nachbarschaft 60 bis 100 f m je q k m und i n anderen Gebieten weniger als 60 f m je q k m eingeschnitten wurden. Besonders niedrig war der Einschnitt i n den Agrargebieten Sachsens, i m Industrieraum von Sachsen-Anhalt und i n der A l t m a r k m i t dem überwiegend kleinbäuerlichen Waldbesitz der Kreise Salzwedel und Osterburg. Rein verkehrsbedingt entstand eine beachtliche Massierung von Sägewerken m i t großen Kapazitäten
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I. Rohholzversorgung der Holzindustrie
i n den Hafenstädten der Ostsee m i t Zugang zu den Rohstoffquellen der skandinavischen Länder, i n sächsischen Plätzen an der Elbe m i t Zufuhr aus den südlichen Nachbarländern, a m Großschiffahrtsweg bei Oderberg-Bralitz gestützt auf die Floßholzzufuhr aus dem Weichselraum über den B r a h e - K a n a l durch Netze u n d Warthe zur Oder. Die Hölzer kamen auch auf dem Schienenweg aus Ostdeutschland u n d Polen.
Nach der Reichs-Statistik wurden i m Jahre 1936 i m heutigen Mitteldeutschland 11,7 M i l l . f m Nutz-Derbholz eingeschlagen. Hiervon wurden 5,0 M i l l . f m sägefähiges Rundholz aus eigenem Aufkommen eingeschnitten und 3,5 M i l l . cbm Schnittholz einschließlich Schwellen erzeugt. A n dem Rundholzeinschnitt waren beteiligt: mit mit mit mit
1,0 M i l l . 1,3 M i l l . 1,5 M i l l . 1,2 M i l l .
fm fm fm fm
Werke Werke Werke Werke
der M a r k Brandenburg des sächsischen Raumes des thüringischen Raumes der übrigen Gebiete.
Auch i n Mitteldeutschland waren Holzbearbeitung und Holzuerarbeitung schon vor 1945 häufig miteinander gekoppelt. So standen allein i n Sachsen-Anhalt (den heutigen Bezirken Halle und Magdeburg) rd. 800 Sägewerke m i t 1 400 Gattern. Hiervon waren nur 40 Betriebe reine Sägewerke — diese lagen besonders i m Harz, i n der Dübenerheide und Letzlingerheide. Eine große Zahl von Werken be- und verarbeiteten das von ihnen eingeschnittene Holz; i m Harz war Verbindung m i t Faß- und Kisten-Fabrikation, i n Thüringen Verbindung m i t Möbel- und Spielwaren-Fertigung verbreitet. Diese weithin feststellbare Mischung von Holzbearbeitung und Holzverarbeitung und die nach anderen Gesichtspunkten ordnende Statistik erschweren die Aussage, wieviel reine Sägewerke i m heutigen Mitteldeutschland insgesamt zu Ende des Zweiten Weltkrieges vorhanden waren. Die Zahl der reinen Sägewerke — nach Literaturangaben schwankt sie zwischen 4 000 und 6 000 — läßt keinen Rückschluß auf die Leistungen zu, solange die Zahl der Gatter und ihre Leistungsfähigkeit nicht bekannt ist. 2. Entwicklung uach 1945
Ein Teil der Werke wurde während der letzten Kriegsereignisse so gründlich zerstört, daß von ihrem Wiederaufbau Abstand genommen wurde. Eine nie erfaßte Zahl von Gattern, darunter vorrangig leistungsfähige neuere Typen, wurden demontiert und als Reparation nach Rußland gebracht. Abwanderung von Betriebsinhabern kam gezielten Stilllegungsaktionen entgegen oder kam ihnen zuvor.
I. Holzbearbeitung
137
Die Zahl der Gatter, die 1967 i n Betrieb waren, und ihre Leistungsfähigkeit ist ebenso wenig feststellbar wie ihr Stand i m Jahre 1945. Die Betriebe der Holzbearbeitung gehören i n Mitteldeutschland zum W i r t schaftszweig Leichtindustrie und werden i m Statistischen Jahrbuch 7 unter der Rubrik Holz - und Kulturwaren-Industrie ausgewiesen, ohne die Sägewerke gesondert zu behandeln. Es mag aus dem, was über den Kapazitätsrückgang bekannt geworden ist, allenfalls der Schluß gezogen werden können, daß i m Jahre 1954 i n 1 028 Sägewerken 8 noch 2 800 Gatter vorhanden waren, von denen aber nur 1 300 ständig arbeiteten und deren Zustand bestimmt nicht der beste war. Bis 1960 erhielt die Säge-Industrie nur geringe Investitionsmittel, weil trotz ihres Schwundes m i t sinkendem Holzeinschlag noch Überkapazitäten zu erwarten waren. Nach der Statistik wurde 1955 noch eine Menge von 2,864 M i l l . cbm Na-Schnittholz erzeugt. Die Produktion ist bis 1966 erheblich zurückgegangen (siehe Anlage 1), sie lag 1966 i n der Höhe von 1,7 M i l l . cbm Schnittholz. Der Produktionsrückgang läßt den Schluß zu, daß, sofern der Gatterbestand seit 1954 nicht noch erheblich abgenommen hat, nahezu die Hälfte der Gatter stilliegt oder nur dadurch i n Betrieb gehalten wird, daß die Gesamtkapazität der arbeitenden Werke nicht voll ausgelastet wird. Die letzten privaten Sägewerke sind kleine Betriebe, die für volkseigene Betriebe Lohnschnitt übernehmen, u m den Firmennamen und seinen „good-will" zu erhalten. Es ist eine Frage der Zeit, wann auch sie den Betrieb einstellen müssen. Zur wirtschaftlichen Festigung der volkseigenen Sägewerke w i r d vieles versucht. M i t Material- und Ersatzteilzuweisungen werden sie gegenüber den privaten und den Betrieben m i t staatlicher Beteiligung i n jeder Weise bevorzugt. Seit 1961 haben die volkseigenen Betriebe auch A n t e i l am Investitionsfonds. Besonders gefördert w i r d die Ausrüstung m i t Stammholzentrindungsmaschinen, der Einbau von Aufbereitungsanlagen für Zellstoffholz, Sägespäne und Rinde sowie die Ausstattung m i t Spreißelentrindungsmaschinen. 3. Schnittholzbewirtschaftung
Wie Rohholz ist auch sämtliches Schnittholz bewirtschaftet 9 . Soweit die Sägewerke ihre Erzeugung nicht unmittelbar an die ihnen zugewiesenen bezugsberechtigten Verarbeitungs- und andere Betriebe verkaufen, liefern sie an die Niederlassungen der VEB-Holzhandel und an die Bäuerlichen Handelsgenossenschaften (BHG). 7
„Statistisches Jahrbuch der DDR". I m Sonderbeitrag zur Industrie-Statistik des Statistischen Bundesamtes sind i m Januar 1968 i n der Bundesrepublik Deutschland 2 968 Betriebe der Holzbearbeitung u n d 3 112 Betriebe der Holzverarbeitung ausgewiesen. 9 V O über die Bewirtschaftung von Rohholz, Schnittholz u n d Holzhalbwaren v o m 16. 6.1948, ZVOB1. S. 217. 8
138
I. Rohholzversorgung der Holzindustrie
Die Organisierung des planmäßigen Rohholzabsatzes der StFB als der Rohholzlieferanten obliegt den Bilanzierungsgruppen der V V B - Schnittholz und Holzwaren beim Ministerium für Leichtindustrie. Sie sind auch befugt, auf die StFB einzuwirken, daß das Rohholz sortiments-, bedarfsund termingerecht nach den Holzlieferplänen verabfolgt wird. Die W B Schnittholz und Holzwaren führt ein umfassendes Großhandels-Sortiment und benutzt das Vertragssystem dazu, daß von den Sägewerken die Bedarfsträger sortiments-, qualitäts- und zeitgerecht mit Schnittholz versorgt werden. Verstärkt ist das Bewirtschaftungssystem durch die Holzinspektionen der Staatlichen Plankommission; diese sollen insbesondere die maximale Ausnutzung des Rohstoffes Holz i m Walde und auf den Sägewerken erwirken. Sie sind m i t weitgehenden Vollmachten ausgestattet und können bei Mängelfeststellung auch örtlich i n die Betriebe eingreifen. Die Schnittholzpreise sind wie die Rohholzpreise an technische Normen, Gütevorschriften und Lieferungsbedingungen (TGL) gebunden. Die seit dem 1. Oktober 1965 festgesetzten Preise sollen bis 1970 gelten.
I I . Deckung von Holzmangel Die auf Einschlag-, Liefer-, Abfuhrpläne und ihre vielseitige Kontrolle abgestellte Rohholzversorgung der Sägewerke aus dem Inland-Aufkommen ist heute gut eingespielt, reicht aber seit langem nicht mehr aus, u m den Bedarf der Volkswirtschaft an bearbeitetem Holz hinreichend zu decken. Die Lücke zwischen Aufkommen und Bedarf ist durch Rückgang des Holzeinschlages und durch den Schwund von stärkeren Dimensionen und guten Holzqualitäten von Jahr zu Jahr größer geworden. Die Tabelle auf Seite 32 zeigt den Anstieg des Holzimports zur Deckung der Bedarfslücke auf. Die Hauptholzsorten, die i m Jahre 1967 importiert wurden, sind auf Seite 55 aufgeführt. Hauptlieferanten sind die UdSSR und Finnland. Die Möglichkeit, die Holzbedarfslücke noch mehr als bisher durch Holzeinfuhr zu schließen, w i r d beim Import aus den Ostblockstaaten durch Begrenzung des Warenaustausches und beim Import aus westlichen Ländern besonders durch den Preis und durch Devisenmangel gehemmt. Das höchstmögliche Import-Volumen scheint i n Mitteldeutschland schon 1966 m i t der Menge von 3,456 M i l l . cbm Import von Schnittholz, Holzhalbwaren und Holzstoff i n Rohholzäquivalent erreicht worden zu sein. I m Rahmen der internationalen Entwicklungstendenz der Ostblockstaaten w i r d besonders der Rohholzimport eingeschränkt und durch Import
II. Deckung von Holzmangel
139
von Halbfertig- und Fertigerzeugnissen ersetzt (siehe Anlage 2). Ein- und Ausfuhr tätigt ausschließlich die staatliche Handelsorganisation (Holz und Papier — E x - und Import — volkseigener Außenhandelsbetrieb). U m die Bedarfsdeckungslücke nicht weiter anwachsen zu lassen, ist das Einsparen von Holz jeder A r t ein Gebot der Stunde geworden. Beim Rundholzeinschnitt 10 soll eine durchschnittliche Ausbeute von mindestens 75 v H bei Nadelschnittholz und 81 v H Buchenschnittholz erreicht werden. Die Masse der bei der Holzverarbeitung anfallenden Sägespäne 11 soll der Spanplattenproduktion zugeführt und die Entrindung des Rundholzes auf den Sägewerken durchgeführt werden, u m die Rinde für die Dämmund Isolierplattenproduktion zu verwenden. Die Holzabfälle — früher nur zu 15 v H verwertet — werden erfaßt und durch Verteilungspläne bewirtschaftet. Hierzu rechnen Schwarten, Sämlinge, Spreißel, Hobel-, Säge-, Frässpäne, Schälspäne, Grubenholzabfälle, Schälrestrollen und Fournierabfälle. I m Eisenbahnoberbau hat die Spannbetonschwelle Eingang gefunden; sie soll den Holzschwellenverbrauch zu 65 v H ersetzen. Der Holzverbrauch für die Vollholzschwelle soll durch Einführung der lameliierten Schwelle vermindert werden. Zur Holzeinsparung gehört auch die Konservierung des Holzes. Hiermit befaßt sich eine ausführliche Gesetzgebung 12 » 13 - 14 . Holzschutz ist Vorschrift für i m Freien verbautes Holz ebenso wie für Holz, das i n gedeckten Räumen und i m Hochbau verwandt wird. Der Überwachung der Holzschutzbestimmungen w i r d große Sorgfalt gewidmet. Die Holzinspektion koordiniert die Holzschutzmaßnahmen aller Wirtschaftszweige, die Kontrollmaßnahmen, die Sicherung der vollen Ausnutzung aller I m prägnierwerke und Imprägnieranlagen sowie deren Planung. Sie sorgt auch dafür, daß die Grundlagen- und Zweckforschung auf dem Gebiete des Holzschutzes praxisnahe arbeitet. I n den Betrieben der VVB-Bauelemente, VVB-Platten und Fourniere und i n den StFB sind zur Überwachung der Durchführung des Holzschutzes die Holzschutzbeauftragen der Betriebe und ehrenamtliche Helfer tätig. 10 A O über die Festlegung der Holzausnutzung i n der Sägewerks- u n d Fournierindustrie i m Jahre 1957 v o m 18.3.1957, GBl. I Nr. 26, S. 217 ff. 11 A O über die Erfassung u n d Verteilung von Holzabfällen v o m 23.12.1959, GBl. II/1960 Nr. 3, S. 21 ff. 12 V O über die Imprägnierung des i m Freien zur Verwendung gelangenden Holzes v o m 27. 9.1951, GBl. Nr. 119, S. 897 m i t 1. D B v o m 9. 2.1956, GBl. I Nr. 20, S. 174. 18 3. D B zur 2. V O über die Staatliche Bauaufsicht. — Holzschutz i m Hochbau u n d Zulassung v o n Fachmännern f ü r Holzschutz i m Hochbau v o m 26.11.1959, GBl. I Nr. 71, S. 913. 14 4. D B w i e 13 — v o m 11.1.1962, GBl. I I Nr. 4, S. 32.
140
I. Rohholzversorgung der Holzindustrie I I I . Holzhalbwaren
Fourniere sind ein Halbfabrikat, das zur Erzeugung von Sperrholz dient, zur Abdeckung von Faser- und Spanplatten benötigt w i r d und an die Möbel- und andere Werke der holzverarbeitenden Industrie weitergeleitet wird. I m mitteldeutschen Raum befanden sich bis 1945 zwanzig z. T. weltbekannte Fournierwerke. Von diesen arbeiteten — nach Stand 1959 — nur noch folgende fünf Betriebe: Kapazität f m Rundholz Graab Söhne/Halle F. M. Müller!Leipzig Prächtel/Berlin Schlobachf Leipzig Manig/Eisenberg Zusammen:
Messer- 1 Schälmaschine Messer- 6 Schälmaschinen Messer- 1 Schälmaschine Messer- 2 Schälmaschinen Messer-Maschinen
10 000 30 000 5 000 10 000 5 000
25 Messer- 10 Schälmaschinen
60 000
6 8 4 5 2
Investitionsmittel flössen der Fournierindustrie lange Zeit nur spärlich zu, so daß zur Modernisierung des Maschinenparks und der Ausrüstung der Werke anfänglich wenig getan werden konnte. Sie sind zum Teil zur Plattenerzeugung übergegangen. Außerdem haben die Werke Mangel an Arbeitskräften, besonders an erfahrenen Facharbeitern. Organisatorisch sind sie zur „ W B - F o u r n i e r e und Platten" zusammengeschlossen. Bis 1967 ist die Produktion auf 31 757 cbm Fournierplatten und 82 049 qm Absperrfourniere angestiegen (siehe Anlage 3). Die Fournierindustrie kann ihren Bedarf aus einheimischen Hölzern nicht decken. Solange i n Mitteldeutschland noch Devisen für Holzimport fehlten, waren die Fournierwerke auf das spärliche Angebot von Eiche und Kiefer aus den StFB angewiesen. Dies reichte selbst für die zusammengeschmolzene Kapazität nicht aus, obwohl hohe Rundholzpreise für Fournierholz genügend Anreiz bieten, aus dem Rundholzeinschlag jedes Teilstück fournierfähigen Holzes seinem Zweck zuzuführen. Die Preisabstufung zwischen Fournierholz und Teilfournierholz ist erheblich. Die Faserplattenindustrie und Spanplattenindustrie sind junge I n dustriezweige. Die ersten Faserplattenwerke entstanden i n Deutschland i m Jahre 1932 m i t Gründung zweier Werke. Heute hat sich diese Industrie ungeahnt stark ausgeweitet. I n Mitteldeutschland wurde nach 1945 als Ersatz für die ostwärts der Oder verloren gegangenen vier Werke zunächst m i t dem Bau von Plattenwerken begonnen, die nicht Holz, sondern Kartoffelkraut, Schilf, Ge-
IV. Holzverarbeitung
141
treidestroh und Rapsstroh verarbeiten, so i n Ribnitz-Damgarten und Tangermünde. Das erste neue Werk, das Holzfaserhartplatten herstellt, entstand i n Schönheide/Erzgebirge; es wurde 1948 auf eine Kapazität von 18 000 qm Hartfaserplatten erweitert. 1948 lief die Produktion von Holzspanplatten an i n Leipzig-Wiederritzsch m i t 20 000 cbm Plattenerzeugung je Jahr. Es folgten VEB Hartfaserplattenwerk i n Klosterfelde/Schorfheide und Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig. Bis 1975 ist eine weitere erhebliche Expansion für die Spanplattenproduktion vorgesehen. Die Produktion betrug 1950 11000 cbm Hartfaserplatten und ist bis 1967 auf 65 503 cbm Hartfaserplatten und 242 000 cbm Holzspanplatten angestiegen (vgl. Anlage 3).
I V . Holzverarbeitung 1. Struktur der holzverarbeitenden Industrie
I m Produktionsbereich Zellstoff gibt es keinen Privatbetrieb mehr. Die volkseigenen Zellstoffwerke werden von der VVB Zellstoff, Papier und Pappe i n Heidenau/Sachsen und die i m Privatbesitz verbliebenen Papierund Pappe-Fabriken von den Räten der Kreise und Bezirke wirtschaftlich geführt. Das Staatliche Kontor für Zellstoff und Papier lenkt die Versorgung der Volkswirtschaft m i t Zellstoff-, Papier- und Pappeerzeugnissen, Verpackungsmitteln und Erzeugnissen der Papierverarbeitung, m i t graphischen Bedarfsartikeln und Bürobedarf. 2. Holzbedarf
Die Zellstoff-Industrie ist einer der größten Abnehmer des von der Forstwirtschaft erzeugten Holzes. Der Holzbedarf für diesen Industriezweig ist seit 1945 angestiegen. I m Jahre 1958 betrug der Holzverbrauch 2,33 M i l l . fm o. R.; hiervon entstammen 2,13 M i l l . f m o. R. dem inländischen Holzaufkommen, der Rest den Einfuhren aus der UdSSR und Finnland. Der Einfuhrentlastung sollen eine Erhöhung der Holzausnutzung i n der Sulfit-Zellstoffindustrie und die höchstmögliche Ablösung des Zellstoffeinsatzes i n der Papierindustrie dienen. Außerdem w i r d den Werken eine wesentliche Senkung des Holz Verbrauchs je t Zellstoff und Holzschliff sowie Einsatz von Holzabfällen aus den Sägewerken und anderen holzbearbeitenden Betrieben auferlegt. Die Verwendung von Kiefer und Buche ist zur Entlastung des Fichtenfaserholzaufkommens erhöht. I n der gleichen Richtung w i r k t die zunehmende Verwendung von Reisigholz i n 4 bis 7 cm Stärke und der Holzarten Pappel, Birke, Erle und Weide für die Zellstoffindustrie.
142
I. Rohholzversorgung der Holzindustrie
Die i m Jahre 1945 nicht allzu bedeutende Kapazität der Papier- und Pappeindustrie Mitteldeutschlands hat i m Laufe der Jahre eine beachtliche Erweiterung erfahren. I m Betrieb Pirna sind drei Großkocher m i t einer Jahresleistung von 10 000 bis 20 000 t atro Zellstoff aufgestellt; der Betrieb i n Wiede-Trebsen wurde ausgedehnt, vor allem wurde aber ein neues modernes Papierkombinat i n Schwedt/Oder i m Anschluß an die Ost-Pipeline neu errichtet. Die Inland-Produktion von Zellstoff liegt heute bei 400 0001 atro (siehe Anlage 3) neben einer Einfuhr von 120 0001 atro. Eine Vergrößerung der bereits erhöhten Kapazität von Zellstoff für Kunstfasern scheint nicht beabsichtigt zu sein. Die Erzeugung bewegt sich von 1955 bis 1967 zwischen 128 600 und 132 5001 atro. Die Produktion von Papier und Pappe stieg bis 1962 auf 733 500 t nach Neuinstallation von mehreren Maschinen für Zeitungspapier, Packpapier, Seiden- und Toilettenpapier usw. Die Versorgung m i t Papier und Pappe aus Eigenerzeugung betrug 1953 30,5 kg/Jahr pro Kopf der Bevölkerung und wuchs bis 1958 auf 40,9 kg an (bei 66 kg zu gleicher Zeit i m Bundesgebiet). Inzwischen ist eine weitere Erzeugungszunahme auf rd. 1 M i l l . t anzunehmen. V . Möbel-Industrie
I m Jahre 1958 wiesen 7 230 i n Mitteldeutschland erfaßte Möbelherstellungsbetriebe folgende Eigentumsverteilung auf: , . Eigentumsform
Z a h l der
B e t r i e b e
Volkseigene Industrie Betriebe m i t staatlicher Beteiligung Private Betriebe Handwerksbetriebe Handwerkliche Produktionsgenossenschaften
206 65 339 6 500 120
Zusammen
7 230
Produktionsanteil ^ 54,0 4,5 12,0 27,0 2,5 100
1968 stellen 13 000 Betriebe Möbel her, darunter 12 500 Handwerksund Kleinbetriebe. Der A n t e i l der sozialistischen Betriebe der MöbelIndustrie erreichte i m Jahre 1964 80 v H des Produktionsvolumens von 9,3 Mrd. Mark. Hauptstandorte der Möbel-Industrie sind die Bezirke Gera und Dresden. Z u einem Zentrum der Herstellung von Wohn- und Schlafmöbeln haben sich i n Eisenberg (Bezirk Gera) 6 volkseigene, 24 halbstaatliche, 6 private Betriebe und eine Reihe von Produktionsgenossenschaften des Handwerks zusammengeschlossen, die ihre Produktion weitgehend untereinander abstimmen. Ein weiteres Zentrum ist i n Zeulenroda-Triebes entstanden.
V I . Sonstige holzverwertende Industrie
143
Der Möbelhandel ist aus der Staatlichen Handelsorganisation (HO) ausgegliedert und i m eigenen Zentralgebilde Wohnraumgestaltung, Staatlicher Handelsbetrieb Möbel, zusammengefaßt, der auf Kundendienst wenig eingestellt ist. Besser ist die Verkaufskultur i n den KonsumMöbelgeschäften, deren Waren-Sortiment allerdings nur selten ausreicht. Die noch vorhandenen privaten Möbelgeschäfte sind Klein- und Kleinstbetriebe, oft noch i n Verbindung m i t Tischlerwerkstätten. Ihre Belieferung erfolgt erst nach Befriedigung der HO- und Konsumgeschäfte. Die Direktverkaufsläden der Möbelfabriken (sogenannte Industrieläden) stehen i n der Verkaufskultur an der Spitze und zeichnen sich durch kurze Lieferfristen aus. V I . Sonstige holzverwertende Industrie
Die Entwicklung der holzverarbeitenden Bauindustrie war lange durch geringe Zuteilung von Investitionsmitteln gehemmt. Dies hat sich seit 1960 gebessert. Die VVB-Bauelemente und Ausbau i n Leipzig 1 5 hat die wirtschaftliche Leitung und Lenkung für die Fertigung von Türen und Fenstern aus Holz und Ersatzstoffen, von Holzkonstruktionen i n industrieller Produktion, von Schalungstafeln u. a. m. Die Planung und Fertigung werden vom Grundsatz sparsamsten Holzverbrauchs bestimmt. Staatliche Herstellungs- und Verwendungsverbote 16 schränken die Möglichkeit des Holzverbrauchs auf allen Gebieten gesetzlich ein. Der Gesamtbedarf und Verbrauch von Holz i m Bauwesen M i t t e l deutschlands ist nicht erfaßbar. Die Holzsparanordnungen und die U m stellung der Baufertigung auf Industrialisierung lassen nur noch einen geringen Bedarf an Holz und Holzerzeugnissen je Baueinheit und je Bauprodukt vermuten. Einschalungen werden für Bauzwecke kaum noch benötigt, Gerüste werden durch Stahlrohrgerüste ersetzt, Decken werden m i t Dämmplatten von vollkommen glatter Oberfläche oder m i t Kunststoffbelägen abgedeckt. E i n weiterer Schwerpunkt der Holzeinsparung liegt i m landwirtschaftlichen Bauwesen durch Übergang von Holz- zur Stahlbetonbauweise und Verwendung von organischen und anorganischen Platten zu Abdeckungen aller Art. Die Inangriffnahme neuer Großbauprojekte der öffentlichen Hand und die allgemeine starke Förderung von Investitionen i m industriellen Sektor lassen aber i n Kürze eine Zunahme des Holzbedarfs auch i n der Bau15 A O über die Verteilung, den Bezug u n d die Lieferung v o n Bauelementen u n d Bauten aller A r t aus Holz u n d Holzersatzstoffen, Gewächshausbauten sow i e vorgefertigten Rohrbündeln u n d Elektro-Installationen ab 1961 v o m 2.2. 1961, GBl. I I I Nr. 6, S. 67. 16 A O Nr. 2 über den Einsatz von Holz. — Staatliches Herstellungs- u n d V e r wendungsverbot Nr. 13 — v o m 7. 6. 1962, GBl. I I Nr. 47, S. 404 ff.
144
I. Rohholzversorgung der Holzindustrie
Wirtschaft erwarten. Hieran ist die Landwirtschaft durch den Versuch der landwirtschaftlichen Industrialisierung (Großbetriebsstätten) ebenso beteiligt wie die Wasserwirtschaft m i t Neubau von Trinkwasserversorgungsanlagen. Auch der Verkehr — besonders die Bahn m i t Erweiterung und Erneuerung des Streckennetzes — sowie die Post und das Fernmeldewesen m i t dem Bau von Fernmeldetürmen werden i n Zukunft verstärkt als Holzabnehmer auftreten. Dagegen bewegt sich der Wohnungsbau gegenwärtig ziemlich gleichbleibend auf einem Zuwachs von nur 75 000 bis 85 000 Wohnungseinheiten je Jahr. Zur holzverarbeitenden Industrie gehören auch die Verpackungsmittelund Zündholzindustrie, die Fertigung von Korbmöbeln und Flechtwaren, die Pinsel-, Bürsten- und Besenindustrie sowie die Schnitzstoff- und Formstoffindustrie. Die Holzkontore bei den Räten der Bezirke überwachen den Holzverbrauch der Kistenproduktion, der besonders i m Bereich der Maschinenverpackung hoch ist. Der Zündholz-Industrie kommt das Pappelanbauprogramm zugute. Die Ausführungen zur Situation der Holzindustrie können keinen A n spruch auf Vollständigkeit erheben und sollen nur einen Überblick vermitteln. Sie zeigen auf, daß noch Überkapazitäten i n der Sägeindustrie vorhanden sind, w e i l die eigene Rohholzerzeugung zur Auslastung aller Kapazitäten nicht ausreicht. I n der Holzindustrie sind gegenüber dem Vorkriegsstand die Kapazitäten von Holzspan- und Faserplattenherstellung und der Zellstoff-, Papier- und Pappeerzeugung erheblich angewachsen. Der Industriezweig Holzelemente hatte 1958 28 v H A n t e i l am Gesamtholzverbrauch. Möbel- (10 vH) und Bauindustrie (16 vH) sind nach einer Periode der Entwicklungshemmung wieder nahezu voll beschäftigt i m früheren Umfang. Holz ist i n Mitteldeutschland erklärter Engpaßartikel und w i r d es noch Jahrzehnte bleiben. Es sind daher vielfältige Sparmaßnahmen angeordnet, um den Holz verbrauch einzuschränken. Die heutige Höhe des Verbrauchs der einzelnen Industriezweige konnte nicht ermittelt werden. Fest steht nur, daß 30 v H des Holzbedarfs (in Rohholzäquivalenten berechnet) importiert werden müssen.
V I I . K ü n f t i g e Entwicklung
Die wirtschaftliche Verzahnung der holzbe- und -verarbeitenden Industrie m i t der Forstwirtschaft hat den Gedanken genährt, Sägewerke und Forstwirtschaft zu Forst- und Holzwirtschaftseinheiten zusammenzufassen. Ein i n das Jahr 1952 zurückreichender Versuch war das Kombinat Weißwasser/Lausitz. Die i h m organisatorisch zugeteilten volkseigenen Sägewerke Craupitz und Weißwasser sollten unter Leitung des
VII. Künftige Entwicklung
145
gleichnamigen StFB 95 000 f m Rundholz jährlich einschneiden. Über Erfolg oder Mißerfolg dieses Unternehmens ist nichts bekannt geworden. Aufschlußreich ist, „daß i n Mitteldeutschland etwa nur 50 v H des bereitgestellten Rohholzes i n das Endprodukt eingehen. I n sozialistischen Ländern m i t Holz-Kombinaten steigt dagegen die Holzausnutzung auf 60 bis 80 vH. Daraus ergibt sich die Schlußfolgerung, schwerpunktmäßig i m Bereich der Holzindustrie die Holzausnutzung durch kombinatsmäßige Arbeit zu verbessern und den Einsatz von Investitionen zur Steigerung der Holzproduktion i n der Forstwirtschaft i n Abhängigkeit von dieser Frage zu betrachten" 17 . Zwar ist hiernach nicht mehr vorrangig an Forst - und Holzwirtschafts kombinate gedacht. Es sollen aber enge Kooperationsbeziehungen zwischen Forst - und Holzwirtschaft bei Fortbestehen voller Eigenverantwortung und Gleichberechtigung der Partner hergestellt werden: die Kooperationsbeziehungen sollen i n gegenseitiger Abstimmung über die voraussichtliche Entwicklung der Betriebe, i n der Herstellung langfristiger Vertragsbeziehungen, der gemeinsamen Erarbeitungen von Rationalisierungsprogrammen, i n Entgegenkommen i n wirtschafts- und finanztechnischen Fragen und i n reibungslosen kostensparenden Produktionsabläufen bestehen. Hauptaufgabe der Forstwirtschaft ist hierbei die Rohholzbereitstellung, konzentriert auf zusammenhängenden Flächen i n Transportentfernung von durchschnittlich 25 bis 30 k m zu den Sägewerken. Die angestrebte horizontale und vertikale Kooperation ist erfolgversprechend nur m i t modernen Sägewerken an günstigen Standorten und m i t automatisch arbeitenden Maschinen-Fließreihen durchführbar. Die Standortwahl hängt davon ab, ob eine die Kapazität des Werkes über Jahrzehnte hinweg v o l l ausfüllende Rohholzbelieferung i n günstiger Entfernung möglich ist. U m später auch die schwachen Holzsortimente und Abfallprodukte verarbeiten zu können, ist i n einer zweiten Entwicklungsstufe die zusätzliche Errichtung von Spanplattenwerken vorgesehen. I n der dritten Etappe soll die Mechanisierung und Automatisierung vollendet werden. Die maximale Kapazität dieser „Standortsägewerke" soll 80 000 f m Rohholz jährlich betragen, die maximale Leistung einer Gatterstraße, wie sie 1967 bereits errichtet wurde, soll auf 30 000 fm abgestellt werden. K o m m t es zu dieser Konzentration, werden die Werke mit staatlicher Beteiligung ausscheiden und sich auf andere Produktionszweige umstellen müssen. Aber auch volkseigene Sägewerke werden stillgelegt werden, wenn die Rohholzdecke nicht ausreicht, und nur die leistungsfähigsten 17 Heidrich: Die nächste Aufgabe bei der Entwicklung u n d Leistung der sozialistischen Forstwirtschaft nach dem V I I . Parteitag der SED. I n : „Die sozialistische Forstwirtschaft" Nr. 9/1967, S. 268.
10
14B
1/RohhölzVeröörgüng der Öolzindustrife
Betriebe werden zu Vereinigten schlossen werden,
Holzindustriebetrieben
zusamtiiengfe*
Damit entsteht das Problem, 'wie eine komplexe Leitung der Porst- und Holzwirtschaft organisatorisch bewältigt werden soll. Zur Lösung dieser Frage wurde i m Jahre 1965 ein gemeinsamer wissenschaftlich-technischer Rat der Forst- und Holzwirtschaft berufen. Beispiele für Kooperationsgemeinschaften bestehen schon heute: Die erste Kooperationsgemeinschaft 18 zwischen Forstwirtschaft und Holzindustrie wurde 1967 i m Bereich des Südharzes gebildet. Sie baute auf die Versorgung der dort beheimateten Faßindustrie, i n der die gesamte i n Mitteldeutschland vorhandene Kapazität der Leichtfaßherstellung konzentriert ist, auf. Der Kooperationsgemeinschaft gehören vier StFB, ein VE-Werk und drei halbstaatliche Werke an. Die Betriebsleiter der beteiligten Betriebe bilden den Kooperationsrat der Gemeinschaft Harz. Der StFB Sangershausen koordiniert das Rohholzaufkommen aus dem Einzugsgebiet der vier StFB, u m den jährlichen Bedarf (41 000 fm) der Faßindustrie einschließlich ihrer Nebenproduktion (Schnittholz, Stiele, Kisten, Spanplatten) sicherzustellen. 50 v H der Rohholzausformung sollen künftig zu „Faßstangen" aus dem Walde auf den Platz der Vereinigten Holzwerke Rinkemühle verlagert werden. K a l k u l i e r t ist eine 85 %ige Rohholzausnutzung für die Endproduktion, das sind 35 v H mehr als bisher i m Durchschnitt Mitteldeutschlands. Die 1968 gegründete „Kooperationsgemeinschaft Forstwirtschaft Jessen" ist die bisher größte ihrer A r t i n der mitteldeutschen Forstwirtschaft. Sie erstreckt sich über die Kreise Herzberg, Jessen und Liebenwerda und w i r d 24 770 ha Waldfläche bewirtschaften. Der Kooperationsgemeinschaft gehören neun Partner an, davon vier Zwischengenossenschaftliche Einrichtungen Waldwirtschaft (ZEW), die i n sich die Wälder von 41 landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) vereinen. E i n weiteres Beispiel 1 9 ist ein Statut (siehe Anlage 5), unter dem sich die StFB Bernau, Oranienburg und FB Berlin zu einer Kooperationsgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Organisation und Ziele gehen aus der Abb. 6 hervor. Die hier verwirklichte horizontale Kooperation soll die Voraussetzungen für eine spätere vertikale Kooperation schaffen.
18 19
Vgl. „Die Sozialistische Forstwirtschaft" Heft 1/1968, S. 6. Vgl. „Die Sozialistische Forstwirtschaft" Heft 3/1968, S. 72.
V I I . Künftige Entwicklung
Abb. 6: Strukturschema der Kooperationsgemeinschaft der StFB Bernau und Oranienburg und des FB Groß-Berlins)
a) Nach Wersenger in „Die sozialistische Forstwirtschaft" Heft 3/1968, S. 73.
147
Anlagen
Anlage 1 Schnittholz-Erzeugung einschl. Schwellen*)
Jahr
Nadelholz cbm
1936 1950 1955 1956 1957 1958 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966
3 461 000 3510 000 2864000 2 763 000 2 631 000 2 637 000 2 483 000 2 379 000 2 285 000 1878 000 1985 000 1 841 000 1 781 000
Index
Laubholz
Laubholz in v H Nadelholz
_
_
_
100 82 80 79 79 71 67 65 54 56 54 50
424000 406 000 391 000 418000 428000 492 000 461000 491 000 450 000
12,1 14,2 14,1 15,9 16,2 16,3 19,3 21,5 23,9
a) „Statistisches Jahrbuch der DDR".
Zusammen N a u. L a u b holz
3 461000 3 934000 3 270 300 3 154 300 3 049000 3 065 000 2975 000 2 840000 2 776 000 2 328000
?
—
—
?
—
—
?
—
—
Nadel-, Schnitth. Ausbeute vH
74,9 75,3 74,8 74,6 74,0 72,3 72,4 72,1 72,2 71,9 71,9
„
Ei-Schnittholz
I
g
1955
52,7
87,8
13,4
23,9
—
248,7
a) „Statistisches Jahrbuch der DDR".
1958
1959
1960
1961
1962
1963
1964
8,9
25,2 12,5
15,7 12,0
14,9
18,4 14,2
20,7
3 348 11 958
13,2
13,6
10,1
9,9
8840 10 201
12,8
118,4
114,9
102,5
129,3
12,4
1222 8 744 7 758 12 849
162,3 75,1
365,2 589,2 711,5 689,7 713,7 773,9 831,8
110,5
1965
16,5 22,6 6 880
11,6
11,8
7 396 15 425 21 059 15 679 20 305 25 546 28 067 26 676 43 552 84,1 84,6 96,4 74,5 96,8 -
8 883
7,8
9,8
7 900 7 333 7 486 6 264 6 362 5 778
31,6
7944 7 896 7 945 6 631
9,1
21,5
119,8 218,8 573,4 640,0 611,9 776,8 912,0 1006,2 1153,5 1268,6 1417,4 1360,9
1478 6195 8 386 10 582 6 358 7 362 7 218 7 301
5,7
15,0
Faserholz Buche 1000 fm ..
—
1,9
15,9
1957
737,3 689,7 860,4 979,0 1088,9 1209,4 1325,1 1488,6 1437,9
1956
164,8 213,5 298,9 644,1
1954
Faserholz Fichte 1 000 fm ..
Hartfaserplatten in cbm .. Fourniere aus Schnittholz 1000 fm
Fournierplatten in cbm
Sonst. Laubholzschwellen ohne Rotbuche Deck- u. Absperrfoumiere in 1000im2
„
Na-Schndttholz
davon:
Schnittholz u. Schwellen ohne imprägnierte 70,5 Schwellen g
1953
Anlage 2: Einfuhr ausgewählter Erzeugnisse einschl. Bezüge im innerdeutschen Handel^)
Anlagen
149
1966
Fournierplatten in 100 cbm
11
1,7
a) „Statistisches Jahrbuch der DDR".
13,9
19,4
2,0
26,7
85,8
55,08
85,163
24,79
75,5
128,4
56,41
82,049
32,54
1962
26,6
27,1
38,0
4,1
21,6
52,0
4,0 16,6
46,8
4,1
135,0
1964
1966
134,3 132,5
1965 1966
242,4
65,503
360,1 369,5
142,0
1965 31,757
1964
105,3
200,1
64,117
32,611
1963
114,4
177,9
58,641
34,349
1963
1962
141,9
139,7 0,9 130,6
135,4 1,5 135,5 38,0
4,1
131,4
1,4
135,1
223,5
1961
236,7
1960
242,2
1958 245,0
37,7
2,6
52,9
51,89
90,230
23,98
1961
(Chemische Faserholzverarbeitung)
131,3
124,7
42,9
Übriger Zellstoff in 10001 aitro
1955 225,0
128,6
109,0
27,9
87,5
96,8
219,9
Sulfatzellstoif aus Holz in lOOOt atro 4,2
2,6
178,3
1,4
158,6
465,6
1950
Halbzellstoff in 1000 t atro
Sulfitzellstoff in 10001 atro
Edelzellstoff in 1000 t atro
Textil-Zellstoff aus Holz in 1000 t atro
Holzschliff in 1000 t atro
44
46,82
90,60
23,67
1960
Anlagen
1936
1,4
38,10
22,08
1958
und Zellstoff
80,65
19,77
1955
18,97
63,74
10
Erzeugung von Holzschliff
Übrige Holzspanplatten in 1000 cbm
Holzspanplatten in Möbelqualität in 1000 cbm
Hartfaserplatten in 1000 cbm
Deck- und Absperrfoumiere in 1000 m2
1950
Anlage 3: Erzeugung Holzhalbwarena)
150
Anlagen
151
Anlage 4: Staatliche Forstwirtschaftsbetriebe (StFB)
Bezirk Rostock
StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB
Wolgast Schwienhagen i n Stralsund Rövershagen Wismar i n Neukloster Schwerin Hagenow i n Toddin Perleberg Parchim Güstrow
Neu-Brandenburg
StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB
Malchin Dargun W a r e n - M ü r i t z i n Nossenthinerhütte Malchow Mirow Neustrelitz i n Altstrelitz Torgelow Neubrandenburg i n B u r g Stargard T e m p l i n i n Zehdenick
Potsdam
StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB
Gransee i n Fürstenberg/Havel Kyritz in Karnzow Neu-Ruppin i n A l t - R u p p i n / M a r k Oranienburg i n Borgsdorf Potsdam i n Babelsberg Rathenow Belzig/Mark Luckenwalde Königswusterhausen
Frankfurt/Oder
StFB Fürstenwalde i n Hangelsberg StFB Bernau i n Groß-Schönebeck/Schorfheide StFB Schorfheide i n Joachimsthal S t F L B Eberswalde StFB Straußberg i n Müncheberg StFB K o l p i n i n Bad Saarow StFB Frankfurt/Oder i n Müllrose
Cottbus
StFB StFB StFB StFB StFB StFB
Cottbus i n Peitz/Lausitz Weißwasser/Lausitz Hoyerswerda/Lausitz Lübben Finsterwalde i n Doberlugk-Kirchhain/Lausitz Jessen i n A n n a b u r g
Magdeburg
StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB
Zerbst i n Nedlitz B u r g i n Detershagen Genthin Colbitzerheide i n Colbitz Salzwedel/Altmark Gardelegen Haldensleben i n Bischofswald Wernigerode/Harz Blankenburg/Harz
Schwerin
Anlagen
152 Bezirk Halle/Saale
StFB StFB StFB StFB StFB StFB
Ballenstedt/Harz Hettstedt i n Wippra/Harz Roßlau Dübenerheide i n Tornau Querfurt i n Ziegelroda Sangerhausen i n Roßla
Erfurt
StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB
Nordhausen i n Ilfeld/Harz Heiligenstadt Sondershausen Mühlhausen Eisenach Gotha Weimar i n Bad Berka
Gera
StFB StFB StFB StFB
Jena Gera i n Weida Schleiz Saalfeld i n Leutenberg
Suhl
StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB
Ilmenau i n Gehren Neuhaus a/Rennsteig Sonneberg Eisfeld Hildburghausen Suhl Schmalkalden i n Steinbach-Hallenberg Meiningen Bad Salzungen
Dresden
StFB Niesky StFB Löbau StFB Bautzen StFB Kamenz StFB Sebnitz StFB Pirna i n Königstein S t F L B Tharandt i n Dippoldiswalde StFB Dresden
Leipzig
StFB Oschatz i n Wermsdorf StFB Torgau StFB G r i m m a
Karl-Marx-Stadt
StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB StFB
Ost-Berlin
FB Berlin
Flöha i n Plaue Freiberg i n Lößnitz Marienberg Annaberg Schwarzenberg/Erzgebirge Aue i n Eibenstock Zwickau K l i n g e n t h a l i n Auerbach Oelsnitz
Anlagen
153
Anlage 5 Statut der Kooperationsgemeinschaft Forstwirtschaft Berlin—Bernau—Oranienburg Ausgehend von den Erfordernissen der gesellschaftlichen Entwicklung i n der DDR ergibt sich die Notwendigkeit zur Herstellung von Kooperationsbeziehungen zwischen staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben. M i t der Zielstellung der engen ökonomischen Zusammenarbeit auf der Grundlage des gegenseitigen Vorteils u n d der Erzielung optimaler ökonomischer Ergebnisse bei Beibehaltung der juristischen u n d wirtschaftlichen Selbständigkeit der einzelnen Partner schließen sich die StFB Berlin, Bernau u n d Oranienburg zu einer Kooperationsgemeinschaft zusammen u n d geben sich nachstehendes Statut: § I Name und Sitz (1) Die Kooperationsgemeinschaft f ü h r t den Namen Kooperationsgemeinschaft Forstwirtschaft Berlin—Bernau—Oranienburg. (2) Sitz der Kooperationsgemeinschaft ist 1404 Borgsdorf, Bahnhofstr. 17 (StFB Oranienburg) § II Aufbau (1) A l l e beteiligten Vertragspartner (StFB) behalten ihre juristische u n d w i r t schaftliche Selbständigkeit. (2) Koordinierendes u n d administratives Organ der Kooperationsgemeinschaft ist der Kooperationsrat. Jeder Betrieb w i r d durch 3 Kollegen gleichberecht i g t i m Kooperationsrat vertreten. (3) Z u r Lösung der Aufgaben i n der Kooperationsgemeinschaft werden nachstehende Fachbereiche gebildet, die dem Kooperationsrat rechenschaftspflichtig sind 1. Fachbereich Leitungstätigkeit, Planung u n d Prognostik 2. Fachbereich Weiterbildung u n d Qualifizierung 3. Fachbereich Rohholzerzeugung, Naherholung u n d Naturschutz 4. Fachbereich Rohholzbereitstellung, Absatz u n d Materialwirtschaft 5. Fachbereich Technologie u n d Normung Die Leiter der Fachbereiche werden v o m Kooperationsrat ernannt. Jeder Vertragspartner hat das Recht, i m Rahmen seiner betrieblichen Belange Vertreter i n die Fachbereiche zu delegieren. § III Rechte und Pflichten (1) Die Mitgliedschaft i n der Kooperationsgemeinschaft w i r d w i r k s a m durch Beitrittserklärung u n d Anerkennung des Statuts.
Anlagen
154
(2) Die Mitgliedschaft zur Kooperationsgemeinschaft Forstwirtschaft Berlin — Bernau —Oranienburg schließt Kooperationsbeziehungen beteiligter Partner zu anderen Kooperationsgemeinschaften nicht aus. (3) Über die Aufnahme neuer Mitglieder i n die Kooperationsgemeinschaft entscheidet der Kooperationsrat. (4) Der A u s t r i t t aus der Kooperationsgemeinschaft ist n u r zum Jahresende bei Abgabe einer schriftlichen E r k l ä r u n g u n d Begründung vor dem K o operationsrat mindestens 6 Monate v o r A u s t r i t t möglich. Ergeben sich aus dem Ausscheiden f ü r die verbleibenden Kooperationspartner wirtschaftliche Nachteile, sind diese i n voller Höhe von dem Ausscheidenden zu t r a den. Die Entscheidung f ä l l t der Kooperationsrat. (5) Grundlage der A r b e i t des Kooperationsrates sind die Forderungen der Betriebe, die i n einem jährlichen Arbeitsplan zusammenzufassen sind. Begründete Einsprüche können innerhalb von 14 Tagen beim Kooperationsrat geltend gemacht werden u n d sind von diesem umgehend zu behandeln. (6) Kooperationsratsitzungen finden nach Bedarf statt, mindestens alle 2 M o nate. Die Teilnahme aller Vertragspartner ist Pflicht. Die Tagungsleitung u n d Ort obliegt jeweils i m Wechsel einem anderen Kooperationspartner. (7) Die Kooperationsratsmitglieder sind verpflichtet, die Ergebnisse der Sitzungen i n den Betriebsleitungen auszuwerten. (8) Aus den Arbeitsplänen des Kooperationsrates ergibt sich die Aufgabenstellung f ü r die Fachbereiche, die i n Arbeitsplänen der Fachbereiche festzulegen sind. Die Arbeitspläne sind durch den Kooperationsrat zu bestätigen. Die Fachbereichsleiter sind dem Kooperationsrat gegenüber rechenschaftspflichtig. (9) Z u r besseren Fonds-Effektivität u n d zur Senkung der Selbstkosten sind innerhalb der Kooperationsgemeinschaft weitgehendst zwischenbetriebliche Einrichtungen zu schaffen. Über die B i l d u n g dieser Einrichtungen entscheidet der Kooperationsrat. Die K o n t r o l l e über diese Einrichtungen obliegt den Fachbereichsleitern Rechnungsführung u n d Statistik der beteiligten Betriebe. Sie sind dem Kooperationsrat gegenüber rechenschaftspflichtig. (10) Der Kooperationsrat hat jährlich einen schriftlichen Geschäftsbericht über die Kooperationsgemeinschaftsarbeit zu erarbeiten u n d den Leitungen der Kooperationspartner zur Auswertung u n d Bestätigung vorzulegen. § IV Schlußbestimmungen (1) Dieses Statut t r i t t m i t W i r k u n g v o m 1. Januar 1968 i n K r a f t . (2) Notwendige Änderungen sind schriftlich an den Kooperationsrat zu richten. Sie werden bei Zustimmung einer Zweidrittelmehrheit wirksam. Borgsdorf, den Direktor FB Groß-Berlin
Direktor StFB Bernau
Direktor StFB Oranienburg
Anlagen
155
Anlage 6: Kontenrahmen der Forstwirtschaft i m einheitlichen System von Rechnungsführung und Statistik ab 1969 Kontenklasse 0 Arbeitsmittel Es erfolgt der Ausweis der G r u n d m i t t e l u n d schnell verschleißenden Arbeitsmittel Kontenklasse 1 Materielle U m l a u f m i t t e l u n d Investitionen; hier werden m i t Ausnahme der geringwertigen u n d schnell verschleißenden Arbeitsmittel (siehe Kontenklasse 0) die materiellen U m l a u f m i t t e l des B e triebes ausgewiesen, w i e Material unfertige Erzeugnisse fertige Erzeugnisse Handelsware noch nicht abgeschlossene Investitionen. Kontenklasse
2
Finanzielle U m l a u f m i t t e l ; Nachweis der Bankguthaben u n d Zahlungsmittel; k e i n Ausweis der Forderungen u n d Abrechnungskonten. Kontenklasse 3 Kostenarten Wesentlich ist, daß alle Kosten unabhängig von ihrer Finanzierungsquelle u n d unsaldiert nachzuweisen sind. Die leistungsunabhängigen Erlöse w u r d e n i n die Kontenklasse 6 eingegliedert. Die Gruppierung der Kostenarten geht von der Aufgabe aus, ohne zeitaufwendige Umrechnungen die Größen f ü r die E r m i t t l u n g der Wertbestandteile des Gesamtproduktes sowie f ü r wichtige volkswirtschaftliche Bilanzen zu erhalten. Kontenklasse 4 Abrechnungen Die Kontenklasse 4 umfaßt das Kostensammeikonto, das Materialeinkaufskonto, die Konten zur Abrechnung der Produktion, des Eigenverbrauches, des Lohnes, der Betreuungsbereiche, Kredite, Produktionsfondsabgabe, Finanzschulden u n d Vorfinanzierung. Kontenklasse 5 Forderungen u n d aktive Abgrenzungen Kontenklasse 6 Realisierte Leistungen, leistungsunabhängige Erlöse, Ergebnisermittlung. Kontenklasse
8
Verbindlichkeiten u n d passive Abgrenzungen Kontenklasse 9 Fonds, Kredite, G e w i n n bzw. Verlust.
Anlagen
156
Anlage 7: Gesamtmodell der wirtschaftlichen Rechnungsführung in der Forstwirtschaft
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